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German Pages 123 [124] Year 1972
K L E I N E T E X T E FÜR V O R L E S U N G E N U N D
ÜBUNGEN
B E G R Ü N D E T V O N HANS U E T Z M A N N H E R A U S G E G E B E N VON KURT ALAND
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DEUTSCHE FACHPROSA DES MITTELALTERS AUSGEWÄHLTE TEXTE HERAUSGEGEBEN, ERLÄUTERT U N D M I T E I N E M G L O S S A R V E RS E H E N VON
WOLFRAM S C H M I T T
w DE
_G WALTER D E G R U Y T E R • B E R L I N • N E W Y O R K 1972
ISBN 3 11 003801 3
© 1972 by Walter de Gruyter Sc Co., vormals G . J . Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — G e o r g Reimer — Karl J . T r ü b n e r — Veit & Comp. Berlin 3 0 Alle Rechte, insbesondere dts der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses B u c h oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. (Printed in G e r m an y) Satz: IBM-Composer, Walter de Gruyter & Co. D r u c k : Werner Hildebrand, Berlin 65
INHALTSVERZEICHNIS A. Einleitung
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B. Texte
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I. Mittelalterliche Enzyklopädien 1. Aus dem ,Lucidarius' 2. Aus der ,Mainauer Naturlehre' 3. Aus Konrads von Megenberg , Buch der Natur'
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II. Die sieben freien Künste 4. Grammatik: Aus dem ,Tractatulus dans modum teutonisandi casus ac tempora' 5. Rhetorik: Aus Hans Hartliebs,Gedächtniskunst' . . . 6. Dialektik: Aus des Boethius ,De consolatione philosophiae' 7. Arithmethik: Aus Friedrich Gerharts .Practica' . . . . 8. Geometrie: Aus der ,Geometria Culmensis' 9. Musik: Aus Notkers ,De musica' 10. Astronomie: Aus Konrads von Megenberg .Deutscher Sphaera'
III. Die sieben Eigenkünste Handwerk 11. Aus Simprecht Krölls Prüfungsaufgaben für Schneiderknechte 12. Aus ,De consideratione quintae essentiae' von Johannes de Rupescissa 13. Aus Matthäus Roritzers .Fialenbüchlein' 14. Aus Ulrich Rüleins .Bergbüchlein'
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12 12 14 16 19 21 23 26
28 28 28 30 33 35
Kriegswesen 15. Aus dem .Kriegsbuch'des Philipp von Seideneck . . . 16. Die Instruktion Ludwigs des Bärtigen 17. Aus dem .Feuerwerksbuch'
37 37 40 41
Seefahrt, Erdkunde, Handel 18. Aus dem ,Seebuch' 19. Aus Balthasar Springers .Meerfahrt' 20. Aus Vickos von Geldersen .Handlungsbuch'
44 44 46 49
IV
Inhaltsverzeichnis Landbau und Haushalt 21. Aus dem .Pelzbuch' Gottfrieds von Franken 22. Vom Düngen der Obstbäume 23. Aus dem .Kochbuch' Meister Eberhards 24. Aus der pseudobernhardischen ,Lehre vom Haushaben'
52 52 54 56 58
Tiere und Wald 25. Aus der .Lehre von den Zeichen des Hirsches' 26. Aus der .Älteren deutschen Habichtslehre' 27. Aus dem .Tegernseer Angel- und Fischbüchlein' . . . 28. Aus Meister Albrants .Roßarzneibuch' 29. Die Kunst, Waldbäume aus dem Samen zu ziehen . . .
61 61 63 66 69 71
Medizin 30. Aus Ortolfs von Bayerland .Arzneibuch' 31. Aus Siegmund Albichs .Buch von Arznei' 32. Aus Gabriels von Lebenstein .Von den gebrannten Wässern' 33. Aus der ,Wundarznei'Heinrichs von Pfalspeundt . . . 34. Aus der .Groß-Schützener Gesundheitslehre'
73 73 75
Hofkünste 35. Aus Siegmunds von Gebsattel Tumieraufzeichnungen 36. Aus der Literatur der süddeutschen Pferderennen . . . 37. Aus dem .Schachzabelbuch' des Jacobus de Cessolis .
85 85 87 89
77 80 82
IV. Die verbotenen Künste. Magie und Mantik 38. Aus Hans Hartliebs .Buch aller verbotenen Künste' 39. Zaubersprüche 40. Aus Ulrich Molitors .Hexenbüchlein' 41. Aus dem .Liber Alfadol' 42. Aus Hans Lobenzweigs .Traumbuch' Gaunertum 43. Aus Matthias Hütlins .Liber vagatorum' 44. Aus der .Roßaventüre'
C.
Verzeichnis der selteneren Wörter
91 .
91 91 94 96 99 101 103 103 106
109
A. EINLEITUNG Die hier vorgelegte Auswahl mittelalterlicher Prosatexte stellt einen ersten Versuch dar, etwas von der Fülle und Buntheit der altdeutschen Artes-Literatur im bescheidenen Rahmen eines kleinen Lesebuches aufscheinen zu lassen. Der Herausgeber ließ sich dabei von dem Bemühen leiten, einen möglichst breit gefächerten und zugleich kennzeichnenden Querschnitt durch die ebenso reizvollen wie schwer zu begehenden und im ganzen immer noch wenig bekannten Gefilde der Fachprosa des Mittelalters zu bieten. Die Gattung der Fachprosa umfaßt die Literaturdenkmäler der um Schule und Universität gruppierten Wissenschaften, der handwerklichen Künste und deijenigen Tätigkeiten, die besondere Befähigung oder Geschicklichkeit erfordern. Es handelt sich also um die Literatur der „scientiae" und der „artes", um fach- und zweckgebundene Literatur nichtdichterischen Charakters, wobei die Grenze zur Dichtung vielfach nicht scharf gezogen werden kann. Im einzelnen verstehen wir unter Fachprosa das juristische und theologische Schrifttum, die enzyklopädischen Kompendien und die Artes-Literatur. Unsere Anthologie beschränkt sich aus äußeren Gründen auf die beiden letzteren Gebiete. Die Artes-Literatur verteilt sich auf die drei Artes-Reihen der scholastischen Wissenschaftslehre: die „artes liberales", die „artes mechanicae" und die „artes magicae". Die sieben „artes liberales" oder freien Künste, seit Martianus Capeila systematisiert, waren ursprünglich die eines freien Mannes würdigen Tätigkeiten und bildeten in den Schulen und an den Artistenfakultäten des Mittelalters als Grundfächer die Vorstufe der höheren Wissenschaften. Sie gliederten sich in das Trivium (1. Grammatik, 2. Rhetorik, 3. Dialektik) und das Quadrivium (4. Arithmetik, 5. Geometrie, 6. Musik, 7. Astronomie). 1
Schmitt, Fachprosa
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Einleitung
Die sieben „artes mechanicae" oder Eigenkünste stellten im Gegensatz hierzu zunächst die Beschäftigungen der unfreien Eigenleute dar, die dem unmittelbaren Nutzen dienten, und blieben mit Ausnahme der Medizin auch später den Schulen fern. Nach den u.a. bei Hugo von St. Victor, Bonaventura, Sigismund Gossembrot, Martin von Leibitz und Hans Sachs überlieferten Aufstellungen gehörten folgende Bereiche zu den „artes mechanicae": 1. Handwerk (mit Alchemie und Bergbau), 2. Kriegswesen, 3. Seefahrt, Erdkunde, Handel, 4. Landbau und Haushalt, 5. Tiere und Wald, 6. Medizin, 7. Hofkünste (Sport und Spiel). Die „artes magicae" oder verbotenen Künste, die die zahlreichen Arten der von der Kirche und z.T. auch vom weltlichen Recht verbotenen Zauberei (Magie) und Wahrsagerei (Mantik) umgreifen, waren am wenigsten klassifiziert. Autoren wie Jacques le Grand, Nikolaus von Kues, Hans Hartlieb oder Paracelsus versuchten, die Vielzahl dieser Künste in ein System zu bringen. Dabei schälte sich in Angleichung an die beiden anderen Artes-Reihen ein Siebenerschema heraus (1. Nigromantie, 2. Geomantie, 3. Hydromantie, 4. Aeromantie, 5. Pyromanie, 6. Chiromantie, 7. Spatulamantie), das jedoch nur einen Teil des magisch-mantischen Gesamtgebietes deckt. Ferner sind zu den verbotenen Künsten noch die Praktiken der Gauner und Berufsverbrecher zu rechnen. Als Gliederung für unsere Textauswahl bieten sich die drei Artes-Reihen mit ihren Einzelkünsten zwanglos an. Bei den verbotenen Künsten klammern wir für unsere Zwecke die Siebenzahl aus, da sie mit der überlieferten Literatur nicht recht in Einklang zu bringen ist, und beschränken uns auf die Unterteilung in: 1. Magie und Mantik, 2. Gaunertum. An die Spitze der Texte aus dem Bereich der „artes" stellen wir einige Beispiele aus solchen mittelalterlichen Enzyklopädien, die nicht primär theologische „Summae" darstellen und inhaltlich eng auf die „artes" bezogen sind. Den ausgewählten Texten sind jeweils neben einer knappen Einführung die notwendigsten Quellen- und Literaturhinweise vorangestellt. Wer sich eingehender mit der mittelalterlichen
Einleitung
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Fachliteratur auseinandersetzen möchte, sei ein für allemal auf die folgenden Publikationen verwiesen: G. Eis, Artes, in: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte, begr. v. P. Merker u. W. Stammler, 2. Aufl., hg. v. W. Kohlschmidt u. W. Mohr, Bd. I (Berlin 1958), S. 102-106; ders., Mittelalterliche Fachprosa der Artes, in: Deutsche Philologie im Aufriß, hg. v. W. Stammler, 2. Aufl., Bd. II (Berlin 1960), Sp. 1103-1216; ders., Mittelalterliche Fachliteratur, 2. Aufl. (Stuttgart 1967) (=Sammlung Metzler, Abt. D); ders., Mittelhochdeutsche Literatur: Fachprosa, in: Kurzer Grundriß der germanischen Philologie bis 1500, hg. v. L.E. Schmitt, Bd. II: Literaturgeschichte (Berlin 1970), S. 5 2 8 - 5 7 2 ; Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon, hg. v. W. Stammler u. K. Langosch, Bd. I - V (Berlin 1933-55); G. Eis u. G. Keil, Nachträge zum Verfasserlexikon, in: Studia neophilologica 30 (Uppsala 1958), S. 2 3 2 - 2 5 0 , u. 31 (1959), S. 219-240, sowie Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 83 (Tübingen 1961/62), S. 167-226; G. Eis, Nachträge zum Verfasserlexikon, in: Mittellateinisches Jahrbuch 2 (1965), S. 205-214; G. Keil u. W. Schmitt, Nachträge zum Verfasserlexikon, in: Studia neophilologica 39 (Uppsala 1967), S. 80 bis 107; Fachliteratur des Mittelalters, Festschrift für Gerhard Eis, hg. v. G. Keil, R. Rudolf, W. Schmitt, H.J. Vermeer (Stuttgart 1968). Bei der Gestaltung der Texte wurde eine originalgetreue Wiedergabe angestrebt; vereinheitlicht und modernisiert wurde lediglich die Großschreibung am Satzbeginn und bei Eigennamen sowie die Interpunktion. Notwendige Abweichungen von der Vorlage sind jeweils vermerkt. Ins Wörterverzeichnis sind nur seltenere oder nicht ohne weiteres verständliche Wörter aufgenommen, insbesondere solche, die dem fachsprachlichen Wortschatz zugehören. Nicht wenige sind in den gängigen Wörterbüchern nicht belegt. Neben den Spezialglossaren zu einzelnen Editionen (soweit vorhanden) wurden in der Hauptsache folgende Lexika herangezogen: J. u. W. Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. I—XVI (Leipzig 1854-1960); M. Lexer, Mittelhochdeutsches Handl*
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Einleitung
Wörterbuch, Bd. I—III (Leipzig 1872-78); ders., Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 29. Aufl. (Stuttgart 1959); 0 . Schade, Altdeutsches Wörterbuch, Bd. I u. II (Halle a.S. 1872-82, Nachdr. Hildesheim 1969); R. Schützeichel, Althochdeutsches Wörterbuch (Tübingen 1969); K. Schiller u. A. Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Bd. I—VI (Bremen 1875-81); A. Götze, Frühneuhochdeutsches Glossar, 7. Aufl. (Berlin 1967). Zum Schluß sei gedankt: Verlag und Herausgeber für die Aufnahme des Bändchens in die „Kleinen Texte für Vorlesungen und Übungen"; der Universitätsbibliothek Heidelberg für die Hilfe bei der teilweise schwierigen Literaturbeschaffung; meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Gerhard Eis, dem verdienten Begründer der Fachprosaforschung, für zahlreiche Anregungen und nie versagte Unterstützung. Heidelberg, im Februar 1971 W. S.
B. TEXTE I. M i t t e l a l t e r l i c h e
Enzyklopädien
1. Aus dem ,Lucidarius' Der ,Lucidarius' wurde um 1190/95 im Auftrag Heiniichs des Löwen zu Braunschweig von mehreren seiner Kapläne - auf ausdrücklichen Wunsch des Herzogs in Prosa - abgefaßt. Diese zur Unterweisung von Laien bestimmte Weltlehre, die eine Verbindung von geistlicher Summa und Realiensumma vorstellt, behandelt in der Form eines Dialoges zwischen Meister und Schüler eine Fülle von Gegenständen in gedrängter Darstellung. Die Aufteilung des Stoffes auf 3 Bücher scheint in Bezug auf die drei göttlichen Personen vorgenommen zu sein, wobei das 1. Buch (Reich des Vaters) die Schöpfung, Erde und Himmel, Menschen und Tiere, das 2. (Reich Christi) Kirche und Glauben, das 3. (Reich des Hl. Geistes) Jenseits und Jüngstes Gericht besprechen. Als Quellen konnten bisher ,Elucidarium' und ,Imago mundi' des Honorius Augustodunensis, die .Philosophia mundi' des Wilhelm von Conches und wohl auch Rupert von Deutz, ,De divinis officiis', ermittelt werden. Die reiche Überlieferung mit 66 Handschriften und 85 Drucken sowie die Übersetzungen ins Dänische, Mittelniederländische und Tschechische belegen die Wirkmächtigkeit dieses Volksbuches. Das nachfolgende Textbeispiel aus dem 1. Buch ist der Ausgabe von F. Heidlauf (Deutsche Texte d. Mittelalters, Bd. 28, Berlin 1915) entnommen, die sich auf die Berliner Hs. Ms. germ. oct. 26, Bl. lr-77r, geschrieben Anfang 14. oder Ende 13. Jh. (niederalemannisch), stützt (Text bei Heidlauf S. 22 f. = Hs. BL 19v-21r). - Lit.: K. Schorbach, Studien über das deutsche Volksbuch Lucidarius, Straßburg 1894; G. Glogner, Der mittelhochdeutsche Lucidarius, eine mittelalterliche Summa, Münster 1937; K. Stackmann, in: Verf.-Lex. 5, Sp. 621 ff.; G. Eis, PBB 79 (1957), S. 380 ff.; K. Schönfeld, Centaurus 8 (1963), S. 85 ff. Von den planeten D o sprach der junger: ,Nu sage mir von den planeten.' Der meister sprach: ,Der planeten sint sibene, alse menigen dac han wir inder wochen. Der aller minneste ist der mane, der nach die sunne. Die zwene dienent unz allermeist. Die anderen fünve loufent under deme gestirne. Der eine heizet Saturnus, der loufet so hohe an dem himele, daz er drizic jar lSfet, e er
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Mittelalterliche Enzyklopädien
sinen löf erfülle. Der ander heizet Venus, der lSfet zwelf jar. Den Sternen heizent wir den abent Sternen.' Do sprach der junger: ,Wie mac daz sin, daz der eine Sterne si der morgensterne unde der abent Sterne?' Der meister sprach: ,Sümeliche sprechent, daz der selbe Sterne ein jar vor der sunnen l3fe, daz ander dar nach.' Do sprac der junger: ,Wel Sterne ist der morgensterne, so Venus ist der obent sterne?' Der meister sprach: ,Daz ist der fünfte planeta, den wir heizent Martern. Der ist Veneri alse gelich, daz si nieman wol bi ennander erkennen mac. Sumeliche buch die sprechent, daz der selbe sterne dez morgens so unmazen ho an dem himel g^, daz wir in dez morgens sehent vor der sunnen, des abendez nach der sunnen.' Do sprach der junger: ,Nu sage mir volle von den planeten.' Der meister sprach: ,Der seste planete heizet Mercurius, der loufet siben jar. Von dem Sternen sagent uns die buch, daz er wistumez pflege. Wie das si, daz sage ich dir har nach. Der sibende heizet Jupiter. Der l$fet zwelf jar. Der gat nach Saturno aller höhest.' Do sprach der junger: ,Weiher michele sint die planeten?' Der meister sprach: ,Die filosophi ahtent den manen breit, alse die blöze dir weite, unz an daz mer, unde daz sintgewege bedecket hat. So ist die sunne zwir alse breit so der mane. Also breit so die sunne ist, also breit sint die planeten.' Do sprach der junger: ,Wie dunkent unz denne die Sternen so smal?' Der meister sprach: ,Daz machet die michel hohe. Were die sunne also hoch so die Sternen, si duhte unz alse smal alse daz gestirne.' Von den Sternen Der junger sprach: ,Weiher natur ist daz gestirne?' Der meister sprach: ,Daz ist wissentlich von der scrift, daz di seien koment von Gote, der ist ob dem gestirne. Bi swelhem Sternen sie aller nahest vert, v o n d e m Sternen vahet sie die
nature.'
Aus der Mainauer Naturlehre
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Do sprach der junger: ,Wie cumet daz?' Der meister sprach: ,Sumeliche Sternen die sint kalter natur unde trucken, sumelich calt unde naz, sumeliche trucken unde heiz, sumeliche heiz unde naz. Die selbe nature zuhet der mensche von deme gestirne. Swel mensche ist calt unde trukener nature, der swiget gerne unde ist ungetruwe, hezzic, truric, karc, unde ist an dem libe horwic gevar oder ert var. Suelre ist calt unde nazer, der redet vil unde ist lancreche unde verseit lihte, drege, slaferich, unde het vil der Speichel, veizet, stumphez sinnez unde wizer hüte. Suelre ist heizer unde trukener, der ist gachmütich unde kune unde het gerne vil wibe unde ist ander minnen unstete unde ist milte, ane schalcheit unde ist bleich oder gel. Suueler ist heizer unde nazer nature, der ist der besten natur. Er ist gerne rilich unde milte unde minnet vil wibe unde ist doch stete ander minne unde lieb ander minne, er ist öch frolich unde lachit gerne unde singet gerne, getürstic unde fleichSth unde ist roter varwe. Da von sprechent die buch, daz der sterne, den wir heizent Martern, dez urlüges pflege, wen er ist heiz unde trukener nature. Die selbe nature cumet dem urluge wol. Die selben heideneschen buch sagent, daz Venus der minnen pflegi, wen der sterne ist heiz unde naz. Die nature kumet der minnen aller best.'
2. .4MS der,Mainauer
Naturlehre'
In der Basler Hs. B. VIII. 27, Bl. 2 9 3 a - 3 0 4 b , ist von einem Schreiber des 14. Jhs. (Konrad von St. Gallen) ein Prosatraktat von beachtlicher formaler Qualität aufgezeichnet worden, der von W. Wackernagel den etwas irreführenden Titel .Mainauer Naturlehre' erhielt. Die Herkunft von der Mainau ist unbewiesen, die Verfasserfrage ungelöst; man vermutet, daß ein Deutschritter das Original um 1300 geschaffen hat. Es handelt sich der Anlage nach um eine kleine Weltlehre, die sich in der Hauptsache mit Fragen der Zeit und der Zeitrechnung befaßt, aber auch Lehren von der Natur und vom Menschen in den Zusammenhang einbezieht. Erörtert werden die Elemente und Temperamente, Tierkreis, Planeten, Fixsterne, Winde, Diätetik, Zeit und Ewigkeit, Stunden, Wochentage, Fasttage, Unglückstage, Kirchenfeste, Sonnen- und Mondmonate, Mondphasen, Jahreszeiten, Kalender. Die naturwissenschaftlichen Kenntnisse sind gut: die Ursachen der Sonnen- und Mondfinsternis und
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Mittelalterliche Enzyklopädien
die Kugelgestalt der Erde sind bekannt, der freie Fall wird als eine Bewegung zum Mittelpunkt der Erde beschrieben. Klare Zeichnungen dienen der Erläuterung des Textes. - Unsere Probe ist entnommen aus: Mainauer Naturlehre, hg. v. W. Wackernagel, Stuttgart 1851 (=Bibl. d. üt. Ver., Bd. 22), S. 15-17 = Bl. 301c-302d der Hs. -Lit.: Verf.-Lex. 5, Sp. 429 ff.
Der gewonlich mande daz sint die tage, die von den alten ziten unde nu geschriben sint in unsern kalendenern. Da von wizzest, daz Romelus der meister waz der erste under den romeren, der daz iar mit den manden teilte. Der mähte niht wan zehen manden unde sprach, ez were ein iar. Daz tet er darumbe, wan ein frouwe ein kint niht langer treit dan zehin manden, unde in sinen ziten waz gewonlich, daz ein frowe nach ires mannes tode an ander man beleip über zehin manden. Den ersten manden nante er marcium, wände sin vater Mars hiez, oder als die heidene gloubint, Mars daz ist ein stritgot. Nach dem mac och dirre mande wol heizin, wan die romschen kunge fuorent die zit an den strit, so siu urluge hetent. Do nante Romulus den anderen manden aprilem. Den namen gab er im von dem worte aperire, wan in der zit so tuont sich uf dez ertriches unde der boume pori. Do nante er den dritten maeien, nach dem worte maiores, wan die merren mahtent danne ir spil ze Rome. Den Vierden nande er junium, wan so hetent die hingen ir spil. Den fiunften nante er quintilem, nach dem worte quinque. Den sehsten sextilem, nach dem worte sex. Der sibinde heizit September, von septem unde von ymber, als der spreche: ,Er ist der sibinde nach dem regenlichen manden.' Daz ist der merze. Ze gelicher wiz heizit der ahte mande october, von octo unde von ymber. Unde der niunde november, von novem unde ymber. Der zehinde december, von decem und ymber. Da nach kam ein meister, der heizet Numma Pompeius, der merrete daz iar mit zwein manden, daz waz ianuarius unde februarius. Nach der heiden geloube Ianus daz ist dez iares got. Der het zwei houbet, daz er hindene unde vorne gesehe. Nach deme ist der ianuarius genant. Wan der mande ist ein ende dez furgevarnen iares unde ein anegenge dez künftigen iares. Er mac och heizen nach dem worte ianua, wan als man zuo einer duren in gat, als gat man zuo disem manden in daz
Aus Koniads von Megenberg .Buch der Natur*
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iar. Nach der heidene geloube Februus daz ist der hellen got. Darnach ist der februarius genant. Wan die romer warent noch do heidene unde begiengint dez hellegotes hogezit in dem februario. Wie denne doch meister Numma dem iare zwelf manden gebe, doch mähte er ez ze kurz. Wände die manden warent manen manden; die engenuogten niht der sunnen loufe. Da von kam ein andere, daz waz keiser Iulius, der mähte den kalendener rehte unde irvollette den gebresten mit einlof dagen, die tet er darzuo unde ein vierteil eines tages. Da von het daz iar driu hundert unde sehzic unde fiunf tage unde sehz stunden. Doch ubergreif er mit eime zwelften teile einre stunden. Dirre Julius teilte iglichem manden sine tage vil ordenlich. Er vienc an an dem mercen, dem gab er ein unde drizic tage, dem andern drizic, unde also biz uz. Dem geraden gap er gerade, dem ungeraden gab er ungerade. Do er do herumbe an den ianuarium kam, dem solte er ein unde drizic tage han gegebin, unde gebrast im eines tages. Den nam er dem februario unde ervollete den ianuarium unde sprach: ,Der februarius kumit sime gebresten wol nach, so ez schaltiar sint.' Wan er do keiser waz, do wart der mande, der vor quintilis hiez, julius genant. Daz tatent im die romer ze liebe, wan er in dem manden geborn wart. Ze glicher wis tatent siu dem keiser Augusto. Der waz in dem sextili geborn. Der mande wart augustus genant. Aber keiser Augustus nidete, daz sin mande eines tages kurzir waz danne iulius, unde nam einen tac uz dem februario unde leite den in sinen manden. Do beleip der februarius mit eht unde zwenzic dagen. Wan do drie manden nah enander giengent, der ieglicher ein unde drizic hete, der iulius, augustus unde September, da von nam der keiser Augustus einen tac uz dem septembri unde gab in dem octobri, unde nam einen uz dem novembri unde gap in dem decembri. Also stant die manden noch bi unsern ziten.
3. Aus Konrads von Megenberg ,Buch der Natur' Konrad von Megenberg, geb. 1309 in Mäbenberg bei Schwabach (wohl nicht Mainberg bei Schweinfurt), lehrte an der Universität Paris,
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Mittelalterliche Enzyklopädien
leitete die St. Stephansschule in Wien und starb 1374 als Domherr zu Regensburg. 1350 schuf er sein ,Buch der Natur' nach dem lateinischen ,Liber de natura rerum' des Thomas von Chantimpre (geschr. 1230 bis 1250). Die weite Verbreitung in ca. 35 Hss. des 14. und 15. Jhs. und mehreren Wiegendrucken (letzte Auflage 1540, Anfang 19. Jh. noch unter dem Namen des Albertus Magnus gedruckt) erweist es als eines der beliebtesten deutschen Bücher im Spätmittelalter. Konrad teilte seine naturwissenschaftliche Enzyklopädie in 8 Abschnitte: I Mensch, II Planeten, Elemente, Wetter, Erdbeben, III vierfüßige Tiere, Vögel, Meerwunder, Fische, Schlangen, Würmer, IV Bäume und wohlriechende Bäume, V Kräuter, VI Edelsteine, VII Metalle, VIII wunderbare Gewässer; Anhang: Wundermenschen. Die Edition von Pfeiffer beruht hauptsächlich auf Cgm. 38 (14. Jh.) und Cgm. 589 (von 1377); sie ist auf bair. Lautgrundlage kritisch geregelt. Unser Text = Pfeiffer S. 190-192 (III B 34). - Lit.: F. Pfeiffer, Das Buch der Natur von Konrad von Megenberg, Stuttgart 1861; O. Matthaei, Konrads von Megenberg Deutsche Sphaera und die Ubersetzungstechnik seiner beiden deutschen Prosawerke, Diss. Berlin 1912; H. Ibach, Leben und Schriften des Konrad von Megenberg, Diss. Leipzig 1936 (Würzburg 1938); A. Brückner, Quellenstudien zu Konrad von Megenberg. Thomas Cantipratanus ,De animalibus quadrupedibus' als Vorlage im ,Buch der Natur', Diss. Frankfurt/M. 1961; H. Steger, ZfdPh 82 (1963), 63 ff; W. Pagel u. M. Winder, in: Fachliteratur des Mittelalters, Festschrift f. Gerhard Eis, Stuttgart 1968, 359 ff.
Von dem kranichen Grus haizt ain kranch. Die kranch habent die art, daz si nach ainer Ordnung vliegent und machent iren Aug gar mit witzen, wan sam die lirer sprechent Solinus, Jacobus, Ambrosius und Isidorus, wenn si auz vliegent, sö schickent si ir schar, sam ain gepalierte ritterschaft tuot gegen den veinden. Der vorderst kranch, der die andern laitt und fiiert, der schreit und üebt sein stimme, dar umb, daz die andern niht auz dem rehten Aug treten, und wenn der vorvliegend kranch haiser wirt von seim geschrai, sö fleugt ain anderr an sein stat und üebt daz selb amt. Die kranch tailent ir schiltwacht des nahtes under sich, alsö daz ie der zehend kranch wachent beleibt, und ir iecleicher der wacht der zeuht ainen fuoz auf von der erden und nimt ain stainl dar ein und stSt auf dem andern fuoz. Wenne daz stainel vellt, sö erwacht er und schreit. Alsö behüett er sich, daz
Aus Konrads von Megenberg ,Buch der Natur'
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er iht släf. Die andern släfent, alsö daz si diu haupt verpergent under ir flügel und wehselnt ir fliez. Aber ir hauptman der hüett ir aller mit aufgerecktem kragen und siht sich umb mit fleiz. Wenn die kränch wölken sehent, sö schreient si und manent iren vorvlieger, daz er paz eil, € si daz weter begreif. Wenne si auf die erd gevallent durch ezzens willen, sö reckt ir hauptman sein haupt auf in die hoech, dar umb, daz er der andern aller hüet, und sö ezzent die andern sicherleich. Ist aber daz der hauptman ainen menschen siht, sö schreit er, dar umb, daz sich die andern besorgen. Wenn die kränch vliegent, sö setzent si sich wider den wint, und wenne si über daz mer vliegen wellent, sö ezzent si sant, dar umb, daz si maezig sein an der swaer, sam Solinus spricht, und dar umb nement si auch staindel in die füez zuo dem selben Aug, und wenn si sehent, daz si auf die mitt koment der schef, sö läzent si diu staindel vallen. Des sint die schefläut oft innen worden auf dem mer, alsö daz ez stain auf si hat geregent in diu schef. Und dar umb läzent si den sant niht Sr auz irn halsen, si sein danne sicher, daz si daz weter auf dem mer niht betwingen müg. Die kränch habent oft ainen stain in irm magen, den läzent si zeletzt mit dem snabel. Der selb stain, geprant in ainem feur, wirt zuo golt. Daz habent die gesagt, die ez versuocht habent. Wenne die kränich verr vliegent über mer, welher dann under in müed wirt, den nement die andern auf sich und fiierent in, unz er sein kraft widerpringt. Die kränch werdent swarz in dem alter. Die wilden kränch werdent oft gevangen mit den haimischen. Si habent auch die art, daz der kranch, der der grst ist under in an dem Aug, der wirt der letzt under in än allen haz und än neit. Aristotiles spricht, wenn die kränch den winter furhtent, sö vliegent si über Egypten lant und kriegent mit klainen läuten, di sint kaum ainer ein lang und haizent pigmöi. Daz ist niht ain getiht, sam Aristotiles spricht. Ez spricht auch diu glös über Ezechielem ,Daz pigmSisch volk in deinen türnen', dä spricht diu glös, daz daz volk sei in den landen gegen der sunnen aufganch. Daz volk ist kurzes lebens. Der kranch vehten ist sö stark und sö frävel mit enander, daz man si mit der hant gevähen mag. Diu kränchinn st6t, wenne si der kranch vogelt.
Grammatik
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II. D i e s i e b e n f r e i e n
Künste
Grammatik 4. Aus dem ,Tractatulus ac
dans modum tempora'
teutonisandi
casus
Die unter diesem Titel gegen Ende des 15. Jhs. ohne Angabe von Erscheinungsort und -jähr gedruckte Schrift von 17 Bl. Umfang wurde 1451 zu Münster von einem Henricus, decretorum doctor, für seinen kleinen Neffen verfaßt. Sie stellt den ersten Versuch dar, grammatische Sachverhalte der lateinischen Sprache in freiem Deutsch zusammenhängend darzustellen. Nach einer noch lateinischen Vorrede entwickelt der Autor eine kurze Kasuslehre, um dann eingehend das Verbum mit seinen Tempora, Modi und Genera, immer an Hand lateinischer Beispielsätze, zu erläutern. Unser Textstück folgt dem auf dem Exemplar der UB Göttingen (Linguist. 974) beruhenden Abdruck von Wilken, S. 43 f. Sprache: mnd. - Lit.: E. Wilken, ib. d. Ver. f. nd. Sprachforschung (1877), S. 36-56; J. Müller, Quellenschriften und Geschichte des deutschsprachlichen Unterrichtes bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Gotha 1882, S. 239 ff.; M.H. Jellinek, Geschichte der neuhochdeutschen Grammatik I, Heidelberg 1913, S. 34 f. Indicativus modus Indico, as, are dat heth wysen, alse ein minsche deme anderen den wech wyset up ein hus, up anders wat, dar he umme gevraget wert. Hyr van kummet indicativus, dat heth wyszaftich. Modus, modi dat heth ein mate, up ein manere; unde so is indicativus modus also vele gespraken, alse ein wyseafftige mate up eine maneer. Ego lego: ik lese. Iii legis: du lest. Ipse legit: he lest. Nos legimus: wy lesen. Vos legitis: gy lesen. Ipsi 1 legunt: se lesen. Lego: ik lese, praesentis temporis indicativi modi. Praesens tempus dat is jegenwerdige tyd; sitte ik unde lese, vragestu mi den, wat ick doe, so spreke ick: ik lese. Dat is den jegenwardige tyd; wente de tyd, de ick over deme lesende bin, de is nicht geleden edder vorgangen, unde is ock nicht to kamende, men se is jegenwardich. Unde lego is ock wyshafftiger mate edder 1
Druck: „ipse"
Tractatulus dans modum teutonisandi casus ac tempora
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manyre; wente wen ik segge: ik lese, so wyse ick dy, wat ick do. Legebam: ick las, praeteriti imperfecti temporis indicativi modi. Praeteritum imperfectum tempus, dat heth eine vergangen tyd, de nicht volkamen enis. Wen ik nu spreke: ik las, so spreke ick in einer tyd, de vorgangen is; wente de tyd des lesens is vorgangen, unde de sulve tyd enis nicht volkamen, wente wen ick spreke: ick las, dar envorsteistu nicht uth, efft ick wat gelesen hebbe, men du vorsteist dar uth, dat ick over deme lesende was, unde hebbe noch dat lesent nicht gedaen. Unde alse den dat werck des lesens nicht volkamen is, so enis de tyd des lesens ok nicht volkamen. Unde darumme is legebam eine tyd, de nicht volkamen enis, unde legebam is ok wyszhaftiger mate edder manyre; wente wen ik spreke: ik las, so wyse ik dy, wat ik dede. Legi: ik las edder ik hebbe gelesen, praeter, perf. temporis indicat. modi. Praeter, perf. temp. dat heth eine tyd, de vorgaen unde volkamen is. Wen du spreken wilt: ik las, so is id sere allyke vele, efft du sprekest; legebam edder legi; doch is hyr al wat underscheides, des men nicht wol schryven edder spreken enkan, alse du sulven allentliken wol vorstan schalt, deistu dynen vlyt dar to. Men wen du spreken wilt: ik hebbe gelesen, so enmachstu nicht spreken: legebam, men du machst seggen: legi, wente legebam dat heth alleine: ik las. Men legi dat enheth nicht alleine: ik las2, men id heth ock: ick hebbe gelesen. Unde wen ick segge: ick hebbe gelesen, dar vorsteistu uth, dat de tyd des lesens vorgaen is unde dat dat werck des lesens vulkamen is. Unde wan dat werck des lesens vulkamen is, so is ock de tyd des lesens vulkamen. Unde darumme is legi eine tyd, de vorgaen is unde vulkamen is. Item legi is ock wyseafftigher mathen edder manere; wente, wan ik spreke: ick lasz effte ick hebbe gelesen, so wyse ick, wat ick dede effte wat ick gedaen hebbe. Legeram: ickhadde gelesen, praeter, plusquamperfecti temp. indicativi modi. Ex.: quando tu venisti ad scholas, ego 2
„Men - ik las" steht zweimal im Druck.
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Rhetorik
b e n e per h o r a m l e g e r a m ; d o du t o der Scholen q u e m e s t , d o h a d d e ick w o l eine s t u n d e gelesen. D i t venisti is praeter, perf. t e m p . , dat is eine v o r g a n g e n 3 t y d , de v u l k a m e n is e d d e r eine t y d , de vulkameliken vorgaen is. Legeram, dat is praeter, plusquamperf. temp., dat is eine t y d , d e vorgaen is u n d e m e e r w e n v u l k a m e n is edder d e m e e r d e n v u l k a m e l i k e n vorgaen is. Wente de t y d , dat du to der s c h o l e q u e m e s t , de is v u l k a m e l i k e n vorgaen ; m e n de tyd m y n e s lesens is m e e r d e n v u l k a m e l i k e n vorgaen, w e n t e se is ehr vorgaen u n d e ehr v u l l e n k a m e n , d e n de t y d , dat du t o der Scholen q u e m e s t ; w e n t e ik h a d d e m y n l e s e n t g h e e n d i g h e t , ehr w e n d u q u e m e s t . U n d e h y r u t h m a c h s t u m e r c k e n , dat ein praeter, p l u s q u a m p e r f . wil ein praet. imperf. edder ein praeter, perf. b y sick h e b b e n . Legeram is o k w y s e a c h tiger m a t e edder m a n e r e , w e n t e w e n ick segge: ick h a d d e gelesen, so w y s e ick, w a t ick g e d a e n h e b b e .
