164 81 16MB
German Pages 594 [596] Year 2012
L E X IC O G R A PH IC A Series Maior Supplementary Volumes to the International Annual for Lexicography Supplments la Revue Internationale de Lexicographie Supplementbnde zum Internationalen Jahrbuch fr Lexikographie
Edited by Pierre Corbin, Ulrich Heid, Thomas Herbst, Sven-Gçran Malmgren, Oskar Reichmann, Wolfgang Schweickard, Herbert Ernst Wiegand 142
Anke Heier
Deutsche Fremdwortlexikografie zwischen 1800 und 2007 Zur metasprachlichen und lexikografischen Behandlung ußeren Lehnguts in Sprachkontaktwçrterbchern des Deutschen
De Gruyter
ISBN 978-3-11-028254-2 e-ISBN 978-3-11-028267-2 ISSN 0175-9264
Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber http://dnb.d-nb.de abrufbar. 2012 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/Boston Druck: Hubert & Co., Gçttingen
¥ Gedruckt auf surefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Vorwort Wörterbücher wie Romane oder Berichte im Kreise der Familie lesen, wie es Jacob Grimm vorschwebte? Das ist im heutigen Internetzeitalter noch unrealistischer als vor 150 Jahren. Die meisten Nutzer suchen in diesen Büchern schnelle Antworten auf Fragen zur Bedeutung, Rechtschreibung, Herkunft o.Ä., um in ihrer Spracharbeit voranzukommen. Sie überblättern eher die Vor-, Zwischen- oder Nachworte, Titelblätter, Quellenverzeichnisse oder Anleitungen, sondern schlagen direkt den entsprechenden Eintrag auf. Dabei könnte ein Blick gerade in solche Texte tiefere Einsichten in die lexikografische Gestaltung und kulturelle Einbettung der jeweiligen Werke, in die Motive, Ziele und Arbeitsweisen der Autoren geben und dazu beitragen, besser einschätzen zu können, wie deren Arbeiten zu verwenden und zu verstehen sind. Das trifft insbesondere auf Nachschlagewerke zu, die den sogenannten Fremdwortschatz des Deutschen verzeichnen, einen Wortschatzbereich, der seit langem auch in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wird und darum auch von vielen zum lexikografischen Gegenstand gemacht worden ist. Es ist interessant zu sehen, wie einige Autoren ihre Bücher nach ausgefeilten lexikografischen Prinzipien einrichten, andere auf das Format eines Vokabelheftes setzen. Es ist spannend zu sehen, wie einige zeitliche Bezüge bestmöglich auszublenden versuchen, andere wiederum ihre Werke ganz bewusst als gesellschaftspolitische Instrumente gestalten, was noch auffälliger wird, wenn man diese Bücher aus einigem zeitlichen Abstand und im Vergleich miteinander betrachtet. Dies sind einige Gründe, warum ich mich in dieser Arbeit mit der sogenannten Deutschen Fremdwortlexikografie zwischen 1800 und 2007, genauer mit der metasprachlichen und lexikografischen Behandlung äußeren Lehnguts in Sprachkontaktwörterbüchern des Deutschen beschäftigt habe. Unter eben diesem Titel ist die Arbeit am 1.4.2010 als Dissertation zur Erlangung des akademinschen Grades Doctor philosophiae an der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock eingereicht, angenommen und am 8.10.2010 verteidigt worden. Ich möchte dieses Vorwort nutzen, um einigen Personen für die große Unterstützung unterschiedlichster Art, die ich in der Zeit der Abfassung dieser Arbeit und auch danach erfahren habe, zu danken. Dies geschieht, entsprechend der Arbeit, chronologisch. Herzlichen Dank sagen möchte ich meiner Familie und meinen Freunden für die vor allem moralische Begleitung, meinen Betreuern und Gutachtern Prof. Dr. Dieter Nerius, Prof. Dr. Petra Ewald und Prof. Dr. Gerhard Augst für die konstruktive, stets wohlwollende Kritik bzw. Begutachtung sowie meinen Lehrern in der Germanistik, Philosophie und Geschichte der Universität Rostock für ihre Förderung. Ich danke der Landesgraduiertenförderung von Mecklenburg-Vorpommern für ihr Vertrauen, meinen geduldigen Kollegen/innen und Studierenden an der Universität Aarhus/Dänemark und meinen interessierten und kritischen DAAD-Lektor-Kollegen/innen in Skandinavien und dem Baltikum. Schließlich möchte ich mich bei den Herausgebern der Reihe Lexicographica. Series Maior für die Aufnahme meiner Arbeit in diese Buchreihe bedanken. Damit verbunden werden soll der Dank an die Mitarbeiter/innen des Verlages De Gruyter, insbesondere an Henriette Slogsnat und Susanne Mang für ihre Begleitung bei der Drucklegung. Dezember 2011
Inhalt Vorwort ................................................................................................................................. V Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ................................................................................ XV Bildzitate ........................................................................................................................... XVI I Einleitung ............................................................................................................................. 1 1. Motivation und Fragestellung – Fremdwörterbücher als Gegenstände sprachhistorischer Untersuchungen ........................................................................................................................... 1 2. Forschungsstand .......................................................................................................................... 5 3. Ansatz und Methodik .................................................................................................................. 9 3.1 Das kontaktbezogene Modell der Sprachgeschichtsschreibung als methodische Grundlage dieser Arbeit ...................................................................................................... 9 3.2 Formen lexikografiehistorischer Beschreibung ................................................................. 13 3.3 Zum Analyseverfahren in der vorliegenden Untersuchung ............................................... 16 4. Begriffsbestimmung .................................................................................................................. 19 4.1 Der Untersuchungsgegenstand und sein Gegenstandsbereich – Der Begriff des Fremdwörterbuchs und die Klassifikation lexikalischer Entlehnungen in dieser Arbeit ................................................................................................................................ 19 4.2 Abgrenzung fremdwortverzeichnender lexikographischer Produkte vom Untersuchungsgegenstand und Eingrenzung des Untersuchungszeitraums ...................... 23 4.3 Einordnung des Fremdwörterbuchs in die Wörterbuchlandschaft ..................................... 26
II Übersicht über die korpusbildenden Wörterbücher samt ausgewählter Merkmale .......... 33 1. Grundlage und Zweck der Übersicht ......................................................................................... 33 2. Kennzeichnung der Nachschlagewerke ..................................................................................... 33 3. Verzeichnete Daten ................................................................................................................... 34 4. Übersichtstabelle ....................................................................................................................... 40
III Die kontaktsprachliche Wörterbuchlandschaft von der Jahrhundertwende bis zur Reichsgründung 1800–1870 ........................................................................................... 57 1. Sprach- und gesellschaftshistorischer Hintergrund (1789–1870) .............................................. 57
VIII 2. Das Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke (1801 / 1813) von Joachim Heinrich Campe ............................................. 62 2.1 Joachim Heinrich Campe – Biografische Einbettung des Wörterbuches........................... 62 2.2 Campes Verständnis von Sprachkontaktprodukten und seine Forderungen zum Umgang mit ihnen............................................................................................................. 68 2.2.1 Differenzierung äußeren Lehnguts nach dem Grad seiner Assimilation und Campes aus ihr resultierende puristische Schlussfolgerungen ................................... 71 2.2.1.1 Auffassung und puristische Behandlung vollassimilierten Lehnguts ........... 71 2.2.1.2 Auffassung und puristische Behandlung zitatmäßig gebrauchter Lexeme aus anderen Sprachen ..................................................................... 73 2.2.1.3 Auffassung und puristische Behandlung nicht oder wenig assimilierter und integrierter Sprachkontaktprodukte .................................. 73 2.2.2 Campes eigene Klassifizierung von Sprachkontaktprodukten nach semantischen Kriterien und seine aus ihr resultierenden puristischen Schlussfolgerungen.................................................................................................... 79 2.3. Campes sprachkontaktbezogene Lexikografie – Das Verdeutschungswörterbuch ........... 81 2.3.1 Zur Anlage und Programmatik des Wörterbuches – Titelblatt und Vorreden ........... 81 2.3.2 Quellenbasis des Verdeutschungswörterbuches ........................................................ 88 2.3.3 Makrostruktur des Wörterverzeichnisses .................................................................. 96 2.3.3.1 Anzahl und Auswahl der Lemmata .............................................................. 96 2.3.3.2 Anordnung und Alphabetisierungsmethode der Lemmata ......................... 102 2.3.4 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel ...................................................................... 105 2.3.5 Das Verdeutschungsverzeichnis in Campes Nachschlagewerk ............................... 113 2.4 Resümee .......................................................................................................................... 114 3. Das Allgemeine Fremdwörterbuch (1804) von Johann Christian August Heyse..................... 117 3.1 Die Autoren und die Auflagenentwicklung des Heyse’schen Fremdwörterbuches ......... 117 3.2 Zur begrifflichen Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten und zu ihrer Bewertung durch die prägenden Autoren im Heyse’schen Fremdwörterbuch ................ 124 3.2.1 Johann Heyse .......................................................................................................... 124 3.2.2 Karl Heyse und seine Nachfolger ............................................................................ 127 3.3 Zur Programmatik des Heyse’schen Fremdwörterbuches im Titel und in den Vorreden – Motivation, Zweck und Adressatenausrichtung ........................................... 131 3.4 Drei Auflagenbeispiele des Heyse’schen Fremdwörterbuches ........................................ 136
IX 3.4.1 Zur Anlage der ausgewählten Wörterbuchauflagen ................................................ 137 3.4.2 Zur Wörterbuchbasis des Fremdwörterbuches ........................................................ 138 3.4.3 Makrostruktur der Wörterverzeichnisse .................................................................. 141 3.4.3.1 Anzahl und Auswahl der Lemmata ............................................................ 141 3.4.3.2 Anordnung und Alphabetisierung der Lemmata ......................................... 147 3.4.4 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel ...................................................................... 148 3.5 Resümee .......................................................................................................................... 156 4. Zur Entwicklung der kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft im deutschsprachigen Raum nach Campe und Heyse bis 1870................................................................................... 158 4.1 Zu Verbreitung, Auflagenentwicklung und äußerem Umfang der produktorientierten Sprachkontaktlexikografie zwischen 1800 und 1870 ...................... 159 4.2 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1800 und 1870 unter dem Aspekt von Lemmaumfang und -auswahl ............................................................... 161 4.3 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1800 und 1870 unter programmatischem Aspekt – Adressatenausrichtung und Zweckbestimmung ............... 164 4.4 Zur Herausbildung der Typenbezeichnung ‚Fremdwörterbuch’...................................... 172 4.5 Fünf Wörterbuchbeispiele ............................................................................................... 173 4.5.1 Die Wörterbuchautoren zu ihrem Beschreibungsgegenstand .................................. 174 Beispiel 1: Oertel ................................................................................................ 174 Beispiel 2: Petri .................................................................................................. 175 Beispiel 3: Kiesewetter ....................................................................................... 178 Beispiel 4: Kaltschmidt ...................................................................................... 179 Beispiel 5: Brugger ............................................................................................. 181 4.5.2 Die Wörterbücher .................................................................................................... 183 4.5.2.1 Zur Anlage der Wörterbücher..................................................................... 183 4.5.2.2 Motive, Zweckbestimmung, Adressatenausrichtung der ausgewählten Wörterbücher im Vergleich ................................................. 185 4.5.2.3 Makrostrukturelle Eigenschaften in den ausgewählten Wörterbüchern...... 186 4.5.2.4 Mikrostrukturelle Eigenschaften in den ausgewählten Wörterbüchern ...... 195 4.6 Resümee mit Teiltypologie für produktorientierte Sprachkontaktwörterbücher aus dem Zeitraum 1800 bis 1870 .......................................................................................... 202
IV Die kontaktsprachliche Wörterbuchlandschaft zwischen Reichsgründung 1870/71 und Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 ..................................................................... 207
X 1. Sprach- und gesellschaftshistorischer Hintergrund (1870/71–1945) ....................................... 207 2. Zur Entwicklung der kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft im deutschsprachigen Raum zwischen 1870/71 und 1945 .......................................................................................... 211 2.1 Zur Verbreitung und Auflagenentwicklung der produktorientierten Sprachkontaktlexikografie zwischen 1870/71 und 1945 ................................................. 211 2.2 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1870/71 und 1945 unter den Aspekten von Lemmaumfang und auswahl .............................................................. 216 2.2.1 Zum Lemmaumfang ................................................................................................ 216 2.2.2 Zur Lemmaauswahl ................................................................................................. 219 2.3 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1870/71 und 1945 unter programmatischem Aspekt – Adressatenausrichtung und Zweckbestimmung ............... 222 2.3.1 Adressaten ............................................................................................................... 222 2.3.2 Die Unterscheidung der Wörterbücher nach ihrer Zweckbestimmung .................... 223 2.3.2.1 Wörterbücher der Verdeutschung und Erklärung ....................................... 223 2.3.2.2 Wörterbücher zur Verdeutschung ............................................................... 226 2.3.2.3 Erklärungswörterbücher ............................................................................. 233 3. Die Sprachkontaktlexikografie von Daniel Sanders ................................................................ 239 3.1 Daniel Sanders im historischen Kontext und als Wörterbuchautor ................................. 239 3.2 Sanders’ Sprachauffassung und seine Positionierung zu Sprachkontaktprodukten ......... 242 3.2.1 Sanders’ Sprachbegriff ............................................................................................ 243 3.2.2 Fremdwörter und Verdeutschungen – Definition und Bewertung bei Sanders ........ 245 3.3 Fremdwörterbuch versus Verdeutschungswörterbuch – Zur programmatischen Unterscheidung zweier Kontaktwörterbuchtypen ........................................................... 249 3.4 Sanders’ Fremdwörterbuch (1871) ................................................................................. 252 3.4.1 Sanders versus Heyse – Die Auseinandersetzung mit den lexikografischen Methoden des Wörterbuches im Programm eines neuen Fremdwörterbuchs (1867) ...................................................................................................................... 252 3.4.2 Das Quellenkorpus .................................................................................................. 255 3.4.3 Makrostruktur des Wörterverzeichnisses ................................................................ 259 3.4.3.1 Auswahl der Lemmata ................................................................................ 259 3.4.3.2 Anordnung, Alphabetisierung und Anzahl der Lemmata ........................... 263 3.4.4 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel ...................................................................... 266
XI 3.5 Das Wörterverzeichnis des Verdeutschungs-Wörterbuches (1884) im Vergleich zum Fremdwörterbuch (1871) ................................................................................................ 272 3.6 Resümee .......................................................................................................................... 276 4. Puristische Sprachkontaktlexikografie zwischen 1870/71 und 1945 – Ausgewählte Beispiele von Verdeutschungswörterbüchern .......................................................................... 278 4.1 Der Gymnasiallehrer Hermann Dunger über „Fremdwörter und Sprachreinigung“ und die Programmatik seines „Verdeutschungswörterbuches“ ....................................... 279 4.2 Der Oberbaurat Otto Sarrazin über seinen Beschreibungsgegenstand und die Aufgaben eines Verdeutschungswörterbuches ................................................................ 284 4.3 Der Generaloberarzt Otto Kunow zur Entstehung eines ADSVVerdeutschungsbuches und zur Programmatik seines Bandes ........................................ 288 4.4 Der Gymnasiallehrer Hans Reger ruft zum Kampf – Winklers Verdeutschungsbuch (1939).............................................................................................................................. 290 4.5 Zur Anlage der ausgewählten Wörterbücher ................................................................... 293 4.6 Makrostrukturelle Eigenschaften in den ausgewählten Wörterbüchern........................... 295 4.7 Mikrostrukturelle Eigenschaften in den ausgewählten Wörterbüchern ........................... 303 4.8 Resümee .......................................................................................................................... 307 5. Wilhelm Liebknechts Volks-Fremdwörterbuch (1874) ........................................................... 309 5.1 Entstehung und Entwicklung von Wilhelm Liebknechts Volks-Fremdwörterbuch, seine Bearbeiter und seine Programmatik ....................................................................... 309 5.2 Begriff und Bewertung von Sprachkontaktprodukten im Volks-Fremdwörterbuch ........ 314 5.3 Anlage des Volks-Fremdwörterbuches ............................................................................ 316 5.4 Makrostruktur des Wörterverzeichnisses ........................................................................ 318 5.5 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel .............................................................................. 321 5.6 Resümee .......................................................................................................................... 326 6. Teiltypologie für produktorientierte Sprachkontaktwörterbücher aus dem Zeitraum 1870/71 bis 1945 ..................................................................................................................... 327
V Die Kontaktsprachliche Wörterbuchlandschaft zwischen 1945 und 2007 ..................... 331 1. Sprach- und gesellschaftshistorischer Hintergrund (1945–2007) ............................................ 331 2. Zur Entwicklung der kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft im deutschsprachigen Raum zwischen 1945 und 2007 ............................................................................................... 339 2.1 Zur Verbreitung und Auflagenentwicklung der produktorientierten Sprachkontaktlexikografie zwischen 1945 und 2007 ...................................................... 339
XII 2.2 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1945 und 2007 unter dem Aspekt der Lemmaauswahl ..................................................................................... 344 2.3 Die Unterscheidung der Wörterbücher zwischen 1945 und 2007 nach Platzierung der Sprachkontaktprodukte in ihren Verzeichnissen ....................................................... 346 2.4 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1945 und 2007 unter programmatischem Aspekt – Zweckbestimmung ........................................................... 346 2.5 Produktorientierte polylaterale Sprachkontaktwörterbücher aus der DDR (1949– 1990) – Ein Überblick ..................................................................................................... 349 3. Erklärende kontaktsprachliche Wörterbücher aus dem Zeitraum 1945–2007 ......................... 353 3.1 Lemmastarke Sprachkontaktwörterbücher mit einem Lemmaumfang zwischen 30.000 und 55.000 Stichwörtern ..................................................................................... 353 3.1.1 Zu Verbreitung und Titelgestaltung lemmastarker Wörterbücher ........................... 354 3.1.2 Zu Anlage, Programmatik und Wörterverzeichnis lemmastarker Wörterbücher ..... 355 3.1.3 Die begriffliche Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten und deren Bewertung in lemmastarken Wörterbüchern – Zwei Beispiele................................ 359 3.2 Das Duden-Fremdwörterbuch Band 5 (1960) ................................................................. 363 3.2.1 Zur Anlage des Duden-Fremdwörterbuches ............................................................ 364 3.2.2 Zur Programmatik des Duden-Fremdwörterbuches................................................. 365 3.2.3 Zur begrifflichen Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten und deren Bewertung im Duden-Fremdwörterbuch ................................................................. 367 3.2.4 Makrostruktur des Wörterverzeichnisses ................................................................ 375 3.2.5 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel ...................................................................... 379 3.2.6 Resümee .................................................................................................................. 389 3.3 Das Duden-Fremdwörterbuch Band 5 (1960) im Vergleich mit dem Großen Fremdwörterbuch (1994) ................................................................................................ 390 3.4 Mittelstarke Hand und Taschenwörterbücher mit einem Lemmaumfang zwischen 10.000 und 30.000 Lemmata........................................................................................... 396 3.4.1 Zur Titelgestaltung und Auflagenentwicklung mittelstarker Sprachkontaktwörterbücher ..................................................................................... 407 3.4.2 Zur Anlage und Programmatik mittelstarker Sprachkontaktwörterbücher .............. 408 3.4.3 Die begriffliche Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten und ihre Bewertung in mittelstarken Wörterbüchern ............................................................. 409 3.4.4 Die makro- und mikrostrukturellen Eigenschaften in den Wörterbüchern .............. 411 3.4.5 Resümee .................................................................................................................. 414
XIII 4. Puristische Sprachkontaktwörterbücher aus dem Zeitraum 1945–2007 .................................. 415 4.1 Verdeutschungslexikografie in der Nachkriegszeit – Das Fremdwörterbuch von Johannes Hitze (1949)..................................................................................................... 416 4.1.1 Die Programmatik des Wörterbuches – Absichten und Vorstellungen über das Wörterbuch und seinen Gegenstandsbereich ........................................................... 416 4.1.2 Das Wörterbuch – Anlage des Buches sowie Makro- und Mikrostruktur des Verzeichnisses ......................................................................................................... 417 4.2 Erklärung und Wertung – Karl Peltzers Treffend verdeutscht (1971) ............................. 418 4.2.1 Ziel und Gestaltungsvorstellungen des Autors von seinem Werk ........................... 418 4.2.2 Der Autor über den Wörterbuchgegenstandsbereich ............................................... 420 4.2.3 Zur Anlage des Wörterbuches ................................................................................. 421 4.2.4 Makro- und Mikrostruktur im Wörterbuch.............................................................. 422 4.3 Exkurs – Ein Spezialwörterbuch zur Verdeutschung – Wörterbuch überflüssiger Anglizismen (1999) von Pogarell/Schröder ..................................................................... 424 4.3.1 Der Verein Deutsche Sprache als Entstehungshintergrund des Wörterbuches überflüssiger Anglizismen ....................................................................................... 424 4.3.2 Die Programmatik des Wörterbuches überflüssiger Anglizismen in den Vorworten des Nachschlagewerkes ......................................................................... 427 4.3.3 Zur Makro- und Mikrostruktur des Wörterverzeichnisses ....................................... 430 4.4 Vergleich und Resümee................................................................................................... 434 5. „Umgekehrte Fremdwörterbücher“ ......................................................................................... 436 5.1 Vorläufer „umgekehrter Fremdwörterbücher“ ................................................................ 436 5.1.1 Zwei Zugriffsverzeichnisse – Die Wörterbücher von Dultz (1965) und Duden (1994) ...................................................................................................................... 436 5.1.2 Eine Idee aus dem 19. Jahrhundert – Das Wörterbuch von Brinkmeier/Müller (1850) ...................................................................................................................... 437 5.2 Zur Charakteristik gegenwärtiger „umgekehrter Fremdwörterbücher“ ........................... 439 5.2.1 Anlage „umgekehrter Fremdwörterbücher“ ............................................................ 440 5.2.2 Zur Programmatik „umgekehrter Fremdwörterbücher“ .......................................... 448 5.2.3 Die Autoren über den Gegenstandsbereich ihrer Nachschlagewerke ...................... 449 5.2.4 Die Wörterverzeichnisse ......................................................................................... 453 5.2.4.1 Makrostruktur der Wörterverzeichnisse ..................................................... 453 5.2.4.2 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel ......................................................... 455
XIV 5.2.4.2.1 Wörterbücher mit Synonymencharakter .............................................. 455 5.2.4.2.2 Gebrauchsanleitende Wörterbücher ..................................................... 459 5.3. Resümee ......................................................................................................................... 460 6. Teiltypologie für produktorientierte Sprachkontaktwörterbücher aus dem Zeitraum 1945 bis 2007 ................................................................................................................................... 461
VI Zusammenfassung......................................................................................................... 465 1. Produktorientierte polylaterale Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen zwischen 1800 und 2007 ......................................................................................................................... 465 2. Der Fremdwortdiskurs in produktorientierten Sprachkontaktwörterbüchern des Deutschen zwischen 1800 und 2007 ........................................................................................ 472 3. Subklassifikation produktorientierter Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen .................. 477
VII Literatur ....................................................................................................................... 481 VIII Bibliografie Sprachkontaktwörterbücher (inkl. Autoren- und Verlagsregister) ........ 491
XV
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Teil I Abb. 1: Abb.2:
Ausschnitt aus Wiegands Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen................................................................................................ Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen in dieser Untersuchung. Modifikation von Wiegand (2001a: 69f.) – Teil 1................
28 31
Teil II Tabelle 2.4:
Übersicht ausgewählter Merkmale von produktorientierten einsprachigen Sprachkontaktwörterbüchern des Deutschen (1800–2007)……………........
39
Teil III Tabelle 3.4.1:
Anlage ausgewählter Auflagen des Heyse’schen Kontaktwörterbuchs.......
138
Tabelle 4.3a:
Wörterbücher zur Verdeutschung (1800–1870)............................................
166
Tabelle 4.3b:
Wörterbücher zur Verdeutschung und Erklärung (1800–1870)....................
168
Tabelle 4.3c:
Erklärungswörterbücher (1800–1870)..........................................................
171
Tabelle 4.5.2.1: Anlage ausgewählter Kontaktwörterbücher (1800–1870)............................
184
Tabelle 4.5.2.3: Makrostruktureigenschaften ausgewählter Sprachkontaktwörterbücher (1800–1870).................................................................................................. Tabelle 4.5.2.4: Mikrostruktureigenschaften ausgewählter Sprachkontaktwörterbücher (1800–1870).................................................................................................. Abb. 3: Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen (1800– 1870)..............................................................................................................
194 195 205
Teil IV Tabelle 2.1:
Alle (ermittelten) im Zeitraum 1933–1945 publizierten Sprachkontaktwörterbücher…………………………………………….….. Tabelle 2.3.2.1: Wörterbücher zur Verdeutschung und Erklärung (1870/71–1945)...............
212 225
Tabelle 2.3.2.2: Wörterbücher zur Verdeutschung (1870/71–1945).......................................
226
Tabelle 2.3.2.3: Erklärungswörterbücher (1870/71–1945).....................................................
236
Tabelle 3.3:
Anlage von Sanders’ Sprachkontaktwörterbüchern......................................
250
Tabelle 4.5:
Anlage ausgewählter Verdeutschungswörterbücher (1870/71–1945)..........
292
Tabelle 4.6:
Makrostruktureigenschaften ausgewählter Verdeutschungswörterbücher (1870/71–1945)……………………………………………………………. Mikrostruktureigenschaften ausgewählter Verdeutschungswörterbücher (1870/71–1945).............................................................................................
Tabelle 4.7:
302 303
XVI Tabelle 5.3:
Anlage ausgewählter Auflagen von Liebknechts Volks-Fremdwörterbuch.
318
Abb. 4:
Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen (1870/71– 1945)..............................................................................................................
329
Teil V Tabelle 2.1: Tabelle 3.1: Tabelle 3.4a: Tabelle 3.4b: Tabelle 5.2.1: Abb. 5:
Alle (ermittelten) im Zeitraum 1991–2007 publizierten Sprachkontaktwörterbücher.......................................................................... Erklärende Sprachkontaktwörterbücher mit einer Lemmaanzahl zwischen 30.000 und bisher 55.000 Stichwörtern (1945–2007) .................................. Erklärende Sprachkontaktwörterbücher mit einer Lemmaanzahl zwischen 10.000 und 30.000 Stichwörtern (1945–2007).............................................. Eigenschaften ausgewählter mittelgroßer Sprachkontaktwörterbücher (1945–2007).................................................................................................. „Umgekehrte Fremdwörterbücher“ (1945–2007).........................................
402 441
Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen (1945– 2007)..............................................................................................................
463
Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen in dieser Untersuchung – Teil 2 .................................................................................
479
341 354 401
Teil VI Abb.6:
Bildzitate Bild 1: Bild 2:
Bild 3: Bild 4: Bild 5: Bild 6: Bild 7:
Campe, J.H. (1801): Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung. 2. Auflage. Braunschweig 1813, S. 523…………………………………….. Heyse, J.C.A. (1804): Allgemeines Wörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung. (Allgemeines Fremdwörterbuch) 2. Auflage. Bremen 1809, S. 358……………………………………………………………………... Oertel, E.F.C. (1804): Gemeinnütziges Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung. 4. Auflage. Ansbach 1830, S. 387………………………. Petri, F.E. (1806): Gedrängtes Handbuch der Fremdwörter. 10. Auflage. Leipzig 1852, S. 386……………………………………………………… Kiesewetter, L. (1841): Neuestes vollständiges Fremdwörterbuch. 3. Auflage. Glogau 1855, S. 257…………………………………………..… Kaltschmidt, J.H. (1843): Neuestes und vollständigstes Fremdwörterbuch. 4. Auflage. Leipzig 1856, S. 336…………………………………… Brugger, J.D.C. (1855): Fremdwörterbuch für das deutsche Volk. Heidelberg, S. 78……………………………………………………………...
103
146 189 190 191 192 193
XVII Bild 8: Bild 9: Bild 10: Bild 11: Bild 12: Bild 13: Bild 14: Bild 15: Bild 16: Bild 17: Bild 18: Bild 19: Bild 20: Bild 21:
Sanders, D. (1871): Fremdwörterbuch. 2. (identische) Ausgabe. 1. Teilband. Leipzig 1891, S. 3……………………………………………… Sanders, D. (1884): Verdeutschungs-Wörterbuch. Leipzig, S. 2…………. Dunger, H. (1882): Wörterbuch von Verdeutschungen entbehrlicher Fremdwörter. Leipzig, S. 56………………................................................ Sarrazin, O. (1886): Verdeutschungs-Wörterbuch. 2. Auflage. Berlin 1889, S. 1…………………………………………………………………. Kunow, O. (1897): Verdeutschungsbücher des ADSV. 8 Die Heilkunde. 6. Auflage. Berlin 1910, S. 15...…………………………………………... Reger, H. (1939): Winkler’s Verdeutschungsbuch. 17. Auflage. Darmstadt 1978, S. 3………………………………………………………….. Liebknecht, W. (1874): Volks-Fremdwörterbuch. 6. Auflage, Stuttgart 1890, S. 1 (oben) und 23. Auflage, Berlin 1953, S.12 (unten)………….... Duden. Das Fremdwörterbuch. Band 5 (1960). Herausgegeben von der Dudenredaktion. 9. Auflage. Mannheim u.a. 2007, S. 692……………….. Der kleine Duden. Fremdwörterbuch (1977). Bearbeitet von der Dudenredaktion. 5. Auflage. Mannheim u.a. 2004, S. 313……………………… Schülerduden. Fremdwörterbuch (1975). Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Mannheim u.a. 2002, S. 352…………………... Wahrig-Burfeind, R. (2001): Schüler-Bertelsmann. WahrigFremdwörterlexikon. Bielefeld, S. 254……………………………………. Pogarell, R./Schröder, M. (1999): Wörterbuch überflüssiger Anglizismen. 7. Auflage. Paderborn 2007, S. 13………………………………….. Bohn, R. (1994): Fremdwörterlexikon Deutsch-Fremdwort. Berlin, S. 97. Duden. Vom deutschen Wort zum Fremdwort. Wörterbuch zum richtigen Fremdwortgebrauch. Mannheim 2003, S. 26……………………………...
264 271 298 299 300 301 320 380 398 399 400 431 457 458
I Einleitung
1. Motivation und Fragestellung – Fremdwörterbücher als Gegenstände sprachhistorischer Untersuchungen In den letzten 30 Jahren wird von Germanisten in regelmäßigen Abständen der Umstand bemängelt, dass noch niemand eine Geschichte der deutschen Lexikografie geschrieben hat, die sich in ihrer Ausführlichkeit mit den Darstellungen zur Entwicklung der Grammatikografie oder zur Geschichte der Sprachwissenschaft messen kann. Als eine der Ursachen für diese Situation vermutet Schaeder (1987: 51), dass Wörterbücher innerhalb der germanistischen Linguistik lange Zeit als Gegenstände wissenschaftlicher Tätigkeit keine volle Anerkennung erfahren haben, weil sie anders als Grammatiken häufig außerhalb des universitären Faches entstanden und von Wissenschaftlern oft nur als „Materialsteinbruch“ (Haß-Zumkehr 2001: 1) für Wortforschungszwecke betrachtet worden sind. Eine andere Ursache wird mit dem Umstand zusammenhängen, dass sich die deutsche historische und gegenwärtige Wörterbuchlandschaft durch eine Vielfalt und einen Reichtum an Nachschlagewerken auszeichnet, deren bibliografische Erfassung allein sich bereits als schwierig gestaltet. Lange Zeit haben für eine Gesamtdarstellung auch die notwendigen Vorarbeiten in Form von Methodendiskussionen und Einzelwerkuntersuchungen gefehlt. Seit Anfang der 1970er Jahre1 ist jedoch das Interesse an lexikografischen Schriften erheblich gestiegen. Eine Teildisziplin2 innerhalb der Germanistik hat sich herausgebildet, die sich mit den theoretischen und gesellschaftlichen Grundlagen früherer und gegenwärtiger lexikografischer Nachschlagewerke sowie ihren praktischen Ausführungen beschäftigt und dabei sowohl die gegebenen Wörterbücher als auch ihren wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Metabereich sowie Arten der Wörterbuchbenutzung untersucht. Durch diese Untersuchungen wird immer offensichtlicher, wie bedeutend Wörterbücher als Elemente des kollektiven Wissensspeichers und Bildungssystems einer Gesellschaft sind, welchen besonderen ideologischen Symbolgehalt sie für ein nationales Staatssystem besitzen können und wie sehr sie dabei kulturelle Orientierung leisten. Daneben erweisen sich Wörterbücher als wichtige Quellen zur Sprachreflexion, denn in ihnen wird explizit – in den Vorreden und Umtexten – oder implizit – durch die Gestaltung des Wörterbuchs – ein Sprachverständnis dargelegt, das durch die Wörterbücher in die Öffentlichkeit hineingetragen wird und gleichzeitig dem öffentlichen Sprachverständnis Rechnung trägt. Die Wörterbuchforschung ist soweit vorangetrieben worden, dass in den letzten Jahren ausführlichere Überblicksdarstellungen erschienen sind. Der Fokus der lexikografischen Forschung liegt
–––––––—–– 1
2
Hausmann (1989b: 99) spricht von einem Durchbruch einer metalexikografischen Disziplin in der Zeit zwischen 1967 und 1972. Auch Schläfer (2002: 80) setzt den Beginn der Metalexikografie in die Jahre 1970/1975. Zum Status der Wörterbuchforschung bis mindestens zur Mitte der 1990er Jahre vgl. Wiegand (1998b: 89–118, besonders: 102).
2 jedoch auf Nachschlagewerken, die vorrangig den indigenen Wortschatz der deutschen Sprache verzeichnen, wobei sie im Allgemeinen die entlehnten Lexeme, regionale Varianten und Gruppenwortschätze ausschließen. Besonders deutlich wird diese Schwerpunktlegung in den vier Artikeln 203 bis 206 zur Geschichte der deutschen Lexikografie im Handbuch Wörterbücher (1990) und in der soziokulturell ausgerichteten Geschichte der Deutsche(n) Wörterbücher von Haß-Zumkehr (2001). Die Konzentration auf die Analyse von „deutschen“ Wörterbüchern mag daran liegen, dass die Wörterbuchforscher oder Metalexikografen diejenigen Werke, welche den allgemeinen Wortschatz des Deutschen sammeln und beschreiben, zunächst für untersuchungswürdiger gehalten haben, als Nachschlagewerke, die Spezialwortschätze erläutern, denn durch ihre Untersuchung lässt sich die nationale Sprachgeschichtsschreibung um die lexikografischen und damit dokumentierenden und normierenden Bemühungen zum indigenen Wortschatz erweitern. Aufgrund dieser relativ einseitigen Interessenlage innerhalb der historischen Wörterbuchforschung der letzten Jahre musste Peter O. Müller (2001: 1) weiterhin konstatieren, dass die Geschichte der deutschen Lexikografie noch immer nicht vollständig beschrieben worden und auch erst in ihren Grundzügen bekannt ist. Diese Feststellung trifft insbesondere auf den Bereich der sogenannten deutschen Fremdwortlexikografie zu. Dabei sind gerade Fremdwörterbücher hochinteressante Untersuchungsobjekte, verknüpfen sich doch in ihnen sprachgeschichtliche mit gesellschaftshistorischen Aspekten in einem Gegenstand, der Produkt internationaler und damit interlingualer Kontakte ist und in der Öffentlichkeit seit langem besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Fremdwörter als Sprachkontaktprodukte machen die vielfältigen Beziehungen der Deutschen mit Menschen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen verbal sichtbar. Sie verweisen auf Einflüsse anderer Gesellschaften auf die eigene und zeigen damit, dass die deutsche Kultur und somit die deutsche Sprache als bedeutender Teil von ihr nie isoliert neben anderen gestanden hat. Latinismen, Romanismen und Anglizismen werden aber auch immer wieder zum Gegenstand sprachpflegerischer Debatten, in denen von ihnen als „Flut“ ausländischer Einflüsse gesprochen wird, die unsere Sprache überschwemmen würde. Das in diesen Diskussionen angeführte Argument der Kulturüberfremdung verdeutlicht, wie eng ideologisch-politische Vorstellungen mit dem Gebrauch bzw. Nichtgebrauch von Fremdwörtern verbunden sind. In dieser Hinsicht sei auch auf die patriotisch und nationalistisch begründeten Bemühungen verwiesen, Entlehnungen aus anderen Sprachen zu verdeutschen. Fremdwörterbücher dokumentieren und kommentieren all dies auf verschiedenste Weise. Sie tragen damit selbst zur ideologischen Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten bei. Denn die lexikografische Beschäftigung mit diesem bis heute gesondert behandelten Teilwortschatz unserer Sprache forderte und verlangt von den Verfassern noch jetzt häufig eine Stellungnahme zu Entlehnungen, ihren Gebersprachen und deren Sprechern. Die Positionierung zu ihnen zeigt sich implizit und explizit in Vorworten, Wörterbuchprogrammen und der -artikelgestaltung. Aufgrund ihrer immanenten pädagogischen Funktion dienen Fremdwörterbücher damit nicht nur der Verbreitung von Wissen über Bedeutung und Gebrauch von Sprachkontaktprodukten. Die Verfasser geben in ihnen durch ihre für die Benutzer mehr oder weniger deutlich erkennbaren Auffassungen über den Beschreibungsgegenstand gleichzeitig kulturelle Wertungen weiter. Fremdwörterbücher sind aber nicht nur interessante wissenschaftliche Untersuchungsobjekte, weil in ihnen kulturell geprägte Sprachreflexion stattfindet. Indem sie einen wichtigen, sich sichtbar verändernden Teil der deutschen Lexik beschreiben, lassen sich in ihnen
3 gut Entwicklungen der deutschen Sprache nachweisen. Aufgrund ihres oftmals normierenden Charakters tragen sie sogar zu dieser Entwicklung bei. Die nicht zu unterschätzende Bedeutung dieser Werke als Vermittler von Sprach-, oft auch Sachwissen beruht darauf, dass die von ihnen beschriebenen Lexeme zum Bildungs- und Fachwortschatz des Deutschen gehören, für die ein besonderes Nachschlageinteresse besteht, sei es, weil ihre Bedeutung, ihre äußere Form oder ihre Verwendungsbedingungen exakt ermittelt werden sollen. Als Gebrauchslexika, zu denen die meisten der Entlehnungen behandelnden Nachschlagewerke gehören, sind sie nach Müller (1976) mehr als alle anderen Wörterbücher eine Art Handwerkszeug und Rüstzeug, das helfen kann, Gelesenes und Gehörtes, das überall und täglich auf den Sprachkonsumenten eindringt und das oft nicht richtig verstanden wird, sowohl geistig als auch sprachlich zu bewältigen, denn in Presse, Rundfunk, Fernsehen und in der Werbung werden täglich viele fremdsprachliche Wörter und Begriffe gebraucht. (Müller 1976: 219)
Wie alle Lexikografie sind sie damit in der Lage, das Werk von Schule und Hochschule fortzusetzen. Sie können es ergänzen oder sogar ersetzen. Ihre besondere Fähigkeit liegt dabei darin, den sprachlichen Zugang zu fachgebundenen Texten erleichtern und Kommunikationshindernisse zwischen Fachleuten und Laien abbauen zu helfen. Historische Fremdwörterbücher ermöglichen zudem den schnelleren Zugang zu historischen Quellen. Doch es muss beachtet werden, dass sie keine gesellschaftsunabhängigen Werke sind, sondern Texte-in-Kommunikation. Interessant ist der Gegenstand Fremdwörterbuch auch deshalb, weil es sich bei diesem Nachschlagewerk um einen im Deutschen sehr ausgeprägten und weit verbreiteten Typ, um einen echten Gebrauchsgegenstand handelt. Für die Zeit von 1800 bis 1945 sind annähernd 300 verschiedene Werke bibliografisch erfasst. Hinzu kommen rund drei Dutzend Vorläufer aus dem Zeitraum von 1571 bis 1800 und etwa 130 verschiedene Bücher, die seit 1945 entstanden sind. Kein anderer Sprachraum hat eine auch nur annähernd ähnliche Vielzahl und Vielfalt von Fremdwörterbüchern aufzuweisen, ja die Zahl der deutschen Fremdwörterbücher übertrifft bei weitem die aller anderen europäischen Sprachen. (Kirkness 1990: 1169).
Dies liegt nicht allein daran, dass in Ländern wie Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien Nachschlagewerke, die den allgemeinen einzelsprachübergreifenden Fremdwortschatz einer Sprache erfassen, kaum zu finden sind.3 Die Deutschen scheinen über Jahrhunderte hinweg ein außergewöhnliches Interesse entwickelt zu haben, ihren Fremdwortschatz immer wieder neu verzeichnen, erklären und bewerten zu müssen. Die besondere Ausgeprägtheit dieses Wörterbuchtyps deutet auch auf das starke Nachschlagebedürfnis und Normierungsinteresse der Deutschen hin, zugleich auch auf die qualitativen und quantitativen Veränderungen des beschriebenen lexikalischen Bereichs. Nicht zuletzt sind die deutschen Fremdwörterbücher lange Zeit als Ergänzungswerke zu den Entlehnungen ausschließenden deutschen Wörterbüchern notwendig gewesen. So ist es nicht verwunderlich, dass Deutschland für das „Land der Fremdwörterbücher“ (Polenz 1967: 14) gehalten wird.
–––––––—–– 3
In diesen Ländern lassen sich eher Wörterbücher nachweisen, die Übernahmen aus einer bestimmten Gebersprache verzeichnen. Vgl. Kirkness (1990: 1168f.).
4 All diese Punkte geben Anlass, sich mit dem Typ des sogenannten Fremdwörterbuchs und seiner Geschichte genauer zu beschäftigen. Denn ohne seine Beschreibung wäre eine Geschichte der deutschen Lexikografie, der Sprachreflexion und schließlich der deutschen Sprache unvollständig. Hinzu treten zwei weitere Gründe, die es notwendig erscheinen lassen, sich mit diesem Thema ausführlicher auseinanderzusetzen, und die für jede historische Wörterbuchforschung gelten: Für jede Konzeption einer Theorie der Lexikographie ist das Studium der Geschichte der Lexikographie unerläßlich. (Schaeder 1987: 51)
Sollen die theoretischen Überlegungen zur lexikografischen Beschreibung von Sprachkontaktprodukten also weiter vorangetrieben werden, so müssen die Verfahren der früheren Wörterbuchschreiber bekannt sein. Außerdem ist auch für jeden praktisch tätigen Lexikografen ein gewisses Maß an Vertrautheit mit der Geschichte seines Arbeitsgebietes nur förderlich. Und das besonders, weil Lexikografen „zu den eifrigsten Benutzern von Wörterbüchern gehören“ (ebd. 52) und darum die Absichten und Produkte ihrer Vorgänger kennen sollten. Das gilt insbesondere für die Fremdwortlexikografie. Eine lexikografiehistorische Untersuchung über die Vorgänger der heutigen Fremdwörterbücher, besonders für den Zeitraum vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, steht aber bislang noch aus. Die vorliegende Arbeit will dem abhelfen, indem sie Wörterbücher, die ihre Stichwortauswahl auf den einzelsprachübergreifenden Fremdwortschatz der deutschen Sprache konzentrieren und aus dem genannten Zeitabschnitt stammen, als Produkte lexikografischer Tätigkeit unter strukturellen und sprachreflexiven Gesichtspunkten behandelt. Dazu sind alle in Frage kommenden Schriften in einer Bibliografie zu erfassen, ihre bekannten programmatischen und lexikografischen Daten auszuwerten und für die Geschichte der Fremdwortlexikografie wichtige Nachschlagewerke vor ihrem gesellschaftlichen Hintergrund und der vorhandenen Wörterbuchlandschaft zu charakterisieren. In diesem Zusammenhang kommen, wo möglich, auch die Autoren sowie die Adressaten in den Blick. Besondere Aufmerksamkeit richtet sich auf das Verständnis der Lexikografen von ihrem Beschreibungsgegenstand, wie es sich vor allem in den Nachschlagewerken niederschlägt. Es soll ein differenziertes Bild über die Entwicklung des im Deutschen besonders ausgeprägten Wörterbuchtyps des sogenannten Fremdwörterbuchs seit 1800 gezeichnet werden, das Fragen nach dem heutigen Stand lexikografischer Praxis und ihren verschiedenen Traditionslinien beantwortet. Die vorliegende Untersuchung verfolgt damit die Beantwortung der folgenden zwei erkenntnisleitenden Fragestellungen: 1. Wer verfasst unter welchen Umständen für wen, wie und zu welchem Zweck ein Fremdwörterbuch? Diese Frage ist einzelwerkbezogen und verallgemeinernd-entwicklungsbezogen zu beantworten. 2. Wie verändert sich durch die Zeit der theoretische Umgang der Fremdwortlexikografen mit dem Gegenstand ihrer Arbeit, d.h. mit dem Phänomen des Fremdwortes als Resultat interlingualer Kontakte und seinen Ausprägungen in der deutschen Sprache?
5
2. Forschungsstand Die bibliografischen Voraussetzungen für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Wörterbuchtyp sind recht günstig und die Untersuchungen zu seiner Vorgeschichte wie zu einigen, wenn auch wenigen Exemplaren (v.a. zu Campe 1801) schon vor einiger Zeit entstanden. Mit Jones (1977), Kühn (1978), Kirkness (1984) und Jones (2000) liegen Veröffentlichungen vor, denen zwar nicht zu allen, jedoch zu einem großen Teil von Entlehnungen behandelnden Nachschlagewerken bibliografische Angaben entnommen werden können. Vor allem Kirkness’ Bibliografie (1984) stellt eine wichtige Grundlage für die Darstellung einer Geschichte der Fremdwortlexikografie dar. Sie enthält jedoch nur Daten über Werke aus der Zeit von 1800 bis 1945. Einen ersten Eindruck über die nach 1945 entstandenen Arbeiten kann Kühn (1978) geben. Seine bibliografische Zusammenstellung ist aber stark ergänzungsbedürftig. Über die Entwicklung des Wörterbuchtyps von ca. 1800 bis heute liegen bisher lediglich überblicksartige Darstellungen innerhalb größerer Publikationen vor, so der von Alan Kirkness verfasste Artikel 118 Das Fremdwörterbuch aus dem Handbuch Wörterbücher (1990).4 In diesem Artikel definiert Kirkness den Typ des Fremdwörterbuchs und dessen Inhalt. In einem Vergleich mit der Wörterbuchlandschaft in anderen Ländern erscheint das Fremdwörterbuch im Deutschen in seiner Art, Vielzahl und Geschichte als außergewöhnliches Phänomen. Kirkness stellt heraus, dass es diesen Typ von Nachschlagewerk zwar auch in den skandinavischen und slawischen Ländern sowie in den Niederlanden gibt, doch keineswegs in der Ausgeprägtheit, welche den deutschsprachigen Raum auszeichnet.5 Nach kurzer Erläuterung zu Funktion und Aufbau dieser Nachschlagewerke beschreibt Kirkness den Forschungsstand auf dem Gebiet der historischen Fremdwörterbuchforschung, besonders für den Zeitraum seit 1800, als äußerst gering. Er verweist auf die ausführliche Dokumentation zur Entstehung des Deutschen Fremdwörterbuches im 7. Band dieses Werkes und die darin enthaltene kurze Geschichte deutscher Fremdwörterbücher. Der 2½-seitige Kommentar von Kühn/Püschel6 zum Spezialwörterbuch im selben HSKSammelband versucht Entwicklungslinien innerhalb der Geschichte der Fremdwortlexikografie herauszuarbeiten, ohne jedoch auf einzelne Werke einzugehen. Es werden vier Linien skizziert: eine informierend-aufklärerische, eine puristische, eine normative und eine historisch-wissenschaftliche. Damit gestattet dieser Artikel eine erste Orientierung über die mögliche Ausbildung des Wörterbuchtyps Fremdwörterbuch. Beweise und Verweise auf die Quellen und Sekundärliteratur sind jedoch marginal. Sie beziehen sich zum Beispiel auf den historischen Abriss von Jones (1977) über die Anfänge bzw. Vorgeschichte der Fremdwortlexikografie zwischen 1571 und 1728. Dieser wird jedoch von Wiegand (1998a: 691) als „inzwischen ergänzungsbedürftig“ bewertet. Wiegand selbst klammert die Darstellung der Entwicklung der Fremdwortlexikografie aus seiner Geschichte zur Historische(n)
–––––––—–– 4
5 6
Handbuch Wörterbücher = Handbücher zur Sprache und Kommunikation. Bd. 5. Wörterbücher. 2. Teilband. Berlin/New York 1990. Vgl. Kirkness (1990: 1169). Vgl. Kühn/Püschel (1990a: 2062–2064).
6 Lexikografie des Deutschen aus Platzgründen aus.7 Dasselbe tut auch Haß-Zumkehr in ihrer Geschichte der Deutsche(n) Wörterbücher (2001).8 Aber Wiegand verweist auf einige wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Wörterbuch und Fremdwort. Nach den oben erwähnten Arbeiten nennt er vor allem solche Schriften, die sich mit Problemen zu Funktion, Erarbeitung und Legitimation von Fremdwörterbüchern auseinandersetzen. Das sind insbesondere Müller (1976), Kirkness (1976) und (1986). Die bisher ausführlichste Beschäftigung mit der Geschichte der deutschen Fremdwörterbücher, die sowohl die Herausbildung vor als auch die Entwicklung nach 1800 einbezieht, befindet sich im Nachwort zum Deutschen Fremdwörterbuch (DFWB) von Schulz/Basler im 7. Band (1988). Das Buch enthält eine von Kirkness verfasste historische Skizze (707719).9 Diese beschreibt überblicksartig drei für das 19. Jahrhundert prägende Werke, nämlich Campe (1801), Heyse (1804) und Petri (1806). Daneben erfahren die für die Entstehung des DFWB wichtigen Wörterbücher von Sanders (1871) und Kehrein (1876) eine knappe Darstellung. Kirkness betont in seinem Abriss die Unvollständigkeit der historischen Kenntnisse über die deutsche Fremdwörterbuchlandschaft, besonders für die Zeit nach 1800. Es seien ausführliche Untersuchungen nicht nur zu Petri und Heyse notwendig. Ein Desiderat besteht auch für die Wörterbücher von Oertel (1804), Kiesewetter (1841), Kaltschmidt (1837 und 1843) und Genius (1909), die ihrem Titel nach eher fremdworterklärende Werke sein wollen, aber auch für Dunger (1882), Sanders (1884) und Sarrazin (1886), die bewusst als Verdeutschungswörterbücher konzipiert worden sind u.v.a. Der DFWB-Band 7 selbst stellt ausführlich und (selbst)kritisch die Ergebnisse einer Untersuchung zur Entstehungsgeschichte dieses selektiven und dennoch umfangreichen, sprachhistorisch-diachron ausgerichteten Beleg und Bedeutungswörterbuchs zum deutschen Fremdwortschatz mit wissenschaftlichem Anspruch bis einschließlich des 7. Bandes vor. Hier werden sowohl die drei verschiedenen Erarbeitungsphasen des innerhalb des Allgemeinen deutschen Sprachvereins (ADSV) angeregten, zeitweise von der Deutschen Akademie10 unterstützten (2. Band 1942) und am IdS mit Geldern der DFG11 fortgeführten Wörterbuchs (Bände 3–7), das zwischen 1910 und 1986 erstellt und zwischen 1910/13 und 1988 publiziert worden ist, beschrieben. Dabei nimmt auch die Darlegung der grundlegenden strukturellen Merkmale des Wörterverzeichnisses und ihre Veränderung im Produktionsverlauf besonderen Raum ein. Gleichzeitig enthält dieser Band ein innerhalb der deutschen Fremdwörterbuchlandschaft einmalig umfangreiches Quellenverzeichnis, das zeigt, dass diese Arbeit auf einem (für Fremdwörterbücher) einmalig umfangreichen Belegkorpus beruht. Dieses wie auch die fünf systematischen Wortregister, die die verzeichneten Lexe-
–––––––—–– 7 8
9
10
11
Vgl. Wiegand (1998a: 646f.). Vgl. Haß-Zumkehr (2001: 5). Sie geht auf den Typ des Fremdwörterbuches im Rahmen einer Auseinandersetzung mit dem Sprachrichterstatus lexikografischer Nachschlagewerke ein. Die Entwicklung der Fremdwörterbücher wird jedoch nicht angesprochen. Die vollständige Kapitelüberschrift im Nachwort lautet Deutsche Fremdwörterbücher: Eine historische Skizze. Deutsche Akademie zur wissenschaftlichen Erforschung und Pflege des Deutschtums, gegründet 1925. Sie sollte vor allem Sprachverbreitungspolitik für Deutsch im Ausland fördern. IdS: Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, DFG: Deutsche Forschungsgemeinschaft.
7 me der anderen Bände nach verschiedenen Kriterien ordnen,12 unterstützen den Anspruch der Lexikografengruppe, ein für wissenschaftliche Forschungszwecke einsetzbares Hilfsmittel erarbeitet zu haben. Die beteiligten Lexikografen verstehen dieses Nachschlagewerk sowohl in der ersten als auch in der seit 1990 entstehenden 2. Auflage13 im Gegensatz zum Rest der fremdwortbezogenen deutschen Wörterbuchlandschaft dementsprechend nicht als allgemeines Gebrauchswörterbuch, sondern als Forschungsinstrument. Sie suchen darum ihre Adressaten unter den Sprachforschern der verschiedensten Disziplinen, unter den Historikern sowie allen sprachlich und kulturgeschichtlich Interessierten. Diesen soll beim Verständnis gegenwärtiger und historischer Texte und bei der Erhellung sprach- und kulturgeschichtlicher Zusammenhänge geholfen werden. Ziel ist die sachlich neutrale Dokumentation der fortschreitenden Integration der Fremdwörter, die als Teil des deutschen Wortschatzes verstanden werden, sowie die Beschreibung ihres semantischen Wandels im Neuhochdeutschen seit etwa 1450. Da eine, wenn auch teilweise von den Produzenten selbst erstellte ausführliche entwicklungshistorische wie strukturelle Beschreibung des DFWB, die weitere noch nicht erwähnte Punkte wie die Auswertung der Quellenbasis und eine Auseinandersetzung mit dem Fremdwortbegriff und seinen verschiedenen Subklassen enthält, zu solchen Gegenständen also, die hier im Mittelpunkt der Wörterbuchanalysen stehen, bereits vorliegt, wird das Wörterbuch in dieser Arbeit zugunsten der Charakterisierung noch nicht oder weniger untersuchter kontaktsprachlicher Arbeiten nur im Rahmen entwicklungsbezogener Aussagen berücksichtigt. Damit soll die herausragende Position des DFWB innerhalb der deutschen kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft, die sich aufgrund der oben genannten Merkmale ergibt, nicht bestritten werden. Die Form der Auseinandersetzung mit dem DFWB durch seine Lexikografen hat für die Ausarbeitung des Analyseverfahrens in dieser Untersuchung sehr anregend gewirkt. Einige Untersuchungen zu anderen Fremdwörterbüchern sind im Rahmen einer Beschreibung zum Fremdwortpurismus betrieben worden. Hier ist vor allem die Arbeit von Kirkness (1975) anzuführen, der in seine Untersuchung die lexikografische Tätigkeit einiger Sprachpuristen einbezieht. Da das Augenmerk auf der Erfassung der theoretischen Auseinandersetzung derjenigen liegt, die den Sprachpurismus bewusst zum Programm gemacht haben,14 kommen die lexikografischen Werke, die in diesem Rahmen erschienen sind, jedoch nur am Rande in den Blick. So finden Mosqvas Wörterbuch zur Förderung der deutschen Sprachreinigung (1812),15 die fremdwortlexikografischen Arbeiten der Heyses16 und das 1855 erschienene Wörterbuch von Brugger17 eine Erwähnung. Etwas ausführlicher wird auf Campes Werk eingegangen.18 Auch Bernsmeier verweist in seinen Artikeln19 über die Geschichte des ADSV auf die lexikografischen Arbeiten, die im Rahmen der Vereinsaktivitäten entstanden sind. Aber auch er macht sie nicht zum Gegenstand seiner Untersu-
–––––––—–– 12
13 14 15 16 17 18 19
Alphabetisch, rückläufig, chronologisch nach Entlehnungszeitraum, gebersprachlich und nach Wortklassen. Ihre Erarbeitung wird von den beteiligten Lexikografen als vierte Bearbeitungsphase verstanden. Vgl. Kirkness (1975: 10 u. 15). Vgl. ebd. 245. Vgl. ebd. 258. Vgl. ebd. 341. Vgl. ebd. 139–141 u. 147–151. Vgl. Bernsmeier (1977, 1980, 1983).
8 chung. Über lexikografische Tätigkeiten innerhalb der fremdwort- bzw. sprachpuristischen Aktivitäten bis 1750 hat sich Jones (1995) geäußert. Eine neuere Arbeit zum historischen und gegenwärtigen Fremdwortpurismus in Deutschland sowie in Polen hat Lipczuk (2007) vorgelegt. In ihr präsentiert der Autor ausgewählte Programme, Ansichten und Aktivitäten einzelner Puristen wie auch privater und staatlich unterstützter Vereine. In diesem Zusammenhang bespricht er eine Reihe von kontaktsprachlichen lexikografischen Werken. Die Auswahl der Werke ebenso wie die der Auflagen wirkt jedoch eher zufällig, die Ausführlichkeit der Besprechung hängt stark von der bereits vorhandenen Forschungsliteratur ab. Lipczuks Verdienst, einen ersten Einblick in die Programme einer größeren Menge vor allem puristischer Nachschlagewerke zu bieten, soll hier jedoch hervorgehoben werden.20 Eine ebenfalls aus dem Bereich der Purismusforschung stammende, für die vorliegende Arbeit ergiebige Untersuchung ist die Monografie von Sauter (2000). Sie liefert eine ausführliche Biografie und Werkgeschichte über Eduard Engel. Einen bedeutenden Teil der Arbeit widmet Sauter der Untersuchung von Engels fremdwortpuristischem Engagement. Es werden Engels spezifischer Umgang mit der Fremdwortfrage vor dem Hintergrund seiner Lebenssituation seit 1900 und diejenigen Schriften besprochen, in denen sich Engels An- und Absichten niedergeschlagen haben. Darunter befindet sich auch das Verdeutschungswörterbuch Entwelschung, ein als praktisches „Hilfsmittel“ (Sauter 2000: 237) für den Kampf gegen die Fremdwörter in der deutschen Sprache konzipiertes Nachschlagewerk. Das 1918 erstmals erschienene Wörterbuch und seine nachfolgenden Auflagen sowie seine Neubearbeitung durch Lutz Mackensen21 erfahren eine Analyse hinsichtlich ihres Aufbaus, der Zielgruppe, Intention, makro- und mikrostruktureller Eigenschaften sowie ihrer kulturellen Spezifik. Außerdem interpretiert Sauter die Qualität und Quantität von Engels gesammelten und vorgeschlagenen Verdeutschungen im Wörterbuch und geht auf die Reaktionen der Presse ein. Indem Sauter ihre Analyse der Entwelschung durch einen deskriptiven sowie tabellarischen Vergleich mit anderen „Fremdwörterbüchern“ (ebd. 298) ergänzt, leistet sie außerdem eine überblicksartige Beschreibung weiterer Sprachkontaktwörterbücher, vor allem solcher, die im Umkreis des ADSV entstanden oder die während des 1. Weltkrieges erschienen sind und sich durch viele und hohe Auflagen auszeichnen.22 Neben Campes Werk als Vorbild Engels und anderer Lexikografen werden die Sprachkontaktwörterbücher von Heyse (in der 21. Auflage 1922), Sanders (Fremdwörterbuch 1871 und Verdeutschungswörterbuch 1884), Dunger (1882), Sarrazin (1886), Saalfeld (1898),
–––––––—–– 20
21
22
Folgende Wörterbücher werden von Lipcszuk (2007) in angegebener Reihenfolge vorgestellt (nicht berücksichtigt die von ihm verwendeten Auflagen): Campe (1801), Dunger (1882), Engel (1918), Heyse (1804), Sanders (1884), Sarrazin (1886), Saalfeld (1898), Tesch (1915), Kresse (1915), ADSV-III/Lohmeyer (1890), Reinecke (1886), ADSV-VII/Scheffler (1896), Hausding (1897), ADSV-VI (1895), ADSV-VIII/Kunow (1897), ADSV-IX/Denecke (1899), ADSVXI/Neumann (1916), ADSV-II/Bender (1889), ADSV-V/Bruhns (1892), Richter (1920), Khull (1891), ADSV-X/Zeidler (1915). Engel/Mackensen (1955): Verdeutschungswörterbuch. Ein Fremdwörterbuch. Neubearbeitung hrsg. von der Gesellschaft für deutsche Sprache. Lüneburg: Heliand. Vgl. Sauter (2000: 296–318). Bei der Frage nach Ziel, Auswahlkriterien, Angaben und Kommentaren zum Lemma, semantischen und/oder stilistischen Differenzierungen sowie Lemmaanzahl stützt sich Sauter auf eine Vorwort- und strukturelle Wörterverzeichnisanalyse.
9 Düsel (1915), Kresse (1915) und Partenschmitt (1917) knapp in ihrem lexikografischen Programm und ihren strukturellen Eigenschaften vorgestellt. Mit dieser Vorgehensweise liefert Sauters Arbeit wertvolle Informationen über Bücher aus der Zeit um den 1. Weltkrieg. Auf Sauter stützt sich namentlich auch die Besprechung von Fremdwörterbüchern in Abgrenzung zu anderen Typen von Lehngut enthaltenden Nachschlagewerken durch Eisenberg (2011: 144–161). Dabei geht er auf einige ausgewählte Werke wie Campe (1801), Heyse (1804), Kresse (1915), Engel (1918) und Duden Band 5 (1960) ein und nennt sporadisch weitere. Der Schwerpunkt des Buches liegt eindeutig auf der merkmalsbezogenen Auseinandersetzung mit dem Wortschatzbereich Fremdwort. Schließlich sind weitere Monografien zu einzelnen Personen erschienen, in denen eine Auseinandersetzung mit Schriften solcher Lexikografen stattfindet, die (auch) Wörterbücher zum äußeren Lehngut erarbeitet haben. Zu nennen sind hier vor allem die Arbeiten von Schiewe (1988a) und Orgeldinger (1999) zum Leben und Werk Campes und die Untersuchung von Haß-Zumkehr (1995) zu Sanders und seinen Schriften. Es gibt auch eine Arbeit zu J.C.A. Heyse und seinen Nachfolgern (Ehrhard 1998). Diese beschäftigt sich jedoch nicht mit dem Lexikografen, sondern mit dem Grammatiker Heyse.23 Eine ausführliche Darstellung fremdwortlexikografischer Tätigkeit, die neben den puristischen Verdeutschungswörterbüchern auch Werke anderen Typs oder die heutige Praxis in den Blick nimmt, gibt es bisher jedoch nicht. Die differenzierende Beschäftigung mit der historischen Entwicklung deutscher Fremdwortlexikografie stellt also ein Desiderat dar. Das Ungleichgewicht durch die Schwerpunktlegung auf sehr frühe und puristische Wörterbücher soll hier ausgeglichen werden.24
3. Ansatz und Methodik 3.1 Das kontaktbezogene Modell der Sprachgeschichtsschreibung als methodische Grundlage dieser Arbeit Eine lexikografiehistorische Arbeit, die fremdwortbeschreibende Nachschlagewerke auf ihren typologischen Charakter, ihre programmatischen Ausprägungen und ihre sprachreflexiven Grundannahmen hin untersuchen will, muss einen sprachgeschichtstheoretischen Ansatz finden, der von der Gleichwertigkeit aller Sprachen und Kulturen ausgeht und es dadurch ermöglicht, die Verwendung von Elementen einer Sprache in einer anderen nicht zwangsläufig als Systembruch oder negative Einflussnahme dieser Sprache auf die andere auffassen zu müssen. Damit könnte vermieden werden, dass eine Bewertung des Gegenstandsbereichs der zu untersuchenden Wörterbücher – des deutschen Fremdwortschatzes – unweigerlich negativ erfolgt. Das wiederum öffnet den Blick für die verschiedensten Mög-
–––––––—–– 23
24
Im Rahmen einer Untersuchung zur deutschen Lexikografie im 16. Jahrhundert von P.O. Müller (2001) fand außerdem eine Analyse des Dictionarius des Simon Roth (1571) statt. Vgl. auch die Forderung von Wiegand (2001a: 72).
10 lichkeiten der Beschreibung und Beurteilung dieses Wortschatzbereichs in den einzelnen Nachschlagewerken und ihre sprachlichen und außersprachlichen Ursachen. Es könnte ebenso vermieden werden, allen Fremdwörterbüchern schon von vornherein die Funktion zu unterstellen, zur Vermeidung oder gar Ausmerzung von Sprachkontaktprodukten beitragen zu wollen, und sie dadurch als fremdwortpuristische Nachschlagewerke klassifizieren zu müssen.25 Es bleibt die Option bestehen, danach fragen zu können, ob die einzelnen Werke aus anderen als puristischen Gründen geschrieben worden sind und ob es neben der puristischen demnach noch andere lexikografische Traditionslinien gibt. Dass davon auszugehen ist, zeigt bereits ein kurzer Blick in die Vorworte vieler neuerer Fremdwörterbücher. Ihre Funktion besteht im Allgemeinen nicht mehr darin, Hilfsmittel zur Vermeidung und Ersetzung von Fremdwörtern zu sein. Ein in dieser Hinsicht geeigneter Ansatz liegt m.E. in dem von Reichmann (2001) vorgestellten Modell einer kontaktbezogenen Sprachgeschichtsschreibung vor.26 In diesem Modell werden nicht die system- und gebrauchsspezifischen Eigenschaften einer Einzelsprache, z.B. des Deutschen, Französischen oder des Polnischen, in den Vordergrund gerückt und alles Einzelsprachübergreifende als Randerscheinung abgetan. Das kontaktbezogene Modell betont die Gemeinsamkeiten in den Strukturen und im Gebrauch verschiedener Sprachen. Es erhebt sie zu einem konstitutiven Bestandteil der jeweiligen Einzelsprache und ermöglicht so, die stets vorhandenen Wechselbeziehungen zwischen Sprachen, die bedeutend zur Ausbildung dieser Gemeinsamkeiten beitragen, in der linguistischen Forschung in einer Weise zu berücksichtigen, dass die äußere Kontaktgeschichte einer Sprache zu einem selbstverständlichen Teil ihrer Geschichte wird. Dass Reichmann ein solches Modell überhaupt entwickelt, beruht auf seiner Überzeugung, dass Sprachgeschichten weniger Rekonstruktionen früherer sprachlicher Verhältnisse in Form von Tatsachenberichten sind, sondern vielmehr als Konstruktionen sprachhistorischer Zusammenhänge angesehen werden müssen, die durch die Interpretation einer endlichen Zahl von schriftlichen (primären und sekundären) Quellen unter bestimmten Fragestellungen zustande kommen und in Verbindung mit bestimmten gesellschaftlichen Interessen stehen. Dementsprechend lassen sich verschiedene Sprachgeschichten entwerfen. In welcher Form ihre Inhalte gestaltet werden, hängt wesentlich von den Zielen ab, die der Sprachhistoriker mit seiner Arbeit verfolgt, und von den Annahmen, die er ihr zugrunde legt.27 Eine der Grundannahmen bezieht sich auf die Frage, in welcher Weise das Verhältnis der zu beschreibenden Sprache zu anderen dargestellt werden soll. Je nachdem, in welchen Dienst der Sprachhistoriker seine Arbeit stellt, wird, wie Reichmann zeigt, seine Antwort ausfallen. Geht er davon aus, dass die meisten Menschen trotz nicht zu leugnender Kontakte in jeweils geschlossenen Sprachräumen leben, dann begreift er das Verhältnis zwischen Sprachen als ein Nebeneinander von Systemen, zwischen denen es kaum einen Austausch gibt,
–––––––—–– 25
26
27
Eine pauschale Klassifzierung aller fremdwortbezogenen Wörterbücher des 19. Jahrhunderts als Verdeutschungswörterbücher geschieht z.B. noch bei Munske (2004: 157). Siehe auch Reichmanns Artikel Nationale und Europäische Sprachgeschichtsschreibung in: Cherubim/ Jakob/Linke (Hg.)(2002: 25–42). Eine Vielzahl von Möglichkeiten, nach denen Sprachgeschichten gestaltet werden, und Fragestellungen, unter denen Sprachgeschichten entstehen können, finden sich in Reichmann (1998: 1–41), Reichmann (2001a: 13f.) und Reichmann (2002: 25f.).
11 der sich auf ihre Entwicklung auswirken könnte. Eine Sprache lässt sich so als eine geordnete Menge von Verständigungsmitteln auffassen, die sich vorrangig durch Merkmale auszeichnet, die nur ihr eigen sind. Aufgrund eines solchen Sprachverständnisses wählt er für die Darstellung ihrer Geschichte das einzelsprachbezogene Modell, nach dem die Entwicklung einer Sprache die Entfaltung eben dieser ureigenen Verständigungsmittel ist, die nur ihnen eigene Gütequalitäten besitzen und die in einer nur dieser einen Sprache eigenen Weise gebraucht werden. Sprachgeschichtliche Entwicklungen systemimmanenter Art erfahren mit diesem Modell im Allgemeinen eine positive Bewertung. Entlehnungen aus anderen Sprachen werden mit ihm sehr oft ganz generell negativ bewertet, weil sie als systemfremd verstanden werden. Die Realisierung des einzelsprachbezogenen Modells tendiert dadurch dazu, für nationale Zwecke instrumentalisiert werden zu können. Beispiele hierfür gibt Reichmann aus der deutschen Sprachhistoriografie.28 Eine Reihe von Autoren, vor allem aus dem 19. und 20. Jahrhundert, verfolgte neben der Weitergabe sachlicher Informationen noch mehr das Ziel, die angesprochene Leserschaft von der Existenz eines spezifischen, eigentümlichen, einmaligen Verständigungssystems ‚Deutsch’29 zu überzeugen, eines Systems, das von ihren Konstrukteuren mit hohen strukturellen, semantischen, soziologischen (z.B. literatursprachlichen) Gütequalitäten ausgezeichnet wird und das sich deshalb gut in den Dienst von Identitätsfindung oder -verstärkung, von Solidarisierung in einem sprach- und kulturnationalen Sinne stellen lässt. (Reichmann 2002: 27)
Aus diesem Grund nennt Reichmann das einzelsprachbezogene Modell der Sprachgeschichtsschreibung auch das national motivierte oder nationale Modell. Ein Sprachhistoriker, der das kontaktbezogene Modell vertritt, schließt aus, dass sich eine Sprache völlig unabhängig und isoliert neben anderen entwickeln kann, solange ihre Sprecher in Kontakt mit denen anderer Sprachen stehen. Vielmehr geht er davon aus, dass die Beziehungen zwischen den Sprechern verschiedener Sprachen Spuren hinterlassen, die so stark wirken können, dass sich durch sie die jeweils ausgeprägten Eigenschaften einer Sprache verändern. Da sich in (fast) jeder Entwicklungsphase einer Sprache ihre Sprecher in Kontakt mit denen anderer Sprachen befinden und darum zu (fast) jedem Zeitpunkt Produkte solcher Kontakte entstehen, müssen diese in einer Beschreibung ihrer Geschichte gebührend berücksichtigt werden, und zwar so, dass sie nicht als Ausnahmeerscheinungen präsentiert werden, sondern als wesentliche Konstituenten, ohne die eine Sprache nicht die Gestalt hätte, die sie in der jeweiligen historischen Situation besitzt. Viele Merkmale einer Einzelsprache finden sich demnach auch in anderen Sprachen wieder. Das kontaktbezogene Modell leugnet damit nicht das Vorhandensein von deutlich unterscheidbaren Verständigungssystemen, deren Charakter einmalig ist. Doch bestreitet es, dass die bedeutenden Merkmale einer Sprache nur ureigene Eigenschaften sein dürfen. Bei konsequenter Anwendung des kontaktbezogenen Modells wird die Geschichte einer Einzelsprache zur
–––––––—–– 28
29
Zum einzelsprachbezogenen Modell und seiner Realisierung in der deutschen Sprachgeschichtsschreibung vgl. genauer Reichmann (2001a: 20–41). Fußnote: A.H.: Oder Niederländisch oder Italienisch oder Schwedisch etc. Sprachgeschichten nach dem einzelsprachbezogenen Modell gibt es auch in anderen Ländern. Das Modell kann in seiner Realisierung dementsprechend auch als deutsches, niederländisches, italienisches, schwedisches usw. bezeichnet werden.
12 Entwicklung eines Systems von Verständigungsmitteln, dessen Einheiten und Regeln in seiner Ursprungsphase und zu jedem Zeitpunkt seiner Geschichte Resultat des Kontaktes seiner Sprecher mit Sprechern anderer, oft ähnlicher, häufig aber auch sehr unterschiedlicher Verständigungsmittel [sind]. (Reichmann 2001: 15)
Sowohl der jeweilige Zustand des Sprachsystems, als auch der Sprachgebrauch und das jeweilige Sprachbewusstsein gelten als „Ergebnis fortwährender kommunikativer Kontakte“ (ebd.). Die Geschichte einer Sprache steht mit diesem Modell dann natürlich nicht unabhängig neben denen ihrer Kontaktsprachen. Sie ist Teil der Geschichte einer größeren kulturellen Einheit. Aufgrund vieler Gemeinsamkeiten in der Entwicklung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, philosophischer, sprachlicher und anderer Gegebenheiten der europäischen Länder wird für den Raum, zu dem auch das deutsche Sprachgebiet zählt, von einer kulturgeschichtlichen Einheit Europa ausgegangen.30 Für die Sprachgeschichtsschreibung, wie sie in den Ländern dieser Einheit entwickelt wird bzw. werden müsste, realisiert sich das kontaktbezogene Modell dann am sinnvollsten als das europäische. Dementsprechend spricht Reichmann auch vom europäischen oder europäisch orientierten Modell der Sprachgeschichtsschreibung.31 Für die Bearbeitung sprachgeschichtlicher Stoffe des Deutschen bedeutet dies nun, dass genügend berücksichtigt werden muss, dass seine Sprecher, mindestens alle Gebildeten, trotz relativer Geschlossenheit des deutschen Sprachraums, aber nicht zuletzt aufgrund seiner mitteleuropäischen Lage und Einbindung in den europäischen Kulturraum, der internationalen Beziehungen vieler seiner Einwohner sowie der in ihm existierenden Bildungsvorstellungen, seit der Entstehung des Deutschen bisher im Prinzip immer in (mittelbarer oder unmittelbarer) Beziehung mit Sprechern anderer Sprachen gestanden32 und diese Beziehungen sich in irgendeiner Weise im Sprachgebrauch der Deutschen niedergeschlagen haben. Gleichzeitig haben die Kontakte von Sprechern des Deutschen mit denen anderer Zungen auch Spuren in deren Sprachen hinterlassen. Der Niederschlag solcher Sprachkontakte wird nun aber nicht als Systemstörung, sondern als natürliche Gegebenheit im System des Deutschen bzw. seiner Kontaktsprachen betrachtet. Ähnlichkeiten zwischen Sprachen sind darum nicht die Ausnahme, sondern haben als Normalfall zu gelten. Sie müssen in der Sprachgeschichtsschreibung ausreichende Beachtung erfahren.33 Nun soll in dieser Arbeit die Entwicklung eines Wörterbuchtyps gezeichnet werden, dessen Exemplare diejenigen Elemente der deutschen Sprache verzeichnen, welche am offensichtlichsten aus Sprachkontakten entstanden sind. Denn ein Teil der sogenannten deutschen Fremdwörter ist direkt aus anderen Sprachen entlehnt, der andere Teil umfasst Lexeme, die mit Hilfe von entlehnten Wörtern oder Wortbildungsmitteln gebildet worden
–––––––—–– 30 31 32
33
Dazu mehr von Reichmann (2001a: 48f.). Die Sprachforschung erfährt damit ein Stück weit eine Europäisierung ihres Faches. Sei es nun, dass sie dabei von den klassischen Bildungssprachen Gebrauch machten und/oder die europäischen Nachbarsprachen oder die Lingua Franca (heute Englisch) zur Kommunikation nutzten oder die eigene Sprache verwendeten. Eine Geschichte des Deutschen, die sich am kontaktbezogenen Modell orientiert, ist nach Einschätzung Reichmanns (2001a) in den letzten Jahren z.B. durch Polenz (1991–1999, 2000) und in der 2. Auflage des Handbuches Sprachgeschichte (1998) erarbeitet worden. Diese Abhandlungen distanzieren sich bewusst von der nationalen Vereinnahmung von Sprache und nehmen mindestens eine nicht mehr antikontaktbezogene Haltung ein.
13 ist. Die äußerlich relativ leicht erkennbaren lexikalischen Entlehnungen lassen sich darum relativ problemlos als Sprachkontaktprodukte bezeichnen. Dass das kontaktbezogene Modell zur Grundlage dieser Arbeit gemacht wird, soll, wie bereits erwähnt, dazu beitragen, Fremdwörter als Teil des deutschen Wortschatzes betrachten und von dieser Position aus die Auffassungen der Lexikografen zu ihrem Beschreibungsgegenstand analysieren zu können. Die erste Konsequenz aus der Anwendung dieses Modells ergibt sich für die Verortung der sogenannten Fremdwörterbücher des Deutschen innerhalb der europäischen Wörterbuchlandschaft. Sie lassen sich als Nachschlagewerke beschreiben, die nicht etwa aus dem deutschen Wortschatz auszuschließende Übernahmen aus anderen Sprachen, sondern im Deutschen vorkommende lexikalische Sprachkontaktprodukte verzeichnen. Sie stehen damit als einsprachige, spezieller deutsche Sprachkontaktwörterbücher34 neben den zwei- und mehrsprachigen Sprachkontaktwörterbüchern, die als Übersetzungshilfen fungieren sollen.
3.2 Formen lexikografiehistorischer Beschreibung Über Methoden zur Darstellung lexikografiehistorischer Entwicklungen haben vor allem Schaeder (1987: 4862) und Wiegand (1990: 2101–2104 und 1998a) gearbeitet. Sie unterscheiden eine lexikografiezentrierte von einer wissenschaftshistorischen, einer sprachhistorischen und einer soziokulturellen Form der Lexikografiegeschichte. Ausgangspunkt aller Ansätze ist der Gegenstand Sprachlexikografie als Menge aller lexikografischen Tätigkeiten, die zur Entstehung eines Wörterbuches, Verzeichnisses oder Ähnlichem führen und deren genuiner Zweck darin besteht, dem potenziellen Benutzer lexikografische Daten über sprachliche Gegenstände bereitzustellen, anhand derer er die gewünschten Informationen erschließen kann.35 Im Mittelpunkt der Betrachtung steht im Allgemeinen das Endprodukt, meist ein Wörterbuch, welches in Beziehung zu einer Reihe von mit seiner Erarbeitung verbundenen Texten steht und Merkmale der gesellschaftlichen Eingebundenheit seines Entstehungsprozesses aufweist. Unter Wörterbüchern, genauer Sprachwörterbüchern werden selbstständig erschienene lexikografische Nachschlagewerke36 verstanden, die als konstitutiven Bestandteil ein geordnetes Verzeichnis durch Lemmata repräsentierter lexikalischer Einheiten besitzen, das gewöhnlich durch Umtexte eingefasst ist, die als Vor- und Nachspann die Auswahl der Lemmata, den Zweck des Werkes sowie die Art der gegebenen
–––––––—–– 34
35 36
Der Terminus ‚Sprachkontaktwörterbuch’ wurde von Wiegand (2001a) in einem Aufsatz über Fremdwörterbücher und Sprachwirklichkeit vorgestellt. Er will ihn als oberbegrifflichen Terminus für alle Sprachwörterbücher verwenden, deren genuiner Zweck es ist, den Sprachkontakt von n Sprachen und/oder Sprachvarietäten (mit n 2) und seine lexikalischen Ergebnisse lexikografisch zu bearbeiten. Vgl. Wiegand (2001a: 68f.). Dieser Bestimmung des Terminus schließe ich mich in der vorliegenden Arbeit an. In Wiegand (2001b) wird die Definition vertieft. Vgl. Wiegand (1998b: 58). Ein Nachschlagewerk ist nach Wiegand (1998b: 58) ein Buch „mit wenigstens einer definierten äußeren Zugriffsstruktur, dessen genuiner Zweck darin besteht, dass ein potenzieller Benutzer aus den lexikografischen Textdaten Informationen zum Gegenstandsbereich des Nachschlagewerkes gewinnen kann.“ Wiegand (1998b: 74) unterscheidet zwischen lexikografischen und nichtlexikografischen Nachschlagewerken (Telefonbüchern, Fahrplänen usw.).
14 Daten im Verzeichnis begründen und zu dessen Benutzung anleiten können. Im Gegensatz zu Sachlexika werden in Sprachwörterbüchern in den das Verzeichnis konstituierenden Wörterbuchartikeln vorrangig sprachbezogene Angaben (über Form, Inhalt und Gebrauch des sprachlichen Zeichens) zum gelisteten Lexem niedergelegt.37 Eine lexikografiezentrierte Geschichtsschreibung betrachtet Wörterbücher zunächst isoliert ohne ihre Einbettung in historische Prozesse. Im Vordergrund dieses Ansatzes stehen Fragen nach den lexikografischen Prinzipien, auf denen ein Werk beruht. Aber auch Verbindungen der Wörterbücher untereinander finden Beachtung. Es werden Makro- und Mikrostruktur des Wörterverzeichnisses untersucht, der Wörterbuchstil, die typografische Gestaltung, die Art und der Inhalt der Umtexte und alles andere, was unmittelbar zur lexikografischen Charakterisierung des Wörterbuchs beiträgt. Eine solche typologische Analyse der zu betrachtenden Wörterbücher ist wichtig für die Darstellung der charakteristischen lexikografischen Eigenschaften eines Werkes und soll auch in dieser Arbeit, und zwar hauptsächlich anhand der vorliegenden Endprodukte, d.h. der Wörterbücher, geleistet werden.38 Sie reicht aber nicht aus, um dem Gegenstand Fremdwörterbuch gerecht zu werden, denn die Produktion solcher Nachschlagewerke ist im Allgemeinen verbunden mit einer Auseinandersetzung der Lexikografen mit ihrem Beschreibungsobjekt Fremdwort bzw. Sprachkontaktprodukt, und die ist, wie bereits betont wurde, oft ideologisch geprägt und mit der Wertung anderer Sprachen und Nationen verknüpft. Ein wissenschaftshistorischer Ansatz spielt in dieser Arbeit nur eine anregende Rolle, indem er fordert, die Wörterbücher danach zu befragen, ob und wie ihre Autoren über den von ihnen ausgewählten Wortschatzbereich reflektierten, um diese Überlegungen dann mit den in der Forschung der jeweiligen Zeit vertretenen wissenschaftlichen Auffassungen über ihn vergleichen zu können. Nur Ersteres soll hier getan werden. Es wird nicht darum gehen, alle oder auch nur ausgewählte Wörterbücher danach zu untersuchen, inwieweit sie den jeweiligen Stand der linguistischen oder auch nur der lexikografischen Forschung widerspiegeln. Es soll auch nicht darum gehen, nur die innerhalb von wissenschaftlichen Institutionen entstandenen Werke zu analysieren, wie es der Name ‚wissenschaftshistorischer’ Ansatz vielleicht nahe legt, denn der größte Teil der zu untersuchenden Arbeiten ist ohne wissenschaftlichen Hintergrund oder zumindest in außeruniversitärer Tätigkeit entstanden.39 Er würde aus der Geschichte der Fremdwortlexikografie herausfallen, was zu einer Verzerrung des Gesamtbildes über die Entwicklung dieses Wörterbuchtyps führen würde.40 Eine sprachwissenschaftlich bzw. sprachhistorisch orientierte Wörterbuchgeschichtsschreibung beschäftigt sich vor allem mit den Beziehungen der betrachteten Wörterbücher zu ihren Gegenstandsbereichen, also zu der Sprache oder den Sprachen bzw. Sprachaus-
–––––––—–– 37 38
39
40
Vgl. Schaeder (1987: 37) und Wiegand (1990: 2101). Siehe auch Wiegand (1998b: 58). Bei einer lexikografiezentrierten Wörterbuchanalyse bzw. -geschichte werden vor allem produktionsinterne Quellen ausgewertet. Das können neben den unterschiedlichen Auflagen des Nachschlagewerkes auch frühere Wörterbuchversionen, Lemmalisten, Probeartikel, Programme und Ähnliches sein. Die Konzentration der Analyse auf das publizierte Wörterbuch geschieht deshalb, weil nicht die Entstehung einzelner Werke nachgezeichnet, sondern die Entwicklung des Wörterbuchtyps dargestellt werden soll. Zu der Unterscheidung wissenschaftlicher und nichtwissenschaftlicher Wörterbücher vgl. Wiegand (1998a: 643), Wiegand (1998b: 38–42) und Haß-Zumkehr (2001: 5). Zum wissenschaftshistorischen Ansatz vgl. genauer Wiegand (1990: 2102f.).
15 schnitten, aus welcher/n der Wörterbuchgegenstand stammt. In Bezug auf das Untersuchungsobjekt Fremdwörterbuch wird in der vorliegenden Arbeit danach gefragt, welche Arten von Sprachkontaktprodukten Aufnahme gefunden haben, aus welchen Sprachen die Vorbilder der verzeichneten Entlehnungen stammen, welche Lexikbereiche berücksichtigt sind und in welcher Form die Bedeutungsangaben repräsentiert werden. Die Beantwortung dieser Fragen ist Teil der makro- und mikrostrukturellen Analyse der Wörterbücher und damit schon Teil des lexikografiezentrierten Ansatzes. Die Arbeit will aber nicht nur erfassen, was die Lexikografen zu ihrem Beschreibungsbereich zählen, sondern auch wie sie ihn bewerten und, wo möglich, warum. Aus diesem Grunde scheint es wichtig, nach dem lexikografiezentrierten auf den soziokulturellen Ansatz zurückzugreifen. Der soziokulturell orientierte bzw. kulturwissenschaftliche Ansatz stellt die Beziehungen von Wörterbüchern als Produkte lexikografischer, gesellschaftlich eingebundener Tätigkeit zu dieser Gesellschaft in den Vordergrund. Seine Grundlage ist ein in der Metalexikografie bereits fruchtbar gewordener analytischer und damit weiter und neutraler Kulturbegriff.41 Auf diesen aufbauend geht der Ansatz von der Bedingtheit jeder Arbeit – auch der wissenschaftlichen – durch den sozialen, politischen, historischen sowie konfessionellen Rahmen aus, in dem sie sich vollzieht und in dem sich ihr Autor bewegt. In ihr Produkt schreibt sich dieser kulturelle Kontext ein. Weil Wörterbücher zeichenhafte, da sprachliche Produkte mit Orientierungsfunktion42 sind, lässt sich dieser Kontext durch eine soziokulturelle Textinterpretation ermitteln.43 Mit dem kulturwissenschaftlichen Ansatz wird in der historischen Wörterbuchforschung nach den sprachpädagogischen und ideologischen Absichten und Motiven der Lexikografen für die Erarbeitung eines Wörterbuchs, nach den Niederschlägen der gesellschaftlichen Verhältnisse im Nachschlagewerk sowie nach den außerlexikografischen Einflüssen auf den Entstehungsprozess des Wörterbuches gefragt. Dafür werden nicht nur die Umtexte des Wörterbuches und die biografischen Daten des Autors interpretiert, sondern auch lexikografische Informationsarten analysiert. Aufgrund der enormen quantitativen Breite des zu betrachtenden Wörterbuchtyps über 200 Jahre kann eine solche Analyse nur ansatzweise und an ausgewählten Arbeiten geschehen. Nicht selten fehlen Daten zu den Bearbeitern der
–––––––—–– 41
42
43
Es handelt sich um den Begriff der Kultur, wie er in der neueren Kulturanthropologie, v.a. von Geertz (1987) entwickelt, in ähnlicher Weise bei empirisch arbeitenden Historikern wie Kocka (1987) und Rohe (vgl. Schmidt 1986) angewendet und in der deutschen Sprachwissenschaft, v.a. Sprachgeschichtsschreibung (vgl. z.B. den Sammelband Sprachgeschichte als Kulturgeschichte (1999)) aufgegriffen sowie von der historischen Lexikografie, besonders von Haß-Zumkehr (1995 u. 1999) fruchtbar gemacht worden ist. Mit ihm wird Kultur als ein offenes und differenziertes System ineinander verwobener sprachlicher und nichtsprachlicher Zeichen begriffen, in dem sich die Angehörigen einer konkreten Gesellschaft oder gesellschaftlichen Gruppe bewegen, anhand dessen sie sich die Welt und ihre Situation in ihr deuten und an dem sie ihr Handeln orientieren. Dieses System wird auch als Netz beschrieben, an dem der einzelne Mensch mitstrickt. Es zeichnet sich durch Sozialität und Historizität, durch Reflexivität und Interpretierbarkeit aus. Vgl. Gardt u.a. (1999: 2). Vgl. zum Begriff der Kultur auch Assmann (1988: 9–19) und Hansen (2003). Zu beachten ist nämlich, dass Wörterbuchschreiber sprachliche Zeichen nicht einfach abbilden, sondern sowohl inhaltlich als auch formal mit dem Bewusstsein fixieren, dass sich andere Menschen an dem Dargestellten orientieren. Wörterbücher spiegeln damit nicht nur, sondern vermitteln (sprachliche und damit kulturelle) Orientierung. Das ist ihr Zweck. Vgl. zu diesem Ansatz vor allem Haß-Zumkehr (1995: 35–39, 1999: 247–265, 2001: 13–18).
16 Bücher. Manche Wörterbücher aber weisen schon in ihren Titeln eine bemerkenswerte Zeitgebundenheit und einen spürbaren Orientierungswillen auf. Und beides soll auch zur Sprache kommen. Denn dieser Ansatz ermöglicht zu zeigen, wie schwierig das öffentliche Bild von Sprachwörterbüchern, nicht zuletzt von den das Fremdwort behandelnden Arbeiten, als objektiven, gesellschaftsunabhängigen (Weiter-)Bildungsmitteln, als Sprachrichtern ist.44 Er trägt dadurch dazu bei, so betont besonders Haß-Zumkehr (2001: 2), zu einer kritischen Rezeption vorhandener Wörterbücher und zu einer kontrollierten Wörterbuchproduktion in Gegenwart und Zukunft zu gelangen. Aus Arbeiten, die das Fremdwort und ihre Bewertung in ihren Mittelpunkt stellen, ist bereits bekannt, wie sich abhängig von den gesellschaftlichen Verhältnissen die Einstellung zu (bestimmten) Sprachkontaktprodukten ändert.45
3.3 Zum Analyseverfahren in der vorliegenden Untersuchung Vorhandene bibliografische Arbeiten, die mehr oder weniger ausschließlich Fremdwörterbücher verzeichnen – vor allem die von Kühn (1978) und Kirkness (1984) –, geben einen Eindruck von der hohen Ausgeprägtheit des zu untersuchenden Wörterbuchtyps. Aus der Vielzahl der bibliografischen Eintragungen wurde geschlussfolgert, dass eine vollständige und gründliche Beschreibung aller jemals erschienenen lexikografischen Werke zum deutschen Fremdwortschatz schon aus quantitativen Gründen nicht geleistet werden kann. Um dennoch Aussagen über die historische Entwicklung eines Wörterbuchtyps treffen zu können, die sowohl Tiefe als auch eine gewisse Allgemeingültigkeit besitzen, wurde ein mehrstufiges Analyseverfahren gewählt, das auf der Grundlage der eben vorgestellten lexikografiehistorischen Betrachtungsweisen steht und dabei gestattet, möglichst viele Werke einzubeziehen. Ein der Analyse vorausgehender Schritt ist die inhaltliche Überprüfung und zeitliche Erweiterung der vorhandenen Bibliografien zu einer eigenen ausführlichen von 1800 bis zur Gegenwart (2007) reichenden Bibliografie nach vorheriger exakter Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes. Letzteres wird verbunden mit der Erstellung einer typologischen Übersicht über die Wörterbuchlandschaft, die die sogenannten Fremdwörterbücher unmittelbar umgibt. Sie lässt den „historisch-systematischen Ort“ (Wiegand 2001a: 68) dieses Wörterbuchtyps, wie er ihm in dieser Arbeit auf der Grundlage des kontaktbezogenen Modells der Sprachgeschichtsschreibung zugewiesen wird, erkennen und visualisiert die Unterschiede zu ähnlichen Wörterbuchtypen. Ersteres dient der möglichst lückenlosen
–––––––—–– 44
45
Dass die „deutschen“ Wörterbücher den indigenen Wortschatz keineswegs neutral und ohne jede ideologische Färbung und Intention verzeichnen, haben Pusch (1984), Müller (1994) und HaßZumkehr (1995, 1999, 2000 und 2001) überzeugend vorgeführt. Die Auswirkungen der Kenntnisse und Vorstellungen der Lexikografen über Sprache und Welt auf die Gestaltung und den Inhalt von Wörterbüchern konnte Reichmann (1986) plausibel darstellen. Ripfel (1989) hat gezeigt, dass die ideologischen Grundlagen lexikografischer Entscheidungen von journalistischen Wörterbuchrezensenten deutlich erkannt werden. Vgl. vor allem die Arbeiten zum Sprach- und Fremdwortpurismus, dort besonders Kirkness (1975). Vgl. auch Gardt (1997: 388–412) über die Einstellungen zum Fremdwort im 17. und 18. Jahrhundert sowie Gardt (2001) zu verschiedenen fremdwortpuristischen Diskursen überhaupt.
17 bibliografischen Dokumentation des zu untersuchenden Wörterbuchtyps einschließlich der Veranschaulichung seiner beachtlichen quantitativen Ausprägung auch hinsichtlich der publizierten Auflagen sowie der Gewinnung des Untersuchungskorpus. Die in den Anhang gestellte Bibliografie wird einleitend erklärt. Sie ist jedoch keine kommentierende. Stattdessen dient sie als Basis für die Auswertung der in ihr erfassten Daten zur Eintragung in eine merkmalssammelnde und -strukturierende Übersichtstabelle, die wiederum zur Beantwortung verallgemeinernd-entwicklungsbezogener Fragen herangezogen wird, aber auch Merkmale einzelner Wörterbücher aufzeigen soll. In dieser Tabelle sind alle ermittelten Arbeiten berücksichtigt, unabhängig davon, ob sie einer Autopsie vorgelegen haben oder überhaupt noch existieren. Auch solche Bücher in die Untersuchung einbeziehen zu können, war ein Ziel der Erstellung der Übersichtstabelle.46 Die der Bibliografie entnommenen Daten werden überprüft und ergänzt durch die Analyse möglichst vieler unterschiedlicher Werke aus dem zu betrachtenden Zeitraum. Sie hat ihren Schwerpunkt auf der Erfassung der makro- und mikrostrukturellen Eigenschaften der Wörterverzeichnisse in den Nachschlagewerken, bezieht aber auch die Inhalte der Umtexte zur Ermittlung der Wörterbuchprogrammatik und der Haltung des Autors bzw. der Autoren zum behandelten Wortschatzbereich mit ein. Zusammen mit den Daten der Übersichtstabelle bilden die Ergebnisse dieser Untersuchungen die Grundlage für die Beschreibung der jeweiligen historischen Ausprägung des Wörterbuchtyps des sogenannten Fremdwörterbuchs. Dieses „Sonderkapitel der deutschen Wörterbuchgeschichte“ (Kirkness 1990: 1172) wird in drei historisch begründeten Zeitabschnitten von jeweils rund 70 Jahren dargestellt, deren unterschiedliche Qualität sich, wie sich zeigen wird, auf die Ausprägung der fremdwortbezogenen Wörterbuchlandschaft auswirkt. In den Darstellungen kommen Tendenzen der Verbreitung und Auflagenentwicklung, des Lemmaumfangs und der Lemmaauswahl sowie der programmatischen Ausprägung des Wörterbuchtyps vor dem jeweiligen (kontaktsprach-)historischen Hintergrund zur Sprache. Der Unterstützung und Exemplifizierung, der Vertiefung und Erweiterung der allgemein entwicklungsbezogenen Aussagen dienen die Detail- bzw. Tiefenanalysen ausgewählter Wörterbücher. Durch sie werden solche Werke genauer vorgestellt, die innerhalb der Geschichte der Fremdwortlexikografie methodisch und programmatisch neue Entwicklungen eingeleitet oder ihren Höhepunkt dargestellt, für andere Arbeiten vorbildhaft und richtungsweisend gewirkt oder durch ihre Auflagenhöhe und ihren Verbreitungsgrad wesentlichen Einfluss auf die Wörterbuchlandschaft und den Sprachgebrauch erlangt haben. Außerdem wird darauf geachtet, dass die ausgewählten Wörterbücher aus jedem der drei unterschiedenen Zeitabschnitte stammen. Im Analyseverfahren der Arbeiten waren folgende Punkte von besonderem Interesse: – Ermittlung der äußeren Daten des betreffenden Fremdwörterbuchs (Titel, Verlag, Auflagenentwicklung, Umfang) – Einbettung des Wörterbuchs in den gesellschaftshistorischen Entstehungszusammenhang – damit einhergehende Vorstellung des/der Lexikografen, wenn bekannt und möglich – Ermittlung der Intention und Motivation des Autors/der Autoren sowie dessen/deren Vorstellungen über die Wörterbuchfunktion und den Adressatenkreis – Programmatik
–––––––—–– 46
Die Tabelle wird im folgenden Kapitel präsentiert und genauer erläutert.
18 – Ermittlung des Fremdwortbegriffs des Autors/der Autoren und seine/ihre Haltung zum Phänomen – Analyse der Umtexte in Bezug auf Art, Inhalt und Funktion (Vorspann, Nachspann) – Analyse der makrostrukturellen Eigenschaften des Wörterverzeichnisses (Auswahl, Anordnung, Anzahl der Lemmata, Alphabetisierungsmethode) – Analyse der mikrostrukturellen Eigenschaften des Wörterverzeichnisses (Arten von Angaben zu den einzelnen Lemmata in den Wörterbuchartikeln nebst ihrer Anordnung – Artikelstruktur) – Analyse anderer im Wörterbuch möglicherweise vorhandener Verzeichnisse – Feststellung besonderer typografischer Eigenschaften der Verzeichnisse und Umtexte – Feststellung der verwendeten Quellen, wenn möglich – Wörterbuchkorpus – Ermittlung der kulturellen Spezifik des betreffenden Fremdwörterbuchs Der detailliertere Untersuchungsalgorithmus in der Mikro- und Makrostruktur wird der Anschaulichkeit halber in der ersten ausführlichen Analyse (für Campe 1801) vorgeführt. Die kulturellen Eigenschaften des jeweiligen Wörterbuches, das heißt seine Zeitbedingtheit und ideologische Ausrichtung sowie die individuellen und gesellschaftlichen bzw. staatlichen Interessen, mit denen seine Erarbeitung verbunden sind,47 können durch eine kultursemiotische Interpretation der Titel, Umtexte und der in der Strukturanalyse ermittelten lexikografischen Entscheidungen, die der Autor (bewusst oder unbewusst) getroffen hat, erschlossen werden.48 Da in dieser Untersuchung ein ganzer Wörterbuchtyp betrachtet werden soll, kann diese Interpretation nicht ausführlich und für jedes Wörterbuch erfolgen. Offensichtliche Zeitbezüge, ideologisch motivierte Zielvorstellungen sowie außersprachliche Einflüsse in den Wörterverzeichnissen sollen aber dennoch zur Sprache kommen. Für die Darstellung der Entwicklung der deutschen Fremdwortlexikografie zwischen 1800 und 2007 wird also ein mehrstufiges Analyseverfahren zugrunde gelegt, in das möglichst alle ermittelten Wörterbücher einbezogen werden, das sich aber umso exemplarischer gestaltet, je detaillierter die Wörterbuchanalysen erfolgen. Das drückt sich in verallgemeinernd-entwicklungsbezogenen und in einzelwerkbezogenen Ausführungen aus.
–––––––—–– 47
48
Solche Interessen, die auch in Bezug auf die Herstellung von Fremdwörterbüchern relevant geworden sein können, sind u.a.: Förderung des internationalsen Reiseverkehrs und des Tourismus, Stärkung des Nationalbewusstseins, Rettung einer Sprache oder Sprachvarietät vor dem drohenden oder angeblich drohenden Untergang, Reinigung einer Sprache von überfremdenden Elementen, Durchsetzung bestimmter sprachkultureller oder kulturpädagogischer Anliegen, Unterstützung sprachpolitischer Bestrebungen, punktuelle und direkte Sprachlenkung im Bereich der politischen Lexik, gesellschaftliche Integration durch Abbau von sprachbedingten Kommunikationsstörungen. Vgl. Wiegand (1998b: 59). Haß-Zumkehr zählt diejenigen lexikografischen Entscheidungen, die sich in ihren Untersuchungen als soziokulturell relevant herausgestellt haben, in (1995: 386–389) und (1999: 252) auf, darunter die Wahl der Quellen, die Lemmaauswahl, die Beschreibungssprache, die Bedeutungsangaben, die Kompetenz- und Belegbeispiele.
19
4. Begriffsbestimmung 4.1 Der Untersuchungsgegenstand und sein Gegenstandsbereich – Der Begriff des Fremdwörterbuchs und die Klassifikation lexikalischer Entlehnungen in dieser Arbeit Nach Kirkness (1990: 1168) sind Fremdwörterbücher Nachschlagewerke, die den (gesamten) Fremdwortschatz einer Sprache verzeichnen. Hausmann (1989c: 975) ordnet sie unter die varietätenbezogenen monolingualen Spezialwörterbücher, genauer unter solche Nachschlagewerke, die einen speziellen (diasystematisch markierten) Teilwortschatz der Standardsprache erläutern. Auch Hennes Wörterbuchdifferenzierung in Henne (1980) läuft darauf hinaus, dass sich Fremdwörterbücher vorrangig dadurch auszeichnen, dass in ihnen Daten zu einem bestimmten, nämlich „Fremdwortschatzorientierte(n)“ (ebd. 780) lexikalischen Teil einer Sprache gesammelt und bereitgestellt sind. Kühn (1978) beschreibt Fremdwörterbücher als Interferenzwörterbücher, in denen Lexeme, die ursprünglich aus anderen Sprachen stammen („nichtmuttersprachliche Wörter“, ebd. 98), durch indigene Äquivalente oder Paraphrasen („in der Muttersprache“, ebd. 10) erklärt werden. Aber auch er verweist darauf, dass es sich bei Fremdwörtern um Lexeme handelt, die ein Teil des Gesamtwortschatzes einer Sprache sind.49 Diesen Beschreibungen lassen sich mehrere Merkmale entnehmen, die für die Unterscheidung von Fremdwörterbüchern von anderen Nachschlagewerken bedeutend sind. Fremdwörterbücher gehören zu den einsprachigen lexikografischen Nachschlagewerken, denn sie erklären ihren Gegenstand in derselben Sprache, aus der er stammt. Aber sie verzeichnen nur einen bestimmten Teil des Gesamtwortschatzes einer Sprache, nämlich den sogenannten Fremdwortschatz. Das besondere Kriterium von Fremdwörterbüchern, nach dem differenziert wird, ist also der Bezug der Lemmaauswahl auf einen bestimmten Sprachausschnitt bzw. ein lexikalisches Teilsystem, das des Fremdwortschatzes.50 Eine mögliche Themengebundenheit wird dabei nicht ausgeschlossen, aber auch nicht extra erwähnt. Zu beachten ist aber, dass dieser Teilwortschatz hinsichtlich seiner Herkunft nicht weiter spezifiziert wird. Kirkness bemerkt zwar, dass es auch Wörterbücher gibt, die z.B. nur Anglizismen oder Romanismen verzeichnen, aber er stellt sie den ‚allgemeinen’ Fremdwörterbüchern als Entlehnungswörterbücher bzw. einzelsprachspezifische ‚Fremdwörterbücher’ gegenüber.51 Auch für Wiegand sind Fremdwörterbücher gemäß seiner Typologie von Sprachkontaktwörterbüchern nicht bi-, sondern polylateral.52 Aufbauend auf dieser Beschreibung wurde darum bisher von einem deutschen Fremdwörterbuch als von einem Produkt lexikografischer Tätigkeit gesprochen, das seine Lemmaauswahl auf den einzelsprachübergreifenden Fremdwortschatz der deutschen Sprache konzentriert. Einzelsprachübergreifend soll bedeuten, dass in Fremdwörterbüchern Lexeme und Morpheme beschrieben werden, die aus verschiedenen Gebersprachen entlehnt sind.
–––––––—–– 49
50 51 52
Vgl. Kühn (1978), wo er davon spricht, dass Fremdwörterbücher „die in eine Sprache aufgenommenen nichtmuttersprachlichen Wörter [...], die aufgrund ihrer Bestandteile, Lautung, Schreibung und Geläufigkeit als fremd empfunden werden“, systematisieren. (Kühn 1978: 98). Ganz ähnlich Reichmann (2001b: 152). Vgl. Kirkness (1990: 1169). Vgl. Wiegand (2001a: 69f.).
20 Parallel zu den theoretischen Ausführungen von Wiegand (1998b: 58), nach denen Wörterbücher sich durch bestimmte genuine Zwecke definieren lassen und nach denen der genuine Zweck aller Wörterbücher darin besteht, dass sie benutzt werden, um anhand der in ihnen verzeichneten lexikografischen Daten, die vor allem im Wörterbuchverzeichnis bzw. in den -verzeichnissen zu finden sind, Informationen zu denjenigen Eigenschaftsausprägungen sprachlicher Ausdrücke zu erschließen, die zum jeweiligen Wörterbuchgegenstand53 gehören, kann für den Typ des Fremdwörterbuchs gesagt werden, dass er solche lexikografischen Nachschlagewerke umfasst, deren genuiner Zweck es ist, benutzt zu werden, um anhand lexikografischer Daten Informationen zu mehr oder weniger allen Eigenschaftsausprägungen solcher sprachlichen Ausdrücke zu erschließen, die im Deutschen unter der Bezeichnung ‚Fremdwort’ bekannt sind.
Auch diese Definition läuft darauf hinaus, dass Fremdwörterbuchautoren ihre Werke so gestaltet haben, dass die Benutzer in ihnen primär Daten zu einem bestimmten Teilwortschatz des Deutschen finden können. Der Gegenstandsbereich54 der Wörterbücher ist also das ausschlaggebende Kriterium für die Einordnung von lexikografischen Nachschlagewerken zu Fremdwörterbüchern. Dieser muss nicht vollständig erfasst sein. Primär bedeutet, dass es in einem geringen Maße zu Eintragungen kommen kann und in der Realität auch kommt, die je nach Auslegung des Begriffes ‚Fremdwort’ und aufgrund der fließenden Übergänge zwischen Fremdwort und Nicht(-mehr)-Fremdwort nicht (mehr) zum Fremdwortschatz gerechnet werden, die die Charakterisierung des Nachschlagewerks als fremdwortverzeichnendes Wörterbuch dennoch nicht beeinträchtigen. Geht man vom Lemmabestand heute verbreiteter deutscher Fremdwörterbücher und von den Auffassungen eines großen Teils der Sprachkontaktforscher55 aus, so werden unter den Begriff ‚Fremdwort’ ausdrucksseitig erkennbare, direkt oder indirekt aus anderen Sprachen entlehnte Lexeme bzw. Lexemverbindungen subsumiert. Soll der negativ besetzte Begriff ‚Fremdwort’ vermieden werden, so lässt sich auch von ausdruckseitig erkennbarem Lehngut oder von ausdrucksseitig erkennbaren Sprachkontaktprodukten sprechen. Das sind zum einen unmittelbar aus fremden Sprachen übernommene Wortentlehnungen (direkte Entlehnungen), zum anderen die innerhalb der Nehmersprache, in unserem Fall des Deutschen, partiell oder ganz mit Hilfe einmal entlehnter Komponenten entstandenen Fremd- oder Lehnwortbildungen, die kein Vorbild oder keine Entsprechung in einer anderen Sprache
–––––––—–– 53
54
55
Vgl. Wiegand (1998b: 299). Als Wörterbuchgegenstand wird „die Menge der in einem Wörterbuch lexikografisch bearbeiteten Eigenschaftsausprägungen von wenigstens einer, höchstens aber von endlich vielen sprachlichen Eigenschaften bei einer bestimmten Menge von im Wörterbuch erwähnten Ausdrücken, die zu einem bestimmten Wörterbuchgegenstandsbereich gehören“, verstanden. (Wiegand 1998b: 302). Unter Gegenstandsbereich wird nach Wiegand (1998b: 303) der sprachliche Bereich verstanden, „aus dem diejenigen sprachlichen Ausdrücke stammen, die hinsichtlich bestimmter Eigenschaftsausprägungen in einem Wörterbuch lexikografisch bearbeitet sind.“ Vgl. u.a. Betz (1974: 136f.), Eisenberg (2001: 184), Eisenberg (2011: 2), Heller (1966, 1981), Kirkness (2001: 115), Müller (1976: 59), Munske (1988: 48), Munske (2001: 25f.), Plümer (2000: 146–151), Schippan (1992: 263–269), Yang (1990: 16).
21 besitzen müssen.56 Der Begriff ‚Lehnwortbildung’ bezieht sich auf die Erscheinungen der Hybridbildungen57 und der Scheinentlehnungen58, die einen nicht zu unterschätzenden Teil des deutschen Fremdwortschatzes und damit der Lemmaauswahl von Fremdwörterbüchern ausmachen. Die sogenannten Lehnwörter, also solche Wörter, die zwar direkt oder indirekt aus anderen Sprachen entlehnt, aber in das Sprachsystem der Nehmersprache – Eisenberg (2011: 32) spricht von Integration in den Kernwortschatz – vollständig integriert sind, von den Sprachteilnehmern nicht mehr als fremdsprachlich erkannt werden und somit als heimisch gelten, werden im Fremdwörterbuch in der Regel nicht verzeichnet. Ausgeschlossen bleiben auch die sogenannten inneren Entlehnungen oder Lehnprägungen, d.h. die Übernahmen von Bedeutungen fremdsprachlicher Zeichen, welche mit indigenen sprachlichen Mitteln realisiert werden. Sie werden üblicherweise in Lehnübersetzung, übertragung und -bedeutung unterschieden.59 In einer weiteren Kategorie innerhalb des inneren oder semantischen Lehnguts beschreibt Orgeldinger (1999: 14–23) Verdeutschungen als indirekte Lehnprägungen. Man könnte sie auch als Lehnprägungen 2. Ordnung verstehen. Sie sind für einen Teil der untersuchten Wörterbücher sehr bedeutend, jedoch kaum als Lemmata. Eine Form, die für Wörterbücher ebenfalls keine Rolle spielen und dem deutschen Lehngut gegenüberstehen sollte, ist das sogenannte ‚Zitatwort‘, ein fremdsprachliches Wort, das im deutschen Text mit seiner fremdsprachlichen Form okkassionell gebraucht, eben nur zitiert wird. Inwiefern indigene bzw. native Lexeme als anderer Rand in Fremdwörterbüchern einen Platz einnehmen, muss ebenfalls untersucht werden.60 Die vorgestellten Begriffsbestimmungen beruhen auf dem synchron-merkmalsbezogenen Ansatz der neueren Fremdwortforschung. Dieser bestimmt das Fremdwort innerhalb des Systems der deutschen Gegenwartssprache. Ausgehend vom deutschen Kernwortschatz wird auf den einzelnen Ebenen des Sprachsystems, vorrangig auf der phonologischen, morphematischen, graphischen und lexikalischen Ebene, nach solchen Eigenschaften gesucht, die auffällig von diesem Kern abweichen. Sie stellen die herausragenden Eigenschaften von
–––––––—–– 56
57
58
59 60
Eisenberg (2011: 34) bevorzugt ‚Fremdwortbildung‘, da es eher auf (grammatisch) fremde Eigenschaften hinweist, wohingegen ‚Lehnwortbildung‘ für ihn mehr an das assimilierte‚Lehnwort‘ erinnert. Ich verstehe Letzteres eher als Hinweis auf das Entlehnte in den Wörter. Unter Hybridbildungen werden lexikalische Formen verstanden, die aus einem indigenen und einem fremden oder aus mehreren fremden Bestandteilen unterschiedlicher Sprachen bestehen (z.B. durchpowern, Image-Aufbesserung, Manager-Niveau). Man findet auch den Begriff Mischkomposita. Da diese Form der Fremdwörter neben Komposita auch Ableitungen und Partikelverben enthält, erweist sich diese Bezeichnung jedoch als ungeeignet. Vgl. z.B. Carstensen/Busse (1993: 66–73) und Busse (2001: 137f.). Mit Scheinentlehnungen sind Lexeme und Lexemverbindungen gemeint, die aus Sprachmitteln einer anderen Sprache bestehen, deren Formativ oder Bedeutung jedoch in eben jener Herkunftssprache nicht bekannt ist bzw. nicht verstanden wird. Es lassen sich lexikalische und semantische Scheinentlehnungen sowie Lehnveränderungen unterscheiden. Sie sollen hier nicht weiter definiert werden, weil diese Unterscheidung relativ neu und in der Fremdwortlexikografie (bisher) nicht relevant, weil für die meisten Wörterbuchbenutzer für den richtigen Gebrauch oder die Verdeutschung von Fremdwörtern nicht bedeutend ist. Für ihre genauere Definition vgl. z.B. Carstensen/Busse (1993: 63–66*), Plümer (2000: 149), Volland (1986: 161–171), Yang (1990: 10–16). Vgl. zum inneren Lehngut u.a. Betz (1949), Betz (1974), Bäcker (1975), Yang (1990). Vgl. dazu z.B. Eigenberg (2011: 3 u. 16). Es wird sich zeigen, ob solche Formen wirklich nicht in Wörterbüchern vorkommen.
22 Fremdwörtern dar. Dieser Ansatz lässt sich insofern mit dem dieser Arbeit zugrunde gelegten kontaktbezogenen Ansatz der Sprachgeschichtsschreibung vereinbaren, als er Fremdwörter als direkte oder indirekte Produkte historischer Entlehnungsvorgänge und somit von Sprachkontakten auffasst, deren auffällige Merkmale zwar charakteristisch für andere Sprachsysteme sind, zugleich aber verbindende Elemente darstellen, da es sie nun auch in der Sprache der Entlehner gibt. Andererseits besitzt ein Teil des Fremdwortschatzes Merkmale, die sich erst im Laufe des Integrationsprozesses entwickelt haben, welche jedoch weder in der Herkunftssprache noch im Kernsystem der Nehmersprache zu finden sind und in der Letzteren ein eigenes Teilsystem bilden können.61 Vor allem wird der Fremdwortschatz, auch wenn er mit diesem Ansatz in die Peripherie des deutschen Sprachsystems gerückt wird, nicht aus diesem System ausgeschlossen. Die oben gegebenen Bestimmungen von Entlehnungstypen auf der Grundlage des synchron-merkmalsbezogenen Ansatzes bilden die Basis für die hier durchzuführende Untersuchung der Lemmaauswahl der zu betrachtenden Wörterbücher. Das soll Einheitlichkeit in der begrifflichen Beschreibung der Makrostruktur gewährleisten und einen Vergleich zwischen den Wörterbüchern erleichtern. In der makrostrukturellen Analyse wird u.a. auch nach sogenannten Bezeichnungsexotismen62 sowie Internationalismen und Europäismen63 geschaut. Für ihre Bestimmung spielen neben äußeren Merkmalen zusätzlich denotative Merkmale bzw. ihr Gebrauch in anderen Sprachen eine Rolle. Sie werden in der Literatur zum äußeren Lehngut oft mit besprochen, gehören aber m.E. nicht direkt in eine merkmalsbezogene Klassifikation, sondern sind direkte Entlehungen, seltener Lehnwortbildungen. Diese Auffassung vom Fremdwort ist jedoch nicht die einzig mögliche und sicherlich nicht die einzige deutschen Fremdwörterbüchern zugrunde gelegte. Im diachronischen bzw. etymologischen Ansatz entscheidet das Kriterium Herkunft über die Zugehörigkeit eines Wortes zum Fremdwortschatz einer Sprache. Als Fremdwörter werden diejenigen Lexeme betrachtet, die irgendwann aus einer fremden Sprache ins Deutsche übernommen worden sind, unabhängig von ihrem Assimilationsgrad. Nicht selten gelten sie als dem deutschen Wortschatz nicht zugehörig.64 Im psychologisch-pragmatischen Ansatz sind diejenigen Wörter Fremdwörter, die jemandem fremd sind. Die Bestimmung des Fremdwortbegriffs stützt sich vor allem auf den Fremdheitscharakter der betrachteten Lexeme in Hinsicht auf die Verständlichkeit für einzelne Sprachteilhaber. Damit ist sie höchst subjektiv, bezieht aber das landläufige Fremdwortverständnis der Sprachgemeinschaft vom fremden als vom unbekannten Wort ein. Der
–––––––—–– 61
62
63
64
Vgl. dazu genauer Eisenberg (2001), der diesen Fakt im Bereich Betonung und Wortbildung aufzeigt und von Epizentren spricht. Vgl. auch Munske (2001). Mit Heller (1966: 47) werden unter Bezeichnungsexotismen Wörter verstanden, die „Gegenstände, Einrichtungen, Erscheinungen, Personen und Vorgänge bezeichnen, die innerhalb der deutschen Sprachgrenzen nicht vorkommen und deshalb die Bezeichnung behalten, die sie dort tragen, wo sie existieren.“ Hier als Wörter verstanden, die in ihrer Form und Bedeutung (sehr ähnliche) Entsprechungen in mehreren Sprachfamilien besitzen, einerseits international, andererseits europäisch betrachtet. Sie lassen sich aber auch als Varianten eines übergeordneten Paradigmas auffassen. Vgl. dazu genauer Braun (1990, 2003). Zu diesem Ansatz vgl. Polenz (1967: 69f.), Schank (1979: 32f.) und Heller (1981: 162–165).
23 hiermit beschriebene Lexembereich umfasst auch hier, so räumen die Vertreter dieses Ansatzes ein, hauptsächlich äußerlich erkennbare Sprachkontaktprodukte.65 Die Frage, welches Verständnis vom Fremdwort die Wörterbuchautoren ihrer Lemmaauswahl zugrunde gelegt haben, ist Teil der Wörterbuchanalyse. Wichtig für die Definition des betrachteten Wörterbuchtyps sowie für die Festlegung des Untersuchungskorpus in der vorliegenden Arbeit ist jedoch noch Folgendes: Fremdwörterbücher sind nicht nur Fremdwörterbücher, weil in ihren Verzeichnissen primär ausdrucksseitig erkennbare Sprachkontaktprodukte aufgelistet sind. Auch andere Nachschlagewerke können vorrangig Fremdwörter enthalten. Die Fremdwortlexikografen müssen ihren Werken zusätzlich bzw. hauptsächlich die Funktion zugewiesen haben, Informationen über Fremdwörter zu vermitteln, weil sie (wie auch immer aufgefasste) Sprachkontaktprodukte sind, nicht weil sie als Fachwörter interessieren oder ihre Denotate betrachtet werden sollen. Fremdwörterbücher beschreiben sozusagen nicht nur zufällig äußerlich erkennbares Lehngut. Schließlich sei darauf verwiesen, dass Fremdwörterbücher auch als Sprachkontaktwörterbücher charakterisiert werden können, nämlich als diejenigen, die ausdrucksseitig erkennbares Lehngut verzeichnen. Es wurde bereits angesprochen, dass Fremdwörter mit dem kontaktbezogenen Modell Sprachkontaktprodukte sind.
4.2 Abgrenzung fremdwortverzeichnender lexikographischer Produkte vom Untersuchungsgegenstand und Eingrenzung des Untersuchungszeitraums Es gibt eine große Anzahl lexikografischer Nachschlagewerke, die Fremdwörter verzeichnen. Nicht alle gehören zum Wörterbuchtyp des sogenannten Fremdwörterbuchs. Auf der Grundlage der oben genannten Merkmale sollen Fremdwörterbücher von anderen, Fremdwörter enthaltenden Nachschlagewerken abgegrenzt und damit aus dem Korpus der Untersuchung ausgeschlossen werden. Für eine Untersuchung bleiben aus den folgenden Gründen unberücksichtigt: Allgemeine Wörterbücher der deutschen Sprache, die Fremdwörter in ihren Lemmabestand aufgenommen haben. Sie werden nicht dafür erarbeitet, um Auskunft über Eigenschaftsausprägungen von Entlehnungen, also über einen spezifischen Teilwortschatz des Deutschen zu geben, sondern um den allgemeinen deutschen Wortschatz in seiner Gesamtheit zu beschreiben. Fremdwörter werden nur verzeichnet, weil sie zu diesem Wortschatz dazugehören. Benutzer solcher Nachschlagewerke konsultieren allgemeine deutsche Wörterbücher nicht mit dem Ziel, Informationen über Fremdwörter zu erschließen. Die nachgeschlagenen Daten zu Entlehnungen werden zuallererst als Angaben zu deutschen Wörtern aufgefasst. Enzyklopädien und Sachlexika, denn sie gehören zum Typ der sachbezogenen lexikografischen Nachschlagewerke, die das Augenmerk weniger auf die sprachlichen Zeichen als auf den durch sie repräsentierten Sachverhalt legen.66 Auch wenn durch sie ein großer Beitrag vor allem zur inhaltlichen Erläuterung von Fremdwörtern geleistet wird und sie, wie Jones (1977) nachgewiesen hat, wesentlichen Anteil an der Herausbildung des hier zu un-
–––––––—–– 65 66
Zu diesem Ansatz vgl. Schank (1979: 51), Polenz (1967: 74f.). Zur Unterscheidung von Sprach- und Sachwörterbuch vgl. Wiegand (1998b: 47–58).
24 tersuchenden Wörterbuchtyps haben, dürfen sie in ein Korpus der Fremdwörterbücher nicht aufgenommen werden. Fachlexika und -wörterbücher. Sie beinhalten oft eine große Menge Fremdwörter. Diese erscheinen in den jeweiligen Werken jedoch unter dem Aspekt erklärungsbedürftiger Fachwörter. Solche Nachschlagewerke stellen aber oft eine wichtige Quelle bei der Erarbeitung von Fremdwörterbüchern dar, deren Lemmaauswahl in der Regel fächerübergreifend gestaltet wurde. Von den Laien werden Fremdwörterbücher darum oft wie allgemeinere, einzelne Bereiche übergreifende Fachwörterbücher benutzt.67 einzelsprachspezifische fremdwortbeschreibende Nachschlagewerke wie Osman (1982), Telling (1987) und Carstensen (1993–1996). Gemeint sind also Anglizismen-, Romanismen-, Slawismen-, Latinismenwörterbücher usw. Diese Nachschlagewerke haben sich auf Entlehnungen aus jeweils einer Sprache spezialisiert und repräsentieren damit nicht den allgemeinen Fremdwortschatz des Deutschen. Da sie ihre Lemmata vorrangig nach dem Kriterium der Herkunft auswählen, enthalten sie außerdem oft nicht nur solche Wörter, die hier unter die Fremdwörter subsumiert wurden. Der Gegenstandsbereich umfasst meist auch völlig assimilierte Lehnwörter und nicht selten auch Teile des inneren Lehnguts. Es kommt auch vor, dass gebersprachliche Lexeme als Lemmata dienen.68 zwei- und mehrsprachige Nachschlagewerke. Auch wenn in ihnen eine Reihe von Lexemen gelistet ist, die in Form und Bedeutung mit im Deutschen vorkommenden Entlehnungen übereinstimmt, enthalten sie keine Fremdwörter. Die verzeichneten Lemmata referieren auf Lexeme eines anderen Sprachsystems. Diese Lexeme werden auch nicht in derjenigen Sprache erläutert, aus der sie stammen. Vielmehr werden ihnen in der Regel Äquivalente aus einer oder mehreren anderen Sprachen gegenübergestellt. Zwei- und mehrsprachige Wörterbücher dienen demnach vor allem der Übersetzung von Wörtern von einer Sprache in eine bzw. mehrere andere. Damit sind diese Werke zwar Sprachkontaktwörterbücher, sie gehören aber nicht zu den einsprachigen Nachschlagewerken.69 Mit dieser Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes von anderen, fremdwortverzeichnenden Nachschlagewerken werden, um es noch einmal zu wiederholen, nur diejenigen einsprachigen Wörterbücher in das Untersuchungskorpus der vorliegenden Arbeit aufgenommen, deren vorrangiger Zweck es ist, Auskunft über das einzelsprachübergreifende äußere Lehngut des Deutschen zu geben. Damit werden auch die fremdwortverzeichnenden unselbstständig erschienenen Glossare und Verzeichnisse sowie Produkte abgebrochener lexikografischer Prozesse aus dem Korpus und der Bibliografie ausgeschlossen. Diese Texte sind einerseits in größere, nicht immer lexikografische Werke eingebettet, andererseits kaum vollständig ermittelbar. Die in der vorliegenden Untersuchung vorgenommene zeitliche Eingrenzung des Wörterbuchkorpus auf Arbeiten aus den Jahren zwischen 1800 und 2007 hat mehrere Gründe. Lexikografische Produkte des 16. bis 18. Jahrhunderts werden aus der Analyse ausge-
–––––––—–– 67 68
69
Vgl. Kirkness (1984: 115). Vgl. z.B. diese Lemmaauswahl bei Wolff (1990, 6. Aufl.). Telling (1987) und Carstensen (1993– 1996) enthalten beispielsweise auch Lehnwörter. Im Übrigen nennen sich diese Nachschlagewerke auch nicht Fremdwörterbücher. Vgl. z.B. Wolff (1958), Neske (1970), Richter (1981), Müller (1995), Sörensen (1995) u.a. Zu den zwei- und mehrsprachigen Wörterbüchern vgl. Bergenholtz u.a. (1997: 257f. u. 211) sowie Hausmann/Werner (1990: 2729–2769) und Kromann/Riiber/Rosbach (1990: 2711–2728).
25 schlossen, weil einerseits mit Jones (1977) ein Aufsatz über die fremdwortbezogenen Nachschlagewerke zwischen 1571 und 1728 vorliegt. Andererseits handelt es sich bei den wenigsten der bekannten Arbeiten dieser Zeit um selbstständige, auf den allgemeinen Fremdwortschatz bezogene Nachschlagewerke. Diese stammen vorwiegend vom Ende des 18. Jahrhunderts und sind, wenn es von ihnen noch Auflagen nach 1800 gegeben hat, in die Bibliografie aufgenommen und bis zu einem gewissen Grad in der Untersuchung berücksichtigt worden. Die meisten der von Jones unter dem Titel ‚foreign word dictionaries’ subsumierten Arbeiten sind jedoch einzelbereichsspezifische Glossare und Fachwortverzeichnisse zu den Bereichen Handel, Militär, Jura und Zeitungsnachrichten oder sie lassen sich eher in die Tradition der Sachlexika oder mehrsprachigen Wörterbücher einordnen bzw. sind Mischtypen. In das Korpus sollen aber nur selbstständige Drucke aufgenommen werden, die über den Rahmen von Wortlisten hinausgehen, als einsprachige Wörterbücher konzipiert sind und vorrangig sprachbezogene Angaben machen. Mindestens die Glossare gehören nicht im eigentlichen Sinne dem Typ des Fremdwörterbuchs an, wohl aber in die Früh- bzw. Vorgeschichte der sogenannten Fremdwortlexikografie.70 Ein anderer Grund, das Untersuchungskorpus mit Wörterbüchern aus der Zeit um 1800 beginnen zu lassen, hängt mit dem Entwicklungsstand der deutschen Sprache und der deutschsprachigen Lexikografie dieser Zeit zusammen. Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts ist eine einheitliche deutsche Schriftsprache etabliert, über die umfassendere lexikografische Werke erarbeitet werden können.71 Und auch erst dann löst sich die deutschsprachige Lexikografie von der lateinischen soweit, dass die ersten einsprachigen Wörterbücher zur deutschen Sprache entstehen. Auch wenn bereits in den Wörterbuchprogrammen des Barocks und der Frühaufklärung72 solche allgemeinen deutschen Nachschlagewerke gefordert werden, erscheint das erste einsprachige Wörterbuch, Adelungs Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches, erst zwischen 1774 und 1786.73 Dieses Werk wie auch viele weitere allgemeine deutsche Wörterbücher74 nach ihm schließen die (meisten) Fremdwörter bzw. fremden oder ausländischen Wörter, wie sie bis dahin noch genannt werden, aus ihrem Lemmabestand aus. Eine solche lexikografische Praxis macht es erforderlich, sie in eigens für sie angelegten Nachschlagewerken zu verzeichnen. Seit diesem Zeitpunkt stehen fremdwortbezogene Wörterbücher als Speziallexika den allgemeinen Sprachwörterbüchern des Deutschen gegenüber. Einer der herausragenden Wörterbuchautoren um die Wende zum 19. Jahrhundert ist Joachim Heinrich Campe. Seine fremdwortlexikografische Tätigkeit gilt unter Wörterbuchforschern75 als schulemachend und epocheeinleitend. Zwar kann Campe in seiner Arbeit die
–––––––—–– 70
71
72 73 74
75
Vgl. zu sprachkontaktbezogenen Arbeiten von vor 1800 v.a. Jones (1977), Jones (1995), Jones (2000), Brekle u.a. (1992–2005), P.O. Müller (2001). Es gab natürlich schon vorher gesamtsprachbezogene deutsche Wörterbücher, doch sind sie noch keine einsprachigen Nachschlagewerke im eigentliche Sinne, sondern „einsprachig-zweisprachige Zwittergebilde“ (Hausmann 1989a: 9). Vgl. die Wörterbuchprogramme der barocken Sprachgesellschaften und das von Leibniz. Diese Charakterisierung in Hausmann (1989a: 10). So auch die Bücher von Campe, Heyse, Heyne, Paul, Trübner und natürlich Grimm. Ausnahmen sind beispielsweise die deutschen Wörterbücher von Sanders und Weigand. Vgl. Jones (1977), Kirkness (1984, 1988 und 1990), Munske (2001). Kühn und Püschel sprechen von einem Höhepunkt in der deutschen Fremdwortlexikografie, vgl. Kühn/Püschel (1990a: 2063).
26 Ergebnisse einer 200-jährigen fremdwortbeschreibenden Praxis nutzen76 und von den theoretischen Betrachtungen, die seit geraumer Zeit zu Gebrauch und Bewertung deutschen Lehnguts angestellt worden sind,77 profitieren. Sein Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke von 1801 besitzt aber gegenüber seinen Vorgängern in der Zahl und der Vielfalt der Stichwörter sowie in deren Beschreibung eine neue Qualität. Er verzeichnet erstmals in sehr umfangreichem Maße möglichst ausschließlich den deutschen Fremdwortschatz und kommentiert ihn, zum Teil erklärend, zum Teil verdeutschend, in ausführlicher Weise. Zugleich konzipiert Campe sein Werk als ‚Ergänzungswörterbuch’ zu Adelungs Wörterbuch und etabliert damit eine Praxis, die bis heute andauert. Mit dieser Etablierung des ‚Ergänzungswörterbuchs’ hängt die Prägung der Bezeichnungen ‚Verdeutschungswörterbuch’ und ‚Fremdwörterbuch’ zusammen. Sie werden verwendet, um Nachschlagewerke zu benennen, deren Lemmaauswahl sich aus dem Grund auf äußerlich erkennbares Lehngut konzentriert, weil sie Sprachkontaktprodukte sind, nicht weil sie vielleicht (auch) schwer zu verstehen wären. Dem Titel nach gibt es Fremdwörterbücher erst seit 1825. Nicht ganz zufällig wird also der Beginn des Zeitraums, aus dem die in dieser Arbeit untersuchten Werke stammen, auf den Anfang des 19. Jahrhunderts gelegt. Es wird davon ausgegangen, dass seitdem eine Reihe unterschiedlicher Fremdwörterbücher entstanden ist, die nicht zuletzt aufgrund der gesellschaftshistorischen Entwicklung, der wissenschaftlichen Ansprüche und lexikografischen Ziele der Autoren unterschiedliche Profile zeigen.
4.3 Einordnung des Fremdwörterbuchs in die Wörterbuchlandschaft Fremdwörterbücher werden in vielen Typologien zur deutschen Wörterbuchlandschaft der einsprachigen Speziallexikografie zugeordnet. Das ist insofern richtig, als deutsche Fremdwörterbücher einen markierten Teil des deutschen Wortschatzes verzeichnen und die Erklärungen der zu beschreibenden Lexeme in derjenigen Sprache erfolgen, der auch die Lexeme angehören. Wirft man einen Blick auf vorhandene Einteilungen von Nachschlagewerken, so erscheinen Fremdwörterbücher aufgrund weiterer notwendiger Differenzierungen z.B. bei Henne (1980: 780) als sprachsoziologisch markierte, genauer benutzerinteressenbezogene Nachschlagewerke neben den wortarten-, häufigkeits-, textsorten- und grundwortschatzorientierten Wörterbüchern, bei Hausmann (1989c: 975) ebenfalls aufgrund einer Markiertheit in der Standardsprache neben Wörterbüchern zu Archaismen, Neologismen, Internationalismen, Tabuwörtern u.a. und bei P.O. Müller (2001: 29) aufgrund einer thematischen Gebundenheit der Lemmata neben der Fach- und der Eigennamenlexikografie. Un-
–––––––—–– 76
77
Verwiesen sei auf eine fremdwortbeschreibende Tätigkeit seit Simon Roths Dictionarius (1571), auch wenn diese nur selten nur den eigentlichen Sinn hatte, Fremdwörter zu erfassen. Vgl. Jones (1977). Man denke an die Auseinandersetzungen mit Sprachkontaktprodukten seit dem Humanismus, vor allem aber in den verschiedenen barocken Sprachgesellschaften sowie in der Zeit der Aufklärung (z.B. von Thomasius, Wolff, Leibniz). Campe selbst agiert in der Zeit der Spätaufklärung, in der sich der sprachpuristische Diskurs zu einem fremdwortpuristischen wandelt. Vgl. Kirkness (1975) und Jones (1995).
27 berücksichtigt bleibt oder zumindest sehr spät in der Kriterienhierarchie dieser Typologien angesetzt wird, dass es sich bei fremdwortbeschreibenden Nachschlagewerken um Produkte handelt, die lexikalisch fassbare Resultate von Sprachkontakten erläutern, nicht einen thematisch oder sprachsoziologisch markierten lexikalischen Sprachbereich, und damit ebenso wie zwei- und mehrsprachige Nachschlagewerke als Sprachkontaktwörterbücher bezeichnet werden können, als Wörterbücher nämlich, deren genuiner Zweck es ist, den Sprachkontakt von n > 2 Sprachen und seine lexikalischen Ergebnisse lexikografisch zu bearbeiten.78 Da diese Typologien zur Beschreibung der Wörterbuchlandschaft jeweils einer Einzelsprache ohne direkte Einbettung in den europäischen Gesamtrahmen dienen sollen, gerät dieser Aspekt nicht in den Blick. Kühns Typologie (1978) trägt diesem wichtigen Merkmal der Fremdwörterbücher insoweit Rechnung, als diese Nachschlagewerke in ihr neben die Übersetzungswörterbücher gestellt und beide als Interferenzwörterbücher aufgefasst sind. Doch beruht die Verknüpfung von Fremd- und Übersetzungswörterbuch bei Kühn auf der Annahme, dass es sich bei Fremdwörtern um „nichtmuttersprachliche“ (Kühn 1978: 10) Lexeme handelt. Wiegand (2001a) geht etwas anders vor. Bevor er Fremdwörterbüchern einen Platz in einer Typologie zuweist, gibt er zu bedenken, dass in der Wörterbuchforschung wie in der Sprachgeschichtsschreibung gebührend zu berücksichtigen sei, dass ebenso wie die Entwicklung verschiedener Sprachen auch die sie begleitenden lexikografischen Prozesse miteinander verwoben sind. Besonders deutlich zeige sich diese Verzahnung in der Fremdsprachenlexikografie, deren Produkte oft in einem international zusammengesetzten Team erarbeitet werden und dadurch einen Schnittpunkt zwischen verschiedenen nationalen Lexikografien darstellen. Nachgewiesen werden konnten außerdem Landesgrenzen überschreitende Einflüsse von einzelsprachbezogenen Wörterbüchern (z.B. vom Vocabulario degli Accademia della Crusca von 1612) auf die lexikografische Beschreibung anderer Sprachen.79 Wie Reichmann favorisiert Wiegand deshalb das kontaktbezogene Modell der Sprachgeschichtsschreibung und überträgt es auf die Lexikografie. Er verwendet es unter anderem als Grundlage für seine theoretischen Überlegungen zur terminologischen Differenzierung von Sprachkontaktwörterbüchern und zu ihrer Typologisierung. Für diese ergibt sich aus dem kontaktbezogenen ‚europäisierten’ Blick auf deutsche Wörterbücher ein besonderes Interesse an Nachschlagewerken, die die Eingebundenheit des Deutschen in den europäischen Kulturraum widerspiegeln. Dies führt nämlich zur Eröffnung eines eigenständigen Bereiches für Sprachkontaktwörterbücher, zu denen nun nicht mehr nur zweisprachige Übersetzungswörterbücher zählen, sondern alle diejenigen Nachschlagewerke, die sich mit Sprachkontakten und ihren lexikalischen Ergebnissen befassen, so auch die sogenannten Fremdwörterbücher. Das kontaktbezogene Modell ermöglicht damit, alle diejenigen Wörterbücher typologisch zueinander in Beziehung zu setzen, die unter dem Aspekt des Sprachkontaktes zusammengehören. Dies tut Wiegand auszugsweise in einer Übersicht. Sie soll sichtbar machen, welche Wörterbuchtypen aus welchen Gründen den Fremdwörterbüchern sachlich nahe stehen und welche Differenzierungen zu treffen sind. Eine solche Übersicht lässt außerdem deutlicher die Schnittpunkte hervortreten, die es zwischen den Lexikografien der einzelnen Sprachen gibt.
–––––––—–– 78 79
Vgl. Wiegand (2001a: 69). Vgl. z.B. Hausmann (1989a), Haß-Zumkehr (2001: 252–263).
28
Abb. 1: Ausschnitt aus Wiegands Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen (Wiegand 2001a: 69f.) (Erläuterungen: „x – y“ von unten nach oben gelesen bedeutet soviel wie x ist ein Untertyp zu y; bedeutet soviel wie die Anwendung des TK führt zu der Unterteilung.)
Für diese Arbeit ist Wiegands Typologie aufgrund seiner Terminologie sehr interessant. In der Diskussion über die Benennungen in dieser Übersicht macht er auf die historische Schwierigkeit aufmerksam, alle kontaktproduktbezogenen Nachschlagewerke, auch alle deutschen, pauschal als Fremdwörterbücher zu bezeichnen.80 Wiegand führt überzeugend vor, dass der bisherige wissenschaftliche Gebrauch von ‚Fremdwörterbuch’ und ‚Fremdwortlexikografie’ nicht angemessen berücksichtigt, dass die Sprecher des Deutschen die
–––––––—–– 80
So wie es bisher in dieser Arbeit, wenn auch unter Vorbehalt getan wurde. Siehe die Verwendung von ‚sogenannt’.
29 Begriffe ‚Fremdwort’ und ‚Fremdwörterbuch’ intuitiv miteinander verbinden würden und dabei die negativen Konnotationen, die die Benennung ‚Fremdwort’ bei vielen immer noch habe, auch auf die Wörterbuchtypenbezeichnung übertragen. Erinnert sei daran, dass die Bezeichnung des Wortschatzbereichs dem fremdwortpuristisch-nationalistischen Diskurs aus der Zeit der Befreiungskriege entstammt, seitdem lange als Kampfwort Verwendung gefunden hat und auch jetzt von vielen noch immer nicht wertneutral benutzt wird.81 Auch ‚Fremdwörterbuch’ ist ein Kind dieser Zeit und jahrzehntelang für solche Wörterbücher gebraucht worden, die zur Erklärung und Kommentierung äußeren Lehnguts und zur Vermeidung seines Gebrauchs beitragen konnten. Bis heute findet sich die Auffassung, dass Fremdwörterbücher nicht nur zur Erklärung von lexikalischen Sprachkontaktprodukten dienen, sondern auch beim Fremdwortersatz helfen wollen. Ein Festhalten an einer pauschalen Wörterbuchtypenbezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ für alle Nachschlagewerke, deren genuiner Zweck es sei, Daten über den allgemeinen deutschen Fremdwortschatz zu liefern, verhindere es, der Verschiedenheit und Vielfalt eben genannter Werke wissenschaftlich gerecht zu werden, so Wiegand. Das habe bislang dazu geführt, dass auch in den einschlägigen Texten zur fremdwortbezogenen Sprachkontaktlexikografie eine historische Kontinuität konstruiert werde, die mit dem Dictionarius von Simon Roth von 157182 beginne, über die themenbezogenen Glossare verlaufe und weitere nichtpuristische Werke mit puristischen Wörterbüchern in eine Reihe stelle.83 Nach Wiegand (2001a: 67) sei es zum einen historisch unangemessen, die Bezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ auf diejenigen Nachschlagewerke zu übertragen, die vor dem Aufkommen dieser Benennung entstanden sind, schon gar nicht, wenn die Autoren sie nicht mit puristischen Zielen verfasst haben. Zum anderen gefährde eine unkommentierte Verwendung dieser Bezeichnung für Nachschlagewerke, die seit dem Aufkommen der Benennung entstanden sind, die Möglichkeit, dass die Existenz einer nichtpuristischen Tradition von Sprachkontaktlexikografie neben einer puristischen überhaupt in Erwägung gezogen wird. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass es auch diese Tradition gab und gibt. Dem ist zuzu-
–––––––—–– 81
82
83
Vgl. Polenz (1999: 265). Die frühesten Belege der Bezeichnung ‚Fremdwort’ finden sich bei Jahn 1816 und bei Jean Paul 1819. Dem Originaltitel nach ist Roths Dictionarius eher ein „Außleger schwerer / vnbekanter Teutscher/ Griechischer / Lateinischer / Hebraischer / Wälscher vnd Frantzösischer / auch anderer Nationen wörter / so mit der weil inn Teutsche sprach kommen seind / außgelegt / vnd offt mancherley jrrung bringen: hin vn wider auß manicherley geschrifften / vnd gemainer Red zusamen gelesen / außgelegt / vnd als allen Teutschen / sonderlich aber denen so zu Schreibereien kommen / vnd Ampts verwaltung haben / aber des Lateins vnerfarn seind / zu gutem publiciert ...“, ein „Außleger“ also, der Wörter sowohl deutscher als auch fremdsprachiger, vorrangig lateinischer Herkunft erläutert mit dem Zweck, Kommunikationshindernisse zu beseitigen, und sich dabei ganz besonders an Adressaten wendet, die aufgrund ihrer unzureichenden Lateinkenntnisse nicht auf die bekannten lateinischen bzw. lateinisch-deutschen Wörterbücher von Dasypodius und Frisius zurückgreifen können. Roths Einstellung speziell zu den lateinstämmigen Wörtern ist dabei durchaus positiv. Kirkness (1986:160) und Wiegand (2001a: 66) rechnen den Dictionarius zu den hardword-dictionaries und bringen ihn, wie es eigentlich bereits Jones (1977) getan hatte, in die Nachbarschaft fast gleichzeitig entstandener und gleichartig konzipierter Wörterbücher aus England. Siehe zu diesem Wörterbuch genauer P.O. Müller (2001). Vgl. dazu die ausführlicheren Erläuterungen Wiegands zu dieser Konstruktion in Wiegand (2001a: 59–67).
30 stimmen. Aus diesem Grund ist für alle Wörterbücher, die dem Zweck dienen, Resultate des Sprachkontaktes zu verzeichnen, eine (weitgehend) wertneutrale und historisch unabhängige Typenbezeichnung wünschenswert. Sie muss für weitere typologische Differenzierungen offen sein. Wiegand schlägt den Terminus ‚passives polylaterales Sprachkontaktwörterbuch des Deutschen’ vor, unter dem puristische und nichtpuristische Nachschlagewerke wie auch solche vor und nach der Entstehung des Begriffes ‚Fremdwörterbuch’ subsumiert werden können. Letzterer erscheint in der Abb. 1 oben in erläuterter Form als Bezeichnung für bestimmte Gruppen wieder.84 In dieser Untersuchung wird die Bezeichnung ‚produktorientiertes polylaterales Sprachkontaktwörterbuch des Deutschen’ bevorzugt, die die Merkmale ‚kontaktsprachlich’, ‚produktbezogen’ (auf die Ergebnisse bzw. Produkte von Sprachkontakt bezogen), ‚einsprachig’ (Beschreibungssprache und Sprache der Lemmata stimmen überein), ‚polylateral’ (auf die Anzahl der berücksichtigten Kontaktsprachen bezogen) und ‚Sprachwörterbuch des Deutschen’ zusammenfassen soll. Da es in der Arbeit nur um diese Art von Nachschlagewerken geht, wird häufig verkürzt von Kontaktwörterbüchern gesprochen. Auf das Merkmal ‚passiv’ wird verzichtet, weil eine Gegenüberstellung ‚aktiver’ und ‚passiver’ Sprachkontaktwörterbücher nach den Typologiekriterien, wie sie Wiegand vorschlägt, für problematisch gehalten wird. Wie Anglizismen und alle anderen sogenannten Fremdwörter im Deutschen nach heute verbreitetem Verständnis Teil des deutschen Wortschatzes sind, gehören Germanismen als Produkte des Sprachkontaktes anderer Sprachen mit dem Deutschen dem Wortschatz einer anderen Sprache an. Die über sie im Deutschen erschienenen Nachschlagewerke sind demnach keine einsprachigen Wörterbücher und keine Wörterbücher zur deutschen Sprache. Außerdem wird mit den Begriffen ‚passiv’ und ‚aktiv’ zu sehr suggeriert, dass nicht die Sprecher, sondern die Sprachen die Handelnden seien. Andererseits ist zur Unterscheidung von Nachschlagewerken, die Wörter verschiedener Sprachen gegenüberstellen und damit im Prozess des Sprachkontaktes ihren Einsatz finden (Übersetzungswörterbücher), und solchen Werken, die die Produkte von Sprachkontakten erfassen (z.B. sogenannte Fremdwörterbücher), das Kriterium ‚Einsatzform des Wörterbuches im Verhältnis zum Sprachkontakt‘ eingeführt worden. Seine Ausformung findet es in den Merkmalen ‚prozessorientiert‘ versus ‚produktorientiert‘. Angeregt durch Wiegands Typologie wird der Untersuchung damit folgende Gliederung (Abb. 2) zugrunde gelegt. Sie soll die sogenannten deutschen Fremdwörterbücher innerhalb der europäischen Wörterbuchlandschaft zeigen und die Entstehung der gewählten Bezeichnung nachvollziehen helfen. Die Untergliederung der Gruppe ‚produktorientierte polylaterale Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen’ erfolgt im Laufe der Untersuchung.
–––––––—–– 84
Wie in der Übersicht zu erkennen ist, wird die Bezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ nicht einfach ersetzt. Sie tritt mit attributivem Zusatz in den Typenbenennungen derjenigen Entlehnungen beschreibenden Nachschlagewerke wieder auf, die seit der Prägung der Wörterbuchbezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ erschienen sind und im Rahmen der fremdwortpuristischen Bewegung produziert und rezipiert bzw. dieser Bewegung bewusst entgegengestellt wurden. Dagegen wird die Bezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ nicht auf die Exemplare angewandt, die bereits existierten, lange bevor an die Erarbeitung von namentlichen Fremdwörterbüchern oder Werken zu Fremdwörtern gedacht wurde. Wiegand bietet für die Wörterbücher aus dem 16. bis 18. Jahrhundert die Bezeichnung ‚Wörterbuch schwerer fremder Wörter’ an, welche dem Verständnis ihrer Macher über ihre Arbeit sehr gut entspricht.
31
Abb. 2: Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen in dieser Untersuchung, Modifikation von Wiegand (2001a: 69f.). (Erläuterungen: „x – y“ von unten nach oben gelesen bedeutet soviel wie x ist ein Untertyp zu y; bedeutet soviel wie die Anwendung des TK führt zu der Unterteilung.)
II Übersicht über die korpusbildenden Wörterbücher samt ausgewählter Merkmale
1. Grundlage und Zweck der Übersicht Die folgende Tabelle wurde angelegt, um die beim Bibliografieren und Analysieren der Wörterbücher eingesammelten Daten strukturieren und anschaulich darstellen zu können. Sie ist als Instrument für die Beantwortung vor allem verallgemeinernd-entwicklungsbezogener Fragen zu dem zu untersuchenden Wörterbuchtyp gedacht, indem sie die in ihr erfassten Eigenschaften der betrachteten Nachschlagewerke in überblicksartiger und systematisierender Weise präsentiert und diese damit einem Vergleich zur Verfügung stellt. Sie hat den Zweck, als Grundlage für eine tiefere Beschäftigung mit Werken einzelner Zeitabschnitte zu dienen. Dabei kann sie Merkmale von Wörterbüchern vorstellen, die im Textteil nicht mehr angesprochen werden, zu denen jedoch nach der Untersuchung ihrer äußeren Daten, eventuell vorhandener Umtexte sowie der Verzeichnisse Kenntnisse vorliegen. Des Weiteren wurde die Tabelle so gestaltet, dass durch sie auch Wörterbücher in die Untersuchung einbezogen werden konnten, die aufgrund der quantitativen Ausprägung des betrachteten Wörterbuchtyps, wegen Schwierigkeiten bei der Beschaffung oder Verlust (z.B. durch Krieg) für eine Autopsie nicht eingesehen werden konnten, von denen aber die bibliografischen Daten vorlagen, aus denen bereits wertvolle Informationen ableitbar sind. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass viele Wörterbücher in ihrem Titel über ihr Programm, unter anderem über Zweck und Adressaten, sowie über ihren Inhalt Auskunft geben. Die Tabelle wurde demnach so aufgebaut, dass in ihr alle in der Bibliografie erfassten Wörterbücher chronologisch nach ihrer frühesten ermittelten Auflage geordnet aufgeführt und so viele bibliografische Daten wie möglich, oft überprüft und ergänzt durch die Analyseergebnisse der autopsierten Werke, sinnvoll eingetragen werden konnten. Die Bibliografie sowie die Werke selbst stellen somit die Quellen der in der Übersichtstabelle verzeichneten Merkmale dar.
2. Kennzeichnung der Nachschlagewerke In der ersten Spalte steht stellvertretend für das Werk der Name des Autors oder (bei unbekanntem Verfasser) des Verlages mit Angabe der in der Bibliografie aufgeführten ersten nachgewiesenen Ausgabe. Diese entspricht in den meisten Fällen der 1. Auflage. Sie ist durch Jahresangabe ohne Klammern dargestellt. Konnte diese nicht ermittelt werden, so findet sich die Angabe der nächst eingetragenen Auflage in runden Klammern. Diese Information kann wichtig für die Zuordnung der Wörterbücher zu bestimmten Zeitabschnitten sein. Mit der Verzeichnung der Jahresangabe der bisher letzten Auflage (regelmäßig in
34 eckigen Klammern dargestellt) lässt sich außerdem ein Eindruck von der Publikationsdauer des Werkes gewinnen. Über die Angabe des Autors bzw. des Verlages ist die eingetragene Arbeit in der Bibliografie zu finden. Dabei sei auch auf das Register der Bibliografie verwiesen. Aus den Angaben zur Entstehungszeit sollten erste Aussagen über Publikationslücken, -ballungen bzw. -kontinuitäten abgelesen werden können, dies jedoch nur hinsichtlich der Erstveröffentlichung, nicht für alle Ausgaben.
3. Verzeichnete Daten Diesen Eintragungen folgen Spaltengruppen zu den Bereichen Intention, Bewertung des Wörterbuchgegenstandsbereiches Fremdwort, Adressaten, Lemmaauswahl, Lemmaanzahl, Seitenzahl des Werkes, Selbstbeschreibung, (bisherige) Auflagenhöhe sowie Bemerkungen zum Wörterbuch. Damit finden sich Angaben zum Programm, zu Teilen der Makrostruktur der Wörterverzeichnisse und zu äußeren Daten der Werke in der Tabelle. Angaben zur Alphabetisierungsmethode und zur Anordnung der Lemmata, die zur Analyse der Makrostruktur1 gehören, wurden nicht aufgenommen, da sie nur bei einzelnen Werken markante Merkmale darstellen. Außerdem sind diese Eigenschaften keine Bestandteile der Titel, was für die nicht eingesehenen Werke zu Erhebungsschwierigkeiten führen würde. Ebenfalls in der Tabelle unberücksichtigt bleiben mussten die Eigenschaften der Mikrostruktur. Ihre Aufnahme würde nur bei Auswertung aller in der Bibliografie erfassten Sprachkontaktwörterbücher zu einer sinnvollen Untersuchungsgrundlage führen. Wie bereits erwähnt, war dies aus quantitativen Gründen nicht möglich. Die ermittelten Daten zur Mikrostruktur der untersuchten Werke werden an anderer Stelle in die Untersuchung einfließen. Damit enthält die folgende Tabelle Angaben zu solchen Merkmalen, die mehr oder weniger vollständig zu allen Wörterbüchern erhoben werden konnten. Im Speziellen sollen mit der Tabelle zunächst Fragen zur Intention des Wörterbuchautors beantwortet werden. Hier geht es um die Erfassung des Zweckes, den ein Autor seiner Arbeit zugewiesen hat, bzw. des vom ihm verfolgten Zieles. Nach Durchsicht der Titel und Vorworte wurde unterschieden zwischen den Absichten, erklären und verdeutschen bzw. verdeutschen bzw. erklären bzw. zum Gebrauch von Lehngut befähigen zu wollen. Es gibt eine Reihe von Wörterbüchern vor allem des 19. Jahrhunderts, die laut Titel einerseits zur Erklärung des deutschen äußeren Lehnguts geschrieben worden sind, in denen die Eintragungen gleichzeitig der Verdeutschung dienen sollen bzw. können, je nachdem, ob der Leser eine Erklärung oder ein indigenes Äquivalent sucht, welches er statt des entlehnten oder lehngebildeten Wortes verwenden möchte. Manchmal ist der Wunsch der Verdeutschung deutlich als Absicht zu lesen, den Gebrauch von Sprachkontaktprodukten einschränken oder ganz vermeiden zu helfen. Der Autor kann dabei vorhandene etablierte Entsprechungen und/oder neue Bildungen (indirekte Lehnprägungen) nutzen wollen. Wich-
–––––––—–– 1
Bei der Analyse der Makrostruktur der Wörterverzeichnisse werden in dieser Arbeit wie in der Einleitung angekündigt die Auswahl der Lemmata, Alphabetisierungsmethode, Anordnungsmethode der Lemmata sowie Lemmaanzahl berücksichtigt.
35 tig für die Eintragung in diese Spalte der Tabelle war die explizite Nennung beider Ziele. Die Spaltenbezeichnung Erklären und Verdeutschen gibt keine Prioritierung der Wörterbuchfunktionen an. Daneben gibt es Nachschlagewerke, deren Autoren ihre lexikografische Tätigkeit vorrangig als Verdeutschungsarbeit verstanden haben, wobei Verdeutschungen dennoch als Äquivalenzangaben der Verständnishilfe dienen oder als Variation gedacht sein können. Da ohne Autopsie nicht immer eindeutig zwischen nur und vorrangig verdeutschenden Arbeiten unterschieden werden konnte, wurden beide Ausprägungen in der Spalte Verdeutschen verzeichnet. Andererseits können Bücher bereits im Titel deutlich als Mittel zur Vermeidung und Verdrängung ausgewiesen sein. War dies gegeben oder war diese Funktion anhand anderer Texte nachweisbar, so spiegelt sich dies in der Spaltengruppe zur Bewertung von Fremdwörtern, teilweise auch in der der Bemerkungen wider. Die Kombination beider Merkmale führt zu deutlich puristisch geprägten Sprachkontaktwörterbüchern. In die Spalte Erklären wurden diejenigen Wörterbücher eingetragen, deren Titel, Vorwort oder Rückentext darauf hinweisen, der Erklärung der Lemmata zu dienen. Lag das Wörterbuch nicht vor, deutete der Titel zwar nicht ausdrücklich, aber implizit darauf hin, so wurde dies durch eine Klammer (x) gekennzeichnet.2 In der vierten Spalte dieser Gruppe wurde festgehalten, ob der Autor mit dem Buch bezweckt, die Lemmata den Lesern nicht nur verständlich zu machen, sondern seine Adressaten darüber hinaus zum Gebrauch des Fremdwortschatzes zu befähigen. Diese Kategorie wurde notwendig, da es Wörterbücher gibt, in denen das Lehngut nicht unbedingt erläutert, aber so aufbereitet ist, dass sie deutschen Entsprechungen als verwendbare Synonyme angeboten werden, Wörterbücher mit indigenen Lemmata in der Zugriffsstruktur, über die passender Lehnwortschatz gefunden werden soll. Auch in Werken erklärender Art lassen sich zudem explizite Hinweise auf die Funktion der Gebrauchshilfe finden. Auch dies wurde in der Tabelle gekennzeichnet. Die 2. Spaltengruppe will die Bewertung des lexikografierten Wortschatzbereiches durch ihre Bearbeiter erfassen. Dies konnte nur schematisch, z.T. nur tendenziell geschehen. Wenn sich aus dem Titel oder dem Wörterbuch nichts darüber herauslesen ließ, waren keine Eintragungen möglich. Werke, deren Verfasser sich weder besonders positiv noch besonders negativ zum Fremdwort äußern, sind in die Spalte neutrale Wertung eingetragen. Zeigte sich eine bestimmte Tendenz in eine Richtung, war diese aber nur vage formuliert, wurde der Eintrag eingeklammert. Aus der Untersuchung der bibliografischen Daten und der Umtexte ergab sich, dass Sprachkontaktprodukte in kaum einem Wörterbuch ausdrücklich positiv vorgestellt sind. Darum wurde auf eine gesonderte Spalte für positiv verzichtet. Geschah eine solche Wertung doch, steht sie mit p gekennzeichnet in der Spalte neutral. In der 3. Spaltengruppe sind Angaben zum anvisierten Adressatenkreis erfasst, soweit dieser genannt wird. Dabei wird zunächst zwischen uneingeschränktem und eingeschränktem Adressatenkreis unterschieden. Die Eintragungen spezifizieren die ermittelten gewünschten Nutzer. Im Bereich der breiteren Adressatengruppe gibt es das Phänomen, dass
–––––––—–– 2
Beispiele für einen solchen Fall sind Senf (1865): Vollständiges Taschen-Fremdwörterbuch, in welchem mehr als 12.000 fremde Wörter enthalten sind, welche theils in der Umgangssprache, als auch in jedem Geschäftsstyle, Zeitungen und Büchern vorkommen, mit ihrer Rechtschreibung und Aussprache. Ein Nachschlagebuch für Jedermann und Kühn (1904): Neues medizinisches Fremdwörterbuch für Heilgehilfen, Krankenpfleger, Schwestern etc.
36 neben dem Wunsch, so viele Menschen wie möglich zu erreichen, auf bestimmte Lesergruppen noch einmal besonders hingewiesen wird. Dies ist mit Kreuz und darauffolgender Nennung der hervorgehobenen Gruppen gekennzeichnet. Zudem gibt es verschiedene Beschreibungen für einen unspezifizierten Leserkreis. Wenn von Studierten und Nichtstudierten oder von Stadtbevölkerung und Landbewohnern gesprochen wird, lässt sich das als uneingeschränkter Adressatenkreis interpretieren, da der Buchautor letztlich alle potenziellen Nutzer anspricht. Angaben zu den Adressaten können sich auch in den Bemerkungen finden.3 Ließen sich keine ermitteln bzw. hat der Autor auf ihre Nennung verzichtet, so ist dies durch eine Leerzelle markiert. Auch dies stellt eine zu berücksichtigende Information dar. Denn es kann gefragt werden, in welchem Maße und zu welchen Zeiten Angaben zu Adressaten (besonders im Titel) üblich waren. Die nächste Spaltengruppe behandelt die Lemmaauswahl. Hier wird gefragt, ob bezüglich bestimmter Wortschatzbereiche Einschränkungen bzw. Erweiterungen gemacht worden sind. Es wird zwischen Büchern unterschieden, in denen nur bestimmte, meist sachbezogene Wortschatzbereiche verzeichnet bzw. andere Einschränkungen hinsichtlich der Auswahl enthalten sind,4 und denen, die keine Lemmabeschränkungen aufweisen, sowie solchen, in die aus verschiedenen Gründen neben Entlehnungen ein Teil indigener Wörter eingetragen wurde. Dies kann auf ein Fremdwortverständnis auf psychologisch-pragmatischer Basis hindeuten und das Wörterbuch zu einem Wörterbuch schwerer „fremder“ Wörter machen. Aus den Angaben in der Tabelle lässt sich ablesen, dass es eine Reihe von Nachschlagewerken gibt, deren Autoren zwar zunächst einmal Fremdwörter beschreiben oder verdeutschen wollen, sich dabei aber auf bestimmte Fach- oder Sachbereiche beschränken. Andererseits finden sich Wörterbücher, die viele Sprachbereiche berücksichtigen, in denen jedoch auf einen oder einige wenige ein besonderer Schwerpunkt gelegt wurde. Dies ist durch ein Kreuz mit anschließender Bereichsangabe in der Spalte unspezifische Lemmaauswahl gekennzeichnet. Nicht gesondert berücksichtigt werden konnten Spezifikationen in der Auswahl, die sich auf die Gebräuchlichkeit der eingetragenen Lexeme bzw. auf die Vollständigkeit des zu erfassenden Fremdwortschatzes beziehen und nicht selten in den Wörterbüchern genannt werden. Dazu finden sich Angaben in der Spalte Bemerkungen. In einer Reihe von Titeln bzw. Umtexten der Wörterbücher findet sich auch ein Vermerk zur Lemmaanzahl. Aus diesem Grunde wurde dieses Merkmal in die Tabelle aufgenommen. Viele Eintragungen sind außerdem durch Analyse des Wörterverzeichnisses solcher Wörterbücher entstanden, die einer Untersuchung zugänglich waren, möglichst der 1. Auflage. Diese sind als Näherungswerte durch ein ‚ca.’ gekennzeichnet. Die Makrostrukturanalyse wurde auch benutzt, um Titel bzw. Vorwortangaben zu überprüfen. Abweichungen wurde in der Tabelle festgehalten. Festgestellt werden konnte, dass einige Autoren bei dieser Angabe zur Übertreibung neigen. Mehrere Eintragungen bzw. Lemmaspannen kommen durch Angaben verschiedener Auflagen zustande. Campes Wörterbuch ist beispielweise in der 2. Auflage im Vergleich zur ersten von 8.000 auf 14.000 Lemmata gewachsen. Dies ist in der Tabelle vermerkt. Zu den äußeren Daten der Wörterbücher, die erste Hinweise auf ihren Umfang und dessen Veränderungen geben können, gehören die Seitenangaben, die auch in der Bibliografie
–––––––—–– 3 4
Z.B. dann, wenn der Autor eine ganze Reihe von Adressaten genannt hat. Z.B. wenn nur Redewendungen oder Silben verzeichnet worden sind.
37 festgehalten worden sind. Dabei ist zu beachten: Sind mehrere Zahlen angegeben, beziehen sie sich auf die Auflagen mit der kleinsten und größten Seitenzahl. Daraus lässt sich ablesen, dass ein Wörterbuch in seinen verschiedenen Auflagen mehr oder weniger stark überarbeitet wurde. Sind die Schwankungen im Volumen der Auflagen relativ gering, wurde ein Mittelwert, gekennzeichnet durch ‚ca.’, angegeben. Ganz selten stehen statt Seitenzahlen Angaben über die Bogenzahl. Dann wurden Daten aus frühen bibliografischen Werken genutzt, die aufgrund nicht erfolgter Autopsie nicht in Seitenzahlen umgewandelt werden konnten. Für einige Wörterbücher ließen sich überhaupt keine Seitenangaben ermitteln. Die Angabe zum äußeren Umfang der Wörterbücher kann allein, besser aber zusammen mit möglicherweise vorhandenen Daten zur Lemmaanzahl und zur Größe des Buches erste Hinweise auf den Charakter der Mikrostruktur geben, vor allem auf die Ausführlichkeit, mit der die eingetragenen Lemmata beschrieben worden sind. Kaltschmidts Werk von 1852, dass 216 Seiten besitzt und annähernd 30.000 Lemmata enthält, muss z.B. sehr knappe Eintragungen enthalten, es sei denn, das Format der Arbeit ist sehr groß, was durch die bibliografischen Daten nicht bestätigt wird. Die Seitenangaben nichtautopsierter Bücher dürfen jedoch nur sehr vorsichtig gedeutet werden. So besitzt ein Wörterbuch des Verlages ‚Das Beste’ von 1984 460 Seiten und 6000 Lemmata, was zunächst auf eine voluminösere Arbeit mit ausführlichen Artikeln hindeutet. Beachtet man nun das Format des Nachschlagewerkes von 6 cm (Angabe aus Bibliografie), zeigt sich, dass es sich hier um ein außerordentlich kleines Wörterbuch mit knappen Mikrostrukturangaben handeln muss. Die eben dargelegten Ausführungen sollen vorführen, welche Hinweise der Tabelle bei Betrachtung von Daten zu einzelnen Werken entnommen werden können. Daten zum Format wurden in der Tabelle nicht festgehalten, da die in den vorhandenen Bibliografien zum deutschen Schrifttum angegebenen Werte in einem sehr vagen System niedergelegt sind. Sie können jedoch ein Richtwert sein. Die Tabelle präsentiert die Angaben zur Seitenzahl in 3 Gruppen. Dies dient dazu, größer volumige Wörterbücher von mittleren und kleinen Werken schneller unterscheiden zu können. Die Gruppen entstanden nach Untersuchung von Wörterbüchern, die nach 1945 publiziert wurden, unter Berücksichtigung der Lemmaanzahl, die für die meisten der Wörterbücher nach 1945 vorliegt. Dabei ergab sich nicht unerwartet ein Zusammenhang zwischen Lemmaanzahl und Seitenumfang, der in einer Gruppe von Büchern bis zu 200 Seiten, einer zwischen 200 und 500 Seiten sowie einer Gruppe über 500 Seiten resultierte. Diese Einteilung wurde auf die gesamte Tabelle übertragen. Neben den oben genannten Merkmalen sind in die Tabelle Angaben zur Charakterisierung der Wörterbücher eingegangen, wie sie sich direkt aus den Titeln ergeben und als „Selbstbeschreibung“ des Wörterbuchs bzw. als Charakterisierung durch den Autor verstanden werden können. Diese Beschreibung kann als erster sichtbarer Teil eines Wörterbuchprogramms, aber auch als Werbung für das vorliegende Buch interpretiert werden. Nach Durchsicht der Titel ergaben sich folgende Spalten: Es wurde abgelesen, ob der Autor die Angaben im Wörterbuch als gedrängt oder kurzgefasst versteht, das ganze Wörterbuch als kleines bzw. als Taschenbuch präsentiert, ob eine Auswahl bzw. Sammlung erfolgt ist oder ob der Autor sein Werk als allgemein und damit meist als umfassend begreift. Es wurde erfasst, ob die Arbeit als Handbuch bzw. Wörterbuch bezeichnet wurde, vor allem wenn es nicht mit Fremd- oder Verdeutschungswörterbuch benannt ist. Es gibt Werke, die die Bezeichnung ‚Wörterbuch’ durchaus nicht im Titel tragen. Ich verweise hier vor allem auf die Verdeutschungswörterbücher der beiden Weltkriege sowie auf die kleinen Arbeiten aus
38 der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Einige Wörterbücher wurden ausdrücklich als gemeinnützig und als Hilfsbücher beschrieben und ihr Besitz und Gebrauch als notwendig und/oder unentbehrlich betrachtet. Dem Titel bzw. den Umtexten wurde außerdem entnommen, ob die Wörterbücher explizit als Fremdwörter- bzw. Verdeutschungswörterbücher bezeichnet sind. Diese beiden Spalten sind angelegt, um Informationen zur Entwicklung der beiden Benennungen zu erhalten. So kann gezeigt werden, wann diese Titel aufgekommen sind, wann sie sich etabliert haben, verschwanden oder variierten, welche Art von Büchern die jeweilige Bezeichnung erhielten u.a. Bei einem Wechsel der Benennung in verschiedenen Auflagen eines Werkes ist das Erscheinungsjahr der Auflage in der Tabelle eingetragen. Eine Titeländerung kann ein Hinweis auf eine Programmänderung während der Bearbeitung sein. Die Verzeichnung der Auflagenhöhe dient dazu, einen genaueren Eindruck von der Lebensdauer des jeweiligen Werkes zu gewinnen. Zusammen mit den Jahresangaben der ersten und letzten Veröffentlichung lassen sich erfolgreiche und damit meist langlebige gut von Einmalerscheinungen unterscheiden. Die Auflagenhöhe sagt aber nichts über die Auflagenstärke, mit der das jeweilige Wörterbuch pro Auflage verbreitet wurde, aus. Die letzte Spalte ist Bemerkungen zu den in der Tabelle eingetragenen Daten und darüber hinausgehenden Eigenschaften des jeweiligen Wörterbuchs vorbehalten. Hier können weitere markante Merkmale, die in die Tabelle bisher nicht eingetragen werden konnten (z.B. zur Mikrostruktur) bzw. die nicht im Titel angesprochen sind, sich aber durch Analyse ergeben haben, vermerkt sein. Es finden sich außerdem Spezifizierungen zu den bereits verzeichneten Angaben, unter anderem Ausschnitte aus den Titeln und Hinweise auf die Bezeichnung der Sprachkontaktprodukte. Diese Bemerkungen sollen zu einer umfassenderen Charakterisierung vor allem derjenigen Wörterbücher beitragen, die in der vorliegenden Arbeit nicht ausführlich besprochen werden können. Zusammen mit den anderen verzeichneten Merkmalen können sie eine Grundlage für spätere Beschäftigungen mit Sprachkontaktwörterbüchern bilden.
39 Die in der Tabelle verwendeten Abkürzungen folgen hier (siehe auch die Erläuterung in der Tabelle 2.4 selbst): B: Beamte Bot: Botanik, Fr: Frauen FW: Fremdwörter FWB: Fremdwörterbuch FWL: Fremdwörterlexikon Gebild: Gebildete Gel: Gelehrte H: Handel(sleute) Jur: Jura, Gerichtsbarkeit Kü: Küche/Gastronomie Land: Landvolk LW: Lehnwörter Med: Medizin Mi: Militär Mu: Musik Nat: Naturwissenschaften P: Postwesen
p: positive Wertung d. FW Pol: Politik Sch: Schule/Schüler Spr: Sprachlehre Stud: Student Ta: Taschenbuch Unstud: Unstudierte Verl.: Verlag Vers: Versicherung Z: Zeitungswörter Zl: Zeitungsleser leere Zelle: nicht ermittelt bzw. ohne Angaben x... (z.B. xMu): Spaltenmerkmal mit Spezialisierung auf vermerkte Angabe (x): wahrscheinlich ?: möglicherweise < ; >: kleiner als/unter bzw. größer als /über
40
4. Übersichtstabelle
x
x x x x
x
x x
x
x x x (x) x
x
(x) x
x
x
x x x x (x) (x) (x)
x
x x x x x x
xSch x x x
xUnstud
ca.25.000 950-980
x x (x)
x x x
x x x
x x
x x
x x x
x
x
x
64 x x
x x (x) xZ
ca.12.000
ca.600 ca. 1200
ca.13.600
x x Fr/H/Jugend x x
x x xFr/Unstud
x x x
x x x (x)
x x x x x x x
x x
(x?) Ungelehrte
Gebildete Unstud
x (x) xGel,Rein x x x x
x
x x x x x (x) x x
x x
x x x x x x x x x (x) x x x x
356
313 360-452 352 383
x
ca.20.000 518-570
x
ca.17.000 453-685 70 B
368
Z x
x x
Unter 200 Seiten 160
< 22-65.000 857-1200
Mi
x
200-500 Seiten
Über 500 Seiten
Lemmaanzahl
Fremdwortschatz u. indigene Wörter
x
ca.150
x Reiniger
Ungelehrte
x
x
x x
ca.8-14.000 716,673 6 -6.500 426-1051 528-900 ca.16-75.000 436-942
x x x
(x) x
Seitenanzahl
187
xUnstud
x
x
Spezifizierte Auswahl
x x x x x x x xZ x x x
x x
Unspezifizierte Auswahl
Eingeschränkter Adressatenkreis
x x xLaien
xSch/Unstud.
x
x
Adressatenkreis LemmaauswahlLemmaanzahl
Offener Adressatenkreis
Negative Wertung von Fremdwörtern
Neutrale Wertung von Fremdwörtern
Wertung
Zum Gebrauch befähigen
Erklären
Erklären u. Verdeutschen Campe 1801 [1813] Wiedemann, W.J. 1802 [1854] Schröter 1788 [1811] Schweizer 1803 [1847] Heyse 1804 [1922] Kruse 1748 [1804] Oertel 1804 [1840] Beyschlag 1794 [1806] Petri 1806 [1929] Schmitz 1806 Heuberger 1806/07 [1824] Roth 1788 [1806/07] Herold (Verl.) 1808 Voigtel 1808 Schwinghammer 1809 Slevogt 1810 Rumpf 1811 [1840] Bührer 1812 [1823] Mosqva 1812 [1813] Wiedemann, W.J. 1812 [1838] Müller, K. 1814 Sommer 1814 [1839] Gemünden 1815 Vollbeding 1816 [1828] Schellenberg 1817 [1833-34] Daisenberger 1818 Heigelin 1819 [1860] Scharf (Druck) 1819 Schmalz 181? (vor 1820) [1822] Daisenberger (Verl.) 1820 Marx (Verl.) 1822 Knenlein (Verl.) 1823 Sommer 1823 Rechsteiner 1824 [1838] Salzmann 1824 [1847] Dobel 1825 [1878] Heinse 1793-1805 [1825] Dannheimer (Verl.)1825 (Dobel?) [1829] Perg 1826 [1840] Heinzelmann 1828 Niemann 1828 [1833] Folk 1829 Schmidt, D. F. 1830 [1845] Maurer (Verl.) 1831 Lichtfels 1831 [1836] Baumann (Verl.) 1832 [1832] Poppitzer 1832 [1836] Ritsert 1833 Wiedemann, W.J. (1833) Aderholz (Verl.) (1834) Robolsky 1834 Adelung, J.G.L. (1835) [1850] Müller (Verl.) 1836 Polet (Verl.) 1837 [1839] Wigand (Verl.) (1837) /Wander [1903]
Verdeutschen
Intention
Nachschlagewerke
x jeder Gebild.
Haus/Sch
Stud/Unstud
Sch/Haus
Bür/Land
x x x (x) x x x x x x x x xMi xZ x x xH xH x xJur x x x x x x xJur x
ca.1200 85
127 (x?) 642 ca.600 358 ?
11 Bde 461 215 290-313
ca.21.000
112 16-22 B x
ca.3.200 ca.18.500
109 516 118 360 Sp. 21 3/4 B 10 B 118
x x
330 479
ca.26.000
ca.400
B: Beamte, Bot: Botanik, Fr: Frauen, Gel: Gelehrte, H: Handel/Wirtschaft, Jur: Gericht, Kü: Küche/Gastronomie, Land: Landbevölkerung, Med: Medizin, Mi: Militär, Mu: Musik, P: Post, p: positive Wertung, Schu: Schule, Z: Zeitung (s.a. die Spalte Bemerkungen und die Erklärungen in Abschnitt 2.3)
41
Titel
x x
(x)
x ab 1849
x x x x x
x x
x
ab 1835 ab1825 1807-1819 ab 1826
x (x)
x
1806-1817
x x kl.
x
x x
x
x
x x x
x
x x
x x x
x x
x x x x x x
x x x x x
x
x
x
kl. kl. x kl. kl. kl. kl. x
x
(fast) x
x x
x x x
x x
x
1843
1837 x x
x x
x
Ta
x
x x
x
x
x x x
x x x x x
x
x
kl.
x
x x
x x
x x x
x x 1850 x x
ermittelte Auflagenhöhe
Bemerkungen
Eigenbezeichnung Vdt.-WB
Eigenbezeichnung FWB
Handbuch/Wörterbuch
Notwendig/unentbehrlich
Hülfsbuch/Hilfe
Gemeinnützig
Allgemein
Sammlung/Auswahl
Gedrängt/kurzgefasst/klein
Selbstbeschreibung/Titel
2 13 4 6 21 3 5 2 42 1 3 3 1 1 1 1 4 2 1 4 1 5 1 3 2 1 4 1 3 1 1 1 1 2 7 5 2 2 1 1 3 1 3 1 2 3 3 1 2 2 1 3 1 2 37
Bemerkungen zum Inhalt, Auszug aus Titel aufgedrungene fremde Ausdrücke, Ergänzungsband zu dt. Wörterbuch Leser aller Stände, fremde W. häufig vorkommende fremde Wörter u. Redensarten (1. Aufl.1788) Erklärung fremder aus anderen Sprachen ... aufgenommenen Wörter, mit Beyspielen zunächst gebräuchliche, später vollständig, zum Verstehen, Gebrauchen, Vermeiden gebräuchlichsten Wörter und Redensarten aus dem Lateinischen, Französischen u.a. im gemeinen Leben vorkommende fremde Ausdrücke im alltäglichen Leben vorkommende ausländ. Wörter entbehrliche, entstellende, für Nichtgelehrte fremde, in der deutschen Conversation und Literatur gebräuchliche Wörter Erklärung aller in Büchern und Journalen vorkommenden fremden Wörter gebräuchlichsten Redensarten und Kunstwörtern alle fremden Wörter, die im Sprechen und Schreiben vorkommen Verzeichnis d. fremden in die deutsche Sprache aufgenommenen Wörter gebräuchliche fremde Wörter und Redensarten gewöhnlichste Redensarten zur Reinigung und Veredlung der Sprech- u.Schreibart, fremde sprachw idrige, eingeschlichene Wörter
häufigste fremde Wörter, Anweisung Wörterbuch zur Beförderung der teutschen Sprachreinigung noch häufig vorkommende fremde Wörter, Neues WB Allgemeines Verteutschungswörterbuch der Kriegssprache. Ein Versuch. unentbehrlich/unersetzlich gehaltene, Neuestes wort- und sacherklärendes Vdt.-WB Der deutsche Sprachreiniger, Sammlung entbehrlicher u. unentbehrlicher Wörter für Geschäftsmänner, Frauenzimmer und Jünglinge für Beamte, Schullehrer, Künstler, Kaufleute, Fabrikanten etc., für alle Stände WB zur Verdeutschung der in Zeitungen vorkommenden fremden Wörter Beitrag zur Sprachreinigung, Fremdwörter-Handbuch Kleines Wörterbuch fremder Ausdrücke, nebst Verdeutschung Kleines Geschäfts- und Conversationslexikon oder gedrängtes Verdeutschungswörterbuch für Leser aller Klassen, besond. Damen und Unstudierte ist vielleicht Schmalz 181? aller der fremden Ausdrücke u. Redensarten in Zeitung, Verordnungen Auszug aus gr. WB, Anleitung zum richtigen Gebrauch, häufigste W. aus fremden Sprachen die meisten vorkommenden fremden Wörter u. Redensarten, für Nichtgelehrte = Handel u.a. häufige Wörter und Redensarten aus fremden Sprachen übliche fremde Wörter u. Redensarten aller Wörter aus fremden Sprachen, die im Deutschen angenommen, 1825: 3 Bände übliche fremde Wörter u. Redensarten Handbuch für Fremdwörter Kurzes FWB, eingeschlichene Wörter, zur Sprachreinigung und Bereicherung gebräuchliche und seltene ausländische Wörter, für die, die rein sprechen wollen zur richtigen Verdeutschung der in unserer Spr. gebräuchl. ausländischen Wörter nach Heyse, Petri, für Bürger, Geschäfts- u. Landmann kein Vorwort vorkommende fremde Wörter, will jedem Gebildeten zugänglich sein vorkommende fremde Wörter vorkommende fremde Wörter, erklärendes Verdeutschungs-Handwörterbuch besonders für höhere Bürger- u. Töchterschulen noch häufig vorkommende fremde Wörter vorkommende fremde Wörter, deutsche Ausdrücke aus Gerichtssprache etymol. Angaben, (sprach-)histor. Bemerkungen u. Urwörter unserer Sprache vorkommende fremde Wörter Lernbuch, solche Fremdwörter, deren Kenntnis nötig und nützlich, mit Beispielen vorkommende fremde Redensarten u. Kunstausdrücke, für Bürger und Landmann kein Vorwort (27. Aufl.)
B: Beamte, Bot: Botanik, Fr: Frauen, Gel: Gelehrte, H: Handel/Wirtschaft, Jur: Gericht, Kü: Küche/Gastronomie, Land: Landbevölkerung, Med: Medizin, Mi: Militär, Mu: Musik, P: Post, p: positive Wertung, Schu: Schule, Z: Zeitung (s.a. die Spalte Bemerkungen und die Erklärungen in Abschnitt 2.3)
42
x
x
x (x) x x
(x)
x
x x x
xUngelehrte
x x
(x) (x) x x
x Mi
x
(x) (x) x x x x x x (x) x (x) x x x (x) x (x) x x x x x x x x x x x x x x p x x x x x x x x x (x) (x) x x x x (x) x x x x x (x) x x x x x x (x) x (x) x (x) (x) (x) x x (x) x (x) x x x x x x x
x x
(x)
x
x
alle,Med x
x
Mu
9 3/4 B 153-171
4-12.000 ca.46.000 653-770 bis 80.000 832-966
138
Mu Med
246 11-20-28.000 343-663 1.500 6-12.000 292-416
Mu x x x x x
x
448-494
Mu
(x)
Volk
8B 232 17.-22.000 222-624? 14.-25.000 313-531 Pol Jur
Bürger/Land
xZl/H x
30-56
x x Zl/pol S
xZl
176 > 16.000 520-560 > 2.000 9.-14.000 dt.
xZ/Pol
x x x
jeden Dtsch
Schule
44-79 ca.310 266/? 48 190 133
Ki/Sch x xZl/H/B
x Mu/Dill.
6.500 bis ca.21000
100 768
x Volkssch
126-468
Mu x
x
Unter 200 Seiten
200-500 Seiten
Über 500 Seiten
Lemmaanzahl
Spezifizierte Auswahl
Fremdwortschatz u. indigene Wörter
135 14.000
x x x
x
114=7 1/2 B
Mi
(x) p x
ca.31.000 640 ca.11.000 ca.42.000 951-969
Mi x
Mi, Zl
x x
1 1/8 B x x
Jedermann
x x
x
455
x xH
(x) x
216=13 3/4 B
574
Mu
x x x
x x
16 1/8 B x
x
x
Seitenanzahl
Jur x x x
(x)
x x
Unspezifizierte Auswahl
Eingeschränkter Adressatenkreis
Adressatenkreis LemmaauswahlLemmaanzahl
Offener Adressatenkreis
Negative Wertung von Fremdwörtern
Neutrale Wertung von Fremdwörtern
Wertung
Zum Gebrauch befähigen
Erklären
Erklären u. Verdeutschen Niese (Verl.) 1837 Kaltschmidt 1837 Beer 1838 Ebner (Verl.) 1838 Dicke 1838-39 [1854] Schott (Verl.) 1839 Weber, F.A. 1839 [1898] Haas (Verl.) 1840 [1843] Favreau 1838-40 [1852] Kürschner (Verl.) 1840 Heyse 1840 [1926] Haase (Verl.) 1840 Adelung, C.B. 1841 [1853] Kiesewetter 1841 [1896] Kaltschmidt 1843 [1876] Schuberth (1843) [1894] Jackowitz (Verl.) 1844 Niemeyer (Verl.) 1844 Schöpfer 1844 Hoffmann, P. F. L. 1845 [1930] Musikal... 1845 Bödecker (Verl.) 1845 [1846] Bölitz (Verl.) 1846 Hildebrand (Verl.) 1847 Hunger (Verl.) 1847 [1885] Prätorius, G. 1847 [1885] Baldamus 1848 [1884] Lövenskiold 1849 Koschky & Co (Verl.) 1849 [1850] Roß (1849) [1882] Förderer (Verl.) 1849 [1849] Weber, J. 1849 [1916] Brinckmeier/Müller 1850 Völcker 1850 [1875] Harms 1851 Neugebauer 1851 [1859] Bussenius/Bodeusch 1852 [1912] Brunner 1852 Hoffmann, W. 1852 [1865] Kaltschmidt (1852) [1867] Bode 1852 Brugger 1855 Engelhardt (Verl.) 1855 [1874] Wengler 1855 Claudius 1857 Algier 1858 [1877] Frank 1858 [1943] Krüger 1860 [1884] Schmidt, L. 1860/61 Krätzschmer 1861 Faulmann 1862-64 Kretschmar 1863 [1907] Senf (Verl.) 1865 [1871] Kiesewetter 1866 [1929] Schmid (Verl.) 1867 [1877] Körner (Verl.) 1867
Verdeutschen
Intention
Nachschlagewerke
x
< 30.000
216
x
14.000
217
x
20
x Mu Buchhandel
Jedermann
Mu Mu xH
x Zl/B/Stud
272 102 122-233 36-88 99
Mu Mu xH
Mu/Dill. Stenogr Jedermann
68 88
(x) x xH
Mu x xH x x x X
ca.3000
135 ca.400
> 12.000 ca.23.000 14.000 > 10.000
96 ca. 340 266 Sp. 114
B: Beamte, Bot: Botanik, Fr: Frauen, Gel: Gelehrte, H: Handel/Wirtschaft, Jur: Gericht, Kü: Küche/Gastronomie, Land: Landbevölkerung, Med: Medizin, Mi: Militär, Mu: Musik, P: Post, p: positive Wertung, Schu: Schule, Z: Zeitung (s.a. die Spalte Bemerkungen und die Erklärungen in Abschnitt 2.3)
43 Titel
x x
x x x x
x
x x
x
x x x
x
x x
x x
x
Ta x Ta Ta x Ta Ta x x x
Ta x Ta x
x x x
x
kl. Ta Ta
x x x x
Ta Ta x x kl. kl. x
x x x x x x x x x x x x x x x x ab 1872 x x x x x x
x x x x x x x x x x x
Ta x
x Ta Ta
x x x x x x x x x
ermittelte Auflagenhöhe
Bemerkungen
Eigenbezeichnung Vdt.-WB
Eigenbezeichnung FWB
Handbuch/Wörterbuch
Notwendig/unentbehrlich
Hülfsbuch/Hilfe
Gemeinnützig
Allgemein
Sammlung/Auswahl
Gedrängt/kurzgefasst/klein
Selbstbeschreibung/Titel
1 1 1 1 2 1 17 2 3 1 9 1 13 8 8 21 1 1 1 27 1 2 1 1 16 21 2 1 2 4 3 20 1 5 1 2 17 1 2 25 1 1 2 1 1 3 31 6 1 1 1 4 2 8 2 1
Bemerkungen zum Inhalt, Auszug aus Titel Juristisches Wörterbuch, zum Verstehen der vorkommenden fremden Wörter wichtigste FW u. landschaftl. Wörter, siehe auch Kaltschmidt (1852) mit Beschreibung von Namen u. Begebenheiten aus Weltgeschichte, Verzeichn. nach dt. Aussprache
Neues FWB, aufgenommene, fremde Wörter, Verzeichnisse über Münzen, Länder u.a. gangbare fremde Wörter u. Redensarten, zum Verstehen und Vermeiden gebräuchlichste ital. Wörter u. Redensarten Erklärendes Handbuch, gebräuchliche FW, negative Bewertung von FW im Vorwort erklärendes Verdeutschungs-wb, kein Vorwort vollst. Fremd- und Sach-WB, Erklärung aller gebräuchl. Schriftkürz.u. fremden Ausdr. Erklärung der Fremdwörter mit Sacherklärungen für Unteroffiziere und Soldaten jeder Waffengattung
übliche fremde Ausdrücke, Kleines FWB, Auszug aus Allgemeinem FWB Taschen-Fremd-Wörterbuch, üblichste Fremdwörter u.a., für Soldaten u. Zeitungsleser Neues Taschen-FWB, fremde Wörter u. Redensarten gebräuchliche FW, mit nach Aussprache geordnetem Finderegister, Wertungstendenz negativ Neustes FWB mit Namen, Maßen alle in Musik gebräuchlichen Ausdrücke, für Tonkünstler und Musikfreunde nebst FWB, Die Fremdwörtersucht, Schulmänner, Beamte, Kaufleute Neues musikalisches Taschen-Fremdwörterbuch Med.-chirurg. FWB gedrängt, aber vollständig, alle fremden Wörter, für jeden Stand u. jedes Alter Musikalisches Taschen-FWB Taschen-FWB, fremde Wörter vorkommende fremde Wörter bes. Künste, Gewerbe, Gericht, Zeitungen Neuestes Taschen-FWB, fremde Wörter, werden verdeutscht erklärt Neuestes .. Taschen-WB, Fremdwörter, Referenz auf Heyse, Kiesewetter, Hof(f)mann Staatsbürgerliches FWB für das Volk, Fremd- und Schlagwörter des politischen Lebens latein. Ausdrücke der Gerichtssprache, für Bürger und Landmann Neuestes FWB, für Zeitungsleser, Geschäftsleute etc. Taschen-FWB, gangsbarste Fremdwörter, Ratgeber für Zeitungsleser u.a. Unentb. FW-büchlein, für alle, welche Zeitungen u. politische Schriften lesen Neuestes vollständiges (Taschen-)FWB, ab 1908 Verdeutschungs- u. Erklärungsfunktion Dt-FWB, dt.-fr., 2 Teile, Bd.1: 266 S., ca. 23.000 dt. L. Fremdwörter. Zum Lesen, Erklären und Lernen in Schulen, in denen fremde Sprachen nicht gelehrt fremde, fremd gewordene, nicht allg. verständliche Wörter, Namen u. Sätze aus Kirche u. Schule
fremde Wörter, Redensarten, Abkürzungen Ein praktisches Nachschlagebuch, nach Titel: 24.000 Lemmata für Musiker und Dilletanten in unserer Sprache vorkommende fremde Ausdrücke fremde u. landschaftl. Ausdrücke, kein Vorwort für Volksschulen Übersetzungen, Verständnis, Verdrängen gebräuchlichste musik. ital. Kunstausdrücke Erklärendes FWB für Buchhändler Neues u. reichhaltiges FWB, vorkommende fremde Wörter u. Redensarten fremdartige Wörter Taschenbüchlein des Musikers, gebräuchliche Fremdwörter für Musikunterricht u. Selbstunterricht Vollst. FWB mit bes. Rücksicht auf den Geschäfts- und Gewerbsmann Musikalisches FWB, für Künstler und Dilletanten Stenogr. FWB, 2 Teile, Zeichen und Erklärung nichtdt. W, auch kaufmänn. jüd-dt. W., mit Abstammung, Betonung u. Verdeutschung Vollständiges Taschen-FWB TaschenFWB, fremde Wörter, Redensarten, Vornamen, Abkürzungen, kein Vorwort Neues, Jedermann, Alt u. Jung, Geistlich u. Weltlich, Bürger u. Landmann, Gewerbeleute u Jeden, der nach Bildung strebt
Neuestes vollst. FWB, Nachschlagewerk für Zeitungsleser, Beamte, Studirende etc.
B: Beamte, Bot: Botanik, Fr: Frauen, Gel: Gelehrte, H: Handel/Wirtschaft, Jur: Gericht, Kü: Küche/Gastronomie, Land: Landbevölkerung, Med: Medizin, Mi: Militär, Mu: Musik, P: Post, p: positive Wertung, Schu: Schule, Z: Zeitung (s.a. die Spalte Bemerkungen und die Erklärungen in Abschnitt 2.3)
44
x x x (x) x x x x x (x) x x
x x x x x x x x x x x
x (x) x
x
(xZl)
Unter 200 Seiten
Über 500 Seiten
Lemmaanzahl
Fremdwortschatz u. indigene Wörter
Spezifizierte Auswahl
200-500 Seiten 336
72 168
Mi 288 288-332 x
64 120 86 116
Bot x Bau
dt.Bürger x
(x)
Reiniger
x x x
Gebildete
xBuchhandel
(x)
x x x
ca.300
32 25.000 < 30.000 444-616 ca.50-55.000 772
Sch
x
x x x x (x)
1346
667 947 ca.66.000 840 90-100.000 892-960
x x
x+Sch
(x)
x x (x)
Unspezifizierte Auswahl
(Mi)
x x x x
272 463 96
> 70.000 25.-27.000 ca.55.000
x x x LW
(x)
x x
ca.80-90.000 840-878 ca.65.000 1108 15.000 25.000
Sch,H, Land xZ,Jur
x,H,B Volk
Sch/Haus
x
447 288 60 112
(x) (x)
x x x x x
Seitenanzahl
20.000
x x x x x x x
x x x x jeder,wir
x x x
x x
x x xZ xZ x x
x x x x
Eingeschränkter Adressatenkreis
Offener Adressatenkreis
Adressatenkreis LemmaauswahlLemmaanzahl
Zl
x
x x x x x x x x x x x x x x (x) x x x x x x x (x) x x x (x) x x x x? x x? x (x) (x) x x
x (x)
Negative Wertung von Fremdwörtern
Wertung Neutrale Wertung von Fremdwörtern
Zum Gebrauch befähigen
Erklären
Erklären u. Verdeutschen Zander (Verl.) 1869 Baensch (Verl.) 1869-70 [1871] Bergstein (1870) Bierfreund 1870 [1881] Looff 1870 [1911] Cubasch 1870-71 [1872] Serbe (Verl.) (1871) Mylius (1871) [1873] Enßlin/Laiblin (Verl.) 1871 [1875] Sanders 1871 [1891] Baum (1872) [1890] Förster 1872 [1899] Jürgens 1872 Heyse 1871-73 [1903] Heyse 1872-73 [1912] Grübel 1874 Heinsius 1874 [1907] Liebknecht 1874 [1954] Kehrein 1876 Jürgens 1877 Schneider 1877 Wöller (Verl.) (1878) Deichert (Verl.) 1878 [1887] Deichert (Verl.) 1878a [1885] Jürgens 1878 Köhler, C.O. 1878 Schmidt 1878 Ballien 1880 Klemich (1880) Löbe 1880 Rossberg 1881 Dunger 1882 Köhler, F. 1882 (Reclam) [1923] Berger 1883 [1895] Koenig (Verl.) 1883 [1892] Sanders 1884 Zimmermann (Verl.) 1885 Reinecke 1886 Sarrazin 1886 [1918] Speise-Karte /Albanus (Verl.) 1886 Blasendorf 1887 Dorn 1887 [o.J.] Metz/Dietrich 1887 Pfister, H. 1887 Piumati 1887 [1891] Pierson (Verl.) 1887 [1887] Litterscheid 1888 Vdt.-Bogen Speise-Karte 1888 [1889] ADSV-I Speisekarte 1888 [1921] Böhlau (Verl.) 1888 Foertsch 1889 Foertsch 1889a Klein 1889 [1914] Lößnitzer 1889 [1903] Gadow & Sohn (Verl.) 1889 ADSV-II Handel 1889 [1931]
Verdeutschen
Intention
Nachschlagewerke
xADSV-Mtg.
?
x
xKöche
x
xADSV-Mtg.
Bau? x x Bauern/Forst Bauern/Forst LW xP,Mi,Jur x H,Zl xH x x x Buch x Kü x Mu x Mi Mu Mi Mi? Mu Kü Kü ö.D. öD? x x x Kü x H
328 ca. 6.000 < 18.000
120 194 358 300 135
ca.16.000 ca.3.000 ca.10-14.000
255 200 136 214-346 24 80 20.000
334-367
B: Beamte, Bot: Botanik, Fr: Frauen, Gel: Gelehrte, H: Handel/Wirtschaft, Jur: Gericht, Kü: Küche/Gastronomie, Land: Landbevölkerung, Med: Medizin, Mi: Militär, Mu: Musik, P: Post, p: positive Wertung, Schu: Schule, Z: Zeitung (s.a. die Spalte Bemerkungen und die Erklärungen in Abschnitt 2.3)
51 Titel
FWL x
kl.
x x x x
Ta
x x x x FWL x x x kl.
x x
x x x x
x
x kl.
x x
x x x
x x x x x
x x ab 1993
kl. (kl.)
x,FWL FWL x FWL
ermittelte Auflagenhöhe
Bemerkungen
Eigenbezeichnung Vdt.-WB
Eigenbezeichnung FWB
Handbuch/Wörterbuch
Notwendig/unentbehrlich
Hülfsbuch/Hilfe
Gemeinnützig
Allgemein
Sammlung/Auswahl
Gedrängt/kurzgefasst/klein
Selbstbeschreibung/Titel
1 1 1 1 1 1 1 1 2 1 3 2 4 1 1 2 1 1 1 1 1 2 2 1 1 6(17. A) 1 6 1 1+(1?) 1 mind.9 1 1 1 1 mind.2 1 1 1 1 9+4 10+5 2 1 3 1 11 3+5 12 1 2 8+1 mind.5 1 mind.32
Bemerkungen zum Inhalt, Auszug aus Titel Fremdwörterlexikon kl. dt. Rechtschreib- u. Fremdwörterbuch Verdeutschungen für Handel...DSV Ergänzung zu Kühns "Mediz. FWB" FW der täglichen Unterhaltung u. Zeitung u. allgemein benutzte wissensch. FW Jazz-FWB Neues FWB häufig wiederkehrende FW, Hilfsbuch für Zeitungsleser kein Vorwort, keine Formanangaben,Tendenz: Fachbuch FWB für Optik Vorschläge zur Verdeutschung Sprachlehre, in Textform u. Register, ADSV-Mitglied Losung, zur Aussprache Verdeutschung technischer FW FW aus Umgangssprache u. Lektüre, schwierige dt. Wörter, will Aktualität Zeitungsfremdwörter verdeutscht, Auftrag von SPD Auskunfts- und Verdeutschungsbuch für Bergbau Losung: FW raus!, kein Vorwort, dafür Spruch im Titelblatt Artfremd oder deutsch? Führer durch den Fremdwörter-Wust Notbehelf für alle Leser Losung: Weg mit den FW? Mathematik die wichtigsten FW und fremdspr. Ausdrücke Sonderfall, aussprachebezogen, Text, kaum Bdt. FW-Vdt., Textform, diskutiert u. präsentiert eigene Vdt., kritisch gegenüber planmäßigem Purismus, Österreich Polit. FW. gemeinv erständlich erläutert, narrativ e Textf orm, schweiz- u. sachbezog. Kommentare, f rüher Zeitungsartikel
Losung: Ein deutsches Wort fürs Fremdwort!, gebräuchliche, aktuelle Wörter Beispielsammlung, Wie sag ich`s auf deutsch? für täglichen Gebrauch, FW aus Gewerbe, Handel, Industrie Verdeutschungsliste - Spinnstoffwirtschaft für Allgemeinheit, Verdeutschung u. Gebrauchshilfe Motto: Sprich, lies, schreibe richtig!, für Redner, Rundfunkansager, Schule, Haus u.a., Schw erpunkt Form
FW, kurz erklärt, schnell begriffen, Referenz auf Engel, negativer Ton wird schwächer Österr. Volks-FWB, polit ausgerichtet, bedeutungsbezogen, gebräuchlichste Fremdwörter Das Fremdwort im täglichen Leben Verzeichnis Lateinvokabeln u. FW Kirche kurzgefasstes Nachschlagewerk für Gärtner, Land- und Forstwirte Verdeutschungen der FW, Tendenz: Vermeidung, mit Ursprungswörtern und Etymologie Musikal. FWB Verdeutschung med. Krankheitsbezeichnungen Zeitungsfremdwörter, bedeutungsbezogen, keine Formangaben, kein Vorwort Theol. Fach- und Fremdwörter Keysers FWB; im Titel: 36.000 L., bildungshungrige Leser, ausführliches Vorwort Fach- und. FWB der Musik Mineralogie und Kristallographie Stenographen, Eilschriftl. FW-ABC, Sonderform, Angabe der stenogr. Schriftzeichen FWB für jedermann FWB Ich kenne die FW, Das tägliche FW; 1994 - 2 Disketten Juristische FW, Juristisches FWB KL. Fremdwörterkunde, gebräuchlichsten, alltägl. Wortschatz Weißt du das? Gebräuchliche FW Junckers (kl.) FWB, 1982-FWLexikon, kleines Format bis 1962, dann Formatwechsel Ullstein, FWLexikon Lehrmeister-Fremdwörter-Buch Sags auf Deutsch, (Losung) Fremdwörterlexikon , EDV 1994
B: Beamte, Bot: Botanik, Fr: Frauen, Gel: Gelehrte, H: Handel/Wirtschaft, Jur: Gericht, Kü: Küche/Gastronomie, Land: Landbevölkerung, Med: Medizin, Mi: Militär, Mu: Musik, P: Post, p: positive Wertung, Schu: Schule, Z: Zeitung (s.a. die Spalte Bemerkungen und die Erklärungen in Abschnitt 2.3)
52
Goldhahn 1959 [1992] (DDR) Martin 1959 (DDR) Praetorius 1959 Duden - Fremdwörterbuch 1960 [2007] Goldbeck 1960 Killinger 1960 Küpper (Reclam) 1960 [2006] Ruhland/Reinmöller 1964 Dultz 1965 [1973] Junckers Kleinwb.1965/Nachf.:dixi [1969] Meerwein 1965 Freytag u.a. 1966 [1992] Reinmöller 1967 [1971] Hofmeier 1968 Langenscheidt (Verl.) 1968 Müller-Hagen 1968 [1974] Kuri 1969 [1977] Reinmöller 1969 [1971] Ahlheim 1970 [1992] Niemer 1970 Ruhland/Reinmöller 1970 Schaal 1970 [1988] Peltzer 1971 Mackensen 1971 [1991] Bruhns 1972 Ehrlich u.a. 1972 [1982] (DDR) Lörtscher 1973 Schnorr 1973 Lichtenstern 1974 [1976] Wahrig 1974 [2007] Schülerduden 1975 [2007] Duden - Der kleine Duden 1977 [2007] Herrmann 1977 [1995] Küfner u.a. 1977 [1986] (DDR) Ruhland 1978 [1982] Ruhland 1978 [1982] Habler 1980 Dt. Blindeninstitut (Verl.) 1980 Buch-Zeit-Verl. 1981 Matzat 1981 Wetzstein 1981 [1988] (DDR) Kapp (Verl.) 1982 Wehle 1982 [1996] Capelle 1983 Das Beste (Verl.)1984 Friedrich (Verl.) 1984 Würth 1984 [1994] Langenscheidt (Verl.) 1985 [2003] Hazuka 1986 Müller-Alfeld 1987 Leisering 1988 [2004] Meyer 1988 Hübner 1989 [2001] Kebbel 1989 Bedürftig, E. 1989 Baer/Hübner 1990 (DDR)
x (x) x x (x) (x) x x x x x x x x (x) x x x x x x (x) x x x x (x) x x x x x x x x x x x (x) x x x x x (x)
x Med (x) Buch x x x x x x x x (x) x (x) x xH x x x x+Kreuzwort (x) x x Ki (x) p Nat Sch/Hochsch. x x (x) Büro u.a. x x xPol (x) x x x x x x Angl. x x Büro xH x x x x x x Praxis/Unter x x H H (x) Mu x x x (x) x x x x (x) x x x (x) Pilze x x x (x) x x x x x x x Sch. u.a. x (x) x x x (x) x (x) x x x x x Silben Humorvolle x (x) Blinde x x x x x Praxis/Unter x Kinder x (x) x x p x x Anfänger x (x) x (x) x
Unter 200 Seiten
200-500 Seiten
Seitenanzahl
Über 500 Seiten
Lemmaanzahl
Fremdwortschatz u. indigene Wörter
Spezifizierte Auswahl
Unspezifizierte Auswahl
Eingeschränkter Adressatenkreis
Adressatenkreis LemmaauswahlLemmaanzahl
Offener Adressatenkreis
Negative Wertung von Fremdwörtern
Wertung
Zum Gebrauch befähigen
Erklären
Verdeutschen
Erklären u. Verdeutschen
Intention
Neutrale Wertung von Fremdwörtern
Nachschlagewerke
100-239 169 141
ca.1.200 40- 55.000 704-1104
135 114 ca.14.000 1.300 ca.30.000 FW 6.000
236-349 64 512 480 56
3.600/10.000/
11.000 30-55.000 698-1017 20-25.000 466-768 15-20.000 ca.25.000 ca.40.000 824-829
ca.350 479 124 393 71 135 201
ca.450-528
ca.450 174 130 224 57 480
1.000 ca.1.500 32.000 nicht ermittelt 415 6.000
16 156 464 299 80 480 71
(x) (x) (x) (x) (x) (x) x x x (x) x x
x x x (x) (x)
p x x x x x
jedermann
Du! jedermann
x x x x x x x schwere x x
256 480 236
dt.
133 21.000
448 203
ca.12.000 dt.L
ca. 30.000 99 15-20.000 25.000
703 159 393 471
B: Beamte, Bot: Botanik, Fr: Frauen, Gel: Gelehrte, H: Handel/Wirtschaft, Jur: Gericht, Kü: Küche/Gastronomie, Land: Landbevölkerung, Med: Medizin, Mi: Militär, Mu: Musik, P: Post, p: positive Wertung, Schu: Schule, Z: Zeitung (s.a. die Spalte Bemerkungen und die Erklärungen in Abschnitt 2.3)
53
kl. kl.
x x x
x
(kl.)
x FWB,FWL
kl.
x x
x x
x x (x) x
x FWL x FWL kl. kl.
x x
x x Ta
FWL x x FWL x
FWL x
x x
x x x x x
FWL
FWL x
x
Bemerkungen
x x x FWL x
ermittelte Auflagenhöhe
Eigenbezeichnung Vdt.-WB
Titel
Eigenbezeichnung FWB
Handbuch/Wörterbuch
Notwendig/unentbehrlich
Hülfsbuch/Hilfe
Gemeinnützig
Allgemein
Sammlung/Auswahl
Gedrängt/kurzgefasst/klein
Selbstbeschreibung/Titel
16+2 1 1 9+7 1 1 14+1 1 4 2 1 4+2 2 1 1 2 6+2 2 2 1 1 3 1 3+3 1 7 1 1 3 11+10 5+1 6+1 1+13 7+1 2 2 1 1 1 1 6 1 2+1 1 1 1 3 2 1 1 5 1 2+3 1 1 1
Bemerkungen zum Inhalt, Auszug aus Titel Kl. Med. FWB kl. FWB d. Buch- und Schriftwesens FW sind Glückssache, Erklärung u. Lesespaß Verstehen u. Gebrauch, EDV ab 1992, "das" Nachschlagewerk, viele Lizenzausgaben Fremdwörterbuch für jeden Tag FW von A-Z Reclams FWB, (2003 Lexikon der FW), gebräuchlichste FW u. Abk., knappe Lemmaangaben FW-ABC Gebrauch u. Bedeutung; dt-fr; fr-dt., ca. 22.000 dt. L FW, Junckers Kleinwörterbuch, Format: 6 x 5 cm FW, erklärt u. gedeutet naturwissenschaftliche u. mathematische Begriffe, starke Erweiterung mit dem Auflagen Worteinfuhren, Morpheme, unassimilierte W. Titel: Lieben sie Establishment?, narrativeTextform Lilliput-Wörterbuch, FW, 3,4 x 4,7 cm FW unsrer Zeit, besonderes Format, bedeutungsbezogen Gr. FWB, verstehen u. anwenden, differenzierte Bewertung, Tendenz: neue Angl. negativ FW auf Lager, für Schriftverkehr, Bezeichnung: FWB im Vorwort mit Anwendungsbsp; ausgesprochen gebrauchsorientiert, wichtigste FW gebräuchlichsten FW, erklärt FW im Geschäftsverkehr Musik verdeutscht, aktuell, Wertklassifizierung relativ neutrale Bewertung, jedoch negativ besetztes Beschreibungsvokabular FW+Nachschlageregister, täglich, Text, Sonderformat "informiert" über FW aus Gesellschaft, Wissenschaft, Technik, Kultur Pilzkunde FW der täglichen Praxis; nach Sachgebieten Lexikon aktueller FW, keine Spezialbegriffe, Bedeutungsauswahl Gebrauch, erklärt, EDV ab 1993 besonders für Schüler für tägl. Gebrauch Schreibweise Bedeutung, Anwendung, gebräuchliche FW, im Titel: 40.000 L. Großes FWB Fremdwörter, "leicht erklärt" Fremdwortsilben aufgehellt für Humorvolle Kurz-FWB, Blindendruck Mini-Wörterbuch , Format: 6 cm ausgewählt und erklärt, kein Vorwort Lexikon Gr. Neues FWB Sprechen sie ausländisch?, narrative Textform, Intention: zum Schmunzeln zu Unterhaltung, Artikelform, aber Assoziationen, keine Form-Angaben Fremdwörter von A-Z, Format: 6 cm Fremdwörter - fremde W. Moderne FW , Format: 7 cm FW, Format: 6 cm Da gibt's doch ein Fremdwort für., dt.-fr. FW, umfassend mit allen wichtigen modernen FW dt.-fr., für gebildete Ausdrucksweise, stilist. Extravaganz u. verbale Selbstverteidigung neues, Langenscheidt, Bedeutungs-Erklärung verblüffendes FWB, Spiel in WB-Artikelform / schwere Wörter Neues FWL, Herkunft, Beugung, Wortverbindungen, Wortschöpfungen, Fachausdrücke nur Kurztitel: FWB
B: Beamte, Bot: Botanik, Fr: Frauen, Gel: Gelehrte, H: Handel/Wirtschaft, Jur: Gericht, Kü: Küche/Gastronomie, Land: Landbevölkerung, Med: Medizin, Mi: Militär, Mu: Musik, P: Post, p: positive Wertung, Schu: Schule, Z: Zeitung (s.a. die Spalte Bemerkungen und die Erklärungen in Abschnitt 2.3)
54
(x)
Angeber xGebilb
Blinde (x) x x x x x
x
x x x
x (x)
Beruf/Privat
x x x x
x+Rätsel x x+Insider
x x x x x x (x) x x (x) x x (x) (x) (x) (x) x (x) x x x x (x) (x) x
(x) x x x x x x? x x x x x
x
"Sie", Laie
x+Rätsel
x x
x x x x
(x) x x x (x) x x p (x) (x) x (x)
Schüler
Kinder
378 318
Unter 200 Seiten
200-500 Seiten
Über 500 Seiten
Fremdwortschatz u. indigene Wörter
Lemmaanzahl
272-416 159
608 96
< 15.000 dt.L 25.000 Diskette 10.-13.000
408 271 157
ca.11.600 dt.L.
80-85.000 FW ca.1550 8.000 20.000
346 399 320
1 CD-R 160 20.000 122
Engl
FW-Anwender
12.000 564
9 Bde.
H
Sch/Beruf
Seitenanzahl
ca.30.000 dt.L
ca.8.500 ca 15.000 ca.1.300
x x x x x x x x x x x x
x x x x x (x) x x x x (x) x x (x) x x x x
Spezifizierte Auswahl
Unspezifizierte Auswahl
Eingeschränkter Adressatenkreis
Adressatenkreis LemmaauswahlLemmaanzahl
Offener Adressatenkreis
(x) (x) x x x
Negative Wertung von Fremdwörtern
x (x) x x x x x x
Erklären
Neutrale Wertung von Fremdwörtern
Wertung
Zum Gebrauch befähigen
Bünting/Ader 1991 [1997] Drews 1991 [2007] Normann 1991 Schill 1991 [1992] Timm 1991 [2005] Daams-Steinert 1992 DBZ (Verl.) 1992 Laudel 1992 [1993] Rossipaul -EDV (Verl.) 1993 [1994] Bedürftig, F. 1994 Bohn 1994 Duden - Das Große FWB 1994 [2007] Knauf/Lörcher 1994 [1998] Lechner (Verl.) 1994 Compact-Verl. 1994 [2004] LexiRom-Duden-EDV 1995 [1999] Oppermann 1995 Tandem (Verl.) 1996 Lobentanzer 1996 Bertelsmann -EDV; BEP (Verl.) 1997 [1998] TLC-Verl. -EDV (Verl.) 1997 Tandem (Verl.) 1997 - EDV [2002] Kurz 1998 Cropp 1999 [2005] Bertelsmann; BLV (Verl.) 1999 - EDV Pogarell/Schröder 1999 [2007] Kappelmann/Schneider 2000 Naumann u. G. - EDV (Verl.) 2000 Duden-KorrekturPlus 2001 [2005] Serges Medien (Verl.) 2001 [2002] Hell 2001 [2002] Wahrig-Buhrfeind 2001 [2002] Baumgärtner 2003 Dudenverl. (Verl.) 2003 Kaufmann/Müller 2003 Kronseder/Wiedenmann 2003 Duden-BüroPlus - EDV 2004 Gressl 2004 Sybex-Verl. - EDV 2004 Herrmann 2005 Bauer 2006 Richter 2006 Duden Korrektor Jura 2007
Verdeutschen
Intention
Erklären u. Verdeutschen
Nachschlagewerke
x x x x x x x x x x x x
256 33
1 CD-R 3 CD-R 1-2 CD-R < 25.000 555 20.000 dt.L 438/532 3 CD-R ca.4.500 14.000
162-220 128
1 CD-R 1 CD-R 320 600
20.000 20.000 16.000 dt. L
415 414 552 192 510 2 CD-R
777
63 3 CD-R
(x) x (x) x
Ki x x x
272 176 752 1 CD-R
B: Beamte, Bot: Botanik, Fr: Frauen, Gel: Gelehrte, H: Handel/Wirtschaft, Jur: Gericht, Kü: Küche/Gastronomie, Land: Landbevölkerung, Med: Medizin, Mi: Militär, Mu: Musik, P: Post, p: positive Wertung, Schu: Schule, Z: Zeitung (s.a. die Spalte Bemerkungen und die Erklärungen in Abschnitt 2.3)
55
FWL x x x FWL x x x FWL FWL x x x x
x x x FWL FWL x FWL x FWL FWL
x x x
x FWL x x FWL FWL x
x FWL Ta
x x x
ermittelte Auflagenhöhe
Bemerkungen
Eigenbezeichnung Vdt.-WB
Titel
Eigenbezeichnung FWB
Handbuch/Wörterbuch
Notwendig/unentbehrlich
Hülfsbuch/Hilfe
Gemeinnützig
Allgemein
Sammlung/Auswahl
Gedrängt/kurzgefasst/klein
Selbstbeschreibung/Titel
2 2+1 1 1+1 2 1 1 2 2 1 1 4 1+1 1 2 5 1 1 1 2 1 5 1 1+2 1 7 1 1 5 2 1 2 1 1 2 1 2 1 1 1 1 1 1
Bemerkungen zum Inhalt, Auszug aus Titel nur Kurztitel: FWL Lesespaß, Artikel als Texte, eher Kommentare als Erklärung, Tendenz: Anti treffende FW, dt.-fr., Quellenverzeichnis, von unschätzbarem Wert nur Kurztitel: FWB moderne FWL, verstehen und anwenden Zweifelsfälle Fremdwörter, Übungsbuch Blindendruck ohne unterlegten Text, Großformat zu jedem Begriff das passende FW, für Schreibende, dt.-fr. elektronisches FWB, Erklärungen wichtigsten FW und ihre Bedeutung, kein Vorwort dt.-fr., Synonymcharakter, keine Erklärungen Allgemeinspr.u. Fachspr., fr.-dt.,dt.-fr., 15-16.000 dt. L, besonders für Anspruchsvolle Fremdwörterbuch Wirtschaft, ausführlich erklärt wichtigsten FW Moderne FW, Mini-WB, Format: 6 cm FWB ist eines v. 5 elektron. Nachschlagewerken dt.-fr., praktischer FW-Helfer aktuelles FWL, hochaktuelle FW in Bildern u.a. FWL, für Schule, Beruf, Studium u.a. FWB enthält Aktuelles FWL, Siehe Tandem (1996) neue FWB, aus allen Bereichen, Verständnishilfe passende FW schnell gefunden, Anwendungbeispiele, dt.-fr. inklusive FWL, basiert auf 20-bändigem Lexikon WB überflüssiger Anglizismen, (zugehörig dem Verein Deutsche Sprache) Fremdwörter. Schnell kapiert zum Anwenden, schwierige Begriffe DUDEN-FWB u.a. Lexikon der FW, Erklärungen... Neues Gr. WB Fremdwörter, über 150.000 Angaben Wahrig-FWL verstehen verwenden, die interessanten und schwierigen FW leicht verständlich erklärt gebrauchsbezogen, dt.-fr, ca.40.000 FW, keine Form-Angaben, für die, die FW nutzen wollen Titel: Fremdwörter. Sicher verstehen und anwenden Fremdwörter u.a. FWB (Duden) Fremdwörter für Kinder u.a. FWL Taschenwörterbuch theologischer Fremdwörter Titel: Fremdwörter kompakt. Fremdwörter, über 75.000 Eintragungen mit Duden Fremdwörterbuch
B: Beamte, Bot: Botanik, Fr: Frauen, Gel: Gelehrte, H: Handel/Wirtschaft, Jur: Gericht, Kü: Küche/Gastronomie, Land: Landbevölkerung, Med: Medizin, Mi: Militär, Mu: Musik, P: Post, p: positive Wertung, Schu: Schule, Z: Zeitung (s.a. die Spalte Bemerkungen und die Erklärungen in Abschnitt 2.3)
Tabelle 2.4: Übersicht ausgewählter Merkmale von produktorientierten einsprachigen Sprachkontaktwörterbüchern des Deutschen (1800 –2007)
III Die kontaktsprachliche Wörterbuchlandschaft von der Jahrhundertwende bis zur Reichsgründung 1800–1870
1. Sprach- und gesellschaftshistorischer Hintergrund (1789–1870) Die ersten Veröffentlichungen zweier für die Entwicklung der deutschsprachigen auf Entlehnungen gerichteten Sprachkontaktlexikografie von 1800 bis heute einflussreicher Wörterbücher – Campe (1801/1813) und Heyse (1804–1922) – ereigneten sich vor dem Hintergrund von für Deutschland und Europa bedeutenden gesellschaftshistorischen Veränderungen. Diese begannen 1789 mit der Französischen Revolution und erreichten ihren Höhepunkt auf dem Wiener Kongress mit der Neuordnung Europas und der Entstehung des Deutschen Bundes 1815. Während Campes lexikografische Tätigkeit mit dem Ende dieses Zeitabschnittes ebenfalls abschloss, begleitete Heyses Werk durch seine vielen Auflagen die Menschen in der Zeit des Niederganges des 1. bis zur Entstehung des 2. Deutschen Kaiserreiches und sogar darüber hinaus. Im Folgenden soll die gesellschaftliche und kontaktsprachliche Entwicklung der Jahre 1789/1800 – 1815 – 1871 im deutschsprachigen Raum in einem kurzen historischen Abriss in Erinnerung gerufen werden. Dieser Abriss bildet die Basis für die Beschreibung der beiden genannten Wörterbücher und zeigt zugleich den Rahmen, in dem sich die sich an diese frühen Arbeiten anschließende Entwicklung der deutschen produktorientierten kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft im ersten von drei auch lexikografiehistorisch unterscheidbaren Abschnitten vollzieht. Der Beginn dieses Abschnitts fällt in die Jahre der Spätaufklärung und der sie ablösenden Romantik. Er war geprägt durch kriegerische Auseinandersetzungen mit dem napoleonischen Frankreich, durch Staats und Sozialreformen und einen grundlegenden gesellschaftlichen Strukturwandel, in dem sich neue klassenbezogene Schichten auf Kosten der jahrhundertealten ständischen Ordnung zu etablieren begannen. Diese Schichten waren nicht mehr so sehr durch geburtsrechtliche Unterschiede voneinander getrennt, sondern zeichneten sich durch Markt- und Lohnabhängigkeit, durch Besitz bzw. Besitzlosigkeit aus. Ihre Herausbildung entsprach dem Vordringen der kapitalistischen Wirtschaftsweise in der Stadt und auf dem Land. Diese beschleunigte sich durch die in Deutschland um 1835/40 einsetzende Industrialisierung. Begleitet und gefördert wurde die Kapitalisierung aber auch durch den Ausbau staatlicher Bürokratie und die Verbesserung der Rechtssicherheit, beides auf Reformen in Verwaltung und Rechtswesen zurückzuführen, sowie durch ein hohes Bevölkerungswachstum. Der Anstieg der Bevölkerung hatte eine massenhafte Verelendung der städtischen und ländlichen Unterschichten zur Folge. Sie führte den Vorläufern der Industriefabriken aber zugleich Arbeitskräfte zu. Neu in dieser Entwicklung war die zunehmende Trennung von Arbeitsplatz und Haushalt. Gefördert wurde der gesellschaftliche Wandel, der auch ein Wertewandel war, außerdem durch die an diesseitigem, vernunftgeleitetem Denken und säkularisierten Weltanschauungen, an Verbesserungen im Bildungswesen und wissenschaftlichem Fortschritt interessierte Aufklärungsbewegung und die wichtiger werdende technische und naturwissenschaftliche Forschung.
58 Im Vergleich zu England und Frankreich veränderten sich Staat und Gesellschaft des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und seines Nachfolgers jedoch langsam und ohne revolutionäre Umwälzung. Dies hatte nicht unwesentlich mit der bereits im 18. Jahrhundert verfolgten Politik eines auf Beamtentum und Militärstaatlichkeit einerseits, auf aufgeklärten Ideen in Wirtschaft, Recht, Bildung und Religion andererseits beruhenden „Reformabsolutismus“ (Wehler 1989: 360) in Preußen und mit ähnlichen Bestrebungen in Österreich zu tun, die die Ausbildung zu starker Gegensätze verhinderte. Hinzu kam, dass die städtische und ländliche Unterschicht, nach Wehler, für eine erfolgreiche Auflehnung nicht ausreichend konfliktfähig und organisiert war und sich das Bürgertum, vor allem die gebildeten und wirtschaftlich stärker engagierten „neuen Bürgerlichen“ (ebd. 336) anders als in Frankreich nicht in radikale Opposition zu Adelsstand und Fürstenstaat stellten. Besonders Erstere bildeten eine reform-, aber nicht revolutionsbereite Schicht staatlich eng eingebundener Untertanen. Die Zahl der bürgerlichen Unternehmer war zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch sehr gering und die freien akademischen Berufe galten erst für wenige als wirkliche Alternative, bildeten sie sich doch erst allmählich heraus. Weitere revolutionsverhindernde Faktoren und zugleich markante Eigenschaften der gesellschaftlichen Umstände auf deutschem Gebiet waren außerdem der ausgeprägte Landespatriotismus in der gesamten Bevölkerung, die fehlende zentrale Hauptstadt und die partikulare Gestalt des alten Reiches und des späteren Bundes.1 Der geistige Einfluss der Französischen Revolution und der von den Kriegzügen und der Herrschaft Napoleons in den deutschen Gebieten ausgehende Druck, weitere Veränderungen herbeiführen zu müssen, dürfen jedoch nicht unterschätzt werden. Ganz offensichtlich wirkte sich der französische Einfluss auf die territoriale und machtpolitische Gestalt des Reiches und des zwischen 1815 und 1871 existierenden Deutschen Bundes aus, deren Veränderungen mit den Begriffen Zentralisierung und Vereinheitlichung aufgrund von Säkularisierung und Mediatisierung beschrieben werden können. Im Laufe der Auseinandersetzungen mit Frankreich in den drei Koalitionskriegen (1792–97, 1798– 1801, 1805), die unter anderem zur Abtretung der linksrheinischen Gebiete an Frankreich, zur Enteignung kirchlicher Fürstentümer und Auflösung der Reichsunmittelbarkeit von freien Städten, zur Entstehung neuer Königreiche (Bayern und Württemberg) und Herzogtümer (Baden) sowie zur Bildung des Rheinbundes unter dem Protektorat Napoleons führten, entwickelte sich bis 1806 aus einem Kaiserreich mit fast 1800 Herrschaftseinheiten ein Gebiet mit rund 30, wenn auch wesentlich stärkeren Gebilden, dem kein Kaiser mehr vorstand. Mit der Schaffung eines österreichischer Kaiserreiches 1804 durch Franz II. und seiner Abdankung als deutscher Kaiser 1806 löste dieser das Heilige Römische Reich Deutscher Nation faktisch auf.2 1810 gliederte Napoleon im Rahmen seiner Blockadepolitik gegen England darüber hinaus eine Reihe von Küstenländern und norddeutschen Hansestädten direkt dem französischen Kaiserreich an. Nach Napoleons Russlandfeldzug 1812, der in einem für Frankreich katastrophalen Fehlschlag endete und eine Wende in ganz Europa einläutete, regte sich auch in Deutschland großer Widerstand gegen die französische Fremdherrschaft. Er ging durch alle Bevölkerungsschichten und führte der preußischen
–––––––—–– 1
2
Zu weiteren Gründen, warum es keine deutsche Revolution gab wie die in Frankreich, vgl. z.B. Wehler (1989: 353–362). Vgl. ebd. 363–638.
59 Armee, die mittlerweile eine weit reichende Heeresreform3 durchgemacht hatte, eine große Zahl von Freiwilligen zu. Es kam zu einer regelrechten patriotischen Bewegung und nationalen Erhebung, die von der preußischen Armee genutzt und mit Hilfe des Verbündeten Russland und der hinzugetretenen Koalitionspartner England, Schweden und Österreich in der „Völkerschlacht“ bei Leipzig im Oktober 1813 in einen entscheidenden Sieg umgesetzt werden konnte. Als Folge löste sich der Rheinbund auf. Nach weiteren Niederlagen Frankreichs in den sogenannten Befreiungskriegen 1813/14 wurde Napoleon schließlich 1815 zur Beendigung des Krieges gezwungen. Die Zeit der konservativen Staatenrestauration begann mit dem Wiener Kongress, aus dem der Deutsche Bund, eine neue lockere völkerrechtliche Vereinigung souveräner deutscher Staaten unter Führung Österreichs in Gestalt des extrem konservativen Metternich, hervorging.4 Ideen und reformgeschichtlich von Bedeutung wurden für das deutsche Gebiet die Jahre nach 1807. Bis dahin war die Französische Revolution wie schon zuvor die Amerikanische Verfassungsrevolution 1775/76 mit ihrer Unabhängigkeitserklärung und der Festschreibung unveräußerlicher Menschen- und Bürgerrechte in deutschen Zeitschriften und Zeitungen, an Universitäten und in (bald verfolgten) Lesegesellschaften aufmerksam beobachtet, diskutiert und begrüßt worden. Die französischen Neuerungen wie der Übergang zur konstitutionellen Monarchie, die Gleichheit vor dem Gesetz, die Freiheitsrechte sowie Sicherheitsgarantien für Person und Eigentum galten auch hier als anzustrebende Ziele. Viele der deutschen Intellektuellen, darunter Hegel, Fichte, Schiller, Wieland und Campe begeisterten sich offen für diese Ideen und sympathisierten mit den Ereignissen von 1789 und unmittelbar danach. Die Septembermorde 1792, die Hinrichtung Ludwigs XVI., die Jakobinerherrschaft führten dann aber zu einer Abwendung vom Wunsch nach einem schnellen Wandel. Gegen konservativen Widerstand wurden in den linksrheinischen Gebieten von Napoleon selbst, in den Rheinbundstaaten nach französischem Vorbild, aber auch in Preußen und Österreich Reformen auf den Weg gebracht, die auf die Umgestaltung von Staat und Gesellschaft, auf mehr Verantwortung der Bürger im Staat, auf einen wirtschaftlichen Aufschwung und Ruhe abzielten. Die Reformen bezogen sich neben der bereits erwähnten Umstrukturierung in der preußischen Armee auf die Überführung der überkommenen feudalständischen Rechts- und Abhängigkeitsverhältnisse in kapitalistische Eigentums- und Besitzverhältnisse, für deren Durchsetzung zumindest die rechtlichen Grundlagen gelegt werden sollten,5 sowie auf die Bildung und Erziehung. In Preußen wurde Bildung als vom Staat gestellte Aufgabe propagiert, nach der jeder zu streben hatte, um seine Pflichten als
–––––––—–– 3
4
5
1813/14 wurde die Wehrpflicht eingeführt. In der Heeresreform wurde außerdem das Söldnerherr in ein Volksheer umgebildet, das aus aktiven Wehrpflichtigen und Reservisten bestand. Damit konnte praktisch eine große Anzahl von Männern militärisch geschult, patriotisch verpflichtet und schnell unter Waffen gesetzt werden. Zur preußischen Heeresreform und zu anderen Reformen in Preußen und in den Rheinbundstaaten vgl. Fehrenbach (2001: 82–94, 109–135) und Wehler (1989: 368–485). Vgl. zu den Ereignissen bis zum Wiener Kongress Fehrenbach (2001: 126–135) und Görtemaker (1996: 46–79). Z.B. in Preußen: Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern bei gleichzeitiger Aufhebung des Bauernschutzes, Einführung der Selbstverwaltung der Städte, Neuordnung der Verwaltung und der obersten Staatsbehörde, Aufhebung des Zunftrechts, Einführung von Verbrauchersteuern, beginnende Förderung der Emanzipation der jüdischen Bevölkerung.
60 Staatsbürger bestmöglich und selbstverantwortlich leisten zu können. Wilhelm von Humboldt ließ als preußischer Unterrichtsminister die allgemeine Schulpflicht (1717) strenger durchsetzen, führte an Volksschulen neue Lehrpläne, an Gymnasien das Abitur ein und veränderte die Lehrerausbildung. 1810 gründete Humboldt die Berliner Universität, die nach dem Prinzip der Einheit von Forschung und Lehre und ohne staatliche Eingriffe geleitet werden sollte. Im Gegensatz dazu führte Preußen keine Verfassung ein und bildete keine gesamtstaatliche parlamentarische Vertretung, wie sie ab 1814 in mehreren deutschen Ländern geschaffen wurde. Das ist ein Grund dafür, warum es nach einer längeren Periode relativer Ruhe durch Abschottung Deutschlands vor den vielen Revolutionen in Europa dann doch im Laufe des Vormärz zu Unruhen und schließlich zur bürgerlich-liberalen Revolution 1848/49 kam. Die Rücknahme der staatlichen Reformziele im Rahmen der strengen Restaurationspolitik und die mit dieser Politik bald in Konflikt geratene Nationalbewegung, aber auch das Ungleichgewicht von politischer Schwäche bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Entfaltung des Bürgertums waren andere.6 Bedeutend für die Entwicklung der „Nationbildung“ (Langewiesche 1996: 192), die die Jahre 1800 bis 1871 in besonderem Maße kennzeichnete, wurden die steigenden Aktivitäten der deutschen Presse, die Entstehung zahlreicher Vereine unterschiedlichster Art sowie die Volksversammlungen und Feste, in denen und durch die sich eine „nationale Öffentlichkeit“ ausbildete. Aber auch die engeren wirtschaftlichen Zusammenschlüsse wie der 1834 gegründete Deutsche Zollverein und die Hebung der Allgemeinbildung trugen zu dieser Entwicklung bei und politisierten die Gesellschaft soweit, dass sie 1848/49 einen Nationalstaat mit Verfassung und Vertretung und weitere gesellschaftsverändernde Reformen forderte. Die Frage nach der Gestalt und der Größe dieses Staates konnte zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht einhellig gelöst werden. Die Revolution scheiterte.7 Die Politisierung aller Schichten der Gesellschaft, z.B. in Form von Parteienbildung, sowie die Entwicklung der Nationalstaatsfrage in Richtung einer kleindeutschen Lösung mit Preußen an der Spitze und ohne Österreich setzt sich in der folgenden Reaktionsphase (ab 1850) dennoch und sogar verstärkt fort. Gefördert wurde diese Entwicklung durch wirtschafts- und infrastrukturfördernde sowie gebietsverknüpfende und homogenisierende Effekte von Eisenbahnbau und -nutzung. Die zwischen 1850 und 1873 stattfindende enorme Ausweitung der Maschinenbau- und Schwerindustrie, aber auch der Konsumgüterindustrie muss hier genannt werden. Begleitet wurde sie durch ansteigende Lohnabhängigkeit bei kaum zumutbaren Lebens- und Arbeitsbedingungen der zunehmenden Fabrikarbeiterschicht und durch Kriege zwischen Dänemark und Preußen/ Österreich (1864), zwischen Preußen im Verbund mit kleinen norddeutschen Staaten und Österreich mit einer Reihe von süddeutschen Staaten (1866) und schließlich zwischen dem 1867 gegründeten Norddeutschen Bund zusammen mit den süddeutschen Staaten und Frankreich im deutsch-französischen Krieg 1870/71, der zur Gründung des 2. Deutschen Kaiserreichs führte.8 Aus sprachhistorischer Sicht soll auf folgende Erscheinungen hingewiesen werden: Hinsichtlich der Entwicklung in der deutschen Sprachkontaktgeschichte der Jahre zwischen
–––––––—–– 6
7 8
Vgl. zur Periode der Restauration z.B. den Abriss von Conze (1996: 169–179) und Görtemaker (1996: 61–100). Zu den Ereignissen um 1848/49 vgl. u.a. Görtemaker (1996: 101–141). Vgl. Hentschel (1996a: 202–221), Langewiesche (1996: 180–193), Görtemaker (1996: 143–206).
61 1800 und 1871 waren, wie schon in den Jahren zuvor, Latein und Französisch als Gebersprachen von besonderer Bedeutung. Ihr Gebrauch als Sprachen der Wissenschaften, Kirchen, der Gesetze bzw. des Hofes schwandt zwar zugunsten des Deutschen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts deutlich. Auch die Einführung von Französisch als Amtsprache in den französisch besetzten Gebieten des Rheinlandes war nur ein retardierendes Moment in dieser Entwicklung, das zudem seit den Befreiungskriegen den umgekehrten Effekt hatte, die Intoleranz gegenüber Fremd- und Minderheitensprachen zu erhöhen.9 Im Vergleich zum 18. Jahrhundert und Beginn des 19. Jahrhunderts, in denen ein beachtlicher Teil der deutschen Gesellschaft mindestens ansatzweise als deutsch-französische Zweisprachige bezeichnet werden konnte,10 schwandt ebenfalls die Motivation zum Lernen moderner Fremdsprachen. Ausgelöst wurde dies durch die Befreiungskriege, besonders ausgeprägt war es in der Restaurationszeit.11 Dennoch blieb das Französische im ganzen 19. Jahrhundert hindurch die dominierende Gebersprache für Neuentlehnungen. Unter diesen waren vor allem Bezeichnungen für Dinge der Kleidung, Wohn-, Ess- und Benimmkultur, aber auch für politische Erscheinungen zu finden. Bemerkenswert ist, dass trotz oder gerade wegen der Franzosenfeindlichkeit seit 1813 auf eine korrekte, möglichst nicht integrierte Aussprache und Schreibung der französischen Übernahmen geachtet wurde.12 Latein behielt seine Bedeutung für den deutschen Lehnwortschatz aufgrund seiner Eigenschaft, neben dem Griechischen und wiederum Französischen als Basis für den im Deutschen gebildeten Lehnwortschatz zu dienen. Die im Humanismus beginnende, seit der Aufklärungszeit aktiv genutzte Lehnwortbildung steigerte sich über das ganze 19. Jahrhundert hinweg (von ca. 46 % des neuen äußeren Lehnguts um 1800 auf ca. 74 % um 1900)13 und wurde zu einer der bedeutendsten Quellen für den Ausbau des deutschen Wortschatzes. Als Fremdsprache erhielt Latein neben Altgriechisch aufgrund der neuhumanistischen Ausrichtung der Gymnasien besondere Aufmerksamkeit. Zu erwähnen ist daneben die steigende Bedeutung des Englischen als Gebersprache des Deutschen und als zu erlernende Fremdsprache. Das seit den 1840er Jahren deutlich zunehmende Interesse am Englischen ist zurückzuführen auf den steigenden wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und politischen Einfluss Großbritanniens, aber auch Amerikas, was sich auf den Wortschatz von Politik, Technik, Wirtschaft, Verkehr, Philosophie und anderen Gebieten auswirkte.14 Im Bereich der Sprachpflege hatten die gesellschaftlichen Ereignisse in den Jahren zwischen 1789/1800 und 1871, wie oben erwähnt, Einfluss auf das Erlernen und den Gebrauch von modernen Fremdsprachen, vor allem von Französisch. Ein besonderes, und zwar puristisches Interesse riefen aber vor allem die im Deutschen bereits etablierten Sprachkontaktprodukte hervor. Besonders die Zeit zwischen der Französischen Revolution und dem Beginn der Restauration war von hoher und neuartiger sprachkritischer Aktivität geprägt, war sie nach Kirkness (1975: 414–417) doch die Zeit der Verengung der sprachpuristischen Bewegung auf ein bestimmtes Thema, das der „Fremdwörter“. Diese Fokussierung hatte
–––––––—–– 9 10 11 12 13 14
Vgl. Polenz (1994: 73). Vgl. ebd. 63–76. Vgl. Polenz (1999: 202f.). Vgl. ebd. 392. Vgl. ebd. 393f. Vgl. ebd. 400f.
62 sowohl sprachliche als auch gesellschaftliche Ursachen. Erstens konnten die puristisch engagierten Sprachpfleger um 1800 anders als in den Jahrhunderten zuvor von einer wenn auch nicht einheitlich definierten, so doch weitgehend als Standard akzeptierten hochdeutschen Sprache ausgehen, welche als Medium einer europäisch anerkannten Literatur etabliert war und als Wissenschaftssprache Anwendung fand. Sie musste demnach nicht mehr vor einer möglichen Verdrängung durch das Lateinische oder Französische bewahrt werden. So begannen sich aktive Sprachpfleger bzw. an Sprachpflege Interessierte auf bestimmte Aspekte der Sprachkritik, nämlich auf den Gebrauch von Sprachkontaktprodukten zu konzentrieren. Weil das sogenannte Hochdeutsche zweitens von den meisten deutschen Sprechern mittlerweile mindestens passiv beherrscht wurde, konnte es mehr als zuvor die Basis für ein geistig-kulturelles Zusammengehörigkeitsgefühl im politisch noch immer zersplitterten Deutschland bilden. Alles Nichtdeutsche konnte die Sprache in ihrer Funktionsausübung stören. Die theoretische und praktische Beschäftigung mit den im Deutschen gebrauchten Sprachkontaktprodukten erfuhr dadurch eine erhöhte Politisierung.15 Für die Übergangszeit der puristischen Bewegung vom Sprach- zum Fremdwortpurismus war jedoch eine Verschiedenheit in den Ausprägungen und Zielen der aufgestellten Programme und Äußerungen charakteristisch. Kirkness (ebd.) unterscheidet vier Hauptrichtungen, die an dieser Stelle nur genannt werden sollen: die sprachstrukturelle, vertreten durch den Berliner Künstler K.W. Kolbe; die radikal-vernünftelnde, propagiert durch den Philosophen K.C. Krause, den Pädagogen C.H. Wolke und den Philologen J.G. Radlof; die politischnationale, dessen markantester Vertreter F.L. Jahn war; und chronologisch eigentlich zuerst entstanden die volksaufklärerisch-bildungspolitische Richtung des J.H. Campe. Diese Richtung ist verknüpft mit einer ausgiebigen lexikografischen Tätigkeit ihres Hauptvertreters. Während des Bestehens des Deutschen Bundes wurde die programmatische Aktivität dieser Übergangsphase in der fremdwortpuristischen Bewegung nicht mehr erreicht, auch wenn in den Jahren um 1848 das Thema wieder öfter erörtert wurde.16
2. Das Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke (1801 / 1813) von Joachim Heinrich Campe 2.1 Joachim Heinrich Campe – Biografische Einbettung des Wörterbuches Das Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke von 1801 gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten deutschen Sprachkontaktwörterbüchern vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Sein Autor, der Pädagoge, Theologe, Verleger, Kinder- und Jugendbuchautor, Sprachgelehrte und schließlich auch Lexikograf Joachim Heinrich Campe hat es als Komplementärwörterbuch zu vorhandenen allgemeinen deutschen Wörterbüchern vorgesehen. Die Erarbeitung aber findet bereits in den 1790er Jahren während der oben beschriebenen historischen Ereignisse der Französi-
–––––––—–– 15 16
Vgl. Bär (2000: 216–222), Gardt (2001). Mit Hinweis auf die Aktivitäten von J.D. Brugger vgl. Kirkness (1975: 313–342).
63 schen Revolution und ihrer Auswirkungen auf Deutschland statt und ist Teil von Campes sprachtheoretischem wie sprachpflegerischem Engagement, das sich mit seinen gesellschaftlichen Interessen eng verbindet. Joachim Heinrich Campe17 (29.6.1746 – 22.10.1818), als Kind eines Land- und Gastwirts in Deensen im Herzogtum Braunschweig geboren, studiert mit Hilfe eines Stipendiums in Helmstedt und Halle protestantische Theologie (1765–1769), unter anderem bei dem freisinnigen Theologen W. A. Teller. In dieser Zeit tritt er in die 1748 gegründete Herzoglich-Teutsche Gesellschaft ein. Sie ist eine Sprach- und Lesegesellschaft, in der ihre Mitglieder über deutschsprachige Schriften debattieren und selbst Reden und Gedichte verfassen. Nach dem Studium geht Campe nach Berlin, um als Militärgeistlicher in der preußischen Armee und als Erzieher im Hause Humboldt, z.B. für die Kinder Alexander und Wilhelm, tätig zu sein. Berlin ist zu dieser Zeit Metropole der Aufklärung und Zentrum der politisch-religiösen Toleranz. Angeregt durch seine Kontakte zu den aufgeklärten Kreisen kommt es bei Campe zu einer vertieften Beschäftigung mit den in diesen Kreisen vertretenen und diskutierten Ideen. Sie lässt sich in seiner beginnenden schriftstellerischen Tätigkeit erkennen. Seit 1773 verfasst er unter anderem die Philosophischen Gespräche über die unmittelbare Bekanntmachung der Religion, veröffentlicht Gedichte in Wielands Teutschem Merkur und beteiligt sich an einem von der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin ausgeschriebenen Wettbewerb über die Empfindungs und Erkenntniskraft der menschlichen Seele, bei dem sein mit einem Preis geehrter Beitrag18 vom Standpunkt der Aufklärung aus argumentiert. In Berlin heiratet Campe 1773 auch A.D.M. Hiller, mit der er eine Tochter bekommt, die „Lotte“ vieler späterer Campe’scher Kinder- und Jugendschriften. 1776 entscheidet sich Campe gegen eine theologische und für eine pädagogische Laufbahn. Er folgt der Einladung J.B. Basedows nach Dessau, um dort an dem berühmt gewordenen Philanthropin zu unterrichten. Der Philanthropismus, eine vom Protestantismus geprägte aufklärerisch-pädagogische Reformbewegung, beruft sich auf Ansichten Rousseaus und postuliert die natürliche Gleichheit aller Menschen. Er tritt für eine vernünftignatürliche Erziehung der Kinder ein. Ihnen soll keine religiös-philosophische Buchgelehrsamkeit, sondern nutzbares Wissen unter ständigem Gebrauch der Vernunft und mit Anbindung an die Praxis in einer möglichst spielerischen Weise vermittelt werden. Angesichts des damals existierenden ungleichen Herrschaftssystems und der Schwierigkeit, dass allein durch Erziehung Gleichheit unter den Menschen nicht hergestellt werden könne, sollte jedes Kind wenigstens optimal auf seinen Stand und Beruf vorbereitet werden, um damit die bestmöglichen Chancen in seinem jeweiligen Lebensumfeld zu erhalten. Campe kann sich sehr mit diesen Erziehungsideen und dem im Philanthropismus vertretenen Menschenbild identifizieren und trägt auch oben genannte Einschränkungen mit. Dies lässt sich aus seinen pädagogischen sowie puristischen Werken herauslesen.19
–––––––—–– 17 18
19
Vgl. die ausführlicheren biografischen Angaben zu Campe bei Schiewe (1988a: 21–44). Ausführlicher Titel: Die Empfindungs- und Erkenntnißkraft der menschlichen Seele die erstere nach ihren Gesetzen, beyde nach ihren ursprünglichen Bestimmungen, nach ihrem gegenseitigen Einflusse auf einander und nach ihren Beziehungen auf Charakter und Genie betrachtet von J.H. Campe. Feldprediger bey dem Regiment Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen. 1776. Vgl. dazu die Untersuchungen von Orgeldinger (1999: 46–61), auch Schiewe (1988a: 25–27) und die folgenden Angaben zu seiner Sprachauffassung.
64 Obwohl Campe im Philanthropin schnell zum Direktor aufsteigt, zieht er bereits ein Jahr später in den Hamburger Vorwort Billwerder, um dort Landwirtschaft zu betreiben und in seinem Haus eine eigene philanthropische Erziehungsanstalt für Kinder Hamburger Bürger aufzubauen. Hier entstehen viele seiner Kinder- und Jugendbücher sowie pädagogische Schriften, mit deren Hilfe er wiederum im Sinne der Aufklärung vernunftgeleitetes Denken in noch nicht gebildete Schichten tragen will, die zugleich zeigen, dass er eine Erziehung der Kinder nach bürgerlichen Maßstäben und Werten anstrebt. 1783 zieht sich Campe nach Trittau zurück. Er beginnt dort mit der Arbeit an der Allgemeinen Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens (1785–1791), die in 16 Bänden erscheint. Der Erfolg seiner Schriften bringt Campe neben der deutschlandweiten Anerkennung seiner Person und finanziellem Wohlstand auch den herzoglichen Auftrag, seine Erziehungsideale mit Hilfe eines 1786 gegründeten und bis 1790 aktiven Schuldirektoriums in einer Reform des braunschweigischen Schulwesens umzusetzen. Dieses Angebot ermöglicht Campe, seine pädagogischen Vorstellungen, die zu den fortschrittlichsten seiner Zeit zählen, mit ausdrücklichem Einverständnis des aufgeklärten Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand flächenwirksam umzusetzen. Das Reformprojekt scheitert jedoch am Widerstand seitens der orthodoxen Geistlichkeit und der Landstände. Seine Vorstellungen vertritt Campe weiterhin, versucht sie jedoch nun in anderen Bereichen umzusetzen.20 Während der Arbeit an der Schulreform wird Campe 1787 Kanonikus des CyriakusStiftes in Braunschweig. Außerdem hat er 1786 die Wolfenbüttelsche Schulbuchhandlung erworben, die er 1787 zur Braunschweigischen Schulbuchhandlung erweitert. Erfolgreich verlegt er dort seine eigenen Werke wie auch die anderer ähnlich gesinnter Autoren, wodurch Braunschweig-Wolfenbüttel zu einem publizistischen Zentrum des Philanthropismus wird. Seit 1788 gibt er zudem zusammen mit anderen das Braunschweigische Journal heraus, in welchem er selbst aktiv veröffentlicht. Campe hofft mit dieser Art literarischer Publikation eine größere Menge Menschen anzusprechen und über die Zeitschrift nützliche Kenntnisse „durch alle Stände zu verbreiten“ (Campe 1788: 32). Die Weitergabe von Wissen über die akademischen Einrichtungen hinaus, die Aufnahme von Bildungsgut auch in den unteren Schichten ist ihm in seiner journalistischen Tätigkeit wie in der späteren Sprachreinigungsarbeit ein besonderes Anliegen. Dazu gehört auch sein großes politisches Engagement für die Pressefreiheit, deren Aufrechterhaltung für Campe eine wesentliche Grundlage für eine möglichst große Verbreitung informierender Texte und damit eine Voraussetzung für die Verteilung von Wissen und Kenntnissen darstellt. Das Thema ist für ihn natürlich auch deswegen wichtig, weil eine Pressezensur einen direkten Eingriff in seine Tätigkeit als Verleger bedeuten würde.21 In Konflikt mit ihr kommt er nach den Ereignissen des Jahres 1789 in Frankreich wegen seiner Berichterstattung aus Paris auf seiner Reise im Sommer 1789. Seine Briefe aus Paris gehören zu den ersten deutschen Reaktionen auf die französischen Ereignisse. Sie zeigen Campes Begeisterung für die politischen Veränderungen im Nachbarland. In ihnen drückt sich auch die Freude über die aktive Teilnahme der bürgerlichen Mittelschichten, aber auch der unterschichtigen Stadt- und Landbevölkerung an der Durchsetzung einer auf unveräußerlichen Menschenrechten beruhenden Verfassung und an der Absetzung eines für deka-
–––––––—–– 20 21
Vgl. auch Campes politische Erziehung in: Fertig (1977: 23f.). Vgl. zu Campes Kampf für die Pressefreiheit Schmitt (1985: 78–102).
65 dent und untragbar empfundenen Adels aus.22 So sehr sich Campe auch für die Geschehnisse in Frankreich begeistert, so sehr warnt er vor einer Nachahmung in Ländern, in denen die Voraussetzungen nicht dafür gegeben sind, die revolutionären Errungenschaften auch anhaltend durchzusetzen. Das meint vor allem den Verzicht auf radikale und zügige gesellschaftspolitische Veränderungen dann, wenn die Einhaltung der Menschenrechte und die Befolgung der in einer Verfassung festgelegten Gesetze nicht gesichert werden können. Für Deutschland setzt Campe auf die Regierungsform einer aufgeklärten, kontrollierten Monarchie, unter deren Schutz sich seine Bürger frei entfalten können sollen.23 Damit vertritt Campe eine Position, die von vielen deutschen Intellektuellen bezüglich der Französischen Revolution geteilt wird. Wie Hegel, Schelling, Klopstock, Kant und andere sympathisiert er offen mit den Zielen der Französischen Revolution und setzt große Hoffnungen in ihre Wirkung auf Deutschland. Wie sie verfolgt er gespannt den weiteren Verlauf der politischen Bewegung in Frankreich, um dann mit Zunahme der Gewaltherrschaft durch den radikalen Teil der Jakobiner mehr und mehr Abstand von seiner anfänglichen Begeisterung zu nehmen. Doch in den Briefen aus Paris zeigt Campe noch offen Parallelen zwischen Frankreich und Deutschland und ruft nicht zuletzt die politischen Führungen zu spürbaren strukturellen Veränderungen auf, wenn sie es nicht zu einer Revolution kommen lassen wollen. Campes schriftlich verarbeiteter Frankreichbesuch ruft dann auch den Verdacht hervor, er wolle revolutionäre Unruhe unter der Bevölkerung stiften. Man nennt ihn „Volksverführer“ und „Revolutionsrath“.24 So sieht sich Campe veranlasst, seine Position zu den Ereignissen 1789 öffentlich, im Braunschweigischen Journal, darzulegen. Er verweist dabei auf die Pflicht eines jeden Schriftstellers, sich über die gesellschaftliche Situation zu äußern und für die Menschen schreibend einzusetzen. Die Auseinandersetzung zwischen Campe und den regierenden Ständen läuft schließlich auf die Frage hinaus, ob Campe die Erlaubnis der unzensierten Publikation von Druckwerken behalten soll. Schließlich geht er darauf ein, sich und seinem Verlag eine Art Selbstzensur aufzuerlegen, wofür die Regierung im Gegenzug darauf verzichtet, die Pressefreiheit im ganzen Herzogtum rechtsverbindlich aufzuheben. Diese Selbstzensur nimmt Campe die Möglichkeit des direkten politischen Engagements und größerer Ausführungen zu politischen Themen. Sie bedeutet jedoch nicht, wie Schmitt (1985), Schiewe (1988a) und Orgeldinger (1999) zeigen konnten und wie zuvor lange angenommen worden ist, die Aufgabe seiner politischen Vorstellungen und Ziele. Nachdem er sowohl die theologischen als auch schulpraktischen Tätigkeiten niedergelegt hat, die schulreformerischen Pläne gescheitert sind und seine Redefreiheit eingeschränkt ist, verlagert Campe sein Aktionsfeld ein weiteres Mal. Er wendet sich verstärkt der Sprache zu. Seine Auseinandersetzung mit ihr beginnt mit der Erarbeitung und Veröffentlichung der Proben einiger Versuche von deutscher Sprachbereicherung (1790) und soll Campe bis zu seinem Lebensende beschäftigen. Sie
–––––––—–– 22
23
24
Campes eigene Einschätzung vom Adel als moralisch, intellektuell und sprachlich nicht vorbildhaft ist z.B. in seinen Schriften zur Bildung der Jugend erkennbar, so in Theophron, oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend (1783) und in Väterlicher Rath für meine Tochter (1789). Vgl. auch Orgeldinger (1999: 53–55). Vgl. Campes Äußerungen im sogenannten „Glaubensbekenntnis über die kritischen Zeitumstände, worin wir jetzt leben“ in Campes Briefen aus Paris (1790a: III–XII). Vgl. Jakob Anton Leyser: Joachim Heinrich Campe. 1877, Bd. 1: 389f., zitiert in: Schiewe (1988a: 38).
66 ist, wie Schiewe zeigen konnte, ebenso volksaufklärerisch und sozialpolitisch motiviert wie sein vorheriges Wirken. Den Auslöser für Campes Beschäftigung mit Sprache sieht Schiewe (1988b: 22) in den Erfahrungen, die Campe auf seiner ‚Revolutionsreise’ gesammelt hat. Campe erlebt bewundernd mit, wie alle Bevölkerungsschichten, auch die, die bisher mit Politik nichts zu tun haben, an den Debatten über die Ereignisse um den 14 .J uli teilnehmen können. In den Briefen aus Paris berichtet er erstaunt über die öffentlich geführten Gespräche, an denen sich nicht zuletzt auch die unteren Volksschichten beteiligen. Campe führt diese Fähigkeit zur politischen Diskussion auf die für alle, zumindest für viele französische Bürger gegebene Verständlichkeit des politischen Sprachgebrauchs zurück, die er in Beziehung zur einer Klar bzw. Reinheit des Französischen bringt. Eine Schlussfolgerung, die Campe daraus zieht, ist, dass durch eine allen verständliche Sprache allen gesellschaftlichen Schichten die Möglichkeit zur Wissenserweiterung und politischen Bildung eröffnet werde, welches eine besondere Voraussetzung für das Gelingen von Veränderungen ohne Ausarten der Ereignisse sei. Politische Bildung beinhaltet für Campe vor allem die Fähigkeit zu vernunftgeleitetem Handeln, „Ehre, Wohlanständigkeit und Gerechtigkeit“ (Campe 1790a: 35f.) sowie die Achtung und Einhaltung der Menschenrechte und Bürgerpflichten.25 Als Werkzeug und wirksamstes Mittel zur „geistigen, sittlichen, bürgerlichen Ausbildung“ eines Volkes wird für Campe „eine, von aller Einmischung des Fremdartigen rein und unbefleckt erhaltene Sprache“ (Campe 1794: XXX).26 Die Schaffung eines solchen gemeinverständlichen Kommunikationssystems könne, so Campes Annahme, zu Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse beitragen. Diese Wirkung lasse sich sogar unterstützen, indem den Menschen besonders Wörter aus gesellschaftsrelevanten Bereichen nähergebracht werden. Campes Methode dafür ist die der Verdeutschung interlingualer Transferenzen, besonders solcher, die gesellschaftsrelevante Inhalte transportieren, sowie ihrer Verbreitung in Schriften und Wörterbüchern. Den Eingriff in den vorhandenen Sprachgebrauch, den die bewusst erzeugten Verdeutschungen darstellen, legitimiert Campe durch das demokratische Prinzip der öffentlichen Kritik. Dies zeigt sich dort, wo Campe Sprachpflege und politisches Engagement parallelisiert. So führt er in den Beiträgen zur weitern Ausbildung der deutschen Sprache (1795) aus: Ein Sprachverbesserer thut [...] bloß, was in jedem wohleingerichteten Staate jeder gute Bürger thun darf, und thun soll, d.i. er lenkt auf etwas, das ihm ungehörig zu sein scheint, die öffentliche Aufmerksamkeit, und überläßt der gesetzgebenden Macht, das heißt hier, der ganzen Völkerschaft, oder doch der Stimmenmehrheit in derselben, ob sie es abstellen will oder nicht. (Campe 1795a: 11f.)
Die nationalpolitische Komponente in Campes Spracharbeit kommt in der Vorrede zum Wörterbuch der Deutschen Sprache zum Ausdruck, wo er von der deutschen Sprache als einem Band spricht, welches die Deutschen angesichts der Zersplitterung des Reiches noch zusammenhält. Spracharbeit ist für Campe dann auch spätestens nach dem Endes des Heili-
–––––––—–– 25 26
Vgl. Campe (1790a: 35f. Anm.). Dieses Zitat ist auch in der Abhandlung über die Grundsätze der Verdeutschung im Wörterbuch 1801 und 1813 enthalten, vgl. z.B. (1813: 10).
67 gen Römischen Reiches Deutscher Nation (1806) ein Wirken für die „künftige Wiedervereinigung zu einer selbständigen Völkerschaft“ (Campe 1807–1811, Bd.1: XXIII). Der Schwerpunkt von Campes Beschäftigung mit Sprache liegt so von Anfang an auf dem Engagement für die Reinheit des Deutschen. Sprachreinheit wird von ihm nicht mehr, wie noch bei Adelung, als Sprachrichtigkeit, sondern als Freiheit von aus anderen Sprachen entlehnten und von der deutschen Sprachstruktur deutlich abweichenden Einheiten aufgefasst. Reinigung ist dann die Befreiung der Sprache von solchen Einheiten. Die Forderung nach einer derart gereinigten Sprache verfolgt Campe sowohl theoretisch als auch praktisch. Seit seinem ersten Beitrag zu diesem Thema verbinden sich in seinen Arbeiten die theoretischen Überlegungen über Grundlagen und Umsetzung von Sprachreinigung mit konkreten Vorschlägen zur Verdeutschung auszuschließender bzw. auszutilgender kontaktsprachlicher Elemente. Schon die ersten Proben einiger Versuche deutscher Sprachbereicherung, 1790 im Braunschweigischen Journal und 1791 als selbstständige Schrift veröffentlicht, bestehen aus einer Abhandlung und einem Wörterverzeichnis, das 94 Verdeutschungen, darunter etwa 50 von ihm selbst als eigene Prägungen bezeichnete Wörter, und die dazugehörigen Entlehnungen bespricht.27 Campe überarbeitet und erweitert die Proben im Laufe der Jahre mehrere Male. Die Ergebnisse dieser immer gründlicheren Beschäftigung mit dem Thema der Sprachreinigung veröffentlicht er im Zweiten Versuch deutscher Sprachbereicherung (1792)28 und in der von der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften mit dem ersten Preis eines Wettbewerbs ausgezeichneten Schrift Ueber die Reinigung und Bereicherung der Deutschen Sprache. Dritter Versuch (1793/94), der sogenannten Preisschrift, der er 1794 den Nachtrag und Berichtigung zum ausübenden Theile der Campischen Preisschrift ueber die Reinigung und Bereicherung der Deutschen Sprache folgen lässt. Das Wörterverzeichnis der Preisschrift enthält bereits 1549 Einträge.29 Wie die früheren Verzeichnisse kann es als lexikografische Vorarbeit zum 1801 in zwei Bänden erschienenen Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke, gedacht als Ergänzungsband zu Adelung’s Wörterbuche verstanden werden, das 1813 erneut und erweitert als Ergänzungsband zu Campes fünfbändigem Wörterbuch der Deutschen Sprache (1807–1811) herauskommt. Ebenso sind die theoretischen Ausführungen in der Preisschrift in leicht gekürzter und überarbeiteter Form in den Wörterbüchern von 1801 und 1813 zu finden. Campe gibt außerdem einen Auszug aus der ersten Ausgabe des Verdeutschungswörterbuchs im Versuch einer genauern Bestimmung und Verdeutschung der für unsere Sprachlehre gehörigen Kunstwörter (1804) heraus. Campes Beschäftigung mit Sprache bezieht sich nicht ausschließlich auf Sprachreinigung. Er äußert sich auch zu anderen sprachbezogenen Themen. Erwähnt werden sollen hier die 1795–97 erschienenen dreibändigen Beiträge zur weitern Ausbildung der Deutschen Sprache. Darin findet sich unter anderem der Aufsatz Was ist Hochdeutsch? In wiefern und von wem darf und muß es weiter ausgebildet werden? (1795). Während all seiner Bemühungen um die deutsche Sprache bleibt Campe weiterhin journalistisch tätig, schreibt
–––––––—–– 27 28
29
Vgl. Schiewe (1988a: 130). Das angehängte Wörterverzeichnis enthält bereits 244 Einträge, von denen 150 von Campe als eigene Prägungen bezeichnet werden, vgl. Schiewe (1988a: 130) und Orgeldinger (1999: 234). Vgl. Schiewe (1988a: 130).
68 Reiseberichte und leitet bis 1808 seinen Verlag. Aus seiner Position als Kanonikus des Cyriakus-Stiftes in Braunschweig ist 1805 außerdem die eines Dechanten geworden. 1809 erhält er die Ehrendoktorwürde der Universität Helmstedt. Die 2. Auflage des Verdeutschungswörterbuches (1813) ist Campes letzte große Veröffentlichung.
2.2 Campes Verständnis von Sprachkontaktprodukten und seine Forderungen zum Umgang mit ihnen Joachim Heinrich Campes Verdeutschungswörterbuch enthält sowohl in der 1. als auch 2. Auflage seine 1794 erschienene Preisschrift in leicht überarbeiteter Form als das Wörterverzeichnis einleitende „Grundsätze, Regeln und Grenzen der Verdeutschung. Eine von dem königlichen Gelehrtenverein zu Berlin gekrönte Preisschrift“. Dieser für einen Vorspanntext eines Wörterbuchs ungewöhnlich ausführliche Text zeigt Campes seit 1790 entwickeltes puristisches Konzept: sowohl die theoretischen Grundlagen und Motive als auch das praktische Programm, mit dem Campe die Reinigung des Deutschen vorantreiben möchte. Aus ihm wie aus seinen anderen sprachbezogenen Schriften lassen sich Campes Vorstellungen über Sprachkontaktprodukte herauslesen. Im Folgenden sollen diese und seine Auffassung zum Umgang mit ihnen besonderes Augenmerk in der Präsentation von Campes Sprachauffassung erhalten. Auf der Grundlage seiner Vorstellung von Sprache als bilateralem Zeichensystem30 unterscheidet Campe sprachliche Zeichen aus einer diachronisch-etymologischen Perspektive heraus. Bezüglich der im Deutschen verwendeten Lexik und Phrastik differenziert er zwischen Wörtern und Wendungen deutscher, d.h. eigensprachlicher Herkunft und solchen fremdsprachlicher Herkunft. Er bezeichnet die indigenen Zeichen als „einheimisch“ (23)31 oder „echtdeutsch“ (25), Wörter und Wendungen fremdsprachlicher Herkunft als „fremde Wörter und Redensarten“ (5) oder „ausländische Wörter“ (32). Während sich diese Bezeichnungen als relativ neutrale Benennungen interpretieren lassen, zeigt sich Campes Abneigung gegen den Gebrauch ausdrucksseitig erkennbaren Lehnguts deutlich in Benennungen wie „Fremdling“ (5), „eingeschlichene fremde Wörter“ (6) oder „unbefugter Weise beigemischte(r) fremde(r) Wortkrame“ (VI). Sie beruht auf der Annahme, dass diese Wör-
–––––––—–– 30
31
Campes Sprachauffassung liegt eine Vorstellung von Sprache als Zeichensystem zugrunde, welches der Welt und den Begriffen gegenübersteht und sich durch Bilateralität, prinzipielle Arbitrarität und Konventionalität auszeichnet. Campe geht davon aus, dass jede Sprache ihr je eigenes Zeicheninventar und ihre je eigenen Sprachregeln besitzt, die wenig kompatibel sind. Im Bereich des Wortschatzes stellen die ausdrucksseitigen Eigenschaften von Zeichen für Campe eine herausragende Scheidelinie zwischen Sprachen und eine ausgesprochene Barriere für die Akzeptanz von interlingualen Einheiten in den jeweiligen Nehmersprachen dar. Inhalte können sowohl einzelsprachspezifisch als auch einzelsprachübergreifend sein und sind damit in eine andere Sprache überführbar. Vgl. zum Zeichenmodell in Campes Sprachkonzeption ausführlicher Orgeldinger (1999: 61–120). Es wird zitiert nach dem Nachdruck der 2. Auflage von 1813, der 1970 erschienen ist.
69 ter aufgrund ihres Formativs im Gegensatz zu eigensprachlichen32 Zeichen keinen Halt in der Sprache besitzen und nicht sprachgleichförmig bzw. analog gebildet sind. Formale Analogizität oder „Sprachähnlichkeit“ (32) hat für Campe aber eine herausragende Bedeutung innerhalb der Ausbildung einer allgemeinen deutschen Standardsprache, die er sich als allgemeinverständliche Einheits-33 und Ausgleichsprache34 anstatt einer Vorbildsprache vorstellt. Die Durchsetzung von Analogizität in der Sprache, d.h. die Erlangung eines Sprachzustandes mit weitgehend regelgeleiteter Struktur, ist nach Campe das Ziel35 der Sprachentwicklung. Sie soll grundsätzlich durch die Ausdehnung bereits vorhandener Regeln und Beseitigung von Ausnahmen, Lücken und Unstimmigkeiten, nicht aber mit Hilfe erst zu etablierender neuer Regeln erreicht werden.36 Diese Ausdehnung ist am leichtesten auf der Ebene der Lexik möglich, z.B. durch die Erweiterung von Wortfamilien durch Wortbildung oder durch Rückgriff auf dialektale Lexeme anstatt durch Entlehnung nichtanaloger Zeichen. Für Campe ist die Erlangung von Sprachgleichförmigkeit aber vor allem so wichtig, weil er Analogie als das Prinzip der Sprachrichtigkeit,37 als Grundlage für eine einfache Erlernbarkeit von Sprache, als Basis für eine leichtere Verständlichkeit von Aussagen und damit als eine Voraussetzung für die Erhöhung von Bildung in der Gesellschaft versteht, die dem Pädagogen, Aufklärer und Philanthrop Campe ein Anliegen ist. Durch sie
–––––––—–– 32
33
34
35
36
37
Den eigensprachlichen Zeichen unterstellt Campe trotz erkannter prinzipieller Arbitrarität, insbesondere bei Simplizia, Analogizität und Halt in der Sprache, da sie im Erstspracherwerb verinnerlicht worden und meist in Wortfamilien eingebettet sind. Campe strebte eine Standardsprache in der Art einer alle Dialekte übergreifenden, sie jedoch nicht negierenden Einheitssprache als eine allgemein verständliche und allen geläufige Verkehrsprache an. Vgl. dazu Orgeldinger (1999: 123–131) und Schiewe (1988a: 150–181). Dies bedeutet ein Ausbau der Standardsprache unter Rückgriff auf Einheiten aus den verschiedensten regionalen Varietäten. Darum kann sich Campe auch Dialekte als Quellen für Verdeutschungen vorstellen. Ein Ausgleich zwischen diastratischen Varietäten schwebt Campe dagegen kaum vor. Er zeigt eine besondere Reserviertheit gegenüber Übernahmen aus unterschichtigen Soziolekten, die er als „niedrig“ bezeichnet und für moralisch bedenklich hält. Stattdessen wünscht er eine Angleichung nach oben, d.h. für ihn im Gegensatz zu Adelung an die Sprache der gebildeten Bürger. Vgl. Campe (1807–1811, Bd.1: XXI, VII.). Vgl. zu Campes Bewertung unterschichtiger Soziolekte auch Orgeldinger (1999: 183f.) Vgl. zu Campes Vorstellung von einer Ausgleichssprache genauer Orgeldinger (1999: 160–207), Schiewe (1988a: 167–170). Zur ahistorischen und teleologischen Sprachauffassung Campes vgl. genauer Orgeldinger (1999: 144–153). Darin unterscheidet sich Campe deutlich von den Vertretern des Vernunftsprachtums bzw. des radikal-vernünftelnden Purismus eines Radlof, Wolke und Krause. Ursache des Unterschieds ist nicht zuletzt Campe pädagogisch-aufklärerische Motivation, aus der heraus er seine Sprachreflexionen begründet. Die Bevorzugung der Analogie als Prinzip der Sprachrichtigkeit anstelle des zeitgenössischen Sprachgebrauchs hängt mit dem hohen Stellenwert zusammen, den Campe dem vernunftgeleiteten Handeln zuspricht. Auch in der Sprache ist die Vernunft nach Campe „die höchste Gesetzgeberinn, wie in allen andern menschlichen Dingen“ (Campe 1813: 50). Der Sprachgebrauch wird umso so sicherer und einheitlicher sein, je mehr er dem Analogieprinzip folgt. Jede Ausnahme von Regeln erschwert ihre Aneignung und ihre Verständlichkeit für alle: „Je mehr Ausnahmen aber, desto verwickelter und schwankender das Regelgebäude, desto weniger vernunftgemäßige Einheit und Uebereinstimmung des Ganzen, desto mühseliger die Erlernung, desto unsicherer der Gebrauch – desto unvollkommener die Sprache.“ (ebd. 9)
70 wird Sprache auf Vernunft begründet und kann ihre Funktion als Instrument38 und Medium von Kommunikation und Erziehung erst richtig wirken. Die Verständlichkeit eines Zeichens besteht für Campe in seiner Durchsichtigkeit für den Sprecher/Hörer, d.h. in seiner Erschließbarkeit und Überprüfbarkeit des Inhalts vom Ausdruck her. Sie ist, nach Campe, besonders für solche Menschen, die keine höhere Bildung genossen haben und über keine oder wenig Fremdsprachenkenntnisse verfügen, wichtig, weil sie für die Erweiterung ihres Wissens auf die Erschließung der sprachlichen Inhalte über die Formative angewiesen sind. Diese sei aber für einen großen Teil des ausdrucksseitig erkennbaren Lehnguts nicht möglich. Im Gegenteil erschwere er das Verständnis von Schriften und Reden nicht zuletzt aufgrund seiner schwierigen Aneignung. Hier helfen auch keine ausführlichen Bedeutungserklärungen.39 Aus diesem Grund richtet sich Campes sprachpflegerisches, genauer puristisches Engagement auf die Verdrängung und den Ersatz möglichst vieler entlehnter Sprachkontaktprodukte, insbesondere solcher, die nicht den ausdrucksseitigen Regeln des Deutschen folgen. Er sieht sein Engagement als Teil der von ihm erhobenen Verpflichtung der bürgerlichen Schriftsteller und Sprachgelehrten, sich für die Sprachentwicklung und die gesellschaftliche Entwicklung40 einzusetzen.41 Seine Wörterbücher, sowohl das Wörterbuch der Deutschen Sprache, wie Haß-Zumkehr bereits nachgewiesen hat,42 als auch das Verdeutschungswörterbuch, werden dabei auf ihre jeweilige Weise zu Instrumenten von Ausgleich und Vereinheitlichung. Mit der Bezeichnung „fremdes“, „fremdartiges“ oder „undeutsches“ Wort43 zielt Campe offensichtlich nicht auf alle kontaktsprachlichen Produkte. Sein Augenmerk liegt auf Lexemen, deren Formativ auf eine Entlehnung aus einer anderen Sprache ins Deutsche hindeutet bzw. die aufgrund ihrer Ausdrucksseite auf ihre Vorbilder in der Fremdsprache zurückführbar sind, d.h. auf dem äußeren Lehngut. Das innere Lehngut oder die semantische Entlehnung – ein an einen eigensprachlichen Ausdruck gebundener entlehnter Inhalt – wird von ihm nicht als fremdsprachlich verstanden. Semantische Entlehnungen können demnach auch „echtdeutsche“ Wörter sein. Darauf deuten Aussagen wie Einige wenige [...] undeutsche Wörter ausgenommen [...] haben glücklicher Weise die übrigen alle bis jetzt noch ein so schwankendes und erbetteltes Dasein für uns, daß sie – wie es mit vielen von
–––––––—–– 38
39 40
41 42 43
Campe spricht sich gegen eine Personifizierung der Sprache bzw. des Sprachgebrauchs aus. Das Verständnis von Sprache als Instrument und Medium, als Werkzeug der Vernunft ermöglicht ihm, Sprache als vom Menschen gemacht, veränderbar und verbesserbar aufzufassen und damit sprachpflegerische Eingriffe zu rechtfertigen. Diese sollten aber nicht nur der Sprache oder der Sprachrichtigkeit wegen, sondern vor allem „für das sie redende Volk“ (ebd. 11) durchgeführt werden, das die Maßnahmen zu bestätigen hat, wenn diese dauerhaft wirken sollen. Vgl. ebd. 12. Schiewe (1988a: 164–167) arbeitete heraus, dass Campe mit seinen Überlegungen über die Möglichkeiten von Eingriffen in den Sprachgebrauch auch politische Ziele über das der Volksbildung hinaus verfolgte. Er verknüpfte, so Schiewe, die Diskussion über Sprache mit der über Herrschaft. Offensichtlich wird dies in dem von Campe wiederholt angeführten Bild von der Analogie als einer Staatsverfassung und dem Sprachgebrauch als einem an sie gebundenen Herrscher. Vgl. Campe (1795a: 9–13). Vgl. dazu auch Schiewe (1988a: 193f.). Vgl. Campe (1813: 21f.). Vgl. Haß-Zumkehr (1999: 247–266). „Fremdes“, „Fremdartiges“ und „undeutsches“ Wort verwendet Campe z.B. in: (1813: III, 7, 11).
