Dessau-Mosigkau: Ein frühslawischer Siedlungsplatz im mittleren Elbegebiet [Reprint 2021 ed.] 9783112569467, 9783112569450


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German Pages 218 [230] Year 1968

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Dessau-Mosigkau: Ein frühslawischer Siedlungsplatz im mittleren Elbegebiet [Reprint 2021 ed.]
 9783112569467, 9783112569450

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DEUTSCHE

AKADEMIE DER

SCHRIFTEN DER

SEKTION

WISSENSCHAFTEN

FÜR VOR- U N D

ZU

FRÜHGESCHICHTE

B A N D 22

DESSAU-MOSIGKAU EIN FRÜHSLAWISCHER IM M I T T L E R E N

SIEDLUNGSPLATZ ELBEGEBIET

von BRUNO KRÜGER mit Beiträgen

von

H.-H. M Ü L L E R , CIL M Ü L L E R , K . - D . J Ä G E R und R. P L E I N E R

Mit 55 Textabbildungen,

20 Tafeln und 1 Beilage

AKADEMIE-VERLAG• 19 6 7

BERLIN

BERLIN

E r s c h i e n e n im A k a d e m i e - V e r l a g G m b H , 108 Berlin, Leipziger S t r a ß e 3 — 4 Copyright 1967 b y A k a d e m i e - V e r l a g G m b H L i z e n z n u m m e r : 202 • 100/23/67 • K a r t e n g e n e h m i g u n g : N r . 867/66 G e s a m t h e r s t e l l u n g : V E B D r u c k h a u s „ M a x i m Gorki", A l t e n b u r g B e s t e l l n u m m e r : 2044/22 • E S 14 C/E

Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung 1. Allgemeine Forschungsgeschichte zum Mittelelb-Saale-Gebiet

5 . . . .

2. Die Forschungsgeschichte des Fundplatzes 3. Die Lage des Fundplatzes und seine geologische Beschaffenheit

5 9

. . .

10

4. Die Besiedlungsgeschichte des „Zoberberges"

13

5. Zum Grabungsablauf

14

I I . Die Ausgrabungsergebnisse

16

1. Der slawische Hausbau a) Die Grubenhäuser der Siedlung b) Die Herdstellen c) Die Wirtschafts- u n d Vorratsgruben d) Der vermutliche Aufbau der Häuser e) Einige Bemerkungen zur Innenaufteilung f) Die Einordnung der Grubenhäuser in die bisher bekannte Verbreitung dieses Haustyps im slawischen Siedlungsbereich

16 16 26 27 28 31

2. Die Siedlungsform

36

3. Die Quelle

41

4. Das Lageverhältnis von Siedlung u n d Friedhof

41

5. Die Keramik a) Gefäße Die Materialstruktur S. 43 — Verzierungsmotive S. 43 — Die Gefäßformen (Prager Typ, weitmündig-hochschultrige Töpfe, Schalen, Kümpfe, Teller, Wannen, Einzelstücke, gedrehte Gefäße) S. 64 b) Spinnwirtel

43 43

6. Die Metallfunde aus der Siedlung a) Messer, Sichel, Pfeil- und Speerspitzen b) Sonstige Metallgegenstände (Gebrauchsgeräte, Schmuck)

74 74 76

7. Knochengeräte

79

8. Steingeräte a) Mahlsteine b) Schleifsteine

. .

9. Die wirtschaftlichen Grundlagen a) Viehzucht, Ackerbau, Jagd, Fischfang b) Die handwerkliche Betätigung Keramikherstellung (Aufformung, Oberflächengestaltung, zur Brenntemperatur) S. 89 — Metall- u n d Knochenbearbeitung S. 93 — Steinbearbeitung (Schleifsteine, Mahlsteine) S. 94 — Hinweise auf Spinnen u n d Weben S. 95

31

72

79 79 80 81 81 89

4

.Inhalts Verzeichnis 10. Die soziale Stellung der Siedler

97

11. Das Alter der Siedlung

103

12. Der aus der Fundverteilung zu erkennende Einwanderungsvveg in das Elbegebiet

115

13. Versuch einer ethnischen Deutung des bearbeiteten Qnellengutes

. . 123

I I I . Zusammenfassung

127

Abkürzungsverzeichnis

129

Quellen- und Literaturverzeichnis

129

Anhang 1. H.-H. Müller, Die Tierreste aus der frühslawischen Siedlung von Dessau-Mosigkau

139

2. Ch. Müller,

Anthropologische Untersuchung der frühslawischen Leichenbrände von Dessau-Mosigkau

153

3. K.-D. Jäger,

Die pflanzlichen Großreste aus der frühslawischen Siedlung von Dessau-Mosigkau

165

4. R. Pleiner,

Metallkundliche Untersuchungen der Messerklingen von der frühslawischen Siedlung in Dessau-Mosigkau . . . .

175

Abbildungsverzeichnis Tafelteil Tafeln 1 - 2 0 Beilage 1

190

I. Einleitung

1. Allgemeine Forschungsgeschichte zum Mittelelb-Saale-Gebiet Die über mehrere Jahrhunderte andauernde slawische Besiedlung des späteren östlichen und z. T. mitteldeutschen Siedlungsraumes bzw. des nahezu gesamten Gebietes der DDR und einiger Teilgebiete im Osten der Deutschen Bundesrepublik ist in ihrem materiellen Nachlaß durch ein umfangreiches und interessantes archäologisches Quellengut gekennzeichnet. Seine Bedeutung wurde von der interessierten Fachwelt schon recht früh erkannt und entsprechend den gegebenen Möglichkeiten der Quelleninterpretation ausgewertet. Der verschiedenartige Charakter der Quellen hatte zur Folge, daß die im allgemeinen im Gelände noch gut sichtbaren slawischen Befestigungsanlagen in erster Linie das Interesse der Forschung auf sich zogen und Hauptgegenstand der Slawenforschung von Seiten der Archäologen wurden. Soweit die Unterlagen heute noch auswertbar sind, ist die Untersuchung von Gräberfeldern oder gar von einfachen offenen Siedlungen als zweitrangig angesehen worden. In der Auswahl der untersuchten Objekte spiegelt sich daher u. a. auch die Geschichte der archäologischen Erforschung der slawischen Siedlungstätigkeit auf deutschem Boden und allgemein im gesamten Bereich der slawischen Archäologie in mehreren Varianten wider. Man wird nicht fehl gehen in der Annahme, daß sie vorrangig unter dem Aspekt des sicheren Erfolges getroffen worden ist, was bei den häufig noch sehr gut erhaltenen Burgwällen in den meisten Fällen auch zu erwarten war. Nun wäre das kein kritisch zu vermerkender Punkt, wenn er für den gesamten Bereich des slawischen Siedlungswesens Anwendung gefunden hätte. Die geringe Anzahl der ganz untersuchten Siedlungen aus slawischer Zeit spricht allerdings dagegen. Der strategische Reiz dieser Burganlagen kann als ein zweites Moment zur Auswahl bezeichnet werden. Die vorrangige Untersuchung und Erforschung des Wallaufbaues und die dabei häufige Vernachlässigung der gleichzeitigen Erforschung des Burginnern, das vor allem für die soziale und politische Bedeutung der jeweiligen Burganlage von großer Wichtigkeit gewesen wäre, kann diese Ansicht nur unterstreichen. Die Mehrzahl des bisher vorliegenden slawischen Quellengutes stammt daher aus diesen Burganlagen; nur ein geringer Prozentsatz liegt aus offenen Siedlungen vor, die entweder teilweise oder in nur wenigen Fällen ganz ausgegraben worden sind; für den ältesten slawischen Siedlungsabschnitt fehlen im Arbeitsgebiet ganz ausgegrabene Siedlungen bisher völlig. Die trotzdem vorhandene große Materialfülle darf dessen ungeachtet als Ausdruck der ständigen Bemühungen gewertet werden, die slawische Siedlungsepoche, deren Auswirkungen im kulturellen Bereich und in der örtlich anschließenden späteren deutschen Siedlung Eingang fanden und bis heute spürbar sind, gründlich zu erforschen. Es kann heute ohne wertmäßige Einschränkung festgestellt werden, daß es der archäologischen Forschung gelungen ist, die Fülle des Materials großräumig zu gliedern und in zeitliche Horizonte — wenn auch zunächst in einigen Fällen nur unter dem Aspekt der Arbeitshypothese — einzuordnen. Eine spezielle Untergliederung des älteren Abschnittes der slawischen Siedlungsperiode bereitete aber im gesamten Verlauf der Forschungen besondere Schwierigkeiten; sie konnte bis heute noch nicht zur vollen Zufriedenheit vorgenommen wer-

6

Bruno K r ü g e r

den. Es ist dies ein spürbarer Mangel, der nicht nur Anlaß zur eigenen Unzufriedenheit gibt, sondern darüber hinaus auch zu ernsten Kritiken in Fachkreisen geführt hat. Die einheitliche Ausstattung des Materials, vor allem der Keramik als der zahlenmäßig größten Gruppe unter den archäologischen Quellen, fehlende Hinweise für die absolute zeitliche Bestimmung bestimmter Siedlungskomplexe, der Mangel an indirekten Möglichkeiten der chronologischen Einordnung mit Hilfe von Fundkomplexen anderer ethnischer Gruppen sowie die begrenzten Möglichkeiten der absoluten Datierung im Rahmen der gegenwärtig zur Anwendung gelangenden methodischen Arbeitsmittel mögen im groben zusammengefaßt die Ursachen für diesen unbefriedigenden Zustand sein. Die rein auf dem typologischen Vergleich basierende Untergliederung, vor allem des keramischen Materials, war ein bemerkenswerter Fortschritt im Rahmen der Geschichte der Methodologie unserer Forschung; wie sich gezeigt hat, reicht sie zur Erfüllung der heute an das Material und an seine Auswertung gestellten Forderungen aber nicht mehr aus, zumal bewiesen wurde, daß die technische Entwicklung von verschiedenen Faktoren abhängig ist, die nicht in jedem Falle der Ausdruck einer zeitlichen Differenzierung zu sein braucht. Die Unterteilung des slawischen Quellengutes auf deutschem Boden in eine sogenannte älterslawische und in eine jüngerslawische Gruppe ist gegenüber der älteren, von A. Götze bereits 1901 gegebenen Dreiteilung des keramischen Materials in die ftt ilgruppen 1. 2 und 3 (A. Götze 1901, S. 25) und der erfolgten Berichtigung der ersten durch H. A. Knorr im Jahre 1937 (H. A. Knorr, 1937, S. 207f.), in der bereits auf Gefäße des späteren Prager Typs verwiesen wurde, relativ ein Rückschritt, absolut jedoch ein Fortschritt, weil unter Berücksichtigung neuer Gesichtspunkte über das alte Schema hinaus neue Wege gesucht werden können — und auch bereits gefunden worden sind —, deren Ergebnis weiterführende Ausgangspunkte sein werden und auch schon sind. Während nun in der sog. jüngeren slawischen Siedlungsperiode neben vorhandenen schriftlichen Quellen auch archäologische Fundgegenstände für die Aufstellung einer absoluten Chronologie zur Verfügung stehen, bieten sich sowohl für die allgemeine Untergliederung des ältesten Abschnittes des slawischen Siedlungswesens auf unserem Boden als auch für die besondere zeitliche Festlegung einzelner archäologischer Quellengruppen entweder nur geringe oder keine zu verwertenden Anhaltspunkte an. Diese Schwierigkeit, die altslawische Siedlungsperiode auf Grund fehlender und aufbauwürdiger chronologischer Fixpunkte in ihrem geschichtlichen Ablauf zu untergliedern, führte teilweise zur völligen Ablehnung eines altslawischen Siedlungsniederschlages, zum anderen zu häufig geäußerten Hinweisen auf scheinbar unüberwindliche Materialkargheiten, die weder eine zeitliche noch eine ethnische Quelleninterpretation zulassen 1 ). Der durch A. Götze und H. A. Knorr zu dieser Frage erarbeitete Forschungsstand ist erst wieder durch Th. Voigt im Jahre 1942 durch die Vorlage einer Fundgruppe aus dem Mittelelbgebiet, zu der auch die Fundstelle Dessau-Mosigkau gehörte, materialmäßig erweitert worden, deren charakteristische Leitform ein hochschultriges, unverziertes, mit der freien Hand hergestelltes Gefäß war, dessen allgemeine Verbreitung und zeitliche Festlegung zwei Jahre vor Erscheinen dieser Arbeit von I. Borkovsky im Rahmen der alt!

) Nur so ist zu erklären, daß ein guter Kenner seines Materials, wie P. K u p k a , feststellen konnte, „jedenfalls aber bleibt das linke Elbufer vorläufig noch gänzlich frei von wendischen Siedlungen. Selbst als ungefähr zwei Jahrhunderte später im J a h r e 783 Karl der Große in das Land der Ostfalen, in die Gaue Belxem und Osterwalde einrückte, saß hier noch eine rein sächsische Bevölkerung." E r schlußfolgert daraus „was wir erreicht haben ist: erstens die Gewißheit, daß wir selbst die ältesten altmärkischen Bodenfunde slawischer Herkunft chronologisch nicht früher als auf das erste Viertel des 9. J h . ansetzen dürfen" (P. K u p k a 1909, S. 335). Nicht ganz so skeptisch äußerte sieh — allerdings mehr als zwanzig J a h r e später — Ch. Albrecht mit dem Bemerken „ E s ist versucht worden, zunächst auf Grund der historischen Quellen die westlichste slawische Grenze auf jetzt deutschem Boden festzulegen. Doch ist die schriftliche Überlieferung der frühgcschiehtlichen Zeit, die hier nur in Frage kommt, so dürftig, daß die wenigen Angaben hierüber nicht einmal für die Festlegung der staatlichen Machtgrenzen ausreichen" (Ch. Albrecht 1925, S. 2), und an anderer Stelle heißt es „Zusammenfassend muß

Einleitung

l

slawischen Keramik in Mitteleuropa unter der Bezeichnung „Gefäße vom Prager T y p " erstmalig in einer zusammenfassenden Studie vorgelegt worden ist (I. Borkovsky, 1940, S. 1 ff.). Die wenigen datierenden Anhaltspunkte, deren fraglicher Charakter auch betont worden ist, ließen die zeitliche Festlegung dieser Materialien für das 7. J h . für möglich erscheinen (Th. Voigt, 1942, S.24ff.). Die hier im Mittelelbgebiet ans Tageslicht gekommenen altslawischen Gegenstände, vorwiegend Grabfunde, konnten lange Jahre hindurch sowohl zahlen- als auch fundplatzmäßig kaum erweitert werden, so daß trotz häufiger Zitierung und abermaliger Bearbeitung, insbesondere der Gegenstände aus dem Gräberfeld von Dessau-Mosigkau, der größere Einblick in die altslawische Siedlungsperiode auf deutschem Boden versagt blieb. Der sich u.a. hieraus ergebende Nachteil der nicht möglichen Untergliederung, auch der gesamten älteren slawischen Siedlungsbewegung im Gebiet östlich von Elbe und Saale, sowie der fehlende umfassende Einblick in den Formenschatz des ältesten slawischen Siedlungsabschnittes und der davon abhängenden Zuordnung einzelner Formen war unzweifelhaft für W. Unverzagt der Anlaß, die anfänglich eingeführte Unterteilung des älteren slawischen Materials in zwei Stilperioden abzulehnen und dafür die gesamte Siedlungsperiode bis etwa zum Jahre 1000 gültigen Terminus der sog. „älterslawischen Siedlung" einzuführen (W. Unverzagt, 1955, S.64). Auch die Kritik Z.Vanas ist unter diesem Aspekt zu werten wenn er schreibt, daß „die Anfänge der Keramik der ostdeutschen Slawen zu den bisher am wenigsten durchforschten Problemen gehören, die vorläufig im wesentlichen nur hypothetisch gelöst werden können" (Z. Väna, 1960, S. 124). Das Gleiche ist von den Auffassungen G. Mildenbergers zu sagen, der noch im Jahre 1957 in einer Studie über „Archäologisches zur slawischen Landnahme in Mitteldeutschland" feststellen muß, „die Aussagen der Archäologie waren bis vor kurzem lückenhaft und unsicher" (G. Mildenberger, 1957, S. 2). Aber auch das nunmehr zahlenmäßig etwas umfangreichere Quellenmaterial, das ihm für die Untersuchung zur Verfügung stand, bot nicht die gewünschten Anhaltspunkte, so daß er gleichzeitig auf Schwierigkeiten in der Datierung wahrscheinlich zeitgleicher germanischer Fundgegenstände hinweisen muß, die letztlich ebenfalls zu dem sogenannten „Tappen im Dunkeln" bezüglich der altslawischen Siedlungsperiode beigetragen haben (1957, S. 3). Die von ihm aufgeführten 28 Fundstellen innerhalb seines mitteldeutschen Arbeitsgebietes vermag zwar die Zahl der Fundpunkte relativ eng aneinander rücken zu lassen, sie ist aber absolut betrachtet immer noch zu gering, um vor allem den gesamten Bereich des Siedlungsvorganges auch nur annähernd zu erfassen. Hinzu kommt eine sicher notwendige Quellenkritik, die die Aussonderung der einen oder anderen Fundstelle zur Folge haben muß. Im direkten Zusammenhang mit dem ersten Auftreten der slawischen Siedler im Elbund Saalegebiet steht die Frage des Einwanderungsweges. Aus der hierzu ebenfalls geringen Anzahl der vorliegenden Arbeiten sei für die westslawischen Siedlungen auf dem Gebiet der DDR die Arbeit von Th. Voigt und für die allgemeine westliche und südwestliche Siedlungsrichtung die Arbeit von K. Jazdzewski herausgegriffen. Th. Voigt kommt nach der chronologischen Aussonderung der entsprechenden Funde und nach deren Kartierung zu dem Ergebnis, daß sich der Einzugsweg der Slawen entlang der festgestellt werden, daß die vorhandenen Quellen nur wenig über die Slawen in Thüringen selbst sagen konnten" (1925, S. 12). P. Reinecke kommt sogar zu der Schlußfolgerung, „das Slawische steht vollkommen im Banne awariseher Kultur. . ." und „das eigentliche Slawische beginnt in der Karolingerzeit. Früher war eine eigene Kulturentwicklung nicht möglich" (P. Reinecke, 1928, S. 276)". Fast ein Lebensalter später nimmt P. K u p k a nochmals zur altslawischen Besiedlung seines engeren Forschungsgebietes, der Altmark, Stellung. Die Resignation drückt sich aber auch in dem nun fast dreißig J a h r e später geschriebenen Text aus, wenn er schreibt : „Die Geschichte der Altslawen in der Nordmark, wie die spätere Altmark vormals genannt wurde, ist, wie sich aus folgenden kurzen Darlegungen ergibt, ein Kapitel von nicht zu unterschätzender Schwierigkeit"; die slawische Situation betreffend f ü h r t er hierzu aus „aber wir sind nicht in der Lage, slawische Fundstücke oder Gräber mit Bestimmtheit dem G., 7 oder 8. J h . zuzuweisen und das im ganzen westslawischen Gebiet einschließlich der A l t m a r k " (1936, S. 16).

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BRU-NO K R Ü U K U

Elbe wohl vermuten, aber nicht überzeugend nachweisen läßt (Th. Voigt, 1959, S. 157ff.). Gestützt auf einen nicht bewiesenen Tatbestand vertrat er noch die Meinung, daß frühslawische Fundhorizonte wohl ausschließlich unverziertes keramisches Material erbringen müssen. Fundplätze, die bereits eine Vermischung beider Keramikarten aufweisen, gehören bereits in eine etwas jüngere Zeitstufe und seien deshalb für die Klärung der Frage nach der Einwanderungsrichtung ungeeignet (1959, S. 165). Eine nicht unwesentliche Rolle innerhalb der hierzu gegebenen Ausführungen haben die Awaren einnehmen müssen, in deren Gefolge der Siedlungsbeginn der slawischen Siedlung östlich von Elbe und Saale eingesetzt haben soll. Da es für diesen Vorgang im Arbeitsgebiet weder in den schriftlichen Quellen noch im archäologischen Fundmaterial einen Nachweis gibt, auch wenn man den häufig für awarisch gehaltenen Grabfund von Dresden-Stetzsch berücksichtigt 2 ), kann er nicht für den zeitlichen Beginn der slawischen Einwanderung oder für die erfolgte Einwanderungsrichtung herangezogen werden. Die indirekte Bezogenheit auf die in einigen Fällen bekannt gewordene Abhängigkeit der Slawen von den Awaren wird für unseren Raum erst dann maßgebliche Bedeutung erlangen, wenn von der Gesamtanalyse des Materials her eine zeitliche Fixierung für die zweite Hälfte des 6. Jh., in dem die Awaren infolge der Auseinandersetzungen mit den Franken bis an die Elbe gelangten, möglich ist. Obwohl in der Thematik streng begrenzt, sind die Ausführungen K. Jazdzewskis ihrem Inhalt nach auch für die Geschichte der Forschung des hier behandelten lokalen Gebietes von Interesse. Der Autor, der über „Das gegenseitige Verhältnis slawischer und germanischer Elemente in Mitteleuropa seit dem Hunneneinfall bis zur awarischen Landnahme an der mittleren Donau" Stellung nimmt, setzt mit seinem als Einleitung gegebenen Hinweis auf dieses heikle und wichtige Thema die Reihe derjenigen Bearbeiter des Materials fort, die sich in ähnlicher Form zu dem hier zu behandelnden Fragenkomplex geäußert haben. Für uns ist die von ihm ausgewertete Prokopius-Stelle erwähnenswert, in der die hier erwähnte wüste und unbewohnte Gegend von Jazdzewski mit „voller Bestimmtheit" unter Berücksichtigung dessen, daß die Warenen, zu denen die Heruler im Jahre 512 gelangt sind, an der östlichen Grenze des Thüringer Reiches auf dem Gebiet des sogenannten Werinofeldes westlich der mittleren Elbe gelebt haben, östlich der Mulde und wahrscheinlich westlich des oberen Spreelaufes lokalisiert wird (K. Jazdzewski, 1959, S.55ff.). Das Zentrum der slawischen Siedlung muß also nach den Angaben von Prokopius unmittelbar südlich von dieser unbewohnten Gegend gelegen haben, wenn die Heruler — wie es heißt — von der Donau kommend durch alle Länder der Sklavenen zogen, bis sie an eine wüste und unbewohnte Gegend kamen (Prokopius, II, 14—15, S. 205). Von diesem Gebiet aus ist — etwa 50 Jahre später — mit dem Einzug der slawischen Siedler in unseren Raum zu rechnen. War der Beitrag der Archäologie bereits für das slawische Siedlungswesen in dieser frühen Periode gering, so ist er für die Verfassungsgeschichte im gleichen Arbeitsgebiet wahrscheinlich noch geringer einzuschätzen, ein Tatbestand, auf den besonders P. Grimm verwiesen hat (1960, S. 15). Er erklärt sich ebenfalls aus einer mangelnden Materialbasis und aus dem völligen Fehlen zielbewußt gegrabener Objekte. Zusammenfassend muß also gesagt werden, daß der in den letzten Jahrzehnten vorliegende Matcrialbestand, der für die Erforschung der ersten Inbesitznahme des Landes östlich von Elbe und Saale durch die slawischen Siedler und deren weitere Siedlungsausbreitung zur Verfügung stand, trotz weiter entwickelter Methodologie insgesamt zu gering und für die erforderliche Auswertung hinsichtlich bestimmter Grundsatzfragen zusätzlich auch noch zu undifferenziert war. Die vorgenommenen Untersuchungen mußten sich deshalb im wesentlichen auf die rein kartographisch ausgerichtete Festlegung der verschiedenen Fundpunkte mit kurzen Erläuterungen zum evtl. Einzugsweg und zur ebenso noch fragwürdigen ersten -) Siehe hierzu die Ausführungen von B. Krüger in: Varia arehaeologica, Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu 'Berlin, Bd. 10, 1904a, S. 220.

Einleitung

Siedlungskonzentration im mittleren Elbegebiet beschränken. Auch die wenigen für diesen Zeitabschnitt vorliegenden schriftlichen Überlieferungen konnten hier keine entscheidende Änderung hervorrufen. Die Intensivierung der Erforschung auch des älteren Abschnittes des slawischen Siedlungswesens ist besonders in den beiden letzten Jahrzehnten, hier wiederum vor allem in der Volksrepublik Polen, der CSSR und der UdSSR, vorgenommen worden. Die Ausgangspunkte waren auf Grund der historischen Siedlungsbedingungen günstiger als im Arbeitsgebiet. So liegt, was den sogenannten Siedlungshorizont mit Keramik vom Prager Typ anbetrifft, in diesen Ländern eine weitaus größere Anzahl von Fundplätzen mit einem gut auswertbaren Material vor. Trotz der zahlreichen Einzelarbeiten, die hierzu bereits veröffentlicht worden sind 3 ), muß leider gesagt werden, daß ein so umfangreiches Material wie es u. a. aus den ausgegrabenen Friedhöfen von Predluki in Mähren und Sarata Monteoru in Siebenbürgen bekannt ist, bis heute noch nicht in seiner Gesamtheit veröffentlicht wurde. Die besondere Bedeutung jenes frühslawischen Materials, das mittels moderner Grabungsmethoden in den letzten beiden Jahrzehnten zur Interpretation und geschichtlichen Auswertung geborgen worden ist, ist unverkennbar. Seine allseitige Auswertung und Berücksichtigung über den jeweiligen lokalen Rahmen hinaus bleibt eine notwendige Aufgabe der Forschung. 2. Die F o r s c h u n g s g e s c h i c h t e des F u n d p l a t z e s Für das unmittelbare Arbeitsgebiet des mittleren Elbelaufes im besonderen sowie des gesamten Raumes östlich von Elbe und Saale im allgemeinen war sogar — unter Berücksichtigung des vorstehend Ausgeführten — ein weiteres Vordringen in die Problematik der frühslawischen Siedlungsbewegung ohne die Vorlage neuer Funde in Frage gestellt. Die in der Nähe des seit dem Ende der dreißiger Jahre bekannten Friedhofes mit Brandgräbern vom Prager Typ besonders in den Nachkriegsjahren festgestellten Siedlungsreste auf dem „Zoberberg" in Dessau-Mosigkau waren deshalb der Anlaß, hier mit einer großräumigen Untersuchung zu beginnen, zumal hier — auch unter Berücksichtigung des gesamtslawischen Raumes — eine der wenigen Stellen zur Verfügung stand, wo sowohl die Siedlung als auch der Friedhof derselben bekannt waren und untersucht werden konnten. Eine solche Untersuchung war ursprünglich vom Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale), der für die Bezirke Halle und Magdeburg zuständigen Forschungsstelle, im Rahmen eines langfristigen Forschungsplanes vorgesehen. Ihre Durchführung sollte der Mitarbeiter des Landesmuseums Halle Wilhelm Hoffmann übernehmen. Angesichts des besonderen Wunsches des damaligen Direktors des Instituts für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, des Akademiemitgliedes Prof. Dr. W. Unverzagt, im Rahmen von Forschungen zur frühslawischen Siedlungsperiode östlich von Elbe und Saale Ausgrabungen im Gelände des Zoberberges vornehmen zu können, t r a t der Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale), Dr. habil. H. Behrens, im Einvernehmen mit W. Hoffmann, das geplante Unternehmen an das Akademie-Institut ab, das den Verfasser dieser Abhandlung mit der Durchführung der Geländeforschungen beauftragte. Es ist mir in diesem Zusammenhange ein besonderes Bedürfnis, vor allem dem Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle, Herrn Dr. habil. H. Behrens, für sein großes Interesse an der erfolgreichen Durchführung der Ausgrabung sowie für die Unterstützung durch das Landesmuseum bei der Sicherung der Grabungsstelle vor größeren industriellen Veränderungen zu danken. Der bereits häufig in der Literatur erwähnte Friedhof auf dem sogenannten „Zoberberg'" in Dessau-Mosigkau ist im Jahre 1939 beim Planieren des entsprechenden Geländes entdeckt 3

) u. a. Die Fundgegenstiinde. die im Band 108 der Materialy. . .. Moskau. 1963. im Band 10 der Slovenska Arelieolögia 1902, im Bd. 37 der T'rahist, Zeitsclir. 1959 veröffentlicht sind.

Einleitung

Siedlungskonzentration im mittleren Elbegebiet beschränken. Auch die wenigen für diesen Zeitabschnitt vorliegenden schriftlichen Überlieferungen konnten hier keine entscheidende Änderung hervorrufen. Die Intensivierung der Erforschung auch des älteren Abschnittes des slawischen Siedlungswesens ist besonders in den beiden letzten Jahrzehnten, hier wiederum vor allem in der Volksrepublik Polen, der CSSR und der UdSSR, vorgenommen worden. Die Ausgangspunkte waren auf Grund der historischen Siedlungsbedingungen günstiger als im Arbeitsgebiet. So liegt, was den sogenannten Siedlungshorizont mit Keramik vom Prager Typ anbetrifft, in diesen Ländern eine weitaus größere Anzahl von Fundplätzen mit einem gut auswertbaren Material vor. Trotz der zahlreichen Einzelarbeiten, die hierzu bereits veröffentlicht worden sind 3 ), muß leider gesagt werden, daß ein so umfangreiches Material wie es u. a. aus den ausgegrabenen Friedhöfen von Predluki in Mähren und Sarata Monteoru in Siebenbürgen bekannt ist, bis heute noch nicht in seiner Gesamtheit veröffentlicht wurde. Die besondere Bedeutung jenes frühslawischen Materials, das mittels moderner Grabungsmethoden in den letzten beiden Jahrzehnten zur Interpretation und geschichtlichen Auswertung geborgen worden ist, ist unverkennbar. Seine allseitige Auswertung und Berücksichtigung über den jeweiligen lokalen Rahmen hinaus bleibt eine notwendige Aufgabe der Forschung. 2. Die F o r s c h u n g s g e s c h i c h t e des F u n d p l a t z e s Für das unmittelbare Arbeitsgebiet des mittleren Elbelaufes im besonderen sowie des gesamten Raumes östlich von Elbe und Saale im allgemeinen war sogar — unter Berücksichtigung des vorstehend Ausgeführten — ein weiteres Vordringen in die Problematik der frühslawischen Siedlungsbewegung ohne die Vorlage neuer Funde in Frage gestellt. Die in der Nähe des seit dem Ende der dreißiger Jahre bekannten Friedhofes mit Brandgräbern vom Prager Typ besonders in den Nachkriegsjahren festgestellten Siedlungsreste auf dem „Zoberberg" in Dessau-Mosigkau waren deshalb der Anlaß, hier mit einer großräumigen Untersuchung zu beginnen, zumal hier — auch unter Berücksichtigung des gesamtslawischen Raumes — eine der wenigen Stellen zur Verfügung stand, wo sowohl die Siedlung als auch der Friedhof derselben bekannt waren und untersucht werden konnten. Eine solche Untersuchung war ursprünglich vom Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale), der für die Bezirke Halle und Magdeburg zuständigen Forschungsstelle, im Rahmen eines langfristigen Forschungsplanes vorgesehen. Ihre Durchführung sollte der Mitarbeiter des Landesmuseums Halle Wilhelm Hoffmann übernehmen. Angesichts des besonderen Wunsches des damaligen Direktors des Instituts für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, des Akademiemitgliedes Prof. Dr. W. Unverzagt, im Rahmen von Forschungen zur frühslawischen Siedlungsperiode östlich von Elbe und Saale Ausgrabungen im Gelände des Zoberberges vornehmen zu können, t r a t der Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale), Dr. habil. H. Behrens, im Einvernehmen mit W. Hoffmann, das geplante Unternehmen an das Akademie-Institut ab, das den Verfasser dieser Abhandlung mit der Durchführung der Geländeforschungen beauftragte. Es ist mir in diesem Zusammenhange ein besonderes Bedürfnis, vor allem dem Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle, Herrn Dr. habil. H. Behrens, für sein großes Interesse an der erfolgreichen Durchführung der Ausgrabung sowie für die Unterstützung durch das Landesmuseum bei der Sicherung der Grabungsstelle vor größeren industriellen Veränderungen zu danken. Der bereits häufig in der Literatur erwähnte Friedhof auf dem sogenannten „Zoberberg'" in Dessau-Mosigkau ist im Jahre 1939 beim Planieren des entsprechenden Geländes entdeckt 3

) u. a. Die Fundgegenstiinde. die im Band 108 der Materialy. . .. Moskau. 1963. im Band 10 der Slovenska Arelieolögia 1902, im Bd. 37 der T'rahist, Zeitsclir. 1959 veröffentlicht sind.

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BRUNO KRÜGER

worden. Eine erste zusammenfassende Publikation erfolgte im Jahre 1962 durch W. Hoffmann im Rahmen eines Aufsatzes über „Frühslawische Brandgräber im mittleren Elbgebiet". Es lagen 49 Gräber vor, die ohne Ausnahme Brandbestattungen waren. Obwohl der überlieferte Plan von der Lage des Gräberfeldes her sowie die Lage der Gräber zueinander die Annahme gestattet, daß die Mehrzahl der Bestattungen seinerzeit mit einiger Sicherheit erfaßt und kartiert worden ist, muß andererseits auf einige Eintragungen in den Fundakten und Originalaufzeichnungen verwiesen werden, in denen es ausdrücklich heißt, daß zahlreiche Urnen zerstört worden sind und daß mehrere Urnen in die Hände der Finder gelangten (Angehörige des damals in Köchstedt stationierten Flakregimentes), von denen nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, daß sie vollständig in den Besitz der Museen in Dessau und Kothen gekommen sind. In den bisherigen Veröffentlichungen ist auf diesen leider vorhandenen Mangel nicht mit der nötigen Konsequenz eingegangen worden; die Ursache hierzu kann nur so erklärt werden, daß eine bevölkerungsstatistische und evtl. auch eine Aufgliederung des Materials bisher nicht erfolgen konnte, weil die meßbaren Anhaltspunkte, in diesem Falle in erster Linie die Siedlung, entweder gar nicht oder nur der Lage nach ungefähr bekannt waren. In diesem Zusammenhang sei noch auf einen zweiten Fundplatz frühslawischer Gräber im Bereich der Flur von Dessau-Mosigkau verwiesen, der innerhalb des Ortes, ebenfalls auf einer leicht ansteigenden Höhe, etwa 2,2 km westsüdwestlich des Zoberberges im Jahre 1952 beim Ausbau eines alten Gebäudes entdeckt worden ist. Es handelt sich um zwei Gefäße vom sogenannten Prager Typ mit Leichenbrandresten, die wohl zu Recht zu zwei Grabstellen gerechnet werden können 4 ). Trotz der Aussage des Finders, daß an der gleichen Stelle in früheren Zeiten hier ähnliche Gefäße gefunden worden sind, bleibt zunächst die Tatsache bestehen, daß es sich — ebenso wie an den meisten anderen Fundstellen gleichen Charakters und gleicher Zeit — um Einzelfundplätze handelt, die wahrscheinlich auch nicht im direkten Zusammenhang zur Siedlung auf dem ,,Zoberberg" zu stehen brauchen. Die Vermutung, es hier nur mit einer kleinen Grabgruppe zu tun zu haben, wird noch durch eine weitere Beobachtung der ehemaligen Finder bestärkt, nach denen in einem Gefäß grüne Metallgegenstände gelegen haben sollen. Da die Gemarkung von Mosigkau zahlreiche Bestattungsreste aus der späten Bronzezeit bzw. frühen Eisenzeit geliefert hat, muß zumindest in Rechnung gestellt werden, daß es sich bei den fraglichen anderen Gefäßen auch um Reste von spätbronzezeitlichen Grabstellen handeln kann. Diesen beiden sicher frühslawischen und zeitgleichen Begräbnisstätten von gleicher Art und Anlage steht die bisher einzige bekannte frühslawische Siedlung auf dem „Zoberberg" gegenüber. Die Fundstelle wurde im Jahre 1937 erstmals im Schrifttum bekannt, als bei der Anlage einer Kiesgrube Siedlungsreste entdeckt worden sind, die früheisenzeitliche bzw. slawische Fundstücke enthalten haben sollen (W. Götze, 1937, S. 130).

3. Die Lage des Fundplatzes und seine geologische Beschaffenheit Der sogenannte „Zoberberg" ist eine geringe Anhöhe, die auf Grund der verschiedenen Ablagerungsvorkommen und des gesamten Geländereliefs in der letzten Eiszeit entstanden ist. Nach der Eingemeindung der Orte Mosigkau und Köchstedt, deren Flur teilweise auf der 4—5 m über dem Tal ansteigenden Höhe liegt, in das Stadtgebiet von Dessau gehört das Gelände nunmehr zum erweiterten Stadtgebiet, von dessen Zentrum es etwa 5,5 km in südwestlicher Richtung entfernt liegt. Die Straße zwischen den Ortsteilen 4

) Die Besichtigung des Fundplatzes sowie eine durchgeführte Flurbegehung in der unmittelbaren Umgebung desselben hat zu keinen weiteren Funden geführt.

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BRUNO KRÜGER

worden. Eine erste zusammenfassende Publikation erfolgte im Jahre 1962 durch W. Hoffmann im Rahmen eines Aufsatzes über „Frühslawische Brandgräber im mittleren Elbgebiet". Es lagen 49 Gräber vor, die ohne Ausnahme Brandbestattungen waren. Obwohl der überlieferte Plan von der Lage des Gräberfeldes her sowie die Lage der Gräber zueinander die Annahme gestattet, daß die Mehrzahl der Bestattungen seinerzeit mit einiger Sicherheit erfaßt und kartiert worden ist, muß andererseits auf einige Eintragungen in den Fundakten und Originalaufzeichnungen verwiesen werden, in denen es ausdrücklich heißt, daß zahlreiche Urnen zerstört worden sind und daß mehrere Urnen in die Hände der Finder gelangten (Angehörige des damals in Köchstedt stationierten Flakregimentes), von denen nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, daß sie vollständig in den Besitz der Museen in Dessau und Kothen gekommen sind. In den bisherigen Veröffentlichungen ist auf diesen leider vorhandenen Mangel nicht mit der nötigen Konsequenz eingegangen worden; die Ursache hierzu kann nur so erklärt werden, daß eine bevölkerungsstatistische und evtl. auch eine Aufgliederung des Materials bisher nicht erfolgen konnte, weil die meßbaren Anhaltspunkte, in diesem Falle in erster Linie die Siedlung, entweder gar nicht oder nur der Lage nach ungefähr bekannt waren. In diesem Zusammenhang sei noch auf einen zweiten Fundplatz frühslawischer Gräber im Bereich der Flur von Dessau-Mosigkau verwiesen, der innerhalb des Ortes, ebenfalls auf einer leicht ansteigenden Höhe, etwa 2,2 km westsüdwestlich des Zoberberges im Jahre 1952 beim Ausbau eines alten Gebäudes entdeckt worden ist. Es handelt sich um zwei Gefäße vom sogenannten Prager Typ mit Leichenbrandresten, die wohl zu Recht zu zwei Grabstellen gerechnet werden können 4 ). Trotz der Aussage des Finders, daß an der gleichen Stelle in früheren Zeiten hier ähnliche Gefäße gefunden worden sind, bleibt zunächst die Tatsache bestehen, daß es sich — ebenso wie an den meisten anderen Fundstellen gleichen Charakters und gleicher Zeit — um Einzelfundplätze handelt, die wahrscheinlich auch nicht im direkten Zusammenhang zur Siedlung auf dem ,,Zoberberg" zu stehen brauchen. Die Vermutung, es hier nur mit einer kleinen Grabgruppe zu tun zu haben, wird noch durch eine weitere Beobachtung der ehemaligen Finder bestärkt, nach denen in einem Gefäß grüne Metallgegenstände gelegen haben sollen. Da die Gemarkung von Mosigkau zahlreiche Bestattungsreste aus der späten Bronzezeit bzw. frühen Eisenzeit geliefert hat, muß zumindest in Rechnung gestellt werden, daß es sich bei den fraglichen anderen Gefäßen auch um Reste von spätbronzezeitlichen Grabstellen handeln kann. Diesen beiden sicher frühslawischen und zeitgleichen Begräbnisstätten von gleicher Art und Anlage steht die bisher einzige bekannte frühslawische Siedlung auf dem „Zoberberg" gegenüber. Die Fundstelle wurde im Jahre 1937 erstmals im Schrifttum bekannt, als bei der Anlage einer Kiesgrube Siedlungsreste entdeckt worden sind, die früheisenzeitliche bzw. slawische Fundstücke enthalten haben sollen (W. Götze, 1937, S. 130).

3. Die Lage des Fundplatzes und seine geologische Beschaffenheit Der sogenannte „Zoberberg" ist eine geringe Anhöhe, die auf Grund der verschiedenen Ablagerungsvorkommen und des gesamten Geländereliefs in der letzten Eiszeit entstanden ist. Nach der Eingemeindung der Orte Mosigkau und Köchstedt, deren Flur teilweise auf der 4—5 m über dem Tal ansteigenden Höhe liegt, in das Stadtgebiet von Dessau gehört das Gelände nunmehr zum erweiterten Stadtgebiet, von dessen Zentrum es etwa 5,5 km in südwestlicher Richtung entfernt liegt. Die Straße zwischen den Ortsteilen 4

) Die Besichtigung des Fundplatzes sowie eine durchgeführte Flurbegehung in der unmittelbaren Umgebung desselben hat zu keinen weiteren Funden geführt.

Einleitung

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Dessau-Köchstedt und Dessau-Mosigkau überquert den „Zoberberg" in fast ost-westlicher Richtung (Abb. 1). Den großen landschaftsgestaltenden Charakter des gesamten Gebietes bestimmt das Breslau-Hannoversche Urstromtal, dessen nördlicher Beginn an dieser Stelle am Südfuß des Flämingausläufers ansetzt, obwohl er hier nicht generell die Grenze zwischen Hochfläche und Tal bildet. Südlich des Elbelaufes zieht sich vom Osten nach Westen das ausgedehnte, über 8 km breite Elbtal entlang, dessen südliche Begrenzung nördlich der Dessauer Orts-

teile Köchstedt und Mosigkau beginnt. Der Übergang vom Tal zur Hochfläche ist an dieser Stelle im Gegensatz zur nördlichen Talabgrenzung nicht sehr scharf. Vom Elbtal steigt die Hochfläche nur sehr langsam und in einer nicht sehr bedeutenden Höhe an. Diese Situation macht verständlich, daß der Übergang vom Alluvium zur diluvialen Hochfläche nicht immer klar erkennbar ist. Aus ihr erklärt sich auch die Schwierigkeit der Trennung der Talsande von den alluvialen Sanden. Auf dieser leicht ansteigenden Hochfläche ist in unmittelbarer Talnähe die slawische Siedlung angelegt worden. Da bei der Ausgrabung keine Hinweise auf Überschwemmungen festzustellen waren und der Boden auch allgemein keine Schlickablagerungen aufzuweisen hatte, die im Tal sehr große Flächen einnehmen, muß das Siedlungsgelände stets hochwasserfrei gewesen sein. Die Elbe, die sicher alljährlich Hochwasser geführt haben wird 5 ), konnte diese Schlickmassen 5

) Nach Berichten der Einwohner von Dessau-Mosigkau ist das Hochwasser der Elbe noch bis in die jüngste Zeit hinein bis an die seichte Anhöhe des „Zoberberges" herangekommen. Erst durch den Bahndammbau der sog. Köthener Bahn, die das Elbtal durchläuft, sind seit etwa der Mitte des vorigen J h . die Überschwemmungsgefahren für das in Frage kommende Gelände im wesentlichen beseitigt worden.

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über das gesamte Tal ablagern, in dem des weiteren 8and und Lößbildungen bis zur Saale hin auftreten. Letztere sind auch am südlichen Talrande in unmittelbarer Nähe der Siedlung festzustellen. Ob der Elbelauf in allen Zeiten so verlief wie heute, ist nicht befriedigend geklärt. I )er Flu l,i. der bei Riesa die Niederung des jüngeren Diluviums zu beiden Seiten erreicht (G. Häusler. 1907, S.14) und in dieser bis an den Südrand des Flämings weiterläuft, zeigt relativ starke Ablagerungen im sogenannten Bereich des unteren Luches südlich Roßlau und nördlich Dessau, die eine Mächtigkeit von über zwei Metern erreichen. Sie waren z. B. für 0 . v. Linstow der Anlaß, einen ursprünglichen Elbelauf von Roßlau ab in südwestlicher Richtung anzunehmen, der erst später nach Norden abgebogen ist ( 0 . v. Linstow, 1907, S. 121 ff.). Beobachtungen anderer Art, die aber einen ähnlichen ursprünglichen Elbelauf zum Ergebnis haben, stammen von G. Häusler. In einer 1907 angefertigten Dissertation stellte er fest, ,,jenseits der Mulde haben wir bis zur Saalemündung eine Reihe von Altwassern, die auf einen alten Elbelauf schließen lassen1'. Er würde durch den Kühnauer-, den Ober- und Untersee, den Bürgersee und das Horn bei Aken bezeichnet sein (G. Häusler, 1907, S. 22f.). Danach ging der ursprüngliche Elbverlauf, wie schon v. Linstow auf Grund der Schlickablagerungen vermutete, von Roßlau aus nach Südwesten auf Klein- und Großkühnau zu, um dann südlich des heutigen Flußbettes in Richtung Westen weiter zu fließen. Die zeitliche Festlegung der Verlagerung des Elbelaufes nach Norden zum jetzigen Stromverlauf ist bisher nicht genau ermittelt worden. Jedoch darf mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß dieser Vorgang nach der Zeit der altslawischen Siedlung auf dem Zoberberg geschehen sein wird. Demnach hatte die Siedlung weit engere lokale Beziehungen zum Flußgebiet, als es von der gegenwärtigen Situation her zunächst zu vermuten ist. Der Siedlungsuntergrund ist eine Bildung der letzten Eiszeit und besteht im wesentlichen aus Kies und Sand, der aus der Zerstörung und Wiederablagerung des ältesten Geschiebemergcls hervorgegangen ist, nachdem die feinsten Teile durch Schmelzwasser fortgeführt worden sind; dafür spricht auch das Vorkommen von Quarz, Feldspat, Augit, Hornblende, Feuerstein, Kieselschiefer und Milchquarzen, die als Restbestandteile eines ausgelaugten Mergels zu deuten sind. Bei den Sanden handelt es sich also um fluviatile Bildungen, in denen auch Mineralien nördlicher Herkunft vorkommen. Die Mächtigkeit dieser Sande erreicht eine Höhe von z. T . 18 Metern, von denen durchgängig die oberen 2 Meter infolge der ständigen Regenauslaugung entkalkt sind. Auf diesen entkalkten, grobkiesigen

Sandablagerungen

liegt eine dünne, sandige Humusdecke von ganz geringer Bodenqualität, die das ganze Gelände der Siedlung mit einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 0,25 m als heutige Oberfläche überdeckt. Unter Berücksichtigung der Gesamtsituation des örtlichen Bodenreliefs kann gesagt werden, daß an der ursprünglichen Morphologie kaum nennenswerte Veränderungen eingetreten sein werden, weil Bodenerosionen oder Aufschüttungen bzw. Aufschichtungen an keiner Stelle der näheren Umgebung beobachtet worden sind. Damit darf vorausgesetzt werden, daß die heutige Geländesituation mit ihren direkt auf die Siedlungsstelle bezogenen Bodenqualitäten und Humusanreicherungen im großen und ganzen derjenigen entspricht, die wir auch für die Zeit der frühslawischen Siedlung in Anspruch nehmen dürfen. Auf die Vegetationsverhältnisse kann nur in Form von Vermutungen eingegangen werden. Auch unter Berücksichtigung der vorliegenden Untersuchungen bleiben die Angaben hierzu Wahrscheinlichkeitswerte.

Ergänzungen mit Hilfe des ausgegrabenen Materials

werden

nur von unbedeutendem Gewicht sein, weil es trotz Bemühungen nicht möglich war, einen Pollenaufschluß, der chronologisch zu fixieren gewesen wäre, zu erhalten. Auf der von Bekinann in der Historie des Fürstenthums Anhalt veröffentlichten Bewaldungskarte ist das Siedlungsgebiet der frühslawischen Siedlung als waldfrei angegeben worden. Danach befand sich zwischen Saale und Mulde südlich der Elbe nur in unmittelbarer Elbnähe, etwa in der Mitte zwischen Dessau und Aken, ein kleineres Waldgebiet, das einige Kilometer

Einleitung

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von der Siedlungsstelle entfernt liegt (J. C. Bekmann, 1710. S. 69). Bemerkenswert und für die Siedlungsrichtung der frühslawischen Siedler sicherlich von Bedeutung ist die kompakte Waldzone östlich des Muldelaufes bis weit über den Fuhne-Mulde-Zusammenfluß nach Süden hinaus 6 ). Nördlich der Elbe, von der Fundstelle etwa 8 km entfernt, befindet sich eine leicht bewegte Hochfläche, die im 18. J h . ebenfalls noch stark bewaldet war. Sie, darf als südlicher Ausläufer des Flämings gerechnet werden. Die bemerkenswerte Vegetationserscheinung, die sich auch nicht unwesentlich auf die Siedlungs- und Wirtschafts Verhältnisse der altslawischen Siedler ausgewirkt haben wird, darf sicher auch für die Zeit der slawischen Landnahme in Form des Auenmischwaldes angenommen werden, der sich bei vorhandener gleichbleibender Klima- und Geländesituation noch bis in die jüngste Zeit hinein erhalten hat. Auf die allgemeine Bedeutung der Bestückung des elbnahen Landschaftsgürtels mit seinen z. T. moorigen Niederungsflächen wird im Zusammenhang mit dem Vordringen der slawischen Siedler eingegangen. Die frühslawische Siedlung ist demnach auf dem nördlichen Teil dieser sandigen Anhöhe in Hanglage am südlichen Elbtalrand südwestlich des Stadtkernes von Dessau angelegt worden. Die vorhandenen Bodenqualitäten, die für den Anbau im stets hochwasserfreien Gebiet zur Verfügung standen, waren durch das Vorherrschen einer dünnen sanddurchsetzten Humusschicht gering und für eine erfolgversprechende Beackerung wenig geeignet. Die in unmittelbarer Nähe der Siedlungsstelle anzunehmende Bewaldung, die sich aus wenigen älteren Karten und einer gleichbleibenden Klimaanlage auch für die damalige Zeit annehmen läßt, muß den vorhandenen Anzeichen nach als eine Art Auenwald gewertet werden, der nicht ohne Einfluß auf die Wirtschaftsweise der dort ansässigen Siedler bleiben konnte.

4. Die Besiedlungsgeschichte des „Zoberberges" Die heute unter dem Namen „Zoberberg" bekannte Anhöhe war nach dem vorliegenden Gesamtfundgut eine sicherlich stets bevorzugte Siedlungsstelle, von der auch das älteste Fundstück dieser Gegend, ein paläolithischer Abschlag, allerdings als Oberflächenfund geborgen, stammt. Zahlreicher sind die Hinweise auf eine Besiedlung im Neolithikum, die auch im unmittelbar davorliegenden Talgebiet nachgewiesen werden konnten 7 ). Ein relativ umfangreiches Material, das sich auch fundstellenmäßig in einen Siedlungs- und Bestattungsplatz aufgliedern ließ, stammt aus der Übergangsstufe von der späten Bronzezeit zur frühen Eisenzeit (jüngere Urnenfelderzeit — Hallstatt D). Für den allgemeinen Grabungsbefund hat insbesondere der Fundplatz aus diesem Zeitabschnitt gewisse Bedeutung, der nach dem jetzt vorliegenden Überblick über das Fundvorkommen auf dieser Höhe zwischen dem slawischen Gräberfeld und der dazugehörigen slawischen Siedlung gelegen hat. Da die Ausläufer dieser spätbronze-früheisenzeitlichen Siedlung sowohl in den Bereich des Gräberfeldes der frühen Slawen als auch in deren Wohnbereich hineinreichen — sie konnten bei der planmäßigen Untersuchung des slawischen „Dorfes" mit aufgedeckt werden — ist u. a. auch von diesem Aspekt her die Unsicherheit in der zeitlichen und ethnischen Bestimmung der ersten frühslawischen Funde dieses Lokalgebietes zu erklären, deren äußere Erscheinungsformen eine auffallende Ähnlichkeit mit einigen Gegenständen aus der spätbronze-früheisenzeitlichen 6

) Da die Geländebeschreibungen durch J . C. Bekmann sich im allgemeinen als doch recht zuverlässig erwiesen haben, kann die, von ihm datierte Waldzone zur Auswertung des Baumbestandes mit herangezogen und, wenn auch mit gewissen Einschränkungen, f ü r die Zeit der slawischen Siedlung auf dem „Zoberberg' 1 Berücksichtigung finden. ') Nach einer freundlichen Auskunft von G. Lattauschke, Museum f ü r Naturkunde und Vorgeschichte, Dessau, dem an dieser Stelle f ü r die tatkräftige Unterstützung bei der Durchführung des gesamten Grabungsvorhabens mein herzlicher Dank ausgesprochen werden soll.

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von der Siedlungsstelle entfernt liegt (J. C. Bekmann, 1710. S. 69). Bemerkenswert und für die Siedlungsrichtung der frühslawischen Siedler sicherlich von Bedeutung ist die kompakte Waldzone östlich des Muldelaufes bis weit über den Fuhne-Mulde-Zusammenfluß nach Süden hinaus 6 ). Nördlich der Elbe, von der Fundstelle etwa 8 km entfernt, befindet sich eine leicht bewegte Hochfläche, die im 18. J h . ebenfalls noch stark bewaldet war. Sie, darf als südlicher Ausläufer des Flämings gerechnet werden. Die bemerkenswerte Vegetationserscheinung, die sich auch nicht unwesentlich auf die Siedlungs- und Wirtschafts Verhältnisse der altslawischen Siedler ausgewirkt haben wird, darf sicher auch für die Zeit der slawischen Landnahme in Form des Auenmischwaldes angenommen werden, der sich bei vorhandener gleichbleibender Klima- und Geländesituation noch bis in die jüngste Zeit hinein erhalten hat. Auf die allgemeine Bedeutung der Bestückung des elbnahen Landschaftsgürtels mit seinen z. T. moorigen Niederungsflächen wird im Zusammenhang mit dem Vordringen der slawischen Siedler eingegangen. Die frühslawische Siedlung ist demnach auf dem nördlichen Teil dieser sandigen Anhöhe in Hanglage am südlichen Elbtalrand südwestlich des Stadtkernes von Dessau angelegt worden. Die vorhandenen Bodenqualitäten, die für den Anbau im stets hochwasserfreien Gebiet zur Verfügung standen, waren durch das Vorherrschen einer dünnen sanddurchsetzten Humusschicht gering und für eine erfolgversprechende Beackerung wenig geeignet. Die in unmittelbarer Nähe der Siedlungsstelle anzunehmende Bewaldung, die sich aus wenigen älteren Karten und einer gleichbleibenden Klimaanlage auch für die damalige Zeit annehmen läßt, muß den vorhandenen Anzeichen nach als eine Art Auenwald gewertet werden, der nicht ohne Einfluß auf die Wirtschaftsweise der dort ansässigen Siedler bleiben konnte.