Rhetorik 5. Aus Hans Hartliebs,
Gedächtniskunst'
Hans Hartlieb (gest. 1468) spielte als Schriftsteller, Ratgeber, Diplomat und Arzt eine beachtliche Rolle an den Höfen Ludwigs VII. von Bayern-Ingolstadt, Albrechts VI. von Österreich, Albrechts III. und Sigmunds von Bayern-München. Seine vielseitige literarische Tätigkeit begann er 1432 (oder 1430) mit der ,Kunst der gedächtniiß', einer Übersetzung aus dem Lateinischen im Auftrage Ludwigs VII. für Wieland von Freiberg. Es handelt sich um eine letztlich auf die antike Rhetorik zurückgehende Anleitung zu einer topologisch-optischen Mnemotechnik, die mit Hilfe von Gedächtnisorten und -bildern das Gedächtnis zu stützen sucht. 8 Hss. des 15. Jhs. und ein Inkunabeldruck sind überliefert; den besten Text bietet Clm. 4749, Bl. 113r-120r, geschrieben 1447 (bair.). Nachstehend der Abschnitt Bl. 113v-114v (=Weidemann, S. 115-117). - Lit.: B. Weidemann, ,Kunst der gedächtniiß' und ,De mansionibus', zwei frühe Traktate des Johann Hartlieb, Diss. FU Berlin 1964 (dazu W. Schmitt, Studia neophilologica 37 [1965], S. 411 ff.); H. Hajdu, Das mnemotechnische Schrifttum des Mittelalters, Wien usw. 1936; L. Volkmann, Jb. d. kunsthist. Sammlungen in Wien, N.F. 3 (1929), S. 111 ff.; W. Schmitt, NDB 7, Berlin 1966, S. 722 f.
3
Dr.: „vorgaengen"
Aus Hans Hartliebs,Gedächtniskunst'
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Zü dem anfarvck der künstlichen gedächtnüßs soltu wissen, das dy künst gantz vnd gar verporgen ist in tzwain artikeln: Der erst artikel sind dy stet, der ander artikel sind gleichnüßs vnd pildung. Am ersten wil ich sagen von den steten. Du solt wissen, das dy maister stet hayssen tür an den hawsern, stüben vnd auch alle andre ding, dy merklich sein vnd von einander vnderschaid haben, als ain großs venster, ain ofen, ain tisch oder des geleichen, das albeg an ainer stat still stee. Wildu nu vil wort oder artikel lernen, so müstu vil stet haben. Wann du nu vil stet haben wild, 1 so nym dir ein haws für, das dir gar wol kündig sey, vnd heb an der aüßristen tür an vnd rechen nach der gerechten handt all tür, am ersten an dem vnderen gemach, darnach oben, piz es gar auz get. Ist dann das haws gros, das vil tür vnd gemäch darein sind, so ist es dester pesser. War aber des nicht, so nym mer hawser nach einander vnd merck dy zal gar eben. Wenn du hundert tür hast, so ist ir gar genüeg,2 aber so yr ye mer ist, so es ye pesser ist. Dy selben tür süllen dir so wol kündig sein, das du sy hindersich vnd fürsich gar wol vnd behendt nennen kündest. Wenn du nu die stet wild mercken vnd lernen, so thü ym also: Merck gar eben, das du albeg nach ainer handt vmb rechest, darnach das du chaine vberzellst, das du nicht yrr werdest. Dy tür vnd stet süllen auch nicht ze verr von ein ander sein. Sy sullen auch gleich nacheinander an ainer zeyl sten. 3 Die stet sullen auch nicht ze liecht sein; wann was ze liecht ist, das mag dy vernuft nicht wol begreiffen. Si süllen auch nicht gar ze vinster sein als in ainem kärcher; wann was ze vinster ist, das mag dy vernuft auch nicht wol begreiffen. Si süllen auch nicht ze gros sein; wann was ze gros ist, so man ain klain ding darein setzet, das mag man nicht pald wider vinden. Si süllen auch nicht ze klain sein als klayne löcher; wann ob man grosse ding in ain klaine stat setzen wolt, das wer auch nicht füglich. Die stet süllen auch aneinander nicht geleich 1 2 3
„Wann" bis „wild" fehlt Hs., erg. nach anderer Überlieferung „ist - genüeg" fehlt Hs. „als nach ainer zeyl sten" Hs.
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Dialektik
sein, als stünden gar vil sewl pey einander oder venster, das ains dem anderen gleich wär; so würd auch grosse irrung darinn, das du nicht pald möchst vinden, welches das erst, daz ander, das dritt, das fünfft oder das zechendt an der zal wär. Wann du dann dein artikel oder wort soldest lesen hintersich, so westu nicht, welchs ditz oder daz an der zal wer. Wenn du nu ein haws, vest, kirchen oder kloster darzü hast, die dir eben sein darzu, so soltu wol mercken, wenn du an die fünften stat körnest, das du daselb ain mercklich zaichen oder pild 4 setzt. Das du wol wist, das dy selbig stat dy f ü n f t sey, setz ain guldeins krewtz darein oder ain peren oder ainen gewäppenden man oder was du selb wellest. Darnach an der zehenden stat setz aber 5 ain zaichen, ainen leben oder ainen lindwurm, doch das ains dem anderen nicht geleich sey; wann du west nicht, welchs das fünft oder zehend wär. Darnach an der funfzehenden stat setz aber ettwas seltzams, ainen pawm oder was du wild, an der XX. stat aber ain zaichen, an der XXV. stat aber ain zaichen, das doch kains dem andern nicht geleich sey. Also wie vil stet du habest, so merck gar eben, das du albeg an der fünften stat ain mercklich zaichen habst. Das ist darumb, das du ez gar pald funden hast an der zal, welchs das fünft, X. oder XX. ist, vnd auch darumb, das du dester minder irr werdest noch chains vberzelest; wann alle kunst der gedächtnüß ligt daran, dastu der stet behendt werdest, wann in dy stet müz man dy wort oder artikel oder was du lernen wild setzen gar ordenlich nacheinander, als ich dich lernen wil hernach in dem andern artikel von der pildung vnd gleichnußs.
Dialektik 6. Aus des Boethius ,De consolatione
philosophiae'
Der römische Senator Boethius ( 4 8 0 - 5 2 4 ) schrieb, von Theoderich dem Großen zum Tode verurteilt, im Gefängnis die 5 Bücher seiner Trostschrift in Form eines Dialoges zwischen dem Autor und der Philosophie, 4 5
„pildung" Hs. „aber aber" Hs.
Aus des Boethius ,De consolatione philosophiae'
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in einem eigentümlichen Mischstil aus Prosa und Vers. Sie wurde zu einem der meistgelesenen Bücher des Mittelalters: Hunderte von Handschriften und zahlreiche Inkunabeldrucke, viele Kommentare und Übersetzungen zeugen davon. Die deutsche Übersetzungstradition beginnt mit Notker dem Deutschen, um 1300 folgt eine (verlorene) mnfrk. Versübertragung, der Schwerpunkt der Eindeutschung liegt im 15. Jh.: Peter von Kastel (verloren), Niklas von Wyle (ebenfalls verloren), Gerhard Nassauwe (mnd.; viell. nur Schreiber?), Konrad Humery, sowie eine anonyme Übersetzung, die in der Schaffhausener Hs. Gen. 28 und in zwei Wiegendrucken (Nürnberg, Anton Koberger, 1473; Straßburg, Johann Schott, 1500) erhalten ist. Aus der letzteren, als deren Verfasser man ohne Grund vielfach Peter von Kastel beanspruchte, stammt der folgende Text nach dem Straßburger Druck (GW 4575), Bl. 39r bis 40r (aus Buch III, 2. Prosa); Sprache: obd. - Lit.: A. Börner, ZfdA 50 (1908), 149 ff.; W. Stammler, ZfdPh 53 (1928), 1 ff.; K. Burdach, DVjs 11 (1933), 530 ff.; H.R. Patch, The tradition of Boethius, New York 1935; M. Mommert, Konrad Humery und seine Übersetzung der Consolatio Philosophiae, Diss. Münster 1965
Die ander prosa Darnach, als die weisszheit 1 ir gesichte ein wenig nidergeschlagen hette vnd sam in den engen stul jres gemuts genommen ward, begund sie also zesprechen. P.: Alle sorgen der t8ttlichen, die da übet die arbeit gar manigueltiger fleissz, die geet her für an mancherley wege. Sie fleisset sich aber doch, das sie kumm zu einem ende der Seligkeit, vnd das ist daz g8t. Wer das erwirbet, der mag fürbasser nichts mer begeren. Welches g8t dann ist das hohste gut aller guteren, daz auch in jm begreifft alle guteren, wann w o im ichts gepreste, so mmSchte es nit sein daz h&hste gut, wann es würde ausserthalb des etwas gelassen, das man dannoch begeren m8chte. Vnd da von ist es offembar, daz die Seligkeit ist ein bestendigkeit oder ein standt, der do volkommen ist an der sampnung alles gütz, den dann, als wir gesprochen haben, alle t&tliche menschen vndersteent zuerlangen, doch in mangerley oder vngeleichem geferte. Wann die begerung des waren gütes ist naturlich eingepeltzt oder gesetzt der menschen gemute, aber dye vnrichtig irrsal furt sye ab z8 falschen dingen. Vnd etlich vnder den selben gelauben, das das 1
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Druck: „weisszhett"
Schmitt, Fachprosa
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Dialektik
sey daz hShst g8t, daz man nichts bedürffe. Darumb arbeiten dyeselben sere, das sye überflüssigen reichtumb haben. Ettlich aber die vrteilen, das das sey das hSchste gSt, das das aller wirdigst sey an ere erpietung, vnd fleissent sich deszhalb, ere züerkriegen vnd er wirdig zesein iren burgern. So seind auch ettlich, die sprechent, es stand daz hShst güt in dem h&hsten gewalt, vnd die selben wällen herschen oder arbeiten darnach, das sye anhangen mügen den herschenden. A u c h beduncket ettlich das allerbeste güt sein die hohwirdigkeit jres lobes oder guten leümunds, vnd dieselben 2 eylend, jren namen ausz zepraiten mit den künsten des streites oder frides. A b e r gar vil menschen messent die früchte des h&hsten gfites mit frefide vnd mit frSlichkeit, vnd die selben wenent, das sey das aller seligst, mit Seligkeit überflüssig zesein oder überflüssig wollust haben. S o seind auch ettlich, die das ende vnd vrsachen diser ding züsammen verwandeln, als do seind die, die do begeren reichtumb vmb gewalts oder wollusts willen, oder die do begerent gewalt zehaben vmb gelts willen oder jren namen zu o f f e n oder hinfurzebringen. Vnd darumb in disen vnd andern dergleichen dingen verwandelt sich die meynung der menschlichen that vnd begerung, als do ist der adel vnd die gunst des volckes, die da duncken, das sye gewynnen ettlichermasz ein clarheit. A b e r dye hausfraw vnd dye erben seind die ding, der man begert von wunsamkeit wegen. A b e r das geschlechte der freünde, das do ist das allerheiligst geschlechte, wirt nicht getzalt in dem gelücke, sunder in der tugent. Was aber übrigs ist, des wirdet eyntweder von gewalts oder aber von lusts wegen angenommen. So ist es auch offembar, das die guter des leichnams zö den obgenanten g&tern getzogen werden. Wann die stercke vnd dye grSsse duncken verleihen die macht, dye sch&ne vnd dy Schnelligkeit bringen der eren loblihkeyt, aber dye gesundigkeit bringt den wollust, vnd in den dingen allen brüfft man offenlichen, daz man allein begert 3 der seligkeyt. Wann w a z ein yegklicher vor ander dingen begert, daz vrteilt
2 3
Druck: „deselben" Dr.: „bebegert"
Aus Friedrich Gerharts .Practica'
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er sein daz h S h s t güt. A b e r wir h a b e n e n t t l i c h e n auszgesproc h e n , das die Seligkeit s e y daz oberst g8t, vnd darumb s o vrteilt ein yegklicher, daz daz s e y ein seliger standt, d e s er vor andern dingen wegert. Vnd also hast du vor d e i n e n äugen n a h e n t die g a n t z e n fürgelegten f o r m e der m e n s c h l i c h e n Seligkeit, daz seind die r e i c h t u m b , wirdigkeit, gewalt, l&blichkeit vnd w o l l u s t , vnd die ding allein h a t g e m e r c k t der naturlich m e i s t e r Epicurus, der j m n a c h u o l g e n d fursetzet sein das h S c h s t g u t die w o l l u s t , n a c h d e m die andern o b g e n a n t e n ding alle b e d u n c k e n t bringen einen w o l l u s t d e m g e m u t e .
Arithmetik 7. Aus Friedrich
Gerharts,Practica'
Um die Mitte des 15. Jhs. entstand im Benediktinerkloster St. Emmeram zu Regensburg der ,Algorismus Ratisbonensis', ein bedeutendes Rechenbuch auf der Grundlage der indisch-arabischen Rechenmethoden. Es umfaßt 3 Teile: 1) das Rechnen mit ganzen Zahlen nach Johannes Sacroboscos ,Algorismus vulgaris', 2) das Bruchrechnen nach des Johannes de Lineriis ,Algorismus de minuciis' und 3) die .Practica', eine Aufgabensammlung aus dem Gebiet des kaufmännischen Rechnens und der Unterhaltungsmathematik. Von den sechs, teilweise unvollständigen Hss. des ,Algorismus Ratisbonensis' wurden Clm. 14783 (A) und Clm. 14908 (B) von dem St. Emmeramer Mönch Friedrich Gerhait 1449/50 bzw. 1457/59 geschrieben. Die ,Practica' in B hat er dabei um zahlreiche Aufgaben so wesentlich vermehrt, daß er für diese Fassung auch als Autor anzusehen ist (Bl. 70r-103v, 108r-127v, 2 7 r - 4 0 r , 5 4 r - 5 9 v ) . Die .Practica' ist von Leonardo von Pisa, Abraham ibn Ezra und Johannes Hispalensis stark beeinflußt und wirkte ihrerseits auf die gedruckten Rechenbücher des 15. Jhs. Die Sprache ist teils lat., teils deutsch (bair.), oft auch gemischt. Unser Textbeispiel folgt B, Bl. 83v bis 85r (=Nr. 111-116 der Edition von Vogel). - Lit.: K. Vogel, Die Practica des Algorismus Ratisbonensis, München 1954. I t e m einer ist mir schuldig 1 fl., dar an hat er mir g e b e n 1/3 1/4 1/5 eines fl. Queritur, wieuil ist er mir n o c h schuldig? Machs also: reducir dy pruch, wirt 4 7 / 6 0 . A l s o hat er mir g e b e n 4 7 / 6 0 eines fl. So w i r er mir n o c h schuldig 1 3 / 6 0 eines fl., daz m a c h t 6 5 haller in gold. 2*
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Arithmetik
Nota: ich wil wissen, wieuil du kaß hast kauft vnd wil dich nit fragen. Sprich: nym dir ein summ gr., für wie uil du wild, vnd nym dir auch als vil haller für. Nu kauf vmb dy haller 3 ktß vnd vmb dy gr. kauf auch als vil kas als vil du magst. Wildu nu wissen, wieuil du kas hast kauft, nym dy 3 kas vnd multiplicir durch 15, wann der gr. gilt 15 haller, vnd addir darzu dy 3 kas, wirt 48 kls, vnd alz vil kis hastu kauft vmb gr. vnd haller. Item: Es sein 3 gesellen, dy haben 1 peutel gefunden mit gelt. Nu spricht der erst zw den andern zwaijen: het ich daz gelt, daz in dem peutel ist, so het ich alz vil als ir paid. Spricht der ander zw den zwayen: het ich daz gelt, daz in dem peutel ist, so het ich zwir als vil alz ir peud. Spricht der drit zw den andern 2: het ich daz gelt, daz in dem peutel ist, het ich 3 mol als vil alz ir paid. Queritur, wye uil ydlicher peij im hat gehapt vnd wie uil in dem peutel ist. Das secz also augmentaliter: 1/2 2/3 3/4. Nu vind 1 zal, in der du hast 1/2 1/3 1/4, daz ist 24. Nu 1/2 von 24 ist 12 vnd 2/3 von 24 ist 16 vnd 3/4 ist 18. Addirß zesamm, facit 46. Nu zeuch dy du gefunden hast, daz ist 24, da von, pleibt 22. So vil ist gewesen in dem peutel. Nu wilt tu wissen, wievil ydlicher hat gehabt, daz mach also: duplir 12, ist 24. Da von zeuch 22, da pleibt 2. So vil hat der erst gehabt. Darnach duplir 16, wirt 32, da von zeuch 22, pleibt 10. Daz hat der ander gehabt. Darnach duplir 18, wirt 36, davon zeuch 22, pleibt 14. So hat der drit gehabt. Item: ein man hat sun vnd man wayß nicht, wie vil ir sind, vnd hat fl. ligen in ainer wechselpanck vnd man waiß auch nit, wie uil ir sein. Nu sent er den elczten sun in dy panck vnd haist in nemen voraus 1 fl. vnd daz 10 tail aller fl., dy do pleiben vnd spricht zw dem andern, daz er nem 2 fl. vnd auch den 10 tail der fl., dy do pleiben, vnd zw dem driten spricht er, das er nem 3 fl. etcetera alz vor. Also furpas vncz auf den iungsten sun; den haist er all fl. nemen, dy noch pliben sind. Nu thun dy sun das vnd pringen all gleich sum. Nu ist dy frag, wie vil der sun sein vnd wie uil fl. Machs also vnd merk auf den tail, den sy all gleich pringen, daz ist 10 vnd von den 10 zeuch 1 ab,
Aus der .Geometria Culmensis'
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p l e i b e n 9 sün. Wiltu nu wissen, w i e uil fl., s o multiplicir 9 in sich, facit 81 fl. Item des gleichen: Ein m a n h a t t o c h t e r vnd d y erst n y m t 1 fl. vnd d e n 6 tail als o b e n . Subtrahir 1 v o n 6, p l e i b e n 5 tochter. N u multiplicir 5 in sich selbs, facit 25 fl. D a s merk gar e b e n : m a n spricht, d y erst n y m t siecht gleich d e n 6 tail vnd d y ander d e n 6 tail v n d 1 vnd d y drit den 6 tail vnd 1 vnd d y vird d e n 6 tail d e s d o pleibt vnd 2 etcetera, so darstu n i c h t s v o n 6 subtrahirn. Multiplicir 6 in sich selbs, facit 3 6 fl. Spricht m a n aber: d y erst n y m t 1 fl. vnd d e n 6 tail etcetera, s o subtrahir 1 v o n 6 , p l e i b e n 5 t o c h t e r , vnd 5 mal 5 ist 2 5 . Item einer n y m b t v o n e i n e m schacz 1/3 1/5 v n d 1/7, v n d d y tail pringen 9 0 fl. N u frag ich, w i e vil ist des schacz g e w e s e n ? Machs also: multiplicir d y n e n n e r miteinander, facit 105. N u 1/3 1/5 1/7 v o n 105 facit 71. Sprich: 71 tail geben 105 gancze, w a s g e b e n 9 0 tail? Facit 133 7 / 7 1 .
Geometrie 8. Aus der,Geometría
Culmensis'
Die sog.,Geometría Culmensis' hat ein unbekannter Autor um 1400 im Auftrag des Hochmeisters Konrad von Jungingen in lateinischer Sprache verfaßt; eine ebenfalls anonyme deutsche Übersetzung, die erste geometrische Abhandlung in deutscher Sprache, folgte bald darauf. Die Schrift sollte der Feldmessung im Deutschordenslande eine exakte Grundlage liefern und gibt - neben praktischen Ratschlägen für die Vermessungstechnik - entsprechende Anweisungen zur Berechnung dreieckiger, viereckiger, vieleckiger, kreisförmiger und kreisähnlicher Flächen. Der in 5 „tractatus" gegliederten und mit geometrischen Figuren illustrierten Schrift, die in den Beispielen Kulmisches Maß verwendet, ist eine überschwengliche Lobpreisung des Hochmeisters vorangestellt. Als Hauptquelle wurde des Dominicus Parisiensis,Practica geometriae' herangezogen. Die ältere der beiden Hss. der deutschen Bearbeitung ist der Cod. Class. IV. Qu. 3 3 m der UB Breslau, Bl. 27v-61v, vom Anfang des 15. Jhs. (ostmd.). Daraus das folgende, der Vorrede entnommene Beispiel (Bl. 31r-33v = S. 1 8 - 2 1 der Edition von Mendthai.) - Lit.: H. Mendthai, Geometría Culmensis. Ein agronomischer Tractat
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Geometrie
aus der Zeit des Hochmeisters Conrad von Jungingen ( 1 3 9 3 - 1 4 0 7 ) . Leipzig 1886.
Das buch habe ych geteylt yn V tractatus. In dem ersten tractatu wyl ych beweysen dy mose der drywynkel gevilde mit werkubunge der hant vnd myt geczouge dorczu redelych gemachet leyeschen, in dem anderen tractatu wil ych offenbarn dyselbe mose der drywinkel eyn teyl myt geczou vnd ouch ane geczow noch meysterlycher vnde synnenrychir bewysunge, in dem drytten wil ych sogen dy mose der virwynkelen vnd ouch vireckechten gevilden, in dem virden wil ych leren messen vmmereyten, dy do uil winkel haben vnd uil wende me wen vire, in dem wunften wil ych beslissen dy mose der cirkel vnd wanschaffen gevilden. Ich wil ouch alle vmreite vnde alle gevilde, wy sy geschycket vnd gestalt syn, czu der rechtwinkelechten mose wedirbrengen. Vorbas me man wissen sal, synt dem mole daz hir czu sprechende yst von der mose der gevilde, waz do eyn gevilde vnde hofreyte sey. Gevilde vnd houereite yst, daz do hot lenge vnd breyte, dez greniczen linien adir dreboume sint. Siecht gevilde yst eyn vsreckunge des drebomys von eyner want vs czu der anderen, syn vsirlychkeyt allenthalben entphoende, alz gescreben stet noch dem anbegynnen des ersten buches Euclydis. Vnde dorus yst offenbar, das czwu rechte linien eyn gevilde nicht beslyssen mögen, dorvmme so musen czum cleynsten dry rechte wende syn, dy do eyn geuilde sullen beslyssen allenthalben. Nu von dem anderen, wy man messen sal das geuilde, wil ych sagen. Ich spreche alzo, das eyn geuilde czu messen, daz en yst nicht andirs wen czu vinden, wy ofte in demselben geuilde gevunden wirt, wi ofte dorynne beslossen wyrt eyn gemeyne vnde offenbare grose, adir waz vnde wyuil teyl ys synt derselben gemeynen vnd offenbaren grossen. Vnd alz linien lank wirt gemessen mit linien gemeyneclych, als man gewant mist mit der elen vnd lyment, alzo misset man ouch den acker vnde geuilde mit virkanten rutten vnd czeylen, hantbreyt, vusen vnde elen. Nu merke, waz das do eyn gemeyne offenbar bekant geuilde sy, vnde das yst nycht anders wenne eyn vireckecht geuilde, daz mit gleych vir winkeln vnde gleyche vir wenden yst beslossen vnde ouch yst bekant der
Aus Notkers ,De musica'
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gemeyneschaft der lute. Alzo ab do were eyn vireckecht gleychwinkelyck 1 geuilde, des yclyche want eynen vus hette, das hysset eyn geviret vus, vnde ouch ab is nu geviret were, behaldende uf alle vier wende eyne messerute vndir vier rechten winkelen, daz heysset eyne tofil, vnde dornoch zo heysset man etlych geuilde, bekant vnde offenbar der gemeyne, morgen, etlyche hüben. Der morgen noch des Prusenschin lande behaldende yst 300 tafilen. Es en mus ouch dorvmme nicht virkant syn das velt, das do wirt gemessen mit virkanten tafiien, wen geer velt vnde alle velt, sy syn rechtwendik, cirkelwendik adir krumpwendik, sy werden alle gebrocht yn dy virkante offenbare mose yn desem buche. Dorvmme so habe ych gesprochen, daz dy offenbare, bekante mose sal vireckecht glychwinkelyck syn, do man mete messen sal alle vnbekant geuilde. Man sal ouch merken, das dy gemeyne offenbaren mosen, der wir gebruchen yn Prusenlande czu der mose des ackers, synt seyl, ruten, elen, wse vnde hantbreit mit eren stucken, dorumme so wil ich scriben eyns teyles von denselben mosen. Dy erste vnd dy cleynste mose yst vingerbreyt vnde der vir machen eyn hantbreyt, vnde vir hantbreyt machen eynen vus, vnde czwene wse machen eyne Kolmische ele, vnde 5 wse machen eyn schreyt, vnde 125 schrete machen eyn gewende, acht gewende machen eyne Welissche meyle, vnde czwu Walsche meylen machen eyn cleyne rast, adir yn Duczen landen machen wol 10 vnde me milen eyn rast.
Musik 9. Aus Notkers ,De musica' Notker Labeo (= Notker der Deutsche, ca. 9 5 0 - 1 0 2 2 ) zählt zu den hervorragendsten Gelehrten des Klosters St. Gallen und ist zugleich einer der bedeutendsten Schriftsteller der ahd. Zeit. Unter seiner Leitung entfaltete sich die St. Galler Klosterschule zu ihrer höchsten Blüte. Der kleine Traktat ,De musica', als einziges Werk Notkers zur Gänze deutsch geschrieben, war wohl als Elementarbuch für den Musikunter1
Hs.: winkelyck
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Musik
rieht seiner Schüler bestimmt. Ob Notker diese älteste Musikabhandlung in deutscher Sprache tatsächlich selbst verfaßt hat, ist freilich nicht über jeden Zweifel erhaben. Der Traktat ist in mehreren Hss. überliefert, in keiner jedoch vollständig. Aus der Überlieferung lassen sich 4 (evtl. 5) Bruchstücke zu einer Kapitelfolge zusammenstellen: I. De monochordo; de octo tonis (die Tonskala); II. De tetrachordis; III. De octo modis (die 8 Kirchentonarten); IV. De mensura fistularum organicarum (das Maß der Orgelpfeifen für die verschiedenen Töne). Die Quellenfrage, insbesondere das Verhältnis zu Boethius' ,De institutione musica', ist noch keineswegs geklärt. - Im folgenden das Kapitel ,De octo modis' nach Pipers Text (I, 855 ff.). - Lit.: Ed. von P. Piper, Die Schriften Notkers des Deutschen und seiner Schule, Bd. I, Freiburg 1882, S. 851 ff.; ders., in: Deutsche National-Literatur, hg. v. J. Kürschner, Bd. I, Stuttgart 1884, S. 406 ff. (Teiledition); Lit. in: Verf.-Lex. V, Berlin 1955, Sp. 775 ff.; Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. IX, Kassel 1961, Sp. 1699 f.; E.S. Coleman, Bibliographie zu Notker III. von St. Gallen, in: Germanie studies in honor of Edward Henry Sehrt, University of Miami Press, 1968, S. 61-76.
De octo modis Ter öuh tia lirûn uuérbe, dér uuérbe sia ze démo méze, dâz si uberdénetiu nekélle, noh si fore slichi ze unlûtréiste nesî. Diu höhesta uuarba ünde diu niderôsta, die sint fore unméze ungezâmestûn. Be diu lôbetôn friges unde dores fia métenskaft, tiu ünder dien zuéin ist. Unde also dores uuoltôn éteuuâz näheren sîn dero niderôstûn danne dero oberostûn, sô uuoltôn friges éteuuâz näheren sîn dero oberostûn danne dero niderôstûn. Dio zuô uuârbâ nâmôt musica nâh fîen sélbên gentibus dorium modum ünde frigium. Under dîen zuiskên ist tonus, tâz ist iro zuéio underskéit. Obe frigio ist lidius, téro underskéit ist tonus. (5be lidio ist eines semitonii hohôr mixolidius, ünde öbe démo hohôr eines toni ypermixolidius. N6h tanne sint tri ünder dorio. Niderôr éines semitonn ist ypolidius, under démo niderôr éines toni ypofrigius ünde aber éines toni niderôr ypodorius. Tâz ist ter niderosto. Föne démo ist hinauf ter âhtodo ünde der oberosto ypermixolidius. An dîen octo modis, ih méino ypodorio, ypofrigio, ypolidio, dorio, frigio, lidio, mixolidio, ypermixolidio, sint üns keöuget octo species, diapason simphoniç, an dien uuir findên ûfsfîgendo fône demo niderôsten ze demo ôberôsten dise siben underskéita: tonum, to-
Aus Notkers ,De musica'
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num, semitonium, tonum, tonum, semitonium, tonum. Pe diu hütet tili öberosta uuärba duplum gagen dero niderostûn. Ünde be diu fcrnfn: Übe daz ypodorius modus ist, tänne uufr stillöst anauâhên zesingenne, ünde übe ypofrigius ist, tänne uufr eines toni hohôr anafâhên, linde ypolidius tänne zuéio, unde dorius tanne eines diatesseron, ünde frigius tänne eines diapente hohor, linde ypermixolidius danne uufr folles diapason, öi meino zuiualat hohor, daz uuir dänne hohor änafähen nemügen, uuända ôuh sélbez taz sang nôte stîgen sol fone déro stele, dir iz änagefängen uuirt, unz tara sm hohi gât, ûi méino uuilon ioh ze demo ahtodên bûohstabe, der zuiualt liutet tänne der buohstäb, ze demo iz anafîeng. Ménnisken stimma nemäg füre fierualt nteht kereichet uuerden. Tiu fieruälti ist sô zeférnémenne, alsô ûi nû chid, tàz fone demo êristen anafânge in ypodorio, sô B ist aide C, zuiualt ist hinauf hôhi ze demo B aide ze demo C in ypermixolidio, unde aber dännan zuiualt hinauf ze sinemo âhtoden bûohstabe, dir imo zuiualt ünde e'nemo fieruält liutet. Tar mäht tû chiîsen, übe daz sang férrôr stiget fone ¿fnemo ähafähge dänne ze demo ähtoden bûohstabe, sô diu foregenämda äntiphona tûot, daz iz tänne in ypermixolidio anazefahenne neist, uuända an demo modo riîoman über den ähtoden buöhstab kesfigen nemäg. Aber an sôuuélichemo bûohstabe imo hoho änauähentemo gebristet, âba démo stürzet er note än daz nidera alphabetum. Ze démo sélben buohstäbe, älso er ouh sâr dännan, übe iz üno penideret, uuidere ûf kestépfen mäg än daz obéra. Anafähendo habet er geuuält zeerhéuénne sô nidero älde sô hoho er uuile, äber sô er erhéuet linde furder gerucchet, sô nehäbet singendo nehéin geuualt, nideror älde hohor zefähenne, âne âba duplo in simplum älde äbe simplo in duplum, älso er chünnen mäg än demo monochordo älde än dero örganun. Ter die suégela méze, dér borgee dés selben, dés än dero lîrûn zeborgenne ist, uuända übe die êristûn ze läng uuérdent, sô sint sie sélben unhélle ünde häbent héisa lûtûn, doh öuh tie ändere sîn lûtreiste. Uuérdent sie äber ze chtfrz, tänntn sint tie afterôsten ze chléinstimme, doh tie êristen gnûog lûtréiste sin. Fone diu ché'dên, daz éinero élno längiu suégela fone dero züngun uf an demo êristen
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Astronomie
buohstäbe ze chtfrz s?, ünde zuéîo lingiu ze lang si, linde aber under dien zuiskên gâgen anderro halbero lângfu gelimflîh si. So hâbet tiu âhtôda âne hâlb diametrum, éinero élno dodrantem in lengi, linde diu fïhftazênda mêr danne trientem, daz cHÎt den tritten téil éinero élno.
Astronomie 10. Aus Konrads von Megenberg JDeutscher
Sphaera'
Konrad von Megenberg (s. o. S. 9ff.) übersetzte zwischen 1347 und 1350 die .Deutsche Sphaera' aus der ,Sphaera mundi' des Johannes de Sacrobosco (geschr. um 1250). Die lateinische Vorlage, im wesentlichen ein Auszug aus dem Almagest und aus Alfraganus, war ein sehr geschätztes, reich überliefertes kleines Kompendium der Astronomie. Der Übersetzung war — trotz ihrer Qualität - ein solcher Erfolg nicht beschieden: 5 Hss. sind erhalten; zum Druck gelangte sie erst im 16. Jh. durch den Herausgeber Konrad Heinfogel, der sie erstmals 1516 unter seinem Namen veröffentlichte. Die Edition von Matthaei folgt Cgm. 156 (14. Jh.), der mit astronomischen Zeichnungen ausgestattet ist. Sprache: bair. Unser Textausschnitt Bl. 29rb-30va = Matthaei S. 4 2 - 4 4 . - Lit.: O. Matthaei, Konrads von Megenberg Deutsche Sphaera, Berlin 1912 (= Dt. Texte d. Mittelalters, 23); ders., Konrads von Megenberg Deutsche Sphaera und die Übersetzungstechnik seiner beiden deutschen Prosawerke, Diss. Berlin 1912; H. Ibach, Leben und Schriften des Konrad von Megenberg, Diss. Leipzig 1936 (Würzburg 1938). Seit aber deu sunne gr&zzer ist dem ertreich und hat dez ertreichs gr&zzen hundert und sehs und sehtzig, als Alfraganus der maister sprichet, so ist daz notdurft, daz daz halptail dez ertreichs alle zeit derleuht werde von der sunnen, und daz der schat von dem ertreich gestrekt in den luft, der in aines horns gestalt ist, sich minner in seiner sinbeln als lang, piz daz er ain end habe und geprech in der praiten dez zaichentragers. Und der schat ist unabschaidleich von der sunnen gegenpuncte; wanne er vellt alle zeit geleichs an der sunnen gegenpunct. Der gegenpunct ist niht anders danne ain punct an dem zaichentrager geleichs über gegen der sunnen oder gegen ainem andern planeten. Und haizzen in die sternseher nadyr. Und dar umb, so in dem vollen m o n e n der m o n ist in dem haubt oder in dem
Aus Konrads von Megenberg .Deutscher Sphaera'
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zagel dez drakken under der sunnen gegenpunct, so wirt daz ertreich gesatzt zwischen den mon und der sunnen; und so velt deu spitz dez erden schaten auf den monn. Seit nu der mone kain aigen lieht hat und allen seinen schein nimet von der sunnen, so gepricht dem monen sein lieht; und ist ain gemain scheingeprech uberal daz ertreich, ob daz ist daz der mon in dez drakken haubt ist oder in seinem zagel. Aber ez ist ain sunder schein geprech des monen auf ainem stukke dez ertreichs, ob der mon nahent den selben steten und doch niht dar inne ist. Und der schein geprech ist alle zeit in dem vollen monen oder nahen da pei. Und dar ümb, seit in etleichem widersatz, daz ist in igleichem volle monen, so der mon geleichs gegen der sunnen sitzt, so der mon niht ist in dez drakken haubt oder in des drakken zagel noch geleich under dem widerpuncte der sunnen, so ist niht notdurft, daz in igleichem vollen monen der mon seinen schein verlise, also daz er scheingeprechen hab, als wir nu da von reden. Daz alles prüfe in disem ebenpild. Et cetera lator. 1 Nu m&htestu sprechen: seit deu sunne vil grozzer ist danne daz ertreich, so derleuht sie daz ertreich gantz und wirft iren schein verre dar über an die andern praiten dez himels; und dar fimb mag der mon seines scheins nimmer beraubt werden. Dar zu antwfirt wir und sprechen, daz deu grozze verren der sunnen von dem ertreich und von uns daz benimet; wanne die lengen dez sunnen scheins spitzzen sich von der grozzen verren, also daz si neur daz halptail dez ertreichs erleuhtet, als vor gesprochen ist. Ez machet auch vil deu verren von unserm gesiht. So aber der mon ist in dem haubt oder dem zagel des draken oder nahent da pei, und daz geschiht in der samenung des monen mit der sunnen, so mag geschehen, daz der mon k&mt zwischen unser gesiht und zwischen die sunnen. Und seit der mon an im selber ist dikke und tunkel und ist niht durch scheinig, so bedekt er uns die clarheit der sunnen. Und so hab wir der sunnen scheingeprechen niht also ze versten, daz deu 1
Hier ist eine erläuternde Abbildung beigegeben. Der Sinn von ,,lator" ist unklar.