71 ihnen bereits glücklich geschehen ist – füglich wieder ausgetilgt und durch echtdeutsche ersetzt (Hervorhebung von mir, A.H.) werden können. (Campe 1813: 6)
2.2.1 Differenzierung äußeren Lehnguts nach dem Grad seiner Assimilation und Campes aus ihr resultierende puristische Schlussfolgerungen Innerhalb der Gruppe äußeren Lehnguts lässt sich bei Campe eine Differenzierung nach dem Assimilationsgrad der Formseite feststellen. Für die Ermittlung dieses Grades prüft Campe die Strukturgemäßheit lexikalischer Entlehnungen bezüglich ihrer Schreibung und Lautung, ihrer Flexion und Wortbildung. Das Ausmaß der Angepasstheit an die strukturellen Eigenschaften der Nehmersprache ist ihm ein wichtiges Kriterium für die Zulassung bzw. Beibehaltung von Zeichen fremdsprachlicher Herkunft. Campe selbst verwendet nicht den Begriff der Assimilation. Er spricht vom Abschleifen des Fremdartigen,44 vom Aufdrucken des Gepräges der Sprachähnlichkeit der Nehmersprache45 und der Umbildung des Zeichens „nach Deutscher Sprachform“ (IV). Dieses Abschleifen und Umformen stellt er sich nicht als allmählichen Prozess während und nach der Entlehnung fremdsprachlicher Einheiten in die Nehmersprache vor, sondern als einen punktuellen Akt vor der Entlehnung.46 Darum konstatiert er das Ausmaß der Assimilation bei Wörtern fremdsprachlicher Herkunft auch nur und befürwortet zusätzliche Assimilation nur in einem sehr geringen Rahmen und nur bei bereits stark assimilierten Wörtern. Die Unterscheidung nach dem Assimilationsgrad ist bei Campe Teil der Bestimmung des Ausmaßes der Integration in den Sprachgebrauch, wobei er berücksichtigen will, ob und in welchem Grad die Sprachkontaktprodukte in die „Volkssprache“ (7) übergegangen und zu „für alle Deutschen gebräuchlichen“ (8), „allgemein üblichen“ (19), „volksmäßigen“ (7) und „eingebürgerten“ (20) Zeichen geworden sind. Die Integrationsmöglichkeit äußeren Lehnguts hängt für Campe wesentlich von ihrem Verhältnis zur Sprachstruktur der Nehmersprache, d.h. von ihrem derzeitigen Assimilationsgrad ab. Je strukturähnlicher sie den Zeichen der Nehmersprache sind, um so üblicher und verbreiteter können sie im nehmersprachlichen Gebrauch werden. Ohne Strukturgemäßheit jedoch haben Entlehnungen kaum eine Chance auf allgemeine Verbreitung in der „Volksprache“. Ebenso wie die Angepasstheit der ausdrucksseitigen Eigenschaften eines Kontaktproduktes hat seine Verbreitung Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen seine Beibehaltung im Deutschen.
2.2.1.1 Auffassung und puristische Behandlung vollassimilierten Lehnguts Aus Campes Ausführungen im Wörterbuch 1801/1813 lässt sich eine Form von Sprachkontaktprodukten herauslesen, die mit dem Begriff des vollständig assimilierten und gänzlich integrierten Lehnworts beschrieben werden kann. Campe selbst verwendet dieses Wort nicht. Es ist zu seiner Zeit noch nicht geprägt. Innerhalb der Auseinandersetzung mit den
–––––––—–– 44 45 46
Vgl. ebd. 5. Vgl. ebd. 8. Vgl. ebd. 5. Vgl. dazu auch Orgeldinger (1999: 151).
72 Möglichkeiten vollkommener Reinheit einer Sprache erläutert er das Lehnwort implizit und bezüglich seiner Strukturgemäßheit. Zur dritten und für das Deutsche nach Campe anzustrebenden Form der Sprachreinheit führt er aus, sie solle derart sein, dass die Sprache keine andere fremde Wörter und Redensarten, als nur solche aufnimmt, die ihrer eigenen Sprachähnlichkeit gemäß sind, oder welchen sie, vor der Aufnahme, durch irgendeine damit vorgenommene Veränderung, das Fremdartige abgeschliffen hat, um ihnen das Gepräge ihrer eigenen Sprachähnlichkeit aufzudrucken. (Campe 1813: 5)
Lexeme, die völlig assimiliert sind bzw. nicht assimiliert zu werden brauchen, weil sie sich bereits strukturgemäß verhalten, stören die Sprachreinheit also nicht, denn sie verletzen die Regeln der Analogie nicht. Darum dürfen sie aufgenommen bzw. beibehalten werden. Campe spricht ihnen innerhalb der Kommunikation und Weiterbildung sogar den gleichen Wert wie indigenen Wörtern zu. Ihre Austilgung würde (zumindest zeitweilige) Verständnisprobleme hervorrufen. Trotzdem unterscheidet Campe die Lehn- von den eigensprachlichen Wörtern: Sie bleiben herkunftssprachlich fremd47 und stellen trotz breiter Verständlichkeit und Gebräuchlichkeit immer noch etwas Besonderes und Aufgedrungenes48 dar. So hält sich Campe trotz toleranter Haltung ihnen gegenüber die Möglichkeit zur puristischen Behandlung offen. Nach Campe kann es „vernünftige Gründe (geben), welche die Verwerfung eines Wortes rathsam machen können“ (18). Solche Gründe können in der Behinderung des höheren Zweckes der Sprache, der „geistige(n) und sittliche(n) Ausbildung und Vervollkommnung der sie redenden Menschen“ (16), gesehen werden. Der Inhalt der Lexeme spielt also eine gewichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen die Austilgung von Lehnwörtern.49 Eine Entscheidung für ihre Beibehaltung, und darauf verweist Campe im Gegensatz zum eben genannten ganz offen, muss außerdem nicht bedeuten, dass ihnen nicht sprachbereichernd gelungene Verdeutschungen beigeordnet werden dürften. Campe spricht sich klar für synonymische Neu- bzw. Lehnprägungen um des Sprachausbaus und der Vergrößerung der Aussagemöglichkeiten willen aus. Mit der Befürwortung einer solchen Praxis kann Campe seine bis 1813 mehr und mehr ausgeweitete Verdeutschungstätigkeit rechtfertigen und sämtliche in seinen Wörterbüchern und Verzeichnissen versammelte Verdeutschungen als Vorschläge für eine Sprachbereicherung ausgeben. Auch wenn er eine Austilgung von Lehnwörtern für „vergeblich und thöricht“ (20) hält, lassen Campes theoretische Überlegungen die Verdeutschung von Lehnwörtern zu. 50
–––––––—–– 47 48
49
50
Vgl. Campe (1813: 16). Vgl. ebd. 5. „Ein ursprünglich fremdes Wort also, welchem man, bevor es in unsere Sprache aufgenommen wurde, diese vollkommene Uebereinstimmung oder Sprachgleichförmigkeit zu geben wußte, hat, sobald es gänzlich eingebürgert, für alle Deutschen verständlich und gebräuchlich geworden ist, bis auf einen einzigen Unterschied nach, gleichen Werth mit jedem andern, welches die Deutsche Sprache aus und durch sich selbst erzeugte. Der einzige Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass von dem einen auch das Stammwort oder die Wurzel in unserer Sprache heimisch ist, von dem andern nicht.“ (ebd. 8) Zur inhaltlichen Unterscheidung von Sprachkontaktprodukten siehe die Ausführungen weiter unten. Vgl. ebd. 20.
73 2.2.1.2 Auffassung und puristische Behandlung zitatmäßig gebrauchter Lexeme aus anderen Sprachen Dem Lehnwort im deutlichen Gegensatz steht eine Form völlig unassimilierter und nur okkasionell in bestimmten Kontexten gebrauchter zwischensprachlicher Transferenz, die sich als Zitatwort bezeichnen lässt. In Campes Worten handelt es sich um ein in seiner „ganzen ausländischen Form und Gestalt“ (17) belassenes, „immer nur von dem Auslande für den gegenwärtigen Fall“ (ebd.) entlehntes Zeichen. Den Gebrauch einer solchen vorübergehenden Übernahme akzeptiert Campe dann, wenn es nicht möglich ist, die Verwendung fremdsprachlicher Zeichen zu umgehen. Es sollte auf keinen Fall versucht werden, sie zu assimilieren oder gar zu verdeutschen.51
2.2.1.3 Auffassung und puristische Behandlung nicht oder wenig assimilierter und integrierter Sprachkontaktprodukte Zwischen diesen beiden Gruppen von Sprachkontaktprodukten befinden sich nach Campe Wörter, die ihre „ausländische Form“ (7) nicht oder nicht ganz verloren und kaum oder keinen Eingang in die Volkssprache, höchstens in die Schriftsprache gefunden haben.52 Sie stören nach Campe die Gleichförmigkeit der deutschen Sprache und damit die Verständlichkeit der sie enthaltenden Texte für viele Deutsche. Mit der Bestimmung der „fremden“ oder „fremdartigen“ Lexeme als Wörter, die die Deutschen „als fremdes Gut vom Auslande geborgt und aufgenommen haben, ohne ihnen erst den echtdeutschen Klange [...] zu geben“ (19), zielt Campe in erster Linie auf die direkten Entlehnungen, einen Teil dessen, was heute unter den Begriff ‚Fremdwort’ subsumiert wird. Die Existenz von Lehnwortbildungen scheint Campe nur bezüglich der Hybridbildungen bewusst zu sein. Diese ihm besonders verwerflich erscheinenden Lexeme, die Morpheme verschiedener Herkunft enthalten, stellt Campe den „fremden“, direkt entlehnten Wörtern als „Zwitterworte“ (III, 14) und „Wortungeheuer“ (32) gegenüber. Campe empfindet sie als so ungeheuerlich, weil sie seiner Meinung nach die klaren Grenzen zwischen den Sprachen verwischen, an denen ihm so sehr gelegen ist.53 Campe subsumiert direkte Entlehnung und Hybridbildung unter die „ausländischen“ (32) Wörter, d.h. unter das auch Lehnwörter einschließende äußere lexikalische Lehngut. Die Scheinentlehnungen erwähnt Campe in seinen theoretischen Ausführungen zur Sprachreinigung nicht. Sie sind ihm vermutlich nicht bewusst. Verwendungs- und Verdeutschungsregeln für solche „ausländischen Wörter“ im Deutschen interessieren Campe in besonderem Maße. Grundsätzlich wünscht er, dass solche Kontaktprodukte nicht oder nur unter bestimmten Umständen verwendet werden sollen. Sie sind, wenn auch nicht alle sofort, so doch langfristig „auszumärzen“ (16), denn sie stören, so begründet Campe ausgiebig, die „Einheit, Selbständigkeit und Übereinstimmung“ (8) der Sprache mit sich selbst und damit die leichte Erlernbarkeit und den richtigen Gebrauch
–––––––—–– 51 52 53
Vgl. ebd. 17. Vgl. diese Beschreibung bei Campe (1813: 5–7). Vgl. ebd. 60.
74 des Deutschen.54 Sie sind zudem den „Fertigkeiten der Sprachwerkzeuge“ (9) sowie „dem Geiste, der Gemüthsart, den Sitten, den Landeigenheiten und der bürgerliche Verfassung des sie redenden Volks“ (ebd.) nicht angemessen. Sie verhindern vor allem „die Aufklärung und Veredelung des größten Theils der Deutschen“ (15f.). Damit jedoch keine Ausdrucksmöglichkeiten, welche den Deutschen vielleicht doch nützlich sein können, verloren gehen, sind die zu entfernenden Einheiten, zumindest ein großer Teil von ihnen, durch Lexeme mit indigenem Formativ zu ersetzen. Campe unterscheidet dabei den Dringlichkeitsgrad der puristischen Aktivitäten einerseits, den Notwendigkeitsgrad der Verdeutschung andererseits. 1. Folgende Lexemgruppen sind mit besonderer Dringlichkeit auszutilgen: Ohne Berücksichtigung des Inhalts erwähnt er – Wörter, die nach Campes Beschreibung undeutsche Laute wie französisches ç, g, j, aille und Nasale enthalten, also nichtindigene Phoneme, Phonemverbindungen und Phonembezüge (Façade, Genie, Journal, Taille, Bataillon, Ingenieur), – völlig unassimilierte Wörter wie Publicum, Catalogus, Corps, – teilassimilierte Zeichen, „denen man das Undeutsche oder Ausländische gleichwol noch immer ansehen und anhören kann, weil sie der Deutschen Sprachähnlichkeit dadurch noch nicht völlig gemäß geworden sind“ (32) wie Verben auf -iren und Substantive auf -ät, -ion, – von Eigennamen abgeleitete Adjektive und Substantive mit den lateinischen Endungen -enser, -aner, -ier, -ensisch, -anisch, bei denen die Suffixe durch deutsche Endungen ersetzt werden sollen. – Hybridbildungen, für Campe die „Wortungeheuer, bei welchen [...] Kopf, Rumpf und Schwanz aus zwei oder gar drei verschiedenen Sprachen [...] zusammengesetzt sind“ (32) wie antiroyalistisch, grammaticalisch, akatholisch.
Diese Aufzählung läuft darauf hinaus, dass Campe alle nicht oder nicht vollständig assimilierten Zeichen, die aus anderen Sprachen entlehnt oder mit fremdsprachlichem Material gebildet wurden, aus dem Deutschen entfernen möchte. Er ist jedoch realistisch genug, um zu erkennen, dass dieser Wunsch nicht sofort und auch nicht vollständig erfüllbar ist. 2. Von der Sprachreinigung vorläufig abgesehen werden muss darum nach Campe dort, wo wir in Schriften, die nicht fürs Volk, sondern nur für die gelehrten und gebildeten Klassen bestimmt sind, zur Bezeichnung eines Begriffs oder einer Erfindung, die nicht theilweise, sondern auf einmal und ganz gedacht, gefühlt und ausgedrückt zu werden verlangen, noch kein Wort in unserer Sprache haben. (Campe 1813: 23)
und wo unsere Sprache für den in einem ausländischen Worte enthaltenen Begriff, mit allen seinen wesentlichen Bestimmungen und zur Sache gehörigen Nebenbegriffen und Farben, noch keinen Ausdruck hat, und es gleichwol schlechterdings darauf ankömmt, einen solchen Begriff nicht umschreibend, sondern mit einem Worte auszudrucken, wir das bisher übliche ausländische Wort – aber wohlverstanden! – nicht in Schriften, die fürs Volk, sondern nur in solchen, die ausschließlich
–––––––—–– 54
Vgl. ebd. 8f.
75 für die gelehrten und sprachkundigen Klassen geschrieben werden – vo r d e r H a n d u n d b i s e i n D e u t s c h e s d a fü r g e fu n d e n s e i n w i r d , noch zu gebrauchen uns erlauben dürfen. (Campe 1813:27, Hervorhebung im Original)
Campe versteht diese Regeln als vorübergehenden Notbehelf und vorläufige Konzession an die Gelehrten mit Fremdsprachenkenntnissen, die einer präzisen und knappen Ausdrucksweise wegen nicht auf bestimmte fremdsprachige Lexeme verzichten zu können glauben. Aus diesen mit Restriktionen angereicherten Regeln spricht Campes Bedauern, auch nur zeitweilig auf Entlehnungen aus anderen Sprachen angewiesen zu sein und die ungelehrten Schichten an den Erkenntnissen der Wissenschaftler nicht teilhaben lassen zu können, vor allem wenn es um Kenntnisse aus solchen Bereichen geht, die Campe allen zuführen möchte.55 Gleichzeitig trägt er mit dieser Einschränkung der Sprachreinigung der Einsicht Rechnung, dass Deutschland für seine gesellschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Weiterentwicklung auch auf Impulse von außen angewiesen ist und sich nicht isolieren darf, zumal Campe anerkennt, dass andere Länder in bestimmten Bereichen fortgeschrittener sind als Deutschland. Er erwähnt wiederholt Frankreich und England.56 Er spricht sich demnach nicht für eine Abschottung der deutschen Gesellschaft und Kultur von allem Nichtdeutschen aus, auch nicht in der Sprache. So entschuldigt Campe die Entlehnung, wenn sie zur Weiterentwicklung der Gedanken führen, vor allem auch dann, wenn an neuen Ideen und Erkenntnissen, die in anderen Ländern gewonnen wurden, schnell partizipiert werden soll. Campe wünscht nur nicht, dass solche nützlichen Übernahmen in ihrer fremdsprachigen Form lange im Deutschen erhalten bleiben. Mit dieser Auffassung steht Campe der nationalistischen Richtung des zeitgenössischen Fremdwortpurismus gegenüber.57 Campe ist der Ansicht, dass trotz vorübergehender Beibehaltung von Entlehnungen in Texten fachsprachlicher Prägung für diese Wörter aber ebenfalls Verdeutschungen vorgeschlagen werden können.58 Diese sollten, aber müssen nicht den vollständigen Inhalt des fremdsprachigen bzw. entlehnten Wortes wiedergeben, vorausgesetzt sie werden nicht in Fachtexten verwendet, wo es auf eine vollständige Bedeutungsangabe ankommt. Polyseme Entlehnungen können beispielsweise auch durch mehrere indigene Wörter ausgedrückt werden. Campe nimmt auch den Verlust von Bedeutungsmerkmalen in Kauf, sollten die Lexeme den breiten Schichten der Bevölkerung dadurch verständlicher werden. Einer seiner Hauptgrundsätze zur Praxis der Entfernung und Ersetzung ausdrucksseitig erkennbarer Sprachkontaktprodukte lautet darum auch:
–––––––—–– 55
56 57
58
Eine Liste von Lebens- und Sachbereichen, deren Wortschatz für alle verständlich, d.h. für Campe frei von „ausländischen Wörtern“ (ebd. 33) und ersetzt durch indigene Lexeme sein soll, zeigt die Bereiche, die Campe allen Menschen zugänglich machen möchte: Sitten- und Tugendlehre, Gotteslehre (Religion, weniger Theologie), Rechtssprache, Erfahrungsseelenkunde, angewandte Denkkunst, Größenlehre, Naturlehre, Naturbeschreibung, Scheidekunst, Teilgebiete der Arzneiwissenschaft wie Kenntnisse über die Lebensordnung, den menschlichen Körper und über Arzneimittel, mündliche und schriftliche Umgangs- und Geschäftssprache, Dichtkunst. Vgl. ebd. 33f. Vgl. z.B. ebd. 30. Vgl. dazu ebd. 24 u. 35. Campe betreibt in seinen puristischen Schriften keine Glorifizierung der deutschen Sprache, denn er behauptet nicht wie die nationalistische Richtung des Purismus eine völlige Eigenständigkeit des Deutschen von bzw. Überlegenheit gegenüber anderen Sprachen. Vgl. ebd. 23f. Vgl. ebd. 23.
76 Ein fremdartiges, nur für wenige Deutsche verständliches Wort [...] verdient nicht [für immer, A.H.] aufgenommen oder nicht [für immer, A.H.59] beibehalten zu werden, sobald ein anderes da ist oder gefunden werden kann, das den nämlichen Begriff, wenn gleich nicht ganz so schön und nicht ganz so wohlklingend, aber doch der Hauptsache nach richtig, und zugleich auf eine für alle Deutsche verständliche Weise auszudrucken in Stande ist. (Campe 1813: 11)
Campe begründet diese von ihm vorgestellte Verdeutschungspraxis mit dem Hinweis darauf, dass jede Sprache Wörter besitzt, die in eine andere Sprache ohnehin nicht vollständig übersetzbar seien und deren Bedeutungsnuancen von Sprechern anderer Sprachen nicht vollkommen erfasst werden können. Campe verweist dann auch auf seine eigenen Empfehlungen und Vorschläge in seinem Verdeutschungswörterbuch.60 3. Nicht entfernt werden müssen außer den bereits besprochenen Lehnwörtern, unter denen er vollständig assimilierte Bezeichnungsexotismen wie Zucker, Tabak, Tee in einer eigenen Kategorie erwähnt, Lexeme, die auf einen Eigennamen zurückgehen wie Magnet sowie „einmal eingeführte Ehrenwörter und Amtsbezeichnungen“ (21) wie Senator und Syndicus. Campe nimmt von der Forderung nach Austilgung im letzten Fall Abstand, weil er sich nicht berechtigt fühlt, für diesen Bereich Vorschriften zu erlassen. Das behält er der „gesetzgebenden Gewalt im Staate“ (21) vor. Campe scheut sich jedoch nicht, trotz seiner eigenen Einschränkung auch hier Vorschläge zu machen. Diese Anweisungen fordern zu einer Parallelisierung von Campes Sprachreinigungskonzept und seinen politischen Ansichten, wie er sie bereits im seinem politischen Glaubensbekenntnis von 1790 geäußert hat, heraus. Campe erkennt eine gesetzgebende Macht im Staate an, die das Recht besitzt, in die (sprachlichen) Verhältnisse einzugreifen. Diese Macht steht über dem einzelnen Bürger. Diesem ist es nicht erlaubt, die gegebenen Verhältnisse abzuschaffen oder zu verändern. Eine sprachliche Umwälzung von unten auf Initiative Einzelner lehnt Campe ebenso ab wie eine Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse, initiiert von unten. Die Bürger haben jedoch das Recht, demjenigen gegenüber, „in deren Hände die Gesellschaft die Anordnung der bürgerlichen Verhältnisse und die Ausweitung der damit verbundenen Ehren und Würden gelegt hat“ (21) – und das kann eine Volksvertretung ebenso wie ein an Gesetze gebundener Monarch sein –, Kritik an den (sprachlichen) Verhältnissen zu üben und Vorschläge zu ihrer Verbesserung zu machen. Unter ihnen spielen, so erneuert Campe in der Preisschrift und damit auch im Wörterbuch seine Äußerungen aus den Briefen aus Paris, die Schriftsteller eine besondere Rolle. Im Falle der Sprachreinigung sollten sie Vorbild der anderen Sprecher sein, Verdeutschungen verbreiten helfen und sich z.B. dort, wo die betitelten Personen nicht direkt angesprochen würden, sondern über sie geredet würde, deutscher Titel bedienen.61 Mit dem letztgenannten Zitat verweist Campe in seiner Preisschrift sehr offen auf sein politisches Ideal einer durch das Volk nicht nur kontrollierten, sondern auch legitimierten Herrschaft, das offensichtlich auch seine puristischen Überlegungen beeinflusst. Es ist ein Ideal aus der ersten Phase der französischen Revolution, die Campe leidenschaftlich begrüßt hatte. Zu seiner Realisierung bedarf es jedoch der Verbreitung
–––––––—–– 59
60 61
Man beachte Campes später im Text geäußerte und hier soeben vorgestellte Einschränkungen zu dieser Regel bezüglich der Geschwindigkeit und des Zeitpunktes der Austilgung von ausdrucksseitig erkennbaren Sprachkontaktprodukten. Vgl. ebd. 24 u. 29. Vgl. ebd. 21.
77 politischen und rechtlichen Wissens unter dem Volk, eines „so höchstnöthigen und unentbehrlichen Theile(s) der menschlichen Erkenntniß“ (33). Zu ihr will Campe durch Verdeutschung der Kontaktprodukte zu Politik und Recht beitragen. Campe erhebt diesen Wortschatzbereich zu demjenigen, der „vor allen anderen in die reinste und fasslichste Volkssprache eingekleidet werden“ (ebd.) muss. 4. Die vorangegangenen Ausführungen zeigen, dass Campe trotz Differenzierung des äußeren Lehnguts nach ihrem Assimilations und Integrationsgrad und trotz differenzierender Haltung zu ihrem Verzicht im Sprachgebrauch dennoch dazu rät, Verdeutschungen zu allen Formen äußerer Sprachkontaktprodukte vorzuschlagen. Sein Sprachreinigungskonzept beinhaltet aber auch ein entgegengesetztes Vorgehen, das sich wiederum politisch nutzen lässt. Unter denjenigen Sprachkontaktprodukten, die Campe ganz oder vorläufig von der Beseitigung ausnehmen möchte (Punkte 23), finden sich Lexeme, welche möglichst keine Verdeutschung erfahren sollen, weil er ihre Verwendung und Verbreitung für die geistige, sittliche und bürgerliche „Ausbildung und Vervollkommnung“ (16) des Volkes, vor allem der ungelehrten Schichten, für nicht förderlich hält. Dazu gehören „(a)lle ausländische Wörter, die etwas nicht Denkbares, d.i. einen sich selbst widersprechenden und aufhebenden Begriff in sich fassen“ (17) wie trinitas (Dreieinigkeit) und transsubstantiatio (Wesensverwandlung). Solche Wörter sollten, wenn sie wirklich benötigt werden, nur in unassimilierter Form und als okkasionelle Übernahmen Verwendung finden. Campe hofft darauf, durch eine solche Praxis die Verbreitung der Inhalte wie der ganzen Zeichen verhindern zu können. Er strebt darauf hin, dass solche Lexeme durch Nichtgebrauch bald gegessen werden. Bei der Formulierung seiner Vorschriften in dieser Kategorie spielen Campes religiöse, moralische, politische und kulturelle Vorstellungen eine besondere Rolle. Sie beeinflussen auch folgende Angaben. Nicht oder nur mit bewusster Zugabe negativer Konnotationen zu verdeutschen seien – „(a)lle schmutzige, unsittliche und pöbelhafte Ausdrücke fremder Sprachen [...]; sollten sich auch solche darunter finden, die selbst die vornehmern Ausländer in den höhern Gesellschaftskreisen auszusprechen kein Bedenken trügen“ (17), wofür Campe keine Beispiele nennt, weil ihm das sichtlich widerstrebt, – Wörter, „die, ohne gerade unanständig, schmutzig und pöbelhaft zu sein, doch das sittliche Zartgefühl abstumpfen, die Begriffe von Recht und Unrecht schwankend machen oder in Verwirrung bringen können, indem sie unsittlichen und unerlaubten Dingen einen gleichgültigen, scherzhaften, oder gar gefälligen und angenehmen Anstrich geben“ (ebd.), z.B. Galanterie, fille de joie, laterner, septembriser, – schließlich „Wörter und Redensarten, wodurch Vorurtheile und Irrthümer des Verstandes, besonders solche, die ins Leben und Handeln der Menschen einfließen können, fortgepflanzt und verbreitet werden“ (18) wie droit de convenance, Porte-dieu und Sacramentum.
Die genannten Beispiele zeigen bereits deutlich die Bereiche an, die nach Campe vorzüglich dem Vergessen anheimfallen sollen bzw. besonders einer puristisch-aufklärerischen Auseinandersetzung bedürfen. Neben den Wörtern aus der katholischen Kirchensprache sind es vor allem Entlehnungen aus der lockeren Umgangssprache einschließlich der Sprache der französisch orientierten Höfe sowie aus der Sprache der französischen Schreckens-
78 herrschaft,62 die Campes Widerwillen wecken. Sie transportieren Ideen, die Campes politisch-religiösen Vorstellungen und seinen pädagogischen Idealen widersprechen. Campe will die Sprachreinigung nutzen, um die Entwicklung der deutschen Gesellschaft in die von ihm favorisierte Richtung auf der sprachlichen Ebene zu unterstützen. Campe stellt sein Sprachreinigungsprogramm somit bewusst unter ideologische Vorzeichen und verknüpft dessen Ziele mit den Idealen seiner aufgeklärten Position. Campe schwebt vor, dass man es ihr [der Sprache, A.H.] unstreitig zu einer höchstschätzbaren Vollkommenheit anrechnen müsse [...], wenn sie nur das wirklich D e n k b a r e und D e n k w ü r d i g e , d.i. das, was ein vernünftiges Wesen denken kann und soll, nicht aber das Undenkbare und Widersinnige, das Nichtswürdige, Unsittliche und Sittenverderbende, zugleich ausdrucken könnte. (Campe 1813: 16f.)
Hier zeigt sich, dass Campe nicht vorhat, durch Verdeutschung aller zwischensprachlichen Transferenzen allen Bevölkerungsschichten den Zugang zu allen durch sie transportierten Inhalten und Begriffen zu verschaffen. Von dem, was nach Campe bisher nur denjenigen offen steht, die über ausreichende Fremdsprachenkenntnisse und/oder akademisches Wissen verfügen – und das sind für Campe auch diejenigen, welche ohne größere Schwierigkeiten intellektuell und moralisch verwerfliche Inhalte der Lexeme erkennen und verantwortungsvoll mit ihnen umgehen können, weil sie typischerweise eine höhere bürgerliche Erziehung genossen haben –, solle nur das für eine Verdeutschung berücksichtigt werden, was nicht widersinnig und leer ist und unsittlich und sittenverderbend wirken könne.63 Nur das, was der geistigen und moralischen Erziehung und Aufklärung des ganzen Volkes dienlich sei, will Campe allen sprachlich zugänglich machen. Eine fremde Form aber würde dafür sorgen, dass die Zeichen unter denen, die nur ihre Muttersprache beherrschen und kaum in der Lage seien, Entlehnungen zu verstehen und anzuwenden, keine Aufnahme und Verwendung finden. Campe geht davon aus, dass es Ungebildete und Ungelehrte schwer haben, Begriffe auf ihre Vernünftigkeit und Sittlichkeit hin zu prüfen. Darum nimmt Campe ihnen diese Prüfung ab. Er gibt vor, „welche [entlehnten Lexeme, A.H.] nie volksmäßig gemacht werden können, und auch nie volksmäßig gemacht zu werden brauchen [...]“ (8), enthält den Ungebildeten und Ungelehrten damit Begriffe vor und entmündigt sie dadurch letztlich um seiner persönlichen moralischen, kulturellen und intellektuellen Vorstellungen und seines pädagogischen Anliegens willen. Campe handelt hier offensichtlich gemäß seiner philanthropischen Ansichten von einer zwar breitgefächerten64, vernünftig-natürlichen und sittlichen, aber auch schichtenbezogenen Erziehung des Menschen. Den Gebildeten und Gelehrten wagt Campe den Gebrauch der von ihm für die Verdeutschung ausgeschlossenen Wörter jedoch nicht völlig zu verbieten. Er wünscht aber dessen Einschränkung auf gewisse Texte und hofft auf ihr klangloses Verschwinden.
–––––––—–– 62 63 64
Ich erinnere an die Ereignisse unter der Diktatur der Jakobiner. Vgl. ebd. 17. Das zeigt die große Zahl von Sachgebieten, die Campe allen Menschen durch eine weitreichende Verdeutschung ihrer Wortschätze zugänglich machen möchte. Vgl. ebd. 33f. Vgl. auch die aufgeführte Liste von Lebens- und Sachbereichen, deren Wortschatz besonders dringend ersetzt werden soll.
79 2.2.2 Campes eigene Klassifizierung von Sprachkontaktprodukten nach semantischen Kriterien und seine aus ihr resultierenden puristischen Schlussfolgerungen Die bisherigen Erläuterungen von Campes Vorstellungen über Sprachkontaktprodukte in der deutschen Sprache orientierten sich an einer feststellbaren Differenzierung des äußeren Lehnguts nach formalen Kriterien. Dabei knüpften sie an Campes Angaben zur Dringlichkeit von Entfernung und Ersetzung einzelner Entlehnungstypen an. Es zeigte sich bereits, dass Campe seine Richtlinien auch unter Berücksichtigung semantischer Aspekte aufgestellt hat, besonders wenn es um die Entscheidung für oder gegen eine Verdeutschung ging. Diese Beachtung semantischer Kriterien kommt noch einmal ganz deutlich, aber in etwas anderer Weise in Campes eigener Unterteilung des äußeren Lehnguts zum Vorschein. Campe unterscheidet drei Klassen von in die deutsche Sprache „eingedrungenen fremden Wörtern“ (6), die sich auf drei für ihn verschiedene Gegenstandsbereiche beziehen: 1. s i n n l i c h e, d.i. solche, welche Dinge bezeichnen, die unmittelbar in die Sinne fallen; 2. u n s i n n l i c h e oder solche, deren Inhalt ein Verstandesbegriff, d.i. etwas ganz Abgezogenes und Allgemeines ist, welches nicht unmittelbar in die Sinne fällt, das aber doch auf etwas, durch den äußeren oder den innern Sinn Erkennbares zurückgeführt, folglich anschaulich gemacht werden kann, wie z. B. A f f e c t , S y m p a t h i e , P h a n t a s i e u.s.w. 3. übersinnliche oder Vernunftworte, d.i. solche, welche reine Vernunftbegriffe bezeichnen, die keinen, weder durch äußere, noch durch innere Sinne erkennbaren Gegenstand oder Inhalt haben, z. B. H yp o t h e s e , C a u s a l i t ä t , S u b s t a n z u.s.w. (Campe 1813: 6f.)
Campe bespricht nun diese drei Klassen hinsichtlich ihrer Durchsichtigkeit. Diejenigen Wörter, die sinnliche Gegenstände bezeichnen, Konkreta also, sind, so Campe, dem Fremdsprachen unkundigen Volk am leichtesten verständlich und geläufig bzw. verständlich und geläufig zu machen, weil sie Dinge bezeichnen, die es sieht oder sich vergegenständlichen kann. Sie erfordern nur ein geringes Abstraktionsvermögen. Aus diesem Grunde rufen die Wörter kaum „verwirrte oder irrelevante Vorstellungen“ (7) hervor. Solche Lexeme haben eine große Chance, vollständig assimiliert zu werden und in die Volkssprache überzugehen. Das ist mit vielen von ihnen auch schon geschehen. Campe bewertet diesen Vorgang als unproblematisch, weil die Erschließung der Inhalte durch die Ausdrücke nicht notwendig ist. Außerdem wird die Analogizität der Sprache nicht gestört. Vollständig an die Struktur der Sprache angepasste und integrierte Wörter wie Fenster, Pulver und Tafel können und sollen darum auch nicht aus dem Deutschen ausgeschlossen werden. Bei neueren Entlehnungen, die noch nicht vollständig assimiliert sind, wie Façade, Nische und Balcon ist eine Ausschließung nach Campe jedoch leicht möglich und nötig. Sie soll sich im Allgemeinen auch mit einer Verdeutschung der Wörter verknüpfen.65 Zu beachten ist aber, dass mit der Verdeutschung keine unsittlichen oder widersinnigen Wörter unkommentiert verbreitet werden. Solche Lexeme, ob vollständig assimiliert oder nicht, Gegenständliches bezeichnend oder nicht, sind möglichst auszuschließen.66
–––––––—–– 65 66
Vgl. ebd. 7. Er erwähnt beispielhaft das entlehnte Sofa und bewertet den durch dieses Wort bezeichneten Gegenstand als unsittlich. Als Bestandteil eines überkommenen adligen Lebensstils und „Werkzeug der Ueppigkeit“ (18) wünscht Campe für dessen sprachlichen Ausdruck eine Verdeutschung nur
80 In die zweite und vor allem dritte der von ihm aufgestellten Klassen äußeren Lehnguts ordnet Campe Wörter mit abstraktem Inhalt, besonders Termini der Philosophie und anderer akademischer Gebiete mit ausgeprägtem Fachcharakter ein. Viele dieser Wörter betrachtet Campe aufgrund ihrer im Deutschen fehlenden Motivation als sprachliche Hindernisse für die Verständlichmachung der durch sie bisher bezeichneten Kenntnisse, Auffassungen und Sachverhalte, deren Erklärung durch Wörter allein indigenen Ursprungs schon schwierig genug sei. Durch ihre oft nicht assimilierte Form und geringe Verbreitung unter den deutschen Sprechern tragen die entlehnten Abstrakta zu „schädlichen Begriffsverwirrungen“ (7) unter denen bei, „welche die fremden Sprachen, woraus sie genommen sind, nicht verstehen“ (7), denn ihren Inhalt können diese Menschen nicht überprüfen, geschweige denn vollständig erfassen. Das sind Gründe, warum es solche Lexeme verdienen, aus der deutschen Sprache ausgetilgt zu werden. Da nach Campe nur wenige von ihnen vollständig assimiliert und in die Volkssprache übergegangen sind, lässt sich der große Teil der nichtassimilierten und nur den Gelehrten geläufigen Wörter auch verhältnismäßig leicht entfernen. Campe bezieht sich hier auf Lexeme wie amüsieren, Bon-mot, Charakter, Contract, Citation und viele fachsprachliche Termini, „die wir, in Ermangelung gleichbedeutender echtdeutscher Ausdrücke, sowol (sic!) in unsern Volksschriften, als auch in unsern mündlichen Volksbelehrungen, bisher nicht vermeiden zu können glaubten“ (7). Campe plädiert für die Ersetzung ihrer Ausdrucksseite durch ein Formativ, das auf ihren Inhalt schließen lässt. Die wenigen assimilierten und volkssprachlich gewordenen Wörter aber wie predigen, Prediger, Schule will er beibehalten. Sie seien ohnehin nicht austilgbar. Eine Sprachbereicherung durch synonymische Bildungen schließt Campe, wie gezeigt, nicht aus. Unter den Lexemen mit abstraktem Inhalt finden sich nach Campe Wörter, die seines Erachtens auf „ganz willkührlichen, leeren und müßigen Begriffsbestimmungen und Spitzfindigkeiten [...] beruhen“ (7). Entlehnungen wie Quidditas und Aliquidditas sollten darum auch immer unverdeutscht bleiben. Wie gezeigt, hofft Campe darauf, dass sie im Laufe der Zeit von allein aus der deutschen Sprache verschwinden werden. Auch diese Anmerkung innerhalb seiner ausführlichen und in diesem Abschnitt bezüglich seiner Auffassung über Sprache und Sprachkontaktprodukte erläuterten puristischen Programmschrift ist eine derjenigen Äußerungen, mit denen Campe seinen Wunsch nach gesellschaftlicher Einflussnahme über die Spracharbeit hinaus zum Ausdruck bringt. Campe will nicht allein um der Analogizität der Sprache willen möglichst alles äußerlich erkennbare Lehngut ausschließen bzw. austilgen, sondern mit der aufklärerischen Absicht, eine eindeutige und verständliche Sprache zu schaffen, die auch den Volksschichten ohne höhere Bildung zur Anteilnahme am gesellschaftlichen Leben verhelfen und zur Erziehung aller im bürgerlichen Sinne beitragen soll. Doch so sehr er mit seinem Programm auf „allgemeine [...] Volksaufklärung“ (VI) und geistigen Fortschritt der ganzen deutschen Nation67 zielt, so sehr schließt er die nichtgebildeten und Fremdsprachen Unkundigen, die unteren und mittleren Schichten also, aus einigen Gebieten aus Sorge um Vernunftgemäßheit und Sittlichkeit bewusst aus, indem er bestimmte Wörter nicht verdeutscht, geschweige denn erklärt. Andererseits geht Campes Verdeutschungswillen sehr weit, wenn er auch verbreiteten assimilierten Sprachkontakt-
–––––––—–– 67
dann, wenn diese auch eine negative Konnotation transportiert, wie z.B. die Bezeichnung des Gegenstandes durch Lotterbett. Vgl. ebd. 17f. Vgl. ebd. 10f.
81 produkten Verdeutschungen beistellen will. Auch wenn Campes Spracharbeit aufklärerischpädagogisch genannt werden kann, von einem Emanzipationsprogramm, das die ständischen Schranken komplett aufheben will, sollte nicht die Rede sein. Aus dem ständigen Verweis auf die bürgerlichen Ideale der Bildung, Vernunft und Moral und seiner Distanzierung von der französisch sprechenden Hofkultur spricht viel eher der Wunsch nach Stärkung des Bürgertums, das aus seiner politisch weitgehenden Ohnmacht herausfinden, eine öffentliche Meinung ausbilden und sich als eine Kontrollinstanz gegenüber den herrschenden Autoritäten etablieren soll. Das lesende und sich weiterbildende Bürgertum, welches auch genügend Kaufkraft und Interesse an sprachlichen Themen besaß, um Wörterbücher zu erwerben und zu benutzen, ist dann auch die gesellschaftliche Gruppe, die Campe als erstes und hauptsächlich mit seiner Spracharbeit erreicht haben wird.
2.3. Campes sprachkontaktbezogene Lexikografie – Das Verdeutschungswörterbuch 2.3.1 Zur Anlage und Programmatik des Wörterbuches – Titelblatt und Vorreden Sowohl die 1. Auflage des Campe’schen Wörterbuchs von 1801 als auch die bearbeitete und erweiterte 2. Auflage von 1813 sind Produkte einer intensiven theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen einer für notwendig gehaltenen Reinigung der deutschen Sprache von ihrem äußerlich erkennbaren Lehngut. Gleichzeitig sind sie Zeugnisse eines ausgeprägten und bisher nicht da gewesenen Sammel- und Verdeutschungseifers. Die grundsätzliche Gliederung des Verdeutschungswörterbuches hatte Campe schon früh entwickelt. Sie basiert auf den drei Versuchen deutscher Sprachbereicherungen aus den frühen 1790er Jahren.68 Einer programmatischen Abhandlung über die Grundlagen und Ziele von Verdeutschungsarbeit, die hier im Rahmen einer Auseinandersetzung mit Campes Auffassung über Sprachkontaktprodukte vorgestellt worden ist, steht ein Wörterverzeichnis gegenüber, das als praktische Umsetzung der theoretischen Überlegungen verstanden und, so wünscht Campe, auf der Grundlage der Abhandlung beurteilt werden soll. In der 1. Auflage wird diesen beiden Hauptteilen eine Vorrede (S. III– XVI) vorausgeschickt, die in die Abhandlung (S. 1–114)69 und das auf zwei Bände aufgeteilte Wörterverzeichnis (insgesamt S. 115–665)70 einführt, Ziele und Anlass ihrer Erarbeitung nennt und Benutzungshinweise gibt. Auch die zweite einbändige Auflage enthält diese Einführung, ergänzt durch ein kurzes aktualisiertes Vorwort, das auf Neuerungen eingeht.71 Dem das Lehngut lemmatisierenden, erläuternden und ersetzenden Hauptverzeichnis ist die
–––––––—–– 68
69
70
71
Proben einiger Versuche deutscher Sprachbereicherung (1790), Zweiter Versuch (1792), Preisschrift (1794). In der 2. Auflage hat die Abhandlung aufgrund typografischer Veränderung auf den Seiten 1–70 Platz. Der erste Band enthält Vorrede und Wörterverzeichnis zu den Buchstaben A bis E (S. 117–352), der zweite Band das Verzeichnis zu den Buchstaben F–Z (S. 353–665), Druckberichtigung und Verdeutschungsverzeichnis. Die Vorrede der 1. Auflage befindet sich auf den S. III–XII, die Vorrede der 2. Aufl. auf den S. XIII–XIV.
82 viel diskutierte Verdeutschungsliste (1. Aufl.: S. 677–716)72 nachgeordnet. Sie schließt mit einer Bitte um Verständnis für die Unvollständigkeit dieses Verzeichnisses ab. Außerdem ist dem Wörterbuch eine Druckfehler- und Zusatzliste beigefügt.73 Dagegen gibt es kein Abkürzungsverzeichnis, lediglich Hinweise innerhalb der Vorrede(n). Ebenso hat Campe kein Quellenverzeichnis angelegt. Obwohl für die 2. Auflage Wörterverzeichnis und Verdeutschungsliste um ein Vielfaches vergrößert worden sind, ist die Arbeit von 1813 äußerlich nicht stärker geworden, im Gegenteil. Dies liegt am größeren Format, vor allem aber am engeren Druckbild der 2. Auflage. Campe selbst schätzt die Erweiterung der 2. Auflage gegenüber der 1. auf das Doppelte. Eine Stichprobenzählung lässt für die Ausgabe von 1801 auf einen Lemmabestand von rund 8000 Lemmata schließen. Für die Ausgabe von 1813 ergeben Zählung und Hochrechnung eine Zahl von rund 14.000 Stichwörtern.74 Die Verdeutschungsliste hat Campe von rund 5.400 Vorschlägen (1801)75 auf rund 11.160 Eintragungen (1813) erweitert.76 Mit ernstgemeinten Überlegungen, die Versuche zu einem lexikografischen Werk von solcher Größe zu verarbeiten, trägt sich Campe spätestens seit 1797. Im neunten Stück der Beiträge zur weitern Ausbildung der deutschen Sprache kündigt er an, dass zwei einbändige Wörterbücher auf der Grundlage einer intensiven Auseinandersetzung mit Adelungs lexikografischem Werk geplant seien. Der eine Band soll in Form einer Gemeinschaftsarbeit der „Gesellschaft von Sprachfreunden“77 als Ergänzung und Berichtigung von Adelungs Wörterbuch entstehen und sich allein auf indigene Wörter beziehen. Der andere Band, den Campe allein verfassen will, soll ein „Wörterbuch zur Reinigung der deutschen Sprache“ werden, in dem alle oder doch die meisten der im Deutschen vorkommenden und zu ersetzenden nicht oder nicht vollständig assimilierten Sprachkontaktprodukte aufgelistet, erklärt und verdeutscht würden. Von diesen beiden Werken kommt der erste Band in der so geplanten Form nie zustande. Dagegen erscheint das Verdeutschungswörterbuch, welches Campe auf eigene Kosten in seinem Verlag veröffentlicht, 1801 als zweibändiges Werk und unter dem nach Realis de Vienna zitierten Motto: „Eines Volkes Ehre hängt größtentheils an seiner Muttersprache.“78 Dieses Zitat sollte sicherlich die hohe Bedeutung, die Campe
–––––––—–– 72
73
74
75
76 77
78
Der vollständige Titel des Verzeichnisses lautet: Verzeichniß der in diesem Wörterbuche, zum Ersatz fremder Ausdrücke, vorgeschlagenen neuen und, der Erneuerung würdig scheinenden, alten Wörter, welche größtentheils, entweder ganz, oder doch einer hier nachgewiesenen Bedeutung nach, im Adelungischen Wörterbuche fehlen. (Campe 1801: 677; 1813: 613) Das Verzeichnis der 2. Auflage befindet sich auf den Seiten 613–673. Überschrift: Druckfehler, Berichtigungen, Zusätze und Zweifel. In der 1. Aufl. auf S. 666–675, in der 2. Aufl. auf S. 611–612. Die Berechnung des Lemmabestandes von rund 14000 Lemmata in der 2. Auflage wird gestützt von Kirkness’ Stichprobenzählung, vgl. Kirkness (1988: 710). Bei Einberechnung der Mehrfachnennungen ergibt sich eine Zahl von rund 5770 Vorschlägen, vgl. auch die Angaben bei Schiewe (1988a: 130) und Orgeldinger (1999: 236). Vgl. auch die Angaben bei Orgeldinger (1999: 237). Bestehend aus Anton, Bartels, Claudius, Ebert, Eschenburg, Fischer, Heynatz, Kinderling, Löwe, Mackensen, Reß, Rüdiger, Stutz, Teller und Trapp. Vgl. Kirkness (1975: 129). Das vollständige Zitat auf der Titelseite von Campes Wörterbuch lautet: „Eines Volkes Ehre hängt größtentheils an seiner Muttersprache. Diese ist der Landesehre Fuhrwerk (Vehikel). Über sie muß man schärfer halten, über ihre Reinheit muß man mehr eifern, als über der zartesten Liebsten Ehre. Realis de Vienna.“
83 einer reinen, analogen und verständlichen Sprache zuschreibt, signalisieren und die Wichtigkeit des vorgelegten Werkes untermauern. Es bietet aber auch denjenigen, die sich nicht aus pädagogischen, sondern mehr aus nationalistischen Beweggründen für eine fremdwortfreie deutsche Sprache engagieren, Anknüpfungspunkte, indem es die Ehre eines ganzen Volkes vom Zustand seiner Muttersprache abhängig macht und daran appelliert, schon aus Nationalstolz vom Gebrauch fremdsprachlicher Einheiten abzusehen, um von ihnen unabhängig und unbeeinflusst zu bleiben. Angesichts der militärischen Bedrohung durch die napoleonischen Truppen und der französischen Besetzung der linksrheinischen Gebiete, die die geschichtlichen Ereignisse der Entstehungszeit von Campes Wörterbuch dominieren, kann das Zitat leicht als Zeichen dafür interpretiert werden, dass dieses Wörterbuch als ein aus nationalistischen Motiven heraus erarbeitetes Werk verstanden werden darf, wenn man nicht Campes ausführliche Erläuterungen berücksichtigt. Gerade denjenigen, die aus rein außersprachlichen, nationalpolitischen Gründen an einer Sprachreinigung interessiert gewesen sind und sich nicht die Mühe gemacht haben, Campes volkspädagogische Beweggründe im leicht veränderten Abdruck der Preisschrift zu lesen und nachzuvollziehen – und das werden, wie Campe selbst bemerkt, nur wenige getan haben –, bietet das Zitat neben dem Wörterbuchtitel79 und dem Verdeutschungsregister die Gelegenheit, Campes kontaktbezogene lexikografische Arbeit im Sinne rein nationalen Engagements zu deuten. Die Vorrede jedoch stellt Campes lexikografisches Werk in ein ähnliches Licht, wie es von der Preisschrift bekannt ist. Sie verweist aber gleichzeitig auf einige der Gründe, warum sich Campe und sein Verdeutschungswörterbuch zu maßgeblichen Bezugspunkten der zeitgenössischen und späteren fremdwortpuristischen Bewegung entwickelt haben. Campe selbst grenzt seine Arbeit in den Vorreden von 1801 und 1813 von den bisher erschienenen Sprachkontaktwörterbüchern ab. Zum einen verweist er bereits in der 1. Auflage auf die überdurchschnittlich große Zahl der beschriebenen Lemmata, welche sich allein aus der Aufnahme entlehnter und lehngebildeter Einheiten der deutschen Sprache ergebe. Zum anderen hebt er den Charakter seiner Arbeit als Sprachwörterbuch hervor, der in früheren lexikografischen Arbeiten zum äußeren Lehngut eher eine Ausnahme bilde. Vor allem aber betont er die Funktion der Verdeutschung neben der der Erklärung der „unserer Sprache aufgedrungenen fremden und fremdartigen Wörter und Redensarten“ (III). Diese Besonderheit stellt Campe in der Vorrede zur 2. Auflage noch einmal deutlich heraus, indem er für sein Buch selbst die Kurzbezeichnung „Verdeutschungswörterbuch“ (XIII) einführt und damit dessen Sprachwörterbuchcharakter unterstreicht. Den Menschen ein Wörterbuch dieser Art und Funktion anzubieten, ist für Campe ein Anliegen, das sich aus der Sichtung vorhandener Nachschlagewerke und seinen aufklärerisch-puristischen Interessen ergibt. In der Vorrede zur 1. Auflage nennt Campe insbesondere die Auseinandersetzung mit Adelungs lexikografischen Werken, die ihm zur Erarbeitung eines eigenen Wörterbuches bewegt habe. Nach Campes Meinung sei Adelung bei der Auswahl und Behandlung des äußeren Lehnguts nur plan- und regellos und ohne Anspruch auf Vollständigkeit vorgegangen. Adelung habe sich weder darauf beschränkt, nur die Lehnwörter als quasi deutsche Wörter aufzunehmen, noch habe er alle interlingualen Ein-
–––––––—–– 79
Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke (Hervorhebung von mir, A.H.), ein Titel, der die beschriebenen Lexeme und den Akt der Entlehnung in ein deutlich negatives Licht rückt.
84 heiten verzeichnet. Stattdessen ziele er darauf ab, im Sprachgebrauch (der oberen Klassen) etablierte und dennoch für viele der Erklärung bedürftige Entlehnungen zu verzeichnen und zu erläutern, da ihm daran gelegen sei, in seinem Wörterbuch den zeitgenössischen Wortschatz möglichst breit darzustellen. Besonders befremde Campe auch, dass Adelung nur einem Teil der von ihm verzeichneten Sprachkontaktprodukte Verdeutschungen beigegeben habe, wo Adelung doch selbst über unnötigen und unüberlegten Gebrauch des „Fremden“ (IV) klage. Diese Unvollkommenheit gibt nun Campe den Anlass, eine möglichst vollständige Sammlung aller, unserer Sprache beigemischten, fremden Wörter, als auch [...] Nachweisung derjenigen echtdeutschen Ausdrücke, welche an die Stelle derselben zu treten verdienen (Campe 1813: IV)
vorzulegen. Nicht zuletzt deswegen nennt Campe seine Arbeit schon auf dem Titelblatt einen „Ergänzungsband zu Adelung’s Wörterbuch“. Nach der Erarbeitung des Wörterbuchs der deutschen Sprache wird das Verdeutschungswörterbuch darüber hinaus ein Ergänzungsband zu Campes eigenem fünfbändigem Nachschlagewerk. Das Ziel des Wörterbuchs beschreibt Campe schon unmissverständlich im Titel, aber auch in der Vorrede: die Erklärung, vor allem aber in der Austilgung und Verdrängung des nach Campe „unbefugter Weise beigemischten fremden Wortkrames“ (VI) durch Lexeme mit eigensprachlichem Formativ. Diese vordergründige, deutlich hervorgehobene Zielstellung und ihre ausdrücklich pejorative Verbalisierung ermöglichen den Campe nachfolgenden Fremdwortpuristen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Campe als Pionier und Vorkämpfer ihrer Bewegung zu feiern. Doch Campe bringt in der Vorrede auch seine eigentlichen Motive für sein Verdeutschungsengagement mit dem Verweis auf die im Wörterbuch noch einmal abgedruckte Preisschrift zum Ausdruck: 1. Ohne Reinheit der Sprache, d.i. ohne eine, für ein ganzes Volk verständliche, also durch ihre eigene Ähnlichkeitsregel begrenzte, und alles Fremde, dieser Ähnlichkeitsregel widerstrebende, ausschließende Sprache, findet keine allgemeine Belehrung, keine Volksaufklärung oder Volksausbildung, in irgend einem beträchtlichen Grade der Allgemeinheit, Statt. [...] 2. Ohne eine reine Sprache (in der Abhandlung ist deutlich auseinandergesetzt worden, was hier darunter verstanden wird) findet keine reine Vernunftwissenschaft (Philosophie), sondern nur jene vernunftverwirrende und vernunfttödtende Schulweisheit (scholastische Philosophie) Statt, welche ihre Armuth an wirklichen Begriffen und Sachen hinter hohlen, barbarischen, GriechischLateinischen Wörtern versteckt, und nur dann erst in ihrer ganzen Dürftigkeit dasteht, wann diese Wortlarven ihr abgezogen werden. (ebd. VIf.)
Der erste Punkt kann als Zusammenfassung der grundlegenden Gedanken des Campe’schen Purismuskonzeptes gelesen werden.80 Aus dem zweiten Punkt spricht Campes großes Interesse an der Verdeutschung philosophischer Fachwörter. Ein besonderes Ziel seiner lexikografischen Arbeit sei es, einen Beitrag für die Verbreitung wertvoller Gedanken, die in der Philosophie entwickelt worden sind, dadurch zu leisten, dass er die Sprache, in der diese Gedanken ausgedrückt sind, zu ‚erhellen’ versuche. Denn, so gibt Campe zu bedenken, auch eine reine Vernunftwissen-
–––––––—–– 80
Vgl. die Ausführungen zu Campes Sprachverständnis im vorigen Kapitel. Vgl. auch Schiewe (1988a: 118f.).
85 schaft könne nur zu wertvollen, unmissverständlichen und publikationswürdigen Erkenntnissen gelangen, wenn sie sich einer der Campe’schen Abhandlung gemäßen reinen Sprache bediene. Campe möchte bei deren Ausbildung helfen, indem er philosophische Fachtermini in sein Nachschlagewerk aufnimmt, erläutert und Verdeutschungen anbietet. Er ziele jedoch nicht darauf ab, „ein vollständiges Verzeichnis aller Kunstwörter dieser Art zu liefern, und sie alle zu verdeutschen“, weil ein Teil von ihnen seiner Meinung nach nicht ins Deutsche übertragen werden kann, da sie keine wirkliche Bedeutung haben, oder nicht übertragen zu werden verdienen, da sie Widersinnigkeiten beinhalten und ihre Verbreitung in „einer geregelten menschlichen Sprache“ (IX) schädlich sei. Doch wo ich [Campe, A.H.] in einem fremden Ausdrucke nur einen wirklichen, der Verständlichmachung fähigen und würdigen Inhalt fand, da bemühete ich mich, den Deutschen Ausdruck, der an die Stelle desselben gesetzt werden könnte, zu finden und nachzuweisen. (ebd. VIII)
Campe klagt in der Vorrede darüber, dass die Philosophen kaum selbst dazu beitragen würden, ihre Ideen durch eine verständliche Sprache unter die Leute zu bringen. Sie könnten den allgemeinen „Volksverstand“ und die allgemeine „Volksvernunft“ (VII) um ein Vielfaches erweitern, würden sie nur auf lateinische und griechische Fachwörter verzichten. Als positive Beispiele führt Campe Thomasius, Leibniz und Wolf an. Indem sie sich der Volkssprache bedienten oder sich für ihren Gebrauch einsetzten, verbreiteten sie neues Wissen nicht nur unter den Gelehrten, sondern unter allen Ständen. Gewürdigt hatte das schon Herder. Mit dessen Worten ruft Campe nun auch die Zeitgenossen zur Nachahmung auf, nicht ohne auch in Herders Sprache verdeutschend einzugreifen.81 Ansprechen will Campe damit unter anderem Kant und seine Schüler. Auch wenn Campe es vermeidet, den Philosophen im Vorwort beim Namen zu nennen, stellt er doch genug Bezüge zu den Schriften Kants her, um ihn erkennbar werden zu lassen. Die „Verdienste“ (IX), die Kant sich um die Philosophie gemacht habe, nicht in Abrede stellend, sei es Campe doch ein Bedürfnis, auf dessen Sprache aufmerksam zu machen. Hier seien die Gesetze eines vernünftigen Ausdrucks in unerhörter Weise überschritten worden. Er wie die „markscheidende (critische) Schule“ (VIII) stifteten dadurch vor allem Verwirrung. Zur Volksaufklärung könnten ihre Schriften so nicht beitragen. Campe nutzt das Vorwort des Verdeutschungswörterbuches ausgiebig, um auf die von ihm als Makel aufgefasste Sprache der doch auch gesellschaftlich für wichtig erachteten philosophischen Schriften aufmerksam zu machen. Die erste wie die zweite Vorrede dienen außerdem dazu, die Leser darauf vorzubereiten, was sie im Wörterbuch finden würden. Bezüglich des Lemmaumfangs und der -auswahl verweist Campe darauf, dass er alles das verzeichnet habe, was ihm bei seiner seit 1789 andauernden Sammlung an fremden und fremdartigen Wörtern in Schriften, Gesprächen und eigenen Gedanken aufgefallen sei und er unter den oben genannten Bedingungen für aufnehmens- und verdeutschenswert erachtet habe. Dazu gehören neben alltagssprachlichen Wörtern vor allem auch solche aus Fachsprachen. Campe geht zudem auf seine Erklärungsund Verdeutschungspraxis ein und betont, dass er sich hierbei nicht nur auf seine eigenen Kenntnisse und Ideen verlassen, sondern auch kritisch „die besten und sichersten Quellen“,
–––––––—–– 81
Vgl. das ausführliche Zitat Herders in der Vorrede Campes (1813: VIII f.).
86 beachtenswerte Rezensionen und Hilfe von Freunden herangezogen habe.82 Im Bereich der „Tonkunst“ (XI) vertraue er beispielsweise ganz auf die Kenntnisse J.J. Eschenburgs und Reichardts. Der Ehrlichkeit wegen wolle er ihre Verdeutschungsvorschläge wie auch alle die, welche außerdem nicht von Campe stammen, namentlich kennzeichnen. Des Weiteren weist Campe daraufhin, dass er für die Ersetzung des der deutschen Sprache „aufgezwungenen fremden Lappenwerke(s)“ (V) auch deutsche Wörter aus alten und neuen Schriften anführen und zur Diskussion stellen will. Dementsprechend werden sich im Verdeutschungsverzeichnis nicht nur neugebildete Wörter finden.83 Bereits in der Preisschrift hatte sich Campe ausführlich zu den Quellen, aus denen solche Ersetzungen gewonnen werden könnten, und ihrer Handhabung geäußert. Auf die Erörterung der dazu gegebenen Regeln soll hier verzichtet werden.84 Genannt werden sollen jedoch die Schriften und Sprachbereiche, aus denen nach Campe vorzüglich zu schöpfen sei, denn sie weisen auf diejenigen Quellen voraus, die Campe selbst für die Erarbeitung seiner Wörterbuchartikel, der Verdeutschungsliste und letztlich auch für die Erstellung der Lemmaliste tatsächlich genutzt haben wird. Campe erwähnt die deutsche Literatur von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, die Mundarten, verwandte germanische Sprachen, Wortbildung durch Ableitung und Zusammensetzung, Lehnübersetzung und Bedeutungswandel durch (bildliche) Übertragung. 85 Als Grundlage für die Prüfung der aus diesen Bereichen stammenden Ersetzungsvorschläge akzeptiert Campe nur die eigenen, in der Preisschrift aufgestellten Grundsätze und Regeln. Nur wenn diese überzeugend widerlegt würden, könne Campe Kritik aus anderen Gründen annehmen, eine Ursache, warum Campe die Preisschrift im Wörterbuch noch einmal abdrucken lässt. Die andere ist der Wunsch nach weiterer Verbreitung ihrer Inhalte. Die Überlegung, dass die Praxis der Verdeutschung der Prüfstein für die Gültigkeit seiner Theorie sein könnte, erwägt Campe nicht.86 Die Vorreden der beiden Wörterbuchauflagen enthalten keine genauen Angaben zu Aufbau und Inhalt der Wörterbuchartikel im Hauptverzeichnis. Auch Adressaten für sein Wörterbuch nennt Campe nicht explizit, doch lässt sich aus seinen Ausführungen einiges erschließen. Als potentielle Nutzer erklärender Wörterbücher, zu denen Campes Werk laut Titel ja auch gehört, erwähnt Campe „Ausländer und Ungelehrte“ (III), die sich über den Inhalt eines entlehnten oder lehngebildeten Wortes informieren möchten. Darüber hinaus sind alle diejenigen angesprochen, die in ihrem Sprachgebrauch weniger zwischensprachli-
–––––––—–– 82
83 84
85 86
Für sachkundige Bemerkungen dankt Campe in alphabetischer Reihenfolge: Anton, Bernd, Brumlei, Claudius, Eschenburg, Gerstner, Heinze, Heynatz, Kellner, Kunze, Küttner, Lenz, Radlof, Reichardt, Rüdiger, v. Strombeck, Trapp, Wolke, Zeune. Vgl. ebd. XIII f. Vgl. ebd. XI. Für einen Überblick über Campes praktisches Verdeutschungsprogramm siehe die ausführliche Diskussion bei Orgeldinger (1999: 314–365), vgl. auch die Erläuterung des fünften Kapitels der Preisschrift „Wie und nach welchen Grundsätzen kann die Reinheit und Bereicherung der deutschen Sprache am besten befördert werden?“ bei Schiewe (1988a: 119–124) und Kirkness (1975: 110–116). Vgl. Campe (1813: 37–41). Für Schiewe ist der unbedingte Vorrang der Theorie vor der Praxis ein Zeichen für die geistige Zugehörigkeit Campes in das Jahrhundert der Vernunft, Systematik und Rationalität und ein weiterer Beweis dafür, dass Campes Purismus noch nicht von romantisch-nationalen Ideen geleitet war, sondern spätaufklärerische Ziele verfolgte. Vgl. Schiewe (1988a: 129).
87 che Transferenzen benutzen wollen bzw. sollen, darunter die Philosophen und die bereits in der Preisschrift angesprochenen Schriftsteller. Außerdem wünscht er die Kenntnisnahme und Beurteilung der im Werk gesammelten Verdeutschungsvorschläge durch versierte Sprachgelehrte und Sprachinteressierte. Nicht zuletzt spricht er schon im Titel alle diejenigen an, welche sich zum Kauf des Adelung’schen Wörterbuches entschlossen haben oder noch entschließen werden. Die 2. Auflage richtet sich zudem besonders an diejenigen, welche Campes Wörterbuch der Deutschen Sprache erworben haben bzw. erwerben wollen. Der von Campe anvisierte Adressatenkreis ist demnach sehr offen gehalten. Er schränkt ihn nicht auf bestimmte Berufsgruppen oder Gesellschaftsschichten ein, wie es in früheren Wörterbüchern und Verzeichnissen üblich gewesen ist.87 Tendenziell werden jedoch viel weniger der Adel und die ungebildeten Schichten angesprochen als die wirtschaftsbürgerliche und vor allem die bildungsbürgerliche Leserschaft, solche Personen also, denen die verzeichneten Wörter nicht völlig unbekannt sind, die sich für eine Erklärung und Verdeutschung von Wörtern interessieren, die sich ein solches Werk auch leisten können. Dass Campe gewisse Vorkenntnisse über die Inhalte der verzeichneten Lexeme und damit also einen gewissen Wissensstand seiner Leser voraussetzt, lässt sich an einigen Wörterbuchartikeln erkennen, in denen er die Erläuterung der Lexembedeutungen nicht für notwendig erachtet.88 Weil sich unter diesen potentiellen Lesern hoffentlich auch solche finden mögen, die fremder Sprachen nicht mächtig sind, hat sich Campe entschlossen, bei solchen Wörtern, die anders geschrieben als gesprochen werden, eine Ausspracheangabe beizufügen, nicht, weil die Leser die richtige Aussprache erlernen sollen, sondern, damit sie die Wörter gegebenenfalls an der Ausspracheangabe erkennen können. Campe erwähnt Umschriftregeln, die er selbst aufgestellt hat.89 In der Vorrede zur 2. Auflage verweist Campe zudem auf den Lemmata beigefügte Tonzeichen, die den Hauptakzent des Wortes anzeigen sollen. An dieser Stelle hebt Campe hervor, dass er die Eigenschaften der im Deutschen verwendeten Entlehnungen beschreiben wolle, nicht die der Zeichen der Herkunftssprache. Bereits an früherer Stelle weist Campe darauf hin, dass es ihm nicht um das Lemmatisieren und Übersetzen von Wörtern anderer Sprachen gehe. Das Wörterbuch solle kein Übersetzungswörterbuch werden, sondern ein Nachschlagewerk über im Deutschen gebrauchte und aus dem Deutschen zu entfernende Sprachkontaktprodukte.90 Auf Abkürzungen will Campe fast gänzlich verzichten, um nicht die Leser zu irritieren, die die Abkürzungen nicht kennen und auch nicht erraten oder nachschlagen wollen. Letztlich gibt Campe sechs Abkürzungen an, die er anscheinend für allgemein bekannt oder
–––––––—–– 87 88
89
90
Vgl. Jones (1977). Z.B. Eintrag zu Lemma Muse, in dem nur auf die Pluralform und den Lehnwortstatus des Lexems hingewiesen wird. (Vgl. Campe 1813: 430) Ein anderes Beispiel ist der Artikel zu Halleluja! „Dieser hebräische Ausruf heißt bekanntlich [Hervorhebung von mir, A.H.] auf Deutsch: lobet den Herrn!“ (Ebd. 346). In Campes Worten: g in Antiqua bei sonstiger Schreibung in Fraktur entspricht frz. g, llj’ entspricht ail, ill, eill, g in Antiqua entspricht frz. j. Aus der Vorrede zur ersten Ausgabe: „Ich habe […] nicht gescheut, [...] Blatt für Blatt durchzugehen, alle mir etwa noch entgangene fremde Wörter, welche als Deutsche gebraucht zu werden pflegen, daraus zu schöpfen und einzutragen.“ (ebd. V).
88 einprägsam hält.91 Diese sparsame Verwendung von Abkürzungen erhöht die Benutzerfreundlichkeit von Campes Nachschlagewerk, besonders für diejenigen, die die Benutzung von Wörterbüchern nicht gewöhnt sind. Auch das spricht dafür, dass Campe mit seinem Werk nicht nur die gelehrten und geübten Wörterbuchbenutzer ansprechen will. Aufgrund seines theoretisierenden und diskutierenden Charakters vor allem, aber nicht nur zu Beginn des Wörterbuches wird Campe mit seinem Werk dennoch besonders diese Gruppe von Adressaten, darunter besonders die an sprachlich puristischen Themen Interessierten erreicht haben.
2.3.2 Quellenbasis des Verdeutschungswörterbuches Campe hat es sowohl in der 1. als auch in der 2. Auflage des Verdeutschungswörterbuches unterlassen, alle seine im Zusammenhang mit der Erstellung benutzten Quellen für andere nachvollziehbar in einem Verzeichnis aufzulisten. Campe hat jedoch nicht darauf verzichtet, trotzdem auf viele von ihnen innerhalb der Vorreden, vor allem aber in den Wörterbuchartikeln selbst in irgendeiner Form hinzuweisen. Aus den Vorreden und der Preisschrift geht hervor, dass Campe für die Erstellung der Lemmaliste und bei der Suche nach Verdeutschungen aus Schriften und Wortsammlungen geschöpft, Gespräche ausgewertet und die eigene Sprachkompetenz benutzt hat. Demnach berücksichtigte Campe die von Haß-Zumkehr92 als grundlegende Informationsquellen beschriebenen Quellenarten: vorhandene Wörterbücher und Verzeichnisse zum Zwecke der Kompilation, das eigene Sprachwissen und ein mehr oder weniger vollständig exzerpiertes Textkorpus. Dieses Textkorpus ist jedoch nicht gänzlich rekonstruierbar. Dies liegt an der Art, in der Campe auf seine Quellen verweist. Sie folgt keiner durchgängigen Methode und ist sehr knapp gehalten. Dennoch soll so weit wie möglich versucht werden, Aussagen über die Zusammensetzung der Quellenbasis von Campes Verdeutschungswörterbuch zu treffen. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass dieses Werk eines der sehr wenigen deutschen Sprachkontaktwörterbücher ist, deren Quellenbasis vom Autor weitgehend preisgegeben und diese implizit Grundlage anderer Wörterbücher wird, nämlich all derjenigen, die Campes Arbeit ihrerseits als Quelle nutzen. Einige explizite Hinweise auf seine Quellenauswahl gibt Campe in der Vorrede. Er erwähnt neben einigen wenigen Titeln von Nachschlagewerken vor allem eine Reihe von Personen mit Nachnamen, deren mündliche oder schriftliche Beiträge Campe als Grundlage oder Anregung seiner lexikografischen Arbeit, vor allem der Verdeutschungsarbeit gedient haben.93 Die Angabe der Nachnamen ist auch diejenige Form, in der Campe auf seine Quellen innerhalb der Wörterbuchartikel verweist. Relativ selten gibt er in ihnen die Titel der benutzten Quellen an. Der Grund kann nicht darin gesucht werden, dass es zu seinen Quel-
–––––––—–– 91
92 93
„Die in diesem Wörterbuche gebrauchten Schriftkürzungen sind: O.D. für Oberdeutsch oder Oberdeutschland. N.D. – Niederdeutsch oder Niederdeutschland. H.D. – Hochdeutsch. Ad. – Adelung. R.a. – Redensart. spr. – sprich.“ (ebd. XII). Vgl. Haß-Zumkehr (2001: 22f.). Campe erwähnt: Anton, Bernd, Brumlei, Claudius, Eschenburg, Gerstner, Heinze, Heynatz, Kellner, Kunze, Küttner, Lenz, Radlof, Reichardt, Rüdiger, v. Strombeck, Trapp, Wolke, Zeune. Vgl. Campe (1813: XIII f.).
89 len keine Titel gegeben hat, denn das ist nur bei den mündlichen Texten der Fall. Vielmehr scheint ihm die Angabe der Namen ausgereicht zu haben, um zu zeigen, dass jemand ein bestimmtes Lemmazeichen benutzt und vor allem verdeutscht hat und dass die Verdeutschungsvorschläge nicht allein von Campe stammen. Die meisten der vor allem auf Schriftsteller und Gelehrte bezogenen Hinweise in den Wörterbuchartikeln stehen dementsprechend in Zusammenhang mit der Präsentation und dem Nachweis der Verdeutschungen, wesentlich seltener in Verbindung mit der Belegung oder Illustration der zu erläuternden Lemmazeichen. Eine Erwähnung im letzteren Fall geschieht nicht selten in Form einer Rüge für den Gebrauch des Wortes, besonders gern, wenn es von Herder, Kant oder Wieland benutzt worden ist. Solche Namen dienen zugleich auch immer dem Zweck, die Angaben in den Wörterbuchartikeln durch Verweis auf anerkannte Autoritäten zu stützen. Obwohl Campes Quellenangaben sehr knapp gehalten sind, lässt sich aus ihnen einiges über die zeitliche, textsorten- und kulturspezifische Zusammensetzung der Quellenbasis des Verdeutschungswörterbuches herauslesen. Dies liegt nicht zuletzt am Signalcharakter vieler von Campe erwähnter Personennamen, die eine zeitliche, fachliche und kulturelle Einordnung ihrer Träger und Werke ermöglichen. Zunächst sei festgestellt, dass Campe neben den im Vorwort erwähnten Nachschlagewerken94 noch weitere verwendet hat. Nachgewiesen werden konnten sowohl Sach- als auch Sprachwörterbücher. Unter Letzteren finden sich sowohl allgemeine deutsche Wörterbücher95 als auch regionalsprachige Nachschlagewerke96 und mehrsprachige Wörterbücher.97 Darüber hinaus konnte das 1788 erstmals heraus-
–––––––—–– 94
95
96
97
In der Vorrede erwähnt Campe eine Reihe von Nachschlagewerken, die in ihrer Art nicht dem Campe’schen entsprechen. Hier führt er die Verfassernachnamen und die Titel oder Kurztitel der Werke an: „das ganze Adelungsche Wörterbuch, Jakobson’s technologisches Wörterbuch, Sulzer’s allgemeine Theorie der schönen Künste in alphabetischer Ordnung, Heynatz’ens Antibarbarus [...], Delavaux Französisches und Hederich’s Lateinisches Wörterbuch, sammt dem von Catel mit Verdeutschungen versehenen Wörterbuche der Französischen Akademie, so weit dasselbe schon abgedruckt war“ (ebd. V). Z.B. die beiden Auflagen des Adelung’schen Wörterbuchs (Versuch: 1774–1786 und Wörterbuch: 1793–1801), Moritz’ Grammatisches Wörterbuch der deutschen Sprache (1793–1801) (fortgeführt von Stutz und Stenzel); Heynatz’ Antibarbarus (1796/97), Haltaus’ Glossarium germanicum (1758), die Synonymik von Eberhard (1795–1802) und für die 2. Auflage das eigene Wörterbuch der deutschen Sprache (1807–1811). Z.B. Popowitsch’ Idiotikon (Campe gab bei seinen Belegen nur den Namen Popowitsch an. Höchst wahrscheinlich nutzt er Popowitsch, Johann Sigismund Valentin: Versuch einer Vereinigung der Mundarten von Teutschland als eine Einleitung zu einem vollstaendigen Teutschen Woerterbuche mit Bestimmungen der Wörter und beträchtlichen Beitraegen zur Naturgeschichte. Wien 1780 (postum)), ein Hamburger Idioticon eines Richey, ein Bremer Wörterbuch und ein Baseler Wörterbuch (1675)). Z.B. ein Lateinisches Wörterbuch von Bern, ein unvollendetes französisches Wörterbuch von Schmiedlin, das Deutsch-Italiänische Dictionarium und das Deutsch-Holländische Wörterbuch von Matthias Kramer (1. Aufl. 1719. Campe verwendete wohl eine der nachfolgenden Auflagen 1759, 1768, 1787, 1798), das Deutsch-holländische Wörterbuch von Moerbeck neben Hederich (Promptuarium Latinitatis 1753), Catel (Dictionnaire de l’Académie. Mit Verdeutschungen von Catel 1800–1801) und einem französischen Wörterbuch von Delavaux.
90 gekommene Gemeinnützige Lexikon für Leser aller Klassen98 von Johann Ferdinand Roth nachgewiesen werden. Außerdem stützt sich Campe laut Vorwort auf „alle mir bekanntgewordene(n) ähnlichen(n) Sammlungen fremder Wörter“ (V), ohne jedoch näher auf Verfasser oder Titel einzugehen. Campe kannte und konsultierte demnach häufig andere vorhandene Sprachkontaktwörterbücher und Wortsammlungen verschiedenster Art. Daneben greift Campe auf Zeitungs- und Zeitschriftenartikel sowie Jahrbücher zurück, die seit Beginn seiner Sammeltätigkeit 1789 erschienen sind. Ihre Aufnahme gewährleistet die Erfassung eines Wortschatzbereiches, welcher bei der Verbreitung und Diskussion gesellschaftlich relevanter Themen zur Anwendung kommt und an dessen Durchsichtigkeit und Verständlichkeit Campe besonders interessiert ist.99 Zugleich verspricht die lexikografische Auswertung von Periodika die Möglichkeit, dem Quellenkorpus eine Vielfalt unterschiedlicher Themen behandelt von einer höheren Zahl von Autoren mit verschiedenen Meinungen zuführen zu können, um seine Breite zu vergrößern. Campe nutzt Periodika in seiner lexikografischen Arbeit darum nicht zuletzt zu dem Zweck, durch das Anführen von aus ihnen entnommenen Zitaten gezielt Bezüge zu Ereignissen und Diskursen der jüngsten Zeit herzustellen. So finden sich Belege aus Zeitungen und Zeitschriften oft dort, wo Entlehnungen und Verdeutschungen aus dem politischen Sprachgebrauch vorgestellt oder Bezüge zu den jüngsten historischen Ereignissen hergestellt werden, z.B. in den Artikeln zu den Lemmata Centralisiren, Despot, Humanität, Revolution, Revolutionair, Solstitium. Campe kennt und nutzt Periodika auch als Plattform für die Diskussion über Verdeutschungsvorschläge. Aus diesem Grunde werden beispielsweise Ausgaben der Jenaer Literatur-Zeitung (nachgewiesene Ausgaben von 1798, 1799), aber auch mehrfach erschienene Sammelbände, die sich dieser Diskussion widmen, zu einem wichtigen Teil seines Wörterbuchkorpus. Neben den von Campe als Jahrbücher angelegten Beiträgen zur weitern Ausbildung der Deutschen Sprache (1795–97), in denen eine Reihe von im Verdeutschungswörterbuch genannten Autoren publiziert hat,100 hat Campe auch die von der Berliner Akademie der Wissenschaften herausgegebenen zwei Bände der Beiträge zur Deutschen Sprachkunde (1794–96) ausgewertet. In ihnen haben unter anderem Moritz, Teller, Zöllner, v. Hertzberg, Ramler und Garve veröffentlicht. Im Verdeutschungswörterbuch nachgewiesen werden konnten weiterhin Periodika wie die Allgemeine LiteraturZeitung, die Berlinische Monatszeitschrift, das Braunschweigische Journal, die Braunschweigische Landzeitung von Bräß, das Braunschweigische Magazin, Wielands Deutscher Merkur (Ausgabe März 1797), die Deutsche Monatszeitschrift (Ausgabe Dez. 1792), das Historische Journal (1799–1800), Schillers Horen, die Neue Deutsche Monatszeitschrift, der Hamburger Correspondent (Ausgabe 1797), die Hamburger Neue Zeitung (Ausgabe
–––––––—–– 98
Vollständiger Titel: Gemeinnütziges Lexikon für Leser aller Klassen, besonders für Unstudierte; oder kurze und deutliche Erklärung der sowohl im gesellschaftlichen Umgange als in den Künsten und Wissenschaften vorkommenden Ausdrücke und Redensarten. 1788, 2. verm. Aufl. 1791, 3. verm. Aufl. 1805/1806 und 1807. 99 Vgl. Campes Anmerkungen zur Wichtigkeit der Verständlichkeit von Rechts- und politischer Sprache in der Preisschrift, Campe (1794: CXVI f.) und (1813: 33). 100 Nämlich: Anton, Bartels, Claudius, Ebert, Eschenburg, Fischer, Heynatz, Kinderling, Löwe, Mackensen, Reß, Rüdiger, Stutz, Teller und Trapp.
91 1799) und ein Modejournal (Ausgabe 1793)101. Der größte Teil von ihnen wird von Campe im Zusammenhang mit dem Nachweis von Verdeutschungen erwähnt. Ein bedeutender Teil der Quellen fällt auf nichtperiodische Schriften aus Campes eigener und anderer Personen Feder. Dabei fällt auf, dass die Werke bzw. ihre Autoren ebenso wie die Periodika weniger aus früheren Epochen stammen (z.B. Notker, Luther, Fischart, Frischlin, Opitz, Schottel), sondern oftmals Zeitgenossen Campes gewesen sind. Sehr häufig werden Namen von damals noch lebenden oder erst kurz zuvor verstorbenen Autoren wie Klinger, Wächter, Bentzel-Sternau, Schiller, Goethe, Moritz, Lichtenberg, Richter (Jean Paul) und Tieck und solche von mit Campe zusammenarbeitenden oder im Kontakt stehenden Personen wie Rüdiger, Wolke, Radlof, Löwe, Eschenburg und Bernd erwähnt. 102 Campe scheint auch hier großen Wert auf Aktualität seiner Quellen gelegt zu haben, was ebenfalls für die 2. Auflage nachgewiesen werden konnte.103 Dies hat nicht zuletzt seine Gründe in Campes Bestrebungen, besonders das in zeitgenössischen Schriften aktiv verwendete äußere Lehngut erfassen zu wollen, weil es ihm ja um die Erklärung und Ersetzung ebendieses jüngst gebrauchten Lehnguts geht. Eine lexikografische Beschäftigung mit diesem Material solle zu einer Sensibilisierung im Sprachverhalten der gerade aktiven wie kommenden Autoren führen und damit letztlich zur Reinigung der nach Campes Sprachverständnis noch immer in der Ausbildung befindlichen deutschen Standardsprache beitragen. Gleichzeitig ließen sich aus den zeitgenössischen, sprachbildnerisch oft sehr produktiven Quellen104 aktuell verwendete Wörter als Verdeutschungsvorschläge entnehmen, um sie im gegenwärtigen und zukünftigen Sprachgebrauch (noch mehr) zu etablieren.
–––––––—–– 101
Wahrscheinlich das sehr erfolgreich vom Verleger Bertuch herausgegebene Journal des Luxus und der Moden (1786–1827). 102 Z.B. J.J. Eschenburg (1743–1820), Goethe (1749–1832), Klinger (1752–1831), Lichtenberg (1742–1799), Moritz (1756–1793), Radlof (1775–1846), Richter (1763–1825), Schiller (1759– 1805), Wächter (1762–1837), Wolke (1741–1825). 103 Campes Bemühungen, auch die Quellenbasis der 2. Auflage auf aktuellem Niveau zu halten, um damit den neuesten (zumindest schriftlichen) Sprachgebrauch und die auch nach 1801 fortgeführte Verdeutschungsdiskussion für die Wörterbucharbeit auswerten zu können, lassen sich an Belegangaben von Autoren und zu Werken festmachen, die nach 1801 erschienen sind. Auffällig ist die Verarbeitung von Campes eigenen nach 1801 veröffentlichten Schriften (z.B. Historische Bilderbüchlein (1802), Versuch einer genauern Bestimmung und Verdeutschung der sprachlehrigen Kunstwörter (1804)), darunter die Verweise auf das Wörterbuch der deutschen Sprache (1807–11) und auf Theodor Bernd, der maßgeblich an dessen Erarbeitung beteiligt gewesen war. Auffällig sind ebenfalls die häufigen Bezüge auf den Schriftsteller Jean Paul, im Wörterbuch mit seinem bürgerlichen Namen J.P. Richter bezeichnet (z.B. Titan (1800–03), Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch (1801), Flegeljahre (1804/05) und Vorschule der Ästhetik (1804) nachgewiesen werden. (Siehe z.B. die von Campe als Belegbeispiele verwendeten Zitate Jean Pauls in: Campe (1813: 249, 344, 430, 433, 437, 530, 603, 606, 607, 608)). Andere nachgewiesene Werke: Thuiskon (1810) von Zeune, Wredes Lamarck-Übersetzung (1805), Rinks Suhm-Übersetzung (1804), Der Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802 (1803) von Seume. 104 Ich verweise auf die experimentierfreudige „Geniesprache“ (Polenz 1994: 326) in den Werken von Autoren des Sturm und Drang. Diese wollte Adelung zugunsten der „kultivierten Schreibart wissenschaftlicher, pädagogischer, publizistischer, argumentativ-politischer Prosa und [...] (des) gepflegten bildungsbürgerlichen Gesprächsstils“ (Polenz 1994: 326) eines Gellert, Lessing, Wieland in sein Wörterbuch nicht aufnehmen. Ganz anders Campe.
92 Die inhaltliche Zusammensetzung der Quellenbasis und die von Campe berücksichtigten literarischen Gattungen lassen sich folgendermaßen beschreiben: Verarbeitete Belege und Hinweise auf Autoren weisen auf einen nicht geringen Anteil an schöner Literatur hin, worunter Romane, Dramen, Erzählungen, Lyrik und Ähnliches verstanden werden soll. Durch Stichproben konnte belegt werden, dass Campe Werke von Böttiger, Bürger, Claudius, Gellert, Goethe, Hagedorn, Hölty, Jean Paul, Klinger, Klopstock, Kosegarten, Lavater, Lenz, Lessing, Lichtenberg, Pfeffel, Schiller, Schubart, Tieck, Thümmel, Voß, Wächter und Wieland in seiner Wörterbucharbeit berücksichtigt hat.105 Im Wörterbuch weiterhin nachweisbare angrenzende Textsorten sind Reise- und Briefliteratur,106 sowie Übersetzungen (Cramer, Luther, Ramler, Rink, Wieland, Wrede).107 Campes Anliegen, sich mit der Sprache der Philosophen zu beschäftigen, um sie zu verdeutschen, schlug sich natürlich auf die lexikografische Quellenbasis nieder. Zitate und Verweise von Kant dienen Campe nicht selten als Nachweis und Erklärung von Lemmazeichen aus dem Bereich der Philosophie. Ein Werk von Mellin über die Kunstsprache der Kantischen Philosophie (1798)108 sollte weitere Erhellung über philosophische Termini bringen. Campe verweist außerdem häufig auf Herder109, aber auch auf Abbt, Mendelssohn, Reimarus, Wolff und Leibniz. Laut Preisschrift legt Campe ebenfalls großen Wert auf die Ersetzung von entlehnten Wörtern aus dem Bereich der Religion, weniger der Theologie. Für die Quellenbasis des Verdeutschungswörterbuches bedeutet dies die Berücksichtigung von Hoffmann (1730)110 und von Luthers Schriften, vor allem aber der Bibel. Aufgrund seiner eigenen theologischen Ausbildung wird sich Campe bei der lexikografischen Bearbeitung dieses Wortschatzbereiches jedoch vor allem auf seine eigene Sprachund Fachkompetenz verlassen haben. Bemerkenswert, aber mit Campes Konzept, nicht die Sprache der Theologen übertragen zu wollen, vereinbar ist, dass fachtheologische Schriften im Quellenkorpus des Verdeutschungswörterbuches keine erwähnenswerte Rolle spielen. In Sachen Musik, Ästhetik und Theater verlässt sich Campe vor allem auf Eschenburg und
–––––––—–– 105
Z.B. Bürger: Gedichte (1789), Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795–96), Klopstock: Der Messias (1745–73), Lessing: Nathan der Weise (1779), Wächter: Sagen der Vorzeit (1787–1791), Wieland: Oberon (1796). 106 Vor allem die von Campe selbst, aber auch von Affsprung: Reise durch die Cantone der Eidgenossenschaft (1784) und Risbeck: Briefe eines reisenden Franzosen (1783). 107 Cramer ist bekannt für seine Rousseau-Übersetzung. Campe verwendete Luthers Bibelübersetzung. Ramler übersetzt Batteux: Einleitung in die schönen Künste (4. Bde., 1. Aufl. 1756–58). Rink gab Euphron oder der Fürstenspiegel und Abu Taleb. Erzählungen nach Suhm (1804) heraus. Wieland wird mit Shakespeare-Übersetzungen erwähnt. Wrede übersetzte Lamarck: Hydrogeologie oder Untersuchung über den Einfluss des Wassers auf Veränderungen der Erdoberfläche (1805). 108 Der genaue Titel lautet: Kunstsprache der kritischen Philosophie oder Sammlung aller Künstwörter derselben. Mit Kants eigenen Erklärungen (1783). 109 Z.B. auf die Briefe zur Beförderung der Humanität (1793–97). 110 Johann Georg Hoffmann: Kurtze Fragen von denen natürlichen Dingen, oder Geschöpffen und Wercken Gottes, welche Gott als Zeugen seiner Liebe, Allmacht [...] den Menschen vor Augen gestellet [...] Samt einer Vorrede Johann Daniel Herrschmids Von den rechten Gräntzen der natürlichen Philosophie (1730).
93 Reichardt sowie auf die Sachwörterbücher von Heydenreich111 und Sulzer112 und die Übersetzung von Batteux durch Ramler. Eine besondere Gruppe von Quellen, mit deren Hilfe Campe das vordergründige Ziel seiner lexikografischen Tätigkeit, die Reinigung des Deutschen von entlehnten Bestandteilen, erreichen will, werden philologische und vor allem sprachkritische Schriften und Bemerkungen von Gelehrten und sprachlich interessierten Zeitgenossen gewesen sein.113 Unter diesen Quellen werden vor allem sprachpuristische Werke eine besondere Rolle gespielt haben. Nachweisbar waren Verweise auf Schottel, Stieler, Heynatz, Wolke, Radlof, Kolbe, Kinderling und eine Reihe von Autoren, die in Campes Beiträgen veröffentlicht hatten. Campe hatte natürlich auch seine eigenen Schriften berücksichtigt, nicht zuletzt die Abhandlung und das Wörterverzeichnis der Preisschrift (1794). Aus diesen Verweisen spricht, dass sich Campe sowohl mit den Werken der älteren sprachpuristischen Tradition als auch mit den Äußerungen der anderen vorhandenen Richtungen der Übergangszeit vom Sprachpurismus zum Fremdwortpurismus um 1800 auseinandergesetzt hat und die Ergebnisse der zeitgenössischen Diskussion für sich nutzen will, ohne dabei aber die Ansichten der anderen Richtungen zu übernehmen. Dass Campe viel mehr als die anderen Strömungen aus einer pädagogischen Motivation heraus an seinem Wörterbuch gearbeitet hat, bekunden die von ihm berücksichtigten Schriften und Äußerungen von erzieherisch tätigen Personen wie Basedow, Stuve und Trapp. Campe greift ebenfalls auf eigene pädagogischen Werke zurück.114 Unter Campes eigenen für die Wörterbucherstellung ausgewerteten Werken befindet sich auch das bereits erwähnte Historische Bilderbüchlein (1802). Es gehört zu den Schriften des Quellenkorpus, die sich mit geschichtlichen Themen115 auseinandersetzen. Campe hatte auch Äußerungen zeitgenössisch politisch aktiver Personen und der vergangenen Jahrzehnte in sein Quellenkorpus einfließen lassen. Besonders wichtig scheinen ihm Schriften von Friedrich dem Großen gewesen zu sein.116 Wie sich aus den Äußerungen über die vorzüglich zu reinigenden Wortschatzbereiche in der Preisschrift ergibt, steht die Sprache der Staatsverhandlungen für Campe in einem engen Verhältnis zur Rechtssprache. Sie sucht Campe unter ande-
–––––––—–– 111
Heydenreich: Ästhetisches Wörterbuch über die bildenden Künste nach Watelet und Levesque. Mit nöthigen Abkürzungen und Zusätzen fehlender Artikel (1793–95). 112 Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste in alphabetischer Ordnung (1771–1774). 113 Campe hatte namentlich Klopstocks Grammatische Gespräche (1793/94), Mertians Allgemeine Sprachkunde (1796), W.F.A. Mackensens Abhandlung Über den Ursprung der Sprache (1797) und eine Über die Bildung von Nennwörtern (1796) von Ramler für seine Wörterbucherstellung ausgewertet, daneben Stoschs Kleine Beiträge zur näheren Kenntnis der Deutschen Sprache (1778, 1780, 1782, 1798). Berücksichtigung fanden auch Werke von Adelung, Moritz, Rüdiger und Gottsched. 114 Robinson der Jüngere (1. Aufl. 1779), Theophron. Ein Ratgeber für die Jugend (1783), Väterlicher Rath für meine Tochter (1789), Kleine Kinderbibliothek (1. Aufl. 1779–93). 115 Zu den historischen Schriften gehören außerdem Genz: Historisches Journal (1799–1800), Schmidt: Geschichte der Deutschen (1783–1787), 8 Bde., Schunk: Beiträge zur Mainzer Geschichte (1788–1790). 116 Daneben verweist er im Wörterbuch auf Texte von und über Kaiser Franz II., Katharina II. von Russland, einem Herzog von Württemberg, einem Erzherzog Karl (ein Manifest von 1799), dem preußischen General Graf von Schliefen und auf die als Staatsschrift aufgefassten anonymen Briefe eines deutschen Gesandten (1800).
94 rem durch die Auswertung der Preußischen Hofgerichtsordnung und des Neuen Katechismus des Kanzleistils (1798) von Link zu verbessern. Für den Bereich von Technik/Handel/Bankwesen hat sich Campe stark auf das Sachwörterbuch von Jakobson gestützt.117 Bemerkenswert für diesen wie für den Quellenbereich der Naturwissenschaften und Medizin ist, dass sich Campe hauptsächlich an Nachschlagewerke118 hält, die sich eher an ein gebildetes Laienpublikum wenden, nicht vordergründig an Fachleute, und darum nicht in die mögliche fachliche Tiefe gehen. Campe hat sich in der Preisschrift, wie gezeigt, zwar auch die Verdeutschung der Fachsprachen gewünscht, gleichzeitig aber nur darauf bestanden, dass zunächst vor allem solche Entlehnungen und Lehnwortbildungen erklärt und ersetzt werden, deren Verständnis für alle wünschenswert seien. Dementsprechend ist ihm an der Verbreiterung des Quellenkorpus um fachsprachliche Texte wohl nicht gelegen. Campe führt für diesen Wortschatzbereich im Übrigen sehr selten Belegangaben an, so dass kaum nachvollziehbar ist, wann er sich für die Erklärung und Verdeutschung Schriften anderer bedient hat. Campe verweist jedoch z.B. auf Gelehrte wie Linné und den Mediziner Röschlaub. Die Quellenbasis der beiden Auflagen des Verdeutschungswörterbuches spiegelt sprachpolitisch in großen Bereichen Campes Vorstellungen über die notwendig zu verdeutschenden Sachbereiche sowie seine eigene von der Aufklärung, der philanthropischen Pädagogik, des Protestantismus und den bürgerlichen Reformbestrebungen geprägte Geisteshaltung wider. In der Preisschrift hat Campe von der Sprache der Sitten- und Tugendlehre, der Gotteslehre, der Rechts- und Staatsverhandlungen, von der Sprache der Philosophie, der Naturwissenschaften und der Medizin, von der Umgangs-, Geschäfts- und Zeitungssprache sowie von der Sprache der Geschichtsbücher und Dichtkunst gesprochen, die er im Rahmen praktischer Verdeutschungsbemühungen von den Produkten interlingualer Kontakte gereinigt sehen wollte. Der Besitz von Kenntnissen aus den eben genannten, im Quellenkorpus berücksichtigten Sachgebieten entspricht im hohen Maße dem am Ende des 18. Jahrhunderts in bürgerlichen Kreisen deutlich ausgeprägten Ideal des gebildeten und aufgeklärten Menschen mit seinem Drang nach Wissenserweiterung durch sachlich-erläuternde Literatur und seinem Bedürfnis nach Ausweitung seiner Lebenswelt, dessen Befriedigung die Autoren von Zeitungen und Zeitschriften sowie Reise- und Briefliteratur nachgekommen sind.119
–––––––—–– 117
Jakobson: Technologisches Wörterbuch oder alphabetische Erklärung aller nützlichen mechanischen Künste, Manufakturen, Fabriken und Handwerken (1781–1784). Daneben konnte auch eine Terminologie für die Handlung (1792) und ein Werk über den auswärtigen Handel von Beguelin nachgewiesen werden. Campe nennt dieses Werk Ideen über den auswärtigen Handel. Eine Schrift mit diesem Titel konnte nicht ermittelt werden. 118 Z.B. Gehlers Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) und Überblicksdarstellungen wie Grens Grundriss der Naturlehre (1. Aufl. 1788). Die während der Wörterbucherstellung bis 1813 herausgekommenen Ausgaben des Grundriss der Naturlehre sind 1. Aufl. 1788, 2. Aufl. 1793, 3. Aufl. 1797, 4. Aufl. 1801, 5. Aufl. 1808. Welche Auflage Campe benutzt hat, ist nicht nachvollziehbar. 119 Die Untersuchung Rupperts (1982) über das Bürgertum des 18. Jahrhunderts hat einige charakteristische Faktoren ermitteln können, die das Leseverhalten dieser Gesellschaftsgruppe bedeutend bestimmt haben. Darunter befinden sich die Entstehung der deutschen Standardsprache als überregionales Kommunikationsmittel, das Rationalitätsprinzip, das Bedürfnis nach Ausweitung der Le-
95 Die besondere Berücksichtigung der schönen Literatur spiegelt Campes Vorstellung von der Bedeutung dieser Textsorte für die Ausbildung der deutschen Sprache wider, ebenso seine Ansicht über die Funktion des Schriftstellers als sprachliches, aber auch moralisches Vorbild und als Beobachter und Kritiker der gesellschaftlichen Verhältnisse. Eine Bestimmung des politisch-ideologischen Signalcharakters vieler Autoren ergibt für das kultursemiotische Profil der Quellenbasis, dass Campe besonders viele Schriften von literarisch und philosophisch der Aufklärung und dem Sturm und Drang zugehörigen Autoren aufgenommen hat, so Abbt, Bodmer, Bürger, Campe selbst, Claudius, Goethe, Forster, Haller, Herder, Kant, Klinger, Klopstock, Lavater, Lenz, Leibniz, Lessing, Lichtenberg, Mendelssohn, Moritz, Pfeffel, Schiller, Schubart, Seume, Voß, Wieland und Wolff. Ihre Schriften waren für die Verbreitung der Ideen der Aufklärung und für die innerdeutsche Auseinandersetzung mit den staatsverändernden amerikanischen und französischen Ereignissen so wichtig, weil es zu einer politischen Revolution in Deutschland nicht gekommen war. Sie blieb auf Philosophie und Literatur beschränkt. Mit ihrer Aufnahme ins Quellenkorpus ist der Grund für den Nachvollzug und die Verbreitung der Gedanken der deutschen Aufklärung innerhalb des Verdeutschungswörterbuches gelegt. Unter den im Wörterbuch zitierten oder erwähnten Autoren finden sich solche, die die Geschehnisse in Frankreich begeistert verfolgt und oft noch lange die Ideen einer Revolution befürwortet haben, so z.B. Seume, Lenz und Voß, aber auch die, die sich wie Campe nach der Ermordung des französischen Königs von der schnellen, radikalen Form der Durchsetzung von Reformen distanziert haben wie Klopstock, Klinger, Herder und Wieland. Von den Vertretern der beginnenden Romantik berücksichtigt Campe vor allem Jean Paul, einen ausgesprochenen Republikaner. Bemerkenswert ist auch Campes Auswahl von Schriften von bzw. über bedeutende Staatsoberhäupter. Als Vertreter eines aufgeklärten Absolutismus gelten die im Buch erwähnte Zarin Katharina II. und der preußische König Friedrich II. Franz II. verkörpert dagegen den Traditionalismus. Als Konservativer kann auch Friedrich Gentz,120 ein Vertrauter Metternichs eingestuft werden, einer der wenigen aus diesem Lager, dessen Schriften von Campe bei der Wörterbucherstellung berücksichtigt werden. Den im Korpus außerdem relativ gering vertretenen Liberalismus repräsentiert Archenholz.121 Das im Korpus vorhandene Schwergewicht der aufklärerischen Schriften bestätigt sich bei der näheren Betrachtung der nachgewiesenen Periodika. Die Allgemeine Deutsche Bibliothek zum Beispiel ist ein einflussreiches Organ der deutschen Spätaufklärung, als nüchternrationalistisch charakterisiert und mit einer großen protestantischen nord- und mitteldeutschen Leserschaft. Die Allgemeine Literatur-Zeitung war ein Organ mit populärwissenschaftlichem Anspruch. Der Deutsche Merkur, die Berlinischer Monatszeitschrift und der Hamburger (Unpartheyische) Correspondent gehören zu den einflussreichsten und bedeutendsten meinungsbildenden Blättern des späten 18. Jahrhunderts und zu den Multiplikatoren spätaufklärerischer Ideen. Campes eigenes Braunschweigisches Journal lässt sich ebenso in diese Richtung ordnen. Ein dezidiert konservativ geprägtes Profil besitzt dagegen das
–––––––—–– benswelt, aber auch ein neues, auf das Individuum bezogenes Menschenbild. Vgl. Ruppert (1982: 59–80). 120 Die Einordnung folgt der Charakterisierung von Wehler (1989: 312) und Haß-Zumkehr (1995: 328). 121 Vgl. die Charakterisierung bei Wehler (1989: 312).
96 von Gentz veranstaltete Historische Journal.122 Damit ist auch die Auswahl der Periodika bestimmt durch Campes persönliche, stark von den bürgerlichen Idealen der Aufklärung geprägte Geisteshaltung. Ebenso deutlich von Campes philanthropischen und protestantischen Vorstellungen geformt ist die Quellenauswahl in religiös-konfessioneller und pädagogischer Hinsicht. Hier bestimmen bezüglich des ersten Faktors Luther und Campe selbst, bezüglich des zweiten Basedow, Stuve, Trapp und wiederum Campe das Quellenkorpus. Die Basis von Campes Verdeutschungswörterbuch ist demnach deutlich von den mit dem lexikografischen Werk angestrebten sprachpolitischen und gesellschaftlichen Zielen Campes geprägt. Sie soll gar nicht ausgewogen sein, sondern das Buch zum Mittel der Veränderung machen. Nicht nur durch die Textsortenauswahl, sondern auch durch ihr kultursemiotisches Profil spiegelt die Quellenbasis das Bildungsideal des aufgeklärten, nach Emanzipation strebenden Bürgertums wider. Es trifft die Vorstellungen und Gewohnheiten der bürgerlichen Leser, übersteigt aber bei weitem die Lesegewohnheiten der unteren Schichten.123
2.3.3 Makrostruktur des Wörterverzeichnisses 2.3.3.1 Anzahl und Auswahl der Lemmata Campe hatte in der Ankündigung seines Wörterbuchprojektes 1797 und in den Vorreden seiner lexikografischen Arbeiten ein Nachschlagewerk versprochen, das im Deutschen vorkommende und zu ersetzende nicht oder nicht vollständig assimilierte interlinguale Einheiten erfasst, diese erklärt und möglichst verdeutscht. Dies sollte in einer Vollständigkeit geschehen, die den bisherigen Umfang ähnlicher Werke deutlich überstieg. Mit der Aufnahme einer Lemmazahl von zunächst rund 8.000, vor allem durch deren Steigerung auf rund 14.000 Lemmata ist Campe das auch gelungen. Sein Hauptinteresse liegt laut Preisschrift auf der Behandlung von Wörtern, mit denen Begriffe und Kenntnisse verknüpft waren, „welche allen Menschen zu wünschen sind, weil sie zu der für alle möglichen und für alle nützlichen Ausbildung gehören.“ (Campe 1813: 32) Von der Ersetzung ausschließen will er dagegen solche Wörter, die einen nach Campe widersinnigen, inhaltsleeren oder unsittlichen Inhalt haben und deren Gebrauch Campe am liebsten untersagen will. Für die Erarbeitung des Wörterbuches ergibt sich aus diesem Ausschluss, dass er solche Wörter gar nicht erst oder nur kommentiert in der Lemmaliste verzeichnen will.124 Andererseits hat er sich in der Preisschrift die Möglichkeit offen gehalten, auch längst assimilierte Lexeme ins Wörterverzeichnis aufzunehmen und zu verdeutschen. Campe schwebt demnach die Verzeichnung des größten Teils des zeitgenössischen deutschen äußeren Lehnguts vor. Die
–––––––—–– 122
Vgl. Wehler (1989: 306–313). Vgl. einen Überblick dazu in: Polenz (1994: 34–40). 124 Vgl. Campe (1813: VIII). In der Vorrede schreibt Campe im Zusammenhang mit der Besprechung der lexikografischen Behandlung von philosophischen Fachwörtern dazu: „wo es nur immer gerathen zu sein schien, d.h. wo ich in einem fremden Ausdrucke nur einen wirklichen, der Verständlichmachung fähigen und würdigen Inhalt [Hervorhebung von mir, A.H.] fand, da bemühte ich mich, den Deutschen Ausdruck, der an die Stelle desselben gesetzt werden könnte, zu finden und nachzuweisen.“ (ebd. VIII) 123
97 gewünschte Aktualität seiner Lemmaauswahl will Campe gewährleisten, indem er sie mit dem in der mündlichen Kommunikation und in neuen und alten Schriften verwendeten Wortschatz vergleicht.125 Bezüglich seiner sprachlichen Eigenschaften besteht das Hauptverzeichnis der beiden Ausgaben von Campes Wörterbuch vorrangig aus Artikeln zu Autosemantika, darunter besonders Substantiven und Verben, aber auch zu Adjektiven und Adverbien. Nur zu einem sehr geringen Teil hat Campe Lexeme anderer Wortarten aufgenommen. Die Auswahl erscheint sehr willkürlich. Nachweisbar waren z.B. anti, ex, prae, per und pro sowie ante als Sublemma, aber nicht contra, de, et. Außerdem hat Campe fast keine Abkürzungen verzeichnet. Bei einer Durchsicht der Buchstaben D,H,K,N,U,V,W,X,Y und Z in der 2. Auflage konnten lediglich ein D.d. für ‚dedit’ und ein H.e. für ‚Hoc est’ nachgewiesen werden. Campe hat bereits im Vorwort darauf verwiesen, im Wörterbuch so gut wie keine Abkürzungen benutzen zu wollen, um das Verständnis der Erläuterungen nicht zusätzlich zu erschweren. Diese Zurückhaltung gilt anscheinend auch für die Lemmaauswahl. Dagegen findet sich im Wörterverzeichnis eine große Menge von Phraseologismen. Viele der Lemmata stammen aus dem Bereich der Rechts- und Gesetzessprache und werden heute zugunsten ihrer deutschen Entsprechungen kaum noch verwendet und sind demnach wenig bekannt.126 Gemäß der Preisschrift hat Campe nicht vor, Eigennamen, von Eigennamen abgeleitete Wörter127 sowie Ehren und Amtsbezeichnungen zu entfernen, da sie auch nicht verdeutscht zu werden brauchen bzw. (dies von Einzelpersonen) dürfen. Das hindert Campe jedoch nicht daran, solche Wörter dennoch in seinem Wörterbuch zu verzeichnen. Er berücksichtigt besonders häufig Namen aus der Fabelwelt und verschiedenen Mythologien.128 Auch Ableitungen wie Machiavellismus, Neptunist, Platonisiren, Simonie, Sotadisch, Vestalin sind verzeichnet. Ganz zeitnah nimmt er ebenfalls Ableitungen auf, die mit den jüngsten historischen Geschehnissen verbunden gewesen sind, z.B. Jakobinismus und Guillotine. Hier wie auch bei Titeln und Amtsbezeichnungen wie Eminenz, Lieutenant, Majestät, Major, Notarius scheut sich Campe nicht, Ersetzungsvorschläge anzugeben. Hinsichtlich der Wortbildungstypen hat Campe im Wörterbuch keine Einschränkungen vorgenommen. Bemerkenswert ist, dass Campe hauptsächlich Simplizia und Derivativa, viel weniger Komposita als Basislemmata angesetzt hat und Komposita eher innerhalb der Wörterbuchartikel als Sublemmata erscheinen. Aus den programmatischen Schriften Campes lässt sich entnehmen, dass sich Campe verschiedener Typen zwischensprachlicher Transferenzen, die sich in ihrem Assimilationsund Integrationsgrad voneinander unterscheiden lassen, bewusst ist. Ohne dass Campe die modernen Bezeichnungen nutzt, kann eine Differenzierung zwischen Lehnwörtern, direkten Entlehnungen und Hybridbildungen sowie die Sonderform der Zitatwörter festgestellt werden. Unter den Lemmazeichen der Verdeutschungswörterbücher sind mit Ausnahme der Zitatwörter129 ebendiese Entlehnungstypen nachweisbar. Sowohl in der 1. als auch in der 2.
–––––––—–– 125
Vgl. ebd. V. Beispiele für Phraseologismen: de concert, de tempore, Ius vitae et necis, mutatis mutandis, nolens volens, Noli me tangere, per se, pro re nata, pro redimenda vexa, pro tempore, ut supra. 127 Ausgenommen die Ableitungen auf -enser, -aner, -ier, -ensisch, -anisch. Vgl. ebd. 32. 128 Z.B. Ares, Don Quixotte, Freya, Nemesis, Nike, Hebe, Hecate, Urania, Vacuna. 129 Auch unter Zuhilfenahme der lexikografischen Eintragungen, die Hinweise auf den Status des Lexems bezüglich seines Assimilations- und Integrationsgrades geben könnten, lassen sich okka126
98 Ausgabe hat Campe Lehnwörter aufgenommen und nicht selten mit dem Verweis kommentiert, dass sie zwar eingebürgert sind, deutsche Synonyme jedoch wenigstens der Sprachbereicherung wegen vorgeschlagen werden könnten. Lehnwörter wie fade, Familie, Kanone, Muse, Nerv, Note, Null, Trott, Urne, Vase, Zone stehen jedoch weder in der 1. noch in der 2. Auflage im Mittelpunkt von Campes lexikografischem Interesse. Es zielt viel mehr auf die direkten Entlehnungen und die Lehnwortbildungen, darunter besonders die Hybridbildungen mit indigenem Anteil. Da die Letzteren von Campe für außerordentlich unschön und für besonders verdeutschenswert gehalten werden, hat er sie ausgiebig verzeichnet.130 Wesentlich seltener sind Lehnwortbildungen ohne indigenen Anteil gelistet. Dazu gehören Hybridbildungen aus Bestandteilen mehrerer fremder Sprachen (z.B. Nominaldefinition (frz.+lat.), Electrometer (nlat.+frz.)) und sogenannte Scheinentlehnungen als Bildungen aus Bestandteilen einer fremden Sprache, die es in dieser Form oder in dieser Bedeutung in der Herkunftssprache der Bestandteile nicht gibt.131 Die Zurückhaltung Campes bei der Verzeichnung solcher Lexeme in sein Wörterbuch kann darauf beruhen, dass Campe es offensichtlich für ausreichend gehalten hat, die einzelnen Elemente der Lehnwortbildungen durch die Behandlung direkter Entlehnungen zu beschreiben und zu verdeutschen. Andererseits scheint sein puristisch-lexikografischer Fokus auf Bildungen mit deutschen Wortbildungselementen gelegen zu haben, da ihr Dasein eine deutliche Missachtung der nach Campe einzuhaltenden Sprachgrenzen darstellt. Darüber hinaus ist eine ganze Reihe von heute vorkommenden Lehnwortbildungen wie generell, finanziell, emotional noch nicht gebildet und deshalb nicht gelistet. Bezüglich der direkten Entlehnungen hat sich Campe in der Preisschrift gegen den Gebrauch völlig unassimilierter Lexeme, besonders gegen solche mit undeutschen Lauten ausgesprochen. Daneben wünscht er sich den Verzicht auf teilassimilierte Wörter wie die Verben auf -iren, Substantive auf -ät und -ion sowie Ableitungen von Eigennamen auf -enser, -aner, -ier, -ensisch und -anisch. Solche Entlehnungen sind darum im Wörterbuch zahlreich vertreten. Letztlich lassen sich ja auch alle direkten Entlehnungen, wenn sie nicht bereits Lehnwörter sind, zu den genannten Gruppen ordnen. Abgesehen von Lehnwörtern, die Campe aufgrund seines Verdeutschungsdranges ins Wörterbuch aufgenommen hat, entspricht die Lemmaauswahl bezüglich der Entlehnungstypen der Zusammensetzung heutiger Sprachkontaktwörterbücher, nicht zuletzt auch wegen der besonderen Berücksichtigung von Lehnwortbildungen. Ihre Aufnahme spiegelt den Trend in der zeitgenössischen
–––––––—–– sionell gebrauchte Zitatwörter in Campes Wörterbuch nicht von etablierten direkten Entlehnungen unterscheiden. Gewöhnlich stehen Zitatwörter auch nicht in Wörterbüchern. 130 Hybridbildungen mit deutschem Bestimmungswort (Oberstlieutenant, Reichsvicarius, Großvezir), mit deutschem Grundwort (Causalverbindung, Detailshandel, Versalbuchstabe), mit deutschem Präfix (ungeniert, verinteressieren, vordocieren, unterminieren), mit deutschem Suffix (nevritisch, hektisch, cultivierbar, hermetisch), mit fremden Suffix (verschimpfieren, halbieren, hantieren, Hornist) sowie deutschem Präfix und Suffix (unharmonisch, unpatriotisch), jedoch nicht mit fremden Präfix (Unter den Lemmata mit ante, anti und ex als Präfix konnten keine Hybridbildungen mit deutschem Anteil nachgewiesen werden). 131 Z.B. Hydrostatik (gr.+gr.), Realdefinition (mlat.+lat.), Verbaldefinition (spätl.+lat), hymnisieren, Faillement, Fallissement. Die letzten drei Bildungen wurden von Campe selbst als deutsche Bildungen beschrieben.
99 Sprachentwicklung wider, in der deutschen Wortbildung immer häufiger auch auf fremdsprachige Bestandteile zurückzugreifen.132 Bezüglich der Herkunftssprachen nähert sich die Lemmaauswahl des Verdeutschungswörterbuches ebenso den Tendenzen der Zeit. Der Hauptanteil der Entlehnungen entstammt den damaligen Hauptgebersprachen, dem Lateinischen inklusive Neulateinischen, dem Griechischen inklusive Neugriechischen, dem Französischen und Italienischen. In Wörterbuchartikeln zu Lexemen aus diesen Sprachen ist wie bei den im Deutschen gebildeten Lehnwortbildungen gewöhnlich nichts über ihre Herkunftssprache angemerkt. Dagegen hat Campe bei vielen Lexemen aus dem Englischen auf ihren Ursprung hingewiesen, vor allem wenn sie nach englischem Vorbild ausgesprochen werden. Diese Kommentierung ebenso wie ihr geringer Anteil an der Gesamtlemmazahl133 verweisen auf die noch recht neue Erscheinung der Entlehnung aus dem Englischen. Campe trägt jedoch ihrer Zunahme seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in gewissem Maße durch die Aufnahme weiterer Lexeme englischsprachiger Herkunft in die Auflage von 1813 Rechnung.134 Von einer deutlich spürbaren Erhöhung der Lemmatisierung englischstämmiger Zeichen kann jedoch noch nicht gesprochen werden. Auf ihre Herkunft hat Campe auch oft bei Wörtern aus weniger üblichen Gebersprachen wie Arabisch, Spanisch, Ungarisch, Türkisch, Russisch und mehr exotischen Sprachen hingewiesen. Bei den Lemmazeichen aus den eben genannten Sprachen handelt es sich um Bezeichnungsexotismen wie Fakir, Harem, Hegira, Heiduck, Hidalgo, Janitscharen, Nabob, Zaar. In ihrer Aufnahme spiegelt sich Campes Interesse und Offenheit für die Zustände in anderen Ländern wider, etwas, was bereits durch seine Reisen und deren Beschreibungen deutlich geworden ist. Nichtsdestotrotz bietet er auch für Wörter dieser Gruppe Verdeutschungen an, z.B. von den eben genannten bei Harem, Hegira, Heiduck, Zaar. Verdeutscht werden sollten trotz ihrer länderübergreifenden Verbreitung auch die sogenannten Europäismen und Internationalismen wie Balcon, December, Dosis, Drama, Epoche, Explicite, Hotel, Museum, Nation, Nische, Politic, Qualität, Social, Violine, Zebra. Campe liegt nicht viel daran, Internationalität in der deutschen Sprache zu bewahren, vor allem wenn es um Wörter mit allgemeinen, nicht länderspezifischen Inhalten geht. Die thematische Breite, die das Verdeutschungswörterbuch abdecken soll und für die Campe durch das Quellenkorpus eine gute Grundlage geschaffen hat, lässt sich durch einen Blick auf die Basislemmata und auf die in den Wörterbuchartikeln erwähnten Sachbereiche bestätigen. Philosophische Termini erläutert Campe sehr oft mit Bezug auf den Sprachgebrauch in der „Kantischen Schule“, manchmal auch mit dem Hinweis auf die Zugehörigkeit zur Vernunftlehre.135 Hinsichtlich der Verzeichnung des religiösen Wortschatzes zeigt Campe überkonfessionelles Engagement, aber auch ein gewisses Interesse am Wortschatz anderer als der christlichen Religion, so am Islam, Judentum, Buddhismus und Hinduis-
–––––––—–– 132
Vgl. Polenz (1994: 77–79). Die Durchsicht der Buchstaben K,N,U,V,W,X,Y und Z der Ausgabe von 1813 ergab, dass 10 von 711 Basislemmazeichen aus dem Englischen stammen. 134 In der ersten Ausgabe des Wörterbuches finden sich z.B. Budget, electrisch, electrisieren, Electricität, Harmonika, Jobber, Nonkonformisten, Nonsens, Spleen. In der zweiten Ausgabe sind Wörter wie Humorist, high waymen, Universalist, Wedgewood, Yard, Woole hinzugekommen. 135 Z.B. Analytic, Cosmopolitismus, Cosmotheologie, Deismus, Determinismus, Heautonomie, Humanität, Logiker, Objectiv, Reflexionsbegriffe, Schematismus, Sensualität, transcendent. 133
100 mus.136 Die ausführliche Auflistung und Beschreibung des religiösen Wortschatzes über den der protestantischen Kirche hinaus deutet auf Campes großes Interesse, diesen Sprachbereich für alle durchsichtig zu machen. Gleichzeitig muss die Verzeichnung noch keine Glaubenstoleranz bedeuten. Bemerkenswert ist, dass Campe auch solche Wörter nicht aus seiner Lemmaliste ausgeschlossen hat, welche er eigentlich nicht nur nicht verdeutschen, sondern auch der Vergessenheit anheim fallen lassen will, namentlich die in der Preisschrift genannten Beispiele ‚trinitas’ als Trinität, ‚transsubstantiatio’ als Transsubstantiation sowie Quidditas aus der scholastischen Philosophie. Obwohl sich Campe in der Preisschrift in diesen Fällen gegen eine Verdeutschung ausspricht, setzt er im Wörterbuch auf Verdeutschung und Kommentar. Ebenso großes Interesse zeigt Campe am Wortschatz von Politik und Recht. Es fällt auf, dass sich Campe nicht scheut, auch den Sprachgebrauch seiner politischen Gegenwart zu verzeichnen. Im Gegenteil scheint ihm die Behandlung von Wörtern, die im Zusammenhang mit den politischen Ereignissen während und nach der Französischen Revolution stehen, sowohl in der Ausgabe von 1801 als auch in der von 1813 ein besonderes Anliegen gewesen zu sein. Abdelfettah (1989) hat nachgewiesen, dass Campe eine große Menge des Wortschatzes aus den Bereichen Parlament und Verfassung, Verwaltung, politische Gruppierungen, Politik allgemein, revolutionäre Justiz und Wirtschaft oft mit direktem Bezug auf Frankreich verzeichnet hat, darunter viele Schlagwörter. Ihre Aufnahme, Erläuterung und Verdeutschung wird Campe nicht zuletzt deswegen so wichtig gewesen sein, weil er sich dadurch die Verstärkung eines öffentlichen politischen Diskurses versprochen hat.137 Diesem Wortschatzbereich schließt sich das Gebiet des Kriegswesens an.138 Laut Preisschrift gehörte es zur besonderen Aufgabe der Sprachpfleger und Gelehrten, neben dem gesellschaftlich-geistig ausgerichteten Wortschatz von Politik, Recht, Religion und Philosophie den Menschen auch die Gebiete der einzelnen Naturwissenschaften und der Medizin näher zu bringen. Campe widmet sich darum in seiner lexikografischen Arbeit der Erfassung von Wörtern aus der Biologie, Mathematik, Geologie, Chemie, Pharmazie, Anatomie usw. Dabei verzeichnet er viele Lexeme, die heute und sicherlich auch schon um 1801 und 1813 zu demjenigen Fachwortschatz gerechnet werden müssen, der kaum woanders als innerhalb von Expertengesprächen zum Einsatz kommt. Campe hat sich aber in der Preisschrift bereits die Option offen gehalten, auch den Fachwortschatz zu verdeutschen. Letztlich will er nur dessen vorläufige Verwendung in wissenschaftlichen Schriften zulassen. Das angestrebte Ziel ist jedoch auch gewesen, die Grundlage für eine rein „deutschsprachige“ Kommunikation unter Fachleuten zu schaffen.139 Fachsprachlichen Charakter
–––––––—–– 136
Z.B. Abba, Abbé, Cabbala, Cardinal, Catholic, Concilium, Conclave, Dalai Lama, Hallelujah, Hexapla, Hostie, Iconoclast, Islam, Kyrie eleison, Moschee, Muhamedanismus, Protestant, Reformator, Reliquie, Sacrament, Sacrilegium, Sacristei, Synagoge, Ulema und Vedam. 137 Ins Wörterbuch aufgenommen wurden unter anderem Administration, Advocat, Ajourniren, Arrestiren, Coalition, Constitutionell, Decret, Demagoge, Deputierter, Despot, Fraternité, Executive, Föderalismus, Guillotine, Jakobiner, Legislatur, Majorität, Representativ, Republicaner, Revolutionair, Sanctioniren, Sansculotte, Sanculottismus, Septembriseur, Terrorismus. 138 z.B. Armade, Armaturen, Armement, Arsenal, Artillerie, Naumachie, Revue, Soldat. 139 So behandelt Campe auch Lexeme wie Aromalith, Arras, Cubicwurzel, Guanaco, Herborist, Hydrophobie, Hygiene, Hypersthenisch, Hypothenuse, Lagophtalmie, Logarithmus, lymphatisch, Macrobiotik, Magisterium, Narcotica, Nephritis, Nitrös, Noctambulus, Obducent, vacciniren usw.
101 besitzen außerdem viele der verzeichneten Wörter aus Sprache und Dichtkunst.140 Auf eine ausführliche Berücksichtigung musikalischer Termini weist Campe bereits in der ersten Vorrede hin.141 Schließlich geht es Campe um die Erfassung der Umgangs- und Geschäftssprache, die für die Berufswelt der größer werdenden Schicht des Wirtschaftsbürgertums eine besondere Rolle spielt. Hier berücksichtigt Campe unter anderem Wörter aus Wirtschaft/Handel/Bank142 sowie aus Technik und Handwerk, darunter Münzwesen, Bauwesen und Buchdruck.143 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Campe alle Sachgebiete, die er einer Verdeutschung unterziehen will, in seiner Stichwortauswahl berücksichtigt. Sie umfasst den allgemeinen Bildungswortschatz ebenso wie Termini technici aus den akademischen Wissenschaften und den nicht nichtakademischen Bereichen. Sie berücksichtigt den neueren Sprachgebrauch in der Philosophie ebenso wie in der Wirtschaft und zeigt nicht zuletzt Aktualität auf dem Gebiet der Politik. Dies betrifft nicht nur die zweite Ausgabe von 1813. Bereits die erste Ausgabe enthält Eintragungen zu Wörtern wie Anarchie, Aristocratie, Demagog, Democratie, democratisch, Despot, Fraternité, Guillotiniren, Nation, Reform, Republique, Revolution usw., zu solchen Lexemen also, die zu festen Größen im damaligen öffentlichen Sprachgebrauch in Deutschland gehören. 144 Diese Stichwortauswahl ist Grundlage dafür, mit dem Verdeutschungswörterbuch Beachtung unter den zeitgenössischen Verfassern finden und hinsichtlich Campes puristisch-pädagogischen Zielen wirksam werden zu können. Sie bildet die Voraussetzung dafür, dass sich das Wörterbuch als Hilfsmittel zur sprachlichen Bewältigung der unterschiedlichsten Texte anbieten lässt, Texte, die sich öffentlichen Fragen und gesellschaftlich relevanten Themen widmen. Eine derartige Lemmaauswahl verweist auf Campes aufklärerische Absichten, denn sie bedeutet, die Möglichkeiten auszunutzen, die ein Nachschlagewerk besitzt, um bestimmte Lexeme zu verbreiten, egal wie sie im Wörterbuch auch bewertet werden. Das Ignorieren eines Wortschatzbereiches wie des der Französischen Revolution wäre wohl wirksamer gewesen als der Versuch seiner Verdeutschung, wenn man vorgehabt hätte, alle dazugehörigen Lexeme mitsamt ihren Inhalten auszulöschen. Aus der Lemmaauswahl spricht aber auch Campes Wunsch, den deutschen Wortschatz in allen seinen Bereichen einer gründlichen Reinigung zu unterziehen.
–––––––—–– 140
z.B. Anapest, Articulation, Dactylus, Declination, Graecismus, Guttural, Hiatus, Homonym, Hyperbel, Hymne, Jambus, Jargon, Labial, Nomen, Nominativ, Numeralia. 141 Unter ihnen finden sich mehr und weniger verbreitete Wörter wie Ariette, Arioso, Arpeggio, Fagott, Guitarre, Hexachord, Musette, Nenie, Soave, Sotto voce, Staccato, Tirrade, Triole, Viola. 142 Z.B. Actie, Bilanz, Blanco, Brutto, Caution, Credit, Crediteur, Conto, Finanzen, Hypothek, Navigabel, Netto, Per Cassa, Per Saldo, Revisor. 143 Z.B. Electricität, Electrometer, Lettern, Lithographie, Manufactur, Maschine, Maschinerie, Nische, Prospect, technisch, Technologie, Typographie. Es finden sich auch bereits das Wort Industrie sowie einige seiner Ableitungen und Zusammensetzungen in Campes Wörterbuch. Sie werden jedoch nicht in unserem heutigen Verständnis beschrieben, sondern gemäß der vorindustriellen Zeit, in der Campe lebte, als Kunstfleiß, Kunstbetriebsamkeit verdeutscht. 144 Dies beweist Abdelfettahs Untersuchung zu den lexikalischen Folgen der Rezeption der Französischen Revolution im öffentlichen deutschen Sprachgebrauch, vgl. Abdelfettah (1989).
102 2.3.3.2 Anordnung und Alphabetisierungsmethode der Lemmata Gemäß seiner volksaufklärerischen Absichten gestaltet Campe das Wörterverzeichnis bezüglich seiner lexikografischen Ordnungsstruktur relativ übersichtlich. Jede Seite enthält zwei Spalten, in denen in unterschiedlich langen Artikeln die verzeichneten Lexeme und ihre Ersetzungen unterschiedlich intensiv vorgestellt werden. Ein Wörterbuchartikel entspricht üblicherweise einem Textblock. Es kommt aber auch vor, dass längere Artikel der Übersichtlichkeit wegen in mehrere Absätze unterteilt sind. Andererseits gibt es Textblöcke, die aus mehreren Artikeln bestehen. Für die typografische Gestaltung innerhalb der Artikel verwendet Campe unterschiedliche Schriftarten – Antiqua für direkte Entlehnungen und entlehnte Morpheme innerhalb von Hybridbildungen, Fraktur für Erläuterungen, Verdeutschungen und indigene Bestandteile in Hybridbildungen145 –, unterschiedliche Schriftgrößen – Eingangslemmata und Verdeutschungen werden durch einen größeren Schriftgrad hervorgehoben –, sowie Schriftschnitte – normale und gesperrte Schrift, um Namen von Autoren und Titel von anderen Textteilen abzugrenzen. (s. Bild 1) Campe legt seiner Lemmaanordnung eine Alphabetisierungsmethode zugrunde, die er an zwei Stellen innerhalb des Wörterverzeichnisses kommentiert. Er legt für sein initialalphabetisches Ordnungsprinzip in exhaustiv mechanischer Ausprägung fest, dass unter dem Buchstaben c auch diejenigen Lemmata zu finden sind, die ein k-lautendes c als Anfangsbuchstaben besitzen. Auch k-lautende c innerhalb von Wörtern werden an die Stelle zwischen b und d geordnet. Damit trägt Campe nicht zur Durchsetzung der integrierenden Schreibweise mit k bei. Die Buchstaben i und j fallen in einen zusammen. Campe begründet dies damit, dass es „für beide nur ein Zeichen in dem Lateinischen großen Abece“ (Campe 1813: 360) gibt. Iargon (Jargon) findet sich also nach Iaterie (sprich: I-aterih146). Die Umlaute ä und ö werden wie ae und oe behandelt und dementsprechend eingeordnet, ü dagegen wie u. So findet sich Türkis nach Turbulent und vor Turlupin (ebd. 596). Zwischen Lemmata mit Leerzeichen und solchen ohne Leerzeichen macht Campe bei der Alphabetisierung keinen Unterschied. Auch Sonderzeichen wie ô und ë werden so behandelt, als wären sie keine. Die Lemmata des Wörterverzeichnisses werden nun auf Grundlage dieses Zugriffsalphabets in einer schwach ausgeprägten nestalphabetischen Ordnungsstruktur präsentiert. Dies soll heißen, dass das Verzeichnis eine starke Tendenz zur glattalphabetischen Ordnungsstruktur zeigt, ohne jedoch dieses Prinzip völlig durchzuhalten. Die alphabetische Anordnung wird durchbrochen. Es gibt viele Textblöcke, die aus einem Artikel bestehen, welcher durch ein Volllemma eingeleitet wird. Das ausgezogene Lemma ist das einzige im Textblock. Eine solche Anordnung braucht zwar viel Druckraum, macht das Verzeichnis jedoch für die Benutzer überschaubar. Es gibt aber auch eine kleinere Anzahl von Textblöcken, in denen neben den sie einleitenden Basislemmata weitere Sublemmata vorkommen. Diese können in den Text des Basislemmaartikels eingebaut sein. Die Sublemmata werden dann meist durch die Erklärungen zum Basislemma miterläutert. Sie können aber auch eigene Subartikel einleiten.
–––––––—–– 145
Campe selbst spricht von deutschen Buchstaben in Abgrenzung zu lateinischen. Vgl. Campe (1813: 360). 146 Campes Umschrift.
103
Bild 1: Campe, J.H. (1801): Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung. 2. Auflage. Braunschweig 1813, S. 523.
104 Typisch ist diese Weise: Hodegetic, die Wegweisung. Hodegetisch, wegweisend.147 Die Anordnung der Sublemmata folgt nicht dem vorgestellten Zugriffsalphabet. Aus diesem Grund entsprechen die Sublemmata Nestlemmata. Diese sind durch die Schriftart (Antiqua), aber nicht durch den Schriftgrad vom umliegenden bzw. nachfolgenden Text abgehoben. Die verwendete Schriftart wirkt demnach strukturanzeigend, jedoch nur eingeschränkt, da auch die im Artikel wiederholten Basis- oder Eingangslemmata derart hervorgehoben sind. Dies ist ein weiterer Grund dafür, nur von einer schwach ausgeprägten nestalphabetischen Ordnungsstruktur zu sprechen. Die meisten Nestlemmata sind Volllemmata. Sie können aber auch als Teillemmata vorkommen, und zwar dann, wenn es sich um mehrgliedrige Lemmata handelt, deren erster Teil das Basislemma darstellt, z.B.: Homicidium, der Totschlag. – causale, der zufällige; – voluntarium, der vorsetzliche, beabsichtigte; – culposum, der verschuldete; – dolosum, der hinterlistige, mit Einem Worte, der Meuchelmord. (352)
Voll ausgeschrieben werden mehrgliedrige Lemmata vor allem dann, wenn ihr erster Bestandteil nicht dem Basislemma entspricht oder dieser formal vom Basislemma abweicht (z.B. Basislemma Tutorium – Sublemma Tutorio nomine). Als Nestlemmata setzt Campe vorrangig Phraseologismen und Komposita, und zwar solche mit deutschem Anteil, seltener Ableitungen an. Eine Reihenfolge der Lemmata, die sich an der Wortbildung bzw. an der Anzahl der Glieder der Lemmazeichen orientiert, ist nicht auszumachen. Dagegen sind die ausgezogenen Basislemmata grundsätzlich strikt initialalphabetisch geordnet. Sie sind ungeachtet ihrer Wortartzugehörigkeit großgeschrieben. Die Großschreibung der Sublemmata orientiert sich daran, ob sie am Anfang eines Nestartikels bzw. eines Satzes stehen oder nicht. Auf der Position des Basislemmas können zwei Lemmazeichen realisiert sein, die sich als Haupt- und Nebenlemma voneinander unterscheiden lassen. Das Nebenlemma stellt eine Variante des Hauptlemmas dar. Beide sind in der gleichen Schriftgröße gedruckt. Campe beschreibt sie also als gleichwertig. Er grenzt sie jedoch auf unterschiedliche Weise voneinander ab. Üblich ist ihre Kennzeichnung als Varianten durch ein ‚oder’ (z.B. Nationalisierung oder Nationalisation; universal oder universell), seltener durch ein Komma (z.B. Umbella, Umbelle). Durch den Rückgriff auf die Angabe von Nebenformen ist es Campe nicht nur möglich, vorhandene Varianten zu zeigen, sondern auch auf gebersprachliche Vorbilder hinzuweisen. Dies geschieht, indem Campe die Herkunft des Nebenlemmas direkt vor ihm angibt (z.B. Hasard, Franz. Hazard; Honoratioren, Lat. Honoratiores). Die meisten dieser Eintragungen stellen aber zugleich im Deutschen (noch) verwendete Entlehnungen in ihrer unassimilierten Form vor, so dass Campe an der Position des Basislemmas Assimilationserscheinungen deutlich macht. Bemerkenswert ist, dass Campe die teilassimilierte Variante als Hauptlemma ansetzt. Campe geht anscheinend davon aus, dass dieses Lemmazeichen bekannter ist. Eine Lemmatisierung als erstes Eingangslemma und damit als Träger des Leitelements für die erste alphabetische Ordnung kann zur Festigung dieser Variante beitragen. Sie kann aber auch als ein Zeichen dafür gesehen werden, dass Campe sie trotz möglichen häufigeren Gebrauchs aufgrund ihrer Assimilationserscheinung noch lieber aus dem Deutschen entfernt und ersetzt sehen möch-
–––––––—–– 147
Die Kursivschrift soll die Schriftart Antiqua ersetzen, die Normalschrift ersetzt die Fraktur. Vgl. den Eintrag in: Campe (1813: 352).
105 te. Schließlich sei darauf verwiesen, dass Campe auch die Möglichkeit nutzt, Basislemmata als Verweislemmata zu setzen. Nestalphabetische, also nicht striktalphabetische gruppierte Ordnungsstrukturen in Wörterverzeichnissen von Nachschlagewerken dienen meistens der Sichtbarmachung von Wortbildungszusammenhängen. Dies wird nicht Campes vorrangiges Motiv für die Wahl dieser Anordnungsform gewesen sein. Denn Campe nutzt die Möglichkeiten dieser Strukturierung nicht aus, sondern verzeichnet viele Ableitungen und Komposita, darunter auch Lehnwortbildungen, gleichrangig an ihrem alphabetischen Ort innerhalb der ersten glattalphabetischen Zugriffsstruktur. Campes persönliche Gewichtung der Lemmazeichen bezüglich ihrer Verbreitung und der Notwendigkeit ihrer Ersetzung bzw. Austilgung sowie der Wunsch nach schneller Auffindbarkeit der meisten Lemmata scheint den Ausschlag für die Entscheidung gegeben zu haben, wann er bestimmte Lemmazeichen zu Basis- bzw. Sublemmata macht und dass er die meisten an den Anfang eines Textblockes setzt.
2.3.4 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel Der Aufbau der Artikel in Campes Wörterbuch, d.h. die Arten und die Anordnung der Angabeklassen, mit denen Form und Inhalt der aufgenommenen Lexeme beschrieben werden, ist wenig standardisiert. Es lässt sich zwar ein gewisser, in jedem Artikel wiederkehrender Datenkern mit dem Lemma im Zentrum erkennen, dem eine Erklärung mit oder in Form einer Verdeutschung bzw. eine Verdeutschung ohne eine richtige Erklärung folgt. An diesen Kern kann sich jedoch eine Reihe von zusätzlichen Angaben zum Lemma anschließen. Es ist auch möglich, dass der Wörterbuchartikel gar nicht wirklich das Lemma, sondern hauptsächlich die vorgeschlagene(n) Verdeutschung(en) behandelt. Ein Artikel kann aus einer Zeile bestehen, er kann aber auch mehrere Spalten einnehmen. Deutlich wird, dass Campe weniger eine Beschreibung der grammatischen, etymologischen und wortbildungsbezogenen Merkmale des Lemmas oder der Verdeutschung leisten will, auch keinen Sprachenvergleich durch regelmäßige Angabe der gebersprachlichen Vorbildlexeme. Semantisch-paradigmatische Angaben stehen im Vordergrund. Die Daten in den Wörterbuchartikeln sind vorrangig darauf ausgerichtet, die angebotenen Verdeutschungen bekannt zu machen und zu etablieren, nicht so sehr darauf, Kenntnisse über die verzeichneten Lexeme zu verbreiten, schon gar nicht solche, die für die zeitgenössische Kommunikation nicht relevant sind. Campes Wörterbuchstil passt sich diesem Ziel an. Er ist ausschweifend dort, wo die zeitgenössische puristische Diskussion nachgezeichnet werden soll, sehr knapp, wo es (nach Campe) passende Äquivalente gibt bzw. Campe solche findet. Verdichtet ist er aber auch hier nicht, denn Campe verwendet kaum Abkürzungen. Dies ermöglicht ihm, seine Vorstellungen über Sprache und Welt an vielen Stellen in persönlicher, offen subjektiver und gezielt orientierender Art und Weise darzulegen. Er registriert Meinungen, gibt Daten weiter, schlägt vor und kommentiert. Da Campe mit seiner Arbeit sprachverändernde und letztlich auch gesellschaftsverändernde Absichten verfolgt, muss sein lexikografischer Stil auch ein appellativer sein. Dass er dabei nicht apodiktisch ist, wird im Zusammenhang mit der Beschreibung der Verdeutschungsangaben näher erläutert.
106 Ein Wörterbuchartikel beginnt gewöhnlich mit einem in Antiqua gedruckten Lemma148 (s. Bild 1). Handelt es sich bei ihm um ein Substantiv, steht es meist im Nominativ Singular, es kann aber auch im Plural verzeichnet sein (Habitanten, Überstudierte, Prosyllogismen uvm.). Eine Regel ist nicht auszumachen. Verben sind üblicherweise im Infinitiv gelistet, auch Adjektive werden in ihrer Grundform vorgestellt. Am Lemma selbst ist seine Schreibung angegeben. Es gibt keine Angaben zur Worttrennung, auch nicht zur Großund Kleinschreibung, weil alle Lemmata am Anfang eines Artikels großgeschrieben sind. Campe setzt anscheinend voraus, dass die Regeln der Groß- und Kleinschreibung bekannt sind. Er gibt gelegentlich dort, wo sich die Schreibung noch nicht gefestigt hat bzw. im Wandel ist, Schreibvarianten an (z.B. Abbreviiren oder abbreviren). In diesem Zusammenhang hat Campe auf die Möglichkeit zurückgegriffen, explizit auf die Herkunft von Entlehnungen hinzuweisen. Das tut er nicht regelmäßig, sondern vor allem dann, wenn eine Variante in ihrer graphischen Form dem gebersprachlichen Vorbild entspricht und vorrangig bei französisch- und lateinstämmigen Wörtern (Veheménz, Franz. Veheménce; Vehíkel, Lat. Vehículum). Wenn es keine Variante gibt, an die der Verweis auf die Gebersprache angeschlossen werden kann, auf die Herkunft des Wortes trotzdem hingewiesen werden soll, baut Campe diese Angabe in die Bedeutungsbeschreibung ein.149 Dies geschieht vorrangig bei Lexemen, die nicht aus den Hauptgebersprachen stammen. Grundsätzlich legt Campe jedoch keinen Wert auf die Verbreitung diachronisch-etymologischen Wissens, zu dem die Kenntnis über die Gebersprache gehört. Bezüglich der phonetischen Eigenschaften der beschriebenen Lexeme macht Campe in der 2. Auflage zur Pflicht, den Wortakzent der Entlehnung bzw. Lehnwortbildung am Lemma zu verdeutlichen. Dazu verwendet er ein (´) zur Kennzeichnung der Schärfe des akzenttragenden Vokals, ein (−) zur Kennzeichnung seiner Dehnung. Auch die Varianten tragen diese diakritischen Zeichen, wodurch ihr Status als Nebenlemmata untermauert wird. Campe stellt außerdem bereits seit der 1. Auflage den Lemmata dort, wo die Schreibung deutlich von der Lautung abweicht, die Aussprache durch Umschrift in Klammern nach. Sie wird durch ein (spr.) eingeleitet.150 Die Umschriftregeln hatte Campe in der ersten Vorrede angefügt.151 Diese Art der Darstellung der Aussprache findet sich bei vielen Entlehnungen aus dem Französischen, auch bei solchen aus dem Englischen. Ist keine derartige phonetische Beschreibung vorhanden, schließen sich an das Lemma direkt die Angaben zur
–––––––—–– 148
Ist das Lemma ein Kompositum aus einem indigenen und einem fremdsprachigen Bestandteil, dann wird das indigene Grund- oder Bestimmungswort im Lemma in Fraktur gedruckt (z.B. CavaliƝrpferd, VeterinaƯrschule, Oberstlieutenant). Damit trennt Campe deutlich zwischen den beiden Bestandteilen. Dies weist auf seine diachronische Sicht auf den Gesamtwortschatz der deutschen Sprache hin. Die typografische Unterscheidung von Elementen unterschiedlicher Herkunft ist jedoch keine Erfindung Campes, sondern von der humanistischen Lexikografie eingeführt. Vgl. Haß-Zumkehr (2001: 51f.), Bemerkenswert ist jedoch, dass Campe dieses Verfahren nicht konsequent durchführt, sondern deutsche Präfixe und Suffixe nicht typografisch hervorhebt (z.B. Abcopíren, Conciliatórisch). 149 Z.B. „Analécten. Das Lateinisch-Griechische Wort, analecta, bedeutet etwas Zusammengelesenes, Brocken. [...].“ (Campe 1813: 108), „Heidúck. Mit diesem Ungarischen Wort [...]“ (349), Hegíra, ein Arabisches Wort, welches die Flucht bedeutet. [...]. (349). 150 Z.B. Arrondíren (spr. arrongdiren), [...]. (128). 151 Vgl. dazu das Kapitel über das Programm zum Verdeutschungswörterbuch.
107 Bedeutung einschließlich der Verdeutschungen sowie paradigmatische und pragmatische Kommentare an. In die Bedeutungsangabe können Kompetenz- und Belegbeispiele integriert sein. Meist folgen sie jedoch den Ausführungen. Grammatische, spezieller morphologische Angaben gibt es so gut wie keine. Campe zeigt kein Interesse an der Verbreitung solcherart kontaktsprachlichen Wissens. Er äußert sich nicht zu den Wortarten, unterscheidet Verben nicht in transitive und intransitive, gibt keine Informationen über die Komparation von Adjektiven, über die Flexion von Wörtern oder die Rektion. Äußert sich Campe doch zu grammatischen Eigenschaften, so bezieht er sich auf Substantive und tut dies indirekt, indem er im Rahmen der Bedeutungserläuterung das Lemmazeichen noch einmal aufgreift und es in der Pluralform oder mit einem Artikel verwendet, der auf das Genus schließen lässt. Direkte Angaben wie z.B. bei Muse, Mz. die Musen sind äußerst selten. Dagegen können syntagmatische Eigenschaften aus möglicherweise angegebenen Syntagmen abgelesen werden. Solche syntagmatischen Verbindungen sind in der Regel dann verzeichnet, wenn sie ersetzt werden sollen, z.B. „Ein analogischer Schluß oder Beweis ist ein Schluß oder Beweis aus dem Gesetze der Ähnlichkeit, aus der Ähnlichkeitsregel.“ (108). Campes puristische Bestrebungen zielen laut Sprachprogramm in die Richtung, den Kontaktprodukten möglichst jeweils ein oder mehrere deutsche Einzelwörter gegenüberzustellen, die den Inhalt des jeweiligen Sprachzeichens möglichst vollständig transportieren und als Verdeutschungen Verbreitung finden sollen. Ihm widerstrebt es, längere Umschreibungen als Ersetzungen vorzuschlagen. Diese Absicht wirkt sich auf die semantische Beschreibung der Lemmata im Wörterbuch aus. Wenn möglich bietet Campe ein oder mehrere lexikalische Äquivalente als Bedeutungserklärung an, die gleichzeitig als Verdeutschungen des Lemmazeichens aufgefasst werden können bzw. sollen. Schließt sich der semantischen Angabe dieser Art keine Diskussion über die Ersatzwörter an, so sehen die Artikel folgendermaßen aus: Decisión, die Entscheidung, der Ausspruch, der Spruch. (248) Deliberatiǀn, die Berathschlagung. (252) Campe greift aber auch auf die Bedeutungsangabe im engeren Sinne, auf die Paraphrase zurück, welche nicht selten dem Genus-Differentia-Schema152 folgt. Ihr schließt sich (meist) eine Verdeutschung an, z.B. in Trottoir [...], ein an den Seiten der Straße in verschiednen Städten angelegter Fußweg von breiten und platten Steinen. Bei uns in Braunschweig nennt man dergleichen Fußwege die breiten Steine, wofür man auch kürzer und mit einem Worte die Plattsteine sagen könnte. [...] (596) Vene, Lat. Vena. Mit dieser Benennung bezeichnet man diejenigen Adern, welche das Blut wieder zum Herzen zurückführen [...] Man kann daher jene, wie es auch von Einigen schon geschieht, die zurückführenden Adern nennen. [...] (603) Universalismus, die kritische Lehre von der Allgemeinheit der Gnade Gottes gegen alle Menschen, weß Volks oder Glaubens sie auch sein mögen, [...] (598)
–––––––—–– 152
Prinzip des Genus proximum und Differentia specifica, bei dem in der Bedeutungsangabe zunächst ein dem Lexem übergeordneter Oberbegriff angegeben wird, welcher dann eine unverwechselbare Spezifikation erfährt.
108 Außerdem können Zitate an der Bedeutungserklärung der verzeichneten Lexeme beteiligt sein, nicht selten solche von Kant: Heteronomie, in der Kantischen Vernunftwissenschaft, die fremde Gesetzgebung; „wenn der Wille irgend worin anders, als in der Tauglichkeit seiner Maximen zu einer eigenen allgemeinen Gesetzgebung, mithin, wenn er, indem er über sich selbst hinausgeht, in der Beschaffenheit irgend eines seiner Objecte das Gesetz sucht, das ihn bestimmen soll.“ [...] (351)
Liegt Polysemie oder Homonymie153 vor, so differenziert Campe die verschiedenen Bedeutungen vor allem nach tropischen Gesichtspunkten. Er schließt aber auch alternative Anordnungen nicht aus.154 Campe unterscheidet, indem er ihre Beschreibung durch Ziffern voneinander trennt oder mit Hilfe von Anmerkungen wie „eigentlich“ (241), „uneigentlich“ (241), „figürlich“ (124), „allgemein“ (252), „überhaupt“ (311), „insbesondere“ (311), „eng“ (241), „weiter“ (241) und „buchstäblich“ (212) direkte Hinweise auf von ihm angenommene Haupt- und Nebenbedeutungen sowie eigentliche und übertragene oder bildliche Bedeutungen gibt, z.B. in Hospítium. 1) Die Herberge. 2) Das Einlager oder das Recht bei einem einzukehren. 3) In der Sprache der Hochschüler, ein Gelag oder Trinkgelag. (355) Caústisch, eigentlich ätzend, beizend; uneigentlich beißend, hämisch durchhechelnd, z.B. dergleichen Witz. (179)
Aerópagus, ein hohes Gericht in Athen. Weil dasselbe durch seine Strenge und Unparteilichkeit berühmt geworden ist, so wird dieser Name auch oft figürlich gebraucht, ein strenges und unparteiisches Gericht damit zu bezeichnen. [...]. (124f.) Cento, überhaupt Flickwerk; insbesondere Stoppelgedicht [...]. (181) Im Übrigen kann es auch vorkommen, dass den Lemmata überhaupt keine Bedeutungsangabe, auch kein Äquivalent folgt. Hier konnte oder wollte Campe weder Bedeutungserklärung noch Verdeutschung anbieten, z.B. bei Múse, Mz. die Músen. Nichts hindert diesem Worte das Deutsche Bürgerrecht zu ertheilen. (430) Der Bedeutungsangabe im engeren Sinne kann die Angabe des Referenzbereiches, auf den sich das Lemma oder die angebotene Verdeutschung bezieht, beigefügt sein. Hier einige Beispiele: „in der Kantischen Schule“ (108), „in der Geschichte Athen’s“ (124), „Arealgröße, z.B. eines Gebäudes“ (124), Demolieren, schleifen, abtragen, niederreißen. Das Erste wird von Festungswerken, das Letzte von Gebäuden gesagt. [...]. (253)
–––––––—–– 153
Aus dem Verzicht auf mehrfache Lemmatisierung von Homonymen kann geschlussfolgert werden, dass ihm dieses Phänomen nicht bewusst ist. 154 Alternative Anordnungen der Einzelbedeutungen nach Haß-Zumkehr (2001) sind die historischgenetische Anordnung, die syntaktisch-semantische, die enzyklopädische und die sprachdidaktische.
109 Desorganisiren, auflösen. In Bezug auf das Magnetisiren könnte man auch entsinnigen, d.i. der Sinne berauben, dafür sagen. (258)
Concipíren. 1) Entwerfen, aufsetzen, abfassen; 2) empfangen, bei Thieren trächtig werden. (212)
Einigen Bedeutungsangaben sind Angaben über die Entstehung und Veränderung des Lemmazeichens oder über seine Bedeutung in der Herkunftssprache voran- oder nachgestellt. Solche Angaben dienen dazu, auf semantische Veränderungen der jüngeren Zeit oder auf größere semantische, möglicherweise Verwirrung stiftende Unterschiede zwischen dem Vorbild- und dem entlehnten Lexem hinzuweisen. Im Artikel zu Fade diskutiert Campe beispielsweise auch, ob das Lexem nicht etwa deutscher Herkunft sei. Solche etymologischen Angaben sind jedoch selten und dienen dem besseren Verständnis des zeitgenössischen Sprachgebrauchs des Lemmazeichens bzw. der Verdeutschung. Bevor auf die pragmatischen und paradigmatischen Angaben in den Wörterbuchartikeln eingegangen wird, soll die Präsentation der Verdeutschungen im Wörterverzeichnis näher beleuchtet werden. Dies soll hier geschehen, weil die Verdeutschungen einen wesentlichen Teil von Campes Bedeutungserklärung ausmachen oder direkt an sie angeschlossen sind. Zudem beziehen sich viele pragmatische Kommentare sowie Beispiele und Belege auf die vorgestellten Verdeutschungen. Es geht jedoch nicht darum zu zeigen, wie die Ergebnisse von Campes praktischer Verdeutschungsarbeit konkret aussehen. Dazu sind bereits einige ausführliche Untersuchungen erschienen, vor allem von Daniels (1959), Kirkness (1975), Schiewe (1988a) und Orgeldinger (1999). Hier stehen die verschiedenen Arten, die Verdeutschungen von Campe und anderen Leuten lexikografisch darzubieten, im Vordergrund. Diese sind eng mit der Frage verbunden, ob und inwieweit eine indigene Entsprechung des zu ersetzenden Kontaktproduktes bereits vorhanden, eine Verdeutschung bereits etabliert ist oder ob sie erst gefunden und bekannt gemacht werden muss. Gibt es bereits Äquivalente, werden sie meist ohne weitere Kommentare anstatt oder im Zusammenhang mit einer Bedeutungserklärung des Lemmazeichens aufgeführt. Nicht selten werden mehrere synonymische Entsprechungen, die das Kontaktprodukt im Ganzen oder in Teilen bzw. in verschiedenen Kontexten ersetzen sollen, angegeben. Deutlich erkennbar werden sie durch den größeren Schriftgrad. Finden sich noch keine etablierten Äquivalente, so schließt sich an die Erklärung des betreffenden Kontaktproduktes bzw. direkt an das Lemma eine mehr oder weniger intensiv geführte Diskussion über die Möglichkeiten einer treffenden Wiedergabe des jeweiligen Inhalts mit deutschen Wortbestandteilen an. Dadurch entstehen die zum Teil gravierenden Unterschiede in der Länge der Wörterbuchartikel. Die Ausgeprägtheit der Diskussion hängt unter anderem davon ab, wie viele Verdeutschungen Campe gefunden hat und wie sehr er sie für kommentierungsbedürftig hält. Aus dieser Diskussion gehen nicht selten mehrere Vorschläge hervor, die Campe dann zur Prüfung anbietet. Im Artikel zu Aristocrat kommt dies explizit zur Sprache: „Der Leser hat nun unter allen diesen Wörtern die Wahl, und, im Fall ihm keines davon gefällt, das Recht, ein besseres vorzuschlagen.“ (125) Campe legt in der Regel nicht einfach fest, wie etwas zu verdeutschen ist, sondern empfiehlt und bittet um Annahme. Campe weiß um seine eingeschränkte Verfügungsbefugnis. Nicht selten formuliert er seine Vorschläge sogar als Fragen. Das vordergründige Ziel seiner lexikografischen Tätigkeit scheint somit im Sammeln und Bereitstellen von potentiellen Verdeutschungen zu liegen, deren Verwendung durch andere zur Veränderung des Sprachgebrauchs führen soll. Dadurch vermittelt das Wörterbuch den Eindruck, ein
110 einziger vorläufiger Diskussionsvorschlag zu sein.155 Die Vorschläge stammen, wie in der Vorrede und in der Preisschrift angekündigt, nicht alle aus Campes eigener Feder. Wenn die Verdeutschung noch nicht etabliert ist und auch nicht von Campe gebildet wurde, sondern aus einem Dialekt oder von einer bestimmten Person stammt, so wird dies in unterschiedlicher Weise angegeben, z.B. – durch Nennung der Verdeutschung mit Hinweis auf den Urheber bzw. Verwender präsentiert in einem Satz: Hydraulic, ist von B u r j a durch Wasserkraftlehre verdeutscht worden. B.[ernd] hat Wasserdrucklehre dafür vorgeschlagen. (357); Hypothese. [...] B a u m g a r t e n übersetzte Hypothese, gleichfalls nicht sehr paßlich, durch Grundmeinung [...]. (359);
– in Form einer bloßen Nennung von Verdeutschungsvorschlag und Urheber bzw. Benutzer: Narval, der Hornfisch. B[ernd]. Man könnte ihn auch das Meereseinhorn nennen. (431); – als Zitat eines Autors, der einen Vorschlag angeboten hat: Hostie [...]. „Auch Weihbrot würde passen.“ B[ernd]. [...] (355); Honorarium [...]. T r a p p sagt: „ich dächte, wir sagten schlechtweg und geradezu Bezahlung. [...]“ [...] (353). Diese Zitate dienen Campe im gewissen Sinne auch als Belege für eine Verdeutschung, ohne direkt Belegbeispiele zu sein. – mit Hinweis auf die Varietät, aus der das vorgeschlagene Ersatzwort stammt: Gustös oder gar gustuös, geschmackvoll. [...] Im N.D. findet sich das bessere geschmacklich (smacklig oder schmacklik), und im O.D. geschmack und geschmackt dafür; beide klingen aber freilich dem H.D. fremd. [...] (344f.)
Nicht nur die Aufführung von mehr als einer Verdeutschung, auch die Art ihrer Präsentation deutet darauf hin, dass sich Campe bewusst gewesen ist, einer unter vielen zu sein, die ein Vorschlagsrecht für Ersatzwörter, aber auch nicht mehr, besitzen. Anzahl und Vortragsstil der empfohlenen Ersetzungen sowie die Kenntlichmachung der Vorschläge anderer verweisen trotz Campes großen Verdeutschungseifers und seiner extremen puristischen Position auf Wunsch und Haltung, gewissermaßen in einem demokratischen Prozess, an dem viele beteiligt sind, zu einer gereinigten deutschen Sprache zu gelangen. Dies entspricht Campes politischen Vorstellungen einer Beteiligung wenigstens aller derjenigen, die die gesellschaftlichen Verhältnisse durchschauen, an der öffentlichen Diskussion über politische und soziale Themen. Sehr üblich, aber nicht obligatorisch in Campes Wörterbuchartikeln sind pragmatische Angaben bzw. Kommentare zur Verwendungssituation von Sprachkontaktprodukten, vor allem aber von Verdeutschungen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Erläuterung, wann, wie und in welchen fachlichen Bereichen die Ersetzungsvorschläge verwendet werden sollen. Sie dienen auch dazu, Verdeutschungen auf ihre Richtigkeit und Brauchbarkeit zu bewerten. Auch hier benutzt Campe keine Abkürzungen. Eher selten finden sich diafrequente Kommentare.156 Häufiger nachweisbar sind diastratische und diaevaluative Angaben. Sie treten in Form von Kommentaren wie „in der leichten Schreibart“ (326), „für die Schriftsprache unbrauchbar“ (253), „in ernsthafter Rede“ (504), „in scherzhaften und launischen Schriften“ (313) bzw. „ehrenhafter“ (311), „ohne den übeln Nebenbegriff“
–––––––—–– 155
Diesen Eindruck formuliert bereits Schiewe (1988a: 137) bei seiner Untersuchung von Campes Vorstellung der Verdeutschungsvorschläge im Verdeutschungswörterbuch. 156 Angaben zur Häufigkeit erscheinen z.B. in diesen Formen: „häufig“ (253), „minder gebräuchlich“ (310). Die genannten Beispiele beziehen sich auf Verdeutschungsvorschläge.
111 (311), „edler“ (252), „feiner“ (327), „verächtlich“ (531) auf. Auch dianormative und diachronische Hinweise werden gegeben: „unnatürlicher Sprachgebrauch“ (253), „nicht sprachrecht“ (252), „unrichtig gebildet“ (310), „richtiger“ (345), „besser“ (310) und „veraltet“ (310), „ehemals“ (326), „zu Luthers Zeiten“ (326), „jetzt freilich veraltet“ (241). Besonders wichtig scheint Campe die Angabe von Sach und Kommunikationsbereichen gewesen zu sein. So gibt er an, dass bestimmte Wörter in der Rede-, Vers-, Ton-, Bau-, Koch-, Buchdrucker-, Zergliederungskunst, in der Sprach-, Pflanzen-, Fabellehre, Stern-, Heilkunde, bei den Ärzten, in der Krankheitszeichenlehre, im Kartenspiele, bei den Jägern, in der Natur-, Erd- und Weltbeschreibung, in der Kaufmannssprache usw. Verwendung finden. Diese Vielfalt der diatechnischen Markierungen verweist wiederum auf Campes Anspruch, die gesamte Breite des Bildungswortschatzes vorzustellen, und auf sein Vorhaben, ihn in seiner Gesamtheit von entlehnten Einheiten zu befreien. Die Angaben zu Stil, Wertung und inhaltlicher Korrektheit aber ermöglichen Campe, Lehngut und Verdeutschungen in seinem Sinne zu bewerten und seine Vorstellungen über eine richtige und gute Sprache zu verbreiten. Campes sprachlich-kulturelle, nicht formal-grammatische Orientierungsabsicht kommt durch die pragmatischen Kommentare deutlich zum Ausdruck. Die semantische und pragmatische Beschreibung der Lemmazeichen bzw. ihrer Ersetzungen wird von Campe wiederum häufiger, aber nicht regelmäßig durch paradigmatische Angaben ergänzt. Synonyme und Antonyme werden durch Signalwörter wie „hingegen“ (252), „entgegengesetzt“ (249), „Gegentheil“ (311), „in Gegensatz“ (504), „gegensätzlich“ (504), „S.“ (siehe) (124) kenntlich gemacht, sind aber nicht obligatorisch. Es überwiegt der Hinweis auf Antonyme, welche oft noch im selben Artikel erläutert und verdeutscht werden. Geschieht dies nicht, kann es einen Verweis auf einen eigens für das Antonym angesetzten Artikel geben. Entlehnte oder lehngebildete Synonyme zu Lemmazeichen erscheinen hingegen eher selten. Letztlich lassen sich alle aufgezählten Verdeutschungen innerhalb eines Wörterbuchartikels untereinander und mit dem Lemmazeichen als synonym beschreiben. Sie werden von Campe aber nicht in diesem Sinne gekennzeichnet. Obwohl Campes lexikografisches Werk ein Sprachwörterbuch ist, enthält es auch Kommentare zu außersprachlichen Dingen. Solche enzyklopädischen Angaben erscheinen immer dann, wenn Campe meint, die bezeichnete Sache näher erläutern zu müssen, weil sie vielleicht nicht allgemein bekannt ist und/oder die Bedeutungsangabe zum Sprachzeichen noch zu wenig über das Denotat preisgibt. Mit ihnen kann Campe auch erklären, was ihn dazu veranlasst hat, ein Lemmazeichen in einer bestimmten Form zu ersetzen. Campe nutzt den Sachkommentar außerdem dazu, zusätzliche Informationen über gesellschaftliche Zusammenhänge, in denen das Wort benutzt wird, über Neuerungen in bestimmten Bereichen und über Wertungen explizit zu machen. Ein Beispiel für die Vielseitigkeit der Funktion von enzyklopädischen Angaben ist folgender Eintrag: Anarchie. Eigentlich Regierungslosigkeit, allein dieses Wort ist selbst nicht reindeutsch. Wo Anarchie ist, da sind oder gelten keine Gesetze; es ist also ein gesetzloser Zustand, mit Einem Worte, Gesetzlosigkeit. Das fremde Wort einzubürgern [...], ist umso weniger rathsam, weil der Begriff, welcher dadurch bezeichnet wird, auch für die untersten Volksklassen, und gerade für diese, zu wichtig ist, als dass wir eines allgemeinverständlichen Ausdrucks dafür entbehren könnten. [...] Gesetze sind für die vernünftigen Menschen, was die Zügel für die vernunftlosen Thiere sind. Man kann daher auch Zügellosigkeit für Anarchie sagen. [...] (nicht) Herrenlosigkeit [...], weil man herrenlos sein kann, ohne gerade in dem Zustande der Anarchie zu leben. [...]. (109, Hervorhebung von mir, A.H.)
112 Schließlich finden sich in Campes Wörterbuchartikel sowohl Belege als auch Kompetenzbeispiele. Sie beziehen sich in den allermeisten Fällen auf die vorgeschlagenen Verdeutschungen und stehen ganz im Dienst von Sprachvermittlung und Existenznachweis. Sie treten meist im Anschluss an die Bedeutungserklärung und die Präsentation der Verdeutschungen auf, können aber auch in die Erläuterungen integriert sein. Die von Campe selbst gebildeten Kompetenzbeispiele sollen den (gewünschten) usuellen Gebrauch der Verdeutschung illustrieren, besitzen dabei natürlich auch Vorbildfunktion. Beispiele wie „Auf den Plattsteinen zu reiten oder zu karren ist verboten.“ (‚Plattsteine’ für Trottoir, (596)) ; „Das Französische Papiergeld [...] ist jetzt entmünzt.“ (‚entmünzen’ für Demonetisieren, (253)) und „Rousseau’s gesellschaftlicher Vertrag, contract social.“ (‚gesellschaftlich’ für Social (558)) erscheinen im Wörterbuch regelmäßig, jedoch nicht in der Menge, in der Campe Beispielbelege angibt. Das liegt an der Funktion, die Belege im Gegensatz zu Beispielen grundsätzlich besitzen, sowie an der Art und am Zweck des Wörterbuchs. Einerseits soll das Wörterbuch ein Mittel zur Verdrängung des Gebrauchs von Lehngut sein. Dementsprechend muss deren usueller Gebrauch nicht vorgeführt werden. Andererseits gibt es für viele Verdeutschungsvorschläge noch keinen usuellen Gebrauch, der an Kompetenzbeispielen gezeigt werden könnte. Vielleicht glaubt Campe, dass dies auch nicht notwendig ist. Beispielangaben allein aus Campes Feder machen jedoch drittens keinen Sinn, wenn es darum geht zu zeigen, dass Ersetzungen bereits verwendet werden. Diese Funktion, nämlich das Vorkommen von Verdeutschungsvorschlägen nachzuweisen, erfüllen Belege weitaus besser. Dies geschieht im Allgemeinen in der Form des Zitates. Campe verwendet Belege auch deswegen sehr gern, weil der Verweis auf Personen, die bestimmte Wörter benutzt haben, wiederum die Vorbildfunktion, die natürlich auch Belege besitzen, unterstützt. Dabei ist Campe vor allem an der Angabe der Namen, zum Teil auch am Hinweis auf das Werk interessiert, nicht an der Angabe der genauen Belegstelle zur Überprüfung der Zitate. Sie werden im Übrigen von Campe nicht immer ganz korrekt wiedergegeben.157 Wie bereits erwähnt, wird mit Belegen auch auf die Existenz von Kontaktprodukten hingewiesen. Solche Zitate dienen Campe vor allem dazu, den Sprachgebrauch der Autoren zu kritisieren. Denn den Zitaten folgt ihre sprachpuristische Kommentierung. Nicht selten betrifft das Wörter aus Texten von Kant, Herder und Wieland. Als Letztes soll auf die mikrostrukturellen Unterschiede zwischen den Ausgaben von 1801 und 1813 eingegangen werden. Makrostrukturell hatte sich die zweite Ausgabe ja um etwa das Doppelte erweitert, wobei die hinzugekommenen Artikel nicht markiert sind, sondern nur durch einen Vergleich zwischen den Ausgaben erkennbar werden. Zur Vermehrung der Arbeit von 1813 trugen aber auch Erweiterungen in den Wörterbuchartikeln selbst bei. Diese Erweiterungen werden im Allgemeinen durch die Abkürzung (Zus.), also Zusatz, eingeleitet. Diese Zusätze können neue Verdeutschungsvorschläge, die Campe bei der Berücksichtigung weiterer Quellen entdeckt hat oder ihm nach 1801 zugetragen worden
–––––––—–– 157
Das konnte in der Überprüfung einiger von Campe verwendeter Zitate nachgewiesen werden. Hier soll ein Beispiel genügen: Jean Paul (Flegeljahre 1804/05, zitiert nach: Bertram (1997: 52713)): „so unangenehm ihm auch die sämtlichen Mädchen erschienen, die sogleich in den jüngsten Jahren die venia aetatis, die einem Freiherrn über 300 fl. in Wien kostet, auf dem Gesicht als Brautschatz mitgebracht.“ Campe (1813: 603): „So unangenehm ihm auch die sämmtlichen Mädchen erschienen, die sogleich in den jüngsten Jahren die venia aetatis (Alterserlaß) auf dem Gesicht als Brautschatz mitgebracht.“
113 sind, enthalten. Sie können weitere Belege vorstellen, aber auch Kommentare anderer zu früheren Vorschlägen präsentieren. Campe nutzt die Zusätze somit sehr oft, um seine Wörterbuchartikel auf den neuesten Stand der Purismusdiskussion zu bringen. So informiert er z.B. auch darüber, ob bzw. dass ein früher vorgeschlagenes Ersatzwort bereits bei bestimmten Leuten Verwendung gefunden hat. Die ursprünglichen Eintragungen in den Wörterbuchartikeln haben sich jedoch sehr selten und nie radikal verändert. Es gibt manchmal kurze Einschübe, die Campe nicht markiert, sich im Vergleich aber feststellen lassen. Inhaltlich und auch stilistisch lässt sich also eine Kontinuität zwischen den beiden Ausgaben des Verdeutschungswörterbuchs feststellen. Damit gelten die eben gemachten Aussagen über die Mikrostruktur des Wörterverzeichnisses sowohl für die Arbeit von 1801 als auch für die von 1813. Die 2. Ausgabe ist diesbezüglich eindeutig eine Fortführung der ersten.
2.3.5 Das Verdeutschungsverzeichnis in Campes Nachschlagewerk Den berühmtesten und markantesten Bestandteil von Campes Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung stellt ganz sicher die dem Wörterverzeichnis folgende imposante Liste über die gesammelten sowie neugebildeten und im Wörterverzeichnis als Ersetzungen vorgestellten Verdeutschungsvorschläge dar. Mit seinen rund 5.400 Eintragungen in der 1. Ausgabe, vor allem mit der Erweiterung der Liste auf rund 11.160 Wörter in der 2. Ausgabe ist es das hier gefundene größte positive Verzeichnis von Verdeutschungen in einem Sprachkontaktwörterbuch. Es zeigt das ungeheure Engagement, das Campe auf das Sammeln und Darbieten von Verdeutschungsvorschlägen gelegt hat. Die Erweiterung der Liste hängt dabei nicht allein von der Zunahme des Lemmaumfangs im Wörterverzeichnis ab. Campe wies darauf hin, dass er in der 1. Ausgabe nicht alle zu berücksichtigenden Ersetzungen in sie aufgenommen hat. Dies ist jedoch das Ziel des Verzeichnisses von 1813. Campe präsentiert seine Verdeutschungsvorschläge in Form eines Registers. Dieses ähnelt den Sach- und Personenregistern am Ende eines Fachbuches und gibt dem Benutzer die Möglichkeit, über das gelistete Wort, also über die Verdeutschung, zu Artikeln im Werk zu gelangen, in denen dieses Wort verwendet wird. Es funktioniert damit sowohl als Nachweis für das Vorkommen der genannten „deutschen“ Lexeme im Wörterverzeichnis als auch als Verweis auf den Ort im Verzeichnis, an dem man Daten zur Verdeutschung und zu dem durch sie zu ersetzenden Lemmazeichen erwarten kann. Der Liste selbst lässt sich kaum mehr als die Information entnehmen, dass Campe diese Wörter als Ersetzungen für andere versteht und sie zum mündlichen und schriftlichen Gebrauch empfiehlt. Denn auf den dreispaltigen Seiten der Liste158 finden sich zwar die aus alten und neuen Schriften entnommenen sowie selbst gebildeten Vorschläge streng alphabetisch geordnet und mit einer Angabe zu Seitenzahl und Spalte, in denen man die einzelnen Ersatzwörter finden kann, z.B.: 1801: Abäschern S.362 2; 1813: Abäschern S.315a, 569b.
Es werden jedoch keine Hinweise auf Quellen, Verwendungssituationen oder grammatische Eigenschaften gegeben. Inhaltliche Erläuterungen spart sich Campe schon deshalb, weil er davon ausgeht, dass seine Vorschläge aus sich selbst heraus verständlich sind. Sein Gedan-
–––––––—–– 158
Das Verdeutschungsverzeichnis findet sich in der Ausgabe von 1801 auf den Seiten 677–716, in der Ausgabe von 1813 auf den Seiten 613–673.
114 ke ist ja, die bisher gebrauchten, für viele schwer verständlichen und undurchsichtigen Entlehnungen und Lehnwortbildungen durch Wörter mit indigenen Formativ zu ersetzen, da deren Inhalt bereits über ihre Ausdrucksseite erschließbar würde. Neutralität und Sachlichkeit musste dabei nicht immer gewahrt bleiben. Kennzeichnend für Campes Liste ist vor allem aber das Fehlen der durch die Verdeutschungen zu ersetzenden interlingualen Transferenzen. Die Liste ist demnach nicht dazu geeignet, aus ihr irgendwelche Daten über das deutsche äußere Lehngut zu erhalten, schon gar nicht, eine schnelle Rückübersetzung der angegebenen Lexeme zu ermöglichen. Das Register ist kein verkürztes und umgekehrtes Wörterverzeichnis. Seine Form unterstützt Campes Ziel, die ersetzten Kontaktprodukte vergessen zu machen. Doch es schließt nicht ganz aus, es als Umweg zu den von Campe gelisteten Lemmazeichen zu gebrauchen. Das Register stellt für die Benutzer damit eine alternative Zugriffsmöglichkeit auf das eigentliche Wörterverzeichnis dar. Um mehr über die Vorschläge zu erfahren, zwingt Campe die Leser, auf die Wortartikel zurückzugreifen. Die 5.400 bzw. 11.160 Ersatzwörter umfassen wie die Lemmazeichen des Wörterverzeichnisses den gesamten bildungssprachlichen Wortschatz. Sie stammen vor allem aus den Bereichen, die Campe in der Preisschrift als besonders reinigungswürdig beschrieben hatte, so aus der Politik, Philosophie, Religion, den Naturwissenschaften und dem privaten und beruflichen Alltag. Die Auswahl der Vorschläge entspricht aber nicht vollständig der Lemmaauswahl des Wörterverzeichnisses, da Phraseologismen im Allgemeinen nicht gelistet sind. Es fehlen ebenfalls nichtverdeutschte Lehnwörter, ein Teil der Bezeichnungsexotismen sowie solche philosophischen, religiösen und andere Bezeichnungen, die Campe nicht ersetzen will oder nicht zu verdeutschen weiß. Zu bemerken ist, dass Campe nicht nur jeweils einen Vorschlag für ein Lemmazeichen in die Liste aufgenommen hat. Mehrere verzeichnete Verdeutschungen können auf ein und denselben Wörterbuchartikel verweisen. Damit bekennt sich Campe zu der von ihm im Wörterbuchverzeichnis angelegten Auswahlmöglichkeit zwischen mehreren Vorschlägen. Auf die einzelnen Verdeutschungen, ihre Form und ihren Inhalt, soll in diesem Zusammenhang nicht eingegangen werden.
2.4 Resümee Das von dem Pädagogen, Theologen, Verleger, Schriftsteller und Lexikografen Joachim Heinrich Campe 1801 erstmals herausgegebene und 1813 erweitert veröffentlichte Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke ist das Ergebnis einer langjährig vorbereiteten Arbeit eines puristisch, gesellschaftlich und politisch engagierten freiberuflichen Mannes aus dem nach politischem Einfluss strebenden Bildungsbürgertum um 1800. Sein Charakter resultiert aus den Ansichten seines Autors über die Ausprägung einer allgemeinverständlichen deutschen Standardsprache, aus dessen puristisch-pädagogischen Zielen, den kulturspezifischen Vorstellungen des Verfassers und aus dessen Bewertung anderer, auch oder ausschließlich Sprachkontaktprodukte behandelnder Werke. Es ist ein Wörterbuch, das auf den theoretischen Überlegungen eines früh vorliegenden detaillierten Programms zur Bereicherung und Reinigung der deutschen Sprache beruht und dessen Ziele der Autor auf lexikografischem Wege verfolgt. Dieses im Wörterbuch wieder abgedruckte Programm zeigt Campes Vorstellung von der deutschen Sprache als von einem Instrument zum Ausdruck vernünftiger Gedanken und Mittel zur Bildung und Erziehung. Als Einzelsprache besitzt sie ein Inventar von vor allem
115 ausdrucksseitig ihr eigenen Sprachzeichen, das um der Analogie als oberstes Prinzip der Sprachrichtigkeit willen, welches Grundlage einer durchsichtigen, verständlichen Sprache ist, von nichtanalogen, aus anderen Zeichensystemen stammenden Elementen rein gehalten bzw. gereinigt werden muss. Andere Einzelsprachen werden dabei nicht abgewertet. Campe verwahrt sich aber gegen einen unangemessenen Einfluss fremder Sprachen auf die eigene und eine unangebrachte Verwendung von Fremdsprachen im eigenen Land. Die Postulierung der Sprache als von Menschen gemachtes, veränder- und verbesserbares Werkzeug, nicht als Person oder Organismus, ermöglicht Campe das Eingreifen in den zeitgenössischen Sprachgebrauch und seine Umgestaltung in der Form, wie er sie im Programm, d.h. in der Preisschrift bezüglich des im Deutschen befindlichen äußeren Lehngutes vorgesehen hat. Das Wörterbuch zeigt die Ergebnisse dieses Eingreifens in den einzelnen Wortartikeln sowie im für das Wörterbuch charakteristischen Verdeutschungsverzeichnis. Campes puristische Ziele, die eng mit dem Engagement für die Ausbildung und Bereicherung einer allgemeinverständlichen und einheitlichen Ausgleichssprache, aber ebenso mit Campes pädagogischem Anspruch seines Tuns verknüpft sind, wirken sichtbar auf die strukturelle und inhaltliche Ausprägung seiner lexikografischen Arbeit. Das Wörterbuch ist ein Werk, das die im zeitgenössischen Deutsch bisher verwendeten, aber zukünftig auszuschließenden äußeren Sprachkontaktprodukte, keine indigenen Lexeme, in einem Umfang verzeichnet, für den Nutzer erklärt, vor allem aber verdeutscht, der den früheren Nachschlagewerken und Verzeichnissen zum äußeren Lehngut nicht eigen ist. Mit seinem Desinteresse an der ausdrucksseitigen und etymologischen Charakterisierung der Lemmazeichen, seinem Fokus auf den semantischen und pragmatischen Angaben in den wenig standardisierten Artikeln und seiner Aufmerksamkeit auf die Diskussion der vorgeschlagenen Verdeutschungen macht Campe seine Arbeit zu einem echten produktorientierten polylateralen Sprachkontaktwörterbuch des Deutschen mit sehr weitgehender puristisch-volksaufklärerischer Ausrichtung, das dem Ziel unterstellt ist, die zusammengetragenen eigenen und fremden Verdeutschungen in Umlauf zu bringen, um so Veränderungen im Sprachgebrauch herbeizuführen, nicht aber die Kenntnisse über das Lehngut zu festigen. Campe erarbeitet sein Verdeutschungswörterbuch mit Anspruch auf Gegenwartsbezug, Vollständigkeit und Sorgfalt in der Lemmaauswahl nicht nur als Realisierung seines puristischen Programms. Es entspringt nicht zuletzt auch der Kritik an Adelungs großem lexikografischen Werk zur Deutschen Sprache. Indem Campe seine Arbeit sogar im Titel auf das Wörterbuch von Adelung, später auch auf das eigene Wörterbuch der deutschen Sprache bezieht, macht er es zu einem echten Ergänzungsband zu „deutschen“ Sprachwörterbüchern. Mit dieser Strategie der Anknüpfung an andere Wörterbücher scheint Campe recht erfolgreich gewesen zu sein. Campe erwähnt, dass er bereits an der Ausgabe von 1801 keinen finanziellen Schaden erlitten hat.159 Daran Anteil kann das deutlich parteiisch ausgeprägte kulturelle Profil des Verdeutschungswörterbuches haben, das hier vor allem innerhalb der Untersuchung der Umtexte und der Quellenbasis, aber auch der Lemmaauswahl und des Verdeutschungsverzeichnisses betrachtet worden ist. Auf die inhaltliche Beschaffenheit der Wörterbuchartikel, insbesondere der Verdeutschungen ist in diesem Zusammenhang nicht eingegangen worden. Jedoch hat Daniels (1959) bereits herausgearbeitet, dass viele von Campes Verdeutschungsvor-
–––––––—–– 159
Vgl. Campe (1807–1811, Bd. 1: IV).
116 schlägen einen tendenziösen Charakter besitzen.160 Und Abdelfettah (1989) hat nachgewiesen, dass Campe in seiner Arbeit die lexikalischen Folgen der Rezeption der Französischen Revolution ausführlich dargestellt hat.161 Der appellative, diskutierende Wörterbuchstil sowie die mikrostrukturelle Anlage der Artikel, insbesondere die Nutzung von pragmatischen Angaben, außersprachlichen Kommentaren, Belegen und Beispielen unterstützen Campes Anliegen, seine Geisteshaltung in das Buch einfließen zu lassen und ein bestimmtes kulturelles Profil zu erzeugen. So ist Campes Arbeit ein Werk aus der Zeit der Spätaufklärung nach der Französischen Revolution, das bewusst auf der Basis bürgerlicher vernunftorientierter Ideale moralische, politische und religiöse Orientierung leisten, über die verschiedensten gesellschaftlichen Bereiche informieren und beim Verstehen und der „Verdeutschung“ der öffentlichen Diskussionen behilflich sein soll. Dabei legt es zugleich Zeugnis über die zeitgenössische puristische Diskussion ab. Campes eigenes kulturelles Konzept, das er in seiner Ausbildung zum Theologen, während seiner pädagogischen Tätigkeit, auf seinen Reisen durch Deutschland und ins europäische Ausland sowie durch die politischen Aktivitäten für die Veränderung des Erziehungssystems und den Erhalt der Pressefreiheit entwickelt und verinnerlicht hat, bildet die natürliche Grundlage für die kulturelle Beschaffenheit des Wörterbuches. In ihm lässt sich Campe als Philanthrop und Protestant erkennen. Er präsentiert sich als ein weltoffener, nicht gegen andere Länder und Völker hetzender, doch stolzer und nach Emanzipation strebender Bürger Deutschlands bzw. Braunschweigs, der die Volksaufklärung unterstützt und die Ideen der Französischen Revolution bei gleichzeitiger Distanzierung ihrer Durchsetzung mit Hilfe einer radikalen Umwälzung befürwortet. In diesem Sinne soll auch das Verdeutschungswörterbuch wirken, das als sprach- bzw. fremdwortpuristische lexikografische Arbeit zum Zeugnis eines konsequent fortgesetzten pädagogisch-ideologischen Lebenskonzepts seines Verfassers wird.
–––––––—–– 160
Daniels stellt in seinem Aufsatz über Erfolg und Misserfolg der Fremdwortverdeutschung einerseits eine gewisse „aufklärerische Überheblichkeit“ (Daniels 1959: 17) fest, die sich in Ableitungen auf -eln, -ler, -elei ausdrückt, z.B. Deraisonniren – Beiwegvernünfteln, Hofiren – Höfeln, Politisiren – Staatklügeln, Sophist – Trugvernünftler, Deraisonnement – Unvernünftelei. Andererseits werden viele fachliche Bereiche, deren Inhalte Campe verbreiten helfen möchte, zu Lehren und Künsten erhoben, nach Daniels (1959) ein weiterer Hinweis auf Campes aufklärerische Haltung: architektonisch – baukünstig, ästhetisch – geschmackslehrig, katechetisch – fragelehrig, mathematisch – größenlehrig, musikalisch – tonkünstig, physiologisch – gewächslehrig usw. 161 Campe hatte nicht nur eine Reihe von neu aufgekommenen Lexemen wie District, Enrages, Fraternisiren, Guillotine, Jakobiner, Municipalität und Sansculotte mit Bezug auf die Ereignisse in Frankreich erläutert. Auch bei vielen der schon früher im Deutschen verwendeten, mit der Französischen Revolution aber verstärkt gebrauchten Wörter hatte er auf die neue oder zusätzliche Bedeutung und Konnotationen hingewiesen, z.B. bei Aristocrat, Directorium, Ajourniren, Legislatur, Republique. Z.B.: Aristocrat [...] Der neueste, vom Parteigeiste während der Französischen Staatsumwälzung entstandene Sprachgebrauch hat beide Wörter, Aristokrat und Demokrat, zu Schimpfnamen gemacht, womit die eine Partei die andere zu branntmarken glaubt. Diesem neuern Sprachgebrauche zufolge glaubte ich in meiner Preisschrift das erste durch Herrscherling verdeutschen zu müssen; eine Benennung, welche verschiedene unserer besten Schriftsteller, z.B. Voß [...] und Wieland schon gebraucht haben [...]. (Campe 1813:
125).
117
3. Das Allgemeine Fremdwörterbuch (1804) von Johann Christian August Heyse Drei Jahre nach der Publikation von Campes 2-bändigem Wörterbuch (1801) kommt eine Arbeit heraus, die das gesamte 19. und frühe 20. Jahrhundert präsent sein und die deutsche Sprachkontaktlexikografie neben oder noch über Campes Werk hinaus entscheidend beeinflussen sollte. Es handelt sich um das erstmals 1804 unter dem Titel Allgemeines Wörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Wörter und Redensarten erschienene Wörterbuch von Johann Christian August Heyse, das zunächst von Heyse selbst, nach dessen Tod von seinen Söhnen und später durch Lexikografen außerhalb der Familie bis 1922 erfolgreich herausgegeben worden ist. Das Werk wird von Campe in der 2. Auflage seiner Arbeit 1813 deutlich als Konkurrenzunternehmen wahrgenommen. Heyse selbst hat diesen Vergleich mit der Wahl des Titels provoziert und darauf verwiesen, dass es mindestens im Lemmaumfang mit dessen Wörterbuch konkurrieren könne. Außerdem nennt er es wie Campe zunächst kurz Verdeutschungswörterbuch. Im Laufe seiner Bearbeitungen sollte sich der Titel des Nachschlagewerks jedoch mehrmals ändern und sich an seine sich wandelnde Ausrichtung anpassen. Nach Kirkness (1984) stellt das Heyse’sche Wörterbuch aufgrund seines Bekanntheits- und Verbreitungsgrades für die Zeit seines über 100-jährigen Erscheinens die fremdwortlexikografische Institution des 19. Jahrhunderts dar. Sie befindet sich im Zentrum einer ganzen Wörterbuchfamilie, zu der Taschen- und Handwörterbuchausgaben gehören, welche aus dem von Johann Heyse erarbeiteten Nachschlagewerk hervorgegangen, aber nicht alle von ihm bzw. seinen Nachfolgern autorisiert sind.162 Daneben wird es für viele andere produktorientierte kontaktsprachliche Wörterbücher aus diesem Zeitraum zu einem Vergleichswerk, aus dem man schöpft, an das man sich anlehnt oder von dem man sich abzugrenzen wünscht.163 Im Folgenden sollen die für die Entwicklung des Heyse’schen Wörterbuchs prägenden Lexikografen und ihre Auffassung zum Gegenstand ihrer Arbeit, wie sie sie im Wörterbuch beschrieben und umgesetzt haben, vorgestellt werden. Dabei steht die Person Johann Christian August Heyse im Mittelpunkt. Anschließend ist auf die Programmatik des Wörterbuches und die Ausgestaltung des Wörterverzeichnisses einzugehen.
3.1 Die Autoren und die Auflagenentwicklung des Heyse’schen Fremdwörterbuches Johann Christian August Heyse,164, am 21. April 1764 in Nordhausen geboren, studiert von 1783 bis 1786 in Göttingen Theologie, Philologie und Pädagogik und belegt daneben historische und naturwissenschaftliche Seminare. Bereits neben diesem breiten Studium sammelt er pädagogische Erfahrungen, indem er Kindern angesehener Familien Religionsunterricht erteilt. Seine pädagogischen Neigungen führen ihn dazu, sich auch im Weiteren intensiv mit Themen der Erziehung, Aus- und Weiterbildung zu beschäftigen. So unterrich-
–––––––—–– 162
Vgl. dazu die bibliografischen Angaben im Anhang, welche zum Namen Heyse geordnet sind. So z.B. die Lexikografen Petri, Rumpf, Prätorius, Sanders. 164 Die folgenden Angaben zu Biografie und pädagogischem Ansatz Heyses gründen sich auf ADB, Bd. XII, S. 380, Ehrhard (1998: 20–55) und den Gesammelten Schriften von Heyse (1826). 163
118 tet Heyse nach dem Studium zunächst als Hauslehrer und zwischen 1792 und 1806 als 4. und 3. Lehrer des öffentlichen Gymnasiums in Oldenburg. Außerdem arbeitet er an der bereits vor seinem Amtsantritt von ihm selbst eingerichteten privaten Schule für höhere Töchter und an der ebenfalls von ihm gegründeten Privatschule für Jungen. In diese Zeit, 1794, fällt auch die Heirat mit der Pastorentochter S.L.A. Bussenius. Die geringe Bezahlung und die schlechten Unterrichtsbedingungen, welche nicht zuletzt durch die starren Vorschriften zu Lehrplan und -methoden vom Konsistorium (Verwaltungsrat) der gymnasialen Lehranstalt verursacht werden, veranlassen ihn, seine Stellung aufzugeben. Heyses pädagogischer Ansatz, den er in zahlreichen Zeitschriftenartikeln und später in seinen Gesammelten Schriften 1826 und 1829 niederlegt hat, entspricht offensichtlich nicht dem der Oldenburger Schulanstalt.165 Dieser Ansatz bewegt sich im Rahmen der pädagogisch-aufklärerischen Bemühungen um einen verbesserten Unterricht für Kinder und Jugend zum Ende des 18. Jahrhunderts. Er greift philanthropische Ideen auf und berücksichtigt Vorstellungen von Pestalozzi. Heyse sieht vor, die Schüler aktiv in den Unterricht einzubeziehen und ein reines Auswendiglernen zu vermeiden. Es sei auf das Individuum, seine Anlagen und späteren beruflichen und gesellschaftlichen Aufgabenbereiche einzugehen. Sowohl seine geistige als auch körperliche Entwicklung solle gefördert werden. Da nach Heyse die Erziehung und Ausbildung der Jugend sowohl im Elternhaus, und da vor allem durch die Mütter, als auch in der Schule stattfinde, habe Letztere nicht nur Wissensvermittlung zu leisten, sondern auch ihre Schüler zu Ordnung, Pünktlichkeit, Gehorsam und Aufmerksamkeit zu erziehen, um sie auf die Erfordernisse des Lebens vorzubereiten. Aus diesen Gründen setzt sich Heyse für eine Teilung des Schulsystems in Bürgerschulen mit eher wirtschaftlicher Ausrichtung und Gelehrtenschulen zur Vorbereitung auf „geistige“ Berufe ein, ganz besonders aber für die Mädchenausbildung aus dem Bürgertum.166 Heyses Hauptaugenmerk gilt dann auch den Bürgerschulen und der Erziehung des Bürgertums, das er zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht als tragende Säule und wichtigsten Stand der Gesellschaft ansieht und dessen Kinder bisher wenig schulisch ausgebildet werden.167 Diese Ausrichtung spiegelt sich deutlich im Adressatenbezug seiner lexikografischen Werke wider. Sein herausragendes Arbeitsgebiet wird nach Oldenburger Zeit die Mädchenschule. Besonderen Wert in allen Schulen legt Heyse auf die Vermittlung von lebenden Sprachen, besonders der Muttersprache. Die Beherrschung des Deutschen, Kenntnisse über das System und ein guter schriftlicher und mündlicher Ausdruck sind für ihn Grundvoraussetzungen für die erfolgreiche Gestaltung eines beruflichen und gesellschaftlichen Lebens in Deutschland. Sein Ansatz sieht vor, die Kenntnisse um die Mutter-
–––––––—–– 165
1826 und 1827 schrieb Heyse seine Erfahrungen an der Oldenburger Schule in der Allgemeinen Schulzeitung als Fragmente aus dem Leben und Wirken eines gewesenen vieljährigen Schulmannes anonym nieder. Zusammen mit der Besprechung des Schulgesetzes des Gymnasiums Oldenburg (Familienarchiv der StB zu Berlin, Akte A4, S. 155f.) zeigen sie nach Ehrhard (1998) die verschiedenen Positionen von Heyses Vorstellungen über Erziehung und der des Gymnasiums. 166 Er sprach sich vehement gegen die Ansicht aus, dass Mädchen keine schulische Ausbildung bräuchten, um ihre Aufgabe in der Gesellschaft gut zu erfüllen. Nach Heyse sollten sie durch Unterweisung in ähnlichen Fächern wie Jungen, aber auch auf für sie spezifischen Gebieten auf ihren Beruf und ihre gesellschaftliche Rolle als Hausfrau, Erzieherin und Gattin, d.h. auf ihre Verantwortung für die nächste Generation und Unterstützung des Ehemanns vorbereitet werden. 167 Vgl. dazu seine Gesammelten Schriften (1826: 5) und Ehrhard (1998: 27).
119 sprache auf Kosten der klassischen Sprachen vor allem, aber nicht nur bei Kindern der Bürgerschulen zu fördern, da Latein und Griechisch hauptsächlich für eine Gelehrtenlaufbahn gebraucht werden, die viele gar nicht anstreben. Mit dieser Ausrichtung gehört Heyse zu den Personen, die die zum Ende des 18. Jahrhundert vor sich gehenden Veränderungen in der Muttersprachausbildung engagiert fördern und die durch ihre viel gelesenen Arbeiten das ganze 19. Jahrhundert hindurch weiterwirken. Heyses sprachwissenschaftliche Bemühungen um die deutsche Sprache, die sich auf die Bereiche Grammatik, aber auch Orthografie sowie Wortbeschreibung, darin besonders auf die Lexikografie des äußeren Lehnguts konzentrieren, hängen wesentlich mit seinen pädagogischen Absichten, d.h. mit der Vermittlung dieses Wissens zusammen. So entstehen viele seiner Arbeiten und Aufsätze aus der Praxis seines Unterrichts heraus. Das gilt nicht zuletzt für Heyses Kontaktwörterbuch. Ab 1806 arbeitet Heyse als Privatlehrer. Bereits zuvor hat er mit dem Abfassen von Schriften und Wörterbüchern begonnen, die sowohl in als auch außerhalb der Schule eingesetzt werden können. So publiziert Heyse unter anderem das Hülfsbuch zur Erlernung und Beförderung einer Teutschen Aussprache und Rechtschreibung (1803) und die 1. Auflage des Allgemeinen Wörterbuchs zur Verdeutschung und Erklärung der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Wörter und Redensarten (1804). Bis zum Jahr 1807, in dem Heyse zum Rektor des erneuerten Gymnasiums in seiner Heimatstadt Nordhausen und zum Direktor der dort zu errichtenden Töchterschule berufen wird, hat er außerdem das Kurzgefasste Verdeutschungswörterbuch (1807) abgefasst. Es ist die erste Bearbeitung des Allgemeinen Wörterbuchs und wird von Heyse in den Vorreden sowohl als 2. wohlfeilere Ausgabe des Buches von 1804 – er spricht nicht von Auflagen – als auch als eigenständige Arbeit vorgestellt, die neben dem größeren Wörterbuch bestehen soll. Es ist das kleinere Buch, das in den folgenden Jahren 1809 und 1812 wiederholt aufgelegt wird und an das sich die 3. bearbeitete und vermehrte Auflage von 1819 auch dem Titel nach anschließt. Seit dieser Zeit verläuft Heyses beruflicher Werdegang sehr erfolgreich. Er wird als Pädagoge, Sprachforscher und Wörterbuchautor über seine Wirkungsstätte hinaus bekannt und genießt besonders durch seine Bemühungen um die deutsche Grammatik168 Anerkennung in intellektuellen Kreisen.169 Wie das Verdeutschungs bzw. Fremdwörterbuch erscheinen seine Grammatiken noch zu Heyses Lebzeiten in mehrfachen und überarbeiteten Auflagen. Auf seine Anerkennung unter den zeitgenössischen Gelehrten Deutschlands verweist unter anderem Heyses Aufnahme in die Berliner Gesellschaft für deutsche Sprache 1818, einen Gelehrtenverein, der die wissenschaftliche Erforschung der deutschen Sprache zum Ziel hat, sich zeitweise aber auch mit fremdwortbezogenen Themen beschäftigt.170 1821 tritt er dem Frankfurtischen Gelehrtenverein für deutsche Sprache bei, einer eher normativ
–––––––—–– 168
Heyse erarbeitete eine Reihe grammatischer Arbeiten: Theoretisch-praktische deutsche Grammatik (1814), ihre Kurzfassung, die Kleine theoretisch-praktische deutsche Sprachlehre (1816), als Schulgrammatik gedacht, Kurze Leitfaden zum gründlichen Unterricht in der deutschen Sprache für höhere und niedere Schule (1821). 169 So verlieh die Universität Greifswald Heyse 1824 die philosophische Ehrendoktorwürde, obwohl er nicht die klassische akademische Laufbahn eingeschlagen hatte, was eine solche Verleihung für die damalige Zeit zu etwas Ungewöhnlichem machte. 170 Vgl. zur Berliner Gesellschaft Kirkness (1975: 286–300). Ein Interesse an einer Diskussion um eine Sprachreinigung zeigten die führenden Mitglieder in Zeiten verstärkten Nationalbewusstseins um 1815–1819 und um 1848/49.
120 wirkenden Gesellschaft, die viele Veröffentlichungen für die Schule herausgibt, sich um Reinheit, Reichtum, Schönheit und Richtigkeit der deutschen Sprache im Gebrauch bemüht und dazu die nötigen Regeln aufzustellen sucht. Wie Ehrhard (1998) nachweist, ist Heyse auf dem neuesten Stand der linguistischen Diskussion und arbeitet Anregungen aus dem Kreis des Frankfurter Vereins in seine Grammatik ein. Auch in Bezug auf die Ansichten zur Reinheit der Sprache und zu dem mit ihr zusammenhängenden Gebrauch von Lehngut wird Heyse von diesem wie vom Berliner Verein beeinflusst worden sein bzw. es werden Heyses bereits zuvor ausgebildete und erklärte Auffassungen denen der Gesellschaften nahe stehen. Diese vertritt eine gemäßigte, relativ offene Haltung zum Aspekt der Reinheit des Deutschen in Bezug auf Sprachkontaktprodukte, die sich im Paragrafen 9: Jedes Mitglied wird sich bemühen, so reindeutsch als möglich zu schreiben; doch steht Jedem frei, sich fremder Ausdrücke zu bedienen, wenn ihm kein deutscher völlig entsprechend, oder der dafür vorgeschlagene zu gesucht und erkünstelt oder unzweckmäßig erscheint. [...] (Grotefend, Abhandlungen Bd.1 (1816: 11); zitiert nach: Kirkness (1975: 249))
und im Anhang der Statuten niederschlägt: Der Verein „wird sich nicht nur hüten, Etwas für fremd zu halten, was fremd nur scheint; sondern auch Anerkanntfremdes in Ausdruck und Form beibehalten, wenn es einmahl ein deutsches Gewand angenommen, oder sich so tief in unsere Sprache eingewurzelt hat, daß es Sprossen nach deutschem Geiste getrieben, und nicht ohne Gewaltsamkeit wieder ausgerottet werden kann.“ (ebd. 15ff.; zitiert nach: ebd. 250)
Der Deutsche soll sich jedoch nicht dazu hinreißen lassen, überflüssig viel aus fremden Sprachen zu verwenden. Daneben wird vor einer unbesonnenen Verdeutschungssucht gewarnt, vor allem vor übermäßiger und unkontrollierter Kompositabildung. Der Verein will ein fremdes Wort durch ein deutsches erst dann ersetzen, wenn es bei allgemeiner Verständlichkeit treffender und wohllautender ist als das fremde Wort.171 Schon seit 1819 wirkt Heyse als Direktor der Magdeburger Mädchenschule der höheren Stände, wo er neben den bereits genannten Arbeiten noch viele weitere herausgibt. Erwähnt werden sollen hier nur noch die zahlreichen Aufsätze und Besprechungen von Veröffentlichungen zur Grammatik, zur deutschen Sprache, zur Ausbildung von Mädchen und zur Erziehung allgemein in Zeitschriften zur Literatur und Pädagogik. Geplant ist außerdem ein Handwörterbuch der deutschen Sprache, welches durch seinen Sohn Karl zu Ende geführt und veröffentlicht wird. Sein Kurzgefasstes Verdeutschungswörterbuch bringt Heyse 1825 in einer 4. Auflage heraus, dann aber wiederum unter einem veränderten Titel, der den Begriff ‚Fremdwörterbuch’ aufnimmt. 1829 publiziert er die 5. Auflage. Am 27. Juni desselben Jahres stirbt Heyse jedoch in Magdeburg. Insgesamt konnten für den Zeitraum von 1804 bis 1829 mehr als fünf Ausgaben des Heyse’schen Kontaktwörterbuchs bibliografisch erfasst werden. Von ihnen sieht Heyse nicht alle als rechtmäßig an. 172 Offensichtlich befinden sich bereits zu seinen Lebzeiten unautorisierte Drucke des Wörterbuchs auf dem Markt. Das spricht für den Erfolg des Werkes. Als Reaktion darauf beginnen Heyse und sein Ver-
–––––––—–– 171 172
Vgl. Kirkness (1975: 248–253). In der Vorrede zur 5. Auflage des nun betitelten Allgemeinen Fremdwörterbuches kritisiert Heyse eine nicht autorisierte Supplementausgabe aus dem Verlag Schade, der von ihm als Freibeuter bezeichnet wird.
121 lag Hahn in Hannover seit der 3. Ausgabe einzelne Auflagen als ‚rechtmäßige’ auszuweisen, was die Söhne bis zur 10. Auflage von 1848 fortführen.173 Die in Heyses Schriften ausgeführten Überlegungen zu Aussehen und Gebrauch der deutschen Sprache und einem verstärkten Deutschunterricht, sein Einsatz für moderne Sprachen auf Kosten der klassischen und schließlich auch seine Äußerungen zu Sprachkontaktprodukten in der deutschen Sprache entstehen nicht unabhängig von den gesellschaftshistorischen Gegebenheiten. In seiner grammatischen und pädagogischen Arbeit geht es Heyse deutlich um die Förderung und Stärkung des konsequenten Gebrauchs des Deutschen auch in lateinlastigen Bereichen, wie sie damals u.a. die Jurisprudenz darstellt. Heyse empfielt aber auch den Unterricht in modernen Fremdsprachen, da er davon ausgeht, dass die Kontakte der Deutschen zu ihren Nachbarn und ferneren Ländern von großer Bedeutung für die wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung der Gesellschaft seien.174 Heyse wünscht dabei aber, die Sprachen deutlich voneinander zu trennen. Er weiß um die politische Dimension seines Engagements für die Vermittlung und Beherrschung des Deutschen, indem er die Verbesserung der Kenntnisse um die Muttersprache mit einer Erhöhung des Nationalbewusstseins verknüpft. In seinen Gesammelten Schriften bezeichnet er es als unehrenhaft und Schande, wenn ein Deutscher nicht einmal seine Muttersprache richtig sprechen und schreiben könne. Seine Muttersprache zu beherrschen sei eine staatsbürgerliche Pflicht. In Vorwort und Einleitung der Grammatik hat Heyse immer wieder die politische Bedeutung der Muttersprachbeherrschung für die Erhöhung und Stärkung der gesamten Nation betont. Dementsprechend setzt er sich für die Ausweitung des Wissens um ein richtiges und reines Deutsch sowohl in grammatischer als auch lexikalischer Hinsicht ein. Ehrhard (1998) weist nach, dass die Erarbeitung von Heyses Theoretischpraktischer Grammatik (1814) nicht zuletzt durch politische Überlegungen veranlasst ist und sich Heyses politische Ansichten z.B. in die gewählten Beispiele eingeschrieben haben. Auf die Motive zur Entstehung der kontaktsprachlich-lexikografischen Arbeiten wird später eingegangen. An dieser Stelle soll nur kurz an die politischen Umstände von Heyses sprachpädagogischer und damit auch lexikografischer Arbeit erinnert und die Auffassung des Verfassers vom Verhältnis zwischen Sprache und Nation angesprochen werden. Die ersten Auflagen vom Allgemeinen bzw. Kurzgefassten Verdeutschungswörterbuch entstehen zu einer Zeit, in der sich Napoleon anschickt, die deutschen Gebiete zu erobern und die deutschsprachige Landschaft neu zu ordnen. Die Kontinentalsperre und die Einquartierungen bringen besondere Erschwernisse für die Menschen in den betroffenen Ländern mit sich. Dies und die Aufteilung des Deutschen Reiches 1806 lässt ein verstärktes Nationalgefühl aufkommen, in dem die Sprache als einigendes Band empfunden wird. Auch Heyse äußert sich zur Situation. Er bezeichnet die französische Besetzung als erdrückende fremde Zwangsherrschaft und die deutsche Sprache als dasjenige Gut, welches nach der Unterjochung durch den Barbaren, wie Heyse Napoleon bezeichnet, grundlegend für die deutsche Nation und den Ländern als verbindendes Merkmal übrig geblieben ist. Sprache und Nation gehören für Heyse demnach untrennbar zusammen, er verknüpft die Entwicklung beider unmittelbar miteinander. In der Sprache solle sich deutscher Sinn und deutsches Gemüt möglichst treu aussprechen. In dieser Form hat sich Heyse zur Zeit der Befreiungskriege in
–––––––—–– 173 174
Vgl. die bibliografischen Angaben im Anhang. Vgl. dazu Ehrhard (1998: 34f.).
122 seiner Grammatik geäußert.175 Ähnliches findet sich auch im Wörterbuch. Zu dieser Zeit steigert sich die allgemeine patriotische Bewegung noch einmal und lebt dann vor allem unter den Studenten fort, bis damit begonnen wird, nationale und liberale Bewegungen durch die Karlsbader Beschlüsse 1819 zu unterdrücken. Ehrhard (1998) weist nach, dass sich auch nach dieser Zeit der Gedanke, patriotischer Geist müsse sich in der guten Beherrschung der Muttersprache zeigen, in Heyses grammatischen Arbeiten fortsetzt. Innerhalb von Heyses Sprachkontaktlexikografie werden seine Ansichten aus dieser Zeit durch wiederholte Veröffentlichungen der einzelnen Vorworte tradiert, auch über Heyses Sterbejahr 1829 hinaus. Schon zu Lebzeiten Johann Heyses sind seine Söhne Karl, Gustav und Theodor zu einem gewissen Umfang an der Er- bzw. Bearbeitung des Heyse’schen Werkes beteiligt. Sie werden seit der 4. Auflage des Fremdwörterbuches 1825 unter den Zulieferern schätzbarer Beiträge genannt. Vor allem Karl Wilhelm Ludwig Heyse (1797–1855) ist es dann, der nach dem Tod des Vaters unter anderem auch dessen Kontaktwörterbuch weiterführt. Aufgrund seiner frühen Tätigkeit als Hauslehrer – unter anderem von Felix MendelssohnBartholdy und W. von Humboldts jüngstem Sohn – und seiner Stellung als außerordentlicher Professor an der Universität Berlin auf den Gebieten Philosophie und Sprachen wirkt Karl dafür besonders geeignet. Aber auch sein Bruder Theodor hätte die philologischen Voraussetzungen und Erfahrungen gehabt, um sich an der Bearbeitung der väterlichen Werke zu beteiligen. Karl verpflichten die testamentarischen Verfügungen Johann Heyses und sein Pietätsgefühl176 jedoch besonders, sich um die Herausgabe der grammatischen Lehrbücher und Nachschlagewerke zu bemühen. Dass Nachfolge und Rechtsansprüche auf Heyses Werke geregelt werden müssen, scheint mit Hinblick auf bereits bestehende nicht rechtmäßige Drucke notwendig zu sein. Die Schwerpunkte von Karl Heyses Wirken liegen dann auch einerseits in seiner Lehr und Forschungstätigkeit auf den Gebieten der klassischen Philologie und philosophischen Sprachwissenschaft, andererseits auf den Veröffentlichungen der Wörterbücher und Grammatiken seines Vaters. Dabei bearbeitet und aktualisiert Karl die Schriften zum Teil so, dass sie einen neuen Charakter bekommen und als eigene Werke betrachtet werden können. Das gilt namentlich für die grammatischen Arbeiten und liegt unter anderem an seinem mehr wissenschaftlichen als pädagogischen Engagement.177 Aber auch im lexikografischen Bereich ist das dreibändige Handwörterbuch der deutschen Sprache (1833–1849) zwar von Johann Heyse vorbereitet worden, im Wesentlichen doch Karls Werk. Zwischen 1833 und 1853 gibt er außerdem die 6. bis 11. Auflage des Allgemeinen Fremdwörterbuches heraus, welches er in der 9. Auflage stärkeren Änderungen unterzieht, so dass auch hier von einer regelrechten Neubearbeitung gesprochen werden kann. Seit der Publikation des Handwörterbuches sind dieses und das Allgemeine Fremdwörterbuch als Gegenstücke zu betrachten. Das Kontaktwörterbuch wird jedoch anders als bei Campe nie offiziell als Ergänzungsband definiert. Karl Heyse veröffentlicht darüber hinaus eine Kurzfassung des Werkes, das Kleine Fremdwörterbuch, das wiederum
–––––––—–– 175
Vgl. das Vorwort zur Theoretisch-praktischen deutschen Grammatik (1814), v.a. S. 25–31. Auch in der folgenden Auflage von 1820 werden diese Gedanken weitertradiert, vgl. S. 61–69. 176 So schreibt Karl Heyse im Vorwort zur 9. Auflage rückblickend, vgl. Heyse (1844: IV). 177 Vgl. dazu die Einschätzung von Ehrhard (1998: 56–66).
123 mehrfache Auflagen erfährt. Karl stirbt jedoch bereits 1855 und muss somit die Vollendung der 12. Auflage des Allgemeinen Fremdwörterbuches C.A.F. Mahn überlassen. Der Familientradition verpflichtet beteiligt sich Theodor Heyse (1803–1884) an der Herausgabe der 13. Auflage des Fremdwörterbuches. Er übergibt aber die Arbeit relativ früh an A. Otto-Walster. Die Bearbeitung der 14. bis 16. Auflage (1870, 1873, 1879) wird vom dritten Bruder Gustav (1809–1883) in Zusammenarbeit mit Fachkollegen übernommen. Gustav ist Lehrer an einer Realschule in Aschersleben. Auf seinem technischnaturwissenschaftlichen Gebiet zum Professor erhoben fehlt ihm die grammatischphilologische Bildung. Er bemüht sich aber um die Weiterverlegung und Behauptung des väterlichen Werkes gegenüber zweier sogenannter „Raubdrucke“. Die Verlage Cronbach in Berlin und Fries in Leipzig haben am Anfang der 1870er Jahre eine Berliner bzw. Leipziger Ausgabe des Heyse’schen Fremdwörterbuches veröffentlicht und verlegen das erste erfolgreich bis 1902 in einer 20. Auflage und das zweite ebenso erfolgreich bis 1912 in einer 17. Auflage. Dabei berufen sie sich auf eine neue Gesetzgebung zum rechtlichen Schutz des geistigen Eigentums, das die Eigentumsrechte nach dem Tod des Verfassers dreißig Jahre lang sichert. Da Johann Heyses Tod bereits dreißig Jahre zurückliegt, betrachten die Verlage das Heyse’sche Werk als Gemeineigentum. Die Berliner Cronbach stützen sich für ihre Publikation maßgeblich auf die noch von Johann Heyse herausgegebene 5. Auflage. Gustav Heyse veranlasst dies, das Allgemeines Fremdwörterbuch seit der 15. Auflage als einzig rechtmäßige Original-Ausgabe zu bezeichnen. Nach Gustav Heyse und einem ungewöhnlich langen publikationsfreien Zeitraum von 14 Jahren übernimmt 1893 erstmals von Beginn der Bearbeitung an eine Person außerhalb der Familie Heyse die Veröffentlichung einer neuen Auflage. Der Lehrer, Reformer und Dresdner Stadtschulrat Otto Lyon (1853–1912)178 wird der prägende Bearbeiter des HeyseWerkes im deutschen Kaiserreich. Dabei macht die Publikation des Fremdwörterbuches nur einen kleinen Teil seines Schaffens aus. Ähnlich wie Johann Heyse zeichnet sich Lyon durch ein großes pädagogisches Engagement aus, das er mit wissenschaftlicher Forschung verbindet. Er veröffentlicht vor allem Werke, die zum Schulgebrauch bestimmt sind. Zur Zeit der Übernahme der Wörterbuchbearbeitung wirkt er als promovierter Oberlehrer in Dresden. Er ist mit eigenen literaturwissenschaftlichen Arbeiten sowie mit klassenstufenorientierten grammatischen Werken und schulpolitischen Texten hervorgetreten. Das Interesse an schulpolitischen Fragen führt den 1898 zum Professor erhobenen Lyon dazu, sich ab 1900 als Stadtschulrat auf diesem Gebiet noch stärker zu engagieren und für eine Nähe der schulischen Ausbildung zu den gesellschaftlichen Belangen zu sorgen. Hier ergeben sich Parallelen zu Johann Heyses pädagogischen Bemühungen. Daneben versucht Lyon gemeinsam mit anderen Kollegen ältere Standardwerke, zu denen Heyses Grammatiken und das Allgemeine Fremdwörterbuch zählen, durch Neubearbeitung wieder zu Ansehen und Einfluss zu verhelfen. So zeichnet Lyon für die Veränderungen des Allgemeinen Fremdwörterbuches seit der 17. Auflage 1893 bis zur letzten 21. Auflage 1922 verantwortlich. Er betreut sie bis zur 19. Auflage 1910. Danach besorgt Willy Scheel die Herausgabe. Diese besteht vor allem im Abdruck der Lyon-Bearbeitung und einem Anhang, der Scheels Nachträge enthält. Außerdem hat sich Lyon des von Karl Heyse veröffentlichten Kleinen Fremdwörterbuches angenommen und es von der 2. Auflage 1897 bis zur 5. Auflage 1909
–––––––—–– 178
Zur Biografie Lyons vgl. Ehrhard (1998: 69–74); NDB, Bd. 15, S. 590f.
124 betreut. Er wird über seinen Tod im Jahre 1912 bis zur letzten Publikation dieses Wörterbuches 1926 als Herausgeber genannt. Auch hier gibt es in den letzten Auflagen Nachträge von Scheel. Das Kleine Fremdwörterbuch ist dasjenige Nachschlagewerk, das sich aus der Familie der Heyse’schen Kontaktwörterbücher einschließlich der nicht direkt von Johann und Karl Heyse stammenden Arbeiten am längsten hält. Die Berliner und die Leipziger Ausgaben ebenso wie der 1889 von Bernhard Klein publizierte Taschen-Heyse werden seit dem ersten Weltkrieg nicht mehr weitergeführt. Das große allgemeine und das kleine Original erleben noch eine Auflage zur Zeit der Weimarer Republik. Danach bricht die Tradition ab.179
3.2 Zur begrifflichen Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten und zu ihrer Bewertung durch die prägenden Autoren im Heyse’schen Fremdwörterbuch 3.2.1 Johann Heyse Im Gegensatz zu Campe sind für Johann Heyse die Themen Fremdwort und Sprachreinigung keine besonders theoretischen Angelegenheiten. Sicherlich kennt er die programmatischen Auseinandersetzungen eines Campe, der sich nach Heyse um die Reinheit des Deutschen sehr verdient gemacht hat, und auch die Ansichten von Radlof, Kinderling und Jahn, Letzteren hat Heyse in seiner Grammatik ausführlich zitiert. Jedoch mischt sich Heyse über den Rahmen seiner sprachkontaktbezogenen lexikografischen Arbeit kaum in die Diskussion ein. Wie vorgeführt betont Heyse in seinen grammatischen und pädagogischen Werken die Bedeutung einer richtig und rein gebrauchten Sprache, von der er hofft, dass sie bald ebenso stolz von ihren Sprechern angewendet werden würde, wie es andere Nationen mit ihrer Muttersprache tun. Darüber hinaus lässt sich der 1. Auflage seines Allgemeinen Wörterbuchs (1804) nur wenig mehr entnehmen. Auch die späteren Auflagen enthalten keine Diskussion in einer mit Campe vergleichbaren Größenordnung. 1804 spricht Heyse noch nicht von Fremdwörtern, sondern benutzt die Bezeichnungen „fremde Wörter und Redensarten“ (Heyse 1804: IVf.) sowie fremde Ausdrücke, die er „ächtdeutschen Wörtern“ (ebd. VI) gegenüberstellt. Diese Wörter werden im Deutschen sowohl mündlich als auch schriftlich gebraucht, sind nach Heyse in der Muttersprache jedoch „Fremdlinge“ (ebd.), gehören also offensichtlich nicht zum deutschen Wortschatz. Demnach besitzt Heyse wie Campe ein diachronisches Verständnis von Sprachkontaktprodukten. Anders als Campe differenziert Heyse diese jedoch nicht mehr nach Assimilationsgraden oder Verdeutschungsbedürftigkeit. Im Gegenteil unterlässt es Heyse sogar, die Bezeichnung „fremde Wörter“ mit Inhalt zu füllen. Er geht auch nicht auf mögliche Funktionen der von ihm gesammelten Lexeme ein. Heyse scheint eine genauere Klärung des Wörterbuchgegenstandsbereiches für die Benutzung seiner Arbeit nicht für nötig zu halten. Er geht offensichtlich davon aus, dass die Benutzer seines Wörterbuches keiner Definition oder Diskussion bedürfen oder keine wünschen. Auch mit einer Wertung hält er sich zurück. Der von Heyse synonymisch gebrauchte Begriff „Fremdlinge“ deutet aber auf eine tendenziell negative Haltung hin. Die Anerkennung von Campes Werk unterstützt
–––––––—–– 179
1978 kam ein Reprodruck der letzten Auflage von 1922 heraus.
125 diese Annahme. Außerdem nennt Heyse seine Arbeit ebenso wie Campe kurz Verdeutschungswörterbuch, in welchem er ganz selbstverständlich annimmt, dass Verdeutschungen zur Vermeidung von Sprachkontaktprodukten gewünscht werden. Der ausdrücklichste Hinweis auf eine distanzierte Haltung Heyses in der 1. Auflage des Wörterbuches ist seine Äußerung, das Benutzen von Wörtern, die aus anderen Sprachen entlehnt worden sind, sei ein Haschen nach fremdem Gute, das bei dem überschwänglichen Reichtum an deutschen Wörtern nur als lächerlich bewertet werden könne.180 Einen grundsätzlichen Verzicht strebt Heyse jedoch offensichtlich nicht an, denn sein Wörterbuch soll laut Titel nicht nur der Verdeutschung, sondern auch der Erklärung der im Deutschen verwendeten fremden Wörter, der Entlastung mündlicher Erklärungen im Unterricht und schließlich dem richtigen Gebrauch der verzeichneten Lexeme im geschäftlichen und gesellschaftlichen Verkehr dienen. In der 2. Auflage181 wird Heyse etwas konkreter, indem er sich gegen den Missbrauch von kontaktsprachlichen Lexemen ausspricht und sich gegen den Vorwurf wehrt, sein Buch würde den Gebrauch von Entlehnungen begünstigen. Wann dieser Missbrauch jedoch beginnt, lässt er offen. Ebenfalls nicht ausgeführt ist ein Programm zur systematischen Verdeutschung kontaktsprachlicher Lexeme. Heyse weist lediglich darauf hin, dass in den Artikeln für ein Lexem aufgefundene, teils alte, teils neugebildete gleichbedeutende oder wenigstens sinnverwandte „ächtdeutsche“ Ausdrücke zu finden sein werden. Das Vorwort zur 3. Auflage von 1819, herausgekommen nach erfolgreicher Beendigung der Befreiungskriege und in einer Zeit nationalpatriotischen Überschwangs, enthält zwar immer noch keine echte Auseinandersetzung mit Eigenschaften und Funktionen von Sprachkontaktprodukten und kein Programm zum Umgang mit ihnen. Doch wird Heyse in seiner Positionierung zu ihnen konkreter und tendenziöser. Das Wörterbuch wird noch deutlicher als vorher in den Dienst der Reinigung der deutschen Sprache gestellt. Heyse betont noch mehr als zuvor die Verschiedenheit zwischen indigenen und entlehnten Wörtern. Doch er wird bei allem Engagement für den Gebrauch des Deutschen in allen Bereichen des Lebens und bei allem Stolz auf das Vaterland nicht zu einem radikalen Verfechter des Purismus. Zunächst beschreibt er ein fremdes Wort ausdrücklicher als zuvor als ein Wort, das aus einer fremden Sprache stammt. Gemeint ist das äußere Lehngut. Formen des inneren Lehngutes werden nicht als solche angesehen. Eine tiefere Differenzierung der äußeren Entlehnungen gibt es jedoch immer noch nicht. Dafür wird die Gegenüberstellung deutsch – fremd noch häufiger als in den früheren Auflagen erwähnt, optisch hervorgehoben und dabei der Reichtum des deutschen Wortschatzes und die Entbehrlichkeit der meisten der gesammelten „Fremdlinge“ betont. An die Heraushebung der vorhandenen Vielfalt der deutschen Lexik schließt sich die anerkennende Erwähnung des erwachten Strebens deutscher Schriftsteller an, diese Vielfalt auch zu nutzen. Wie Campe hält Heyse die Schriftsteller für herausragende Träger und Verbreiter des Reinigungsgedankens, da sie für viele Menschen Vorbilder im Schreiben und Sprechen seien. Gerühmt werden in diesem Zusammenhang auch die Aktivitäten von puristisch engagierten Gelehrten, von denen Heyse Campe, Moritz, Kinderling, Kolbe, Petri und Müller namentlich erwähnt und Moritz sogar zitiert. Heyse schließt sich offensichtlich Moritz’ Verständnis über die deutsche Sprache an, die sich, da sie nach Moritz ursprünglich rein gewesen war, bis heute sträube, „ir-
–––––––—–– 180 181
Vgl. Heyse (1804: VI f.). Eingesehen wurde die Fassung von 1809.
126 gend eine Mischung von fremdem Zusatze in sich aufzunehmen und zu dulden“ (Heyse 1819: XI) und in der entlehnte Wörter ihres „Bürgerrechts“ (ebd.) nie ganz sicher sein könnten. Heyse stellt nun nach mehreren Jahren puristischen Engagements in Deutschland fest, dass bereits eine ganze Reihe von neugebildeten Wörtern in Gebrauch gekommen seien und besonders die Rechtsgelehrten sich um den Übergang ihrer Fachsprache zum Deutschen bemühen. Diese Veränderung und die zu wünschenden Entwicklungen in anderen Sprachbereichen, besonders auf dem Gebiet der Militärsprache und Titelbezeichnungen, verknüpft Heyse, wie bereits in seiner ein paar Jahre zuvor erschienenen Grammatik mit einem ansteigenden Nationalstolz. Seiner Sprachauffassung nach sollten Sprachzustand und Nationalbewusstsein miteinander übereinstimmen. Dieses Ziel sei jedoch noch nicht erreicht. Die verwendeten Titel aus dem Französischen zum Beispiel stehen mit dem deutschen Lebensgefühl noch deutlich im Widerspruch. Und die Franzosen, so Heyse, müssen es lächerlich finden, wenn deutsche Krieger französische Bezeichnungen tragen und sich in einem französisch-deutschen Mischmasch austauschen. Andere veränderungswürdige Sprachbereiche wie die des Handels und der Medizin werden erwähnt. So bleibe gegen die “leidige deutsche Sprachmengerey“ (ebd. XII) noch viel zu tun. Heyse möchte mit seiner lexikografischen Tätigkeit dazu beitragen, die Entbehrlichkeit vieler Entlehnungen augenscheinlich zu machen und ihre „Verbannung kräftig“ (ebd. XIII) zu fördern, betont aber ebenfalls, bis zur Erreichung des Zieles für die Verständlichkeit jener „Mengesprache“ (ebd.) Hilfe leisten zu wollen. Gleichzeitig warnt Heyse nach seiner Sympathiebekundung für die Sprachreinigung vor Übertreibung und vor einer Übertragung von Antipathien gegen bestimmte Lexemgruppen auf nichtsprachliche Bereiche, besonders auf Personen. Der vernünftige Deutsche [wird] den Einzelnen nicht verketzern, dem noch ein französisches oder anderes fremdes Wort, besonders in der Umgangssprache, entfährt [...] Vaterländisch gesinnt und deutsch seyn heißt ja nicht grob seyn und auf alles Fremde schimpfen. (ebd.)
Liebe zur Muttersprache solle nicht in Wut oder Wahn umschlagen und Veränderungen im Sprachgebrauch können nur allmählich und nicht mit Gewalt erreicht werden. Heyse macht also noch einmal deutlich, dass ein Engagement für einen fremdwortreduzierten Sprachgebrauch natürlich mit einem hohen Grad an Patriotismus verbunden sei, er aber nationalistische Hetze, die sich der Konsolidierung, Verbesserung und Verbreitung der Nationalsprache als Aktionsfeld bediene, ablehne. Außerdem weist Heyse darauf hin, dass ein gewisser Anteil an Entlehnungen im deutschen Sprachgebrauch noch nicht den Charakter der Sprache verändere. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass er ihren Gebrauch zumindest unter gewissen Umständen und in einem gewissen Maß duldet. Die Umstände und das Maß gibt er jedoch nicht an. Dieses festzulegen überlässt er offensichtlich den Nutzern seines Wörterbuchs selbst. Außerdem warnt Heyse davor, beim Ersatz von bisher verwendeten kontaktsprachlichen Lexemen zu viele neue unbekannte Wörter auf einmal zu verwenden. Heyse spricht sich deutlich für eine langsame, bedachte, möglichst auf vorhandenes Wortmaterial zurückgreifende Reinigung und Bereicherung der Sprache aus, die durch Sprachkenner, nicht durch jeden noch so engagierten Patrioten vorangetrieben werden sollten. Sowohl der gute Geschmack, als auch die Klugheit verbieten daher gleich stark das Anhäufen und übertriebene Einmischen ungewöhnlicher, wenn auch an sich noch richtig gebildeter, neuer deut-
127 scher Wörter in einem und demselben Vortrage, und rathen dagegen hier [...] zur Mäßigung und Sparsamkeit. (ebd. XIV)
Johann Heyses Auffassung und Bewertung zum Umgang mit Sprachkontaktprodukten lassen sich damit als gemäßigt puristisch beschreiben, die von einer realistischen und pragmatischen Einschätzung zu den Möglichkeiten der Reinigung einer Sprache und den Notwendigkeiten zur Aufrechterhaltung ihrer kommunikativen Funktion geprägt sind, aber auch von der nationalpatriotischen Stimmung der Zeit beeinflusst werden. Er zeigt sich in dieser 3. Auflage des Fremdwörterbuches puristisch weit engagierter als noch 1804. Sein Engagement wirkt aber recht unverbindlich und wenig konkret. Heyse schreibt nicht vor, sondern empfiehlt einen bewussten, sparsamen Umgang mit Sprachkontaktprodukten und wünscht Vorschläge nur von fachlich versierten Personen. Damit zeigen sich deutliche Parallelen zu den dargestellten Ansichten der Frankfurter Gesellschaft. Dementsprechend richtet Heyse auch sein Wörterbuch aus. Die eben vorgestellte Haltung zum Gegenstandsbereich seines kontaktsprachlichen Nachschlagewerkes bleibt bis zum Todes Heyses seine offizielle Meinung. Das Vorwort zur 3. Wörterbuchauflage wird in den folgenden Auflagen wiederholt und sogar bis zur 8. Auflage, also über Heyses Tod hinaus abgedruckt. Die hinzukommenden Vorreden zur 4. bis 8. Auflage (1825–1838) greifen das Thema nicht mehr auf.
3.2.2 Karl Heyse und seine Nachfolger Erst mit der 9. stark überarbeiteten Auflage von 1844 entscheidet sich Karl Heyse für eine eigene Besprechung und Bewertung seines Bearbeitungsgegenstandes im Wörterbuch. Er beschreibt dabei genauer als der Vater Heyse, was er unter fremden Wörtern bzw. Fremdwörtern versteht und differenziert sie in verschiedene Klassen. Seine Ansichten zum Fremdwortgebrauch und den in Deutschland vorhandenen puristischen Aktivitäten formuliert er jedoch größtenteils in den Worten seines Vorgängers. Er führt aber auch eigene Überlegungen über die Voraussetzungen und die Machbarkeit einer fremdwortbezogenen Sprachreinigung an. Im ersten großen Teil des Vorwortes, in dem es um die Neuausrichtung und den Inhalt des Wörterbuches geht, spricht Karl Heyse zunächst sehr wertfrei über äußeres Lehngut. Er benutzt dazu regelmäßig die Bezeichnung ‚Fremdwort’. Zu Beginn des Jahrhunderts eingeführt hatte sie sich um 1844 offensichtlich bereits etabliert. Heyse verwendet sie ohne zusätzliche negative Attribuierung und variiert auch nicht mit herabsetzenden Synonymen, wie es Johann Heyse getan hat. Sehr selten benutzt Karl Heyse noch die ältere Bezeichnung ‚fremdes Wort’. Im Rahmen der Auswahlbesprechung für seine Neubearbeitung beschreibt er Fremdwörter als „aus fremden Sprachen entlehnte oder aus einem deutschen Stamm fremdartig gebildete Wörter“ (Heyse 1844: V). Sie müssen also ganz oder teilweise aus entlehntem Sprachmaterial bestehen. Heyse bestimmt seinen Fremdwortbegriff demnach zunächst von der formativen Seite der Wörter her und schließt dabei das innere Lehngut aus. Dann spielt die Herkunft des Wortmaterials aber eine besondere Rolle. Die Sprache, in der das Wort gebildet wurde, muss nicht eine Fremdsprache, sondern kann auch die Muttersprache sein. Dann muss das Lexem jedoch „fremdartige“ Elemente, vorzugsweise Ableitungsmorpheme besitzen. Heyse fasst damit offensichtlich nicht nur direkte Entlehnun-
128 gen unter seinen Fremdwortbegriff, sondern auch sogenannte im Deutschen entstandene Hybridbildungen. Demnach ist Heyses Fremdwortverständnis nicht rein diachron, sondern auch merkmalsbezogen ausgerichtet. Die nicht direkt entlehnten Lexeme differenziert Karl Heyse an späterer Stelle in ursprünglich deutsche, aber im Mittelalter latinisierte Wörter, solche also, die zunächst keine fremdsprachliche Endung besessen haben, und solche Wörter, die „mit fremdartiger Endung von deutschen Stämmen gebildet“ (ebd. VII) worden sind wie die verzeichneten Blumist, Stellage. Dass Heyse in seiner Beschreibung keine Lexeme erwähnt, die ein entlehntes Grundmorphem und indigene Ableitungsmorpheme besitzen, kann daran liegen, dass er solche Erscheinungen wohl eher als Assimilationsresultate ansieht. Dagegen führt er Wörter an, die aus dem Deutschen entlehnt, „durch eine fremde Sprache hindurchgegangen“ (ebd.), dort also verändert, dann aber in der veränderten Form wieder zurückentlehnt worden sind, sogenannte Rückentlehnungen. Heyse nennt z.B. Bivouac, Bouteille und Bresche. Zu den zu erhellenden Fremdwörtern zählt Karl Heyse außerdem fremdsprachige Eigennamen. All diesen Formen von Fremdwörtern, die sowohl Fachwörter umfassen, welche lediglich einzelnen Wissenschaftssprachen angehören, als auch solche Wörter, die „aus den engeren Kreisen bestimmter Wissenschaften in die weiteren des gemeinen Lebens übergegangen und Eigenthum der Nation“ (ebd. V) geworden sind, stellt Heyse deutsche Wörter gegenüber. Die Unterscheidung deutsch – fremd tritt sehr deutlich bei der Besprechung der Eigennamen hervor, findet sich aber auch bei der Beschreibung der in den Wörterbuchartikeln angegebenen Verdeutschungen. Sie bleibt zunächst ohne Wertung. Heyse betont nur, dass er übelgebildete Neuwörter tilgen, aber wohlgebildete dann anführen will, wenn sie sich als angemessene sinnverwandte Verdeutschungen einsetzen lassen. Diese Verdeutschungen hebt Heyse zunächst nicht über ihre kontaktsprachlichen Entsprechungen. Dagegen geraten die Entlehnungen im Zusammenhang mit Assimilationsvorgängen im Laufe ihres Gebrauchs im Deutschen in ein negatives Licht. Bei den Erklärungen zur Kennzeichnung der Wortbetonung in den Wörterbuchartikeln favorisiert Karl Heyse deutlich die Beibehaltung der ursprünglichen, aus den Herkunftssprachen stammenden Aussprache und lehnt Verschiebungen des Wortakzents und Änderungen in der Quantität und Qualität der Vokale als falsche Betonung ab. In den Artikeln will er sich über bereits vorhandene Assimilationstendenzen hinwegsetzen. Diese Vorgehensweise verleiht dem Wörterbuch einen normativen Charakterzug. Noch offener bezieht Heyse gegen Assimilationserscheinungen in der Schreibung von Sprachkontaktprodukten Stellung. Er bezeichnet es als „Unsitte, die Fremdwörter ganz nach ihrer deutschen Aussprache umzugestalten“ (ebd. XI). Er nennt die Anpassungsvorgänge an die deutschen Phonem-Graphem-Beziehungen barbarisch und unorganisch, da sie Verknüpfungen zur Herkunftssprache zerstören, die inhaltlich und etymologisch wertvoll sind. Er bewertet orthografische Veränderungen außerdem als nutzlos, da sie keine Verbesserung für das Verständnis der Wörter bewirken. Karl Heyse favorisiert also einen möglichst unassimilierten Gebrauch äußeren Lehnguts im Deutschen und spricht sich gegen jede Anpassung aus. Vielleicht ist das der Grund, warum er nicht auf Lehnwörter zu sprechen kommt. Die allgemeine Wertung zur Existenz von Sprachkontaktprodukten im Deutschen erscheint in der Begründung seiner Ansichten am Ende der Besprechungen zur Aussprache und Schreibung. Sie ist als Regel formuliert und leitet zur eigentlichen Stellungnahme über:
129 Man lasse vielmehr den Fremdwörtern ihr eigenthümliches undeutsches Gewand, als das Kennzeichen ihrer Fremdheit, welches uns beständig mahnen soll, unsere reiche und schöne Muttersprache mehr und mehr von diesen fremdartigen Eindringlingen zu reinigen.“ (ebd.)
Dies ist die erste deutliche Bemerkung von Karl Heyse dazu, dass er dem im Deutschen gebrauchten Lehnwortschatz wesentlich weniger neutral gegenübersteht, als es bisher den Anschein hatte. Er spricht zum ersten Mal von Eindringlingen und verweist auf einen Reinigungsbedarf der deutschen Sprache. Doch Heyse differenziert seine Wertung, indem er nur denjenigen Sprachreinigungseifer insbesondere unter den jüngeren Schriftstellern lobt, welcher sich auf diejenigen Lexeme bezieht, die nicht schon völlig eingebürgert sind oder aus Bezeichnungsmangel für etwas im deutschsprachigen Gebiet nicht oder bisher nicht Vorhandenes doch eher bereichernd wirken, also auf solche, für die es entsprechende deutsche Wörter gibt oder geben könnte, welche sich im Gebrauch aber noch nicht durchgesetzt haben. Karl Heyse tritt demnach nicht für eine pauschale und radikale Verdrängung, sondern für eine ausgewählte Fremdwortvermeidung ein. Während er die Aktivitäten der Schriftsteller würdigt, appelliert er besonders an Regierungen und Staatsbehörden, sich ebenfalls der Sprachreinigung anzunehmen und sie zu fördern, denn auch Heyse erkennt in den Mächtigen der Länder die Akteure, die am schnellsten und wirkungsvollsten „die Verbannung ganzer Massen von Fremdwörtern“ (ebd.) durchsetzen könnten. Er spricht die Regierenden nicht zuletzt deswegen an, weil er im Sprachgebrauch des von ihnen dominierten Kriegs- und Finanzwesens, in der Gerichts- und Gesetzessprache und in der Beamtenbenennung große fremdwortpuristische Defizite wahrnimmt, die nicht von Einzelnen, sondern eher durch Dekrete behoben werden können. Karl Heyse schließt sich bei seiner Einschätzung ganz den Worten seines Vaters aus der vorgestellten 3. Auflage von 1819 an, indem er sie ausführlich zitiert und dabei ihre Aktualität hervorhebt. Dieser hatte einerseits die Sprachmengerei in den zuvor genannten Bereichen verurteilt, andererseits davor gewarnt, jede einzelne Fremdwortanwendung zu verketzern. Der Sohn wiederholt die Warnung vor Übertreibung und Übereilung puristischer Aktivitäten und vor einer Anhäufung von Neubildungen (indirekten Lehnprägungen) innerhalb eines Textes. Er spricht außerdem die Gefahr einer sprachlichen Abschottung, aber auch gesellschaftlich-politischen Isolation gegenüber dem Ausland an, die Deutschland mehr schaden als helfen würde. Wozu Karl Heyse stattdessen aufruft, ist die Aufnahme und Einverleibung des Guten aus dem Ausland, damit Deutschland weiterhin das Zentrum der Weltbildung182 bleibe. Sprachlich heißt das für ihn, die Form des Deutschen rein zu erhalten, doch die Inhalte, Begriffe und Ideen nicht zurückzuweisen. In diesem Zusammenhang appelliert Heyse auch an den deutschen Volksgeist, bringt den Zustand des deutschen Volkes und den Charakter seiner Sprache in ein Abhängigkeitsverhältnis zueinander und postuliert, dass das höhere Geistesleben einer Nation nur auf dem natürlichen Boden der angestammten Volksart gedeihen könne. Bei all seinen Aufrufen zu einer gemäßigten und bedachten, aber gründlichen Reinigung des Deutschen stellt Karl Heyse ebenso wie sein Vater kein ausführliches Programm zur Verdeutschung auf. Er bietet jedoch als Hilfe das Fremdwörterbuch, das die Käufer nach ihrem Ermessen nutzen sollen. In ihm will er möglichst viele Ersatzwörter neben oder statt ihrer Erklärung vorstellen und übelgebildete aussondern.
–––––––—–– 182
Nach Karl Heyses Auffassung, vgl. Heyse (1844: XI).
130 Im Vorwort zur 11. Auflage wird Karl Heyse konkreter. Er spricht nun von überflüssigen und vorübergehenden Fremdwörtern, die er im Laufe der Zeit durch Verdeutschungen ersetzt sehen möchte. Er hofft dazu einen Beitrag geleistet zu haben, indem er sprach- und sachgemäß eigene Wörter gebildet, Schriften klassischer Verfasser durchgesehen, in älteren Sprachstufen gesucht und in Mundarten gesammelt habe. Damit nennt Heyse mögliche Quellen für eine Reinigung und Bereicherung der hochdeutschen Sprache Ähnliche hatte bereits Campe beschrieben. Heyse verzeichnet im Übrigen auch neue Verdeutschungsvorschläge anderer Personen und Gruppen, namentlich solche von der Berliner Gesellschaft, die Lexeme aus der Militärsprache übertragen hat. Heyse bietet sein Wörterbuch also als Plattform für die Bekanntmachung und Verbreitung von noch nicht etablierten Lexemen an. Damit enthält das Wörterbuch ein weiteres normatives Moment. Wie die Bemerkungen Johanns von 1819 für die 4. bis 8. Auflage werden die Äußerungen von Karl Heyse aus der 9. und 11. Auflage maßgeblich für die folgenden Ausgaben des Fremdwörterbuches. Sie werden von den unmittelbaren Nachfolgern Karl Heyses in Form von vollständigen bzw. gekürzten Abdrucken der beiden Vorworte wiederholt, höchstens hinsichtlich ihrer fortdauernden Aktualität bestätigt. Gustav Heyse führt in der 16. Auflage 1879 als ergänzende Bemerkung bezüglich der Neuaufnahme von Lexemen ins Wörterbuch lediglich noch an, dass als Ursachen für die neuen Entlehnungen und ihre Verbreitung der wachsende Weltverkehr und das Eindringen naturwissenschaftlicher Themen in das allgemeine, vor allem wirtschaftsbürgerliche Leben anzusehen seien. Damit werden im Werk erstmals Gründe für Entlehnungsprozesse genannt. Außerdem rühmt er das von seinem Bruder Karl noch angemahnte puristische Bestreben mancher Behörden, namentlich der Post, die sich mittlerweile darin engagiere, bisher genutzte Fremdwörter ihres Bereiches zu ersetzen. Zu einer eigenen ausführlichen Besprechung entschließt sich Gustav Heyse aber nicht. Das tut auch Otto Lyon nicht, obwohl dies in Anbetracht der im Titel der 17. Auflage angekündigten Berücksichtigung der amtlichen Erlasse über Verdeutschungen zu erwarten gewesen wäre. Lyon gibt sich äußerst neutral, redet nur einmal von eingedrungenen Fremdwörtern, streicht dafür aber sogar die bewertenden Äußerungen Karl Heyses aus dem Abdruck der 9. Auflage. Bemerkenswert an der Vorrede Lyons ist aber seine Angabe der für die Überarbeitung der Verdeutschungen benutzten Quellen. Außer den bereits im Titel angekündigten amtlichen Erlassen hat sich Lyon auch der damals erfolgreichen und von ihm als trefflich bewerteten Verdeutschungswörterbücher von Hermann Dunger und Otto Sarrazin sowie Veröffentlichungen des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins bedient. Wie Karl Heyse versucht hat, durch das Wörterbuch Verdeutschungsvorschläge der Berliner Gesellschaft für deutsche Sprache bekannt zu machen, trägt Lyon mit ihm zur Verbreitung der Verdeutschungen aus dem Umkreis des ADSV bei. Nach der oben erwähnten Bewertung der Wörterbücher zu beurteilen, beobachtet Lyon deren Bestrebungen sehr wohlwollend. Wie viel er von ihnen entnommen hat, kann im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht geklärt werden. Bis zum Ende der Wörterbuchpublikation zeichnen sich die Vorreden auch nach Lyons Tod durch eine auffällige Zurückhaltung in der Besprechung ihres Wörterbuchgegenstandsbereichs aus. Die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ansteigende puristische Empörung gegen einen Fremdwortgebrauch und auch dessen Verteidigung überlassen Lyon und der Bearbeiter Scheel anderen Medien.
131 3.3 Zur Programmatik des Heyse’schen Fremdwörterbuches im Titel und in den Vorreden – Motivation, Zweck und Adressatenausrichtung Wie bei vielen anderen lexikografischen Werken beeinflussen die Ansichten der Wörterbuchautoren des Heyse’schen Werkes über ihren Wörterbuchgegenstandsbereich die Programmatik ihrer Arbeit. Daneben hat sich auch das berufliche Engagement der prägenden Herausgeber in die funktionale Ausrichtung und den Adressatenbezug des Nachschlagewerks eingeschrieben. So spielt zu Beginn der Publikation der pädagogische Hintergrund Johann Heyses eine besondere Rolle. Laut Vorrede zur 1. Auflage ist die Erarbeitung des Allgemeinen Wörterbuches (1804) veranlasst durch eine ergebnislose Suche nach einem schülergerechten Hilfsmittel zur schnelleren und selbstständigen Aneignung von Entlehnungen zu Hause, aber auch zur Vermittlung der Semantik und des richtigen Gebrauchs kontaktsprachlicher lexikalischer Elemente inklusive verdeutschender Äquivalente im Unterricht. Heyse hofft durch ein solches Buch Zeit zu sparen, die bisher auf mündliche Erklärungen von Entlehnungen gelegt werden musste, um stattdessen andere Themen, namentlich Aspekte der deutschen Sprache tiefer behandeln zu können. Von den bisher entstandenen Schriften und Nachschlagewerken scheint Heyse keines für diese Zwecke geeignet, da sie entweder vom herrschenden Schreibgebrauch abweichen, unvollständig oder umgekehrt so bändereich und damit teuer sind, dass sie sich kaum jemand, am wenigsten Schüler leisten können. Außerdem hat Heyse bei vielen Arbeiten orthografische Widersprüchlichkeiten festgestellt, durch die sie für seine Zwecke unbrauchbar sind. Ähnlich wie bei Campe entsteht Heyses Wörterbuch also aus einer Unzufriedenheit mit der bisherigen lexikografischen Praxis. Während Campe jedoch eher das bisherige sporadische Interesse an der Verzeichnung von interlingualen Einheiten in Wörterbüchern und das inkonsequente Engagement für ihre Verdeutschung moniert und für sich ein Instrument für die Verbreitung und Diskussion seiner fremdwortpuristischen Ideen schafft, um zur Entstehung einer reineren deutschen Hochsprache und einer allgemeinen Erhöhung der Volksbildung beizutragen, sucht Heyse ein Wörterbuch zur Befriedigung unmittelbarer kommunikativer Bedürfnisse und lehr und lernerorientierter Sprachfragen und erst in zweiter Linie ein sprachtheoretisch untermauertes und auf Veränderung des Sprachgebrauchs abzielendes Werk. Aus seiner Einschätzung der zeitgenössischen Wörterbuchlandschaft entsteht der Entschluss, ein eigenes Wörterbuch zu erarbeiten, das möglichste Vollständigkeit in der Makrostruktur mit mikrostruktureller Kürze verbinden, dabei verständlich und preiswert bleiben und sich für den Einsatz sowohl in als auch außerhalb der Schule, namentlich im bürgerlichen Geschäfts- und Gesellschaftsleben eignen soll. Mit dieser Zielstellung passt das Wörterbuchkonzept sehr gut zu Heyses pädagogischen und gesellschaftlichen Vorstellungen. Die inhaltliche Zielsetzung des daraufhin entstandenen Buches schildert Heyse in dessen Vorwort im Zusammenhang mit der Darstellung des lexikografischen Entstehungsprozesses. Hier schreibt Heyse, dass er aus den unterschiedlichsten mündlichen und schriftlichen Quellen übliche Wörter und Redensarten aus allen Gebieten gesammelt hat, um zu ihnen unter sorgfältiger Vergleichung und Prüfung der Quellen und mit Hilfe von fachkundigen Freunden Verdeutschungen und Erklärungen anzubieten, die den Bedürfnissen und Kenntnissen sowohl gebildeter als auch ungebildeter Leser entgegenzukommen haben. Die angebotenen Verdeutschungen versteht Heyse als gleichbedeutende oder wenigstens sinnverwandte Synonyme zu den verzeichneten Entlehnungen. Ihre Vorführung im Wörterbuch
132 soll dazu dienen, den „überschwänglichen Reichthum unserer eigenen Sprache“ (Heyse 1804: VII) zu zeigen, damit ihn die Leser möglichst früh schätzen und gebrauchen lernen. Den Lehrern, aber auch den Schriftstellern und Übersetzern bietet Heyse das Wörterbuch dann auch als Synonymik an, die bei der Suche nach einem passenden „ächtdeutschen“ (ebd. VI) Lexem zur Erreichung einer reineren deutschen Ausdrucksweise dienlich sein könne. Entsprechend seiner gemäßigten Haltung propagiert Heyse sein Wörterbuch nicht als Mittel für einen puristischen Kampf. Es ist ein Angebot an diejenigen, die konkrete Hilfe beim gelegentlichen Ersetzen, auch beim Verdrängen von Sprachkontaktprodukten haben wollen. Zum Teil sollen die Verdeutschungen aber offensichtlich auch der Bedeutungserklärung dienen. Wo sie dafür nicht ausreichen, will Heyse ihnen zusätzliche Erläuterungen beistellen. Trotz ihrer Kürze haben diese die Aufgabe, vor allem denjenigen, die sich nicht anderswo und tiefer informieren können oder wollen, das Wissenswürdigste vorzustellen. Heyse denkt dabei offensichtlich nicht nur an Erklärungen der Wortbedeutung, sondern auch an Sachangaben zu „Gegenständen aus der Natur und Kunst“ (ebd. VII). Dass es Heyse neben dem Verdeutschungs- und Rezeptionsangebot auch um die Vermittlung der korrekten Verwendung von Sprachkontaktprodukten geht, zeigt die Aufmerksamkeit und Sorgfalt, mit der er ihre äußeren Merkmale und ihre Bedeutung beschreiben möchte. In welcher Form das geschehen soll, führt er in der Vorrede als Erläuterungen zur Mikrostruktur vor. Die konkreten Angaben in den einzelnen Wörterbuchartikeln dienen nach Heyse dazu zu zeigen, wie die Wörter „beym Sprechen und Schreiben [...] zu gebrauchen“ (ebd. IX) sind und Missgriffe vermieden werden können. Die Ausspracheangaben sollen z.B. dabei helfen, mögliche Schwierigkeiten in der Übertragung des geschriebenen Wortes ins Mündliche zu überwinden. Heyse stellt also das Buch eindeutig auch in den Dienst der Textproduktion. Er geht offensichtlich davon aus, dass es – zumindest noch – eine große Anzahl von Personen gibt, die nicht vorhat, Entlehnungen zu vermeiden, sondern in ihrer Kommunikation einzusetzen. Heyse verweist außerdem darauf, dass es auch eine Reihe von Sprachkontaktprodukten gibt, die nicht gut verdeutscht werden können. Darum legt er letztlich ein Wörterbuch vor, das in seiner Ausrichtung den Gebrauch von Entlehnungen vielleicht nicht direkt fördern will, ihn trotz vorhandener Verdeutschungsangebote zumindest aber nicht besonders einschränkt. Mit Blick auf Heyses gemäßigt puristische Haltung ist dies nicht überraschend. Im Rahmen des bisher Gesagten sind schon einige Male die Adressaten des Wörterbuches zur Sprache gekommen. Heyse hat an verschiedenen Stellen seiner Vorrede unterschiedlich konkret Personengruppen genannt, an die er seine Arbeit adressiert. Ausgehend von seinen Erfahrungen als Lehrer ist das Wörterbuch zunächst an Schüler und Lehrer gerichtet. Daneben hofft er auf einen Benutzerkreis unter Schriftstellern und Übersetzern, Menschen des bürgerlichen Geschäfts- und Gesellschaftslebens sowie schließlich alle Gebildeten und an Bildung Interessierten. Auf dem Titelblatt des Wörterbuchs schränkt Heyse den Adressatenkreis der Arbeit dann gar nicht mehr ein. Die Schulen zwar immer noch besonders hervorhebend heißt es dort zusammenfassend, dass allen, die sich von den zuvor genannten Absichten des Werkes angesprochen fühlen, wörtlich: allen, welche fremde Ausdrücke richtig verstehen und gebrauchen oder auch vermeiden wollen, dieses Buch empfohlen wird. Auch in Bezug auf Funktion und Inhalt der Arbeit liest sich der vollständige Titel des Wörterbuches wie eine Zusammenfassung der dargestellten lexikografischen Programmatik. Heyse bietet ein Allgemeines Wörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Wörter und Redensarten zum bequemen
133 Gebrauch für alle die, welche jene Ausdrücke, richtig verstehen und gebrauchen, oder vermeiden wollen, insonderheit für Schulen. Hinter diesem Titel verbirgt sich ein kontaktsprachliches Nachschlagewerk bestehend aus 2 Bänden mit insgesamt 870 Seiten, auf denen die Vorrede zur 1. Auflage (S. III–XII), ein Verzeichnis der im Wörterbuch gebrauchten Abkürzungen (S. XIII–XIV) und das Wörterverzeichnis (Teil 1: A–K, Teil 2: L–Z) niedergelegt ist. Glaubt man der Vorrede zur 2. Auflage von 1807, verfehlt das Allgemeine Wörterbuch von 1804 mit dieser Form zunächst einen Teil seiner Adressaten. Die 1. Auflage war zu groß und zu teuer geraten, so dass sie sich weniger kaufkräftige Geschäftsleute und ärmere Schüler nicht leisten konnten. Um eine wohlfeilere Ausgabe anbieten zu können, entscheidet sich Heyse dafür, nicht die Anzahl der Lemmata zu verringern, sondern die Wörterbuchartikel zu überarbeiten, um sie kürzer und bündiger zu halten. So muss er den grundlegenden Charakter des Wörterbuches – Vollständigkeit in der Lemmaauswahl und Verständlichkeit bei Verdeutschung und Erklärung – nicht ändern. Es findet jedoch eine programmatische Schwerpunktverlagerung statt. In der 2. Vorrede betont Heyse stärker als zuvor die Verdeutschungsfunktion des Buches. Die Erklärungsfunktion wird durch die vorgesehenen Kürzungen semantischer und enzyklopädischer Angaben in den Hintergrund gerückt, aber nicht völlig aufgegeben. Das Wörterbuch soll immer noch dazu befähigen, interlinguale Einheiten besser verstehen und richtig schreiben zu können, doch eben auch im mündlichen und schriftlichen Gebrauch entbehrlicher zu machen. Heyse zeigt diese Verlagerung auf dem Deckblatt deutlich an, indem er die Kurzbezeichnung des Allgemeinen Wörterbuchs in den Titel aufnimmt, dafür den Hinweis auf den richtigen Gebrauch entfernt und es nun Kurzgefasstes Verdeutschungs-Wörterbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache mehr oder minder gebräuchlichen fremden Ausdrücke. Nebst der nöthigen Erklärung für Schulen und unbemittelte Geschäftsmänner nennt. Heyse erarbeitet eine von der Anlage gleiche, doch halb so starke Ausgabe von 444 Seiten in einem Band, die in ihrer veränderten Form offensichtlich sehr erfolgreich ist, da mehrere Nachdrucke von ihr erscheinen. Mit dem Kurzgefassten Verdeutschungsbuch kommt Heyse seinem Ziel der gedrängten Vollständigkeit, die in der 1. Auflage ja bereits so betont worden ist, ein Stück näher. Die Gedrängtheit ist Grundlage dafür, dass die Lemmaanzahl in den folgenden Ausgaben immer weiter ansteigen kann, ohne dass die Arbeit wieder zu einem mehrbändigen Werke wird. Durch die Kurzgefassten Auflagen will Heyse jedoch das große Allgemeine Wörterbuch nicht obsolet machen. In der Vorrede zur 2. Auflage versucht er beide Ausgaben nebeneinander zu etablieren. Er betont die Eigenständigkeit der schmaleren Arbeit gegenüber dem Allgemeinen Wörterbuch, das Heyse aufgrund dessen genauerer Erklärungen nun als das wissenschaftlichere beschreibt. Es entwickeln sich jedoch nicht zwei Werke nebeneinander, sondern aus dem jeweils vorherigen das folgende. Die 3. Auflage (1819) erhält dann laut Vorrede noch stärker als bereits 1807 die Funktion der Ersetzungshilfe. Das Hauptaugenmerk dieser Vorrede liegt auf der puristisch geprägten Auseinandersetzung mit dem Wörterbuchgegenstandsbereich. Trotz Verschärfung des puristisch-nationalpatriotischen Tons weist Heyse im Titel aber wieder, nur eher implizit auf die Wörterbuchfunktion der Produktionshilfe hin, indem er die mikrostrukturellen Angaben der Aussprache und Betonung zu den eingetragenen Lemmata anspricht, ohne
134 dabei den Begriff des Gebrauches zu nutzen.183 Das umfassende Programm des Wörterbuches wird hauptsächlich durch die Wiederholung der Vorrede aus der 2. Auflage vorgestellt.184 Hier sind alle drei Funktionen offen genannt. Diese Praxis der Wiederholung der alten und Hinzufügung der neuen Vorreden wird bis einschließlich zur 8. Auflage beibehalten. Dies zeigt am eindrücklichsten, dass Heyse und seine Nachfolger die programmatische Ausrichtung des Wörterbuches bis dahin grundsätzlich nicht ändern wollen. Gewisse Neuerungen oder Verlagerungen finden dennoch statt und schreiben sich, wie vorgeführt, in die Titel der Auflagen ein. Für die 4. Auflage 1825 hatte Heyse z.B. die Bezeichnung Fremdwörterbuch gewählt. Dies ist insofern lexikografiehistorisch bedeutend, weil es das erste Mal ist,185 dass diese Bezeichnung für den Titel eines kontaktsprachlichen Nachschlagewerks benutzt wird. Heyse erwähnt die Bezeichnung bereits im Vorwort der 3. Auflage, ohne sie jedoch auf seine Arbeit anzuwenden. Nun versucht er sich offensichtlich durch sie von einer zu starken, aber selbst hervorgerufenen Festlegung auf die Verdeutschungsfunktion seiner Arbeit zu lösen, die er laut Vorwort als Beschränkung empfindet, da eben doch bei zunehmender Lemmazahl auch Erklärungen ohne Verdeutschungen eingetragen sind. Heyse will seine Arbeit offensichtlich nicht als reines Verdeutschungs-Wörterbuch verstanden wissen. Ob dies mit der veränderten politischen Situation im entstandenen Deutschen Bund und der abflauenden puristischen Diskussion zusammenhängt, kann nur vermutet werden.186 Im Zusammenhang mit der Umbenennung des Werkes in Fremdwörterbuch findet auch eine Ausweitung des Buches auf über 700 Seiten statt. In der 5. Auflage von 1829 trägt Heyse dem Rechnung und benennt das Buch wiederum um in Allgemeines Fremdwörterbuch oder Handbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Ausdrücke. Mit Bezeichnung der Aussprache, der Betonung und der nöthigsten Erklärung. Johann Heyses Sohn Karl bekennt sich bei der Übernahme der Bearbeitung des väterlichen Werkes nach 1829 zu dessen Zweck und Einrichtung. Er lässt nur die Lemmaanzahl in den folgenden Auflagen zunächst noch weiter steigen und führt inhaltliche Durchsichten durch. Von dieser programmatischen Weiterführung zeugt auch der Titel des Wörterbuches, der sich bei den folgenden neuen Auflagen (1833, 1835) erstmals nicht ändert. Mit der 8. Auflage beginnt Karl Heyse, dem Wörterbuch ein neues Profil zu geben, indem er mehr als zuvor die sprachwissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre in das Nachschlagewerk einarbeiten möchte. Wie er in den Vorreden der 8. und 9. Auflage berichtet, entspricht dies den von gelehrter Seite herangetragenen Wünschen und seinen eigenen Vorstellungen. Diese sind offensichtlich klar beeinflusst von Karl Heyses beruflichem Schwerpunkt, der viel weniger als der des Vaters auf dem Schulunterricht, sondern auf Forschung und Lehre an der Universität in Berlin liegt. Heyse möchte das Wörterbuch auf eine sprachhistorische Grundlage stellen, dessen praktische Brauchbarkeit in der zeitgenössischen Kommunikation dabei aber nicht gefährden. Die programmatischen Überlegungen und „ersten Schritte“ (Heyse 1844: V) aus der 8. Auflage werden in der 9. Auflage konsequent umgesetzt, so dass 1844 nach Karl Heyses eigenem Verständnis ein wirklich neu
–––––––—–– 183
Heyse hatte bei der Überarbeitung des Wörterbuches für diese Auflage laut Vorrede besonderes Gewicht auf die phonetischen Angaben gelegt. 184 Unter der Überschrift: Vorrede zur ersten und zweiten Ausgabe. 185 Gemäß der gesammelten bibliografischen Angaben. Siehe den bibliografischen Anhang. 186 Vgl. die Periodisierung der puristischen Bewegung bei Kirkness (1975).
135 bearbeitetes Werk vorliegt. Nach diesem richtet sich das Allgemeine Fremdwörterbuch nun an den gesamten gebildeten oder nach Bildung und Belehrung strebenden Teil der Nation. Dabei sind mehr als zuvor die Gelehrten als Adressaten angesprochen. Heyse weist auch noch einmal darauf hin, dass ab der 4. Auflage der Schwerpunkt des Wörterbuches eindeutig auf der Worterklärung liege und eine bloße Verdeutschungsarbeit nicht vorgesehen sei. Deshalb habe man auf den umfassenderen Titel Fremdwörterbuch zurückgegriffen, der beide Intentionen einschließen könne, da er nur auf den allgemeinen Wörterbuchgegenstandsbereich referiere. Was Karl Heyse jedoch verhindern möchte, ist, dass das Buch zu sehr zu einem enzyklopädischen Sachwörterbuch wird, das immer mehr Wörter anhäuft. Um die Arbeit in Richtung Sprachwörterbuch zurückzuführen und den wissenschaftlichen Anspruch zu erhöhen, baut er seit der 8. Auflage erklärende Angaben, d.h. für Heyse etymologische Daten wie Herkunftssprache, Bildungsweise und ursprüngliche oder wörtliche Bedeutung des Lexems, aus. Die allmähliche Neuerung zeigt Heyse auch im Titel an. In der 8. Auflage steht noch sehr ausführlich auf dem Deckblatt Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch oder Handbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache mehr oder minder gebräuchlichen fremden Ausdrücke, mit Bezeichnung der Aussprache, der Betonung und der Abstammung. Die 9. Auflage spricht dann zusammenfassend vom Allgemeinen verdeutschenden und erklärenden Fremdwörterbuch mit Bezeichnung der Aussprache und Betonung der Wörter und genauer Angabe ihrer Abstammung und Bildung. Während bereits in den früheren Titeln aufgrund der immer breiteren Adressatenausrichtung keine bestimmte Zielgruppe mehr angesprochen wird, vollzieht sich innerhalb dieser beiden Auflagen eine Verschiebung weg von der expliziten Nennung der Wörterbuchfunktionen Verstehen und Vermeiden und implizit auch der des Gebrauchens hin zur bloßen inhaltlichen Bestimmung des Wörterbuches. Wozu die Benutzer das Wörterbuch anwenden wollen, wird noch mehr ihrer eigenen Entscheidung überlassen. Mit dem Titel der 9. Auflage hat das Heyse’sche Kontaktwörterbuch nun seinen endgültigen Titel gefunden. Nach dem Tod Karl Heyses wird lediglich der Familienname in die Titel eingefügt. Und die Übernahme der Herausgabe durch Lyon seit 1893 bringt noch einige inhaltliche Zusätze, die sich auf die Schreibung und die Quellen der Verdeutschung beziehen.187 Was der Titel bereits andeutet, zeigt sich auch in den folgenden Überarbeitungen nach 1844 innerhalb der Vorrede. Die Ausführungen der 9. Auflage bleiben grundlegend für die folgenden Bearbeitungen und werden darum, meist in langen Auszügen, wieder abgedruckt und nur noch durch kurze Vorworte ergänzt. Dabei werden auch Karl Heyses im Vorwort beschriebene mikro und makrostrukturelle Eigenschaften des Wörterverzeichnisses vorgestellt. Die 1844er Auflage hat für den Charakter von Heyses Werk in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts demnach einen solchen prägenden Einfluss wie die 2. Auflage von 1807 in der ersten Hälfte. Die folgenden Bearbeiter berufen sich explizit auf die Grundsätze Karls. Ihre Arbeit ist darauf ausgerichtet, die jeweiligen Ausgaben auf der Höhe der Zeit zu halten, indem sie es mit neuen Wörtern bereichern, veraltete dagegen ausscheiden und Bedeutungs- und etymologische Angaben sowie Verdeutschungen aktualisieren. Dabei weisen sie immer wieder darauf hin, dass sie
–––––––—–– 187
Der Titel der 17. Auflage (1893) enthält einen Hinweis auf Aufnahme von Verdeutschungen aus amtlichen Erlassen zu Beginn der Deutschen Kaiserreichs. Der Titel der 18. Auflage (1903) verweist auf die Berücksichtigung der neuen Rechtschreibung.
136 die Erklärungen188 kürzer und treffender formulieren möchten, was auch für die Verdeutschungen gilt, die immer mehr reduziert werden sollen. Das Vorwort der 13. Auflage stellt darum explizit die Erklärung der Lemmata als vordergründige Aufgabe des Wörterbuches heraus. Dennoch wird die Funktionsbestimmung der Sprachreinigung bis zur letzten Publikation 1922 aufrechterhalten. Angesichts der Popularität rein verdeutschender Kontaktwörterbücher seit den 1880er Jahren wirkt dieser Hinweis in Form eines Zitates aus der 9. Auflage mittlerweile aber wie ein Entgegenkommen an die Zeit, da er nicht weiter untermauert wird. Andererseits sind die Bearbeiter bestrebt, die offiziellen behördlichen Verdeutschungen ebenso wie Vorschläge aus bekannten puristischen Arbeiten ins Wörterbuch aufzunehmen. Interessant dabei ist der Kommentar des letzten Bearbeiters Willy Scheel zum Charakter des Fremdwörterbuchs im Vorwort der letzten Ausgabe. Scheel scheint sich für die angegebenen Erklärungen rechtfertigen zu müssen. Er hält zwar an ihnen fest, stellt sie aber in den Dienst der Sprachreinigung und weniger in den der Bedeutungsbelehrung, indem er darauf hinweist, dass sich nur durch die Kenntnis der Bedeutung und einer erklärenden Beschreibung von Fremdwörtern der wissenschaftliche Boden bereiten lässt, auf dem ein deutscher, nach Sinn und Bedeutung vollgültiger Ersatz gefunden werden kann.
3.4 Drei Auflagenbeispiele des Heyse’schen Fremdwörterbuches Bei der Analyse der Vorworte hinsichtlich der Programmatik, der Ankündigungen zu den lexikografischen Ausprägungen der Wörterverzeichnisse und bei der Durchsicht der verschiedenen Ausgaben selbst hat sich gezeigt, dass bestimmte Auflagen des Fremdwörterbuches besonderen Einfluss auf die Ausführung der folgenden Bearbeitungen ausgeübt und dadurch den Charakter des Werkes entscheidend geprägt haben. Dabei handelt es sich neben der 1. Auflage, in der das grundlegende Konzept des Wörterbuches entwickelt wird, vor allem um die 2. von Johann Heyse erarbeitete Auflage und die 9. von Karl Heyse herausgegebene Publikation. Die 2. Auflage ist die erste Arbeit der zu Beginn des 19. Jahrhundert veröffentlichten kurzgefassten Wörterbücher und führt vor, wie die im Vorwort vorgestellten Funktionen anhand der dort erwähnten Angaben in einer knappen Form im Wörterverzeichnis umgesetzt werden können. Es ist außerdem ein Beispiel aus der Zeit, in der das Wörterbuch schwerpunktmäßig auf die Verdeutschungsfunktion ausgerichtet ist. Die 9. Auflage ist die Bearbeitung, in der Karl Heyse seine eigenen, vom denen des Vaters in bestimmten Punkten erkennbar abweichenden Vorstellungen über ein Fremdwörterbuch ins Nachschlagewerk einbringt. An diese halten sich die nachfolgenden Bearbeiter mit gewissen Variationen, die vor allem darauf zielen, Platz für die Aufnahme neuer Entlehnungen zu schaffen. Aus diesen Gründe sollen im Folgenden die 2. und die 9. Auflage in ihren makro- und mikrostrukturellen Eigenschaften und hinsichtlich ihrer Anlage und Quellenbasis beispielhaft für die vielen anderen Auflagen des Heyse’schen Wörterbuches vorgestellt werden. Von den Veröffentlichungen der 2. Ausgabe liegt die Version von 1809 vor. Ihnen beigestellt wird die Analyse der 21., der letzten Auflage als Beispiel aus der Bearbeitungsphase Lyons und zur Präsentation des Zustandes des Wörterbuches am Ende des lexikografischen Prozesses.