4. Die Besiedlungsgeschichte des „Zoberberges" Die heute unter dem Namen „Zoberberg" bekannte Anhöhe war nach dem vorliegenden Gesamtfundgut eine sicherlich stets bevorzugte Siedlungsstelle, von der auch das älteste Fundstück dieser Gegend, ein paläolithischer Abschlag, allerdings als Oberflächenfund geborgen, stammt. Zahlreicher sind die Hinweise auf eine Besiedlung im Neolithikum, die auch im unmittelbar davorliegenden Talgebiet nachgewiesen werden konnten 7 ). Ein relativ umfangreiches Material, das sich auch fundstellenmäßig in einen Siedlungs- und Bestattungsplatz aufgliedern ließ, stammt aus der Übergangsstufe von der späten Bronzezeit zur frühen Eisenzeit (jüngere Urnenfelderzeit — Hallstatt D). Für den allgemeinen Grabungsbefund hat insbesondere der Fundplatz aus diesem Zeitabschnitt gewisse Bedeutung, der nach dem jetzt vorliegenden Überblick über das Fundvorkommen auf dieser Höhe zwischen dem slawischen Gräberfeld und der dazugehörigen slawischen Siedlung gelegen hat. Da die Ausläufer dieser spätbronze-früheisenzeitlichen Siedlung sowohl in den Bereich des Gräberfeldes der frühen Slawen als auch in deren Wohnbereich hineinreichen — sie konnten bei der planmäßigen Untersuchung des slawischen „Dorfes" mit aufgedeckt werden — ist u. a. auch von diesem Aspekt her die Unsicherheit in der zeitlichen und ethnischen Bestimmung der ersten frühslawischen Funde dieses Lokalgebietes zu erklären, deren äußere Erscheinungsformen eine auffallende Ähnlichkeit mit einigen Gegenständen aus der spätbronze-früheisenzeitlichen 6

) Da die Geländebeschreibungen durch J . C. Bekmann sich im allgemeinen als doch recht zuverlässig erwiesen haben, kann die, von ihm datierte Waldzone zur Auswertung des Baumbestandes mit herangezogen und, wenn auch mit gewissen Einschränkungen, f ü r die Zeit der slawischen Siedlung auf dem „Zoberberg' 1 Berücksichtigung finden. ') Nach einer freundlichen Auskunft von G. Lattauschke, Museum f ü r Naturkunde und Vorgeschichte, Dessau, dem an dieser Stelle f ü r die tatkräftige Unterstützung bei der Durchführung des gesamten Grabungsvorhabens mein herzlicher Dank ausgesprochen werden soll.

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Siedlungsperiode, insbesondere die schlanken hochschultrigen Gefäße vom sogenannten Prager Typ, aufweisen. Dadurch wurde auch hier die in letzter Zeit häufig gemachte Beobachtung der lokalen Verzahnung von spätbronzezeitlichen und älterslawischen Wohnhorizonten bestätigt. Gering ist der zahlenmäßige Nachweis von Materialien der Besiedlung aus der Kaiserzeit geblieben, der sich in der äußersten Hanglage, im allgemeinen bereits außerhalb der slawischen Siedlung, in Form von einigen Hausresten nachweisen ließ 8 ). Die Flurstelle, die nach der vorliegenden Katastereinteilung unter der Bezeichnung „Dorfstücke" geführt wird, hat auch einige blaugraue, frühdeutsche und glasierte, mittelalterliche Gefäßreste geliefert.

5. Z u m G r a b u n g s a b l a u f ' Die Anhaltspunkte für die genaue Lokalisierung der Siedlung waren gering. Das in der zweiten Hälfte der dreißiger J a h r e aufgedeckte Gräberfeld ließ sich nur schwer im Gelände feststellen, weil die notwendigen Unterlagen, die hierzu benötigt worden wären, entweder nicht mehr aufzufinden waren oder aber infolge der seinerzeitigen Bergungssituation im 8

) D a s bronzezeitliche Fundrnaterial sowie die Hiiuseireste und die dazu gehörenden Knude der Uaiserzeitliehen Besiedlung des Geländes werden in einem gesonderten Aufsatz an anderer Stelle veröfl'enflieht.

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Siedlungsperiode, insbesondere die schlanken hochschultrigen Gefäße vom sogenannten Prager Typ, aufweisen. Dadurch wurde auch hier die in letzter Zeit häufig gemachte Beobachtung der lokalen Verzahnung von spätbronzezeitlichen und älterslawischen Wohnhorizonten bestätigt. Gering ist der zahlenmäßige Nachweis von Materialien der Besiedlung aus der Kaiserzeit geblieben, der sich in der äußersten Hanglage, im allgemeinen bereits außerhalb der slawischen Siedlung, in Form von einigen Hausresten nachweisen ließ 8 ). Die Flurstelle, die nach der vorliegenden Katastereinteilung unter der Bezeichnung „Dorfstücke" geführt wird, hat auch einige blaugraue, frühdeutsche und glasierte, mittelalterliche Gefäßreste geliefert.

5. Z u m G r a b u n g s a b l a u f ' Die Anhaltspunkte für die genaue Lokalisierung der Siedlung waren gering. Das in der zweiten Hälfte der dreißiger J a h r e aufgedeckte Gräberfeld ließ sich nur schwer im Gelände feststellen, weil die notwendigen Unterlagen, die hierzu benötigt worden wären, entweder nicht mehr aufzufinden waren oder aber infolge der seinerzeitigen Bergungssituation im 8

) D a s bronzezeitliche Fundrnaterial sowie die Hiiuseireste und die dazu gehörenden Knude der Uaiserzeitliehen Besiedlung des Geländes werden in einem gesonderten Aufsatz an anderer Stelle veröfl'enflieht.

Einleitung

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Bereich eines militärischen Objektes leider nicht angefertigt werden konnten. In einigen Gräben, die nach dem zweiten Weltkrieg am Nord- und Westhang der leichten Anhöhe ausgehoben worden sind, zeigten sich jedoch die ersten einwandfreien Siedlungsspuren, die von sich aus schon vermuten ließen, daß die Siedlung zumindest auch in der Hanglage angelegt worden war. Der Gang der Ausgrabung ist wesentlich von den seinerzeitigen Bebauungsverhältnissen des Geländes und von der Arbeitsrichtung des Kies- und Sandabbaues bestimmt worden. Die durchschnittlich sehr geringe Humusdecke von etwa 0,25 m kam der geplanten Flächenabdeckung, die u. a. auch mit Planierraupen vorgenommen worden ist, sehr entgegen. Innerhalb von drei Jahren 1962, 1963, 1964 wurden so in 4 Grabungskampagnen rund 7000 m 2 freigelegt und untersucht. Die Gesamtgrabungslänge, die sich bis an den Hangfuß hinunterzog, betrug maximal 156 m, die freigelegte Breite der Grabungsfläche dagegen durchschnittlich 50 m (Abb. 2). Die ständige Beackerung eines großen Teiles der freigelegten Fläche, — der andere Teil ist als unfruchtbarer Boden brach liegengeblieben —, hatte nur ganz geringe Störungen an den im allgemeinen sehr gut erhaltenen Haus- und sonstigen Siedlungsresten hervorgerufen. Anscheinend war man über Generationen hinaus bemüht, den Pflug so flach wie möglich im Humus zu halten, um seine weitere Versandung durch ein evtl. Tieferpflügen zu verhindern. Die Fläche, die untersucht werden konnte, war trotz mancherlei Zerstörungen durch einen älteren Kiesabbau und durch die Anlage von militärischen Objekten in der Zeit des zweiten Weltkrieges immer noch groß genug, um die Ausdehnung der gesamten Siedlung sowohl nach Süden und Norden als auch nach Osten zu verfolgen. Lediglich für den Ausdehnungsbereich nach Westen mußten einige Zerstörungen in Rechnung gestellt werden, die aber eine allgemeine Übersicht nicht beeinträchtigen. Insgesamt gesehen konnte also dank günstiger Umstände nahezu die gesamte Siedlungsfläche freigelegt werden.

II. Die Ausgrabungsergebnissc

1. Der slawische Hausbau Mit zu den wertvollsten Erkenntnissen, die bei der Ausgrabung der Siedlung gewonnen wurden, gehört der Einblick in den H a u s b a u der ältesten frühslawischen Siedler an der Westgrenze des gesamtslawischen Verbreitungsgebietes. E s besteht n u n m e h r die Möglichkeit, f ü r das spezielle Gebiet der Hausforschung einen durch Quellen gut belegten Beitrag zu liefern, der sowohl von lokalethnischer als auch von allgemeiner Bedeutung ist.

(() Die Grubenhäuser der Siedlung Insgesamt konnten hier die Reste von 44 sicheren Häusern freigelegt werden, die zu mehreren Siedlungsphasen der gleichen Siedlung gehören. F ü r die Auswertung müssen jedoch einige Hausreste wegfallen, weil ihr Grundriß entweder nicht ganz oder in wenigen Fällen n u r noch in ganz geringen Resten zu erfassen war. Nach der Aussonderung dieser nicht fragliehen, f ü r die Beschreibung des Hausbaues jedoch nicht mehr auswertbaren Hausreste bleiben noch 39 Hausgrundrisse zur Auswertung übrig. E s handelt sich bei allen Haushinweisen um die Reste von ehemaligen Grubenhäusern. Ii ine sicher beweisbare Ausnahme hierzu ist nicht beobachtet worden. D a keine sichtbaren lirosions- bzw. Aufschüttungs- oder Auflagerungsspuren im Gelände entdeckt werden konnten, darf angenommen werden, daß das heutige Oberflächenprofil im wesentlichen dem der slawischen Siedlungszeit entspricht. Die abgebildeten Profile der Grubenhäuser geben dagegen nur den U m f a n g u n d die Eintiefung des Grubenhauses vom Grabungspianum aus an, das in der Höhe der beginnenden Kiesschicht lag. E s ist also eine Humusschicht von durchschnittlich 25 — 30 cm daraufzusetzen, wenn die Originaltiefe des Grubenhauses ermittelt werden soll. Die allgemein bestimmende Form in der gesamten Siedlungszeit stellt das quadratische Grubenhaus mit abgerundeten Ecken dar. Die durchschnittliche Größenanordnung bet r ä g t 4,30 m im Ost-West-Durchmesser und von 4,16 in im Nord-Süd-Durchmesser. Die Größenschwankungen bewegen sich in dem Bereich von 5,40 m u n d 3,10 m in der Ost-West-Ausdehnung und zwischen 5,20 m und 2,50 m in der Nord-Süd-Ausdchnung. Mehr in die Länge gehende H a u s t y p e n kommen vereinzelt vor (Abb. 4,2; 5,2; 7,6; 9.1; 10,4), sie dürfen aber zunächst als Ausnahmen b e t r a c h t e t werden, die die Regel nicht abwerten. Die Form und Art der Eintiefung ist verschiedenartig. Die nach dem Ausheben der Grubenfüllung ermittelten Gruben, die wahrscheinlich an die ehemalige F o r m nahe herankommen, hatten in der Regel steile Wände. Der kiesige und doch relativ lockere U n t e r g r u n d wird als Ursache f ü r einige etwas flacher abfallende Grubenränder b e t r a c h t e t werden müssen. Bewußt flach scheinen dagegen die Häuser Nr. 37 (Abb. 7,6) — Häuserring 3 — u n d H a u s 3 (Abb. 9,1) — Häuserring 5 — angelegt worden zu sein. E s besteht die Möglichkeit, d a ß diese zwei nur flach muldenartig eingetieften Häuser mit ihrer länglichen Form bereits einen H a u s t y p

Die Ausgrabungsergebnisse. Der slawische Hausbau

Abb. 3. Hausgrundrisse des Häuserringes 1 1) Haus 1; 2) H a u s 4; 3) Haus 10; 4) Haus 15; 5) H a u s 38; 6) H a u s 39

2 Krüger, Dessau-Mosigkilu

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Abb. 4. Hausgrundrisse der Häuserringe 1 und 2 1) Haus 34 [Häuserring 1]; 2) Haus 14; 3) Haus 35; 4) Haus 13 [ 2 - 4 ) Häuserring 2]

Die Ausgrabungsergebnisse. Der slawische Hausbau

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Abb. 5. Hausgrundriß der Häuserringe 2 und 3 1) H a u s 26; 2) Haus 24; 3) Haus 27a; 4) Haus 27; 5) Haus 41 [2) Häuserring 3; 1, 3 - 5 ) Häuserrring 2]

2*

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Abb. C. Hausgrundrisse der Hàuserringe 2 und 3 1) Haus 36; 2) Haus 16; 3) Haus 17a; 4) Haus 17b; 5) Hans 18 [1) Hauserring 2; 3 - 5 ) Hauserring 3]

Die Ausgrabungsergebnisse. Der slawische Hausbau

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Bruno Krüukk

Abb. 8. Hausgrundrisse des Häuscrringcs 4 1) Haus 17; 2) Haus 28; 3) Haus 19; 4) Haus 31; 5) fraglicher Grundriß von Haus 30

Abb. 9. Hausgrundrisse des Häuserringes 5 1) Haus 3; 2) Haus 5

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Bruno K r ü g e r

Abb. 10. Hausgrundrisse des Häuserringes 5 1) H a u s 2 ; 2) H a u s 7; 3) H a u s ß; 4) H a u s 8; 5) H a u s 9

-Di« Ausgrabungsergcbnisse. Der slawische Hausbau

Abb. 11. Hausgrundrisse des Häuserringes 5 und H a u s 33 1) H a u s 11; 2) H a u s 12; 3) Haus 29; 4) Haus 32; 5) das außerhalb aller Häuserringe liegende Haus 33

B r u n o Kiukìek

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andeuten, der als eine Art Übergangsform zu den jüngeren Haustypen der slawischen Hausbauweise gewertet werden kann 9 ). Die durchschnittliche Eintiefung der Häuser in den anstehenden Kies bzw. kiesigen Sand beträgt 30 cm. Die Variationsbreite der Ein tief ung in den anstehenden Kies schwankt zwischen der Maximaltiefe von 70 cm (Abb. 3,4) und der Minimaltiefe von 10 cm (Abb. 11,2). Weniger steil abfallende Grubenränder sind also sowohl auf die Beschaffenheit des Bodens als auch auf die z. T. doch relativ große Eintiefung zurückzuführen. In diesem Zusammenhang sei gleich auf die möglichen Hauseingänge hingewiesen, 1.00m

200m

3C0m

lOOm

5,00m

tOCm

700m

8,00m

000m

1000m

VflOm

ll.SCm

Abb. 12. Profil von Haus 40 (Häuserring 1) an der Ost-West-Nullinie A anstehender Boden; B slawische Kulturschicht; C Oberfläche bis 1945; D jüngere Aufschüttung

die — wenn sie als Form der Rampe festgestellt werden konnten, wie etwa in den Häusern Nr. 1 und 4 (Abb. 3,1; 3,2) — im Südosten lagen. Generell muß jedoch gesagt werden, daß der Nachweis dieser Hauseingänge trotz intensiver Beobachtung nur in wenigen Fällen zu führen war, so daß der Einstieg in das Grubenhaus mittels eines Gerätes, evtl. einer aus einem Stammstück hergestellten Eintrittsstufe, wie wir sie bei Ljapusehkin abgebildet finden, vorgenommen worden ist. Nur in einem Haus (Haus Nr. 8) war ebenfalls in der Südostecke desselben eine Eintrittsschwelle in Form eines größeren Steines vorhanden, der einwandfreie Abnutzungserscheinungen zeigte, wie sie bei Treppen im allgemeinen üblich sind. Die in den Hausgruben vorhandene tiefschwarze, feuchte und häufig mit Holzkohleresten durchsetzte Erdfüllung, die ohne Ausnahme bis an den oberen Rand des anstehenden Kieses ungestört geblieben war und somit den wesentlichen Teil der Grube ausgefüllt hat, konnte in der Regel nicht stratigrafiscli untergliedert werden. Eine Stratigrafie war nur in den Fällen erkennbar — hier allerdings auch mit einigen Schwierigkeiten — wo nachweisbare Überschneidungen zweier oder mehrerer Häuser vorlagen (Abb. 45; Abb. 46). Die in der erwähnten Zusammensetzung homogene Erdfüllung setzte sich ohne sichtbare Unterbrechung in allen Häusern bis auf den anstehenden Boden fort. Es muß also vom Grabungsbefund her unbeantwortet bleiben, ob der Boden der Hütten besonders präpariert war. Da sich weder Holzspuren noch Lehmreste einer evtl. vorhanden gewesenen Lehmtenne nachweisen ließen, ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Hüttenböden so bewohnt worden sind, wie sie sich von Natur aus nach dem Aushub darstellten. Das Innere der Häuser war im wesentlichen gleichmäßig glatt; leichte Erhöhungen befanden sich lediglich an den Rändern der Gruben, ohne daß aber generell der sichtbare Eindruck einer typischen Mulde hervorgerufen wurde.

b) Die

Herdstellen

Von besonderer Bedeutung für die Bewohnbarkeit der Häuser zu allen Jahreszeiten sind die Herdstellen. Von insgesamt 44 Hinweisen auf Hausgrundrisse — hinzu ist noch ein fraglicher Grundriß zu rechnen — hatten 31 Häuser den Herd im Nordwesten des Hauses; bei einem Haus lag er im Nordosten, bei weiteren 4 im Südwesten, bei einem anderen im Norden, bei zwei Häusern war die Lage des Herdes nicht mehr genau zu ermitteln, bei zwei *) Es sieht insgesamt so aus, als wenn die Häuser der ältesten Phase stärker eingetieft worden sind als die der nachfolgenden jüngeren Siedlungsphasen.

Die Ausgrabungsergebnisse. Der slawische Hausbau

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weiteren lag die Herdstelle außerhalb der Häuser (Abb. 4,4; 6, i), ein Haus hatte schließlich überhaupt keinen Herd (Abb. 3,3) und bei weiteren drei ehemaligen Häusern ist nur sehr wenig von deren Resten entdeckt worden, so daß die Lage der Herdstelle aus diesem Grunde nicht bestimmt werden konnte. Obwohl die Mehrzahl der nachweisbaren Herdstellen nach einer Art Schema im Nordwestsektor der Häuser errichtet worden ist, kann trotz der großen Einheitlichkeit der Hausgrundrisse von keiner gleichen Anordnung gesprochen werden, zumal auch Herdstellen auftreten, die außerhalb der Häuser lagen, aber sicher bestimmten Häusern zugeordnet werden konnten 10 ). Das Material, aus dem die Feuer- bzw. Herdstellen errichtet worden sind, bestand aus durchschnittlich faustgroßen Geröllsteinen, die auf der Oberfläche der Umgebung zahlreich anzutreffen sind. In die Herdstellen wurden häufig und scheinbar mit einer bestimmten Absicht auch die Reste zerbrochener Mahlsteine mit hineingelegt. Im allgemeinen sind die Steine beinahe regellos in der Mitte des jeweiligen Haussektors, meistenteils also im Nordwesten, so aufgeschichtet worden, daß in der Mitte der rundlichen Herdanlage von durchschnittlich 0,50 m Durchmesser eine kleine Vertiefung entstand, die für die Zubereitung der Speisen, d. h. für den Kochprozeß, gedient haben muß. Nur in wenigen Fällen waren auffallend große Steine für die Herdstelle benutzt worden. Aus deren Anordnung [z. B . Haus 11 (Abb. 11,1) und Haus 19 (Abb. 8,3 Taf. 6c)] war die Absicht zu erkennen, mittels zweier großer gegenüberliegender Steine eine Kammer zu erreichen, in der dann das Feuer entzündet worden ist. In einem Falle, und zwar im Haus 11, muß über dieser Kammer ein größerer Stein gelegen haben, der die ganze Anlage zu einer Art Kuppelofen werden ließ. Zahlreiche Knochenund Keramikreste zwischen den Herdsteinen sind als Beweis intensiver Benutzung der Herdstellen anzusehen. c) Die Wirtschafts- und

Vorratsgruben

Bemerkenswert sind die häufig in den Häusern angetroffenen Gruben ( z . B . Abb. 3,5; 5,2; 7,3; 10,4; 10,5; 11,1), die oftmals in der Nähe der Herdstellen lagen und hier wohl mit Recht als Vorratsgruben bezeichnet werden können. Die Größe der Gruben richtet sich im allgemeinen nach der Größe des Hauses. Ihre Breite geht aber nur selten über 1 Meter hinaus. Sie sind durchschnittlich 60 — 70 cm eingetieft. Der Grubeninhalt unterscheidet sich kaum von dem Inhalt der gesamten Hausgrube. Auch er besteht aus einem tiefschwarzen, fetten und feuchten Boden, der mit Tierknochenresten, Keramikstücken und Steinen, die häufig auf dem Boden der Gruben lagen, durchsetzt ist. Es ist demzufolge nicht möglich, vom Grubeninhalt her eine genaue Auskunft über die Funktion derselben zu geben. Man wird aber nicht fehl gehen, in ihnen Vorratsgruben zu sehen, in denen Vorräte für die Ernährung ihren Platz gefunden haben. Der in einigen Fällen möglich gewesene Nachweis von Scherben, die sich zu einem Gefäß zusammensetzen ließen, bestätigt, daß es sich nicht um Abfallgruben handeln kann, die außerdem wohl kaum innerhalb der Häuser zu erwarten sind. In einigen Fällen, insbesondere bei der unmittelbar neben der Herdstelle liegenden Grube im Hause 9, waren Hinweise vorhanden, die auf eine mögliche Abdeckung derselben durch Stangen, auf denen Bretter gelegen haben, schließen lassen können. In die anstehenden Wände der Hausgruben, und zwar nur im Bereich der Herdgrube und auf der Höhe des Hausgrubenniveaus, von dem aus die Herdgruben eingetieft worden sind, gingen waagerecht runde schwarze Verfärbungen hinein; diese sind nicht mit evtl. Tiergängen zu verwechseln, die ebenfalls häufig zu beobachten waren. Neben den allgemeinen üblichen Herdgruben innerhalb der Häuser, die in einigen Fällen auch als eine Art Ausbuchtung derselben, in der Regel in Herdnähe, zu beobachten waren, wie z . B . in den Häusern 4,8,28 und 34 (Abb. 3,2; 10,4; 8,2; I0

) Über die Bedeutung der Verteilung der Herdstellen in den Häusern wird im einzelnen im Kapitel über die Siedlungsabfolge und Siedlungsdauer gesprochen werden.

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Bruno Kiiügeii

4,1) sind verschiedentlich auch an anderen Stellen innerhalb der Häuser Gruben hergestellt worden, denen eine ähnliche Funktion zugeschrieben werden muß (Abb. 3 , 2 ; 5,1 ; 9 . 2 ; 10,3). In der in der Nordostecke des Hauses Nr. 4 liegenden Hausgrube fand sich z. B . der Rest eines Mahlsteines, der ähnlich wie in der Siedlung von Bfezno bei Louny in Nordwestböhmen 1 1 ) auf die Bedeutung dieser Grube hinweist. Von besonderem Interesse dürfte die unmittelbar unter der Herdstelle liegende Grube im Hause 18 sein (Abb. 6,5). Die obenauf in der bereits beschriebenen Form liegenden Herdsteine reichten vereinzelt etwas in die eigentliche Grube hinab; sie gingen aber keineswegs bis auf den Boden derselben hinunter. Da beide Dinge zunächst kaum im Zusammenhang zu bringen sind, wäre die Kombination möglich, daß auf einer zugefüllten Grube in der Nordwestecke des Hauses der Herd angelegt wurde. Gegen eine solche Deutung gibt es vom Grabungsbefund her keine stichhaltigen Gründe, sie läßt sich aber andererseits auch nicht beweisen. E s ist dies übrigens der einzige Fall, wo eine solche Beobachtung innerhalb der Siedlung gemacht werden konnte. Eine weitere Besonderheit in der Grubenanlage ist im Haus Nr. 36 festgestellt worden, wo sich unterhalb der gesamten Hausfläche eine relativ große Kellergrube befand (Abb. 6,1). Bei einer Eintiefung von 30 cm unter dem angelegten Planum, von der heutigen Oberfläche aus gerechnet 55 — 60 cm, zeigte sich im mittleren Teil des Hauses eine starke Brandschicht, die sehr eng mit Holzkohleteilchen durchsetzt war. Es handelte sich hier um die Kellerdecke, die nach dem Brand des Hauses zusammengebrochen war. Der darunter gelegene Kellerraum hatte eine Tiefe von maximal 1 Meter. Am Boden desselben befanden sich einige kleinere Steinkonzentrationen, die keine besondere Deutung zuließen. Der obere Durchmesser des Kellerraumes, wie er sich durch die sehr gut erkennbare Brandverfärbung kennzeichnete, betrug ca 1,50 m. E r war in der Nordsüdausdehnung etwas oval verzogen. Der Inhalt dieses Hausteiles unterschied sich lediglich durch stärkere Brandspuren vom sonstigen Inhalt des Gesamthauses. E s fehlen also auch hier die archäologischen Belege, die auf eine einwandfreie Bedeutung dieses Hausteiles hinweisen könnten. E s ist lediglich mit der Wahrscheinlichkeit zu rechnen, daß es sich um einen Vorratsraum gehandelt hat, in dem Speisen und Reste für den weiteren Verbrauch aufgehoben worden sind. Da nahezu die gesamte Innenfläche des Hauses mit der Kellerdecke ausgefüllt gewesen sein muß, ist die Herdstelle außerhalb des Hauses verständlich. Zu den Besonderheiten des Hauses gehört weiterhin die Lage des sicher nachweisbaren Einganges. E r befand sich neben der Herdstelle im Südwesten des Hauses. Im Zusammenhang mit den Herdstellen der einzelnen Häuser ist eine Schutzeinrichtung zu erwähnen, die zwischen den Feuerstellen und den jeweiligen Hauswänden gelegen hat. E s handelt sich um zur Wand hin aufgeschichtete Steine, die eine Ausbreitung des Feuers in diese Richtung hin verhindern sollten. Dadurch ist die große Brandgefahr bei der offenen Feuerhaltung stark abgeschwächt worden. Da sich diese Steine in der zur Hausecke hin aufgeschichteten Form immer nur zwischen der Herdstelle und der Hauswand befanden, ist ihre Deutung unmißverständlich (Abb. 3 , 2 ; 4 , 1 ; Taf. 6 c).

d) Der vermutliche Aufbau der Häuser Eine so eindeutige Schutzwand setzt voraus, daß brennbares Material bis auf den Hüttenboden gereicht haben muß. E s sei gleich vorweg erwähnt, daß innerhalb der Hausfüllungen nur ganz geringe Reste von größeren Bauteilen des Hauses gefunden worden sind. Der Oberbau der Häuser ist daher nur mit Hilfe der Reste konstruierbar, die noch in dieser Füllung erhalten waren, im wesentlichen also mit Hilfe der Pfosten Verteilung und deren evtl. noch nachweisbaren Länge. Obwohl die Verteilung der Pfosten in den Hausgruben nicht immer auf eine Regelmäßigkeit hinwies, war nicht zu übersehen, daß immer wieder n

)

Nach einer freundlichen Mitteilung von Frau I . Plciuerovä, l'rag, der Ausgräberin der Siedlung von Bfezno.

Die Ausgrabungsergebnisse. Der slawische Hausbau

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bestimmte Punkte innerhalb der Hausgruben durch Pfostenstellungen gekennzeichnet waren (z. B . Abb. 5,1 ; 4,1, Taf. 6e). Im wesentlichen sind es die Hausecken, in denen vor allem tiefer hinabreichende Pfosten beobachtet werden konnten. In der Hausecke, in der die Herdstelle lag, ist nur in wenigen Ausnahmen ein Pfosten angetroffen worden. Pfostenstellungen befanden sich aber auch entlang der Wände, wobei jeweils in der Mitte derselben, zwischen den Eckpfosten, in mehreren Fällen ein stärkerer und tief in den anstehenden Boden hineinragender Pfosten festzustellen war. Es muß sich hier um Pfosten handeln, die neben einer konstruktiven Aufgabe auch statische Funktionen zu erfüllen hatten. Nicht alle festgestellten Verfärbungen innerhalb der Häuser sind als Pfostenreste zu bezeichnen, sie sind aber für die Beurteilung der Innenaufteilung des Hauses von Bedeutung. Die große Mehrzahl der Pfosten steht innerhalb der Hausgruben und hier wieder so, daß zwischen der äußersten Grubenwand und dem Pfosten ein Zwischenraum entstehen mußte, der anderweitig zu füllen war (Abb. 3,1,2). Es ist dies ein Hinweis auf die Frage nach der gesamten Baukonstruktion, insbesondere nach der Art der Wände, die im vorliegenden Falle entweder als Flechtwerkwände oder als Wände in Blockkonstruktion anzunehmen sind. Für die endgültige Bezeichnung eines solchen Wohngebäudes als Haus oder Hütte ist nach den terminologischen Abgrenzungen durch W. U. Guyan (1952, S. 177) die Höhe der Wände und der Ort der Auflage des wahrscheinlich zu vermutenden Satteldaches von Wichtigkeit. Vom jeweiligen Entscheid hängt es ab, ob in einem speziellen Falle sog. Hütten, bei denen das Satteldach ohne Zwischenschaltung einer senkrechten Wand unmittelbar auf der Erdoberfläche aufliegt oder Häuser mit einer aufgehenden Wandung oberhalb der Erdoberfläche anzunehmen sind. Die Anhaltspunkte hierfür sind im allgemeinen und auch im besonderen Falle der Siedlung von Dessau-Mosigkau gering. Die Stellung der Pfosten läßt aber trotzdem eine Firstsäulenkonstruktion in der Nordsüdausdehnung der Häuser als möglich erscheinen, deren Höhe aus einigen noch in der Holzkohleverfärbung erkennbaren Nebenpfosten mit etwa 1,80 m bis 2,00 m anzunehmen ist. Häufig sind zur Unterstützung dieser Konstruktion und zur Unterstützung des Firstbalkens in der Mitte der Häuser, teilweise sogar in der angegebenen Richtung, Pfosten durchgehend eingesetzt worden, wie das u. a. bei den Häusern 16, 20, 18, 25, 24, 23, 38, 17, 13, 14, 7, 11, 8, 9, 29 und auch 32, um nur die besten Beispiele zu nennen, zu beobachten war. Die so vermutete und der Wahrscheinlichkeit sehr nahe stehende Firstsäulenkonstruktion mit der daraufliegenden Firstfette kann nur Sinn und Zweck haben, wenn ihr zu beiden Seiten, also entlang der Seitenwände eine Vorrichtung zur Verfügung stand, die im Sinne der Fußfette die Dachsparren getragen hat. Eine solche Funktion kann bei Berücksichtigung einer Blockwand auch der letzte Auflieger der Blockkonstruktion übernommen haben. Die aus der Ethnographie vorliegenden Parallelen über den Bau der sog. Keilhütten ohne Firstsäulenkonstruktion zeigen dagegen eindeutig, daß sich die beiden Dachflächen bei fester Auflage auf der Erdoberfläche auch ohne Pfostenunterstützung gegenseitig halten (F. Oelmann, 1927, S. 45, Abb. 25). Über die Höhe der Wände, evtl. auch einiger Pfosten, die im Funktionszusammenhang mit den Aufgaben einer echten Fußfette zu betrachten sind, sind genaue Angaben leider nicht möglich. Auf Grund der vorliegenden archäologischen Quellenbelege sowie als Ergebnis durchgeführter Rekonstruktionsversuche darf das Firstdachhaus als die übliche Hausform der Siedlung auf dem „Zoberberg" bezeichnet werden. Sie ist über den gesamten Zeitraum der Siedlungstätigkeit an dieser Stelle zur Anwendung gekommen. (Abb. 13). Diese Form könnte eine Weiterentwicklung der First- oder Keilhütte darstellen, wie wir sie aus den Rekonstruktionsversuchen der sowjetischen und tschechoslowakischen Forscher kennengelernt haben. Bei Berücksichtigung des allgemeinen Siedlungsvorganges ist mit der weiterentwickelten Form des Hauses auch durchaus in diesem äußersten und westlichsten Ausdehnungsbereich der slawischen Siedlung zu rechnen. Hinweise auf die aufgehende Wandung sind gering. Schon beim Untersuchen der Hausinnenflächen fiel aber auf, daß die Ränder der Grubenverfärbungen teilweise sehr stark holzkohlehaltig waren. Die Faserung der hier gelegenen Hölzer

BRUNO KRÜGER

ließ sich noch gut erkennen (so u. a. im Haus Nr. 1 und im Haus Nr. 19, Taf. 6a). Es muß zumindest hier eine stärkere Anhäufung von Holzteilen angenommen werden, deren Reste sich nach dem Brande so dem Ausgräber zeigten. Im Zusammenhang mit einer Beobachtung im Hause Nr. 2 (Taf. 5e), wo sich an der Südwestecke desselben im ersten angelegten Planum auf der Oberfläche des anstehenden Bodens eine kreuzartige Überschneidung zweier Hölzer nachweisen ließ, darf als sehr wahrscheinlich angenommen werden, daß die Wände der Häuser in der Blockbauweise errichtet worden sind. Unterstützt wird die Vermutung dadurch, daß trotz intensiver Beobachtung nur ganz geringe Mengen des sog. Wandbewurfes gefunden worden sind. Beim Vorhandensein einer Flechtwerkwand, deren Abdichtung als unbedingt erforderlich angesehen werden muß, hätten auf jeden Fall stärkere Mengen dieses Bewurfes angetroffen werden müssen. Hinzu kommt die auffällige Tatsache, daß in der Herdecke der Häuser häufig kein Pfosten gestanden hat. Von der Konstruktion her

Abb. 13. Rekonstruktionsversuch eines slawischen Wohnhauses nach dem Grundriß von Haus IG (Häuserring 3)

gesehen ist dieser Mangel am ehesten zu überbrücken, wenn die Fußfette auf der Kreuzung der Blockwände an dieser Stelle aufgelegt worden ist. Die relativ starke Durchdringung der Seitenwände mit Pfosten weist darüber hinaus darauf hin, daß die zur Wandgestaltung verwendeten Hölzer einen labilen Zusammenhalt gehabt haben werden, der eine stärkere Abstützung erforderte. Bei der Berücksichtigung einer Blockkonstruktion erklärt sich auch der Zwischenraum zwischen den einzelnen Pfosten und der äußersten Hausverfärbung. Andererseits setzt die bei der Behandlung der Herdstellen erwähnte Steinschutzschiclit voraus, daß die hölzernen Wände bis auf den Fußboden hinab gereicht haben müssen. Wir kommen damit insgesamt zu einem mittelständigen und symmetrischen Firstdachhaus in der Nordsüdausdehnung als Anlageregel, dessen Fußfetten entweder auf in der Höhe nicht näher bestimmbaren Seitenwänden in Blockkonstruktion — sofern solche bei dieser Bauweise noch vorauszusetzen sind — oder evtl. auch auf einigen der nachweisbaren Pfosten auflagen, die in diesem Bereiche des Hauses wohl nicht die statische Funktion ausgeübt haben werden, wie die Firstbalken tragenden Pfosten in der Mitte (Abb. 13). Der Eingang in diese Grubenhäuser hat im allgemeinen im Südosten derselben gelegen. Er ist in einigen wenigen Fällen in Form der Eintrittsrampe nachzuweisen gewesen (Haus Nr. 1, Haus Nr. 4). Bei Berücksichtigung des Grabungsbefundes muß aber angenommen werden, daß der Einstieg in der Regel mit Hilfe einer Treppe vorgenommen worden ist, die materialmäßig nicht nachgewiesen, aber mittelbar zu vermuten ist 1 2 ). Auf die Türöffnungen an der bezeichneten Stelle der Häuser weisen einige Pfostenstellungen hin, wie sie in den Häusern Nr. 21, 25, 19 und 12

) Ähnliche Beobachtungen sind auch bei der Ausgrabung anderer K . H. Brandt (1958, S. 207) bei der Untersuchung der Grubenhäuser führen muß „unklar blieb in den meisten Fällen auch die Lage des Treppe aus vergänglichem Material vorausgesetzt werden. Die Lage nachweisbaren Türpfostens, im Süden des Hauses festzustellen.

Siedlungen gemacht worden. Wenn z. B . in der Siedlung von Bremen-Grambke ausEinstieges", dann darf auch hier eine Art des Einstieges war auch hier, mittels eines

Die Ausgrabungsergebnisse. Der slawische Hausbau

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auch Nr. 9 beobachtet werden konnten (Abb. 7,2; 7,5; 8,3; 10,5). Danach darf eine durchschnittliche Türbreite von 60 bis 70 cm angenommen werden. Die häufigen Türöffnungen in der südlichen Hauswand der Häuser sind als Ausdruck der bewußten Ausnutzung des Licht- und Wärmeeinfalles zu deuten, denen als Gegenstück die geschlossene Hausfront im Norden, Westen und Osten gegenübersteht. Auch die in der Regel in diesem Bereich des Hauses angelegte Herdstelle muß unter dem soeben zitierten Aspekt gesehen werden. e) Einige Bemerkungen zur

Innenaufteilung

In den bereits vorliegenden Veröffentlichungen von Häusern aus der frühslawischen Zeit ist schon auf eine nachweisbare Innenaufteilung hingewiesen worden. Auch in einigen Häusern der hier zu behandelnden Siedlung gibt es Anzeichen für die gleiche Erscheinung. Die Pfostenverfärbungen, die in etwa Ost-West-Richtung die Mitte des Hauses durchziehen, haben häufig in der westlichen Hälfte des Hauses entweder einen oder gar mehrere Zusatzpfosten von geringer Stärke und Tiefe, die so verteilt eine wahrscheinlich gewollte Abteilung des sog. Herdviertels des Hauses, das in den häufigsten Fällen den nordwestlichen Sektor desselben darstellt, kennzeichnen, so u . a . in den Häusern Nr. 20, 25, 24, 23, 22, 11, 9, 6 (z. B. Abb. 7,3; 7,5; 11,1), wo die Pfostenverfärbungen, deren ehemalige Pfosten vorrangig nicht im Sinne der Statik des Oberbaues zu betrachten sind, auf diesen gewollten Zweck hinweisen könnten. Von besonderem Interesse ist die Innenaufteilung des Hauses Nr. 5 (Abb. 9,2), das auch in anderer Hinsicht Besonderheiten aufweist. In diesem Haus ist die Aufteilung des relativ großen Innenraumes scheinbar bewußt und nach einer Art Plan vorgenommen worden. Leider ließ die Zahl der Pfosten, besonders aber ihre Verteilung, keine genaue Untergliederung in die einzelnen Wohnparzellen des Hauses zu. Es scheint aber, als wenn der weitere nordöstliche Innenraum nicht unterteilt worden ist. Die starke Anhäufung von PfostenVerfärbungen im Südostsektor des Hauses muß mit der Türkonstruktion in Verbindung gebracht werden. Da es sich fast ausnahmslos um größere und noch in den Kies hineingehende Pfostenverfärbungen handelt, ist eine Deutung im Sinne der Inneneinrichtung des Hauses (Schlafstellen, Tisch o. ä.) kaum möglich. Die Aufteilung der gesamten südlichen Haushälfte in mindestens drei „Kojen" darf dagegen als sicher angenommen werden. Mit diesen Ausführungen über die Innenaufteilung des Haustyps von Dessau-Mosigkau darf in Anknüpfung an die weiter vorstehend gegebene Zusammenfassung über die Konstruktion der Häuser gesagt werden, daß es sich sicher um Häuser handelt, deren Wohnfläche bewußt aufgeteilt worden ist. Es muß offen und unbeantwortet bleiben, für welchen Zweck die einzelnen „Räume" benutzt worden sind. Die auffallend häufige Abteilung der Herdecke ist wohl aus ihrer speziellen Funktion für die Nahrungszubereitung zu erklären. Die gleichzeitige Aufgabe des Herdes als Wärmespender ist dadurch wohl kaum beeinträchtigt worden, weil hier lediglich die Abteilung des Komplexes und nicht der völlige Abschluß desselben vom gesamten Innenraum erreicht worden ist. / ) Die Einordnung der Grubenhäuser in die bisher bekannte Verbreitung dieses Haustyps im slawischen Siedlungsbereich Aus den bereits vorliegenden Veröffentlichungen frühslawischer Hausgrundrisse war bekannt, daß das älteste nachgewiesene Haus der Slawen ein Grubenhaus ist, das in der Regel einen quadratischen Grundriß hat und in seinem Oberbau in einer anscheinend voneinander abweichenden Pfostenkonstruktion errichtet worden war 13 ). 13

) Obwohl die Anzahl der bisher bekannt gewordenen und publizierten Hausgrundrisse am Gesamtsiedlungsbereich der ältesten slawischen Siedler gemessen immer noch als sehr gering bezeichnet werden muß und f ü r

32

BRUNO KRÜGER

Die wenigen schriftlichen Hinweise, die für die Frage des Hausbaues in dieser Entwicklungsperiode der slawischen Siedlungsbewegung vorliegen, bieten nur geringe Anhaltspunkte, so daß die notwendige Klärung der einzelnen Entwicklungsstadien auch hier von der archäologischen Quellenbasis erfolgen muß. Von Prokopius von Cäsarea (Historia I I I , 14) wissen wir, daß die Slawen in der Zeit des 6. J h . in „elenden Hütten weit voneinander verstreut..." gewohnt haben und daß sie den Platz ihrer Wohnstätte oft veränderten. Es wäre möglich, einen Bericht in der Taktika im gleichen Sinne zu deuten, in dem es nach Leone für die Zeit unmittelbar nach Prokopius heißt „die Slawen waren, bevor sie die Donau überschritten, Nomaden; sie liebten das freie, einfache Leben" (Taktika XVIII, 79). Eine weitere kurze Angabe über den slawischen Hausbau erhalten wir bei Helmold (Chr. II, 13), der die sog. nordwendischen Häuser als Hütten bezeichnet, die mit wenig Sorgfalt aus Flechtwerk errichtet worden sind und wohl eben deshalb wenig Schutz gegen die Unbilden des Wetters geboten haben sollen 14 ). Der allgemeine schriftliche frühe Hinweis auf die spezielle Form des Grubenhauses ist bisher nicht bekannt geworden. Die vorsichtige Formulierung von W. U. Guyan (1952, S. 174) zu dieser Seite des Fragenkomplexes kann nur so verstanden werden, daß ein spezielles Studium der alten schriftlichen Überlieferungen unter diesem Aspekt noch nicht vorgenommen worden ist. Auch in der vorliegenden Arbeit muß dem Forschungsstande entsprechend von dieser Situation ausgegangen werden. Das archäologische Quellengut bietet dagegen bereits jetzt schon genügend Hinweise, die es gestatten, ein verstärktes Auftreten der Grubenhäuser in Mitteleuropa seit Beginn unserer Zeitrechnung annehmen zu können. Bemerkenswert ist jedoch die Feststellung, daß es sich bei ganz ausgegrabenen Siedlungen immer wieder zeigt, daß neben dem Grubenhaus häufig größere Bauten auftreten, die eine Ausschließlichkeit von Siedlungen mit nur eingetieften Häusern als fraglich erscheinen lassen. Es deutet sich somit vom Anfang des Nachweises häufiger auftretender Grubenhäuser an, daß innerhalb der Hausbauentwioklung im mitteleuropäischen Raum eine bestimmte Zweckgebundenheit der verschiedenen Hausformen beabsichtigt war, deren heutige Bestimmung allerdings nicht mehr in jedem Falle möglich ist. Die zeitliche Ausdehnung des Grubenhauses reicht weit über das hier zu behandelnde 7. J h . hinaus und soll deshalb nur am Rande erwähnt werden. Wie die bereits hierzu vorliegenden Zusammenstellungen zeigen, scheint sich das obererdige Pfostenhaus seit etwa dem 10. und 11. J h . gegenüber dem Grubenhaus im allgemeinen durchzusetzen, das vereinzelt und sporadisch allerdings bis in das ausgehende Mittelalter hinein zu verfolgen ist (W. U. Guyan, 1952, S. 174fr. und W. Radig, 1958, S. 193ff.). Die bisher bekannt gewordenen Grubenhäuser aus dem germanischen Siedlungsbereich sind in der Regel von rechteckiger Form, wobei die Abrundungen der Giebelseiten und die vereinzelt auftretende Ausbuchtung der Längsseiten bis zu einem nahezu ovalen Grundriß hinführen können. Ihre wesentlichsten Unterschiede scheinen nicht in der Variationsbreite der Hausformen oder in den meistenteils doch nur vermutbaren Wandgestaltungen, sondern im Oberbau zu liegen, der sich auf Grund der noch gut erkennbaren Pfosten ungefähr rekonstruieren läßt. Aus der von Behm-Blancke gegebenen Zusammenstellung und damit zusammenhängenden ethnischen Gegenüberstellung der einzelnen Grubenhaustypen geht hervor, daß das sog. eine endgültige Aussage noch nicht genügend fundiert zu sein scheint, zeichnet sich andererseits schon heilte ab, daß wir auch in weiten Bereichen der slawischen Siedlungsweise mit einem für diese Zeit einheitlichen Haustyp zu rechnen haben, der sich gut in die allgemeine Hausentwicklung des 1. Jahrtausends u. Z. einordnen läßt, I4 ) Inwieweit der slawische Hausbau vergleichend in die allgemeine Hausentwicklung der frühgeschichtlichen Zeit im entsprechenden Verbreitungsgebiet eingeordnet werden kann und darf, ist eine methodologische Frage von nicht geringer Bedeutung, die gegenwärtig noch nicht beantwortet werden kann, weil das slawische Material und teilweise auch das anderer ethnischer Gruppen zunächst noch gering ist.

Die Ausgrabungsergebnisse. Der slawische Hausbau

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Grubenhaus der unter Ostgermanen geführten Burgunder und Wandalen anscheinend ein Mehrpfostenhaus war, in dem die Pfostenstellung im Gegensatz zu denen in den sog. westgermanischen Häusern nicht so einheitlich und in gewisser Weise regelmäßig gewesen ist (G. Behm-Blancke 1954. S. 101 —103). Während wir es auf Grund der gegebenen Abbildungen hier in der Mehrzahl mit einem Vielpfostenhaus zu tun haben, überwiegt beim sog. westgermanischen Grubenhaus das Sechspfostenhaus, das sich bis in das frühdeutsche Mittelalter hineinzieht. Der überwiegende Teil der bekannt gewordenen frühen slawischen Grubenhäuser hat nun im Gegensatz zu den älteren, zeitgleichen und jüngeren germanischen Grubenhäusern einen im wesentlichen quadratischen Grundriß mit häufig abgerundeten Hausecken. Die Zahl der Pfosten ist unregelmäßig, das gleiche ist vereinzelt auch von ihrer Anordnung innerhalb der Hausgrube zu sagen (Abb. 14). In den letzten Jahren hat besonders die sowjetische Forschung zahlreiche frühslawische Siedlungsreste, u. a. auch die freigelegten Grundrisse der Hausgruben, veröffentlicht, die einen guten Einblick in den Hausbau in diesem Teilbereich der altslawischen Siedlung geben. Die von I. P. Rusanova (1963, S. 40—41) veröffentlichte Siedlung von Korcak zeigt den quadratischen Hüttentyp in seiner nun schon bekannten Form, wobei die Zahl und die Stellung der Hauspfosten aus dem Abbildungsmaterial nicht genau zu erkennen ist. Eingetiefte Hütten mit z. T. recht gut erkennbaren Pfostenstellungen sind auch in der Siedlung von Kolocin freigelegt worden (E.E. Symonowic, 1963, S. 97). Weitere gleichartige Grubenhäuser sind durch die Ausgrabungen in Lug (D. T. Berezovec, 1963, S. 148ff.), Stecovka (V. P. Petrov, 1963, S.213), Makarov (N.V.Linka, A. M. Sovkopljas, 1963, S.236ff.), Sachnovki (J. V. Kucharenko, 1963, S. 247), Luka-Raikoveckaja (V. K. Goncarow, 1963, S. 296f.), Semenki (P. I. Chavljuk, 1963, Nr. 108), Korzovka (P. I. Chavljuk, 1962, S. 117ff.), Sudova Visnja (0. 0 . Ratic, 1962, S. 106fF.), Gorodok (R. S. Bagrii, 1962, S. 120ff.), und Borschewo (A. W. Bunin, 1961, S. 12) belegt. Einen guten Einblick in den slawischen Hausbau bieten auch die Publikationen von V. D. Baran über die Siedlung von Ripniv I I (V. D. Baran, 1963, Bd. 108, S. 351 ff.), von G. I. Smirnova über die Siedlung von Nezvisko (G. I. Smirnova, 1959, S. 87ff.) und vor allem von I. I. Ljapuskin über die Grabungen in Novotroickoe (I. I. Ljapuskin, 1958, S. 237ff.). Es handelt sich hier nahezu ohne Ausnahme um den quadratischen Grubenhaustyp mit dem in der Regel im Nordteil des Hauses liegenden Herd und den relativ steil aufsteigenden Wänden. Die Pfosten, soweit sie festgestellt worden sind, stehen in der unmittelbaren Nähe der Grubenwand im Innern der Grubenhäuser. Sie lassen im allgemeinen eine Firstsäulenkonstruktion vermuten, auf der ein Stangendach in der Art eines Schleppwalms errichtet worden ist. Der Dachfuß lag jetzt ohne über der Oberfläche aufsteigende Seitenwände unmittelbar auf der Erdoberfläche auf und charakterisiert somit den Hüttentyp. Als Variation dürfte vor allem nach den Rekonstruktionsversuchen von Ljapuskin das doppelte Firstfettendach in Frage kommen, bei dem die jeweiligen Firstpfosten in den Ecken der Gruben stehen und von dieser Position her eine Art Flachdach mit auf der Oberfläche aufliegendem Dachfuß als wahrscheinlich erscheinen lassen. Der gleiche Haustyp ist auch bei entsprechenden Ausgrabungen in der CSSR entdeckt worden, so u. a. in Siladice, Kr. Trnava, wo zahlreiche Grubenkomplexe in der soeben angedeuteten Form freigelegt werden konnten. Obwohl für die von D. Bialekova veröffentlichten Hüttengrundrisse keine möglichen Rekonstruktionen des Oberbaues gegeben werden, darf man annehmen, daß es sich hier um die gleichen Hütten handelt, wie im östlich davon anschließenden Gebiet der Ukraine. D. Bialekova (1962, S. 146) stellt fest, daß nicht alle Pfosten mit der Baukonstruktion im Zusammenhang stehen; ein Teil dürfte für die Unterteilung der H ü t t e im Sinne einer Inneneinrichtung zu deuten sein. Altslawische Grubenhütten der gleichen Form sind bei den Ausgrabungen in Brancb.Nitra (J. Vladar, 1964, S. 100 ff.), Presov (V. Budinsky-Kricka, 1961, S. 375ff.), Hnojne (Bez. Michalovce Pohansko) (B. Novotny. 1960, S. 74ff.), Pritluki (J. Poulik, 1960, S. 35), Stare Zdmky b. Lisen (C. Staiia, 1958. Krüger, Dessau-Mosigkau

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Bruno Krüokb

Abb. 14. Altslawische Crubenhäuser, Grundrißvergleiehe a) Novotroiokoe; b) Korcak; c) Kolocin; d) Lug I ; e) Ripnev; f) Nezvisko; g) Korsovka; h) Bratei; i) Sudova Visnja; j) Suceava; k) Igolomia; 1) K l u f o v ; m) Siladice; n) Brezno; o) Dessau-Mosigkau [a—g, i) U d S S R ; b. j) Rumänien; k) Polen; 1 - n ) C S S R ; o) DDR1

Die Ausgrabungsergebnisse. Der slawische Hausbau

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S. 72), Klueov (J. Kudrnäc, 1955, S. 61 ff. und 1957, S. 175ff.) und Bfezno b. Louny (I. Pleinerovä, 1965a, S. 495ff.) entdeckt worden. Im Rahmen der hier kurzgefaßten Aufzählung einiger frühslawischer Hausgruben, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, ist in Anbetracht der auffallenden Gleichförmigkeit der Häuser bzw. Hütten lediglich der Rekonstruktionsversucli der allerdings etwas jüngeren Grubenhäuser von Klueov durch J . Kudrnäc erwähnenswert, der im Gegensatz zu dem weiter oben angeführten Rekonstruktionsversuch der Hütten von Novotroickoe durch I. I. Ljapuskin ein Firstfettenhaus annimmt, dessen Dachfuß auf zwei über die Erdoberfläche hinausragende Wände in Blockkonstruktion aufliegt. Zu bemerken dürfte ebenfalls die von Kudrnäc (1957, Abb. 90 — 91) versuchte Aufteilung der Wandkonstruktion in einen noch innerhalb der Grube befindlichen Flechtwerkteil und einer darauf nach außen versetzten und auf der Oberfläche aufliegenden Blockbauwand sein. Die Rekonstruktion einer aufgehenden Wandung sowie der Dachkonstruktion der nur noch in der Verfärbung nachzuweisenden Häuser wird immer problematisch sein. Die hier gegebene Zweiteilung eines Wandsystems muß leider als Symbiose zweier Fundkomplexe bezeichnet werden, deren Nachweis an ein und demselben Objekt eine wünschenswerte Ergänzung zu dem gegebenen Rekonstruktionsversuch wäre. Auch die rumänische Forschung hat in den Nachkriegsjahren, besonders im letzten Jahrzehnt, mehrfach den Nachweis eines frühslawischen Hausbaues auf ihrem Gebiet erbringen können 16 ). Es ist hier nicht der Platz, um auf die Probleme eingehen zu können, die sich gerade auf dem rumänischen Gebiet hinsichtlich der Datierung und der ethnischen Zuordnung dieser im allgemeinen noch der Spätstufe der Völkerwanderung angehörenden Grubenhausverbreitung ergeben. Für die hier nur übersichtsweise skizzierten Angaben ist primär in Rechnung zu stellen, daß die zitierten Fundstellen mit ihrem Fundbild ein Grubenhaus ergeben haben, dessen einheitlicher Charakter in die allgemeine Hausentwicklung des späteren slawischen Gesamtverbreitungsgebietes hineingehört und in dem ein keramisches Material vertreten war, dessen typologische Zuordnung nach den gegenwärtigen Kenntnissen zum sog. Prager Typ als möglich erscheint. Bei einer Betrachtung der Gesamtverbreitung des frühen slawischen Grubenhauses fällt auf, daß im Gegensatz zu den schon relativ zahlreichen Veröffentlichungen, die vor allem aus der SU und aus der CSSR hierzu vorliegen, ein gleichwertiges Material aus der VR Polen gegenwärtig in größerem Umfange noch nicht bekannt ist. Die Vorlage frühslawischer Siedlungsplätze mit nachweisbarer Haus- und Grundrißgestaltung dieser Siedlungen steht im Vergleich zum hohen Gesamtstand der slawischen Archäologie in Polen noch aus. Die wenigen hierzu vorliegenden Angaben reichen zunächst nicht aus, um eine Verallgemeinerung zu wagen. Soweit aus der Literatur ersichtlich, ist eigentlich nur bei den Ausgrabungen in Igolomia ein Grubenhausgrundriß freigelegt worden, der sich in die hier angedeutete Gesamtentwicklung einfügt (Abb. 14,k). Es handelt sich auch hier um eine nahezu quadratische, eingetiefte Hütte mit einer Herdstelle aus Steinen in der Ecke 16 ). Einen etwas anderen Grubenhaustyp 16

) Die z. B. in Suceava, Fst. Sipot, festgestellten H ü t t e n entsprechen nach den Angaben von Matei den bereits bekannten und weiter oben beschriebenen aus der SU und der CSSR. Soweit aus der Literatur ersichtlich, liegt hier die wahrscheinlich bisher größte bekannte Siedlung mit mehreren Grubenhäusern aus dieser Zeit in Bukarest, Fst. Ciurel, die von S. Morintz gegraben wird. Wenn auch spezielle Eigenarten, z. B. bei den Herden in den Häusern, hier einen eigenen Habitus schaffen, so bleibt der Grundtyp eines eingetieften, quadratischen Grubenhauses mit slawischen Materialien doch in seiner Gesamtheit bestehen. Der gleiche H ü t t e n t y p wurde in Bratei, Bezid und Salasuri entdeckt. Innerhalb der Arbeit über die Zivilisation von lpotesti-Cindesti werden durch Theoduresa weitere Fundstellen mit eingetieften H ü t t e n , so z. B. Cindesti, Bozieni, Budureaeca und Tirgsor genannt. Auch die bekannte Fundstelle von Hlincea-Jassy hat einen solchen Grubenhaustyp ergeben.

