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German Pages 200 [183] Year 2022
De«
Pausanias ausführliche
Reifebeschreibung vo lt
Griechenland aus dem Griechischen überseht und mit Anmerkungen erläutert von
Johann Eustachius Goldhagen, Rektor der Domschule zu Magdeburg.
Erster Theil, Zweiter
B a n b.
Zweyte verbesserte Ausgabe.
Berlin, bey C. G. S ch - n e. 1798.
Vorrede.
auf Steifen geht und fein Zeitalter belehren will, hat so mannigfaltigen Forderungen Genüge zu leistet!, daß es wohl noch schwerlich ein Reisebe-
schreiber feinen Lesern ganz zu Dank gemacht hat.
In unsern Tagen, wo so Manche auf Reisen gehn,
tim eine Reise zu heschreiben, sollte die Amtsmiene des ehrwürdigen Richters in vorkommenden Fällen,
so streng alS möglich seyn; — kein Recensent sollte Gnade für Recht ergehen lasse«,
**)
Ganz
IV
Ganz anders, daucht dem Vorredner, (daß dieser mit dem Uebersetzer nicht einerley Person ist, darf kein Geheimniß bleiben), verhalt es sich mit den Damahls war es nicht Mode nach heutiger
Alten.
Art zn reisen, und sein Tagebuch wie einige neuere
Rasende nach der Bogenzahl und den Dukaten des Verlegers abzumessen.
Aber dies berechtigt unS
nicht, von dem griechischen Reisebeschreiber weniger
zu fordern, als wir in ähnlichen Fallen und gleichen Verhältnissen von unsern
Zeitgenossen fordern
würden.
Alles hangt bey einer Reisebeschreibung von der Person des Verfassers ab.
Reißtt er blos um
sich zu belustigen, wie Jakobi durch die Schweiz und Italien, undwieBouterweck? Hatte er sich hö
here Zwecke vorgesetzt, wie Georg Forster? War
mit Vorkenntnissen ausgerüstet,
wie Schlözer?
Konnte er Wahrheit schreiben, wenn es ihm um
Wahrheit zu thun war, wie Meiners?
War
er ein Radoteur, wie Riesbeck? oder ein Mikro loge,
loge, wie Johann Ludewig von Heß?
oder
reißte er bloß auf seiner Stube, wie Reichard? oder wollte er Romane schreiben,
wie Moriz?
Alles das laßt sich in Rücksicht auf unsern Verfasser
nicht so leicht beantworten.
Wir wissen nicht ein
mal, wer er war , und die Herausgeber des Origi
nals treiben sich über diesen merkwürdigen Umstand mit leeren Muthmaßungen herum.
Daß er aber
eine gesunde Beurtheilungskraft, und einen Muth besaß, der durch keine Schwierigkeiten besiegt wer den konnte, erhellt aus feiner Beschreibung so deut
lich , daß ich darüber den Lesern kein Wort schuloig zik seyn glaube,
Aber von einer grossen Leichtgläu
bigkeit möchte ich ihn keineswegs freysprechen. Sein Aberglaube läßt sich eher entschuldigen.
In
unsern Tagen wissen wir recht gut, was wir davon zu denken haoen, und so können wir ja auch bey unserm Schriftsteller einige Stellen (.wenn auch der
griechische Aberglaube schöner als der unfrige seyn
sollte), leicht ignoriren.
Ich
VI
Ich glaube aus Gründen behaupten zu dürfen, daß Pausanias ein Phrygier gewesen ist, (B. 5.
K. 13) einen Theil seiner Reisebeschreibung un
ter der Regierung des Kaysers AmoniuS geschrie ben hat, (B. u K. 5. und B. 5. K. '2.) und sich vorher schon durch andere große Reisen in Asien und
Der Uebersetzer bemerkt in
Italien gebildet hatte.
der Vorrede zur ersten Auflage sehr richtig, daß
Pausanias zureichende Vorkenntnisse zu seinen Reisen und den dabey angestellten Untersuchungen mitgebracht, und wie eine seltene Belesenheit in
poetischen, historischen und geographischen Schriften seiner Zeit besessen habe.
Man sicht es unserm
Verfasser gleich bey dem ersten Anblick an, daß es ihm darum zu thun war, sich von Allem genau
zu unterrichten, und wenn auch wirklich da und dort etwas »orkommt, so uns Mikrologie dünkt,
so wäre doch zu wünschen daß sich manche Reisebe-
fthreiber unserer Zeit ähnliche Mikrologie zu Schul den kommen ließen.