–––––––—–– 188
Was sicherlich Bedeutungs- und enzyklopädische Angaben meint.
137 3.4.1 Zur Anlage der ausgewählten Wörterbuchauflagen Das Heyse’sche Kontaktwörterbuch besitzt während seines gesamten Bestehens einen sehr klaren und einfachen Aufbau, dessen Schwerpunkt eindeutig auf dem Wörterverzeichnis liegt. Dies hatte sich bereits bei der 1. Auflage von 1804 angekündigt, nur war sie noch aufgrund ihres Seitenumfangs und wahrscheinlich wegen der technischen Möglichkeiten im Druck als zweibändiges Werk herausgekommen. Die betrachtete 2., 9. und 21. Auflage sind Einbänder bestehend aus Deckblatt, sogenannten Vorreden bzw. Vorberichten, aus Abkürzungs- und Wörterverzeichnissen. Selten kommen Anhänge in Form von Druckfehlerseiten oder Nachträgen zum Wörterverzeichnis hinzu. Anders als bei Campe gibt es in keiner der Bearbeitungen eine Abhandlung zum Fremdwortbegriff oder eine gesonderte Auseinandersetzung mit dem Thema Sprachreinigung. Diese findet höchstens, wie gezeigt, in den Vorreden statt. In den beiden ausgewählten frühen Auflagen (1809, 1844) gibt es für HeyseBücher unüblich nur eine Vorrede. Hier werden die Vorworte der früheren Ausgaben nicht wiederholt. Diese Handhabung ist ein Zeichen für die relative Neuorientierung innerhalb des lexikografischen Prozesses. Die 21. Auflage, da keine völlige Neubearbeitung, sondern sogar nur ein durch einen Nachtrag leicht erweiterter Abdruck, enthält dagegen mehrere Vorreden: das aktuelle Vorwort von Willi Scheel von 1922, einen Abdruck des Vorwortes von Lyon von 1910 und einen sehr knappen Auszug aus der 9. und 11. Vorrede von Karl Heyse, der einen Zweck des Wörterbuches, den der Sprachreinigung, besonders hervorhebt.189 Lyon und sein Nachfolger Scheel vermuten offensichtlich keinen Bedarf einer Anlage und Strukturerklärung unter den Benutzern. Das Besondere an der Anlage des letzten Wörterbuches gegenüber den beiden früheren ist neben den nicht eingearbeiteten Nachträgen, die sicherlich in einem geringeren Kosten und Zeitaufwand für die Verleger bei Herstellung und Publikation des Wörterbuches so kurz nach dem 1. Weltkrieg begründet liegen,190 ein von Scheel eingefügtes Verzeichnis der wichtigsten bei der Bearbeitung benutzten Werke, ein Quellenverzeichnis, auf dem die Entstehung der Nachträge beruht. Bisher haben die Vorgänger darauf verzichtet. Scheel findet es offensichtlich wichtig, auf seine Quellen hinzuweisen. Zum besseren Vergleich wird hier die Anlage der drei ausgewählten Wörterbücher in einer Übersicht gegenübergestellt. Diese zeigt zugleich die Volumenentwicklung der verschiedenen Auflagen an.
–––––––—–– 189
Lyon hat seit seiner Übernahme der Bearbeitung 1893 (17. Auflage) die Auszüge aus dem Heyse’schen Vorwort nach und nach gekürzt und dabei vor allem die Stellungnahme, später dann auch die lexikografischen Grundsätze gestrichen. Das gibt ihm mehr Freiheit in der Ausgestaltung des Wörterbuches, auch wenn er sich zu den durch K. Heyse aufgestellten Grundsätzen bekennt.Ganz explizit in den Vorworten der 17. und 18. Auflage des Wörterbuches. 190 Während des 1. Weltkrieges kam das Heyse’sche Fremdwörterbuch nicht heraus. Doch kurz danach hatte Scheel die Bearbeitung übernommen und bereits 1919 die 20. und 1922 die 21. Auflage publiziert. Dies war möglich, weil sich die Veränderungen der beiden Auflagen auf diesen Nachtrag zum Wörterverzeichnis und auf die Nennung der für dessen Erstellung benutzten Quellen beschränkten.
138 2. Auflage 1809 Vorrede: S. III–VII
9. Auflage 1844 Vorbericht: S. III–XIII
21. Auflage 1922 Vorwort zur 21. Aufl.: S. III Vorwort zur 19. Aufl.: S. IV Aus Vorwort zur 9. u.11. Aufl.: S. IV Verzeichnis benutzter Werke: S. V Abkürzungsverzeichnis: S. XIV–XVI Abkürzungsverzeichnis: S. VI–VIII Abkürzungsverzeichnis: S. VIII Wörterverzeichnis: S. 1–937 Wörterverzeichnis: S. 1–836 Wörterverzeichnis: S. 1–436 Nachträge: S. 938–942 1 S. Druckfehlerberichtigung: unp.
Tabelle 3.4.1: Anlage ausgewählter Auflagen des Heyse’schen Kontaktwörterbuchs
3.4.2 Zur Wörterbuchbasis des Fremdwörterbuches Ließen sich für das Campe’sche Wörterbuch weite Teile der Quellenbasis aus den Belegangaben in den Wörterbuchartikeln rekonstruieren, ist das bei den untersuchten Auflagen des Heyse’schen Nachschlagewerkes kaum möglich. Die Autoren haben fast gänzlich auf diese Art von Angaben verzichtet und nur in den seltensten Fällen die Herkunft von Verdeutschungsvorschlägen markiert. Da es, wie die Erläuterungen zur Anlage der Wörterbücher zeigen, in allen drei betrachteten Auflagen nur für die Nachträge in der letzten von Scheel bearbeiteten Auflage ein Quellenverzeichnis gibt, für die Hauptverzeichnisse jedoch nichts Entsprechendes angelegt ist, können auch solche Verzeichnisse nicht oder nur im geringen Umfang zur Ermittlung der Quellenbasis herangezogen werden. Die Vorworte, einzige für die Autoren bleibende Möglichkeit, sich zur Wörterbuchbasis zu äußern, werden in den ausgewählten Auflagen aber ebenfalls nicht genutzt, um exakte oder wenigstens überblickshafte Quellenangaben zu machen. Die Autoren gehen offensichtlich davon aus, dass die anvisierten Benutzergruppen keinen Nutzen von bzw. kein Interesse an einer Quellenauskunft haben. Anders als bei Campe, der viele seiner und anderer Puristen Verdeutschungsvorschläge zur Diskussion stellt und ihre Quellen z.B. zum Beweis ihres Ursprungs und Umlaufs nennt, sehen sie keine Notwendigkeit, die Überprüfbarkeit der Inhalte ihrer lexikografischen Produkte durch Auflistung ihrer Grundlagen zu unterstützen. Da das Wörterbuch auch nicht in erster Linie für wissenschaftliche Zwecke,191 philosophische Auseinandersetzungen mit Begriffen und auch nicht als Diskussionsforum über die verzeichneten Entlehnungen und Verdeutschungen gedacht ist, sondern den Benutzern in knapper, klarer Form Daten über das verzeichnete Sprachmaterial anbieten möchte, die der schnellen Lösung kommunikativer Probleme dienen sollen, bedarf das Kontaktwörterbuch von Heyse für seine Funktionserfüllung nicht zwingend eine Quellenliste. Letztlich mögen die Heyses die Wissenschaftlichkeit ihres Wörterbuches nicht am Nachvollzug der Wörterbuchbasis festgemacht haben. Dennoch lassen sich Aussagen über die Quellen treffen. Für die frühe Periode finden sich die meisten Informationen in der Vorrede der 1. Auflage, sie gelten aber auch für die hier herangezogene. Im Rahmen seiner Darstellung über die Wörterbuchentstehung benennt Johann Heyse diejenigen Quellen, aus denen er vorwiegend die Entlehnungen gesammelt hat. Dies ge-
–––––––—–– 191
Auch wenn es von Heyse in der Vorrede der 2. Auflage nachträglich als wissenschaftlich eingestuft wird.
139 schieht vornehmlich als Angabe von Textsorten. Das sind Tausende schriftliche und mündliche Vorträge, Zeitungsartikel, gerichtliche Verhandlungen sowie Texte aus den Bereichen der Künste und Wissenschaften. Einzig mit dem Handbuch zur Orthographie von Kruse benennt er eine konkrete Schrift. Alles andere bleibt äußerst vage. Bei der Erklärung und Verdeutschung der gesammelten Lexeme helfen Heyse laut Vorwort vor allem Wörterbücher und Abhandlungen mit lexikografischem Anteil. Diese wird er sicherlich auch zur Ergänzung der Lemmaauswahl genutzt haben. Er benennt einige von ihnen näher, indem er die Nachnamen der Autoren aufzählt. Heyse geht offensichtlich davon aus, dass ihre Erwähnung für eine Ermittlung der dazugehörigen Werke reicht, falls jemand das vorhat. 192 Wie die Namen erkennen lassen, befinden sich unter den Arbeiten allgemeine deutsche Wörterbücher wie die von Adelung und Moritz, Synonymiken wie die von Eberhard, Verdeutschungswörterbücher bzw. -schriften wie die von Campe und Kinderling. Roths mehrbändiges Sprachkontaktwörterbuch wird von Heyse gelobt und zugleich kritisiert. Außerdem sind unter den genannten Namen Autoren von Sachwörterbüchern vertreten, z.B. Jacobson. Darüber hinaus nennt Heyse mehrsprachige Wörterbücher, die er als solche kennzeichnet.193 Heyse stützt sich bei der Erarbeitung seines Nachschlagewerkes ganz offensichtlich gern auf andere bereits vorhandene Werke. Vergleicht man die genannten Arbeiten mit der Wörterbuchauswahl, die Campe seiner Arbeit zugrunde gelegt hat, so zeigen sich deutliche Parallelen. Da Heyse in den anderen Bereichen seines Textkorpus jedoch keine konkreteren Aussagen macht, lassen sich die anderen Quellen der beiden Werke nicht vergleichen. Dafür beschreibt Heyse, dass er die erwähnten Werke, welche er zur Erläuterung der Lemmata heranzieht, prüfend und vergleichend zur Wörterbucherarbeitung genutzt hat. Heyse kompiliert also kritisch aus anderen Wörterbüchern. Außerdem schöpft er bei Themen, für die er sich kompetent hält, aus seinem eigenen Wissen und seinen Beobachtungen in Lehrbüchern und Werken deutscher Schriftsteller und Sprachforscher. Für Gebiete, von denen er meint, unzureichende Kenntnisse zu besitzen und bisher auch keine befriedigende schriftliche Belehrung erhalten zu haben, zieht er sachkundige Kollegen und Freunde heran. In den folgenden Bearbeitungen gesellen sich zu diesen Helfern Zusendungen und Beiträge engagierter Leser und Rezensenten. Wie ein Blick in spätere Vorworte zeigt, wird die Beteiligung anderer Personen an der Vermehrung der Lemmazahl und der Verdeutschungen, aber auch an der Bearbeitung der bestehenden Wörterbuchartikel zu einer konstanten Größe im lexikografischen Prozess. Das Heyse’sche Wörterbuch ist kein Nachschlagewerk, das nur jeweils von einer Person abgefasst wurde, auch wenn jeweils eine Person die Herausgabe verantwortet. Nach diesen Erklärungen im Vorwort der 1. Auflage nutzt Heyse ebenso wie Campe alle typischen lexikografischen Informationsquellen, um sein Wörterbuch zu erstellen: Wörterbücher und Verzeichnisse zur Kompilation, die eigene Sprachkompetenz wie die anderer und ein Textkorpus. Dieses lässt sich anders als bei Campe aber nur in Hinsicht auf die benutzten Textsorten und Nachschlagewerke nachvollziehen.
–––––––—–– 192
Es sind die Wörterbücher bzw. Schriften von Adelung, Blumenbach, Campe, Eberhard, Eschenburg, Fischer, Funke, Heynatz, Jacobson, Jablonski, Kinderling, Krünitz, Krackherr, Lippold, Moritz, Nemnich, Röding und Roth. 193 Nämlich ein französisches Wörterbuch von Schmidlin, ein italienisches Wörterbuch von Jagemann, ein englisches von Fahrenkrüger und Ricklefs, ein lateinisches von Scheller und ein griechisches Wörterbuch von Schneider.
140 Diese Zurückhaltung in der Offenlegung wird mit der Vorrede der 2. Auflage, in der das erste Vorwort hinsichtlich der Quellenaussagen nicht wiederholt wird, noch größer. Heyse spricht nur noch von den neuesten und besten Hilfsmitteln, die er für die Überarbeitung und Bereicherung genutzt hat, wie von Beiträgen anderer. Es wirkt fast so, als werde umso weniger auf die Grundlagen des Wörterbuches eingegangen, je mehr es sich auf dem Büchermarkt etabliert. Interessant ist jedoch der Hinweis auf die Kenntnisnahme der inzwischen erschienenen Sprachkontaktwörterbücher von Oertel (1804) und Petri (1806), zu denen Heyse seine Arbeit in unmittelbarer Konkurrenz sieht und hofft, dass die Werke nebeneinander bestehen werden. Dass er zumindest Petris Arbeit für seine Bearbeitungen genutzt hat, zeigt sich in der Auseinandersetzung mit ihr in der Vorrede zur 3. Auflage, in der er die Lemmaauswahl vergleicht und sein Buch als das vollständigere lobt. Hier tritt die Konkurrenz zwischen den Wörterbüchern deutlich zu Tage. Andererseits lobt Heyse das puristische Engagement Petris und anderer. Die Vorreden der 2. wie auch der 3. Auflage führen vor, in welcher Form auch in den folgenden Auflagen von Johann Heyse und seinem Nachfolger Karl mit der Präsentation der Wörterbuchbasis umgegangen wird. Man berichtet, die neuesten gedruckten Werke, handschriftliche Beiträge und Mitteilungen einsichtsvoller und sachkundiger Freunde und Gelehrter und dann auch die der Söhne bzw. Brüder berücksichtigt zu haben, nennt sie und dankt ihnen. Konkrete Erwähnungen194 sind eine Ausnahme, bis Lyon die Wörterbuchbearbeitung übernimmt. Zwar lässt sich auch jetzt das Quellenkorpus nicht nachvollziehen, doch hebt er aus diesem eine Gruppe puristischer Arbeiten heraus, die ihm ganz besonders bei der Suche nach Verdeutschungen geholfen haben sollen. Er zeigt unter anderem damit an, dass das Wörterbuch auch hinsichtlich der puristischen Entwicklungen der Zeit ein durchaus aktuelles Nachschlagewerk ist. Neben den amtlichen Erlassen hat Lyon die beiden Verdeutschungswörterbücher von Otto Sarrazin und Hermann Dunger sowie Veröffentlichungen des seit 1889 lexikografisch tätigen ADSV ausgewertet. Mit dieser Erwähnung passt Lyon das Heyse’sche Wörterbuch der Strömung der Zeit an und lässt es trotz dessen weiterhin vorhandenen erklärenden Charakters für Verdeutschungswillige attraktiver werden, ohne viel am Wörterbuch zu ändern. Außer dieser punktuellen Aussage über sein Korpus dankt Lyon bis zum Ende der Wörterbuchpublikation jedoch nur noch für Beiträge einiger „Spender“. In die 21. Ausgabe fügt Willy Scheel ein einseitiges Verzeichnis der wichtigsten bei der Bearbeitung benutzten Werke ein. Es enthält die umfangreichste, aber dennoch keine vollständige Quellenbeschreibung und bezieht sich, wie aus den Aussagen im Vorwort zur Auflage zu deuten ist, nur auf die im gesonderten Verzeichnis befindlichen Nachträge. Scheel unterteilt die Liste in drei Gruppen von Publikationen, in Zeitschriften, Wörterbücher und Schriften. Die Gruppen der Zeitschriften und Schriften enthalten ausschließlich
–––––––—–– 194
Anhand der kommentierten Rezensionen, die in den Vorworten der verschiedensten Auflagen erwähnt werden, wird deutlich, dass die Autoren eine Reihe didaktischer, sprachwissenschaftlicher und literarische Zeitschriften zur Kenntnis genommen haben, welche sicherlich auch ins Quellenkorpus eingeflossen sind, darunter die Heidelberger Jahrbücher, der Allgemeine Anzeiger der Deutschen, der Zerrenner’sche Schulfreund, de Jenaer Literatur-Zeitung, die Hallische LiteraturZeitung, die Leipziger Literatur-Zeitung. Außerdem referiert Johann Heyse auf seine 1814 herausgekommene Theoretisch-Praktische deutsche Grammatik sowie in der 4. Auflage auf eine Schrift über die Moden der Taufnamen von Dolz (1825). Karl Heyse führt in der 11. Auflage noch das Jahrbuch der Berliner Gesellschaft für deutsche Sprache und Altertumskunde Bd. IX (1850) an.
141 Fachliteratur zu linguistischen, pädagogischen und puristischen Themen. Sie nehmen etwa ein Drittel der Quellenangaben ein, sind relativ aktuell und verweisen auf Scheels bereits im Vorwort ausgedrückten Wunsch, das Wörterbuch bzw. die Nachträge und die Verdeutschungen in ihnen auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Der Hauptteil des Quellenverzeichnisses besteht jedoch aus verwendeten Wörterbüchern. Scheel benutzt viele unterschiedliche Typen, auch sie aktuell und etabliert. Zu finden sind allgemeine deutsche Wörterbücher unterschiedlicher Prägung wie Grimm, Weigand, Paul, Heyne in neueren Auflagen, etymologische Wörterbücher wie das von Kluge, orthografische, idiomatische und Synonymwörterbücher, mehrsprachige sowie Sach- und Verdeutschungswörterbücher. Interessanterweise erwähnt Scheel nicht den von den Heyses benutzten Petri, den es zu dieser Zeit immer noch gibt. Unter den produktorientierten Sprachkontaktwörterbüchern finden sich nur puristische wie das von Dunger, Sarrazin, Engel, Düsel und die Arbeiten des ADSV. Dieser Quellenverteilung nach zu beurteilen liegt der Schwerpunkt von Scheels Wörterbucharbeit auf der Kompilation anderer Nachschlagewerke. Ein besonderer Hang zu Verdeutschungsbüchern ist nicht zu übersehen. Dieser ist sicherlich den zeitlichen Umständen geschuldet, die sich durch eine fremdwortpuristische Hochphase auszeichnen. Insgesamt steht die Quellenbasis auch der letzten wie schon der ersten Wörterbuchausgabe des Heyse’schen Fremdwörterbuches sicherlich auf einer breiten Basis. Es können jedoch nur wenige Aussagen über ihre zeitliche Zusammensetzung getroffen werden, da von den Autoren lediglich Bekräftigungen über die Aktualität der durchgesehenen Schriften in den Vorworten niedergelegt worden sind. Auch thematisch bleiben die Wörterbuchautoren sehr vage. Johann Heyse hat zumindest berücksichtigte Textsorten genannt. Eine kulturspezifische Interpretation des Quellenkorpus konnte darum nicht durchgeführt werden. Auffällig ist jedoch, dass sich die Hinweise auf Schriften und Wörterbücher mit puristischem Hintergrund in den Zeiten häufen, die Kirkness (1975) als solche Höhepunkte ermittelt hat. Dies kann als Anpassung an die jeweiligen sprachpflegerischen Einflüsse gedeutet werden und auch verkaufsfördernde Gründe haben. Die konkretesten, wenn auch immer noch wenig genauen Hinweise hinterließen die Autoren über die bei der Er- und Bearbeitung benutzten Wörterbücher. Der Vergleich und die kritische Auseinandersetzung mit ihnen sowie die folgende Kompilation haben neben dem Einsatz der eigenen Sprachkompetenz und der der vielen Beitragenden sicherlich eine besondere Bedeutung im Rahmen der langen lexikografischen Produktionsphase.
3.4.3 Makrostruktur der Wörterverzeichnisse 3.4.3.1 Anzahl und Auswahl der Lemmata Um die Benutzer darauf vorzubereiten, wie sie das Wörterbuch gebrauchen können und was sie in ihm finden werden, hat Johann Heyse in der frühen Phase der Publikation nicht nur Einblicke in die Entstehung der Arbeit gegeben und die Programmatik vorgestellt, sondern auch die Konzeption des Wörterverzeichnisses, darunter makrostrukturelle Eigenschaften näher erläutert. Am ausführlichsten geschieht dies im Vorwort der 1. Auflage. Hier beschreibt Heyse seine Festlegungen zur Anordnung und Auswahl der Lemmata und weist auf seinen Anspruch hin, den ausgewählten Sprachbereich möglichst vollständig zu erfassen. Hinsichtlich der Lemmaanzahl nennt Heyse jedoch nur relative Zahlen, die zeigen
142 sollen, dass das Buch mit über 2000 aufgenommenen Lexemen mehr das so reichhaltige Campe’sche Werk übertrifft. Auch Vorwort und Titel der hier näher betrachteten 2. Auflage wiederholen noch einmal, wohl weil es sich neben dem großen Allgemeinen Wörterbuch als eigenständige Version etablieren sollte, viele Hinweise zum Wörterverzeichnis in zusammengefasster Form, nicht ohne auf die Ausführungen in der 1. Auflage hinzuweisen. Heyse hat vorgesehen, an seinem Vollständigkeitsanspruch festzuhalten. Er hat laut Vorwort sogar noch rund 600 neue Eintragungen hinzugefügt. Heyse verteidigt die Anhebung der Lemmazahl mit dem Wunsch, dass sein Wörterbuch die Bedürfnisse möglichst vieler Wörterbuchbenutzer befriedigen soll und darum möglichst wenige Lemmalücken offen bleiben dürfen. Stichprobenzählung und Hochrechnung ergaben für die 2. Auflage knapp 16.000 Lemmata. Heyse muss seine Wörterbuchpublikation 1804 also mit einer Lemmaanzahl von 15.000 bis 16.000 Lemmata begonnen haben.195 Diese Zahl steigern Heyse und seine Nachfolger im Laufe der folgenden Auflagen meist mit mehreren tausend zusätzlichen Lemmata pro Bearbeitung immer mehr. In der untersuchten 9. Auflage waren bereits rund 46.000, in der 21. sogar zwischen 70.000 und 75.000 Lemmata verzeichnet.196 Indem Heyse die Lemmaauswahl bereits im Titel der 1. Auflage – „in unserer Sprache gebräuchliche fremde Wörter und Redensarten“ – und noch mehr in der 2. Auflage – „in unserer Sprache mehr oder minder gebräuchlichen fremden Ausdrücke“ – sehr unbestimmt lässt, legt er die Grundlage für diese Bereicherung schon zu Beginn der Publikation. Auch durch die Präzisierungen der Lemmaauswahl in den Vorworten der ersten beiden Auflagen in übliche und gewöhnliche Wörter und Redewendungen der Bücher-, Handels- und Umgangssprache, aus den Sprachbereichen der Künste und Wissenschaften, der gerichtlichen Verhandlungen und Spiele entstehen keine engeren Auswahlgrenzen. Es bleibt viel eher ein großes Übergangsfeld zu seltenen und ungebräuchlichen Lexemen ohne allgemeinen Nachschlagebedarf. Außerdem schließt Johann Heyse in seiner Auswahlbeschreibung weder in der 1. noch in der 2. Auflage die Aufnahme eines wissenschaftlichen Fachwortschatzes explizit aus. Und anders als Campe äußert er sich auch nicht dazu, bestimmte Wörter aufgrund ihres Inhaltes unberücksichtigt zu lassen. Die im Vorwort immer noch recht allgemeinen Wortschatzbereiche konnten bei der Untersuchung des Wörterverzeichnisses nicht nur nachgewiesen, sondern auch differenziert werden. Heyse selbst trägt dazu bei, indem er im Abkürzungsverzeichnis eine Reihe fachlicher Markierungen niederlegt, die in den Wörterbuchartikeln als pragmatische Angaben erscheinen. Danach sollen die Wortschätze der Arznei-, Bau-, Reit- und Scheidekunst (Chemie), der Fabellehre, des Handels, der Messkunst bzw. Mathematik, des Rechts, der Seesprache, der Sprach- sowie Tonkunst (Musik) berücksichtigt werden. Anhand weiterer diatechnischer Markierungen im Wörterverzeichnis zeigt Heyse an, dass er darüber hinaus Entlehnungen aus den Wortschätzen der Astronomie, des Buchhandels, des Kartenspiels, der Koch-, Rede- und Kriegskunst sowie der Naturgeschichte aufgenommen hat. Weiterhin konnten Lexeme aus den weniger markierten Bereichen der Religion, Politik, Philosophie
–––––––—–– 195
Kirkness (1988: 712) schätzt den Lemmaumfang der 1. Auflage (1804) ebenso auf rund 16.000 Stichwörter. 196 Da alle Autoren vorhatten, das Wörterverzeichnis auf dem neuestes Stand zu halten, indem sie den Lemmaumfang bei vorsichtiger Ausscheidung veralteter bzw. ungebräuchlicher Lexeme in der Regel erweiterten, wird in den letzten Auflagen vermutlich die größte Ausdehnung des Wörterverzeichnisses hinsichtlich seiner Lemmazahl erreicht.
143 sowie verschiedener Naturwissenschaften, aus dem Wortschatz der Medizin und des gesellschaftlichen Lebens nachgewiesen werden. Mit dieser Auswahl zeigt Heyses Wörterbuch eine ebenso große thematische Vielfalt auf wie Campes. Heyse bemüht sich spürbar, die verschiedensten Sachbereiche, die seine gebildeten und ungebildeten Adressaten interessieren könnten, abzudecken. Dabei geht er wie Campe z.B. im Bereich der Religion über den Wortschatz seiner eigenen Konfession und Religion hinaus, indem er viele Begriffe und Bedeutungen des Wortschatzes der katholischen Kirche (z.B. Nunciatur,Observanz, Regularen) und anderer, nicht christlicher Religionen (z.B. Derwisch, Islam, Kaballa, Patriarch, Sabbath, Synagoge, Wedam) verzeichnet. Auch zeigt Heyse ebenso wie Campe ein Interesse an den durch die Ereignisse der Französischen Revolution und ihre Folgen eingeführten Entlehnungen, die er in der kurzgefassten Auflage jedoch oft ohne oder sehr selten mit Hinweis auf ihren Entlehnungszusammenhang, d.h. mit Bezug auf Frankreich beschreibt.197 Hinsichtlich der sprachlichen Ausprägung besitzt das Heyse’sche Wörterbuch in der 2. Auflage eine ähnliche Vielfalt wie die thematische. Neben den verschiedenen Wortbildungstypen198 aus unterschiedlichen Wortarten199 besteht die Auswahl aus Abkürzungen, Phraseologismen, Eigennamen und Ableitungen von Eigennamen. Bezüglich der Entlehnungstypen konnten neben den direkten Entlehnungen Lehnwortbildungen, insbesondere Hybridbildungen200, Internationalismen und Bezeichnungsexotismen201, aber auch Lehnwörter202 nachgewiesen werden. Die Herkunftssprachen sind in dieser frühen Auflage noch schlecht nachvollziehbar, da es noch keine derartigen Angaben gibt. Erkennbar ist dennoch die große Zahl von Lexemen aus den klassischen sowie aus den neueren romanischen Sprachen. Aus den Quellenangaben wissen wir, dass sich Heyse Kenntnisse aus Wörterbüchern zum Französischen, Italienischen, Lateinischen, Griechischen, aber auch zum Englischen verschafft hat. Neben den Wörtern aus den Hauptgebersprachen werden gerade mit Blick auf die aufgenommenen Bezeichnungsexotismen viele Lexeme aus einer großen Zahl anderer Sprachen stammen. Heyses Wunsch nach Vollständigkeit seines Wörterbuches prägt demnach nicht nur den thematischen Charakter des Lemmabestandes. Nach dem Motto ‚lieber zu viel als zu wenig’ geht er deutlich über die Aufnahme etablierter direkter Entlehnungen hinaus. Es zeigt sich sein übergreifendes pädagogisches Interesse, Gegebenheiten aus der Nähe wie auch in fernen Ländern im Wörterbuch zu erfassen, um den Benutzern bei Bedarf ihre Erläuterung bzw. Verdeutschung anzubieten. Ebenso demonstriert es seine Offenheit, sich selbst mit solchen Gegebenheiten zu befassen. Karl Heyse ändert an den Prinzipien der eben beschriebenen Zusammensetzung der Lemmaauswahl nur wenig. In seiner ausführlichen Besprechung der Grundsätze für das Wörterverzeichnis in der betrachteten 9. Auflage nennt er viele Wortschatzbereiche, die schon sein Vater zuvor berücksichtigt hat, nur mit etwas anderen Worten. Die Lexeme sollen aus der Umgangssprache, der allgemeinen deutschen Schriftsprache, der Nationalliteratur sowie der Geschäfts- und Gewerbesprache stammen und auch in vielen Zeitungen
–––––––—–– 197
Z.B. Fraternité, Föderalismus, Royalist, Revolution, aber septembrisieren, Jacobiner, Terrorismus, die in Bezug zu Frankreich gestellt sind. 198 Neben Simplizia und Derivativa auch Komposita. 199 V.a. Substantive, Verben, Adjektive, Adverbien, aber auch Präpositionen. 200 Z.B. abconterfeien, Erbrezeß, orangenfarbig, Relais-Pferde. 201 Z.B. Negus, Pandur, Pair. 202 Z.B. Liste, Messe, Nerv, nett, Nonne, Nord.
144 und Zeitschriften zur Politik, allgemeinen Bildung und Unterhaltung vorkommen. Karl Heyse wird aber an einem Punkt konkreter als sein Vater. Angesichts des bereits stark gestiegenen Lemmaumfangs sieht er sich gezwungen, Beschränkungen in der Auswahl einzuführen. Zu finden sein sollen die aus dem engeren Kreis der Wissenschaften in den weiteren des Lebens übergegangenen Entlehnungen, die Eigentum der Nation geworden sind. Dagegen müssen solche Lexeme unberücksichtigt bleiben, die nur in einzelnen Wissenschaften vorkommen und dem Volksleben und der allgemeinen Volksbildung, besonders dem Gesellschafts-, Geschäfts- und Gewerbsleben fernstehen.203 Heyse weiß um die Schwierigkeit der Abgrenzung zwischen nur und nicht mehr nur wissenschaftlichem Wortschatz und entscheidet sich wie der Vater dafür, lieber mehr als weniger Lexeme aus diesem Grenzbereich aufzunehmen. Er begründet seine Entscheidung mit dem Hinweis auf die gestiegene und noch weiter steigende Volksbildung, die Moden in der Literatur und der gesellschaftshistorischen Entwicklung, die bereits einen ansehnlichen Teil früher wenig bekannter Entlehnungen gebräuchlich gemacht haben und sicherlich noch machen werden. Um als Wörterbuch darauf vorbereitet zu sein, darf die Lemmaauswahl nicht zu schmal ausfallen. Andererseits will Heyse mit seiner Arbeit ja auch mehr als zuvor Gelehrte erreichen. Um den Umfang des Wörterbuches jedoch nicht maßlos auszuweiten, hat Heyse unter den bereits enthaltenen Stichwörtern eine vorsichtige Prüfung nach gebräuchlichen und ungebräuchlich gewordenen Entlehnungen durchgeführt und letztere ausgeschieden. Zugleich erwähnt er einen Zuwachs der Lemmaanzahl um einige tausend üblich gewordene Wörter, denn er will die anerkannte Reichhaltigkeit des Buches nicht schmälern und es außerdem in seiner Aktualität stärken. Karl Heyse nennt jedoch keine konkreten Zahlen. In einem weiteren Punkt unterscheidet sich die Auswahl von der zu Beginn der Wörterbuchpublikation. Karl Heyse nimmt bewusst Wörter ‚deutschen Ursprungs’ auf, nämlich dann, wenn sie für die zeitgenössische Sprachgemeinschaft unverständlich geworden sind. Heyse zielt dabei auf ausgewählte verdunkelte und mundartliche indigene Wörter, denen er offenbar eine gewisse Relevanz im aktuellen und allgemeinen Sprachgebrauch zuspricht. Er nennt Beispiele wie Schlaraffe, Urfehde, Urgicht usw. Im Wörterverzeichnis niedergelegt sind z.B. Kanker, Nibelungenlied, Runen, Wara, die durch Markierungen wie ‚landschaftlich’ und ‚altdeutsch’ näher beschrieben werden. Im Vorwort erwähnt Heyse außerdem latinisierte Formen ursprünglich deutschstämmiger Wörter, die ebenfalls im Wörterbuch verzeichnet werden sollen. Heyse geht zudem auf die Aufnahme von Eigennamen in sein Fremdwörterbuch ein, die er bedeutend ausgeweitet hat, indem er neben den mythologischen und fremdsprachigen nun auch deutsche Taufnamen einschließlich ihrer Ableitungen verzeichnet, z.B. Roland und Rolandssäule. Er begründet die Eintragungen mit dem Hinweis, dass auch ihre Bedeutungen unbekannt seien und verdienen aufgehellt und lexikografisch festgehalten zu werden. Mit dieser lexikalischen Zusammensetzung nimmt das Heyse’sche Fremdwörterbuch den Charakter eines hard word dictionary an, da es sich nicht mehr nur auf Entlehnungen beschränkt, sondern daneben auch schwer verständliche indigene Lemmata beschreibt. Das Vorwort der 9. Auflage, besonders aber das Abkürzungsverzeichnis geben über die bereits genannten Eigenschaften der Lemmaauswahl hinaus einen wesentlich differenzierteren Einblick in die herkunftssprachliche und thematische Breite des Wörterbuches, als es
–––––––—–– 203
Vgl. Heyse (1844: V).
145 noch in der 2. Auflage geschieht. Im Rahmen der Erklärungen zu den etymologischen Angaben erwähnt Heyse neben der romanischen Sprachfamilie, zu denen die zeitgenössischen Hauptgebersprachen des deutschen Wortschatzes gehören, nun auch die slawischen, indischpersischen, asiatischen, semitischen, amerikanischen und andere Sprachengruppen, denen viele der eingetragenen Lexeme zugeordnet werden können. Im Abkürzungsverzeichnis finden sich Sachgebiete wie Anatomie, Berggutkunde, Botanik, Buchdruckerei, Forstwesen, Gärtnerei, Jagd, Malerei, Mode, Münzkunde, Naturlehre (Physik), Tanz- und Verskunst, Wappenkunde und Zeichenkunst, die die in der früheren Auflage erwähnten Bereiche ergänzen. Karl Heyse hat offensichtlich ein Interesse daran, schon in den einführenden Abschnitten des Wörterbuches vorzuführen, welche Vielfalt an Entlehnungen in seinem Nachschlagewerk versammelt ist. Da Heyse bei seiner Neubearbeitung viel weniger als der Vater in der 2., kurzgefassten Auflage auf die Verdeutschungsfunktion fokussiert, braucht er sich auch viel weniger auf die Aufnahme solcher Wörter zu beschränken, für die es etablierte indigene Äquivalente oder zumindest Verdeutschungsvorschläge gibt. Seine aufgestellten Grundsätze bedeuten zwar gewisse Einschränkungen in der Lemmaauswahl, sie beinhalten aber auch bedeutende Erweiterungen. Im Wörterverzeichnis selbst fallen in dieser Hinsicht mehr als zuvor die Komposita und Wortgruppen auf, die aus Bestandteilen mehrerer Sprachen inklusive der deutschen im Deutschen gebildet sind.204 Zu finden sind außerdem Wortbildungselemente wie syn- und pro-. Auch Otto Lyon und Willy Scheel haben sich vorgenommen, das Wörterbuch in seiner Vielfalt zu stärken, v.a. aber zu aktualisieren. Sie erneuern die von ihnen betreuten Auflagen nach Karl Heyses Grundsätzen. Das bedeutet für Lyon, dass er das Wörterverzeichnis nach veralteten und nicht gebrauchten Lexemen durchsieht und diese streicht, aber wie seine Vorgänger auch mehrere tausend neue Wörter aufnimmt. Das bedeutet auch, dass auch weiterhin indigene Wörter neben direkten Entlehnungen und Lehnwortbildungen verzeichnet sind, z.B. Halle, Hüne, hurra. Die Aktualisierung geschieht laut Vorwort vor allem durch die Berücksichtung von Entlehnungen aus den Bereichen der technischen und physikalischen Wissenschaften, der Luftschifffahrt, des Sports, der Zirkus- und Artistensprache und der Industrie neben neuen Lexemen aus Handel, Verkehr und gesellschaftlichem Leben. Außerdem hat Lyon in den Vorworten angekündigt, mehr als zuvor Entlehnungen aus dem Englischen zu verzeichnen, da es unter den Gebersprachen immer mehr an Bedeutung erlange. Diese Entwicklung habe dazu geführt, dass im Deutschen mehr sogenannte Buchstaben-205 und Kurzwörter206 in Umlauf gekommen seien, die nach englischem Vorbild gebildet werden. Lyon fühlt sich verpflichtet, auch solche Wörter ins Wörterbuch aufzunehmen. Scheel behält in den letzten beiden Auflagen diese Lemmaauswahl bei. Er aktualisiert sie nur noch, indem er sie um knapp 400 Lexeme vermehrt. Die breite Lemmaauswahl des Buches, ihre fortwährende Aktualisierung und der damit zusammenhängende Anstieg des Lemmaumfangs tragen, so zeigen auch die in den Vorworten zitierten und diskutierten Rezensionen, wesentlich zum so lang anhaltenden Erfolg des Heyse’schen Wörterbuches bei.
–––––––—–– 204
Gemeint sind solche Bildungen wie Salpetergeist, Wachtparade, miraculöse Gestalt, peremtorischer Termin, römische Säulenordnung, polemische Schriften usw. 205 Akronyme: A.E.G. = Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft zu Berlin, Akonach = ArmeeKommando-Nachrichtenabteilung). 206 Z.B. Zoo.
146
Bild 2: Heyse, J.C.A. (1804): Allgemeines Wörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung. (Allgemeines Fremdwörterbuch) 2. Auflage. Bremen 1809, S. 358.
147 3.4.3.2 Anordnung und Alphabetisierung der Lemmata Zur Vorbereitung der Wörterbuchbenutzer auf eine optimale Anwendung des Nachschlagewerkes gehört sowohl für Johann als auch für Karl Heyse neben der Darstellung der Lemmaauswahl die Besprechung ihrer Anordnung. Johann Heyse legt fest, die Artikel von unmittelbar verwandten Lemmata nebeneinander in einen Textblock zu stellen und durch ein Semikolon zu trennen. Der Block soll in der Regel durch das Stammwort eingeleitet sein, wenn das Aufsuchen der Stichwörter nach der üblichen Buchstabenfolge nicht zu sehr darunter leide. Er begründet eine derartige Gruppierung mit dem Hinweis auf Raumersparnis. Sie könne vergrößert werden, indem bei der Erklärung nachfolgender Lemmata auf die Angaben der vorherigen Stichwörter verwiesen werde. Außerdem lasse sich so die Zusammengehörigkeit bestimmter Wörter zu einer Familie optisch zeigen. Heyse ist sich der Wirkungen einer gruppierenden Anordnung offensichtlich im Klaren und setzt sie bewusst ein. Das Wörterverzeichnis besteht tatsächlich aus initialalphabetisch geordneten Artikelnestern, die in kleinen übersichtlichen Textblöcken auf zweispaltig angelegten Seiten präsentiert werden. Die einzelnen Artikel werden durch Semikolon, die Gruppe durch einen Punkt abgeschlossen. Die Lemmata selbst, in Fraktur oder Antiqua, das in der Regel bei nicht assimilierten Phraseologismen angewendet wird, sind durch gesperrten Druck hervorgehoben. Während die Kürze der Textblöcke positiv auf die Benutzerfreundlichkeit wirkt, reicht der erweiterte Zeichenabstand im Lemmadruck kaum für eine gute Sichtbarkeit der Stichwörter aus. Heyse bzw. der Verlag ersetzen darum die gesperrten Lemmata ab der 3. Auflage durch fette. Die Basis- oder Eingangslemmata sind eingerückt, ihre Bedeutungsangaben können die Erklärungen für die anderen Lemmata der Gruppe übernehmen oder abkürzen. Basis- und Sublemmata sind in der Regel Volllemmata und in gleichem Schriftgrad gehalten, optisch also gleichrangig. Bei Wiederholung eines Bestandteiles in einem nachfolgenden Sublemma aber kann dieser durch den Initialbuchstaben abgekürzt werden, das Sublemma wird auch auf der makrostrukturellen Ebene vom Basislemma abhängig. Die zugrunde liegende Alphabetisierungsmethode beschreibt Johann Heyse nur sehr knapp als Anlehnung an die übliche Buchstabenfolge. Der Vater Heyse hat anders als Campe die Umlautzeichen ä, ö, ü, als Kleinbuchstaben in der Regel durch ein e über den Vokalen wiedergegeben, nicht in zwei Grapheme aufgelöst, sondern als nicht umgelautetes Zeichen behandelt und entsprechend eingeordnet. Den Buchstaben c stellt Heyse aber ebenso ungeachtet der Lautung an die Stelle zwischen b und d. Die Buchstaben i und j trennt er jedoch. Leer- und Sonderzeichen wurden bei der Anordnung der Lemmata nicht beachtet bzw. als einfache Buchstaben behandelt. An der Alphabetisierungsmethode ändern die Nachfolger Johann Heyses nichts. Aufgrund der sich wandelnden Schreibung können aber Eintragungen im Laufe der Zeit und anlässlich der orthografischen Reformen an eine andere Stelle des Wörterverzeichnisses gerückt sein. (s. Bild 2) Hinsichtlich der Anordnung der Wörterbuchartikel wird von den Nachfolgern ebenfalls nur wenig geändert. In der 8. Auflage probiert Karl Heyse einen einspaltigen Seitenaufbau aus. Dies ist sicherlich ein Versuch zur Raumgewinnung und Verbesserung der Übersichtlichkeit. Die 9. Auflage präsentiert ihre Stichwortartikel jedoch wieder in zwei Spalten, nestalphabetisch angeordnet durch die Gruppierung von etymologisch im Ganzen oder in ihrem Bestimmungswort, seltener in ihrem Grundwort zusammengehörigen Lemmata. Die Stichwörter sind deutlich erkennbar im halbfetten Schriftschnitt gehalten, besitzen aber sonst die Eigenschaften wie in der 2. Auflage. Karl Heyse nutzt dennoch weiterhin den
148 gesperrten Druck zur Hervorhebung von Wörtern innerhalb der Artikel. Unter ihnen können sich Syntagmen befinden, die Heyse näher erklärt und darum als Sublemmata 2. Ordnung aufgefasst werden können.207 Aufgrund der Erhöhung der Lemmazahl sind außerdem die Textblöcke stark angewachsen, so dass nun eine ausgeprägte Gruppierung vorliegt. Diese Nester möchte Karl Heyse stärker als der Vater nach ihren Wortbildungs- und Entstehungszusammenhängen ordnen. Dazu sollen die Wörter einer Familie so zusammengestellt werden, dass das Stamm- oder Grundwort mit seinem Artikel an der Spitze der Gruppe steht und dann Ableitungen und Zusammensetzungen nach ihrer Entstehung folgen. Falls eine zeitliche Reihenfolge gemeint ist, ist sie im Wörterbuch selbst nicht nachvollziehbar, da keine Entstehungs- oder Entlehnungsdaten angegeben sind. Auch eine Ordnung, in der Komposita und Phraseologismen den Ableitungen folgen oder umgekehrt, ist nicht erkennbar. Heyse will in dieser Nestgliederung mitunter Wörter aus anderen, vor allem klassischen Sprachen als Stammwörter an den Beginn einer Gruppe setzen und erläutern, die in der verzeichneten Form gar nicht im Deutschen existieren, aber für Reihen gebräuchlicher Ableitungen und Komposita die etymologische Grundlage bilden. Das Wörterbuch enthält demzufolge auch Wörter fremder Sprachen, die gar nicht entlehnt sind, höchstens als Bestandteil von Sprachkontaktprodukten existieren, z.B. res als Eingangslemma, auf das eine Masse unassimilierter Lexeme aus der Rechtssprache folgt. Weichen die Lemmata im Nest zu sehr vom benutzten Zugriffsalphabet ab, gibt es an passender Stelle einen Verweiseintrag. Dieses Verweissystem liegt bereits in den frühen Publikationen des Wörterbuches vor, wird von Karl Heyse nun extra betont. Für ihn ist es mit Hinblick auf seine Anstrengungen um eine Anordnung der Wörter nach ihren Verwandtschaftsverhältnissen, der er gegenüber „der zufälligen alphabetischen Folge“ ausdrücklich den Vorrang gibt, weil sie eine gegenseitige Erklärung möglich macht und „den organischen Zusammenhang der ganzen Familie“ zeigt, ein wichtiges Mittel zur Gewährleistung der Auffindbarkeit der Eintragungen. Letztlich hält sich Karl Heyse dennoch an die grundsätzlichen makrostrukturellen Vorgaben des Vaters und verfeinert sie. In der Begründung seiner Anordnung aber legt Karl den Schwerpunkt viel deutlicher auf die Bemühungen einer zusammenhängenden Darstellung von Wortfamilien als auf den zur Verfügung stehenden Raum oder eine möglichst schnelle Auffindbarkeit des Gesuchten. In der hier beschriebenen Art werden auch die Lemmata in der 21. Auflage präsentiert. Die Autoren sehen aber anders als Johann und Karl Heyse keine Notwendigkeit zu einer Erklärung in den Vorworten. Die einzige Auffälligkeit ist, dass die Basislemmata zur schnelleren Auffindbarkeit nun ausgerückt sind.
3.4.4 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel Das Heyse’sche Fremdwörterbuch ist als Lern-, Kommunikations- und Verdeutschungshilfe angelegt. Es ist dazu gedacht, bei aktuellen Problemen in der Textrezeption und -produktion, seit Karl Heyses Neubearbeitung auch bei Fragen sprachhistorischer Art möglichst bündig, aber ausreichend und verständlich Auskunft zu geben. Das wirkt sich auf den Stil
–––––––—–– 207
Diese Art des Einsatzes der gesperrten Schrift nutzt auch Johann Heyse seit der Umstellung der Typografie in der 3. Auflage.
149 der Arbeit und auf die Anlage der Artikel aus. Die meisten Wörterbuchartikel sind spätestens seit der 2. Auflage sehr kurz gehalten. Die Autoren verzichten auf ausführliche und vollständige Sätze und nutzen Abkürzungen, die entweder leicht auflösbar sind oder im Abkürzungsverzeichnis nachgeschlagen werden können. Die Adressaten werden von ihnen im Wörterverzeichnis nicht mehr angesprochen. Die Bearbeiter positionieren sich in den Artikeln auch nicht mehr offen erkennbar, weder zum Lemma noch zu den ausgewählten Verdeutschungen oder zum Inhalt, sondern treten als Personen völlig in den Hintergrund. Längere Artikel gibt es dort, wo die Autoren meinen, den Benutzern mehr Informationen zum Lemma bzw. zu dem dadurch repräsentierten Sachverhalt anbieten zu müssen. Aber auch damit bleibt der Stil im Wörterverzeichnis verdichtet und unpersönlich und erweckt ganz im Gegensatz zur ausschweifenden, appellativen Art in Campes Wörterbuchartikeln den Eindruck von Neutralität. Das Wörterbuch soll offensichtlich als Instanz wahrgenommen werden, von der die Fragesteller objektive Antwort erwarten können. Es hat viel weniger den Zweck, eine Debatte über Sprache und neue Denkweisen über ihren Gebrauch anzustoßen, als zu beschreiben und anzuleiten. Dabei helfen den Wörterbuchautoren von Beginn an der Einsatz bestimmter Lemmaangaben und eine Standardisierung in der Anlage der Wörterbuchartikel. Bedeutende berücksichtigte Angaben werden in den entscheidenden und wiederholten Vorworten den Benutzern sogar vorgeführt und erläutert, so dass diese vor Gebrauch des Wörterbuches erfahren können, welche Daten sie im Verzeichnis zu erwarten haben. Eingeleitet wird ein Wörterbuchartikel gewöhnlich mit einem meist in Fraktur, seltener in Antiqua gedruckten Lemma, das das betreffende Lexem in seiner Grundform bzw. infiniten Form zeigt. Selten wird von dieser Präsentation abgewichen, das betrifft dann die Verzeichnung von Substantiven in der Pluralform. Dem Lemma kann ein Nebenlemma folgen. Es ist wie das Hauptlemma vom Rest des Artikels grafisch abgehoben, aber durch ein ‚od.’ (oder) von ihm abgegrenzt. An den Lemmata ist ihre Schreibung ablesbar. Auf sie wird in allen drei betrachteten Auflagen besonderer Wert gelegt und darum im Vorwort bzw. im Titel darauf hingewiesen. Johann Heyse ist es wichtig, die Wörter so zu zeigen, wie sie im schriftlichen Gebrauch erscheinen sollen. Dazu gehört für Heyse die Beachtung der Groß- und Kleinschreibung. Diese ist, wie am Beispiel Campe-Wörterbuch sichtbar geworden ist, nicht unbedingt üblich. So können aber vor allem ungeübte Benutzer nicht sehen, wie sie die Wörter schriftlich gebrauchen sollen. Das hat Heyse an anderen Wörterbüchern moniert. In seiner Entscheidung, welche Schreibung er überhaupt festhält, will sich Heyse am herrschenden Schreibgebrauch in Lehrbüchern sowie an den besten deutschen Schriftstellern und Sprachgelehrten orientieren. Er weicht davon dann ab, wenn es um die c- und k-Schreibung griechisch-stämmiger Entlehnungen geht. Heyse behält die bisher übliche Schreibung mit c bei. Er führt daneben kommentiert mit einem ‚r.’ für ‚richtiger‘ die nach Heyses Wissen ursprüngliche Schreibung mit k an, die er entgegen dem Schreibgebrauch favorisiert. Er lässt den Benutzern damit zwar die Wahl, doch lenkt er diese durch die Kommentierung in die von ihm gewünschte Richtung. Noch deutlichere Position hinsichtlich einer Schreibung, die sich an der in der Gebersprache orientiert, bezieht Karl Heyse. Er verzeichnet die Lemmata laut Vorwort der 9. Auflage nach den Regeln, wie sie durch den Vater und dann auch durch ihn selbst im Lehrbuch der deutschen Sprache festgelegt worden sind. Er führt diese zwar nicht aus, verweist nur auf das Sprachbuch, aber er bemerkt deutlich, dass er es als Unsitte empfindet, Fremdwörter ganz nach ihrer Aussprache umzugestalten. Heyse spricht sich also gegen eine grafische Assimilation aus und begrün-
150 det dies etymologisch und puristisch.208 Mit Blick auf die Popularität des Buches und auf die allgemeine Orientierungsfunktion von Wörterbüchern wird das Heyse’sche Nachschlagewerk einen nicht zu unterschätzenden Anteil am so vorsichtigen Verhalten bei der grafischen Assimilation des deutschen äußeren Lehnguts gehabt haben, das bis heute besteht. In den Vorworten zur 21. Auflage gibt es keine Festlegungen über die Schreibung der eingetragenen Lexeme, stattdessen findet sich auf dem Titelblatt des Werkes ein klares Bekenntnis zur neuen Rechtschreibung von 1901. Lyon passt die Schreibung seiner Lemmata und sicherlich auch die der anderen Angaben den nun herrschenden Regeln der Schreibung an. In allen drei betrachteten Auflagen ist keine Worttrennung markiert. (s. Bild 2) Auf das Lemma folgt seine grammatische Beschreibung. Diese fällt vom Anfang bis zum Ende des Publikationsprozesses sehr knapp aus und bezieht sich auf das Genus von Substantiven, so wie es dem deutschen Sprachgebrauch gemäß gebildet wird, angezeigt durch die Abkürzungen m, f, n. Gelegentlich finden sich neben dem Lemma im Singular Pluralangaben in Form des ausgeschriebenen Plural Nominativ oder als Endung in Klammern. Sie werden dann eingetragen, wenn die Autoren es für notwendig halten, sie extra zu erwähnen, z.B. bei möglichen Schwierigkeiten in der Bildung oder bei Unterschieden zwischen den Bedeutungen der Wörter im Plural und Singular.209 Es gibt auch Fälle, in denen der Plural die einzige vermerkte Form der Entlehnung ist. Genitiv-Angaben konnten nur in der jüngsten der drei betrachteten Auflagen nachgewiesen werden. Sie stehen jedoch im etymologischen Teil der Wörterbuchartikel und beziehen sich auf die Flexion des gebersprachlichen Vorbildes. Weitere grammatische Angaben zu anderen Wortarten sind nicht üblich. Damit bietet das Heyse-Wörterbuch aber immer noch mehr als Campes. In der 2. Auflage folgt darauf die Angabe der Aussprache, in den anderen betrachteten Auflagen erscheint sie an einer späteren Stelle. Ihre Verzeichnung geschieht nicht regelmäßig, sondern dann, wenn angenommen wird, dass die richtige Aussprache aus dem fixierten Lexem ohne Kenntnisse über andere Sprachen nicht eindeutig abgelesen werden kann, da die Zuordnung zwischen Graphem und Phonem eine andere ist als die im Deutschen. Ausdrückliches Ziel von Johann Heyse ist es, dadurch auch den Unkundigen beim richtigen mündlichen Gebrauch der Wörter zu helfen.210 Wie schon die orthografischen stehen die phonetischen und letztlich auch die grammatischen Angaben im Heyse-Wörterbuch ganz offen im Dienst von Verstehen und Verwendung von Sprachkontaktprodukten. Angegeben wird die Aussprache des ganzen Wortes oder des schwierigen Teils in Klammern, eingeleitet durch ein ‚spr.’ (sprich, gesprochen) und niedergelegt durch die im Deutschen üblichen Buchstaben, in der 9. und 21. Auflage auch unter Zuhilfenahme von Sonderzeichen. Neben der richtigen Aussprache haben die Bearbeiter, allen voran Karl Heyse, besonderes Gewicht auf die Angabe der Betonung zum Zwecke des richtigen mündlichen Gebrauchs gelegt. Auch Johann Heyse kennzeichnet von Anfang an an ausgewählten Lemma-
–––––––—–– 208
Siehe dazu auch die Besprechung zu Begriff und Bewertung von Fremdwörtern in Kapitel 2. Beispiele aus der 2. Auflage: An t e n n e , f. die Segelstange, die Raa; (pl.) An t e n n e n , die Fühlhörner der Insecten. (1809: 20); A c c i d e n z , n. etwas Zufälliges; pl. A c c i d e n z i e n , Nebeneinkünfte, zufällige Amtsgebühren, Sporteln, Nebengebühren, Nebengefälle. (ebd. 4). 210 Campe wollte mit Ausspracheangaben nur das Finden des Lemmas erhöhen. 209
151 ta Länge (Ø) und Kürze (˘)211 von Vokalen mit diakritischen Zeichen und gibt dadurch Hinweise auf die Betonung. Außerdem erwähnt er in den Vorworten die Einführung eines gesonderten Akzentzeichens (´), das er als eine neue Möglichkeit der phonetischen Markierung in lexikografischen Werken anpreist. Es wird in seinem Wörterbuch jedoch noch recht wenig eingesetzt.212 Karl Heyse beschreibt dagegen bereits in der Vorrede sehr genau die Regeln der Kennzeichnung des Wortakzents und nutzt ihn im Verzeichnis auch regelmäßiger. Er gibt an, die Betonung nach streng beobachteten Grundsätzen verzeichnet zu haben, die er für die Benutzer aufdecken und nachvollziehbar machen möchte. Karl Heyse legt offensichtlich viel Wert darauf, dass die Entlehnungen in der nach seinen Vorstellungen richtigen Betonung verwendet werden. Ausdrücklicher Zweck ist die Hilfe beim Gebrauch, die sich besonders wieder an Ungelehrte richtet. Interessant dabei ist, dass Heyse die ursprüngliche Betonung der Wörter anzeigen möchte und Assimilationserscheinungen ablehnt. Wieder unterstützen die Angaben im Heyse-Fremdwörterbuch die Beibehaltung gebersprachlicher Formen. Hinsichtlich der Betonung nutzt er wie schon der Vater Heyse und wie auch noch die letzten Bearbeiter des Wörterbuches die angegebenen diakritischen Zeichen. Hinsichtlich der Gewichtung und Ausführlichkeit etymologischer Angaben gibt es, wie sich bereits andeutete, sehr unterschiedliche Auffassungen unter den Wörterbuchbearbeitern. Johann Heyse hält eine regelmäßige Aufnahme der Herkunftssprache für Nichtkenner für entbehrlich und für Kenner für überflüssig. Ihre Kenntnis hat für ihn keinen praktischen Wert, weder bei der Anwendung der Entlehnungen noch bei ihrer Verdeutschung. Heyse sieht ein Wissen von der Gebersprache nicht als Stütze oder Hinweis auf die Eigenschaften der verzeichneten Lexeme. Auch einer Aufnahme anderer etymologischer Angaben steht Heyse sehr distanziert gegenüber. Darum sind sie in den von ihm bearbeiteten Auflagen nur recht unregelmäßig zu finden. Wo es dennoch von einigem Interesse z.B. für die Bedeutungs- und Sacherklärung scheint, werden Herkunftssprache, gebersprachliches Vorbild oder dessen Bedeutung doch genannt, dann in Verbindung mit enzyklopädischen Angaben und wie diese in einer kleineren Schriftart, die sie von der eigentlichen Bedeutungsangabe bzw. den Verdeutschungen trennt.213 Für Karl Heyse gehören etymologische Angaben zu einer gründlichen Worterklärung unbedingt dazu, denn durch Kenntnisse über die Abstammung und die Eigenschaften der gebersprachlichen Vorbilder würden die inhaltlichen und äußerlichen Merkmale viel besser verständlich. Nach Karl Heyse gibt es neben den Kennern und Nichtkennern etymologischen Wissens auch eine Zwischengruppe, die keine ausgeprägten sprachhistorischen Kenntnisse, aber ein Interesse an mehr Informationen zu diesem Gebiet hat. Ihnen sollen die Ergebnisse der jüngsten Forschungen nicht vorenthalten werden. Dazu will Heyse das Wörterbuch einsetzen. Überhaupt ist die Berücksichtigung etymologischer Daten sein Weg, das Wörterbuch zu verwissenschaftlichen. Er hat dabei den Anspruch, nur die nachweislichen Erkenntnisse der bisher vorhandenen Forschung vorzustellen und vage Aussagen unberücksichtigt zu lassen. Heyse beginnt mit der Umstel-
–––––––—–– 211
Die Kürzekennzeichnung gibt meist einen indirekten Hinweis auf die Betonung, indem sie anzeigt, dass nicht der kurze Vokal, sondern der davor oder danach betont wird, z.B. Anomălie, Antipăthie, Consǂnant. 212 Campe greift Heyses Neuerung in der 2. Auflage auf. 213 Bsp.: i n t r a c t a b e l od. franz. intractable, nicht zu behandeln, unbeugsam, ungelenk [...] (1809: 222).
152 lung des Wörterbuches in diese Richtung bereits in der 8. Auflage, führt sie in der 9. Auflage dann konsequent weiter. Hier findet sich regelmäßig in den Eingangs-, sehr selten in den Subartikeln, nach Lemma und gegebenenfalls grammatischen Angaben die Kennzeichnung der Herkunftssprache in abgekürzter Form. Bei Lehnwortbildungen aus mehreren Sprachen sind den einzelnen Bestandteilen Sprachen zugeordnet, gegebenenfalls auch die Deutsche. Stimmen Form und Bedeutung zwischen gebersprachlichem Vorbild und Entlehnung überein und gibt es keine bekannten früheren Formen, ist die Herkunftssprache die einzige etymologische Anmerkung.214 Meist folgt aber in Klammern entweder direkt oder nach der Ausspracheangabe in Antiqua das gebersprachliche Wort, auf dem die Entlehnung beruht215 bzw. von dem das Lemma abgeleitet ist. Dann wird es durch ein ‚von’ eingeleitet.216 Meist wird das fremdsprachliche Wort übersetzt. Daneben können ähnliche Wörter aus anderen Sprachen stehen, die ebenfalls als Vorbilder in Frage kommen bzw. für den Entlehnungsprozess von Bedeutung gewesen sind. Manchmal sind sogar Entlehnungswege verzeichnet.217 Wie bei Johann Heyse sind die etymologischen Angaben in einem kleineren Schriftgrad als Lemma und Bedeutungsangabe gehalten. Das mindert jedoch nicht das Gewicht, das Karl Heyse ihnen zuspricht und das sich in ihrer Differenziertheit widerspiegelt. Bis zum Ende der Publikation des Werkes ist es ein besonderes Merkmal der Heyse-Arbeit, dass die etymologischen Angaben über die Verzeichnung der Herkunftssprache hinausgehen, ohne aber die Artikel zu reinen sprachhistorischen Abhandlungen werden zu lassen. Seit der 8. Auflage besitzt das Heyse’sche Fremdwörterbuch also einen erkennbar diachronischen Einschlag. Ähnliche sprachhistorisch orientierte Veränderungen treibt Karl Heyse auch im Rahmen der Bedeutungsangaben voran. Johann Heyse hat seine semantischen Beschreibungen zunächst vor dem Hintergrund der Verdeutschungsfunktion des Buches und mit dem Wunsch nach Gedrängtheit aller Angaben als bedeutungsgleiche oder sinnverwandte Äquivalente gestaltet. Dabei will er nach der Vorrede von 1819 mehr von ihnen als Verdeutschungen aufnehmen, als es für ein inhaltliches Verständnis nötig gewesen sei. Im Gegensatz zu Campe diskutiert Heyse über seine Eintragungen jedoch nicht. Die verzeichneten Verdeutschungen sind bereits als Empfehlungen zu interpretieren, ihre (annähernde) Synonymität habe Heyse bereits geprüft. Die Entwicklungen im Sprachgebrauch würden zeigen, welche Vorschläge sich durchsetzten. In der lexikografischen Behandlung der Verdeutschungsvorschläge in Form bloßer Nennung bei Heyse besteht also ein bedeutender Unterschied zwischen den Wörterbüchern Campes und Heyses. Den Äquivalenten können im Heyse-Buch Erklärungen beigestellt sein, wenn die Verdeutschungen für eine Bedeutungsbeschreibung noch nicht ausreichen. Es gibt auch Bedeutungsangaben ohne Äquivalente, die nur aus Paraphrasen bestehen. In diesem Fall scheint Heyse keine passenden Verdeutschungen gefunden zu haben. Der 1. und 2. Vorrede zufolge hat Heyse nicht vor, in solchen Fällen eigene zu bilden. Alles was er zur semantischen Beschreibung rechnet, lässt er in ebenso großem Schriftgrad drucken wie die Lemmata. Erkennt Heyse größere Bedeu-
–––––––—–– 214
Bsp.: absurd, lat. [...] (1844: 5); Judicium, n. lat. [...] (1844: 392). Bsp.: Proselyt, m. gr. (pros-elytos, hinzugekommen) [...] (ebd. 624); prosterniren, lat. (prosternere) [...] (ebd. 624). 216 Bsp.: Regel, f. (vom lat. regula, d.i. eig. Richtscheit, franz. règle) [...] (ebd. 657). 217 Bsp.: Kattun, m. (aus dem ital. cotone, franz. coton, von dem arab. koton, Baumwolle), [...] (ebd. 410). 215
153 tungsunterschiede, so kennzeichnet er sie durch Ziffern oder Semikolon. Fachsprachliche Bedeutungen können zusätzlich durch diatechnische Markierungen hervorgehoben sein, die so zur Kennzeichnung der Differenzierung beitragen. Außerdem vermerkt Heyse seine Unterscheidung zwischen eigentlicher und uneigentlicher Bedeutung, er differenziert zwischen allgemeiner und besonderer (bes.) sowie ehemaliger (ehem.) und gegenwärtiger (jetzt) Bedeutung. Die Anordnung der Bedeutungen folgt also verschiedenen, hauptsächlich aber tropischen Gesichtspunkten sowie nach Haupt- und Nebensinn. Polysemie und Homonymie werden nicht unterschieden, Eintragungen erfolgen unter einem Stichwort. Nicht selten finden sich neben den Bedeutungsangaben im engeren Sinne zusätzliche Hinweise, die die semantischen Angaben konkretisieren, z.B. auf den Referenzbereich: „bey den Griechen“ (Heyse 1809: 296), „in den heißesten Erdgegenden“ (ebd. 296), „bey Opern“ (ebd. 153). Wo Heyse es für das richtige Verstehen und den richtigen Gebrauch, letztlich auch für die richtige Wahl der Verdeutschung für nötig befindet, weitere Erklärungen geben zu müssen, tut er dieses in Form von knappen, kleiner gedruckten enzyklopädischen Bemerkungen sowie durch pragmatische Markierungen, von denen die bereits genannte Zuordnung zu bestimmten Fachsprachen die häufigste ist. Sacherläuterungen sind von Heyse von Anfang an vorgesehen, weil er will, dass seine Leser zumindest einen kleinen Eindruck von den hinter den Wörtern stehenden Sachverhalten bekommen. Erkennbar wird, dass Heyse verschiedene lexikografische Mittel einsetzt, um den Lesern die verzeichneten Lexeme verständlich zu machen. Aufgrund der nestalphabetischen Anordnungsweise hat Heyse zugleich die Möglichkeit, auf semantische und andere Angaben auch zu verzichten oder sie kürzer zu halten, indem er auf frühere Erklärungen zurückgreift.218 All diese Möglichkeiten nutzt auch Karl Heyse. Nur stellt er die semantischen Angaben noch mehr als Johann Heyse unter die Funktion der Erklärung und weniger unter die der Verdeutschung. Dennoch will er wie der Vater mehr sinnverwandte indigene Wörter anführen, als für ein Verständnis der Entlehnungen nötig sind. Neben seinen Bemühungen um die Aktualisierung, Ergänzung und Komprimierung, gegebenenfalls auch um die Berichtigung der Bedeutungsangaben inklusive der Verdeutschungen geht es Karl Heyse seit der 8. Auflage ganz besonders um eine Neustrukturierung des Bedeutungsteils in den Artikeln. Die nach seiner Einschätzung früher bunt durcheinander geworfenen Einzelbedeutungen sollen nun konsequenter den sprachhistorischen Erkenntnissen der Zeit gemäß nach ihrer geschichtlichen Entwicklung angeordnet werden. Heyse spricht außerdem von einer logischen Entwicklungsfolge. Mit Rückgriff auf die etymologischen Angaben nennt er sehr oft zunächst eine „eigentliche“ Bedeutungsangabe bzw. eine Direktübersetzung aus der anderen Sprache, die als die früheste oder Grundbedeutung angesetzt wird, danach eine unmarkierte allgemein übliche Bedeutung im Deutschen gefolgt von einer „besonderen“ bzw. fachlich verwendeten, wenn vorhanden.219 Heyse benutzt jedoch kaum Markierungen
–––––––—–– 218
Bsp: Ab d o m e n , n. der Schmeerbauch, Unterleib; a b d o mi n a l , dazu gehörig. (1809: 1); D e p e n d e n z , f. die Abhängigkeit, Unterwürfigkeit, der Abhang; d e p e n d e n t , abhängig. (ebd. 123). 219 Bsp.: Protasis, f. gr. (von pro-teínein, eig. vor etwas ausbreiten, vorhalten; vorlegen, aufgeben) eine vorgelegte Frage; Redek. der Vorder- od. Vorsatz; auch der Eingang oder erste Theil eines Schauspiels. (1844: 625) Roef, f. holl. (spr. ruf), eig. Dach (niederd. Roof, engl. roof) ein Schiffsverschlag, ein abgesondertes Zimmer in den Schiffen und Zugbarken. (ebd. 681). Reputation, f. (vom franz. réputation; das lat. reputatio heißt Berechnung, Erwägung) der Ruf, bes. guter Ruf od. das Ansehen, die Achtung, Ehre; (ebd. 667). Reproducent, m. ein Wiedererzeuger; Rspr. ein Ge-
154 wie ‚früher’, ‚ehemals’, ‚heute’ oder ‚jetzt’. Neben der diachronischen Anordnung der Bedeutungen findet sich die tropische wie auch eine Anordnung vom Allgemeinen zum Speziellen. Ein ähnliches Bild bietet die 21. Auflage des Heyse-Fremdwörterbuches. Wie Karl Heyse bemühen sich die Nachfolger um Aktualität im Wörterbuch. Das gilt insbesondere für die von Lyon bearbeiteten Auflagen und die darin eingearbeiteten Verdeutschungen. Bis zum Schluss wird aber weiterhin großen Wert auf eine Bedeutungserklärung gelegt, die über die Angabe von Äquivalenten hinausgeht, die erkennbar Polysemie und Homonymie berücksichtigt und durch Referenz- und enzyklopädische Angaben, aber auch durch pragmatische Markierungen und paradigmatische Hinweise unterstützt wird, nun alles in gleichem Schriftgrad wie die semantischen Angaben. Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Artikelangaben werden die paradigmatischen Daten von den Wörterbuchbearbeitern in keinem Vorwort erwähnt. Dennoch finden sie sich in allen drei betrachteten Auflagen, wenn auch nicht in jedem Artikel. Oft verbinden sich mit ihnen Verweise auf andere eingetragene Lemmata, weshalb die verzeichneten Synonyme und Antonyme, aber auch Hyperonyme in der Regel durch gesperrten Druck hervorgehoben sind. Eingeleitet werden sie durch Abkürzungen wie ‚entg.’ (entgegengesetzt), ‚dageg.’ (dagegen), ‚vgl.’ (vergleiche), ‚s.’ (siehe), ‚s.v.w.’ (so viel wie). Letztlich sind auch die eingetragenen Verdeutschungen als Synonyme zu betrachten. Das hat bereits Johann Heyse erkannt und darum Schriftstellern und anderen Schreibern den synonymischen Zug seines Nachschlagewerks angepriesen. Auch die pragmatischen Angaben werden von den Wörterbuchbearbeitern kaum besprochen. Johann Heyse deutet jedoch an, hinsichtlich der Schreibung der verzeichneten Lexeme normativ eingreifen zu wollen und dieses auch zu kennzeichnen. Daneben benutzt er diatechnische Markierungen in Klammern. Sie finden sich in den früheren Auflagen des Wörterbuches noch relativ selten. Ihre Vielfalt weist aber bereits auf die Breite des verzeichneten Wortschatzspektrums hin. Noch seltener können evaluative und stilistische Markierungen nachgewiesen werden, obwohl einige wie ‚scherzhaft’, ‚verächtlich’ und ‚gemeiniglich’ im Abkürzungsverzeichnis vermerkt sind. Sie können sich auch auf Verdeutschungen beziehen, wie das Beispiel Nepotismus, Neffen- oder Vetterngunst, scherzhaft: Nefferey (Heyse 1809: 278) zeigt. Auch in der von Karl Heyse bearbeiteten Auflage sind andere als diatechnische und normative Markierungen verschwindend gering enthalten. Evaluativ hat er Lexeme als Fluch- (1844: 687) und Schimpfwörter (ebd. 464) eingestuft. Werden indigene Wörter regional begrenzt verwendet, so zeigt Heyse das durch diatopische Markierung an. Ein ähnliches Bild weist auch die 21. Auflage auf. Die dianormativen Markierungen beziehen sich nun aber weniger auf die Schreibung als auf grammatische Phänomene wie ein unsicheres Genus. Gelegentlich finden sich diaevaluative Kommentare wie „gew. spöttisch“ (1922: 326), „im Scherz“ (ebd. 347), „scherzhaft“ (ebd. 938). Im Nachtrag fallen diachronische Angaben wie „neuerdings“ (ebd. 938, 939), im Zusammenhang mit der Bedeutungsangabe auch „modern“ (ebd. 939) und „modernst“ (ebd. 939) auf. Bis zum Schluss des Wörterbuchprozesses kann von einer systematischen oder gar ausgiebigen Verwendung pragmatischer Markierungen nicht gesprochen werden.
–––––––—–– genbeweisführer. (ebd. 666) Regens, m. lat. eig. der Herrschende; ein Oberlehrer, Aufseher in katholischen Stiften. (ebd. 657).
155 Anders als Campe nutzen die Wörterbuchbearbeiter diese Angaben nicht für eine Klassifizierung und Bewertung von Lexemen und Inhalten, ein Grund, warum dieses Wörterbuch neutraler und sachlicher wirkt als Campes. Ein weiterer bedeutender Unterschied zu Campes Wörterbuch ist der Umgang mit Belegbeispielen. Das Heyse’sche Fremdwörterbuch enthält nämlich keine. So können die Bearbeiter sie auch nicht zum Beweis der Richtigkeit ihrer Angaben oder zur Vorführung, dass bestimmte Verdeutschungen wirklich benutzt werden, verwenden. Ebenso wenig können die Zitate illustrierend und vorbildhaft wirken oder weitere noch nicht genannte Informationen transportieren. Der Verzicht auf Belege ermöglicht aber zugleich eine gewisse Unabhängigkeit und Neutralität gegenüber nicht rein sprachlichen Themen, da nichtvorhandene Belege das Wörterbuch auch nicht zeitlich und geistig prägen, zitierte Autoren bzw. ihre Werke und Ansichten nicht aus der Mode kommen oder bei anderen Personen Anstoß erregen und überhaupt keine zusätzlichen nichtsprachlichen Inhalte ins Wörterbuch einbringen können. Eine Entscheidung gegen Belegbeispiele können die Wörterbuchautoren auch aus Platzgründen getroffen haben. Möglich ist außerdem, dass sie die Angabe von Belegen wie eine ausführliche Beschreibung ihrer Wörterbuchbasis als zusätzliche, bei kommunikativen Problemen jedoch nicht hilfreiche Informationen einstufen. Eine Entscheidung gegen Belegbeispiele muss keine Entscheidung gegen Kompetenzbeispiele einschließen. Ihren Einsatz hat Johann Heyse in seiner ersten Vorrede angekündigt. Sie finden sich, meist markiert durch die Abkürzung ‚z.B.’ in allen drei betrachteten Auflagen, am sichtbarsten in der frühen von 1809. Sie treten nicht in Form von Sätzen, die den usuellen Gebrauch des Lemmas oder der Verdeutschung vorführen und die gegebenen Angaben bekräftigen, sondern als kurze Syntagmen oder Komposita auf, die zusätzlichen Informationen bringen sollen. Die Beispiele beziehen sich nicht immer direkt auf das ganze Lemma. Sie können eingesetzt sein, um die ihnen vorausgegangene Bedeutungsangabe, d.h. den Inhalt der Entlehnung wie den der Verdeutschung zu illustrieren, z.B. R e z i p r o c u m [...], z.B. sich freuen (1809: 355), Homeristen, Nachahmer des Homer; z.B. V e r g i l etc.(1922: 338).
In den Beispielen cursorisch, hinter einander fortlaufend, z.B. etwas lesen (1844: 181); R e z e p t , n. Vorschrift zur Zubereitung, z.B. einer Speise (1809: 354); R e a s s u mt i o n , f. Wiederaufnahme, Erneuerung, z.B. eines Processes (1809: 354)
zeigen die Beispiele typische syntaktische Anschlussmöglichkeiten, ohne das Lemma dabei zu wiederholen. Daher lassen sie sich gleichzeitig als Beispiele für die Verdeutschungen, aber auch als ihre inhaltlichen Präzisierungen lesen. Eine dritte Art von Beispielen zeigt das Lemma in möglichen Syntagmen und Komposita. Sie sind in der Regel gesperrt gedruckt und können inhaltlich erläutert sein, befinden sich aber im Artikel zu dem von ihnen aufgegriffenen Lemma. Sie lassen sich dann als Sublemmata 2. Ordnung interpretieren: P r o fe ß , z.B. P r o fe ß t u n , das Ordensgelübde feyerl. ablegen (1809: 339);
156 tertiär [...], z.B. t e r t i ä r e G e b i r g e , die jüngsten od. Dach-Gebirge, das aufgeschwemmte Land (1844: 773); politisch [...], z.B. p o l i t i s c h e (bürgerliche) V e r f a s s u n g (1844: 593); Polirer, gem. verkürzt Polier, m. z.B. M a u r e r - , Z i m m e r - P o l i r e r , Obergesellen, welche die grobe Arbeit ins Feine bringen und des Meisters Stelle vertreten (1844: 592).
Die Beispiele im Heyse’schen Wörterbuch besitzen also recht verschiedene Formen und unterschiedliche Funktionen, die darauf abzielen, den Inhalt der verzeichneten Lexeme näher zu bringen und bei der richtigen Auswahl der Verdeutschungen, aber auch beim richtigen Gebrauch der Lemmata zu helfen. Alle Formen sind bis zum Ende der Wörterbuchherausgabe 1922 benutzt worden. Zum obligatorischen Teil der Wörterbuchartikel gehören sie im Gegensatz zu Lemma, grammatischen, phonetischen, etymologischen und semantischen Angaben nicht.
3.5 Resümee Heyses Allgemeines Fremdwörterbuch gehört mit seinen zwischen 1804 und 1922 publizierten 21 Auflagen zu den erfolgreichsten deutschen Sprachkontaktwörterbüchern des 19. Jahrhunderts. Es ist vor demselben historischen Hintergrund, aus einem ähnlichen Urteil über den Mangel an guten und vollständigen Nachschlagewerken zum deutschen äußeren Lehngut und mit denselben Zielen der Erklärung und Verdeutschung von entlehnten Ausdrücken und Redensarten angelegt worden wie das Campe’sche Verdeutschungswörterbuch. Während Campe sein Buch aber dazu nutzt, die von ihm zuvor erarbeiteten programmatischen Vorstellungen zur Reinigung der deutschen Sprache ausführlich vorzustellen und zu verbreiten, konkrete Vorschläge in den Wörterbuchartikeln zu diskutieren und einen Teil von ihnen in einem besonderen Verzeichnis zu sammeln, sind Heyse und seine Nachfolger wesentlich weniger an einer wörterbuchinternen theoretischen Auseinandersetzung mit diesem Thema interessiert, weder im Vorwort noch in den Artikeln. Anders als Campe liegt ihnen auch kaum an einer unverzüglichen und durchgreifenden Veränderung des Sprachgebrauchs, auch wenn das Wörterbuch in bestimmten Bereichen, namentlich auf orthografischem und phonetischem Gebiet, normative Züge trägt. Überhaupt besitzt das Heyse’sche Nachschlagewerk keinerlei Diskussionscharakter. Es beruht nicht einmal auf einem zuvor entwickelten puristischen Programm. Den Autoren geht es vielmehr um eine knappe, übersichtliche und neutrale Darbietung von sprachlichen Daten zum verzeichneten äußeren Lehngut in einem Umfang und einer Art, die es den Benutzern, unter ihnen Schüler und Lehrer, wirtschaftliches Bürgertum und Schriftsteller, ermöglicht, bei akuten Fragen zu seinem Verständnis und seiner Vermeidung, aber auch zu seinem Gebrauch schnell präzise, verständliche und hilfreiche Antworten zu finden. Dabei sind nicht nur Lexeme aufgenommen, zu denen Verdeutschungen ermittelt worden sind, sondern auch solche, zu denen nur paraphrasierte Erklärungen angeboten werden. In den späteren Auflagen finden sich sogar indigene Wörter, von denen die Autoren offensichtlich annehmen, dass die Benutzer sie in einem Fremdwörterbuch nachschlagen würden. Obwohl die Zielstellungen im Titel der Arbeiten von Campe und Heyse, besonders in den ersten Jahren der Publikation sehr ähnlich sind, beide Wörterbücher sogar zunächst als Verdeutschungsbü-
157 cher bezeichnet werden, liegen die Schwerpunkte bei Heyse, vor allem seit der 4. Auflage, weit mehr als bei Campe auf den Funktionen der Erklärung und Gebrauchshilfe. Heyse und seine Nachfolger gehen davon aus, dass viele Menschen ein Wörterbuch wünschen, welches über die Angabe von Verdeutschungen hinausgeht. Als Konsequenz daraus wird das Heyse’sche Sprachkontaktwörterbuch 1825 namentlich zum ersten Fremdwörterbuch. Diese programmatische Ausrichtung hat einen Grund in der wesentlich gemäßigteren Haltung der Wörterbuchautoren zum Gebrauch von Sprachkontaktprodukten im Deutschen, die Verdeutschungsbestrebungen aus nationalpatriotischen Gründen prinzipiell wohlwollend gegenüberstehen, eine Reinigung auf Kosten einer erfolgreichen Kommunikation und eines Wissenstransfers aus anderen Ländern aber ablehnen. Die Autoren wollen die Verwendung von äußerem Lehngut im Deutschen nicht fördern. Sie helfen sogar, wie die Hinweise auf die Aufnahme von Verdeutschungsvorschlägen der Berliner Gesellschaft zum Militärwortschatz, von erlassenen behördlichen Verdeutschungen und von Vorschlägen aus dem Kreis des ADSV zeigen, Verdeutschungen bekannt zu machen und zu verbreiten. Gleichzeitig warnen sie vor Übertreibung beim Ersatz von Entlehnungen und vor nationalistischer Hetze. Die Entscheidung, ob und wie weit Verdeutschungen und Fremdwörter zur Anwendung kommen sollen, überlassen sie aber letztlich ihren Nutzern. An einer näheren Beschreibung über die Arten, Funktionen und Ursachen von Entlehnungen sind die Wörterbuchbearbeiter nur wenig interessiert. Ein anderer Grund muss im biografischen Hintergrund der prägenden Wörterbuchautoren, allen voran Johann Heyses, und deren sprachbezogenen Interessen gesehen werden, die auch den lexikografischen Charakter des Wörterverzeichnisses erkennbar beeinflusst haben. Der Vater Heyse ist vorrangig Lehrer mit einer ähnlichen Ausbildung und ähnlichen reformerischen Vorstellungen wie Campe, aber wesentlich stärker auf seine pädagogische und sprachwissenschaftliche Arbeit fokussiert als der Konkurrent aus Braunschweig. Heyses Engagement gilt besonders der Ausbildung von Kindern aus dem aufstrebenden Bürgertum, zu dem er selbst gehört. Sie seien unter anderem zum selbstständigen Lernen zu erziehen. Das Buch soll dabei als Ergänzung des Unterrichts während und nach der Schulzeit dienen und sprachliches, zum Teil auch sachliches Wissen vermitteln. Dem Sprachunterricht räumt Heyse in seiner pädagogischen Arbeit einen besonderen Platz ein. Die Beherrschung der kommunikativen Möglichkeiten im Deutschen, zu denen auch Sprachkontaktprodukte gehören, versteht er als Schlüsselqualifikation. Dementsprechend stehen sich Entlehnungen und Verdeutschungen im Wörterbuch nicht kommentarlos gegenüber. Es gibt eine Reihe von Angaben, die der richtigen Wahl der Äquivalente, aber auch dem Verständnis und dem richtigen Gebrauch der verzeichneten Lexeme dienen soll, darunter die möglichst präzisen Angaben zur Aussprache, Betonung und Schreibung, grammatische und enzyklopädische Angaben, von denen die meisten bei Campe nicht oder nicht so oder in einer anderen Funktion eingetragen sind. In diesem Zusammenhang wirkt sich das grammatische und orthografische Interesse Johann Heyses wie auch das seines Sohnes Karl deutlich auf den Wörterbuchcharakter aus.220 Im Gegensatz dazu steht das Desinteresse an der Quellenoffenlegung.
–––––––—–– 220
Hinsichtlich der Schreibung hatten er und später auch sein Sohn Karl trotz grundsätzlichem Bekenntnis zum Schreibgebrauch führender Schriftsteller und Sprachgelehrter in Einzelfällen Normierungen vorgeschlagen. Ab der 4. Auflage wurde dem Wörterbuch die von Johann Heyse erarbeitete und von Karl Heyse weitergeführte Grammatik zugrunde gelegt.
158 Auch Karl Heyses berufliches Engagement in Forschung und Lehre an der Universität zu Berlin beeinflusst das Profil des Wörterbuches, und zwar so sehr, dass von einer neuen Qualität des Nachschlagewerkes gesprochen werden kann. Er zeigt mehr als zuvor sein Vater ein Interesse daran, mit dem Wörterbuch auch die gelehrten Kreise zu erreichen. Außerdem will er die Erkenntnisse der jüngeren wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Wortforschung, die von der sprachhistorischen Richtung geprägt sind, durch das Wörterbuch verbreiten helfen, ohne aber auf die praktische und pädagogische Ausrichtung des Buches zu verzichten. Dies bringt ihn dazu, die Angaben im Wörterverzeichnis um eine diachronische Dimension zu erweitern.221 Sie wird von den Nachfolgern übernommen und bis zum Schluss der Publikation aufrechterhalten. Daneben tragen sie dazu bei, dass sich das Wörterbuch in seiner von Beginn an angestrebten quantitativen Vollständigkeit des erfassten äußeren Lehnguts, der qualitativen Vielfalt in der Lemmaauswahl, durch die die Weltoffenheit der Autoren und ihre Bemühungen um Hilfe für möglichst viele Teile der Bevölkerung zum Ausdruck kommt, sowie in der Aktualität der niedergelegten Daten steigert und es dadurch ein nützliches Hilfsmittel bleibt. Diese drei Merkmale, die lange Zeit geregelte Nachfolge, die hauptsächlich auf Lehrer fällt,222 und die breite Funktionsbestimmung des Buches bei vordergründiger Zurückhaltung der Autoren hinsichtlich ihrer eigenen Person haben wesentlichen Anteil am publizistischen Erfolg des Heyse’schen Fremdwörterbuches und begründen seine Bedeutung für die deutsche kontaktsprachliche Wörterbuchentwicklung.
4. Zur Entwicklung der kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft im deutschsprachigen Raum nach Campe und Heyse bis 1870 Nach der Veröffentlichung der Wörterbücher von Campe (1801) und Heyse (1804) entstehen fast jedes Jahr neue Nachschlagewerke, welche ins Deutsche entlehnte Wörter und die mit ihnen geformten Lehnwortbildungen behandeln wollen. Es setzt, wie Kirkness (1990: 1173) schreibt und der Blick in die bibliografische Anlage dieser Untersuchung bestätigt, eine wahre Flut von Wörterbuchpublikationen ein, die im ganzen 19. Jahrhundert anhält und sich das 20. Jahrhundert hindurch bis heute fortsetzt. Viele der Sprachkontaktwörterbücher aus den folgenden rund 70 Jahren bis zum deutsch-französischen Krieg 1870/71 lassen sich in ihrem Charakter von den lexikografischen Werken nach dem Krieg gut unterscheiden. Dies hat mit den in den 1870er Jahren verabschiedeten staatlichen Erlassen zur Vereinheitlichung des Sprachgebrauchs in bestimmten Bereichen sowie mit den durch die Erfolge der Erlasse motivierten Aktivitäten des 1885/86223 gegründeten Allgemeinen Deut-
–––––––—–– 221
Etwas, was Campe, aber auch Karl Heyses Vater gar nicht interessiert hatte, was bei Campe auf sein überwiegend puristisches Engagement, bei Johann Heyse auf seine Einschätzung über die Relevanz für das Verstehen und Verdeutschen und auf den noch nicht diachronischen Forschungsschwerpunkt der Zeit zurückzuführen ist. 222 Lange Zeit schulisch tätig waren z.B. Johann Heyse, Gustav Heyse, Otto Lyon, Willy Scheel. Universitär lehrend tätig war auch Karl Heyse gewesen. 223 1885 Gründung des ersten Zweigvereins, 1886 Gründung des Gesamtvereins.
159 schen Sprachvereins zu tun. Derartig bedeutende Einflüsse, die die Entwicklung der lexikografischen Arbeiten in eine neue Richtung lenken, sind für die davor liegenden Jahre nicht erkennbar. Aus diesem Grund sollen im Folgenden die Wörterbücher aus den Jahren von 1800 bis 1870, von denen die beiden den Zeitabschnitt einleitenden und viele Werke aus diesem Zeitraum beeinflussenden Arbeiten von Campe und Heyse bereits vorgestellt worden sind, abgegrenzt von späteren Werken und auf der Grundlage der in der Tabelle 2.4 und der in der Bibliografie verzeichneten Daten sowie mit Rückgriff auf 23 exemplarische lexikografieorientierte Einzelwerkanalysen beschrieben und ihre Ausprägungen an einigen Beispielarbeiten vorgeführt werden. So soll ein breiteres allgemein-entwicklungsbezogenes und einzelfallgestütztes Bild über die deutschsprachige Kontaktwörterbuchlandschaft zwischen 1800 und 1870 entstehen.
4.1 Zu Verbreitung, Auflagenentwicklung und äußerem Umfang der produktorientierten Sprachkontaktlexikografie zwischen 1800 und 1870 Wie bereits erwähnt, entstehen seit Beginn des 19. Jahrhunderts kontinuierlich neue fremdwortbezogene Nachschlagewerke. Es gibt keine bemerkenswerten Publikationslücken. Es lassen sich aber auch keine einzelnen Jahre feststellen, die besonders viele neue Arbeiten hervorgebracht haben. Erkennbar ist doch eine Steigerung der Neuerscheinungen in den 1830er und 1840er Jahren, in denen bei durchschnittlich 2 bis 3 neuen Wörterbüchern pro Jahr fast genauso viele neue Arbeiten herauskommen wie in den drei Jahrzehnten zuvor. Dies mag daran liegen, dass sich der Wörterbuchtyp, wie er von Campe, Heyse und anderen zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgestaltet wird, erfolgreich auf dem Markt behauptet und bis dahin soweit etabliert hat, dass sich noch mehr Autoren an die Erarbeitung kleinerer und damit oft preiswerterer Bücher wagen. Außerdem erscheinen von einigen großen Wörterbüchern, neben bzw. vor ihnen, kleinere ausgewählte Sammlungen, wie die Beispiele Heyse, Kaltschmidt, Kiesewetter, Sommer und Wiedemann zeigen. Dass von einem Autor mehr als ein kontaktsprachliches Nachschlagewerk herausgebracht wird, ist doch zu dieser Zeit eher die Ausnahme. Gewöhnlich versucht eine Person jeweils ein Wörterbuch auf dem Markt zu etablieren. Ein ähnliches Bild ergibt die Untersuchung der beteiligten Verlage. Es lassen sich nur wenige Verlage nachweisen, die mehr als ein Sprachkontaktwörterbuch veröffentlichen. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um die Verlage der oben genannten Autoren, z.B. Calve, Ernst, Flemming, Hahn. Die anderen können nach abgeschlossener Publikation eines Nachschlagewerkes zu einem späteren Zeitpunkt ein neues Werk oder einen Nachfolger herausgebracht haben, z.B. Beck, Tauchnitz, Wengler. Aufgrund der großen Anzahl der vorhandenen Wörterbücher sind sehr viele verschiedene Verlage an der Verbreitung von Nachschlagewerken zum deutschen Fremdwortschatz beteiligt. Nicht immer beauftragen sie einzelne Autoren, sondern zeichnen als Verlage selbst für das Buch verantwortlich.224 Dies gilt auch für die 1850er und 1860er Jahre. Sie zeichnen sich zwar nicht durch eine derartig große Produktivität aus. Dennoch erscheint immer noch annähernd ein neues Werk pro Jahr. Bei der Betrachtung der Verbreitung kontaktsprachlicher Wörterbücher seit der Jahrhundertwende müssen aber nun die hinzukommen-
–––––––—–– 224
Vergleiche die Autoren- und Verlagsregister im Anhang dieser Arbeit.
160 den neuen Auflagen bereits erschienener Bücher berücksichtigt werden. In den 1860er Jahren werden in einem Jahr bis zu 9 Arbeiten auf den Markt gebracht, zu Beginn des Jahrhunderts waren es 2 bis 3 Werke. In den ersten Jahren nach Campe (1801) ergänzen noch einige Neuauflagen von Werken, die bereits vor der Jahrhundertwende erschienen sind, das Angebot. Die meisten von ihnen werden doch nach 1811 nicht mehr aufgelegt.225 Hinsichtlich der allgemeinen Auflagenentwicklung der Wörterbücher aus dem Zeitraum 1800 bis 1870 zeigt sich, dass verteilt über den gesamten Zeitraum knapp die Hälfte von 111 berücksichtigten Büchern226 nur einmal erschienen sind. Dabei handelt es sich um kleine (1–200 Seiten) und mittelgroße Arbeiten (200–500 Seiten)227 mit unterschiedlichsten Intentionen und allgemeiner sowie spezialisierter Lemmaauswahl. Knapp ein Drittel der Wörterbücher wird in 2 bis 4 Auflagen publiziert, darunter die betrachteten Niemann (1828), Lichtfels (1831) und Haas (1840). Knapp ein Viertel der Werke erreicht mindestens 5 Auflagen. Unter ihnen finden sich 5 Arbeiten direkt vom Beginn des 19. Jahrhunderts. Neben Heyse (1804) sind das Wiedemann (1802), Schweizer (1803), Oertel (1804) und Petri (1806). Die anderen stammen aus den 1830er bis 1860er Jahren. Die frühen Arbeiten sind es neben einigen anderen auch, die von dem beschriebenen Viertel sogar auf 10 und mehr Auflagen228 kommen. Dabei handelt es sich um Werke, die den eingetragenen Wortschatz, der fachspezifisch, fächerübergreifend und auch auf Berücksichtigung indigendeutscher Lexeme ausgerichtet sein kann, erklären bzw. erklären und verdeutschen, jedoch nicht allein verdeutschen wollen. Sie besitzen einen großen oder mittelgroßen Seitenumfang. Zwei Drittel von ihnen ist über 50 Jahre lang erschienen, Heyse (1804) und Petri (1806) sogar über 100 Jahre. Sie bilden den Kern einer Reihe von Arbeiten, die sich auch nach 1871 erfolgreich auf dem Markt behaupten können. Es kommt also nicht zu einem Bruch in der lexikografischen Kontaktwörterbuchlandschaft. Vielmehr sorgen 23 ermittelte Arbeiten für eine Weiterführung der bestehenden Vielfalt, die durch die kommenden Werke aus den Reihen des ADSV oder in Anlehnung an ihn vergrößert wird. Sie geht jedoch mit einer augenfälligen Schwerpunktverlagerung einher. Über die Hälfte der Wörterbuchautoren stellt ihre Arbeit bis 1900 ein, drei von ihnen veröffentlichten zur Zeit des 1. Weltkrieges, ein einziges, das Taschenbüchlein des Musikers zum Wortschatz der Musik von Frank (1858) erlebt Auflagen zur Nazizeit und im 2. Weltkrieg, das letzte Mal 1943. Keines der Werke aus der Zeit zwischen 1800 und 1870 hat eine Auflage nach 1945 erlebt.229 Die noch nach 1870 präsenten Wörterbücher gehören in der Regel zu den auflagenstarken Werken
–––––––—–– 225
Ausnahme: Heinse (1793–1805), dessen mehrbändige Publikation erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgeschlossen war und dessen 2. Auflage 1825 kompakt herauskam. 226 Aus der Betrachtung der Wörterbücher zwischen 1800–1870 wurden die Arbeiten aus dem 18. Jahrhundert hier ausgeschlossen. 227 Ausnahmen: Beer (1838) (574 S.), Favreau (1838–40) (951 S.). 228 Wiedemann (1. Aufl. 1802 – letzte Aufl. 1854), Heyse (1804–1922), Petri (1806–1929), Wiegand (1837–1903), Weber, F.A. (1839–1898), Adelung, C.B. (1841–1854), Schuberth (1843–1894), Hoffmann (1845–1930), Hunger (1847–1885), Prätorius (1847–1890), Weber, J. (1849–1916), Bussenius/Bodeusch (1852–1912), Kaltschmidt (1852–1868), Frank (1858–1868), Kiesewetter (1866–1929). 229 Nur einige wenige wurden als limitierte Reprodrucke, die nicht für den allgemeinen Gebrauch bestimmt sind, wieder aufgelegt. Das sind Campe (1801) in der 2. Aufl. (1813), Heyse (1804) in der Aufl. (1922), Schweizer (1803) in der Auflage (1811).
161 aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts sowie aus den 1840er und 1850er Jahren. Sie zeichnen sich durch einen großen230 und mittelgroßen231 Seiten- und Lem-maumfang aus und erscheinen als Hand- und Taschenwörterbücher. Ihre Auswahl kann sich auf das gesamte deutsche äußere Lehngut mit oder ohne indigendeutsche Stichwortzusätze, auf den allgemeinsprachlich relevanten entlehnten und lehngebildeten Wortschatz oder auch auf fachlich ausgerichtete Entlehnungen, vor allem aus der Musik232 richten.
4.2 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1800 und 1870 unter dem Aspekt von Lemmaumfang und -auswahl Im ersten betrachteten Zeitraum lassen sich keine regelmäßigen Relationen zwischen Seitenzahl und Lemmaumfang nachweisen. Zu unterschiedlich sind die Wörterbücher in ihrer lexikografischen und typografischen Form, dass man aus der Buchgröße Voraussagen für nichtgenannte Lemmazahlen treffen kann. Mit Hilfe der Stichproben sagbar wird aber, dass das Volumen der gefundenen Bücher zwischen rund 1.500 und rund 80.000 Stichwörtern schwankt. Diese derartig starke Differenz zwischen den Werken gibt es jedoch nicht seit Beginn des Jahrhunderts, sondern entwickelt sich, wie das Beispiel Heyse (1804) zeigt, im Rahmen des Ausbaus der großen Handwörterbücher. Die ersten von Anfang an lemmastarken Arbeiten mit einer Stichwortzahl von über 40.000 Lemmata entstehen erst in den 1840er Jahren.233 Die meisten Wörterbücher, von denen die Lemmaanzahl bekannt ist, enthalten zwischen 10.000 und 30.000 Stichwörter.234 Wie bei Heyse gesehen und sich bei den Arbeiten von Oertel, Petri, Rumpf, Heuberger, Sommer und anderen bestätigt, wird der Lemmaumfang von Campes Wörterbuch schnell zum Normalfall und bald überholt. Bei der Auswertung der Titel nach ihrer Lemmaauswahl werden die Wörterbücher in drei Gruppen unterteilt, in Wörterbücher mit unspezifischer Fremdwortauswahl, in Werke mit fachlich spezifizierter Auswahl und solche, bei denen der verzeichnete Wortschatz über den deutschen Fremdwortschatz hinausgeht. Die meisten Wörterbücher können der Gruppe von Werken mit einer fachlich unspezifischen kontaktsprachlichen Lemmaauswahl zugeordnet werden. Die Autoren beschreiben diesen Wortschatzbereich oft mit den Worten „in unserer Sprache gebräuchliche/vorkommende bzw. in sie aufgenommene fremde Wör-
–––––––—–– 230
Heyse (1804), Petri (1806), Weber, F.A. (1839), Kiesewetter (1841), Kaltschmidt (1843), Hunger (1847), Roß (1849). 231 Wigand/Wander (1837), Heyse (1840), Dobel (1825), Hoffmann (1845), Prätorius (1847), Weber, J. (1849), Bussenius/ Bodeusch (1852), Kretschmar (1863), Kiesewetter (1866), Baensch (1869– 70). 232 Schuberth (1843), Engelhardt (1855), Frank (1858), Krüger (1860). Baldamus (1848) hatte sich auf politisch relevante Lexeme konzentriert. 233 Aufgrund der nur unvollständigen Kenntnisse über das Lemmavolumen aller Wörterbücher zum deutschen Fremdwortschatz zwischen 1800 und 1870 ist diese Angabe im Rahmen dieser Arbeit zwar nicht vollständig belegbar, aber sehr wahrscheinlich. 234 Vgl. Tabelle 2.4.
162 ter“.235 Der Rückgriff auf den Begriff der Gebräuchlichkeit spielt dabei nicht ausschließlich auf die Häufigkeit in der Anwendung der Entlehnungen an. Er kann sich auch auf den Gebrauch der verzeichneten Wörter in der deutschen Sprache überhaupt richten, da Fremdwörter von vielen Autoren als Wörter aus anderen Sprachen, d.h. nicht dem Deutschen zugehörig aufgefasst werden. Dennoch geht es ihnen nicht darum, die Wörter mit den Eigenschaften, die sie in der jeweils anderen Sprache besitzen, zu beschreiben, auch wenn eine Reihe von Bearbeitern, wie bei Heyse gesehen, auf eine Annäherung an das gebersprachliche Vorbildwort zielen. Manche Autoren beschreiben die Arten der verzeichneten Lemmata etwas genauer, indem sie sie z.B. in Wörter, Redensarten, Abkürzungen, Kunstwörter, d.i. Fachwörter unterscheiden.236 Manche von ihnen sind sich auch des Auswahlcharakters ihrer Stichwörter bewusst und vermerken dies durch eine Beschreibung der Lemmata als ‚üblichste’, ‚wichtigste’ oder ‚gebräuchlichste’ ‚Auswahl’ oder ‚Sammlung’. Andere geben in den Titeln einen Hinweis auf ihren Vollständigkeitsanspruch, mit dem sie den von ihnen erfassten Wortschatzbereich verzeichnen wollen, indem sie vom ‚vollständigen’ Wörterbuch sprechen, das ‚alle’ fremden und im Deutschen gebrauchten Wörter verzeichnet. Damit können aber auch Einschränkungen in der Auswahl verbunden sein, z.B. wenn von allen musikalischen Wörtern oder allen Wörtern aus Zeitungen und Verordnungen die Rede ist.237 Als vollständige Wörterbücher werden im Übrigen nicht nur großvolumige, sondern auch sehr schmale Taschenwörterbücher bezeichnet.238 Diese Angabe kann also kaum als eindeutiger Hinweis auf eine große Lemmaanzahl gedeutet werden. Einige Wörterbuchautoren werden in ihrer Lemmabeschreibung etwas konkreter. Sie nennen bestimmte Sprachbereiche, in denen sie den verzeichneten Wortschatz gefunden haben und wo er zur Anwendung kommt. Sehr oft ist von der Umgangs- und Schriftsprache die Rede, dann auch von Kunst- und Zeitungssprache oder von Wörtern des gemeinen oder alltäglichen Lebens. Es können zusätzlich sachlich begrenzte Sprachbereiche wie der Wortschatz des Gerichts und der Gewerbe genannt sein.239 Einige Bücher legen ganz explizit einen Schwerpunkt auf bestimmte Fachgebiete, ohne sich aber allein auf dieses Gebiet beschränken zu wollen. Dabei wird der Wortschatz des Handels am häufigsten genannt. Für ihn vermuten die Autoren offensichtlich ein herausragendes Interesse unter den Benutzern. Wie die Autopsie von Wörterbüchern aus diesem Zeitraum ergibt, enthalten einige Werke, die dem Titel nach zunächst der Gruppe der Arbeiten mit unspezifischer Fremdwortauswahl
–––––––—–– 235
Vgl. die bibliografischen Angaben z.B. von Heyse (1804), Oertel (1804), Heuberger (1806/07), Schwinghammer (1809), Wiedemann (1812), Lichtfels (1831), Baumann (1832), Ebner (1838), Weber, F.A. (1839), Favreau (1838–40). 236 Z.B. Beer (1838): Neuestes Fremdwörterbuch ... vorkommenden nicht teutschen Wörter, Redensarten, Kunstausdrücke und Abkürzungen...; auch: Kiesewetter (1841): Neuestes vollständiges Fremdwörterbuch ... gebräuchlichen fremden Wörter, Redensarten, Vornamen und Abkürzungen ... Vgl. die Angaben in der Bibliografie. 237 Z.B. Schuberth (1843): Vollständig erklärendes Fremdwörterbuch aller in der Musik gebräuchlichen Ausdrücke. ... 4. Aufl. 1852. 238 Z.B. Vollständiges Taschen-Fremdwörterbuch, in welchem mehr als 12.000 fremde Wörter enthalten sind, welche theils in der Umgangssprache, als auch in jedem Geschäftsstyle, Zeitungen und Büchern vorkommen, mit ihrer Rechschreibung und Aussprache. Ein Nachschlagewerk für Jedermann. Mügeln/Leipzig: Senf 1865. 96 S. 239 Vgl. ebd.
163 zugeordnet worden sind, außerdem nicht entlehntes Wortmaterial. Neben Heyse (1804) sind hier Arbeiten von Oertel (1804), Heuberger (1806/07), Sommer (1814), Maurer (1831), Brugger (1855) und Haas (1840) zu nennen. Zu vermuten ist, dass eine Autopsie zusätzlicher Arbeiten noch mehr Sprachkontaktwörterbücher mit indigenem Lemmaanteil zum Vorschein bringen würde, als bisher in der Tabelle verzeichnet werden konnte. Daneben gibt es Nachschlagewerke, deren Titel oder spätestens ihr Vorwort bereits darauf hinweist, dass sich in ihnen auch andere Lexeme als nur äußeres Lehngut nachschlagen lassen, z.B. bei Favreau (1838–40), Aderholz (1834), Kaltschmidt (1837 und 1852). Dies können, wie bei Heyse gezeigt, selten gebrauchte und darum schwer verständliche bzw. inhaltlich verdunkelte, nicht mehr gebräuchliche indigene Wörter sein, aber auch, wie in den Titeln von Kaltschmidt zu lesen, landschaftliche Lexeme, die nicht jeder Deutschsprachige versteht,240 außerdem deutsche Formen von Namen und Eigennamen überhaupt. Zwischen 1800 und 1870 und durch die wiederholten Auflagen der Arbeiten nach diesem Zeitraum auch darüber hinaus gibt es also im deutschsprachigen Raum Nachschlagewerke, die zwar hauptsächlich, aber nicht nur und streng abgetrennt von anderen Wortschatzbereichen des Deutschen entlehntes Wortgut verzeichnen. Die Autoren dieser Arbeiten haben auch indigendeutsche Lexeme aufgenommen und verstehen die Bezeichnung ‚Wörterbuch fremder Wörter’, in einigen Fällen auch ‚Fremdwörterbuch’ offensichtlich nicht streng diachronisch-herkunftsbezogen. Wie die englischsprachige Wörterbuchlandschaft kennt also auch die deutschsprachige des 19. Jahrhunderts und beginnenden 20. Jahrhunderts so etwas wie ‚Nachschlagewerke schwerer Wörter’ oder ‚hard word dictionaries’. Und wahrscheinlich ist ihre Präsenz noch stärker als sie hier241 gezeigt werden kann. Die dritte Gruppe von Wörterbüchern enthält eine sachlich und fachlich ausgerichtete Lemmaauswahl. Da sie (vorrangig) keine indigendeutschen Lexeme verzeichnet, lassen sich die ihr zugeordneten Arbeiten nicht einfach als Fachwörterbücher im eigentlichen Sinne verstehen. Die Autoren haben ihre Auswahl zwar fachlich begrenzt, doch vorrangig auf der Grundlage getroffen, dass die in Frage kommenden Lexeme zum deutschen Fremdwortschatz gehören. Das spiegelt sich deutlich in der Bezeichnung der Nachschlagewerke wider. Die meisten von ihnen sind als Fremdwörterbücher, eines als Verdeutschungswörterbuch tituliert. Dass die Bezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ unter dieser Gruppe von Kontaktwörterbüchern häufig auftaucht, hängt unter anderen mit ihrer Entstehungszeit zusammen. In den 1830er bis 1850er Jahren, in den die meisten der ermittelten Werke erarbeitet worden sind, ist der Titel ‚Fremdwörterbuch’ bereits eingeführt und in Verbreitung begriffen. Eine nähere Betrachtung dieser vergleichsweise kleinen Gruppe von spezialisierten Arbeiten aus der Zeit zwischen 1800 und 1870 ergibt, dass es sich bei ihnen in der Mehrheit um sehr kleine Wörterbücher mit einer geringen Seitenzahl und wahrscheinlich geringem Lemmaumfang handelt, weshalb sich ein Teil von ihnen als Taschenwörterbuch versteht. Die meisten Arbeiten beschäftigen sich mit dem Wortschatz der Musik, seltener mit dem des Militärs, der Medizin oder des Rechts bzw. der Politik. Unter den Arbeiten zur
–––––––—–– 240
Kaltschmidt (1852): Allgemeines Fremdwörterbuch nebst Erklärung der in der deutschen Sprache vorkommenden fremden Wörter und landschaftlichen Ausdrücke mit Angabe ihrer Abstammung. Zum praktischen Nutzen für alle Stände bearbeitet. Nördlingen: Beck. 241 Vgl. Tabelle 2.4.
164 Musik befinden sich zwei Werke, Schuberth (1843) und Frank (1858), mit sehr hoher Auflagenzahl. Von der Mehrheit der anderen Arbeiten kann nur jeweils eine Auflage nachgewiesen werden. Die fachbezogene Ausrichtung der Lemmaauswahl spiegelt sich bei einigen Arbeiten auch in Form von Adressatenangaben wider. Es werden vor allem professionelle Musiker, aber auch Laien, Lerner und Musikinteressierte einerseits sowie Angehörige des Militärs andererseits angesprochen. Es gibt zudem eine kleine Anzahl von Autoren, die sich an eine breite Leserschicht wendet. Hinsichtlich der Zweckbestimmung der lemmaspezialisierten Nachschlagewerke überwiegt klar die Erklärungsabsicht. Nur drei Arbeiten sollen laut Titel zusätzlich der Verdeutschung dienen. Einzig die Titel der zwei frühen Arbeiten von Müller (1814) und Daisenberger (1818) deuten daraufhin, den verzeichneten Wortschatz nur verdeutschen zu wollen. Diese Verdeutschungsabsicht muss jedoch nicht im puristischen Sinne gemeint, sondern kann auch mit der Erklärungsfunktion verbunden sein. Denn zu dieser Zeit gab es die Bezeichnung ‚Fremdwörterbuch‘ noch nicht und eine eindeutig puristisch-ablehnende Haltung der Autoren gegenüber ihrer Lemmaauswahl z.B. durch deren pejorative Attribuierung kann anhand der Titel bei ihnen wie auch bei den anderen fachbezogenen Kontaktwörterbüchern nicht festgestellt werden. Die Autoren der Arbeiten zwischen 1800 und 1870 haben offensichtlich noch vorrangig das Verständnis der Wörter durch die Leser im Sinn. Die sollen in ihrem Lern- und Übungsprozess begleitet oder beim Verstehen von Befehlen oder militärischen, juristischen bzw. politischen Sachverhalten unterstützt werden. Wie sich zeigen wird, liegt hier ein bedeutender Unterschied zu vielen fach- und sachbezogenen Nachschlagewerken aus der Zeit zwischen 1870/71 und 1945.
4.3 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1800 und 1870 unter programmatischem Aspekt – Adressatenausrichtung und Zweckbestimmung In den vorangegangenen Ausführungen sind bereits erste Aussagen über die Adressaten von Kontaktwörterbüchern aus den ersten zwei Dritteln des 19. Jahrhunderts getroffen worden. Die spezialisierten Wörterbücher richten sich gewöhnlich an die jeweilige mit dem Sachgebiet befasste Gruppe. Die Betrachtung der nichtspezialisierten Arbeiten ergibt, dass auch in ihren Titeln oder Vorworten Vorstellungen über die Adressaten niedergelegt worden sind. Oft bleiben die Autoren recht allgemein und sprechen von jedermann, jedem Deutschen, allen Ständen, dem deutschen Volk und allen, die Fragen zum verzeichneten Wortschatz haben. Es können unterschiedliche Gruppen genannt werden, an die sich das Buch wendet, ohne den Adressatenbezug jedoch wirklich einschränken zu wollen. Dann werden z.B. alle Gebildeten und Ungebildeten, Studierten und Unstudierten, alle Bürger und Landbewohner angesprochen. Es können auch Verwendungsbereiche wie Haus und Schule genannt sein. In einigen Fällen, wie bei Heyse gezeigt, aber auch bei Slevogt (1810), Daisenberger (1820), Perg (1826), J. Weber (1849), Schmidt (1860/61) und anderen nachgewiesen, werden einige Benutzerkreise besonders hervorgehoben. Zu ihnen gehören die Unstudierten, Ungelehrten bzw. Schüler, die die Bücher zur selbstständigen Aneignung nutzen können, aber auch Zeitungsleser oder Kaufleute, denen das Buch als Hilfsmittel und zur Erleichterung ihrer Tätigkeit dienen möge. Eher selten beschränken die Autoren von Wörterbüchern ohne spezialisierte Lemmaauswahl ihren anvisierten Leserkreis oder Einsatzort bzw. die Benutzersituation, z.B. auf die Buchhandlung, die Schule, das Zeitungsle-
165 sen oder die Stenografie. Andere Titel dagegen enthalten eine regelrechte Aufzählung von Adressaten.242 Nur sehr selten werden an Fremdwortreinigung interessierte Personen direkt im Titel angesprochen.243 Das geschieht eher im Vorwort oder durch Hinweise auf die Zweckbestimmung des Wörterbuches. Eine direkte Nennung kann als Zeichen für gesteigerte puristische Absichten interpretiert werden, was eine Autopsie der Arbeiten von Rumpf (1811) und Niemann (1828) bestätigt. Andererseits ist festzuhalten, dass rund die Hälfte der Titel keine konkreten Angaben zur Adressatenausrichtung der Wörterbücher enthält. Sie gehören also nicht standardmäßig zu den Hinweisen auf den Deckblättern. Weitaus häufiger geben die Autoren in den Titeln, aber auch in ihren Vorworten Auskunft über die Zweckbestimmung ihrer Arbeiten. Die Daten zur Intention der Bücher bzw. ihrer Bearbeiter gehören zum Kern der Titelangaben. Dabei sind drei grundsätzliche Funktionen festgestellbar, die in recht ähnlicher Formulierung einzeln oder kombiniert auf den Deckblättern erscheinen: Erklärungs-, Verdeutschungs- und Gebrauchsfunktion. Die letztgenannte Intention der Autoren wird nur selten offen angeführt, weshalb sie in der Tabelle 2.4 kaum präsent ist. Sie spielt eher implizit eine Rolle, vor allem in solchen Wörterbüchern, die zum richtigen Verständnis der verzeichneten Lexeme beitragen wollen und darüber hinaus Angaben zur richtigen Aussprache, Schreibung und Grammatik enthalten. Bei der Betrachtung der anderen Funktionen zeigte sich, dass nur ein relativ geringer Teil von 19 Wörterbüchern allein der Verdeutschung der verzeichneten Entlehnungen dienen sollte. Darunter befinden sich zwei fachlich spezialisierte Arbeiten. Reine Verdeutschungswörterbücher sind zwischen 1800 und 1870 demnach wenig verbreitet. Bei vielen dieser Werke kann nicht eindeutig nachgewiesen werden, dass die Verdeutschungsfunktion mit Reinigungsabsichten verknüpft ist. Der Begriff der Verdeutschung kann nämlich auch darauf hinweisen, dass die Benutzer weniger paraphrasierte Erklärungen und zusätzliche sachliche Erläuterungen, stattdessen viel mehr indigendeutsche und völlig assimilierte Äquivalente erwarten dürfen, die nicht zwingend das entlehnte Wort verdrängen sollen.244 Nur ein kleiner Teil der Autoren hat im Titel deutlich gemacht, eine ablehnende Haltung gegenüber Existenz und Gebrauch von entlehnten Wörtern im Deutschen zu besitzen und ihr Buch in den Dienst von deren Ausmerzung zu stellen.245 Das sind nicht immer die Arbeiten mit der Bezeichnung ‚Verdeutschungsbuch’. Diese kommt nur in einem geringen Maße, dann aber vor allem zu Beginn des Jahrhunderts vor. Sie lässt sich nicht eindeutig als Markierung für ein Buch mit rein puristischen Absichten deuten. Außerdem ist auch Arbeiten mit der Bezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ die Funktion der Verdeutschung unter-
–––––––—–– 242
Z.B. Neues Fremdwörterbuch, in welchem mehr als 14.000 fremde Wörter mit ihrer Aussprache kurz und bündig erklärt sind. Ein Nachschlagewerk für Jedermann, für Alt und Jung, Geistlich und Weltlich, namentlich aber für den Bürger und Landmann, für Gewerbsleute und Jeden, der nach Bildung strebt. Augsburg: Schmid 1867; (2. Aufl. 1877). 243 Z.B. Rumpf (1811), Niemann (1828). 244 Z.B. Knenlein (1823): Kleines Verdeutschungs-Wörterbuch oder Sammlung aller der fremden Ausdrücke und Redensarten, welche in Zeitungen, Verordnungen obrigkeitlichen Schriften ... vorkommen. Marktbreit: Knenlein (1823), oder Folk (1829): Taschenwörterbuch zur richtigen Verdeutschung der in unserer Sache gebräuchlichen ausländischen Wörter und Ausdrücke. Ein nöthiges Hülfsbuch. Danzig: Gerhard. 245 Z.B. Mosqva (1812): Wörterbuch zur Beförderung der teutschen Sprachreinigung. Königsberg: Degen. Vgl. auch Rumpf (1811), Gemünden (1815) und Jackowitz (1844).
166 legt. Dennoch deutet der Rückgriff auf den Begriff der Verdeutschung im Titel darauf hin, dass keine uneingeschränkt befürwortende Haltung der Autoren zum Fremdwortgebrauch zu erwarten ist. Weitere Eigenschaften der Gruppe von auf Verdeutschung abzielenden Wörterbüchern lassen sich aus der nach dem Typologiekriterium ‚Intention‘ geordneten tabellarischen Zusammenstellung der Tabelle 4.3a entnehmen.
Tabelle 4.3a: Wörterbücher zur Verdeutschung (1800–1870)
Es handelt sich um Wörterbücher, von denen die meisten in den ersten 30 Jahren des 19. Jahrhunderts, also vor dem Hintergrund der Freiheitskämpfe, der Entstehung des Deutschen Bundes und der Festigung der deutschen Standardsprache sowie im Zusammenhang mit dem von Kirkness festgestellten zweiten puristischen Höhepunkt im deutschsprachigen Raum entstanden sind. Die meisten Werke haben nur eine Auflage, nur 6 von ihnen bis maximal 5 Auflagen erlebt. Es sind in der Regel mittelgroße und kleine Bücher, deren
167 Lemmaumfang nicht genannt246 und deren Adressatenausrichtung nur selten angeführt wird. Eine zweite, für den hier betrachteten Zeitabschnitt sehr markante Gruppe von Wörterbüchern verknüpft Verdeutschungs- mit Erklärungsabsicht. Sie ist in den Jahren zwischen 1800 und 1870 sehr präsent, aber auch in der Wilhelminischen Kaiserzeit in Form von neu bearbeiteten Auflagen der Werke aus den Jahren davor sowie mit sporadisch neu herausgebrachten Wörterbüchern noch, aber immer weniger vertreten. Zu ihr gehören neben Campe (1801) die langlebigen und einflussreichen Werke von Heyse, Oertel und Petri vom Beginn des Jahrhunderts, aber auch die späteren auflagenstarken Arbeiten von Wigand/Wander (1837), Kiesewetter (1841) und (1866) sowie Hoffmann (1845). Ihre Langlebigkeit und Auflagenstärke spricht für den Erfolg des Konzeptes, Nachschlagewerke anzubieten, die für jeden Bedarf sowohl Erläuterungen zum besseren Verständnis, gegebenenfalls auch ausreichend Daten für den richtigen Gebrauch ihrer Stichwörter als auch Äquivalente zum Ersatz von Entlehnungen oder zur sprachlichen Variation bereithalten. In der Gruppe finden sich aber ebenso einmalig herausgegebene Wörterbücher wie Schwinghammer (1809), Ritzert (1833), Beer (1838) und Brugger (1855). Eine entsprechende Vielfalt zeigt die Gruppe247 in Bezug auf Lemmaanzahl und Seitenumfang. Zu bemerken ist jedoch, dass gerade dieser Gruppe viele lemmastarke Wörterbücher mit hoher Seitenzahl angehören. Hinsichtlich der Lemmaauswahl und des Adressatenbezugs zeichnen sich die meisten Arbeiten durch eine große Offenheit und Breite aus. Unter den eingetragenen Lexemen können sich auch indigendeutsche Stichwörter, die als schwierig, fremd und erklärungsbedürftig aufgefasst wurden, befinden. Die Untersuchung von Wörterbuchbeispielen aus der Gruppe verdeutschender und erklärender Wörterbücher in Bezug auf ihre Haltung gegenüber ihrem Wörterbuchgegenstand hat erbracht, dass keine der betrachteten Arbeiten das deutsche Fremdwortgut auffallend positiv bewertet. Verdeutschungsangebot und Eintreten für den Fremdwortgebrauch schließen sich offensichtlich aus. Das war zu erwarten. Dafür gibt es eine Reihe von Arbeiten, die sich in Titel und Vorwort gar nicht oder nicht wertend über ihren Beschreibungsgegenstand äußert.248 Andere Autoren wiederum positionieren sich erkennbar puristisch (Brugger 1855). Es fällt auf, dass es viele Abstufungen zwischen betont puristischer und neutraler Einstellung gibt. Wie Verständnis und Wertung kontaktsprachlicher Lexeme im Deutschen in den Wörterbüchern des betrachteten Zeitabschnittes transportiert werden, wird im Zusammenhang mit der Vorführung von Wörterbuchbeispielen genauer dargestellt. Hingewiesen werden soll doch bereits darauf, dass sich die Verbindung der Wörterbuchfunktionen Verdeutschung und Erklärung sowie die Haltungen der Autoren zum äußeren Lehngut nicht auf die Wahl des Kurztitels auswirken. In einem sehr geringen Maße wird auf die Bezeichnung ‚erklärendes Verdeutschungswörterbuch’ zurückgegriffen. Nach dem Aufkommen der Bezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ ist diese auf den Deckblättern der gewöhnlichste Titel.
–––––––—–– 246
Ausnahme: Roß (1849). Vgl. Tabelle 4.3b. 248 Beispiele aus den eingesehenen Wörterbüchern: Wigand/Wander (1837) (27. Aufl. 1874 – kein Vorwort), Vollbeding 1816 (3. A. 1828), Haas 1840 (2. Aufl. 1843 – kein Vorwort). 247
168
Tabelle 4.3b: Wörterbücher zur Verdeutschung und Erklärung (1800–1870)
169 Das trifft auch für die dritte intentional unterschiedene Gruppe zu, von Wörterbüchern, die ihren verzeichneten Wortschatz erklären wollen, ohne, zumindest dem Titel nach, Verdeutschungsabsichten zu verfolgen. In diese Gruppe werden außerdem Bücher geordnet, die im Titel nicht explizit von einer Erklärungsfunktion sprechen, deren weitere Titelangaben diese Interpretation aber nahelegen, z.B. Bührer (1812) und Robolsky (1834) oder die eingesehenen Nachschlagewerke von Brinkmeier/Müller (1850), Bussenius/Bodeusch (1852) und Faulmann (1862–64).249 Es ist jedoch äußerst üblich, dass die Wörterbuchautoren ihre erläuternden Absichten auf dem Titelblatt explizit kenntlich machen. Die Gruppe der erklärenden Wörterbücher ist mit ihren hier hinein geordneten 46 Arbeiten von allen drei intentional unterschiedenen Gruppen die umfangreichste, auch ohne die bereits beschriebenen fachlich ausgerichteten Nachschlagewerke, von denen die meisten eben dieser Gruppe zuzurechnen sind, mitzuzählen. Ihre Präsenz wird gesteigert durch 28 Arbeiten250 mit mehr als einer Auflage. 9 von ihnen besitzen sogar mindestens 5, Wiedemann (1802), J. Weber (1849), Bussenius/Bodeusch (1852) und Kaltschmidt (1852) sogar über 10 Auflagen. Knapp die Hälfte der erklärenden Wörterbücher erreicht jedoch nur eine Auflage. Betrachtet man das Aufkommen der erklärenden Nachschlagewerke, ist die Gruppe durch die Arbeiten aus dem Jahrhundert davor in den ersten 10 Jahren des 19. Jahrhunderts zunächst recht gut vertreten, in den darauffolgenden 20 Jahren aber kaum präsent. Dafür steigt die Zahl der Neuerscheinungen seit den 1830er Jahren wieder an. Dies mag mit der nationalpatriotisch angeheizten gesellschaftshistorischen Situation in den ersten 20 Jahren des Jahrhunderts in Deutschland, aber auch mit den erfolgreichen Arbeiten aus der Gruppe der erklärend-verdeutschenden Nachschlagewerke zusammenhängen. Zu den erklärenden Arbeiten gehören v.a. mittelgroße und kleine Wörterbücher mit einer Lemmazahl bis zu 30.000 Stichwörtern. Lemmaumfänge von rund 42.000 bei Favreau (1838–40) und rund 80.000 bei Kaltschmidt (1843) sind sehr selten. Hinsichtlich der Lemmaauswahl zeigen die Wörterbücher dieser Gruppe ein sehr reiches Bild. Es gibt Arbeiten wie Favreau (1838–40) und Kaltschmidt (1843) mit Vollständigkeitsanspruch und dementsprechend offener Lemmaauswahl. Andere wollen nur den nach ihrem Ermessen gebräuchlichsten oder gewöhnlichsten Fremdwortschatz verzeichnen. Es gibt Wörterverzeichnisse mit indigendeutschem Lemmaanteil. Andere nehmen neben dem allgemein relevanten Fremdwortschatz besonders viele Stichwörter aus einem ausgewählten Sachgebiet oder Medium auf.251 Hinsichtlich der Behandlung der Entlehnungen lassen sich in der Gruppe der erklärenden Sprachkontaktwörterbücher auch recht ungewöhnliche Sonderformen nachweisen. So ist Faulmann (1862–64) ein Hilfsmittel für die stenografische Wiedergabe von Lehngut. Brinkmeier/Müller (1850) verzeichnen lexikalische Entlehnungen nicht als Stichwörter, sondern im Erklärungsteil der Wörterbuchartikel.252 Brinkmeier/Müller (1850) ist außerdem ein Beispiel für Wörterbücher, deren Autoren den Fremdwortgebrauch im Deutschen für legitim halten und ihn befürworten. Andere Autoren verhalten sich distanzierter. Doch
–––––––—–– 249
Die Angaben zur Intention dieser Wörterbücher bzw. ihrer Bearbeiter sind in der Tabelle in Klammern gesetzt. 250 Inklusive der Nachschlagewerke von Ende des 18. Jahrhunderts. 251 Die meisten der Wörterbücher mit dieser Lemmaauswahl finden sich in der Gruppe der erklärenden Nachschlagewerke. 252 Zu dieser Form von Nachschlagewerken siehe die Besprechung der „umgekehrten Fremdwörterbücher“.
170 wurde über die Titel der Wörterbücher in dieser Gruppe keine Negativwertung transportiert. Deshalb sind die Bücher in der Tabelle 4.3.c in dieser Hinsicht als neutral bzw. positiv wertend eingestuft worden. In Arbeiten wie Schmidt (1830), die sich Heyse (1804) und Petri (1806) zum Vorbild genommen haben, werden sich aber vermutlich auch puristische Anmerkungen finden lassen.253 Weitaus offener als über ihre Haltung zum äußeren Lehngut äußern sich die Autoren über ihre Adressatenvorstellungen. Ungefähr zwei Drittel der Titelblätter enthalten dazu Angaben, zum Teil sehr ausführlich, zum Teil sehr knapp. Die meisten Arbeiten richten sich an einen wenig beschränkten Benutzerkreis. Hervorgehoben wird jedoch oft die Gruppe der Unstudierten und Nichtgelehrten, eine Sammelbezeichnung für alle diejenigen, die nicht oder noch nicht an der Universität ausgebildet gewesen sind und nicht in Lehr- und Forschungsberufen gewirkt haben.254 Dazu gehören Händler, Handwerker und Beamte. Frauen werden genannt, auch Landbewohner und Zeitungsleser. An der Adressatenbeschreibung wird die Vorstellung der Autoren erkennbar, dass die Wörterbücher den Benutzern bei der selbstständigen Aneignung von Wissen, das sie nicht durch ein Studium oder Ähnliches erlangt haben, aber für ihren beruflichen Einsatz oder ihre Lektüre brauchen, behilflich sein sollen. Sie sind viel weniger an diejenigen gerichtet, die mit den verzeichneten Lexemen bereits umgehen können und Variations- und Ersatzhilfe wünschen. Nur ein geringer Teil der Wörterbuchbearbeiter sieht den Gebrauch ihrer Werke in ausgewählten Situationen vor, z.B. in der Volksschule, im Buchhandel und bei Stenografen. Sehr selten richten sich die Wörterbuchautoren explizit an sogenannte Gebildete oder Gelehrte. Sie sind bei einem offenen Adressatenkreis implizit mit angesprochen.
–––––––—–– 253 254
Da das Buch für eine Autopsie jedoch nicht vorlag, konnte die Vermutung nicht überprüft werden. Diese Auffassung zeigt sich am deutlichsten bei Rechsteiner (1824): Handwörterbuch zur Erklärung der in Büchern und Schriften, so wie im gemeinen Leben am meisten vorkommenden fremden Wörter und Redensarten, für Geschäfts- und Gewerbeleute, Beamte, Zeitungsleser oder überhaupt für Nichtgelehrte. Ebnat: Keller.
171
172
Tabelle 4.3c: Erklärungswörterbücher (1800–1870)
4.4 Zur Herausbildung der Typenbezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ Bereits bei einem flüchtigen Blick auf die bibliografischen Daten der ermittelten Sprachkontaktwörterbücher im Anhang fällt auf, dass die Titel der meisten Arbeiten von bemerkenswerter Ausführlichkeit sind, und das auch nachdem sich Kurztitel für den untersuchten Wörterbuchtyp herausgebildet haben. Der Rückgriff auf Kurztitel findet sich bereits bei Campe und Heyse. Sie haben ihre Wörterbücher knapp als Verdeutschungswörterbücher bezeichnet. Heyse hat die Bezeichnung in den frühen Auflagen auch in den Titel aufgenommen. Diesem Beispiel folgen jedoch zunächst nur wenige Autoren. Ihre Werke entstehen vor allem in den 1820er Jahren. Davor und daneben greift die Mehrheit der Verfasser auf die allgemeine Bezeichnung ‚Wörterbuch’ und ‚Handbuch’ zurück, um diese dann
173 durch oben vorgestellte Angaben zu Auswahl, Adressaten, eventuell auch zur Anzahl, vor allem aber durch Aussagen über die Funktionen des Wörterbuches zu präzisieren. Diese allgemeinen Bezeichnungen werden seit Mitte der 1820er Jahre allmählich durch die Benennung ‚Fremdwörterbuch’ ersetzt. Sie muss parallel zum Ausdruck ‚Fremdwort’ entstanden sein, denn Heyse benutzt sie bereits 1819 im Vorwort zur 3. Auflage seines Wörterbuches. 1825 benennt er seine Arbeit um und macht sie damit zum namentlich ersten Fremdwörterbuch.255 Gleich darauf betitelt auch Oertel seine Arbeit als Fremdwörterbuch. In den folgenden Jahren greifen vor allem die Bearbeiter neu entstehender Bücher die Bezeichnung auf. Der Kurztitel ‚Verdeutschungswörterbuch’ verschwindet fast komplett bis zu Beginn der 1880er Jahre. Seit Anfang der 1840er Jahre setzt sich das ‚Fremdwörterbuch’ vollends durch. Wie die Tabelle 2.4 zeigt, gibt es fast keinen anderen Kurztitel mehr. Im Gegensatz dazu erscheint der Begriff ‚Fremdwort’ in den Titeln der Wörterbücher im gesamten betrachteten Zeitraum kaum. Es wird viel mehr von fremden Wörtern und Redensarten gesprochen, die im Deutschen vorkommen. Das Fremdwörterbuch wird offensichtlich als Wörterbuch für fremde Wörter und Redensarten verstanden, wobei fremd hauptsächlich, aber nicht ausschließlich entlehnt bedeutet. Bis zu Beginn der 1880er Jahre ist die Bezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ noch nicht auf eine bestimmte Gruppe von Kontaktwörterbüchern beschränkt. Sie wird von streng puristisch ausgerichteten Wörterbuchautoren wie Brugger, von gemäßigten Puristen wie Heyse, von Parteilosen und Fremdwortbefürwortern benutzt. Sie taucht bei lemmaspezialisierten Arbeiten, bei solchen, die nur Entlehnungen verzeichnen, und solchen, die auch indigendeutsche Wörter aufnehmen, auf. Fremdwörterbücher sind sowohl intentional auf Verdeutschung, auf Verdeutschung und Erklärung als auch auf Erklärung ausgerichtet. Die Bezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ war also im betrachteten Zeitraum sehr universal einsetzbar. Fast ebenso breit, aber nicht so verbreitet ist der Einsatzbereich der Bezeichnung ‚Verdeutschungswörterbuch’. Auch sie benennt Wörterbücher der unterschiedlichsten Ausprägungen mit Ausnahme der den Fremdwortgebrauch befürwortenden Arbeiten. Mit Beginn der lexikografischen Aktivitäten um den ADSV ändert sich diese breite Einsetzbarkeit der beiden Titel jedoch erkennbar.
4.5 Fünf Wörterbuchbeispiele Die folgenden Ausführungen zu den nun vorzustellenden Nachschlagewerken aus dem Zeitraum zwischen 1800 und 1870 sollen die eben getroffenen allgemeinen Angaben zur kontaktsprachlichen deutschen Wörterbuchlandschaft vor der deutschen Reichsgründung durch einzelwerkorientierte Beschreibungen veranschaulichen und vertiefen. Sie haben den besonderen Zweck, das bisher gezeichnete Bild insbesondere in den Punkten des Verständnisses und der Wertung der kurzbiografisch vorzustellenden Autoren von ihrem Wörterbuchgegenstand zu differenzieren und es durch Angaben zu den makro- und mikrostrukturellen Eigenschaften der einzelnen Werke zu ergänzen. Die Auswahl ist so getroffen worden, dass die verschiedenen Positionen, die in der Analyse von 23 Wörterbüchern aus besagtem Zeitabschnitt zum Vorschein gekommen sind, beispielhaft dargestellt werden
–––––––—–– 255
Es wurde zumindest kein früheres „Fremdwörterbuch“ ermittelt.
174 können. Zugleich ist darauf geachtet worden, dass die (meisten der) ausgewählten Nachschlagewerke eine hohe Auflagenzahl besitzen und von gewisser Vorbildhaftigkeit für andere produktorientierte Kontaktwörterbücher sind.256 Damit sollen die Beschreibungen einflussreicher und verbreiteter Nachschlagewerke, wie sie von Campe und Heyse vorliegen, durch weitere Analysen abgerundet werden. Berücksichtigung findet jeweils eine Auflage der Arbeiten von Oertel (1804) (4. Aufl. 1830), Petri (1806) (10. Aufl. 1852), Kiesewetter (1841) (3. Aufl. 1855) und Kaltschmidt (1843) (4. Aufl. 1856) sowie das nur einmal publizierte Wörterbuch von Brugger (1855). Es wird in die Betrachtung eingeschlossen, weil es als Beispiel für ein auffällig puristisch ausgerichtetes Wörterbuch dient, das zudem noch einige mikrostrukturelle Besonderheiten enthält, die hier vorgeführt werden sollen. Die ausgewählten Auflagen sind mit Ausnahme von Oertels Arbeit ungefähr zur selben Zeit entstanden. Diese Auswahl soll ihre Vergleichbarkeit verbessern und die Möglichkeit eröffnen, bezüglich der Ansichten der Lexikografen über äußeres Lehngut die gleichzeitig geäußerten Positionen, aber auch die gleichzeitig herausgebrachten lexikografischen Konzepte zeigen zu können.
4.5.1 Die Wörterbuchautoren zu ihrem Beschreibungsgegenstand Beispiel 1: Oertel Eucharius Ferdinand Christian Oertel erarbeitet sein Gemeinnütziges Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der im gemeinen Leben vorkommenden fremden Ausdrücke (1804) zur selben Zeit wie Johann Heyse, nur im bayrischen Ansbach. Es ist eines von über 70 Schriften, die der 1765 geborene Sohn einer über Generationen geistlich-protestantischen Familie im Laufe seines Lebens herausgebracht hat. Oertel studiert von 1785 bis 1789 an der Universität Erlangen Theologie, Philosophie und Sprachen mit dem Ziel, die theologische Laufbahn einzuschlagen. Da seine Ansichten jedoch nicht kirchenkonform sind, weil er den Einfluss des Teufels auf die Taten der Menschen verneint und dagegen die Selbstverantwortung für ihr Tun hervorhebt, arbeitet der aufgeklärte Gelehrte seit 1795 bis zur Emeritierung 1827 am Gymnasium in Ansbach, auch hier nicht wirklich konform. Nach seiner Entlassung beschäftigt sich der Studienprofessor bis zu seinem Tod 1850 vorrangig mit dem Wasser als Heilmittel und schreibt darüber zahlreiche Aufsätze und Bücher. Ein Teil seiner pädagogisch motivierten schriftstellerischen Aktivitäten umfasst die Erstellung von Wörterbüchern, die sich besonders, aber nicht nur an seine Schüler richten und Oertel Bekanntheit und ein gewisses Vermögen einbringen. Unter ihnen befinden sich ein Griechisch-Deutsches Wörterbuch über das Neue Testament für Schulen und Universitäten, ein Grammatisches Wörterbuch der deutsche Sprache und nicht zuletzt das Gemeinnützige Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung, das er seit 1826 unter dem Titel Gemeinnütziges Fremdwörterbuch publiziert. Wie ein Blick in die bibliografische Zusammenstel-
–––––––—–– 256
Prätorius (1847) z.B. referiert in seinem Vorwort auf Arbeiten von Heyse, Kiesewetter und Hoffmann (1845). Schmidt (1830) nennt Heyse und Petri als Vorbilder. Kiesewetter (1841) versteht sich als Konkurrenz zu Heyse und Petri. Brugger dankt Vorgängern auf dem Gebiet der Sprachkontaktlexikografie, besonders Campe, Heyse, Heigelin, Kaltschmidt, Oertel, Wiedemann, Kiesewetter und Hof(f)mann.
175 lung von Oertels Werken z.B. bei Renner (2004) zeigt, liegt Oertels linguistisches Augenmerk nicht auf dem Deutschen, sondern weit mehr auf den alten Sprachen. Insgesamt erscheint Oertel als fruchtbarer Schriftsteller und Querdenker in seiner Zeit und seinen Tätigkeitsbereichen. Das im Vergleich zu Campe und Heyse wenig ausgeprägte Interesse für die deutsche Sprache bewirkt wohl auch die eher geringe theoretische Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten und ihren Verdeutschungsmöglichkeiten. Oertel sieht wahrscheinlich auch keinen Bedarf seiner Adressaten an ihr, vielmehr den Wunsch nach praktischer Hilfe beim Umgang mit dem äußeren Lehngut. Er hält seine Ausführungen im Gemeinnützigen Wörterbuch darum recht kurz. Von einem grundsätzlich diachronischen Fremdwortverständnis ausgehend beschreibt er die Stichwörter seiner Arbeit im Titel als in unserer (d.h. der deutschen) Sprache vorkommende fremde Wörter und Ausdrücke. Er fasst sie offensichtlich nicht als der deutschen Sprache zugehörig auf. Im Vorwort gibt es keine weiteren Definitionen zum Wörterbuchgegenstand, auch nicht zu möglichen Subklassen. Oertel geht nicht auf Ursachen von Entlehnungsprozessen oder Funktionen äußeren Lehnguts im Deutschen ein. Dafür äußert er eine Haltung gegenüber dem von ihm verzeichneten Wortgut. Er spricht von zu vielen fremden Auswüchsen in der deutschen Umgangs- und Geschäftssprache, insbesondere im Wortschatz des Gerichts, aber auch in dem der Verwaltung, des Handels und der Musik und führt Beispiele vor. Die Verdeutschungsfunktion seines Wörterbuches versteht Oertel im Sinne einer Entfernung von Fremdwörtern aus der deutschen Sprache bzw. dem Sprachgebrauch. Andererseits will er die verzeichneten Lexeme auch erklären. Er nennt keine Regeln zur Verdeutschung, keine Quellen, aus denen z.B. seine angegebenen Verdeutschungen stammen. Mit dieser wenig begründeten, tendenziell puristisch ausgerichteten Haltung und der nicht vorhandenen Auseinandersetzung mit dem äußeren Lehngut des Deutschen ist Oertel ein typisches Beispiel vieler zu kurzen und pauschalen Äußerungen über ihren Wörterbuchgegenstand neigender Lexikografen von Sprachkontaktwörterbüchern aus dem Zeitraum zwischen 1800 und 1870.
Beispiel 2: Petri Ein für den betrachteten Zeitraum sehr bedeutendes und mit Heyse (1804–1921) aktiv konkurrierendes Wörterbuch stammt von Samuel Friedrich Erdmann Petri (1776–1850). Nach dem mit Doktorgrad erfolgreich abgeschlossenen Studium an der Universität Leipzig mit Schwerpunkt auf Theologie und Philosophie (1796–1799) entscheidet sich Petri aufgrund von Geldmangel gegen eine Dozentur in Leipzig und für eine pädagogische und theologische Laufbahn mit Schwerpunkt in Fulda.257 Nach der für Napoleon siegreichen Schlacht bei Jena und Auerstedt kommt Fulda jedoch unter französische Verwaltung. Sie bringt der Bevölkerung Einquartierungen und Unterhaltskosten für französische Soldaten. Petri bekommt monatelang keinen Lohn. Er bemüht sich, dies durch verstärkte schriftstellerische
–––––––—–– 257
Hauslehrerstelle in einer kursächsischen Adelsfamilie, ab 1803 Lehrer am Schullehrerseminar in Dresden, ab 1805 Professor auf dem neu gegründeten Lyceum in Fulda, ab 1806 zusätzliche Tätigkeit in der dortigen evangelischen Pfarrei, Unterricht des Sohns des Prinzen von NassauOranien und Fürsten zu Fulda.
176 Tätigkeit auszugleichen. Politisch ist er kaum engagiert.258 1806 gibt Petri unter anderem den Neuen Dolmetscher oder Verdeutschungs-Wörterbuch der in unserer Schrift- und Umgangssprache üblichsten fremden Wörter und Ausdrücke heraus. Petri bemüht sich auch darum, sich mit den französischen Behörden zu arrangieren. Während und nach den zehnjährigen wechselnden Herrschaftsverhältnissen in Fulda wird er Provinzial-Kommissär der evangelischen Konsistorien zu Hanau und Fulda, Inspektor im Departement Fulda, 1813 Kirchenrat, 1824 Inspektor des Schullehrerseminars in Fulda, 1826 Mitglied des Schulvorstandes und der Prüfungskommission der Bewerber um Schullehrerstellen. Ab 1834 arbeitet Petri als Metropolitan und Inspektor sämtlicher evangelischer Schulen in den Kreisen Fulda und Hünfeld, bis er 1839 als Konsistorialrat in den Ruhestand versetzt wird. Bis zu seinem Tode 1850 betätigt sich Petri weiterhin als Prediger und Autor. Wie Oertel zeichnet er sich durch eine vielseitige, fast lebenslange schriftstellerische Tätigkeit aus.259 Sein Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch, das wie Heyses Arbeit auch nach dem Tode des Autors bis ins 20. Jahrhundert herausgegeben wird, ist Petris erfolgreichstes Werk. Aufgrund seines Interesses an der deutschen Sprache und seiner Bemühungen um ihre Reinheit wird er wie Heyse 1817 bzw. 1818 in die Frankfurter und Berliner Sprachgesellschaften aufgenommen. Es folgen Mitgliedschaften in drei weiteren Gelehrtenvereinen in Sachsen und Hessen. Petri stirbt 1850 mit Auszeichnungen und Ehrungen. Petri verknüpft die Er- und Bearbeitung seines kontaktsprachlichen Nachschlagewerkes mit einer intensiven Beschäftigung mit der zeitgenössischen sprach- und fremdwortpuristischen Literatur der Zeit. Diese Beschäftigung spiegelt sich in den Vorworten seines Wörterbuches wider und prägt seine eigenen Vorstellungen zum Fremdwortgebrauch in der deutschen Sprache. In den Vorberichten der ersten fünf Auflagen verweist er auf und zitiert aus Schriften von Leibniz, Kinderling, W. J. Christoph, Gottsched, Adelung, Campe und anderen und bespricht bereits vorhandene lexikografische Werke und Listen wie die von Kinderling, Beyschlag, Heynatz, Campe, Wiedemann, Heyse. Zur Vorstellung seiner eigenen Ansichten bedient er sich in der eingesehenen 5. Auflage von 1828 daneben zweier Reden von W. H. Seel, deren Aussagen Petri offensichtlich voll unterstützt. Ihr Ausgangspunkt ist eine Sprachauffassung, die davon ausgeht, dass die Sprache ein Spiegelbild der Bildung und des Geistes des sie sprechendes Volkes ist, da sie sich aus den Eigentümlichkeiten des Volkes entwickelt hat und mit ihm gewachsen ist. Die deutsche Sprache wird als kräftig, gewaltig, herzlich, wahrhaftig und volltönend gelobt und als Sprache der Philosophie und zum abstrakten Denken hervorragend geeignet angepriesen. Darum sollte das deutsche Volk auf seine Sprache stolz sein. Die Gebildeten und Bedeutenden der Nation aber seien lange Zeit ihr gegenüber ungerecht gewesen, weil sie andere Sprachen benutzt haben, was zur übermäßigen „Einmischung“ fremder Wörter und Redensarten geführt habe. Nun nach dem Ende der französischen Besatzung stellt Petri mit Seel vermehrt Reinigungsbestrebungen fest. Er begrüßt und unterstützt sie, er warnt aber auch vor deren Übertreibung durch zu rasche und radikale Ausmerzung und gibt Verhaltensregeln für einen
–––––––—–– 258
Politisch trat Petri kaum hervor. Hier ist bibliografisch die Schrift Etwas für und wider die selbstsüchtigen Kriegswünscher, oder kleinen, lauten und geheimen Friedensfeinde in unserem lieben Deutschland (1817?) bekannt, die aus den Erfahrungen der Besatzungszeit resultiert. 259 Petris Schriften beschäftigen sich unter anderem mit theologischen, pädagogischen, literarischen, historischen, stilistischen und linguistische Fragen. Er schrieb auch Übersetzungen, Gedichte, Reden, Lehrbücher über Gewerbskunde und eben lexikografische Arbeiten.
177 nach ihren Vorstellungen richtigen Umgang mit entlehntem Wortgut im Deutschen an. Zugleich wird der Wunsch nach Durchsetzung einer allgemeinen dialektübergreifenden und für alle Deutschen verständlichen Sprache geäußert, für die sich Petri nicht zuletzt mit seinem Wörterbuch einsetzen will. Bei seiner Besprechung in den Reden und Vorworten unterscheidet Petri mit den Worten Seels zwischen Wörtern und Redensarten, die aus fremden Sprachen entlehnt sind, und deutschen Lexemen. Die Trennung der Wörter geschieht nach ihrer ursprünglichen Zugehörigkeit zu verschiedenen Sprachen, zugleich können fremde Wörter aber durch „Anähnlichung“ ihrer Form an Eigenschaften indigener Wörter zu deutschen werden. Ohne den Begriff zu benutzen, beschreibt Petri Lehnwörter als aus fremden Sprachen entlehnt und von fremdem Stoff gebildet, aber durch Anpassung in deutsche Wörter umgewandelt. Er hält sie für ein legitimes Mittel im deutschen Sprachgebrauch. Ihren Ausschluss bezeichnet er als großen Verlust notwendiger sprachlicher Mittel. Ebenso wird der Entlehnungsprozess als ein natürlicher Weg einer lebendigen Sprache, wie sie das Deutsche sei, zu ihrer Bereicherung verstanden. Petri geht nicht davon aus, dass das Deutsche dabei seinen Charakter verliere, wie oft befürchtet werde. Eine Voraussetzung dafür sei jedoch die Assimilation von äußerem Lehngut, für die er eintritt. Außerdem haben die einzelnen fremden Wörter Funktionen zu erfüllen, die deutsche Lexeme nicht erfüllen können, z.B. wenn sie Bezeichnungslücken schließen und neu eingeführte Gegenstände benennen, oder nicht erfüllen sollen, wenn sie Unzüchtiges bezeichnen. Hier wird sogar der Gebrauch nichtassimilierter Entlehnungen vorgeschlagen, damit die Menschen sehen, dass Sache und Wort nicht deutsch seien. Ein weiterer Grund, warum sich Seel und Petri gegen eine radikale Reinigung des Deutschen von entlehntem Wortgut aussprechen, hängt mit seiner Funktion im wissenschaftlichem Wortschatz zusammen. Die Autoren befürchten den Verlust an Bestimmtheit und Universalität der Fachsprachen im geistigen Austausch innerhalb und zwischen Nationen, wenn sie auf international verstandene und inhaltlich festgelegte Kunstwörter verzichten würden. Es wird sogar als positiv hervorgehoben, dass Fachsprachen ihren eigenen Wortschatz haben, so dass der allgemeine Sprachgebrauch nichts an ihren Inhalten ändern kann. Außerhalb der Fachsprachen begrüßen die Autoren jedoch den Reinigungseifer mit oben genannten Einschränkungen. Petri stellt sein Wörterbuch explizit in den Dienst des auf den allgemeinen Sprachgebrauch bezogenen Fremdwortpurismus. Im Vorwort zur 1. Auflage bezeichnet er es als eine Pflicht, sich an der Reinigung der Sprache zu beteiligen, auch wenn vollkommene Reinheit nicht möglich und auch nicht wünschenswert sei. Er zeigt Verständnis für die Reaktionen gegen alles, was die Menschen an die jahrelange Besatzung der Franzosen erinnere. Doch er gibt seinen Adressaten auch Seels folgende Regeln an die Hand: Gebraucht kein fremdes Wort, wo ein gleichbedeutendes deutsches zur Verfügung steht. Wörter, deren Form deutsch ist, dürfen benutzt werden. Wörter, deren fremder Ursprung kenntlich bleiben soll, sollen nicht verdeutscht werden. Aus Gründen der Bewahrung der Eigentümlichkeiten des Deutschen (vor allem grammatischer und stilistischer Art) sind auch keine entlehnten Redewendungen zu verdeutschen. Sprecht mit deutscher Aussprache. Petri fügt in der Zusammenfassung seiner durch die Lektüre von Adelung, Kinderling, Vetterlein und Campe entwickelten Grundsätze den oben genannten und von ihm teilweise wiederholten Regeln hinzu, dass Wörter, die Einrichtungen, Gebräuche, Erzeugnisse und anderes aus fremden Ländern benennen (Bezeichnungsexotismen), im Deutschen zulässig seien. Er warnt außerdem sehr eindringlich vor ungenauer Verdeutschung. Diese werde aber auch in seinem Wörterbuch zu finden sein. Einer
178 Kritik daran beugt Petri vor, indem er darauf verweist, die Verdeutschungen einer Prüfung durch viele verschiedene Personen aussetzen und auf die Vermeidung falsch gebildeter Ersatzwörter aufmerksam machen zu wollen. Dies bedeutet für den Herstellungsprozess des Wörterbuches eine bedeutende Arbeitserleichterung, die sich Petri durch den Verzicht auf Auswahl eindeutig passender Verdeutschungen verschafft. So zeigt sich Petri in seinem Wörterbuch als engagierter, aber nicht radikaler Purist, der die einschlägigen puristischen Schriften und Ansichten kennt, sich an sie anlehnt und es als seine Pflicht versteht, die Reinigungsbestrebungen seiner Zeit zu unterstützen, der zugleich vor Übertreibung warnt und sich bei seinen Bemühungen vor allem auf die im allgemeinen Sprachgebrauch vorkommenden noch wenig assimilierten Kontaktprodukte bezieht. Seine stark zitatunterstützten Ausführungen erweisen sich dabei als deutlich reflektierter als die von Oertel. Petri beschäftigt sich nicht viel mit der Definition des Fremdwortes und seiner Ausprägungen, auch nicht mit den Möglichkeiten ihrer Ersetzung, sondern mehr mit den Grenzen der Reinigungsbemühungen. Den Grundsätzen nach tritt er für eine vorsichtige Verdrängung und Verdeutschung ein. Er versteht die nationalistischen Gründe der puristisch engagierten Deutschen und ist selbst nationalistisch oder zumindest nationalpatriotisch motiviert. Das kommt besonders im sein Wörterbuch einleitenden Vers260 zum Vorschein, der echtes Deutschtum mit einem reinen Sprachgebrauch verknüpft. Dieser Spruch ist es, der von Petris und Seels Ausführungen der frühen Vorworte und Reden in der 10. betrachteten Auflage von 1852 übrig bleibt. Vers und Titel, welcher von mehr oder weniger entbehrlichen Einmischungen redet, deuten aber auf Petris weiterhin bestehende reservierte Auffassung zum Fremdwortgebrauch in seiner letzten, von ihm persönlich herausgegebenen Wörterbuchauflage hin. Vorwort oder Reden sind nicht mehr enthalten.
Beispiel 3: Kiesewetter Ludwig Kiesewetter ist einer jener vielen Wörterbuchautoren des 19. und auch 20. Jahrhunderts, deren Namen zwar bekannt ist, die sich jedoch nicht so weit hervorgetan haben, dass sie in biografischen Standardwerken erfasst worden sind. Solche recht ausführlichen Daten, wie sie über Campe, Heyse, Oertel und Petri vorliegen, sind für Lexikografen eher eine Besonderheit und zeugen von einer gewissen Bedeutung und Bekanntheit ihrer Person in ihrer Zeit oft über das Wörterbuchprojekt hinaus. Angaben zu Leben und Werk vieler anderer Autoren können, wenn überhaupt, nur aus ihren Schriften selbst und den diese Schriften erfassenden bibliografischen Werken ermittelt werden. Von Kiesewetter ist lediglich bekannt, dass er einen Doktortitel erworben hat und vermutlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts geboren und zwischen 1888 und 1896 gestorben sein muss. Das von ihm herausgegebene Hand- sowie das Taschenwörterbuch zum deutschen Fremdwortschatz sind ebenso wie der Neue praktische Universal-Briefsteller sehr erfolgreich und werden ihm ein dauerhaftes Einkommen gebracht haben. Alle drei Bücher sind über 50 Jahre lang immer wieder bearbeitet und publiziert worden. Neben den Sprachkontaktwörterbüchern enthält auch der Briefsteller spätestens seit seiner 3. Auflage von 1849 ein Wörterverzeichnis zum
–––––––—–– 260
Spruch: „Willst du ein echter Deutscher sein, so sprich auch deine Sprache rein, Latein und Deutsch, Französisch bunt und kraus, sieht ja wie eine Narren-Jacke aus.“
179 äußeren Lehngut im Anhang. Kiesewetter publiziert laut Gesamtverzeichnis (GV 1700– 1910) außerdem eine Gedrängte Geschichte der Buchdruckerkunst. Seine Auffassung und Stellung zu kontaktsprachlichen Elementen im deutschen Sprachgebrauch legt Kiesewetter in seinem großen Neuesten vollständigen Fremdwörterbuch nieder. Das Taschenwörterbuch enthält keine Angaben, auch sein Titel ist sehr neutral gehalten. Er spricht nur von in der heutigen deutschen Sprache gebräuchlichen fremden Wörtern. Der Titel des Handbuches beschreibt die verzeichneten Entlehnungen ebenso. Das Vorwort kennt Wörter und Redensarten, welche aus fremden Sprachen in die Schrift- und Umgangssprache eingedrungen sind und darin einen bleibenden Platz behaupten oder wenigstens vorübergehend in Gebrauch sind. Kiesewetter versteht sie demnach als aktiv handelnde und personifiziert das äußere Lehngut. Er vertritt eine diachronische Fremdwortauffassung, die nicht nach ihren Merkmalen differenziert. Kiesewetter geht aber auf Ursachen für Entlehnungserscheinungen ein. Für den fortwährenden Zuwachs an Wörtern aus anderen Sprachen macht er eine steigende Regsamkeit und wachsenden Austausch in geistigen und materiellen Dingen verantwortlich. Er nennt Fortschritte in Kunst und Wissenschaft im deutschen Raum und anderen Ländern, politische und kirchliche Meinungskämpfe, technische Fortschritte und einen lebhaften internationalen Ideenaustausch, der die Völker näher rücken lasse. All diese Erscheinungen begrüßt Kiesewetter. Er bedauert jedoch die sprachlichen Nebenwirkungen. Er stellt fest, dass eine ganze Reihe von Fremdwörtern im Umlauf sei, für deren Übernahme es keinen Grund gegeben habe und deren Gebrauch darum als Sprachverunreinigung aufzufassen sei. Er billigt den Fachgelehrten die Verwendung von Entlehnungen zu, doch appelliert er an die Zeitungsschreiber und Schriftsteller, auf ihre Sprache zu achten, damit sie die Zeitungen nicht ungenießbar machen. Außerdem moniert Kiesewetter die große „Einschleppung“ (Kiesewetter 1855: V) italienischer Wörter in den Wortschatz der Musik. Die verbesserten Sprachkenntnisse der Menschen seien keine Entschuldigung für das „Sich-gehen-lassen“ (ebd.), für die vorhandene „Sprachmengerei“ (ebd.) durch den Gebrauch der vielen „Eindringlinge“ (ebd. IV). Kiesewetter benutzt typische Ausdrücke des puristischen Wortschatzes. Er tritt jedoch nicht als radikaler oder gar nationalistisch motivierter Sprachreiniger auf, sondern präsentiert sich eher als jemand, der die Ursachen von Entlehnungen befürwortet und ihre Funktionen in einem gewissen Rahmen anerkennt, der sich aber gegen einen übermäßigen Gebrauch äußeren Lehnguts wendet, wann immer auch dieser beginnen mag. Wenn es gleichbedeutende indigene Wörter gebe, dann sollte die Verwendung des Fremdwortes vermieden werden. Durch den Nachweis solcher Wörter, deren Präsentation sein Wörterbuch unter anderem dienen soll, möchte er zu eben dieser Handhabung beitragen. Kiesewetter trägt sich nicht mit eigenen Verdeutschungsabsichten. Darum nennt er wohl auch keine möglichen Verdeutschungsquellen. Insgesamt tritt Kiesewetter als Lexikograf mit einem erkennbar puristischen Sprachgebrauch, doch recht gemäßigten Ansichten auf.
Beispiel 4: Kaltschmidt Jacob Heinrich Kaltschmidt (1800–1872) ist ein Beispiel für einen vielseitig produktiven Lexikografen. Aus bibliografischen Angaben ist ermittelt worden, dass er sein humanisti-
180 sches sprachenorientiertes Studium mit der 1835 veröffentlichten Dissertation abschließt, zum Professor261 berufen wird und sich durch sprachvergleichende und etymologische Untersuchungen hervortut. Er beschäftigt sich besonders mit dem Englischen, Französischen und Deutschen. Kaltschmidt erarbeitet bereits 1833 einen Grundriss der Sprachwissenschaft, wird aber vor allem bekannt durch sein Stamm- und sinnverwandtes Gesammtwörterbuch sowie durch deutsch-englische Handwörterbücher, die auch deutsche und englische Sprachlehren beinhalten. Daneben entstehen deutsch-französische Wörterbücher, polylinguale sprachvergleichende Nachschlagewerke sowie die beiden im Anhang bibliografisch erfassten Sprachkontaktwörterbücher: das Allgemeine (1852) und das Neuestes Fremdwörterbuch (1843). Vermutlich ist das außerdem ermittelte Kurzgefasste Wörterbuch zur Verdeutschung der wichtigsten Fremdwörter und landschaftlichen Ausdrücke ein Vorläufer bzw. eine erste in einem anderen Verlag erschienene Auflage des Allgemeinen Fremdwörterbuchs.262 Dieses eher schmale Nachschlagewerk enthält wie das Taschenwörterbuch von Kiesewetter (1866), aber auch wie die eher lemmaschwachen Ausgaben von Haas (Verlag 1840) und Maurer (Verlag 1831) keine Angaben zum Fremdwortbegriff oder zur Haltung des Autors gegenüber den entlehnten Stichwörtern in seiner Arbeit. Der Verzicht auf (längere) Einführungen ist bei schmaleren Kontaktwörterbüchern offensichtlich nicht unüblich. Dafür wird Kaltschmidt in seinem großen Neuesten Fremdwörterbuch konkreter. Er versteht Fremdwörterbücher als Bestandteile bzw. Anhänge von Wörterbüchern zur deutschen Sprache, die aber seit geraumer Zeit selbstständig erscheinen. Die Fremdwörter bzw. die in der deutschen Sprache gebräuchlichen fremden Wörter und Ausdrücke, wie er das äußere Lehngut des Deutschen in Titel und Vorwort auch bezeichnet, versteht er demzufolge als Teil des deutschen Wortschatzes, auch wenn sie aus einer anderen Sprache entlehnt wurden und damit fremden Ursprungs seien. Einige von diesen Wörtern seien so sehr und so lange eingebürgert, dass ihre Herkunft kaum noch bekannt sei. Kaltschmidt unterscheidet diese Lehnwörter263 von neueren noch nicht assimilierten Übernahmen. Da sie in der Kommunikation bestimmte Bedürfnisse bzw. Funktionen erfüllen, auf die Kaltschmidt jedoch nicht weiter eingeht, hält er beide für nicht aus dem deutschen Sprachgebrauch wegdenkbar, auch wenn das von einer Reihe von Personen gewünscht werde. Dem entspricht seine Beobachtung, dass Verdeutschungsversuche bisher nur im Einzelnen, aber nicht im Allgemeinen gelungen seien, auch nicht durch Campes Nachschlagewerk, das Kaltschmidt als bedeutendsten Versuch auf diesem Gebiet bewertet. Dies leitet zu seiner eigenen Wertung von äußerem Lehngut über. Er sieht es als erfreulich an, dass sich die Ansicht, das Deutsche sei nicht nur mit den germanischen, sondern auch mit anderen europäischen Sprachen verwandt, weiter ausbreite. Auf dieser Grundlage können nach Kaltschmidt auch die Wörter, die aus diesen Sprachen stammen und entlehnt worden seien, nicht als fremd verstanden werden. In dem gemeinsamen nationenübergreifenden Gebrauch vieler Wörter haben sich die Menschen heute wie früher eine Brücke in ihrem Verkehr geschaffen. Fremdwörter
–––––––—–– 261
Ob an einer Schule oder einer Universität, ist nicht bekannt. Es konnte vom Allgemeinen Fremdwörterbuch keine erste Auflage ermittelt werden. Seitenzahlen und Ähnlichkeit im Titel lassen vermuten, dass es sich bei der nur einmal 1837 erschienenen Arbeit um die 1. Auflage von Kaltschmidts Allgemeinem Fremdwörterbuch handelt. Dies konnte im Rahmen dieser Untersuchung jedoch nicht eruiert werden. 263 Ohne den Begriff zu benutzen. 262
181 ausmerzen und ersetzen zu wollen, hieße darum, den Austausch zwischen den Völkern zu behindern und sich selbst nicht nur sprachlich zu isolieren. Kaltschmidt nimmt explizit Stellung für den Gebrauch von Sprachkontaktprodukten, vor allem aber für die Lehnwörter. Zugleich und als Verteidigung seiner Haltung gegenüber Kritikern verweist er auf sein bisheriges Bemühen um die deutsche Sprache, die er in seinen Büchern bewiesen habe. Diese so offen ausgedrückte positive Haltung Kaltschmidts zum Fremdwortgebrauch im Deutschen ist sehr selten. Schließt man von der hohen Auflagenzahl des Wörterbuches von 8 Auflagen innerhalb von über 30 Jahren auf den Erfolg des Werkes, hatte diese Wertung aber offensichtlich ihre Anhänger.
Beispiel 5: Brugger Josef Dominik Karl Bruggers Fremdwörterbuch für das deutsche Volk (1855) stellt im Vergleich zu den anderen ausgewählten Arbeiten eine Besonderheit dar. Es ist zwar von einer Person herausgegeben worden, doch anders als die anderen Bücher im Rahmen fremdwortpuristischer Vereinsaktivitäten und ähnlich wie Campes Wörterbuch nach einer längeren mehr oder weniger theoretischen und publizierten Auseinandersetzung mit dem Wörterbuchgegenstand entstanden. Die Richtung der Argumentation ist jedoch eine andere und wesentlich weniger sprachwissenschaftlich fundiert als die von Campe.264 Der 1796 zu Freiburg geborene Brugger265 studiert Naturwissenschaften, Medizin, Philosophie und Theologie, er erhält 1824 die Priesterweihe, eine Lehrstelle am Freiburger Gymnasium und 1828 die Doktorwürde. Aufgrund seiner körperlichen Verfassung gibt er das Lehramt bald auf und übernimmt eine Pfarrei. Er zeigt sich weltoffen und bereist viele Länder Europas. 1846 tritt er aus der römisch-katholischen Kirche aus und in die deutschkatholische ein. Dieser Übertritt bringt ihm den Ruf eines Ketzers. Der Priester übernimmt eine Gemeinde in Heidelberg, wo er bis zu seinem Tod 1865 wirkt. Brugger verfasst unter anderem einige religiöse und philosophische Schriften sowie Arbeiten zur Musik. Vor allem aber engagiert er sich für die Herstellung einer deutschen Reinsprache. Bereits 1829 besteht Brugger in einer Schrift über Etikette auf die Reinheit der Sprache zur Erreichung eines guten Tons und einer guten Form. 1844 folgt ein Artikel in verschiedenen Zeitschriften, in dem er zum Kampf gegen den Fremdwortgebrauch aufruft und Vorschläge für eine Reinigung vorlegt. Auffällig an diesem Aufruf ist die starke Hypostasierung des Deutschen als Heiligtum und der besondere nationalistische Ton, in dem er das auch von anderen formulierte Verständnis der Beziehung zwischen Sprache und Nationalcharakter beschreibt. Denn er versteht den Gebrauch von Fremdwörtern als Zeichen für einen nicht vorhandenen Nationalstolz und das Engagement für ein fremdwortfreies Deutsch als politisch notwendig. Ähnlich äußert sich Brugger in seinen Büchern Das Fremdwörterwesen und seine Nachteile für deutsche Sprache, Gesinnung und deutsches Leben (1844) und Das Urbild der deutschen Reinsprache (1847). In ihnen besteht er unter
–––––––—–– 264
So auch Kirkness’ (1975: 313–342) Einschätzung über Bruggers Bücher zur deutschen Sprache und zum äußerem Lehngut. 265 Biografische Angaben nach Weech, Friedrich von (1875): J.S.K. Brugger. In: Badische Biographieen. Bd. 1, zugänglich über DBA, I 295.
182 anderem auf rigorose Nichtanwendung von Wörtern fremder Herkunft in für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften. Er ist der Überzeugung, dass sich alle Sprachkontaktprodukte übersetzen lassen und sie damit entbehrlich seien, was auch für Lehnwörter und termini technici gelte. Er begründet seine Forderungen mit dem Hinweis auf von ihm erwartete nachteilige Wirkung auf die deutsche Sprache und darüber hinaus auf das deutsche Leben und Denken. Brugger postuliert schließlich die Verwerfung alles Ausländischen. Im Hauptwerk Urbild der deutschen Reinsprache zeigt er außerdem, dass er die puristischen Vorstellungen früherer Sprachreiniger, vor allem Campes, Radlofs, Krauses und Wolkes wohl kennt und ihre Ideen nutzt, aber einen wesentlich radikaleren und vor allem stark politisierten Fremdwortpurismus vertritt.266 Als Anhang stellt er in einem Fremdwortverzeichnis mögliche Verdeutschungen vor. Angespornt von den einheitsorientierten nationalpolitischen Aktivitäten im Vormärz mit dem Höhepunkt der Bildung einer Nationalversammlung 1848 bringt Brugger sein puristisches Bestreben auf eine neue Ebene, indem er den Verein zur Beförderung der deutschen Reinsprache (1848–1865) gründet. Er engagiert sich in der Vereinszeitschrift Die Deutsche Eiche (1850–51), durch Aufrufe, Vorträge und einen Antrag auf ein offizielles Fremdwortverbot durch die Nationalversammlung.267 1855 brachte er das Fremdwörterbuch für das deutsche Volk heraus. Brugger nutzt das Vorwort des Wörterbuches dazu, noch einmal seine Haltung zum Fremdwortgebrauch im Deutschen zu verdeutlichen und bei allen Lesern für seine Ansichten zu werben. Er greift dafür auf den bereits 1844 erschienenen Aufruf an die Deutschen zurück, den er im Vorwort zitiert. Im Gegensatz zu seinem Urbild, in dem sich Brugger auch mit Definitionsfragen beschäftigt und Verdeutschungsmöglichkeiten aufzeigt, geht es ihm im Aufruf hauptsächlich um die Mobilisierung der Menschen für einen „Kampf gegen fr e md e W ö r ter “ (Brugger 1955: IV, Hervorhebung im Original), die mit Kraft und Gewalt aus dem „Heiligthume unserer Sprache“ (ebd.) hinausgejagt werden müssten. Brugger benutzt als Bezeichnung für äußeres Lehngut sehr oft den Ausdruck Fremdwort. Er gebraucht ihn offensichtlich als Kampfwort und stellt es „echtdeutschen“ „eigenen“ (ebd.) Wörtern gegenüber. Er differenziert nicht nach Assimilationsgraden, nennt nur verschiedene Herkunftssprachen, obwohl er in anderen Schriften Wörter mit offensichtlich ausländischer Prägung von solchen ohne unterscheidet. Da er hinsichtlich der Notwendigkeit ihrer Entfernung keine Unterschiede macht, sieht er wohl keinen Grund für eine differenzierte Besprechung im Wörterbuch. Brugger besitzt offensichtlich einen ausgeprägt diachronischen Fremdwortbegriff, der das gesamte äußere Lehngut umfasst. Dessen Bewertung entspricht den früheren Beschreibungen in anderen Schriften. Im Wörterbuch wiederholt er, dass das Hauptziel jedes echt deutsch Gesinnten die Verdrängung des Fremdwortschatzes sein muss. Er stellt die deutsche Sprache über andere, hebt ihren Wortreichtum und Eigenschaften hervor, die sie zu einem wahren Abdruck des deutschen ursprünglichen Gefühls machen. Der große Wortvorrat und die Wortbildungsmöglichkeiten im Deutschen ließen Entlehnungen ins Deutsche völlig überflüssig werden. Zur Abwertung von Fremdwörtern benutzt Brugger den derben puristischen Wortschatz. Er spricht von Fremdlingen, Fremdanhängseln, Schmarotzerpflanzen, Ausrottung, Missbrauch, entehrender Entstellung, hereinschwärzen und hinaustreiben. Die Entfernung der Fremdwörter aus dem deutschen
–––––––—–– 266 267
Vgl. Kirkness (1975: 313–324). Der Antrag wurde nicht verhandelt.
183 Sprachgebrauch und ihre Ersetzung durch echt deutsche Wörter habe das Ziel, nach der Wahrung und Veredlung der Eigenschaften des Deutschen auch die Denkart und Gesinnung der Deutschen zu stärken, denn der Sprachgebrauch sei ein Zeichen des Zustandes des Einzelnen und des Volkes. Mit der Einpflanzung echt deutscher Wörter wird unvermerkt auch echt deutsche vaterländische Gesinnung, Liebe zum theuren schönen Heimatlande, Verständnis mit dem Gesetz, Begeisterung für Recht, Verfassung, vernünftige bürgerliche Freiheit in die Herzen gepflanzt und die Eintracht und Liebe der Stämme unter sich befestigt. [...] Wollen wir denn ewig Knechte fremder Wörter, fremder Ansichten und Meinungen sein? (ebd. VII)
Ganz offensichtlich ist Bruggers radikale Auffassung zu den Ausmerzungs- und Verdeutschungsbestrebungen außersprachlich, nationalistisch motiviert. Das zeigen auch seine Vorschläge zur Durchführung einer Reinigung des Deutschen von Fremdwörtern, in denen er vielen Personengruppen ihren Gebrauch verbieten und die Regierungen zu ihrem Verbot im offiziellen Sprachgebrauch anhalten möchte, die Lehrer zur patriotischen fremdwortfreien Erziehung der Jugend und die Menschen zur Gründung von Sprachgesellschaften und der Preisung des Deutschen durch patriotische Schriften und Zeitschriften aufruft. Ein Beitrag zur Sprachreinigung und ihren erhofften Folgen soll das Fremdwörterbuch Bruggers sein. Doch es wird offensichtlich nicht besonders gut angenommen. Das Wörterbuch wird nur einmal aufgelegt.
4.5.2 Die Wörterbücher 4.5.2.1 Zur Anlage der Wörterbücher Im Zentrum aller 5 zur Beispielanalyse ausgewählten Nachschlagewerke steht das jeweilige Wörterverzeichnis. Ihm ist ein Titelblatt vorangestellt, das in bemerkenswert ausführlicher Weise in die jeweilige Arbeit einführt und dabei bereits wichtige Informationen zur programmatischen Ausrichtung des Buches und zu seinem Inhalt enthält. Beim Auflagenbeispiel von Petri ersetzt es sogar die Angaben zur Programmatik und zum Inhalt, da kein Vorwort vorhanden ist. Alle Werke besitzen darüber hinaus kleinere kommentierende Umtexte, in der Regel als Vorwort und Abkürzungsverzeichnis formuliert, bei Petri als Aufruf zur Fremdwortvermeidung in Versform. Diejenigen Autoren, die sich für Vorworte entschieden haben, äußern sich in ihnen mehr oder weniger ausführlich zum Wörterbuchgegenstand und zu den Aufgaben des Buches. Eine derart eingehende Auseinandersetzung mit dem Fremdwortbegriff, mit Eigenschaften der deutschen Sprache und Verdeutschungsmöglichkeiten, wie sie im Campe’schen Wörterbuch geführt wurde, konnte jedoch in keinem der 5 Bücher, auch nicht in den anderen betrachteten Arbeiten aus dem Zeitraum 1800 bis 1870 nachgewiesen werden. Im Gegenteil zeigt sich, dass die Autoren auf eine Besprechung ihres Wörterbuchgegenstandes nicht selten sogar völlig verzichtet haben. Andererseits ließen sich bei den betrachteten Arbeiten aus den vorhandenen Angaben zumindest tendenziell Vorstellung und Bewertung von Sprachkontaktprodukten im Deutschen ermitteln. Hinsichtlich der einführenden Beschreibung der makro-, vor allem aber mikrostrukturellen Eigenschaften des Wörterverzeichnisses sind die Autoren der betrachteten Wörterbücher sehr zurückhaltend. Allein Kiesewetter geht ausführlicher auf die verschie-
184 denen Angabearten ein. Nicht unüblich in den betrachteten Nachschlagewerken ist die Bereitstellung zusätzlicher Verzeichnisse, die dem schnelleren Auffinden bestimmter sachlich oder sprachlich motivierter Wortschatzgruppen dienen sollen. Mit seinen 18 Anhängen enthält Oertels Werk besonders viele zusätzliche Listen, z.B. über verschiedene Gewichte, Termine und Umrechungswerte für Währungen. Petris und Kaltschmidts Arbeit zeigen wichtige und verbreitete Namen in gesonderten Verzeichnissen. Petri und Oertel legten Verzeichnisse für im Sprachgebrauch häufig verwendete Abkürzungen an. Als eine Besonderheit ist Kiesewetters Finderegister zu nennen. Es enthält Wörter mit großer Abweichung von den deutschen Phonem-Graphem-Verhältnissen und setzt ihre lautliche Umschrift als Zugriffslemmata an, auf die die Lexeme in normaler Schreibung folgen. Das Finderegister soll Menschen, die sich der Schreibung bestimmter Entlehnungen nicht sicher sind, den Zugang zum passenden Artikel über die Lautung des Wortes ermöglichen. Ein Verdeutschungsverzeichnis, wie es Campe in seinen Auflagen aufstellt, konnte dagegen in keinem der untersuchten Wörterbücher, auch nicht bei den anderen hier nicht besprochenen Nachschlagewerken nachgewiesen werden. Auch in dieser Hinsicht ist Campes Arbeit also nicht zum Vorbild geworden, nicht einmal für Brugger. Im Gegensatz zu den fünf beschriebenen Werken enthält Bruggers Arbeit außerdem auch kein anderes als das Hauptverzeichnis. Bringt man diesen Fakt in Korrelation zur Auflagenhöhe und Publikationsdauer des Buches und vergleicht ihn mit denen der anderen 4 Arbeiten, so scheinen die Zusatzangebote den Erfolg der 4 Arbeiten gefördert zu haben. Zum Vergleich werden die Anlagen der 5 betrachteten Wörterbücher tabellarisch gegenübergestellt. Oertel 1830: 2 Bände, – Titelblatt – Vorwort 1830 (S. I) – Vorwort 1826 (S. I–II) – Vorwort 1816 (Abkürzungen an Vorwort 1816 gehängt) (S. III–VI) – Wörterverzeichnis A–K (S.3– 540) – L–Z: (S. 545–955), – 18 Anhänge (S. 956–975) z.B. Schriftkürzungen, Unrechnungstabellen, Maße, Gewichte, Ostertermine ... – Verzeichnis der Verlagsbücher (S. 976) Kaltschmidt 1855: 1 Band – Titelseite, – 2 S. Vorrede (unpag.), – 1 S. Abkürzungsverz. der Sprachen (unpag.), – Wörterverzeichnis (S. 1–733) – Verzeichnis von Eigennamen (S. 735/37– 832)
Petri 1852: 1 Band – Titelblatt – Spruch (unpaginiert) – Verzeichnis der gebrauchten Abkürzungen (2 Seiten unpag.) – Wörterverzeichnis (S. 1–883) – Besonderer Namendeuter oder kurze Deutung der Tauf-. und Eigennamen (S. 884–898) – Erklärendes Verzeichnis fremder, in deutschen Schriften vorkommenden Schriftkürzungen (S. 899–912) – Die älteren bildlichen Bezeichnungen für chemische und Arzneistoffe (S. 912–913)
Kiesewetter 1855: 1 Band – Titelblatt – Vorwort zur 1. u. 2. Aufl. (S. III– VII) – Vorwort zur 3. Aufl. (S. VIII) – Abkürzungsverzeichnis (S. IX) – Wörterverzeichnis (S. 1–640) – Finderegister (S. 641–653), – 3 S. Werbung
Brugger 1855: 1 Band – Titel, – Gedicht und Zitat (1 S. unpag.) – Vorrede (S. III–VIII) – Wörterverzeichnis (S. 1–217)
Tabelle 4.5.2.1: Anlage ausgewählter Kontaktwörterbücher (1800–1870)
185 4.5.2.2 Motive, Zweckbestimmung, Adressatenausrichtung der ausgewählten Wörterbücher im Vergleich Der die Wörterbuchproduktion motivierende Grundgedanke aller 5 betrachteten lexikografischen Projekte ist die Beobachtung der Autoren, dass es unter den Deutschsprechern ein zunehmendes Bedürfnis nach Nachschlagewerken zum deutschen äußeren Lehngut gibt, die auf die eine oder andere Art helfen sollen, mit ihm umzugehen. Es wird von ihnen angenommen, dass die vorhandenen Wörterbücher nicht ausreichen oder für bestimmte Gruppen von Personen nicht geeignet oder zu teuer seien oder in ihrer Ausprägung nicht ganz den Vorstellungen der Autoren entsprechen. Petri z.B. sieht in Heyses erstem Wörterbuch (1804) eine zweckwidrige Ausdehnung der Angaben auf sachliche Daten und möchte dies in dem ihm vorschwebenden Nachschlagewerk streng vermeiden. Die Erfahrungen mit der guten Verkäuflichkeit anderer bzw. eigener früherer Wörterbücher und Auflagen motiviert zusätzlich zur Herausgabe neuer Werke bzw. weiterer Ausgaben. Außerdem wird erkannt, dass sich gerade im Wortschatzbereich des äußeren Lehnguts schnelle, v.a. außersprachlich begründete Veränderungen vollziehen, die neue Bücher und aktualisierte Bearbeitungen notwendig machen. Kaltschmidts Begründung seines lexikografischen Engagements, mit seinem Buch auch zur Erleichterung des internationalen Verkehrs beitragen zu wollen, stellt in den betrachteten Programmen eher eine Ausnahme dar. Sie resultiert klar aus seiner befürwortenden Haltung gegenüber dem Gebrauch von Sprachkontaktprodukten und aus seiner über eine Einzelsprache hinausgehenden linguistischen Herangehensweise in seiner Arbeit. Im besonderen Gegensatz dazu steht Brugger, der sein Wörterbuch erarbeitet, weil ihm die bisherigen Verdrängungsabsichten der vorhandenen Nachschlagewerke nicht weit genug gehen. Bei der Betrachtung der Ziele der Wörterbuchautoren fällt auf, dass den meisten der nach ihrer Bedeutung für die Wörterbuchlandschaft der damaligen Zeit und nach ihrem Umgang und ihrer Haltung ausgewählten Werke dieselben Zwecke unterstellt sind: die Erklärung und die Verdeutschung des verzeichneten Wortschatzes. Die Absichten der Wörterbücher werden bereits in den Titeln kenntlich gemacht und in der Regel in den Vorworten wiederholt und konkretisiert. Je nach Positionierung überwiegt die eine oder andere Funktion der Arbeit. An den Werken wird deutlich, dass sich leicht und erfolgreich Erklärungs- und Verdeutschungsabsicht verbinden lassen und diese Verbindung von vielen Benutzern offensichtlich auch gewünscht wird. Dabei muss Verdeutschung nicht zwangsläufig mit Vermeidung verknüpft sein. Im Gegensatz dazu verweist bei Brugger schon der Titel auf seine Verdrängungsabsichten. Bemerkenswert ist jedoch, dass Bruggers Arbeit trotz der radikalen fremdwortablehnenden Haltung des Autors sowohl zur Verdeutschung als auch zur Erklärung, wörtlich dem Verständnis dienen soll. Einzig Kaltschmidt intendiert nur die Erklärung der verzeichneten Lexeme.268 Die Adressatenausrichtung der betrachteten Wörterbücher ist sehr breit gehalten und wird von den meisten Autoren im Titel oder Vorwort thematisiert. Oertel269 und Kiesewet-
–––––––—–– 268
Wie aus der Tabelle 4.3c zu entnehmen ist und die Untersuchungen der Wörterbücher von Lichtfels (1831), Maurer (1831) und Favreau (1838–40) bestätigen, steht Kaltschmidt mit dieser Zweckbestimmung keineswegs allein da. 269 Vor allem in der 2. Auflage, vgl. die Angaben in der bibliografischen Anlage.
186 ter fächern ihren Adressatenkreis sehr stark auf und sprechen dadurch viele Gruppen konkret an. Petri richtet seine Arbeit in den frühen Auflagen zunächst vor allem an Seminaristen und Schullehrer, freut sich aber darüber, dass auch unter vielen Männern, die zu den gebildeten Ständen zählen, ohne auf Gelehrsamkeit Anspruch zu erheben, Mädchen und Frauen, Schriftstellern und letztlich auch Gelehrten Benutzer seines Wörterbuches zu finden sind. Durch den auch in der 10. Auflage verzeichneten Vers an die „echten Deutschen“ spricht Petri außerdem alle nationalpatriotisch und darüber hinaus empfindenden Menschen an. Der Spruch ersetzt die früheren Adressierungen, denn andere Benutzergruppen werden 1852 nicht mehr genannt. Wie bei Kaltschmidt, der ebenfalls keine Adressaten nennt, lässt sich das als größtmögliche Breite in der Adressatenausrichtung deuten. Vielleicht wird eine Besprechung darüber auch nicht für notwendig oder förderlich gehalten. Brugger hingegen beschreitet den Mittelweg. Er spricht alle potenziellen Wörterbuchbenutzer an, ohne konkret zu werden. Er schreibt sein Werk für das gesamte deutsche Volk.
4.5.2.3 Makrostrukturelle Eigenschaften in den ausgewählten Wörterbüchern In der Tabelle 4.5.2.3 sind die makrostrukturellen Eigenschaften der 5 untersuchten Wörterbücher dargestellt. Wie bei Campe und Heyse sind dafür die Anzahl und die Auswahl der im Wörterbuch verzeichneten Lemmata sowie die Anordnung und Alphabetisierungsmethode des Hauptverzeichnisses untersucht worden. Hinsichtlich der Lemmaanzahl gehören die Wörterbücher von Oertel und Brugger zu den mittelgroßen Arbeiten von 10.000 bis 30.000 verzeichneten Lexemen, wobei Oertel für seine Zeit ein sehr beachtliches und mit Heyse durchaus konkurrenzfähiges Verzeichnis zusammengestellt hat. Petri steigert im Laufe seiner Bearbeitungen seine Lemmaanzahl von ca. 20.000 bis ca. 65.000 Stichwörtern deutlich. Seinen Anspruch vom Beginn seiner lexikografischen Tätigkeit, nur die wirklich wissenswürdigen und üblichen fremden Wörter und Redensarten aufzunehmen, hat er in der betrachteten 10. Auflage schon längst aufgegeben. Im Gegensatz zu Petri haben Kaltschmidt, aber auch Kiesewetter ihre Nachschlagewerke bereits von Beginn an auf einem sehr hohen Niveau und mit dem Anspruch auf Vollständigkeit erarbeitet. Die Arbeiten entstehen aber auch rund 40 Jahre später. Wie sich in Petris Arbeit andeutet, hängt der Umfang der Wörterbücher im besonderen Maße mit den Überlegungen der Autoren zur Lemmaauswahl zusammen. Zur Basis aller betrachteten Arbeiten gehört zunächst das äußere Lehngut des allgemeinen fächerübergreifenden Bildungswortschatzes, zu dem sowohl direkte Entlehnungen als auch Lehnwortbildungen gehören. In ihnen sind nicht nur einzelne Wörter, sondern auch Phraseologismen enthalten. In unterschiedlichem Maße sind Lehnwörter verzeichnet, da sie sich als Teil der direkten Entlehnungen nicht streng von den Fremdwörtern unterscheiden lassen oder aufgrund des diachronischen Fremdwortverständnisses auch als Fremdwörter angesehen werden. Je offener die Lexikografen gegenüber einer Aufnahme von entlehnten Fachwörtern, Bezeichnungsexotismen, Abkürzungen und Wortbildungselementen sind, um so mehr wirkt sich dies auf den Umfang der Verzeichnisse aus. Dementsprechend besitzen besonders Petris, Kiesewetters und Kaltschmidts Werke eine breite und umfangreiche Auswahl. Auch das Gebiet der Namen trägt zur Erweiterung bei. Es enthält oft nicht mehr nur mythologische und fremdsprachliche Namen. Die Autoren erklären auch einheimische und Kaltschmidt schließlich sogar Ortsnamen. Hinsichtlich der Gebersprachen werden keine Ein-
187 schränkungen getroffen, weshalb viele Autoren in ihren Titeln und Vorworten lediglich von Wörtern und Redensarten, die aus fremden Sprachen entlehnt sind, sprechen. Oertel „präzisiert“: „aus alten und neuen Sprachen“ (Titel). Zur Erweiterung von Umfang und Auswahl tragen in einigen Werken indigendeutsche Lexeme bei. Die Autoren halten sie dann für erklärungs-, zum Teil auch für vermeidungs- und ersetzungswürdig. In diesem Zusammenhang zeigt Oertels Arbeit eine besondere Ausprägung, denn sie enthält indigene Wörter, die der Autor für schwierig oder unbekannt erachtet, in einem besonders großen Umfang. Es handelt sich um Regionalismen und Wörter älterer Sprachepochen, aber auch um überregional verbreitete zeitgenössische Lexeme, die zum Teil Fachwortschätzen zuzuordnen sind. Sie werden wohl weniger aus Reinigungsbestrebungen als aus Verständnisbemühungen eingetragen sein. Beispiele für solche Lemmata sind Freund Hein, Fruchtbringende Gesellschaft, Kaaskafler, Kabuse, Kafiller, Kaisergroschen, Kajüte, Knasterbart, Franzband, Franzbranntwein, unbefangen, Unbild, Unbilde, unfröhliche Kinder, Unhold, Untiefe. Oertels Wörterbuch ist damit ein ausgesprochen ausgeprägtes Wörterbuch schwieriger Wörter. Mit Hinblick auf Bruggers radikale Reinigungsbestrebungen verwundert es, dass auch er indigene Wörter aufgenommen hat. Es muss angenommen werden, dass er auch sie verdrängen will. Bei den meisten Eintragungen handelt es sich um mit ‚altdeutsch’ markierte oder regional gebräuchliche Wörter, denen ein oder mehrere Äquivalente beigegeben sind, z.B. Born, Bordell, Boehnhase, Bodmerei, Büste, Guelfen, Gült, Wardein, Wehr, Weichbild, Wodan, Wispel, Zeideln, Zelter usw. Diese Wörter sind also nicht einmal zufällig für Fremdwörter gehalten worden. Sie scheinen Brugger aber in seiner angestrebten Reinsprache zu stören. Nach Kirkness (1988: 714) bemüht sich Petri ebenfalls in einigen Auflagen seines Wörterbuches um schwerverständliche indigendeutsche Termini. In der betrachteten 10. Auflage lassen aber nur sehr wenige Lexeme wie Hanse, Charfreitag, Halle finden. Ähnliches gilt für Kaltschmidts Buch. In herausragenden fremdwortlexikografischen Werken der Zeitraumes von 1800 bis 1870 und durch ihre späteren Auflagen darüber hinaus, aber auch in deutlich puristischen Arbeiten wie der von Brugger gibt es also einen gewissen Anteil von Lexemen, die keine Produkte des Sprachkontaktes zwischen Sprechern des Deutschen und anderer Sprachen sind, die auch als solche erkannt und markiert werden. Die Autoren beschreiben diesen Wortschatz jedoch, ohne ihn z.B. in ihren Vorworten zu kommentieren. Sie scheinen anzunehmen, dass die Benutzer nach ihm in einem Fremdwörterbuch suchen werden. Die weitere Lemmaauswahl zeichnet sich bei allen 5 betrachteten Arbeiten, besonders in den großvolumigen Werken, durch eine beachtliche sprachliche und thematische Breite aus. Die Ausführungen zu ihr im Titel oder im Vorwort bleiben aber recht allgemein. Hinsichtlich der Anordnung der verzeichneten Lexeme verwenden die Lexikografen in der Regel ein initialalphabetisches System, innerhalb dessen das festgelegte Alphabet möglichst lange eingehalten wird, es aber auch zu Durchbrechungen kommen kann. Gründe für diese nestalphabetische Anordnung sind einerseits die Sichtbarmachung der etymologischen Zusammengehörigkeit, andererseits die Raumersparnis. Die stärkere Berücksichtigung der alphabetischen Reihenfolge dient der schnelleren Auffindbarkeit. Kiesewetter thematisiert diese Gründe am offensten. Vergleiche unter den Auflagen Petris zeigen, dass bei ihm die Nester und damit die Textblöcke wachsen, je mehr Sprachmaterial aufgenommen wird. Kaltschmidt dagegen tendiert zu einer glattalphabetischen Anordnung, die nur bei mehrteiligen Syntagmen, deren einer Bestandteil das Basislemma wiederholt, zugunsten einer Gruppierung aufgegeben wird. Kaltschmidt kompensiert den Raumbedarf für eine
188 solche Anordnung durch eine kleine Schriftgröße und knappe Mikrostrukturangaben. Eher ungewöhnlich unter den 5 betrachteten Lemmaanordnungen ist Bruggers Anlage. In seinem Wörterverzeichnis gruppiert er die Lemmata nicht, ordnet sie aber auch nicht rein glattalphabetisch. Brugger stellt einerseits Verb und zugehöriges Substantiv in einem Artikel nebeneinander, um sie zusammen zu besprechen, z.B. Abonnement und abonniren; Abrogiren und Abrogation. Andererseits führt er keine exhaustiv mechanische Initialalphabetisierung durch, z.B. bei aesthetisch vor Aesthetiker, Apostolisch vor Aposteriori. Wie die Beispiele andeuten, tritt diese Anordnung vor allem im Buchstaben A auf. Mit Ende der Reihe A wechselt Brugger mehr und mehr zur reinen glattalphabetischen Anordnung und beschreibt jedes einzelne Lexem im eigenen Artikel. Die Alphabetisierungsmethode selbst hat Brugger ebenso wie die anderen Autoren nicht gewechselt, auch wenn besonders bei der Umlautschreibung unterschiedliche Systeme angewandt wurden.270 (s.u. Bilder 3–7)
–––––––—–– 270
Vgl. dazu Tabelle 4.5.2.3.
189
Bild 3: Oertel, E.F.C. (18 04): Gemeinnütziges Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung. 4. Auflage. Ansbach 1830, S. 387.
190
Bild 4: Petri, F.E. (1806): Gedrängtes Handbuch der Fremdwörter. 10. Auflage. Leipzig 1852, S. 386.
191
Bild 5: Kiesewetter, L. (1841): Neuestes vollständiges Fremdwörterbuch. 3. Auflage. Glogau 1855, S. 257.
192
Bild 6: Kaltschmidt, J.H. (1843): Neuestes und vollständigstes Fremdwörterbuch. 4. Auflage. Leipzig 1856, S. 336.
193
Bild 7: Brugger, J.D.C. (1855): Fremdwörterbuch für das deutsche Volk. Heidelberg, S. 78.
ae benutzt zwischen d und f eingeordnet, i und j als ein Buchstabe indigene Wörter / Regionalismen, fremde Wörter und Ausdrücke aus alten und neuen Sprachen, Namen, Phraseologismen, Exotismen, direkte Entlehnungen und LWB, ausführliche Darstellung kirchl. Wortschatzes, Schriftkürzungen im Anhang
ca. 25.000 L. nestalphabetisch, nach Wortfamilienzugehörikeit
Oertel 1830 (4. Aufl. Neuer Abdruck) (1. Aufl. 1804)
ä,ö,ü, ae, oe, ue als ae, oe, ue zwischen d und f eingeordnet, i und j getrennt beschrieben "mehr oder weniger entbehrliche Einmischungen aus der deutschen Schrift- und Umgangssprache", Schriftkürzungen und Namen in jeweils extra Verzeichnissen, direkte Entlehnungen u. Lehnwortbildungen, Lehnwörter, Phraseol., Wortbildungselemente, Fachwortschatz, Exotismen u.a., nimmt mehr als "nur die wissenswürdigsten, wirklich üblichen fremden Wörter u. Redensarten" auf (wenige alte erklärungswürdige indigendeutsche Wörter)
ca.65.000 L. kurze und lange Textblöcke, die nestalphabetische Gruppierung der ersten Auflagen bekam durch stärkere exhaustiv-mechanische Alphabetisierung mehr nischenalphabetischen Charakter, sehr selten durchbrochen
Petri 1852 (10. Aufl.) (1. Aufl. 1806)
ä,ö,ü = a,o,u; i und j als verschiedene Buchstaben betrachtet die in der heutigen deutschen Schrift- und Umgangssprache gebräuchlichen fremden Wörter, Redensarten, Vornamen und Abkürzungen, Namen, Präfixe, direkte Entl., Lehnwortbildungen, keine Vollständigkeit bei Kunstausdrücken, d.h. Fachwörtern, die dem großen Publikum nicht gebräuchlich, aber die wissenschaftlichen FW, die größerem Publikum geläufig u. Erklärung wünschenswert, Aktualitätsanspruch
ca. 46.000 L. nestalphabetisch, Durchbrechung der striktalphabetischen Anordnung bei Phraseologismen (nach Vorwort: in eine Familie gehörige Wörter gruppiert, um Raum zu sparen u. gemeinsamen Ursprung anzuzeigen)
Kiesewetter 1855 (3. Aufl.) (1. Aufl. 1841)
Tabelle 4.5.2.3: Makrostruktureigenschaften ausgewählter Sprachkontaktwörterbücher (1800-1870)
Auswahl
Alphabetisierung
WörterbücherŹ Makrostrukturkriterienź Lemmaanzahl Anordnung
Abkürzungen, aus fremden Sprachen entlehnte Wörter und Ausdrücke, welche in den Künsten und Wissenschaften, im Handel und Verkehr vorkommen, Eigennamen (Orts- und Personennamen), Phraseologismen, LWB, direkte Entl. (sehr geringer Anteil indigener Wörter)
ä,ö,ü = a, o,u, i und j getrennt betrachtet
max. 80.000 L. sehr schwache nestalphabetische Anordnung, Tendenz zu glattalphabetisch
Kaltschmidt 1856 (4. Aufl.) (1. Aufl. 1843) Titel: (max.) 14.000 L. keine Gruppierung, Buchstabe A: Wörter einer Wortfamilie können als Haupt- und Nebenlemma in einem Artikel erklärt sein, strikte Initialalphabtisierung nicht eingehalten - partiell exhaustiv mechan. Alphabetisierungsmethode, spätestens mit Ende Reihe Buchstabe A: glattalphabetisch ä,ö,ü als ae, oe, ue verstanden und zwschen d un f eingeordnet, i und j getrennt betrachtet solche die zu ersetzen sind, auch viele neue FW aus Zeitungen und Büchern mit neuen "Übersetzungen", Exotismen, Namen, Phaseologismen, Lehnwörter, indigendeutsche Wörter, direkte Entlehnungen und LWB, keine Abkürzungen
Brugger 1855
194
Ø Länge, ˘ Kürze, ´ Silbe hat Ton
Genitiv kann bei lat. Wörtern, Genus: m., f., n,
Aussprache
Betonung
Grammatik
alle Lemmata halbfett u. in größerer Schriftart, Fraktur oder Antiqua (wenn Lexeme als völlig unassimiliert empfunden); BasisL. ausgerückt und Voll-L., Sub-L. sind Voll-L. oder wiederholter Teil ist abgekürzt durch Anfangsbuchstaben, Neben-L. vorhanden,
Basis-L. sind Voll-L. ausgerückt, Antiqua, kursiv, gesperrt, nicht fett, Sub-L sind Voll-L., gesperrt, Fraktur, kursiv, oder als Teil-L., wenn ein Teil oder ganzes Basisoder Sub-L. wiederholt wird. Nach L. manchmal volksetymologisch veränderte Form angegeben
in runden Klammern, schwieriger Teil Wunsch nach möglichst genauer Angabe, im Vorwort allg. Regeln
GKS beachtet, keine Silbentrennung
Basis-L. sind Voll-L, halbfett, ausgerückt; Sub-L. halbfett, Volloder Teil-L., Teil-L. bei Wiederholung eines Bestandteiles durch Initialbuchstaben oder Platzhalterzeichen für einen ersetzten Wortbestandteil, Lemmata in Fraktur oder Antiqua
Kiesewetter 1855 (3. Aufl.) (1. Aufl. 1841)
wenn Lemma in Plural, dann Vermerk "Mz.", sehr selten auch Eintragung bei "schwierigem" Plural zusätzlich zu Singularform, (Genusangabe erst ab 11. Aufl. 1861)
Genus: m,f,n, schwieriger Plural manchmal angegeben oder Lemma im Plural, gramm. A. in halbfett, Wortart-nennung bei nichterklärten L., manchmal Genus des Vor-bildwortes in Klammern angegeben)
Ø Länge, ˘ Kürze, ´ Silbe hat Ton, Ø Länge, ˘ Kürze, ´ Betonung der am Lemma bei Bedarf angezeigt, Silbe (nach Vorwort) Betonung regelmäßig an Ausspr.Angabe
schwieriger Teil oder Ganzes, (spr....)
GKS beachtet, keine Silbentrennung
Petri 1852 (10. Aufl.) (1. Aufl. 1806)
Oertel 1830 (4. Aufl. Neuer Abdruck) (1. Aufl. 1804)
Großschreibung, Varianten angegeben, viele Wörter bereits mit kSchreibung statt c und -zion statt -tion (hat eigene Rechtschreibung) spr. ... ohne Klammer
Schreibung
WörterbücherŹ Mikrostrukturkriterienź Lemmata
Genus: bestimmter Artikel, wenn Lemma in Plural, dann Vermerk "pl.", sehr selten auch Eintragung bei "schwierigem" Plural zusätzlich zu Singularform
in runden Klammern nach Sprachangabe: schwieriger Teil, v.a. bei frz.- und engl.-stämmigen Wörtern, allgemeine Angaben: Nasalton als Punkt über n Ø Länge, ˘ Kürze des Vokals, unregelmäßig
Basis-L. , halbfett, Voll-L., ausgerückt; Sub-L. sind Teil-L., Platzhalterzeichen für wiederholten Teil aus dem Eingangslemma, auch halbfett, (Wortgruppen, Komposita), Sub-L. 2 Ordnung, bei Wiederholung des Eingangslemma, das erster Bestandteil, abgekürzt, Fraktur und Antiqua GKS beachtet, keine Silbentrennung
Kaltschmidt 1856 (4. Aufl.) (1. Aufl. 1843)
-
-
-
Großschreibung, keine Silbentrennung
eingerückt, gesperrt, Voll-L., Normaldruck, Fraktur
Brugger 1855
195
4.5.2.4 Mikrostrukturelle Eigenschaften in den ausgewählten Wörterbüchern
Belege Beispiele
können erklärt sein, dann Status von Lemmata, Einleitung durch "z.B.", manche Bsp. wiederholen Wort nicht, dann lassen sie sich auch auf Verdeutschung beziehen, manche Bsp. greifen Verdeutschung auf
-
diatechn. A., selten: normativ: unrichtig, richtiger
norm., konnot. zu Formangaben und in Bedeutungsangaben eingeflochten (z.B. richtiger, spöttisch, in verächtlicher Bedeutung)
-
v.a. diatechn. A., selten norm. A.
möglich, selten selten, Antonyme
vorhanden entg., s. oben,
Enzykl. Angaben Paradigmat. Angaben Pragmat. Angaben
Sprachangabe: gr., l., fr., it. ..., Ableitungen von Namen erklärt
Äquivalente u. Paraphrasen, (Vorwort: erklärende deutsche Ausdrücke) Polysemie durch Semikolon, erkannte Homonyme berücksichtigt, Referenzangaben, nach Vorwort: Angabe so, dass "immer die nächste und ursprünglichste Bedeutung voran steht und die übrigen nach Maßgabe der etymologischen und geschichtlichen Entwicklung aufeinander folgen. (etym., auch tropische Anordnung) Sinnverwandte Ausdrücke sind durch Komma, entferntere und abgeleitete durch Semikolon getrennt.", eine Ableitung kann auch nicht erklärt, nur genannt sein, dann Verweis auf Wortart Herkunftssprache, seltener Vorbildwort bzw. Endung des Vorbildwortes, v.a. bei lat. Lexemen (z.B. deludiren (lat dere)) (Vorwort: Angabe dort, wo keine Dunkelheit darüber) selten entg. , s.
Äquivalente und Paraphrasen, eher kurze Angaben, Bedeutungsabgrenzungen (Polysemie, Homonymie) durch Semikolon, Referenzangaben selten, Anordnung: von eig. Bdt. zu allg. Bdt. zu besond. Bdt., falls unterschieden
Äquivalente u. Paraphrasen, Sprache nicht besonders standardisiert, Polysemie beachtet, durch Ziffern markiert, greift Verdeutschungen von Campe auf, z.B. Pfaffenblendling, Anordnung oft von eig./wörtl. zu allg. u. übertrag. Bedeutung
Sprachangabe, wenn nicht dt., kann auch herkunftssprachliches Vorbildwort angegeben sein
Kiesewetter 1855 (3. Aufl.) (1. Aufl. 1841)
Petri 1852 (10. Aufl.) (1. Aufl. 1806)
Oertel 1830 (4. Aufl. Neuer Abdruck) (1. Aufl. 1804)
Etymol. Angaben
WörterbücherŹ Mikrostrukturkriterienź Bedeutungsangaben
sehr selten
-
sehr selten sehr selten: s.v.w.
Herkunftssprache
v.a. Äquivalente, aber auch knappe Paraphrasen, keine Anhäufungen von Synonymen, Angaben sind meist einzeilig, selten Referenzangaben, wenig Polysemiekennzeichnung
Kaltschmidt 1856 (4. Aufl.) (1. Aufl. 1843)
Fachbereiche und Sprechergruppen ausgeschrieben genannt u. verbunden mit normativen Bemerkungen zu Notwendigkeit und Grad der Verdrängung, Frequenzangaben über Verdrängungserfolg - Wertungen, aber nur bis Ende Buchstabe A, danach nichts mehr selten: für Verdeutschungen (Buchstabe A)
Herkunftsspr., auch Lehnwortbildungen zu Spr. geordnet, auch mehrere Spr. angegeben - sehr fragliche Angaben, sehr selten (Buchstabe A) gibt’s Kommentare zu Überbringer selten (Buchstabe A) sehr selten: im Gegensatz
Äquivalente als Verdeutschungen bzw. Übersetzungen mit Kommentaren, Vdt. oft eingeleitet durch "statt", "heißt", kaum paraphrasische Erklärungen , Polysemie kann berücksichtigt sein, keine Markierungen wie eig., figürlich, urspr. ... Referenzbereiche im Zusammenhang mit Kommentar; ab spätestens Buchstabe B: nach Lemma und Herkunftssprache rund 2-3 Verdeutschungen, keine Kommtare mehr
Brugger 1855
196
kein Vorwort mehr, statt dessen nur noch Spruch als Einleitung erhalten
im Vorwort viele der Mikrostrukturangaben erklärt, Besonderheit: nach Wörterverzeichnis ein Verzeichnis, das Wörter nach ihrer Aussprache ordnet und in ihrer Aussprache lemmatisiert, ist Hilfsregister zum Finden anders ausgesprochener Lexeme (z.B. kulöhr - couleur). (gibt auch kleineres Sprachkontaktwörterbuch, das als Taschenfremdwörterbuch nach großem herauskam.)
Demagog, m. gr., eig. ein Volksleiter, -lenker, -führer, der beim Volke viel vermag; heutzutage ein Aufwiegler, Unruhestifter, Volksverführer; -gogie, f. Volksleitung oder Verleitung; (S.154) deponiren (lat. deponere), niedelegen, in Verwahrung geben; auch Zeugnis ablegen, aussagen; Hauptw. Deposition. (S.157) (Demon)-stration, f. Erweisung, Beweis, Darlegung, Erklärung; Ak. anatomischer Unterricht, mit Vorzeigung der Gegenstände; mil. die Angriffdrohung, Andeutung eines feindlichen Vorhabens; auch Truppenbewegung; (S.155)
Föderalísmus, die Neigung zum Verbünden, Verbünd(ung)sucht; (S.346) Hausarrest, dtsch.=fr., die Haushaft. (S.386) LexƱka, gr. Mz., eig. Sammelbücher; Wörterbücher; (S.488) Fond, fr. (spr. fongh), der Grund, Hauptsitz (in einem Wagen), die Grundlage; (S.347) Halcyǀnen, gr. Mz. Eisvögel (als Sinnbild für Ruhe) (S.384)
E x e k u t i v, vollziehend, z.B. vollziehende Macht in Frankreich, frz. P o u v o i r e x e c u t i v e, entg. gesetzgebende Macht, P o u v o i r l e g i s l a t i v e. (305) Fiscus i, m. Fi s k u s, 1) eig. Geldkorp, geflochtener Korb, in welchen man große Geldsummen legte; 2) ehem. Privatkasse der altröm. Kaiser, zu ihrem eigenen Gebrauche bestimmt; 3) Staatskasse, Gefällkasse, Kasse für die landesherrl. Gefälle, bes. 4) Strafkasse, in welche die Strafgelder zu kommen pflegen; 5) jede andere Kasse, z.B. Wittwenfiskus. (S.332) P at r Ʊ a, ae, f. Vaterland. P a t r i m o n i um, (Paderbornium!!) väterliches Erbe, Erbgut. P. P e t r i, Peterserbe, oder sogenannte Kirchenstaat oder das päpstl. Gebiet, welches der Kaiser Konstantin der Gr. im 4. Jahrh. dem Papste geschenkt haben soll. (S.679)
Ausgabe 1830 ist unveränderte Ausgabe der 4. Aufl. 1826, zweispaltig, ausgeprägtes hard word dictionary,
Kiesewetter 1855 (3. Aufl.) (1. Aufl. 1841)
Petri 1852 (10. Aufl.) (1. Aufl. 1806)
Oertel 1830 (4. Aufl. Neuer Abdruck) (1. Aufl. 1804)
Tabelle 4.5.2.4: Mikrostruktureigenschaften ausgewählter Sprachkontaktwörterbücher (1800-1870)
Bemerkungen
WörterbücherŹ Mikrostrukturkriterienź Artikelbeispiele
sehr viele und sehr knappe Artikel, Vollständigkeitsanspruch (gibt auch 2 kleine Sprachkontaktwörterbücher, die vor (1837) und nach (1852) großem entstanden)
Demokratie,die (gr) Volksherrschaft, Statsverfassung, nach der das Volk die höchste Staatsgewalt ausübt und die Mitglieder der Regierung aus allen Ständen gewählt werden. (S.218 ) Hassok (e) Binsenmatte, Kniepolster in Kirchen) (S.335) Heliasten, die (gr) pl. Mitglieder der Heliäa, des höchsten Gerichtshofes im Alten Athen (welcher über Staatsverbrechen Recht sprach) (S.337) Nativität, die (l) Geburt, Geburtsstunde, Stand der Gestirne zur Geburtszeit und darin gesuchte Wahrsagerei, daher: d i e N a t i v i t ä t s t e l l e n. (S.482) Protestant, der (nl) Widersprecher, Freigläubiger. (S.591) Katholik, der (gr) Gemeingläubiger. (S.408)
Kaltschmidt 1856 (4. Aufl.) (1. Aufl. 1843) Brugger 1855 A b b r e v i a t u r und a b b r e v i r e n, l., kommt noch häufig bei den Gelehrten und Schreibmenschen vor meint Abkürzen in der Schrift, und soll mit aller Macht ausgestoßen werden, da Abkürzung und abkürzen es ganz gut ausdrücken. (S.1) A b m a r s c h, fr., wird schwer aus der Heersprache zu verdrängen sein, obwohl Abzug, Aufbruch es gut ausdrücken. (S.1) A n t i t h e s e, gr., oft noch bei Gelehrten statt Gegensatz; unter dem Volke nie. (S.15) D e m o k r a t i e, gr., Volksherrschaft Volksherrlichkeit. (S.49) N a t i o n, l., Volkheit, Volk, Völkerschaft. (S.118) O c t r o i r e n, fr., bewilligen, verleihen, aufnöthigen. (S.122) O e k o n o m i s c h, gr., haushälterisch, sparsam, landwirthschaftlich, haushaltlich. (S.122) Einstellung an Kommentaren ablesbar: Bedauern über FWGebrauch, Freude über bereits erfolgte Verdrängung, aber Stil ändert sich zum Ende des Buchstaben A: knapp, unpersönlich, ohne Kommentare, dadurch wesentlich kürzere Artikel, vermutliche Gründe: Platzmangel, zu lange Dauer der Arbeit, Kritik am ersten, wahrscheinlich einzeln herausgebenen Teilheft
197
198 Auch die mikrostrukturellen Eigenschaften der 5 betrachteten Wörterbücher sind für eine komparative Darstellung tabellarisch zusammengestellt. Sie werden zudem durch Beispiele veranschaulicht. Bei einem Vergleich der Lemmapräsentation und der Formangaben lassen sich einige Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede feststellen. Die Verzeichnung und Hervorhebung der Lemmata ist mit Ausnahme der etwas älteren Auflage von Oertel recht einheitlich. Die Lemmata sind halbfett, bei Petri zusätzlich in einer größeren Schrift vom restlichen Text abgehoben. Als Schriftarten verwenden alle Bücher abhängig vom Assimilationsgrad Fraktur und Antiqua, wobei Antiqua die unassimilierten und am wenigstens integrierten Lexeme markiert. Die Basislemmata sind ein- oder ausgerückt, Sublemmata erscheinen wie die Basislemmata in der Regel als Volllemmata, es sei denn, ein Wortelement wiederholt das vorige Lemma, was in Komposita und Wortgruppen vorkommen kann. Dann ersetzt in der Regel der Anfangsbuchstabe das wiederholte Wort.271 Kiesewetter nutzt darüber hinaus, aber noch nicht regelmäßig Teillemmata, in denen wiederholte Wortelemente durch Platzhalterzeichen ersetzt sind.272 Nebenlemmata sind überall üblich. Als Besonderheit hat Oertel manchen Stichwörtern in Klammern volksetymologisch veränderte Formen beigestellt, die einerseits auf falsche Anwendungen aufmerksam machen, andererseits die richtigen Formen karikieren. Ob dies eine Kritik an den entlehnten Lexemen, den Denotaten oder an den Volksetymologien sein soll, lässt sich nicht eindeutig nachvollziehen. Vermutlich sind nicht die Denotate gemeint, da die Bedeutungsangaben nicht auffallend kritisch ausfallen.273 Auch bei der Schreibung fällt vor allem Oertels Arbeit auf. Wie Brugger beachtet Oertel keine Groß- und Kleinschreibung, wie alle anderen markiert er keine Wort- bzw. Silbentrennung. Anders als die anderen Autoren benutzt Oertel eine eigene Rechtschreibung. Viel eher als in anderen Wörterbüchern zu sehen, schreibt er Wörter mit k-lautendem c bereits mit k bzw. stellt beide Schreibungen nebeneinander. Auffällig ist seine Schreibung der Endung -tion und ähnlicher, die er durch -zion und ähnliche ersetzt.274 Oertel favorisiert offensichtlich eine grafische Anpassung bestimmter Fremdwortgruppen an die deutsche Schreibung. Mit dieser Handhabung steht Oertel außerhalb der üblichen Auffassung über die Fremdwortschreibung im 19. Jahrhundert in Wörterbüchern, ebenso außerhalb der üblichen Praxis. Hinsichtlich der phonetischen Beschreibung der verzeichneten Lexeme scheint es dagegen einen gewissen Standard gegeben zu haben. Vier der betrachteten Wörterbücher enthalten Angaben zu Aussprache und Betonung an bzw. nach Stichwörtern, deren Aussprache den Lexikografen erklärungswürdig erscheint, weil sie nicht eindeutig aus der Schreibung abzulesen ist (Abweichung von den deutschen Phonem-Graphem-Beziehungen). Dabei werden die „schwierigen“ Vokale nach Länge, Kürze und Akzent am Lemma markiert sowie Silben oder das ganze Wort nach dem Lemma in Klammern lautlich umschrieben.
–––––––—–– 271
Bsp. d.(elictum) occultum, ein heimlich begangenes Verbrechen. (Kiesewetter 1855: 154). Bsp. (Demo)-kratie, f. die Volksherrschaft, das Freibürgerthum, wo das Volk sich selbst regiert und die Glieder der Regierung aus allen Ständen genommen werden. (ebd. 155). 273 Bsp: Republik, (Riepelblik!!) franz. v. lat. Respublica: Gemeinsaat, Freistaat, ehem. gemeines Wesen, begreift auch monarch. Freistaaten, wie sich z.B. Pohlen unter einem Könige dennoch einen Freistaat nannte. (Oertel 1830: 773); Patriot (Paterjot!!) a) eig. Inländer, Eingebohrner des Landes, b) Vaterlandsfreund, c) Volksfreund, wie Demokrat. (ebd. 679). 274 Z.B. Adopzianer, Föderazion, Reformazion, Konstituzion, Konstituzionell, Nazion, Revoluzion. 272
199 Dafür werden die im Deutschen üblichen Buchstaben verwendet. Nur Kaltschmidt benutzt Sonderzeichen zur Kennzeichnung der Nasale. Kein Interesse an phonetischen Angaben zeigt Brugger. Dies mag durch seine starke puristische Einstellung bedingt sein, aufgrund derer er keine Notwendigkeit für Formangaben sieht. Das trifft auch für grammatische Angaben zu, die Brugger ebenfalls nicht einarbeitet. Eher üblich, aber nicht obligatorisch ist zwischen 1800 und 1870 dagegen die wie in Oertels, Kiesewetters und Kaltschmidts Arbeiten berücksichtigte Genuskennzeichnung – Petri beginnt damit erst ab der 11. Auflage (1861) – sowie die Markierung derjenigen Lemmata als Pluralform, die einen eigenen Artikel einleiten, deren Singularform also nicht üblich ist oder eine andere Bedeutung besitzt. Eine regelmäßige Angabe von Pluralendungen weist keines der betrachteten Wörterbücher auf. Darüber hinausgehende grammatische Bemerkungen besitzt nur noch Kiesewetters Arbeit in Form von Wortartenbenennungen bei nichterläuterten Lexemen. Das Interesse an grammatischen Angaben in den Wörterbüchern des betrachteten Zeitraumes ist offensichtlich sehr autorenabhängig, zugleich aber überall und unabhängig von der lexikografischen Absicht und Fremdwortbewertung der Autoren wenig ausgeprägt. Auch innerhalb der Darstellung der semantischen Angaben in den betrachteten Wörterbüchern gibt es einige Unterschiede. Sie liegen weniger in der zentralen Stellung der Bedeutungsangaben innerhalb der Wörterbuchartikel und im Rückgriff auf deren verschiedene Elemente als vielmehr in ihrer Präsentation und Ausprägung. So benutzen alle Autoren, wo möglich, Äquivalente, daneben im unterschiedlich hohen Maße auch Paraphrasen. Sie markieren größere Bedeutungsunterschiede durch Semikolon und greifen zur Konkretisierung der Lexembedeutungen auf Referenzangaben zurück. Außer bei Kaltschmidt und Brugger differenzieren die Autoren dazu auch zwischen einer „eigentlichen“, einer unmarkierten, einer „besonderen“ und einer fachspezifischen Bedeutung. Oertel aber markiert die Einzelbedeutungen zusätzlich durch Ziffern. Seine Erläuterungen fallen relativ ausführlich aus, es können viele verschiedene Äquivalente, darunter auch nichtetablierte wie der Pfaffenblendling für Abbé von Campe verzeichnet sein. Auch wenn Oertels Stil unpersönlich bleibt, wirkt dieser gerade im Vergleich zu Petris oder Kaltschmidts stellenweise recht narrativ und seine Wortwahl offen wertend.275 In seiner Wortbeschreibung unterscheidet Oertel auch wenig zwischen Bedeutungsangaben und zusätzlichen, vor allem enzyklopädischen Daten. Seine Wörterbuchartikel können außerdem durch etymologische Daten zur Herkunftssprache (regelmäßig, außer bei indigendeutschen Wörtern) und zum herkunftssprachlichem Vorbild samt dessen Genitiv, durch paradigmatische und pragmatische Angaben zur Norm, Konnotation und Fachrichtung erweitert sowie durch Kompetenzbeispiele illustriert sein. Damit enthält das Wörterbuch von Oertel im Vergleich zu den anderen Arbeiten das breiteste Datenangebot, was mit Blick auf die Lemmaanzahl den großen Umfang des Buches erklärt. Diese Datenbreite macht die Arbeit neben den vielen in der Lemmaauswahl berücksichtigten nichtentlehnten Lexemen viel mehr zu einem erklärenden, aufklärenden, belehrenden Wörterbuch, als Oertel es sich in seinem Vorwort vorgestellt hat.
–––––––—–– 275
Z.B. S e p t e mb r i s i r e n , septembern, Septembergräuel begehen, an jenen Mordgräueln zu Paris im Sept. 1792 theilnehmen, wo der wütende Pöbel in die Gefängnisse drang u. die, welche als verdächtig verhaftet waren, niedermetzelte. (Oertel 1830: 824).
200 Petri, Kiesewetter und Kaltschmidt verfolgen in einem sehr knappen, unpersönlichen und wesentlich komprimierteren Stil als dem von Oertel die Beschreibung der verzeichneten Lexeme. Während Petri und Kiesewetter sich jedoch um die Kennzeichnung von Bedeutungsunterschieden bemühen und dazu neben semantischen Markierungen, die auch die Anordnung der Einzelbedeutungen betreffen, wenn auch eher selten, Referenzangaben benutzen, zeigt Kaltschmidt daran wenig Interesse. Er betreibt auch keine Synonymenanhäufung, noch weniger als Kiesewetter und Petri, sondern versucht, möglichst knappe Artikel zu präsentieren. Dies hängt sicherlich mit seinem Vollständigkeitsanspruch, seiner positiven Einstellung zum Fremdwortgebrauch und der damit zusammenhängenden Erklärungsfunktion des Buches zusammen, die eine Anhäufung von bedeutungsgleichen und -ähnlichen Wörtern unnötig macht. Zusätzlich zu den Bedeutungsangaben bieten die drei Arbeiten wiederum nur wenige knappe Daten. Petri, Kiesewetter und Kaltschmidt notieren die Herkunftssprachen der Wörter und Wortelemente, darüber hinaus gibt jedoch nur Kiesewetter weiterführende etymologische Angaben an. Im Vergleich dazu sind sie im Wörterbuch der Heyses bereits regelmäßig eingetragen gewesen. Enzyklopädische Daten finden sich bei den drei Arbeiten eher selten, am wenigsten bei dem auf Kürze orientierten Werk von Kaltschmidt. Auch paradigmatische Angaben verzeichnen eher Petri und Kiesewetter als Kaltschmidt. Am auffälligsten aber wirkt die unterschiedliche Berücksichtigung pragmatischer Angaben. Ohnehin ist sie in den Wörterbüchern des betrachteten Zeitraumes wenig ausgeprägt und fokussiert auf die Markierung von Fach- und Sondersprachen. Während bei Petri und Kiesewetter daneben auch dianormative vorgesehen sind, verzichtet Kaltschmidt sogar auf diatechnische Markierungen. Kompetenzbeispiele sind außer bei Kaltschmidt, und auch dort nur wenige, praktisch nicht vorhanden. Belege gibt es bei keinem der untersuchten Wörterbücher, auch nicht im Brugger’schen Nachschlagewerk. Die Wörterbuchartikel in Bruggers Buch sollen hier gesondert vorgestellt werden, da sie nicht nur durch die geringen Form- und fehlenden Grammatikangaben unter den betrachteten Arbeiten am meisten herausstechen, sondern auch durch die weitere Beschreibung der verzeichneten Lexeme. Das trifft zumindest auf den Beginn des Brugger’schen Wörterverzeichnisses, auf die Buchstabenreihe A zu. Dort bettet der Autor seine semantischen Angaben in wertende Kommentare zur Notwendigkeit und Möglichkeit der Verdrängung, zum Vorkommen und zur Häufigkeit der Lexeme in bestimmten Sprachbereichen und Ähnlichem ein. Sie haben in der Regel deutlich puristische Funktion. Brugger benutzt dazu einen wenig verdichteten, sich durch vollständige Sätze auszeichnenden appellativen Stil, durch den er die Adressaten zwar nicht direkt anspricht und sich nicht als Person positioniert, mit dem er doch eine gewisse Allgemeingültigkeit seiner Aussagen und eine allgemeine Relevanz seiner Forderungen suggeriert. So gebraucht Brugger zur Aufforderung zu puristischen Aktivitäten seiner Leser Infinitivkonstruktionen der Art „ist zu ersetzen“, Passivkonstruktionen „muss ersetzt/ verdrängt werden“ und das Indefinitpronomen „man“. Diese Art der Lemmapräsentation erinnert zunächst an die Beschreibungen im Campe’schen Wörterbuch. Doch ist sie bei Brugger nicht mit einer Diskussion über die vorgestellten Verdeutschungen verbunden, sondern viel fordernder. Zur eigentlichen Bedeutungsangabe benutzt Brugger vorrangig Äquivalente, die er als Übersetzungen ansieht und als Verdeutschungen etablieren möchte. Zu ihnen gehören verbreitete synonymische Lexeme, Verdeutschungsvorschläge anderer Puristen, die er selten, z.B. bei Campes Pfaffenblendling, als solche kennzeichnet, und Bruggers eigene Versuche wie das berühmte Wißmeister (Doktor) oder
201 Gewaltei (Polizei).276 Sie können durch „heißt“ oder „statt“ mit dem Lemma oder den Kommentaren verbunden sein. Polysemie hat Brugger manchmal, aber nicht immer angezeigt. Markierungen wie ‚eig.’, ‚urspr.’, ‚übertragen’ und Ähnliches sind nicht vorgesehen, denn Brugger geht es nicht darum, Bedeutungen zu sortieren, sondern Ersatz für den aktuellen Gebrauch vorzustellen. Dagegen macht er von Referenzangaben (z.B. „bei Waaren und Speisen“ (Brugger 1955: 16), „auch bei Wahlen“ (ebd. 3)), gelegentlich auch von zusätzlichen enzyklopädischen Angaben277 und Kompetenzbeispielen278 Gebrauch. Diese Daten dienen dazu, die knappen semantischen Äquivalenzangaben zu konkretisieren, vor allem aber die richtige Wahl der Verdeutschungen zu unterstützen. Paradigmatische Angaben kommen hingegen äußerst selten vor. Besonders kennzeichnend für Bruggers Wörterverzeichnis sind jedoch die pragmatischen, vor allem diatechnischen Angaben zu Fachbereichen und Sprechergruppen, die der Autor eng mit seinen normativen, d.h. vor allem abwertenden Kommentaren zum Gebrauch verknüpft, aber auch zu bestimmten Sprechern, insbesondere zu Gebildeten, denen er offensichtlich eine vermehrte Schuld am Vorhandensein von Sprachkontaktprodukten in der deutschen Sprache gibt. Außerdem macht Brugger relative Frequenzangaben über den bisherigen Verdrängungserfolg. Auch sie sind verbunden mit Kommentaren über noch zu leistende puristische Arbeit. Es können aber auch Anmerkungen ohne pragmatische Markierungen angeführt sein. Zur Veranschaulichung des eben Beschriebenen folgen hier einige Beispiele: Ab j u r i r e n , l., wird selten mehr vernommen statt abschwören, eidlich ableugnen, eidlich verzichten. (ebd. 1) Ab s o l u t , l., sollt ganz verdrängt werden, wenn auch die Weltweisen es noch so ungern sehen. Diese erhoben es zu einem Hauptworte und machten aus ihm das Höchste im Weltall, das an sich Seiende, die Gottheit selbst. Warum soll man nicht statt des Absoluten setzen können: das Unbedingte, Gott, Weltgeist, Weltseele u.s.w.? Als Eigenschaftswort heißt es: unbedingt, unbeschränkt. (ebd. 2) Ab o r t u s , l., sagen die Aerzte in der Geburtshilfe und gebildete Leute, damit Andere nicht wissen, was es sein soll. Es heißt Fehlgeburt, Zufrühgeburt. (ebd.) Ab o n d a n c e , fr., kennt das Volk gar nicht, nur die verschrobenen Gebildeten. Überfluß, Fülle, Menge drücken es aus. (ebd.) Ac c e s s i s t , l., ist eine Beamtenstelle, die, so lange der Staat die Benennung nicht abschafft, wohl bleiben wird. Es kann bezeichnen einen Beigegebenen, Amtsgehülfen, Anwart, Stellgewärter. (ebd. 3) Ac c i s e , fr. kann gut mit Zehrsteuer, VerbrauchsWaarensteuer gegeben werden. (ebd.) Ad d i r e n , l., hat sich bis in die Volksschulen verirrt, wo man beim Rechnen das Zusammenzählen damit bezeichnet. (ebd. 5) Ar m e e , f r . , sollte ganz verdrängt werden durch Heer, Kriegsheer. (ebd. 18) A vo c i r e n , l., ganz verdrängt durch abrufen. (ebd. 22)
–––––––—–– 276
Auf Bruggers Verdeutschungsaktivitäten kann hier im Einzelnen nicht eingegangen werden. Siehe dazu z.B. Kirkness (1975: 313–341). 277 Siehe Bsp. Abbreviatur in der Tabelle 4.5.2.4. 278 Bsp.: Ab l a c t i r e n , l., ist ganz verdrängt durch entwöhnen, z.B. ein Kind von der Milch entwöhnen. Bei der Baumpflanze heißt es zusammenpfropfen, einlassen zwei rohe Stämme. (Brugger 1855: 1).
202 Die Beispiele zeigen, dass Brugger die etymologischen Angaben auf die Bezeichnung der Herkunftssprachen der Wörter beschränkt. Er ordnet auch Lehnwortbildungen bestimmten Gebersprachen zu, ohne jedoch den indigenen Anteil, geschweige denn ihre Entstehungssprache zu beachten. Dass überhaupt etymologische Angaben vorhanden sind, muss bei seinem Desinteresse an Merkmalen der verzeichneten Lexeme eher verwundern. Wahrscheinlich soll die Vermerkung der Herkunftssprachen die Fremdheit der Wörter betonen. Die knappen etymologischen Angaben gehören zu den wenigen Daten, die ab der Buchstabenreihe B noch übrigbleiben. Sehr selten finden sich neben den obligatorischen Bedeutungsangaben in Form von Verdeutschungen noch kurze enzyklopädische Anmerkungen. Die pragmatischen Markierungen und wertenden Kommentare fallen jedoch komplett weg. Ein typischer Wörterbuchartikel besteht nun aus Lemma, Sprachangabe und ein bis vier Entsprechungen. Warum Brugger sein lexikografisches Konzept verändert hat, wird im Buch nicht erklärt. Zu vermuten ist, dass ihn Platzgründe, der zeitliche Arbeitsaufwand, vielleicht auch äußere Kritik an seinen Kommentaren dazu bewogen haben, zu einer wesentlich kürzeren, eher neutralen und subjektlosen Präsentation seiner ‚Übersetzungen’ zu wechseln, die sich bereits wieder Kaltschmidts Art der Lemmaerklärung annähert, auch wenn sie mit völlig anderen Zielen verknüpft ist.
4.6 Resümee mit Teiltypologie für produktorientierte Sprachkontaktwörterbücher aus dem Zeitraum 1800 bis 1870 Im zusammenfassenden Vergleich der Mikrostruktur ihrer Verzeichnisse zeigen die Wörterbücher von Oertel (1804), Petri (1806), Kiesewetter (1841), Kaltschmidt (1843) und Brugger (1855), die mehrheitlich zu den herausragenden und einflussreichen kontaktsprachlichen Nachschlagewerken des Zeitraums 1800 bis 1870 gehören, hinsichtlich der Lemmaverzeichnung sowie Form- und Grammatikangaben mit Ausnahme von Bruggers Arbeit deutliche Ähnlichkeiten. Sie gehen in der Regel kaum über die Verzeichnung der Nennform in der zeitgenössischen üblichen Schreibung und eventueller phonetischer Besonderheiten hinaus. Auch die Bedeutungserklärungen sind in den meisten Artikeln der fünf Verzeichnisse ähnlich kurz und verdichtet dargestellt. Jedoch behandeln die verschiedenen Autoren die semantische Seite der Lexeme unterschiedlich differenziert. Dabei zeigen Kaltschmidt und Brugger wenig Interesse an historischen bzw. gebersprachlichen Bedeutungen. Sie fokussieren viel mehr auf die zeitgenössischen Inhalte. Dies geschieht aber vor dem Hintergrund ganz entgegengesetzter Absichten und Fremdwortbewertungen. Angaben zur Herkunftssprache sind überall zu finden. Zusätzliche etymologische Daten verzeichnet aber nur Oertel in einem größeren Maße. In keinem Fall erreichen sie jedoch die Ausgeprägtheit des Heyse’schen Wörterbuchs. Die größten Differenzen zeigen die einzelnen Verzeichnisse in der Handhabung zusätzlicher Angaben, insbesondere enzyklopädischer Daten und pragmatischer Markierungen, sowie im Stil der Lexembeschreibung. Während bei Oertel und in Teilen von Bruggers Wörterbuch relativ viele Angaben und Kommentare in die Darstellung einfließen und auf eine unverdichtete, eher subjektive, wenn auch unpersönliche Weise dargeboten sind, bemühen sich die anderen drei Autoren, insbesondere Kaltschmidt um besondere Kürze und Neutralität der Artikelangaben zugunsten der Erläuterung möglichst vieler Lexeme. Auffälligstes Ergebnis der gewünschten Ge-
203 drängtheit ist die Abwesenheit anderer Angaben als die der Form und Semantik der verzeichneten Lexeme, insbesondere die der pragmatischen Markierungen. Bezieht man die Stellungnahmen der Autoren zu Kontaktprodukten im deutschen Sprachgebrauch sowie die Absichten, die die Lexikografen mit ihren Arbeiten verfolgen, in den Vergleich ein, zeigt sich, dass der fremdwortbefürwortende und auf Erklärung abzielende Kaltschmidt gerade nicht zu den Autoren mit den ausführlichsten Wörterbüchern gehört. Andererseits verzeichnet Brugger, nachdem er seine puristischen Absichten zu Beginn des Verzeichnisses deutlich kundgetan hat, bald auch nicht viel mehr lexikografische Daten. Die sowohl auf Erklärung als auch auf Verdeutschung gerichteten Wörterbücher der weniger radikal, aber dennoch puristisch orientierten Petri und Kiesewetter beschreiben ihre Lemmata ausführlicher als die zwei anderen Autoren. Sie erreichen aber wiederum nicht den Umfang der Beschreibungen im Wörterbuch des ähnlich positionierten Oertel. Berücksichtigt man im Vergleich außerdem die Wörterbuchprofile der beiden Wörterbuchausgaben Campes und der Heysefamilie,279 führen die verschiedenen Zweckbestimmungen und Bewertungen des Wörterbuchgegenstandes kontaktsprachlich lexikografischer Arbeiten im Zeitraum zwischen 1800 und 1870 offensichtlich nicht zu jeweils markanten, für bestimmte Absichten und Ansichten typischen lexikografischen Beschreibungen der verzeichneten Lexeme. Auch auf der makrostrukturellen Ebene, besonders hinsichtlich der Verzeichnung indigener Wörter, gibt es, wie die Beispiele Oertel und Brugger zeigen, keine eindeutigen Profile, die nur bestimmten Programmen oder Haltungen zum Wörterbuchgegenstandsbereich zugeordnet werden können. Als gemeinsame Faktoren der erfolgreichen Werke unter den betrachteten Wörterbüchern lassen sich aber eine quantitativ wie qualitativ möglichst umfassende Lemmaauswahl und eine -beschreibung erkennen, die ein schnelles Auffinden von Daten ermöglicht, das Verstehen der gesuchten Kontaktprodukte fördert, aber auch ihren Ersatz gestattet. Aufgrund der mikrostrukturellen, besonders semantischen Beschreibung seiner Lemmata kann dies auch das nur auf Erklärung abzielende Wörterbuch von Kaltschmidt leisten. Zur Gewinnung einer klassifizierenden Übersicht über den betrachteten Ausschnitt der kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft wird im Folgenden auf der Grundlage der Ergebnisse der Einzelwerk- und Überblicksanalysen und unter der Perspektive des kontaktbezogenen Modells der Sprachgeschichtsschreibung eine Teiltypologie für diejenigen Nachschlagewerke vorgestellt, die die im Deutschen gebrauchten äußerlich erkennbaren lexikalischen Ergebnisse des Sprachkontaktes von Deutschsprechern mit denen anderer Sprachen behandeln und aus dem Zeitraum zwischen 1800 und 1870 stammen. Die Typologie knüpft an die in der Einleitung aufgestellte Teiltypologie zur Sprachkontaktlexikografie, insbesondere an die Abbildung 2 an. Sie wird an dem Punkt, an dem sich die Gruppe der produktorientierten einsprachigen polylateralen Sprachkontaktwörterbücher konstituiert, auf eine Weise weitergeführt, die gezielter die Verhältnisse im betrachteten Zeitraum berücksichtigt. Dazu wurden möglichst markante Unterscheidungskriterien, die aus sich heraus verständlich und nachvollziehbar sein sollen bzw. in der vorangegangenen Untersu-
–––––––—–– 279
Erinnert sei an den diskussionsfreudigen Stil Campes und dessen Verdeutschungseifer einerseits, an die Bücher der neben Verdeutschung besonders auf die Verbreitung diachronischer wie synchronischer Kenntnisse über das verzeichnete Wortgut abzielenden Familie Heyse andererseits.
204 chung beschrieben sind, ausgewählt und so angeordnet, dass sie zu Gruppen von mehr und weniger „typischen“, d.h., der allgemeinen Definition des Untersuchungsgegenstandes dieser Arbeit entsprechenden Werken führen. Sie sind zu einem gewissen Grad natürlich subjektiv, weil zielgerichtet ausgewählt. Mittels der Typologiekriterien sollen aus der Abbildung aber einerseits wichtige Eigenschaften der Wörterbücher abgelesen werden können. Andererseits ist ihre Art und Anordnung so gewählt, dass sich möglichst viele der Kriterien auch bei einer Klassifizierung von späteren Nachschlagewerken anwenden lassen. Dabei werden unter anderem die Differenzierungen hinsichtlich der Lemmaauswahl und der Intention, die bereits in der entwicklungsbezogenen Betrachtung der Sprachkontaktwörterbücher und für die tabellarische Gruppierung der Wörterbücher eine Rolle gespielt haben, wieder aufgegriffen. Dagegen haben sich Unterscheidungen in normative, informierendaufklärerische, puristische und historische Arbeiten, wie sie von Kühn/Püschel (1990: 2062–2064) durchgeführt worden sind, als Typologiekriterien als nicht geeignet erwiesen, da sich diese Eigenschaften nicht gegenseitig ausschließen. So ergibt sich die folgende, mit Beispielen angereicherte Übersicht in Abbildung 3. Die Teiltypologie eignet sich nicht dafür, die mikrostrukturelle Auswertung der betrachteten Werke und das unterschiedliche Interesse der einzelnen Wörterbuchautoren an der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Wörterbuchgegenstand in den Nachschlagewerken zu zeigen. So findet der Diskussions- und Vorschlagscharakter sowie die Schwerpunktlegung auf die Verdeutschungs- vor der Erklärungsfunktion von Campes Wörterbuch keinen adäquaten Niederschlag in der Klassifikation. Ebenso wenig werden die historischetymologische Ausprägung des Heyse’schen Wörterbuches sowie dessen umgekehrte Schwerpunktlegung auf die Erklärungs- vor der Verdeutschungsfunktion geschweige denn seine herausragende Stellung innerhalb der deutschen kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft und sein Vorbildcharakter für andere Nachschlagewerke sichtbar. Letzteres gilt auch für Petris Arbeit. Eine Berücksichtigung makrostruktureller Eigenschaften als Typologiekriterien über die der Lemmaauswahl hinaus, z.B. des Lemmaumfangs, wäre für diesen Zeitabschnitt wohl möglich gewesen, erscheint aber aufgrund der für die Bücher dieses Zeitraums geringen Relevanz für die weitere inhaltliche Gestaltung der verschiedenen Wörterbücher als Gruppierungsmerkmal nicht sinnvoll.280 Was die Teiltypologie aber zu visualisieren ermöglicht, ist, dass sich der Teil der deutschen Wörterbuchlandschaft, welcher sich im Zeitraum zwischen 1800 und 1870 um lexikalische Sprachkontaktprodukte im deutschen Wortschatz bemüht, hinsichtlich der Zweckbestimmung, Reinigungsabsicht und Lemmaauswahl durch eine reiche Auswahl auszeichnet, in der eine Reihe von möglichen Kombinationen wirklich realisiert wird. Es lässt sich zeigen, dass es neben Sprachkontaktwörterbüchern ohne fachspezifische Auswahl auch solche mit einer derartigen Auswahl gibt. Es wird aber auch sichtbar, dass neben den typischen Werken, die äußerlich erkennbares Lehngut lemmatisieren, um es zu beschreiben, auch Sonderformen existieren, die einen anderen Zugriff auf den fraglichen Teilwortschatz des Deutschen bieten. Schließlich gibt die Teiltypologie Hinweise auf die Unterschiede in der Ausprägung der puristischen Positionen, insbesondere innerhalb der erklärendverdeutschenden Werke.
–––––––—–– 280
Vgl. dagegen die Ausführungen zum Zeitraum 1945ff.
Sommer 1814 Rumpf 1811
radikalpuristisch
selektiv puristisch
Brugger 1855
Campe 1801 Oertel 1804 Heyse 1804 Petri 1806 Niemann 1828 Kiesewetter 1841 Aderholz 1834 Prätorius 1847
Heuberger 1806 Vollbeding 1816 Wigand/W. 1837 Haas 1840 Hoffmann 1845
Lichtfels 1831 Maurer 1831 Favreau 1838-40 Kaltschmidt 1843 Bodeusch 1852 Kaltschmidt 1852 Faulmann 1862-64
ohne Verdeutschungsabsicht
ohne erkennbare Entfernungsabsichten
Verdt. u. Erklärung
selektiv puristisch
mit Verdeutschungsabsicht
radikalpuristisch
(hauptsächlich)
FW-Lemmata FW-Lemmata
(FW im (in unterschiedl. Erklärungsteil) gleichrangigen Verzeichn.)] Brinkmeier/Müller 1850
nur „dt.“ Lemmata
(SKWB zum Wortschatz ) d. Musik, Militär u.a.)
SKWB ohne fachspezifische Lemmaauswahl
[EDV]
[mit „dt.“ u.
Printmedium
Polylaterale produktorientierte SKWB des Dt.
SKWB mit fachspezifischer Lemmaauswahl
Bilaterale produktorientierte SKWB des Dt.
Produktorientierte einsprachige Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen aus der Zeit 1800-1870
Abb. 3: Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen (1800-1870)
TK: tendenzielle Ausprägung der fremdwortpuristischen Anschauung
TK: Intention/Zweck (nach Titel und Vorwort) ohne Berücksichtigung der Ausprägung
TK: Position der Sprachkontaktprodukte im WB-Artikel
TK: Lemmaauswahl: Fach- oder Sonderwortschatz bezogene Lemmaauswahl
TK: Medium
TK: Lemmaauswahl: Anzahl der beteiligten Kontaktsprachen (eine oder mehrere)
Typologiekriterium (TK)
Teiltypologie kontaktsprachlicher Wörterbücher
205
IV Die kontaktsprachliche Wörterbuchlandschaft zwischen Reichsgründung 1870/71 und Ende des Zweiten Weltkrieges 1945
1. Sprach- und gesellschaftshistorischer Hintergrund (1870/71–1945) Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung der deutschen, auf das äußere Lehngut fokussierten Kontaktlexikografie aus dem Zeitraum zwischen 1870/71 und 1945. Sie vollzog sich vor einem politisch wie militärisch, gesellschaftlich wie sprachlich sehr ereignisreichen Hintergrund, der vor und nach den genannten Eckdaten bekanntermaßen eine andere Qualität besaß, welche sich auch auf die Lexikografiegeschichte auswirkte. Offensichtlich beeinflussten die historischen Gegebenheiten in dieser Zeit die inhaltliche und funktionale Ausprägung der entstehenden Wörterbücher. Darum soll an dieser Stelle an einige für die deutsche Sprachkontaktlexikografie bedeutende Ereignisse erinnert werden. Das Jahr 1871 ist verknüpft mit dem Ende der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich und der Kaiserproklamation Wilhelms I. in Versailles. Die Gründung des Zweiten Deutschen Kaiserreiches – politisch das einschneidendste Ereignis auf deutschem Gebiet seit 1815 – löste einen, wenn auch hauptsächlich von Nationalliberalen1 in Preußen getragenen antifranzösischen Siegesjubel und Denkmalkult sowohl um Wilhelm I. als auch um Bismarck aus. Bismarck galt als Macher der „politischen Revolution ‚von oben’“ (Wehler 1995: 4), der auf der Grundlage des Norddeutschen Bundes die sogenannte kleindeutsche Lösung, also die Nationalstaatsbildung ohne Österreich, aber mit vielen süddeutschen Staaten durchsetzte. Das eigentliche Zusammenwachsen sollte in den darauffolgenden Jahren z.B. durch die Vereinheitlichung des Rechts2, der Währung, der Maße und Gewichte, durch die Zentralisierung von Verwaltung und Behörden, z.B. innerhalb der sich immer mehr vergrößernden Reichseisenbahn gefördert werden. Zu den Vereinheitlichungsbestrebungen gehörten auch sprachnormierende Aktivitäten, vor allem auf den Gebieten der Orthografie3 und der Hochlautung4, die bis zur Jahrhundertwende erreicht waren, aber auch auf der lexikalischen Ebene. Hier kam es unter anderem zu einem staatlichen Engagement in der Fremdwortfrage in Form einer umfangreichen behördlichen Verdeutschungsarbeit im Wortschatz der Post, des Militärs, der Verwaltung und des Rechts, seit den 1880er Jahren auch im Bauwesen und bei der Eisenbahn. Diese institutionalisierten sprachlichen Eingriffe waren eng verknüpft mit der Ausarbeitung von gesamtstaatlichen Verordnungen in den genannten Bereichen, deren Bearbeitung die Gelegenheit zur Durchsetzung staatlicher Sprachregelungen bot. Dies hatte zur Folge, dass die sprachlichen Unterschiede zu den anderen deutschsprachigen Staaten Schweiz, Österreich und Luxemburg
–––––––—–– 1 2
3 4
Vertreter des freiheitlich national gesinnten Industrie- und Bildungsbürgertums. 1872 wurde ein einheitliches Strafgesetzbuch (StGB), 1900 ein Bürgerliches Gesetzbuch eingeführt. Orthografische Konferenzen 1876 und 1901. Entwicklung der Deutschen Bühnenaussprache durch Theodor Siebs 1898.
208 im öffentlichen Wortschatz wuchsen, was die Ausbildung eines abgrenzenden Reichsdeutsch förderte. Daneben wurde versucht, die nationalen Minderheiten innerhalb des Reiches durch die Einführung von Deutsch als alleinige Unterrichts- und Geschäftssprache ins Reich zu integrieren. Diese Absichten uferten in späterer Zeit zu einem regelrechten Sprachimperialismus aus und führten in den 1930er Jahren sogar zu Inhaftierungen. Hintergrund war ein Nationalbegriff, der das Merkmal der Sprache mit einbezog, und die Hypostasierung der Sprache als Heiligtum.5 In wirtschaftlicher Hinsicht setzte ab 1873 ein Gründerboom ein, der die erste Welle der Industrialisierung in Deutschland mit ihrem Bevölkerungswachstum, der Zunahme der Binnenwanderung und der Expansion der Städte noch einmal beschleunigte, aber auch zu Börsenkrach, Wirtschafts- und darauffolgender Agrarkrise beitrug. Die Industrialisierung Deutschlands ging aber nach der Gründerzeit-Krise erfolgreich weiter. Durch sie entwickelte sich das Reich seit den 1880er Jahren von einem Agrar- zu einem Industrieland, das bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 zur führenden Industriemacht Europas aufstieg. Diese Entwicklung hatte die ständische Ordnung ins Wanken gebracht, dem gehobenen Wirtschaftsbürgertum größeren politischen wie gesellschaftlichen Einfluss ermöglicht und eine lohnabhängige Fabrikarbeiterschicht entstehen und wachsen lassen, deren soziale Situation sehr problematisch war. Die Heterogenität in der Bevölkerung wurde durch weitere Faktoren wie Konfession, Zugehörigkeit zu nationalen und sprachlichen Minderheiten und politische Auffassungen verstärkt und spiegelte sich in verschiedenen Vereinen und Verbänden wider. Auf die sich etablierenden Parteien und ihren wachsenden Anspruch auf politische Mitgestaltung6 reagierte die politische Führung konservativ abweisend. Erwähnt werden soll hier der sogenannte Kulturkampf (1870–87) der protestantisch dominierten Regierung gegen die katholische Kirche und den politischen Katholizismus sowie die Auseinandersetzung mit der Arbeiterbewegung, den Gewerkschaften und der auch parlamentarisch immer stärker werdenden Sozialdemokratie. Die oppositionellen Parteien Zentrum und Sozialdemokraten (SDAP, später SPD) wurden als Reichsfeinde bekämpft. Gegenüber Letzteren erließ Bismarck das die politischen Aktivitäten unterdrückende Sozialistengesetz (1878–90) einerseits, für ihre Anhänger eine auf Versicherungsschutz abzielende Sozialgesetzgebung (1883–89) andererseits, was den Anstieg der sozialdemokratischen Wählerstimmen und die Mitgliederzahl der sozialistisch orientierten Freien Gewerkschaften jedoch nicht verhinderte.7 In den 1880er und 1890er Jahren entstanden aber auch die radikalnationalistischen, kolonistische und antisemitische Positionen vertretenden Vereine, die besonders Pfarrer, Lehrer, Beamte, Juristen, Professoren, Studenten, Großindustrielle und Großagrarier anzogen. Sie entfalteten eine starke Breitenwirkung und trugen wesentlich dazu bei, dass sich der traditionelle Landespatriotismus und der von vielen Intellektuellen zunächst liberaldemokratisch gedachte Nationalismus im Sinne der 1848er-Ideen zu einem übersteigerten Massennationalismus und dann machtprotzigen Chauvinismus wandelte, der die wilhelminische Ära kennzeichnete.8 Gestützt wurden diese Vereine durch eine seit 1878/79 vollführ-
–––––––—–– 5 6
7 8
Vgl. Polenz (1999: 268, 276–284), Kirkness (1975: 360–369). Trotz vorhandener Verfassung und Parlament war Deutschland ein nationalmonarchischer Obrigkeitsstaat und eine sogenannte „Kanzlerdiktatur“ (Dt. Bundestag 1990: 193). Vgl. Conze (1996: 197–201). Vgl. Polenz (1999: 27).
209 te innenpolitische „konservative Wende“ (Wehler 1995: 943) in der Politik, indem die Führung mit den Nationalliberalen brach, Schutzzölle aufkosten eines liberalen Freihandels einführte, in der Außenpolitik Kolonial- und Großmachtpolitik begann und die Angst vor tatsächlichen und vermeintlichen Reichsfeinden wie Franzosen, Dänen, Engländern, Slawen, Sozialdemokraten, Liberalen usw. schürte, welche die positiven Entwicklungen in der Wirtschaft, die technische Modernisierung und das Erstarken der deutschen Nation verhindern könnten.9 Der 1885 gegründete Allgemeine Deutsche Sprachverein (ADSV) sammelte diejenigen, welche mit sprachlichen Mitteln nationalistisch-homogenisierende Ziele verfolgen wollten. Er reagierte unter anderem auf die steigende Zahl von Entlehnungen aus dem Englischen, das seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis heute die herausragende Herkunftssprache neuer Entlehnungen ist. Übernahmen stammen großenteils aus den Sachgebieten des Verkehrs, des Handels, der Industrie, aus Presse, Politik und Freizeit inklusive Sport. Die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse und technischen wie wissenschaftlichen Fortschritte führten aber auch zu einem Ausbau der deutschen Lehnwortbildung aus dem vor allem aus Latein, Griechisch und Französisch gewonnenen sprachlichen Kulturerbe.10 Der ADSV konzentrierte sich aufgrund seiner vom Sieg über Frankreich gesteigerten antifranzösischen Einstellung in seinen fremdwortpuristischen Aktivitäten vor allem aber auf das etablierte französischstämmige Lehngut, das er zu verdrängen und zu ersetzen suchte, weil man sich von allem Französischen endgültig emanzipieren wollte.11 In der wilhelminischen Epoche nach dem Sturz Bismarcks 1890 setzte der im „persönlichem Regiment“ (Conze 1996: 226) agierende Wilhelm II. zur Stabilisierung und Stärkung des Reiches innenpolitisch auf eine umfangreiche Arbeiterschutzgesetzgebung, außenpolitisch auf eine forcierte Kolonial- und Expansionspolitik mit Flottenbau. Diese Politik verringerte die inneren sozialen Spannungen nicht und isolierte Deutschland sogar gegenüber den weltpolitischen Konkurrenten England, Frankreich und Russland. Sie hatte aber eine breite Anhängerschaft im Militär und unter der Bevölkerung und führte schließlich zum 1. Weltkrieg (1914–1918). Dieser Krieg wurde schon Jahre vorher in den deutschen Ländern von Politik und Presse herbeigeredet und sein Ausbruch freudig begrüßt, nicht zuletzt weil man sich durch die wirtschaftliche Prosperität im Land und die militärischen Rüstungsaktivitäten gut vorbereitet fühlte. Der bisher übliche Bewegungskrieg von einigen Monaten wurde jedoch zu einem jahrelangen Stellungskrieg, der Millionen Menschen mittel- und unmittelbar tötete, an der Westfront die militärische Niederlage brachte und den Kaiser schließlich zum Abdanken zwang. Kurz vorher hatte im Oktober 1918 eine Verfassungsreform stattgefunden, die eine von den Parteien seit langem angestrebte Parlamentarisierung der Regierung und der linksliberalen Reichstagsmehrheit die Führung brachte. Die Sozialdemokraten gerieten dadurch aber auch in die Lage, dass sie nun den Westmächten die bedingungslose Kapitulation anbieten, die Friedensverhandlungen führen und die Bedingungen des Versailler Vertrages mit dem umstrittenen Kriegsschuldartikel annehmen mussten, während das Militär und der Kaiser ihr Propagandabild der ‚unbesiegten’ Armee und des ‚Verrats’ der Heimat am an-
–––––––—–– 9 10 11
Vgl. Conze (1996: 199f.). Zu Lehndeutsch, Lehnwortbildung, Angloamerikanismen vgl. Polenz (1999: 391–411). Zum Allgemeinen Deutschen Sprachverein vgl. u.a. Bernsmeier (1977, 1980, 1983), Hillen (1982), Kirkness (1975), Olt (1991), Wiechers (2004).
210 geblich greifbaren Sieg weit durch die Zeit der Weimarer Republik aufrecht erhalten konnten. Es kam nach der Ausrufung der Republik zu regelrechten Verleumdungskampagnen, Putschversuchen und politischen Morden gegen “Erfüllungspolitiker“ und „Novemberverbrecher“ (Dt. Bundestag 1990: 253), da die Friedensbedingungen von Menschen aller politischen Gruppierungen als unannehmbar aufgefasst wurden und Kriegsfolgen wie Massenarbeitslosigkeit und Inflation, die besonders die soziale Situation von mittelständischen Gruppen verschlechterten, ebenfalls dem ‚Versailler System’ angelastet wurden. Die von der nationalistischen Rechten verbreitete Dolchstoßlegende fiel in breiten Kreisen der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden12 und spielte auch innerhalb der sprachpuristischen Aktivitäten der Weimarer Zeit eine motivierende Rolle. Die Weimarer Zeit selbst ist gekennzeichnet durch die innen- und außenpolitischen Bemühungen um Revision der Reparationsfrage und die Wiederherstellung der Position Deutschlands innerhalb der Weltmächte sowie durch die allmähliche Erholung der Wirtschaft. Die Erfolge in Politik und Wirtschaft sowie das politische System der parlamentarisch-demokratischen Republik an sich erwiesen sich jedoch nicht als stabil genug, um in der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftkrise eine politische Radikalisierung und Polarisierung zwischen links und rechts zu verhindern, die die demokratischen Institutionen allmählich aufrieben. In dieser Zeit entwickelte sich die mit Volksgemeinschaftsideologie und Führerprinzip kontinuierlich propagierende NSDAP zum Sammelbecken für viele Gegner des demokratischen Systems und viele Opfer der wirtschaftlichen Krisensituation. Aber auch die KPD gewann an Stimmen. Weite Kreise der (einflussreichen) Bevölkerung, darunter Justiz, Reichswehr, Industrie, Großgrundbesitzer und nationaldeutsche Kleinbürgerliche, wünschten jedoch eher eine autoritäre rechtsorientierte Lösung der sozialen und politischen Probleme und machten die NSDAP am 30. Januar 1933 zur stärksten Kraft und der Reichspräsident Hindenburg Hitler zum Reichskanzler.13 In der Zeit des Dritten Reiches erreichte die NSDAP mit Unterstützung der rechten Parteien und des Bürgertums durch das Ermächtigungsgesetz, die Ausschaltung der KPD und das Verbot bzw. die Selbstauflösung anderer Parteien die radikale Beseitigung des parlamentarisch-demokratischen Systems. Die NSDAP als Staatspartei des Dritten Reiches bestimmte bald das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben. Es fand eine Zentralisierung der Verwaltung und eine Gleichschaltung von Justiz, Presse, Wissenschaft usw. statt. Auch der Deutsche Sprachverein begrüßte das neue Herrschaftssystem. Er erhoffte sich von der neuen Regierung sogar noch mehr Unterstützung als von der alten Führung und verstand sich lange als „SA unserer Muttersprache“. Die Unterstützung blieb jedoch aus. SA, SS und die unter nationalsozialistische Kontrolle geratene Polizei sicherten das totalitäre Herrschaftssystem ab. Durch die Vereinigung der Ämter des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers 1934 hatte Hitler außerdem die Führung über die Wehrmacht übernommen, die systematisch wieder aufgebaut wurde. Erste Konzentrationslager für politische Häftlinge entstanden bereits im Februar 1933. Im 2. Weltkrieg (1939–1945), einem schon Jahre vorher angestrebten Eroberungs- und Vernichtungskrieg, wurde die SS zur hauptsächlichen
–––––––—–– 12
13
Vgl. Nipperdey (1993: 858ff.), Conze/Hillgruber (1996: 249–251), Hentschel (1996b: 282–287), Dt. Bundestag (1990: 228–253). Vgl. Hentschel (1996b: 288–291), Conze/Hillgruber (1996: 249–263), zusammengefasst auch Polenz (1999: 31–35).
211 Vollstreckerin der Ermordung der Juden Europas, denn das politische Ziel Hitlers war ein rassenreiner Führerstaat und die Eroberung von Lebensraum im Osten. Zwischen 1933 und 1945 verfolgte die nationalsozialistische Führung auch eine expansive Wirtschaftspolitik mit wachsender staatlicher Lenkung bei ökonomischer Konzentration durch „Arisierung“ jüdischen Besitzes. Aufrüstung und Autobahnbau brachten wirtschaftlichen Aufschwung und förderten die Akzeptanz des Regimes in der Bevölkerung. Ab 1944/45 aber brach die bald immer mehr auf Gebietserweiterung durch Krieg angewiesene Produktion wegen der Niederlagen an den Fronten und durch Schäden im Luftkrieg völlig zusammen. Hitlers Vorstellungen von einem Blitzkrieg waren nicht aufgegangen. Der Eintritt Japans und der USA hatten die Kampfhandlungen wieder zu einem Weltkrieg wachsen lassen. Bereits im Januar 1943 forderten die Alliierten die Kapitulation Deutschlands, aber erst im Mai 1945 nach einem verschärften Luftkrieg auch gegen die Zivilbevölkerung, der Zurückwerfung der Fronten bis an die deutschen Grenzen und dem totalen militärischen Zusammenbruch kam es zur Kapitulation. Hitler hatte am 30. April 1945 Selbstmord begangen. Eine Folge des 2. Weltkrieges war die Aufteilung des Deutschen Reiches in vier Besatzungszonen, die die Grundlage für die Gründung zweier deutscher Staaten bildete. Das 1938 angeschlossene Österreich wurde 1955 nach langer alliierter Besatzung selbstständig. Die Schweiz hatte seine Neutralität den Krieg über bewahren können.14 Dieser historische Abriss zur deutschen Geschichte zwischen 1870/71 und 1945 ist eine Überblicksdarstellung und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, erwähnt aber die herausragenden Gegebenheiten und Ansichten, die die Sprachkontaktlexikografie beeinflusst bzw. die Erarbeitung mancher Nachschlagewerke sogar veranlasst haben. Die folgenden Ausführungen zur kontaktlexikografischen Entwicklung bis 1945 bauen auf ihr auf. Sie beruhen auf den in der Tabelle 2.4 und in der Bibliografie erfassten Daten sowie auf 68 lexikografieorientierten Einzelwerkanalysen. Die allgemein-entwicklungsbezogene Darstellung wird durch die auf sie folgenden Untersuchungen ausgewählter exemplarischer Einzelwerke vertieft.
2. Zur Entwicklung der kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft im deutschsprachigen Raum zwischen 1870/71 und 1945 2.1 Zur Verbreitung und Auflagenentwicklung der produktorientierten Sprachkontaktlexikografie zwischen 1870/71 und 1945 Der deutsch-französische Krieg und die aus ihm resultierende Gründung des deutschen Reiches bedeuten für die Entwicklung in der deutschsprachigen Kontaktwörterbuchlandschaft zunächst keine echte Zäsur.15 Dies liegt unter anderem daran, dass in diese Reichsgründung nicht alle deutschsprachigen Gebiete eingeschlossen sind und die drei Kriege vor
–––––––—–– 14
15
Vgl. Conze/Hillgruber (1996: 263–281), Hentschel (1996b: 291–295), Dt. Bundestag (1990: 292– 335). Das wurde in der einzelwerkübergreifenden Darstellung des vorigen Zeitabschnittes vorgeführt.
212
Frank 1858 [1943]
x
Liebknecht 1874 [1954]
x
ADSV-VIII Heilkunde 1897 [1935]
1945
x
Braun 1903 [1934]
x
Huhle (Verl.) (1903) [1940]
x
Kühn 1904 [1943]
x x,x
Schulz 1913-1988 (DFWB) 1995ff.)
Bd.2
Bojunga 1930 [1933]
x
Ingenieurhaus (Verl.) 1931 [1936]
x
Hamburger Arbeiterbibliothek/SPD (1933)
x
Drießen 1934 [1939]
1944
x
Steinkopf (Verl.) 1900 [1949]
Genius 1909 [1933]
1943
1942
1941
1940
1939
1938
1937
1936
1935
1934
1933
ihr das zivile Leben nicht lahmgelegt haben. Außerdem sind der vor allem in den späteren und aktualisierten Wörterbüchern verzeichnete Wortschatz sowie die verschiedenen wertenden Bemerkungen zu seinem Gebrauch nicht obsolet geworden. So können die Leser nach 1870/71 auf einen gewissen Grundstock an Wörterbüchern aus den Jahren davor zurückgreifen, in dessen Mittelpunkt die Werke von Heyse und Petri stehen. Gleichzeitig entstehen seit Beginn der 1870er Jahre kontinuierlich neue Arbeiten in einer Zahl, die die vorherige Produktion sogar übersteigt. Zwischen 1870 und 1910 kommen durchschnittlich 3 neue Werke pro Jahr heraus, das sind rund 30 Arbeiten pro Jahrzehnt. Für die 1910er Jahre lassen sich sogar 45 Nachschlagewerke nachweisen. In den 1920er geht die Publikation auf einem deutlich niedrigeren Niveau von 16 ermittelten Wörterbüchern weiter. Auch in den 1930er Jahren einschließlich 1940 bewegen sich die Neuerscheinungen auf diesem quantitativen Niveau (19 Werke). Hinzu kommen in jedem Jahrzehnt bis 1920 doppelt so viele Bearbeitungen und Erweiterungen, bis 1940 noch einmal so viele, so dass sich bis zu diesen Zeitpunkt ein enormes, wenn auch seit Ende des 1. Weltkrieges bereits rückläufiges Wörterbuchangebot entwickelt hat.16 Diese Kontinuität reißt nach 1940 ab. Nach diesem Jahr entsteht nur noch ein neues Wörterbuch (Vogel/Breyer 1942). Es wird begleitet von einigen wenigen Neuauflagen bzw. Überarbeitungen aus früherer Zeit.17 In der Endphase des 2. Weltkrieges 1944/45 gibt es sicherlich aus existenziellen und materiellen, vielleicht auch ideologischen Gründen18 keine kontaktsprachliche Wörterbuchproduktion mehr.
x
x
Erlitz 1934
x
Teichert 1934
x
x
x
–––––––—–– 16
17 18
Z.B. 1870: insgesamt ermittelte 10 Veröffentlichungen, 1871: 9, 1872: 8, 1879: 13, 1888: 8, 1900: 10, 1905: 6, 1914: 9, 1915: 30, 1921: 4, 1923: 2, 1924: 4, 1934: 4, 1938: 2. Vgl. die Auflagentabelle 2.1. Hitler hatte sich 1940 in einer Anordnung gegen eine Verdeutschungsarbeit ausgesprochen, was den Rückgang von Nachschlagewerken mit derartiger Intention sicherlich beeinflusst haben wird.
213 Deutsch 1935
x
Loose 1935
x
DSV-XIV Größenlehre 1936
x
Jasper 1937 [1938]
x
Jünemann 1937 [1941]
x
Raffelsberger 1937
x
Lorenz 1938 Reger 1939 [1978]
x x
x x
x
Müller, H. 1940
x
Koepper 1940 [1958]
x
Dt. Arbeitsfront 1940
x
Vogel/Breyer 1942 [1944?]
x
x
x
(?)
Tabelle 2.1: Alle (ermittelten) im Zeitraum 1933–1945 (Herrschaft der Nationalsozialisten) publizierten Sprachkontaktwörterbücher
Während also eine Publikationslücke am Ende des betrachteten Zeitabschnittes zu erkennen ist, lässt sich eine Ballung an Publikationen für die Zeit des 1. Weltkrieges, spezieller für die Jahre 1915 und 1916 feststellen. Allein 13 ermittelte Arbeiten sind erstmals 1915, immerhin 7 neue Werke 1916 herausgegeben worden. Die beiden Weltkriege werden also fremdwortlexikografisch ganz unterschiedlich begleitet. An der Verbreitung der knapp 200 ermittelten neuen Sprachkontaktwörterbücher zwischen 1870/71 und 1945 sind mindestens ebenso viele Autoren beteiligt. Für die überwiegende Mehrheit der Wörterbücher lassen sich einzelne Bearbeiter ermitteln, nur für einen kleinen Teil von 26 Arbeiten zeichnen Verlage verantwortlich. Von den wenigstens der ermittelten Lexikografen ist jedoch mehr als der Name bekannt. Auffällig ist, dass niemand der Autoren aus der Zeit vor 1870 noch einmal ein Wörterbuch herausgebracht hat. Dieser Sachverhalt korrespondiert mit dem Fakt, dass die meisten Autoren sowohl vor als auch nach 1870 nur ein Buch erarbeitet haben, welches außerdem in der Hälfte der Fälle auch nur einmal erschienen ist. Diejenigen, die nach der Reichsgründung mehr als ein Werk publiziert oder sich an mehreren Wörterbuchprojekten beteiligt haben, sind H. Binder, H. Dunger, R. Foertsch, A. Genius, H. Jansen, E. Lößnitzer, D. Sanders mit jeweils 2 Werken19 sowie K. Jürgens mit drei Arbeiten. Bei einigen Wörterbüchern handelt es sich jeweils um eine kleine und eine große Ausgabe (Binder, Foertsch, Genius), andere Arbeiten werden unter der Beteiligung von bereits publikationserfahrenen Autoren herausgebracht (Dunger, Lößnitzer), die Werke von Jürgens heben auf unterschiedliche Sachbereiche ab, die von Jansen bauen wahrscheinlich aufeinander auf. Programmatisch wie inhaltlich am
–––––––—–– 19
Lutz Mackensen wurde ebenfalls als Bearbeiter mehrerer Wörterbücher, welche erstmals im betrachteten Zeitraum entstanden sind, ermittelt. Er tritt jedoch nicht mit eigenen Werken, sondern als Bearbeiter von Ausgaben nach 1945 auf. Vgl. in der Bibliografie Nr. 223, 267. Nach dem Autorenregister erscheint auch J.C.A. Heyse als Autor zweier Wörterbücher dieses Zeitabschnittes. Es handelt sich aber um die beiden sogenannten Raubdrucke bzw. Berliner und Leipziger Ausgaben.