1B

) Größere Grubenverfärbungen, wie sie z. B. in Kotowie, Görze, Kadziejow, Sieradz und evtl. auch in Syrynia beobachtet worden sind, können für Verglcichszwocke auf Grund ihrer Formgestaltung nicht verwertet werden;

BRUNO KRÌÌCÌER

stellen die von St. Jasnosz veröffentlichten Grundrisse der länglichen Haustypen von Bruszczewo dar 17 ). Sie werden deshalb aus der Gruppe der vergleichbaren altslawischen Hausgrundrisse herausgelassen. Es taucht deshalb die berechtigte Frage auf, ob wir es innerhalb des polnischen Gebietes mit einer Forschungslücke bezüglich der Hausentwicklung im Bereich des älterslawischen Hauses zu tun haben oder ob die Entwicklung in diesen Gebieten einen anderen Verlauf nahm, der andere Formen und Erscheinungen zur Folge hatte. Obwohl zu der zweiten Vermutung bereits die ersten Anzeichen anklingen, ist die Antwort auf diese Frage noch zu klären. Es besteht demnach noch nicht die Möglichkeit, von einem einheitlichen Haustyp und einer einheitlichen Entwicklung desselben im gesamten altslawischen Verbreitungsgebiet zu sprechen. Es zeichnet sich aber andererseits diese Möglichkeit zumindest für weite Räume dieses altslawischen Siedlungsbereiches in ihren ersten Andeutungen bereits ab, nicht zuletzt auch durch den Nachweis des frühen slawischen Grubenhauses an der äußersten Westgrenze der altslawischen Verbreitung in Dessau-Mosigkau (Abb. 14,o).

2. Die Siedlungsform Die bei der Hausbauweise festzustellende einheitliche Vorstellung über die Formen der Häuser und ihrer Konstruktion läßt auf eine siedlungsgeschichtliche Entwicklung schließen, die — wie die weite Verbreitung gleichartiger früher slawischer Grubenhäuser zeigt — weder eng lokal begrenzt noch auf den Zufall zurückzuführen ist. Auf den Wert von Vergleichen dieser Grubenhäuser und Hütten unter dem Aspekt der ethnischen Aufgliederung in der gegenwärtigen Quellensituation wurde bereits weiter oben hingewiesen. So lange keine bindenden Vorstellungen von der Hausbauweise der Grubenhäuser in einzelnen Entwicklungsperioden vorliegen, wird sie nur schwer zu bestimmen sein. Zunächst zeigt die Gleichförmigkeit der slawischen Grubenhaustypen, daß es in bezug auf die zeitgleichen germanischen Hausformen Unterschiede und auch Gemeinsamkeiten gibt. Die zukünftige Forschung wird deshalb klären müssen, welche Kriterien als bestimmend für einen Haustyp anzusehen sind; es wird herauszuarbeiten sein, ob der Anteil ethnisch bedingter Erscheinungsformen in bestimmten Verbreitungsgebieten den der prinzipiellen Hausgestaltung im Sinne der allgemeinen Ausbildung des Grubenhauses übertrifft. Der bereits heute mögliche Vergleich zeigt, wie schwierig die Beantwortung dieser Fragen sein wird. Eine ähnliche Situation ergibt sich bei der Beurteilung der jeweiligen Bebauungsgrundrisse. Ohne auf die bereits vorliegenden Ergebnisse der Siedlungsforschung bezüglich der slawischen Siedlungsgestaltungen speziell eingehen zu wollen, sei auf die zahlreichen Äußerungen über deren angeblich typisch slawische Formen hingewiesen, die mangels einer fundierten Quellenbasis entweder nur retrospektiv oder rein theoretisch erschlossen worden sind. Es ist deshalb gegenwärtig nicht möglich, hier einen ähnlichen Vergleich und Analogieschluß vorzunehmen, wie das z. B. schon bei den Haustypen der Fall war. Der Mangel an ganz ausgegrabenen Siedlungen macht sich hindernd bemerkbar. Er zwingt andererseits aber auch zu einer neuen Aufgabenstellung, die eine verstärkte Behandlung siedlungsarchäologischer Probleme mit Hilfe ganz ausgegrabener Objekte notwendig macht. Die günstigen Erhaltungsbedingungen auf dem „Zoberberg" in Dessau-Mosigkau, die sich u. a. dadurch erklären, daß nach der frühslawischen Zeit an dieser Stelle nicht mehr aktiv außerdem ist nicht in jedem Falle bewiesen, daß es sieh hier wirklich um die Reste von Wohngebäuden handelt. Größere Gruben ohne Wohncharakter sehen annähernd ähnlich aus. 1T ) Das von St. Jasnosz vorgelegte Material ähnelt sehr stark dem in Mosigkau gefundenen. Die Hütten, deren Größe mit 12 bis 15 in2 angegeben wird, scheinen nach den Abbildungen nur leicht eingetieft gewesen zu sein. Die Siedhing wird vom Autor in das 7. Jh. datiert.

BRUNO KRÌÌCÌER

stellen die von St. Jasnosz veröffentlichten Grundrisse der länglichen Haustypen von Bruszczewo dar 17 ). Sie werden deshalb aus der Gruppe der vergleichbaren altslawischen Hausgrundrisse herausgelassen. Es taucht deshalb die berechtigte Frage auf, ob wir es innerhalb des polnischen Gebietes mit einer Forschungslücke bezüglich der Hausentwicklung im Bereich des älterslawischen Hauses zu tun haben oder ob die Entwicklung in diesen Gebieten einen anderen Verlauf nahm, der andere Formen und Erscheinungen zur Folge hatte. Obwohl zu der zweiten Vermutung bereits die ersten Anzeichen anklingen, ist die Antwort auf diese Frage noch zu klären. Es besteht demnach noch nicht die Möglichkeit, von einem einheitlichen Haustyp und einer einheitlichen Entwicklung desselben im gesamten altslawischen Verbreitungsgebiet zu sprechen. Es zeichnet sich aber andererseits diese Möglichkeit zumindest für weite Räume dieses altslawischen Siedlungsbereiches in ihren ersten Andeutungen bereits ab, nicht zuletzt auch durch den Nachweis des frühen slawischen Grubenhauses an der äußersten Westgrenze der altslawischen Verbreitung in Dessau-Mosigkau (Abb. 14,o).

2. Die Siedlungsform Die bei der Hausbauweise festzustellende einheitliche Vorstellung über die Formen der Häuser und ihrer Konstruktion läßt auf eine siedlungsgeschichtliche Entwicklung schließen, die — wie die weite Verbreitung gleichartiger früher slawischer Grubenhäuser zeigt — weder eng lokal begrenzt noch auf den Zufall zurückzuführen ist. Auf den Wert von Vergleichen dieser Grubenhäuser und Hütten unter dem Aspekt der ethnischen Aufgliederung in der gegenwärtigen Quellensituation wurde bereits weiter oben hingewiesen. So lange keine bindenden Vorstellungen von der Hausbauweise der Grubenhäuser in einzelnen Entwicklungsperioden vorliegen, wird sie nur schwer zu bestimmen sein. Zunächst zeigt die Gleichförmigkeit der slawischen Grubenhaustypen, daß es in bezug auf die zeitgleichen germanischen Hausformen Unterschiede und auch Gemeinsamkeiten gibt. Die zukünftige Forschung wird deshalb klären müssen, welche Kriterien als bestimmend für einen Haustyp anzusehen sind; es wird herauszuarbeiten sein, ob der Anteil ethnisch bedingter Erscheinungsformen in bestimmten Verbreitungsgebieten den der prinzipiellen Hausgestaltung im Sinne der allgemeinen Ausbildung des Grubenhauses übertrifft. Der bereits heute mögliche Vergleich zeigt, wie schwierig die Beantwortung dieser Fragen sein wird. Eine ähnliche Situation ergibt sich bei der Beurteilung der jeweiligen Bebauungsgrundrisse. Ohne auf die bereits vorliegenden Ergebnisse der Siedlungsforschung bezüglich der slawischen Siedlungsgestaltungen speziell eingehen zu wollen, sei auf die zahlreichen Äußerungen über deren angeblich typisch slawische Formen hingewiesen, die mangels einer fundierten Quellenbasis entweder nur retrospektiv oder rein theoretisch erschlossen worden sind. Es ist deshalb gegenwärtig nicht möglich, hier einen ähnlichen Vergleich und Analogieschluß vorzunehmen, wie das z. B. schon bei den Haustypen der Fall war. Der Mangel an ganz ausgegrabenen Siedlungen macht sich hindernd bemerkbar. Er zwingt andererseits aber auch zu einer neuen Aufgabenstellung, die eine verstärkte Behandlung siedlungsarchäologischer Probleme mit Hilfe ganz ausgegrabener Objekte notwendig macht. Die günstigen Erhaltungsbedingungen auf dem „Zoberberg" in Dessau-Mosigkau, die sich u. a. dadurch erklären, daß nach der frühslawischen Zeit an dieser Stelle nicht mehr aktiv außerdem ist nicht in jedem Falle bewiesen, daß es sieh hier wirklich um die Reste von Wohngebäuden handelt. Größere Gruben ohne Wohncharakter sehen annähernd ähnlich aus. 1T ) Das von St. Jasnosz vorgelegte Material ähnelt sehr stark dem in Mosigkau gefundenen. Die Hütten, deren Größe mit 12 bis 15 in2 angegeben wird, scheinen nach den Abbildungen nur leicht eingetieft gewesen zu sein. Die Siedhing wird vom Autor in das 7. Jh. datiert.

Die Ausgrabungsergebnisse. Die Siedlungsform

37

gesiedelt worden ist. lassen nunmehr die Möglichkeit zu. für den frühen westslawischen Siedlungsbereich ein nahezu ganz erhaltenes und ausgegrabenes „Dorf" zur Auswertung vorzulegen. Die sicher nachgewiesenen 44 Häuser gehören mehreren Entwicklungsphasen an. auf die im Abschnitt 11 über das Alter und über die Aufenthaltsdauer der Slawen auf dem ,,Zoberberg" näher eingegangen wird (S. 103). Die auffällige und gleichmäßige Verteilung der Häuser setzt auch hier eine planende und lenkende Kraft voraus, wie sie bereits beim speziellen Hausbau beobachtet werden konnte. Der älteste Siedlungsabschnitt ist in der unmittelbaren Hanglage zu lokalisieren. Zu ihm gehören 8 Häuser, die in Halbkreisform mit der Öffnung zum Tal hin angelegt worden sind (Abb. 15). Diese Halbkreisform, die im

Abb. 15. Anlageschema der Siedlung in der 1. Siedlungsphase

jüngsten Stadium der 5 Hauskreise am besten und geschlossensten zum Ausdruck kommt (Abb. 19), darf als das geplante Siedlungsschema der ältesten Slawen auf dieser Fundstelle angesehen werden. Da die Zahl der jeweils zu einem Komplex gehörenden Häuser etwa konstant bleibt, ist auch mit einer annähernd gleichbleibenden Bevölkerungszahl für die gesamte Zeit der Anwesenheit zu rechnen (Beilage 1). Die lichte Innenfläche, in der sich einige wenige Gruben befinden können und um die sich die Häuser gruppieren, hat eine durchschnittliche Ausdehnung von 15 — 18 Metern (Abb. 19). Die Eingänge in die Häuser haben auf diese Anordnung des Gesamtgrundrisses scheinbar keine Auswirkung; andererseits ist auch eine umgekehrte Abhängigkeit vom Eingang zum freien Platz nicht nachzuweisen, weil — wie bereits betont — die Anlage der Hauseingänge vom Gesichtspunkt der günstigsten Wärmebzw. Lichteinwirkung aus erfolgt ist. Die auffallende Öffnung des kreisförmigen Grundrisses zum Tale der Elbe und damit zum Wasser hin muß wahrscheinlich im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Tätigkeit der Bewohner gesehen werden. Die durchgeführte Tierknochenuntersuchung sowie die auf den Grad der landwirtschaftlichen Tätigkeit hinweisenden Quellenunterlagen haben unabhängig voneinander ergeben, daß die Talaue mit ihrem Vegetationsspektrum und ihrem Tierbestand von erstrangiger Bedeutung für die Bewohner gewesen ist. Auch die in der nordwestlichen Hanglage in unmittelbarer Nähe der Dorffläche gelegene Quelle sei in diesem

:;. Keramik aus der 5. (jüngsten) Siedlungsphase a, g) Haus 5; b—f, h—m) Haus 2. 1:4

Die Aiisgrabungsergebnis.se. Die Keramik

5!)

Abb. 36. a—1) Keramik aus slawischen Gruben und größeren Verfärbungen; Metallgeräte und Metallreste aus Häusern, Gruben und aus der Gesamtfläche: 1) Haus 4; 2) Flächenfund; 3) Flächenfund; 4) Grube 117; 5) Grube 114; 6) Haus 36; 7) H a u s 7; 8) Haus 27; 9) Flächenfund; 10) Haus 5; 11) Haus 11; 12) Haus 23; 13) H a u s 5; 14) Haus 21; 15) H a u s 16; 16) H a u s 21; 17) Haus 9; 18) Grube 128; 19) H a u s 19; 20) Haus 27; 21)Flächenfund; 22) Flächenfund; 23) H a u s 24; 24) Haus 14; 25) Haus 5; 26) Fläohenfund. 1:4

J B K U N O

KRÜOEK

Abb. 37. Die häutigsten Gefäßformen des gesamten Siedlungskomplexes. 1:4

Die Ausgrabungsergebnisse. Die Keramik

t'ss;ui-Mosiiik;ui

BRUNO K R Ü O E R

kommt auch in Polen (u.a. in Tuchlin, L. Okuliczowa, 1961, S. 122fF.. in Miedzyborövv, W. Bernat, 1955, S. 81/82 und auch in Szelegi, W. Szymarisky, 1962, S. 76), in Jugoslawien (Stenjevec, Z. Vinski, 1954, S. 71 fF), vor allem in der CSSR (so u. a. auf den Fundstellen von Potvorice, Siladice Predluki, Prag und Brezno), in der DDR (liier u. a. in Dessau-Mosigkau, Merschwitz und Dresden), in Osterreich (u. a. in Langenlebarn, E. Beninger, 1940, S. 855, 56, Taf. 364 und Hohenau, H. Mitscha-Mährheim, 1953, S. 363) und auch in Rumänien (u.a. in SarataMonteoru undlpoteszt) vor. Neben dieser weit verbreiteten Form des Präger Types, dessen Vorkommen in den einzelnen Ländern nicht gleich stark zu sein scheint, gibt es gegenwärtig keine andere Form der frühslawischen Keramik, die eine ähnliche Verbreitung aufzuweisen hat. Wie weit diese Erkenntnis neuen Ergebnissen standhalten kann, werden kommende Untersuchungen zeigen. Für die formenkundliche Analyse des keramischen Inventars sind Siedlungen nicht immer die günstigsten Objekte, weil der Zerstörungsgrad des Materials hier weitaus höher ist al.s z. B. in den Gräberfeldern. Diese Feststellung trifft auch für die Siedlungseinheit in DessauMosigkau zu. Die Mehrzahl der noch vollständig zu ergänzenden Gefäße stammt aus dem Brandgräberfriedhof. Es überwiegt hier stark die Gefäßform des sog. Prager Types mit den oben angeführten Merkmalen. Nur wenige Gefäße weichen — besonders in der Gestaltung des Schulterumbruches — von diesem Typ ab. So kommen vereinzelt Gefäße vor, die durch ihren Schulterumbruch noch in der untersten Hälfte des Gefäßes verschoben eiförmig wirken; andere haben eine sehr weit ausladende Schulterform, die den schlanken Charakter des Prager Types auflöst. Dieser Schulterumbruch kann so profiliert auftreten, daß das Gefäß eine stark verschoben doppelkonische Form erhält, mit der parallel eine weitere Auslage der Randpartie läuft. Diese weiter nach außen ausladenden Randlippen sind ein Charakteristikum zahlreicher Ränder, die aus der Siedlung vorliegen (z.B. Abb. 21k, 23o, 25a—b. 26 j). Da hier die Mehrzahl der vergleichbaren Stücke nur noch in Scherben vorhanden ist, ist eine Aussage über die sonstige Form der einstigen Gefäße nur bedingt möglich. Es dürfte sich aber auch hier vorwiegend um einen Gefäßtyp handeln, bei dem ebenfalls die ganz leicht gebauchte Form im Vordergrund gestanden haben muß. Die relativ große Mündungsöffnung bei vielen Gefäßen, die sich in der Regel noch gut errechnen läßt, weist aber trotzdem auf einen hohen Topf hin, dessen obere Breite etwa mit der Höhe des Gefäßes korrespondiert. Einige ergänzbare Scherben weisen auf diesen Topftyp hin, der im Gegensatz zu den Gefäßen des Prager Typs eine mehr gedrungene Form zeigt und am besten als weitmündiger, hochschultriger frühslawischer Topf mit ausgelegtem Rand bezeichnet werden kann (Taf. lb). Die Gestaltung der Randlippen wechselt zwischen rundlich ausgezogenen und kantig abgestrichenen Abschlüssen. Nur auf den letzteren treten dann vereinzelt die bereits erwähnten schrägliegenden Einkerbungen auf. Diese Art von Gefäßen ist im Gegensatz zu dem in Dessau-Mosigkau auftretenden echten Prager Typ, auf dem nur der Mondhenkel auf satz als Dekor zu erwähnen ist und ganz selten eine andere Verzierung, bereits in mehreren Exemplaren verziert. Bemerkenswert ist die fast ausschließliche Anwendung des Wellenbandes oder der Wellenlinie. Nur wenige Gefäße dieser Art tragen als Dekor den Kreisstempel (Abb. 36i), auf die Problematik der Altersbestimmung dieser Form näher eingehen zu wollen — dazu ist in der vorliegenden Arbeit nicht der Platz — , müßte parallel laufend hierzu eine Altersbestimmung erfolgen, um die zeitliehe Stellung dieses Types im Ablauf der altslawischen Besiedlung dieser Gebiete zu fixieren. Wenn man z. 15. auch den Ausführungen von L. Karaman in seinen „Glossen zu einigen Fragen der slaw ischen Archäologie", in denen er zu der Arbeit von J. Korosee „ U v o d v materijalne kulture Slovanov srednjega" Stellung nimmt, nicht in allem folgen kann, so bleibt doch die berechtigte Frage nach der Datierung dieser Keramik und der davon abhängigen Schlußfolgerung bezüglich der Entstehung der altslawischen Kultur nach wie vor im wesentlichen unbeantwortet. (L. Karaman. 1956, S. 107). Nach den bisher vorliegenden Untersuchungen für das Gebiet der J)J)R gehört der Prager T y p zur ältesten slawischen Keramik in diesem Verbreitungsgebiet. Es ist aber zu berücksichtigen, daß bis zur Besiedlung dieses westlichsten Ausdehnungsgebietes ein nicht zu unterschätzender Zeitraum benötigt worden ist, der sich auch auf die relativ langlebigen Formen slawischer Keramik hinsichtlich der formenmäßigen Entwicklung bis zu einem bestimmten T y p ausgewirkt haben kann.

Die Ausgrabungsergebnisse. Die Keramik

B7

der auch kombiniert mit der Wellenlinie auftreten kann. Ganz selten kommen Verzierungen anderer Form, wie etwa Punktreihen. Nageleindrücke und sonstige Vertiefungen in Form eines Schmuckes vor. Strichmuster fehlen an dieser Gefäßgattung, die insgesamt eine enge Formenverwandtschaft mit den Gefäßen des Prager Typs aufweist, gänzlich. Dieser im Mosigkauer Material sehr häufig auftretende Gefäßtyp ist auch in den Fundstellen nördlich des erwähnten Konzentrationsgebietes, ja sogar bis in die nördliche Elbegegend anzutreffen. Schon die Gefäße von dem bekannten Grabfund aus Prützke, Kr. Brandenburg-Ld., sind hier einzugruppieren und gehören nicht in den engeren Bereich des Prager Typs. Es liegt die Vermutung nahe, in dieser Gefäßgattung eine Weiterentwicklung des Prager Typs zu sehen, zumal hier auch die nun schon häufiger auftretende Verzierung in eine solche Richtung weist. Leider ist das Material der e i n e n Siedlung für eine solche Schlußfolgerung noch nicht ausreichend. Sollte sich eine ähnliche Erscheinung bei der bereits begonnenen Untersuchung der zweiten frühslawischen Siedlung in Grieben, Kr. Tangerhütte, zeigen, dann darf die angedeutete Entwicklung, die sich auch durch die entsprechende Keramikform in anderen, von der Entwicklungs- und Besiedlungsrichtung her gesehen auf jeden Fall jüngeren Fundorten zeigt, als wahrscheinlich betrachtet werden (z. B. die des Havelgebietes). Demgegenüber ist zu berücksichtigen und zu erklären, in welchem zeitlichen und typologischen Verhältnis hierzu die Keramik der Friedhöfe steht, die wie bereits betont, auffallend stark durch die Form des Prager Typs vertreten wird. Ob eine alleinige Bezugnahme auf den Friedhof von Dessau-Mosigkau richtig war, werden diese beiden Friedhöfe zeigen. Das vorliegende Material des Brandgräberfriedhofes läßt zumindest die Vermutung zu, daß die schlanken und hohen Gefäße bevorzugt als Grabgefäße benutzt worden sind. Eine Ausnahme stellt die große weitmündige Schale aus Grab Nr. 30 dar. Die häufig auftretenden Gefäßunterteile seien in diesem Zusammenhange der Vollständigkeit halber erwähnt. Sie gestatten keine genauere Zuweisung des einstigen Gefäßtypes 23 ). Eine ähnliche Abfolge der altslawischen Keramikformen bezüglich dieser beiden Typen scheint sich auch in der Slowakei abzuzeichnen, wie aus der von D. Bialekova (1962, S. 136, Abb. 50) gegebenen Darstellung zu ersehen ist. Besonders auffällig im keramischen Inventar dieser Siedlung sind die relativ häufig vorkommenden Schalen- und Kumpfreste. Da eine solche Form (Schale aus Grab Nr. 30) im Gräberfeld der Siedlung nur in einem Exemplar vorgekommen ist, darf hier wohl mit Recht von einer vorzugsweisen Siedlungskeramik gesprochen werden. Die Schalen sind im wesentlichen in zwei Gruppen zu untergliedern: Schalen mit schräg nach oben ansteigender Wandung ohne stärkere Randprofilierung (Abb. 22t, 23e, i, 26i, 1, m, 27n, 34h) und Schalen mit einem geschwungenen Profil mit nach außen gelegter Randbildung (Abb. 26c, 27i, h, 35m, Taf. 1 o). Die häufigste Form ist die zuerst genannte. Sie ist in der Regel gut gearbeitet, teilweise relativ dünnwandig und, mit wenigen Ausnahmen, stärker gebrannt (z. T. bis zur WTeißfärbung des Tones) als das sonstige Material, das mit den Schalenresten zusammen in der Hausinnenfüllung auftrat. Dieser Schalentyp hat im bisher vorliegenden Keramikinventar, soweit es in Publikationen vorgelegt worden ist, keine vergleichbaren Parallelen. Leider liegt insgesamt gesehen aber immer noch ungenügend Material dieser Zeit vor, um hier evtl. von einer lokalen Variante der Schalenausformung im Sinne einer Schalenform vom Dessauer Typ zu sprechen. Vergleichbare Formen, die bereits verziert sind, bildet Knorr in seiner Arbeit über die slawische Keramik auf Taf. 8 ab, wo unter der Bezeichnung „Schalen vom pommerschen Typ" ähnliche, mit schräg nach oben ansteigender Wandung und wenig gestalteter Lippenformung abgebildet worden sind (H. A. Knorr, 1937, Taf. 8e, f). Die zweite Gruppe der Schalen ist dagegen besser bekannt. Sie wird durch die Schalen vom 23

) Auf eine ähnliche Erscheinung hat neuerdings W . Nowothnig (1964, S. 16) bei der Behandlung der spätvölkerwanderungszeitliehen Brandgräber im südlichen Niedersachsen aufmerksam gemacht. Danach ist es bei der Brandbestattung dieser Zeit durchaus üblich gewesen, auch Gefäßteile als Urnen zu benutzen.

K

BRUNO KRIIOUR

sog. Sächsischen Typ

charakterisiert. Zu dieser Gruppe ist auch die aus dem Gräberfeld

stammende Schale zu rechnen. Die Entwicklungstendenz zu dieser Schalenform scheint, von dem weitmündigen, hochschultrigen, frühslawischen Topf mit ausgelegtem Rand auszugehen, als dessen verkürzte, gedrungene Form die Ubergangsstufe zur Schale ( z . B . Tat'. Ig, n) in ihrer voll entwickelten Gestaltung angesehen werden kann. Sie würde demnach mehr zum jüngeren Horizont der Siedlung zu rechnen und als Vorläufer derjenigen Schalen anzusprechen sein, die ebenfalls bei Knorr unter der Bezeichnung „Schalen vom sächsischen T y p " abgebildet worden sind (H. A . Knorr, 1937, Taf. 20). Dieser Schalentyp, der zahlenmäßig weitaus geringer ist als der vorstehend beschriebene, ist generell unverziert. Er ist im ältesten Horizont der Siedlung nicht vertreten und kann auch von diesem Aspekt her als eine jüngere Form der Schalenentwicklung angesehen werden, die dann im Verlauf der weiteren Siedlungsentwicklung in diesem Verbreitungsraum in der Form auftritt, wie sie bei Knorr abgebildet ist. Obwohl beide Schalenformen in den nachfolgenden Siedlungsphasen zusammen auftreten, wobei dem Schalentyp 1 zahlenmäßig bei weitem der Vorrang einzuräumen ist. darf doch gesagt werden, daß die wahrscheinlich ältere Form die Form 1 ist; sie tritt bereits im ersten Abschnitt der Siedlung zusammen mit älteren Kumpfformen auf und hält sich andererseits über die gesamte Siedlungszeit auf dem „Zoberberg". Die Schalenform 2 tritt dagegen nur in einem Exemplar in der Siedlungsphase 2 auf und ist nur vereinzelt in den anderen, jüngeren Siedlungsphasen nachzuweisen. Sie tritt dann in späterer Zeit scheinbar häufiger in der typologisch jüngeren Form der unter Schalenform vom sächsischen T y p eingeführten Bezeichnung auf. Die Schalenform 1 ist dagegen in der jüngeren Entwicklungszeit mehr oder weniger unbekannt geblieben, so daß angenommen werden muß, daß sich hier eine lokale Variante mit der Aufgabe der Siedlung etwa um das Jahr 700 aufgelöst hat. Eine ähnliche Entwicklung hat eine der Schale und der Schüssel nahestehende Form genommen: der Kumpf

oder der kumpfähnliche Topf. Diese Gefäßform wird nicht als allge-

mein slawisch angesehen und tritt nach unseren heutigen Kenntnissen nur in der frühslawisehen Periode auf, und zwar häufig nur in den ältesten Phasen dieser Periode. Entwicklungsmäßig ist sie an die zeitlich davor liegende oder noch zeitlich unmittelbar parallel laufende germanische Gefäßform anzuschließen. Es liegen die Reste von 20 Gefäßen dieses Types vor. die ohne Ausnahme in den ungestörten Hausfüllungen zusammen mit den anderen sicher bestimmbaren slawischen Scherben angetroffen worden sind. Bemerkenswert ist, daß allein im Haus Nr. 10, das auch sonst von der allgemein geübten Hausbauweise des slawischen Grubenhauses abweicht, die Reste von 5 Gefäßen dieser A r t gefunden worden sind (Abb. 22 c. d, h, i, j). Bei der Keramik handelt es sich um einen relativ gut geglätteten Ton von bräunlicher Farbe, dessen Brenntemperatur der slawischen Scherben vom sog. Prager T y p (Mitspricht. Über die Größe der Gefäße können nur bedingt Aussagen gemacht weiden. Sic beruht auf dem Randdurchmssser, dessen durchschnittliche Größe etwa 17 — 18 cm beträgt. Ganz sicher handelt es sich hier um Gefäße, die in der bisherigen Literatur unter der Bezeichnung

„germanische Kumpfgefäße", „Suebentöpfe", veröffentlicht worden sind. Sie

sind nun hier in ihrer unverkennbaren Form, in einem slawischen Keramikhorizont mit den für diese Entwicklungsperiode bekannten T y p e n vergesellschaftet. Da ähnliche Beobachtungen schon aus der CSSR vorliegen, z. B. „die kleinen T ö p f e mit eingezogenem R a n d " von Potvorice, die nach D. Bialekova (1962, S. 147) „in der einheimischen Tradition am tiefsten wurzeln", ist hiermit eine der ältesten Keramiktypen auf den betreffenden frühslawischen Fundstellen gekennzeichnet. Auf die Bedeutung dieser Keramik, insbesondere für die Datierung der Siedlung, wird im Kapitel über die zeitlichen Festlegungen der slawischen Landnahme im Mittelelbegebiet eingegangen werden. Eine weitere Untergliedernng dieser Töpfe ist nicht versucht worden, weil die nur geringfügigen Abweichungen in der Stellung der weniger steilen oder etwas mehr gebauchten Gefäßwände einmal Zufallserseheinungen sein können und zum anderen auf Grund der in Frage kommenden Scherben auch nur eine Schätzung der einstmaligen Gefäßformen möglich wäre. Diese K ü m p f e sind bis auf ein Exemplar

Die Ausgralmtigsergebnisse. Die Keramik

60

(Abb. 33i) unverziert. Bei der einen Verzierung handelt es sich um ein in der R a n d n ä h e angebrachtes Strichmuster, wie es im slawischen Bereich relativ häufig vorkommen kann. Es t a u c h t aber auch vereinzelt auf germanischen Gefäßen auf, so u. a. auf einer Schale des 6. J h . aus Poysdorf in Österreich (E. Beninger, 1940, Taf. 355, Nr. 6). Die K u m p f f o r m hat, wenn auch nur vereinzelt, über den gesamten Zeitraum der Besiedlung des „Zoberberges" in dieser Entwicklungsphase existiert. E s darf also schon jetzt festgestellt werden, daß diese bisher nur als germanisch bezeichnete Gefäßform in der gleichen A r t auch im frühslawischen Siedlungsbereich a u f t r e t e n k a n n und d a m i t bis weit in das 7. J h . hineinreicht. Ganz vereinzelt sind Tellerreate geborgen worden (Abb. 22r, 24f, 25j,c, 31s). Sie haben scheinbar im Gebrauchsgeschirr der Siedler eine untergeordnete Rolle gespielt. I h r relativ geringes Vorkommen ist keinesfalls ein Ausdruck mangelnder Fundbergung. E s handelt sich um die üblichen und bekannten Teller ohne besondere Merkmale, deren durchschnittliche Größe mit einem Durchmesser von 20—22 cm anzugeben ist. Weitaus zahlreicher sind dagegen die Reste von ehemaligen Wannen oder sog. Lehmtrögen. Sie sind fast in jedem H a u s e nachzuweisen gewesen u n d können somit als wichtiger Bestandteil der Hausinnena u s s t a t t u n g bezeichnet werden. Uber ihre ursprüngliche Form und Größe sind Angaben nicht mehr möglich, weil in keinem Falle noch der zusammenhängende Rest eines solchen Behälters angetroffen worden ist. E s t a u c h t deshalb die Frage auf, ob diese größten Vorratsgefäße der Siedler nicht in den Bereich der nur schwer herstellbaren Gegenstände hineingehören u n d deshalb vor der Vernichtung der Häuser, wenn eine solche vorausgesetzt werden darf, geborgen worden sind. Zweifellos ist f ü r die Herstellung einer solchen W a n n e eine relativ große Menge von Lehm oder Ton nötig, deren Beschaffung in unmittelbarer Nähe der Siedlung nach unseren heutigen Kenntnissen nicht leicht möglich war. D a ß die hergestellten Gefäße nicht so einfach zu ersetzen waren, wie das vom W e r t des Materials her angenommen werden könnte, beweisen die durchgebohrten Löcher in einer relativ großen Anzahl von Gefäßscherben, die wir berechtigterweise als Flickstellen geplatzter Gefäßwandungen bezeichnen dürfen. Der Ton der Lehmwannenreste ist sehr stark mit organischen Materialien gemagert worden, um wahrscheinlich ein Reißen desselben beim Brennen zu verhindern. Ob die dadurch erreichte Gewichtsreduzierung ein von vornherein beabsichtigtes Merkmal dieser Gefäßherstellung gewesen ist, kann noch nicht beantwortet werden. Über ihren Verwendungszweck sind nur Vermutungen möglich. Sie werden aber auch hier vorwiegend f ü r die Unterbringung von Vorräten gedient haben, wie das auf anderen Fundstellen mit K e r a m i k dieser Art sicher nachgewiesen worden ist 2 4 ). Die immer unbearbeitete Bodenunterseite der Lehmwannen mit zahlreichen Abdrücken, je nach der Beschaffenheit des Bodens, auf dem die Errichtung derselben vorgenommen wurde, m a c h t häufig eine genaue Bestimmung unmöglich, ob es sich um den Rest einer L e h m w a n n e oder eines Wandbewurfes handelt. Neben diesen häufiger vorkommenden Keramikformen treten auch in geringem Maße Einzehtücke auf. die mit Hilfe typologischer Vergleichsmerkmale keine Einordnung in die betreffenden Gruppen zulassen. Dies trifft besonders f ü r eine kleine Flasche zu, die der Form nach in die späte Völkerwanderungszeit gehören könnte (Taf. l j ) . I h r e mehr birnenförmige F o r m ist im Bereich der slawischen Keramik nicht üblich, so daß ein Weiterleben spätvölkerwanderungszeitlicher Anregungen bzw. Elemente auch hier angenommen werden muß. Die hier zu berücksichtigenden F u n d u m s t ä n d e waren leider nicht so, daß von hier aus eine weitere Aussage zu diesem interessanten Gefäß gegeben werden kann. Das Gefäß wurde außersl

) Vgl. hierzu auch die Zusammenstellung der Fundplätze mit Wannenresten von L. Skruzn^ (19(54, fS. 370ff.). Zahlreiche und zum Teil noch sehr gut erhaltene Wannen sind auch in der Burg ,,B" von Tornow, K r . Calau, nachgewiesen worden. Ihr Verwendungszweck als Vorratsgefäße war hier einwandfrei zu belegen (J. Herrmann, 19(i(i, S. 87 ff.).

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BRUNO KRÜUKU

halb eines Hauses in einer leichten V e r f ä r b u n g gefunden. E s ist d e m z u f o l g e v o n sieh aus nicht datier bar und könnte älter sein als die Siedlung. E i n weiteres recht interessantes und einmaliges Stück ist der B o d e n eines Gefäßes ( A b b . 31 g, Tat'. 4 d ) . E r ist v o n stark rundlicher F o r m m i t schräg nach oben ausladenden Seitenwänden. L e i d e r ist die gesamte obere H ä l f t e des Gefäßes zerstört, so daß seine endgültige Form nicht mehr erkennbar ist. Dieses Gefäß, einwandfrei zur slawischen Siedlungsperiode zugehörig, könnte entfernt m i t den Gefäßen aus den K u r g a n e n der Psiscenkoi- und Krosenskoi-Gruppe der Schitomir-Gegend verglichen werden, die v o n V . P . P e t r o v (1963, S. 36, A b b . 10) als Gefäße v o m Milogradcr T y p v e r ö f f e n t l i c h t worden sind. A u c h hier ist der zeitliche Zusammenhang m i t F u n d e n der frühslawischen P e r i o d e gegeben und auch die zeitliche Fixierung dieser F u n d e für das 5 . - 8 . Jh. entspricht ganz der zeitlichen Einordnung des Einzelstückes von Dessau-Mosigkau. D i e Standfläche des Gefäßes ist auf Grund seiner starken K r ü m m u n g so beschaffen, daß es nur m i t einer entsprechenden A b s t ü t z u n g oder nach erfolgter Eintief u n g in den E r d b o d e n zum Stehen g e k o m m e n sein kann. D e r oben beschriebene K e r a m i k b e s t a n d der Siedlung, der insgesamt gesehen eine einfache Fertigungstechnik seiner Hersteller zeigt und überwiegend unverziert ist, hat in einigen F o r men unübersehbare Traditionen spätvölkerwanderungszeitlicher

germanischer A r t .

Dazu

gehören aber einige Stücke, die eine ganz andere Herstellungstechnik aufweisen und daher vorerst als nicht einheimisch bezeichnet werden müssen. E s handelt sich hierbei um die Reste v o n sehr gut gedrehten Gefäßen m i t kantig gestrichener nach außen gelegter R a n d l i p p e , die ausnahmslos verziert sind. Diese G e f ä ß a r t ist m i t j e einem E x e m p l a r , im H a u s 4 und i m Haus 10, also i m ältesten Häuserring ( A b b . 21p, 22f.), vereinzelt aber auch in den anderen Siedlungsphasen vertreten. D i e Scherben bestehen i m Gegensatz zu der sonstigen Masse der K e r a m i k aus einem guten, feingemagerten T o n , sie sind außen relativ g l a t t und stellen somit etwas Besonderes im Siedlungsinventar dar. Ohne Berücksichtigung der Fundzusammenhänge würde m a n diese Scherben nach der bisher üblichen Einteilung auf Grund ihrer besonderen technischen Merkmale d e m 10. Jh. zuweisen. Jedoch können sie k a u m zum einheimischen Material gerechnet werden, weil zwischen diesem und den oben erwähnten Stücken ein so starker technischer Unterschied besteht, daß eine E n t w i c k l u n g v o n dem E i n e m zum A n d e r e n ohne eine e v t l . Zwischenstufe nur schwer denkbar ist. D i e Gefäße sind völlig gedreht. Die auf der R a n d l i p p e

einiger Stücke

eingearbeitete,

mit

derselben

verlaufende

leicht

eingefügte A b s t u f u n g , die allerdings auch eine Erscheinungsform der technischen Herstellung sein kann, ist ein weiteres M e r k m a l dieser K e r a m i k ( T a f . I r ) . F ü r die der Wahrscheinlichkeit nahekommende V e r m u t u n g , hier nicht einheimische, d. h. v o n außen übernommene Stücke sehen zu müssen, sprechen auch die an dieser K e r a m i k durchgeführten Brenn versuche, die eine durchschnittliche Brenntemperatur v o n über 800 G r a d ergeben haben. D a eine solche T e m p e r a t u r h ö h e mittels eines offenen Feuers nicht mehr erreicht werden

kann,

sind fortgeschrittene B r e n n v e r f a h r e n in den entsprechenden Ö f e n notwendig, die f ü r die Siedlung in Dessau-Mosigkau auf Grund des sonstigen weit überwiegenden und d a m i t allgemeingültigen K e r a m i k i n v e n t a r s nicht vorausgesetzt zu werden brauchen und auch nicht nachgewiesen werden können. Diese Gefäße fallen außerdem durch eine relativ starke W a n dung auf, die als F o l g e der angewendeten Drehtechnik aufzufassen ist. D i e besten Parallelen f ü r diese Gefäße finden sich in der C S S R . Sie sind u. a. v o n J. P o u l i k (1948, T a f . L X , A b b . 1, T a f . 26, A b b . 6) in seiner A r b e i t über das altslawische Mähren, v o n J. Eisner innerhalb der v o n Devinskä N o v ä V e s abgebildeten K e r a m i k (u.a. A b b . 55, N r . 8, A b b . 104), v o n Z. V a n a ( K e r a m i k aus d e m älteren B u r g w a l l h o r i z o n t ) v o n Vlastislav (1964, S. 431) publiziert worden. Vergleichbare Gefäße dieser A r t liegen auch aus der Slowakei v o r , die v o n D . B i a l c k o v ä (1962, S. 99, A b b . 2 und 3) veröffentlicht w o r d e n sind. E i n Unterschied zu den zuletzt genannten Gefäßen besteht jedoch darin, daß sie eine Zonenverzierung tragen, in der sich die Wellenlinie m i t dem umlaufenden Gurtungsband ablöst. Dieser N a c h w e i s fehlt

auf

den

Gefäßen von Dessau-Mosigkau. Es dominiert hier das einfache Wellenband, das in mehreren

Dir Ausgrabungsergebnisse. Die Keramik

71

Folgen vorwiegend im Bereich der Schulter des Gefäßes angebracht ist (Abb. 24p, 26g, 11, 27e, j , u , 28p, 30n, 311, 35g). N u r a n einem Gefäß ist durch Kreuzung von senkrecht und waagerecht umlaufenden G u r t b ä n d e r n mit dazwischen liegenden senkrechten Wellenbändern eine Art Kassettenmuster entstanden, das in seiner vorliegenden Form eine einmalige Erscheinung innerhalb der gesamten Keramik darstellt (Taf. l q ) . Auf die häufig an diesen Gefäßen stark nach außen umgelegten kantigen Randbildungen sei in diesem Zusammenhang auf Grund eines neuen Ausgrabungsberichtes von Z. Klanica über die Untersuchungen in der Vorburgsiedlung von Mikulcice verwiesen, wo ähnliche T y p e n auftreten. Es heißt hierzu wörtlich „Bemerkenswert sind Randscherben, deren massiver oberer Teil irgendein flaches „Sims" bildet. Diese simsartigen R ä n d e r kommen größtenteils in altertümlichen F u n d k o m plexen vor, auch wenn sie selbst überwiegend einer technisch ziemlich entwickelten Keramik angehören (Z. Klanica, 1964, S. 59). Die Datierung dieser Gefäße in die vorgroßmährische Zeit (mit Hilfe einiger Metallfunde wird das 7. J h . f ü r wahrscheinlich gehalten) würde zeitlich mit den Gefäßen von Dessau-Mosigkau korrespondieren. Das gleiche k a n n f ü r die Gefäße aus Devinskä Nova Ves, aus A b r a h a m u n d wohl auch aus den anderen zitierten Fundstellen aus der CSSR gesagt werden 2 5 ). Abschließend hierzu sei noch einmal auf die Gefäßreste mit dem Kassettenmuster verwiesen. Sie stellen auch durch die weißlich-graue F a r b e des Tones eine einmalige Erscheinung dar. Da es sich sicher u m ein Gefäß gehandelt haben muß, das nicht in der einheimischen Keramik seinen Platz zu haben scheint, ist ebenfalls die Frage nach seiner H e r k u n f t zu klären. Die Weißfärbung des Gefäßes geht auf eine starke Beimischung von Kalkbestandteilen im Ton zurück, die sich während des Brennverfahrens an der Oberfläche während des Verdunstungsvorganges absetzen. E s handelt sich also hier um eine Besonderheit des Ausgangsmaterials, das vom S t a n d p u n k t der Gefäßherstellung u n d damit evtl. zusammenhängender lokaler Herstellungsgebiete mit Gefäßen dieses speziellen Materials bisher noch nicht für diesen Zeitraum untersucht worden ist. Aber schon die Durchsicht der Scherben aus den ältesten slawischen Siedlungsschichten, den Schichten A u n d B aus dem Leipziger S t a d t k e r n h a t betreffs Tonzusammensetzung u n d auch teilweise der Formgestaltung ein ähnliches Material ergeben, das zu Vergleichszwecken herangezogen werden kann 2 6 ). Ob die auffällige Tonstrukt u r zu solchen Vergleichen geeignet ist, k a n n m a n gegenwärtig noch nicht mit Sicherheit b e a n t w o r t e n ; die nötige Ausgangsbasis ist hierzu noch nicht erarbeitet worden. Der Hin25

) Uber die Anregung zur Herstellung soleher Gefäße bzw. über den Ausgangspunkt solcher Techniken in frühslawischer Zeit haben sich noch keine einheitlichen Ansichten erarbeiten lassen. Es wird aber gerade von tschechoslowakischer Seite in letzter Zeit häufiger auf Einflüsse aus dem römischen Gebiet hingewiesen. So vertrat z. B. L. Niederle (1953, S. 305) die Meinung, daß die Slawen die grundlegende Form des Topfes mit dem steilen und niedrigen Hals mit an die Donau brachten, wo sie diese der römischen Form anpaßten. J . Poulik weist ebenfalls auf römische Einflüsse innerhalb der ältesten slawischen Keramik hin, die seiner Meinung nach aus Südpolen gekommen sind (1951, S. 99ft). Bezugnehmend auf die awarische Besiedlung Pannoniens weist B. Svoboda ebenfalls auf römische Traditionen noch im 7. J h . hin, die sich auf die materielle Kultur der Awaren ausgewirkt haben (1953, S. 101 ff.). J . Eisner (1963, S. 337ff.) macht auf die römische Herkunft des Wellenbandes und auf eingestochene Streifen aufmerksam. Beide Verzierungsarten kommen sowohl auf den Krausengefäßen als auch auf der Keramik des Burgwalltypes vor. Ahnlich wie J . Poulik weist auch Eisner auf die Möglichkeit der Übernahme einer solchen Verzierung von südpolnischen Krausengefäßen hin. Aus südpolnischen Gebieten stammt nach ihm die Anregung zu dem nachstehend im Text erwähnten Kassettenmuster, das von ihm als einheimisch slawisch bezeichnet wird. E. Beninger (1962, S. 224) f ü h r t zu der Frage der evtl. vorhandenen römischen Traditionen im slawischen Material folgendes aus „An Hand der provinzialrömischen W'ellenbandverzierung kann man, wie man heute weiß, bestenfalls die Frage erörtern, wo und wann die slawischen Töpfer diese Technik kennenlernten und übernahmen". Auf den engen Zusammenhang von römerzeitlicher und slawischer Besiedlung hat neuerdings auch V. Budinsky-Kricka (1963, S. 5ff.) hingewiesen. Das aus der Siedlung von Presov vorgelegte Material (1963, Taf. 2, 3, 4, 12, 13) zeigt sehr starke Ähnlichkeiten mit dem erwähnten Stücken aus der Siedlung von Dessau-Mosigkau. Ähnliche Kontakterscheinungen liegen auch aus zwei Siedlungen der römischen Kaiserzeit (südl. Slowakei) vor (M. Lamiova-Schmiedlova, 1963, S. 59ff. Taf. 2,3). 2(i ) Nach Mitteilung von H. Kiias, Arbeitsstelle für Kunstgeschichte der DAW Berlin, der an der Ausgrabung beteiligt war und später Fundbergungen mit ähnlichem Material im Altstadtgebiet von Leipzig vorgenommen hat.

BRUNO Kritiku

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weis soll jedoch gegeben werden, um die Forschung zu neuen Überlegungen und Arbeitsmethoden anzuregen. I m Zusammenhang mit der Behandlung der fünf mit einem rundlichen Achseindruck versehenen Bodenstücke t a u c h t die Frage auf, ob die Ke,nntnis der Drehscheibe u n d die d a m i t verbundene Herstellung von gedrehten Gefäßen nicht auch f ü r die Siedler auf dem ,,Zoberberg" vorausgesetzt werden muß. Eine eindeutige Antwort hierauf k a n n leider nicht gegeben werden. F ü r eine positive Beantwortung dieser Frage würden einige Randlippen u n d Halspartien unter den einheimischen Stücken sprechen. Bei ihnen ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob die deutlich erkennbaren, regelmäßig u n d sauber um den entsprechenden Gefäßteil herumlaufenden Wischspuren die Ausführung einer gekonnten Handfertigung oder das P r o d u k t der Anwendung einer Drehscheibe sind. Da es weiterhin keine sicheren Anhaltspunkte d a f ü r gibt, daß die oben behandelten gedrehten und von außerhalb in die Siedlung gelangten Gefäße mit den vorliegenden Böden, auf denen die Achseindrücke zu erkennen sind. zusammengehören 2 7 ), d ü r f t e mit einem sporadischen Beginn der Benutzung der H a n d töpferscheibe im Verlaufe der Gesamtsiedlungszeit an dieser Stelle zu rechnen sein. Weil leider der direkte Nachweis f ü r die Benutzung der Töpferscheibe in dieser frühen Zeit bisher noch nicht gelungen ist, m u ß auf indirekte u n d nicht immer eindeutige Hinweise zurückgegriffen werden. Daß die Benutzung der Töpferscheibe aber schon in einer recht frühen Periode der slawischen Siedlung in dem hier behandelten speziellen Verbreitungsgebiet angenommen werden muß, zeigen u. a. die F u n d s t ü c k e aus den Torfschichten des Göttwitzer Sees bei Mutzschen, K r . Grimma (W. B a u m a n n , 1961, S. 83), die in A n k n ü p f u n g an die Formen des Keramikinventars von Dessau-Mosigkau durchaus in die erste H ä l f t e des 8. J h . datiert werden können. b)

Hpinnivirtel

Zum keramischen I n v e n t a r sind auch die Spinnwirtel zu rechnen, die ausnahmslos aus diesem Material hergestellt worden sind. Von den 27 Spinnwirteln sind 18 in Häusern u n d der Rest in Gruben oder als Lesefund geborgen worden. Das Material ist ohne Ausnahme Ton bzw. Lehm. Die Verarbeitung variiert. I m allgemeinen überwiegt die gut erkennbare H a n d f e r t i g u n g ; nur einige scheinen abgedreht zu sein, wobei offen bleiben muß, ob die gleichmäßige R u n d u n g und die zentrische angeordnete Öffnung nicht auch mit der bloßen H a n d erreicht werden kann. Ausgesprochen primitiv wirkende Exemplare sind nicht vorhanden. Die Größe der Wirtel ist verschieden, soweit vom einzelnen besonderen Stück ausgegangen wird. I m allgemeinen handelt es sich aber um eine wenig voneinander abweichende Größe, die dem üblichen und allgemein bekannten Wirtelausmaß entspricht. Grundsätzlich verschieden ist dagegen die Formgestaltung der vorliegenden Exemplare. Neben der doppelkonischen F o r m ( z . B . Abb. 41, 5, 11, 17. 19, 25, 28), deren verwaschene F o r m d a n n eine mehr ovale Gestalt a n n i m m t (Abb. 41. IG, 26), kommen scheibenförmige, runde, scheibenförmig-kantige, scheibenförmig-abgerundete (Abb. 41,10, 12, 14) u n d einfach-konische Stücke (Abb. 41,8) vor. Die Spinnwirtel stellen im allgemeinen kein besonderes typisches frühslawisches Formen gut dar. Die gleichen Formen kommen sowohl in früheren Zeiten als auch später vor. Eine Ausnahme sei hier allerdings erwähnt, die bei der Datierung der Siedlung besonders berücksichtigt wird. Es handelt sich um den einfach-konischen Spinnwirtel, wie er n u r in der davor liegenden Zeit vorkommt. E r fehlt, soweit auf die jüngeren Stücke, die von anderen Plätzen vorliegen, verwiesen werden kann, in der sog. mittel- u n d spätslawischen Zeit ganz 2 8 ). -') Als Ausnahme wäre das Haus 4 in der ältesten Siedlungsphase zu nennen, wo neben einem einzigen gedrehten l'andscherben mit weit ausgelegter kantiger Lippe nur einer der wenigen Gefäßböden mit Achseindruck vorkommt. Ein gleicher Spinnwirtel ist aus der Burg ,.B" von Tornow, Kr. Calau, bekannt geworden, der liier im Speicher Iii gelegen hat (,1. Herrmann, 1900, Abb. 37j).

"Die Ausgrabungsergebnis«. Die Keramik

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Abb. 41. Kleingerät aus dem gesamten Siedlungskomplex 1 - 3 0 ) Spinnwirtel [1) Haus 1; 2, 3, 4) Haus 2; 5, 6) Haus 4; 7) H a u s 5; 8, 9) Haus 6; 10) Haus 8; 11) Haus 9: 12) Haus 11; 13, 14) Haus 13; 15, 16) Haus 16; 17, 18) Haus 17; 19) Grube 76; 20) Haus 19; 21, 22, 23) H a u s 30; 24) Haus 35; 2 5 - 3 0 ) Flächenfunde]: 3 1 - 5 0 ) Messer [31) Haus 5; 32, 34) Haus 6; 33) Haus 11; 35, 36, 37) Haus 16; 37a) Haus 24; 38) Haus 19; 39, 40) Haus 26; 41,42) Haus 27; 43) Haus 29; 44,45) Haus 38; 46) Grube 66; 48) Haus 17; 46,46 a, 47,49,50) Flächenfunde]; 5 1 - 5 9 ) Knoehenpfrieme [51) Haus 2; 52) Haus 17; 53, 54) Haus 8; 55) Haus 7; 56) H a u s 14; 57) Haus 16; 58) Haus 20; 59) Haus 5]; 60) Tonperle aus H a u s 2 6 ; 61 - 6 4 ) Schleifsteine [61) Lesefuiul; 62) Haus 18; 63) Haus 26; 64) Haus 1]; 65) Divilagenkamm aus Grube 126

ÜKUNO KiuriiKK

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Die Verteilung der Lage der Wirtel in den Häusern ist verschieden. Obwohl auch hier der reine Zufall eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen kann, sei trotzdem erwähnt, d a ß die Wirtel überwiegend in der Osthälfte der Häuser gefunden worden sind, wobei sich die Mehrzahl der Spinnwirtel auf dem Südostsektor derselben befand, in den häufig der Eingang der Häuser hineinführte. Hinweise auf einen besonderen Platz innerhalb des Hauses f ü r die Tätigkeit des Wollespinnens sind also von der Verteilung der Wirtel in den Häusern her nicht bzw. kaum zu entnehmen. Auch die Aufgliederung der Stücke auf die einzelnen Häuser läßt keine Schlußfolgerungen zu. Es wurden n u r in 12 Häusern Spinnwirtel gefunden, wobei 3 Exemplare in einem H a u s die höchste Anzahl darstellten. Auffallend bei allen Exemplaren ist die Stärke bzw. die Größe des Durchmessers der in den Wirtein befindlichen Löcher f ü r die A u f n a h m e des Wirtelstabes (Abb. 41).

