Der Verlorene Aischylos [Reprint 2021 ed.] 9783112482025, 9783112482018


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German Pages 319 [264] Year 1964

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Der Verlorene Aischylos [Reprint 2021 ed.]
 9783112482025, 9783112482018

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D E U T S C H E A K A D E M I E D E R W I S S E N S C H A F T E N ZU S C H R I F T E N DER SEKTION FÜR

BERLIN

ALTERTUMSWISSENSCHAFT

35

DER VERLORENE AISCHYLOS VON HANS JOACHIM METTE

AKADEMIE-VERLAG 1963



BERLIN

Gutachter dieses Bandes: Franz Dornseiff f und Werner Peek

Redaktor der Reihe: Johannes Irmscher Redaktor dieses Bandes: Bernhard Döhle

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Leipziger Str. 3—4 Copyright 1963 by Akademie-Verlag GmbH, Berlin Lizenz-Nr.: 202 • 100/90/63 Gesamtherstellung: Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg Bestellnummer: 2067/35 • ES 7 M • Preis: DM 48,50

Vorwort

Auch dieses Buch ist (wie die als Nr. 15 der gleichen Schriftenreihe erschienene Ausgabe der Fragmente des Aischylos) als ein Arbeitsbuch gedacht. Es ist bemüht, die fragmentarische Überlieferung des Tragikers, soweit dies heute möglich ist, zu erschließen. Die einzelnen Bruchstücke werden nach Möglichkeit in ihren trilogischen bzw. tetralogischen Zusammenhang gestellt: eine vorsichtige Erörterung von Hypothesen war dabei unvermeidlich. Zu den einzelnen von Aischylos behandelten Themata ist der Versuch unternommen, die voranliegende und die gleichzeitige Überlieferung (hier namentlich die Behandlung durch Pindar und Bakchylides) einzufangen und Aischylos zugleich gegenüber den beiden anderen großen attischen Tragikern abzugrenzen. Wenn dies entsprechend dem gegenwärtigen Stand der insbesondere durch die neueren Papyrusfunde erweiterten Kenntnisse systematisch durchgeführt wird, gewinnt man zum mindesten eine begründete Vorstellung von dem, was sich heute über den Verlorenen Aischylos aussagen läßt. Die beigegebenen Übersetzungen (die im übrigen in der Regel keine echte metrische Bindung, sondern nur einen rhythmischen Fall anstreben) stellen das Ergebnis der Einzelinterpretation dar: die unmittelbare Vorlage einer minutiösen Untersuchung jedes einzelnen Verses (etwa im Sinne der vorzüglichen Abhandlungen von R U D O L F P F E I F F E R ) hätte ein Vielfaches des zur Verfügung stehenden Raumes beansprucht; ich habe solche Einzeluntersuchungen geführt und namentlich über die Gestaltung des griechischen Textes sehr eingehend nachgedacht. I m übrigen wird die Ausgabe der Fragmente hier vorausgesetzt (das gilt in der Regel auch für die dort verzeichneten Literaturangaben); Addenda zu dieser Ausgabe finden sich auf S. 223—235.

IV

Vorwort

Wiederum habe ich vielfach zu danken, u. a. den Herren E. G. TÜRNER für vorherige Einsicht in einen Teil der in Pap. Oxyrh. 2 7 veröffentlichten Stücke, N. POLITIS für die Mitteilung mehrerer Aeschylea aus dem neuen Photios, CL. NICKAU für die Überlassung von Kollationen zu der von ihm vorbereiteten Neuausgabe des sogen. 'Ammonios'-Lexikons, den Herren der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für ihre unermüdliche Unterstützung, meiner Frau für ihre Hilfe bei den Korrekturen. Den 25. 5. 1963

H . J . METTE

Inhalt

Einleitung I. Die Tetralogie von 472, die AitneDramen und die Prometheia . . 1. Die Tetralogie von 472 2. Die Aitne-Dramen 3. Die Prometheia

. . .

I I . Der thebanisch-(attisch-)argivische Mythenkreis 1. Die Oidipodeia 2. Eine zweite Tetralogie'um die „Sieben gegen Theben" . . . 3. Die 'Epigonoi' 4. Die "Niobe' 5. Die Danaiden-Tetralogie. . . I I I . Der troisehe Mythenkreis

. . .

1. Die Oresteia 2. Die Telephos-Dramen und die 'Iphigeneia' 3. Die Philoktet-Dramen und der 'Palamedes' 4. Die 'Karer' ('Europe') und die Memnon-Dramen 5. Die 'Achilleus' 6. Die Aias-Dramen 7. Die Odysseus-Tetralogie . . IV. Die Argonauten-Tetralogie

1

4. Die Herakles-Dramen . . . 148 5. Die Perseus-Dramen . . . . 155

3

VI. Dramen um Melikertes und Sisyphos sowie um Ixion 162

3 14 16 31 31 38 43 43 49 69 69 77 99 108 112 121 127

. . 130

V. Mythen von Göttern und Göttersöhnen 133 1. Die Artemis-Dramen . . . . 133 2. Die erste Dionysos-Tetralogie: die 'Lykurgeia' 136 3. Eine zweite Dionysos-Tetralogie 141

1. Dramen um Melikertes . . . 162 2. Dramen um Sisyphos . . . . 1 7 0 3. Dramen um Ixion 172 VII. Weitere Einzeldramen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

. . . .