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Handwerk
sunne an ir selber kain lieht hab, sunder uns gepricht der sunnen lieht von dem zwischensatzze des monen. Da von ist uns kunt, daz der sunnen scheingeprechen alle zeit schol sein, so der mon neu ist, oder in der samenung des monen mit der sunnen. Du scholt auch prüfen, wenne dez monen scheingeprech ist, daz der geprech mag geschehen uberal daz ertreich, als wir vor gesprochen haben. Aber so der sunnen scheingeprech ist, so ist er neur in ainer wonung oder in etleicher wonung auf erden. Daz geschiht von der anderung der angesihte, die die leut habent an die planeten; wanne in etleicher wonung haben die leut ain schelch angesiht an die planeten in der selben zeit, und in ainer andern wonung habent si ain reht angesiht an die planeten. Dar umb verlisen etleich leut der sunnen schein und die andern niht. Und da begraif Virgilius hubschleichen und behendicleichen peider scheingeprechen natur in ainer kurzzen und sprach also: ,Des monen vil geprechen und der sunnen arbait.' Daz allez prüfe in disem ebenpild oder in diser figur.2
I I I . Die sieben E i g e n k ü n s t e Handwerk 11. Aus Simprecht Krölls Prüfungsaufgaben für Schneiderknechte Eine Zusammenstellung der von den Augsburger Schneidergesellen bei der Meisterprüfung verlangten Fertigkeiten findet man im Cod. Pal. germ. 109, Bl. 7 7 r - 7 8 v . Sie wurde von dem Augsburger Weber Simprecht Kröll, dessen Hand auch andere Texte des genannten Codex geschrieben hat, in Anwesenheit der Schneidermeister Hanns Bader und Sixtus Miellich im Jahre 1516 in eiliger Kursive zu Papier gebracht. Seine Lautschreibung ist kennzeichnend für die Augsburger Handwerkerschaft zu Beginn des 16. Jhs. Das noch nicht herausgegebene Schriftstück verdient infolge seiner kulturgeschichtlichen Bedeutung und seiner für die Geschichte der Fachsprache der „ars textrina" belangvollen Belege eine 2
Dazu eine erklärende Figur.
Simprecht Krölls Prüfungsaufgaben für Schneiderknechte
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nähere Untersuchung. Im folgenden drucken wir den größeren Teil des Textes ab (Bl. 77r-78r). Vgl. Cod. J.H. Msc. hist. 112 der Staatl. Bibliothek in Bamberg, Bl. 3r-3v: ,Diss hernachgeschriben jst die Satzung der herrn vom oberen rat, was ein itzlicher ynwoner geistlich oder werentlich zu Wirtzpurgk der stat den sneyderen daselbst von einem ydem cleyde zu lone geben solle vnd der sneyder zu mach lone nemen solle' (1477). - Lit.: G. Eis, Mittelalterliche Fachliteratur, Stuttgart 2 1967, S. 14.
Das ist die künst vnd der brieff, dar in da statt geschriben, wie ain schneyder knecht sol lernen, wan er für stann will vnd mayster werden wil, so geyt man im vil seltzamer stück für zü schneyden; das find er alles hie jn disem brieff. Vnd jch, Hanns Bader, vnd Six Miellich, bayd schneyder zw Augspurg jn der statt, vnd jch, Simpertus Kröll, weber vnd burger zw Augspurg, hab den brieff abzaychnet jnss Hanns Kaüffmans hawss obdem creytz im oberen gemach, da haben sy sich gmüstert im 1516. Das ist ain dantz rock: dar zw kompt zehenthalb elenn tuchs, vnd mach das hinderthayll lang 3 elen on das brystlin vnd mach das hinderthayll weyt 7 elenn vnd 5 elenn vnd mach das pristlin oben dem örbel vnnd mach dy örbel 7 fiertayl vnd j elenn lang. Das ist ain nunnen rock: dar zw kompt 6 elenn minder j fiertail, vnd mach in lang j fiertail vnd ij elen; er gatt nit gar auff die achsel, die örmel koment oben darein, die örbel erlengerent jn vmb j halb fiertail, vnd mach dy örbel j elen lang vnd dy gestalt ij fiertayl lang, so fügen sich dy stückel darein, vnd 3 elen 1 tuchs, darzw kommpt 8 elen, vnd leg 6 doppelt, vnd auff denn anderen 2 elenn; maches sy, wie es vor dir stett. Das ist ain mantel auff allen netten schlemm, vnd nimm dar zw 9 elen tuchs vnd mach in 3 elenn lang vnd lass die stück auff auss2 dy mitten; gan sy dir vnden daran, so fugs. Das ist ain frawen schawb: dar zw kompt 7 elen tuchs, mach die schauben lang ij fiertayl vnd ij elenn, das hinder thayll weyt vnd 6 elenn bloss vnd das forder 5 elen vnd die ermel j fiertayl vnd j elen lang. Das hinder stuck findestü neben dem örbel, 1 2
„elen" fehlt in der Hs. Lies: „auss a u f f '
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Handwerk
vnd schneyd die schawben auss ain ander, wie sie vor dir stett. Jtem du müst dich fyrsechen, das du die schawben machest auss 7 elenn. Das ist ain gesöllen klayd, dar zw kompt 7 elenn. Mach denn rock lang 2 elen, mach die vorderen thayll vornen weyt 3 elen, das hinder on ainn fiertail 4 elenn weytt vnd mach das hinder bristlinn 3 fiertail lang. Tayll den rock auss, wie er vor dir stett. Lass die kappen vornen am örmel herauss gann vnd nim ander halb fiertayl vnd j elen wolgemessen. Das ist ains armen manss klayd, mantel vnd zypfel vnd kappen vnd hossen: darzw kompt 6 elen, vnd mach den mantel lang 2 elen vnd mach die kappen lang 3 fiertail vnd lass die zipfel neben der kappen auss her gann, vnd wen du jm auff dem gradt von ain ander schneydst, so wyrt er langk 2 elenn vnd iij fiertail; das ist ain elen vnd ain fiertail, darauss mach hossenn on ain gesess. Das jst ain bawren rock: dar zw kompt 6 elenn, vnd mach den rock lang ij elenn vnd die örbel auch so lang, wie sy vor dyr stand, vnd greyff vmb vnd vmb j fiertail in das tuch. Jtem du müst dich auch fyrsechen, das du on ain fiertail 6 elenn zü dem rock brauchest du. Jtem des seind die örbel, vnd daz schmalb kert auff dy achsel. Jtem das ist ain flygel rock: dar zw kompt 10 elen, vnd mach das hinder thayll lang 4 elen vnd das hinderthayl weytt 7 elen vnd das foder tayll 3 elen vnd j fiertayl lang vnd die weytte 5 ölenn vnd mach den fligel lanng 3 elen vnd dy fligel halben tuchs weytten vnden. Der rock hat kain erbel. Jtem du müst dich auch fyrsechen, das an dem rock der strich aller vnder sich gang vnd das tuch leytt auffgeworffenn, vnd schneyd das tuch in der mitt ab vnd das im der strich nit verkert werdt.
12. Aus ,De consideratione quintae essentiae' von Johannes de Rupescissa Der katalanische Franziskaner Johannes de Rupescissa verfaßte sein alchemistisches Hauptwerk ,De consideratione quintae essentiae' um die Mitte des 14. Jhs. Er beschreibt darin die Herstellung der „quinta
,De consideratione quintae essentiae' von Joh. de Rupescissa
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essentia" aus Branntwein und einer Vielzahl anderer Stoffe und ihre medizinische Anwendung als Universalheilmittel und Jugendelixier. Wiewohl die „quinta essentia" den Alkohol zu meinen scheint, ist sie doch zugleich mehr als Alkohol: sie ist als ein Wirkprinzip in allen Dingen enthalten (hierin ist Rupescissa ein Vorläufer des Paracelsus). Der Traktat war in zahlreichen lat. Hss. und Frühdrucken verbreitet. Eine anonyme deutsche Übersetzung (,ßSche von deme funfften wesen'), die noch nicht ediert und untersucht ist, enthält Cod. Pal. germ. 233, BL. lr-31r (2. Hälfte d. 15. Jhs.; rhfrk.). Die Hs. stammt aus dem Besitz Herzog Johanns I., Pfalzgrafen von Simmern (1459-1509). Der folgende Text steht Bl. 5r/v. - Lit.: L. Thorndike, A history of magic and experimental science III, New York 1934 (1953), S. 347 ff., 725 ff.; E.O. v. Lippmann, Entstehung und Ausbreitung der Alchemie III, Weinheim 1954, S. 32 f.; G. Eis, Mittelalterliche Fachprosa der Artes, in: Aufriß II, Sp. 1148.
Hie uffenbaret dyß b&che die heymelicheit der kunste von deme funfften wesen vnde wie mann vnseren hymel zeret mit den steren, daz er vnß gesuntheit gebe von deme funfften wesen. Dv endarffest mych nyt zyhen, das ich logen gesaget hebe, als ich dyr genennet habe daz funfft wesen byrnende wasser vnde gesprochen habe, keyne hStigen philosophi noch erczte komment nyt dar zü, vnde magest sprechen, mann fynde burnende wasser, das ist gebranten wyn, an allen enden. Aber daz funffte wesen ist dar ynne verborgen, vnde habe nyt dann eynen hohen theologus gesehen, der etwaz von der künste vnde von der meisterschafft desselben verstunt, vnde sage dyr vor wäre, daz daz funffte wesen sy gebrante wyn vnde ist doch nyt gebranten wyn, vnde der hymelsche got gebe den guden luten zu herczen, daz sie den bösen nyt deylen dese gottes gaben vnde heymellicheit, vnde ich will dyr hye die wareheit entschliesen. Wie man das funffte wesen machen sali von gebrantem wyne. Nym den besten vnde starkesten wyn, den du fynden magest, vnde distillere den durch eyne roren, als mann gebranten wyn distilleren sali, vnde mach den beesten gebranten wyn dar vß, den du gemachen magest, vnde soltestu yne myt uff sieben male distilleren: daz ist daz bürnende wasser, da die hutige ertzte nyt zü komment. Dyß wasser ader disser gebranter wyn ist
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Handwerk
die sach vnde materie, da mann daz funffte wesen vß zuhet, dar uff myr dyß buch seczen vnde funderen. Vnde so du daz vorgenant edel wasser haist ader den gebranten wyn, so behalt yn gar woil ynne beschlossenen glesen geschyrren vnde thüe dyr ynne der glase hutten eyn glesen distillatorium, daz da gancz sy von eyme stucke gemacht. Das selbe sali nyt dann eyn loch oben ynne' daz heupt hann gane, da mann die materie yn vnd vß thüt, vnde sali das distillatorium also gemacht syn, daz syn schnabel, der die materien, die von des fures krafft uffstyget, vsdragen solte ynne eyn ander geschyrre ynne so gethaner maissen hie by beczeichet ist 1 , daz die materie, die dez fures dogent vffhebet ynne dez geschyrs heupt, durch denn vorgenanten schnabel weder abe rynne vndersich an den grünt des geschyrs vnde stiget anderwerbe uff von des fures krafft vnde syczet vmb durch den 2 schnabel ynne den grünt vnde stiget anderwerbe, vnde also styget yß stetlich vnde flyslich über sich uff vnde siezet weder vndersich abe, myt das yß myt gotz hulffe von deme vil vnde stetem uff stygen vnde nyeder syczen ynne daz funfft wesen sich bekeret vnde verändert, daz myr suchen, vnde das wyrket sich also ynne deme geschyrre, als vor gesaget ist. Want der beste gebrant win, den mann fyndet, als mann yne ynne gemeynen wercken machet, der hait noch dann vermischunge von den vyeren elementen materien, vnde darümb so ist yß von gotlicher uffenbarünge die lyest funden, das myt den flyßygen vnde vill uffstygen vnde absyczen sich daz funfft wesen, das myr suchen, scheidet von der verbrochlicher 3 samenung ader vermischunge der vyer element. Vnd daz gesehyet darümb, daz mann syhet vnde entfyndet, daz eyne sache ader materie, die mann nyt mee dann eynmale thut uffstygen, nach deme ersten male so vast subtyliert vnde gelutert wyrt vnde gescheiden von der verbrochlicheit der vyer element wydder deme, daz yß vor waz ynne deme ersten uffstygen: waz wurde dann dar vß, der eß dede dusent male ader 1 2 3
Federzeichnving eines Destilliergerätes am Blattrande Davor „des fures" gestrichen In der Hs. verbessert aus „verbrochlicheit"
Aus Matthäus Roritzers,Fialenbüchlein'
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m e u f f s t y g e n ? A n e z w y b e l sicherlichen y ß k o m m e t zu so h o h e r l o b l i c h e y t , das y ß w y r t v e r s a m e t ader v e r m i s c h e t v o n v n u e r b r o c h l i c h e i t , als d e r h y m e l ist, v n d e w y r t v o n der n a t u ren als der h y m e l , v n d e d a r u m b s o w y r t sie g e n a n t d a z f u n f f t e w e s e n , w a n t sie sich also h a l t e t g e g e n v n s e r l e b e n , als der h y m e l t h u t g e g e n alle d i e w e r l t , j n n e s o l i c h e r m a i s s e n , als d a n n k ü n s t e ader liest g e f o l g e n m a c h der n a t u r e n v n d e y r e n w e g k u r c z e n m y t e t w a z g e l i c h e y d e n vast g e n a h e t .
13. Aus Matthäus
Roritzers,Fialenbüchlein'
Matthäus Roritzer e n t s t a m m t e einer bedeutenden Regensburger Dombaumeisterfamilie. U m 1480 wurde er als Nachfolger seines Vaters Baumeister am D o m zu Regensburg; er starb um 1492/95. Für den Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau, seinen Gönner, verfaßte und druckte er 1486 sein ,Puechlen der fialen gerechtikait', eine kleine, mit geometrischen Grundrissen illustrierte Lehrschrift über die kunstgerechte Konstruktion der Fialen. Die Konstruktionsgrundsätze gehen über Vater und Großvater auf die Junker von Prag, d.h. die Parlerschule, zurück, auf die sich Roritzer ausdrücklich b e r u f t . Man h a t nachgewiesen, daß die Fialen des Regensburger Domes tatsächlich danach gebaut w o r d e n sind. Roritzers,Fialenbüchlein' ist neben seiner ,Geometria deutsch', worin er auch die Konstruktion der Wimperge behandelt, und neben Hans Schmuttermayers,Fialenbüchlein' die einzige gedruckte deutsche Baumeisterschrift im 15. Jh. - Textbeispiel nach der Faksimile-Ausgabe von Geldner, Bl. 3 r - 4 v . - Lit.: F. Geldner (Hg.), Matthäus Roriczer, Das Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit und Die Geometria deutsch, Wiesbaden 1965 (mit weiterer Lit.). Wilt d v ain g r v n d t r e y s s e n c z w ainer v i a l e n n a c h s t a i n m e c z i s c h e r art avsz d e r r e c h t e n g e o m e t r e y , s o h e b an v n d m a c h ain virvng, als h e r n a c h b e c z a i c h n e t ist m i t d e n p v c h s t a b e n a, b, c, d, v n d d a s v o m a pisz c z v m b v n d v o m b p i s z c z v m d v n d v o m d p i s z c z v m c v n d v o m c pisz c z v m a ain w e y t s e y , als j n der n a c h g e m a c h t e n figvr. [ H o l z s c h n i t t ] . D a r n a c h m a c h d y v y e r v n g g l e i c h j n der v o r i g e n g r o s z v n d tail v o m a pisz avf das b j n c z w a y g l e i c h e tail, da s e c z ain e, d e s g l e i c h e n v o m b p i s z c z v m d, da m a c h ain h , v n d v o m d p i s z c z v m c , da m a c h ain f, d e s z g l e i c h e n v o m c pis c z v m a, da m a c h ain g. D a r n a c h c z v i c h ain liny v o m e j n das h v n d v o m h j n d a s 3
Schmitt, Fachprosa
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Handwerk
f, vom f jn das g, vom g jn das e, des ain exempel jn der nach gemachten figvr. [Holzschnitt], Darnach mach dy obgemachten firvng gleich jn der vorigen grosz vnd tail vom e jn das h j n czway gleiche tail, da secz ain k, desgleichen vom h jn das f, da secz ain m , desgleichen vom f jn das g, da secz ain 1, desgleichen vom g j n das e, da secz ain i. Darnach czvich ain liny vom e jn das h vnd vom h jn das f vnd vom f jn das g vnd vom g in das e, des ain exempel in der nach gemachten figvr. [Holzschnitt]. Darnach mach dy czwv vyervng a b c d vnd i k 1 m gleich jn der vorigen grosz, vnd dy vyrvng e h g f dy ker vm, des ain exempel jn der nachgemachten figvr. [Holzschnitt]. Darnach mach dy vyervng gleich wye yeczvnd am negsten gemahct ist vnd czvich dy liny i 1 pis an dy liny e h, da mach ain n. Das mach avf den vyer orten, des ain exempel j n der negsten figvr. [Holzschnitt]. Darnach tail vom i czvm n jn drev tail mit pvncktlen, als her nach beczaichnet ist. Darnach nim czway tail der selwigen pvnckt mit ainem czirkel vnd secz den czirkel mit ainem ort jn das n vnd mach ain o avf der liny e h czwischen baiden n; das mach an den vyr orten. Darnach secz den czirkel mit ainem ort jn das o vnd mach mit dem czirkel vom n pisz vnter das o, doch das vom o pisz avf dy liny j k ain risz, dar avf des czirkels risz bleibt, des ain exempel jn der nachgemachten figvr. [Holzschnitt]. Darnach mach dy vyrvng vnd pvchstaben gleich wie iczvnd gemacht ist vnd leg ain richtscheit oder linial avf das n bei dem e avf der lini e h vnd auf das n pei dem f avf der linj f h vnd mach ain lini vom n gegen dem a, da mach ain p, desgleichen von dem andern n gegen dem d, da secz ain q. Darnach mach ain lini von dem n pei dem e neben dem a, da secz ain r, desgleichen von dem n gegen dem d, da secz ain s. Solcher lini czwv mach bei dem b c. Dar nach dve den czirkel avf von der lini p pis czvm r. Darnach secz den czirkel avf das n vnd mach czwai tail gegen dem p, da secz ain t, desgleichen von dem n gegen dem r, da secz ain v. Darnach czvich ain lini vom t jn das v, darnach tail vom t pis czvm v jn czway gliche tail, da
Aus Ulrich Riileins ,Bergbüchlein'
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secz ain x . Darnach secz d e n selben czirkel m i t a i n e m ort avf das t v n d m a c h ain p v n c k t avf der lin gegen d e m n, da s e c z ain y ; darnach v o m v gegen d e m n, da secz ain z. D a r n a c h c z v i c h ain lini v o m x in das y vnd v o m x jn das z. Das m a c h gleich avf d e n andern ortern also. S o ist der grvndt berait. D a r n a c h tail v o m a j n das b j n c z w a y gleiche tail, da secz ain s o l i c h d'; desgleichen v n t e n c z w i s c h e n d e m c vnd d, da secz avch ain solich d', vnd czvich ain lini v o n d e m d' jn das ander. D y selwigen linj m e r c k , w a n jn d e m avsczvg wirt sy g e n e n t der mittelrisz. A l s o ist der grvndt czv der vialen gar g e m a c h t , des ain e x e m p e l jn der n a c h g e m a c h t e n figvr. [ H o l z s c h n i t t ] ,
14. Aus Ulrich
Riileins,Bergbüchlein'
Der Freiberger Stadtarzt Ulrich Rülein von Calw ( t 1523) ist der Verfasser der ältesten deutschen Schrift über den Bergbau, die um 1500 anonym und ohne Angabe von Erscheinungsort und -jähr (Leipzig, Martin Landsberg?) unter dem Titel ,Ein nutzlich bergbuchleyn' gedruckt wurde. Die populär gehaltene, mit verdeutlichenden Holzschnitten versehene Schrift wendet sich - vor dem Hintergrund des sich eben vom Verfall erholenden Freiberger Bergbaus - an einen weiteren Kreis von interessierten Laien. In der (allerdings nur am Anfang und Ende durchgeführten) Form eines Dialoges zwischen dem Bergsachverständigen Daniel (dem Schutzpatron der sächsischen Bergleute) und Knappius, seinem Bergjungen, werden die Bildung der Erze sowie Aufsuchen und Abbau der Erzvorkommen abgehandelt. Das,Bergbüchlein' erlebte im 16. und 17. Jh. mehrfache Auflagen und diente der montanistischen Fachliteratur der frühen Neuzeit als wichtige Quelle. Als Leseprobe wird im folgenden Kap. 6 u. 7 auf der Grundlage der ältesten Ausgabe, die in Piepers Faksimiledruck zugänglich ist, geboten (Pieper S. 107-110); die Interpunktion wird modernisiert. Die Sprache ist ostmd. (obersächs.) Lit.: W. Pieper, Ulrich Rülein von Calw und sein Bergbüchlein, Berlin 1955 (= Freiberger Forschungshefte, Kultur u. Technik, D 7); J.I.H. Mendels, Das Bergbüchlein. A text edition, Diss. Baltimore/Maryland 1953; dies., ZfdPh 75 (1956), S. 8 3 - 9 4 . Das sechste capitel ist v o n d e m t z y n e r t z Das t z y n e r t z ader der t z w i t t e r wirt gewirckt auß influs des p l a n e t e n iupiter von r e y n e m quecsilber vnd v o n w e n i g e m s c h w e f f e i , vnd in der v o r m i s c h u n g diser b e i d e n w e r d e n vnder3*
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Handwerk
mengt vnartige, grobe, schweyfelyge bradem, dye sich mit eynander incorperiren vnd voreinigen tzu eynem metal, tzyn genand, von welchen vnartigen bradem eyn ytzliches tzyn starck richend, knyrschigk vnd bruchigk ist, also daz es auch alle metal, darvnder es gemengt wirt, vnartig vnd bruchigk macht. Jtem ein teil deß tzwytters wirt geboren in den flyeß, wie ytzundt oben berurt ist von dem golt, daz in den flyeß gewirckt wirt, vnd wirt etzlicheß gewaschen groß kornig, dem schorlein gleich, vnd darauß wirt das schönste vnd beste tzyn, daz man nennedt saiphen tzyn, wan seine materie wirt gar rein geleutter vnd durch die eigenschafft der Stadt geadelt. Auch wirt etzlicher tzynstein gewirckt in den bergen vnd gefunden ganghafftig. Der selbig wirt besser vnd besser geacht, nach dem er ferner von den kyßgengen gefunden wirt vnd weniger mit dem kyßwerck vormist, bsunderlichen mit gedichtem vnd kupperigem kyß, der gar schwerlich von dem tzynstein kan gescheiden werden. Sunder der taube kyß ist dem tzynstein nicht also gar schedlich, dan durch die scherpfe des feurs wirt er gelichtert vnd geasschert, also daz er auff den test mit dem wasser von dem tzynstein hynwegk weicht. Auch wirt der tzwitter ader tzynstein ein teyl gefunden in einem geschut nestigk vnd nicht ganghafftig vff dem bergk. Diser tzwytter ist aber leutterer vnd besser, nach dem er weytter von den kyßgengen leydt vnd weniger mit eyserigem schweffei vormist wirt. Eyn anwysung tzu disem tzynstein ist, daz er gemeyniglich an den tag bluet vnd geschub von sich stost. Das sibende capitel ist von dem kupfer ertz Das kupfer ertz ist gewirckt auß einflus veneris von guttem vnd reynem quecksilber, ydoch nicht gar entbunden von vberriger vngeeygneter feuchtnys, vnd von vberhitzigem, bornedem 1 vnd vnreynem schweffei, von welcher hytz des schweffels das gantze metal durch alle seyne teil rodt geferbt wirt. 1
Im Original „boruedem".
Aus dem ,Kriegsbuch' des Philipp von Seideneck
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Dises metalertz eyn teil wyrt in schifferigem fletzberck gefunden vnd ein teil ganghafftig mit mancherley art, etzliches braun, etzliches grun, etzliches kyssigk. Das kupfer ertz in dem schyfferwerck ist gar mit vil taubem gepirg vormengt, daz schwerlich das metall alles durch das schlechte durchlassen ader schmeltzen herauß gebracht wirt. Sunder daz ganghafftig kupferertz wirt besser vnd guldiger erfunden, nach dem der gang in seinem hangend vnd ligend mit einem edeleren vnd artigeren tzechstein voruast wirt. Auch darnach die geng ire streichen haben von bequemlichen orteren der werld, als oben gesagt ist von den silber gengen, vnd auch darnach dy geng mer vnd mer von tzufelligen klufften vnd geschicken werden voradelt, darnach auch füren sie besser vnd reicher kupferertz in in selbs. Das streichen der kupfergeng vnd ir voradelung vornim tzugleycher weiß wie oben gesagt ist von dem streichen vnd voradelung der silbergeng, dan allein, daz gemengklichen die kupfergeng, die do streichen an dem gheng des bergs gegen der mitternacht, die sindt mechtig, vnd ir kupfer ist doch geringe an dem silber. Sünder die geng, dy do streichen an dem gheng des bergs gegen dem mittag, seyndt subtiler, vnd yre kupfer ist reicher von silber. Auch werden dise genng voradelt durch ire strichen, als oben von den silber gengen gesatzt ist.
Kriegswesen 15. Aus dem,Kriegsbuch'
des Philipp von Seideneck
Der fränkische Adlige Philipp von Seideneck (ca. 1440-1534), ein erfahrener Kriegsmann, ließ zwischen 1480 und 1493 von mehreren Schreibern ein ,Kriegsbuch' anfertigen, das sich zusammensetzt aus zwei,Wagenburgordnungen',,Kriegseid der Eidgenossen', ,Eid der Kriegsknechte', .Kriegsordnung der Fußtruppen', .Feldbestellung der Reiterei' und .Ordnung für große Heere und Schlachten'. Für die drei letzten Abschnitte ist Ph. v. S. mit Sicherheit als Verfasser anzusehen; die zwei letzten sind in Form eines Lehrbriefes an Philipps Sohn Friedrich von Seideneck abgefaßt. Die i.a. klaren kriegstaktischen Darlegungen dürften der Wirklichkeit spätmittelalterlicher Kriegsführung entsprechen. Das Buch ist in der Karlsruher Hs. D 18, Bl. 78r-116r, vom Ende des 15. Jhs. in ostfrk. Sprache überliefert. - Textbeispiel aus
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Kriegswesen
den Ausführungen über die Schlachtordnung des Heeres, Bl. 112r-113v (= Neubauer, S. 116-118). - Lit.: K. Neubauer, Das Kriegsbuch des Philipp von Seideneck vom Ausgang des 15. Jahrhunderts, Diss. Heidelberg 1963 (m. Edition). Vgl. auch P. Renner, Das Kriegsbuch Herzog Philipps von Cleve, Diss. Heidelberg 1960.
Zum ersten so ordenn forderlich so vill schuczenn vonn redlichem, keken leutten, so vill, als du meinst, jn deyner feindt spiczenn geordent sey; dieselben schuczen ordenn nebenn dein spicz zu der lincken seytten. Vnd sobald sie sehenn, das der feind hauff, gegenn deynen hauffenn zu treffenn, anzeucht, vnd die spis alle gesenckt haben, das dan die jcz geordenten schuczen von stund gegenn deyner feindt spiczenn vnd vff der feindt recht seytten, neben vnder jre spis, einsprengten vnd vff sie abschussenn. Vnd ob sie mochten den feinden die spis aus denn feustenn reyssenn oder die spis abschlagenn, domit sie werlos zu machenn, vnd alßdan gleych jn jre spicz einsprengten vnd tringen vnd vnderstunden, sich durch sie zu schlagenn: domit wurd der feind spicz getränt vnd werlos etc. Dise schuczenn heyssenn: die verlornn schuczenn; vnd jr nam jst billich also: dan sie bestonn die grosten obentewer. Sie treffenn fornen gegenn den feinden mitt yerer spicz, so tringen die freundt mit jrem treffenn jnne vff den rucken; dorumb die vorn vnd hindenn nit kleine fare stonn müssen zwischenn den zweyenn hauffenn etc. Aber ein ordenung vnd hauffenn, den mach also: nym gut, redlich gesellenn, zwenczig, dreyssig, virczig, minder oder meher, dornoch du vill oder wenig leut host, die alle spis habenn; die ordenn jn glider, jn jglichs glidt forderlich so vill, als du meinst, jn deyner veindt spiczenn geordent sey, bey deinen schuczenn zu der linckenn seytten oder nebenn deyner spicz zu der rechten handt oder hinder dein baner, neben an den hauffen. Doch was du nebenn dein hauffen sonder ordennst, das schmuck so nohe dorane vnd an ein zeyll, das dein feindt nyt mercken mögen, das etwas des endes gegen jne geordent sey. Vnnd befille den jcz gedochten: sobald die verlornen schuczenn getroffenn habenn als vorstott, das dan dise vonn stunden ane der feindt spiczenn zusprengen vnd neben den
Aus dem .Kriegsbuch' des Philipp von Seideneck
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feinden vff der lincken seytten jn die spicz treffen vnd den vorgenanten verlornen schuczen, jren gesellen, noch jn der feind spicz eintringen, jren gesellenn vorgenant zu trost vnd hilff. Disse geordente, die heyssenn: die vnder den schilt gerennt. Dan jr treffenn jst denn feinden vff der lincken seytten, do der schilt hongt, vnnd kein were gegen jne woll bescheenn kann, aber vill -guts deim theyll vnd arges deynem widertheyll dovonn mag bescheenn. Vnd gar vill besser wer es, das die verlornen schuczenn vorgenant alle hetten hanttbuchsenn vnd domit kunten vnd mit gutter vernunfft auff der veint spiczenn abschissenn; kanstu merckenn, was die treffen, man oder ros, das es niderging: vnd vngezweyfelt deins widertheyls spicz wurd domitt getrennt. Aber gar heimlich muß man solch bestellung halten, das die feindt oder nimand dessenn weyß wurd. Nun hostu noch ein hauffen zu ordenn, wider dein feindt mit jrer spicz zu treffenn, ehedan dein feindt dein hauffenn rurnn; das du also: Jtem ordenn dreyssig, vierzig, funffzig oder hundert, alles dornoch du vill leut host, vnd die mussenn auch gut gesellenn sein, alle mit spissenn, an die rechten seytten deins hauffen. Desgleychenn, ob du wilt vnd achst, das es nott thue, so magstu vff die lincken seytten deins hauffen auch sovill, mynder oder meher, ordenn zu dem furnemenn, wie du hernoch merckenn wurst. Zum ersten, das die, die vff deins hauffenn rechte seytten geordent host, von stund dennen, die vndern schilt geront habenn als vorstott, gleich noch jne, mit deins widertheyls spiczenn treffen vnd furter den andern jn der veint hauffen, wie vorgenant jst, nochvolgenn. So jst ongezweyfelt dein feind worden mit jrem geschick von deynen manigfeltigenn treffen gancz weych vnd zerrutt, vnd furo dein hauff gar leychtiglich hott durch sie zu tringen. Aber dein hauff sol vonn stunden ane denen, so jch jcz genant hon, nochvolgenn vnd mit den feinden treffen. Vnd die andern, so du vff die lincken seytten deins hauffen geordent host, das dan dieselbenn mit des widertheyls schuc-
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Kriegswesen
zenn treffen: domit tringenn dieselbenn der feind schuczenn von deynem hauffen, das dein hauff dester minder von jne beleydigt wurd vnd dester ganczer bleipt etc.
16. Die Instruktion Ludwigs des Bärtigen Herzog Ludwig VII. der Bärtige von Bayern-Ingolstadt (1365-1447), der Förderer des jungen Hans Hartlieb (s.S. 14), lag in jahrelanger Fehde mit seinen Landshuter und Münchener Vettern. Die in diesen Kämpfen gewonnenen Erfahrungen sprechen aus einem eigenhändigen Brief vom 31. Juli 1428 an seinen Sohn Ludwig den Höcker, der den Vater um Rat in seinen Kriegshändeln mit dem niederbayrischen Adelsgeschlecht der Zenger gebeten hatte. Das-Schreiben ist ohne Angabe der Quelle abgedruckt bei J. Baader, Zur Geschichte der Kriegskunst, in: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, N. F. 19 (1872), Sp. 185 f. Allgemein vgl. S. Riezler, Geschichte Baiems III, Gotha 1889; Th. Straub, Studien zur Geschichte und Charakteristik Herzog Ludwigs VII., des Gebarteten, von Bayern-Ingolstadt, München 1955 (masch.).
Hochgebomer fürst, lieber sun! Als du vns rateß fragest, wie du deinen chrieg gegen vnsern veinden treiben sullest, da kunnden wir dir noch niemant vber lannd aus geraten. Der krieg werdet dich lernen, wie du den treiben solt; auch die kriegslewt vnd dein haubtleut werdent dir wol sagen, was notdurft ist. Sunder drew dingk hat mir oft wol geraten. Das erst: Wer wol chriegen wil, der acht vmb gut kuntschaft, vnd vil vnd menigerlai; doch solt du jn nicht getrawen, das du jn sagest, was willen du habest zutun auf jr chuntschaft. Das ander, das du vil lewt o f t fragest, waz man zutun hab, vnd iedlichen besunder; daz tu nimmer, das es ainer von dem andern noch vil lewt hören. Albeg nim eines ieden anslag in geschrift besunder, wie er es vor jm hab, das er es ennden well; vnd sitze dann alain vber si all, vnd nim daraus ainen, zwen oder drei, die zuennden sein, vnd die enndt dann nach rat, dem du getrawest. Das dritt: Halt all dein sach in grosser gehaim vnd getraw deins kriegs lewten als du mynndst mügest, waz du willen zutun habst. Dann ob du dein gesellen tailen sullest oder beieinander ligen, da chan ich dir nicht aus gera-
Aus dem .Feuerwerksbuch'
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ten, wann du solt deinen chrieg oft verkeren, zwen tag, drei oder vier all beieinander, drei tag oder vier von einander tailen. Nymer solt du deinen chrieg ainerlai treiben, sunder in der wochen oder in ainem monet drei stund oder vier stund verkeren vnd o f t halden lassen vnd wolreitend knecht ausschicken, ob si vnnser veind ergreiffen mügen. Sunder haiß dein gesellen allen Zengern zustund entsagen vnd allen seinen wissentlichen helffern, auch allen andern vnsern veinden. Das schreiben wir dir auf dein verpessern. Geben vnd mit vnser hannd geschriben an samtztag vor vincula Petri anno xxviij. Loys.
17. Aus dem
,Feuerwerksbuch'
Im sog. .Feuerwerksbuch' (,Buch daz da heist daz furwercke') faßte zu Beginn des 15. Jhs. (um 1420?) ein unbekannter Büchsenmeister das artilleristische Wissen seiner Zeit zusammen. Er behandelt die Herstellung des Schießpulvers, die Geschosse und die Geschützbedienung, gibt Verhaltensregeln für den Büchsenmeister, bringt als Kernstück die 12 Büchsenmeisterfragen und gedenkt auch des sagenhaften Erfinders des Pulvers, Berthold Schwarz. Uber 40 Hss. des 15. und 16. Jhs. überliefern häufig verschiedenartige Fassungen teilweise namentlich bekannter Büchsenmeister. Dem Erstdruck (Augsburg: Heinrich Stainer, 1529) folgten im 16. und 17. Jh. weitere Drucke. Mehrfache Übersetzungen ins Französische erfolgten im 15. u. 16. Jh; auch die italienische Fachliteratur wurde beeinflußt (16. Jh.). Klärung der Überlieferungslage und Edition stehen noch aus. Das folgende Textstück beruht auf Cod. PaL germ. 787, der die Schrift Bl. 2r-26r (Ausschnitt: Bl. 14v-16r) unvollständig enthält (geschr. zwischen 1430 und 1489; rhfrk.). - Lit.: M. Jahns, Geschichte der Kriegswissenschaften I, München u. Leipzig 1889, S. 392 ff.; W. Hassenstein, Das Feuerwerkbuch von 1420, München 1941 (m. Faksimile des Erstdruckes); Chr. Hagenmeyer, Leuvense Bijdragen 56 (1967), S. 169 ff.; Verf.-Lex. I, Sp. 612 ff. Hie noch stet geschreben, wye man gut anezunde puluer sal machen. Dv sah nemen swebel, der da mit qwecksilber vnnd mit gepranten wyne gesterck sy, als in dissem buch vorgeschriben stet, vnnd wye man in bereyten sal, daz stet auch vorgeschreben. N y m des salpeters, der etwye dicke gereynget sye vnd ge-
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Kriegswesen
lutert ist, vnnd ryb 1 die beyde stuck iglich besunder gar vast cleyn off eyme ryb steyn, vnd 2 so daz ye cleyner geryben wirt, so iß ye besser ist. Vnd nym dan der kolen, die von eymme vorslißen dißlach in eyme vordecten hafen in eynem heißen offen ader in eyme füre vorbrant ist, vnnd die specie miße noch gewicht vnderenander, als in dissem buch hie vor geschriben stet, vnnd thu darvnder eynwenig 3 campfer, nit zu vil, vnnd rure daz wol vnderenander vnnd nym dan den besten gebranten win enwenig vnnd beschut daz puluer da mide, daß iß fucht vnnd enwenig naß da von werde, vnnd rure iß eyn gude wille vnderenander 4 vnnd laß iß dar noch wol drocken, so hastu gar eyn gut ane zünde puluer vnnd daz best, daz yemant gehaben mag. Hie noch stet, wye man gude bussen cloczer machen sal. Wjltu gude bussen cloczer machen, so nym dürre albran holcz vnnd mache sye dar vß vnnd mache sye vornane kleyner dan hinden, vmmb daz, wan du eyn clocz wilt in die busse slaen, daz er ye getranger 5 hin in gan, vnd slach daz clocz mit eyn ander in vnnd laß sin nust vßwennig deß rores, so led sich der steyn recht in die busse für daz clocz. Wie man inn eyn yettliche büchß, groß oder klein, die stain hawenn sol, das sy gerecht darum werden. 6 Man sal allewege die wyte der bussen innewennig messen by dem clocze loch vnnd dan die forme des steyns dar noch messen vnnd abe zeichende mit eyme gewißen cirkil, vnd als man den steyn hauhet, so sal man inne hauhen, daz er zu ring vmmb vber all der formen glich zu stee. Hie noch stet geschriben, wye man eyne busse recht laden sal. 1 2 3 4 5 6
Davor „1" gestrichen Davor „ s o " gestr. Hs. „eywenig" Hs. verbessert aus „vnderendander" Hs.: „ye getranger vnd ye getranger" Überschrift fehlt in der Hs.; hier aus dem Erstdruck übernommen.