6. Die Metallfunde aus der Siedlung a) Messer, Sichel, Pfeil- und

Speerspitzen

I m Gegensatz zu der großen Zahl der keramischen Reste steht die kleine Anzahl von F u n d gegenständen anderer Materialherkunft. Obwohl die Eisenproduktion bei den hier lebenden Slawen scheinbar keine größere Rolle gespielt h a t — Hinweise sind direkt nicht beobachtet worden, das Raseneisenerz ist aber noch heute in der unmittelbaren N ä h e der Siedlung aufzufinden —, ist die Zahl der Metallgegenstände als drittgrößte F u n d g r u p p e zu bezeichnen, die zur Auswertung gelangen kann. Unter den Metallgegenständen nehmen die Messer die größte Anzahl ein. Es handelt sich um Griffangelmesser, soweit eine Aussage vom Gegenstand her möglich ist (Abb. 41, 31 — 50, Taf. 2v). Bei n u r einer Ausnahme liegt die Wahrscheinlichkeit sehr nahe, hier den Rest eines Klappmessers geborgen zu haben (Abb. 41, 48). Die Ausbildung der Griffangel ist verschiedenartig. Neben relativ schmal ausgeschmiedeten Formen kommen auch sehr breite vor, die nur durch einen kleinen Absatz von der Schneide getrennt sind. Ihre Länge variiert ebenfalls. In einem Falle ist die Griffangel durch einen Buntmetallring (Bronze oder Kupfer) von der Schneide getrennt, die die gleiche Gestaltung h a t wie die Angel (Abb. 41,49). I n letzterer zeugen Nietlöcher davon, daß hier im Gegensatz zu den anderen Messergriffgestaltungen beiderseits P l a t t e n vorhanden waren, die mittels Nieten an der Griffangel befestigt waren. Alle anderen Messergriffe müssen auf Grund der vorliegenden Angeln geschlossen gewesen sein. Sie sind auf die Spitze der Griffangel aufgeschoben worden. Bei einem Exemplar ist gut erkennbar, daß nach dem Aufschieben des Griffes die Spitze der Angel zur besseren Befestigung des Ganzen umgeschlagen worden ist (Abb. 41,46a). Über die Gestaltung der Messergriffe fehlen jegliche Anhaltspunkte, während der gesamten Grabung ist kein einziges Exemplar gefunden worden. E s ist anzunehmen, daß sie vorwiegend aus Holz waren. Fin anderes Material, z. B. Knochen, h ä t t e sich halten müssen; zumal f ü r die aus den Siedlungsgruben der Häuser stammenden Messer die Erhaltungsbedingungen günstig waren. Zahlreiche Tierknochen beweisen das. Die Gestaltung der Messerschneide ist im wesentlichen nach einem einheitlichen Prinzip vollzogen worden. Sie läuft in der Regel langsam in die Spitze aus, die auch leicht nach oben ausgezogen sein kann. Bei zwei Exemplaren gibt es Abweichungen von der häufigeren Form insofern, als hier der Übergang zur Messerspitze im vorderen Teil der Schneide in Gestalt eines gut erkennbaren Knickes stärker hervorgehoben ist. Diese Messerschneiden erinnern mehr an die Formen des modernen Taschenmessers (Abb. 41. 38, 42). Die Länge der Schneiden variiert zwischen der kleinsten feststellbaren Größe von 5 cm und der größten Länge von 8,5 cm; ihre durchschnittliche Länge beträgt 7 cm. Iis handelt sich also um relativ kleine Messer, deren Benutzung für den tag-

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Die Verteilung der Lage der Wirtel in den Häusern ist verschieden. Obwohl auch hier der reine Zufall eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen kann, sei trotzdem erwähnt, d a ß die Wirtel überwiegend in der Osthälfte der Häuser gefunden worden sind, wobei sich die Mehrzahl der Spinnwirtel auf dem Südostsektor derselben befand, in den häufig der Eingang der Häuser hineinführte. Hinweise auf einen besonderen Platz innerhalb des Hauses f ü r die Tätigkeit des Wollespinnens sind also von der Verteilung der Wirtel in den Häusern her nicht bzw. kaum zu entnehmen. Auch die Aufgliederung der Stücke auf die einzelnen Häuser läßt keine Schlußfolgerungen zu. Es wurden n u r in 12 Häusern Spinnwirtel gefunden, wobei 3 Exemplare in einem H a u s die höchste Anzahl darstellten. Auffallend bei allen Exemplaren ist die Stärke bzw. die Größe des Durchmessers der in den Wirtein befindlichen Löcher f ü r die A u f n a h m e des Wirtelstabes (Abb. 41).

6. Die Metallfunde aus der Siedlung a) Messer, Sichel, Pfeil- und

Speerspitzen

I m Gegensatz zu der großen Zahl der keramischen Reste steht die kleine Anzahl von F u n d gegenständen anderer Materialherkunft. Obwohl die Eisenproduktion bei den hier lebenden Slawen scheinbar keine größere Rolle gespielt h a t — Hinweise sind direkt nicht beobachtet worden, das Raseneisenerz ist aber noch heute in der unmittelbaren N ä h e der Siedlung aufzufinden —, ist die Zahl der Metallgegenstände als drittgrößte F u n d g r u p p e zu bezeichnen, die zur Auswertung gelangen kann. Unter den Metallgegenständen nehmen die Messer die größte Anzahl ein. Es handelt sich um Griffangelmesser, soweit eine Aussage vom Gegenstand her möglich ist (Abb. 41, 31 — 50, Taf. 2v). Bei n u r einer Ausnahme liegt die Wahrscheinlichkeit sehr nahe, hier den Rest eines Klappmessers geborgen zu haben (Abb. 41, 48). Die Ausbildung der Griffangel ist verschiedenartig. Neben relativ schmal ausgeschmiedeten Formen kommen auch sehr breite vor, die nur durch einen kleinen Absatz von der Schneide getrennt sind. Ihre Länge variiert ebenfalls. In einem Falle ist die Griffangel durch einen Buntmetallring (Bronze oder Kupfer) von der Schneide getrennt, die die gleiche Gestaltung h a t wie die Angel (Abb. 41,49). I n letzterer zeugen Nietlöcher davon, daß hier im Gegensatz zu den anderen Messergriffgestaltungen beiderseits P l a t t e n vorhanden waren, die mittels Nieten an der Griffangel befestigt waren. Alle anderen Messergriffe müssen auf Grund der vorliegenden Angeln geschlossen gewesen sein. Sie sind auf die Spitze der Griffangel aufgeschoben worden. Bei einem Exemplar ist gut erkennbar, daß nach dem Aufschieben des Griffes die Spitze der Angel zur besseren Befestigung des Ganzen umgeschlagen worden ist (Abb. 41,46a). Über die Gestaltung der Messergriffe fehlen jegliche Anhaltspunkte, während der gesamten Grabung ist kein einziges Exemplar gefunden worden. E s ist anzunehmen, daß sie vorwiegend aus Holz waren. Fin anderes Material, z. B. Knochen, h ä t t e sich halten müssen; zumal f ü r die aus den Siedlungsgruben der Häuser stammenden Messer die Erhaltungsbedingungen günstig waren. Zahlreiche Tierknochen beweisen das. Die Gestaltung der Messerschneide ist im wesentlichen nach einem einheitlichen Prinzip vollzogen worden. Sie läuft in der Regel langsam in die Spitze aus, die auch leicht nach oben ausgezogen sein kann. Bei zwei Exemplaren gibt es Abweichungen von der häufigeren Form insofern, als hier der Übergang zur Messerspitze im vorderen Teil der Schneide in Gestalt eines gut erkennbaren Knickes stärker hervorgehoben ist. Diese Messerschneiden erinnern mehr an die Formen des modernen Taschenmessers (Abb. 41. 38, 42). Die Länge der Schneiden variiert zwischen der kleinsten feststellbaren Größe von 5 cm und der größten Länge von 8,5 cm; ihre durchschnittliche Länge beträgt 7 cm. Iis handelt sich also um relativ kleine Messer, deren Benutzung für den tag-

Dir Ausgrabungsergebiiis.se. Metallfunde

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liehen Bedarf bestimmt gewesen sein wird. Der Messerrücken ist in der Regel 3 mm breit. Nur bei einem Exemplar ist eine Breite an dieser Stelle von 5 mm erreicht worden. Die Messerformen bieten typologisch keine besonderen Anhaltspunkte. Sie sind in der gleichen Gestaltung aus älterer Zeit bekannt, sie kommen andererseits in der gleichen Form auch Jahrhunderte später vor. Eine Ausnahme hierzu scheinen lediglich die Stücke zu bilden, auf denen entweder ein- oder auch beidseitig sog. Blutrinnen angebracht sind, die in der jüngerslawischen Zeit nur noch sporadisch auftreten. Zahlreiche Parallelen hierzu bieten die Messer vorkommen aus der späten Völkerwanderungszeit 29 ). Der Ausgangspunkt dieser sog. Blutrinnen auf den frühslawischen Messern scheint eine Relikterscheinung zu sein, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Blutrinnen der spätvölkerwanderungszeitlichen Saxe zurückführen läßt. Dafür würde nicht nur die zeitliche Aufeinanderfolge bzw. das Nebeneinanderlaufen beider Formen sprechen, sondern auch die Tatsache, daß innerhalb der frühslawischen Fundkomplexe aus dem ostpolnischen und sowjetischen Bereich, die bis heute veröffentlicht worden sind, eine solche Erscheinung an den dort gefundenen Messern kaum beobachtet worden ist. Haben wir im merowingischen Bereich der Reihengräberzivilisation noch viele Parallelen, so werden sie — je weiter wir eine solche nach Osten zu suchen — geringer, um, wie es scheint, dann ganz aufzuhören. Eine besonders nennenswerte Ausnahme unter den Messern aus der Siedlung von Dessau-Mosigkau stellt der Rest eines sog. Klappmessers dar (Abb. 41, 48). Auch diese Form dürfte ihre Anregung aus dem germanischen Gebiet erhalten haben, wo Klappmesser seit dem 7. J h . auftreten 3 0 ). Aus dem Grabungsbefund geht nicht hervor, ob die Messer in Scheiden getragen worden sind. Starke anoxidierte Holzreste im Schneidenbereich des Messers aus Haus Nr. 27 (Abb. 41,41). könnten evtl. als der Rest einer ehemaligen Scheide interpretiert werden. Da jedoch eine bindende Aussage nicht gegeben werden kann, muß eine Beantwortung auf diese Frage ausbleiben. Ein Einzelstück, in einem Haus gefunden, stellt der Schneidenteil einer Sichel dar. Im Gegensatz zu den sonst aus slawischer Zeit bekannten Sichelformen mit relativ weit ausgezogener Griffangel besitzt diese Sichel keine Griffangel. Zwei deutlich erkennbare Nietreste zeigen die Art der einstmals vorhanden gewesenen Schäftung (Abb. 36,24, Taf. 2q). Es liegt nahe, hier den Rest einer abgebrochenen Sichel zu vermuten, der dann nachträglich in der vorliegenden Form geschäftet worden ist. Eine solche Überlegung ist besonders deshalb berechtigt, weil es sich um ein Einzelstück zu handeln scheint, für das gegenwärtig keine Parallelen angeführt werden können. Leider bietet der Fundgegenstand selbst keine Anzeichen, die eine positive Beantwortung zuließen. Zum anderen fehlt allgemein eine entsprechende Materialbasis aus Siedlungen der frühslawischen Zeit, mit deren Hilfe die oben angedeutete Frage beweiskräftig beantwortet werden könnte. Der relativ kleine Sichelrest, der im Bereich der Nieten dünn ausgezogen ist, vermag über die Bedeutung der Landwirtschaft allein nichts auszusagen. Die noch vorhandene Schneidenlänge von etwa 20 cm wird nur wenig Unterstützung beim Bergen von Gräsern und anderen Pflanzen geboten haben. Ebenfalls gering an Zahl sind die Fundgegenstände, die auf eine stärkere Jagdausübung hinweisen. Es liegen insgesamt 5 Pfeil-, in einem Fall evtl. auch eine Speerspitze, von jeweils unterschiedlicher Form vor. Drei Spitzen sind in den Hausfüllungen der Häuser Nr. 7, 27 und 36 gefunden worden, die beiden anderen stammen je aus einer Grube und je aus einer leichten Verfärbung neben Haus 27. Alle Spitzen sind aus Eisen und haben eine Tülle. Die Spitze ist entweder bolzenartig oder in Form von zwei gegenüberliegenden Widerhaken aus29

) Wie etwa die neuerdings vorgelegten Messer dieser Art von Mömmlingen, Grab 9 und 10, die auf Grund der Beifunde in die 2. Hälfte des 7. J h . datiert werden können (H. J . Kellner, 1956, S. 123f., Abb. 2 nnd 30). 3() ) Vgl. hierzu die in den Gräbern von Reichenhall Nr. 399 und 450 gefundenen Klappmesser, die eine gute Analogie für das hier zu behandelnde Messer darstellen (H. Preidel, 1940, Taf. 274).

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KKI;C:KI!

gebildet worden. E s h a n d e l t sich bis auf die Spitze (Abb. 36.5, Tai'. 3e) um F o r m e n , die allgemein b e k a n n t u n d f ü r spezielle Zwecke der D a t i e r u n g oder ethnischen A b g r e n z u n g nicht geeignet sind. Ein im slawischen Bereich bisher wiederum n i c h t b e k a n n t e r T y p stellt die v o r s t e h e n d e r w ä h n t e u n d relativ lange Spitze (Abb. 36,5) dar, die zwischen den H ä u s e r n Nr. 10 u n d N r . 15, also im ältesten Bereich der Siedlung, g e f u n d e n worden ist. E s h a n d e l t sieh um eine 20,2 cm lange, aus Eisen geschmiedete Spitze m i t zwei im vorderen Drittel v o m S c h a f t a b g e h e n d e n schlank ausgezogenen W i d e r h a k e n . Die Spitze l ä u f t nach u n t e n zu von einem vierkantigen M i t t e l s c h a f t in eine geschlitzte Tülle aus. rhr ganzer Körper ist e t w a s seitlich gebogen. Diese Spitze, die ihrer L ä n g e wegen wohl k a u m noch als Pfeilspitze bezeichnet werden k a n n , lag in einer m e h r rechteckigen Grube, aus der Knochenreste, Gefäßseherben von spätbronze-früheisenzeitlichen Gefäßen, unverzierte u n d verzierte slawische Keramik u n d einige nicht m e h r sicher b e s t i m m b a r e K e r a m i k r e s t e s t a m m e n . Der Z u s a m m e n f u n d mit einwandfrei frühslawischem Material ist also gesichert, so d a ß die D e u t u n g der Spitze von diesem A s p e k t her zu erfolgen h a t . D a sich im u n m i t t e l b a r e n slawischen Bereich keine Analogien f ü r ein solches Stück nachweisen lassen, liegt es nahe, bei der Grenzlage der Siedlung z u m germanischen Siedlungsgebiet hier nach e n t s p r e c h e n d e n Parallelen oder Anregungen f ü r diese G e s t a l t u n g zu suchen. Die einzige vergleichbare Waffe, die hier in F r a g e k o m m e n würde, wäre der Ango, der als typische W a f f e des Reihengräberkreises bezeichnet werden k a n n u n d der zeitlich absolut gesehen bis in das 7. J h . hineinreicht 3 1 ). Obwohl das geborgene Stück b e s t i m m t e A n f o r d e r u n g e n an die F o r m e n des Ango erfüllt — lang ausgezogene Spitze, W i d e r h a k e n an derselben, ausgezogene u n d offene Schlitztülle —- bleibt doch die v o r h a n d e n e L ä n g e weit hinter den eigentlichen Angonen, die bisher b e k a n n t geworden sind, zurück. E s ist deshalb auch n i c h t möglich, von einem Ango ,.slawischer P r ä g u n g " zu sprechen, obw r ohl einige Merkmale Beziehungen zum Ango a n d e u t e n . Trotz der auch f ü r die germanische W a f f e dieser A r t nicht g e n a u festgelegten erforderlichen L ä n g e ist es r a t sam, hier von einer angoähnlichen Speerspitze zu sprechen. K u r z e Speerspitzen dieser Art sind bereits von L i n d e n s c h m i t als sog. Ü b e r g a n g s f o r m e n zum Ango bezeichnet worden (L. Lindenschmit, 1880 — 89, S. 178). Gleiche Speerspitzen in n i c h t so langer A u s f ü h r u n g (43,5 u n d 36,5 cm Länge) u n d ohne W i d e r h a k e n h a t auch A. Götze veröffentlicht. E s handelt sich u m die F u n d e von einem Gräberfeld aus der Meyerstraße in Weimar, das in das 7. J h . d a t i e r t werden k a n n (A. Götze, 1894, S. 49ff.). Auch die Mosigkauer Spitze m u ß d e m n a c h als eine A r t Zwischenstück zwischen normaler Speerspitze u n d Ango gewertet werden, ohne dabei an einen genetischen Z u s a m m e n h a n g zwischen den Vorformen u n d dem fertigen, echten Ango zu denken. Die einzige vergleichbare Speerspitze aus dem slawischen Verbreitungsgebiet ist d u r c h die A u s g r a b u n g e n in D e m i d o v k a b e k a n n t geworden. D a s von E . A. Smidt veröffentlichte Stück h a t s t a r k e Ähnlichkeiten m i t der Mosigkauer Spitze (E. A. Smidt. 1963. S. 55, Abb. 4,3). Die D a t i e r u n g a u c h dieses Stückes in das 6./7. J h . gibt ebenfalls den zeitlichen R a h m e n an. der f ü r die a n d e r e n Spitzen bereits e r m i t t e l t worden ist. Ü b e r den Verwendungszweck dieser W a f f e k ö n n e n v o m B e f u n d her keine Aussagen g e m a c h t werden. Es ist möglich, d a ß es sich u m ein G e r ä t h a n d e l t , das bei der J a g d a u s ü b u n g b e n u t z t worden ist.

h) Sonstige Metallgegenstände,

(Gebra/uchsgeräte,

Schmuck)

Ein weiteres Einzelstück stellt eine g u t erhaltene S a t t e l g u r t s c h l a u f e mit eindeutiger B r o n z e t a u s c h i e r u n g dar. die im H a u s e N r . 5 geborgen worden ist (Abb. 36,25. Tai'. 3d). Sie ist aus einem vierkantigen E i s e n s t a b geschmiedet u n d an der kleinen rundlichen Öse 31

) Siehe u. a. E . A. Geßler (1908, S. 43) der f ü r eine zeitliche F e s t l e g u n g in d a s 6. u n d 7. J h . plädiert. In einem m ü n z d a t i e r t e n G r a b von G a m m e r t i n g e n ist die erste H ä l f t e des 7. J h . f ü r den m i t g e f u n d e n e n Ango zu berücksichtigen (J. Werner, 1935, S. 56). Das gleiche ist f ü r den Ango a n s Grab 50 von Eichloch zu sagen (ders. 1935, Taf. 21,3). Zu einer ahnlichen Zeitstellung k o m m t B. S c h m i d t (1901, S, 151) f ü r die Angonen uns dem mitteldeutschen R a u m .

Die Ausgrabungscrgebnisse. Metallfunde

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zusammengefügt worden. Die Tauschierung, die sich sowohl auf der Öse als auch auf dem Steg befindet, ist in sauberer Technik in das Eisen eingelegt worden. Sowohl die Form als auch die technische Ausführung dieser Schlaufe ist bei den Slawen bisher unbekannt geblieben. Es ließen sich hierzu weder im vorgelegten Schrifttum noch vermittels Umfragen Parallelstücke nachweisen, die zur Unterstützung der Wesensdeutung dieses Stückes herangezogen werden können. Die Metalltauschierung, die bei den Slawen dieser Entwicklungsepoche nahezu unbekannt zu sein scheint, wird dagegen von den Germanen, u. a. auch von den Franken und Thüringern, seit etwa Mitte des 6. J h . geübt. Es liegt also nahe, auch in diesem Falle hier nach weiteren Anhaltspunkten für ein näheres Eingehen auf diese Schlaufe zu suchen. Ein sehr gutes Parallelstück für die technische Ausführung stellt die eiserne Gürtelschlaufe mit Silbertauschierung aus dem Grab Nr. 8 des Gräberfeldes von Reuden, Kr. Zeitz, dar 32 ), die in die späte Völkerwanderungszeit datiert werden muß. Sowohl diese Datierung als die auch von A. Götze vertretene Auffassung, daß mit dem Erscheinen des Tierstiles I I tausehierte Eisensachen in merowingischen Gräbern auftreten (A. Götze, 1912, S. 24), lassen vom rein zeitlichen Aspekt her sowohl eine Verbindung in dieser Richtung erwarten, als auch den Fund des einen oder anderen Stückes im frühslawischen Grenzgebiet durchaus als möglich erscheinen. Im Reitergrab VI von Sahlenburg-Galgenberg, Kr. Land Hadeln (bei Hamburg), sind darüber hinaus auch in der Form sehr ähnliche tausehierte Sattelgurtschlaufen gefunden worden 33 ), so daß sich die bereits angedeuteten Beziehungen — zumindest in der Formverwandtschaft — auch hier klar aufzeigen. Die etwas kürzer gehaltenen Schlaufen, deren Gurtösen im Gegensatz zu der von Dessau-Mosigkau rundlich-oval gestaltet sind, gehören hier in die 2. Hälfte des 8. J h . Auch der Rest einer ehemaligen Gliederkette, ebenfalls aus Eisen, an den Enden als Schlaufe ausgebildet und mit einigen Windungen zum Innern des Kettengliedes versehen, ist ein Einzelfund geblieben. Er wurde in der Hausfüllung des Hauses 23 geborgen (Abb. 36, 12. Taf. 2d), gehört also ebenfalls einwandfrei zur Siedlung. Nahezu die gleiche Gliederforni haben Ketten, die u. a. in Triensbach, Kr. Crailsheim (H. Zürn, 1965, S. 52, Abb. 9,1 u. 2) in Cobern. Kr. Koblenz (J. Werner, 1935, S. 102, Taf. 35, A3), in Westhofen, Kr. Worms (G. Behrens, 1947, S. 52, Abb. 113, Nr. 0 14354), in Oberolm (Rheinhessen und an der Rehbacher Steige bei Nierstein, Kr. Rheingau (L. Lindenschinit, 1858, H. 4, Taf. 7,1 u. 5) gefunden worden sind. Obwohl die aus dem fränkischen Gebiet stammenden Ketten dieser Art vorwiegend aus Bronzedraht hergestellt worden sind, ist die gleiche Form und Technik mit dem Rest einer solchen Kette von Dessau-Mosigkau so auffällig, daß eine Ableitung dieses Einzelfundes beim gegenwärtigen Forschungsstand nur von diesen Gebieten her möglich ist. Der Gebrauchszweck ist durch den Nachweis ganzer Gehänge, wie etwa dem von Triensbach, Kr. Crailsheim, sicher nachgewiesen. Es handelt sich hier wahrscheinlich um einen Frauenschmuck, der auch in Gräbern gefunden wird, wie es u. a. der Fund von Cobern beweist (J. Werner, 1935, S. 61). Das Grab 2 von Cobern gibt auch durch die Beigabe eines Solidus des Phocas eine gute zeitliche Stütze für das Auftreten dieser Ketten auch für die erste Hälfte des 7. Jh. Der slawische Siedlungsbereich bietet, soweit eine Übersicht hierzu erarbeitet werden konnte, keine direkten Analogien zu unserem Fundgegenstand. Interessant sind jedoch einige wenige Stücke aus Rzawenie, pow. Pskowski, kurhan 2, die unverkennbare Ähnlichkeiten mit dem Mosigkauer Stück aufweisen (K. Musianowicz, 1948/49, Taf. 1, Nr. 14). Bei diesen Stükken ist bereits der ganze Innenteil der Glieder mit der von der Schlaufe ausgehenden Drahtwicklung ausgefüllt, was vom reinen typologischen Standpunkt aus betrachtet eine Weiterent31

) Vgl. hierzu B. Schmidt (1961,) wo auf der Tafel 45, t die Schnalle abgebildet ist. Der auf Seite 140 gegebene Verweis dürfte lediglich als Verwechslung aufzufassen sein. 33 ) Freundliche Mitteilung von Prof. Dr. J . Werner, München, dem gleichzeitig f ü r den Hinweis an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Siehe auch F. Stein, Adelsgräber des 8. Jahrhunderts in Deutschland. Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit A 9 (im Druck), Taf. 62—63.

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.BRUNO K R Ü U K R

Wicklung der Mosigkauer Form sein könnte. I m Gegensatz zu den Gehängen des germanischen Bereiches, die aus mehreren Gliedern bestehen u n d so den Charakter von K e t t e n erhalten, ist das von K. Musianowicz abgebildete Gehänge von Rzawenie kürzer und auf den Ring bezogen, der das ganze mittels einer P l a t t e getragen hat, wahrscheinlich ein Ohrgehänge. Der abgebildete Ring (Ohrring) gehört in die älteste Gruppe der von der Autorin zusammengestellten Ohrringe (Typ 1), der zeitlich dem 7. und 8. J h . angehört u n d dessen H e r k u n f t in engem Zusammenhang mit der Keszthely-Kultur der pannonischen Tiefebene gesehen werden muß. Eben solche Ringe sind n u n auch in der Siedlung von Dessau-Mosigkau, u n d zwar in den Häusern 16 und 21 gefunden worden (Taf. 2b). Während der kleinere aus dem Hause 16 aus Bronzedraht hergestellt worden ist, stellt der etwas größere, durch Kerben leicht verzierte Ring aus dem Hause 21 (Abb. 36,14, Taf. 3c) das einzige Edelmetallstück der gesamten Siedlung d a r ; er wurde aus Silber hergestellt. Da sowohl der Silberring als auch der Rest der ehemaligen Gliederkette zu einem Häuserring gehören, ist ihre Gleichzeitigkeit vorauszusetzen. Uber die Möglichkeiten kultureller Beziehungen zwischen den beiden Verbreitungsgebieten können mangels genügender Quellenunterlagen zunächst keine Aussagen gemacht werden. Weitere Forschungen werden zu zeigen haben, ob die Verbreitung dieser Ringe zu einer Entwicklungserscheinung zu rechnen sind oder ob es sich um ähnliche Eigenständigkeiten bestimmter Entwicklungsgebiete handelt. Weit häufiger u n d zeitlich wie ethnisch weniger g u t abgrenzbar sind die Pinzetten, die in zwei Exemplaren vorliegen. Die im H a u s 5 gefundene und gut erhaltene Pinzette ist aus Bronze hergestellt worden (Abb. 36,10, Taf. 3a). Da es hierzu sowohl im germanischen als auch altslawischen Bereich Parallelstücke gibt, wird auf eine Gegenüberstellung verzichtet. Wie aus dem bereits vorliegenden gesamtslawischen Material zu entnehmen ist, t a u c h t diese Pinzettenform nur in den älterslawischen Fundkomplexen auf. Ein sehr schönes Vergleichsstück zu unserem F u n d stellt die Pinzette von der slawischen Fundstelle in Szelegi, K r . Plock, dar, die durch chronologisch gut fixierbare Beifunde in das 6. und 7. J h . datiert wird (W. Szymansky, 1962, S. 76). Zu den einzelnen Metallfunden gehört auch eine Bronzenadel (Abb. 36,26), die leider beim Abdecken der Grabungsfläche von der Planierraupe aus ihrer Primärlage entfernt worden ist. Es m u ß deshalb fraglich bleiben, ob sie ü b e r h a u p t zur slawischen Siedlungsperiode gehört. Die Nadel ist leicht gebogen; ihre Länge beträgt 14,5 cm. Das Ohr befindet sich im flach ausgearbeiteten oberen Teil der Nadel. E s k a n n als rechteckig mit abgerundeten Ecken bezeichnet werden. U n t e r h a l b des Nadelöhrs ist eine zu beiden Seiten nur schwach erkennbare Verzierung in F o r m von schräg zum Nadelschaft stehenden s-förmigen Einstichen angebracht worden. D a es f ü r dieses Stück in den anderen auf dem „Zoberberg" festgestellten Besiedlungszeiten keine Parallelen gibt, bleibt ihre Zuweisung in die slawische Zeit offen. I n etwa vergleichbare F u n d e sind nur aus dem germanischen Gebiet b e k a n n t geworden. So dürfen in diesem Zusammenhang die Nadeln von Nassenfeis, K r . E i c h s t ä t t . Grab 5 und Hellmitzheim, K r . Scheinfeld, Grab 25, erwähnt werden, von denen es bei H. Dannenheimer (1962, S. 59, Taf. 46, A 1, Taf. 78, A4) heißt „in die nämliche Zeit (gemeint ist die erste H ä l f t e des 7. J h . ) gehört eine mit feiner Zickzackverzierung ausgestattete geöhrte Nadel aus Bronze von Hellmitzhein ..."' E r bezeichnet diese Nadeln als Sacknadeln, was auch für das Mosigkauer E x e m p l a r zutreffen würde. Die Verzierung unterhalb des Nadelöhrs stellt hier ebenfalls insgesamt eine Art Zickzacklinie dar, die durch die oben erwähnten s-förmigen Einstiche erreicht worden ist 3 4 ). In das nähere Verbreitungsgebiet der Mosigkauer Nadel gehört nach der Besehreibung durch W. Timpcl (19(i:(, S. 264) eine ähnlich gebogene Bronzenadel, die in einem Männergrab von Vogelsberg, Kr. Sömmerda, stammt. Mit Hilfe eines ebenfalls im Grabe gefundenen Schwertes kommt Timpel zu einer Datierung der Anlage in die erste Hälfte des 8. J h . Zur Unterstützung der Zeitansetzung wird von ihm auch die Nadel herangezogen, die er u. a. mit ähnlichen Exemplaren vergleicht, die aus Göggingen, Kr. Augsburg, und Bliederstedt stammen. Die Nadel von Vogelsberg ist ebenfalls an den Seiten durch Reihen von runden Einpunzungen verziert.

Die Ausgrabnngsergebnisse. Knochengeräte. Steingeräte

70

7. Knochengeräte Die Variationsbreite der Knochengeräte ist ebenfalls gering. Es wurden vorwiegend Knochenpfrieme gefunden, deren Größe zwar unterschiedlich ist, deren Benutzung aber einheitlich ein und demselben Verwendungszweck im Sinne von Stechwerkzeugen untergeordnet werden kann. Auf die sicherlich bewußte Auswahl bestimmter Tierknochen, in diesem Falle vorwiegend des Schafes oder der Ziege, ist bei der Bestimmung und Auswertung der Tierknochen eingegangen worden (vgl. S. 151). Infolge ihrer immer wiederkehrenden Form können an die Auswertung der Knochenpfrieme keine weiteren Anforderungen gestellt werden. Ein sehr schönes Knochengerät stellt der auf Abb. 41,65, Tat'. 2a, gezeigte Kamm dar. Er wurde in einer Grube mit starken Aschespuren, in unmittelbarer Nähe des Hauses Nr. 30, gefunden. Da er keinerlei Verbrennungskennzeichen aufweist, muß er in die bereits erkaltete Asche der Grube hineingekommen sein. Es handelt sich um einen aus Hirschgeweih hergestellten, einreihigen Dreilagenkamm von 18,5 cm Länge. Die aneinandergelegten Geweihplättchen mit den Kammzähnen werden von zwei Platten zusammengehalten. Sie sind im oberen Teil durch nebeneinanderstehende konzentrische Kreise und im unteren Teil durch zwei parallel zueinanderlaufende Linien verziert. Der gesamte Kamm ist durch Eisennieten zusammengehalten worden.

8. Steingeräte a)

Mahlsteine

Als Abschluß der Materialvorlage sollen die Steingeräte, Mahl- und Schleifsteine, behandelt werden. Trotz zahlreicher Mahlsteinreste, die vor allem zwischen den Herdsteinen als Untergrund für die Feuerstelle gefunden worden sind, ist es nur in einem Falle gelungen, eine ganze Mühle mit Unterstein und Läufer zu bergen. Die Mühle, die im Nordostsektor des Hauses Nr. 26 gestanden hat (Taf. 3g, Taf. 6e), gehört zu dem Typ I I I / I V a , wie er von H. Lies (1963, S. 315) für das Magdeburger Gebiet an Hand der dort vorkommenden Mühlen herausgestellt worden ist. Läufer und Unterstein haben bis zum Mahlmund hin eine glatte und waagerechte Mahlfläche. Der Läuferstein ist mit einem Durchmesser von 40,5 cm um 2 cm größer als der Bodenstein. Der letztere ist an zwei sich gegenüberliegenden Seiten etwas behauen, so daß der Charakter der Rundung des Steines dadurch beeinträchtigt worden ist. Beim Freilegen der Mühle lag dieser Stein mit der kleineren Öffnung auf dem zweiten, größeren mit der auch größeren Öffnung. Der unten gelegene Läuferstein, der wie der Bodenstein eine leichte Wölbung der Außenseite hat, besitzt auf dieser, 5,5 cm vom Rande entfernt, ein kleines Loch von etwa 1 cm Tiefe, das evtl. für die Aufnahme eines Stabes zum Drehen des Läufersteines gedient haben kann. Die Gesamtmühle hat in ihrem Zentrum einen Durchmesser von 14 cm, wobei auf den dickeren Läuferstein 8 cm und auf den schwächeren Bodenstein 6 cm kommen. Außer dieser ganz erhaltenen Mühle liegt nur noch die Hälfte eines Mahlsteines aus einer Grube im Hause Nr. 4 vor, wobei unklar bleiben muß, ob es sich hier um den Rest eines Läufer- oder eines Bodensteines handelt. Alle anderen Mahlsteinreste wurden innerhalb der Feuerstellen gefunden und sind für diesen Fragenkomplex nicht weiter auswertbar 35 ). 35

) Der Vollständigkeit halber sei noch auf eine bereits im J a h r e 1939 an gleicher Stelle gefundene Drehmühle verwiesen, die unter der Eingangsnummer 39:57 des heutigen Kreisheimatmuseums in Kothen geführt wird. Es ist sehr wahrscheinlich, daß auch diese Mühle in den Zeithorizont der slawischen Besiedlung des „Zoberberges" gehört. Leider lassen sich ihre genauen Fundumstände nicht mehr genau ermitteln. Aus diesem Grunde ist auf eine weitere Bearbeitung und Auswertung des Gerätes verzichtet worden. Das gleiche muß f ü r einige andere Malllateinreste gesagt werden, die ebenfalls von der Fundstelle „Zoberberg" in Dessau-Mosigkau stammen sollen.

Die Ausgrabnngsergebnisse. Knochengeräte. Steingeräte

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7. Knochengeräte Die Variationsbreite der Knochengeräte ist ebenfalls gering. Es wurden vorwiegend Knochenpfrieme gefunden, deren Größe zwar unterschiedlich ist, deren Benutzung aber einheitlich ein und demselben Verwendungszweck im Sinne von Stechwerkzeugen untergeordnet werden kann. Auf die sicherlich bewußte Auswahl bestimmter Tierknochen, in diesem Falle vorwiegend des Schafes oder der Ziege, ist bei der Bestimmung und Auswertung der Tierknochen eingegangen worden (vgl. S. 151). Infolge ihrer immer wiederkehrenden Form können an die Auswertung der Knochenpfrieme keine weiteren Anforderungen gestellt werden. Ein sehr schönes Knochengerät stellt der auf Abb. 41,65, Tat'. 2a, gezeigte Kamm dar. Er wurde in einer Grube mit starken Aschespuren, in unmittelbarer Nähe des Hauses Nr. 30, gefunden. Da er keinerlei Verbrennungskennzeichen aufweist, muß er in die bereits erkaltete Asche der Grube hineingekommen sein. Es handelt sich um einen aus Hirschgeweih hergestellten, einreihigen Dreilagenkamm von 18,5 cm Länge. Die aneinandergelegten Geweihplättchen mit den Kammzähnen werden von zwei Platten zusammengehalten. Sie sind im oberen Teil durch nebeneinanderstehende konzentrische Kreise und im unteren Teil durch zwei parallel zueinanderlaufende Linien verziert. Der gesamte Kamm ist durch Eisennieten zusammengehalten worden.

8. Steingeräte a)

Mahlsteine

Als Abschluß der Materialvorlage sollen die Steingeräte, Mahl- und Schleifsteine, behandelt werden. Trotz zahlreicher Mahlsteinreste, die vor allem zwischen den Herdsteinen als Untergrund für die Feuerstelle gefunden worden sind, ist es nur in einem Falle gelungen, eine ganze Mühle mit Unterstein und Läufer zu bergen. Die Mühle, die im Nordostsektor des Hauses Nr. 26 gestanden hat (Taf. 3g, Taf. 6e), gehört zu dem Typ I I I / I V a , wie er von H. Lies (1963, S. 315) für das Magdeburger Gebiet an Hand der dort vorkommenden Mühlen herausgestellt worden ist. Läufer und Unterstein haben bis zum Mahlmund hin eine glatte und waagerechte Mahlfläche. Der Läuferstein ist mit einem Durchmesser von 40,5 cm um 2 cm größer als der Bodenstein. Der letztere ist an zwei sich gegenüberliegenden Seiten etwas behauen, so daß der Charakter der Rundung des Steines dadurch beeinträchtigt worden ist. Beim Freilegen der Mühle lag dieser Stein mit der kleineren Öffnung auf dem zweiten, größeren mit der auch größeren Öffnung. Der unten gelegene Läuferstein, der wie der Bodenstein eine leichte Wölbung der Außenseite hat, besitzt auf dieser, 5,5 cm vom Rande entfernt, ein kleines Loch von etwa 1 cm Tiefe, das evtl. für die Aufnahme eines Stabes zum Drehen des Läufersteines gedient haben kann. Die Gesamtmühle hat in ihrem Zentrum einen Durchmesser von 14 cm, wobei auf den dickeren Läuferstein 8 cm und auf den schwächeren Bodenstein 6 cm kommen. Außer dieser ganz erhaltenen Mühle liegt nur noch die Hälfte eines Mahlsteines aus einer Grube im Hause Nr. 4 vor, wobei unklar bleiben muß, ob es sich hier um den Rest eines Läufer- oder eines Bodensteines handelt. Alle anderen Mahlsteinreste wurden innerhalb der Feuerstellen gefunden und sind für diesen Fragenkomplex nicht weiter auswertbar 35 ). 35

) Der Vollständigkeit halber sei noch auf eine bereits im J a h r e 1939 an gleicher Stelle gefundene Drehmühle verwiesen, die unter der Eingangsnummer 39:57 des heutigen Kreisheimatmuseums in Kothen geführt wird. Es ist sehr wahrscheinlich, daß auch diese Mühle in den Zeithorizont der slawischen Besiedlung des „Zoberberges" gehört. Leider lassen sich ihre genauen Fundumstände nicht mehr genau ermitteln. Aus diesem Grunde ist auf eine weitere Bearbeitung und Auswertung des Gerätes verzichtet worden. Das gleiche muß f ü r einige andere Malllateinreste gesagt werden, die ebenfalls von der Fundstelle „Zoberberg" in Dessau-Mosigkau stammen sollen.

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BRUNO KRÜGER

Die Gesteinsuntersuchung durch das Mineralogische Institut Dresden hat ergeben, daß es sich bei den Mosigkauer Mahlsteinen um klastische Sedimente von mittelkörniger Struktur handelt. Auf Grund des relativ hohen Glimmer- und Chloritgehaltes und der Führung fremder Gesteinsfragmente sind die Mahlsteinreste als Grauwackensandsteinreste zu bezeichnen. Der Untersuchungsbefund hat weiterhin gezeigt, daß es sich kaum um klastische Sedimente mesozoischen Alters handelt. Vielmehr deuten die Gesteinsfragmente, insbesondere das nachweisbare Diabasgeröll, auf ein nachdevonisches, paläozoisches Alter der Grauwaekensandsteine hin, deren Vorkommen im Paschleber Gebiet, Kr. Kothen, und im sog. Fleelitinger Höhenzug bei Calvörde, Kr. Haldensleben, nachgewiesen ist.

b)

Schleifsteine

In der Regel handelt es sich um handliche Steine von verschiedener Größe und unterschiedlichem Erhaltungszustand. Die Mehrzahl der vorliegenden Exemplare ist zerbrochen, so daß die Annahme gerechtfertigt ist, daß sie absichtlich vom ehemaligen Besitzer weggeworfen worden sind. Die relativ häufig außerhalb der Häuser gelegenen und dort gefundenen Stücke — von insgesamt 29 Steinen sind 12 außerhalb der Häuser gefunden worden — können diese Vermutung unterstützen. Das Material der Schleifsteine ist im wesentlichen Sandstein. Die Schleifspuren liegen vorwiegend auf den schmaleren Steinflächen und sind aller Wahrscheinlichkeit nach durch häufiges Schärfen der allgemein gut gehärteten Eisenmesser zu erklären. Nur wenige Steine, und hier handelt es sich ohne Ausnahme um die größeren Stücke, haben die Schleifspuren auf der breiteren Fläche. Sie ist infolge der Benutzung leicht konkav gewölbt, so daß sich von der praktischen Tätigkeit her gesehen das Schleifen der relativ kleinen Messer zumindest unbequem gestaltet haben muß. Ein anderer Verwendungszweck läßt sich aus dem vorliegenden Metallmaterial aber nur schwer erschließen. Auch von der Anordnung der Sehleifspuren selbst ist kein bindender Schluß auf die Ursachen der Entstehung derselben möglich. Insgesamt gesehen müssen diese Steine als Produktionsinstrument des täglichen Bedarfs gewertet werden, wobei nicht ausgeschlossen ist, daß sie zu der ständigen Ausrüstung wahrscheinlich vorwiegend der Männer gehört haben. Kine Ausnahme, sowohl was die Größe betrifft, aber auch hinsichtlich seines speziellen Verwendungszweckes, stellt der große Schleifstein im Hause Nr. 27 dar (Tai. 3 h). E s handelt sich hier um einen Sandstein von gegenwärtig 12,2 kg (da einige Stücke fehlen, ist sein ursprüngliches Gewicht auf etwa 15 kg zu schätzen). Seine Ausmaße betragen 50 cm in der Länge, 9 bis 10 cm in der Breite und durchschnittlich 13 bis 14 cm in der Höhe. Die Schleifspuren befinden sich auf den mit 9—10 cm Breite angegebenen Flächen. Der Stein zeigt eine starke Abnutzung; die Schleiffläche ist wellenartig ausgearbeitet. Sie bietet von sich aus keine Anhaltspunkte über den speziellen Verwendungszweck des Steines. Ein Gerät in solcher Größe war nur für den stationären Gebrauch zu verwerten. Obwohl auch auf den hier relativ großen Schleifflächen die vorliegenden Messer geschliffen worden sein können — an größeren Schneidegeräten ist nur noch eine Sichel von mittlerer Größe geborgen worden —, muß die Frage, ob der Stein trotz seiner Größe ebenfalls nicht ausschließlich für den eigenen Gebrauch Verwendung gefunden haben kann, in Anbetracht der anderen Schleifgeräte abgelehnt werden. E s entsteht deshalb die Frage, ob in diesem Hause als Besitzer des Steines nicht ein Bewohner des Dorfes gelebt hat, der auftragsgemäß spezielle Schleifarbeiten für andere; ausgeführt hat.

Die Ausgrabungsergebnisse. Die wirtschaftlichen Grundlagen

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9. Die wirtschaftlichen Grundlagen a) Viehzucht.

Ackerbau,

Jagd,

Fischfang

Die Frage nach den wirtschaftlichen Grundlagen der ältesten slawischen Besiedlung ist — unabhängig von ihrer geographischen Ausbreitung — immer wieder gestellt worden. Sie war nicht nur eine Frage spezieller Forschungsdisziplinen, von denen vorrangig eine Klärung der wirtschaftlichen Basis zu erwarten gewesen wäre, sondern vielmehr auch eine Frage, die eng mit dem Nachweis der slawischen Siedlung in Zusammenhang stand und in wesentlichen Punkten auch immer von dieser aus gesehen worden ist. Der mangelhafte Forschungsstand und die sich hieraus ergebende schlechte Materialbasis haben zu den verschiedensten Ansichten über die wirtschaftliche Situation der ältesten slawischen Siedlung geführt, ohne daß dabei im einzelnen der exakte Quellenbeleg vorgelegt werden konnte. Die zahlreichen Vermutungen konnten aber nicht weiterführen, weil auch die häufig zur Unterstützung herangezogenen wenigen schriftlichen Quellenhinweise auf das slawische Ethnikum ganz allgemein so dürftige Angaben zur slawischen Welt enthalten, daß weiterführende Anhaltspunkte zu dieser Frage hier in keinem Falle zu erwarten sind. Vielleicht waren es aber gerade die geringen Quellenhinweise auf das Vorhandensein slawischer Siedlungsgruppen, die anregend auf die Forschungsintensität der verschiedenen geographischen Gebiete wirkten. Natürlich mußten Angaben über die Sitze der Slawen, wie etwa durch Plinius, bei dem es heißt, daß sie östlich von den Ufern der Weichsel wohnen und als Grenznachbarn der Germanen sowie als Anwohner der Bernsteinküste der Ostsee zu bezeichnen seien, zum Suchen anregen. Ähnliches ist von den Hinweisen des Prokopius zu sagen, der von slawischen Stämmen an der oberen Theiß spricht, dem wir darüber hinaus aber auch noch andere Hinweise über die ältesten slawischen Siedler verdanken 3 6 ). Allgemein bekannt ist die Angabe des Jordanis (T.V. 34 bis 36), nach der das Volk der Sklavenen zwischen Novitunuum und dem sog. Mursianischen See bis zur Weichsel hin wohnte; Theophilactus Simocattes wiederum berichtet über gefangene Slawen des Mauricius Tiberius (Libri VIII, VI, 2, 10ff., S. 223), die vom äußersten Ende des westlichen Ozeanes gekommen seien; schließlich sei noch ein Bericht des Paulus Diaconus (VI, 7) genannt, in dem es heißt, daß Tassilo von Childebert mit einem Heer in das Slawenland geschickt worden ist. Die gleichen Anregungen, die von diesen Hinweisen ausgegangen sind, dürfen auch für den Bericht des Fredegar (T. II, Lib. IV, 68) vorausgesetzt werden, in dem es zum J a h r e 630/31 heißt, daß Dcrvanus, der Führer der Sorben, als Folge der Kampfhandlungen zwischen Samo und den Franken von Letzteren abfällt und sich dem Samoreiche anschließt. Die Schwierigkeit des Nachweises frühslawischer Siedlungen war aber nicht allein dadurch gekennzeichnet, daß allgemeingültige Vorstellungen von der materiellen Kultur der Slawen in dieser frühen Zeit fehlten, sondern weil auch darüber hinaus keine sicheren Anzeichen über ihr Wirtschaftssystem beobachtet werden konnten, von denen aus sich eine Lokalisation bestimmter Plätze angeboten hätte. Jordanis (T. V. 35—36) berichtet über das ihm bekannte Verbreitungsgebiet der Slawen, daß sie in Sümpfen und Wäldern wohnen. Es ist möglich, diesen Hinweis im Zusammenhang mit der von I. Korosec (1952, S. 43) vertretenen Ansicht von der Verdrängung der Slawen in unwirtliche Gebiete zu sehen, die u. a. auch eine Stellungnahme gegen die von Kunkel und auch Mijatew aufgestellte These einer slawischen Holzkultur, die heute nur noch schwer nachweisbar wäre, darstellt. 36

) In seinem Bericht über die Vormachtstellung der Heruler werden neben germanischen Stämmen auch Slawen genannt, die namentlich an der oberen Theiß gelebt haben (II, 14); in den Kämpfen zwischen Totila und Beiisar werden durch Narses Slawen geschlagen, die 546 über die Donau gegangen waren (III, 13); weiter werden Slawen und Gepiden 550 erwähnt, die gemeinsam in das byzantinische Reichsgebiet eindrangen (IV, 18 u. 19). I m Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Slawen und ihren Nachbarvölkern werden dieselben von Prokopius in die Gruppe der Steppenvölker eingegliedert (III, 38).

i; Krtixer. Dessim-Mosigkau

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Biutno Krüger

Prokopius ( I I I , 14) weiß dagegen zu berichten, daß Sklavenen und Anten in dürftigen Zelten weit voneinander getrennt lebten und häufig ihren Wohnsitz änderten. Der von Leone überlieferte Bericht, der etwas jünger als die Angaben des Prokopius ist, enthält Hinweise auf eine nomadische einfache Lebensweise der Slawen, die sie bis zum Zeitpunkt des Übertritts über die Donau bevorzugten 3 7 ). Man könnte hierzu fast einen Gegensatz sehen, wenn man einige Bearbeiter dieser sich u. a. auch aus den schriftlichen Quellen ergebenden Problematik berücksichtigt, die in der ältesten slawischen W i r t s c h a f t einen vorwiegend bäuerlichen Zug sehen wollen, der auf jeden Fall mit der Seßhaftigkeit verbunden gewesen sei (so u. a. H . Preidel, 1954, S. 24). I m Zusammenhang mit der Ausdehnung des slawischen Siedlungsraumes spricht Preidel sogar von einer „ . . . E x p a n s i o n von Ackerbauern . . . " (H. Preidel, 1954, S. 26). D a Preidel für diese Theorie kein authentisches Quellenmaterial anführen kann, ist sie als das Ergebnis einer wahrscheinlich vorgefaßten Meinung zu werten, die zunächst ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit bleiben muß. E s t a u c h t in diesem Zusammenhang immer wieder die F r a g e auf, wie weit sog. Ackerbauerntum mit einer vermutlich doch sehr starken Ausdehnungstendenz des eigenen Siedlungsgebietes zu verbinden ist. Leider ist gerade die Chronologie der schrittweisen Ausdehnung des slawischen Siedlungsterritoriums nach Westen zu, z. B . bis an die E l b e und darüber hinaus, heute immer noch einer der P u n k t e innerhalb der frühslawischen Geschichtsschreibung, der auf Grund der unzureichenden Quellenlage hierzu nur andeutungsweise behandelt worden ist und sicherlich auch nur innerhalb dieser Qualität beantwortet werden konnte. E s wird nicht wahrscheinlich sein, daß ein solcher Landerwerb auf der Grundlage eines aktiven Ackerbaues vor sich gegangen ist, zumal die L a n d n a h m e nicht der Ausdruck einer Überbevölkerung im eigenen Lebensgebiet gewesen ist, sondern daß vermutlich ein genereller Wechsel der B e wohner eines Gebietes mit der Neuerschließung anderer Siedlungsgebiete verbunden war. I n den schriftlichen Quellen ist nur einiges über eine nomadisierende Lebensweise der Slawen e n t h a l t e n 3 8 ) . Wie weit eine gesunde Quellenkritik diesen Begriff des Nomadentums einzuengen hat, müssen weitere Forschungen zeigen. Mit Hilfe archäologischer Quellen muß deshalb im Gesamtbereich des in Frage kommenden Gebietes eine bindende Antwort gegeben werden. Der Nachweis von frühslawischen Siedlungsplätzen ist besonders in der Nachkriegszeit umfangreicher geworden. Wir h a t t e n es hier also mehr oder weniger mit einer Forschungslücke zu tun, die sich infolge der besseren Materialkenntnis nun langsam füllen läßt. Trotzdem bleibt nach wie vor zu berücksichtigen, daß z. B . in der Nähe so großer Gräberfelder, wie sie in S a r a t a Monteoru und in gewisser Weise auch in Predluki gefunden worden sind, bisher keine Siedlungen, die e x a k t zum Gräberfeld gehören, aufzufinden waren. Es wäre möglich, daß hier die seinerzeit vorherrschend betriebene Wirtschaftsform einen Schlüssel zur Lösung der Frage geben könnte. Das Einzugsgebiet der Slawen in das unmittelbare und weitere Arbeitsgebiet, das sich an die Behandlung der Siedlung auf dem „Zoberberg" anschließt, wird durch die Einzelfunde gekennzeichnet, die entlang des mittleren Elbelaufes bisher geborgen worden sind. Die unter dem Gesichtspunkt der vorherrschend betriebenen Wirtschaftsweise gegebenen sporadisch auftretenden F u n d o r t e können im gegenwärtigen Erkenntnisstadium nicht mit einem aktiven Ackerbau in Zusammenhang gebracht werden 3 9 ), dafür spricht nicht nur die Art der meisten ) „Die Slawen waren, bevor sie die Donau nach Süden überschritten, Nomaden; sie liebten das freie, einfache Leben (Taktika X V I I I , 19)". :!8 ) „ S t a t t in Städten wohnen diese in Sümpfen und Wäldern" (Jordanis V, 35—36); „es steht ihnen eine Fülle von allerlei Tieren und Feldfrüchten zu Gebote, die in Schobern aufgespeichert werden, besonders Hirse und Gerste . . . Die Beschwerden des Ackerbaues aber waren ihnen zuwider, weil sie die ungebundene und mühelose Lebensweise zu sehr lieben . . . " (Maurikios, Strategikon, X I , 5 und Leo, Takt. X V I I I , 99 — 107 — nach K . Dietrich. 1912, S. 6611'.); in einem Bericht des Prokopius werden die Slawen zu den Steppenvölkern gerechnet ( I I I . , 38). " ) Um eventuelle Mißverständnisse von vornherein auszuschließen, möchte ich schon bei dieser Gelegenheit betonen, daß ich nicht die Ansicht von der slawischen Landnahme als Folgeerscheinung der Machtkämpfe der Franken gegen die Awaren vertrete; s. auch S. 105.