214 unterschiedlichsten sind die beiden Bücher von Sanders. Von ihm sind namentlich ein Fremdwörterbuch und ein Verdeutschungswörterbuch erschienen. Insgesamt lässt sich trotz genannter Autoren kein Name finden, der eine ähnliche Institution darstellt wie Heyse. Hinzuweisen ist zudem darauf, dass keiner der genannten Autoren nach 1933 neu publiziert hat, wie auch alle in der Nazizeit aktiven Sprachkontaktlexikografen nur in dieser Periode in Erscheinung treten und nicht bereits vorher. Im Gegensatz zu den Autoren lässt sich hinsichtlich der Verlage, die in der Herausgabe von Sprachkontaktwörterbüchern engagiert sind, eine gewisse Konzentration auf bestimmte Häuser feststellen. Zwar treten die meisten Verlage wiederum nur mit einem Buch hervor. Die Häuser Enßlin & Laiblin, Langenscheidt, Hirt & Sohn sowie der Verlag des ADSV heben sich aber aus der Menge durch Publikation von mehr als 3 Wörterbüchern ab. Erstere bemühen sich um die Verbreitung von erklärenden Nachschlagewerken, Letztere um die Verteilung von Verdeutschungswörterbüchern, speziell von denen des ADSV. Im Gegensatz zu den Autoren gibt es bei den Verlagen auch einige Aktive aus der Zeit vor der Reichsgründung, die sich nun mit anderen oder zusätzlichen Büchern auf dem Markt präsentieren. Das sind Aschendorf(f) (?), Ernst (& Sohn), Hesse & Becker, Heymann, Wigand, Haase, Steinkopf sowie Tauchnitz. Die allgemeine Auflagenentwicklung der Wörterbücher zwischen 1870/71 und 1945 gestaltet sich ähnlich wie im Zeitraum zuvor. Von den 196 ermittelten Wörterbüchern erscheint über die Hälfte (rund 56%) der Arbeiten nur einmal, von den 16 Büchern aus der Nazizeit sogar drei Viertel. In dieser Gruppe der ‚Einmaligen’ sind Bücher aller Größen, Intentionen und Lemmazusammenstellungen vertreten. Es gibt eine klare Dominanz unter den mittleren und kleinen Wörterbüchern mit einem Lemmavolumen unter 30.000 Stichwörtern. Diese kommt jedoch durch die ohnehin geringe Präsenz von neuen großvolumigen Wörterbüchern im betrachteten Zeitabschnitt zustande und kennzeichnet auch die Gruppe der Arbeiten mit einer Auflagenhöhe von 2 bis 4 Auflagen (28 % der Wörterbücher) sowie die Gruppe der Nachschlagewerke mit 5 Auflagen und mehr (16% der Wörterbücher). Ein kleiner Teil von rund 5% Wörterbüchern erlebt mindestens 10 Auflagen. Darunter befinden sich die beiden in der Untersuchung zu Heyses lexikografischem Schaffen erwähnten ‚Raubdrucke’ des Heyse’schen Wörterbuches, die sogenannten Berliner (1871–73) und Leipziger (1872/73) Ausgaben. Auch das von B. Klein unter dem Kurztitel Taschen-Heyse (1889) publizierte Nachschlagewerk erreicht 13 Auflagen. Der Verweis auf Heyse verhilft offensichtlich immer noch zu anhaltendem Erfolg. Der kleine und große Original-Heyse überlebten jedoch die späteren Arbeiten der Kaiserzeit. Zu den erfolgreichen mittelgroßen Werken gehört der sogenannte „Liebknecht“ (1874), ein auf Erklärung des gesellschaftlichen, besonders politischen Lehnwortschatzes ausgerichtetes Wörterbuch von Wilhelm Liebknecht, das als eine der wenigen Arbeiten auch noch nach 1945 erschienen ist. Außerdem behaupten sich mehrere schmale Wörterbücher des ADSV (Namenbüchlein, Amtssprache, Heilkunde, Gewerbe) sowie zwei Werke zum kontaktsprachlichen Wortschatz der Medizin (Kühn (1904), Steinkopf-Verlag (1900)) lange und auflagenreich auf dem Wörterbuchmarkt. Daneben soll das 1939 erstmals publizierte Wörterbuch von Reger mit einer hohen Auflagenzahl von insgesamt 17 Auflagen herausgekommen sein, welche sich vor
215 allem nach 1953 verkauft haben sollen. Es konnten jedoch nur 5 Auflagen nachgewiesen werden.20 Bezüglich der Auflagenentwicklung zwischen Reichsgründung und Ende des 2. Weltkrieges soll an dieser Stelle die Frage nach bestimmten Zäsuren beantwortet werden. Ich habe im vorigen Abschnitt gezeigt, dass es bis 1940 ohne erkennbare Lücken zur Publikation von immer wieder neuen kontaktsprachlichen lexikografischen Arbeiten kommt. Außerdem sind diese Bücher bis zum selbem Zeitpunkt von einer Vielzahl von Bearbeitungen und Nachauflagen begleitet worden. Im vorigen Kapitel kam auch zur Sprache, dass einige Wörterbücher aus der Zeit vor 1870 auch nach der Reichsgründung weiter erschienen waren, aber ihre Herausgabe mit einer bereits schwachen Präsenz im 1. Weltkrieg und einer leichten Steigerung danach, aber auch mit einer Ausnahme (Frank 1858) bis 1933 auslief. Die Betrachtung der Wörterbuchlandschaft zu bestimmten historisch markanten Daten innerhalb des Zeitraumes 1870/71 bis 1945 ergibt, dass zur Zeit des 1. Weltkrieges 1914– 1918 neben den neu erschienenen Arbeiten auch 25 ermittelte Wörterbücher aus dem gesamten bisher betrachteten Zeitraum davor noch weiter veröffentlicht werden. Der größte Teil der Arbeiten stammt aus den 30 Jahren davor. Schließt man auch die Jahre zwischen 1919 und 1945 in die Betrachtung ein, so steigert sich die Anzahl der Wörterbücher aus früherer Zeit, die noch nach 1914 erscheinen, sogar auf 41. Die Zeit des 1. Weltkrieges und erst recht das Jahr 1914 stellen innerhalb der Wörterbuchgeschichte also offensichtlich keine Zäsuren dar. Es wird aber deutlich, dass eine Reihe von Lexikografen von einer Herausgabe im 1. Weltkrieg Abstand nimmt, danach aber wieder mit den gleichen Büchern publiziert. Betrachtet man das Jahr 1919 als mögliche Zäsur, ändert sich am eben gezeigten Bild nicht viel. Von den Wörterbuchpublikationen zwischen 1919 und 1945 stammen 32 der ermittelten Werke aus den Jahren davor. 31 von ihnen sind zwischen den Kriegen 1919–1939 erschienen. Sie entsprechen genau denjenigen Büchern, die in der Zeit der Weimarer Republik (1919–1932) publiziert werden, aber eben vorher erarbeitet worden sind. Die meisten von ihnen stammen wiederum aus der Zeit vor Ausbruch des 1. Weltkrieges, nur 5 Arbeiten aus der Zeit danach. Das Jahr 1919 stellt also ebenfalls keinen Einschnitt dar. Es wird aber deutlich, dass kaum Bücher aus den Kriegsjahren weiter aufgelegt werden. In den Jahren des Nationalsozialismus ist dann erstmals ein deutlicher Abfall von Publikationen bereits vorhandener Bücher erkennbar. Nach 1933 werden nur noch 11 ‚alte’ Wörterbücher herausgegeben, nach 1939 sind es sogar nur 6. Von den 11 Arbeiten werden in der Zeit vor Ausbruch des 2. Weltkrieges (1933–1939) 8 Wörterbücher früherer Zeiten publiziert. Von diesen 8 schafft nur ein Buch (Frank 1858) nach 1939 eine weitere Publikation. Alle anderen sind neue ‚alte’ Bücher.21 Besonders bemerkenswert ist, dass weder vor noch im Krieg Kontaktwörterbücher aus den 20 Jahren zuvor, vor allem nicht aus dem 1.Weltkrieg wieder herausgegeben worden sind. Dies ist ein wichtiger Hinweis auf die historische Abhängigkeit ihrer Inhalte und Erarbeitungsmotive. Schließlich ist zu fragen, ob es kontaktsprachliche Nachschlagewerke gibt, die im deutschsprachigen Raum nach 1945 erneut publiziert werden. Drei der gefundenen Arbeiten sind kleine, auf Erklärung ausgerichtete fachspezifische Kontaktwörterbücher, die jedoch nur noch ein- bzw. zweimal er-
–––––––—–– 20
21
Das waren die 1.–3. Auflage sowie die 16. und 17. Auflage. Außerdem gab es einen Hinweis auf eine 11. Auflage von 1964. Zu den Wörterbüchern aus den Jahren 1933–1945 siehe genauer Tabelle 2.1.
216 scheinen.22 Das Wörterbuch von E. Engel wird von L. Mackensen 1955 neu bearbeitet herausgegeben. In Übereinstimmung mit Sauters (2000) Einschätzung muss hier eher von einem neuen Buch gesprochen werden, da Lemmaauswahl, Zweckbestimmung und die mikrostrukturellen Angaben bedeutende Veränderungen erfahren haben. Das durch das IDS weitergeführte Deutsche Fremdwörterbuch ist schon 1913 begonnen worden, die fehlenden Bände werden im Laufe der 1970er und 1980er Jahre ergänzt. Auch bei diesem Werk handelt es sich nicht wirklich um eine neue oder bearbeitete Ausgabe. Die vorhandenen 2 Bände sind vielmehr als Reprodrucke erschienen. Daneben sind 5 weitere Reprodrucke ausfindet gemacht worden.23 Eine echte, wenn auch nur bis 1954 publizierte, kontinuierliche Bearbeitung und Vermarktung erfährt dagegen das auf Erklärung ausgerichtete mittelgroße Wörterbuch von Liebknecht (1874). Außerdem erscheint zwischen 1952 und 1978 das auf Verdeutschung und Ausmerzung seiner verzeichneten Lexeme abzielende Wörterbuch von Reger (1939). Zusammen mit den fachlich spezialisierten Arbeiten sind die beiden Bücher diejenigen, die als Fortsetzungen von Nachschlagewerken aus der Zeit vor 1945 betrachtet werden können. Festzuhalten ist also, dass weder im 1. Weltkrieg noch in der Zeit der Weimarer Republik Abstand von den Nachschlagewerken aus den Jahren davor genommen, die Wörterbuchtradition also bis zu diesem Zeitpunkt ohne Unterbrechung fortgesetzt worden ist, wodurch eine von Kirkness (1988: 718) festgestellte Zäsur um 1914 bzw. 1919 nicht bestätigt werden kann. Stattdessen lässt sich nachweisen, dass eine Publikation der meisten Bücher, die direkt im 1. Weltkrieg entstanden sind, bis 1945 und darüber hinaus nicht mehr in Betracht gezogen wird.24 Ein sichtbarer Rückgang von Neuauflagen älterer Werke in der Zeit nach 1933, besonders nach 1939 und ein fast völliges Ausbleiben früherer Publikationen in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg lässt sich jedoch belegen und damit Kirkness’ zweite Aussage über den 2. Weltkrieg als eine echte Zäsur in der deutschsprachigen Kontaktwörterbuchgeschichte bekräftigen. Das folgende Kapitel aber macht deutlich, dass es innerhalb der betrachteten Periode 1870/71–1945 Gruppen von Nachschlagewerken gibt, die zeitlich unterschiedlich stark präsent sind. Eine mögliche Gruppierung ergibt sich aus der Untersuchung des Lemmavolumens in Verbindung mit der Seitenzahl als äußerem Merkmal von Wörterbüchern. Eine Betrachtung der Lemmaauswahl führte zu einer weiteren Differenzierung.
2.2 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1870/71 und 1945 unter den Aspekten von Lemmaumfang und auswahl 2.2.1 Zum Lemmaumfang Bibliografische Angaben von kontaktsprachlichen Wörterbüchern aus der Zeit zwischen 1870/71 und 1945 sowie ihre Vorworte enthalten nur selten Hinweise auf ihren lexikali-
–––––––—–– 22
23 24
Steinkopf (1900) – ein auf Erklärung des medizinischen Fremdwortschatzes ausgerichtetes Buch (11. Aufl. 1949); Jansen (1907) – ein auf Erklärung von Sprachkontaktprodukten aus dem naturwissenschaftlichen Bereich ausgerichtetes Buch (2. Aufl. 1959); Koepper (1940) – ein auf Erklärung des handelssprachlichen Wortschatz gerichtetes Buch (5. Aufl. 1950, 6. Aufl. 1958). Campe (1801), Schweizer (1803), Heyse (1804), Dunger (1882), ADSV-Amtssprache (1892). Ausnahme: Kresse (1915), ADSV-Sport (1915), Partenschmitt (1916), Engel (1918).
217 schen Umfang. Sehr wahrscheinlich hängt dies mit dem Sachverhalt zusammen, dass die wenigstens Arbeiten dieses Zeitraumes daraufhin angelegt sind, eine hohe Lemmazahl zu präsentieren und darum nicht mit dem Lemmavolumen zu werben brauchen. Dennoch ist eine vergleichende Betrachtung dieser makrostrukturellen Eigenschaft, besonders wenn das für die meisten Wörterbücher vorliegende Merkmal der Seitenzahl berücksichtigt wird, das ja Anhaltspunkte auf das zu vermutende Volumen eines Nachschlagewerks geben kann, für die entwicklungsbezogene Beschreibung dieses Wörterbuchtyps sehr ergiebig. Es zeigt sich nämlich, dass es deutlich unterscheidbare Erarbeitungszeiträume für großvolumige und schmale Wörterbücher gibt. Außerdem lässt sich eine starke Dominanz der lemma- und seitenschwachen Arbeiten mit unter 200 Seiten und unter 10.000 Stichwörtern gegenüber lemmastarken Büchern mit einem Seitenumfang über 500 Seiten (genauer ab 670 Seiten aufwärts) und einem Lemmavolumen von über 30.000 Lemmata, aber auch gegenüber mittelgroßen Werken mit einer Seitenzahl von 200–500 Seiten und einem Lemmavolumen zwischen 10.000 und 30.000 Lemmata feststellen. Von 196 ermittelten Wörterbüchern sind 118 (rund 61%) schmale Arbeiten, zu denen zusätzlich wahrscheinlich auch die 26 Bücher ohne ermittelte Volumen- und Seitenangaben hinzukommen (13%). Ihnen stehen 40 festgestellte mittelgroße Nachschlagewerke (20%)25 und 12 seitenstarke Bücher (6%) gegenüber, unter denen sich jedoch ein sogenanntes Mini- oder Lilliputwörterbuch (4,5 x 3,5 cm), das nicht als lemmastark beschrieben werden kann, sowie das mehrbändige und nicht mehr als allgemeines Handwörterbuch gedachte Deutsche Fremdwörterbuch befinden. Acht der 10 restlichen großvolumigen lemmastarken kontaktsprachlichen Nachschlagewerke werden erstmals in dem kurzen Zeitraum zwischen 1870 und 1876 veröffentlicht. Unmittelbar während und nach dem Reichsgründungsprozess entstehen Looff (1870), Cubasch (1870/71), Sanders (1871), Förster (1872), Jürgens (1872), die Berliner (1871–73) und Leipziger (1872/73) Ausgaben des Heyse sowie Kehrein (1876), alle namentliche allgemeine, neue oder große Fremdwörterbücher. Intentional und inhaltlich gehört ein Teil dieser Wörterbücher zu den die Erklärungs- und Verdeutschungsfunktion verknüpfenden Arbeiten nach Art des Heyse’schen Wörterbuches. Das betrifft besonders die beiden ‚Raubdrucke’, aber auch Cubasch (1870/71) und Looff (1870). Der andere Teil zielt vorrangig auf Erklärung der verzeichneten Lexeme. Einzig Förster hebt im Vorwort die Verdeutschungsfunktion seines Wörterbuches heraus, inhaltlich ähnelt es jedoch sehr den erklärenden bzw. erklärend-verdeutschenden Werken. Hinsichtlich ihrer Auseinandersetzung mit ihrem Wörterbuchgegenstandsbereich verhalten sich die meisten der Lexikografen dieser Gruppe sehr zurückhaltend. Looff und Cubasch greifen das Thema beispielweise gar nicht auf. Im Gegensatz dazu steht Förster, der den Fremdwortgebrauch im Deutschen deutlich missbilligt, doch auch er beschäftigt sich kaum mit den einzelnen Erscheinungen. Eine tiefer gehende theoretische Auseinandersetzung mit ihnen lässt sich nur bei Sanders nachweisen. Aufgrund der bei allen vorhandenen, wenn auch nicht überall hervorgehobenen Erklärungsabsicht und der Tendenz zur Vollständigkeit präsentieren die betrachteten Wörterbücher eine breite Lemmaauswahl, die nicht selten auch indigenen Wortschatz einschließt. Im Titel von Looffs Arbeit wird diese Erweiterung über den eigentlichen kontakt-
–––––––—–– 25
Eingeschlossen Liebknecht, der zwar eine Seitenzahl von über 500 Seiten, aber ein Lemmavolumen von bis zu 30.000 Lemmata erreicht und darum hier zu den mittelgroßen Wörterbüchern eingeordnet wird.
218 sprachlichen Teilwortschatz des Deutschen hinaus um „nicht allgemein bekannte deutsche Wörter“ sogar explizit herausgestellt. Sie macht Looffs Nachschlagewerk zu einem FremdWörter-Buch. Trotz sachlich uneingeschränkter Lemmaauswahl hat Kehrein andererseits angekündigt, einen bestimmten Sachbereich, nämlich den der katholischen Kirche besonders zu berücksichtigen, ihn vor allem aber neu, d.h. aus Sicht katholisch Gläubiger zu beschreiben. Das Lemmavolumen der einer Einzelanalyse unterzogenen Wörterbücher, die in der Regel in einem Band26 herausgegeben werden, schwankt trotz Zugehörigkeit zur Gruppe der lemmastarken Werke immer noch stark zwischen rund 50.000 und 100.000 Lemmata. Auch mikrostrukturell zeigen einige Wörterbücher Besonderheiten auf. Kehrein und Jürgens wollen noch mehr, als es im Heyse’schen Wörterbuch geschieht, etymologische Angaben bereitstellen. Wiederum Kehrein, aber auch Sanders gestalten ihre Arbeiten außerdem als Belegwörterbücher, etwas was ihre Nachschlagewerke aus allen bisherigen Werken heraushebt und darum innerhalb der kontaktlexikografischen Wörterbuchgeschichte zu etwas Besonderem macht. Motiviert wird ihre Erarbeitung wie die der anderen Bücher aus den 1870er Jahren sehr oft mit der Unzufriedenheit mit den bis dahin vorhandenen Nachschlagewerken. Dabei werden die eigenen Bücher oft dem etablierten Wörterbuch von Heyse gegenübergestellt. Letzteres wird von einigen Autoren z.B. als zu überladen betrachtet, nicht mehr praxisorientiert oder auch hinsichtlich bestimmter Wortschätze nicht ganz korrekt. Looff und Cubasch konkurrieren mit Heyse auch um Aktualität und Vollständigkeit. Aber auch das Grimmsche Deutsche Wörterbuch wird zum Vergleichsobjekt, indem es hinsichtlich der Beschreibung des kontaktsprachlichen Wortschatzes ergänzt werden soll. Ganz besonders Kehrein sieht seine Arbeit als Ergänzungswerk zum Deutschen Wörterbuch. Sanders hingegen macht seine Arbeit viel eher zu einem Komplementband zu seinem eigenem Wörterbuch der deutschen Sprache. Beispielhaft für die Gruppe der großvolumigen Nachschlagewerke dieser Zeit, für ein Belegwörterbuch und eine Arbeit, die sich als Konkurrenz zu Heyse versteht, aber auch weil sich der Autor im Zusammenhang mit seiner lexikografischen Tätigkeit eingehend mit dem Phänomen des Sprachkontaktes und seiner verschiedenen lexikalischen Ergebnisse beschäftigt hat, soll das Fremdwörterbuch von Sanders (1871) in einem eigenen Kapitel genauer vorgestellt werden. Mit Ausnahme der Wörterbücher von Genius (1909 und 1912), deren Autor sich wie Kehrein besonders um den Wortschatz der katholischen Kirche bemüht, und den genannten ersten zwei Bänden des Deutschen Fremdwörterbuches (DFWB 1913, 1942) kommt in den nächsten 80 Jahren nach 1876 – bis 1954 – kein neues großes deutschsprachiges Sprachkontaktwörterbuch mehr heraus. Dennoch werden die genannten Werke natürlich nicht nur in den 1870er Jahren verbreitet. Durch die wiederholten Auflagen und Bearbeitungen von Looff (1870–1911), Förster (1872–1899), dem Berliner-Heyse (1871/73–1903) und dem Leipziger-Heyse (1872/73–1912) kann der deutschsprachige Wörterbuchmarkt bis in die 1910er Jahre große Kontaktwörterbücher anbieten. Cubasch (1870/71–1872), Sanders (1871–1891), Jürgens (1872) und Kehrein (1876) kommen nicht über ihre 1. bzw. 2. Auflage hinaus. Bereichert wird diese Gruppe von vier lemmareichen Arbeiten früherer Jahre. Von diesen überdauern die Jahrhundertbücher Heyse (1804–1922) und Petri (1806–1929) die späteren Werke sogar, die Publikationen von Kaltschmidt (1843–1876) und Kiesewetter
–––––––—–– 26
Ausnahme: Sanders (1871). Unberücksichtigt in dieser Betrachtung blieb das Deutsche Fremdwörterbuch.
219 (1841–1896) liefen bis zur Jahrhundertwende aus. Ingesamt ist die Präsenz der nach Lemma- und Seitenzahl bestimmten Gruppe im betrachteten Zeitraum bis zum 1. Weltkrieg also recht gut. Während des Krieges kommt jedoch nur die erst kurz zuvor entstandene Arbeit von Genius (1909) heraus, und zwar auch nur als unbearbeitete Neuauflage. In der Weimarer Zeit ist die Gruppe wieder, jedoch nur durch Heyse und Petri sowie durch Genius vertreten. Im Nationalsozialismus, genauer ab 1934, veröffentlicht dann schließlich niemand der Autoren mehr. Das Bild der Dominanz kleiner Wörterbücher zwischen 1870/71 bis 1945 lässt sich damit zeitlich spezifizieren. Ab Mitte der 1870er Jahre bis zum Ende des 2. Weltkrieges und sogar rund 5 Jahre darüber hinaus entstehen fast nur noch lemmaschwache Wörterbücher. Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges haben sie zusammen mit einigen mittelgroßen Werken Neuerscheinungen und Neuauflagen von lemmastarken Wörterbüchern fast völlig, nach 1933 gänzlich verdrängt. Die betrachtete Zeitperiode zwischen 1870/71 und 1945 lässt sich darum mit Recht als Zeit der kleinen Wörterbücher bezeichnen.
2.2.2 Zur Lemmaauswahl Wie bereits in den Untersuchungen zum Wörterbuchbestand zwischen 1800 und 1870 werden auch die Nachschlagewerke der darauffolgenden 75 Jahre auf die Zusammensetzung ihrer Lemmaauswahl hin betrachtet. Es wird wiederum gefragt, ob sich die ermittelten Wörterbücher aufgrund der bibliografischen Daten und unterstützt durch die Einsicht in eine Reihe von Werken nach diesem Kriterium unterscheiden lassen, in welche Gruppen die einzelnen Arbeiten eingeordnet werden können und ob sich Auffälligkeiten zeigen. Aus der Tabelle 2.4 wird deutlich, dass es neben den allgemeinen Wörterbüchern mit unspezifischer Auswahl weiterhin Nachschlagewerke gibt, die über den kontaktsprachlichen Teilwortschatz hinaus indigenes Wortgut enthalten. Einige Autoren wie Looff (1870), Deichert (1878a), Schmidt (1922) und Fuchs (1932) kündigen dies bereits im Titel an. Die anderen ermittelten Bücher geben jedoch keine direkten Hinweise darauf. Es ist wie bereits für die Zeit vor 1870 zu vermuten, dass die Gruppe der Sprachkontaktwörterbücher mit indigenem Lemmaanteil größer ist, als durch die Analyse von einzelnen Wörterbüchern und den bibliografischen Daten sichtbar wird. Außerdem wird die Präsenz dieser Gruppe durch Neubearbeitungen von Wörterbüchern aus der Zeit vor der Reichsgründung verstärkt. Anhand der wenigen oben angegebenen Beispiele lässt sich bereits zeigen, dass Sprachkontaktwörterbücher mit indigenem Anteil mindestens bis zum Ende der Weimarer Republik publiziert werden. Nur einige Ausnahmen von ihnen haben sich auf bestimmte Fachgebiete spezialisiert und befinden sich im Übergangsfeld zum Fachwörterbuch. Dennoch werden auch sie von ihren Bearbeitern als Fremdwörterbücher bezeichnet.27 Die anderen Arbeiten mit indigenen Lemmata bilden zusammen mit den Wörterbüchern ohne indigenen Lemmaanteil und ohne spezifische Stichwortauswahl gut die Hälfte (ca. 55%) aller ermittelten kontaktsprachlichen Nachschlagewerke. Die Lexikografen dieser allgemeinen Arbeiten beschreiben ihren verzeichneten Teilwortschatz ähnlich wie die Autoren des früheren 19. Jahrhunderts. Viele Autoren charakterisieren ihre Auswahl nach der Gebräuchlichkeit im Deutschen und nach der Vollständigkeit des betrachteten Teilwort-
–––––––—–– 27
Vgl. zu dieser Gruppe die Eintragungen in der Tabelle 2.4.
220 schatzes. Sie unterscheiden nach Wörtern, Redensarten und Abkürzungen, sie zählen verschiedene Sachgebiete auf, denen das erfasste äußere Lehngut zugeordnet werden kann. In einigen Fällen wird auf die Berücksichtigung bestimmter Sachwortschätze besonders hingewiesen, hier werden vor allem in Zeitungen und in der Politik gebrauchte Lexeme hervorgehoben. Daneben verweisen einige Titel statt auf einzelne Wortschatzbereiche auf verschiedene Benutzer oder Benutzungssituationen in der Form ‚für den Handel, die Schule, das Haus, zum Gebrauch im täglichen Leben, für Zeitungsleser und Gewerbetreibende’ usw., über die sich auf die verzeichneten Lemmata schließen lässt. Auffällig ist jedoch, dass einige Titel bereits sehr knapp ausfallen und nicht mehr so ausführlich auf ihren Inhalt hinweisen, sondern zum Teil nur noch aus einem zusammenfassenden Kurztitel ‚Fremdwörterbuch’, ‚Deutsches Fremdwörterbuch’, ‚Verdeutschungswörterbuch’ bestehen.28 Bei anderen Arbeiten wird die Auswahl häufig durch die Superlative ‚gebräuchlichsten’, ‚wichtigsten’ und ‚häufigsten’ als unvollständig angekündigt. Dies hängt offensichtlich mit der meist geringen Anzahl der Lemmata in den schmalen und mittelgroßen Wörterbüchern zusammen. Die Lexikografen bezeichnen das berücksichtigte äußere Lehngut aber auch viel häufiger als die Autoren aus dem früheren 19. Jahrhundert als Fremdwörter. Es wird kaum noch von fremden Wörtern aus anderen Sprachen gesprochen, sondern von Fremdwörtern im Deutschen bzw. in der deutschen Umgangs-, Schrift-, Handelssprache oder allgemein der deutschen Sprache, wenn nicht sogar der Hinweis auf das Deutsche überhaupt entfällt, z.B. weil in Titeln von Verdeutschungswörterbüchern ohnehin klar ist, dass im Deutschen verwendetes äußeres Lehngut behandelt wird. Es gibt also unter den Wörterbüchern mit unspezifischer Lemmaauswahl einen gewissen Trend zu kürzeren Titeln, in denen die Bezeichnung ‚Fremdwort’ zur übergeordneten Beschreibung des berücksichtigten Wortschatzbereiches ganz selbstverständlich benutzt wird. Hinsichtlich ihrer Programmatik und ihres Lemmavolumens haben die fachlich unspezifischen Kontaktwörterbücher keine markanten Merkmale ausgebildet. Die Gruppe ist heterogen, verschiedene Umfänge, Funktionen, Adressatenvorstellungen und inhaltliche Schwerpunktsetzungen sind möglich. Auffällig an der gesamten Gruppe ist, dass während des 1. Weltkrieges keine erklärenden, sondern nur verdeutschende Nachschlagewerke neu erscheinen, dafür aber neue verdeutschende Arbeiten in den Jahren nach 1900 fast völlig und in der Weimarer Zeit komplett fehlen. Die Lücke nach 1900 füllen erklärende Wörterbücher. Insgesamt sind Sprachkontaktwörterbücher ohne fachspezifische Lemmaauswahl bis 1942 durchgängig präsent. Ein herausragender Unterschied der kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft zwischen den Jahren vor und nach 1870/71 liegt in der quantitativen Präsenz und der qualitativen Ausprägung der Gruppe der Kontaktwörterbücher mit fachlich spezifischer Lemmaauswahl. Die dritte der in der Überblickstabelle durch ihre Stichwortauswahl unterschiedenen Gruppen nimmt knapp die Hälfte (88 von 196 ermittelten Werken) der neu erarbeiteten kontaktsprachlichen Nachschlagewerke, rund 45 % (statt rund 17 % vor 1870/71) ein. Die Wörterbücher entstehen in den 1870er Jahren noch recht vereinzelt, aber von der Mitte der 1880er Jahre an sind sie bis 1940 mit immer neuen Werken gut vertreten. Ihre Gestaltung
–––––––—–– 28
Z.B. Fremdwörterbuch: Sanders (1871), Köhler (1882), Metz/Dietrich (1887), Günther (1913), Boneck (1912); Verdeutschungswörterbuch: Sanders (1884), Sarrazin (1886); Deutsches Fremdwörterbuch: Kleinpaul (1905), Schulz u.a. (1913ff.); Allgemeines Fremdwörterbuch: Schimmer (1907).
221 als Wörterbücher mit nur wenigen 100, höchstens ein paar Tausend verzeichneten Lemmata auf ebenfalls wenigen Seiten und in nicht selten kleinem Format bewirkt den hohen Anteil an schmalen Wörterbüchern im betrachteten Zeitabschnitt. Sie machen ihn nicht nur zu einer Periode der kleinen, sondern auch der fachspezifischen Kontaktwörterbücher. Doch über die Hälfte von ihnen (rund 60 %) kommt nur ein einziges Mal heraus, nur 6 ermittelte Arbeiten erreichen eine Auflagenhöhe von 10 Auflagen und mehr, darunter drei Wörterbücher zum Wortschatz der Medizin29 und drei Arbeiten aus dem ADSV mit anderen Themen.30 Im Vergleich zu den Jahren vor 1870 hat sich der Themenbereich der Wörterbücher sehr erweitert. Dies hängt tendenziell mit der Zweckbestimmung und dem Entstehungszusammenhang der Arbeiten zusammen. Während sich unter den Büchern mit erklärender bzw. erklärend-verdeutschender Funktion wie in den Jahren zuvor besonders Arbeiten zur Musik und Medizin, daneben auch zum Handel und zum Sprachgebrauch in Zeitungen befinden und andere Themen eher marginal bearbeitet werden, entstehen verdeutschende Schriften schwerpunktmäßig zu den Gebieten Küche/Gastronomie, Sprachlehre, Verwaltung/Recht, Militär, Schul- und Studentensprache und ebenfalls zum Handel. Erweitert wird diese Auswahl besonders durch Bücher zu verschiedensten Wirtschaftszweigen wie Buchhandel, Versicherungswesen, Elektrotechnik, Stoffherstellung, Weinanbau usw. Die vorrangigen Adressaten dieser und der erklärenden Wörterbücher haben in der Regel mit dem verzeichneten Wortschatz zu tun. Die Autoren richten sich darüber hinaus auch an alle an der Verdeutschung bzw. Erklärung des jeweiligen Bereiches interessierten Sprachteilnehmer. An der Verdeutschung dieser Wortschätze und der Verbreitung der Ersatzwörter waren besonders Mitglieder und Anhänger des ADSV beteiligt. Fast alle verdeutschenden Wörterbücher – und zu dieser Gruppe gehören gut die Hälfte (53 %) der ermittelten Spezialwörterbücher – sind entweder direkt innerhalb des ADSV und seiner Zweigvereine oder im unmittelbaren Umfeld des Vereins bzw. mit Bezug auf sein Schaffen entstanden. Die Hinwendung zur Erarbeitung kleinerer fachlich orientierter Wörterbücher fällt zeitlich ebenfalls unmittelbar mit der Gründung des Sprachvereins 1885 zusammen. Auch der allmähliche Rückgang von neuen Veröffentlichungen in der Nazizeit lässt sich mit dem Abflauen der puristischen Aktivitäten des Sprachvereins seit 1937 parallelisieren.31 Aufgrund der Bedeutung der lexikografischen Tätigkeit von Mitgliedern des ADSV, die sie spätestens seit dem Erscheinen des ersten Verdeutschungsbuches im Dreikaiserjahr 1888 für die verdeutschende Sprachkontaktlexikografie mit fachspezifischer Lemmaauswahl haben, soll dieses Schaffen an einem Wörterbuchbeispiel aus dem Sprachverein vorgeführt werden. Auf die Beschreibung eines auf Erklärung der verzeichneten Lemmata abzielenden fachspezifischen Wörterbuches wird hier verzichtet.
–––––––—–– 29 30 31
Steinkopf (1900), Kühn (1904), ADSV-Heilkunde (1897). ADSV-Namenbüchlein (1891), ADSV-Amtssprache (1892), ADSV-Gewerbe (1913). Vgl. Polenz (1999: 280f.).
222 2.3 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1870/71 und 1945 unter programmatischem Aspekt – Adressatenausrichtung und Zweckbestimmung 2.3.1 Adressaten Bei den Wörterbüchern mit einer themenspezifischen Auswahl geben bereits die Angaben zum behandelten Sachbereich Auskunft über den anvisierten Adressatenkreis, z.B. bei Musikalischen Fremdwörterbüchern oder Medizinischen Fremdwörterbüchern. Wie bereits angeführt, nennen aber auch viele Autoren statt der Themenbereiche die Adressaten. Mit der Erweiterung der abgedeckten Themen verbreitert sich die Vielfalt des explizit angesprochenen Käuferkreises kontaktsprachlicher Nachschlagewerke stark. Zu diesem gehören z.B. Landwirte und Gärtner, Architekten und Bauhandwerker, Theosophen und Okkultisten, die heilend und pflegend Tätigen aus den unterschiedlichen medizinischen Bereichen, Versicherer, Elektrotechniker, Köche, Marineangehörige, Unteroffiziere und Lehrer. Auch Händler, Zeitungsleser und Schüler werden angesprochen. Die letzten drei Gruppen finden sich ebenfalls häufiger in Titeln nichtspezialisierter Arbeiten. Dabei werden sie aus dem allgemeinen Adressatenkreis herausgehoben oder neben anderen Benutzergruppen erwähnt. Sie stellen offensichtlich diejenigen Personen dar, von denen vermutet wird, dass aus ihrem Tätigkeitsfeld ein besonderer Nachschlagebedarf erwächst. Dies ist schon für den vorigen Zeitabschnitt beobachtet worden. Wie bei Enßlin & Laiblin (1871), Grübel (1874) und Berger (1883)32 werden diese Adressatengruppen auch gern kombiniert genannt. Andere Autoren bleiben dagegen eher allgemein. Sie sprechen von ‚jeder’ oder ‚jedermann’ oder beschreiben sehr allgemeine Verwendungssituationen wie ‚für Haus und Leben’, ‚für Haus und Schule’, ‚für das tägliche Leben’. Es wird kaum noch auf Formulierungen wie ‚alle Stände’, ‚die Gebildeten und Ungebildeten’, ‚Unstudierte’ oder ‚das deutsche Volk’ zurückgegriffen, wie sie im Zeitabschnitt zuvor üblich waren. Aber es wird gerade im weiteren Umkreis der lexikografischen Aktivitäten des ADSV die Bezeichnung ‚der Deutsche’ benutzt. In den Wörterbüchern, die direkt aus dem Verein kommen, bleiben die expliziten Adressatenangaben meist allgemein. Es werden zunächst die Vereinsmitglieder angesprochen, dann aber auch alle, die mit den jeweiligen Themen näher befasst sind und schließlich alle anderen Interessierten. Während der Jahre des Nationalsozialismus erscheint in einem Wörterbuch die Bezeichnung ‚Volksgenosse’ (Teichert 1934). Diese Benennung hat seine Quelle offensichtlich im Sprachgebrauch der Nationalsozialisten. Bereits sie gibt Hinweise auf die ideologische Einbettung des betreffenden Wörterbuches. Dagegen wird die Hamburger Arbeiterbibliothek der SPD (1933) auf eine ideologisch anders geprägte Käuferschicht abgezielt haben. Dieses Buch gehört zu denjenigen Wörterbüchern, die explizit die Arbeiterschaft ansprechen. Diese Adressatengruppe erscheint seit den 1870er bis in die 1930er Jahre vor dem Hintergrund der stärker werdenden Gewerkschaften und sozialistischen Parteien neu unter den Zielgruppen. So richtet Liebknecht sein VolksFremdwörterbuch (1874) zunächst an das ganze Volk, er hat aber vor allem ärmere Benut-
–––––––—–– 32
Z.B. Neuestes Fremdwörterbüchlein zum Gebrauche für Zeitungsleser, Gewerbetreibende und alle diejenigen, welchen die Aussprache und das Verständniß der Fremdwörter von Interesse ist. Reutlingen: Enßlin & Laiblin 1871. Vgl. die bibliografischen Daten der anderen Werke im bibliografischen Anhang.
223 zer vor Augen, die volkstümliche Schriften lesen. Spätestens seine Nachfolger ab 1929 sprechen dann von den schaffenden Kräften, der breiten Masse und der nach Wissen und Erkenntnis strebenden Arbeiterschaft. Auch Braun (1903) visiert die Arbeiter an. Die Autoren wollen ihnen Hilfsmittel an die Hand geben, mit denen sie den Reden und Schriften in Politik und Tagesschriftstellerei besser folgen können.
2.3.2 Die Unterscheidung der Wörterbücher nach ihrer Zweckbestimmung Ähnlich wie im Zeitraum vor der Reichsgründung lassen sich die Sprachkontaktwörterbücher aus den Jahren zwischen 1870/71 und 1945 oft schon durch die bibliografischen Angaben nach ihrer grundsätzlichen Intention bzw. Zweckbestimmung unterscheiden. Dazu haben viele Autoren in den Titeln der Nachschlagewerke explizite Angaben in Form von Phrasen wie ‚erklärend’, ‚zur Erklärung’, ‚eine Erklärung’, ‚mit Erklärungen’, ‚Verdeutschung und Erklärung’, ‚erklärendes und verdeutschendes Wörterbuch’, ‚verdeutscht und erläutert’‚ ‚Verdeutschung von’, ‚zur Reinigung’ und Ähnlichem gemacht. Noch mehr als in den Jahren zuvor nutzen sie dazu auch die Kurztitel Fremdwörterbuch und Verdeutschungswörterbuch, von denen Letzterer nun eindeutig auf die Verdeutschungsfunktion hinweist. Ersterer wird nur noch in sehr wenigen Fällen von verdeutschungswilligen Lexikografen genutzt und steht damit zur Markierung von erklärenden, aber auch von erklärenden und verdeutschenden Wörterbüchern zur Verfügung.33 Diese Ausdifferenzierung hängt mit der in den 1880er Jahren geführten Diskussion um Bedeutung und Gebrauch der Bezeichnungen ‚Fremdwörterbuch’ und ‚Verdeutschungswörterbuch’ zusammen, an der vor allem Dunger, Sanders und Sarrazin beteiligt sind. Alle drei Autoren haben namentlich Verdeutschungswörterbücher bzw. ein Wörterbuch von Verdeutschungen geschrieben, welche ausdrücklich keine Fremdwörterbücher sein sollen.
2.3.2.1 Wörterbücher der Verdeutschung und Erklärung Die kleinste unter den intentional unterschiedenen Sprachkontaktwörterbüchern bildet die Gruppe der erklärenden und verdeutschenden Nachschlagewerke. Sie zeigt sich als sehr heterogene Gruppe, der sowohl großformatige als auch mittelgroße und schmale Wörterbücher mit Lemmaumfängen zwischen wenigen Hundert bis Einhunderttausend Stichwörtern angehören, deren Auswahl sich auf bestimmte Wortschatzbereiche beziehen kann, die in der Regel aber keine sachlichen Einschränkungen hat und auch über den kontaktsprachlichen Wortschatz des Deutschen hinausgeht. Auch bei der Bewertung von Sprachkontaktprodukten gibt es Arbeiten wie Looff (1870), die sich sehr neutral zu ihrem Wörterbuchgegenstand verhalten, solche, die wie der Berliner Heyse (1871–73) – in Anlehnung an die Aussagen Johann Christian Heyses – gemäßigt puristisch erscheinen, und solche Werke, in denen engagiert gegen den Gebrauch argumentiert wird wie in Saalfeld (1898). Als Mitglied des ADSV vertritt Saalfeld eine völkisch begründete puristische Haltung, auch wenn
–––––––—–– 33
Vgl. dazu die folgenden, nach Zweckbestimmung der Wörterbücher zusammengestellten Typentabellen.
224 er nicht zur radikalen Ausmerzung äußeren Lehngutes aufruft. Hinsichtlich ihrer Kurzbezeichnung ist die Gruppe dagegen recht homogen. Nur wenige Ausnahmen weichen von der Benennung ‚Fremdwörterbuch’ ab. Bemerkenswert ist der Erscheinungszeitraum der verdeutschenden-erklärenden Wörterbücher. Bis zur Jahrhundertwende entstehen regelmäßig neue Arbeiten. Neue Bücher kommen danach nur noch sporadisch heraus. Durch die Publikation von Nachfolgeauflagen, die sich besonders für die lemmastarken Werke nachweisen lässt, bleiben die erklärenden und verdeutschenden Arbeiten aber bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges auf dem Büchermarkt erhältlich. Danach wird die Gruppe hauptsächlich durch die letzten Auflagen von z.B. Heyse (1804), Petri (1806) und Hoffmann (1845) sowie durch Genius (1909) und Braun (1903) vertreten. Sprachkontaktwörterbücher mit ausdrücklich verdeutschender und erklärender Funktion sind demnach charakteristisch für das 19. Jahrhundert. Ihre Produktion läuft zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus. Seit der Zeit des Nationalsozialismus, besonders seit 1945 spielen sie praktisch keine Rolle mehr. Da sich die Ausgestaltung der Arbeiten nicht wesentlich von der der früheren Zeiten unterscheidet und die Bücher von Heyse und Petri immer noch einflussreich und bereits vorgestellt worden sind, wird hier auf die tiefer gehende Beschreibung eines weiteren Einzelwerkes verzichtet.
225
Tabelle 2.3.2.1: Wörterbücher zur Verdeutschung und Erklärung (1870/71–1945)
226 2.3.2.2 Wörterbücher zur Verdeutschung
227
228
Tabelle 2.3.2.2: Wörterbücher zur Verdeutschung (1870/71–1945)
Mehr als die erkärend-verdeutschenden Wörterbücher mehren Nachschlagewerke die deutschsprachige Wörterbuchlandschaft, die entweder erklären oder verdeutschen wollen. Dabei steigt die Zahl der publizierten Verdeutschungswörterbücher, die auch als Verdeutschungsbücher, Verdeutschungshefte, Verdeutschungsvorschläge und Ähnliches betitelt werden, gegenüber der Zeit vor 1870/71 auf das Vierfache und macht damit ca. 40 % aller Neuerscheinungen zwischen 1870/71 und 1945 aus. Es handelt sich bei diesen 81 ermittelten Wörterbüchern mit einer Ausnahme (Förster 1872) um Nachschlagewerke mit mittlerer (11 Bücher mit 200–500 Seiten), vor allem aber mit kleiner Seitenzahl (61 Bücher mit bis zu 200 Seiten) und einem Lemmavolumen von wenigen Dutzend bis zu maximal 16.000 Stichwörtern.34 Gerade für die Ausprägung dieser Gruppe von Wörterbüchern trifft also zu, was für die Wörterbuchlandschaft dieses Zeitabschnittes gesagt worden ist: Es ist die Zeit der schmalen, lemmaschwachen und außerdem der spezialisierten Sprachkontaktwörterbücher. Denn mehr als die Hälfte (47) von ihnen sind Wörterbücher mit fachspezifischer Lemmaauswahl. Unter diesen dominieren die Bereiche Handel, Küche/Gastronomie, Sprache und Verwaltung/Gericht. Daneben sind viele kleine Werke zu einzelnen Berufszweigen
–––––––—–– 34
In 8 Fällen konnten keine Seitenzahl- und keine Lemmazahlangaben ermittelt werden. Es ist jedoch höchst wahrscheinlich, dass auch diese Arbeiten sehr schmale Werke mit nur wenigen Stichwörtern sind.
229 entstanden.35 Der andere Teil von 34 Arbeiten schränkt seine Auswahl nicht ein, kann aber bestimmte Wortschatzbereiche besonders hervorheben. Dazu zählen die durch amtliche Erlasse einer Verdeutschung unterzogenen Gebiete der Post, des Militärs und der Verwaltung. Diese durch die Vereinheitlichungsbestrebungen innerhalb des neu entstandenen Kaiserreiches und weitere aufgrund der Ausweitung der Aktivitäten im Bauwesen und Eisenbahnbau motivierten Erlasse aus den 1870er und 1880er Jahren sind es auch, die eine große Rolle für die starke Vermehrung der verdeutschenden Wörterbücher nach 1870/71, genauer seit 1882 spielen. Denn sie bewegen weitere Menschen dazu, bestärkt durch die staatlichen Aktivitäten, den sich steigernden Nationalismus und das wachsende Interesse an der Diskussion um die sogenannte Fremdwortfrage, sich auf lexikografischer Ebene puristisch-verdeutschend zu betätigen, ohne dabei auch erklärend wirken zu wollen. Die Bewertung von Sprachkontaktprodukten in den Arbeiten dieser intentional puristischen Gruppe ist dann auch erwartensgemäß und sehr einhellig negativ, wenn auch viele Autoren davon Abstand nehmen, eine radikale Ausmerzung jeglichen äußeren Lehngutes zu fordern. Im Gegenteil wird es zum Topos, nur einen kleinen, aber für wirklich überflüssig gehaltenen Teil von Sprachkontaktprodukten mit dem Ziel der Verdrängung verdeutschen zu wollen. Den Beginn dieser Bewegung markiert das Wörterbuch von Verdeutschungen von Dunger (1882), gefolgt von Sanders’ (1884) und Sarrazins (1886) Verdeutschungswörterbüchern, von denen Letzteres parallel zur Gründungsphase des ADSV 1885/86 erscheint. Dieser radikalnationalistische Verein besitzt seit der wilhelminischen Kaiserzeit bis 1940 eine besondere Breitenwirkung.36 Er sammelt diejenigen um sich, die die deutsche Sprache als ein zu verteidigendes Denkmal und Heiligtum und Sprachkontaktprodukte als Feinde des Deutschen, ja der Deutschen betrachten, darunter viele Händler, Lehrer und Beamte.37 Im Zentrum der Vereinsaktivitäten steht dann auch die Beschäftigung mit dem äußeren Lehngut, die jedoch weniger unter sprachwissenschaftlich-sprachhistorischen Aspekten stattfindet, sondern mit nationalerzieherischen Zielen verknüpft und auf ihre Beseitigung und Ersetzung ausgerichtet ist. Neben Preisausschreiben, Aufrufen zu nationalsprachlichem Bewusstsein, Eingaben bei den Behörden, Sprachberatung für Ämter und Firmen regt der Gesamtverein unter seinen Zweigvereinen, Einzelmitgliedern und Sympathisanten die Erstellung von Verdeutschungslisten für die verschiedensten Sachbereiche an. Er selbst ist ebenfalls sehr aktiv und gibt zwischen 1888 und 1899 neun Verdeutschungsbücher zu verschiedenen Sachbereichen heraus, von denen die meisten immer wieder aufgelegt werden.38 Außerdem lassen sich die allgemeinsprachlich ausgerichteten Arbeiten von Dunger und Sanders, vor allem aber von Sarrazin vom ADSV vereinnahmen, da alle drei herausragende Mitglieder des Vereins sind. Damit hat der ADSV allein schon großen Anteil an der Erhöhung des Bestandes von lexikografischen Verdeutschungswerken. Er wird zugleich der zweite bedeutende Motivator und Vorbild für andere Wörterbuchschreiber. Denn aufgrund der Untersuchung aller bibliografischen Angaben der 81 ermittelten verdeutschenden lexikografischen Werke und durch Wörterbuchanalysen von 38 Nachschlagewerken dieser Gruppe können neben den offiziellen Wörterbüchern des ADSV weitere 27 Arbeiten mit
–––––––—–– 35 36 37 38
Vgl. Tabelle 2.3.2.2. Vgl. die Mitgliederzahlen bei Hillen (1982: 34, 55, 79). Vgl. Hillen (1982: 83), auch Polenz (1999: 272). Im 1. Weltkrieg ergänzen die Reihe zwei weitere Bücher, bis 1936 kommen nochmals drei Arbeiten hinzu.
230 dem Sprachverein in Verbindung gebracht werden. Und dabei sind solche Bücher, die aus einer gewissen Unzufriedenheit mit Werken und Ansichten des Vereins entstehen, aber dennoch Sammlungen von Verdeutschungen bzw. Vorschlägen präsentieren, noch nicht mitgezählt (Pfister, O. 1893, Engel 191839). So stammen einige Werke aus einzelnen Zweigvereinen (v.a. Dresden, Frankfurt und Hamburg), andere werden von einzelnen Mitgliedern erarbeitet (Bojunga 1930), wiederum andere beziehen sich in ihren Vorworten oder bereits im Titel explizit auf den Sprachverein, indem sie dessen Forderungen bejahen und ihn als Vorbild benennen (Reinecke 1886, Hausding 1897, Hage 1915, Burckhardt 1916). Die Autoren wollen die vorhandenen Verdeutschungsbücher des Vereins ergänzen (Lößnitzer 1889), greifen dessen Mottos „Kein Fremdwort für das, was gut deutsch gegeben werden kann“ bzw. „Gedenke, wenn du die deutsche Sprache sprichst, daß du ein Deutscher bist!“ (Vulpius 1915, Partenschmitt 1916) auf oder benutzen die Verdeutschungsbücher und die Arbeiten von Dunger, Sanders und Sarrazin bewusst als Quellen (Heintzenberg 1919 und viele andere). In anderen Büchern wird die Mitarbeit von Mitgliedern des ADSV an deren Entstehung betont (Verdeutschungsheft des Webstofffaches 1916) oder der Verein als Initiator genannt (Samwer 1916). Es ist davon auszugehen, dass Autoren von weiteren, nicht eingesehenen Nachschlagewerken mit Verdeutschungsfunktion die Bücher des ADSV mindestens als Quellen genutzt oder zum Vorbild genommen haben und dies auch kennzeichnen. Dass der ADSV dementsprechend auch auf die zeitliche Verteilung verdeutschender Sprachkontaktlexikografie Einfluss hat, scheint nicht zu verwundern. Derartige Bücher entstehen besonders in der 2. Hälfte der 1880er Jahre und während des ganzen folgenden Jahrzehnts. Nach der Jahrhundertwende wird der Bedarf an puristischen Arbeiten durch Neuauflagen der bisher entstandenen Werke, insonderheit durch die der ADSV-Bücher gedeckt. Einen Aufschwung an Neuerscheinungen löst der Ausbruch des 1. Weltkrieges aus. Vor allem im Jahr 1915 erlebt der Wörterbuchmarkt einen regelrechten Boom, aber auch in den anderen Kriegsjahren kommen immer wieder neue Schriften heraus. Diese können aufgrund ihres geringen Umfanges fast nicht mehr als Bücher bezeichnet werden. Zu diesen Neuerscheinungen gesellen sich wiederum die Neuauflagen der ADSV-Reihe, die das Angebot sogar um einige neue Arbeiten erweitern. Leider konnte nicht ermittelt werden, mit welcher Stückzahl die verschiedenen Nachschlagewerke aufgelegt worden sind. So ließe sich die Verbreitung der Verdeutschungswerke genauer fassen. Dass der 1. Weltkrieg als dritter Katalysator der puristischen Lexikografie wirkt, hängt wesentlich mit den gesteigerten Erwartungen der Sprachpuristen, genauer des ADSV und seiner Sympathisanten an die Zeitumstände zusammen. Sie erhoffen sich vom Krieg, dass die Empfänglichkeit für puristische Ideen innerhalb der einflussreichen staatlichen Stellen und unter der Bevölkerung so weit wachsen würde, dass sich wesentliche Fortschritte bei der Verdrängung entlehnten und lehngebildeten Sprachgutes erreichen ließen. Die in Deutschland weit verbreitete Kriegseuphorie und die Überzeugung, von den Nachbarn überfallen worden zu sein, wird von ihnen geteilt und hält unter ihnen bis zum Ende an. Den Kampf übertragen sie auf das sprachliche Umfeld, die Forderungen nach einem reinen
–––––––—–– 39
Vgl. dazu Sauter (2000: 283–296). Sauter weist nach, dass Engel den ADSV-Wahlspruch „Kein Fremdwort für das, was gut deutsch gegeben werden kann!“ für gefährlich hält. In seinem Denken ist er viel radikaler als der ADSV.
231 Deutsch werden drängender und die Formulierungen offen chauvinistisch, militaristisch und aggressiv.40 Wörterbücher spielen bei der Verbreitung der konkreten Verdeutschungsideen eine herausragende Rolle. Aber nicht nur dazu nutzen die Autoren sie. Sie schreiben in sie auch ihre eigene Kriegsbegeisterung hinein und machen sie zum Medium für den Aufruf zum Kampf an der sprachlichen Front. Dieser soll die Männer im Feld unterstützen. Ihre Vorschlagssammlungen verstehen sie als einen zivilen Beitrag zum Krieg. So leitet z.B. Burckhardt sein Verdeutschungs-Wörterbuch von 1916 mit einem Spruch und einer kurzen Vorrede ein: Muttersprache Vieles kann ein Volk entbehren, Wenn die Not es zwingt, Doch dem Feinde muß es wehren, Der es um die Sprache bringt. Martin Greif Dem Allgemeinen Deutschen Sprachverein als berufenem und bewährtem Führer im Kampfe gegen das Fremdwort folgend, bietet das nachstehende Verzeichnis Verdeutschungsvorschläge einer Auswahl der im täglichen Leben und Verkehr leider üblichen Fremdwörter. Der dem deutschen Volke aufgezwungene Kampf ums Dasein hat neben den ihm innewohnenden Kräften auch sein Sprachwissen geweckt. So steht zu hoffen, daß unsere teure Muttersprache, durch ihn geläutert, in Zukunft nach Gebühr zur Geltung kommt. Jeder biedere Deutsche trage willig dazu bei, eingedenk der Losung: ‚Deutsch überall!’ (Burckhard 1916: 3)
Ein noch deutlicheres Beispiel aus dem Jahre 1917 (2. Aufl.) stellt Partenschmitts Dem Deutschen sei seine Sprache heilig! Fremdwort-Verdeutschungsbuch dar. Hier wird zuerst der Kaiser zitiert: Seine Majestät der Kaiser sprach in den Augusttagen des Kriegsjahres 1914 in seiner Kundgebung an Heer und Marine das Mahnwort: Gedenkt, dass ihr Deutsche seid! (Partenschmitt 1917: 5),
um dann den Krieg als „eherne Zeit des Völkerringens“ und als „Kampf ums völkische Dasein“ zu beschreiben, in dem „deutsche Waffen und deutsche Pflichttreue in einem mörderischen Ringen die heimatlichen Grenzen“ beschützen. Daheim, so Partenschmitt weiter, wehre sich das Volksempfinden gegen die unberechtigte Verbrämung des Sprachschatzes mit prunkenden fremdsprachigen Flicken. Es folgt der Aufruf nach Intensivierung der Sprachreinigung und Erhöhung des Nationalstolzes, indem ein jeder dazu beitragen solle, dass die Fremdtümelei verschwinde. Denn „das sind wir unseren tapferen Feldgrauen schuldig, die im siegreichen Ausharren vor dem Feinde stehen!“ (Partenschmitt 1917: 5) Ähnliche Aussagen finden sich in vielen anderen kontaktsprachlichen Nachschlagewerken mit Verdeutschungsfunktion, die zwischen 1914 und 1918 entstehen oder in dieser Zeit nochmals ausgegeben werden. Sie sind Beispiele dafür, dass eine unter sprachwissenschaftlichen Aspekten geführte Auseinandersetzung mit dem Wörterbuchgegenstand gar nicht vorgesehen ist. Das bekannteste Beispiel aus dieser Zeit ist wohl das durch seinen aggressiv abwertenden Ton gegenüber dem Gebrauch von Sprachkontaktprodukten im Vorwort und
–––––––—–– 40
Vgl. Bernsmeier (1980: 131), Wiechers (2004: 25–27).
232 bei einzelnen Wörtern innerhalb des Wörterverzeichnisses sowie durch seine oft tendenziellen und kommentierten Verdeutschungsangebote besonders auffällige Wörterbuch Entwelschung von Eduard Engel. Es ist erst zum Ende des Krieges 1918, dafür aber gleich dreimal aufgelegt worden. Da Sauter (2000) über den Verfasser eine ausführliche Monografie vorgelegt hat, in der sie auch sein Wörterbuch untersucht, wird in dieser Untersuchung auf eine Besprechung von Engels Nachschlagewerk zugunsten anderer typischerer puristischer Arbeiten aus dem betrachteten Zeitabschnitt verzichtet. Mit dem Kriegsende schwindet das starke Engagement fremdwortpuristischer Wörterbuchschreiber und Sammler von Verdeutschungen. In der Weimarer Zeit kommen nur noch vereinzelt neue Nachschlagewerke heraus. Die meisten ‚Kriegswörterbücher’ werden nicht mehr publiziert. Sie sind wahrscheinlich zu sehr an ihre Entstehungszeit gebunden. Engels Entwelschung dagegen erscheint noch einmal 1922, nun unter dem Titel Fremdwörterbuch, aber sonst in derselben Form, und 1929 dann überarbeitet. Auch der ADSV bleibt aktiv, indem er zu den fünf immer noch erscheinenden Verdeutschungsbüchern41 zwei neue erstellen lässt. Der Ton der Arbeiten aus der Weimarer Zeit ist ähnlich dem von vor Ende des 1. Weltkrieges, die Intention ist dieselbe. Es wird an den Nationalstolz appelliert und auf die Notwendigkeit der Emanzipation von anderen Völkern und Sprachen gerade angesichts des ‚Diktatfriedens’ hingewiesen. Sprachreinigung soll auch nach der Niederlage oder gerade wegen ihr der Stärkung des Deutschtums dienen, sie wird weniger aus Gründen der Verständniserleichterung gefordert. Der lexikografische ‚Kampf’ gegen den Fremdwörtergebrauch wird in der Weimarer Zeit nicht aufgegeben, aber er hat offensichtlich nicht mehr so viele aktive Mitstreiter. Im Nationalsozialismus kommt es im Vergleich zur Zeit davor zwar zu einem Anstieg der Neuveröffentlichungen unter den Verdeutschungswörterbüchern. Jedoch löst der Machtwechsel keineswegs eine neue Welle aus. Es ist kein Jahr auszumachen, in dem die Produktion besonders ansteigt. Im Gegenteil brechen die Erarbeitung neuer Bücher nach 1940 und die Veröffentlichung des einzigen aus diesem Zeitabschnitt stammenden, mehrfach aufgelegten Wörterbuches von Reger (1939) nach 1941 ab. In dieser Zeit spielen auch die Bücher des ADSV nur noch eine untergeordnete Rolle: Ein Buch zum Wortschatz der Mathematik wird neu erarbeitet, der Band zur Heilkunde kommt 1935 überarbeitet heraus und der Zweigverein Bremen publiziert den Bremer Sprachschlüssel (1940). Diese wie alle anderen Arbeiten der Zeit zeichnen sich durch einen geringen Lemmaumfang und eine noch geringere Seitenzahl aus. Ihre Titel sind oft durch Parolen wie Fremdwörter r-r-raus!! Sprecht und schreibt endlich deutsch! (Erlitz 1934), Ein deutsches Wort fürs Fremdwort! (Reger 1939) oder durch Fragen wie Artfremd oder deutsch? (Teichert 1934) ergänzt bzw. ersetzt. Sie deuten bereits an, dass der Ton gegenüber dem Fremdwortgebrauch in den Wörterbüchern ähnlich wie zur Zeit des 1. Weltkrieges aggressiv und hetzerisch ist, das lexikografische Engagement der Autoren von ihnen immer noch als Teil eines ‚Kampfes’ um Unabhängigkeit von anderen Kulturen und Sprachen verstanden wird und sie die Verdeutschungsbücher als Instrumente zur Durchsetzung nationalpolitischer Anliegen betrachten. Dabei wird nun auch auf nationalsozialistische Redeweise zurückgegriffen. Teicherts Adressat ist beispielsweise der deutsche „Volksgenosse“. Sein Ziel ist es, ihn „der unbe-
–––––––—–– 41
Das sind Band 1 (Speisekarte 1921), Band 2 (Handel 1931), Band 4 (Namenbüchlein 1921,1924, 1930), Band 8 (Heilkunde 1921, 1935), Band 10 (Sport und Spiel 1928).
233 gründeten Hochachtung vor dem [entlehnten] Ballast zu berauben“ und den „Fremdwortunfug“ „als beklagenswerten Mangel an sprachlichem Sauberkeitsgefühl“ und „nichtswürdigem Bildungsschwindel“ zu entlarven. In einer „Zeit völkischer Selbstbestimmung“ sei „kein Raum mehr für“ Formen unechter „Bildung.“ (Teichert 1934: 3f.) Wie man heute artfremden Zeitgenossen die Grenzen sperrt oder den Stuhl vor die Tür setzt, so gilt es ernstlich, durch volksbewußte Selbsterziehung fremden Ungeist in der Muttersprache zu überwinden und neuer sprachlicher Überfremdung einen festen Damm zu setzen. (Teichert 1934: 4.)
Schließlich beendet Teichert sein Vorwort mit Hinweis auf den „Führer“, der allen Deutschen eine große Aufgabe gestellt habe. Hitler zitierend heißt es: Wir wollen wiederherstellen die Einheit des Geistes und des Willens der deutschen Nation. (ebd.)
Dass Hitler in seinem Sprachgebrauch keineswegs auf Sprachkontaktprodukte verzichtet hat und dass die Bemühungen des Deutschen Sprachvereins trotz dessen Gleichschaltung und rassistischer Fremdwortkritik von oberster Stelle gerügt werden, mag schließlich dazu beigetragen haben, dass die erschienenen Arbeiten keine Erfolge auf dem Wörterbuchmarkt feiern und der 2. Weltkrieg auf die deutsche verdeutschende Wörterbuchlandschaft eher die entgegensetzte Wirkung zu der des 1. Weltkrieges entfaltet. Der Tabelle 2.3.2.2, in der die 81 ermittelten Arbeiten dieser Gruppe zusammengestellt sind, lässt sich schließlich entnehmen, dass nicht nur die Bücher des 1. Weltkrieges und des Dritten Reiches in der Regel nur einmal veröffentlicht werden, sondern insgesamt 48 Arbeiten keine neuen Auflagen mehr erleben. Bei 17 Werken können 24 Auflagen, bei 16 mehr als 4 Auflagen nachgewiesen werden. Nur vier von diesen 16 Wörterbüchern sind mit 10 und mehr Ausgaben erfolgreich. Alle vier sind über den Gesamtverein bzw. Zweigvereine des ADSV publiziert worden. Dies weist noch einmal auf die besondere Bedeutung des Sprachvereins für die Entwicklung und Gestaltung der verdeutschenden Sprachkontaktwörterbücher in den Jahren zwischen 1870/71 und 1945 hin.
2.3.2.3 Erklärungswörterbücher Trotz des großen Zuwachses und der Bedeutung von Verdeutschungswörterbüchern für die Jahre zwischen 1870/71 und 1945 bildet auch im 2. betrachteten Zeitabschnitt die Gruppe der erklärenden Sprachkontaktwörterbücher mit knapp 50 % die Mehrheit der lexikografischen Arbeiten. Unter ihnen befinden sich einige der zu Beginn der Kaiserzeit erarbeiteten großvolumigen Wörterbücher von Sanders, Kehrein und Jürgens. Seit den 1880er Jahren wird die Gruppe aber vor allem durch mittlere und kleine Arbeiten mit einem Lemmavolumen zwischen einigen 100 und 30.000 Stichwörtern vertreten, die nach Einschätzung der jeweiligen Lexikografen für die tägliche Lektüre, den Beruf und das gesellschaftliche Leben der Menschen ‚wichtig’, ‚gebräuchlich’, am ‚gebräuchlichsten’, am ‚wichtigsten’ sind. Wie beim Merkmal der Lemmaanzahl macht sich auch in der weiteren Lemmaauswahl die Charakteristik der zeitgenössischen kontaktsprachlichen Lexikografie bemerkbar. Ein bedeutender Anteil der Wörterbuchautoren, wenn auch nicht die Mehrheit, fokussiert auf den Wortschatz bestimmter sachlich abgrenzbarer Sprachbereiche, insbeson-
234 dere auf den der Musik, des Handels und der Medizin, aber auch auf die Politik- und Zeitungssprache. Auch wenn gerade die Arbeiten mit deutschem Lemmaanteil schon eher als Fachwörterbücher zu bezeichnen sind, verstehen und kennzeichnen die Autoren ihre Werke namentlich als Fremdwörterbücher. Auf diese Benennung greifen erst recht die Autoren der Wörterbücher ohne fachspezifische Lemmaauswahl und mit breiterer Adressatenausrichtung zurück, unter denen auch einige wenige indigene Lexeme aufgenommen haben. Die Tabelle 2.3.2.3 zeigt die überwältigende Dominanz des Kurztitels gegenüber alternativen Bezeichnungen. Hinsichtlich der Erwähnung von potenziellen Benutzerkreisen und -situationen fällt auf, dass die Autoren, falls sie solche nennen, recht oft den Gebrauch in Schulen und bei der Zeitungslektüre vor Augen haben. Meist sollen die ‚allgemeinen’ Wörterbücher aber auch eine Hilfe darüber hinaus in jeder sprachhandelnden Lage sein. Sie können neben dem Verstehen auch auf den richtigen Gebrauch der verzeichneten Wörter abzielen. In diesem Zusammenhang beschäftigen sich einige Autoren mit dem durch sie verzeichneten Wortschatz unter bestimmten Aspekten. Einige fokussieren auf die Formseite der Lexeme und beschreiben besonders die Aussprache (z.B. Michna/Marian 1930) oder stellen die Schreibungen vor (z.B. Jansen 1904, Jansen 1907, Weyde 1924). Andere betrachten den Gebrauch bestimmter Regionen (Jäschke 1908, Wirz 1901, Lorenz 1938) und bestimmter Zeiten (Hechtenberg 1904). Diese Arbeiten können zudem unter wissenschaftlicher Fragestellung entstehen. Es besteht unter einigen Lexikografen außerdem ein stärkeres Interesse an der vertiefenden Beschreibung etymologischer Daten, was bereits in den Titeln angemerkt wird. So entstehen z.B. Jürgens Neues etymologischen Wörterbuch (1872), Kehreins Fremdwörterbuch mit etymologischen Erklärungen und Belegen (1876), zwei weitere Arbeiten von Jürgens (1877, 1878), Rossberg (1881), Kleinpaul (1905), Körting (1910), Seidel (1912) und letztlich auch die ersten zwei Bände des Deutschen Fremdwörterbuchs von Hans Schulz und Otto Basler (1913, 1942) in dieser Zeit. Die theoretische Beschäftigung mit Sprachkontaktprodukten, ihre Definition, Funktionsbestimmung und die Frage nach ihrer Existenzberechtigung wird von den Autoren der Wörterbücher mit Erklärungsfunktion unterschiedlich weit getrieben. Von 19 aus dieser Gruppe näher betrachteten Arbeiten konnte in 14 Büchern keine oder nur eine marginale Auseinandersetzung mit dem äußeren Lehngut nachgewiesen werden. Unter ihnen befinden sich die fachspezifischen Arbeiten und die Bücher aus dem Nationalsozialismus. Der Hauptteil der Autoren zieht es offensichtlich vor, sich aus der spätestens seit der Gründung des ADSV lebhaft geführten Diskussion um die Fremdwortfrage herauszuhalten, aber Alternativen zu den Verdeutschungsbüchern bereitzustellen. Die Autoren der anderen 5 betrachteten Werke42 kommentieren und bewerten, wenn auch im unterschiedlichen Umfang, das Phänomen der Entlehnung und seine Produkte. Eine radikal puristische Position wird von niemandem vertreten. Das würde im Hinblick auf die Funktionsbestimmung der Wörterbücher auch verwundern. Neben neutralen und positiven Haltungen lassen sich aber auch Wertungen und Redeweisen entdecken, die als gemäßigt puristisch eingestuft werden können. Auffällig ist, dass Körting, Seidel und Liebknecht in ihrer Besprechung auf die Aktivitäten des mehr oder weniger namentlich genannten ADSV eingehen. Körting diskutiert in der Vorrede seines Etymologischen Lehn- und Fremdwörterbuchs (1910) neben den verschiedenen Formen äußeren Lehngutes, Entlehnungsursachen und Wortschatzwandel die Erfolgsaus-
–––––––—–– 42
Sanders (1871), Liebknecht (1874), Kehrein (1876), Körting (1910), Seidel (1912).
235 sichten fremdwortpuristischen Handelns, wie er es in der letzten Zeit beobachtet hat. Er erkennt einen „Kampf gegen die Fremdwörter“ (Körting 1910: XXIII) aus Liebe zur Muttersprache durchaus an, aber er fasst die Entlehnung von Wörtern aus anderen Sprachen und ihren Gebrauch nicht als Verunreinigung auf, sondern als natürliche Erscheinung einer mit anderen Sprachen in Kontakt stehenden Kultursprache und beweist, dass nicht nur im Deutschen entlehnt und lehngebildet wird. Er spricht von den Völkern Europas als von Teilen einer Kultureinheit, die geistig, sprachlich und materiell aufeinander wirken. Eine Ausmerzung von benutzten Fremdwörtern fasst Körting als Schädigung der eigenen Kultur, als Isolierung der Deutschen nicht nur auf sprachlichem Gebiet, sondern in den verschiedensten Lebensbereichen auf. Dennoch befürwortet er die Verdeutschungsarbeit. Sie sollte jedoch keine Verdrängung, sondern eine Wortschatzerweiterung sein. Die von anderen behauptete Verletzung und Erniedrigung der nationalen Ehre durch den Gebrauch von Fremdwörtern sieht Körting nicht gegeben.43 Auch Seidel nimmt in seiner einführenden Auseinandersetzung mit seinem Wörterbuchgegenstandsbereich zur zeitgenössischen Purismuswelle Stellung und schreibt: Nun ist bekannt, daß eine starke Bewegung in Deutschland besteht, die die Fremdwörter beseitigen und an ihre Stelle rein deutsches Sprachgut setzen will. [...] Ich habe dargelegt, wie der Gebrauch von Fremdwörtern nach jeder Richtung hin v ö l l i g u n b e d e n k l i c h ist, daß die Bestrebungen der Puristen in der Hauptsache erfolglos bleiben werden, daß aber ihre Arbeiten insofern doch nicht unnütz sind, als sie unsere Sprache durch manches gute Wort bereichern. (Seidel 1912: 7, Hervorhebung im Original)
Beide Autoren stehen dem Fremdwortgebrauch wohlwollend gegenüber und betonen seine Funktion in der Kommunikation der Deutschen. Sie halten die Bemühungen der Puristen, diesen Wortschatz auszumerzen, für unvernünftig und wenig erfolgsversprechend. Ihre Verdeutschungsarbeit, sofern sie maßvoll ist, stufen sie aber als Bereicherung für die deutsche Sprache ein. Die Auffassungen von Sanders und Liebknecht werden im Rahmen der Untersuchung ihrer lexikografischen Werke vorgestellt. Als Letztes soll auf die zeitliche Verteilung und die Verbreitung der erklärenden Wörterbücher nach ihren Auflagen eingegangen werden. Die Mehrheit der Nachschlagewerke bildet wie üblich die Gruppe der einmal aufgelegten Arbeiten mit 54 von 92 ermittelten Büchern. 34 werden 2- bis 4-mal herausgegeben. Nur 4 von 7 Werken mit mehr als 4 Drucken erreichen eine Auflagenzahl von 10 Ausgaben und mehr. Das sind 2 Wörterbücher zum kontaktsprachlichen Wortschatz der Medizin (Kühn 1904, Steinkopf 1900) einerseits und die in ihrer Auswahl allgemein ausgerichteten Arbeiten von Heinsius (1874) und Liebknecht (1874) andererseits. Während Heinsius vor allem in den letzten 30 Jahren des 19. Jahrhunderts aktiv ist, kommt das Wörterbuch von Liebknecht 80 Jahre lang heraus. Das ist einer der Gründe, warum dieses Werk einer näheren Untersuchung unterzogen wird. Es dient außerdem als Beispiel eines mittelgroßen erklärenden Wörterbuchs, das erfolgreich mit den vielen verdeutschenden Arbeiten konkurriert und dabei besonders die nicht akademisch Gebildeten anspricht. Es vollzieht zudem die zeitlichen Verteilungstendenzen der erklärenden Wörterbücher nach, indem es während des 1. Weltkrieges gar nicht und während der Zeit des Nationalsozialismus nur einmal erscheint, dafür aber vor dem 1. Welt-
–––––––—–– 43
Vgl. Körting (1910 (2. Aufl.): VII–LXX, bes. XXII– XXIV u. XXXIV–XLIV).
236 krieg und in der Weimarer Zeit sehr präsent ist. Eine solche Verteilung fällt besonders deutlich bei der Betrachtung der Neuerscheinungen der erklärenden Sprachkontaktwörterbücher auf. Während vor allem in den 1870er, 1900er und 1920er Jahren viele neue Arbeiten entstehen, stechen die Publikationslücken während des 1. Weltkrieges und nach 1940 deutlich ins Auge. Für die Einzelanalysen soll aber zunächst an den Anfang der betrachteten Periode zwischen Gründung des wilhelminischen Kaiserreiches und Untergang der Hitlerreiches zurückgegangen und die Arbeiten eines Lexikografen untersucht werden, der sowohl ein Fremdwörter- als auch ein Verdeutschungswörterbuch veröffentlicht und ihre Unterschiede noch einmal ausdrücklich herausgearbeitet hat.
237
238
Tabelle 2.3.2.3: Erklärungswörterbücher (1870/71–1945)
239
3. Die Sprachkontaktlexikografie von Daniel Sanders 3.1 Daniel Sanders im historischen Kontext und als Wörterbuchautor Daniel Hendel Sanders, geboren am 12. November 1819 in Altstrelitz/Mecklenburg als Sohn eines Lederhändlers, studiert zwischen 1839 und 1842 in Berlin Naturwissenschaften, Philosophie und Philologie. Er schließt sein Studium mit einer mathematischen Dissertation ab und qualifiziert sich so für den Dienst als Gymnasiallehrer. Aufgrund seines jüdischen Glaubens wird Sanders jedoch eine Lehrerstelle an einem Gymnasium oder gar an einer Universität verweigert. Stattdessen engagiert er sich zwischen 1842 und 1852 an der von ihm als Kind besuchten jüdischen, auf Realbildung ausgerichteten „öffentlichen und FreiSchule“ in Altstrelitz, nach 1852 als freier Schriftsteller, Journalist, Übersetzer und nicht zuletzt als Lexikograf. Dabei unterstützt ihn sein Bruder Alexander, der Sanders und seiner Familie finanziell beisteht, was die Entstehung seiner Werke überhaupt ermöglicht. Durch seine Herkunft und seinen Lebensstil lässt sich Sanders deshalb im kaufmännisch mittelständischen Wirtschaftsbürgertum verorten. Aufgrund der Universitätsausbildung zum Gymnasiallehrer und seiner linguistischen wie literarischen Tätigkeit müsste er jedoch dem Bildungsbürgertum zugerechnet werden. Aber sowohl das von dieser Gruppe praktizierte Abgrenzungsverhalten gegenüber nach Aufstieg strebenden weniger Gebildeten und Wirtschaftsbürgern44 als auch die die jüdische Bevölkerung rechtlich ausgrenzende Gesetzeslage, die sich erst 1871 verändert,45 verhindern die Integration ins Bildungsbürgertum und bringen Sanders wie viele andere gebildete Juden in Deutschland zu dieser Zeit in eine gesellschaftlich zwiespältige Position, die sein politisches wie wissenschaftliches Engagement prägt. Speziell bei Sanders kommt hinzu, dass er sich schon während seiner Studienzeit trotz seiner Ausbildung in den nationalromantisch und historisch ausgerichteten Veranstaltungen von J. Grimm und denen der Altphilologen K. Heyse und Boeckh für die zur damaligen Zeit wissenschaftlich kaum präsente gegenwartsorientierte Neuphilologie interessiert und durch seine Kommilitonen mit demokratisch-freiheitlichen Ideen vertraut wird. In diesen Begegnungen liegt ein Grundstein für seine spätere Beschäftigung mit dem Neuhochdeutschen, z.B. im Rahmen der orthografischen Reform- bzw. Einheitsbestrebungen, für seine Art, Lexikografie zu betreiben, sowie für sein politisches Engagement seit 1848. Wie ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung Deutschlands beteiligt sich Sanders an der bürgerlichen Revolution und engagiert sich für ihre Ziele. Als Oberlehrer und Schulleiter hat er sich schon im Vormärz aktiv für die Weiterentwicklung eines auf religiösen Liberalismus gerichteten Schultyps, den auf dem Boden des Philanthropismus agierenden Freischulen, eingesetzt. In seinem pädagogischen Engagement wie auch in den späteren lexikografischen Aktivitäten geht es ihm um die Weitergabe von individuell und gesellschaftlich nützlicher Realbildung, sozialer Kompetenz46 und sprachlicher Bildung an noch
–––––––—–– 44 45
46
Vgl. Engelhardt (1986: 115f.) und Haß-Zumkehr (1995: 67–69). Erlass des Norddeutschen Bundes zur rechtlichen Gleichstellung der Juden mit der anderen deutschen Bevölkerung von 1869, der 1871 mit der Reichsverfassung auch von Mecklenburg übernommen wurde. Vgl. Nipperdey (1993), Karge u.a. (2000). Realbildung und Erwerb von sozialer Kompetenz kann auch als Aneignung von säkularen, interkulturellen und wirtschaftlichen Kenntnissen zum besseren Umgang mit den gegebenen Lebens-
240 „ungebildete“ Schichten des Volkes sowie um die Anleitung zur selbstständigen Wissenserweiterung während und nach der Schulzeit, z.B. durch Sprach- und Sachwörterbücher. Sprachliche Bildung besteht bei Sanders nicht aus der Anreicherung sprachgeschichtlichen Wissens, sondern hat die Befähigung zur gegenstandsangemessenen, klaren Rede und zur Teilnahme an der Kommunikation der zeitgenössischen Gesellschaft zum Ziel. Bildung als prinzipiell unbegrenzte Aneignung von nützlichem Wissen und Können eines sich seiner Vernunft bedienenden Menschen betrachtet Sanders als das Mittel zum individuellen, nationalen und schließlich zivilisatorischen Fortschritt. Aus diesen Gründen gehört die Idee der Bildung, die mit der der Aufklärung eng verwoben ist, auch in seiner lexikografischen Arbeit zu Sanders’ zentralen Handlungskonzepten.47 Politisch wird Sanders im Revolutionsjahr 1848 als Mitbegründer des Altstrelitzer „Reform-Vereins“ und Initiator der radikaldemokratischen Zeitung Blätter für freies Volksthum aktiv. Zu den politischen Forderungen des Vereins gehören unter anderem die Aufhebung der ständischen und Einführung einer demokratischen Verfassung sowie Reformen im Bereich des Gerichtswesens, des Schulwesen und der Pressefreiheit. Sanders beteiligt sich redend und schreibend an der Verbreitung der Forderungen und erkennt dabei die Wichtigkeit von journalistischen Texten als lexikografische Quellen. In seinem politischen Engagement spielt die Idee der Volkssouveränität eine besondere Rolle. Sein Verständnis von der Selbstbestimmung des zu einigenden Volkes, das seinem Begriff nach die Gesamtheit aller gleichberechtigten Staatsbürger umfasst und dessen Zugehörigkeit nicht von Blut und Geburt abhängt, sondern erworben werden kann,48 rückt Sanders politisch in die Nähe des parlamentarisch linken Flügels der Frankfurter Nationalversammlung. Es wirkt auch auf seine nichtpolitischen Aktivitäten, nicht zuletzt auf seine eigene Wörterbucharbeit. Hier mischt er sich in die Bemühungen um ein nationales deutsches Wörterbuch ein und stellt seine lexikografischen Programme öffentlich zur Diskussion. Wenn in seinen lexikografischen Arbeiten, im Vorwort oder im Wörterbuchverzeichnis, insbesondere in den hier interessierenden Sprachkontaktwörterbüchern zum äußeren Lehngut Begriffe wie Vaterland, Volksgeist und Nation begegnen, ist der oben beschriebene Volksbegriff49 im Gegensatz zum statisch-organischen Volksbegriff der rechten Parteien und Romantiker zu beachten, auch nachdem viele bürgerliche Liberale nach 1871 einen Rechtsruck durchgemacht haben. Davor bewahrt Sanders unter anderem die schon in der Aufklärungskonzeption angelegte
–––––––—––
47
48 49
umständen und der geografisch expandierenden Welt sowie als moralische Entwicklung umschrieben werden, was Haß-Zumkehr (1995: 145–193) im Rahmen der Vorstellung von Sanders’ kulturellen Leitideen seines Lebens in den Begriffen Welt- und Herzensbildung zusammenfasst. Vgl. dazu genauer Haß-Zumkehr (1995: 148–165). Die Bedeutung der Aufklärung für Sanders’ Tätigkeiten spiegelt sich unter anderem in seinem Sprachgebrauch in Form von Aufklärungsmetaphern wider, z.B. im Titel der Kritik am Deutschen Wörterbuch „Das deutsche Wörterbuch ... kritisch beleuchtet“ (1852) oder im Vorwort des Fremdwörterbuches, wo es heißt, dass eine „kurze und zugleich lichtvolle Behandlung des Ganzen“ (Sanders 1871: IV) erfolgen wird. Vgl. dazu Haß-Zumkehr (1995: 166–175). Vgl. dazu z.B. die Eintragungen im Fremdwörterbuch zu Nation [...]: (s.S[ander]s. [WDS]) ein Volk, als staatliches Individuum, in seiner alle Glieder desselben zu einer großen Gesammtheit verbindenden u. zugleich von andern solchen Gesammtheiten scheidenden Eigenthümlichk.[eiten] u. zuw. diese Eigenthümlichkeit (Nationalität). (Sanders 1871: 99f.) (Im WDS folgen u.a. Fichte, Kant u. Goethezitate, A.H., WDS II.1: 400).
241 Vorstellung des beständigen und für den Fortschritt einer Kulturnation notwendigen kulturellen Austausches, die auch seine Einstellung zur sogenannten Fremdwortfrage beeinflusst. Nachdem Sanders’ Schule 1852 geschlossen worden ist, konzentriert sich der nun „arbeitslose Privatgelehrte“ (Haß-Zumkehr 2001: 146) auf seine sprachpädagogische Arbeit, die er nur noch im Rahmen wissenschaftlicher Artikel und lexikographischer Veröffentlichungen fortsetzt. Sie bringt ihm ein gewisses Maß an öffentlicher, vor allem ausländischer Anerkennung. Bereits seit seinem Studium hatte sich Sanders sowohl theoretisch50 als auch praktisch mit Wörterbüchern auseinandergesetzt und das textinterpretierende Verfahren als Grundlage für eine begründete lexikografische Tätigkeit kennen gelernt. Im Rahmen seiner Beschäftigung mit neugriechischer Volkspoesie erarbeitete er, weil ihm die vorhandenen neugriechischen Wörterbücher unzulänglich erschienen, ein eigenes Glossar. Hier zeigt sich ein für Sanders typisches Handlungsmuster, das sich bei der Erstellung weiterer Nachschlagewerke wiederholen sollte: Zunächst werden erkannte Defizite eines Wörterbuchs kritisch beschrieben. Auf der Basis dieser Kritik folgt die Erarbeitung eines eigenen Wörterbuchs, indem Sanders ergänzt und umschreibt. Dabei stellt die Tatsache, dass er mit der Zurechtweisung gestandener Persönlichkeiten deren Autorität in Frage stellt, kein Hindernis für eine kritische Auseinandersetzung mit deren Werken dar, weil Wörterbücher aufgrund ihrer Bildungs- und Orientierungsfunktion Gegenstände öffentlichen Interesses seien, die immer weiter zu optimieren wären. Unzufriedenheit mit vorhandenen Nachschlagewerken als Motiv für die Erarbeitung neuer Arbeiten ist bereits bei anderen Wörterbuchautoren nachgewiesen worden. Detailliertheit und Umfang von Sanders’ auch außerhalb seiner Wörterbücher veröffentlichten Kritiken heben sie jedoch von den Bemerkungen anderer ab. Die bekannteste kritische Besprechung führt Sanders zum Deutschen Wörterbuch (DWB) der Brüder Grimm durch. In der Schrift Das deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm kritisch beleuchtet (1852; fortgeführt 1853) bewertet er das DWB unter anderem als methodisch schlecht durchdacht, unsachlich, gegenwartsfern, konfessionell gebunden und zu gelehrt für das ‚Volk’.51 Sein Bildungs-, Sprach- und letztlich auch Geschichtsverständnis stehen der von ihm als elitäre und unfruchtbare ‚Gelehrtheit’ bezeichneten Bildungskonzeption, die für ihn besonders J. Grimm mit seinem diachronischen Sprachansatz verkörpert und die sich im DWB manifestiert, konträr gegenüber. Anders als Grimm, der von einem steten Verfall der Sprache ausgeht, hat Sanders die Vorstellung, dass die Sprache in ihrer Entwicklung zu einem voll ausgeprägtem Kommunikationsmittel fortschreiten werde und sich wie die gesellschaftlichen Gegebenheiten zum Positiven verändere. Er zweifelt darum den Anspruch des DWB, das nationale Sprachwerk des Deutschen zu sein, entschieden an. Aus dieser Auseinandersetzung entwickelt Sanders das Konzept eines alternativen deutschen Wörterbuchs, das er mit Hilfe des Verlegers Wigand52 als Alternativentwurf umsetzt. 1865 liegt das gegenwartssprachlich orientierte Wörterbuch der deutschen Sprache (WDS) (1860–65) komplett vor, während Grimms Arbeit erst bis zum
–––––––—–– 50
51
52
Im Rahmen seines Altphilologie-Studiums hörte Sanders beispielsweise in den Vorlesungen von Boeck über Encyklopädie und Methodologie der philologischen Wissenschaften dessen Reflexionen zur Funktion und Methodik der Lexikografie. Vgl. Haß-Zumkehr (1995: 110). Einen kurzen Überblick über die Kritikpunkte und ihre Auswirkungen gibt Haß-Zumkehr (2001: 143–145). Vgl. dazu ausführlich Haß-Zumkehr (1995: 415–527). Wigand galt als bedeutender vormärzlicher Verleger der Linksliberalen und Linkshegelianer.
242 Buchstaben F publiziert ist. Es enthält im Übrigen rund 6 % äußeren Lehnguts. 53 Das dreibändige WDS bildet die Grundlage für weitere lexikografische Veröffentlichungen.54 Auch seine Sprachkontaktwörterbücher stützen sich wesentlich auf das WDS und dessen lexikografische Konzeption. Einen ähnlichen Produktionsverlauf nimmt auch Sanders’ Fremdwörterbuch (1871). Der Veröffentlichung geht eine intensive Beschäftigung mit Sprachkontaktwörterbüchern, v.a. mit den Werken von Heyse und Campe, voraus. Diese Auseinandersetzung spiegelt sich im Programm eines neuen Fremdwörterbuches von 1867 wider. Es beschreibt außerdem Sanders’ Vorstellungen darüber, was ein Fremdwörterbuch zu leisten habe und wie es die zu vermittelnden Informationen darbieten solle. Das Programm wird in erweiterter Form als Vorwort des zweibändigen Nachschlagewerkes genutzt. Damit dient es zugleich als Gebrauchsanleitung. Das Fremdwörterbuch erscheint 1891 in einer unveränderten 2. Auflage. Bis zu seinem Tode 1897 und darüber hinaus erscheint eine Reihe weiterer Wörterbücher,55 darunter ein Verdeutschungswörterbuch (1884), sowie eine große Anzahl Schriften zur Orthografie, Synonymik, Grammatik, Stilistik und Literatur. Viele seiner Werke werden mehrfach aufgelegt, einige davon sind als Reproduktionsdrucke der Öffentlichkeit heute noch zugänglich. Der Erfolg der Bücher hängt im Wesentlichen mit der Prioritierung von Gegenwartsbezug und Bedeutungserklärung vor Sprachgeschichte und Etymologie zusammen. Sie trifft anscheinend die Bedürfnisse des mehrheitlich nationalliberalen, ökonomisch und politisch aufstrebenden Bürgertums in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie ist für Sprachkontaktwörterbücher nicht unüblich.
3.2 Sanders’ Sprachauffassung und seine Positionierung zu Sprachkontaktprodukten Durch Haß-Zumkehrs Untersuchung zu Daniel Sanders als aufgeklärtem Germanisten im historisch-diachronisch dominierten 19. Jahrhundert (1995) liegt seine Sprachauffassung in sehr ausführlicher Form vor. Diese ist weniger von der Errichtung eines Theoriengebäudes als von Sprachbeschreibung mit Praxisrelevanz geprägt. Sie beruht auf den Kenntnissen über Sprachkonzeptionen aus den letzten 100 Jahren vor ihm und früher56 und lässt sich als
–––––––—–– 53
54
55
56
Was auf der Buchstabenstrecke A–Allverein absolut die Anzahl der Wörter im mehrbändigen Deutschen Fremdwörterbuch von Schulz/Basler überragt. Vgl. Munske (1992). Z.B. für das erfolgreiche Handwörterbuch der deutschen Sprache (1869). Es verkauften sich bis 1924 acht Auflagen und mehrere weitere Nachdrucke. Weiterhin entstanden ein an Roget anknüpfender Deutscher Sprachschatz (1873–77), mehrere Synonymwörterbücher (1871) (1894), ein kurzgefasstes und dann nach einigen Auflagen stark erweitertes Wörterbuch der Hauptschwierigkeiten in der deutschen Sprache (1872; 44 Auflagen), mehrere orthografische Wörterbücher für Schule und Alltag (1875) (1875), das Ergänzungswörterbuch der deutschen Sprache (1885), ein Zitatenlexikon (1899), ein sachlich orientiertes Moment-Lexikon und Fremdwörterbuch (1897) und ein deutsch-englisches Wörterbuch, der MuretSanders (1891–1901). Aus dem Quellenverzeichnis von Sanders’ Nachschlagewerken sowie aus den Verweisen innerhalb der Wörterbuchartikel lässt sich entnehmen, dass Sanders die Positionen eines Gedike, K. Ph. Moritz, Herder, Adelung, Gottsched, Joh. H. Voß und W. v. Humboldt bekannt gewesen sein müssen. Bei Jacob Grimm, K. Heyse und Boeckh hatte er sogar studiert.
243 Eklektizismus, der sich die rationalistischen, sprachpädagogischen und demokratischliberalen Züge aller Konzeptionen zu Eigen macht und romantische, elitär-gelehrte und präskriptive Vorstellungen abweist,57 zusammenfassen. Auffällig in Sanders’ Sprachreflexion ist sein ausgeprägtes Methodenbewusstsein hinsichtlich der Sprachbeschreibung, das bereits in seiner Kritik an anderen Wörterbüchern, in seinen Programmen, dann aber auch in der lexikografischen Praxis selbst deutlich hervortritt. Im Folgenden soll nur kurz auf Sanders’ Sprachverständnis eingegangen werden, soweit sie für seine Art der Lexikografie von Bedeutung ist. Besonderes Augenmerk erhält aber seine Auffassung und Haltung gegenüber Sprachkontaktphänomenen im Deutschen. Dafür sind insbesondere seine Wörterbuchprogramme, die Ankündigungen über das Erscheinen von Werken, seine Deutschen Sprachbriefe und Sanders’ Wörterbücher selbst herangezogen worden.
3.2.1 Sanders’ Sprachbegriff Im Gegensatz zum Organismusmodell der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft versteht Sanders Sprache als komplexes System von arbiträren Zeichen und erklärt ihren Charakter als „Ausdruck“ von Gedanken und Gefühlen durch Worte.58 Für Sanders ist Sprache ein Instrument zum absichtsvollen Handeln der Anwender, sie handelt nicht selbst. Sanders erweitert das einfache semiotische Repräsentationsmodell also durch ein pragmatisches, den Zeichenbenutzer59 einbindendes Moment. Der Benutzer unterliegt nicht einem lebendigen Sprachgeist,60 sondern wählt selbstbestimmt, aber nicht unabhängig von Sprechergemeinschaft und Sprachgebrauch den angemessenen Ausdruck für seine Gedanken. Dazu ist ein gewisses Maß an Sprachbewusstsein und Kenntnis über die Funktionsweise einer Sprache notwendig. Es kann unter anderem durch Selbststudium mit Hilfe von Wörterbüchern erworben bzw. erhöht werden. Das erklärte Ziel von Sanders’ lexikografischer Arbeit ist es dann auch, zu einem angemessenen Verhältnis zwischen Gedanken und Rede beizutragen. Dabei geht es ihm um die Darstellung des gegenwärtigen Sprachgebrauchs und des ihm zugrunde liegenden Regelsystems. Dieses Ziel bestimmt auch wesentlich Sanders’ Einstellung zur Fremdwortfrage, wie man sie z.B. in der Ankündigung zum Erscheinen des Verdeutschungswörterbuchs erkennen kann (s.u.). Unter Sprachgebrauch, dem wichtigsten Moment in Sanders’ Sprachauffassung, versteht er den tatsächlich verbreiteten Usus der jeweiligen Gegenwart, eben die Sprache,
–––––––—–– 57 58
59
60
Vgl. Haß-Zumkehr (1995: 196). Vgl. z.B. den Wörterbuchartikel zur „Sprache [....] 1) Ausdruck von Empfindungen und Gedanken durch Zeichen (s. Fichte 8,302) a) [...] durch sichtbare b) nam. auch durch hörbare [...] c) in engrem und gw. Sinn: durch Worte [...] 2) das Vermögen, die Fähigkeit, zu sprechen [...] 3) [...] Die S., als Ausdruck: a) Dessen, was man denkt [...] b) Dessen, was man fühlt, empfindet [...] c) Dessen, was man will [...] d) überh. [...] insofern in den Worten sich das Innere des Sprechenden kund giebt [...].“ (WDS II.2: 1147). Durch Verwendung des Indefinitpronomens „man“, aber auch durch Infinitivkonstruktionen wie „zu bezeichnen“, „zu benennen“, „ein Zeichen geben“ usw. macht er den Sprecher/Schreiber als Handelnden kenntlich. Vgl. Haß-Zumkehr (1995: 209). Vgl. Sanders’ Position zur Konzeption von Volks- und Sprachgeist in Haß-Zumkehr (1995: 212– 219).
244 wie sie sich gesprochen und geschrieben darstelle. Das über dessen Beschaffenheit entscheidende Subjekt seien die Sprecher einer Sprache, d.h. das „Volk“ als Gemeinschaft aus Vorfahren und gegenwärtiger Nation. Diese Idee bestimmt wesentlich sein Verständnis von Sprachforschung und Lexikografie. Nach Sanders’ Selbstverständnis ist die generelle Aufgabe eines Sprachforschers, den gegenwärtigen allgemein geltenden Sprachgebrauch scharf zu beobachten und zu beschreiben.61 Dies sei Grundlage dafür, Regelmäßigkeiten aus der Sprache zu abstrahieren, welche als Basis einer Richtschnur oder Regel für eine gute gehobene Sprachform dienen können. Diese sollte nicht von außen an sie herangetragen werden. Für seine lexikographische Praxis ist dies von besonderer Bedeutung. Zum einen sind für die Erstellung eines Wörterbuchs wichtige Entscheidungen wie die über die Quellenbasis, über den aufzunehmenden Wortschatz und dessen Erklärung durch den Sprachgebrauch beeinflusst. Denn die Hauptaufgabe eines Wörterbuchs bestehe darin, „das Verständnis der Sprache, wie sie sich gesprochen und geschrieben darstellt, zu vermitteln“ (Sanders 1854: 59). Hier liegt die Entscheidung für eine synchronische und deskriptive Bedeutungsbeschreibung und ihre Trennung von etymologischen Angaben bzw. deren Vernachlässigung begründet. Zum anderen können in einem Wörterbuch nur die Ergebnisse des Abstraktionsprozesses, der ermittelte Konsensbereich vorgestellt werden, wodurch er sich vergrößern möge. Wie sich in den Wörterbuchprogrammen und in der Quellenauswahl zeigt, bezieht sich Sanders im Wesentlichen auf den Sprachgebrauch von „mustergültigen Schriftstellern“ (Sanders 1871: XII) in schöner und Fachliteratur und weniger auf die mündliche Rede der unteren Schichten, aber auch immer mehr auf die Sprache der Presse. Dass der Sprachgebrauch ein soziales Phänomen ist und deshalb ein sich wandelndes Moment in sich birgt, ist Sanders bewusst. Gemäß seinem Fortschrittsglauben versteht er ihn als Weiterentwicklung, denn bei entsprechend verbesserter Bildung ihrer Benutzer werde die Sprache klarer und bestimmter werden und die sich verändernden historischen Verhältnisse immer angemessener ausdrücken. Einen innersprachlichen Motor für diese Veränderungen gibt es für Sanders nicht, nur einflussreiche Personen bzw. Gruppen, wie es regierende Behörden sind. Sie besitzen die Möglichkeit, (zumindest) in den öffentlichen Sprachgebrauch von oben einzugreifen und diesen in eine gewisse Richtung zu lenken.62 Durch eine angemessene, didaktische Beschreibung des Sprachusus können auch Wörterbücher zu dieser Lenkung beitragen. Trotzdem sollten ihre Verfasser nicht glauben, ihr individuelles Engagement für ihr Idealbild einer Sprache würde ausreichen, um den jeweiligen Sprachzustand zu verändern. Darum lehnt Sanders Versuche von Puristen wie Campe und Jahn, ihre Verdeutschungen ohne Berücksichtigung des im Sprachgebrauch Möglichen und allein aus ihrer individuellen Überzeugung heraus durchzusetzen, als unrealistisch und undemokratisch ab: Zwar habe „der Einzelne das Recht“ und „erfüllt damit auch eine vaterländische Pflicht [...] wenn er das von ihm neu geprägte Wort durch wiederholten Gebrauch an passender Stelle in Umlauf zu setzen, zu verbreiten und dafür nach Möglichkeit Anhänger zu werben sucht, falls er sich eben nur bescheidet, den Erfolg seines Vorschlages von der Bestätigung durch die gewünschte allgemeine Anerkennung abhängig zu machen [...] Mehr steht gewöhnlich nicht in der Macht des Einzelnen [...] (Sanders 1884: VII f.)
–––––––—–– 61 62
Vgl. Sanders’ Programm zum Fremdwörterbuch (1867: 59). Sanders (1889a: 221).
245 Sanders ist sich also bewusst, dass die Entwicklung der Sprache nicht oder nur sehr selten von einzelnen Personen beeinflussbar ist und Verdeutschungsarbeit nur in Form von realistischen Vorschlägen vor sich gehen kann. Die müssen durch die Aufnahme der Öffentlichkeit in ihren Sprachgebrauch bestätigt werden. Staatlichen Einrichtungen gesteht Sanders nach den Erfahrungen mit den Verdeutschungsanweisungen für das Postwesen 1874 und 1875 und in anderen Bereichen andere Einflussmöglichkeiten zu.
3.2.2 Fremdwörter und Verdeutschungen – Definition und Bewertung bei Sanders Die Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten im Deutschen und ihren Ersetzungen ist Teil der Vorarbeiten zu Sanders’ lexikografischen und sprachpädagogischen Werken. Sanders hat sich bereits 1854 im Programm zum WDS über Gruppen äußeren Lehnguts geäußert und die Notwendigkeit ihrer Erläuterung in einem deutschen Wörterbuch diskutiert. Noch ausführlicher beschäftigt er sich mit ihnen und eventuellen Ersetzungen im Rahmen der Erarbeitung des Fremd- (1871) und des Verdeutschungswörterbuches (1884)63 sowie innerhalb der Deutschen Sprachbriefe (1889), einer sprachpädagogischen Schrift zum Selbststudium für Erwachsene. Innerhalb seiner Überlegungen zur Auswahl und Anordnung der Lemmata in seinen Wörterbüchern sowie zur Frage ihrer Ersetzung bestimmt Sanders unterschiedliche Entlehnungstypen. Wie bei den meisten bisher betrachteten Arbeiten spiegelt sich diese Differenzierung jedoch nicht in einer Terminologie wider, sondern in kurzen Beschreibungen und Beispielen. Sanders kennt keine Lehnwortbildungen bzw. Scheinentlehnungen und Hybridbildungen und eigentlich auch keine Lehnwörter. Er spricht zunächst ganz allgemein von Fremdwörtern oder Wörtern fremder Herkunft und mit fremden Eigenschaften. In den Eintragungen zum Lemma Wort im WDS (WDS II.2: 1663f.) fallen die Begriffe ‚Fremdwort’ („aus einer fremden Sprache“) und ‚Lehnwort’ („entlehntes“) inhaltlich zusammen. In seinen theoretischen Ausführungen aber unterscheidet Sanders zwischen den beiden Entlehnungstypen. Ohne den Begriff zu verwenden, beschreibt er vollkommen assimilierte Lehnwörter als „vollständig eingebürgerte [Lexeme], die das allgemeine Bewusstsein gar nicht mehr vom Deutschen unterscheidet, weil sie demselben vollkommen angeähnlicht sind“ (Sanders 1854: 59). Aus fremden hervorgegangen, doch durch „anartende Umformung“ (Sanders 1889b: 189) in früheren Sprachstufen nun völlig einheimisch klingend seien sie von indigenen Wörtern gar nicht mehr zu unterscheiden und „gelten im allgemeinen Volksbewusstsein auch für echt deutsche.“ (ebd. 190) Im Vorwort des Fremdwörterbuches (Sanders 1871: V) bezeichnet er sie sogar als deutsch. Darum gehören sie, so Sanders, auch in ein deutsches Wörterbuch und nicht in ein Nachschlagewerk für Fremdwörter. Als Beispiele führt er an: Abenteuer, Abt, Brille, Fenster, Kaffe, Krone, Lampe, Lärm, Möbel, Pacht usw.64 Gegen ihre Verwendung im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch hat San-
–––––––—–– 63
64
Vgl. dazu das Programm eines neuen Fremdwörterbuchs 1867, das Grundlage für das Vorwort des Fremdwörterbuches (1871: III–XIII) wurde. Vgl. außerdem die nachträgliche Ankündigung bzw. Werbung Ein Verdeutschungs-Wörterbuch (1885: 466–467) das Vorwort im Verdeutschungswörterbuch (1884: V–XII) und Deutsche Sprachbriefe (1889), besonders S.189–192, 220–222, welche den folgenden Aussagen zugrunde lagen. Vgl. Sanders (1889b: 190), siehe auch im Vorwort des Fremdwörterbuches.
246 ders keinerlei Einwände, eine Verdeutschung sei gar nicht diskussionswürdig. Aus Sanders’ Erläuterung spricht das Bewusstsein, dass nicht nur die Herkunft, sondern auch die formale Assimilation ins Sprachsystem und das Verständnis der Sprecher zur adäquaten Beschreibung von Entlehnungen notwendig sind. Damit besitzt Sanders eine sehr moderne Auffassung des Begriffes ‚Lehnwort’. Demgegenüber beschreibt Sanders eine andere Sorte von ins Deutsche „eindringenden“ Fremdwörtern als „in ihrem Wesen und Kern unverändert; nur in der Endung und Biegung erfahren sie eine leichte, äußerliche Umformung in so weit, dass sie sich wenigstens einigermaßen in das Gefüge deutscher Rede einordnen lassen.“ (Sanders 1889b: 189) Solche Wörter werden „im deutschen Volksbewusstsein immer als undeutsch und fremdartig empfunden“, sind der „große(n) Masse des Volks [...] etwas Undeutliches, Unverstandenes und Unverständliches“ und bewirken darum ein „die Volksverständlichkeit schwer beeinträchtigendes Kauderwälsch“ (ebd. 190). Auch in dieser Beschreibung berücksichtigt Sanders sowohl etymologische, soziolinguistische und merkmalsbezogene Kriterien, die in heutigen Definitionen Berücksichtigung finden. Während sich Sanders in den eben zitierten Sprachbriefen mit dem Begriff ‚Fremdwort’ besonders auf die direkten Entlehnungen bezieht („bis auf einigermaßen deutsche Zustutzung der End- und Biegungssilben roh und unverändert übernommen“, ebd. 190), lässt sich aus der Erläuterung des aufzunehmenden Wortschatzes ins Fremdwörterbuch ein weiter Begriff des Fremdwortes herauslesen, der direkte Entlehnungen und Lehnwortbildungen einschließt. Ihn differenziert Sanders dann in „aus fremden Sprachen übernommene Wörter“, „Wörter, die wir erst aus fremden und deutschen Bestandtheilen zusammensetzen“, die er nach ihrer Wortbildung weiter unterteilt, und „Zusammensetzungen, die, wenn auch ganz aus fremden Bestandtheilen, doch erst im Deutschen, und zwar nach den Gesetzen deutscher Wortbildung geformt sind“ (Sanders 1871: Vf.). Zudem weiß Sanders davon, dass sich Fremdwörter von ihren Vorbildern in der Gebersprache soweit trennen können, dass sie kaum noch als direkte Übernahmen beschrieben werden können. Im Gegensatz zu den „vollständig deutsch geworden(en)“ (ebd. V) (Lehn-) Wörtern gehören alle diese Lexeme zu den in deutscher Rede und Schrift vorkommenden fremden Ausdrücken, die durch ein Fremdwörterbuch einem besseren Verständnis und guten und vor allem bewussten Gebrauch zugänglich gemacht werden sollen. Handele es sich zudem um gebräuchliche Wörter, für die ein größeres Nachschlageinteresse bestehe, seien sie sogar in einem allgemeindeutschen Wörterbuch zu beschreiben. Dies geschieht auch in Sanders’ WDS in einem Umfang, der für das 19. Jahrhundert einzigartig ist, 65 auch wenn die Entlehnungen im WDS durch einen Stern weiterhin markiert bleiben. Sanders begründet ihre Aufnahme damit, dass weder die Sprache des gewöhnlichen Verkehrs noch die der mustergültigen Schriftsteller sich des Fremdwortgebrauchs enthalten. Sanders’ Wissen um die verschiedenen Entlehnungstypen schließt auch das Bewusstsein um die kulturellen Ursachen von Entlehnungsvorgängen und Funktionen der Wörter ein. Dieses Wissen bildet die Grundlage für die differenzierte Bewertung von bestimmten Wortschatzbereichen. Zum einen geht er damit konform, dass für eine adäquate Beschreibung fremder Verhältnisse auch Begriffe aus diesem Kulturkreis zu verwenden seien. Politische, wirtschaftliche und soziale Kontakte mit anderen Kulturen verursachen die Aufnahme und den Gebrauch fremdsprachlicher Ausdrücke. „Thörichte Deutschthümelei“ wäre es, wenn
–––––––—–– 65
Vgl. Haß-Zumkehr (1995: 222).
247 zur Beschreibung spanischer, ägyptischer oder englischer Verhältnisse nicht auf das zur Verfügung stehende Sprachmaterial zurückgegriffen würde, sondern ungenaue oder „falsche und schiefe Verdeutschungen“ (Sanders 1889b: 192) zur Verwendung kämen. Diese Einschätzung hängt mit der von Haß-Zumkehr herausgearbeiteten Leitidee des interkulturellen Austausches und mit Sanders’ Streben nach einem übernationalen Bildungshorizont zusammen. Die Erweiterung des Horizontes ist für Sanders notwendig, um kulturelle Distanzen zwischen den Völkern verringern und der Gefahr der Abgrenzung, die den gesellschaftlichen Fortschritt hemmen würde, entgegenwirken zu können. Er ist sich bewusst, dass sich verschiedene Kulturen stets in einem befruchtenden Austauschprozess befinden und auch zentrale Elemente der deutschen Kultur und damit der Sprache aus Kontakten mit nichtdeutschen Kulturen hervorgegangen sind.66 Die Selbstverständlichkeit von Kulturkontakten führt Sanders dann zum anderen dazu, auch auf die „allen Bildungsvölkern gemeinsamen und allgemein anerkannten Kunst- und Fachausdrücke“ (Sanders 1885: 467) hinzuweisen, die auf sprachlichen und historischkulturellen Gemeinsamkeiten und Kontakten beruhenden Internationalismen und Termini technici. Sie seien Instrumente internationaler Fach- und Wissenschaftssprache, oft exakt definiert, für eine fachliche Kommunikation sehr ergiebig und darum „durchaus statthaft“ (Sanders 1884: VI). Solche Lexeme „durch langatmige, ungefügte und nicht einmal in Deutschland allgemein bekannte“ (Sanders 1885: 467) Verdeutschungen ersetzen zu wollen, nennt Sanders ein „thörichtes Unterfangen“ (ebd.). Die bessere Alternative im Umgang mit diesen Wörtern sei ein adressatenbezogener Gebrauch. Dabei beruft er sich auf die Autorität Leibniz’. Lassen sich die Fremdwörter in fachsprachlichen Texten aufgrund des Wissensstandes der Leser problemlos anwenden, so seien sie bei ihrer Einführung im Unterricht und in den Volksschriften zu erläutern und ihnen, wo möglich, „eine treffende Verdeutschung beizufügen und vielleicht damit auch späterhin nach Bedarf abzuwechseln“ (Sanders 1884: VI). Sanders unterscheidet hier deutlich das Gebiet „des allgemeinen Verkehrs und der Volkssprache“, für das „Allgemeinfasslichkeit“ zu gelten habe, von dem der „wissenschaftlichen Vorträge und Schriften“ (ebd.). Eine negative Ursache für den Gebrauch von Fremdwörtern ist nach Sanders das unvollständige Übersetzen fremdsprachiger Texte und eine unbedachte Zeitungssprache. Aufgrund von „Bequemlichkeit“ und mangelndem Interesse an einem guten Stil, so Sanders, gelangten viele Fremdwörter in die Texte, die bei bewusstem Gebrauch ohne Weiteres durch bereits vorhandenes indigenes Sprachmaterial hätten ersetzt werden können. Gegen diese Art von Fremdwortgebrauch wie auch gegen ihre Verwendung um den „Schein höherer Bildung“ (Sanders 1871: XIII) willen spricht sich Sanders bereits seit 1867 aus. In diesen Fällen will er keine kontaktsprachlichen Lexeme dulden. Er strebt nach „möglichster Reinheit des deutschen Ausdrucks“ (ebd. XIII). Das meint: Man mache sich ferner nur einmal streng zum Gesetz, Fremdwörter in der Rede und namentlich in der Schrift niemals anders als mit dem vollen Bewusstsein ihrer Unentbehrlichkeit und Unersetzlichkeit zu gebrauchen: und bald wird man selbst mit Staunen wahrnehmen, für wie viele der nach der bisherigen lässigen Übung massenweis sich zudrängenden Fremdlinge bei reiflichem Nach-
–––––––—–– 66
Vgl. zum Konzept des Kulturkontaktes Haß-Zumkehr (1995: 180–185). Durch diese Sichtweise auf Kultur und Sprache besitzt Sanders offensichtlich ein kontaktbezogenes Verständnis von Sprache und Sprachgeschichte - wie Kaltschmidt.
248 denken schon der anerkannte deutsche Wortschatz bequemen und vollgültigen Ersatz darbietet. (Sanders 1889b: 191)
An dieser Stelle greift Sanders, der sonst den „Übereifer“ (ebd. 191) und die „Deutschthümelei“ (ebd. 192) des zeitgenössischen Purismus ablehnt, selbst zu puristischen Formeln. „Nicht heiß genug gebrandmarkt [werden kann] die Verunreinigung unsrer Muttersprache durch Sudler“ (Sanders 1871: XIII), schwierig sei es jedoch, das „wuchernde Unkraut“ „auf dem Felde der deutschen Sprache“ „mit einem Male auszujäten“ (Sanders 1889b: 192), aber für „entbehrliche“ und „entstellende Aufdringlinge“ (Sanders 1885: 466) soll der vorhandene Ersatz auch ausgenutzt werden. Bildungsdünkel und Nachlässigkeit in der Sprache als Ursachen des Fremdwortgebrauchs sind für Sanders also absolut unannehmbar. In diesen Fällen beeinträchtigen die Fremdwörter das Textverständnis und behindern so die Möglichkeit zur Weiterbildung. Sanders stigmatisiert die so gebrauchten Entlehnungen mit Hilfe biologistisch abwertender Äußerungen, so dass seine Position sogar für radikale Puristen annehmbar werden könnte. Dass er selbst nicht zu ihnen gerechnet werden kann und will, geht aus seiner Besprechung möglichen Ersatzes hervor. Sanders kritisiert rigorose Verdeutschungsbestrebungen einzelner Personen, weil sie den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen und zu „zum Theil abentheuerlichen und unförmlichen“ Ersatzwörtern führen. (Sanders 1854: 60f.) Konsequenterweise will er alle Verdeutschungen, die er für falsch oder unnötig hält bzw. die unüblich seien, aus seinen Wörterbüchern ausschließen. Eine Aufnahme komme nur in Frage, wenn sie allgemein anerkannte Ersetzungen betreffe oder es sich um s. E. empfehlenswerte, weil inhaltlich und stilistisch passende Verdeutschungen handele. Dieses Verfahren ist zwar immer noch puristisch. Doch liegt ihm noch 1884 keine fremdenfeindliche sprachideologische Haltung zugrunde, wie sie bei anderen Lexikografen und Sprachreinigern nach der Reichsgründung zu beobachten ist. Aus seiner Biografie, politischen Überzeugung und seinem sprachtheoretischen Wissen heraus kann Sanders die emotionsgeladene Fremdwortfeindlichkeit und die radikalen Verdeutschungsbestrebungen auch nicht nachvollzogen haben. Seine Position in der Fremdwortfrage ist bestimmt durch sprachimmanente und kommunikativ-stilistische Überlegungen. Ihm ist klar, wolle eine Sprache Bildungssprache sein, so komme sie ohne Fremdwörter nicht aus. Nach den Lehnwörtern, Bezeichnungsexotismen und Fachausdrücken sollen darum auch Entlehnungen, die durch häufigen und langjährigen Gebrauch der Mehrheit der Sprachteilnehmer keine Schwierigkeiten machen, sondern tief im Bewusstsein der Sprecher verankert und sogar bereits Grundlage für neue Wortbildungen geworden seien, im Gebrauch zugelassen werden. Lexeme wie Natur, Musik, Fabrik, Religion, aber auch das neuere Streik streichen zu wollen, entspreche unverständigem Übereifer. Zu ihnen trete eine Reihe von Wörtern, für die es im Deutschen noch keinen vollgültigen, allgemein anerkannten Ersatz gebe. Mit diesen Empfehlungen zum Fremdwortgebrauch sieht sich Sanders in Übereinstimmung mit Aussagen und Praktiken eines Lessing, Goethe und Schiller, herausragenden Vorbildern nicht nur von Sanders,67 sondern auch des gesamten Bildungsbürgertums des 19. Jahrhunderts, die er in seinen Schriften zu diesem und anderen Themen immer wieder beispielhaft zitiert.
–––––––—–– 67
Nach Haß-Zumkehr (1995: 175–180) können Goethe, Lessing und Schiller als Verkörperungen von Sanders’ Kulturkonzept betrachtet werden, die für ihn nationale Leitfiguren ebenso wie Schutzpatrone waren, hinter die er sich zurückzog, wenn er sagen wollte, was er als Jude nicht
249 3.3 Fremdwörterbuch versus Verdeutschungswörterbuch – Zur programmatischen Unterscheidung zweier Kontaktwörterbuchtypen Aus Sanders’ Äußerungen treten zwei Kriterien, die seine Entscheidung für oder gegen den Gebrauch eines Fremdwortes in deutschen Texten, aber auch für oder gegen Verdeutschungen bestimmen, deutlich hervor. Neben der „Volksverständlichkeit“ (Sanders 1889b: 190) ist es die Geläufigkeit, die Sprachüblichkeit, von denen die Verwendung von Lexemen abhängt. Diese Kriterien bilden die Grundlage für die Unterscheidung von entbehrlichen und notwendigen Fremdwörtern. Aufgrund dieser Kriterien fällt Sanders auch sein Urteil über die lexikografische Praxis Campes und die Entscheidung für eine markante Aufteilung der Ergebnisse seiner lexikografischen Beschäftigung mit Sprachkontaktprodukten in zwei unterschiedlich ausgerichtete Nachschlagewerke, in das Fremdwörterbuch (1871) und das Verdeutschungs-Wörterbuch (1884). In den Sprachbriefen wie im Verdeutschungs-Wörterbuch kritisiert Sanders an Campe, er habe den Irrtum begangen, in sein deutsches Wörterbuch eine große Menge selbst- und von anderen gebildete Verdeutschungen aufzunehmen, ohne darauf zu achten, ob es sich bei ihnen um „allgemein anerkannte Wortgebilde“ handele oder nicht. Er verwechsele das „Vorschlagsrecht zu Neubildungen“, welches jeder, auch ein Wörterbuchschreiber besitze, mit dem „Anerkennungsrecht“ (ebd. 221) des gesamten Volkes und der Pflicht eines Lexikografen zur Deskriptivität bei der Wörterbucharbeit. Unbestritten verdienstvoll sei Campes Wirken für einen guten deutschen Stil, doch sei es falsch, für jedes Fremdwort ein deutsches anbieten zu wollen „und alles Fremde aus unsrer Sprache auszumerzen.“ (Sanders 1871: XIII) Bereits im Programm zum WDS 1954 hatte Sanders darauf aufmerksam gemacht, dass sich Fremdwort und Verdeutschung inhaltlich selten vollständig decken würden und deshalb oft mehrere indigene Wörter für die Ersetzung einer Entlehnung notwendig wären. Gerade bei der Ersetzung durch künstliche Verdeutschungen könne es zudem vorkommen, dass mit der neuen Bildung Bedeutungen assoziiert werden, die das Fremdwort gar nicht beinhalte. Das Fremdwörterbuch von Sanders erhält darum auch den ausdrücklichen Zweck, dem Benutzer zunächst einmal zu einem abwägenden Verständnis über
–––––––—–– aussprechen konnte, ohne stereotypische Reaktionen hervorzurufen. Ihre Autorität war von allen unangefochten. Besonders Goethe mit seiner weltzugewandten und überkonfessionellen Religiosität diente Sanders in allen Texten, auch in den Wörterbüchern, als vermittelnde Persönlichkeit, so als er zur Antisemitismus-Debatte Stellung nahm (Ueber Juden und Christen ein Wort zu rechter Zeit und am rechten Ort. 1880/81?) oder als er seine (tolerante) Haltung in der ‚Fremdwortfrage’ rechtfertigen wollte zu einer Zeit, als der nationalistisch geprägte Fremdwortpurismus bereits weite öffentliche Teile beeinflusste. Sanders verweist auf Goethe, der „sich gegen die durchgängige Verdeutschung der allen Kulturvölkern gemeinsam wissenschaftlichen Kunstausdrücke [...] durch umschreibende Zusammensetzungen [...] erklärt und namentlich sagt, auch bedenke man, dass durch diesen patriotischen Purismus der Stil um nichts besser werde.“ (Wörterbuch der Hauptschwierigkeiten, Große Ausgabe, 13. Aufl. (1882: 327) (Stichwort „Wechsel der Ausdrücke“), zitiert nach Haß-Zumkehr 1995: 176) Auch im Programm bzw. Vorwort des Fremdwörterbuches lässt Sanders Goethe zu Wort kommen, als er gegen eine konsequente Verdeutschungsarbeit argumentiert: „Die Muttersprache zugleich reinigen und bereichern ist das Geschäft der besten Köpfe; Reinigung ohne Bereicherung erweist sich öfter geistlos .... Es giebt gar viele Arten von Reinigung und Bereicherung, die eigentlich alle zusammengreifen müssen, wenn die Sprache lebendig wachsen soll.“ (Sanders 1871: XIII).
250 kontaktsprachliche Lexeme zu verhelfen. Es könne dann, aber es müsse nicht zur Reinigung des Ausdrucks beitragen. Es solle jedoch zu einem bewussten Gebrauch der „in deutscher Rede und Schrift vorkommenden fremden Ausdrücke“ (ebd. III) aus kommunikativen Gründen, nicht aus Bequemlichkeit und Prestigegewinn führen. Sanders’ wichtigstes Ziel mit diesem Fremdwörterbuch sei die möglichst vollständige und systematische Darstellung sowie „lichtvolle“ (ebd. VI) Beschreibung dieses Wortschatzbereiches, eine Belehrung über formative, inhaltliche und gebrauchsbezogene Merkmale in einer raumsparenden, aber für Nachschlagende bequemen Weise. Dabei könne es nicht darum gehen, über Eigenschaften zu informieren, die nicht direkt vom entlehnten oder lehngebildeten Lexem, sondern vom Vorbildwort in der jeweiligen Herkunftssprache abgeleitet seien. Die Stichwörter seien so zu beschreiben, wie sie im deutschen Sprachgebrauch vorkommen. Das Verdeutschungswörterbuch hingegen stehe ausdrücklich im Dienst der Ersetzungsfunktion und beinhalte Sprachkontaktprodukte, die aufgrund vorhandener und verbreiteter oder durch behördlichen Beschluss eingeführter indigener Entsprechungen, aber nicht auf Wunsch einer einzelnen Person vermieden werden könnten. Hier hatte die Kritik an Campe angesetzt, dessen Wörterbuch zum Gegenpol dieser Arbeit wurde. Nur diese Wörter begreift Sanders als überhaupt überflüssig oder zumindest in bestimmten Fällen entbehrlich. Das Auswahlkriterium der Existenz von möglichst anerkanntem und verbreitetem Ersatz schließe vor allem den Fachwortschatz und Bezeichnungsexotismen, aber auch eine Reihe von Lexemen, für die es eben keine guten Entsprechungen und auch keine besondere Notwendigkeit zur Verdeutschung gebe, als Lemmata dieses Wörterbuches aus und lasse ein im Vergleich zum großen zweibändigen Fremdwörterbuch wesentlich schmaleres Nachschlagewerk entstehen (siehe Tabelle unten). Dies hängt im Wesentlichen mit der Zweckbestimmung des Verdeutschungs-Wörterbuches zusammen, kein Erklärungswerk zu sein, sondern vielmehr als Angebot und Hilfsmittel für einen reineren Stil für Personen zu dienen, die keine Erklärungen mehr brauchen. Sanders rückt es darum auch in die Nähe seiner Synonymik. Die Arbeiten und Entscheidungen zur Sprache des Postwesens ehrend, widmet Sanders dieses Wörterbuch dann dem Reichspostmeister H. von Stephan und hofft auf ähnliche Beschlüsse in anderen öffentlichen Bereichen. Auf den grundsätzlichen Aufbau der beiden Sprachkontaktwörterbücher wirkt sich die funktionale Differenzierung wenig aus. Man beachte jedoch den erheblichen Unterschied im Umfang der beiden Wörterverzeichnisse. Fremdwörterbuch (1871) Titel Vorwort (S. III–XIII) Abkürzungsverzeichnis (S. XV–XVI) Wörterverzeichnis (1. Bd. AK: S. 1–730 2. Bd. LZ: S. 1–616)
Verdeutschungs-Wörterbuch (1884) Titel Widmung für H. v. Stephan Vorwort (S. V–XII) Wörterverzeichnis (S. 1–255) (Werbung)
Tabelle 3.3: Anlage von Sanders’ Sprachkontaktwörterbüchern
Dass das Verdeutschungs-Wörterbuch, aber vor allem das Fremdwörterbuch überhaupt erscheint, wirkt zunächst verwundernswert. Ihre Erarbeitung hätte eigentlich gar nicht durchgeführt werden dürfen, wenn Sanders seinen Überzeugungen treu geblieben wäre. In den Deutschen Sprachbriefen (1889b: 189) schreibt er, es sei eigentlich sehr eigenartig und
251 beklagenswert, dass im Deutschen neben den allgemeinen Wörterbüchern auch noch Fremdwörterbücher verbreitet seien. Fast kein anderes Volk greife zu diesem Hilfsmittel. Dabei habe er im WDS gezeigt, wie man den gesamten deutschen Wortschatz in einem Wörterbuch beschreiben könne. Konsequenterweise hätte Sanders auf die Herausgabe eines Fremdwörterbuches verzichten müssen. Dass dennoch ein solches Nachschlagewerk entsteht, begründet Sanders mit dem Verhalten der deutschen Sprache oder besser gesagt der deutschen Sprecher gegenüber äußerem Lehngut: Es werde viel aufgenommen, aber kaum ein Wort wirklich assimiliert, so dass es „für das deutsche Ohr und Gefühl etwas Fremdes“ (ebd. 189) bleibe, das ausgesondert werden könne und erklärt werden müsse. Dass Sanders trotz seiner doch gemäßigten Position gegenüber Sprachkontaktprodukten, die sich eben durch eine differenzierte Sicht auf Entlehnungen und Verdeutschungen auch im Verdeutschungs-Wörterbuch auszeichnet, zusätzlich noch dieses zweite Sprachkontaktwörterbuch erarbeitet, zeigt, dass er sich in den 1880er Jahren zumindest äußerlich der puristischen Bewegung angeschlossen hat und offensichtlich stärker als zuvor die Notwendigkeit und das Bedürfnis für eine aktuelle, vor allem aber auf seine sprachlich begründeten, nicht auf nationalistischen Vorstellungen beruhende lexikografische Reinigungshilfe sieht. Hierin muss die Motivation für seine zweite kontaktlexikografische Arbeit gesucht werden. Auf eine vermehrt puristische Einstellung deutet in dem Zusammenhang auch Sanders’ spätere Mitgliedschaft im ADSV, in dessen Gesamtvorstand er sich kurz nach Gründung des Vereins wählen lässt.68 In der Zeitschrift des Vereins veröffentlicht er aber nichts,69 seine Sprache in den Vorworten seiner lexikografischen Werke trägt aber sicherlich dazu bei, dass man ihn als normativen Puristen interpretiert und sich in den eigenen puristischen Arbeiten auf ihn berufen kann.70 Als Adressaten für sein Verdeutschungswörterbuch sieht er dann auch die Träger der puristischen Bewegung vor. Als hauptsächliche Benutzer [...] des „Verdeutschungs-Wörterbuches“ denke ich mir namentlich Leute, denen sich im gegebenen Falle ein ihnen nach allen Beziehungen bekanntes und geläufiges Fremdwort zunächst in den Gedanken und in die Feder drängt und die, von dem Wunsche beseelt, diese die Einheitlichkeit und Reinheit des deutschen Stils entstellenden Aufdringlinge durch einen gutdeutschen vollgiltigen Ersatz zu beseitigen, doch nicht sofort einen solchen finden können. (Sanders 1884: IX)
Sanders wird sich dabei nicht zuletzt Lehrer und Journalisten („Tagesschriftsteller“, ebd. XIII) als Adressaten vorgestellt haben, die laut Vorwort des Werkes schon aufgrund ihrer beruflichen Stellung ganz besonders auf ihre Sprache achten müssen und einen reinen Stil vermitteln helfen sollen. In Abgrenzung dazu ist der Adressatenkreis seines Fremdwörterbuches sehr offen. Es ist hauptsächlich für alle die bestimmt, welche über ihnen aufstoßende Fremdwörter Belehrung suchen, sei es über die Bedeutung, die Aussprache, die Abwandlung, die Fügung im Satze etc., oder
–––––––—–– 68
69
70
Siehe Zeitschrift des Allgemeinen deutschen Sprachvereins 1. Jg. 1886, (Nr.4: 68). 1887 wurde er für drei Jahre wiedergewählt. Ebd. 2. Jg. (1887: 259). In der Zeitschrift des Vereins warb er nur für seine eigenen Publikationen. Vgl. Haß-Zumkehr (1995: 222f.). Vgl. Haß-Zumkehr (1995: 546–551) das Kapitel zur puristischen Rezeption von Sanders’ Werken.
252 welche, wo es sich um seltene Ausdrücke handelt, Beleg für das Vorkommen zu haben wünschen. (Sanders 1885: 466)
Als Adressaten sind nicht nur Personen mit akademisch humanistischer Bildung vorgesehen. Kenntnisse über fremde Sprachen oder lateinische Verhältnisse werden weder bei der Bedeutungsbeschreibung noch bei der Präsentation der Aussprache und Grammatik vorausgesetzt. Darauf deuten z.B. die im Programm verwendeten Verdeutschungen linguistischer Termini wie Hauptwort, Zeitwort, Einzahl, Sprachgeschlecht und Abwandlung sowie die Präsentation der lateinischen Flexion in einer Deklinationstabelle. Die ausführliche Beschreibung der Darstellungsmethode im Vorwort und die zahlreichen Beispiele sollen außerdem auch nicht geübten Wörterbuchbenutzern den Umgang mit Sanders’ Nachschlagewerk ermöglichen. In seiner klaren typologischen und programmatischen Trennung zwischen einem eher semasiologischen, erklärenden Fremdwörterbuch und einem eher onomasiologischen, alternative Entsprechungen anbietenden puristischen Verdeutschungswörterbuch ist Sanders der zweite, der sie so deutlich ausspricht und damit festigen hilft. Die Argumentation seines Vorgängers Dunger,71 der kein Fremdwörterbuch schreiben wollte, hat Sanders sicherlich gekannt und sich mindestens in seiner Adressatenausrichtung sehr ähnlich geäußert. Im Gegensatz zu Dunger führt Sanders diese Trennung auch praktisch vor.
3.4 Sanders’ Fremdwörterbuch (1871) 3.4.1 Sanders versus Heyse – Die Auseinandersetzung mit den lexikografischen Methoden des Wörterbuches im Programm eines neuen Fremdwörterbuchs (1867) Bevor Sanders’ Fremdwörterbuch 1871 erscheint, lässt der Autor bereits 1867 in der Zeitschrift Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen (Bd. 41: 4364) einen programmatischen Text abdrucken, in dem er sein geplantes Wörterbuchprojekt präsentiert, Probeartikel darbietet und damit seine Beschreibungsmethode öffentlich zur Diskussion stellt. Sanders hat sich also schon Jahre vorher mit dem Konzept des Fremdwörterbuchs und der in ihm zu verwendenden Darstellungsweise beschäftigt. Das war sicherlich auch bei Karl Heyse so gewesen. Doch suchte Sanders schon vor der Publikation, ja vor der Erarbeitung des Buches die kritische Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit. Ähnlich wie bei der Vorarbeit zum WDS und später beim Verdeutschungs-Wörterbuch (1884) setzt sich Sanders kritisch mit früher erschienenen Werken auf dem Gebiet der produktorientierten Sprachkontaktlexikografie auseinander. Besonders die Beschäftigung mit dem so weit verbreiteten Wörterbuch von Heyse stellt die Grundlage für die Formulierung seiner eigenen Ansprüche an ein neues Wörterbuch dar. Der durchgängige Rückbezug auf Heyses Arbeit im Programm hat die Funktion, das geplante Wörterbuch mit seinen Vorgängern zu vergleichen, deren Mängel darzustellen und so die Notwendigkeit und Vorzüge eines neuen Werkes hervorzuheben. Sanders’ Schrift hat also neben ihrer programmatischen Funktion auch begründenden und werbewirksamen Charakter.
–––––––—–– 71
In Dungers Wörterbuch von Verdeutschungen entbehrlicher Fremdwörter (1882).
253 Das Programm selbst legt zunächst den Zweck, dem das Fremdwörterbuch dienen soll, dar, um dann in deutlich abgegrenzten Punkten die zur Lemmabeschreibung gewählten Methoden vorzustellen und sie anhand von Probeartikeln zu exemplifizieren. Im Programm enthalten ist auch eine Stellungnahme zum lexikalischen Phänomen der Verdeutschung und zur Praxis der Fremdwortreinigung (Siehe voriges Kapitel). Der Text spiegelt außerdem Sanders’ Bewusstsein für die verschiedenen Arten von äußeren Entlehnungen wider, das eine methodisch unterschiedliche Behandlung der erkannten Typen nach sich zieht. Immer wieder betont Sanders die Planmäßigkeit, mit der er an die Auswahl, Anordnung und Beschreibung der Lemmata herangehen will. Im Folgenden soll seine Kritik an Heyse vorgestellt werden, die sich unmittelbar mit der Präsentation von Sanders’ eigenen lexikografischen Entscheidungen verknüpft. Bereits in den einleitenden Sätzen bezieht sich Sanders auf das Kontaktwörterbuch von Heyse, das er als das beste unter den bisher auf dem Markt erschienenen Nachschlagewerken seiner Art charakterisiert. Er weist jedoch von Beginn an auf eine Reihe von Unstimmigkeiten hin, durch die dieses Buch für den Nachschlagenden nicht optimal nutzbar sei. Sanders spricht z.B. von unnötigen Wiederholungen und „Verweisen von einer Stelle auf die andre“, die er dem Benutzer ersparen möchte, um dann diese „verdrießliche Mühe doppelten Nachschlagens“ (Sanders 1867: 43) an Heyses Wörterbuch zu demonstrieren. Er führt außerdem Heyses Alphabetisierungsmethode vor und bewertet sie als inkonsequent. Daraufhin folgt die Erläuterung von Sanders’ eigener Alphabetisierung und Anordnung. Letztere verknüpft sich mit seiner Kritik an der Auswahl der zu beschreibenden Wörter und Wortverbindungen. Dabei wirft er Heyse vor, in ein Fremdwörterbuch auch indigene Lexeme, Eigennamen, veraltete und kommunikativ wertlose Ausdrücke aufgenommen zu haben, etwas, was in ein gegenwartsorientiertes Wörterbuch zum deutschen äußeren Lehngut nicht gehöre. Er bezeichnet Heyses Lemmaauswahl als willkürlich. Viele Stichwörter und Angaben seien Ballast und nutzlos. Diese offene und recht harte Art, in der Sanders seine Kritik formuliert und seine eigenen Methoden dagegensetzt, wiederholt sich im gesamten Text und lässt nur wenige Punkte aus. Nach der Darstellung der Alphabetisierungsprinzipien und der Festlegung der eigenen aufzunehmenden Lemmata geht Sanders ausführlich auf die Aussprache und Betonung der Sprachkontaktprodukte und ihre im Wörterbuch gewählte Darbietungsweise ein. Obwohl Heyses lexikografische Praxis an diesem Punkt IV nicht kommentiert wird, kann Sanders’ Betonung der Orientierung an der Aussprache von Deutschsprechern als implizite Kritik an Heyses Wunsch nach möglichst herkunftsprachlicher Aussprache von Kontaktprodukten interpretiert werden. Stark differenziert ist auch Punkt V des Programms „Über die grammatischen Verhältnisse“. Sanders bemängelt die knappen bzw. fehlenden Angaben in den bisherigen Wörterbüchern, namentlich bei Heyse. Demgegenüber gliedert er schon in der Vorschau zu seinem Wörterbuch die grammatischen Angaben nach Wortarten. Die Ausführlichkeit, mit der Sanders sowohl die Punkte IV und V abhandelt, deuten auf sein großes Interesse an Flexion und Aussprache. Im Gegensatz dazu wird nur sehr kurz die Beschreibung der etymologischen Angaben angesprochen. Das kann bereits als erstes Anzeichen für die geringe Bedeutung verstanden werden, die Sanders etymologischem Wissen für eine gute sprachliche Kompetenz beimisst. Hier befindet sich Sanders’ Wortbeschreibung im besonderen Kontrast zu Heysea Ansatz.
254 Unzulässig aber erscheint es uns, wie es Heyse thut, einen bedeutenden Theil des so sehr zu Rathe zu haltenden Raums auf etymologische Bemerkungen zu verwenden, welche – ganz von der Oberfläche geschöpft – sich für Alle, die nur einigermassen mit der Ursprache bekannt sind, als unnöthig, für Andre aber als nutzlos erweisen. (Sanders 1867: 57 = Sanders 1871: XII)
Sanders weist die raumgreifende Behandlung der Etymologie von Sprachkontaktprodukten als kommunikativ nutzlos und noch zu spekulativ zurück. Er selbst will sich nur auf die nötigsten und sicheren Angaben bei solchen Lexemen beschränken, für die diese Angaben eine gewisse Relevanz für die semantische Beschreibung besitzen. Für Interessierte verweist er auf Spezialwörterbücher, die viel besser Aufschluss geben könnten als ein zur Bedeutungserklärung bestimmtes Nachschlagewerk. An dieser Stelle tritt Sanders’ Sprachverständnis und seine linguistische Schwerpunktlegung sehr deutlich hervor. Sanders ist sich zwar der historischen Dimension der Sprache bewusst, aber sein Interesse liegt offensichtlich nicht in der Rückschau. Ebenfalls nur maßvoll sollen im kommenden Nachschlagewerk auch die Beispiele und Belege verzeichnet sein. Im Gegensatz zu anderen Wörterbüchern, also auch zu Heyses, unterscheidet Sanders aber überhaupt selbst entwickelte (Kompetenz-)Beispiele zur Veranschaulichung des Usuellen und von mustergültigen Schriftstellern stammende Belege zum Nachweis von seltener vorkommenden Formen. Diese klare Differenzierung und Funktionszuweisung ist zu dem Zeitpunkt der Lexikografiegeschichte neu und von Sanders während der Erstellung der WDS erprobt worden.72 Im Rahmen der historischen Entwicklung des hier betrachteten Wörterbuchtyps ist vor allem Sanders’ Absicht, Belege mit gut nachvollziehbaren Belegangaben zu verwenden, etwas sehr Außergewöhnliches. Zuvor wurde dieses lexikografische Mittel nur von Campe in einem größeren Rahmen eingesetzt, aber ohne die Nachvollziehbarkeit zu garantieren. Der letzte Punkt vor dem Proben- bzw. Schlusskapitel ist den Worterklärungen und Verdeutschungen gewidmet. In diesem Zusammenhang stellt Sanders seine Praxis nicht der von Heyse, sondern der von Campe gegenüber. Sanders ist sich mit Heyse offensichtlich einig, dass die Bedeutung von Wörtern nicht immer durch einzelne Begriffe, sondern auch in Form erschöpfender Beschreibung darzustellen sei. Insgesamt zeigt das Programm Sanders’ Interesse an ausdrucksseitigen Eigenschaften von Sprachkontaktprodukten im Deutschen und vermittelt den Eindruck, dass der Autor wirklich eine Lemmabeschreibung anbieten möchte, die für die zeitgenössischen Benutzer in ihrer täglichen Kommunikation von Nutzen ist. Es spiegelt zudem den Wunsch Sanders’ wider, durch die konkrete und durchgehende Kritik an seinen Vorgängern, speziell am Heyse’schen Wörterbuch, und die aus ihr resultierenden Veränderungen für seine Arbeit das eigene Wörterbuch von den anderen abheben und zugleich damit einen Beitrag zur Verbesserung des kontaktsprachlichen Wörterbuchtyps leisten zu wollen. Dies geschieht nicht des Wörterbuchs wegen, sondern um dessen Nutzbarkeit für das Publikum zu erhöhen. Durch den leicht erweiterten Abdruck des Programms als Vorwort im Wörterbuch selbst wird die Auseinandersetzung mit den zur Verfügung stehenden lexikografischen Mitteln dann auch zur Einführung ins Nachschlagewerk.
–––––––—–– 72
Vgl. Haß-Zumkehr (1995: 303f.).
255 3.4.2 Das Quellenkorpus Die methodische Beschreibung der eingesetzten lexikografischen Mittel und der Wunsch nach ihrer planvollen Anwendung korrespondiert mit einer Besonderheit, die Sanders’ Wörterbuch von vielen anderen bisher betrachteten Arbeiten abhebt, nämlich mit der umfangreichen Offenlegung seiner Quellenbasis. Ihre Zusammenstellung und ihre Bearbeitung sind deutlich geprägt von der dem Fremdwörterbuchprojekt vorangegangenen Erstellung des WDS bzw. seiner kontinuierlich fortgeführten Bearbeitung. Zwar sind Sanders‘unmittelbaren Angaben zur Quellenbasis des Fremdwörterbuches im Vorwort äußerst knapp,73 das Wörterbuch enthält auch nicht wie das WDS ein Quellenverzeichnis. Aufgrund von Vergleichen der im Verzeichnis des WDS aufgelisteten Werke mit Belegstellenangaben im Fremdwörterbuch kann aber eine große Übereinstimmung der berücksichtigten Titel, v.a. aber der angeführten Autoren nachgewiesen werden. Es werden sogar die gleichen Abkürzungen einzelner Titel verwendet, die im Quellenverzeichnis des WDS den Bucheintragungen folgen.74 Sanders scheint davon auszugehen, dass, wer sich über die Quellen genauer als im Verweis angegeben informieren möchte, zum WDS greifen wird. Vor allem aber verweist er selbst im Vorwort des Fremdwörterbuchs und in dessen Abkürzungsverzeichnis auf den Dreibänder.75 Das Fremdwörterbuchkorpus baut also direkt auf dem des WDS auf und kann somit ähnlich charakterisiert werden. Es wurde jedoch gegenüber dem WDS-Korpus um Texte vor allem aus den 1860er Jahren erweitert. Das Korpus des WDS wird ausführlich von Haß-Zumkehr (1995: 307–335) beschrieben. Dessen Zusammensetzung ist begründet durch die Funktion der Wörterbücher, auch des Fremdwörterbuchs, den überregionalen und überfachlichen Wortgebrauch der zeitgenössischen Gegenwartssprache so vollständig wie möglich darzustellen, um ein Verständnis für Sprache zu vermitteln bzw. es zu erweitern. Dies habe mit einer gewissen historischen Tiefe zu erfolgen, die aber nicht das Zentrum der Wörterbucherklärungen einnehmen dürfe. Dementsprechend legt Sanders den Schwerpunkt seines Korpus auf Texte aus dem ausgehenden 18. und dem 19. Jahrhundert bis zum Jahr des Abschlusses des jeweiligen Wörterbuchs.76 Weitere Gründe für die Auswahl seiner Quellen stellt Sanders im Punkt V seines Programms zum WDS (1854: 64f.) vor: Aufgrund der Masse an möglichen zu bearbeitenden Texten wolle er sich auf eine begrenzte Zahl von Werken von für ihn bedeutenden
–––––––—–– 73
74 75
76
Vgl. Vorwort des FWB, § 28, S.XII. In diesem Abschnitt zu den Belegen verweist er lediglich auf die besondere Berücksichtigung von Schriften mustergültiger Schriftsteller. So z.B. Kohl, Ida: Paris und die Franzosen. Dresden 1845 = Par. „Beliebter Kürze halber aber werde ich da, wo die Nachweise – namentlich in grösserer Zahl – schon in meinem „Deutschen Wörterbuch“ enthalten sind, mich darauf beziehen mittels eines S., welches bedeutet: sieh das betreffende Wort in Sanders’ deutschem Wörterbuch. (Sanders 1871: XII, Hervorhebungen im Original). Aus der Untersuchung des Quellenverzeichnisses des WDS durch Haß-Zumkehr und durch stichprobenartige Betrachtung der Belegangaben im Fremdwörterbuch ergibt sich, dass ca. 85 % aller Quellentitel aus den letzten 100 Jahren vor dem Abschluss des Wörterbuchs stammen. Der Anteil der Quellen aus dieser Zeit wird sich durch die Berücksichtigung von Periodika und Neuerscheinungen gegenüber den Eintragungen im Quellenverzeichnis des WDS sogar noch erhöht haben. Damit liegt der Schwerpunkt der Quellen und damit auch der aufgenommenen Stichwörter klar auf der Sprache der Gegenwart.
256 Autoren beschränken. Im Vorwort des Fremdwörterbuchs spricht er von „mustergültigen Schriftstellern“ (Sanders 1871: XII). Welche diese für ihn sind, zeigt sich unter anderem in den Abkürzungsverzeichnissen seiner Wörterbücher, z.B. in dem des Fremdwörterbuchs.77 Der Wunsch nach möglichst breiter Stichwortauswahl verbietet Sanders aber eine Begrenzung auf Werke mit hohem literarischen Wert. Auch die Verbreitung und der Einfluss von Texten in Kombination mit ihrer Thematik stellen für ihn ein Aufnahmekriterium dar. Zu Sanders’ Korpus gehören neben dem WDS andere frühere Wörterbücher. Bereits die Auseinandersetzung mit „Vorgängern“78 seines Fremdwörterbuchs, insbesondere mit Heyses Arbeit, zeigen, dass er sich bewusst ist, dass lexikografische Arbeiten immer auf der Grundlage anderer Wörterbücher entstehen. Während die allgemeinen deutschen Wörterbücher und Mundartwörterbücher79 bei der Erstellung des Fremdwörterbuchs eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben werden, konnten die fremdsprachlichen Wörterbücher von Diez (Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen) und von Gesenius (Hebräisches und chaldäisches Wörterbuch) nachgewiesen werden. Die eigentliche Grundlage des Korpus sind literarische und sachliche Bücher und Schriften, „die durch ihre Bedeutsamkeit und ihren inneren Werth es verdienen, als gültige Zeugen und Gewehrsmänner für das Vorkommen von Ausdrücken, Redewendungen und Redensarten, Wortfügungen und Wortbedeutungen aufgerufen zu werden, oder die selbst nachweisbar auf die Aus- und Fortführung der Sprache einen namhaften und beachtenswerthen Einfluss geübt“ (Sanders 1889a: 26) haben. Für die Erarbeitung seiner Wörterbücher nutzt Sanders zudem Zeitungen und Zeitschriften in großem Umfang.80 Diese Quellennutzung korrespondiert mit der wiederholten Betonung von Gebräuchlichkeit und Verbreitung des zu verzeichnenden Wortschatzes wie auch der verwendeten Texte. Betrachtet man die verschiedenen Textsorten genauer, zeigt sich, dass Sanders einen breiten Fächer verschiedenster Literatur exzerpiert hat. Verarbeitete Belege aus dem Fremdwörterbuchverzeichnis verweisen auf einen großen Anteil schöner Literatur in Form von Werk oder Gesamtausgaben.81 Viele der Autoren erscheinen bereits im Abkürzungsverzeichnis des Fremdwörterbuches. Schon dies deutet auf die Häufigkeit von Belegen aus ihren Texten hin. Unter den Autoren findet sich eine Reihe von Schriftstellern, die als personifizierte Leitbilder von Sanders’ Kulturkonzept charakterisierbar sind, so Goethe, Schiller und Lessing. Sanders hat jedoch auch die Schriften solcher Autoren in seine Wörterbuchbasis eingearbeitet, die er an anderer Stelle verspottet.82 Dies weist darauf hin, dass
–––––––—–– 77
78 79
80 81
82
Im Abkürzungsverzeichnis (1871: XVI) sind die Namen von Bürger, Chamisso, Goethe, Herder, Jean Paul, Klopstock, Lessing, Schiller, Sanders selbst (Bezug auf sein WDS), Voß und Wieland vermerkt. Sanders erwähnt auch Petris Arbeit. Schmellers Bayerisches Wörterbuch und Weinholds Beiträge zu einen Schlesischen Wörterbuch konnten im Fremdwörterbuch nachgewiesen werden. Dieser Umfang ist nach Haß-Zumkehr (2001: 150) in der Lexikografiegeschichte neu. Durch Stichproben im Fremdwörterbuch nachgewiesen werden konnten Arnim, Bürger, Chamisso, Claudius, Freiligrath, Goethe, Gotthelf, Hebel, Heine, H. von Kleist, Klopstock, Körner, Lessing, Jean Paul, Platen, Schiller, A. W. und F. Schlegel, Thümmel, Tieck, Wieland, Winckelmann. In den mit Glaßbrenner verfassten Xenien der Gegenwart (1850) verspottet Sanders eine Reihe von Autoren. Im Fremdwörterbuch nachgewiesen werden konnten I. Hahn-Hahn, Fr. v. Raumer und W. Alexis.
257 Sanders versucht, von eigenen Vorlieben und Abneigungen abzusehen und die Quellenbasis möglichst breit zu gestalten. Dazu dienen ihm ebenfalls Anthologien, z.B. die von Mager und Wackernagel. Sie sind für Sanders auch attraktiv, weil sie den Wörterbuchbenutzern leichter zugänglich sind als viele Originalausgaben. Die Zugänglichkeit der Texte aber ist Voraussetzung für die Überprüfbarkeit der Belege, durch die sie ihre Funktion der Dokumentation und des philologischen Beweises erfüllen können. Die Berücksichtigung solcher Überlegungen, die Sanders z.B. im Programm des WDS (1854: 54) äußert, spricht dafür, dass er unter anderem mit einem gebildeten und am Nachweis interessierten Publikum als Wörterbuchbenutzer rechnet. Nachprüfbarkeit ist auch gegeben bei Schriften zeitgenössischer Erfolgsautoren. Von ihrem hohen Bekanntheitsgrad kann Sanders ausgehen. Auch mit ihrer großen Verbreitung gehören die von Sanders ausgewählten Texte immer noch zur sogenannten höheren Literatur.83 Das gilt auch für die als Quellen genutzten Übersetzungen von Voß (Illias, Odyssee), Schlegel (Shakespeare), Tieck (Shakespeare) sowie für die Bibelübersetzungen von Luther, Mendelson, van Eß und Zunz. Die Verwendung mehrerer, konfessionell unterschiedlich geprägter Bibelübersetzungen vermindert die Gefahr einer einseitigen Beschreibung religiösen Wortschatzes. Dass Sanders daran gelegen ist, zeigt schon die Kritik des Lexikografen an Grimms Wörterbuchauswahl und beschreibung, der er diese konfessionelle Einseitigkeit vorwirft.84 Zu den Textsorten, die sich aus dem Quellenverzeichnis des WDS ergeben und im Fremdwörterbuch nachgewiesen werden können, gehören außerdem: Literaturgeschichten (z.B. Gervinus, Kurz, Gödeke) und einzelwerkbezogene Literaturkritiken und -darstellungen (z.B. Mathesius über Luther, Danzel über Gottsched und Lessing, Falk über Goethe), Volkspoesie (z.B. Rodenberg, Voß, Matthison, Zacher, Agricola), Briefliteratur (wie Merck’s Briefwechsel, Voß, Kl. Schmidt), autobiographische (z.B. Bahrdt) und biographische Literatur (z.B. Scherr über Blücher, Droysen über York, Grabbe über Napoleon), Reisebeschreibungen und geografische Werke (z.B. Kohl, Roß, Zöllner, Berlepsch, Gerstäcker, Grube, Stahr), philosophische Werke (u.a. Kant, Fichte, W.v. Humboldt, Herder), Schriften aus der Ästhetik (Garzoni), Musik (Lobe) und Theater (Düringer, Devrient, Schröder) sowie philologische (Frommann) und pädagogische Werke (Raumer, Campe), populäre theologische (Burmeister) und historiographische (Kriegk, Guhl, F. Schlegel, Falke, Droysen, Mommsen u.a.) Literatur. Unter den Sprache thematisierenden Werken befinden sich Arbeiten von puristisch orientierten Autoren wie Kolbe, Radloff, Brugger und Jahn. Dies zeigt, dass Sanders die Thesen und Ansichten zur Sprachreinigung nicht nur von Campe kennt, sondern über alle von Kirkness (1975) festgestellten Richtungen informiert ist. Sanders’ Wörterbuchkorpus enthält über die genannten Text und Themensorten hinaus im großen Maße Schriften zu naturwissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Themen. Der Grund dafür ist, dass sich gerade in diesen Texten viele entlehnte und lehngebildete Ausdrücke finden lassen, dass diese Schriften aber auch Themen ansprechen, die weit mehr Menschen als humanistisch gelehrte Bildungsbürger interessieren. Viele der Werke würden heute als sondersprachliche Fachbücher charakterisiert werden, wenn man
–––––––—–– 83
84
Aufgrund der von Winterscheid (1966) und Martino (1982) ermittelten „Bestseller-Liste“ konnten die im Fremdwörterbuch verarbeiteten Werke von Alexis, Schücking, Hackländer, Auerbach, Gutzkow, H. König, F. Lewald und Mügge in die Kategorie Erfolgsliteratur eingeordnet werden. Vgl. die Untersuchung populären Lesestoffs im 19. Jahrhundert durch Schenda (1977). Vgl. die zusammengefasste Kritik an Grimms DWB in Haß-Zumkehr (2001: 144f.).
258 Titel wie Allgemeines nautisches Wörterbuch (Bobrick) oder Katechismus der Buchdruckerkunst (Franke) betrachtet. Titelwörter wie Katechismus, Lehrbuch, Handbuch und allgemein machen aber deutlich, dass Sanders Texte ins Korpus aufgenommen hat, die einen eher einführenden Charakter besitzen. Dass die für das Fremdwörterbuchkorpus ausgewählten Werke trotzdem thematisch sehr differenziert sind, bezeugen die Belegverweise auf Schriften von Pouillet (Lehrbuch Physik), Gehler (Physikalisches Wörterbuch), Scheuchenstuel (Idiotikon der österreichischen Berg- und Hüttensprache), Prechtl (Technische Enzyklopädie), Karmarsch (Technisches Wörterbuch oder Handbuch der Gewerbekunde; Grundriss der mechanischen Technologie), Lenz (Naturgeschichte), Oken (Allgemeine Naturgeschichte), A. Humboldt (Ansichten der Natur; Kosmos), Schach (Der Baum. Studien über Bau und Leben der höheren Gewächse), Mitscherlich (Lehrbuch der Chemie), Ziller (Universal-Thierarzneibuch), Galle (Katechismus der elektrischen Telegraphie), Helfft (Enzyklopädisches Wörterbuch der Landbaukunst), eine Allgemeine Enzyklopädie für Kaufleute u.v.a. Das Abkürzungsverzeichnis des Fremdwörterbuches zeigt, welche Sachbereiche Sanders vermehrt berücksichtigt hat. Es verweist auf die Breite des dargestellten Wortschatzes und damit auf die der Quellenauswahl: Ackerbau, Anatomie (Zergliederungskunst), Astronomie (Sternkunde), Baukunst, Buchdruck, Bergbau, Bildhauerei, Botanik (Pflanzenkunde), Chemie (Scheidekunst), Chirurgie (Wundarznei), Dampfmaschine, Fabrikwesen, Färberei, Festungsbau, Gärberei, Gärtnerei, Geografie (Erdkunde), Glashütte, Handel, juristisch (der Rechtssprache angehörig), kaufmännisch, Kriegswesen, Landbau, Landwirtschaft, Mathematik, Medizin (Arzneikunde), Mineralogie, Musik (Tonkunst), Mythologie (Götterlehre), Naturgeschichte, Optik, Pharmacie, Physik (Naturlehre), Schauspielkunst, auf Schiffbau oder auf Schifffahrt bezüglich, Schriftgießerei, Steinschneiderei, Technologie (Gewerbkunde), weidmännisch, Weinbau, Weißgärberei. Ferner: Heilkunde, Naturkunde, Wappenkunde, Zahnheilkunde, Fechtkunst, Holzschneidekunst, Kochkunst, Rechenkunst, Reitkunst, Schauspielkunst, Tanzkunst, Turnkunst, Zeichenkunst, Forstwesen, Hüttenwesen, Münzwesen.
Eine für Sanders’ Wörterbücher typische Quellengruppe ist die der Zeitungen, Zeitschriften und Jahrbücher. Pressetexte gehören seiner Meinung nach unbedingt in ein Quellenkorpus, auf dessen Grundlage der allgemeine Sprachgebrauch der Zeit beschrieben werden soll, weil sie zunehmend Verbreitung finden und die Sprache der überregionalen, öffentlichen Diskussion widerspiegeln. Nach ihm dienen sie mehr als wissenschaftliche Werke zur Aufklärung der Bevölkerung. Ihr hoher Stellenwert bei der Erarbeitung von Sanders’ Wörterbüchern zeigt sich schon allein an der Vielzahl der Verweise auf Belege, die Sanders sowohl den allgemeinen als auch den fachbezogenen Periodika entnimmt. 85 Viele der von
–––––––—–– 85
Im Fremdwörterbuch nachgewiesen werden konnten unter anderem: Archiv für das Studium der neuen Sprachen und Literaturen, Augsburger Allgemeine Zeitung, Ausland, Deutsches Museum (Zeitschrift für Literatur), Deutsche Vierteljahresschrift, Die Gartenlaube, Germania, Globus, Grenzboten, Hamburgisches Theater, Hausblätter, Illustrierte Zeitung für Länder- und Völkerkunde, Magazin für die Literatur des Auslands, Monatsblatt zur Ergänzung der Allg. Zeitung Stuttgart, National-Zeitung, Die Natur (Zeitung zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnis), Der Salon sowie Volkszeitung.
259 Sanders gewählten, nicht fachbezogenen, überregionalen Periodika lassen sich mit Obenaus (1987) als politisch liberal bzw. nationalliberal einordnen.86 Wie Zeitungen und Zeitschriften einen bestimmten soziokulturellen Charakter besitzen, haben Werke und Autoren in politisch-ideologischer und religiös-konfessioneller Hinsicht einen bestimmten Signalcharakter. An Grimms Quellenauswahl hatte der Autor nicht nur konfessionelle Einseitigkeit, sondern auch politische Parteilichkeit kritisiert.87 Dem will Sanders selbst durch eine ausgewogene Quellenauswahl entgehen. Hat der Autor die von ihm gewünschte Ausgewogenheit erreicht? Nach Haß-Zumkehr (1995: 328ff.) repräsentierten die im Fremdwörterbuch nachgewiesenen Autoren Daumer, Gutzkow, Heine, Herwegh, Freiligrath und Prutz Demokraten, Vormärz, Jungdeutsche, Radikale und Linkshegelianer. Gervinus vertritt den Liberalismus. Zu den Konservativen sind W.H. Riehl und B. Goltz zu zählen. Als deutsch-national können E.M. Arndt, J. Möser und F.L. Jahn bezeichnet werden. Signalnamen der Aufklärung sind Bahrdt, Kant, Lessing, Campe. Als Vertreter der Romantik konnten A. v. Arnim, J. v. Eichendorff, J. Grimm, Fr. Schlegel, K. Simrock, L. Tieck und L. Uhland nachgewiesen werden. Aus religiös-konfessionell unterschiedlichen Lagern stammen die Protestanten Luther, J. Böhme, der katholische Görres und die jüdischen Zunz und Rosenkranz. Sanders versucht also, sowohl im politisch-ideologischen als auch im konfessionellen Bereich Pluralität zu wahren. Die Aufnahme von Brief- und Reiseliteratur, von sachbezogenen Handbüchern, Zeitungen und Zeitschriften sowie einer Vielzahl von Nachschlagewerken zeigt aber ebenso, dass Sanders’ Quellenauswahl vom Bildungsideal der Aufklärung geprägt ist, wie es von den Lesegesellschaften des 18. Jahrhunderts getragen und vom Bürgertum im 19. Jahrhundert weitertradiert wurde.88 Sachlich geprägte Texte verweisen auf die Richtlinie der Rationalität, Reisebeschreibungen und Übersetzungen zeigen das Streben nach Überwindung der eigenen Grenzen, nach Weltoffenheit, Presseerzeugnisse und aufklärerische Schriften deuten auf die Vorstellung eines neuen, durch Individualität und Mündigkeit gekennzeichneten Menschenbildes. Gleichzeitig trägt Sanders dem vermehrtem Interesse seiner Mitbürger an schöner und Unterhaltungsliteratur Rechnung, was sich in der großen Berücksichtigung dieser Textsorte im Wörterbuchkorpus zeigt. Trotz der Aufnahme nichtrationalistischer, nichtdemokratischer und antiaufklärerischer Literatur oder gerade wegen ihr spiegelt sich Sanders’ Kulturverständnis auch in der Quellenauswahl des Fremdwörterbuchs wider.
3.4.3 Makrostruktur des Wörterverzeichnisses 3.4.3.1 Auswahl der Lemmata Wesentliche Kriterien für die Auswahl der Lemmata sind sowohl aus Sanders’ Programm bzw. Vorwort zum Fremdwörterbuch als auch aus der Quellenauswahl ableitbar. Es soll die „große Menge von heute wirklich in deutscher Rede und Schrift vorkommenden fremden
–––––––—–– 86
87 88
Z.B. Grenzboten, Gartenlaube, Deutsches Museum, Augsburger Allgemeine Zeitung, Magazin für die Literatur des Auslands, Der Salon. Vgl. Haß-Zumkehr (1995: 421–432, besonders 427f.). Vgl. Ruppert (1982), vgl. auch Polenz (1994: 34–46).
260 Ausdrücken“ (Sanders 1871: XIf.) in möglichster „Vollständigkeit“ (ebd. III) aufgeführt und beschrieben werden. Ausgangspunkt seiner Auswahl ist also der zeitgenössische deutsche Sprachgebrauch, zu dem für Sanders wie selbstverständlich auch Sprachkontaktprodukte gehören.89 Vollständigkeit in der Darstellung des Sprachgebrauchs bedeute nun, darauf zu achten, dass einerseits alle relevanten Lexeme erfasst würden, für die ein Nachschlageinteresse besteht, dass aber auch Kriterien gefunden werden müssen, durch die alles „Ungehörige“ und aller „unnöthige Ballast“ (ebd. VI) von vornherein ausgeschlossen werden können. Vor allem für die Masse an Komposita und Ableitungen, die mit indigenen oder anderen fremdsprachigen Bestandteilen bildbar sind, sind Aufnahmeregeln zu finden. Deshalb ist der Auswahl der Stichwörter auch ein eigener Punkt III im FremdwörterbuchProgramm gewidmet, der sich in 7 Paragraphen unterteilt. Zunächst äußerte sich Sanders zur Gruppe der Wörter, die nicht oder nur in geringem Umfang im Wörterbuch erscheinen wird. So sind Eigennamen planmäßig aus dem Verzeichnis ausgeschlossen. Nur Namen, „die im Deutschen einen bestimmten Begriff bezeichnen [...] und auch die Namen aus der Mythologie“ (ebd. V) verdienen eine Aufführung.90 Indigene Wörter werden nicht aufgenommen. Sanders betont dies, weil er bei der Untersuchung von Heyses und Petris Wörterbuch indigene Lexeme gefunden hat. Auch Lehnwörter gehören nach Sanders nicht in ein Fremdwörterbuch. Praktisch nimmt auch er sie bis zu einem gewissen Maße auf, da sich eine klare Abgrenzung zwischen Lehn- und Fremdwort nicht durchführen lässt, so z.B. Post, März, Fabel. Gemäß seiner Präferierung der gegenwärtigen Standardsprache schließt Sanders zudem Lexeme aus der Beschreibung aus, die nicht bzw. nicht mehr im allgemeinen Gebrauch sind, d.h. 1) veraltete Wörter, welche gesellschaftliche Verhältnisse beschreiben, die es nicht mehr gibt (wie z.B. veraltete Rechtsausdrücke wie Abaunation), und 2) für die öffentliche, nichtfachliche Kommunikation irrelevante Ausdrücke wie Anfangswörter von Gebeten, lateinische Pflanzennamen oder Begriffe aus der Anatomie. Ihre Beschreibung will Sanders den fachwissenschaftlichen Werken überlassen. Dagegen gehören in ein Fremdwörterbuch neben den direkten Entlehnungen auch Lehnwortbildungen. Sanders unterscheidet hierbei nach Wortbildungstypen. Er spricht zunächst von Ableitungen indigener Wörter mit entlehnten Suffixen, also von Wörtern wie glasieren, halbieren, Leckage, Stellage usw. Daraufhin stellt er Komposita, die mit bzw. ohne indigenen Anteil, aber nach deutschen Wortbildungsregeln zusammengesetzt sind, vor. In seinen Beispielen finden sich hybride Komposita mit indigenem Grundwort (Finanz-Wissenschaft), mit indigenem Bestimmungswort (Handels-Minister), Zusammensetzungen aus unterschiedlichen Sprachen (Kultus-Minister) sowie lexikalische Scheinentlehnungen in Form von Komposita aus Morphemen einer Gebersprache (Finanz-Minister). Sodann werden Präfixwörter, gebildet aus einem indigenen Präfix und einem entlehnten Grundwort, als aufzunehmende Gruppe genannt. In Bezug auf die Hybridbildungen mit indigenen Bestandteilen verweist Sanders darauf, dass es unmöglich und unnötig sei, alle auffindbaren Wörter beschreiben zu wollen. Ihre Aufnahme soll sich auf die erklärungsbe-
–––––––—–– 89 90
Dies beweist bereits die Aufführung einer großen Zahl von Entlehnungen in Sanders’ WDS. Bsp.: Der Name ‚Nebukadnezar’, der in seiner deutschen Verwendung durch die Belegbeispiele „So ein hochmüthiger Nebukadnezer. Sch.[iller] 325b etc., vgl. [Dem Zar] in seinem N-ismus. Scherr Mix 119 etc.“ (Sanders 1871, II: 101) erläutert wird. Ein anderes Beispiel ist der Ortsname Lima, der mit der „von dort kommende[n] Baumwolle“ (ebd. 19) in Bezug gebracht wird.
261 dürftigen beschränken. Tatsächlich hat Sanders eine große Zahl hybrider Komposita ohne weitere Beschreibung aufgenommen, um Wortbildungsreihen zu zeigen. Dabei ordnet er die Hybriden mit indigenem Anteil nach ihren fremdsprachigen Bestandteilen, egal ob diese Präfix, Bestimmungs- oder Grundwort sind. Der Begriff ‚Hybridbildung’ findet sich bei Sanders natürlich nicht. Auch die Terminologie ‚direkte Entlehnung’, ‚Lehnwortbildung’ bzw. ‚Scheinentlehnung’ kommt nicht zur Anwendung. Trotzdem lassen sich die einzelnen Entlehnungstypen nach der Beschreibung im Vorwort unterscheiden und praktisch im Wörterverzeichnis nachweisen. Als letzte zu berücksichtigende Gruppe spricht Sanders entlehnte Phraseologismen an, die, wenn sie im Deutschen verbreitet sind, auch in einem Fremdwörterbuch erklärt werden müssen. Dass Sanders all diese unterschiedlichen Formen von Sprachkontaktprodukten für beschreibungswürdig hält und nicht z.B. sämtliche oder einen Teil der Lehnwortbildungen aus seinem Wörterbuch ausschließt, zeigt noch einmal die deskriptive Absicht, mit der er den deutschen Fremdwortschatz vorstellen möchte. Ein so gravierender normativer Eingriff wie die bewusste Nichtdarstellung von Hybridbildungen kommt für Sanders auch gar nicht in Frage. Er folgt damit der gängigen Praxis kontaktsprachlicher Wörterbücher. Wie lässt sich nun der im Fremdwörterbuch tatsächlich aufgenommene Wortschatz beschreiben? Die von Sanders berücksichtigten Entlehnungstypen wurden bereits erwähnt. Bezüglich der Herkunftssprachen der Fremdwörter ist feststellbar, dass Sanders Entlehnungen aus allen den Sprachen aufnimmt, die dem Deutschen jemals als Gebersprache gedient haben. Vorrangig sind dies das Lateinische, Griechische, Französische, Spanische und Italienische. Sanders hat bereits im großen Maße Lehngut aus dem Englischen in seiner Lemmaauswahl berücksichtigt. Seit dem Beginn der Industrialisierung um 1835/40 hatte der Wortschatz der Anglizismen im Deutschen v.a. für die wirtschaftliche Kommunikation an Bedeutung gewonnen. Dessen Aufnahme zeigt noch einmal Sanders’ Präferierung der Gegenwartssprache, darüber hinaus die Gewichtung der Sprache der Ökonomie und sein Interesse an den gesellschaftlichen Verhältnissen in England und Amerika. Im Wörterbuch finden sich Eintragungen z.B. zu Elderly, Government, Industrial, Lie, Leveller, Life, Mask, Meeting, Native (als Europäismus u.a. mit englischer Aussprache angegeben), Prize, Revivel, Spark, Speech, Spencer, Unconditional, Upper usw. Aus dem Abkürzungsverzeichnis lassen sich weitere Gebersprachen und Sprachgruppen ermitteln, aus denen Stichwörter stammen, z.B. das Arabische, Dänische, Hebräische, Litauische, Neugriechische, Niederländische bzw. Holländische, Portugiesische, Sanskrit und Türkische, daneben z.B. Romanisch und Slawisch. Nachgewiesen werden konnten außerdem Ungarisch (s.v. Maschlach Sanders 1871,II: 53), Persisch (s.v. Lila ebd. 19), Russisch (s.v. Ucha ebd. 581), und Malaiisch (s.v. Proa ebd. 347). Bei den Lexemen der letztgenannten Sprachen handelt es sich im Allgemeinen um Bezeichnungsexotismen. Dieser Teilwortschatz, der Ausdrücke europäischer und nicht-europäischer Verhältnisse und Gegenstände erfasst und durch eine große Menge von Begriffen wie Ädil, Harem, Kreml, Marseillaise, Nedschdi und Sphinx vertreten ist, drückt ebenso Weltoffenheit und Orientierung an internationalen Maßstäben aus, die Sanders in seinem Wörterbuch repräsentiert, wie der umfangreich vertretene Wortschatz der allgemeinen und fachspezifischen Europäismen. Hier einige Beispiele: Aktiv, Charakter, Elefant, Erotik, Interessant, Kaffe, Kollektiv, Mars, Note, Sozial.
262 Fachlich geprägte Wortschatzbereiche, die Sanders ausführlich dargestellt hat, sind unter anderem das für die bürgerliche Berufswelt wichtige Gebiet von Handel, Bankwesen und Wirtschaft,91 der Wortschatz von Technik, Industrie und Verkehr,92 aber auch die Bereiche von Militär, Recht und der verschiedensten Naturwissenschaften, auch wenn Sanders nicht vorhat, bis ins Detail zu gehen. Tatsächlich ist eine enorme Menge an Fachwortschatz verzeichnet, wie schon das Abkürzungsverzeichnis nahe legt, doch nimmt Sanders Abstand von fremdsprachlichen Begriffen, die nicht in den von ihm verwendeten Quellen aus Presse und populärwissenschaftlicher Literatur Verwendung gefunden haben. Ein hoher Anteil der Stichwörter ist dem politisch-gesellschaftlichem Wortschatz gewidmet. Anders als den Grimm-Brüdern scheint es Sanders wichtig, den politischen Wortschatz seiner Gegenwart sowohl im WDS als auch im Fremdwörterbuch zu verzeichnen und damit einer großen Öffentlichkeit bereitzustellen.93 Einerseits darf er wie alle anderen Wortschatzbereiche nicht unterschlagen werden, andererseits deutet sich so Sanders’ Interesse an politischen Themen an.94 Ebenso findet der religiöse Wortschatz im Fremdwörterbuch reiche Aufnahme. Erkennbar ist der Versuch, nicht nur Begriffe aus den christlichen Konfessionen und dem Judentum zu erläutern, sondern auch eine Darstellung der Ausdrücke weiterer Religionen anzubieten, so z.B. aus dem Islam und dem Buddhismus.95 Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Sanders versucht, seine Stichwortauswahl so zu gestalten, dass eine breite Themenvielfalt abgedeckt ist und alle für die Adressaten interessanten und gegenwärtig relevanten Lexeme Berücksichtigung finden. Es wird nicht nur der kontaktsprachliche Wortschatz von typisch bildungsbürgerlichen Themen, sondern auch zu wirtschaftlichen, technischen und naturwissenschaftlichen Fragen aufgenommen, der zugleich Verhältnisse über die deutschen Grenzen hinaus beschreibt und dabei politisch und religiös vielseitig ist. Diese Vielfalt gründet sich bereits auf Sanders’ Quellenauswahl, die ein derart großes Themenspektrum zulässt. Sie selbst ist Voraussetzung für den von Sanders vorgesehenen Beitrag des Fremdwörterbuches zur Erweiterung des Verständnisses dieses Teilwortschatzes bzw. der mit ihm verfassten Texte.
–––––––—–– 91
92
93
94
95
Bsp.: Accreditieren, Agiotage, Aktie (mit vielen Zusammensetzungen), Aktivhandel, Banker, Bankrott, Baisse, Bilanz, Blanco, Brutto, Depot, Financier, Fonds (mit vielen Zusammensetzungen), Hausse, Hypothek, Calkulieren, Kredit, Spekulieren usw. Bsp.: Electricität (mit Zusammensetzungen), Adresse, Bagage, Barriere, Express, Elektro-, Fabrik (mit Zusammensetzungen und Ableitungen), Industrie, Ingenieur, Konstruktion, Konstruktiv, Korrespondenz (mit Zusammensetzungen), Coupe, Couvert, Maschine (mit Zusammensetzungen und Ableitungen), Passagier, Perron, Post, Photograph, Proletarier, Technologie, Telegramm usw. Vgl. Holly (1991), der den politisch-sozialen Wortschatz des DWB untersucht und u.a. mit Sanders’ WDS vergleicht. Im Fremdwörterbuch erklärt wurden unter anderem Absolutismus, Deklaration, Demokratie, Diskussion, Emanzipation, Fraktion, Konservativ, Konstitutionell, Krawall, Monarchie, Nation (mit Zusammensetzungen und Ableitungen) Patriotismus, Politik, Präsident, Reaktion, Reaktionär, Regierung, Revolution, Souveränität, Speaker usw. Auch das Lexem März ist in einer Bedeutung dem politischen Wortschatz zugeordnet. Berücksichtigte Begriffe dieses Sprachbereichs sind z.B. Abba, Abbé, Advent, Agni, Agnus Dei, Akoluth, Benediktiner, Benediktion, Buddhismus, Episkopat, Gnostiker, Häresie, Hinduthum, Indra, Indschil, Inkarnation, Inquisition, Ikone, Islam, Liturgie, Meditation, Moslem, Religion, Sabbath, Theologie, Theophobie, Tora.
263 3.4.3.2 Anordnung, Alphabetisierung und Anzahl der Lemmata Das äußerliche Bild von Sanders’ Wörterverzeichnis wirkt sehr kompakt und unübersichtlich. In den jeweils zwei Spalten einer Seite finden sich lange Textblöcke, in denen für die Darstellung der Schriftzeichen verschiedene Größen, Schnitte (normal, fett, gesperrt) und Schriftarten (Fraktur und Antiqua) verwendet wurden. Lemmata stehen nicht nur am Anfang eines Textblocke und eines Wörterbuchartikels. Sie zeigen sich auch innerhalb der Lemmabeschreibung und in den Kompetenz- und Belegbeispielen. Trotzdem sind Sanders’ Anordnungsweise der Stichwörter und die ihr zugrunde gelegten Prinzipien nicht willkürlich, sondern folgen einer bestimmten Systematik. (s. Bild 8) Nach der Klassifizierung lexikographischer Makrostrukturen von Wiegand (1989) weist das Wörterverzeichnis eine initialalphabetische Zugriffsstruktur auf, die eine nischenalphabetische Anordnungsform besitzt, in der eine nestalphabetische Teilstruktur eingebettet ist. Dass sich nischen- und nestalphabetische Anordnung nicht ausschließen, ist gleich zu erläutern. Da Sanders in seinem Vorwort zum Fremdwörterbuch selbst großes Gewicht auf die Beschreibung der Alphabetisierungsmethode legt, soll diese zunächst dargestellt werden. Sanders ist sich bewusst, dass die Reihenfolge der Buchstaben nicht von außen vorgegeben ist, sondern in Bezug auf die lexikographische Anordnung der Stichwörter konkret festgelegt werden muss. Im Kontrast zu Heyses Alphabetisierung legt Sanders von vornherein fest, dass 1) die Umlautbuchstaben ä, ö, ü, sowie äu immer unmittelbar auf die nicht umgelauteten Vokalbuchstaben folgen, auch wenn sich in den Lexemen die Schreibung ae, oe, ue, aeu findet. Das gilt natürlich nicht für Wörter, deren Vokale sich auf zwei Silben verteilen. Sodann ordnet Sanders 2) alle die Wörter mit k-lautendem c an die Stelle zwischen j und l. Dies gilt für alle Position des c in einem Wort. Ohnehin werden zum Entstehungszeitpunkt des Wörterbuchs bereits viele der Wörter mit k geschrieben und darum beide Varianten im Wörterbuch berücksichtigt. Hätte Sanders die betreffenden Wörter unter c gebucht bzw. an die entsprechende Stelle unter den anderen Buchstaben, wäre eine doppelte Eintragung der Lexeme notwendig geworden, die nun entfällt. Sanders leistet mit dieser Entscheidung ganz gewiss einen Beitrag zur Festigung der integrierten Schreibung der betreffenden Entlehnungen. Zumindest zeigt sich an dieser Zuordnung sein Wille zur orthographischen Assimilation von Kontaktprodukten ins deutsche Sprachsystem. Lexeme, die in ihrer Schreibung ein „c mit der Aussprache z oder tsch“ (Sanders 1871: IV) aufweisen, ordnet Sanders weiterhin an die Position zwischen b und d. Außerdem verweist er 3) darauf, dass er in seiner Lemmaanordnung den Vokalbuchstaben i vom Konsonantenbuchstaben j trennt. Aus dem Textbild des Fremdwörterbuchs lassen sich verschiedene Lemmatypen unterscheiden. Es gibt textblockeinleitende eingerückte Basislemmata als Volllemmata und im selben Textblock folgende artikeleinleitende voll- oder teilweise ausgeschriebene Sublemmata. Der sich wiederholende Teil des Lemmas ist bei Letztgenannten durch ein Platzhalterzeichen ersetzt. Verweislemmata sind möglich. Grundsätzlich werden alle Wörterbuchartikel einleitende Lemmata halbfett gedruckt. Diese sind über den Textblock hinaus strikt initialalphabetisch geordnet und umfassen zunächst Simplizia, dann alle einfach suffigierten Derivativa. Auf diese Lemmata bezieht sich die nischenalphabetische Zugriffsstruktur. Nischenalphabetische Anordnung bedeutet nach Wiegand (1989: 386f.), dass in ihr die Wortartikel aller alphabetisch aufeinanderfolgenden Stichwörter, die etymologisch zusammengehören, in einem Textblock zusammengefasst werden. Für das Fremdwörterbuch hat
264
Bild 8: Sanders, D. (1871): Fremdwörterbuch. 2. (identische) Ausgabe. 1. Teilband. Leipzig 1891, S. 3.
265 Sanders dieser Art von Nischenbildung eine weitere übergeordnet. Es werden nämlich gewöhnlich alle Artikel, die Lexeme beschreiben, welche mit den gleichen drei Buchstaben beginnen, zu einem Textblock zusammengefasst, d.h. es gibt z.B. einen Textblock, in dem alle Lexeme beschrieben werden, die mit den Buchstaben Moo- beginnen. Der nächste Textblock setzt mit dem Wörterbuchartikel zu einem Lexem mit den Anfangsbuchstaben Moqu- ein, danach folgen die Blöcke, die die Lexeme mit Mor-, dann Mos-, Mot-, Mou-, Mov- usw. beschreiben.96 Daraus ergeben sich an manchen Stellen mehrere Seiten lange Textblöcke. Die Anordnung nach drei Buchstaben wird zugunsten einer Viererordnung durchbrochen, wenn es sehr viele Lexeme mit denselben drei Anfangsbuchstaben gibt, so besonders bei Wörtern mit Initialbuchstaben P (z.B. Sanders 1871, II: 182f.: Park-, Parl-, Parm-, Parn-, Paro-). Seltener gibt es eine Blockbildung nach zwei Buchstaben, wenn nur sehr wenige Wörter dieselben ersten drei Buchstaben besitzen, meist Wörter mit w, x, y, z als dritten Buchstaben (z.B. ebd. 514: Sou-, Sow-, Soy- in einem Textblock). Innerhalb der Nischen werden wortbildungsbezogene Zusammengehörigkeiten dadurch angezeigt, dass das erste Wort einer Gruppe, in dem das Grund- bzw. Ableitungsmorphem, wenn das Lexem kein Simplex ist, durch Trennungsstrich kenntlich gemacht ist (z.B. Nebul-a), als Volllemma dargestellt ist, dem die anderen Lexeme, meist Derivativa als Teillemmata ohne Widerholung des Grundwortes folgen (z.B. -ismus, -ist, -istisch, -o, -ös/-osus, -osität). Diese Anordnung ist typisch für Sanders’ Wörterbücher.97 Sie ermöglicht unter anderem, dass die Bedeutungsbeschreibung des Grundwortes bzw. -morphems als Grundlage der Erklärung für die von ihm abgeleiteten oder mit ihm zusammengesetzten Lexeme dienen bzw. diese ersetzen kann. Sie zeigt zugleich Wortbildungsmechanismen auf, die für die Benutzer leicht erfassbar sind. Als zusätzliche abgrenzende Markierung einer wortfamiliären Gruppe von einer anderen setzt Sanders einen langen Trennungsstrich vor dem Volllemma ein. Dieser reicht jedoch nur wenig aus, um eine schnelle Auffindbarkeit eines Lemmas zu gewährleisten. Der Grund für die Anordnung mehrerer Familien in einen Textblock kann nur der der Druckraumersparnis sein. Innerhalb der einzelnen Wörterbuchartikel zeigt sich eine weitere Struktur der Lemmaanordnung, die sich auf gesperrt und kleiner gedruckte Sublemmata in Form von Teillemmata bezieht. Sie lassen sich als Sublemmata 2. Ordnung beschreiben. Bei diesen Lemmata handelt es sich um einfache Zusammensetzungen und Präfixwörter sowie Mehrfachkomposita und -derivativa, die als Muster für Analogiebildung dienen oder, wenn sie lexikalisiert sind, näher beschrieben werden. Ihre Anordnung ist nestalphabetisch, d.h. die alphabetische Ordnung wird zugunsten einer anderen durchbrochen. Hier wirkt das wortbildungsorientierte Ordnungsprinzip sogar stärker als das des Alphabets. Zunächst werden Determinativkomposita, die das Nischenlemma als Grundwort besitzen, und Präfixbildungen als Teillemmata in alphabetischer Reihenfolge dargestellt, so z.B. bei Moral [...] Haus-; Jesuiten-; Krämer-; Schul-; Un-M. [...] (ebd. 87).
Darauf folgen Komposita mit dem Nischenlemma als Bestimmungswort, z.B.
–––––––—–– 96 97
Vgl. Sanders (1871, II: 87). Zur Bedeutung des Lemmatisierungsprinzips nach dem Grundwort als Ableitungsbasis bei Sanders vgl. Haß-Zumkehr (1995: 354, 358, 361–364).
266 Moral [...] M.-Lehrer; -Philosoph, -ie, -isch; -Prediger; -Prinzip; -Richter, -Sentenz; -System; -Theologie. [...] (ebd.)
Selten schließen sich daran Nestlemmata mit komplexeren Strukturen an, z.B. in Belegen: Regierung [...] Miß-R[egierung]: „m. Fortbild.: Herr von Manteuffel m i ß r e g i e r u n g l i c h e n Angedenkens. Volkz. 9, 216“; [...] (ebd. 420, Hervorhebung durch Unterstreichung von mir, A.H.)
Zur Sichtbarmachung der Wortbildungszusammenhänge nutzt Sanders sogar die Angabe der Wortbildungsarten in Form von Abkürzungen wie ‚Zsstzg.’ (Zusammensetzung) und ‚Bstw.’ (Bestimmungswort). Damit verstärkt das Kontaktwörterbuch seine sprachpädagogischen Absichten, die im Vorwort unter Anwendung aufklärerischer Metaphern des Lichts erläutert worden sind. Die planmäßige Anordnung diene der kurzen und „lichtvollen“ (Sanders 1871: VI) Beschreibung der Lexeme. Mit dem Hinweis auf das Planvolle dieser Art von Anordnung ist ein weiteres Motiv angesprochen. Sie ermöglicht nämlich eine bessere Kontrolle über die Stichwortauswahl und Lemmatisierung, um das Ziel der qualitativen „Vollständigkeit mit Raumersparnis und zugleich Bequemlichkeit und Sicherheit für den Nachschlagenden“ (ebd. III) zu erreichen. Der aufklärend-pädagogische Impetus der Entscheidungen über die Makrostruktur des Wörterverzeichnisses verbindet sich bei Sanders deutlich mit seinem rationalistischen Denken und verweist damit auf Sanders’ kulturelle Wurzeln. Aber benutzerfreundlich hinsichtlich der schnellen Auffindbarkeit einzelner Stichwörter wirkt das Wörterverzeichnis dadurch nicht. Dafür gehört das Fremdwörterbuch von Sanders mit mehr als 70.000 eingetragenen Lexemen aber zu den umfangreichsten Arbeiten in der deutschen Sprachkontaktlexikografie zum äußeren Lehngut überhaupt.98
3.4.4 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel Sanders legt großen Wert sowohl auf die Beschreibung der formativen, grammatischen und wortbildungsbezogenen Merkmale von Sprachkontaktprodukten als auch auf die Darstellung ihrer semantisch-pragmatisch-paradigmatischen Eigenschaften. Angaben zur Etymologie über die der Herkunftssprache hinaus, z.B. zur Bedeutung des gebersprachlichen Vorbildwortes, finden sich im Fremdwörterbuch dagegen äußerst selten und sollen dann der Bedeutungsbeschreibung dienen. Diese Schwerpunktlegung zeigt sich bereits im Programm zum Wörterbuch, in dem Sanders ausführlich die zu erwartende formelle Beschreibung der Kontaktprodukte erklärt und zur Art der Bedeutungserläuterung Stellung nimmt, für etymologische Fragen aber auf entsprechende Wörterbücher verweist. Auch enzyklopädische Angaben sind nicht vorgesehen und im Vorwort nicht einmal angesprochen, werden aber gelegentlich zur Unterstützung der semantischen Beschreibung genutzt. Sanders’ Wörterbuchstil ist geprägt durch verdichtende Standardisierungen und knappe Bedeutungsangaben in unpersönlich neutraler, orientierender Art und Weise. Die einzelnen Wörterbuchartikel fallen in der Regel sehr kurz aus. Die Standardisierungen werden im Programm bzw.
–––––––—–– 98
Sauter (2000: 306) schätzt die Lemmaanzahl auf 69.600 Stichwörter, Kirkness (1988: 715) spricht von rund 80.000 Lemmata. Die komplizierte Anordnung der Lemmata macht exakte Zählungen der Gesamtlemmazahl sehr schwierig.
267 Vorwort des Wörterbuches und im Abkürzungsverzeichnis erklärt. Das ermöglicht auch dem ungeübten Wörterbuchbenutzer den Nachvollzug der Erläuterungen. Sanders’ Wörterbuchartikel (s. Bild 8) beginnen mit einem halbfett gedruckten Lemma, an dem die phonetischen und graphischen Eigenschaften des Wortes dargestellt werden. Zur Grundlage der Letzten nimmt er den zeitgenössischen Schreibgebrauch bei Favorisierung der k- statt der c-Schreibung bei k-lautendem c. Außerdem ist anstatt der z.B. bei Heyse üblichen Verbalendung -iren bereits regelmäßig das sich später durchsetzende -ieren eingetragen. Groß- und Kleinschreibung werden jedoch nur bei den Sublemmata 2. Ordnung beachtet, die halbfetten Stichwörter sind großgeschrieben.99 Ein Trennungsstrich in einem Volllemma hat keine silbenanzeigende Funktion. Manchmal hat das Divis auch phonetische Ursachen. Basis der phonetischen Angaben ist die Aussprache der „gebildeten Deutschen“ (Sanders 1871: VII). Im Vorwort werden allgemeine Regeln zur Aussprache von v, -tion und Ähnlichem, englischem th, stimmhaftem sch (heute durch Ơ dargestellt) und Weiterem vorgestellt. Am Lemma selbst sind Dehnung und Schärfung sowie Akzentuierung durch die üblichen Zeichen (Ø ,˘ ,ǯ) regelmäßig markiert. Auf das Lemma folgt die Angabe der Herkunftssprache des Lexems in einer Klammer, wenn das Stichwort als Volllemma angesetzt ist und nicht im Deutschen gebildet wurde. Obligatorisch ist die Angabe der Gebersprache auch bei Ableitungen, die aus einer anderen Sprache stammen als das Lexem des vorangegangenen Artikels (Bsp: liber-ieren (lat.), -ta, -tador (span.), -tas (lat.), -té (franz.), -ticid, -tin etc.) Bei starker Abweichung der Schreibung von der Lautung wird die Umschrift des Wortes in derselben Klammer eingetragen, z.B. Ligu-e (frz. lƯg'), Lie (engl. lƝƯ) (Sanders 1871, II: 18f.). Sollte es Varianten in der Aussprache oder Schreibung geben, werden auch diese angeführt, z.B. bei Likör (frz., auch nach frz. Schreibw.: Liqueur) [...] (ebd. 19).
Die nächste obligatorische Angabe betrifft die Grammatik. Es werden wortartenspezifische Erklärungen in Form von Abkürzungen gegeben. Substantive beschreibt Sanders nach dem Genus, Genitiv Singular100 und Nominativ Plural, in einigen Fällen schließt er die Angabe des Fugenelements und des Diminutivs an. Verben sind in transitiv und intransitiv unterschieden. Auch die Wortarten der anderen Lexeme werden bezeichnet und Besonderheiten, z.B. Rektion oder unregelmäßige Komparation gekennzeichnet. Syntagmatische Eigenschaften lassen sich an den gegebenen Kompetenzbeispielen ablesen, soweit solche angegeben sind. Die grammatischen Angaben, so betont Sanders bereits im Wörterbuchprogramm, beziehen sich nicht auf die Eigenschaften der fremdsprachlichen Wörter in ihrer Ursprungssprache. Selbstverständlich würden die Formmerkmale vorgestellt, die die Kontaktprodukte im Deutschen besitzen. Dort wo direkte Entlehnungen noch fremdsprachige Eigenschaften besitzen, namentlich lateinischstämmige Wörter, wird aber auch dies angezeigt bzw. auf die Deklinationstabelle im Vorwort verwiesen. Auf diese durch Doppelpunkt abgeschlossene formale Darstellung folgt die semantische Beschreibung der Lexeme, der sich gegebenenfalls Angaben zur Pragmatik, zur Paradigmatik und Wortbildung anschließen und die, wo es Sanders für nötig hält, durch Beispiele und
–––––––—–– 99
Weil der ihnen unmittelbar vorausgehende letzte Satz des vorherigen Artikels mit einem Punkt endet. 100 Außer bei femininen Substantiven, in denen Nominativ- und Genitivformen zusammenfallen.
268 Belege ergänzt wird. Wortbildungsangaben sind im Allgemeinen durch das Ansetzen von Sublemmata 2. Ordnung realisiert. Ein Hinweis auf ein Wortartikelsegment ‚Anmerkungen’ findet sich zwar im Abkürzungsverzeichnis des Wörterbuches in Form einer solchen Abkürzung ‚Anm.’, praktisch tritt dieses Segment im Nachschlagewerk aber im Gegensatz zu Sanders’ ausgiebiger Nutzung im WDS nicht in Erscheinung. Zu Sanders’ Anspruch an die semantische Beschreibung der aufgenommenen Sprachkontaktprodukte gehört es, diese in Form möglichst entsprechender Wörter oder einer möglichst genauen und erschöpfenden Erklärung mit dem Ziel einer synchronischen Bedeutungsbeschreibung zu liefern. Dass erschöpfend nicht ausführlich und schwelgerisch erzählend heißen muss, zeigen Sanders’ Bedeutungsangaben, z.B.: Rheo-motor, m. […]: „Stromerzeuger“, Vorrichtung zur Erzeugung eines fortdauernden elektrischen Stroms. [JMüller Ph. 2,] 193. (ebd. 441)
Innerhalb der semantischen Angaben lassen sich unterschiedliche Informationsarten unterscheiden. Zunächst liefert der Wörterbuchartikel die eigentliche Bedeutungsbeschreibung. Liegt Polysemie oder Homonymie101 vor, wird eine Untergliederung der Beschreibung der Einzelbedeutungen, meist durch Zahlen, vorgenommen, die nicht historischdiachron, sondern synchron-gegenwartsbezogen nach tropischen Kriterien ausgerichtet ist, so z.B. bei Register [...]: 1) geordnetes Verzeichnis über das Vorhandene, nam. Behufs der leichten Übersicht u. Auffindung [...] 2) in best. Anwend., eine Vorrichtung, wodurch Etwas reguliert, so gestellt wird, wie es der Zweck erfordert, u. die demgemäße Stellung [...] 3) ein Papierformat = KleinMedian (ebd. 420f.) März [...]: 1) der 3te (od. im altröm. Kalender eig. der erste) Monat des Jahres, Frühlings-, Lenzmonat – 2) oft in Bezug auf die in diesem Monat beginnende politische Bewegung des J. 1848 [...] (ebd. 52)
Metaphorische, metonymische oder andere tropische Bedeutungsverschiebungen können durch Abkürzungen wie ‚übrtr.’ (übertragen) oder ‚bildl.’ (bildlich) angezeigt werden. Wie Sanders im Programm bereits angedeutet hat, wird die semantische Erklärung, wenn möglich, durch ein oder mehrere meist indigene einfache lexikalische Äquivalente angegeben, die nicht unmittelbar als Verdeutschungsvorschlag verstanden zu werden brauchen, aber gegebenenfalls und kontextgebunden als indigener Ersatz genutzt werden können, z.B. Infandus (lat), a.: unaussprechl.[ich], unnennbar (Sanders 1871, I: 533).
Auf der Grundlage seiner Ansicht, ein Wörterbuch habe die Sprache nicht zu machen, sondern nur ein Bild von ihr zu geben, weist Sanders bereits im Vorwort darauf hin, dass er sich hinsichtlich Verdeutschungsvorschlägen weitestgehend zurückhalten und das Wörterbuch nicht zur Verbreitung und Festigung neuer Ersatzwörter nutzen will, höchstens zum Vorschlag vereinzelter kaum verbreiteter Wörter „mit dem stillen Wunsch, dass [sie] Anerkennung und allgemeine Aufnahmen finden möge[n]“ (ebd. XIII). Diese Aufgabe haben eher Pressetexte und ähnlich weit verbreitete Schriften zu leisten. Sanders greift bei der
–––––––—–– 101
Zwischen Polysemie und Homonymie unterscheidet Sanders nicht, daraus folgen also auch keine lexikographischen Konsequenzen in der Art einer mehrfachen Ansetzung eines Lemmas.
269 Bedeutungserläuterung außerdem auf Paraphrasen zurück, die meist nicht länger als eine Wortgruppe sind und dem klassischen Genus-Differentia-Schema folgen, z.B.: Fabrik [...]: Ort, Anstalt, wo Waaren durch die ineinandergreifende Thätigk. vieler Menschen od. der sie ersetzenden Maschinen im Großen gefertigt werden (ebd. 369).
Dem schließt sich oft die Angabe des Referenzbereiches an, auf den sich der Begriff bezieht: Infant: 1) [...]: königlicher Prinz, nam. in Spanien u. Portugal [...](ebd. 533) Specerei [...]; würzige Pflanzenstoffe, nam. zu Würzen u. Räucherungen (Gewürz) [...](Sanders 1871, II: 514) Nativismus [...]: die Ansicht, wonach allen Inländischen u. Eingebornen der Vorzug gebührt, bes. in der Politik, s. Native u. Knownothingthum. (ebd. 100)
Zur Ergänzung der Worterklärungen nutzt Sanders in einer Reihe von Artikeln pragmatische Angaben bzw. Kommentare, die die Verwendungssituation der Lexeme präzisieren und die evaluative und frequenzbezogene, seltener diachronische und normative Einordnung der Lexeme betreffen. Markierungen wie ‚ironisch’, ‚spöttisch’, ‚scherzhaft’ oder ‚selten’, ‚gewöhnlich’, ‚früher auch allgemein’, ‚veraltet’, ‚fälschlich’ konnten im Wörterverzeichnis nachgewiesen werden. Am häufigsten aber sind Angaben zu Kommunikationsbereichen, wie sie sich bereits aus dem Abkürzungsverzeichnis ersehen lassen, aber auch darüber hinaus verzeichnet werden. In der Bedeutungsbeschreibung zu Register sind z.B. folgende Fachbereiche unterschieden: Bücher, Behörden, Bergbau, dann Buchdruck, Drechseln, Orgelbau, Seilfabrik. Während die diatechnischen Angaben auch schon von anderen Lexikografen ausgiebig genutzt worden waren, ist die Vielfalt der anderen pragmatischen Angaben bei Sanders bemerkenswert, ihr absoluter Einsatz dennoch eher gering. Daneben ordnet Sanders manche Lexeme durch paradigmatische Angaben in einen größeren semantischen Zusammenhang. Typisch sind Hinweise auf sinnverwandte und Gegensatz-Wörter, die durch Abkürzungen wie ‚s.’ (siehe), ‚vgl.’ (vergleiche), ‚Ggstz’ (Gegensatz). ‚im Ggstz zu’ gekennzeichnet sind. Selten entstammen solche antonymen und synonymischen Angaben dem indigenen Wortschatzbereich, so dass ihre Nennung nicht als Verdeutschungsbestrebung interpretierbar ist. Monoseme paradigmatische Angaben finden sich in der ebenfalls monosemierten Bedeutungsparaphrase,102 aber auch in und zu den Belegen und Beispielen.103 Die Wortbildung spielt in Sanders’ lexikografischer Arbeit eine wichtige Rolle. Zum einen haben wortbildungsbezogene Überlegungen großen Einfluss auf die Gestaltung der Makrostruktur seiner Wörterbücher. Welche Lexeme als artikeleinleitende und welche als ihnen untergeordnete Sublemmata angesetzt werden, hängt wesentlich von den Wortbildungstypen ab, denen sie zugeordnet werden können. Dies ist bereits gezeigt worden. Andererseits geht es Sanders nicht nur darum, lexikalisierte Begriffe zu beschreiben, sondern auch die Struktur und Produktivität der Wortbildung im Deutschen zu demonstrieren. Im
–––––––—–– 102
Bsp. Fabel..... 3) Erdichtung im Ggstz des wirklichen Geschehnen, Lüge, Märchen etc. (Sanders 1871, I: 368). 103 wie bei: E r b - R [egierung]en .... Ggstz: Wahl-R[egierung], (Sanders 1871, II: 420).
270 Fremdwörterbuch vermittelt er damit zugleich, dass Sprachkontaktprodukte aus der regen Wortschatzerweiterung durch Komposition und Derivation keineswegs ausgeschlossen sind. Angaben zur Wortbildung finden sich in den Wörterbuchartikeln oft in expliziter Form, indem Zusammensetzungen in einem eigenen Segment behandelt werden, das kommentarsprachlich mit ‚Zsstgn, z.B.’, ‚als Bstw., z.B.’, seltener mit ‚über die zahllosen Zsstzgn vgl. man’, ‚wir erwähnen nur beispielsweise’ eingeleitet ist. Die Wortbildungstypen sind dementsprechend unterschieden. Präfixwörter werden zu den Komposita geordnet, in denen das beschriebene Lexem als Grundwort fungiert, z.B. Regierung, ... Zsstzgen, z.B. ... Miß-R[egierung] (ebd. 420); [revol]-utionieren ... Dazu transit. Zsstzgn: Etwas er-r[evolutionieren]... (ebd. 440).
Als Letztes wird auf die Verwendung von Beispielen und Belegen eingegangen. Denn Sanders unterscheidet sowohl im Programm zum WDS als auch im Vorwort des Fremdwörterbuchs explizit zwischen beiden Typen von Beispielangaben. Der in heutiger Terminologie Kompetenzbeispiel genannten Kategorie weist er die von der Philosophie der Aufklärung entwickelte Illustratio-Funktion zu.104 Der Wert des Exempels bestehe darin, den usuellen Gebrauch zu veranschaulichen. Dazu brauche keine direkte zum Nachweis dienende Belegstelle angegeben werden. Die Syntagmen hat der Lexikograph selbst gebildet bzw. als typischen Gebrauch aus dem Korpus gewonnen. Im Programm zum betrachteten Werk heißt es in Bezug auf die Verwendung und Aufgabe von (Kompetenz-) Beispielen: Uns legt die Rücksicht auf den Umfang hier strengste Masshaltung auf und so werden wir Beispiele in sorgsamster Auswahl nur beifügen, wo und insoweit sie die Bedeutung eines Fremdwortes, den Umfang seines Gebrauchs, die üblichen Verbindungen mit andern Wörtern und die Rektion etc. erläutern. (Sanders 1867: 58; 1871: XII)
Dementsprechend sind kaum Beispiele verzeichnet. Von Belegen, heutigen Belegbeispielen, macht Sanders hingegen reichlich Gebrauch. Sie dienen ebenfalls der Illustration, vor allem aber dem Nachweis der zuvor gemachten Angaben. Diese Funktion wird in der klassischen Philologie den Zitaten zugewiesen,105 die Sanders als Belege versteht und so gebraucht. Die genaue Belegstellenangabe hat vorrangig die Funktion, die Überprüfbarkeit der Wortbeschreibung an anderen Texten zu gewährleisten und zu zeigen, dass die Angaben aus einschlägigen Quellen stammen. Im Vorwort des Fremdwörterbuchs weist Sanders den Belegen vor allem die Funktion des Existenznachweises zu: „Besonders aber werden wir Belege geben für die Fremdwörter, die in den bisherigen Wörterbüchern, namentlich im Heyse’schen fehlen; ferner da, wo es gilt, das Vorkommen seltnerer Formen bei mustergültigen Schriftstellern nachzuweisen.“ (Sanders 1967: 58) Eine derartige Handhabung der Belegbeispiele verleiht dem Sanders’schen Wörterbuch einen besonderen dokumentarischen Charakter und macht es attraktiv für kontaktsprachliche Untersuchungen zum Fremdwortgebrauch im 19. Jahrhundert. Auch wenn die von Sanders bereits im Programm zum WDS ausführlich begründete Differenzierung zwischen Beispielen und Belegen und deren unterschiedliche Funktionszuweisung auf früheren Traditionen beruht, so ist ihre konsequente Umsetzung innerhalb der deutschen Sprachkon-
–––––––—–– 104 105
Vgl. zu den Funktionen der Kompetenzbeispiele (Haß-Zumkehr 2001: 35–38). Vgl. Haß (1991: 552–557).
271
Bild 9: Sanders, D. (1884): Verdeutschungs-Wörterbuch. Leipzig, S. 2
272 taktlexikografie etwas Neues.Die theoretische Beschäftigung mit Beispielen und Belegen, wie sie sich in den Vorworten des Fremdwörterbuches und des WDS andeuten, ist bis dahin gar nicht üblich gewesen. Sie wird erst seit den 1970er Jahren Teil der metalexikografischen Forschung.106
3.5 Das Wörterverzeichnis des Verdeutschungs-Wörterbuches (1884) im Vergleich zum Fremdwörterbuch (1871) Die Existenz des Verdeutschungs-Wörterbuches (1884) und dessen explizite programmatische Abgrenzung zum Fremdwörterbuch (1871) fordern zu einem weiteren Vergleich auf. Viel stärker als im Vorwort zum Fremdwörterbuch nutzt Sanders die Vorrede von 1884 z.B. für eine Diskussion und Stellungnahme darüber, was, wie, warum und warum nicht verdeutscht werden könne und wer dazu berechtigt sei, neue Ersatzwörter einzuführen, kaum aber dazu, die verschiedenen Arten von Entlehnungen zu unterscheiden und deren Funktion aufzuzeigen. Dazu greift er viele Aussagen und seine Kritik an Campes lexikografischer Verdeutschungstätigkeit, wie er sie in den Sprachbriefen bereits formuliert hat, wieder auf. Aus ihnen lässt sich klar erkennen, dass es Sanders im Gegensatz zu Campe nicht um die Präsentation jüngst gebildeter, noch recht unbekannter Ersetzungsvorschläge geht, um sie zur Diskussion zu stellen und möglichst zu etablieren. Er legt sein Wörterbuch als Stilhilfe für die Suche nach gängigem Ersatz an. Darüber hinaus fällt die einführende Beschreibung zur Makro- und Mikrostruktur des Wörterverzeichnisses wesentlich kürzer aus als die im Fremdwörterbuch. Sie betrifft vor allem die Auswahl und die Anordnung der Lemmata sowie die Handhabung der phonetischen Angaben. Sanders verzichtet außerdem auf ein Abkürzungsverzeichnis in der Annahme, dass die Benutzer keiner zusätzlichen Erklärungen bedürfen. Damit fallen auch die Hinweise auf das Quellenkorpus, die es im Abkürzungsverzeichnis des Fremdwörterbuches gegeben hat, weg. Sanders geht offensichtlich davon aus, dass die Benutzer auch in dieser Hinsicht viel weniger Informationen brauchen oder wünschen als beim Wörterbuch von 1871. Der Umtext des VerdeutschungsWörterbuches ist viel weniger als der des Fremdwörterbuches darauf ausgerichtet, die Voraussetzungen für eine bessere Nutzung des Wörterverzeichnisses zu schaffen und das lexikografische Konzept und die Datenbasis vorzustellen, als Sanders’ eigene Position in der Fremdwortfrage zu transportieren. Einige Aussagen über die Quellenbasis des Verdeutschungswörterbuches lassen sich dennoch treffen. Dass seine Erarbeitung auf der Auswertung eines Textkorpus, aber auch auf Kompilation beruht, zeigen die Hinweise auf Sanders’ Fremdwörterbuch und seinen Deutschen Sprachschatz sowie die, wenn auch wenigen Belege innerhalb des Wörterverzeichnisses. Sanders selbst hatte im Vorwort auf Belege aus Goethes und Schillers Sämtlichen Werken (beide von 1840) hingewiesen. Daneben waren Zitate unter anderen von Wieland, Heine, Lessing, Möser, König, Hartmann, Glaßbrenner, Auerbach, aus der Bibel, Gesetzbüchern, dem Brockhaus-Konversationslexikon und aus Zeitungen eingetragen. Da sich bereits die wenigen genannten Autoren im Quellenverzeichnis des WDS wiederfinden lassen und Hinweise auf die Verarbeitung zuvor erschienener Nachschlagewerke im Vor-
–––––––—–– 106
Vgl. ebd. 540.
273 wort gegeben sind, ist davon auszugehen, dass die Zusammensetzung des Quellenkorpus für das Verdeutschungs-Wörterbuch dem des Fremdwörterbuches und damit des WDS gleicht. Es wird aber wiederum eine Aktualisierung vorgenommen worden sein, die sich nicht zuletzt auf die Aufnahme von Verdeutschungen im Wortschatz des Postwesens bezieht. Auch in Bezug auf die Makrostruktur des Wörterverzeichnisses entwickelt Sanders sein zweites Kontaktwörterbuch auf der Grundlage der lexikografischen Entscheidungen im Fremdwörterbuch. Zugleich wird die Lemmapräsentation dem neuen Programm angepasst. Die größten Ähnlichkeiten zeigen sich in der zugrunde gelegten Alphabetisierungsmethode. Sie ist mit der im Fremdwörterbuch identisch. Die Anordnungsweise der verzeichneten Lexeme wird jedoch übersichtlicher gestaltet, aber auch komprimiert. Einerseits bleiben die langen Textblöcke, die nischenalphabetische Anordnung der halbfett hervorgehobenen Stichwörter sowie die Abgrenzung der Gruppen aufgrund der ersten 3 (seltener 2 oder 4) Buchstaben bestehen. Zur leichteren Auffindbarkeit der Artikel setzt Sanders nun innerhalb der Nischen vor jeden neuen Artikel einen sichtbaren Trennungsstrich. Dessen frühere wortfamilienanzeigende Funktion wird also aufgehoben. Stattdessen ordnet Sanders, wo es die semantischen Angaben bzw. Äquivalente zulassen, mehrere unmittelbar verwandte Lemmata in einem Artikel gleichrangig nebeneinander, z.B. bei Movierung (Blondin, -ine), Synonymie durch Entlehnung aus verschiedenen Sprachen oder aus anderen Ursachen (Degeneration, -escenz) oder bei Ableitungen mit gleicher Bedeutung, aber anderer Wortart (Legal, -tät, -iter). Dabei sind die dem Hauptlemma nebengeordneten Stichwörter, wie die Beispiele zeigen, in Form von Teillemmata verzeichnet. Darüber hinaus hat Sanders auch die Nischenlemmata in eigenen Artikeln als Teillemmata gestaltet, wenn ihre vollständige Form auf ein vorausgehendes Volllemma aus ihrer Wortfamilie zurückgeführt werden kann. Im Gegensatz zur Lemmaanordnung im Fremdwörterbuch verzichtet Sanders auf gesperrte Sublemmata 2. Ordnung, die z.B. in Kompositareihen oder in Belegen zusammengestellt waren. Dennoch befinden sich in vielen Wörterbuchartikeln Sprachkontaktprodukte, meist Komposita oder Phraseologismen, denen ebenfalls indigene Äquivalente beigegeben sind, z.B. im Artikel Beurré: Butter-, Schmalzbirne: B.[eurré]-blanc, B.[eurré]-gris: weiß, graue. (Sanders 1884: 22),
und die oft sogar mit ihnen direkt verknüpft wurden in der Form „Adjustier- od. StellSchraube“ (ebd. 3) zu Adjusti(e)ren, „Additional- od. Zusatz-Bestimmung“ (ebd.) zu (Add)-itional. Da sie von ihrem Umtext nicht herausgehoben sind und sich dadurch nicht suchen lassen, wurden sie bei der Ermittlung des Lemmaumfangs nicht berücksichtigt. Die Anzahl der halbfett markierten Lemmata liegt bei rund 16.000, es befinden sich im Wörterbuch aber zusätzlich mehrere tausend Lexeme, denen Verdeutschungen beigegeben sind. Den für ein puristisches Wörterbuch vergleichsweise großen, aber im Gegensatz zum Fremdwörterbuch eher bescheidenen Umfang der Lemmazahl erreicht Sanders durch eine strengere Auswahl. Es sollten „nur allgemein übliche und doch entbehrliche Fremdwörter aufgenommen (werden), für die ein allgemein anerkannter oder doch empfehlenswerther Ersatz dargeboten werden kann.“ (ebd. IX) Das sind in der Regel sowohl direkte Entlehnungen als auch Lehnwortbildungen mit höherer Gebrauchsfrequenz und Bekanntheit. Es können aber auch eher weniger bekannte und fachsprachlich einzuordnende Lexeme sein,
274 zu denen indigene Äquivalente existieren, die wahrscheinlich sogar gebräuchlicher sind als die entlehnte Entsprechung, z.B. Abundantia, Abundanz (abondance) f.: Fülle, Überfülle, Überfluß, Überschwang etc.; auch Göttin, Gottheit der Fülle, des Überflusses etc.; en abondance: im Überfluß, in (Hülle u.) Fülle, in Menge etc. (ebd. 3) Abusus m.: Missbrauch: Abusus non tollit usum: Missbrauch hebt den rechten Gebrauch nicht auf ect. (ebd.)
In der Regel will Sanders Fachwörter und Bezeichnungsexotismen, aber auch Lehnwörter nicht verzeichnen und somit auch nicht verdeutschen, da er sie wegen ihrer spezifischen Funktionen im Deutschen bzw. ihres Assimilationsgrades nicht für ersetzungsbedürftig hält. Außerdem lässt Sanders solche Lexeme weg, für die er keinen etablierten und auch keinen empfehlendwerten indigenen Ersatz gefunden hat. Eigene völlig neue Vorschläge durch das Wörterbuch bekannt zu machen, widerspricht seiner Auffassung über die beschreibende Aufgabe eines Lexikografen. Das herausragende Kriterium der Lemmaauswahl ist also das der Ersetzbarkeit der Sprachkontaktprodukte durch vorhandenes indigenes Wortgut neben dem der Bedürftigkeit zur Verdeutschung. Thematische oder herkunftsspezifische Beschränkungen bzw. Gewichtungen in der Lemmaauswahl sind nicht vorgesehen. Ein Kriterium wie die Notwendigkeit von oder der Bedarf nach Ersatzwörtern ist sehr abhängig von der jeweiligen individuellen Toleranz gegenüber Sprachkontaktprodukten. Dass es bei der Lemmaauswahl nicht den Vorrang erhält, kann auf Sanders’ liberale, mehr die Funktion und den gegebenen lexikalischen Zustand von Sprache als ihre etymologische Zusammensetzung berücksichtigende Haltung zurückgeführt werden. (s. Bild 9) Sanders’ programmatische Ausrichtung seines zweiten kontaktsprachlichen Wörterbuchprojektes beeinflusst auch die Auswahl der mikrostrukturellen Eigenschaften in dessen Verzeichnis des Verdeutschungs-Wörterbuches erkennbar. Der Schwerpunkt der Lemmabeschreibung liegt deutlich auf der Darbietung von Ersetzungen, jedoch geht Sanders nicht soweit, auf möglichst alle anderen Angaben zu verzichten, wie es z.B. Dunger (1882) und die ihm nachfolgenden Autoren der ADSV-Wörterbücher (1889ff.) praktizieren. Am artikeleinleitenden Lemma sind wie im Fremdwörterbuch Betonungszeichen notiert. Auch die Schreibung ist an ihnen abzulesen, wobei wiederum Groß- und Kleinschreibung sowie Worttrennung nicht beachtet werden. Im Unterschied zur Handhabung im Fremdwörterbuch klammert Sanders das e in der Verbalendung -i(e)ren aus Platzgründen regelmäßig ein. Auffällig ist aber vor allem, dass Sanders keine genauen Ausspracheangaben mehr macht. Durch ein Kreuz † vor einem Lemma bzw. Morphem zeigt er nur noch an, dass die betreffenden Lemmata in ihren Phonem-Graphem-Beziehungen von den im Deutschen üblichen abweichen (z.B. †Acharn-ement, Boss†-age, [Lec]†-ture). Im Vorwort gibt Sanders darüber hinaus einige reguläre Hinweise zur unterschiedlichen Aussprache der Verbindung ie und führt allgemeine Betonungsregeln an. Ganz kann sich Sanders offensichtlich nicht von phonetischen Angaben lösen. Auffallend sind daneben der Verzicht auf jegliche Herkunftsmarkierungen sowie die starke Reduzierung der Grammatikbeschreibung auf das Genus beim Substantiv, Transitiv- und Intransitivangaben beim Verb sowie Wortartenangaben bei den anderen Wortklassen. Enzyklopädische Angaben waren auch im Fremdwörterbuch nicht vorgesehen. Informationen über die Wortbildung lassen sich aufgrund der Nutzung von Voll- und Teillemmata aber immer noch entnehmen.
275 Die semantische Beschreibung, wenn sie sich als solche bezeichnen lässt, geschieht in der Regel durch eine oder mehrere Äquivalenzangaben, die als Verdeutschungen verstanden werden sollen. Bei größerer Bedeutungsdifferenz werden sie durch Semikolon voneinander unterschieden. Nur selten sind längere inhaltliche Erklärungen beigegeben, offensichtlich dann, wenn Sanders das richtige Verständnis und den richtigen Gebrauch der Entsprechung gefährdet sieht. Die richtige Auswahl befördern sollen sicherlich auch die öfter verzeichneten Referenzangaben und diatechnischen Markierungen (meist in kleinerem Druck) sowie andere den Inhalt konkretisierende Wörter, die in Klammern vor oder nach der Verdeutschung angeschlossen sind, z.B. Bónne f.: (französisch sprechende) Kinderwärterin, Erzieherin; (Haus-)Französin. (ebd. 23) Boquet, -ett n.: (Blumen-)Strauß; Blume (des Weins); Haupt-Sache, -Geschichte etc. (ebd.)
Sanders lässt die Benutzer also nicht völlig allein bei ihrer Suche nach der passenden Entsprechung, auch wenn er davon ausgeht, dass sie die Bedeutung der verzeichneten Lexeme in der Regel kennen. Während pragmatische Kommentare über die fachlichen Markierungen hinaus viel weniger eingetragen sind als im Fremdwörterbuch, lassen sich eine Reihe paradigmatischer Angaben, sowohl Synonyme als auch Antonyme, nachweisen. Sie können auf andere Wörterbuchartikel hinweisen und stammen sowohl aus dem indigenen als auch aus dem entlehnten Teilwortschatz, dann meist ebenfalls verdeutscht. Natürlich sind auch die verzeichneten Entsprechungen paradigmatisch deutbar. Sanders hat das Wörterbuch von 1884 ja selbst in die Nähe seiner Synonymiken gerückt. Als Letztes soll auf die Handhabung von Belegen und Beispielen eingegangen werden. Beide Beispielarten werden von Sanders benutzt, aber wie fast alle anderen Artikelangaben in einem wesentlich geringeren Umfang als im Buch von 1871. Das trifft vor allem auf die Belege zu. Sie dienen zudem nun dazu, die Existenz bzw. die Verwendung von Verdeutschungen zu beweisen, z.B. Debandi(e)ren tr., refl.; haltlos auflösen, auch: Wehr u. Waffen von sich werfend | entschart das ganze Heer sich. Schiller 458a. (ebd. 30)
Kompetenzbeispiele kontextualisieren das Lemma bzw. die indigene Entsprechung, sie werden oft ‚übersetzt’, z.B. [Absolut]-istisch a.: dem Absolutismus (s.d.) anhängend od. ihm gemäß, entsprechend, z.B.: Die seiner Politik eigenen absolutistischen Allüren = Das seiner Staatskunst eigene selbstherrliche Gebaren (Thun etc.) (ebd. 2)
Sanders’ Verdeutschungs-Wörterbuch (1884) ist nachweislich nicht bloß ein Auszug aus dem großen erklärenden und dokumentierenden Fremdwörterbuch (1871), nur unter einem anderen Titel und mit anderer Funktionsbestimmung herausgebracht. Die veränderte, auf puristische Interessen gerichtete Programmatik zieht erkennbare Veränderungen in der Behandlung des äußeren Lehnguts nach sich. Makrostrukturell ist vor allem die strengere Auswahl und die mit ihr verbundene Lemmareduktion hervorzuheben. Mikrostrukturell hat Sanders die Zahl der möglichen Angaben beschränkt und die gefundenen Verdeutschungen deutlich ins Zentrum der Wörterbuchartikel gerückt, auch wenn sie nicht die einzigen Daten
276 sind, die er niedergelegt hat. Damit lässt sich wirklich von einem anderen Typ von Sprachkontaktwörterbuch sprechen, den Sanders hier bedient.
3.6 Resümee In den vorangegangenen Ausführungen ist Daniel Sanders als engagierter Pädagoge, Demokrat und Sprachgelehrter mit einer differenzierten Haltung zu Sprachkontaktphänomenen und mit großer schriftstellerischer Produktivität vorgestellt worden, die sich besonders, aber nicht nur auf das lexikografische Gebiet erstreckt. Sanders ist ein Wörterbuchautor, der sich aus aufklärerisch-demokratischen Interessen heraus und mit einer gegenwarts- und fortschrittsorientierten Einstellung um die Erhöhung nützlicher Bildung der Menschen während und nach ihrer Schulzeit bemüht, dazu im besonderen Maße auf den Einsatz lexikografischer Werke setzt und dafür nach Ende seiner Lehrerlaufbahn durch eigene Arbeiten die Grundlagen schaffen bzw. verbessern will. Dabei berücksichtigt er im Gegensatz zu z.B. Heyse (und Kehrein107) nicht so sehr die historisch-diachronischen Interessen der Bildungsbürger, sondern er versucht, den zeitgenössischen kommunikativen Bedürfnissen auch der anderen Gruppen gerecht zu werden. Gleichzeitig erarbeitet Sanders seine Wörterbücher nach ausführlicher Methodenreflexion und mit dem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. In diesem Zusammenhang hat er nicht die Kritik an angesehenen Wörterbuchprojekten wie dem immer wieder erfolgreich herausgegebenen Heyse’schen Fremdwörterbuch und Campes Verdeutschungswörterbuch gescheut. Eine Grundlage seiner lexikografischen Arbeit ist Sanders’ Sprachauffassung, in der er ein einfaches semiotisches Repräsentationsmodell vertritt, das den individuellen Sprecher einbezieht und ihm darin eine aktive Rolle zuweist. Er versteht Sprache als Instrument, das dem Menschen zur Kommunikation und Wissenserweiterung dient. Dementsprechend soll Sprachforschung und -pädagogik viel eher auf die Sprache der Gegenwart und die Beschreibung des tatsächlichen und allgemeinen Sprachgebrauchs zielen. Eine eher historisch ausgerichtete Wissenschaft und etymologische Forschung begreift Sanders einerseits als gesellschaftlich und kommunikativ wenig nützlich, andererseits als zu spekulativ und von der zeitgenössischen Forschung zu hoch bewertet. Die Fokussierung Sanders’ auf den gegenwärtigen Sprachgebrauch, die auch seine kontaktsprachliche lexikografische Tätigkeit bestimmt, steht im engen Zusammenhang mit seinen im Vormärz, in der bürgerlichen Revolution entwickelten demokratischen und emanzipatorischen Idealen und spiegelt sich auch in dem Einsetzen des Usus als normierender Instanz wider, den Sanders in seiner lexikografischen Arbeit durch ein thematisch und textsortenbezogenes breites Quellenkorpus einfangen will. Es schlägt sich deutlich in Sanders’ Position in der Fremdwortfrage nieder. Diese ist nicht durch eine national, sondern rational argumentierende Bewertung von Sprachkontaktphänomenen geprägt. Sie zeichnet sich durch das Wissen um die Existenz unterschiedlicher Entlehnungstypen, um die kulturellen Ursachen von Entlehnungsvorgängen und verschiedene Funktionen von Sprachkontaktprodukten aus. Dementsprechend differenziert gestaltet sich auch Sanders’ Auffassung darüber, welche der Produkte in den Texten des Alltags und der Wissenschaft verwendet werden sollen und in welchem
–––––––—–– 107
Zu diesem Wörterbuch vgl. die bisherige Beschreibung durch Kirkness (1988).
277 Umfang und wie äußeres Lehngut in einem Fremdwörterbuch zu beschreiben ist. Klar und deutlich kritisiert er die auf individuellen Vorstellungen über die Reinheit der deutschen Sprache gegründeten Eingriffe Einzelner in den gegenwärtigen Sprachgebrauch. Gleichzeitig spricht sich Sanders aber auch für eine möglichst weite Reinigung deutscher Texte von unnötigem, d.h. für Sanders aus Bildungsdünkel und Bequemlichkeit eingesetztem Lehngut aus, was ihn dazu bewegt hat, neben dem auf Erklärung des möglichst vollständig erfassten kontaktsprachlichen Wortschatzes des Deutschen ausgelegten Fremdwörterbuch (1871) ein Verdeutschungs-Wörterbuch (1884) zu erarbeiten. Mit ihm reagiert Sanders auf die nach der Reichsgründung 1871 immer stärker werdende puristische Stimmung im deutschen Kaiserreich, ohne aber seine gemäßigten Vorstellungen von der Reinheit deutscher Texte und seine Orientierung am im Sprachgebrauch Vorhandenen aufzugeben. Dieser akzeptiert hauptsächlich etablierte Entsprechungen in einem Wörterbuch, keine Neuschöpfungen. Sanders’ Fremdwörterbuch unterscheidet sich von den bisher betrachteten Arbeiten früherer Zeiten besonders durch die ausführlichere Beschreibung der grammatischen Eigenschaften und die Sorgfalt beim Nachweis der Belege bzw. durch den Einsatz von Belegen überhaupt, der in dem Maße, aber nicht in der Exaktheit und nicht in derselben Funktion bisher nur bei Campe zu finden gewesen war. Aus ihnen und einigen Anmerkungen in den Umtexten lässt sich das Wörterbuchkorpus rekonstruieren, was in diesem Umfang ebenfalls nur bei Campes Wörterbuch gelungen ist. Von Heyses Wörterbuch unterscheidet sich Sanders’ Werk vor allem durch die besondere Zurückhaltung bei der Angabe etymologischer Daten, aber auch durch die Anordnung der verzeichneten Lexeme nach Wortbildungskriterien, durch die Sanders seine Arbeit ganz bewusst von der Heyses abheben will. Das lässt Kirkness (1988: 716) von einem „Anti-Heyse“ sprechen. Hinsichtlich des Lemmaumfangs und der Lemmaauswahl ist das Fremdwörterbuch leicht konkurrenzfähig. Letztere ist thematisch, herkunftssprachlich und soziokulturell möglichst vielseitig gestaltet, was durch das ebenso breite wie umfangreiche Quellenkorpus gewährleistet wird. Sanders hat in seinem Programm und Vorwort zudem sehr ausführlich in die Darstellung der formativen Eigenschaften der Lexeme eingeführt, aber auch viele andere mikro- und makrostrukturelle Entscheidungen erläutert. Praxis und Theorie weisen auf einen hohen „bislang unbekannten Grad an Wissenschaftlichkeit“ in der bisherigen „Geschichte der germanistischen Fremdwortlexikografie.“ (ebd.) hin. Dennoch erlebt Sanders’ Zweibänder im Gegensatz zu Heyses lange etabliertem Werk nur 2 Auflagen. Er schafft es nicht, ihn abzulösen. Dies mag unter anderem and er geringen Benutzerfreundlichkeit gelegen haben. Das Verdeutschungs-Wörterbuch (1884) von Sanders unterscheidet sich vom Fremdwörterbuch (1871) nicht nur in der veränderten programmatischen Ausrichtung. Es weist auch eine auf dieser Ausrichtung basierende Gestaltung des Wörterverzeichnisses auf, so dass von einer Art Gegenentwurf oder einem erkennbar anderen Typ von Sprachkontaktwörterbuch, nicht nur von einem Auszug aus dem Zweibänder unter anderem Titel gesprochen werden kann, auch wenn beide Werke auf annähernd derselben Quellenbasis beruhen. Dass das bewusste methodische Entscheidungen über die lexikografische Anlage des Verdeutschungs-Wörterbuches gewesen sind, zeigen schon die Ankündigung über dessen Herausgabe und dessen Vorwort, in denen Sanders die beiden Wörterbücher gegenüberstellt. Im Gegensatz zum Fremdwörterbuch soll das Verdeutschungs-Wörterbuch nur solche Kontaktprodukte verzeichnen, zu denen es bereits indigene Entsprechungen gibt, um diese dann Personen mit puristischen Absichten bei ihrer Textproduktion bereitzuhalten. Der Schwerpunkt der Erarbeitung liegt erkennbar auf der Verzeichnung der Ersatzwörter bei Reduzie-
278 rung aller anderen Lemmaangaben, ohne dabei jedoch radikal zu werden. Mit dieser lexikografischen Praxis wird Daniel Sanders derjenige, an dessen Werken sich der nach der Reichsgründung einsetzende Trend zur Ablösung der bisher weit verbreiteten Kombination von erklärendem und ersetzendem kontaktsprachlichen Wörterbuch durch funktional und in der Anlage ihrer Wörterverzeichnisse spezialisiertere Nachschlagewerke am deutlichsten festmacht, weil Sanders diesen Trend sowohl praktiziert, seine Resultate explizit theoretisiert als auch durch den Rückgriff auf die Bezeichnungen ‚Fremdwörterbuch’ und ‚Verdeutschungswörterbuch’ klar getrennt etikettiert.
4. Puristische Sprachkontaktlexikografie zwischen 1870/71 und 1945 – Ausgewählte Beispiele von Verdeutschungswörterbüchern Daniel Sanders ist nicht der einzige Lexikograf, der mit seinen Aussagen und Nachschlagewerken die typologische Differenzierung zwischen Fremdwörterbuch und Verdeutschungswörterbuch vorantreibt. Er ist auch nicht derjenige, der für die nach der Gründung des ADSV so zahlreich aktiv werdenden puristischen Wörterbuchautoren zum Vorbild wird. Dies liegt sicherlich an seiner für einen Lexikografen eines Verdeutschungswörterbuches dieser Zeit eher untypischen, auf sprachlich-kommunikativen Gründen beruhenden gemäßigten Haltung zum Gebrauch von Sprachkontaktprodukten einerseits, an der, wenn auch bereits reduzierten, aber dennoch datenreichen und kompakten Ausprägung des Wörterverzeichnisses seines Verdeutschungs-Wörterbuches (1884) andererseits. Für die Festigung der Trennung von erklärend-informierendem Fremd- und puristisch-ersetzendem Verdeutschungswörterbuch ebenso bedeutend, auf die Gestaltung der Verzeichnisse und auf die Motivierung der verdeutschenden Nachschlagewerke aber sicherlich einflussreicher wirken die beiden Arbeiten von Hermann Dunger (1882) und Otto Sarrazin (1886). Beide Autoren publizieren ihre Werke fast zeitgleich mit Sanders. Sie reagieren aber deutlich stärker auf die staatlich puristischen Interventionen der 1870er und 1880er Jahre und stellen ihre Werke viel offener in den Kontext des sich steigernden Nationalismus. Die Anlage der Wörterverzeichnisse wirkt zudem durchsichtiger und leichter nachvollziehbar, so dass die Werke sicherlich gerne als Anregung und Quellenbasis benutzt worden sind. Während das Wörterbuch von Verdeutschungen von Dunger jedoch nur einmal erscheint, entwickelt sich das Verdeutschungs-Wörterbuch von Sarrazin mit seinen 5 Auflagen innerhalb von 32 Jahren als Konstante auf dem Wörterbuchmarkt des Kaiserreichs. Beide Arbeiten sollen hinsichtlich ihrer lexikografischen Vorgehensweise, aber auch in Bezug auf ihren theoretischen Umgang mit äußerem Lehngut vergleichend vorgestellt werden. In diesen Vergleich einbezogen wird außerdem das Nachschlagewerk zur Heilkunde, ein erfolgreicher und relativ typischer Band der Reihe der ADSV-Verdeutschungsbücher. Er lag in der 6./7. Auflage aus dem Jahr 1915, also aus dem Jahr des puristischen Wörterbuchbooms, vor. An diesem Nachschlagewerk soll stellvertretend für die in der puristischen Kontaktlexikografie zwischen Reichsgründung und Reichsuntergang so bedeutende Gruppe der ADSVWörterbücher gezeigt werden, wie eine solche Arbeit grundsätzlich zustande kommt, wie sie gestaltet ist und mit welchen Argumenten die puristischen Vorstellungen gerechtfertigt
279 werden. Schon jetzt ist zu erwähnen, dass sich die Kriegsbegeisterung vieler puristischer Autoren, wie sie an zwei Beispielen aus dem weiteren Umkreis des ADSV bereits vorgeführt worden ist, im Verdeutschungsbuch zur Heilkunde nicht so stark widerspiegelt wie in anderen ADSV-Büchern aus der Zeit. Die „Kampfeslust“ zeigt sich aber im vierten berücksichtigten Wörterbuch vom Ende des betrachteten Zeitraumes. Es handelt sich um das Nachschlagewerk Ein deutsches Wort fürs Fremdwort! von Hans Reger (1939). Das Buch soll als Beispiel für ein lemmaschwaches allgemeines Verdeutschungswörterbuch des Zeitabschnittes 1870/71 bis 1945 dienen und zugleich Repräsentant der Arbeiten aus der Zeit des Nationalsozialismus sein. Es gehört zu den wenigen Wörterbüchern dieser Jahre, die mehr als eine Auflage erlebt haben. Interessant an ihm ist außerdem, dass es auch nach 1945 erschienen ist, und zwar im Rahmen der Aktivitäten des Vereins für Sprachpflege. Darum wird untersucht, inwiefern eine ‚Anpassung’ an die neue Zeit erfolgt ist.
4.1 Der Gymnasiallehrer Hermann Dunger über „Fremdwörter und Sprachreinigung“ und die Programmatik seines „Verdeutschungswörterbuches“ Am Anfang der sich nach der deutschen Reichsgründung rapide entwickelnden lexikografischen Verdeutschungsaktivitäten steht das Wörterbuch von Verdeutschungen entbehrlicher Fremdwörter mit besonderer Berücksichtigung der von dem Großem Generalstabe, im Postwesen und in der Reichsgesetzgebung angenommenen Verdeutschungen (1882). Sein Autor, der Gymnasialprofessor für Deutsch und klassische Sprachen am Vitzthumer Gymnasium und spätere Konrektor am Wettiner Gymnasium in Dresden Dr. Hermann Dunger (18431912), legt mit diesem Buch nicht nur eine bedeutende Zusammenstellung der bisher durchgeführten staatlichen Verdeutschungstätigkeit vor. Zusammen mit seiner Schrift Das Fremdwörterunwesen unserer Sprache (1884) wird es neben den Veröffentlichungen des Kunsthistorikers Hermann Riegel zu einem der richtungsweisenden Beiträge in der Gründungsphase des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, besonders auf dessen Hauptarbeitsgebiet, dem Fremdwortpurismus. Dabei ist es Dungers erste Arbeit, die sich sowohl theoretisch als auch lexikografisch mit diesem Thema beschäftigt. Zuvor hat er sich vor allem als klassischer Philologe hervorgetan und ist daneben durch Sammlungen von Volksliedern und Reimen seiner Heimat, dem Vogtland, sowie mit Arbeiten über die dortige Volksdichtung und den Dialekt bekannt geworden. Die intensive publizistische Auseinandersetzung zum Thema Fremdwortpurismus beginnt in den 1880er Jahren. Nach den genannten Schriften entsteht beispielweise der Aufsatz Welche Fremdwörter sind nicht zu bekämpfen?, der die erste Nummer der Zeitschrift des ADSV im April 1886 eröffnet. Dunger reagiert außerdem auf die bald einsetzende Opposition gegen den Sprachverein mit einer Schrift Die Sprachreiniger und ihre Gegner (1887) und beteiligt sich unterstützend an der Veröffentlichung der Verdeutschungsbücher des ADSV, namentlich am Band 1 Deutsche Speisekarte (1888). Diese wenigen Beispiele zeigen bereits, dass Dungers Beschäftigung mit der Sprachreinigung und die Aktivitäten des Sprachvereins auf diesem Gebiet eng verbunden sind. Das ist auch nicht verwunderlich, tritt Dunger dem ADSV als einer der vielen Lehrer, die der Verein anzieht, nicht einfach nur bei, weil er dessen Ziele, insbesondere die „Reinigung der deutschen Sprache von unnöthigen fremden Bestandtheilen“ „zur Erhaltung und Wiederherstellung des echten Geistes und eigenthümlichen Wesens der deutschen Sprache“ sowie zur Bekräftigung des „allgemeinen nationalen Bewusstsein(s) im deutschen Volk“
280 (Riegel, Zeitschrift des ADSV 1886, Sp. 1/2) mitträgt – Dunger verteidigt das sprachpuristische Engagement des ADSV 1887 als „nationale Pflicht“ (Dunger 1887: 44) gegenüber dem Vaterland –, er ist ganz maßgeblich an seiner Bildung beteiligt, indem er noch vor dem Entstehen des Gesamtvereins 1886 am 10. September 1885 den ersten Zweigverein ins Leben ruft. Er wird zudem stellvertretender Vorsitzender des Gesamtvereins, dessen Sitz in Berlin liegt. In der einschlägigen Literatur zur Geschichte des ADSV108 wird Dunger als Purist mit moderaten Ansichten zum Fremdwortgebrauch beschrieben, der sich darüber hinaus, insbesondere in einer Rubrik der Vereinszeitschrift mit Namen „Zur Schärfung des Sprachgefühls“, auch mit sprachpflegerischen Fragen aus den Bereichen Grammatik und Stil beschäftigt. Wie Dunger seine Vorstellungen im Wörterbuch von Verdeutschungen (1882) niedergelegt hat, soll im Folgenden gezeigt werden. Wie Campe in seinem Wörterbuch (1801) nutzt Dunger für seine theoretische Auseinandersetzung mit dem äußeren Lehngut in der deutschen Sprache das Vorwort (S. IIIVI) seines Wörterbuches einerseits, eine längere Abhandlung über Fremdwörter und Sprachreinigung (S. 155) andererseits. Im Gegensatz zu Campe verwendet er dazu jedoch nicht das Wörterverzeichnis. Im Vorwort führt Dunger in die Problematik ein und umreißt seine Haltung zum Gebrauch von Sprachkontaktprodukten im Deutschen als „schlechte Angewöhnung“ und Zeichen von „Halbbildung und Vornehmthuerei“ (Dunger 1882: III). Es dient ihm aber auch besonders dazu, die Erarbeitung des Werkes, dessen Gestaltung und Funktion zu begründen und es von den erklärenden Fremdwörterbüchern abzugrenzen. Dabei spielt der Bezug zu Campes Arbeit eine besondere Rolle: Diese wird zwar als veraltet bezeichnet, erscheint dem Autor in ihren Absichten und Zielen jedoch immer noch sehr vorbildhaft. So lehnt sich Dunger an ihren grundsätzlichen Aufbau109 an und greift ihren Kurztitel Verdeutschungswörterbuch110 auf. Damit stellt sich Dunger selbst in die Tradition Campes. Er vollzieht jedoch den pädagogisch-aufklärerischen Ansatz von Campes puristischer Tätigkeit auch in seiner Abhandlung zur Purismusgeschichte nicht nach. 111 Dunger beginnt die Abhandlung mit einer näheren Beschäftigung mit verschiedenen Formen äußeren Lehnguts. Diese ist von Anfang an eingebettet in die Diskussion um die Frage, welche Wörter eigentlich verdeutscht und damit entfernt werden sollten. Dabei stellt sich Dunger selbst zwischen die eher positiv beschriebenen radikalen Gegner eines Fremdwortgebrauchs und die tendenziell abgewerteten Befürworter. Denn es gelte, so Dunger, zwischen verschiedenen Formen von Wörtern, die aus fremden Sprachen herübergenommen worden seien, durchaus zu unterscheiden, weil eine Ausrottung aller dieser Wörter eine Schädigung der Sprache zur Folge habe und außerdem gar nicht möglich sei, aber die deutsche Sprache unter dem gegenwärtigen übermäßigen Gebrauch von Entlehnungen natürlich leide. Nicht alle von ihnen will Dunger unter die Fremdwörter fassen. Bereits in der Kapitelüberschrift weist er auf seine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Lehnwort
–––––––—–– 108
Vgl. z.B. Kirkness (1975), Bernsmeier (1977, 1980, 1983), Hillen (1982), Greule/Ahlvers-Liebel (1986), Viereck (1989), Olt (1991), Blume (1998), Wiechers (2004). 109 Aufbau des Dunger’schen Wörterbuches: Titel, Vorwort: S. III–VI, Inhaltsverzeichnis: S. VII, Fremdwörter und Sprachreinigung (Aufsatz): S. 1–55, Wörterbuch von Verdeutschungen entbehrlicher Fremdwörter (Wörterverzeichnis): S. 56–194. 110 Er benutzt ihn ausdrücklich im Vorwort. 111 Dunger erwähnt Campes pädagogisch-aufklärerische Motive für sein Verdeutschungsengagement nicht einmal. Vgl. Dunger (1882: IIIf. u. 36–39).
281 und Fremdwort hin. Erstere bestimmt er als Wörter, die „bei ihrem Übergange ins Deutsche so umgewandelt“ worden sind, dass sie so ganz „das Gepräge der deutschen Sprache angenommen (haben), daß wir sie mit Fug und Recht als Teile unseres Sprachschatzes ansehen können“ (ebd. 2). Dunger nennt Beispiele wie Pfanne, Pfeffer, Pferd und Spiegel. Er beschreibt sie einmal als Wörter, die nicht mehr Fremdwörter sind, da sie die deutsche Form angenommen haben. Das Zitat andererseits weist auf ein Verständnis ihrer Entstehung hin, nach dem es keinen langen Assimilationsweg im Deutschen gibt, sondern die Angleichung im Akt der Übernahme stattfindet. Dieses Verständnis ist bereits bei Campe nachgewiesen worden. Auch hier nähert sich Dunger dem „Vater des sogenannten Purismus“ (ebd. 36) an. Er bedauert sodann, dass diese Praxis der Aneignung zugunsten einer möglichst genauen Verwendung eines Wortes nach seinen Eigenschaften in der Herkunftssprache aufgegeben worden sein. Denn „hätte unser Volk auch in späterer Zeit die aus der Fremde zugeführten Ausdrücke so behandelt wie die Lehnwörter, dann gäbe es für uns ebenso wenig eine Fremdwortfrage, wie für die Franzosen und Engländer.“ (ebd. 3) Damit leitet Dunger zur Definition des Fremdwortes über: Erst seitdem man anfing, die aus der Fremde übernommenen Wörter mehr oder weniger genau nach fremder Art auszusprechen, die dem Deutschen ungewohnten Laute, die fremde Betonung beizubehalten, erst seit dieser Zeit giebt es wirkliche Fremdwörter. Wir verstehen also unter Fremdwörtern nicht alle Ausdrücke, die aus einer fremden Sprache in die unsrige übergegangen sind, sondern nur solche, die nach ihrer sprachlichen Form von uns als fremdartig empfunden werden. (ebd. 4)
Dunger besitzt also ein grundsätzlich diachronisches Verständnis von Sprachkontaktprodukten, die er als ins Deutsche übernommene Wörter versteht und sie in Lehnwörter und „wirkliche“ (ebd.) Fremdwörter unterteilt. Während er Lehnwörter als Teil des deutsche Wortschatzes anerkennt, haben die Fremdwörter eher den Status, Wörter im Deutschen zu sein. Sie unterscheiden sich von Ersteren durch ihre nicht oder nur wenig vollzogene Anpassung ihrer Form ans deutsche Sprachsystem, namentlich der phonologischen Eigenschaften, durch die sie von vielen Deutschen als fremd empfunden werden. Die äußeren Merkmale der Lexeme spielen also bei der Unterscheidung des Lehnguts eine markante Rolle. Da Dunger diese jedoch kaum ausführt und Fremdheit auch dem Empfinden jedes Einzelnen überlässt, bleibt viel Spielraum für die jeweilige konkrete Zuordnung von Sprachkontaktprodukten zu den beiden Gruppen. In einer Fußnote weist Dunger selbst auf die Allgemeinheit seiner Erklärung hin, glaubt aber nicht, gerade den Begriff ‚Fremdwort’ genauer bestimmen zu können. Auf im Deutschen gebildete Lexeme, also den ganzen Bereich der Lehnwortbildungen geht Dunger in seiner Begriffsbestimmung nicht ein, an anderen Stellen spricht er aber von „wunderlichen Missbildungen.“ (ebd. 5) Im Rahmen eines in eher klagendem Ton gehaltenen kurzen Durchganges durch die Entlehnungsgeschichte112 nennt Dunger einige Ursachen von Entlehnungsprozessen und bewertet diese zugleich. Zum einen lobt er den Lerneifer und Wissensdrang von Deutschen, die sich auch auf Gegebenheiten außerhalb des deutschsprachigen Raumes beziehen und Entlehnung verursacht haben. Andererseits moniert er eine „unselige Vorliebe für alles Ausländische“, die sich mit „Mangel an stolzem Selbstbewusstsein“ vermischt, „worüber
–––––––—–– 112
In diesem Zusammenhang erwähnt Dunger den Teutschen Dictionarius von Simon Rot als Fremdwörterbuch aus dem 16. Jahrhundert.
282 andere Völker mit Recht spotten.“ (ebd.) Diese Ansicht findet sich in vielen lexikografischen Verdeutschungswerken der Zeit. Sodann nennt Dunger verschiedene Epochen, in denen kulturelle Gegebenheiten in anderen Ländern für die deutsche Gesellschaft Vorbildcharakter bekommen haben. Weiter wähnt Dunger die internationalen Handelsbeziehungen, den Gebrauch der französischen Sprache an Fürstenhöfen, den Gebrauch des Lateinischen als Wissenschaftssprache, als Sprache der Kirche und des Rechts. Dunger nennt als ihre Folge die Ausbildung einer „greulichen Mischsprache“ (ebd. 9), die die Gelehrten geschaffen haben und die von den Nichtgelehrten, besonders im Bereich des Rechts und der Verwaltung bald nachgeahmt worden sei. Dunger erkennt das Französische und Lateinische als Hauptgebersprachen für Entlehnungen. Aus ihnen stammen besonders viele der von ihm als entbehrlich eingestuften Wörter, da für sie indigene Entsprechungen vorhanden seien. Die Produkte der Kontakte mit anderen als diesen Sprachen gehören nach Dunger meist zu den unentbehrlichen Fremdwörtern, weil sie Erzeugnisse aus diesen Ländern bezeichnen, wodurch sie eine besondere Funktion im Deutschen besitzen, die indigene Wörter kaum übernehmen können. Dunger nennt also eine Reihe von Ursachen für Übernahmen von Lexemen aus anderen Sprachen. Den größten Teil von ihnen bewertet er als tadelnswert, denn sie haben, so führt Dunger anhand von Zahlen über den geschätzten Lemmaumfang der Fremdwörterbücher von Heyse und Sanders sowie an entlehnungsreichen Beispielsätzen vor, dazu geführt, dass der zeitgenössische deutsche Sprachgebrauch auf einen enormen Bestand an Fremdwörtern zurückgreifen könne, die Menschen in den Zeitungsverlagen, in Wissenschaft, Militär, Theologie und im Turnen, aber auch im „gewöhnlichen Leben“ (ebd. 16) dies auch tun und der jetzige Zustand des Sprachgebrauchs darum als unzumutbare Sprachmengerei und Geschmacklosigkeit bezeichnet werden müsse. Dabei gehöre das Deutsche zu den reichsten Sprachen der Welt. Es besitze eine „große Bildsamkeit“ (ebd. 17) und mache es damit leicht, seine Gedanken bei genügendem sprachlichem Gewissen mit dem eigenen Wortschatz auszudrücken. Doch Dunger stellt fest: Leider fehlt aber vielen Deutschen der gute Wille ‚deutsch zu denken’. [...] Dem Deutschen fehlt jener Stolz auf das eigene Volkstum, den andere Völker haben, er hat keine Achtung vor der Würde seiner Sprache, er vergißt nur zu oft, daß ihm in seiner Muttersprache ein kostbares Kleinod anvertraut ist, über welches er ebenso eifersüchtig wachen sollte wie über die eigene Ehre. (ebd. 18)
Nationale Motive sollten jeden Einzelnen davon abhalten, Fremdwörter so gedankenlos zu verwenden, wie es jetzt geschehe. Daneben führt Dunger stilistische, ästhetische und soziologische Gründe für die Vermeidung von Fremdwörtern an, da sie die Schönheit der Sprache zerstören und die Verständlichkeit der Rede, zumindest in bestimmten Textsorten und für bestimmte Gruppen von Menschen, gefährden. Er bezeichnet sie als Flitterwerk, als hässliche Lappen in einem Narrenkleid, das einem großen Volk nicht zieme, als semantisch oft uneindeutig und in formativer Hinsicht typische Fehlerquellen. In diesem Zusammenhang spricht sich Dunger besonders gegen Lehnwortbildungen aus, die er als „unförmliche Gebilde“ (ebd. 26), „häßlichste Art von Missbildung“ (ebd. 28) und „heimatloses Gesindel“ (ebd. 29) abwertet. An anderer Stelle spricht er von allen Fremdwörtern als von Schmarotzerpflanzen, entstellenden Flecken und Übel. Er benutzt damit die typische Metaphorik der früheren Fremdwortpuristen. Dass er ihre Schriften und Ansichten kennt, zeigt Dunger in einem kurzen Abriss über den „Kampf gegen die Fremdwörter in früherer Zeit“ bis 1870 (S. 2942). Er nutzt diesen Abriss, um einerseits ihr Engagement zu würdigen, andererseits aber auch vor Übertreibung bei Verdeutschungsversuchen zu warnen.
283 Den Jahren zwischen Reichsgründung und Erscheinen seines Wörterbuches widmet Dunger ein eigenes Kapitel, denn in der Reichsgründung sieht er einen entscheidenden Wendepunkt in der deutschen Purismusgeschichte. Unter der Bevölkerung erkenne er ein steigendes Sprachbewusstsein, das er auf das wachsende Nationalgefühl zurückführt. Er lobt Verbesserungen im Sprachgebrauch der Zeitungen, bei Schriftstellern, im Gericht und im Militär. Er begrüßt auch das Engagement im Volk, warnt aber zugleich vor Übertreibungen. Vor allem hebt Dunger die staatlichen Aktivitäten im Bereich des Wortschatzes des Postwesens und der Reichsgesetzgebung hervor. In ihnen sieht er die vorbildlichste und wirkungsvollste Art der Sprachreinigung, die auch auf andere Gebiete übertragen werden sollte. Sie seien nicht radikal, aber durchgreifend, weil sie von einer autoritären Stelle erlassen und nicht von Einzelnen vorgeschlagen werden. Da sie aber bisher nach Dungers Meinung noch nicht gebührend Aufmerksamkeit erhalten haben, sei ein herausragendes Ziel seines Wörterbuches, die offiziellen Verdeutschungen von Post, Heer und Justizwesen verfügbar zu machen und sie damit verbreiten zu helfen. Aus diesem Grunde wird auf die Berücksichtigung dieses Wortschatzbereiches bereits im Titel hingewiesen. Vor allzu eifrigen Verdeutschungsversuchen durch einzelne Personen, die die staatlichen Erlasse gerade im Gebiet des restlichen amtlichen Wortschatzes zum Anlass eigener Aktivitäten nehmen könnten, warnt Dunger hingegen wieder. Besonders problematisch findet er Neubildungen (indirekte Lehnprägungen). Er ruft viel mehr dazu auf, den bereits vorhandenen Wortschatz auszunutzen und ihn endlich zu gebrauchen. Bereits zu Beginn seiner Abhandlung weist er darauf hin, dass nur die entbehrlichen Fremdwörter vermieden werden sollen. Darunter versteht er solche Lexeme, für die es treffende indigene Entsprechungen gibt. Lehnwörter, international verbreitete Fachausdrücke und solche Entlehnungen, die „einen Begriff auf besonders treffende Weise“ (ebd. 1) wiedergeben, gehören nicht dazu. Für alle anderen gilt schon aus vaterländischer Pflicht, dass sie zu vermeiden seien: Wenn wir alle diese Ehrenpflicht gegen unserer Muttersprache erfüllen, [...] dann können wir hoffen, dass unsere Muttersprache frei von entstellenden Flecken in angeborener Reinheit und Schönheit auf unsere Nachkommen übergehe. (ebd. 55)
Dazu soll das vorliegende Wörterbuch beitragen. Dunger präsentiert sich in seinem Wörterbuch also als engagierter Purist, der vor allem aus nationalistischen Motiven, weniger aus Gründen der Verständlichkeit oder innersprachlichen systemimmanenten Homogenität für eine Entfernung von Sprachkontaktprodukten aus dem deutschen Sprachgebrauch wirbt. Dabei soll keineswegs radikal vorgegangen werden. Er ruft zur Besonnenheit und differenzierten Betrachtung bei der Auswahl zu verdeutschender Entlehnungen auf und begründet dies durch Negativbeispiele aus der deutschen Purismusgeschichte. Dunger kennt die Ursachen für Entlehnungsvorgänge und räumt einem Teil des deutschen äußeren Lehngutes aufgrund formaler Eigenschaften (Lehnwörter) oder wegen bestimmter kommunikativer Funktionen (v.a. Bezeichnungsexotismen und eine Reihe von Fachwörtern) eine Existenzberechtigung ein. Im Wörterbuch will er dementsprechend nur entbehrliche Lexeme, für die es indigene Entsprechungen gibt bzw. die amtlich ersetzt worden sind, zusammenstellen, ohne sie jedoch näher zu erläutern. Denn Dunger will kein Fremdwörterbuch schreiben, das auf Wortbildung, Bedeutung, Betonung, Aussprache und Grammatik der verzeichneten Lexeme eingeht. Das Verdeutschungswörterbuch soll nur Fremdwörter und ihre Verdeutschungen, und zwar möglichst viele enthalten, um sowohl inhaltlich als auch auf unterschiedlichen Stilebenen den um Ersatz Verlege-
284 nen Hilfe anbieten zu können. Es richtet sich dementsprechend an Personen mit Kenntnissen über die einzelnen Wörter und mit Verdeutschungsabsicht. Sowohl mit der Unterscheidung zwischen Verdeutschungs und Fremdwörterbuch als auch mit der Differenzierung des äußeren Lehngutes in entbehrliche und unentbehrliche Wörter wird Dunger gerade innerhalb des ADSV sehr einflussreich. Über Dungers Auslegung der Bestimmung von entbehrlich und unentbehrlich herrschte aber im Verein keine einheitliche Meinung.113
4.2 Der Oberbaurat Otto Sarrazin über seinen Beschreibungsgegenstand und die Aufgaben eines Verdeutschungswörterbuches Eine zweite einflussreiche Persönlichkeit in den Kreisen des ADSV, die sich bereits in dessen Gründungsphase lexikografisch betätigt und deren Verdeutschungs-Wörterbuch von 1886 für die späteren puristischen Wörterbuchschreiber zur herausragenden Quelle wird, ist der Oberbaurat Otto Sarrazin (1842–1921). Wie Dunger ist auch Sarrazin Gründungsmitglied des ADSV. Daneben gehört er dem Architekten- und Ingenieurverein an, den Bernsmeier (1977) als einen direkten Vorläufer des ADSV beschreibt. Beruflich wirkt Sarrazin nach seinem Studium der Bauwissenschaften in Berlin zunächst beim Bau- der Berliner Ringbahn mit. Im Krieg 1870/71 wird er bei der Feldeisenbahn eingesetzt und beteiligt sich danach an der Erstellung der Mosel-Lahnbahn. 1881 geht Sarrazin nach Berlin zurück, um die Herausgabe des Zentralorgans des Ministeriums für öffentliche Arbeiten in Preußen zu leiten. In ihm setzt er sich für eine gemäßigte Sprachreinigung im Wortschatz der Behörden, der Technik und der Wissenschaften ein. Er tritt dafür ein, dass die durch die Fachsprachen bestehenden kommunikativen Sperren zwischen den verschiedenen Berufsgruppen aufzuheben seien und auch gegenüber der allgemeinen Bevölkerung eine Sprache verwendet werden müsse, die sie verstehen könne. Als Leiter der technischen Zeitschriften des Bauministeriums trägt Sarrazin wesentlich zur Verdeutschung des Wortschatzes des Bauwesens und der Eisenbahn bei, indem er anregt, einen besonderen Ausschuss im Architekten- und Ingenieurverein zu bilden, der entbehrliche Fremdwörter aus allen Satzungen, Verordnungen und Veröffentlichungen entfernen soll. Er selbst steuert einige Verdeutschungen bei. Seine Aufsätze und Reden von Anfang und Mitte der 1880er Jahre erscheinen 1887 in gesammelter Form als Beiträge zur Fremdwortfrage. In diesem Buch befindet sich auch ein Aufsatz, in dem sich Sarrazin mit den Unterschieden zwischen Fremd- und Verdeutschungswörterbüchern auseinandersetzt. Dieser Aufsatz findet sich ab der 2. Auflage in Sarrazins Verdeutschungs-Wörterbuch wieder. Sein puristisches Engagement trägt wesentlich dazu bei, dass Sarrazin 1900 zum Vorsitzenden des Gesamtvereines des ADSV gewählt wird und dieses Amt bis 1921 innehat. Er steht dem ADSV also direkt vor, in und nach dem 1. Weltkrieg vor und macht dessen Radikalisierung mit, ja feuert sie sogar an. Am bekanntesten ist wohl Sarrazins Aufruf An alle Deutschen von 1914, in dem er den Kriegsausbruch und die allgemeine Begeisterung für ihn als herausragende Chance für die Verdeutschungsarbeit bezeichnet, da endlich genügend Stolz auf die Muttersprache und Willen für eine durchgreifende Spracharbeit vorhanden seien, die nun alles Ausländische
–––––––—–– 113
Vgl. dazu Bernmeier (1977: 374–378).
285 abschütteln werde.114 Die Kriegsniederlage hingegen kommentiert Sarrazin mit einem Aufruf an alle Deutschen – Bewahret, schützt eure Sprache! vom Dezember 1918, in dem er argumentiert, dass es auf die Fremdtümelei in der Sprache zurückzuführen sei, dass die Deutschen den Krieg letztlich verloren hätten. Er bezichtigt die Gelehrten und die Presse in einer Art sprachlicher Dolchstoßlegende115, durch ihren Sprachgebrauch der eigenen Muttersprache „in den Rücken“ (Sarrazin 1919: 4) gefallen zu sein, und endet mit einem Appell, das Engagement des Sprachvereins für die Deutsche Sprache noch tatkräftiger als zuvor als dringende Hilfe für das Vaterland zu unterstützen.116 In seinem Verdeutschungswörterbuch gibt sich Sarrazin wesentlich gemäßigter und in seinen Forderungen nach Verdeutschung des entlehnten Wortschatzes relativ tolerant. Er geht in den verschiedenen Auflagen kaum auf die gesellschaftlichen Ereignisse oder auf die puristische Entwicklung der letzten Jahre ein, ruft auch nicht zur selbstständigen Wortschöpfung auf und versteht sich selbst ebenfalls weniger als Verdeutscher denn als Sammler und Vermittler. Anders als Dunger sieht er außerdem keinen Bedarf, auf die verschiedenen Formen von Sprachkontaktprodukten und auf ihre Entlehnungsgründe einzugehen. Kenntnisse darüber setzt er entweder voraus oder er erachtet sie als nicht notwendig. Seine berufliche Herkunft und damit sein geringerer sprachwissenschaftlicher Hintergrund mag ebenfalls dazu beigetragen haben, dass er von solchen Ausführungen absieht. Vor allem aus dem Vorwort zur 1. Auflage und aus dem seit der 2. Auflage wiederholten Aufsatz Das VerdeutschungsWörterbuch, der sich mit den Aufgaben und Inhalten eines Verdeutschungswörterbuches im Vergleich zu einem Fremdwörterbuch auseinandersetzt, lassen sich aber dennoch einige Vorstellungen Sarrazins über seinen Wörterbuchgegenstand und dessen Behandlung entnehmen. Er stellt das von ihm ohne Einführung benutzte Fremdwort bzw. den Fremdausdruck oder das fremde Wort deutschen Wörtern gegenüber. Dabei versteht er fremd nicht als unbekannt, sondern eben als nicht deutsch. Er unterscheidet aber auch das „deutsche Fremdwort“ (Sarrazin 1889: VIII) als einen Teil des deutschen Sprachgebrauchs vom Wort in der Stammsprache, das sich mit dem ersteren in der Bedeutung häufig nicht deckt. Diese Unterscheidung betont er, weil er die im Wörterbuch angebotenen Verdeutschungen auf die Fremdwörter mit ihren jeweiligen Inhalten im Deutschen bezieht und keine Übersetzungen fremdsprachiger Lexeme liefern will. Auf formative Eigenschaften von Sprachkontaktprodukten geht Sarrazin nicht ein. Stattdessen beschreibt er Fremdwörter im Aufsatz mit Metaphern aus der Pflanzenwelt. Er betrachtet sie als exotische Pflanzen, die in deutsche Erde gesetzt worden sind und sich dort ohne Aufsicht nicht in ihrer gegebenen Form – er meint vor allem den Inhalt der Wörter – halten, sondern schon „naturnotwendig“ „degenerieren, entarten und verkrüppeln“ (ebd.) und dabei besonders in der „gewöhnlichen Umgangs- und Schriftsprache“ (ebd. III) weiterwuchern. Sie hätten nie aus dem künstlichen Treibhausleben und der Obhut gelehrter Pfleger, also aus den Fachsprachen der Wissenschaften entlassen werden dürfen. Den Schluss ziehen die Leser dann selbst: Verkrüppelte, wuchernde Pflanzen sind wie Unkraut herauszureißen, Fremdwörter also als etwas Unnatürliches und Künstliches aus der deutschen Sprache zu entfernen. Die
–––––––—–– 114
Vgl. den Abdruck in Polenz (1999: 275). Die Formulierung stammt von Johannes Kramer (1992: 127). 116 Vgl. dazu Wiechers (2004: 27f.) und Hillen (1982: 37). Zu Sarrazins Biografie siehe u.a. Deutsches Zeitgenossen-Lexikon (1905: 428); Wer ist´s? Unsere Zeitgenossen (1909: 339). 115
286 emotionalisierende Abwertung von äußerem Lehngut durch Sarrazin ist offensichtich und verknüpft sich mit dem Appell an das Nationalgefühl der Leser. Als weiteren Grund für eine Entfernung bringt Sarrazin wie Dunger den Reichtum des Deutschen an, der viele Entlehnungen nicht notwendig mache. Diesen Reichtum zu zeigen sei eine Aufgabe seiner Arbeit. Außerdem führt er an verschiedenen Beispielen seine Meinung vor, dass die Bedeutung von Fremdwörtern oft recht allgemein sei und mehrere indigene Wörter die einzelnen Aussagen präziser werden lassen. Das Argument der Unschärfe drückt Sarrazin so aus: „Verdeutschung und Verschwommenheit dulden einander selten, während unklarer Sinn und Fremdwort meist die verträglichsten Bundesbrüder sind.“ (ebd. XVIII) Diese pauschale Abwertung mündet jedoch nicht in die Aufforderung zur radikalen Entfernung von Fremdwörtern aus dem deutschen Sprachgebrauch. Im wiederholt abgedruckten Vorwort zur 1. Auflage rät Sarrazin dazu, bei fehlenden deutschen Entsprechungen lieber auf eine Umschreibung zurückzugreifen oder das Fremdwort zu benutzen als auf neue Wortschöpfungen auszuweichen. Das schütze vor dem Vorwurf der Übertreibung und schade der Idee der Reinigung weniger. Dieser Rat bezieht sich besonders auf den Fachsprachenbereich, wo es sehr oft Lexeme gebe, deren Inhalte genau bestimmt seien. Hier „wird auch kein Verständiger das genauere Fremdwort durch einen unvollkommenen deutschen Ausdruck ersetzen wollen.“ (ebd. XVII) Wo sich jedoch gute Entsprechungen finden lassen, sollten diese auch genutzt werden. Dabei haben sie, so bemerkt Sarrazin im Aufsatz, mit Rücksicht auf den Satzkontext den Inhalt der Fremdwörter wiederzugeben, nicht den der gebersprachlichen Ursprungswörter. Sarrazin betont dies, weil er nach Vorlage der 1. Auflage für eine Reihe von aufgenommenen Verdeutschungen Kritik erhalten hat, die sich darauf bezieht, dass diese nicht die „eigentliche Bedeutung“ (ebd. VII) des jeweiligen Fremdwortes treffen würden. Seine Ratschläge halten Sarrazin jedoch nicht davon ab, selbst neue Vorschläge anzubieten. Im Vorwort erwähnt er, eine Anzahl lateinischer Abkürzungen verdeutscht zu haben, über deren Annahme das öffentliche Urteil nun entscheiden soll. Außerdem will er nicht so weit bekannten Entsprechungen namentlich unter den Abkürzungen, aber auch aus dem Bereich des Postwesens zu mehr Verbreitung verhelfen. Das trifft für alle anderen Auflagen von Sarrazins Nachschlagewerk ebenfalls zu. Der Autor will sein Buch hinsichtlich der Lemmaauswahl, aber auch bezüglich der Verdeutschungsangebote auf dem aktuellen Stand halten und sammelt deswegen z.B. für die 4. Auflage von 1912 Übertragungen aus dem Wortschatz der Luftschifffahrt. Solche neuen Vorschläge, meint er mit Bezug auf J.H. Voß, müssen aber wie alte, lange nicht gesehene Bekannte wirken und so beschaffen sein, dass sie alsbald angenommen und gebraucht werden können. Schließlich weist Sarrazin mit Bezug auf seine eigene Lemmaauswahl darauf hin, dass genauere Regeln über Ausdehnung und Grenzen von Sprachreinigung kaum möglich seien, weil sie sehr von persönlichen Auffassungen abhängen. Manchen werde seine Auswahl darum zu weit gehen, manche sie zu eng finden. Mit dieser Haltung und dieser Praxis zeigt sich Sarrazin gegenüber Wortschöpfungen bereits offener als Dunger. Noch mehr als bei diesem ermöglichen Sarrazins Empfehlungen seinen puristischen Nachfolgern im und um den ADSV, die Grenzen ihres eigenen puristischen Engagements unterschiedlich weit zu stecken, denn durch sie werden andere nicht nur zum Ersatz durch vorhandenes Wortgut, sondern auch zur Bildung indirekter Lehnprägungen ermuntert worden sein. Es ist bekannt, dass die Forderungen und Maßnahmen der Puristen immer radialer wurden. Sarrazin kommt es in seinem Aufsatz nach der Stellungnahme zur Praxis der Verdeutschung auch darauf an, seine Arbeit von einem Fremdwörterbuch abzusetzen. Er stellt da-
287 mit zugleich die programmatische Ausrichtung seines Buches vor. Auch dies geschieht als Reaktion auf die Kritik am Inhalt seines Buches, das manchen zu wenig Angaben anbietet, anderen zu viele Wahlmöglichkeiten lässt. Ein Fremdwörterbuch, so Sarrazin zum ersten Vorwurf, finde seine Adressaten in allen Schichten der Bevölkerung und habe das Ziel einer möglichst umfassenden Belehrung, ohne dass damit zugleich die Absicht einer Verdeutschung verbunden zu sein brauche. Je nach Interesse und Wissensstand suchen die Benutzer beispielsweise nach Bedeutungserklärungen und Angaben zur Schreibung oder sie fragen nach der Abstammung ihnen vielleicht schon bekannter Lexeme, deren Ursprungsbedeutung und Wortbildung. Aufgrund dieser Vielzahl von Angaben sei das Fremdwörterbuch meist viel umfangreicher als ein Wörterbuch, das der Verdeutschung gewidmet sei. Wesentlich anderen Zwecken soll das Verdeutschungs-Wörterbuch dienen. Es will vor allem dem für den Augenblick um eine zutreffende deutsche Übertragung des Fremdworts verlegenen Schreibenden oder Schriftsteller eine solche darbieten – daher sein Name. Der Begriff und die Bedeutung des fremden Ausdrucks sind dem Schreiber vermöge seiner Schulbildung wohl bekannt, der Erklärung bedarf er nicht. (ebd. IX)
Ein Verdeutschungswörterbuch – und damit auch Sarrazins – hat also eine wesentlich eingeschränktere Funktion – die Bereithaltung von indigenen Entsprechungen zum Ersatz von entlehntem Wortgut im (meist) schriftlichen Produktionsprozess – und eine kleinere Zielgruppe – die mit dem jeweiligen Fremdwort vertrauten und nach Ersatz suchenden Benutzer. Deswegen sind keine weiteren Angaben, etwa zur Bedeutungserklärung oder Etymologie notwendig, sondern ein möglichst großes Angebot an Verdeutschungen wünschenswert, aus denen die Benutzer die zu ihren jeweiligen Aussagen passenden Entsprechungen auswählen können. Dafür müssen ihnen aber schon der Inhalt und die stilistische Ebene ihrer jeweiligen Aussagen klar sein. Bei der konkreten Auswahl kann das Wörterbuch nicht helfen. Aus diesem Grunde ist „für die erfolgreiche Benutzung eines VerdeutschungsWörterbuches [...] ein gewisses Maß von Bildung unerlässliche Vorbedingung.“ (ebd. X) Diese traut Sarrazin auch Jugendlichen und Schülern zu, die er als eine mögliche Zielgruppe seines Nachschlagewerkes direkt anspricht. Während also ein Fremdwörterbuch sprachlich weiterbilden will, setzt ein Verdeutschungswörterbuch sprachliches Wissen voraus, damit die richtige Wahl aus dem Angebot möglich wird. Da es sich um ein Hilfsangebot für die gegenwärtige sprachliche Produktion handelt, kann ein Verdeutschungswörterbuch auch eine andere Lemmaauswahl als ein Fremdwörterbuch besitzen. Für Sarrazin gehören in ein Verdeutschungswörterbuch keine veralteten Lexeme, keine in der geschriebenen Sprache unbenutzten Ausdrücke, keine Wörter, die umschrieben werden müssen und keine für moralisch verwerfliche Aussagen verwendbaren Lexeme. In diesem Sinne ist auch Sarrazins Wörterbuchsarbeit auf die Bereitstellung einer möglichst breiten Auswahl an Verdeutschungen für im aktuellen, vor allem schriftlichen Sprachgebrauch vorkommende Sprachkontaktprodukte ausgerichtet, die einige vielleicht verwirren wird. Darunter befinden sich auch die Verdeutschungen der amtlichen Erlasse, für deren Verbreitung und Durchsetzung sich Sarrazin wie bereits Dunger stark einsetzt. Aber mit Campe endend: „ „Vielleicht, daß dem einen dieses, dem anderen das andere Wort besser gefällt; man hat zu wählen.“ “ (ebd. XXI) Mit dieser, vor allem auf der Zweck- und Adressatenbestimmung beruhenden Differenzierung zwischen Fremd- und Verdeutschungswörterbuch, die auch Richtlinien für die Angaben in den Wörterverzeichnissen aufstellt, bekräftigt Sarrazin die Unterscheidungen
288 von Dunger (1882) und Sanders (1884). Besondere Ähnlichkeiten lassen sich mit den Aussagen von Sanders feststellen, der ebenfalls von der obligatorischen Belehrungs- und der alternativen Ersetzungsfunktion der Fremdwörterbücher bei möglichst vielseitiger, vollständiger Beschreibung des äußeren Lehnguts einerseits und von der alleinigen Verdeutschungsfunktion der Verdeutschungswörterbücher andererseits spricht. Die Beschreibung der Adressaten ist bei allen drei Lexikografen sehr ähnlich. Aufgrund seiner Position im Sprachverein und wegen des Erfolgs des Wörterbuches mag Sarrazin von den dreien am meisten zur Festigung der theoretischen Unterscheidung der beiden kontaktsprachlichen Wörterbuchtyen beigetragen und die folgende Wörterbuchlandschaft besonders beeinflusst haben. Nach der Diskussion über die Unterschiede zwischen Fremd- und Verdeutschungswörterbuch durch Dunger, Sanders und Sarrazin scheint eine weitere Auseinandersetzung darüber nicht mehr notwendig gewesen zu sein. Für die ihnen nachfolgenden lexikografisch tätigen Autoren ist das Thema in der Regel nicht mehr diskussionswürdig.