Aus dem ,Feuerwerksbuch'
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Noch disser lere saltu eyn iglich busse, sye sy groß ader cleyn, daz vor die bussen messen, wye lang iß innewendig sy biß an den boden, vnnd teil dan daz selbe maß in fünf gelich teil. Eyn teil sal deß clocz sin, so iß in die busse wirt geslagen, daz ander teil sal man laßen stan vnnd dye dru teil füllen mit gudem puluer. Vnnd disse lere dribet gude, gewiße schuschz von der bussen. Hie noch stet, wye man ane schaden von eyner bussen kommen sal, wan man sye an zündet. So du eyn busse geladen hast vnd sye schischzen wilt, so nym eynen prymmen vnnd stoß inne in daz wadlach biß off den boden durch daz puluer abe vnnd hebe puluer by dir, daz man nennet puluis currassine, vnnd stoß iß dem piyemmen noch vnd thusin so vil dar in, daz du daz waydloch follest. Wann die laß puluer sint gar heiß vnnd scharff vnd an zündet daz ander puluer gar behende in der bussen, vnnd abe daz puluer in der bussen verdorben were, so hilft yme daz zünde puluer, daß iß laßen müß. Du salt aber dreck puluer off die bus vnnd off daz zünde loch legen, vmb daz, daz du da von kommen mögest. Du salt dich huden, daz du nymer daz gude puluer off dem waydloch an zündest an daz vorgeschriben puluer; daz saltu allewege vor an zünden, so magestu ane schaden da von kommen. Wye man aller gewißt vß eyner bussen schußt vnnd sicher steen sal. Wjltu vß 7 eyner bussen schisßen gewiß schusch, so seych, daz du den ersten schusch nit zu hoch schyschest. Auch saltu wißen daz gewycht des steyns, des clocz vnnd des puluers vnnd sin craft, waz iß getragen mag, als du wol hast in dissem buche. Wiltu sicher sin vor der bussen, daz sydir keynen schaden düge, so stant vberart zwüschen dem bodem vnnd der syten off zehend schryde wyt. 7
Davor „eyns and" gestr.
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Seefahrt. Erdkunde, Handel Seefahrt, Erdkunde, Handel
18. Aus dem ,Seebuch' Das ,Seebuch' ist die älteste nautische Fachschrift des mnd. Sprachraumes. In seinem Kernbestand dürfte es bereits im 14. Jh. in Flandern entstanden sein, hat dann mehrfache Überarbeitungen und Erweiterungen erfahren und wurde vermutlich für den Gebrauch der Hanse ins Nd. übertragen. Seinen Inhalt bilden knappe Segelanweisungen für die Küstenschiffahrt mit detaillierten Beschreibungen der Atlantikküste von Cadiz bis zum Kanal, von Südirland, Süd- und Ostengland, der deutschen und dänischen Nordseeküste, der dänischen Inselwelt und der Ostseeküste bis zum Bottnischen Meerbusen. Zahlreiche Übereinstimmungen des ,Seebuches' mit der französischen, italienischen und englischen zeitgenössischen Fachliteratur weisen auf gemeinsame Quellen zurück. Überliefert ist das ,Seebuch' in zwei nd. Hss. aus der 2. Hälfte des 15. Jhs. in der Hamburger Kommerz-Bibliothek. Nach der etwas älteren Hs. A geben wir aus dem 5. Kap., das die englische Südküste behandelt, die Abschnitte 6-19 nach der Edition von Koppmann (S. 11 bis 14) wieder.. - Lit.: K. Koppmann, Das Seebuch, Bremen 1876; W. Behrmann, Über die niederdeutschen Seebücher des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts, Diss. Göttingen 1905 (Hamburg 1906). Item by westen Rammeshovet licht de haven van Wawik; de dar insegelen wil, de mot hebben l / i vlot, unde in den entringe van der haven up dat hoge lant stat an elke syde ene kerke, unde de dar insegelen wil, de mot insegelen by der oestsyden, de is schone. Item twisschen Wawik unde Pleymuden licht en tidehavene, de het Hinwin, unde buten der havene licht en eyland, dat het Wolff, unde bynnen deme eylande is gude reyde up enen suden wint; unde de dar bynnen segelen wil ofte in de haven, de mot komen van bewesten. Item de havene van Vawick unde Dodemanshovet licht dat ene van deme anderen sudwest unde nortoest. Item by westen Dodeman licht ene havene, de het Valemude, unde in deme entringe van der haven myddes licht ene rutze; de dar insegelen wil, de mach an beyden syden an der rutze insegelen, mer by oesten is dat best; unde also he de rutze vorby passet is, so mach he setten in de myddel van der haven, wor dat he wil, up 5 offte up 6 vadem, up 7, also hewil.
Aus dem,Seebuch'
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Item de wil insegelen, de mot vaste by den oesthaken insegelen, unde dar stat up elke syden up dat hoge lant ene kerke, unde also he 1 twisschen beyden hoken is, so schal he henholden in de myddel van der haven, unde segelen bet vor de stede myt enem schepe, dat 2 vadem deyp gaet, unde he mot hebben en dordendel tides; unde de buten setten wil umme to vorbeyden syne tyde, de mot setten up 6 ofte up 7 vadem, dat de kerke, de up dat oestlant stad, dat de nortnortwest van eme ligge. Item by westen Valemude dar licht de cape Lizart, unde is enen boghenschote wol in de see, unde de ratzen by oesten Lizart liggen van Valemuden suden unde norden. Item twisschen Lizart unde Valemuden licht ene tidehaven; de dar insegelen wil, de mot hebben en quarter tides myt enem schepe, dat 2 vadem dep gaed, unde is ene gude haven; de oestwart wil, de dar in wil segelen, de mot by den oesthaken insegelen, de is schone. Item by westen Lizart licht Musele, unde by westen an Musele licht Engelandesende, unde enen bogenschote buten der cape van Engelandesende licht ene ratze, de blifft enen vadem deep myt legem water. Item de wil segelen in de haven vanSelley, de mot holden den torne in den myddele van der santbaye, unde de mach setten up 6 offte up 7 ofte up 8 vadem, unde by suden. Item de wil setten in de reyde to Musseloy, de mot komen van bewesten to by enem hogen berge, de is runt, unde setten up 6 vadem; wente sette gy up 7 vadem, dar isset al vul ratzen. Unde by norden deme berge dwers over dar licht en wit steen, unde dar beneven schal he setten. Item de wil segelen in Hillevorden, de mot hebben en quarter tides, unde mot segelen by den oesthovet in uppe 4 vadem vaste by den lande to, dat he schal seen enen torne, unde dan sal he by suden sin jegen den torne; denne schal he setten up 4 vadem. Unde by den westhoken licht ene ratze, de licht van der havene oest unde west, unde licht under dat water. 1
„he" fehlt Hs.
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Seefahrt, Erdkunde, Handel
Item by norden Lizart 2 milen Engels to der Montzbaye licht ene reyde, de het Pandamy; unde dar steyt ene Capelle by norden der rede; also en man de cappelle mach seen, so segele he liik up de cappelle, unde sette up 5 ofte 6 efte up 7 vadem. Item twisschen Engelandesende unde Lizart myddes in de 2 Montzbaye licht en hochachtich berch, dat is ene gude kennynge, also en man kumpt dwers ut der see. Item de wil segelen in Pleymude, de mot sin vorschip holden up de haven in den myddel van den golfen, bet dat he 3 kumpt by den eylande, dat men het Tristan; unde wil gy under dat eylant setten, also gy seen also verne, also dat eylant, so mote gy vaste segelen by den eylande up 10 vadem; unde also dat eylant licht van jw sudwart, so schole gy setten up 6 ofte up 7 vadem. 19. Aus Balthasar Springers
Heerfahrt'
Als Handelsbeauftragter der Welser stach Balthasar Springer aus Vils am 25. Mäiz 1505 mit einer portugiesischen Flotte von Lissabon aus in See, um in gefahrvoller Fahrt nach Umsegelung Afrikas das ferne Indien zu erreichen. Nach der Rückkehr am 15. November 1506 faßte er seine Erlebnisse und Beobachtungen in einem Reisebericht zusammen, der zunächst lateinisch niedergeschrieben wurde (erhalten in einer Gießener Hs.), 1509 jedoch in deutscher Sprache unter dem Titel ,Die merfart vnd erfarung nüwer schiffung vnd wege z8 viln onerkanten inseln vnd künigreichen' im Druck erschien (Augsburg?). Die 16 Bll. umfassende Schilderung ist durch eine Reihe von Holzschnitten bereichert; daneben war eine kleinere Ausgabe in Umlauf, bestehend aus 6 teilweise mit Beischriften versehenen Holzschnitten von der Hand Hans Burgkmairs aus Augsburg. Eine mnfr. Übersetzung (Antwerpen 1508) gab sich als Werk Vespuccis aus. Springers .Meerfahrt' beweist eine beachtliche Selbständigkeit in den geographischen und ethnographischen Angaben; sie ist frei von Phantastereien und bedeutete eine wirkliche Vermehrung des Wissensstandes im Entdeckungszeitalter. Sie vermittelt nicht nur den ersten deutschen Reisebericht über Indien und die erste ausführliche Darstellung der Hottentotten, sondern dokumentiert auch den Beginn der direkten deutschen Handelsverbindungen mit Indien durch die Welser. Wir bringen aus dem Beginn der Reise die Fahrt über 2 3
„ d e n " Hs. „ h e " fehlt Hs.
Aus Balthasar Springers .Meerfahrt'
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die Kanarischen Inseln, längs der afrikanischen Küste am Kap Verde vorbei zum Bissagos-Archipel (Bl. 2 v - 4 r der Faksimile-Ausgabe von Schulze). Die Sprache ist obd. - Lit.: F. Schulze, Balthasar Springers Indienfahrt 1505/06, Straßburg 1902; W. Jopp, Die wiss. Redaktion 3 (1966), S. 58 ff.
Vff freitag noch vnser lieben frawen verkundung tag, der do was vff den achtundtzwentzigsten tage des monatz mertzen, do fSren wir zu nacht mit vnsern schiffen zwischen zweien inseln hyn. Vnd leit dye ein von der andern sechtzig meilen, vnd fecht sich do an der moren landt. Vnd heist die ein Canaria vnd leit hundert vnd achtzig meylen von Lisibon, die ander Ilamander. Die selb leit hundert vnd funftzig meiln von Lisibon, vnd sein mer dan halb moren in diesen landen vnd inseln. Vff den lesten tag des mertzen sahen vnd erfunden wir inn meres flut neun inseln hoch von gebirg vnd wit vnd breit von landen von Canaria noch einander lygen, in welchen inseln die schlafen die cristen verkauffen. Vnd sein diß inseln ein kunigreich, dem kunig von Hyspania zugehSrend. Wir waren der zeit zweyhundert vnd 1. meyln wegs von Lisibon biß in diesse gegene mit gotes hilff gesegelt. Vff den dritten tag des apprillen, das was vff Sant Ambrosius obent, kamen wir vß der cost von Geneya, do füren wir die leng bei der moren oder schwartzen land vff zw&lff oder funfftzehen meyln fer, da sahen wir vff den selben obend vnd tag dornoch vil grosser, grausamer walfische vnd ye einen grosser vnd lenger dann den andern. Vff den sechsten tag do fSren wir zü schiff an land noch dem Kaben Werdon, do fingen wir viel vnd manigerlei fisch mit dem angel, als das schyff im lauff was. Vff dem sibenden tag des aprillen do füren wir in den Kaben ferre hynein inn der moren land vnd wurffen vnser Incker vß vff drey meyln bey einem marckt, heißt Byssegicks, do ist der moren kunig wonhafftig. Das volck hat hol bawm zu schiffung, dar inn sie fischen. Ir fyer ffiren mit tzweien der angezeigten schiflein zu vns vnd retten gut portugalisch sprach mit vns, also das wir ein ander gantz in allen hendeln wol verstunden. Wir sahen auch in diessem kungreich vnd inseln wunderbar, onschamhafft menschen beyderlei geschlecht vndereinander als die wilden
48
Seefahrt, Erdkunde, Handel
thyr, etlich allein die schäm bedecken, die andern nackend, all schwartz, als die wir bei vns moren nennen, vmblauffen. Der moren land sich auch da anheben. Ire wonungen vnd huser geleichen sich den hutten, als die armen dorfleut in vnsern landen über die back&ffen machen, welch huser die inwoner noch irem willen tragen, wo hyn sie z8 wonen lust haben. In diessen inseln vnd landen ist vberflussigklich vil fychs, klein vnd feißt von leibe. Es werden dar inn gemacht vyl keß, vnd guter zScker an vil enden der gegene wachssen ist, dar z8 vil wilder menschen dar inn vnd sunst manigerlei abentur erfunden werden. Vnd sunderlich erscheint vnd feit der ende vil golts, do von der portugalisch kunig sein guldin muntz schlagen vnd muntzen leßt. Aber die ynlendischen diesser inseln das golt nit arbeiten noch verwercken kunnen. Diß volck braucht noch nympt bei ynen gantz kein gelt, sunder allein seltzam, auenturige ding, als spigel, messing ring, lang blawe cristallein etc. vnd der geleichen manigerlei, was yn seltzam ist vnd ynen do hyn bracht wirt, do geben sie wäre vmb wäre vnnd was sie haben vnd bei yn wechst, stuck vor stuck, noch yrer liebe vnd zymlicher achtung der selben ding. Gewechs der bawm seyn ubertreffener grosse. Vnnd wert diß land der angetzeygten inseln tausant vnnd fyerhundert meylen. Vff den eylfften tage des aprillen sandt der kunig sein son z8 vnserm schyff, da ym sein hoflut vnd dyner groß ere an dethen, das by vns narren weiß vnd spotliche geacljt wurde. Da lagen wir achtag vor dem land ym hafen mit xix schiffen. Vff den fiertzehen tag des aprillen da segelten wir hynauß acht meylen von dannen, da lag dy fl8t der Obersten capeteniern; da funden wir etliche, die mit vns zu Rostal vß wolten faren. Vnd brach vnser blind rade vß anstossung anderer schiff, die wider vns fftren, also das wir vff funffhundert meilen allein vnd nit mit der flut füren biß vff die nochuolgen zeit. Vff den xv. tag des aprillen segelten wir mit der gantzen fl8t vß von der schwartzen oder moren land biß vff den grossen golffen, der do ist tausant fyr hundert meylen breyt biß an den Kaben Sperantzen. Vnd von dem kunig Bissegitz ist xiiij meiln inn das
Aus Vickos von Geldersen,Handlungsbuch'
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land hynein; do ist ein ander groß kunigreich, vil hundert meiln lang vnnd heyßt der kunig von Genneya vnd ist ein bSß landt von leuten vnd faulem lufft. Vnnd als wir quamen an den Kaben Werdon, do leit ein runder felschß oder bergk im mere, der ist sere hoch vnd wonet nymant daruff. Vmb den berg sein groß bawm wol fyer clafftern dick vnd haben bletter geleich den nößbawmen vnd tragent frucht geleich den kurbssen.
20. Aus Vickos von Geldersen
,Handlungsbuch'
Der Hamburger Kaufmann und Ratsherr Vicko von Geldersen (gest. 1391) betrieb einen lebhaften Handel mit Tuchcn und anderen Waren, die er aus den Niederlanden und England bezog. Schriftlicher Niederschlag seiner Geschäfte ist sein ,Handlungsbuch', das zu den frühesten Aufzeichnungen städtischer Handelshäuser gehört. Der 84 Bll. umfassende Papiercodex, der im Hamburger Staatsarchiv aufbewahrt wird, gliedert sich in 4 Teile. (1) Das Handlungsbuch (i.e. Sinne), das den größten Teil der Hs. füllt, wurde von Vicko selbst angelegt, doch stammen die Eintragungen von vielen verschiedenen Schreibern aus den Jahren 1367-1392. Es sind Notierungen über Schulden aus Waren- und Geldgeschäften und deren Abtragung, ohne strenge Ordnung zu Papier gebracht. (2) Das Rentenbuch aus den Jahren 1377-1411 wurde ebenfalls von Vicko zur Aufzeichnung der aus Grundstücken bezogenen Renten begonnen und von seinen Nachkommen fortgeführt. (3) Das Schuldbuch (1360-1366) ist ein knappes Schuldverzeichnis Vickos, während den Schluß des Bandes (4) letztwillige Verfügungen seines Sohnes Johannes bilden (um 1400). Die Sprache des Codex ist ein Gemisch aus Latein und Mnd., doch nimmt gegen Ende das Mnd. immer breiteren Raum ein. - Das Textbeispiel aus dem 1. Teil entspricht in der Ed. von Nirrnheim den Nrn. I, 452-467 (S. 6 9 - 7 1 der Hs.), doch benutzen wir die Abkürzungen m. = mark, p. = punt, s. = Schilling, d. = denarius (pennig). - Lit.: H. Nirrnheim, Das Handlungsbuch Vickos von Geldersen, Hamburg u. Leipzig 1895. Herteghe Albert von Luneborch tenetur 3 0 0 m. vor 10 Brughesche lakenne unde vor 3 Dyxmudesche. Item tenetur I0V2 m. vor 1 cort roet laken, unde dat rode laken hört tho Luneborghes wyve. Item tenetur 5V2 m. vor enen roden Brugheschen stßven, de hört tho jfingen Vicken. Dyt want kofte Wernerus, des herteghen scriver, unde Heyne Peyne in anno Domini 1382 uppe sßnte Ulrykes dach, unde dyt schal he beta4
Schmitt, Fachprosa
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Seefahrt, Erdkunde, Handel
len, aise syn bref uetwyset, den ik dar up hebbe. Item tenetur mihi 8 m. vor 1 dordendel van enem Berghesschen laken. Dedit 84 m. anno Domini 1384 feria quarta ante festum Dyonisii, quas dedit dominus Paulus, suus scriptor. Item dedit 16 m. in eodem anno. Item dedit 100 m., dede Seghebant Vos, sin voghet to Winsen, uetghaf. Johannes Witte, en wantsnyder van Luneborch, tenetur 3 Brughesche lakene, en rot, en grün unde en brün, dat laken vor 22 m., minus 4 s. bynnen deme cope. Item 1 swart Berghesch vor 22V2 (m.). Item tenetur 1 blaw DixmSdesch vor 18 m. Desse lakene cofte he sunte Mechahelis daghe, na myneme willen to betalende. — Dedit 20 m., quos Heyne Peyne sublevavit. Item dedit Tynappele 20 m. Item dedit 4 0 m., quos dedit Lembeken. Item dedit 26 m. et 4 s. Item Bernt Vrowdenrit tenetur mihi 7 Brughesche (lakene), dat laken vor 22 m. unde 2 s. Desse lakene cofte he sunte Mechahelis daghe, to winachten to betalende. — Dedit 150 m. et 4 m. et 6 s. Item Albert van Lubbeke tenetur 1 rot Ruslers pannum pro l i m . , dat he cofte sunte Mechahelis daghe, na myneme willen to betalende. Dat helt to cort 3 quarter. — Et dedit l i m . myn 3 s. Item her Albert Hoyke tenetur 2 swarte Berghesche lakene pro 45 m., de he cofte sunte Mechahelis daghe, to vastelavende to betalende. - Et dedit 45 m., quas dedit Hynryco Honnyckesböttele to paschen. Item Dideric vamme Sünde tenetur 1 Dixmudesch laken pro 18 m., dat he cofte sunte Mechahelis daghe, to winachten to betalende. — Item dedit Hynrich 16 m. per Arnoldum. Item dedit 2 m. Item Albert Luneborch tenetur 350 m. Item ipsi tenetur 10 m. vor versetene tyns. - Dederunt mihi 200 m. unde 92 m., dar ik vore nam 10 BrSghesche laken, 5 Berghesche laken. Item hebbe ik entfanghen 30 m. minus 8 d. von Makanken weghen. De voghet unde Lödeke Bysphinghes unde Aleke Luneborches de syn her Vycke schuldech 100 m., 70 m., 12 m., 5 s. de omni compStacione, unde dyt vorescreven ghelt heft her
Aus Vickos von Geldersen .Handlungsbuch'
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Vycke senior to Dyderich Lembeken, de inde dedit 7 0 m. Item tenetur 6 m. vor 1 schymmelet pert. Item tenetur l i m . iterum pro unum equum, dat he cofte des sSnnawendes vor uses Heren hemmelvart. Item tenetur 4 0 m., de he upborede van Johannes Witten et dedit 4 6 m. myn 2 s., dar he my vore sande 1 0 5 0 lenewandes myn 6 elene. Item heft he my bewyset tho Wolder 8 0 m. - Dedit 4 3 m. unde 7 (s.). Johan Bretling, civis in Lubeke, tenetur 2 pipen olyges, de pipen vor 2 5 1 / 2 m.; de helden 4 sester myn. Dessen olyge cofte he achte daghe vor sunte Mertens daghe, to lichtmissen to betalende. - Dedit 4 8 m. et 5*/2 s. Albert van Lubbeke to Luneborch tenetur 23 m. vor en swart Berghes laken; dar was avesneden 14 eine; na myneme willen to betalende. — E t dedit 8 m., de he Alerde gaf 3 weken na paschen. Item dedit 7 m. unde 4 s. by Arnoldus. De Wintersche, en cremersche to Lubeke, tenetur 2 pipen vor 51 m., de se Woldere afcofte to Lubeke; to vastelavende to betalende. Item l*/2 centum mandelen myn 2 p. unde 3 verdendel, dat hundert vor l x \2 m. — Dedit 11 m. et 6 d. pro \ljt centum mandelen. Item dedit 3 0 m. Wolderen Billemanne. Item dedit 21 m., quas dedit Johanni de Stadis 3 weken na paschen. Johan van Stade tenetur 7 m., de he upborede van der Wynterschen. Tydeke Volf in deme Ossenwerder, de dar wonet uppe Scherbeken hove, tenetur 1 m. vor 2 elene unde 1 quarter wandes van eme Brugheschen (lakene), dat he cofte des dynghesdaghes na des hylghen lychames daghe, tho sunte Michaelis daghe to betalende. — Item dedit 1 m. Item Henneke Prysser, civis in Danneberghe, tenetur 2 Dyxmudesche laken vor 36 m., 1 gr8n, 1 blaw menghet, de he cofte in deme 83. jare des dynghesdaghes na des hylghen lychames daghe, tho user vrouwen daghe der ersten tho talende. - Et dedit 3 6 m. to midvasten. Heyne van der Lu, civis LÜbecensis, tenetur 3 5 m. pro 2 Brughesche lakene, quoes emit a Wolero Billemanne, to pinsten to betalende. — Dedit. 4*
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Landbau und Haushalt H e r t h o g e Erych van Sassen, de jungher, d e m e h e b b e ik af-
g h e c o f t 2 0 m. gheldes vor 2 0 0 m . Dar h e b b e ik s y n e s w y v e s h o v e t g h o l t vore t h o p a n d e , u n d e dat lecht u p p e d e m e rathäse in der tresekamere in e m e scryne, u n d e d e n slotel t o d e m e scryne h e b b e ik in m e n e r k y s t e n in e m e nasche, u n d e dit m a c h h e w e d d e r cope t o allen s u n t e Mertens daghe. - Et dedit 2 0 0 m. Landbau u n d Haushalt 21. Aus dem,Pelzbuch'
Gottfrieds
von
Franken
Das,Pelzbuch' des Mainfranken Gottfried ist das altdeutsche Hauptwerk über Obst- und Weinbau. Das lateinische Original entstand um die Mitte des 14. Jhs., die deutsche Überlieferung setzt noch im 14. Jh. ein und erstreckt sich bis in das 16. Jh. hinein. Im 15. Jh. gab es bereits tschechische Übersetzungen. Insgesamt sind bis heute 84 Hss. bekanntgeworden. Teile des Buches wurden in die friihneuzeitliche gärtnerische Fachliteratur aufgenommen und wirkten bis ans Ende des 18. Jhs. in fast ganz Europa fort. Die Schrift beruht zum großen Teil auf eigener Anschauung und Erfahrungen, die Gottfried auf weiten Reisen gesammelt hat. Dazu treten Einflüsse antiker und mittelalterlicher Fachschriftsteller. Der Inhalt gliedert sich ursprünglich in sieben Abschnitte: I. Baumzucht, besonders das Pfropfen der Bäume, II. Rebenzucht, III. Obstlagerung und -Verwertung, IV. Weinbereitung, V. Essig, VI. Klaret, VII. Medizinalweine. Die im folgenden wiedergegebenen Kapitel aus dem Abschnitt über die Weine sind der ältesten Hs., Cod. 504 der Stiftsbibliothek Admont in Steiermark, Bl. 6 0 r a - 7 9 r b , entnommen. Sie wurde im 3. Viertel des 14. Jhs. in nordthüringischem Dialekt geschrieben. Unsere Textprobe steht Bl. 7 4 r a - 7 5 r b = Kap. 4 7 - 4 9 , S. 135 f. in der Ausgabe von Eis. - Lit.: G. Eis, Gottfrieds Pelzbuch, Studien zur Reichweite und Dauer der Wirkung des mittelhochdeutschen Fachschrifttums, München 1944 (Nachdr. Hildesheim 1966), mit weiteren Literaturangaben; R. Ankenbrand, Das Pelzbuch des Gottfried von Franken. Diss. Heidelberg 1970. D e r w y n der d o w e c h s t an d e m w y n s t o c k e , w e n m a n d e n lesin sal; v o n den c z e y c h i n der
rifikeyt.
Sundir czu d e m erstin ist czu seen, vnd c z u vordirst v o n der czit des w y n i s c z u lesin, w e n eczliche w y n , di m a n list e si rife werdin, di vorterbin vnd m o g i n nicht w e n n , w e n v o n hicze vnde von vroste werdin si vngebe vnde sich.
Aus dem .Pelzbuch' Gottfrieds von Franken
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Eyn philosophus spricht: Js ist gut den w y n lesin, wen der mon ist in leone odir in libra odir in scorpione odir in aquario odir in dem czunemende odir in dem wachsinde, is sy tak odir nacht. Abir Demetrius Affricanus spricht, das di wynbere mogin nicht lengir blibin in syner ryfe wen sechs mone, abir di czeychin der rifunge der wynbere di sint nicht alleyne in dem smacke gar suze. Sundir wen man si druckit, das di steyne lichtlichin vs spruczin, vnd ouch ob di vuchtikeit, di do vs der bere dringit, si klebir also lym, vnd ouch ob di bere des wynis obir der trubiln si gar wech, vnd ob eczlich körn odir bere begynne sich czu mynnern vnd schrympin, vnd ob dy bere nicht me möge czu nemen, so wisse, das di czit des lesins ane stet. Ouch sullin di den w y n vs tretin beyde vuze vnden reyne habin. Vnd wen der wyn gelesin ist, so sal man yn alczuhant vs druckin. Do von wirt der wyn stark. Jst abir, das man yn czu lange lest sten, so wirt her kranc. Ouch sint someliche, di do losin di rotin bere, das wir heysin di swarcze bere, lange sten, e man si trit odir keltrit. Abir des enlobe ich nicht. Das tvn si, das yn deste me wynis werde; das ist eyn giczekeit. Do von kumen si in eynen schadin, das von den wynkern eyn osmak der w y n gewynnet. Ouch han ich das irvarn, das di blanken wyne, di do wachsin in duczschin landin, starkir sint wen di rotin, di ouch do wachsin, aber in den welschin landin so sint di blankin wyne almeystlich 1 kranc vnde di rotin sterkir. Abir w o von das si, das loze ich varn, wen dis buch habe ich geschrebin durch andir sache wille. Ouch wisse, das di wyntreter nicht sullin essin brot odir louch odir andirs was, do von der wyn möge gewynnen eynen smak. Von der gewisheit, di man sal habin beyde in der presse vnd ouch in deme kellir. Ouch sint di vas, do man dy wyne in tvn sal, di sal man gar reyn 2 vnde wol purgiret haldin. Vnd wen si sint bereyt, so sal 1 2
Hs. almeyslich Hs. e y n
54
Landbau und Haushalt
man si waschin mit salcz wassir gar vlislichin vnd wartin, das icht blebin si von der aldin muter odir der wynsteyn odir keyn andir vnvlot. Noch deme das di vas getrockin sint, so sal man si nicht mit wygerouche berouchin. Wy man czu Wirczeburg vnd almeistlich in andirn stetin czu macht das gevese. Czu Wirczeburg vnde Bobinberg vnde vil andir, wen si czwiviln, ob di vas sint reyne, so nemen sy vnde begisin di vas mit peche. Do mitte benymt man den osmak des gevesis. Jdoch geschit is gar dicke, das das pech also tane vnvlot nicht benymt. Das geschit, wen man di vas picht mit vngesotinem peche, vnde von deme vallin di den wyn trinken in manchirhande suche. Das ist begriflich, wen pech stoppit di brüst, beswert vnde betrubit das 3 gehirne vnd brengit trunkinheit. Ouch brengit 4 is ougin surren. Vnd dorumme ich, Gotfrit, bin den wynen von Wirczeburg gar widir. Ouch sint di wyn der genantin stat der naturen, das si 5 lichtlichin osmakhaft werdin, is si das man si halde in gepichtin vassin; so enthaldin si sich eczwas. Doch bin ich dicke dar gebrocht von den inwonern 6 der stat, das ich muste dicke mit yn trynkin, vnd vurchte, das ich do von queme von myner 7 vornumft vnde verlöre myne ougin. Wen pich ist eyn orsprink der blyntheit. Vmme das in Vrankin vnd in Doringin vnde in deme beygerischim gebirge do sengin si di vas vnd belosin si mit harcze durch des pechs wille, das si nicht blint werdin.
22. Vom Düngen der Obstbäume Unter den Hss., die Gottfrieds ,Pelzbuch' in umgearbeiteter, durch spätere Zusätze veränderter Form enthalten, ist der Harburger (ehem. Maihinger) Cod. III 1, 8 ° 5 8 , geschrieben 1511 in Bamberg, besonders
3 4 5 6 7
Hs. beswert is vnde betrubit vnd das Hs. brengin ergänzt Hs. inwoner Hs. nyner
Vom Düngen der Obstbäume
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interessant. Die Sammelhs. repräsentiert den Gattungstyp des,Buchs vom Menschen, Tier und Garten', des Vorläufers der Hausväterliteratur. Unter den an das,Pelzbuch-Fragment angelagerten Texten hebt sich Bl. 2 3 r - 2 4 v eine kleine Düngelehre für den Obstgärtner hervor, die in der mittelalterlichen agricultura-Literatur sonst nicht bekannt ist. Unsere Wiedergabe folgt der Edition von Eis. - Lit.: G. Eis, Zs. f. Agrargeschichte 4 (1956), S. 135-144.
Vom mist, den man czw den bawmen thut. Den mist, den man czw bawmen wil thun, der sol nit czw alt sein, also das er sey schir zw erden worden, vnd auch nit vast sey junck, sunder daz 1 er sey einß jarß alt oder 3 vierteil einß jarß alt. Den loben alein die gertner vnd nit den, der vast new ist, dar vmbe wan er hath in im vast wesserick feuchtigkeyt; vnd den vast alten mist, der dan schir czw erden ist worden, ist enczihen die naturlichenn wirm vnd die vast feuchtigkeyt, also das er dye bawme auch nit uast speyssen ist. Vnd der mist ist den bawmen 2 aller bequemlichst, der yttzunt an hebt czw fawlen, wanne dye feuchtigkeit 3 , die herausser 4 fleusset vnd ist erfult, jst die best speyse der bawmen, wan als lange geit der mist den pawmen ein gut speyse. Item der mist, der do sol czeitig werden, dem ist gut, das er lige an einer stat, do nit vast die sunne hin scheynet, oder daß er allenthalben sey wol verdeckt mit labich vnd reisich, also das auff in der sonen glantz nit wol mog komen vnd auß ime mog czihenn die veyst 5 feuchtigkeyt. Vnd ist auch dem mist gut, das durch in nit flisse ein wasser, auff das die ueistigkayt im nit entzogen werde. Item vnd vor anndernn miste ist dawbenn mist der pest in die feuchten gerten czw den pawmen, wann er nymet ab die vberflussig feistigkeyt der erden. Vnd dar nach ist vast gut geyß mist vnd dar nach esel mist vnd schaff mist vnd rinder mist. Vnd sew mist ist der aller poeste, wann er czw vast wesserick 1 2 3 4 5
Hs.: Hs.: Hs.: Hs.: Hs.:
dar bawme festigkeyt erhausser weyst
56
Landbau und Haushalt
ist; vnd etlich loben in vor allen anndernn miste, vnd ettlich sagen, wan man mit im dünget dye ecker, so werden sy uast disteln tragen. Item auff dy wyssen ist vast gut der mist, der nu ein jar ist gelegen, wann er macht nit uast lang grass wachsen auff der wissen. Vnd newr mist, der do nit uast ist gelegen, der ist gut auff den wissen, dy do sollen tragen vast lang graß.
23. Aus dem .Kochbuch'Meister
Eberhards
Der Cod. III 1, fol. 43, der Öttingen-Wallerstein'schen Schloßbibl. zu Harburg (ehem. Maihingen), der in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. angelegt wurde, überliefert auf Bl. 59r—70r ein Kochbuch unter der Überschrift .Hienach volgt vonn dem kochenn vnd hat gemacht meyster Eberhart ein koch herczog Heinrichs zu Landshut'. Meister Eberhard stand also als Küchenmeister vermutlich im Dienst Herzog Heinrichs des Reichen von Bayern-Landshut (1404—1450); mehr ist über diesen Autor nicht bekannt. Sein Kochbuch, das nur eines aus der stattlichen Zahl altdeutscher handschriftlicher Kochbücher darstellt, bietet lediglich in seinem Anfangsteil eine Zusammenstellung von Küchenrezepten, um dann sehr bald in eine Gesundheitslehre einzumünden, die eine Reihe von Nahrungsmitteln unter dem Gesichtspunkt ihres diätetischen Wertes behandelt. Rückt der Text damit bereits auf das Gebiet der heilkundlichen Literatur, so gilt dies erst recht von dem abschließenden Traktat über die medizinischen Öle, der jedoch nicht mehr auf Meister Eberhard zurückzugehen scheint. Die folgende Textprobe ist den reinen Kochrezepten entnommen (Bl. 59r-59v = Nr. 6-14 in der Edition von A. Feyl, 1963). Die sprachlichen Merkmale des Kochbuches weisen auf den ostfränkischen Raum und die Übergangszonen zum Bairischen, Schwäbischen und Mitteldeutschen. - Lit.: A. Feyl, Ostbairische Grenzmarken 5 (1961), S. 352 ff.; dies.,'Das Kochbuch Meister Eberhards. Ein Beitrag zur altdeutschen Fachliteratur. Phil. Diss. Freiburg i.B. 1963; G. Eis u. G. Keil, Studia neophilologica 30 (1958), S. 238; W. Hirth, Ostbairische Grenzmarken 8 (1966), S. 273 ff. Ein gut mus zu machenn. So nym nuß kernn vnd stoß die dein vnd streich die durch mit einerr sussenn milch vnd mit süsser semeil brosem, die wol gesotenn sein, vnd thue schmalcz dar an genug vnd rurr es ab mit eyer totternn vnd wurcz es wol vnd versalcz es nit. Wiltu machen ein gebraten muß vonn vischenn.