Ich möchte selbst aus diesen Um*
Umstande einen Beweist für die Richtigkeit seiner Beschreibungen und Erzählungen herziehen.
Man
sieht eS ihm auch auf allen Seiten an, daß er alle
Gegenstände die er beschrieben, selbst angesehn, und sich bey denen, die ihm davon Nachricht geben
konnten, genau erkundigt hat. Wir können übrigens nicht laugnen, daß
Pausanias an manchen Stellen dunkel geschrieben, und vielleicht oft da zu geschmückt geschrieben hat,
wo uns eine gewisse Einfalt und Kürze lieber gewe« sen wäre.
Dies darf uns aber gegen seine andern
Schönheiten, die ihn einer erhabenen Stelle unter den Schriftstellern seiner Nation würdigen, nicht ungerecht machen.
Der Uebersetzer hat die von dem Straßburger Professor Joachim Kühn 1696 zu Leipzig besorg te Ausgabe des Originals, welche, weil sie die beste ist, zum Grunde gelegt, und dabey die latei
nischen Uebersetzuogen, AmasäuS, Xylanders,
Sylburg's und Kühns, theils benutzt, thetts ke-
VIII.
richtigt,
nicht weniger des Akts Gedoyn,
der
PalmeriuSund Meursius Bemerkungen zu Rathe gezogen und verglichen, und kritische Anmerkungen
eingeschaltet.
Goldhagen war gewiß vor allen andern zum glücklichen Uebersetzer unsers Autors berufen. Sein Styl ist männlich und körnigt.
Die Verlags-
Handlung glaubte darum, ausser einigen Flecken-der Sprache, die erst in unstrn Lagen Flecken gewor
den sind, nichts erhebliches andern zu dürfen, und fö kann es dieser Reise an Lesern nicht fehlen.
Berkin, April! 179g.
Das
Das vierte Buch.
MESSEN ICA. Die Beschreibung von Messenien.'
il/lefienien hat auf der Seite, welche der Kayser (Augustus) zu Lakonien geschlagen hat, bey Gerania den Wald, der jd$o Chöriuö heißt, zur Gränze. Diese zuvor ungebauete Landschaft soll auf folgende Weise ihre ersten Einwohner bekommen haben. Nach dem Tode des Lelex, der in dem jetzigen La konien, daß von ihm damals den Namen Lelegia hatte, König war, trat sein älterer Sohn MyleS die Regierung;ott. Polykaon hatte als der jüngere keine Herrschaft, bis er mit der Messens, de« Triopas Tochter und Enkelin des Phorbas aus Ar gos vermahlet wurde. Denn weil Messen« auf ihren Vater, der an Würde und Macht alle Griechen seiner Zeit übertraft stolz war: so gefiel es ihr uicht, :■ daß ihr Mann im Privatstande lebte. Sie brachten also aus Argös und LacedämonVolk zusammen, und kamen damit in dieftS Land, das den Namen Meffene von der Ge mahlin des Polykaons bekam. Nebst andern Städten wurde auch Audania gebauet, und daselbst die königliche
Hofhaltung angelegt. Vor der Schlacht, welche die Thebaner den Laeedamoniern bey Levktra lieferten, und vor der Erbauung der heutigen Stadt Messens bey Jthome, ist meinem Bedünken nach keine Stadt dieses. Namens zu finden gewesen. Ich schließe dieses auch aus den Gedichten des Homers. Denn da er in der Erzäh lung
Das vierte Buch.
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lung der griechischen Völker'), die vor Troja giengen, der Städte PyluS und Arena und andere gedenkt; so führt er kein Messen« an. In der Otyffea thut er zwar des Volkes der Meffenier Erwähnung, aber nicht emer Stadt dieses Namens. Die
Messenier,
sagt
er,
trieben
Schaaf« au«
Ithaka
fort.
Roch deutlicher spricht er, wenn er von dem Dogen des Jphitus redet: Diese beyde geriethen in Messen« an einander
In dem Hause de« Ortiiochue.