4.3 Der Generaloberarzt Otto Kunow zur Entstehung eines ADSV-Verdeutschungsbuches und zur Programmatik seines Bandes Das Verdeutschungsbuch Die Heilkunde. Verdeutschung der entbehrlichen Fremdwörter aus der Sprache der Ärzte und Apotheker von Otto Kunow, erstmals herausgegeben 1897, gehört mit seinen bis 1935 erschienenen 10 Auflagen nicht nur zu den erfolgreichsten puristischen Wörterbüchern des Zeitabschnittes 1870/71 bis 1945, sondern aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Reihe der ADSV-Bände auch zum Kern der puristischen Lexikografie der Zeit. In seiner Anlage, aber auch inhaltlich zeigt es einige typische Merkmale der Verdeutschungsbücher des ADSV, auf die im Folgenden eingegangen werden soll. Im Gegensatz zu den Wörterbüchern von Dunger, Sanders und Sarrazin liegt die Entstehung des VIII. ADSV-Bandes wie die der meisten anderen lexikografischen themenbezogenen Arbeiten aus dem Verein in den Händen einer größeren Anzahl von Personen, gewöhnlich Männern ihres jeweiligen Faches, auch wenn zum Schluss nur eine Person, in diesem Fall der Generaloberarzt in Halle a.d.S. Otto Kunow verantwortlich zeichnet. Dieser beschreibt im Vorwort bzw. Vorbericht (1915: 3–10) den Entstehungszusammenhang des Buches, der als typisch für die Erarbeitung lexikografischer Werke aus dem Gesamtverein des ADSV gelten kann: Die Aufforderung oder Anregung zur Erstellung eines verdeutschenden Wörterbuches zum Wortschatz der Medizin geht 1888 vom ADSV aus. Sie beruht auf der grundsätzlichen Annahme, dass die Sprache der Ärzte und Apotheker einer Reinigung bedarf und dafür Hilfsmittel zu schaffen seien. Daraufhin beginnen verschiedene Einzelpersonen mit der Zusammenstellung des betreffenden Wortschatzes und sammeln mögliche Verdeutschungen bzw. machen eigene Vorschläge. Für das Wörterbuch zur Heilkunde erweist sich die Sammlung des Oberstabsarztes Dr. Matthaei in Danzig als besonders wertvoll. Auch für den Wortschatz der Apotheker liegen grundlegende Vorarbeiten, darunter Zuschriften, Zeitschriftenartikel zum Thema sowie ein vom ADSV veranlasster Entwurf aus dem Jahre 1889 vor. Nach diesen Vorarbeiten erteilt der Vorstand des ADSV Kunow im Februar 1895 den offiziellen Auftrag, einen Entwurf für den Verdeutschungsband auszuarbeiten, was auf der Basis der eigenen Sammlung und der der anderen Engagierten geschieht. Im Oktober 1895 wird der fertige Entwurf den verschiedenen Zweigvereinen und zahlreichen Ärzten zur Begutachtung vorgelegt. Unter Berücksichtigung der eingegangenen
289 Kommentare entsteht dann eine überarbeitete Fassung, deren Charakter Kunow nun im Vorbericht beschreibt und in gewissen Punkten gegenüber dem Publikum rechtfertigt. In diesem Zusammenhang geht der Arzt einerseits auf die Auswahl des sehr umfangreichen Wortschatzes der Medizin und Pharmazie ein. Dabei versucht er inhaltliche Grenzen abzustecken sowie sprachliche Regeln anzuführen, nach denen eine Auswahl getroffen worden ist. Wichtig und typisch für ein Verdeutschungsbuch des Sprachvereins ist der Verweis auf den allgemeinen Grundsatz des ADSV, vor allem solche Lexeme aufzunehmen, für die gute Verdeutschungen zu finden, bei Kunow heißt das auch, zu bilden sind, und solche nicht zu verzeichnen, die sich nicht gut deutsch ausdrücken lassen und darum eher umschrieben werden sollten. Der Hinweis auf die Entbehrlichkeit der berücksichtigten Lexeme findet sich auf dem Titelblatt des Buches. Eine Diskussion über den Begriff der Entbehrlichkeit, wie noch bei Dunger und Sarrazin vorhanden, gibt es nicht. Andererseits erläutert Kunow seine Vorstellungen darüber, warum der ausgewählte Wortschatzbereich zu verdeutschen sei. So weist er die Ansicht, eine Verhüllung der ärztlichen Rede gegenüber Kranken könne wünschenswert sein, als ein Argument der Sprachreinigungsgegner zurück. Ein Grund für sein Verdeutschungsengagement liege gerade darin, dass die Patienten die Anordnungen des Arztes besser verstehen können sollten. Absichtliche Verschleierung zum Zwecke einer Schonung der Kranken sei auch anders zu erreichen. Auch den Hinweis auf die Internationalität des medizinischen Wortschatzes, die den Verkehr zwischen den Völkern erleichtere, lässt Kunow nicht gelten, denn er meint, dass nur wenige Ärzte in Beziehung zum Ausland stehen und viele vermeintlich international gebrauchte Wörter gar nicht in anderen Sprachen verwendet werden. Um dieses Thema scheint es eine lebhafte Diskussion zwischen Kunow und den kommentierenden Zusendern gegeben zu haben, weshalb er es im Vorwort der 5. und 6. Auflage wieder aufgreift und seine Argumentation mit vielen Beispielen zu bekräftigen versucht. Eine Reaktion darauf, dass eine Reihe von Sprachkontaktprodukten internationale Gültigkeit besitze und die Beziehungen zwischen Sprechern verschiedener Sprachen erleichtere, findet sich auch in anderen lexikografischen Arbeiten im Umkreis des ADSV. Wie hier von Kunow wird er auch für die Lexeme aus anderen Fachsprachen abgelehnt. Eine sprachliche Isolation wird nicht befürchtet. Schließlich führt Kunow gegen den Gebrauch von äußerem Lehngut, wie schon Dunger und Sarrazin, den Reichtum der deutschen Sprache an, den es selbst auf dem Gebiet der Heilkunde gebe und den er mit dem Wörterbuch zeigen wolle. Zur Frage, wie der ausgewählte Wortschatz zu verdeutschen sei, bezieht sich Kunow wiederum eng auf die Grundsätze des ADSV. In Einsendungen sei geraten worden, dass Verdeutschungen wörtliche Übersetzungen sein sollten, Hinweise auf die Herkunft der Lexeme zu geben seien und auch sachliche Erklärungen erwünscht wären. Kunow lehnt diese Vorschläge ab: Ich habe diesem Ansinnen nicht Folge gegeben, weil es den Zielen des Sprachvereins nicht entsprechen würde, etwas anderes zu bringen als eine möglichst vollständige Sammlung von bereits üblichen oder neu vorgeschlagenen Verdeutschungen der Fremdwörter dieses Einzelgebietes. (Kunow 1915: 5)
Kunow hält sich also an die Vorgaben, die in den 1880er Jahren von Dunger und den anderen für die Merkmale eines Verdeutschungswörterbuches festgelegt worden sind. Außer-
290 dem weist er diejenigen zurück, die ein einziges Ersatzwort für jedes Fremdwort wünschen. Ziel des Buches sei es, den nach Reinheit strebenden Nachschlagenden117 mehrere, gut verständliche Wörter als Ersatz anzubieten, unter denen die Benutzer das zum Inhalt ihrer augenblicklichen Äußerung passendste auszuwählen haben. Denn wie Sarrazin führt auch Kunow vor, dass die Festlegung auf eine einzige Verdeutschung mit dem bereits gängigen Sprachgebrauch oft nicht in Übereinstimmung steht und ein einziges Ersatzwort die verschiedenen aktuellen Bedeutungen einer Entlehnung oft nicht erfassen kann. Kunow kündigt an, neben etablierten Lexemen auch nicht gängige Vorschläge zu verzeichnen, über deren Diskussionswürdigkeit er sich bewusst sei und über deren Annahme jeder Sprecher selbst zu entscheiden habe. Ob diese von ihm oder anderen stammen, wird nicht ganz klar. In diesem Zusammenhang warnt Kunow vor Übertreibung bei der je persönlichen Verdeutschungsarbeit, ein typischer, aber ebenso unbestimmter Rat in den Verdeutschungsbüchern des ADSV, genau wie der Hinweis, dass letztlich alle Ersatzwörter im Nachschlagewerk als Vorschläge und Hilfsangebote im Streben nach Reinheit der eigenen Sprachverwendung zu betrachten seien. Damit verschafft sich Kunow ein Schutzschild gegen jede weitere Kritik an Einzelvorschlägen. Es zeigt aber auch, dass sich der Autor und schließlich auch der ADSV trotz ihres Anspruches, Wegweiser aus dem ‚Fremdwörterwust’ zu sein, bewusst sind, keine Weisungsbefugnis in Sachen Sprachverwendung zu besitzen. Die Ausführungen zeigen, dass sich der Autor in den Vorworten seines Wörterbuchs vor allem mit der Art und Weise der Verdeutschung des ausgewählten medizinischen Lehngutes beschäftigt, aber auch mit der Begründung, warum auch im Wortschatz der Ärzte und Apotheker Ersetzungen vorgenommen werden können. Kunow bereitet damit auf den Inhalt des Wörterverzeichnisses vor, bleibt dabei dennoch recht allgemein. Um eine Bestimmung des Fremdwortbegriffes, um eine Erläuterung von Ursprung oder Funktionen von äußerem Lehngut geht es ihm in seinem Verdeutschungsbuch nicht. Dies trifft auch für die anderen Verdeutschungsbände des ADSV zu.
4.4 Der Gymnasiallehrer Hans Reger ruft zum Kampf – Winklers Verdeutschungsbuch (1939) Auch Dr. Hans Reger, Studienprofessor aus Passau, und seine Co-Autoren, die Diplomhandelslehrer Dr. E. Arens (später Schuldirektor) und W. Straube (später Oberstudienrat), interessieren sich in Winklers Verdeutschungsbuch. Ein deutsches Wort fürs Fremdwort! (1939) aus dem Verlag Winkler nicht für eine theoretische Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten im Deutschen. Es werden keine Begriffe geklärt, keine Funktionen erläutert und auch keine Subklassen unterschieden. Aber sie machen das äußere Lehngut zu etwas aktiv Handelndem, gegen das ebenfalls aktiv vorgegangen werden soll. Dementsprechend ist das Vorwort in einem appellierenden, emotionalisierenden Ton gehalten, in dem Lob ausgeteilt und Schuldzuweisungen ausgesprochen werden, inhaltlich geht es kaum in die Tiefe.
–––––––—–– 117
Genauer fasst Kunow seine Wörterbuchadressaten nicht. In der Regel richten sich die Verdeutschungsbücher des ADSV an die Mitglieder des Sprachvereins, an die jeweiligen Berufsangehörigen, aber auch an alle anderen puristisch Interessierten.
291 Ganz selbstverständlich nimmt Reger, der das Vorwort verfasst hat, an, dass ein „Kampf“ (Reger 1939: 3) um ein reines Deutsch geführt werden müsse, in dem die Fremdwörter die Gegner seien. Dieser Kampf wird mit der Auffassung begründet, dass sich durch eine jahrhundertelange und immer noch nicht überwundene Gleichgültigkeit in weiten Kreisen der deutschen Sprecher gegenüber ihrer Muttersprache Fremdwörter so sehr einbürgern konnten, dass sie entsprechende indigene Wörter verdrängt oder zumindest zurückgedrängt haben und nun „unser heutiges Deutsch durchsetzen“ (ebd.). Belege für diese Aussage liefert Reger nicht. Auch Beispiele aus der bekannten oder doch nachschlagbaren Entlehnungsgeschichte führt er nicht an. Er setzt voraus, dass die Leser die gezeigte Entwicklung allgemein anerkennen und diese negativ bewerten. Von Reger wird sie als Bedrohung für die Eigenart der deutschen Sprache aufgefasst, die darum aufgehalten und möglichst umgekehrt werden müsse und auch könne, weil es für eine „große Masse der Fremdwörter“ (ebd.) deutsche Entsprechungen gebe, die diese überflüssig machen. Reger räumt aber ein, dass auch eine erhebliche Menge noch unentbehrlicher Lexeme existiere, die hauptsächlich aus dem wissenschaftlichen und technischen Wortschatzbereich stamme und auf deren Verdeutschung verzichtet werden müsse, „das schädigt die Volkssprache weiter nicht“ (ebd.). Wie die drei zuvor vorgestellten Autoren differenziert Reger zwischen überflüssigen und unentbehrlichen Sprachkontaktprodukten, ihr Unterscheidungskriterium ist das Vorhandensein von anerkannten indigenen Entsprechungen. Regers Absicht ist es nun, ein übersichtliches Wörterbuch anzubieten, in dem ersetzbaren Fremdwörtern, die sich besonders im allgemeinen Sprachgebrauch befinden, eine möglichst überschaubare Zahl von etablierten Verdeutschungen fast listenhaft gegenübergestellt ist. Das Verzeichnis zeigt an, welche Sprachkontaktprodukte Reger und seine Co-Autoren für überflüssig halten. Die Lexikografen verweisen darauf, dass sie bei ihrer Zusammenstellung besonders den „jüngsten“ (ebd.), aktuellen Sprachgebrauch berücksichtigt haben. Anders als in den drei zuvor vorgestellten Wörterbüchern geht es in dieser Arbeit nicht darum, möglichst viele Ersatzwörter zu verzeichnen. Die Benutzer, an die Reger keine besonderen Anforderungen stellt, geschweige denn, dass er sie näher bestimmt, werden damit vor keine große Wahl gestellt. Hier liegt vor allem zu Sarrazins Arbeit ein bedeutender Unterschied vor. Außerdem will Reger auf „gekünstelte Verdeutschungen“ (ebd.) völlig verzichten. Auch hier besteht ein Unterschied zum lexikografischen Programm der Wörterbuchautoren aus dem Umkreis des ADSV. Ziel sei es, eine Hilfe anzubieten, die rasch zu einem Ersatz führe, der sofort und allgemein verwendbar sei und keine Verwunderung auslöse. Mit alledem will Reger einen Beitrag zum oben beschriebenen Kampf leisten, den er als Teil des größeren „gewaltigen Kampf(es) unseres Volkes um die Erneuerung und Stärkung deutschen Wesens“ (ebd.) versteht. Damit wird das rein nationalistische Motiv des Autors für sein Engagement deutlich. Zugleich macht er seine Zustimmung zum politischen System sichtbar. Es ist Reger wichtig vorzuführen, dass er zu einer bereits vorhandenen Bewegung gehört, deren Aktivitäten anerkannt sind und Früchte tragen. So freut er sich über den neuen Auftrieb in der sprachpuristischen Bewegung, den er seit dem „nationalsozialistischen Umbruch“ (ebd.) wahrnimmt, und erinnert an die Einrichtung des Sprachpflegeamtes 1935 und die Aktivitäten des Deutschen Sprachvereins,118 erwähnt aber auch seine positiven Erfahrungen mit dem Sprachgebrauch in den Schulen, im Handel, in der Verwal-
–––––––—–– 118
Umbenennung des ADSV in Deutscher Sprachverein 1923.
292 tung und in den Zeitungen. Außerdem verweist er auf Partei- und Regierungsstellen, Behörden und Betriebe, die sich ebenfalls „für den Kampf um eine klare, reine deutsche Sprache eingesetzt“ (ebd.) haben. Wie deren konkretes Engagement ausgesehen hat, bleibt jedoch unerwähnt. Trotz grundsätzlich gleicher negativer Bewertung des äußeren deutschen Lehnguts durch die vier vorgestellten Autoren, ähnlich formulierter nationalistischer Motive ihres lexikografischen Engagements und gleicher intentionaler Ausrichtung aller vier betrachteter puristischer Nachschlagewerke zeigt sich im Programm von Regers Wörterbuch ein etwas anderer Umgang mit dem Fremdwortersatz. Viel stärker als Sarrazin und Kunow, auch als Dunger fokussiert Reger auf gängige indigene Äquivalente. Dies wird sicherlich mit den veränderten Verhältnissen im nationalsozialistischen Deutschland zusammenhängen. Die Betonung des Verzichts auf die Verzeichnung nichtetablierter, „gekünstelter“ (ebd.) Verdeutschungsvorschläge kann nämlich eine Reaktion auf die öffentliche Rüge von Goebbels gegenüber „deutschtümelnden Sprachakrobaten“119 im Mai 1937 gewesen sein, die besonders auf die puristischen Aktivitäten im und um den Deutschen Sprachverein abgezielt hat. Der Sprachverein hat daraufhin zu einem wesentlich gemäßigteren Verhalten gegenüber dem Fremdwortgebrauch, vor allem aber zur Zurückhaltung in der Verdeutschungsarbeit aufgerufen. Dieser Mahnung wird auch Reger nachgekommen sein. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist außerdem, dass Reger bei aller Rede vom Kampf gegen die Gleichgültigkeit gegenüber der deutschen Sprache den Fremdwortgebrauch nicht als ein Zeichen für undeutsche Gesinnung darstellt. Dies war in Verdeutschungswörterbüchern aus der Zeit um den 1. Weltkrieg recht verbreitet gewesen. Angesichts der Sprache der nationalsozialistischen Führung passt diese Argumentation jedoch nicht mehr. Besonders interessant an Regers Verdeutschungswörterbuch ist es zu sehen, wie der Autor noch 1978 in sein Wörterbuch einführt. Die Bezüge zum Nationalsozialismus sind zwar verschwunden, von einem Kampf wird kaum noch gesprochen. Inhaltlich vertritt Reger aber noch immer dieselben Ansichten. Teile des Vorwortes sind sogar mit denen aus der Ausgabe von 1939 identisch. So geht Reger davon aus, dass jedes „Kulturvolk“ (Reger 1978: 2) darauf bedacht sei, „seine Muttersprache rein und kraftvoll zu erhalten“ (ebd.), dass dennoch viele Fremdwörter in die deutsche Umgangssprache eingedrungen seien. Aber das deutsche Volk hat bisher Kraft und Würde genug aufgebracht, die Überwucherung des fremden Einflusses auf seine Sprache zu bekämpfen. (ebd.)
Noch immer baut Reger ein Bild auf, in dem Feinde der deutschen Sprache und damit des deutschen Volkes abgewehrt werden müssen. Wie in der 1. Auflage nennt er unter anderem Dichter, Redner und Sprachgesellschaften, die „für die Erhaltung des deutschen Sprachgutes und die Pflege einer reinen klaren Sprache“ (ebd.) eintreten. Reger begrüßt nun besonders das Engagement des Vereins für Sprachpflege, dem er sich offensichtlich verbunden fühlt.120 Im Weiteren beklagt Reger aber wie früher, dass der Großteil der Bevölkerung den
–––––––—–– 119
Rede auf der Berliner Festsitzung der Reichskulturkammer (1. Mai 1937), abgedruckt im Völkischen Beobachter, Münchner Ausgabe, 3.5.1937, Beiblatt „Kulturpolitik und Unterhaltung“, S. 7. 120 Dieser Verein wurde 1963 von Heinrich Heeger in Hamburg als Abspaltung von der Gesellschaft für deutsche Sprache gegründet und bestand bis 2002. Er sieht sich mit seiner Konzentration auf die Fremdwortbekämpfung in der Nachfolge des ADSV. Als Nachfolger dieses Vereins wird der im Jahr 2000 gegründet Verein für Sprachpflege e. V., ein Zusammenschluss von Vertretern ver-
293 „Bestrebungen“ (ebd.) immer noch gleichgültig gegenüberstehe, auch wenn er eingesteht, dass eine Anzahl wissenschaftlicher und technischer Lexeme unentbehrlich sei und diese die „die Volkssprache weiter nicht“ schädigen. Die große Masse der Fremdwörter (aber), die auf Kosten der Klarheit und Eigenart unser Deutsch durchsetzen, ist überflüssig. Dies beweist das vorliegende Büchlein, das keine gekünstelten Verdeutschungen enthält. (ebd.)
Das Buch nun ist an den „Sprachfreund“ (ebd.) gerichtet, es soll ihm beim Umlernen helfen. Offensichtlich geht Reger davon aus, dass seine Aussagen aus der 1. Ausgabe immer noch Aktualität besitzen und diese die weiterhin vorhandenen oder neuen ‚Sprachfreunde’ immer noch ansprechen.
4.5 Zur Anlage der ausgewählten Wörterbücher Dunger 1882
Sarrazin 1886
(2. Auflage 1889) VerdeutschungsTitel: Wörterbuch von Verdeutschungen entbehr- Wörterbuch. licher Fremdwörter mit besonderer Berücksichtigung der von dem Großen Generalstabe, im Postwesen und in der Reichsgesetzgebung angenommenen Verdeutschungen. Mit einer einleitenden Abhandlung über Fremdwörter und Sprachreinigung. – Titelblatt Aufbau: – Titelblatt – Vorwort 2. Aufl. (S. III) – Vorwort (S. III–VI) – Aus dem Vorwort zur 1. – Inhalt(sverzeichnis) Aufl. (S. III–VI) (S. VII) – Das Verdeutschungs– Fremdwörter und Sprachreinigung (Aufsatz) Wörterbuch (Aufsatz) (S. VII–XXI) (S. 1–55)
– Wörterbuch von Verdeutschungen entbehrlicher Fremdwörter (Verzeichnis) (S. 56–194)
– Wörterverzeichnis (S. 1–293) – Werbung (3 S. )
ADSV-Bd. VIII, 1897 (6./7. Aufl. 1915) Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, VIII, Die Heilkunde, Verdeutschung der entbehrlichen Fremdwörter aus der Sprache der Ärzte und Apotheker.
– Titelblatt – Vorbericht (S. 3–10) – Zur 3. Aufl. (S. 10–11) – Vorwort 4. Aufl. (S. 12) – Vorwort 5. u. 6. Aufl. (S. 13–14) – Verdeutschung („der Stamm-, Vor- und Endsilben“) (S. 14) – Wörterverzeichnis (S. 15–102)
Reger 1939 Ein deutsches Wort fürs Fremdwort. Winklers Verdeutschungsbuch. Ein zeitgemäßes Nachschlagebuch.
– Titelblatt – Vorwort (S. 3)
– Wörterverzeichnis (S. 5–74) – Benutztes Schrifttum (S. 75)
Tabelle 4.5: Anlage ausgewählter Verdeutschungswörterbücher (1870/71–1945)
–––––––—–– schiedener Sprachvereine, genannt, in dem der frühere Verein für Sprachpflege Hamburg aufgegangen ist. Die Aktivitäten des jetzigen Vereins richten sich vor allem auf die Herausgabe der Zeitschrift Deutsche Sprachwelt. Vgl. Wiechers (2001: 147–162) und Wiechers (2004: 239–248).
294 In der obigen Tabelle sind die vier ausgewählten Verdeutschungswerke hinsichtlich ihrer vollständigen Titel und ihrer Anlage gegenübergestellt. Bei einem Vergleich der Titel untereinander und mit solchen früherer Arbeiten fällt auf, dass sie einerseits eine sehr unterschiedliche Ausführlichkeit besitzen, besonders wenn man das Titelblatt von Dunger (1882) und Sarrazin (1886) vergleicht, andererseits aber dennoch sehr gleichförmig wirken und nur wenige Informationen enthalten. Alle vier Titel verweisen durch den Rückgriff auf die Bezeichnungen ‚Verdeutschungswörterbuch‘, ‚Wörterbuch der Verdeutschung‘ bzw. ‚Verdeutschungsbuch‘ auf ihre puristischen Absichten und Ziele. Dunger und Kunow haben daneben Hinweise auf ihre Auswahl niedergelegt. Das ist für das Verdeutschungsbuch zum Wortschatz der Heilkunde natürlich wichtig, weil es kein allgemeinsprachliches Kontaktwörterbuch ist, sondern sich als Teil einer Reihe auf einen Themenbereich spezialisiert hat. Dunger hingegen will damit die Verzeichnung von Verdeutschungen ganz bestimmter Sprachbereiche hervorheben, damit diese bekannter werden. Darüber hinaus sind jedoch auch bei ihm kaum Aussagen zu weiteren Inhalten des Buches niedergelegt. Immerhin hat er, anders als Sarrazin, noch darauf hingewiesen, dass sich in seinem Nachschlagewerk neben dem Wörterverzeichnis auch ein Aufsatz über „Fremdwörter und Sprachreinigung“ befindet. Sehr auffällig ist die Kürze von Sarrazins Titel. Er steht im besonderen Gegensatz zu den ausführlichen programmatischen Titelangaben früherer Zeiten. Aber auch aus ihm lässt sich zumindest noch die puristische Zielsetzung des Buches ablesen. Für weitere und genauere Angaben zur Programmatik dieser wie der anderen Arbeiten sind, wie gezeigt, die Umtexte in den Wörterbüchern genutzt worden. Neben dem Titelblatt und den obligatorischen Wörterverzeichnissen der einbändigen Nachschlagewerke besitzen alle vier Arbeiten ein oder mehrere Vorworte. In ihnen führen die Autoren in die jeweiligen Auflagen der Wörterbücher ein, kommentieren ihr Ansinnen und beschäftigen sich, wie vorgeführt, mehr oder weniger intensiv mit ihrem Bearbeitungsgegenstand. Abgesehen von einem zweizeiligen Vermerk in Dungers Wörterbuch (1882) gibt es in keinem Buch ein Abkürzungsverzeichnis. Dementsprechend gestalten die Autoren ihre Artikel möglichst ohne Abkürzungen. Umgekehrte Verdeutschungsverzeichnisse nach Art von Campes zweiter Liste sind ebenfalls nicht enthalten. Dies liegt sicherlich daran, dass die Autoren solche Listen für ihr puristisches Ansinnen als kontraproduktiv einschätzen, da sich mit ihnen ja indigene in entlehnte bzw. lehngebildete Lexeme umwandeln lassen. Auch andere, das Hauptverzeichnis ergänzende Verzeichnisse sind nicht üblich. Nur Kunow hat seinem Vorwort eine kleine halbseitige Zusammenstellung häufig vorkommender Grund- und Ableitungsmorpheme nachgeschoben. Reger hingegen schließt sein Wörterbuch mit einem kleinen, 9 Schriften verzeichnenden Quellenverzeichnis ab. Es enthält vorrangig lexikografische Werke, darunter 2 Verdeutschungsbände des ADSV und Düsels (1915) erfolgreiches Verdeutschungswörterbuch einerseits, Nachschlagewerke zum allgemeinen deutschen Wortschatz und zur Rechtschreibung andererseits. Reger verweist aber auch auf die Zeitschrift des Deutschen Sprachvereins Muttersprache, aus der er geschöpft habe. Was die Anlage der beiden Arbeiten aus den 1880er Jahren von der der beiden anderen und vielen weiteren Werken der späteren Zeit abhebt, ist die Aufnahme einer längeren theoretischen Abhandlung, in der die Autoren unter anderem auf die die Fremdund Verdeutschungswörterbücher trennenden Merkmale eingehen, die für die späteren Autoren von puristischen Nachschlagewerken schon selbstverständlich sind. Dabei nennen sie, wie vorgeführt, neben ihrer Zielsetzung und Adressatenausrichtung auch mikrostrukturelle Angabeklassen, die die Benutzer erwarten dürfen, und beschreiben ihre Auswahl. Auf
295 Letztere gehen auch die Autoren der beiden späteren Werke ein. An einer genaueren Einführung in das Wörterverzeichnis zeigen sie jedoch kein besonderes Interesse. Dies ist typisch für Verdeutschungswörterbücher der betrachteten Zeitperiode, weil die Anlage der Artikel in den Wörterverzeichnissen solcher lexikografischen Werke sehr überschaubar ist und kaum weiterer Erklärungen bedarf.
4.6 Makrostrukturelle Eigenschaften in den ausgewählten Wörterbüchern Auch die Anlage der Verzeichnisse in den vier untersuchten Wörterbüchern zeichnet sich durch gute Übersichtlichkeit aus. Dies liegt zum einen an der Größe der Textblöcke, zum anderen an der Heraushebung der Lemmata vom Rest der Artikel durch verschiedene Mittel, vor allem aber an der Anordnung der Stichwörter und schließlich trägt die Anzahl der berücksichtigten Lexeme ebenfalls einen Teil dazu bei. Dennoch gehen die vier Autoren mit diesen Mitteln nicht einheitlich um. Im Vergleich besitzt das Verzeichnis von Sarrazin die komplexeste, das von Reger die einfachste Struktur. Sarrazin bringt in der betrachteten 2. Auflage rund 11.600 Lemmata auf 293 Seiten unter. Das ist für ein Verdeutschungswörterbuch relativ viel. Nur Sanders hat noch mehr verzeichnet. Um dies zu erreichen, gruppiert Sarrazin die Stichwörter nach ihrer Wortfamilienzugehörigkeit. Die Textblöcke können dabei recht lang werden, sind es aber nicht immer. Um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten, hebt Sarrazin seine Lemmata in zwei verschiedenen Formen hervor. Es gibt gut sichtbare halbfette, voll ausgeschriebene Lemmata in Fraktur bzw. Antiqua, die sowohl am Anfang als auch innerhalb eines Textblocks erscheinen können. Ihre Anordnung ist strikt initialalphabetisch. Die Sublemmata sind durch einen artikeltrennenden Strich zusätzlich betont. Er lockert die Textblöcke außerdem auf. Daneben verzeichnet Sarrazin weitere Voll- und Teillemmata, die sich als Sublemmata 2. Ordnung bezeichnen lassen. Sie fallen durch ihren gesperrten Druck auf, sind aber nicht halbfett. Sie besitzen eine enge Bindung zu dem ihnen vorangehenden Artikel mit halbfettem Lemma, stehen aber dennoch deutlich getrennt von diesem in eigenen Sätzen. Auch sie sind in sich strikt alphabetisch geordnet, können aber die Anordnungsregeln der halbfetten Volllemmata durchbrechen und erzeugen damit die nestalphabetische Anordnungsstruktur. Auch Dungers und Kunows Verzeichnisse sind nestalphabetisch angeordnet. Besonders Dunger hat seine Artikel aber durchgängig in sehr kleine Nester und kurze Textblöcke mit vielen halbleeren Zeilen geordnet, so dass sich von einer starken Tendenz zur glattalphabetischen Anordnungsmethode sprechen lässt. Dunger hat seine Lemmata außerdem nicht nur durch halbfetten Druck, sondern auch durch die Verwendung eines Gleichheitszeichens vom Rest der Artikel abgesetzt. Das wird später von anderen Autoren nachgeahmt. Das Verzeichnis mit seinen 139 Seiten bringt das Dunger’sche Wörterbuch zwar schon in die Gruppe der schmalen Nachschlagewerke, mit seinen rund 6000 Lemmata ist es für ein Verdeutschungswörterbuch aber immer noch recht umfangreich. Die ‚hohe’ Lemmazahl unterscheidet die puristischen Arbeiten aus den 1880er Jahren wiederum von den späteren Werken. Auch wenn besonders Dunger (1882) im Vergleich mit allen anderen Werken schon zu den lemmaschwachen Arbeiten zu rechnen ist, sind Kunows und Regers Verzeichnisse Beispiele für Listen mit üblicherweise unter 4000 Lemmata. Auch die Seitenzahlen der beiden späteren Arbeiten fallen auf unter 100 Seiten ab. Die gute Übersichtlichkeit in seiner Makrostruktur stellt Kunow durch die konsequente
296 Verzeichnung der halbfetten Lemmata in Antiqua her, wodurch er sie vom Rest der Artikel, genauer von den Verdeutschungen in Fraktur abhebt. Zugleich wird er damit einen Verfremdungseffekt bewirkt haben, der heute aufgrund der Umstellung der Schrift auf Antiqua jedoch verloren gegangen ist. Was die Benutzerfreundlichkeit von Kunows Lemmaverzeichnung für einige eingeschränkt haben könnte, ist die durchgängige Verkürzung der Sublemmata auf Teillemmata. Diese mag anderen wiederum gefallen haben, weil die Basisund Sublemmata, Letztere oft Komposita, durch die optische Trennung in ihre Wortbildungselemente lesbarer werden.121 Reger schließlich entscheidet sich für eine glattalphabetische Anordnung der Lemmata, die durch die räumliche Trennung von den Verdeutschungen in einer gesonderten Spalte zusätzlich unterstützt wird. Es entsteht eine Form wie in einem Vokabelheft. Dafür verzichtet Reger auf eine Hervorhebung durch Schriftart oder Schnitt. Reger selbst betont daneben seine einzeiligen ‚Textblöcke’, die er dadurch hervorbringt, dass er, wie auch Kunow, die Wörterbuchseiten nicht noch einmal in zwei oder drei Spalten unterteilt. Hinsichtlich der Auswahl der betrachteten Lemmata verbindet alle vier Autoren, dass sie sogenannte entbehrliche Sprachkontaktprodukte aufnehmen wollen. Dies bedeutet, dass die Lexikografen auf die Eintragung solcher Entlehnungen verzichten, deren Bedeutungen nur durch längere Paraphrasen dargestellt werden können. Dunger und noch mehr Reger verbinden damit, nur solche Entlehnungen zu verzeichnen, für die sie bereits treffende indigene Entsprechungen im Wortschatz der deutschen Sprache vorfinden bzw. für die bestimmte Verdeutschungen festgelegt worden sind. Dunger verweist dabei auf die amtlichen Erlasse aus den 1870er Jahren. Reger spricht sich explizit gegen gekünstelte Verdeutschungen aus. Die beiden Lexikografen sind sich bewusst, dass es für ein entlehntes bzw. lehngebildetes Lexem mehrere Verdeutschungen geben kann, deren Verwendbarkeit kontext- und stilabhängig ist. Es geht nicht darum, nur solche Lexeme zu verzeichnen, für die man 1:1Entsprechungen finden wird. Dunger weist darauf bereits im Vorwort hin, Reger zeigt das innerhalb seines Wörterverzeichnisses. Für Sarrazin und Kunow kann entbehrlich darüber hinaus bedeuten, auch solche Sprachkontaktprodukte aufzunehmen, für die es bisher lediglich Vorschläge, aber noch keine etablierten Entsprechungen gibt. Die Ausführungen allein dieser vier Autoren lassen ahnen, dass das Auswahlkriterium ‚entbehrlich’ innerhalb der puristischen Lexikografie von besonderer Bedeutung ist, aber unterschiedlich weit ausgelegt wird. Über diesen Bezugspunkt hinaus gibt es nur wenige Merkmale, durch die sich die Auswahl aller vier Wörterbücher gemeinsam beschreiben lässt. Dazu gehört, dass die Herkunftssprache und die Wortart eines Kontaktproduktes keine Rolle spielt, dass neben Einwortlexemen auch Phraseologismen verzeichnet sind und natürlich direkte Entlehnungen bedeutenden Anteil besitzen. Daneben wird auf die Aktualität des ausgewählten Wortschatzes geachtet, da die Sammlungen erst durch sie für den zeitgenössischen Sprachgebrauch an Relevanz gewinnen. Weil Reger sein Wörterverzeichnis relativ klein halten möchte, hat er bei der Verzeichnung von Lehnwortbildungen, insbesondere von Hybridbildungen große Einschränkungen vorgenommen. Außerdem wollte er nur Ableitungen aufnehmen, wenn sich ihre Verdeutschungen nicht aus anderen angeführten Wörtern folgern
–––––––—–– 121
Z.B. Basis-Lemma: Hemi-anaesthesie; Sub-L.: -anopsie, -kranie, -plegie, -systolie (Kunow 1915: 45).
297 lassen. Zur Beschränkung gehört auch seine Konzentration auf „die gebräuchlicheren Wörter“ (Reger 1939: 3) aus dem allgemeinen Bildungswortschatz. An den anderen drei Wörterbüchern wird erkennbar, dass Lehnwortbildungen, Ableitungen und Komposita ebenso wie Wortbildungselemente für ein Verdeutschungswörterbuch des betrachteten Zeitabschnittes doch recht üblich sind. Von einer vollständigen Aufnahme ganzer Wortfamilien wird jedoch Abstand genommen. Um die Verdeutschung von Abkürzungen hat sich vor allem Sarrazin bemüht, aber auch Reger berücksichtigt sie, wenn auch in einem sehr geringen Maße. Die Verzeichnung von Lehnwörtern ist in der Regel nicht vorgesehen, auch wenn sie aufgrund der schwierigen Abgrenzung zum Fremdwort vorkommt. Ein Eintrag von indigenen Wörtern soll in den vier Arbeiten natürlich ebenfalls nicht stattfinden. Thematisch lässt sich die Auswahl der vier Arbeiten in zwei Gruppen ordnen. Kunows Wörterbuch zählt mit seiner Fokussierung auf die „entbehrlichen Fremdwörter aus der Sprache der Ärzte und Apotheker“ (Kunow 1915: Titel) zu den vielen, auf den Wortschatz eines bestimmten Faches ausgerichteten Verdeutschungswörterbüchern. Es ist damit aber nicht zugleich ein Fachwörterbuch im üblichen Sinne. Der Autor hat sich ganz bewusst gegen eine Bedeutungs- und ganz besonders gegen eine Sacherklärung entschieden, die man in einem Fachwörterbuch ja gerade sucht. Kunow selbst spricht daneben von erheblichen Schwierigkeiten bei der Begrenzung seiner Auswahl, weil der Wortschatz der Medizin mit dem vieler anderer Naturwissenschaften in enger Verbindung steht und darum auch einige Wörter zu finden sein werden, die das eigentliche Gebiet der Heilkunde überschreiten. Von solchen Abgrenzungsschwierigkeiten zu anderen Sachbereichen berichten auch andere Autoren von spezialisierten Verdeutschungsbüchern. Aus diesem Grund finden sich gerade innerhalb der Bände des ADSV Überschneidungen hinsichtlich ihrer Lemmaauswahl. Die anderen drei Arbeiten sind thematisch unbestimmter angelegt. Reger, wie gezeigt, spricht lediglich von „gebräuchlicheren Wörtern“, die aus der „Umgangssprache“ (Reger 1939: 3) stammen, die er von wissenschaftlichen und technischen Fachausdrücken unterscheidet. Im Gegensatz zu ihm weisen Dunger und Sarrazin auf die besondere Berücksichtigung bestimmter Wortschatzfelder hin. Bei Dunger sind es die amtlichen Erlasse aus den Bereichen der Post, des Militärs und des Rechts, denen er große Aufmerksamkeit schenkt. Der andere Teil der Auswahl lässt sich als allgemeiner fächerübergreifender Bildungswortschatz beschreiben. Eine Aufnahme von Bezeichnungsexotismen und Fachwörtern, die internationale Geltung besitzen, sieht Dunger nicht vor. Gegenüber der Aufnahme von fachsprachlichen Wörtern zeigt sich Sarrazin offener. Er nennt viele Bereiche seiner Auswahl namentlich, z.B. den Bergbau, Eisenbahnbau, die Kaufmannssprache, Verwaltung, Jura und Naturwissenschaften, den schriftlichen Privatverkehr und, wie Dunger, den Wortschatz der Post. Auch ihm ist es ein Anliegen, die Ersatzwörter der amtlichen Erlasse bekannter zu machen, daneben aber auch die Verdeutschung auf dem eigenen Arbeitsgebiet voranzutreiben. Aber auch Sarrazins Auswahl unterliegt dem Kriterium der Entbehrlichkeit. Die jeweiligen Eigentümlichkeiten der Lemmaauswahl in den vier untersuchten Nachschlagewerken sind zum besseren Überblick im Folgenden tabellarisch gegenübergestellt. Auch die anderen untersuchten makrostrukturellen Merkmale können der Tabelle 4.6 entnommen werden. (siehe auch Bilder 10–13)
298
Bild 10: Dunger, H. (1882): Wörterbuch von Verdeutschungen entbehrlicher Fremdwörter. Leipzig, S. 56.
299
Bild 11: Sarrazin, O. (1886): Verdeutschungs-Wörterbuch. 2. Auflage. Berlin 1889, S. 1.
300
Bild 12: Kunow, O. (1897): Verdeutschungsbücher des ADSV. 8 Die Heilkunde. 6. Auflage. Berlin 1910, S. 15.
301
Bild 13: Reger, H. (1939): Winkler’s Verdeutschungsbuch. 17. Auflage. Darmstadt 1978, S. 3
ä,ö,ü = a,o,u , i und j getrennt
die nach Dungers Einschätzung entbehrlichen FW, darunter besonders die amtlichen Verdeutschungen aus Post, Militär, Recht; direkte Entlehnungen, Lehnwortbildungen (LWB), z.T. Lehnwörter (LW), Phraseologismen, Exotismen u. Fachwortschatz vermieden, keine Abkürzungen
Alphabetisierung
Auswahl
nestalphabetisch nach Wortfamilienzugehörigkeit, keine großen Nester
ca. 3.800 L. (Verzeichnis S.15-102)
ADSV - Bd.VIII 1897- Heilkunde (6./7.Aufl. 1915)
ä,ö = a,o, daneben Schreibung ae, oe, dann Eintrag zwischen ad, od und af, of , i u. j nicht getrennt keine veralteten Lexeme, keine, die "nur" entbehrliche FW aus der Sprache der in gesprochener Sprache vorkommen, Ärzte u. Apotheker, scharfe Trennung zu keine unmoralischen, keine, die keine anderen Zweigen der Naturwissenschaften indigene Entsprechung besitzen; dafür: nicht möglich, darum manchmal auch nicht direkte Entlehnungen und LWB, direkt zur Heilkunde gehörige, ärztliche Phraseologismen, Abkürzungen, Fachsprache, wie sie zwischen Wortbildungselemente, einige LW, FW aus Medizinern, in Fachzeitschriften, "Umgangssprache und Schriftsprache", Handbüchern, Gutachten, am Krankenbett auch fachsprachl. Lexeme aus Naturw., benutzt, nicht "Zergliederungskunde", aber Jura, Eisenbahn, Bau, Bergbau usw., Apothekenwesen, Auswahlcharakter, besonderes Augenmerk auf Phraseologismen, Komposita, Kanzleiausdrücke aus Wortbildungselemente, nicht alle Behördenwortschatz, kaufmännischem Ableitungen, keine Abkürzungen, häufige und geschäftl. Wortschatz, schriftl. Wortbildungselemente in extra Privatverkehr, auch Post-Wortschatz, der Verzeichnis, nicht solche Wörter, für die gerade verdeutscht (später auch keine guten Verdeutschungen oder Fachausdrücke für Luftschifffahrt u. Vorschläge vorhanden Flugwesen, 4. Aufl.) u.a.
ä,ö,ü = a,o,u , i und j getrennt
nestalphabetisch nach Wortfamilienzugehörigkeit, z.T. lange Textblöcke
2. Aufl: ca. 11.600 L. (halbfette u. gesperrte L.) (Verzeichnis S.1-293) (4: Aufl.: ca. 14.000 L.)
Sarrazin 1886 (2. Aufl. 1889)
Tabelle 4.6: Makrostruktureigenschaften ausgewählter Verdeutschungswörterbücher (1870/71-1945)
schwach nestalphabetisch, Tendenz zu glattalphabetisch
Anordnung
WörterbücherŹ MakrostrukturkriDunger 1882 terienź Lemmaanzahl ca. 6000 L. (Verzeichnis S.56-194)
Beschränkung auf gebräuchlichere Wörter der "Umgangssprache", mit Berücksichtigung der jüngsten Zeit, Ableitungen nicht aufgenommen, wenn sie sich aus anderen angeführten Wörtern ergeben, wenige Abkürzungen und Phraseologismen, verschwindend geringe Zahl von LWB
glattalphabetisch, Artikel sind in der Regel einzeilig über ganze Seite, Anordnung in zwei Spalten: 1. Spalte Lemma - 2. Spalte Verdeutschungen, Autor betont "einzeilige" Anordnung - angegebenes Ziel: schnelles Auffinden ä,ö,ü = a,o,u , i und j getrennt
ca. 2.200 L. (Verzeichnis S.5-74)
Reger 1939
302
Paradigmat. Angaben
ein Fokus auf Hinweise auf sinnverwandte oder inhaltlich ähnliche FW (sieh, vgl.), in kleinerer Schrift u. in Klammern, Ziel: über deren Artikel hinaus noch mehr Verdeutschungen zum Wort anbieten
-
Angebot deutscher Äquivalente bei möglichster Vermeidung neuer Wortbildungen, sind als Verdeutschungen gedacht, auch kurze Paraphrasen möglich, Konkretisierung der Verdeutschungen in Klammern mgl., semantische Gruppierungen der Verdeutschungen durch Semikolon markiert, Sarrazin bietet möglichst viele Verdeutschungen an, Referenzangaben mgl.
-
i.R. wenige Äquivalente, als Verdeutschungen gedacht, mit Hinweis auf Quellen, die zugleich zugehörigen Sachbereich angeben, Polysemie: semantisch ähnliche Verdeutschungen in Gruppen durch Semikolon getrennt
Bedeutungsangaben
Genus (m,w,s) bei halbfetten SubstantivLemmata und Komposita mit entlehntem Grundwort (L. 2. Ordnung), Pluralmarkierung, wenn L. im Plural (Mz.)
-
-
Grammatik
-
-
-
Etymol. Angaben Enzykl. Angaben
-
Betonung
-
Lemmata in Fraktur oder Antiqua (bei unassimilierten, meist lat. Abk., Wortgruppen, Wörtern), Basis-L.: halbfett, eingerückt und voll ausgeschrieben, SubL.: halbfett, Voll-L., hervorgehoben durch artikeltrennenden Strich; Sub-L. 2. Ordnung gesperrt, normal, engere Bindung an ein halbfettes Lemma, aber in eigenem Satz, manchmal als Teil-L. Neben-L. mgl. nach Heyse’scher Schreibweise (später nach Rechtschreibnorm), GKS beachtet, keine Worttrennung
Lemmata in Fraktur oder Antiqua (unassimilierte Lexeme), halbfett, Voll-L.; Neben-L. mgl. , Basis-L. ausgerückt, L. abgetrennt von Artikelrest durch Gleichheitszeichen (=)
folgt neuer Rechtschreibung nach K. Duden, GKS beachtet, keine Worttrennung
Sarrazin 1886 (2. Aufl. 1889)
Dunger 1882
Aussprache
Schreibung
WörterbücherŹ Mikrostrukturkriterienź Lemmata
-
-
-
Schreibung am L., GKS beachtet, keine Worttrennung (kein Hinweis auf bestimmte Rechtschreibung)
L. Normaldruck, Fraktur, in einer Spalte untereinander, Volllemmata, einige unassimilierte in Antiqua
Reger 1939
-
-
-
-
Äquivalente als Verdeutschungen i. R. 2-3 Verdeutschungen in zweiter gedacht, Referenzangabe und weitere Spalte, Äquivalent oder kurze Paraphrase, Konkretisierungen der Verdeutschung in keine Beachtung von Polysemie Klammern möglich, aber selten; bewusst mehrere Verdeutschungen, so Auswahl für jeweilige Situation bzw. realisierte Bedeutung, semantische Gruppierungen der Verdeutschungen durch Semikolon getrennt (bewusst keine Sacherklärungen), Doppelpunkt bei Verdeutschungen, die zur Einführung empfohlen, also noch nicht üblich sind -
-
-
zunächst Orientierung an "heimischer" Schreibweise, ab 4. Aufl. 1903 nach "Einheitsrechtschreibung", GKS beachtet, keine Worttrennung -
alle Lemmata in Antiqua (anderer Artikelteil in Fraktur), Basis-L. ausgerückt, halbfett, Voll-L.; Sub-L. halbfett, Teil-L., sind Teil von Komposita oder Phraseologismen, Neben-L. mgl.
ADSV - Bd.VIII 1897- Heilkunde (6./7.Aufl. 1915)
303
4.7 Mikrostrukturelle Eigenschaften in den ausgewählten Wörterbüchern
Seitenaufteilung: zweispaltig
Bemerkungen
ADSV - Bd.VIII 1897- Heilkunde (6./7.Aufl. 1915)
Quellenangaben bei ungewöhnlichen Verdeutschungen, Seitenaufteilung: einspaltig
Abasie Gehunfähigkeit; Gangstörung (S.15) Ablation Abtragung, Abschneidung, Entfernung, Herausnahme; Ablösung, Abhebung (der Netzhaut) (S.15) Expression Ausdrückung, Auspressung (S.39) Kollege Fachgenosse, Berufsgenosse; Mitarzt. (S.56) (kein Dejeuner, expreß, kolossal, Kamin, Reservist, Patriotismus)
-
diatop., norm. A. mgl.
Tabelle 4.7: Mikrostruktureigenschaften ausgewählter Verdeutschungswörterbücher (1870/71-1945)
Dejeuner = Frühstück, Imbiß, Frühmahl. (S.77) dejeuner dinatoire = Mittagsfrühstück.(S.77) expreß = ausdrücklich, besonders, eigens, absichtlich, vorsätzlich, mit Fleiß. (S.90) Expreßbesteller = Eilbesteller, Eilbote P. kolossal = riesengroß, riesenmäßig, übergroß, ungeheuer, gewaltig. (S.115) Patriotismus = Vaterlandsliebe, Vatrerlandsgefühl. (S.144) Reservist = "Großurlauber" (Mil. Lit. Bl.); Beurlaubter, Ersatzmann, (Mehrheit:) Ersatzmannschaft. (S.168) restituio in integrum = Wiedereinsetzung STGB (S.169) (kein Fanatismus, Kamin) Dejeuner, f. Frühstück, Frühmahl (vgl. Lunch). d e j e u n e r a l a f o u r c h e t t e, Gabelfrühstück. d. d i n a t o i r e, Mittagsfrühstück, großes Frühstück. (S.74) expreß, ausdrücklich, besonders, in erster Linie, absichtlich, eigens, vorsätzlich, mit Fleiß, nur allein, (vgl. extra, separat, speziell). (Im Postdienst:) E x p r e ß b e s t e l l e r, Eilbesteller, Eilbote. E.-B e s t e l l g e b ü h r, Eilbestellgebühr. E. -B e s t e l l u n g, Eilbestellung. ... (S.101) Kamin, m. (häufig:) Schornstein, Rauchrohr, Esse; Rauchfang; Stuben- od. Zimmerherd, (offener) Herd, (offenes) Herdfeuer. (S.145) kolossal, ungeheuer, riesenhaft, riesenmäßig, riesig, hünenhaft, gewaltig, mächtig, groß, ungemein, erstaunlich; unglaublich, unendlich, unermeßlich, über alle Maßen, ungemessen, beispiellos; haarsträubend, überlebens- (z.B. -groß); (in) Überlebens(größe); riesen- (z.B. -hoch,groß); Riesen- (z.B. -bau, -gemälde); massig, plump (vgl. athletisch, enorm, gigan-tisch, grandios, herculisch, immens, Monster-, montrös, monumental, pyramidal). (S.147) Seitenaufteilung: zweispaltig
zu den Verdeutschungen in Klammern: diatechn. A. (Postdienst, Hüttenwesen ...), Diafrequenzangaben/Üblichkeit der Verdeutschung: häufiger, zuweilen; diakonn. A.: spöttisch, scherzhaft, dianorm. A.: fälschlich selten: für indigene Komposita
Quellenangaben zugleich u. sogar vorrangig als diatechn. Angaben lesbar, aber nur bestimmte Sachbereiche berücksichtigt: Post, Reichsgesetze/Recht, Militär
-
Sarrazin 1886 (2. Aufl. 1889)
Dunger 1882
Artikelbeispiele
Belege Beispiele
WörterbücherŹ Mikrostrukturkriterienź Pragmat. Angaben
Quellenverzeichnis S.75, Seitenaufteilung: einspaltig
abmontieren wegnehmen Fanatismus höchste Begeisterung, .........................blinde Wut Toast Trinkspruch, geröstete .........................Brotscheibe Patriotismus Vaterlandsliebe, .................... treudeutsche Gesinnung Variation Veränderung, Abart
-
-
Reger 1939
304
305 Die angeschlossene Tabelle 4.7, welche die mikrostrukturellen Angaben der vier untersuchten Wörterbücher einander gegenüberstellt, bringt sehr deutlich zum Vorschein, dass sich Wörterbücher mit puristischen Zielen nun auch wirklich in der Anlage der Artikel, und zwar vor allem hinsichtlich der angebotenen Fülle der Angaben, aber auch in ihrem Inhalt von solchen mit Erklärungsfunktion unterscheiden. Die Lexikografen konzentrieren sich auf zwei Positionen. Es gibt das Lemma, an dem mehr oder weniger zwangsläufig die Schreibung abgelesen werden kann. Interessant dabei ist, dass die Autoren auf die Verzeichnung der Lexeme in der jeweils gültigen Rechtschreibung achten und auf Änderungen schnell reagieren.122 Ihm gegenüber stehen die gelegentlich programmatisch angehäuften indigenen Äquivalente, gedacht als Ersatzwörter bzw. Verdeutschungen. Weitere Angaben sind in der Regel nicht vorgesehen. An den Kommentaren in den Umtexten von Dunger, Sarrazin und Kunow zeigt sich, dass diese Reduktion der Angabeklassen ein in der ganzen betrachteten Periode bewusster programmatischer Vorgang ist, der den Nachschlagenden zwar ein größeres sprachliches Wissen abverlangt, um aus den verzeichneten, nicht immer differenzierten Entsprechungen die passende auszuwählen. Die Zurückhaltung vermeidet dafür, Daten bereitzuhalten, die einen Gebrauch der Sprachkontaktprodukte unterstützen könnten. Sarrazin begründet die Reduktion seiner Artikelangaben zusätzlich damit, dass er bei seinen Adressaten ausreichend Kenntnisse über die verzeichneten Sprachkontaktprodukte annimmt und die Angaben damit überflüssig seien, dass ihre Vernachlässigung außerdem die Übersichtlichkeit der Artikel und damit des gesamten Verzeichnisses erhöhe und sich dadurch zugleich der Umfang der Buches gering halten lasse. Daneben meint er, dass gerade etymologische Angaben in einem Verdeutschungswörterbuch eher verwirren als helfen würden, weil sie Formative und Bedeutungen zeigen, die für den aktuellen Sprachgebrauch selten relevant seien. Wenn es in den vier untersuchten, aber auch in den anderen betrachteten puristischen Nachschlagewerken zusätzliche Angaben gibt, dann stehen sie meist im Dienst des Purismusgedankens und sind nähere Erläuterungen zu einer Verdeutschung oder Hinweise auf deren Herkunft. Trotz der Ähnlichkeit der Verzeichnisse von Verdeutschungswörterbüchern existieren gerade aufgrund der Ausprägung der Zusatzdaten einige Unterschiede. Im Verzeichnis von Dunger (1882) z.B. gibt es neben der bis dahin sehr ungewöhnlichen Verknüpfung der entlehnten oder lehngebildeten Lemmata mit den manchmal gering gehaltenen, manchmal regelrecht angehäuften Verdeutschungsangeboten durch ein Gleichheitszeichen, welches sehr deutlich auf die Ersetzungsfunktion der indigenen Wörter aufmerksam macht, an bestimmten Verdeutschungen Vermerke zu ihrer Zugehörigkeit zu Sach- bzw. Sprachbereichen in Form von Abkürzungen. Diese lassen sich einerseits als pragmatische, diatechnische Angaben deuten. Zugleich verweisen sie auf die Quellen der durch sie gekennzeichneten Verdeutschungen, nämlich auf die amtlichen Erlasse im Postwesen, auf die Veröffentlichungen zur Sprache des Militärs im Militär-Wochenblatt von 1876 und auf die Sprache des Sächsischen Bürgerlichen Gesetzbuches und der Reichsgesetze. Diese Hinweise lassen sich kaum als Belegnachweise bezeichnen, da sie eine exakte Nachprüfung in den meisten Fällen nicht möglich machen. Aber sie erfüllen die Funktion, die Wörter aus amtlichen Erlassen noch einmal herauszuheben und zu zeigen, dass sie keine Bildungen des Autors, sondern von staatlichen Gremien sind. Dunger macht damit nicht
–––––––—–– 122
Vgl. Tabelle 4.7.
306 nur Werbung für die Ersetzungen, sondern sichert sich auch vor Kritik an ungewohnten Entsprechungen ab. Er kann dabei auf die für die Verdeutschungen verantwortlichen Autoritäten verweisen. Daneben ist er mit weiteren mikrostrukturellen Angaben sehr sparsam. Sarrazin hält von allen vier Autoren die meisten zusätzlichen Daten bereit. Er gibt das Genus bei halbfetten SubstantivLemmata und bei gesperrten Komposita mit entlehntem Grundwort an. Auch der Plural wird markiert, wenn das Lemma im Plural verzeichnet ist. Danach schließen sich die Verdeutschungen an, die durch in Klammern gesetzte vorausgehende oder nachfolgende Wörter konkretisiert sein können. Sarrazin hat den Anspruch, möglichst viele Ersatzwörter anzubieten. Lassen sich diese semantisch differenzieren, sind sie in durch Semikolon abgetrennte Gruppen unterteilt. Wie bei Dunger hat auch Sarrazin einige Verdeutschungen ausgewählten Sachbereichen zugeordnet. Dazu zählen der Postdienst und das Hüttenwesen. Sie lassen sich als diatechnische Angaben interpretieren. In den späteren Auflagen werden diese Markierungen durch weitere Hinweise wie z.B. auf Wörter aus dem Bereich der Luftfahrt ausgebaut. Die meisten Wörter bleiben jedoch unmarkiert. Des Weiteren finden sich pragmatische Angaben zur Frequenz, Konnotation und Norm. Sie beziehen sich wie die diatechnischen Markierungen aber nicht auf das Lemma, sondern sind Spezifizierungen der gesammelten Ersatzwörter. Eine Besonderheit in Sarrazins Wörterverzeichnis sind die paradigmatischen Angaben. Am Ende von Wörterbuchartikeln können in Klammern und kleinerem Schriftgrad ein oder mehrere alphabetisch angeordnete sinnverwandte oder inhaltlich ähnliche Sprachkontaktprodukte verzeichnet sein. Auch wenn sie wie die indigenen Lexeme ebenfalls als eine Art Ersatz fungieren können und damit eigentlich den puristischen Zielen Sarrazins widersprechen, besteht ihre Funktion darin, zu weiteren Verdeutschungen zu führen. Der Benutzer soll durch ihre Verzeichnung dazu animiert werden, auch die Artikel des jeweiligen synonymischen Lehnguts nachzuschlagen. So erweitert sich das Verdeutschungsangebot um ein Vielfaches. Diese Art der Artikelgestaltung in Sarrazins Wörterbuch verleiht seinem Nachschlagewerk einen besonders ausgeprägten Charakter einer kumulativen Synonymik. Aber auch die anderen drei untersuchten Arbeiten lassen sich als synonymische, onomasiologische Wörterbücher beschreiben. Als Letztes sei darauf verwiesen, dass sich Sarrazin in einem gewissen Rahmen um die Aufzeigung von Wortbildungsmustern bemüht und dabei (Kompetenz)Beispiele angibt. Sie beziehen sich auf solche eingetragenen Verdeutschungen, die als Komponenten von Komposita verwendet werden sollen. So verzeichnet der Autor z.B. für das Lemma karthographisch die Entsprechungen ‚Karten-’, ‚Plan-’, um Letztere dann durch ein Beispiel in Klammern ‚(z.B. -sammlung)’ zu ergänzen. Der gesamte Eintrag gestaltet sich folgendermaßen: karthographisch, Karten-, Plan- (z.B. -sammlung); Kartenzeichnungs-, Planzeichnungs- (z.B. -abtheilung). (Sarrazin 1889: 146)
In der Tabelle 4.7 sind weitere Beispiele für Artikel aus Sarrazins Wörterbuch angegeben. Die Stichwortartikel in Kunows Nachschlagewerk haben einen für die ADSVWörterbücher typischen, sich an das Beispiel von Dunger (1882) annähernden Aufbau. Dem hervorgehobenen Lemma folgen ein oder mehrere Entsprechungen, die als Verdeutschungen gedacht sind. Bei Kunow (1915) handelt es sich dabei um etablierte Synonyme bzw. Teilsynonyme. Es können aber auch unbekannte Vorschläge verzeichnet sein. Diese kennzeichnet der Autor durch einen vorgesetzten Doppelpunkt, z.B.
307 hypochondrisch : krankwähnerisch. (Kunow 1915: 47)
Bei stärkerer Bedeutungsdifferenz sind die Verdeutschungen durch ein Semikolon voneinander getrennt. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Kunow sich inhaltlich auf solche Verdeutschungen beschränkt, die für den ausgewählten Fachbereich, d.h. die Medizin, von Relevanz sind. Kunow führt also nicht alle für ein Sprachkontaktprodukt vorhandenen Äquivalente an. So beschreibt er Harmonie nur durch „einfache Anlagerung (der Knochen)“ (ebd. 45) und Humor als „Feuchtigkeit“ und „Saft“ (ebd. 46). Bei einigen Entsprechungen gibt es in Klammern angeschlossene nähere Erläuterungen, die den Anwendungsbereich innerhalb der Medizin konkretisieren. Sacherklärungen sind wie in den anderen drei Arbeiten ausdrücklich nicht vorgesehen. In einigen Artikeln finden sich pragmatische Angaben, die sich, wie üblich, auf die Verdeutschungen beziehen und z.B. ihre Herkunft beleuchten. Letzteres hat ebenso wie die wenigen Hinweise auf Quellen und ‚Erfinder’ von Verdeutschungen die Aufgabe zu zeigen, dass sich der Autor bei der Verbreitung dieser Vorschläge auf Autoritäten und regionale Sprachgebräuche beruft. Darüber hinaus sind keine weiteren Angaben vorgesehen. Die Artikel in Regers Wörterverzeichnis schließlich besitzen den einfachsten Aufbau. Sie bestehen aus einem Lemma, das optisch deutlich von den Verdeutschungsangeboten abgehoben ist. Reger bietet in der Regel nicht mehr Verdeutschungen an, als in eine Zeile passen, oft nur zwei oder drei. Es kann Konkretisierungen der Verdeutschungen geben, die in Form von in Klammern verzeichneten Bestimmungswörtern123 oder als attributive Zusätze124 angegeben sind. Darüber hinaus zeigt Reger kein Interesse an weiteren Angaben. Interessant an diesem Wörterbuch ist ein Vergleich der Eintragungen von 1939 mit denen in der Ausgabe von 1978. Die grundsätzlichen Makro- und Mikrostrukturen sind gleich. Die Auswahl der späteren Ausgabe zeigt nur wenige Neuaufnahmen (z.B. Kombi, Kommunion), viele Artikel sind identisch. Reger hat sein Wörterbuch aber insofern überarbeitet, als er inhaltlich kompromittierende indigene Wörter entfernt hat. Am deutlichsten wird das bei politisch markierten Lexemen wie Patriotismus (1939: Vaterlandsliebe, treudeutsche Gesinnung; 1978: Vaterlandsliebe) und Fanatismus (1939: höchste Begeisterung, blinde Wut; 1978: Übereifer, blinde Wut). An anderer Stelle sind neu aufgekommene Entsprechungen aufgenommen. Es findet also eine sprachliche Aktualisierung und eine zeitgeschichtliche Anpassung des Wörterbuches statt. Dies geschieht im Übrigen auch mit dem Quellenverzeichnis, das mehrheitlich aus Büchern aus den Jahren zwischen 1933 und 1939 bestanden hat. Nun ist es weggelassen.
4.8 Resümee Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass alle vier Wörterbuchautoren ihre puristischen Ansichten sowohl in die Programme als auch in die Verzeichnisse ihrer lexikografischen Werke deutlich eingeschrieben haben und sich dies auch in den Titeln der vier untersuchten Arbeiten sichtbar niederschlägt. Damit gehören ihre Werke zu einer Gruppe von Wörterbüchern, für die die Bezeichnung ‚Verdeutschungswörterbuch’ eine bewusst gewählte und
–––––––—–– 123 124
Z.B. Komplex – (Minderwertigkeits-)Gefühle (Reger 1939: 28). Z.B. Thema – (zu behandelnder) Gegenstand (ebd. 60).
308 zunächst auch deutlich artikulierte, später immer selbstverständlicher werdende Markierung für die Abgrenzung zu erklärenden und erklärend-verdeutschenden Sprachkontaktwörterbüchern darstellt. Wie sich gezeigt hat, findet diese Abgrenzung in den vorgestellten vier Arbeiten bei aller Variation in der Ausgestaltung der lexikografischen Entscheidungen grundsätzlich auf ähnliche Weise statt. Die Begründung für die Erarbeitung der Bücher liegt hauptsächlich im außersprachlichen, nationalistischen Bereich. Die Bereitstellung von Ersatzwörtern wird von den Autoren als ein vaterländischer Beitrag zur Stärkung des Nationalgefühls oder sogar als Teil des geistigen, zum Teil auch echten Kampfes zwischen Völkern begriffen, der auf sprachlichem Gebiet als Hilfe für den Abwehr- bzw. Reinigungsprozess von entlehntem und lehngebildetem Wortgut zu leisten sei. Die Lexikografen sehen eine Notwendigkeit darin, dass die meisten deutschen Sprachteilnehmer mehr Bewusstsein für ihre Sprache entwickeln müssen, was sich in einer Reduzierung ihres Fremdwortgebrauchs ausdrücken soll. Die Wörterbücher zielen darauf ab zu beweisen, dass genug indigenes Wortmaterial vorhanden ist, mit dessen Hilfe die Deutschen auf eine große Menge von Sprachkontaktprodukten verzichten können. Angesprochen werden dann auch besonders solche Personen, die Sprachkontaktprodukte bisher verwendet haben, die in der Regel darum auch keine Erklärungen über sie benötigen, sondern Ersetzungshilfe bei der Sprachproduktion wünschen. Dieser programmatischen Ausrichtung der vier untersuchten Wörterbücher entsprechen ihre makro- und mikrostrukturellen Eigenschaften. Bei der Lemmaauswahl der Werke, egal ob sie sich auf einen bestimmten fachlich ausgerichteten Wortschatzbereich bezieht oder auf die allgemeinsprachliche Kommunikation, spielt der Begriff der Entbehrlichkeit eine besondere Rolle. Er ist Grundlage dafür, dass keiner der Autoren eine radikale Ausmerzung von Sprachkontaktprodukten anstrebt, einige sogar von eigenmächtigen Neuschöpfungen abraten. Der Begriff wird jedoch unterschiedlich weit ausgelegt. Das wirkt sich auf die Lemmaanzahl, aber auch auf die Verzeichnung etablierter Äquivalente und noch wenig verbreiteter Vorschläge aus. Im besonderen Gegensatz befinden sich dabei Sarrazin (1886) und Reger (1939). In der Anordnung und Präsentation der Lemmata ging es allen um Übersichtlichkeit und schnelle Auffindbarkeit. Aber wiederum sind es Sarrazin (1886) und Reger (1939), die besonders unterschiedliche Ausprägungen zeigen. Mikrostrukturell konzentrieren sich alle vier Autoren auf die angegebenen Verdeutschungen, was eine programmatische Reduktion von Angaben zum Lemma nach sich zieht. Der auffälligste Unterschied zwischen den vier Wörterbüchern liegt in der Ausführlichkeit und Tiefe, mit der sich die Wörterbuchautoren mit ihrem Wörterbuchgegenstandsbereich und ihrer lexikografischen Vorgehensweise auseinandersetzen. Dunger und Sarrazin, die Autoren aus den 1880er Jahren, beschäftigen sich in gesonderten Abhandlungen innerhalb ihrer Wörterbücher mit definitorischen, historischen und puristischen Aspekten von Sprachkontaktprodukten und ihrer Lexikografie. Kunow erläutert zumindest noch seine eigene Auswahl, seine Verdeutschungsgründe und seine Art der Verdeutschung. Am wenigsten und sehr generell geht Reger auf den Gegenstand seines Wörterbuches ein. Für ihn scheint es selbstverständlich zu sein, sich puristisch auf lexikografische Weise zu engagieren. Die deutsche Wörterbuchlandschaft ist ja an die Verdeutschungswörterbücher, ihr Aussehen und ihre Ziele auch schon seit mehreren Jahrzehnten gewöhnt.
309
5. Wilhelm Liebknechts Volks-Fremdwörterbuch (1874) Die entwicklungsbezogenen Ausführungen zur kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft im Zeitraum von 1870/71 bis 1945 haben gezeigt, dass auch kleine und mittelgroße nichtpuristische Sprachkontaktwörterbücher eine nicht zu unterschätzende Rolle in der lexikografischen Auseinandersetzung mit äußerem Lehngut im Deutschen spielen. Das auflagenstärkste und zeitlich erfolgreichste Wörterbuch in dieser Gruppe, sogar unter allen in dieser Zeitperiode entstandenen Nachschlagewerken ist das Volks-Fremdwörterbuch von Wilhelm Liebknecht. Mit seinem den puristischen Verdeutschungswörterbüchern des Zeitabschnittes in vieler Hinsicht entgegengesetzten Konzept entwickelt es sich geradezu zu einem Longseller, der als eines der wenigen kontaktsprachlichen Nachschlagewerke sogar nach dem Ende des 2. Weltkrieges aufgelegt wird. Um einerseits die lexikografischen Eigenschaften dieses Wörterbuches, andererseits aber auch seine Veränderungen in der Zeit durch die verschiedenen beteiligten Bearbeiter zu zeigen, wird für die folgenden Ausführungen jeweils eine Auflage aus der Kaiserzeit (6. Aufl. 1890), aus der Zeit der Weimarer Republik einschließlich der Nazizeit (20. Aufl. 1929, unveränderte Auflage 1934), aus der unmittelbaren Nachkriegszeit (21. Aufl. 1948) sowie aus den Entstehungsjahren der DDR (22./23. Aufl. 1953) zugrunde gelegt. Alle vier Auflagen stellen unterschiedliche Bearbeitungen des „Liebknecht“ dar.
5.1 Entstehung und Entwicklung von Wilhelm Liebknechts Volks-Fremdwörterbuch, seine Bearbeiter und seine Programmatik Wilhelm Liebknecht (1826–1900),125 bekannt als Publizist, Politiker und Führer der sozialistischen Arbeiterbewegung, gilt als eine der Symbolfiguren der deutschen und internationalen Sozialdemokratie des 19. Jahrhunderts. Sein Leben ist bestimmt von politischen Kämpfen, Agitationsreisen und Gefängnisaufenthalten, aber auch von schriftstellerischer Tätigkeit. Aus einer hessischen Beamten und Gelehrtenfamilie stammend, studiert er von 1843–47 Philologie, Theologie und Philosophie in Gießen, Berlin und Marburg und nimmt danach eine Stelle als Lehrer in Zürich an. Beeinflusst durch die französischen Frühsozialisten, beteiligt er sich im September 1848 am republikanischen Aufstand in Baden, einem Kerngebiet der Revolutionsbewegung auf dem Boden des Deutschen Bundes, und wird deswegen inhaftiert. Nach seiner Entlassung im Mai 1849 schließt er sich der „Reichsverfassungskampagne“126 an. Nach deren Scheitern muss er aus Deutschland fliehen. Liebknecht geht zunächst nach Genf, dann weiter nach London, wo er von 1850 bis 1862 unter schwierigen materiellen Umständen im Exil lebt. Dort wird er zunehmend von Marx und dessen Lehren beeinflusst. Aufgrund einer Amnestie 1862 kommt Liebknecht nach Deutschland zurück, tritt dem von Lassalle gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) bei und wird Mitredakteur beim Social-Demokraten. Nach seiner Ausweisung aus Preußen siedelt Liebknecht 1865 nach Leipzig über. Dort beginnt seine intensive
–––––––—–– 125 126
Vgl. Schröder (2007). Vgl. zu den Ereignissen z.B. Deutscher Bundestag (1990: 148–154).
310 politische Zusammenarbeit mit August Bebel, dem damaligen Vorsitzenden des Leipziger Arbeiterbildungsvereins. Beide sind wesentlich beteiligt an der Gründung der Sächsischen Volkspartei 1866 sowie an der Entstehung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1869 (SDAP). Von den Wählern der Sächsischen Volkspartei erhält Liebknecht bereits 1867 ein Mandat für den Reichstag des Norddeutschen Bundes. Seit 1868 erscheint unter seiner Leitung das Demokratische Volksblatt. 1869–76 ist er außerdem Chefredakteur des Volksstaates, des Zentralorgans der SDAP. Anders als z.B. Otto Sarrazin begrüßt Liebknecht den deutsch-französischen Krieg nicht und verbringt ihn auch nicht im Feld. Im Reichstag haben er und Bebel sich bei der Abstimmung zur Bewilligung der Kriegskredite enthalten, sie bei einer weiteren Abstimmung sogar ablehnt und sich dann mit der Pariser Kommune solidarisiert. Daraufhin kommen sie 1870/71 in mehrmonatige Untersuchungshaft und werden im sogenannten „Leipziger Hochverratsprozess“ (März 1872) angeklagt und zu zweijähriger Festungshaft verurteilt. Während dieser Zeit entsteht die 1. Auflage von Liebknechts Sprachkontaktwörterbuch unter dem Titel Volksstaats-Fremdwörterbuch. Sie erscheint 1874 im Verlag der Leipziger GenossenschaftsBuchdruckerei in einer nach Liebknechts eigenen Aussagen herausgegebenen Stärke von 10.000 Exemplaren, die innerhalb von 4 Jahren verkauft ist.127 Mit dem Titel referiert der Autor augenscheinlich auf die Parteizeitung der SDAP. Er zeigt den potenziellen Käufern damit die Verknüpfung des Wörterbuches mit seinem politischen Engagement innerhalb der Sozialdemokratie an. Auch im Wörterbuchvorwort macht er diese Verbindung deutlich, indem er von den Entstehungszusammenhängen des Buches berichtet. Dementsprechend werden sich von diesem Nachschlagewerk nicht zuletzt Parteigänger Liebknechts und Sympathisanten seiner Ideen angesprochen gefühlt haben. Aus Sicht des Autors ist das Buch ganz allgemein „für das Volk“ (Liebknecht 1874, zitiert in: Liebknecht 1890: VII) bestimmt. Es soll billig und handlich sein und damit nicht nur den reicheren Teil der Bevölkerung, der sich dicke Wörterbücher leisten kann, erreichen. An anderer Stelle spricht Liebknecht genauer von „Leser(n) volksthümlicher Zeitungen und Schriften“ (ebd.). Dass er dabei besonders die Leser vom Volksstaat und Social-Demokraten sowie seiner eigenen Schriften und der von anderen Parteigenossen vor Augen hat, wird zwar nicht ausgesprochen, liegt aber aufgrund der Titelwahl nahe. Grundgedanke ist, dass das Buch den „Schlüssel zu den in der Tagesschriftstellerei und der dem Volk zugänglichen Litteratur vorkommenden Fremdwörtern“ (ebd.) liefern, also der Verständnissicherung von Aufsätzen und Schriften dienen soll, auch von seinen eigenen. Damit ist Liebknechts Wörterbuch in erster Linie als Hilfsmittel für die Rezeption von Texten gedacht, das die ausgewählten Lexeme „möglichst kurz, verständlich und richtig“ (ebd. VIII) erklärt. Dazu hat Liebknecht vorhandene Wörterbücher und Lexika gesichtet, insbesondere Heyses und Hoffmanns (1845) Fremdwörterbücher sowie Meyers Handlexikon. Die Idee zur Erarbeitung hatte im Übrigen nicht Liebknecht selbst, so berichtet er, der Anstoß kam von außen. Nach seiner Freilassung wirkt Liebknecht maßgeblich an der Vereinigung des ADAV mit der SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) mit. Er entwirft das „Gothaer Programm“ zum Vereinigungskongress 1875. Außerdem übernimmt er wiederum eine leitende Position im neu gegründeten Zentralorgan der SAPD Vorwärts. Aufgrund des Sozialistengesetzes wird er 1881 jedoch aus Leipzig ausgewiesen. Er bleibt wegen seiner
–––––––—–– 127
Vgl. die Angaben im Vorwort zur 6. Auflage von 1890.
311 Familie aber in der Nähe der Stadt, unternimmt aber auch Agitationsreisen, z.B. durch die USA (1886). Aufgrund seiner politischen Aktivitäten wird Liebknecht wiederum mehrmals inhaftiert. Die Überarbeitung und Erweiterung seines Fremdwörterbuches zur 2. Auflage findet so abermals in Gefangenschaft statt. Liebknechts ironischer Kommentar zur Entstehung: Die Haftstrafe bringe ihm die „erforderliche Ruhe. [...] Solche Arbeiten kann Unsereins überhaupt nur im Gefängnis verrichten.“ (ebd. VIII) Die 2. Auflage erscheint 1881 unter dem Titel Volks-Fremdwörterbuch. Während Liebknecht in deren Vorwort nur andeuten kann, warum der ursprüngliche Titel nicht mehr gewählt wird,128 erläutert er die Gründe für die Namensänderung offen in der für die Untersuchung herangezogenen 6. Auflage von 1890. Aufgrund des Sozialistengesetzes sei der Volksstaat, von Liebknecht im Wörterbuch als das Zentralorgan der deutschen Sozialdemokratie bezeichnet, verboten worden. Aus diesem Grunde sei es in dieser Zeit nicht mehr opportun gewesen, ein Nachschlagewerk Volkstaats-Fremdwörterbuch zu nennen. Die Umbenennung kann in diesem Zusammenhang als eine Vorsichtsmaßnahme zum Erhalt der Publikationsmöglichkeit des Wörterbuches gedeutet werden. Zugleich stellt sie eine Lockerung der bisher bestehenden Beziehungen zur Parteizeitung dar. Sie lässt sich dazu nutzen, die Eigenständigkeit des Nachschlagewerks im Bewusstsein der Adressaten zu erhöhen, und ist damit der Werbung neuer Nutzerkreise dienlich. Denn nun spricht schon der Titel, nicht erst das Vorwort das „Volk“ an bzw. er spricht auch das „Volk“ an und nicht nur Leser des Volksstaates. Dennoch bleibt durch die Ähnlichkeit der beiden Titel die Verknüpfung zwischen 1. Auflage und Bearbeitung erhalten. Auch die 2., im Dietz-Verlag erschienene Auflage verkauft sich gut. Liebknecht selbst sagt von ihr, dass sie im Vergleich zum Vorgänger sowohl quantitativ als auch qualitativ wesentlich verbessert worden sei. Das Wörterbuch wird in dieser Form noch dreimal neu aufgelegt. Die nächste Bearbeitungsphase, in der die 6. Auflage entsteht, fällt nach Liebknecht wiederum in eine Zeit, in der er von der parlamentarischen Tätigkeit ausgeschlossen ist. Liebknecht ist seit 1874 bis zu seinem Tod mit Unterbrechung 1887/88 Mitglied des Deutschen Reichstags. Daneben hat er einen Sitz im Sächsischen Landtag inne. Mit diesem Engagement ist er auch im internationalen Vergleich einer der ersten sozialistischen Parlamentsabgeordneten überhaupt und trägt wesentlich zur Etablierung der Sozialdemokratie in der deutschen Parteienlandschaft sowie zur Profilierung der parlamentarischen Aktivitäten der Sozialdemokratie bei. Darüber hinaus engagiert sich Liebknecht international. Er ist an der Gründung der 2. Internationalen 1889 beteiligt und setzt sich sehr für die Zusammenarbeit der verschiedenen nationalen Organisationen der Arbeiterbewegung ein. Ein anderer Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt auf der bildungspolitischen Publizistik. Zu ihr gehört unter anderem die Verbreitung der Schriften und Thesen von Marx und Engels, seine Redaktionstätigkeit und schließlich die Erarbeitung eigener Werke. Ein Grundgedanke dieser Aktivitäten ist die Förderung der Bildung unter den Arbeitern unter dem bekannten Motto ‚Wissen ist Macht’.129 Vor diesem Hintergrund muss auch die Entstehung und fortwährende Bearbeitung des Volks-Fremdwörterbuches des sonst nicht weiter lexikografisch tätigen
–––––––—–– 128
1881 kann Liebknecht nur schreiben, dass die Bezeichnung ‚Volksstaats-Fremdwörterbuch’ nicht „opportun“ sei, warum, wüssten die Leser schon. 129 Liebknecht veröffentlicht bereits 1873 ein Buch unter dem Titel Wissen ist Macht, Macht ist Wissen (Leipzig 1873).
312 Liebknecht gesehen werden. Hier liegt ein wesentliches Motiv für die Wörterbuchproduktion. Die 6., wiederum aktualisierte und erweiterte Auflage kommt 1890, kurz nach Abschaffung des Sozialistengesetzes, unter Mitwirkung von Hugo Koch heraus. Sie entsteht mit dem Ziel, noch mehr als zuvor ein Volks-Fremdwörterbuch zu bieten, das möglichst vielen Menschen bei Fragen zu allgemein gebräuchlichen Sprachkontaktprodukten im Deutschen Auskunft geben kann.130 Eine weitere Überarbeitung erscheint 1894. Sie ist die letzte von Liebknecht selbst durchgeführte Aktualisierung. Sie entsteht, nachdem er 1890 nach Berlin übergesiedelt ist und die Leitung des Parteiorgans der SAPD Vorwärts übernommen hat. Auch wenn er sich bis zu seinem Tod im August 1900 dann nicht mehr mit dem Wörterbuch beschäftigt, bleibt er weiterhin agitatorisch und schriftstellerisch tätig. Zum Schluss wendet er sich besonders der Kolonialpolitik des Deutschen Reiches zu. Dessen „Weltpolitik“ und Militarismus lehnt er in seinen Reden und Schriften scharf ab. Mit dieser politischen Positionierung und der zuvor gezeigten ideologischen Einbettung der Wörterbuchproduktion vertritt Wilhelm Liebknecht eine Reihe von Ansichten, gegen die sich viele der Autoren der zur der Zeit ebenfalls entstehenden nationalpuristischen Verdeutschungswörterbücher ausdrücklich aussprechen: Antimilitarismus, Internationalismus und Hebung des Bildungsniveaus von Arbeitern und anderen auch durch die Erweiterung der Kenntnisse über entlehntes und lehngebildetes Wortgut. Damit bilden die Person Liebknecht und das Volks-Fremdwörterbuch einen der Gegenpole zur puristischen Bewegung und zu deren Trägern. Der eine oder andere puristische Lexikograf wird sicherlich auf ihn reagiert haben. Man denke nur an die ablehnende Haltung gegenüber dem Internationalismusargumentes in der Frage der Beibehaltung oder Abschaffung bestimmter Sprachkontaktprodukte. Liebknecht jedenfalls reagiert auf die Forderungen des ADSV, bald nachdem dessen erste Verdeutschungsbücher erschienen sind. Das politische Engagement und die Popularität Wilhelm Liebknechts tragen dazu bei, dass seine Werke über seinen Tod hinaus aufgelegt und von vielen gelesen und verwendet werden. Dies trifft auch für das Volks-Fremdwörterbuch zu. Es etabliert sich so sehr, dass es nur kurz „Der Liebknecht“ heißt. Die 7. Auflage von 1894 wird zur Grundlage für die fünf folgenden Abdrucke bis 1912. Danach entsteht eine überarbeitete 13. Auflage 1913, die wiederum maßgeblich auf die Veröffentlichungen bis 1929 wirkt. Zu bemerken ist aber, dass die bisherige kontinuierliche Publikation während des 1. Weltkriegs aussetzt, 1919 aber wieder aufgenommen wird. Zum Ende der 1920er Jahre finden sich drei Autoren,131 die das nach ihrer Meinung mittlerweile veraltete Wörterbuch der aktuellen Zeit und den mit ihr verbundenen sprachlichen Gegebenheiten mit ihren neuen Begriffen anpassen wollen. Es soll eine Art Generalüberholung stattfinden, bei der dennoch der Charakter von Liebknechts Werk bewahrt wird. Es geht um eine Aktualisierung des Wörterbuches hinsichtlich seiner Lemmaauswahl, aber auch in Bezug auf die inhaltliche Beschreibung der verzeichneten Lexeme. Dabei wird betont, dass mit diesem Wörterbuch auch das Bedürfnis nach Erklärung der marxistischen Terminologie befriedigt werden soll. Dies scheint ein besonderes Anliegen des Verlegers Willi Münzenberg zu sein, da vor allem er auf diese Auswahl aufmerksam macht. Wahrscheinlich geht er von einer größeren Nachfrage nach Erklärung dieses Wortschatzes aus. Denn inzwischen hat sich aus der SAPD die SPD und
–––––––—–– 130 131
Vgl. Liebknecht (1890: X). Arthur Seehof, Joseph Immanuel Meyer, Marcel Moisescu.
313 USPD, später KPD gebildet, nach dem 1. Weltkrieg ist aus dem Deutschen Kaiserreich die Weimarer Republik geworden und aus dem Russischen Zarenreich die Sowjetunion. Dies soll sich nun im „Neuen Liebknecht“ niederschlagen. Programmatisch richten sich der Verlag und die Herausgeber direkter als zuvor Liebknecht an die Arbeiterschaft als vorrangige Zielgruppe. Besonders der Verleger wirbt um sie. Zunächst subsumiert er sie unter die „breite Masse“ (ebd. 1929: V). Dann adressiert er das Buch gezielt an die „aufstrebenden Klassen Deutschlands“ (ebd.). Ganz besonders unentbehrlich sei es für „die um Wissen und Erkenntnis ringende Arbeiterschaft“ (ebd.), denn ihre Angehörigen seien es, die „die schaffenden Kräfte von heute und morgen“ (ebd.) stellen. Auch die Bearbeiter betonen noch einmal, dass sie das Ziel verfolgen, den „breitesten Volksmassen, vor allem der aufstrebenden Arbeiterschaft“ (ebd. VII) die verzeichneten Wörter so zu erklären, dass sie ihnen gut verständlich werden. Mit dieser programmatischen Ausrichtung steht Liebknechts VolksFremdwörterbuch auch nach dem Tod des Autors und sogar noch offener als zu dessen Lebzeiten im Gegensatz zu den Arbeiten der zur selben Zeit agierenden puristischen Lexikografen. Nicht nur die Funktionsbestimmung der Wörterbücher, sondern auch ihre Adressatenvorstellungen und schließlich die politische Einbettung sind völlig anders geartet. Diese 20. Auflage von 1929 wird wiederum in kurzer Zeit mehrmals aufgelegt, jedoch nur bis 1934. Danach findet bis zum Ende des Nationalsozialismus keine neue Publikation des Wörterbuches statt. Möglicherweise ist sein Druck verboten worden oder es hat sich kein Verlag mehr für seine Herausgabe gefunden. Nach dem 2. Weltkrieg besinnt sich der Dietz-Verlag in Berlin wieder auf das Nachschlagewerk von Wilhelm Liebknecht. Er bringt es 1948 mit Genehmigung der Sowjetischen Militäradministration in der Sowjetischen Besatzungszone heraus. Er will in relativ kurzer Zeit nach dem 2. Weltkrieg den Bedarf an einem größeren erklärenden Sprachkontaktwörterbuch decken und greift auf diese bekannte Arbeit zurück. Völlig neue Bücher sind noch nicht entstanden. Sicherlich trägt der Name Wilhelm Liebknecht dazu bei, dass das Buch veröffentlicht werden darf, ebenso wie die Adressatenausrichtung und die spezifische inhaltliche Beschreibung der verzeichneten Lexeme. Der Verlag will sich an die programmatischen Festlegungen von Wilhelm Liebknecht halten. Um dies zu zeigen, zitiert er aus dem Vorwort zur 1. Auflage und bestätigt die Funktions- und Adressatenbestimmung in eigenen Worten. Auf der Grundlage der letzten Ausgaben soll das Buch dann ergänzt und durch Änderung veralteter Erklärungen an die neue Zeit angepasst werden. Schließlich wird das Volks-Fremdwörterbuch, wie der „Liebknecht“ offiziell weiterhin heißt, mit seiner gekürzten Ausgabe von 1953 das erste Sprachkontaktwörterbuch in der DDR. In dieser Fassung kommt es 1954 auch einmal in Stuttgart heraus. Wie aus dem Vorwort der DDR-Ausgabe zu entnehmen ist, rechnet der Verlag damit, dass das Buch auch in der Bundesrepublik verkauft werden würde. Das bedeutet aber nicht, dass er das Vorwort geschweige denn den Inhalt des Wörterbuches deswegen politisch neutral gestaltet, damit es in möglichst vielen verschiedenen Kreisen Aufnahme finden könnte. Im Gegenteil weist der Verlag – ein verantwortlicher Name wird nicht genannt – darauf hin, dass die „aufgenommenen Begriffe [...] auf der Grundlage der marxistisch-leninistischen Wissenschaft bei aller Kürze so exakt wie möglich erklärt“ (ebd. 1953: 5) werden würden. Dazu werde als eine Quelle ein russisches Fremdwörterbuch132 genutzt. Das Buch wird also
–––––––—–– 132
Kurzes Fremdwörterbuch, Moskau (1951).
314 bereits im Vorwort ideologisch klar verortet. Hinsichtlich seiner Adressatenvorstellung spricht der Verlag zunächst von der ganzen „deutschen Bevölkerung“, um seine Aussage dann zu spezifizieren. Einerseits richtet er sich an „jeden Werktätigen [in der DDR, A.H.], der für den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft und Kultur tätig“ (ebd.) sei. Dieser möge sich mit dem verzeichneten Wortschatz im steigenden Maße vertraut machen. Wie schon bei Liebknecht soll das Wörterbuch also ein Hilfsmittel zur Erhöhung des Bildungsniveaus durch erweiterte Sprachkenntnisse für Nutzer sein, denen der verzeichnete Wortschatz noch nicht so geläufig sei. Dabei schränkt der Verlag die Zweckbestimmung der Arbeit nicht auf die Rezeptionshilfe ein. Er begründet sein Wörterbuchengagement außerdem mit dem Hinweis, dass durch die bisherige Entfaltung des Bildungswesens in der DDR unter der Bevölkerung bereits ein besonderes Nachschlagebedürfnis entstanden sei, dem nachgekommen werden müsse. Andererseits hofft der Verlag auf diejenigen, die „im Westen unseres Vaterlandes im wirtschaftlichen und politischen Kampf“ (ebd.) stehen. In Verbindung mit dem Hinweis auf die marxistisch-leninistische Grundlegung des Buches wirkt diese Aussage, als wolle es der Verlag als politisches Kampfinstrument anbieten. Dass sich der „Liebknecht“ über die Erweiterung des eigenen Wortschatzes hinaus zur tendenziösen Wissensaneignung nutzen lässt, hängt wesentlich mit der semantischen Beschreibung der verzeichneten Lexeme zusammen, der sich zudem nicht selten auch sachliche Erklärungen und Kommentare anschließen. Dennoch wird in der letzten wie schon in der 1. Auflage betont, dass kein Sachwörterbuch vorgelegt werden soll und für erschöpfende Definitionen die entsprechenden Fachwörterbücher aufzusuchen seien. 1954 wird Liebknechts Volks-Fremdwörterbuch von dem ersten neu erarbeiteten Fremdwörterbuch aus dem Bibliographischen Institut (Klien 1954) abgelöst. Dessen Bearbeiter berufen sich in ihrer Arbeit explizit auf das Volks-Fremdwörterbuch und stellen sich in dessen Tradition. Wie mündliche Befragungen ergeben haben, wird der „Liebknecht“ aber noch mindestens bis in die 1960er Jahre hinein genutzt. Auch wenn man nur die Publikationsjahre der Auflagen betrachtet, ist das Volks-Fremdwörterbuch mit seinen (mindestens)133 23 Auflagen in 80 Jahren weit länger als die puristischen Sprachkontaktwörterbücher seiner Zeit präsent. Es gehört zu den langlebigsten Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen überhaupt.
5.2 Begriff und Bewertung von Sprachkontaktprodukten im Volks-Fremdwörterbuch Wilhelm Liebknecht kümmert sich um die sogenannte Fremdwortfrage zunächst sehr wenig. Die Vorworte der ersten fünf Auflagen seines Kontaktwörterbuches134 enthalten keine Definitionsversuche und keine Bewertung des verzeichneten Wortschatzbereiches. Sie gehen nicht auf die Ursachen von Entlehnungsvorgängen, auch nicht auf mögliche Funktionen von Sprachkontaktprodukten ein. Kommentare zu Verdeutschungsbemühungen anderer, z.B. zu den amtlichen Erlassen sind ebenfalls nicht vorhanden. Liebknecht liegt offensichtlich wenig daran, seinen Adressaten umfängliche theoretische Kenntnisse zum äußeren Lehngut zu vermitteln, die über die Sicherung einer erfolgreichen Kommunikation hinaus-
–––––––—–– 133 134
Hinzu kommen einige Neudrucke. Siehe in der Bibliografie im Anhang. Wie sie in der Vorrede von 1890 eingearbeitet sind.
315 gehen. Er nimmt wohl an, dass ein Erklärungsbedarf zwar für einzelne „Fremdwörter“ (Liebknecht 1890: X) besteht, aber nicht für den Begriff selbst. Ihn selbst scheint es ebenfalls wenig zu interessieren, welche Erscheinungen darunter fallen. Nur die Erarbeitung des Wörterbuches selbst und dessen funktionale Schwerpunktlegung, eine Lektürehilfe zu sein, lässt sich als eine unausgesprochene Stellungnahme deuten: Liebknecht strebt zwar nicht an, den Gebrauch von äußerem Lehngut zu erhöhen, aber auch dieser Wortschatzbereich ist für ihn Bestandteil des deutschen Sprachgebrauch und soll von den Sprachteilnehmern, und zwar nicht nur von den gebildeten unter ihnen, verstanden werden. In ähnlicher Form äußert sich Liebknecht dann in der 6. Auflage von 1890 explizit. In ihrem Vorwort greift er nun doch in die Diskussion um den Fremdwortgebrauch im Deutschen ein. Er scheint auf die Entstehung des ADSV, dessen Grundsätze und Forderungen zu reagieren. Zunächst begründet er seine bisherige Abstinenz gegenüber einer Stellungnahme mit dem Hinweis, dass für ihn die Diskussion ums äußere Lehngut nicht in ein Fremdwörterbuch gehöre. Warum er dies meint, führt er nicht aus. Vermutlich soll ein Nachschlagewerk oder zumindest ein erklärendes Sprachkontaktwörterbuch keine Wertungen zu diesem Thema transportieren. Liebknecht fühlt sich dann aber doch zu einem Rat hingerissen. Vermeidet alle Fremdwörter, die vermieden werden können! Wir Deutsche sollen deutsch schreiben und deutsch sprechen. (ebd., Hervorhebung im Original)
Dieser Ratschlag ähnelt zunächst den Forderungen, die aus den Reihen des ADSV kommen. Jedoch operiert Liebknecht nicht mit den Begriffen entbehrlich und unentbehrlich, sondern spricht von vermeidbaren Fremdwörtern. Er lässt außerdem sehr offen und stellt damit den einzelnen Sprachteilnehmern frei, wann ein entlehntes Wort vermieden werden kann und wann nicht. Vor allem aber wirft Liebknecht die Frage auf, was deutsch überhaupt sei. Er selbst beantwortet sie mit dem Hinweis auf den Mischcharakter des Wortschatzes, den das Deutsche wie jede andere Kultursprache habe und der für ihn organisch und damit völlig unproblematisch sei. Würden aus der deutschen Sprache alle Wörter, die nicht rein germanischen Ursprungs wären, ausgeschieden werden, so würde diese aufhören, eine Kultursprache zu sein. Dies sei für Liebknecht kein anzustrebendes Ziel. Außerdem zweifelt er die Reinheit der sogenannten germanischen Ursprache, von der viele Puristen reden, an und verweist unter anderem auf die frühen Einflüsse der Kelten. Dann konkretisiert Liebknecht seinen Ratschlag doch noch. Ein Fremdwort gebrauchen, wo wir ein gutes und brauchbares deutsches Wort haben, ist unter allen Umständen vom Uebel. (ebd.)
Dies klingt wiederum sehr nach ADSV, ist aber im Gegensatz zur Argumentation im Sprachverein nicht nationalistisch begründet. Inhaltlich lässt sich diesem Hinweis auch kaum widersprechen. Er bleibt aber immer noch höchst subjektiv umsetzbar. Außerdem führt Liebknecht weiter aus: Allein es gibt auch gute Fremdwörter. Und an Stelle eines guten Fremdwortes ein schlechtes, willkürlich gemachtes oder geschmackloses sogenanntes deutsches Wort setzen, ist ebenfalls vom Uebel. (ebd., Hervorhebungen im Original)
Von einer generellen Ablehnung des Gebrauchs von Sprachkontaktprodukten im Deutschen ist Liebknecht damit weit entfernt. Anders als viele zeitgenössische Puristen spricht er nicht
316 einmal von bedauernswerter, aber dennoch notwendiger Duldung bestimmter Lexeme. Im Gegensatz zur Praxis des ADSV und seiner Anhänger kommt für ihn außerdem eine Verdeutschung von Entlehnungen durch unpassendes Wortgut bzw. unvertraute Lehnprägung nicht in Frage. Diejenigen Leute, die ein derartiges Vorgehen vorschlügen oder solche Wörter selbst bildeten, nennt er dann auch ironisch und kritisch „unsere ‚schneidigen’, urgermanischen Sprachreinigungs-Unholde, [die], trotz ihrer spaßigen Angst vor „Fremdwörtern“, d ur c h d i e B a n k ke i n D e u ts c h sc hr e ib e n kö n ne n.“ (ebd. XI, Hervorhebungen im Original) Liebknecht schlägt vor, man solle sich viel mehr an die großen Schriftsteller des Deutschen, an Goethe, Schiller, Lessing, Heine halten. Sie haben trotz Fremdwortgebrauchs „g u te s Deutsch geschrieben.“ (ebd.) Mit diesen Hinweisen und Wertungen schließt Liebknecht seine Stellungnahme zur sogenannten „Fremdwörter-Frage“ (ebd. X) ab. Diese Besprechung wird auch von Liebknechts Nachfolgern wiederholt und findet sich noch in der 20. Auflage von 1929. Sie begleitet das Wörterbuch bis zum Ende des betrachteten Untersuchungszeitraumes. Erst mit der Auflage von 1948, als die puristische Lexikografie keine bedeutende Rolle mehr spielt, sehen die Bearbeiter keinen Bedarf mehr, an Liebknechts Erklärung zu erinnern. Selbst äußern sie sich nicht.
5.3 Anlage des Volks-Fremdwörterbuches Dass Wilhelm Liebknecht und seine Nachfolger eine andere Vorstellung von Aussehen und Funktion der deutschen Sprache besitzen als die „’schneidigen’ urgermanischen Sprachreinigungs-Unholde“ (ebd. XI) zur selben Zeit, schlägt sich auch in der Anlage des VolksFremdwörterbuches nieder und wirkt sich auf die Inhalte der anderen einleitenden Wörterbuchteile aus. Spätestens seit der 6. Auflage von 1890135 besitzt das Wörterbuch neben Titelblatt, Vorwort und Wörterverzeichnis ebenfalls ein Abkürzungsverzeichnis und eine Zusammenstellung mit Hinweisen zur Anlage des Wörterverzeichnisses und zum Umgang mit ihm. Beide Umtexte sind ausdrücklich als einführende Hilfsmittel zur erfolgreichen Benutzung des Wörterbuches angelegt. Auf ihre Existenz macht Liebknecht in einem dem Vorwort vorangestellten Aufruf sogar besonders aufmerksam. Er will, dass die Benutzer sie wie auch das Vorwort vor dem Gebrauch des Buches aufmerksam studieren. Damit soll gesichert werden, dass das Wörterbuch nicht nur von Menschen, die bereits gute Erfahrungen im Umgang mit Nachschlagewerken haben, möglichst optimal genutzt werden kann. Dazu hätte auch ein Verzicht auf Abkürzungen in der Beschreibungssprache des Wörterverzeichnisses beitragen können. Gegen diesen Verzicht spricht jedoch das Bestreben, ein möglichst handliches und dennoch datenreiches Nachschlagewerk zu liefern, das sich besonders die weniger Wohlhabenden leisten können sollen. Das Abkürzungsverzeichnis wird im Rahmen der Überarbeitungen sogar noch ausgebaut. Der Schwerpunkt der einführenden Beschreibung liegt aber neben dem Vorwort eher auf dem Kapitel „Zu beherzigen!“ bzw. „Für die Benutzer“. Es enthält grundlegende, wenn auch nicht systematisch aufbereitete Angaben zur Makro- und Mikrostruktur des Wörterverzeichnisses und eine Anzahl allgemeiner Regeln zu Eigenschaften bestimmter Lexemgruppen. Es löst Aussprache- und Betonungszeichen auf und erklärt linguistischen
–––––––—–– 135
Der frühesten zur Autopsie vorgelegenen Ausgabe.
317 Fachwortschatz wie ‚pluralis’ und ‚genera’. Es widmet sich Regularitäten in der Variantenschreibung, in den Phonem-Graphem-Beziehungen von Wörtern mit ie sowie in der Wortbildung von Sprachkontaktprodukten. Es gibt Regeln der Aussprache (z.B. t als [ts] in -tion u.a.) und Grammatik (z. B. Plural-s) an, die aufgrund ihres hohen Verbreitungsgrades im Wörterverzeichnis keine Berücksichtigung finden. Außerdem wird bereits die Bedeutung einiger Prä- und Suffixe mitgeteilt, auf die die Benutzer vermutlich häufiger stoßen werden. Mit diesen Angaben bietet das Kapitel eine Reihe von Informationen, die über eine reine Anleitung zum Wörterbuchgebrauch hinausgehen. Sie sollen das Verständnis von Sprachkontaktprodukten auch dann sichern, wenn das Wörterverzeichnis keine Daten zum gesuchten Lexem oder zur gesuchten Form bereithält. Besonders hilfreich werden diese Angaben für solche Personen gewesen sein, die nicht oder nur wenig auf Kenntnisse über andere Sprachen, über Assimilationserscheinungen oder Wortbildungszusammenhänge zurückgreifen konnten. Damit unterstützt ein solches Kapitel die Bemühungen der Lexikografen, den anvisierten Adressaten das Wörterbuch nahe zu bringen. Eine solche gesonderte Zusammenstellung von Benutzerhinweisen und Regeldarbietungen außerhalb des Vorwortes ist für ein Sprachkontaktwörterbuch der damaligen Zeit noch sehr selten. Sie findet sich fast unverändert bis zur letzten ausführlichen Ausgabe des Volks-Fremdwörterbuches 1948. Die wenigen Änderungen beziehen sich hauptsächlich auf die Angaben zur Variantenschreibung und zur Orthografie. Letztere wird an die jeweilige Entwicklung angepasst. Der Rückläufigkeit der Variantenvielfalt wird durch Weglassen der betreffenden Hinweise Rechnung getragen. Die Bearbeiter der gekürzten Auflage von 1953 aber verringern die „Benutzerregeln“ gravierend. Im Mittelpunkt der Hinweise stehen nun die Klärung der Betonungszeichen sowie die Vorschläge zum Umgang mit nichtverzeichneten Lexemen. Neben den bisher vorgestellten Vorspanntexten gehört zum Wörterbuch außerdem eine „Sammlung der gebräuchlichsten Schriftkürzungen“. Auch sie ist spätestens seit der 6. Auflage bis 1948 fester Bestandteil des Volks-Fremdwörterbuches, wird aber im Rahmen der Kürzungen für die Auflage von 1953 mit den Angaben im Abkürzungsverzeichnis zusammengefasst. Auch sie überschreitet den üblichen Rahmen vieler Sprachkontaktwörterbücher, weil sie, wie schon der Zusatz in der Überschrift ankündigt, ebenfalls Abkürzungen von indigenen Lexemen enthält. Außerdem stellt die Sammlung eine Auswahl aller im Buch verzeichneten Abkürzungen dar. Damit bietet sie den Benutzern einerseits einen schnelleren Zugriff auf die von den Bearbeitern für besonders wichtig und/oder besonders nachschlagewürdig gehaltene Auswahl. Die Verteilung der Abkürzungen auf mehrere Verzeichnisse führt aber sicherlich auch dazu, dass Benutzer beim Nachschlagen mehrere Suchanläufe brauchen werden. Im Mittelpunkt des Volks-Fremdwörterbuches steht aber natürlich das Wörterverzeichnis. Auf seiner Überarbeitung liegt das Hauptaugenmerk der verschiedenen Autoren. Denn wie die Übersicht der ausgewählten Auflagen zeigt, bleibt die Anlage des Wörterbuches trotz mehrerer Bearbeitungen die Jahre hindurch relativ konstant. Nur die Kürzungen verursachen größere Abweichungen.
318 Liebknecht 1890,
Liebknecht 1929,
Liebknecht 1948,
6. Aufl.
20. Aufl.
21. Aufl.
22./23. gekürzte Aufl. – Titel
–Titel – Bitte, das Vorwort u. die Benutzerhinweise zu lesen – An die Leser (Vorwort) (S. VII–XI) – Zu beherzigen! (Benutzerhinweise)(S. XII–XVI) – Abkürzungsverzeichnis (S. XVI)
– Wörterverz. (S. 1–531) – Anhang: Sammlung der gebräuchlichen Schriftkürzungen (auch von anderen als Fremdwörtern) (S. 535– 542) (Größe: ca. DIN A6 = 16)
Liebknecht 1953,
– Titel – Vorrede vom Verlag (Willi Münzenberg)(S. V) – An die Leser (Vorwort zur 20. Aufl.)(S. VI–VIII) – Erläuterung häufig vorkommender Abkürzungen (S. IX–X) – Sammlung der gebräuchlichsten Schriftkürzungen (auch von anderen als Fremdwörtern)(S. XI–XV) – Für die Benutzer (S. XVI–XVIII) – Wörterverz. (S. 1–599) – Druckfehlerberichtigung (S. 599–600) – Nachtrag (S. 600) (9 Artikel)
–Titel
– Vorwort zur 21. Aufl. (S. V–VI) – Erläuterung häufig vorkommender Abkürzungen (S. VII–VIII) – Sammlung der gebräuchlichsten Schriftkürzungen (auch von andern als Fremdwörtern)(S. IX–XIII) – Für die Benutzer (S. XIV–XVI) – Wörterverz. (S. 1–562)
– Vorwort zur 22. Aufl. (S. 5–6) – Benutzerregeln (S. 7) – Erläuterungen häufig vorkommender Abkürzungen (auch anderer als von Fremdwörtern) (S. 8–11)
(ca. DIN A 5 = 8-o)
(8-o)
(8-o)
– Wörterverz. (S. 12–288)
Tabelle 5.3: Anlage ausgewählter Auflagen von Liebknechts Volks-Fremdwörterbuch
5.4 Makrostruktur des Wörterverzeichnisses Das Volks-Fremdwörterbuch präsentiert in der 6. Auflage von 1890 nach zweimaliger Erweiterung rund 25.000 Lemmata in zwei Verzeichnissen. Im Laufe der Überarbeitungen kommen noch einige tausend Stichwörter hinzu, so dass das Wörterbuch 1948 ein Lemmavolumen von rund 28.000 Stichwörtern besitzt. Den größten Teil enthält natürlich das Hauptverzeichnis. Diese Anzahl erreichen die Autoren auf eine etwas ungewöhnliche Weise. Durch Fettdruck hervorgehoben sind nämlich nicht nur wie üblich die Infinitiv und Singularformen, die Schreibvarianten als Nebenlemmata und Wörter, auf die in anderen Artikeln verwiesen wird, sondern auch gebersprachliche Lexeme sowie den Singularformen beigefügte schwierige Pluralformen. Sie alle stehen als vollausgeschriebene Stichwörter gleichrangig nebeneinander und den Benutzern somit als Zugriffselemente auf die gegebenen Einträge zur Verfügung. Dies kann besonders für ungeübte Wörterbuchbenutzer eine Hilfe sein, die passenden Wörterbuchartikel zu finden, denn dadurch steht ihnen für ihre Suche mehr als nur die Grundform eines Wortes zur Verfügung. Inhaltlich ist die Lemmaauswahl dadurch aber viel geringer, als es der Lemmaumfang vermuten lässt. Nachdem in der 22. Auflage von 1953 diese Form der Lemmaverzeichnung weitgehend aufgegeben wird – vor allem die Hervorhebung bzw. Verzeichnung der gebersprachlichen Wörter –, sinkt die Lemmazahl dann auch deutlich. Die Verringerung des Lemmavolumens auf ca. 7000 Stichwörter hat seine Gründe vor allem aber in der veränderten thematischen Breite der Lemmaauswahl.
319 Auf eine vollständige Verzeichnung aller im Deutschen vorkommenden Sprachkontaktprodukte haben die Bearbeiter der einzelnen Ausgaben das Volks-Fremdwörterbuch ohnehin nicht angelegt. Die Auswahl sollte aber so gestaltet sein, dass das Buch die Nachschlagebedürfnisse einer großen Menge von Menschen zu befriedigen im Stande und ihnen bei der Bewältigung ihrer Lektüre behilflich sein würde. Nach Liebknecht sollte es solche Sprachkontaktprodukte enthalten, die den Benutzern einerseits in der Tagesschriftstellerei bzw. in volkstümlichen Zeitungen entgegentreten, andererseits in der „dem Volk zugänglichen Litteratur (sic!)“ (Liebknecht 1890: VII) vorkommen. Daraus lässt sich ableiten, dass es ihm vor allem um die Aufnahme des zeitgenössisch aktuellen und allgemein gebräuchlichen äußeren Lehnguts geht. Liebknecht selbst bearbeitet sein Buch unter diesem Gesichtspunkt dreimal. Auf die Verzeichnung und besonders auf eine ausführliche Beschreibung von weniger verbreiteten und nur wenige interessierenden Fachwörtern soll dagegen verzichtet werden. Liebknecht verweist bei Fragen zu solchen Wörtern auf entsprechende Nachschlagewerke und Fachbücher, bei Fragen zu wirtschaftlichen Begriffen z.B. auf Marx’ Kapital. Ebenso gehören Eigennamen für ihn nicht in ein Fremdwörterbuch, es sei denn, sie tragen zur Begriffsklärung anderer Lexeme bei. Direkte thematische Einschränkungen macht Liebknecht dagegen nicht. An diese Festlegungen halten sich auch Liebknechts Nachfolger. Ihre Überarbeitungen finden hauptsächlich mit dem Ziel der Aktualisierung des Volks-Fremdwörterbuches statt. Dabei sollen mittlerweile veraltete Einträge zugunsten von Artikeln zu neu aufgekommenen Lexemen ausgeschieden werden. Anders als Liebknecht betonen die Bearbeiter in ihren Einleitungen aber nun die Lemmaeinträge aus Wortschatzbereichen, an denen ihnen besonders gelegen ist. Sie haben vor allem den politischgesellschaftsrelevanten Wortschatz im Blick. Das heißt nicht, dass er vorher gefehlt hat. Auch Liebknecht ist es wichtig gewesen, die zum politischen und wirtschaftlichen Diskurs gehörenden Lexeme, nicht zuletzt seiner eigenen Richtung aufzuzeichnen. Aber nun wird z.B. vom Verleger der 20. Auflage (1929) bereits in der Einführung auf die besondere Berücksichtigung der marxistischen Terminologie verwiesen. Die Bearbeiter ergänzen: Wir haben uns ernsthaft bemüht, alle wichtigen Fremdwörter des „alten Liebknecht“ beizubehalten und gleichzeitig alles das Neue aufzunehmen, was im alltäglichen Sprachgebrauch, durch die Zeitung, durch das Buch, durch das politische, wirtschaftliche, kaufmännische und gesellschaftliche Leben und nicht zuletzt durch die Versammlung auftritt und Berücksichtigung fordert. (Liebknecht 1928: VII)
Eine spürbare Spezialisierung der Auswahl findet nur mit der Auflage von 1953 statt. Die Bearbeitung des Wörterverzeichnisses zieht eine Schwerpunktbildung auf den politischen Wortschatz nach sich, da viele Lexeme aus dem technischen, medizinischen und naturwissenschaftlichen Bereich, aber auch aus der Mythologie entfernt werden. Dennoch wird das Wörterbuch kein Spezialwörterbuch. Schon die Charakterisierung der Lemmaaus-wahl im Vorwort bleibt recht allgemein. Hier wird nur von einem „klar abgegrenzten Fremdwörterbereich“, der dem „Bereich der allgemeinen Bildung“ angehört, gesprochen. In anderer Hinsicht zeigt die Auswahl in den betrachteten Auflagen des VolksFremdwörterbuches kaum Einschränkungen. Es finden sich verschiedenste Wortarten und Wortbildungstypen, darunter Ableitungen von Namen, in späteren Auflagen auch vermehrt Wortbildungselemente. Es werden sowohl Einwortlexeme als auch Phraseologismen und Abkürzungen verzeichnet. Die Auswahl besteht aus verschiedenen Entlehnungstypen des
320
Bild 14: Liebknecht, W. (1874): Volks-Fremdwörterbuch. 6. Auflage, Stuttgart 1890, S. 1 (oben) und 23. Auflage, Berlin 1953, S.12 (unten).
321 äußeren Lehnguts (direkte Entlehnungen und Lehnwortbildungen), darunter zu einem geringen Teil aus Lehnwörtern. Außerdem sind Internationalismen und Bezeichnungsexotismen eingetragen. Das Interesse der Bearbeiter liegt bei Letzteren besonders auf den Verhältnissen im englischsprachigen Raum (z.B. 1948: Anticornlawleage, Bobby, Cob, Common Law) und steigert sich im Laufe der Auflagen hinsichtlich der Verhältnisse in der Sowjetunion (z.B. 1948: Raskolnik, R.S.F.S.R., Slobode, Sowchos, Sownarkom, Trud, Univermag, USSR, Ust). Aus diesem Grunde steigt auch der Anteil der Wörter aus dem Russischen. Bewusste Einschränkungen, die die Gebersprache der Sprachkontaktprodukte betreffen, werden jedoch nicht vorgenommen. Wie bereits erwähnt, wird daneben eine Anzahl von Lexemen verzeichnet, die sich als herkunftssprachliche Wörter beschreiben lassen (z.B. noch 1948: accord, actuel, anthropos, concordia, Concurrence, marche, res pulica). Diese werden in der gekürzten Auflage aber entfernt. Andererseits sind neben den bereits erwähnten indigenen Abkürzungen in der gesonderten Sammlung der Schriftkürzungen auch im Hauptverzeichnis einige indigene Lexeme wie urbar, Urfehde, Sachsenspiegel berücksichtigt. Auch sie gibt es in der letzten Auflage nicht mehr. Anteil an der Reduktion der Lemmata hat daneben die Entfernung von Artikeln zu Ableitungen und Komposita. Die Präsentation der Lemmata in den verschiedenen Auflagen folgt grundsätzlich einer initialalphabetischen wortfamilienorientierten Anordnungsweise in Nestern. Die Nester sind in der Regel recht ausgeprägt, werden aber in der letzten Auflage kleiner. Auffällig ist der häufige Durchbruch des zugrunde gelegten Alphabets, nicht nur beim Übergang von einem Nest zum anderen, sondern innerhalb der einzelnen Gruppen. Er kommt z.B. dadurch zustande, dass Pluralformen und gebersprachliche Wörter direkt nach der Singularform stehen, dass Komposita in das Wörterverzeichnis nicht nur nach ihrem Bestimmungswort, sondern auch nach dem Grundwort eingeordnet sein können oder Phraseologismen nicht nur nach ihrem ersten Bestandteil einsortiert sind. Auf Letzteres wird in den Benutzerhinweisen direkt hingewiesen. Das im Deutschen übliche Alphabet dient den Lexikografen also eher als Orientierung. Bei der Alphabetisierungsmethode selbst will Liebknecht die Umlaute in Initialstellung durch ae, oe und ue darstellen. Seine Nachfolger schreiben auch diese Fällen wie die Umlaute in anderen Positionen (ä, ö, ü). Sie behandeln sie in ihrer Anordnung, als seien sie nicht umgelautet. (s. Bild 14)
5.5 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel Wie beschrieben legen Liebknecht und seine Nachfolger bis 1948 die Wörterbuchartikel so an, dass sich in ihnen mehrere suchbare Lemmata befinden können. Obligatorisch ist ein Volllemma in seiner Grundform (infinite Form bzw. Nominativ Singular) in Fraktur oder Antiqua. Die Schriftart ist abhängig vom Assimilationsgrad des Lemmas im Deutschen bzw. von seinem Status als fremdsprachliches oder entlehntes Wort. Spätestens seit der Auflage von 1929 ist das ganze Buch in Antiqua gedruckt. Am Lemma lässt sich die jeweils gültige Schreibung des Lexems ablesen. Die Groß- und Kleinschreibung wird dabei genauso beachtet wie die Existenz von Schreibvarianten. Sie sind durch ein Komma oder ein ‚oder’ direkt an das Lemma angeschlossen. Es gibt aber keine Markierung der Worttrennung. Dem Lemma folgen häufig, wenn auch nicht regelmäßig, Hinweise zur Herkunftssprache des Wortes. Dieser Angabe kann das gebersprachliche Wort beigegeben sein. Da es in gleicher Weise wie das Eingangslemma hervorgehoben ist, muss angenom-
322 men werden, dass die Autoren glauben, die Benutzer werden bei ihren Sprachhandlungen auch auf die fremdsprachliche Form des Wortes stoßen und darum nach ihr suchen. Sehr selten ist ihr eine wörtliche Übersetzung in Klammern beigefügt. Dafür kann das gebersprachliche Wort eine phonetische Beschreibung erhalten. In der 23. Auflage entfallen die etymologischen Angaben fast völlig. Hinweise auf Entstehungszusammenhänge sind höchstens noch in die Bedeutungserklärungen eingeflochten. (s. Bild 14) In den Auflagen bis 1948 folgen nach den etymologischen die grammatischen Angaben. Sie beziehen sich nur auf Substantive und bestehen aus der Markierung des Genus in Form der lateinischen Abkürzungen m., n., f. In einer Reihe von Fällen schließt sich die Pluralform des verzeichneten Lexems, eingeleitet durch ein ‚Mehrz.’ bzw. ‚Mz.’ (Mehrzahl), an. Sie erscheint als voll ausgeschriebenes, durch Fettdruck hervorgehobenes Wort. Auch an ihr ist damit die Schreibung ablesbar. Auch ihr kann eine gebersprachliche Pluralform angeschlossen sein. Und es ist an ihr ebenso wie an der Singularform die Betonung des Wortes markiert. In der Auflage von 1953 sind die grammatischen Daten ebenfalls enthalten, aber sie folgen den phonetischen. Hinsichtlich der phonetischen Angaben wird die Markierung der Betonung und Länge von Vokalen am Lemma mit Hilfe der üblichen Sonderzeichen136 durch die Darstellung der Aussprache dann ergänzt bzw. ersetzt, wenn die Phonem-Graphem-Beziehungen des entlehnten oder lehngebildeten Lexems von denen im Deutschen abweichen. Dabei wird das ganze Wort, nicht nur sein schwieriger Teil mit Hilfe des lateinischen Alphabets wiedergegeben. Dies geschieht in Klammern für die Singular-, aber auch für die Pluralform der Substantive, ebenso für alle anderen Wortarten und gebersprachlichen Lexeme. Im Gegensatz zur etymologischen Beschreibung der verzeichneten Lexeme bleibt die dargestellte Vielfalt der formativen und grammatischen Angaben bis zur letzten Auflage bestehen. Sie wird nicht erweitert, aber auch nicht gekürzt. Sie stellt den ersten großen Gegensatz zu den Lexembeschreibungen in den parallel erscheinenden Verdeutschungswörterbüchern dar. Der andere bedeutende Gegensatz zum lexikografischen Vorgehen der puristischen Wörterbuchschreiber betrifft die Bedeutungserklärung. Auf ihr liegt das Hauptgewicht der Wörterbuchartikel im „Liebknecht“. Sie kann sehr kurz ausfallen, wenn Äquivalente vorhanden sind. Diese sind nicht als Verdeutschungen gedacht, z.B.: Arrogánz, f., Anmaßung, Hochmuth (Liebknecht 1890: 35) Arrogánz, f. Anmaßung, Hochmut; Dünkel; Überheblichkeit (1953: 28)
Sie ist auch oft als Paraphrase gegeben, welche gewöhnlich dem Genus-DifferenziaSchema folgt, z.B. Argusaugen, Mehrz., sehr scharfe u. wachsame Augen (1890: 34; 1953: 27) Bowlinggreen, n., engl. (bohlinggrihn), Rasenplatz zum Kugelspiel (1929: 64)
Die Semantik eines Lexems kann ebenfalls durch beide Formen beschrieben und außerdem weiter spezifiziert sein,
–––––––—–– 136
1890: ´ = Schärfe des Vokals,` = Mitte zwischen kurz und lang, ˘ = kurzer, tonloser Vokal ,Ø = gedehnter Vokal. Das zweite Zeichen wird in den Auflagen von 1929–1953 nicht mehr verwendet.
323 armiren, bewaffnen, in Vertheidigungszustand setzen (von Festungen etc.) (1890: 35) arkƗdisch, idyllisch, ländlich (im poetischen Sinn) (1890: 35) diffizƯl, schwierig, heikel; schwer zu behandeln (z.B. Charakter) (1953: 63)
Erkannte Bedeutungsunterschiede sind durch ein Semikolon gekennzeichnet, z.B. Karte, f., franz. carte (kart), lat. charta, Papier, ein Blatt steifes Papier; Spielkarte, Landkarte; auch im Sinne von Charte, frz. (schart) und Charter, engl. (tschahrter), eine Verfassungsurkunde (1890: 248) Karte, f., Papier, e. Blatt steifes Papier; Spielkarte; Landkarte (1953: 129)
Bei der Anordnung mehrerer Bedeutungsangaben verzeichnen die Autoren in der Regel die allgemeine vor der spezielleren Bedeutung des Wortes, wobei auch eine eigentliche bzw. wörtliche Beschreibung vorangestellt sein kann. Im Laufe der Auflagen können sich die Positionen der Einzelbedeutungen verändern. Oft erhalten die politikbezogenen Angaben eine vordere Position und damit größeres Gewicht, z.B. Prográmm, griechisch Prográmma, n., Mehrz. Programme, griechisch Prográmmăta, schriftliche Bekanntmachung; gelehrte Schulschrift; Darlegung von Grundsätzen; (1890: 382) Prográmm, n., Darstellung d. Hauptaufgaben u. d. Ziele e. polit. Partei, gesellschaftl. Organisation od. Einzelperson; kurzer, systematischer Vorlesungsabriß über eine Disziplin, in dem die Hauptteile u. d. methodologische Weg angegeben sind; Verzeichnis d. Nummern (Musikstücke, Gesänge, Tänze, Vorträge usw.), die in e. Aufführung (Theater, Konzert u.ä.) gezeigt werden, ferner Aufstellung der zur Darbietung gelangenden Gesangsstücke und d. Mitwirkenden (1953: 210)
Der angegebene Artikel ist auch ein gutes Beispiel für die Tendenz der Bearbeitungen, in den Bedeutungserklärungen ausführlicher zu werden. Das betrifft vor allem Lexeme, die in politisch-gesellschaftlichen sowie in wirtschaftlichen Zusammenhängen vorkommen. An ihnen sind die Lexikografen offensichtlich besonders interessiert. Schon Liebknecht zeigt diese Tendenz, sie verstärkt sich aber im Laufe der Zeit sichtbar. Für die Erweiterung werden unter anderem Zitate eingesetzt. Sie sollen die Angaben vertiefen, gelegentlich auch ersetzen. Sie sind nicht so sehr als Belege für die lexikografischen Daten gedacht, sondern beziehen sich eher auf das Denotat. Nachweisangaben fehlen darum auch. Nur die Urheber, führende Vertreter der sozialistischen und kommunistischen Philosophie und Politik, werden genannt. Die Zitate stammen zunächst vor allem von Marx und Engels, später auch von Lenin und Stalin. Ihre Einflechtung in die Lemmabeschreibung ist ein deutliches Zeichen für die ideologische Positionierung der Wörterbuchautoren innerhalb des Wörterverzeichnisses. Sie haben Anteil an der immer stärker werdenden Ausrichtung der Wörterbuchinhalte auf eine bestimmte politische, nämlich marxistisch-leninistische Weltanschauung und sind daran beteiligt, dass das Volks-Fremdwörterbuch mehr und mehr zu einem Instrument der Verbreitung ideologischer Inhalte wird. Die Grundlage für die Verknüpfung des VolksFremdwörterbuches mit einer bestimmten politischen Auffassung hat Wilhelm Liebknecht bereits in den Vorworten seiner selbst bearbeiteten Auflagen gelegt. Die vorgestellten Entstehungszusammenhänge, der Hinweis auf Werke von Marx und schließlich auch der Name
324 Liebknecht machen die Leser darauf aufmerksam, dass das Buch vor dem Hintergrund sozialistischen Engagements entstanden ist. Auch inhaltlich lässt sich das erkennen.137 Die Bearbeiter der späteren Auflagen weisen die Benutzer dann ausdrücklich darauf hin, dass im Wörterverzeichnis besonderer Wert auf die Beschreibung marxistischer Termini gelegt wird, bis sie schließlich das ganze Wörterbuch auf die Grundlage marxistisch-leninistischer Philosophie stellen. Das bedeutet eine Lemmabeschreibung aus dieser speziellen Sicht: Happy end (häppi end), n., das vorgetäuschte glückliche Ende in Romanen, Theaterstücken, Filmen d. kapitalistischen Produktion; Absicht: Täuschung, Irreführung der Leser od. Betrachter; daher die Wirklichkeit zugunsten eines billigen Optimismus verfälschend (1953: 100) KapitƗl, n., in d. kapitalistischen Wirtschaft: Wert, d. seinem Besitzer, dem Kapitalisten, durch Ausbeutung von Lohnarbeitern Mehrwert bringt; entsprechend d. Rolle, die die einzelnen Teile d. Kapitals im Prozeß d. Produktion v. Wert u. Mehrwert spielen, zerfällt es in konstantes u. variables K. (ebd. 126) PrivilƝg, n. Vorrecht, Ausnahmerecht e. Person od. Klasse (privilegierte Stände); auch die darüber ausgest. Urkunde (ebd. 209)
Zur Erweiterung der Wörterbuchartikel tragen neben den Zitaten und den erweiterten semantischen Beschreibungen selbst auch enzyklopädische Angaben bei. Ihnen fällt auch eine besondere Bedeutung bei der kulturspezifischen Ausprägung des Buches zu, denn sie tragen die der Bearbeitung zugrunde gelegte Weltanschauung offen vor. Ihre Existenz bildet den dritten großen Unterschied zur mikrostrukturellen Gestaltung der zeitgleich entstehenden puristischen Arbeiten. Sie sind aber keine obligatorischen Bestandteile der Artikel. Die Sachangaben sind in der Regel mit den Bedeutungsangaben verwoben und auch drucktechnisch nicht von ihnen abgehoben, nur gelegentlich stehen sie in Klammern. Im folgenden Beispiel zeigt sich die allmähliche Erweiterung der Wörterbuchartikel durch enzyklopädische Daten und Zitate, aber auch durch ausführlichere semantische Erklärungen sehr deutlich. Außerdem führt es vor, wie die ideologische Ausprägung des Wörterbuches in den Artikeln sichtbar wird. Daneben wird erkennbar, dass für die letzte Auflage nicht nur in der Makrostruktur und bei den etymologischen Daten gekürzt worden ist. Religion, f., Glaubenslehre, Glaube an Gott und Übersinnliches (1890: 414) Religion, f., v. Lat. (wörtl. Bindung, Anbindung); Glaubenslehre, d. Glaube (an Gott und Übersinnliches), dessen Erhaltung für das „Volk“ z. Zweck seiner wirtsch., polit. u. geistigen Unterdrückung v. d. Bourgeoisie m. Hilfe ihrer Machtmittel (Kirche, Justiz, Presse, Schule, Kunst u. Wissenschaft) betrieben wird. „Der religiöse Widerschein d. wirkl. Welt kann überhaupt nur
–––––––—–– 137
Z.B. BourgeoisƯe [...], Bürgertum; auch politisch: Partei und gesellschaftliche Klasse: das im Besitz der meisten Arbeitsmittel befindliche Großbürger- und Großproducententum. (1890: 57); Sozialísmus, m., die Lehre nach welcher die menschliche Gesellschaft methodisch zum Vortheil Aller organisiert werden soll; das Streben nach einer neuen Gesellschaftsform, gegründet auf gleiche Pflichten und gleiche Rechte (ebd. 455); Utilitarísmus, m., die Nützlichkeitslehre; die Anschauung, nach welcher das Nützlichkeitsprincip allein ausschlaggebend ist – besonders die Anschauung gewisser Wirtschafts- und sonstigen Politiker, nach welcher die Rücksicht auf den möglichst allgemeinen (jedoch meist sehr besonderen) Nutzen im Staat maßgebend sein muß, und Alles nur vom Nützlichkeitsstandpunkt beurtheilt wird (ebd. 511).
325 verschwinden sobald d. Verhältnisse d. prakt. Werkeltagslebens d. Menschen tagtägl. durchsichtig vernünftige Beziehungen zueinander u. zur Natur darstellen.“ (Marx) (1929: 444) Religion, f., a. d. Lat. (wörtl. Bindung, Rückbindung), Gesamtheit der Vorstellungen, Gedanken und Gefühle, die sich auf etwas Übersinnliches, Göttliches, als heilig und übermächtig Verehrtes beziehen, begriffl. zusammengefasst im Glauben, der Glaubenslehre (Urform: Vorstellung u. Beeinflussung d. unerkannten, als übermächtig empfundenen Naturkräfte – vor aller rationalen Erkenntnis, siehe Magie; vielfach in kirchl. Form organisiert; einem angebl. „inneren Bedürfnis d. Menschen entspringend, nach marxistischer Auffassung d. fantastische „Widerschein d. wirkl. Welt“ in den Köpfen der Menschen, der seine Ursache in d. mangelhaften und unvollkommenen Erkenntnis d. Kräfte d. Natur u. d. Lebens hat u. verschwinden wird, „sobald d. Verhältnisse d. prakt. Werkeltagslebens d. Menschen tagtägl. durchsichtig vernünftige Beziehungen zueinander u. zur Natur darstellen“ (Marx); von d. jeweiligen Gesellschaftsordnung bedingt, kann die R. als Ideenwelt unterdrückter Klassen durch Kritik des ihnen angetanen Unrechts u. Rechtfertigung ihrer Forderungen Hebel d. Fortschritts sein, wie auch als Ideologie herrschender Klassen durch Heiligung d. bestehenden Zustands eine rückschrittliche Rolle spielen; verhängnisvoller Missbrauch der R. durch das Streben der Kirchen nach weltlicher Macht, sowie durch die Praxis der herrschenden Klassen, die R. als Mittel zur Stützung und Erhaltung von Unterdrückung u. Ausbeutung zu benutzen (1948: 425) Religion, f., Glaube an die Existenz übernatürl. Kräfte, an e. Gottheit oder Götter, Geister, Engel usw.; in der Klassengesellschaft ist die Religion ein Werkzeug zur Unterdrückung d. Werktätigen u. d. Herrschaft d. Ausbeuterklassen; steht im Gegensatz zur Wissenschaft, ist ein Feind d. Wissenschaft und hemmt die Erkenntnis der wissenschaftl. Entwicklungsgesetze d. Natur u. d. Gesellschaft (1953: 229) (alle Hervorhebungen und Abkürzungen im Original)
Der Bedeutungserklärung können pragmatische Angaben beigegeben sein. Dies geschieht jedoch eher sporadisch, hauptsächlich in den späteren Auflagen und betrifft vor allem diatechnische (z.B. 1948: Biol., Zool.) und diaevaluative (z.B. 1948: verächtlich) Markierungen. Noch seltener sind dianormative (z.B. 1948: unrichtig) und diachronische (z.B. 1948: veraltet, heute) Angaben niedergelegt. Keine Rolle spielen diafrequente und diastratische Markierungen. Offensichtlich liegt den Bearbeitern an einer gebrauchsspezifischen Beschreibung der verzeichneten Lexeme nur wenig. Die geringe Präsenz der Markierungen unterstreicht die von Liebknecht ausgegebene Zweckbestimmung des Wörterbuches als vorrangige Rezeptionshilfe. Auch paradigmatische Angaben treten in den Wörterbuchartikeln eher unregelmäßig auf, sind aber schon in den frühen Auflagen berücksichtigt. Sie sind wie die meisten nichtformativen Daten ebenfalls in die Bedeutungsbeschreibung eingebunden und besetzen keine gesonderte Position im Artikel. Tendenziell stehen sie aber am Ende des Wörterbuchartikels. Durch ‚Gegens.’ oder ‚im Gegensatz zu’ gekennzeichnet werden Antonyme. Diese sind wie das Lemma hervorgehoben und können sogar erklärt sein. Durch ‚vergl.’ und ‚s.d.W.’ (siehe das Wort) können Synonyme markiert sein. Die Abkürzungen dienen vor allem aber der Anzeige, dass das Wort an einer anderen Stelle im Wörterbuch verzeichnet ist. In den späteren Auflagen seit 1929 ist die Abkürzung ‚s.d.W.’ durch einen Asterisk (*) ersetzt, manchmal wird auch ein ‚s.’ (siehe) verwendet. Schließlich lassen sich angegebene Äquivalente in den Bedeutungsangaben als Synonyme interpretieren. Wie erwähnt finden sich in den betrachteten Auflagen des Volks-Fremdwörterbuches aus den Jahren 1929 bis 1953 Zitate aus Schriften einflussreicher Personen aus dem sozialisti-
326 schen und kommunistischen Spektrum. Sie lassen sich kaum als Belegbeispiele deuten. Denn zu ihnen werden einerseits zwar die Urheber genannt, jedoch fehlen Hinweise zur Herkunft der Zitate. Diese können auch nicht durch Angaben außerhalb der Artikel z.B. im Vorwort oder in einem gesonderten Quellenverzeichnis ermittelt werden, weil solche Angaben nicht existieren. Andererseits enthalten viele Zitate gar nicht die beschriebenen Lexeme und können damit keinem Existenz- oder Gebrauchsnachweis der Wörter im Deutschen dienen. Die Hinweise auf die Urheber lassen sich aber mit der für Belegnachweise möglichen Funktion der Absicherung der Angaben durch Benutzer beeindruckende Autoritäten verknüpfen. Die Zitate selbst stehen, wie gesagt, in enger Verbindung zu den Bedeutungs- und Sachangaben, z.B. Klasse, f., lat., Gruppe, Abteilung; in der Gesellschaft bezeichnet man als Klasse „große Menschengruppen, die sich voneinander unterscheiden nach ihrer Stellung in einem geschichtlich bestimmten System der gesellschaftlichen Produktion, nach ihrem [größtenteils in Gesetzen festgelegten und zum Ausdruck gebrachten] Verhältnis zu den Produktionsmitteln, nach ihrer Rolle in der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit und folglich nach der Art der Erlangung und dem Umfang des Anteils am gesellschaftlichen Reichtum, über den sie verfügen“ (Lenin) (1948: 240)
Von den Bearbeitern selbst gebildete Kompetenzbeispiele gibt es im VolksFremdwörterbuch nur sehr wenig. Sie spielen für die Vermittlung von sprachlichen Daten eine sehr untergeordnete Rolle. Mit ihnen werden vor allem Wortbildungselemente und Präpositionen in einen größeren sprachlichen Zusammenhang gestellt. Sie zeigen typische Wortbildungsprodukte oder Syntagmen, die auch erklärt sein können. Wurden diese außerdem noch grafisch hervorgehoben, lassen sie sich bereits als neue Lemmata deuten. Ex- [...] (z.B. Exminister, ehemaliger Minister) (1948: 139) en [...] , wie z.B. en bourgeois (an burschoah), in der Weise eines Bourgeois, wie ein Bourgeois usw. (ebd. 128) Klub [...] , z.B. Jakobinerklub (ebd. 241)
Die letzten Beispiele zeigen, dass auch die Kompetenzbeispiele vor einem ideologischen Hintergrund gewählt worden sind. Durch die Abkürzung ‚z.B.’ eingeleitet und in Klammern gestellt werden aber vor allem Angaben, die die Wortbedeutung spezifizieren. Sie lassen sich nicht als Beispielangaben deuten.
5.6 Resümee Das Volks-Fremdwörterbuch steht in vielerlei Hinsicht in einem besonderen Kontrast zu den puristischen Verdeutschungswörterbüchern des betrachteten Zeitraums und hat sich damit offensichtlich erfolgreich gegen sie behauptet. Es ist ein Produkt des bildungspolitischen Engagements seines ersten Autors, des Gründers der SDAP Wilhelm Liebknecht. Dieser will ein Wörterbuch vorlegen, das auch bzw. besonders nichtgelehrten und in der Wörterbuchbenutzung eher unerfahrenen Sprachteilnehmern beim Verstehen der ihnen zugänglichen Literatur weiterhilft. Damit ist es auf Erklärung, nicht auf Verdeutschung des verzeichneten Wortschatzes angelegt. An einem
327 Verdeutschungsbuch hat Liebknecht kein Interesse, weil er das äußere Lehngut als legitimen Teil der deutschen Sprache ansieht, ohne den sie seiner Meinung nach verarmen würde. Dennoch soll dessen Gebrauch nicht übertrieben werden. Puristische Verdeutschungsversuche fasst der Autor als nationalistische Deutschtümelei auf. Ihren Vertretern steht er nicht nur in sprachlichen Fragen gegenüber. Mit seiner profranzösischen, antimilitaristischen und Weltmachtpolitik ablehnenden Haltung und mit seinem Einsatz in der deutschen und internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung verfolgt er völlig andere Ziele als die Deutschnationalisten aus dem ADSV und dessen Umkreis. Dies schreibt sich auch in das Wörterbuch ein: in den Titel Volks(staats)-Fremdwörterbuch, in das Vorwort mit seiner Beschreibung der Entstehungsgeschichte und der Programmatik, in die Anlage der Arbeit, insbesondere in Form der Einfügung von Benutzerhinweisen und Regeldarstellung, und ebenfalls in das Wörterverzeichnis. Das Wörterverzeichnis besitzt im Vergleich zu Verdeutschungswörterbüchern einen deutlich größeren Umfang und dennoch sollen nur die in der „dem Volk zugänglichen Litteratur“ (Liebknecht 1890: VII) einschließlich der in Zeitungen vorkommenden äußeren Sprachkontaktprodukte verzeichnet sein. Diese werden sehr oft nicht nur durch Äquivalente beschrieben. Im Gegenteil geht es Liebknecht gerade um eine Charakterisierung der berücksichtigten Kontaktprodukte nach ihrer Form, ihrer Grammatik und ihrer Semantik und im gewissen Rahmen sogar um ihre etymologische und enzyklopädische Einbettung. Auch hier steht der „Liebknecht“ im Gegensatz zu Verdeutschungswörterbüchern. Letztere Angaben sind außerdem besonders gut geeignet, die eigenen gesellschaftlichen Vorstellungen vorzutragen. Auch die nachfolgenden Bearbeiter halten an Liebknechts programmatischen und lexikografischen Entscheidungen fest, was nicht zuletzt an der Beibehaltung des Titels sowie am Hinweis auf den ursprünglichen Autor sichtbar gemacht wird. Sie politisieren das Wörterbuch aber viel mehr als Liebknecht und immer offener sowohl in seinem Programm als auch mit Hilfe der Lemmaauswahl und -beschreibung, vor allem aber durch die Adressatenausrichtung, die enzyklopädischen Angaben und die Zitate, bis das ganze Buch ideologisch auf der Grundlage marxistisch-leninistischer Weltanschauung steht. Das hat dem Wörterbuch sicherlich dabei geholfen, dass es unter der Sowjetischen Militäradministration in der unmittelbaren Nachkriegszeit und nach Gründung der DDR weiterhin aufgelegt wird. Eine bedeutende Veränderung in Form einer Kürzung macht das Buch erst in seiner letzten Überarbeitung durch. Sie wirkt sich vor allem makrostrukturell und auf den Aufbau des Wörterbuches aus. Dem Charakter von Wilhelm Liebknechts Nachschlagewerk sollte sie aber nicht schaden.
6. Teiltypologie für produktorientierte Sprachkontaktwörterbücher aus dem Zeitraum 1870/71 bis 1945 Wie für die produktorientierten Sprachkontaktwörterbücher aus dem vorigen Zeitraum (1800–1870) wird zur Gewinnung einer klassifizierenden Übersicht über den zweiten betrachteten Teilabschnitt auf der Grundlage der Einzelwerks- und Überblicksanalysen und
328 aus der Perspektive des kontaktsprachlichen Modells der Sprachgeschichtsschreibung eine Teiltypologie für die zwischen 1870/71 und 1945 neu entstandenen kontaktsprachlichen Nachschlagewerke aufgestellt. Sie benutzt im Wesentlichen dieselben Typologiekriterien wie die erste Übersicht. Sie wird aber an den Stellen genauer ausgeführt und mit Beispielen belegt, wo sich Besonderheiten in der Wörterbuchlandschaft zeigen. Dies soll dazu dienen, die markanten lexikografischen Verhältnisse dieses Zeitraumes gezielter abbilden zu können. Konkret bedeutet dies, dass die Typologie im Bereich der produktorientierten einsprachigen polylateralen Sprachkontaktwörterbücher mit fachspezifischer Lemmaauswahl eine stärkere Berücksichtigung und Untergliederung erfährt. Diese Gruppe ist im Vergleich zu der im vorigen Zeitraum zu einer bedeutenden Größe innerhalb der kontaktsprachlichen deutschen Wörterbuchlandschaft geworden und zeigt sich zudem intentional differenziert. Dagegen wurde kein Wörterbuch gefunden, das statt der Sprachkontaktprodukte indigendeutsche Lemmata verzeichnet und die Entlehnungen in den Erklärungsteil verschoben hat. Deshalb wird dieses Wörterbuchmerkmal innerhalb der Typologie optisch abgeschwächt. Innerhalb der Gruppe der Verdeutschungswörterbücher wird der Erscheinung Rechnung getragen, dass viele der entstandenen puristischen Arbeiten nicht mit dem Aufruf und der Absicht verbunden sind, die deutsche Sprache von möglichst allen entlehnten und lehngebildeten, nicht völlig assimilierten Sprachkontaktprodukten radikal und mit allen Mitteln zu befreien, sondern in ihren Vorworten vor Übertreibung gewarnt und in ihrer Lemmaauswahl bewusst selektiert wird. Ihr Gegenstück bildet vor allem Engels Arbeit (1918), in der der Autor seine radikalen Ziele deutlich zum Ausdruck bringt. Beide Gruppe verbinden ihre lexikografische Tätigkeit aber in der Regel nicht mit puristisch-aufklärenden Zielen, wie es in einigen namentlichen Verdeutschungsbüchern des vorigen Zeitabschnittes der Fall gewesen ist. Die jüngeren Verdeutschungsbücher sind puristische Werke, die möglichst keine zusätzlichen fremdwortbezogenen Daten weitergeben wollen und als Adressaten vor allem Kenner von Sprachkontaktprodukten vor Augen haben. Erklärendverdeutschende Wörterbücher spielen für den betrachteten Zeitraum eine eher untergeordnete Rolle. In dieser Gruppe reduziert sich auch die Vielfalt der Haltungen zum Gebrauch der verzeichneten Lexeme. Was die Typologie nicht zeigen kann, ist die zeitliche Verteilung der verschiedenen Gruppen, die mikrostrukturelle Ausprägung einiger markanter Nachschlagewerke wie die der Belegwörterbücher von Sanders (1871) und Kehrein (1876) sowie die Tatsache, dass die Wörterbuchlandschaft von lemma- und seitenschwachen Arbeiten dominiert wird. Hier verweise ich auf die entwicklungsbezogene Darstellung zur kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft im Deutschen für diesen Zeitabschnitt.
ADSV-Vdt.-bücher 1888-1936 Heintzenberg 1919 Koutek 1915
selektivpuristisch
[nur „dt.“ Lemmata
Krauss 1900 Drießen 1934
selektivpuristisch
Verdt. u. Erklärung
FW-Lemmata
(hauptsächlich)
Jürgens 1878 Jansen 1907 Apel 1927 Posener 1927 Lorenz 1938
Hausding 1897 Partenschmidt 1916 Hage 1917 Engel 1918
radikalpuristisch
Dunger 1882 Sanders 1884 Sarrazin 1886 Saalfeld 1898 Düsel 1915 Reger 1939
selektivpuristisch
FW-Lemmata
(hauptsächlich)
[EDV]
Looff 1870 Cubasch 1870/71 Heyse 1871-73 Heyse 1872-73
selektivpuristisch
Verdt. u. Erklärung
DFWB 1913-1988
Sanders 1871 Liebknecht 1874 Kehrein 1876 Seidel 1912
ohne Verdeutschungsabsicht
(in unterschiedl. gleichrangigen Verzeichn.)]
[mit „dt.“ u. FW-Lemmata
SKWB ohne fachspezifische Lemmaauswahl
(FW im Erklärungsteil)]
[nur „dt.“ Lemmata
ohne Verdeutschungs- mit Verdeutschungsabsicht absicht
(in unterschiedl. (FW im gleichrangigen Verzeichn.)]Erklärungsteil)]
[mit „dt.“ u. FW-Lemmata
Printmedium
Polylaterale produktorientierte SKWB des Dt.
SKWB mit fachspezifischer Lemmaauswahl
Bilaterale produktorientierte SKWB des Dt.
Produktorientierte einsprachige Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen aus der Zeit 1870/71-1945
Abb. 4: Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen (1870/71-1945)
Reinecke 1886 Lößnitzer 1889 O. Pfister 1893
puristisch
TK: tendenzielle Ausprägung der fremdwortpuristischen Anschauung radikal-
mit Verdeutschungsabsicht
TK: Intention/Zweck (nach Titel und Vorwort) ohne Berücksichtigung der Ausprägung
TK: Position der Sprachkontaktprodukte im WB-Artikel
TK: Lemmaauswahl: Fach- oder Sonderwortschatz bezogene Lemmaauswahl
TK: Medium
TK: Lemmaauswahl: Anzahl der beteiligten Kontaktsprachen (eine oder mehrere)
Typologiekriterium (TK)
Teiltypologie kontaktsprachlicher Wörterbücher
329
V Die Kontaktsprachliche Wörterbuchlandschaft zwischen 1945 und 2007
1. Sprach- und gesellschaftshistorischer Hintergrund (1945–2007) Das Ende des 2. Weltkrieges bedeutete für Deutschland die bedingungslose Kapitulation vor den Alliierten, die vollständige Besetzung durch die Siegermächte und das Ende des deutschen Nationalstaates in seiner von Bismarck gegründeten Form von 1871. Es ging einher mit dem politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes und löste eine gewaltige Wanderungsbewegung der deutschen Bevölkerung von Ost nach West aus. Sie verstärkte die Versorgungs- und Unterbringungsschwierigkeiten in der unmittelbaren Nachkriegszeit erheblich. Der Wiederaufbau des Landes wurde wesentlich von den Vorstellungen der vier Besatzungsmächte bestimmt. Die Rahmenbedingungen legten sie auf der Potsdamer Konferenz (Juli 1945) fest. Besonders bedeutend für die Entwicklung in Deutschland war neben der Entscheidung zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung des Landes die Aufteilung des Territoriums in vier Besatzungszonen, die Abtrennung der Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie von diesen Zonen sowie die Dezentralisierung und Kontrolle über die deutsche Wirtschaft. Die unterschiedliche Umsetzung der Potsdamer Vereinbarungen aufgrund der stark differierenden politischen und sozialen Vorstellungen der französischen, britischen, amerikanischen und russischen Militäradministrationen der jeweiligen Zonen sowie des viergeteilten Berlins führte dazu, dass die Entwicklungen in den Zonen spürbar auseinanderstrebten und Polaritäten entstanden. Auch innerhalb der deutschen politischen Kräfte waren diese Gegensätze bereits angelegt, da die einen an die demokratischen Traditionen der Weimarer Zeit anknüpfen, aber ihre Schwächen vermeiden wollten, die anderen sich an das sowjetische Vorbild anlehnten. Die allmähliche Einbindung der drei westdeutschen Zonen in den westeuropäischen Wirtschaftsraum, die damit einhergehende Vereinigung dieser drei Zonen und die Unterstützung der Bildung einer föderativen parlamentarischen Demokratie auf der einen Seite, die Kollektivierung der Landwirtschaft, die Verstaatlichung von Banken und Schlüsselindustrie und die allmähliche Konzentration der politischen Macht auf die Kommunisten in einer Einheitspartei auf der anderen Seite trugen wesentlich dazu bei, dass 1949 zwei deutsche Staaten mit unterschiedlichen politischen Zielen, Währungen und Wirtschaftssystemen entstanden, die in zwei sich im sogenannten Kalten Krieg gegenüberstehenden militärischpolitischen Blöcken eingebunden waren. Für die deutschsprachige Kontaktwörterbuchlandschaft bedeutete dies, dass es für die nun entstehenden Nachschlagewerke aus der DDR einerseits und den anderen deutschsprachigen Ländern andererseits auf den jeweils anderen Gebieten kaum einen Absatzmarkt gab, da sich auch der deutschsprachige Wörterbuchmarkt spaltete. Dies machte sich besonders bemerkbar, als in der Konsolidierungsphase der beiden Staaten mit dem Wirtschaftsaufschwung in den 1950er und 1960er Jahren im Westen und der Durchsetzung der sozialistischen Planwirtschaft im Osten die ersten großen Kontaktwörterbücher entstanden. Die Einigung des deutschsprachigen Wörterbuchmarktes erfolgte erst wieder mit Anschluss der DDR an die Bundesrepublik. Seitdem sind auch
332 wieder alle kontaktsprachlichen Nachschlagewerke im gesamten deutschsprachigen Gebiet erhältlich. Im Folgenden sollen für die Jahre zwischen 1949 und 1990 einige bedeutende Eckdaten und Gegebenheiten genannt werden, um an die historische Entwicklung in der Zeit zu erinnern. Auf eine ausführliche Darstellung der Ereignisse wird verzichtet.1 Die Entwicklung in der Bundesrepublik wurde durch Folgendes besonders bestimmt: Das sogenannte „Wirtschaftswunder“ ermöglichte eine gute soziale Absicherung der Bevölkerung, die eine innenpolitische Stabilität erzeugte. Ein stabiles Mehrparteiensystem bildete sich aus, in dem zunächst die neu gegründeten CDU/CSU und FDP unter Konrad Adenauer regierten. Die Regierung Adenauer verfolgte eine entschiedene politische Westorientierung, den Aufbau der Bundeswehr (1956), den Status der vollen Souveränität der Bundesrepublik (1955) und ihre gleichberechtigte Mitgliedschaft in der westlichen Staatengemeinschaft sowie den Ausbau der deutsch-französischen Beziehungen (seit 1963). Dadurch allerdings vertiefte sich die Spaltung Deutschlands. Zudem kam die sogenannte Hallstein-Doktrin als außenpolitischer Grundsatz zur Anwendung, wonach die Bundesrepublik wegen ihres Alleinvertreteranspruchs für das gesamte deutsche Volk mit keinem Staat diplomatische Beziehungen unterhielt, der die DDR völkerrechtlich anerkannte (Ausnahme UdSSR). Ab Mitte der 1960er Jahre begann die Zeit der Wirtschaftskrise, die mit einer politischen Führungskrise und der Bildung einer linksorientierten Außerparlamentarischen Opposition (APO 1967) verbunden war. Die studentische Protestbewegung am Ende der 1960er Jahre war Ausdruck eines politischen und gesellschaftlichen Reformwunsches. Unter der sozial-liberalen Regierung Willy Brandt (1969–73) begann 1969 die Annäherungspolitik an die DDR und andere osteuropäische Staaten, die mit der Anerkennung der Nachkriegsgrenzen und der DDR als souveränen Staat einen Höhepunkt erfuhr (Grundlagenvertrag 1973). Die 1970er Jahre waren weiterhin bestimmt durch die Energiekrise, die Entstehung der ökologischen und der Friedensbewegung sowie durch die terroristischen Aktivitäten der RAF und die Reaktionen von Regierung und Staatsgewalt auf sie. Außerdem wurde der Ausbau des Sozialstaates vorangetrieben. In den 1980er Jahren setzte sich die Entwicklung fort. Es entstanden die „Grünen“ als neue Partei. Die Beziehungen zur DDR wurden trotz Verhärtung der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen fortgeführt und Kredite an die DDR gebilligt. Auf die Ereignisse in der DDR im Laufe des Jahres 1989 reagierte die christlich-liberale Regierung Kohl (seit 1982) mit einem 10-Punkte-Plan zur Überwindung der Teilung Deutschlands. Nach einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion am 1. Juli 1990 fand am 3. Oktober 1990 der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland nach Art. 23 des Grundgesetzes statt. Die folgenden Jahre waren bestimmt durch Aufbau und Anpassung der ehemaligen DDR-Gebiete an die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen der Bundesrepublik. Außerdem begann die Ausgestaltung der sich im Dezember 1991 bildenden Europäischen Union, die bis heute anhält. Zu den für die historische Entwicklung in der Deutschen Demokratischen Republik bedeutenden Ereignissen und Gegebenheiten gehören die allmähliche Umgestaltung der politischen und wirtschaftlichen Landschaft der DDR nach sowjetischem Muster durch das
–––––––—–– 1
Vgl. dazu die einschlägigen historischen Arbeiten zum betrachteten Zeitraum. Für die folgende Übersicht wurden genutzt Hilgemann/Kinder (1995), Hüttenberger (1996), Kleßmann (1996), Weber (1996).
333 Prinzip des demokratischen Zentralismus und der Planwirtschaft, die nur langsame Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung, da die vor allem hier stattfindenden umfassenden Reparations-Demontagen und die kaum vorhandene Schwerindustrie ein Wirtschaftswachstum verhinderten, wodurch ein Gefälle zwischen DDR und BRD entstand. Zu nennen ist auch die Durchsetzung des wissenschaftlichen Marxismus in der Lehre und Forschung der Hochschulen in der DDR. Außerdem verlangte das Zentralkomitee der SED die Ausrichtung der Kunst auf den sogenannten Sozialistischen Realismus. Ab 1952 begann die stärkere Sicherung der innerdeutschen Grenze, die mit dem Bau der Berliner Mauer (1961) einen besonderen Höhepunkt erfuhr. Der Ausbau der Grenze war Folge einer anhaltenden Flüchtlingswelle in die Bundesrepublik, die ihre Ursachen u.a. in Zwangsenteignungen bzw. -kollektivierungen, in der politischen Führungspraxis der SED, dem Umgang mit Protesten und Demonstrationen (z.B. Niederschlagung des Volksaufstandes am 17.6.1953) und der wirtschaftlichen Situation im Land hatte. 1954 wurde die DDR von der UdSSR als souveräner Staat anerkannt. Es erfolgte der Beitritt in den Warschauer Pakt (militärisches Gegenbündnis zur NATO), in dessen Zusammenhang 1956 die Nationale Volksarmee entstand. 1968 beteiligten sich Truppen der NVA an den militärischen Interventionen in Prag zur Beendigung der Reformbestrebungen im Land. Außenpolitisch strebte die Regierung die Anerkennung der DDR in der Welt und die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zu westlich orientierten Staaten an, was bis Mitte der 1970er Jahre erreicht war. In diesem Zusammenhang wurde nun auch die Bundesrepublik als eigener Staat angesehen, wodurch sich u.a. engere staatliche Beziehungen und Besuchserleichterung ergaben und ein Milliardenkredit bundesdeutscher Banken an die DDR (1983) bewilligt wurde. In den 1980er Jahren wuchs der Zustrom der Ausreisewilligen in den Botschaften der Bundesrepublik. Seit 1988 wurden verstärkt Ausreiseanträge gestellt. Sie sind u.a. verursacht durch die Unterversorgung der Bevölkerung, die Bevormundung der Bürger durch die Partei und den Staat und eine ausgedehnte Stasi-Bespitzelung des eigenen Volkes. Die 1989 andauernde Entwicklung, die sich durch Massenausreisen über Ungarn, Massendemonstrationen und der Gründung von Oppositionsgruppen noch verstärkte, führte schließlich zum Sturz Honeckers und zur Grenzöffnung im November 1989. Möglich wurde dies auch durch die Reformpolitik in der Sowjetunion unter Gorbatschow. Die politischen Aktivitäten im Jahr 1990 in der DDR und in der Bundesrepublik führten schließlich nicht zu einer reformierten DDR, sondern zum Beitritt des Landes zur Bundesrepublik Deutschlands. In den kommenden Jahren setzte die Aufarbeitung der DDR-Geschichte ein. Die gesellschaftshistorischen Ereignisse im letzten zu betrachtenden Drittel haben wie schon in den anderen beschriebene Zeiträumen zuvor Einfluss auf die sprachhistorischen, nicht zuletzt auf die entlehnungsgeschichtlichen Verhältnisse. Dabei wirken sie vor allem als Beschleuniger einer Entwicklung, die bereits im 19. Jahrhundert begonnen hat, aber durch den Ersten Weltkrieg und den Nationalsozialismus verzögert worden ist. Zu bemerken ist, dass in allen deutschsprachigen Ländern, wenn auch von unterschiedlicher Ausgangsbasis und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, dieselben Phänomene zu beobachten sind.2
–––––––—–– 2
Vgl. zu den folgenden Aussagen Polenz (1999: 391–411) und die Artikel 201–213 zum Sprachenkontakt des Deutschen und seinen Produkten im Kapitel XIX des Handbuch Sprachgeschichte (2004), Teilbd. 2.4.
334 Zum einen ist die im 19. Jahrhundert einsetzende Schwerpunktverlagerung der Gebersprachen von Latein/Griechisch, Französisch und Italienisch zugunsten des Englischen soweit fortgeschritten, dass das Englische um 1945 bereits rund 85%, seit 1960 sogar rund 90% und mit steigender Tendenz der Neuentlehnungen als Gebersprache dient. Den erstgenannten Sprachen wird im Prozess der Neuentlehnung hingegen nur noch 10–15% entnommen, Tendenz fallend. Als Ursachen für die Entwicklung sind neben einem wegen des verbreiteten Nationalismus und Isolationismus entstandenen Nachholbedürfnis bei der Internationalisierung des Wortschatzes die amerikanische Besatzung in der Nachkriegszeit in einem Teil Deutschlands, die amerikabezogene Bündnispolitik auf westdeutschem Gebiet, die im politischen, wirtschaftlichen und militärischen Bereich ein bedeutender Faktor wird, aber auch der gesellschaftlich, kulturell, technisch und wissenschaftlich stärker werdende Einfluss der weltweit erfolgreich agierenden US-amerikanischen Nation zu nennen. Dennoch bleibt der Anteil englischen Lehnguts in allgemeinsprachlichen Texten relativ gering, steigt höchstens in Spezialtexten an, ersetzt aber zum Teil vorher aus dem Lateinischen, Französischen und Italienischen entlehnte Begriffe. Dabei betrifft die Entlehnung fast ausschließlich die lexikalische Ebene, in einem geringen Maße auch den stilistischtextuellen Bereich, tangiert aber kaum die Grammatik. Dass die aus dem Englischen stammenden Entlehnungen für die Sprachgemeinschaft auffälliger werden, hängt mit steigenden Kenntnissen des Englischen als Fremdsprache und einer damit verknüpfbaren Tendenz zur Bewahrung fremdsprachiger lautlicher und grafischer Eigenschaften bei zunehmender morphematischer und semantischer Integration zusammen. Auch die slawischen Sprachen erhalten aufgrund der sowjetischen Vormachtstellung in den Ostblockstaaten als Gebersprachen vermehrte Aufmerksamkeit, besonders auf dem Gebiet der DDR. Vor allem dem Russischen werden aber neben einer überschaubaren Zahl von Sowjetismen, die vor allem Bezeichnungsexotismen sind, eher Internationalismen auf eurolateinischer Basis sowie Lehnbildungen und Lehnbedeutungen, also inneres Lehngut, entnommen. Der im Vergleich zum Erfolg von aus dem Englischen entlehnten Lexemen geringe Zugang von Russizismen wird mit dem sprachstrukturellen Abstand zwischen Nehmer- und Herkunftssprache sowie mit dem geringen Prestige der slawischen Sprachen unter den Deutschen begründet. Das gilt auch für die Sprachteilnehmer aus der DDR.3 Den größten Anteil an neuen Sprachkontaktprodukten im Deutschen wie auch in anderen Sprachen bringen nicht die bisher betrachteten Entlehnungsvorgänge hervor, sondern die höchst produktive Lehnwortbildung auf der Grundlage des eurolateinischen Kulturerbes, also des in vielen europäischen Sprachen vorhandenen, aus dem Lateinischen, Griechischen und Französischen stammenden kontaktsprachlichen Materials. Der Anteil dieser Wortbildungsprodukte am neuen deutschen Lehngut liegt seit 1970 bei rund 90%, die oben besprochenen Entlehnungen aus anderen Sprachen, insbesondere aus dem Englischen nehmen also nur rund 10% aller neuen Sprachkontaktprodukte ein. Die Lehnwortbildung ist besonders produktiv in den Bereichen der Bildungen mit Lehnpräfixen (z.B. anti-, ex-, hyper-, in-, inter-, intra-, pseudo-, sub-, super-) und -konfixen (z.B. öko-, geo-, tele-, euro-),4 aber auch
–––––––—–– 3 4
Vgl. Polenz (1999: 409f.), Bellmann (2004). Vgl. zur Lehnwortbildung mit einzelnen Lehnpräfixen und Konfixen genauer Hoppe (1999), Hoppe/Schmidt (2000), Kinne (2000), Kirkness (1996a), Nortmeyer (2000), vgl. zur Lehnwortbildung allgemein genauer Chang (2005), Eins (2008), Hoppe u.a. (1987), Kirkness (1996b), Kirkness/Munske (1996), P.O. Müller (2005), Munske (1988).
335 die Komposition erzeugt neue Wörter. Daneben werden neue Lexeme auch durch Suffigierung mit Lehn-, indigenen und assimilierten Suffixen erzeugt, z.B. mit -ierbar, -ismus,- tion, -ierung. Besonders der Bereich der Lehnwortbildung trägt zur vermehrten Internationalisierung des deutschen Wortschatzes wie auch des anderer europäischer Sprachen bei. Dies hat einerseits einen positiven Effekt auf die internationale Verständigung und das Fremdsprachenlernen, führt aber auch zu sprachlichen Missverständnissen aufgrund von Bedeutungsunterschieden.5 Die sprachgeschichtlichen Entlehnungs- und Lehnbildungsvorgänge im deutschsprachigen Raum werden wie schon in den Jahren zuvor auch nach 1945 bis heute durch unterschiedlich fundierte sprachpflegerische Kommentare und Aktivitäten begleitet. Dabei sind es neben den Lehnwortbildungen nun vor allem die Anglizismen – hauptsächlich, aber nicht nur die direkten Entlehnungen –, die Diskussionen hervorrufen. Nach Polenz (1999: 285) setzen sich in der Nachkriegszeit zunächst vor allem Lehrer und Beamte, die in der Tradition des Deutschen Sprachvereins stehen, kritisch mit dem deutschen äußeren Lehngut auseinander. Dabei leisten sie auch Verdeutschungsarbeit und wirken in die Schulen und den öffentlichen Sprachgebrauch hinein. Das Thema Fremdwort und Fremdwortgebrauch ist jedoch nur eines unter vielen sprachlichen Gegenständen, über die sowohl in Einzelinitiativen als auch institutionell im Rahmen einer breit verstandenen Sprachpflege bzw. Sprachkultur6 auf unterschiedlichste Weise7 debattiert wird. Dies tut unter anderem die 1947 gegründete Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). Sie hat sich erst in der Bundesrepublik und dann in Gesamtdeutschland zu einer bedeutenden, sogar staatlich unterstützten Einrichtung für Sprachpflege entwickelt. In den ersten Jahrzehnten ihrer Tätigkeit steht sie zunächst personell und in Teilen ihrer Zielstellung in der Nachfolge des Deutschen Sprachvereins. Hinsichtlich der Fremdwortfrage vertritt sie zu Beginn der 1950er Jahre, wenn auch verhaltener, die nationalpuristischen Positionen des DSV.8 Dies wird unter anderem in der Neubearbeitung und Herausgabe von Engels Verdeutschungswörterbuch (1955) durch den sowohl im Deutschen Sprachverein als auch in der GfdS aktiven Lutz Mackensen sichtbar. Das Mitglied Leo Weisgerber unterscheidet in einem Aufsatz von 1960 in der Vereinszeitschrift Muttersprache, der die damalige von der Leitung vertretene Position zum Umgang mit äußerem Lehngut zusammenfasst, bei zwar deutlich gemäßigter Haltung noch immer zwischen ‚schädlichen’, ‚hinderlichen’, ‚überflüssigen’, ‚fragwürdigen’ und ‚neutralen’ Fremdwörtern.9 Im Laufe der Zeit wendet sich die GfdS aber von einem einseitigen nationalistisch begründeten Fremdwortpurismus ab und beobachtet, argumentiert und berät mehr differenziert, unter Vermeidung einer Politisierung des Themas10 und auf sprachwissenschaftlicher Basis. Dennoch hat sie sich die ganze Zeit
–––––––—–– 5 6
7
8 9 10
Vgl. Polenz (1999: 395–400), Kirkness (1996b). Zum Begriff und Aufgabenbereich der Sprachkultur vgl. u.a. in: Blanke/Scharnhorst (2007), Greule/Lebsanft (1998), Ising/Scharnhorst (1976–1982), Scharnhorst (2004). Vgl. Roth (1998: 386f.), der verschiedene Textsorten wie Satiren, Parodien, Leserbriefe, Sprachglossen, Fibeln, Wörterbücher, aber auch Aufsätze u.a. nennt, in denen sprachpflegerische Themen behandelt werden. Das hat Wiechers in ihrer Arbeit von 2004 deutlich nachgewiesen, vgl. Wiechers (2004: 213–226). Vgl. genauer Wiechers (2004: 228–230). Aussage des Vorstandes in einer Einladung zur Generalversammlung von 1963: „Die Gesellschaft vermeidet künftig alles, was geeignet ist, die Erörterung der Fremdwortfrage in weltanschauliche
336 über nicht von den extremen Auswirkungen der Arbeit ihrer Vorgängerin (ADSV) distanziert.11 Dafür lehnt sie heute einen staatlichen Eingriff in den Sprachgebrauch und Vorschriften durch Sprachämter auch in Bezug auf die gegenwärtige Verwendung von Anglizismen12 ab und verfolgt mit einer an die Eigenverantwortlichkeit der Sprecher appellierenden Position aufklärerische statt autoritär normierende Ziele. Aus dieser Ausrichtung resultiert auch die von Wiechers (2004: 315) gezeigte auffällige Zurückhaltung der GfdS hinsichtlich einer Stellungnahme zum Umgang mit Anglizismen, die schon früher von verschiedenen Seiten moniert worden ist.13 In der vorliegenden Untersuchung wird besonders die Zusammenarbeit der GfdS mit der Dudenredaktion, die spätestens seit den 1990er Jahren besteht, zur Sprache kommen, da sie sich in einer Reihe von Nachschlagewerken aus dem Bibliografischen Institut niederschlägt. Die Bibliografischen Institute in Mannheim und Leipzig sind durch ihre sprachberatende, besonders aber durch ihre vielseitige und erfolgreiche lexikografische Tätigkeit weitere sprachpflegerisch aktive Einrichtungen im deutschsprachigen Raum. Gerade durch ihre Wörterbucharbeit wirken sie stark in die Öffentlichkeit hinein.14 Die Bedeutung ihrer kontaktsprachlichen Nachschlagewerke für die deutschsprachige Wörterbuchlandschaft nach 1945 bis heute wird in ihrer Besprechung in späteren Abschnitten deutlich. Das Institut für deutsche Sprache (IdS) beschäftigt sich dagegen eher in einem weiten Zusammenhang mit Sprachpflege, indem es Grundlagen- und angewandte Forschung zu Gebieten der gegenwärtigen Grammatik, Pragmatik, Soziolinguistik, Lexikografie und anderen Bereichen betreibt und anregt und das und nicht die Normierung der Gegenwartssprache als ihre zentrale Aufgabe versteht. Dabei werden auch Entlehnungsvorgänge und ihre Ursachen und Folgen sowie Sprachkontaktprodukte, ihre Ausprägungen und Funktionen, ihre inhaltlichen und formativen Veränderungen durch die Zeit, aber auch ihr Anteil am und ihr Wirken im deutschen Wortschatz untersucht. Ein Aufgabengebiet ist ebenfalls die Fortsetzung und Neubearbeitung des diachron angelegten mehrbändigen Deutschen Fremdwörterbuchs, das seit 2004 mit dem Band 5 der 2. Auflage bis zum Stichwort Futurismus vorliegt und in das die Forschungsergebnisse der Sprachkontakt- und Lehnwortforschung einfließen. Das IdS hat erheblich dazu beigetragen, das Thema Fremdwort zumindest unter den Linguisten auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen.15 Diese beschäftigen
–––––––—––
11
12 13
14 15
Bahnen abzulenken ... denn weltanschauliche Auseinandersetzungen in Sachfragen sind unfruchtbar. Die Gesellschaft versucht statt dessen der Öffentlichkeit durch sachliche Aufklärung die Rolle der Fremdwörter in vollem Umfang durchschaubar zu machen.“ (zitiert nach: Wiechers 2004: 243). Vgl. Polenz (1999: 286), Lipczuk (2007: 138). Wiechers (2004: 332) fordert am Ende ihrer Untersuchung der Geschichte der GfdS die Einrichtung auf, Stellung zu ihrer Vergangenheit zu beziehen. Vgl. dazu genauer Wiechers (2004: 309–323), vgl. auch Pfalzgraf (2006: 171–182). Unter anderem vom Begründer des aufstrebenden Vereins Deutsche Sprache W. Krämer, der der GfdS 1998 Handlungsschwäche vorwirft, und von U. Ammon, der von einer „peniblen Abstinenz von Anglizismenkritik“ spricht (Ammon 2000 zitiert nach: Wiechers 2004: 317). Vgl. Roth (1998: 389f.). Vgl. Roth (1998: 387f.), Polenz (1999: 290–292), Pfalzgraf (2006: 164–170). Neben der GfdS, der Dudenredaktion und dem IdS nennt Roth weitere institutionelle Sprachpflegeeinrichtungen: das Goethe Institut, die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung.
337 sich unter anderem auch mit der Aufarbeitung und Beobachtung von institutionalisierter und nichtinstitutionalisierte historischer wie gegenwärtiger Sprachpflege inklusive dem Fremdwortpurismus.16 Der am Beispiel des IdS vorgestellten deskriptiven Handlungsweise in der Sprachforschung steht auf deutschsprachigem Gebiet eine emotional wertende „Laiensprachbetrachtung“ (Jung 1995: 254) und -bewertung gegenüber.17 Diese fokussiert auf die Anglizismen und verfolgt zum Teil radikalpuristische Ziele. Die Auseinandersetzung wird von Einzelpersonen und privaten Vereine getragen. Dabei muss hinsichtlich der Intensität der puristischen Bestrebungen in eine Zeit vor und nach Mitte der 1990er Jahre unterschieden werden.18 Für die Jahre vor etwa 1994 sind unter anderem der Wiener Verein Muttersprache, der Deutschschweizerische Sprachverein Luzern, der Verein für Sprachpflege in Hannover und der Hamburger Verein für Sprachpflege als Nachfolger von Zweigvereinen des Deutschen Sprachvereins bekannt, von denen Letztere zunächst Teil der GfdS gewesen sind, aus Protest über die immer liberaler werdende Haltung des Vorstands und der stärker auf Sprachforschung gerichteten Aktivitäten des Gesamtvereins jedoch die Gesellschaft verlassen und seit 1963 selbstständig weitergewirkt haben. Genannt werden soll auch die Gesellschaft für Kultur, Sitten und Sprache, weil sie sich mit Gesuchen zur „Reinigung unserer deutschen Muttersprache von überflüssigen Fremdwörtern“ (Link 1983: 67) an die gesetzgebenden Kräfte gewandt hat. Der Einfluss dieser Vereine wird jedoch als sehr gering und ihre Existenz als Randerscheinung beurteilt.19 Überhaupt erscheinen die privaten Initiativen vor allem nach 1968 bis zur Mitte der 1990er Jahre im öffentlichen Diskurs kaum größere Resonanz zu wecken, auch wenn sie beständig latent vorhanden bleiben.20 Reaktionen erhalten sie, wenn überhaupt, als Ablehnung ihrer Forderungen in Form von Karikierung ihrer Verdeutschungsversuche oder Verurteilung ihrer Ansichten als konservativ nationalistisch.21 Jungs (1995) Untersuchung zur öffentlichen Thematisierung der sogenannten Fremdwortfrage in der Presse für den Zeitraum von 1945 bis zu Beginn der 1990er Jahre zeigt den Rückgang des Interesses am Fremdwortpurismus bis hin zu einer Marginalisierung und Tabuisierung solcher Sprachpflegeformen sehr deutlich. Die Entwicklung betrifft nicht nur den bundesrepublikanischen Raum. Insgesamt stellt Jung einen „selektiven Purismus“ (1995: 255), der sich hauptsächlich gegen neue Amerikanismen wendet, auf einem niedrigen Niveau fest, wobei in der Argumentation gegen sie eine deutschtümelnd-nationalistische Begründung zugunsten von Argumenten wie Schwerverständlichkeit, Sozial-, Bildungs- und Generationsschranken abgelehnt wird. Auf bundesrepublikanischem Gebiet richtet sich die Kritik aus ideologischen Gründen auch auf die Entlehnung von Russizismen im DDR-Sprachgebrauch. Andererseits lässt sich eine ostdeutsche Fremdwortkritik gegenüber Amerikanismen im
–––––––—–– 16
17 18 19 20 21
Neben der grundlegenden Untersuchung von Kirkness (1975) über den Fremdwortpurismus zwischen 1789–1871 seien hier einige weitere Arbeiten genannt, die die Zeit nach 1945 behandeln: Jung (1995), Schiewe (2001), Wiechers (2004), Spitzmüller (2005), Pfalzgraf (2006), Lipczuk (2007), Spitzmüller (2007). Vgl. auch Polenz (1999: 288). Vgl. Wiechers (2004: 312), Spitzmüller (2005: 107). Vgl. Polenz (1999: 286), Kirkness (1998: 414f.). Vgl. dazu die Untersuchung von Stickel (1984). Vgl. Jung (1995: 257, 261), vgl. auch Augst (1989: 309)
338 BRD-Deutsch, die als Zeichen der US-imperialistischen Ausrichtung des Staates gewertet werden, bei wesentlich geringerer Eigenkritik am Anglizismengebrauch im eigenen Land ausmachen. Der war jedoch auch deutlich geringer als in den anderen deutschsprachigen Ländern. Bundesrepublikanische Amerikanismenkritik findet in indirekten, versteckten, ironischen, unterhaltsamen Formen mit resigniertem Unterton aufgrund des vorherrschenden Proamerikanismus statt. Eine staatliche Durchsetzung von Verdeutschungen, eine sprachpflegerische Gesetzgebung, wie sie z.B. in Frankreich in den 1970er Jahren eingeführt wird, wird mit Hinweis auf die Einschränkung der Redefreiheit abgelehnt.22 Gründe für diesen Charakter des Fremdwortdiskurses in der (print)medialen Öffentlichkeit können in der Zunahme der Fremdsprachenkenntnisse der deutschen Bevölkerung und der damit zusammenhängenden Abnahme von Verständnisproblemen bzw. -barrieren durch äußeres Lehngut, im Medienwandel, in der Intensivierung des internationalen Verkehrs, der Abwendung vom Nationalismus, aber auch im Bestreben nach internationalem Anschluss auf politischer Ebene und in vielen anderen Bereichen gesehen werden, wenn dieses in den verschiedenen deutschsprachigen Staaten auch in unterschiedliche Richtungen ging.23 Seit Mitte der 1990er Jahre besitzt die fremdwortpuristische, genauer anglizismenbezogene Debatte eine neue Qualität. Viel breiter und offener als zuvor wird der Gebrauch der Amerikanismen in der Alltagssprache einerseits, im Wortschatz der Wissenschaft und Technik andererseits angesprochen. Daneben ruft die Verwendung von Englisch statt Deutsch als Konferenz- und Publikationssprache immer öfter Diskussionen hervor. Interessanterweise stammen die Wortführer des Themas Deutsch als Wissenschaftssprache weniger aus der Linguistik als viel mehr aus den Fächern, deren Sprachgebrauch kritisiert wird, so aus der Wirtschaft, der Technik und den Naturwissenschaften.24 Klagen über eine zunehmende Anglisierung der Fachterminologie setzen bereits in den 1980er Jahren ein.25 Hinsichtlich der Einstellungen zum Anglizismengebrauch zwischen 1990 und 2001 macht Spitzmüller (2005: 112–139) in seiner Untersuchung mehrere Phasen aus, deren Benennung bereits einen Eindruck von den Veränderungen in den letzten Jahren und dem heutigen Stand der Diskussion gibt: 1990–1993: verhaltene Anglizismenkritik, 1994–1997: zunehmende Anglizismenkritik, 1997–1999: Institutionalisierung der Anglizismenkritik, 2000–2001: Politisierung des Diskurses. Nicht erst rückblickend stellt auch Jung (1995: 279) eine Re-Nationalisierung der Diskussion fest. Dabei konstatiert er, dass sich bestimmte kontaktsprachliche Haltungen politischen ‚rechten’ und ‚linken’ Positionen nicht mehr eindeutig zuordnen lassen. Schließlich bezeichnet Pfalzgraf (2006: Titel) die nach der Wende einsetzende Entwicklung bereits als „Neopurismus“, in dem wieder mehr auf die Sprache als auf einen zu hütenden nationalen Schatz fokussiert wird. In diesem Zusammenhang soll die Gründung des Vereins Deutsche Sprache e. V. (1997) (VDS) erwähnt werden, des bekanntesten und wohl mitgliederstärksten Sprachvereins der Gegenwart. Der VDS tritt mit verschiedensten Aktivitäten in die Öffentlichkeit und betätigt sich auch auf dem Feld
–––––––—–– 22 23 24
25
Vgl. Jung (1995), insbesondere S. 252, 255, 273–275. Vgl. auch Polenz (1999: 286f.). Vgl. Spitzmüller (2005: 107). Vgl. z.B. eine Publikation von Zabel (Hg.) (2005): Deutsch als Wissenschaftssprache. Thesen und Kommentare zum Problemkreis „Denglisch“, publiziert im vom VDS genutzten Verlag IFBVerlag. Vgl. Jung (1995: 265f.).
339 der Lexikografie. Auf die Ansichten und Ziele des VDS wird in dieser Untersuchung im Rahmen der Beschäftigung mit seinem Wörterbuch eingegangen.26 Ungeachtet dessen ist die Entlehnung, Lehnwortbildung und Nutzung des deutschen äußeren Lehnguts inklusive der ihm zugehörigen Anglizismen ungebrochen.
2. Zur Entwicklung der kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft im deutschsprachigen Raum zwischen 1945 und 2007 2.1 Zur Verbreitung und Auflagenentwicklung der produktorientierten Sprachkontaktlexikografie zwischen 1945 und 2007 Das Ende des 2. Weltkrieges bedeutet auch für die deutschsprachige Kontaktwörterbuchlandschaft eine deutliche Zäsur. Gut erkennbar wird sie an der verschwindend geringen Zahl von Nachschlagewerken, die vor dem Krieg entstanden und in den Jahren nach ihm weiterhin herausgekommen ist.27 Dennoch entsteht in der direkten Nachkriegszeit keine gravierende Publikationslücke. Die Wörterbuchproduktion kommt bereits kurz nach Ende der Naziherrschaft wieder in Gang und setzt sich mit immer neuen Büchern und Bearbeitungen bis in die Gegenwart kontinuierlich fort. Bereits von 1945 an entstehen 1 bis 2 neue Bücher pro Jahr. Zwischen 1990 und 2000 liegt der Durchschnitt mit 3 Werken pro Jahr sogar etwas höher. Das beruht insbesondere auf der Verbreitung von Nachschlagewerken auf Diskette und CD-ROM, die in diesem Jahrzehnt einsetzt und auch die kontaktsprachlichen Nachschlagewerke betrifft. Es liegt daneben an der vermehrten Publikation von Arbeiten, die sich als umgekehrte Fremdwörterbücher beschreiben lassen. Die Zusammenführung der beiden deutschen Staaten hat dagegen kaum Einfluss auf die Entstehung neuer kontaktsprachlicher Wörterbücher in den 1990er Jahren. Hinsichtlich der gesamten jährlichen Publikation von Sprachkontaktwörterbüchern, also einschließlich der Bearbeitungen und Neuauflagen bereits erschienener Arbeiten baut sich das Angebot nach 1945 allmählich auf. Bis zum Ende der 1950er Jahre kommen 3 bis 4 Bücher pro Jahr heraus, seit 1958 sind es 8 bis 14 verschiedene Arbeiten jährlich. Besonders durch die große Zahl von Neuauflagen hält so der deutsche Wörterbuchmarkt seit dieser Zeit bis heute eine große Auswahl von fremdwortbezogenen Büchern bereit, die zudem recht unterschiedliche Profile aufweisen. Zur Vielfalt tragen insbesondere die Wörterbücher mit geringem Lemmaumfang bei, da in dieser Gruppe mit Auswahl, Zielstellung, Formaten und lexikografischen Strukturen am meisten experimentiert wird, was sich bereits
–––––––—–– 26
27
Mit Bezug auf Pfalzgraf (2006) und Wiechers (2001) und (2004) stellt Lipczuk (2007) weitere Vereine vor, die zur gegenwärtigen fremdwortpuristischen Diskussion beitragen: Bund für deutsche Schrift und Sprache, Arbeitskreis Unsere Sprache, Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege, Verein für Sprachpflege (wiederbelebt in Jahr 2000), Interessengemeinschaft Muttersprache in Österreich Graz, Verein Muttersprache Wien. Pfalzgraf (2006: 7) beschreibt darüber hinaus Einzelinitiativen „privater Sprachschützer“. Vgl. die Beschreibung der Auflagenentwicklung und Verbreitung von kontaktsprachlichen Nachschlagwerken zwischen 1871 und 1945 in der vorliegenden Untersuchung.
340 in den Titeln niederschlägt.28 Echte Ballungen, wie sie z.B. für das Jahr 1915 festgestellt worden sind, lassen sich für diesen Zeitabschnitt aber nicht erkennen. Was jedoch auffällt, ist, dass sich das Angebot der Wörterbücher unter dem Aspekt des Lemmaumfangs erst seit Mitte der 1950er Jahre wirklich entfaltet, seitdem aber alle Größen von Nachschlagewerken kontinuierlich erwerbbar sind. Die 10 Jahre davor werden deutlich von kleinen lemmaschwachen Arbeiten dominiert. Sie erscheinen zudem oft nur einmal. Die 10 unmittelbaren Nachkriegsjahre sind offensichtlich auch für die kontaktsprachliche Wörterbuchlandschaft Aufbaujahre, in denen vor allem schnell produzierbare und erschwingliche Arbeiten veröffentlich werden, in denen die größeren und langlebigen Werke aber bereits in Arbeit sind. Was bei der Gesamtbetrachtung aller Auflagen außerdem auffällt, ist der Umstand, dass im Gegensatz zum Jahr 1945 mit dem Jahr 1990, genauer ab Oktober 1990 für die deutsche Kontaktwörterbuchlandschaft keine neue Periode einsetzt. Neben einigen neuen Arbeiten werden viele bereits vorhandene Wörterbücher weitergeführt. Sie stammen fast ausnahmslos aus westdeutschen, daneben auch aus österreichischen und schweizerischen Verlagen und kommen mehr oder weniger überarbeitet heraus. Die Wörterbücher aus der DDR werden dagegen nicht mehr aufgelegt. Eine Ursache hierfür ist die besondere kulturelle Prägung vieler DDR-Wörterbücher, durch die ihr Verkauf nach Ende der DDR schwierig gewesen sein muss. Das hängt insbesondere mit der semantischen Beschreibung des politischen und wirtschaftsbezogene Wortschatzes zusammen. Nur ein Kontaktwörterbuch zum Wortschatz der Medizin (Goldhahn 1959) wird auch nach 1990 publiziert, jedoch nur bis 1992. Eine Art Vereinigung beider Wörterbuchlandmärkte findet also nicht statt. Wie viele andere Dinge auch werden die westdeutschen Wörterbücher zu gesamtdeutschen Werken. Aus diesem Grund werden die Nachschlagewerke der Jahre seit 1990 nicht in einem eigenen Zeitabschnitt dargestellt. Als Überblick über die gesamtdeutsche Wörterbuchlandschaft sind aber alle Werke, die nach 1990 herausgegeben worden sind, mit ihren jeweiligen Auflagen in der Tabelle 2.1 zusammengestellt.
–––––––—–– 28
Vgl. z.B. die Titel von Wehle (1982): Sprechen Sie ausländisch? Was Sie schon immer über Fremdwörter wissen wollten, und Kebbel (1989): Dumont’s verblüffendes Fremdwörterbuch. 99 verwirrende Begriffe – und was sie wirklich (nicht) bedeuten.
341
342
Tabelle 2.1: Alle (ermittelten) im Zeitraum 1991–2007 publizierten Sprachkontaktwörterbücher, x = eine Printpublikation ausgeschlossen Nachdrucke und mehrbändige Werke, die gesondert gekennzeichnet sind.
An der Erarbeitung der zwischen 1945 und 2007 entstandenen 125 ermittelten Nachschlagewerke sind mehr als 150 Autoren namentlich beteiligt. Davon sind mit Ausnahme von Lutz Mackensen und eventuell einem H. Müller keine Personen vor dem betrachteten Zeitraum aktiv gewesen.29 Auch hinsichtlich der Wörterbuchproduzenten gibt es also einen deutlichen Schnitt in der kontaktsprachlichen Lexikografiegeschichte zum Zeitpunkt 1945. Die Zahl von mehr ermittelten Wörterbuchschreibern als Büchern deutet darauf hin, dass viele Werke keine Produkte einzelner Lexikografen sind, sondern Gemeinschaftsarbeiten darstellen. Ein Blick in die jeweiligen bibliografischen Angaben bestätigt dieses Bild, zeigt aber auch, dass gerade bei langlebigen Wörterbüchern im Laufe der Zeit die Bearbeiter gewechselt haben. Die Tendenz zur überindividuellen Wörterbucherstellung wird bestärkt durch die Tatsache, dass nicht zu allen Werken Autoren, sondern nur Verlage ermittelt werden konnten. Das betrifft vor allem die als elektronische Medien erschienenen Werke, aber auch einen kleinen Teil von 13 Printwörterbüchern. Außerdem muss der Hinweis in den bibliografischen Angaben einer Reihe von Arbeiten beachtet werden, dass neben den
–––––––—–– 29
P. Grebe, der laut Register an einem Wörterbuch aus der Zeit vor 1945 beteiligt ist, hat an diesem, nämlich dem Deutschen Fremdwörterbuch (1913ff.) erst nach 1945 mitgearbeitet. Er ist also nicht vor 1945 aktiv gewesen.
343 erwähnten Lexikografen weitere nicht namentlich genannte Mitarbeiter an der Erstellung der Wörterbücher beteiligt gewesen sind. Die meisten ermittelten Werke sind wie in den betrachteten Zeitabschnitten zuvor dennoch Produkte einzelner Autoren, die in der Regel an der Entstehung eines Werkes gearbeitet haben. Eine Ausnahme ist der an 5 verschiedenen lexikografischen Projekten beteiligte Dieter Baer, dessen Wirkungskreis im Dudenverlag liegt. Aus demselben Grund tritt Ursula Kraif als Autorin von 3 verschiedenen Werken hervor. Daneben gibt es A. Reinmöller und E. Ruhland, die ebenfalls an mehr als zwei Wörterbüchern gearbeitet haben. Bei ihren Werken handelt es sich um schmale, lemmaschwache Nachschlagewerke aus dem Verlag Ruhland. 10 weitere Personen haben sich an der Produktion von jeweils zwei verschiedenen Wörterbüchern beteiligt. Dabei handelt es sich in der Regel um Wörterbuchprojekte aus dem Dudenverlag, dem Bibliografischen Institut in Leipzig und aus dem Bertelsmannverlag, also aus solchen Verlagen, die mehr als ein kontaktsprachliches Nachschlagewerk herausgebracht haben. Wie bei Baer, Kraif, Reinmöller und Ruhland hat sie ihr jeweiliger Verlag für die Bearbeitung mehrerer Wörterbücher verpflichtet. Über sie wie auch über die anderen Autoren des Zeitraums nach 1945 ist noch seltener als für die Autoren aus der Zeit bis 1945 mehr als ihre Namen zu ermitteln. Aus diesem Grund fehlt bei den durchgeführten Einzelwerkanalysen dieses Zeitabschnittes eine biografische Einbettung der Werke weitestgehend. Mit den eben genannten Verlagen ist bereits ein Teil derjenigen Häuser angesprochen, die sich um die Verbreitung kontaktlexikografischer Arbeiten besonders bemüht haben. Unter ihnen befinden sich zwei Verlage, die verschiedene Nachschlagewerke sehr erfolgreich publiziert haben. Das ist das Bibliografische Institut, umbenannt in Dudenverlag in Mannheim mit 10 verschiedenen Produkten, darunter auch einigen CD-ROMs einerseits, das Bibliografische Institut in Leipzig, das bis 1990 selbstständig tätig war, mit 4 Arbeiten andererseits. Daneben treten der Bertelsmannverlag, Brockhaus, Heyne, der CompactVerlag, der Buch-und-Zeit-Verlag und Ruhland mit mehr als 3 veröffentlichten Werken hervor. Im Gegensatz zu den Schriften aus dem Dudenverlag und dem Bibliografischen Institut gehört die Mehrzahl der von den genannten Häusern publizierten Werke jedoch zu den eingekauften Lizenzausgaben von Büchern und CD-ROMs aus anderen Verlagen. In den wenigstens Fällen haben sie die Wörterbücher selbst erstellt. Wie in den beiden Zeitabschnitten zuvor bringt aber in der Regel ein Verlag auch ein Wörterbuch heraus. Im Gegensatz zu den Autoren gibt es bei den Verlagen jedoch einige Häuser, die bereits vor 1945 aktiv gewesen sind und nach dem Weltkrieg weitergearbeitet bzw. neu begonnen haben. Das betrifft die Verlage Brockhaus, Hänsel-Hohenhausen, Kohlhammer, Langenscheidt und Reclam. Zu beachten ist aber, dass sie sich nun mit neuen Wörterbüchern auf dem Markt präsentieren. Die allgemeine Auflagenentwicklung der Wörterbücher seit 1945 bis heute gestaltet sich nicht wesentlich anders als in den beiden Zeitabschnitten zuvor. Gut die Hälfte der Nachschlagewerke erscheint nur einmal. Rund 26 % der Arbeiten erlebt 2 bis 4 Auflagen. Die Gruppe der Werke mit 5 und mehr Auflagen steigert sich aufkosten der nur einmal erschienenen Arbeiten auf rund 22%. Unter ihnen befinden sich 10 Wörterbücher, die bisher 10mal oder öfter herausgekommen sind. Die bearbeiteten Auflagen werden nicht selten durch unveränderte Auflagen und/oder durch Lizenzausgaben in anderen Verlagen vermehrt. So kommen Hauck (1950), Kienle (1950), Klien (1954), Simon (1955), Textor (1958), Goldhahn (1959), das Duden-Fremdwörterbuch Bd. 5 (1960), Küpper (1960), Wahrig (1974) und Herrmann (1977) zu einer großen Zahl verschiedener Ausgaben. Die genannten
344 Wörterbücher gehören zu den Arbeiten mit mittlerer und großer Lemmazahl zwischen 10.000 und bis 2007 55.000 Stichwörtern sowie zu den fachspezifisch ausgerichteten Nachschlagewerken. Unter den vielen ein- und zweimal publizierten Büchern finden sich vor allem Arbeiten mit einem Umfang unter 10.000 Lemmata. Die geringe Auflagenhöhe dieser Bücher und die Tatsache, dass sie mit Hinblick auf die Lemmazahl die größte Gruppe stellen, hängen vermutlich insofern zusammen, als kleinere Wörterbücher, die oft auch nicht mehr als 4000 Lemmata und 200 Seiten enthalten,30 einfacher und schneller erarbeitet und ohne großes finanzielles Risiko publiziert werden können, sich unter den Wörterbüchern sicherlich als Gelegenheitsarbeiten oder Versuche gedachte Werke befinden, als statt Überarbeitungen neue Bücher erstellt worden sind, als sich für diese kleinen Wörterbücher aber auch kein größerer Käuferkreis gefunden haben wird.31
2.2 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1945 und 2007 unter dem Aspekt der Lemmaauswahl Die Jahre nach 1945 stellen nicht nur publikations- und autorenseitig einen Neuanfang innerhalb der produktorientierten kontaktsprachlichen Lexikografie dar. Ihre programmatische, strukturelle und inhaltliche Zusammensetzung verändert sich ebenfalls erkennbar. Hinsichtlich der Lemmaauswahl fällt besonders auf, dass sich der Anteil der Wörterbücher mit fachlich spezifischer Stichwortwahl im Vergleich zum vorherigen Zeitraum deutlich verringert. Es wurden nur 19 Arbeiten gefunden, die dieser Gruppe angehören. Ihre Autoren bemühen sich um die Erklärung ihrer Lemmata, die vor allem aus den Bereichen Musik, Kirche, Medizin, Handel und Naturwissenschaften im weiten Sinne stammen. Sie sprechen mit dieser Auswahl besonders die in den jeweiligen Bereichen bzw. mit den jeweiligen Themen Beschäftigten an. Nur ein Verlag, Haarfeld (1949), will dem Buchtitel nach seinen gesammelten Wortschatz zur Medizin verdeutschen. Die fachwortschatzorientierten Bücher gehören mit einer Ausnahme (Freytag u.a. 1966) der Gruppe der lemmaschwachen Wörterbücher an und entstehen vor allem in den 1940er und 1950er Jahren. Danach werden sie nur noch sporadisch erarbeitet. Die Verlage gehen offensichtlich davon aus, dass es keinen breiten Absatz für solche Arbeiten mehr gibt, weil sie wohl vermuten, dass die Sprachteilnehmer nach Erscheinen der umfangreicheren allgemeinen Bücher eher auf solche Nachschlagewerke bzw. direkt auf Fachlexika zurückgreifen werden als auf diese meist schmalen Bücher. Den größten Anteil der zwischen 1945 und 2007 publizierten Werke stellen die Kontaktwörterbücher mit unspezifischer Lemmaauswahl (85 %). Sie dominieren ganz klar die
–––––––—–– 30
31
Zu den besonderen Ausnahmen von Zusammenhang zwischen geringer Lemma- und Seitenzahl gehören die Mini-Wörterbücher mit rund 6.000 Lemmata auf oft 460 Seiten im Format von 5–7 cm Höhe. Vgl. die bibliografischen Angaben und die Tabelle 2.4 für Junckers Kleinwörterbuch (1965), Langenscheidt (1968), Buch-und-Zeit (1981), Das Beste (1984), Würth (1984), Langescheidt (1985), Compact (1994). Handelt es sich um Bücher, deren Absicht weniger Erklärung als Unterhaltung und Übung ist, bewegt sich die Lemmazahl im Gegensatz dazu zwischen 99 (bei Kebbel 1989) und 1.200 Lemmata (bei Praetorius 1959). Um dies wirklich zu belegen, müsste die Auflagenstärke bzw. die Anzahl der verkauften Exemplare ermittelt werden. Das war jedoch im Rahmen dieser Untersuchung nicht möglich.
345 kontaktsprachliche Wörterbuchlandschaft der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart. Nur sehr selten werden in ihnen thematische Schwerpunkte gelegt. Dann sind Lexeme aus dem Wortschatz des Handels oder der Politik hervorgehoben.32 Die Autoren der allgemeinen Nachschlagewerke bemühen sich außerdem darum, indigene Lexeme aus ihren Stichwortreihen auszuschließen. Nur bei zwei kleineren Arbeiten vom Ende der 1940er Jahre – Möller (1945), Phönix (1949) – zeigt sich eine sichtbare Anzahl nichtentlehnter und nichtlehngebildeter Lexeme im Wörterverzeichnis, die ebenso wie die anderen Lemmata erläutert werden soll.33 Im Gegensatz zu den beiden früheren Zeitabschnitten findet sich auch nur ein Wörterbuch, das die Aufnahme von indigenem Wortschatz sogar im Titel ankündigt. Die Möglichkeit zur Erstellung eines Fremd-Wörterbuches wird nach 1945 augenscheinlich viel weniger genutzt als früher. Die Trennung zwischen entlehntem und indigenem Wortschatz in der kontaktsprachlichen Lexikografie wird offenbar viel strenger vollzogen als im ganzen zuvor betrachteten Zeitraum. Hinweise zur thematischen oder sprachlichen Zusammensetzung der Auswahl von Wörterbüchern mit unspezifischer Lemmaauswahl finden sich in den gegenwärtigen Titeln ebenfalls seltener als in den Titeln der älteren Bücher. Solche Angaben stehen jetzt eher in den Vorworten. Dass die sogenannten Fremdwörter beschrieben werden sollen, wird in den Titeln ebenfalls nicht mehr extra betont. Gelegentlich wird der Begriff ‚Fremdwort’ benutzt und zusätzlich auf die Intention, die Adressaten34 oder den Wortschatzbereich verwiesen. Letzteres tritt häufig bei kleineren Arbeiten auf, die ihre Lemmabeschränkung, welche sie als eine für den Leser nützliche Konzentration auf die ‚wichtigsten’ und ‚gebräuchlichsten’ Sprachkontaktprodukte verstehen, bereits im Titel anzeigen wollen.35 Vielen Autoren reicht der Verweis auf ihre Auswahl durch die Benennung ihrer Arbeit als ‚Fremdwörterbuch’, die seit Ende der 1950er Jahre durch die Bezeichnung ‚Fremdwörterlexikon’ ergänzt wird. In einigen Titeln wird von den Wörterbuchautoren bzw. Verlagen darauf aufmerksam gemacht, dass es ihnen vor allem um die Erfassung und Beschreibung des ‚aktuellen’ bzw. ‚modernen’ Fremdwortschatzes ‚unserer Zeit’ geht. Viel häufiger als Hinweise auf die
–––––––—–– 32
33
34
35
Vgl. Barta (1947), Ruhland/Reinmöller (1964), Hofmeier (1968), Reinmöller (1969). Sie gehören zu den lemmaschwachen Wörterbüchern. Dabei beschränkt sich Möller (1945) auf die Formangaben, der Verlag Phönix (1949) auf die Bedeutungsangaben. Die Erläuterung der jeweils anderen Seite der Zeichen wird ausgespart. Unter den lemmaschwachen Wörterbüchern gibt es weitere Arbeiten, die ähnlich „einseitig“ vorgehen, z.B. Barta (1947) und Müller-Hagen (1968), die auf die Erklärung der Bedeutung fokussieren. Adressatenangaben in den Titeln sind am üblichsten in lemmaschwachen Wörterbüchern. Hier werden u.a. ‚Anfänger’ (wer immer das sein mag), ‚Blinde’, ‚Kinder’, ‚Stenografen’, ‚Angeber’, ‚Humorvolle’ angesprochen. So sprechen Barta (1947), Schnabel (1950), Heinrich (1958), Niemer (1970), Matzat (1981) von den gebräuchlichsten Fremdwörtern, Schnorr (1973) von Fremdwörtern aus der täglichen Praxis, Meyer (1947) von solchen aus dem täglichen Leben und Goldbeck (1960) von solchen für jeden Tag. Als Begründung für die Auswahl kann der Hinweis in den Vorworten dienen, den Wörterbuchbenutzern keinen unnötigen Ballast (Reinmöller 1969) an Entlehnungen präsentieren zu wollen, die sie meist ohnehin nicht benötigen. Es kann dabei explizit der Hinweis auf Verzicht auf Vollständigkeit gegeben sein (z.B. Praetorius 1959). Diese Auswahlbegründung scheint typisch für kleine Arbeiten überhaupt, denn sie findet sich auch in vielen kleinen Wörterbüchern aus dem 19. Jahrhundert.
346 Auswahl aber erscheinen in den Titeln Vermerke zu Arten der mikrostrukturellen Angaben und zur verzeichneten Lemmazahl.36
2.3 Die Unterscheidung der Wörterbücher zwischen 1945 und 2007 nach Platzierung der Sprachkontaktprodukte in ihren Verzeichnissen Die große Gruppe der Sprachkontaktwörterbücher ohne fachspezifische Lemmaauswahl lässt sich nach der Positionierung ihrer verzeichneten Sprachkontaktprodukte im Wörterbuchartikel in drei Gruppen unterteilen. Im typischen kontaktsprachlichen Nachschlagewerk nehmen die entlehnten und lehngebildeten Lexeme die Lemmaposition ein. Sie werden in den Artikeln je nach Zielstellung unterschiedlich weit beschrieben. Daneben entwickelt sich seit den 1980er Jahren eine neue Art von Nachschlagewerken, die ihr Wörterverzeichnis entgegengesetzt aufbaut, indem sie mehrheitlich indigendeutsche Lexeme, und zwar keine indirekten Lehnprägungen,37 als Lemmata ansetzt, diese aber nicht beschreibt, sondern sie als Wegweiser zu den in den Wörterbuchartikeln ihnen gegenübergestellten, z.T. auch erläuterten Sprachkontaktprodukten benutzt. Trotz dieser Umkehrung verstehen die Autoren ihre Arbeiten als Formen deutscher Fremdwortlexikografie und damit als Teil der kontaktsprachlichen deutschen Wörterbuchlandschaft. Von dieser Art von Nachschlagewerken ist aus den beiden zuvor betrachteten Perioden zwischen 1800 und 1945 nur eine Arbeit ermittelt worden (Brinkmeier/Müller 1850). Die dritte Gruppe, zu der bisher nur zwei Werke gefunden worden sind, hält in ihren Büchern beide Formen von Verzeichnissen bereit. Ihre Autoren ermöglichen den Benutzern den Zugang zu Daten über die berücksichtigten Sprachkontaktprodukte sowohl über das entlehnte bzw. lehngebildete Lexem als auch über ein nichtentlehntes Wort und stellen damit das breiteste Zugriffsangebot für die Leser bereit. Die Bücher dieser beiden Gruppen gehören zu den Arbeiten mit tendenziell erklärender Zielstellung und ohne Verdeutschungsabsicht. Sie werden in einem eigenen Kapitel unter der Rubrik „umgekehrte Fremdwörterbücher“ vorgestellt.
2.4 Die produktorientierte Sprachkontaktlexikografie zwischen 1945 und 2007 unter programmatischem Aspekt – Zweckbestimmung Die nach 1945 entstandenen Sprachkontaktwörterbücher einschließlich der Arbeiten mit fachspezifischer Lemmaauswahl wurden wie für die anderen Zeitperioden zuvor hinsichtlich ihrer grundsätzlichen Funktionsbestimmung betrachtet. Dazu wurde neben den bibliografischen Daten noch mehr als zuvor auf die Analysen der Nachschlagewerke zurückgegriffen. Dies war möglich, weil zusätzlich zu den Titelangaben der Arbeiten dieses Zeitraumes die Wörterbücher selbst einschließlich ihrer Angaben in den Vorworten in rela-
–––––––—–– 36
37
Auf die Lemmaauswahl großer und mittelgroßer Wörterbücher (über 10.000 Lemmata) wird in den Kapiteln zu den einzelnen Wörterbuchgruppen dieses Zeitraumes genauer eingegangen. Auch die Titelgestaltung wird in den einzelnen Kapiteln genauer präsentiert. Im Gegensatz zu Campes Verdeutschungsliste.
347 tiver Vollständigkeit eingesehen werden konnten.38 Das ließ sich für die beiden zuvor betrachteten Zeitperioden aufgrund des Alters und des Zustandes der Wörterbücher, nicht selten auch wegen der mittlerweile mangelnden Existenz noch vorhandener Wörterbuchexemplare und der damit zusammenhängenden nicht immer erfolgreichen Ausleihe der Werke im Rahmen dieser Untersuchung nicht erreichen. Die Einsicht in die neueren Wörterbücher ist zum Teil auch notwendig, weil die Titelbezeichnungen ‚Fremdwörterbuch’ und ‚Verdeutschungswörterbuch’ nicht mehr in der Konsequenz zur Unterscheidung verschiedener lexikografischer Typen genutzt werden wie in den Jahren zwischen 1870/71 und 1945. Zum einen kommt die Benennung ‚Verdeutschungswörterbuch’ überhaupt nicht mehr vor. Es scheint eine Art Tabu über der Bezeichnung zu liegen. Zum anderen werden auch Arbeiten mit puristisch-verdeutschender Zielsetzung unter dem Titel ‚Fremdwörterbuch’ publiziert. Hilfreich ist die Einsicht in die Vorworte und Verzeichnisse außerdem, weil eine Reihe von Arbeiten ihre Zielstellung in den Titelangaben nicht oder weniger explizit, als es früher üblich gewesen ist, niedergelegt hat. Anstelle des Hinweises auf Erklärung findet sich häufig der Vermerk ‚Bedeutung’ in der Aufzählung der mikrostrukturellen Angaben. Bei einer puristischen Zielstellung kann auf den Begriff ‚Verdeutschung’ zurückgegriffen worden sein. Sein Gebrauch ist jedoch nicht obligatorisch. Die intentionale Ausrichtung der neu erarbeiteten Nachschlagewerke trägt sehr bedeutend zur bereits festgestellten Zäsur zwischen der kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft vor und der nach 1945 bei. Der dritte betrachtete Zeitabschnitt zeichnet sich zum einen dadurch aus, dass sich die Tendenz aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, auf Wörterbücher, die sowohl verdeutschen als auch erklären sollen, mehr und mehr zu verzichten, nach 1945 bis zur Auflösung dieser Gruppe verstärkt, was bis zur Gegenwart anhält. Es gibt nur einen Autor, Peltzer (1971), der seinen verzeichneten Wortschatz erklären und verdeutschen will, wobei der Buchtitel nur die Verdeutschungsfunktion ankündigt, im Vorwort aber auch von einem möglichen Einsatz zur Bedeutungserklärung der verzeichneten Lexeme gesprochen wird. Das Wörterbuch von Peltzer wird zusammen mit Arbeiten, denen nur die Funktion der Verdeutschung zugewiesen worden ist, im Kapitel 4 vorgestellt. Von Letzteren gibt es in diesem Zeitraum ebenfalls nur noch eine sehr geringe Anzahl von 3 Arbeiten.39 Sie spielen in ihrer Quantität und Verbreitung innerhalb des gesamten Wörterbuchangebots eine sehr untergeordnete Rolle. Von welcher Qualität die Arbeiten sind, wird vorgeführt. Für die entwicklungsbezogene Darstellung der Wörterbuchlandschaft nach 1945 ist festzuhalten, dass sich dieser dritte Abschnitt gerade durch die geringe Existenz von Verdeutschungswörterbüchern gravierend von den vorigen unterscheidet.
–––––––—–– 38
39
Dazu trug erheblich bei, dass die Wörterbücher dieses Zeitraumes an einem Ort (in Der Deutschen Bibliothek, insbesondere in der Deutschen Bücherei Leipzig) gesammelt werden. Haarfeld (1949), Hitze (1949), Pogarell/Schröder (1999), wobei letzteres Werk keine polylaterale Arbeit darstellt. Eine vierte Arbeit, die 1998 unter dem Titel Engleutsch? Nein Danke! Wie sag ich’s auf deutsch? Ein Volks-Wörterbuch von T. Paulwitz und S. Micko herausgegeben worden ist, wird hier für eine tiefere Analyse nicht berücksichtigt, weil es sich zumindest in ihrer bisherigen Publikationsform um ein Heft handelt, das sich unter anderem auch als Faxdruck (d.h. lose Blattsammlung) bestellen lässt. Das Heft ist im Wirkungsbereich des Vereins für Sprachpflege e. V. Erlangen entstanden. 2. Auflage 2000.
348 Damit wird der Markt für Sprachkontaktwörterbücher zum äußeren Lehngut zwischen 1945 bis 2007 von Nachschlagewerken ohne puristische Verdeutschungsabsicht und mit vorrangig erklärender Zielsetzung dominiert. Mit Ausnahme der eben erwähnten vier Arbeiten lassen sich alle anderen gefundenen Bücher (rund 97 %) in diese Gruppe ordnen. Unter ihnen befinden sich auch schon äußerlich und bibliografisch erkennbare Sonderformen wie die bereits erwähnten „umgekehrten Fremdwörterbücher“ und fast alle Arbeiten mit fachspezifischer Auswahl. Weitere Bücher lassen sich inhaltlich und programmatisch sogar als lexikografische Randerscheinungen beschreiben. Ihre Benutzung soll eher unterhalten als Nachschlagebedürfnisse befriedigen.40 Daneben gibt es die in elektronischer Form herausgegebenen Wörterbücher. Sie sind in der Tabelle 2.4 und in der für diesen Abschnitt erstellten Teiltypologie berücksichtigt, werden hier aber nicht weiter betrachtet, weil sich die Untersuchung auf die Printwörterbücher konzentriert. Um die immer noch enorme Menge der restlichen Wörterbücher zu strukturieren, ist nach weiteren unterscheidenden Kriterien gesucht worden. Dafür sind sowohl makro- als auch mikrostrukturelle Merkmale aus den Analysen der vorgelegenen Nachschlagewerke vergleichend betrachtet worden. Solche Merkmale für eine weitere Untergliederung hinzuzuziehen, ist möglich, weil die Arbeiten aus diesem Zeitabschnitt, wie bereits erwähnt, in relativer Vollständigkeit eingesehen werden konnten, was nicht zuletzt das junge Alter der kontaktsprachlichen Nachschlagewerke aus dem dritten Abschnitt (1945–2007) und das Glück, dass dieser Zeitraum von Kriegen und die Bibliotheken und damit ihre Bestände von Kriegsschäden und -verlusten verschont geblieben sind, zuließen. Damit konnten auf viel breiterer Grundlage allgemeine Aussagen über mehr Arbeiten getroffen werden. Ein sehr offensichtliches Merkmal von Wörterbüchern ist das des Lemmaumfangs. Es ist bereits in die entwicklungsbezogenen Betrachtungen der Arbeiten aus den Jahren 1800 bis 1945 einbezogen worden. Daten zum ihm haben aber nicht im ausreichenden Maße vorgelegen, um aus ihnen Gruppen bilden zu können, die sich hinsichtlich ihrer weiteren Eigenschaften durch eine relative Homogenität auszeichnen. Außerdem konnte aus den Untersuchungen der dennoch eingesehenen frühen Arbeiten abgeleitet werden, dass viel weniger als bei den Wörterbüchern aus 1945–2007 ein ähnlicher Lemmaumfang bestimmte Ähnlichkeiten im mikrostrukturellen Charakter der Artikel mit sich führt. Für den dritten Zeitabschnitt wurden daraus Gruppen mit einem Lemmaumfang von bis zu 10.000 Stichwörtern, zwischen 10.000 und 30.000 Stichwörtern sowie zwischen 30.000 und (bisher) 55.000 Stichwörtern abgeleitet, die durch einen mehrbändigen Blindendruck41 und ein Wörterbuch mit einer
–––––––—–– 40
41
Eher dem „Lesespaß“ und „Spiel“ als der Erklärung sollen die durchweg lemmaschwachen Arbeiten von Praetorius (1959), Hofmeier (1968), Bruhns (1972), Habler (1980), Wehle (1982), Capelle (1983), Kebbel (1989), Drews (1991) und Lobentanzer (1996) dienen, was z.T. bereits in den Titeln angekündigt wird. Als Übungsbuch versteht sich Daams-Steinert (1992). Trotz ihrer oft eher schwachen lexikografischen Ausprägung – Wehle (1982), Bruhns (1972) und Hofmeier (1968) präsentieren ihre auf die Bedeutung fokussierte Besprechung von Sprachkontaktprodukten in einer narrativen Textform ohne Artikelstruktur, Register helfen bei der Suche nach Eintragungen – werden diese Bücher in den einschlägigen Bibliografien wie denen der Deutschen Bibliothek unter dem Stichwort ‚Fremdwörterbuch’ verzeichnet. Die Autoren selbst verstehen sie als alternative Wörterbücher, als Bücher über Wörter. Vgl. zu diesen Werken Tabelle 2.4 und die bibliografischen Angaben. Zu dem kein Lemmaumfang ermittelt werden konnte.
349 noch höheren Lemmazahl, das zusätzlich ein „umgekehrtes“ Wörterverzeichnis enthält, ergänzt sind. Zur Gruppe der lemmaschwachen Arbeiten sind in den vorangegangenen Ausführungen bereits grundlegende Aussagen getroffen worden. Sie soll im Folgenden auch aus dem Grunde nicht mehr besprochen werden, weil in ihr praktisch keine theoretische Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Entlehnung und seinen Produkten stattfindet.42 Wie die anderen Gruppen ihren Wörterbuchgegenstand bearbeiten, wird in den folgenden Kapiteln vorgeführt. Da die Auswahl der herangezogenen Beispiele bei der Präsentation der Gruppen schwerpunktmäßig auf Wörterbücher aus der Bundesrepublik Deutschland vor und nach dem Einigungsprozess 1990 fällt, weil sie auf dem gegenwärtigen Wörterbuchmarkt immer noch präsent sind und unter den Sprachteilnehmern im deutschsprachigen Raum immer noch Verwendung finden, wird zunächst auf das Wörterbuchangebot in der DDR eingegangen. Seine Verbreitung vollzieht sich auf einem relativ geschlossenen Gebiet und in einem abgeschlossenen Zeitraum, der 1990 endet. Neben der Präsentation des Wörterbuchangebotes interessiert besonders die theoretische Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten in den verschiedenen Nachschlagewerken.
2.5 Produktorientierte polylaterale Sprachkontaktwörterbücher aus der DDR (1949–1990) – Ein Überblick Die Wörterbuchlandschaft auf dem Gebiet der DDR zwischen der Gründung des Landes und seinem Zusammenschluss mit der Bundesrepublik Deutschland zeichnet sich durch ein sehr überschaubares, sich mehr ergänzendes als miteinander konkurrierendes Angebot aus. Von den rund 80 zwischen 1945 und 1990 entstehenden Arbeiten lassen sich 9 Bücher Verlagen aus der DDR zuordnen, wobei das früheste von ihnen (Phönix 1949) bereits im Gründungsjahr erscheint,43 das jüngste (Baer/Hübner 1990) ein Produkt der Wende darstellt und von dem bereits mit dem Dudenverlag fusionierenden Bibliographischen Institut in Leipzig publiziert wird. Diese 9 Wörterbücher gehören programmatisch mit Ausnahme einer Arbeit, die sich an Stenografen richtet (Kaden 1953),44 zu den Wörterbüchern mit Erklärungsabsicht. Es gibt keine Verdeutschungswörterbücher und auch keine Arbeiten, die Erklärungs- und Verdeutschungsfunktion miteinander kombinieren. Es werden außerdem keine „umgekehrten Fremdwörterbücher“ oder solche mit einem zusätzlichen „umgekehrten“ Wörterverzeichnis erarbeitet. An der Publikation von elektronischen Nachschlagewerken sind Verlage aus der DDR ebenfalls nicht beteiligt, weil diese Entwicklung erst in den 1990er Jahren einsetzt.
–––––––—–– 42
43 44
Wenn es Besprechungen gibt, sind sie knapp gehalten und ohne Anknüpfung an den wissenschaftlichen Diskurs. Mit positiver Grundhaltung äußern sich Daams-Steinert (1992), die namentlich Fremd-, Lehn- und Erbwörter unterscheidet, und Wehle (1992), der sich im Buch gegen puristische Aktivitäten wie die im Hamburger Verein für Sprachpflege in den 1970er Jahren wendet. Eher negative Wertungen finden sich bei Reinmöller (1967), der trotz Erklärungsabsicht von Flicken und Flecken auf dem Gewebe der Muttersprache spricht, sowie bei Drews (1991: 9), der sich mit seinem satirischen Buch gegen fachsprachliche „Dampfplauderei“ wendet. Die Erarbeitung fällt damit ganz sicher in die Zeit vor der Gründung der DDR im Oktober 1949. Hier kann nicht direkt von einer Erklärungsfunktion gesprochen werden.
350 Die 9 Wörterbücher entstehen in zwei deutlich abgrenzbaren Zeiträumen. In der ersten Erarbeitungsperiode zwischen 1949 und 1959 kommen neben dem bereits erwähnten Was ist was? Zeitungsfremdwörter aus dem Verlag Phönix (1949) – einem schmalen Wörterbuch mit rund 1.300 Lemmata, das sich auf die Bedeutungserklärung von Zeitungsfremdwörtern spezialisiert hat, keinen Wert auf Formangaben legt und einen großen Anteil an indigenem Wortschatz enthält, so dass es große Tendenzen zu einem Sachwörterbuch zeigt – weitere vier Nachschlagewerke heraus. Dabei handelt es sich um das oben erwähnte Fremdwörter-ABC für Stenographen (Kaden 1953), zwei Wörterbücher mit fachspezifischer Lemmaauswahl (Goldhahn/Goldhahn 1959, Martin 1959) und eine unter der Leitung von Horst Klien entstandene und als allgemein und lemmastark beschreibbare Arbeit mit dem schlichten Titel Fremdwörterbuch (1954). Die Wörterbücher mit thematischer Lemmaauswahl sind die einzigen in der DDR erstellten Arbeiten dieser Art, richten sich aber an ganz verschiedene Adressaten und sind damit unterschiedlich erfolgreich. Während das Kleine Wörterbuch des Buch- und Schriftwesens (Martin 1959) nur einmal herauskommt, entwickelt sich das Kleine medizinische Fremdwörterbuch von Goldhahn und Goldhahn (1959) hinsichtlich seiner Auflagenzahl zum erfolgreichsten Sprachkontaktwörterbuch der DDR und wird sogar außerhalb der Republik und als einzige Arbeit noch nach 1990 veröffentlicht. Es handelt sich um ein sehr spezialisiertes Kontaktwörterbuch, das über das Wörterverzeichnis hinaus Hilfsmittel für medizinisches Personal anbietet. Die Titel beider Arbeiten deuten bereits darauf hin, dass es sich bei ihnen um schmale Bücher mit einem geringen Lemmavolumen handelt. Namentlich zur Überwindung von Unsicherheiten im Verstehen und Gebrauch äußeren Lehnguts in alltäglichen Kommunikationssituationen sowie im Fachgespräch bietet das Bibliografische Institut in Leipzig, in dem vier der neun publizierten Wörterbücher entstehen, den Lesern das 1954 erstmals erscheinende fachübergreifende Fremdwörterbuch an. Dieses Buch soll das kleinere und auf den gesellschaftlich-politischen Wortschatz fokussierende Werk von Liebknecht (1874), das den Sprachteilnehmern in der Nachkriegszeit zur Verfügung gestanden hat, zwar nicht ersetzen, sondern erweitern. Es tritt aber praktisch dessen Nachfolge an und beherrscht bis in die 1970er Jahre hinein das kontaktlexikografische Angebot in der DDR bzw. macht es aus. Seine Erarbeitung erfolge, so wird begründet, weil die technische und kulturelle Entwicklung voranschreite und sich engere internationale Beziehungen ausbilden, wodurch neue Sprachkontaktprodukte entstehen. Außerdem wachse erfreulicherweise die Zahl der am kulturellen, wirtschaftlichen und technischen Leben teilnehmenden Menschen, die so auch an mehr Fremdwort enthaltender Kommunikation beteiligt seien. Bei vielen seien Kenntnisse vor allem über die alten Sprachen, aus denen hauptsächlich entlehnt worden ist, jedoch nicht oder nicht so weit vorhanden, dass sie die Entlehnungsprodukte problemlos anwenden können. Indem das Buch die notwendigen Daten für alle bereitstelle, hoffen die Bearbeiter, eine Gruppe aus Lexikografen und Fachwissenschaftlern, dieses Missverhältnis auszugleichen und damit zugleich einen Beitrag zum gesellschaftlichen Ziel zu leisten, die Kluft zwischen Arbeitern und Intelligenz, den Adressaten des Buches, zu schließen. Dazu soll auch die durch ausführliche Benutzerhinweise formulierte lexikografische Einführung in das Wörterbuch dienen, auf die viel Wert gelegt wird und die auch die anderen Arbeiten aus dem Bibliografischen Institut auszeichnet. Diesem Programm folgen die Bearbeiter des Wörterbuches in seinen insgesamt neun Auflagen und zwei Nachdrucken bei inhaltlicher Bearbeitung und Aktualisierung des thematisch, zeitlich und geografisch breiten Wortmaterials von rund 40.000 Lemmata bis zum
351 letzten Erscheinen 1966. Diese inhaltliche Bearbeitung vor dem entsprechenden gesellschaftlichen Hintergrund zu analysieren wäre sehr interessant, kann hier aber aufgrund anderer Untersuchungsschwerpunkter hier nicht geleistet werden. Erwähnt werden soll jedoch, dass besonders der politische und wirtschaftliche Wortschatz im Wörterverzeichnis eine Beschreibung auf der Grundlage der offiziellen politischen Ideologie nach der Tradition von Liebknechts Volks-Fremdwörterbuchs (1874) erfährt, auch wenn dies nicht wie bei Liebknecht (1874) mit explizitem Hinweis auf die marxistisch-leninistische Ausrichtung im Vorwort angekündigt wird. Angedeutet wird im Vorwort aber zumindest durch die Verwendung der Vokabeln ‚Arbeiter’ und ‚Intelligenz’ und Hinweis auf eine Kluft zwischen diesen beiden Gesellschaftsgruppen bzw. Klassen, dass die Autoren ihre Arbeit als ein Werkzeug zur Erreichung des offiziell gewünschten gesellschaftlichen Zieles des Landes, der besonderen Stärkung der Arbeiterklasse, verstehen. Die theoretische und sprachkritische Beschäftigung mit „grundsätzlichen Fragen“ (Klien 1954: III)45 zu Entlehnungsvorgängen und ihren Produkten findet im Fremdwörterbuch nur ansatzweise statt, eine tiefere Auseinandersetzung wird unbegründet abgewiesen. Ausgehend von einer eher beiläufigen Beschreibung des Begriffes ‚Fremdwort’ als aus einer anderen Sprache entnommenes bzw. „einströmen(des) [...] fremdes Wortgut“ (ebd.), die weder auf Assimilationserscheinungen noch auf verschiedene Typen äußeren Lehnguts eingeht, wird lediglich eine kurze Stellungnahme zum generellen Umgang mit Sprachkontaktprodukten abgegeben. Ohne auf weitere Funktionen als ihre Benennungsfunktion einzugehen, wird eine als Aufforderung interpretierbare sogenannte „Feststellung“ (ebd.) zum regulären Umgang mit „Fremdwörtern“ (ebd.) gemacht: [...], wir müssen uns hier aber mit der Feststellung begnügen, daß man da, wo inhaltsgleiche deutsche Wörter zur Verfügung stehen, selbstverständlich auf Fremdwörter verzichten soll, daß aber eine Scheu vor Fremdwörtern nicht angebracht ist, wenn gleichbedeutende deutsche Wörter nicht vorhanden oder ohne Vergewaltigung der deutschen Sprache auch nicht zu bilden sind. (ebd.)
Unter Verwendung der Dichotomie deutsches Wort – Fremdwort werden von früheren Zeitperioden bereits bekannte Gebrauchsforderungen wiedergegeben und damit in die Zeit nach 1945 auf dem Gebiet der DDR weitertradiert, worauf sogar durch die Verwendung des Wortes „selbstverständlich“ hingewiesen wird. Im Gegensatz zum ADSV, durch den diese Forderungen im Besonderen Verbreitung gefunden hat, wird jedoch auf eine negative Wertung von Sprachkontaktprodukten in der Umgebung des Satzes und in ihm verzichtet. Vor allem wirkt die Aufforderung durch die Gestaltung des Satzes als nicht elliptischer Aussagesatz – Verzicht auf den Imperativ ‚Vermeide’, auf Ausrufezeichen bzw. auf Verknüpfungen wie ‚kein Fremdwort’ und ‚jedes Fremdwort’ in einem vollständigen Satz46 – weniger fordernd und verabsolutierend, sondern offener und empfehlender. Es wird vor übereifrigem Vermeidungs- und Verdeutschungswillen ausdrücklich gewarnt, gleichzeitig aber auch auf die Möglichkeit zur Wortbildung hingewiesen. Auch diese knappe Stellungnahme bleibt bis zur letzten Auflage 1966 im Vorwort des Wörterbuches enthalten. Sie ist eine der wenigen Aussagen, die sich in produktorientierten Sprachkontaktwörterbüchern aus der
–––––––—–– 45 46
Ebenso noch in der letzten Auflage des Fremdwörterbuch von Klien 1966. Vgl. z.B. die Formulierung im ADSV-Spruch: Kein Fremdwort für das, was gut deutsch gegeben werden kann!
352 DDR überhaupt finden lassen. Im Nachfolger des Wörterbuches, dem Großen Fremdwörterbuch von Küfner u.a. (1977), ebenso wie in dem ebenfalls auf Klien (1954) aufbauenden Kleinen Fremdwörterbuch (1972) und dessen Nachfolger, dem Fremdwörterbuch von Baer/Hübner (1990), findet keine Besprechung und keine Stellungnahme zu Begriff, Funktion und Gebrauch von äußerem Lehngut statt. Lediglich Wetzstein (1981), der in einem Wörterbuch für Kinder Sprachkontaktprodukte erklären möchte, geht im Zusammenhang mit der Darstellung einer kurzen Entlehnungsgeschichte auf Ursachen von Entlehnungen ein und unterscheidet nach dem Assimilationsgrad von entlehnten Wörtern namentlich zwischen Lehn- und Fremdwörtern, um dann entbehrliche und unnütze Fremdwörter von unentbehrlichen, die keine „deutschen“ (Wetzstein 1981: 6) Synonyme besitzen, zu trennen. Diese Unterscheidung hat jedoch kein Auswirkungen auf die Auswahl und Beschreibung der verzeichneten Lexeme. Die Bearbeiter von kontaktsprachlichen Nachschlagewerken aus der DDR beteiligen sich in ihren Wörterbüchern demnach in sehr zurückhaltender Weise an der Diskussion über Sprachkontaktprodukte bzw. entziehen sich ihr ganz. Die wenigen auffindbaren Aussagen tradieren aus früheren Perioden bereits bekannte Unterscheidungen und Forderungen, ohne dabei puristische Ziele zu verfolgen oder den Fremdwortgebrauch besonders zu empfehlen. Das gilt sowohl für die Bücher aus der ersten als auch aus der zweiten Erarbeitungsperiode. In der zweiten Phase, die im Engeren die Jahre 1972 bis 1981 umspannt, in die aber auch durch die Veröffentlichung der Arbeit von Baer/Hübner (1990) das Jahr 1990 hineingerechnet werden kann, werden die bereits genannten Arbeiten von Ehrlich u.a. (1972), Küfner u.a. (1977), Wetzstein (1981) sowie Baer/Hübner (1990) herausgebracht. Mit Ausnahme von Wetzstein (1981), der ein schmales Buch mit besonderer Adressatenausrichtung erarbeitet, in dem rund 1.500 Lexeme kind- bzw. schülergerecht erklärt werden sollen, gründen sich sowohl die lemmastarke Arbeit von Küfner u.a. (1977), deren Wörterverzeichnis in den bis zum Publikationsschluss 1986 sieben Auflagen unverändert erscheint, und die beiden mittelstarken Arbeiten mit einer Lemmazahl von 20.000–25.000 Stichwörtern, sowohl strukturell als auch inhaltlich nachweislich auf Klien (1954). Wie beim Wörterbuch von Klien handelt es sich bei ihnen um Gruppenarbeiten, die im Bibliografischen Institut entstehen und mit derselben Programmatik vorgestellt werden, was nicht selten in noch kürzerer Form geschieht als bei Klien (1954). Ähnlich wie das Wörterbuch von Küfner u.a. (1977) wird das Werk von Wetzstein mehrmals unverändert veröffentlicht. Die Arbeit von Ehrlich (1972) erlebt in ihrer Publikationszeit zwischen 1972 und 1982 auch nur eine Bearbeitung in der 6. Auflage. Das Wörterbuch von Baer/Hübner (1990) kann sich neben der hauseigenen Konkurrenz aus dem Dudenverlag, dem Kleinen Duden, nicht halten und erscheint nur einmal. Die Sprachkontaktwörterbuchlandschaft auf dem Gebiet der DDR zeichnet sich demnach nicht nur durch Überschaubarkeit und ergänzendem Mit- bzw. Nacheinander aus, sondern auch durch programmatische, lexikografische und inhaltliche Homogenität und Konstanz bei verschwindend geringer öffentlicher Thematisierung des Gegenstandsbereiches ihrer Werke.
353
3. Erklärende kontaktsprachliche Wörterbücher aus dem Zeitraum 1945–2007 3.1 Lemmastarke Sprachkontaktwörterbücher mit einem Lemmaumfang zwischen 30.000 und 55.000 Stichwörtern Bis zum Erscheinen des Großen Fremdwörterbuchs (1994) besitzt die deutschsprachige Wörterbuchlandschaft rund 60 Jahre lang kein einbändiges kontaktsprachliches Nachschlagewerk, das in seinem Lemmaumfang mit den großen Wörterbüchern des 19. Jahrhunderts – einem Heyse (1804), Petri (1806) oder Looff (1870), Arbeiten mit einem Volumen zwischen 80.000 und 100.000 Stichwörtern – hätte konkurrieren können. Das letzte Buch dieser Art ist 1933 mit der 4. Auflage des Neuen großen Fremdwörterbuchs (1909) von Genius (ca. 66.000 Lemmata) erschienen. Andere, immer noch große Werke mit einem Umfang zwischen 30.000 und 60.000 Lemmata sind bereits seit den 1880er Jahren nicht mehr entstanden und auch nicht viel länger auf dem Markt geblieben. Ihre Erarbeitung setzt erst wieder in 1950er Jahren ein. Die Autoren beschränken den Lemmaumfang ihrer Bücher mit dem Bewusstsein, dass eine vollständige Erfassung des deutschen äußeren Lehngutes nicht erreicht werden kann, und mit dem Gedanken, dass die meisten Benutzer einer solchen Vollständigkeit der Bücher gar nicht bedürfen bzw. diese sich für Informationen über seltene fachsprachliche Lexeme lieber an Spezialwörterbücher wenden mögen.47 Der Lemmaumfang bis 2007 der sich als ausführliche und einschlägige und nicht selten doch als „große“48 oder „umfassende“49 Handwörterbücher zum äußeren Lehngut verstehenden Nachschlagewerke liegt zwischen 30.000 und 55.000 Stichwörtern. Die Gruppe, zu der unter anderem die Arbeiten von Kienle (1950), Klien (1954), DudenFremdwörterbuch Band 5 (1960), Kuri (1969), Mackensen (1971) und Wahrig (1974) gehören, soll hier in einem zusammenfassenden Vergleich betrachtet werden. Gefragt wird nach ihren programmatischen und strukturellen Eigenschaften einerseits, nach dem Fremdwortverständnis der Wörterbuchbearbeiter und ihrer Positionierung zum eingetragenen Wortschatzbereich andererseits. Die eher überblicksartigen Ausführungen werden ergänzt und konkretisiert durch die exemplarische Beschreibung des Duden-Fremdwörterbuches, eines erfolgreich herausgegebenen und sehr verbreiteten Nachschlagewerkes, das sich von allen hier betrachteten Arbeiten am längsten auf dem bundesrepublikanischen und nun gesamtdeutschen Markt hält.
–––––––—–– 47
48
49
Kuri (1969) z.B. verweist auf Spezialwörterbücher für solche Wörter, die auch dem gebildeten Leser in Alltag und Lektüre nur selten begegnen. Kienle (1950) und Hübner (1989) sprechen davon, keine Konversationslexika ersetzen zu wollen. Wahrig in (1991) versteht sich nicht als Fachwörterbuch. Vgl. die Titel von Kuri (1969) in der Ausgabe 1972 – Das große Fremdwörterbuch, Kapp (1982) – Großes neues Fremdwörterbuch, Hell (2001) – Neues großes Wörterbuch der Fremdwörter. Das Duden-Fremdwörterbuch erschien zwischen 1960 und 1982 in der Reihe Der Große Duden. Vgl. die bibliografischen Angaben zu Wahrig (1974).
354
Tabelle 3.1: Erklärende Sprachkontaktwörterbücher mit einer Lemmaanzahl zwischen 30.000 und bisher 55.000 Stichwörtern (1945–2007)
3.1.1 Zu Verbreitung und Titelgestaltung lemmastarker Wörterbücher Die Gruppe der großvolumigen Nachschlagewerke besteht bisher aus gesicherten 9 Wörterbüchern, von denen in der Bundesrepublik eines 1950 und dann mit Ausnahme der 1990er Jahre jeweils zwei in den darauffolgenden Jahrzehnten erstmals und von jeweils anderen Verlagen50 auf den Markt gebracht worden sind. In der DDR erscheint 1954 zunächst das Wörterbuch von Klien, welches 1977 von Küfners Arbeit abgelöst wird. Es gibt demnach keine zeitliche Ballung, sondern eine gewisse Kontinuität in der Erarbeitung lemmastarker Wörterbücher. Doch nicht alle Werke haben sich bis heute gehalten. Die Publikationen von Kienle, Kuri, Mackensen und Kapp, wahrscheinlich auch von Hübner sind beendet, ebenso die Veröffentlichungen von Klien und Küfner,51 die Veröffentlichungen von Duden Bd. 5 (1960) und Wahrig (1974) dauern an.52 Dabei sind alle Arbeiten mit
–––––––—–– 50
51 52
Kienle – Verlag Keyser, Duden-Fremdwörterbuch – Bibliographisches Institut, später Dudenverlag, Kuri – Herder, Mackensen – Südwest-Verlag, Wahrig – Bertelsmann, Kapp – Kapp, Hübner – Langenscheidt, Hell – Buch und Zeit Verlag. Vgl. die Erscheinungsdaten in der obigen Tabelle 3.1. Über Hell (2001) und Richter (2006) lassen sich noch keine Aussagen machen.
355 Ausnahme von Kapp (1982) und Richter (2006) mehrfach53 erfolgreich herausgegeben worden, in der Regel durch ihren eigenen Verlag, aber auch als Lizenzausgaben. Die meisten dieser Publikationen tragen den Titel ‚Fremdwörterbuch’, der durch Untertitel spezifiziert wird. Diese geben Auskunft über die verzeichnete Lemmazahl, über mikrostrukturelle Eintragungen und mögliche zusätzliche Verzeichnisse sowie über den Zweck der Wörterbücher. Die potenziellen Käufer können sich also bereits auf den Buchdeckeln und Titelseiten ein erstes Bild über Inhalt und Programm des jeweiligen Wörterbuches machen. Diese Tradition ist demnach auch nach 1945 beibehalten worden.54 Dies gilt ebenso für die beiden Wörterbücher von Mackensen und Wahrig, die sich mit der Bezeichnung ‚Fremdwörterlexikon’ vermutlich von den bereits vorhandenen Arbeiten abheben wollen. Gegenwärtig gibt es unter den noch erhältlichen lemmastarken Nachschlagewerken ein Fremdwörterbuch (Duden) und ein Fremdwörterlexikon (Wahrig). Eine sichtbare Abgrenzung zwischen den anderen Arbeiten erfolgt durch den Rückgriff auf die Verlagsnamen im Titel der Wörterbücher, so bei den Büchern aus den Verlagen Herder, Keyser und Langenscheidt. Ihre Hervorhebung erscheint den Verlegern offensichtlich verkaufsfördernder als die Nennung der Autoren- und Bearbeiternamen. Mit ihnen wird, wie es noch bei den Werken von Heyse und Petri üblich gewesen ist, nicht geworben. Sie sind in der Regel in den bibliografischen Angaben vermerkt. Zu den Ausnahmen von dieser Praxis gehören die Bücher von Wahrig und Mackensen. Wahrig hat sich mittlerweile wie der Name Duden zu einer Marke entwickelt. Die Duden-Wörterbücher erscheinen nunmehr im Dudenverlag. Der neueste Trend in der Titelgestaltung besteht im Übrigen darin, nicht mehr nur mit der Angabe der Lemmaanzahl zu werben, sondern auch mit der Anzahl der Angaben.55
3.1.2 Zu Anlage, Programmatik und Wörterverzeichnis lemmastarker Wörterbücher Von den ermittelten Wörterbüchern mit einer Lemmaanzahl zwischen 30.000 und (2007) 55.000 Stichwörtern sind für eine Analyse 8 Arbeiten eingesehen worden. 56 Sie zeigen hinsichtlich ihrer Anlage, ihrer Absichten und Motive, aber auch inhaltlich viele Gemeinsamkeiten. So leiten die Autoren ihre Werke mit einem Vorwort ein, in dem sie einen Überblick über die Ziele und Inhalte des Buches geben und sich mehr oder weniger ausführlich über ihren Gegenstandsbereich Fremdwort äußern. Dem folgt in der Regel57 ein eigenes Kapitel für Hinweise zur Benutzung des Wörterbuches, in bzw. neben die ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen und eine Übersicht über die Aussprachezeichen gestellt sind. Üblich in dieser Gruppe sind zusätzliche Beiträge in Form von Listen über das Wörterverzeichnis hinaus oder Texten, in denen eine Auseinandersetzung mit Geschichte,
–––––––—–– 53 54
55
56 57
Mindestens fünf mal, vgl. in der Bibliografie. Anders bei den Arbeiten von Klien (1954) und Küfner (1977), die nur auf den Kurztitel zurückgegriffen haben. Zu vermuten ist ein Zusammenhang mit der geringen Notwendigkeit zur Werbung und zur Abgrenzung von anderen Büchern. Vgl. die bibliografischen Angaben zu Duden ab 1990, in denen von 100.000 Bedeutungsangaben und 300.000 Angaben zu anderen Eigenschaften gesprochen wird, sowie zu Hell (2001), in denen betont wird, 150.000 zuverlässige Angaben zu bieten. Der Schwerpunkt der folgenden Darstellung liegt auf den bundes- und gesamtdeutschen Arbeiten. Bei Kuri fallen Vorwort und Benutzungshinweise in einem Text zusammen. Vgl. Kuri (1969: V).
356 Funktionen und Begriffen von Sprachkontaktprodukten stattfindet oder allgemeine orthografische Regeln vorgestellt werden. Letztere finden sich jedoch regelmäßig nur im Duden Bd. 5, nach Einführung der Neuregelung der Rechtschreibung 1996 auch im WahrigFremdwörterlexikon. Die Listen enthalten unter anderem sachlich geprägte Zusammenstellungen von Farben, Maßen, Gewichten, Währungen, bzw. Übersichten über Wortbildungselemente, sprichwörtliche Zitate sowie nichtlateinische Alphabete.58 Quellenverzeichnisse gibt es dagegen in keiner Arbeit. Von dieser Beschreibung weichen die in der DDR erstellten Wörterbücher insofern ab, als sich in ihnen der Fokus auf den Benutzungshinweisen und dem Wörterverzeichnis, aber nicht auf einer Diskussion über die sogenannte Fremdwortfrage, auch nicht auf zusätzlichen Listen befindet. Die Motive, Ziel- und Adressatenvorstellungen ähneln sich in allen Wörterbüchern. Die Autoren weisen darauf hin, dass es in der deutschen Sprache eine große Anzahl von Sprachkontaktprodukten gibt, denen die Menschen nicht nur in Fachtexten, sondern auch in der alltäglichen Kommunikation begegnen. Da keiner alle Wörter und alle Bedeutungen kennen kann, die Menschen sie jedoch verstehen und richtig verwenden möchten, bedarf es Hilfen in Form von Nachschlagewerken. Dementsprechend sind die Wörterbücher dieser Gruppe darauf ausgerichtet, den verzeichneten Wortschatz verständlich zu erklären und den Nutzern ausreichend Daten an die Hand zu geben, dass sie die gesuchten Lexeme gegebenenfalls richtig verwenden können. Um diese Funktion optimal erfüllen zu können, müssen die Arbeiten in bestimmten Abständen aktualisiert werden, denn gerade der Fremdwortschatz befinde sich in einem ständigen Wandel, weil neue Entlehnungen ins Deutsche aufgenommen bzw. in ihm gebildet werden und Assimilationsprozesse Veränderungen beim bereits verzeichneten Bestand herbeiführen. Den Autoren geht es dabei nicht so sehr darum, alle lexikalischen Kontaktprodukte zu verzeichnen, sondern die, die im weitesten Sinn allgemeinsprachlich relevant sind. Bei Fragen zu seltenen fachsprachlichen Lexemen verweisen die Bearbeiter auf Fachwörterbücher. Der Zweck der Wörterbücher lässt sich dann auch schlagwortartig als Bereitstellung einer Erklärungs- und Produktionshilfe bezüglich eines großen Teils des deutschen äußeren Lehnguts für den gegenwärtigen, vor allem deutschsprachigen, aber auch ausländischen Sprachteilnehmer zusammenfassen. Oder mit Hübner (1989: 6): Mit dem vorliegenden [...] Fremdwörterbuch lernt man in erster Linie Fremdwörter verstehen. Man kann sie sich aber auch mit diesem Buch aneignen, um damit seine persönliche Ausdrucksweise zu bereichern. (Hervorhebung im Original).
–––––––—–– 58
Kienle (1950) bietet Verzeichnisse zum griechischen Alphabet, zu fremdsprachigen Zitaten, römischen Zahlen, Maßen und Gewichten sowie Münzeinheiten. Duden (1960) enthält neben allgemeinen Hinweisen zur Rechtschreibung spätestens seit 1990 erst ein, ab 2001 mehrere Kapitel zu Geschichte, Funktion und Bewertung von Fremdwörtern. Kuri (1969) lässt dem Wörterverzeichnis einen geschichtlich-kritischen Beitrag Über Fremdwörter folgen, an die sich Präfix- und Suffixsowie Zitatlisten und Verzeichnisse z.B. über Länder- und Farbennamen anschließen. Mackensen (1971) trägt Währungen der Welt ein. Wahrig (1974) stellt nach der Einführung der neuen Rechtschreibung diese für den Bereich Fremdwortschreibung vor. Nur Hübner (1989) enthält keine zusätzlichen Verzeichnisse oder Texte.
357 Verdeutschungsabsichten werden mit der Herstellung der Wörterbücher nicht verbunden, auch wenn sich vereinzelt kritische Äußerungen zu einem übermäßigen Fremdwortgebrauch sowie zur gegenwärtigen Tendenz der Entlehnung aus dem Englischen finden.59 Bezüglich der Adressaten bleiben die Bearbeiter so offen wie möglich. Weder im Titel noch in den Vorworten werden bestimmte Personengruppen angesprochen. Lediglich Kienle (1950) redet vom bildungshungrigen Leser, vom Menschen des täglichen Lebens, den er sich als Nutzer vorstellt. Und Mackensen verweist (1971) auf bestimmte Gebrauchssituationen, in denen sein Buch eingesetzt werden könnte, so im Büro, in der Schule, im Studium und zu Hause. Küfner u.a. (1977) erwähnen die Ausländer, für die ihr Buch ebenfalls ein Helfer sein soll. Diese Beschreibungen grenzen den Adressatenkreis der Werke jedoch ebenfalls kaum ein. Die Autoren und Verlage der großen Sprachkontaktwörterbücher der Gegenwart wünschen sich demnach jeden an deutschen kontaktsprachlichen Phänomenen Interessierten, der Informationen zu deren Form, Bedeutung und weiteren Merkmalen benötigt, als Käufer und Nutzer ihrer Bücher. Deshalb ähneln sich die Arbeiten aus der hier betrachteten Gruppe lemmastarker Werken nicht nur in ihrem Programm, sondern auch in den makro- und mikrostrukturellen Eigenschaften ihrer Wörterverzeichnisse. Natürlich gibt es gewisse Unterschiede in der Gewichtung60 und Präsentation der Angaben, auch in der Anzahl der beschriebenen Lemmata,61 doch enthalten die in Gruppen62 geordneten Wörterbuchartikel regelmäßig Angaben zur
–––––––—–– 59 60
61
62
Vor allem bei Kuri (1969) und Mackensen (1971). Hübner (1989) spart sich z.B. mit der Begründung, ein synchronisch angelegtes Wörterbuch der Gegenwartssprache vorzulegen, Angaben zur Etymologie der eingetragenen Lexeme. Weil sein Buch auch keine Stilkunde darstellen soll, hält er sich außerdem mit diastratischen und diaevaluativen Angaben zurück. Vgl. dazu die Angaben in der Tabelle 3.1, die zwischen 30–55.000 Lemmata liegen. Üblich ist eine Steigerung der Lemmazahl bei durchgeführter Bearbeitung zwecks neuer Herausgabe des Buches. Diese Steigerung wird nicht selten in den Titeln hervorgehoben. Vgl. dazu z.B. die bibliografischen Angaben zu Mackensen, Duden und Wahrig. Bemerkenswert: Kienle spricht im Titel der Auflage von 1982 von über 36.000 verzeichneten Lemmata, im Vorwort von über 30.000. Nach Zählung und Hochrechnung ist eher von der Richtigkeit der Vorwortangabe auszugehen. Im Titel der 3. Auflage von Wahrig 1991 ist von rund 40.000 verzeichneten Stichwörtern die Rede. Es konnten jedoch nur knapp 30.000 Lemmata errechnet werden. In der 4. Auflage 1999 sollen sogar 55.000 Lemmata verzeichnet sein, offensichtlich der Versuch, die Anzahl des DudenFremdwörterbuches zu überbieten. Nach Zählung und Hochrechnung wurde jedoch nur ein Wert von rund 40.000 Lemmata ermittelt. Solche Zählungen erbringen natürlich keine genauen Zahlen, doch die Differenz scheint erheblich zu groß zu sein, um die 55.000 Lemmata, d.h. durchschnittlich 55 statt ermittelter 38–40 Stichwörter pro Seite, glauben zu können. Vielleicht wurden alle nummerierten Wortbedeutungen mitgezählt, da es im Titel heißt: „Mehr als 55.000 Stichwörter und erklärte Begriffe“. Von hohen Zahlen versprechen sich die Herausgeber von „umfassenden“ Nachschlagewerken offensichtlich eine höhere Verkaufsquote. Kienle (1950), Kuri (1969) und Mackensen (1971) zeigen eine ausgeprägte wortfamilienbezogene nestalphabetische Lemmaanordnung. Das Verzeichnis in Wahrig besitzt bis 1999 eine glattalphabetische Struktur hinsichtlich der halbfett gedruckten Lemmata. Darüber hinaus gibt es Lemmata 2. Ordnung, die als Teillemmata gesperrt gedruckt wurden. Diese Lemmata sind ab 1999 halbfett, wenn auch in einer anderen Schriftart hervorgehoben, damit den anderen fast gleichrangig und das Verzeichnis so nestalphabetisch geordnet. Die Artikel bei Klien (1954) und Küfner (1977) sind
358 Aussprache und Betonung, zur Schreibung und Grammatik sowie Bedeutungserklärungen. Diese sind in der Regel63 mit dem Anspruch der zureichenden Ausführlichkeit,64 Aktualität und Differenziertheit in Form von Paraphrasen, aber auch von Äquivalenten dargelegt. Zureichende Ausführlichkeit bedeutet z.B. im Duden (1966) und bei Kuri (1969) laut Vorwort eine möglichst vollständige Angabe des Inhalts bei aller Knappheit in der Präsentation.65 Im Bedeutungsteil werden in allen Büchern Polysemie und Homonymie deutlich gekennzeichnet und wenn nötig durch Referenzangaben oder andere erläuternde Zusätze ergänzt. Darüber hinaus sind Bemerkungen zu Herkunft und Gebrauch sowie paradigmatische Hinweise üblich. Beispielangaben gibt es bei Kuri (1969), Mackensen (1971), Wahrig (1974) und angekündigt, aber praktisch nicht vorhanden bei Hübner (1989).66 In keinem Wörterbuch konnten Belegangaben nachgewiesen werden. Zeugnisse für die Existenz und den Gebrauch der eingetragenen Lexeme im Deutschen und zur Bekräftigung für die Richtigkeit der Angaben oder Hinweise auf das dem Wörterbuch zugrunde liegende Korpus, falls es ein solches gibt, sind in dieser Gruppe wie bei den meisten praktisch und synchron ausgerichteten kontaktsprachlichen Arbeiten nicht vorgesehen. Belege liefern Informationen, die von den Bearbeitern für die Benutzung der Bücher offensichtlich als überflüssig angesehen werden. Die Autorität, die Nachschlagewerken und eben auch Sprachkontaktwörterbüchern von den Nutzern zugesprochen wird, ermöglicht diesen Werken, bei der Präsentation ihres verzeichneten Wortschatzbereiches ohne Belege und Belegnachweise auszukommen. Außerdem gibt es keinen solchen wissenschaftlichen Anspruch der Bücher, der Belege notwendig machen würde, wohl aber den der Orientierungshilfe in kontaktsprachlichen Dingen. Kienle (1982: 6) äußert dies am ausdrücklichsten, wenn er schreibt, dass seine Arbeit „keine wissenschaftliche Fremdwortsammlung sein will, sondern ein Lexikon, das helfend dem praktischen Leben dient.“ Erfassen wollen die Autoren Lexeme
–––––––—––
63
64
65 66
ähnlich denen im frühen Wahrig gruppiert. Hübner (1989) hat das einzige echte glattalphabetische Wörterverzeichnis. Das Verzeichnis des Duden-Fremdwörterbuchs ist ausgeprägt wortfamilienbezogen und nischenalphabetisch angelegt. Die Größe der Textblöcke verändert sich jedoch mit den Neuauflagen. Bei Mackensen (1971) sind die Bedeutungsangaben recht knapp gehalten und erscheinen nicht immer ausreichend. Bsp.: Faschismus m (~ ;-) (lat.-it.; lat. Fasces Rutenbündel als Amtszeichen) antidemokratische nationalistische Diktatur (1988: 164). Fee¹ w (~; ~n) (fr.) w. Märchengeist. (ebd. 165). Vor allem werden Ableitungen von bereits erklärten Lexemen bei gleicher Bedeutung oft nur noch verzeichnet. Bsp.: Kommers m (~es; -) (lat.) feierlicher Studentenumtrunk in festem Kreis; ZW: kommersieren (-rte, -rt) . (ebd. 260) ( = nichtzielend (intransitiv)). Wahrig und Hübner sprechen davon, dass ausführliche Angaben zur Bedeutung zu finden sein werden. Auch das Duden-Team hat diesen Anspruch. Kienle legt den Schwerpunkt auf die Bedeutungserklärung, die allen Lesern verständlich sein soll. Vgl. z.B. die Vorworte bei Kuri (1969) und Duden (2. Aufl. 1966). Hübner (1989) hatte in seinen Hinweisen Beispiele angekündigt. Es handelt sich bei ihnen um Phraseologismen wie elaborierter Code und von etwas oder jemandem Notiz nehmen, deren Verzeichnung Hübner durch „in der Wendung“ ankündigt. Der Autor kennzeichnet sie zwar nicht als Lemmata, beschreibt sie jedoch genauso und setzt sie an die durch Ziffern gekennzeichnete Stelle einer weiteren Bedeutungserklärung. Auch wenn diese Eintragungen von Hübner nicht als Lemmata, sondern als Beispiele verstanden werden, so ist ihre Verzeichnung verschwindend gering. Die durchgesehene Lemmareihe zu N enthält einen, die Reihe zum Buchstaben O keinen Eintrag dieser Art.
359 aus möglichst allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, darunter auch fachsprachliche Wörter, jedoch nur dann, wenn sie für die Mehrheit der Benutzer von Interesse sind bzw. im weitesten Sinne allgemeinsprachlich gebraucht werden. Herkunftssprachliche Einschränkungen gibt es dabei nicht. Eingetragen sind sowohl direkte Entlehnungen als auch Lehnwortbildungen, Lehnwörter nur in einem geringen Maße. Begründet wird ihre Verzeichnung unter anderem mit den fließenden Übergängen zwischen Fremd- und Lehnwort. Indigene Wörter sollen nicht verzeichnet werden. Der Schwerpunkt der Eintragungen liegt auf Lexemen der deutschen Gegenwartssprache. Es werden auch Archaismen verzeichnet, insofern die Autoren diese z.B. für das Verständnis älterer Texte für relevant halten. Die Autoren sind sich durchaus bewusst, dass die verzeichneten Lexeme nur einen Teil aller deutschen Sprachkontaktprodukte darstellen und ihre Arbeiten Auswahlcharakter besitzen.
3.1.3 Die begriffliche Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten und deren Bewertung in lemmastarken Wörterbüchern – Zwei Beispiele Die untersuchten Wörterbücher unterscheiden sich bezüglich der Auseinandersetzung mit ihrem Gegenstandsbereich im Ort, an dem die Beschäftigung stattfindet, und in ihrer Ausführlichkeit. Während sich Kienle, Mackensen und die Bearbeiter der frühen Auflagen des Dudenbandes recht ausführlich in ihren Vorworten äußern, lagern Kuri und die Bearbeiter der späten Duden-Auflagen ihre Diskussion in Sonderkapital vor, in bzw. hinter dem eigentlichen Wörterverzeichnis aus. Klien, Wahrig und Hübner flechten dagegen nur wenige Bemerkungen in ihre kurzen Vorworte ein. Klien, Küfner und Hübner gebrauchen den Begriff ‚Fremdwort’, aber ohne weitere Erklärung. Die Bearbeiter von Wahrig (Aufl. 1991) bestimmen den Begriff diachron als Wort, das in der deutschen Sprache benutzt wird, aber fremden Sprachen entstammt. Weitere Differenzierungen gibt es jedoch auch dort nicht. Von einer Auseinandersetzung mit dem Fremdwort kann hier darum keine Rede sein. Sie positionieren sich außerdem nicht explizit zum Gebrauch von Sprachkontaktprodukten. Ihre Existenz im Deutschen halten sie offensichtlich für selbstverständlich und unproblematisch. Die Bearbeiter von Wahrig in (2002) weisen zumindest eine Überfremdung des Deutschen durch Anglizismen zurück. Mackensen (1971) und Kuri (1969) fallen dagegen durch ein puristisches Vokabular auf, das die reservierte Haltung gegenüber einem übermäßigen Fremdwortgebrauch, wann immer dieser beginnt, unterstreicht. Kienle (1950) wiederum hebt die sprachen- und völkerübergreifende Rolle des Fremdwortschatzes einer jeden Sprache hervor. Alle drei Bücher ebenso wie das Fremdwörterbuch von Duden (1960) befassen sich daneben mit historischen Sprachkontakten und bringen sie in Verbindung mit puristischen Aktivitäten der letzten Jahrhunderte. Im Folgenden soll exemplarisch auf die Äußerungen in den Arbeiten von Kienle und Kuri eingegangen werden. Diese sollen die Breite der in lemmastarken bundesrepublikanischen Kontaktwörterbüchern vorhandenen Aussagen zum deutschen Fremdwortschatz vorführen. Auf die Bestimmung des Fremdwortbegriffes im Duden Bd. 5 wird später eingegangen.67
–––––––—–– 67
Zu den Erklärungen in der Wörterbüchern aus der DDR zu diesem Thema siehe Kapitel 2.5.
360 Kienle stellt in seinem Vorwort der betrachteten Auflage von 198268 zunächst fest, dass Fremdwörter nicht nur, aber sicherlich auch Wörter sind, die einem guten Teil der Leser fremd seien. Dies liege nicht zuletzt daran, dass eine Reihe von ihnen erst in der letzten Zeit geprägt worden sei und noch nicht allen bekannt sein könne. Mit dieser Aussage zielt Kienle jedoch nicht so sehr auf eine Definition des Fremdwortes auf der Grundlage des psychologisch-pragmatischen Ansatzes, obwohl dieser in Kienles Formulierung mitschwingt – unbekannt zu sein ist keine markante Eigenschaft eines jeden Fremdwortes –, sondern er rechtfertigt damit eher die Erarbeitung seines Buches als Hilfsmittel zum Nachschlagen nicht bekannter Kontaktprodukte. Ihre Bestimmung ergibt sich aus der Abgrenzung des Fremdwortes vom Lehnwort. Von einem Fremdwort möchte Kienle nämlich ein Wort aus einer fremden Sprache unterscheiden, das sich so vollkommen in die deutsche Umgangssprache eingebürgert, d.h. assimiliert und integriert hat, „daß es seinem Sinne nach jedem bekannt und seine fremde Herkunft nur dem Fachmann noch erkenntlich ist“ (Kienle 1982: 6), also das Lehnwort. Dementsprechend lässt sich ableiten: Kienles Fremdwortbegriff beruht in erster Linie auf der Herkunft, dann aber auch auf den abweichenden äußeren Eigenschaften des Lexems. Diese werden jedoch nicht genannt. Schließlich kann auch die Bekanntheit eines Kontaktproduktes ein Zeichen für seinen Status als Fremdwort sein. Dieser Bestimmung folgt ein allgemeiner Durchgang durch die Entlehnungsgeschichte des deutschen Teilwortschatzes, ohne dabei Beispiele vorzuführen. Kienle verweist darauf, dass sprechende Menschen zu allen Zeiten fremdes Wortgut aus anderen Sprachen aufgenommen haben. Der Autor weist also den Sprechern, nicht den Sprachen, eine aktive Rolle im Entlehnungsprozess zu. Sodann bewertet er die Fremdwortübernahme als Ausdruck einer Verbundenheit der Sprecher mit der sie umgebenden Welt, aus der sie nehmen und der sie geben. Kienle spricht sehr kurz das puristische Engagement vor allem gegen Sprachkontaktprodukte aus dem Französischen an, das er auf einen übermäßigen Gebrauch französischer Entlehnungen in der damaligen Zeit zurückführt. Kienle kritisiert den Purismus nicht, er lobt jedoch auch nicht seine Ziele und Methoden. Denn zu den von den Puristen oft attackierten, im Deutschen gebildeten Lehnwortbildungen nimmt er eine andere Haltung ein. Kienle hebt die Funktion der von ihm als „Kunstwörter“ (ebd. 7) bezeichneten Ausdrücke als internationales Verständigungsmittel positiv hervor, da sie zumindest demjenigen verständlich sind, der an den mit ihnen verknüpften Geschehen Anteil hat. Daraus abgeleitet beruht Unverständlichkeit vor allem auf der Unkenntnis der Ereignisse und Gegenstände, nicht auf den Wörtern. Kienle warnt davor: Sich hiervon [von der internationalen Sprache der Wissenschaft und Technik, A.H.] auszuschließen, hieße heute sich aus der internationalen Gemeinschaft dieser Fächer auszuschließen. (ebd. 7)
Diese Warnung lässt sich kaum anders denn als Ablehnung gegenüber früheren und möglichen gegenwärtigen Reinigungs- oder Verdeutschungsambitionen verstehen. Die noch bis heute andauernde Tendenz der Übernahme aus dem Amerikanischen und Englischen bezeichnet Kienle mit Hinweis auf die vorübergegangene Entlehnungsphase aus dem Französischen als Modeerscheinung und beruhigt verängstigte oder gar puristische Stimmen damit, dass wieder nur das „bleiben wird [...], was unsere Sprache echt bereichert.“ (ebd. 8)
–––––––—–– 68
Das Buch existiert in dieser Form wahrscheinlich schon seit 1965, vgl. die bibliografischen Angaben.
361 Kienle begreift das deutsche äußere Lehngut in erster Linie als Gewinn, indem er Vorteile des Fremdwortgebrauches hervorhebt. Dabei vermeidet er ein metaphorisches und personifizierendes Vokabular zur Beschreibung der Verhältnisse von Sprachen zueinander. Er verzichtet außerdem auf eine Handlungsempfehlung. Er überlässt den Sprechern die Entscheidung, Sprachkontaktprodukte zu benutzen oder zu vermeiden. Sein Wörterbuch ist dementsprechend auf verständliche Erklärung ausgerichtet. Kuri stellt die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand seiner lexikografischen Arbeit in seinem zwischen 1969 und 1977 in derselben Form herausgegebenen Wörterbuch hinter das Wörterverzeichnis zu den Sonderkapiteln. Er nennt sie selbst geschichtlich-kritischen Beitrag über Fremdwörter. Kuri beginnt seine Beschreibung mit allgemeinen Aussagen über die Notwendigkeit eines Fremdwörterbuches, welches helfen soll, die vielen im Deutschen verwendeten Entlehnungen, denen sich heute jeder stellen müsse, 69 zu verstehen. Danach folgt eine Begriffserklärung, der sich die Darstellung der Entlehnungsgeschichte, unterteilt in Aussagen über einzelne Gebersprachen und illustriert mit einer großen Zahl von Entlehnungsbeispielen sowie eine Diskussion über die richtige Haltung zum Fremdwort im Deutschen anschließen. Bei seiner Bestimmung des Begriffes ‚Fremdwort’ entscheidet sich Kuri für den diachronen Ansatz, den er für am wenigsten umstritten hält. Er beschreibt das Fremdwort als Wort, das aus einer anderen Sprache entlehnt wurde und sich im Gegensatz zum Lehnwort im engeren Sinne in seiner fremden Gestalt, d.h. Betonung, Schreibung und Flexion, den Eigenschaften typisch deutscher Wörter nicht oder kaum angeglichen hat. Dieses kann dennoch jedem geläufig sein. Kuri versteht demnach fremd nicht als unbekannt und weist somit den psychologisch-pragmatischen Ansatz der Fremdwortbestimmung zurück. Das Fremdwort gehört zu den Lehnwörtern im weiteren Sinne, die Kuri als sprachliche Anleihen beschreibt und den Erbwörtern, dem „sprachlichen Erbe unserer germanischen Vorfahren“ (Kuri 1971: 529) gegenüberstellt. Zu den Fremdwörtern gehören alle Wörter, die aus anderen Sprachen in den fachsprachlichen oder gemeinsprachlichen Gebrauch kamen, alle sogenannten künstlichen Wörter und aus fremdsprachlichen oder fremdwörtlichen Wortelementen gebildeten Abkürzungen. Rückentlehnungen, sogenannte „Rückwanderer“ (ebd. 530), stuft er als unechte Fremdwörter ein. Zur „Grenzzone“ zwischen deutschen und Fremdwörtern gehörend ordnet Kuri zudem Hybridbildungen mit indigenem Anteil, sogenannte „Mischbildungen“ (ebd.). Ob Kuri Fremdwörter als Bestandteil des deutschen Wortschatzes versteht oder nicht, wird nicht klar ausgedrückt. Einerseits unterscheidet er Hybridbildungen von deutschen und fremdsprachigen Wörtern, andererseits finden sich in der Darstellung der Entlehnungsgeschichte Äußerungen zu „Übernahme“ und „Eingang“ in die deutsche Sprache. Im Titel stellt Kuri klar heraus, dass sein Buch dem richtigen Verständnis und sicheren Gebrauch des deutschen Fremdwortschatzes verpflichtet sei. Dies lässt eine mindestens neutrale Haltung gegenüber seinem Bearbeitungsgegenstand vermuten. Bereits in den einleitenden Sätzen seiner Diskussion deutet sich jedoch an, dass der Autor dessen Existenz und dessen Gebrauch nicht ohne weiteres befürwortet. Dort spricht er von einer „Flut“ von Fremdwörtern, die in die deutsche Sprache „eindringt“, „steigt“ und „über die Grenzen der Fachsprachen“ „ausufert“ (ebd. 529). Er nennt verschiedene Haltungen, die man ihnen gegenüber einnehmen kann und verknüpft die ablehnende mit dem positiv bewerteten Ar-
–––––––—–– 69
Vgl. Kuri (1971: 529) (entspricht 1969).
362 gument der Besorgnis um das deutsche Sprachgut, die befürwortende mit dem der Bereicherung des Ausdrucks, was er als Scheinargument zurückweist. In seinen Definitionsbemühungen beschreibt er Fremdwörter dann als „Gäste“ und „fremdsprachige Einwanderer, die im Lande unserer Sprache seßhaft geworden sind“. (ebd. 530) Obwohl Kuri ein eigenes Kapitel für die Bewertung von Sprachkontakten vorsieht, scheint also bereits von Anfang an seine reservierte Haltung hervor. Sie zieht sich auch durch das Kapitel zur Entlehnungsgeschichte und entfaltet sich dann vollends bei der Beantwortung der Frage, ob gegen den Fremdwortgebrauch vorgegangen werden sollte oder nicht. Kuri personifiziert dabei die Sprachkontaktprodukte, macht sie zu Handelnden (Fremdlinge, Gäste), die eindringen und einwandern. Er verwendet Metaphern der Flut, des Zustroms und der Überschwemmung, besonders dann, wenn es um Entlehnungsvorgänge aus dem Englischen geht. Während er die Übernahmen aus anderen Gebersprachen lediglich konstatiert und mit Beispielen illustriert, kommentiert er die „Überschwemmung [...] mit englischem Wortgut“ (ebd. 535), indem er sich die Metapher der „englischen Krankheit“ (ebd.) aneignet und diese durch eine Vielzahl von Beispielentlehnungen sichtbar zu machen sucht. Zudem verweist er auf ein Ungleichgewicht im sprachlichen Austausch zwischen dem Englischen und dem Deutschen und greift den bereits von Dunger verwendeten Begriff der Engländerei auf. Mit ihm wirft Kuri den Deutschen implizit eine ungesunde „Vorliebe für dem englischen wayoflife“ (ebd. 536) vor und erinnert dabei wohlwollend an „die nationale Selbstbesinnung während der beiden Weltkriege“ (ebd.). Im Kapitel Für und Wider das Fremdwort unterscheidet Kuri dann nach alter Manier aufgrund eines Maßstabs der Ausdruckskraft und -schärfe zwischen notwendigen, nützlichen, unersetzlichen Fremdwörtern einerseits und bequemen, verwirrenden, wichtigtuerischen, also überflüssigen andererseits. Dabei entscheidet nach Kuri die Sprachgeschichte, welche zur ersten Gruppe gehören und welche sie ausmerzt. Die Zuweisung der Verantwortung korrespondiert mit der Beschreibung der Sprache als handelndem Subjekt und lebendem Gewässer, das irgendwann einmal rein, also fremdwortfrei gewesen sei und dem Kuri eine Kraft der Wortbildung zuschreibt, die es heute nicht mehr in dem Maße besitze wie früher und das darum verstärkt auf Entlehnungen angewiesen sei. So scheint sich die Sorge, dass das gute echte Deutsch „verwässert, verfälscht, verwelscht“ (ebd. 537), also verderbe, nach Kuri regelrecht aufzudrängen. Kein Wunder also, dass sich Menschen gefunden haben, die den Kampf gegen die Fremdwörterflut aufgenommen haben. Kuri hebt neben literarischen Größen der Klassik und H. v. Stephan besonders den ADSV heraus, der seine ganze Kraft für einen fremdwortfreien Ausdruck eingesetzt habe. Auch wenn einige Sprachreiniger übers Ziel hinausgeschossen seien, so seien durch ihr Engagement einige gute Verdeutschungen entstanden. Dass diese die Entsprechungen jedoch nicht verdrängt haben, liege an bestimmten Funktionen der Fremdwörter, die ihren Gebrauch doch notwendig machen. Kuri kommt zu dem Schluss, dass sich die Frage, ob eine Reinigung notwendig und wünschenswert sei, nicht eindeutig beantworten lasse. Aber daß man Fremdwörter meiden sollte, für die es klare, wohlklingende, knappe Verdeutschungen gibt, als an Ausdruckskraft und Ausdrucksschärfe ebenbürtige, ja überlegende deutsche Wörter, versteht sich. (ebd. 538)
Auf sein Verständnis der Sprache als Organismus zurückkommend weist Kuri dann noch einmal auf die selbstreinigende Kraft der Sprache, die sich jeder „Verseuchung“ und „Verschmutzung“ (ebd.) erwehrt und nicht mehr benötigter „Anleihen“ einfach wieder entledigt,
363 denn „unsere Sprache (ist) in ihrer Lebenskraft [...] unverwüstlich“ (ebd.). Damit lehnt Kuri mögliche bewusste Verdeutschungsbestrebungen nicht völlig ab, aber er unterstützt sie auch nicht ausdrücklich. Mit seinem Vokabular und seinen Vorstellungen über die Sprache als irgendwann einmal nur aus indigenen Wörtern bestehend und nun kraftloser und verschmutzt, mit der Unterscheidung zwischen entbehrlichen und unentbehrlichen Lexemen und seiner deutlich an das Motto des ADSV erinnernden Mahnung der möglichsten Vermeidung eines unnötigen Fremdwortgebrauchs trägt Kuri den fremdwortpuristischen Diskurs deutlich über das Jahr 1945 hinaus in die bundesrepublikanische Zeit. Als eine Konsequenz aus dieser Haltung mögen die relativ knappen Bedeutungseintragungen gedeutet werden, die andererseits von vielen weiteren Angaben zu Form, Gebrauch und Herkunft70 umgeben sind. Der vorrangige Zweck, den Kuri seinem Wörterbuch unterstellt, bleibt jedoch die Verständnis- und Gebrauchshilfe und macht seine Arbeit nicht zu einem Verdeutschungswörterbuch.
3.2 Das Duden-Fremdwörterbuch Band 5 (1960) Das Fremdwörterbuch des Dudenverlags gehört zu den bekanntesten Sprachwörterbüchern des deutschsprachigen Raumes von der Nachkriegszeit bis heute. Es ist nach Kienle (1950) das zweite Kontaktwörterbuch, das in der Bundesrepublik mit einer Größenordnung von über 30.000 Lemmata erarbeitet wird. Von seiner Gruppe behauptet es sich am längsten auf dem deutschen Wörterbuchmarkt. Als Duden-Band 5 gehört es zu einer Reihe von Nachschlagewerken aus dem Dudenverlag, die sich als die Standardwerke zur deutschen Gegenwartssprache verstehen. Das Wörterbuch selbst wird von seinen Bearbeitern seit der 3. Auflage 1974 als Das Fremdwörterbuch bezeichnet und als grundlegende lexikografische Arbeit zum deutschen Fremdwortschatz beworben. Darüber hinaus ist es die erste und zentrale Arbeit einer ganzen Gruppe von Sprachkontaktwörterbüchern und CD-Roms des Dudenverlages zum äußeren Lehngut. Mit seiner erstmaligen Publikation 1960 bildet es die Grundlage und den Ausgangspunkt für die Erarbeitung von Ahlheim (1970), dem Schülerduden – Fremdwörterbuch (1975), dem Kleinen Duden – Fremdwörterbuch (1977), dem Großen Fremdwörterbuch (1994) und dem „umgekehrten“ Fremdwörterbuch (2003) sowie verschiedenen CD-Rom-Versionen.71 Wie die Abbildung 5 zur Kontaktwörterbuchlandschaft nach 1945 zeigen wird, deckt der Dudenverlag mit diesem Angebot fast alle typologisch unterschiedenen Gruppen einzelsprachübergreifender gemeinsprachlicher produktorientierter Sprachkontaktwörterbücher ab, mit Ausnahme des puristischen Typs. Das Duden-Fremdwörterbuch ist bis 2007 in 9 Auflagen und einer Reihe von Lizenzausgaben erschienen.72 Während die Lizenzausgaben vor allem zur zusätzlichen Verbreitung des Wörterbuches beitragen, werden die Originalauflagen sowohl makrostrukturell als auch inhaltlich immer wieder überarbeitet. Die Bearbeitung ruht nicht auf einer Person. Sie ist einer wechselnden Gruppe von Lexikografen zuzurechnen, die für die Beschreibung des
–––––––—–– 70
71
72
Kuri gibt außerdem Zeiten der Entlehnung ins Deutsche bzw. der Lehnwortbildung an (ähnlich wie Engel). Vgl. in der Bibliografie LexiRom (1995), Duden-Korrektur Plus (2001), Duden Büro Plus (2004), Duden Korrektor Jura (2007). Vgl. die bibliografischen Angaben zum Duden-Fremdwörterbuch (1960) = Duden FWB (1960).