Aus dem ,Kochbuch' Meister Eberhards
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So nym per visch, die peyß in essig vnd wurff die in ein mandelmilch, die mit reyß sein wol gemengt, vnd ein wenig schmalcz dar an, das wellig sej. Versalcz es nit. Item ein essenn vonn einer lebernn eins kalbs. Nym ein lebernn von einem kalb vnd hack sie dein vnd würcz sie wol ^nd nym dann einen hewrigenn speck vnd weinperr vnd leg das necz furr dich vnd bestreich es wol mit totternn vnd nym dann die lebernn vnd slach ein necz dar vberr vnd verspeil das wol vnd leg sie auff ein rost vnd laß sie pratenn vnd beslach sie halb mit totternn, die rot sein, darnach an der andernn seittenn mit grünen totternn vnd peterlein vnd versalcz es nit. Wiltu machen ein meyschen kuchenn. So nym auff zehen eyer vnd zuslach sie wol vnd nym darzu peterlein vnd rurr es vndereinander vnd nym einen morserr vnd secz auff ein kolenn vnd thue dar ein einen löffei vol schmalcz vnd laß es heyß werdenn vnd geuß die eyerr darein vnd laß es kul pachen vnd thu es also gancz auff ein schussel. Versalcz es nit. Item wiltu machen ein essen in dem meyen, das heyßt ein gespöt. So nym einen fliessendenn keß vnd schneid den in vil schnittenn, die dünn sein, vnd nym darzu sechs eyer vnd slach die auff den keß vnd nym meichßige putternn in ein pfannen vnd thue den keß mit den eyernn vber das fewrr vnd zeuch es ey dar mit auff, das es siecht werr, vnd richte es an vnd versalcz es nicht. Item einen fladenn zu machenn von fischenn, velcherlej sie sind. So nym ein dicke mandelmilch wol gemengt mit reiß mel vnd thue dar ein einen apffel oderr zwenn vnd ein wenig wurcz vnd seud es in einem ofen vnd laß es pachenn vnd versalcz es nit. Wiltu machen morchen vmb weihennachtenn.
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Landbau und Haushalt
So nym ein teick auß weissem brot vnd auß ein wenig melbs vnd schla eyer dar an vnd mach zwen knebel vnd wurff die in den teick vnd zeuch sie daijnnen vmb vnd leg sie in ein schmalcz, das nit zu heyß sej, vnd wenn es ein wenig gepack, so nym es her wider auß vnd schneyd es dann mitten auff dem knebel auff von einander vnd füll es dann mit ein geruntenn eyernn vnd zeuch es durch einen lindenn straubenn teick, leg es in ein schmalcz vnd laß es pachenn vnd secz die morchen dar ein vnd laß sie pachenn. Wiltu machen ein gestrocztes gepachens. So mach ein teyck von eytell eyernn vnd wurcz in wol vnd mach in gel vnd warmm duczent gutter helmm in den teick, das sie naß werdenn, vnd nym sie dann her auß vnd pack es in einem schmalcz vnd versalcz nit. Wiltu machen gut kuchenn vonn eyernn. So nym eyer, wie vil du wilt, vnd zu slach die wol vnd schneid semel fünf lot dar vnter vnd thue dar ein weinperr vnd schmalcz in ein pfannen, des genug sej, vnd geuß die eyer dar ein vnd laß es packenn ynnenn vnd aussenn. Do mit slach es auff ein panck vnd hack dar vnter gut wurcz vnd schneid es zu scheubenn vnd rieht es an.
24. Aus der pseudobemhardischen
,Lehre vom Haushaben'
Die sog. ,Lehre vom Haushaben' (,Epistula de gubernatione rei familiaris'), die sich als Sendschreiben des Bernhaid von Clairvaux an einen Ritter Raimund von Mailand ausgibt, handelt in knapper Form von den Grundsätzen einer sittlichen und klugen Führung des Hauswesens. Die einst sehr beliebte Schrift ist nicht nur lateinisch reich überliefert (über 20 Wiegendrucke), sondern sie erfuhr auch Übersetzungen ins Französische, Italienische, Spanische, Niederländische und Deutsche. Die deutschen Handschriften bieten mehrere, von einander unabhängige Bearbeitungen, wovon die selbständigste von Niklas von Wyle (8. Translation) stammt. Auch drei hochdt. und ein nd. Inkunabeldruck sind erhalten. Im folgenden ein Abschnitt aus der anonymen Ubersetzung nach dem um 1488 bei Benedikt Puchpinder in München erschienenen Druck (GW 3983), Bl. 3v-5r;Sprache: oberdt. - Lit.: GW 3 9 6 0 - 3 9 9 5 ;
Aus der pseudobernhardischen ,Lehre vom Haushaben'
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C.D.M. Cossai, An examination and edition of the German translations of the Pseudo-Bernhardine Epistola de cura rei familiaris (St. Bernards Brief an den Ritter Raimund), Thesis Leeds 1970 (ungedr.).
Jtem hastu ein weyb, der du nit wol getrauest, was sy thut, daz ist dir besser nit zewissen, dan zu wissen. Wan wer innen wirt seins faygen weybes missetat, den kann keyn arczet gesund machen vmb den grossen vnmut, den du hast von deinem bösen weibe, vnd der wirt dir nymer gemindert. Wen du den solche ubelgetone ding hörest sagen von andern iren geleychen, so wirt dan dein ere geschwehet. Jtem ein edls vnd hohes hercz sucht nit ein weib, die vil reichtumb hab, sunde ere vnd frummkeit, das gibt reichen sold. Jtem ein frummes, ubels weib straffest du baß mit lachen vnd mit guten worten, den mit schlahen oder mit üblen Worten. Aber ein ubels, boß weib ist dreier haller böser dan der teufel; mit der zertrag dich mit nichten, dan es were alles verloren. Jtem ein weib, die ein eebrecherin ist, die sol man lebentig begraben, ob es daz recht verhengt. Jtem merck, was verschnitens gewandt schadens bringt. Hastu gewandt, das kostlich ist, daz wirt deinen geleichen verdriessen vnd dein nachbauren 1 haben des arckwon. Kostliche kleider oder gewanndt ist ein Weisung kleiner syn vnd wycze, wan der nucz, der daran ist, den niessent die milben vnd schaben. Darumb fleiß dich, daz du den leuten woll gefallest mit frumkeit, weißheit vnd fursichtigkeit vnd nit mit gewand. Jtem bitt dich dein weyb vmb gewandt, die doch vor gewand hat, daz bedeut kein fursichtigkeit. Merck auff ir siten vnd laß dir keins abiten, wan sy haben gar langes har vnd kurczen syn, daz tregt dir kleinen gewyn. Jtem nun merck auff die liebe deiner freundt. Hastu freund, gesypt oder nit, so hab den aller liebst, der dir aller gutlichest thut oder der dich mit freuntschaft inrechten treuen maint. Yedoch erzeygt er sich in aller enthaltung als der planeten lauf, die sind gemainigklich boß vnd gutt. Doch hab den freund vil mer heb, der sich in noten zu dir erzeygt vnd der dir sein gut 1
Druck: nach bauren
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Landbau und Haushalt
leichet oder gibt, dan den, der dir seinen dienst 2 embeut mit worten. Jtem hastu vil freund, so hab den nit für deinen freund, der dich vnder äugen lobt. Jtem get einer zu dir von rats wegen, so rate im nit schnekich, vnbedach oder sag im nit, das er gern höre. Du solt im raten, das mit eren seye. Bedenck der sach anfang, mitel vnd das ende, seinen schaden vnd seinen frummen nach rechter beycht vnd das im recht allerbaßt gesein mag, vnd spricht nit, mir gefeit daz oder daz nit, des du nit guten anfang oder außgang wayßt. Wan geet im dein rate ubel auß, dauon hast du vil mer straf den lones. Gebricht dir rattes, so erfar dich furbaß an denen, den solich leuff kundig sind. Wan du hast vil gewiser schelten, gespot oder vndanckberkeit, so im dein rat ubel auß get. Jtem ich hör sagen, daz farend leut 3 vnd spilleut vil zu dir wandlen. Merck: wer spylleut offt vnd gern bey im hat, der gewinnet sicher ein haußfrawen, die heysset armut, vnd die gewinnet einen sune, der heiset spot. Gefallen dir nit der spylleut wort vnd werck, so thu, als du sein nit hörest oder merckest. Wan wer der ist, der sich freuet, lacht vnd ein wolgefallen hat an iren worten vnd wercken, den haben sy als gewyß, als ob er in ein pfand gegeben hab. Jtem spylleut, die die leut beschelten 4 , die sind wirdig des galgens, ob sy das recht s verurteylet. Wan spylleut werck gefalen got nit, wan ir getat sind vrsach der sunden. Hye merck von deinen dienern vnd eehalten. Einen hoffertigen diener oder eehalten soltu von dir treiben als dein künftig feind. Wolcher diener dich vnder äugen lob vnd zu äugen dienet, dem gelaub nit, wann er want, er hab dich uberwunden; domit bistu betrogen. Hast du einen diener, der dich nit lieblich furcht, dem getrau nit. Dienern oder eehalten, die sich kleiner ding schämen zetund, die doch nit vnzimmlich sind, 2 3 4 5
Dr.: Dr.: Dr.: Dr.:
denst leu beschel rech
Aus der .Lehre von den Zeichen des Hirsches'
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die selben eehalten sind nit taugenlichen. D y e sich aber kleinen ding nit schämen zetund vnnd sich vngeschaft anrichten, domit ir ampt auß gericht wirt, die hab lieb als deine eygne kint. Jtem wilt du ein hauß bauen oder sunst etlich beue thun, dar zu sol dich nott zwingen oder treyben. Wan so ein man ye mer bawet, ye lieber er bawet. Es geschieht aber gar oft, wer ein hauß torlich oder kostlich bawe, daz er es muß hingeben. Wan so der baw volbracht wirt vnd die kisten, der beutel oder die tasch lar \yorden ist mit den pfeningen, do ist ein grose reu bey vnd der spott geet hinden nach, doch bringt es wiez vnd fursichtikeit. 6
Tiere und Wald
25. Aus der,Lehre von den Zeichen des Hirsches' Die ,Lehre von den Zeichen des Hirsches' ist eine Anweisung für den Jäger tum Aufspüren des Rotwildes und zur Unterscheidung der Geschlechter an Hand der hinterlassenen Zeichen, vor allem der Fährte. Sie wurde um 1400 von einem unbekannten Autor auf Grund älterer mündlicher Überlieferungen, ohne Benutzung schriftlicher Quellen, aufgezeichnet. Sieben Hss. von der ersten Hälfte des 15. bis zum Ende des 16. Jhs. und drei Frühdrucke des 16. und frühen 17. Jhs., ferner vier Bearbeitungen des 15., 16. und 17. Jhs. zeugen vom Interesse der Fachkreise an dieser Schrift. Ihre Wirkungen lassen sich bis in die Fachliteratur der Mitte des 18. Jhs. nachweisen. Den besten Text bietet Cgm. 558, Bl. 136r bis 141r, der kurz nach 1446 in der Schweiz geschrieben wurde. Daraus drucken wir Kap. 3 - 8 , Bl. 136v-138r(in Lindners Edition S. 107-113) ab. - Lit.: K. Lindner, Die Lehre von den Zeichen des Hirsches, Berlin 1956 (= Quellen u. Studien z. Geschichte d. Jagd, 3). Wie du den hircz erkennen sol für ein hinden. Nu wil ich leren, w o by du den hirezen erkennen solt für ein hinden. Daz erst zeichen, da von ich sagen wil, daz ist, so er von einer geäsde gant vnd sich geweidet hant, so trabat er bald rech, als er für sich jn den wald wel. So erwindet er an dem wald vnd tüt einen wigergan vnd einen Sprung recht als ein has vnd gant jn die furholcz hin vnd gant denn jn daz holcz vnd 6
Dr.: fursitikeit
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Tiere und Wald
gant jn dem hohen holcz, vncz das die sund jn wol ertrincknet. So gant er denn, wo er ein dicki findet des holczes. Da bestätnat er sich vnd belibz da. Daz hais der hirczen wandelunge. Wo du daz siehst, so solt du wissen, daz es ein hircz t8t. Och gant der hircz gern jn den kleinen pfedlin. Da by sot du mercken, daz es ein hircz jst. Von der hinden Wandlung, so sy von der geäsde gant. Nu wil ich sagen, w o der hinden Wandlung ist, so sy von der geäsde gänt. So gät sy für sich jn den wald vnd sficht nun die dikinan vnd schläft von einer studen z8 der andren vnd bestätnat sich och jn einer diki. Da by sot du merken, daz es ain hind ist, wan sy also vm sich schlüift. Daz mag der hircz nit getuen, wan er m8s nun die wittinan gan. Die hind die hant ein spiezigen f8ß, vnd wen sy gant, so gant sy mit ragedem f8ß vnd mit einem rechten fuß vnd hant einen kurezen schrit vnd ist eng hinen zwüschent den aberklaw, wan daz aberklaw stat für sich vnd jst eng vnd crum vnd spiez. By disem ziechen merck, daz es ein hind sig. Von des hirczen zeichen, so er jn daz holcz gant. Dis sind die zeichen, die ein hircz tüt. Daz erst jst, wenn der hircz jn daz holcz gant, daz er den daz holcz vnd löb rüret mit dem gehürn. Daz zeichen heist daz gewenden oder der widerlicz. Des selben Zeichens solt du gar guot lögen, won es töt an kain hind mit den oren. Du solt och lögen, wo der hircz gefurbet hab sin gehürn an den bömlin vnd geschlagnet, won er schlecht dick, so er doch gefurbet hant. Daz ist och gar ein g8t zeichen, vnd daz zeichen heis geschlagen. Daz solt och wissen, wo der hircz z8 einem ameshuffen kumt oder z8 eim scherhuffen oder sust zü einem huffen, daz er denn daz mit dem gehürn vnd mit den fusen gern zefürt. Da by merck, daz es ein hircz sy. Daz zeichen hest daz rüren. Wie der hircz jn die hert tritt. Och sot du wissen, daz ein hircz vester jn den hert tritt den ain hind, wenn ein grosses ros tritt vester denn ein kleins, dar an sot du och l8gen vnd bischaft nemen, wän es ist och vs der
Aus der .Älteren deutschen Habichtslehre'
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massen g8t. Du sol och lägen ein hircz sehnt och vil witer den ain hind. Disy zwei, die by enandren sind, sint güti bischaft, daz es ein hircz sy. Wie der hircz daz gres abtritt. Du sot lögen, w o daz gres abtretten sy, so ein vart erspürst. Der hircz tritt daz gras ab, recht als ob es mit einem scharsach abgeschnitten syg, vnd t8t daz hinan mit dem ballen vnd allend halb mit dem fuß. Daz mag ein hind nit getön. Sy tritt och ab daz gras. Es ist aber nit as ich forgeseit han, wan 1 sy zermüdet es nun. Daz zeichen heisset der abtritt. Von dem bytritt. Nu sot gar guot lugen, w o du den hinden f ö ß by dem fordren sieht, daz sy glich nebend anandren standint vnd ewedrer für den andren gang. Daz ist gar ein gewis zeichen, won es enmag kein hind getuon. Dis zeichen heist der bytritt. Daz ist dar von, daz der hinder ffiß, daz der by dem fordren eben vnd glich stant. Wen du daz sieht, so macht du jn wol ansprechen vür ein hirezen.
26. Aus der,Älteren
deutschen
Habichtslehre'
Die ,Ältere deutsche Habichtslehre' gilt als das bedeutsamste Werk über die Beizjagd in deutscher Sprache. Die ungewöhnlich selbständige Schrift wurde in der ersten Hälfte des 14. Jhs. von einem ungenannten Praktiker verfaßt. Sie handelt von Pflege und Abrichtung des Habichts, gibt Anweisungen zu seiner Behandlung bei Erkrankungen und lehrt die Abrichtung des Beizhundes und seine Zusammenarbeit mit dem Habicht. Zu Beginn des 15. Jhs. wurde sie in einer erweiternden Neubearbeitung als sog. .Jüngere deutsche Habichtslehre' in das ,Beizbüchlein' aufgenommen, und 1542 erscheint sie als Bestandteil von Eberhard Tappes .Waidwerck vnd Federspiel'. Über beide Überlieferungsstränge wirkte sie nachhaltig auf die deutsche Jagdliteratur bis ins 18. Jh. ein. Unmittelbar bezeugt ist sie lediglich in zwei Hss.: Cgm. 289, Bl. 108r bis 119r, geschrieben 1442, und Ms. 354, 8° der Universitätsbibl. München, Bl. lr-30v, aus der Mitte des 15. Jhs. Die letztgenannte Hs. steht - nach Lindner - dem Urtext am nächsten; wir bringen aus ihr die 1
davor „sy".
64
Tiere und Wald
Kap. 10-14 (BL 5r-8v, in Lindners Edition S. 2 9 6 - 2 9 8 ) . Die Mundart ist im wesentlichen bairisch mit md. Einschlag. - Lit.: K. Lindner, Die deutsche Habichtslehre. Das Beizbüchlein und seine Quellen. 2. Aufl. Berlin 1964 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Jagd, 2).
Merck, so man den habich nue begynnet ze tragen, so sal man io stet as haben vnd ym das offt pieten, so gewont er dez mannez. Auch merck: vor allen dingen sal man daz bewarn, das men den habich nit uberchröphff. Nu merck: so der habig gar berait ist vnd wol hant chumen vnd man damit vahen sal oder wil, so sal man mircken, ab er das hawpt vlecht vnd die äugen scherpfft, alz er den vogel sieht, so wil er vahen. Du salt den habich snell werffen vnd wol dez ersten bestetten, das er icht vall vnd das er durch den swanck seiner begier nit vergeß. Mann sal en des ersten uersfichen zfi den grossen vogelen, das ist gut, ab er den nemen wöll. Zu der wilden ganß oder kranych oder zu dem reiger. Engert er dez nicht, so versuech en mit der chra oder mit dem antvogel. Aber mag er dez nicht herfliegen, so wirff en zu den raben. Merck: flficht er von erst vnd er vacht doch nicht, so sal man in nit mer zu dem selben mal werffen vnd sal en seezen. Avch myrek: wil der habich nicht vahen, so sal man in dez ersten mit einem furlaß anpringen mit einer gans, die geuar sey als ein raiger oder trapp. Chanstu dez nicht, so pist ein lap. Dem pind man die flug vnd laß jms für zwir oder dreistunt. Vnd asse en von dem hirnn der gans ein guten kropff. Wann men den habich straffen wil, so sal man in dez gewenet haben, das er hantkomen sey von erd vnd aus denn pawmen. Doch so ist mannig habich, der nymmer hantchomen wirt, pis er vahet. Als er dan berait wirt, so saltu in dez morgens frue tragen vncz an die essen zeit. Vnd sal en dan seezen jn ein finster pis gar auff den abent, vnd laß jm dan den vorlaß für, das ist gut. Merck: mit dem 1 groß habich 2 ist die paiß gut in dem lansen vnd an dem tag dez morgens vnd dez abentz. 1 2
ergänzt ergänzt
Aus der ,Älteren deutschen Habichtslehre'
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Der mager habich vächt dez morgens gern. Auch sal man in des abentz darzu beraiten, wann die vogel bestetten dez morgens gernn. Der vaist habich vächt dez abentz gern. Merck: in pösem wetter vnd in pösem wetterlichen tagen oder wind sal man nicht payssen, want die habich chomen vngern wider. Auch merck: man sal den habich nicht werffen, da sweyn sind, noch Sber cheyn zewne, noch über chein tieffs wasser, noch pey dicken stawden, noch pey vngeschnietten kornn, noch zu cheynen vogel, da man jm nicht gahes gehelffen mag. Auch mirck: wo man daz siecht, das der vogel nit bestatten wil, da sal man den habich nymmer werffen. Wenn der vogel geruet essen oder raittiert sein gefieder oder das er daz hewpt vnder gestossen hat vnd so der chranig wirt springen, so wellent si gestatten. Merck: men sal rawmen, daz mann gegen dem wind werff zfi dem vogel. Auch sal men dem habich pald helffen, alz man in wirfft zu dem grossen vogel. Dem cranig vnd dem raiger sal man den snabel stossen in die erd vnd die fuße prechen nieder dez halbs des mitteren gelitz. Der gans sal man die flug prechen. Merck: vonn dem cranig gibt men dem habich das hirnn, von der gans daz hercz, das nympt man von zu der lencken flug, vnd den ars, von dem reyger das marck aus der flfig, von dem antuogell den hals. Auch merck: dieweil der habich auff dem vogel stee, nym daz hercz aus jm oder ein anders as vnd stoß zwo vederen darein vnd deck den vogel vnder dez habich fuzz vnd wirff jm daz as mit den vederen für. So lesst er den vogl vnd stet auff das as. Nfi merck: nym das as, do du den habich nach der payß äsen wölst, vnd stoß ez zu der weich in den ersten vogel, den du vahest, so ist ez io warm vncz abent vnd ist dem habich gesuntt. Avuch merck: swingt sich der habich ze ser nach den vogln, so ist ez zu mager. Meint er dez vogels nicht, so ist er ze vaist. Wö der vahent habich zu mager ist, so sal man in vaist machen vnd doch zS paiß, das er sein gier davon nicht uerließ, so 3
5
ergänzt Schmitt, Fachprosa
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Tiere und Wald
let er sein swingen sein so ser nach dem vogel vnd wirt sich trücken auff die hant. Aber wirt er ze vaist, so sal man en nicht mit dem klayd decken, das er den vogel m&g gesehen, so wirt er sich swingen. Dieselben habich sal man 3 dick ffir werffen.
27. Aus dem ,Tegemseer Angel- und Fischbüchlein' Im Kloster Tegernsee wurde gegen Ende des 15. Jhs. von einem oder mehreren Fischkennern ein .Angel- und Fischbüchlein' zusammengestellt, das in einer einzigen, um 1495 geschriebenen Fassung (Original?) in einer Hs. des Bayr. Nationalmuseums München (Bl. 97r-109r) überliefert ist. Das ganz aus der Praxis hervorgegangene Werk beschreibt in der Hauptsache die Beschaffenheit der Angelausrüstung, insbesondere der Fischköder, wobei der Charakter des Gewässers, die Jahreszeit und die verschiedenen Fischarten berücksichtigt werden. Auch die Qualität der Fische in Abhängigkeit von der Jahreszeit wird behandelt. Die Quellenfrage ist noch ungelöst; die vorhandenen Beziehungen zu den zeitgenössischen deutschen Fischbüchern dürften auf gemeinsamen älteren Quellen beruhen. Die Sprache des Büchleins ist - dem Ursprungsort entsprechend - bair. - Das folgende Textbeispiel stützt sich auf die Hs., Bl. 101r-102v (= Birlinger, S. 168-170). - Lit.: A. Birlinger, ZfdA 14, N.F. 2 (1869), S. 162-179 (unzulängliche Ed.); G. Eis, PBB (West) 83 (1961), S. 217 f.; vgl. G. Hoffmeister, in: Fachliteratur des Mittelalters, Festschrift f. Gerhard Eis, Stuttgart 1968, S. 261 ff. Wiltu ain gute angel snur machen zu den aschen, so mach zu vndtrischt ain snur, das du funff oder sechs stucklen pley daran magst gemachen. Das vassz besunder an ain snur, das pey xij hären hab, vnd das das gantz herauf köm. Daran mach ain snur, als lang du die bedarfst, als lang du dann rüetten gehaben magst. Zu vndtrist an das pley mach ain snürlen von funff hären oder von vieren, da die zwen ängel an sein gefast, darnach ye lenger ye grösser, vnd zu öbrisst ain snürlen von faden daran, vnd was die ruetten vnd zwey gar gleich nach ainander ab gewachsen sey. Vnd wenn du wild gewisz sein mit dem vischen, so lassz die ruetten vndter dem arem nach dem arem hin geen pis an den ellenpogen, vnd setz dann allso an die hüff, so empfindestu villeicht, was dir rürt, vnd wirdest nit müd. Vnd wenn du den stecken daran tuest, so setz an das pain oben am diech,
Aus dem .Tegernseer Angel- und Fischbüchlein'
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so magst tu es erhaben. Vnd wintter zeitten so keder an die gelben stain peissen vnd den schön holtzwurem, wo du den wintter vischest, da aschen sind; vnd wo du vörchen wissest, da fiier das rot vechkeder, das nimbt die vörch geren. Wann das wasser val sey, so las an den vndteren angel das vechkeder geen vnd an den oberen das stainkeder oder den holtzwurem. Vnd wann du den holtzwurem vnd stainpeissen nit mer gehaben magst, so nym den gelben hewschrecken an denn oberen angel vnd das vechkeder an den vndteren. Vnd wenn du den gelben hewschrecken nit gehaben magst, so mach ain angel als ain veder angel, daran stössz aymas air iij oder iiij, vnd vas den angel mit ainer graben veder, vnd ye weisser die air, ye pesser, vnd ye gerner nimbts er. Auch wissz, wann dir ain swärer asch oder vörch ain peisst, so habs albeg, das sy neben dir gang oder ob dir, vnd du albeg vnden seist; so lät sich geren slepfen vnd auslaitten; vnd wo du ain stille gehaben magst, da laitz ain, so magst du es geslepfen, vnd lät sich geren dann in schepfperen laitten. Vnd wann du ainen swären grossen aschen triffest, so vber eil in der ersten newr nicht oder vbergäch, pis das du sechst, das er stifftig werd vnd gemachsam, so heben dann mit dem kopff empar etwie vil vnd scheppf jn. Du solt auch wissen, das du im lautteren dich solt warnen guetz, starcks, auserlesens hars, das du dester pas klainen zeug daraus gemachen magst, vnd nym darauf das maist pey fünf hären oder pey iiij oder pey dreyen hären an dem vndtristen gezeug, vnd klain, gesmeidig angel, die da guet, grätig afferhacken haben vnd doch nit zu kurtz. Der zeug sol also pey ainer klafter lang sein vber wasser vnd sol vndten das pley nit gar zu ring sein, wann die grossen aschen nement nur zu grünt. Das pley sol haben v sätzel, vnd das vndtrist sol sein das maist, vnd ye höher herauf ye ringer, vnd der vndter angel sol auf das pley rüeren, doch das nur ain zwercher dawm zwischen des pleys vnd des angel sey. Vnd der sträng, da der angel angefast ist, der sol ain voder spann haben an der leng mit angel vnd mit all. Vnd der ober angel sol auch nun haben ain voder spann mit s*
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Tiere und Wald
angel vnd mit dl vnd sol auch auf den vndteren knöpf raichen; auch das ain zwerher dawm da zwischen gang, das er das vndter pandt nit ergreiff noch daijnn haft noch hang, vnd das grösser am har das sol man herfür cheren vnd die ängel daran pintten 1 , so ists dester stercker. Vnd der vndter angel sol albeg der merer vnd der ober klainer (sein) 2 . An den obern 3 angel ist gut zu kederen die gelb stainpeissz vnd der weis holtz wurem, vnd an den vndteren angel soltu kederen das vechkeder, das in ainem feichten mies erstrichen ain nacht. Also ist auch guet, das der holtz wurem vnd die gelb stainpeissz auch ain nacht daijnn gelegen vnd erstrichen sich hab, so wirtz schön vnd lautter vnd nimptz geren. Auch ist guet das stainkeder, das in den rauhen stainheislen leit, das nimptzs in liechtem wasser, das lautter ist, gar geren; vnd in falben, laugenfarben wasser das fechkeder, den holtzwurem vnd die gelben stainpeissen, vnd das ist vber jar guet keder. In augusten den gelben heyschrecken vnd das amais ay. Auch nimpt die vörch geren, wann du ainer anderen förchen vndten den kröpf auf sneidest vnd das an die ängel stössts. Auch nimptz gar geren die weissen pfrillen, wo die grossen vörch steend. Auch nement all visch geren die grossen maden von den kastrawen fleisch vnd von hennen, die man zu maden lät werden. Wiltu ain gut ding machen, do man die keder ein stossts, das all visch dann daran geren peissen, so nym doren mies vnd haselwurtz vnd stossz das durcheinander zu ainem mues vnd thue hönig daran vnd rüers vnd misch wol durcheinander vnd thues in ain püechs, vnd wann du ankedert hast, so stossz das keder dar ein, so peissen all visch geren daran. Auch ist guet, wann man nimpt ain suartze hennen vnd die zu maden lät werden vnd die maden an angel kedert. Also thue auch mit ainer kastrawnhawt, die lassz zu maden werden; ist auch als guet, auch peissen aschen vnd förchen besunder geren daran, so sy chainerlay keder sunst nit ansehen. 1 2 3
Hs.: pitten fehlt Hs. Hs.: oben
Aus Meister Albrants .Roßarzneibuch'
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28. Aus Meister Albrants,Roßarzneibuch' Das älteste deutsche Roßarzneibuch hat Meister Albrant verfaßt, der im 13. Jh. als Schmied und Marstaller Kaiser Friedrichs II. in Neapel wirkte. Dem schmalen Büchlein war ein großer Erfolg beschieden: es wurde zunächst (wohl über Friaul) nach Böhmen verbreitet, wo es unter Karl IV. zur Geltung gelangte, und fand von da seinen Weg über das preußische1 Deutschordensland in das übrige Deutschland. Mit ca. 218 Hss. gehört Albrants Roßarzneibuch zu den wirkungsmächtigsten Schriften der altdeutschen Literatur. Dazu treten 8 Inkunabeldrucke und zahlreiche Drucke des 16., 17. und 18. Jhs. Der Einfluß auf die deutsche veterinärmedizinische Literatur war bis ins 18. Jh. hinein außerordentlich. Es wurde auch mehrfach übersetzt, vor allem in slawische Sprachen. Die Schrift umfaßte ursprünglich 36 kurze Anweisungen zur Therapie der häufigsten Pferdekrankheiten, fiir den Gebrauch des Praktikers bestimmt. Im Laufe der Zeit wurde dieser Kernbestand erheblich aufgeschwellt. Neben Heilsegen wurden allerhand Roßtäuscherpraktiken aufgenommen, wodurch Albrants Buch teilweise in Verruf kam. - Aus der ältesten Überlieferung, der Hs. VIIE 12 der Universitätsbibliothek Prag, Bl. 7r—7v, die aus der 2. Hälfte des 13. Jhs. stammt, jedoch nur fragmentarisch erhalten ist, geben wir die Kap. 1 - 1 6 wieder (nach dem Text bei Eis, 1960, S. 16f.). Die Sprache weist nach Böhmen (bair.-österr. mit md. Einschlag). - Lit.: G. Eis, Meister Albrants Roßarzneibuch im deutschen Osten, Reichenberg 1939; ders., Meister Albrants Roßarzneibuch. Verzeichnis der Handschriften, Text der ältesten Fassung, Literaturverzeichnis, Konstanz (1960). Swelich ros ain siechs havpt hab oder daz gestoret sei oder fast von gesuecht chranc sei, der nem retich, wol gederret, und zitwar geleich, und mach ez ze puluer und mische daz mit weine und gevz iz dem ross in den hals. Und verhab im dy naseloecher, untz iz begin tresen. Und tue daz als diche, untz im daz ayter gar aus gerinne. Und swenne di nasloecher nimmer rinnent, so ist iz gesunt. Swelich ros ainen geswollen hals hab und nicht verslinden muege, so nim zway ayer oder drev waichev und misch dy mit salcz oder mit ezzeich. Und nim ainen stap in der grozze als ain davm, der vor gespalten sei, und bewint den mit werche. Und wirf daz ros nider und stoz im den stab in den hals, untz im dy ayzze zeprechen, und gevz im dy temperung in den hals.
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Tiere und Wald
So du dy wuerm wellest vertreiben aus dem magen, so nim ezzeich und ayerschal, wol gestozzen, und rost ab dem eysen und gepranten pheffer, wol gestozzen, und la daz mit einander la werden und gevz iz dem rosse in den hals. Oder sneid gachheil chlain und sevd in mit walendem wein und gevz iz dem ros in den hals. So daz ros den wurm hat zwischen der haut in dem vleisch, so nim ain ros pain und prin daz ze pulver und nim dar zu gruenspat. Und prin dy haut ain wenig do der wurm ist, und se daz pulver dar auf. Oder pint im ain rospain unwizzende an den hals: so wirt iz gesunt. Swelch ros wazzerreh ist, dem trieffent dy naseloecher. Dem laz man an der hals oder. Swelch ros mavchelreh ist, daz spreizet sich auf dem pallen. Dem lazz man an den paynen. Swelich ros wintreh ist, als ob iz hertzslechtich sei, dem lazz man zwischen avgen und oren. Swelich ros fueter reh ist, das plet sich und chert all virew von im. Dem stoz man saif in den leip: so entlet iz sich. Swelch ros den trit hab, dem mach den trit schoen und pint dar avf gepetz prot mit saltz. So stincht er nicht. Und tue daz alle tage. Swelich ros ain ays hat, den durch prinn chreutzling und la swebil dar in mit ainem hayzzen eysen. Und pint dar auf gepetz prot mit salcz ze dem tag zwier: so hailet iz. Swelich ros einn gespalten fuez hat, 1 1
Nur die Überschrift stammt aus unserer Hs.; der Text wurde aus dem Prager Cod. IV E 16, geschrieben 1435, ergänzt.
Die Kunst, Waldbäume aus Samen zu ziehen
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dem sol man spalten tzwischen den hoeren und dem fuezz. Und leg dar auf ain chügel von tincheln melve, pewollen mit dem weizzen dez ays: so wirt die spalt gancz. Welch rozz verpeilet wirt, 2 dem prich daz eysen ab und slach den pallen auf und leg im Werrich mit wazzer dar in: so swirt iz aus. Swelich ros daz ayter aus geprosten ist, dem eher daz ayter aus, als im der fuez gespalten sei, und pint dar auf warmen hundes mist. Swelich ros daz gurvay hat, so seud honich und stoz chnouelauch dar under. Und nim daz ze sammen und pintz im drauf: so haylet iz in drin tagen. Swelich ros dy chelsucht hat, so nim daz chlar von vierundzwainzig ayern und milbe weirauch dar in. Und gevz im daz in den hals. Und leg im ain rinch an den hals und aynen an dev brüst und ariwait iz: so wirt iz gesunt. Swelich ros roetzich ist, so well ein halp pfiint pavm oel in einer phann und einen vierdunch chochsilber und la ez erwallen. Und geuz ez dem ros in dy naslocher: so ist ez ungesunt acht tage und wirt dar nach gesunt oder ez stirbet.
29. Die Kunst, Waldbäume aus dem Samen zu ziehen Der Harburger (ehem. Maihinger ) Cod. III 2, 8° 34, eine reichhaltige Sammelhs. vom Typus eins ,Buchs vom Menschen, Tier und Garten', die u.a. eine Fassung von Gottfrieds .Pelzbuch' überliefert, wurde 1511 in Bamberg angelegt und bildete ursprünglich mit dem oben (Nr. 22) herangezogenen Cod. III 1, 8° 58 einen Band. Ein sehr bemerkenswertes Stück, eine Anweisung zum Ziehen von Fichten, Föhren und Tannen aus dem Samen, ist Bl. 5v-7r eingetragen: es handelt sich um einen der 2
Überschrift ergänzt aus dem Präger Cod. IV E 16.
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Tiere und Wald
wenigen bekannten Texte aus der insgesamt seltenen nemus-Literatur. Der folgende Abdruck stützt sich auf die Edition von Eis. - Lit.: G. Eis, Zs. f. Agrargeschichte 4 (1956), S. 135-144.
Zw mercken, wie man vichten, vorhen vnd thannen velt 1 durch samen pflanczen vnd auff bringen sol. Zwm ersten so mercket, das die 3 samen nit czw einer czeyt czeyttig werden vnd ein czw pringen seint. Der thennen same wirdt czeittig vmb sant Gilgen tage. So fallen die ausser schellen her dan vnd beleibet der sam an der thannen hanngen. Den muß man abstreichen vnd mit der hant von der thannen nemen vnd dar nach den sam durch ein sib leuttern. Vnd so man den sam ab gebrichet, so er dan in 2 das ertlich pracht wirdt. Dan die alten samen von den gemelten treyen holczern sindt nicht fruchtper, sunder die newen. Die muß man auff das lengst in eim monat in das ertlich pringen. Zw dem yetz gemelten samen ist nit not, das das ertrich als gar santig sey als czw den andernn czweyen samen, flehten vnd forhen. Das velt 3 muß vor czw ackert und geeget sein vnd dar nach der sam geseet. Vnd mit reysern, so dye an ein egen gehengt werden, sol 4 der sam 5 gedeckt werden; vnd ist nit not, das der sam tieff gedecket werde, sunder auff ein finger tieff ongeuerlich. Item dy andern czwen samen, forhen vnd vichten 6 , die sol man in merezen in noch geschriber maß seen 7 : Item man sol dye selben czepffen gancz von den pawmen ab tragen vnd auf ein sauber 8 tuch an den luff legenn. So thun sich die czapfen auff vnd wirdt der sam herausser Valien vnd reysen auff das tuch. 1 2 3 4 5 6 7 8
Hs.: weit Vor „in" ein kurzes, unleserlich gemachtes Wort. Hs.: weit Hs.: so „sam" fehlt Hs. Hs.: wichten „seen" fehlt Hs. Hs.: saube
Aus Ortolfs von Bayerland .Arzneibuch'
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Die selben somen sol man seen vnd das velt 9 bereitten, das da santig ist, in massen wie vor geschribenn stat. Von dem thennen samen. 1 0 D o c h so ist pesser, das der forhenn vnd flehten sam vnder 1 1 ein ander gesseet werd, dann der fichten sam treibt den forchen auff in dye hoch, da mit nit nider 1 2 Stauden dar auß werden.