Die 'Atalante' Der 'Meer-Glaukos' Die 'Heliades' Die 'Thalamopoioi' Die 'Kreterinnen' Die 'Propompoi' Die 'Oreithyia' Das Dike-Drama Die Fragmente 494. 496 . .

176 176 178 181 183 183 185 185 187 . 191

V I I I . Zitate aus unbekannten Dramen 193 1. 2. 3. 4.

Epiklesen von Gottheiten Allgemeine Sentenzen . Aus Einzel-Situationen . Mythologische Angaben .

. .193 . . 193 . . 196 . . 199

5. Einzelglossen

200

I X . Sonstige Papyrusbruchstücke.

. 206

X . Zusammenfassung

207

Addenda und Corrigenda zur Ausgabe der Fragmente 223 Register I. Dramen und Bruchstücke Aischylos

236 des

236

Inhalt

VI 1. Alphabetische Folge der Dramen 2. Die Bruchstücke (ab 493)

236 . . 237

II. 1. I n den Dramen des Aischylos aufgetretene Personen . . . . 239 2. Sonst von Aischylos erwähnte Namen 241

I I I . Von anderen antiken Autoren erwähnte Namen 245 IV. Antike Autoren, soweit nicht aus den Lemmata der 'Fragmente' (s. dort S. 2 7 1 - 2 9 0 ) ersichtlich . 249

Einleitung

Als Nachfahre eines alten attischen Hauses („der Eupatriden") wurde Aischylos nicht lange nach dem Tode des Peisistratos (528/27), zur Zeit der Regierung des Hippias, im attischen Demos Eleusis geboren: am Panathenäenfeste des Jahres 514 wurde der Bruder des 'Tyrannen', Hipparchos, von Harmodios und Aristogeiton niedergestoßen; wieder vier Jahre später schuf der Alkmeonide Kleisthenes sein isonomisches Verfassungswerk. E t w a um diese Zeit gewann Phrynichos, der 'Erfinder' der weiblichen Maske und der tragischen Verwendung des trochäischen Tetrameters, seinen ersten Sieg (Sud. O 762). Mit etwa 25 Jahren bewarb sieh Aischylos im März 499 gegen Choirilos, der spätestens 543 geboren war, und Pratinas, den 'Erfinder' des Satyrspiels, zum ersten Male um den Sieg im tragischen Agon 1 : aus dem folgenden J a h r e 2 ist das älteste uns bekannte Epinikion des mit Aischylos etwa gleichaltrigen Pindaros erhalten, das dem Siege des Hippokleas, des Sohnes des Thessalers Phrikias, im delphischen Doppellauf gilt (Pyth. 10: PerseusMythos). Phrynichos f ü h r t e etwa im März 492 die „Eroberung von Milet" auf; f ü r Pindar sind während der folgenden Zeit von den sicher datierten Gedichten zwei weitere Pythische Epinikien f ü r das J a h r 490 greifbar (6. 12: auf den Sieg des Xenokrates von Akragas, des Vaters des Thrasy1

2

Offensichtlich trat er hier selber als „erster Schauspieler" auf. Der Bio? (§ 15 p. 5, 17 Wil.) weiß davon, daß er zuerst einen Kleandros als zweiten Schauspieler zugezogen habe, dann (vielleicht, als er auf Anregung des Sophokles hin einen dritten einführte) Mynniskos von Chalkis. Ein Kleandros erscheint als Schauspieler des gleichnamigen Enkels des Sophokles für den März 387 in der Inschrift IG I I / I I I [ed. min.] 2318 col. 8,5, ein Mynniskos als Schauspieler des Menekrates für den März 422 in derselben Inschrift col. 5, 6, aber auch in der Liste der an den Dionysia siegreichen tragischen Schauspieler IG II/III [ed. min.] 2325 col. 1,4 unterhalb von Herakleides (der wahrscheinlich für den März 449 als erster siegreicher Schauspieler dieser Art verzeichnet wurde) und Nikomachos. Diese Fakten verbieten nicht, der Angabe des Bio? Glauben zu schenken. Für die Datierung der pindarischen Gedichte beziehe ich mich in der Regel auf WILLY THEILER, Die zwei Zeitstufen in Pindars Stil und Vers, Halle/S. 1941 (Die Gliederung der griechischen Chorliedstrophe, Mus. Helv. 12, 1955, 181—200).