364 Wortschatzes zusätzlich von zahlreichen Fachwissenschaftlern unterstützt wird. Das Duden-Fremdwörterbuch ist damit ein hundertprozentiges Produkt von Gruppenarbeit. Diese Arbeitsweise bildet eine mögliche Voraussetzung, das Wörterbuch von individuellen Einflüssen möglichst frei zu halten. Von Anfang an hat das Werk außerdem den Anspruch von Wissenschaftlichkeit und fachlicher Fundiertheit bei aller Verständlichkeit für den Benutzer. Auch dies kann meist besser durch eine Gruppe als durch eine Person allein ermöglicht werden. Während sich viele der jemals an der Entstehung der Arbeit beteiligten Lexikografen zumindest namentlich ermitteln lassen,73 bleiben die Fachexperten unbenannt. Wer also welchen Anteil an der Entstehung und Bearbeitung der verschiedenen Auflagen hat, kann nicht vollständig ermittelt werden. Darum macht die Präsentation der Lexikografen nur wenig Sinn. Im Zentrum der folgenden Ausführungen steht die Charakterisierung des Wörterbuches nebst der Darstellung von Verständnis und Bewertung äußerer Sprachkontaktprodukte im Deutschen durch die Wörterbuchbearbeiter. Den folgenden Ausführungen sind die 2. und 3. sowie 5. bis 9. Auflage zugrunde gelegt.74 Die Einsicht in frühe, mittlere und späte Auflagen ermöglicht, Veränderungen und Entwicklungen durch die Zeit sichtbar zu machen und den gegenwärtigen Stand des Wörterbuches als bedeutenden Vertreter der gegenwärtigen Sprachkontaktlexikografie des Deutschen aufzuzeigen.
3.2.1 Zur Anlage des Duden-Fremdwörterbuches Wie in der Gruppe der lemmastarken Kontaktwörterbücher üblich besteht das DudenFremdwörterbuch Band 5 nicht nur aus seinem Wörterverzeichnis. Die Bearbeiter legen von Beginn der Veröffentlichung an viel Wert auf eine ausführliche Einführung in das Thema des Buches und seine Anlage, auf die die Leser bei Fragen zu Inhalt und Gestaltung der Arbeit zurückgreifen können. Die Lexikografen der 2. Auflage nutzen dazu die Vorworte zur 1. und 2. Auflage, die Hinweise zur Einrichtung des Wörterverzeichnisses und ein Kapitel über allgemeine Regeln zur Rechtschreibung. Selbstständige Artikel zum Begriff des Fremdwortes und Richtlinien zu seinem Gebrauch im Deutschen gibt es noch nicht. Stattdessen sind diese Aussagen in die Vorworte integriert. Ebenfalls in den Vorworten niedergelegt sind Angaben zu Motiven, Zielen, Adressaten und Inhalten der Arbeit, darunter zu Anzahl und Auswahl der verzeichneten Lexeme. In der Einführung zum Wörterverzeichnis der 2. Auflage finden sich Hinweise zur Auswahl, Anordnung der Lemmata und ihrer Alphabetisierungsmethode. Es werden Erklärungen zu verwendeten Zeichen über die dargelegten Aussprachebezeichnungen hinaus und über die Kennzeichnung von Grammatik, Homonymie und Polysemie gegeben. Außerdem gibt es einen Absatz zur Darstellung der etymologischen Angaben und ein ausführliches Abkürzungsverzeichnis. In den Vorworten und der Wörterbucheinrichtung wird neben allen vier in der Untersuchung betrachteten makrostrukturellen Eigenschaften des Wörterverzeichnisses also auch eine Reihe mikrostruktureller Angaben besprochen. Dazu wird ein Vokabular gewählt, das fachsprachliche Termini wie ‚Etymologie’ und ‚Flexion’ vermeidet und dafür Begriffe wie ‚Geschlechts-’ und ‚Beugungsangaben’, ‚Wesfall’ oder ‚Hauptwort’
–––––––—–– 73 74
Vgl. die bibliografischen Angaben. Das sind die Wörterbücher von 1966, 1974, 1990, 1997, 2001, 2005, 2007.
365 gebraucht. Dies soll offensichtlich zum besseren Verständnis der Benutzerhinweise beitragen. Bemerkenswert ist, dass die Besprechung paradigmatischer Angaben nicht und pragmatischer Angaben nur teilweise und im Vorwort erfolgt75 und keine Aussagen über die Anordnung der unterschiedenen Bedeutungen gemacht werden. Außerdem gibt es ein Kapitel Zusätze und Verdeutschungen. Es verweist darauf, dass es einerseits Erklärungen über den Rahmen der Bedeutungsangabe hinaus geben kann, die in den enzyklopädischen Bereich hineinreichen, andererseits sogenannte wörtliche oder eigentliche Bedeutungen eines Lexems innerhalb der etymologischen Klammer angegeben werden, die die Bearbeiter Verdeutschungen nennen. Der Rückgriff auf die Bezeichnung ‚Verdeutschung’ führt zu der Frage, ob die damit bezeichneten Angaben nicht nur, wie angegeben, dem besseren Verständnis dienen sollen oder ob sie auch als Ersetzungsvorschläge auf Grundlage der Übersetzung zu deuten sind. Aufgrund der Problematik dieses Begriffes und eines anderen Umgangs mit der Thematik Fremdwort führen die Dudenbearbeiter dieses Kapitel mitsamt dem Begriff seit der 3. Auflage 1974 nicht mehr an. Ansonsten hat sich der Aufbau der Benutzerhinweise kaum verändert. Verändert hat sich jedoch das Beschreibungsvokabular. Die Bearbeiter trauen den Benutzern nun offensichtlich zu, linguistische Fachbegriffe zu verstehen. Neu an der Anlage des ganzen Wörterbuches ist auch eine dem Wörterverzeichnis vorangestellte Abhandlung zur Einführung in die Geschichte und Funktion des Fremdwortes. Diese bildet die Grundlage für die seit der 7. Auflage 2001 direkt in das Wörterverzeichnis eingeschobenen neun doppelseitigen Artikel zu verschiedenen Aspekten äußeren Lehnguts. Dafür haben sich die Herausgeber des Wörterbuchs mit der 7. Auflage dazu entschlossen, den Benutzerhinweisen kein allgemeines Kapitel zur Rechtschreibung von Sprachkontaktprodukten mehr beizulegen. Auch die neue Rechtschreibung wird nicht mehr wie noch 1997 vorgestellt. Angaben zur Schreibung von Entlehnungen sind nun nur noch dem Wörterverzeichnis zu entnehmen. Als eine Neuerung für die 8. Auflage haben die Bearbeiter zusätzlich zur Beschreibung der Anlage des Wörterverzeichnisses in den Einrichtungshinweisen eine illustrierte Kurzbeschreibung auf den vorderen inneren Umschlagseiten eingefügt. Sie soll offensichtlich den Benutzern zugute kommen. Sie ermöglicht einen wesentlich schnelleren, wenn auch nicht so ausführlichen Überblick über die Präsentation der Angaben in den einzelnen Wörterbuchartikeln. Das Duden-Fremdwörterbuchs enthält in seiner 8. (2005) und 9. Auflage (2007) die mikrostrukturellen Kurzhinweise auf der vorderen Umschlagseite, Vorwort, Inhaltsverzeichnis, Hinweise zur Einrichtung des Wörterverzeichnisses, in denen viele der makro- und mikrostrukturellen Eigenschaften des Wörterverzeichnisses vorgestellt werden, als Herzstück das Wörterverzeichnis und in ihm 9 kurze Artikel zum Thema Fremdwort.
3.2.2 Zur Programmatik des Duden-Fremdwörterbuches Hinsichtlich der Motive, aus denen die verschiedenen Auflagen des Duden-Fremdwörterbuches entstanden sind, und der Ziele, die mit ihnen verfolgt werden, ist der Duden Bd. 5
–––––––—–– 75
Hinweise auf die Verzeichnung pragmatischer Angaben lassen sich auch aus dem Abkürzungsverzeichnis entnehmen. Das Abkürzungsverzeichnis kann sie jedoch nur nennen, nicht erklären.
366 ein typisches Beispiel der Gruppe deutscher lemmastarker Sprachkontaktwörterbücher aus der Zeit nach 1945. Die Bearbeiter der 1. Auflage 1960 gehen davon aus, dass es in der deutschen Sprache ein solche Fülle von Sprachkontaktprodukten gibt, dass niemand sie alle kennen kann, viele jedoch für die heutige Kommunikation von großer Bedeutung sind und darum ein besonderes Bedürfnis nach Information über die formativen, semantischen und gebrauchsbezogenen Eigenschaften dieses deutschen Teilwortschatzes besteht. Dieses Bedürfnis mit Hilfe ihres Nachschlagewerkes zu befriedigen, haben sich die Wörterbuchbearbeiter vorgenommen und darum das wichtigste Fremdwortgut aus allen Bereichen des Lebens in ihrem Buch niedergelegt und erklärt. Diese Begründung wird in späteren Auflagen in den Titel integriert und auf die Formel Notwendig (später sogar: Unentbehrlich) für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter gebracht. Darüber hinaus sprechen die Bearbeiter von einem Auftrag der Dudenredaktion, die deutsche Gegenwartssprache zu erschließen und ihre Ergebnisse der Sprachgemeinschaft in Nachschlagewerken zur Verfügung zu stellen. Dazu gehöre auch die Erarbeitung eines Fremdwörterbuches. Wer diesen Auftrag erteilt hat, wird nicht gesagt. Kein anderes Wörterbuch nennt eine solche Aufforderung. Dafür begründen die Dudenbearbeiter ebenso wie andere Autoren ihre folgenden Auflagen mit dem Hinweis, dass sich neue Kontaktprodukte in der deutschen Sprache etabliert haben, die Eingang in das Wörterbuch finden sollten, andere Lexeme dagegen nicht mehr gebraucht werden und auch dies durch Markierung oder Weglassen zu berücksichtigen sei. Außerdem mache der kontinuierliche Wortschatzwandel auch Bearbeitungen an den bereits verzeichneten Artikeln notwendig. So entsteht durchschnittlich alle 6 bis 8 Jahre, ab 1997 in Abständen von 4 Jahren eine neue Auflage.76 Die Verkürzung der Publikationsabstände muss einerseits mit der allmählichen Umstellung des Wörterbuches auf die neue Rechtschreibung in Zusammenhang gebracht werden. Ein anderes Motiv für die Veröffentlichung neuer Auflagen ist die Überarbeitung der strukturellen Eigenschaften des Wörterverzeichnisses zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit, vor allem seit der 7. Auflage. Diese hängt vermutlich mit der Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse zur Wörterbuchbenutzung zusammen, vielleicht auch mit einem höheren Konkurrenzdruck von Seiten des Bertelsmannverlages. Die oben genannte Formel fasst auch die Zweckbestimmung des Wörterbuches gut zusammen. Von Anfang an soll es neben der Beschreibung der äußeren Eigenschaften der verzeichneten Lexeme besonders der Erklärung der Wortbedeutung sowie als Anleitung bei Fragen des richtigen Gebrauchs dienen. Es soll den Nutzern helfen, Fremdwörter richtig schreiben, besser verstehen und korrekt gebrauchen zu können. Deshalb wurde bereits in den ersten beiden Auflagen der Schwerpunkt auf die Verzeichnung der Semantik und des Verwendungsbereiches gelegt. Zusätzlich wollen die Bearbeiter der frühen Auflagen „eine [...] annähernd zutreffende [...] Bestandsaufnahme des lebenden Fremdwortgutes unserer Gegenwartssprache“ (Duden FWB/1966: 6) durchführen und gebräuchliches Wortgut von veraltenden und veralteten Lexemen sichtbar abgrenzen. Sie hoffen dadurch, den heutigen Benutzern, darunter besonders den Ausländern sowie späteren Forschern einer Geschichte des Fremdwortes, entgegenzukommen. Die Absicht, Vorarbeiten für spätere Fremdwortforschung zu leisten, vor allem aber die Adressatenvorstellung der ersten Auflagen wird in den späteren nicht wiederholt. Sie bleibt weitestgehend offen. Die Tradition, eine möglichst
–––––––—–– 76
Die aktuelle 9. Auflage (2007) kam sogar schon nach 2 Jahren heraus.
367 umfassende Dokumentation des kontaktsprachlichen Wortschatzes des Deutschen zu geben, will die Redaktion aber fortsetzen. Das schließt, so heißt es z.B. im Vorwort von 1990, die Verzeichnung von Archaismen ein. Mit der Veröffentlichung der dem Wörterverzeichnis vorangestellten Einführung in die Geschichte und Funktion von Fremdwörtern seit 1974 verknüpft sich zudem ein weiterer Zweck des Nachschlagewerkes. Der Aufsatz soll dazu beitragen, einen Überblick über „das heftig diskutierte Thema „Fremdwort“ (zu) bieten“ (Duden FWB/1990: 6) und allgemeine Fragen zu ihm zu beantworten. Die Nutzer sollen dadurch angeregt werden, sich ein eigenes Urteil zum Thema zu bilden. Diese Absicht wie auch die anderen Ziele werden dem Wörterbuch bis zur aktuellen Auflage beigelegt.
3.2.3 Zur begrifflichen Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten und deren Bewertung im Duden-Fremdwörterbuch Auflagen 1 bis 2 (1960–1966): In den frühen Auflagen des Duden-Fremdwörterbuches findet eine Auseinandersetzung mit dem äußeren Lehngut im Vergleich zu den späteren in einem sehr begrenzten Rahmen statt. Die Bearbeiter der 1. und 2. Auflage nutzen lediglich die Vorworte und Hinweise zum Gebrauch des Verzeichnisses, um den Begriff des Fremdwortes zu klären. Das geschieht jedoch nicht explizit, sondern über die Begründung der Wörterbucherarbeitung und die Beschreibung der Auswahl. Im Wörterbuch sollen vor allem solche Lexeme verzeichnet werden, die nicht die beiden folgenden Grenzen überschreiten. Zum einen sei man restriktiv in der Aufnahme sogenannter fremder Wörter, d.h. Wörter anderer Sprachen, gewesen. Sie seien nur dann aufgenommen worden, wenn sie im Deutschen häufiger gebraucht würden. Dies gelte auch für fremdsprachige Wendungen und Zitate. Zum anderen kennen die Bearbeiter Lehnwörter, „d.h. ehemalige Fremdwörter, die sich in Aussprache, Schreibung und Beugung ganz der deutschen Sprache angeglichen haben“ (Duden FWB/1966: 5). Auch sie sollen nur dann verzeichnet werden, wenn sie Aufschluss über andere, noch nicht angepasste Wörter derselben „Wortsippe“ geben können. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass die Grenze zwischen ‚Lehn-’ und ‚Fremdwort’ fließend sei. Die Beschreibung der Auswahl in den Hinweisen nennt zudem deutsche Wörter, „die durch fremde Ableitungssuffixe oder -präfixe verfremdet sind und deshalb wie echte Fremdwörter aussehen“ (ebd. 9), sowie aus fremden Eigennamen entstandene generalisierende Gattungsnamen. Aus diesen Angaben lässt sich ableiten, dass unter Fremdwörtern Wörter aus anderen Sprachen verstanden werden sollen, die nicht mehr nur Zitatcharakter besitzen, sondern durch ihren häufigen Gebrauch im Deutschen als Bestandteil des deutschen Wortschatzes zu betrachten sind. Diese Wörter haben sich im Gegensatz zu den Lehnwörtern in ihrer äußeren Gestalt den typischen Eigenschaften des deutschen Wortschatzes noch nicht oder nicht völlig angeglichen. Dass Hybridbildungen im Wörterbuch enthalten sind, aber als unechte Fremdwörter echten gegenübergestellt werden, lässt für die ersten Duden-Auflagen auf ein vorrangig diachronisches Fremdwortverständnis schließen. In ihm spielt der Grad der Assimilation jedoch eine besondere Rolle. Festzuhalten ist, dass die Bezeichnung ‚Fremdwort’ nicht in Frage gestellt, sondern selbstverständlich gebraucht wird. Bie Bearbeiter fühlen sich verpflichtet, zum beschriebenen Wortschatzbereich Stellung zu nehmen. Sie bemühen sich in ihrem Vorwort darum, Metaphern aus dem Bereich Überflutung und Krankheit zu vermeiden. Trotzdem erzeugen sie beim Leser das Gefühl einer
368 gewissen Ablehnung oder gar Ohnmacht, wenn sie auf die Größenordnung und Präsenz des Fremdwortschatzes im gegenwärtigen Sprachgebrauch zu sprechen kommen und dabei von Ansturm, Fülle und Überforderung reden, der man nur durch ein Wörterbuch wie dieses entgegenwirken kann. Die Redaktion unterscheidet dann zwischen völlig „entbehrlichen, nur aus Neigung zum Besonderen entlehnten Wörtern“ (ebd. 6) und solchen, die zum festen unentbehrlichen Bestandteil des deutschen Wortschatzes geworden sind. Diese Unterscheidung wird jedoch weder begründet noch illustriert. Sie wird als Gemeinplatz hingestellt, an der kein Zweifel zu bestehen scheint, ist sie doch seit Jahrzehnten tradiert. Die Differenzierung wird lediglich relativiert, indem auf Übergänge zwischen beiden Gruppen hingewiesen wird. Als selbstverständlich führen die Bearbeiter auch den wiederum spätestens seit den Wörterbüchern des ADSV tradierten Grundsatz zum Gebrauch von Sprachkontaktprodukten an, den sie zugleich erweitern: „Vermeide jedes Fremdwort, für das es ein gleichwertiges deutsches Wort gibt, sei aber andererseits dort kein Eiferer, wo ein Fremdwort unsere Sprache wirklich bereichert.“ (ebd.) Es wird also zur Zurückhaltung im Fremdwortgebrauch aufgerufen, ohne jedoch gleich puristische Aktivitäten zu wünschen. Denn die „Wertmaßstäbe haben sich angesichts der weltweiten Verflechtungen in unserem Jahrhundert ohnedies etwas verschoben.“ (ebd.) Internationalität der Forschung und die politische Situation „in Ost und West“ bedürfen sprachenübergreifender Wortschätze. Die Redaktion wünscht sich aber, dass sich die Nutzer einen Blick für das Fremde in der Sprache bewahren. Die Bearbeiter der frühen Ausgaben des Duden-Fremdwörterbuches haben sich demnach noch nicht von einer pauschalen Unterscheidung und Bewertung des deutschen Fremdwortschatzes auf Grundlage eines schwer objektivierbaren Entbehrlichkeitskriteriums, wie es vor allem vom ADSV propagiert wurde, gelöst. Sie gehen auch noch wenig auf Funktionen von Sprachkontaktprodukten ein. Sie verweisen lediglich auf ihre Bedeutung für die Internationalität der Fachsprachen und im politischen Diskurs. Die Annahme der Existenz von entbehrlichen Wörtern führt jedoch anders als in puristischen Wörterbüchern nicht zu einer besonderen Behandlung dieser Lexeme oder zu einer Ausgrenzung. In diesem Sinne arbeiten die Autoren deskriptiv. Auflagen 3 bis 6 (1974–1997): Im Laufe der Jahre sehen die Bearbeiter des Wörterbuches den Bedarf, sich in einem größeren Maße in die von ihnen beobachtete Diskussion zum Thema Fremdwort einzumischen, als es zu Beginn der Herausgabe geschehen ist. Dabei gehe es ihnen nicht so sehr darum, die Diskussion für ihre Nutzer nachzuzeichnen und dann Stellung zu beziehen, sondern zunächst einmal allgemeine Fragen wie die nach den typischen Merkmalen und dem Anteil der Fremdwörter am deutschen Wortschatz zu beantworten. Dies solle dazu beitragen, dass sich die Benutzer ein eigenes Urteil über das sogenannte Fremdwortproblem bilden können. So wird zumindest das Ziel des seit der 3. Auflage des Buchs erschienenen einführenden Aufsatzes Zur Geschichte und Funktion des Fremdworts angegeben. Er erscheint bis zur 6. Auflage als fester Bestandteil des Wörterbuchs in nur leicht veränderter Weise und enthält Überlegungen zum Begriff des Fremdwortes, zu dessen Merkmalen und Sonderformen. Er führt frühere puristische Haltungen vor, macht Aussagen zum Anteil des äußeren Lehnguts am deutschen Wortschatz und zu seinen Funktionen, um dann schließlich doch zu ihm Stellung zu nehmen und Gebrauchsempfehlungen anzubieten. Im Folgenden soll besonders auf den nun vertretenen Fremdwortbegriff sowie auf dessen Bewertung eingegangen werden. Sie gelten nicht nur für das Duden-Fremdwörterbuch, sondern lassen sich in nur wenig abgewandelter Form auch in anderen kontaktsprachlichen Arbeiten des Verlages, z.B. im Schülerduden nachweisen.
369 Im Aufsatz77 wird zunächst festgestellt, dass es in allen Kultursprachen, also auch im Deutschen eine große Zahl von Wörtern aus anderen Sprachen gibt, die üblicherweise Fremdwörter genannt werden, ohne dass diese fremd im Sinne von nicht bekannt zu sein brauchen. Von dieser allgemeinen, aber immer noch ausdrücklicheren Beschreibung des Fremdwortes, als sie die frühen Auflagen geboten haben, ausgehend, wird die Frage, woran man ein Fremdwort erkennt, anhand von vier Eigenschaften beantwortet. Das seien bestimmte fremdworttypische Wortbildungselemente, Bestandteile des Wortes genannt, eine vom Deutschen abweichende Lautung, also Aussprache bzw. Betonung, eine im Deutschen unübliche Buchstabenfolge, dann aber auch eine gewisse Ungeläufigkeit eines Wortes in der Alltagssprache. Es wird explizit darauf hingewiesen und ausführlich an Beispielen illustriert, dass diese Merkmale zwar Identifizierungsmöglichkeiten seien, aber keine sicheren Typologiekriterien darstellen und dass auch indigene Lexeme, im Aufsatz deutsche Wörter genannt, oben erwähnte Merkmale aufweisen können. So passiere es auch, dass „deutsche Wörter“ für Fremdwörter gehalten werden oder Sprachteilhaber ein und dasselbe Wort je nach realisierter Bedeutung einmal als deutsch und einmal als fremdsprachlich einschätzen. Außerdem unterliegen viele Lexeme Assimilationsprozessen, auch Eindeutschung genannt, in denen sie ihre fremdsprachlichen Merkmale teilweise oder ganz verlieren. Dabei beschreiben die Autoren die zwei typischen Assimilationswege, die Angleichung der Lautung an die Schreibung und die Veränderung der Schreibung aufgrund der Lautung. Auch diese Prozesse werden an Beispielen vorgeführt. Der bisher vorgestellte Fremdwortbegriff im Duden-Fremdwörterbuch enthält demnach Elemente des diachronischen Ansatzes, indem er auf die Herkunft der Wörter aus anderen Sprachen verweist. Die Diskussion über die angegebenen Merkmale deutet dann aber auf eine besondere Beachtung der aus synchronischer Sicht ermittelbaren äußeren Charakteristik von Fremdwörtern hin. Dazu gehört auch das zunächst subjektiv erscheinende Merkmal der Geläufigkeit, das sich aber durch Frequenzuntersuchungen objektivieren lässt. Den normalen Sprachteilhabern kann es eher als Orientierung dienen. Dennoch verweisen die Autoren noch einmal darauf, dass die Einordnung von Wörtern zu Fremdwörtern und nicht zuletzt die sprachhistorisch ausgerichtete Bezeichnung ‚Fremdwort’ selbst weiterhin problematisch bleiben. Viele Sprachteilhaber können z.B. Misch- bzw. Hybridbildungen aus fremden und deutschen Wortbildungselementen nicht eindeutig zuordnen. Auch die Wörterbuchautoren legen sich nicht fest. Außerdem gebe es Lexeme, die sich derart angeglichen haben, dass ihre fremde Herkunft nur noch von historisch orientierten Sprachwissenschaftlern nachgewiesen werden könne, die sogenannten Lehnwörter. Sie werden zwar nicht in der 5., dafür aber in der 3. Auflage eindeutig von Fremdwörtern abgegrenzt. Direkt genannt wird die Unterscheidung wieder zusammen mit dem Hinweis auf die fließenden Übergänge zwischen „fremdem und eingebürgertem Wort“ im Aufsatz der 7. Auflage. Abstand nehmen die Autoren von einer Beschreibung des Fremdwortes aufgrund des psychologischpragmatischen Ansatzes als Wort, das jemandem fremd ist. Dazu heißt es in der 5. Auflage:
–––––––—–– 77
Der folgenden Darstellung liegt die Version des Aufsatzes von 1990 zugrunde. Auf Unterschiede zwischen früheren und späteren Versionen wird an gegebener Stelle eingegangen. Der hauptsächlichste Unterschied zwischen dem Aufsatz der 3. und der Texte der 5. und 6. Auflage besteht darin, dass die späteren Texte einer Straffung unterzogen worden sind, ohne jedoch gravierende inhaltliche Änderungen vorzunehmen.
370 Wer den Begriff Fremdwort aber in der Weise auf die Gegenwartssprache anwenden will, also in bezug auf das Nichtverstehen von Wörtern, hat die Problematik nur verlagert, da das Verstehen der Fremdwörter individuell sehr unterschiedlich ist und von Faktoren wie Bildung, Beruf, Alter abhängt. (Duden FWB/1990: 9)
Interessanterweise findet sich diese Äußerung im Aufsatz zwar schon 1974, und dort sogar noch ausführlicher als in der 5. Auflage von 1990. Die frühe Besprechung dieses Ende der 1960er Jahre populär gewordenen und dann vor allem in den 1970er Jahren diskutierten Ansatzes78 zeigt die Aktualität und Nähe des Aufsatzes zum wissenschaftlichen Diskurs. Nach 1990 scheint dieser Ansatz für die Dudenbearbeiter jedoch nicht mehr erwähnenswert zu sein. Dies mag daran liegen, dass die Bestimmung des Fremdwortes nach einem Verständlichkeitskriterium nicht zu den dominanten Beschreibungen in der gegenwärtigen linguistischen Forschung gehört. Sie hätte zudem gravierende Folgen für die lexikografische Arbeit, insbesondere für eine methodische Beschränkung der Auswahl. Im weiteren Verlauf des Aufsatzes kommen die Autoren nach knapper, neutraler Darstellung fremdwortpuristischer Aktivitäten und deren sprachlichen, mehr bereichernden als bereinigenden Auswirkungen in den letzten Jahrhunderten sowie nach Bemerkungen zum Anteil des Fremdwortschatzes im früheren und gegenwärtigen Deutsch auf Sonderformen kontaktsprachlicher Erzeugnisse zu sprechen. Sie nennen nach fremdsprachlichem Muster gebildete, aber in der Vorbildsprache gar nicht vorhandene Scheinentlehnungen, daneben sogenannte Halbentlehnungen, Wörter, denen eine neue Bedeutung beigelegt sei.79 Im Aufsatz 1974–1997 wird nicht ganz deutlich, ob die Autoren diese Formen ebenfalls unter die Fremdwörter zählen oder ob sie sie neben sie stellen. Das inhaltlich entsprechende Kapitel in der 7. bis 9. Auflage behandelt diese Formen kontaktsprachlicher Wortbildung dann eindeutig unter der Überschrift Fremdwörter im sprachlichen Kontakt und gibt eine Stellungnahme zu ihnen ab, in der sie gegenüber Kritikern verteidigt werden. Mit Hinweis auf die vielen nach lateinischem und griechischem Muster gebildeten Fachausdrücke dieser Art machen die Autoren deutlich: Wer solche Neubildungen als sprachlich-kulturelle Rückgratlosigkeit („linguistic submissiveness“) deutet, übersieht, dass es sich um ein legitimes und seit Jahrhunderten bewährtes Mittel der Sprachbereicherung handelt. (Duden FWB/2001: 718)
Der Kontakt mit anderen Völkern habe bezüglich der deutschen Sprache auch zu Übernahmen deutscher Wörter in andere Sprachen geführt. Auch dort kommt es zu Weiterverarbeitungen des fremdsprachlichen Materials. Dies führen die Autoren an einigen Beispielen vor. Sie erklären außerdem weitere kontaktsprachliche Formen, so Bezeichnungsexotismen und Internationalismen, in deren Zusammenhang auch die sogenannten falschen Freunde, ab der 7. Auflage dann auch die Rückentlehnungen erwähnt werden. Ein Urteil über die sogenannte Fremdwortfrage wollen die Dudenbearbeiter zwar den Benutzern des Wörterbuches überlassen, eine Bewertung der beschriebenen kontaktsprachlichen Phänomene findet sich dennoch. Sie gehört offensichtlich zur Orientierungsaufgabe, die dem Aufsatz zugewiesen wird. Augenfällig ist, dass sie nicht in die Besprechung der
–––––––—–– 78 79
Vgl. den Aufsatz von Polenz (1967) und den Sammelband von Braun (1979). Sie werden in anderen Arbeiten auch semantische Scheinentlehnungen genannt. Vgl. z.B. Yang (1990).
371 anderen Themen eingeflochten ist und auch nicht durch das Vokabular transportiert wird. Die Autoren sprechen zwar einmal von Zustrom, doch werden Metaphern der eindringenden Flut oder gar aus dem Bereich der Krankheit vermieden. Es findet auch keine Personifizierung der Wörter oder der Sprache statt. Die Menschen bleiben die Aktiven im Sprachkontakt und Entlehnungsprozess. Der erste Hinweis auf eine Bewertung ist verknüpft mit der Beschreibung der Funktionen, die Sprachkontaktprodukte ausüben können. Sie ist eine Entgegnung auf eine weit verbreitete Annahme. Auf die früher häufig und noch heute geäußerte Klage, dass Fremdwörter bzw. Entlehnungen im Allgemeinen unklar und unpräzise seien, reagieren die Bearbeiter mit dem Hinweis, dass diese Eigenschaften gewiss Nachteile, aber auch Vorteile in der Kommunikation mit sich bringen können und außerdem keine fremdworteigenen Merkmale darstellen, sondern auch an indigenen Lexemen feststellbar seien. Darauf folgt die Aufstellung eines Kriteriums, das den Wörterbuchbenutzern zur Beurteilung von Sprachkontaktprodukten, eigentlich von allen sprachlichen Mitteln an die Hand gegeben wird und der darauf folgenden Stellungsnahme zugrunde liegt: Wichtig für die Wahl eines Wortes ist immer seine Leistung, nicht seine Herkunft. (Duden FWB/1990: 12)
Dies bedeutet die vollständige Abkehr einer Bewertung sprachlicher Elemente aufgrund ihrer Herkunft und ist Voraussetzung einer politisch-national unvoreingenommenen Auseinandersetzung mit Produkten sprachlicher Kontakte. Darauf folgt die eigentliche Bewertung, eingeleitet durch eine zweite herausgehobene Aussage: Man kann über Fremdwörter nicht pauschal urteilen.“ (ebd. 12)
Ein Urteil könne oder solle demnach nie für alle Sprachkontaktprodukte abgegeben werden und hänge, wie sich bereits in der ersten grundlegenden Aussage andeutet, wesentlich von ihrer Funktion im Satz ab. Als gut und nützlich wird von den Autoren ein Fremdwort dann eingeschätzt, wenn man sich mit ihm kürzer und deutlicher ausdrücken könne und die Verständlichkeit des Satzes gewahrt bleibe. Als fragwürdig wird der Gebrauch eines Fremdwortes bewertet, wenn es mehr oder weniger bewusst der Überredung und Manipulation diene und ohne besondere stilistische, syntaktische oder inhaltliche Funktion, sondern lediglich zur Imagepflege, als intellektueller Schmuck, aus Bildungsdünkel oder Prahlerei benutzt werde. Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass dies außersprachliche Gründe seien, die einen solchen Gebrauch bestimmen und nicht Eigenschaften, die dem Lexem zugeschrieben werden könnten. In diesem Zusammenhang kommen die Autoren noch einmal darauf zurück, dass Sprachkontaktprodukte oft Schwierigkeiten im Verständnis, aber auch im Gebrauch bereiten, was auch, aber nicht nur mit ihrer schwächeren Einbettung in eine Wortfamilie im deutschen Wortschatz und mit möglichen vorhandenen Schwankungen ihrer grammatischen und formativen Eigenschaften zu tun habe. Trotzdem gehören Fremdwörter, so die Dudenredaktion, zum unentbehrlichen Bestandteil der deutschen Sprache. Darum werden Überlegungen, sie gar nicht erst zu verwenden oder womöglich auszumerzen, mit dem dritten wichtigen Satz abgewehrt: Es stellt sich im Grunde nicht die Frage, ob man Fremdwörter gebrauchen soll oder darf, sondern wo, wie und zu welchem Zweck man sie gebrauchen kann oder soll. (ebd. 13)
372 Die den Aufsatz abschließende Zusammenfassung verknüpft noch einmal Funktion und Wertung von Fremdwörtern über den bereits beschriebenen Rahmen hinaus. Ganz offen werden Gebrauchsregeln formuliert. Gerechtfertigt sei der Einsatz eines Fremdwortes dann, wenn es mit indigenen Wörtern nur umständlich oder unvollkommen umschrieben werden könne, wenn graduelle inhaltliche oder stilistische Unterschiede ausgedrückt werden sollen oder syntaktisch zu variieren oder zu straffen sei. Sollte durch ein Fremdwort das Verständnis des Satzes erschwert werden, möge man es lieber vermeiden. Den bereits als fragwürdig beschriebenen Gebrauch z.B. zur Erhöhung des sozialen oder intellektuellen Ansehens sowie zur Manipulation lehnen die Autoren in den Version des Aufsatzes von 1974 bis 1990 ab. Damit nehmen sie letztendlich eine eigene Bewertung durch den Leser vorweg. Zumindest findet eine klare Lenkung des vom Leser zu fällenden Urteils statt, etwas, was laut Vorwort eigentlich nicht vorgesehen ist. Das scheinen die Bearbeiter der darauffolgenden Version des Aufsatzes von 1997 auch zu meinen. Die Haltung zum Fremdwort und ihre Begründung bleiben zwar gleich, doch fehlt die explizite Verurteilung des Fremdwortgebrauchs aus dem Wunsch nach Prestigeerhöhung und Manipulation. Auflagen 7 bis 9 (2001–2007): Diese Zurückhaltung wird in den Sonderkapiteln zum Thema Fremdwort in der 7. bis 9. Auflage zwar teilweise wieder aufgegeben. Jedoch findet eine Differenzierung und weitere Konkretisierung der Stellungnahme statt. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass die Bewertung von äußerlich erkennbarem Lehngut, die im letzten der neun Kapitel erfolgt, in den anderen Kapiteln mehr als zuvor vorbereitet wird. Das liegt sicherlich an der Eigenständigkeit, mit der die einzelnen Kapitel im Wörterbuch platziert und inhaltlich gestaltet sind. Die Redaktion des Werkes und Dr. Jochen Bär, Mitglied der Gesellschaft für deutsche Sprache, dem nun die Erarbeitung der neun Beiträge zu Geschichte, Funktion und Gebrauch des Fremdwortes zugeschrieben wird,80 gehen offensichtlich davon aus, dass die verschiedenen Beiträge von den Wörterbuchbenutzern anders als der ihnen zugrunde liegende Aufsatz nicht mit einem Mal und auch nicht notwendig nacheinander gelesen werden und darum mehr Bedarf nach Vorwegnahme und Wiederholung von bereits Genanntem besteht. Die Aufteilung des Aufsatzes in mehrere doppelseitige Beiträge zu jeweils abgrenzbaren und in den Überschriften deutlich gekennzeichneten Themen bewirkt aber auch eine Vermehrung und höhere Systematisierung der Darlegungen und ermöglicht vor allem solchen Nutzern, die keine langen Texte lesen und gezielt Informationen zu bestimmten Themen entnehmen wollen, eine schnellere Suche. Die angesprochene Wiederaufnahme der Absage an bestimmte Gründe für einen Gebrauch findet sich im Artikel Fremdwörter: Bedrohung oder Bereicherung?. Dort heißt es, dass ein Gebrauch aus Bildungsdünkel und Prahlerei, auch aus Bequemlichkeit oder Gedankenlosigkeit, „natürlich“ (Duden FWB/2001: 919) entschieden abzulehnen sei. In einem anderen Kapitel – Fremdwörter – eine Stilfrage – werden neben den bereits im Aufsatz erwähnten Funktionen der inhaltlichen, stilistischen und syntaktischen Variation und Nuancierung, der Verhüllung bzw. Versachlichung, der Kürze und Präzision nun auch die Funktionen der Integration bzw. des Ausschlusses von Personen aus Gesprächen sowie die Sig-
–––––––—–– 80
Es wird nicht eine bestimmte Person als Autor der Beiträge genannt, sondern auf die gesamte Gesellschaft für deutsche Sprache verwiesen. Vgl. Vorwort (Duden FWB/2001: 6). In den bibliografischen Angaben erscheint dann der Name Dr. Jochen Bär mit dem Zusatz, dass Bär von der Gesellschaft für deutsche Sprache an der Bearbeitung der neuen Auflage beteiligt war.
373 nalfunktion zur Erregung von Aufmerksamkeit angeführt. Sie werden als legitime Funktionen von Sprache überhaupt anerkannt. Hier hinein gehört auch die vom Autor erwähnte Anspielung auf Bildungsinhalte, die letztlich je nach Standpunkt als Imponiergehabe gedeutet werden kann oder anders. Wie im Aufsatz wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass ein Wort nicht aufgrund seiner Herkunft gewählt bzw. dessen Gebrauch beurteilt werden sollte. Mit dem darauffolgenden Satz, Fremdwörter grundsätzlich meiden zu wollen, hieße auf vielfältige sprachliche Möglichkeiten zu verzichten (ebd. 621),
wird pauschalen Ausmerzungsbestrebungen von puristischer Seite bereits im Stilkapitel eine Absage erteilt. Diese Aussage leitet in ähnlicher Formulierung auch den Beitrag zur Bewertung von Fremdwörtern ein. Wie im Aufsatz werden sie als unverzichtbare Bestandteile des deutschen Wortschatzes betrachtet, die es im Deutschen wie in jeder anderen Sprache der Welt zu jeder Zeit gegeben hat und die wichtige Funktionen im Rahmen der alltagssprachlichen und der fachspezifischen Kommunikation erfüllen. Darauf folgt die Unterscheidung in Gebrauchssituationen, in denen Fremdwörter notwendig sein können, und solche, in denen ihr Gebrauch fragwürdig ist. Im Vergleich zum Aufsatz wird nun zusätzlich zu den bereits genannten Wirkungen des Fremdwortgebrauchs – Erschweren des Verstehens, Überredung, intellektueller Schmuck usw. – ein (falscher) Gebrauch aus Nachlässigkeit und Gedankenlosigkeit problematisiert. Neu und wichtig im Zusammenhang einer Wertung über Fremdwörter ist der folgende differenzierende Hinweis: Freilich sind auch dies Funktionen der Sprache, die sie durchaus auch mithilfe von einheimischen Wörtern erfüllen kann, sodass es sich hier nicht um ein spezifisches Fremdwortproblem handelt. (ebd. 918)
Diese Aussage wird im Zusammenhang mit der Ablehnung bestimmter Gebrauchsweisen, die also nicht fremdwortspezifisch sind, fortgeführt. Es wird hervorgehoben, dass nicht die Entlehnung, sondern die dem missbilligten Gebrauch zugrunde liegende Haltung zu kritisieren sei. Und noch einmal wird an puristische Stimmen, deren Vokabular aufgreifend, die Mahnung gerichtet: Wer gegen Fremdwörter als solche zu Felde zieht, führt hier lediglich einen „Stellvertreterkrieg“ und muss das eigentliche Ziel seiner Bemühungen verfehlen. (ebd. 919)
Dass es solche Stimmen nicht nur in vergangenen Zeiten gegeben hat, sondern heute vor allem im Bezug auf Entlehnungen aus dem Englisch-Amerikanischen noch bzw. wieder vermehrt zu hören sind, hat der Artikel zur Geschichte des Fremdwortpurismus81 bereits angesprochen und kommentiert. Im neu eingefügten Abschnitt zu fremdwortbezogenen Haltungen seit der Nachkriegszeit werden grob zwei Gruppen voneinander unterschieden. Auf der einen Seite befinden sich gemäß dem Verfasser diejenigen, die nach wie vor wortwörtlich zum Kampf gegen Fremdwörter, vor allem gegen Anglizismen aufrufen, unter denen sich vor allem Laien befinden, denen der Autor eine undifferenzierte Haltung unter-
–––––––—–– 81
Der Beitrag ist überschrieben mit Freund oder Feind? – Haltungen gegenüber dem Fremdwort (S. 524–525).
374 stellt. An dieser Beschreibung drückt sich bereits die Distanz des Autors gegenüber dieser Gruppe und ihrer Position aus. Damit dürften sich Organisationen wie der Verein Deutsche Sprache angesprochen, vielleicht sogar angegriffen fühlen, auch wenn sie nicht namentlich genannt werden, es sei denn, sie rechnen sich zur anderen beschriebenen Gruppe der „auf der Grundlage moderner sprachwissenschaftlicher Erkenntnisse operierenden Institutionen zur Sprachpflege“ (ebd. 525), zu der der Autor namentlich die Gesellschaft für deutsche Sprache zählt und der er und als Vertreter der genannten Institution damit sich selbst eine gemäßigtere Haltung zuschreibt. Dieser Gruppe gehe es nicht um Ächtung oder Verdrängung, sondern um einen reflektierten Einsatz von Fremdwörtern. Damit formuliert der Autor nicht nur ein Ziel der Tätigkeiten der zweiten Gruppe, er spricht hier auch einen wesentlichen Zweck der Darlegungen aller neun Beiträge aus. Der andere ist, den Lesern zu einem eigenen Urteil über Sprachkontaktprodukte zu verhelfen. Dazu gehört auch, sie darüber aufzuklären, dass die Gefahr einer Überfremdung der deutschen Sprache, wie sie seit dem 17. Jahrhundert immer wieder befürchtet bzw. behauptet wird, nie bestanden habe und nicht bestehen werde.82 Als ein Argument dienen ihm die im Beitrag zum Anteil der Fremdwörter am deutschen Wortschatz angeführten statistischen Untersuchungen, die es nun auch zum Anglizismengebrauch gibt und die eine geringe Beleghäufigkeit von Entlehnungen aus dem Englischen sogar in fremdwortfreundlichen Textsorten wie denen aus der Werbung zeigen.83 Ebenfalls werden Befürchtungen, Fremdwörter würden die grammatische Struktur des Deutschen beeinflussen, als Irrtum abgetan und Gegenbeispiele angeführt. Hier versucht der Autor dem noch von Kuri als ernstzunehmend bewerteten Gefühl, die Sprache würde überflutet und verändert, entgegenzuwirken und endet, wie viele Autoren von kontaktsprachlichen Nachschlagewerken zuvor, mit dem vom ihm als gemäßigte Autorität eingestuften Goethe84 und einem von dessen viel zitierten Sätzen: „Die Gewalt der Sprache ist nicht, dass sie das Fremde abweist, sondern dass sie es verschlingt.“ (ebd. 919) Der zusammenfassende Hinweis des Kurztexte in den Büchern seit 2001 für die Benutzer bezüglich der Bewertung von Sprachkontaktprodukten und ihres Gebrauchs in der deutschen Sprache und der des ihnen zugrunde liegenden Aufsatzes (1974–1997) bleiben gleich: Ein pauschales Urteil über das Thema Fremdwort ist nicht möglich. Nach Berücksichtigung all dieser Informationen sollte es zumindest nicht mehr möglich sein. Während in den ersten zwei betrachteten Auflagen des Duden Band 5 der Begriff des Fremdwortes auf der Grundlage der historisch-diachronischen Perspektive als noch wenig diskussionswürdig und bekannt erachtet und die Vermeidung von Kontaktprodukten, wo immer dies notwendig und möglich erscheint, als grundlegende Gebrauchsregel nicht in Frage gestellt wird, findet im Wörterbuch seit der Publikation des Aufsatzes 1974 eine kritischere Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Sprachkontaktproduktes statt. Die
–––––––—–– 82 83
84
Vgl. dazu das Ende des Beitrags zur Bewertung von Fremdwörtern, S. 919. Der Hinweis zu Verwendungshäufigkeiten von Fremdwörtern in deutschsprachigen Texten und die Berücksichtigung statistischer Untersuchungen zum Anglizismengebrauch sind die wesentlichen Erweiterungen der Aussagen zum Fremdwortanteil im Deutschen aus dem Aufsatz von 1990. Dieser Beitrag enthält keine offene Wertung, doch wirkt gerade die Zahl von 4 % zur Beleghäufigkeit der Anglizismen in Werbetexten eher beschwichtigend als bedrohlich. Goethe wurde bereits im Kapitel zur Geschichte des Fremdwortes zitiert und dessen als gemäßigte Haltung eingestufte Stellungnahmen zum Fremdwort den Aktivitäten übereifriger Puristen gegenübergestellt. Vgl. Duden FWB (2001: 525).
375 Bearbeiter treten nun für eine differenzierte und herkunftsunabhängige Bewertung äußeren Lehnguts, ja von allen lexikalischen Erscheinungen ein. Diese sollte kontextbezogen und gebrauchsgebunden für einzelne sprachliche Elemente, nicht pauschal für Gruppen von Lexemen durchgeführt werden. Bezüglich der Sprachkontaktprodukte sei zu berücksichtigen, dass mit ihrem Einsatz wie mit dem von indigenen Wörtern auch bestimmte Absichten verbunden seien, die die Menschen einer Kritik unterziehen können, wenn sie das wollen und in bestimmten angegebenen Fällen auch sollten. Die Frage nach der Entbehrlichkeit von Fremdwörtern als solche, wird als unzulässig abgewiesen. Der Status des Fremdwortschatzes als Bestandteil der deutschen Sprache wird nicht in Frage gestellt. Mit dieser Haltung wie mit ihrer Annäherung an einen merkmalsbezogenen Begriff des Fremdwortes haben sich die Bearbeiter deutlich von den noch puristisch beeinflussten Anschauungen und Leitsprüchen der 1960er Jahre abgewendet und sich auch nach eigener Aussage einer auf modernen sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen beruhenden,reflektierenden Haltung angenähert. Das Vokabular des puristischen Diskurses war bereits von Beginn des Erscheinens des Duden-Fremdwörterbuches an tabu.
3.2.4 Makrostruktur des Wörterverzeichnisses Die Wörterbuchbearbeiter der 1. möchten die Auswahl ihrer Lemmata so gestalten, dass diese dem heutigen Menschen zur Bewältigung seines sprachlichen Handelns in allen Bereichen des Lebens dienen kann. Mit Rücksicht auf die Handlichkeit des vorzulegenden Buches und um es nicht zu einem mehrsprachigen Wörterbuch zu machen, wollen sie einige Grenzen möglichst nicht überschreiten. Nach ihnen enthält das Verzeichnis neben Fremdwörtern in einem gewissen Rahmen auch Lehnwörter, wenn sie für noch nicht voll angeglichene Lexeme derselben Wortfamilie erhellend sind, sowie häufiger gebrauchte Wörter, Fügungen und Redewendungen aus fremden Sprachen. Beispiele werden nicht genannt. Gemeint sind einerseits solche Wörter wie Gentilhomme und Grillroom, die im Wörterverzeichnis der 2. Auflage dann durch die Markierung ‚franz. Bezeichnung für’ bzw. ‚engl. Bezeichnung für’ markiert sind, andererseits unassimilierte Phraseologismen wie hic et nunc, in extenso usw. In der 7. Auflage wird die Rede von Wörtern fremder Sprachen jedoch aufgegeben. Daneben werden seit Beginn Hybridbildungen mit indigenem Grundmorphem und fremdsprachlichen Ableitungssuffixen bzw. Präfixen erwähnt, die in den frühen Auflagen als unechte Fremdwörter verstanden werden, seit der 3. Auflage mit dem Vermerk geführt sind, dass sie „als Fremdwörter angesehen werden könnten“ (Duden FWB/ 1974: 9), Wörterbuchbenutzer sie also vermutlich in einem Fremdwörterbuch suchen werden. Es sind auch andere Arten von Hybridbildungen verzeichnet, darunter Komposita, deren Konstituenten aus verschiedenen Sprachen stammen, neben Lexemen mit indigenen Wortbildungselementen, z.B. Kommunikationsforschung, Logenbruder, fachsimpeln, Übermikroskop, abkapiteln, entnazifizieren, unartikuliert, verabsolutieren. Nach dem Vorwort der 1. Auflage sollen Komposita aufgrund der Platzbeschränkung nur dann aufgenommen werden, wenn ihre Bedeutung aus der Erklärung ihrer bereits eingetragenen Bestandteile nicht erschließbar ist. Das muss auch für im Deutschen gebildete Phraseologismen wie hippokratischer Eid, irrationale Zahlen, komplexe Integration gelten. Bezüglich anderer Wortbildungstypen als Komposita, aber auch hinsichtlich der verschiedenen Wortarten machen die Lexikografen keine Einschränkungen. Dagegen sollen aus anderen Sprachen
376 stammende Eigennamen nur dann verzeichnet werden, wenn diese bereits generalisierende Gattungsbezeichnungen sind, z.B. Falstaff, Faun. Auch Ableitungen von Namen finden sich im Wörterverzeichnis, z.B. Sadismus, Marxismus, Aphrodisiakum usw. Diese werden aber ebenso wie Abkürzungen,85 Akronyme,86 Wortbildungselemente87 sowie weitere Formen von Lehnwortbildungen als die oben genannten nicht extra erwähnt. Scheinentlehnungen wie generell, experimentell und finanziell sind aber im Wörterverzeichnis selbst als ‚französierende Neubildungen‘ gekennzeichnet. Einen weiteren Hinweis auf im Deutschen gebildete Sprachkontaktprodukte geben die etymologischen Angaben. Durch Semikolon zwischen den Sprachangaben wird angezeigt, dass es sich bei so beschriebenen Wörtern um „künstliche Zusammensetzung(en) aus Wortelementen der angegebenen Sprachen handelt.“ (Duden FWB/1966: 11) Aufschluss über die lexikalische Zusammensetzung des Wörterverzeichnisses geben auch die im Abkürzungsverzeichnis der Arbeit verzeichneten Eintragungen. Sie beziehen sich unter anderem auf die Fach- und Sonderwortschätze, denen die verzeichneten Lexeme angehören, und unterstreichen die Ausrichtung der Lemmaauswahl über den allgemeinsprachlichen Bereich hinaus auf „alle Bereiche unseres Lebens.“ (ebd. 5) Auch sie werden für die Bewältigung der heutigen Gesprächs- und Schriftkultur gebraucht. So finden sich z.B. Lexeme aus der Medizin und den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaft, aus der Rechtssprache und Politik, aus der Wirtschaft und den geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Fächern, Religion, Militär usw. In späteren Auflagen kommen Lemmata aus den Wortschätzen von Börsenwesen, Kybernetik, Genetik, EDV, Verlagswesen, Internet, Werbesprache und anderen hinzu. Mit der Berücksichtigung von Lexemen, die solchen neu entstandenen oder bedeutender werdenden Lebensbereichen angehören, wird in den Vorworten regelrecht geworben.88 Das Fremdwörterbuch versteht sich aber dennoch nicht als Fachwörterbuch und verweist bei schwer beschreibbaren Begriffen auf das Fachstudium. Sonderwortschätze, aus denen Lemmata stammen, sind z.B. die sogenannten Jäger-, Seemanns- und Bergmannssprachen, die Kinder-, Jugend-, Schüler- und Studentensprachen, ebenso die Gaunersprache. Außerdem gibt es im Wörterbuch Eintragungen zu regional gebräuchlichen Lexemen wie Perron und Marille. In diesem Rahmen haben die Bearbeiter auch nur in der DDR übliche Wörter und Teilbedeutungen berücksichtigt und gekennzeichnet. Das Abkürzungsverzeichnis gibt auch einen Eindruck von der Vielfalt der Herkunftssprachen, aus denen Lexeme im Deutschen entlehnt worden sind. Unter ihnen befinden sich Sprachen, die wie Japanisch, Indonesisch, Eskimoisch usw. nicht zu den Hauptgebersprachen des Deutschen gehören. Demnach sind auch Bezeichnungsexotismen im Wörterbuch aufgenommen und erklärt, z.B. Fakir, Fennek, Fetwa, Jarl, Junta, Pascha. Andererseits liefern die Hauptgebersprachen viele Wörter, die nicht nur ins Deutsche, sondern auch in eine Reihe von anderen Sprachen entlehnt worden sind und darum als Europäismen und Internationalismen beschrieben werden können, z.B. lyrisch, November, Parlament, Puma, quantitativ. Auch diese Kontaktprodukte sind im Wörterbuch berücksichtigt. Sie
–––––––—–– 85
86
87 88
Z.B. a. a. = ad acta, a. Chr. = ante Christum, hg = chem. Zeichen für Quecksilber, HF = Hochfrequenz. Aus dem Bereich der Buchstabenwörter oder Akronyme sind z.B. BBC, NATO, Radar, UdSSR eingetragen und oft durch die Bezeichnung ‚Kurzwort’ eingeführt. Z.B. ...abel, ...graph, ...graphie, abs..., a..., hexa..., homö... Vgl. z.B. die Vorworte des Duden FWB (1974, 1990, 1997, 2001, 2005, 2007).
377 gehören zu den direkten Entlehnungen, die unter den von den frühen Bearbeitern mehr oder weniger unkommentierten Begriff des Fremdwortes fallen. Seit der 2. Auflage machen die Bearbeiter darauf aufmerksam, dass sich gerade unter den neuaufgenommenen Entlehnungen viele Wörter aus dem englisch-amerikanischen Sprachraum befinden. Die Bearbeiter hatten von Beginn der Veröffentlichung an den Anspruch, die neuesten Entwicklungen in der Entlehnungsgeschichte des Deutschen zu berücksichtigen und den Nutzern ein Wörterbuch vorzulegen, das den aktuellen Fremdwortschatz der Gegenwartssprache verzeichnet. Zu diesem gehören im Besonderen die aus dem Englischen entlehnten oder mit englischen Mitteln gebildeten Lexeme. Gleichzeitig sollten auch veraltende und veraltete Kontaktprodukte aufgenommen und ihre restriktiven Gebrauchsmöglichkeiten angezeigt werden. Im Vorwort der 5. Auflage wird ihre Aufnahme mit der Funktion des Wörterbuches begründet, eine möglichst umfassende Dokumentation des deutschen Fremdwortschatzes zu liefern und neben das aktuelle äußere Lehngut auch nicht mehr gebräuchliche Kontaktprodukte zu stellen, denn viele dieser Wörter seien wichtig für das Verständnis älterer Texte und früherer Zeiten.89 Wie die Unterscheidung aktuell – veraltend/veraltet nicht zu einer Reduktion des verzeichneten Fremdwortschatzes führt, zieht die Unterscheidung zwischen entbehrlichen und unentbehrlichen Fremdwörtern keine selektiven Folgen nach sich, denn beide Gruppen sind laut Vorwort der 1. Auflage im Wörterbuch zu finden. Sie sind im Verzeichnis nicht unterschieden. Wie die Ausführungen zeigen, sind die Bearbeiter des Duden-Fremdwörterbuches von Anfang an bestrebt, das deutsche äußere Lehngut in seiner ganzen thematischen, fremdworttypologischen, regionalen und chronologischen Breite vorzuführen, sofern dieser für die gegenwärtigen Sprecher des Deutschen von Bedeutung ist. Diese Bedeutung sprechen sie zunächst rund 40.000 Stichwörtern zu. Die derart offen gehaltene Beschreibung der Lemmaauswahl in den Umtexten und die Zielsetzung, immer ein aktuelles Wörterbuch bieten zu wollen, führen aber dazu, dass in den folgenden Auflagen neben der Überarbeitung der Wörterbuchartikel regelmäßig auch eine Erweiterung der Lemmaanzahl erfolgt. So steigt die Zahl der eingetragenen Stichwörter mit jeder Auflage zwischen 2000 und 3000 Stück bis zur 8. und 9. Auflage, die Artikel zu rund 55.000 Lemmata anbieten. Diese Erweiterung hat natürlich Auswirkungen auf das Volumen des Nachschlagewerkes. Der ungewöhnlich große Sprung, den das Buch in seiner 7. Auflage hinsichtlich seiner Seitenzahl macht – von 864 auf 1056 Seiten90 – hängt aber im Wesentlichen mit der Veränderung der Lemmaanordnung zusammen. Die makrostrukturelle Anordnung der Lemmata folgt grundsätzlich dem initialalphabetischen Prinzip. In der 2. Auflage ist es durch den Begriff ‚abecelich’ beschrieben, ab der 3. Auflage wird auf das übliche ‚alphabetisch’ zurückgegriffen. Das zugrunde liegende Alphabet wird in den Umtexten vorgestellt und hinsichtlich der Behandlung der Umlaute näher erläutert. Wie in den anderen großen Wörterbüchern werden ä, ö, ü und äu auch hier wie nichtumgelautete Vokale behandelt und die Wörter an die entsprechende Stelle geordnet. Dagegen erfolgt die Einordnung von Lexemen mit der Buchstabenfolge ae, oe oder ue unter Berücksichtigung der einzelnen Buchstaben. Weiterhin sprechen die Bearbeiter von einer Gruppierung der Stichwörter in etymologisch zusammengehörige Wortgruppen. Ge-
–––––––—–– 89 90
Vgl. Duden FWB (1990: 5). Üblich sind Erweiterungen zwischen 10 und 70 Seiten. Vgl. die bibliografischen Angaben.
378 meint ist eine nischenalphabetische Anordnung der Wörterbuchartikel, deren Lemmata im Ganzen oder in ihrem Bestimmungswort etymologisch verwandt sind. Die derart geordneten Lemmata sind halbfett gedruckt und voll ausgeschrieben. Neben den ausgerückten Basis- und den ihnen folgenden Sublemmata gibt es von Beginn an jedoch lemmaähnliche Eintragungen, die nicht halbfett, sondern gesperrt gedruckt sind und bereits verzeichnete Wörter in abgekürzter Form oder durch Platzhalterzeichen wieder aufgreifen, um sie mit anderen zu Phraseologismen oder Kollokationen zu verbinden, z.B. Sowjet – Ob ers te r -; ad oculos – etwa s - - d emo n st r ie ren ; direkt – - e R e d e. Diese Wortgruppen werden in ihrer Semantik wie die anderen Stichwörter erklärt, denn sie können durchaus von der Bedeutung des von ihnen aufgenommenen Stichwortes abweichen. Sie stellen also keine Beispiele zur Veranschaulichung des bereits Gesagten dar. Dennoch besitzen sie keine eigenen abgeschlossenen Artikel wie die anderen Sublemmata, zu denen ebenso viele Angaben eingetragen sein können wie zu diesen Wortgruppen, sondern stehen in einem engen Bezug zum Eingangslemma des Wörterbuchartikels, ja sie können sogar einer bestimmten Bedeutung des Lemmas zugeordnet sein. Werden diese Gruppen als eine Art Sublemmata 2. Ordnung in Form von Teillemmata angesehen, so muss eher von einer nestalphabetischen Anordnung der Stichwörter gesprochen werden, da sie die striktalphabetische Anordnung der halbfetten Lemmata durchbrechen. Von Nestern sprechen dann auch die Wörterbuchbearbeiter seit der 7. Auflage (2001), obwohl weiterhin auf die Einhaltung der alphabetischen Ordnung verwiesen wird.91 Bereits eine Auflage zuvor hatten sie diese Wortgruppen voll ausgeschrieben und halbfett gedruckt, so dass sie von den Benutzern wesentlich besser wahrgenommen werden konnten. Sie bleiben aber weiterhin in einer anderen Schriftart als die übrigen Lemmata, nämlich in der der Wörterbuchangaben geschrieben und ebenfalls zu bestimmten zuvor genannten Lemmata bzw. Bedeutungen geordnet. Aufgrund dessen hat sich die Anordnung der Lemmata im Wörterverzeichnis in dieser Hinsicht bis zum Schluss nicht wesentlich verändert. Um jedoch ausdrücklich die Benutzerfreundlichkeit in Richtung leichtere Erfassbarkeit der Anordnung und damit ein schnelleres Auffinden aller Lemmata und Daten verbessern,92 wurde ab der 7. Auflage die stark gruppierende Strukturierung des Wörterverzeichnisses gelockert und die langen Textblöcke in kürzere, übersichtlichere unterteilt. Dafür musste jedoch die Ordnung nach Wortfamilien bis zu einem gewissen Grad aufgegeben werden. Die Anordnung ist nun nicht mehr optimal für eine Darstellung etymologischer Zusammenhänge geeignet. Dass die Dudenbearbeiter nicht völlig zu einer glattalphabetischen Struktur übergegangen sind, begründen sie explizit mit dem fehlenden Platz. Zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit soll außerdem das alphabetische Griffregister am Seitenrand beitragen. Ebenfalls seit dem Erscheinen der 7. Auflage sind in das Wörterverzeichnis Infokästen integriert, in denen rund 160 Wortbildungselemente sichtbar hervorgehoben, erläutert und ihre Eigenschaften durch Beispiele illustriert werden. Diese unterbrechen gewissermaßen an passender alphabetischer Stelle das Wörterverzeichnis.
–––––––—–– 91
92
Der Text lautet: „Stichwörter, die sprachlich (etymologisch) verwandt sind, werden aus Platzgründen gelegentlich zu kurzen, überschaubaren Wortgruppen („Nestern“) zusammengefasst, soweit die alphabetische Ordnung das zulässt.“ (Duden FWB/2001: 10). Diese Bestrebung wird explizit in den fast identischen Vorworten der 7. und 8. Auflage formuliert.
379 Schließlich sei auf eine weitere Neuerung in der 8. Auflage verwiesen, die ebenfalls durch die erhöhte Ausrichtung auf die Nutzerinteressen hervorgerufen ist. Zwischen die Wörterbuchartikel wurden kleine Infokästchen zur richtigen Schreibung schwieriger Wörter als Suchhilfen an einer Stelle im Buch eingefügt, an der ein Benutzer eventuell falsch nachschlagen würde. Diese Suchhilfen verweisen auf die richtige Stelle, an der man den gesuchten Wörterbuchartikel finden kann. Diese Neuerung wird in der 9. Auflage beibehalten. Beginnend mit der 6. Auflage 1997 findet also eine Umgestaltung der makrostrukturellen Eigenschaften des Wörterverzeichnisses statt, die zwar die Lemmaanordnung nicht grundsätzlich verändert, doch aus Gründen der Benutzerfreundlichkeit die starke Gruppierung der Artikel auflöst und Hilfsmittel für die schnellere Suche von Daten einführt.
3.2.5 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel Die Fülle der Eintragungen einerseits und der Anspruch der Benutzerfreundlichkeit und Handlichkeit des Wörterbuches andererseits machen für die Beschreibung der Lexeme Artikel notwendig, die knapp und übersichtlich gehalten sind und deren Daten nachvollziehbar bleiben. Dies versuchen die Autoren durch den Wörterbuchstil und -aufbau zu erreichen, indem sie mit dem Verzicht auf ausführliche, persönliche Sätze, durch standardisierte Angabeformen, Abkürzungen und Zeichen eine Verdichtung der Artikel herbeiführen, die ab der 3. Auflage noch zunimmt, und indem sie die Anordnung der verzeichneten Angabeklassen streng festlegen. Dabei verzichten sie auf unübliche Symbole. Zugleich helfen die Benutzerhinweise vor dem Wörterverzeichnis bei Fragen zu Abkürzungen oder Angabeklassen weiter. Verdichtung und Standardisierung der Artikel führen dazu, dass das Wörterbuch als grundsätzlich wertneutrale, objektive und deskriptive Arbeit wahrgenommen wird. Sie passen zum beabsichtigten dokumentarischen Charakter der Arbeit. Ein typischer Wörterbuchartikel beginnt mit einem voll ausgeschriebenen, halbfett gedruckten Lemma, an dem sowohl Angaben zur Schreibung als auch zur Betonung, in der Regel auch zur Aussprache ablesbar sind. Zur weiteren Hervorhebung des Lemmas wird ab der 6. Auflage eine leicht vom Rest des Artikels abweichende Schriftart, ab der 7. Auflage auch eine andere Farbe verwendet. Sowohl das Lemma als auch die restlichen Angaben des Artikels sind dennoch in Antiqua gehalten. (s. Bild 15) Bis einschließlich der 5. Auflage 1990 erscheint das Lemma in der im gegenwärtigen Deutschen bis dahin üblichen Schreibung. Sie kann sich mit der herkunftssprachlichen Schreibung decken, muss es aber nicht. Groß- und Kleinschreibung richten sich nach der Wortart des Lemmas. Mögliche Assimilationen werden berücksichtigt. Sind Varianten vorhanden, werden diese an der jeweiligen alphabetischen Stelle eingetragen und nochmals bei der anderen Variante aufgeführt. Die Angaben zum Lexem erfolgen jedoch nur und sicherlich aus Platzgründen an einer Stelle. Wie am Beispiel der Artikel zu Telephon/Telefon93 in den Auflagen von 1966 und 1990 zu erkennen ist, kann sich die Stelle der Eintragung ändern. Entwicklungen im Bereich der Fremdwortschreibung werden demnach sukzessiv eingearbeitet. Mit welcher Verzögerung oder Voraussicht dies geschieht, kann
–––––––—–– 93
1966 wurde das Lexem am Artikel Telephon erklärt und der Artikel Telefon war Verweis-Artikel. 1990 ist es umgekehrt.
380
Bild 15: Duden. Das Fremdwörterbuch. Band 5 (1960). Herausgegeben von der Dudenredaktion. 9. Auflage. Mannheim u.a. 2007, S. 692.
381 hier nicht gesagt werden. Wie die Erkenntnisse über den jeweiligen Stand der Fremdwortschreibung zustande kommen bzw. auf welchen Regeln die jeweils verzeichnete Schreibung beruht, ob bis 1990 eine bewusste Variantenführung stattfindet oder vor allem auf Suchgewohnheiten Rücksicht genommen wird, legen die Bearbeiter in den einzelnen Auflagen nicht offen. In den allgemeinen Ausführungen zur Rechtschreibung heißt es dazu nur, dass die Assimilation ein stets in der Entwicklung befindlicher Vorgang sei. Rückblickend wird im Vorwort von 1997 jedoch gesagt, dass sich die Bearbeiter auf den jeweils beobachteten Schreibgebrauch gestützt haben. Im Orthografiekapitel bis 1990 werden hauptsächlich Tendenzen beschrieben und kaum Regeln aufgestellt. Konkrete Anleitungen gibt es zur Worttrennung. Diese sind solange vorhanden, bis die Bearbeiter dazu übergehen, nicht nur schwierige Trennstellen an den Lemmata anzuzeigen, sondern alle. Das geschieht ab 1990. Für die Herausgabe der 6. Auflage 1997 erfolgt eine Überarbeitung des Wörterverzeichnisses auf der Grundlage der am 1. Juli 1996 vereinbarten Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Die Überarbeitung der Schreibung ist ein Grund für eine neue Herausgabe neben anderen. Denn gleichzeitig findet eine Erweiterung und Aktualisierung des verzeichneten Wortschatzes statt, da seit der letzten Bearbeitung ohnehin schon 7 Jahre vergangen gewesen sind und sich die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse bedeutend verändert haben.94 Die 6. Auflage ist hinsichtlich der Rechtschreibung als eine Art Übergangswerk zu verstehen. Zum einen wird bereits in den Benutzerhinweisen darauf hingewiesen, dass nur eine richtige Trennungsvariante angegeben ist. Ein Asterisk * nach dem Lemma deutet auf die Existenz anderer Varianten hin. Ob es sich bei der verzeichneten Variante um die alte oder neue Trennstelle handelt, wird nicht gesagt. Die neuen Trennungsregeln werden aber im Rahmen der Benutzerhinweise besprochen. Ein Vergleich zwischen den Eintragungen in den Auflagen von 1990 und 1997 hat ergeben, dass bei mehreren Möglichkeiten hauptsächlich neue Varianten der Worttrennung verzeichnet sind, es sei denn, die Bearbeiter setzen einen Wortbestandteil als noch erkennbar voraus.95 Zum anderen werden auch nach der Rechtschreibreform nicht mehr gültige Schreibungen verzeichnet, nämlich dann, wenn sich durch die neue Schreibung eine andere Platzierung im Verzeichnis ergibt. Dies soll offensichtlich dazu dienen, dass die noch nicht an die neuen Regeln gewöhnten Nutzer die Artikel immer noch finden bzw. über die alte zur neuen Stelle geleitet werden. Die Bedeutungserläuterungen zu diesen Lexemen finden nämlich beim Lemma mit der neuen Schreibung statt.96 In den Hinweisen zur Einrichtung des Wörterverzeichnisses heißt es drittens bezüglich des Umgangs mit neuen Schreibvarianten: Rechtschreibliche Varianten werden, sofern sie sich aus der Wortliste des amtlichen Regelwerks ergeben, beim jeweiligen Stichwort und häufig auch zusätzlich als eigene Stichwörter mit Verweis verzeichnet. (Duden FWB/1997: 15)
–––––––—–– 94
95
96
Ich erinnere an den Fall der Mauer im November 1989, die Währungsreform im Juli 1990 und den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik im Oktober desselben Jahres. Das Duden-Fremdwörterbuch 1990 konnte darauf noch nicht reagieren. Bsp. FWB/1990: Abat|jour, päd|ago|gisch, So|wjet, So|zi|al|de|mo|kra|tie, Kol|po|skop FWB/1997: A|bat|jour*, pä|da|go|gisch*, Sow|jet*; So|zi|al|de|mo|kra|tie*, Kol|po|skop*. Die beiden letzten Wörter hätten auch folgendermaßen getrennt werden können: So|zi|al|de|mok|ra|tie, Kol|pos|kop. Z.B. bei Fritteuse ( Duden FWB/1997: 275), Mopp (ebd. 532) und platzieren (ebd. 632).
382 Anders als bei der Worttrennung sollen also mehrere gültige Schreibweisen vorgeführt werden. Gleichzeitig wird bereits angedeutet, dass nicht alle Varianten als Lemmata, auch nicht als Verweislemmata angesetzt sind. Welche Kriterien dieser Handhabung zugrunde liegen, wird nicht erläutert. Im Wörterverzeichnis selbst wird unterschiedlich vorgegangen. Die Alternativen der Lexeme Diktaphon und Diktafon, Delphin und Delfin, Biograph und Biograf usw., Panther und Panter, Facette und Fassette sind beispielsweise jeweils alle als Lemmata eingetragen. Die Erklärung der Wörter findet sich jedoch im Artikel der alten Schreibvarianten. Die Artikel der neuen Schreibung sind Verweisartikel. Es spielt keine Rolle, welcher der Artikel zuerst verzeichnet ist.97 Offensichtlich gibt es eine Variantenführung in Richtung alter Schreibung dann, wenn die Wörter ph oder th enthalten, es sei denn der Trend ging schon vorher in Richtung Ersatz durch f oder t, z.B. bei Phantasie und Fantasie, phototrop und fototrop. Bei den Beispielen Negligé und Negligee, essentiell und essenziell, passé und passee, Potential und Potenzial sind wiederum beide Alternativen als Lemmata angesetzt. Die Beschreibung findet sich aber bei der neuen Variante.98 In diesen Fällen geht die Variantenführung in Richtung neuer Schreibung. Daneben können neue Varianten auch nur im Artikel zum Lexem in alter Schreibweise eingetragen sein. Vielleicht hat dies mit Platzersparnis zu tun, wie die Beispiele Geograph und Geograf, Spaghetti und Spagetti nahe legen. Da sie nicht halbfett gedruckt sind, lassen sich die neuen Schreibungen aber nicht einmal als Nebenlemmata interpretieren. Nach einer Berücksichtigung der alphabetischen Anordnung müssten sie außerdem vor den alten Varianten stehen.99 Dagegen sind beide Alternativen von Count-down und Countdown, Fall-out und Fallout in einem Artikel als Haupt- und Nebenlemmata verzeichnet, die neue Bindestrichschreibung zuerst. Dies könnte auch für die zuvor genannten Schreibweisen eine alternative Darstellungsmöglichkeit gewesen sein. Dafür gibt es im Fall Airkonditioning nur die neue Variante, obwohl in der Präsentation der neuen Regeln vor dem Wörterverzeichnis auch die alte Variante mit Bindestrich vorgeführt wird. Das bedeutet, dass nicht alle Varianten berücksichtigt sind. Die Darstellung macht deutlich: Es werden verschiedene Methoden zur Verzeichnung von Fremdwortvarianten angewandt, die anscheinend auch auf Gründen beruhen. Welche dies sind, wird jedoch nicht erklärt. Eine Kennzeichnung der neuen Schreibvarianten innerhalb des Wörterverzeichnisses findet auch nicht statt. Dafür illustrieren einige konkrete Beispiele die allgemeine Besprechung der Neuregelung. Das Wörterbuch von 2001 ist hinsichtlich der Schreibung von Sprachkontaktprodukten schon weniger ein Übergangswerk. Die Schreibung folgt laut Benutzerhinweisen der amtlichen Neuregelung vom 1.8.1998. Es sollen alle Trennvarianten verzeichnet werden, auch wenn die neuen blau hervorgehoben sind. Das macht unter anderem auf die Tatsache aufmerksam, dass nicht an jeder eingetragenen Trennstelle gleichzeitig getrennt werden kann, z.B. bei So|w |jet, souf|f |lie|ren. Wie die Beispiele zeigen, ist die alternative Trennvariante etwas abgerückt. Es gibt jedoch keine allgemeine Regeldarstellung zur Trennung mehr, auch nicht zur Schreibung. Die 7. Auflage nimmt die Neuregelung der Orthografie offensichtlich als Normalfall an. Darum bleiben auch nicht mehr gültige Schreibungen, wie noch
–––––––—–– 97 98 99
Z.B. Panter vgl. Panther. (ebd. 589). Panther, auch: Panter [...]: Leopard. (ebd. 589). Z.B. potential usw. vgl. potenzial. (ebd. 647). potenzial, auch potential [...]. (ebd. 648). Z.B. Spaghetti, auch Spagetti [...]: lange, dünne, stäbchenförmige Teigwaren (ebd. 761).
383 1997, unberücksichtigt. Es gibt sie auch nicht mehr als Verweislemmata. Bezüglich der Schreibvarianten wird in den Benutzerhinweisen festgehalten: Wo die Rechtschreibregeln mehrere Schreibungen zulassen, wird das Stichwort zunächst in bevorzugter oder empfohlener Schreibung angesetzt: die Schreibvariante erscheint unmittelbar nach dem Stichwort und – sofern sie nicht in alphabetischer Reihenfolge steht – auch als Verweiseintrag an der entsprechenden Alphabetstelle. (Duden FWB/2001: 10)
Demnach ist vorgesehen, alle Varianten zu verzeichnen. Auf dem Rückentext des Buches wird sogar damit geworben. Anders als noch 1997 scheinen die Wörterbuchbearbeiter nicht mehr davon auszugehen, die Nutzer durch Selektion von Varianten und Interpretation der Regeln vorsichtig auf die Umstellung vorbereiten zu müssen. Vielleicht hat es vorher auch noch kein Konzept z.B. für die Darstellung aller Trennvarianten oder viel Kritik an der Interpretation der Worttrennung gegeben. Dennoch wird, wie das Zitat zeigt, ein Wort mit möglichen Schreibvarianten an einer bevorzugten oder empfohlenen Alternative erklärt. Welche das sein wird und warum und ob die Empfehlungen von den Wörterbuchbearbeitern stammen oder den neuen Regeln entnommen worden sind, ist nicht niedergelegt. Ein Vergleich mit den Beispielen aus der Auflage von 1997 hat ergeben, dass sich bei den betrachteten Beispielen kaum etwas geändert hat. Diktafon, Fassette, Panter und Delfin sind immer noch Verweislemmata, dafür wurde Biograf zum erklärten Stichwort. Geograf und Spagetti sind immer noch nicht als Lemma angesetzt. Die Beispiele der Gruppen Negligee und Countdown sind dafür weiterhin an den neuen Varianten erklärt. Und zum Lexem Airkonditioning wird die zweite alte Variante mit aufgenommen. Die 8. Auflage stellt ihre Lemmata in der seit August 2005 verbindlichen Rechtschreibung dar. Zu bemerken ist, dass das Wörterbuch im Januar des Jahres herausgekommen ist, die Redaktion also nicht erst das Datum des endgültigen Inkrafttretens der deutschen Orthografie abgewartet hat. Die Methode der Variantenverzeichnung bei der Worttrennung bleibt dieselbe. Laut Rückentext sind wieder alle nun möglichen Schreib- und Trennvarianten der Sprachkontakprodukten berücksichtigt. In den Benutzerhinweisen wird aber nicht mehr von bevorzugten oder empfohlenen Schreibungen gesprochen. Die Lemmabeschreibung bei den betrachteten Beispielen Delfin, Diktafon, Fassette, Panter usw. erfolgt nun durchweg am Artikel der neuen Variante. Die alte Variante wird zum Verweislemma. Bei den Beispielen Spagetti/Spaghetti und Geograf/Geograph rückt die neue Schreibung an die Lemmastelle und die alten Varianten sind nicht einmal mehr Nebenlemmata, auch wenn sie im Artikel genannt werden. Mit Verbindlichwerdung der Neuregelung wagt die Dudenredaktion auch in der Schreibung einen großen Schritt in Richtung neuer Variante. Ob sie damit die Assimilation fördern will oder einen neuen Schreibgebrauch aufgreift, wird nicht gesagt, denn auch in der 8. und 9. Auflage verzichtet die Redaktion auf eine Besprechung allgemeiner orthografischer Regeln oder ihrer Auslegung. Die Eintragungen im Wörterverzeichnis haben sich im Vergleich zu 2005 auch nicht geändert. Neu ist lediglich der Hinweis auf die am 1.8.2006 verbindlich gewordene Rechtschreibung. Neben der Schreibung ist am Lemma die Betonung des entsprechenden Lexems vermerkt, es sei denn, dem Lemma folgt eine Ausspracheangabe, an der sich die Betonung darstellen lässt. Von Anfang an bezeichnet ein Punkt unter einem Vokal dessen betonte Kürze, ein Strich seine betonte Länge. Auch Varianten in der Betonung sind verzeichnet, dann bei der Ausspracheangabe. Diese Kennzeichnung findet sich bei den meisten gegenwärtigen Wörterbüchern dieser Größenordnung und hat sich mittlerweile auch im Wah-
384 rig100 durchgesetzt. Zu den phonetischen Angaben gehört bei Lexemen, deren PhonemGraphem-Beziehungen nicht denen des Deutschen entsprechen, auch die Angabe der Aussprache für den abweichenden Teil des Wortes. Bis zur 5. Auflage geschieht die Darstellung mit Hilfe des lateinischen Alphabets sowie durch Sonderzeichen, was zusammen als volkstümliche Lautschrift bezeichnet wird.101 Mit der Auflage von 1997 stellen die Wörterbuchbearbeiter auf in IPA um. Bis 1990 befinden sich in der Ausspracheklammer, auch wenn keine Aussprache vermerkt ist, die etymologischen Angaben. Zu deren Darstellung wird ein komplexes System von Bindestrichen, Semikola, Klammern und Abkürzungen von Sprachen verwendet, das mit Hilfe der Benutzerhinweise nachvollzogen werden kann. Der Bindestrich bringt den Entlehnungsweg zum Ausdruck. Runde Klammern zeigen eine Sprache als Mittlerinstanz, wenn das Wort aus dieser Sprache eine bestimmte Bedeutung für die Entlehnung besessen hat. Das Semikolon trennt die Herkunftsangaben der einzelnen Bestandteile eines Wortes, wenn es sich um eine ‚künstliche‘ Zusammensetzung handelt. Ist diese selbst in einer anderen Sprache entstanden, ist auch dieses durch Kombination der Zeichen dargestellt. Seit der 3. Auflage wird außerdem zwischen Kunstwörtern (Aspirin), Kurzwörtern (Laser) und Kurzformen (Akku) unterschieden. Die Bezeichnung ‚Kunstwörter‘ und ‚Kurzwörter‘ gibt es aber schon in den Wörterverzeichnissen der frühen Auflagen. Die etymologischen Angaben können durch die Verzeichnung der sogenannten wörtlichen oder eigentlichen Bedeutung ergänzt werden. Das soll dem besseren Verständnis des Lexems dienen. Sie ist nicht den Bedeutungsangaben zugeordnet, sondern folgt in Anführungsstrichen direkt den Sprachenangaben. In den frühen Auflagen wird diese Angabe noch als Verdeutschung aufgefasst, ab der 3. wird von Verdeutschung jedoch nicht mehr gesprochen. Nicht alle Lemmata besitzen eine Herkunftsangabe. Die zuletzt genannte gilt auch für die darauffolgenden Lemmata bis zum nächsten etymologischen Eintrag. Bei den Artikeln ohne Angabe handelt es sich meistens um Artikel zu Ableitungen, die im selben Textblock erscheinen. Auf die Herkunftsbeschreibung wird auch bei Komposita, deren Bestandteile im Wörterbuch allein aufgeführt und erläutert sind, verzichtet. Mit der Auflage von 1997 erhalten die etymologischen Angaben eine eigene spitze Klammer. Dies hängt offensichtlich mit der Umstellung der Ausspracheangaben auf IPA zusammen. Es trägt aber auch zu mehr Übersichtlichkeit im Formteil der Artikel bei. Die grammatischen Angaben im Duden-Fremdwörterbuch sind sehr knapp und beziehen sich lediglich auf Substantive. Verzeichnet sind das Genus in Form von Abkürzungen der deutschen Bezeichnungen ‚männlich’, ‚weiblich’, ‚sächlich’. Ab der 3. Auflage verwenden die Bearbeiter dazu die bestimmten Artikel im Nominativ. Für die Benutzer stellen sie eine direkter anwendbare Angabe des grammatischen Geschlechts dar als die der Merkmalskategorie Genus. Daneben werden die Endungen der Genitiv Singular- und der Nominativ Pluralform verzeichnet. Daraus sollen sich die anderen Kasusformen erschließen lassen. Während die grammatischen Angaben bis zur 6. Auflage erst nach den etymologischen folgen, werden sie ab 2001 direkt neben die formativen gestellt. Daran kann sich die
–––––––—–– 100
Wahrig geht in der Auflage 2000 von der Anzeige der Betonung durch einen hochgestellten senkrechten Strich vor der ganzen betonten Silbe über zur Markierung des betonten Vokals durch untergesetzten Punkt und Strich. 101 Vgl. Duden FWB (1990: 17).
385 Herkunftsangabe anschließen. Auf grammatische Erläuterungen zu den anderen Wortarten, z.B. zur Transitivität und Intransitivität von Verben102 oder zur Komparation von Adjektiven, auch auf die Angabe der Wortarten103 selbst wird im Wörterbuch verzichtet. Ebenso gibt es keine weiteren grammatischen Erläuterungen in den Benutzerhinweisen. Ein besonderes Augenmerk der Artikel liegt auf der Wiedergabe der Wortbedeutung. Diese muss zwar mit einem begrenzten Raum auskommen, soll aber dennoch ausreichend ausführlich und differenziert dargestellt sein. Es ist kein Ziel der Wörterbuchbearbeiter, für jedes verzeichnete Lemma ein passendes indigenes Äquivalent anzubieten. Dies ist bei komplexen Bedeutungen oft auch nicht möglich. Darum greifen die Bearbeiter in der Regel auf die Bedeutungsparaphrase zurück, welche gewöhnlich dem Genus-Differentia-Schema folgt. Dabei sind alle Mittel der deutschen Sprache eingesetzt, d.h. auch Sprachkontaktprodukte, die als bekannt vorausgesetzt oder im Wörterbuch an anderer Stelle beschrieben werden. Beispiele für solche paraphrasischen Erläuterungen sind Folgende: Debitor [...]: Schuldner, der Waren von einem Lieferer auf Kredit bezogen hat (1990: 164) Ineditum [...]: noch nicht herausgegebene Schrift (1966: 303)
Wo solche vorhanden sind, werden auch Äquivalente zur Bedeutungsbestimmung herangezogen: Datscha [...] u. Datsche [...]: (DDR) Holzhaus, Sommerhaus, Wochenendhaus, Landhaus (1990: 163) inexistent [...]: nicht vorhanden, nicht bestehend (1966: 303)
Wie das Beispiel Datsche zeigt, gibt es oft Zusätze, die einen Teil der Entsprechungen oder alle Äquivalente noch konkretisieren: in absentia [...]: in Abwesenheit [des Angeklagten] (1990: 338) indeciso [...]: unbestimmt (Vortragsanweisung; Mus.) (ebd. 339)
Natürlich lassen sich auch Paraphrasen und Äquivalente nebeneinander stellen: merkantil u. merkantilisch [...]: kaufmännisch, den Handel betreffend (ebd. 493) evident: offenkundig u. klar ersichtlich; offen zutage liegend; überzeugend, offenbar. (ebd. 234)
Liegt Homonymie vor, so werden bis zur 2. und wieder ab der 6. Auflage mehrere Lemmata in eigenen Artikeln verzeichnet und durch Indexzahlen unterschieden. Von der 3. bis 5. Auflage erscheinen die Homonyme unter einem Stichwort, aber durch römische Ziffern voneinander getrennt. Dies erweckt den Anschein, dass es sich um ein Wort handeln könnte, obwohl auch die Wörterbuchbearbeiter davon ausgehen, dass zwei bzw. mehrere Lexe-
–––––––—–– 102 103
Wird in Kuri (1969) und Mackensen (1971) angegeben. Wird in Mackensen (1971) und Wahrig (1974) mitgeteilt.
386 me vorliegen.104 Dies wird der Grund gewesen sein, warum sie ab 1997 wieder auf die unmissverständliche alte Form der Homonymiedarstellung umgestellt haben. ¹Fasson [...]: Form; Muster; Art; Zuschnitt [eines Kleidungsstückes] ²Fasson [...]: Revers (1966: 217) Fasson I [...]: die bestimmte Art und Weise (des Zuschnitts, Sitzes usw.) von etw. II [...]: Revers (1990: 247)
Nicht nur Homonymie, sondern auch Polysemie wird im Buch gekennzeichnet. Die verschiedenen Bedeutungen werden durch arabische Ziffern und Buchstaben voneinander getrennt und geordnet, wobei die Ziffern eine stärkere Trennung anzeigen als die Buchstaben. Das wird auch in den Benutzerhinweisen zur Einrichtung des Wörterverzeichnisses vorgeführt. Es gibt jedoch keine Besprechung über die Anordnung der Einzelbedeutungen.105 Zu erkennen ist jedoch, dass Aktualität, geografische und soziolektale Zugehörigkeit sowie tropische Kriterien bei der Anordnung der Bedeutung eine Rolle spielen, und zwar vom Allgemeinen zum Übertragenen und Spezielleren. In den frühen Auflagen noch häufiger, aber auch in den späteren findet sich außerdem bei schwachem Bedeutungsunterschied eine Abgrenzung durch Semikolon. ²mental [...]: in Gedanken, geistig; heimlich (Philos.) (1966: 439) mental II [...]: 1.a) geistig; b) aus Gedanken, Überlegungen hervorgegangen; c) den Verstand, die Psyche od. das Denkvermögen betreffend. 2. (veraltet) in Gedanken, heimlich (1990: 492)
Bezeichnungen wie ‚figürlich’, ‚buchstäblich’, ‚eng’ oder ‚weit’, ‚übertragen’, ‚eigentlich’ werden für eine Kommentierung der Einzelbedeutungen dagegen nicht genutzt. Es finden sich im Abkürzungsverzeichnis von 1990 zwar die Begriffe ‚ursprünglich’ und ‚eigentlich’. Bei einer Durchsicht des Buchstabens N konnte aber keine der Abkürzungen in Zusammenhang mit einer Bedeutungsanordnung gebracht werden. Auch die in die etymologischen Angaben eingefügten Übersetzungen haben keine derartige Kommentierung erhalten. In manchen Artikeln, besonders zu fachsprachlichen Lexemen, kann es vorkommen, dass die Bedeutungserklärungen sehr allgemein ausfallen. Darauf hatten die Bearbeiter schon im Vorwort der 1. Auflage hingewiesen und dies mit der Schwierigkeit der Darstellung von komplexen Begriffen und Vorgängen in Sprachwörterbüchern begründet. Dennoch möchten sie solche Lexeme nicht unterschlagen und bringen wenigstens eine grobe Einordnung in einen bestimmten Bereich und möglicherweise Oberbegriffe, z.B. mensendiecken [...]: eine besondere Art der [Frauen]gymnastik (ebd. 492)
–––––––—–– 104
Vgl. die Aussagen in den Hinweisen zur Einrichtung des Wörterbuches, z.B. in Duden FWB (1990: 15). 105 Dass es Beschreibungen zur Bedeutungsanordnung in praktisch orientierten lemmastarken Sprachkontaktwörterbüchern durchaus geben kann, zeigt das Langenscheidt-Wörterbuch von Hübner (1989). Darin wird darauf hingewiesen, dass das Wörterbuch synchronisch aufgebaut ist, was heißen soll, dass bei Angabe von mehreren Bedeutungen die heute wichtigste zuerst angeboten wird.
387 Zur Spezifizierung der denotativen Semantik der Lexeme sind oft zusätzliche Daten gegeben, die sich z.B. auf die zeitliche, räumliche oder thematische Gültigkeit der Bedeutung beziehen oder diese illustrieren. Dabei sind noch nicht die pragmatischen Kommentare gemeint, auch wenn sie wie diese meist ebenfalls in Klammern stehen. Einige Beispiele: Allongeperücke [...]: Herrenperücke mit langen Locken (17. u.18. Jh.) (ebd. 49) Alliteration [...]: Stabreim [...] (z.B. bei Wind und Wetter) (ebd. 49) in blanko [...]: unausgefüllt, leer (bei Schecks o.ä.) (ebd. 339) Plasma [...] 4. dunkelgrüne Abart des Chalzedons (ein Mineral). (ebd. 609) Oldtimer [...]: 1. altes ehrwürdiges Modell eines Fahrzeugs (bes. Auto, aber auch Flugzeug, Schiff, Eisenbahn). 2. [...] (ebd. 548)
Manchmal finden sich zusätzliche Erläuterungen auch in Form von kurzen enzyklopädischen Kommentaren. Auch sie können von der eigentlichen Bedeutungsangabe abgetrennt sein und dazu beitragen, ein Wort genauer zu verstehen. Nationale [...]: a) Personalangaben (Name, Alter, Wohnort u.a.); b) [...] (ebd. 524) Kanon [...] 4. [von den alexandrinischen Grammatikern aufgestelltes] Verzeichnis mustergültiger Schriftsteller [der Antike]. (ebd. 384) Marxismus [...]: 1. [...] das von Karl Marx, Friedrich Engels u. deren Nachfolgern entwickelte System von politischen [...] (ebd. 483) balkanisieren [...]: staatlich zersplittern u. in verworrene politische Verhältnisse bringen (wie sie früher auf dem Balkan herrschten). (ebd. 101)
Ebenfalls im Bedeutungsteil untergebracht sind die pragmatischen Angaben, gebrauchsspezifizierende bzw. -einschränkende Markierungen, die typische Verwendungssituationen und -weisen anzeigen. Von Anfang an legen die Wörterbuchbearbeiter viel Wert auf fachund sondersprachliche Angaben, die Wörter oder einzelne Bedeutungen bestimmten sachlichen oder personenbezogenen Bereichen zuordnen sollen. Diese werden bis zur 6. Auflage den anderen pragmatischen Angaben gegenübergestellt und schon deutlich von der Bedeutungserklärung abgetrennt, indem sie in Klammern hinter die Erläuterung gesetzt werden. Ab 2001 stehen sie an der Stelle der anderen Gebrauchsangaben. Das Abkürzungsverzeichnis gibt einen guten Einblick in die berücksichtigten Themenbereiche und Sonderwortschätze. Seine große fachliche Breite wird in den Angaben aufgegriffen und unterstützt den Anspruch des Buches, alle Bereiche des heutigen Lebens berücksichtigen zu wollen. Darüber hinaus sind weitere Einordnungen in nicht durch Abkürzungen vertretene Bereiche vorgenommen worden, z.B. in Jazz, Fußball, Skisport, Kosmetik, Akustik, Meinungsforschung. Eine zweite Gruppe von pragmatischen Angaben, die laut Vorwort der 1. Auflage besonders berücksichtigt werden soll, sind die diachronischen Angaben. Sie erscheinen noch gegenwärtig vor der eigentlichen Bedeutungsangabe, in den frühen Büchern aber noch einleitend und ohne Klammer z.B. in der Phrase ‚veraltend für’. Derart sind auch die anderen diachronischen Hinweise ‚veraltet’ und ‚früher’ und die restlichen pragmatischen Angaben in den Wörterbüchern verzeichnet. Diese Darstellung wird ab der 3. Auflage zuguns-
388 ten einer bloßen Nennung der Angaben in Klammern aufgegeben. Das trägt dazu bei, dass sich die Markierungen nun deutlicher von den Bedeutungsangaben abgrenzen und optisch herausheben. Dadurch verstärkt sich aber auch der Eindruck, dass es sich bei diesen Angaben um Feststellungen handelt und weniger um Zuordnungen der Wörterbuchbearbeiter. Der Dokumentations- und Deskriptionscharakter des Buches erhöht sich. Dennoch muss darauf hingewiesen werden, dass es keine Einführung in den Bereich der pragmatischen Angaben gibt, die die Grundlagen der Zuordnung bespricht und diese objektivieren könnte, dass also die Interpretation von ‚veraltend’, ‚umgangssprachlich’, ‚salopp’ oder ‚dichterisch’ den Nutzern überlassen wird. Mit der 3. Auflage kommt nach den oben genannten diachronischen Markierungen im Bereich der zeitbezogenen Gebrauchshinweise die Kennzeichnung ‚historisch’ hinzu. Im Bereich der diafrequenten Angaben ist seit Anfang an die Form ‚selten’ angeführt. Häufiger als diese treten diastratische und diaevaluative Angaben, also solche zu Stilschicht und -färbung auf, vor allem umgangssprachlich in der Form „ugs.“ (1990: 99, 102, 122 u.a.)106 und „abwertend“ (102, 104, 119 u.a.). Bei einer Durchsicht der Eintragungen unter dem Buchstaben B erscheinen außerdem einerseits „dichterisch“ (100, 100, 122), „österr. Amtsspr.“ (120), andererseits „iron.“ (108), „spöttisch“ (109), „salopp“ (102), „familiär“ (103), „scherzhaft“ (130) und Kombinationen wie „salopp scherzh.“ (101), „berlinerisch scherzhaft“ (110), „ugs. scherzhaft“ (111), „österr. scherzh.“ (124), „veraltet, noch scherzhaft“ (113). Es lassen sich keine dianormativen Markierungen finden, die deskriptive Ausrichtung des Buches verbietet das auch. Dafür gibt es nicht nur zeitliche pragmatische Unterscheidungen, sondern auch Anmerkungen zu diatopischen Gebrauchsschwerpunkten. In der Buchstabenreihe B finden sich „landsch.“ (99), „bes. berlin.“ (129) „landsch. österr.“ (104, 113, 123), „bes. süddt.“ (123), „schweiz.“ (112, 113, 120) und 19741990 und ab 2001 „DDR“ (1990: 105, 125, 126). Eine geografische Verwendungsrestriktion, die sich auf das bundesrepublikanische Gebiet bezieht, gibt es weder vor noch nach 1989/90. Hier wird kleinräumiger unterschieden. Eine solche Handhabung ließe sich darum so interpretieren, als ob der bundesrepublikanische Gebrauch als Normalfall zu gelten habe. Eine Nullmarkierung soll aber wahrscheinlich die Gebrauchsmöglichkeit in jedem deutschsprachigen Gebiet bedeuten. Die diatopischen Markierungen können aufgrund ihrer Position im Wörterbuchartikel nicht als Herkunftsangaben gedeutet werden. Sie stehen nicht in der etymologischen Klammer, die durch sie gekennzeichneten Lemmata beziehen sich nicht auf indigene Lexeme, das Buch ist demnach auch nicht als hard word dictionary interpretierbar. Die denotativ-semantische Beschreibung der Lemmata kann nicht nur durch pragmatische Markierungen, sondern auch durch paradigmatische Angaben ergänzt sein. Dies geschieht nicht regelmäßig, aber seit der ersten Veröffentlichung des Fremdwörterbuchs. Angegeben und als solche gekennzeichnet sind vor allem Antonyme. In den frühen Auflagen werden sie wie die pragmatischen Angaben durch ausformulierte Phrasen eingeleitet und zu den Bedeutungsangaben gestellt.107 Manchmal gibt es auch Hinweise in den etymologischen Klammern.108 Ab der 3. Auflage ersetzt die standardisierte Abkürzung ‚Ggs.’ die
–––––––—–– 106
Im Folgenden dient die Auflage von 1990 als Beispielauflage. Die Zahlen beziehen sich also auf die Seitenangaben in der 5. Auflage des Duden-Fremdwörterbuches. 107 Z.B. Baisse [...]: [starkes] Fallen der Börsenkurse od. Preise im Gegensatz zur Hausse. (Duden FWB/1966: 86). 108 z.B. inexakt [Gegenbildung zu exakt]: ungenau. (ebd. 303).
389 langen Formulierungen. Das Antonym bekommt seine feste Position im Wörterbuchartikel nach und vor allem abgetrennt von der Erklärung der Wortbedeutung bzw. seiner Teilbedeutung. Wird es an anderer Stelle des Wörterbuches erklärt, ist ihm ein Verweispfeil vorangestellt.109 So können auch kontaktsprachliche Oberbegriffe, wenn sie in der Bedeutungserklärung auftreten, hervorgehoben sein. Der Pfeil ist jedoch nicht hauptsächlich als paradigmatisches Zeichen zu verstehen. Wird in der Bedeutungsbeschreibung auf Äquivalente zurückgegriffen, lassen auch sie sich als paradigmatische, genauer als synonymische Angaben deuten. Eine gesonderte Kennzeichnung gibt es für sie dann jedoch nicht. Dies ist bei sinnverwandten Angaben, die nicht der Bedeutungserklärung dienen, anders. Sie können durch die Abkürzung ‚vgl.’ eingeleitet sein.110 Mit der Möglichkeit, all die oben vorgestellten Angaben des Wörterbuches zu veranschaulichen oder ihre Richtigkeit zu belegen, sind die Wörterbuchautoren in allen bisherigen Auflagen sehr zurückhaltend, wenn nicht gar abstinent. Wie bereits gesagt, gibt es keine Belegbeispiele, die einem Existenz- oder Gebrauchsnachweis des Lexems im Deutschen oder der Vorführung der niedergelegten Angaben hätten dienen können. Die Bearbeiter gehen offensichtlich davon aus, dass solche Belege für die Erhöhung der Glaubwürdigkeit ihrer Eintragungen nicht notwendig sind und die Nutzer selbst keine Nachweise erwarten. Sie werden vielleicht auch als zu viel Platz einnehmende Doppelungen betrachtet. Kompetenzbeispiele sind im Vorwort der 3. Auflage angekündigt. Sie treten jedoch äußerst selten auf und spielen in der Vermittlung sprachlichen Wissens kaum eine Rolle. Die Beispiele, die es gibt, können sich auf die Bedeutung eines ganzen Lexems oder auf eine seiner Einzelbedeutungen beziehen. Sie stehen dann direkt hinter der jeweiligen Bedeutungsangabe und zeigen typische Syntagmen, ohne Phraseologismen sein zu müssen. Ein Platzhalterzeichen ersetzt dabei das Lemma.111 Die Möglichkeit der Beispielangabe wird vom Duden-Fremdwörterbuch bis zur 5. Auflage 1990 genutzt. Danach sind die gefundenen Eintragungen nicht mehr aufgeführt. Die Bearbeiter haben sich demnach entschieden, doch auf dieses lexikografische Mittel zu verzichten.
3.2.6 Resümee Am Duden-Fremdwörterbuch Band 5, einem der bekanntesten und etabliertesten Sprachkontaktwörterbücher nach 1945, ist exemplarisch dargestellt worden, mit welchen programmatischen und fremdwortbezogenen Vorstellungen, vor allem aber mit welchen Umtexten und Daten der Benutzer eines Wörterbuches aus der Gruppe der 30.000 bis bisher 55.000 Lemmata starken Kontaktwörterbücher zum äußeren Lehngut rechnen kann. Es ist ein Buch mit einer großen thematischen und fremdworttypologischen, aber auch gewissen regionalen und chronologischen Breite im Wörterverzeichnis, dessen Lemmaanzahl sich stetig erhöht, weil es regelmäßig aktualisiert und dadurch erweitert wird. Die makrostrukturellen Eigenschaften des Verzeichnisses entwickeln sich seit der 6. Auflage (1997)
–––––––—–– In den ersten drei Auflagen ist dieser Verweispfeil waagerecht dargestellt, spätestens ab der 5. Auflage ersetzt ihn der senkrechte Verweispfeil, ein Mittel der Raumersparnis. 110 Marihuana [...]; vgl. [Lady] Mary Jane (Duden FWB/1990: 481). 111 Z.B. bestialisch [...]: 1. ... 2. (ugs.) fürchterlich, unerträglich, z.B. hier stinkt es -. (Duden FWB/1974: 109). 109
390 auch in Bezug auf die Anordnung der Lemmata, deren starke Gruppierung zugunsten übersichtlicher Textblöcke aufgehoben wird und weitere Hilfsmittel für ein schnellere Suche nach Daten eingeführt werden. Die Wörterbuchartikel selbst zeichnen sich ebenfalls durch Aktualität ihrer Daten, vor allem aber durch ein ausgeprägtes standardisiertes Mikrostruktursystem aus, das Angaben sowohl zur jeweiligen Schreibung und Grammatik, zur Aussprache und Betonung als auch zur Etymologie, Bedeutung und Pragmatik und manchmal darüber hinaus anbietet. Besonders im Bereich der Bedeutungsbeschreibung möchten die Wörterbuchbearbeiter zwar gedrängte, jedoch ausreichend differenzierte Erklärungen bereitstellen. Wie bei allen Werken der Gruppe liegt hier der Kern der Wörterbuchartikel. Wie die meisten Sprachkontaktwörterbücher auch verzichten die Bearbeiter auf Beleg- und weitestgehend auch auf Kompetenzbeispiele. Die meisten der Angabeklassen werden in den ausführlichen Hinweisen zum Wörterverzeichnis vorgestellt. Auch das ist typisch für diese Gruppe von Nachschlagewerken. Zugleich haben sie sich z.B. hinsichtlich der Beschreibung der pragmatischen Angaben und der Bedeutung als ausbaufähig erwiesen. Typisch für die Gruppe der lemmastarken Kontaktwörterbücher der Gegenwart sind ebenfalls die Motive und Ziele, mit denen das Duden-Fremdwörterbuch erarbeitet worden ist. Es versteht sich als notwendige und zuverlässige Erklärungs- und Produktionshilfe. Bemerkenswert dabei ist, dass im Vorwort der 1. Auflage von einem Auftrag gesprochen wird, auf dessen Grundlage dieses als unentbehrlich und als Standardwerk beworbene Wörterbuch erarbeitet worden ist. „Beauftragt“ ist nicht eine Person, sondern eine Gruppe von wechselnden Lexikografen, die eine möglichst objektive Dokumentation eines großen Teils des deutschen Fremdwortschatzes unter Mithilfe von Fachexperten erarbeiten soll. Anders als bei Kuri (1969) und Kienle (1950) ist sicherlich auch die im Wörterbuch stattfindende theoretische Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten ein Produkt von Gruppenarbeit. Auffällig an der vor allem seit der 3. Auflage 1974 ausgeprägten Beschäftigung ist, dass zu vielen verschiedenen Aspekten des Gebrauchs von äußerem Lehngut im Deutschen Aussagen getroffen und neue Forschungsansätze berücksichtigt werden. Das soll dazu dienen, den Wörterbuchbenutzern, einer offen gehaltenen Adressatenschicht, zu einem eigenen Urteil zu verhelfen. Mit dieser dritten, auch explizit genannten Zweckstimmung ragt das Wörterbuch innerhalb der Sprachkontaktlexikografie hervor. Die Urteilsfindung wird jedoch durch Empfehlungen gelenkt. Die in den Aufsätzen bzw. neun doppelseitigen Artikeln vertretene funktionsorientierte Haltung zu äußeren Sprachkontaktprodukten, die mit einer Distanzierung gegenüber der Bezeichnung ‚Fremdwort’ einhergeht, wird in den ersten zwei Auflagen noch nicht in dem Maße vertreten wie seit den 1970er Jahren. Bis dahin steht die Fremdwortbeschreibung und -bewertung viel mehr in der Tradition eines durch den ADSV geprägten puristischen Denkens, in dem zwischen entbehrlichen und unentbehrlichen Lexemen unterschieden wird. Im Gegensatz zu Kuri und Mackensen verwendet die Dudenredaktion jedoch von Anfang an kein puristisches Vokabular und wie alle Autoren der Gruppe hegt sie keine Verdeutschungs- und Entfernungsabsichten.
3.3 Das Duden-Fremdwörterbuch Band 5 (1960) im Vergleich mit dem Großen Fremdwörterbuch (1994) Bis 1994 ist das Duden-Fremdwörterbuch mit seinen knapp 50.000 Lemmata das größte kontaktsprachliche Nachschlagewerk aus dem Dudenverlag und eines der lemmastärksten
391 einbändigen Wörterbücher zum äußeren Lehngut nach 1945. Mit der Herausgabe des Großen Fremdwörterbuches (GFWB) entsteht eine neue, die Lemmaanzahl der bisher betrachteten Handwörterbücher weit überschreitende fremdwortlexikografische Arbeit. Sie übertrifft den üblichen Lemmaumfang dieser Gruppe mit ihren 80–85.000 Stichwörtern nicht nur. Sie weicht von ihr auch durch ihre Anlage und Zielsetzung ab. Dabei bildet sie ein Zwischenglied zwischen dieser Gruppe und dem historisch ausgerichteten mehrbändigen Deutschen Fremdwörterbuch aus dem Institut für deutsche Sprache. Vor allem aber enthält sie die Vorarbeiten für ein 2003 im Dudenverlag erschienenes Werk, das zu der sich jüngst entwickelnden Gruppe der sogenannten „umgekehrten Fremdwörterbücher“ gehört. Das große, bisher in 4 Auflagen erschienene Wörterbuch ist also nicht nur eine umfangreichere Version von Band 5 der Dudenreihe. Im Folgenden soll auf die Unterschiede zwischen dem Duden-Fremdwörterbuch und dem Großen Fremdwörterbuch (GFWB) eingegangen werden. Das GFWB versteht sich wie das Fremdwörterbuch Bd. 5 als allgemeines Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch. Es möchte möglichst viele, auch tiefergehende Fragen, die Sprachteilnehmer als Rezipienten, Produzenten und sprachlich Interessierte haben, beantworten helfen. Dabei geht es über den Rahmen von Bd. 5 hinaus, indem es vor allem ein zeitlich breiteres Sprachgebiet abdeckt und neben den in der Gegenwart gebräuchlichen Kontaktprodukten Lexeme des ausgehenden 18. und des 19. Jahrhunderts verzeichnet, soweit sie „im literarischen Erbe eine Rolle spiel(en) oder für das Verständnis der kulturellen, wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen in dieser Zeit wichtig“ (Duden GFWB/1994: 5) sind. Diese zeitliche Ausdehnung der Lemmaauswahl geht einher mit einer Erweiterung der etymologischen Angaben zu den verzeichneten Stichwörtern, so dass das Wörterbuch die zusätzliche Funktion eines etymologischen Nachschlagewerkes erhält. Eine dritte funktionelle Erweiterung des Wörterbuches wirkt sich wesentlich auf die Anlage der Arbeit aus. Neben dem allgemeinen Wörterverzeichnis wird ein sogenanntes „umgekehrtes“ Wörterverzeichnis angeboten, das von indigenen Wörtern auf Fremdwörter verweist und dazu beitragen soll, Sprachkontaktprodukte für den Gebrauch bereitzustellen, die dem Benutzer nicht gleich gegenwärtig sind, oder ihm dabei zu helfen, wenn er aus welchen Gründen auch immer die Variation seiner Formulierungen erhöhen möchte. Dabei ersetzt dieses zweite Verzeichnis nicht das erste allgemeine, denn es enthält keine Form- oder Bedeutungsangaben, sondern lediglich bedeutungsähnliches Lehngut zu indigenen Wörtern. Damit ist dieses Verzeichnis eine Art Ergänzung zu vorhandenen Synonymiken. Hinsichtlich der Absichten und Ziele wie auch der Anlage des Nachschlagewerkes findet also eine Erweiterung statt. Diese soll dazu führen, dass nun auch die Anforderungen von „anspruchsvollen Benutzerinteressen“ (Duden GFWB/2000: 5) durch das Buch erfüllt werden. Außer in der Existenz dieses zweiten Wörterverzeichnisses unterscheidet sich die Anlage des großen Wörterbuchs jedoch nicht von der des kleineren Bandes 5. Enthalten sind Vorwort, Erklärungen zur Einrichtung des ersten allgemeinen Wörterverzeichnisses samt Ausspracheverzeichnis, Abkürzungsverzeichnis und Ausführungen zur Rechtschreibung, vor allem nach Einführung der Neuregelungen nach 1996, sowie ein Aufsatz zur Geschichte und Funktion des Fremdwortes, dem die beiden Wörterverzeichnisse folgen. Die Ausführungen zum Fremdwort im Deutschen in der Auflage 1994 stehen auf der Grundlage des Aufsatzes im Band 5 von 1990. Dieser ist jedoch nicht völlig übernommen, sondern leicht gekürzt und an die Zeit angepasst. Ein bedeutender Unterschied zur Version von 1990 betrifft den Wegfall des Absatzes zum unterschiedlichen Wortgebrauch in BRD und DDR.
392 Ein anderer bezieht sich auf den psychologisch-pragmatischen Ansatz. Die Auseinandersetzung mit ihm entfällt, der Ansatz wird nicht erwähnt. Schließlich wird explizit darauf hingewiesen, dass die Fremdwortfrage heute vor allem als ein Problem des Stils und der Sprachsoziologie zu behandeln sei, viel weniger als eines der Herkunft. Die 2. Auflage des GFWB von 2000 übernimmt dann vollständig die Version des Aufsatzes aus der Auflage des Duden-Fremdwörterbuches von 1997 und damit auch die Auffassung und Bewertung des Wörterbuchgegenstandsbereiches. In der 4. Auflage von 2007 wird der Text äußerlich leicht überarbeitet, inhaltlich findet keine Änderung statt. Die Ausführungen zur Einrichtung des Wörterverzeichnisses geben einen ersten Eindruck von den Veränderungen in den Wörterbuchartikeln. Sie machen darüber hinaus deutlich, dass noch mehr als im Duden-Fremdwörterbuch auf eine einführende Beschreibung der Artikelangaben Wert gelegt wird. Bereits in der Auflage von 1994, noch mehr in den nachfolgenden Auflagen findet eine umfangreiche Auswahlbeschreibung statt. Außerdem wird anders als im Band 5 die Artikelstruktur vorgestellt. Sie unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von der im Band 5. Nach allgemeinen Angaben zur Anordnung der Lemmata, zur Rechtschreibung, Grammatik und Bedeutungsdarstellung wird besonders der Beschreibung von Aussprache- und etymologischen Angaben viel Raum gegeben. Völlig neu in den Hinweisen, aber nicht in den Wörterbuchartikeln selbst, ist die Beschäftigung mit den pragmatischen Angaben. Es werden die verschiedenen Gruppen, welche hier wie auch in den anderen Duden-Fremdwörterbuchtypen vorkommen, vorgestellt. Einige Gruppen und Markierungen sind genauer erklärt. Vor allem aber werden Abgrenzungen innerhalb bestimmter Angabeklassen vorgenommen. Einführend findet sich der Hinweis, dass die „stilistischen Bewertungen, räumlichen und zeitlichen Zuordnungen (sowie) Zuordnungen zu Fach- und Sondersprachen“ (Duden GFWB/1994: 10) als sprachliche, nicht als sachliche Angaben zu verstehen sind. Daraufhin erklären die Wörterbuchbearbeiter die Handhabung der stilistischen Angaben. Sie unterscheiden durch Nullmarkierung gekennzeichnete Wörter einer neutralen und leicht gehobenen Stilschicht von solchen unterhalb der normalsprachlichen Schicht, die durch ‚ugs.’ (= umgangssprachlich) markiert ist, und solchen, die durch noch stärkere Abweichung vom Normalsprachlichen nicht mehr zum Allgemeinwortschatz gerechnet werden können und darum mit dem Stilwert ‚Jargon’ gekennzeichnet ist. Was unter Stil, Stilschicht und Stilwert genau verstanden werden soll, wird als bekannt vorausgesetzt. Zu den stilistischen Angaben sind auch die diaevaluativen Markierungen, in der Einführung Gebrauchsangaben genannt, geordnet und auszugsweise aufgezählt, z.B. ‚scherzhaft’, ‚ironisch’, ‚abwertend’ und ‚verhüllend’. Gebrauchsangaben, so in den Hinweisen, sagen etwas über die Haltung des Sprechers oder die Nuancierung einer Äußerung aus. Danach folgt die Präsentation von räumlichen und zeitlichen Markierungen. Zu ihnen ist auch die Frequenzangabe ‚selten’ geordnet. Diese verschiedenen pragmatischen Bereiche erfahren eine genauere Erklärung. Dagegen halten die Wörterbuchbearbeiter lange Erläuterungen über die Zuordnungen zu Fach- und Sonderwortschätzen nicht für notwendig. Sie stellen die Angaben nicht einmal beispielhaft vor. Doch wird ihre Funktion, diejenigen Wörter, die nicht zum allgemeinsprachlichen Wortschatz gehören, zu bestimmten Wortschätzen zu ordnen, von der solcher Angaben unterschieden, die Lexeme sachlich charakterisieren. Die Unterscheidung zwischen sachlicher und sprachlicher Markierung erfolgt durch die unterschiedliche Positionierung im Wörterbuchartikel. Hier stellt sich heraus, dass sich die im Duden-Fremdwörterbuch als fachsprachliche Angaben verstandenen Eintragungen auf Sachgebiete beziehen sollen. Wie aber ein Lexem, dessen Denotat
393 typisch für den Fachbereich Medizin ist, nicht auch ein Bestandteil des medizinischen Fachwortschatzes sein soll, ist nicht ganz nachzuvollziehen. Im Duden-Fremdwörterbuch stellen die Wörterbuchbearbeiter 2001 ihr System um und setzen die fachbezogenen Angaben ebenfalls an die Stelle der sprachlich-pragmatischen Markierungen. Im GFWB geschieht dies auch in der 4. Auflage noch nicht. Ein Vergleich zwischen den Wörterverzeichnissen von Band 5 und GFWB bringt die sich in den Hinweisen bereits ankündigenden Unterschiede konkret zum Vorschein. Sie beziehen sich vor allem auf drei Bereiche. Makrostrukturell ist der große Unterschied in der Lemmaanzahl zu nennen, der vor allem durch die vermehrte Aufnahme von Wortbildungsprodukten und weniger frequenten Entlehnungen sowie durch die Ausdehnung des berücksichtigten zeitlichen Rahmens verursacht wird. Daraus entstehen größere Textblöcke, deren Aufbau aber dem in den kleineren Kontaktwörterbüchern aus dem Dudenverlag entspricht. Mikrostrukturell wird bezüglich der Anordnung der Angaben von Anfang an die äußere Trennung zwischen Aussprache und etymologischer Beschreibung vollzogen, etwas was ab 1997 auf das kleinere Duden-Fremdwörterbuch übertragen wird. Diese Trennung hängt wesentlich mit der veränderten Präsentation der beiden Angabengruppen zusammen. Anders als noch Band 5/1990 nutzt das GFWB das internationale Umschriftsystem zur Darstellung der Aussprache. Dabei legt es viel Wert auf eine möglichst genaue Wiedergabe der im Deutschen üblichen Aussprache von Kontaktprodukten, die in den Benutzerhinweisen im Einzelnen und an Wortbeispielen vorgeführt werden. Es wird z.B. nicht nur die Umschrift der Vokale, sondern auch die der Konsonanten ebenso wie die des Knacklauts vorgestellt. Die Handhabung im Wörterverzeichnis, d.h. die Beschränkung der Wiedergabe vor allem schwieriger Wortbestandteile bleibt aber dieselbe. Die Angabe der Aussprache nach dem IPASystem im GFWB bildet die Grundlage für die Umstellung auf IPA ab 1997 im kleineren Band 5. Auf die etymologischen Angaben legen die Wörterbuchbearbeiter laut Vorwort einen besonderen Schwerpunkt. In den Benutzerhinweisen führen sie das neue, ausdrücklichere System zur Beschreibung von Herkunft und Entlehnungsweg vor. Es bedient sich anders als im Band 5 definierter Wörter, ‚aus’, ‚zu’, ‚über’ sowie ‚nach’, die die Verhältnisse zu Wörtern aus den Herkunfts- und Vermittlersprachen näher bestimmen. Außerdem macht es verbal weitere Ausführungen zu Benennungsmotiven, Entlehnungswegen oder Entstehungszusammenhängen. Die weniger abstrakte Darstellungsform ermöglicht eine genauere Darlegung und leichtere Verständlichkeit der Herkunftsbeschreibung in den Artikeln, als sie aus der Darbietung im Band 5 möglich ist. Die etymologischen Angaben gehen aber nicht soweit, dass Zeiten von Übernahmen oder Wortbildungen sowie beweisende Belege präsentiert werden. Die Handhabung der anderen Wörterbuchangaben entspricht im Wesentlichen der aus dem Duden-Fremdwörterbuch. Betonung und Grammatik, paradigmatische Notierungen und pragmatische Markierung112 zeigen dieselben Ausprägungen. Die Lemmata werden ab 2000 blau markiert, machen aber ansonsten dieselbe Entwicklung durch.113 Die Bedeu-
–––––––—–– 112
Die Abweichung in der Platzierung seit Band 5/1997 wirkt sich nicht auf den Inhalt der Angaben aus. 113 Das Große Fremdwörterbuch übernimmt ab 2000 das System der voll ausgeschriebenen Verzeichnung der Lemmata 2. Ordnung.
394 tungsbeschreibungen und enzyklopädischen Zusätze, sofern solche vorhanden, fußen ebenfalls auf denen des Fremdwörterbuches. Sie sind größtenteils mit ihnen identisch. Der Raum des GFWB wird nur selten genutzt, um die Lexeme inhaltlich noch genauer zu beschreiben oder mehr enzyklopädische Angaben niederzulegen. Aber auch hier zeigt sich, dass sich Überarbeitungen am großen Wörterbuch auf die darauffolgende Auflage von Band 5 auswirken und umgekehrt. Belege und Beispiele führen die Wörterbuchbearbeiter nicht vor. Die bedeutendste Erweiterung innerhalb der Wörterbuchartikel findet also im Bereich der etymologischen Angaben statt. Als Letztes soll genauer auf die Ausführungen zur Handhabung der neuen Rechtschreibung seit der 2. Auflage des GFWB (2000) eingegangen werden. Das Besondere an daran ist nämlich, dass die Bearbeiter Einblick in die Auswahlkriterien der Variantenverzeichnung geben, was sie im Band 5 höchstens hinsichtlich der Worttrennung tun. Ob die Handhabung der Neuregelungen in beiden Arbeiten gleich ist, kann nur aus den Verzeichnissen selbst entnommen werden. Wie die 6. Auflage des Duden-Fremdwörterbuches von 1997 folgt auch die große Arbeit in den Auflagen von 2000 und 2003 den Vereinbarungen von 1996. Es wird jedoch deutlich hervorgehoben, dass nicht alle zulässigen Schreib- und Trennvarianten verzeichnet sind. Vor allem innerhalb der Worttrennung findet eine Entscheidung über die Anwendung bestimmter Regeln statt. So ist wie im Band 5 jeweils nur eine Trennvariante verzeichnet und die Existenz von anderen Möglichkeiten durch Asterisk * an den betreffenden Lemmata vermerkt. In den Ausführungen zur Einrichtung des Wörterverzeichnisses heißt es zur Entscheidung für die verzeichnete Variante, dass die Trennung nach Sprechsilben an solchen Wörtern erfolgt, bei denen die Bestandteile als nicht mehr bekannt vorausgesetzt werden können. Bei Konsonantenverbindungen, für die es mehrere Trennmöglichkeiten gibt, haben sich die Bearbeiter für die bisherige Trennung entschieden. In den Benutzerhinweisen heißt es dazu, die Redaktion gehe nach Beobachtung der Diskussion davon aus, dass von den meisten die bisherige Praxis, Konsonantenverbindungen ungetrennt zu lassen, bevorzugt werde und diesem Umstand im Buch Rechnung getragen werden soll. Außerdem erfolgt keine Vokalabtrennung am Wortanfang. Zu dieser Regel heißt es, der Raumgewinn bei einer solchen Trennung sei minimal, doch ist sie nach der Neuregelung natürlich zulässig. Im Duden-Fremdwörterbuch werden die neuen Trennregeln durchgängig angewandt, auch bei der Trennung zwischen Konsonantenverbindungen gibt es mehr Beispiele, die den neuen Varianten folgen, als in der großen Arbeit, wie z.B. Spag|no|lett und Spand|rille (1997). Im Gegensatz dazu findet sich Spa|gno|lett und Span|dril|le im GFWB (2000) und (2003). Das GFWB zeigt sich hinsichtlich der Worttrennung demnach konservativer als der bereits drei Jahre zuvor erschienene Band 5. Die Bearbeiter heben aber deutlich hervor, dass ihre verzeichneten Trennungen nicht die einzig richtigen Varianten sind. Das zurückhaltende Vorgehen in der Anwendung der neuen Rechtschreibung setzt sich auch bei der Behandlung der Schreibvarianten fort. Zwar werden in der Regel beide Möglichkeiten vorgeführt und als Lemmata angesetzt. Doch die Bearbeiter entscheiden sich bei der Mehrzahl der betroffenen Wörter dafür, die weniger assimilierte Schreibung an die erste Stelle des Artikels zu setzen und an eben diesem Lemma mit der alten Schreibung das Lexem zu erläutern. Sie begründen diese Entscheidung im Abschnitt zur Rechtschreibung der Fremdwörter damit, dass noch nicht absehbar ist, ob sich die integrierten Formen wirklich durchsetzen werden. Von dieser allgemeinen Vorgehensweise gibt es einige Ausnahmen: Wie im kleineren Wörterbuch werden einige orthografische Angleichungen von Lexemen
395 an bereits assimiliertere Wörter derselben Familie nicht nur verzeichnet, sondern auch als Hauptformen dargestellt. Das betrifft vor allem Lexeme, die auf -tial/-tiell bzw. -zial/-ziell oder Ähnlichem enden. Nach Überlegungen zur Entwicklung der Schreibung von Wörtern mit ph, die darin resultieren, die ph-Schreibung zu favorisieren, werden als zweites Ausnahmen vorgeführt, von denen die Wörter mit f-Schreibung als Hauptvariante angesetzt werden. Das sind unter anderem Wörter mit -fot aus dem alltagssprachlichen und technischen, aber nicht aus dem naturwissenschaftlichen Bereich, außerdem Telefon, Mikrofon, Megafon und ihre Ableitungen und Zusammensetzungen, 5 Wörter, die auf -grafie enden, mit ihren Wortbildungen sowie der allgemeinsprachliche Bereich um Fantasie. Bei allen anderen Schreibungen mit phot/fot, phon/fon, graph/graf und phan/fan, also bei der Mehrheit der Lexeme dieser Art bildet die alte Schreibung die Hauptvariante. Auch hier wird konservativ vorgegangen. Das Verfahren entspricht aber dem im Wörterbuch Band 5/1997. Bei vielen anderen Formen haben die Redakteure, so in ihren Ausführungen zur Rechtschreibung in diesem Wörterbuch, im Einzelfall geprüft, ob eine Tendenz zugunsten einer bestimmten Variante im Schreibgebrauch feststellbar ist. Die Beobachtungen bilden den Ausgangspunkt der Variantendarstellung. Was die Beschreibung der Regelungen zur Getrennt- und Zusammen- sowie Bindestrichschreibung betrifft, sind in den Erläuterungen ganz offen Empfehlungen niedergelegt, auf deren Grundlage wiederum Entscheidungen über Haupt- und Nebenvarianten im Wörterbuch gefallen sind. Zur Zusammenschreibung raten die Bearbeiter nur, wenn es sich um kurze und leicht lesbare Verbindungen handelt. Sonst wird eher die herkunftssprachliche Getrenntschreibung favorisiert, gegebenenfalls auch die Bindestrichschreibung. Den Einsatz des Bindestrichs empfiehlt die Redaktion bei Entlehnungen aus dem Englischen auch da, wo Verbindungen mit Präposition oder Adverb eingegangen werden, eine Zusammenschreibung aber zu sehr ungewohnten Schriftbildern führt. Wenn aber schon im Englischen die Zusammenschreibung erfolgt, dann wird diese auch im Deutschen als Hauptvariante vor die andere gesetzt, z.B. bei Blackout und Countdown. Im kleineren Wörterbuch 1997 stehen die Beispiele mit ihren Varianten in der umgekehrten Reihenfolge. Das Beispiel für Zusammen- und Bindestrichschreibung Desktoppublishing ist im Band 5/1997 anders als in den Ausführungen der großen Arbeit 2000 mit der Zusammenschreibung als Hauptvariante angeführt. Hier zeigt sich die Ausgabe des Duden-Fremdwörterbuches reformzugewandter als das GFWB. Dafür gehen beide Arbeiten mit den nicht mehr gültigen Schreibungen in der gleichen Weise um. Wie in der Auflage 1997 sind sie im GFWB verzeichnet. Die 2. und 3. Auflage des GFWB unterscheidet sich also hinsichtlich der Umsetzung der orthografischen Neuregelungen vom kleineren Band 5/1997 nicht nur darin, dass sie diese ausführlicher bespricht, sie interpretiert und Empfehlungen beim Umgang mit Varianten gibt und damit offen eine Lenkung vornimmt. Die Wörterbuchbearbeiter haben außerdem die Umsetzung der Neuregelung aus dem Wörterverzeichnis von 1997 überarbeitet. Die schon 1997 vorsichtig vorgenommene Einführung der Trenn- und Schreibvarianten fällt im GFWB noch zurückhaltender aus. Dadurch entsteht der Eindruck einer höheren Reserviertheit gegenüber der Neuregelung, als sie bei deren Einführung im kleineren Wörterbuch deutlich wird. Die Wörterbuchbearbeiter scheinen abwarten und beobachten zu wollen, ob die Neuerungen wirklich verbindlich durchgesetzt werden oder wohin sich der Schreibgebrauch entwickelt. Vermutlich wird die Leserschaft mit Hinblick auf ihre Schreib- und damit auch Suchgewohnheiten im Wörterbuch auch als konservativer eingeschätzt als die des Duden-Fremdwörterbuches. Aufgrund der offen ausgesprochenen Bevorzugung be-
396 stimmter Varianten in der allgemeinen Besprechung zur Fremdwortorthografie und wegen des mehrfach wiederholten Hinweises auf das Vorhandensein und die Richtigkeit auch der nicht verzeichneten oder favorisierten Varianten wirkt das Buch andererseits großzügiger auf den Benutzer als das kleinere Wörterbuch. Dem Leser wird durch die Offenlegung der Auswahl die Möglichkeit gegeben, sich bewusster für eine bestimmte Variante zu entscheiden. Dies gilt ebenso für die 4. Auflage (2007), denn das Wörterbuch wird auch nach der Verbindlichwerdung der Neuregelung der Orthografie 2006 hinsichtlich der Schreibung der Lemmata sowie der Darstellung der Regelungen und Empfehlungen in derselben Weise gestaltet. Ein Unterschied liegt aber in der Ausweitung der Schreibung von -graf als Hauptvariante und der in diesem Zusammenhang ausgesprochenen Rücknahme der Empfehlung, keine hybriden Schreibungen vorzunehmen, z.B. bei Orthografie, Fotosynthese. Zur Getrennt- und Zusammenschreibung werden weiterhin Empfehlungen gegeben, die vorhandenen Regeln aber auch genauer dargelegt. Auch wenn das Große Fremdwörterbuch inhaltlich, formal und bezüglich seiner Fremdwortauffassung deutlich auf dem Fremdwörterbuch Bd. 5 fußt, ist es nicht einfach eine Erweiterung des kleineren Handbuches. Es besitzt durch die zusätzliche Verzeichnung von mehr als gegenwartsrelevanten allgemeinsprachlichen Lexemen und wegen des neuen zweiten Schwerpunktes in den Artikeln selbst, den etymologischen Angaben, durchaus ein eigenes Profil. Es zeigt sich außerdem ausführlicher und offener in seinen Hinweisen zum Wörterbuchaufbau, zu Schreibung und Inhalt. Schließlich ist es aufgrund der zwei Verzeichnisse vielseitiger anwendbar als der Band 5. Zugleich verhalten sich seine Bearbeiter hinsichtlich einer Berücksichtigung neuerer Entwicklungen in der Fremdwortassimilation wesentlich zurückhaltender, als sie es beim Duden-Fremdwörterbuch tun.
3.4 Mittelstarke Hand und Taschenwörterbücher mit einem Lemmaumfang zwischen 10.000 und 30.000 Lemmata Neben der überschaubaren Anzahl von auf Extension ausgerichteten, höherpreisigen Handwörterbüchern mit dem Anspruch, den größten Teil des äußeren Lehnguts der deutschen Gegenwartssprache aus allen Lebensbereichen erfassen und beschreiben zu wollen, gibt es eine weitaus höhere Zahl von kleineren erklärenden nichtpuristischen Arbeiten, die sich von den großen nicht nur durch den geringeren Lemmaumfang von unter 30.000 Stichwörtern, sondern oft bereits auch äußerlich durch ihre aus der Lemmaanzahl resultierende geringere Dicke und ihr kleineres Format sowie durch ihr Erscheinen als Paperbackausgabe unterscheiden. Darüber hinaus heben sich auch die anderen nicht als Taschenbuch herausgegebenen Werke dieser Gruppe inhaltlich von den großen Handbüchern ab. Diese Differenz, wie Vergleiche zwischen großen und kleinen Wörterbüchern, die aus einem Verlag stammen,114 zeigen, ist nicht zufällig, sondern gewollt. Sie soll Gegenstand der folgenden Ausführungen sein. Dazu ist zunächst eine repräsentative Anzahl von Wörterbüchern mit unter 30.000 Lemmata untersucht und verglichen worden. Es hat sich dabei gezeigt, dass sich die Bücher mit einer Lemmauntergrenze von rund 10.000 Stich-
–––––––—–– 114
Z.B. die Arbeiten aus dem Dudenverlag und die Wahrig-Wörterbücher.
397 wörtern115 von noch kleineren Arbeiten abgrenzen lassen, da sie sich von den die „nur“ nötigsten, gebräuchlichsten und wichtigsten Lemmata116 verzeichnenden Büchern aufgrund ihrer darüber hinausgehenden Auswahl und ihrer wesentlich standardisierteren Titel und Mikrostrukturen unterscheiden, aber auch programmatisch und makrostrukturell eine eigene und im Gegensatz zu den Mini- und Kleinwörterbüchern relativ homogene Gruppe bilden. Diese Homogenität ermöglicht eine zusammenfassende Beschreibung und Gegenüberstellung dieser kontaktsprachlichen Wörterbücher gegenüber den lemmastärkeren lexikografischen Werken. Die Homogenität ist relativ, weil es natürlich kleinere strukturelle Unterschiede zwischen den untersuchten 19117 von 26 Arbeiten dieser Gruppe gibt, auch zwischen verschiedenen Auflagen einzelner Werke, und unter diesen zwei Wörterbücher hervorstechen, weil sie aufgrund ihrer Adressatenausrichtung und der daraus folgenden lexikografischen Entscheidungen in einem stärkeren Maße von den anderen Werken abweichen. Gemeint sind die schülerorientierten Arbeiten von Duden (1975) und WahrigBurfeind (2001). (s. Bilder 17–18) Um die Schüler-Wörterbücher miteinander und mit den anderen ermittelten Arbeiten vor ungefähr demselben lexikografiehistorischen, d.h. auch zeitlichen Hintergrund vergleichen und zugleich Aussagen über den gegenwärtigen Stand der lexikografischen Praxis in dieser Wörterbuchgruppe treffen zu können, ist bei der Ermittlung der Eigenschaften der einzelnen Arbeiten, wo möglich, auf jüngere Auflagen zurückgegriffen worden. Diese sind als Quellenmaterial auch einfacher zugänglich als frühe und Erstauflagen. Manchmal geben aber die späteren Auflagen auch Rückschlüsse auf die Gestaltung der Erstauflagen, dann nämlich, wenn diese ohne Bearbeitung neu aufgelegt bzw. nachgedruckt worden sind (z.B. Küpper 1960/Aufl. 1991). Um die ermittelte Homogenität der Gruppe und die bewusste Abweichung der Schüler-Wörterbücher beispielhaft zu veranschaulichen, sind Eigenschaften von vier sehr verbreiteten auflagenstarken Wörterbüchern tabellarisch gegenübergestellt worden. Es handelt sich um Küpper (1960), Kleiner Duden – Fremdwörterbuch (1977) (Bild 16), Schülerduden – Fremdwörterbuch (1975) und Wahrig-Burfeind – Fremdwörterbuch (2001) in Auflagen, die ungefähr zeitgleich auf dem Markt gewesen sind. Ihre Erläuterung sowie weitere Angaben zur Gruppe der mittelgroßen Hand- und Taschenwörterbücher folgt nach den Tabellen 3.4a u. b. Zuvor wird die gesamte zu besprechende Gruppe tabellarisch erfasst.
–––––––—–– 115
Es gibt ein Wörterbuch, das zwar weniger als 10.000 Lemmata besitzt (Schill (1991) mit rund 8500 Lemmata), aufgrund seiner anderen strukturellen Eigenschaften aber dennoch in diese Gruppe mittelgroßer Arbeiten geordnet worden ist. 116 Laut den Titeln und Vorworten der lexikografischen Werke, vgl. die bibliografischen Angaben zu diesen Büchern im Anhang. 117 Ulric (1946) in der Aufl. 1946 und 1954; Gaigl / Regler (1954); Hollander (1954/1972) in der Aufl. 1989; Hellwig (1958) in der Aufl. 1970; Textor (1958) in den Aufl. 1998, 2002; Küpper (1960) in der Aufl. 1991; Ehrlich u.a. (1972) in der unveränderten 5. Aufl.; Lichtenstern (1974); Schülerduden, Fremdwörterbuch (1975) in der Aufl. 2002; Der kleine Duden, Fremdwörterbuch (1977) in den Aufl. 1991, 2004; Hermann (1977) in der Aufl. 1993; Leisering (1988) in den Aufl. 1988, 2004; Bedürftig, E. (1989); Baer/Hübner (1990); Schill (1991) in der Aufl. 1992; Timm (1991); Bedürftig, F. (1994); Kurz (1998), Wahrig-Burfeind (2001).
398
Bild 16: Der kleine Duden. Fremdwörterbuch (1977). Bearbeitet von der Dudenredaktion. 5. Auflage. Mannheim u.a. 2004, S. 313.
399
Bild 17: Schülerduden. Fremdwörterbuch (1975). Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Mannheim u.a. 2002, S. 352.
400
Bild 18: Wahrig-Burfeind, Bielefeld, S. 254.
R.
(2001):
Schüler-Bertelsmann.
Wahrig-Fremdwörterlexikon.
401
Tabelle 3.4a: Erklärende Sprachkontaktwörterbücher mit einer Lemmaanzahl zwischen 10.000 und 30.000 Stichwörtern (1945–2007)
Art der Informationen zum Fremdwort
Aufbau der Buches
Adressat
Motivation: Warum dieses Buch? Intention: Was soll das Buch leisten?
WörterbücherŹ Kriterienź
-
Wörterverzeichnis (S.2-214), Verzeichnis der gebräuchlichsten deutschen u. internationalen Abkürzungen (S.215-240)
-
zum Nachschlagen (laut Rückentext)
Küpper (Reclam) 1991 (Nachdruck der 1. Aufl. 1960)
-
Vorwort (S.5), Erläuterungen zum Wörterverz. (S.7-18, darin: Ausprachezeichen in Erläuterungen S.10-11; Abk.-verz. S.12-13)), Wörterverzeichnis (S.19-495)
alle haben mit Fremdwörtern täglich zu tun u. wollen sie mindestens verstehen - gibt Nachschlagebedarf will Helfer sein, jedermann soll Wörterbuch schnell und einfach befragen können, informiert über richtige Schreibung, Betonung, Aussprache, Grammatik u. erklärt leicht verständlich Bedeutungen und Anwendungsbereiche, Buch will Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch sein: leicht zu benutzen und zu verstehen, handlich und gegenwartsnah Jedermann
Der Kleine Duden – Fremdwörterbuch 5. Aufl. 2004 (1. A. 1977)
Texte zu: "Ein Fremdwort - Was ist das?" (Definition), "Eine kleine Fremdwortgeschichte" (zur Entlehnungsgeschichte), "Fremdwörter im sprachlichen Kontakt", "Fremdes Wort im deutschen Satz" (zur gramm. Assimilation), "Fremdwörter - eine Stilfrage" (Funktionen), "Fremdwörter Bedrohung oder Bereicherung" (Texte lehnen sich stark an die im Duden-Bd 5. (2001) an, leicht angepasst, es fehlen aber 3 Texte: Fremdwörter in Zahlen; Haltungen gegenüber Fremdwörtern, Fremdwörter als Spiegel der Kulturgeschichte)
besonders auf Bedürfnisse von Schüler/Innen ausgerichtet, aber nicht nur Umschlaginnenseiten vorne: Kurzerklärung der mikrostrukturellen Angaben und ihrer Anordnung anhand von kommentierten Lemmaartikeln, Werbung für Sprachberatung (S.4), Vorwort (S.5-6), Hinweise zur Benutzung, darunter Ausspracheverzeichnis (S.12) u. Abk-verz. (S.13-15), 6 doppelseitige Texte zum Thema Fremdwort (S.18-27), Wörterverzeichnis (S.29-552)
will dazu befähigen, Entlehnungen aus anderen Sprachen richtig zu schreiben, besser zu verstehen u. angemessen zu gebrauchen
Schülerduden – Fremdwörterbuch 4. Aufl. 2002 (1.A. 1975)
Karte mit Erläuterungen über d. wichtigsten Quellsprachen d. dt. Fremdwortschatzes, Text über die allg. Entlehnungsgeschichte der dt. FW, in Einführung Kapitel zu Fragen: "Was ist ein Fremdwort?", "Wie gelangen FW in die deutsche Sprache?" (Ursachen von Entlehnung), "Wie groß ist der Anteil der Fremdwörter am deutschen Wortschatz?", "Wann wurden die ersten Fremdwörterbücher in Deutschland geschrieben?" (Mischung aus Fremdwörterbuch- und Fremdwortpurismusgeschichte), "Welche Informationen enthält ein Fremdwörterbuch?", "Gibt es Regeln zum "richtigen" Gebrauch von FW?", "Hat sich FW-Schreibung nach der Einführung der neuen R. geändert?" (Erklärung)
du, im Titel: Schüler-Wahrig, (auf BuchDeckel 2002: Schüler ab d 5. Schuljahr) Umschlaginnenseiten vorne: Hinweise zur Benutzung, Inhaltsverzeichnis (S.5), Einführung (S.6-13), Hinweise zur Benutzung (S.14-17), Aussprachetabelle (S.18), Abk.-tabelle (S.19-22), Wörterverzeichnis (S.23-409), Abbildung und Text zur Herkunft der Fremdwörter (S. 410-415), Werbung für Sprachberatung
Ratgeber für grammatisch korrekten und stilistisch gelungenen Gebrauch, Hilfe beim Verstehen und bei der selbstständigen Verwendung von FW, will in der Einführung allgemeine Informationen zum Begriff Fremdwort und Ratschläge zum angemessenen Gebrauch u. zur Schreibung von FW geben,
Wahrig-Burfeind 1. Aufl. 2001
402
-
-
Bewertung des Fremdworts
Küpper (Reclam) 1991 (Nachdruck der 1. Aufl. 1960)
FremdwortDefinition
WörterbücherŹ Kriterienź
-
-
Der Kleine Duden – Fremdwörterbuch 5. Aufl. 2004 (1. A. 1977) Begriffsbestimmung schwierig, Wörter aus fremden Sprachen werden üblicherweise FW genannt, großer Teil nicht fremd, sondern lange bekannt, strukturelle Merkmale von FW beschrieben (bestimmte lexikal. Bestandteile, Lautung, Schreibung, evtl. seltener Gebrauch in Alltagsspr.), verweist auf Schwierigkeit der Pauschalisierung bei Merkmalsbeschreibung u. auf Anpassungsprozess, nennt "Mischbildungen", Scheinentlehungen, Internationalismen, (geht auf Germanismen ein), Rückentlehnung, Bezeichnungsexotismen, gibt fließende Grenzen zwischen fremdem u. eingebürgertem Wort die Funktionen des FW sind zu berücksichtigen, wenn es um Frage des differenzierten Sprachgebrauchs geht, FW "grundsätzlich meiden zu wollen, hieße auf vielfältige sprachliche Möglichkeiten zu verzichten.", Dt. hatte schon immer FW, fragwürdig kann Gebrauch werden, wo Gefahr besteht, dass sie Verständigung und Verstehen erschweren, wo sie der Überredung oder Manipulation dienen oder zum intellektuellen Schmuck oder aus purer Nachlässigkeit, gibt Gefahr des falschen Gebrauchs, aber man kann über FW nicht pauschal urteilen, sind oft unentbehrlicher Bestandteil der dt. Sprache, zu fragen, welchem Zweck ein FW dienen soll, Ablehnung bei Gebrauch aus Bildungsdünkel, Prahlerei, Bequemlichkeit, Gedankenlosigkeit. Die Haltung der Sprecher ist zu kritisieren, nicht Wort, keine Gefahr der Überfremdung u. grammat. Veränderung
Schülerduden – Fremdwörterbuch 4. Aufl. 2002 (1.A. 1975)
gibt keine Überflutung, gibt hohe Fluktuation im Fremdwortschatz, Gebrauch ist Frage des Stils und des Sprachempfindens, man sollte vor Gebrauch grundsätzlich sicher sein, was FW bedeutet, sollte nicht zum Ausgrenzen benutzt werden, zwischen FW u. dt. Entsprechungen gibt es Bedeutungsnuancen, Gebrauch ist situationsabhängig, sollte den Gesprächspartnern und der Situation angepasst werden
Als "fremd" empfinden wir Wörter, die aus einer anderen Sprache übernommen wurden und die bezüglich ihrer Aussprache, ihrer Schreibung, ihrer Wortbestandteile oder ihres Wortakzentes von der dt. Sprache abweichen oder deren Bedeutung uns ungeläufig ist. - FW als Wörter fremder Herkunft mit mangelnder Anpassung an die dt. Sprache, zu unterscheiden von Erbwörtern und Lehnwörtern (von uns als "deutsch" empfunden, urspr. aus einer anderen Spr. übernommen, vollständig in den dt. Wortschatz übergegangen) Autorin gibt Hinweise auf den Anpassungsprozess
Wahrig-Burfeind 1. Aufl. 2001
403
Aussprache
Äquivalente und Paraphrasen, Polysemie durch Semikolon gekennzeichnet, sehr knappe Angaben, Anordnung: Tendenz: eig. >übertr. Bedeutung
Schreibung
Bedeutungsangaben
Lemmata
Genus: m, f, n
nach gültiger Orthografie, GKS beachtet, keine Worttrennung
Auswahl
Grammatik
alle L. Volllemmata, halbfett, Basis-L. ausgerückt
Alphabetisierung
Punkt unter betontem Vokal, keine Differenzierung in lang und kurz
ä,ö,ü = a,o,u
Anordnung
Betonung
Nest
Rückentext: die gebräuchlichsten Fremdwörter und Abkürzungen
-
ca. 14.000 L.
Küpper (Reclam) 1991 (Nachdruck der 1. Aufl. 1960)
WörterbücherŹ Mikro-/Makrostrukturkriterienź Lemmaanzahl
Äquivalente und Paraphrasen verwendet, Polysemie u. Homonymie durch Ziffern bzw. Indix gekennzeichnet, Referenz-A. selten, Anordnung wohl zunächst urspr. und allg., gegenwärtige Bdt., dann spezifische, v.a. aktuelle Bedeutung erfasst
am L. unter betontem Vokal oder an Aussprache-Angabe, kurz -Punkt, lang Strich Genus: Artikel, Genitiv Sg. u. Nom. Plural-Endungen
bei Abweichung von den deutschen Phonem-Graphem-Beziehungen, der abweichende Teil, keine IPA, lateinische Buchstaben u. Sonderzeichen
nur schwierige Worttrennungsstelle, nur Varianten angegeben, *Asterisk zeigt an, dass noch andere Trennung möglich, nach orthogr. R., Neuregelung ab 2000 in Wörterbuch, allg. Erläuterungen zur Orthografie in Einleitung
alle L. Volllemmata, halbfett, Basis-L. ausgerückt
der Grundstock des modernen Fremdwortschatzes, die wichtigsten u. aktuellen Fremd- u. Fachwörter, Neueinträge zu aktuellen Themen aus Bereichen wie Politik, Sport, Freizeit, Mode, Lifestyle, moderne Technik u.a., direkte Entlehnungen u. LWB
ä,ö,ü = a,o,u
Nische
3. A.: ca. 15.000 L.; 5. Aufl. ca. 18.000 L.
Der Kleine Duden – Fremdwörterbuch 5. Aufl. 2004 (1. A. 1977)
Worterklärung möglichst ausführlich, wollen erst allg. Bedeutung, dann figurative od. fachbezogene B., Äquivalente und Paraphrasen (länger als im kl. Duden) Polysemie u. Homonymie durch Ziffern und Index gekennzeichnet, Referenz-A.
bei Abweichung von den deutschen Phonem-Graphem-Beziehungen, der abweichende Teil, IPA, Hinweis, dass sich Angaben auf die in der dt. Standardsprache üblichen Laute beziehen am L. unter betontem Vokal oder an Aussprache-Angabe, kurz -Punkt, lang – Strich Genus: Artikel, Genitiv Sg.- u. Nom. Plural-Endung
alle Schreib- u. Trennungsvarianten angegeben, die neuen Trennungen blau hervorgehoben, Doppeleintragungen der Varianten, Erklärung meist bei alter Variante, allg. Aussagen zur Schreibung und Rechtschreibung in Hinweisen,
traditionelle und moderne Wörter, nicht nur allg. gebräuchliche FW, auch viele fremdsprachige Fachausdrücke, die besonders Schüler/Innen in Unterricht und Freizeit ständig begegnen, viele EDV-bezogene FW, Freizeitbereich, Wortbildungselemente in 280 Infokästen, Phraseologismen, direkte Entlehnungen u. LWB alle L. Volllemmata, halbfett, Basis-L. ausgerückt, Phraseologismen als L. 2. Ordnung in Schriftart der Artikelangaben
ä,ö,ü = a,o,u
Nische (sprechen von Wortnestern)
ca. 20.000 L.
Schülerduden – Fremdwörterbuch 4. Aufl. 2002 (1.A. 1975)
Volllemmata, halbtfett, i.A. nicht gerückt, wenn ein orthogr. Infokasten vor einer Gruppe steht, dann blaues Viereck vor Lemmata, bringt leichte Einrückung, gibt Nebenlemmata neue Rechtschreibung, alle möglichen zu-gelassenen Worttrennungen, blau umrahmte Kästen mit orthografischen Regeln u. Zweifelsfällen, orthogr. Varianten verzeichnet, oft alte Variante zuerst, auch Doppeleintragungen; will den Schreibenden Auswahl überlassen, allg. Angaben zur FW-Schreibung in Einleitung bei Abweichung von den deutschen Phonem-Graphem-Beziehungen der abweichende Teil, IPA in der Formklammer, eingeleitet durch ein Lautsprechersymbol am L. unter betontem Vokal oder an Aussprache-Angabe, kurz -Punkt, lang Strich bei Subst.: Artikel, Genitiv Sg.- u. Nom. Plural-Endung, Wortartangabe bei Nichtsubstantiven Bdt.-A in kursiv von Rest abgetrennt; Polysemie und Homonymie beachtet und gekennzeichnet, Anordnung: erst eigentliche, dann figürliche, dann auch speziellere Bdt.
schülergemäßer Wortschatz mit zahlreichen neuen Fremdwörtern und jugendsprachlichen Ausdrücken, z.T. auf Wörter verzichtet, die nicht mehr als FW empfunden werden, direkte Entlehnungen und Lehnwortbildungen, oft ein oder wenige Wörter einer Familie, Wortbildungselemente
ä,ö,ü = a,o,u
laut Titel ca. 20.000 L., nach Zählung und Hochrechnung ca. 8600 L. glattalphabetisch
Wahrig-Burfeind 1. Aufl. 2001
404
-
-
Pragmat. Angaben
Belege Beispiele
high (engl) hoch; unter Rauschgifteinwirkung stehend (S.84) Fetisch m (port) religiös verehrter lebloser Gegenstand (S.69) Souper n (fr) Abendessen (S.188) Nationalismus m übertriebenes Zusammengehörigkeitsgefühl eines Volks (S.134)
-
Paradigmat. Angaben
Artikelbeispiele
-
Herkunftssprache am Basis-L.
Küpper (Reclam) 1991 (Nachdruck der 1. Aufl. 1960)
Enzykl. Angaben
WörterbücherŹ Mikro-/Makrostrukturkriterienź Etymol. Angaben
high [hai] : (Jargon) in einem rauschhaften Zustand, in begeisterter Hochstimmung, z.B. nach dem Genuss von Rauschgift. (S.215) Souf|f |lé, auch: Souf|f |lee [zu'fle:] das; s,-s : (Gastr.) Auflauf. (S.480) Souper [zu'pe:] das; -s,-s: festliches Abendessen [mit Gästen]. (481) Nationalismus der; -: a) (abwertend) starkes, meist intolerantes, übersteigertes Nationalbewusstsein, das Macht u. Größe der eigenen Nation als höchstes Ziel erachtet; b) erwachendes Selbstbewusstsein einer Nation mit dem Bestreben, einen eigenen Staat zu bilden. (S. 352)
high [hai]: (Jargon) in euphorieähnlichem Zustand, z.B. nach dem Genuss von Rauschgift. (S.190) Souf|flé* , auch: Soufflee [sufle] das; -s, -s: Auflauf (Gastr.). (S.433) Souper [supe] das; -s, -s: festliches Abendessen. (S.433) Nationalismus der; -; (meist abwertend) starkes, übersteigertes Nationalbewusstsein. (S.313)
-
diatechn. A. und Sonderspr., Jargon, konnot. A.: ironisch, scherzh., abwertend; stil. A.: ugs., dichterisch, gehoben, chron.: histor. ; diatop. A.: landsch., österr., bayr., niederdt., schweiz., vor einzelnen Bedeutungs.-A., abgekürzt oder ausgeschrieben, keine Erläuterung -
nach Form-A. in Formteil vor Bdt.-A. Herkunfts- und Mittlerspr., Weg, Übersetzung bzw. urspr. Bedeutung, kursiv, bei Ableitungen von Namen folgt auch Erklärung zur Person, bei folgenden Wörtern derselben Familie etym. A. weggelassen, Zeichenerkärung in Hinweisen in Bedeutungsangaben möglich zum besseren Verständnis der Wortbedeutung Ggs., Vgl. - Verweise zu Wörter aus Wortfeld, Oberbegriffe
Schülerduden – Fremdwörterbuch 4. Aufl. 2002 (1.A. 1975)
(u.a. aus Abk.-verz.:) diatechn. A. nach Bdt.-Angabe, Rest vor Bdt.-Angabe: stilist. A: dichterisch; ugs.; konnot.: scherzhaft, abwertend; chron.: veraltend, v.a. histor.; diatop.: landschaftlich, schweizerisch, österr., Jargon
selten, wenn sie zur Bedeutungsspezifizierung beitragen Ggs. (kaum)
-
Der Kleine Duden – Fremdwörterbuch 5. Aufl. 2004 (1. A. 1977)
Infokästen "zu besonders interessanten oder bedeutsamen Fremdwörtern" Abk. Syn., Ggs., nach Bedeutungserklärung, durch = auf Synonyme und orthogr. Varianten verwiesen, "am Ende der Worterklärung manchmal noch verwandte oder weiterführende Begriffe" Erläuterung: Stil-A. sind keine Wertungen, Hinweise auf Situationsabhängigkeit des Wortgebrauchs, Bsp.: umg., poet., gehoben; Fach- und Sonderspr., unkommentiert: konnotative A.: abwertend, scherzh., vulg.; diatop.: westdt., ostdt. sollen Gebrauch des Stichwortes verdeutlichen, oft Komposita, Sätze, Kollokationen high - kein Eintrag Souf|flé sehr lockerer Auflauf mit Eierschnee; oV Soufflee [frz. "Auflauf "; zu souffler "blasen"] (S.351) Souper - kein Eintrag Na|ti|o|na|lis|mus übersteigertes Nationalgefühl (S.254) Re|gime Form der Regierung eines Staates; ein totalitäres ~ [frz. régime "Regierungsform, Staatsform"< lat. regimen "Lenkung, Leitung, Regierung"; zu lat. regere "gerade richten, lenken, herrschen"] (S.321)
am Ende des Artikels in [eckigen Klammern], Herkunftssprache, Wörter bzw. Wortelemente, aus denen FW gebildet bzw. abgeleitet sind, zu diesen Bedeutungsangabe bzw. Übersetzung
Wahrig-Burfeind 1. Aufl. 2001
405
Der Kleine Duden – Fremdwörterbuch 5. Aufl. 2004 (1. A. 1977) in Einleitung hauptsächlich Abk.- und Zeichenerklärung sowie allg. orthogr. Angaben, wenig zu Makro- und Mikrostrukturangaben des Wörterverzeichnisses, dabei Fachsprache vermieden, Neue Rechtschreibung ab Aufl. 2000 im Buch, keine Infokästen zu neuer Rechtschreibung, (Grundlage der Aufl. 1991 ist Duden Bd. 5 (1990), aber gekürzt durch Auswahl, komprimierte Bedeutung, Anzahl, keine etmolog. A.; auch 5. Aufl. (2004) ähnelt in seiner Mikrostruktur eher Bd. 5/1990 als späteren Auflagen der Bände 5 mit Ausnahme der Umstellung auf die orthogr. Neuregelung
Küpper (Reclam) 1991 (Nachdruck der 1. Aufl. 1960)
kein Vorwort, keine Benutzungshinweise, minimale Formangaben, minimale Bedeutungsangaben
Tabelle 3.4b: Eigenschaften ausgewählter mittelgroßer Sprachkontaktwörterbücher (1945-2007)
WörterbücherŹ Mikro-/Makrostrukturkriterienź Bemerkungen Info-Kästen zu Wortbildungselementen mit Varianten, etym. A., Bedeutung, Anwendungsbeispielen, Makro- u. Mikrostruktur in Kurzeinleitung u. Hinweisen fast voll-ständig beschrieben, umfangreicher Titel (Grundlage der Aufl. 2004 ist Duden Bd. 5 (2001) - z.B. in Mikrostruktur-Anordnung u. den Texten zum Fremdwort), zweifarbig, mit Griffregister, zweispaltig, Fachsprache verwendet u. erklärt
Schülerduden – Fremdwörterbuch 4. Aufl. 2002 (1.A. 1975)
Wahrig-Burfeind 1. Aufl. 2001
406
407 3.4.1 Zur Titelgestaltung und Auflagenentwicklung mittelstarker Sprachkontaktwörterbücher
Die Autoren der mittelstarken erklärenden Kontaktwörterbücher greifen für ihre Arbeiten gern auf den Kurztitel ‚Fremdwörterbuch’ zurück. Noch beliebter ist die Bezeichnung ‚Fremdwörterlexikon’ oder ‚Lexikon der Fremdwörter’. Sie besitzt in dieser Gruppe von Sprachkontaktwörterbüchern die größte Verbreitung.118 Textor betitelt ihr Wörterbuch schon seit 1958 so. Durchgesetzt hat sich die Benennung dann in den 1990er Jahren, ohne die Bezeichnung ‚Fremdwörterbuch’ jedoch völlig abzulösen. Den Kurztiteln vorangestellt oder mit ihnen verbunden werden nicht selten die Namen der herausgebenden Verlage, so von Reclam, Knaur, Juncker, Duden, Wahrig/Bertelsmann. Dagegen treten die Autorennamen auf den Titelblättern dieser wie auch der anderen, den Verlag nicht nennenden Bücher deutlich in den Hintergrund. Sie werden auf ihnen größtenteils gar nicht mehr vermerkt, sondern in die bibliografischen Angaben der Bücher auf den Folgeseiten verschoben. Die Käuferschar soll demnach nicht über die Autorennamen, sondern vielmehr über die Verlage oder über die Titel selbst zum Kauf gelockt werden. Diese Vorgehensweise ist bereits bei den größeren untersuchten kontaktsprachlichen Wörterbüchern aus demselben Zeitraum beobachtet worden. Sie korrespondiert mit der Tatsache, dass sich kaum Daten über die Autoren finden lassen und die Dudenredaktion beispielsweise ganz explizit von einem Autorenkollektiv spricht, dessen Beteiligte wechseln. Im Gegensatz zu den lemmastarken Nachschlagewerken wird in dieser Gruppe nicht von „großen“ Wörterbüchern gesprochen. Dafür wird oft auf die Zahl der eingetragenen Stichwörter verwiesen und diese als die wichtigen, modernen und aktuellen und als alle für den täglichen Gebrauch nützlichen Fremdwörter beschrieben. Die Duden-Redaktion nutzt außerdem den Zusatz ‚klein’ zur Abgrenzung eines ihrer schmaleren Wörterbücher gegenüber dem Band 5 sowie dem Großen Fremdwörterbuch. Dies ist jedoch nur für dieses Wörterbuch und für das parallel erschienene Kleine Fremdwörterbuch von Ehrlich u.a. (1972) aus der DDR spezifisch.119 Betrachtet man die Entstehungszeit und die Auflagenhöhe der ermittelten Wörterbücher, fällt zunächst auf, dass sich vor allem die frühen Werke, die von Hellwig (1958), Textor (1958) und Küpper (1960), sehr erfolgreich auf dem Markt behaupten. So sind von Textors Arbeit 32 Ausgaben, von Küppers 15 ermittelt worden. Diese konnten vor allem deswegen realisiert werden, weil viele von ihnen un- oder kaum bearbeitet und als Lizenzdrucke herausgekommen sind. Auch die Wörterbücher aus den 1970er Jahren werden erfolgreich aufgelegt. Die jeweiligen Auflagenstärken der aus diesen beiden Jahrzehnten stammenden Bücher sind jedoch nur in den seltensten Fällen problemlos ermittelbar, so dass über ihre reelle Verbreitung nichts ausgesagt werden kann.120 Bemerkenswert ist daneben, dass in den 1960er und 1980er Jahren fast keine neuen Arbeiten erscheinen. Im Gegensatz zu den früheren Wörterbüchern vor 1990 zeichnen sich die seit Anfang der 1990er Jahre publizier-
–––––––—–– 118
Vgl. die Kurztitel aller in der Tabelle 2.4 aufgenommenen Arbeiten. Vgl. die bibliografischen Angaben zu Ehrlich u.a. (1972) (Kleines Fremdwörterbuch), dem 1977 ein Großes Fremdwörterbuch, Küfner u.a. (1977), gegenübergestellt worden ist. 120 Die Ermittlung der Auflagenstärke könnte vielleicht durch ein gezieltes Herantreten an die Verlage zu Ergebnissen führen, sofern diese noch existieren und Unterlagen noch vorhanden sind. Dies war im Rahmen dieser Arbeit jedoch zu realisieren. 119
408 ten Arbeiten (noch) nicht oder kaum durch wiederholte Auflagen aus. Dies liegt sicherlich einerseits am jungen Alter der Bücher. Viele von ihnen erscheinen aber bereits nach der 1. Auflage als Lizenzbände. Vielleicht ist dies ein Zeichen dafür, dass keine weiteren Auflagen zumindest aus den „Hersteller“-Verlagen zu erwarten sind.
3.4.2 Zur Anlage und Programmatik mittelstarker Sprachkontaktwörterbücher Vergleicht man den Aufbau der mittelgroßen Wörterbücher und die in ihnen vorgesehenen Umtexte mit denen der lemmastarken Wörterbücher, so lässt sich vor allem ein bedeutender Unterschied ausmachen. In den kleineren kontaktsprachlichen Arbeiten finden sich in der Regel neben Vorwort, Benutzerhinweisen, Abkürzungsverzeichnis und Ausspracheverzeichnis zur IPA-Umschrift, wenn diese Texte überhaupt vorhanden sind,121 keine weiterführenden Äußerungen, in denen gezielt zum Phänomen Fremdwort diskutiert wird. Gibt es dennoch Bemerkungen zu diesem Thema, so sind das knappe Äußerungen in den Vorworten der jeweiligen Wörterbücher. Ausnahmen von dieser Handhabung stellen die beiden Schüler-Wörterbücher dar, außerdem von Leisering (1988) in der Originalausgabe, aber nicht in der Lizenzausgabe von 2004. Weiterhin beinhalten die kleineren Kontaktwörterbücher in der Regel keine zusätzlichen Verzeichnisse, etwa zu Währungen, auch keine Zeichenerklärungen oder sachlich geprägte Wortlisten, wie sie in den größeren Arbeiten möglich sind.122 Daneben fällt auf, dass die Benutzungshinweise für die Leser bzw. die Angaben über die Anlage der Wörterbücher nur knapp geraten und manchmal auch in die Vorworte integriert worden sind und die Auswahl, vielleicht noch die Anordnung der Lemmata sowie die Aufzählung einzelner mikrostruktureller Angaben betreffen. Ausnahmen bilden die Schüler-Wörterbücher sowie die beiden Arbeiten aus der DDR (Ehrlich 1972, Baer/Hübner 1990). Hinsichtlich der Beschreibungssprache vermeiden die Autoren fachsprachliche Begriffe wie z.B. Etymologie, Polysemie und Flexion. Ausnahmen sind wiederum die Schüler-Wörterbücher sowie Kurz (1998) und Baer/Hübner (1990). Vergleicht man die Titel und Umtext-Angaben in den lemmastarken Wörterbüchern mit denen der hier zu besprechenden Gruppe hinsichtlich Motivation der Erarbeitung, Zielsetzung der Werke und Adressatenausrichtung, so zeigt sich, dass auch „Taschenwörterbücher“ den eingetragenen Wortschatz erklären und zum richtigen Gebrauch anleiten wollen. Auch sie stellen einen Informationsbedarf für den Fremdwortschatz im Deutschen, und zwar besonders in der Alltagskommunikation fest, der nicht zuletzt durch den beständigen Wortschatzwandel hervorgerufen wird, und wollen darauf reagieren. Aus diesem Grund erarbeiten sie handliche und schwerpunktmäßig auf die Gegenwartssprache bezogene Verständnis und Gebrauchshilfen. Hervorgehoben wird, dass aufgrund der Ausrichtung auf die nichtfachliche Kommunikation nicht alle Entlehnungen des Deutschen zu finden sein werden, manchmal auch nicht alle Bedeutungen eines Wortes. Auffällig ist die in fast allen
–––––––—–– 121
Küpper (1960 im Nachdruck von 1991) besitzt weder Vorwort noch Benutzerhinweise oder Ähnliches. Auch Bedürftig, F. (1994) enthält keine anderen Texte als das eigentliche Wörterverzeichnis. 122 Ausnahmsweise gibt es bei Hollander (1954/1972) ein Verzeichnis fremdsprachlicher Zitate, bei Küpper (1960) ein Verzeichnis gebräuchlicher deutscher und internationaler Abkürzungen, sowie bei Herrmann (1977) ein griechisches, kyrillisches und hebräisches Alphabet sowie Deklinationstabellen, nicht aber bei den anderen 16 untersuchten Wörterbüchern.
409 Wörterbüchern wiederkehrende Selbstbeschreibung als Hilfsmittel, Hilfe oder Hilfsangebot zur Bewältigung des täglichen Umgangs mit Lehngut und der Wunsch, das jeweilige Buch möge privat und beruflich oder in der Schule zu einem ständigen Begleiter werden. Dieser Anspruch wirkt sich dann auch auf die äußere Gestaltung als kleineres, leichteres Buch für die „Tasche“ und auf den Preis aus. Während sich die großen Wörterbücher zu ihrem Adressatenkreis nicht oder nur sehr allgemein äußern, werden viele kleinere Arbeiten konkreter, ohne dabei jedoch einen möglichen potenziellen Leser wirklich ausschließen zu wollen.123 Dazu passt die oben erwähnte Vermeidung fachsprachlicher Bezeichnungen in den meisten Büchern, da diese bei einigen Benutzern unbekannt sein können. Angesprochene Benutzergruppen sind dann Konsumenten einzelner Medien wie Zeitungsleser, Radiohörer, Fernsehzuschauer124 und Menschen in verschiedenen Ausbildungsperioden wie Schule, Berufsausbildung, Studium, Weiterbildung.125 Eine echte Spezialisierung gibt es eigentlich nur bei den schülerorientierten Arbeiten von Wahrig und Duden. 126 Aber auch die schließen andere Benutzergruppen nicht aus. Sie muten ihren Nutzern jedoch die fachsprachlichen Benennungen zu, vielleicht deshalb, weil diesen bei Bedarf eher Menschen oder andere Hilfen zur Seite stehen, die bestimmte metasprachliche Begriffe gegebenenfalls erklären können.
3.4.3 Die begriffliche Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten und ihre Bewertung in mittelstarken Wörterbüchern Wie bereits angesprochen, findet in den kleineren Sprachkontaktwörterbüchern in der Regel keine Diskussion über den Wörterbuchgegenstandsbereich statt. Der Begriff des Fremdwortes wird wie selbstverständlich gebraucht, ohne zu beschreiben, was darunter verstanden werden soll und welche sprachlichen Phänomene die Lexikografen unter ihm subsumieren. Timm (1991) spricht kurz vom Wortgut, das aus anderen Sprachen übernommen worden ist. F. Bedürftig (1994) und Baer/Hübner (1990) zählen Fremdwörter zum festen Bestandteil des Lebens und beschreiben sie als manchmal unerlässlich. Viel mehr ist von den Lexikografen nicht zu erfahren, von den meisten anderen noch weniger. Auch zu den Funktionen, die die Autoren dem Fremdwort zuweisen, sowie zu ihrer Positionierung ihm gegenüber erfährt man wenig. Die in der Tabelle 3.4b vorgeführten (Nicht-)Eintragungen zu Küpper (1960) und dem kleinen Duden-Fremdwörterbuch (1977) sind hierfür durchaus beispielhaft. An der Diskussion über Sprachkontaktprodukte wird von Seiten der meisten Autoren kleinerer Kontaktwörterbücher demnach nicht teilgenommen. Wahrscheinlich vermuten sie, dass die Benutzer ihrer Arbeiten an dieser Diskussion nicht interessiert sind. Sie sehen nur einen Erklärungsbedarf für konkrete Sprachkontaktprodukte. Bemerkenswert ist jedoch Folgendes: Die Kommentare zu diesem Wortschatzbereich verschwinden nicht sofort aus den Büchern nach 1945 und sie sind auch nicht sofort wertneutral oder positiv.
–––––––—–– 123
Explizit allgemein bleiben z.B. Gaigl/Regler (1954) („jedermann“), Textor (1958) („wir“), Bedürftig, E. (1989) („jedermann), Kurz (1998) („Sie“). 124 Z.B. Ulric (1946/54), Hellwig (1958), Ehrlich u.a. (1972). 125 Z.B. Ehrlich (1972), Leisering (1988), Bedürftig, E. (1989), Schill (1992). 126 Außerdem im einzigen fachsprachlich ausgerichteten Wörterbuch in dieser Gruppe: Freytag u.a. (1966).
410 Ulric (1946), sein Nachfolger Lux (1954) sowie Gaigl/Regler (1954) greifen vielmehr durch Verweise auf Ansichten bekannter Fremdwortgegner wie Engel,127 durch Benutzung von Verdeutschungsbüchern von Sarrazin (1886), Düsel (1915) und Engel (1918) als Quellen128 sowie durch ihr Beschreibungsvokabular den bis dahin üblichen fremdwortpuristischen Diskurs auf, ohne dabei vordergründig verdeutschende Ziele zu verfolgen. So nutzt Ulric im Vorwort seiner Arbeit typische fremdwortpuristische Metaphern der Seuche und Überflutung, wenn er sie als „Krankheit am Leib unserer Sprache“ (Ulric 1946: 3), als Strom, der das Deutsche überschwemmt habe, und Fremdkörper beschreibt, von denen man sich befreien müsse. Er hebt die puristischen Tätigkeiten der „Hüter der Sprache“ (ebd.), vor allem die von Campe hervor und verweist auf Eduard Engels Unterscheidung kontaktsprachlicher Lexeme in unentbehrliche, lässliche und unentschuldbare, auf deren Grundlage der Autor die Lemmaauswahl für sein Werk getroffen habe. Ulric nennt zudem die Gruppe der Lehnwörter, die er als im Laufe der Jahrhunderte zu deutschen Wörtern gewordene Lexeme beschreibt und den „eigentlichen Fremdwörtern“, welche „wir nach Klang und Schreibweise als Fremdwörter in unserer Sprache empfinden“ (ebd.), gegenüberstellt. Von denen möchte er die unentbehrlichen aus Engels Typisierung erklären und dennoch zugleich empfehlen, diese doch durch deutsche Wörter zu ersetzen. Das Vorwort des ohne Nennung des Verfassers erschienenen, aber dennoch auf Ulric zurückzuführenden Wörterbuchs aus dem Verlag Lux von 1954 ist bereits in einem anderen Ton verfasst. In ihm verweist ein Herausgeber als Unterschreiber nicht mehr auf Campe. Er verändert das Beschreibungsvokabular und vermeidet nun die oben genannten Metaphern, doch er referiert immer noch auf Engel und schließt sich ihm auch weiterhin an: „Die unentschuldbaren darf man nicht, die läßlichen kann man und die unentbehrlichen soll man gebrauchen.“ (Lux 1954: Einführung, unpag.) Es findet im Vorwort also ein Wandel in der Beschreibungssprache des Wörterbuchgegenstandsbereiches statt, jedoch noch keine echte veränderte Behandlung das sprachlichen Phänomens. Auf das Wörterverzeichnis hat diese Vorwortänderung dann auch keinen Einfluss. Gaigl und Regler äußern sich in ihrem Fremdwörterbuch für jedermann von 1954 ebenfalls vorsichtiger bei der Bewertung von Sprachkontaktprodukten und geben sich offen für Wortschatzerweiterungen durch Entlehnung und Lehnwortbildung, aber auch sie verwenden in ihren Äußerungen Begriffe wie „Fremdlinge“ und „Gastrecht“. Dabei prognostizieren sie: „Mögen auch viele dieser Fremdlinge wieder aus dem Wortschatz unseres Volkes verschwinden, ein Großteil wird bleiben und sich Gastrecht in der deutschen Sprache erwerben.“ (Gaigl/Regler 1954: 3) Darum geben sie den Lesern eine implizite Gebrauchsregel mit auf den Weg, indem sie davon sprechen, dass nicht alle Anleihen notwendig seien und jeder, der seine Sprache liebe, sie sparsam und vorsichtig verwenden werde. Den bedeutendsten Rückgriff auf den lexikografisch fremdwortpuristischen Diskurs machen die Autoren jedoch in ihrem Literatur- bzw. Quellenverzeichnis. Neben Wörterbüchern zum Deutschen und zu anderen Sprachen, enzyklopädischen und etymologischen Arbeiten und einem neueren erklärenden Sprachkontaktwörterbuch (Kienle 1950) benutzen die Autoren auch Düsel (1915), Engel (Aufl. 1922) und Sarrazin (Aufl. 1918). Das postulierte Ziel ist
–––––––—–– 127 128
Ulric (1946: 3f.) und Lux (1954: Einführung unpag.). Gaigl/Regler (1954: 223).
411 jedoch deutlich nichtpuristisch. Das Buch soll der Worterklärung dienen und zum sprachrichtigen Gebrauch anleiten. Auch Hellwig (1958) unterscheidet in seiner Ausgabe von 1970 noch bzw. wieder zwischen nützlichen und entbehrlichen Fremdwörtern, genauer unter den Anglizismen. Er verknüpft diese Wertungen jedoch mit Funktionen, die Sprachkontaktprodukte besitzen und von denen Hellwig ihren Fortbestand im Deutschen abhängig macht. Er weist darauf hin, dass die Sprachentwicklung zeigen wird, welche Entlehnungen sich halten werden. Demnach sieht Hellwig keinen Handlungsbedarf für sprachpflegerisch puristische Eingriffe. Die Mehrheit der Wörterbücher jedoch hält sich mit einer Wertung ihres Bearbeitungsgegenstandes, auch mit Definitionen zurück. Ausnahmen bilden, wie die Tabelle 3.4b zeigt, die Schüler-Wörterbücher sowie Leisering (1988). Sie führen den Leser in die Thematik ein, versuchen ihren Beschreibungsgegenstand zu erklären und machen Aussagen zu seinen Ursachen und seiner Entstehung, zu Funktionen und Fragen des Gebrauchs. Dabei verweisen sie auf die Schwierigkeit der Definition des Begriffes ‚Fremdwort’, beschreiben ihn dann aber auf Grundlage des merkmalbezogenen Ansatzes unter Berücksichtigung ihrer Herkunft. Das Schülerduden-Fremdwörterbuch steht dabei eindeutig auf der Grundlage des Duden-Fremdwörterbuches Bd. 5.
3.4.4 Die makro- und mikrostrukturellen Eigenschaften in den Wörterbüchern Die wichtigsten Unterschiede zwischen den großen und kleineren Wörterbüchern bezüglich der Makrostruktur liegen einerseits ganz offensichtlich in der Anzahl der eingetragenen Lexeme, andererseits in der Lemmaauswahl. Zum Letzteren lässt sich aus den Titeln, Vorworten und aus den Verzeichnissen entnehmen, dass die Autoren bemüht waren, alle für den täglichen sprachlichen Umgang bzw. den allgemeinen Sprachgebrauch wichtigen Entlehnungen der deutschen Gegenwartssprache zu verzeichnen. Darunter können auch Wörter aus Fachsprachen sein, jedoch nur solche, die für ein größeres Publikum von Interesse sind. Wie die Ermittlung dieses Fremdwortbereiches stattgefunden hat, wird nicht offengelegt und kann auch sonst nicht wirklich nachvollzogen werden. Sie hängt wohl sehr vom Sprachgefühl und von den Erfahrungswerten, das heißt von der Sprachkompetenz der jeweiligen Autoren ab. Ein Quellenverzeichnis bieten nur Gaigl/Regler (1954). Um der Sprachentwicklung und dem Anspruch auf Aktualität Rechnung zu tragen, werden eher Neologismen als Archaismen in das Verzeichnis aufgenommen. Diese sind jedoch nicht gekennzeichnet. Je nach Verständnis der Autoren über die Ausdehnung des das nichtfachliche Publikum interessierenden Wortanteils schwankt die Menge der eingetragenen Entlehnungen recht stark. Ungefähr die Hälfte der ermittelten Arbeiten (11) enthält unter 20.000 Stichwörter, die andere Hälfte (13) präsentierte zwischen 20.000 und 25.000 Lemmata.129 Alle Arbeiten bemühen sich um eine übersichtliche Anordnung ihrer Eintragungen. Viele der Verzeichnisse sind schwach gruppiert in Form von gut geordneten kleinen Nestern bzw. Nischen, 10 Arbeiten wählen die glattalphabetische Anordnung. Ein Vergleich unter den Mikrostrukturen der betrachteten Wörterbücher und mit denen der großen Arbeiten ergab, dass alle Wörterbücher sowohl Form- als auch Bedeutungsan-
–––––––—–– 129
Zu zwei Wörterbüchern konnten keine Lemmaangaben ermittelt werden. Vgl. die Tabelle 3.4a.
412 gaben anbieten, die kleineren Arbeiten ihre Lemmabeschreibungen aber erkennbar kürzer halten als die großen Bücher und die Vielfalt der möglichen zusätzlichen Angaben nicht in dem Maße ausnutzen, wie es die großen tun. Die Verzeichnisse der kleineren Hand- und Taschenwörterbücher unterscheiden sich demnach nicht nur aufgrund der Anzahl der durch Volllemmata repräsentierten Lexeme, sondern auch in der Ausführlichkeit ihrer Datenpräsentation, d.h., es gibt nicht einfach nur weniger Artikel in den kleineren Wörterbüchern, diese enthalten zudem weniger bzw. veränderte Daten. Unter den Formangaben sind Eintragungen zu den gängigen Bereichen Schreibung, Aussprache, Betonung und Grammatik üblich. Auffällig ist jedoch zum einen, dass sich Angaben zur Worttrennung, wenn überhaupt, dann eher in jüngeren Arbeiten finden, so bei Leisering (1988), Kurz (1998), Hermann (Aufl. 1993) und den Schüler-Wörterbüchern von Duden und Wahrig-Burfeind, aber auch bei Ehrlich u.a. (1972), bei vielen anderen bis heute jedoch nicht vorgesehen sind, z.B. bei Textor (Aufl. 2002) und Küpper (Aufl. 1991). Das kleine Duden-Fremdwörterbuch verzeichnet bis in seine Auflage von 2004 nur von den Autoren für schwierig befundene Trennungen. Zum anderen werden bei den wenigsten Arbeiten die Ausspracheangaben mittels der IPAUmschrift dargestellt, so von Hermann (1977), Leisering (1988), Kurz (1998), den DDR-Wörterbüchern und den Schüler-Werken. Die anderen benutzen die im Deutschen gebräuchlichen Buchstaben und möglicherweise eigene Sonderzeichen. Textor begründet die Vermeidung der IPA-Umschrift mit dem Hinweis auf gewünschte Einfachheit und Verständlichkeit der Eintragungen auch für ungeübte Wörterbuchbenutzer. Auch andere Lexikografen scheinen den Gebrauch der internationalen Umschriftzeichen für eine Überforderung der Nutzer zu halten. Das adressatenoffene kleine Duden-Fremdwörterbuch z.B. verwendet bis heute ein eigenes Umschriftsystem, dass auf dem lateinischen Alphabet beruht und mit einigen Sonderzeichen angereichert ist, auch nachdem das Duden-Fremdwörterbuch Bd. 5 seit 1997 seine Angaben auf IPA umgestellt hat. Im Gegensatz dazu benutzt das Duden Schüler-Fremdwörterbuch wie das große Wörterbuch die internationale Umschrift. Obwohl sich die Autoren der kleineren Wörterbücher hinsichtlich ihrer Bedeutungsangaben sowohl lexikalischer Äquivalente als auch definitorischer Paraphrasen bedienen, auch Aussagen über Polysemie und Homonymie machen, fallen diese Angaben in den meisten Wörterbüchern im Vergleich zur Gruppe der lemmastarken Bücher sehr knapp aus. Bei Textor (1958), Ehrlich u.a. (1972) und Baer/Hübner (1990) sind Derivativa von zuvor erläuterten Lexemen zum Teil gar nicht beschrieben, wenn ihre Bedeutung aus den vorherigen Eintragungen abgeleitet werden kann. Referenzbereichsangaben sind möglich, jedoch nicht ausgeprägt. Der Schwerpunkt liegt auf der Angabe der gegenwärtigen Bedeutung. Lichtenstern (1974) äußert dazu ganz explizit im Vorwort, nicht alle Bedeutungen der Wörter verzeichnet, sondern eine Auswahl zugunsten der aktuellen und am häufigsten realisierten getroffen zu haben. Leisering will unbekanntere Kontaktprodukte ausführlicher, die anderen jedoch nur kurz erklären. Die meisten anderen Wörterbücher äußern sich jedoch nicht zur Handhabung der Bedeutungserläuterungen. Erkennbar ausführlicher und differenzierter fallen die Bedeutungsangaben in den Schüler-Wörterbüchern aus. Dies trifft auch für etymologische und enzyklopädische Angaben zu. Während die meisten Arbeiten entweder nicht oder höchstens die Herkunftssprache zum ersten Lemma einer Wortfamilie eintragen, verzeichnen der Schülerduden im Formteil und WahrigBurfeind am Ende des Artikels Herkunfts- sowie mögliche Mittlersprachen und zeigen und übersetzen die Wörter oder Wortelemente, aus denen die Kontaktprodukte bestehen bzw.
413 von denen sie abgeleitet sind.130 Nach der unterschiedlichen Ausspracheverzeichnung ist die Handhabung der etymologischen Angaben eines der offensichtlichsten und bewusst herbeigeführten Unterschiede zwischen den Verzeichnissen des Kleinen DudenFremdwörterbuchs und des Schüler-Fremdwörterbuchs von Duden. Außer Hübner (1989) enthalten die großen Fremdwörterbücher nach 1945 regelmäßig etymologische Angaben. Aufgrund der angestrebten knappen Artikelform in den Verzeichnissen der meisten kleineren Wörterbücher sind auch keine enzyklopädischen Angaben vorgesehen. Eine Ausnahme macht Wahrig-Burfeind mit den in besonderen Kästen hervorgehobenen Sachartikeln zu bestimmten Lemmata im Wörterverzeichnis. Der Schülerduden integriert enzyklopädische Angaben zu erklärungsbedürftigen Lexemen in die Wörterbuchartikel selbst. Möglichkeiten, Wörterbuchartikel kurz zu halten, werden von den Wörterbuchautoren auch in Form einer sparsamen Nutzung oder Weglassung von Angaben, die über die Bedeutungsangaben i.e.S. hinausgehen, realisiert. Dazu gehört neben der bereits genannten Vermeidung enzyklopädischer Zusatzinformationen und der Kürze der etymologischen Eintragungen auch die Vorsicht, zum Teil auch die Enthaltsamkeit vieler Autoren gegenüber paradigmatischen und pragmatischen Angaben sowie gegenüber Belegen und Beispielen. Dies lässt sich deutlich an den beiden tabellarisch vorgestellten Beispielen Küpper und Kleines Duden-Fremdwörterbuch zeigen. Sie bilden durchaus keine Ausnahmen. Da aufgrund der Menge der ermittelten Wörterbücher keine intensive systematische Untersuchung aller hier zu betrachtenden Arbeiten möglich gewesen ist, können im Folgenden nur Aussagen zur Existenz bestimmter Daten, jedoch nicht zu ihrer quantitativen Ausprägung gemacht werden. Wenn paradigmatische Angaben zu einem Lemma eingetragen wurden, beziehen sich diese in der Regel auf Antonyme. Ihre Verzeichnung wird meist im Abkürzungsverzeichnis durch ‚Ggs.’ angekündigt.131 Als synonymische Angaben können mögliche verzeichnete indigene Äquivalente interpretiert werden. Zusätzliche Eintragungen sind aber in der Regel nicht üblich. Ausnahmen bilden Herrmann (Aufl. 1993) und die SchülerWörterbücher, die Verweise auf Hyperonyme und andere verzeichnete Lexeme desselben Wortfeldes anführen. Unter den pragmatischen Angaben sind Zuordnungen zu bestimmten Fach- und Sondersprachen sehr üblich. Darüber hinaus gibt es auch diastratische und diaevaluative, selten diachronische und diatopische, gar nicht diafrequente und dianormative Hinweise. Auffallend dabei ist, dass die frühen Arbeiten, die bis in die 1970er Jahre entstanden sind, keine oder höchsten diatechnische Zuweisungen durchführen. So finden sich bei Gaigl/Regler (1954), Hollander (Aufl. 1989), Küpper (1960) und Lichternstern (1974) keine pragmatischen Angaben, bei Ulric (1946/1954) und Hellwig (Aufl. 1970) nur solche zu Fach- und Sondersprachen. Dagegen nimmt die Vielfalt der pragmatischen Eintragungen bei den Wörterbüchern zu, die seit Ende der 1980er Jahre entstanden sind. In den Vorworten oder Hinweisen eingeführt und erläutert werden diese jedoch nicht. Lediglich die Abkürzungsverzeichnisse verweisen auf ihre Existenz. Dies trifft zum Teil auch auf die Schüler-Wörterbücher zu, für die eine systematische Beschreibung dieser Angaben und eine Erklärung z.B. der Stilebenen besonders wünschenswert ist. Wahrig-Burfeind verweist
–––––––—–– 130 131
Ähnlich auch Baer/Hübner (1990). Gefunden wurden Antonyme bei Herrmann (Aufl. 1993), Leisering (1988), Kurz (1998), dem kleinen Duden sowie den Schüler-Wörterbüchern, dagegen nicht bei Ulric (1946/54), Gaigl/Regler (1954), Hellwig (Aufl. 1970), Textor (Aufl. 1998/2002), Küpper (1960), Lichtenstern (1974), E. Bedürftig (1989), Timm (1991) und F. Bedürftig (1994).
414 zumindest darauf, dass die Angaben zum Stil keine Wertungen darstellen sollen, sondern Hinweise auf Gebrauchsrestriktionen sind. Belege lassen sich in keinem der eingesehenen Wörterbücher nachweisen, auch Beispielangaben besitzen die kleineren Kontaktwörterbücher in der Regel nicht. Zu einem geringen Umfang finden sie sich bei Herrmann (1977), Leisering (1988) und Timm (1991). Bei den Beispielen handelt es sich um Komposita und Phraseologismen, die als Bestandteil ein Lemma enthalten. Sie sind nicht kommentiert. Leisering begründet den Eintrag von Kompetenzbeispielen mit ihrer Funktion, die Bedeutungsangaben in solchen Artikeln zu ergänzen, in denen diese noch unklar ausfallen. Wahrig-Burfeind (2001) greift regelmäßig auf Beispielangaben zurück. Auch sie haben den Zweck, Bedeutungen zu verdeutlichen. Darüber hinaus sollen sie typische syntagmatische Verknüpfungen vorstellen. Ihre Verzeichnung stellt einen der offensichtlichsten Unterschiede zum SchülerdudenFremdwörterbuch dar, das auf diesen Angabentyp außer in den seit 2002 vorhandenen Informationskästen zu Wortbildungselementen verzichtet.
3.4.5 Resümee Die vergleichenden Betrachtungen zu Inhalt, Programm, Verständnis und Haltung zum äußeren Lehngut sowie zu den äußeren Daten von Arbeiten aus der Gruppe erklärender deutscher Sprachkontaktwörterbücher mittlerer Größe vor dem Hintergrund der lemmastärkeren Arbeiten aus dem Zeitraum 1945 bis 2007, von denen vier Arbeiten exemplarisch in Tabellenform vorgestellt worden sind, haben ergeben, dass diese oft Fremdwörterlexikon genannten Werke eine sehr präsente Gruppe von Sprachkontaktwörterbüchern auf dem deutschen Wörterbuchmarkt sind. Die Zahl der wählbaren Bücher und die Auflagenhöhe einiger Exemplare übersteigt das Angebot der Gruppe der größeren Handwörterbücher deutlich. Die mittelstarken Arbeiten unterscheiden sich jedoch nicht nur durch die in die Wörterverzeichnisse eingetragene geringere Lemmaanzahl, die Ursache oder Folge einer Ausrichtung auf die Erfassung von Lexemen der nichtfachlichen Kommunikation und der Gegenwartssprache ist. Auch die Beschreibung der Stichwörter selbst ist im Vergleich zu den großen Werken knapp gehalten, wozu die Autoren üblicherweise auf Angaben zu Herkunft und Gebrauch, aber auch auf ausführlichere Bedeutungserklärungen verzichten. Verzichtet haben sie im Gegensatz zu vielen größeren Arbeiten außerdem auf die Erklärung und Diskussion ihres Beschreibungsgegenstandes, auf ausführliche Benutzerhinweise (Ausnahme: DDR-Wörterbücher), den Gebrauch linguistischer Fachtermini und in der Regel auch auf zusätzliche Verzeichnisse. Das führt zu einer Konzentration der einzelnen Nachschlagewerke auf ihre Wörterverzeichnisse. Es ermöglicht den Autoren und Verlagen aber, handliche, preisgünstigere, als Hilfsmittel für den täglichen Gebrauch angelegte Wörterbücher anzubieten, von denen sich ein Teil von ihnen durch die Vermeidung der IPA-Umschrift als noch benutzerfreundlicher versteht als mögliche Konkurrenzarbeiten mit IPA. Wesentlich anders, nämlich mehr an den Merkmalen der größeren Wörterbücher orientiert, verhalten sich neben dem einmal erschienenen Werk von Baer/Hübner (1990) die Schüler-Wörterbücher von Wahrig-Burfeind (2001) und aus dem Dudenverlag (1975). Die engere Adressatenausrichtung wirkt sich wesentlich auf die Ausführlichkeit der Wörterbuchartikel, auf die Vielfalt der Angaben und die Intensität der Behandlung des Wörter-
415 buchgegenstandes aus. Auch die Auswahl ist an die Adressaten angepasst worden.132 Das macht die beiden Arbeiten gegenwärtig zu Spezialfällen dieser Wörterbuchgruppe.
4. Puristische Sprachkontaktwörterbücher aus dem Zeitraum 1945–2007 So populär die Erstellung und umgreifend die Verbreitung puristischer Nachschlagewerke zwischen 1871 und 1945 ist, so wenig spielt ihre Herausgabe in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Rolle in der deutschen Wörterbuchlandschaft. Zwar erscheinen einige wenige Werke aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg überarbeitet oder kommentiert auch nach 1945. Das betrifft die Neubearbeitung von Eduard Engels Verdeutschungswörterbuch durch Lutz Mackensen, 1955 herausgegeben von der Gesellschaft für deutsche Sprache. Das betrifft weiterhin den regelmäßigen Nachdruck eines der ADSV-Verdeutschungsbücher, Die Amtssprache von Karl Bruhns, durch die Herausgabe seiner Nachfahren im Rahmen der westfälischen Archivpflege seit 1978, sowie das in leichter Überarbeitung mindestens 1978 in einer 17. Auflage erschienene Wörterbuch von Hans Reger Ein deutsches Wort für ein Fremdwort. Die Linie puristischer Wörterbücher bricht nach 1945 also nicht völlig ab. Doch von einer Kontinuität in der lexikografischen Verdeutschungsarbeit oder von der Existenz eines echten Stranges puristischer Lexikografie lässt sich in Anbetracht dieser wenigen Bücher, auch mit Berücksichtigung der neu erarbeiteten Werke kaum sprechen. Vom Titel her entsteht kein einziges neues Verdeutschungswörterbuch. Ein solcher Titel scheint für neue Veröffentlichungen nach 1945 unmöglich zu sein. Einen Hinweis auf die Absicht, die gesammelten und verzeichneten Entlehnungen zu verdeutschen, geben lediglich drei Wörterbücher in ihren Titeln. Von diesen Büchern widmet sich eines, 1949 in der 2. Auflage im Verlag Haarfeld erschienen, dem Wortschatz der Medizin, spezieller medizinischer Krankheitsbezeichnungen und Abkürzungen.133 Es konnte nicht ermittelt werden, ob die 1. Auflage vor oder nach 1945 publiziert wurde. Die anderen beiden Wörterbücher, Hitze (1949) und Peltzer (1971), jeweils einmalige Publikationen, machen in ihren Vorworten deutlich, dass sie puristische Absichten hegen, den Gebrauch zumindest eines Teils des Fremdwortschatzes im Deutschen reduzieren helfen möchten. Daneben gibt es ein weiteres Nachschlagewerk, das im Titel zwar keine direkte Verdeutschungsabsicht erkennen lässt, dafür aber die Position seiner Herausgeber zum behandelten Gegenstand. Das Wörterbuch überflüssiger Anglizismen (1999), herausgegeben von Pogarell und Schröder, fokussiert auf die Vermeidung des Gebrauches von Entlehnungen aus dem Englischen. Im Vorwort kommt seine puristische Zielsetzung deutlich zum Vorschein. Die folgende Betrachtung gilt diesen drei nicht fachlich ausgerichteten Wörterbüchern, die als Exemplare produktorientierter puristischer Sprachkontaktlexikografie des Deutschen nach 1945 ermittelt worden sind. Trotz ihrer puristischen Ausrichtung, die die Bücher verbindet, zeigen Hitze (1949), Peltzer (1971) und Pogarell/Schröder (1999) recht unterschiedliche Profile.
–––––––—–– 132
In beiden Vorworten sprechen die Autoren davon, aus dem Fremdwortschatz besonders die Lexeme verzeichnet zu haben, die für Unterricht und Freizeit von Schülern/innen besonders relevant sind. 133 Verdeutschungen medizinischer Krankheitsbezeichnungen und Abkürzungen. 2. Aufl. Essen: Haarfeld.
416 4.1 Verdeutschungslexikografie in der Nachkriegszeit – Das Fremdwörterbuch von Johannes Hitze (1949) 4.1.1 Die Programmatik des Wörterbuches – Absichten und Vorstellungen über das Wörterbuch und seinen Gegenstandsbereich Bachems Fremdwörterbuch. Verdeutschung der Fremdwörter unter besonderer Berücksichtigung ihrer fremdsprachlichen Ursprungswörter, ihrer Ableitung und ihrer Etymologie (1949) soll dem Verständnis des Autors Johannes Hitze134 nach ein Hilfsmittel zur Verdeutschung von in der deutschen Sprache der Nachkriegszeit verwendetem äußeren Lehngut sein. Es entsteht 1949 als eines der ersten allgemeinen Kontaktwörterbücher nach dem 2.Weltkrieg und hebt sich laut Vorwort und in seiner Struktur von den früheren üblichen Verdeutschungsbüchern dadurch ab, dass es als Grundlage für eine gute Verdeutschung die fremdsprachlichen Vorbilder und deren Bedeutung zeigt und von diesen ausgehend Verdeutschungen anbietet. Hitze hält es für das richtige Verständnis und damit für die richtige Verdeutschung von Sprachkontaktprodukten für wichtig festzustellen, von welchen fremdsprachlichen Wörtern sie abgeleitet sind und welche ursprünglichen Bedeutungen die Vorbildwörter besitzen. So ließen sich Sinnwidrigkeiten sowohl beim Gebrauch der Entlehnungen als auch bei der Verdeutschungsarbeit vermeiden. Ein Wissen über die s.E. „Ursprungsbedeutung von Fremdwörtern“ zwinge den Leser zudem zu einem tieferen Nachdenken über Wörter und Sprache und fördere damit die Sicherheit im Gebrauch von Sprache an sich. Für den Autor ist ein Fremdwort demnach dann richtig angewendet und seine Verdeutschung dann richtig gebildet, wenn es in seiner Bedeutung und Funktion dem gebersprachlichen Vorbildlexem entspricht. Dies kommt dem Wunsch nach Übersetzung gleich. Hitze verweist außerdem darauf, dass etymologisches Wissen den Sprecher manch „merkwürdige und interessante Zusammenstellungen“ wie Automobil (gr.-lat.) erkennen lasse. Dass diese unbedingt vermieden werden müssten, sagt er allerdings nicht. Ebenso zurückhaltend ist der Autor bei einer expliziten Bewertung seines Wörterbuchgegenstandes, den er im Übrigen auch nicht definiert. Er geht lediglich davon aus, dass es Fremdwörter und davon in der deutschen Sprache noch sehr viele gebe, und setzt voraus, dass für sie ein Verdeutschungsbedarf bestehe. Aus Vorwort und Lemmaauswahl ablesbar wird, dass Hitze ein diachronisches Fremdwortverständnis besitzt, weil er von fremdsprachlichen Wörtern spricht, von denen Fremdwörter abgeleitet sind, dabei aber direkte Entlehnungen von im Deutschen entstandenen Lehnwortbildungen nicht unterscheidet, obwohl ihm diese Art der äußeren Lehnguts bekannt ist. Der Titel, die Bemerkungen im Vorwort sowie Hitzes Wortwahl wirken nicht besonders fremdwortkritisch. Es gibt keinen Aufruf zur Ausmerzung deutschen Fremdwortgutes und kein patriotisches Motto, unter dem die Arbeit steht, wie es in den vorherigen Jahrzehnten üblich gewesen ist. Dennoch wird als oberstes Ziel der Arbeit ganz selbstverständlich die Angabe deutscher Entsprechungen zum Zwecke der Verdeutschung postuliert.135 Als Letztes bittet Hitze in seinem Vorwort um Beiträge zur Verbesserung des Buches für eine mögliche nächste Auflage und gibt sehr knappe Hinweise zur Anordnung und Alphabetisierungsmethode der verzeichneten Lexeme sowie zur Beto-
–––––––—–– 134 135
Zum Autor wurden keine Daten gefunden. Vgl. Hitze (1949), Titel und Vorwort auf Seite 5.
417 nungsbezeichnung der gebersprachlichen Wörter. Der Adressatenkreis bleibt durch Nichtbenennung offen.
4.1.2 Das Wörterbuch – Anlage des Buches sowie Makro- und Mikrostruktur des Verzeichnisses Dem Vorwort (S. 5) und einem knappen Abkürzungsverzeichnis (S. 7), das vor allem im Wörterverzeichnis vorkommende Abkürzungen von Gebersprachen enthält, folgt auf 279 Seiten das Wörterverzeichnis (S. 9–287), mit dem das Buch abschließt. Es gibt kein Quellenverzeichnis. Im Wörterverzeichnis sind rund 11.000 Lemmata nach glattalphabetischer Methode angeordnet. Umlaute werden als Umschreibungen von ae, oe bzw. ue verstanden und dementsprechend zwischen ad und af etc. eingeordnet. Zur Verzeichnung ausgewählt sind sowohl direkte Entlehnungen wie Apanage oder Sabbat als auch Lehnwortbildungen, z.B. Hybride wie abreagieren, Unterbilanz, Automobil, außerdem Lehnwörter wie Mode, Möbel, Sport und als Lehn bzw. Fremdwort verstandene Lexeme wie Miete. Ebenfalls verzeichnet sind Namen bzw. Ableitungen von Namen, sofern sie dem Autor erklärungsbedürftig erschienen und damit eine Ersetzung zu diskutieren war (z.B. Maggi, Schrebergarten). Die Lemmata stammen aus typischen Gebersprachen wie dem Griechischen, Lateinischen, Französischen, Italienischen, Englischen. Daneben sind auch Ursprungssprachen wie Hebräisch, Niederländisch, Tschechisch, Jüdisch angegeben. Sie leiten die etymologischen Angaben in den Wörterbuchartikeln ein. Unter ihnen finden sich auch Verweise auf niederdeutsche und mittelhochdeutsche Vorläufer, deren jetzige Formen anscheinend ersetzt, zumindest erläutert oder kommentiert werden sollen, z.B. Böller (mhd.), schmöken (ndd.). Eingetragen sind neben den üblichen Wortarten der Substantive, Verben, Adjektive und Adverbien auch Präpositionen (z.B. ante, anti), ebenso Phraseologismen (z.B. à bas, ab irato, savoir vivre, narkotische Mittel), jedoch keine Abkürzungen. Es wird kein Wert auf eine vollständige Erfassung des äußeren Lehnguts gelegt. Dies lässt sich bereits am Lemmaumfang ablesen und wird bestätigt durch die beschränkte Präsentation von Vertretern von Wortfamilien. Eine Begrenzung der Lemmazahl wird ebenfalls durch eine sehr zurückhaltende Aufnahme von Fachwörtern erreicht. Im Abkürzungsverzeichnis ist lediglich der Bereich der Musik als wiederkehrende fachliche Angabe vermerkt. Dementsprechend beschränkt sich die Auswahl der zu verdeutschenden Lexeme auf den allgemeineren Fremdwortschatz. Die halbfett gedruckten und nicht gerückten Volllemmata bilden den Eingang zu den Wörterbuchartikeln, die durch einen größeren Durchschuss gut sichtbar voneinander abgehoben sind. Es gibt keine Nebenlemmata. Die Formangaben zum Lemma sind äußerst gering. Es wird am Lemma nur die Schreibung angezeigt und dabei die Groß- und Kleinschreibung beachtet. Auf Angaben zur Betonung, Aussprache und Grammatik sowie zur Worttrennung wird verzichtet. Dem Lemma folgen, wenn es das erste einer Wortfamilie ist, etymologische Angaben. Es wird die Herkunftssprache des gebersprachlichen Vorbilds in Klammern genannt, bei formaler Abweichung das fremdsprachliche Wort selbst, von dem die Entlehnung abstammt oder abgeleitet ist (z.B. trimmen (engl. to trim); Schikane (frz. chicane)), und evtl. die Übersetzung des Geberwortes (Undulation (lat. unda Welle)). Den etymologischen Angaben folgt ohne Einleitung die Bedeutungsangabe, hauptsächlich in Form von Äquivalenten, seltener als Paraphrase. Beides ist unter Berücksichtigung von
418 Titel und Vorwort als Verdeutschung zu interpretieren. Die Bedeutungsangaben sind äußerst knapp, Polysemie wird nicht angezeigt. Hitze gibt im Vorwort an, die Verdeutschungen unter Beachtung der Etymologie gewählt zu haben. So nennt er z.B. bei katholisch und national als Entsprechungen ‚allgemein’, ‚allumfassend’ bzw. ‚völkisch’, Wörter, die sich als Verdeutschungen für die genannten Entlehnungen etabliert hätten,136 sich aber eng an den Wortsinn hielten. Daneben wird er die aktuelle Bedeutung der Wörter und gebräuchliche Entsprechungen berücksichtigt haben. So gibt er beispielsweise zur Verdeutschung von Semit einerseits ‚Nachkomme Sems’, andererseits ‚Jude’ vor; Antisemit übersetzt er zunächst als ‚Gegenjüdler’, nennt dann das gebräuchlichere ‚Judenfeind’, Faschisten gibt er mit ‚italienische Schwarzhemden’ wieder.137 Enzyklopädische, paradigmatische sowie pragmatische Angaben (mit Ausnahme des Hinweises auf das Gebiet der Musik), ebenso Beispiele und Belege sind nicht vorgesehen. Das Wörterverzeichnis zeichnet sich demnach durch eine überschaubare, wenn auch im Vergleich zu den Verdeutschungsbüchern aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts recht lemmastarke Makrostruktur sowie durch eine knappe Mikrostruktur aus, deren Besonderheit darin besteht, neben dem Lemma und den gesammelten und vorgeschlagenen Verdeutschungen besonderen Wert auf etymologische Angaben zu legen, die über die bloße Nennung der Herkunftssprache hinausgehen. Die neutrale Haltung gegenüber Entlehnungen im Vorwort spiegelt sich im Wörterverzeichnis darin wider, dass keine wertenden Kommentare zu den verzeichneten Lexemen abgegeben werden. Hitze verzichtet in Anbetracht der jüngeren Geschichte wahrscheinlich bewusst auf augenscheinliche Wertungen der Lexeme. Man muss jedoch in Erinnerung behalten, dass es sich bei den Artikelangaben um Verdeutschungsangebote zur Vermeidung von Sprachkontaktprodukten handelt.
4.2 Erklärung und Wertung – Karl Peltzers Treffend verdeutscht (1971) 4.2.1 Ziel und Gestaltungsvorstellungen des Autors von seinem Werk Treffend verdeutscht (1971)138 von Karl Peltzer nennt sich ebenso wie Hitzes Arbeit Fremdwörterbuch. Hier rückt die Wörterbuchbezeichnung jedoch anders als bei Hitze in den Untertitel. Dies liegt einerseits an der im Ott-Verlag erschienenen „treffenden Reihe“139, in der noch andere lexikografische Werke, auch von Peltzer, veröffentlicht worden sind, mit dem gewählten Titel demnach Wiedererkennung bezweckt und eine Marke etabliert werden soll. Andererseits spiegelt es die Haltung und das Ziel, mit denen das Buch
–––––––—–– 136
Zumindest in den Sprachkontaktwörterbüchern, eher weniger im allgemeinen Sprachgebrauch. Eine weitere Analyse der Verdeutschungen konnte im Rahmen der Untersuchung nicht vorgenommen werden. Bei der Durchsicht entstand jedoch der Eindruck, dass sich Hitze bei seinen Verdeutschungsvorschlägen vorrangig an das vorhandene Wortgut hält. 138 Peltzer, Karl: Treffend verdeutscht. Ein aktuelles Fremdwörterbuch. Unter besonderer Berücksichtigung des fremdsprachlichen Wortgutes in Politik, Technik und Wirtschaft, mit einer neuartigen Wertklassifizierung. Im Anhang eine umfangreiche Zusammenstellung der Vor- und Nachsilben, sowie der gebräuchlichsten Abkürzungen. Thun/München: Ott 1971. 139 Erschienen sind u.a. Das treffende Wort, Das treffende Zitat, Der treffende Reim, Der treffende Satz, Der treffende Brief. 137
419 erarbeitet und im Vorwort vorgestellt wird, symptomatisch wider. Denn Peltzer versteht sein Nachschlagewerk zwar noch als Fremdwörterbuch, das auch erklären kann. Er will es aber von anderen absetzen, indem er es als „wirkliche Arbeitshilfe“ (Peltzer 1971: 5) im Hinblick auf den selektiven Gebrauch von Fremdwörtern und damit auf eine Reinigung bzw. Reinerhaltung der deutschen Sprache konzipiert. Das Buch unterscheidet sich von anderen Kontaktwörterbüchern nach Peltzer durch Folgendes: 1. Es berücksichtige das fremdsprachige Wortgut aus Technik, Politik und Wirtschaft stärker als andere zu der Zeit übliche Bücher und komme damit seinem postulierten Bezug zur Gegenwart nach, in der diese Bereiche eine immer größere Rolle spielen. 2. Es verzahne das dargebotene Wortgut mit dem im selben Verlag erschienenen Synonymwörterbuch Das treffende Wort, so dass dem Leser bei Hinzuziehung dieses Buches „eine einmalige Fülle in Frage kommender deutscher Wörter geboten wird“ (ebd. 5). Dies geschehe, indem im jeweiligen Wörterbuchartikel durch das Gleichheitszeichen (=) auf das Synonymwörterbuch verwiesen werde.140 Besonders sei 3., dass die eingetragenen Lexeme in den Wörterbuchartikeln nach ihrem „Gebrauchswert“ (Hervorhebung bei ebd.) in drei Gruppen unterschieden seien, die grob mit entbehrlich, unentbehrlich sowie bedingt verwendbar bezeichnet werden können. Ziel dieser Einteilung sei, dem Leser auf einen Blick zu zeigen, welche Wörter er vermeiden könnte bzw. sollte und für welche Wörter es (noch) keine passenden Verdeutschungen gebe. Eine solche wertende Dreiteilung des deutschen Fremdwortschatzes ist u.a. von Engel bekannt. Als 4. Besonderheit gibt Peltzer an, „eine Vielzahl anderer Fremdwörterbücher, spezieller Nachschlagewerke, Lexika und fremdsprachlicher Wörterbücher durchgearbeitet und die besten Verdeutschungen und Definitionen ausgewählt“ (ebd. 5) sowie Nomenklaturen einzelner Din-Blätter ausgewertet zu haben. Darüber hinaus hat er neue Wörter gebildet und neue Definitionen erarbeitet. Der Gebrauch von Hilfsmitteln der angegebenen Art ist eigentlich nichts Ungewöhnliches. Anders als die meisten Werke gibt Peltzer in einem Quellenverzeichnis (S. 478f.) jedoch die benutzte Literatur an. Verzeichnet sind 34 Titel, von denen 3 Wörterbücher zum äußeren Lehngut ohne Verdeutschungsabsicht sind und einer ein umfangsreiches Verzeichnis birgt.141 Interessanterweise enthält das Quellenverzeichnis kein Verdeutschungsbuch. Trotzdem ist das ausgewiesene Ziel der Arbeit, in „‚Treffend verdeutscht’ [...] nicht nur Fremdwörter (zu) erklären. Das Buch will vor allem dabei helfen, entbehrliche Wortanleihen aus fremden Sprachen zu vermeiden, und beitragen, unsere Muttersprache als eines unserer kostbarsten Kulturgüter rein zu erhalten.“ (ebd. 7) Das angestrebte Ziel wird durch die oben genannte Methode verfolgt. Das Wörterbuch lässt sich aufgrund dessen in die Reihe der erklärenden und verdeutschenden Bücher einordnen, wobei der Schwerpunkt der Intention des Autors deutlich auf der Zurückdrängung von Entlehnungen liegt. Peltzer ist sich bewusst, dass dies für den einzelnen Fall unterschiedlich schnell zu erreichen sein wird.
–––––––—–– 140
Es kommt im Buch nicht ganz heraus, ob man erwarten kann, dass das verzeichnete Fremdwort oder die angegebenen Entsprechungen im Synonymwörterbuch nachgeschlagen werden können. 141 Das sind die Fremdwörterbücher von Dultz (Ullstein, dt.-fr., fr.-dt), Grebe (Duden), Kienle (Keysers) sowie Lux, Sebastian: Ich weiß alles, mit Fremdwörterlexikon. Vgl. zu den drei ersten Werken die Bibliografie der vorliegenden Untersuchung.
420 4.2.2 Der Autor über den Wörterbuchgegenstandsbereich Aus dem Vorwort lässt sich entnehmen, das Peltzer fremdsprachiges von deutschem Wortgut unterscheidet. Das damit gemeinte äußere Lehngut, das er selbstverständlich Fremdwörter nennt, wird ebenso wie bei Hitze nicht definiert. Ablesbar ist jedoch, dass Fremdwörter als dem Deutschen nicht zugehörig betrachtet werden, den deutschen Wörtern gegenüberstehen. Wie aus Titel, Abkürzungsverzeichnis und Charakterisierung des Werkes durch Peltzer hervorgeht, unterteilt sie der Autor dann nach einem Prinzip, das sich auf den Grad ihrer Entbehrlichkeit im deutschen Sprachgebrauch bezieht. Die Differenzierung der Gruppen ist so gewählt, dass sich mit ihnen eine Wertung und Gebrauchsregel verknüpft. Die bereits im Vorwort genannte Einteilung und die im Abkürzungs- und Wörterverzeichnis sind jedoch nicht völlig kongruent. Der 1. Gruppe, im Verzeichnis gekennzeichnet durch einen Punkt (•), gehören Wörter an, die nach Peltzer völlig entbehrlich sind und darum auch nicht gebraucht werden sollten, weil für sie deutsche Wörter als Ersatz zur Verfügung stehen bzw. weil sie veraltet seien. Für die 2. Gruppe, gekennzeichnet durch ein Plus (+), wird der Gebrauch bedingt erlaubt, weil es entweder keine deutschen Wörter gebe, die den Sinn dieser Fremdwörter völlig wiedergeben, oder weil es sich um ausländische Benennungen, mit anderen Worten Bezeichnungsexotismen handele, die nicht verdeutscht werden sollten oder können. Dieser Gruppe entspricht Gruppe c) der bedingt entbehrlichen im Vorwort. Durch ein Kreuz (x) markiert wird eine 3. Gruppe, die Wörter beinhaltet, welche verwendet werden können, weil es für sie nach Peltzer keine passenden Verdeutschungen, auch keine kontextabhängigen Entsprechungen gebe. Von ihnen als 4. Gruppe getrennt werden fachsprachliche Wörter, für die angewiesen wird, dass sie nur im entsprechenden Fachbereich verwendet werden sollten. Zu dieser Anweisung passt die Gruppe b) des Vorwortes, für die Unentbehrlichkeit gilt, obwohl auch die Beschreibung ‚bedingt verwendbar’ zutreffend wäre. Die beschriebene dritte Gruppe, welche ebenfalls durch Unentbehrlichkeit markiert werden könnte, sowie alle diejenigen Wörter, welche im Wörterverzeichnis keine Kennzeichnung erfahren, werden in der Aufteilung im Vorwort nicht erfasst. Sie wird höchstens im verwendeten Begriff ‚unentbehrlich’ mitgedacht. Für die nicht markierten Lemmata gibt es keine Gebrauchsvorschriften. Hier darf oder soll der Leser scheinbar selbst entscheiden, was er mit den vorgefundenen Eintragungen anfängt. So klar die Unterscheidung des Fremdwortschatzes bei Peltzer in den einzelnen Texten des Wörterbuches zunächst scheint, so undurchsichtig wirkt seine Aufteilung in der Zusammenschau. Festgehalten wird aber: Auch wenn der Autor für einige Wörter Unentbehrlichkeit feststellt, so formuliert er jedoch nirgendwo eine bedingungslose Erlaubnis zum Fremdwortgebrauch. Diese ist letztlich auch nicht in seinem Sinne. Denn obwohl Peltzer darauf hinweist, dass nicht alle im Buch enthaltenen Lexeme „im Bausch und Bogen“ (ebd. 5) abgelehnt werden, kommen die puristische Intention, die der Autor mit dieser Arbeit verfolgt, sowie seine ablehnende Haltung gegenüber Sprachkontaktprodukten im Vorwort durch dessen Inhalt und Formulierung deutlich zum Ausdruck. Sie stehen in Wortwahl und Argumentation in der Tradition des deutschen Fremdwortpurismus. Zur Veranschaulichung: Peltzer lobt die deutsche Sprache142 für ihren Reichtum, hebt ihre Verständlichkeit für jeden Muttersprachler hervor und argumentiert, dass Fremd-
–––––––—–– 142
Die deutsche Sprache muss ohne Fremdwortanteil gedacht werden.
421 wortgebrauch kein Zeichen für Bildung und Intelligenz sei. Er leugnet zwar nicht die Wichtigkeit von Entlehnungen in den Fachsprachen der Wissenschaften, Technik, Wirtschaft und Politik aufgrund einer gewissen Internationalität und Allgemeingültigkeit sowie Eindeutigkeit bei festgelegten Wortbedeutungen. Doch lehnt er vehement den Gebrauch namentlich englischer Wörter143 in der Umgangssprache ab. Dabei benutzt er eine typisch puristische Metaphorik von Krankheit, Krieg und Flut. Gegen diese „Englische Krankheit“, den Anglizismengebrauch, die wie eine „Seuche“ über uns „gekommen ist“, müsse man „zu Felde ziehen“ (ebd.). Peltzer spricht von unüberlegtem, gedankenlosen Kauderwelsch, von Unglaublichkeit, Geschmacklosigkeit, Sprachmengerei und vergleicht die Situation mit der, die frühe Sprachreiniger für das Deutsche des 17. und 18. Jahrhunderts bezüglich des Französischen festgestellt haben. Es werden zudem Verantwortliche für den misslichen Zustand des deutschen Sprachgebrauchs angeführt: die Massenmedien Presse, Rundfunk und Fernsehen, die Mode und nicht zuletzt die Werbung. Auch dies sind aus früheren puristischen Schriften und Wörterbüchern bekannte Schuldige. In diesem Zusammenhang erwähnt Peltzer wohlwollend die Verdienste der deutschen Sprachreiniger: „Sie wollten den gebildeten Menschen wieder dazu führen, sich des Wortschatzes seiner deutschen Muttersprache zu bedienen.“ (ebd.) Peltzer nennt die Fruchtbringende Gesellschaft, im Übrigen mit Zesen als angeblichem Gründer. Er lobt die Verdeutschungsarbeit Campes, von H. von Stephan, „der 1875 aus der Postsprache allein 600 Fremdwörter verbannte.“ (ebd. 6, Hervorhebung von mir, A.H.) Er würdigt die „gute Arbeit“ (ebd.) des Deutschen Sprachvereins und nennt seine Nachfolgerin, die Gesellschaft für deutsche Sprache sowie den Deutschschweizerischen Sprachverein, welche sich beide um die Pflege der Muttersprache bemühen. Doch „gegen die Überflutung mit englischen Wörtern richten sie leider wenig aus“ (ebd., Hervorhebung von mir, A.H.), auch wenn sich die Schweizer schon lange um die Reinhaltung „mit alemannischer Zähigkeit“ (ebd.) bemüht haben. Peltzer lässt also keinen Zweifel an seiner ablehnenden Haltung vor allem, aber nicht nur gegenüber Sprachkontaktprodukten aus dem Englischen und seine puristischen Ambitionen aufkommen. Damit lassen sich solche Leser ansprechen, die ähnliche Ansichten vertreten. Konkret wird Peltzer über seine Adressatenvorstellung jedoch nicht. Das Vorwort schließt mit einem wiederum bekannten Argument aus puristischen Kreisen: Vergessen wir nie: Das deutsche Wort zwingt zur klaren, verständlichen Ausdrucksweise, das häufig verschwommene und vieldeutige Fremdwort dagegen nicht. (ebd. 7)
4.2.3 Zur Anlage des Wörterbuches Das Wörterbuch selbst gibt einen etwas anderen Eindruck wieder. Es beinhaltet nach Vorwort und thematisch geordneter Abkürzungs- und Zeichenliste, die auch die verwendeten Umschriftzeichen zur Aussprachebeschreibung144 enthält (S. 7f.), ausführliche Anweisungen zur richtigen Aussprache von Wörtern aus anderen Sprachen (S. 9–14). Ihnen folgen das Wörterverzeichnis (S. 15-450) und ein Anhang mit Abkürzungen chemischer Elemente
–––––––—–– 143 144
Besser gesagt von Anglizismen, Pelzer spricht von englischen Wörtern. Keine Verwendung der IPA-Umschrift.
422 (S. 451), mit gebräuchlichen Abkürzungen (S. 452–470), Prä- und Suffixerklärungen (S. 471–477), der Erläuterung des griechischen und russischen Alphabets (S. 478) sowie dem Quellen- (S. 478f.) und Inhaltsverzeichnis (S. 480) des Nachschlagewerks. Die Ausspracheanweisungen enthalten Regeln für die Aussprache und Betonung von Wörtern aus dem Lateinischen (inklusive Griechischen), Französischen, Italienischen, Spanischen und Englischen. Die Sprachen wurden sicherlich mit Hinblick auf die Hauptgebersprachen des Deutschen, angesichts der Veröffentlichung des Buches in einem Schweizer Verlag aber auch unter Berücksichtigung der Vielsprachigkeit in der Schweiz ausgewählt. Die gegebenen Erläuterungen beziehen sich aber nicht auf die Aussprache von Entlehnungen im Deutschen. Sie präsentieren vielmehr phonetische Regeln der einzelnen Sprachen. Dazu werden Beispiele in fremdsprachiger Schreibung und Lautung vorgeführt. Unter anderem wird explizit darauf hingewiesen, dass sich die Angaben bei Entlehnungen aus dem Englischen nach dem dialektlosen britischen Englisch richten. Es wird zudem immer von englischen, französischen, italienischen usw. Wörtern gesprochen. Damit hilft der Autor anders als viele frühere puristische Wörterbücher ohne Lautungsangabe, auch anders als Hitze, dem Benutzer einerseits bei der nach Peltzers Dafürhalten richtigen Aussprache von Sprachkontaktprodukten, d.h., er gibt Hilfe zur Anwendung von Entlehnungen, die eigentlich nicht in seinem Sinne sein kann. Andererseits wehrt der Autor durch den Rückgriff auf die fremdsprachige Aussprache die lautliche Assimilation der Entlehnungen ab. Durch diese Art der Ausspracheangabe können sich einige Leser vom Gebrauch bestimmter Entlehnungen abschrecken lassen. Ihre Anwendung kann schwierig wirken. Andere nehmen sie als willkommenes Hilfsangebot. Diese Form der phonetischen Angabe passt aber auf jeden Fall zu Peltzers Verständnis von Sprachkontaktprodukten als zum Deutschen nicht zugehörigen Lexemen und letztlich auch zu seinen puristischen Absichten. Den Anhängen, auf die nicht tiefer eingegangen werden soll, kann dagegen vorrangig die Funktion der Erklärung und Verständnishilfe zugewiesen werden, kaum die der Verdeutschung/Vermeidung. Die Abkürzungen werden nur aufgelöst, die Prä- und Suffixe in ihrer Funktion145 erläutert, wenn möglich auch übersetzt. Dies kann natürlich auch der Vermeidung dienen. Von Peltzer selbst in der Überschrift der Tabelle vorgesehen ist zunächst nur und ohne explizite Verdeutschungsabsicht die Angabe der Bedeutung. Eine Wertung der Eintragungen oder Gebrauchshinweise bzw. -beschränkungen werden nicht gegeben. Auch die Übertragung der beiden Alphabete dient eher als Lese- und Vermittlungshilfe denn als Regressionsinstrument.
4.2.4 Makro- und Mikrostruktur im Wörterbuch Das Wörterverzeichnis wiederum präsentiert seine rund 28.000146 nischenalphabetisch eingetragenen Lexeme in einer Form und Ausführlichkeit, wie es von den größeren erklärungsorientierten Sprachkontaktwörterbüchern bekannt ist, wenn nicht die Zeichen zur
–––––––—–– 145 146
Z.B. der Movierung, der Ableitung zum Adjektiv u. Ä. Zusammen mit den Verzeichnissen im Anhang des Wörterbuches enthält das Nachschlagewerk rund 30.000 Lemmata. Bezüglich der Alphabetisierungsmethode sind die Umlaute wie nicht umgelautete Grapheme behandelt worden.
423 Gebrauchsanweisung auf Peltzers normative Absichten hindeuten würden. Diese lassen sich jedoch nur mit Hilfe des Abkürzungsverzeichnisses auflösen. Wird dieses nicht gelesen, bleibt die Funktion der Zeichen offen. Ihre Gestalt allein gibt keinerlei Aufschluss darüber, wie sie zu interpretieren sind. Sie ließen sich darum auch ignorieren. Liest man das Abkürzungsverzeichnis doch, so erfährt man, dass neben Gebrauchshinweis und Bedeutungsbeschreibung bzw. Verdeutschung auch Angaben zu Grammatik, Aussprache, Betonung, Etymologie, Pragmatik und Paradigmatik zu finden sein werden. Diese Datenmenge ist für ein Verdeutschungswörterbuch ungewöhnlich. Tatsächlich können an den halbfetten Volllemmata, unabhängig davon, ob es die ausgerückten Basis-, die Sub- oder die Nebenlemmata betrifft, die im Deutschen übliche Schreibweise unter Berücksichtigung der Groß- und Kleinschreibung (aber nicht der Worttrennung), die von Peltzer favorisierte Betonung und Aussprache (bei Abweichung von den deutschen Phonem-Graphem-Beziehungen) sowie das Genus und die Pluralendung der Substantive, d.h. alle typischen lexikografischen Formangaben147 abgelesen werden. Auch die Herkunftssprache der Lexeme bzw. Morpheme wird regelmäßig angegeben. Wenn Teile aus dem Deutschen stammen, wird auch dies vermerkt (z.B. Nachfrage-Elastizität dt., gr.-lat.). Als pragmatische Angaben können die Fach- und Sachgebietsangaben sowie die Gebrauchsanweisungen interpretiert werden, als paradigmatische Angaben die Verweispfeile mit nachfolgender Eintragung zum Wortfeld sowie die Verweise auf das Synonymwörterbuch, wodurch zumindest vermerkt wird, dass es Synonyme gibt. Die Bedeutungsangaben bestehen aus Äquivalenten oder Paraphrasen. Sie dienen laut Vorwort der Erklärung, vor allem aber der Verdeutschung, besonders dort, wo die Lexeme als entbehrlich oder bedingt verwendbar eingestuft werden. Die Bedeutungsangaben der Sublemmata sind zum Teil ausgelassen, die Lemmata nur durch eine Wortartangabe beschrieben, wenn sich ihre Bedeutung aus vorherigen Eintragungen ergibt. So wird ihre Darstellung abhängig von denen vor ihnen. Polysemie und Homonymie sind markiert, soweit sie erkannt wurden. Die Anordnung der Bedeutung tendiert zur tropischen Reihung148 bzw. zur Spezifizierung149, d.h., auf die Grundbedeutungen folgen die spezielleren und übertragenen Inhalte. Ergänzt werden die Bedeutungsangaben durch enzyklopädische Angaben dort, wo der Autor weiteren Erklärungsbedarf annimmt, z.B. bei soziale Marktwirtschaft und Sozialprodukt (S. 378f.). Kompetenz- und Belegbeispiele sind nicht angegeben. Wie sich Peltzer im Artikelaufbau an die größeren allgemeinen Fremdwörterbücher hält, so tut er dies auch in der Auswahl. Die Menge der verzeichneten Lemmata gibt dem Autor die Möglichkeit, eine Vielzahl von Fach- und Sachgebieten, darunter die der Naturwissenschaften, Technik und Politik, direkte Entlehnungen und Lehnwortbildungen, Phraseologismen und Exotismen aus den unterschiedlichsten Sprachen zu berücksichtigen.150 Abkürzungen, Präfixe und Suffixe lagert er in den Anhang aus, was für diesen Lemmabereich eine schnellere Auffindbarkeit bedeutet.
–––––––—–– 147
Die Angabe der Worttrennung hat sich bis heute nicht komplett durchgesetzt. Z.B. provinziell: zur Provinz gehörig; pol.; rückständig, hinterwäldlerisch (S. 331f.). Prosa: ungebundene Rede und Schrift; lit.; Nüchternheit (S. 330). 149 Z.B. Protest: Einspruch; amtliche Beurkundung über Annahmeverweigerung von Wechseln oder Schecks; wirt., jur.; (S. 331). 150 Einen ertragreichen Überblick dazu bietet das Abkürzungsverzeichnis. 148
424 Mit dieser sowohl quantitativ als auch qualitativ ausführlichen Vorstellung von Sprachkontaktprodukten des Deutschen steht Peltzers lexikografisches Produkt eher den erklärenden als den verdeutschenden Wörterbüchern nahe. Außer an der Wertklassifizierung der eingetragenen Lexeme ist der vom Autor geäußerte Wunsch nach Verdeutschung und Vermeidung besonders von Anglizismen im Wörterverzeichnis kaum zu spüren. Die Bedeutungsangaben, gerade wenn sie als Äquivalente gegeben sind, können aber dennoch puristischen Zielen dienen. Mit dieser Konzeption nähert sich das Wörterbuch den erklärenden und verdeutschenden Wörterbüchern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts an.
4.3 Exkurs – Ein Spezialwörterbuch zur Verdeutschung – Wörterbuch überflüssiger Anglizismen (1999) von Pogarell/Schröder Das dritte Wörterbuch ist von den anderen beiden und allen anderen betrachteten puristischen Arbeiten zunächst insofern zu unterscheiden, als es sich auf Entlehnungen aus einer Sprache, auf Anglizismen, spezialisiert hat. Damit gehört es nicht zu den einzelsprachübergreifenden Kontaktwörterbüchern. Aufgrund seiner Zielsetzung und Ausgestaltung ist es aber Teil des puristischen „Wörterbuchstranges“ der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, dessen Ausprägung in diesem Kapitel betrachtet wird, und soll darum als Exkurs mitbehandelt werden. Aufmerksamkeit hat dieses Buch unter anderem auch deswegen auf sich gelenkt, weil es sich bereits im Titel deutlich zu seiner puristischen Ausrichtung bekennt und sich auf dem aktuellen deutschen Büchermarkt offensichtlich mit gutem Absatz behauptet. Seit der Erstausgabe des Wörterbuches überflüssiger Anglizismen (1999) sind bis 2007 bereits 7 jeweils bearbeitete Auflagen erschienen. Dieses Buch ist im Gegensatz zu den beiden zuvor vorgestellten Arbeiten also keine einmalige Veröffentlichung. Der Untersuchung lag die 4., überarbeitete und erweiterter Auflage von 2001 zugrunde. Sie wie die anderen Auflagen des Buches vor ihr sind als Gemeinschaftsarbeit zweier Herausgeber151 unter Mithilfe vieler ähnlich Engagierter und vor dem Hintergrund des Programms eines ganzen Vereins entstanden. Bevor genauer auf das Wörterbuch eingegangen wird, sollen dieser Verein und seine Ziele vorgestellt werden. Die Präsentation stützt sich auf die Selbstdarstellung des Vereins im Internet, auf seine Satzung und seine sprachpolitischen Leitlinien.152
4.3.1 Der Verein Deutsche Sprache als Entstehungshintergrund des Wörterbuches überflüssiger Anglizismen Der Verein Deutsche Sprache e. V. (VDS)153 wurde am 14. November 1997 vom Mathematiker und Wirtschaftprofessor Walter Krämer in Dortmund als Organisation zur Pflege der deutschen Sprache gegründet und hat im Juni 2008 30.000 Mitglieder in 95 Ländern154. Ziel des Vereins ist der Erhalt und die Förderung der deutschen Sprache als eigenständiges
–––––––—–– 151
Es wird angenommen, dass die Herausgeber Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache sind. Vgl. aber auch Libczuk (2007), Pfalzgraf (2006), Schiewe (2001), Spitzmüller (2005). 153 Zu Entwicklung des VDS erschien 2010 eine Untersuchung von Wirth (2010). Sie wurde aufgrund des Erscheinungsdatum 2010 in dieser Untersuchung nicht mehr berücksichtigt. 154 Stand Juni 2008. Selbstangabe. Vgl. http://www.vds-ev.de (9.6.2008). 152
425 Kulturgut und ihre Behauptung gegen die „Überhäufung“ (Satzung, § 2) mit Wörtern aus dem Englischen, was unter anderem durch „Vortragsveranstaltungen, Anzeigen, Artikel in der Presse, Erarbeitungen von Übersetzungshilfen, Wahl des „Sprachpanschers des Jahres“, Aufrufe an die Medien, an Firmen, Parteien und Personen des öffentlichen Lebens, sich in der Werbung und in sonstigen Verlautbarungen auf die Ausdruckskraft der deutschen Sprache zu besinnen“ (§ 3), erreicht werden soll.155 Der VDS ist organisiert in Vorstand, regionale Arbeitsgruppen und Delegiertenversammlung, agiert deutschlandweit und ist mit anderen Sprachvereinen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich in einem „Netzwerk Deutsche Sprache“ verbunden. Ausgangspunkt der Vereinsaktivitäten ist die Sicht seiner Mitglieder auf den Zustand der deutschen Sprache, die unter anderem in den „Thesen des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache“ und in den „Sprachpolitischen Leitlinien“ niedergelegt wurde.156 Darin wird festgestellt, dass die europäischen Sprachen und Kulturen von angloamerikanischem Sprach- und Kulturgut in solchem Maße beeinflusst sei, dass bereits von einer Schwächung sprachlicher und kultureller Eigenständigkeit, von einer reellen Gefahr eines Identitätsverlustes gesprochen werden könne. Die Deutschen und Österreicher befinden sich gegenüber anderen Nationen in einer besonderen Lage, da ein für andere Länder selbstverständlicher Sprachpatriotismus durch die jüngste Geschichte für sie belastet sei. Dies habe zu einem solchen Mangel an Sprachloyalität und zu einer Geringschätzung der Muttersprache – zu einer „geringe(n) Treue zur eigenen Sprache und gierige(n) Bereitschaft zur Anbiederung an die englische“ (VDS vorgestellt) – geführt, dass nun von einer Gefährdung des Deutschen als gesellschaftlichen Verständigungsmittels und von einer Diskriminierung solcher sozialer Gruppen gesprochen werden könne, die der englischen Sprache nicht mächtig seien. Es wird sogar angenommen, dass ein Generationenvertrag, der die Weitergabe des sprachlichen Codes einer Kultur betreffe und den Zugang zur eigenen Kultur, Geschichte und zu einer selbst gestalteten Zukunft erleichtere, durch den Gebrauch eines „falschen Englisch im Deutschen“ (Sprachpolitische Leitlinien), „eines Sprachgemischs [...], das wir Denglisch nennen“ (VDS vorgestellt), ausgehebelt werde, denn die jüngere Generation greife mittlerweile eher zu englischen Anleihen als die deutsche Sprache schöpferisch zu nutzen, was zu den in den Pisastudien nachgewiesenen Sprach- und Bildungsproblemen führe. Der Einfluss des Englischen auf das Deutsche sei besonders nach 1945 so angestiegen, weil sein Eindringen ganz massiv durch Werbung und Medien gefördert werde, so der VDS. Von Entlehnungsschüben früherer Perioden, in denen französische Wörter über-
–––––––—–– 155
Außerdem Vergabe des „Kulturpreises Deutsche Sprache“, Wahl des „Sprachhunzers des Monats“, jährliche Durchführung des „Tages der deutschen Sprache“, Informationsstände in Fußgängerzonen, Unterschriftensammlungen, Podiumsdiskussionen, Sprachbündnisse mit prominenten Bürgern, Förderung von Neubildungen und Ähnliches. 156 Für die folgende Darstellung wurden genutzt: 1. Gründungserklärung des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache (VDS) (23.10.1999) (letzte Änderung des Textes: 14.05.2004); 2. Die Entschließung von Graz (letzte Änderung des Texte: 22.9.2003); 3. Satzung des VDS (letzte Änderung des Textes: 27.11.2007; 4. VDS vorgestellt (letzte Änderung des Textes: 10.04.2007, 5. Sprachpolitische Leitlinien (letzte Änderung des Textes: 03.03.2008); 6. Eckpunkte (letzte Änderung des Textes: 14.05.2004). Sie sind auf den Internetseiten des Vereins Deutsche Sprache www.vds-ev.de zu finden. (9.6.2008).
426 nommen wurden, unterscheide sich diese als regelrechte Anglisierung nicht nur der Sprache nennbare Übernahmewelle qualitativ durch ihre allumfassende Durchdringung des Sprachgebrauchs der Deutschen, durch die Präsenz der Anglizismen in der Alltagssprache aller Bevölkerungsschichten. Ganz deutlich werden für diese Entwicklung Massenmedien wie das Fernsehen, das Radio, Zeitungen, dann die Werbe- und Unterhaltungsbranche, das Internet und die ‚Öffentlichkeit’157 verantwortlich gemacht, die in früher undenkbarer Geschwindigkeit große Mengen von Anglizismen verbreiten. Der VDS spricht von einer Sprachmacht, die eigentlich der ganzen Sprachgemeinschaft gehöre, die zur Zeit jedoch an Werbeagenturen, Journalisten und Prominente gefallen sei. Die Sprache würde auch gerade „nicht demokratisiert, sondern demontiert.“ (Wissenschaftlicher Beirat: These 4) Denn die „grassierende Anglomanie“ (ebd.) sei als dezentraler Putsch gegen die deutsche Sprache zu deuten, der ihren strukturellen Kern zu bedrohen beginne.158 Obwohl sich, so der Sprachverein, die Mehrheit der Menschen in Deutschland über die „überflüssigen englischen Brocken“ ärgere und die „Überflutung“ durch die „Unzahl unnötiger und überflüssiger englischer Ausdrücke“ „unschön“, „albern“ und „würdelos“159 finde, halten sich viele Meinungs- und Kulturträger, Politiker und Wissenschaftler aus einer Diskussion über und einer Förderung von Sprachpflege heraus. Im Gegenteil gelte in einigen wissenschaftlichen Fachgebieten der Gebrauch der deutschen Muttersprache fast als unzeitgemäß. Der Trend zum „Sprachgemisch“ werde zum Teil noch gefördert, indem sich Personen des öffentlichen Lebens selbst einer mit Anglizismen durchsetzten Sprache bedienen und Wissenschaftler ihre Fachsprachen durch den Gebrauch der englischen Sprache „zum Einfallstor für englische Wörter“ (Sprachpolitische Leitlinien) machen. So sehr auch eine über Sprachgrenzen hinweg funktionierende Fachsprache von Nutzen sei, als verhängvoll muss gelten, wenn englischsprachige Fachausdrücke und -texte nicht mehr übersetzt und Wissenschaftler nur noch Englisch sprechen und denken würden. Dann nämlich drohe das Deutsche seinen bisherigen Status als Wissenschafts- und Kultursprache zu verlieren. Sehr zu bedauern sei außerdem, dass sich die deutsche Sprachwissenschaft wie auch die sprachpflegenden Institutionen bisher „aus der Verantwortung für unsere Sprache gestohlen“ (Wissenschaftlicher Beirat: These 6) haben, indem sie ihren dokumentierenden Analysen keine sprachpolitische Wertung beigaben. In der Gründungserklärung des Wissenschaftlichen Beirats heißt es dazu weiter: Die sprachpflegenden Institutionen müssen sich fragen lassen, weshalb sie die offenbaren Gefahren, die in der aktuellen Entwicklung liegen, nicht nur nicht sehen wollen, sondern schlankweg bestreiten. Beides ist aus fachlicher Sicht unhaltbar. Ihre Haltung genießt staatliche Billigung, die sich in finanzieller Förderung äußert. Das ist ein Politikum. (ebd.)
Darum werden vom VDS Forderungen an die Wissenschaften gestellt, aktiv zur Erhaltung und zum Ausbau der deutschen Sprache in Forschung und Lehre beizutragen und Deutsch als gleichberechtigte Konferenzsprache in Deutschland zu nutzen. Außerdem gehen Forderungen namentlich an die Kulturminister, an Verbände für Verbraucherschutz, an Firmen, Ämter und öffentlich-rechtliche Anstalten, an Politiker, Schriftsteller, Journalisten, Sprach-
–––––––—–– 157
Vgl. Gründungserklärung des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache. Vgl. Gründungserklärung des Wissenschaftlichen Beirats des VDS, These 4. 159 Vgl. den Sprachgebrauch in den verwendeten Quellen. 158
427 und Kulturwissenschaftler sowie an Funktions- und Vertrauensträger der Gesellschaft, die darauf hinauslaufen, der Anglisierung des Deutschen aktiv entgegenzutreten, die Landessprache ohne unnötige englische Bezeichnungen zu gebrauchen und die Menschen der deutschsprachigen Länder und Regionen an den Wert und die Schönheit ihrer Muttersprache zu erinnern. Der Verein selbst will dazu durch die oben beschriebenen Aktionen beitragen. Dabei betont er, dass es ihm nicht darum gehe, das Deutsche grundsätzlich von allen Amerikanismen und Anglizismen freizuhalten. „Wir sind keine sprachpflegerischen Saubermänner und akzeptieren fremde Wörter – auch englische – als Bestandteile der deutschen Sprache, wenn sie die Verständigung erleichtern.“ (VDS vorgestellt) Entlehnungen sind willkommen, „wenn sie ein Lücke füllen oder wegen ihrer Prägnanz eine Bereicherung unserer Sprache darstellen“ (Eckpunkte). Aber „wir wenden uns gegen die unkritische Übernahme von Anglizismen, insbesondere wenn sie aus Effekthascherei oder zur Vorgaukelung von Weltläufigkeit in unsere Sprache eingeschleust werden“ (Eckpunkte), und gegen eine „englischdeutsche Sprachpanscherei“ (Entschließung von Graz). Außerdem ist es dem VDS wichtig, auf seine Überparteilichkeit und demokratisch liberalen Grundsätze zu verweisen. Es werde zwar Amerikakritik geübt, aber kein Antiamerikanismus vertreten. Seine Aktivitäten sollen auch nicht als Deutschtümelei oder engstirnigen Purismus missverstanden werden, denn es werden keine nationalistischen Ziele verfolgt. Mitglieder, die die Förderung der deutschen Sprache zur Verunglimpfung von anderen Sprachen und Kulturen nutzen oder auf andere Weise den Zielen des Vereins zuwiderhandeln, können ausgeschlossen werden. Dazu passt, dass sich der VDS bei seiner Forderung nach Verwendung einer möglichst anglizismenfreien Muttersprache auf die Allgemeine Erklärung der UNESCO zur kulturellen Vielfalt beruft, in der unter anderem zur „Erhaltung des sprachlichen Kulturerbes der Menschheit und Unterstützung der Ausdrucksformen, des Schaffens und der Verbreitung einer höchstmöglichen Anzahl von Sprachen“ sowie zur „Förderung der sprachlichen Vielfalt bei Respektierung der Muttersprache in allen Bildungsebenen“ (VDS; Sprachpolitische Leitlinien) aufgerufen wird. Mit diesen Hinweisen versucht sich der VDS von früheren nationalistischen Sprachvereinen wie dem ADSV abzusetzen.
4.3.2 Die Programmatik des Wörterbuches überflüssiger Anglizismen in den Vorworten des Nachschlagewerkes Zu den Aktivitäten des VDS gehört seit 1999 neben der Erstellung von Anglizismen-Index und -Listen als Werkzeuge, mit denen der Gebrauch von englischstämmigem Lehngut beschränkt werden soll, das Wörterbuch überflüssiger Anglizismen. Dieses lässt sich als schriftliche, leicht veränderte Version des im Internet zu findenden Anglizismen-Index interpretieren.160 Die Ähnlichkeit ist leicht erkennbar. Im Vorwort des Wörterbuches spiegelt sich außerdem deutlich das vorgestellte Programm des VDS wider:
–––––––—–– 160
Das Wörterbuch ist wahrscheinlich zumindest teilweise aus Vorgängern des Indexes erwachsen, wirkt aber sicherlich wesentlich auf dessen heutiges Aussehen.
428 Das Vorwort beginnt mit zwei Zitaten, die dem Leser am Ansehen der derzeitigen Gestalt der deutschen Sprache zweifeln lassen sollen. Seine Autoren stellen aber auch klar, dass sie die Praxis der Entlehnung grundsätzlich als legitimes Mittel der Sprachentwicklung anerkennen. Sie betonen den großen Einfluss der Medien auf den gegenwärtigen Sprachgebrauch und verweisen zugleich darauf, dass jeder Sprecher des Deutschen Anteil an der Sprachentwicklung habe. Sie heben besonders die Werbung als Verursacher und Verbreiter von Anglizismen und vom sogenannten Denglisch hervor. Dabei bringen sie ihre Besorgnis über die Masse der benutzten Wörter zum Ausdruck. Wie im Programm des VDS entwerfen sie ein Angstszenario über die Zukunft des Deutschen. „Die Werbung verändert unsere Sprache durch viele Tausend englische Ausdrücke so nachhaltig, dass sie droht, ihren Status als eigenständige Kultursprache zu verlieren.“ (Pogarell/Schröder 2001, 4. Aufl.: 8) Es wird versucht, das Argument der Internationalisierung der deutschen Sprache, welches von einigen Befürwortern von Entlehnungsprozessen angebracht wird, zu widerlegen. Die Autoren verweisen einerseits darauf, dass die „eingesprengten“ englischen Entlehnungen im Deutschen für eine Internationalisierung nicht ausreichen, dass andererseits viele Anglizismen keine Wörter im Englischen seien. Auf jeden Fall sei der derzeitige „unschöne“, „peinliche“ und „unverständliche“ „Mischmasch“ nicht zu rechtfertigen. Dass es schon viele Tausend Wörter geworden seien, von denen einige beginnen, so manches „eigentlich richtige deutsche Wort“ (ebd.) in Vergessenheit geraten zu lassen, erscheine bedrohlich, und das Argument der Kürze und Prägnanz könne auch auf jedes deutsche kurze und prägnante Wort angewandt werden. Solche Bedrohung habe es schon früher gegeben. Die Autoren verweisen wie das VDSProgramm unter anderem auf die „regelrechte Überschwemmung“ (ebd.) des Deutschen durch das Französische. Doch es sei nicht zur befürchteten Erdrückung gekommen, weil es auch damals Bewegungen gegen eine zu starke Beeinflussung gegeben habe, die – wie der VDS – Verdeutschungslisten und -wörterbücher erstellt und es letztlich sogar geschafft haben, die staatliche Ebene gegen die „Überschwemmung“ (ebd.) zu mobilisieren. Dies kann vor dem Hintergrund des Programms des VDS als Aufruf an Vereinsmitglieder und Engagierte interpretiert werden, weiterhin Appelle an die Politiker zu richten. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Verweis auf das Verbot der Verdeutschungsarbeit früherer Vereine durch die Nazis und der Hinweis, dass „deshalb“ – interpretierbar als: wegen des Verbotes – jahrelang keine nennenswerte Einrichtung existiert habe, die sich für die deutsche Sprache eingesetzt habe. Dies ist zunächst einmal nicht korrekt, denn es gibt nach 1945 weiterhin Organisationen, die sich als Sprachpflegevereine verstehen, darunter die Gesellschaft für deutsche Sprache,161 Nachfolgerin des ADSV. Ihre Arbeit wird demnach als nicht nennenswert beurteilt. Der Hinweis auf das Verbot von Verdeutschungstätigkeit lässt sich wie im VDS-Programm als Distanzierung von nationalistischen Absichten und als Totschlagargument gegen eine Kritik am Verdeutschungsvorhaben interpretieren: Wenn die Nationalsozialisten bzw. ihre Führung etwas verboten haben, dann muss es etwas Positives gewesen sein, etwas, was doch wieder aufgegriffen werden sollte. Die Gründung des VDS, die daraufhin genannt wird, wirkt nach diesem Hinweis wie eine Emanzipation vom damaligen Beschluss und vom jahrzehntelangen Einfluss des Nationalsozialismus, unter dem die deutsche Bevölkerung den Rest des 20. Jahrhunderts gestanden habe.
–––––––—–– 161
Vgl. zu deren Geschichte Wiechers (2004).
429 Das vorgelegte Wörterbuch wird dann in den Rahmen der Vereinsaktivitäten gestellt, sein Ziel und die Grundhaltung, mit der das Buch erarbeitet wurde, wiedergegeben. Die Herausgeber wollen die Überflüssigkeit der meisten englischen Wörter in der deutschen Sprache dokumentieren und denjenigen Menschen helfen, die sich um gutes Deutsch bemühen und deutschsprachige Texte aus deutschen Wörtern schaffen wollen. Demnach soll das vorgelegte Wörterbuch ein beschreibendes bzw. dokumentierendes, aber auch ein normierendes Buch sein. Es wird noch einmal darauf hingewiesen, dass – wie auch schon im Programm des VDS betont wird – sinnvolle Bereicherungen des Wortschatzes aus fremdsprachlichem Material durchaus toleriert werden. Dem Vorwort in der 4. Auflage des Wörterbuches wird eine zweite Vorrede (S. 11–15) beigegeben, die auf Leserkommentare zu früheren Auflagen reagiert. Hier wird noch einmal darauf hingewiesen, dass die Erarbeitung des Wörterbuches eine Gemeinschaftsarbeit von mittlerweile fast 150 Personen sei. Dann beziehen die Autoren wiederholt Stellung zu Kritikpunkten, darunter zu dem Einwand der Unbekanntheit vieler aufgenommener Wörter, zum Vorwurf, einen Beitrag zur Verbreitung von Anglizismen zu leisten, zum Kommentar, dass es keine überflüssigen Wörter gebe, Anglizismen doch wünschenswert, manche der Lexeme zudem schon eingebürgert seien und die Anglisierung nicht aufgehalten werden könne. Den meisten Punkten wird widersprochen. Es gebe überflüssige Anglizismen, darunter eingebürgerte. Auch die weniger bekannten müssten zurückgedrängt werden, denn man sollte wenigstens versuchen, die Anglisierung aufzuhalten. Bemerkenswert ist die Entgegnung auf Punkt 4, Anglizismen seien wünschenswert. Auch hier wird wieder auf die Zeit des Nationalsozialismus angespielt. Nur wird der Hinweis auf eine ganz andere Weise verwendet. Vorher schützte das Naziregime den Fremdwortgebrauch. Nun wird argumentiert, dass einige Menschen sich durch die Befürwortung und den Gebrauch von Anglizismen von der jüngeren Vergangenheit gerade distanzieren wollen. Endlich raus aus der Sprache, die den Sprecher immer wieder mit den bösen zwölf Jahren der deutschen Vergangenheit in Verbindung bringt. Was zählen da schon Goethe und Hesse? [...] Ist es denn nicht eine wunderbare Möglichkeit, sich durch exzessiven Anglizismengebrauch von Hitler und Himmler zu distanzieren? (ebd. 13)
Hier wird unterstellt, dass nicht zuletzt die zuvor angegriffenen Werber nicht aus verkaufsfördernden Gründen wie Aktualität und Erringung von Aufmerksamkeit Anglizismen einsetzen und die Ökonomen und Sportler nicht aus fachsprachlichen Gründen auf äußeres Lehngut zurückgreifen, sondern um sich von der deutschen Vergangenheit zu emanzipieren. Diese Behauptung ist höchst fragwürdig. Noch einmal und wie im VDS-Programm wird bemerkt, dass das Ansehen des Deutschen viel eher durch Sprachpanscherei beschädigt als erhöht werde, der Anglizismengebrauch wie billigste Anbiederei wirke und das Argument der Internationalisierung des Deutschen nicht greife. Die Herausgeber Pogarell und Schröder bemühen sich in ihren Vorworten bei dem Leser den Eindruck zu hinterlassen, dass aufgrund der jüngeren Entlehnungs- und Lehnwortbildungsvorgänge in den deutschsprachigen Ländern ein Statusverlust zu befürchten, ja sogar die Existenz des Deutschen bedroht sei. Damit greifen sie eine Ansicht auf, die bereits in der wilhelminischen Zeit verbreitet war und sich in den letzten Jahrzehnten wieder in Teilen der deutschsprachigen Bevölkerung durchgesetzt hat, wofür die steigenden Mitgliederzahlen des VDS ein guter Indikator sind. Zur Vermittlung dieser Ansicht nutzen die Herausgeber ein ähnliches Vokabular wie es der VDS in seinem Programm gebraucht und wie
430 es im puristischen Diskurs üblich war und ist: Metaphern der Flut und Überschwemmung, des Überflusses und des Zuviel, die Frage ‚Was soll das?’, negativ besetzte Adjektive wie ‚peinlich’, ‚unschön’, Verben wie ‚bedrohen’ und ‚erdrücken’ und Wörter wie ‚Mischmasch’, ‚Versatzstücke’ und ‚Sprachpanscherei’, welche Unordnung und Zufälligkeit ausdrücken und sich natürlich auf das thematisierte Lehngut beziehen. Dahingegen werden indigene Lexeme als die eigentlich richtigen Wörter ausgewiesen. Mit der Erarbeitung des Wörterbuchs überflüssiger Anglizismen befriedigen die Herausgeber laut Vorwort den Wunsch nach Übersetzung von Anglizismen ins Deutsche bzw. nach Hinweis auf den synonymen Bestand in der deutschen Sprache. Die Adressaten sind diejenigen, die ähnliche Ansichten vertreten wie die Herausgeber und der VDS, namentlich die, die sich um ‚gutes’, d.h. anglizismenfreies Deutsch im Schriftlichen und Mündlichen bemühen. Das Wörterbuch ist demnach als Hilfe und Beitrag zur Reinigung des Deutschen gedacht, indem es die Überflüssigkeit von Entlehnungen aus einer bestimmten Sprache dokumentiert und Ersatz anbietet. Hingewiesen haben die Herausgeber ebenso wie ihr Verein darauf, dass sich ihre Kritik nicht gegen alle Sprachkontaktprodukte und auch nicht gegen alle Anglizismen richtet, sondern eben gegen die vermeintlich überflüssigen, d.h. gegen solche Wörter, die keine Bereicherung des Kommunikationssystems Deutsch darstellen.162 Da scheinen die Bezeichnungsexotismen, Eigennamen und eine Reihe von Wörtern aus Fach- und Sondersprachen herauszufallen.163 Diese Haltung ist mindestens seit der Gründung des ADSV und seiner Bekanntmachung und Herausgabe von Satzung und Verdeutschungsbüchern die gängige innerhalb des puristischen Diskurses. Sie ist höchst subjektiv, denn es gibt kein objektives Kriterium zur Unterscheidung von überflüssigen und nützlichen Lexemen, jeder entscheidet persönlich darüber, was er für überflüssig hält und was nicht. Der Anglizismenbegriff der Herausgeber entspricht schließlich der heute verbreiteten Auffassung des erkennbaren äußeren Lehnguts aus Elementen des Englischen. Er umfasst sowohl die aus dem Englischen entnommenen direkten Entlehnungen – die Herausgeber sprechen von Übernahmen – als auch Lehnwortbildungen im Deutschen. Die letzte Gruppe wird mit dem Begriff Denglisch umschrieben und als Wörter definiert, die es „in der englischen Sprache gar nicht (gibt)“ (ebd. 8) bzw. „die deutsche Erfindungen sind (Handy, Wellness etc.) oder ein Gemisch beider Sprachen (abtörnen, versnobt etc.)“ (ebd. 17). Ganz oft wird jedoch allgemein nur von englischen Wörtern oder Ausdrücken gesprochen, gegen die sich die Kritik richtet. Inneres Lehngut sowie Lehnwörter zählen nicht dazu. Auf den Begriff des Fremdwortes wird nicht eingegangen. Seine Kenntnis wird vorausgesetzt.
4.3.3 Zur Makro- und Mikrostruktur des Wörterverzeichnisses Dem Titel, Inhaltsverzeichnis, Dank und den beiden Vorworten folgt das eingeleitete Wörterverzeichnis (S. 17–181). In der Einleitung werden einige Hinweise zur Auswahl und Beschreibung der verzeichneten Lemmata gegeben. Ab Seite 19 zeigen sich die Stichwörter in einer nichtstrengalphabetischen Anordnung, in der es zwar eine Gruppierung, aber keine
–––––––—–– 162 163
Vgl. Pogarell/Schröder (2001: 12). Vgl. ebd. 10.
431
Bild 19: Pogarell, R./Schröder, M. (1999): Wörterbuch überflüssiger Anglizismen. 7. Auflage. Paderborn 2007, S. 13.
432 echten Nester gibt, da jedes Lemma auf einer eigenen Zeile beginnt. Das Gruppeneingangslemma ist den Sublemmata gegenüber ausgerückt, die Sublemmata stehen untereinander. Sie enthalten das Basislemma als ersten Bestandteil. Die einzelnen Eintragungen zu den rund 4500 in der 4. Auflage verzeichneten Lexemen lassen sich jedoch unabhängig voneinander lesen. Die Alphabetisierungsmethode gründet sich auf dem deutschen Alphabet, Umlaute gibt es nicht. Eingetragen sind direkte Entlehnungen, darunter sehr etablierte Wörter wie banner, boom, boss, box, hobby, lift, live, training in eben dieser Schreibweise, außerdem in Assimilation befindliche Lexeme wie getapet, gestylt, geliftet, die in der hier angegebenen Partizipform verzeichnet sind. Lehnwortbildungen sind natürlich auch aufgenommen, im Allgemeinen mit dem Zusatz ‚Denglisch’ gekennzeichnet. Das betrifft sowohl Scheinentlehnungen als auch Hybridbildungen. Daneben wurden Phraseologismen wie happy birthday, how do you do, hurry up, aber auch Zitatwörter wie leg, library, compatibility, verzeichnet, die zum Teil als Eingangslemmata für Lemmagruppen dienen, in denen es gebräuchlichere Entlehnungen gibt (z.B. leg zu Leggings). Ähnliche Funktion müssen deutsche Präfixe wie ab-, aus-, auf-, an-, ver- und nichtenglische Wortbildungselemente aus dem deutschen Fremdwortschatz wie anti-, audio-, inter-, auto- besitzen. Letztere sind im Übrigen nicht erklärt. Das Wörterverzeichnis enthält also Eintragungen, die einerseits gar keine Anglizismen sind und von denen andererseits der Gebrauch im Deutschen angezweifelt werden muss. Letztere lassen das Wörterverzeichnis noch größer und fremder, die Anglisierung des Deutschen noch gravierender erscheinen, als sie ist. Die eingetragenen Lexeme stammen aus dem Allgemeinwortschatz „alle(r) gesellschaftliche(r) Bereiche“ (ebd. 9) einerseits, aus der Sprache der EDV, der Werbung, Wirtschaft, Sport und Telekommunikation andererseits. Zum Teil sind die Eintragungen als Wörter des jeweiligen Fachgebietes gekennzeichnet, zum Teil nicht. Wie im Vorwort angekündet, sind Bezeichnungsexotismen und Eigennamen unberücksichtigt geblieben. Dies gilt jedoch nicht für deutsche Produktnamen „denglischer Gestalt“. Lexeme aus Fachsprachen und dem Bereich der Modesportarten will man kaum verzeichnen. Es lassen sich jedoch wesentlich mehr Lemmata Fach- und Sondersprachen, besonders den Bereichen Wirtschaft und EDV, zuordnen als dies im Verzeichnis getan wird, von den 8 Eintragungen unter annual gehören z.B. 7 Wörter der Wirtschaftssprache an.164 Die Wörterbuchartikel selbst zeichnen sich durch eine knappe Mikrostruktur aus. Sie besteht aus halbfett gedrucktem Lemma, dem manchmal Schreibvarianten beigestellt sind, die entweder die mehr (tilt/tilten) oder weniger assimilierte Form (abtörnen/abturnen) zeigen. Dem Lemma folgt im Allgemeinen nach einem Doppelpunkt bereits eine bzw. mehrere Verdeutschungen. Lemma und Verdeutschung(en) bilden den Minimal-, aber den typischen Artikel. Angaben zur Aussprache, Betonung, Worttrennung und Grammatik sind nicht vorgesehen. Das Ziel ist ja auch keine Anleitung zum richtigen Gebrauch des Wörter. Bemerkenswert ist die Schreibung der Lemmata. Angekündigt ist, dass sich die Herausgeber an die englische Originalschreibweise halten wollen, im Besonderen an die Groß- und Kleinschreibung sowie an die Getrennt- und Zusammenschreibung. Das haben sie auch getan. Die meisten der Substantiv-Lemmata sind kleingeschrieben, auch wenn ihre Groß-
–––––––—–– 164
annual fee (Jahresbeitrag), annual financial statement (Jahresabschluss), annual income (Jahreseinkommen), annual meeting (Jahreshauptversammlung), annual profit (Jahresgewinn), annual salary (Jahreseinkommen), annual turnover (Jahresumsatz). (Vgl. ebd. 25.)
433 schreibung im Deutschen bereits üblich ist. Das betrifft vor allem direkte Entlehnungen. Mit Denglisch gekennzeichnete Substantive bleiben großgeschrieben, was ein weiterer Hinweis darauf ist, dass diese Wörter nicht aus dem Englischen stammen. Diese Form der Lemmapräsentation zeigt deutlich die ablehnende Haltung der Herausgeber gegenüber Fremdwortassimilation. Gerade die Kleinschreibung ist ein gutes Mittel, um bereits akzeptierte Wörter neu entlehnt und fremder erscheinen zu lassen, als sie eigentlich sind (siehe z.B. die oben genannten Lexeme hobby, training, boss). Das bringt den Leser zur emotionalen Ablehnung. Diese Wirkung darf als beabsichtigt gelten. Dazu passt die Abklassifizierung solcher Wörter, die mit assimilierter Schreibweise vorgeführt werden, als Denglisch, so Konvoi, talken, testen, oder die bereits eine Bedeutungsveränderung durchgemacht haben (z.B. kids).165 Etymologische Angaben erübrigen sich durch die Spezialisierung der Auswahl auf Anglizismen. Dafür lässt sich der an Lemma oder Verdeutschung gehängte kursive Kommentar Denglisch bei Lehnwortbildungen als etymologischer Hinweis deuten. Diese Angabe kann aber, wie gezeigt, auch bei assimilierten Wörtern stehen. Nicht nur in Wortgruppen wie „denglischer Mischmasch“ (ebd. 19) dient sie der Abwertung. Anstelle der Bedeutungsangaben sind Verdeutschungen vorgesehen. Selten stehen Paraphrasen als Zusatz in Klammern oder kursiv. Sie dienen der Spezifizierung der Verdeutschungen und sind nicht wirklich als Worterklärung gedacht. Die Funktion der Spezifierung und Gebietseinordnung haben auch die Referenz- und Fachbereichsangaben, von denen nach den Herausgebern bei Bedarf, vor allem bei neu eingetragenen Lemmata der späteren Ausgaben Gebrauch gemacht wird. Ihr Eintrag kommt nicht zuletzt zustande, um dem Vorwurf zu begegnen, die verzeichneten Anglizismen seien gar nicht im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch, vielleicht sogar nicht einmal im Fachsprachgebrauch verbreitet und man verzeichne völlig unbekannte Wörter.166 Größere Bedeutungsunterschiede sind durch Mehrfacheintragung und hochgestellte Ziffern am Ende der Lemmata kenntlich gemacht. Enzyklopädische Angaben, Belege und Beispiele sind in der Mikrostruktur nicht vorgesehen, paradigmatische Angaben können in Form von Verweisen (im Gegensatz zu ĺVLHKH auch ĺ) vorkommen. Pragmatische Angaben finden sich wenig, meist als normative abwertende Kommentare. Auf die diatechnischen Angaben wurde bereits hingewiesen. Sie stehen nach denjenigen Verdeutschungen, die für den spezifischen Bereich gelten sollen. Eine genauere Betrachtung der eingetragenen Ersatzwörter zeigt die unterschiedlichsten Methoden zur Verdeutschung. Es müssen nicht immer indigene und nicht immer bekannte Wörter zum Einsatz kommen. Neben bereits vorhandenen167 oder lehngeprägten Wörtern werden auch direkte Entlehnungen nicht englischer Herkunft168 und Lehnwortbildungen169 genutzt. Manchmal sind dies einfach die aus dem Lateinischen oder Französischen entlehn-
–––––––—–– 165
kids: Kinder; Jugendliche, nicht im Singular benutzt, zweite Bedeutung Denglisch. (ebd. 102). Solchen Vorwürfen wurde in Pogarell/Schröder (2001: 11–15) begegnet. 167 Z.B. lift – Aufzug, Fahrstuhl; kidnappen – entführen; kids – Kinder, Jugendliche. (ebd. 105, 101f.). 168 Z.B. accessoires – Requisiten u.a.; account – Konto, Rechnung; Yuppie – Karrierist. (ebd. 19, 180). 169 Z.B. absorber – Absorptions–Kühlschrank; action – Verkaufsaktion u.a.; action-painter – Aktionsmaler, Spontanmaler; actuary – Registrator, Versicherungsstatistiker, -mathematiker. (ebd. 19f.). 166
434 ten Entsprechungen.170 In der Verdeutschungsarbeit mit indigenen Formativen wird gemäß innerer Lehnvorgänge besonders häufig übersetzt,171 aber auch übertragen172 und neugeschöpft.173 Syntagmen174 werden ebenso genutzt wie einzelne Wörter. Am auffälligsten unter den Verdeutschungen sind Lehnprägungen solcher Anglizismen, zu denen sich bisher keine Alternativen durchgesetzt haben, z.B. Laserdrucker – Lichtstrahldrucker, love parade – Liebesparade, cheerleader – Kreischbande, Handy – Schnurlostelefon, Zellnetztelefon, Funkfon neben Mobiltelefon. Im Wörterverzeichnis des beschriebenen Nachschlagewerkes schlägt sich die in den Vorworten dargelegte ablehnende Haltung gegenüber Anglizismen und die deutlich formulierte puristische Absicht, mit der das Buch erarbeitet wurde, erkennbar nieder. Die Präsentation der Lemmata in fremdsprachlicher Schreibweise und wenigen Artikelangaben, nicht zuletzt die Kommentare, die einen Teil der Eintragungen als sogenannten denglischen Mischmasch abwerten, lassen das Verzeichnis auch ohne einleitende Worte zu einem offensichtlichen Verdrängungsinstrument gegenüber dem angesprochenen Wortschatzbereich werden. Das Wörterbuch schließt ab mit einem Vordruck, den die Leser zur Einsendung neuer gefundener und ihrer Meinung nach zu ersetzender Anglizismen an den Verlag verwenden können, sowie mit Werbung für Bücher zum selben Thema. (siehe auch vergleichend Bild 19)
4.4 Vergleich und Resümee Ein Vergleich der drei vorgestellten Wörterbücher zeigt, dass sie trotz gemeinsamer grundlegender Absicht, Sprachkontaktprodukte zu verdeutschen und damit zu ihrer Reduzierung im deutschen Sprachgebrauch beizutragen, mit deutlichen programmatischen und strukturellen Unterschieden erarbeitet worden sind. Johannes Hitze äußert sich im Vorwort von Bachems Fremdwörterbuch (1949) trotz Verdeutschungsabsicht sehr zurückhaltend gegenüber Entlehnungen. Er wertet keine Gruppe wirklich ab, benennt auch keine direkt, geschweige denn, dass er sie definiert. Ihm geht es laut Vorwort unter anderem um eine Erhöhung des Sprachverständnisses der Leser, denen er ganz selbstverständlich Verdeutschungsbedarf unterstellt. Diese Erhöhung möchte er mit der Angabe ausführlicher etymologischer Daten im Wörterverzeichnis erreichen. Genau diese sind es, die die Artikelstruktur von Hitzes Wörterbuch von der früherer Verdeutschungsbücher unterscheidet. Es gibt außerdem keine wertenden Kommentare. Das Übergehen von Form-, Gebrauchs- und ausführlicheren Bedeutungsangaben hat Hitzes Arbeit mit ihnen jedoch gemein. Die relativ neutrale, zurückhaltende Bewertung von Sprachkontaktprodukten im Vorwort wie im Wörterverzeichnis kann ihren Grund im Versuch der Abgrenzung seines Buches gegenüber früherer puristischer Wörterbuchpraxis, die
–––––––—–– 170
Z.B. activity – Aktivität u.a; analyst – Anlytiker; affair – Liebschaft, Affäre. (ebd. 20f., 24). Z.B. lean cuisine – schlankes Kochen; global learning – weltweites Lernen; keeper – Torwart; key position – Schlüsselstellung; amused – erfreut. (ebd. 104, 83, 101, 24). 172 Z.B. hairspray – Haarspray; lifestyle – Lebensart. (ebd. 86, 105). 173 Z.B. leasing – Mietkauf. (ebd. 104). 174 Z.B. abtörnen/abturnen – aus der Stimmung bringen u.a.; hand made – von Hand gefertigt. (ebd. 19, 86). 171
435 im Allgemeinen nationalistisch begründet war, haben und der Etablierung eines ernsthaft neu ausgerichteten Werkes auf dem Büchermarkt dienen oder aber ein Zugeständnis an die offiziell ideologisch veränderten Verhältnisse im Nachkriegsdeutschland sein. Für Letzteres spricht, dass Hitze die in der Vorstellung des Buches genannten Artikelbeispiele zu Semit, Antisemit und Faschisten völlig unkommentiert lässt. Mit Hitze hat Peltzers Treffend verdeutscht (1971) gemein, dass es in seiner Lemmaauswahl keine Einschränkungen macht, ja sogar in der Anzahl der Eintragungen über die in Hitzes Arbeit wesentlich hinausgeht. Im Gegensatz zu Hitze schlägt Peltzer in seinem Vorwort jedoch einen deutlich puristischen Ton an, der sich besonders in den Bemerkungen zur Gruppe der Anglizismen und in der Verwendung typisch puristischer Metaphern äußert. Wie in früheren Verdeutschungsbüchern führt er in den Umtexten wie im Wörterverzeichnis eine wertende Differenzierung des deutschen Lehnwortschatzes durch, den er im Übrigen nicht zum deutschen Wortschatz zählt. Er nennt Schuldige und hebt die Arbeit früherer Sprachreiniger positiv hervor. Dennoch spiegelt das Wörterverzeichnis in seiner Struktur und Ausführlichkeit kaum die puristischen Absichten wider. Anders als Hitzes Verzeichnis besitzt es einen deutlich erklärenden Charakter, der lediglich durch die symbolischen Wertungszeichen bei nicht einmal allen Lemmata und durch die auf die Herkunftssprachen bezogenen Ausspracheangaben abgeschwächt wird. Nach dem das Wörterbuch abschließenden Quellenverzeichnis zu beurteilen, hat sich Peltzer bei der Erarbeitung seines Buches auch nicht auf frühere Verdeutschungsbücher gestützt, was eine mögliche Erklärung für die ausgeprägte Ausgestaltung der Artikel sein kann. Pogarell und Schröder nun haben sich in ihrem Wörterbuch überflüssiger Anglizismen (1999) direkt auf die Gruppe der aus dem Englischen entlehnten oder mit Wortbildungselementen aus dem Englischen gebildeten Lexemen spezialisiert. Darum enthält es anders als die beiden zuvor beschriebenen Bücher, aber ähnlich den älteren Nachschlagewerken des puristischen Stranges nur eine relativ geringe Anzahl von Lemmata. Das Wörterbuch ist im Gegensatz zu den beiden anderen außerdem in die Aktivitäten eines großen Vereins eingebettet, was nicht zuletzt dazu beigetragen haben wird, dass es ebenfalls anders als die beiden früheren Arbeiten bereits in mehrfacher Auflage erschienen ist und Potenzial hat, weiterhin herausgegeben zu werden. Denn mit der Verengung der Lemmaauswahl auf Anglizismen trifft es genau diejenigen Sprachkontaktprodukte, die aktuell im Fokus der Fremdwortkritik stehen. Diese Spezialisierung, aber auch die Existenz des Wörterbuches an sich entsprechen also sehr genau der aktuellen sprachideologischen, sprachkritischen Ausprägung des Fremdwortpurismus im deutschsprachigen Raum.175 Die Nähe der im Buch geäußerten Standpunkte zum Programm des Vereins Deutsche Sprache konnte nachgewiesen werden. Die Ansichten über die übermäßige Aufnahme von Anglizismen, die Angabe der ‚Schuldigen’ und die verwendete Sprache verbinden das Wörterbuch mit Peltzers Arbeit und den Verdeutschungsbüchern der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit Hitzes Arbeit hat es die wenigen Artikelangaben gemein. Aber anders als bei Peltzer schlägt sich das in den Vorworten angegebene Programm sowohl inhaltlich als auch formal deutlich im Wörterverzeichnis nieder. In der für Verdeutschungsbücher typischen knappen Mikrostruktur der Artikel erzeugen die Herausgeber durch die Schreibung der Lemmata nach fremdsprachlichen Regelungen beim Leser ein gewollt befremdendes Gefühl und Abneigung
–––––––—–– 175
Vgl. Pfalzgraf (2006), vgl. auch Gardt (2001).