Medizin 30. Aus Ortolfs
von Bayerland
,Arzneibuch'
Der Würzburger Magister und Wundarzt Ortolf von Bayerland verfaßte in der 1. Hälfte des 14. Jhs. ein .Arzneibuch', das mit über 100 Hss. und 17 Inkunabeldrucken zu den erfolgreichsten Büchern der altdeutschen Literatur gehört. Es wurde auch teilweise ins Tschechische übersetzt. Im Mittelpunkt der Schrift steht die Therapie der Krankheiten a capite ad calcem, dazu treten Harn- und Pulslehre, Aderlaßregeln, Prognostik, Gynäkologie, Diätetik, Physiologie und Chirurgie. Ortolf bringt eine Auswahl der wichtigsten medizinischen Lehren seiner Zeit in gestraffter Form, wobei er seine Quellen (Hippokrates, Galen, Isaac Judaeus, Rhazes, Avicenna, Constantinus Africanus, Aegidius Cörboliensis, Gilbertus Anglicus, Macer Floridus u.a.) geschickt auswertet. Die ältesten Hss. stammen aus dem 14. Jh., z.B. Köln, Stadtarchiv, Cod. W. 4° 24, Bl. l r - 5 7 r (von 1398). Nach der Kölner Hs. (Sprache: rip.) geben wir Kap. 5 5 - 6 1 wieder (Bl. 12v-14r = S. 104-106 der Ed. von Follan [1963]). - Lit.: J. Follan, Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland nach der ältesten Handschrift (14. Jhdt.), Stuttgart 1963; G. Keil, Sudhoffs Arch. 43 (1959), S. 20 ff., 49 (1965), S. 211 ff., und 53 (1969), S. 119 ff.; J. Hofmann, Mainfränk. Jb. f. Gesch. u. Kunst 7 (1955), S. 119 ff.; G. Kallinich u. K. Figala, Sudhoffs Arch. 51 (1967), S. 184 ff.; J. Follan, in: Fachliteratur des Mittelalters, Festschr. f. G. Eis, Stuttgart 1968, S. 31 ff. Van deme pulse Nu han ich geseghet von deme harne. Nu wil ich segen von deme pulze vnde von syner craft vnd nature, w o man en sal 9 10 11 12
Hs.: weit Die Zwischenüberschrift paßt nicht. Hs.: vn (Rest durch Beschneiden weggefallen). Vor „nider" ist „der" durchgestrichen.
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Medizin
merken an eyme gesunden menschen vnde ouch an eyme seken. Wen de arczede wel gryfen den pulz, dat sal her tun an deme linkeden armen, want da lyt daz hertze keyn der linkenen siden. Der meyster sal mit syner lynkenen hand dez seken lyntlichen an grypen, daz her sich to sere icht böge vnde ouch den arm, dat de puls ich gehindert werde, vnde de meyster sal myt syner rechten hant myt vyr vingeren gryfen vp den pulz, vnde sal merken, ef de ädere eder de pulz drate ader lacsame, cleyne ader grot, lanc ader cort sla. Eyn lanc ader is, dat man myt vyr vyngeren gryphet; eyn kort, de man myt twen gripet. Eyn drate is, de to drate vf vnde weder neder uert; eyn trege, de lancsame sleyt. Eyn starke is, de de vingere sterklich van er sleyt. Eyn cleyne is, de man kume begrift. Van deme pulse na der nature Du salt merken, daz de man groczere ädern han wan de vrouwen, vnde de iungen groczer wan de alden, vnde in deme somere sneller dan in deme wintere. Merke ouch, de van nature heyz vnde vuchlich syn, de han eynen groten pulz, snelle vnde lanc. De calder vnde dorrer nature sy, dy haben eynen tragen pulz vnde cleynen. Js her auer heyczer vnde trochener nature, so is de pulz gar cleyne vnde snel. Js her auer calt vnde vucht, so is de pulz grot vnde drach vnde cort. Hitte macket den puls snel, vuchticheyt grot, dorre kleyne, kelde macht en trach. Wy man den puls grifen sal Du salt merken, ef de mensch veist ader magher sy eder mittelmezig. Jst de mensche veist, so sal man de vingere vaste vf de äderen drucken, wente von der vetticheyt mach man der äderen deste mynr gryfen. Js he magher, so sal man mellichen vf de äderen gryfen, went he hat wenig fleyschz vor den äderen, vnde mochte de äderen hinderen. Eynem mittelmezigen sal man sedelichen vf de äderen griffen. Wy lange men den puls grifen sal Du salt ouch merken, alz du dy finghere vf dy äderen legest, alse Egidius von deme pulze bescrybet, so en salte se nicht daraue don, went daz he hundert stunt gesla, wente de pulz is
Aus Siegmund Albichs ,Buch von Arznei'
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itwanne dez ersten kräng vnde wert dar na stark, vnde daz is eyn gut teyken, wente de nature sterket sich vnde de suke minnert sich. Jst her auer dez erstren stark vnde mynnert sich von slage to slage, dat is eyn bose teken, went de suke nymt de ouernhand vnde de nature vnde dat leuen dat krencket sich. Du solt mprken, dat man dez herczen kraft eder syne crancheyt vnde syne nature an deme pulze vindet, went is dat hercze starck 1 , so is de pulz stark, vnd ist es chranck, so ist auch die ader kranck 2 . Van deme grifen et cet. Nu han ich gesecht, wy man den pulz grifen sal. Nu wyl ich segen, wat eyn iclich ädere bedudet. Egidius sprichit, is de ädere groz vnde stark an eyme gesunden menschen, dat bedudet eyn gesund vnde eyn milde mensche vnde eynen vrolichen menschen, vnde de lyde vnde nature gesund syn. Js auer de ädere groz vnde sied drade in eyner suke, dat bedudet eyne böse vnreyne hitte vnde eyne krancheyt aller leder vnde grote vngemach vmme de borst vnde vmme daz hertze. Waz eyn cleyne ädere bedudet Eyn cleyne ädere an eyme gesunden menschen bedudet eyne kalde nature vnde eynen krancken menschen vnde eyne afnemynge an deme liue vnde trorich herte. Js et auer cleyne in eyner suke, dat is eyn bose teken vnde allermeyst, ef de mensche eyne vnreyne hitte an eme heft vnde de ädere van dage to dage mynner wert, went dat bedudet, dat dat leuen von dage hene geyt vnde suche den menschen vorteret. 31. Aus Siegmund Albichs,Buch
von Arznei'
Siegmund Albich (t 1427), Leibarzt König Wenzels und Kaiser Siegmunds, war der fuhrende Kopf der Prager Medizin im ausgehenden 14. und beginnenden 15. Jh. Seine zahlreichen, bisher nicht edierten medizinischen Schriften sind meist lateinisch, teilweise auch in deutschen Übersetzungen seiner Schüler, überliefert. Das umfänglichste deutsche 1 2
„starck" nach der Würzburger Hs. M. ch. f. 79 ergänzt. „vnd . . . kranck" nach der Würzburger Hs. ergänzt
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Medizin
Werk (von Albich selbst deutsch abgefaßt?) ist das König Wenzel gewidmete ,Puech von ertzenney', das in der Reichenberger Hs. 125, Bl. 186r bis 371v, in einer Fassung von 1496 erhalten ist (außerdem im Cgm. 731). Das Arzneibuch, das neben Augen-, Ohren-, Zahn- und Hautkrankheiten vor allem die Erkrankungen der inneren Organe behandelt, zeichnet sich durch selbständiges ärztliches Urteil aus. In der kritischen Einstellung gegenüber den Autoritäten und in der Einsicht in die regionalen Eigenheiten von Krankheiten und Heilmitteln nimmt Albich Gedanken des Paracelsus vorweg. Im folgenden ein Kapitel aus den Ausführungen über das „Rheuma" (Bl. 341v-343v = Eis, S. 194 f.). Sprache: bair. - Lit.: G. Eis, ZfdPh 64 (1939), S. 174-209; H.-J. Weitz, Albich von Prag. Eine Untersuchung seiner Schriften. Diss. Heidelberg 1970 (ungedr.).
Von erkennung erzenney Mann schol auch wissenn, das etlich erzenney in ainer gegenndt oder in ainem lanndt frument vnd den andernn nicht, wenn es jst ein manigfaltikaitt der sitten oder phlicht mit essenn oder mit trinkhen vnd auch anders, vnd anders an der machung der speis. Vnd also von andernn dingen daselbs wachssenndt ist ains dem andernn nicht gleich. Vnd dar vmb ain wol gelertter arzt in Walhen, der taucht nicht in Pehem, wenn dy syechtumb jn einem lanndt zwitrachtent sich in dem andernn lanndt, wann ain lanndt jst haisser dann das annder lanndt, das ander khellter, ains feucht, das ander trukhenn. Dar vmb helfent 1 dy newung der speis auch nicht gleich. Es ist gar loblich, zu haben ain arzt des lanndts, der khann der sitten, der gewonhait vnd die mass des lebens des lanndts, vnd der pewart jst, vnd der erzenney machen vnd gebenn khann nach der complexion, nach 2 dem allter, gewonhait, nach der zeitt des jars vnd des menschens krannkhaitt vnd an den taillenn vleissigklichen besehenn vnd merkhenn, wie er dem oder der erzenney zue fuegen scholl. Darumb mues der artzt sunder betrachten, ab der mensch vast krankh ist, das man jm geb ain klain erzenney, also das der arzt sol haben das recht aug zu der krafft des krankhen vnd das tenngk aug zu dem siechtumb, wenn der siechtumb ist als uil gesprochen als der jnwendig tod. 1 2
Hs.: helent Hs.: mach
Gabriels von Lebenstein ,Von den gebrannten Wässern'
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Item in der wibel ist geschriben, das wein oder oll zu samenn gemuscht haillt dy wundten vnd die vergifften glider vnd maint das pawm oll. Item in vnnsernn lannden nemens dy teutschen plue von himl prandt vnd salzenntt die vnd tüent dar zue semff samen, kranitper gestossen, fenum crecum, rosenn pluemenn, camillen pluemenn vnd legenndt dy in ain news heffen vnd giessent darauf pawmoll, das er darob swimbt, vnd tuent dar zue pillsen krautt zermullt vnd lassenndt es sten jn der sunn funff zehen tag. Vnd zu ausgendt der funff zehenn tag so nements zwen hafenn, den ain gantzen, den ainn durch lochertten hafen mit dem poden abenn jn dem gantzen hafenn, vnd tunt die vorgenenten ding vnd das ol in dem abern haffen vnd verdekhennt jn aben wal zue, das dy erden daran nicht wall, vnd setzent paid haffen in dy erden vnd sol dar jnn sten ans das mynnste drew ganntze monad, so trewfft ein vaist in den vndern haffenn in der gestalt ains rehten ols. Dasselb oll tue dann in ain glasamtten haffen, wol verdekht, vnd musch des gemachten walsam als ein sechs tropffen oder mer dar zue durch des gesmachens willen. Damit salb dy vergichten glider gen ainem fewr gluet, als sitt jst. Darnach pintt es zue mit einem wollenn tuech vnd nicht mit einem leynen tuch, wenn das gicht ist nur von kaltenn Sachen vnd dar vmb bedarff es werm 3 . Oder nembt ain ganntzen, verglasten haffen vnd tuet die mateij in ain vnd dekh ain prett darüber vnd legt ain stain darauf vnd sezt es tewff in dy erden vnd last es da Stenn drew monad: so wirt ain nuzper ol oder salben daraus.
32. Aus Gabriels von Lebenstein, Von den gebrannten Wässern' Im 14. Jh. verfaßte der Mediziner und Theologe Gabriel von Lebenstein einen Traktat ,Von den wassern, die man prent aus den creuttern vnd aus den plumen'. Er handelt darin in 33 Kapiteln die medizinischen Indikationen alkoholischer Kräuterauszüge ab. Der kleinen Schrift, der ersten ihrer Art in deutscher Sprache, war eine beträchtliche Wirkung beschieden (bisher 18 Überlieferungen bekannt); sie wurde später vielfach durch weitere Kräuterwasserkapitel vermehrt und scheint auch auf 3
Hs.: wuem
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Medizin
Michael Puff von Schricks,Blich von den gebrannten Wässern' ihren Einfluß ausgeübt zu haben. Medizinhistorisch bedeutsam ist, daß Gabriel als erster auf die Herz- und Kreislaufwirkung des Maiglöckchens (Convallaria majalis) eingeht. Nach der ältesten Hs., Cod. Guelf. 5 4 Aug. 4°, Bl. 1 9 r - 2 4 r (1. Viertel d. 15. Jhs.), bringen wir die Kap. 2 - 4 (Bl. 19r bis 20v = S. 3 0 - 4 0 der Ausgabe von Eis-Vermeer). Sprache: bair. — Lit.: G. Eis u. H J . Vermeer, Gabriel von Lebensteins Büchlein ,Von den gebrannten Wässern', Stuttgart 1965; W. Schmitt, in: Fachliteratur des Mittelalters, Festschrift für Gerhard Eis, Stuttgart 1968, S. 4 3 3 - 4 4 7 ; H. Walther, Sudhoffs Archiv 52 (1968), 2 8 9 - 3 0 9 .
Lilium convalium Es hat auch vnser libe fraw gesprochen in dem puch der libe: Ich pin ein plvm des tals vnd auch des grvnen waldes. Das plvmlein hat die tugent, wan man es auß prent, das selb wasser ist ob allen wassern 1 . Das wasser hat die tugendt, wer es des morgens nüchtern trinckt, den ist es behutten vor den hohen sichtung den selbigen tag. Es ist gut den frawen, die lang arbaitten zu dem kindt; wen sie das getrinckt, so gepirt sie zu hant. Welchen menschen das paraliß hat geslagen, der trinck das wasser: so wirt er gesunt. Welsch mensch sein sprach verloren hat von cranckait oder von vallen wegen, der trinck das wasser: so wirt er gesunt vnd wirt j m sein sprach czu hant wider. Wer wasser suchtig ist, der trinck des wassers morgens nüchtern, so velt er von stunden zu. Wem auch we sey in den lenden, der trinck des wassers: so wirt er gesunt. Welcher frawen ir cranckait hart get, die trinck das wasser: so kumpt es sanfft von ir. Wer ausseczig sey, der trinck des wassers: so siet man im sein nicht an. Wem die äugen rot sein, der tropff des wassers dar ein: so verget im die 2 rot. Welchem man an seinem gemecht we sey, geswellung oder favlung, der necz ein tuch dar ein vnd slag es dar vmb: so wirt er gesunt. Wer den abgrind hat auf dem haupt, der nem des wassers vnd ein wenig honig dar zu vnd streich es auf das haupt: so verget im der grindt. Es ist auch gut für die härm winden. Welsch mensch nicht gern gra wirt, der streich das wasser auf das haupt: so wirt 3 er nicht gra. Wel1 2 3
Hs.: wasser „die" fehlt Hs. „wirt" fehlt Hs.
Gabriels von Lebenstein ,Von den gebrannten Wässern'
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schem die nasen stinckt, der necz ein tuch dar ein vnd tv es in die nasen, so zeugt es allen vnflat her auß. Welschem menschen der odem stinckt, der trinck des wassere. Wem die lebern fault, der trinck das wasser: so wirt er gesunt. Es sterckt auch das hertz vnd macht den menschen frolich an allen seinen glidern. Wem die lüng wegst, der trinck das wasser: so gewint er gutten adem. Wer hajser sey, der trinck das wasser: so gewint er ein gutte stim. Wem der halß geswollen sey, der trinck das wasser: so wirt er gesunt. Noch hat das wasser vil mer gutter tugent. Prawnell wasser Item das wasser hat die tugent, wem die sprach gelig vnd nicht gereden mag oder wen das paraliß gerurt hab, der trinck das wasser: so gewint er sein sprach wider. Welcher mensch teglichen ritten hat, den andern, den tritten, den vierten tag, der haist der vierteglich ritten, den kain arczt nicht gewenden mag, dan mit dem wasser. Welch fraw geprochen ist noch der purt, das sie des harms nicht gehalten mag, so nem sie das wasser, rosen wasser, lilgen wasser, gamilgen wasser, jsohp wasser, vnd misch die wasser vnter ein ander vnd gebs der frawen zu trincken: so wirt sie gesunt. Wer die harm winden hab, der trinck das wasser: so wirt er gesunt. Wem der mund stinckt, es sey von der leber oder von dem zantfleisch, der trinck das wasser: so wirt er gesunt. Wem der pauch geswollen ist, der trinck das wasser: so velt im der pauch zu vnd wirt gesunt. Welcher frawen jnwendig ir müter swirt oder vol aitter ist, die trinck prawnel wasser: so wirt si gesunt. Vnd ist auch bewert vnd ist auch gut für das aitter, wer sein iij morgen je ein trunck thvt. Von dem rossen wasser Item das wasser hat die tugent, wen das wild fevr verprent, der nem das wasser vnd wasch sich do mit. Je offter er sich do mit wescht, je beider es jm verget. Welch fraw ir recht zu vil hat, die trinck das wasser: so verstet es ir zu hant. Welcher mensch die rur hat, der trinck das wasser nüchtern: er wirt gesunt. Wen stettig durst, der trinck rosen wasser: so verget im der durst. Wer geswulst hat, der nem das wasser vnd schab hei-
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Medizin
fenpain dar ein vnd trinck es: er wirt gesunt. Wem das haupt we tvn, der nem rosen wasser vnd necz ein tuch dar in vnd slag es vmb das haupt: so wirt er gesunt. Ich weiß kain pesser ercznei zu dem haupt. Wer flecket ist vnter den äugen, alß er auß setzig sey, der nem rosen öl vnd rosen wasser vnd misch es vnter ein ander vnd salb sich do mit: so verget es im. Wer ein plaich färb hab vnter den äugen, der nem rosen öl vnd streich es auf die wang: so gewint er sein rechte färb wider.
33. Aus der, Wundarznei' Heinrichs von
Pfolspeundt
Der Chirurg und Deutschordensritter Heinrich von Pfolspeundt (aus Pfalzpaint bei Eichstätt) schrieb 1460 eine ,Wundarznei', die - frei von medizinischer Gelehrsamkeit - ganz aus der Praxis heraus entstanden ist. Sein Können verdankt er, nach seinen eigenen Angaben, seinen Lehrmeistern, die er namentlich auffuhrt und die zumeist in seiner engeren Heimat ansässig waren. Chirurgisch steht er auf der Höhe seiner Zeit: er kennt die Narkose mit Schlafschwämmen, die Hasenschartenoperation, die Nasenplastik und - als erster - die Versorgung von Gewehrschußwunden. Die ,Wundarznei' ist in 6 Hss. vom Ende des 15. bis ins 16. Jh. überliefert. Aus dem Breslauer Cod. III. Qu 13e, geschrieben 1519 von Heinrich Hentze aus Sondershausen (ostfr.-südthiir.), geben wir die bedeutsame Schilderung der Nasenplastik wieder (nach Haeser-Middeldorpf, S. 29-31). - Lit. H. Haeser u. A. Middeldorf, Buch der BündthErtznei von Heinrich von Pfolsprundt (!), Berlin 1868 (Edition); K. Sudhoff, Beiträge zur Geschichte der Chirurgie im Mittelalter II, Leipzig 1918, S. 531-560; Chr. Probst, Sudhoffs Archiv 50 (1966), S. 69 bis 78; ders., Helfen und Heilen. Hospital, Firmarie und Arzt im Deutschen Orden in Preußen, Bad Godesberg 1968, 169 ff; W. Schmitt, Medizinische Monatsschrift 23 (1969), S. 358 ff. Die kunst Nim ein bergament ader ein leder, vnnd must das gleich nach der nassen wunden machen vnnd schneiden, sso weith vnd sso langk als die forige nassen gewest ist, vnd must das enwenig bigenn oben vff der nassen, dor vmb das die nassen oben nicht breith werde. Dornach nim das selbige bergemen ader leder vnnd lege das hinder den elbogenn enweinig vff den arm, do er dicke ist, vnnd streich dorvmb mith einer dinten ader sunst mith färb, als weit vnd langk das selbige flecklein gewest
Aus der .Wundarznei' Heinrichs von Pfolspeundt
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ist: vnd nim ein guth scharff schnedemessser ader ein schermesser, vnd do mith streich adder schneidt dürch die hawt, vnnd nim des fleiss enweinigk mith, vnd schneidt nicht weiter, wan du das mit der dinten ader färb gemergt hast, vnd hibb hinden an zcw schnidenn herfurbatz. Vnnd wie du die mosse eben getroffen hast mit dem schniden, szo schneid nach mir er furbas. Das thustu w o l mith einem schnidt vmb ein zcweren finger adder mehr. Vnd lass denn selbenn fleck, den du geschnitten hast, am arm hengenn vnd schnide den nicht abe. V n d hebe j m den arm v f f das heüpt vnnd h e f f t im den selben fleck gleich a u f f die nassen, jn massenn als sie vor gewest ist. Vnd dorvmb mustu den fleck dester lenger schneiden, das du dester bas tzw der nassenn kommen kanst. Den du must jm den arm v f f das heüpt binden vnd hinder den elbogenn, vnnd must en also mith bendernn bewaren, das im der arm dister steter ligen möge vnde dister weniger müde werde. Mache derr binden von tochern dester meher, den er muss sso langk gebunden ligen, biss das dy nasse mith fleck gestosssenn sei. Das werth tzw tzeitenn viii ader x tage adder alsso langk, bistu siehst, das es gestosssen sie vnd in der heill ist, szo schnide den läppen ader flecke abe, doch nicht tzw kürtz, alsso das er dennacht ein wenigk vor dy nasse gehe, szo hat dy nasse newr ein loch. Dornoch schneid den läppen adder den fleck in solcher lengk vnd breite, das dü en vnden widder hefttenn magst. Alsso mustu die hawth ein wenigk weg schneidenn, aber sunst roe fleiss aldo machen, vnd den selbigen läppen vnden hintzw hefftenn, do er roe fleisch ist, szo wirt die nassen ausssenn widder zcwislicht, aber innen nicht. Szo heil sie denn mith dem wundtrangk vnd mith dem öl vnnd mith der rothen szalbenn. Doch ee du in schnidest, szo lege im den arm v f f t v f f das heüpt hocher vnnd nidder, sso siehstu woll, w o du jnn schneiden saldt. Vnnd wan du en sso gantz gehefft hast vnnd wilt jnn heilenn, vnnd all die weil du inn heilest, sso rieht öm die nassen vnnd binde im die vnnd Vorsorge ims alsso mith solchenn gebende, do von sie schmal, hoch ader nider wirth. Ist enn die nasse tzw breith, szo binde j m kleine secklein tzw beidenn seiten neben v f f die nasse. D o c h mustu jm gebunden fedderkell mith flaschs in die nasse 6
Schmitt, Fachprosa
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stosssenn vnd die forne in der nassen wol auss föllen, szo werden die nassen locher nicht tzw enge vnd bleiben gleich weith. Her wirt aber müde am ligenn, szo mustu jm tzw tzeitenn helffen am bette mith küsssen vnnd mith tochern. Die mustu alsso binden vnd legen, das sie im tzw holffe komen vnnd rwe do durch gehabenn kan. Vnnd muss tzw tzeiten lehenen im bette, alsso das es hoch tzw heü(p)ten sei. Tzw tzeitenn sittzet er, zcw tzeiten gehet er vmb inn dem gemache, do er leith, vnd wo von ader wie er jn bestenn rwen magk, tzwm sselbigen hilff jm. Vnnd ist vorwar gerecht, gehe einer mith dem schneiden nwr recht vmb vnnd mith vornünfft, vnnd schneid im den fleck lang gnug, szo machstu disterbass mith im vmb gehen, vnnd rwet disterbass, vnnd schadt im nicht vorwar. Ich rathe einem ittzlichenn gantz, wen er der nasse nicht habbe. Ein wall hath mich das gelernth, der gar vil leüten do mith geholffen hath vnnd vill geldes do mith verdieneth. Queme dir einer tzw vnnd wir im die nasse abgehawen vnd wer im geheilet, szo schneid im die hawth wol vnnd weid gnug vff bis vff das roe fleisch, vnnd mache das alsso das forder. Dor nach heile das auch alsso, es gehet antzweiffell tzw. Es ist vfft bewerth.
34. Aus der ,Groß-Schätzener
Gesundheitslehre'
Am Ende der diätetischen Literatur des Mittelalters steht die sog. ,Groß-Schützener Gesundheitslehre', eine Hs. aus der Schloßbibliothek in Groß-Schützen bei Preßburg, die um 1525 von einem unbekannten Verfasser im Raum Wien-Preßburg zusammengestellt worden ist. Die traditionelle Gliederung des Stoffes nach den „sex res non naturales" (aer, cibus et potus, repletio et evacuatio, exercitium seu motus, somnus et vigilia, accidentia seu motus animi) liegt auch diesem „Regimen sanitatis" zugrunde, doch sind Füllung und Entleerung nicht behandelt, hingegen nehmen die Speisen weitaus den größten Raum ein. Die Schrift ist also in der Hauptsache eine medizinische Ernährungslehre. Sie ist in 15 Kapitel aufgeteilt, wobei nach dem einleitenden I. Kapitel die Kap. II-VIII sich vornehmlich mit den tierischen, die Kap. I X - X V mit den pflanzlichen Nahrungs-, Genuß- und Heilmitteln beschäftigen. Im einzelnen sind die Kap. folgenden Gegenständen gewidmet: I Luft, Gemütsstimmung, Körperbewegung, Schlafen und Wachen; II Brot, schwerverdauliches Fleisch; III Federwild und Hausgeflügel; IV Fleisch
Aus der ,Groß-Schützencr Gesundheitslehre'
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der Haustiere und des Haarwildes; V die Körperteile des Tieres hinsichtlich ihres Nahrungswertes; VI tierische Produkte (Eier, Milch, Milcherzeugnisse); VII Fische; VIII Krebse, Austern, Schnecken; IX Getränke; X Kräuter; X I Wurzeln; XII Samen; XIII Früchte; X I V Honig, Zucker, Salz; X V Gewürze. Zahlreiche medizinische Autoritäten des Altertums, des arabischen und lateinischen Mittelalters wurden als Quellen herangezogen; die Abhängigkeit von den Autoritäten und die feste Verankerung in der Humoralpathologie weisen den Traktat noch ganz dem Mittelalter zu. Die Hs., die über 60 Bl. umfaßt, gehört heute zur Sammlung Eis (Nr. 21). Als Probe bringen wir den 3. und 4. Abschnitt des I. Kapitels (= Eis, S. 9 1 - 9 3 ) . - Lit.: G. Eis, Die Groß-Schützener Gesundheitslehre. Studien zur Geschichte der deutschen Kultur im Südosten, Brünn usw. 1943 (= Südosteuropäische Arbeiten, 36).
Vbung Von der vbung oder bewegen des leybes vnd von der müssigkeit oder rue sölt ir wissen, das keyn vbung des leybes nücze ist, es seye dann vor der leyb wol gerayniget mit dem stul gang vnd härmen. Czu dem andern, das keyn vbung oder bewegung gescheen sol, es sey dann vor die speyse verdewet yn dem magen vnd yn der lebern, es seye mit füßgeen oder mit reyten. Zu dem dritten mal sol die maß der vbung nit als vil seyn, das sy den leyb laß vnd treg mache vnd darczu ser swiczen werde, wan yn aller bewegung des leybes, so der mensche swach würt, sol er ruen vnd auf hSren. Zu dem Vierden, wann die bewegung den leib swechet vnd müet, so sol man dar von lassen vnd auf hören, als ob geschriben ist. Zu dem fünften, das die vbung, die gewont ist czu thuen, ist vil bequemlicher dem menschen, dann die der mensche nit gewont ist. Vnd die vbung oder bewegung sol man thun des morgens vor dem essen, vnd sol darnach, so sy volbracht ist, stehen eyn stund vnd ruen, er man isset; vnd desselben gleichen sol man auch thuen vor dem abent essen. Vnd das soll gescheen vj oder syben stund nach dem morgen, so ist gemeynlichen die dewung des magens volbracht vnd yn der lebern u f f das mittel. Man sol nit als balde uff die vbung essen nach trincken, wann der mensch noch nit geruet hat, nach die vberflüssigkeit noch nit abgescheyden ist vnd die natürliche werm durch den ganczen leib zu strewet ist, darümb sich die speyse nit wol verdewen möcht; wann sol der magen 6*
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Medizin
dewen, so muß die werme gesammelt seyn vnd nit zu strewet. Darümb wer sich vil geübet hat, der sol vor dem essen eyn wenig rasten, das sich die werm secze. Auch ist gut yn sunderlicher vbung, also des heubts, das ir das strelet leichtuertiglichen, des ersten eyn weyle hindersich gezogen von ewers fluß wegen, vnd dar zu last euch das heubt eyn wenig mit eynem leynen tüchlin oder mit der hant reyben: das stercket die synne vnd das hiren. Auch lesen oder beten mit lauter stymme stercket die brüst vnd lungen. Vnd so ir euch nit bewegen möcht, so solt ir euch mit eynem warmen duch lassen reiben, von den schultern vber die arm abe bis zu den henden, vnd hynden vber die schultern abe bis zu dem bauche, vnd zu leczten von den baynen abe bis zu den knyen. Die vberigen zeit solt ir sten yn rue. Von dem slaffen vnd wachen Solt ir euch hüten, das ir des tages nit slafft, wann der slaff bey tage, als Avicenna spricht, ist nit gut, wann er machet feuchte kranchait vnd flüsse von dem heubte vnd macht eyn böse färbe vnd gröst das milcze vnd swechet die ädern vnd macht den menschen faul vnd treg vnd benymet den lust vnd macht zu uil zeyten aposteme vnd fieber. Auch so schadent alle überflüssige sleffe vnd zu mal der, den man balde uf das essen thut. Es ist auch böse uf dem rucken slaffen oder nyder mit dem heubte vnd slaffen yn camern oder steten, da der wint durch get. Auch ist böß slaffen, da der scheyne des mannen durch die fenster eyn geet. Die bequemer zeit zu slaffen ist die nacht dann der tag. Darnach so sal man nit als bald slaffen uf das essen; man sol steen ij stund nach dem essen, ee man slaffen get. Zu dem dritten das man zu kayner zeit slaffen sol mit vnbedecktem heubte. Zu dem Vierden solt ir meyden bey tage zu slaffen, es were dann vrsach, das ir yn der nacht nit het geslaffen: so möget ir slaffen des tages ij stund nach dem essen, oder vor dem essen, das besser were. Zu dem fünften sol man slaffen mit erhaben heubte vnd hoch, vnd das der leib nach der zeit wol bedecket seye. Zu dem sechsten, das ir nit slaffet auf dem rucken. Zu dem sybenden, das der slaff seye
Aus Siegmunds von Gebsattel Turnieraufzeichnungen
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syben oder ächt stund lang, vnd sol gen nit über neun stunde, nach weniger sol er seyn dann v stund. Zu dem ächten das der slaff uf dem bauch hilft die deung des magens, aber er schadet den äugen, zu mal yn dem ersten slaffe. Die ordinung des slaffes ist, das man nach dem essen ij stund mit außgezogen klaydern sol yn das betthe geen, mit erhöchtem heubte, vnd zymlichen den leib bedecken, vnd slaffen des ersten uf der rechten seyten, vnd darnach, so ir erwachet, euch wenden uf die lyncken seyten, vnd so ir den slaff volbracht habt, so keret euch wider uff die rechten seyten vnd verbrenget die maß ewers slaffes.
Hofkünste 35. Aus Siegmunds von Gebsattel
TUrnieraufZeichnungen
Der Ritter Siegmund von Gebsattel, genannt Rack, brachte 1492 in dem fränkischen Städtchen Röttingen einen Bericht über fünf Turniere zu Papier, an denen er in den Jahren 1484 bis 1487 in Stuttgart, Ingolstadt, Ansbach, Bamberg und Worms teilgenommen hatte. Die schlichten Aufzeichnungen sind als Quelle für die Geschichte der letzten großen Adelsturniere, der Turniersitten und der beteiligten Persönlichkeiten von Wert. Sie sind überliefert im Anhang zu Cgm. 300; die Sprache ist ostfrk. - Der folgende Teilabdruck beruht auf der Edition im AnzfKddV, N.F. 1 (1853/54), Sp. 6 7 - 6 9 . Vgl. Verf.-Lex. 5, Sp. 1049.
Mein erster durner Als man zalt 1484 jor, kurtz noch weyennachten, hielt man ein durner zu Stuckgartten in Schwaben. In dem selbigen dürner was ich, Sigmund von Gebsettel gnant Rack. In dem selbigen durner was margraff Fridrich von Brandemburg vnd die francken mit macht. Es was ein großer durner, vnd wart der ritterschaft vil eer erbotten von dem jungen graff Eberhart von Wirttenberg. In dem selben durner wolt margraff Fridrich Jorg von Rosenberg geschlagen haben darvmb, daz er gesagt het, man solt mit margraff Albrecht ee in eyn hurhauß reitten dan in ein durner; auch vmb des willen, daz er sein ee gebrochen het. Es het aber sust ein altz hecklein, dorvmb er in gern geschlagen het, aber die geselschaft des einhoms wolt in nit schla-
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Hofkünste
gen lossen, vnd fiel des margraffen roß vnter im nyder. In dem selbigen durner wolt man mich nit zu lossen zu durnern. Ich must meyn vier annen vor beweisen, das was Gebsettel, Teitelbach, Thann vnd Seckendorff. Ich durnyrt in eyttel rot. Die von Winßhem lihen mir ein weiß pfert acht mol für ein gülden. Mein ander thurner Als man zalt 1484 jor, was eyn thurner zu Ingelstat in Beyern, am donerstag noch sant Gilgen tag. In dem selbigen thurner waz ich auch vnd thurnrt vnter meynen angebornn kleynat, vnd leyh mir Hermang von Habsburg ein thurner pfert, dan er dorft nit thurnyren, durch ursach daz er sich mit Wilhelm von Rechberg vff dem weg hinauff zu reytten geschlagen het. Petter von Gebsettel was auch in dem selben thurner. Der kom des molß in die geselschaft des eynhorns, dornoch kam ich in die geselschaft des bern. Aldo fint man mein sigel noch hangen, wer es nit glaubn wolt. Daz was nit eyn großer thurner, dan es solten die beyerischen fursten komen sein, die blieben auß, vnd kom nymant dan die ritterschaft der vier lant. Mein dritter durner 1485 jor waz ein thurner zu Onßbach, mich bedunckt am dinstag vor pfingsten vor der stat vff eynem acker. Es warn ob 300 heim in den schrancken. In demselben thurner thurnirt ich auch vnter meynen angeborn kleinat vnd lag bey beyden mein hern von Weinßberg in ir herbrich vnd reit mit dem jungen hern in die schrancken 1 . Der alt thurnyrt nit. Vnd gab margraff Albrecht iderman furtter vnd mol. 2 Mein fiertter thurner In dem jor 1486 jor waz ein thurner zu Bamberg von den eynhornern gehalten am dinstag noch obersten, vnd must ein iglicher in der geselschaft des einhorns ein frawen oder jungfrawen mit im bringen. Vff den selben thurner thurnyrten vnser drei von Gebsettel, Petter, Aßmus mein bruder, vnd ich, vnd 1 2
„schracken" Hs. Darauf sind anderthalb Zeilen ausgestrichen (unlesbar).
Aus der Literatur der süddeutschen Pferderennen
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warn zwen thurner, eyner vormittag, den andern dornoch. In dem ersten thurner was margraff Fridrich, mit dem thurnyrt Petter. In dem andern was margraff Sigmund, mit dem thurnyrt mein bruder Aßmus vnd ich. Vnd waz ein großer thurner; den het her Aßmus von Rosenberg dohin gelegt, dem wart ein danck zu Heydelberck geben. Vnd hetten die francken vil schöner frawen vnd jungfrawen do. Ich thurnyrt in eynem kottenyrtten zwilg.