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Die Alisgrabungsergebnisse. Die wirtschaftlichen Grundlagen

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Fundplätze, von denen Bestattungen bekannt geworden sind, sondern der immer noch fehlende Nachweis sicherer Siedlungsplätze, innerhalb dieses Streugebietes (Abb. 46). Zu einem größeren und längeren Ausdehnungsstillstand kam es hier erst, als einer weiteren Westbewegung durch die Elbe und die Saale sowohl eine natürliche als auch vor allem eine politische Grenze zum Frankenreiche hin gesetzt worden ist. Die aus den ergrabenen Häusern erschlossene Einwohnerzahl der Siedlung Dessau-Mosigkau läßt zumindest vermuten, daß wir zunächst mit einem Zuwandern kleinerer ethnischer Gruppen rechnen müssen. Von einer planmäßigen und organisierten Landnahme, bei der auch die wirtschaftliche Seite eines solchen Vorganges eine Rolle gespielt hätte, kann nach Kenntnis der Dinge nicht gesprochen werden. Da auch für diese Seite des gesamten Fragenkomplexes keine weiteren Anhaltspunkte, die als hinweisende Faktoren gewertet werden könnten, vorliegen, muß auch hier allein von den Materialien ausgegangen werden, die aus der Siedlung bekannt geworden sind. Die 5 an der gleichen Stelle errichteten Häuserringe bzw. Rundweiler haben gezeigt, daß für diese Siedlung eine relative Seßhaftigkeit vorausgesetzt werden muß. Weil es keinen Grund zur Annahme eines Bevölkerungswechsels innerhalb der 5 Siedlungsphasen gibt, darf mit der gleichen Bevölkerung und der ihr eigenen Regeneration gerechnet werden. Die Anlage der Siedlung auf einer leichten Anhöhe in unmittelbarer Nähe des südlichen Elbtalrandes wird nicht dem Zufall überlassen gewesen sein. Es ist vielmehr anzunehmen, daß die wirtschaftlichen Kenntnisse und die hieraus abzuleitende Wirtschaftsausrichtung auf den Anlageplatz der Siedlung mit eingewirkt haben. Das breite Elbtal mit dem Flußlauf und den verschiedenen tümpelartigen Gewässern, von denen einer in unmittelbarer Nähe westlich der Siedlung auf Grund des heutigen Bewuchses angenommen werden kann, sowie die Auenlandschaft mit den weiten Wiesenfeldern und dem entsprechenden Baumbewuchs begünstigte die Haltung von Haustieren und bot auch Aufenthaltsmöglichkeiten für das Wild. Der Siedlungsplatz selbst ist eine sandige Anhöhe, die mit einer nur geringen und qualitativ minderwertigen Humusschicht überzogen ist. Trotzdem darf hier ein geringer Baumbestand vermutet werden, der nach den Hölzern, die zum Bauen der Häuser benutzt worden sind, u. a. auch Erlen (Alnus), Stieleiche (Quercus robur), Traubeneiche (Quercus petraea) und Kreuzdorn (Rhamnus), geführt hat. Damit ist insgesamt gekennzeichnet, daß sich der Lageplatz der Siedlung sehr günstig für die Viehhaltung und auch für den Ackerbau, bei Berücksichtigung des Wassers wohl auch für den Fischfang, anbot. Der Ausgangsbefund unterstützt diese Wertigkeit in jeder Hinsicht. So ist es trotz intensiver Bemühungen nur in einem Falle möglich gewesen, in einer kleinen, grubenartigen Verfärbung die Reste von Weizen zusammen mit den Resten eines sicher slawischen Gefäßes zu bergen. Die botanische Untersuchung hat ergeben, daß es sich hier um eine Weizenform handelt, die durch ein im Durchschnitt kleines Kornsortiment gekennzeichnet ist und entwicklungsgeschichtlich einer Art intermediäre Form zwischen Zwerg- und Saatweizen entspricht 40 ). Daraus läßt sich folgern, daß die Bewohner der Siedlung als die wahrscheinlichen Erzeuger dieser Getreideart hier in einem Anfangsstadium der Entwicklung des Getreideanbaues standen, das den diesbezüglichen Anforderungen seitens der Verbraucher sowohl in der Qualität als auch in der zu erreichenden Quantität genügte. Daß aber auch schon in älterslawischer Zeit eine bewußte Sortenwahl im Feldbau durchgeführt worden ist, zeigen die Ausgrabungsergebnisse in der Burg B von Tornow, wo im Gegensatz zu Mosigkau der kleinkörnige und entwicklungsgeschichtlich primitive Weizen nur noch vereinzelt vorkommt (K.-D. Jäger, 1966, S. 167). Da sichtbare Anzeichen auf sonstige pflanzliche Reste nicht zu ermitteln waren, wurde aus der Mehrzahl der Häuser und auch aus einigen Gruben die schwarze Innenfüllung der Objekte in Tetrachlorkohlenstoff (CC1 4) ausgeschwemmt, um jede Möglichkeit zu nutzen, Hinweise auf die pflanzliche Nahrung der Bewohner und der daraus abzuleitenden bäuerlichen Produktion zu er10

) Siehe hierzu den im Anhang befindlichen Aufsat/, von K . D. Jäger über die Behandlung der botanischen Großreste der Siedlung.

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halten. Der Erfolg blieb diesen Bemühungen versagt, so daß weiterhin auf die wenigen, oben zitierten Weizenreste aufgebaut werden muß. Darüber hinaus boten stark verkohlte organische Reste innerhalb einiger Gefäßscherben ebenfalls die Möglichkeit, in dieser Frage einen Schritt weiterzukommen. Die Untersuchung durch E. Schwarze 4 1 ), naturwissenschaftlicher Mitarbeiter im Landesmuseum f ü r Vorgeschichte in Halle, hat ergeben, daß es sich hier um die Reste von Hirsemehl (Panicum spec.) und Buchweizenmehl (Fagopyrum esculenetum) gehandelt hat, die auch zusammen in einem Gefäß nachgewiesen werden konnten. Damit k a n n als sicher angesehen werden, daß auf Grund des Grabungsfundes neben einer sog. intermediären Weizenform nur Buchweizen u n d Hirse angebaut worden sind. Die indirekten Hinweise auf eine landwirtschaftliche Produktion blieben gering. Neben den Mühlen und Mahlsteinresten k a n n hier nur noch die Sichel aus H a u s 14 zur Auswertung herangezogen werden. Die geringe Größe dieser Sichel würde als landwirtschaftliches Produktionsinstrument in den oben angedeuteten Charakter der landwirtschaftlichen Produktion g u t hineinpassen. Diese Tendenz wird weiterhin durch die auf S. 75 erwähnte Möglichkeit unterstützt, hier lediglich den Rest einer größeren Sichel gefunden zu haben, die in der vorliegenden F o r m geschäftet und weiter benutzt worden ist. E s m u ß ungeklärt bleiben, ob diese Sichelform, die insgesamt an eine übliche Sense en miniatur erinnert, mit den von M. Beranovä f ü r das frühe Mittelalter angenommenen kurzen Sensen (tschechisch „Gorbusa") identisch ist. (M. Beranova, 1963, S. 482). Die Mahlsteine sind f ü r eine indirekte Auswertung de:' landwirtschaftlichen Produktion k a u m geeignet, weil sie nicht unbedingt an eine solche, vom S t a n d p u n k t ihrer Besitzer gesehen, gebunden zu sein brauchen 4 2 ). Die wenigen eindeutigen Hinweise auf eine landwirtschaftliche Produktion können nicht der Ausdruck eines Zufalles sein, weil nahezu der gesamte Siedlungskomplex, der f ü r die frühslawische Siedlung in Frage kam, untersucht worden ist. E s ist hier ein Gesamtbild vorhanden, das sich bei Berücksichtigung aller in Frage kommenden Möglichkeiten bei der Aufgabe und Einäscherung einer Siedlung sowie bei der noch zu ergrabenden Quellenauswahl ergibt. Eine intensive landwirtschaftliche Produktion ist in der Regel ohne eine entsprechende Vorratswirtschaft u n d der dazugehörigen Stallhaltung des Nutz- u n d Schlachtviehs auch in diesem frühen Stadium der Landwirtschaftsproduktion kaum denkbar. Betrachten wir aber den gesamten Siedlungskomplex, so fällt auf, daß sich zwar eine scheinbar relativ gi •oße Anzahl von Gruben sowohl innerhalb der eigentlichen Siedlung, vor allem aber außerhalb von ihr im unmittelbar nördlich anschließenden R a u m (Beilage 1) nachweisen läßt (auf den jeweiligen Häuserring bezogen aber n u r durchschnittlich mit 20 Gruben gereehnet werden kann), von denen keine einzige auf Grund der Größenordnung (Abb. 43) u n d ihres untersuchten Inhaltes als Stallung bzw. als eine Art T i e r u n t e r k u n f t gewertet werden könnte. D a jedoch andererseits durch die Untersuchung des Knochenmaterials eine größere Tierhaltung nachgewiesen worden ist, lag das Hauptgewicht der landwirtschaftlichen Produktion wahrscheinlich nicht vorrangig auf dem Ackerbau. Vergleichbare Werte innerhalb des westslawischen Siedlungsgebietes liegen im Detail nur andeutungsweise vor. So k o n n t e L. Leciejewicz (1961, S. 134) für die älteste Siedlungsphase von Ujscie, K r . Chodziez, Ähnliches feststellen. Dort wiesen die botanischen Reste der untersten Siedlungsschicht lediglich auf Hirse, Saubohnen u n d Haselnüsse hin. E r k o m m t zu der Überzeugung, d a ß der Anbau n u r einer vorgefundenen Getreideart hauptsächlich mit der Brandwirtschaft im Zusammenhang zu bringen ist. Die Viehzucht, die hier nachweisbar eine größere Rolle gespielt hat, ist durch die natürlichen Lageverhältnisse der Siedlung günstig beeinflußt worden. F ü r die letztere Feststellung scheinen die Gründe nicht auf einem Zufall der ") Herrn E. Schwarze sei an dieser Stelle für seine Hilfeleistung bei der Untersuchung der entsprechenden Fundmaterialien herzlich gedankt. 12 ) Der Entnahme von Pollenproben, die sicher ohne Schwierigkeiten im nahegelegenen Niederungsgebiet möglich gewesen wäre, stellten sich so starke Datierungsschwierigkeiten entgegen, daß aus diesem Grunde von der Möglichkeit der Auswertung eines Pollendiagrammes Abstand genommen worden ist.

Die Ausgrabungsergebnisse. Die wirtschaftlichen Grundlagen

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Lageverhältnisse der einen oder anderen Siedlung zu beruhen; es deutet sich eventuell an, daß sich hier eine schon mehr allgemein gültige Entwicklung der wirtschaftlichen Grundlagen der frühslawischen Siedlung abzuzeichnen beginnt, auf die auch M. Beranova im Sinne einer bereits versuchten Verallgemeinerung hinweist. Auch sie k o m m t zu der Feststellung, daß im frühen Mittelalter auf Grund der vorliegenden landwirtschaftlichen Produktionsinstrumente lediglich eine „seichte" Beackerung leichterer und minderwertiger Böden vorgenommen worden ist; andererseits hat die Viehzucht gegenüber späteren Entwicklungsstadien eine große und vorrangige Rolle innerhalb der landwirtschaftlichen Produktion gespielt (M. Beranova, 1963, S. 481ff.). Diese Feststellung, die den frühslawischen Zeitraum betrifft, kann nun auch im vollen Umfange durch den Ausgrabungsbefund in Dessau-Mosigkau bestätigt werden. Hier hat die Untersuchung des Tierknochenmaterials ebenfalls den Nachweis einer gezielten Viehzucht erbracht, für die, wie bei Ujscie, die naturräumliche Umgebung die günstigsten Voraussetzungen lieferte. Das zahlenmäßige Überwiegen des Rindes als ein für die Weidewirtschaft gut geeigneten Tierart ist ein nicht zu übersehender Beweis für diese Entwicklung 4 3 ). Hinzu kommt, daß die Rinder nicht nur wegen ihres Fleisches, sondern sicher auch wegen der Milchleistung gehalten worden sind, was aus der relativ hohen Anzahl von älteren Tieren (63.5%) geschlossen werden muß. Auch diese Beobachtung unterstützt die Erkenntnis, daß die Viehhaltung eine besondere Rolle im Leben der Bewohner der Siedlung auf dem ..Zoberberg'" gespielt hat. Auf die kultische Bedeutung des Rindes weist auch ein aborales Hirnschädelbruchstück mit Hornzapfen aus Haus 5 hin (Taf. 7e). Daß es sich hier nicht um einen Knochenrest im allgemeinen Sinne handelt, haben die Untersuchungen v o n G . Török (1963, S. 470) gezeigt, der im awarischen Gräberfeld von Sopronköhida die bemerkenswerte Beobachtung machte, daß „im einstigen Höhenniveau der Särge" häufig ein Hirnschädel eines Rindes, an dem sich noch die Hornzapfen befanden, lag. Gleiche Hinweise lieferten auch andere Gräberfelder, u. a. in der CSSR. Verfasser konnte selbst einen solchen Hirnschädcl für das österreichische Gebiet aus der Gemeinde Wartmannstetten (Niederösterreichisches Landesmuseum Wien) nachweisen 44 ). Wie einige von Török aufgeführte Fundstellen zeigen, sind auch Schafschädel in ähnlicher Weise verwendet worden. Unklar bleibt, ob auch Ziegenhörner in diese kultische Handlung mit eingeschlossen gewesen sind. Ein in der gleichen Weise bearbeitetes und zugerichtetes Ziegengehörn ist in der Siedlung von Dessau-Mosigkau aufgefunden worden. Da der Schädelrest mit den beiden Hörnern in einer Grube gefunden worden ist. würden die Fundumstände in diesem Falle allerdings dafür sprechen, daß es sich hier wirklich um einen bedeutungslosen Abfallgegenstand handeln könnte. Die in den Gräberfeldern von Oroszläny und Civezzano gefundenen Beigaben dieser Art beweisen, daß die Berücksichtigung solcher Totenbeigaben seit dem 7. J a h r h u n d e r t bekannt gewesen ist (A. Cs. Sös 1958. Grab 1; P. E. Schramm. 1954, Taf. XVI, 2 1 a - b ) . Bemerkenswert ist die Frage, ob hier vielleicht Zusammenhänge bestehen, die sich aus der starken Viehhaltung der jeweiligen Träger dieser Kulthandlung, in diesem Falle also Awaren und Slawen, ergeben könnten. Die bereits mehrfach angedeuteten Beziehungen zwischen beiden Ethnika lassen Vermutungen zumindest mit diesem Aspekt nicht als völlig abwegig erscheinen. Die in der slawischen Siedlung in Dessau-Mosigkau aufgefundenen beiden Gehörne würden, unabhängig von der soeben angedeuteten Frage her, die beim gegenwärtigen Forschungsstande nur als evtl. Forschungsproblem aufgegriffen werden sollte, ebenfalls die 43

) Auch I. Pleinerova, (1965a, S. 529), macht auf Unterschiede in der Tierhaltung zwischen der ältesten und der jüngeren .slawischen Siedlungsphase in Bfezno aufmerksam. Was die Gattungszahl betrifft, deckt sich die Verbreitung der Tierreste in der germanischen Siedlung mit jener in der slawischen des 8. und 9. J h . ; doch unterscheidet sie sich von der altslawischen Siedlung mit Keramik vom Prager Typ, in der der Anteil an Rindern weitaus überwiegt. Nach Z. Klanica (1904, S. 55ff.) ist in der befestigten Siedlung von Mikulcice, die einen zeitlichen Vergleich ebenfalls erlaubt, insbesondere das Rind nachgewiesen worden. 14 ) Das Stück wurde anläßlich einer Studienreise durch Ostösterreich im J u n i 1965 entdeckt.

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Bedeutung der Viehzucht innerhalb der Siedlung bestätigen 45 ). Berücksichtigt man in Anbetracht der in der vorstehenden Anmerkung gegebenen Hinweise die Aufschlüsselung der einzelnen Tierarten aus der Siedlung Dessau-Mosigkau, so kommen wir hier zu einem ähnlichen Ergebnis. Während Schaf und Ziege prozentual noch mit 11,3% gegenüber 59,1% Rind an der Gesamttiermenge vertreten sind, ist das Huhn lediglich mit 0,8% beteiligt. Auch die Unterstellung eines Fundschwundes bei der Niederlegung, der Erhaltung und der Bergung des Materials würde dieses Ergebnis, verglichen mit den Wirtschaftsverhältnissen bei den Großviehzüchtern Ostafrikas, nicht als evtl. Zufall erscheinen lassen. Das bestätigen auch die Untersuchungen von M. Beranova. Sie konnte in ihrer Übersichtsuntersuchung feststellen, daß im frühen Mittelalter die Rinderzucht überwiegt, daß weiter nur „Vollreife Tiere geschlachtet" worden sind und daß die Schaf- bzw. Ziegenzucht in dieser Periode der Entwicklung noch keine Rolle spielt. Die große Bedeutung der Schafzucht setzt erst im vollen Mittelalter ein (M. Beranova, 1963, S. 481 ff.). Solche Ergebnisse, die mittels archäologischer und ethnographischer Quellen gewonnen worden sind, lassen die Überlieferung von einer nomadischen Lebensweise der altslawischen Bevölkerung, wie sie den Byzantinern auf Grund des Berichtes von Leone zur Kenntnis gelangt ist, doch etwas verständlicher erscheinen. Auch die Angaben des Jordanis (Gotengesch. V, 34—35) über die Wohnsitze „der Sklavenen" in Sümpfen und Wäldern, die zumindest nicht vorzugsweise für den Ackerbau geeignet sind, treten dann in eine andere Sicht. Das gleiche dürfte für Prokopius' Angaben in „Gotenkrieg" (Gotenkrieg III, 14) zutreffen, der uns berichtet „Sie (Sklavenen und Anten) wohnen in dürftigen Zelten weit voneinander entfernt, und die einzelnen wechseln oft ihre Wohnsitze". Ohne die Aussagemöglichkeiten des archäologischen Quellenmaterials zu überfordern, wird in Zukunft die Ausdehnung des slawischen Siedlungsraumes bis in unsere heutigen Gebiete hinein unter diesem Aspekt der wirtschaftlichen Grundposition her betrachtet werden müssen, wenn historisch adäquate Ergebnisse erreicht werden sollen. Dabei ist in Rechnung zu stellen, daß aller Wahrscheinlichkeit nach verschiedenartige Entwicklungs15 )

Es liegt nahe, zu dieser Frage ethnographische Parallelen heranzuziehen, die eine, Vertiefung des Fragenkomplexes und eine von der Sache her gesehene und durch den Forschungsstand bedingte Aussage ermöglichen. Von den zahlreich nachzuweisenden Viehzüchtergruppen sei in diesem Falle nur auf einige Erscheinungsformen der großviehzüchtenden nomadischen Stämme des gesamten ostafrikanischen Raumes verwiesen, die einer Deutung des eigenen Ausgrabungsbefundes durchaus die richtige Richtung geben. So betrieben z. B . die Großviehzüchtenden Niloten des ostafrikanischen Gebietes auch einen untergeordneten Ackerbau. Der Bericht H. Baumanns (1940, S. 227) hierzu ist äußerst aufschlußreich, wenn man lesen kann „das Großvieh steht natürlich heute an der Spitze der ökonomischen und religiösen Wertung. Nur das alte und kranke Tier wird geschlachtet. Es sei denn für Fest und Opfer. I n der Shilluk-Ursprungssage gilt eine Kuh als Urmuttcr der Menschen". Bei den Shilluk, Dinka und Nuer spielt ein heiliger Ochse bei dem Mannbarkeitszeremoniell eine außerordentlich große Bedeutung. Beim Tode des Besitzers wird der Ochse geschlachtet; seine Hörner finden einen Platz auf dem Grabe des Toten. Wir haben hier also die gleiche Erscheinung im ethnographischen Bereich, wie ihn Török durch seine Untersuchungen ebenfalls belegen kann. Weiterhin ist ein Bericht für das sog. Zwischenseengcbiet — etwa westlich des Viktoriasees gelegen — interessant, in dem osthamitische Großviehzüchtcr leben, deren politische Organisation in sog. Großreiche mit Untergliederung in sog. Fürstentümer — eingeteilt ist. Die Osthamitischen Groß viehzüchter sind vaterrechtlich in Clans gegliedert, die außerdem auch gleichzeitig totemistisch sein können. Hirtentotems sind hier nicht nur bestimmte Rinderarten, sondern — sicherlich auf Grund der geringen Auswahlmögliehkeit bei der Spezialisierung auf im wesentlichen nur eine Tierart — auch Teile von Rindern, wozu auch das Gehörn zu rechnen ist (H. Baumann, 1940, S. 181, 188). Daß Rinder nur zu kultischen Handlungen geschlachtet werden, ist auch aus der Hereroprovinz bekannt (Baumann, 1940, S. 101). Sicherlich ist hier wie auch bei den Niloten sehr quellenkritisch heranzugehen, weil die Tötung der Tiere ganz bestimmt auch zur Flcischversorgung im allgemeinen gedient hat. Trotzdem dürfen wir bei einer solchen Einstellung gegenüber der jeweiligen Herde auf jeden Fall voraussetzen, daß die getöteten Tiere im allgemeinen ein größeres Alter gehabt haben werden; eine Voraussetzung, die mit den Beobachtungen der frühslawischen Siedlung übereinstimmt. Kultische Handlungen, die eng mit der Rinderzucht im Zusammenhang stehen, sind darüber hinaus u. a . auch von den Masai, den Südostbantu und auch von Madagaskar bekannt (H. Baumann, 1940, S. 93ft'.; IT. Fischer, 1959, S. 88, Abb. 27). Aufschlußreich ist auch die Beobachtung, daß bei den großviehziiehtenden Osthamiten Huhn und Ziege fehlen. Sie werden als sog. Pflanzertiere bezeichnet, die mit dem Acker- bzw. Feldbau vorwiegend auftreten (H. Baumann, 1940, S. 37).

Die AusgrubuiigsiTgcbnissc. Die wirtschaftlichen Grundlagen

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und Ausdeluiuiigsriehtungen auch verschiedenartige Grundelemente innerhalb der wirtschaftlichen Basis haben werden. Es ist erfreulich, hierzu die ersten Früchte verstärkter Untersuchungen des Tierknochenmaterials aus slawischen Siedlungen zum Vergleich heranziehen zu können. In der Grundtendenz deutet sich zumindest an, daß sich mit der fortschreitenden Dauer der slawischen Siedlung auf unserem Gebiet eine gut beweisbare Seßhaftigkeit nachweisen läßt. Parallel mit diesem Vorgang darf auch eine Veränderung der wirtschaftlichen Grundstruktur erwartet werden, wie sie z. B. von den slawischen Siedlungen in Dabrun, Kr. Wittenberg, und Behren-Lübchin vorliegt. Auch die an zweiter Stelle stehende Anzahl der Knochen vom Schwein kann dieses Ergebnis kaum beeinträchtigen, zumal auch das Schwein für diese frühe Zeit als Weidetier angesprochen werden muß. und weil zum anderen die Tierknochenuntersuehung ergeben hat, daß hier im Gegensatz zu anderen Siedlungen der slawischen Zeit der Anteil der weiblichen Tiere weit höher liegt. Der Schlußfolgerung von H.-H. Müller über die Nachzucht der Schweine, die innerhalb der eigenen Siedlung verbraucht worden ist (s. S. 150), kann im Hinblick auf die Gesamtsituation in der Tierzucht hinzugefügt werden, daß die Schweinezucht die bereits genannte Stellung derselben unterstützt. Daß Schaf und Ziege innerhalb der zahlenmäßigen Rangfolge erst an dritter Stelle stehen, scheint sich aus der allgemeinen Entwicklung der Tierhaltung im altslawischen Siedlungsbereich zu ergeben, nach der vor allem die Schafhaltung erst in später Zeit zur vollen Geltung zu kommen scheint (M. Beranovä, 1963, S. 482). Auch die geringe Anzahl der nachweisbaren Pferdeknochen muß unter dem Aspekt der vorrangigen Nutzviehzucht im Sinne der Fleisch- und Milchversorgung gesehen werden. Leider sind die Beobachtungen, die auf den Verwendungszweck des Pferdes hinweisen, bereits mit dem Fund einer Sattelgurtschlaufe erschöpft. Wir wissen nur, daß das Pferd auf jeden Fall als Reittier benutzt worden ist. Ob sein Einsatz auch als Zugtier für den Ackerbau vorauszusetzen ist, läßt sich vom Material her nicht beantworten. Die starke Konzentration auf fleischliefernde Haustiere zeichnet sich auch in der relativ geringen Anzahl der vorhandenen Knochen von Wildtieren ab. Da Reh, Hirsch und Hase in der gleichen Reihenfolge zahlenmäßig an erster Stelle stehen, wird auch hier die zusätzliche Fleischversorgung bei der geringen Jagdausübung den Vorrang gegenüber der Pelzversorgung gehabt haben. Unter den Pelztieren ist nur der Edelmarder und der Luchs mit je einem Exemplar vertreten. Letzterer dürfte allerdings schon zu den erklärten Feinden einer viehzüchtenden Gruppe von Menschen gehören, dessen Jagd auch aus eben diesen Gründen betrieben worden ist. Sollten hier noch gewisse Zweifel an der Deutung bestehen, so dürften sie durch den Nachweis von zwei Wölfen zumindest entkräftet sein. Der Wolf als ein Hauptfeind der Viehherden mußte verfolgt werden, um größere Schäden und Verluste zu vermeiden. Die Aufbewahrung eines Wolfsschädels innerhalb des Hauses 18, dem, wie die zoologische Untersuchung nachweislich ergeben hat, die Reißzähne abgeschlagen worden waren, ist nur in diesem Sinne zu deuten und wertmäßig etwa in den Bereich der Jagdmagie hineinzustellen. Daß die Jagd im allgemeinen keine große Rolle gespielt hat, zeigt nicht nur die geringe Anzahl von nachweisbaren Wildtieren, sondern darüber hinaus auch die kleine Anzahl der gefundenen Speer- und Pfeilspitzen. Der gesamte Befund der Tierhaltung, der im wesentlichen auf die Auswertung des vorliegenden Knochenmaterials zurückgeht, fordert bei Berücksichtigung der Möglichkeiten, die sich z. B. schon aus einer positiven oder negativen Fundniederlage ergeben können, die sich des weiteren aus den jeweils verschiedenartigen Erhaltungsbedingungen des Materials entwickeln, selbstverständlich auch zur Kritik heraus. Trotzdem dürfte das im Vorstehenden zitierte Ergebnis, das bei Berücksichtigung aller sich aus der Grabung ergebenden Anhaltspunkte gewonnen worden ist. der historischen Wirklichkeit doch sehr nahe kommen. Die Gesamtmenge des Materials ist sicherlich bestimmten Bedingungen ausgesetzt gewesen, die sich heute bei der Auswertung der Gegenstände, insbesondere bei der statistischen Ermittlung bestimmter Werte, negativ auswirken können. Im vorliegenden Falle ist das ganz sicher für den

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Bruno Krüger

durchschnittlichen Fleischverbrauch zu sagen, der mit Hilfe der aus den Tierknochen errechneten Anzahl der Tiere ermittelt worden ist (s. S. 148f.). Es ist aber nicht generell vorauszusetzen, daß eine solche absolute Verringerung, z. B. des Knochenmaterials, auch zu falschen Schlüssen führende Einschnitte in der Variationsbreite der Haustier- und Wildtierskala sowie deren Relationen untereinander führt. Das starke Überwiegen des Rindes als Weidetier kann nicht mit besonders guten Erhaltungsmöglichkeiten von Rinderknochen gegenüber Knochen anderer Tiere erklärt werden. Es zeichnet sich vielmehr ein objektiver Befund ab, der die vermutliche Bedeutung der Rinderzucht und schließlich auch der Schweinezucht innerhalb der Tierhaltung zum Ausdruck bringt. Im gleichen Sinne ist die auffallend hohe Anzahl älterer Tiere unter dem Schlachtvieh zu werten. Der Nachweis eines aboralen Hirnschädelbruchstückes mit Hornzapfen, dessen kultische Bedeutung naheliegt, unterstützt diese Vorrangstellung. Schließlich ist der fehlende Beleg für eine Stallhaltung der Tiere im gleichen Sinne zu werten. Aber auch die geringe Ausübung der Jagd, die sich aus den wenigen Wildtierknochen einwandfrei erschließen läßt, sowie die geringen Nachweise für einen intensiven Ackerbau lassen die Siedler der frühslawischen Siedlung auf dem „Zoberberg" bei Dessau-Mosigkau auch als gute Tierzüchter erscheinen, die ihre Siedlung an einer für ihre wirtschaftlichen Belange günstigen Stelle errichtet haben. Die aus einer Einzelfundstelle gewonnene Erkenntnis fügt sich darüber hinaus in das bereits teilweise erarbeitete Gesamtbild der altslawischen Wirtschaftsweise in diesem Verbreitungsraum ein. Auch der prozentual geringe Anteil der Wildtiere am Gesamttierbestand liegt durchaus in der bereits erarbeiteten Entwicklungslinie, wie sie für die Fundstellen im DDRGebiet nachzuweisen ist 46 ). Eine bemerkenswerte Beobachtung, für die erst nach dem gewonnenen Überblick mit dem vorstehend dargestellten Hauptaspekt das notwendige Verständnis aufgebracht werden konnte, ist der völlig fehlende Quellenbeleg für den Fischfang. Trotz intensiver Beobachtung war es während der gesamten Ausgrabungszeit in keinem Falle möglich, auch nur eine Fischschuppe oder einen Teil des Knochengerüstes eines Fisches zu bergen. Auch dieses negative Ergebnis für einen bei den Slawen bisher immer vorausgesetzten Erwerbsbetrieb kann natürlich eine Erklärung durch bestehende schlechte Erhaltungsbedingungen von Fischresten finden. Es liegt andererseits aber sehr nahe, und im vorliegenden Falle ist es das Wahrscheinlichere, daß der Fischfang eine so geringe Rolle im Leben der Siedler gespielt hat, daß sein materieller Niederschlag quantitativ als sog. archäologische Quelle nicht mehr zu erfassen ist. Weitere Siedlungsgrabungen worden hier entweder zu bestätigen haben oder sie müssen neue Erkenntnisse bringen. 10

) In der slawischen Siedlung von Dabrun, Kr. Wittenberg, sind z. B. die Knochen anteilmäßig wie folgt verteilt: Rind 526, Schwein 150, Schaf/Ziege 148, Huhn 122, Gans 23; in Buhrcn-Liibchin, Kr. Teterow, ergab sich folgende Relation: Rind 371, Schwein 605, Schaf/Ziege 302, Huhn 24, Gans 59, Ente 1. In beiden Siedlungen ist der unverkennbare hohe Anteil an der Gesamtknochenzahl von Schaf/Ziege und Geflügel, insbesondere Huhn, auffallend. Das Rind ist zahlenmäßig zwar immer noch am stärksten vertreten; es nimmt aber nicht mehr die dominierende Rolle ein, wie sie für Dessau-Mosigkau nachgewiesen worden konnte. Ein ähnliches Untersuchungsergebnis liegt aus dem Burgwall in Tornow Kr.Calau, vor, wo durch die großen Mengen des festgestellten Getreides doch eine vorwiegend ackerbautreibende Bevölkerung vorausgesetzt, werden darf. Dieser Vorstellung entspricht auch die Untersuchung der Knochenreste mit der nachfolgenden Aufteilung: Rind 39, Schwein 61, Schaf/Ziege 30 (Burg 1); Rind 139, Schwein 60, Schaf/Ziege 44, Huhn 5 (Burg 2). Ob es sich hier wirklich um eine andersgeartete wirtschaftliche Grundlage gegenüber von Dessau-Mosigkau von Anfang an handelt, wird erst zu beantworten sein, wenn auch das Material der gegenwärtig laufenden Siedlungsgrabung untersucht ist. Das bisher vorliegende Ergebnis von diesem Fundplatz bietet deshalb nur Annäherungswerte. Siehe hierzu auch die Überblickskarte, in der vom Institut für Vor- und Frühgeschichte der DAW Berlin herausgegebenen Broschüre „Kultur und Kunst der Slawen in Deutschland vom 7. bis 13. J h . " Berlin 1965, Abb. 13 (J. Herrmann).

Dir Ausgrabungsergebnisse. Die wirtschaftlichen Grundlagen

b) Die handwerkliche

8!»

Betätigung

Keramikherstellung Der landwirtschaftlichen Produktion, der J a g d u n d dem evtl. auch vorhanden gewesenen Fischfang darf gewissermaßen als eine selbständige Säule innerhalb des Gesamtproduktionsdiagrammes die handwerkliche Betätigung zugefügt werden. Es sei vorausgeschickt, daß die auswertbaren Anhaltspunkte zu einer möglichen Verallgemeinerung leider nicht ausreichen. Selbst die relativ große Anzahl an keramischen Resten hilft hier wegen der starken einheitlichen Beschaffenheit der Quellen nur im geringen Maße weiter. Bei der Behandlung der K e r a m i k wurde bereits betont, daß die technische Grundlage f ü r die Herstellung der großen Mehrzahl der Gefäße die völlige H a n d a r b e i t gewesen ist. Der verarbeitete Lehm u n d Ton, der in der unmittelbaren Nähe der Siedlung nur selten nachgewiesen werden konnte, m u ß t e wohl auch aus der weiteren Umgebung herangeschafft werden. Das Ausgangsmaterial zur Gefäßherstellung ist im allgemeinen n u r mittelgrob gemagert worden. Auffallend ist der geringe Anteil von Glimmer unter dem Magerungsmaterial.

Auf formung Die Aufwulstung der einzelnen Lehmstreifen zu einem Gefäß scheint an keinem festen Ort — etwa im Sinne einer W e r k s t a t t — vorgenommen worden zu sein. Die überwiegende Mehrzahl der vorliegenden Gefäßböden ist relativ uneben. Starke Abdrücke von Pflanzen, Steinen u n d Gewebeteilen (Taf. 4i, j, k, 1, m, n) lassen erkennen, unter welchen Bedingungen die Anfertigung des Gefäßes vorgenommen worden ist. Die Böden sind dabei z. T. konkav, z. T. auch konvex gewölbt. Glatte Böden kommen ebenfalls vor, die zahlenmäßig jedoch in der Minderheit sind. Die Abdrücke von Brettspuren, die auf die Benutzung eines Töpferbrettes schließen lassen, sind nur an einem Gefäßboden gut erkennbar (Taf. 4a). Der allgemeine Befund an der Bodenstruktur der Gefäßböden zeigt also, daß die Herstellung der Gefäße im wesentlichen ohne Ausnutzung technischer Hilfsmittel vorgenommen worden ist. Als Ausnahme dürfen vier Bodenreste erwähnt werden, die mit einem runden Achseindruck versehen sind (Taf. 4b). Schon ihre geringe Zahl beweist, daß sie eine Ausnahmeerscheinung darstellen u n d aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Gefäßresten in Zusammenhang zu bringen sind, die an den R a n d - und Halspartien sichtbare Drehspuren zeigen. An zahlreichen Gefäßresten ist über die vereinzelt gut sichtbare Wulsttechnik hinaus (Abb. 23a) der Gesamtfertigungsvorgang zu erkennen. Während die Gefäßbauchung und auch noch Teile des Halses spiralförmig nach oben verlaufende Wischspuren aufweisen, ist sowohl an der Randlippe als auch am Gefäßboden anderer Gefäßreste deutlich das Ausziehen beider Partien mit den Fingern zu beobachten. I m besonderen Falle erreichen manche Gefäße an diesen Teilen eine Art wellige Oberfläche, in der vereinzelt die Papillarlinien der Fingerspitzen des Bearbeiters oder der Bearbeiterin sichtbar sind (Abb. 23h). Die so gestaltete Keramik wirkt in Bezug auf die Herstellungstechnik einfach und teilweise direkt ungekonnt. Die Mehrzahl der Gefäße zeigt aber auch in der Randgegend eine gute Verarbeitung mit häufig feststellbaren, waagerecht parallel laufenden Wischspuren. Die Gestaltung der Randlippen ist von der technischen Seite her in zwei große Gruppen zu teilen: 1. Lippen mit dünner ausgezogenem und rundlich verstrichenem Abschluß (u.a. Abb. 211, 28g, 31k, 35h, 33 o) und 2. solche mit kantig gestrichenem Abschluß (21 n, 24a, 31 u, 32c, 33b). Da beide Formen in gleicherweise zusammen vorkommen, ist eine technische Unterscheidung unter dem Aspekt einer evtl. E n t wicklung nicht möglich. Es m u ß allerdings festgestellt werden, daß die Anzahl der R ä n d e r mit kantig gestrichener Lippe etwa zwei Drittel aller Ränder einnimmt, bei weitem also über-

Bruno KRI'OKK

90

wiegt 47 ). Auch ein Vergleich der Keramik aus den wahrscheinlich ältesten Häusern mit der aus den sicherlich jüngsten Häusern der Siedlung gibt hierzu keine weiteren Anhaltspunkte. Besonders auffallend ist die dünne Wandgestaltung im oberen Bereich der Gefäße, die so häufig zu beobachten ist, daß hier nahezu von einem charakteristischen Merkmal der frühslawischen Keramik gesprochen werden kann. Die Ausformung des Tones war trotz der vorhandenen Magerung desselben möglich, weil evtl. auftretende Unebenheiten im Zuge der Handarbeit gut ausgeglichen werden konnten. Diese dünnwandige Ausformung ist nach den Untersuchungen von A. Rieth (1935, S. 93) an bronzezeitlichen Gefäßen nur dann möglich, wenn der Fußteil sorgfältig und wohl auch stabil hergerichtet worden ist, was von den Böden der Mosigkauer Gefäße gesagt werden kann 4 8 ). Oberßächengestaltung Die relativ glatt anmutende Oberflächengestaltung der Keramik geht aber nicht nur auf eine im allgemeinen weniger grobe Magerung des Ausgangsstoffes zurück, sie ist auch dadurch erreicht worden, daß auf den Gefäßen — scheinbar nach der Fertigstellung derselben — eine dünne und glättende Schicht aufgetragen worden ist. Sie weist die für die frühslawische Keramik dieser Fundstelle so typischen Wischspuren auf (Taf. 4 g), die häufig das einzige Unterscheidungsmerkmal zwischen der an der gleichen Fundstelle auftretenden früheisenzeitlichen und der slawischen Keramik darstellten. Diese vermutlich dünnflüssige Tonschicht konnte an vielen Gefäßresten besonders da beobachtet werden, wo sie nach Benutzung der Gefäße wieder leicht abgeblättert war und so den gerauhten Untergrund freigab. I n diese Schicht ist die Verzierung eingeritzt worden. Uber die Technik des Vorganges können vom Material her leider keine Hinweise gegeben werden. Die oben angedeuteten Wischspuren sind in einigen wenigen Fällen in Einzelpartien soweit und so stark aufgeführt, daß hier fast eine Wellenverzierung im Sinne eines einfachen Wellenbandes auftritt. Da die älteste slawische Keramik im vorstehenden Bereich der slawischen West-Ausdehnung wahrscheinlich in der Regel unverziert war, eine unmittelbare Beeinflussung aus dem römischen Gebiet, aus dem viele Autoren die Wellenverzierung herleiten 49 ), nicht direkt nachweisbar ist, bleibt auf Grund der Beobachtungen dieser Art nach wie vor die Möglichkeit offen, die Wellenbandverzierung auch als eine Erscheinung einheimischer und autochthoner Entwicklung betrachten zu können. Geräte, die zur Verzierung der Gefäße gedient haben, sind leider nicht gefunden worden. Es muß demzufolge auch von Dessau-Mosigkau und seinen Materialien her gesagt werden, daß hierzu vorwiegend Geräte aus organischem Material, wahrscheinlich Holz, verwendet worden sind, die infolge der schlechten Erhaltungsbedingungen heute nicht mehr als Quelle geborgen werden können 5 0 ). Zur

Brenntemperatur

Durchgeführte Brennversuche an der handgemachten Keramik haben ergeben, daß sie bei einer durchschnittlichen Temperatur von 520 bis 600 Grad gebrannt worden ist. Da diese Temperaturhöhe noch mit Hilfe eines offenen Feuers erreicht werden kann, darf angenommen 47

) Die Feststellung, die A. Rieth (1935, 8. 94) getroffen hat, daß eine drehbare Unterlage zu allen Zeiten zum Aufbau der Gefäße notwendig war, weil sonst keine Aufformung möglich ist, kann vom Dessau-Mosigkauer Material nicht unterstützt werden. 48 ) Interessant sind die Ausführungen von G. Löwe und W. Coblenz (1956, 8. 154) über die technischen Möglichkeiten der Anfertigung und Verbindung des Bodens mit dem aufgellenden Gefäßteil, die sie an der bronzezeitliehen Keramik Sachsens festgestellt haben. Ein unmittelbarer Vergleich der geübten Techniken zu beiden erwähnten Zeiten ist allerdings nur bedingt möglich. 19 ) Siehe hierzu die Ausführungen auf Seite 71, wo auf die Frage nach dem Einfluß römischer Traditionen in die slawische Keramik kurz eingegangen wird. r> ") Ii in für diesen Zweck benutztes Gerät aus Eisen ist bei neueren Ausgrabungen in Pobcdim (Slowakei) ausgegraben worden, frdl. Mitteilung von ü . Bialekovä, Nitro.

JJie Ausgrabungsergebnisse. Die wirtschaftlichen Grundlagen

!) I

werden, daß die Mehrzahl der Gefäße so gehärtet worden ist. Unterstützt wird diese Ansicht durch zahlreiche Dunkelverfärbungen innerhalb der Gefäßwände, die nur mit der offenen Raucheinwirkung in den noch ungebrannten Lehm bzw. Ton erklärt werden können. Auch die unterschiedliche Färbung vieler Gefäßreste von der Brenntemperatur her wird erklärbar, wenn ein offenes Feuer vorausgesetzt wird, dessen Hitzeausstrahlung naturgemäß Schwankungen unterworfen ist. Die in dem Zusammenhange unmittelbar auftauchende Frage, ob die Dünnwandigkeit der Gefäße nicht mit den damaligen Bedingungen der Technik dos Brennverfahrens erklärt werden könnte, die für dickwandige Gefäße noch zu geringe Hitzegrade entwickelte, kann weder negativ noch positiv beantwortet werden. Sie sollte bei weiteren Materialuntersuchungen jedoch Beachtung finden. Weil keine Brennöfen in der gesamten Ausgrabungsfläche nachzuweisen waren, wird auch von diesem negativen Befund her die

Abb. 42. 4 Brennstellen am Nordostrand der Siedlung (vermutlich zum Brennen der Keramik verwendet worden)

These vom Brand im offenen Feuer unterstützt. Da der Abstand der Häuser voneinander nicht sehr groß ist und die Anordnung derselben nur einen relativ kleinen Innenraum bildete, um den sie sich gruppierten, ist nicht anzunehmen, daß die Keramik innerhalb der Hauskreise oder gar zwischen den einzelnen Häusern gebrannt worden ist. Hier war die Brandgefahr sicher zu groß. Die Gefäße werden auch nicht auf den Herdfeuern der Häuser gebrannt worden sein, weil hier die erreichte Temperatur nicht hoch genug gewesen ist. Es muß deshalb eine Brennstelle außerhalb des unmittelbaren Gebäudekomplexes errichtet worden sein, wo ein intensiveres Feuer keinerlei Schaden anrichten konnte. Nur für einen solchen Verwendungszweck können vier Brandstellen außerhalb der gesamten Siedlung am Nordostrand der ältesten Häusergruppe in Frage kommen, die hier am Hang auch unter Berücksichtigung der vorherrschenden Windrichtungen einen äußerst günstigen Standpunkt für den Brennvorgang gehabt haben (Beilage 1, Abb. 42). Es handelt sich um mehr rechteckige Feuerstellen mit abgerundeten Ecken, deren Durchmesser etwa 1.50 m in der Länge und 0,90 bis 1,00 m in der Breite betrug. Sie waren eingetieft, durchschnittlich 40 cm unter der heutigen Oberfläche, muldenförmig, ihr Boden war mit Steinen von kleinerer Größe ausgelegt (Abb. 42). Die Brandverfärbungen im Innern der Mulden zwischen den Steinen gingen z.T. in einen schwärzlich-bläulichen Schimmer über, der etwa mit der Farbe des Anthrazits vergleichbar ist. Der außerhalb der geschlossenen Steinlage befindliche anstehende Sand

92

B R U N O K R Ü H KR

und Kies zeigte häufig starke Rotfärbungen. Beide Beobachtungen zusammengenommen weisen auf ein starkes Feuer hin, wie es an keiner anderen Stelle der Siedlung nachzuweisen gewesen ist. Es liegt deshalb nahe, hier an einen Platz zu denken, wo außerhalb der Siedlung unter Berücksichtigung der vorherrschenden Windlage ein bewußt starkes Feuer errichtet worden ist, um die heimische Keramik zu brennen. Der Nachweis von vier solchen Stellen dicht beieinander u n t e r s t ü t z t die Besonderheit dieses Platzes. Des weiteren k a n n die Tatsache im gleichen Sinne gewertet werden, daß bis auf einen unverzierten Mittelscherben eines slawischen Gefäßes keine weiteren F u n d e innerhalb der Steinlage und der tiefschwarzen Verfärbung geborgen worden sind. Es k a n n sich hier also nicht um Kochstellen handeln. Da die Zugehörigkeit diesel' Brandstellen zur Siedlung k a u m zu bezweifeln ist, schien ihre Deutung in diesem Sinne, als der Wahrscheinlichkeit am nächsten stehend, berechtigt 5 0 "). Weitaus mehr Schwierigkeiten bereitet die Einordnung von vier Bodenstücken mit negativem r u n d e m Achseindruck in den Gesamtkomplex der Keramik der Siedlung. E s besteht sowohl die Möglichkeit, sie als die ersten eindeutigen Zeugen der Anwendung der Drehscheibe innerhalb der Siedlung zu b e t r a c h t e n ; sie können andererseits aber auch zu Gefäßen gehören, die von außen her übernommen worden sind. Beispiele d a f ü r sind vorhanden, sie werden nachfolgend aufgeführt. F ü r keine der beiden Möglichkeiten gibt es, auf die Böden mit den Achseindrücken bezogen, beweiskräftige Argumente. Sollte es sich hier um einen Nachweis für die Benutzung der Töpferscheibe in ihrem Anfangsstadium innerhalb der Siedlung handeln, d a n n m ü ß t e sie von Anfang an seit dem Bestehen der Siedlung bekannt gewesen sein, weil ein Bodenrest mit Aehscindruck aus dem H a u s 4 s t a m m t , das zum ältesten Bereich der Gesamtsiedlung gerechnet werden m u ß . Bei einer Unterstellung dieser A n n a h m e m ü ß t e m a n bei Berücksichtigung von nur 4 Bodenresten mit Achseindrücken unter einer großen Anzahl anderer Keramik zu der Uberzeugung kommen, daß die Töpferscheibe bekannt war. sich aber nicht durchgesetzt h a t ; eine solche Theorie würde indirekt eine U n t e r s t ü t z u n g durch die nachweisbaren K o n t a k t e zu den Germanen erhalten, bei denen die Töpferscheibe bekannt gewesen ist. Die zur Behandlung stehenden Böden sind, soweit das mit Mitteln der Typologie möglich ist, als slawisch zu bezeichnen. Es liegt deshalb näher u n d es wird der historischen Wirklichkeit sicher auch eher gerecht, wenn aus dem Gesamtbefund heraus eine Ü b e r n a h m e dieser Gefäße aus einem anderen slawischen Bereich vorausgesetzt wird, in dem in der Zeit des 7. J h . die Töpferscheibe sicher b e k a n n t war. D a ß Beziehungen in dieser Richtung gepflegt worden sind, beweisen vor allem die Reste von weiteren Gefäßen, die einwandfrei gedreht sind, die in der Regel ein Dekor tragen, wobei das Wellenband in einfacher oder mehrmaliger Anordnung dominiert, die eine kantig gestrichene und nach außen ausladende R a n d lippengestaltung aufweisen, deren Ton feiner gemagert ist, die durchweg dickwandiger sind und die, wie Brennversuche gezeigt haben, bei einer Durehschnittstemperatur von 800 bis 900 Grad gebrannt worden sind. D a sich eine solche Temperatur nicht mehr in einem offenen Feuer im weiter vorstehend angedeuteten Sinne erreichen läßt, war hier neben der andersartigen technischen Ausformung des Gefäßes auch ein anderer Brennprozeß notwendig, der nur innerhalb eines e x t r a d a f ü r hergestellten Ofens durchgeführt worden sein kann. Beide Voraussetzungen sind zumindest f ü r die älteste Phase der Siedlung k a u m zu erwarten und vom Material her auch nicht zu belegen, so daß die Ü b e r n a h m e weiterentwickelter Formen von außen her erfolgt sein wird. Der heute schon gut nachweisbare Einwanderungsweg der slawischen Siedler im Bereich der oberen u n d mittleren Elbe läßt zunächst eine Übernahme aus dem böhmisch-mährischen u n d donauländischen R a u m als gegeben erscheinen. Auch bei Berücksichtigung der politisch-historischen Situation ist die Verbindung zum Südosten in gleichstarkem Maße wie zum westlichen N a c h b a r n zu erwarten. Die auf die J a h r e (¡30/31 folgenden Ereignisse lassen diese Schlußfolgerung zu, auch wenn nicht eindeutig bewiesen Ma

) Kür eine Zuordnung der Brennstellen zu den älteren, nichtslawischen SiedlungsiVKtcn auf dem gleichen (icliindc gibt es keine beweiskräftigen Anhaltspunkte.

Die Ausgrabungsergebnisse. Die wirtschaftlichen Grundlagen

93

werden kann, welcher Art die stärkere K o n t a k t a u f n a h m e zwischen Samo und Dervan war u n d ob zum Herrschaftsbereich des letzteren die Siedler von Dessau-Mosigkau gehört haben. Die in ihrem Gesamthabitus der sog. Eiform nahestehenden Gefäße haben sowohl was die Form als auch was die Technik anbetrifft, die besten Analogien im sog. donauländischcn Typus, wie er uns von J . Eisner in der Monographie über Devinskä Nova Ves insbesondere vorgelegt worden ist. Sämtliche Eigenschaften — ziemlich glatte Oberfläche, wenig oder gar kein Glimmer als Magerungsmaterial, scheibengedreht, wenig handgemachte Gefäße, guter B r a n d — technischer u n d typologischer N a t u r sind in der K e r a m i k von Mosigkau wiederzufinden, so daß an Beziehungen in diese Richtung gedacht werden muß, ohne solche vom Material her direkt beweisen zu können. Wesentliche Unterschiede bestehen allerdings in der Größelianordnung der Gefäße. Während es sich beim donauländischen T y p in seiner bisher bekannten und beschriebenen F o r m um eine durchschnittlich kleine Gefäßgattung handelt, haben wir es in Mosigkau mit großen Gefäßen zu t u n . deren Mündungsdurchmesser 24 bis 25 cm b e t r ä g t u n d deren Höhe wahrscheinlich mehr als 30 cm erreichen k a n n . Diese n u n doch auffälligen Unterschiede können sich aber aus der Art ihres Verwendungszweckes erklären: Handelt es sich doch im ersteren Falle u m eine ausschließliche Grabkeramik, so haben wir es bei den größeren Gefäßen von Mosigkau einwandfrei mit einer Siedlungskeramik zu t u n . Bemerkenswert hierzu sind auch die Ausführungen von Z. Klanica (1965. S. 61 ff.), die er zu einer bestimmten Keramik aus der Vorburgsiedlung von Mikuleice macht. E s heißt hier wörtlich: „Bemerkenswert sind Randscherben, deren massiver oberer Teil irgendein flaches ,Sims' bildet. Diese simsartigen R ä n d e r k o m m e n größtenteils in altertümlichen F u n d k o m plexen vor, auch wenn sie selbst überwiegend einer technisch ziemlich entwickelten K e r a m i k angehören. I n einigen Fällen sind die oberen flachen Teile der Scherben mit dichten Wellenlinien verziert '. Die Datierung dieser Keramik mittels einer Schnalle aus dem Q u a d r a t R/4/ O b j e k t 599 in das 7. J h . gibt den gleichen zeitlichen Horizont an. Es ist möglich, d a ß weitere Siedlungsgrabungen hierzu eine endgültige Aussage ermöglichen werden. Hinweise dieser Art bieten u . a . schon die Ausgrabungen in Stara Breclav (V. Podborsky, 1961, S. 61 fF.) und Somotor (J. Pastor. 1958, S. 314ff.). wo neben einfachen Gefäßformen des Prager T y p s die hier in Frage k o m m e n d e Keramik mit all ihren Merkmalen ebenfalls nachzuweisen ist. Sie zeigt nach J . Pastor (1958, S. 334) eine entwickelte Töpferkunst, „welche aus altslawischen Elementen unter dem Einfluß der römisch-latenischen Keramik e n t s t a n d ' ' . Diese f ü r die Technik der altslawischen Keramik so wichtigen Gefäße sollten in Z u k u n f t weit mehr als bisher beachtet werden, weil mit Hilfe ihrer Bearbeitung bestimmte Entwicklungstendenzen innerhalb der Entstehung der slawischen Töpferei geklärt werden k ö n n t e n . Metall- und

Knochenbearbeitung

Die geringe Anzahl der gefundenen Metallgegenstände läßt keine Aussagen über ein evtl. betriebenes Metallhandwerk im Sinne einer eigenen Erzschmelze oder einer speziellen Bearbeitung der vorgefundenen Gegenstände zu. Obwohl in der unmittelbaren Umgebung des Siedlungsplatzes noch heute Raseneisenerz in nicht geringem Umfange gefunden wird, fehlt der archäologische Quellenbeleg f ü r einen Schmelzprozeß an Ort und Stelle. Da auch keinerlei Schmiedegeräte an das Tageslicht kamen, m u ß die B e a n t w o r t u n g der Frage nach einer metallurgischen Produktion offen bleiben. Der Besitz der wenigen Metallgegenstände m ü ß t e d a n n innerhalb eines Austauschverfahrens mit anderen ethnischen Gruppen zustande gekommen sein. Eine dem Inhalt ähnliche Aussage m u ß zum Herstellungsprozeß der wenigen Knochengeräte gegeben werden, wo eigentlich nur der innerhalb einer Grube gefundene K n o c h e n k a m m als besonders schönes handwerkliches P r o d u k t anzusehen ist. I m Gegensatz zu den Fertigkeiten, die an die Herstellung der Pfrieme gestellt werden dürfen, steht die Herstellungstechnik des Dreilagenkammes, die zumindest eine geübtere H a n d erfordert haben m u ß und so gesehen auch das P r o d u k t eines speziellen K a m m a c h e r s sein könnte, dessen Produktionsstätte u n b e k a n n t ist.