436 gegenüber den verzeichneten Lexemen. Und anders als Hitze unterstreichen die Herausgeber ihren Unmut vor allem über sogenannte denglische Wörter – das sind Lehnwortbildungen, aber auch in Assimilation befindliche Lexeme – durch Markierung dieser Wörter sowie durch zusätzliche abwertende Kommentare. Allen drei vorgestellten Wörterbüchern ist dagegen gemein, dass sie sich mit Definitionen ihres Gegenstandbereiches sehr zurückhalten und ihre Adressaten unter den Gleichgesinnten suchen, sofern sie sich zu diesen äußern. Dass es solche am Ende des 20. Jahrhunderts (wieder) gibt, zeigt die Auflagenzahl des Wörterbuchs überflüssiger Anglizismen. Noch waren und sind Verdeutschungsbücher nach 1945 aber ein Randphänomen. In Zukunft muss jedoch beobachtet werden, ob es nicht vielleicht zu einen neuen Aufschwung puristischer Sprachkontaktwörterbücher kommen wird.
5. „Umgekehrte Fremdwörterbücher“ Seit Mitte der 1980er Jahre erscheinen in der deutschen Wörterbuchlandschaft kontaktsprachliche lexikografische Arbeiten, die sich von den bisherigen Nachschlagewerken bereits von ihrem Ansatz her unterscheiden. Sie stehen von ihrer Zielstellung im völligen Gegensatz zu puristisch ausgerichteten Wörterbüchern wie Peltzer (1971) und Pogarell/ Schröder (1999). Sie gehen aber auch über die herkömmlichen Arbeiten der Gegenwart, die am ehesten dafür geeignet sind, beim Lesen bereits vorgefundene Entlehnungen zu erläutern, einen Schritt hinaus. Indem sie nicht das deutsche äußere Lehngut oder Teile aus ihm lemmatisieren, um es zu beschreiben, sondern Sprachkontaktprodukte über den Weg meist indigener Lemmata zum Suchergebnis machen, bilden sie den „umgekehrten“ Typ zu den bisher üblichen produktorientierten Sprachkontaktwörterbüchern. Nach den beim Bibliografieren ermittelten 8 Wörterbüchern dieser Art aus oben genanntem Zeitraum zu beurteilen, beginnt sich hier ein neuer Strang kontaktsprachlicher Lexikografie auszubilden.
5.1 Vorläufer „umgekehrter Fremdwörterbücher“ 5.1.1 Zwei Zugriffsverzeichnisse – Die Wörterbücher von Dultz (1965) und Duden (1994) Die eben bezeichnete Art von Wörterbüchern findet ihren Vorläufer in einer Arbeit, die so konzipiert ist, dass sie sowohl als herkömmliches als auch als „umgekehrtes Fremdwörterbuch“ benutzt werden kann. Es handelt sich um das in zwei Verzeichnissen angelegte Wörterbuch von Wilhelm Dultz (1965), welcher sich aus einer positiven Haltung zum Fremdwortgebrauch heraus zum Ziel gesetzt hat, nicht nur Form und Bedeutung der eingetragenen Entlehnungen wiederzugeben, sondern eben auch ihren zwar zurückhaltenden, aber dennoch richtigen Gebrauch zu fördern. Diese Intention findet sich mehr oder weniger ausgeprägt in allen nachfolgenden Werken dieser und derjenigen Art der oben genannten Wörterbücher. In seiner Einleitung rechtfertigt Dultz seine Absicht und das neue Konzept, indem er einerseits die puristische Haltung gegenüber Entlehnungen aus anderen
437 Sprachen für anachronistisch erklärt, da sie angesichts der jüngeren deutschen Geschichte „gefährlich nahe an die Vorstellung heran(rückt), ein Mensch sei schon deshalb minderwertig oder überflüssig, weil er ein Fremder sei oder einer fremden Rasse angehöre“ (Dultz 1965: 5), und 20 Prozent unseres Wortbestandes wohl nicht als „Fremdlinge“ (ebd.) bekämpft werden könnten. Andererseits weist der Autor darauf hin, dass es wegen der lange Zeit bestehenden „Feindschaft“ (ebd.) auch vieler Lexikografen gegenüber Fremdwörtern seines Erachtens bisher noch kein Wörterbuch gebe, das den grammatisch-phraseologischen und stilistischen Gebrauch in ausreichender Weise berücksichtige, schon gar nicht in der Form der vorliegenden Arbeit. Dultz versteht sein Werk als einen Beitrag dazu, dass nicht zuletzt die Sprachwissenschaft und die Lexikografie zu einer unbefangenen Betrachtung und Behandlung von Fremdwörtern zurückfinden und der Einsatz von Entlehnungen wie bei den „deutschen“ Wörtern von stilistischen, ästhetischen, didaktischen, aber nicht von etymologischen Kriterien abhängig gemacht werde. Der Verweis auf die Funktionen, die Sprachkontaktprodukte erfüllen können, wird, wie sich zeigen wird, auch in den Dultz nachfolgenden Wörterbüchern zu einem Instrument der Motivation ihrer Erarbeitung. Ebenso deutet sich bei Dultz der Adressatenkreis an, auf den die „umgekehrten Fremdwörterbücher“ ausgerichtet sind. Der Autor wünscht sich Benutzer, die aus seiner Arbeit Lexeme auswählen, um ihre Aussagen durch sie treffender und passender zu formulieren, diese Auswahl aber zurückhaltend und mit Bedacht treffen. Er kann sich auch vorstellen, dass sein Wörterbuch den Rätsellösern helfen könne, welche entlehnte sinnverwandte Wörter suchen. Ebenso wie Motivation, Zielsetzung und Einstellung gegenüber Sprachkontaktprodukten wird die Struktur des Dultz’schen ersten Wörterverzeichnisses (Deutsch – Fremdwort) vorbildhaft auf die späteren Werke ähnlicher Art gewirkt haben. Diese soll hier jedoch nicht näher betrachtet werden. Verwiesen wird an dieser Stelle aber darauf, dass in ihr viele verschiedene Angaben berücksichtigt sind, so dass das Verzeichnis bereits unabhängig vom zweiten Verzeichnis verwendet werden kann und weit mehr als eine unkommentierte Synonymensammlung oder ein umgekehrtes Verdeutschungsbuch darstellt. Das Große Fremdwörterbuch aus dem Dudenverlag ist wie Dultz’ Arbeit ein aus zwei Verzeichnissen bestehendes Wörterbuch. Aufgrund seiner erstmaligen Veröffentlichung 1994 und der Ähnlichkeit seines Verzeichnisses Deutsch-Fremdwort mit dem „umgekehrten Fremdwörterbuch“ von Duden (2003) vor allem in der Makrostruktur kann es zwar als Vorarbeit für dieses Nachschlagewerk gelten, nicht aber als Vorläufer für die gesamte Gruppe der ‚Deutsch-Fremdwort-Wörterbücher’.176
5.1.2 Eine Idee aus dem 19. Jahrhundert – Das Wörterbuch von Brinkmeier/Müller (1850) Um einen Vorläufer, aber wahrscheinlich nicht um ein Vorbild handelt es sich bei dem 1850 in zwei Bänden veröffentlichten Deutsch-Fremdwörterbuch von Eduard Brinkmeier und Carl Müller. Es wird nach rund 130 Jahren kaum noch bekannt gewesen sein. Inwieweit es zu seiner Entstehungszeit Verbreitung gefunden hat, ist nicht nachzuweisen. Es hat jedoch nur eine Publikation gegeben. Auch dieses Wörterbuch ist vom lexikografischen Konzept her ein Gegenentwurf zu den damals verbreiteten Sprachkontaktwörterbüchern
–––––––—–– 176
Vgl. zu diesem Wörterbuch das Kapitel 3.3.
438 und tritt mit ähnlichen Argumenten wie denen von Dultz für einen reflektierten Fremdwortgebrauch ein. Anders als Dultz und wie die aktuellen Arbeiten bietet es aber nur ein Verzeichnis, das die eingetragenen Entlehnungen über indigene oder bekannte und verbreitete Fremdwörter und Wortgruppen auffindbar macht. Diese werden in ihrer Aussprache, Schreibung und Grammatik sowie durch kurze Bedeutungsangaben zur Präzisierung des Inhalts an den Lemmata vorgestellt. Darüber hinaus werden kaum gebrauchsspezifizierende Angaben niedergelegt. Das unterscheidet dieses Buch von den meisten neueren Arbeiten. Besonders interessant an diesem Werk ist der Titel und das Vorwort. Ersterer stellt ein weiteres gutes Beispiel für die Feststellung dar, dass viele Wörterbuchtitel als programmatische Vorschau über den Inhalt der durch sie bezeichneten Werke gelesen werden können und sollen. Er nennt in ausführlicher Weise Absicht, Inhalt und Adressaten des Buches. So will das Allgemeine Deutsch-Fremdwörterbuch ein Handbuch und Nachschlagebuch für jeden Deutschen (sein), welcher für ein deutsches Wo r t , oder einen in deutscher Sprache nur durch U m s c h r e i b u n g ausdrückbaren B e g r i f f, die bereits eingebürgerten oder der Einbürgerung würdigen Fremdwörter, sei es für den täglichen Gebrauch oder für die Schriftsprache, sofort auffinden will. (Brinkmeier/Müller 1850: Titel, Hervorhebung im Original)
Damit weisen die Autoren darauf hin, dass sie nicht nur das gebräuchliche, sondern auch das weniger bekannte äußere Lehngut verbreiten helfen und dieses durch die angedeutete Methode nicht nur für die Gelehrten, sondern „B e s o n d e r s für Geschäftsleute aller Art, Künstler, Techniker, Militairs, Handarbeiter und Gelehrte“ (ebd.)
zugänglich machen möchten. Im Vorwort nennen die Autoren sogar noch weitere Zielgruppen, darunter die „arbeitenden Classen“ und „Ackerbauern“. Das Vorwort bezeichnet das Werk dann auch als Beitrag zur Verbreitung und Einbürgerung von Sprachkontaktprodukten und erklärt es ganz explizit zum Gegenstück zu bekannten puristisch angelegten Wörterbüchern. Die Autoren sprechen sich ausdrücklich gegen Ansichten von Campe, Jahn, auch Adelung und nicht zuletzt, aber nicht namentlich, gegen den zur damaligen Zeit mit der Zeitschrift Die deutsche Eiche aktiven Joseph Brugger aus. Eine Hauptabsicht der Publikation sei geradezu die Behinderung der Puristen bei ihrem Versuch, die deutsche Sprache von allem Fremden zu reinigen, denn ihr Vorhaben sei einerseits unmöglich, andererseits geradezu gefährlich, da ihre Verdeutschungen die Reden und Schriften höchst unverständlich machen und zu einer Isolation Deutschlands von den anderen Ländern und zu einem Rückfall hinter deren Entwicklung beitragen würden. Fortschritt in Geist und Gesellschaft aber bedürfe des internationalen Austausches und zu diesem tragen Fremdwörter bei, sie seien auch sein Ergebnis. Schließlich nennen die Autoren mehrere Gründe für sprachliche Übernahmen aus anderen Ländern und Argumente für ihren Gebrauch im Deutschen, die sich auch in den modernen Nachschlagewerken wiederfinden. Das Wörterbuch von Brinkmeier und Müller ist aufgrund seines lexikografischen Konzeptes und mit dieser wohlwollenden Haltung gegenüber Sprachkontaktprodukten vielleicht ein etwas exotisches, aber überzeugendes Beispiel für nichtpuristische produktionsorientierte Sprachkontaktlexi-
439 kografie zum äußeren Lehngut aus dem 19. Jahrhundert, einer Zeit, die sich eigentlich nicht durch Fremdwortfreundlichkeit auszeichnet.177
5.2 Zur Charakteristik gegenwärtiger „umgekehrter Fremdwörterbücher“ Zum Typ des bisher sogenannten „umgekehrten Fremdwörterbuchs“ aus der Zeit nach 1945 bis heute – eine Bezeichnung, die die Bearbeiter des Großen Fremdwörterbuchs (1994) aus dem Dudenverlag bereits für das Verzeichnis Deutsch-Fremdwort gewählt und dann auf das Wörterbuch Vom deutschen Wort zum Fremdwort (2003) übertragen haben – gehören 8 ermittelte Nachschlagewerke. Von diesen wurden 6 exemplarisch untersucht. Sie sollen im Folgenden vergleichend vorgestellt werden. Es handelt sich um die Wörterbücher – Meyer; Willy (1988): Fremdwort gesucht? Wörterbuch deutsch-fremd, – Normann, Reinhard von (1991): Das treffende Fremdwort. Wörterbuch deutsch-fremd, – Laudel, Heinz (1992): Wort und Fremdwort. Zu jedem Begriff das passende Fremdwort, – Bohn, Rainer (1994): Fremdwörterlexikon Deutsch-Fremdwort, – Cropp, Wolf-Ulrich (1999): Sofort das richtige Fremdwort, – Dudenverlag (2003): Vom deutschen Wort zum Fremdwort. Wörterbuch zum richtigen Fremdwortgebrauch.178 Alle Titel stellen die Wörterbücher bereits auf ihrer Umschlagseite als besondere Form kontaktsprachlicher lexikografischer Arbeiten heraus. In ihnen drücken die Autoren das von ihnen über die potenziellen Benutzer angenommene Bedürfnis aus, passende und treffende Fremdwörter zum richtigen Gebrauch zu suchen. Sie wollen es durch die Umkehrung des bisher üblichen Verhältnisses zwischen indigenem Wort und Entlehnung beim Lemmaansatz befriedigen. Es wird vorausgesetzt, dass Fremdwörter im Sprachgebrauch üblich sind und Menschen sie gezielt einsetzen wollen. Bemerkenswert ist, dass in fast allen Titeln die Dichotomie fremd – deutsch aufgegriffen wird und fest verankert bleibt. Die Titel selbst bestehen wiederum aus zwei Teilen, verweisen auf den Platz von indigenem Lemma und Sprachkontaktprodukt im Verzeichnis und transportieren ihren Zweck als Frage oder Aussage. Es gibt noch keinen standardisierten Kurztitel, der schlagwortartig auf diese Art von Wörterbüchern hinweist. Zum weiteren Vergleich wurde eine Tabelle erarbeitet, die einen Überblick über alle untersuchten Eigenschaften geben soll und als Grundlage für die weiteren Aussagen dient. Die Eintragungen zur Programmatik der Wörterbücher sowie zu Verständnis und Bewertung von Sprachkontaktprodukten lehnen sich dabei eng an den Wortlaut in den WörterbuchUmtexten an. Zunächst wird aber auf die Anlage der Wörterbücher eingegangen.
–––––––—–– 177 178
Vgl. Kirkness (1975: 417–419). Es wurden nicht eingesehen: Hazuka (Hg.): Da gibt es doch ein Fremdwort dafür (1986) sowie Oppermann: Der praktische Fremdworthelfer von A–Z. Vom deutschen Begriff zum Fremdwort (1995).
440 5.2.1 Anlage „umgekehrter Fremdwörterbücher“ Alle Autoren leiten ihr Wörterbuch mit einem Vorwort ein, in dem sie über die Motive für die Erarbeitung des Buches Auskunft geben und Absichten und Ziele, die sie mit ihrem Buch verfolgen, darlegen. In unterschiedlicher Ausführlichkeit treffen die Autoren allgemeine Aussagen über den von ihnen behandelten Gegenstandsbereich. Es können auch Adressaten genannt und Hinweise auf die Wörterbuchgestalt formuliert sein. Einige Autoren haben die Hinweise aus dem Vorwort ausgelagert und ihnen einen eigenen Abschnitt gewidmet. Er soll zusammen mit dem Abkürzungsverzeichnis den Lesern Erleichterung bei der Benutzung des Buches verschaffen. Dem Vorwort und den Struktur- und Abkürzungshinweisen folgt in der Regel bereits das Wörterverzeichnis. In zwei Fällen (Cropp 1999, Normann 1991) ist diesem ein Quellenverzeichnis angeschlossen, aus dem zumindest ein Teil der bei der Erarbeitung des Buches benutzten Literatur abgelesen werden kann. Andere geben Hinweise zu ihren Quellen im Vorwort (Duden 2003). Bei Meyer (1988) und Normann (1991) werden den Wörterbüchern kleine biografische Beschreibungen zu den Autoren beigegeben. Werbung zu Schriften mit ähnlicher Thematik oder zu anderen Büchern aus demselben Verlag enthält nur eine Arbeit (Meyer 1988). Haben sich die Bearbeiter für eine differenziertere Gestaltung des Buches durch mehrere Verzeichnisse oder für eine umfänglichere untergliederte Einführung entschieden, können sie zum besseren Überblick ein Inhaltsverzeichnis beigefügt haben (Laudel 1991, Duden 2003). Die umfänglichsten einführenden Texte besitzt das Wörterbuch aus dem Dudenverlag. Es legt sowohl sein Programm als auch die Makrostruktur und Artikelbeschreibung ausführlich dar.
Intention: Was soll das Buch leisten?
WörterbücherŹ Kriterienź Motivation: Warum dieses Buch? Lernen von FW kann zu Wortschatzerweiterung, neuen Erkenntnissen, Verbesserung von Texten, Stilvarianz führen; Buch hat praktischen Nutzen für Redner und Texter, mit Unterhaltungswert für vergnügungssüchtige Sprachexperten und kann Eintrittskarte für kommunikativen Erfolg sein
herkömmliche Fremdwörterbücher geben Einsicht in die "reichhaltige Wunderwelt" des FW-Schatzes nur schlaglichtartig durch Suchen von Lexemen, mit denen man bereits in Berührung gekommen ist; FW sollen Gebrauchselfenbeinturm verlassen und Gemeineigentum werden; Beitrag zur Enwicklung einer neuen ästhetischen Anschauung der FW in breiten Volkschichten; Autor wünscht, Anregung zu schaffen für freien Umgang mit Sprache, besonders mit Fremdwörtern, auch mittels Sinnübertragung Titel: für gebildete Ausdrucksweise, stilistische Extravaganz u. verbale Selbstverteidigung; Vorwort: Autor wollte den für die allgemeine Verbreitung geeigneten Fremdwortbestand zusammentragen und in der Ordnung deutsch-fremd zum Nachschlagen vorlegen; dem Benutzer die einsetzbaren Fremdwörter zu den Stichwörtern liefern; Hilfsmittel zum Fremdwortgebrauch in eigener Rede; Autor will Fremdwortschatz als Sprachinstrumentarium für jeden nutzbar machen; den Fremdwortunerfahrenen und Kritikern wird Gelegenheit geboten, sich von sprachlicher Unterlegenheit zu emanzipieren; Hilfe bei Stilgebung von Texten als Synonym-wb Erfassung wichtiger und aktueller Fremd- und Fachwörter unter möglichst vielen deutschen Stichwörtern, um Wahlmöglichkeiten für Benutzer bereitzuhalten, damit sie besten und klarsten Ausdruck erreichen können (deutbar als Gegensatz zu Peltzers "Treffend verdeutscht")
Normann 1991
Meyer 1988
Hilfe beim Suchen nach passendem, aussagefähigerem Fremdwort
gibt Wunsch nach Fremdwortgebrauch und Bedarf beim Finden passender Fremdwörter
Laudel 1992
Hilfe beim FW-Gebrauch, Hilfe bei Suche nach Fachwörtern, Stilvarianzhilfe, Rätselhilfe, soll aber keine regelrechte Werbung für FW-Gebrauch sein, zielt nicht auf "elitäre FWInflation"; FW bleiben mit WB dennoch Glückssache, keine Erläuterung der Entlehnungen zu erwarten
Einladung zum Fremdwortgebrauch, denn Fremdwörter sind manchmal unverzichtbares Kommunikationsmittel
Bohn 1994
Hilfe bei richtiger Lehnwortwahl, bereichert und erweitert nebenbei den Wortschatz, bringt Erweiterung der Bildung, behandelt und erklärt Fachwörter, nützliches Kreuzwortlexikon, ist Buch der Kategorie "Sag es besser"
alle sind auf Suche nach passendem Wort im richtigen Zusammenhang oder Augenblick, wir alle sind ständig mit Frage nach überzeugender u. treffender Wortwahl beschäftigt, Hilfsmittel wäre gut
Cropp 1999
Buch will zum passenden FW führen, darum Untertitel: "Wörterbuch zum richtigen Fremdwortgebrauch", verzeichnet zu deutschen Wörtern entsprechend sinnverwandte Fremdwörter, um Benutzern zu ermöglichen, diese anstelle der deutschen W. einzusetzen
Grund für diesen kaum realisierten Lemmaansatz: "Relevant ist aus heutiger Sicht nicht die Herkunft eines Wortes, sondern seine Leistung." – grundsätzlich positive Haltung zum Fremdwortgebrauch und Erkenntnis der vielfältigen Funktionen von FW als Motiv, ein "umgekehrtes" FWB anzubieten, Kommunikation ist nicht nur Informationsaustausch, darum: FWGebrauch ist nicht nur eine Frage des Verständnisses, FW sind Mittel zum (unten genannten) Zweck
Duden 2003
441
spricht von deutschem Fremdwortgut, Wörter werden aufgenommen ins heimische Wortrepertoire, keine echte Defintion
maßvoller Einsatz von FW ermöglicht vielfältige stilistische Wirkungen, aus ital. Sprache stammende Wörter der Musik geeignet für Bezeichnung über Musikalisches hinaus, Verweis auf "Austriazismen", sie bewirken Eindruck von Wiener Gemütlichkeit und sprachlicher Weltoffenheit
FremdwortDefinition
Ursachen von Entlehnung und Funktion ihrer Produkte
Unterscheidung: Fremdwort < > deutscher Begriff
Inhaltsverzeichnis, Vorwort, Abk.-verzeichnis
für jeden, der sich mit Sprache in Wort und Schrift beschäftigt, beruflich oder privat, z.B. Schüler, Studenten, jeder, der an seinem Arbeitsplatz Texte entwerfen muss
Laudel 1992
gibt Entlehnungen, die können aussagefähiger als Bezeichnungslücken 'deutsche' Wörter sind schließen, Verständigung verbessern, neues Wissen eröffnen, kürzer als "eigene" Ausdrücke sein, klangvoller, eindrucksvoller, präziser sein, im Gedächtnis haften bleiben (betont aktive Rolle der Sprecher bei Übernahme und Gebrauch von Entlehnungen)
Wörter aus anderen Sprachen inklusive Lehnwörter, Übernahme in die deutsche Sprache, Unterscheidung: "deutsch" < > "fremd"
Vorwort, Zum Geleit, Art Quellenverzeichnis, kein Abk.-verzeichnis
für gebildete und wissensdurstige Menschen, für Redner und Texter, vergnügungssüchtige Sprachexperten (eher für die, die FW schon kennen)
jedermann, auch für diejenigen, die Fremdwörtern bislang ablehnend gegenüberstanden oder wenig Erfahrung mit ihnen hatten
Dank, Autor-Biografie, Angaben, Vorbemerkung, Zeichenerklärung, CartoonFremdwortglossar, nach WVerz. Empfehlenswertes Schrifttum und Werbung
Normann 1991
Meyer 1988
Umtexte
WörterbücherŹ Kriterienź Adressat
gibt FW, für die es keine direkten Entsprechungen gibt (Bezeichnungslücken), können genauer bezeichnen als andere dt. W. , z.B. in Fachsprache (Eindeutigkeit), können Zusatzbedeutungen transportieren, kürzer, wortbildungsfähiger sein, können auch ausschließend wirken und Bildung, Reichtum, Privilegiertheit anzeigen
FW sind natürlicher Bestandteil der deutschen Sprache, viele FW nicht mehr fremd u. oft mindestens aus Kontext heraus verständlich, Wörter des Deutschen aus fremder Sprache
die, denen benötigter Fachterminus nicht einfällt, die aus Stilgründen Abwechslung oder aus Gründen der Eitelkeit seltene Wörter suchen, Rätsellöser, Sprachinteressierte, aufgebrachte Zeitgenossen, die Fremdwortgebrauch durch eigene Anwendung ironisieren wollen, nicht: die Texte aufbessern wollen Vorwort, Abkürzungsverzeichnis, kein Quellenverzeichnis
Bohn 1994
FW können genauer, aktueller sein und etwas besser beschreiben als abgegriffenes, umständliches deutsches Wort, Bereicherung der eigenen Sprache, kann Erklärungen ersparen und Verständigung mit anderen Völkern erleichtern
Begriffe aus anderen Kulturkreisen, "fremde" Wörter, weiter Lehnwortbegriff, Unterscheidung Fremdwort < > dt. Wort
Vorwort, Abk-verzeichnis, Quellenverzeichnis, 16 Quellen, darunter keine Kontaktwörterbücher
alle, z.B. Schüler, Studenten, Autoren, Werbetexter, Professoren (Kreuzworträtsellöser)
Cropp 1999
Artikelstrukturbeschreibung mit Beispielen auf vorderen Umschlagseiten innen, Verweis auf Sprachberatung, Vorwort, Inhalt, Zur Einführung, Einrichtung des Wörterverzeichnisses Wörter aus anderen Sprachen, die üblicherweise Fremdwörter genannt werden, obwohl z.T. seit langem bekannt und gebräuchlich, Komposita mit fremden Bestandteilen - fragt, ob Hybride und Lehnwörter u. allgemein bekannte Wörter zum Fremdwortschatz gehören, Def. von Bezeichnungsexotismen Schließen von Bezeichnungslücken, zur Bereicherung des Ausdrucks, lexikal. u. syntakt. Variation, inhaltlichen Nuancierung, haben versachlichende Funktion, können der Klarheit, Eindeutigkeit, Kürze dienen, spezifische Assoziationen hervorrufen - Lokalkolorit/ zeitl./fachl. Kolorit, integrierende/ausschließende Fkt. (Gruppenzugehörigkeit), Aufmerksamkeitsstimulator, imponieren
keine explizite Nennung, diejenigen, die FW nutzen wollen, die im Großen und Ganzen mit Einleitungsansichten übereinstimmen
Duden 2003
442
WörterbücherŹ Kriterienź Bewertung des Fremdworts
Meyer 1988
soll nicht grässlichem Akademikerslang mit hässlichen wie leeren Worthülsen Vorschub geleistet werden, Aufnehmen fremdsprachiger Ausdrücke ins heimische Repertoire ist lebendiger Vorgang, heute Duldung, war nicht immer so, Autor gibt Beispiele u. stellt sich auf FW-Gebrauch befürwortende Seite, er stützt sich dabei auf Tucholsky, Benjamin u. Adorno
Normann 1991 einige fragwürdig, einige dringend gebraucht
-
Laudel 1992
Bohn 1994 Gebrauch ist Frage des Stils und persönlichen Geschmacks, FW sind mitunter unverzichtbar, Ersetzungsmöglichkeit ist kein Argument gegen Gebrauch; Kritik an Imponiergehabe durch FWGebrauch berechtigt und wenn FW Kommunikation behindern, das aber ist nur situativ beurteilbar
Cropp 1999 positiv, aber FW sollte sich rar machen u. "sparsam Sätze u. Formulierungen garnieren"
Duden 2003 FW sind unentbehrl. Bestandteile der dt. Spr., ihre Vermeidung hieße Verzicht, Kritik an ihnen muss der Kritik an der Haltung gelten, mit der bestimmte Nutzer sie verwenden; Nutzer soll sich eigenes Urteil über FW bilden, darum keine Vorgabe, wie Entl. oder Teile davon zu gebrauchen oder nicht gebrauchen sind; informieren über Anteil des FW-Schatzes sowie über Purismusgeschichte im Dt. bis heute, um dadurch Vorurteile über "Überfremdung" abbauen zu helfen, sprechen auch Sprachwandel und Kurzlebigkeit vieler Entl. an, darunter die der Werbung, die schaffen es meist nicht, in Sprachgebrauch zu kommen, d.h. hier keine Gefahr; zu Anglizismen: gibt nur geringen Anteil integrierter Angl., gibt v.a. Laien, die zum Kampf gegen Angl. aufrufen, Linguisten meist gemäßigte Haltung, sind für reflektierten Einsatz; sehen keine Gefahr für Grammatik; Argument gegen FW, dass sie Verständnisbarrieren aufbauen, greift zu kurz (auch indigene W. können unverständlich sein)
443
Lemmata
Alphabetisierung Auswahl
Anordnung
WörterbücherŹ Kriterienź Lemmaanzahl
"dt." Wörter, die eigenständig oder in Verknüpfung mit anderen erläuterndern Wörtern durch ein Fremdwort ersetzt werden können, Phraseologismen, von denen das erste Wort als L. angesetzt; FW, deren dt. Be-zeichnung ungeläufig u. für die es andere tatsächlich fremd wirkende Fremdausdrücke gibt; gebräuchlichstes dt. Wort angesetzt; aktueller Wortschatz wie Atomkrieg (Lemma), Perestroika (FW) Unterscheidung in Stichwortteil : Fremdwortteil; nur ein Wort als L. halbfett, ausgerückt, die zum Syntagma einschl. Phraseologismus gehörenden Wörter in Normaldruck, Lemma kann auch nur als hinführendes Stichwort gedacht sein (Schlagwörter), danach Präzisierung
die halbfett gedruckten L. glattalphabetisch, aber: gibt normalgedruckte Subartikel in {} Klammern, die mit L. zu finden sein sollen, in ihnen kein Extralemma, aber Bedeutungshinweise ä, ö, ü = a, o,u
ca.12.000 "dt." Lemmata
Meyer 1988
halbfett, ausgerückt
ä,ö,ü = ae, oe, ue eingeordnet "dt." Wörter, zu denen es wichtige und aktuelle Fremdwörter gibt (direkte Entlehnungen und Lehnwortbildungen), Wortbildungselemente, Phraseologismen, keine Sachgebietsbeschränkunge n vorgesehen, auch verbreitete Entlehnungen, Lehnwörter, Phraseologismen mit Entlehnungen
glattalphabetisch, der der Buchstabenfolge nicht entsprechende Teil von Phraseologismen nach Komma, auch halbfett
ca.30.000 "dt." Lemmata
Normann 1991
solche Fremdwörter, die sich mit deutschen Wörtern suchen lassen, darum nicht: Exotismen, Namen, viele Komplexbegriffe und Abstrakta, voll eingebürgerte FW, mit Wörterbuch übersetzbare Anglizismen, rigide Auswahl bei Fachwörtern; oft der Bedeutung angenäherte "dt." Wörter oder Gattungsbezeichnungen als Stichwörter eingetragen, nicht immer alle Entsprechungen eingetragen, auch veraltete FW berücksichtigt halbfett, ausgerückt, maskuline Form als Stichwort
"dt." Wörter, Phraseologismen, LWB, LW, verschiedene Themenbereiche angegeben, u.a. Sport, Wirtschaft, Medizin, Sprache, Theater u. Allgemeinwortschatz, in einem allgemeinen Verzeichnis und 24 Themenverzeichnissen eingeordnet
halbfett, ausgerückt
ä, ö, ü = a, o,u
glattalphabetisch, wobei einige Lemmata doppelt eingetragen, denn Phraseologismen und Syntagmen stehen nach lemmatisiertem Hauptwort und Doppelpunkt als Teil des Stichwortes ä, ö, ü = a, o,u
ca.11.600 "dt." Lemmata
Bohn 1994
mehrere Zugriffsstrukturen, in 25 Verzeichnissen, L. glattalphabetisch
max. 15.000 "dt." Lemmata
Laudel 1992
halbfett, ausgerückt, farbig hervorgehoben, stehen jeweils abgesetzt vom Lemmaartikel in gesonderter Zeile
Stichwörter, für die es ein Fremdwort oder mehrere sinnverwandte FW gibt, v.a. "dt." Wörter, vereinzelt Hybridbildungen mit dt. Anteil, Wörter aus Allgemeinsprache neben zahlreichen fachspezifischen Begriffen, (Phraseologismen im Artikel an FW-Stelle eingetragen), Wortbildungselemente in speziellen Infokästen
halbfett, ausgerückt, Präzisierung gehört zum Lemma (halbfett) nach Komma, so viele Syntagmen eingetragen
ä, ö, ü = a, o,u
"dt." Wörter, auch LW, Phraseologismen, Syntagmen (Wortgruppen), Bereiche: Medizin, Physik, EDV, Wirtschaft, Politik, Philosophie, Technik u.a., Milieu-, Szene- u. Trendbegriffe aus allen Lebensgebieten, moderner, aktueller Wortschatz, natürlich auch standardsprachliche allgemeinsprachliche Lexeme
ca.16.000 "dt." Lemmata, die zu rund 40.000 Entlehnungen führen glattalphabetisch
Duden 2003
ä, ö, ü = a, o,u
glattalphabetisch, Phraseologismen und Syntagmen nach ihrem Hauptwort eingetragen
20.000 "dt." Lemmata (nach Titel)
Cropp 1999
444
Artikel nach FW, Pl.-Endung in Klammern nach etym. A.
Herkunftssprache
-
nach jeweils gültiger Rechtschreibung, GKS beachtet, keine Worttrennung -
-
nach jeweils gültiger Rechtschreibung, GKS beachtet, keine Worttrennung -
Spezifizierung oder kurze Erläuterung des Inhalts für Leser, die Bedeutung von Wörtern nicht genau kennen, direkt vor FW oder nach Plural- bzw. Fachbereichsangabe (bei längeren Ausführungen)
-
-
nach jeweils gültiger Rechtschreibung, GKS beachtet, keine Worttrennung -
sehr selten kurze Erläuterungen kursiv in Klammern zur Bedeutungsunterscheidung und Präzisierung vor Entlehnung(en), dann auch oft Mehrfacheintragung des dt. Lexems, Bohn: Entlehnungen sollen nicht erläutert werden
Herkunftssprache in Klammern nach Entl., Entlehnungsweg angedeutet durch Nennung mehrerer Sprachen und ihre Verbindung durch -
Artikel, Pl.-Endung, wenn vorhanden, oder Hinweis "ohne Pl."
nach der alten Rechtschreibung, GKS beachtet, keine Worttrennung -
es können richtige Erklärungsparaphrasen zur Bedeutungsdifferenzierung angegeben sein, nach Entl. u. Formangaben an gleicher Stelle wie paradig. A. und Beispiele
nicht vorgesehen, selten Sprachangabe bei Übersetzung der Entlehnung (Manus (lat. Bez. für "Hand"))
-
nach Neuregelung 1998, aber mit Variantenführung, Auswahl wie in Duden Bd.1 u. Bd.5, keine Worttrennung -
Zur Ausschließung von Missgriffen: Erklärung mit stilist. Bewertung u. räuml. u. zeitl. Zuordnung, sowie Zuordnung zu Fach- und Sondersprachen u. Beispielangaben, oft Bdt.Angaben als kurze Definitionen, die in Klammern nach FW folgen
folgt/folgen dem L., mehrere Entlehnungen durch Ziffern unterschieden u. alphabetisch unter ein L. geordnet, mehrere Bedeutungen einer Entl. durch Buchstaben voneinander abgehoben
folgt/folgen in kursiv dem L., bei Nennung mehrerer durch Ziffern unterschieden und einzeln behandelt
folgt/folgen in Normaldruck nach L., mehrere Entlehnungen durch einfaches Komma voneinander abgetrennt
folgt/folgen in kursiv nach L. , angeordnet nach Gebräuchlichkeit (Vorwort) und nummeriert (gibt fast immer semantische, syntakt. bzw. pragmat. Zusatzinformationen)
folgt/folgen in Normaldruck nach L. (gibt auch Artikel ohne Entlehnung, dort indigene Wörter als Verweise zu anderen Artikeln)
nach Doppelpunkt in Normaldruck; wenn mehrere Fremdwörter einem lemmatisierten Lexem entsprechen, ist dieses nochmals als Lemma angesetzt, in runden Klammern im FWTeil können auch Abk., FWAbleitungen u. FW-Stammformen stehen, gibt noch nicht lexikalisierte FW, FWwendungen oder FWBedeutungen, die kursiv markiert Spezifizierungen und kurze Erklärungen gehören zum Stichwortteil, durch Komma oder vom L. abgetrennt, z.T. auch in Klammern, Erweiterung des L. können gedanklich dem L. voranzustellen sein oder in gegebener Reihe folgen (Bdt.-A. sind Voraussetzung für richtige Anwendung der vorgeschlagenen FW) Schreibung folgt Duden, GKS beachtet, keine Worttrennung Kurzdefinitionen und sinnverwandte Wörter, auch Referenzbereichsangaben in Klammern und kursiv, wo nötig zur Präzisierung von Wortbedeutungen und Unterscheidung der unter demselben Lemma eingetragenen Entlehnungen
Duden 2003
Cropp 1999
Bohn 1994
Laudel 1992
Normann 1991
Meyer 1988
bei Zweifelsfällen, keine API, durch Angabe von Herkunftssprache Hinweis auf Aussprache Betonung Grammatik Genus, Hinweis zur Pl.Bildung, beides in kleinerer Schriftgröße, dt. Bezeichnung m,w,s, EZ,MZ Etymol. Angaben nicht vorgesehen, manchmal Herkunftsangabe als Aussprachehinweis
Aussprache
Schreibung der Entl.
Bedeutungsangaben
WörterbücherŹ Kriterienź Entlehnung
445
arbeiten, aufs härteste; ausdauernd werktätigen; Arbeitsnormen übererfüllen: stachanowieren {Wissenschaft von der besten Anpassung von Arbeitsbedingungen und Mensch sowie von den Leistungsmöglichkeiten und -grenzen des arbeitenden Menschen: Ergonomie/Ergonomik} --> bete und arbeite! von Gottes Gnaden: Dei gratia (D.G.) von oben nach unten entstanden (Ablagerungen, Sedimente): katogen
-
Beispiele
Artikelbeispiele
-
Abart (Spielart) Variante, Varietät Vorbereitung, ohne (aus dem Stegreif) ex tempore, improvisiert zwingend imperativ, kompulsiv, obligatorisch, stringent
-
-
Verweis auf deutsche Stichwörter in diesem Buch, die zum Wortfeld gehören durch Pfeil ĺ, so auch bedeutungsähnliche Entlehnungen zu finden, Gb.= Gegenbegriff diatechn., konnot., stil. A. im praktisch keine Stichwortteil, chron. A. († veraltet, veraltend) im FWTeil, wichtig als zusätzliche Gebrauchsanweisung
-
-
ausgeprägt: Verweispfeil, Unterartikel, deren Lexeme zum Wortfeld gehören, Ableitungen, Synonyme, weniger Antonyme
Normann 1991
Meyer 1988
Belege
Pragmat. Angaben
Paradigmat. Angaben
WörterbücherŹ Kriterienź Enzykl. Angaben
Laudel 1992
Anwendungsbeispiele zum Sicherstellen, dass FW im richtigen Zusammenhang verwendet werden, kann Bedeutungsbeschreibung oder Kontextangabe ersetzen, auch zusätzlich zu ihnen abgetan ugs. passé (lat.frz.) im Sinne von vorbei und erledigt; Beispiel: diese Angelegenheit ist längst passé einschränken ... 2. reglementieren (frz.) durch Vorschriften einschränken; Beispiel: die Politiker sollten es vermeiden, die Wirtschaft zu stark zu reglementieren 3. ... Einschreibung Immatrikulation, die (lat.), (Mehrzahl -en) z.B. an Universitäten oder Hochschulen; Gegenteil: Exmatrikulation
-
stil., chron. A. (vor FW), diatech. A., (nach Gramm.), konnot. A.
"Gegenteil", zur Spezifierung können dt. Synonyme vor FW angegeben sein
selten
Musterung (Soldaten) Rekrutierung regelmäßig (r. geformt) geometrisch zwingend kompulsiv, konsequent, stringent
-
-
dt. L und Entlehnungen als Synonyme oder zumindest demselben Wortfeld zugehörig zu verstehen, in eckigen Klammern dt. sinnverwandte Wörter als Verweise mit s. = siehe Fachbereichsangaben als Zuordnungshilfe kursiv in Klammern vor Entlehnungen
-
Bohn 1994
Cropp 1999
Unbekümmertheit Nonchalance, die (lat.-fr., ohne Pl.) in heiklen Situationen zeigte er e. erstaunliche Nonchalance Umzug, kirchlicher ... Prozession, die (lat., Pl. -en) feierlicher Bittgang unbeirrbar konsequent (lat.) auch: folgerichtig; "Daß Piëch Rolls-Royce übernehmen will, ist nur konsequent, schließlich hat der Gründer von VW schon England zu übernehmen versuchen. (Harald Schmidt, Entertainer, 1997)
ja, aber ihre Quellen sind nicht nachvollziehbar, oft mit unterhaltender Funktion als Illustration und Präzisierung der Bedeutung und Form
Entlehnungen oder indigene W. als Synonyme angegeben, (z.B.: auch: flirten; z.B.: auch: fehlerhaft), Ggs. Gegensatzangaben ausgeprägt nicht ausgeprägt: Warnung vor Verwechslung, diatechn., konnot., chron., stil. Angaben (auch im Abk.verzeichnis beschrieben)
selten, aber möglich
Lehrer, Lehrerin 1. Magister (veraltet, noch scherzh. od. abwertend Schulmeister). 2. Mentor[in]. a) (Päd. jmd. mit entsprechender pädagogischer Ausbildung u. Erfahrung, der Studierende u. Lehramtskandidat][inn]en während ihres Schulpraktikums betreut); b) (veraltet Hauslehrer[in]). 3. Pädagoge, Pädagogin (bildungsspr. Erzieher[in] mit entsprechender pädagogischer Ausbildung): eine gute Pädagogin.
Beispiele als Illustration oder Anzeige von Grammatik, Gebrauch, Bedeutung, folgen nach Doppelpunkt, nicht obligatorisch
kursiv: diatechn. (Fach- u. Sondersprachen), stil., konnot., chron., diatop. A. vor den FW gelten für alle angegeben Entl., nach bestimmten FW gilt für das eine, dann in Klammern vor Bdt.-A. -
nicht vorgesehen, aber Verweis Ĺ auf ein anderes Stichwort, das ähnliche Bedeutung hat und deren Artikel Bdt.-angabe enthält
-
Duden 2003
446
Bohn 1994 ausführliche Auswahlbesprechung, nach Bohn: Wörterbuch nur in einer Richtung benutzbar, für richtigen Gebrauch muss Entlehnung bekannt sein, eher für Vorgebildete, Tendenz zur kumulativen Synonymik, Art umgekehrtes Verdeutschungswörterbuch, kein Lernerbuch
Laudel 1992 alphabetisch und thematisch geordnete Verzeichnisse, Bedeutungsund Formangaben sehr ausführlich, hilft auch beim Erlernen neuer Wörter
Normann 1991 eher für Kenner von Entlehnungen, Tendenz zur kumulativen Synonymik, passt zu Adressaten
Meyer 1988
mit Illustrationen, ausführliche Bemerkungen zu Gründen der WBErarbeitung, Anmerkungen des Autors: im Gegensatz zu Dultz (genannt als Vorgänger) soll Buch ohne weitere Hilfsmittel benutzbar sein; soll voll darauf verlassbar sein, dass FW im Lemmasinne anwendbar; Zeichenerklärungen unbedingt notwendig, obwohl sie nach Autor überlesen werden können, unübersichtliche Artikelstruktur und komplizierter Klammergebrauch
Tabelle 5.2.1: „Umgekehrte Fremdwörterbücher“ (1945-2007)
WörterbücherŹ Kriterienź Bemerkungen
Duden 2003 Grundlage des Buches ist Verzeichnis dt.-fremd aus Duden Großes FWB 1994, Buch ist wesentlich erweitert; Schwerpunkt liegt auf Bedeutung und Gebrauch, keine Formangaben, Selbstbeschreibung: "umgekehrtes" FWB, Aufzählung der Funktionen von Entl. entspricht Plädoyer für bewussten, funktionsorientierten FW-Gebrauch, als Quellen dienten Duden Großes FWB, Duden Großes WB u. zahlreiche umfangreiche elektronische und konventionelle Textsammlungen und Belegdateien
Cropp 1999 sehr ausführliche Mikrostruktur, so dass WB auch zum Erlernen von Entlehnungen dienen kann, dabei große Auswahl, gebrauchsorientiert
447
448 5.2.2 Zur Programmatik „umgekehrter Fremdwörterbücher“ Die Programme der „umgekehrten“ Wörterbücher sind in mehr oder weniger ausführlicher Weise in ihren Vorworten und Einführungen zu finden. Diese verfolgen in besonderem Maße das Ziel, eine Begründung zu liefern, warum diese Art von Wörterbuch entwickelt worden ist und für die Nutzer von Vorteil sein kann. Aus diesem Grund nimmt die Darlegung von Motivation und Intention, aber auch die Beschreibung der Funktionen, die Kontaktprodukte im Deutschen erfüllen können, in ihnen einen bedeutenden Platz ein. Auf die Frage, warum die Autoren Wörterbücher entwickelt haben, deren Suchergebnis Entlehnungen sind, heben sie einerseits ihre eigene positive Haltung gegenüber dem Gebrauch von Sprachkontaktprodukten hervor, von der sie auch andere Menschen überzeugen wollen. Dies drückt sich beispielsweise in der Beschreibung von Sprachkontaktprodukten als nützliche, den Ausdruck bereichernde Kommunikationsmittel sowie in dem Wunsch aus, zur vermehrten Kenntnis über Entlehnungen auch unter Menschen beizutragen, die diesen Wortschatzteil bisher nur wenig benutzt haben. Sie nehmen andererseits an, dass ihre Einstellung von vielen Sprechern des Deutschen geteilt wird und verweisen dabei auf die heute verbreitete Sichtweise auf Sprache, in der die Herkunft eines Wortes für die Entscheidung, es zu gebrauchen oder nicht, keine (besondere) Rolle spiele, sondern seine Leistung in der Kommunikation. In diesem Zusammenhang stellen viele der Autoren fest, dass es unter den Sprechern ein vermehrtes Bedürfnis nach Hilfe beim Finden und korrekten Gebrauch passender Sprachkontaktprodukte gebe. Diesen Wunsch, so ihre Überlegung, erfüllen die herkömmlichen Fremdwörterbücher nicht ausreichend, da in ihnen vor allem nach solchen Lexemen gesucht werden könne, mit denen die Sprecher bereits in Berührung gekommen seine. So haben die Verfasser Wörterbücher entwickelt, die dieser Voraussetzung nicht bedürfen und aus denen am Ende trotzdem Daten zu Sprachkontaktprodukten entnehmbar seien. Mit ihren Werken hoffen die Autoren zum freieren Umgang mit Sprache anzuregen und den Menschen ein nützliches Hilfsmittel an die Hand zu geben, damit diese sprachlich vielfältiger agieren können. Auf die Frage, welche konkreten Ziele die Autoren mit ihren Wörterbüchern verfolgen, antworten diese im Titel und im Vorwort mit dem Hinweis, die für die allgemeine Verbreitung geeigneten, die wichtigen und aktuellen oder auch die durch indigene Wörter suchbaren Kontaktprodukte gesammelt zu haben, um denen, die Hilfe beim richtigen Gebrauch von solchen Wörtern wünschen, aber auch den Kritikern zu zeigen, dass es und welche Entlehnungen es gibt, die sie anstelle der indigenen Wörter einsetzen können, um mit ihrer Hilfe klare und sprachlich variable Aussagen zu treffen. Den Autoren geht es nicht darum, alle möglichen indigenen Wörter oder Wortgruppen nun durch äußeres Lehngut ersetzen zu lasen. Meyer (1988) und Bohn (1994) sprechen sich z.B. explizit gegen einen inflationären Fremdwortgebrauch aus und mahnen zu einem maßvollen Einsatz. Wichtig ist den Autoren jedoch, den Menschen durch ihr Buch überhaupt die Möglichkeit zu geben, aus dem gesamten Wortschatz, der deutschen Sprechern zu Verfügung stehe und zu dem auch der Fremdwortschatz gehöre, für ihre Zwecke auswählen zu können. Ohne den Rückgriff auf Entlehnungen beschneiden sich die Deutschen in ihrer Ausdrucksfähigkeit, so ihre Auffassung. Nach der Bereitstellung möglichst vieler passender Entlehnungen können weitere Fernziele angegeben sein. So möchte Meyer (1988) den Nutzern zu einer gebildeten Ausdrucksweise, zu stilistischer Extravaganz und verbaler Selbstverteidigung verhelfen. Dane-
449 ben hofft er, mehr Fremdwörter als bisher in den breiten Volksschichten gebräuchlich machen zu können. Cropp (1999), dessen Buch laut Autor nicht nur als Auswahl-, sondern auch als Lernhilfe angelegt ist, zielt ebenfalls auf die Erweiterung des Wortschatzes unter den Wörterbuchbenutzern, durch die sich außerdem Wissen über Sprachliches hinaus vermehren lasse. Darüber hinaus überlegen Cropp (1999) und Bohn (1994), dass ihre Bücher auch beim Kreuzworträtsellösen nützlich sein können, eine schon von Dultz (1965) genannte Zweckbestimmung. Dementsprechend werden die Kreuzworträtsellöser als eine potenzielle Adressatengruppe angesprochen. Eine andere Gruppe bilden diejenigen, die mehr oder weniger professionell schriftliche und mündliche Texte produzieren. Aufgeführt werden Schüler, Studenten, Professoren, Redner, Werbetexter und alle, die am Arbeitsplatz Texte entwerfen müssen. Normann (1991) will dabei eher die gebildeten und wissensdurstigen Menschen, also vor allem solche Personen erreichen, die viele der eingetragenen Fremdwörter bereits kennen.179 Meyer (1988) hofft auch die bisher eher Fremdwortablehnenden und die, die Entlehnungen kaum benutzt haben, von seinem Buch überzeugen zu können. Bohn (1994) dagegen schließt diejenigen Personen aus, die sein Buch nur zum Aufbessern ihrer Texte und nicht aus kommunikativen Gründen nutzen möchten. Wie Normanns Arbeit ist sein Buch eher für diejenigen gedacht, denen die verzeichneten Entlehnungen bereits bekannt sind. Letztlich will jedoch kein Autor irgendeinen potentiellen Nutzer verlieren. Die Dudenbearbeiter nennen darum erst gar keine spezifische Adressatengruppe. Für wen die Nachschlagewerke dann tatsächlich geeignet sind, hängt wesentlich von der Anlage des Wörterverzeichnisses ab.180
5.2.3 Die Autoren über den Gegenstandsbereich ihrer Nachschlagewerke Einen wichtigen Pfeiler in der Argumentation, warum diese unübliche Form der lexikografischen Fremdwortbearbeitung gewählt worden ist und für den Käufer nützlich sein könne, bildet die Beschreibung des behandelten Wortschatzbereiches. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf der Darstellung der Funktionen, die Sprachkontaktprodukte in der schriftlichen und mündlichen Kommunikation ausüben können. Nicht bei allen, aber bei den meisten finden sich zudem wertende Stellungnahmen zu Entlehnungen aus anderen Sprachen und ihren Wortbildungsprodukten. Auf sie wird definitorisch jedoch kaum eingegangen. Wie in vielen anderen Arbeiten wird vorausgesetzt, dass die Wörterbuchbenutzer wissen, was ein Fremdwort ist und sich Autorendefinition und Nutzerverständnis grundsätzlich entsprechen. Auffallend ist dabei, dass die Dichotomie deutsch – fremd, wie die Titel bereits andeuten, wörtlich beibehalten wird. Doch verbindet sich bei den Autoren damit keine negative Wertung. Meyer (1988) z.B. spricht vom deutschen Fremdwortgut als Widerpart zu deutschen Bezeichnungen, das einst zur Vermehrung des heimischen Wortrepertoires in die Muttersprache aufgenommen worden sei. Der Fremdwortschatz gehöre demnach zum deutschen Ge-
–––––––—–– 179 180
Dies hat mit der Anlage seines Wörterverzeichnisses zu tun. Zu den je spezifischen Motiven, Zielen und anvisierten Adressaten der Autoren vgl. die Tabelle 5.2.1.
450 samtwortschatz. Er dringe aber nicht selbstständig in die Sprache ein. Seine Aufnahme geschehe aktiv durch deutsche Sprecher. Damit gehören zumindest die direkten Entlehnungen zum deutschen Fremdwortschatz, auf die Form der Lehnwortbildung und ihre Untergruppen geht Meyer nicht ein. Interessanterweise unterscheidet er in seiner Lemmaauswahl sehr geläufige Fremdwörter von solchen, die „tatsächlich“ (Meyer 1988: 3) fremd wirken. Dies lässt sich als Tendenz zur psychologisch-pragmatischen Auffassung des Fremdwortbegriffs interpretieren, kann aber auch nur Ausdruck eines Entgegenkommens des Autors gegenüber den ihm vorschwebenden Nutzerinteressen sein. Eine ähnliche Fremdwortbeschreibung findet sich bei Normann (1991) und Cropp (1999). Auch sie sprechen von Aufnahme bzw. Übernahme von Wörtern aus anderen Sprachen ins Deutsche, spezieller in die deutsche Umgangssprache. Auch sie berücksichtigen in ihrer Lemmaauswahl bekannte und verbreitete Fremdwörter (Normann) bzw. Lehnwörter (Cropp). Auch sie benutzen die Dichotomie deutsch – fremd. Jedoch verwendet Normann dabei durchgängig und Cropp teilweise das Anführungszeichen. Gerade Normann scheint die Problematik dieser Unterscheidung, welche vor dem Erscheinen seines Buches in der Linguistik bereits über ein Jahrzehnt diskutiert worden ist, bewusst zu sein. Er will darauf reagieren, doch auch er entwickelt keine anderen Begriffe. Im Gegensatz zu Meyer spricht Normann neben den Fremdwörtern auch die Lehnwörter an, zu denen Fremdwörter werden können. Er bestimmt sie zwar nicht weiter. Implizit spielt er jedoch auf den Assimilationsprozess an, den äußeres Lehngut durchlaufen kann und dessen Endergebnis das Lehnwort ist. Cropp scheint dagegen einen weiten Lehnwortbegriff zu besitzen, da er von der Hilfe bei der richtigen Lehnwortwahl spricht, die sein Wörterbuch leisten soll, und seine Adressaten Fremdwörter finden lässt. Bezüglich der Diskussion und Bestimmung, was ein Fremdwort ist, bilden Laudel und Bohn deutliche Gegensätze. Während Laudel die Bezeichnung ‚Fremdwort’ ganz selbstverständlich verwendet, sie dem „deutschen Begriff“ (Laudel 1992: 6) gegenüberstellt, aber sonst keinerlei Überlegungen zu ihrer Definition anstellt, beginnt Bohn sein Vorwort mit der Frage, was man eigentlich unter Fremdwort zu verstehen habe. An Beispielen führt er vor, dass die Bezeichnung ‚Fremdwort’ eigentlich nicht passe, da viele der so benannten Wörter den Benutzern nicht fremd seien und außerdem der fremdsprachige Ursprung „unzähliger Wörter der deutschen Sprache“ (Bohn 1994: 5) den wenigsten bekannt sei. Damit greift er noch deutlicher als Normann die Diskussion um die Bezeichnung von Sprachkontaktprodukten in der Linguistik auf und hilft so, sie in der Bevölkerung publik zu machen und die Unterscheidung deutsch – fremd zu hinterfragen. Doch auch Bohn nimmt sie im Titel und im Vorwort wieder auf. Am ausführlichsten gehen auf das Thema Fremdwortbegriff die Bearbeiter des DudenWörterbuches (2003) ein. Auch sie kennen die Schwierigkeiten mit der Bezeichnung ‚Fremdwort’ und der Abgrenzung zu anderen Wortschatzbereichen und referieren dabei ganz explizit auf die in der Linguistik immer noch unentschiedene Diskussion. Darum legen auch sie sich in ihrer Definition nicht fest, sondern verweisen auf die problematische, aber übliche Bezeichnung ‚Fremdwort’ für Wörter des Deutschen, die aus anderen Sprachen stammen, „obgleich sie zu einem großen Teil durchaus keine fremden, sondern seit langem bekannte und gebräuchliche Wörter für die deutsche Sprachgemeinschaft sind, die in der Sprache ihren festen Platz haben“ (Duden 2003: 9). Im Rahmen der Auseinandersetzung über die Frage, wie viele Fremdwörter es im Deutschen überhaupt gebe, kommen sie noch einmal auf die Schwierigkeiten bei der Bestimmung des Fremdwortbegriffes zurück.
451 Es werden Hybridbildungen an Beispielen vorgestellt und definiert. Es werden völlig assimilierte Wörter genannt, ohne jedoch die Bezeichnung ‚Lehnwort’ zu erwähnen. Es wird gefragt, ob diese beiden Wortschatzgruppen zusammen mit den allgemein bekannten und alltäglichen Wörtern, auch wenn sie entlehnt worden seien, noch zu den Fremdwörtern zu rechnen seien. Eindeutige Position zu den selbst gestellten Fragen wird nicht bezogen. Dies geschieht offensichtlich ganz bewusst, um zur Aufweichung der Unterscheidung zwischen ‚fremd’ und ‚eigen’ beizutragen. Trotzdem findet sie sich wie in den anderen 5 Wörterbüchern wieder. Und wie in den anderen 5 Arbeiten wird dem deutschen Fremdwortschatz die Zugehörigkeit zur deutschen Lexik nicht abgesprochen. Zur Definition von Fremdwörtern gehört im weiten Sinne die Aufführung ihrer Funktionen. Ihre Darstellung ist Teil der Argumentation für den Gebrauch der eingetragenen Sprachkontaktprodukte, Begründung für die Erarbeitung der Bücher und Grundlage für die Bewertung des thematisierten Wortschatzbereiches. Fast alle Autoren sind bemüht, eine Vielzahl von Aufgaben, die äußeres Lehngut übernehmen könne, aufzulisten und die Leser so von der Bedeutung und Nützlichkeit des Fremdwortschatzes im Deutschen zu überzeugen. Ein Teil dieser Funktionen ist nicht unbedingt fremdwortspezifisch, aber er könne von ihnen auch und in bestimmten Kontexten sogar besser erfüllt werden als von indigenen Wörtern. Grundgedanke bei den Ausführungen zur Funktionsbestimmung ist die bereits aus dem Duden Band 5 bekannte und im Duden (2003: 14) wieder aufgegriffene Aussage: „Relevant ist aus heutiger Sicht nicht die Herkunft eines Wortes, sondern seine Leistung.“ Da viele der Funktionen in mehreren Wörterbüchern erscheinen, soll hier zusammenfassend vorgeführt werden, was die Autoren an Fremdwörtern für nützlich halten. Eine der bekannten und wichtigen Funktionen von Sprachkontaktprodukten, die zugleich eine Ursache ihrer Entlehnung darstellt, ist das Schließen von Bezeichnungslücken. Entlehntes Material könne dort eingesetzt werden, wo es keine direkten Entsprechungen im Deutschen gibt. Das Schließen von Bezeichnungslücken habe nicht selten ihre Ursache in der Einführung neuer Gegenstände und der Übernahme neuen Gedankengutes. Das Erlernen von Fremdwörtern könne darum auch zur Erweiterung des Wissens beitragen. Zumindest bewirke es eine Wortschatzerweiterung und die Bereicherung des Ausdrucks. Mit der Funktion, durch sie Bezeichnungslücken zu schließen, hängt das Argument der Kürze und Eindeutigkeit zusammen. Durch Sprachkontaktprodukte lassen sich manchmal lange und zum Teil ungenaue Umschreibungen verhindern und klarere, aussagekräftigere Sätze bilden. Daneben seien sie zur inhaltlichen, stilistischen, aber auch syntaktischen Nuancierung einsetzbar. Durch sie können z.B. spezifische Assoziationen wie ein bestimmtes lokales, zeitliches (z.B. Aktualität oder Historizität) oder fachliches Kolorit hervorgerufen, aber auch unerwünschte oder nicht zutreffende Vorstellungen vermieden werden. Letzteres werde möglich, weil viele Entlehnungen aufgrund ihres vielfältigen Einsatzes in Fachsprachen versachlichenden Charakter besitzen. Stilistisch erweitern sie die Variationsfähigkeit, helfen also Wiederholungen zu vermeiden und beeinflussen die Stilebene des Textes. Aussagen können durch sie auch klanglich eindrucksvoller werden und eine erhöhte Aufmerksamkeit auf sich lenken. Auf der syntaktischen Ebene können sie helfen, einen Satz übersichtlicher zu gestalten und Satzrahmen zu vermeiden. Zudem seien Sprachkontaktprodukte manchmal wortbildungsfähiger, was ebenfalls zur Kürze, Übersichtlichkeit und höherer sprachlicher Qualität beitrage. Eine Funktion, die geraume Zeit als Argument gegen den Gebrauch von Fremdwörtern genutzt worden ist, ist die sozial ausschließende Wirkung gegenüber bestimmten Personengruppen. Wie auch bei indigenen Wörtern aus bestimmten
452 Gruppenwortschätzen könne dieser Effekt jedoch gewollt sein. Denn gleichzeitig bedeute Ausschluss in diesem Fall auch soziale Integration. Dazu sagen die Bearbeiter des DudenWörterbuches wie im Duden Bd. 5 sinngemäß: Wolle man diesen Einsatz von Fremdwörtern kritisieren, müsse man die dahinter stehende Haltung kritisieren, Wörter können nichts dafür.181 Das gelte auch für die Möglichkeit, durch Sprachkontaktprodukte imponieren und Bildung, Reichtum und Privilegiertheit anzeigen zu wollen. Für die Autoren der „umgekehrten Fremdwörterbücher“ ist das eine legitime Funktion, auch wenn die dahinter stehende Einstellung vielleicht nicht zu befürworten sei. Als Letztes soll die von Normann und Cropp angeführte Funktion genannt werden, dass Entlehnungen einen Beitrag zur Verbesserung internationaler Verständigung leisten können, da es sich bei vielen von ihnen um Wörter handele, die in mindestens zwei Sprachen verstanden werden. Eine Bewertung des deutschen äußeren Lehnguts muss aus den Angaben zur Motivation der Bücher und zur Beschreibung von Sprachkontaktprodukten und ihren Funktionen gewonnen werden. Bei anderen ist sie explizit formuliert. Wie aus der Tabelle 5.2.1 ablesbar stehen sich Laudel (1992) und Duden (2003) in dieser Hinsicht sichtbar gegenüber. Während bei Laudel nur zu entnehmen ist, dass es Fremdwörter gibt, von denen der Autor annimmt, dass sie (in bestimmten Situationen) passender und aussagekräftiger seien als „deutsche“ Wörter, setzen sich die Dudenbearbeiter differenziert mit verschiedenen Aspekten, die eine Wertung beeinflussen können, auseinander. Der Grundtenor aller Autoren ist jedoch, wenn auch nicht pauschal, positiv. So wird bei Meyer (1988), Normann (1991), Bohn (1994), Cropp (1999) und Duden (2003) darauf hingewiesen, dass der Entlehnungsvorgang aus anderen Sprachen ein natürliches und lebendiges Geschehen sei und heute von den meisten geduldet bzw. befürwortet werde, (die meisten) Wörter nützliche und mitunter unverzichtbare Lexeme darstellen und ihr Gebrauch gewünscht, aber auch eine Frage des persönlichen Stils und Geschmacks sei. Die früher vorgebrachte Feststellung, dass viele Entlehnungen durch indigene Wörter ersetzt werden können, wird als Argument gegen den Gebrauch von Sprachkontaktprodukten abgelehnt, denn in der Kommunikation, so die Bearbeiter des Duden (2003), zähle nicht allein der pure Informationsaustausch. Andererseits gibt es bei Meyer (1988) und Normann (1991) im deutschen Fremdwortschatz auch hässliche und leere Worthülsen bzw. fragwürdige Entlehnungen, deren Gebrauch die Autoren ablehnen. In den früheren Exemplaren dieses Wörterbuchtyps wird also ein nicht weiter spezifizierter Teil des äußeren Lehnguts ohne Berücksichtigung seiner Funktion abgewertet. Die späteren Autoren, vor allem Bohn und die Dudenbearbeiter, unterscheiden zwischen Fremdwortgebrauch und dahinterliegenden Absichten und verweisen darauf, dass Fremdwörter wie alle Wörter Mittel zum Zweck seien und eine Kritik nicht an den Wörtern selbst geübt werden müsse. Bohn hält beispielsweise Kritik am Imponiergehabe durch Fremdwortgebrauch für durchaus berechtigt, aber auch dann, wenn durch sie die Kommunikation zwischen Sprachteilnehmern behindert werde. Verständnisbarrieren, so bemerken die Dudenbearbeiter, können aber auch durch indigene Wörter entstehen. Darum greife eine pauschale Ablehnung des Fremdwortgebrauches aus diesen Gründen zu kurz. Die Autoren problematisieren eher eine Anwendung aus Bequemlichkeit, Gedankenlosigkeit und Dünkelhaftigkeit. Mit diesen Schlagwörtern greifen sie Bedenken gegenüber dem Fremdwortgebrauch auf, die bereits in Werken aus dem
–––––––—–– 181
Vgl. Duden (2003: 14f.).
453 19. Jahrhundert und sogar in Verdeutschungswörterbüchern angeführt worden sind. Der Unterschied in der Argumentation liegt jedoch in der Situationsgebundenheit, der eine Fremdwortkritik unterliegen müsse, und der Verantwortung für die Folgen des Fremdwortgebrauchs, die nun nicht den Entlehnungen, sondern den Benutzern zugewiesen wird. Als Besonderheit in der Argumentation gegen eine pauschale Ablehnung von Sprachkontaktprodukten und für ein eigenes überlegtes und differenziertes Urteil der Wörterbuchbenutzer zum Fremdwortgebrauch behandeln die Dudenbearbeiter die Kritik an einer Überfremdung der deutschen Sprache durch Entlehnungen, besonders durch Anglizismen, wie sie seit den 1990er Jahren immer schärfer geübt wird. Dies geschieht wie schon im Duden Bd.5 durch sprachstatistische Erhebungen182, die zeigen, dass eine Überfremdung oder Überflutung des Deutschen durch Sprachkontaktprodukte nicht stattgefunden habe und auch nicht zu erwarten sei. Dabei wird auf den Sprachwandel hingewiesen, dem auch Fremdwörter unterliegen und der dazu geführt habe, dass der Fremdwortanteil im Deutschen in den letzten hundert Jahren (auch durch Werbetexte) nicht wesentlich gestiegen sei. Eine andere Besonderheit, die auch Meyer (1988) aufgreift, stellt der überblicksartige Abriss zur Purismusgeschichte dar, der bei Meyer in der Parteinahme für die fremdwortbefürwortende Seite resultiert, im Duden-Wörterbuch mit einer kurzen Beschreibung der Situation nach dem Zweiten Weltkrieg endet. Dabei verknüpfen die Bearbeiter die Positionen für und gegen den Fremdwort-, vor allem den Anglizismengebrauch mit zwei Gruppen und zählen sich selbst wie im Duden Bd.5 zu der der differenzierenden Befürworter. Sie favorisieren einen reflektierten Einsatz von Sprachkontaktprodukten, so wie sie es in ihrer Einführung dargelegt haben.
5.2.4 Die Wörterverzeichnisse 5.2.4.1 Makrostruktur der Wörterverzeichnisse Die Makrostrukturen der untersuchten Wörterverzeichnisse unterscheiden sich weniger in ihrer Auswahl und Alphabetisierungsmethode als vielmehr in ihrer Lemmaanzahl und Lemmaanordnung. Gemäß des heute verbreiteten Alphabetisierungsverfahrens in Wörterbüchern werden die Umlaute ä, ö und ü wie nichtumgelautete Buchstaben behandelt.183 Als Lemmata angesetzt sind (äußerlich) indigene Lexeme, die eigenständig oder in Verknüpfung mit anderen erläuternden Wörtern durch ein oder mehrere Sprachkontaktprodukte sinnvoll ersetzt werden sollen. Eine Ausnahme davon stellt Bohns Lemmaansatz dar, der auch Wörter verzeichnet, die sich in ihrer Bedeutung dem Inhalt der verzeichneten Sprachkontaktprodukte nur annähern. In den meisten Wörterbüchern sind nicht nur Einwortlexeme, sondern auch Syntagmen, die Phraseologismen darstellen können, sowie Wortbildungselemente verzeichnet. Außerdem finden sich im Lemmateil bekanntere Fremd- sowie Lehnwörter, für die es „tatsächlich fremd wirkende“ (Meyer 1988: 3) Ausdrücke gibt, unter ihnen sowohl direkte Entlehnungen als auch Lehnwortbildungen, spezieller Hybridbildungen mit indigenem Anteil. Die Lemmaauswahl bezieht sich besonders auf den Allgemein-
–––––––—–– 182 183
Aber ohne Quellenhinweise auf die zugrunde gelegte Literatur. Eine Ausnahme bildet Normann (1991).
454 wortschatz der deutschen Sprache, berücksichtigt aber auch die verschiedensten Fachbereiche in unterschiedlichem Ausmaß. Der Umfang ihrer Aufnahme beeinflusst nicht unwesentlich die Gesamtzahl der Lemmata. Diese schwankt bei den untersuchten Nachschlagewerken zwischen rund 11.600 und 30.000 Stichwörtern. Sie ist nicht nur abhängig vom aufgenommenen Fachwortschatz, sondern auch veranlasst durch die von den Autoren gewählte Lemmatisierungsmethode, d.h. davon, ob diese sich dazu entschlossen haben, Lexeme ein- oder mehrfach zu verzeichnen. Die Anordnung der Lemmata ist in allen Wörterbüchern zunächst eine glattalphabetische, die Lemmata sind durch Fettdruck hervorgehoben, nach vorn ausgerückt und im Duden-Wörterbuch sogar auf eine eigene Zeile gestellt. Die Frage aber, ob ein ganzes Syntagma oder nur ein Wort aus diesem und wenn, dann welches Wort eines Syntagmas als Stichwort anzusetzen sei, sowie die Frage, wie oft ein einzelnes Wort als Lemma verzeichnet werden sollte, werden in den einzelnen Wörterbüchern recht unterschiedlich beantwortet. Meyer (1988) markiert das erste Wort eines in seiner richtigen Reihenfolge eingetragenen Syntagmas halbfett, auch wenn es sich um eine Präposition, ein Pronomen oder ein attributiv gebrauchtes Adjektiv handelt.184 Es gibt aber auch Eintragungen, in denen das Syntagma nach seinem Kernwort in veränderter Reihenfolge eingetragen ist. Dann ist das Kernwort als Lemma halbfett angesetzt, der Rest folgt nach einem Komma.185 Polyseme bzw. homonyme Lexeme, zu denen es mehrere bedeutungsverschiedene Entlehnungen gibt, setzt Meyer mehrfach an.186 Die Lemmata dienen nicht nur der Suche nach ihren kontaktsprachlichen Entsprechungen. Meyer nutzt sie darüber hinaus zur Auffindung von in geschweiften Klammern gesetzten Subartikeln, die keine eigenen Stichwörter enthalten, aber inhaltlich oder formal mit den Lemmata in Beziehung stehen. Die Subartikel greifen das Lemma manchmal durch Verzeichnung des Anfangsbuchstaben auf.187 Diese Art des Lemmagebrauchs kann für die Nutzer zu einem verkürzten Suchweg führen, bewirkt für die Artikelstruktur aber Unübersichtlichkeit. Normann (1991), Laudel (1992), Bohn (1994) und Cropp (1999) haben sich entschieden, das gesamte Syntagma, egal ob es in der richtigen Reihenfolge oder mit dem Hauptwort der Gruppe als erstes präsentiert wird, als halbfettes Lemma anzusetzen. Da Laudel und Bohn nur wenige Syntagmen verzeichnen, fällt dies kaum auf. Bei Normann und Cropp entstehen dadurch zum Teil sehr lange, aber gut sichtbare Zugriffseinheiten. Wiederholte Eintragungen können so vermieden werden. Dies ermöglicht auch bei den anderen Wörterbüchern einschließlich Duden vor allem aber die Entscheidung, mehrere Entlehnungen unter einem Stichwort zu verzeichnen. Die Entscheidung dafür, welches Wort eines Syntagmas als erstes und dann an die alphabetisch entsprechende Stelle gesetzt wird, richtet sich anders als bei Meyer wahrscheinlich eher nach den Überlegungen der Autoren darüber, welches der Wörter von den Nutzern am ehesten nachgeschlagen werden wird. Es kann eher zufällig mit dem Beginn des Syntagmas zusammenfallen. Im Gegensatz zu Normann und Cropp
–––––––—–– 184
Z.B. abgeteiltes )HOG .RPSDUWLPHQW 0H\HU aber nicht zu sehr (Musik): [ma] non troppo. (ebd.) 185 Z.B. Geschenk, unheilbringendes: Danaergeschenk. (ebd. 72). 186 Z.B. abfallend; absteigend (insb. Wind): katabatisch. abfallend; sich vermindernd (insb. Schulden): degressiv. (ebd. 9). 187 Z.B. abgeschmackt ! IDGH VFKDO LQVLSLGH PDXVVDGH ^DHV *HWXH ELOOLJHU 6FKHU] )DUFH` (ebd.).
455 haben die Dudenbearbeiter versucht, lange Stichworteintragungen zu vermeiden. Es werden hauptsächlich Einwortlexeme als Lemmata angesetzt. Die der Entlehnung folgenden Erklärungen ersetzen die syntagmatischen Zusätze am Lemma. Phraseologismen finden sich farbig hervorgehoben in der Schriftart der Entlehnungen unter den Stichwörtern,188 die ihren jeweiligen Kern bilden bzw. von denen angenommen wird, dass die Wendungen unter ihnen nachgeschlagen werden.189 Die Phraseologismen stehen an der Stelle der Entlehnungen. Diese folgen ihnen nach einem Doppelpunkt und werden dann in Klammern erläutert. Laudels Arbeit ist die einzige unter den sechs untersuchten Büchern, die ihren Wortschatz nicht nur alphabetisch, sondern auch thematisch präsentiert. In insgesamt 25 Verzeichnissen bietet der Autor Eintragungen zu Bereichen wie Sport, Biologie, Botanik, Medizin, Sprache, Wirtschaft u.a. Er will damit erreichen, dass die Nutzer die Entlehnungen schneller finden und einen besseren Überblick über spezifische Wortschatzbereiche erlangen. Diese Form der Anordnung fordert jedoch von solche Lexemen, die in unterschiedlichen Fächern verwendet werden, Mehrfacheintragungen in verschiedene Verzeichnisse. Nicht alle kontaktsprachlichen Entsprechungen finden sich so an einer Wörterbuchposition. Den größten Teil des Wörterbuchs nimmt jedoch das allgemein ausgerichtete Verzeichnis von „A – Z“ ein. Aus einem Vergleich der verschiedenen Verzeichnisstrukturen lässt sich ablesen, dass sich bisher keine Standardisierung in der Lemmatisierung beim Typ der „umgekehrten Fremdwörterbücher“ herausgebildet hat. Einig ist man sich im Versuch, die Lemmata in einer glattalphabetischen Anordnung vorzustellen. Dafür, wie oft ein Wort und wie viel von einem Syntagma als Lemma angesetzt, aber auch in welcher Reihenfolge dieses Syntagma aufgeführt werden soll, haben sich noch keine Richtlinien ausgebildet.
5.2.4.2 Mikrostruktur der Wörterbuchartikel Aufgrund eines Vergleiches zwischen den Wörterbuchartikeln der verschiedenen Nachschlagewerke wurden die untersuchten „umgekehrten Fremdwörterbücher“ in zwei Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe besitzt eine gut von der anderen unterscheidbare Mikrostruktur. Innerhalb der Gruppen gibt es zwar verschiedene Ausprägungen des Artikelaufbaus. Dennoch lassen sich generelle Aussagen über die jeweiligen Formen treffen.
5.2.4.2.1 Wörterbücher mit Synonymencharakter Die Wörterbücher von Normann (1991) und Bohn (1994) folgen in ihren Wörterverzeichnissen dem Prinzip einer übersichtlichen, aber knappen Mikrostruktur. Ihre Wörterbuchartikel bestehen praktisch aus einem mehr oder weniger langen Lemma, einem eventuell in Klammern folgenden inhaltlichen Zusatz, der das Lemma gegenüber den eingetragenen
–––––––—–– 188
Die Lemmata im Duden (2003) wurden nicht nur auf eine eigene Zeile gerückt und farbig hervorgehoben, sondern auch durch eine eigene Schriftart markiert. 189 Z.B. Hand ...1. Manus ... 2. eine Hand wäscht die andere: ... 3. Tote Hand ... 4. zur Hand gehen ... (Beispiel Umschlagseite). Eine tiefere Untersuchung der lexikografischen Phraseologismenbeschreibung kann im Rahmen der Arbeit nicht durchgeführt werden.
456 kontaktsprachlichen Lexemen präzisieren soll, und einer Entlehnung, oft auch mehreren. Diese inhaltlichen Zusätze können Kurzdefinitionen oder sinnverwandte Wörter, aber auch Referenz- bzw. Fachbereichsangaben sein und stehen bei Normann vor der jeweiligen Entlehnung, auf die sich die Präzisierung bezieht, bei Bohn folgen sie direkt dem Lemma und referieren auf alle angegebenen Kontaktprodukte. Dies ist möglich, da Bohn anders als Normann bei größerer inhaltlicher Abweichung das Lemma noch einmal ansetzt. (s. auch beispielhaft Bohn (1994) in Bild 20) Normann (1991): Abirrung Aberration (S. 9) Abgesang (im altgriechischen Chorlied) Epode (ebd.) abgemessene Menge Dosis, Portion, Ration (ebd.) Bohn (1994):
nachbilden faksimilieren, imitieren, kopieren, rekonstruieren, replizieren [vgl. nachahmen] (S. 95) Zahnbildung (med.) Dentifikation (S. 151) Musterung (Gestaltung) Dekor, Dessin (S. 95) Musterung (Soldaten) Rekrutierung (ebd.)
Wie die Beispiele zeigen, können die inhaltlichen Zusätze nicht so sehr die einzelnen Sprachkontaktprodukte erklären, sondern eher die Nutzer bei ihrer Wahl der Fremdwörter bei Polysemie oder Homonymie des Lemmas vor einem völligen Fehlgriff bewahren. Bohn weist im Vorwort explizit darauf hin, dass sein Wörterbuch nicht zur Erklärung dienen soll und darum eher denjenigen Sprachteilhabern helfen kann, die die eingetragenen Entlehnungen bereits kennen. „Mit diesem Lexikon bleiben Fremdwörter (dennoch) Glückssache.“ (Bohn 1994: 7) Dies trifft im Prinzip auch für Normann (1991) zu, das ebenfalls eher für Kenner der verzeichneten Sprachkontaktprodukte geeignet ist. Beide Arbeiten bieten keine weiteren Formangaben zu den Entlehnungen außer der Schreibung. Auch etymologische und enzyklopädische Angaben werden nicht niedergelegt. Fachbereichsangaben finden sich bei Bohn. Sie dienen der inhaltlichen Präzisierung der Eintragungen. Als paradigmatische Angaben zu einer Entlehnung lassen sich das indigene Lemma und die meist vorhandenen nebenstehenden Entlehnungen deuten. Normann und Bohn verweisen zusätzlich auf weitere Stichwörter ihrer Bücher, die ähnliche Eintragungen liefern.190 Bei Normann sind in einigen Fällen auch Antonyme gegeben. Belege und Beispiele finden sich in den Wörterverzeichnissen nicht. Diese Artikelstruktur rückt die Wörterbücher in die Nähe von kumulativen Synonymiken, nur dass sie sich von ihnen vor allem inhaltlich durch die ausschließliche Verzeichnung von Sprachkontaktprodukten unterscheiden. Die Wörterbücher wirken außerdem wie umgekehrte Verdeutschungswörterbücher, da die niedergelegten Angaben nicht viel weiter gehen als die in Arbeiten früherer Sprachvereine. Nur haben indigenes und kontaktsprachliches Wort die Positionen getauscht. Das mag auch den Autoren nicht entgangen sein. Nicht umsonst wird Normann seinem Buch den Titel Das treffende Fremdwort als Widerpart zu
–––––––—–– 190
Z.B. Zwiespalt Disharmonie, Diskrepanz, Dissonanz, Konflikt, Kontroverse ĺ Zwangslage, Zwiespältigkeit. (Normann 1991: 376).
457
Bild 20: Bohn, R. (1994): Fremdwörterlexikon Deutsch-Fremdwort. Berlin, S. 97
458
Bild 21: Duden. Vom deutschen Wort Fremdwortgebrauch. Mannheim 2003, S. 26.
zum
Fremdwort.
Wörterbuch
zum
richtigen
459 Peltzers Treffend verdeutscht (1971) gegeben haben. Wie die Autoren selbst erkannt haben, können die beiden Wörterbücher kaum der Aneignung neuer Entlehnungen dienen. Normanns Arbeit richtet sich darum auch ganz offen an Kenner und Verwender von Sprachkontaktprodukten. Bohn weist Lernerwünsche zurück.
5.2.4.2.2 Gebrauchsanleitende Wörterbücher Im Gegensatz zu den eben vorgestellten Arbeiten zeichnen sich die Wörterbücher von Meyer (1988), Laudel (1992), Cropp (1999) und Duden (2003) (Bild 21) durch eine ausführlichere Artikelstruktur aus, die neben detaillierteren Bedeutungsangaben auch Form und vor allem pragmatische Hinweise enthält. Diesen Wörterbüchern ist eine inhaltliche und gebrauchsorientierte Kommentierung zu den eingetragenen Entlehnungen auch dann wichtig, wenn zu einem Lemma nur eine Entlehnung angegeben wird. Damit sind diese Arbeiten in ihrer Benutzung gegenüber den oben beschriebenen Werken wesentlich unabhängiger von gewöhnlichen Sprachkontaktwörterbüchern, sie eignen sich nicht nur als Ergänzungsbände. Sie lassen sich auch eher als die anderen als Hilfsmittel zum Erlernen und Anwenden von äußerem Lehngut einsetzen. Wer allerdings ausführliche Formangaben, d.h. vor allem Ausspracheangaben, sowie weiterführende etymologische Daten sucht, muss weiterhin zu den herkömmlichen Wörterbüchern greifen. Der Verzicht auf Herkunftsangaben kann seine Begründung in der relativen Irrelevanz dieser Angaben für den Gebrauch eines Wortes haben.191 Ausspracheangaben wären für die richtige Verwendung von Entlehnungen unter denjenigen, die die Wörter erst kennen lernen, von Vorteil. Der Verzicht auf sie kann aber auch zu einer phonetischen Assimilation von Kontaktprodukten beitragen. Meyer (1988):
abfällig; geringschätzig; abschätzig: despektierlich {sich a. äußern; sich lustig machen oder spöttisch äußern: sich mokieren}{Spottlust: † Mokerie} (S. 9) Abdeckung abnehmbares Verdeck ([Sport]wagen): Hardtop s, m (ebd.)
Laudel (1992):
abfällig despektierlich (lat.) Beispiel: er äußerte sich sehr despektierlich über seinen Vorgesetzten (S. 12) zahlbar in bar per cassa (lat.) wirtsch. (ebd. 407)
Cropp (1999):
abfällig 1. despektierlich (lat.) bei Äußerungen 2. pejorativ (lat.) auch niederträchtig (S. 9) umwandeln 1. metamorphosieren (gr.-lat.) die Gestalt ändern 2. revolutionieren (lat.-fr.) grundlegend ändern (ebd. 358) Nachäffer Mime, der (gr.-lat., Pl. -n) daher: mimen; auch: Schauspieler; „Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze.“ (Schiller) (ebd. 249)
Duden (2003):
abfällig despektierlich (bildungsspr. geringschätzig): eine despektierliche Äußerung; despektierlich über jmdn. reden (S. 26)
–––––––—–– 191
Dass Duden (2003) keine Aussprache-, Betonungs- und etymologischen Angaben enthält, mag seinen Grund auch in verkaufstaktischen Überlegungen zur Abgrenzung vom Duden Fremdwörterbuch haben, das durch das neue Buch nicht überflüssig gemacht werden soll.
460 Zwerg 1. Gnom ([im Volksglauben] zwergenhafter Geist in Haus u. Hof): ein lustiger, ein böser u. tückischer Gnom. 2. Liliputaner (ugs. kleinwüchsiger Mensch) (ebd. 550)
In einem typischen Artikel der zweiten Gruppe „umgekehrter Fremdwörterbücher“ folgt dem (meist) indigenen Lemma ein oder mehrere äquivalente Sprachkontaktprodukte. Sind es mehrere, ist ihre Beschreibung durch Ziffern voneinander getrennt. Bei den beiden früheren Arbeiten wird die präzisierende inhaltliche Erläuterung durch Kurzdefinitionen, Referenzangaben oder spezifizierende sinnverwandte Wörter oft vor die jeweils zu erklärende Entlehnung gesetzt. So ordnet sie Meyer (1988) in den sogenannten Stichwortteil. Die späteren Arbeiten lassen die nicht selten weiträumigen Erklärungsparaphrasen den zu beschreibenden Kontaktprodukten folgen. Dies lässt die Bedeutungspräzisierungen nicht mehr wie Zusätze zu den Lemmata, sondern nach echten Worterklärungen aussehen. Möglich, aber nicht üblich sind kurze enzyklopädische Ausführungen, wenn sie der Bedeutungserläuterung dienen. Vor diesen stehen jedoch zunächst Angaben zum Genus und zur Pluralbildung,192 bei Laudel (1992) und Cropp (1999) auch Hinweise auf die Herkunftssprachen der Entlehnungen. Ausspracheangaben sind nur bei Meyer (1988) üblich, Angaben zur Betonung und zur Worttrennung finden sich jedoch in keiner Arbeit. Die Schreibung der Kontaktprodukte folgt den jeweiligen orthografischen Regelungen. So wird im Duden (2003) die Neuregelung von 1998 berücksichtigt, aber so, wie sie vom Rechtschreib-Duden (Bd.1) und Duden-Fremdwörterbuch (Bd.5) ausgelegt und favorisiert wird. Wo es sich anbietet, haben die Autoren paradigmatische Angaben beigefügt. Besonderen Wert aber haben sie auf die pragmatischen Angaben gelegt. Zu finden sind üblicherweise diatechnische Hinweise, dann auch diaevaluative, diastratische sowie diachronische Markierungen, beim Duden sogar diatopische Zuordnungen, um zu zeigen, ob ein Kontaktprodukt noch verwendet wird, wann und wo es angebracht ist und welche Nuancierungen mit ihm möglich sind. Die Bedeutung der pragmatischen Angaben für diese Bücher kommt am deutlichsten im Duden (2003) heraus, wo sie in der Einleitung ausführlich besprochen wird. Die pragmatischen Angaben lassen diese Wörterbücher in besonderem Maße zu gebrauchsorientierten Nachschlagewerken werden. Diese Ausrichtung unterstützen außerdem die bei dieser Gruppe üblichen Kompetenzbeispiele, welche in vielen, aber nicht in allen Artikeln zu finden sind.193 Sie dienen der Illustration der inhaltlichen und formativen Angaben und können diese teilweise sogar ersetzen. Die Belegbeispiele bei Cropp haben eher unterhaltende Funktion. Ihre Herkunft ist meist nicht nachvollziehbar trotz des dem Verzeichnis angeschlossenen Quellenverzeichnisses.
5.3. Resümee Mit dieser recht ausführlichen Anlage der Wörterbuchartikel sind die Arbeiten der zweiten Gruppe den üblichen Sprachkontaktwörterbüchern zum äußeren Lehngut recht ähnlich. Sie lassen sich eher den semasiologischen, d.h. den Bedeutungswörterbüchern als den onoma-
–––––––—–– 192 193
Eine Ausnahme bildet Duden (2003), das keine grammatischen Angaben vorsieht. Eine Ausnahme ist Meyer (1988).
461 siologischen, also den Begriffswörterbüchern, zu denen Synonymiken gehören, zuordnen. Wie gezeigt, wies die erste Gruppe der „umgekehrten Fremdwörterbücher“ in diese Richtung. Ihr grundsätzlich ähnlicher Lemmaansatz und die Positionierung der Entlehnungen innerhalb der Artikel verbinden aber beide Gruppen, auch wenn sich vor allem im Lemmatisierungsverfahren von Syntagmen Differenzen zeigen. Wie bei den Titeln hat sich auf diesem Gebiet bisher noch keine Standardform herausgebildet. Doch auch die übereinstimmende positive Haltung der Autoren zum Fremdwortgebrauch, ihre Motivation für die Erarbeitung der Wörterbücher, z.B. durch die Darstellung der Funktionen, die Sprachkontaktprodukte im Deutschen ausüben können, sowie die Intention, auf deren Darlegung fast alle Autoren großen Wert legen, rechtfertigt eine gemeinsame Behandlung. Der produktionsorientierte Ansatz dieser Werke bezüglich des Fremdwortgebrauchs im Deutschen lässt vermuten, dass sich bei steigender Kenntnis ihrer Existenz unter den Sprachteilnehmern weitere lexikografische Projekte dieser Form kontaktsprachlicher Wörterbücher annehmen werden. Es kann aber auch sein, dass elektronische Versionen dieser Bücher in elektronischen Synonymiken, insbesondere in online-Nachschlagewerken aufgehen.
6. Teiltypologie für produktorientierte Sprachkontaktwörterbücher aus dem Zeitraum 1945 bis 2007 Auch für die zeitgenössische kontaktsprachliche Wörterbuchlandschaft im deutschsprachigen Raum wird eine klassifizierende Übersicht auf der Basis des kontaktbezogenen Modells der Sprachgeschichtsschreibung und in Anknüpfung an die Abbildung 2 angelegt. Sie soll als typologische Zusammenschau Einblick in die besondere Ausprägung des betrachteten Wörterbuchtyps des einsprachigen produktorientierten polylateralen Sprachkontaktwörterbuchs im Zeitraum 1945 bis 2007 geben. Obwohl das verdeutschende Wörterbuch überflüssiger Anglizismen von Pogarell/Schröder (1999) nicht zu dieser lexikografischen Gruppe gehört, aber in einer exkursiven Untersuchung als Teil des gegenwärtigen puristischen Wörterbuchstranges vorgestellt worden ist, wird es in die Übersicht an passender Stelle eingetragen. Andererseits ist nun auch die Position der elektronischen Wörterbücher mit Beispielen belegt, auch wenn diese Medien in der vorliegenden Arbeit nicht weiter untersucht worden sind. Im Vergleich zur Grafik der Wörterbuchlandschaft des vorigen Zeitabschnittes zeigt die Typologie die Gruppe der Bücher mit fachspezifischer Lemmaauswahl als weniger untergliedert, was ihrer geringen Bedeutung und Differenziertheit in diesem Zeitabschnitt entspricht. Deutlich wird auch die schwache und selektiv-, nicht radikalpuristische, aber hinsichtlich der Lemmaauswahl differenzierte Ausprägung der Wörterbuchgruppe mit Verdeutschungsfunktion, deren ermittelte Exemplare vollständig in die Grafik eingetragen sind. Außerdem erkennbar wird die nicht einmal mehr untergeordnete Rolle erklärendverdeutschender Arbeiten. Dieser Strang existiert nur noch in einem Beispiel. Im Gegensatz dazu steht die in der Grafik durch einige Beispiele angedeutete überragende Dominanz erklärender Wörterbücher. Diese Gruppe lässt sich in Arbeiten unterschiedlichen Lemmaumfangs teilen, dem ein unterschiedliches makro- und mikrostrukturelles Profil
462 entspricht. Unter ihnen nimmt das Deutsche Fremdwörterbuch (1913ff., 2. Aufl. 1995ff.) aufgrund seines diachronen Beschreibungsansatzes, seines Umfangs und seiner Wissenschaftlichkeit eine besondere Stellung ein. Durch Beispiele belegt sind außerdem die Sonderformen der „umgekehrten Fremdwörterbücher“ und solcher Werke mit gewöhnlichen und „umgekehrten“ Verzeichnissen. Damit sind alle drei Formen der Positionierung von Sprachkontaktprodukten in Wörterbuchverzeichnissen in diesem Zeitabschnitt entfaltet. Anhand der gewählten Wörterbuchbeispiele soll in der Typologie außerdem sichtbar gemacht werden, dass der Dudenverlag einen bedeutenden Anteil an der vielseitigen Gestalt produktorientierter polylateraler, allgemeinsprachlich ausgerichteter Wörterbücher ohne Verdeutschungsfunktion besitzt und sich auch damit seine Stellung als herausragende Institution auf dem deutschen Wörterbuchmarkt, ähnlich der von Heyse im 19. Jahrhundert, sichert. Aus der Grafik nicht ablesbar ist die zentrale Position des Duden Fremdwörterbuchs Bd. 5, mit dem das Wahrig-Fremdwörterbuch um den Titel DES deutschsprachigen Fremdwörterbuchs in der gegenwärtigen kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft konkurriert. Ebenfalls nicht zeigen lässt sich, ob und in welchem Maße die Besprechung des Gegenstandsbereiches in den einzelnen Wörterbüchern erfolgt. Auch die inhaltliche und lexikografische Vielseitigkeit der kleinen lemmaschwachen Wörterbücher im Gegensatz zur jeweiligen relativen Homogenität der lemmastarken und der mittelgroßen Werke kann die Typologie nicht darstellen, auch nicht deren Ausnahmebeispiele in der zuletzt genannten Gruppe, die Schüler-Wörterbücher. Außerdem ist der stärkere Ausschluss indigener Lexeme aus den Fremdwörterbüchern dieses Zeitraumes im Vergleich zu früheren Arbeiten, also die konsequentere Trennung indigener von entlehnten und lehngebildeten Lexemen in den Verzeichnissen bei gleichzeitiger Erklärungsfunktion der Nachschlagewerke als Merkmal der Lemmaauswahl nicht berücksichtigt. Als Letztes soll auf den Abbruch der Wörterbuchproduktion der DDR-Arbeiten nach 1990 hingewiesen werden, der sich als historisches Ereignis in einer Typologie nicht darstellen lässt. Hier verweise ich auf die entwicklungsbezogenen Ausführungen in dieser Untersuchung.
SKWB ohne fachspezifische Lemmaauswahl
Pogarell/ Schröder 1999
selektivpuristisch Haarfeld 1949
mit VerdeutVerdt. u. schungsabsicht Erklärung
ohne Verdeutschungsabsicht
Duden GFWB 1994 Dultz 1965
Hitze 1949
Peltzer 1971
DFWB, 2. Aufl. 1995ff.
- kleine Wörterbücher: Junckers Kleinwörterbuch 1965 u.a. - mittelgroße Wörterbücher: Schülerduden 1975 Der kleine Duden 1977 u.a. - große Wörterbücher: Duden FWB Band 5/1960 u.a.
selektivpuristisch selektivpuristisch
u.a.
Bohn 1994 Duden 2003
(in unterschiedl. gleichrangigen Verzeichn.)
(FW im Erklärungsteil)
FW-Lemmata
mit „dt.“ u. FW-Lemmata
(hauptsächlich)
SKWB ohne fachspezifische Lemmaauswahl
Tandem 1997 Duden Korrektur Plus 2001 u.a.
nur „dt.“ Lemmata
(SKWB zum Wortschatz d. Musik, Kirche u.a.)
selektivpuristisch
mit Verdeut- mit Verdeutohne Verdeutschungsabsicht schungsabsicht schungsabsicht
(hauptsächlich)
FW-Lemmata
(hauptsächlich)
SKWB mit SKWB mit fachspezifischer fachspezifischer Lemmaauswahl Lemmaauswahl
FW-Lemmata
Abb. 5: Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen (1945-2007)
TK: tendenzielle Ausprägung der fremdwortpuristischen Anschauung
TK: Intention/Zweck (nach Titel und Vorwort) ohne Berücksichtigung der Ausprägung
TK: Position der Sprachkontaktprodukte im WB-Artikel
TK: Lemmaauswahl: Fach- oder Sonderwortschatz bezogene Lemmaauswahl
Printmedium
Printmedium
TK: Medium
EDV
Polylaterale produktorientierte SKWB des Dt.
Bilaterale produktorientierte SKWB des Dt.
TK: Lemmaauswahl: Anzahl der beteiligten Kontaktsprachen (eine oder mehrere)
EDV
Produktorientierte einsprachige Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen aus der Zeit 1945-2007
Typologiekriterium (TK)
Teiltypologie kontaktsprachlicher Wörterbücher
463
VI Zusammenfassung
In dieser Arbeit sind produktorientierte polylaterale Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen auf der Grundlage des kontaktbezogenen Modells der Sprachgeschichtsschreibung und anhand eines Beschreibungsansatzes untersucht worden, der sich als vordergründig lexikografiezentriert, aber um kultursemiotische bzw. soziokulturelle Fragestellungen erweitert beschreiben lässt und zugleich Wert auf die Erfassung sprachreflexiver und programmatischer Äußerungen vor ihrem jeweiligen gesellschaftshistorischen Hintergrund legt. Die Untersuchungsgegenstände, welche in einer auf vollständige Bestandsaufnahme der in Frage kommenden Wörterbücher abzielenden Bibliografie im Anhang zusammengestellt worden sind, stammen aus der Zeit zwischen 1800 und 2007 und sind einem mehrstufigen, sowohl auf die Entwicklung des Typs und möglicher Subtypen als auch auf einzelne bedeutende Werke fokussierenden Untersuchungsverfahren unterzogen worden. Dieses Vorgehen sollte ein differenziertes Bild der untersuchten Wörterbuchgruppe ermöglichen, wurde aber auch aufgrund der großen Menge der ermittelten Arbeiten notwendig – die Bibliografie enthält 434 ermittelte Werke samt ihrer Auflagen. Die erkenntnisleitenden Fragestellungen lauteten dementsprechend: 1. Wer verfasst unter welchen Umständen für wen, wie und zu welchem Zweck ein Fremdwörterbuch? 2. Wie verändert sich durch die Zeit der theoretische Umgang der Fremdwortlexikografen mit dem Gegenstand ihrer Arbeit, d.h. mit dem Phänomen des Fremdwortes als Resultat interlingualer Kontakte und seinen Ausprägungen in der deutschen Sprache? Im Folgenden werden – anders als in den gesellschafts- wie sprachkontaktlexikografisch begründet jeweils rund 70 Jahre umfassenden Kapiteln III bis V – in einer periodenübergreifenden Darstellung die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung getrennt nach den zwei übergeordneten Fragenkomplexen vorgestellt. Auf einzelne Werke wird dabei nur noch ausnahmsweise eingegangen, und zwar dann, wenn sie für die Entwicklung und die Ausprägung des Wörterbuchtyps von besonderer Bedeutung sind.
1. Produktorientierte polylaterale Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen zwischen 1800 und 2007 Sprachkontaktlexikografisch beginnt das 19. Jahrhundert mit der Veröffentlichung zweier für die ab 1800 untersuchte Entwicklung des betrachteten Wörterbuchtyps bedeutender
466 Arbeiten. Es handelt sich um J.H. Campes als epocheeinleitend beurteilte1 sogenanntes Verdeutschungswörterbuch (1801) und um J.C.A. Heyses, das gesamte 19. Jahrhundert und darüber hinaus vielfach publizierte und darum zu den erfolgreichsten Arbeiten des untersuchten Typs überhaupt zählende Allgemeine Fremdwörterbuch (1804). Hier sollen zunächst einerseits die für die Entwicklung des Wörterbuchtyps einflussreichen und vorbildhaften Merkmale der beiden Bücher vorgestellt werden. Andererseits sind auch die besonderen Kennzeichen der Werke zu zeigen. Campes Wörterbuch ist innerhalb der deutschen produktorientierten Sprachkontaktwörterbuchlandschaft bis heute herausragend, weil es 1. das Ergebnis einer langjährigen, durch verschiedene Publikationen des Autors nachvollziehbaren Tätigkeit ist. Selten ist ein Buch so lange auch öffentlich vorbereitet worden. Außerdem beruht es 2. auf einem früh vorliegenden detaillierten Programm zur Bereicherung und Reinigung der deutschen Sprache, das Campes Vorstellungen von Sprache im Allgemeinen und des Deutschen im Speziellen zeigt und sein Eingreifen in den zeitgenössischen deutschen Sprachgebrauch rechtfertigt. Die von Campe erkannten verschiedenen Formen von Verdeutschungen werden in einer für deutsche Sprachkontaktwörterbücher einmalig ausführlichen Einleitung des Wörterbuches systematisch vorgestellt. Durch die Umsetzung des Programms im Wörterverzeichnis verfolgt Campe 3. seine sehr weitgehenden puristisch-aufklärerischen Ziele auf eine für deutsche kontaktsprachliche Wörterbücher ungewöhnlich diskutierende und dabei ausgeprägt appellierende Art, die auch die wenig standardisierte Mikrostruktur verursacht. Dementsprechend lässt sich das Buch als ein einziger vorläufiger puristischer Diskussionsbeitrag interpretieren. Zugleich legt dieses Buch 4. Zeugnis über den Stand der zeitgenössischen puristischen Diskussion ab. In diesem Zusammenhang lassen 5. die in den Artikeln häufig, wenn auch nicht systematisch niedergelegten Belegangaben über die verzeichneten Lexeme, vor allem aber über die gesammelten und gebildeten Ersetzungsvorschläge einen für deutsche produktorientierte Sprachkontaktwörterbücher ungewöhnlich tiefen Einblick in die Quellenbasis des Wörterbuches zu. Ähnliches ist nur noch in den Arbeiten von Sanders (1871), Kehrein (1876) und im Deutschen Fremdwörterbuch (1913–1988) ermittelt worden. 6. fällt Campes Werk durch die von anderen in dieser Form und diesem Umfang nicht wiederholte Verdeutschungsliste auf. Auch die „umgekehrten“ Verzeichnisse des späten 20. Jahrhunderts unterscheiden sich strukturell und insbesondere funktional von Campes Auflistung von Verdeutschungsvorschlägen. Vorbildhaft wird Campes Wörterbuch sicherlich 1. durch seine Verknüpfung der Absicht zu verdeutschen und zu erklären, wobei in ihm der Schwerpunkt auf der Verdeutschungsfunktion liegt. Campe führt dieses Konzept maßgeblich ein. Er introduziert zudem 2. den Kurztitel ‚Verdeutschungswörterbuch’, der von einer Reihe von auf Campe direkt folgenden Lexikografen wie auch von vielen Wörterbuchautoren der Jahrhundertwende bis 1945, zum Teil auch in abgewandelter Form, aufgegriffen wird. Nicht selten geschieht dies mit explizitem Bezug auf Campe. Campe fokussiert daneben 3. nun unter ausdrücklich sprachlicher, nicht enzyklopädischer Perspektive ausschließlich und mit einer möglichst breiten, synchronen Lemmaauswahl auf das äußere Lehngut, wodurch das Verhältnis des Wörterbuchtyps zum allgemeinen deutschen (Sprach-)Wörterbuch als Ergänzungsbuch bekräftigt
–––––––—–– 1
Vgl. diese Einschätzung z.B. bei Jones (1977), Kirkness (1984, 1988, 1990), Kühn /Püschel (1990).
467 wird. Dabei zeigt Campe 4. wenig Interesse an ausdruckseitigen und etymologischen Angaben. Dieses Interesse verstärkt sich zwar bei anderen Lexikografen allmählich. Es bleibt aber marginal unter Verfassern puristischer Wörterbücher. Aufgegriffen wird 5. auch Campes Begründung seines lexikografischen Engagements, das sich aus der Unzufriedenheit mit den vorhandenen Wörterbüchern herleitet. Diese Begründung findet sich neben dem Hinweis auf die schnelle Entwicklung innerhalb des entlehnten und lehngebildeten Wortschatzes sehr häufig. Noch mehr als Campes Arbeit wird Heyses Wörterbuch ein Werk, an das sich nachfolgende Bücher annähern wollen, das sie überflügeln sollen, von dem sie sich aber auch abzugrenzen wünschen. Vorbildhaft bzw. in vielen nachfolgenden Arbeiten ebenfalls nachweisbar wird, dass das Wörterbuch 1. nicht auf einem zuvor entwickelten und öffentlich besprochenen Programm zum Umgang mit Sprachkontaktprodukten im Deutschen beruht. Es versteht sich aber als praktischen Beitrag zur Fremdwortdiskussion. Dementsprechend legen 2. sowohl Heyse als auch die späteren Bearbeiter kaum Gewicht auf eine wörterbuchinterne theoretische Auseinandersetzung mit Sprachkontaktprodukten, weder im Vorwort noch in den Artikeln. Arten und Funktionen von Entlehnungen sowie die Ursachen von Entlehnungsvorgängen werden vergleichsweise wenig besprochen. Auch Formen von Verdeutschungen werden nicht theoretisiert. Dennoch ist Johann Heyses lexikografische Tätigkeit wie die seiner Nachfolger 3. mit ihren Vorstellungen über die deutsche Sprache, insbesondere mit den Überlegungen zum Wissen über das Deutsche und seinen richtigen Gebrauch verknüpft. So sind die Autoren kaum an unverzüglichen und durchgreifenden Änderungen des Sprachgebrauchs interessiert, schon gar nicht aus politischen Gründen. Stattdessen soll das Buch die Beherrschung der kommunikativen Möglichkeiten im Deutschen fördern. Eine solche Erklärung findet sich zwar inhaltlich, aber selten so explizit auch in Arbeiten anderer Personen. Hintergrund für dieses Wörterbuchprofil ist unter anderem 4. eine im Vergleich zu Campe wesentlich gemäßigtere puristische Einstellung gegenüber Sprachkontaktprodukten. Mit ihr werden Verdeutschungsbestrebungen wohlwollend unterstützt, zugleich wird aber auch vor Übertreibung gewarnt und letztlich die Entscheidung über Gebrauch oder Vermeidung jedem Einzelnen überlassen. 5. besitzt das Wörterbuch im Vergleich zu Campes Arbeit eine wesentlich ausgeprägtere sprachliche Orientierungsfunktion. Es zielt nicht auf eine Auseinandersetzung zwischen Sprachpflegern ab. Das Buch bietet 6. in einer knappen und möglichst neutral anmutenden Weise sprachliche inklusive enzyklopädische Daten für ein möglichst breites Publikum, so dass es bei Fragen des Verständnisses, der Vermeidung, aber auch des Gebrauchs von Sprachkontaktprodukten und schwierigen Wörtern während und nach der Schulzeit hilfreich sein kann. Diese breite Funktionsbestimmung trägt neben der immer größer werdenden Datenmenge wesentlich zum langjährigen Erfolg des Buches bei. Das Heyse-Wörterbuch wird 7. aufgrund seines normativen Charakters hinsichtlich der Schreibung und Lautung von Sprachkontaktprodukten erheblichen Einfluss auf den restriktiven Assimilationsverlauf des deutschen äußeren Lehnguts ausgeübt haben. Dies wird durch die Benutzung des Buches als Vorlage für andere lexikografische Arbeiten einerseits, durch den Gebrauch desselben in der Sprachgemeinschaft andererseits erfolgt sein. Schließlich wird 8. auf Belegangaben, auch bei Verdeutschungsvorschlägen, kein Wert gelegt. Die Wörterbuchbasis lässt sich darum schlecht ermitteln. Wenig vorbildhaft wurde dagegen die spätestens seit der 8. Auflage durch Karl Heyse eingebrachte diachronische Dimension des Wörterbuches. Überhaupt ist die erkennbar
468 sprachpädagogisch linguistische Einbettung der Wörterbucharbeit eher selten so ausgeprägt wie bei diesem Buch. Nur selten trifft man in der Kontaktlexikografie auch auf eine so erfolgreiche Nachfolgeregelung, durch die das Buch rund 120 Jahre lang erhältlich bleibt. Seit der Veröffentlichung von Campe (1801) und Heyse (1804) entstehen im deutschsprachigen Raum kontinuierlich produktorientierte Sprachkontaktwörterbücher. Der markanteste Anstieg von Erst- wie auch Folgepublikationen ereignet sich innerhalb des 1. Weltkrieges. Die Jahre 1915/16 zeigen sogar die einzige deutliche Kumulation im gesamten betrachteten Zeitraum 1800–2007. Diese Gegebenheit muss mit dem gesteigerten Nationalismus in dieser Zeit und den Erwartungen der Lexikografen an die Wirkungen des Krieges auf das Sprachempfinden der Bevölkerung verknüpft werden. Danach wird das Wörterbuchangebot immer geringer, bis zum Ende des 2. Weltkrieges (1944/1945) von einer Publikation völlig abgesehen wird. Dieser Krieg wird sprachkontaktlexikografisch also deutlich anders begleitet als der erste. Der Umstand ist sicherlich auf die existenziell schwierige Lage der Menschen im deutschsprachigen Raum in den 1940er Jahren, aber auch auf die Haltung der nationalsozialistischen Führung zum Fremdwortgebrauch zurückzuführen. Die entstandene Publikationslücke bildet den einzigen deutlich erkennbaren Bruch in der kontaktsprachlichen Publikationsgeschichte.2 Nach 1945 kommt die Wörterbuchproduktion jedoch schnell wieder in Gang. Nach der hier als lexikografische Aufbaujahre bezeichneten Zeit bis 1958 werden acht bis vierzehn Arbeiten pro Jahr veröffentlicht. Die zeitliche Beschränkung der lexikografischen Tätigkeit von Autoren und Verlagen trägt ebenfalls zur beobachteten Zäsur 1944/45 bei. Sie ist aufgrund der Einmaligkeit des Engagements vieler Beteiligter jedoch kaum augenfällig. Insgesamt sind sehr viele Personen (462 bibliografisch erfasst) und Institutionen (434 bibliografisch erfasst) an der Verbreitung des Wörterbuchtyps beteiligt. Es hat sich gezeigt, dass sich bei den meisten von ihnen kaum mehr als die Namen ermitteln ließen. Zur beruflichen und sozialen Zusammensetzung der Autoren kann aber tendenziell festgehalten werden, dass die Mehrheit der Arbeiten von sprachlich interessierten, aber nicht professionellen Lexikografen mit meist akademischem Hintergrund erstellt worden ist. Auffällig ist die herausragende Stellung der vorrangig philologisch und pädagogisch geprägten Familie Heyse als Wörterbuchautoren, deren Präsenz das ganze 19. Jahrhundert hindurch reicht. Innerhalb der besonders engagierten Verlagshäuser sticht der Verlag des ADSV hervor, der zwischen 1885 und 1940 viele fach- bzw. berufsspezifische Verdeutschungsbücher erstellen lässt. Die Aktivitäten des Verlages werden von vielen, meist aus den jeweiligen Fächern stammenden Mitgliedern des Vereins getragen. Als Zentren kontaktsprachlich lexikografischer Tätigkeit nach 1945 bilden sich die beiden Bibliografischen Institute in Mannheim, später Dudenverlag, und Leipzig heraus. Ihre Produkte entstehen jeweils als ausdrückliche Gemeinschaftswerke durch die Zusammenarbeit von professionellen Lexikografen mit Fachleuten und bauen jeweils aufeinander auf. Hinsichtlich der Auflagenentwicklung zeigt sich in allen drei betrachteten Zeitabschnitten eine relativ konstante Verteilung zwischen einmal und mehrmals publizierten Arbeiten. Es dominieren in allen Perioden die nur einmal erschienenen Exemplare mit je-
–––––––—–– 2
Solche Brüche konnten für die Jahre 1848, 1870/71, 1914, 1919 und 1990 nicht nachgewiesen werden. Erwähnenswert ist aber, dass Arbeiten aus der DDR mit einer Ausnahme nach 1990 nicht weiter herausgegeben werden.
469 weils 42/56/52 %. 10 und mehr Auflagen erreichen 13/5/8 % der Bücher. Sie gehören in der Regel zu den Büchern mit einem Lemmaumfang von mindestens 10.000 Stichwörtern und erklärender bzw. erklärend-verdeutschender Funktion. Seit Campe (1801) gibt es Sprachkontaktwörterbücher mit einem Lemmavolumen von über 10.000 Stichwörtern. Einige Lexikografen erweitern ihr Lemmaangebot sogar so sehr, dass sich zum Ende des 19. Jahrhunderts Bücher mit wenigen Hundert und bis zu 100.000 Stichwörtern gegenüberstehen. Die Zeit des 1. Weltkriegs, des Nationalsozialismus und die Nachkriegsjahre zeichnen sich dagegen durch Abwesenheit großvolumiger und eine geringe Zahl mittelstarker Werke (zwischen 10.000 und 30.000 Lemmata) aus. Bereits seit 1877 und bis 1950 dominieren die schmalen Arbeiten, so dass diese Jahre als von anderen deutlich abgrenzbare Periode der lemmaschwachen Wörterbücher bezeichnet werden können. Die Publikation neuer großvolumiger Arbeiten beginnt erneut in den 1950er Jahren. Aber erst seit 1994 gibt es (neben dem Sonderfall Deutsches Fremdwörterbuch 1913–1988) mit dem Großen Fremdwörterbuch von Duden wieder ein Werk, das im Umfang mit den großen Arbeiten vom Ende des 19. Jahrhunderts konkurrieren kann. Im Zusammenhang mit der Betrachtung der Lemmaauswahl der erfassten Wörterbücher hat sich eine Aufteilung der Arbeiten in drei Gruppen als sinnvoll erwiesen: 1. Werke mit fachlich breitgefächerter, aber auf Sprachkontaktprodukte spezialisierter Lemmaauswahl stellen in allen betrachteten Perioden, besonders aber vor 1870/71 und nach 1945 die größte Gruppe. Eine gewisse fachliche Schwerpunktbildung, insbesondere auf den Wortschatz des Handels, ist möglich. 2. Durch die Existenz von Sprachkontaktwörterbüchern mit zusätzlichem indigenen Wortanteil kennt die deutsche Wörterbuchlandschaft mindestens bis zum Ende der Weimarer Republik Nachschlagewerke schwerer Wörter oder Fremd-Wörterbücher. Bemerkenswerterweise bemühen sich die Autoren der gegenwärtigen Arbeiten deutlich stärker als zuvor darum, indigenes Wortgut aus ihren Stichwortreihen auszuschließen. 3. Zwischen Mitte der 1880er und 1940 tritt die Wörterbuchgruppe mit einzelfachbezogener Stichwortauswahl quantitativ wie qualitativ markant hervor. Ihr Anteil am Gesamtangebot dieses Zeitraums ist mit ca. 45% (88) im Vergleich zu den Perioden davor und danach sehr hoch. Ihre intentionale Ausrichtung ist auffällig auf Verdeutschung fokussiert und die behandelten Fachwortschätze erweitern sich deutlich. Diese Ausprägung in der dritten Gruppe stellt einen herausragenden Unterschied zur kontaktsprachlichen Wörterbuchlandschaft vor 1870/71 und nach 1945 dar. Als makrostrukturell ebenfalls interessant erwies sich die Platzierung des entlehnten Wortschatzes innerhalb der Wörterbuchartikel der verschiedenen Bücher. Die überwiegende Mehrheit der untersuchten Werke zeigt das durch sie beschriebene kontaktsprachliche Wortgut prototypisch als Lemmata. Andererseits führt eine kleine Zahl von Arbeiten durch indigene oder stark ins deutsche Sprachsystem integrierte Wörter zu äußeren Entlehnungen, die sich nun im Beschreibungsteil befinden. Auch hier stehen die Eigenschaften des Lehnguts im Mittelpunkt des Beschreibungs- und Suchinteresses. Die Arbeiten werden in dieser Untersuchung „umgekehrte Fremdwörterbücher“ genannt. Sie werden insbesondere seit Mitte der 1980er Jahre publiziert. Die Untersuchung hat zwei Subtypen zum Vorschein gebracht: eine Inhalt kommentierende, gebrauchsanleitende semasiologische und eine nicht erklärende, sondern sammelnde onomasiologische Variante. Beiden Typen gemeinsam ist eine grundsätzlich funktionsorientierte Haltung zum Gebrauch von Sprachkontaktprodukten.
470 Erwartungsgemäß richten sich die einzelfachspezifischen Wörterbücher an am Sachgebiet interessierte Laien, aber auch an in ihrem Beruf mit ihm konfrontierte Professionelle. Die Arbeiten ohne spezifische Lemmaauswahl besitzen im gesamten betrachteten Zeitraum in der Regel auch keinen spezifischen Adressatenbezug. Sehr selten, wie in den beiden explizit an Schüler gerichteten Wörterbüchern der Gegenwart, fokussieren die Lexikografen auf einen besonderen Benutzerkreis. Eher werden einzelne Gruppen aus dem allgemeinen Adressatenkreis herausgehoben. Dies sind im gesamten Zeitraum insbesondere in der Wirtschaft Tätige, Zeitungsleser, Studenten und Schüler. Offensichtlich sollen die Bücher gerade ihnen zur selbstständigen Wissenserweiterung oder als Hilfsmittel bei ihrer beruflichen Tätigkeit dienen. Auffällig ist, dass sich zwischen 1870/71 und 1945 die Ansprache an Fremdwortgegner sowohl in den allgemeinen als auch in den fachspezifischen Büchern häuft. In den Werken von vor 1870/71 geschieht dies seltener, oft implizit und meist nicht ausschließlich, in den Arbeiten aus der Zeit nach 1945 noch weniger. Interessant ist außerdem die deutlich erkennbare gesellschaftshistorische Prägung der Adressatenbeschreibung, in der sich ständisches, großdeutsches, nationalsozialistisches, kommunistisches Denken andeutet. Im Rahmen der entwicklungsgeschichtlichen Untersuchung liegt ein besonderes Augenmerk auf der funktionalen bzw. intentionalen Ausprägung des Wörterbuchtyps. Es sollen Aufkommen und Entwicklung von diesbezüglich festzustellenden Subtypen ermittelt werden. Hier erwies sich eine Dreiteilung in 1. Wörterbücher zur Verdeutschung und Erklärung, 2. Arbeiten zur Verdeutschung und 3. Werke, die auf die Erklärung fokussieren, als sinnvoll. Die Titel ‚Verdeutschungs-’ bzw. ‚Fremdwörterbuch’ konnten dabei nicht pauschal zu bestimmten Funktionen geordnet werden. Eine differenziertere Typisierung, z.B. nach Zugehörigkeit zu bestimmten fremdwortdiskursiven Gruppen, in normative bzw. deskriptive oder in diachron bzw. synchron ausgestaltete Arbeiten zeigte sich als unzweckmäßig oder nicht durchführbar. Es wurde aber eine Gruppierung in Bezug auf die Haltung der Lexikografen zu einer radikalen, selektiven oder gar keiner Entfernung äußeren Lehnguts versucht. Sie ist in den die Kapitel III bis V abschließenden typologischen Grafiken niedergelegt. Die Entwicklung der untersuchten deutschsprachigen Kontaktwörterbuchlandschaft ab 1800 beginnt mit Werken, in denen die zwei grundsätzlichen Ziele, eine erklärende und eine verdeutschende Besprechung des verzeichneten Wortschatzes zu liefern, verknüpft werden. Aus dieser Gruppe stammen auflagen- und/oder einflussreich gewordene Arbeiten wie Campe (1801), Heyse (1804) und Petri (1806). Die Gruppe wird um die Wende zum 20. Jahrhundert immer kleiner und verschwindet dann. Das hängt mit der radikaler werdenden Positionierung der zeitgenössischen Lexikografen für oder gegen eine Erklärung bzw. Vermeidung des zu verzeichnenden Wortschatzes zusammen, was sich lexikografisch in eine Entscheidung gegen polyfunktionale Werke niederschlägt. Dies wiederum ist vor dem Hintergrund der radikaler werdenden politischen Verhältnisse seit der Jahrhundertwende zu sehen. Wörterbücher mit Doppelfunktion – strukturell eine heterogene Gruppe – sind demnach ein Phänomen der deutschsprachigen Kontaktwörterbuchlandschaft des 19. Jahrhunderts. Nach 1945 wird das Konzept der Verdeutschung von Entlehnungen aufgrund seiner politischen Dimension überhaupt fragwürdig. Das schließt eine zumindest offizielle Mehrfachfunktion von Nachschlagewerken als Vermeidungs- und Erklärungshilfe bis heute aus. Die frühen Wörterbücher mit Verdeutschungsfunktion, Werke, die den Nutzern für entlehntes äußeres Wortgut alternative Lexeme mit indigener äußerer Form bereitstellen
471 sollen, entstehen vor allem in den 1810er bis 1830er Jahren. Sie finden kaum Verbreitung. Nicht jedes Buch lässt sich zudem als zwingend puristisch deuten, denn Verdeutschung muss nicht immer Verdrängung, sondern kann auch ein Hinweis auf den Sprachwörterbuchcharakter der Arbeit sein. Außerdem heißen nicht alle puristischen Nachschlagewerke ‚Verdeutschungswörterbuch’. Mit Beginn der 1880er Jahre steigt die Zahl dieser Werke erheblich an und erreicht bis 1945 einen Anteil von ca. 40 % (81) aller ermittelten Neuerscheinungen der zweiten Periode. Die Arbeiten besitzen eine bewusst reduzierte Mikrostruktur, die auf die angegebenen Verdeutschungen fokussiert. Ihre Erstellung geschieht nun außerdem aus offensichtlich puristischen, insbesondere fremdwortideologischen Gründen. Angeregt wird die steigende lexikografische Tätigkeit durch die amtlichen Erlasse zur Verdeutschung aus den 1870er Jahren, die Institutionalisierung des Fremdwortpurismus in Form der Gründung des ADSV 1885/86 sowie durch den 1. Weltkrieg. Sein Ausbruch löst eine Welle von Neuerscheinungen aus, die ausschließlich dieser Gruppe zuzuordnen sind und deren Autoren ihre Arbeiten als Beiträge zum Kampf an der sprachlichen Front verstehen. Der Machtwechsel 1933 und der Beginn des 2. Weltkrieges provozieren dagegen kein gesteigertes puristisches Engagement. Spätestens mit Ende des 2. Weltkrieges spielen Verdeutschungswörterbücher sogar nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Die (seit 1999) aktuelle Ausprägung puristisch-verdeutschender Sprachkontaktlexikografie besitzt zwar strukturell erkennbare Ähnlichkeiten mit den Büchern der Kaiserzeit, zeichnet sich aber durch eine Konzentration der Lemmaauswahl auf Anglizismen aus, ist also nicht polylateral. Angesichts eines erfolgreichen Buches lässt sich m.E. noch nicht von einem neuen lexikografischen Purismus sprechen. Wenn auch mit unterschiedlicher Deutlichkeit bildet in allen drei betrachteten Zeiträumen die Gruppe der Sprachkontaktwörterbücher zur Erklärung die größte unter den funktional unterschiedenen Arbeiten. Bemerkenswert ist die zeitliche Verteilung insbesondere neuer Veröffentlichungen. Es gibt Publikationslücken zur Zeit des 1. und 2. Weltkrieges. Während die erste Lücke durch Verdeutschungsbücher gefüllt wird, ist die zweite Teil der festgestellten Zäsur. Zu ihr trägt bei, dass die Wörterbuchlandschaft des dritten Abschnittes (1945–2007) fast gänzlich aus erklärenden Büchern besteht, was sie von den Verhältnissen der rund 150 Jahre zuvor markant unterscheidet. – Die 9 Wörterbücher aus der DDR sind sogar zu 100 % erklärende. – Das heißt jedoch nicht, dass sie sich durch Homogenität auszeichnet. Neben den als typisch eingestuften Arbeiten zur Beschreibung von formativen und semantischen Eigenschaften standard- und bildungssprachlich verbreiteter Entlehnungen konnte einerseits eine Reihe von Sonderformen ermittelt werden, unter anderem die „umgekehrten Fremdwörterbücher“ und unterhaltende Bücher. Unter den „typischen“ Arbeiten lassen sich andererseits stärkere Standardisierungstendenzen innerhalb der mikrostrukturellen Beschreibung des verzeichneten Lehnguts und des Buchdrucks erkennen, was eine Gruppierung insbesondere nach makrostrukturellen Eigenschaften ermöglicht hat: Ein bestimmter Lemmaumfang führt bzw. verpflichtet heute zu einem bestimmten mikrostrukturellen Profil. Alle Bücher verbindet das Ziel, Hilfe bei der selbstständigen Aneignung von Wissen über entlehntes Wortgut bereitzustellen, das die Nutzer aufgrund der großen Zahl der vorhandenen Lexeme, nicht selten auch wegen deren fachlichen Gebundenheit nicht in Schule, Studium oder anderen Bildungseinrichtungen erlangt haben, aber für ihre beruflichen Tätigkeiten, bei der Lektüre oder im schulischen oder universitären Bereich gebrauchen können, sei es rezeptiv, sei es produktiv. Eines der gegenwärtig erfolgreichsten Sprachkontaktwörterbücher dieser Art ist das Duden Fremdwörterbuch
472 Band 5 (1960). Es hat – wie Heyse (1804) für das 19. Jahrhundert – zentrale Bedeutung für die heutige deutschsprachige Kontaktwörterbuchlandschaft. Der in der Öffentlichkeit übliche Name für ein produktorientiertes polylaterales Sprachkontaktwörterbuch im Deutschen ist ‚Fremdwörterbuch’. Die früheste ermittelte Verwendung dieser Bezeichnung als Titel findet sich auf der 4. Auflage von Heyses Allgemeinem Fremdwörterbuch von 1825. Obwohl parallel zum puristischen Ausdruck ‚Fremdwort’ entstanden, wird sie bis in die 1880er Jahre universal eingesetzt. Die bereits bei Campe (1801) nachgewiesene Bezeichnung ‚Verdeutschungswörterbuch‘ wird zunächst zwar ebenso vielseitig, jedoch deutlich seltener als Titel gebraucht, bis sie im Rahmen der in den puristischen Wörterbüchern von Dunger (1882), Sanders (1884) und Sarrazin (1886) ausgetragenen Diskussion um die Inhalte und Funktionen von verdeutschenden und erklärenden kontaktsprachlichen Nachschlagewerken dem ‚Fremdwörterbuch‘ gegenübergestellt wird, wodurch beide Namen nun typenmarkierend wirken. Besonders anschaulich nachvollziehbar wird dies in Daniel Sanders’ Fremdwörterbuch (1871) und Verdeutschungswörterbuch (1884), die er mit einem jeweils entsprechenden Profil erarbeitet. Seit 1945 scheint die Bezeichnung ‚Verdeutschungswörterbuch’ jedoch mit einem Tabu belegt. Der Titel ‚Fremdwörterbuch’ findet dagegen breite Anwendung. Wie im 19. Jahrhundert tritt er oft in Verbindung mit Informationen zu Inhalt, Zweck, Verlag und Autor des jeweiligen Buches auf. Seit Ende der 1950er Jahre ergänzt die Bezeichnung ‚Fremdwörterlexikon’ das Benennungsrepertoire. Sie stellt keinen Hinweis auf vermehrte enzyklopädische Angaben dar. Sie dient bei den großen Arbeiten, insbesondere in der gegenwärtigen Kontaktlexikografie, eher zur Abgrenzung vom Duden Fremdwörterbuch Band 5. Sie ist aber besonders unter den mittelstarken Werken verbreitet. Die kleineren Arbeiten zeigen, wie schon inhaltlich, die größte Varianz in ihrer Titelauswahl.
2. Der Fremdwortdiskurs in produktorientierten Sprachkontaktwörterbüchern des Deutschen zwischen 1800 und 2007 Die meisten Autoren kontaktsprachlicher Wörterbücher zwischen 1800 und 2007 zeigen in ihren Werken wenig Interesse an einer theoretischen Auseinandersetzung mit Produkten interlingualer Kontakte. Falls es eine solche gibt, wird in knapper, unsystematischer Weise, meist in den Vorworten der Bücher, auf den Begriff ‚Fremdwort’, auf verschiedene Formen und Funktionen von Entlehnungen und auf Ursachen von Entlehnungsprozessen sowie eventuelle Ersetzungsregeln eingegangen. Am ehesten finde sich eine kurze und sehr allgemein gehaltene Empfehlung zum Umgang mit äußerem Lehngut, die sich als mäßiger und adressatengerechter Einsatz von vor allem solchen Entlehnungen, für die es nach Ansicht der Autoren keine (guten) indigenen Entsprechungen gibt, zusammenfassen lässt. Oft ist aber nicht einmal eine solche Gebrauchsregel niedergelegt. Deswegen sind viele der ermittelten Wörterbücher hinsichtlich der Wertung ihres Gegenstandsbereiches als relativ neutral eingestuft worden. Besonders positiv oder negativ wertende Äußerungen unterliegen einer gewissen Zeitgebundenheit. Sie hängen mit der Ausprägung und der gesellschaftlichen Akzeptanz nationalistischen bzw. weltoffenen sprachbezogenen Denkens zusammen. Zu der kleinen Gruppe von Lexikografen, die sich in ihren Wörterbüchern intensiver mit
473 den Phänomenen der Sprachkontaktes beschäftigt, gehören Campe, Sanders, Dunger und die Bearbeiter der Duden-Wörterbücher. In der Periode 1800–1870 werden unter Fremdwörtern – wenn dieser Begriff überhaupt benutzt wird – aufgrund eines diachronen, auf die äußere Form fokussierten Sprachverständnisses in der Regel Wörter und Wortbestandteile gefasst, die aus anderen Sprachen übernommen worden sind und nun im Deutschen Verwendung finden. Sie werden nicht als Bestandteile des deutschen Wortschatzes betrachtet, weshalb auch viel häufiger von im Deutschen benutzten fremden Wörtern und Ausdrücken die Rede ist. Eine Differenzierung in Subklassen findet nur in wenigen Wörterbüchern statt (z.B. bei Campe 1801, Heyse 1804 in Auflagen von Karl Heyse). Inneres Lehngut wird nicht als Sprachkontaktprodukt verstanden. Seine Bildung empfehlen bzw. akzeptieren puristisch orientierte Lexikografen als Mittel zur sprachlichen „Reinigung“ neben der Verwendung bereits gebrauchter oder zu reaktivierender Lexeme. Dies geschieht je nach Radikalität der Vorstellungen über erreichbare Sprachreinheit in unterschiedlichem Maße. Weitgehend anerkannt ist der Gebrauch von Entlehnungen bei Bezeichnungslücken, in fachsprachlichen Texten oder wenn es sich um bereits assimilierte, allgemein verständliche Lehnwörter handelt. Als mögliche Funktion wird vor allem von positiv eingestellten Autoren (z.B. Kaltschmidt 1843, Brinkmeier/Müller 1850) vor allem der definitorische Nutzen von Lexemen in fachsprachlichen Texten, als Entlehnungsursache der internationale Kontkat erkannt und anerkannt. Die Bewertung von Sprachkontaktprodukten spielt sich zwischen 1800 und 1870 in einer Bandbreite ab, die von funktionsorientiert-fremdwortbejahend (z.B. bei Kaltschmidt 1843) bis nationalistisch-radikalpuristisch (z.B. bei Brugger 1855) reicht. Am üblichsten ist ein gemäßigter Purismus, der sich auf den nichtfachlichen Sprachgebrauch bezieht und sich gegen eine übermäßige Verwendung von Sprachkontaktprodukten bei gleichzeitiger Warnung vor Übertreibung bei Verdeutschungsversuchen wendet. Dabei wird, wenn überhaupt, sprachstrukturell (mangelnde Strukturgemäßheit von Entlehnungen, geringere Verbreitung im Sprachgebrauch und Vorhandensein alternativer Ausdrücke als Begründungen für die Forderung nach ihrer Vermeidung, z.B. beo Canpe 1801, Heyse 1804, Petri 1806, Kiesewetter 1941), sprachkritisch (Kritik an einem legeren Kommunikationsverhalten, z.B. bei Kiesewetter), sprachideologisch (Wunsch nach Stärkung des nationalen Bandes zwischen den Deutschsprachigen und Verständnis für eine auch Sprache einbeziehende antifranzösische Einstellung bei Warnung vor nationaler Hetze, z.B. bei Heyse, Petri 1806,; radiakler bei Brugger 1855) und pädagogisch-sprachsoziologisch (angemessener Umgang mit Entlehnungen und Verdeutschungen, um die (internationale, vor allem aber) nationale Kommunikation nicht zu behindern bzw. sie zu verbessern und die Verbreitung von Wissen zu fördern, z.B. bei Campe 1801, Heyse 1804, Kaltschmidt 1843) argumentiert. Campes ausführliche und differenzierte theoretische Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Fremdwortpurismus und dessen Gegenstand einerseits, seine ungewöhnlich weitgehenden praktischen Vorschläge zur Reinigung andererseits sind dagegen Beispiele für eine eher untypische wörterbuchinterne metasprachliche Beschäftigung zwischen 1800 und 1870. Zwischen 1870/71 und 1945 verwenden die Lexikografen nun regelmäßig, wenn auch meist unreflektiert, den Begriff ‚Fremdwort’. In der Bewertung von Sprachkontaktprodukten und deren Begründung zeigt sich aber eine stärkere Polarisierung, als sie in der Zeit vorher zu erkennen war. Sielässt sich ebenfalls zu den deutlicher abgegrenzten Subgruppen von Wörterbüchern ins Verhälntis setzen.
474 Der Hauptteil der Autoren von erklärenden Sprachkontaktwörterbüchern stellt Alternativen zu Verdeutschungsbüchern bereit, ohne sich an der spätestens seit der Gründung des ADSV lebhaft geführten Diskussion um die sogenannte Fremdwortfrage zu beteiligen. In den wenigen, aber oft sehr reflektierten Aussagen erscheint das äußere Lehngut unter diachron-etymologischer, merkmalsbezogener und psychologisch-pragmatischer Perspektive (z.B. bei Sanders 1871, Körting 1910). Mit Ausnahme des Lehnworts wird es weiterhin als nichtdeutsch interpretiert. Inneres Lehngut gerät nicht als Sprachkontakterscheinung in den Blick. Kulturkontakt als Entlehnungsursache betrachten die Autoren als natürlich und gesellschaftlich notwendig. Dementsprechend werden äußerem Lehngut Funktionen in der internationalisierten Fach- und Wissenschaftssprache, bei der adäquaten Beschreibung nichtdeutscher Verhältnisse und als Brückenelemente im internationalen Austausch zugesprochen. Mit Hinweis auf diese Funktionen legitimieren die Autoren den Gebrauch äußeren Lehnguts vor allem sprachstrukturell. Gegen eine Verwendung aus Bequemlichkeit oder zur Vorspielung höherer Bildung wird jedoch sprachkritisch argumentiert (z.B. bei Sanders 1871, Körting 1910). Auch ein erschwertes Textverständnis wird als sprachpädagogischer Grund für eine Vermeidung zu vieler Entlehnungen akzeptiert. Zugleich sollen die Wörterbücher aber gerade das Textverständnis sichern helfen und somit zur Hebung der allgemeinen Bildung beitragen (z.B. bei Seidel 1912 und den Wörterbüchern für Arbeiter und Zeitungsleser). Die Autoren raten zu einem überlegten, adressatengerechten und textsortenadäquaten Einsatz des zur Verfügung stehenden Wortschatzes. Sprachideologische und ästhetische Argumente gegen einen Fremdwortgebrauch weisen sie dagegen zurück. Verdeutschungsbemühungen zur Bereicherung werden akzeptiert, zur Ausmerzung mit Hinweis auf eine sprachliche und kulturelle Verarmung und Isolation als Folgeerscheinung abgelehnt (z.B. bei Sanders 1871, Liebknecht 1874, Körting 1910). Dies sind nicht zuletzt Reaktionen auf Äußerungen in puristischen Wörterbüchern, insbesondere auf Bemerkungen aus dem Umkreis des ADSV. Die in Verdeutschungswörterbüchern niedergelegten Erklärungen zu Sprachkontaktprodukten stehen in enger Verbindung mit dem Aufruf zu ihrer Vermeidung und Ersetzung und dienen seiner Begründung. Der Appell wird oft mit der Warnung vor Übertreibung der Reinigungsbestrebungen einerseits, mit dem Hinweis auf zügige Verdeutschung sogenannter überflüssiger Wörter und dem Wunsch nach durchgreifendem Engagement staatlicher Stellen andererseits verknüpft. Zu den betroffenen Wörtern gehören unter anderem als Missbildungen und Wucherungen titulierte Lehnwortbildungen. Erkennbar ist der Wunsch nach grundsätzlicher Trennung von Wortschätzen verschiedener Sprachen. Darum wird auch eine Argumentation für den Gebrauch von Wörtern aufgrund ihrer internationalen Einsetzbarkeit als Scheinbehauptung abgelehnt. Als hauptsächliche Ursachen für die Verwendung von Sprachkontaktprodukten sehen viele Autoren bis in die 1930er Jahre hinein vor allem einen Mangel an Selbstbewusstsein der Deutschen gegenüber den Gesellschaften der Herkunftssprachen, eine Gleichgültigkeit gegenüber der Muttersprache und ein damit einhergehender unzureichend ausgebildeter Nationalstolz. Vor dem Hintergrund des Sprachgebrauchs der nationalistischen Führung wird die Verwendung von Lehngut später jedoch nicht mehr eindeutig einer undeutschen Gesinnung zugeordnet. Dennoch wird er hauptsächlich in den Wissenschaftssprachen akzeptiert. Keine anzuerkennenden Funktionen besitzen Entlehnungen dagegen im alltäglichen Sprachgebrauch sowie in beruflichen Fachwortschätzen. Auf Letzteren liegt dann
475 auch der Schwerpunkt der Verdeutschungstätigkeit. Diese wird unter Erwähnung von sprachkritischen (Fremdwörter seien geschmacklos, verschleiern, besitzen eine unscharfe Bedeutung, z.B. bei Dunger 1882, Kunow 1915, Sarrazin 1886), sprachsoziologischen (Fremdwörter verschärfen Verständnisprobleme zwischen Laien und Fachleuten, z.B. bei Kunow 1915, Sarrazin 1886) und sprachstrukturellen (viele Fremdwörter seien überflüssig, es gebe ebenbürtige indigene Bezeichnungen, allgemein verbreitete Aussagen) Argumenten vor allem mit Hinweis auf sprachideologische Motive (Bedrohung der Eigenart des Deutschen und der Deutschen bei Hypostasierung der Sprache als kostbaren Kleinods, z.B. bei Dunger 1882, Reger 1939) begründet. Verdeutschung verstehen viele puristische Lexikografen dann auch als vaterländischen Beitrag zum geistigen und echten Kampf gegen andere Nationen und als Instrument zur Durchsetzung nationalpolitischer Anliegen. Sie tragen ihre Motive dabei häufig mit chauvinistischen, militaristischen und aggressiven Formulierungen und Metaphern der Krankheit, des Unkrauts und der verschmutzten, geflickten Kleider vor. Nach 1945 finden sich vor allem in Schüler-Wörterbüchern, „umgekehrten Fremdwörterbüchern“, puristischen Arbeiten und lemmastarken Werken Äußerungen zum Einsatz äußeren Lehnguts. Ihr Entstehen seit den 1970er Jahren trägt zu einer inhaltlichen Differenzierung der wörterbuchinternen Besprechung bei. Auffällig dabei ist das Engagement der Bearbeiter aus dem Dudenverlag. Dagegen beteiligen sich die Lexikografen aus der DDR in ihren Büchern kaum bzw. gar nicht an der Diskussion über Sprachkontaktprodukte. Bis heute ist die Verwendung der Bezeichnung ‚Fremdwort’ üblich, ebenso wie die Dichotomie deutsch-fremd. Es kommt in einer Reihe von Werken aber zu einer Diskussion über die Definition von Sprachkontaktphänomenen und die Angemessenheit ihrer Bezeichnung. Einerseits werden Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen Fremd-, Lehn- und indigenen Wörtern diskutiert, herkunftsbezogene Zuordnungen problematisiert und eine Erweiterung des Lehnwortbegriffs überlegt. Andererseits zeigt sich das Bemühen, sich nicht auf eine Perspektive festzulegen, sondern herkunfts-, merkmals- und gebrauchs- bzw. bekanntheitsbezogene Aspekte zur Erfassung des Phänomens ‚Fremdwort’ einzubeziehen. Zugleich findet eine Beschreibung verschiedener Entlehnungstypen statt, die sich terminologisch teilweise an die Bezeichnungen des wissenschaftlichen Diskurses anlehnt. Inneres Lehngut wird in diesem Zusammenhang nicht besprochen. Spätestens in den 1970er Jahren setzt sich auch das Verständnis durch, dass es sich bei diesen Typen um Bestandteile des deutschen Wortschatzes handelt, die von Sprechern übernommen bzw. gebildet worden sind. Als Ursache werden Kulturkontakte angegeben, die in einigen Büchern mit Hilfe einer Skizzierung der deutschen Entlehnungs-, z.T. auch Purismusgeschichte illustriert werden. Ein anderer Schwerpunkt in der Diskussion um äußeres Lehngut entwickelt sich im Bereich seiner Funktionsbestimmung. Diese geht nun deutlich über die Nennung der Darstellungs- und Wissensspeicherfunktion hinaus. Angesprochen werden außerdem syntaktische, stilistische und soziolinguistische Gründe für seinen Gebrauch. Es wird darauf verwiesen, dass es sich nicht um Funktionen handelt, die nur Entlehnungen erfüllen können. Mit diesen Hinweisen geht auch eine Veränderung in der normativen Behandlung des Lehnguts einher. Statt einer auf einem Herkunftskriterium basierenden Bewertung wird in erklärenden Wörterbüchern viel stärker als zuvor auf die jeweiligen Funktionen des Wortes im jeweiligen Kontext sowie auf die dahinter stehenden individuellen Absichten der Sprecher verwiesen. Entlehnungen werden dabei zunächst als grundsätzlich nützlich beurteilt. Darum stehen die Lexikografen Verdrängungsversuchen sehr zurückhaltend gegenüber.
476 Eine Kritik dürfe sich aber als Distanzierung von einem unpassenden Kommunikationsverhalten und damit vorrangig pragmatisch-sprachkritisch, im geringeren Umfang auch sprachpädagogisch-sprachsoziologisch3, keineswegs jedoch sprachideologisch oder sprachstrukturell gestalten. Die allgemeine Empfehlung für den Einsatz äußeren Lehnguts lässt sich dann als Aufruf zu einem situationsgerechten, reflektierten, kommunikativ ethischen Gebrauch des zur Verfügung stehenden kontaktsprachlichen Wortschatzes bzw. des gesamten lexikalischen Inventars des Deutschen zusammenfassen. In einigen Werken aus der Zeit bis ca. 1970 wird andererseits der fremdwortpuristische Diskurs aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts mit seinen schwer objektivierbaren Argumenten der Entbehrlichkeit, Hässlichkeit und Unverständlichkeit samt seines „kämpferischen“ Vokabulars über das Jahr 1945 hinaus tradiert, jedoch ohne sprachideologische Einbettung. Dabei steht englischbasiertes Lehngut im Fokus der Kritik. Funktionen werden ihm nur im beschränkten Maße zugesprochen. Aktuell kritisieren die Autoren des Wörterbuchs überflüssiger Anglizismen (1999) das gegenwärtige Deutsch auf der Grundlage sprachstruktureller (Sprache als Mischmasch, in dem indigene, „richtige“ Wörter durch die Existenz entlehnter überflüssiger Lexeme in Vergessenheit geraten, Abwertung von Lehnwortbildungen, aber auch von in Assimilation befindlichen Lexemen als unrichtiges denglisches Wortgut) und sprachkritischer (ästhetisches Urteil über den gegenwärtigen medialen Sprachgebrauch als Sprachpanscherei, unschön, peinlich, unordentlich), und (aber nur peripher) sprachsoziologischer (Unverständlichkeit) schlagwortartig vorgebrachter Argumente. Parallel zu der von Spitzmüller (2005: 112–139) festgestellten puristischen Entwicklung außerhalb der Lexikografie treten außerdem wieder sprachideologische (Bedrohung des Status des Deutschen als eigenständige Kultursprache, Beschädigung des Ansehens der Sprache, billigste Anbiederei gegenüber dem englischsprachigen Ausland) Begründungen auf. Die verwendete Metaphorik ist dabei nicht fremd: Von Wucherungen und Krankheit wird zwar gesprochen, jedoch von Flut und Überschwemmung. Neu ist der Begriff ‚Denglisch‘. Ob dieses Buch den Auftakt zu einer neuen Polarisierung in der Auseinandersetzung um äußeres Lehngut innerhalb der deutschen Sprachkontaktlexikografie darstellt, lässt sich noch nicht sagen. Dass diese Möglichkeit durchaus besteht, zeigen die Untersuchungsergebnisse von Arbeiten wie Jung (1995), Spitzmüller (2005) und Pfalzgraf (2006), die diese gegenwärtige Polarisierung außerhalb der lexikografischen Metasprachdiskurse nachweisen. Auch bietet die ebenfalls polarisierende Beschreibung der gegenwärtigen Ausprägung fremdwortbezogener Haltungen in den jüngsten Auflagen des Duden Fremdwörterbuch Band 5 (ab 2001) Anknüpfungspunkte für eine derartige Auseinandersetzung. Zu vermuten ist, dass diese dann wie zuvor nur in einem relativ kleinen Autorenkreis stattfindet und sich die meisten Beteiligten auf die Erarbeitung ihrer Wörterverzeichnisse konzentrieren. Aber auch eine kleine Zahl von Lexikografen kann, wenn ihre Bücher nur weite Verbreitung finden, beachtenswerten Einfluss auf die Haltung zum Gebrauch von Sprachkontaktprodukten im Deutschen gewinnen. In diesem Zusammenhang ist auch zu verfolgen, ob der Typ
–––––––—–– 3
Im Schüler-Duden Fremdwörterbuch (1975) wird beispielsweise auf die Fragwürdigkeit des Gebrauchs von Sprachkontaktprodukten dort hingewiesen, wo die Gefahr besteht, dass er Verständigung und Verstehen erschwert. Anders aber z.B. bei Kienle (1950), der Unverständlichkeit nicht dem Gebrauch von Lehngut, sondern der Unkenntnis von Ereignissen und Gegenständen zuschreibt.
477 der „umgekehrten Fremdwörterbücher“ in weiten Kreisen der Sprachgemeinschaft bekannt und von ihnen angenommen wird.
3. Subklassifikation produktorientierter Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen Nach einer Diskussion über verschiedene bekannte Vorschläge zur Einordnung der bisher unter dem Begriff ‚Fremdwörterbuch’ subsumierten Nachschlagewerke in die Wörterbuchlandschaft und über die Angemessenheit ihrer typologischen Bezeichnung ist im Abschnitt I 4.3 vorgeschlagen worden, diese lexikografischen Werke aus der Perspektive des kontaktbezogenen Modells der Sprachgeschichtsschreibung als produktorientierte polylaterale Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen zu charakterisieren. Diese Bücher sind in einer ebenfalls aus dieser Perspektive entwickelten Typologie (Abb. 2) zu anderen Sprachkontaktwörterbüchern ins Verhältnis gesetzt und von ihnen abgegrenzt worden. Am Ende der Kapitel III bis V finden sich dann auf der Grundlage der Ergebnisse von Einzel- und Überblicksanalysen erstellte und mit Beispielen belegte Teiltypologien (Abb. 3 bis 5), die gezielt die lexikografischen Verhältnisse in den jeweiligen betrachteten Zeiträumen vorstellen sollen. Um einen Vergleich zwischen ihnen zu ermöglichen, beruhen sie jeweils auf denselben, hierarchisch gleichförmig angeordneten, vor allem die Lemmaauswahl, den Lemmaansatz und die Zweckbestimmung des Buches berücksichtigenden Klassifikationskriterien. Hier nun wird als Erweiterung der in Abbildung 2 vorgestellten allgemeinen Typologie eine Subklassifizierung vorgeschlagen, die ebenfalls den in den Abbildungen 3 bis 5 niedergelegten Typologiekriterien folgt. Sie zeigt die ermittelten Buchtypen aus dem gesamten untersuchten Zeitraum 1800–2007 als Zusammenschau in einem Bild (Abb. 6) und dient damit einer, wenn auch auf die untersuchten Jahrhunderte zu beziehenden, so doch für diesen Zeitrahmen generalisierenden Systematisierung der untersuchten Wörterbuchexemplare inklusive der terminologischen Präzisierung der verschiedenen Typen produktorientierter Sprachkontaktwörterbücher. Dabei wird einerseits der Begriff ‚Fremdwörterbuch‘ weiterhin bewusst vermieden, da er, wie in der Arbeit gezeigt und bereits von Wiegand (2001a) problematisiert, als weder zeit- noch wertneutraler Terminus in einer Typologie, die einen Neutralitätsanspruch verfolgt und damit auch möglichst über den untersuchten Zeitrahmen hinaus anwendbar sein soll, schlecht eingesetzt werden kann. Das gilt noch mehr für den sehr uneinheitlich genutzten Begriff ‚Verdeutschungswörterbuch‘. Ob eine Übertragung der angebotenen Typologie auf die Verhältnisse der Zeit vor 1800 gelingt, muss in einer anderen Untersuchung überprüft werden. Für die Zeit nach 2007 sehe ich dafür bisher kein Problem. Andererseits muss darauf hingewiesen werden, dass diejenigen Formen, die in dieser Untersuchung nicht nachgewiesen worden sind, in der Abbildung keine Berücksichtigung finden. Aufgrund des enormen Umfangs der kontaktsprachlichen Wörterbuchgruppe, durch den nicht alle Arbeiten eingesehen werden konnten, ist es darum möglich, dass die Typologie insbesondere auf der letzten Klassifikationsstufe zu erweitern ist, falls spätere Untersuchungen weitere Merkmalskombinationen aufdecken. Die möglichen Ausprägungen sind an anderen Stellen der Klassifikation (Abb. 3 bis 5) aber bereits gezeigt. Auch lassen sich
478 im angegebenen Kriterienrahmen potenzielle Gruppen von Nachschlagewerken z.B. für den Bereich der nicht untersuchten elektronischen Wörterbücher erahnen. Drittens sind aufgrund des generalisierenden Charakters der Subklassifikation aus dieser Überblicksdarstellung typologische Entwicklungstendenzen wie die allmähliche Ablösung des im 19. Jahrhundert sehr erfolgreichen Konzepts explizit polyfunktionaler Wörterbücher durch die Erstellung von konträr zueinander stehenden verdeutschenden und erklärenden Arbeiten seit den 1880er Jahren, die starke Präsenz kleiner fachwortschatzbezogener Verdeutschungswörterbücher in der Periode 1870/71 bis 1945 und ihr Verschwinden zugunsten allgemeiner erklärender Nachschlagewerke nach 1945 bis heute nicht ablesbar. Solche Tendenzen lassen sich m.E. wesentlich adäquater mit Hilfe von Beispielbeschreibungen und Zahlen darstellen, was in verschiedenen Kapiteln der Arbeit geschieht. Zu erwähnen sei schließlich, dass die verwendeten Kriterien natürlich nicht ausreichen, um ein einzelnes Wörterbuchexemplar adäquat zu charakterisieren. Sicherlich wären weitere Subklassen erzeugbar. Wie bemerkt, haben sich jedoch zusätzliche bzw. andere Gruppierungen der Bücher, z.B. nach bestimmten fremdwortdiskursiven Ausprägungen, nach Zeitbezug, Wissenschaftlichkeit oder Normierungsanspruch als unzweckmäßig bzw. nicht realisierbar erwiesen, da sich bestimmte Merkmale bzw. Argumente nicht gegenseitig ausschließen oder schwer ermittelbar sind oder sehr kleine Gruppen entstehen. Die hier gewählten Kriterien sollen möglichst markante Merkmale darstellen, deren Anordnung in der Typologie zu mehr oder weniger „typischen“, d.h. der allgemeinen Definition des Untersuchungsgegenstandes dieser Arbeit entsprechenden Gruppen von Werken führen.
radikalselektivpuristisch puristisch
mit Verdeutschungsabsicht selektivpuristisch
Verdt. u. Erklärung
(hauptsächlich)
mit Verdeutschungsabsicht
(in unterschiedlichen gleichrangigen Verzeichnissen)
(FW im Erklärungsteil)
(hauptsächlich)
Verdt. u. Erklärung
ohne Verdeutschungsabsicht
FW-Lemmata
mit „dt.“ u. FW-Lemmata
nur „dt.“ Lemmata
radikal selektiv- radikal- selektivohne erkennbare puristisch puristisch puristisch puristisch Entfernungsabsichten
ohne Verdeutschungsabsicht
FW-Lemmata
EDV
SKWB ohne fachspezifische Lemmaauswahl
Polylaterale produktorientierte SKWB des Dt. Printmedium
SKWB mit fachspezifischer Lemmaauswahl
Bilaterale produktorientierte SKWB des Dt.
Produktorientierte einsprachige Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen (1800-2007)
Abb. 6: Teiltypologie von Sprachkontaktwörterbüchern im Deutschen in dieser Untersuchung – Teil 2
TK: tendenzielle Ausprägung der fremdwortpuristischen Anschauung
TK: Intention/Zweck (nach Titel und Vorwort) ohne Berücksichtigung der Ausprägung
TK: Position der Sprachkontaktprodukte im WB-Artikel
TK: Lemmaauswahl: Fach- oder Sonderwortschatz bezogene Lemmaauswahl
TK: Medium
TK: Lemmaauswahl: Anzahl der beteiligten Kontaktsprachen (eine oder mehrere)
Typologiekriterium (TK)
Teiltypologie kontaktsprachlicher Wörterbücher
479
VII Literatur
Enthält verwendete biografische, bibliografische, lexikografische und Sekundärliteratur ausgenommen die produktorientierten polylateralen Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen. Siehe dazu in der Bibliografie zu diesen Nachschlagewerken im Anhang. Abdelfettah, Ahcène (1989): Die Rezeption der Französischen Revolution durch den deutschen öffentlichen Sprachgebrauch. Untersucht an ausgewählten historisch-politischen Zeitschriften (1789–1802). Heidelberg. Allgemeine Deutsche Biographie. Hrsg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. Leipzig 1872–1912. Assmann, Jan (1988): Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität. In: Assmann, Jan/Hölscher, Tonio (Hgg.) (1988): Kultur und Gedächtnis. Frankfurt a.M., S. 9–19. Augst, Gerhard (1989): Sprachnorm als bewußtseinseigene Größe – Alltägliches Wissen und Handeln über Sprache. In: DAAD (Hg.) (1989): Dokumente und Materialien. Beiträge der Fachtagung von Germanisten aus Ungarn und der Bundesrepublik Deutschland in Budapest 1988. Bonn, S. 305– 324. Bäcker, Notburga (1975): Probleme des inneren Lehnguts. Dargestellt an den Anglizismen der französischen Sportsprache. Tübingen. Bär, Jochen A. (2000): Nation und Sprache in der Sicht romantischer Schriftsteller und Sprachtheoretiker. In: Gardt (Hg.) (2000), S. 199–228. Bellmann, Günther (2004): Slawisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 207, S. 3229–3259. Bergenholtz, Henning u.a. (1997): Nordisk leksikografisk ordbok. Med bidrag av Helgi Haraldsson. Oslo. Bernmeier, Helmut (1977): Der Allgemeine Deutsche Sprachverein in seiner Gründungsphase. In: Muttersprache 87, S. 369–395. – (1980): Der Allgemeine Deutsche Sprachverein in der Zeit von 1912 bis 1932. In: Muttersprache 90, S. 117–140. – (1983): Der Deutsche Sprachverein im „Dritten Reich“. In: Muttersprache 93, S. 35–58. Bertram, Mathias (Hg.) (1997): Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka. Digitale Bibliothek. (CD). Berlin. Betz, Werner (1949): Deutsch und Latein. Die Lehnbildungen der althochdeutschen Benediktinerregel. Bonn. – (1974): Lehnwörter und Lehnprägungen im Vor- und Frühdeutschen. In: Maurer, Friedrich/ Rupp, Heinz (Hgg.) (1974): Deutsche Wortgeschichte. Bd. 1. Berlin/New York, S. 135–163. Blanke, Detlev/Scharnhorst, Jürgen (Hgg.) (2007): Sprachenpolitik und Sprachkultur. Frankfurt a.M. u.a. Blume, Herbert (1998): Der Allgemeine deutsche Sprachverein als Gegenstand der Sprachgeschichtsschreibung. Mit einem Kapitel über Hermann Riegel. In: Cherubim u.a. (Hg.) (1998): Sprache und bürgerliche Nation. Beiträge zur deutschen und europäischen Sprachgeschichte des 19. Jahrhunderts. Berlin/New York, S. 123–147. Braun, Peter (Hg.) (1979): Fremdwort-Diskussion. München. Braun, Peter/Schaeder, Burkhard/Volmert, Johannes (Hgg.) (1990): Internationalismen. Studien zur interlingualen Lexikologie und Lexikographie. Tübingen.
482 – (Hgg.) (2003): Internationalismen II. Studien zur interlingualen Lexikologie und Lexikographie. Tübingen. Brekle, Herbert E. u.a. (1992–2005): Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts. Die Grammatiker, Lexikographen und Sprachtheoretiker des deutschsprachigen Raums mit Beschreibung ihrer Werke. 8 Bände. Tübingen. Busse, Ulrich (2001): Typen von Anglizismen: von der heiligo geist bis Extremsparing – aufgezeigt anhand ausgewählter lexikographischer Kategorisierungen. In: Stickel (Hg.) (2001), S. 131–155. Campe, Joachim Heinrich (1788): Ein Entwurf wider die Nützlichkeit periodischer Schriften, von Herrn Prof. Garve; aus einem Briefe desselben an den R.C. Beantwortung dieses Entwurfes. In: Braunschweigisches Journal philosophischen, philologischen und pädagogischen Inhalts, hrsg. von E. Trapp, Joh. Stuve, Conr. Heusinger und J. Heinr. Campe. Erstes Stück, Januar 1788, S. 16–44. – (1790a): Briefe aus Paris zur Zeit der Revolution geschrieben von Joachim Heinrich Campe. Aus dem Braunschweigischen Journal abgedruckt. Braunschweig. – (1790b): Proben einiger Versuche von deutscher Sprachbereicherung. In: Braunschweigisches Journal philosophischen, philologischen und pädagogischen Inhalts. Hg. von E. Chr. Trapp 1790, Elftes Stück, November 1790, S. 257–296. – (1792): Zweiter Versuch deutscher Sprachbereichung oder neue starkvermehrte Ausgabe des ersten von Joachim Heinrich Campe. Braunschweig. – (1794): Über die Reinigung und Bereicherung der Deutschen Sprache. Dritter Versuch welchen den von dem königl. Preuß. Gelehrtenverein zu Berlin ausgesetzten Preis erhalten hat von Joachim Heinrich Campe’n. Herzogl. Braunschweig. Schulrath. Verbesserte und vermehrte Ausgabe. Braunschweig. – (1795a): Abrede und Einladung. In: Beiträge zur weitern Ausbildung der deutschen Sprache von einer Gesellschaft von Sprachfreunden. Erster Band 1795, Erstes Stück, S. 1–22. – (1795b): Was ist Hochdeutsch? In wiefern und von wem darf und muß es weiter ausgebildet werden? In: Beiträge zur weitern Ausbildung der deutschen Sprache von einer Gesellschaft von Sprachfreunden. Erster Band 1795, Erstes Stück, S. 145–184 (I), Zweites Stück, S. 99–126 (II). – (1807–1811): Wörterbuch der Deutschen Sprache. Veranstaltet und herausgegeben von Joachim Heinrich Campe. Fünf Theile. Braunschweig. Carstensen, Broder/Busse, Ulrich (1993–1996): Anglizismen-Wörterbuch. Der Einfluss des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. Fortgeführt von Ulrich Busse. 3 Bde. Berlin/New York. Chang, Youngick (2005): Anglizismen in der deutschen Fachsprache der Computertechnik. Eine korpuslinguistische Untersuchung zu Wortbildung und Bedeutungskonstitution fachsprachlicher Komposita. Frankfurt a.M. u.a. Conze, Werner (1996): Das Ende des Reichs und der Deutsche Bund. Ergebnisse und Entwicklungen 1792–1851. In: Conze/Hentschel (Hgg.) (1996), S. 169–179. – (1996): Im Zeitalter der bürgerlichen Nationalstaaten. Ereignisse und Entwicklungen 1851–1890. In: Conze/Hentschel (Hgg.) (1996), S. 194–201. Conze, Werner/Hentschel, Volker (Hgg.) (1996): Deutsche Geschichte. Epochen und Daten. Mit einer Einführung von Carlo Schmid. 6., aktualisierte Aufl. Freiburg/Würzburg. Conze, Werner/Hillgruber, Andreas (1996): Republik und NS-Diktatur. Ereignisse und Entwicklungen 1919–1945. In: Conze/Hentschel (Hgg.) (1996), S. 249–281. Daniels, Karlheinz (1959): Erfolg und Misserfolg der Fremdwortverdeutschung. In: Muttersprache 69, S. 46–54, 105–114, 141–146. Degener, Hermann A.L. (1909): Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon enthaltend Biographien nebst Bibliographien. Angaben über Herkunft, Familie, Lebenslauf, Werke, Lieblingsbeschäftigungen, Parteiangehörigkeit, Mitgliedschaft bei Gesellschaften, Adresse. Andere Mitteilungen von allgemeinem Interesse. Zusammengestellt und herausgegeben von Herrmann A.L. Degener. 4. Ausgabe, vollkommen neu bearbeitet und wesentlich erweitert. Leipzig.
483 Deutsche Bibliographie. Hrsg. u. bearb. v. der Deutschen Bibliothek, Frankfurt a.M. 1955–1989. (Erscheinungsverlauf: 1945/50 (1955/57) – 1981/85 (1988/89)) Deutsches Biographisches Archiv (1982 ff.). Eine Kumulation aus 254 der wichtigsten biographischen Nachschlagewerke für den deutschsprachigen Bereich. Hg. v. Bernhard Fabian. Bearbeitet unter der Leitung von Willi Gorzny. Microfiche-Ed. München/New York/Paris. Deutsches Bücherverzeichnis. Verzeichnis der in Deutschland, Österreich, der Schweiz und im übrigen Ausland hrsg. deutschsprachigen Verl. Schriften sowie wichtigsten Veröffentlichungen außerhalb des Buchhandels. Bearbeitet von der Deutschen Bücherei. Leipzig 1916–1990. (Ersch.verlauf: 1.1911/14 (1916) – 90.1981/85 (1990)) Deutscher Bundestag (Hg.) (1990): Fragen an die deutsche Geschichte. Ideen, Kräfte, Entscheidungen. Von 1800 bis zur Gegenwart. Sonderausgabe. Bonn. Deutsche Nationalbibliographie und Bibliographie der im Ausland erschienenen deutschsprachigen Veröffentlichungen. Bearb. u. hrsg.: Die Deutsche Bibliothek (Deutsche Bücherei Leipzig, Deutsche Bibliothek Frankfurt a.M., Deutsches Musikarchiv Berlin). Frankfurt a.M. 1992– 2003/Frankfurt a.M. 2003ff. (Ersch.-verlauf: 1. Bd.: 1986–90 (1992) – ff.) Dunger, Hermann (1887): Die Sprachreiniger und ihre Gegner. Eine Erwiderung auf die Angriffe von Gildemeister, Grimm, Rümelin und Delbrück. Festschrift zur Begrüßung der 1. Hauptversammlung des allgemeinen deutschen Sprachvereins in Dresden am 8. Oktober 1887. Dresden. Eins, Wieland (2008): Muster und Konstituenten der Lehnwortbildung. Das Konfix-Konzept und seine Grenzen. Zürich. Eisenberg, Peter (2001): Die grammatische Integration von Fremdwörtern. In: Stickel (Hg.) (2001), S. 183–209. Eisenberg, Peter (2011): Das Fremdwort im Deutschen. Berlin/New York. Ehrhard, Anne-Françoise (1998): Die Grammatik von Johann Christian Heyse. Kontinuität und Wandel im Verhältnis von Allgemeiner Grammatik und Schulgrammatik (1814–1914). Berlin. Engelhardt, Ulrich (1986): „Bildungsbürgertum“. Begriffs- und Dogmengeschichte eines Etiketts. Stuttgart. Fehrenbach, Elisabeth (2001): Vom Ancien Régime zum Wiener Kongress. 4., überarbeitete Aufl. München. (Oldenbourg-Grundriss der Geschichte Bd. 12) Fertig, Ludwig (1977): Campes politische Erziehung. Eine Einführung in die Pädagogik der Aufklärung. Darmstadt. Gardt, Andreas (1997): Das Fremdwort in der Sicht der Grammatiker und Sprachtheoretiker des 17. und 18. Jahrhunderts. Eine lexikographische Darstellung. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 116, S. 388–412. – (Hg.) (2000): Nation und Sprache. Die Diskussion ihres Verhältnisses in Geschichte und Gegenwart. Berlin/New York. – (2001): Das Fremde und das Eigene. Versuch einer Systematik des Fremdwortbegriffs in der deutschen Sprachgeschichte. In: Stickel (Hg.) (2001), S. 30–58. Gardt, Andreas/Haß-Zumkehr, Ulrike/Roelke, Thorsten (1999): Sprachgeschichte als Kulturgeschichte. Berlin/New York. Geertz, Clifford (1987): Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt a.M. Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums 1700–1910. Bearb. unter der Leitung von Peter Geils [ab Bd. 7: Hilmar Schmuck] und Willi Gorzny. 160 Bde. und 1 Bd. Nachträge [bearb. von H. Schmuck und W. Gorszny]. München/New York/London/Paris 1979–87. (GV) Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums 1911–1965. Hrsg. von Reinhard Oberschelp. Bearb. unter der Leitung von Willi Gornzny. Mit einem Geleitwort von Wilhelm Totok. 150 Bde. München 1976–1981. (GV neu) Görtemaker, Manfred (1996): Deutschland im 19. Jahrhundert. Entwicklungslinien. 5. durchgesehene Auflage. Opladen.
484 Greule, Albrecht/Ahlvers-Liebel, Eisabeth (1986): Germanistische Sprachpflege. Geschichte, Praxis und Zielsetzung. Darmstadt. Greule, Albrecht/Lebsanft Franz (Hgg.) (1998): Europäische Sprachkultur und Sprachpflege. Tübingen. Grubmüller, Klaus (1990): Die deutsche Lexikographie von den Anfängen bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. In: Handbuch Wörterbücher, 2. Teilbd., Art. 203, S. 2037–2049. Handbuch Sprachgeschichte (1998, 2000, 2003, 2004) = Besch, Werner/Reichmann, Oskar/Sonderegger, Stefan (Hgg.) (1998, 2000, 2003, 2004): Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. 4 Teilbände. 2. vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft Bde. 2.1– 2.4) Berlin/New York. Handbuch Wörterbücher (1989, 1990, 1991) = Hausmann, Franz Josef/Reichmann, Oskar/Wiegand, Herbert Ernst/Zgusta, Ladislav (Hgg.) (1989, 1990, 1991): Wörterbücher. Dictionaries. Dictionnaires. 3 Teilbände. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft Bde. 5.1– 5.3) Berlin/New York. Hansen, Klaus P. (2003): Kultur und Kulturwissenschaft. Eine Einführung. 3. durchgesehene Aufl. Tübingen. Haß, Ulrike (1991): Zu Bedeutung und Funktion von Belegen und Beispielen im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. In: Kirkness, Alan u.a. (Hg.) (1991): Studien zum Deutschen Wörterbuch von J. und W. Grimm. Tübingen, S. 535–594. Haß-Zumkehr, Ulrike (1995): Daniel Sanders. Aufgeklärte Germanistik im 19. Jahrhundert. Berlin/New York. – (1999): Die kulturelle Dimension der Lexikografie. Am Beispiel der Wörterbücher von Adelung und Campe. In: Gardt/Haß-Zumkehr/Roelcke (Hgg.) (1999), S. 247–266. – (2000): Propagandainstrument Wörterbuch. Zur lexikografischen Methodik im Nationalsozialismus. In: Wiegand, H.E. (Hg.) (2000): Wörterbücher in der Diskussion IV. Vorträge aus dem Heidelberger Lexikographischen Kolloquium. Tübingen, S. 135–153. – (2001): Deutsche Wörterbücher – Brennpunkt von Sprach- und Kulturgeschichte. Berlin/New York. Hausmann, Franz Josef (1989a): Die gesellschaftlichen Aufgaben der Lexikographie in Geschichte und Gegenwart. In: Handbuch Wörterbücher, 1. Teilbd., Art. 1, S. 9–19. – (1989b): Kleine Weltgeschichte der Metalexikographie. In: Wiegand, H.E. (Hg.) (1989): Wörterbücher in der Diskussion (I). Tübingen, S. 75–109. – (1989c): Wörterbuchtypologie. In: Handbuch Wörterbücher, 1. Teilbd., Art. 9, S. 968–981. Hausmann, Franz Josef/Werner, Reinhold Otto (1990): Spezifische Bausteine und Strukturen zweisprachiger Wörterbücher. Eine Übersicht. In: Handbuch Wörterbücher, 2. Teilbd., Art. 286, S. 2729–2769. Heinsius, Wilhelm (1812–1894): Allgemeines Bücher-Lexikon. Oder vollständiges Alphabetisches Verzeichnis aller von 1700 bis zu Ende 1892 erschienenen Bücher, welche in Deutschland und in den durch Sprache und Literatur damit verwandten Ländern gedruckt worden sind. 19 Bde. Leipzig. (Ausgabe: Photomechan. Neudruck der Ausg. Graz: Akademische Druck- u. Verlagsanstalt 1962/63) Heller, Klaus (1966): Das Fremdwort in der deutschen Sprache der Gegenwart. Untersuchungen im Bereich der Gebrauchssprache. Leipzig. – (1981): Untersuchungen zu einer Reform der deutschen Orthographie auf dem Gebiet der Fremdwortschreibung. In: Sprachwissenschaftliche Untersuchungen zu einer Reform der deutschen Orthographie. Linguistische Studien, Reihe A, Arbeitsberichte 83/I. Berlin, S. 154–227. Henne, Helmut (1980): Lexikographie. In: Lexikon der Germanistischen Linguistik. Bd. 4. Tübingen, S. 778–787.
485 Henkel, Nikolaus (2004): Lateinisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 202, S. 3171–3182. Hentschel, Volker (1996a): Industrielle Revolution, soziale Frage und kleindeutsche Reichsgründung. In: Conze/Hentschel (Hgg.) (1996), S. 202–224. – (1996b): Republik und NS-Diktatur. Demokratie und totalitäre Herrschaft. In: Conze/Hentschel (Hgg.) (1996), S. 282–295. Heyse, Johann Christian August (1826): Gesammelte Schriften und Reden über Unterricht und Bildung besonders der weiblichen Jugend. Von Johann Christian August Heyse, Schuldirector zu Magdeburg. Quedlingburg u.a. Hilgemann, Werner/Kinder, Herrmann (1995): dtv-Atlas zur Weltgeschichte. Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart. Bd. 2. 29. Aufl. München. Hillen, Ingrid Selma Johanna (1982): Untersuchungen zu Kontinuität und Wandel der Sprachpflege im Deutschen Reich, in der Bundesrepublik und in der DDR (1885 bis zur Gegenwart). Bonn. Hinderling, Robert (2004): Baltisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 209, S. 3269–3282. Holly, Werner (1991): „Wilde pflanzen ohne nährend frucht“ – die Behandlung des politischen Wortschatzes im Deutschen Wörterbuch. In: Kirkness, Alan u.a. (Hg.) (1991): Studien zum Deutschen Wörterbuch von J. und W. Grimm. Tübingen, S. 347–405. Holzberg, Niklas (2004): Griechisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 203, S. 3183–3192. Hoppe, Gabriele u.a. (1987): Deutsche Lehnwortbildung. Beiträge zur Erforschung der Wortbildung mit entlehnten Wortbildungseinheiten im Deutschen. Tübingen. Hoppe, Gabriele (1999): Das Präfix ex-. Beiträge zur Lehn-Wortbildung. Tübingen. Hoppe, Gabriele/Schmidt, Hartmut (2000): Aspekte von Entlehnung und Lehn-Wortbildung am Beispiel -(o)thek. Mit einem Verzeichnis französischer Wörter auf -(o)thèque und Anmerkungen zu Eingangseinheiten von -(o)thek-Kombinationen. Mannheim. Hüttenberger, Peter (1996): Ereignisse und Entwicklungen (seit 1945). In: Conze/Hentschel (Hgg.) (1996), S. 296–329. Ising, Erika/Scharnhorst, Jürgen (Hgg.) (1976–1982): Grundlagen der Sprachkultur. Beiträge der Prager Linguistik zur Sprachtheorie und Sprachpflege. 2 Bde. Berlin. Jones, William Jervis (1977): German Foreign-Word Dictionaries from 1571 to 1728. In: Modern Language Review 72, S. 93–111. – (1995): Sprachhelden und Sprachverderber. Dokumente zur Erforschung des Fremdwortpurismus im Deutschen (1478–1750). Ausgewählt und kommentiert von William Jervis Jones. Berlin/New York. – (2000): German lexicography in the European context. A descriptive bibliography of printed dictionaries and word lists containing German language (1600–1700). Berlin/New York. Jung, Matthias (1995): Amerikanismen, ausländische Wörter, Deutsch in der Welt. In: Stötzel, Georg/ Wengeler, Martin (Hg.) (1995): Kontroverse Begriffe. Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin/New York, S. 245–283. Karge, Wolf/Münch, Ernst/Schmidt, Hartmut (2000): Die Geschichte Mecklenburgs. 3. Aufl. Rostock. Kiefer, Ulrike (2004): Jiddisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 208, S. 3260–3268. Kinne, Michael (2000): Die Präfixe post-, prä- und neo-. Beiträge zur Lehn-Wortbildung. Tübingen. Kirkness, Alan (1975): Zur Sprachreinigung im Deutschen. Eine historische Dokumentation. 2 Teile. Tübingen. – (1976): Zur Lexikologie und Lexikographie des Fremdworts. In: Moser, H. (Hg.) (1976): Probleme der Lexikologie und Lexikgraphie. Jahrbuch 1975 des Instituts für deutsche Sprache. Düsseldorf, S. 226–241. (Sprache der Gegenwart XXXXIX)
486 – (1984): Zur germanistischen Fremdwortlexikographie im 19./20. Jahrhundert. Bibliographie der Fremd- und Verdeutschungswörterbücher 1800–1945. In: Wiegand, H.E. (Hg.) (1984): Studien zur neuhochdeutschen Lexikographie IV. Hildesheim/Zürich/New York, S. 113–174. (Germanistische Linguistik 1–3/83) – (1985): Sprachreinheit und Sprachreinigung in der Spätaufklärung. Die Fremdwortfrage von Adelung bis Campe, vor allem in der Bildungs- und Wissenschaftssprache. In: Kimpel, Dieter (Hg.) (1985): Mehrsprachigkeit in der deutschen Aufklärung. (Studien zum 18. Jahrhundert, Bd.5) Hamburg, S. 85–104. – (1986): Vom Fremdwörterbuch zum Lehnwörterbuch und Schwerwörterbuch – auch zum allgemeinen einsprachigen deutschen Wörterbuch. In: Kontroversen, alte und neue. Akten des VII. Internationalen Germanisten-Kongresses Göttingen 1985. Tübingen, Bd. 3, S.153–162. – (1988): Deutsche Fremdwörterbücher. Eine historische Skizze. In: Deutsches Fremdwörterbuch, Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler, weitergeführt im Institut für deutsche Sprache. Bd. 7: Quellenverzeichnis. Wortregister. Nachwort. Hg. von Alan Kirkness. Berlin/New York, S. 709–719. – (1990): Das Fremdwörterbuch. In: Handbuch Wörterbücher, 2. Teilbd., Art. 118, S. 1168–1179. – (1996a): Zur lexikographischen Dokumentation eurolateinischer Wortbildungseinheiten. Vergleichende Beobachtungen am Beispiel aero-. In: Kirkness/Munske (Hgg.) (1996), S. 236–274. – (1996b): Eurolatein. Überlegungen zu einem Phänomen und dessen Erforschung aus der Sicht eines Sprachgermanisten. In: Sprachreport 1/1996, S. 11–14. – (1998): Das Phänomen des Purismus in der Geschichte des Deutschen. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 1. Teilbd., Art. 26, S. 407–416. – (2001): Europäismen/Internationalismen im heutigen deutschen Wortschatz. Eine lexikographische Pilotstudie. In: Stickel (Hg.) (2001), S. 105–130. Kirkness, Alan/Munske, Horst H. (Hgg.) (1996): Eurolatein. Das griechische und lateinische Erbe in den europäischen Sprachen. Tübingen. Kleßmann, Christoph (1996): Die Bundesrepublik Deutschland als zweite deutsche Demokratie. In: Conze/Hentschel (Hgg.) (1996), S. 330–338. Kocka, Jürgen (Hg.) (1987): Bürger und Bürgerlichkeit im 19. Jahrhundert. Göttingen. Kramer, Johannes (1992): Das Französische in Deutschland. Eine Einführung. Unter Mitarbeit von Sabine Kowallik. Stuttgart. Kromann, Hans-Peder/Riiber, Theis/Rosbach, Poul (1991): Principles of Bilingual Lexicography. In: Handbuch Wörterbücher, 2. Teilbd., Art. 285, S. 2711–2769. Kühn, Peter/Püschel, Ulrich (1990a): Die deutsche Lexikographie vom 17. Jahrhundert bis zu den Brüdern Grimm ausschließlich. In: Handbuch Wörterbücher, 2. Teilbd., Art. 204, S. 2049–2077. – (1990b): Die deutsche Lexikographie von den Brüdern Grimm bis Trübner. In: Handbuch Wörterbücher, 2. Teilbd., Art. 205, S. 2078–2100. Kühn, Peter (1978): Deutsche Wörterbücher. Eine systematische Bibliographie. Tübingen. (Reihe Germanistische Linguistik 15) Langewiesche, Dieter (1996): Deutschland im Zeitalter der bürgerlichen Revolutionen. In: Conze/Hentschel (Hgg.) (1996), S. 180–193. Lemmer, Manfred (1967): Deutscher Wortschatz. Bibliographie zur deutschen Lexikologie. Halle (Saale). Link, Elisabeth (1983): Fremdwörter – der Deutschen liebste schwere Wörter? In: Deutsche Sprache II, S. 47–77. Lipczuk, Ryszard (2007): Geschichte und Gegenwart des Fremdwortpurismus in Deutschland und Polen. Frankfurt a.M. u.a. Martino, Alberto (1982): Publikumsschichten und Leihbibliotheken. In: Glaser, Hort Albert (Hg.) (1982): Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte, Bd. 7 (Von Nachmärz zur Gründerzeit: Realismus 1848–1880). Reinbek, S. 59–69.
487 Mollay, Karl/Bassola, Peter (2004): Ungarisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 206, S. 3218–3229. Müller, Klaus (1995): Slawisches im deutschen Wortschatz. Bei Rücksicht auf Wörter aus den finnougrischen wie baltischen Sprachen. Lehn- und Fremdwörter aus einem Jahrtausend. 1. Aufl. Berlin. Müller, Peter O. (2001): Deutsche Lexikographie des 16. Jahrhunderts. Konzeptionen und Funktionen frühneuzeitlicher Wörterbücher. Tübingen. – (2005): Fremdwortbildung. Theorie und Praxis in Geschichte und Gegenwart. Frankfurt a.M. Müller, Senya (1994): Sprachwörterbücher im Nationalsozialismus. Die ideologische Beeinflussung von Duden, Sprach-Brockhaus und anderen Nachschlagewerken während des „Dritten Reiches“. Stuttgart. Müller, Wolfgang (1976): Fremdwortbegriff und Fremdwörterbuch. In: Moser, H. (Hg.) (1976): Probleme der Lexikologie und Lexikgraphie. Jahrbuch 1975 des Instituts für deutsche Sprache. Düsseldorf, S. 211–225. (Sprache der Gegenwart XXXXIX) (wieder abgedruckt in: Braun (Hg.) (1979), S. 59–73.) Munske, Horst Haider (1988): Ist das Deutsche eine Mischsprache? Zur Stellung der Fremdwörter im deutschen Sprachsystem. In: Munske, Horst Haider/Polenz, Peter von/Reichmann, Oskar/Hildebrandt, Reiner (Hgg.): Deutscher Wortschatz. Lexikologische Studien. Ludwig Erich Schmitt zum 80. Geburtstag von seinen Marburger Schülern. Berlin/New York, S. 46–74. – (1992): Über Konstanz und Wandel des deutschen Wortschatzes in 120 Jahren. Ein Wörterbuchvergleich. In: Studia Neerlandica et Germanica. Festschrift für Norbert Morciniec zum 60. Geburtstag. Wrocław, S. 259–275. – (2001): Fremdwörter in deutscher Sprachgeschichte: Integration oder Stigmatisierung? In: Stickel (Hg.) (2001), S. 7–29. – (2004): Englisches im Deutschen. Analysen zum Anglizismenwörterbuch. In: Munske, H.H. (Hg.) (2004): Deutsch im Kontakt mit germanischen Sprachen. Tübingen, S. 155–174. Naumann, Hans-Peter (2004): Skandinavisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 210, S. 3282–3290. Neubert, Franz (Hg.) (1905): Deutsches Zeitgenossen-Lexikon. Biographisches Handbuch deutscher Männer und Frauen der Gegenwart. Leipzig. Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 1953ff. Neske, Fritz/Neske, Ingeborg (1970): dtv-Wörterbuch amerikanischer und englischer Ausdrücke in der deutschen Sprache. München. Nipperdey, Thomas (1993): Deutsche Geschichte 1866–1918. 2 Bde. München. Nortmeyer, Isolde (2000): Die Präfixe inter- und trans-. Beiträge zur Lehn-Wortbildung. Tübingen. Obenaus, Sybille (1986): Literarische und politische Zeitschriften. 1830–1848. Stuttgart. – (1987): Literarische und politische Zeitschriften. 1848–1880. Stuttgart. Olt, Reinhard (1991): Wider das Fremde? Das Wirken des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins in Hessen 1885–1944. Darmstadt/Marburg. Orgeldinger, Sybille (1999): Standardisierung und Purismus bei Joachim Heinrich Campe. Berlin/New York. Oskaar, Els (2004): Terminologie und Gegenstand der Sprachkontaktforschung. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 201, S. 3160–3171. Osman, Nabil (1982): Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft. München. Pfalzgraf, Falco (2006): Neopurismus in Deutschland nach der Wende. Frankfurt a.M. u.a. Pfister, Max (2004): Italienisch und Rätoromanisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 205, S. 3203–3218. Plümer, Nicole (2000): Anglizismus – Purismus – Sprachliche Identität. Eine Untersuchung zu den Anglizismen in der deutschen und französischen Mediensprache. Frankfurt a. Main.
488 Polenz, Peter von (1967): Fremdwort und Lehnwort sprachwissenschaftlich betrachtet. In: Muttersprache 77, S. 65–80. – (1994): Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Bd. II. 17. und 18. Jahrhundert. Berlin/New York. – (1999): Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Bd. III. 19. und 20. Jahrhundert. Berlin/New York. – (2000): Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band I. Einführung, Grundbegriffe, 14. bis 16. Jahrhundert. 2. überarbeitete und ergänzte Aufl. Berlin/New York. Pusch, Luise F. (1984): „Sie sah zu ihm auf wie zu einem Gott“ – Das Duden-Bedeutungswörterbuch als Trivialroman. In: Sprachdienst 1983/9–10, S. 135–142; wieder abgedr. und zit. nach dies.: Das Deutsche als Männersprache. Aufsätze und Glosse zur feministischen Linguistik, Frankfurt a. M. 1984, S. 135–144. Reichmann, Oskar (1986): Lexikographische Einleitung. In: Reichmann, Oskar/Goebel Ulrich/ Anderson, Robert A. (Hgg.) (1986): Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Bd. 1. Berlin/New York, S. 10–285. – (1998): Sprachgeschichte. Idee und Verwirklichung. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 1. Teilbd., Art. 1, S. 1–41. – (2001a): Das nationale und das europäische Modell in der Sprachgeschichtsschreibung des Deutschen. Freiburg (Schweiz). – (2001b): Lexikografie. In: Kleine Enzyklopädie Deutsche Sprache. Frankfurt a.M., S. 144–177. – (2002): Nationale und Europäische Sprachgeschichtsschreibung. In: Cherubim, Dieter/Jakob, Karlheinz/Linke, Angelika (Hgg.) (2002): Neue deutsche Sprachgeschichte. Mentalitäts-, kulturund sozialgeschichtliche Zusammenhänge. Berlin/New York, S. 25–42. Richter, Friedrich (1981): Unser tägliches Griechisch. Deutsche Wörter griechischer Herkunft. Mit einem archäologischen Beitrag von Wilhelm Hornbostel. Mainz a.R. Ripfel, Martha (1989): Wörterbuchkritik. Eine empirische Analyse von Wörterbuchrezensionen. Tübingen. Roth, Klaus-Hinrich (1998): Positionen der Sprachpflege in historischer Sicht. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 1. Teilbd., Art. 24, S. 383–396. Ruppert, Wolfgang (1982): Bürgertum im 18. Jahrhundert. In: Herrmann, Ulrich (Hg.) (1982): Die Bildung des Bürgers. Die Formierung der bürgerlichen Gesellschaft und die Gebildeten im 18. Jahrhundert. Weinheim, S. 59–80. Sanders, Daniel (1852/53): Das deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm kritisch beleuchtet. Hefte 1 und 2. Hamburg. – (1854): Programm eines neuen Wörterbuches der deutschen Sprache. Leipzig. – (1867): Programm einen neuen Fremdwörterbuches. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Bd. 41, S. 43–64. – (1885): Ein Verdeutschungs-Wörterbuch [=Selbstanzeige] In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Bd. 73, S. 466–467. – (1889a): Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plauderein. Berlin. – (1889b): Deutsche Sprachbriefe. 8. unveränd. Aufl., basierend auf der 5. Auflage 1884. Berlin. Sarrazin, Otto (1887): Beiträge zur Fremdwortfrage. Gesammelte Aufsätze. Berlin. Sauter, Anke (2000): Eduard Engel. Literaturhistoriker, Stillehrer, Sprachreiniger. Ein Beitrag zur Geschichte des Purismus im Deutschland. Bamberg. Schank, Gerd (1979): Vorschlag zur Erarbeitung einer operationalen Fremdwortdefinition. In: Braun (Hg.) (1979), S. 32–58. Scharnhorst, Jürgen (Hg.) (2004): Sprachkultur und Lexikografie. Von der Forschung und Nutzung von Wörterbüchern. Frankfurt a.M. u.a. Schaeder, Burkhard (1987): Germanistische Lexikographie. Tübingen.
489 Schenda, Rudolf (1977): Volk ohne Buch. Studien zur Sozialgeschichte der populären Lesestoffe. 1770–1910. München. Schiewe, Jürgen (1988a): Sprachpurismus und Emanzipation. Joachim Heinrich Campes Verdeutschungsprogramm als Voraussetzung für Gesellschaftsveränderungen. Hildesheim. (Germanistische Linguistik 96–97) – (1988b): Joachim Heinrich Campes Verdeutschungsprogramm. Überlegungen zu einer Neuinterpretation des Purismus um 1800. In: Deutsche Sprache, 16. Jg., Heft 1, S. 17–33. – (2001): Aktuelle wortbezogene Sprachkritik in Deutschland. In: Stickel (Hg.) (2001), S. 280–296. Schippan, Thea (1992): Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. Tübingen. Schläfer, Michael (2002): Lexikologie und Lexikografie. Eine Einführung am Beispiel deutscher Wörterbücher. Berlin. Schlieben-Lange, Brigitte (2004): Französisch und Frankoprovenzialisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 204, S. 3192–3202. Schmidt, Gustav (1986): Gelehrtenpolitik und politische Kultur in Deutschland. Zur Einführung. In: ders./Rüden, Jörn (Hgg.) (1986): Gelehrtenpolitik und politische Kultur in Deutschland 1830– 1930. Bochum, S. 5–37. Schmitt, Hanno (1985): Pressefreiheit, Zensur und Wohlverhalten. Die Braunschweigische Schulbuchhandlung zur Zeit der französischen Revolution. In: Garber, Jörn/Schmitt Hanno (Hgg.) (1985): Die bürgerliche Gesellschaft zwischen Demokratie und Diktatur. Festschrift zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Walter Grab. Gestaltet von Kasseler und Marburger Freunden und Kollegen. Mit einem Vorwort von Wolfgang Abendroth. Marburg, S. 78–102. Schröder, Wolfgang (2007): Liebknecht, Wilhelm Philipp Martin Christian Ludwig. In: Sächsische Biografie, hg. v. Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., wissenschaftliche Leitung: Martina Schattkowsky, Online-Ausgabe: http://www.tu-dresden.de/isv/ (17.4.2007). de Smet, Gilbert (2004): Niederländisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 211, S. 3290–3299. Sörensen, Ilse (1995): Englisch im deutschen Wortschatz, Lehn- und Fremdwörter in der Umgangssprache. Berlin. Spitzmüller, Jürgen (2005): Metasprachdiskurse. Einstellungen zu Anglizismen und ihre wissenschaftliche Rezeption. Berlin/New York. – (2007): Sprache und Identität. Warum Anglizismen die Gemüter erhitzen. In: Muttersprache 117, S. 185–198. Stickel, Gerhard (1984): Einstellungen zu Anglizismen. In: Festschrift für Siegfried Grosse zum 60. Geburtstag. Hg. von Werner Besch, Klaus Hufeland, Volker Schupp und Peter Wiehl. Göppingen, S. 279–310. – (Hg.) (2001): Neues und Fremdes im deutschen Wortschatz. Aktueller lexikalischer Wandel. Berlin/New York. Telling, Rudolf (1987): Französisch im deutschen Wortschatz. Lehn- und Fremdwörter aus acht Jahrhunderten. Berlin. Verein Deutsche Sprache e. V. (22.9.2003): Die Entschließung von Graz. In: www.vds-ev.de (9.6.2008). – (14.5.2004): Eckpunkte. In: www.vds-ev.de (9.6.2008). – (14.05.2004): Gründungserklärung des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache (VDS) (23.10.1999). In: www.vds-ev.de (9.6.2008). – (27.11.2007): Satzung des VDS. In: www.vds-ev.de (9.6.2008). – (3.3.2008): Sprachpolitische Leitlinien. In: www.vds-ev.de (9.6.2008). – (10.4.2007): VDS vorgestellt. In: www.vds-ev.de (9.6.2008). Viereck, Wolfgang (1989): Zum Nachdruck zweier Werke Herrmann Dungers. In: Dunger, Herrmann (1989): Wörterbuch von Verdeutschungen entbehrlicher Fremdwörter. Engländerei in der deut-
490 schen Sprache. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1882 u. Berlin 1909 mit einem Vorwort von Wolfgang Viereck. Hildesheim/Zürich/New York, S. 1–12. – (2004): Britisch und amerikanisches Englisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 213, S. 3317–3330. Volland, Brigitte (1986): Französische Entlehnungen im Deutschen. Transferenzen und Integration auf phonologischer, graphematischer, morphologischer und lexikalisch-semantischer Ebene. Tübingen. Weber, Hermann (1996): Die Deutsche Demokratische Republik als „sozialistischer Staat“. In: Conze/Hentschel (Hgg.) (1996), S. 338–347. Wehler, Hans-Ulrich (1989): Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 1. Vom Feudalismus des Alten Reiches bis zur defensiven Modernisierung der Reformära. 1700–1815. 2. Aufl. München. – (1995): Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 3. Von der „Deutschen Doppelrevolution“ bis zum Beginn der Ersten Weltkrieges. 1849–1914. München. Wiechers, Silke (2001): „Wir sind das Sprachvolk“ – Aktuelle Bestrebungen von Sprachvereinen und -initiativen. In: Muttersprache 111/2, S. 147–162. – (2004): Die Gesellschaft für deutsche Sprache. Vorgeschichte, Geschichte und Arbeit eines deutschen Sprachvereins. Frankfurt a.M. u.a. Wiegand, Herbert Ernst (1989): Aspekte der Makrostruktur im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch. Alphabetische Anordnungsformen und ihre Probleme. In: Handbuch Wörterbücher, 1. Teilbd., Art. 38, S. 371–409. – (1990): Die deutsche Lexikographie der Gegenwart. In: Handbuch Wörterbücher, 2. Teilbd., Art. 206, S. 2100–2246. – (1998a): Historische Lexikographie. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 1. Teilbd., Art. 38, S. 643–714. – (1998b): Wörterbuchforschung. Untersuchungen zur Wörterbuchbenutzung, zur Theorie, Geschichte, Kritik und Automatisierung der Lexikographie. 1. Teilband. Berlin/New York. – (2001a): Fremdwörterbücher und Sprachwirklichkeit. In: Stickel (Hg.) (2001), S. 59–88. – (2001b): Sprachkontaktwörterbücher. Typen, Funktionen, Strukturen. In: Igla, Birgit/ Petkov, Pavel/ Wiegand, Herbert Ernst (Hgg.) (2001):Theoretische und praktische Probleme der Lexikografie. Hildeshei/ New York, S.115–224. Winterscheid, Friedrich (1966): Die geistesgeschichtlichen Grundlagen der deutschen Unterhaltungsliteratur der Jahre 1850–1860. Erlangen. Wirth, Karoline (2010): Der Verein Deutsche Sprache. Hintergrund, Entstehung, Arbeit und Organisation eines deutschen Sprachvereins. Bamberg. Wolff, Friedrich (1958): Lebendiges Latein. Fachausdrücke, Lehn- und Fremdwörter lateinischer Herkunft. 6. bearb. Aufl. u.d.T. Latein und Griechisch im deutschen Wortschatz. Lehn- und Fremdwörter. Berlin 1990. Yang, Wenliang (1990): Anglizismen im Deutschen. Am Beispiel des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL. Tübingen. Zabel, Hermann (Hg.) (2005): Deutsch als Wissenschaftssprache. Thesen und Kommentare zum Problemkreis „Denglisch“. Paderborn. Zeitschrift des Allgemeinen deutschen Sprachvereins. Begründet von Herrmann Riegel. 1. Jg., 1886, Braunschweig u.a. Århammar, Nils (2004): Friesisch/Deutsch. In: Handbuch Sprachgeschichte, 2. Aufl., 4. Teilbd., Art. 212, S. 3300–3317.
VIII Bibliografie Sprachkontaktwörterbücher (inkl. Autoren- und Verlagsregister)
Bibliografie zur produktorientierten deutschsprachigen Sprachkontaktlexikografie von Campe (1801) bis zur Gegenwart (2007) – Die Wörterbücher zum sogenannten Fremdwortschatz aus der Zeit zwischen 1800 und 2007 Zweck der Bibliografie Die deutschsprachige Lexikografie hat in den letzten rund 200 Jahren eine enorme Menge von Nachschlagewerken zum entlehnten und lehngebildeten Wortschatz des Deutschen hervorgebracht. Das folgende Verzeichnis will diese Werke anhand ihrer bekannten bibliografischen Daten an einem Ort gesammelt präsentieren und dabei einen Eindruck von der Vielzahl und Vielfalt vermitteln, die den Wörterbuchtyp der produktorientierten polylateralen Sprachkontaktwörterbücher des Deutschen charakterisieren. Es ergänzt damit die vorhandenen bibliografischen Schriften zur deutschsprachigen Wörterbuchlandschaft. Gleichzeitig stellt es das der vorliegenden Untersuchung zugrunde gelegte Korpus vor, aus dem diejenigen Nachschlagewerke stammen, die einer Detailanalyse unterzogen worden sind, und das gemeinsam mit den Überblicksanalysen vieler in der Bibliografie verzeichneter Werke die Grundlage für die Übersichtstabellen bildet, die in dieser Arbeit erschienen sind.
Die aufgenommenen Werke Wie bei der Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes bereits darlegt und begründet, sind nicht alle äußeres Lehngut des Deutschen enthaltenden und beschreibenden Schriften in das Korpus eingegangen. Keine Berücksichtigung finden: – allgemeine Wörterbücher der deutschen Sprache mit Fremdwortanteil – Fremdwörter enthaltene Enzyklopädien und Sachlexika – Fachlexika und -wörterbücher – einzelsprachbezogene fremdwortbeschreibende Nachschlagewerke wie Anglizismen-, Romanismen-, Slavismenwörterbücher usw. – zwei- und mehrsprachige Nachschlagewerke, die ohnehin keinen Fremdwortschatz enthalten – unselbstständig erschienene Fremdwortverzeichnisse, Glossare und Produkte abgebrochener lexikografischer Prozesse. Damit sind solche lexikografischen Werke in der Bibliografie erfasst, deren genuiner Zweck es ist, benutzt zu werden, um anhand der in ihnen enthaltenen lexikografischen Daten Informationen zu den Eigenschaften von deutschen Fremdwörtern bzw. äußerem, nicht vollständig assimiliertem Lehngut zu erschließen und die diese Lexeme verzeichnen,
492 weil sie Produkte sprachlicher Kontakte von Sprechern des Deutschen mit Sprechern anderer Sprachen sind. Für eine möglichst erschöpfende bibliografische Dokumentation ist nicht nur ein Exemplar eines Wörterbuchs aufgeführt worden. Es sind auch die verschiedenen Auflagen, soweit sie ermittelt werden konnten, in der Bibliografie berücksichtigt. Das geschieht in einem weit größeren Umfang als bei den bereits vorhandenen bibliografischen Arbeiten.1 Leider ist es aber vor allem bei den älteren Werken auch hier nicht immer gelungen, alle Auflagen zu ermitteln, nämlich dann, wenn diese weder in den einschlägigen Bibliografien zum deutschen Schrifttum noch in den (digitalen) Katalogen der Bibliotheken aus dem deutschsprachigen Raum verzeichnet sind. Diese Lücken lassen sich in der nachfolgenden Aufstellung anhand der bibliografischen Daten erkennen. Die Autorin (A.H.) geht davon aus, dass dennoch weitest gehende Vollständigkeit erreicht ist, dass sich das quantitative und qualitative Bild des untersuchten Wörterbuchtyps bei Auffindung weiterer Werke zumindest nicht wesentlich ändern wird. Bei Abgrenzungsschwierigkeiten zu anderen Wörterbuchtypen ist großzügig verfahren und für eine Aufnahme des fraglichen Werkes entschieden worden. Dies ist vor allem dann geschehen, wenn das betreffende Wörterbuch aufgrund der Verleihpraxis der Bibliotheken oder wegen Kriegsverlustes nicht eingesehen werden konnte.2
Die Quellen Der vorliegenden Bibliografie liegt zunächst das von Kirkness (1984) veröffentlichte bibliografische Verzeichnis zur deutschen Fremdwörterbuchlandschaft zwischen 1800 und 1945 zugrunde. Dabei lehnt sich die Bibliografie in ihrer Anlage an dieses Verzeichnis an, ergänzt es jedoch inhaltlich und zeitlich durch weitere Angaben zu den eingetragenen Büchern sowie durch die zusätzlich ermittelten Werke der bereits dokumentierten sowie nachfolgenden Zeit. Wie Kühns (1978: 98–110) Eintragungen in dessen Bibliografie sind auch die von Kirkness kontrolliert und wenn nötig berichtigt worden. Dies ist mit Hilfe von Lemmer (1967), Heinsius (1812–1894), dem Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums für 1700–1910 (1979–1987; GV) und für 1911–1965 (1976–1981; GV neu), dem Deutschen Bücherverzeichnis (1916–1990; DB), der Deutschen Bibliografie (1955– 1989; DBib) und der Deutschen Nationalbibliografie (1992 ff.; DNB) unter Berücksichtigung der Onlinekataloge der Bibliotheken aus der Schweiz, Österreich und Deutschland (vor allem, aber nicht nur in Form des KVK einschließlich des Katalogs der DDB) sowie auf Grundlage der Einsicht in die Wörterbücher selbst geschehen, soweit diese vorgelegen
–––––––—–– 1
2
Vgl. die bisher vorhandenen einschlägigen Bibliografien von Kühn (1978) und Kirkness (1984). Diese sind hinsichtlich der Erfassung der Auflagen nicht auf Vollständigkeit angelegt. Praktisch handelt es sich um einige wenige Grenzfälle, die noch Fremdwörterbuch oder schon Fachwörterbuch bzw. Dialektwörterbuch oder Ähnliches sein könnten, z.B. um das LateinischRomanische Fremdwörterbuch der schlesischen Mundart von Jäschke (1908) oder das Die Fremdwörtersucht in der deutschen Sprache. Ein ernstes Wort an Schulmänner, Beamte und Kaufleute. Nebst einem Fremdwörterbuche allen Deutschen zur Lehre aus dem Verlag Jackowitz (1844).
493 haben. So ist z.B. festgestellt worden, dass das von Kirkness (1984, Nr. 22) und Kühn (1978, Nr. 887) angegebene Werk und vom Titel her erste „Fremdwörterbuch“ gar nicht so heißt und nach Autopsie auch keines ist, sondern Karl Reinhards Deutsches Handwörterbuch für die Geschäftsführung, den Umgang und die Lectüre. (3 Bde., 2. Aufl., Altona 1817.) Nach der vorliegenden Bibliografie handelt es sich bei dem ersten „Fremdwörterbuch“ vielmehr um die 4. Ausgabe von Johann Christian Heyses Nachschlagewerk von 1825 ist.3
Zur Anlage Die vorliegende Bibliografie ist primär chronologisch angeordnet. Sie beginnt mit der 1. Auflage von Campes „Verdeutschungswörterbuch“ (1801) und verzeichnet die ermittelten Werke nach ihrer ersten (nachweisbaren) Ausgabe. Sind in einem Jahr mehrere Titel erstmals erschienen, sind diese alphabetisch nach Autor bzw. Bearbeiter oder, wenn diese nicht genannt werden, nach dem Titel geordnet. Mit Campes Wörterbuch wird unter anderem deswegen begonnen, weil es das erste im Untersuchungszeitraum neu erarbeitete Nachschlagewerk ist, welches sich primär um den sogenannten deutschen Fremdwortschatz bemüht. Es wird von den germanistischen Sprachkontaktlexikografen als epochales Werk eingestuft. Es hat aber bereits vor Campes Arbeit eine gewisse Tradition deutscher fremdwortverzeichnender Lexikografie gegeben. Diejenigen älteren Werke, die vor 1800 erschienen sind, aber im 19. Jahrhundert weiter publiziert werden, sind in der Bibliografie nach der bzw. den nach 1800 veröffentlichten Ausgaben angeordnet. Die Angaben der früheren Auflagen folgen in eckigen Klammern dahinter. Die in den letzten Jahren auf den Markt gekommenen elektronischen Wörterbücher sind ebenfalls in der Bibliografie erfasst. Je nach ihrer Verknüpfung mit vorhandenen Printmedien sind sie zu diesen geordnet oder einzeln an chronologischer Stelle eingetragen. Im Rahmen der Wörterbuchanalyse sind sie zwar zur Kenntnis genommen, jedoch keiner genauen Untersuchung unterzogen worden, da sich die Untersuchung auf die vorhandenen Printmedien konzentriert. Die Aufnahme der elektronischen Wörterbücher in die Bibliografie dient der Vollständigkeit und als Grundlage für spätere Untersuchungen, welche sich vielleicht der Elektronisierung bzw. Digitalisierung von (fremdwortspezifischen) lexikografischen Werken widmen werden. Angegeben sind zu jedem Werk, wo immer möglich, in folgender Reihenfolge: Verfasser, Bearbeiter bzw. Herausgebername[n], Titel mit eventuell vorhandenem Untertitel, Erscheinungsort, Verlagsname, Erscheinungsjahr sowie die entsprechenden Daten zu den verschiedenen Auflagen, außerdem, wo ermittelbar, der Seitenumfang der jeweiligen Auflagen sowie das Format, wobei die Formatangaben vorrangig den bibliografischen Quellen
–––––––—–– 3
Heyse, J.C.A.: Kurzgefaßtes Fremdwörterbuch oder Handbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache mehr oder minder gebräuchlichen fremden Ausdrücke, mit Bezeichnung der Aussprache, der Betonung und der nöthigsten Erklärung. 4. rechtmäßige, sehr verm. u. verb. Ausg. Hannover 1825.
494 entnommen worden sind, die nur ein ungenaues Formatsystem wiedergeben. Diese Angabe kann demnach nur als Orientierung hinsichtlich der Größe des Wörterbuchs dienen. Die Aufnahme der Auflagendaten hat den Sinn, mögliche Veränderungen bezüglich der äußeren Daten der Werke (Titel, Umfang, Verlag) aufzuzeigen sowie einen Eindruck von der Verbreitung, dem Erfolg und der Langlebig- oder auch Kurzlebigkeit eines Werkes zu vermitteln, was man zumindest teilweise aus den Auflagenzahlen ablesen kann. An den Erscheinungsdaten der Auflagen lässt sich zudem die Schnelligkeit, mit der die Auflagen bestimmter Wörterbücher offensichtlich abgesetzt werden konnten, nachvollziehen. Leider konnten in den wenigsten Fällen Daten zur Menge der erschienenen Buchexemplare ermittelt werden, wenn sie nicht gerade in den bibliografischen Angaben im Buch zu finden waren. Dennoch entsteht bereits durch Berücksichtigung der Auflagenzahl sowie ihrer Publikationszeit ein beeindruckendes und hinsichtlich seiner Verbreitung genaueres Bild über die Fülle des bestehenden Materials zum untersuchten Wörterbuchtyp, als es bisher bekannt gewesen ist. Titel- und Umfangsänderungen verweisen zudem nicht selten auf Überarbeitungen der Wörterbücher hin. Titeländerungen zur Kenntnis zu nehmen, ist schon deshalb wichtig, weil die Titel vieler Wörterbücher aus dem 19., aber auch aus dem 20. Jahrhundert oft als verkürzte Programme ihrer Werke gelesen werden können. Deshalb ist darauf geachtet worden, dass diese Änderungen in der Bibliografie festgehalten sind. Meistens stehen die geänderten Titel ausgeschrieben da, manchmal sind sich wiederholende Teile durch Auslassungspunkte (...) abgekürzt. Neue Auflagen beginnen grundsätzlich auf einer neuen Zeile. Wenn sich der Verlagsname nicht geändert hat, wird er bei den neuen Auflagen nicht wiederholt. Konnten Lizenzausgaben nachgewiesen werden, erscheinen sie gewöhnlich (oft auch mit Vermerk) nach der Nennung der „Original“-ausgaben.4 Sind die Wörterbücher Bestandteil von Reihen oder besitzen sie einen Nebentitel, finden sich diese Titel nach den Formangaben in runden Klammern. In einigen Fällen sind den bibliografischen Angaben kurze Kommentare in eckigen Klammern hinzugefügt. Sie verweisen auf mögliche, aber in dieser Arbeit nicht verifizierte Zusammenhänge zwischen bestimmten Wörterbüchern bzw. machen Bemerkungen zur Quelle, aus der die bibliografischen Eintragungen stammen.
Register Zur schnelleren Auffindbarkeit einzelner Werke sowie zur weiteren Erschließung bibliografischer Zusammenhänge dient ein alphabetisches Register der Verfasser, Bearbeiter bzw. Herausgeber. Daraus kann z.B. ermittelt werden, dass einige Autoren Verfasser mehrerer Werke sind bzw. an verschiedenen Wörterbüchern mitgewirkt haben. Ein Register der Verleger kann neben seiner Funktion, auch die „verfasserlosen“ Werke durch die Verlagsangabe finden zu helfen, dazu dienen, Institutionen sichtbar zu machen, die ein besonderes Engagement an der Veröffentlichung produktorientierter polylingualer Sprachkontaktwörterbücher gezeigt haben. So lässt sich z.B. aus den beiden Registern ablesen: Was die Heyse-Wörterbücher für das 19. Jahrhundert waren – mit ihrer dominierenden Stellung durch
–––––––—–– 4
Lizenzausgaben gibt es besonders häufig nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland. Vielleicht ist diese Häufung auf eine Kennzeichnungspflicht eingekaufter Buchausgaben zurückzuführen.
495 ihre Anzahl und Vielfalt eine regelrechte lexikografische Institution ihrer Zeit –, sind die Duden-Wörterbücher seit 1960. Verwendete bibliografische Quellen Deutsche Bibliographie (1955–1989). Hrsg. u. bearb. v. der Deutschen Bibliothek, Frankfurt a.M. (Erscheinungsverlauf: 1945/50(1955/57) – 1981/85(1988/89)) Deutsches Bücherverzeichnis (1916–1990). Verzeichnis der in Deutschland, Österreich, der Schweiz und im übrigen Ausland hrsg. deutschsprachigen Verl. Schriften sowie wichtigsten Veröffentlichungen außerhalb des Buchhandels. Bearbeitet von der Deutschen Bücherei. Leipzig. (Ersch.verlauf: 1.1911/14 (1916) – 90.1981/85 (1990)) Deutsche Nationalbibliographie (1992ff.) und Bibliographie der im Ausland erschienenen deutschsprachigen Veröffentlichungen. Bearb. u. hrsg.: Die Deutsche Bibliothek (Deutsche Bücherei Leipzig, Deutsche Bibliothek Frankfurt a.M., Deutsches Musikarchiv Berlin). Frankfurt a.M., 1992–2003 u. 2003ff. (Ersch.-verlauf: 1. Bd.: 1986–90 (1992) – ff.) Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums 1700–1910. Bearb. unter der Leitung von Peter Geils [ab Bd. 7: Hilmar Schmuck] und Willi Gorzny. 160 Bde. und 1 Bd. Nachträge [bearb. von H. Schmuck und W. Gorszny]. München/New York/London /Paris, 1979–1987. (GV) Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums 1911–1965. Hrsg. von Reinhard Oberschelp. Bearb. unter der Leitung von Willi Gornzny. Mit einem Geleitwort von Wilhelm Totok. 150 Bde. München, 1976–1981. (GV neu) Heinsius, Wilhelm (1812–1894): Allgemeines Bücher-Lexikon. Oder vollständiges Alphabetisches Verzeichnis aller von 1700 bis zu Ende 1892 erschienenen Bücher, welche in Deutschland und in den durch Sprache und Literatur damit verwandten Ländern gedruckt worden sind. 19. Bde. Leipzig 1812–1894. (Ausgabe: Photomechan. Neudruck der Ausg. Graz, 1962/63) Kirkness, Alan (1984): Zur Germanistischen Fremdwortlexikographie im 19./20. Jahrhundert. Bibliographie der Fremd- und Verdeutschungswörterbücher 1800–1945. In: Studien zur neuhochdeutschen Lexikographie IV. Hrsg. v. H. E. Wiegand. Hildesheim/Zürich/New York, S. 113–174. (Germanistische Linguistik 1–3/83) Kühn, Peter (1978): Deutsche Wörterbücher. Eine systematische Bibliographie. Tübingen. (Reihe Germanistische Linguistik. Bd. 15) Lemmer, Manfred (1967): Deutscher Wortschatz. Bibliographie zur deutschen Lexikologie. Halle (Saale).
496 1.
Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu Adelung’s Wörterbuche. In zwei Bänden. Braunschweig: Schulbuchhandlung 1801. – Erster Band A–E. – XVI, 352 S. Zweiter Band F–Z. – S. 353–716; 4-o. – [...] Ein Ergänzungsband zu Adelung’s und Campe’s Wörterbücher. Neue stark vermehrte und durchgängig verbesserte Ausgabe. Braunschweig 1813. – XIV, 673 S. – Wörterbuch der deutschen Sprache. Ergänzungsband. Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Reprografischer Nachdruck der neuen, stark vermehrten und durchgängig verbesserten Ausgabe (Braunschweig, Schulbuchhandlung 1813). Hildesheim/New York: Olms 1970. – XIV, 673 S. – 2. reprografischer Nachdruck. Hildesheim/New York 2000. – XIV, 673 S.
1a.
Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu Adelung’s Wörterbuch. In zwei Bänden. Braunschweig Schulbuchhandlung 1801. 2., verb. und mit einem 3. Band verm. Aufl. Grätz: Miller 1808. – XII, 300, 293 S.; 4–o. – Bd. 3. Als Nachtrag zu Campe’s Wörterbuch zur Erklärung [...] Grätz 1809. – VII, 216 S.
2.
Wiedemann, Wilhelm Julius: Sammlung und Erklärung derjenigen fremden Wörter, welche noch hin und wieder in der deutschen Sprache, hauptsächlich in Zeitungen und Reisebeschreibungen vorkommen. Quedlinburg: Ernst 1802. – 8. – 2. Aufl. Quedlinburg 1805. – 3. Aufl. Quedlinburg 1812. – 4. Aufl. Quedlinburg 1818 bzw. 1819. (siehe GV) – [...] Für ungelehrte Leser, wie auch für Bürgerschulen. 5. stark verm. und verb. Aufl. Quedlinburg 1831. – 155 S., 8-o. (= 10 B.) – [...] Für Leser aller Stände. 6. Aufl. 1838. – [2] Bl., 147 S. – Sammlung, Erklärung und Rechtschreibung derjenigen fremden Wörter (6000), welche hin und wieder in der deutschen Sprache, hauptsächlich in Zeitungen und Reisebeschreibungen vorkommen. Für Leser aller Stände. 7. verm. Aufl. Quedlinburg 1840. – 8. – 8. stark verm. u. verb. Aufl. 1841. – 136 S.; 8. – 9. stark verm. u. verb. Aufl. 1843. – IV, 150.; 8. (= 9 B) – Sammlung, Erklärung und Rechtschreibung von 6000 fremden Wörtern und Ausdrücken, welche in der Umgangssprache, in Büchern, politischen Blättern und Zeitungen täglich vorkommen. Für Leser aller Stände. 10. stark verm. und verb. Aufl. Quedlinburg 1844. – (1 Bl.), IV, 150 S.; bzw. 1845. – IV, 150 S.) – 11. verm. u. verb. Aufl. 1846. – Fremdwörterbuch, oder Sammlung und Erklärung von 6000 fremden Wörtern und Ausdrücken, welche in der Umgangssprache, in Gerichts-Angelegenheiten, in Büchern und in Zeitungen täglich vorkommen. Ein Nachschlagewerk für Jedermann. 12. verb. Aufl. Quedlinburg 1849. – IV, 150 S., 8-o. – Fremdwörterbuch, oder Sammlung und Erklärung von 6500 fremden Wörtern, politischen, kaufmännischen und juristischen Fache und in Büchern täglich vorkommen, um solche richtig zu verstehen und auszusprechen. Ein Nachschlagebuch für Zeitungsleser, Bürger, Beamte und Geschäftsmänner. 13. vervollständigte Aufl. Quedlinburg 1854. – IV. 148 S.
3.
Schröter, Friedrich August: Termineologietechnisches Wörterbuch, oder Erklärung der in Reden und Schriften häufig vorkommenden fremden Wörter und Redensarten. In alphabetischer Ordnung. 3. verm. Aufl. Erfurt: Keyser 1803. – IX, 586 S.; 8-o.
497 – 4. Aufl. Erfurt 1811. – XVI, 1051 S. – (1. Aufl. Erfurt 1788. – 228 S., 8-o.) – 2. verm. Aufl. 2 Teile. Erfurt 1799–1800. – A–L (S.1–223) 1799; M–Z (S.224–426) 1800. 4.
Schweizer, Johann Conrad: Wörterbuch zur Erklärung fremder aus anderen Sprachen in die deutsche Sprache aufgenommenen Wörter und Redensarten, welche in Schriften und Büchern sowohl, als im täglichen Leben gebraucht werden. Mit beygefügten Beispielen und mit Anzeige ihrer richtigen Aussprache, in alphabetischer Ordnung. Zürich: Casper Näf u. bey dem Verfasser 1803. – IV, 564 S.; 8-o. – … Mit beygefügten Beyspielen und mit Anzeige ihrer Abstammung und richtigen Aussprache. 2. stark verm. und verb. Ausg. Zürich: Orell 1811. – 8-o. – 3. umgearb. Ausg. Zürich 1812. – 3. umgearb. Aufl. Zürich 1823. – 8. – J.C. Schweizer’s Fremdwörterbuch zur Erklärung fremder Wörter und Redensarten, besonders in Bezug auf Alterthumskunde, Geschichte, Medizin, Rechtswissenschaft und Technologie, denen einzelne seltene deutsche Wörter beigefügt sind. 4. um mehrere 1000 Artikel bereicherte Aufl. von Conrad von Orell. Zürich: Orell Füssli 1835. – VIII, 528 S.; 8-o. – 5. sorgfältig revidirte, und vielfach bereicherte Aufl. von Conrad von Orell. Zürich 1841. – J. C. Schweizer’s Fremdwörterbuch zur Erklärung aller in die deutsche Umgangssprache aufgenommenen fremden Wörter und Redensarten mit Bezeichnung ihrer Aussprache und Herkunft. 6. verb. u. vielfach verm. Aufl. Zürich 1847. – 8-o. – Wörterbuch zur Erklärung fremder, aus andern Sprachen in die Deutsche aufgenommener Wörter und Redensarten. Mit beygefügten Beyspielen und mit Anzeige ihrer Abstammung und richtigen Aussprache. Reprografischer Druck der Ausgabe Zürich, Orell, Füssli u. Co 1811. Hildesheim: Gerstenberg 1978. 20 cm. Bd. 1 (A–L) XIV, 472 S.; Bd. 2 (M–Z) S. 476–900.
5.
Heyse, Johann Christian August: Allgemeines Wörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Wörter und Redensarten. Zum bequemen Gebrauch für Alle, welche jene Ausdrücke richtig verstehen und gebrauchen, oder auch vermeiden wollen, insonderheit für Schulen. 2 Bde. Oldenburg: Schulze 1804. – Bd.1 (A–K), XIV, 410 S.; Bd.2 (L–Z), 446 S.; gr. 8. – Kurzgefaßtes Verdeutschungs-Wörterbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache mehr oder minder gebräuchlichen fremden Ausdrücke. Nordhausen 1807. – 8. – Kurzgefaßtes Verdeutschungs-Wörterbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache mehr oder minder gebräuchlichen fremden Ausdrücke. Nebst der nöthigen Erklärung für Schulen und unbemittelte Geschäftsmänner. Wohlfeilere Ausgabe. Bremen: Müller 1807. – VIII, 436 S. – 2. wohlfeilere Ausg. Bremen 1809. – VIII, 436 S. [Nachdruck von 1807] – 3. wohlfeilere Ausg. Bremen 1812. – gr. 8. [Nachdruck von 1807] – Kurzgefaßtes Verdeutschungs-Wörterbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache mehr oder minder gebräuchlichen fremden Ausdrücke mit Bezeichnung der Aussprache und Betonung und der nöthigsten Erklärung. 3. rechtmäßig sehr verm. und verb. Ausg. Hannover: Hahn 1819. – XXIV, 543 S.; 8-o. – Kurzgefaßtes Fremdwörterbuch oder Handbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache mehr oder minder gebräuchlichen fremden Ausdrücke, mit Bezeichnung der Aussprache, der Betonung und der nöthigsten Erklärung. 4. rechtmäßige, sehr verm. u. verb. Ausg. Hannover 1825. – XVIII, 738 S., 8-o.
498 – Kurzgefaßtes Fremdwörterbuch oder Handbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache mehr oder minder gebräuchlichen fremden Ausdrücke, mit Bezeichnung der Aussprache, der Betonung und der nöthigsten Erklärung. Nach der 4. sehr verm. u. verb. Ausgabe, und mit Einschaltung desselben beigegebenen Supplements. Wien: Schade 1827. – XII, 338 S., 23 cm. [laut Heyse ein Raubdruck] – Allgemeines Fremdwörterbuch oder Handbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Ausdrücke. Mit Bezeichnung der Aussprache, der Betonung und der nöthigsten Erklärung. 2 Theile. 5. rechtmäßige, sehr verm. u. verb. Ausg. Hannover: Hahn 1829. – Abth. 1 (A–J), XVIII, 408 S.; Abth. 2 (K–Z), S. 410–805. – 6. rechtmäßige, sehr verm. u. verb. Ausgabe. Besorgt von Karl Wilhelm Ludwig Heyse. Hannover 1833. – Abth. 1 (A–J), XVI, 444 S.; Abth. 2 (K–Z), 446 S. – 7. rechtmäßige [...] Ausg. Hannover 1835. – Th. 1 (A–J), XXII, 512 S.; Th. 2 (K–Z), 1 Bl., 508 S.; 8-o. – Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch oder Handbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache mehr oder mindergebräuchlichen fremden Ausdrücke. Mit Bezeichnung der Aussprache, der Betonung und der Abstammung. 8. rechtmäßige, verm. u. sehr verb. Aug. Neu bearb. v. K.W.L. Heyse. Hannover 1838. – Theil 1 (A–J), XXIV, 570 S; Theil 2 (K–Z), 570 S. – Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch mit Bezeichnung der Aussprache und Betonung der Wörter und genauer Angabe ihrer Abstammung und Bildung. 9., rechtmäßige, verm. u. durchaus verb. Ausg. Hannover 1844. – XVI, 836 S. – 10. rechtmäßige [...] Ausg. Hannover 1848. – XVI, 883 S. – 11. durchaus verb. u. sehr bereicherte Ausg. Hannover 1853. – XVIII, 950 S.; 8-o. – Heyse’s Allgemeines [...] 12. Ausgabe nach den frühere Bearbeitungen von K.W.L. Heyse. Neu verbessert und sehr bereichert. Hrsg. v. C.A.F. Mahn. Hannover 1859. – XVI, 978 S.; 24 cm = 8-o. – 13. Aufl. Hannover 1864/65 bzw. 1865. – XVI, 976 S.; 8. (letzte Lieferung 1865; Bearbeiter Theodor Heyse und A.Otto-Walster) – 14. Ausg., neu bearb., vielfach berichtigt und verm. von Gustav Heyse und Wilhelm Wittich. Hannover 1869/70 bzw. 1870. – XVI, 982 S. (letzte Lieferung 1870) – 15. einzig rechtmäßige Original-Ausg. Neu bearb., vielfach berichtigt und verm. von Prof. Gustav Heyse. Hannover 1872/73 bzw. 1873. – XVI, 992 S. (letzte Lieferung 1873) – 16. einzig rechtmäßige Original-Ausgabe. Hannover 1879. – XVI, 1016 S.; 8-o. – 17 [...] Ausg. Unter Berücksichtigung der amtlichen Erlasse über Verdeutschung der Fremdwörter neu bearbeitet, vielfach berichtigt und verm. von Otto Lyon. Hannover 1893. – XII, 907 S. – 17. einzig rechtmäßige [...] Neue Subscription. Hannover 1896. – 908 S. – J.C. A. Heyses allgemeines [...] Unter Berücksichtigung der amtlichen Erlasse über Verdeutschung der Fremdwörter und der neuen einheitlichen Rechtschreibung. Neu bearb., vielf. berichtigt und verm. von Otto Lyon. 18. Original-Ausg. Hannover 1903. – VII, 927 S., gr. 8. – 19. Original-Ausg. Hannover 1910. – VIII, 937 S.; gr. 8. – 20. Original-Ausg. Mit Nachträgen besorgt durch Willy Scheel. Hannover 1919. – VIII, 941 S.; gr. 8. – 21. Orignal-Ausg. Mit Nachträgen besorgt durch Willy Scheel. Hannover 1922. – VIII, 942 S.; 25 cm = gr. 8. – Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch. Mit Bezeichnung der Aussprache und Betonung der Wörter nebst genauer Angabe ihrer Abstammung und Bildung. Nachdruck der Ausgabe Hannover 1922. Hildesheim/New York: Olms 1978. –VIII, 942 S.; 23 cm.
499 6.
Kruse, Jürgen Elert: Erklärtes und nach dem Alphabet gestelltes Wörterbuch, welches die gebräuchlichsten Wörter und Redensarten aus dem Lateinischen, Französischen, Italienischen und mehreren anderen fremden Sprachen enthält. 3. Aufl. Hamburg 1804. – IV, 187 S.; 24x10,3 cm. – (2. Aufl. Hamburg 1769. – [4], 154 S.; 21,8 cm.) – 1. Aufl. Anonym (Kruse) Eine nach dem Alphabet entworfene und erklärte Verzeichnung der gebräuchlichsten, aus der Lateinischen, Frantzösischen, Italiänischen und mehr anderen fremden Sprachen entlehnten Wörtern, derer man sich im Teutschen, bey [...] in Handels-Sachen, [...] bey den Zeitungs-Schreiben, Unterredungen, Wissenschaften und vor Gerichten zu bedienen pfleget. 1748. – 188 S.; 15,8 cm.)
7.
Oertel, Eucharius Ferdinand Christian: Gemeinnütziges Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der im gemeinen Leben vorkommenden fremden Ausdrücke. Nach dem Plane des beliebten Rothischen Lexikons bearbeitet. 2 Bde. Ansbach: Gassert 1804. [nach dem Vorwort von 1830] – [...] Ein tägliches Hülfsbuch für Beamte, Kaufleute, Buchhändler, Künstler, Handwerker und Geschäftsmänner aus allen Klassen. 2 Bde. 2. Aufl. Ansbach 1806. [nach dem Vorwort von 1830; in Heinsius ohne Auflagen-Angabe] – 3. verb. u. verm. Aufl. Ansbach 1816. Bd. 1 (A–K), IV, XII, 524 S.; Bd. 2 (L–Z) S.530– 950. – Gemeinnütziges Fremdwörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der in unserer Sprache vorkommenden fremden Wörter und Ausdrücke, nach ihrer Rechtschreibung, Aussprache, Abstammung und Bedeutung aus alten und neuen Sprachen erläutert. Ein Hülfsbuch für Geschäftsmänner und Gebildete aus allen Ständen. 4. verb. u. verm. Aufl. Ansbach 1826. – 8o – Neuer Abdruck. Ansbach 1830. – Bd. 1 (A–K), VI, II, 540 S.; Bd. 2 (L–Z) S. 545–980. – Neuer Abdruck. Ansbach 1831. 2 Bde. – VIII, 975 S. – Fremdwörterbuch in deutscher Schrift- und Umgangssprache aus allen Fächern des menschlichen Wissens und Treibens. Für Leser aller Stände und Gewerben. 5., sehr verm. u. verb. Aufl. Erlangen: Heyder 1840. – Bd. 1 – 2 [in 1 Bd.]. VIII, 928 S. (A–K: VIII, 511 S.; L–Z: S.513–928)
8.
Beyschlag, Daniel Eberhard: Sammlung ausländischer Wörter, die im alltäglichen Leben öfters vorkommen. Zum Gebrauch für Bürgerschulen und Unstudierte, nebst angehängten Declinations- und Conjugations-Tabellen der deutschen Sprache. Von Daniel Eberhardt Beyschlag, des Lyceums in Nördlingen Rektor. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Nördlingen: Beck 1806. – [4] Bl., 160 S. – (1. Aufl. Nördlingen: Beck 1794. – 156 S.)
9.
Petri, Friedrich Erdmann: Neuer Dolmetscher für Volksschullehrer und andere bildungsbeflissene Nichtgelehrte, oder Verdeutschungs-Wörterbuch der in unsrer Schrift- und Umgangssprache üblichsten fremden Wörter und Ausdrücke. Leipzig: Weigel 1805/06. – XVI, 268 S. 8". – Gedrängtes Verdeutschungswörterbuch der in unserer Bücher- und Umgangssprache häufig oder selten vorkommenden fremden Ausdrücke. Für deutsche Geschäftsmänner, Jünglinge und gebildete Frauenzimmer. 2. sehr bereich. u. verb. Aufl. Dresden: Arnold 1812. – XXV, 356 S. – Gedrängtes Deutschungs-Wörterbuch der unsre Schrift- und Umgangssprache, selten oder öfter, entstellenden fremden Ausdrücke, zu deren Verstehn und Vermeiden herausgegeben von Friedrich Erdmann Petri, Kirchenrath, Inspector und Professor zu Fulda, Mitgliede der
500
–
– – – – –
– –
– – – –
– – – – – – – – – – –
Berliner Gesellschaft für deutsche Sprache. 3. sehr bereicherte und verb. Aufl. Dresden 1817. – [3] Bl., XXXI, 497 S. Gedrängtes Handbuch der Fremdwörter in deutscher Schrift- und Umgangssprache, zum Verstehen und Vermeiden jener mehr oder weniger entbehrlichen Einmischungen. 4. rechtm., vielfältig bereicherte u. verb. Aufl. Dresden 1823. – XXXII, 633 S.; 8. 5. rechtmäßige, tausendfältig bereicherte und sorgsam verb. Aufl. Dresden/Leipzig 1828. – 1. Teil (A–H), XXXVI, S. 1–335; 2. Teil (I–Z), S. 5–424. 6. rechtmäßige, tausendfältig bereicherte und sorgsam verb. Aufl. Dresden/Leipzig 1834. – Theil 1 (A–H), XXXII, 405 S.; Theil 2 (I–Z), 533 S. 7. rechtmäßige, tausendfältig bereicherte u. sorgfältig verb. Aufl. Dresden/Leipzig 1835. – Theil 1 (A–H), XXXII, 405 S.; Theil 2 (I–Z), 533 S. 8. rechtmäßige, vielfältig, besonders auch für Ärzte und Arzneibereiter bereicherte Ausg. Dresden/Leipzig 1838. – Theil 1 (A–I/J), 544 S.; Theil 2 (K–Z), 546 S. Gedrängtes Handbuch der Fremdwörter in deutscher Schrift- und Umgangssprache, [...] : nebst einem Namendeuter u. ein. Verz. fremder Schriftkürzungen. 9. rechtmäßige, tausendfältig bereich. Aufl. Dresden/ Leipzig 1845. – 2 Thle.: 77 ½ B.; Th. 2 (K–Z), 612 S. 10. tausendfältig bereicherte Aufl. Leipzig 1852. – VI, 913 S. Handbuch der Fremdwörter in der deutschen Schrift- und Umgangssprache zum Verstehen und Vermeiden jener, mehr oder weniger entbehrlichen Einmischungen, mit einem eingefügten Namendeuter und Verzeichniß fremder Wortkürzungen, nebst den Zeichen der Scheidekunst und der Sternenkunde. Von Neuem durchgearb. und tausendfältig bereichert von Wilhelm Hoffmann. Leipzig: Arnold 1861. 11. Aufl. – 831 S. 12. Aufl. Leipzig 1863. – 831 S. 12. Aufl. 2. Abdr., von neuem durchgearb. u. tausendf. bereichert. Leipzig 1865. – 831 S. 12. Aufl. Neuer Abdruck. Leipzig 1875. – 831 S. Handbuch der Fremdwörter in der deutschen Schrift- und Umgangssprache zum Verstehen und Vermeiden jener, mehr oder weniger entbehrlichen Einmischungen ; mit einem eingefügten Namendeuter und Verzeichniß fremder Wortkürzungen. 13. Aufl. neu bearb. und vielfach verm. von Emanuel Samostz. Leipzig 1878/79. – V, 945 S. 13. Aufl. 2. unveränd. Abdr. neu bearb. u. vielfältig verm. von Emanuel Samostz. Leipzig 1886. – 945 S. 13. Aufl. neu bearb. u. vielf. verm. von Emanuel Samostz. Elberfeld: Faßbender 1886. – 945 S.; 8-o. 13. Aufl. neu bearb. und vielfach verm. von Emanuel Samostz. Leipzig: Arnold 1887. – 945 S. 13. Aufl. neu bearb. und vielfach verm. von Emanuel Samostz. Leipzig : Grumbach [ca. 1887]. – 945 S. 13. Aufl. neu bearb. u. vielfältig verm. von Emanuel Samostz. 2. unveränd. Abdr. Leipzig: Fock 1888. – 945 S. Der 13. Aufl. 2. unveränderter Abdruck. Gera: Griesbach 1889. – 945 S. 13. Aufl. 2. unveränd. Abdr. neu bearb. u. vielfältig verm. von Emanuel Samostz. Gera 1892. 15. Aufl. Gera 1892. – 945 S. 16. Stereotypaufl. der 13. neu bearb. u. vielfältig verm. Aufl. von Emanuel Samostz. Gera 1893. – 945 S. 17. Stereotypaufl. der 13. neu bearb. und vielfältig verm. Aufl. Berlin: Biograph. Anstalt 1895. 19. Stereotypaufl. d. 13. neu bearb. u. vielfältig verm. Aufl. von Emanuel Samostz. Gera: Griesbach 1896. – 945 S.
501 – 20. Stereotypaufl. d. 13. neu bearb. u. vielfält. verm. Aufl. v. Dr. Emanuel Samostz. Gera: Griesbach 1897. – 946 S. – 21. Stereotypaufl. der 13. neu bearb. und sorgfältig verm. Aufl. von Emanuel Samostz. Gera 1899. – 945 S. – 23. Stereotypaufl. der 13. neubearb. und vielfach verm. Aufl. von Emanuel Samostz (Leipzig 1889). Leipzig: Grumbach 1902. – 945 S. – Friedrich Erdmann Petris Handbuch der Fremdwörter in der deutschen Schrift- und Umgangssprache 24. Aufl. der von Emanuel Samostz neu bearb. und vielfältig verm. 13. Aufl. Leipzig 1902. – 945 S. – 25. unter Berücksichtigung der neuen Rechtschreibung vollständig neu bearb. und bedeutend erweiterte Jubiläumsausg. der von Emauel Samostz hrsg. 13. Aufl. nebst Vorwort von Wilhelm Erbt. Leipzig 1903. – 1193 S. – 28. unter Berücksichtung der neuen Rechtschreibung vollst. neubearb. u. bed. erw. Ausg. d. 13. Aufl. Leipzig: Arnold 1905, ca. – 831 S. – Handbuch der Fremdwörter in der deutschen Schrift- und Umgangssprache. Mit e. Namendeuter u. Verz. fremder Wortkürzungen v. Friedrich Erdmann Petri. Unter Berücksichtigung d. neuen Rechtschr. bearb. v. Rochus Seibt. 21. bis 30. Tsd. München: Kupferschmid 1910. – 1415 Sp. – Dr. Friedrich Erdmann Petri's Handbuch der Fremdwörter in der deutschen Schrift- und Umgangssprache, unter Berücksichtigung der neuen Rechtschreibung. 30. vollständig neubearb. und bedeutend erweiterte Ausg. Der von Emauel Samostz hrsg. 13. Aufl. nebst Vorwort von Wilhelm Erbt. Leipzig: Grumbach um 1912. – 1193 S.; 8./ Hesse & Becker 1913. – 39. Volksausg., bearb. Von Rudolf Krauße. Leipzig: Hesse & Becker 1913. – 945 S. – Handbuch der Fremdwörter in der deutschen Schrift- und Umgangssprache. 40. Ausg. Unter Berücksichtigung der neuen Rechtschreibung, Erweiterung des Wortschatzes, Namendeuter, Erklärung der Wortkürzungen u. Aussprachebezeichnung. Bearb. von Rudolf Krauße. Leipzig 1922. (Vorwort dat. März 1911) – IV, 857.; gr. 8. – 41. Ausg. Leipzig 1926. – IV, 857 S.; gr. 8. – 42. Aufl. Leipzig 1929. – IV, 857 S.; gr. 8. 10.
Schmitz, Bernhard: Auswahl und Erklärung fremder, in der deutschen Conversation und Literatur gebräuchlichen Wörter. Münster: Aschendorf 1806. – 64 S.
11.
Heuberger, Johann Wilhelm: Notwendiges Handwörterbuch zur Erklärung aller in deutschen Büchern und Journalen vorkommenden fremden Wörter, Kunstausdrücke und Redensarten. Von J.W. Heuberger. Redakteur der westphälischen Provinzialzeitung. 2 Theile (A–H; I–Z). Duisburg/Leipzig: Bädeker in Kommission; Wesel: Röder und Klönne 1806/1807. – 630 S.; 8-o. – Notwendiges Handwörterbuch zur Erklärung aller in deutschen Büchern und Journalen vorkommenden fremden Wörter, Kunstausdrücke und Redensarten, welche in der Umgangssprache, in Gerichtssachen, Büchern u. Zeitungen vorkommen. Mit einem Anhang und Tafeln v. astronomischen mathematischen, chemischen und geometrischen Zeichen. 2. sehr verm. u. verb. Aufl. Elberfeld: Bädeker 1817. – 597, 93 S. =? 2. , sehr verm. und verb. Aufl. Elberfeld: Büschler 1818. – 597 S., 8-o. =? Neue Ausg. Elberfeld: Schönion 1817. – Supplementband. Elberfeld 1824.
12.
Roth, Johann Friedrich: Gemeinnütziges Lexikon für Leser aller Klassen, besonders für Unstudirte, oder Erklärung der gebräuchlichsten Redensarten und Kunstwörter. In alphabe-
502 tischer Ordnung. Mit einem Verzeichnisse der Worte, welche anders ausgesprochen als geschrieben werden, und mit einer Erklärung der gewöhnlichsten Abbreviaturen. 3. verm. u. verb. Aufl. Nürnberg: Renger in Halle 1806/7. 2 Bde. in einem. – VIII, 718; 614 S.; 22,5 cm. – (1. Ausg. Nürnberg 1788. – Tl.1, 1787 (A–K), 528 S.; Tl.2, 1788 (I–Z), 618 S.) – (2. verm. Aufl. Nürnberg 1791. – VIII, 1240 S.; 20 cm) 13.
Kleines gemeinnütziges Wörterbuch, oder Conversations- und Zeitungslexikon, enthaltend eine deutliche Erklärung aller fremden Wörter, die im Sprechen und Schreiben der Deutschen vorkommen [...] Hamburg: Herold jun. 1808. – 8.
14.
Voigtel, Traugott Gotthelf: Verdeutschungswörterbuch oder Verzeichniß der fremden in die deutsche Sprache aufgenommenen Wörter, nebst deren Verdeutschung. Ein Anhang zum Handwörterbuch der deutschen Sprache. 2. Theil. Halle: Kümmel 1808. – 8“. (= Handwörterbuch der deutschen Sprache, mit Rücksicht auf Synonyme. Halle 1805.)
15.
Schwinghammer, Abbe: Wörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Wörter und Redensarten. A – Z. Prag: Miller 1809. [nur bei Kirkness 1984, Nr.15 verzeichnet. Titel sehr ähnlich dem von Campe]
16.
Slevogt, Christian Anton August: Alphabetisches Wörterbuch, besonders für Unstudirte, zur Erklärung der gewöhnlichsten in der deutschen Sprache vorkommenden fremden Redensarten. Nebst Beyspielen und Anecdoten. Gesammelt und hrsg. von C.A.A. Slevogt, Herzogl. Weimar. Hofadvocat und Stadtrichter zu Jena. 4 Theile. Jena: Stahl 1810.
17.
Rumpf, Johann Daniel Friedrich: Gemeinnütziges Wörterbuch zur Reinigung und Veredlung der Sprech- und Schreibart. In Ansehung fremder, des bessern Ausdrucks für sprachwidrige, der Aufnahme neuer und der Erklärung sinnverwandter Wörter. Ein Hülfsbuch für Geschäftsführung und Umgang. Berlin: Hayn 1811. – VIII, 476 S.; 8º. – Vollständiges Wörterbuch zur Verdeutschung der, in unsere Schrift- und Umgangssprache eingeschlichenen, fremden Ausdrücke; nebst Erklärung der wichtigsten sinnverwandten Wörter. Ein Sprachschatz für Alle, die im Deutsch-Schreiben und Sprechen sich rein, richtig und edel auszudrücken wünschen. Von J. D. F. Rumpf, Königlich Preuß. Hofrath in Berlin 2. verm. u. verb. Aufl. Berlin 1819. – X, 538 S. ; 8-o. – 3. verm. u. verb. Ausg. Berlin: Hayn 1824. – XII, Verdeutschungs-Wörterbuch S. 1–312; Erklärung von sinnverwandten Wörtern S. 313–496. – Aufs neue durchges. von August Ife. 4. Aufl. Berlin 1840. – 8”.
18.
Bührer, Victor Matthias: Hülfswörterbuch für Ungelehrte, oder Anweisung zu richtigem Aussprechen, Schreiben und Verstehen fremder Wörter, welche in teutscher Schrift und Sprache am häufigsten vorkommen. Stuttgart: Steinkopf 1812. – XI, 360 S. – Hülfswörterbuch für Teutsche, oder Anweisung zu richtigem Aussprechen, Schreiben und Verstehen fremder Wörter, welche in teutscher Schrift und Sprache am häufigsten vorkommen. 2. sehr verm. u. durchaus neu bearb. Aufl. Stuttgart 1823. – X, 452 S.
19.
Mosqva, Friedrich Wilhelm: Wörterbuch zur Beförderung der teutschen Sprachreinigung. Hrsg. zu wohlthätigen Zwecken und zunächst zum Beitrag für die Luisenstiftung. Königsberg: Degen 1812. – XIV, 352 S. – Ohne Verfassername: Wörterbuch zur Beförderung der teutschen Sprachreinigung. Berlin: Braunes 1813. – XIV, 362 S.
503 20.
Wiedemann, Wilhelm Julius: Neues Wörterbuch zur Erklärung derjenigen fremden Wörter, welche noch häufig in verschiedenen Schriften, in der Umgangssprache und in Zeitungen vorkommen. 2 Theile. Quedlinburg: Ernst 1812. – 8. – 2. Aufl. Quedlinburg 1825. – 8. – (A–Z. Nebst Nachträgen.) Wohlfeile Ausg. Quedlinburg 1834. – 8. – Wohlfeile Ausg. Quedlinburg 1838. – 8.
21.
Allgemeines Verteutschungswörterbuch der Kriegssprache. Ein Versuch (von Karl Müller). Leipzig: Bruder und Hofmann 1814. – XII, 383 S.
22.
Sommer, Johann Gottfried: Neuestes wort- und sacherklärendes Verdeutschungswörterbuch aller jener aus fremden Sprachen entlehnten Wörter, Ausdrücke und Redensarten, welche die Teutschen bis jetzt, in Schriften und Büchern sowohl als in der Umgangssprache, noch immer für entbehrlich und ersetzlich gehalten haben. Ein höchstnützliches Handbuch für Geschäftsmänner, Zeitungsleser, u. alle gebildete Menschen überhaupt Prag: Calve 1814. – XIV, 518 S.; gr.8. – 2. durchaus umgearb., verb. u. sehr verm. Ausg. Prag: Tempsky 1819. – XVII, 533 S. – 3. verbess. u. verm. Aufl. Prag: Calve 1825. – V, 570 S. – 4. verb. u. verm. Aufl. Prag 1833. – 510 S. (= 32 ½ B.) – 5. verb. u. verm. Aufl. Prag 1839. – 447 S. (= 28 ¾ B.)
23.
Gemünden, Peter von: Der deutsche Sprachreiniger oder Sammlung der in Künsten und Wissenschaften, in der Gerichts- und Geschäftssprache, und in dem gewöhnlichen Umgange vorkommenden entbehrlichen und unentbehrlichen Wörter. München: Hübschmann 1815. – XIV, 368 S. (Landshut: Krüll 1815. (nach. GV))
24.
Vollbeding, Johann Christoph: Gemeinnützliches Wörterbuch zur richtigen Verdeutschung und verständlichen Erklärung der in unserer Sprache vorkommenden fremden Wörter. Für deutsche Geschäftsmänner, gebildete Frauenzimmer und Jünglinge. Berlin: Amelang 1816. – 685 S.; 8“. – 2. durchaus verb. und verm. Aufl. 1819. – 453 S. – 3. durchaus verbesserte und vermehrte Aufl. 1828. – IV, 586 S.
25.
Schellenberg, Johann Anton Philipp: Gemeinnütziges Hand-Lexikon, oder erklärendes und verdeutschendes Wörterbuch für Beamte, Schullehrer, Künstler, Kaufleute, Fabrikanten etc. Enthaltend Erklärung der wichtigsten Kunstausdrücke, der Benennungen aus der Maaß-, Gewichts-, Geld- und Münzekunde, der vorzüglichsten Stein- und Holzarten [...] 2 Bde. Rudolfstadt: Hofbuchhandlung 1817. – 8-o. – Gemeinnütziges Hülfswörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung der in unserer Sprache vorkommenden fremden Wörter und Redensarten, ins Besondere aber der wichtigsten Kunstausdrücke, der Benennungen aus der Maaß-, Gewichts-, Geld- und Münzekunde [...] Für alle Stände. 2., wohlfeile Ausg. Rudolfstadt 1833–34. – 78 B.
26.
Daisenberger, Josef Michael: Kleines Wörterbuch zur Verdeutschung der in Zeitungen vorkommenden fremden Wörter (aus dem Briefsteller abgedruckt). Regensburg: Daisenberger 1818. – 8. (= Vollständiger Briefsteller, oder Anweisung zur Verfassung aller Arten von Briefen und Aufsätzen [...])
504 27.
Heigelin, Johann Friedrich: Allgemeines Fremdwörter-Handbuch für Teutsche, worin zur Verständigung, Ausscheidung und Würdigung der in teutschen Schriften und in der Kunstund Umgangssprache vorkommenden fremdartigen Wörter, Ausdrücke, Namen und Redensarten Anleitung gegeben wird. Ein ausführlicher Beitrag zur teutschen Sprachreinigung sowohl, als ein gemeinnütziges Handbuch für alle Stände, Berufsarten, Künste, Gewerbe, Schul- und Bildungs-Anstalten, so wie für Geschäftsmänner, Zeitungsleser und für jeden Vaterlandsfreund. 3 Abteil. Tübingen: Osiander 1819. – XXVIII, 398, 387, 256 S. – Allgemeines Fremdwörter-Handbuch für Teutsche, oder Erklärung aller fremden Ausdrücke der teutschen Conversations-Sprache [...], ein gemeinnütziges Handbuch [...] 2. sehr verb. u. verm. Aufl. 2 Bde. Tübingen 1838. – XXVIII, 1236 S.; 8-o. (= 79 B.) – Allgemeines Handbuch der Fremdwörter. Nebst gedrängter Sacherklärung. Ein gemeinnütziges Handbuch für alle Stände. 2. Aufl. nach dem Bedürfnisse der Gegenwart verm. und verb. Tübingen 1853. – 4. Aufl. 1855. – IV, 730 S.; gr. 8. – Der 4. Aufl. neue, nach dem Bedürfnisse der Gegenwart. Tübingen 1860. – IV, 730 S.
28.
Kleines Wörterbuch oder Sammlung vieler fremden Ausdrücke und Wörter welche in Zeitungen, Rechnungen, Verordnungen, Bescheiden und anderse obrigkeitlichen Schriften vorkommen. Nebst deren Verdeutschung sehr nützlich und brauchbar für Gerichtsälteste und andere Landleute. Nebst einem vollständigen Verzeichnisse aller lateinischen und deutschen Abbreviaturen, welche in der Geschäftsführung eigen sind, Titulaturen an die Behörden in den Königlich Preußischen Staaten und Reductions-Tabellen. Lauban: Scharf 1819. – 85 S.
29.
Kleines Geschäfts- und Conversationslexikon, oder gedrängtes Verdeutschungswörterbuch vieler fremden Ausdrücke und Redensarten, welche in Zeitungen, Reisebeschreibungen, Rechnungen etc. häufig vorkommen. (E.A.W. Schmalz) 1. Aufl. Breslau: Schöne 181?. – 2. Aufl. Breslau 1820. – 3. Aufl. Breslau 1822. – gr. 8.
30.
Neues kleines gemeinnütziges Wörterbuch oder Conversations- und Zeitungslexikon für Leser aller Klassen, besonders für Damen und Unstudirte. Regensburg: Daisenberger 1820. – gr.8.
31.
Kleines Geschäfts- und Conversationslexikon, oder gedrängtes Verdeutschungswörterbuch vieler fremden Ausdrücke und Redenarten, welche in Zeitungen etc. öfters vorkommen. Karlsruhe: Marx 1822. – 8. [vgl. Schmalz 181?]
32.
Kleines Verdeutschungs-Wörterbuch oder Sammlung aller der fremden Ausdrücke und Redensarten, welche in Zeitungen, Verordnungen, obrigkeitlichen Schriften [...] vorkommen. Martktbreit: Knenlein 1823. – 127 S.
33.
Sommer, Johann Gottfried: Kleines Verdeutschungswörterbuch, oder Anleitung, die im Deutschen am häufigsten vorkommenden Wörter aus fremden Sprachen richtig auszusprechen, verstehn und schreiben zu lernen. Ein Auszug aus des Verfassers größern Verdeutschungswörterbuche. Wohlf. Ausgabe. Prag: Calve 1823. – 8.
34.
Rechsteiner, Johann Conrad (Hrsg.): Handwörterbuch zur Erklärung der in Büchern und Schriften, so wie im gemeinen Leben am meisten vorkommenden fremden Wörter und
505 Redensarten, für Geschäfts- und Gewerbeleute, Beamte, Zeitungsleser oder überhaupt für Nichtgelehrte. Ebnat, Kanton St. Gallen: Keller 1824. – 8“ – Schaffhausen: J.C. Seiler 1838. – 642 S.; 16 cm. 35.
Salzmann, W.F.: Kurzgefaßte Wörterbuch der Fremd-Wörter, oder alphabetische Erklärung aller der Wörter und Redensarten aus fremden Sprachen, die in Zeitungen etc. häufig vorkommen. 2. Aufl. Kitzingen: Gundelach 1824. – 8. – 3. Aufl. Kitzingen 1825. – 8. – Kurzgefaßtes Wörterbuch der Fremd-Wörter oder alphabetische Erklärung aller der Wörter und Redensarten. Aus fremden Sprachen, welche in öffentlichen Blättern, landesherrlichen Verordnungen, und juristischen Schriften, so wie in der deutschen Schrift- und Umgangssprache sehr häufig vorkommen. 4. verm. u. ber., umgearb. Aufl. Kitzingen 1828. – 638 S.; 8. – Kurzgefaßtes Verdeutschungs-Wörterbuch [...] Ein unentbehrliches Hülfsbuch für gebildete Leser aus allen Ständen. 5. verb. u. verm. Aufl. Kitzingen 1837. – 41 ½ B.; 8. (nach GV: Nürnberg: Lotzbeck) – (Allgemeines) Vollständiges verdeutschendes Fremdwörterbuch. 6. verb. u. verm. Aufl. Nürnberg: Zeh’sche Buchhandlung 1843. – Kurzgefaßtes Wörterbuch der Fremd-Wörter oder alphabetische Erklärung aller der Wörter und Redensarten. Aus fremden Sprachen, welche in öffentlichen Blättern, landesherrlichen Verordnungen, und juristischen Schriften, so wie in der deutschen Schrift- und Umgangssprache sehr häufig vorkommen. 7. umgearb. u. verm. Aufl. Nürnberg: Lotzbeek 1847. – VI, 568 S.
36.
Dobel, Carl Friedrich: Verteutschungsbuch der in unserer Sprache üblichen fremden Wörter und Redensarten nach der Buchstabenfolge geordnet. Kempten: Dannheimer 1825. – 2. Aufl. Kempten 1832–33. – Lexikon-8. – Verteutschungsbuch der in [...].. Redensarten nebst einem erklärenden Verzeichnisse der gewöhnlichen Abkürzungen. 3., stark verm. u. verb. Ausg. Kempten 1836. – 25 ½ B. – 4., stark verm. und verb. Aufl. Kempten 1845. – VIII, 358 S. – 4., stark verm. und verb. Aufl. Kempten 1853. – IV, 358 S. – 5., stark verm. und verb. Aufl. Kempten 1878. – IV, 316 S.
37.
Heinse, Gottlieb Heinrich: Encyklopädisches Wörterbuch, oder alphabetische Erklärung aller Wörter aus fremden Sprachen, die im Deutschen angenommen sind, wie auch aller in den Wissenschaften, bei den Künsten und Handwerken üblichen Kunstausdrücke. 2. Aufl. In 3 Bdn. Oder 6 Abtheil. Zeitz: Webel 1825. – (1. Aufl. 11. Bde. Zeitz 1793–1805)
38.
Verdeutschungsbuch der in unserer Sprache üblichen fremden Wörter und Redensarten Kempten: Dannheimer 1825.; gr. 8. – 2. Aufl. Kempten 1829. [vgl. Dobel; sicher dasselbe]
39.
Perg, F.: Gedrängtes Handbuch der Fremdwörter in deutscher Schrift- und Umgangs- dann Kriegssprache, mit besonderer Berücksichtigung der kriegswissenschaftlichen fremdartigen Ausdrücke. Dilligen: Roßnagel 1826. – IX, 461 S. – Gleicher Titel, aber ohne Verfasser: Dillingen: Aulinger 1840.
40.
Heinzelmann, Heinrich Christoph Wilhelm: Kurzes Fremdwörterbuch der gebräuchlichsten aus der Fremde bei uns eingeschlich’nen Wörter, zur Sprachreinigung und Be-
506 reich’rung , so wie zum Verstehn der Zeitungen etc. erklärt und verteutscht, zum Theil auch dem Teutschen verähnlicht. Als Zubehör von einem damit zugleich erscheinenden Noth- und Hülfsbuch der Rechtschreibung und grammatischen Rechtsprechung im Teutschen. Magdeburg: Rubach 1828. – 215 S. 41.
Niemann, Friedrich Albert: Gemeinnützliches Fremdwörterbuch zur richtigen Verdeutschung und verständlichen Erklärung der in unserer Sprache gebräuchlichen, so wie auch seltener vorkommenden ausländischen Wörter und Ausdrücke. Ein praktisches Hülfsbuch für Geschäftsmänner, Fabrikanten, Kaufleute, Studirende, so wie überhaupt für jeden Gelehrten, und insbesondere für alle Diejenigen, welche rein deutsch sprechen und schreiben wollen. Quedlinburg/Leipzig: Basse 1828. – VI, 313 S. (= 20 B.) – 2. Aufl. o.J. (nach GV) – 3. verb. und sehr verm. Aufl. Quedlinburg 1833. – V, 290 S. (= 18 ½ B.)
42.
Folk, S.W.E.: Taschenwörterbuch zur richtigen Verdeutschung der in unserer Sprache gebräuchlichen ausländischen Wörter und Ausdrücke. Ein nöthiges Hülfsbuch. Danzig: Gerhard 1829. – 112 S.; 8”.
43.
Schmidt, D. Friedrich: Handwörterbuch zum richtigen Verstehen und Anwenden der in der deutschen Sprache bei dem bürgerlichen und Geschäftsleben so häufig vorkommenden, fremden Wörter. Zum Gebrauch für den Bürger, Geschäfts- und Landmann [...] Nach Heyse, Petri u.a. m. bearbeitet]. Aschersleben: Lorleberg 1830. – 16 B.; 8 – 2. mit einem Anhange verm. und verb. Aufl. Aschersleben 1833. – 16 ½ B. – 3. von einem Schulmanne verm. u. verb. Ausg. Aschersleben: Laue 1845. – 22 B.
44.
Fremdwörterbuch, oder alphabetisches Verzeichniß der in der Schriftsprache und dem gewöhnlichen Leben vorkommenden fremden Ausdrücke nebst Erklärung derselben. Breslau: Maurer 1831. – 109 S.; 8”. (Anmerkung: an: Der vollständige Secretair für Schlesien ...) (nach GV: Oppeln: Gräff 1831.)
45.
Lichtfels, Friedrich Christian: Kurzgefaßtes und erklärendes Handbuch der in der deutschen Wissenschafts-, Kunst- und Umgangssprache vorkommenden Wörter aus fremden Sprachen. Mit einem Vorworte von Dr. Zehner. Hanau: Elder 1831. – VIII, 516 S. – 2. Aufl. in 6 Lief. Hanau 1836. – 516 S.; 8".
46.
Fremdwörterbuch, enthaltend die Verdeutschung und Erklärung der im gewöhnlichen Leben und in der Kunstsprache vorkommenden fremden Ausdrücke. Marienwerder: Baumann 1832. – gr. 8. – 2. umgearb. und mit sämmtlichen in der Gerichtssprache vorkommenden Ausdrücken verm. Aufl. Breslau: Schulz 1832. [siehe Poppitzer] – Vollständiges Fremdwörterbuch, enthaltend die Verdeutschung und Erklärung der im gewöhnlichen Leben, in der Kunst und Gerichtssprache vorkommenden fremden Ausdrücke. 3. Aufl. Breslau 1832. – 118 S.
47.
Poppitzer: Kurzgefaßtes und erklärendes Verdeutschungs-Handwörterbuch der in unserer Umgangs-, Schrift-, Gerichts- und Kunstsprache vorkommenden fremden Ausdrücke und Redensarten. Breslau: A. Schultz 1832. – IV S., 360 Sp.; 8”. – Ohne Verfassername: Kurzgefaßtes Verdeutschungs-Handwörterbuch, der in unserer Umgangs- , Schrift-, Gerichts- und Kunstsprache häufig vorkommenden fremden Ausdrücke
507 und Redensarten. Nach den besten Hülfsmitteln bearbeitet. Ein Anhang zum unterweisenden Hausfreund. 3. verm. Aufl. Breslau: Schultz & Co. 1836. – (6 ½ B.); gr. 12. 48.
Ritsert, Friedrich: Verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch, zum Schul- und Hausgebrauche, besonders für höhere Bürger- und Töchterschulen. Darmstadt: Leske 1833. – 21 ¾ B.)
49.
Wiedemann, Wilhelm Julius: Kleines Handwörterbuch zur Erklärung derjenigen fremden Wörter, welche noch häufig in verschiedenen Schriften, in der Umgangssprache und in Zeitungen vorkommen. 2. verb. Aufl. Quedlinburg/Leipzig: Ernst 1833. – 10 B.; 8”.
50.
Fremdwörterbuch, enthaltend die Verdeutschung und Erklärung der im gewöhnlichen Leben, in der Kunst- und Gerichtssprache vorkommenden fremden, so wie die Erklärung der in der Gerichtssprache vorkommenden deutschen Ausdrücke. 2. verm. u. verb. Aufl. Breslau: Aderholz 1834. – [1] Bl., 118 S. ; 8º.
51.
Robolsky, H.: Neues Fremdwörterbuch mit besonderer Berücksichtigung der Etymologie, Sprach- und geschichtlichen Bemerkungen, auch dahin passenden Urwörtern unserer Sprache. Helmstädt: Fleckeisen 1834. – VI, 330 S.; 8.
52.
Adelung, J.G.L.: Der treue Nothhelfer für Studirte und Unstudirte oder verdeutschendes und erklärendes Handwörterbuch derjenigen fremden Wörter, welche in der Convention [Conversation?], Lektüre und dem Gesellschaftsleben vorkommen. 6.? Aufl. Nürnberg: Campe 1832. – Der treue Nothhelfer für Studirte und Unstudirte oder verdeutschendes und erklärendes Handwörterbuch derjenigen fremden Wörter, welche in der Convention, Lektüre und dem Gesellschaftsleben vorkommen. 3. viel verm. Aufl. Nürnberg: Campe 1835. (nach GV: Die Angabe, daß schon 1832 die 6e Aufl. erschienen sein soll, muß demnach auf einem Irrthume beruhen.) – Neues vollständiges Fremdwörterbuch oder verdeutschendes und erklärendes Handwörterbuch derjenigen fremden Wörter, welche in der Conversation, der Lectüre und des Gesellschaftslebens vorkommen. 3. neue unveränderte Aufl. Nürnberg 1850. – XII, 479 S.
53.
Handbüchlein der gangbarsten Fremdwörter in der deutschen Sprache. Ein Hülfs- und Lernbuch für den Schul- und Hausgebrauch. Enthaltend die Verdeutschung und den Gebrauch von solchen Fremdwörtern, deren Kenntniß eben so nöthig als nützlich ist. Mit praktischen Beispielen zum Verstehn derselben und zur Vermeidung der Sprach- und Schreibfehler in denselben; nebst Bezeichnung der Aussprache und Betonung. Hrsg. von einem praktischen Schulmanne. Erfurt: Müller 1836. – 8.
54.
Erklärendes Fremdwörterbuch, der in der Gerichts- und Umgangssprache vorkommenden fremden Redensarten und Kunstausdrücke. Ein Nachschlagebuch für den Bürger und Landmann. Leipzig: Polet 1837. – gr.8. – Neue verb. Ausg. Leipzig 1839. – gr.8. (= Erklärendes Handwörterbuch der in der Gerichts- und Umgangssprache vorkommenden fremden Redensarten und Kunstausdrücke. 2. veränd. wohlfeile Ausg. Leipzig 1837: 1. Aufl. 2 Theile. Leipzig 1835–36.)
508 55.
Fremdwörterbuch nebst Erklärung der in unserer Sprache vorkommenden fremden Ausdrücke. 2. Aufl. (Abdruck aus ”Stadt- und Landschule”). Leipzig: Otto Wigand 1837. – (10 ½ B.); gr. 8. – 3. Aufl. Leipzig 1841. – (20 ¼ B.); gr. 8. ; 647 S. – 5. stark verm. Aufl. Leipzig 1844. – 413 S.; gr. 8. – 6. verm. Aufl. Leipzig 1844. – 5.–8. Aufl. Leipzig 1844–45. – (26 B.) = 413 S. – 9. stark verm. Aufl. Leipzig 1849. – 413 S.; gr. 16 (GV) = gr. 8. – 10. Aufl. Leipzig 1849. – gr. 16. – 11. Aufl. Leipzig 1849. – gr. 16. – 12. Aufl. Leipzig 1850. – gr. 16. – 13. Aufl. Leipzig 1850. – 413 S.; gr. 8. [Verfasser: Wander, Otto] – 14. Aufl. Leipzig 1851. – 413 S.; gr.16. – 15. stark verm. Aufl. Leipzig 1852. – 413 S.; gr. 16. – Wander Otto: Fremdwörterbuch. Ein Handbuch der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Ausdrücke mit Erklärung und Verdeutschung derselben. Nebst einem Anhang enthaltend. Die Namen der Städte, Flüsse, und Länder in deutscher, lateinischer, französischer und englischer Sprache. 16. Aufl. Leipzig: O. Wigand 1854. – 374 S.; gr.16. – 17. Aufl. Leipzig 1857. – 18. verm. Aufl. Leipzig 1858. – 374 S. – 19. Aufl. Leipzig 1860. – 20. Aufl. Leipzig 1861. – 21. Aufl. Leipzig 1862. – 22. verm. Aufl. Leipzig 1864. – 23./24. Aufl. Leipzig 1865–67. – IV, 374 S. – 25., verm. Aufl. Leipzig 1869. – 374 S.; 15 cm. – 26. neu umgearb. Aufl. Leipzig 1872. – 27. Aufl. Leipzig 1874. – 379 S.; 8“. – 30. Aufl. Leipzig 1882. – 31. Aufl. Leipzig 1883. – 379 S.; 8". – 32. Aufl. Leipzig 1886. – 33. Aufl. Leipzig 1888. – 34. (Titel-)Aufl. Leipzig 1893. – 35. Aufl. Leipzig 1898. – 36. Aufl. Leipzig 1900. – 37. (Titel-)Aufl. Leipzig (1900) 1903.
56.
Juristisches Wörterbuch, oder Handbüchlein zum Verstehen aller in der Actensprache, den gerichtlichen Bekanntmachungen und allen dahin bezüglichen Aufsätzen und Verhandlungen vorkommenden fremden Wörter. Nebst einem Anhange: Advocaten-Spiegel betitelt. Saalfeld: Niese 1837. – 16 1/8 B.; 8.
57.
Kaltschmidt, Jakob Heinrich: Kurzgefaßtes Wörterbuch zur Verdeutschung der wichtigsten Fremdwörter und landschaftlichen Ausdrücke. Leipzig: Tauchnitz 1837. – 216 S.; gr.8. (=13 ¾ B.)
58.
Beer, Eduard: Neuestes Fremdwörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung aller in Sprache und Schrift vorkommenden nicht teutschen Wörter, Redenarten, Kunstausdrücke und Abkürzungen, mit beständiger Angabe ihrer Betonung, Aussprache und Abstammung, so wie des Geschlechts der Hauptwörter verbunden 1) mit einer kurzen, aber gründlichen Be-
509 schreibung aller wichtigen Namen und Begebenheiten aus der Weltgeschichte und Götterlehre der Griechen und Römer, Germanen und vieler anderen Völker älterer und neuerer Zeit und 2) mit einem angehängten alphabetischen Verzeichniß aller Fremdwörter nach ihrer teutschen Aussprache, um den Nichtgelehrten das Nachschlagen zu erleichtern. Weimar: Voigt 1838. – 574 S.; 8-o. 59.
Neues gemeinnütziges Fremdwörterbuch, oder Erklärung der in unserer Sprache aufgenommenen fremden Wörter und seltenen Redensarten. Nebst einem genauen Verzeichnisse aller in den verschiedenen Ländern der Erde eingeführten Münzen, Maaße und Gewichte 3. Lieferung Ulm: Ebner 1838. – gr. 8.
60.
Dicke, L. (Hrsg.): Gedrängtes, aber vollständiges Fremdwörterbuch, oder Hülfsbuch zum Verstehen und Vermeiden der in deutscher Schrift und Umgangssprache gangbaren fremden Wörter und Redensarten, mit Bezeichnung der Betonung und Aussprache derselben. 3 Hefte. Wesel: Bagel 1838–39. – 8“. – Gedrängtes, aber vollständiges Fremdwörterbuch. Ein unentbehrliches Hand- und Hülfsbuch zum Verstehen und Vermeiden der in deutscher Schrift-, Geschäfts- und Umgangssprache vorkommenden fremden Wörter und Redensarten, mit Bezeichnung der Betonung und Aussprache derselben. 2. durchges. und verm. Aufl. Wesel 1854. – XII, 455 S.; 8“.
61.
Kurzgefaßtes Wörterbuch der in der Musik gebräuchlichsten italienischen Wörter und Redensarten. Mainz/Antwerpen: Schott 1839. – 1 1/8 B.
62.
Weber, Ferdinand Adolph: Erklärendes Handbuch der Fremdwörter, welche in der deutschen Schrift- und Umgangssprache gebräuchlich sind, nebst Angabe zur Erläuterung der in Schriften vorkommenden Abkürzungen. Leipzig: Tauchnitz 1839. – gr. 8. – 2. Abdruck. Leipzig 1841. – gr. 8. – Stereotypaufl. 3. Abdruck Leipzig 1844. – 40 B. – 4. Aufl. Leipzig, ca. 1850. – VI, 640 S. – 5. Steotyp-Aufl. Leipzig 1855. – 640 S. – 6. – 8. revidirte Stereotyp-Aufl. Leipzig 1860, 1862, 1864. – VI, 640 S. – 9. – 10. revidirte Stereotyp-Aufl. Leipzig 1865–68. – 640 S. – 13. revidirte Stereotyp-Aufl. Leipzig 1873. – VI, S. 8–640; 8-o. – 14. revidirte Stereotyp-Aufl. Leipzig 1877. – 640 S. – 15. revidirte Stereotyp-Aufl. Leipzig 1881. – VI, 640 S. – 16. Stereotyp-Aufl. Leipzig 1888. – 640 S. – 17. Stereotyp-Aufl. Leipzig 1898. – 640 S.
63.
Erklärendes und gemeinnütziges Verdeutschungs-Wörterbuch der sowohl in der allgemeinen Umgangssprache, als auch in der Schrift-, Juridischen, Kunst- und Merkantilsprache, in Waaren-, Wechsel- und Seegeschäften vorkommenden fremden Ausdrücke. Wien: Haas 1840. – (7 ½ B.); gr. 8. – [...] Ein unentbehrliches Hilfsbuch für Geschäftsmänner, Zeitungsleser und Gebildete jeden Standes. 2., durchges. Aufl. Wien 1843. – 114 S.; 8".
64.
Favreau, E. A. (Hrsg.): Vollständiges Fremdwörterbuch, ein Handbuch für Jedermann zur Erklärung und Erleichterung des Verstehens aller in den Wissenschaften, Künsten und Gewerben, in Zeitungen, gerichtlichen Verhandlungen und Regierungssachen, in schriftlichen Aufsätzen, im Kriegswesen, in der Handlung, so wie im gewöhnlichen Leben mehr
510 oder minder gebräuchlichen Schriftkürzungen und fremden Ausdrücke, mit Bezeichnung der Ableitung, der Aussprache und der Betonung derselben. Berlin: G. Eichler 1838,40. – 1. Bd. 1838 (A–K) , 2 Bl., 464 S.; 2. Bd. 1840 (L–Z), 1 Bl., 487 S.; 8“. – 3. Aufl., vermehrt und verbessert von E. G. von Hieronymi, Professor. Berlin: Heymann 1952 (2 Theile in einem Band: A–K: 8 S., S. 1–480; L–Z: S. 1–489) 65.
Handbuch der militairischen Fremdwörter und Kunstausdrücke, mit kurzen Sacherklärungen, für Unteroffiziere und Soldaten jeder Waffengattung. Gesammelt und hrsg. von einem 18 Jahre dienenden Unteroffizier der Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Brigade. Schwerin: Kürschner; Berlin: Plahnsche Buchh. 1840. – IV, 135 S.; 8-o.
66.