2

Einleitung

bulos, im Wagenkampf [Antilochos-Memnon] und auf den des Midas aus derselben Stadt im Flötenspiel [Perseus]), sowie ein Pythisches Epinikion f ü r das J a h r 486 (7 : auf den Sieg des Alkmeoniden Megakles mit dem Viergespann): f ü r Aischylos, der im J a h r e 490 zusammen mit seinem Bruder Kynegeiros, der hier fiel, an der Schlacht von Marathon teilgenommen hatte, ist als nächstes Datum erst wieder der März 484 gesichert, in den sein erster tragischer Sieg fiel. I m Jahre 480 kämpfte Aischylos in der Seeschlacht von Salamis mit. I m Jahre 478/77 schrieb Pindar ein Isthmisches Epinikion auf den Sieg des Aigineten Kleandros im Pankration (8 : Peleus-Thetis). Während Phrynichos im März 476 einen ersten Preis im tragischen Agon gewann (wahrscheinlich mit den „Frauen aus Phoinikien", die die persische Niederlage von 480/79 zum Gegenstand hatten), widmete Pindar in demselben J a h r e dem Hagesidamos aus dem Epizephyrischen Lokroi in Ol. 11 1 ein Lied auf seinen Sieg im Faustkampf (an denselben ist einige Zeit später [469?] Ol. 10 gerichtet: Herakles in Olympia), begab sich nach Sizilien, feierte Hierons Sieg mit dem xsXr^ (Ol. I 2 : Tantalos-Pelops; auf denselben Sieg Bakchylides' Epinikion 5), den Sieg des Theron von Akragas im Wagenkampf (Ol. 3 3 : Herakles ; dazu Ol. 2 : Laios), einen früheren nemeischen Sieg des Chromios (Nem. 1 : Herakles). I n etwa dieselbe Zeit fallen die an Hieron gesandte sogenannte 2. „Pythische Ode" (Ixion-Mythos) 4 , Nem. 5 (Sieg des Aigineten Pytheas im Pankration: Peleus-Thetis; auf denselben Sieg Bakchylides' Epinikion 13), Isthm. 3/4 (für den Thebaner Melissos: Herakles), Isthm. 6 (Sieg des Phylakidas, des Sohnes des Aigineten Lampon, im Pankration: TelamonMythos). I m Jahre 474 gilt Pyth. 9 dem Siege des Telesikrates von Kyrene im Waffenlauf (Kyrene-Mythos [Danaiden]) und Nem. 3 einem etwas zurückliegenden Siege des Aristokleidas, des Sohnes des Aristophanes von Aigina, im Pankration (Aiakiden), etwa im Jahre 473 'Pyth.' 3 dem Hieron (Asklepios-Koronis). Die Zeit von Pyth. 11 (auf den Sieg des Thebaners Thrasydaios im Stadion : Oresteia) ist umstritten (474 oder 454) 5 . 1 2 3

Olympion.-Liste Pap. Ox. 222 + 2381, Nr. 415, 1 p. 307, 15 Jac. Ebd. p. 307, 17. Ebd. p. 307, 16.

4

Zur Z e i t b e s t i m m u n g v g l . PETER VON DER MÜHLL, MUS. H e l v . 15, 1 9 5 8 , 2 1 5 — 2 2 1 .

5

PETER VON DER MÜHLL tritt Mus. Helv. 15, 1958, 1 4 1 - 1 4 6 energisch für 474 ein.

I. Die Tetralogie von 472, die Aitne-Dramen und die Prometheia 1. Die T e t r a l o g i e von 4 7 2 Im März 472, unter dem Archontat des Menon (Diod. X I 52,1: A . B . Diodors Römische Annalen [1912] 16, 22), gewann Aischylos im tragischen Agon den ersten Preis; sein Chorege war Perikles 1 aus dem attischen Demos Cholargos, der zur Akamantischen Phyle gehörte (IG I I / I I I [ed. min.] 2318 col. 1, 9 — 11 p. 654 Kirchner = p. 106 Pick.). Zur Aufführung gelangten ein 'Phineus', die 'Perser', der „Glaukos von Potniai" und das Satyrspiel 'Prometheus' (F 430). DRACHMANN,

a) Phineus gehört in einen Zusammenhang mit den 'Boreaden', mit Zetes und Kaiais, den Söhnen des Boreas und der Oreithyia, der Tochter des Erechtheus; er ist in der Regel mit ihrer Schwester vermählt. In einem Zusammenhang, in dem Philodem von g ö t t l i c h e n Wesen spricht, die durch menschliche Hand den Tod finden, erwähnt er im Hinblick auf die Harpyien Aischylos (sowie den früheren Ibykos und den späteren Telestes): offensichtlich war bei Aischylos von ihrem Tode durch die Hand der Söhne des Boreas die Rede (F 436). Hinter dem Namen des Dichters läßt die Lücke des Pap. die naheliegende Ergänzung ev Oivel zu. Im dritten Buche der 'hesiodeischen' KaTaXoyoi2 hieß es, Phineus, der Sohn des Phoinix (des Sohnes des Agenor und der Kassiepeia: F 31 Rz. 3 ), sei geblendet worden, weil er der Gabe des Sehens ein langes Leben vorgezogen habe (F 52; die sogenannten MsyaXat 'Hoiai, [F 151] führten dies darauf zurück, daß er Phrixos den Weg gewiesen habe); die Harpyien verfolgten ihn bis in das Land der Glaktophagen (F 54: T9j? Ttepioc