94 Steinbc,arbeitung

BRUNO KRÜGER

(Schleifsteine,

Mahlsteine)

Bei der Behandlung der einzelnen Fundkategorien wurde bereits auf den Verwendungszweck und auf die Bedeutung der Schleifsteine eingegangen. Der besondere Verwendungszweck dieser im allgemeinen handgroßen Steine sehließt eine handwerkliche Betätigung im Sinne eines speziellen Schleifsteinherstellers oder gar Schleifers aus naheliegenden Gründen aus. Eine Ausnahme innerhalb der Siedlung im Bereiche dieser Fundgruppe stellt aber der im Haus 27 gefundene große Schleifstein von ehemals etwa 15 kg dar, über dessen stationäre Lage keine Zweifel bestehen. Der Stein ist auf beiden Schmalseiten mit Schleifspuren versehen, die im Zusammenhang mit einer leicht ausgeschliffenen Eindellung auf eine starke Benutzung des Gegenstandes hinweisen. Zahlreiche noch gut sichtbare Roststellen zeigen, daß hier vorwiegend Eisengeräte geschliffen worden sind. Die auffallende Größe des Steines läßt unter Berücksichtigung der zahlreichen anderen, kleineren Schleifsteine eine Benutzung desselben nur für den eigenen Bedarf des Besitzers als sehr unwahrscheinlich erscheinen. Es muß hier mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß innerhalb dieses Hauses — der Stein lag etwa in der Mitte desselben — ein Bewohner der Siedlung gelebt hat, der auftragsgemäß die Tätigkeit des Schleifens für andere ausgeübt hat. Da weitere Beobachtungen, die eine Präzisierung der Aussage ermöglichen würden, nicht gemacht werden konnten, muß es bei dieser Vermutung bleiben. Als Abschluß des Kapitels soll eine kurze Behandlung der zahlreichen Mahlsteinreste folgen, über deren wirtschaftliche Bedeutung bereits an anderer Stelle eingegangen worden ist. Da das hierzu verwendete Gestein (Grauwackensandstein) nicht in unmittelbarer Nähe der Siedlung geologisch nachweisbar ist, war bereits die Beschaffung dieses Materials mit Schwierigkeiten verbunden. Die Untersuchungen durch das Mineralogische Institut Dresden, H. D. Beeger, haben ergeben, daß das zu Mühlen verarbeitete Gestein nicht in unmittelbarer Nähe der Siedlung ansteht (s. S. 80). Es muß nach dem Befund zumindest ein Transport des Materials vorausgesetzt werden, wobei ungeklärt bleibt, ob die Mahlsteine am Orte des Steinbruches oder erst in der Siedlung zu solchen verarbeitet worden sind. Da Bearbeitungsspuren innerhalb der Siedlung nicht festzustellen wraren, bliebe die Möglichkeit des Transportes bereits fertiger Mühlen die wahrscheinlichere. Die Mahlsteine können andererseits aber bereits ein Produkt des Tausches sein, wobei die Frage nach dem evtl. Tauschpartner mangels Unterlagen unbeantwortet bleiben muß. Daß der Erwerb von Mahlsteinen über eine weite Entfernung bereits in älterer slawischer Zeit vorgenommen worden ist, haben die Untersuchungen der Mahlsteinreste aus der Burg Tornow ergeben (J. Herrmann, 1966, S. 92). Trotz der in den meisten Fällen geringen Quantität an archäologischem Quclleiimaterial, das für die Untersuchung der handwerklichen Betätigung der slawischen Siedler von DessauMosigkau zur Verfügung stand, darf ein zusammenfassendes Ergebnis formuliert werden. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß hier der Gesamtkomplex einer Siedlung zur Auswertung herangezogen werden konnte, ist die handwerkliche Produktion als gering und wenig entwickelt zu bezeichnen 50 b). Die Analyse der keramischen Erzeugnisse, zu deren Durchführung viel Material zur Verfügung stand, hat vorrangig zu dieser Auffassung geführt. Wir werden nicht fehl gehen in der Annahme, hier vorwiegend ein Haushandwerk voraussetzen zu dürfen, in dem für den eigenen persönlichen Gebrauch produziert wurde. Ein Austausch von fertigen Gegenständen über den engen häuslichen Rahmen hinaus wäre noch möglich, wenn an die Bedeutung des vorstehend beschriebenen Schleifsteines gedacht wird, der ebenfalls nicht nur im Rahmen einer Art „Familienverwendung" zu verstehen ist. Fehlende Produktionsstätten für die Metallerzeugung und deren Bearbeitung sowie fehlende Anhalts:>ob

) Als Ausnahme ist die Qualität der Messerklingen zu erwähnen, die nach der metallurgischen Untersuchung als gut bzw. als sehr gut bezeichnet werden muß. Auf den fehlenden archäologischen Beleg für einen Schmclzund Verarbeitungsprozeß an Ort und Stelle wurde aufmerksam gemacht.

Die Ausgrabungsergebnisse. Die wirtschaftlichen Grundlagen

95

punkte für eine eigene Mahlsteinherstellung lassen bei Berücksichtigung der überwiegenden Ausrichtung auf die Viehhaltung auf einen evtl. Tauschhandel mit den Produzenten dieser Gegenstände schließen. Hinweise auf Spinnen und Weben Die doch in relativ großer Zahl gefundenen Spinnwirtel beweisen auch direkt die Tätigkeit des Drehspinnens. Für die weitere Verarbeitung des dadurch gewonnenen Materials fehlen aber im Gegensatz hierzu die direkten Hinweise sowohl für den Prozeß des Webens als auch für die tlntersuchungsergebnis der Stoffabdrücke auf der Keramik 5 ')

Xr.

Größe

Bindung

Webdichte

Garndreliung

Garnbreite

Fasern

1. Taf. 4 j

12 mm 2

Leinen*)

12 Fäden in der einen, 14 in der and. Webricht. je 1 cm.

nicht sicher feststellbar

2. Taf. 4i

ca. 19 mm 2

Leinen

10 Kaden in d. einen, 14 in d. and. Richtung, bei d. K a n t e 30 Fäden auf je 1 cm, fest gewellt

Z-Drelmng in beiden 0,2 — 0,7 mm 0,03 mm Webrichtgn.

0,3—0.5 mm 0,03 mm bei einzelnen wie Flachs

Bild kehrt infolge der senkrechten Anstahlung leicht um, v. r. Lgsk. am deutlichsten.

3. Taf. 41

ca. 140 mm 2

Leinen

30 Fäden in der einen, 25 i. d. and. Webrichtg. Feines Gewebe

S-Drehung in der 0,2 —0,3 m m einen, Z-Drehg. in d. and. Webrichtg., scharf gedrillt

Einzelfasern kaum sichtbar wahrseh. 0,05 mm

4. Taf. 4 k

ca. 140 mm 2

Leinen

25 Fäden in beiden Webrichtungen

nicht zu erkennen

0 . 3 - 0 . 4 mm

0,04-0.05 mm ähnl. Wolle

ca. 120 mm 2

Leinen

20 Fäden i. d. einen, 15 Fäden i. d. and. Webrichtg.

nicht erkennbar

Taf. 4 k

0,25-0,30 mm

0,05 mm vieil. Wolle

(i. Taf. 4o

ca. 60 mm 2

Leinen

45 Fäden in d. einen, 50 Fäden i. d. and. Webrichtg.

nicht sieher erkenn- 0,2—0,3 mm 0,05 mm bar vereinzelt.

7. Taf. 4 n

ca. 35 mm 2

Leinen

45 Fäden in d. einen, 50 Fäden i. d. and. Webrichtg.

z . T . S-Drehung od. 0 , 2 - 0 , 2 5 kaum gedrillt mm

0,04mm

8.

ca. 56 mm 2

Leinen

40 Fäden in d. einen, 50 Fäden i. d. and. Webrichtg.

Z-Drehung meist stark verwischt

0,2 mm

0,04-0,05 mm

ca. 18 mm 2

Leinen

45 Fäden in beiden Webrichtungen

S-Drehung

0,25-0,30 mm

0,04 mm

ca. 60 mm 2

Leinen

40 Fäden in beiden Webrichtungen, recht locker

wahrsch. S-Drehg.

0,2-0,25 mm

0,04 mm

i>.

Taf. 4 m

10.

*) Zu verstehen als ein in der Webtechnik gebräuchlicher Terminus, der keinen Bezug auf die Faserart hat. 51

) Untersuchungsergebnis von E. Schwarze, Halle/Saale.

BRUNO KRÜGER

Gr.33

IIÌIMPP*"^

Abb. 43. Grundrisse und Profile von slawischen Gruben

Die Ausgrabungsergebnisse. Die soziale Stellung der Siedler

97

fertigen Produkte. Es sind an keiner Stelle der Siedlung Reste von Webstühlen (Webgewichte) oder Stoffreste direkt gefunden worden. Die einzigen indirekten Hinweise hierfür bieten die Stoffabdrücke auf den Gefäßböden und teilweise auch auf den Gefäßrändern (Taf. 4i—p, siehe Tabelle auf S. 95). Die sehr geringen Anhaltspunkte erschweren eine weitere Bearbeitung derselben außerordentlich. Auch hier wird erst weiteres Material vorgelegt werden müssen, ehe mit einer erfolgversprechenden Untersuchung größeren Ausmaßes begonnen werden kann. Trotzdem beweisen auch die geringen Hinweise, insbesondere auf die Tätigkeit des Webens, daß die Wollbearbeitung bekannt war und ausgeübt worden ist.

10. Die soziale Stellung der Siedler Durch die Aufteilung der gesamten Siedlung in 5 gut zu trennende Häuserkomplexe von jeweils 8—10 Häusern ergibt sich der Hinweis auf eine relativ kleine Siedlung, deren Gesamteinwohnerzahl auf durchschnittlich 35 Personen geschätzt werden darf. Über evtl. verwandtschaftliche Beziehungen sowie über die Organisationsform dieser kleinen Bevölkerungsgruppe können vom Material her keine beweiskräftigen Aussagen gemacht werden. Es besteht die Möglichkeit, daß hier eine Großfamilie in einer Siedlung gelebt hat. Auch von den Schwierigkeiten, die sich den Siedlern im Laufe ihres Vorrückens bis in dieses Gebiet sicher entgegengestellt haben, her gesehen, ist die verwandtschaftliche Bindung einer solchen Bevölkerungsgruppe, die auf gegenseitige Unterstützung und Hilfeleistung aufgebaut gewesen sein wird, durchaus zu erwarten. Wann die Gliederung der Gentilgesellschaft in Großfamilien im slawischen Bereich einsetzt, muß bei Berücksichtigung des gegenwärtigen Forschungsstandes unbeantwortet bleiben. Daß ein solcher Prozeß aber entwicklungsgeschichtlich bedingt ist, zeigt uns die Entwicklung im germanischen Siedlungsgebiet, wo sich etwa seit Beginn des 2. J h . u. Z. die Aufgliederung der Gentilgemeinschaft in Großfamilien vollzieht. Die Siedlung ist im offenen Gelände ohne jeden Schutz gegen äußere Feinde angelegt worden. Relativ starke Einflüsse aus dem westlich angrenzenden germanischen Gebiet führen zu der Überzeugung, daß die Besitznahme des Landes sowie die Anlage der Siedlung im Einvernehmen mit den germanischen Nachbarn und ohne gewalttätige Auseinandersetzungen geschehen ist. Auch bei der Unterstellung einer negativen Fundauslese fällt die geringe Anzahl an Waffen im allgemeinen, insbesondere aber an Waffen für kriegerische Zwecke auf. Nur die in einer Grube gefundene lange Speerspitze ist in diesem Sinne zu deuten. Die wenigen anderen Spitzen können auch im Sinne von Jagdgeräten gedeutet werden; eine geringe Ausübung der Jagd ist durch die Untersuchung der Tierknochenreste der Siedlung bewiesen worden. Die vorwiegend betriebene Viehzucht läßt von der archäologischen Quelle auf den Einzelnen bzw. auf eine Hauseinheit bezogen, kaum Anhaltspunkte für einen unterschiedlichen Besitzanteil innerhalb der Bewohner der Siedlung erkennen. Hinzu kommt, daß die wahrscheinlich bewußte Aufgabe jedes Siedlungskomplexes — die Zerstörung der Herdstellen läßt hierauf schließen — zu einer vorhergegangenen Auslese des Hausinventars geführt haben wird, was sieh wiederum dadurch zeigt, daß Mahlsteine im ganz erhaltenen Zustand nur einmal, Mahlsteinreste dagegen nahezu in jedem Herd der einzelnen Häuser nachgewiesen werden konnten. Die uns heute überkommenen Fundgegenstände sind demnach im Sinne der Fundauslese vorwiegend als Zufallsfunde zu bezeichnen, deren Aussagewert speziell in dieser Hinsicht eng gesteckte Grenzen hat. Trotzdem hat sich gezeigt, daß sich fast in jedem festgestellten Häuserring jeweils ein Haus entweder schon durch seine Größe oder Ausstattung oder aber durch sein Fundmaterial von den übrigen heraushebt. Sehr auffällig ist diese Tendenz innerhalb des jüngsten Häuserringes, und zwar im Haus 5, nachzuweisen. Dieses Haus ist mit seinen Ausmaßen von etwa 6 x 5 Metern auffallend größer als der Durchschnitt der sonstigen Häusergröße innerhalb des 7

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Die Ausgrabungsergebnisse. Die soziale Stellung der Siedler

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fertigen Produkte. Es sind an keiner Stelle der Siedlung Reste von Webstühlen (Webgewichte) oder Stoffreste direkt gefunden worden. Die einzigen indirekten Hinweise hierfür bieten die Stoffabdrücke auf den Gefäßböden und teilweise auch auf den Gefäßrändern (Taf. 4i—p, siehe Tabelle auf S. 95). Die sehr geringen Anhaltspunkte erschweren eine weitere Bearbeitung derselben außerordentlich. Auch hier wird erst weiteres Material vorgelegt werden müssen, ehe mit einer erfolgversprechenden Untersuchung größeren Ausmaßes begonnen werden kann. Trotzdem beweisen auch die geringen Hinweise, insbesondere auf die Tätigkeit des Webens, daß die Wollbearbeitung bekannt war und ausgeübt worden ist.

10. Die soziale Stellung der Siedler Durch die Aufteilung der gesamten Siedlung in 5 gut zu trennende Häuserkomplexe von jeweils 8—10 Häusern ergibt sich der Hinweis auf eine relativ kleine Siedlung, deren Gesamteinwohnerzahl auf durchschnittlich 35 Personen geschätzt werden darf. Über evtl. verwandtschaftliche Beziehungen sowie über die Organisationsform dieser kleinen Bevölkerungsgruppe können vom Material her keine beweiskräftigen Aussagen gemacht werden. Es besteht die Möglichkeit, daß hier eine Großfamilie in einer Siedlung gelebt hat. Auch von den Schwierigkeiten, die sich den Siedlern im Laufe ihres Vorrückens bis in dieses Gebiet sicher entgegengestellt haben, her gesehen, ist die verwandtschaftliche Bindung einer solchen Bevölkerungsgruppe, die auf gegenseitige Unterstützung und Hilfeleistung aufgebaut gewesen sein wird, durchaus zu erwarten. Wann die Gliederung der Gentilgesellschaft in Großfamilien im slawischen Bereich einsetzt, muß bei Berücksichtigung des gegenwärtigen Forschungsstandes unbeantwortet bleiben. Daß ein solcher Prozeß aber entwicklungsgeschichtlich bedingt ist, zeigt uns die Entwicklung im germanischen Siedlungsgebiet, wo sich etwa seit Beginn des 2. J h . u. Z. die Aufgliederung der Gentilgemeinschaft in Großfamilien vollzieht. Die Siedlung ist im offenen Gelände ohne jeden Schutz gegen äußere Feinde angelegt worden. Relativ starke Einflüsse aus dem westlich angrenzenden germanischen Gebiet führen zu der Überzeugung, daß die Besitznahme des Landes sowie die Anlage der Siedlung im Einvernehmen mit den germanischen Nachbarn und ohne gewalttätige Auseinandersetzungen geschehen ist. Auch bei der Unterstellung einer negativen Fundauslese fällt die geringe Anzahl an Waffen im allgemeinen, insbesondere aber an Waffen für kriegerische Zwecke auf. Nur die in einer Grube gefundene lange Speerspitze ist in diesem Sinne zu deuten. Die wenigen anderen Spitzen können auch im Sinne von Jagdgeräten gedeutet werden; eine geringe Ausübung der Jagd ist durch die Untersuchung der Tierknochenreste der Siedlung bewiesen worden. Die vorwiegend betriebene Viehzucht läßt von der archäologischen Quelle auf den Einzelnen bzw. auf eine Hauseinheit bezogen, kaum Anhaltspunkte für einen unterschiedlichen Besitzanteil innerhalb der Bewohner der Siedlung erkennen. Hinzu kommt, daß die wahrscheinlich bewußte Aufgabe jedes Siedlungskomplexes — die Zerstörung der Herdstellen läßt hierauf schließen — zu einer vorhergegangenen Auslese des Hausinventars geführt haben wird, was sieh wiederum dadurch zeigt, daß Mahlsteine im ganz erhaltenen Zustand nur einmal, Mahlsteinreste dagegen nahezu in jedem Herd der einzelnen Häuser nachgewiesen werden konnten. Die uns heute überkommenen Fundgegenstände sind demnach im Sinne der Fundauslese vorwiegend als Zufallsfunde zu bezeichnen, deren Aussagewert speziell in dieser Hinsicht eng gesteckte Grenzen hat. Trotzdem hat sich gezeigt, daß sich fast in jedem festgestellten Häuserring jeweils ein Haus entweder schon durch seine Größe oder Ausstattung oder aber durch sein Fundmaterial von den übrigen heraushebt. Sehr auffällig ist diese Tendenz innerhalb des jüngsten Häuserringes, und zwar im Haus 5, nachzuweisen. Dieses Haus ist mit seinen Ausmaßen von etwa 6 x 5 Metern auffallend größer als der Durchschnitt der sonstigen Häusergröße innerhalb des 7

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BRUNO

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Ringes. Die gut erkennbaren Pfostenverfärbungen lassen ohne Zweifel auf eine mehrmalige Unterteilung des Hausinnenraumes schließen, was in der Regel nicht in dieser Form in anderen Häusern zu belegen ist. Das Haus 5. zu dem zwei größere Gruben und ein auffallend großer Herd mit großen Steinsetzungen gehören, weicht aber auch durch sein sonstiges Inventar von den anderen Häusern ab. Neben einem Messerrest. einem Spinnwirtel und einem gut erhaltenen Knochenpfriem sind vor allem eine gut erhaltene bronzene Pinzette (Taf. 3a). ein bronzenes Anhängeröhrchen (Taf. 2 c) sowie die eiserne Sattelgurtschlaufe mit bronzenen Einlageteilchen (Taf. 3d) zu erwähnen. Dieses für die Siedlung relativ reiche Fundinventar wird ergänzt durch zahlreiche keramische Reste, unter denen sich die Randstiicke von zwei gut gedrehten und hart gebrannten Gefäßen befinden (Taf. 1 q, r), die auf S. 70f. beschrieben worden sind und auf die angedeuteten südöstlichen Beziehungen hinweisen. Weiterhin befanden sich in diesem Haus eine Anzahl Schalenreste, ein Gefäß mit dem nur zweimal in der ganzen Siedlung auftretenden Mondhenkelansatz (Abb. 34d) sowie ein weiterer Gefäßrest mit einer Verzierung auf dem Innenrand (Abb. 34h), der innerhalb der gesamten Keramik ebenfalls nur zweimal nachgewiesen werden konnte. Die Besonderheit des Hauses wird, vom Fundmaterial her gesehen, vor allem durch die Sattelgurtschlaufe gekennzeichnet, die bedingt erlaubt, den Hausbewohner zu denjenigen in der Siedlung zu rechnen, die im Besitz eines der wenigen nachgewiesenen Pferde gewesen sind. Die Sattelgurtschlaufe. die nach den zur Verfügung stehenden Analogien nur mit dem fränkischen Gebiet in Verbindung gebracht werden kann, deutet darüber hinaus an, daß ihr Besitz auf Beziehungen im gleichen Sinne schließen läßt. I n welcher Form jedoch die Übernahme der Sattelgurtschlaufe vor sich gegangen ist, kann nicht gesagt werden. Auch das einzige Exemplar eines aboralen Hirnschädelbruchstückes vom Rind (vgl. S. 85), stammt aus diesem Hause. Über die kultische Bedeutung des Fundgegenstandes dürfte nach den Untersuchungen von G. Török (1963. S. 470fF.) kein Zweifel mehr bestehen 5 2 ). Daß ein solcher Gegenstand, der auf den ermittelten Hauptwirtschaftszweig der Siedler hindeutet, gerade in diesem Hause gefunden worden ist, kann kein bloßer Zufall sein. Das Symbol der Haupternährungsquelle sowie die Besonderheit des Hauses bilden zweifelsohne eine wirtschaftliche und soziale Einheit, deren Repräsentant der Bewohner von Haus 5 gewesen ist. Über dessen spezielle Stellung innerhalb der Siedlungseinheit sind sichere Aussagen nicht möglich. Vermutungsweise könnte man hier den Sitz des Dorfältesten bzw. des Anführers der Sippe oder Großfamilie annehmen. Diese unter Berücksichtigung des allgemeinen Fundreichtums doch relativ reiche Ausstattung des Hauses ist auch unter dem Aspekt der inneren Entwicklung der Siedlungsgemeinschaft zu sehen. Das Haus gehört zu dem sicher jüngsten Häuserring der Siedlung; Anhaltspunkte hierfür bieten nicht nur die einzelnen Fundgegenstände, sondern auch die Anordnung der Häuser innerhalb des Ringes (Abb. 19) und auch die Größe desselben. Während man bei den anderen, älteren Häuserringen noch beinahe eine zufällige Anlage des Siedlungsgrundrisses vermuten könnte, zeigt sich hier im Ring 5 eine deutlich ordnende Kraft, die bewußt an die kreisförmige xVnlage mit der Öffnung zum Tal und seinen Wiesen- und Wasserflächen hin herangegangen ist. Sowohl dieser Rundweiler als auch die Ausstattung des Hauses 5 drücken somit die Endphase des slawischen Siedlungsablaufes auf dem „Zoberberg" bei Dessau-Mosigkau aus, aus der im Gegensatz zu den anderen und älteren Siedlungsabschnitten an gleicher Stelle nun eine soziale Differenzierung im Sinne der Herausbildung eines Mannes als .,Dorfältesten" bzw. 52

) Wenn z. B. der Häuptling in der Hereroprovinz in der Rinderhaut bestattet wird (H. Baiimann, 1940. S. 101), wenn beim Tode eines Familienvaters bei den Masai ein Ochse geschlachtet wird, mit dessen Fett- sich sowohl die Söhne des Toten einreiben, als auch der Tote eingerieben wird (M. Merker, 1904, S. 1397), wenn darüber hinaus Totendenkmäler aus Steinsäulen mit aufgesetzten gehörnten Rinderköpfen in dieser Region der großviehzüchtenden Stämme nachweisbar sind, in diesem Falle auf Madagaskar (H. Fischer, 1959, S. 88), dann sind die Beziehungen, die sich aus dem Verhältnis Großviehzüchtertum und besonderer Stellung des Familienoberhauptes oder eines Bevölkerungsgruppenvorstehers unübersehbar und auch für den speziellen Fall innerhalb des H auses i> im jüngsten Häuserring dieser Siedlung von Bedeutung.

Die Ausgrabungsergebnisse. Die soziale Stellung der Siedler

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einer Familie als die führende und tonangebende K r a f t nachgewiesen werden kann. Dieser Entwicklungsprozeß muß sich speziell hier — wenn auch ganz sicher analog zu einer ähnlichen Entwicklung anderer, bisher nicht untersuchter Siedlungseinheiten — abgespielt haben, weil im ältesten Häuserring, dem Ring 1. ähnliche Beobachtungen noch nicht gemacht werden konnten. Daß es sich hier um den kleinsten Häuserring mit der geringsten Anzahl von Häusern handelt (Abb. 15). ist ebenfalls unter dem Blickpunkt der Entwicklung der gesamten Siedlungszeit zu sehen und danach auch verständlich. Im Ring 2 (Abb. 16) scheinen Größe und Inhalt des Hauses 27 — wenn auch weit schwächer — auf eine ähnliche Rolle hinzuweisen wie bei Haus 5 des Ringes 5. In diesem Haus 27 ist der schon erwähnte große Schleifstein (Taf. 3h) gefunden worden, der wegen seiner Besonderheit ebenfalls aus dem sonstigen Fundbild der gesamten Siedlung herausfällt. In die Gruppe der besonderen Funde gehört wohl auch der Rest einer Speerspitze, die am Eingang des Hauses gefunden wurde und starke Ähnlichkeit mit der in Grube 114 gefundenen angoartigen Spitze besitzt. Im Hause 27 war eine starke, gebrannte Lehmschicht erkennbar, über deren Funktion keine endgültige Aussage gegeben werden kann, und die in der Größe ebenfalls einmalig im gesamten Bereich der Siedlung geblieben ist. Es handelt sich vielleicht um Lehmbewurf oder den Rest einer Wanne. Die übrigen Fundgegenstände gleichen sich gut der allgemeinen Fundausstattung an, so daß hier keine Differenzierung getroffen werden kann. Eine Besonderheit ist der zweimalige Aufbau des Hauses an fast gleicher Stelle (Abb. 44). Über die Gründe hierzu ist eine Aussage nicht möglich. Auffallend ist, daß neben diesem Hause, wie im Häuserring 5 außerhalb des doch gut erkennbaren Ringes, und zwar nach innen zu verlagert, ein etwas kleineres Gebäude gestanden hat, in diesem Falle das Haus 35 — im ersteren Falle das Haus 7 —, das von seiner Lage her, bei Berücksichtigung der Funktion der Bewohner der soeben erwähnten besonderen Häuser, engere Beziehungen zu jenen gehabt haben kann als etwa die anderen Häuser des gleichen Ringes. Der Eingang des Hauses 35 liegt in Richtung des Hauses 27; das gleiche darf für das erste Beispiel gesagt werden, wo der Eingang des Hauses 5 zum Hause 7 angelegt worden ist. Diese Beobachtungen brauchen nicht unbedingt im dargelegten Sinne gedeutet zu werden, zumal gerade im Häuserring 5 die Mehrzahl der erkannten Eingänge im Süden der Häuser liegt; sie sollten aber bei ähnlichen Fundvorkommen berücksichtigt werden. Möglicherweise läßt sich hier eine Regelmäßigkeit erschließen, die sich durchaus aus den sozialen Beziehungen der einzelnen Bewohner ergeben kann. Die gleiche Gruppierung ist im Häuserring 3 bei den Häusern 21 und 23 zu erkennen, aus dem der einzige Edelmetallgegenstand der gesamten Siedlung stammt (Taf. 3 c). Der wahrscheinlich als Schläfenring getragene massive silberne Ring stammt aus Haus 21, das im Gegensatz zu den übrigen Häusern mehr nach der Mitte zu lag. Insofern wäre hier eine Abweichung gegenüber den Häusern 5 und 27 zu bemerken, die mit ihren wertvolleren Fundgegenständen innerhalb der Häuserringe standen. Beide Häuser weichen sonst nicht von der üblichen Form und Größe der anderen Gebäude innerhalb dieses Ringes ab. Auch das sonstige Fundinventar fällt keineswegs durch besonderen Reichtum auf. Zu erwähnen ist lediglich der gesamte Unterteil eines Gefäßes aus dem Hause 23, das als einziges einen Boden mit einem bei der Herstellung bewußt hineingearbeiteten, durchgehenden Loch besitzt. Da dem Autor zu dem durchlochten Gefäßboden in der slawischen Keramik keine Parallelen bekannt geworden sind, kann dieser Einzelfund leider nicht sicher interpretiert werden. Es besteht die Möglichkeit, daß eine kultische Bedeutung im Sinne eines sog. Seelenloches vorliegt, zumal aus einem anderen Hause ein Gefäßrest stammt (Abb. 24b), der mit seiner symbolischen Zeichnung ebenfalls in diese Richtung der Auswertung hinweist. Es kann sich andererseits aber auch um einen praktischen Verwendungszweck handeln, wie es z. B. H. J . Stoll für einen sog. hohen mittelalterlichen Topf aus Sondershausen, Ortsteil Stockhausen, geäußert hat (H. J . Stoll, 1961, S. 309) 53 ). 63

) Bei der Behandlung der sächsischen Fenstergefäße der Völkerwanderungszeit weist F . Röder (1928, S. 149) ebenfalls auf Öffnungen in den Gefäßböden hin, die vor dem Brennen eingefügt worden sind. Trotz der religiösen

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Bruno Krügkr

Das Ergebnis dieser Untersuchung, dessen Dürftigkeit ein Ausdruck der hierzu leider geringen Materialbasis ist, k a n n zunächst wie folgt zusammengefaßt werden: Eine kleine ethnische Gruppe, evtl. mit einer Großfamilie vergleichbar, siedelt sich ohne erkennbare zwingende äußere Einwirkungen an dieser Stelle an. Die Siedlung bedarf auf Grund eines wahrscheinlich vorauszusetzenden Einverständnisses der Nachbarn im weitesten Sinne keines strategischen Schutzes. Die Bewohner betrieben von Anfang an stark die Großviehzucht. insbesondere die Rinderzucht. Die Anordnung des ältesten Häuserringes unterliegt zwar einer bestimmten Grundvorstellung, seine Unregelmäßigkeit läßt aber doch die anleitende H a n d vermissen. Hinweise auf soziale Differenzierungen lassen sich in dieser Phase weder von der Seite her noch von der speziellen Materialauswertung ermitteln. Sowohl die Zahl der Häuser als auch die wahrscheinliche Zahl der Bewohner der Siedlung n i m m t im Laufe der gesamten Siedlungszeit zu. Sie erreicht mit 11 Häusern in dem gut geordnet angelegten jüngsten Häuserring 5 ihren H ö h e p u n k t . I m Laufe der Entwicklung, die sich über fünf Siedlungsphasen erstreckt. bildet sich eine nachweisliche soziale Differenzierung heraus, bei der Ansätze zu verschiedenartigen Besitzverhältnissen, wie sie bei der Beschreibung des Hauses 27 im Häuserring 2 sowie des Hauses 21/23 beim Häuserring 3 und des jüngsten Häuserringes im Haus 5 nun deutlich sowohl in der Größe des Hauses, seiner Innenaufteilung, im Fundmaterial als auch im kultischen Bereich, der eng mit der speziellen Wirtschaftsform in Verbindung stellt, sichtbar werden. Die Eestsetzung der ständigen Gesamtbewohnerzahl der Siedlung ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Sie ergeben sich nicht nur aus der Tatsache, daß insgesamt doch einige Häuser, die durch Störungen aus jüngerer Zeit vernichtet wurden, fehlen; sie ergeben sich auch aus der, wenn auch geringen, Veränderung der Anzahl der Häuser in den einzelnen Häuserringen. Bei Berücksichtigung der vorgelegten Gesamthäuserzahl darf mit durchschnittlich jeweils 9 Häusern gerechnet werden, aus denen die bewohnte Siedlung bestanden hat. Wird weiter vorausgesetzt, daß durchschnittlich 3 — 4 Personen in jedem H a u s gelebt haben, dann würde mit einer Gesamtbevölkerungszahl von 33 Personen gerechnet werden können. Leider ist die Bergung der bereits bekannten Gräber nicht so durchgeführt worden, daß mit ihnen eine vollwertige statistische Analyse und Aufgliederung des Friedhofes in evtl. nachweisbaren Gruppen möglich ist. Wie bereits aus den Originalaufzeichnungen hervorgeht, sind häufig Gräber nicht erkannt worden, andererseits sind geborgene Gefäße in das Kasernengelände des damaligen Flakregimentes gelangt; außerdem ist auf die Bergung des Leichenbrandes — zumindest in der Anfangsphase der dort durchgeführten Erdarbeiten — nicht immer geachtet worden (nach den Originalaufzeichnungen im ehem. Archiv, von W. Götze). Die mehrmalige Umlagerung der Fundgegenstände innerhalb der Museen von K o t h e n u n d Dessau h a t weiterhin nicht dazu beigetragen, die Übersicht über das Material zu erhalten. Aus diesen Gründen ist u. a. zu erklären, daß von 52 bisher festgestellten Bestattungen nur von 36 Gräbern der Leichenbrand zur Untersuchung vorgelegen hat. In den 36 Gräbern wurden die Reste von 41 Individuen festgestellt, deren durchschnittliches Gesamtlebensalter zwischen 21 u n d 28 J a h r e n liegt. Die Männer haben in der Regel ein etwas höheres Alter erreicht als die Frauen. Der relativ hohe Anteil an K i n d e r b e s t a t t u n g e n entspricht im wesentlichen den bereits bekannten Ermittlungen. Diese Durchschnittswerte konnten, wie bereits betont, nur von einem Teil der vermutlichen Gesamtzahl der Bestatteten übermittelt werden. Bezogen auf die vermutliche Einwohnerzahl von 33 Personen bei einem durchschnittlichen Lebensalter von 25 J a h r e n h ä t t e n bei einer Gesamtsiedlungsdauer von r u n d 100 J a h r e n nach den Formeln von G. Acsädi und J . Nemeskeri, die sie in einem Artikel über paläoVorstellung, die hier durchaus in Betracht zu ziehen ist, Öffnungen dieser Art kommen auch bei Grabgefäßen vor, spricht er sich für den profanen Gebrauch solcher Gefäße im Sinne von Haushaltgeräten aus (¡S. 153). Auf Seite 179 heißt es dazu „die Durchlochung der Urnen und der Beigefäße sollte diese dem profanen Gebrauch entziehen und so den Toten weihen".

Die Ausgrabungsergebnisse. Die soziale Stellung der Siedler

III)

graphische Probleme veröffentlicht haben, rund 120 Bestattete nachgewiesen werden müssen (1957, S. 133 — 48). Bei 52 Gräbern, die gegenwärtig vorliegen, können — bezogen auf 41 Personen in 36 Gräbern — etwa 59 bis 60 B e s t a t t e t e erwartet werden. Setzt m a n wiederum voraus, daß etwa ein Drittel der Gräber nicht e r k a n n t worden ist (Leichenbrandschüttungen ohne Urnen sind für die Brandgräber dieser Zeit durchaus keine Seltenheit), d a n n käme m a n maximal auf eine erschlossene Zahl von r u n d 70 Gräbern mit 80 Bestattungen. Da die Dauer der Siedlung ungefähr b e k a n n t ist und auch die vermutliche Einwohnerzahl der Wahrscheinlichkeit sehr nahe kommen wird, m u ß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß entweder der vorliegende Bestattungsplatz in seiner Gesamtausdehnung (Abb. 44) noch nicht erschlossen ist, oder daß zur Siedlung ein zweiter Bestattungsplatz gehört, den m a n im Falle der Zoberbergsiedlung auch mit der Stelle der beiden Brandgräber innerhalb des Ortes (Fundstelle 9) in Beziehung bringen könnte. Eine dritte Möglichkeit der Erklärung ergäbe sich, wenn der Anteil der verloren gegangenen Gräber noch höher angesetzt werden würde. Die E r r i c h t u n g von Wohnhäusern, von Wirtschaftsgebäuden größeren Ausmaßes, die Anlage einer Betonstraße, die nach 1954 planmäßig durchgeführte Kies- u n d S a n d e n t n a h m e sowie die Bautätigkeit militärischen Charakters kurz vor u n d während des letzten Weltkrieges im Bereiche des unmittelbaren Fundplatzes würden eine U n t e r s t ü t z u n g der dritten Möglichkeit bedeuten. Die planmäßige Aufschlüsselung der Gräber nach ihrer geschlechtlichen Zusammensetzung hat deshalb beim gegenwärtigen K e n n t n i s s t a n d nur geringen Wert. Sie wurde aber trotzdem versucht, um auch die geringen Möglichkeiten zu nutzen. Das vorhandene Fundbild läßt weder auf eine Gruppenbildung innerhalb der Grabniederlegung noch auf eine besondere Unterteilung anderer Art schließen, so daß von diesem Materialbestand her gesagt werden muß. d a ß die B e s t a t t u n g der Toten ohne jegliche Regel bezüglich des speziellen Lageplatzes am allgemeinen Bestattungsort vorgenommen worden ist. Die Zahl von 5 Doppelbestattungen bei 36 erschlossenen Gräbern ist relativ hoch. Die nachgewiesene geschlechtliche und altersmäßige Zusammensetzung der Toten läßt auf keine bestimmte Regelmäßigkeit schließen, so daß jede weitere Aussage hierzu unbegründet wäre 5 4 ). Über die Ernährungslage können vom anthropologischen B e f u n d her nur ganz allgemeine Aussagen gemacht werden. Das geringe Gesamtdurchschnittsalter sowie die hohe Zahl der Kindersterblichkeit lassen auf harte Lebensbedingungen schließen. Der Nachweis von Spondylose an den Wirbelknochenresten zweier Individuen wird eher als Ausdruck einer Mangelerscheinung in der E r n ä h r u n g denn als Ausdruck einer körperlichen Überbelastung durch notwendig zu verrichtende Tätigkeiten zu werten sein, wobei die eine Erscheinung die andere nicht auszuschließen braucht. Von besonderer Bedeutung ist der Nachweis von Knochenresten dreier Individuen innerhalb der Häuser 11 (Ring 5), 13 (Ring 2) u n d in der Grube Nr. 1. E s handelt sich hier ausschließlich um Knochenreste des menschlichen Skelettes, die nicht v e r b r a n n t worden sind. Aus dem Hause 11 liegen große Teile eines Kinderskeletts von einem etwa 6 Monate alten Kinde vor. Die Knochenreste lagen in den untersten Schichten der Hausinnenfüllung u n d müssen demnach seit der Errichtung des Hauses hier gelegen haben. Aus dem Hause 13 sind es wenige Schädelfragmente, wahrscheinlich von einem erwachsenen Individuum, die etwa in der Mitte der schwarzen Hausinnenfüllung geborgen werden konnten. Drei in einem Kieferrest erhalten gebliebene Zähne sind im Bereich des Alveolaransatzes abgeschlagen worden. Dazu kommen zwei Rippen von einem Kleinkind im Alter von etwa einem J a h r . Außerhalb der Häuser in der Grube 1 wurde als Rest eines vierten I n d i v i d u u m s ein Teil eines Unterkiefers gefunden. Bei den Toten handelt es sich einmal u m Kinder im Kleinkindalter, in die51

) Der wahrscheinliche Verlust eines Teiles des Materials ist um so bedauernswerter, als im Zusammenhang mit der angenommenen Bewohnerzahl der Siedlung ein Vergleich mit der Zahl der Bestatteten unter den verschiedensten (¡esichtspunkten möglich gewesen wäre.

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B R U N O

K R Ü G E R

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7. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist hier die Elbe bis zur Saalemiindung gemeint.

Die Ausgrabungsergebnisse. Der Einwanderungsweg

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Mitteilung so vernichtend geschlagen, daß nur wenige von ihnen übrig blieben. Die Gründe für die späte und wahrscheinlich sehr radikale Unterwerfung können hier nicht im einzelnen interessieren. Wichtig ist dagegen ihre bis zu diesem Zeitpunkt anzunehmende Selbständigkeit, die sich nicht nur aus der vermutlichen Lage des Siedlungsgebietes östlich der Saale erklärt, sondern die möglicherweise auch auf ein starkes politisches Selbständigkeitsbestreben zurückzuführen ist. Leider besitzen wir keinerlei Anhaltpunkte dafür, wie sich letzteres zur slawischen Landnahme verhalten hat. Da auch nicht bekannt ist, welchen Zeitraum die Formulierung „seit alters'" zum fränkischen Reich gehörig einnimmt, muß zunächst, betreffs der Warnen und Franken, offenbleiben, ob die anfängliche Landnahme der frühen Slawen in diesen Gebieten mit beider Zustimmung oder nur mit Einverständnis der Franken vor sich gegangen ist. Der heute bereits faßbare frühslawische Fundniederschlag, für dessen zeitliehe Einordnung schon die zweite Hälfte des 6. J h . in Frage kommt, ist vorerst nicht in den Gebieten nachzuweisen, die mit dem vermutlichen Kern des Warnenfeldes zu identifizieren ist. Es wäre demzufolge möglich, daß nicht nur die allgemeine Entwicklungsrichtung der slawischen Landnahme zur ersten Fundkonzentration im Mulde-Saale-Elbedreieck geführt hat, sondern daß darüber hinaus das leider nicht exakt zu bestimmende Siedlungsgebiet der Warnen ein stärkeres Ausgreifen der slawischen Landnahme in südlicher gelegene Gebiete zunächst verhindert hat. Wann eine Besitznahme des „Warnen"landes erfolgt ist, kann mit Hilfe der nur sehr schwer möglichen Feindatierung des slawischen Fundgutes nicht genau gesagt werden. Es deutet sich aber bereits jetzt schon an, daß etwa vom Jahr 700 ab mit einer merklichen Zunahme slawischer Bodenfunde südlich des ersten Konzentrationsraumes gerechnet werden kann 7 4 ). Bei der Betrachtung der allgemeinen Fundverarbeitung fällt auf, daß vom Fundplatz Merschwitz, Kr. Wittenberg, an die Verbreitung des früh slawischen Fundgutes nicht mehr dem Elbelauf folgt, sondern leicht nach Südwesten ausschwenkt und erst wieder westlich der Mulde nachweisbar ist. Die Erklärung hierfür muß in den nachgewiesenen Stromlaufveränderungen der Elbe und in dem sehr siedlungsunfreundlichen Gebiet der Dübener Heide zwischen Elbe und Mulde liegen. Der ursprüngliche Elbelauf, der nach den Untersuchungen von G.Häusler (1907, Karte) bereits bei der Fundstelle Merschwitz nach Nordwesten abbiegt, wird mit seinem hier angedeuteten Gesamtwassersystem, verbunden mit dem südlich daran anschließenden Wäldern, Veranlassung gewesen sein, nach Südwesten auszuweichen. Die stark wasserreiche Gegend des Mündungsgebietes der Mulde in die Elbe ist dadurch, ob bewußt oder unbewußt mag dahingestellt bleiben, ebenfalls umgangen worden. Die jeweiligen WTasserverhäItnisse haben sicherlich für die Siedler eine große Rolle gespielt. Es fällt auf, daß markante Fundstellen häufig dort liegen, wo Hinweise auf alte Übergänge vorhanden sind. So hat z. B. A. Hahn (1953, S. 147) bei der Behandlung der Frühgeschichte Dresdens auf drei Furten, die Kuhfurt, die Micktener Furt und die Eiserne Furt am Borngraben bei Briesnitz hingewiesen, die alle nicht weit von der Fundstelle des frühslawischen Brandgrabes entfernt liegen. Berücksichtigt man den bis in die jüngste Zeit hinein geführten 74

) Die seit Jahren durchgefühl te Aufnahme des slawischen Fundgutes in diesem Kaum von H. J . Brachmann, Inst. f. Ur- und Frühgesch. d. Humboldt-Universität Berlin, die als Dissertation vorgelegt wird, hat bereits ergeben, daß mit einer stufenweisen Erschließung des Landes in Richtung saaleaufwärts gerechnet werden kann. Für die Einsieht in das Material sei H. J . Braehmann an dieser Stelle freundlichst gedankt. Es ist möglich, daß die an der mittleren und südlichen Saale gefundenen älterslawischen Gefäße, die zum Teil auf formenkundliche Beziehungen zum Prager Typ hinweisen, in diese Zeit hineingehören. Ein direkter früher Vorstoß der slawischen Siedler in das mittlere und südliche Saalegebiet hinein, von dem aus dann saaleabwärts weitergezogen wird, wie es neuerdings J . Schneider anzudeuten versucht, kann mangels sicher datierter frühslawischer Funde in diesem Raum nicht akzeptiert werden (J. Schneider, 1967). Desgleichen gibt es in den Berichten Fredegars keinerlei Anzeichen, daß die Auseinandersetzungen zwischen Radulf und den Slawen in der ersten Hälfte des 7. J h . an der südlichen Saale stattgefunden haben, wie es B. Schmidt formulierte (1961, S. 177).

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BRUNO K R Ü C K U

Namen Kötschenbroda, dessen wörtliche Übersetzung mit „spring über die Furt'" gegeben ist 75 ), dann liegt der Grabfund von Dresden-Stetzsch zwischen dieser und der Briesnitzer Furt. Ob die bei Gohlis in der Elbe gelegene Insel, der Fund stammt aus der Gohliser Straße, in ähnlicher Weise gedeutet werden darf, ist fraglich. Sie hat zumindest den Übergang über die Elbe an dieser Stelle nicht erschwert. Auf den Flußübergang bei Riesa in der Nähe des Fundplatzes Nünchritz, der „ein stets wichtiger Punkt gewesen" ist, weist G. Häusler (1907. S. 14) in seiner Arbeit über die Stromlaufveränderungen der mittleren Elbe hin. Auch im Bereiche der Fundstelle Dessau-Mosigkau ist eine Furt nachweisbar, in deren nördlichem Uferbereich das frühslawische Gräberfeld von Brambach liegt. Zwischen Brambach und Rietzmeck zieht sich ein Moränenrücken durch die Elbe, der bei Niedrigwasser aus dem Flußbett auftaucht und deshalb mit „Hungersteine" bezeichnet wird 76 ). Die Bedeutung dieses Überganges wird sehr gut durch die Fundverteilung nördlich der Elbe, im östlichen Uferbereich derselben, dokumentiert. Die Zeit des Überganges ist mit Hilfe der vorliegenden Fundmaterialien nicht genau zu bestimmen. Einen chronologisch genaueren Hinweis haben wir erst wieder durch die Armbrustsprossenfibel aus dem Grab 2 von Prützke, Kr. Brandenburg-Land, für die Zeit um 700. Damit wird auch die zeitliche Ansetzung der anderen im Havelbereich gelegenen frühen slawischen Fundplätze gegeben sein. Für die südwestlich davon nachweisbaren Fundplätze im Mittelelbebereich müßte dann, wenn der Besiedlungsvorgang von Süden nach Norden richtig ist, — das vorliegende Kartenbild weist zumindest darauf hin — das gesamte 7. Jh., insbesondere die zweite Hälfte desselben, in Frage kommen. Auch der Charakter der Fundplätze darf in diesem Sinne gedeutet werden. Während wir im Elbebereich bis zur Einmündung der Saale vorwiegend Grab-, einige Einzel- und Siedlungsfunde später wohl nicht überbauter Siedlungen haben 7 6 a ), mehren sich vor allem nördlich Magdeburg die Fundplätze mit Siedlungscharakter, die in einigen Fällen heute als die Reste von Burganlagen erkannt worden sind. 77 ). Da eine stratigrafische Schichtenfolge innerhalb dieser Fundplätzc mit später häufigem Burgcharakter nur in wenigen Fällen beobachtet und überliefert wurde und sicherlich auch nicht immer vorhanden gewesen sein wird, ist die Aussonderung solcher Fundplätze für den frühslawischen Bereich mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden und oft vielmehr eine persönliche Ansicht des jeweiligen Bearbeiters 78 ). Auch in der Nähe der Siedlung auf dem „Zoberberg" ist ein befestigter Siedlungsplatz nachzuweisen. 73

) tu seiner Arbeit „Zur Herkunft der Slawen im Elbe-Saale-Gebiet, 1. tschechisch-sorbische Parallelen in der Toponomastik" hat E. Eichler Kötzschenbroda nicht aufgeführt. E r ist dann aber in den Materialien zum slawischen Onomastischen Atlas (Fischer, Eichler, Naumann, Walter, 1964, S. 51) in der oben gegebenen Deutung enthalten (E. Eichler, Ergebnisse der Namengeographie im altsorbischen Sprachgebiet, S. 13—78, 1964a). 7r> ) Eine wahrscheinliche Verlängerung des hier durch die Elbe verlaufenden Höhenrückens ist die sog. Brambacher Linie, von der B. Hesse, der ein guter Kenner der Lokalverhältnisse war, folgendes geschrieben hat „Die Brambacher Linie zieht sich in Windungen durch den Wald und endet am Elbheger bei den Brambacher Kabeln gerade dort, wo die Brambacher Steine, der eiszeitliche Geröllwall, durch die Elbe gehen . . . Die Brambacher Linie ist also ein alter Verkehrsweg" (B. Heese, 1954, S. 10). ,Ga ) Bei der Behandlung der Fundpunkte konnte noch nicht auf den Fundort Gohlis, Kr. Riesa, eingegangen werden, der von R. Spehr in AuF. 12, 1967, Heft 2, veröffentlicht werden wird. " ) Hierzu gehören die Fundplätzc von Hohenseeden, Kr. Genthin; Deetz, K r . Brandenburg-Land; Ricwend, Kr. Brandenburg-Land; Leegebruch, K r . Oranienburg; Berlin-Köpenick und auch die Hildagsburg b. Wolmirstedt. 78 ) Die Zahl der Fundorte mit Anteilen unverziertcr Keramik ließe sich auch in diesem Verbreitungsgebiet noch erhöhen. Es bleibt aber nach wie vor die Frage nach den Kriterien für eine berechtigte Aufnahme des einen oder anderen Fundortes in die Verbreitungskarte offen, wenn zu berücksichtigen ist, daß Anhaltspunkte für die absolute Zeitbestimmung in der Regel fehlen. Ein sehr interessantes Material liegt zum Beisp. von Groß-Wusterwitz, Kr. Nauen, vor, das ebenfalls frühslawische Elemente aufzuweisen hat. Unverzierte Gefäßreste und der Nachweis eines Kumpfes deuten auf ein relativ hohes Alter des Materials hin. Vergleichbare Fundgegenstände stammen vom sogenannten „Räuberberg" in Phöben, Kr. Potsdam-Land. Wenn die Fundorte trotzdem nicht in der Verbreitungskarte erscheinen, dann liegt es auch hier an der mangelnden Sicherheit der zeitlichen Bestimmung des Gesamtkomplexes. Erst mit fortschreitendem Erkenntnisstand werden sich auch neue Methoden entwickeln, mit deren Hilfe diese ..fraglichen 1 ' Fundplätze eingeordnet- werden können.

Die Ausgrabungsergebnisse. Per KiiiwamlcTiingsweg

121

Er liegt wie einige der bereits erwähnten Plätze auf einer leichten Erhöhung im Niederungsgebiet (Taf. 7d). Obwohl auch hier unverzierte, frühe slawische Gefäßreste gefunden worden sind, weist der Gesamthabitus des Materials doch auf eine jüngere Entwicklungsphase hin. Eine exakte stratigrafische Trennung in eine früh slawische Vorburgwallphase und der nachfolgende Burgwallphase ist leider nie vorzunehmen gewesen. Es liegen auch keine beweiskräftigen Unterlagen dafür vor, so daß eine zeitliche Untergliederung des Materials gegenwärtig nur mit Methoden der Typologie vorgenommen werden könnte. Der Hinweis, daß aus den untersten Schichten des Walles frühslawische Funde stammen (frdl. Mitteilung von P. Grimm, Berlin 1966), könnte hierbei gute Unterstützung leisten. Es wäre durchaus möglich, daß wir hier die Nachfolgesiedlung des Komplexes vom „Zoberberg" haben, die dann um 700 oder zu Beginn des 8. J h . an dieser Stelle, die heute unter der Flurbezeichnung Nachthainichte bekannt ist. etwa 2 km nordwestlich vom ,,Zoberberg" entfernt, errichtet worden ist. Zu einem direkten Vergleich ist die Fundstelle im vollen Umfange sicherlich nicht geeignet. Sie deutet aber an, ab wann im Arbeitsgebiet mit befestigten Siedlungen in altslawischer Zeit gerechnet werden kann. Auffallend und bemerkenswert ist die Fundverteilung nach Osten zu in den Raum der Havel hinein. Die hier gefundenen frühen slawischen Materialien sind formenkundlich so eng mit denen des Mittelelbegebietes verwandt, daß man gegen ihren gemeinsamen Ursprung vorerst keine Zweifel haben kann. Es darf also als wahrscheinlich gelten, daß die slawischen Siedler vom Mittelelbegebiet aus in den Bereich des Havellaufes vorgedrungen sind. Uber die Ursachen hierzu können gegenwärtig noch keine Aussagen gemacht werden. Es fällt allerdings auf, daß auch die Fundverteilung in der späten Völkerwanderung mit einer ähnlichen Verbreitung in den Havelraum hinein die gleichen Gebiete erschließt (B. Schmidt, 1961, Karte 2). Leider ist es gegenwärtig noch nicht möglich, evtl. vorhanden gewesene Gemeinsamkeiten beider Gruppierungen innerhalb dieser Ausdehnungsrichtung nachzuweisen. Es muß zunächst bei der Feststellung der auffallend gleichen Fundverteilung bleiben. Sicherlich werden hier die ehemaligen Wasserverhältnisse des Elbe- und des östlich davon vorhandenen Havellaufes stark bei der Landnahme zu berücksichtigen gewesen sein. Auf das sehr verzweigte Flußsystem zwischen Elbe und Havel weist Häusler noch bei der Behandlung des Stromverlaufes im weiteren Tale hin (G. Häusler, 1907, Karte). Auch H. Berghaus berichtet in seinem Landbuch über starke Überschwemmungen, die sich u. a. auch dadurch erklären lassen, daß die Havel in ihrem Unterlauf wesentlich niedriger liegt als die Elbe 79 ). Die auf dem westlichen Elbufer gelegene Hildagsburg bei Wolmirstedt gewinnt dadurch noch an Bedeutung, wenn man berücksichtigt, daß die sicher frühslawischen und noch vermutlich in diese Zeit hinein gehörenden Fundstellen nördlich des hier vorhandenen Elbüberganges ausschließlich auf dem linken Elbufer liegen. So konnte erst in jüngster Zeit am Elbtalrande bei Grieben, Kr. Tangerhütte, eine sicher frühslawische Siedlung nachgewiesen werden (J. Schneider, 1967, im Druck). Es war bisher schwierig, datierbares frühslawisches Material aus der nördlichen und westlichen Altmark nachzuweisen. Ob die wenigen evtl. noch in Frage kommenden Fundstellen mit einer frühslawisch anmutenden Keramik nur den Forschungsstand darstellen oder die einstmaligen Besiedlungsverhältnisse in ihrer Grundtendenz zeigen, kann gegenwärtig noch nicht gesagt werden. Bei Berücksichtigung der Fundstellen in Schleswig-Holstein, die auf der Verbreitungskarte eingetragen sind und von denen uns Material vorliegt, das durchaus mit dem des Mittelelbegebietes in Beziehung gesetzt werden kann, liegt es nahe zu versuchen, eine Verbindung zwischen beiden Gebieten herzustellen. Der Nachweis der Fundstelle in Grieben ist hierzu bereits ein erster und beweiskräftiger Schritt; andererseits bleibt aber noch das Hannoversche Wendland, bis auf die zu 79

) „Dieser Unterschied im Wasserpaß beider Flüsse hat zur Folge, daß die Elbe bei großen Wasserfluthen in das Stremmetal tritt, dasselbe überschwemmt und mit der Havel unmittelbar in Verbindung tritt . . ." (H. Bergbaus, 1854, T. 1, S. 303).