36. Aus der Literatur der süddeutschen Pferderennen Die süddeutschen Scharlachrennen, bei denen ein Scharlachtuch als Siegerpreis ausgesetzt war, wurden in München seit 1436, in Nördlingen seit 1442 ausgetragen. Sie traten als hauptsächlich bürgerliche Veranstaltungen allmählich an die Stelle der Adelsturniere. Eigene Rennordnungen, wie die Münchner Herzog Albrechts III. von 1448 oder die beiden Nördlinger von 1459 bzw. 1463, sorgten für regelrechte Durchfuhrung. Um die Pferde schneller zu machen, wurden häufig medikamentöse Stimulantien ins Futter gemengt. Unter den vielfach überlieferten Rezepten dieser Art heben sich ,Herzog Albrechts Rennen' (Albrecht III. von Bayern-München) und ,Herzog Siegmunds Rennen' (Siegmund von Bayern-München oder Siegmund von Tirol) heraus. - Nachstehend die Nördlinger Rennordnung von 1459 (I) aus dem Nördlinger Stadtarchiv (Sprache: schwäb.), und die beiden Doping-Rezepte (II) nach Cod. Pal. germ. 281, Bl. 198v-199r (2. Hälfte 15. Jh.jbair.). - Lit.: G. Eis, Tierärztliche Umschau (1961), S. 3 5 3 - 3 6 2 (m. Edition).
(I) Zu wissen, das allen herren, graven, frien rittern, knechten vnd allen andern erbern lüten vnd gesten, die hinfür jn die jarmesse gen Nördlingen ye komen werden, zu eren vnd sunder kurtzwyle die burgermaister vnd rate daselbst aber fürgenomen haben, das sy zu der nehstkunfftigen vnd darnach zu ainer yeden jarmesse, alle die wyle sy das nit wyderruffent, dise nachgeschriben stuck mit namen ain Scharlach oder an desselben statt ain ander gut wälsch tuch, ain armbrost vnd ain schwert wöllent vsßgeben, vnd darumb allweg jn ir messe am nehsten montag nach vnsers herren fronleichnamstag vngevarlich vor mittem tag manbar lüt, die zum minsten ains Zentners vnd
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Hofkünste
ains viertails ains Zentners schwer sind, mit lauffenden, gesattelten pfärden, vngewappet, on gaiseln vnd on alle ander were vnd waffen, denn allain mit vmbgegürten sporn, zum zyle rennen lassen. Vnd welhes pferde des aller ersten vber das zyle kompt, das sol den Scharlach oder das tuch, vnd dann das ander pfärde das armbrost, vnd das dritt pfärde das schwert, vnd das aller letst pfärde ain saw vor den andern pfärden gewunnen haben. Vnd ain yeder sol vnd wirdt von aim yeden lauffenden pfärde, damit er also - wie vor berürt ist - rennen wil, an den obgeschribnen vssgeben stucken zuvoran, ee die pfärde angelassen werden, ain rinischen guldin geben. Vnd ob einicherley vnwille, spenn oder jrrung zwüschen yemantz, wer der wer, von sölichs rennen wegen daselbst vfferstünde oder sich begeben wurd, das sol von den parthien, die das beruren wurd, vor rat oder gericht zu Nördlingen gütlich oder rechtlich vsßtragen werden vnd dabej beliben alles one geverde. Item desselbigen tags wollen die benanten burgermaister vnd rate zu Nördlingen auch ain barchantduch geben guten gesellen, die darumb zu fusß vnd auch zum zyl lauffen süllen. Vnd welicher des ersten zum zyl kompt, der sol das barchantduch allain vor den andern allen gewunnen haben. Item sy wollen auch den frien töchtern ain barchantduch geben vnd desselben tags sy auch darumb lauffen lassen. Vnd die erst zum zyl sol auch das barchantduch allain vor den andern allen gewunnen haben. (II) Hertzog Alb rechts rennen Item nymb ein pfundt felber mistel, j 1b ohom mistel, j vierdung galgant, j lb epheu von den eichen, 1/2 lb hirschen kleen, 1/2 lb meisterwurtz, j vierdung eberwurtz vnd j lb tracken wurtz. Dj eberwurtz mag nyemand daijnn erkennen, dann dj meisterwurtz nymbt jr den geschmackh, aber jr krafft mert sie zu dem rennen. Darnach nymb dj stuchh alle vnnd machs zu puluer vnd temperirs durcheinander. Vnd so du rennen wilt, so gib dem pferdt des puluers vier tag jm futter ye ein lott. Dar-
Aus dem ,Schachzabelbuch' des Jacobus de Cessolis
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nach reit frolich, wan du wilt, so bistu vnerritten. Du würst wunder erfaren. Hertzog Sigmunds rennen Item nymb j lott birbaumben mistel, ein lott galgan, j lott epheu an den eichenn, ij lott meysterwurtz, j lott eberwurtz, j lott eichenlaub, ist durr auch gut, j lott bibenelen, die vast frisch sein, j lott lilium conuallium, j lott tosten. Dj guten stuckh alle mach zu puluer vnd temperir es vast wol vnndereinander. Vnd so du rennen wilt, so gib dem lauffer des puluers drey tag vff dem futter ye j lott vnd bespreng das futter mit gutem malmasier. So wurstu wunder erfaren, als mir treffenliche reuter vnd ander erbar leutt gesagt han, dj des genanten fursten leudt hont sehen rennen vmb ein Scharlach vnd alzeit gewonnen, vnd auch am letzten mit den venedigern.
37. Aus dem,Schachzabelbuch'
des Jacobus de
Cessolis
Das ,Solatium ludi scacorum' des Jacobus de Cessolis (geschrieben um 1275) war kein eigentliches Schachlehrbuch, sondern eine allegorische, lehrhaft-eibauliche, besonders auf die Stände bezogene Auslegung des Schachspiels mit zahlreichen beispielhaften Erzählungen. Es war eines der meistgelesenen Bücher des späten Mittelalters und wurde in fast alle abendländischen Sprachen übersetzt. In deutscher Sprache gab es allein vier voneinander unabhängige Versbearbeitungen (Heinrich von Beringen, Konrad von Ammenhausen, Pfarrer zu dem Hechte, Meister Stephan) und drei verschiedene Prosaübersetzungen (alle anonym). Die wichtigste davon, die im 14. Jh. (1. Hälfte oder 1. Viertel) entstanden ist, wird von rund 40 Hss. und 4 Inkunabeldrucken repräsentiert. Der Edition von Schmidt, die hauptsächlich auf Cgm. 375, Bl. 226r-289v (15. Jh., bair.), beruht, folgt unser Textbeispiel (Bl. 286r-287r = S. 122 f.). - Lit.: G.F. Schmidt, Das Schachzabelbuch des Jacobus de Cessolis, O.P. in mittelhochdeutscher Prosa-Übersetzung, Berlin 1961 (= Texte des späten Mittelalters, 13). Der alden gankch: wann der swartz ald auf seinem aygen veld tzw der rechten hant des chünigs gesetzt wirt vnd der weyss tzw der lenken seytten in dem reich; vnd sy haissent darumb nit swartz vnd weis von varb wegen irs wesens, sunder von dem veld, wie das gestalt ist, darauf sy gesetzt werden. Vnd
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Hofkünste
also mag der weiss oder der swartz ald von erst von stat ir yedbeder auf tzway veld ausgen. Wann der swartz ald tzw der rechten hant gein der rechten hant auf das swartz veld für den pawman get, ob es lär ist. Vnd das ist auch pilleich darumb, das die richter, nach dem vnd in das gericht enpfolhen ist, ir erb vnd aygen vnd auch die arbaitter vnd ir aribait peschirmen. Wann aber derselb ald gein der lenken hant auf das swartz veld für den artzt get, ob es lär ist; vnd das ist auch pilleich, wann die ärtzt vnd die richter an rechter chünst sind geleich, wie das ist, das sy an iren ampten vngeleich sind. Wann als der artzt die leib hat tzw hailen vnd tzw gesunt pringen, also Süllen die richter die chrieg nyderlegen vnd tzw rechter, warer ainichait pringen. Der weyss ald tzw der lenken seitten hat auch tzwen geng von erst von stat tze gen auf tzbay veld; ainen ausgang hat er tzw der rechten hant auf das weizz veld für den chawfman, ob es lär ist; vnd das ist darumb, das sy wol wedürffen der chäwfmanschaft der chawflaüt, das auch die richter ir chrieg nyderlegen vnd perichten vnd den chawfleiten trewleich ratsam sein. Den andern gankch hat er tzw der lenken hant auf das weizz veld für die rybalden vnd spiler, ob es lär ist; vnd das ist darumb, das dyselben vil chrieg vnder in habent vnd tewf tüent, das er sew dan darumb straff. Es ist auch tzw wissen, das die alden alltzeit von dem dritten veld auf das dritt gen schüllen auf dem schachtzabel, vber ekk; der weizz ald auf weizzen veldern vnd der swartz ald auf swartzen veldem. Vnd ir gankch vber ekch pedäwtt, das sy sicherhait in iren gengen haben schüllen. Vnd die drew veld, darvber sy gent, das pedäwtt, das die richter dreyerlay an in haben schüllen. Von erst, das sy recht sach peschirmen; tzw dem andern, das sy recht rat geben; das dritt, das sy recht vrtail nach den rechten, an begreiffung der person, geben vnd tüen süllen. Es ist auch tze wissen, das die alden von dem veld, darauf sy von erst gesetzt sind, durch das gantz schachtzabelpret sechs stant habent vnd vber ekk durch das pret gent, vntz er wyder an sein erste stat, von dann er gangen ist, wyderchümpt; als chund ist dem, der es wesiecht. Vnd das pedäutt, das alle volkömenhait in dem reich sein sol, vnd tzw vodrist in den richtern, die dem chünig
Aus Hans Hartliebs ,Buch aller verbotenen Künste'
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vnd chünigin raten schüllen. Wann chain gross tzweifelig sach sol der chünig noch ain fürst nicht hanndeln, nür nach rat seiner weysen rät vnd richter. Vnd darumb schüllen die richter an weyshait vnd siten volkömen sein. Vnd das pedäutt ir gankch, den sy von dem dritten veld pis auf das dritt vber ekk tüent; vnd ir gankch in der tzal mit sechsen sich endt, die dy erst volkomen tzal ist, des, das sy von stat gent vber ekk aus vnd tzw dem sechsten mal geleich hinwyder an dieselben stat chömendt. Also so flieget sich das endt tzw dem anfang, das ir volkömenhait pedäwtt, di sy haben schüllen.
IV. Die v e r b o t e n e n Künste Magie und Mantik 38. Aus Hans Hartliebs ,Buch aller verbotenen
Künste'
Hartliebs Traktate aus dem Gebiet der „Verbotenen Künste" (Mondwahrsagebuch, Namenmantik, Geomantie, Chiromantie, Buch aller verbotenen Künste) sichern ihm den Rang des bedeutendsten deutschsprachigen Vermittlers dieser Materie vor Paracelsus. Das ,Puch aller verpoten kunst, vngelaubens vnd der zaubrey' entstand 1455/56 auf Veranlassung Markgraf Johanns des Alchemisten von Brandenburg-Kulmbach (1403-1464) und ist Zeugnis einer hauptsächlich auf den Einfluß des Nikolaus von Kues zurückzuführenden Abkehr Hartliebs von den geheimwissenschaftlichen Neigungen seiner früheren Jahre. Es behandelt auf der Grundlage eines reichen Quellenmaterials die sieben Künste Nigramancia, Geomancia, Ydromancia, Aremancia, Pyromancia, Ciromancia und Spatulamancia und verdammt sie zugleich in Grund und Boden. Wir bringen einige Kapitel aus der Besprechung der Nigramancia, der Kunst der Toten- und Geisterbeschwörung, wobei wir den Text der ältesten Hs., Cod. Pal. germ. 478, Bl. lr-78v, zugrundelegen (daraus Bl. 13r-15v = Ulm, S. 15-17); er wurde von Clara Hätzlerin zu Augsburg in der 2. Hälfte des 15. Jhs. geschrieben. Weitere Hss.: Dresden, Sachs. Landesbibl., M 59 (15. Jh.); Cod. Guelf. 50. 5 Aug. fol. (1515). Lit.: D. Ulm, Johann Hartliebs Buch aller verbotenen Kunst, Halle 1914 (m. Edition); K. Drescher, Euphorion 25 (1924), S. 225 ff., 354 ff., 569 ff., u. Euphorion 26 (1925), S. 341 ff., 481 ff.; W. Schmitt, Hans Hartliebs mantische Schriften und seine Beeinflussung durch Nikolaus von Kues, phil. Diss. Heidelberg 1962; ders., Magie und Man-
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Magie und Mantik
tik bei Hans Hartlieb, Wien 1966 (= Salzbuiger Beiträge zur Paracelsusforschung, H. 6); völlig abwegig M. Wierschin, PBB (West) 90 (1968), S. 57 ff.
Das zway vnd zwaintzigist capitel, das ist von der ersten kunst nigramancia, die haiszt die schwartz kunst. Nygramancia ist die erst verboten kunst vnd haiszt man sy die schwartzen kunst. Die kunst ist die aller böst, wann sy g5t z8 mit dem opffer vnd dienst, den man den tuiffeln tün m8sz. Wer in der kunst arbaiten will, der müsz den tuiffeln maniger hannd opffer geben, auch mit den tewffeln gelübt vnd verpintnusz machen, dann so sind jm die tuiffel gehorsam vnd verpringen den willen des maysters, als ferr jn das von got verhengt wirt. Merck zway grosse vbel in der kunst: Das erst, das der maister musz sein opffer vnd zinsz geben den tüiffeln, damit er gotes verlaugent vnd den tuiffeln anlegt götliche ere. Wann wir allain got, der vns beschaffen hatt vnd mit seiner marter erarnet hat, opfern süllen. Das ander, das er sich verpint mit den tüiffeln, der dann ist der gröst veind aller menschhait. Das drui vnd zwaintzigist capittel, wie man eingat in die kunst nigramancia zu lernen. Der eingSn wil in die lere vnd schül der schwartzen kunst, der vindt in dem selben püch gar vil verporgner vnd vnkündiger wort vnd die chain geschrifft lert vnd weiszt, wie man die wort gar andächticlich sprechen sol vnd darzß rieh machen vnd manger hannd aramatey prennen, auch ettlich tier opfern. Mit den worten ergibt sich der mensch mit leib vnd sei dem bösen tüifel, mit dem rXch vnd opffer verschmächt er gott vnd gibt dem tuiffel, seinem grossen veind, die göttlich ere. Vmb sölich grosz sünd verhengt dann got dem tuiffel, das vnderweil des maisters will geschieht. D a s vier vnd zwaintzigist capitel von maniger h a n n d Sachen, die m a n nützt in der kunst nigramancia.
Zv sölichen Sachen prauchen die maister diser kunst gar manigerlay püch, vigur vnd caracter. Ains haissen sy Sigillum
Aus Hans Hartliebs .Buch aller verbotenen Künste'
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Salomonis, das ander Clauiculam Salomonis, das dritt Jerarchiam, das viert Schamphoras, vnd sunst caracter gar manigerlay. Mit den caractern vnd vnkunden worten verpint sich der mensch mit dem tüifel vnd der tuifel mit dem menschen. Die selb geschrift der bösen kunst lert, wie man den tuiffel pannen müg vnd sol mit den caractern vnd verporgen worten. Das ist alles ain dannt, wann kain ding ist in der natur, das die gaist zwingen oder nöten mügen, als die hailig geschrifft sagt. Das fiinffvndzwaintzigist capitel, wie der tuiffel sein maister in der schwartzen kunst laicht vnd betruigt. Der tuiffel t u t zu seinem maister, als ob er grosz leiden hab, das er zu jm komen müsz, vnd clagt vast: „ 0 du laidigst mich grosz vnd swärlich." 0 du armer maister, wie iämmerlich last du dich verlaiten vnd verfiiren den tusentlistigen tewfel! Er tSt des gleichen, als ob er laid vnd peine hab von deinem beswern vnd pannen. Nain er zw5r, er hat daran grosz fräd vnd wolgefallen. Er frät sich, das er dein sei dem höchsten got entzogen vnd benomen hatt. Also wirst du verlaitt vnd in ewige pein gefürt. Das sechs vnd zwaintzigist capitel von etlichen püchern in der schwartzen kunst. Es sind auch ettliche pücher in der kunst, die lernen, wie man sol mit krewtern, stainen vnd wurtzen die tuifel pannen vnd beswern, als das puch Kyrannundorn, das lernt, wie man sol krewter, stain von vischen 1 vnd gefügel zu samen tun in ain mettal, das dann auch darzü geaigent ist. Damit sol man dann erlangen gar grosz von dem tuifel. Das alles ist ain vngelaub, vnd der tewfel vermist sich dann darein vnd verlait alle die, die daran glauben. Wann wisz in warhait, das all craft der natur ciain ist gegen der craft der tuiffel, noch vil mer der guten engel, als Job spricht: Es ist kain gewalt vf erden, der den tuiffeln müg geleichen. Du möchtest sprechen: Nun liszt man doch ym Thobia, wie die leber ainz visch, gelegt vff ain glüent kol, vertreib die tüiffel all etc. Da fr5g die rechten glos Nicolay de Lyra, 1
lies „vnd vische"?
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Magìe und Mantik
auch sant Thomas, die sagt, das nit der r&ch der leber, sunder das andächtig gebätt Thobie des jungen die tuiffel vsz traib von Raguel.
39.
Zaubersprüche
Zaubersprüche aus mhd. Zeit sind sehr zahlreich überliefert, jedoch — im Gegensatz zu den ahd., as. und neuzeitlichen Texten - wenig erforscht. In christliches Gewand gekleidet, sind hier arabische, jüdische und altorientalische, z.T. auch altgermanische Zaubertraditionen wirksam. Ihre ausgedehnte praktische Anwendung in vielen Bereichen des mittelalterlichen Lebens sichert den Zaubersprüchen eine hohe kulturgeschichtliche Bedeutung. Als Beispiele bieten wir einen Wünschelrutensegen, der die Schatzsuche erleichtern sollte (I) (= Cod. Vindob. 5327, Bl. 179v, 2. Hälfte 15. Jh., schwäb., hg. v. Eis, Altdt. Zaubersprüche, S. 148), und die Beschwörung eines Geistes zu allerlei Dienstleistungen, wobei ein Kind als Medium dient (II) (= Cod. Vindob. 4773, Bl. 48v bis 49v, Ende 15. Jh., alem.; bisher unediert). - Lit.: Verf.-Lex. IV, Sp. 1121-1130; A. Spamer, Romanusbüchlein. Historisch-philologischer Kommentar zu einem deutschen Zauberbuch, Berlin 1958; G. Eis, Altdeutsche Zaubersprüche, Berlin 1964.
(I) Jn dem namen des uatters vnd des suns vnd des haiigen gaistes heb ich hie an, jn dem namen gottes, der da gantz gewalttig ist jn himel vnd jn erden. Her, himelscher 1 uatter, gib vns dinen trost! Her, himelscher uatter, uatter, erhör vnser gebett vnd vnsern rfiff nvn für din antlutz 2 ! Jch beschwer uch vier haselrutten by den uier ewangelisten, by sant Lucas, by sant Marcus, by santt Johanns vnd by sant Matheus, das jr vns wiset uff den rechtten schätz, des wir hoffend sind. Jch beschwer uch by den haiigen dryen kungen, by sant Caspar, by sant Melchior vnd by sant Balttasar, das sie vns also recht wisen uff den rechtten verborgen schätz, als sie gewiset warund von dem stern, der jn vor gieng zue der waren kinthait vnd zukunfft vnsers herren Jhesu Christi. Amen. 1 2
Hs.: himescher Hs.: antzlut
Zaubersprüche
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Her, himelscher uatter, seid dem maule, das dir alle ding offenbar sind, so offenbar vns disen verborgen schätz in dem namen des uatters vnd des suns vnd des haiigen gaistes. Amen.
(II) Jtem nim eyn kuschen knaben oder meydlin, grosz oder kleyn. Heysz in die hend reyn waschen vnd strych im den spygel an dy hand, der gemacht jst von bom öl vnd linden kolen oder widen, die durch eyn linen tuch gebitelt sind, kleyn als ein mel. Vnd setze dann denn knaben v f f eyn stul gen der sonnen 3 vnd sitz du hinder in vnd sprich jm dy wort iij mal jn yglichs ore vnd iij mal vff sin schey tel, vnd ee du es tust, so mach jm vor vf yglichs ore vnd v f f sin schey tel iij krutz, yglichs in nomine patris et filii et spiritus sancti, amenn. So sprich im heymlich, das 4 es der knab nicht here, iij mal jn yglichs or vnd vff dy schey tel dise wort: Syryk fyrg sygsyk rotasz rogam taseu. Wan das kindt den geyst sieht in einer gestalt eins kleins schwartzen houptesz jn dem spygel, so heisz dir dann nach sprechen: Er geyst, ich vmb zieche dich vnd vmb fache dich vnd binde 5 dich mit seyle vnd mit dem strängen, da mit got der herre ward gebunden vnd gefangen, mit dem selbigen seyle vmb zieche ich ouch dich, das du von mir nicht wichest noch entschlichest, engest oder 6 enstest oder weg farest, du hast dan minnen willen gethan vnd wasz ich dich frag in rechter warheyt vnd mir nicht lfgest noch betriegest jn nomine patris et filii et spiritus sancti, amenn. Nun jst er gebunden, das er gehorsam mussz sin. Nun nim vnd beschwer vnd heysz dir alles nach sprechenn: Er geyst, ich beschwere dich vnd gebiete dir b y den heyigen v wunden vnsers herrenn Jhesus Christus vnd by siner marter vnd pin, die got noch ye gelitten hat v f f disem ertlich, das du den dyp mir bringest in aller siner gestalt, das ich in erkennen mug vnd 3 4 5 6
Die Hs. hat das astrologische Symbol für die Sonne. Hs.: in das Hs.: binde binde Hs.: oden
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Magie und Mantik
sechen, als vnser liebe fraw jr liebesz kint sach hangen an dem heyligen crutz. Nenne dy name oder was du fragen wilt, vff ygliche frag eyn beschwerunge. Man in by dem heyigen geyste vnd by der drifaltikeyt, das er dich lest erkennen alles, das du in fragest, also vnser liebe fraw ir liebes kint erkant, do sy es im tempel wider fant, vnd must eygentlichen sechen, also vnser liebe fraw ir liebes kind sach hangen an dem heyigen krutz: Jch beschwere dich vnd manen dich by den worten, dy der prister über dem altar über vnserm herren, herrenn Jhesum Christum 7 , das du mich lassest sechen, was ich beger, vnd wasz du wilt, das er dir sol Volbringen. Eyn ander beschwerunge: Er geyst, jch manen dich vnd gebiete dir by dem gerichte des jüngsten tags vnd by der botschaft, die der engel Gabriel brachte Marian, das du mir nicht liegest noch betriegest vnd war sagest. Die vertribunge der geyst, so heysz dir den knaben nach sprechen: Gotes kraft, die gewalt Marien, dy gewalt sancti Johannis, ir geyste fart enweg ane schaden, also stylle vnd also heymlichen, also ir her sind komenn, also fart ouch wider enweg, in nomine patris et filii et spiritus sancti, amen. Jtem optimum diebus et horis Saturni, Martis, Lüne, Mercurii 8 , et sis sobrius et adminus ad tres dies ante castus, et celum purum.
40. Aus Ulrich
Molitors,Hexenbüchlein'
Der Rechtsgelehrte Ulrich Molitor verfaßte 1489 zu Konstanz auf Wunsch Herzog Siegmunds von Tirol eine Abhandlung über das Hexenproblem in Form eines Gespräches zwischen dem Herzog, dem Konstanzer Bürgermeister Konrad Schatz und dem Autor. Die Diskussion erstreckt sich auf Fragen wie Weitermachen, Schadenzauber, angezauberte Impotenz, Verwandlung von Menschen, Hexenritt, Teufelsbuhlschaft, Teufelskinder, Zukunftsvorhersage und Bestrafung der Hexen. Molitor glaubt fest an die Existenz der Hexen und ihre Verbindung mit dem 7 8
Hier fehlt wohl ein Verbum. In der Hs. die astrologischen Planetensymbole.
Aus Ulrich Molitors,Hexenbüchlein'
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Teufel, weshalb sie für ihn als Ketzerinnen mit dem Tode zu bestrafen sind. Der Traktat wurde gleich nach seiner Entstehung lateinisch (,De laniis et phitonicis mulieribus') und deutsch (,Von den vnholden oder hexen') im Druck verbreitet. Die älteste deutsche Fassung erschien um 1490 bei Michael Greyff in Reutlingen (mit Holzschnitten); sie gilt, wie der Druck Straßburg um 1493, als große Seltenheit. Eine zweite deutsche Übersetzung von Konrad Lautenbach wurde 1575 in Straßburg gedruckt. Aus der Reutlinger Inkunabel bringen wir den größten Teil des Kapitels über den Hexenritt nach dem Exemplar des British Museum, Nr. IA 10796; Hain 11540. Sprache: alem. - Lit.: J. Hansen, Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hexenwahns und der Hexenverfolgung im Mittelalter, Bonn 1901, S. 243 ff.; G. Keil u. W. Schmitt, Studia neophilologica 39 (1967), S. 96 f.
Ob die hexen kSnnen vff einem gesalbten stecken oder vff einem wolff ryten zu irem wollust. 1 Sigmundus: Wyter ist die frag, ob solich hexen können vff einem gesalbten stecken oder vff einem wolff zu irer versamlung riten, da sie dann essent vnd trincken, ouch sie sich vnder andren erkennen. Vlricus: Du hochgeborner fürst, din mainung wellen wir zfi erst h&ren. Sigmundus: Wir wissen, das der tufel ein geist ist vnd ein vngelibte oder vnbegriffliche creatur, deßhalb er weder hend noch fuß hat, ouch von keiner stat begrifflich ist; wie kSnde dann er einen geübten mentschen tragen? Cunradus: Villycht gangen die geist in die lichnam vnd nemen die lib oder die lichnam an sich. Damit dann so üben vnd arbaiten sie diß, das dann zu volbringung irer furgesetzter mainung schickerlich ist. Wann man lißt in dem böch Danielis, das der engel gottes Abacuck by der schaitel ergreiff vnd yn gen Babilonia by sinem schopff zü Daniel getragen hat. Ab dem ist zu mercken, wiewol der engel ein geist ist, das er dan noch ein übliche gestalt an sich hat genomen, damit er Abacuck by sinem schopff het können tragen. Jtem so lißt man actuum apostolorum an dem viij. buch, das der geist des herren Philippum den zwelff boten genomen hat vnd yn getragen in Azoto. Sigmundus: Diß mScht vilycht mSglich sin den guten engel vnd geisten, die mer gewalt haben dann die bSsen geist. Vlricus: So 1
7
Danach ganzseitiger Holzschnitt: Hexe, auf einem Wolf reitend. Schmitt, Fachprosa
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Magie und Mantik
weilen wir exempla von den bSsen geisten ouch geben, wann man lißt in sant Iacobs legent, das der tfifel Hermogenem den zobrer band vnd also mit gestricten hend vnd fuß z8 sant Iacob tragt. Cunradus: So will ich sagen, was by minen zyten ist geschehen. Die wyl also ich vnd doctor Vlricus Molitoris iung sien gewesen, ist vor vil ergangen iaren begegnet, das zwen man vor dem lantgericht z8 Costentz in recht sien gestanden, da einer den andren in gerichtz form freyglich angeclagt vnd yn gezigen hat, wie der selb ein hex vnd vnhold sin solte vnd er ym begegnet were vff einem wolff rittende, ouch als bald der selbig hex yn ersähe, da wurde der cleger lam vnd kranck. Also erbäte er den vnholden, das er yn wider gesund machte, so weite er ein zit niemantz daruon sagen. Also ward der cleger wider gesund. Dem nach als solich zit verruckt was, ervordert der cleger den vnholden fur recht vff das lantgericht vnd clagt z8 ym, wie ob verlut ist. Sigmundus: Was antwort der vnhold z8 solicher clag? Cunradus: Er was der clag abred. Sigmund: Ward aber der vnhold an die wag geschlagen? Cunradus: Nain. Sigmund: Wie kund dann der cleger yn fiber winden? Cunradus: Durch gezugen. Sigmund: Was sagten die gezfigen? Cunradus: Sie sagten, daz der selb solich galstry machen konde. Sigmund: Können etwas ist nit s&nd, wann alle mentschen, als Arestotiles sagt, begeren naturlich vil z8 wissen. Cunradus: Die gezugen haben witter gesagt also, das der selb nit allain solich hexischi kunst konde, sonder das er diß ouch gefibt vnd gethon habe. Sigmundus: Was haben aber die zögen z8 vrsach irer kuntschafft gesagt? Cunradus: Sie haben by iren geschwornen aiden gesagt, das diser sie selbs an irem Üb vnd gut hab beschedigt. Sigmundus: Ward dem selben doch ein fursprech gegeben vnd sin gegen wer gehört? Vlricus: Ia, ich bin ouch an dem end des rechtes gesin, wann es offelich beschah, vnd hab gesehen, das sie zwen treffelich vnd redparlich fursprechen gehabt haben. Sigmund: Wer waren die? Vlricus: Dises vnsers CSnraten Schätzen vatter, der ouch burgermaister da zemal zu Costentz was, deßglich Virich Blarer. Sigmund: Ich hab die wol bekent. Cunradus: Also ward diser vnhold mit vrteil verdampt, den ich ouch vff solich vrtail sach verbrennen. Sigmundus: Vnser
Aus dem ,Liber Alfadol'
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frag hat noch einen ander artickel in ir also, ob soliche bSse wiber zfi samen komen, mit ein andren essen vnd trincken, och ainen güten m 8 t haben. Cunradus: Der gemain man by vns sagt diß. Darzfi so sie gefangen vnd pinlich gefragt werden, so veriehen sie solichs vnd melden och vmbstend irer vergicht.
41. Aus dem ,Liber
Alfadol'
Die im Mittelalter sehr verbreitete Geomantie, die Kunst der Erdwahrsagung, die im wesentlichen von arabischen Quellen abhängig ist, hat einen kennzeichnenden Vertreter im ,Liber Alfadol'. Er ist in arabischer Überlieferung nachgewiesen, wurde im 12. Jh. durch Gerhard von Cremona latinisiert und ist in lateinischen Hss. des 13. und 14. Jhs. greifbar. Die einzige deutsche Fassung liegt im Cod. Vindob. 2804, BL 22r-101r, vom Ende des 15. Jhs. aus nordbair.-schwäb. Übergangsgebiet vor. Die Orakeltechnik ist im Vergleich zu anderen Geomantien einfach: in einem Tabellensystem führt ein Bestand von 144 möglichen Fragen nach einem schematisierten Verfahren auf feststehende Antworten, die von „Losrichtern" erteilt werden. Die hierbei anzuwendenden Losmethoden sind das Zahlenstechen, Würfeln oder Punktieren. Die Einbeziehung der astrologischen Lehren von den Tierkreiszeichen und Himmelsorten sowie die Tatsache, daß die Losrichter arabische Sternnamen tragen, sind ohne tieferen Einfluß auf die Orakeltechnik. Unsere Textprobe gibt die einleitenden Anweisungen zur Erstellung der Orakel wieder, in der Hs. Bl. 22v-24r nach der Edition von Lutz, S. 150-152. - Lit.: B.F. Lutz, Das Buch .Alfadol'. Untersuchung und Ausgabe nach der Wiener Handschrift 2804, Diss. Heidelberg 1967; J. Bolte, Zur Geschichte der Losbücher, in: Georg Wickrams Werke, hg. v. J. Bolte, Bd. IV, Tübingen 1903 (= Bibl. d. litt. Ver., 230), S. 276-348; ders., Jb. f. hist. Volkskde. 1 (1925), S. 185-214; Hwb. d. dt. Aberglaubens, Bd. III, Berlin u. Leipzig 1927, Sp. 635-647; G. Eis, Wahrsagetexte des Spätmittelalters, Berlin usw. 1956 (= Texte d. späten Mittelalters, 1), S. 7-13, 29-48; W. Schmitt, Hans Hartliebs mantische Schriften und seine Beeinflussung durch Nikolaus von Kues, Diss. Heidelberg 1962, S. 107-157. Item eß mag ein yetlicher für sich selbß fragen von sinen geschefften, desgleichen für einen andern in der stat vnd nomen eineß procuratores. Item der vater für den sun vnd der sun für den vater vnd der bruder für den bruder vnd der man für sein weip, der herr für sinen knecht, der abt für sinen münche, vnd also herwidervmb vnd also von vil andern, verke7*
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Magie und Mantik
rend manß geschlecht in weipß geschlecht vnd herwidervmb, alß der sun für die muter und die muter für den sun vnd also von den andern. Wan eß begibt sich offt, daß einer fragt für einen andern aus einer sünderlichen vrsach willen, die in dartzu dringet, daß er mus fragen. Item dise frage die gan alle nach ordenung vnd weis, nach dem do sindt die 12 zeichen in den 12 hüsern deß himelß, vnd nach ir tzal vnd ire merklich ordenung, so man weis, daß ein yetlich haus deß himelß in im hat die ordenung der geschribenen tzale, vs welher tzale die antwort einer yetlichen frage gar balde mag funden werden. Item dis büchß vbung ist also: Welcher oder weihe fragt, eß sey ioch für sich selbß oder für einen andern, der sol tzu for an han einen gantzen willen vnd vrsach tzu fragen, vnd darnach sol er gan tzu dem maister diser kunst, oder durch sich selbß mit disem buch, vnd dan mit diemutiger andacht vnd vollen glauben sine frag für geben, vnd nicht von einem gewisen ding, wan die frag were sunst falsch vnd ein Versuchung. Aber so nun der maister hat vernumen die foderung der frage, oder du selbest mit disem buch wilt dir antworten, so slah von stunden an die stat, do du bist, vnd mach punckten, alß man thut in der geomantia oder in dem sande, der wol rein sey, oder uff einem brieffe, carten oder taffei, mit einem finger oder hande oder raten oder der feder oder creiden oder kolen, oder man habe würffei, 2, 3 oder mer, vnd werffe on alle betrachtung oder vffmerkung, vnd was äugen komen, die merke in einer sum, vnd ist die sum gleich 12, die sol man vmb der 12 zeichen willen in den 12 hüsern in dem himel behalten. Ist aber die sume minder wan 12, die behalt auch. Ist aber die sum der äugen oder punckt mer wan 12, so würffe ab 12, so offt du magst, vnd waß vber wirt sin, daß behalt, vnd ein yetlicher der behalten zal der äugen fürt dich tzu der antwort der fürgelegten frage. Aber uff daß du nit irrest im finden vnd zu han ein gentzlich vnderrichtung der frage, so gibt man dis exempel vff, daß ein yetliche frage dester baß vnd sneller gefunden (werde) 1 . Einer fragt vom leben sineß kindeß, ob daß lange oder kurtz leben 1
ergänzt.
Aus Hans Lobenzweigs .Traumbuch'
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solt. Von stunden an slug ich die stat vnd macht ein linien von pünten, alß du siehst hie gemacht: . . . I . . . I . . . I . . . I, vnd die macht ich vngeferlich on alle vor betrachtung oder vff merkung, wan anders es döcht nit. Darnach merket ich, wie vil ich het punten gemacht, vnd do fände ich 12; die behielt ich. Danach suchet ich sein frage in dem capitel der fragen, so lange vntz ich die fände. Darnach luget ich, vnder welhem zeichen die frage begriffen waß, vnd daß waß vnder dem wider, vnd die erst frag im capittel, von der zelet ich herab so vil frage, alß meiner behalten punten was, do endet sich die zal der 12 behalten punten uff der zwelfften frag vnder dem wider; do fände ich den richter Alioth. Dornach suchet ich den richter yetz genant im capittel der antwurt, vnd vnder dem tzelet ich herabe so vil antwort, alß meiner punten waren, daß war die 12 antwort; do fände ich bescheide also: Dis weih (?) kint wirt nit lang leben in diser weit, vnd die weil eß lebet, so wirt eß vil trubsal han. Vnd also sol man auch thun, so minder punten weren wan 12, auch waß über wurde sin nach 12, so hast du deinen willen.