Heyse, Johann Christian August: Kleines Fremdwörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung aller in unserer Schrift- und Umgangssprache üblichen fremden Ausdrücke, mit Bezeichnung der Aussprache u. Betonung u. Andeutung ihrer Herkunft. Ein reichhaltiger Auszug aus dem allgemeinen Fremdwörterbuche. Hannover: Hahn 1840. – VIII, 494 S. [erarbeitet von K. Heyse] – Kleines Fremdwörterbuch. Ein Auszug aus Heyses großem Fremdwörterbuch in der Bearb. von Otto Lyon. 14.000 Fremdwörter, nach ihrer Abstammung erklärt u. verdeutscht. 2. Aufl. Hannover 1897. – VIII, 448 S.; 12. – 3. Aufl. Hannover 1900. – VIII, 448 S.; 12. – 4. Aufl. Hannover 1903. – VIII, 448 S. – 5. Aufl. Hannover/Leipzig 1909. – VIII, 462 S.; 8-o. – 6. Aufl. Hannover/Leipzig 1913. – VIII, 462 S.; 8. – [...] mit Nachtr. von W. Scheel. 8. Aufl. Hannover 1920. – VIII, 469 S.; 8. – [...] mit Nachtr. von W. Scheel. 9. Aufl., 49.–58. Tsd. Hannover 1926. – VIII, 470 S.
67.
Militärisches Taschen-Fremd-Wörterbuch oder: Kurze und faßliche Erklärung der üblichsten in der Militärsprache, im Land- und Seekriege vorkommenden Fremdwörter, Kunstausdrücke, Redensarten und Bezeichnungen, nebst technischen Benennungen aller Wissenschaften. Für Soldaten und Zeitungsleser. Prag: Haase Söhne 1840. – 9 ¾ B.; gr. 12.
68.
Adelung, C.B.: Neues Taschen-Fremdwörterbuch. Enthält über 4000 fremde Wörter und Redensarten. Mit Angabe ihrer richtigen Aussprache. Ein Hand- und Nachschlagebuch für Jedermann. Hamburg: Berendsohn 1841. – 32. – 2. Aufl. Hamburg 1842. – 32. – 3. Aufl. Hamburg 1843. – 32. – 4. und 5. Aufl. Hamburg 1844. – 32. – 6. und 7. Aufl. Hamburg 1845. – 8. und 9. Aufl. Hamburg 1846. – 10. Aufl. Hamburg 1847/48. – 11. Aufl. Hamburg 1849. – 12. Aufl. Hamburg 1850. – 10.–13. Aufl. Hamburg 1848–1850. – 153 S.; 32. – Neues Taschen-Fremd-Wörterbuch. Enthält über 12.000 fremde Wörter und Redensarten. Mit Angabe ihrer richtigen Aussprache. Nebst einem Anhange enthaltend: die Verdeutschung und Erklärung der lateinischen und anderer in der Gerichtssprache, bei Prozessen etc. Vorkommender fremder Ausdrücke. Ein Hand- und Nachschlagebuch für Jedermann. 13. stark verm. und verb. Aufl. Hamburg 1853. – IV, 171 S.; 16.
511 69.
Kiesewetter, Ludwig: Neuestes vollständiges Fremdwörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der in der heutigen deutschen Schrift- und Umgangssprache gebräuchlichen fremden Wörter, Redensarten, Vornamen und Abkürzungen mit genauer Angabe ihres Ursprungs, ihrer Rechtschreibung, Betonung und Aussprache. Glogau: Flemming 1841. – gr. 8. – 2. Aufl. o.J. (nach KVK: vorhanden in Berlin-Bibliothek: Bildungsgeschichtl. Forschung) – 3. vollständig umgearb. und verm. Aufl. Glogau 1855. – IX, 653 S. – 4. vollständig umgearb. und verm. Aufl. Glogau 1863. – VII, 688 S. – 5. vollständig umgearb. und verm. Aufl. Glogau 1869–71. – VIII, 710 S. – 6. verb. und verm. Aufl. Glogau 1877. – VIII, 724 S.; 8“. – 7. Aufl. Glogau 1888. – 2 Bl., 770 S. – 8. Aufl. Glogau 1896. Hg. v. Alexander Scholz, Gymnasiallehrer a. D. – 2 Bl., 770 S.
70.
Kaltschmidt, Jakob Heinrich: Neuestes und vollständigstes Fremdwörterbuch. Erklärung aller aus fremden Sprachen entlehnten Wörter und Ausdrücke, welche in den Künsten und Wissenschaften, im Handel und Verkehr vorkommen, nebst einem Anhange von Eigennamen, mit Bezeichnung der Aussprache bearbeitet. Leipzig: Brockhaus 1843. – 832 S. – 2. Aufl. Leipzig 1847. – 832 S. (=52 ½ B.) – 3. Aufl. Leipzig 1853. – 4 Bl., V, 832 S.; Lexikon-8. – 4. Aufl. Leipzig 1856. – 832 S. – [...] im Handel und Verkehr vorkommen, mit Bezeichnung der Aussprache. Nebst einem Anhabe von Eigennamen. 5. Aufl. Leipzig 1860. – VII, 832 S.; gr.8. – 6. Aufl. Leipzig 1863. – VII, 832 S.; gr.8. – [...] Nebst einem Anhange geographischer, historischer und mythologischer Eigennamen und vergleichenden Münz-, Maß- und Gewichtstabellen. 7. vollständige umgearb. und bedeutend verm. Aufl. Leipzig 1870. – V, 966 S. – 8. Aufl. Leipzig 1876. – V, 966 S.
71.
Schuberth, Julius: Musikalisches Fremdwörterbuch zum Gebrauch für Tonkünstler und Musikfreunde. 2. verm. und verb. Aufl. Hamburg: Schuberth & Co 1843. – 6 B. – Vollständig erklärendes Fremdwörterbuch aller in der Musik gebräuchlichen Ausdrücke. Nebst einer Einleitung mit den Elementarlehren und Regeln, welche jedem MusikUnterricht als Grundlage dienen. 4. verb. Aufl. Hamburg 1852. – XVI, 128 S. – 5. verb. Aufl. Hamburg 1855. – XII, 132 S. – 6. verb. Aufl. Leipzig 1863. – XVI, 138 S. – 7. verb. Aufl. Leipzig, ca. 1870. – XV, 138 S. – 9. verb. Aufl. Leipzig 1874. – XVI, 138 S. – [...] nebst einer kurzen Einleitung über die Elementarlehre der Musik. 10.–15. von R. Musiol verm. u. verb. Aufl. Leipzig 1880–81. – XVI, 138 S. – 16.–18. Aufl. Leipzig 1882–88. – XVI, 138 S. – 20. verb. Aufl. Leipzig 1894. – 21. Aufl. Leipzig nach 1894. – XVI, 138 S.
72.
Die Fremdwörtersucht in der deutschen Sprache. Ein ernstes Wort an Schulmänner, Beamte und Kaufleute. Nebst einem Fremdwörterbuche allen Deutschen zur Lehre. Leipzig: Jackowitz 1844. – 8.
73.
Neues musikalisches Taschen-Fremdwörterbuch. Auszug aus dem musikalischen Conversations-Lexikon von A. Gathy. Hamburg: Niemeyer 1844.
512 74.
Schöpfer, Karl: Medizinisch-chirurgisches Fremdwörterbuch. Zu Verteutschung und Erklärung der besonders aus der griechischen und lateinischen Sprache entlehnten und in den Gesammtgebieten der Medizin und Wundärzte, so wie für alle Leser medizinischer Schriften überhaupt. Nordhausen: Fürst 1844. – 264 S.
75.
Hoffmann, Peter Friedrich Ludwig: Gedrängtes, aber vollständiges Fremdwörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung aller in der Schrift- und Umgangssprache, in den Zeitungen, sowie in den verschiedenen bürgerlichen und geschäftlichen Verhältnissen vorkommenden fremden Wörter und Redensarten. Mit genauer Angabe der richtigen Aussprache. Ein bequemes Handbuch für jeden Stand und jedes Alter. Nach Anforderungen der neuesten Zeit. Leipzig: Brandstetter 1845. [nur bei Kirkness 1984, Nr. 71 verzeichnet.] – 2. Aufl. Leipzig 1846. [nur bei Kirkness 1984, Nr. 71 verzeichnet.] – 3. Aufl. Leipzig 1849. [nur bei Kirkness 1984, Nr. 71 verzeichnet.] – 4. verbesserte Aufl. Leipzig: Ferdinand Sechtling 1850. – 343 S. (Brandstetter) – 5. verbesserte und bis 18.000 Wörter vermehrte Aufl. Leipzig: Brandstetter 1857. – VIII, 437 S. – 6. Aufl. Leipzig 1859. – VIII, 439 S. – 7. tausendfältige verb. und bis auf 20.000 Wörter verm. Aufl. Leipzig 1860. – VII, 468 S. – 8. Aufl. Leipzig 1862. – VIII, 472 S. – 9. tausendfältig verb. und bis auf mehr als 21.000 Wörter verm. Aufl. Leipzig 1864. – VIII, 502 S. – 10. Aufl. Leipzig 1865. – VIII, 512 S. – 11.–17. neu bearb., tausendfach verb. und bis auf 24.000 Wörter verm. Aufl. Leipzig 1867–1875. – VIII, 512 S.; 16. – Gedrängtes, aber vollständiges Fremdwörterbuch ….. Mit genauer Angabe der richtigen Aussprache und Betonung der Wörter. Ein bequemes ….. Zeit. 12., neu bearb. tausendfältig verb. und bis auf mehr als 24.000 Wörter verm. Aufl. Leipzig 1867. – 535 S. – 14. neu bearb., tausendfältig verb. und bis auf mehr als 24000 Wörter verm. Aufl. Leipzig 1870. – 548 S. – 17. neu bearbeitete, abermals tausendfältig verbesserte und bis auf mehr als 24.000 Wörter vermehrte Aufl. Leipzig: Friedrich Brandstetter 1875. – IV, 591 S.; 14,5 x 9,5cm. – 18. neu bearb., abermals tausendfältig verarb. u. bis auf mehr als 24000 Wörter verm. Aufl. Leipzig 1878. – II, 633 S. – 19. verb. u. ansehnlich verm. Aufl. Leipzig 1884. – 658 S.; gr.16. – 20. verb. Aufl. Leipzig 1892. – XIV, 658 S.; 8-o – 21. verb. Aufl. Leipzig 1897. – XIV, 658 S. – Gedrängtes, aber vollständiges Fremdwörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung aller in der Wissenschaft, Schrift- und Umgangssprache, in den Zeitungen, sowie in den verschiedenen bürgerlichen und geschäftlichen Verhältnissen vorkommenden fremden Wörter und Redensarten. In neuer Rechtschreibung mit genauer Angabe der richtigen Aussprache, Betonung und Fallbiegung. Ein bequemes Handbuch für jedermann. 22. Aufl. neu bearb. von Theodor Matthias. Leipzig 1905. – IV, 664 S.; 16. – 23. Aufl. neu bearb. von Theodor Matthias. Leipzig 1907. – IV, 664 S.; 16. – 24. Aufl. mit einem Nachtrag Leipzig 1911. – VIII, 663 S.; 16. – 25. Aufl. Leipzig 1918. – VIII, 663 S.; 16. – Hoffmann-Matthias: [...] Völlig neu bearb. von Theodor Matthias. 26. Aufl. Leipzig: Brandstetter. 1926. – IV, 489 S.; kl. 8. – 27. Aufl. Leipzig 1930. – IV, 489 S. kl.8
513 76.
Musikalisches Taschen-Fremdwörterbuch, enthaltend eine kurze Erklärung von 1500 in der Musik vorkommenden und auf Musik Bezug habenden Kunstausdrücke. Chemnitz 1845.
77.
Taschen-Fremdwörterbuch zur Erklärung und Rechtschreibung von mehr als 6000 fremden Wörtern. Ein unentbehrliches Naschlagewerk für Jung und Alt. Vom Verfasser des allgemeinen deutschen Volkssecretairs. 1. Aufl. Hamburg: Bödecker 1845. – 292 S. – 2. tausendfältig verb. u. verm. Aufl. Erklärung von mehr als 12000 fremden Wörtern. Hamburg 1846. – 416 S.
78.
Fremdwörterbuch. Ein Handbuch für alle Stände zum Gebrauche und zur nöthigen Erklärung der in unserer Sprache vorkommenden fremden Wörter. Gube: Bölitz 1846. – (8 B.); 8.
79.
Fremdwörterbuch mit besonderer Berücksichtigung der fremden Ausdrücke, welche in Künsten und Gewerben, in der Gerichtssprache und in Zeitungen vorkommen. Schwerin: Hildebrand 1847. – 232 S.; 8.
80.
Neuestes und vollständigstes Taschen-Fremdwörterbuch, in welchem 17.000 fremde Wörter enthalten sind, die in der Umgangssprache, Büchern etc. vorkommen und hier mit ihrer Rechtschreibung und Aussprache verdeutscht erklärt werden. Ein unentbehrliches Handbüchlein für jedes Alter und alle Stände, besonders aber für Beamte, Studirende, Kaufleute, Fabriks- und Gewerbsleute, Künstler, Zeitungsleser etc. Correcte, rechtmäßige Original-Aufl. Wien: Mausberger (später Dorfmeister); Leipzig: Hunger 1847. – VIII, 672 S. (nach GV: 1847. – 222S.; 8.) – 2. correcte, um mehr als 3000 Artikel verm. u. verb. rechtm. Original-Aufl. Wien/Leipzig 1849. – 624 S.; 16. – 3. correcte, um mehr als 3000 Artikel verm. u. verb. rechtm. Original-Aufl. Wien/Leipzig 1850. – 520 S.; 16. – 4. correcte, um mehr als 3000 Artikel verm. u. verb. rechtm. Original-Aufl. Wien/Leipzig 1852. – VI, 624 S. (nach GV: 260 S.; 16) – Neuestes und vollständigstes Taschen-Fremdwörterbuch, in welchem mehr als 20.000 fremde Wörter enthalten sind, die in der Umgangssprache, Büchern, Zeitungen, amtlichen und gerichtlichen Geschäftsstyle etc. vorkommen, und hier mit ihrer Rechtschreibung und Aussprache verdeutscht erklärt werden. Ein unentbehrliches Handbüchlein für jedes Alter und alle Stände, besonders aber für Beamte, Studirende, Kaufleute, Fabriks- und Gewerbsleute, Künstler, Zeitungsleser etc. 5.–7., correcte, um mehr als 3000 Artikel verm. u. verb. rechtm. Original-Aufl. Wien/Leipzig 1854–58. – (6. Aufl. Wien/Leipzig 1855. – 511 S.) – 9. correcte [...] Aufl. Wien/Leipzig 1860. – 512 Sp.(?); 16. – 10. correcte [...] Aufl. Brandenburg: Müller 1864. – 512 S.; 16. – 11. correcte [...] Aufl. Brünn/Wien/Leipzig: Karafiat 1865. – 12. Aufl. Brünn 1867. – 13. correcte, um mehr als 1000 Artikel verm. und verb. rechtm. Original-Aufl. Brünn 1869. – 530 Sp.; 16. – Neuestes und vollständigstes Taschen-Fremdwörterbuch, in welchem mehr als 22.000 fremde Wörter enthalten sind [...] 14. correcte, viel verm. und verb. rechtm. Original-Aufl. Brünn 1875. – 530 Sp.; gr. 16. – 15. [...] Aufl. 1877. – 530 Sp.; gr. 16. – 186. Tsd. Brünn 1885. – IV, 542 Sp.
81.
Prätorius, Gregor: Der Universal-Wortgrübler. Neuestes bequemes und vollständiges Taschenwörterbuch enthaltend mehr als 14.000 Fremdwörter etc. Wien: Wenedikt 1847.
514 – Der Universal-Wortgrübler. Neuestes, bequemes und vollständiges Taschenwörterbuch enthaltend eine Sammlung und genaue Erklärung von mehr als 18.000 Fremdwörter, Redensarten und Zeichen etc. Mit besonderer Berücksichtigung der Aussprache, Abstammung und Betonung eines jeden Wortes. 2. verm. Aufl. Wien 1848. – 531 S. – 3. bedeutend verm. und correkte Aufl. Wien 1849. – 4. bedeutend verm. und correkte Aufl. Wien 1849. – 5. bedeutend verm. und correkte Aufl. Wien 1851. – 531 S. – 6. bedeutend verm. und correkte Aufl. Wien 1852. – 8“. – [...] Erklärung von mehr als 20.000 Fremdwörter, Redensarten und Zeichen etc. Nebst einem Anhang von nah an 1000 neugesammelten Fremdwörtern, wovon die Mehrzahl in keinem bisher erschienenen Fremdwörterbuch aufzufinden ist. Mit besonderer Berücksichtigung der Aussprache, Abstammung und Betonung eines jeden Wortes. 8. Aufl. Wien 1855. – 9. Aufl. Wien 1856. – 10. bedeutend verm. und correkte Aufl. Wien 1858. – 595 Sp. – [...] Erklärung von mehr als 24.000 Fremdwörter [...] 11. bedeutend verm. und correkte Aufl. Wien 1862. – 302 S. – 12. bedeutend verm. und correkte Aufl. Wien 1865. – 302 S. – 13. bedeutend verm. und correkte Aufl. Wien 1870. – Der Universal-Wortgrübler, oder neuestes, bequemes und vollständiges Taschen-FremdWörterbuch, enthaltend eine Sammlung und genaue Erklärung von mehr als 25.000 Fremdwörtern, Redensarten und Zeichen, die in der deutschen Schrift-, Umgangs- und Amtssprache häufig vorkommen und noch immer für unersetzlich gehalten werden. Mit besonderer Berücksichtigung der Aussprache, Betonung und Abstammung eines jeden Wortes. 14. bedeutend verm. und correkte Aufl. Wien 1872. – 302 S. – Der Wortgrübler. Neuestes [...] bedeutend verm. und correkte Aufl. Wien 1874. – 15. Aufl. Wien 1875. – Der Wortgrübler. Neuestes, bequemes und vollständiges Taschen-Fremd-Wörterbuch. Sammlung und Erklärung von mehr als 25.000 fremden Wörtern. Nebst allen Redensarten und Zeichen [...] 17. Aufl. Wien: Enders 1879. – Der Wortgrübler. Neuestes, bequemes und vollständiges Taschen-Fremdwörterbuch. 18. Aufl., neu bearb. von Johann Tuschina. Wien: Dabekow 1882 – Der Wortgrübler. Neuestes, bequemes und vollständiges Taschen-Fremdwörterbuch. Sammlung und Erklärung von mehr als 26000 fremden Wörtern; nebst allen Redensarten und Zeichen, die in der deutschen Schrift-, Umgangs- und Amtssprache häufig vorkommen und noch immer für unumgänglich n o t h we n d i g und u n e r s e t z l i c h gehalten werden. Mit besonderer Berücksichtigung der Aussprache, Betonung und Abstammung eines jeden Wortes. 20. Aufl, neu bearb. von Director Joh. Tuschina. Wien: Winkler 1885. – 313 S., kl.8 – 21. neu bearb. Aufl. Wien 1890. 82.
Baldamus, August Karl Eduard: Staatsbürgerliches Fremdwörterbuch für das Volk. Erklärung der am häufigsten vorkommenden … Fremdwörter. Dessau/Köthen: Neubürger 1848. – 30 S. – Staatsbürgerliches Fremdwörterbuch für das Volk. Erklärung der im politischen Leben in Versammlungen und Zeitungen vorkommenden Fremd- und Schlagwörter. 2. umgearb. u. verm. Aufl. Oranienburg: Freyhoff 1884. – 56 S.; 8“.
83.
Hülfsbüchlein für den Bürger und Landmann, enthaltend eine Verdeutschung und Erläuterung der in den gerichtlichen Acten und in der Gerichtssprache vorkommenden lateinischen
515 Ausdrücke, alphabetisch geordnet von v. Lövenskiold. Itzehoe: Claussen 1849. (auch u.d.T.: Verdeutschung und Erleuterung dein Acten vorkommenden lateinischen Ausdrücke) 84.
Neuestes Fremdwörterbuch, oder Erklärung und Rechtschreibung der im gewöhnlichen Leben vorkommenden fremden Wörter. Ein unentbehrliches Hülfsbuch für Zeitungsleser, Geschäftsleute etc. Frankfurt a.O.: Koschky & Co 1849. – IV, 176 S.; 12. – 2. Aufl. Frankfurt a.O. 1850. – IV, 176 S.; 12.
85.
Roß, Georg M. von: Taschen-Fremdwörterbuch oder Verdeutschung von mehr als 16.000 Fremdwörter. Ein unentbehrlicher Rathgeber für Zeitungsleser, für der Schiffssprache Unkundige etc. Im Verein mit Mehreren bearbeitet. 2. Aufl. Rudolstadt: Fröbel 1849. – III, 520 S.; 32. – Taschen-Fremdwörterbuch oder Verdeutschung einer Auswahl der gangbarsten Fremdwörter. Unter Mitwirkung literarischer Freunde bearb. Neue verb. und verm. Aufl. Rudolstadt/Leipzig: Lorentz 1871. – VIII, 555 S.; 16. – Taschen-Fremdwörterbuch oder Verdeutschung von mehr als 16.000 der gangbarsten Fremdwörter. Unter Mitwirkung literarischer Freunde bearbeitet. Rudolstadt/Leipzig: Glogau & Sohn 1880. – 560 S.; 8 – Neue, verb. u. verm. Aufl. Leipzig 1882. VIII, 555 S.
86.
Unentbehrliches Fremdwörterbüchlein für Alle, welche Zeitungen und andere politische Schriften nicht nur lesen, sondern auch verstehen wollen. Enthaltend die Erklärung von wenigsten 2000 fremden Wörtern. 2. Aufl. Villingen: Förderer 1849. – 44 S., gr.16. – [...] Enthaltend die Erklärung von wenigsten 2500 fremden Wörtern. 3. verm. Aufl. Villingen 1849. – 79 S.; 32.
87.
Weber, J.: Neuestes vollständiges Fremdwörterbuch. Enthält über 9000 fremde Wörter und Redensarten, mit Angabe der richtigen Aussprache etc. Ein Hand- und Nachschlagebuch für Zeitungsleser, Beamte etc. Leipzig: Wengler in Kommission 1849. – 172 S.; 16. – 2. bedeutend verm. und verb. Aufl. Leipzig 1849. – 239 S.; 32. – 3. bedeutend verm. und verb. Aufl. Köln: Lengfeld 1849. – 239 S.; 32. – 4. bedeutend verm. und verb. Aufl. Köln 1849. – 239 S.; 32. – Neuestes vollständiges Fremdwörterbuch. Enthält über 13.000 fremde Wörter und Redensarten [...]f ür Zeitungsleser, Beamte, Studirende etc. 6.? (Titel-) Aufl. Quedlinburg: Ernst 1853. – 239 S. (wohl eher 5. Aufl., A.H.) – Neuestes vollständiges Fremdwörterbuch mit Angabe der richtigen Aussprache. Enthält über 14.000 fremde Wörter und Redensarten, welche in Zeitungen, Büchern, in der Umgangssprache, im amtlichen und Geschäftsstyl vorkommen. Ein Hand- und Nachschlagebuch für Zeitungsleser, Beamte, Studirende, Kaufleute, Künstler, Gewerbetreibende. 6. bedeutend verm. und verb. Aufl. Quedlinburg 1863. – 290 S. – 7.–8. verb. Aufl. Quedlinburg 1867–69. – 290 S. – 8.–11. verb. Aufl. Quedlinburg 1869–76. – 290 S. – 11. verb. Aufl. Quedlinburg 1876. – 12. verb. Aufl. Quedlinburg 1878. – 304 S. – 13. verb. Aufl. Quedlinburg 1881. – [...] Ein Hand- und Nachschlagebuch für Jedermann, vorzüglich aber für Zeitungsleser. 14. verb. Aufl. Quedlinburg 1883. – 304 S. – 15. Aufl. Quedlinburg 1886. – 308 S., 6 Bl.; 8“. – 16. verb. Aufl. Halberstadt: Ernst 1891. – 308 S., 6 Bl.; 8“.
516 – 17. verb. Aufl. Leipzig: Ernst 1897. – 303 S. – 18. verb. Aufl. Leipzig 1901. – 303 S. – Neuestes vollständiges Taschen-Fremdwörterbuch mit Angabe der richtigen Aussprache. Verdeutschung und Erklärung fremder Wörter und Redensarten, die in der Schrift- und Umgangssprache, im privaten, geschäftlichen und amtlichen Verkehr vorkommen. 19. verb. Aufl. Leipzig 1908. – 317 S.; kl.8. – 20. Aufl. (191.–200. Tsd.) Leipzig 1916. – 317 S., 8“. 88.
Brinkmeier, Eduard u. Müller, Carl: Allgemeines Deutsch-Fremdwörterbuch. Ein Handund Nachschlagebuch für jeden Deutschen, welcher für ein deutsches Wort, oder einen in deutscher Sprache nur durch Umschreibung ausdrückbaren Begriff, die bereits eingebürgerten oder der Einbürgerung würdigen Fremdwörter, sei es für den täglichen Gebrauch oder für die Schriftsprache, sofort auffinden will. Besonders für Geschäftsleute aller Art, Künstler, Techniker, Militairs, Handarbeiter und Gelehrte. Braunschweig: Oehme und Müller 1850. – Erster Theil A–L.VI, 1–266 S.
89.
Völcker, H.: Fremdwörter. Zum Lesen, Erklären und Lernen in Schulen, in denen fremde Sprache nicht gelehrt werden, zusammengestellt. Aschersleben: Manniske 1850. – 45 S.; 16. – 2. verm. Aufl. Aschersleben 1854. – 48 S. – 3. verm. Aufl. Aschersleben: Huch 1861. – 47 S.; 8“. – 4. verm. Aufl. Aschersleben 1868. – 5. verm. Aufl. Aschersleben 1875.
90.
Harms, Claus: Der Scholiast. Eine Verdeutschung und Verdeutlichung fremder, fremd gewordener, nicht allgemein verständlicher Wörter, Namen und Sätze, welche sich auf dem Sprachgebiet der Kirche und der Schule, insbesondere in Bibel, Gesangbuch und Katechismus finden, großentheils mit Angabe ihrer Herkunft, in alphabetischer Ordnung. Kiel: Akademische Buchhandlung 1851. – VI, 190 S.; 8-o.
91.
Neugebauer, W.: Taschen-Fremdwörterbruch, enthaltend die Erklärung und Verdeutschung von 6500 in der heutigen deutschen Schrift- und Umgangssprache, sowie in gerichtlichen Angelegenheiten vorkommenden fremden Wörtern, Redensarten und Abkürzungen. Glogau: Flemming 1851. – 133 S.; kl.8. – Glogau 1859. – 133 S.; kl.8.
92.
Bussenius, E.F.: Fremdwörterbuch, neu herausgegeben von F.G.L. Greßler. Langensalza: Schulbuchhandlung des Thüringer Lehrer-Vereins 1852. – 126 S.; 8. – Fremdwörterbuch, neu bearbeitet und sehr verm. von F. Frank. 3. Aufl. Langensalza 1857. – 1 Bl., 181 S. – Fremdwörterbuch, neu bearb. und sehr verm. von H. Hodermann. 4. Aufl. Langensalza 1858. – 256 S.; 8. – Bodeusch, W.: Fremdwörterbuch. 5. Aufl. Verm. durch die gebräuchlichsten lateinischen, französischen, englischen und italienischen Sprichwörter. Langensalza: Schulbuchhandlung von Greßler 1861. – 291 S.; gr. 8. – 6. Aufl. Langensalza 1864. – 317 S.; 8“. – 7. Aufl. Langensalza 1866. – 436 S. – 8. Aufl. Langensalza 1868. – 394 S. – 9. Aufl. Langensalza 1872. – IV, 396 S.; gr. 8. – 10. u. 11. Aufl. Langensalza 1874 –1877. – IV, 400 S.; kl. 8.
517 – 12. nach der neuen Orthographie umgearb. Aufl. Langensalza 1882. – IV, 404 S. – Fremdwörterbuch. Ein praktisches Nachschlagebuch für Zeitungsleser, Kaufleute, Beamte etc. Mit mehr als 24.000 Fremdwörter. 13. nach der neuen Orthographie umgearb. Aufl. Langensalza 1886. – IV, 402; kl. 8. – 14. Aufl. Langensalza 1890. – IV, 402 S.; kl. 8. – 15. Aufl. Langensalza 1894. – IV, 402 S.; kl. 8. – 16. Aufl. Langensalza 1900. – IV, 402 S.; kl. 8. – F.G.L. Greßler’s Fremdwörterbuch. Ein Nachschlagebuch für alle Leser, Kaufleute, Beamte, Sportsleute etc. Mit etwa 24.000 Fremdwörter von W. Bodeusch. 17. Aufl. Vollständig neu bearb. von M. Gast. Langensalza: Greßler 1912. – 468 S.; 8“. 93.
Brunner, C. T.: Musikalisches Taschen-Fremdwörterbuch für Musiker und Dilettanten. Leipzig 1852. – 100 S.
94.
Hoffmann, Wilhelm: Allgemeines Fremdwörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung der in unserer Sprache vorkommenden fremden Ausdrücke. Mit Angabe ihrer Abstammung, Aussprache und Betonung. 2 Thle. in einem Band. Leipzig: Weber 1852. – VII, 768 S.; gr.8. – Neue (Titel-)Ausg. Zander 1865. – VII, 768 S.; gr. 8.
95.
Kaltschmidt, Jakob Heinrich: Allgemeines Fremdwörterbuch nebst Erklärung der in der deutschen Sprache vorkommenden fremden Wörter und landschaftlichen Ausdrücke mit Angabe ihrer Abstammung. Zum praktischen Nutzen für alle Stände bearbeitet. Stereotypausg. 2. Abdruck. Nördlingen: Beck 1852. – 216 S.; 8“. – Stereotypausg. 4. Abdruck. Nördlingen 1855. – 15. Stereotyp-Ausgabe Nördlingen 1861. – 216 S. – 16. Stereotyp-Ausgabe Nördlingen 1861. (nach GV) – 216 S.; gr. 8. – 17. Stereotyp-Ausgabe Nördlingen o. J. – 18. Stereotyp-Ausgabe Nördlingen 1865. – 25. Stereotyp-Ausgabe Nördlingen 1867. – 216 S.
96.
Kleines Fremdwörterbuch für Volksschulen (von F.C. Bode) Querfurth: Schmid 1852. – 20 S.
97.
Brugger, Joseph Dominik Carl: Fremdwörterbuch für das deutsche Volk mit 14.000 Fremdwörtern, worunter sehr viele neue sich befinden, mit neuen Übersetzungen, die nicht blos zum Verständniß der in Zeitungen und Büchern aller Art vorkommenden Fremdwörter dienen, sondern auch zum Verdrängen derselben durch deutsche Wörter im Leben geeignet sind. Heidelberg: Bange u. Schmitt 1855. – VIII, 217.
98.
Kleines musikalisches Fremdwörterbuch. Erklärung der gebräuchlichsten italienischen Kunstausdrücke, welche auf den Charakter, Vortrag und auf die Bewegung der Musikstücke Bezug haben. Nebst einem Anhange: Die Lehre vom Vortrage. Neustadt a. Aisch: Engelhardt 1855. – 68 S. – 2. Aufl. Neustadt a.A. 1874. – 63 S.
99.
Wengler, Eduard: Erklärendes Fremdwörterbuch für Buchhändler. A – Z. Bearb. und hrsg. von E. Wengler. Leipzig: Wengler 1855. – VIII, 88 S.
518 100.
Claudius, Friedrich: Neues und reichhaltiges Fremdwörter-Buch. Eine Erklärung der in deutscher Schrift– und Umgangssprache vorkommenden fremden Wörter und Redensarten. Mit genauer Angabe der Aussprache. Ein nützliches Handbüchlein für Jedermann. Berlin: Reymann 1857. – 272 S.; 16.
101.
Algier, J.J.: Fremdwörterbuch. Erklärung der im Umgange und Geschäftsleben häufig vorkommenden fremdartigen Wörter. Reutlingen: Fleischhauer & Sohn 1858. – 102 S.; 32. – 2. Aufl. Reutlingen 1868. – 102 S. – 3. Aufl. Reutlingen 1877. – 102 S.
102.
Frank, Paul ( = Karl Wilhelm Merseburger): Taschenbüchlein des Musikers. Enthaltend: eine vollständige Erklärung der in der Tonkunst gebräuchlichen Fremdwörter, Kunstausdrücke und Abbreviaturen, sowie die Anfangsgründe des Musikunterrichts und manches Wesentliche aus der Theorie. Für Musiker und Freunde der Tonkunst hrsg. Leipzig: Merseburger 1858. – 2. Aufl. Leipzig 1859. – XVI, 123 S. – 3. Aufl. Leipzig 1860. – 131 S. – 4. Aufl. Leipzig 1862. – 131 S. – [...] und manches andere Wissenwerthe. Für Musiker und Freunde der Tonkunst hrsg. 5. Aufl. Leipzig 1866. – 6. Aufl. Leipzig 1868. – XVI, 131 S. – 7. Aufl. Leipzig 1870. – XVI, 131 S. – 8. Aufl. Leipzig 1872. – XVI, 131 S.; 8-o. – 9. Aufl. Leipzig 1878. – XII, 131 S. – 11. Aufl. Leipzig 1882. – 13. Aufl. Leipzig 1886. – 14. Aufl. Leipzig 1887. – XVI, 125 S. – 15. Aufl. Leipzig 1890. – XVI, 125 S. – 17. Aufl. Leipzig 1893. – XVI, 125 S. – 18. Aufl. Leipzig 1895. – 19. Aufl. Leipzig 1898. – 20. Aufl. Leipzig 1901. – XVI, 125 S. – 22. Aufl. Leipzig 1906. – XVI, 125 S. – 23. Aufl. Leipzig 1911. – 122. – 24. Aufl. Leipzig 1917. – 25. Aufl. Leipzig 1918. – 26. Aufl. Leipzig 1920. – 27. Aufl. Leipzig 1922. – 122 S. – Franks Taschenbüchlein des Musikers. Neubearb. und erweitert von Wilhelm Altmann. 28. Aufl. Leipzig 1925. – 152 S.; 8“. – 29. erw. Aufl. Leipzig 1931. – 30. wes. erw. Aufl. Leipzig 1934. – 198 S.; 8–o. – 31. Aufl. Leipzig 1943. – 233 S.
103.
Krüger, Albrecht: Musikalisches Fremdwörterbuch. Handbüchlein beim Unterrichte in der Musik, insbesondere zum Selbst-Unterricht. Langensalza: Greßler 1860. – IV, 36 S. – 2. Aufl. Langensalza 1862. – 88 S. – 3. sehr verm. Aufl. Langensalza 1864. – 88 S. – 4. verm. und verb. Aufl. Langensalza: Schulbuchhandlung 1873. – 54 S. – 5. Aufl. Langensalza 1877. – 54 S.
519 – 6. Aufl. Langensalza 1884. – X, 55 S. 104.
Schmidt, Louis: Vollständiges Fremdwörterbuch mit besonderer Rücksicht auf den Geschäfts- und Gewerbsmann. Stuttgart: Mäntler (Kröner) 1860/61. – 99S.; gr. 8. (= Abdruck aus dem Württembergischen Secretair)
105.
Musikalisches Fremdwörterbuch für ausübende Künstler und Dilettanten. Hrsg. von Fr. Krätzschmer. Leipzig: E. Wengler; Hamburg: A. Cranz 1861.
106.
Faulmann, Karl: Stenographisches Fremdwörterbuch nach Gabelsberger's System, bearb. von Karl Faulmann, Lehrer d. Stenographie in Wien. Wien: F. Raspini in Comm. (2 Selbstverl.), 1862–64. Thl. 1: Zusammensetzung v. Wörtern. Wien 1862. Thl. 2: Einfache u. zusammengesetzte Wörter. Wien 1864. – 8".
107.
Kretschmar, August (Hrsg.): Allgemeines Fremdwörterbuch für Handel und Gewerbe. Alphabetisches Verzeichniß der in Sprache und Schrift vorkommenden nichtdeutschen Wörter … Leipzig: Spamer 1863. – 401 S.; 8-o. – Allgemeines Fremdwörterbuch. Alphabetisches Verzeichnis der in Sprache und Schrift vorkommenden nichtdeutschen Wörter, deren Abstammung, Betonung und Verdeutschung. Bearb. von Karl Böttcher, unter Mitwirkung von Mothes und J. Kalan vom Hofe. Mit einem Anhang, enthaltend die gebräuchlichsten der dem kaufmännischen Verkehr eigentümlichen jüdisch-deutschen Ausdrücke. Leipzig: Glöckner 1882. – 3. Aufl. Leipzig 1887. – VI, 362, 16 S. – Kretschmars Allgemeines Fremdwörterbuch. Alphabetisches Verzeichnis der in Sprache und Schrift vorkommenden nichtdeutscher Wörter, deren Abstammung, Betonung und Verdeutschung. 4. Aufl. bearb. bearb. von Friedrich Purlitz. Leipzig 1907. – VII, 414 S.
108.
Vollständiges Taschen–Fremdwörterbuch, in welchem mehr als 12.000 fremde Wörter enthalten sind, welche theils in der Umgangssprache, als auch in jedem Geschäftsstyle, Zeitungen und Büchern vorkommen, mit ihrer Rechtschreibung und Aussprache. Ein Nachschlagebuch für Jedermann. Mügeln/Leipzig: Senf 1865. – 96 S; 16 S. – dass. Mügeln 1871. – 96 S.; 16.
109.
Kiesewetter, Ludwig: Taschenfremdwörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der in der heutigen deutschen Sprache gebräuchlichen fremden Wörter, Redensarten, Vornamen und Abkürzungen. Glogau: Flemming 1866. – 333 S.; gr. 16. – 2. verm. u. verb. Aufl. Glogau 1872. – 340 S. – 3. verm. u. verb. Aufl. Glogau 1874. – 336 S. – 4. verm. u. verb. Aufl. Glogau 1878. – 336 S.; 8“. – 5. verm. u. verb. Aufl. Glogau 1886. – 336 S.; 8“. – 6. verm. u. verb. Aufl. Glogau 1893. – 336 S.; 8“. – 7. Aufl. Glogau 1895. [nur bei Kirkness 1984, Nr. 98 verzeichnet.] – Kleines Fremdwörterbuch zur Erklärung u. Verdeutschung d. in d. heutigen dt. Sprache gebrauchten fremden Wörter, Redensarten, Vornamen u. Abkürzungen Auf Grund d. 8. Aufl. von L. Kiesewetters "Taschenfremdwörterbuch" völlig neu bearb. von E. Rahner. Berlin: Flemming 1908. – 364 S.; 8“. – 11. Aufl. Berlin: Verl. f. Sprach- u. Handelswissenschaft, [Axial-Verl. Justus Dörner]; Adria-Verlag 1929. – 364 S.; kl. 8.
520 110.
Neues Fremdwörterbuch, in welchem mehr als 13500 fremde Wörter mit ihrer Aussprache kurz und bündig erklärt sind. Ein Nachschlagewerk für Jedermann, für Alt und Jung [...] Augsburg: Schmid 1867. – 268 Sp. – Neues Fremdwörterbuch, in welchem mehr als 14000 fremde Wörter mit ihrer Aussprache kurz und bündig erklärt sind. Ein Nachschlagewerk für Jedermann, für Alt und Jung, Geistlich und Weltlich, namentlich aber für den Bürger und Landmann, für Gewerbsleute und Jeden, der nach Bildung strebt. 2., verm. und vielfach verb. Aufl. Augsburg 1877. – 266 Sp.
111.
Neuestes vollständiges Fremdwörterbuch, mit Angabe der richtigen Aussprache. Enthält über 10.000 fremde Wörter und Redensarten, welche in Zeitungen, Büchern, in der Umgangssprache etc. vorkommen. Ein Nachschlagebuch für Zeitungsleser, Beamte, Studirende etc. Erfurt: Körner’sche Buchhandlung in Commission 1867. – 114 S.; 16.
112.
Zwanzig Tausend Fremdwörter und Ausdrücke, mit Bezeichnung ihrer Aussprache, welche in Zeitungen, in der Umgangs- und Gerichtssprache, in der Literatur, im Handel und Verkehr, in Künsten und Wissenschaften etc. vorkommen. Nebst Erklärung der gebräuchlichsten Schriftabkürzungen. Neue wohlfeile Ausg. Leipzig: Zander 1869. – XIII, 447 S.
113.
Erklärendes Fremd-Wörterbuch der in der Schrift- und Umgangssprache vorkommenden fremden Redensarten nebst Angabe ihrer richtigen Aussprache, Betonung und Abstammung. 3.–5. umgearb. und verm. Aufl. Leipzig: Baensch 1869–70. – IV, 288 S.; 8. – 6. umgearb. u. verm. Aufl. Dresden: Baensch 1871. – IV, 288 S.; 8.
114.
Bergstein, F. W.: Der geschickte Zeitungsleser. Eine deutliche Erklärung aller fremden Wörter, Ausdrücke und Redensarten, welche namentlich in Zeitungen, überhaupt in Büchern, in der Umgangssprache, im Geschäftsstyl etc. vorkommen. 2. Aufl. Leipzig: Mayer 1870. – 60 S.
115.
Bierfreund, J.G.: Kleines Zeitungs-Lexikon. Eine Sammlung der in den Zeitungen, periodischen Zeitschriften, Büchern und in der Umgangssprache gebräuchlichen Redensarten, Sprüchen und Formeln aus fremden Sprachen, wie der in Schriften vorkommenden Abkürzungen. Bremen: Kühtmann & Co 1870. – VI, 112 S. – 2. (Titel-) Ausg. Norden: Fischer’s Nachf. (1870) 1881. – IV, 112 S.
116.
Looff, Friedrich Wilhelm: Allgemeines Fremdwörterbuch enthaltend die Verdeutschung und Erklärung der in der deutschen Schrift- und Umgangssprache, sowie in den einzelnen Künsten und Wissenschaften vorkommenden fremden oder nicht allgemein bekannten deutschen Wörter und Ausdrücke mit Bezeichnung der Abstammung, Aussprache und Betonung von Friedrich Wilhelm Looff, weil. Herzogl. Sächs. Schulrat u. Gymn.-Direktor a. D., Ritter hoher Orden ect. Langensalza: Beyer 1870. – 846 S., gr. 8. – 2. vielfach vermehrte Aufl. Langensalza 1878. – 840 S. – 3. vielfach vermehrte Aufl. Langensalza Beyer & Söhne 1883. – 878 S. – 3. vielfach vermehrte Aufl. Neue billige Ausgabe. Langensalza 1889. – IV, 878 S. – 4. vielfach vermehrte Aufl. besorgt vor Dr. Fr. Ballauff. Langensalza 1899. – VI, 876 S. – 5. Aufl. Besorgt von Dr. Fr. Ballauff. Langensalza 1900. – VI, 878 S. – 7. Aufl. Besorgt von Dr. Fr. Ballauff. Langensalza 1908. – VI, 878 S.; 8-o – 8. Aufl. Besorgt von Dr. Fr. Ballauff. Langensalza 1911. – VI, 878 S.
521 117.
Cubasch, Carl: Neues Fremdwörterbuch. Ein erklärendes und verdeutschendes Handbuch der gebräuchlichsten in der deutschen Sprache vorkommenden Fremdwörter, wie sie in den Gerichten, in der Politik, in der Umgangs- und Schriftsprache etc. üblich sind. Hamburg: Richter 1870–71. – 1108 S. – 2. mit einem Nachtrag verm. Aufl. Hamburg 1872. – 1108 S.
118.
Korneyer’s Fremdwörterbuch. Alphabetische Zusammenstellung aller in der Geschäfts- und Umgangssprache üblichen Fremdwörter und Ausdrücke. (ca. 15.000) mit kurzer Erklärung. 2. Aufl. Leipzig: Serbe 1871. – IV, 272 S.
119.
Mylius, G.: Neuestes Taschen–Fremdwörterbuch zum Verständnis der im geschäftlichen und geselligen Verkehr gebräuchlichsten fremdländischen Ausdrücke und Redensarten, nebst Angabe der richtigen Aussprache, für jeden Stand den Anforderungen der Neuzeit entsprechend bearbeitet. 2. gegen 25.000 Fremdwörter enthaltende Aufl. Würzburg: Stahel 1871. – 3 Bl., 463 S. – 3. Aufl. Würzburg 1873. – 463 S. – 4. Aufl. Würzburg 1873. – 463 S.
120.
Neuestes Fremdwörterbüchlein zum Gebrauche für Zeitungsleser, Gewerbetreibende und alle diejenigen, welchen die Aussprache und das Verständniß der Fremdwörter von Interesse ist. Reutlingen: Enßlin & Laiblin 1871. – 96 S.; 32. – Neue Ausg. Reutlingen 1875. – 96 S.; 32.
121.
Sanders, Daniel: Fremdwörterbuch. 2 Bde. Leipzig: Otto Wigand 1871. – Bd.1 (A–K): XIV, 730 S.; Bd.2 (L–Z): 616 S. – 2. unveränderte Aufl. Leipzig 1891.
122.
Baum, J.: Neues und vollständiges Fremdwörterbuch, enthaltend mehr als 27.000 fremde Wörter, die im gewerblichen Verkehr, in der Schrift- und Umgangssprache, in den Zeitungen und besonders bei Gerichts- und Verwaltungsverhandlungen vorkommen und hier mit ihrer Aussprache und Rechtsschreibung verdeutscht erklärt werden. Ein bequemes und unentbehrliches Handbuch für jedes Alter und jeden Stand, besonders für Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibende etc. 2. Aufl. Mühlheim a. d. R.: Bagel 1872. – XI, 318 S. – [...] mehr als 25.000 fremde Wörter [...] 3. Aufl. Mühlheim 1884. – 299 S., kl. 8. – [...] mehr als 25.000 fremde Wörter [...]. 4. verm. Aufl. Mühlheim 1889. – 287 S., 8. – Neues und vollständiges Fremdwörterbuch über mehr als 15.000 fremde Wörter. Mühlheim: Bagel 1889. – 171 S. – [...] mehr als 25000 fremde Wörter [...] 5. verm. u. verb. Aufl. Mülheim a. d. Ruhr 1890 ca.. – 290 S.
123.
Förster, Reinhold: Bequemstes Fremdwörterbuch 1.–3. Aufl. Leipzig: Priber 1872. – IV, 667 S. – Vollständigstes und bequemstes Fremdwörterbuch. Berlin. Bibliograpische Anstalt. ca. 1872. – IV, 667 S. – Fremdwörterbuch der deutschen Schrift- und Verkehrssprache. Mit AusspracheBezeichnung allen fremdensprachigen Wortkürzungen und fremdsprachigen Zitaten. Neu hrsg. und mit einem bis in die neueste Zeit erg. Nachtrag versehen von Martin Tiemann. Mit einem Anhang enthalten internationale Münz-, Maß- und Gewichtstab. Leipzig: Drewitz 1899. – IV, 667 S.
522 124.
Jürgens, Karl: Neues etymologisches Fremdwörterbuch mit Bezeichnung der Betonung und Aussprache. München: Ackermann 1872. – VIII, 947 S.
125.
Heyse, Johann Christian August: Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch oder Handbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Ausdrücke mit der Bezeichnung der Aussprache, der Betonung und Abstammung. Neue, mit zeitgemäßen Zusätzen versehene „Berliner“ Ausg. Berlin: Cronbach 1871–73. – VII, 839 S. – 2. u. 3 Stereotyp- Aufl. Berlin 1875 u. 1876. – VII, 840 S.; 8. – 4.– 6. Stereotyp-Aufl. Berlin 1878–79. – VIII, 840 S.; gr. 8. – 7.– 9. Stereotyp-Aufl. Berlin 1880–82. – VIII, 840 S.; gr. 8. – 10. Stereotyp-Aufl. Berlin 1884. – VII, 839 S. – 11. Stereotyp-Aufl. Berlin 1885. – VII, 839 S. – 12. Stereotyp-Aufl. Berlin 1886. – VIII, 839 S.; gr. 8. – 13. Stereotyp-Aufl. Berlin 1887. – VIII, 839 S.; gr. 8. – 14. Stereotyp-Aufl. Berlin 1889. – VIII, 840 S.; gr. 8. – 15. Stereotyp-Aufl. Berlin 1893. – VIII, 840 S. – 16. gänzlich umgearb. Stereotyp-Aufl. Berlin 1896. – VIII, 840 S.; gr. 8. – 19. Aufl., rev. u. verm. von Eduard Loewenthal. Berlin 1901. – V, 839 S.; 8. – 20. Aufl., rev. u. verm. von E. Loewenthal. Berlin 1902. – 839 S.; gr. 8. – 21. Aufl., rev. u. verm. von E. Loewenthal. Berlin 1903. – VII, 839 S.
126.
Heyse, Johann Christian August: Fremdwörterbuch. Durchaus neu bearb. und bis auf ca. 90.000 Worterklärungen erweitert von Carl Böttger. Leipzig: Fues 1872–73. – IV, 892 S. – 2. Stereotyp-Aufl. Leipzig 1874. – IV, 892 S.; gr. 8. – 3. Stereotyp-Aufl. Leipzig 1875. – IV, 892 S.; gr. 8. – 4. Stereotyp-Aufl. Leipzig 1877. – IV, 892 S.; gr. 8. – 5. Stereotyp-Aufl. Leipzig 1879. – IV, 892 S.; gr. 8. – 6. Stereotyp-Aufl. Leipzig 1883. – IV, 892 S.; gr. 8. – 7. u. 8. Stereotyp-Aufl. Leipzig 1883 u. 85. – IV, 892 S.; gr. 8. – 9. Stereotyp-Aufl. Leipzig: Reisland 1887. – IV, 892 S.; gr. 8. – 10. Stereotyp-Aufl. Leipzig 1891. – IV, 892 S.; gr. 8. – 12. Stereotyp-Aufl. Leipzig 1894. – IV, 892 S.; gr. 8. – 13. Stereotyp-Aufl. Leipzig 1898. – IV, 892 S.; gr. 8. – 14., durch einen Anhang auf ca. 100.000 Worterklärungen verm. Aufl. Leipzig 1903. – IV, 960 S.; gr. 8. – 15. [...] Aufl. Leipzig 1906. – IV, 960 S.; gr. 8. – 16. [...] Aufl. Leipzig 1908. – IV, 960 S.; gr. 8. – 17. [...] Aufl. Leipzig 1912. – IV, 960 S.; gr. 8.
127.
Grübel, J.V.: Taschen-Fremdwörter-Büchlein. (Erklärung der in den deutschen Schriften und Zeitungen, sowie in gerichtlichen Angelegenheiten am häufigsten vorkommenden Fremdwörter.) Zum Gebrauche und zur Belehrung für Schulen, sowie für den Geschäfts- und Landmann. Ansbach: Junge 1874. – 32 S.; 16.
128.
Heinsius, Theodor: Neuestes vollständiges Fremdwörterbuch zur Erklärung aller fremden Ausdrücke. Enthält über 25.000 fremde Wörter und Redensarten, welche im geschäftlichen, amtlichen und privaten Verkehr, in der Schrift- und Umgangssprache vorkommen. Ein Hand- und Nachschlagebuch für Kaufleute, Fabrikanten, Beamte. Nebst Aussprache
523
– – – –
– – –
der Fremdwörter und den vorkommenden Abkürzungen. Berlin: Mode 1874. – 336 S.; gr.16. 2.–6. verm. Aufl. Berlin 1876–78. – 336. 6. verb. Aufl. Berlin 1878. [...] Ein Hand- und Nachschlagebuch für Kaufleute, Fabrikanten, Beamte, Studirende u. A. [...] 10. verb. Aufl. Berlin 1882. Neuestes vollständiges Fremdwörterbuch zur Erklärung aller fremden Ausdrücke. Enthaltend über 35.000 fremde [...] Nebst Aussprache der Fremdwörter und den vorkommenden Abkürzungen. 13. verb. Aufl. Berlin 1888. – 336 S.; 8“. 16. verb. Aufl. 1893. – 336 S. 19. verb. Aufl. 1899. – 336 S. 21. verb. Aufl. 1907. – 336 S.
129.
Liebknecht, Wilhelm (Philipp Christian Martin Ludwig): Volksstaats-Fremdwörterbuch. Leipzig: Verlag der Leipziger Genossenschafts-Buchdruckerei (?) 1874. – Volks-Fremdwörterbuch. Enthaltend ca. 30.000 Fremdwörter, wie sie in der deutschen Schrift- und Umgangssprache häufig vorkommen. Mit verständlicher Erklärung und genauer Angabe der Aussprache und Betonung der Wörter. 2. Aufl. Stuttgart: Dietz 1881. – 444 S.; 16. – 3. unveränd. Aufl. Stuttgart 1882. – VIII, 444 S. – 4.–5. unveränd. Aufl. – 6. Aufl. Neu bearb., berichtigt und verm. Stuttgart 1890. XVI, 542 S. – 7. Aufl., neu bearb., berichtigt u. verm. Stuttgart 1894. – VIII, 616 S.; 8. – 9. Aufl. Stuttgart 1907. – VIII, 616 S.; 8-o. – 10. Aufl. Stuttgart 1908. – VIII, 616 S.; 8“. – 12. Aufl. Stuttgart 1911. – VIII, 616 S. – 12. Aufl. Stuttgart 1912. – VIII, 616 S. – Liebknecht’s Volksfremdwörterbuch. 13. Aufl. Neu bearb., berichtigt u. verm. unter Berücksichtigung der Rechtschreibung nach dem vereinbarten amtlichen Regelbuch. Stuttgart 1913. – XVI, 511 S.; 8. – 14. Aufl. Stuttgart 1919. – XVI, 511 S. – 16. Aufl. Stuttgart 1920. – XVI, 511 S.; 8-o. – 17. neu bearb., berichtigt und verm. Aufl. Stuttgart 1921. – XVI, 511 S. – 19. Aufl. Berlin 1922. – XVI, 511 S. – Volksfremdwörterbuch. 20. Aufl., völlig neu bearb., berichtigt u. vermehrt von Arthur Seehof, Joseph Immanuel Meyer, Marcel Moisescu. Berlin: Neuer Deutsche Verlag 1929. – XVIII, 600 S. – 20. Aufl., Neudruck. Berlin: Universum-Bücherei für Alle 1932. – XXIV, 596 S.; 18,5– 22,5 cm. – Restauflage d. 1932 ersch. völlig neu bearb., berichtigten u. verm. 20 Aufl. Leipzig: Dt. Verl. für Sprachforschung 1934. – S. IX–XXIV, 596 S.; 19 cm. – 21., neu bearb., berichtigte u. erw. Aufl. Berlin: Dietz 1948. – XVI, 562 S.; 18,5–22,5 cm. – Wilhelm Liebknechts Volksfremdwörterbuch. 22. neue, umgearb. und gekürzte Auflage. 71.–370. Tsd. Berlin 1953. – 288 S.; 18,5–22,5 cm. – Neue, umgearb. und gekürzte Aufl. (23. Aufl., 371. – 670. Tsd.) Berlin 1953. – 288 S. – Neue, umgearb. und gekürzte Aufl. Stuttgart: Das Neue Wort 1954. – 288 S.; 18,5 – 22,5 cm.
130.
Kehrein, Joseph: Fremdwörterbuch mit etymologischen Erklärungen und zahlreichen Belegen aus Deutschen Schriftstellern. Stuttgart: Cotta 1876.
524 – Unveränd. Neudr. d. Ausg. von 1876. Wiesbaden: Sändig 1969. – XII, 772 S.; 8. – Unveränd. Neudr. d. Ausg. von 1876. Vaduz/Liechtenstein: Sändig 1985 = 1876. – XII, 772 S. 131.
Jürgens, Karl: Etymologisches Lehnwörterbuch der deutschen Sprache. Braunschweig: Bruhn 1877. – IV, 72 S.
132.
Schneider, Louis: Militairisches Fremdwörterbuch des Soldaten-Freundes. Berlin: Mittler & Sohn / Hayn 1877. – IV, 168 S.; gr. 8.
133.
Erklärendes Fremdwörterbuch der in der Schrift- und Umgangssprache vorkommenden fremdländischen Ausdrücke und Redensarten, nebst Angabe ihrer richtigen Aussprache, Betonung und Abstammung. 7. Aufl. Leipzig: Wöller 1878. – IV, 288 S.
134.
Fremdwörterbuch für Schulen und für den allgemeinen Gebrauch. In vierfacher methodischer Abstufung. Mit vielen etymologischen Erläuterungen und einer Anleitung zur richtigen Schreibung und Aussprache historischer und geographischer Eigennamen. Erlangen: Deichert 1878. – X, 332 S.; gr. 8. – 2. verm. Aufl. Leipzig: Deichert Nachf. 1887. (auch u.d.T.: Gemeinnütziges Fremdwörterbuch) – X, 288 S. – 2. vermehrte und verbesserte Aufl. Erlangen: Deichert o. J. – IX, 288 S.; 8.
135.
Fremdwörterbuch für Volks- und Fortbildungsschulen. Mit Angabe der Schreibung, Aussprache und Bedeutung der wichtigsten Fremdwörter und einiger seltner vorkommenden deutschen Wörter. Erlangen: Deichert 1878. – III, 64 S.; 16. – 2., d. amtl. eingeführten Rechtschreibung angepasste Aufl. Erlangen 1885. – 64 S.; 8.
136.
Jürgens, Karl: Etymologisches Fremdwörterbuch der Pflanzenkunde, mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Flora. Braunschweig: Bruhn 1878. – IV, 120 S.
137.
Köhler, C.O.: Taschen-Fremdwörterbuch mit Angabe der Sprachangehörigkeit der Worte. Dresden: Pierson 1878. – 86 S.; 16.
138.
Schmidt, Otto: Neues Fremdwörterbuch. Als Handbuch für Architekten und Bauhandwerker und als Lehrbuch für Baugewerbsschulen unter Berücksichtigung der Herleitung, Aussprache und Betonung bearbeitet. Leipzig: Knapp 1878. – IV, 116 S.
139.
Ballien, Theodor: Fremdwörterbuch der deutschen Sprache. Zum Gebrauch für den deutschen Bürgersmann. Berlin: Ballien 1880. – 124 S.; gr. 16.
140.
Klemich, Oskar: Wörterbuch, Fremdwörter, Kunstwörter, Schriftkürzungen und fremdsprachliche Redensarten wie sie vorkommen im Handels- und Geschäfts-Verkehr oder sonst in der täglichen Umgangssprache, in Zeitungen, im politischen Leben, in der Rechtsprechung, in Vorträgen und populär-wissenschaftlichen Schriften, unter besonderer Berücksichtigung aller Namen für industrielle Neuschöpfungen. Gesammelt und alphabetisch nach der Aussprache geordnet. 3. Aufl. Dresden: Klemich 1880. – 340 S.; gr. 8.
141.
Löbe, Wilhelm: Löbe’s Fremdwörterbuch für Landwirthe, Gärtner und Forstleute [...] Berlin: Wiegandt & Hempel u.a. 1880. – 328 S.
525 142.
Rossberg, Konrad: Deutsche Lehnwörter in alphabetischer Anordnung. Zusammengestellt und auf ihren Ursprung zurückgeführt. Hagen i.W. u. Leipzig: Risel 1881. – XI, 120 S.
143.
Dunger, Herrmann: Wörterbuch von Verdeutschungen entbehrlicher Fremdwörter mit besonderer Berücksichtigung der von dem großen Generalstabe, im Postwesen und in der Reichsgesetzgebung angenommenen Verdeutschungen. Mit einer einleitenden Abhandlung über Fremdwörter und Sprachreinigung. Leipzig: Teubner 1882. – VII, 194 S. – Dunger, Hermann: Wörterbuch von Verdeutschungen entbehrlicher Fremdwörter. Engländerei in der deutschen Sprache. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1882 u. Berlin 1909 mit e. Vorwort von Wolfgang Viereck. Hildesheim/Zürich/New York: Olms 1989. – 194, VI, 99 S.
144.
Köhler, Friedrich: Fremdwörterbuch. Leipzig: Reclam 1882. – 355, 32 S.; 8“. (UniversalBibliothek 1668–70) – Friedrich Köhlers Fremdwörterbuch. Neu bearb. von Paul Seliger. Ergänzte Neuauf. Leipzig 1909. – 358 S. (Reclams Universal-Bibliothek ; 1668/71) – Neubearb. von Paul Seliger. Leipzig 1919. – 358 S. ; 8. (Reclams Universal-Bibliothek; Nr 1668/1670a) – Neubearb. von Paul Seliger. Ergänzte Neuaufl. Leipzig: Ph. Reclam jun. 1923. – 358 S.; kl. 8. (Reclams Universal-Bibliothek; Nr. 1668–1670a)
145.
Berger, Otto: Neues, vollständiges Fremdwörterbuch für Gewerbe, Handel und Zeitungsleser. Neue Aufl. Reutlingen: Enßlin & Laiblin 1883. – Neues vollständiges …. Alphabetisches Verzeichnis der in Sprache und Schrift vorkommenden fremden Ausdrücke … zusammengestellt von O. Berger. Neue Stereotypausg. Reutlingen, ca. 1895. – 300 S. [vgl. auch Binder Nr. 236, welcher wohl Bergers Nachfolger ist]
146.
Koenig’s Taschen-Fremdwörterbuch, enthaltend die gebräuchlichsten Fremdwörter, sowie Verzeichniß und Erklärung der hauptsächlichsten Namen aus der Mythologie. Guben: Koenig 1883. – 135 S. – 2. verm. Aufl. Guben 1892. [nur bei Kirkness 1984, Nr. 136 verzeichnet.]
147.
Sanders, Daniel: Verdeutschungs-Wörterbuch. Leipzig: Otto Wigand 1884. – XII, 255 S.
148.
Neues vollständiges Taschen-Fremdwörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der in der deutschen Sprache vorkommenden fremden Wörter und Redensarten, nebst Angabe der Fremdwörter. Waldshut: Zimmermann 1885. – 200 S.
149.
Reinecke, Adolf: Verdeutschungs-Wörterbuch der Kunst- und Geschäftssprache des deutschen Buchhandels und der verwandten Gebiete. Berlin: Reinicke 1886. – XI, 136 S.; kl. 8. (Reinecke’s Verdeutschungs-Wörterbücher; Bd.1)
150.
Sarrazin, Otto: Verdeutschungs-Wörterbuch. Berlin: Ernst & Sohn 1886. – VI, 214 S. – 2. Auf. Berlin 1889. – XXI, 293 S. – 3. verm. Aufl. (7.–8. Tsd.) Berlin 1906. – XVII, 313 S. – 4. verm. Aufl. Berlin 1912. – XVII, 323 S. – 5. verm. Aufl. Berlin 1918. – XX, 346 S.; 8.
151.
Verdeutschung der Speise-Karte, sowie der hauptsächlichsten in der Küche und im GastwirtsGewerbe vorkommenden entbehrlichen Fremdwörter. Bearb. von dem Dresdner Zweig-
526 verein des allgemeines Deutschen Sprachvereins in Verbindung mit dem Verein Dresdner Gastwirte und dem Verein Dresdner Köche. Dresden: Albanus 1886. – 24 S.; 8. 152.
Blasendorff, C.: Verdeutschungswörterbuch für Schule und Haus. Berlin: Weidmann 1887. – IV, 80 S.; 8“.
153.
Dorn, Franz: Kleines musikalisches Fremdwörterbuch. Leipzig: Hesse 1887. – Heidenreich, Carl L.: Dorns Musik-Fremdwörterbuch. Die musikalischen Kunstausdrücke sowie deren Verdeutschung und Erläuterung. Die Grundbegriffe der allgemeinen Musiklehre. 7. erg. Aufl. Leipzig: Hesse [Jahr?]. – 78 S.; Notenbeisp.
154.
Metz, W./Dietrich, F.: Fremdwörterbuch (von W. Metz, Direktor und F. Dietrich, Lehrer an der höheren Töchterschule in Fürth). Fürth: Eßmann 1887. – 2 Bl., 133 S.
155.
Pfister, Herrman von: Verdeutschungs-Wörterbuch fachmännischer und dienstlicher Sprache des deutschen Wehrtumes. Berlin: Reinecke 1887. – XII, 280 S. (Reinecke’s Verdeutschungs-Wörterbücher; Bd.2)
156.
Piumati, Giovanni: Musikalisches Fremdwörterbuch. Köln: Tonger 1887. – 64 S. – Stuttgart: Grünninger 1888. – 64 S., Ill., 13 cm. – Köln: Tonger um 1890. – 64 S., 8“. – 2. Aufl. Stuttgart: Grünninger 1891.
157.
Schreibt deutsch! Verdeutschungs-Wörterbuch für Unteroffiziere. Dresden: Pierson 1887. – 31 S.; 8. – 2. Aufl. Dresden 1887. 8-o.
158.
Litterscheid, Franz: Taschenbüchlein der gebräuchlichsten musikalischen Kunstausdrücke. Stuttgart: Grünninger 1888. – 66 S.; 8“.
159.
Verdeutschungsbogen des allgemeinen deutschen Sprachvereins. 1. Folge. Die Speise-Karte. Verdeutschung der in der Küchensprache gebräuchlichen entbehrlichen Fremdwörter. Braunschweig/Leipzig: Hirt & Sohn 1888. – Braunschweig/Leipzig 1889.
160.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 1 Die Speisekarte. Verdeutschung der in der Küche und im Gasthofwesen gebräuchlichen entbehrlichen Fremdwörter. Ausgabe für die Mitglieder des allgemeinen deutschen Sprachvereins Braunschweig: Verlag des allgemeinen deutschen Sprachvereins 1888. – 8-o. – dass. Leipzig: Hirt & Sohn 1889. – 50 S.; 12. – 2., verb. Aufl. Leipzig 1891. – 54 S.; 12. – [...] Mit einer ausführlichen Einleitung über das Fremdwort-Unwesen in der Küchen- und Gasthofsprache etc. 3., verb. Aufl. Berlin: Verl. des ADSV Jähns u. Ernst 1897. – 52 S. – Deutsche Speisekarte … 4. Aufl. Berlin 1900. – IX, 86 S., Ill. – 5. stark verm. Aufl. bearb. von Hermann Dunger und Ernst Lößnitzer. Berlin 1911. – 131.; 8. – 5. u. 6. erw. Aufl. bearb. von H. Dunger und E. Lößnitzer. Berlin ADSV 1915. – 131 S.; 8. – 7. Aufl. bearb. von Wilhelm Haertl und Oskar Hauschild. Berlin 1921. – 127 S., mit Abb.; 4 S.; kl. 8.
527 161.
Verdeutschung von Fremdwörtern für den öffentlichen Dienst im Großherzogthum Sachsen. Weimar: Böhlau 1888. – 16 S., gr. 8.
162.
Foertsch, Richard: Die Fremdwörter der deutschen Sprache, ihre Erklärung, Verdeutschung und Aussprache, ihre Abstammung, ihre durchgängige Wiedergabe im Französischen, ihre Einteilung nach Wortarten, ihre zeitgemäße Schreibweise. Größere Ausgabe. Braunschweig: Schwetschke & Sohn 1889. – XXXII, 285 S.; gr. 8.
163.
Foertsch, Richard: Die Fremdwörter der deutschen Sprache, ihre Erklärung, Verdeutschung und Aussprache, ihre Abstammung, ihre durchgängige Wiedergabe im Französischen, ihre Einteilung nach Wortarten, ihre zeitgemäße Schreibweise. Kleinere Ausgabe. Braunschweig: Schwetschke & Sohn 1889. – XXVII, 179 S.
164.
Klein, Bernhard: Der Taschen-Heyse. Ein neues Fremdwörterbuch in neuer Rechtschreibung mit Berücksichtigung der offiziell eingeführten Verdeutschungen und mit AusspracheBezeichnung. Berlin: Neufeld u. Henius 1889. – 2. verm. und verb. Aufl. Berlin 1891. – 1 Bl., XIV, 270 S.; 8“. – 3. verm. und verb. Aufl. Berlin 1894. – 4. verm. und verb. Aufl. Berlin 1896. – Der Taschen-Heyse. Fremdwörterbuch. Ein Wörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung der im Deutschen gebräuchlichsten Fremdwörter. Mit Bezeichnung der Aussprache und Betonung. 7. verm. und verb. Aufl. Bearb. von Arwed Fischer. Neue Rechtschreibung. Berlin 1909. – 10 Aufl. Berlin 1911. – Fischer, A.: Der Taschen-Heyse: Fremdwörterbuch. 11. Aufl. 43.–47. Tsd. Berlin: Neufeld & Henius 1913. – 340 S.; 8. – 13. Aufl. 51.–60. Tsd. Berlin 1914. – 366 S.; 8.
165.
Lößnitzer, Ernst: Verdeutschungs-Wörterbuch der Fachsprache der Kochkunst und Küche enthaltend: die Verdeutschungen der Namen und Speisen, Nahrungsmittel, Gebrauchsgegenstände und sonstigen fremdländischen Ausdrücke, soweit dieselben in der deutschen Küche vorkommen und benutzt werden. Berlin: Reinecke 1889. – XIII, 1 Bl., 248 S., 8“. (Reinecke’s Verdeutschungs-Wörterbücher; Bd.3) – 2. verm. und verb. Aufl. Leipzig u.a.: Killinger; Berlin: Mann 1903. – XII, 308 S., 8“.
166.
Verdeutschung der gebräuchlichsten Fremdwörter. Hildburghausen: Gadow & Sohn 1889. – 31 S.; gr. 16.
167.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 2 Der Handel. 1. Abtheilung: Buchhaltung, Briefwechsel, Bankverkehr und Börse. Verdeutschung der entbehrlichen Fremdwörter der Handelssprache. Ausgabe für die Mitglieder des Vereins. Braunschweig: Verl. des ADSV; Leipzig: Hirt & Sohn 1889. – 68 S. – Der Handel. Geldverkehr, Buchhaltung, Briefwechsel, Warenverkehr u. Versicherungswesen. Verdeutschung der entbehrlichen Fremdwörter der Handelssprache. 2., umgearbeitete und sehr verm. Aufl. von Karl Magnus. Ausgabe für die Mitglieder des Vereins. Braunschweig; Leipzig 1891. – 132 S. – [...] nebst 4 Vorlagen für deutsche Wechselvordrucke. Von Karl Magnus. 3. verb. Aufl. Berlin: ADSV 1902. – 87 S. – 4. Aufl. durchges. und verm. von Georg Bender. Berlin 1913. – 134 S.; 8. – 5. Aufl. Berlin 1915. – IV, 144 S.; 8.
528 – 6. Aufl. bearb. von Geord Bender. Berlin: ADSV 1918. – IV, 194 S.; 8. – 7. Aufl. bearb. von Alfred Schirmer. Berlin: Verl. d. Deutschen Sprachvereins. 1931. – 176 S., kl. 8. 168.
Cremer, Wilhelm: Kleines Verdeutschungs-Wörterbuch, zum Gebrauch in der Schule und im täglichen Leben. Im Anschluß an das Preußische Regel- und Wörterverzeichnis. 4. Tausend. Hannover-Linden: Manz 1890. – IV, 60 S.
169.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 3 Das häusliche und gesellschaftliche Leben. Verdeutschung der hauptsächlichsten im täglichen Verkehre gebrauchten Fremdwörter. Braunschweig: Verl. d. ADSV; Leipzig: Hirt & Sohn 1890. – 123 S.; 12. – Unsere Umgangssprache. Verdeutschung der hauptsächlichsten im täglichen Leben und Verkehr gebrauchten Fremdwörter. 2. Aufl., neu bearb. von Edward Lohmeyer. Berlin: Verl. d. ADSV 1915. – IV, 182 S.; 8. – 3. Aufl. neu bearb. Berlin 1917. – III, 199 S., kl. 8.
170.
Messien, Hermann: Verzeichnis von entbehrlichen Fremdwörtern aus der Handels- und Verkehrssprache und Ersatz derselben durch entsprechende deutsche Aussprache. Auf Grund der vom allgemeinen deutschen Sprachverein herausgegebenen Verdeutschungsbücher bearb. Angenommen vom Vereine sächsischer Handelsschul-Direktoren. Dresden: Minden & Wolters 1891. – 7 S.; gr. 8.
171.
Rex, Erwin (d.i. Paul Langenscheidt): Fremdwörterbuch. Lexikon der Fremdwörter und fremdsprachlichen Redensarten im Deutschen. Berlin: P. Langenscheidt 1891. – XV, 319 S.; 8". (Bibliothek des geselligen Lebens; 3) – 2. und 3. unveränd. Stereotyp-Aufl. Berlin: Gnadenfeld & Co 1891. – dass. Berlin 1893 (Bibliothek des geselligen Lebens 3). – XV, 319 S., 8“. – Neue Ausg. Berlin: Steinitz 1901. – dass. Berlin 1912. – XV, 319 S.; 8“.
172.
Spöttel, A.: Zur Sprachreinigung. Eine Sammlung der gebräuchlichsten Fremdwörter, nebst deren Anwendung in Sätzen, wobei für das Fremdwort immer das deutsche Wort zu gebrauchen ist. München: Kellerer 1891. – 39 S. – Zur Sprachreinigung. Eine Sammlung der in der deutschen Sprache gebräuchlichen Fremdwörter, mit Bezeichnung der Aussprache und Angabe ihrer Abstammung, verdeutscht oder erklärt und angewendet in Sätzen, wobei für das Fremdwort immer das deutsche Wort zu gebrauchen ist, nebst einem Anhang von Fremdwörtern, welche häufig in der Baukunst vorkommen. 2. verb. Aufl. München 1892. – 40 S. – 3. Aufl. München 1899. – 40 S.
173.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 4 Deutsches Namenbüchlein. Ein Hausbuch zur Mehrung des Verständnisses unserer heimischen Vornamen und zur Förderung deutscher Namengebung, bearb. von Ferdinand Khull. Braunschweig: Verl. des ADSV; Leipzig: Hirt & Sohn 1891. – 102 S.; 8-o. – 2. veränd. Aufl. Berlin: Verl. des ADSV 1901. – 64 S. – 3. Aufl. Berlin 1903. – 63 S. – 4. Aufl. Berlin 1909. – 71 S. – 5. Aufl. Berlin 1912. – 96 S. – 6. Aufl. Berlin 1915. – 100 S.; 8.
529 – – – –
7. Aufl. Berlin 1918. – 105 S. 8. Aufl. Berlin 1921. – 104 S.; kl. 8. 9. Aufl. Berlin 1924. – 110 S. 10. Aufl. Berlin 1930. – VIII, 129 S.
174.
Volksthümliches Fremdwörterbuch. Ausführliche Erklärung, nebst Angabe der Aussprache und Betonung von ungefähr 4000 Fremdwörtern. 5. Aufl. Leipzig: E. Herrmann sen. 1891. – 95 S.; 8.
175.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 5 Die Amtssprache. Verdeutschung der hauptsächlichsten im Verkehre der Gerichts- und Verwaltungsbehörden gebrauchten Fremdwörter, bearb. von Karl Bruns. Braunschweig: Verl. des ADSV; Leipzig: Hirt & Sohn 1892. – 142 S.; 12. – 2. verm. Aufl. Berlin: Verl. des ADSV 1897. – 3. verm. Aufl. Berlin 1897. – 140 S; 8. – 24.– 26. Tsd. Berlin 1898. – 140, 20 S. – 5. wiederum verm. Aufl. 27.– 28. Tsd. Berlin 1899. – 6. wiederum verm. Aufl. 28.– 32. Tsd. Berlin 1901. – 149 S.; 8. – 7. sehr verm. Aufl. 32.– 36. Tsd. Berlin 1903. – 176 S.; 8. – Die Amtssprache. [...] Verwaltungsbehörden sowie in Rechts- und Staatswissenschaft gebrauchten Fremdwörter. 8. verm. u. verb. Aufl. 37.– 40 Tsd. Berlin 1910. – VIII, 182 S.; 8. – 9. verm. u. verb. Aufl. 43.– 48. Tsd. Berlin 1915. – VI, 185 S.; 8. – 11. Aufl. (unveränd. Druck der 10. Aufl.) Berlin 1915. – 12. verb. Aufl. 61.–70. Tsd. Berlin 1916. – VI, 192 S.; 8. – 13. verb. Aufl. 71.–75. Tsd. Berlin 1917. – IV, 185 S.; 8. – Die Amtssprache. Verdeutschung von Fremdwörtern bei Gerichts- und Verwaltungsbehörden. In der Bearbeitung von Karl Bruns. Hrsg. von Alfred Bruns. 1. Aufl. Münster: Landschaftsverb. Westfalen-Lippe, Westfäl. Ladesamt für Archivpflege. 1978. – 180 S.; 22 cm. (Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege; 2) – 2. Aufl. Münster 1980. – 180 S. – 3. unveränd. Aufl. Münster 1987. – 180 S. – 4. unveränd. Aufl. Münster 1991. – 180 S. – Die Amtssprache. Verdeutschung der hauptsächlichsten im Verkehre der Gerichts- und Verwaltungsbehörden sowie in Rechts- und Staatswissenschaft gebrauchten Fremdwörter. [Nachdruck der 15. Aufl.] Münster 2004. – XII, 185 S.
176.
Pfister, Otto von: Studentisches Verdeutschungs-Wörterbuch für alle Hochschulen und Richtungen. Leipzig-Reudnitz: Hoffmann 1893. – 52 S.
177.
Bartholomäus, Wilhelm: Verdeutschungs-Wörterbuch. Unter Mitwirkung von C. Schmelzer, bearb. und herausgegeben von W. Bartholomäus, Rektor in Hamm. Bielefeld: Helmich 1894. – VIII, 210 S., 1 Bd.; 8“.
178.
Bönisch, Josef: Musikalisches Fremdwörterbuch mit Erklärung der bei Tonstücken vorkommenden Wörter und Zeichen. Neisse: Selbstverl. 1894. – 61 S.; 8.
179.
Eitzen, Friedrich Wilhelm: Fremdwörter der Handelssprache. Verdeutscht und erläutert, zur Ergänzung seiner mehrsprachigen Wörterbücher für Kaufleute. Leipzig: Haessel 1894. – 176 S.; gr. 8.
530 180.
Linhoff, Matthias: Verdeutschungsbüchlein. Verdeutschung der in dem Wörterverzeichnisse der preußischen Schulschreibungsbüchlein vorkommenden entbehrlichen Fremdwörter. Münster: Aschendorff 1894. – 32 S.
181.
Demmin, August: Verdeutschungs-Wörterbuch. Nach Buchstabenfolge geordnetes Verzeichnis der im Staats-, Amts-, Kammer-, Recht-, Wehr- (Militär-), Kunst-, Gewerbe-, Handels- und Zeitungswesen unnötig angewendeten Fremdwörter; auch Zugabe einer großen Anzahl von meist damit gebildeten und Teilweise undeutschen Veröffentlichungen entnommenen Aufsätzen mit nebenstehenden Übersetzungen. Wiesbaden: Bechtold & Co 1895. – IV, 289 S.; 8.
182.
Funk, Georg: Kleines Fremdwörterbuch für Schule und Haus. Leipzig: H. Schmidt & C. Günther 1895. – VII, 118 S.; gr. 8.
183.
Hoffmann; O.G.: Taschen-Fremdwörterbuch, neu bearb. von J. Jung. Anhang: Auswahl der besten Denksprüche für Album etc. Leipzig: Kaufmann 1895. – 119 S.; 32.
184.
Keller, Franz: Neues Fremdwörterbuch, enthaltend mehr als 25.000 fremde Wörter, nebst Angabe der Aussprache. In neuer Rechtschreibung hrsg. Styrum: Spaarmann 1895. – 188 S., 8“.
185.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 6 Das Berg- und Hüttenwesen. Verdeutschung der im Bergbau, in der Hüttenkunde, der Markscheidekunst und im Knappschaftswesen gebräuchlichen entbehrlichen Fremdwörter. Berlin: Verl. des ADSV 1895. – 20 S.; 8. – 2. Aufl. durchgesehen von Emil Treptow. Berlin 1910. – 20 S.; 8. – 3. Aufl. durchgesehen von Emil Treptow. Berlin 1917. – 20 S.; 8.
186.
Verdeutschung der im deutschen Sprachunterricht am häufigsten vorkommenden Kunstausdrücke. Straßburg: Bull 1896. – 7 S.; gr. 8.
187.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 7 Die Schule. Verdeutschung der hauptsächlichsten entbehrlichen Fremdwörter der Schulsprache, bearb. von Karl Scheffler. Berlin: Verl. des ADSV 1896. – 67 S.; 8. – 2. verb. und verm. Aufl. Berlin 1903. – 3. verb. und verm. Aufl. 25.–28. Tsd. Berlin 1909. – 90 S.; 8. – 3. u. 4. verb. und verm. Aufl. 25.–31.Tsd. Berlin 1915. – 90 S.; 8. – 5. verb. u. verm. Aufl. Berlin 1918. – 106.; 8.
188.
Fremdwörterbuch für Kaufleute. Bd. 1 – 2. 5. Aufl. Leipzig: Verlag für Kunst und Wissenschaft 1897. (=Miniatur-Bibliothek 12–13) – 43 u. 44 S.
189.
Hausding; Alfred: Die Fremdwortfrage in Behörden, Fachwissenschaft und Gewerbe nebst einem Verdeutschungswörterbuch enthaltend über 6000 hierbei in Betracht kommende Fremdwörter unter Aufzählung derjenigen, für welche zur Zeit eine gute Verdeutschung nicht bekannt ist. Als Denkschrift bearb. Berlin: Heymann 1897. – IV, 194 S. – Verdeutschungswörterbuch der hauptsächlichsten in der Fach-, Handels- und Verwaltungssprache vorkommenden Fremdwörter. Ein Handbuch für den täglichen Gebrauch. Geh. Regierungsrath. 2. wes. Aufl. Berlin 1903. – XXIII, 207 S.; 8-o.
531 190.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 8 Die Heilkunde. Verdeutschung der entbehrlichen Fremdwörter aus der Sprache der Ärzte und Apotheker, bearb. von Otto Kunow. Berlin: Verl. des ADSV 1897. – 92 S.; 8. – 2. Aufl. Berlin 1898. – 92 S. – 3. verb. Aufl. Berlin 1901. – 97 S.; 8. – 4. Aufl. Berlin 1903. – 97 S.; 8. – 5. Aufl. Berlin 1907. – 103 S.; 8. – 6. Aufl. Berlin 1910. – 105 S.; 8. – 7. unveränd. Aufl. Berlin 1915. – 102. S.; 8. – 8. verm. Aufl. Berlin 1917. – XVI, 94 S.; 8. – 9. verm. Aufl. Berlin 1921. – XVI, 95 S.; 8. – [...] fortgesetzt von Erwin Liek. 10. verm. Aufl. Berlin 1935. – 115 S.
191.
Michaelis, Adolf Alfons: Medizinisches Fremdwörterbuch. Erklärung der wichtigsten medizinischen Kunstausdrücke. Eine medizinische Terminologie. Leipzig-Reudnitz: Michaelis 1898. – 59 S.; 8. – 2. erw. Aufl. Leipzig 1907. – 65 S.
192.
Saalfeld, Günther Alexander: Fremd- und Verdeutschungswörterbuch. Eine umfassende Sammlung von Fremdwörtern mit ausführlichen Verdeutschungen und sprachlichen Ableitungen nebst geschichtlicher Einleitung. Ein Handbuch für jedermann. Berlin: Oswald Seehagen 1898. – 478 S.; gr. 8. – 3. Aufl. In neuer Rechtschreibung und bis auf die jüngste Zeit fortgeführt. 5.– 14. Tsd. Berlin: Knobloch & Co. 1911. – XV, 1031 Sp.; 8“. – 15.–24. Tsd. Berlin 1912. – 1032 Sp.
193.
Fink, Fritz: Neues Fremdwörterbuch. Enthaltend: Verdeutschung und Erklärung der Fremdwörter, fremdsprachlichen Denk- und Wahlsprüche und Redensarten. Unter besonderer Berücksichtigung der in der Umgangssprache, Litteratur und Tagespresse, ferner im Handel und Bankfach, im amtlichen Verkehr, im gewerblichen Leben, auf dem Gebiet der bildenden Künste, der Heilkunde und des Rechtswesens, im Hotel- und Restaurationswesen gebräuchlichen fremdsprachlichen und Fach-Ausdrücke. Mit Angabe der Aussprache und Betonung. Braunschweig: Euler 1899. – 313 S. – Großes Fremdwörterbuch. Enthaltend: Verdeutschung und Erklärung der …und Betonung und einem Anhang (v. M. Überlacker) enthaltend: Orthographisches und grammatikalisches Wörterbuch. 10. Aufl. Berlin: Schultze 1900. – (313, 362 S.) 8“. – 10. Aufl. Neue Ausg. Berlin 1907. – 463 S.; 8. – 12. Aufl. Berlin: Euler 1910. – 313 S.; 8. – 12. Aufl. Neue Ausg. Berlin: Euler/Schultze 1914. – 313 S. ; 8 – 13. Aufl. Berlin 1927. – 313 S. – Fremdwörterbuch. 14. Aufl. Berlin: Schultze 1929. – 214 S.; kl. 8. (13. A. mit d. T.: Neues Fremdwörterbuch 1927. )
194.
Musikalisches Fremdwörterbuch. Leipzig 1899. (A.O. Paul). (= Miniatur-Bibliothek 143). – Musikalisches Fremdwörterbuch. Neu bearb. von Paul Sakolowski. Leipzig: Kunst und Wissenschaft; um 1917. – 64 S.; 8. (Miniatur-Bibliothek 343/344)
195.
Pültz, Jonas: Die in der deutschen Sprache gebräuchlichsten Fremdwörter. Nürnberg: Korn 1899. – IV, 178 S.
532 – Die gebräuchlichsten Fremdwörter nach Abstammung und Bedeutung für den Unterricht an Lehrerbildungsanstalten, Realschulen und Töchterschulen. 2. verm. u. verb. Aufl. Selbstverl. o. J. – IV, 184 S.; 8. 196.
Strigl, Hans: Stenographisches Fremdwörterbuch der Handelssprache. Enthaltend die hauptsächlichsten Fremdwörter der Handelssprache in gekürzter und ungekürzter Schrift. Supplement zu jedem Lehrbuch der Gabelsbergerschen Stenographie. Wien: Weiss 1899. – IV, 99 S.
197.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 9 Tonkunst, Bühnenwesen und Tanz. Verdeutschung der hauptsächlichsten in der Tonkunst, der Schauspielkunst, dem Bühnenbetrieb und der Tanzkunst vorkommenden entbehrlichen Fremdwörter. Im Auftrage des Vereins zusammengestellt von Artur Denecke. Berlin: Verl. des ADSV 1899. – 60 S.; 8. – 2. Aufl. bearb. von H. Seeliger. Berlin 1914. – 68 S. – 3. wesentlich verm. und verb. Aufl. bearb. von H. Seeliger. Berlin 1916. – 77 S.; 8.
198.
Weber, E.: Fremdwörterverzeichnis und Fremdwörterverdeutschung. III. Heft. Für Oberklassen und Fortbildungsschulen. 2. Aufl. Leipzig: Klinkhardt 1899. – 32 S., 8-o.
199.
Dolph-Heckel, J.: 300 der gebräuchlichsten musikalischen Fremdworte, alphabetisch geordnet, zur Erlernung für ein Schuljahr in 10 Monate eingetheilt und zum Gebrauche für Zöglinge höherer Musikschule hrsg. Wien: Fünfhauser Musikschule 1900. – 10 Bl.; gr. 4.
200.
Erklärung von Fremdwörtern, welche in der Krankenpflege häufig vorkommen. Stuttgart: Verlag d. Ev. Diakonissen-Anstalt; Stuttgart: Steinkopf 1900. – 47 S.; 8-o. – dass. Stuttgart 1910. – 7. Aufl. Stuttgart 1927. – 47 S.; 16. – 9. Aufl. Stuttgart 1932. – 47 S.; kl.8. – 10. Aufl. Stuttgart 1937. – 50 S. – 11. Aufl. Stuttgart 1949. – 52 S.; 8.
201.
Krauss, Theodor: Medicinisches Fremdwörterbuch. Verdeutscht und erklärt. Leipzig: Strauch 1900. (=Volks- und Gesundheitsbibliothek für jedes Haus 1). – 2 Bl., 88 S.
202.
Meissner, Peter: Fremdwörter-Verzeichnis, speziell für Kaufleute und Gewerbetreibende zusammengestellt. St. Johann: Stahl 1900. – 15 S., 8.
203.
Anders, H.: Musikalisches Fremdwörterbuch. Kleines Hand- und Taschenlexikon für Musiktreibende. Leipzig: Rühle 1901. – 56 S.; 12.
204.
Kleines Fremdwörterbuch enthaltend ca. 3000 Fremdwörter zum Gebrauche im täglichen Leben, mit besonderer Berücksichtigung schweizerischer Verhältnisse nach neuer Rechtschreibung bearb. Aarau: E. Wirz 1901. – 40 S.; kl. 8. – [...] 4000 [...]. . 2. Aufl. Aarau 1910. – 174 S.; 16. – [...] 5000 [...] Neue Aufl. Aarau 1919. – 178 S.; 8.
205.
Nordheim, H. (d.i. Hermann Mensch): Vademecum für Zeitungsleser. Eine Erklärung der in Zeitungen vorkommenden Fremdwörter und Ausdrücke im Verkehrsleben. Hannover: Jänecke 1902. – 101 S.
533 206.
Braun, Adolf: Zeitungs-Fremdwörter und politische Schlagworte. Verdeutscht und erläutert. Berlin: Vorwärts 1903. – 32 S.; 8“. – 2. vielfach verb. u. wesentlich verm. Aufl. Berlin 1907. – 56 S.; 8“. – 3. Aufl. Berlin 1908. – 56 S.; kl. 8. – 4. Aufl. Berlin 1911. – 64 S. – 5. stark verm. u. revidierte Aufl. Berlin 1914. – 80 S.; 8“. – Zeitungs-Fremdwörter und politische Schlagwörter. Verdeutscht und erläutert. 6. stark verm. und durchgesehene Aufl. Berlin 1919. – 88 S. – 7. stark verm. und durchgesehene Aufl. Stuttgart/Berlin: Dietz Nachf. 1922. – 117 S.; 8. – 8. stark verm. u. durchgesehene Aufl. Berlin 1929. – 149 S.; 8. – 9. Aufl. Berlin/Nürnberg: Roll 1934. – 149 S.; 17 cm.
207.
Bresch, Richard: Fremdwörterbuch für angehende Theosophen. Leipzig: Grieben 1903. – 16 S. (3. Aufl. u.d.T. Fremdwörterbuch zur Theosophischen Literatur) – Bischoff, Erich: Fremdwörterbuch der theosophischen Literatur. 3. Aufl. Leipzig 1909. – IV, 48 S. – 4. völlig umgearb. Aufl. Leipzig 1921. – 54 S.; 8.
208.
Griessmann, Johann: Die gebräuchlichsten Fremdwörter in etymologisch geordneten Gruppen. Für Schulen ohne Unterricht im Griechischen und Lateinischen zusammengestellt. Deggendorf: Bachmann 1903. – 174 S. – 2. verb. Aufl. Deggendorf/Rosenheim 1908. – 190 S. – 3. unveränd. Aufl. Deggendorf/Rosenheim 1911. – 189 S. – 4. verb. Aufl. Bamberg: Buchner 1914. – 178 S.
209.
Kühne, H.: Neues Fremdwörterbuch. Ein Nachschlagebuch zur Erklärung aller gebräuchlichen fremden Wörter und Ausdrücke. Mit Angabe der richtigen Aussprache. Reutlingen: Bardtenschlager 1903. – 280 S.; 8.
210.
Zeichensetzung und Fremdwörterverdeutschung. Im Anschluß an die Schrift „Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis“ überarbeitet. (6.Aufl.) Dresden: Huhle (1903). – 80 S. – 16. Aufl. Dresden 1915. – 80 S.; 8. – 17. überarb. Aufl. Dresden 1916. – 80 S. – Neue Aufl. Dresden 1920. – 80 S.; 8. – Neue Bearbeitung. Dresden 1921, 1922, 1924, 1925. – Fremdwörterverzeichnis. Im Anschluß an die „Regeln [...] (Neue Ausgabe) Dresden 1940. – 62 S.; gr. 8.
211.
Allgemeines Fremdwörterbuch für jedermann nebst Verdeutschung und Erklärung der häufigsten fremden Ausdrücke sowie genaue Bezeichnung ihrer Aussprache, Betonung und Herkunft. Neueste, reich verm. u. verb. Aufl. Leipzig: Bilz [1904?]. – IV, 74 S. (Bilz’ Hausschatz der Bildung und des Wissens; 2) – Neue reich vermehrte Aufl. Leipzig: Bilz [1909?]. – 74 S. (Goldene Bibliothek des Wissens; 1)
212.
Franke, Theodor: Fremdwörterbuch für landwirtschaftliche Schulen. Mit einem Vorworte von H. Weinecke. 2. verb. Aufl. Leipzig: Voigt 1904. – VI, 56 S.; gr. 8.
213.
Hechtenberg, Klara: Fremdwörterbuch des 17. Jahrhunderts. Berlin: Behr 1904. – 147 S.
534 214.
Jansen, Hubert: Verzeichnis der Fremdwörter im Deutschen, bei denen zur Zeit verschiedene Schreibungen zulässig sind. Als Grundlage für die Beratungen der vom Verein Deutscher Ingenieure 1904 einberufenen Rechtschreibkonferenz. Berlin: Langenscheidt 1904. – (38 S.), 8“. – Verzeichnis der Fremdwörter im Deutschen, bei denen zur Zeit verschiedene Schreibungen zulässig sind. Für die vom Verein deutscher Ingenieure einberufene Rechtschreibkonferenz zusammengestellt. 2. verm. Ausg. Berlin-Schöneberg: Langenscheidt 1905. – X, 83 S.
215.
Kühn, Wilhelm: Neues medizinisches Fremdwörterbuch für Heilgehilfen, Krankenpfleger, Schwestern etc. Leipzig: Krüger & Co 1904. – 60 S. – [...] Schwestern, Samariter, Heilgehilfen, Krankenpfleger etc. 2. bedeutend verm. Aufl. Leipzig 1909. – II, 103 S. – [...] Schwestern, Samariter, Heilgehilfen, Krankenpfleger u. gebildete Leserkreise. 3. bedeut. verm. u. verb. Aufl. Leipzig 1913. – II, 124 S.; 8. – 4. verm. u. verb. Aufl. Leipzig 1918. – IV, 140 S.; 8. – 5. verm. u. verb. Aufl. Leipzig 1919. – 120 S.; 8. – Neues medizinisches Fremdwörterbuch für Schwestern, Samariter, Krankenpfleger, Krankenkassenbeamte, Heilgehilfen und Laien. 6. verm. u. verb. Aufl. 83.– 40. Tsd. Leipzig 1925. – IV, 146 S.; kl. 8. – [...] für Schwestern, Samariter, Krankenpfleger, Krankenkassenbeamte u. Laien. 7. bedeut. verm Aufl. von Wilh. Held. Leipzig 1930. – IV, 159 S.; kl. 8. – 10. Aufl. Unveränd. Neudruck der 7. bedeutend verm. Aufl. bearb. von Wilhelm Held. Leipzig 1943.
216.
Scheffler, Hugo: Fremdwörterkunde. Ursprung, Sinn und Betonung der gebräuchlichsten Fremdwörter. Ein Hilfsmittel für den Selbstunterricht von Lernenden, die keine fremdsprachlichen Kenntnisse besitzen. 2. Aufl. Berlin: Kameradschaft ca. 1904. – 42 S. – 3. Aufl. Berlin 1909. – 44 S.; 8“. – 4. verb. und verm. Aufl. Berlin 1916. – 47 S.; 8“.
217.
Kleinpaul, Rudolf: Deutsches Fremdwörterbuch. Leipzig: Göschen 1905. – 180 S. – 2. verb. Aufl. Leipzig 1911. – 171 S. – 2. verb. Aufl., Neudr. Berlin/Leipzig: Göschen 1914. – 171 S.; 8. – 2. verb. Aufl., Neudr. Berlin: Vereinigung wiss. Verleger 1920. – 171 S.; 8-o. (Sammlung Göschen 273)
218.
Schuricht, Fr. Arthur: Spiritistisches Fremdwörterbuch. Ein Ratgeber und Führer für Spiritisten, Okkultisten u. Anhänger verwandter Gebiete. Enth. ca. 1700 Wörter. Leipzig: Fiedler 1905. – IV, 71 S.; kl.8. – 2. Aufl. Leipzig: Verl. „Wahrheit“ (Ferd. Spohr) 1920. – 64 S.; 8.
219.
Wörterbuch für den Ersatz bisher gebräuchlicher Fremdwörter. Entwurf! Hrsg. vom ReichsMarine-Amt. Berlin: Mittler & Sohn 1905. – 24 S.
220.
Wichmann-Riesenburg: Fachausdrücke – Fremdwörterbuch. Erklärung der fremden und technischen Ausdrücke für Gewerbetreibende. Berlin: Wichmann-Riesenburg 1906. – 69 S.; gr.8.
535 221.
Handlexikon der wichtigsten im öffentlichen Leben vorkommenden Fremdwörter und Fachausdrücke. 1. – 10. Tsd. Berlin: „Der Arbeiter“ in Commission 1907. – 36 S.; 8“. (= Katholische Arbeiter-Bibliothek 2)
222.
Heussner, G.: Das Fremdwort in der Baukunst. Idstein: Grandpierre 1907. – 56 S.
223.
Jansen, Hubert: Rechtschreibung der naturwissenschaftlichen und technischen Fremdwörter. Hrsg. vom Verein Deutscher Ingenieure. Bearb. von Hubert Jansen. Berlin-Schöneberg: Langenscheidt 1907. – XXXII, 122 S. – Rechtschreibung der technischen und chemischen Fremdwörter. Hrsg. vom Verein Dt. Ingenieure und der Gesellschaft Dt. Chemiker. 2. neugestaltete Aufl. Besorgt von Lutz Mackensen. Düsseldorf: VDI-Verlag 1959. – 267 S.; gr. 8. (1. Aufl. u.d.T. Rechtschreibung der naturwissenschaftlichen und technischen Fremdwörter)
224.
Schimmer, Karl Eduard: Allgemeines Fremdwörterbuch. Wien/Leipzig: Hartleben 1907 – VII, 216 S.; 8. – 2. Aufl. Wien/Leipzig 1922. – VII, 216 S. ; kl. 8
225.
Fremdwörterbuch für die Olgaschwestern. Stuttgart: Kohlhammer 1908. – 88 S.
226.
Jäschke, Erich: Lateinisch-Romanisches Fremdwörterbuch der schlesischen Mundart. Breslau: Marcus 1908. – XVI, 159 S.; 23 cm hoch. (Wort und Brauch ; H. 2)
227.
Genius, Adolf: Neues großes Fremdwörterbuch. Ein Handbuch zur Verdeutschung und Erklärung der gebräuchlichsten in der deutschen Schrift- und Umgangssprache vorkommenden fremden Ausdrücke aller Wissensgebiete, auch derjenigen aus dem Gebiete der katholischen Liturgik und Kirchengeschichte, nebst Angabe der Aussprache, Betonung und Herkunft. Unter Berücksichtigung der neuesten amtlichen Rechtschreibung. Regensburg: Habbel 1909. – VIII, 983 S. (1. Teil (A – K), VIII, 548 S.; 2.Teil (L–Z), S. 549–983.) – Neues großes Fremdwörterbuch. Ein Handbuch zur Verdeutschung und Erklärung der [...] 2., verbesserte Aufl. Regensburg 1913. – VIII, 983 S. – Neuaufl. Regensburg 1916. – VIII, 983 S. – Neues großes Fremdwörterbuch. Ein Handbuch zur Verdeutschung der wichtigeren [...] 3. u. 4. verm. Aufl. Regensburg 1933. – VIII, 983 S.; 4 = 25–35 cm.
228.
May, Adolf: Medizinisches Fremdwörterbuch zum Gebrauch für Laien. Berlin: Union Dt. Verlagsgesell. 1909. – 80 S.; gr.8. – 2. verm. Aufl. Berlin 1913. – 93 S. – 3. unveränd. Aufl. Berlin 1919. – 94 S.; 8. – 4., verb. Aufl. (Manualdr. 1919) Berlin 1928. – 94 S.; 8.
229.
Blavatsky, Helena P.: Fremdwörterbuch für Okkultisten u. Theosophen. (Übers.: Theosophisches Glossarium. Leipzig: Altmann 1910. – 63 S. – 3.–5. Aufl. Leipzig 1922. – 72 S.; 8.
230.
Körting, Gustav: Etymologisches Lehn- und Fremdwörterbuch. 2. Aufl. Berlin-Schöneberg: Langenscheidt 1910. – LXX, 222 S.; 8. (Taschenwörterbücher des deutschen Sprache, Th. 1)
536 231.
Wehrhan, Karl: Die Straße. Verdeutschungsheft für Laden, Geschäftsschild und Schaufenster. Hrsg. vom allgemeinen deutschen Sprachverein Frankfurt a.M. Frankfurt a.M.: Verein [um 1910?, 1916?]. – 31 Bl.; 8.
232.
Bruchhausen, W. v.: Fremdwörter und Abkürzungen in der Amtssprache der Behörden. Berlin: Liebelsche Buchhandlung 1911. – 45 S.; kl.8.
233.
Binder, Heinrich: Neuestes Fremdwörterbuch für Zeitungsleser und Gewerbetreibende. Neu bearb. Neue Rechtschreibung. 41.–50. Tsd. Reutlingen: Enßlin & Laiblin 1912. – 96 S.; 16.
234.
Genius, Adolf: Kleine Fremdwörterbuch. Mit Angabe der Aussprache und Betonung. Regensburg: Habbel 1912. – 671 S.
235.
Seidel, August: Neues praktisches Fremdwörterbuch. Die wichtigsten Fremdwörter der deutschen Sprache in alphabetischer Folge, mit Angabe ihrer Herkunft, korrekten Schreibung und Aussprache, ihrer Bedeutung, ihrer grammatischen Behandlung und ihres idiomatischen Gebrauchs nebst eingehenden Sacherklärungen. Berlin-Lichterfelde: Bermühler 1912. – XVI, 480 S.
236.
Binder, Heinrich: Neues vollständiges Fremdwörterbuch für Gewerbe, Handel und Zeitungsleser. Alphabetisches Verzeichnis der in Sprache u. Schrift vorkommenden fremden Ausdrücke; Betonung und Abstammung. Unentbehrliches Nachschlagebuch für jedermann. Reutlingen: Enßlin & Laiblin 1913. – 240 S.; 8. – Neues vollständiges … mit Bezeichnung der Aussprache, Betonung und Abstammung. Unentbehrliches Nachschlagewerk für jedermann. Neue Aufl. Reutlingen 1922. – 240 S. [vgl. Berger Nr. 145, welcher wohl Binders Vorgänger ist]
237.
Boneck, A.: Fremdwörterbuch. Leipzig : Hachmeister & Thal 1913. – 116 S.; 8. (=Lehrmeister-Bibliothek ; Nr 280–83)
238.
Günther, Hans: Fremdwörterbuch. 1.–20. Tsd. Leipzig: Schmidt & Günther 1913. – 1060 S.; 4,5 x 3,5 cm. (Liliput-Wörterbuch; 39)
239.
Schulz, Hans: Deutsches Fremdwörterbuch. Von Hans Schulz. Privatdozent an der Universität Freiburg i. Br. A – K. Straßburg: Trübner 1913. – XXII, II, 416 S.; 8-o. – Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler. 2. Bd.: L – P. Berlin: Walter de Gruyter & Co (Vormals Trübner u.a.) 1942. – 2 unpag S., S. 1–748. – Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler. Weitergeführt im Institut für Deutsche Sprache. Bd. 1: A – K von Hans Schulz. Institut für Deutsche Sprache Mannheim. Photomech. Nachdruck der Ausg. Straßburg 1913. Berlin [u.a.] 1974 = 1913. – XXII, II, 416 S. – Bd. 2: L – P. Unveränd. photomechan. Nachdr. der Ausg. Berlin 1942. Berlin [u.a.] 1974 = 1942. – 748 S. – Deutsches Fremdwörterbuch, begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler. Weitergeführt im Institut für Deutsche Sprache. Bd. 3: Q – R / Q bearb. von Otto Basler; R bearb. von Alan Kirkness [...] unter Mitw. von Paul Grebe. Institut für Deutsche Sprache Mannheim. Berlin [u.a.]: de Gruyter 1977. – VIII, 506 S., 8-o.
537 – Bd. 4: S, bearb. von Alan Kirkness [...] unter Mitw. von Paul Grebe. 1978. – VI, 704 S.; 8o – Bd. 5: T, bearb. von Alan Kirkness [...] unter Mitw. von Paul Grebe. Berlin u.a. 1981. – VI, 580 S.; 8-o. – Bd. 6: U – Z, bearb. von Gabriele Hoppe [...] unter Mitw. von Paul Grebe. Berlin u.a. 1983. – VIII, 444 S.; 8-o. – Bd. 7: Quellenverzeichnis, Wortregister, Nachwort, hrsg. von Alan Kirkness. Berlin u.a. 1988. – X, 840 S.; 8-o. – Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz. Fortgeführt von Otto Basler. 2 Aufl. Völlig neubearb. im Institut für Deutsche Sprache. Bearb. unter der Leitung von Gerhard Strauß. Berlin/New York: de Gruyter. 25 cm. – Bd. 1: A–Präfix – Antike. Berlin [u.a.] 1995. – XVII, 52, 615 S. – Bd. 2: Antinomie – Azur. Berlin [u.a.] 1996. – XII, 645 S. – Bd. 3: Baby – Cutter. Berlin [u.a.] 1997. – XIII, 852 S. – Bd. 4: Da capo – Dynastie. Berlin u.a. 1999. – XII, 971 S. – Bd. 5: Eau de Cologne – Futurismus. Berlin u.a. 2004. – XII, 1198 S. 240.
Verdeutschungsheft für Handel und Gewerbe unter Berücksichtigung der Bedürfnisse kaufmännischer Schulen. Hrsg. Vom Allgemeinen Deutschen Sprachverein, Zweigverein Frankfurt a.M. Frankfurt a.M.: Verl. des Sprachvereins 1913. – 3. verm. Aufl. Frankfurt 1915. – 16 S. – 4. verm. Aufl. Frankfurt 1915. – 16 S. – 5. verm. Aufl. 38.–56. Tsd. Frankfurt 1915. – 16 S. – Verdeutschungsheft für Handlung, Gewerbe und Amtsstellen. 81.–100 Tsd. 7. wiederum erw. und verb. Aufl. Frankfurt 1916. – 40 S., 8. – 8. Aufl. Frankfurt 1917. – 48 S.; 8. – 9. Aufl. Frankfurt 1918. – 48 S. – [...] Im Auftrag des Vereins neu bearb. von Max Preitz. 10. Aufl. Frankfurt: Diesterweg 1931. – 148 S.; 8.
241.
Deutsch im Gastgewerbe. Sammlung und Verdeutschung von fremdsprachigen Küchenausdrücken. Wien: Hering 1914. – 88 S.; 8.
242.
Meindardus, Frau: Verdeutschungsheft der im Volksmunde gebräuchlichsten Fremdworte. Zusammengestellt für Schule und Haus. Ratibor, Frau Oberstleutnant Meinardus (: Riedinger) 1914. – 47 S.; 8“.
243.
„Sprich Deutsch“. Hilfsbuch zur Reinigung der deutschen Sprache von den überflüssigen Fremdwörtern. Im Kriegsjahr 1914. Leipzig: Klemm 1914. – 2. verb. Aufl. Leipzig 1914. – 24 S.; 8.
244.
Düsel, Friedrich: Verdeutschungen. Wörterbuch fürs täglichen Leben. Braunschweig/Berlin/ Hamburg: Westermann 1915. – 176 S.; 8“. – 2. unveränd. Aufl. Braunschweig u.a. 1915. – 176 S. – 31.–40. Tsd. Braunschweig u.a. 1917. – 190 S. – 4. verb. und verm. Aufl. Braunschweig u.a. 1917. – 190 S.
245.
Eichhorn, Otto: Los vom Fremdwort! Kleines Verdeutschungs-Wörterbuch. 1.–5. Tsd. Emmishofen: Blanke 1915. – 79 S.; 8.
538 246.
Gruhl, Maximilian (Hrsg): Verdeutschung fremdsprachiger Ausdrücke in Handel und Gewerbe. Im Auftr. u. unter Mitwirkung d. Verbandes d. Teppich-, Linoleum- u. MöbelstoffHändler Deutschlands u. des Verbandssyndikus. Berlin: Deutsche Teppich- u. Möbelstoff-Zeitung 1915. – 48 S.; 8.
247.
Gude, Georg; Hildebrand, Ernst; Müller, Karl: Verdeutschung der Fremdausdrücke des Tapezierergewerbes. Berlin : [Innungsverband Bund deutscher Tapezierer u. verwandter Gewerbetreibender]; Dresden : Allgemeiner Deutscher Sprachverein, Zweigverein Dresden 1915. – 8 S.; 4. (Anmerkungen: Aus: Allg. Tapezierer-Zeitung. Jg. 14, H. 9. 10)
248.
Hage, Paul: Deutsch reden, schreiben, lesen sei die Losung! FremdwörterVerdeutschungsbuch. Einführung – Beispiele – übliche Vornamen. Berlin-Steglitz: Hobbing 1915. – 64 S.; 8. – 2. durchges. Aufl. Berlin 1916. – 64 S.; 8. – 3. Aufl. (6.–9. Tsd.) Berlin 1916. – 64 S.; 8. – 4. Aufl. (10.–15. Tsd.) [Nebst Anhang u.d.T.: Goeckel, G: Deutsche Heeressprache]. Berlin 1916. – 64 S.; 8 – 5. durchges. Aufl. (16.–25. Tsd.) Berlin 1917. – 64 S.
249.
Koutek, J.: Sammlung der im kaufmännischen Verkehre gebräuchlichen Fremdwörter nebst deren Verdeutschung. (Anhang: 1. Gross- oder Kleinschreibung Getrennt- oder Zusammenschreibung? 2. Die häufigsten Verstöße gegen den kaufmännischen Briefstil. von J. Süsser [u. a.].) Prag/Wien/Leipzig: A. Haase 1915. – 104 S.; 8.
250.
Kresse, Oskar: Verdeutschung entbehrlicher Fremdwörter. Mit Anh.: Deutsche Vornamen u. ihre Bedeutung. Berlin: Rößler 1915. – 128 S. ; 8. – 22.–32. Tsd. Berlin 1915. – 128 S.; 8. – 66.–115. Tsd. Berlin 1915. – 128 S. – Neue, vollst. umgearb. und bedeutend verm. Aufl. 166.–190. Tsd. Leipzig: B. Tauchnitz 1916. – 120 S.; 8 – Fremdwörterbuch. Verdeutschung entbehrlicher Fremdwörter, mit Anhang: Deutsche Vornamen und ihre Bedeutung. 220–240. Tsd. Neue, vollständig umgearb. u. bedeut. verm. Aufl. Berlin 1920. –124 S.
251.
Kühn, Richard: Deutsche Art – treu gewahrt. Kühn’s Fremdwörter-Taschenbuch zur Reinigung der deutschen Sprache von überflüssigen Fremdwörtern mit Berücksichtigung der buchhändlerischen Fachausdrücke. 1.–10. Tsd. Leipzig: Kühn 1915. – 30 S.; 8. – 11.–20. Tsd. Leipzig 1915. – 31 S.; 8.
252.
Mehl, Oskar Johann: Die Verdeutschung der Fremdwörter in unserer Heeressprache. Berlin: Der Reichsbote 1915. – 14 S.; 8.
253.
Tesch, Albert: Fremdwort und Verdeutschung: Ein Wörterbuch f. d. tägl. Gebrauch. Leipzig/Wien: Bibliogr. Institut 1915. – IV, 244 S.; 8.
254.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 10 Sport und Spiel. Nach einem Entwurf des Friedrich Wappenhaus bearb. von Robert von Fichard. Berlin: Verl. des ADSV 1915. – 89 S. – 2. unveränd. Aufl. Berlin 1919. – 88 S.; 8-o. – Neubearb. von Johannes Zeidler. Berlin 1928. – 74 S.; 8.
539 255.
Verdeutschungsvorschläge für das Bühnenwesen. Hrsg. im Auftrag des deutschen Bühnenvereins. Berlin: Osterheld & Co 1915. – 17 S.
256.
Vulpius, Fritz: Hie gut deutsch allewege! Kleines Verdeutschungsbuch entbehrlicher Fremdwörter nach Wissenschaften und Berufszweigen der Buchstabenfolge nachgeordnet und bearbeitet für den Schul- und Volksgebrauch. 1.–5. Tsd. Leipzig: Kühn 1915. – 45 S.; 8“.
257.
Bauer, Alfred (Kreiswanderlehrer): Verdeutschungen im Weinbau. Neustadt a. d. Hdt.: Berlet 1916. – 16 S.; 8. – Verdeutschungen im Weinbau. Auf Veranlassung des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 2. verm. Aufl. Berlin: Sprachverein 1917. – 15 S.; 8“. – Verdeutschungen im Weinbau. 2. verm. Aufl. Mainz: von Zabern 1917. – 15 S.
258.
Burkhardt, Eduard: Verdeutschungs-Wörterbuch. Ersatz entbehrlicher Fremdwörter. Leipzig: Hachmeister & Thal 1916. – 85 S.
259.
Partenschmitt, Karl F.: Dem Deutschen sei seine Sprache heilig! Ein FremdwortVerdeutschungsbuch. Leipzig: Helios-Verl. Wolfson 1916. – 184 S.; 8. – Leipzig 1917. – 184 S. – 6. Aufl. Leipzig 1918. – 184 S.; 8“. – 7. Aufl. Leipzig 1919. – 184 S.
260.
Samwer, Karl (Hrsg.): Vorschläge zur Verdeutschung entbehrlicher Fremdwörter im Versicherungswesen. Im Auftrag e. Ausschusses von Fachkundigen. Berlin: Mittler 1916. – 24 S.; 8. (Gesamttitel: Veröffentlichungen des Deutschen Vereins für VersicherungsWissenschaft ; H. 27)
261.
Schinke, B.: Verdeutschungsheft. Verzeichnis der gebräuchlichsten natur- und geisteswissenschaftlichen Fachausdrücke mit Erklärung der Ableitung zunächst für den Gebrauch an lateinlosen höheren Lehranstalten zusammengestellt. Leipzig/Berlin: Teubner 1916. – VII, 53 S.; 8.
262.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 11 Das Versicherungswesen. Verdeutschung der entbehrlichen Fremdwörter in der Versicherungssprache, bearb. von Karl Neumann. (3. Aufl. der Schrift „Deutsch in der Versicherungssprache“) Berlin: Verl. des ADSV 1916. – VIII, 112 S. ; 8.
263.
Verdeutschungsheft für das gesamte Webstoffach. (Leinen- und Baumwollwaren, Putz, Kleiderstoffe, Teppich- und Möbelstoffe, Bekleidungsfach, Farbenbezeichnung, Seidenstoffe und Wirkwaren.) Fachausdrücke für Käufer und Verkäufer, Erzeuger und Händler, zusammengestellt und verdeutscht vom Verband deutscher Detailgeschäfte der Textilbranche, e. V. unter Mitarbeit des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins und unter Hinzuziehung der beteiligten Lieferverbände. 1. Aufl. Berlin: Hirschberg 1916. – 12 S. - 2. Aufl. 1916. – 12 S.; 4.
264.
Krüger, Gustav: Die Fachbezeichnungen der Sprachlehre und ihre Verdeutschung. Dresden/Leipzig: C. A. Kochs Verlagsbuchhandlung 1917. – 43 S.; 8. (Aus: Krüger: Syntax der englischen Sprache. 2. Aufl.)
540 265.
Schubert, Karl: Entbehrliche Fremdwörter und ihre Verdeutschung. Hrsg. v. Hamburgischen Zweigvereine des Allg. Deutschen Sprachvereins. 22. Tsd. Hamburg: Quickborn-Verlag 1917. – 131 S.; 8.
266.
Verdeutschungsvorschläge für Handel und Gewerbe. Zusammengestellt auf Veranlassung des kgl. Ministeriums des Innern vom Zweigverein Dresden des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins und der Gewerbekammer Dresden. Dresden: Heinrich 1917. – 27 S.; 8“.
267.
Engel, Eduard: Entwelschung. Verdeutschungsbuch für Amt, Schule, Haus, Leben. 1.–10. Tsd. Leipzig: Hesse & Becker 1918. – 32 S. und 618 Spalten, 8 o – 2. Aufl. 11.–20. Tsd. Leipzig 1918. – 32 S. und 618 Spalten. – 3. Aufl. 21.–30. Tsd. Leipzig 1918. – 32 S. und 618 Spalten. – Fremdwörterbuch. Ein Handweiser zur Entwelschung für Amt, Schule, Haus, Leben. 4. Aufl. der „Entwelschung“. 32.–40. Tsd. Leipzig 1922. – 32 S. und 618 Spalten; 8. – (eigentlich 31.–40. Tsd., A.H., so auch im Innenteil geschrieben) – Verdeutschungsbuch. Ein Handweiser zur Entwelschung. 5. durchgesehene und stark vermehrte Aufl. der „Entwelschung“. 41.– 45. Tsd. Leipzig 1929 (für Mitglieder des Deutschen Sprachvereins zum ermäßigten Preis.). – 350 S.; 8-o. – Engel, Eduard/Mackensen, Lutz: Verdeutschungsbuch. Ein Fremdwörterbuch. Neubearbeitung. Hrsg. von der Gesellschaft für deutsche Sprache. Lüneburg: Heliand-Verlag 1955. – 301 S., 8 o = 16,5 x 19,5 cm – Engel, Eduard: Fremdwörterbuch. Ein Handweiser zur Entwelschung für Amt, Schule, Haus, Leben. Egelsbach/Frankfurt a.M./ Washington: Hänsel-Hohenhausen 1994. 4 Mikrofiches (Gesamttitel: Deutsche Hochschulschriften: Alte Reihe; 781), Mikroreprod. der Ausg. Leipzig 1922.
268.
Fritsche, Rudolf A.: Entbehrliche Fremdwörter des Elektrotechnikers im dienstlichen und außerdienstlichen Verkehre. Wien: Waldheim-Eberle 1918. – 230 S.; 8.
269.
Stolz, Hans/ Neumann, Robert: Verdeutschungen aus der österreichischen Schulsprache. Im Auftrag des Verdeutschungsausschusses der Brünner Lehrerschaft hrsg. Prag/Leipzig: Haase 1918. – 74 S.; 8.
270.
Veillon, Emanuel: Fremdwörter und medizinische Fachausdrücke. Ein Nachschlagebuch für Schwestern; Hrsg. von Diakonissenhaus Riehen (Basel). 2. Aufl. Basel: Reinhardt 1918. – IV, 104 S.; kl.8. – Fremdwörter und medizinische Fachausdrücke. Ein Nachschlagebuch für das Krankenpflegepersonal. 2. Aufl. Basel 1930. – 208 S.; kl. 8.
271.
Heintzenberg, Friedrich: Verdeutschungsbuch für kaufmännisches und technische Angestellte im Elektrizitäts-Gewerbe zusammengestellt von Dipl.-Ing. Fr. Heintzenberg. Berlin: Siemens 1919. – 60 S.; 8“. – 2. neubearb. Aufl. Berlin 1931.– 83 S.; 8“.
272.
Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. 12 Das deutsche Buchgewerbe. Buchdruckerei, Schriftgießerei, Buchbinderei, Steindruckerei, Papiererzeugung, buchgewerbliche Maschinen, Wiedergabeverfahren und Buchhandel. Aufgestellt vom Sprachausschuß des Deutschen Buchgewerbevereins unter Mitwirkung des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Berlin: Verl. des ADSV 1919. – 48 S.; 8. – 2. Aufl. (Vorrede v. Paul Renner) Berlin 1929. – 48 S.
541 273.
Werner, Karl: Zeitungsfremdwörter. Unentbehrlich für jeden Zeitungsleser. Frankfurt a.M.: Union Druck und Verlagsanstalt 1919. – 62 S.
274.
Krämer, Wolfgang: Politische Fremdwörter, zum Gebrauch für Zeitungsleser. München: Parcus & Co 1920. – 59 S. – 2.–5. Aufl. (3.–10 Tsd.) Saarbrücken: Saarbrücker Druckerei und Verlag 1926. – 95 (?) S.
275.
Littmann, Enno: Morgenländische Wörter im Deutschen. Berlin: Curtius 1920. – VII, 51 S. – 2. verm. und verb. Aufl. nebst einem Anhang über die amerikanischen Wörter. Tübingen: Mohr 1924. – XII, 163 S.; kl.8.
276.
Richter, Konrad: Verdeutschungen der im Schulbetriebe und in der Schulverwaltung am häufigsten vorkommenden Fremdwörter. Zum Gebrauche für alle Arten Schulen und Schulämter. Wien: Österreichischer Schulbücherverlag 1920. – VII, 180 S.; 8.
277.
Herdi, Ernst: Das tägliche Fremdwort in deutscher Erklärung. Weinfelden: Neuenschwander 1922. – 142 S., 10–18,5 cm. – 2. bedeutend erw. Aufl. (5.–8. Tsd.). Weinfelden 1923. – 183 S.; 18 cm. – 3. neu erw. Aufl. Weinfelden 1925. [nur bei Kirkness 1984, Nr. 249 verzeichnet.]
278.
Schmidt, Karl: Langenscheidt’s Fremdwörterbuch. Methode Toussaint-Langenscheidt. Enthält alle weniger bekannten deutschen Ausdrücke, sowie die gebräuchlicheren Fremdwörter mit Erklärung und Angabe der Aussprache nach der phonetischen Methode Toussaint-Langenscheidt. Berlin-Schöneberg: Langenscheidt 1922. – XVI, 428 S.; kl. 8
279.
Verdeutschungen fremdsprachiger studentischer Ausdrücke. Vorschläge und Anregungen. Hrsg. unter studentischer Mitwirkung vom Allgemeinen Deutschen Sprachverein. Berlin: Verl. des ADSV 1922. – 8 S.; kl.8. [Bd. 13 der Verdeutschungsbücher des ADSV nach einer Werbung in: Verdeutschungsbuch für die Größenlehre oder Mathematik 1936.]
280.
Fremdwörterlexikon. Teil 1. Verzeichnis der in der deutschen Sprache und in der Wissenschaft gebräuchlichen Fremdausdrücke [...] Teil 2. Fremdsprachliche Redensarten und Zitate. Wien: Möbius 1923. (= Bildungsbücherei 1) – 253 S.; kl.8.
281.
Weyde, Johann: Kleines deutsches Rechtschreib- und Fremdwörterbuch: Mit Rechtschreibregeln, kurzen Wort- u. Sacherklärungen [...] ; Auf Grund d. gemeindeutschen Rechtschreibung von 1902. Wien: Hölder-Pichler-Tempsky 1924. – 187 S., 8.
282.
Verdeutschungen für Handel und Gewerbe, hrsg. von den deutschen Sprachvereinen in Troppau, Aussig und Reichenberg. Troppau: Heinz & Co 1925. – 22 S.; 8“.
283.
Apel, Hermann: Pharmazeutisch-chemisches Fremdwörterbuch für Schwestern, Samariter, Krankenpfleger, Krankenkassen-Beamte, Heilgehilfen und Laien. 1.–8. Tsd. Leipzig: Krüger & Co. 1927. – III, 166 S.; 8.
284.
Ebisch, Walther: Neues deutsches Taschen-Fremdwörterbuch, enthaltend die Fremdwörter der täglichen Unterhaltung und der Zeitung, sowie allgemein benutzte wissenschaftliche und technische Ausdrücke mit Angabe der Aussprache und Betonung. Halle (Saale):
542 Buchhandl. des Waisenhauses 1927. – 220 S.; 8“=kl. 8. (Gesamttitel: AdlerTaschenwörterbücher ; Bd. 1) 285.
Egg, Bernhard: Jazz-Fremdwörterbuch. 1. Aufl. Leipzig: Ehrler 1927. – 47 S.
286.
Hohnerlein, Max: Neues Fremdwörterbuch. 1: Griech. u. lat. Vorsilben, Vorwörter u. Wörter, 2: Alphabetisches Fremdwörter-Verzeichnis, 3: Fremdsprachl. Zitate. Stuttgart: H. Fink; Stuttgart : [Koch, Neff & Oetinger G.m.b.H. & Co.], Stuttgart: Akademie Verlag F. Wedekind 1927. – 151 S.; 8.
287.
Löwinger, Wilhelm: Hilfsbuch für Zeitungsleser. Erklärung der in Zeitungen häufig wiederkehrenden Fremdwörter. 3. vollständig umgearb. Aufl. Wien: Perles 1927. – 100 S.; 8.
288.
Posener, Paul: Juristisches Fremdwörterbuch zugleich eine Erklärung gebräuchlicher Fachausdrücke. Berlin: Fichtner & Co. 1927. – 183 S.; 8. – 2. Aufl. Berlin 1927. – 183 S.; 8.
289.
Schulz, Hans/ Radicke, Karl: Fremdwörterbuch für die Optik. Weimar: Borkmann 1929. – 314 S.; 8“.
290.
Bojunga, Klaudius: Vorschläge für die einheitliche Verdeutschung der Fachwörter in der deutschen Sprachlehre. Altenburg, Thür.: Pierer 1930. – 54 S.; 8-o. (Als Handschr. gedr.) – Vorschläge für die einheitliche Verdeutschung der Fachwörter in der deutschen Sprachlehre. Im Auftrag des Reichsministeriums d. Innern aufgestellt vom Ausschuss f. d. einheitliche Verdeutschung d. Fachwörter in der deutschen Sprachlehre und in dessen Namen ausgearbeitet. Frankfurt a.M.: Diesterweg [1930]. – 54 S.; 8. – 2. Aufl. Frankfurt: Diesterweg 1932. – 56 S. – 3. Aufl. Frankfurt 1933. – 56 S.; gr. 8.
291.
Michna, Theodor Walther/ Marian, Joseph: Sprich's richtig aus! Ein Leitfaden und Wörterbuch für die richtige Aussprache und Betonung fremdsprachiger Namen, Wörter und Redensarten. Wien: Steyrermühl 1930. – 292 S.; 8. – Sprich’s richtig aus! Aussprache und Betonung fremdsprachiger Namen, Wörter und Redensarten. 2. verm. Aufl. Wien 1932. – 292 S.; 8.
292.
Verdeutschung technischer Fremdwörter, hrsg. vom Deutschen Verband TechnischWissenschaftlicher Vereine, Ausschuss f. Technisches Schrifttum. Berlin: Dt. Verb. Techn.-Wissenschaftl. Vereine 1931. – 17 Bl. ; 4 [Kopft.] [Maschinenschr. autogr.] – dass. Berlin: Ingenieurhaus: Dt. Verb. Techn. Wissenschaftl. Vereine. 1933. – 19 S.; 8 – [...] Reichsgemeinschaft d. Techn.-Wissenschaftl. Arbeit. 3. Aufl. Berlin: Reichsgemeinschaft d. Techn.-Wissenschaftl. Arbeit 1935. – 23 S.; 8. – 4. Aufl. Berlin : VDI-Verl. 1936. – 29 S.; 8.
293.
Fuchs, Max: Schwabachers Fremdwörterlexikon. Mit Bezeichnung der Aussprache und Betonung der Wörter nebst Angabe der Herkunft. Berlin: Schwabacher 1932. – 277 S.; gr. 8.
294.
1000 Zeitungsfremdwörter und politische Schlagwörter verdeutscht. Hamburg: Verl. des Bildungsausschusses der Sozialdemokratischen Partei, Landesorganisation Hamburg
543 1933. – 31 S. (Hamburger Arbeiterbibliothek; 11) (Nebentitel: 1000 Zeitungsfremdwörter verdeutscht) 295.
Drießen, Alfred: Fremdwörterbuch für den Bergbau. Auskunfts- und Verdeutschungsbuch für Berg-, Bank- und Rechtsbeamte. Recklinghausen: Selbstverlag 1934. – 160 S.; kl. 8. – Verdeutschungsbuch der Technik. Zugleich: Fremdwörterbuch für den Bergbau; enthaltend: 1. Latein-, Fremd- und Lehnwörter, 2. Kurz- und Buchstabenwörter; Auskunfts- und Verdeutschungsbuch für Berg-, Bank- und Rechtsbeamte. 2. verm. und verb. Aufl. Schürmann & Klagges 1939. – 98 S. ( Erschien ursprünglich im Selbstverlag des Verfassers; Enthalten in: Die deutsche Bergmannssprache. 2. völlig veränd. und erheblich verm. Aufl. 1939.)
296.
Erlitz, William: Fremdwörter r-r-raus! Sprecht und schreibt endlich deutsch! Hier sind 1200 Fremdwörter übersetzt. Caputh-Potsdam: Hans-Klaus 1934. – 15 S.; 8“.
297.
Teichert, Friedrich: Artfremd oder deutsch? Wörterbuch als Führer durch den Fremdwörterwust des öffentlichen Lebens. Berlin und Bonn: Dümmler 1934. – 61 S.; 8“.
298.
Deutsch, Emil: Heureka. Der unentbehrliche Notbehelf für alle Leser. Reichenberg: Schuhmann 1935. – 211 S.; kl.8.
299.
Loose, Margarete: Weg mit den Fremdwörtern! Kleines Verdeutschungs-Wörterbuch für Schule, Haus und Leben. Berlin: Dencker 1935. – 31 S., kl.8.
300.
Verdeutschungsbuch für die Größenlehre oder Mathematik [...] zusammengestellt von Dr.Ing. Emil v. Mecensessy. Berlin: Verl. des ADSV 1936. – 34 S. (Bd. 14 der Verdeutschungsbücher des Deutschen Sprachvereins)
301.
Jasper, Alfred: Die wichtigsten Fremdwörter und fremdsprachlichen Ausdrücke. 1.–5. Tsd. Leipzig: Verlag „Richtiges Deutsch“ A. Jaspers Nachf. 1937. – 47 S.; 8“. – dass. 6 Tsd. Leipzig 1938. – 47 S.; 18,5–22,5 cm. (Sammlung: Hilf dir selbst! 142)
302.
Jünemann, Hans: Fremde Wörter richtig sprechen. Hamburg: Hanseatische Verlagsanstalt 1937. – 40 S.; 8-o. – 2. Aufl. Hamburg 1941. – 40 S.; 8-o.
303.
Raffelsberger, Oskar: Glossen zur Fremdwörter-Verdeutschung. Wien: Saturn 1937. – 37 S.; 8“.
304.
Lorenz, Jakob: Von A bis Z. Politische Fremdwörter. Gemeinverständlich erläutert. Heft 1. Bern: Das Aufgebot 1938. – 64 S.; kl. 8.
305.
Reger, Hans: Ein deutsches Wort fürs Fremdwort! Winkler’s Verdeutschungsbuch. Unter Mitwirkung von Eberhard Arens und Waldemar Straube. Darmstadt: Winkler 1939. – 75 S.; kl.8. – Ein deutsches Wort fürs Fremdwort! Winkler’s Verdeutschungsbuch. Ein zeitgemäßes Nachschlagebuch. Unter Mitw. von E. Arens u. W. Straube. 2. Aufl. Darmstadt 1941. – 75 S. – 3. Aufl. Darmstadt 1952. – 72 S.; 8. – 11. überarb. Aufl. Darmstadt 1964. [nach Vorwort 17. Aufl.]
544 – 16. Aufl. Darmstadt 1972. – 71 S.; 19 cm. – 17. Aufl. Darmstadt 1978. – 71 S., 18 cm. 306.
Der Bremer Sprachschlüssel. 1. Wie sag ich’s auf deutsch? Eine Beispielsammlung von Hans Müller. Berlin: Ruprecht 1940. – 36 S.; 8“.
307.
Koepper, Gustav: Fremdwörterbuch für Gewerbe, Handel und Industrie. Mit einem Verzeichnis d. üblichen Abkürzungen für den täglichen Gebrauch. Bad Oeynhausen/Berlin/Leipzig/Wien: Lutzeyer 1940. – 284 S.; kl. 8=10-18,5 cm. – 2. bedeutend erw. Aufl. Bad Oeynhausen u.a. 1941. – 284 S. – 3. bedeutend erw. Aufl. 1942. – 392 S.; kl. 8. – Fremdwörterbuch für Gewerbe, Handel und Industrie. 5. bedeutend erw. Aufl. Frankfurt a.M.: Lutzeyer 1950. – 247 S.; 8". 18,5 – 22,5 cm – 6. bedeutend erw. Aufl., (34.–35. Tsd.). Baden-Baden/Frankfurt a. Main: Lutzeyer [1958]. – 522 S.; 18,5-22,5 cm.
308.
Verdeutschungsliste fremdsprachlicher Bezeichnungen in der Spinnstoffwirtschaft. Bearb. nach den Grundsätzen des Werberates der Deutschen Wirtschaft durch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Textilstoffe. Berlin: Lehrmittelzentrale der Deutschen Arbeitsfront 1940. – 24 S.; 8“.
309.
Vogel, Emil/ Breyer, Konrad: Rudolphs Fremdwörterbuch. Mit Abstammung, Aussprache u. Betonung d. Wörter. Zusammengesetzt und bearbeitet. Dresden: Rudolphsche Verlagsbuchhandlung 1942. – 248 S.; 8. – Dresden [jetzt: Lindau] 1944. – 248 S. [Eintrag: GV ]
310.
Möller, Heinrich: Sprich, lies, schreibe richtig! 2000 deutsche und fremde Wörter, Eigennamen und Ausdrücke mit Angabe der Aussprache. Nachschlagebehelf für Lehrer, Lernende, Redner, Rundfunkansager, Schule und Haus. Naumburg: Uta-Verl. 1945. – 64 S.; kl. 8.
311.
Ulric, Otto Eduard V. (d.i. Otto Eduard Ulrich Schulze-Schotten): 10.000 Fremdwörter, kurz erklärt und schnell begriffen. Murnau/München: Lux 1946. – 159 S.; kl. 8. (Lux praktische Reihe 9) – 16.–35. Tsd. Murnau/München 1949. – 159 S.; kl. 8. – 10.000 Fremdwörter. Handbuch für Haus und Beruf. 51. Tsd. Murnau: Lux 1952. – 229 S. – 10.000 Fremdwörter. Handbuch für Haus und Beruf. 9. Aufl. Murnau/München/Insbruck/ Olten: Lux 1954. – 229 S.; gr. 8. – 10.000 Fremdwörter. Mit Aussprache, Betonung und einem Lexikon der Abkürzungen. 12. Aufl. Murnau u.a. 1955. – 467 S.; gr. 8. – 13. Aufl. Murnau u.a. 1956. – 467 S.; kl. 8. – 16. Aufl. Murnau u.a. 1959. – 467 S. – Lux, Antonius: 10.000 Fremdwörter [...] 16. Aufl. Wien: Dt. Buchgemeinschaft 1960. – 467 S.; kl. 8. – Fremdwörterlexikon. 10000 Begriffe u. Redewendungen unserer Zeit mit Aussprache, Betonung und einem Lexikon der Abkürzungen. München: Heyne 1969. – 400 S.; kl. 8. (Heyne-Bücher; 4814/16)
312.
Barta, T.: Österreichisches Volks-Fremdwörterbuch: Gemeinverständliche Erklärung d. gebräuchlichsten Fremdwörter f. den Zeitungsleser. Für d. Red. verantw.: T. Barta. Wien: Stern-Verl 1947. – 134 S.; 8.
545 313.
Meyer, Max Werner: Das Fremdwort im täglichen Leben. Einf. v. Aug. Steiger. Basel: Münster-Verl. 1947. – 192 S.; gr. 8.
314.
Micolini, Renato Mario: Verzeichnis der 1000 wichtigsten Lateinvokabeln bzw. Fremdwörter und Fachausdrücke für das Kirchenrecht. Graz: Micolini (Eigenverlag) 1947. – 64 gez. Bl. 25–35 cm. [Maschinenschr. Autogr.]
315.
Assmann, Hermann: 1000 Fremdworte der Musik. Kurzgefaßtes Nachschlagewerk. Frankfurt a.M.: Assmann 1948. – 63 S.; 7 x 5 cm.
316.
Zander, Robert: Kleines botanisches Fremdwörterbuch. Hilfsbuch der botanischen Fachsprache für Gärtner, Land- u. Forstwirte. 2., neubearb. u. erw. Aufl. Stuttgart ; z. Zt. Ludwigsburg: Ulmer 1948. – 155 S.; 8. – 3. Aufl. Stuttgart 1950. – 155 S.; 8.
317.
Hitze, Johannes: Bachems Fremdwörterbuch. Verdeutschung der Fremdwörter unter besonderer Berücksicht. ihrer fremdsprachlichen Ursprungswörter, ihrer Ableitung u. ihrer Etymologie. Köln: Bachem 1949. – 287 S.; 8.
318.
Lang, Alwine: Musikalisches Fremdwörterbuch. Heidelberg: Musikverl. Hochstein 1949. – 38 S.; 8.
319.
Verdeutschung medizinischer Krankheitsbezeichnungen und Abkürzungen. 2. Aufl. Essen: Haarfeld 1949. – 23 S., 8.
320.
Was ist was? Zeitungsfremdwörter. Bielefeld: Phönix 1949. – 48 S.; gr.8.
321.
Hauck, Friedrich: Theologisches Fremdwörterbuch. 1. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1950. – 176 S.; 8. – 2., erw. Aufl., bearb. von Ernst Höhne. Göttingen 1959, 207 S.; 8 – Theologisches Fach- und Fremdwörterbuch. 3., neugestaltete Aufl. d. Theologischen Fremdwörterbuchs von Friedrich Hauck. Auf 6200 Stichwörter erw. u. völlig neu bearb. von Eberhard Herdieckerhoff. Mit e. Anh. von 200 Abkürzungen aus Theologie u. Kirche. Göttingen 1967. 191 S.; 8, mit Literaturverzeichnis. – 4., durchges. Aufl. Göttingen 1968. – 190 S.; 8, mit Literaturverzeichnis. – Theologisches Fach- und Fremdwörterbuch. Mit einem Verzeichnis von Abkürzungen aus Theologie u. Kirche. 5., neubearb. Aufl. von Gerhard Schwinge. Göttingen 1982. 240 S.; 19 cm. (Gesamttitel: Kleine Vandenhoeck-Reihe; 1480, Literaturverz. S. 235 – 240.) – 6., durchges. u. erg. Aufl. Göttingen 1987. – 238 S.; 19 cm (Literaturverz. S.232 – 238) – 7., erneut durchges. und erg. Aufl. Göttingen 1992. – 240 S.; 19 cm (Literaturverz. S. 233 – 240) – 8., erneut durchges. und erg. Aufl. Göttingen 1997. – 240 S.;19 cm (Literaturverz. S.233 – 240) – Theologisches Fach- und Fremdwörterbuch. Mit einem Verzeichnis von Abkürzungen aus Theologie und Kirche und einer Zusammenstellung lexikalischer Nachschlagewerke. 9., aktualisierte Aufl. bearb. von Gerhard Schwinge. Göttingen 2002. – 240 S., 19 cm (Literaturverz. S. 233–240) – 5., durchges. Aufl. München/Hamburg: Siebenstern-Taschenbuch-Verl. 1969. – 191 S. ; 8. (Gesamttitel: Siebensterntaschenbuch; 145 (Anmerkungen: Mit Literaturverz. (S. 188 – 191). - Lizenz d. Verl. Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen)
546 – Hauck, Friedrich: Theologisches Fach- und Fremdwörterbuch. Mit e. Anhang von Abkürzungen aus Theologie u. Kirche. 1. Aufl., nach d. 4., durchges. Aufl. d. "Theologischen Fremdwörterbuches" von Friedrich Hauck in d. Neubearb. Von Eberhard Herdieckerhoff. Überarb. u. erg. von e. Arbeitsgruppe unter Leitung von Rudolf Mau. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt 1978. – 193 S.; 21 cm. (Anmerkungen: Ausg. für d. DDR u. d. sozialist. Ausland. Lizenzausgabe d. Vandenhoeck-u.Ruprecht-Verl., Göttingen. – Lit.verz., S. 191 – 193.) – 2. Aufl., nach d. 4., durchges. Aufl. d. "Theologischen Fremdwörterbuches" Berlin 1980. – 193 S.; 21 cm. – 3., überarb. u. ergänzte Aufl., nach d. 5. Aufl. d. "Theologischen Fach- und Fremdwörterbuches" von Friedrich Hauck, in d. Neubearb. von Gerhard Schwinge. Überarb. u. ergänzt von e. Arbeitsgruppe unter Leitung von Rudolf Mau. Berlin 1985. – 195 S.; 21 cm. (Literaturverz., S. 193 – 195) 322.
Kienle, Richard von (Hrsg): Keysers Fremdwörterlexikon. Heidelberg: Keyser 1950. – 473 S.; 8. – Heidelberg 1951. – 473 S.; 19 cm. – 31.–40. Tsd. Heidelberg 1952. – 473 S. – 41.–50. Tsd. Heidelberg 1955. – 479 S.; 8. – 5. Aufl. Heidelberg 1957. – 479 S. – 6. Aufl. 51.–60. Tsd. Heidelberg 1957. – 479 S.; 8-o. – 7. Aufl., 60.–68. Tsd. Heidelberg u.a.: Keyser 1959. – 479 S. – Heidelberg u.a. 1962. – 479 S.; 8. – 10. Aufl., 69.–78. Tsd. München: Keyser 1965. – 511 S.; 8. – München: Keysersche Verl.-Buchhandl. ca. 1975/76. – 511 S. – Gütersloh: Bertelsmann[-Lesering]; Stuttgart: Europäischer Buch- u. Phonoklub 1967. – 511 S.; 8. (Lizenzausg. d. Keyserschen Verl.-Buchhandl., München) – Fremdwörter–Lexikon. Über 36.000 Stichwörter aus allen Bereichen der Umgangs- und Fachsprache; fremdsprachige Zitate mit Aussprache, Übersetzung, Erklärung und Quellenangabe; römische und mittelalterliche Zahlen und Maße; das Lexikon mit dem griechischen Wortstamm. Hamburg: Xenos Verl.-Ges. 1982. – 512 S.; 22 cm. (Lizenzausg. d. Keyserschen Verlagsbuchh., München; ISBN: 3-8212-0160-6) – Hamburg 1982. – 509 S.; 19 cm. (ISBN: 3-8212-0171-1 (kart.)). – Hamburg 1983. – 509 S.; 19 cm. – Fremdwörter-Lexikon. Hamburg: Merit-Verl. 1987. – 512 S.; 22 cm. (Lizenz d. Keyserschen Verl.-Buchh., München)
323.
Leipoldt, Friedrich: Fach- und Fremdwörterbuch der Musik. Hildesheim: Hörhold 1951. – 119 S. ; 8. (Leipoldt-Musik-Lexikon; 1) – Fach- und Fremdwörterbuch der Musik. Mit etwa 2000 musikalischen Begriffen. 2., verb. Aufl. Hildesheim 1951. – 119 S.; 8. (Miniatur-Bibliothek: Taschenbücher der Musik; 1)
324.
Ehlers, Kurt: Nomina der Kristallographie und Mineralogie. Erklärung von Fremdwörtern und Namen. Ein Nachschlagebuch für Mineralogen, Kristallographen, Chemiker, Lehrer, Studenten u. Naturwissenschaftler. Hamburg: Boysen & Maasch 1952. – 166 S.; kl. 8.
325.
Kaden, Walter: Eilschriftliches Fremdwörter-ABC für Stenographen. Leipzig: Fachbuchverl. 1953. – 75 S.; kl. 8. – Berlin: Volk & Wissen 1958. – 88 S.; kl. 8.
547 – Stenographisches Fremdwörter-ABC. In Diktat- und Redeschrift mit Anhang „Geographische Namen“. Berlin: Verlag Die Wirtschaft 1989. – 179 S.; 19 cm. 326.
Gaigl, Karl / Regler, Georg: Fremdwörterbuch für jedermann. München: Lurz 1954. – 222 S.; 8.
327.
Klien, Horst: Fremdwörterbuch. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachwissenschaftler bearb. in den vereinigten Redaktionen des VEB Bibliographisches Institut. Gesamtleitung: Heinrich Becker. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut 1954. – XV, 688 S.; gr. 8. – 76. – 95. Tsd., BI Leipzig 1956. – XV, 688 S.; gr. 8. – Fremdwörterbuch. Unter Mitw. zahlr. Fachwissenschaftler bearb. von den vereinigten Redaktionen im Verlag Enzyklopädie. Gesamtleitung: Heinrich Becker, Sprachwissenschaftliche Leitung: Horst Klien. 3. Aufl. Leicht überarb. Nachdr. Leipzig: Verl. Enzyklopädie 1958. – XV, 688 S.; gr. 8. – Durchges. Nachdr. Leipzig 1959. – XV, 688 S.; gr. 8. – Durchges. Nachdr. Leipzig 1960. – XV, 688 S.; gr. 8. – (Redaktionsschluss: 15.10.1959) – Fremdwörterbuch. Bearb. durch e. Redaktionskollektiv d. Hauptred. Deutsche Sprache. Gesamtleitg: Horst Klien. Neu durchges. u. durch e. Nachtr. erw. Ausg. Leipzig 1961. – XV, 719 S.; gr. 8. – Neu durchges. u. durch e. Nachtr. erw. Ausg. Leipzig 1962. – XV, 719 S.; gr. 8. – Fremdwörterbuch. Bearb. durch e. Kollektiv d. Hauptred. Deutsche Sprache. Gesamtleitg: Horst Klien. 9. verb. u. erw. Ausg. Leipzig: Bibliographisches Institut 1963. – XV, 776 S.; gr. 8. – 9., verb. u. erw. Ausg. 264. – 293. Tsd. Leipzig 1964. – XV, 776 S.; gr. 8. – 9., verb. u. erw. Ausg. 294. – 323. Tsd. Leipzig 1965. – XV, 776 S.; gr. 8. – 9., verb. u. erw. Ausg. 324. – 383. Tsd. Leipzig 1966. – XV, 776 S.; gr. 8.
328.
Reinhardt, Heinz Rainer: Ich kenne die Fremdwörter. Stuttgart: Fackelverlag 1954. – 160 S.; gr. 8. – Hollander, Eva von: Das tägliche Fremdwort. Mit einer Sammlung fremdsprachiger Zitate. 1. Aufl. Brugg/Stuttgart/Salzburg: Fackelverlag 1972. – 485 S.; 22 cm. Völlige Neubearb., Erw. u. Erg. von: Reinhardt, Heinz Rainer: Ich kenne die Fremdwörter. (ISBN: 3-87220-329-0) – 3. Aufl. Stuttgart u.a. 1978. – 485 S. – Hollander, Eva von: Fremdwörter von A – Z. Mit einer Sammlung fremdsprachiger Zitate. Völlige Neubearb., Erw. u. Ergänzung. Herrsching: Pawlak 1972. – 485 S.; 21 cm. (Lizenzausg.; Frühere Ausg. u.d.T.: Reinhardt, Heinz Rainer: Ich kenne die Fremdwörter.; Lizenzausg.; ISBN: 3-88199-000-3) – Fremdwörter von A – Z. Mit e. Sammlung fremdsprachiger Zitate. Völlige Neubearb., Erweiterung u. Ergänzung. Herrsching 1981? – 485 S.; 21 cm. (Lizenzausg. d. Fackelverl. Stuttgart; ISBN: 3-88199-000-3) – Das tägliche Fremdwort. Völlig neu überarb. Ausg. Hamburg: XENOS-Verl.-Ges. 1989. – VI, 480 S.; 23 cm. (Lizenzausg. d. Füllhorn-Sachbuchverl., Stuttgart; ISBN: 3-8212-08341 (kart.); ISBN 3-8212-0833-3 (Pp.) – Aktualisierte Ausg. Hamburg 1990. – VI, 496 S. (Lizenzausg. des Füllhorn-Sachbuchverl., Stuttgart; ISBN: 3-8212-0885-6) – Hamburg 1991. – VI, 497 S. (ISBN: 3-8212-1048-6) – Das tägliche Fremdwort. Version 1.0a. Jülich: Kommorowski u.a. 1994. – 2 Disketten; 3,5". Benutzerhandbuch (19 S.), TransMate. (ISBN: 3-930869-04-7)
548 329.
Simon, Jürgen: Juristische Fremdwörter und Abkürzungen. Flensburg: Verl. Das Büro 1955. – 96 S. – 2. neubearb. Aufl. 3.– 5. Tsd., Flensburg: Gross 1961. – 127 S. kl. 8. – 3. neubearb. u. erw. Aufl. Flensburg 1968. – 151 S. – 4. neubearb. u. erw. Aufl. Flensburg 1974. – 152 S. – 5. neubearb. u. erw. Aufl. Flensburg 1976. – 158 S. – 6. neubearb. u. erw. Aufl. 11. Tsd. Flensburg 1979. – 160 S. – 7. neubearb. u. erw. Aufl. 12. Tsd. Flensburg 1981. – 159 S. – Meyer, Dieter: Juristische Fremdwörter und Abkürzungen. Nebst Registerzeichen der ordentlichen Gerichtsbarkeit der Arbeitsgerichte und des Bundesverfassungsgerichts. Fortgesetzt von Dieter Meyer. Begründet von Jürgen Simon. 8. völlig neubearb. und stark erw. Aufl. 13. Tsd. Flensburg: Gross 1984. – 242 S.; 16 cm. (Früher u.d.T. Simon, Jürgen: Juristische Fremdwörter und Abkürzungen) – 9. neubearb. Aufl. Flensburg 1988. – 227 S. – Meyer, Dieter: Juristisches Fremdwörterbuch, Fachausdrücke und Abkürzungen sowie Registerzeichen der ordentlichen Gerichtsbarkeit einschließlich der Arbeitsgerichte und des Bundesverfassungsgerichts. Begr. von Jürgen Simon. Seit der 8. Aufl. fortgeführt von Dieter Meyer. 10., völlig neu überarb. Aufl. 1993. Neuwied u.a.: Luchterhand 1993. – 235 S. – 11. völlig überarb. u. erw. Aufl. Neuwied 2002. – VII, 249 S. – 12. überarb. u. erg. Aufl. Neuwied 2004. – VII, 255 S. – 10. völlig neu überarb. Aufl. 1993 als Microfiche-Ausgabe: Egelsbach/Frankfurt a.M./St. Peter Port: Hänsel-Hohenhausen 1996. 3 Microfiches.
330.
Schnabel, Hubert: Kleine Fremdwörterkunde. Schreibweise, Aussprache, Herkunft und Bedeutung der gebräuchlichsten Fremdwörter. Neubearb. und erw. 3. Aufl. Bonn: Stollfuß 1956. – 72 S.; 18,5 – 22,5 cm. (Sammlung „Hilf dir selbst“ 142; Allgemeinbildende Reihe)
331.
Heinrich, Rudolf (d.i. Rudolf Brettschneider): Weißt du das? Frag mich über gebräuchliche Fremdwörter. Wien/München/Zürich: Pechan 1958. – 123 S.; kl. 8. (Perlen-Reihe 13) – 2. Aufl. Wien/München/Zürich: Verlag Pechans Perlenreihe 1986? – 123 S.; 15 cm.
332.
Hellwig, Gerhard: Junckers kleines Fremdwörterbuch. Mit Bezeichnung der Aussprache und Angabe der Betonung. 1. Aufl. Berlin: Juncker 1958. – 640 S.; 5,8 cm. – 2. Aufl. Berlin 1958. – 640 S.; 5,8 cm. – 3. Aufl. Berlin 1959. – 637 S. ; 6,9 cm. (Nebent.: Fremdwörter) – 4. Aufl. Stuttgart /Berlin 1962. – 637 S.; 5,8 cm. – Junckers Fremdwörterbuch: Mit Bezeichnung d. Aussprache u. Angabe d. Betonung. München/Zürich/Wien: Juncker 1970. – 656 S.; kl. 8 (Nebent.: Hand-Lexikon moderner Fremdwörter) – Fremdwörterbuch. Mit Bezeichnung d. Aussprache u. Angabe d. Betonung Köln: Buchund-Zeit-Verlagsgesellschaft 1979. – 672 S.;14 cm. (Nebent.: Wörterbuch Fremdwörter)m – Hellwig, Gerhard: Fremdwörterlexikon. München: Humboldt-Taschenbuchverlag 1982. 288 S.; 18 cm. (Humboldt-Taschenbücher : 446; ISBN: 3-581-66446-1) – Fremdwörterlexikon. Schreibweise, Aussprache, Bedeutung. 5., aktualisierte Aufl. München 1994. – 288 S.; 18 cm. (Humboldt-Taschenbuch; 446; Information & Wissen; ISBN: 3-581-66446-1) – Fremdwörterlexikon. Über 20.000 Fremdwörter von Abakus bis Zytotoxin. Herrsching: Wissen-Verl. 1991. – 288 S. (Lizenzausg.; ISBN: 3-8075-0023-5)
549 333.
Schacht, Roland: Fremdwörter-Lexikon. Frankfurt a.M.: Ullstein-Taschenbücher-Verlag 1958. – 198 S.; kl. 8. (Ullstein-Bücher 178) – 2. erw. Aufl. Frankrfurt a.M. 1961. – 201 S.; 8“. – 13. erw. Aufl. Frankfurt a.M. 1967. – 213 S.; 8-o. – Orig.-Ausg. 22. Aufl., (ab 17. Aufl. erw. u. neu bearb.). Frankfurt a.M./Berlin/Wien 1978. – 215 S.; 18 cm. (Ullstein-Buch; Nr. 4074; Nebent.: Ullstein-Fremdwörter-Lexikon; ISBN: 3-548-04074-8 ) – Ullstein-Fremdwörter-Lexikon. Unveränd. Ausg. Neuaufl. Berlin/Frankfurt a.M. 1989. – 215 S.; 18 cm. (Früher u.d.T. Fremdwörter-Lexikon)
334.
Scheufgen, Hermann: Lehrmeister-Fremdwörter-Buch. Minden/Westf.: Philler 1958. – 152 S.; 10 – 18,5 cm. (Lehrmeister-Bücherei 280)
335.
Textor, A. M. (d.i. Annemarie Weber): Auf deutsch. Das Fremdwörterlexikon. Stuttgart: Konradin Verl. Kohlhammer 1958. – 334 S.; 18,5 – 22,5 cm. – Auf deutsch. Das neue Fremdwörterlexikon. Überarb. u. wesentl. erw. Aufl. Essen: Heyer 1970. – 342 S.; 22 cm. – Auf deutsch. Das Fremdwörter-Lexikon. Handbuch mit über 20000 Fremdwörtern aus allen Lebensgebieten mit knappen und zuverlässigen Erklärungen sowie Angabe der richtigen Aussprache und des grammatischen Geschlechts. 1. – 30. Tsd. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1969. – 342 S.; 8. (rororo; 6084/6086: rororo-Handbuch; Lizenzausg. d. Verl. Heyer, Essen) – 2. Aufl., 31. – 40. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1969. – 342 S.; kl. 8. – 3. Aufl., 41. – 55. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1970. – 342 S.; kl. 8. – 4. Aufl., 56. – 70. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1970. – 342 S.; 8. – 71.– 95. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1971. – 342 S. – 96. – 125. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1971. – 342 S. – 211. – 260. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1974. – 342 S.; 19 cm. – 12. Aufl., 301. – 325. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1976. – 342 S.; 19 cm. – 326. – 355. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1976. – 342 S.; 19 cm. – 14. Aufl., 356. – 395. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1977. – 342 S.; 19 cm. – 396. – 433. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1978. – 342 S.; 19 cm. – 434. – 453. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1979. – 342 S.; 19 cm. – 454. – 475. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1980. – 342 S.; 19 cm. – 476. – 500. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1981. – 347 S.; 19 cm. – 501. – 518. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1982. – 347 S.; 19 cm. – 519. – 533. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1983. – 347 S.; 19 cm. – 534. – 545. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1985. – 347 S.; 19 cm. – 556. – 565. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1986. – 347 S. – 566. – 575. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1987. – 347 S.; 19 cm. – 576. – 587. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1988. – 347 S.; 19 cm. – 588. – 597. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1989. – 347 S. – 610. – 619. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1992. – 347 S.; 19 cm. – 620. – 624. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1994. – 347 S.; 19 cm. (Gesamttitel: rororo ; 6084: rororo-Handbuch- Elektronische Ausg. im Rowohlt-Systhema-Verl., München) – 625. – 626. Tsd. Reinbek b. Hamburg 1995. – 347 S.; 19 cm. – Auf deutsch : das Fremdwörterlexikon ; über 20000 Fremdwörter aus allen Lebensgebieten. 627. – 636. Tsd., vollständig überarb. und erw. Neuausg. Reinbek b. Hamburg 1996. – 350 S. (rororo ; 6521: rororo-Handbuch)
550 – 647. – 650. Tsd., vollst. überarb. und erw. Neuausg. von Renate Morell. Reinbek b. Hamburg 1998. – 350 S.; 19 cm. (rororo ; 16521 : rororo-Handbuch; Lizenz des Verl. Heyer, Essen; ISBN: 3-499-16521-X). – [...] in neuer Rechtschreibung. 651. – 665. Tsd., vollst. überarb. und erw. Neuausg. von Renate Morell. Reinbek b. Hamburg 2000. – 351 S.; 19 cm. (rororo; 60863: rororoSachbuch; ISBN: 3-499-60863-4) – Sonderausg., vollst. überarb. und erw. von Renate Morell. Reinbek b. Hamburg 2000. – 351 S.; 19 cm. (rororo; 60696 : rororo-Sachbuch; ISBN: 3-499-60696-8) – Sag es auf deutsch. Das Fremdwörterlexikon. Über 20000 Fremdwörter aus allen Lebensgebieten. 34. Aufl., vollst. überarb. und erw. von Renate Morell. Reinbek b. Hamburg 2002. – 367 S.; 19 cm. (rororo ; 61426: rororo-Sachbuch; Lizenz des Verl. Heyer, Essen). – 2. Aufl., vollst. überarb. und erw. von Renate Morell. Reinbek b. Hamburg 2003. – 367 S.; 19 cm. (rororo ; 61426 : rororo-Sachbuch; ISBN: 3-499-61426-X) („Sag es auf deutsch“ 2007 zusammen mit „Sag es treffender“ herausgegeben) – Auf deutsch. Das Fremdwörterlexikon. Über 20.000 Fremdwörter aus allen Lebensgebieten; für Windows von A. M. Textor. München: Rowohlt-Systhema 1994. 2 Disketten : HD, farb.; 9 cm, in Behältnis 20 x 15 x 2 cm + Beil. ([3] S.)(Gesamttitel: Doppelklick, rororo Systhema; ISBN: 3-634-22103-8) 336.
Goldhahn, Irmgard/ Goldhahn, Wolf-Eberhard: Kleines medizinisches Fremdwörterbuch. Mit 190 Abb. u. 7 Taf. d. gebräuchlichsten Instrumente, Schienen und Endoskope. 1. Aufl. Leipzig: VEB Thieme 1959. – VII, 100 S.; 8. – 2. verb. u. erw. Aufl. Leipzig 1960. – VIII, 109 S.; 8. (Mit 210 Abb. u. 9 Taf. d. gebräuchlichsten Instrumente, Schienen u. Endoskope) – 3. verb. u. erw. Aufl. Leipzig 1960. – 109 S.; 8. – 4. verb. u. erw. Aufl. Leipzig 1961. – VIII, 110 S. (Mit 217 Abb. u. 9 Taf. d. gebräuchlichsten Instrumente, Schienen u. Endoskope) – 5. verb. u. erw. Aufl. Leipzig 1964. – IX, 114 S.; 8. (Mit 240 Abb. u. 9 Taf. d. gebräuchlichsten Instrumente, Schienen und Endoskope) – 6. verb. u. erw. Aufl., 50. – 60. Tsd., Leipzig 1967. – 115 S.; 8. – 7. Aufl., 60. – 70. Tsd., Unveränd. Nachdr. d. 6. Aufl. Leipzig 1968. – VIII, 115 S.; 8. – 8. Aufl., 70. – 80. Tsd., unveränd. Nachdr. d. 7. Aufl. Leipzig 1970. – 115 S.; 8 – Kleines medizinisches Fremdwörterbuch. Mit 9 Taf. d. gebräuchlichsten Instrumente, Schienen u. Endoskope. 9., überarb. u. erw. Aufl., 80. – 90. Tsd. Leipzig 1972. – 120 S.; 20 cm. (9 Bl., 246 Ill. u. graph. Darst.); – 10. Aufl. unveränd. Nachdr. d. 9., überarb. u. erw. Aufl., 90. – 100. Tsd. Leipzig 1973. – IX, 120 S.; 21 cm. – 11. überarb. u. erw. Aufl., 101. – 115. Tsd. Leipzig 1976. – 122, IX S.; 20 cm. (Mit 228 Abb. u. 9 Taf. d. gebräuchl. Instrumente, Schienen u. Endoskope). – 12. unveränd. Aufl. Leipzig 1977. – 122, IX S.; 21 cm. (228 Ill., 9 Taf) – 13. unveränd. Aufl., 126. – 135. Tsd. Leipzig 1979. – 122, IX S.; 21 cm. – 14. überarb. u. erw. Aufl. 135. – 185. Tsd. Leipzig 1981. – 157, IX S. (240 Ill.); 21 cm. – 15. unveränd. Aufl., 185. – 235. Tsd. Leipzig 1985. – IX, 157 S. – Goldhahn, Gisela ; Goldhahn, Wolf-Eberhard: Kleines medizinisches Fremdwörterbuch. 16. überarb. Aufl. Reinbek: Lau 1992. – 239 S.; 21 cm. – Goldhahn, Irmgard und Wolf-Eberhard Goldhahn: Kleines medizinisches Fremdwörterbuch. 11., überarb. u. erw. Aufl. München: Heyne 1976. – 143 S.; 18 cm. (Gesamttitel:
551 Heyne-Fachbuch; 16; Lizenzausg. D. Verl. Thieme, VEB, Leipzig, Genehmigte Taschenbuchausg.) – 11., überarb. u. erw. Aufl., genehmigte u. ungekürzte Taschenbuchausgabe. München 1977. – 143 S.; 18 cm. 337.
Martin, Walter: Kleines Fremdwörterbuch des Buch- und Schriftwesens. Leipzig: VEB Harrassowitz 1959. – XXIV, 169 S.; kl. 8.
338.
Praetorius, Rudolf: Fremdwörter sind Glückssache. Wissenschaft heiter verpackt. Mit einem graph. Olla podriga. In 100 Zeichungen von Hans Jörg Schuster. 1. – 5. Tsd. München: Drei Eichen-Verlag Kissener 1959. – 141 S., gr. 8.
339.
Duden, Fremdwörterbuch. Bearb. von d. Dudenredaktion unter Leitung von Paul Grebe. Mannheim: Bibliographisches Institut (Dudenverlag) 1960 (Der Große Duden, Bd.5). – 704 S.; 8 – Duden, Fremdwörterbuch. Herausgegeben von der Dudenredaktion unter der Leitung von Paul Grebe. Bearbeitet von Karl-Heinz Ahlheim unter Mitwirkung von zahlreichen Fachgelehrten. 2., verb. u. verm. Aufl. Mannheim 1966. (Der Große Duden, Bd. 5) – 771 S. – 2., verb. und verm. Aufl. Mannheim u.a. 1971. – 771 S. [Ausgabe außer Umschlag, Werbung, Jahreszahl und nun vorhandener ISBN: 3-411-00905-5 identisch mit 2. Aufl. 1966] – Duden, Fremdwörterbuch. Bearb. von Wolfgang Müller unter Mitw. folgender Mitarb. d. Dudenred.: Dieter Berger, Maria Dose, Regine Elsässer, Claudia Kratschmer, Dieter Mang und zahlreiche Fachgelehrter. 3., völlig neu bearb. u. erw. Aufl. Mannheim/Wien/ Zürich 1974 (Der grosse Duden; Bd. 5). – 781 S.; 20 cm. – Duden, Fremdwörterbuch. Bearb. von Wolfgang Müller unter Mitw. von Rudolf Köster u. Marion Trunk u. weiteren Mitarb. d. Dudenred. sowie zahlr. Fachwissenschaftlern. 4., neu bearb. u. erw. Aufl. Mannheim/Wien/Zürich 1982 (Der Duden in 10 Bänden; Bd. 5, Hrsg. vom Wiss. Rat der Dudenredaktion). – 813 S.; 20 cm. – Duden, Fremdwörterbuch. Notwendig für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter. Rund 50.000 Fremdwörter mit mehr als 100.000 Bedeutungsangaben und 300.000 Angaben zu Silbentrennung, Aussprache, Herkunft und Grammatik. Bearb. vom Wiss. Rat d. Dudenred. unter Mitw. von: Maria Dose, Jörgen Folz, Dieter Mang, Charlotte Schrupp, Marion Trunk-Nußbaumer und zahlr. Fachwissenschaftlern. 5., neu bearb u. erw. Aufl. Mannheim/Wien/Zürich: Dudenverlag 1990 (Der Duden in 12 Bänden ; Bd. 5). – 832 S.; 19 cm. (ISBN: 3-411-20915-1; Früher mit Verlagsangabe Bibliographisches Institut) – Duden, Fremdwörterbuch. Notwendig für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter. Rund 50.000 Fremdwörter nach den neuen amtlichen Rechtschreibregeln. Mit mehr als 400.000 Angaben zu Bedeutung, Aussprache, Herkunft, Grammatik, Schreibvarianten und Worttrennungen. Hrsg. und bearb. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. Red. Bearb.: Werner Scholze-Stubenrecht unter Mitw. von Birgit Eickhoff [...] 6., auf der Grundlage der amtlichen Neuregelung der dt. Rechtschreibung überarb. und erw. Aufl. Mannheim/Wien/Zürich 1997 (Der Duden in 12 Bänden; Bd. 5). – 864 S.; 20 cm. (ISBN: 3-411-04056-4) – Duden, Fremdwörterbuch. Unentbehrlich für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter. 53.000 Fremdwörter mit über 400.000 Angaben zu Bedeutung, Aussprache, Grammatik, Herkunft, Schreibvarianten und Worttrennungen. Hrsg. von der Dudenredaktion. Auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln. Red. Bearb.: Dieter Baer, Matthias Wermke [...] 7., neu bearb. und erw. Aufl. Mann-
552 heim/Leipzig/Wien/Zürich 2001 (Der Duden in 12 Bänden; Bd. 5). – 1056 S.; 20 cm. [dazu CD] – Duden, Fremdwörterbuch. [...] Auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln. Unentbehrlich für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter. 55.000 Fremdwörter [...] Hrsg. von der Dudenredaktion. Red. Bearb.: Ursula Kraif, Matthias Wermke [...] 8., neu bearb. und erw. Aufl. Mannheim u.a. 2005 (Der Duden in 12 Bänden; Bd. 5). – 1104 S. ; 20 cm. (ISBN: 3-411-04058-0) [dazu CD] – Duden, Fremdwörterbuch. [...] Über 55.000 Fremdwörter mit über 400.000 Angaben [...]Hrsg. von der Dudnredaktion auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibung. Red. Bearb.: Ursula Kraif[...] 9., aktualisierte Aufl. Mannheim u.a. 2007. (Der Duden in 12 Bänden, Bd. 5) 1104 S., 20 cm. (ISBN: 978-3-411-04059-9) Lizenzausgaben: – Duden, Fremdwörterbuch. Notwendig für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter ; rund 265000 Angaben über Aussprache, Betonung, Silbentrennung, Herkunft und Grammatik zu 48000 Fremdwörtern mit 100000 Bedeutungsangaben. Bearb. von Wolfgang Müller. 4., neu bearb. u. erw. Aufl. Gütersloh: Bertelsmann; Kornwestheim: EBGVerlag-GmbH; Gütersloh: Dt.-Buch-Gemeinschaft Koch; Zug/Schweiz: Buch– und Schallplattenfreunde 1989. – 813 S.; 20 cm. (Lizenzausgabe des Verlages Bibliograph. Inst. und Brockhaus Mannheim (Dudenverlag)). – Bearbeitet vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion unter Mitwirkung von Maria Dose …. 5., neu bearb. und erw. Aufl. Mannheim: Bibliograph. Inst. u.a.; Gütersloh: Bertelsmann-Club.GmbH [u.a.] 1990. – 832 S. (Lizenzausg. mit Genehmigung d. Verl. Bibliogr. Inst. & Brockhaus, Mannheim (Dudenverlag). – Duden – Fremdwörterbuch. Hrsg. und bearb. vom Wisssenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. Red. Bearb.: Werner Scholze-Stubenrecht unter Mitw. von Birgit Eickhoff[...] 6., auf der Grundlage der amtlichen Neuregelung der deutschen Rechtschreibung überarb. und erw. Aufl. Augsburg: Weltbild-Verl. 1999. – 864 S.; 18 cm. (Der Duden in zwölf Bänden ; [5] Weltbild-Taschenbuch) (ISBN: 3-411-02867-X) – Duden, Fremdwörterbuch. Unentbehrlich für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter. 53.000 Fremdwörter mit über 400.000 Angaben zu Bedeutung, Aussprache, Grammatik, Herkunft, Schreibvarianten und Worttrennungen. Hrsg. von der Dudenredaktion. Auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln. Red. Bearb.: Dieter Baer, Matthias Wermke [...] 7., neu bearb. und erw. Aufl. Weltbild Sonderausgabe. Mannheim [u.a.] : Dudenverl. ; Augsburg 2002. –1056 S.; 20 cm. (ISBN: 3-411-04057-2; ISBN: 3-411-03032-1) – Duden, Fremdwörterbuch. Das Standardwerk zur deutschen Sprache. Unentbehrlich für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter. 53.000 Fremdwörter mit über 400.000 Angaben zu Bedeutung, Aussprache, Grammatik, Herkunft, Schreibvarianten und Worttrennungen. Hrsg. von der Dudenredaktion auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln. Red. Bearb. Dieter Baer … .Ungekürzte Lizenzausg. der 7., neu bearb. und erw. Aufl. Rheda-Wiedenbrück/Gütersloh: RM-Buch-und-Medienvertrieb u.a. 2002. – 1056 S.; 20 cm. (Lizenz des Bibliograph. Inst. und Brockhaus, Mannheim) – Duden, Fremdwörterbuch. Unentbehrlich für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter. 55.000 Fremdwörter mit über 400.000 Angaben zu Bedeutung, Aussprache, Grammatik, Herkunft, Schreibvarianten und Worttrennungen. Hrsg. von der Dudenred. auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibung. Red. Bearb. Werner ScholzeStubenrecht (Projektleiter) [...] Ungekürzte Lizenzausg. der 8., neu bearb. und erw. Aufl. Rheda-Wiedenbrück/ Gütersloh 2005. – 1104 S.; 20 cm. (Lizenz des Bibliograph. Inst. und Brockhaus, Mannheim)
553 – Duden Fremdwörterbuch [...] Über 55.000 Fremdwörter [...]Ungekürzte 9., aktual. Aufl. 2007. – 1104 S.; – 20cm. (Lizenz des Bibliograph. Instituts und Brockhaus, Mannheim) Elektronischen Resourcen: – Duden, Das Fremdwörterbuch. Notwendig für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: Duden-Verl. 1992. – 1 Compact-Disc; in Behältnis 18 x 12 x 2 cm + Benutzerhandbuch (32 S.), (Duden data disc, Electronic book; ISBN: 3-411-06981-3) – Duden, Das Fremdwörterbuch. Notwendig für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörte. Mit mehr als 100.000 Bedeutungsangaben und 300.000 Angaben zu Silbentrennung, Aussprache, Herkunft und Grammatik. 50.000 Stichwörter, bearb. vom Wiss. Rat der Dudenred. unter Mitw. von Maria Dose [...] Disketten-Version. Mannheim u.a. 1993. – 4 Compact-Discs + Benutzerhandbuch (79 S.), 2 Bl. (Gesamttitel: PC-Bibliothek; ISBN: 3-411-06841-8) – Duden, Das Fremdwörterbuch. Notwendig [...] Grammatik. 50 000 Stichwörter, 8000 Bildschirmseiten, bearb. vom wissenschaftlichen Rat der Dudenred. unter Mitarb. von Maria Dose [...] Disketten-Version. Mannheim u.a. 1994. – 4 Disketten: HD, farb. ; 9 cm + Benutzerhandbuch (79 S.); Schriftenreihe: PC-Bibliothek. (ISBN: 3-411-06844-2) – Duden, Das Fremdwörterbuch. Notwendig … Grammatik. Für Windows 95 und alle Versionen ab Windows 3.1. Version 1.1, mit integriertem Benutzerwörterbuch. Mannheim u.a. 1996. – 1 CD-ROM: farb. ; 12 cm, in Behältnis 23 x 16 x 3 cm + Begleith. (4 S.) (Gesamttitel: PC-Bibliothek; ISBN: 3-411-06571-0) – Duden, Das Fremdwörterbuch. Notwendig … Wörter. In neuer Rechtschreibung; optimiertes 32-Bit-Programm für Windows und Apple Macintosh ; moderne und ergonomische Benutzeroberfläche ; erweiterte Suchmöglichkeiten ; persönliches Arbeiten mit Leuchtstiftfunktion ; schreibungstolerante Suche von Stichwörtern ; Volltextsuche ; Benutzerwörterbücher ; persönliche Textzusammenstellung ; Verknüpfung mit allen installierten Titeln der PC-Bibliothek. Version 2.0. Mannheim u.a. 1997. – 1 CD-ROM: farb. ; 12 cm, in Behältnis 23 x 16 x 3 cm + Beil. (15 S., [2] Bl.), 1 Netzwerk-Installationsdiskette (9 cm). (Gesamttitel: PC-Bibliothek; ISBN: 3-411-06572-9) – (auch erschienen in der Reihe: Duden, BüroPlus. ISBN: 3-411-06572-9) – Duden, Das Fremdwörterbuch. [...] Mannheim u.a. 2001. – 1 CD-ROM : farb. ; 12 cm, in Umschlag 19 x 14 cm. (Gesamttitel: Der Duden ; Bd. 5, CD-ROM; PC-Bibliothek Express; ISBN: 3-411-70921-9; 3-411-71631-2) – Duden, Das Fremdwörterbuch. Unentbehrlich für das Verstehen und Gebrauch fremder Wörter; für MS Windows und Apple Macintosh ; Pop-up-Funktion für Windows! Version 3.0. Mannheim u.a. 2001. 1 CD-ROM : farb. ; 12 cm, in Behältnis 26 x 21 x 6 cm + Handbuch (16 S. : Ill.) (Gesamttitel: PC-Bibliothek; ISBN: 3-411-06574-5) – Duden, Das Fremdwörterbuch. Nachschlagen unter Linux. Unentbehrlich für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter; rund 53000 Stichwörter, erweiterte Suchmöglichkeiten, kombinierbar mit allen Titeln der Office-Bibliothek und der PC-Bibliothek. Ausg. Linux, Version 3.0. Mannheim: Bibliogr. Inst. und Brockhaus 2004. (Office-Bibliothek; ISBN: 3-411-71922-2) – Duden, Das Fremdwörterbuch. Nachschlagen unter Mac OS X. Unentbehrlich für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter; rund 53000 Stichwörter, erweiterte Suchmöglichkeiten, kombinierbar mit allen Titeln der Office-Bibliothek und der PC-Bibliothek. Ausg. Mac OS X, Version 3.0. Mannheim: Bibliogr. Inst. und Brockhaus 2004. (Gesamttitel: Office-Bibliothek; ISBN: 3-411-71923-0) – Duden, Das Fremdwörterbuch. Mit rund 9000 akustischen Aussprachehilfen. Programmversion 4.0. Mannheim: Bibliograph. Inst. & Brockhaus 2005. – 1 CD. (Duden auf CD-
554
–
– –
– –
–
Rom, Office-Bibliothek Express. Basiert auf der 8., neu bearb. und erw. Aufl. der Druckausg. u.d.T.: Duden, Fremdwörterbuch.; ISBN: 3-411-71632-0) Duden, Das Fremdwörterbuch. Mit rund 9000 akustischen Aussprachehilfen. Hrsg. von der Dudenred. Red. Bearb. Ursula Kraif [...]8., neu bearb. und erw. Aufl., Programmversion 4.0. Mannheim u.a. 2005. – 1 CD-ROM; 12 cm, in Umschlag 19 x 14 cm. (Der Duden ; Bd. 5, CD-ROM Office-Bibliothek Express; ISBN: 3-411-04058-0) Duden, Das Fremdwörterbuch. Unentbehrlich für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter. Rund 55.000 Stichwörter mit über 400.000 Angaben zu Bedeutung, Aussprache, Grammatik, Herkunft, Schreibvarianten und Wortrennungen. Erweiterte Suchmöglichkeiten; kombinierbar mit allen Titeln der Office-Bibliothek; mit rund 9000 akustischen Aussprachehilfen; neu: 1 CD für 3 Betriebssysteme. Programmversion 4.0. Mannheim 2005. – 1 CD-ROM ; 12 cm, in Behältnis 24 x 19 x 5 cm. (Gesamttitel: Office-Bibliothek; ISBN: 3-411-06434-X) Duden, Das Fremdwörterbuch. Unentbehrlich für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter. Rund 55.000 Stichwörter mit über 400.000 Angaben zu Bedeutung, Aussprache, Grammatik, Herkunft, Schreibvarianten und Wortrennungen. Sonderteile zu Geschichte, Funtion und Gebrauch des Fremdworts. Auf d. Grundlage der neuen deutschen Rechtschreibung 2006. Kombinierbar mit allen Titeln der Office-Bibliothek. Programmversion 4.1. Mannheim 2007. – 1 CD-ROM; 12 cm, in Behältnis 24 x 19 x 5 cm + Beilage 16 S.; Ill.)( Gesamttitel: Office-Bibliothek; ISBN: 978-3-411-06596-7) Duden, Das Fremdwörterbuch [...]Auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln. Der Duden; Bd. 5, CD-ROM zur 9., aktual. Aufl. Programmversion 4.1. Mannheim 2007. – 1 CD-ROM, 12 cm, in Umschlag 19 x 14 cm. (Office-Bibliothek express; ISBN: 978-3-411-71633-3)
340.Goldbeck, Ingeborg: Fremdwörterbuch für jeden Tag. Darmstadt: Falken-Verl. Sicker 1960. – 135 S.; 8. (Die Falken-Bücherei; Bd. 162) 341.
Killinger, Robert: Fremdwörter von A bis Z. Heidelberg: Kemper 1960. – 114 S.; gr. 8. (Kempers praktische Reihe)
342.
Küpper, Heinz: Reclams Fremdwörterbuch. Nebst Verz. gebräuchl. Abkürzungen. Stuttgart: Reclam 1960. – 236 S.; kl. 8 = 10 – 18,5 cm (Gesamttitel: Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 8438/8440). – [Nachdr.] Stuttgart 1964. – 236 S.; kl. 8. – [Nachdr.] Stuttgart 1967. – 236 S.; kl. 8. – [Nachdr.] Stuttgart 1972. – 239 S.; 15 cm; geb. und kart. – [Nachdr.] Stuttgart 1978. – 239 S.; 16 cm; geb. und kart. – [Nachdr.] Stuttgart 1981. – 239 S.; 16 cm; geb. und kart. – [Nachdr.] Stuttgart 1987. – 240 S.; 16 cm. – [Nachdr.] Stuttgart 1991. – 240 S.; 15 cm. – Müller, Michael: Kleines Fremdwörterbuch. Mit einem Verzeichnis gebräuchlicher Abkürzungen. Stuttgart: Reclam 1996. – 349 S.; 15 cm. (Universal-Bibliothek; Nr. 8438 – Spätere Ausgabe u.d. T. Das Lexikon der Fremdwörter) – [Nachdr.] Stuttgart 1996. – 349 S. – [Nachdr.] Stuttgart 2000. – 349 S. – [Nachdr.] Stuttgart 2002. – 349 S. – [Nachdr.] Stuttgart 2004. – 349 S.
555 – 2., völlig neu bearb. Aufl. Stuttgart 2006 – 358 S.; 15 cm. (Universal-Bibliothek , Nr.18462) – Das Lexikon der Fremdwörter. Mit einem Verzeichnis gebräuchlicher Abkürzungen. Düsseldorf: Albatros 2003. – 349 S; 18 cm. 343.
Ruhland, Erich und Artur Reinmüller: Fremdwort-ABC. 1300 Fremdwörter, vor allem aus dem geschäftlichen Schriftverkehr. Frankfurt a.M.: Adlerwerke 1964. – 64 S. (Die Sekretärin von heute; 10)
344.
Dultz, Wilhelm: DGB-Fremdwörterlexikon. Gebrauch und Bedeutung von Fremdwörtern. Berlin/Darmstadt/Wien: Dt.-Buch-Gemeinschaft 1965. – 512 S.; gr. 8. = Dultz, Wilhelm (Hrsg): Fremdwörterbuch. Gebrauch und Bedeutung von Fremdwörtern. Berlin /Frankfurt a.M./Wien: Ullstein 1965. – 512 S.; gr. 8. – Ullstein-Fremdwörterlexikon. Gebrauch und Bedeutung von Fremdwörtern. 2. überarb. Aufl. Berlin/Frankfurt a.M. 1971. – 512 S.; 22 cm. – 3. Nachdr. 28. – 29. Tsd. Frankfurt (M.), Berlin u.a. 1972. – 512 S.; 21 cm. – 4. Nachdr. 30. – 33. Tsd. Berlin/ Frankfurt a.M./Wien 1973. – 512 S.; 21 cm.
345.
Junckers Kleinwörterbuch. Der kleine Sprachschatz. Fremdwörter. Stuttgart/Berlin/Zürich: Juncker 1965. – 480 S.; 6 x 5 cm. – dixi-Wörterbuch. Fremdwörter. Modernster Wortschatz. 6000 Stichwörter. München/Zürich 1969. – 480 S.; 6 x 5 cm.
346.
Meerwein, Helmuth: Kirchliche Fremdwörter erklärt und gedeutet. Karlsruhe: HansThomas-Verl. 1965. – 56 S.; gr.8.
347.
Freytag, Kurt (Hrsg): Fremdwörterbuch naturwissenschaftlicher Begriffe. Bearb. von D. Henss, W. Ciba und H. Glotzbach. Hrsg. von K. Freytag. Köln: Aulis Verl. Deubner 1966. – 125 S.; 8. – Fremdwörterbuch naturwissenschaftlicher und mathematischer Begriffe. Bearb. von W. Ciba u.a. Hrsg. von K. Freytag. Neubearb. Köln 1971. – 341 S.; 8. ( Frühere Ausg. u.d.T.: Fremdwörterbuch naturwissenschaftlicher Begriffe; ISBN: 3-7614-0130-2) – 3. unveränd. Aufl. Köln 1975. – 341 S. – 4. überarb. und stark erw. Aufl. Köln 1982. – Bd. 1: A bis Hype, 362 S.; Bd. 2: Hyph bis Z, S. 363 – 738. – 4. überarb. u. stark erw. Aufl. Augsburg: Weltbild-Verl. 1992. – Bd. 1: A bis Hype, 362 S.; Bd. 2: Hyph bis Z.; S. 363 – 738. (ISBN: 3-89350-166-5) – Fremdwörterbuch naturwissenschaftlicher und mathematischer Begriffe. Blindendruck der Deutschen Blindenstudienanstalt. 6. Bde. Marburg: Dt. Blindenstudienanstalt 1981. (Lizenz des Aulis-Verlags Deubner, Köln) – 35 cm.
348.
Reinmöller, Artur: Worteinfuhren ausführlich behandelt. Frankfurt a.M.: Rosendahls international 1967. (Ruhlands lehrreiche Reihe 10) – Frankfurt a.M. Rosendahls/Übernahme Ruhland 1971. – 132 S.; 8.
349.
Hofmeier, Klaus: Lieben Sie Establishment? Ill. Roland Beutner, Köln: Deutsche Industrieverlagsgesellschaft 1968. – 69 S.; gr. 8.
350.
Langenscheidts Lilliput-Wörterbuch. 101. Fremdwörter. Berlin-Schöneberg: Langenscheidt 1968. – 634 S.; 3,4 x 4,7 cm.
556 351.
Müller-Hagen, Hans F. (d.i. Hans Müller): Fremdwörter unserer Zeit. Gesammelt und erläutert. Gütersloh: Präsentverl. Peter 1968. – 235 S.; kl. 8. – Bearb. von Rolf Jeromin. Gütersloh 1974 – 261 S.; 16 cm. (ISBN: 3-87644-011-4)
352.
Kuri, Eugen F.: Herders Fremdwörterbuch. Begriffe unserer Zeit richtig verstehen, sicher anwenden. Herkunft u. Bedeutung, Aussprache u. Betonung, Schreibweise mit sämtl. Trennstellen, Umschreibung u. Anwendungsbeispiele, Verz. internat. Abkürzungen u. interessante Sonderkapitel. Verf. u. zusammengestellt von Eugen F. Kuri. 1. Aufl. Freiburg i. Br./Basel/Wien: Herder 1969. – IX, 626 S.; 8. – 2. Aufl. Freiburg (Br.), Basel, Wien 1971. – IX, 626 S.; 20 cm. – 3. Aufl. Freiburg (Br.), Basel, Wien 1973. – IX, 626 S.; 20 cm. – 4. Aufl. Freiburg (Br.), Basel, Wien 1974. – IX, 626 S.; 20 cm. – 5. Aufl. Freiburg (Br.), Basel, Wien 1976. – IX, 626 S.; 20 cm. – 6. Aufl. Freiburg (Br.) u.a. 1977. – IX, 626 S. (ISBN: 3-451-14778-5) – Das große Fremdwörterbuch. Begriffe [...] interessante Sonderkapitel. Verf. u. zusammengestellt von Eugen F. Kuri. Frankfurt a.M./Wien/Zürich: Büchergilde Gutenberg 1972. – IX, 626 S.; 20 cm. (Lizenz d. Herder-Verl.) – Das große Fremdwörterbuch. Begriffe [...] interessante Sonderkapitel. Verf. u. zusammengestellt von Eugen F. Kuri. Hamburg/Stuttgart/München: Dt. Bücherbund 1972. – IX, 626 S.; 20 cm. (Anmerkungen: Lizenz d. Herder-Verl.)
353.
Reinmöller, Artur: Fremdwörter auf Lager. Bad Soden: Ruhland 1969. – 176 S.; gr. 8. (Ruhlands lehrreiche Reihe; Buch 9) – Fremdwörter auf Lager und Abruf. 2. durchgesehene u. erw. Aufl. Frankfurt/M.: Ruhland 1971. – 174 S.; 8. (Ruhlands lehrreiche Reihe; Buch 9)
354.
Ahlheim, Karl-Heinz: Wie gebraucht man Fremdwörter richtig? Ein Wörterbuch mit mehr als 30.000 Anwendungsbeispielen. Mannheim/Wien/Zürich: Bibliographisches Institut 1970. – 368 S.; 18,5 – 22,5 cm. (Duden-Taschenbücher, Bd. 9/9a) (ISBN: 3-411-01139-4) – Ahlheim, Karl-Heinz: Keine Angst vor Fremdwörtern! In Zusammenarbeit mit Duden. Aktualisierte Paperbackausgabe. München: Humboldt-Taschenbuch-Verlag Jacobi 1992. – 368 S.; 22 cm.
355.
Niemer, Gotthard: 500 der gebräuchlichsten Fremdwörter. Ausgew. und erklärt für die Praxis u. dem Unterricht. Wolfenbüttel: Heckner 1970. – 8 S.; 8. [vgl. auch Matzat 1981]
356.
Ruhland, Erich und Artur Reinmüller. Fremdwörter im Geschäftsverkehr. Kurz gefaßt, gleich gewusst. Bad Soden: Ruhland 1970. – 46 S.
357.
Schaal, Richard: Fremdwörterlexikon Musik: englisch, französisch, italienisch. Wilhelmshaven: Heinrichshofen 1970. – Teil 1: A – Ist, 176 S.; Teil 2: Jac – Zur, 174 S. (Taschenbücher zur Musikwissenschaft ; 2) – 2. Aufl. Wilhelmshaven 1983. – Teil 1: A – Ist, 176 S.; Teil 2: Jac – Zur, 174 S.; 18 cm. (Taschenbücher zur Musikwissenschaft ; 3) – 3. Aufl. Wilhelmshaven: Noetzel, Heinrichshofen-Bücher 1988. – 346 S.: 18 cm. (Taschenbücher zur Musikwissenschaft ; 2/3)
358.
Peltzer, Karl: Treffend verdeutscht. Ein aktuelles Fremdwörterbuch. Unter bes. Berücks. d. fremdsprachl. Wortgutes in Politik, Technik u. Wirtschaft, mit einer neuartigen Wertklas-
557 sifizierung. Im Anhang eine umfangreiche Zusammenstellung d. Vor- u. Nachsilben, sowie d. gebräuchlichsten Abkürzungen. Thun/München: Ott 1971. – 479 S.; 8. 359.
Mackensen, Lutz: Das moderne Fremdwörter-Lexikon. Über 32000 Stichwörter. Bedeutung, Herkunft, Aussprache, Beugung, Wortverbindungen. München: Südwest-Verl. 1971. – 464 S.; 20 cm. (ISBN: 3-517-00326-3) – Das moderne Fremdwörter-Lexikon. 2., überarb. u. erw. Aufl. München 1975. – 464 S.; 20 cm. (ISBN: 3-517-00326-3) – Das moderne Fremdwörter-Lexikon. Über 40.000 Stichwörter und Erklärungen ; Herkunft, Wortverbindungen, Beugung, Bedeutung, Aussprache. In Zusammenarbeit mit Gesine Schwarz-Mackensen. 3., erneuerte und vermehrte Aufl. München 1988. – 543 S.; 20 cm. (ISBN: 3-517-01102-9) – Mackensen, Lutz: Das neue Fremdwörterlexikon. Über 32.000 Stichwörter. Bedeutung, Herkunft, Aussprache, Beugung, Wortverbindung. Köln: Lingen 1972. – 464 S.; gr. 8. – Das moderne Fremdwörter-Lexikon. Ungekürzte Taschenbuchausgabe. München: Heyne 1988. – 543 S. (Heyne Sachbuch: 19/174; ISBN: 3-453-04815-6) – [...] Ungekürzte Taschenbuchausg. München 1991. – 543 S.; 19 cm. (Heyne-Sachbuch: 19/174; Lizenz d. Südwest-Verl., München; ISBN: 3-453-04815-6)
360.
Bruhns, Wibke: In aller Munde. Fremdwörter. 1000 Begriffe, die uns tägliche begegnen. Mit einem alphabetischen Nachschlageregister. Düsseldorf: Schwann 1972. – 124 S.; gr. 8. (Leseratten; 11)
361.
Ehrlich, Roselore; Gurst, Günter; Küstner, Herbert: Kleines Fremdwörterbuch. Informiert über rund 20.000 Fremdwörter aus Gesellschaft, Wissenschaft, Technik u. Kultur. 1. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut 1972. – 393 S.; 8. – 2. unveränd. Aufl. Leipzig 1973. – 393 S.; 8. – 3. unveränd. Aufl. Leipzig 1974. – 393 S.; 19 cm. – 4. unveränd. Aufl. Leipzig 1975. – 393 S.; 19 cm. – 5. unveränd. Aufl. Leipzig 1976. – 393 S.; 19 cm. – Gurst, Günter; Küstner, Herbert; Schröter, Rolf: Kleines Fremdwörterbuch. Informiert über rund 20000 Fremdwörter aus Gesellschaft, Wissenschaft, Technik u. Kultur. 6. neubearb. Aufl. Leipzig 1981. – 394 S.; 20 cm. – 7. unveränd. Aufl. Leipzig 1982. – 394 S.; 20 cm.
362.
Lörtscher, Friedrich (Hrsg): Kleines Fremdwörterbuch der Pilzkunde. Bern: Lörtscher (Selbstverl.) 1973. – 71 S.; 8.
363.
Schnorr, Hans: Fremdwörter für die tägliche Praxis. Nach Sachgebieten geordnet. Bad Breisig: Lehrmittel-Verlag Brüggendieck 1973. – 135 S.; 19 cm. (Taschenbuch-Reihe: Schnell informiert; SI 304)
364.
Lichtenstern, Hermann: Lexikon der aktuellen Fremdwörter. Orig.-Ausg. München: Heyne 1974. – 201 S.; 18 cm. (Heyne-Bücher; Nr. 4437: Prakt. Reihe: Heyne-Lexika; ISBN: 3453-41106-4) – 2. Aufl. München 1975. – 201 S. – 3. Aufl. München 1976. – 201 S.; 18 cm.
365.
Wahrig, Gerhard: Fremdwörter-Lexikon. Gütersloh/Berlin/München/Wien: BertelsmannLexikon-Verlag 1974. – 698 S.; 18 cm. (ISBN: 3-570-01598-X)
558 – Fremdwörter-Lexikon. Gütersloh 1977. – 698 S. (ISBN: 3-570-01598-X) – Fremdwörterlexikon. Neuausg. bearb. von Ursula Hermann [...] Gütersloh 1985. – 828 S. – Wahrig Fremdwörter-Lexikon. 40.000 Stichwörter – mit ausführlichen Worterklärungen und Nachweisen zur Herkunft. Neu hrsg. von Renate Wahrig-Burfeind. Neuausg., grundlegend überarb. und erw. Gütersloh 1991. – 832 S.; 22 cm. (ISBN: 3-570-06576-6) – Wahrig-Fremdwörterlexikon. Mehr als 55.000 Stichwörter und erklärte Begriffe. Neuausg., hrsg., grundlegend überarb. und erw. von Renate Wahrig-Burfeind. Gütersloh 1999. – 1017 S. (ISBN: 3-577-10603-4) – Einmalige Sonderausg. Gütersloh u.a. 1999. – 1017 S.; 19 cm. (Schriftenreihe: Bertelsmann-Rechtschreib-Set; ISBN: 3-577-10002-8) – Fremdwörterlexikon. Das umfassende Nachschlagewerk zum angemessenen Gebrauch fremdsprachiger Ausdrücke der deutschen Standardsprache. Mehr als 55.000 Stichwörter und erklärte Begriffe, mit detaillierten Angaben zu Bedeutung, Aussprache, Betonung und Schreibvarianten. Neuausg., hrsg., grundlegend überarb. und erw. von Renate WahrigBurfeind. Gütersloh 2000. – 1017 S.; 20 cm. (ISBN: 3-577-10603-4) – Neubearb., 4. Aufl., hrsg., grundlegend überarb. und erw. von Renate Wahrig-Burfeind. Gütersloh 2001. – 1017 S.; 20 cm. (ISBN: 3-577-10603-4) – Neuausg., 4. Aufl., hrsg., grundlegend überarb. und erw. von Renate Wahrig-Burfeind. Gütersloh c 2003. – 1017 S. ; 20 cm. (ISBN: 3-577-10049-4) – Wahrig-Burfeind, Renate: Wahrig Fremdwörterlexikon. 5., vollst. neu bearb. und aktualisierte Aufl. Gütersloh: Wissen Media Verl. 2004. – 1056 S.; 19 cm. (ISBN: 3-577-10242X) – Fremdwörterlexikon. Das unverzichtbare Nachschlagewerk zum richtige Gebrauch fremdsprachier Ausdrücke der deutschen Standardsprache. Rund 58.000 Stichwörter nd erklärte Begriffe, mit umfssenden Angaben zu Rechtschreibung, Bedeutung, Aussprache und Schreivarianten. Neuausg., 6., vollständ., neu bearb. u. aktual. Aufl. Güterloh/München 2007. – 1088 S., 20 cm. (ISBN: 978-3-577-09030-9) Lizenzausgaben: – Fremdwörter-Lexikon. Etymologie: Hans-Peter Wahrig. Red.: Cornelia Drucklieb u.a. Bearb. von Ursula Hermann. München: Mosaik-Verlag 1983. – 828 S.; 22 cm. (ISBN: 3570-04304-5) – Kornwestheim: Europ. Bildungsgemeinschaft 1985. – 828 S. – Wahrig, Gerhard: Fremdwörter-Lexikon. Aktualisierte und erw. Ausgabe mit den neuesten Fremdwörtern und Fachausdrücken. 30.000 Stichwörter mit 40.000 Worterklärungen und 20.000 Etymologien. Die Neuausg. wurde bearb. v. Ursula Hermann u.a. München: OrbisVerl. 1987. – 828 S. (Neuausg.; Sonderausg. ISBN: 3-570-02681-7) – Fremdwörter-Lexikon. Mehr als 55.000 Stichwörter und erklärte Begriffe. Grundlegend erweitert und völlig neu bearbeitet. Über 1.000 Einträge zu neu entstandenen Wörtern und fremdsprachlichen Ausdrücken; vollständig in der neuen Orthographie verfasst; mit umfassenden Nachweisen zur Wortherkunft. Wahrig. Hrsg., grundlegend überarb. und erw. von Renate Wahrig-Burfeind. Rheda-Wiedenbrück: RM-Buch-u.-Medien-Vertr. u.a. 1999. – 1017 S. (Bertelsmann-Office; Lizenzausg. d. neu bearb. Ausg.) – Fremdwörterlexikon. Neuausg., hrsg., grundlegend überarb. und erw. von Renate WahrigBurfeind. München: Dt. Taschenbuch-Verl. 1999. – 1017 S.; 20 cm. (Schriftenreihe: dtv ; 32516; Anmerkung: Lizenzausg. des Bertelsmann-Lexikon-Verl., Gütersloh, ISBN: 3-42332516-X) – In neuer Rechtschreibung. Hrsg., grundlegend überarb. und erw. von Renate WahrigBurfeind. 2. Aufl. München 2000. – 1017 S.; 20 cm. (dtv; 32516; Lizenzausg. des Bertelsmann-Lexikon-Verl., Gütersloh; ISBN: 3-423-32516-X)
559 – 3. Aufl. München 2001. – 1017 S.; 20 cm. (dtv ; 32516; Lizenzausg. des BertelsmannLexikon-Verl., Gütersloh; ISBN: 3-423-32516-X ) – 4. Aufl. München 2002. – 1017 S.; 20 cm. (dtv ; 32516; ISBN: 3-423-32516-X) – Wahrig Fremdwörterlexikon. 55 000 Stichwörter mit umfassenden Angaben zur Aussprache, Betonung, Grammatik, zu Synonymen und Gegensatzwörtern sowie Info-Kästen zu wichtigen Aspekten der Fremdwortschreibung. Von Renate Wahrig-Burfeind. 7. vollst. neu bearb. und aktualisierte Aufl. München 2004. – 1056 S.; 20 cm. (dtv; 34136; ISBN: 3423-34136-X) – Vollständig neu bearb. Aufl. München 2007. – 1088 S.; 19 cm. (dtv ; 34436; ISBN: 978-3423-34436-4) Elektronische Ressource: – Wahrig, Gerhard: Fremdwörterlexikon. 40000 Stichwörter mit ausführlichen Worterklärungen und Nachweisen zur Herkunft. Wahrig. Red.-Software: Bernd Wendt. Version 1.0. Gütersloh: Bertelsmann-Lexikon-Verl. 1993. – 1 CD-ROM ; 8 cm; Bedienungshandbuch (16 S.) (Bertelsmann-Wörterbuch; BEE book; ISBN: 3-570-08016-1) – Fremdwörterlexikon. 40000 Stichwörter – mit ausführlichen Worterklärungen und Nachweisen zur Herkunft. München: Bertelsmann Electronic Publishing, c 1995. – 1 CDROM. : farb., mit Ton.; 12 cm + Beilage ([2] S.). (Bertelsmann electronic edition BEE book Bertelsmann-Wörterbuch, Titel auf der Beil.; ISBN: 3-577-11012-0) – Wahrig-Fremdwörterlexikon. München 1997. – 1 CD-ROM. Schriftenreihe: BEE-Book. – Wahrig digital – Fremdwörterlexikon. Das umfassende Nachschlagewerk zum richtigen Gebrauch fremdsprachiger Ausdrücke der deutschen Standardsprache mit mehr als 55000 Stichwörtern und erklärten Begriffen; PC-CD-ROM für Microsoft Windows. BertelsmannLexikon-Institut. Version 1.0. Gütersloh/München: Wissen-Media-Verl. 2004. – 1 CDROM.: farb., mit Ton.; 12 cm, in Behältnis 24 x 19 x 4 cm.; ISBN: 3-577-10250-0) – Wahrig digital – Fremdwörterlexikon. Mehr als 55000 Stichwörtern und erklärten Begriffen; darunter über 2000 neu Fredmwörter, Vertonung von mehr als 7000 aussprachschwierigen Fredmwörtern. Quick-Find-Fenster zum Nachschlage bei Arbeiten mit anderen Programme. Lernprogramm gemäß § 14 JuSchG. München. 2006. – 1 CD-ROM, 12 cm, in Behältnis 24 x19 x 5 cm mit Beil.(1 Bl.) (ISBN: 3-8032-2650-3) – [...] Version 2. Sonderedition. Rosenheim: CoTec 2006 – 1 CD-ROM, 12 cm, in Behältnis 19 x14 x 2 cm mit Beil. (ISBN: 3-8032-2650-3) (Einzellizenz, ISBN:3-86563-416-0) 366.
Schülerduden, Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. Hrsg. und bearbeitet von Günther Drosdowski. Mitarbeiter: Dieter Berger und Friedrich Wurms. Mannheim/Wien/Zürich: Bibliographisches Institut 1975. – 466 S.; 20 cm. – 2. überarb. Aufl. Mannheim u.a. 1984. – 478 S.; 20 cm. – 3. überarb. Aufl. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: Dudenverlag 1992. – 480 S.; 20 cm. – Nach den Regeln der neuen dt. Rechtschreibung überarb. Nachdr. der 3. Aufl. Mannheim u.a. 1997. – 525 S.; 20 cm. – Schülerduden, Fremdwörterbuch. Ein Nachschlagewerk nicht nur für die Schule. Mehr als 20.000 Fremdwörter mit über 180.000 Angaben zu Rechtschreibung, Worttrennung, Aussprache, Grammatik, Herkunft und mit genauen Bedeutungserläuterungen. Hrsg. und bearb. von der Dudenredaktion. Red. Leitung Dieter Baer. Unter Mitw. von Pia Fritzsche, Claudia Pein, Gudrun Vogel und der Gesellschaft für deutsche Sprache, Wiesbaden. 4. völlig neu bearb. und erw. Aufl. Mannheim u.a. 2002. – 552 S.; 20 cm. – Schülerduden, Fremdwörterbuch. [...] Ca. 25.000 Fremdwörter aus allen bereich mit Angaben zu Rechtschreibung, Worttrennung, Aussprache, Grammatik, Herkunft und mit ge-
560 nauen Bedeutungserläuterungen. Hrsg. und bearb. von der Dudenredaktion. Red. Bearb. Ursula Kraif. 5. völlig neu bearb. und erw. Aufl. Mannheim u.a. 2007. – 768 S.; 20 cm. – Schülerduden, Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter hrsg. und bearb. von Günther Drosdowski. 2. überarb. Aufl. Gütersloh: Bertelsmann Club; Wien : Buchgemeinschaft Donauland 1991. – 478 S.; 20 cm (nur für Mitglieder). 367.
Der kleine Duden, Fremdwörterbuch. Bearbeitet von der Dudenredaktion. Mannheim/Wien/Zürich: Bibliographisches Institut 1977. – 448 S.; 17 cm. – Der kleine Duden, Fremdwörterbuch. Ein Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch. Über 15.000 Fremdwörter mit mehr als 90.000 Angaben zur Bedeutung, Aussprache und Grammatik. Bearb. von der Dudenredaktion. 2. Aufl. Mannheim/Wien/Zürich 1983. – 448 S.; 17 cm. – 3. Aufl. Mannheim u.a.: Dudenverlag 1991. – 448 S.; 17 cm. – [...] Nach den Regeln der neuen dt. Rechtschreibung überarb. Nachdr. der 3. Aufl. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1998. – 447 S.; 16 cm. – Der kleine Duden, Fremdwörterbuch. Ein Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch; über 16.000 Fremdwörter in neuer Rechtschreibung mit mehr als 90.000 Angaben zu Bedeutung, Aussprache und Grammatik. Bearb. von der Dudenredaktion. 4., völlig neu bearb. Aufl. Mannheim u.a. 2000. – 448 S.; 16 cm. – Der kleine Duden, Fremdwörterbuch. Ein Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch. Bearb. von der Dudenredaktion. Red.: Brigitte Alsleben. 5., neubearb. und erg. Aufl. Mannheim u.a. 2004. – 495 S.; 19 cm. – Der kleine Duden, Fremdwörterbuch. Ein Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch. Bearb. von der Dudenredaktion. Red.: Kraif, Ursula. 6., völlig neu bearb. und erg. Aufl. Mannheim u.a. 2007. – 528 S.; 19 cm
368.
Hermann, Ursula: Fremdwörter-Lexikon. München: Lexikograph. Inst.; Stuttgart/Hamburg/München: Dt. Bücherbund 1977. – 448 S.; 20 cm. – Knaurs Fremdwörter-Lexikon. Vollst. Taschenbuchausg. München/Zürich: Droemer Knaur 1977. – 448 S.; 18 cm. (Knaur [-Taschenbücher] ; 7559; Lizenzausg. d. Dt. Bücherbundes, Stuttgart) – München/Zürich 1978. – 448 S.; 18 cm. (ISBN: 3-426-00559-X) – 21. – 26. Tsd., München/Zürich 1979. – 448 S.; 18 cm. – 27. – 36. Tsd., München/Zürich 1980. – 448 S.; 18 cm. – 5. Aufl. München/Zürich 1981. – 448 S.; 18 cm. – Knaurs Fremdwörter-Lexikon. 40.000 Fremdwörter. Schreibweise, Bedeutung, Anwendung. München/Zürich 1982. – 452 S.; 20 cm. (ISBN: 3-426-26054-9) – München/Zürich 1985. – 452 S. ; 20 cm. (Gesamttitel: Knaurs Sprachkiste Anmerkungen: Lizenzausg. d. Lexikograph. Inst., München; ISBN: 3-426-26054-9) – Taschenbuchausg. München: Droemer Knaur 1992. – 452 S.; 19 cm. (Schriftenreihe: Knaur ; 82008; Lizenz des Lexikographischen Inst., München; ISBN: 3-426-82008-0) – Vollst. Taschenbuchausg., [7. Aufl.]. München 1995. – 452 S.; 19 cm. (Schriftenreihe: Knaur ; 82008; Lizenz des Lexikographischen Inst., München; ISBN: 3-426-82008-0) – Knaurs Fremdwörterbuch. 40.000 Fremdwörter. Schreibweise, Bedeutung, Anwendung. Stuttgart/Hamburg/München: Dt. Bücherbund 1982. – 452 S.; 20 cm. (Lizenz d. Lexikograph. Inst., München) – Stuttgart 1989. – 452 S. (Mehrteiliges Werk: Das kompakte Wissen über die deutsche Sprache) – Hermann, Ursula: Störig Fremdwörterbuch. 40000 Fremdwörter. Schreibweise, Bedeutung, Anwendung. Stuttgart: Parkland 1990. – 452 S.; 20 cm. (ISBN: 3-88059-381-7)
561 – Fremdwörterbuch. 40000 Fremdwörter. Schreibweise, Bedeutung, Anwendung. Sonderausg. München: Orbis-Verl. 1993. – 452 S. ; 22 cm. (Nebent.: Fremdwörterlexikon. – Lizenz des Lexikographischen Inst., München; ISBN: 3-572-00548-5) 369.
Küfner, Ruth; Baer, Dieter; Czerny,Ute; Dalitz, Brigitte; Eckstein, Sonnele; Heinrich, Herbert; Karamischewa, Helga; Stock, Gisela; Bloch, Ruth; Kaupert, Gisela: Großes Fremdwörterbuch. Bearb. von der Dudenredaktion d. VEB Bibliograph. Institut Leipzig in Zusammenarbeit mit zahlreichen Fachwissenschaftlern. Leitung der Arbeiten: Ruth Küfner. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut 1. Aufl. 1977. – 824 S.; 22 cm. – 2. unveränd. Aufl. Leipzig 1979. – Bearb. vom Lektorat Dt. Sprache d. VEB Bibliograph. Instituts Leipzig in Zusammenarbeit mit zahlreichen Fachwissenschaftlern. Mitarbeiter d. Redaktion: Ruth Küfner u.a. 3. durchgesehene Aufl. Leipzig 1980. – 824 S.; 22 cm. – 4. durchgesehene Aufl. Leipzig 1982. – 829 S.; 22 cm. (S. 825 – 829: Das internationale Einheitensystem (SI) in einer Übersicht) – 5. durchgesehene Aufl. Leipzig 1984. – 829 S.; 22 cm. – 6. durchgesehene Aufl. Leipzig 1985. – 829 S.; 22 cm. – 7. durchgesehene Aufl. Leipzig 1986. – 829 S.; 22 cm. – Großes Fremdwörterlexikon. Bearbeitet vom Lektorat Dt. Sprache d. Bibliograph. Inst. Leipzig in Zusarb. Mit. Zahlreichen Fachwissenschaftlern. Mitarb. d. Red. Ruth Küfner u.a. 6., durchgesehene Aufl., Sonderausgabe. Bayreuth: Gondrom 1985. – 824 S. (ISBN: 3-8112-0427-0)
370.
Ruhland, Erich: Fremdwörter, leicht erklärt. Frankfurt/Main: Ruhland 1978. – 174 S.; 21 cm. (GWS-Reihe; Bd. 6) (GWS= Gesamtwissen der Sekretärin; ISBN: 3-920793-38-2) – 1982. – 174 S.; 21 cm. (Ruhland-Reihe 90; ISBN: 3-88509-046-5)
371.
Ruhland, Erich: Fremdwortsilben, aufgehellt. Frankfurt/Main: Ruhland 1978. – 130 S.; 21 cm. (GWS-Reihe; Bd. 5) – 1982. – 130 S.; 20 cm. (Ruhland-Reihe 90)
372.
Habler, Lothar: Fremdwörter-Lexikon für Humorvolle. Hrsg. v. Susanne Habler. Stromberg: Verl. S. Habler 1980? – 224 S.; 22 cm.
373.
Wie und was. Ein Kurz-Fremdwörterbuch; Blindendr. der Dt. Blindenstudienanstalt. Marburg: Dt. Blindenstudienanstalt 1980. – 57 S.; 30 cm.
374.
A-bis-Z-Mini-Wörterbuch. –Teil: Fremdwörter. Köln: Buch-und-Zeit-Verlagsgesellschaft 1981? – 480 S.; 6 cm.
375.
Matzat, Dorothea: 1000 der gebräuchlichsten Fremdwörter. Ausgewählt und erklärt für die Praxis und den Unterricht. 3. Aufl. Wolfenbüttel: Heckner 1981. – 16 S.; 21 cm. [vgl. auch Niemer 1970]
376.
Wetzstein, Hans-Peter: Fremdwörter. Lexikon für Kinder. Für Kinder ausgewählt und erklärt von Hans-Peter Wetzstein. Ill. von Thomas Schleusing. 1. Aufl. Berlin: Kinderbuchverl. 1981. – 156 S.: Ill.; 22 cm. – 2. Aufl. Berlin 1982. – 156 S.: Ill.; 22 cm. – 3. Aufl. Berlin 1985. – 156 S.: Ill.; 22 cm. – 4. Aufl. Berlin 1986. – 156 S.: Ill.; 22 cm. (ISBN: 3-358-00848-7)
562 – 5. Aufl. dieser Ausg. 1987. – 156 S.: Ill.; 21 cm. – 6. Aufl. dieser Ausg. Berlin 1988. – 156 S.: Ill. (ISBN: 3-358-00848-7) 377.
Großes neues Fremdwörterbuch. Über 32000 Stichwörter. Bedeutung, Herkunft, Aussprache, Beugung, Wortverbindungen. Sonderausg. Bensheim: Kapp 1982. – 464 S.; 20 cm.
378.
Wehle, Peter: Sprechen Sie ausländisch? Von Amor bis Zores. Wien/Heidelberg: Ueberreuter 1982. – 299 S.; 21 cm. (ISBN: 3-8000-3180-9) – Sprechen Sie ausländisch? Von Amor bis Zores. 2. Aufl. Wien: Überreuter 1996. – 300 S.; 21 cm. – Sprechen Sie ausländisch? Was Sie schon immer über Fremdwörter wissen wollten. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1985. – 225 S.; 18 cm. (dtv-Sachbuch; 10381; Lizenz d. Verl. Ueberreuter, Wien, Heidelberg)
379.
Capelle, Torsten: Fremdwörterlexikon für Anfänger. Zusammengestellt und pointiert von Torsten Capelle. Mit Ill. von Ralf Jupe. Brilon: Podszun 1983. – 80 S.; 15 cm.
380.
6000 Fremdwörter von A bis Z. Sonderausg. Stuttgart: Verlag Das Beste 1984. – 480 S.; 6 cm. (nicht im Buchhandel)
381.
Fremdwörter – Fremde Wörter. Velber: Friedrich 1984. – 71 S., Ill.; 30 cm. (Praxis Deutsch, Heft 67)
382.
Würth, Peter: Moderne Fremdwörter. München: Compact-Verlag 1984. – 256 S.; 7 cm. (Compact-Minilexikon) – 1985. – 256 S.; 7 cm. – 1994. – 256 S.; 7 cm.
383.
Fremdwörter. Berlin/München: Langenscheidt 1985. – 480 S.; 6 cm. (Langenscheidt-MiniWörterbuch, 62) – Fohrmair, Ruth: Fremdwörter. (Verf.: Ruth Fohrmair. Bearb.: Gabriele Lange. Hrsg. von der Langenscheidt-Red.) Berlin/München: Langenscheidt 2003. – 480 S.; 6 cm. (Langenscheidt-Liliput; früher u.d.T. Langenscheidt-Mini-Wörterbuch)
384.
Hazuka, Werner (Hg.): Da gibt es doch ein Fremdwort dafür. – Deutsch-Fremdwort. Wien: WTH-Verlag 1986. – 236 S. (ISBN: 3-900707-00-6)
385.
Müller-Alfeld, Theodor: Fremdwörterlexikon. Düsseldorf: Econ-Taschenbuch-Verlag 1987. – 133 S.; 18 cm.
386.
Leisering; Horst: Fremdwörter. Über 100.000 verlässliche Angaben zu Bedeutung, Verwendung, Aussprache, Herkunft und Silbentrennung. Umfassend mit allen wichtigen modernen Fremdwörtern. München: Compact-Verlag 1988. – 446 S.; 22 cm. – Neu, aktuell, zuverlässig. München 1990. – 446 S.; 22 cm. – Fremdwörter. Neue Rechtschreibung. Rund 150.000 verlässliche Angaben. Genehmigte Sonderausgabe. Köln: Buch-und-Zeit-Verlag-Gesellschaft 1999. – 528 S.; 18 cm. – Fremdwörter. Rund 110.000 zuverlässige Angaben. Genehmigte Sonderausgabe. Köln 2001. – 448 S.; 18 cm. – [...] Genehmigte Sonderausgabe. Köln 2004. – 448 S.
563 387.
Meyer, Willy: Fremdwort gesucht? Wörterbuch deutsch-fremd. Unentbehrlich für gebildete Ausdrucksweise, stilistische Extravaganz und verbale Selbstverteidigung. Frankfurt a.M.: Eichborn 1988. – 203 S.; Ill.
388.
Hübner, Friedhelm: Langenscheidts Fremdwörterbuch. Ein neues Fremdwörterbuch mit ausführlichen Bedeutungs-Erklärungen. Hrsg. von d. Langenscheidt-Red. Bearb. von Friedhelm Hübner. 1. Aufl. Berlin/München/Wien/Zürich/New York: Langenscheidt 1989. – 703 S.; 19 cm. (ISBN: 3-468-20396-9) – 2. Aufl. Berlin u.a. 1991. – 703 S. (ISBN: 3-468-20396-9) – Das große Fremdwörterbuch. Rund 30.000 Fremdwörter mit Erläuterungen zu Bedeutung, Granmmatik, Aussprache und Trennung. Taschenbuchausg. München: HumboldtTaschenbuchverl. Jacobi 1999. – 687 S.; 18 cm. (Humboldt-Taschenbuch; 1128; ISBN: 3-581-67128-X) – Nachdruck. München 2000. – 687 S. – Das große Fremdwörterbuch: Rund 30.000 Fremdwörter mit Erläuterungen zu Bedeutung, Granmmatik, Aussprache und Trennung. München: Juncker 2001. – 687 S.; 18 cm.
389.
Kebbel, Gerhard: Dumont's verblüffendes Fremdwörterbuch. 99 verwirrende Begriffe – und was sie wirklich (nicht) bedeuten. Mit 81 Zeichn. d. Autors. Erstveröffentlichung. Köln: DuMont 1989. – 159 S.; 81 Ill.; 18 cm (DuMont-Taschenbücher; 234, ISBN: 3-77012324-7)
390.
Neues Fremdwörter-Lexikon. Herkunft, Beugung, Wortverbindungen, Wortschöpfungen, Fachausdrücke. Red.: Erdmann Bedürftig u.a. Grünwald: Greil 1989. – 393 S.; 21 cm.
391.
Baer, Dieter / Hübner, Michael: Fremdwörterbuch. Durchges. Neuausg., 1. Aufl. Mannheim / Leipzig: Bibliogr. Inst. 1990. – 471 S.; 22 cm. (BI-Wörterbuch, ISBN: 3-323-00307-1)
392.
Bünting, Karl-Dieter / Ader, Dorothea: Fremdwörterlexikon. Chur: Isis Verl.-Ges. 1991. – 272 S. – Bünting, Karl-Dieter (Hrsg.): Fremdwörter-Lexikon: Mehr als 12.000 Stichworte. Herkunft, Schreibung, Bedeutung. Hinweise zur Grammatik. Unter Mitarb. v. Dorothea Ader [...] Bergisch Gladbach: Honos-Verl. c 1997. – 416 S.; 20 cm. (ISBN: 3-8299-6281-9)
393.
Drews, Gerald: Fremdwörter für Angeber. Gesammelt und berarb. v. Gerald Drews. Augsburg: Weltbild 1991. – 159 S; 20 cm. – Genehmigte Sonderausgabe. Augsburg: Orbis-Verlag 2000. – 159 S.; 20 cm. – Fremdwörter für Angeber. Inklusive CD-ROM mit Fremdwörterlexikon. Augsburg: Weltbild 2007. – 159 S., Ill.; 22 cm 1 CD-ROM.
394.
Normann, Reinhard von: Das treffende Fremdwort. Wörterbuch deutsch-fremd. Frankfurt a.M.: Eichborn 1991. – 378 S.; 22 cm.
395.
Schill, Ines: Fremdwörterbuch. Genehmigte Ausg. Wien: Verl. des ÖGB 1991. – 318 S.; 19 cm. (ISBN: 3-7035-0432-3) – Fremdwörterbuch. Niedernhausen/Ts.: Bassermann 1992. – 318 S.; 19 cm (Lizenz des Falken-Verl., Niedernhausen; ISBN: 3-8094-0057-2)
564 396.
Timm, Friedrich: Das moderne Fremdwörterlexikon. Unbekannte Begriffe schnell verstehen und sicher anwenden. Red. Christina Helmin. Herst.: Jürgen Stromberger. Köln: Naumann & Göbel 1991. – 608 S. (ISBN: 3-625-10431-8) – Das moderne Fremdwörterlexikon. Aktuell. Unbekannte Begriffe schnell verstehen und sicher anwenden. Köln: VEMAG Verlags- und Medien Aktiengesellschaft (Naumann & Göbel) 2005. – 600 S.; 22 cm.
397.
Daams-Steinert, Susanne: Zweifelsfälle Fremdwörter. München: Compact-Verlag 1992. – 96 S.; 20 cm. (Compact-Trainer gutes Deutsch)
398.
Fremdwörterbuch. – [Blindendruck]. 9 Bde. Leipzig: DBZ 1992. 35 cm.
399.
Laudel, Heinz: Wort und Fremdwort. Zu jedem Begriff das passende Fremdwort. Hamburg: Xenos 1992. – 408 S.; 23 cm. – überarb. Neuaufl. Hamburg 1993. – 408 S.; 23 cm.
400.
Das elektronische Fremdwörterbuch. Über 25000 Fachbegriffe und Fremdwörter mit Erklärungen. München: Rossipaul 1993. – 1 Diskette [für IBM-AT oder Kompatible, MS-DOS 3.3 oder höher, Festplatte, 1.4 MB] ; 3.5" in Behältnis 21 x 16 x 1 cm + Beil. (31 S.). (Dataware Lexika, Nachschlagewerke; ISBN: 3-87686-453-4) – München 1994. – 1 Diskette ; 3,5" + Beih. (31 S.). (Dataware : Windows; ISBN: 3-87686698-7)
401.
Bedürftig, Friedemann: Fremdwörterlexikon. Die wichtigsten Fremdwörter von A – Z und ihre Bedeutung. Köln: Neuer Pawlak-Verlag 1994. – 271 S.; 21 cm.
402.
Bohn, Rainer: Fremdwörterlexikon Deutsch-Fremdwort. Einmalige Sonderausg. Berlin: Edition Sigma 1994. – 157 S.; 21 cm. (ISBN: 3-89404-394-6)
403.
Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. Hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. Bearb.: Günther Drosdowski und die Dudenredaktion unter Mitwirkung zahlreicher Fachwissenschaftler. In Zusammenarbeit mit Dieter Baer, Pia Fritsche, Michael Herfurth, Helga Karamischewa, Werner Lange und Helga Röseler. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: Dudenverlag 1994. – 1557 S.; 25 cm. (enthalten: das „umgekehrte“ Fremdwörterbuch) (ISBN: 3-411-04161-7) – [...] Mit „umgekehrten“ Wörterbuch: Deutsches-Wort – Fremdwort. In Zusammenarbeit mit Matthias Wermke, Pia Fritsche, Michael Herfurth, Werner Lange, Gudrun Vogel und weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Dudenredaktion 2., neu bearb. und erw. Aufl. Mannheim u.a. 2000. – 1552 S. (ISBN: 3-411-04162-5) [auch als Band 33 der Brockhaus-Enzyklopädie, Leipzig 2001.(ISBN: 3-7653-1273-8)] – Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. Über 85.000 Fremdwörter aus der Allgemeinsprache und den wichtigsten Fachsprachen. Ausführliche Herkunfts- und Bedeutungsangaben. Exakte Beschreibung von Rechtschreibung, Worttrennung, Aussprache und Grammatik. Mit „umgekehrtem“ Fremdwörterbuch, „Deutsches Wort – Fremdwort“ mit über 40.000 Fremdwörtern zu mehr als 16.000 deutschen Wörtern. Hrsg. und bearb. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. [Red. Bearb.: Brigitte Alsleben[...] 3., überarb. Aufl. Mannheim u.a. 2003. – 1542 S.; 25 cm. – 4., aktualisierte Aufl. Mannheim u.a. 2007. – 1548 S.; 25 cm + 1 CD-ROM. (ISBN: 978-3411-04164-0)
565 404.
Knauf, Jürgen und Ulrike Lörcher (Red): Gabler-Fremdwörterbuch Wirtschaft. Wiesbaden: Gabler 1994. – 346 S. ; 19 cm. (ISBN: 3-409-19969-1) - Knauf, Jürgen: Fremdwörterbuch Wirtschaft. Von Abalienation und Audit bis Valutageschäft und Zession – mehr als 8000 Begriffe ausführlich erklärt. Red.: Jürgen Knauf ; Ulrike Lörcher. Sonderausg. Weyarn: Seehamer 1998. – 346 S.; 21 cm (Lizenz des Betriebswirtschaftlichen Verl. Gabler, Wiesbaden) (ISBN: 3-932131-44-4)
405.
Lechner's Fremdwörterbuch. Die wichtigsten Fremdwörter, deren Bedeutung Sie kennen sollten. Über 20000 Stichwörter. Geneva/Switzerland: Lechner 1994. – 399 S.; 20 cm
406.
Moderne Fremdwörter. München: Compact-Verlag 1994. – 320 S.; 6 cm. (CompactMiniwörterbuch) – Boos, Evelyn [Red.]: Moderne Fremdwörter. München 2004. – 447 S.; 6 cm. (CompactMiniwörterbuch - Silverline) [vgl. auch Nr. 382]
407.
LexiRom. Nachschlagen auf ganz neue Art ; fünf Standardnachschlagewerke mit insgesamt 450000 Stichwörtern und 2000 Bildern ; Langenscheidts Taschenwörterbuch Englisch ; DUDEN, Die sinn- und sachverwandten Wörter; DUDEN, Die deutsche Rechtschreibung ; DUDEN, Das Fremdwörterbuch; Meyers Lexikon. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: Bibliogr. Inst. 1995. – 1 CD-ROM: farb., mit Ton und Videosequenzen ; 12 cm, in Behältnis 25 x 20 x 4 cm + Beil. (6 S.) (Gesamttitel: Microsoft home; ISBN: 3-411-06931-7) – LexiRom [...] DUDEN, Das Fremdwörterbuch; Meyers Lexikon; Weltatlas. Version 2.0 mit Rechtschreibduden zur neuen deutschen Rechtschreibung. Mannheim u.a. 1996. – 1 CD-ROM: farb., mit Ton und Videosequenzen; 12 cm, in Behältnis 25 x 20 x 4 cm + Beil. ([8] S.: Ill.; ISBN: 3-411-06932-5) – LexiROM Version 3.0. Insgesamt 450000 Stichwörter auf dem neuesten Stand ; zwei Rechtschreibduden: 21. Auflage: Auf der Grundlage der neuen Rechtschreibregeln, 20. Die bisherigen Regeln und Schreibungen. Über 250 ausgewählte Weblinks ; Langenscheidts Taschenwörterbuch Englisch ; DUDEN, Die sinn- und sachverwandten Wörter ; DUDEN, Die deutsche Rechtschreibung ; DUDEN, Das Fremdwörterbuch ; Meyers Lexikon; Weltatlas. Mannheim u.a. 1997. – 1 CD-ROM: farb., mit Ton und Videosequenzen ; 12 cm, in Behältnis 25 x 20 x 4 cm + Beil. ([8] S. : Ill.; ISBN: 3-411-06935-X) – LexiROM. Wissen, auf das man sich verlassen kann - sekundenschnell verfügbar ; Langenscheidts Taschenwörterbuch Englisch ; DUDEN Die sinn- und sachverwandten Wörter ; DUDEN Die deutsche Rechtschreibung ; DUDEN, Das Fremdwörterbuch; Weltatlas Körperschaft: Microsoft Corporation Version 3.0, Update. Mannheim u.a.: Bibliogr. Inst. & F.A. Brockhaus AG 1997. – 1 CD-ROM. (ISBN: 3-411-06938-4) – LexiROM Edition 2000: Wissen, auf das man sich verlassen kann - auf einen Klick ; 450000 Stichwörter ; 5 Standard-Nachschlagewerke von Duden, Langenscheidt und Meyer ; mit Jahreschronik 1997 und 1998 ; neue Quickshelf-Funktionen ; Langenscheidts Taschenwörterbuch Englisch ; DUDEN, Die sinn- und sachverwandten Wörter ; DUDEN, die deutsche Rechtschreibung; DUDEN, Das Fremdwörterbuch ; Meyers Lexikon. Version 4.0. Mannheim u.a. 1999. – 1 CD-ROM : farb., mit Ton und Videosequenzen ; 12 cm, in Behältnis 25 x 20 x 4 cm + Beil. ([8] S.), Beil. (30 S.) (ISBN: 3-411-06936-8)
408.
Oppermann, Johannes: Der praktische Fremdworthelfer von A-Z. Vom deutschen Begriff zum Fremdwort. Originalausg. Frankfurt a.M./Berlin: Ullstein 1995. – 160 S.; 18 cm.
409.
Aktuelles Fremdwörterlexikon. Rund 20000 hochaktuelle Fremdwörter für Schule und Berufsalltag. Mönchengladbach: Tandem 1996. – 256 S.; 21 cm. ( ISBN: 3-930882-68-X)
566 410.
Lobentanzer, Hans: Was hat die Lokomotive mit der Couch zu tun? 122 Fremdwörter in Bildern und die zugrunde liegenden lateinischen Wörter. Herrsching: Bozorgmehri und Spann 1996. – 33 S.; 30 cm. (ISBN: 3-929280-12-4)
411.
Bertelsmann infoROM. Alles, was Sie zum schnellen Nachschlagen benötigen auf einer CDROM ; für Schule, Studium und Beruf; Weltaltlas, Bertelsmann-Universal-Lexikon, Die neue deutsche Rechtschreibung, Bertelsmann-Taschenwörterbuch Englisch, BertelsmannTaschenwörterbuch, Fremdwörterlexikon ; Rechtschreibprüfung für Winword 6 + 7 (alte oder neue Rechtschreibung) München: Bertelsmann Electronic Publishing 1997/98 (1997). Bertelsmann infoROM '98/'99. Das universale Wissenscenter; für Schule, Studium, Beruf und zu Hause ; über 350.000 Artikel, randvoll mit Animationen, Tondokumenten, Grafiken, zwei vertonte Wörterbücher, ein Autoatlas, auf zwei CD-ROMs ; [neu: jetzt mit Stichwortsuche im Internet; neu: großer Autoatlas Deutschland]. – Gütersloh [u.a.]: Bertelsmann Electronic Publ. im Bertelsmann-Lexikon-Verl. 1998. – 2 CD-ROMs. + Beibl. Schriftenreihe: BEE book, Bertelsmann electronic edition. (ISBN: 3-577-11346-4 ) (Das Programmpaket bietet acht Nachschlagewerke und Funktionen auf zwei CD-ROMs. Enthalten sind das Bertelsmann-Universallexikon, das Bertelsmann Wörterbuch zur alten und neuen Rechtschreibung, ein Rechtschreibprüfprogramm für Winword 6 und 7 in alter und neuer Rechtschreibung, ein Wörterbuch Deutsch-Englisch/Englisch-Deutsch, ein Wörterbuch Deutsch-Französisch/Französisch-Deutsch, das vertonte Wahrig Fremdwörterlexikon, ein Weltatlas und ein Autoatlas Deutschland mit Routenplaner. )
412.
Compton's interaktives Lexikon INFOPEDIA 2.0 : das umfassende Nachschlagewerk mit 450.000 Einträgen ; neun aktuelle Nachschlagewerke auf einer CD-ROM - Das neue grosse Lexikon Ausgabe '97, Weltländerlexikon '97, Großer Weltatlas, Oxford Taschenwörterbuch Englisch-Deutsch/Deutsch-Englisch, Neue deutsche Rechtschreibung, Synonymwörterbuch, Fremdwörterbuch, Wörterbuch Zweifelsfälle Deutsch, Zitatenlexikon; inklusive Leonardo-CD-ROM ; inklusive Bild-der-Wissenschaft-CD-ROM "Wissen unserer Zeit" mit Internet-Zugang, Videoclips und einem kompletten Jahrgang der Zeitschrift ; mit neuer deutscher Rechtschreibung! Ausg. 1997. München: TLC Tewi-Verl. 1997. – 3 CDROMs: farb., mit Videosequenzen, Animationen und Ton; 12 cm, in Behältnis 26 x 23 x 4 cm + Anwenderhandbuch (19 S. : Ill.)(Compton's modernes Wissen Bild der Wissenschaft. ISBN: 3-89627-828-2
413.
Die große CD-ROM-Infothek. Die aktuelle Wissensbank für Alltag, Schule & Beruf. Königswinter: Tandem-Verl. 1997. (Multimedia line.) – 1997: CD-ROM-Ausg. + Benutzerhandbuch; Enth. 1997: Das aktuelle Universal-Lexikon; Die neue deutscheRechtschreibung; Aktuelles Fremdwörter-Lexikon; Das große Wörterbuch Englisch-Deutsch, Deutsch-Englisch; Das große Wörterbuch Französisch-Deutsch, DeutschFranzösisch; Das große Wörterbuch Italienisch-Deutsch, Deutsch-Italienisch; Das große Wörterbuch Spanisch-Deutsch, Deutsch-Spanisch; – ab 1999: CD-ROM-Ausg. + Booklet. Enthält ab 1999 u.a. zusätzl.: Das große Computer-Lexikon; Straßenverbindungen Europa; Straßenverbindungen Deutschland; – ab 2000: 2 CD-ROMS + Booklet. Enthält ab 2000 u.a. zusätzl.: Länderlexikon; Tierlexikon; – Enthält ab 2001 u.a. zusätzl.: 3D-Mensch; Internet für Schüler; Zitatensammlung; – Enthält ab 2002 u.a. zusätzl.: Medizin-Lexikon; Clever suchen im Internet; VokabelTrainer Englisch; Vokabel-Trainer Spanisch; Vokabel-Trainer Französisch. (ZDB-ID: 20143461)
567 414.
Kurz, Michael: Das neue Fremdwörterbuch. Rund 25000 Stichwörter aus allen Bereichen. Bedeutung, Herkunft, Aussprache. Nach den neuen Regeln der Rechtschreibung! Orig.Ausg. München: Econ-und-List-Taschenbuchverl. 1998. – 555 S.; 20 cm (Lizenz des Econ-Verl., München, Düsseldorf; ISBN: 3-612-21355-5)
415.
Cropp, Wolf-Ulrich: Sofort das richtige Fremdwort. 20.000 Stichwörter mit originellen Anwendungsbeispielen und hilfreichen Zitaten. Frankfurt a.M.: Eichborn 1999. – 438 S. – Das andere Fremdwörter-Lexikon. Das passende Fremdwort schnell gefunden. Ungekürzte Taschenbuchausg. München/Zürich: Piper 2001. – 532 S.; 19 cm. (Serie Piper; 3160; Lizenz des Eichborn-Verl., Frankfurt am Main; ISBN: 3-492-23160-8) – 2. Aufl. München/Zürich 2002. – 532 S.; 19 cm. (Serie Piper ; 3160; Lizenz des EichbornVerl., Frankfurt am Main; ISBN: 3-492-23160-8 ) – München 2005. – 532 S. (Serie Piper; 4459) (ISBN: 3-492-24459-9)
416.
Das große Bertelsmann Lexikon 2000: Basiert auf 20-bändigen Lexikon! ; mehr als 150.000 Stichwörter; über 50 Videos, Diashows; mit IBM ViaVoice Sprachausgabe; über 3000 Bilder und Tabellen; inkl. Fremdwörter-Lexikon; Mit monatlichem Online-Update! Gütersloh [u.a.]: Bertelsmann Lexikon Verl. 1999. – 3 CD-ROM. : farb., mit Ton. ; 12 cm + Beih. (2 Bl.) (Bertelsmann Electronic Publishing ISBN: 3-577-11369-3)
417.
Pogarell, Reiner und Markus Schröder (Hrsg.): Wörterbuch überflüssiger Anglizismen. 1. Aufl. Paderborn: IFB-Verlag 1999. – 168 S.; 23 cm. (ISBN: 3-931263-11-8) – 2. erw. Aufl. Paderborn 1999. – 162 S.; 23 cm – 3. erneut erw. Aufl. Paderborn: 2000. – 191 S.; 23 cm. – 4. völlig überarb. und erw. Aufl. Paderborn 2001. – 181 S. ; 23 cm – Bartzsch, Rudolf (Hrsg.): Wörterbuch überflüssiger Anglizismen. 5., erneut überarb. und erw. Aufl. Paderborn 2003. – 219 S.; 21 cm. (ISBN: 3-931263-33-9) – 6. erheblich überarb. und erw. Aufl. Paderborn 2004. – 220 S.; 21 cm – 7. erheblich erw. Aufl. Paderborn 2007. – 252 S.; 21 cm. (ISBN: 978-3-931263-33-1)
418.
Kappelmann, Johanna / Schneider, Isabel [Red.]: Fremdwörter. Schnell kapiert. München: Compact-Verl. 2000. – 128 S. ; 19 cm. (ISBN: 3-8174-7143-2)
419.
CD-ROM Fremdwörterlexikon. Mehr als 14.000 Stichwörter. Bedeutung, Herkunft, Grammatik und Silbentrennung. Schausgabe für schwierige Begriffe. Hinweise zur neuen Rechtschreibung. Unbekannte Begriffe schnell und sicher anwenden. Interaktiv und multimedial. Köln: Naumann und Göbel in der VEMAG-Verlag-und-Aktiengesellschaft 2000. – 1 CD-ROM; farb., mit Ton, 12 cm, in Behältnis 26 x 22 x 5 cm und Beilage (7 S.).(VEMAG-Computer-Bibliothek)
420.
Duden, Korrektor PLUS. Die Rechtschreibung für MS Word; Rechtschreibprüfung ; Grammatikprüfung ; Nachschlagen in Duden – Das Fremdwörterbuch, Duden – Die sinn- und sachverwandten Wörter, Duden – Richtiges und gutes Deutsch ; netzwerkfähig. Manheim / Leipzig/Wien / Zürich: Dudenverl. 2001. – 1 CD-ROM ; 12 cm, in Behältnis 26 x 21 x 6 cm + Handbuch (13 S. : Ill.) (ISBN: 3-411-06955-4) – Duden, Korrektor PLUS 2.0. Die Rechtschreibung für MS Word ; Rechtschreibprüfung ; Grammatikprüfung ; Fehlerstatistik ; Duden – Das Fremdwörterbuch, Duden – Die sinnund sachverwandten Wörter, Duden – Richtiges und gutes Deutsch ; netzwerkfähig. Mannheim: Bibliogr. Inst. und Brockhaus 2003. – 1 CD-ROM ; 12 cm, in Behältnis 26 x 21 x 5 cm + Beil. ([2] S.) (ISBN: 3-411-06957-0)
568 – Duden Korrektor PLUS 3.0. Die Rechtschreibung ; für Word, Outlook, PowerPoint, Excel und viele andere Microsoft-Anwendungen ; erweiterte Rechtschreib- und Grammatikprüfung ; Silbentrennung ; Office-Bibliothek: Duden – Das Fremdwörterbuch, Duden – Das Synonymwörterbuch, Duden – Richtiges und gutes Deutsch ; die neue Rechtschreibung 2004. Mannheim 2004. – 1 CD-ROM ; 12 cm, in Behältnis 26 x 21 x 5 cm + Beil. ([2] S.) (ISBN: 3-411-06804-3) – Duden Korrektor PLUS 2.0. Die Rechtschreibung für MS Word ; Rechtschreibprüfung, Grammatikprüfung, Fehlerstatistik ; Duden – das Fremdwörterbuch, Duden – die sinn- und sachverwandten Wörter, Duden – richtiges und gutes Deutsch ; netzwerkfähig. Limitierte Sonderausg. Mannheim 2004. – 1 CD-ROM. ; 12 cm, in Behältnis 26 x 21 x 5 cm + Beil. ([2] S.) (Anmerkung: Enth.: Duden Korrektor PLUS 2.0 auf CD-ROM; Duden Die deutsche Rechtschreibung u. Duden Das Fremdwörterbuch als Buchausgabe, ISBN: 3-41106805-1) – Duden Korrektor PLUS 3.0 Update. Die Rechtschreibung ; neu in Version 3.0 ; für Word, Outlook, PowerPoint, Excel und viele andere Microsoft-Anwendungen ; erweiterte Rechtschreib- und Grammatikprüfung ; Silbentrennung ; Office-Bibliothek: Duden – Das Fremdwörterbuch, Duden – Das Synonymwörterbuch, Duden – Richtiges und gutes Deutsch. Mannheim 2005. – 1 CD-ROM; 12 cm, in Behältnis 19 x 14 x 2 cm. (Gesamttitel: Office-Bibliothek; ISBN: 3-411-06812-4) 421.
Lexikon der Fremdwörter. Präzise Erklärungen, richtige Trennung, nützliche Angaben. Mit den neuen Schreibweisen. Köln: Serges Medien 2001. – 320 S.; 21 cm. – Köln 2002. – 320 S.; 21 cm.
422.
Neues Großes Wörterbuch Fremdwörter. Über 150.000 zuverlässige Angaben. Chefredaktion: Ilse Hell. Genehmigte Sonderausgabe. Köln: Buch-und-Zeit-Verlag 2001. – 600 S.; 22 cm. – Großes Wörterbuch Fremdwörter. Mit über 150.000 zuverlässien Angaben. [...] Jubiläumsausge mit CD-ROM. München: Compact-Verlag. 2002. – 608 S., 22 cm.
423.
Wahrig-Burfeind, Renate: Schüler-Bertelsmann. Wahrig-Fremdwörterlexikon. Fremdwörter verstehen und verwenden. Mehr als 20.000 Stichwörter und Bedeutungserklärungen. Durchdachte Suchhilfe zur schnellen Orientierung. Infokästen mit Informationen zu besonders interessanten und schwierigen Fremdwörtern. Zahlreiche schülergemäße Anwendungsbeispiele. Ausführliche Angaben zur Rechtsschreibung. Bielefeld: BertelsmannLexikon-Verl. 2001. – 415 S.; 20 cm. (ISBN 3-577-10468-6 Pp.) – 2. leicht aktualisierte Aufl. Gütersloh/München: Wissen Media Verlag GmbH/Bertelsmann Lexikon Institut (vormals Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH) 2002.
424.
Baumgärtner, Sebastian (Hrsg.): Fremdwörterlexikon. Rund 20000 Stichwörter und Begriffe leicht verständlich erklärt. – Erftstadt: Area 2003. – 414 S.; 16 cm. (ISBN: 3-89996101-3)
425.
Duden. Vom deutschen Wort zum Fremdwort. Wörterbuch zum richtigen Fremdwortgebrauch. Hrsg. und bearbeitet von der Dudenredaktion. Red. Bearb.: Dieter Baer … . 1. Aufl. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: Dudenverlag 2003. – 552 S., 24 cm.
426.
Kaufmann, Astrid / Müller, Bianca: Fremdwörter. Sicher verstehen und anwenden. München: Compact-Verl. 2003. – 192 S.; 13 cm (Büro-Spicker)
569 427.
Kronseder, Daniela / Wiedenmann, Nora: Fremdwörter. Herkunft und Bedeutung; [von A – Z]. St. Gallen: Otus 2003. – 510 S. ; 24 cm. (ISBN: 3-907194-05-5)
428.
Bibliothek der deutschen Sprache: Lexika für gutes Deutsch; 1. Rechtschreibung, 2. Synonymwörterbuch, 3. Fremdwörterlexikon, 4. Zitate und Redewendungen. Köln: SybexVerl. 2004. – 3 CD-ROMs. + Beih. (Schriftenreihe: SYBEX-CD-Lexikon). (ISBN: 38155-6353-4)
429.
Duden, Büro plus professional. Nachschlagen unter Mac OS X ; 4 in 1 ; die deutsche Rechtschreibung, das Fremdwörterbuch, Großwörterbuch Englisch, der Brockhaus in Text und Bild 2004. Ausg. Mac OS X. Mannheim: Bibliogr. Inst. und Brockhaus 2004. – 2 CDROMs ; 12 cm, in Behältnis 24 x 19 x 5 cm + Beil. (16 S. : Ill.)(Gesamttitel: OfficeBibliothek) (ISBN: 3-411-71927-3) – Duden, Büro plus professional. Nachschlagen unter Linux ; 4 in 1 ; die deutsche Rechtschreibung, das Fremdwörterbuch, Großwörterbuch Englisch, der Brockhaus in Text und Bild 2004. Ausg. Linux. Mannheim 2004. – 2 CD-ROMs; 12 cm, in Behältnis 24 x 19 x 5 cm + Beil. (16 S. : Ill.) (Gesamttitel: Office-Bibliothek) (ISBN: 3-411-71926-5)
430.
Gressl, Engelbert: Fremdwörter für Kinder. 777 Begriffe schnell erklärt. 1. Aufl.Wien: öbv und hpt 2004. – 63 S. : Ill. ; 27 cm. (ISBN: 3-209-04498-8)
431.
Herrmann, Uwe: Taschenwörterbuch theologischer Fremdwörter. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2005. – 272 S.; 19 cm. (ISBN: 978-3-579-06421-5)
432.
Bauer, Elke [Hrsg.]: Fremdwörter kompakt. Herkunft, Bedeutung, Erklärung. Wien: Tosa 2006. – 176 S.; 24 cm (Alles für Schule, Studium und Beruf) (ISBN: 3-902478-48-9)
433.
Richter, Claudia u.a.: Wörterbuch – Fremdwörter: Herkunft und Bedeutung; komplett neu überarbeitet ; über 75.000 Eintragungen. Leonberg: Garant 2006. – 752 S.; 20 cm, 650 gr. (ISBN: 978-3-938264-44-7)
434.
Duden, Korrektor Jura. Die Rechtschreibung für die Rechts- und Verwaltungssprache ; Fachvokabular, Abkürzungen, Aktenzeichen, lateinische Redewendungen ; Nachschlagen in 3 Dudentiteln: das Synonymwörterbuch, das Fremdwörterbuch, Kompaktwörterbuch Englisch / Softwareentwicklung: Institut der Gesellschaft zur Förderung der Angewandten Informationsforschung e.V., Saarbrücken. Gesellschaft zur Förderung der Angewandten Informationsforschung Saarbrücken. Version 3.51. Mannheim: Bibliogr. Inst. und Brockhaus 2007 – 1 CD-ROM ; 12 cm, in Behältnis 26 x 21 x 5 cm + Beil. ([2] S.) ISBN: 978-3-411-06555-
570
Autoren-Register Adelung, C.B. 68 Adelung, J.G.L. 52 Ader, D. 392 Ahlheim, K-H. 339, 354 Algier, J.J. 101 Alsleben, B. 367, 403 Altmann, W. 102 Anders, H. 203 Apel, H. 283 Arens, E. 305 Assmann, H. 315 Baer, D. 339, 369, 391, 403, 425 Baldamus, A.K.E. 82 Ballauff, F. 116 Ballien, T. 139 Barta, T. 312 Bartholomäus, W. 177 Bartzsch, R. 417 Basler, O. 239 Bauer, A. 257 Bauer, E. 432 Baum, J. 122 Baumgärtner, S. 424 Becker, H. 327 Bedürftig, E. 390 Bedürftig, F. 401 Beer, E. 58 Bender, G. 167 Berger, D. 339, 366 Berger, O. 145 Bergstein, F.W. 114 Beyschlag, D.E. 8 Bierfreund, J.G. 115 Binder, H. 233, 236 Bischoff, E. 207 Blasendorf, C. 152 Blavatsky, H.P. 229 Bloch, R. 369 Bode, F.C. 96
Bodeusch, W. 92 Bohn, R. 402 Bojunga, K. 290 Boneck, A. 237 Bönisch, J. 178 Boos, E. 406 Böttcher, K. 107 Böttger, C. 126 Braun, A. 206 Bresch, R. 207 Brettschneider, R. 331 Breyer, K. 309 Brinckmeier, E. 88 Bruchhausen, W.v. 232 Brugger, J.D.C. 97 Bruhns, W. 360 Brunner, C.T. 93 Bruns, A. 175 Bruns, K. 175 Bührer, V.M. 18 Bünting, K-D. 392 Burkhardt, E. 258 Bussenius, E.F. 92 Campe, J.H. 1 Capelle, T. 379 Ciba, W. 347 Claudius, F. 100 Cremer, W. 168 Cropp, W.-U. 415 Cubasch, C. 117 Czerny, U. 369 Daams-Steinert, S. 397 Daisenberger, J.M. 26 Dalitz, B. 369 Demmin, A. 181 Denecke, A. 197 Deutsch, E. 298 Dicke, L. 60 Dietrich, F. 154 Dobel, C.F. 36
Dolph-Heckel, J. 199 Dorn, F. 153 Dose, M. 339 Drews, G. 393 Drießen, A. 295 Drosdowski, G. 366, 403 Drucklieb, C. 365 Dultz, W. 344 Dunger, H. 143, 160 Düsel, F. 244 Ebisch, W. 284 Eckstein, S. 369 Egg, B. 285 Ehlers, K. 324 Ehrlich, R. 361 Eichhorn, O. 245 Eickhoff, B. 339 Eitzen, F.W. 179 Elsässer, M. 339 Engel, E. 267 Erbt, W. 9 Erlitz, W. 296 Faulmann, K. 106 Favreau, E.A. 64 Fichard, R.v. 254 Fink, F. 193 Fischer, A. 164 Foertsch, R.162, 163 Fohrmair, R. 383 Folk, S.W.E. 42 Folz, J. 339 Förster, R. 123 Frank, F. 92 Frank, P. 102 Franke, T. 212 Freytag, K. 347 Fritsche, P. 366, 403 Fritsche, R.A. 268 Fuchs, M. 293 Funk, G. 182
571 Gaigl, K. 326 Gast, M. 92 Gathy, A. 73 Gemünden, P.v. 23 Genius, A. 227, 234 Glotzbach, H. 347 Goeckel, G. 248 Goldbeck, I. 340 Goldhahn, I. 336 Goldhahn, W.-E. 336 Grebe, P. 239, 339 Gressl, E. 430 Greßler, F.G.L. 92 Griessmann, J. 208 Grübel, J.V. 127 Gruhl, M. 246 Gude, G. 247 Günther, H. 238 Gurst, G. 361 Habler, L. 372 Habler, S. 372 Haertl, W. 160 Hage, P. 248 Harms, C. 90 Hauck, F. 321 Hauschild, O. 160 Hausding, A. 189 Hazuka, W. 384 Hechtenberg, K. 213 Heidenreich, C.L. 153 Heigelin, J.F. 27 Heinrich, H. 369 Heinrich, R. 331 Heinse, G.H. 37 Heinsius, T. 128 Heintzenberg, F. 271 Heinzelmann, H.C.W. 40 Held, W. 215 Hell, I. 422 Hellwig, G. 332 Helmin, C. 396 Henss, D. 347
Herdi, E. 277 Herdieckerhoff, E. 321 Herfurth, M. 403 Herrmann, Ursula 365, 368 Herrmann, Uwe 431 Heuberger, J.W. 11 Heussner, G. 222 Heyse, G. 5 Heyse, J.C.A. 5, 66,125, 126 Heyse, K.W.L. 5, 66 Heyse, T. 5 Hieronymi, E.G.v. 64 Hildebrand, E. 247 Hitze, J. 317 Hodermann, H. 92 Hoffman, O.G. 183 Hoffmann, P.F.L. 75 Hoffmann, W. 9, 94, Hofmeier, K. 349 Hohnerlein, M. 286 Hollander, E. V. 328 Hoppe, G. 239 Hübner, F. 388 Hübner, M. 391 Ife, A. 17 Jansen, H. 214, 223 Jasper, A. 301 Jeromin, R. 351 Jünemann, H. 302 Jung, J. 183 Jürgens, K. 124, 131, 136 Kaden, W. 325 Kalan vom Hofe, J. 107 Kaltschmidt, J.H. 57, 70, 95 Kappelmann, J. 418 Karamischewa, H. 369, 403 Kaufmann, A. 426 Kaupert, G. 369 Kebbel, G. 389 Kehrein, J. 130 Keller, F. 184 Khull, F. 173
Kienle, R.v. 322 Kiesewetter, L. 69, 109 Killinger, R. 341 Kirkness, A. 239 Klein, B. 164 Kleinpaul, R. 217 Klemich, O. 140 Klien, H. 327 Knauf, J. 404 Koepper, G. 307 Köhler, C.O. 137 Köhler, F. 144 Körting, G. 230 Köster, R. 339 Koutek, J. 249 Kraif, U. 339, 366,367 Krämer, W. 274 Krätzschmer, F. 105 Krauss, T. 201 Krauße, R. 9 Kresse, O. 250 Kretschmar, A. 107 Kretschmer, C. 339 Kronseder, D. 427 Krüger, A. 103 Krüger, G. 264 Kruse, J. E. 6 Küfner, R. 369 Kühn, R. 251 Kühn, W. 215 Kühne, H. 209 Kunow, O. 190 Küpper, H. 342 Kuri, E.F. 352 Kurz, M. 414 Küstner, H. 361 Lang, A. 318 Lange, G. 383 Lange, W. 403 Laudel, H. 399 Leipoldt, F. 323 Leisering, H. 386
572 Lichtenstern, H. 364 Lichtfels, F.C. 45 Liebknecht, W. 129 Liek, E. 190 Linhoff, M. 180 Litterscheid, F. 158 Littmann E. 275 Löbe, W. 141 Lobentanzer, H. 410 Loewenthal, E. 125 Lohmeyer, E. 169 Looff, F.W. 116 Loose, M. 299 Lörcher, U. 404 Lorenz, J. 304 Lörtscher, F. 362 Lößnitzer, E. 160, 165 Lövenskiold, v. 83 Löwinger, W. 287 Lux, A. 311 Lyon, O. 5, 66 Mackensen, L. 223, 267, 359 Magnus, K. 167 Mahn, C.A.F. 5 Mang, D. 339 Marian J. 291 Martin, W. 337 Matthias, T. 75 Matzat, D. 375 Mau, R. 321 May, A. 228 Mecensessy, E.v. 300 Meerwein, H. 346 Mehl, O.J. 252 Meinardus 242 Meissner, P. 202 Merseburger, K.W. 102 Messien, H. 170 Metz, W. 154 Meyer, D. 329 Meyer, J.I. 129 Meyer, M.W. 313
Meyer, W. 387 Michaelis, A.A. 191 Michna, T.W. 291 Micolini, R.M. 314 Moisescu, M. 129 Möller, H. 310 Morell, R. 335 Mosqva, F.W. 19 Mothes 107 Müller, B. 426 Müller, C. 88 Müller, H. 351 Müller, H. 306 Müller, K. 21 Müller, K. 247 Müller, M. 342 Müller, W. 339 Müller-Alfeld, T. 385 Müller-Hagen, H.F. 351 Musikal…1845 76 Musiol, R. 71 Mylius, G. 119 Neugebauer, W. 91 Neumann, K. 262 Neumann, R. 269 Niemann, F.A. 41 Niemer, G. 355 Nordheim, H. (H. Mensch) 205 Normann, R.v. 394 Oertel, E.F.C. 7 Oppermann, J. 408 Otto-Walster, A. 5 Partenschmitt, K.F. 259 Paul, A.O. 194 Pein, C. 366 Peltzer, K. 358 Perg, F. 39 Petri, F.E. 9 Pfister, H.v. 155 Pfister, O.v. 176 Piumati, G. 156
Pogarell, R. 417 Poppitzer 47 Posener, P. 288 Praetorius, R. 338 Prätorius, G. 81 Preitz, M. 240 Pültz, J. 195 Purlitz, F. 107 Radicke, K. 289 Raffelsberger, O. 303 Rahner, E. 109 Rechsteiner, J.C. 34 Reger, H. 305 Regler, G. 326 Reinecke, A. 149 Reinhardt, H.R. 328 Reinmöller, A. 343, 348, 353, 356 Renner, P. 272 Rex, E. (Langenscheidt, P.) 171 Richter, C. 433 Richter, K. 276 Ritsert, F. 48 Robolsky, H. 51 Röseler, H. 403 Roß, G.M.v. 85 Rossberg, K. 142 Roth J.F. 12 Ruhland, E. 343, 356, 370, 371 Rumpf, J.D.F. 17 Saalfeld, G.A. 192 Sakolowski, P. 194 Salzmann, W.F. 35 Samostz, E. 9 Samwer, K. 260 Sanders, D. 121, 147 Sarrazin, O. 150 Schaal, R. 357 Schacht, R. 333 Scheel, W. 5, 66 Scheffler, H. 216
573 Scheffler, K. 187 Schellenberg, J.A.P. 25 Scheufgen, H. 334 Schill, I. 395 Schimmer, K.E. 224 Schinke, B. 261 Schirmer, A. 167 Schmalz, E.A.W. 29 Schmeltzer, C. 177 Schmidt, D.F. 43 Schmidt, K. 278 Schmidt, L. 104 Schmidt, O. 138 Schmitz, B. 10 Schnabel, H. 330 Schneider, I. 418 Schneider, L. 132 Schnorr, H. 363 Scholz, A. 69 Scholze-Stubenrecht, W. 339 Schöpfer, K. 74 Schröder, M. 417 Schröter, F.A. 3 Schröter, R. 361 Schrupp, C. 339 Schubert, K. 265 Schuberth, J. 71 Schulz, H. 239 Schulz, H. 289 Schuricht, F.A. 218 Schwarz-Mackensen, G. 359 Schweizer, J. C. 4
Schwinge, G. 321 Schwinghammer, A. 15 Seehof, A. 129 Seeliger, H. 197 Seidel, A. 235 Seliger, P. 144 Simon, J. 329 Slevogt, C.A.A. 16 Sommer, J.G. 22, 33 Spöttel, A. 172 Steiner, A. 313 Stock, G. 369 Stolz, H. 269 Straube, W. 305 Strauß, G. 239 Strigl, H. 196 Süsser, J. 249 Teichert, F. 297 Tesch, A. 253 Textor, A.M. 335 Tiemann, M. 123 Timm, F. 396 Treptow, E. 185 Trunk(-Nußbaumer), M. 339 Tuschina, J. 81 Überlacker, M. 193 Ulric, O.E.V. 311 Veillon, E. 270 Vogel, E. 309 Vogel, G. 366, 403 Voigtel, T.G. 14 Völcker, H. 89
Vollbeding, J.C. 24 Vulpius, F. 256 Wahrig, G. 365 Wahrig, HP. 365 Wahrig-Burfeind, R. 365, 423 Wander, O. 55 Wappenhaus, F. 254 Weber, A. 335 Weber, E. 198 Weber, F.A. 62 Weber, J. 87 Wehle, P. 378 Wehrhan, K. 231 Weinecke, H. 212 Wendt, B. 365 Wengler, E. 99 Wermke, M. 339, 403 Werner, K. 273 Wetzstein, H-P. 376 Weyde, J. 281 Wichmann-Riesenburg 220 Wiedemann, W.J. 2, 20, 49 Wiedenmann, N. 427 Wittich, W. 5 Wurms, F. 366 Würth, P. 382 Zander, R. 316 Zeidler, J. 254
Albanus 151 Albatros 342 Altmann 229 Amelang 24 Area 423 Arnold 9 Aschendorf(f) 10, 180
Assmann 315 Aulinger 39 Aulis Verl. Deubner 347 Bachem 317 Bachmann 208 Bädeker 11 Baensch 113
Verlagsregister Ackermann 124 Aderholz 50 Adlerwerke 343 Adria-Verlag 109 Akademie Verlag Wedekind 286 Akad. Buchhandlung Kiel 90
574 Bagel (Mühlheim) 122 Bagel (Wesel) 60 Ballien 139 Bange und Schmitt 97 Bardtenschlager 209 Basse 41 Bassermann 395 Baumann 46 Bechtold & Co 181 Beck 8, 95 Behr 213 Berendsohn 68 Berlet 257 Bermühler 235 Bertelsmann (B. Lexikon Verlag) / BEP(s. auch Wissen Media) 322, 339, 365, 366, 411, 416, 422 Bertelsmann Lex. Verl. (s. auch Wissen Media) 411, 416, 423 Beyer (& Söhne) 116 Bibligraf. Institut (VEB) Bibliograf. Institut / Dudenverlag (s.a. Dudenverlag) 327, 361, 369, 391, 339, 354, 366, 367, 407 Brockhaus 70, 339, 407, 420, 429, 434 Bruder und Hofmann 21 Bruhn 131, 136 Buch- u. Schallplattenfreunde 339 Büchergilde Gutenberg 352 Buchgemeinschaft Donauland 366 Buchhandlung des Waisenhauses Halle 284 Buchner 208 Buch-u.-Zeit-Verlag 332, 374, 386, 421 Bull 186 Büschler 11
Calve 22, 33 Campe 52 Casper Näf 4 Claussen 83 Compact-Verlag 382, 386, 397, 406, 418, 426 CoTee 365 Cotta 130 Cranz 105 Cronbach 125 Curtius 275 Dabekow 81 Daisenberger 26, 30 Dannheimer 36, 38 Das Aufgebot 304 Das Beste 380 Das Neue Wort 129 DBZ 398 De Gruyter 239 Degen 19 Deichert 134, 135 Dencker 299 Der Arbeiter 221 Der Reichsbote 252 Diesterweg 240, 290 Dietz 129, 206 Drei Eichen-Kissener 338 Drewitz 123 Droemer Knaur 368 Dt. Arbeitsfront 308 Dt. Blindenstudienanstalt 347, 373 Dt. Bücherbund 352, 368 Dt. Buch-Gemeinschaft (Koch) 311, 339, 344 Dt. Industrieverlag 349 Dt. Taschenbuchverlag 365, 378 Dt. Teppich- u. MöbelstoffZeitung 246 Dt. Verband Tech. Wissensch. Vereine 292
Dt. Verl. für Sprachforschung 129 Dudenverlag (s. auch Bibliogr. Institut) 339, 403, 420, 425, 429, 434 Dümmler 297 DuMont 389 EBG-Verlag-GmbH 339 Ebner 59 Econ-( u.-List)- Taschenbuchverlag 385, 414 Edition Sigma 402 Ehrler 285 Eichborn 387, 394, 415 Eichler 64 Elder 45 Enders 81 Engelhardt 98 Enßlin & Laiblin 120, 145, 233, 236 Ernst (& Sohn) 2, 20 49, 87, 150 Eßmann 154 Euler 193 Europ. Bildungsgemeinschaft 365 Europ. Buch- u. Phonoclub 322 Evang. Verlagsanstalt 321 Fachbuchverlag 325 Fackelverlag 328 Falken-Verl. Sicker 340 Faßbender 9 Fichtner & Co 288 Fiedler 218 Fink 286 Fischer's Nachf. 115 Fleckeisen 51 Fleischhauer & Sohn 101 Flemming 69, 91, 109 Förderer 86 Frank 92
575 Freyhoff 82 Friedrich 381 Fröbel 85 Fues 126 Fünfhauser Musikschule 199 Fürst 74 Gabler 404 Gadow & Sohn 166 Garant 433 Gassert 7 Gerhard 42 Gerstenberg 4 Glöckner 107 Glogau 85 Gnadenfeld & Co 171 Gondrom 369 Göschen 217 Grandpierre 222 Greil 390 Greßler 92, 103 Grieben 207 Griesbach 9 Gross 329 Grumbach 9 Grünninger 156, 158 Gundelach 35 Gütersloher Verlagshaus 431 Haarfeld 319 Haas 63 Haase 67, 249, 269 Habbel 227, 234 Hachmeister & Thal 237, 258 Haessel 179 Hahn 5, 66 Hanseatische Verlagsanstalt 302 Hänsel-Hohenhausen 267, 329 Hans-Klaus 296 Hans-Thomas-Verlag 346 Hartleben 224 Hayn 17 Heckner 355, 375
Heinrich 266 Heinrichshofen 357 Heinz & Co 282 Heliand-Verlag 267 Helios-Verlag Wolfson 259 Hemich 177 Herder 352 Hering 241 Herold 13 Herrmann 174 Hesse 153 Hesse & Becker 9, 267 Heyder 7 Heyer 335 Heymann 64, 189 Heyne 311, 336, 359, 364 Hildebrand 79 Hirschberg 263 Hirt & Sohn 159, 160, 167, 169, 173, 175 Hobbing 248 Hodermann 92 Hofbuchhandl. Rudolfstadt 25 Hoffmann 176 Hölder-Pichler-Tempsky 281 Honos-Verl. 392 Hörhold 323 Hübschmann 23 Huch 89 Huhle 210 Humboldt-Taschenbuchverlag 332, 354, 388 Hunger 80 IFB-Verlag 417 Ingenieurhaus 292 Isis-Verlag 392 Jackowitz 72 Jänecke 205 Jaspers 301 Juncker 332, 345, 388 Junge 127 Kameradschaft 216
Kapp 377 Karafiat 80 Kaufmann 183 Kellerer 172 Kemper 341 Keyser (Erfurt)) 3 Keyser (Heidelberg) 322 Killinger 165 Kinderbuchverlag 376 Klemich 140 Klemm 243 Klinkhardt 198 Knapp 138 Knenlein 32 Knobloch & Co 192 Koch 264 Koenig 146 Kohlhammer 225, 335 Kommorowski u.a. 328 Korn 195 Körner 111 Koschky & Co 84 Krüger & Co 215, 283 Kühn 251, 256 Kühtmann & Co 115 Kümmel 14 Kunst und Wissenschaft 194 Kupferschmid 9 Kürschner 65 Langenscheidt 171, 214, 223, 230, 278, 350, 383, 388 Lau 336 Laue 43 Lechner 405 Lehrmittel-Verl. Brückendieck 363 Leipziger Genossenschaftsbuchdruck 129 Lengfeld 87 Leske 48 Lexikograf. Institut 368 Liebelsche Buchhandlung 232
576 Lingen 359 Lorentz 85 Lorleberg 43 Lörtscher (Selbstverl.) 362 Lotzbeek 35 Luchterhand 329 Lurz 326 Lutzeyer 307 Lux 311 Mann 165 Manniske 89 Mäntler 104 Manz 168 Marcus 226 Marx 31 Maurer 44 Mausberger 80 Mayer 114 Merit 322 Merseburger 102 Michaelis 191 Micolini (Selbstverlag) 314 Miller (Grätz) 1 Miller (Prag) 15 Minden & Wolters 170 Mittler (& Sohn /Hayn) 132, 219, 260 Möbius 280 Mode 128 Mohr 275 Mosaik-Verl. 365 Müller (Brandenburg) 80 Müller (Bremen) 5 Müller (Erfurt) 53 Münster 313 Musiverl. Hochstein 318 Naumann & Göbel 396, 419 Neubürger 82 Neuenschwander 277 Neuer Deutscher Verl. 129 Neufeld u Henius 164 Niemeyer 73
Niese 56 öbv & hpt 430 Oehme und Müller 88 Olms 1, 5, 143 Orbis-Verl. 365, 368, 393 Orell 4 Osiander 27 Osterheld 255 Österreichischer Schulbücherverl. 276 Ott 358 Otus 427 Parcus & Co 274 Parkland 368 Pawlak / Neuer Pawlak-Verlag 328, 401 Pechan 331 Perles 287 Philler 334 Phönix 320 Pierer 290 Pierson 137, 157 Piper 415 Podszun 379 Polet 54 Präsentverl. Peter 351 Priber 123 Quickborn-Verlag 265 Raspini 106 Reclam 144, 342 Reinecke 149, 155, 165 Reinhardt 270 Reisland 126 Renger 12 Reymann 100 Richter 117 Riedinger 242 Risel 142 RM-Buch- u. Medienvertrieb 339, 365 Röder und Klönne 11 Roll 206
Rossipaul-EDV 400 Rößler 250 Roßnagel 39 Rowohlt / Rowohlt Systema 335 Rubach 40 Rudolphsche Verlagsbuchhandlung 309 Ruhland (Rosendahls international) 348, 353, 356, 370, 371 Rühle 203 Ruprecht 306 Saarbrücker Druckerei u. Verlag 274 Sändig 130 Saturn 303 Schade 5 Scharf 28 Schmid (Augsburg) 110 Schmid (Querfurth) 96 Schmidt & Günther 182, 238 Schöne 29 Schönion 11 Schott 61 Schuberth & Co 71 Schuhmann 298 Schultz 46, 47 Schultze 193 Schulze 5 Schürmann & Klagges 295 Schwabacher 293 Schwann 360 Schwetschke & Sohn 162, 163 Sechtling 75 Seehagen 192 Seehamer 404 Seiler 34 Senf 108 Serbe 118 Serges Medien 421
577 Siebenstern-Taschenbuchverlag 321 Siemens 271 Spaarmann 184 Spamer 107 Spohr 218 Stahel 119 Stahl (Jena) 16 Stahl (St. Johann) 202 Steinitz 171 Steinkopf 18, 200 Stern 312 Steyrermühl 291 Stollfuß 330 Strauch 201 Südwest-Verl. 359 Sybex-Verl. 428 Tandem 409, 413 Tauchnitz 57, 62, 250 Tempsky 22 Teubner 143, 261 TLC-Tewi-Verl. 412 Tonger 156 Tosa 432 Trübner 239 Ueberreuter 378 Ullstein 333, 344, 408, Ulmer 316 Union Druck u.Verlagsanstalt 273
Union Dt. Verlagsgesellschaft 228 Universum-Bücherei für Alle 129 Uta 310 Vandenhoeck & Ruprecht 321 VDI-Verlag 223, 292 VEB Harrassowitz 337 VEB Thieme 336 Vereinigung wiss. Verleger 217 Verlag d. ADSV/ Sprachvereins 160, 167, 169, 173, 175, 185, 187, 190, 197, 231, 240, 254, 257, 262, 272, 279, 300, 231, 240, 254, 257, 262, 272, 279, 300 Verlag d. Bildungsausschusses SPD 294 Verlag d. Ev. DakonissenAnstalt 200 Verlag Das Büro 329 Verlag des ÖGB 395 Verlag Die Wirtschaft 325 Verlag Enzyklopädie 327 Verlag für Kunst u. Wissenschaft 188 Verlag S. Habler 372 Voigt (Leipzig) 212 Voigt (Weimar) 58 Volk & Wissen 325
von Zabern 257 Vorwärts 206 Waldheim-Eberle 268 Webel 37 Weber 94 Weidmann 152 Weigel 9 Weiss 196 Weltbild 339, 347, 393 Wenedikt 81 Wengler 87, 99, 105 Westermann 244 Westf. Landesamt für Archivpflege 175 Wichmann-Riesenburg 220 Wiegandt & Hempel 141 Wigand 55, 121, 147 Winkler (Darmstadt) 305 Winkler (Wien) 81 Wirz 204 Wissen Media Verl. (vormals Bertelsmann L.V.) 365, 422 Wissen-Verlag 332 Wöller 133 WTH-Verlag 384 Xenos 322, 328, 399 Zander 112 Zeh'sche Buchhandlung 35 Zimmermann 148 Zweigverein Dresden 247