BRUNO K R I

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), und Vipperow, K r . Röbel ( )

von Tornow (Kr. Calau) in der Niederlausitz (Inv.-Nr. 816) ein deutlich höherer Anteil der zum rezenten Saatweizen tendierenden Kornproportionen an der untersuchten Kornmenge in Verbindung mit einer nicht minder auffälligen Tendenz zur absoluten Kornvergrößerung (Abb. 53, 11 sowie Abb. 53, 2 nebst Abb. 54). U n t e r Berücksichtigung weitgehend ähnlicher Standortsverhältnisse auf den bei Tornow und bei Dessau-Mosigkau vorhandenen Anbauflächen bietet dieses Zusammentreffen auch der Möglichkeit R a u m , d a ß in den K u r v e n bildern verschiedene Phasen eines phylogenetischen Überganges von einer Weizenart (Zwergweizen) in eine andere (Saatweizen) in einem Teil der ursprünglichen Populationen der ersteren zum Ausdruck k o m m e n (transgressive Transformation). Einer derartigen I n t e r pretation der B e f u n d e sollten die bereits angeführten vereinzelten Weizenkörner vom aestivwni-Typ aus weiter zurückliegenden urgeschichtlichen Perioden nicht entgegenstehen, d a sie, ungerechnet möglicher regionaler Unterschiede in der Entwicklung der Weizen-Populationen, ein fortschreitendes Übergreifen von zugehörigen L B I - K u r v e n aus dem corapaciwm-Bereich in den f ü r aestivum-Weizen angegebenen im Zeitraum vom Neolithikum bis zur Neuzeit zu erwarten gäbe. Die schlüssige taxonomische u n d phylogenetische Beurteilung der frühgeschichtlichen Weizenfunde mit aestivum- u n d coni.paci uw - K o m p o n e n t e wird demnach erst nach dem Vorliegen einer größeren Zahl von statistischen Untersuchungen zur Merkmalsvariation an weiteren Weizenfunden möglichst verschiedenen Alters und möglichst unterschiedlicher Herk u n f t erwartet werden dürfen. Unabhängig von dieser Feststellung sprechen jedoch alle 13

) Mit Rücksicht auf die Möglichkeit einer relativen Verkürzung der einzelnen Caryopsen im Yerkohlungsvorgang (vgl. z . B . K.-D. Jäger 1966, S. 168) werden die von Rothmaler 1955a an rezenten Weizen ermittelten LBIWerte ohnehin nicht ohne Korrektur auf ur- und frühgeschichtliches Material übertragen werden dürfen, deren Betrag für neolithischen Zwergweizen an H a n d der von W. Rothmaler 1955 (b, S. 37) mitgeteilten Meßwerte auf etwa 20 geschätzt wurde. Bei Berücksichtigung dieser Korrektur, die auch bei der Abgrenzung von Zwergund Saatweizen in dem frühgeschiehtlichen Fundgut von Tornow (Kr. Calau) in Rechnung gestellt wurde (K.-D. Jäger 1966, S. 169, im Vergleich mit den Werten f ü r rezente Weizen bei W. Rothmaler 1955 a, S.215). würde sieh der Anteil von Saatweizenformen a n d e r Variationskurve der LBI-Werte entsprechend erhöhen (Abb. 53,10 — 12, II).

173

Die pflanzlichen Großrest«'

angeführten Befunde bisher für die von E. Schiemann 1948 auf Grund züchterischer Beobachtungen von Nilsson-Ehle in Schweden entwickelte Auffassung, daß beide Weizentypen, wennschon nach Schiemann als Unterarten, der gleichen Species zuzuschreiben seien, wobei es — im Gegensatz zu der von Schiemann korrekt angewandten Bezeichnungsvorschrift des International Code of Botanical Nomenclature — nach den bisherigen Kenntnissen von der Chronologie des Auftretens beider Weizen und den darin dokumentierten phylogenetischen Beziehungen historisch richtiger wäre, den Saatweizen als U n t e r a r t des Zwergweizens aufzufassen, denn umgekehrt. Darüber hinaus t r i t t deutlich der U m s t a n d hervor, daß die Merkmale beider WTeizen bezüglich Rückengestaltung und Proportionen der Einzelkörner bei frühgeschichtlichen Weizenpopulationen noch nicht unbedingt in genetischer Kopplung erscheinen 14 ). Bei derartiger Wertung wäre der Weizenfund von Dessau-Mosigkau in seiner Gesamtheit der Art Triticum aestivum L. mit den Unterarten ssp. aestivum L. em. SCHIEM. und aestivo-compactum SCHIEM. zuzuweisen, wobei die Mehrzahl der vorliegenden Einzelkörner in das morphologische Übergangsfeld zwischen beiden Unterarten einzureihen wäre. Verhältnismäßig wenige Körner zeigen eine von der eben beschriebenen abweichende Gestalt. I n der Aufsicht zeichnen sich diese vergleichsweise schlanken Caryopsen durch ein zugespitztes Keimlingsende aus, das in der Seitenansicht länger als hoch ist. Die größte Kornhöhe liegt in der Regel nicht vor der Mitte der Kornlänge. I m übrigen t r i t t wie bei den zuvor besprochenen Weizenkörnern eine eingesenkte Bauchfalte auf, während der häufig von den Seiten her etwas zusammengedrückte Kornrücken wiederum deutlich von der wohlgerundeten Rückenform der zahlreichen verkohlten Weizenkörner des Fundgutes von DessauMosigkau abweicht. Ihrer gesamten Morphologie nach sind diese im Vergleich zu den Weizenfunden anders gestalteten Getreide-Caryopsen dem Roggen (Seeale cereale L.) zuzuweisen. Unkrautsämereien 7 ) treten in verhältnismäßig geringer Anzahl auf und verteilen sich auch auf nur wenige Arten. Zu deren Bestimmung wurden vor allem die Schlüssel bei K. Bertsch 1941 sowie bei Brouwer u. Stählin 1955 herangezogen. Die Untersuchung ermöglichte den Nachweis folgender U n k r ä u t e r : Windenknöterich (Polygonum cf. convolvulus L.) Dreikantige Frucht mit abgestumpften Kanten und wenig gewölbten Seitenflächen, noch von der Fruchthülle umgeben, die jedoch nach der Spitze zu an den Kanten aufgerissen ist. Samenoberfläche rauh. Höhe der Frucht ca. 3 mm. Dm. ca. 1,5 mm. Taf. 8 m

Weißer Gänsefuß (Chenopodiuni album L.) Rundliche, flache Samen mit deutlich abgesetztem Würzelchen und schwarz glänzender Oberfläche, z. T. noch vom Pericarp umgeben, Dm. ca. 1 mm. Taf. 8 k

Finkensame (Neslia paniculata [L.] DESV.) Hälfte eines Samens mit kennzeichnend grubiger Oberfläche, ca. 1,3 mm im Dm.

Taf. 81

Caryophj'llacee ohne nähere Bestimmung (möglicherweise zu Silene oder Melandrium) iiierenförmige Samen mit konzentrisch aufgereihten oberflächlichen, nicht allzu deutlichen Höckerchen, im größten Dm. ca. 1,5 mm. Nach Größe der Samen und Grad der Oberflächenskulptur kaum zu Agrostemma githago L. Danach kommen für die taxonomische Zuweisung mehrere Gattungen in Betracht.

Einer zuverlässigen Auswertung der Unkrautsämereien z. B. für die Fragen nach dem Zeitpunkt der Aussaat des zugehörigen Weizens oder nach dem Anbaustandort steht der geringe Grad der Verunkrautung des Fundgutes entgegen. Nach Feststellungen an den Getreidefunden aus dem slawischen Burgwall von Tornow (Kr. Calau) in der Niederlausitz l ä ) wird auch das Auftreten von Chenopodium album, L. in Verbindung mit Weizen, zumal in Vergesellschaftung mit Polygonum convolvulus L., nicht ohne weiteres als Hinweis auf Sommerfrucht verstanden werden dürfen. " ) Ein Beispiel einer morphologischen Ubergangsreihe vgl. bei H.-J. Stoll u. K.-D. Jäger 1967: Magdeburg, 14. .Iii. 15 ) Tm einzelnen bei K.-D. Jäger 1906 (S. 1 7 8 - 1 7 9 ) .

174

Literal urverzeichnis

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Metallkundliche Untersuchungen der Messerklingen von der frühslawischen Siedlung in Dessau-Mosigkau Von Radomir Pleiner, Prag

Aus der frühslawischen Siedlung „Zoberberg" in Dessau-Mosigkau wurden von dem Ausgräber Dr. B. Krüger, Berlin, 20 Messerklingen für metallkundliche Untersuchungen zur Verfügung gestellt. Für die Untersuchung waren nur 18 Stück geeignet, es handelt sich um Funde aus den Häusern 5, 6 (drei Klingen), 11, 15, 16 (zwei Klingen), 17, 19, 26, 27, 29, 38 (zwei Klingen). Ein Fundstück stammt aus einer Grube, zwei andere von der Siedlungsfläche. Es besteht hier erstmalig Gelegenheit, die eisernen Messer und Messerreste aus einem altslawischen Siedlungskomplex (2. H. 6. — Beginn 8. Jh.) in größerem Umfange zu erforschen. Der Verfasser möchte den Herren Ing. J . Vobofil und J . Douda sowie Frau V. Hubinkova vom Institut für Stoffprüfung in Prag für allseitige Hilfe, besonders bei der Verfertigung von Mikroaufnahmen und bei den Mikrohärteprüfungen, seinen herzlichsten Dank sagen. Die Untersuchungen wurden im Archäologischen Institut der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften zu Prag durchgeführt.

Un

tersuchungsmethode

Für die Untersuchung der eisernen Messerklingen aus Dessau-Mosigkau ist eine Methodik gewählt worden, die in letzter Zeit mehrmals in der paläometallkundlichen Forschung zur Anwendung kam. Diese Methodik erlaubt eine gute Orientierung in der Technologie der archäologischen Eisenfunde. Alle Untersuchungsobjekte wurden dokumentiert, d. h. im Maßstab 1 :1 gezeichnet und dann photographiert. Danach erfolgte die Probenentnahme. Da die Querschnitte der Arbeitsteile von Werkzeugen die zuverlässigsten Ergebnisse sichern, mußten die Proben aus den Klingen herausgesägt werden. Das bedeutet keinesfalls die Vernichtung des Gegenstandes, weil die modernen Konservierungs- und Restaurierungsmethoden eine vollkommene Wiederinstandsetzung ermöglichen. Bei den gut erhaltenen Messern wurde eine Probe von der Schneide und oft eine andere vom Rücken genommen, um das ganze Profil beobachten zu können. Von den Bruchstücken konnte die Probe im ganzen Querschnitt genommen werden. Die Stellen der entnommenen Proben sind zeichnerisch festgehalten worden. Die Proben selbst wurden in das Kunstharz Dentakryll eingegossen und dann der metallographischen Norm nach geschliffen und poliert. Die Numerierung entspricht dem Analysenbuch der metallographischen Untersuchungen im Archäologischen Institut in Prag. Die vorbereiteten Proben wurden zuerst im ungeätzten Zustand mikroskopisch beobachtet, um den Verunreinigungsgrad der einzelnen Schliffzonen und den Typ der nichtmetallischen Einschlüsse zu erkennen. Dabei wurde behelfsmäßig die Skala der Jernkontoretnorm verwendet. Das Ätzen erfolgte durch eine 4%ige Alkohollösung der Salpetersäure Nital. Es führte zur Entwicklung der Gefüge des Eisen-Kohlenstoff-Systems, die bei verschiedenen Vergrößerungen (40 x , 100 X , 200 x . 500 X , 900 X ) auf den Mikroskopen Zeiss-Epityp und Zeiss-Neophot durchgeführt wurden. Die Verteilung der einzelnen Gefügearten verriet einer-

17«

RADOMIR PLEINER

seits die technologische Konstruktion der Klingen; andererseits gaben diese selbst gute Hinweise auf wichtige Details des Arbeitsvorganges, z. B. auf die Intensität des Schmiedens und vor allem auf die Warmbehandlung jedes Schmiedestückes. Die Verteilung der Gefüge ist in sehematische Übersichtskarten mit den einzelnen Schliffen eingetragen worden. Wichtige Stellen wurden mikrophotographisch dokumentiert, andere Proben sind auch makroskopisch (Vergrößerung 2 — 3 x ) aufgenommen worden. Einige bestimmte Proben wurden überpoliert und einem zweiten Ätzvorgang ausgesetzt (diesmal mit dem Ätzmittel nach Oberhoffer). Diese Ätzung gibt Aufschlüsse über die relativen Verhältnisse in der Phosphor-Verteilung auf der Schlifffläche; in einzelnen Fällen gewinnt man dadurch auch ein weiteres Kriterium für die Wiederherstellung des Klingenaufbaues. Auch von den nach Oberhoffer geätzten Schliffen wurden Makrophotoaufnahmen gemacht. Bei den ferritischen oder perlitisehen Gefügen wurde die Korngröße nach der amerikanischen Norm ASTM festgestellt. Schließlich wurde auch auf den mit Nital geätzten Gefügen die Mikrohärte mit dem Hanemann-Kleinhärteprüfungsapparat gemessen, und zwar mit einer Belastung von 10 oder — für Kontrollzwecke — 30 g. Die angegebenen Nummern sind Durchschnittswerte mehrerer Messungen. Von allen Messern wurden bestimmte Mengen des Materials für die chemische und spektrographische Analyse reserviert. Die chemische Analyse schließt die Bestimmung von solchen Elementen ein, die für die Beurteilung der Eigenschaften von benutzten Eisen- und Stahlsorten besonders wichtig sind. Es handelt sich um Gehalte an Phosphor, Nickel. Kupfer und Mangan. Auf die Bestimmung von Silizium wurde verzichtet, weil diese mit Schlackeneinschlüssen stark verzeichnet zu sein pflegt und weil die Rcnnstähle selbst sehr Silizium arm sind. Die Spektralanalyse diente zur Übersicht über die Vertretung von Spurenelementen. Die Ergebnisse der chemischen und spektrographischen Analysen werden aus technischen Gründen später behandelt werden. Auf Grund der bereits erwähnten Vorgänge wurde die wahrscheinliche Herstellungstechnologie der einzelnen Klingen ermittelt. Die Feststellungen dienten als Ausgangspunkt für weitere Erwägungen über das altslawische und frühmittelalterliche Schmiedehandwerk in Mitteldeutschland. Untersuchungsergebnisse. Zur metallkundlichen Untersuchung wurden 20 Messerklingen übergeben, von denen 18 für eine Auswertung geeignet waren. Diesen 18 Klingen wurden Proben entnommen, die die Nummern 281 — 298 des Kataloges der metallkundlichen Untersuchungen des Archäologischen Institutes der Akademie d. Wiss. in Prag erhielten. Die Beschreibung des Befundes ist bei jedem Messer wie folgt gegliedert: Gegenstand, Probennummer, Fundumstände, Zustand, Ausmaße, Stelle der Probenentnahme, Verunreinigung des Metalls durch nichtmetallische Einschlüsse, Gefüge mit angegebener Korngröße (nach ASTM) und Mikrohärteprüfung, wahrscheinliche Wiederherstellung der Herstellungstechnologie, Abnutzungsspuren und Bewertung des Erzeugnisses. Zur Verständigung der im folgenden Text vorkommenden Begriffe seien an dieser Stelle kurze Erläuterungen gestellt: Abschrecken Anlassen Anlaßsorbit ASTM

Aufkohlen Eisen

- rasches Abkühlen des Stahles (vor allem in verschiedenen Flüssigkeiten, z. 1?. Wasser usw.), die H ä r t e und die Sprödigkeit steigen dabei. = Wiedererwärmen des abgeschreckten Stahles auf 200—600°C und Abkühlung — geringe Härteverminderung, beträchtliche Sprödigkeitsverminderung. = Kleingcfiige des stark angelassenen Stahles, s. Anlassen und Sorbit. •— American Society for Testing Materials, hier ist die Norm f ü r die Korngröße des Stahles: Nr. 1 = 1 6 Körner auf 1 mm 2 (grobes Gefüge); dagegen z. B. Nr. 12 = 32000 Körner auf 1 mm 2 (feines Gefüge). Grobe Körner deuten z. B. auf verhältnismäßig hohes Erwärmen des Eisens ohne Bearbeitung, feine Körner auf längeres tüchtiges Schmieden usw. hin. s. Zementierung = kohlenstoffarmes Metall im historischen Sinne (praktisch nicht härtbar). Die heutige Terminologie bezeichnet das gesamte technische Eisen als Stahl. Das erschwert jedoch

Metallkundliche Untersuchungen der Messer

eutektoider Stahl Ferrit

= =

Feuerschweißen

=

Glühen

=

Härten = hypereutektoider Stahl =

177

die Verständigung der Technologie der alten Schmiedemeister, die für Eisen und Stahl unterschiedliche Verwendung fanden, perlitischer Stahl mit 0 , 8 5 % Kohlenstoff Gefüge des Eisens mit geringstem Kohlenstoffgehalt (0,01—0,05%). Weiße Körner im Sichtfeld des Mikroskops. Verhältnismäßig weiches Metall. untrennbare Verbindung des im Feuer erwärmten und mit dem Hammer geschmiedeten Metalles. langes Erwärmen des Stahles (bei einer Temperatur von rund 700 °C) und langsames Abkühlen; Stahl wird dadurch ziemlich weich, aber sehr zäh. Abschrecken mit nachfolgendem Anlassen. harter perlitischer Stahl mit ausgeschiedenem weißen Zementitnetz, Kohlenstoffgehalt über 0,85%. perlitisch-ferritischer Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt von weniger als 0,85%. Kaltschmieden (z. B . Dengeln), Härte und Sprödigkeit nehmen zu; nur bei kohlenstoffärmeren Stählen verwendbar. Größe der Metallkristalliten, s. ASTM.

hypoeutektoider Stahl Kaltverformung

= =

Korngröße Marten sit

= = unstabiles sehr hartes und sprödes Kleingefüge des rasch abgeschreckten Stahles; zeichnet sich durch gröbere oder feinere Nadeln aus. = Makrostruktur des geschmiedeten Eisens, dessen nichtmetallische Einschlüsse oder Schlackenschichten in bestimmter Richtung angeordnet sind. = Härteprüfung von einzelnen mikroskopisch sichtbaren Metallgefügen. Härtenummer (H m ) wird von der Diagonallänge der eingedrückten Spur einer Diamantpyramide abgeleitet. = Kleingefüge des Stahls. Besteht aus Ferrit- und Zementitplatten, die im geätzten Zustand im Sichtfeld des Mikroskops als dunkle und helle Streifen (bei geringer Vergrößerung als graue oder dunkle Felder) sichtbar sind. = nichtmetallische Verunreinigungen, die im geschmiedeten Eisen steckenblieben. Man unterscheidet längliche homogene oder kristallisierte Silikate, punkt- und kettenförmige Oxide u. dgl. Die letzten können inmitten der Körner sowie an den Korngrenzen festgestellt werden. = Kleingefüge des angelassenen Kohlenstoffstahles, die Gefügenadeln sind sphäroidisiert. Bei geringer Vergrößerung ähnlich dem Martensit, jedoch liegt die Mikrohärte niedriger (ca. 4 0 0 - 5 0 0 H m ) . = hier kohlenstoffreicheres härtbares Metall mit mehr als 0 , 3 5 % C. Sonst wird heute das gesamte technische Eisen als Stahl bezeichnet. = unstabiles Kleingefüge des sehr milde (z. B . in Öl) abgeschreckten Kohlenstoffstahles. Früher auch als Sorbit oder Abschrecksorbit bezeichnet. = Abschrecken, Anlassen, Glühen oder Zementierung des Stahles. = Verfahren beim Schmieden des Eisens in erwärmtem plastischem Zustand (Strecken, Breiten, Stauchen, Biegen, Lochen, Verdrehen, Schweißen, Schlichten usw.) = Widmannstättensches Gefüge, hier Kleingefüge des überhitzten und ziemlich rasch abgekühlten kohlenstoffarmen Stahles (weniger als 0 , 3 % C). = Eisenkarbid Fe 3 C, härtester Bestandteil des Kohlenstoffstahles. Komponent des Perlits, kommt auch in hypereutektoiden Stählen als w-eißes dünnes Netz vor. In den sehr kohlenstoffarmen und langsamgekühlten Eisensorten beobachtet man den sog. tertiären Zementit an den Korngrenzen des Ferrits. = Aufkohlen, Diffusion des Kohlenstoffes in das Eisen bei Temperaturen über 900 °C (Verstählen des Eisens in der Reduktionszone des Schmiedeherdes oder in den abgeschlossenen, mit Holzkohlepulver gefüllten Tiegeln).

Metallfasern Mikrohärte Perlit

Schlackeneinschlüsse

Sorbit

Stahl Übergangsperlit Warmbehandlung Warmverformung W-Gefüge Zementit

Zementierung

Messer, Probe 281, aus dem Haus 11, (Inv. 1420), gut erhalten, L. 97 mm, Br. 17 mm. Die Probe wurde aus der Schneide entnommen (L. des Schliffes 9 mm). Das Metall ist mit geringen Schlackeneinschlüssen mit ausgeschiedenen Phasen durchsetzt. Im Rückenteil Ferrit (Korngröße ASTM 4—5, Mikrohärte 145, 159 H m ) ; im Schneidenteil Spuren einer schräg gestellten Schweißnaht — in der Schneide perlitisch-ferritisches Gefüge (Korngröße 5, in der Schneide 8, Mikrohärte Perlit 321, Ferrit 214 H m ), die Schneide ist wesentlich entkohlt. Tiefe Diffusion des Kohlenstoffes in den ferritischen Rückenteil deutlich sichtbar (W-Gefüge). Die Klinge durch Verschweißen des Stahl- und Eisenstreifens und durch Absetzen, Strecken, Strecken des Griffes, Schärfen und Spitzen hergestellt. Ursprüngliche Warmbehandlung nicht ausgeschlossen, während des Betriebes Entkohlung der Schneide. Sehr gutes Erzeugnis (Taf. 9). Messer, Probe 282, aus dem Haus 15 (lnv. 1421), gut erhalten, L. 101 mm, Br. 14 mm, die Probe wurde aus der Schneide entnommen (Schlifflänge 10 mm). Das Metall mit zahlreichen länglichen kristallisierten Schlacken einschlüssen sehr verunreinigt. Auf der Schlifffläche praktisch nur Ferritgefüge nachweisbar (Korngröße 3, Mikro 12

Krüger, Dessau-Mosigkau

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RADOM(R PLEINER

härte des Ferrit im Rücken 245 H m , in der Schneide 210, 283 H m ) . In der Schneide zerstreute Perlitspuren unter den Ferritkörnern. Der Befund deutet nur auf Warmverformung des Schmiedeeisens. Die Schneidenlinie ist nur wenig abgenutzt (abgeschliffen) und konnte ursprünglich beispielsweise aufgekohlt werden. Jedenfalls einfaches Erzeugnis (Taf. 10a—c). Messerbruchstück, Probe 283, aus Haus 6 (Inv. 1422), GrifFangel abgebrochen, Schneidenlinie stellenweise verrostet. Uiii Proben wurden aus der Schneiden- und Rückenseite entnommen, so daß der ganze Querschnitt der Klinge beobachtet werden konnte. Erh. L. 88 mm, Br. 21 mm. Das Metall enthält viele Einschlüsse (Silikate, bei der Schneide auch Oxide). Der Rückenteil zeigt eine unhomogene S t r u k t u r : Zonen mit Perlit und Ferritnetz (Pcrlit hat einen sorbitischen Charakter und erweist Mikrohärte 390 H m ) stehen neben fast ferritschen Flächen (Korngröße 6—7, Mikrohärte 197 H m ) . Die Schneide besteht aus Stahl und ist durch eine sauber ausgeführte Schweißnaht abgetrennt, die schräg verläuft. Das Gefüge des Stahles ist perlitisch bzw. sorbitisch mit weißem ferritischem Netz (Kohlenstoffgehalt mindestens 0,6%, Korngröße 6 - 7 , Mikrohärte Perlit-Sorbit 324, 390, Ferritnetz 283 H m ) . Die Sehneidenlinie ist fast eutektoid. Die Klinge wurde aus einem Streifen von primär unhomogenem Stahlstreifcn und einem gut aufgekohlten Stahlstreifen meisterhaft zusammengeschweißt, durch sorgfältiges Schmieden verformt, und dann einer Warmbehandlung unterzogen; sie bestand aus dem Abschrecken und tiefem Anlassen der ganzen Klinge. Hochwertiges Erzeugnis. Abnutzungsspuren undeutlich (Taf. 11). Mesner, Probe 284, aus Haus (> (Inv. 1423), Spitze abgebrochen, Griffangel kaum abgesetzt. Erh. L. 87 mm, Br. l(i mm. Das Metall mit groben und kleinen Silikat- und Oxideinschlüssen (hellere Phasen) stark verunreinigt. Das Kleingefiige besteht aus Ferrit (Korngröße 4, Schneidenteil 7—8, Mikrohärte 182). Nur in der Schneide etwas erhöhter Kohlenstoftgeha.lt, der sich in dem ferritisch-perlitischen Feingefüge widerspiegelt (kaum 0,3% C, Mikrohärte Perlit 297 H m , Ferrit 185 H m ) . Man kann die Existenz von einer noch höher aufgekohlten, jedoch im Betrieb abgenutzten Schneidenpartie nicht ausschließen. Die Klinge wurde aus dem Schweißeisen geschmiedet und nachträglich — wahrscheinlich im Schmiedeherd — etwas in der Schneide aufgekohlt und dort stärker übergeschmiedet. Einfaches Erzeugnis (Taf. lOd—f). Messerbruchstück, Probe 285, aus der Siedlungsfläche. Spitze abgebrochen, Schneide tief abgeschliffen, Erh. L. 58 mm, Br. 11 mm. Die Schlacken- oder Oxideinschlüsse sind auf der Schlifffläche ungleichmäßig verteilt (im Rücken weniger, in der Schneide etwas mehr), auffallend ist eine verbogene querlaufende K e t t e unter dem Rücken. Nicht so deutlich erscheinen solche Ketten in der Schneide. Die durch Ätzen entwickelten Strukturen zeigten, daß diese Ketten die Schweißnähte verraten. Den Rücken bildet ein schmaler ferritischer Eisenstreifen mit zahlreichem Vorkommen von tertiärem Zementit an den Korngrenzen (Korngröße 4, Mikrohärte ungewöhnlich hoch: 467 H m , durch Zementitausseheidungen beeinflußt). In diesem Teil deutliche Kohlenstoffdiffusion über der Schweißnaht. Die Klinge ist aus Stahl (höchstwahrscheinlich aus 2 Streifen verschweißt), der Kohlenstoffgehalt ist hoch (fast 0,8%), das Gefüge besteht aus nadeiförmigem Sorbit (Mikrohärte 551, 591 H m ) . In der entkohlten Schneide tritt neben dem Perlit (Sorbit 313 H m ) auch Ferrit auf. Die Atzung nach Oberhoffer erwies verschiedene Phosphorgehalte in allen drei Teilen. Das Halbfabrikat wurde aus zwei Stahlbarren und einem Eisenbarren verschweißt und tüchtig durchgeschmiedet. Dieses Ausgangsstück wurde zu einem Messer verformt und dann gehärtet (mit tieferem Anlassen). Es scheint, daß während des Betriebes nochmals Warmbehandlungen erfolgten. Hierbei oder beim Wiedererwärmen und Schärfen wurde die Schneide entkohlt. Das langsame Abkühlen des kohlenstoffarmen Rückens führte zur Bildung des tertiären Zementits. Ursprünglich vorzügliches hochwertiges Werkzeug eines guten Messerschmiedes, dessen Qualität später entwertet wurde (Taf. 12). Messer, Probe 286, aus der Siedlungsfläche (Inv. 1425). Form ziemlich gut erhalten, Metall jedoch stärker durch die Korrosion angegriffen; die Griffzunge ist von der Klinge mit einem Kupferbändchen abgetrennt. L. 105 mm, Br. 13 mm. Die Probe umfaßt den ganzen Querschnitt. Das Metall ist mit Schlackeneinschlüssen (im Rücken auch mit groben) durchsetzt. Das Gefüge ist ferritisch (Korngröße sehwankt, in der Klingenmitte bis 1—2, in der Schneide 5—7, im Rücken 3, Mikrohärte 245 H m ) . Nur auf einer Rückenkante befindet sich ein Zapfen mit sorbitischer, nadeiförmiger Struktur (Mikrohärte 401 H m ) . Die Herstellungstechnologie ist unklar: der jetzige Befund zeigt eine eiserne Klinge. Die fachgemäße Warmbehandlung, die durch das Gefüge der Rückenkante bewiesen ist, und das Verrosten der Schneide deuten darauf hin, daß es sich ursprünglich um ein besseres Werkzeug handelte (Taf. 13a—d). Messerbruchstück, Probe 287 aus H a u s 38 (Inv. 1426). Spitze abgebrochen, Schneide abgenutzt, Metall durch Korrosion tief angegriffen. L. 90 mm, Br. 12 mm. Die Probe umfaßt den ganzen Querschnitt. Das Metall ist mit rundlichen, nichtmetallischen Einschlüssen verunreinigt. Das Gefüge ist ferritisch-perlitisch mit niedrigem Kohlenstoffgehalt (rund 0,2—0,3%), Korngröße 7 — 8, Mikrohärte Perlit 313 H m , Ferrit 185 H m . Nach dem heutigen Befund wurde das Messer aus sehr weichem Stahl, der die Eigenschaften des Schmiedeeisens besaß, hergestellt. Ob die jetzt abgeschliffene Schneide aufgekohlt wurde, ist heute nicht belegbar (Taf. 14a—c). Messer, Probe 288, aus Haus 38 (Inv. 1427). Griffangel vom Rücken abgesetzt, Schneide abgeschliffen und stellenweise verrostet. L. 110 mm, Br. 17 mm. Die Proben wurden aus der Schneide und aus dem Rücken herausgesägt, so daß die Übersicht über das ganze Profil zur Verfügung steht. Zahlreiche kleine Schlackeneinschlüsse im Metall

Metallkundliche Untersuchungen der Messer

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sind parallel und kettenweise angeordnet, einige zeigen hellere Phasen. Die Kleingefüge sind in den Einschlüssen entsprechenden parallelen Zonen verteilt. Die beiden äußeren Zonen bestehen aus Perlit von sorbitischem Charakter (Korngröße 4—5, 5, Mikrohärte Perlit-Sorbit 358 H m in einem Streifen und 3 6 8 , 4 0 1 im gegenüberliegenden Streifen) und Ferrit (Mikrohärte 283, 303 H m ) . Die inneren Streifen sind ferritisch (Mikrohärte 210, 219 H m ) , an ihren Grenzen laufen dünne Perlitketten (besonders in der Schneidenpartie). Der Kohlenstoffgehalt der beiden Seitenlamellen weist etwa Mittelwerte auf (rund 0 , 4 % ) . Die Klinge wurde als ein Schweißpaket hergestellt. Drei bis vier Eisenstreifen und je eine Stahllamelle wurden zusammengesetzt (möglicherweise mit Draht verbunden) und verschweißt. Man kann annehmen, daß die Stahlplatten in der Schneide eine Überlappung bildeten. Aus einem solchen Ausgangsstück wurde das Messer geformt (Strecken, Abstetzen, Breiten, Spitzen mit Verschweifung des Rückens und Schärfen). Die ganze Klinge wurde gehärtet und nach dem Abschrecken tief angelassen. Langes Benutzen führte zum Abschleifen der Schneidenlinie, so daß sich dort weichere ferritische Partien befinden. Hochwertiges Erzeugnis (Taf. 15a—d). Messer, Probe 289, aus dem Haus 26 (Inv. 1428). Verhältnismäßig gut erhalten. L. 103 mm, Br. 15 mm. Probe aus der Schneide entnommen (Schlifflänge 10 mm). Das Metall ist durch die länglichen Schlackeneinschlüsse, von denen manche auch hellere Kristallphasen aufweisen, sehr stark verunreinigt: besonders in der Klingenmitte (bis zur dreifachen Kette). Auf der ganzen Schlifffläche tritt nur Ferrit auf (Korngröße 5, in der Schneide 3—4, 7, Mikrohärte 168 H m ) . I n der Schneide befinden sich nur geringste Perlitspuren unter den Ferritkörnern. Eine Abschleifung des härteren Materials in der Schneide ist nicht ausgeschlossen; der heutige Zustand stellt ein sehr einfaches Fabrikat dar (Taf. 1 4 e - f ) . Messer, Probe 290, aus Haus 19 (Inv. 1429). Schneide und Rücken abgesetzt, unter dem Rücken 2 parallel gravierte Rillen. Gut erhalten, die Griffangelspitze ist abgebrochen, die Schneide stark abgenutzt. L. 130 mm, Br. 10 mm (ursprünglich mindestens 14 — 15 mm). Proben aus der Schneide und dem Rücken ausgesägt, ganzer Querschnitt überschaubar. Zahlreiche Schlackeneinschlüsse im Metall verlaufen quer und schräg durch die Schlifffläche (manche zeichnen sich durch hellere Phasen aus.) Dem entsprechen auch die geätzten Gefüge: sie sind in gekrümmten Zeilen angeordnet und bestehen aus sorbitisch-ferritischen Streifen (Mikrohärten des Sorbits im Rücken 390 H m , Ferrits 234 H m ) . In der Klingenmitte Sorbit 368, 390 H m . Wider Erwarten besteht die Schneide nur aus Ferrit (Korngröße 6, Mikrohärte 185 H m . Die Klinge wurde aus einem auf einer Seite aufgekohlten Stahlblech länglich gefaltet und verschweißt (Zweck: Versteifung der Klinge). Da die Warmbehandlung (Anlassen) deutlich nachgewiesen ist, ist die weiche ferritische Schneide bei dieser anspruchsvoll gearbeiteten Klinge unwahrscheinlich. Die Schneide ist tief abgeschliffen und besaß wahrscheinlich ursprünglich eine harte stählerne Zone. Hochwertiges Erzeugnis (Taf. 16). Messer, Probe 291, aus Haus 16 (Inv. 1430). Griffangel mächtig gestaltet, Rücken abgesetzt und in gebrochener Linie zur Spitze herabfallend. Ziemlich gut erhalten, Schneide auf einer Stelle beschädigt. L. 13 mm, B r . 19 mm. Die Proben sind aus dem Rücken und aus der Schneide herausgenommen worden, so daß der ganze Querschnitt beobachtet werden konnte. Reines Metall mit wenigen Einschlüssen in der Rückenmitte und in der Nähe der Schneide. Rücken und beide Seitenzonen sind ferritisch (Korngröße 6—7, Mikrohärte 168 H m ) . In der Mitte verläuft die Spur einer Schweißnaht; beiderseits wurde ein sorbitisches Gefüge mit einem Ferritnetz festgestellt. I m Rücken Sorbit 4 1 3 - 4 9 8 H m , Ferrit 2 3 4 , H m , in der Schneide Sorbit 3 5 8 - 3 9 0 (also weicher) und Ferrit 210 H m . Der Aufbau der Klinge ist schwer erkennbar, es scheint, daß ein von einer Seite hoch aufgekohltes Eisenblech durch längliches Verbiegen und Verschweißen zu einer Klinge geschmiedet wurde. Das fertige verformte Messer wurde durchgehärtet: Abschrecken und Anlassen tritt in der ganzen Klinge auf. Hochwertiges Erzeugnis (Taf. 17). Messer, Probe 292, aus Haus 6 (Inv. 1431). Gerader Rücken, Angelgrat beiderseits, doch nicht scharf abgesetzt, gut erhalten. L. 100 mm, Br. 10 mm, Proben aus dem Rücken und aus der Schneide entnommen. Zahlreiche — auch gröbere — längliche Schlackeneinschlüsse mit kristallisierten Phasen treten in der Klingenmitte in schräg geordneten Ketten auf, in der Schneide dagegen in den nach oben verbogenen Querzeilen. Die Ätzung brachte eine Überraschung. I m Rücken traten ferritische und perlitisch-(sorbitisch-(ferritische getrennte Bänder hervor, unter denen sich scharf abgesetzt kohlenstoffreiche, gekrümmte Stahlstreifen befanden (Perlit-Sorbit, 358 H m ) . Die ferritischen Zonen erwiesen eine Korngröße von 4 , 6 ; inmitten derFerritkörner wurden punktförmige Oxide festgestellt. I n der Klingenmitte verfolgen die Stahl- und Eisenstreifen die schrägen Einschlußketten. Auf diesem Teil sitzt die fast eutektoide Stahlschneide in zwei Zonen: in der ersten hat die Mikrohärte des Perlits oder Sorbits Werte von rund 340 H m , in der eigentlichen Schneidenlinie dann Werte von 380 —413 H m . Die Klinge wurde aus den verdrehten Eisen- und Stahldrähten in der Art des sog. wurmbunten Schweißdamast hergestellt und mit einer harten Stahlschneide versehen, dann abgeschreckt und angelassen, so daß die Schneide wesentlich härter blieb. Mit seiner komplizierten Technologie und den vorzüglichen Eigenschaften gehört diese Klinge zu den besten und gewiß auch teuersten Schmiede- oder besser Messerschmiedeerzeugnissen des frühen Mittelalters (Taf. 18). Messer, Probe 293, aus Grube 95 (Inv. 1433), Griffangel beiderseits abgesetzt, Spitze abgebrochen, schlecht erhalten. Erh. L. 100 mm, Br. 15 mm. Schliff umfaßt die ganze Klingenbreite. Das Metall ist außergewöhnlich verunreinigt und mit kleinen sowie sehr großen Schlackeneinschlüssen durchsetzt. Die Seiten der Klinge sind sehr korrodiert. Das Gefüge besteht aus Ferrit (Korngröße 6—7, Mikrohärte verhältnismäßig hoch — 229 H m im Rücken, dort dicht an der Oberfläche Pcrlitspur — 283 H m , in der Schneide 210, 229 H m ) . Die Ätzung mit Nital sowie mit der 12*

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RADOMiE Pleiner

Oberhofferschen Lösung ergab das Vorhandensein von 4 ferritischen Streifen — ein Schweißpaket aus Eisenstreifen. Einfaches Erzeugnis (Taf. 2 0 f - g ) . Messerbruchstück, Probe 294, aus Haus 29 (Inv. 1434). Langer Griffgrat kaum von der Klinge abgesetzt, die Spitze fehlt. Die zwei Drittel der Schlifffläche am Rücken außergewöhnlich stark mit groben und kleinen Schlackeneinschlüssen durchsetzt (einige davon besitzen hellere Phasen). Dagegen ist der Schneidentcil sehr rein und enthält nur wenige Oxide oder Silikate. Nach der Nitalätzung entwickelt sich eine merkwürdige Struktur, die aus grobkörnigen und feinkörnigen, winklig verlaufenden Ferritzonen bestand (feine Ferritkörner ASTM 6—7, Mikrohärte 168 H m , grobe Ferritkörner ASTM 4, Mikrohärte 276). Die Unterschiede sind wahrscheinlich auf den verschiedenen Phosphorgehalt zurückzuführen, was auch durch die Oberhofferätzung nachgewiesen werden konnte. Die Schneide ist ferritisch, feinkörnig, mit Spuren von Perlitkörnern an den Kristallitgrenzen (W-Gefiige). Mikrohärte ebenda: Ferrit 205, 229, 263, Perlit 498 H m ) . Der Aufbau der Klinge erweckt den Eindruck einer Nachbildung eines wurmbunten Messers, jedoch bestehen die verflochtenen Drähte und die Schneide nur aus verschiedenen Eisensorten. Obwohl der Kohlenstoffgehalt zu gering ist, wurde die Klinge warmbehandelt; die Perlitspuren sind sorbitisch. Die Klinge wurde wie ein hochwertiges Erzeugnis mit verwickelter Technologie hergestellt, sie besteht aber nur aus Eisen (Taf. 1 9 a - d ) . Messerspitze, Probe 295, aus Haus 27 (Inv. 1435). Abgebrochen, jedoch gut erhalten. Erh. L. 69 mm, Br. IG mm. Die Probe stellt den ganzen Klingenquerschnitt dar. Rücken ist mit kleinen Einschlüssen oxidischen Charakters verunreinigt; Klingenmitte sehr rein, in der Spitze grobe längliche und ziemlich zahlreiche Schlackeneinschlüsse, die auf einer Stelle sogar eine K e t t e bilden. Die Klinge besteht größtenteils aus hartem Stahl, wahrscheinlich aus zwei Stücken: Schneide und Klingenmitte mit sorbitischem Gefüge, sphäroidisierte Nadeln von 452, 467, 591 H m Mikrohärte ; näher zur Klingenmitte hin verschwinden auch die geringen Reste des Ferritnetzes; der nadeiförmige Sorbit besitzt dort eine Mikrohärte von 486, 498, 524 H m . Dieser Teil endet im Rücken (476, 453, 460 H m ) mit einer nach oben verbogenen Sehweißnaht: Rücken besteht aus ferritischem Eisen (Mikrohärte 153 H m ) , der Kohlenstoff diffundiert aber von der stählernen Klingenmitte tief über die Schweißnaht und bildete dort eine ferritisch-perlitische W-Struktur. Ganz im Rücken sporadisch auch tertiärer Zementit an der Korngrenze des Ferrits. Die Klinge wurde durch Verschweißen von wahrscheinlich zwei Barren aus hartem Stahl und von einem Barren Schweißeisen hergestellt, wobei das Schweißen oder das nachträgliche Schmieden ziemlich lange dauern mußte. Nach einem neuen Erwärmen wurde die Klinge abgeschreckt und angelassen; wahrscheinlich betraf diese Warmbehandlung nur die Schneidenhälfte der Klinge. Die Technologie ist beinahe identisch mit der der Klinge 285/Inv. 1424, so daß man den Eindruck bekommt, es handelt sich um das Werk eines Meisters. Durchaus hochwertiges Erzeugnis eines Messerschmiedes (Taf. 19c—i). Messerbruchstück, Probe 296, aus Haus 5 (Inv. 1436). Griffangel und Spitze fehlen, sonst verhältnismäßig gut erhalten. Erh. L. 69 mm, Br. 9 mm, die Probe bildet den Querschnitt der Klinge. Sehr reines Metall, auf dem Schliffe sieht man nur wenige nichtmetallische Einschlüsse. Das Gefüge ist ferritisch und feinkörnig (Korngröße ca. 7). Nur bei der Schneide, nicht aber in eigener Schneidenlinie, k o m m t eine geringe Menge von Perlit vor. Dieses Gefüge h a t einen sorbitischen Charakter, wie das die Mikrohärte (426 H m ) bestätigt. Die Mikrohärte des Ferrits an dieser Stelle: 263 H m . Die Klinge wurde aus dem Schweißeiscn geschmiedet. Ob die Sorbitspuren in der Nähe der Sehneide Beweise der nachträglichen Aufkohlung darstellen, läßt sich nicht entscheiden. Die Klinge wurde aber wahrscheinlich wie eine stählerne behandelt, d. h. sie wurde gehärtet und angelassen. I m jetzigen Zustand einfaches Erzeugnis (Taf. 1 3 e - g ) . Messerbruchstiick, Probe 297, aus Haus 17 (Inv. 1437). Es handelt sich um ein Klappmesser. Bruchstück der Klinge mit einem Griffgrat steckt zwischen zwei Eisenplatten mit Spuren von 2 Nieten. Schlecht erhalten. Erh. L. (¡3 mm, Br. 17 mm. Dicke 5,5 mm. Die Untersuchung zeigte leider, daß die Klinge fast vollständig durch Korrosion zerstört worden ist. Es blieb nur ein ferritischer Eisenstreifen an Stelle des Rückens (Korngröße 5, Mikrohärte 168 H m , tertiärer Zementit an den Korngrenzen). Dagegen sind von den Seitenplatten (Schalen) einige metallhaltige Splitter beiderseits erhalten gblieben. Es handelt sich ohne Ausnahme um Ferrit mit ausgeschiedenen Oxiden, Mikrohärte einer Schale 168, der gegenüberliegenden 185 H m . Dadurch ist die Herstellungstechnologie nicht mehr feststellbar (Taf. 15e—g). Messerbruchstück, Probe 298, aus Haus 16 (Inv. 1438). Spitze abgebrochen. Die Griffangel ist kaum von der Klinge abgesetzt; schlecht erhalten. Erh. L. 39 mm, Br. 11 mm. Der Schliff umfaßt den ganzen Querschnitt. Stellenweise verhältnismäßig reines Metall (in der Schneide Vorkommen von Oxiden), an einer Seite eine K e t t e von größeren länglichen Schlackeneinschlüssen (oft mit kristallisierten helleren Phasen). Nach dem Ätzen wurde hier die Schweißn a h t entdeckt, die das feinkörnige, ferritische Gefüge (Korngröße 6, Mikrohärte 182 H m ) von dem breiteren Stahlstreifen trennt. In dieser Stahlpartic kommt im Rückenteil sorbitisch-ferritischcs Gefüge vor (Mikrohärte 498 H m , im Klingenteil herrscht dieser nadeiförmige Sorbit — Mikrohärte 486 H m ) fast ausschließlich vor. Die Klinge wurde auf folgende Weise hergestellt: ein Stahlstreifen wurde flach mit einer Eisenlamelle, die die Sprödigkeit der Klinge verhindern sollte, zusammengeschweißt, dann die Gestalt des Messers geformt und das fertige Erzeugnis der Warmbehandlung unterzogen: dem Härten (Abschrecken und Anlassen). Es handelt sich um eine sehr gute Schmiedearbeit (Taf. 20a—d).

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Metallkundliche Untersuchungen der Messer

Erwägungen

über die altslaivische und frühmittelalterliche

Messerschmiedekunst

Die Technologie des altslawischen Schmiedehandwerkes — d. h. der slawischen Schmiedestücke des 6. —7. J h . — blieb bisher unbekannt. Die eisernen Funde dieser Zeit, sogar aus den wichtigen Räumen und Zentren der mittel- und osteuropäischen slawischen Besiedlung, warten noch auf die metallkundliche Untersuchung 1 ). Desto wichtiger scheint uns die metallographische Untersuchung der ganzen Kollektion von 18 Messerklingen aus der Siedlung bei Dessau-Mosigkau, die von dem Grabungsleiter zur Verfügung gestellt wurde. Die slawische Siedlung gehört zu den ältesten und westlichsten, die in so großem Umfang freigelegt wurde. Die untersuchten Funde können über das mitteleuropäische Handwerk überhaupt wichtige Auskünfte geben. Denn auch die west- und mitteleuropäischen Werkzeuge des frühen Mittelalters sind technologisch nicht bekannt 2 ). Die bisherige Aufmerksamkeit galt — und hier auch nur in geringem Umfange — einigen Waffensorten, obwohl Universal Werkzeuge, wie Messer, am besten das Niveau des derzeitigen Schmiedehandwerks widerspiegeln. Die vorliegende Studie kann aus den oben erwähnten Gründen nur als ein erster Einblick in die Schmiedewerkstatt des altslawischen Meisters angesehen werden. Wir besitzen noch kein Vergleichsmaterial. Des weiteren ist auch die Technologie anderer altslawischer Messer — z . B . aus Polen, Böhmen, Mähren und aus den altrussischen Gebieten — noch nicht erforscht, obwohl das Handwerk der späteren Jahrhunderte in diesen Ländern schon gut bekannt ist 3 ). Hinzu kommt, daß auch die Technologie der fränkischen und karolingischen Messerklingen so gut wie unbekannt ist. In dieser Lage ist es kaum möglich, Schlüsse über die gegenseitigen technologischen Einflüsse oder Importe zu ziehen. Die Konstruktion

der untersuchten

Klingen

Der Aufbau der Klingen ist äußerst uneinheitlich. Unter den 18 untersuchten Exemplaren wurden fünf Hauptauffassungen und zehn verschiedene Varianten der Klingenkonstruktion entdeckt. Zur Gruppe der eisernen Messer sind 7 Klingen zu rechnen (beim Ausscheiden der Probe 297 sind dies 41,16%). Solche Messer, aber auch andere Werkzeuge, bei denen keine Verbesserung der Qualität der vorherrschenden Konstruktionsweise zu beobachten sind, begegnet man in allen Zeitperioden. Man könnte in dieser Erscheinung ein Kriterium der handwerklichen GeA. Anteins untersuchte mehrere Schmiedestücke aus Lettland, besonders aus dem Burgwall Kent (diese Anlage wird von den Ausgräbern in das 6 . - 7 . J h . datiert). Die Untersuchungen wurden in folgenden Aufsätzen veröffentlicht: A. Anteins, Kentes pilskalna dzelzs un terauda izstradajumu strukturas, ipasibas un izgatavosanas technologija (Untersuchungen von Gefügen, Eigenschaften und Herstellungstechnologie an den eisernen und stählernen Erzeugnissen vom Burgwall Kent), in: Archeologija un Etnografija 1,1957, S. 45—50; ders., Dzelzs un terauda izstradajumu strukturas, ipasibas un izgatavosanas tehnologija senaja Latvija (lidz 13. gs.) — [Untersuchungen usw. von Eisengegenständen aus dem alten Lettland (bis zum 13. Jh.)], in: Arheologija un Etnografija I I , 1960, S. 3 — 60, cf. S. 15—18; G. A. Woznesenskaja publizierte unlängst Ergebnisse der Untersuchungen an Schmiedestücken der Djakower Kultur (1.—5. J h . ) Metall Trojickogo gorodisca (Das Metall vom Burgwall Trojickoje), in: Archeologija i jestestvennyje nauki, Moskau 1965; S. 129—138. In diesen Veröffentlichungen ist das Vorkommen von komplizierten Erzeugnissen mit Eisen-Stahl-Verbund erwähnt. s ) Einige in der letzten Zeit untersuchte Messer aus dem 7. J h . (Wendelstilzeit) in Skandinavien waren durch Korrosion sehr beschädigt (Grangärdeim südlichen Dalarne, Schweden). Es konnten aufgekohlte Eisenmesser und eine Vollstahlklinge festgestellt werden (I. Serning, Vor- und frühgeschichtliches Eisengewerbe im schwedischen Järnbäraland, in: Vita pro ferro — Festschrift für Ii. Durrer, Schaffhausen 1965, S. 73—90, cg. 78—83). Das Messer wurde aber nicht im Wasser gehärtet, denn das Bild des Gefüges (Bild 4, S. 78) sowie die Mikrohärte von 251 H m deuten nicht auf Martensit, wie angegeben ist, sondern auf Sorbit hin. Der Gegenstand wurde stark angelassen. 3

) Ich möchte hier auf meine Arbeit Die Technologie des Schmiedes in der großmährischen Kultur (in: Slovenskä archeolögia), (im Druck), hinweisen, wo auch die neuere Literatur mit den Werken von Kolcin, Sramko und anderen Forschern angegeben ist.

