Der Odenwaldlimes: Entlang der römischen Grenze zwischen Main und Neckar 3806223092, 9783806223095

Auf den Spuren der Römer radeln und wandern Unterwegs zu Kastellen, Wachtürmen und Palisaden: Entdecken Sie die römische

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German Pages 144 [162] Year 2010

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Inhalt
Vorwort
Einleitung
Landschaft und Geschichte
Die Erforschung des Odenwaldlimes
Römische Grenzpolitik im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr
Die römischen Truppen am Odenwaldlimes
Der Limes und seine Anlagen
Die Funde vom Limes
Das Land hinter dem Odenwaldlimes
Der Odenwaldlimes nach dem Abzug der Truppen
Romantischer Limes
Die Wanderstrecken
Wander- und Fahrtroute
Der Anfang am Main
Über dem Steinbachtal
Im Laudenbacher Forst
Zwischen Eulbach und Würzberg
Über dem Eutergrund nach Hesselbach
Auf dem hohen Odenwald
Von Schloßau nach Robern
Entlang des Trienzbaches
Durch Wald und Feld bei Neckarburken
Durch den Selbachwald nach Bachenau
Dem Neckar zu
Am Neckar weiter nach Süden
Nützliches und Wissenswertes
Literaturabkürzungen und ausgewählte Literatur
Abbildungsnachweis
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Der Odenwaldlimes: Entlang der römischen Grenze zwischen Main und Neckar
 3806223092, 9783806223095

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EGON SCHALLMAYER

DER ODENWALDLIMES

Entlang der römischen Grenze zwischen Main und Neckar

Mit freundlicher Unterstützung

Kreisausschuss des Odenwaldkreises Mittelstädter Straße 12 64711 Erbach

Museumsstraße Odenwald-Bergstaße

Verein Museumsstraße Odenwald-Bergstaße e.V. Michelstädter Straße 12 64711 Erbach

BibliograÀ Àsche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen NationalbibliograÀ Àe; detaillierte bibliograÀsche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlaggestaltung: Stefan Schmid Design, Stuttgart, unter Verwendung eines Entwurfs von Gerhard Preuß, Wachenheim. Motive: Statue des römischen Kaisers Trajan, gefunden in Xanten (Foto: picture-alliance/dpa); Odenwaldlandschaft (Foto: Gerhard Preuß, Wachenheim)

© 2010 Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart Alle Rechte vorbehalten Lektorat: Eveline Grönke, Wiesbaden Gestaltungskonzept: Gerhard Preuß, Wachenheim Satz und Repro: digigra4, Fellbach Druck und Bindung: OfÀ Àzin Andersen Nexö Leipzig GmbH, Zwenkau ISBN 978-3-8062-2309-5 Besuchen Sie uns im Internet: www.theiss.de

Für Katrin und Peter

»Es könnte scheinen, als handele es sich bei der Limesforschung zumeist nur um Einzelheiten, die sich mit belangloser Abwechselung unendlich wiederholen, als erschöpfe sich das Interesse der Limesforscher an deren Feststellung und der Vervollständigung der Limeslinien und Strassen, der Wachstationen und Kastelle in dem Kartenbilde des römischen Germanien. Allein dem ist nicht so. Allerdings war der Reichtum an wertvollen Funden und schönen Beobachtungen so gross, dass auch die Freude am Einzelnen sich wohl begreifen läßt, aber der Reiz der Limesforschung beruht doch vielmehr darauf, dass alles auf allgemeine historische Probleme hinleitet.« Ernst Fabricius, Die Entstehung der römischen Limesanlagen in Deutschland (1902) 3.

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INHALT Vorwort Einleitung

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Landschaft und Geschichte

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Die Erforschung des Odenwaldlimes Römische Grenzpolitik im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. Die römischen Truppen am Odenwaldlimes Der Limes und seine Anlagen Die Funde vom Limes Das Land hinter dem Odenwaldlimes Der Odenwaldlimes nach dem Abzug der Truppen Romantischer Limes

11 21 29 35 49 53 57 59

Die Wanderstrecken

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Wander- und Fahrtroute Der Anfang am Main Über dem Steinbachtal Im Laudenbacher Forst Zwischen Eulbach und Würzberg Über dem Eutergrund nach Hesselbach Auf dem hohen Odenwald Von Schloßau nach Robern Entlang des Trienzbaches Durch Wald und Feld bei Neckarburken Durch den Selbachwald nach Bachenau Dem Neckar zu Am Neckar weiter nach Süden Nützliches und Wissenswertes