Durch das Haus dcs OrtilochuS verstehet er die kleine Stadt Phera in Messen«. Dieses erkläret er selbst da, wo er die Neise des Pisistratus zu dem MenelauS be< schreibet, mit diesen Worten: Sie kamen nach Pherä, in da« Haus deS Diokle«, .De« Sohnes de« Qrltiochus.
Zuerst regierten also in diesem Lande Polykaon, des Lelex Sohn, und Messene, seine Gemahlin. Zu dieser Messene brachte Kaukon, ein Sohn des Celänu« Und Enkel des Phlyus, die Verehrung der gros sen Göttinnen aus Eleusis ’). Den Phlyus selbst ge, bm die Athenienser für einen Sohn der Erde aus: wo mit auch der Lobgesang des MusäuS, den er den Lykomi« den •) Iliad. »
Odyff. ii. v.
IS- 18- et v. 48Y. *) Diese große Göttinnen
sind hier Ceres und Proserpi,
na, deren Verehrung zu Eicu, si«
har.
den
Anfang
genommen
Messenien.
uj
den gemacht»), übereinstimmet. Die geheime Vereh rung der großen Göttinnen hat viele Jahre hernach tykus, des Pandions Sohn, in noch größeres Ansehen ge bracht: und noch heutiges Tages heißt man den Ort, wo er die Mysten4) gereinigt hat, den Eichenwald desLy» kus. Daß ein Wald dieses Namens im Lande sey, er, wähnet auch Rhianus aus Kreta-) in einem Verse: Dey dem rauhen Eläue, und bey dem Walde deq Lykus. Daß aber Lykusein Sohn des Pandions gewesen, bewei sen die Verse über dem Bilde des MethapuS, der die hei, ligen Gebrauche noch bester eingerichtet hat. Er war von Geburt ein Athenienser, und hat die Verehrung der Ceres und allerley heilige Gebrauche in eine gewisse Ord nung gebracht, auch bey den Thebanern die geheime Ver ehrung der Kabiren eingeführt. Er fehle auch in den verschlossenen Platz der tykomiden sein Bild mit einer Aufschrift, welche das, was wir gesagt haben, mit fok g-nden Worten bekräftiget"): 24 3) Lpksmxden ober Lyksmrden waren bessndere Priester der großen Göttin, nen, von welchen im yten B. da« »7st« «nn ;oste K. etwa« mehr Nachricht giebt. 4) Myftae hießen die, s» die erste Weihung zu den eleu« sinischen Geheimnissen em, pfangei, hatten, Inidati. s) Er wird hernach De, näu», von einer wenig be,
Pausanias, ll. Dd.
kannten Stabt Dena, ge, oaiiitt, hat zu den Zeiten de« PtolemäuS Evcrgetes in Egy pten gelebet, und den messe, Nischen Krieg beschrieben. 6) Wenn wir in dem er, sten Verse der Aufschrift für le 'Eytolo mit dem AmasäuS "Eyaie, in dem andern höchst wahrscheinlich für n*. Tj.'f mit Kühn M»Tge; lesen, und die Lück» nach mit H dem
P4
Dsts vierte Buch.
Zch reinigte'die Häufte des Merkurs, und zeigte die Wege Der Mutter, und der erstgebohrnen Tochter. Wo man sagt. Daß Messen« den großen Göttinnen die heiligen Uebungen gestiftet habe, Wsrinnen sie Kaukon, aus dem berühmten Geschlechte des Phlyus, unterwiesen hat. Zch habe bewundert, wie Lykus, de« Pandions Sohlt, ein Mann Aue Attika, alle heilige Handlungen in dem herrlichen Am danien «ingeführt hat.
Dies« Uebrrfchtif« giebt zu erkennen, daß Kaukon, ein Enkel des Phlyus, zu det Messen« gekommen; und von dem Lykus meldet sie unter andern, daß durch ihn die Verehrung der Ceres zu Andanien eingeführt worden. Es kommt mir auch wahrscheinlich vor, daß die Meffene den geheimen Gottesdienst nicht an einem andern Orte, sondern da, wo sie und Polykaon ihren Sitzhakten, ein, geführek habe.
K. 3.
Um Mig gewiß zu werden, was Polykaon mit der Messene für Kinder gezeuget, habe ich das Ge,
dem Wortergänzen; so bleibet nur der vierte Vers noch dunkel, in welchem da« Wort Ketv*«»*?« einen Fehler zu cnthalcen scheint. Denn