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RADOMIR P L E I N ER

schicklichkeit suchen. D a s ist aber sehr problematisch, weil in manchen Fällen die Möglichkeit der vollständigen Abnutzung der ursprünglichen Schneide berücksichtigt werden muß. Solche Abnutzung ist in unserer Serie bei den Klingen deutlich belegbar, wo die kompliziertere Technologie klar zu erkennen ist. Aus diesem Grunde muß auf genauere Schlußfolgerungen für die eisernen Messerklingen verzichtet werden. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Paketierung (Verschweißen) von 4 Eisenplättchen bei Probe 293. Die Messerprobe 287 wurde aus einem sehr weichen Stahl hergestellt, dessen Eigenschaften denen des Eisens gleichen. Die Klinge Probe 294 kann als seltener Fall der Nachbildung der sog. wurmbunten Klingen gedeutet werden. In diesem Falle wurde aber nicht mit Eisen und Stahl, sondern nur mit zwei Sorten von eisernen Drähten gearbeitet. Auch die Schneide besteht nur aus Eisen. Den Rest (58,84%) bilden solche Klingen, bei denen deutliche Spuren die auf eine zielgerichtete Verbesserung der Qualität schließen lassen (ihre Güte, Elastizität, Zähigkeit, vor allem die Härte der Schneide), zur Erreichung dieses Zieles erkennbar sind. Die altertümliche, doch bis tief ins Mittelalter lebende Herstellungsart ist die Aufkohlung der Schneide des fertigen Erzeugnisses im Schmiedeherd. Bei den Messern aus DessauMosigkau wurde dieser Vorgang nur einmal beobachtet (5,88%), und zwar bei Probe 284. Die Aufkohlung war ziemlich schwach. Die stumpfe Schneidenpartie beweist, daß nur die Streuzone erhalten geblieben ist. Eine uneinheitliche Gruppe von 3 Stück (17,64%) besteht aus Klingen, bei denen der Schmied bewußt Eisen und Stahl verwendete, um die nötige Härte und Zähigkeit bei seinen Erzeugnissen zu erreichen. Bei der Messerprobe 288 war z. B. die eiserne Klingenmitte schalenartig mit zwei Stahlplatten bedeckt. Das häufige Abschleifen während der langandauernden Benutzung stellte aber den eisernen Kern bloß. Viel bessere Eigenschaften besaß die Klinge Probe 298. Sie ist aus Stahl; zur Erhöhung der Zähigkeit wurde an einer Seite eine Eisenplatte angeschweißt. E s sei in diesem Zusammenhang erwähnt, daß der Verbund von kohlenstofffreien Eisensorten und harten Stählen äußerst schwierig ist und nur von guten Schmieden beherrscht wurde. Die dritte Klinge (291) zeigt eine seltene Konstruktion; es wurde offenbar ein auf einer Seite stärker aufgekohlter Eisenstreifen in seiner Hälfte länglich gefaltet und verschweißt. Dieses Ausgangsstück besaß demzufolge die Stahlzone in der Mitte, wo sie durch späteres Schleifen nicht beseitigt werden konnte. Analogien zu dieser Technik sind selten nachzuweisen. Ein ausgeprägtes technologisches System spiegelt sich in der folgenden Gruppe wider, die 4 Stück enthält (23,52 %). Bei dieser Gruppe ist die Härte der Schneiden durch unmittelbares Anschweißen der Stahl-Lamelle erhöht worden. Die Anfänge einer solchen Technik reichen in Europa bis zur Keltenzeit. I m provinzial-römischen Handwerk scheint diese Technologie ebenfalls üblich gewesen zu sein. Sie ist dagegen unter den germanischen Funden der Römerzeit — soweit uns das die ausgedehnten polnischen Untersuchungen zeigen — praktisch unbekannt 4 ). Die slawischen Werkzeuge Großmährens, die von der römischen Technologie beeinflußt werden konnten, sind ziemlich häufig mit angeschweißten Stahlschneiden versehen 5 ). Bei den russischen Slawen kommt diese Klingenbauweise etwas später vor 6 ). Von den vier Klingen aus Dessau-Mosigkau verdienen die Proben 285 und 295 besondere Aufmerksamkeit. ) J . Piaskowski, Cechy charakterystyczne wyroböw zelaznych produkowanych przes starozytnych hut.niköw swit^tokrzyskich w okresie wplywöw rzymskieh (1.—4 w.n.e.) [Charakteristische Merkmale der durch die alten Schmelzer im Hl.-Kreuz-Gebirge fabrizierten eisernen Erzeugnisse der Römerzeit (1.—4. J h . u. Z.)], in: Studia z Dziejöw Görnictwa i Hutnictwa 6, 1963, S. 9—85. 5 ) R. Pleiner, Die Technologie des Schmiedes in der großmährischen Kultur, Slovenskä archeolögia. im Druck. 6 ) Am besten sieht man diese Erscheinung in der chronologischen Folge der Messerklingen aus .Nowgorod: l>. A Kolcin, Zelezoobrabatyvajusceje remeslo Novgoroda Vclikogo (Eisenbearbeitendes Handwerk in Nowgorod Welikij), in: Materialy i issledovanija po archeologii S S S R , 05 1959, S. 51, Abb. 3(i. In der bereits in Anm. 1 erwähnten Djakower Kultur kommen die vollkommen konstruierten und beachtlichen Schmiedestücke häufig in der älteren Schicht vor. Spätere Gegenstände sind einfacher. 4

Metallkundliche Untersuchungen der Messer

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Bei beiden ist auf dieselbe Weise an dem schmalen ferritischen Rücken eine stählerne Klinge angeschweißt, die jeweils aus 2 Stahlbarren zusammengesetzt ist. Beide weisen eine tiefe Diffusion des Kohlenstoffes über der Naht zwischen den eisernen und stählernen Teilen auf; beide sind weiterhin auf dieselbe Weise gehärtet. Nur die Ausmaße stimmen nicht überein. Die Probe 285 stellt ein schmales Messerchen und Probe 295 eine größere Messerklinge dar. Die technologischen Übereinstimmungen sind aber so stark, daß diese 2 Messer von DessauMosigkau als Erzeugnisse eines Messerschmiedes bezeichnet werden können. Genaue Analogien zu diesen Stücken sind selten. Schmale Eisenrücken kommen nicht oft vor. In der Regel haben diese dann eine andere Gestaltung der Schweißnaht, d. h. eine andere Technik des Verbundes. Solche Messer, die auch metallographisch untersucht worden sind, stammen z. B. vom lettländischen Burgwall Asote (9.—12. Jh.) 7 ) und aus Nowgorod Welikij (Ende 12. Jh.) 8 ). Das einzige stark verwandte Vergleichsstück befindet sich unter den Materialien aus dem Burgwall Wyschgorod nördlich von Kiew 9 ). Bei dem hier vorliegenden Messer ist die stählerne Klinge mit dem eisernen Rücken genau so verbunden wie bei den Stücken von Dessau-Mosigkau; auch die Warmbehandlung ist ähnlicher Art. Die chronologische Position der Klinge ist leider nicht genau angegeben; sie kann aber nicht früher als in das 10. J h . datiert werden. Der altersmäßige Unterschied sowie die weite Entfernung zwischen den beiden Fundorten läßt keinerlei Verbindungen zwischen den jeweiligen Funden zu. Eine seltsame Herstellungstechnologie zeigt das Messer Probe 209. Seine Klinge wurde aus einer stählernen Platte in längliche Achsrichtung mehrmals gefaltet, verschweißt und weiter zum Messer verformt. Die Platte war entweder aufgekohlt, oder im Gegenteil entkohlt, evtl. auch vorher aus Eisen- und Stahlblech durch Schweißen vorbereitet worden. Jedenfalls verraten die ferritischen Zeilen die Richtung des Faltens. Paradox ist, daß die so mühsam hergestellte Klinge nur eine weiche eiserne Schneide besitzt. Die festgestellte Warmbehandlung, die das ferritische Eisen nicht beeinflussen kann, spricht dafür, daß das Messer noch eine Stahlschneide gehabt haben muß, die jetzt nicht mehr vorhanden ist. Die Technik der Faltung wurde unter den vorgeschichtlichen Eisenfunden sporadisch beobachtet. Aus den frühmittelalterlichen Funden ist sie sicher aus Piekary in Polen und das Messer vom Burgwall in Libusin (Böhmen) aus dem 10. J h . zu nennen 10 ). Das Prunkstück der untersuchten Kollektion ist die zunächst unscheinbar anmutende Klinge mit der Proben-Nr. 292. Sie gehört zu den wurmbunten Erzeugnissen. Der Rücken ist aus mehreren Eisen- und Stahldrähten verflochten und verschweißt und mit einer harten Stahlschneide verbunden. Das Werkzeug ist gehärtet. Der Herstellungsprozeß der wurmbunten Klingen war äußerst kompliziert. Sie gehören zu den besten und teuersten Schmiedeerzeugnissen der Frühzeit. Das Vorkommen eines solchen Fabrikates in der frühslawischen Siedlung von Dessau-Mosigkau überrascht deshalb. Die Technik der wurmbunten Klingen ist wahrscheinlich in den westkeltischen Schwertfegerwerkstätten entwickelt worden 11 ). Auch zur Römerzeit wurde sie bei der Fabrikation von besonders guten Schwertern angewandt 12 ). Die erste Blütezeit erlebte sie in der Völkerwanderungs- (Schwerter, Spathae) 7

) A. K. Antejn ( = Anteins), Struktura, svojstva i technologija proizvodstva zeleznych i stal'nych izdelij Asotskogo gorodisea (Gefüge, Eigenschaften und Herstellungstechnologic der Eisen- und Stahlerzeugnisse aus dem Burgwall Asote), in: Asotskoje gorodisce, Riga 1961, S. 175—183, Abb. 2:3. 8 ) B. A. Kolein, o. c. 9 ) B. A. Kolein, Cernaja metallurgija i metalloobrabotka v drevnej Rusi (Eisengewinnung und -bearbeitung in Altrußland), in: Materialy i issledovanija po archeologii SSSR 32, 1953, Abb. 39:18. 10 ) R. Pleiner, Alteuropäisches Schmiedehandwerk, Praha 1962, S. 158, Anm. 113, Tai. LV. n ) A. France-Lanord, La fabrication des epees de fer gauloises, in: Revue de l'histoire de la siderurgie V, 1964—4, S. 315 — 327 (siehe bes. das Schwert aus der Millonschen Sammlung G 2515, S. 325); E. H . Sdiulz --R. Pleiner, Metallographische Untersuchungen an Klingen eiserner Latene-Schwerter, in: Technische Beiträge zur Archäologie II, Mainz 1965, S. 3 8 - 5 1 . 12 ) E. H. Schulz, Über die metallkundliche Untersuchung einiger römischer Schwertklingen, in: Technische Beiträge zur Archäologie I, Mainz 1959, S. 46 — 64; J . Piaskowski, Niektöre dziwerowane miecze rzymskie na ziemi-

ItADOMfE P l e i n e r

184

und dann in der Karolingerzeit (Schwerter, Saxe, Lanzenspitzen) 1 3 ). Aus dem altslawischen Kulturbereich sind aber bisher keine Messer mit wurmbunten Klingen bekannt geworden. Solche Messer wurden aber in den alten Siedlungshorizonten mancher polnischer Städte entdeckt 1 4 ). Sie gehören in der Regel dem 11. —12. J h . an. Eine Klinge stammt aus Nowgorod; sie gehört in die gleiche Zeit 1 5 ). Einige Messer wurden neuerdings in einer zum Kloster Na Ostrove bei Davle in Böhmen gehörenden Schmiedesiedlung entdeckt (13. J h . ) 1 6 ) . Später lebt der Schweißdamast noch im Ostbaltikum (vorwiegend bei Lanzenspitzen des 13. —14. J h . beobachtet) 1 7 ), weiter. Nachklänge dieser wunderbaren Technik bis zur Neuzeit sind sehr selten (Gewehrbüchsen, Solinger Säbel). Erwähnungen und Beschreibungen dieser Technik erscheinen noch in der Literatur des 18. J h . 1 8 ) Im Lichte dieses knappen Exkurses eröffnet die Ermittlung einer wurmbunten Schweißdamastklinge in einem altslawischen Fundkomplex eine Problematik, die nur mittels weiterer Funde und systematisch geführter Untersuchungen gelöst werden kann. Zum Abschluß dieses Absatzes über die Konstruktion der Messer aus Dessau-Mosigkau sei noch das Klappmesser (Probe 278) erwähnt. Des starken Verrostungsgrades wegen ist die eigentliche Herstellungsweise nicht mehr zu erkennen. Das frühe Vorkommen eines solchen Gerätes ist nicht ohne Bedeutung. E s handelt sich zweifellos um ein Rasiermesser. Solche wurden in der materiellen Kultur der Slawen mehrmals festgestellt. V. Hruby führt neben einigen Exemplaren aus der großmährischen Siedlung von Stare Mesto noch andere Fundorte aus Böhmen und Mähren sowie aus nichtslawischen Gebieten an 1 9 ). Jüngere Funde (13. J h . ) sind in Nowgorod Welikij vertreten 2 0 ). Aus polnischen Fundorten sind dagegen klappbare Sicheln bekannt (Gniezno, Biskupin, Starograd-Stargard) 2 1 ).

Die

Warmbehandlung

Die Warmbehandlung wurde bei 11 Messerklingen festgestellt (64,68%). E s handelt sich in allen Fällen um das Härten mit den Vorgängen des Abschreckens und des Anlassens. Dieses Verfahren ist nur bei Stahlschneiden üblich, die mehr als 0,3 — 0 , 3 5 % Kohlenstoff besitzen. E s ist nur an den perlitischen Gefügen zu beobachten. Die Funde aus DessauMosigkau lassen aber erkennen, daß dieses Härten durchaus bekannt war, denn nicht nur die Klingen mit kohlenstoffhaltigen Teilen, sondern auch eiserne Klingen mit manchmal sehr geringen Perlitspuren unter den Ferritkörnern zeigen Merkmale der Warmbehandlung. Das Aussehen der Gegenstände sowie die festgestellte Mikrohärte beweisen, daß wir es hier mit Übergangsgefügen zu tun haben. Das bedeutet, daß die Hersteller der Messer gewohnt waren, ach Polski (Einige wurmbunte römische Schwerter in Polen), in: Z ötchlani Wieköw 31, 1965/1, .S.39. Weitere Literaturhinweise R . Pleiner, Alteuropäisches Schmiedehandwerk, S. 124—125. 13 )

Über die wurmbunten Klingen der Karolingerzeit gibt es ein sehr umfangreiches Schrifttum. E s ist überflüssig, die einzelnen Aufsätze an dieser Stelle zu zitieren. 14 ) J . Piaskowski, Technika wczesnosredniowiecznych wyroböw dziwcrowanych w swictle nowych badan (Die Technik der frühmittelalterlichen wurmbunten Schmiedestücke im Lichte neuer Forschungen), in: Przcgl^d techniczny X V I I I , 1959/15, S. 4 9 5 — 4 9 9 ; ders., The manufacture of medieval damascened knives, Journal of the Iron and Steel Institute 202, 1964, S. 5 6 1 - 5 6 8 . 15 ) 16 )

17 )

ls)

B . A. Kolcin, Cernaja metallurgija, S. 79, Abb. 40. Nicht veröffentlicht; der Verfasser dankt dem Grabungsleiter M. Richter, Arch. Inst. Prag, für die Möglichkeit, die Klingen zu untersuchen. A. K . Antcins, siehe Anm., 1 S. 4 7 ; A. Antejn ( = Anteins), Nakoneeniki kopij iz svarocnoj uzorcatoj (damasskoj) stali, najdennych v Estonii (Schweißdamaszierte wurmbunte Lanzenspitzen aus Estland), in: Esti teaduste akademia toimetides X I , 1962, S. 354—362.

Die Werke sind bei Piaskowski, siehe Anm. 14, The manufacture, S. 563—566, wiedergegeben. V. Hruby, Stare Mesto — velkomoravske pohrebiste Na Valäch, Praha 1955, S. 121 — 122, Anm. 116—124. 20 ) B . A. Koltin, Nowgorod, S. 5 7 - 5 8 , Abb. 44 - 45. 21 ) J . Kostrzewski, Kultura prapolska (Kultur Urpolens), Poznan 1949, S. 36 — 37, Abb. 5 : 3—4. 19 )

Metallkundliche Untersuchungen der Messer

185

fast alle Klingen zu härten. Sie achteten nicht immer darauf, ob sie stählerne oder gestählte Halbfabrikate in ihren Schmiedezangen hielten. Kein Messer war auf Martensit abgeschreckt, d. h. im glühenden Zustand mit Wasser abgelöscht. Alle gehärteten Messer wurden ausnahmslos mehr oder weniger angelassen. Ihr Gefüge kann als nadeiförmiger Sorbit bezeichnet werden (Anlaß-Sorbit). Die in manchen Fällen sichtbaren Zementkügelchen, die nichtsdestoweniger eine martensitische Orientierung behalten, deuten auf eine Anlaßtemperatur zwischen 300—-500°C (näher zur unteren Temperaturgrenze) hin. Die Standardanwendung des Anlassens sowie die nur geringen Unterschiede in den beobachteten Gefügen belegen das vollkommene Beherrschen dieses entwickelten Härteverf ahrens. Von den härtbaren Klingen weisen nur zwei Exemplare keine Abschreck- oder Anlaßmerkmale auf (Proben 281 und 284). Übrige Merkmale

der

Schmiedearbeit

Die Auffassung der Klingenkonstruktion und das Härten sind das Wichtigste bei der Messererzeugung. Ihre Anwendung setzt allerdings das Beherrschen der schmiedehandwerklichen Praxis voraus. Wir sind heute im Stande, nicht nur die Erfolge, sondern auch gelegentliche Fehler der alten Schmiedemeister zu erkennen. Die Bewertung der Arbeit im Falle der Messerklingen aus Dessau-Mosigkau fällt günstig aus. Es zeigte sich zwar, daß die Schmiede öfter ein mit Schlackeneinschlüssen verunreinigtes Eisen verwendet haben; das Luppeneisen ist aber immer so reichlich mit Schlacke durchsetzt, daß man nur sehr selten reine und schlackenfreie Zonen oder Teile in den altertümlichen Erzeugnissen beobachten kann. Das Schweißen ist immer vorzüglich durchgeführt worden. Ab und zu sind kettenförmig angeordnete Schlackeneinschlüsse zu beobachten, die die Nahtlinie verrieten; doch sind die Schweißnähte verhältnismäßig sauber angelegt. Sämtliche Werkzeuge sind beim Schmieden nie überhitzt worden, feinkörnige Strukturen beweisen eher das gute Schmieden bei richtiger Temperatur. Metallstreifen mit etwas gröberer Struktur, die in einigen Erzeugnissen dicht neben den feinkörnigen Zonen liegen, enthalten wahrscheinlich (das entspricht auch der rötlicheren Farbe nach der Oberhoffer-Ätzung) etwas mehr Phosphor. Die Hersteller der untersuchten Messer haben also eine gute handwerkliche Arbeit ausgeführt. A

bnutzungsspuren

Die Messerklingen müssen während der Zeit der Benutzung geschliffen werden, stark beschädigte Schneiden müssen sogar erwärmt, geschärft, erneut warmbehandelt und nachgeschliffen werden. Das kann natürlich zu Änderungen im ursprünglichen technologischen Bilde führen. Die Schneiden werden z. B. bei schlechter Behandlung erweicht und entkohlt, so daß die Reparaturen die Feststellung des ursprünglichen technologischen Prozesses erschweren. Manchmal werden diese sogar unfachgemäß durchgeführt. Solche Merkmale — wenn auch nicht stark ausgeprägt — sind bei vier Messern zu beobachten gewesen: Probe 281 ist in der Schneide etwas entkohlt, die Proben 283 und 291 in der Schneide schon von geringerer Härte als in den Gefügen über der Schneidenlinie. Beide Messer tragen sonst keine sichtbaren Abnutzungsspuren. Die beschriebenen Mängel können deshalb auch während des Herstellungsvorganges entstanden sein. Im Schneidenteil der Probe 285 wurde ebenfalls geringe Entkohlung festgestellt; das Messer ist zugleich stärker abgeschliffen. Eine solche mechanische Abnutzung (die bei Messern, wie die Erfahrungen zeigen, bis zu einem 60%igen Materialverlust ansteigen kann), 22 ) hat verschiedene Einflüsse auf die Quali22

) K. Pleiner, Alteuropäisches Schmiedehandwerk, S. 150, Abb. 23.

186

R A D O M I R P L E I N KR

tat des Messers, was wiederum von der Konstruktion der Klinge abhängt. Bei der bereits erwähnten Klinge 285 war die stählerne Schneide z. B. so hoch, daß sie auch durch mehrmals wiederholtes Schleifen nur unwesentlich beschädigt worden ist. Bei dem Messer Probe 290 dagegen verursachte das Schleifen die nahezu vollkommene Beseitigung der Stahlschneide, die in diesem Falle vorausgesetzt werden kann. Bei zwei weiteren Messern (Probe 287 und 289), die deutliche Abnutzungsspuren zeigen, ist eine klare Aussage (z. B. im Falle der Probe 287) nicht mehr möglich. Ebenso ist nicht mehr feststellbar, ob dieses Messer schon aus der Werkstatt mit einer härteren Schneide geliefert worden ist. Bei anderen Klingen (286, 296) sind zwar keine klaren Abnutzungsspuren zu beobachten, trotzdem muß in diesen Fällen die Bestimmung der ursprünglichen Technologie unsicher bleiben. Bei dem Messer Probe 290 korrespondiert die äußere Abnutzung mit dem metallographischen Bilde; die Messer Probe 284 und 288 sind nicht äußerlich sichtbar abgenutzt — aus dem Querschnitt ist jedoch zu erkennen, daß durch das Schleifen z. B. des Messers 288 die Stahlschichten in der Schneide bereits abgetragen worden sind; im Falle des Messers 284 darf damit gerechnet werden, daß die ursprüngliche Schneidenlinie noch härter und kohlenstoffreicher war. Die Werkzeuge 282, 293, 295 und 298 befinden sich noch heute im vorzüglichen Zustande. Eine Abnutzung der Schneidenteile ist nicht festzustellen. Einfache, eiserne Erzeugnisse (282 und 294) wurden kaum abgeschliffen.

7JU Fragen der handwerksmäßigen

Arbeit und der

Herkunft

Über den Stand des frühslawischen Handwerks diskutiert man sehr oft. Den neuen Forschungsergebnissen nach hatten die expandierenden Slawen eine Bauernkultur. Es wird angenommen, daß das Handwerk, in der ältesten Periode ein nicht allzu hohes Niveau erreicht hatte und seinem Charakter nach ein Hausgewerbe war 23 ). Von diesem Gesichtspunkt aus soll die Qualität der untersuchten Klingen von Dessau-Mosigkau betrachtet werden. Es ist notwendig, bestimmte Proben aus den nachfolgenden Erwägungen auszuscheiden. Die Proben Nr. 296 und 297 sind schlecht erhalten und unvollständig; bei den Proben Nr. 284, 286 und 287 gibt es den Verdacht, daß ihr heutiger Zustand nicht dem ursprünglichen entspricht. Die übrigen 13 Klingen sind für die näheren Untersuchungen geeignet. Es wurde zu diesem Zweck eine behelfsmäßige Methode angewandt, die sich schon früher als anschaulich bewährt h a t : Jede Klinge wurde unter dem Gesichtspunkt aller zu ihrer Herstellung nötigen Verfahren aufgegliedert und berechnet. In einzelnen Kategorien gibt es aber Unterschiede: Die Verfahren der plastischen Warmverformung bereiteten auch dem dörflichen Universalschmied keine Schwierigkeiten, dagegen erfordern der Eisen-Stahl-Verbund, die verschiedenen Arten der Härtetechnik und der Schweißdamast schon ein sehr gutes fachmännisches Können. Bei der angewandten Punktwertung drückt sich diese unterschiedliche Technologie durch eine PunktstafFelung aus: das Verfahren der Warmverformung je 1 Punkt, Aufkohlen 5 Punkte, Eisen-Stahl-Verbund 6 Punkte, Abschrecken 6 Punkte, Härten (Abschrecken und Anlassen) 8 Punkte. J e größer also der Unterschied zwischen der Zahl der einzelnen Verfahren und der Punktwertung wird, desto höher ist das Niveau der handwerkmäßigen Arbeit des jeweiligen Schmiedestückes. So wurden 4 Klingen (Proben 282, 289, 293 und 294, d. h. 31% der Serie) als äußerst einfache und anspruchslose Erzeugnisse bewertet. 7 andere Klingen (Proben 285, 281, 283, 288, 293, 295, 298, d. h. 54%) stellen dagegen sehr gute bzw. hochwertige Werkzeuge dar. Schließlich sind 2 weitere Exemplare (Proben 290 und besonders die wurmbunte Klinge 292, d. h. 15%) zu den besten Erzeugnissen der Messerschmiedekunst zu rechnen. Insgesamt können - J ) J . Poulik, Stari Moravane buduji svüj stät (Alte Mährer bauen ihr Reich auf), Gotlwaldov 19(j0, S. 50.

Metcillkimdliehe Untersuchungen der Messer

187

danach zwei Drittel der Erzeugnisse als Produkte von erfahrenen Handwerkern — Schmieden — (wenn nicht direkten Messerschmieden) angesehen werden. Naturgemäß ergibt sich hieraus die Frage der H e r k u n f t der einzelnen Messer. Die Siedlungsfläche ergab zwar keine unmittelbaren Belege der Schmiedetätigkeit. Es gibt aber keine Gründe für die Voraussetzung, daß alle gefundenen Messerklingen durch Fernhandel zu den slawischen Siedlern eingeführt wurden. Nur die wurmbunte Klinge (Nr. 292) könnte auf Grund ihrer komplizierten Technologie zum Einfuhrgut gehören; aber auch das ist keinesfalls sicher. Die Applikation des Schweißdamastes an Messern wurde bisher — wenn auch aus späteren Zeitperioden — ausschließlich im slawischen Kulturbereich beobachtet. Es kann als wahrscheinlich angenommen werden, daß der größere Teil der untersuchten Klingen eine einheimische Produktion darstellt. Die Mannigfaltigkeit der Konstruktions-Schemata oder Bauweisen spricht andererseits aber deutlich dafür, daß die behandelte Kollektion aus mehreren Schmiedewerkstätten stammt.

Chronologische Einteilung

der untersuchten Messer (Abb. 55)

Die untersuchten Messerklingen gehören allen fünf Siedlungsperioden des altslawischen Dorfes in Dessau-Mosigkau an. Die älteste Phase ist durch Funde von thüringischer Drehscheibenkeramik gegeben und von B. Krüger in die späte Hälfte des 6. J h . datiert worden. Andererseits wird die letzte Phase durch den F u n d einer Sattelgurtschlaufe, die Analogien im fränkisch-karolingischen Bereich hat, in das 8. J h . gesetzt. Die Siedlungsdauer erstreckt sich also über eine Periode von rund 125 Jahren. Die Anordnung der Häuser in Ringen ermöglichte, die Funde in fünf Horizonte einzuteilen. Man könnte voraussetzen, daß die ältesten der untersuchten Messerklingen die technologisch einfachsten wären und die jüngsten dagegen zu den technologisch besseren gehören müßten. Der Befund stimmt jedoch mit dieser Überlegung nicht überein. Zu der ältesten Phase (Ende des 6. Jh.) gehören drei Messer. Zwei (Probe 282 aus H a u s 15 und Probe 287 aus H a u s 38) sind nur aus Eisen oder weichem Stahl hergestellt; die dritte Klinge (Probe 288), die ebenfalls aus Haus 38 stammt, ist dagegen ein sehr gutes Erzeugnis mit einem EisenStahlverbund und einer vollkommenen Warmbehandlung. I n die zweite Phase (Anfang des 7. Jh.) gehören nur zwei Messer: Probe 289 aus H a u s 26 und Probe 295 aus H a u s 27. Im ersten Falle handelt es sich um ein einfaches, eisernes Erzeugnis; im zweiten aber um ein erstklassiges Messer mit einer Stahlklinge und einem eisernen Rücken. Die zwei Klingen aus der dritten Phase (etwa Mitte dos 7. Jh.) sind als hochwertige Fabrikate anzusehen; sie stammen aus dem Haus 16. Die Probe 291 ist aus einer aufgekohlten Blechplatte hergestellt; die Probe 298 ist wiederum aus Stahl und h a t eine eiserne Seitenlamelle. Beide Messer wurden gehärtet. Die vierte Phase (2. Hälfte des 7. Jh.) wird nur durch ein Exemplar — die Klinge 290 aus Haus 19 — repräsentiert, das eine merkwürdige Überlapptechnik bei der Herstellung der Klinge erkennen ließ. Die Schneide ist nur aus Eisen. Wir dürfen in diesem Falle aber eine einmalige Stahlschicht voraussetzen. Die letzte Phase (Ende des 7. — Anfang des 8. Jh.) ist durch 6 Erzeugnisse vertreten. Die Probe 296 aus Haus 5 stellt eine einfache, eiserne Klinge d a r ; die Probe 284 aus Haus 6 ist in der Schneide schwach aufgekohlt; die Probe 281 aus H a u s 11 ist eine vorzügliche, aber nicht gehärtete Klinge mit angeschweißter Stahlschneide. Dieselbe Technologie wurde bei der Probe 283 festgestellt, die ebenfalls aus Haus 6 gehoben worden ist. In demselben Hause wurde auch die dritte gehärtete Klinge, 292 gefunden, bei der der wurmbunte Schweißdamast beobachtet werden konnte. Aus dieser letzten Phase stammt auch das Messer Probe 294 (Haus 29). Seine Technologie macht den Eindruck einer im Eisen nachgebildeten wurmbunten Technik. Die restlichen drei Klingen können nicht näher datiert werden. Das Messer 293 (eisernes Schweißpaket) wurde in einer Grube gefunden, die Messer 285 und 286 sind als Flächenfunde,

RADOIliR PLEINER

188

Phase 1

600 Phase 2

650

Phase 3

Phase 4

700 Phase 5

Abb. 55. Dossau-Mosigkau, schematische Darstellung der Klingenquersehnitte in chronologischer Folge. 1—3 erste Phase: 1 Probe 282 Haus 15, 2 - 3 Proben 288 und 287 Haus 38; 4 - 5 zweite Phase: 4 Probe 295 Haus 27, 5 Probe 289 Haus 26; 6 - 7 dritte Phase: Proben 291 und 298 Haus 16; 8 vierte Phase: 8 Probe 290 Haus 19; 9 - 1 4 fünfte Phase: 9, 11 und 12 Proben 284, 283 und 292 Haus 6, 10 Probe 281 Haus 11, 13 Probe 294 Haus 29, 14 Probe 296 Haus 5 ; 15 — 17 in die Siedlungsphasen nicht eingereihte Proben: 15 Probe 286, 16 Probe 295, 17 Probe 293. Weiß = Eisen. Grau = Stahl. Volle Linien in der Schlifffläche = Verlauf der Schweißnähte. Etwa 3 X vergrößert

Metallkundliche U n t e r s u c h u n g e n clor Messer

189

die außerhalb der Häuser lagen, zu bezeichnen. Die Klinge Probe 286 ist aus Eisen, die Klinge 285 ist bei Berücksichtigung technologischer Gesichtspunkte identisch mit der Klinge 295 (Haus 27). Man könnte sie dem 2. Horizont, also dem Anfang des 7. Jh., zuweisen. Aus den vorgelegten Angaben geht hervor, daß in allen Perioden neben sehr einfachen Erzeugnissen auch hochwertige Messer auftreten. In einigen Fällen sogar in einem geschlossenen Fundkomplex. Die sog. wurmbunten Klingen (oder ihre Nachbildungen) gehören dem letzten Fundhorizont der Siedlung an. Daraus folgt, daß auch den ersten slawischen Ansiedlern schon fachgemäß erzeugte und hochwertige Messerklingen zur Verfügung standen. Wo die Schmieden lagen, aus denen die Messer geliefert wurden, bleibt zunächst unbekannt. Die Technik der angeschweißten Stahlschneiden, die bei den Slawen später sehr häufig zur Anwendung gelangte, scheint erst um die Wende des 7 . - 8 . J h . einzusetzen. Die Bestätigung dieser Feststellung wird jedoch erst nach weiteren Untersuchungen möglich sein.

Abbilrlungsvcrzeichnis

Abb. 1: Lage des „Zoberberges" östlich des Stadtteiles Dessau-Mosigkau Abb. 2: Ausdehnung der Grabungsfläche Abb. 3: Hausgrundrisse des Häuserringes 1 1) Haus 1; 2) Haus 4; 3) Haus 10; 4) Haus 15; 5) Haus 38; 0) Haus 39 Abb. 4: Hausgrundrisse der Häuserringe 1 und 2 1) Haus 34 [Häuserring 1]; 2) Haus 14; 3) Haus 35; 4) Haus 13. [ 2 - 4 ) Häuserring 2] . . . Abb. 5: Hausgrundrisse der Häuserringe 2 und 3 1) Haus 26; 2) H a u s 24; 3) Haus 2 7 a ; 4) Haus 27; 5) H a u s 41. [2) Häuserring 3; 1, 3 - 5 ) Häuserring 2]

11 14 17 18

1!)

Abb. 6: Hausgrundrisse der Häuserringe 2 und 3 1) Haus 36; 2) H a u s 16; 3) Haus 17a; 4) Haus 17b; 5) Haus 18. [1) Häuserring 2; 3 - 5 ) Häuserring 3] Abb. 7: Hausgrundrisse des Häuserringes 3 1) Haus 20; 2) Haus 21; 3) Haus 22; 4) Haus 23; 5) Haus 25; 6) Haus 37 Abb. 8: Hausgrundrisse des Häuserringes 4 1) Haus 17; 2) Haus 28; 3) H a u s 19; 4) Haus 31; 5) fraglicher Grundriß von Haus 30 Abb. 9: Hausgrundrisse des Häuserringes 5 1) H a u s 3; 2) Haus 5 Abb. 10: Hausgrundrisse des Häuserringes 5 1) Haus 2; 2) Haus 7; 3) Haus 6; 4) Haus 8; 5) Haus 9 Abb. 11: Hausgrundrisse des Häuserringes 5 und Haus 33 1) Haus 11; 2) H a u s 12; 3) Haus 29; 4) Haus 32; 5) das außerhalb aller Häuserringe liegende H a u s 33 Abb. 12: Profil von Haus 40 (Häuserring 1) an der Ost-West-Nullinie

25 26

Abb. 13: Rekonstruktionsversuch eines slawischen Wohnhauses nach dem Grundriß von Haus 16 (Häuserring 3)

30

Abb. 14: Altslawische Grubenhäuser, Grundriß vergleiche a) Novotroickoe; b) Korfiak; c)Kolocin; d ) L u g I ; e) Ripnev; f) Nezvisko; g) Korsovka; h) Bratei; i) Sudova Visnja; j) Suceava; k)Igolomia; 1) Klucov; m) Siladice; n) Brezno; o) DessauMosigkau; [ a - g , i) UdSSR; h, j) Rumänien; k) Polen; 1 - n ) ÜSSR; o) DDR] Abb. 15: Anlageschema der Siedlung in der 1. Siedlungsphase Abb. 16: Anlageschema der Siedlung in der 2. Siedlungsphase Abb. 17: Anlageschema der Siedlung in der 3. Siedlungsphase Abb. 18: Anlageschema der Siedlung in der 4. Siedlungsphase Abb. 19: Anlageschema der Siedlung in der 5. Siedlungsphase Abb. 20: Rekonstruktionsversuch nach dem Anlageschema der 5. Siedlungsphase

34 37 38 38 38 39 40

Abb. 21: Keramik der ältesten Siedlungsphase a—j) Keramik aus Haus 1; k—q) Keramik aus Haus 4 Abb. 22: Keramik aus der ältesten Siedlungsphase a—j) Haus 10; k—o) Haus 15; p—v) Haus 34 Abb. 23: Keramik aus der ältesten und aus der 2. Siedlungsphase a - c ) Haus 38; d - f ) Haus 39; g - p ) Haus 13 Abb. 24: Keramik aus der 2. Siedlungsphase a—m) Haus 14; n —u) Haus 26 Abb. 25: Keramik aus der 2. Siedlungsphase i i - c) Haus 27; d - f ) Haus 35; g - k ) Haus 36; l - o ) H a u s 4 1

20 21 22 23 24

44 45 46 47 48

Abbildungsverzeichnis

191

Abb. 20: Keramik aus der 3. Siedlungsphase f, g, h) Haus 18; o. p) Haus 20; j) Haus 21; a, h, i) Haus 22; c) Haus 23; k) Haus 24; d, e) Haus 25; 1, m, n) Haus 37 Abb. 27: Keramik aus der 3. Siedlungsphase a—j) Haus Iii; k—t) Hauskomplex 17a, 17b Abb. 28: Keramik aus der 4. Siedlungsphase a. b, h, i, j) Haus 42; c, d, k - o ) Haus 19; f, g, p) Haus 28 Abb. 29: Keramik aus der 4. Siedlungsphase a—e, g, h—m) Haus 17; f, n) Haus 31 Abb. 30: Keramik aus der 5. (jüngsten) Siedlungsphase a—1) Haus 0; m —\v) Haus 3 Abb. 31: Keramik aus der 5. (jüngsten) Siedlungsphase a) H a u s 29; b—o) Haus 12; p—w) Haus 9 Abb. 32: Keramik aus der 5. (jüngsten) Siedlungsphase . a - f , h - o ) Haus 11; g) Haus 9 Abb. 33: Keramik aus der 5. (jüngsten) Siedlungsphase a—i) Haus 8; j — q) Haus 7 Abb. 34: Keramik aus der 5. (jüngsten) Siedlungsphase a—r) H a u s 5 Abb. 35: Keramik aus der 5. (jüngsten) Siedlungsphase a, g) Haus 5; b—f, h—m) Haus 2 Abb. 36: a—1) Keramik aus slawischen Gruben und größeren Verfärbungen; Metallgeräte und Metallreste aus Häusern, Gruben und aus der Gesamtfläche: 1) Haus 4; 2) Flächenfund; 3) Flächenfund; 4) Grube 117; 5) Grube 114; 6) Haus 36; 7) Haus 7; 8) Haus 27; 9) Flächenfund; 10) Haus 5; 11) Haus 11; 12) Haus 23; 13) Haus 5; 14) Haus 21; 15) Haus 16; 16) Haus 21; 17) Haus 9; 18) Grube 128; 19) Haus 19; 20) Haus 27; 21) Flächenfund; 22) Flächenfund; 23) Haus 24; 24) Haus 14; 25) Haus 5; 26) Flächenfund Abb. 37: Die häufigsten Gefäßformen des gesamten Siedlungskomplexes

50 51 52 53 54 55 56 57 58

59 60

Abb. 38: Vorkommen der wichtigsten Gefäßformen in den einzelnen Siedlungshorizonten Abb. 39: Die häufigsten Verzierungsmotive aus der gesamten Siedlungszeit der frühslawischen Siedlung

49

61 . .

62

Abb. 40: Statistische Auswertung der Verzierungen und technischen Merkmale in der Keramik nach den 5 Häuserringen

62

Ab)). 41: Kleingerät aus dem gesamten Siedlungskomplex 1 - 3 0 ) Spinnwirtel [1) Haus 1; 2. 3, 4) Haus 2; 5, 6) Haus 4; 7) Haus 5; 8, 9) Haus 6; 10) H a u s 8 11) H a u s 9; 12) Haus 11; 13, 14) H a u s 13; 15, 16) Haus 16; 17, 18) Haus 17; 19) Grube 76; 20) H a u s 19; 21, 22, 23) Haus 30; 24) Haus 35; 2 5 - 3 0 ) Flächenfunde]; 3 1 - 5 0 ) Messer [31) H a u s 5; 32, 34) Haus 6; 33) H a u s 11; 35, 36, 37) Haus 16; 37a) Haus 24; 38) Haus 19; 39, 40) Haus 26; 41, 42) Haus 27; 43) Haus 29; 44, 45) Haus 38; 46) Grube 66; 48) Haus 17; 46, 46a, 47, 49, 50) Flächenfunde]; 5 1 - 5 9 ) Knochenpfrieme [51) Haus 2; 52) Haus 17; 53, 54) Haus 8; 55) Haus 7; 56) Haus 14; 57) Haus 16; 58) Haus 20; 59) Haus 5]; 60) Tonperle aus Haus 26; 6 1 - 6 4 ) Schleifsteine [61) Lesefund, 62) Haus 18; 63) Haus 26; 64) Haus 1]; 65) Dreilagenkamm aus Grube 126

73

Abb. 42: 4 Brennstellen am Nordostrand der Siedlung (vermutlich zum Brennen der Keramik verwendet worden) Abb. 43: Grundrisse und Profile von slawischen Gruben Abb. 44: Plan des Gräberfeldes von Dessau-Mosigkau, „Zoberberg" (die fehlenden Grabstellen sind mangels Unterlagen nicht mehr lokalisierbar) Abb. 45: Haus 27 und 27a (Häuserring 2), Lagesituation der Überschneidung

91 96 102 110

Abb. 46: Haus 17, Haus 17a, Haus 17 b, Haus 16 (Häuserring 3) Lagesituation der Überschneidung . . . . 111 Abb. 47: Zeittafel einiger datierender Gegenstände 114 Abb. 48: Verbreitungskarte frühslawischer Fundstellen mit Keramik des eigentlichen und des erweiterten Prager Types 116 Abb. 49: Pferd. Schmelzfaltenbilder zweier rechter, oberer Molaren. 1:1 141 Abb. 50: Rind. Verhältnis der „größten Länge" zur „Breite des Caput tali" beim Talus 143 Abb. 51: Verlauf der Häufigkeitskurven vom Rind (ausgezogene Linie), vom Schwein (gestrichelte Linie) und von Schaf/Ziege (gepunktete Linie) bei unterschiedlicher Einordnung von Siedlungsphase 2 . 147 Abb. 52: Prozentuale Alterszusammensetzung der wichtigsten Haustiere 150 Abb. 53: Maße und Maßverhältnisse slawischer Weizen von Dessau-Mosigkau; Tornow, Kr. Calau; Vipperow, Kr. Röbel 170-171

192

Abbildungsverzeichnis

Abb. 54: Vergleich der Größenverhältnisse von jeweils 100 Einzelkörnern in den slawischen Weizenfunden von Dessau-Mosigkau, Tornow, K r . Calau, und Vipperow, Kr. Röbel 172 Abb. 55: Dessau-Mosigkau, schematische Darstellung der Klingenquerschnitte in chronologischer Folge. 1—3 erste Phase: 1 Probe 282 H a u s 15, 2—3 Proben 288 und 287 Haus 38; 4 - 5 zweite Phase: 4 Probe 295 Haus 27, 5 Probe 289 Haus 26; 6 - 7 dritte Phase: Proben 291 und 298 Haus 16; 8 vierte Phase: 8 Probe 290 Haus 19; 9 - 1 4 f ü n f t e Phase: 9, 11 und 12 Proben 284, 283 und 292 Haus 6, 10 Probe 281 Haus 11, 13 Probe 294 H a u s 29, 14 Probe 296 Haus 5; 1 5 - 1 7 in die Siedlungsphasen nicht eingereihte Proben: 15 Probe 286, 16 Probe 295, 17 Probe 293. Weiß: Eisen. Grau: Stahl. Volle Linien in der Schlifffläche: Verlauf der Schweißnähte. Etwa 3 X vergrößert 188 Die Zeichnungen wurden von A. Bading, Institut f ü r U r - u n d Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und von D. Lehmann, Berlin (Abb. 20) angefertigt. Die fotografischen Arbeiten erledigte K . Hamann, Institut f ü r Ur- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Als Grabungsassistenten haben Dipl. phil. D. Warnke und S. Gustavs an der Ausgrabung teilgenommen. Die redaktionelle Bearbeitung des vorliegenden Bandes leitete Dipl. phil. H . Heinrich. Beim Korrekturlesen half Dipl. phil. H. Kroll. Allen Beteiligten bei der Ausgrabung und bei der Anfertigung der vorliegenden Veröffentlichung sei an dieser Stelle freundlichst gedankt.

Berichtigung zu Beilage 1 Durch ein Versehen in der Druckerei wurde s t a t t einer grünen Farbe eine blaue verwendet. In der 3. Zeile der Legende muß es daher richtig heißen: „blau =

kaiserzeitlich".

TAFELTEIL

I :i

Kríim-r.

Ih-Miii-Miwliiknii

TAFEL 1

Keramik aus dem gesamten Siedlungskomplex, a) Haus 6; b) Haus 6; c) Haus 5; d) Haus 19; e) Haus 4; f) Haus 16; g) H a u s 26; h) Haus 6; i) Haus 2; j) Flächenfund; k) Haus 17; 1) Grube 53; m) Haus 6; n) Haus 35; o) Haus 29; p) Haus 5; q) Haus 5; r) Haus 5; s) Grube 22; t—v) Haus 10. b, d, o) 1:8; t—v) 1:2; alle übrigen 1:4

13*

TAFEL 2

Kleinfunde aus dem gesamten .Siedlungskomplex, a) Dreilagenkamm aus Grube 126; b) bronzener Ring aus Haus 16; c) bronzener Anhänger Haus 5; d) Glied eines eisernen Kettengehänges Haus 23; c—h) Knochenpfrieme; Ii) mit erkennbarer Gitterverzierung;i,j, 1—p) Spinnwirtel; k) Tonperle aus Haus 26; q) eiserne Sichel aus Haus 14 ;r) eiserner Nagelrest aus Haus 28; s) eiserner Ring aus Grube 128; t) eiserner Haken als Flächenfund; u) zwei eiserne unbestimmbare Geräte (Spitzen?); v) eiserne Messerformen; w) eiserne Speerspitze im Bereich von Haus 27. b, c, d, r, t, u) 1:1; alle übrigen 1:2

TAFEL 3

a) Bronzene Pinzette aus Haus 5; b) eiserner Pinzettenrest aus Haus 11; c) silberner Ring aus Haus 21; d) eiserne Sattelgurtschlaufe mitTauschierung aus Haus 5; e) eiserne Speerspitze (ursprünglich mit zwei Widerhaken) aus Grube 114; f) ¡Speerspitze aus Haus 13; g) Mahlsteine aus Haus 26; h) Schleifstein aus Haus 27. g, h) 1:5; alle übrigen 1:1

TAFEL 4

O

P

W a) Bodenrest aus H a u s 38 mit erkennbaren Brettspuren; b) Bodenrest aus Haus 22 mit einem negativen Achsabdruck einer Töpferscheibe; c) Teil eines wahrscheinlichen Lehmbewurfes aus Haus 28 mit deutlich erkennbaren Abdrücken der Hölzer; d) rundlicher Gefäßbodenrest aus Haus 12; e, f) Bodenformen (äußerer Quellrand, innere Ansicht eines Bodens; g) Gefäßscherbe mit starken Wischspuren, h) Gefäßrest mit einer K n u b b e ; i—p) Gewebeabdriieke auf Gefäßböden; q—z) Schleifsteine, a—h, q—z) 1:4; i—p) 2,5:1

TAFEL 5

a) Blick vom Korden (vom Elbtal) auf den „Zoberberg"; b) Blick vom Süden auf das Elbetal; c) Haus 7 in der ersten, gut erkennbaren Verfärbung; d) Haus 8; e) Südwestecke von Haus 2 ; f) Haus 9 mit der zerstörten Hcrdstelle; g) Grabungssituation — im Vordergrund Haus 35, dahinter Haus 36; h) Grabungssituation — Blick nach Westen

TAFRL 6

n) A u s g r a b u n g s h p a s e im H a u s 19; b) H a u s 19; c) H e r d s t e i n e v o n H a u s 19, d a h i n t e r Teile des steinernen W a n d sehut/.es; d) H a u s 11 m i t Herdstelle im X o r d w e s t s c k t o r ; e) das ausgegrabene H a u s 2li mit den dazugehörigen < ¡ruh e n ; f) H a u s 15; g) Bliek auf die H e r d g r u b e von H a u s 9; h) S c h n i t t durch einen H a u s p f o s t e n

TAFEL 7

a) Urube 114 in der Aufsieht; b) die vermutlichen Brennstellen f ü r die Keramik; c) Haus 17, 17a, 17b in der Uberschneidung ; d) Blick auf die lleste des Burgwalles in der Nachthainichte bei Dessau-Mosigkau; e) aborales Schädelbruchstück eines Rindes aus Haus 5, 1:2 14

Krüger,

Dessau-Mosigkau

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a - i ) Bruchstücke von Leiehenbränden aus den Gräbern 7,1 (a), 12 (b), 25? (e), 32 (d), 35 (e), 35 (f), 35 (g). 35 (h); i) Grab 12, Röntgenaufnahme des r. Unterkiefers, Molarenbereich. — j) Auswahl von Beispielen für die Variation von Einzelmaßen, Korngrößen und Kornproportionen im frühslawischen Weizenfund von Dessau-Mosigkau {Triticum aestirumh. unter Einschluß der ssp. aestivocompactuni Schicm.); k—m) l'nkrautsämereien aus dem frühslawischen Weizenfund von Dessau-Mosigkau: k) Gänsefuß (Chenopodium album L.); 1) Finkensame (Ni'dia ¡iiuuniliila |L.] DEiSV.); m) Windenknöterich (Polygonym cf. convolvulus L.). a—j) Die Maßstäbe entsprechen 1 cm; k - m ) 10:1

T A F H X !t

Dessau-Mosigkau. Messer Probe 2.H1 ( l u v . 1420). a) P r o b e n e n t n a h m e ; b) Q u e r s c h n i t t s ü b e r s i e h t (angeschweißte Stahlschneide). (> ; c) Nchweißnalitstclle («luiikel: Perlit, weiß: Kerrit), 40 ; d) perlitiseh-ferrit isclie Zone u n t e r der S c h w e i ß n a h t , 1110; ; e) pcrlitisch-ferritische Zone in der Schneide. 100 . (ieiitzt mit Xital

T A K K L

10

D e s s a u - M o s i g k a u . a — c) Messer P r o b e 282 ( l u v . 1421). a) P r o b e n e n t n a h m e ; b) Q u e r s r l i n i t t s ü b e r s i e h t . X : ' : c) f e r r i t i s e h e s ( ¡ r o b g e f i i g e m i t s e l n v a r / . e n E i n s e b l i i s s e n , 2 0 0 X ; d — f ) Messer P r o b e 2 8 4 ( l u v . 1 4 2 3 ) ; (1) P r o b e n e n t n a h m e ; e) Q u e r s e h n i t t s ü b e r s i e h t ( a u f g e k o h l t e S c h n e i d e ) , 7 '/. ; f) Ü b e r g a n g s / . o n e z w i s c h e n d e m f e r r i t i s e h e n u n d f c r r i t i s c h perl¡tischen f e i n k ö r n i g e n (ief¡ige, 40 x . (ieiitzt m i t

Xital

TAFEL 11

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Dessau-Mosigkau, Messer Probe 283 (Inv. 1422). a) Probenentnahme; b) Querschnittsübersicht (angeschweißte Stahlsehneide). 3 X ; c) gehärtete Zone in der Schneide, 40 x ; d) Perlit (grau) und Ferrit (weiß) im Rücken des Messers, 250 x ; e) sorbitisches Gefüge in der Sehneide, 500 x . Geätzt mit Nital

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D e s s a u - M o s i g k a u , Messer P r o b e 2 8 5 ( l u v . 1 4 2 4 ) . a ) P r o b e n e n t n a h m e ; b) Q u e r s c h n i t t s ü b e r s i c h t H ;•' ; e) S c h w e i ß n a h t im R ü c k e n . l'Vrrit mit S o r b i t , u n t e n S o r b i t , 4 0

(eiserner l i i i c k c n ) ,

; d) S e l m e i d e n l i n i e mit e n t k o h l t e r Zone. 4 0

;

e) R ü c k e n des M e s s e r s : Ferrit und t e r t i ä r e r Z e m e n t i t an den K o r n g r e n z e n , 5 0 0 y ; f) K l i n g e m n i t t c : g r o b e r S o r b i t . 250

; u) S c h n e i d e : S o r b i t u n d F e r r i t , 2 5 0 >;. (iciit/.t mit N i t a l

TAFEL 13

c

d

g

Dessau-Mosigkau, a — d) Messer Probe286 (luv. 1425). a) Probenentnahme; b) Querschnittsübersicht, 8 X ; c) Piikken, 40 x ; d) aufgekohlter Zapfen im Rücken, nadeiförmiger Sorbit, 250 x ; e - g ) Messer Probe 29(i (luv. 143(>) e) Probenentnahme, f) Quersehnittsübersieht,8x ; g) ferritisch-perlitiseheZone über der Schneide, 40 x . (¡eiitzt mit Nital

Dessau-Mosigkau. a - e ) Messer P r o b e 2 8 7 ( l u v . 142(>). a) P r o b e n e n t n a h m e ; b) Querschnittsübersieht, 7 , ; ; e) ferrit isch-perlit isehes (¡cfiigt' in (1er Klingenschneide, 4 0 x . d — f) Messer Probe 289 ( l u v . 142S). d) P r o b e n e n t n a h m e ; e) Quersehnittsübersieht, 7 :< : f) Ferrit, 100 x . (leät/.t mit. N i t a l

TAFEL

15

Dessau-Mosigkau. a —d) Messer Probe 288 ( I n v . 1427). a) P r o b e n e n t n a h m e ; b) Quersehnittsübersieht (hell: Stahl, d u n k e l : ferritisehes Eisen), Ü X ; c) Stahlstreifen m i t P e r l i t - F e r r i t links, Eisenstreifen m i t Ferrit rechts, 4 0 : : ; d) ferritisehes üefiige in der Sehneide, 100 X . e—g) K l a p p r a s i e r m e s s e r Probe 297 (Inv. 1437); e—f) beide Seitenansichten m i t P r o b e n e n t n a h m e ; g) ferritisehes Gefüge einer der Schalen. 40 x . Opiitzt m i t X i t a l 1

Ivl'iiizrr. IVssilll-^losi^kall

TAFEL 16

Dessau-Mosigkau, Messer Probe 290 (inv. 1429). a) Probenentnahme; b) Querschnittsiibersieht (dunkel: Stahl, hell: Eisen), 7 X ; e) sorbitisehes (iefiige mit verbogenen Ferritzeilen, Kücken, 100 X ; d) verbogene Ferritzeilen mit Einschlu ßketten im Sorbitgefüge der Klingenmitte, 40 x ; e) nadeiförmiger Sorbit in der Klingenmitte, 500 x . Geätzt mit Nital

TAFEL 17

Dessau-Mosigkau, Messer Probe 291 (Inv. 1430). a) Probenentnahme; b) Querschnittsübersiclit (dunkel: Stahl, hell: Eisen), c) eiserne (links) und stählerne (rechts) Zonen im Rücken des Messers, 40 >* ; d) stählerne (links) und eiserne (rechts) Zone im Schneidenteil, 40 X ; e) perlitisch-sorbitisches und ferritisches Gefüge in der Schneide, 500 X. Geätzt mit Nital l,->*

T A F E L .1.8

Dessau-Mosigkau, Messer P r o b e 292 ( l u v . 1431). a) P r o b e n e n t n a h m e ; b) Q u e r s c h n i t t s ü b e r s i e h t ( d u n k e l : Stahl, hell: Eisen), 10 X ; c) S c h n i t t e der s t ä h l e r n e n (dunkel) u n d eisernen (hell) D r ä h t e im R ü c k e n des Messers, 40 < ; (1) dieselben E l e m e n t e , u n t e n setzt die Stahlsehneide a n . 40 X ; e) perlitisehe Ü b e r g a n g s s t r u k t u r (dunkel) u n d ferritiseher Streifen (hell) im R ü c k e n , 500 X ; f) nadeiförmiger S o r b i t in der Sehneide, 500 X . G e ä t z t mit N i t a l

TAFEL 19

Dessau-Mosigkau. a —d) blosser Probe 294 (Inv. 1434). a) Probenentnahme; b) Klingenübersieht im Querschnitt. 10 X ; e) fein- und grobkörnige ferritisehe Streifen im Rücken des Messers, 40 x ; d) ferritisches Gefüge lind dunkle Perlitinseln und Einschlüsse in der Schneide, 500 X ; e—i) Messer Probe 295 (lnv. 1435). e) Probenentnahme; f) Querschnittsübersicht (hell: Stahl, dunkel: Eisen, geätzt mit Xital); g) Querschnittsübersicht (dunkel: etwas phosphorreieherer ¡Streifen in der Schneide). Atzung nach Oberhoffer, beide Aufnahmen (i X ; h) Schweißnahtzone im Kücken (unten: dunkler Sorbit, oben: .Diffusion des Kohlenstoffes in dem ferritischen Rückenteil), 40 X ; i) nadeiförmiger, teilweise deutlich splüiroidisierter Sorbit in der Schneide, 500 x . Mit Ausnahme des Bildes g mit Xital geätzt

TAFEL 20

Dessau-Mosigkau, a —d) Messer Probe 298 (Tnv. 1438). a) Probenentnahme; b) Querschnittsöbersicht (hell: Eisen, dunkel: Stahl), 10 X ; e) die .Sehneide: dunkel — Sorbit-, hell — Ferrit, 40 X ; d) wenig angelassenes sorbitisches (¡efiige in der Sehneide, 500 X ; e—g) Messer Probe 293 (Inv. 1433), e) Probenentnahme; f) Qucrschnittsübersicht, 11 X ; g) ferritisehes, mit groben Schlackeneinschlössen und Lunkern durchsetztes Metall im Röcken, 40 x . Geätzt mit Nital

J

Dessau-Mosigkau. Gesamtgrabungsplan mit den freigelegten Siedlungsresten; H = Haus, G = Grube, P = Feuerstelle; schwarz = slawisch, g r ü n = kaiserzeitlich, gelb = gpätbronze-früheisenzeitlich

211-44/22. Krüger, Dessau-Mosigkau Akademie-Verlag, Herlin