42. Aus Hans
Lobenzweigs,Traumbuch'
Eines der wichtigsten mittelalterlichen deutschen Traumbücher hat der Riedlinger Magister Hans Lobenzweig um 1450 als gestraffte Übersetzung aus dem lateinischen ,Liber thesauri occulti' des Paschalis Romanus (geschr. 1165 in Konstantinopel) geschaffen. In der Form eines Dialoges zwischen Meister und Schüler behandelt es zunächst die Grundlagen der Traumdeutung nach der scholastischen Traumtheorie und geht dann in eine lockere oneiromantische Kasuistik über. Der Traktat liegt in zwei Hss. vor: Der Cod. Vindob. 2949, Bl. 165r-188r, wurde zu Beginn der 2. Hälfte des 15. Jhs. im bair.-österr. Sprachraum geschrieben; die jüngere Fassung bietet der Cgm. 427, Bl. 6r-26v, gegen 1480 im selben Schreibdialekt abgefaßt. Das folgende Textbeispiel ist der Wiener Hs., Bl. 176r-178v, entnommen (in der Ed. von Schmitt S. 207-209). - Lit.: W. Schmitt, Arch. f. Kulturgeschichte 48 (1966), S. 181-218; C.H. Haskins, Studies in the History of Mediaeval Science, New York 1960, S. 218; M. Steinschneider, Serapeum 24 (1863), S. 193 ff., 209 ff.; O. Gotthardt, Über die Traumbücher des Mittelalters, Königl. Luthergymnasium zu Eisleben, Beil. z. Jahresber. 1912; Verf.-Lex. 4, Sp. 492
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Magie und Mantik
bis 496; vgl. J. Werlin, Stifter-Jb. 8 (1964), S. 195 ff.; W. Schmitt, Studia neophilologica 37 (1965), S. 96 ff.; G. Hoffmeister, Arch. f. Kulturgeschichte 51 (1969), S. 137 ff. ,Was bedeut es, wann mir got zue redet oder ain kunig oder ein fürst oder ain naturlicher maister, der nicht ain zawbrer ist?' Was got oder ein kaiser oder ain fürst etc mit dir redt, das wiert dir war, vnd dw solt dieselben wort eben mercken. ,Was bedewtt es, wann mir trawmet, das die haidnischen maister mit mir redent vnd die sternseher vnd pöß menschenn?' Das ist alles vngewis, vnd du solt es nicht gelauben. ,Wann mir aber trawmt, das kinder oder toten oder alt lewt mit mir redent?' Das soltu alles gelauben, wann es wirt war. ,Wann ainer wänet, das er got sey?' Pistu gesunt, so bedewt es dir lennger gesunthait; pistu siech, so muestu sterben pald. ,Wann mir trawmt, das mich got oder ain engl oder ain heilig anpette?' S o wiß, du wirst vinden ains fuersten hulld vnd wirst sein gnad erberfen. Aber pettestu got an in dem trawme oder pettestu ainen enngl oder ain heiligen an, wiss, so hastu sein huld verlorn. ,Wann mir trawmt von vnserm herrn Ihesu Cristo, wie er mit mir red?' Das bedewt gelück vnd säld, vnd was er dir sagt, das wirt dir war. ,Wann Cristus zw mir kumbt in ain frömds haus vnd redt mit mir?' Vnd Cristus get aus vnd lät dich in dem haus? S o muestu pald sterben in ainem saligen tod, vnd dein frawnd besiczent dein ere vnd dein guet. ,Wann mir trawmt, das ich ausgrab das heilig kreucz vnd vind das?' S o wirstu ain fürst vnd muest vechten vmb cristen gelauben. Pittestu aber das heilig crewcz an in ainer haimlichen stat vnd dir ist dyselb stat wol erkannt, das bedewt dir grosse frewd vnd
Aus Matthias Hütlins,Liber vagatorum'
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das du reichtumb wirst haben von dem kunig, vnd er wiert dich lieb haben. Vnd wann ainem trawmt, wie er dem heiligen crewtz vnere erpiet, so wirt sein sun für in reichsen. Wann man dir aufseczt ain guidein krön vnd gibt dir ain zepter in die hannd, das bedöut nichtz guets vnd halt dich jnn. .Wann dir trawmbt, das du got anpettest oder in kewsest oder die heiligen?' Wenn das trawmet den menschen, dy da sind in grosß trüebsaligkait, das bedewt, das sy pald erlöst werden vnd pald erfrewt werden. Derselb trawm bedewt den menschen, dy in frewden sind, groß ding. ,Wann dir trawmt, das du schöne pilder machest?' Das bedewt kinder; vnd merck, ist das pild gemachett aus ainer vessten, langwerenden materi, so leben dy kinder lang; jst aber das pild gemacht aus fawler, snöder materj, so leben die kinder nicht lanng, vnd ist das pilld vber goltt, so wierstu frewd vnd reichtumb an den kinden leben. ,Wann dw muet hast, du weist pild machen?4 Pistu ain kunig, so wirt er gewin haben vnd wirt sein veind vberwinden. Also geschiecht auch yedem nach dem als er edel ist. ,Wann ainem künig sich heilige pillder oder dy pilder der prophetenn erzaigen?' So wirt erschelen von seinen wegen newe ere, doch sein sig wirt nit gros. Aber diser trawm bedöwt siechten lewten gewin. ,Wann ain pild stet auf ainem pawm vnd pett dich an?' So wirstu genade vinden von ainem vursten, vnd ye pas du edel pist, ye grösser gnad wirt dir geschehen. Gaunertum 43. Aus Matthias Hütlins ,Liber vagatorum' Der Pforzheimer Spitalmeister Matthias Hütlin verfaßte das bedeutendste altdeutsche Gaunerbüchlein, den ,Liber vagatorum'. Er wurde erstmals um 1510 bei Thomas Anshelm in Pforzheim gedruckt, bis 1755 erfolgten noch 31 Drucke. Es erschienen auch Ausgaben mit einer Vorrede Martin Luthers sowie eine Versbearbeitung von Pamphilus
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Gaunertum
Gengenbach. Hütlin schildert die unlauteren Methoden der Bettler und Landstreicher und ihre Sprache, die er in Form eines Glossars darstellt. Grundlage des Büchleins bilden Johannes Zwingers .Basier Betrügnisse' sowie ältere rotwelsche Glossare. Dazu treten Erlebnisse des Verfassers und zeitgenössische Berichte. Aus dem Erstdruck folgt hier das 4. und 5. Kap. (Bl. 2v-3v = S. 39-41 der Edition von Kluge). Sprache: alem. - Lit.: F. Kluge, Rotwelsch. Quellen und Wortschatz der Gaunersprache. I: Rotwelsches Quellenbuch, Straßburg 1901, S. 35 ff.; Verf.-Lex. 2, Sp. 545 f.
Von den klencknern Das iiij capitel ist von den klencknern, das sind betler, die vor den kirchen auch vff sitzen vff allen mestagen oder kirchwyhen mit den b&sen zerbrochen schenckeln, einer hat kein fuß, der ander hat kein schenckel, der drit kein hant oder kein arm. Item etlich hond ketten bey inen ligen vnd sprechen, sie sind gefangen gelegen vmb vnschuld, vnd hond gewonlich einen heiligen sanct Sebastian oder sant Lenhart by inen stan, vmb deren willen sie mit grosser iemerlicher clagender stim bitten vnd heischen, vnd ist das drit gevopt das sie barlen, vnd wirt der mensch dar durch besefelt, dann dem sein schenckel, sein fuß in der gefengnuß oder in den pl&chem ist ab gefeult worden vmb b&ser Sachen willen. Item dem ist sein hand ab gehauen in dem krieg ob dem spil, vmb der metzen willen. Item mancher verbint ein schenckel, ein arm mit heilenden vnd gat vff krucken, im gebrist als wenig als andern menschen. Item zu Vtenheim ist gesessen ein priester mit namen her Hans Ziegler, ist ietzund kirchher zfi Roßheim, der het sein mumen by im. Es kam einer vff krucken für sein hauß, die m&m bracht im ein stuck brot, er sprach: ,Wiltu mir sunst nüt geben'. Sie sprach: ,Ich hab nit anders'; er sprach: ,Du alte pfaffen hur, wiltu den pfaffen reich machen', vnd flucht ir allerlei fluch, so er erdencken kunt. Sie weint vnd kam in die Stuben vnd sagt es dem heren; der her herauß vnd lieff im nach, diser ließ sein krucken fallen vnd floch, das in der pfaff nit erlauffen mocht. Darnach kurtz ward dem pfaffen sein hauß verbrent; er meint, der klenckner het es geton. Item ein ander warlich exempel. ZS Schietstat saß einer vor der kirchen, der selb het einem dieb einen schenckel an dem
Aus Matthias Hütlins,Liber vagatorum'
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galgen ab gehawen vnd het in fiir sich gelegt vnd het seinen giSten schenckel vff gebunden. Der selb ward mit einem andern betler vneins, der lieff bald vnnd sagt das einem stat knecht. Als bald diser den statbotten ersehen het, wust er auff vnd ließ den b&sen schenckel ligen vnd lieff z& der stat hinauß, ein pferd m&cht yn kum erlauffen haben. Er ward darnach bald z& Achern an den galgen gehenckt, vnd der dürr schenckel hangt neben im, vnnd hat geheissen Peter von Kreutzenach. Item es sind die aller grosten gotzlesterer, so man sie finden mag, die s&llichs vnd anders des gelych tund. Sie haben auch die aller schönsten glydenn, sie sind die aller ersten vff den meßtagen oder kirchwyhin vnd die letsten darab. Conclusio: gib inen vff das minst so du kanst, dann es sind nüt dann besefler der houtzen vnd aller menschen. Exempel, einer hieß Vtz von Lindau, der was zu Vlm inn dem spittal by xiij tagen, vnd vff sanct Sebastianus tag lag er fiir ain kirch vnd verband die schenckel vnd hend vnd kunt die f&ß vnd hend verwenden. Der ward den statknechten verraten; da er die sach kummen, in zu besehen, floch er zu der stat auß, ein roß het in kum m&gen erlauffen. Von debissern oder dopfern Das v capitel ist von debissern, das sind betler, die stirnenst&sser, die hostiatim von hauß zu hauß gond vnnd bestreichen die houtzen vnd hützin mit vnser frawen oder mit eim andern heiligen vnd sprechen, es sy vnßer liebe fraw von der Capellen vnd sie seien bruder in der selben Capellen. Item die capel sei arm vnd heischen flachs garn zu einem altar tuch, der schrefen z& einem claffot. Item bruchsilber zu einem kelch, zu verschachern 1 oder zu verionen. Item hantzweheln, das die priester die hend dar an drücknen, zu verkümern. Item das sind auch debisser, die kirchenbetler, da einer brieff vnd sigel hat vnd an ein zerbrochne difftel breget oder ann ein nüwe kirchen zu bauwen; sie samlen an ein gotzhauß, leit nit ferr vnder der nasen, heißt Maulbrun. Conclusio: disen debissern gib allen nüt, 1
Im Original „verschöehern"
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Gaunertum
dann sie liegen vnd betriegen dich. Ann ein kirch, die in ij oder iij mylen vmb dich leg, wan da frum leut kernen vnd hieschen, den sol man geben zu der noturft, was man wil oder mag. 44. Aus der ,Roßaventüre' Im 14. Jh. entstand von der Hand eines unbekannten Verfassers aus dem Bodenseegebiet die erste deutsche Sammlung von Roßtäuschertrug und Stallknechtzauber, die ,roß auentur'. Sie umfaßt u.a. Anweisungen zum Färben des Haarkleides, zum Anfeuern und Hemmen des Pferdes, zum Beseitigen und Erzeugen von Mängeln, wobei unbedenklich von zauberischen Praktiken Gebrauch gemacht wird. Die Erschließung der Quellen steht noch in den Anfängen; immerhin sind Beziehungen zu den Anhängen an Albrants, Roßarzneibuch' deutlich. Die beiden erhaltenen Handschriften (Einsiedeln, Hs. 731, Bl. 60v-66v; Donaueschingen, Cod. 792, Bl. 30r-37v) sind im 15. Jh. im alem. Sprachraum geschrieben. Aus der unveröffentlichten Donaueschinger Hs. geben wir die Rezepte Nr. 1 - 5 (Bl. 30r-31v) wieder. Edition der Einsiedelner Hs. bei G. Eis, Beiträge zur Geschichte der Veterinärmedizin 2 (1940), S. 257-274. Vgl. G. Eis, Altdeutsche Zaubersprüche, Berlin 1964, S. 130 bis 144; ders. Beitr. z. Gesch. d. Veterinärmedizin 5 (1947), S. 23 ff.
Das ain pfert allen pferten vorlouffen mog Wilt du, das ain pferit allen pferden vor louffe, so nim das vögelin, das da haisset das künglin oder zunschlipflin, also daz es lebendig vnd gancz von gefider vnd von allen dingen sye, vnd mach das ze buluer in ainem hefilin, also das das hefilin ze mal wol vermacht vnd verluciert sye. Vnd wenn es ze buluer gebrent ist, daz buluer macht du behalten als lang du wilt, vnd wenn du wilt, so bind es ainem pfert vor in den schopff: das pfert loufft die wil allen pferten vor. Daz ain pfert nit essen mug Jtem schmirwe ainem pfert die zen vnd die bildren vnnen vnd obnen ze mal wol mit aim vnschlit, so mag es sicher nit essen in zwain oder in drin tagen, vncz es von hunger langsam mit ainem how ab weczet. Wilt aber du, das es bald wider essend werde, so werm essich in ainer pfannen vnd stossen ain subern lumpen dar in vnd erfeg im die zen da mit, so gat im das vnschlit ab von der wermi des essichs vnd wirt vast essend.
Aus der .Roßaventüre'
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Das ain pfert nider falle ettwa mengen tag, als ob es die wurm bissent Jtem b l y e ain ruggin brot vnd stoss das also haiss in ainen win. Darnach stoss allenthalben bülsensamen dar in, das es nit herus fallen mug, vnd bind ainem pfert das mul u f f , daz es im in den hals mug komen, vnd stoss im es in den hals, das es daz verschluk. Darnach bi ainer stund so wirt es sich walen vnd lit bis an den nünden tage, das es nit v f f stan mag. Wilt aber, das es bald u f f stand dar nach vber ain stund, so du im das geben hast, so schüt im essich vnd bom ol gelich vil gemischet vnd mit ainandern gewermet vnd zergenget, ain wenig minder denn */2 mass, in den mund vnd in hals, daz es im hin in kom, vnd hab im dar nach das hopt ain wil u f f , das es herus nit rinne, vncz es sich schütten werde. Darnach by zwain stunden lfig zu im, so ist es genesen. Das du ainem pfert wiss fuss machest Jtem nimm ij tail schneggen, sy syent rot oder wie sy syent, vnd nim ain tail schwinin schmalcz. Stoss die zway in ainandren, das si wol jncorperiert werdint, das es ain ding werd. Nu nim alant vnd brenn den in ainem irdin gefesß oder in ainem isinn l&ffel, der ist aller best. Also lass den alant ob ainer glSt m&sslichen zergan, vnd das er hübschlich sieden werd, vnd lass in denn als lang sieden, vncz das die füchtikait vergat, so wirt es ain lugg, türr, licht materi, wiss als ain kriden; das rib ze klainem buluer. Nu nim vnd schir dem ross den fuss oder die statt, da du das har wiss haben wilt, vnd wesch im es ze mal suber vnd wol mit harn. Denn slye im des wissen buluers daruff, das es wol vber sayet sye. Vnd hab denn ain leder, daruff strich die materye von den schneggen vnd dem schmalcz als ain m8s vnd bind es dem pferit vber den föss v f f das bulfer vnd lass im es denn also dar ob ainen tag oder zwen. Denn t8 ims ab, vnd was hars im denn her nach wachset, das wirt wiss, als es sol. Nota wenn der alant also gebrant wirt, so haisset er fix. Nota am ersten by ainem tag oder zwain so siehst du im wiss har entspringen. Et nota econuerso, jst dem pfert der
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Gaunertum
fSss vor hin wiss vnd tSst im mit allen dingen als vor geschriben ist, so wirt er im schwarcz, vnd des gelich geschieht es, an welen Stetten das pfert wiss ist. Aber wie man ainem pfert wiss fuss machen sol Jtem nim das blüt von ainem scheren, vnd wo du ain pfert da mit bestrichest, da wirt es wiss one zwiuel. Ettlich siedent ainen scheren iij tag in salcz vnd in wasser, vnd mit dem selben wasser, die wil es enwenig warm ist, bestrichent si ain schwarcz pfert, so fallent die schwarczen har vs vnd wachset da wiss har.
C. VERZEICHNIS DER SELTENEREN WÖRTER Vorbemerkung: Die in Klammern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die fortlaufende Numerierung der Texte. aberklaw n. (25)
afferhacke m. (27) alant m. (44) albran holcz n. (17) ald m. (37) allyke adv. (4) anegenge n. (2) anezunde puluer n. (17) apostem n. (34) asch m. (27) asschern v. (14) auffwüschen v. (43)
- Afterklaue, Hornvorsprung über dem Fesselgelenk — Erbgrind - die Art des Abtretens der Gräser und Halme durch das Rotwild - Widerhaken - Helmenkraut, Inula helenium - Pappelholz - Läufer (im Schachspiel) - ganz gleich — Anfang — Zündpulver - Geschwür, Abszeß, eitrige Entzündung - Äsche (ein Fisch) - in Pulver verwandeln, einäschern - auffahren
bSyen v. (44) palieren v. (3) barlen v. (43) per visch m. (23)
-
abgrind m. (32) abtritt m. (25)
besefeln v. (43) besefler m. (43) bestatten, bestetten, gestatten v. (26) sich bestätnan v. (25) besteüung f. (15) bestreichen v. (43) pewellen v. (28) bewysen v. (20) pfrille m. (27) bibenele f. (36) bildren m. (44)
warm machen, erwärmen rüsten reden Stockfisch aus Bergen (Bergfisch, Bergerfisch); evtl. verschrieben für „persich"— ,Barsch'. - ,bescheißen', betrügen - Betrüger - gewähren, gestatten - sich niederlegen — Anordnung - anschmieren, betrügen — versehen mit etwas, in etwas wälzen - (eine Summe) anweisen - Elritze (ein Fisch) - Bibernelle, Pimpinella sax. u.a. - Zahnfleisch
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Verzeichnis der selteneren Wörter
pipe f. (20) bischaft f. (25) bitein v. (39) blind rade n. (19)
ploch n. (43) blöze f. (1) bluen v. (14) boden m.(17) börgeen v. (9) bornen v. (14) bradem m. (14) prawnel(l) wasser n. (32)
bregen v. (43) prymme, pryemme m. (17) büchß, busse f. (17) bussen clocz m., n. (17) buten adv., praep. (18) bytritt m. (25)
Pipe (Maß für öl) Zeichen, Belehrung sieben ein Teil der Steueranlage des Schiffes (genaue Bedeutung nicht nachzuweisen) Block, Holzblock freier Raum Gestein an die Erdoberfläche ausstoßen (vom Erzgang) der hinterste Teil des Büchsenrohres sich in acht nehmen, Rücksicht nehmen brennen Dunst gebranntes Wasser (alkoholischer Kräuterauszug) von Prunella vulgaris L. (kleine Braunelle) betteln Pfriem Büchse (Schußwaffe) Büchsen-, Ladeklotz außerhalb Fußspur des Hirsches: die Spur des Hinterfußes steht neben der des Vorderfußes
c siehe unter k und z debisser m. (43) difftel f. (43) dißlach n. (17) dopfer m. (43) dordendel n. (18, 20) doren m., n. (27)
dreboum, drebom m. (?) (8) dreck puluer n. (17) drywynkel m.; adj. (8) durchlassen v. (14) eehalte m. (24) ein gerunt part. perf. (23)
Bettler Kirche Tischtuch Bettler Drittel Andorn, Marrubium vulgare L. (eine Pflanze mit filzigen Blättern, daher wohl „doren mies") Linie verschmutztes Pulver Dreieck; dreieckig durch den Ofen gehen lassen, schmelzen Dienstbote Bedeutung unklar; ist „ein gerurt" = .eingerührt' zu lesen?
Verzeichnis der selteneren Wörter einpeltzen v. (6) eyserig adj. (14) effte adv. (4) elef. ( 8 , 1 1 , 2 0 ) elk pron. (18) sich enthaldin v. (21) entring m. (?) (18) erarnen v. (38) erstreichen v. (27) ertrincknen v. (25) erwinden v. (25)
- einpfropfen - mit Eisen vermischt, eisenhaltig - oder - Elle (Längenmaß) -jeder - sich erhalten, sich halten - Hafeneinfahrt - erretten - putzen, schön machen - trocknen - zurückkehren, zurücktreten
vadem m. (18) vechkeder n. (27) veizet adj. (1) felber mistel m. (36) verbrochlich adj. (12) verbrochlicheit f. (12)
-
verdendel n. (20) vergicht f. (40) veriehen v. (40) verionen v. (43) verkümern v. (43) verlucieren v. (44) verpellen v. (28)
-
versagen v. (1) verschßchern v. (43) verspeilen v. (23) viale f. (13)
-
vierdunch, vierdung m. (28, 36) vingerbreyt f. (8) virkant adj. (8) virvng, vyervng f. (13) virwynkel adj. (8) fleichSth adj. (1) fletzberck (14) flyeß m. (14) vlot f. (18) fluß m. (34) fl8t, flut f. (19)
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Faden (Maß für Meerestiefe) bunter Köder, Pelzköder (?) fett Mistel vom Weidenbaum vergänglich, unbeständig, unrein Vergänglichkeit, Unbeständigkeit, Unreinheit Viertel Bekenntnis, Aussage bekennen vertun, verschwenden, verspielen verkaufen mit Lehm zuschmieren, abdichten beschädigen, so daß eine Geschwulst entsteht verweigern, abschlagen; verleumden vertrinken (einen Braten) festmachen Fiale, Ziertürmchen an gotischen Bauwerken
- Viertel (bes. eines Pfundes) — Längenmaß - vierseitig; für vier Seiten - Quadrat - viereckig - fleckig (an Haut oder Gesicht) - Erzlagerstätte aus horizontalen Gesteinsschichten - Fluß, Strom - Flut - Rheuma - Flotte
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Verzeichnis der selteneren Wörter
voder spann f. (27) vopen v. (43) voradeln v. (14) voradelung f. (14) vorbeyden v. (18) vörch f. (27) vorhe f. (29) vorlaß, flitrlaß m. (26) vorschip n. (18) voruasen v. (14) frävel adj. (3) furben, furben v. (25) furholcz n. (25) fueter reh adj. (28) vus, ws m. (8) gachheil (28) gachmötich adj. (1) galgan, galgant m. (36) galstry (40) ganghafftig adj. (14) geäsde f. (25) geer velt m. (8) geferte n. (6) gegenpunct m. (10) geleden pari. adj. (4) geübt part. (40) gelimflih adj. (9) gepirg n. (14) geschick n. (14) geschlagen n. (25)
geschub (14) geschut(14) geslepfen, slepfen v. (27) gespöt (23) gestatten getrange adj., adv. (17) getürstic adj. (1) gewende n. (8) gewenden n. (25)
Spanne (ein Längenmaß) lügen den Erzgehalt vergrößern Vermehrung des Erzgehaltes warten auf etw. Forelle Föhre Vogelattrappe, Übungsvogel (zur Abrichtung des Jagdvogels) Vorderteil des Schiffes einfassen, umschließen kühn, verwegen reinigen, fegen Vorwald, Waldsaum von der Futterrähe (Pferdekrankheit durch schlechtes Futter) befallen Fuß (als Längenmaß) Gachheil, Achillea millefolium L. ungestüm Galgantwurzel, Deutscher Galgant Zauberei in Erzgängen vorkommend Weideplatz keilförmiges Feld Weg Nadir vergangen mit einem Körper ausgestattet passend, angemessen Gestein schmale Erzader Scheuern des Geweihes aus Ubermut oder Unwillen, nicht zur Bastentfernung Geröll Geschütte, Anhäufung von erzhaltigen und erzarmen Gesteinschichten schleifen, schleppen, (an Land) ziehen ein Gericht aus Käse und Eiern s. bestatten fest kühn, verwegen ein Ackerlängenmaß (= 125 Schritt) Umwenden (des Laubes)
Verzeichnis der selteneren Wörter geczouge, geczou, gcczow n. (8) gheng n. (14) glyd (43) g o l f m . (18) grätig adj. (27) grvndt m. (13) guldig adj. (14) gurvay n. (28)
halmm m. (23) hangend n. (14)
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Gerät, Werkzeug Bergabhang Hure Golf, Meerbusen stachlig, spitz Grundfläche, Grundriß, Entwurf wertvoll, reichhaltig eine Pferdekrankheit: Hufkrankheit, Strahlfaule, auch eine Maulerkrankung (Aphthen)
härm winde f. (32) haus, hus n. (41) hecklein n. (35) heymelicheit f. (12) heis adj. (9) hert f., m. (25) himl prandt m. (31) hinde f. (25) hirschen klee m. (36) hochachtich adj. (18) hofreyte, houereite f. (8) hogezit f., n. (2) hok m. (18) horwic adj. (1) houtz m. (43) hübe f. (8) hützin f. (43)
Gras-, Getreidehalm das Gestein, das unmittelbar über einem Gang liegt und dessen Decke bildet ein Längenmaß (Handbreite) Büchse zum Schießen aus freier Hand handzahm, zur Hand zurückkommend (vom Habicht) Harnzwang, Strangurie Himmelshaus (astr.) Groll Geheimnis heiser, dumpf Erdreich, Boden Königskerze Hirschkuh Hirschklee, Eupatorium cann. u.a. ziemlich hoch Hof, Landgut, Fläche Fest Ecke, Spitze (bes. eines Vorgebirges) schmutzig Bauer Stück Land, Hufe Bäuerin
kab, cape m. (18,19) kappe f. (11) caracter m. (38) karcadj. (1) kastrawen fleisch n. (27) kastrawnhawt f. (27) kellen v. (9)
Kap Kapuze Zauberschrift klug, hinterlistig; knauserig, sparsam Hammelfleisch Hammelfell grell tönen
hantbreyt f. (8) hanttbuchse f. (15) hantkomen adj. part. (26)
8
Schmitt, Fachprosa
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Verzeichnis der selteneren Wörter
chelsucht f. (28) kennynge f. (18) keöugen v. (9) kyß m. (14) kyßgang m. (14) kyssigk adj. (14) kyßwerck n. (14) claffot (43) klebir adj. (21) chleinstimme adj. (9) klenckner m. (43) clocz m., n. (17) klufft f. (14) complexion f. (31) cop m. (20) bynnen deme cope costf. (19) kottenyrtt adj. part. (35) kranitper f. (31) krumpwendik adj. (8) künglin n. (44) kupperig adj. (14) labich n. (22) laken n. (20) laßen v. (17) laß puluer n. (17) lancreche adj. (1) lege adj. (18) leyesch adj. (8) lichtem v. (14) ligend n. (14)
liik adv. (18) lyment n. (8) lira f. (9) liuten v. (9) lugg adj. (44) malmasier m. (36) mavchelreh adj. (28)
Halskrankheit, Druse Kennzeichen, Merkzeichen zeigen, darstellen Kies ein kiesführender Gang kiesartig Kies Kleid klebrig leise Bettler Büchsen-, Ladeklotz schmaler Gang, schmale Erzader körperliche Beschaffenheit, Konstitution Kaufpreis unter dem Kaufpreis Küste aus (oder: unter Zusatz von) Kattun verfertigt Wacholderbeere mit krummen Begrenzungslinien Zaunkönig kupferhaltig Laub Tuch losgehen (von Pulver, Büchsen) Zündpulver unversöhnlich niedrig ungelehrt lockern, auflösen das Gestein, das unmittelbar unter einem Gang liegt und dessen Boden bildet gerade Leinwand, leinenes Tuch Leier ertönen, klingen locker Malvasier, Wein von Napoli di Malvasia an einer bestimmten, meist mit Gliedersteifheit einhergehenden Pferde-
Verzeichnis der selteneren Wörter
meichßige putter f. (23) meyschen kuchenn m. (23) menghet part. adj. (20) merre m. (2), hier: die merren pl. metenskäft f. (9) michel f. (1) mies n., m. (27) milben v. (28) mittelrisz m. (13) morche f. (23) morgen m. (8) m&sslichen adv. (44) muter f. (21)
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kiankheit leidend (Mauchelrähe); Mauche = Fußgeschwulst der Pferde - Maienbutter, besonders frische Butter - Maikuchen, Frühlingskuchen - gefärbt — die Mächtigen, Vornehmen, der Senat - Ausgewogenheit, Maß - Größe - Moos - zermahlen, zu Mehl machen - Mittellinie - Möhre; Morchel - Morgen (Ackermaß) - langsam - Materie
nasch (20) nestigk adj. (14) necz n. (23) niden v. (2)
-
örbel, örmel, ermel m. (11) ort n., m. (13) osmak m. (21) osmakhaft adj. (21) oesthak m. (18)
-
Schachtel nestförmig Netz der Eingeweide, Omentum mit Mißgunst, Eifersucht sehen
oesthovet n. (18) ougin surren n. (21)
Ärmel Spitze; Ecke, Winkel schlechter Geschmack schlecht schmeckend östliche Spitze, östliches Vorgebirge eines Landes oder einer Insel - Ostspitze - Triefäugigkeit, Augenentzündung
quarter n. (18, 20)
- Viertel
raittieren v. (26) rast f. (8) rawmen v. (26) recht n. (32) rechtwendik adj. (8) redelych adj. (8) reyde, rede f. (18) reysen v. (29) reyssen v. (13) rybald m. (37)
-
ryb steyn m. (17) richtscheit n. (13) rilich adj. (1) 8*
(zu)bereiten, hier: Gefieder reinigen ein Längenmaß freien Raum, Platz schaffen (fur etw.) Menstruation mit geraden Begrenzungslinien passend, brauchbar Ankerplatz, Reede fallen zeichnen eine Schachfigur; Landstreicher, Schurke - Reibstein - Richtscheit - freigebig
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Verzeichnis der selteneren Wörter
risz m. (13) ritten m. (32) vierteglich ritten roetzich adj. (28) riixen n. (25) rutte f. (8) rutze f. (18) saiphen tzyn n. (14)
samenung f. (10,12) santbaye f. (18) sätzel (27) schachtzabel, schachtzabelpret n. (37) scharsach n. (25) schawb f. (11) scheingeprech, scheingeprechen n. (10) schelch adj. (10) schepfpere m. (27) scher m. (44) scherhuffe m. (25) schifferig adj. (14) schyfferwerck n. (14) schlafe m. (19) schlemm m. (11) schlüfen, schliiifen v. (25) schmucken v. (15) schnekich adj. (24)
-
Linie Fieber Quartanfieber vom Rotz (Pferdekrankheit, maleus) befallen - das Herumwühlen in der Erde - Meßstange für Längen- und Flächenmessung - Fels, Klippe - Zinn, das im Waschverfahren aus einer Seife (Bach, Sumpf, Geröllmasse) gewonnen wird - Konjunktion (astr.); Vereinigung (alchem.) - eine durch Sandgrund zum Ankern geeignete Bucht — ein Gewichtsmaß - Schachbrett - Schermesser - langes, weites Überkleid -
schorlein (14)
-
schreie f. (43) schret, schreyt m. (8) seyl, czeyl n. (8) sester (20) setten v. (18) sinbelf. (10)
-
Eklipse, Sonnen- oder Mondfinsternis schief sackförmiges Fischernetz Maulwurf Maulwurfshaufen blätterig, wie Schiefer, schieferartig Schiefer Sklave Gelage, Schmaus schlüpfen anschmiegen, heranziehen geschwätzig, schwatzhaft; wunderlich, seltsam glänzendes, glasähnliches Gestein mit Erzgehalt, das oft in Graupenform erscheint Hure Schritt (Längenmaß) Seil (Längenmaß) ein Maß für Öl vor Anker gehen Rundheit, Kreis
Verzeichnis der selteneren Wörter sintgewege n. (1) slepfen s. geslepfen spann m. (36) stainpeiss m., f. (27) stifftig adj. (27) stirnenstSsser m. (43) straubenn teick m. (23) streichen, strichen n. (14) streichen v. (14) strich m. (11) stroczen v. (23) stflve m. (20) suegela f. (9)
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Sintflut; Weltmeer Streitigkeit Flußgrundel; Bartgrundel (Fisch) geziemend, hier: ruhig Landstreicher Teig für Spritzkrapfen Verlauf der Erzgänge nach den Himmelsrichtungen nach einer bestimmten Himmelsrichtung verlaufen Richtung der Fäden oder der Haare eines Tuches quellen, aufschwellen Stück T\ich, das nicht die gesetzmäßige Länge hat; ein Rest Tuches Orgelpfeife
taub adj. (14) temperiren v. (36) temperung f. (28) testm. (14) tewf f. (37) tide f., n. (18) tidehavene f. (18) tincheln mel n. (28) tyns m. (20) versetener tyns tofil, tafil f. (8) torn(e) m. (18) toste m. (36) tSttlich adj. (6) trapp m. (26) tresekamere f. (20) tresen v. (28) trit m. (28)
erzlos mischen Mischung im gehörigen Verhältnis Schmelztiegel Diebstahl Flut Fluthafen Dinkelmehl Zins rückständiger Zins ein Ackermaß Turm Dost, Origanum vulg. u.a. sterbüch Trappgans, Trappe (Otis tarda) Schatzkammer (aus)schnauben Fußverletzung infolge schlechten Trittes; blutige Fußspur
vmmereyt, vmreit (8) vngebe adj. (21) vngelibt part. (40) vngeschaft adj. part. (24) üngezäme adj. (9) vnuerbrochlicheit f. (12) upboren v. (20)
Vieleck schlecht, nichts wert ohne Körper ungeheißen, ohne beauftragt zu sein unziemlich, unangenehm Beständigkeit, Reinheit (alchem.) (Gelder) erheben
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Verzeichnis der selteneren Wörter
urluge n. (1, 2) vsirlychkeyt f. (8) vsreckunge f. (8)
Krieg, Kampf äußere Begrenzung, Umfang • Ausdehnung
wadlach, waydloch n. (17) wag f. (40) wandelunge f. (25) wanschaffen adj. (8) want n. (20) wantsnyder m. (20) uuärba f. (9) wazzerreh adj. (28)
Zündloch Waage (ein Folterwerkzeug) • die Art, wie das Rotwild zu Holze zieht formlos, ohne bestimmte Form Tuch Tuchschneider Spannung der Saiten • steif in den Gliedern bei einer durch Wasser verursachten, rheumatischen Erkrankung der Pferde (Wasserrähe) Weiche (am Körper) zum Wallen, Sieden bringen zum Schmelzen gebracht, siedend (Instrument) stimmen Arbeit, Ausübung, Ausführung
weich f. (26) wellen v. (28) wellig adj. (23) uuerben v. (9) werkubunge f. (8) wesen n. (12) daz funfft wesen westhok m. (18) widerlicz m. (25) widerpunct m. (10) widersatz m. (10) wigergan m. (25) lies: widergan(g) wild fevr n. (32) wintreh adj. (28)
wyszaftich, wyszhaftig, wyseachtig adj. (4) wissentlich adj. (1) witti f. (25) wonung f. (10)
die „quinta essentia" der Alchemisten westliches Vorgebirge Umdrehen (des Laubes) Nadir Opposition (astr.) Rücklauf, Umkehr, Richtungswechsel (des Wildes) Antoniusfeuer, brandige Mutterkornvergiftung (Ergotismus gangraenosus) an der Windrähe leidend, einer Art Gliedersteifigkeit der Pferde, wohl mit Lungenentzündung anzeigend, hinweisend bekannt weiter, offener Raum Gegend
tzechstein m. (14)
Sammelname für verschiedene Gesteinsarten, Kalkstein und Spat
zeichen n. (41) zaichentiager m. (10) czeyl s. seyl zermüden v. (25) cirkelwendik adj. (8)
Tierkreiszeichen Tierkreis zerdrücken, zerquetschen mit bogenförmigen Begrenzungslinien
Verzeichnis der selteneren Wörter zitwar m. (28) zünde loch n. (17) zünde puluer n. (17) zunschlipflin n. (44) tzwitter m. (14)
-
Zitwer Zündloch Zündpulver Zaunkönig Zinnerz
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G
Walter de Gruyter Berlin • N e w \ ò r k Kurzer Grundriß der germanischen Philologie bis 1500 Herausgegeben von Ludwig Erich Schmitt. 3 Bände. Groß-Oktav. Ganzleinen. Band 1: Sprachgeschichte X, 440 Seiten. 1970. DM 32,— ISBN 3 11 000260 4 Band 2: Literaturgeschichte (Redaktion: Wolfgang Putschke). VIII, 665 Seiten. 1971. DM 48,— ISBN 3 11 006468 5 Band 3: Sach- und Kulturgeschichte In Vorbereitung.
Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon. Unter Mitarbeit zahlreicher Fachgenossen herausgegeben von Wolfgang Stammler, jetzt Karl Langosch. Groß-Oktav. Ganzleinen DM 390,— Band 1 : A-Fueterer XIII Seiten, 786 Spalten. 1933. DM 67,— Band 2 : Der von Gabelstein-Kyeser, Konrad IV Seiten, 1006 Spalten. 1936. DM 76,— Band 3 : Laber-Rynstetten 525 Spalten. 1943. DM 76,— Band 4: Saarburg-Zwinger 1117 Spalten. 1953. DM 76,— Band 5: Nachträge Mit Schlußwort und Verzeichnis der Mitarbeiter. IV Seiten, 1150 Spalten. 1955. Nachdruck 1971. DM 95,—