65 67 75 83 89 99 107 119 127 133 141 145 151 155

Literaturabkürzungen und ausgewählte Literatur Abbildungsnachweis

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VORWOR T Schon längst ist der Odenwald, das zwischen Rhein, Main und Neckar gelegene deutsche Mittelgebirge, kein Geheimtipp mehr für Menschen, die Ruhe und Erholung in gesunder Luft und angenehmem Klima suchen. Es hat sich herumgesprochen, dass es seine zahlreichen Sehenswürdigkeiten in den Städten, Dörfern, kleinen Weilern und draußen in der herrlichen Landschaft auf besondere Art und Weise erlauben, Kultur und Geschichte einer ganzen Region bei kulturtouristischen Unternehmungen erleben und kennen lernen zu können. Bildung und Erholung, eine Kombination, die eine immer größere Bedeutung gewinnt, lassen sich dabei in bester Weise miteinander verknüpfen. Dem Odenwaldlimes, der einstigen römischen Reichsgrenze zwischen Obernburg am Main und Bad Wimpfen am Neckar, kommt dabei eine übergreifende Rolle zu. Die Überreste seiner zahlreichen Bauwerke sind im Gelände meist sichtbar erhalten und lassen sich für den Wanderer gut aufsuchen. Das vorliegende Buch führt – der Limeslinie von Nord nach Süd folgend – entlang der größtenteils reizvollen Strecke. Der »Odenwaldlimes – vom Main bis an den Neckar« erschien in seiner ersten AuÁ Áage im Jahr 1984. Das Buch stieß auf ein erfreulich großes Interesse und war alsbald vergriffen. Da seit der Erstausgabe mittlerweile ein Viertel Jahrhundert vergangen ist, haben sich entlang der Strecke und in den Orten des Odenwaldlimes teilweise beträchtliche Veränderungen ergeben. Auch die Erforschung des Odenwaldlimes ist weitergegangen und hat zu neuen Erkenntnissen geführt. Das vorliegende Werk stellt Veränderungen sowie neue

Erkenntnisse dar und enthält daher gegenüber der ErstauÁ Áage neue Textpassagen, und auch der übrige Teil wurde an vielen Stellen überarbeitet. Diese Darstellung nimmt die Vorarbeiten aller in der ersten Ausgabe genannten Menschen und die seitherigen Forschungsergebnisse der Kollegenschaft in dankbarer Weise auf. All jenen, die sich von kommunaler, ehrenamtlicher und privater Seite um die Erhaltung, PÁ Áege und Ausschilderung der Denkmäler des Odenwaldlimes bemühen, sei ein besonderer Dank gesagt. Stellvertretend seien hier der Odenwaldklub und der Schwäbische Albverein sowie namentlich Herr Landrat a. D. Horst Schnur, Erbach, der sich unermüdlich für die Belange des Odenwaldlimes eingesetzt und die NeuauÁ Áage dieses Buches ermöglicht hat, genannt. Reimund Bechtold, Erbach, und Walter Weidmann, Würzberg, sind für vielseitige Unterstützung sowie in Erinnerung an schöne Aufenthalte am Odenwaldlimes zu danken. Herzlich gedankt sei Eveline Grönke für die Durchsicht des Manuskriptes und Gerhard Preuß für die Gestaltung, Layout und GraÀ Àk des Bandes. Auch die NeuauÁ Áage dieses Buches will mit ihren Informationen zum besseren Verständnis der einstigen römischen Grenze im Odenwald beitragen und die Erhaltung dieses fast 2000 Jahre alten Bodendenkmals als Zeugnis der antiken Epoche in unserem Land befördern. Der Band möchte ein zuverlässiger Begleiter auf Wanderungen entlang des Odenwaldlimes sein und gleichzeitig dem Leser einen Überblick über die Geschichte jenes römischen Grenzabschnittes geben, der Vorläufer des äußeren ObergermanischRaetischen Limes gewesen ist. Egon Schallmayer

Vom Main bis an den Neckar: Der Odenwaldlimes. Von Obernburg am Main bis zu den Mündungen von Kocher und Jagst gegenüber Bad Wimpfen am Neckar bildete der Odenwaldlimes für etwa 50 Jahre einen Teil der Grenze zwischen dem Römischen Reich und Germanien. Auf einer Strecke von rund 80 km sicherten mehr als 80 Turmstellen, 7 Kleinkastelle, 9 Numerus- sowie 4 Kohortenkastelle die Grenze. Durch Inschriften sind einige der hier stationierten Truppen namentlich bekannt. Heute verläuft die ehemalige Grenzlinie über die Gebiete dreier Bundesländer: Baden-Württemberg, Bayern und Hessen.

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EINLEITUNG Der Odenwaldlimes erstreckt sich in nordsüdlicher Richtung zwischen Obernburg am Main und Bad Wimpfen am Neckar. Seit den Untersuchungen der Reichs-Limeskommission hat man Beginn und Endpunkt der Strecke in der Umgebung der beiden Städte angenommen. Im Norden könnte zu einem späteren Zeitpunkt auch das Kastell Wörth den Anfangspunkt dargestellt haben. Mit der Entdeckung eines Kleinkastells und zweier Wachtturmstellen über dem östlichen Neckarufer bei Bad Friedrichshall-Kochendorf vor einigen Jahren zeigte sich, dass die Limeslinie über die Höhe Bad Wimpfens hinaus weiter nach Süden verlief. Dieser Abschnitt wird in diesem Buch erstmals berücksichtigt. Die Länge der Gesamtstrecke beträgt damit rund 80 km. Der nördliche Teil des Odenwaldlimes verläuft auf einem langgezogenen Bergrücken, der nach Westen zu den Tälern der Mümling, des Itterbaches und letztlich des Neckars teils stark, teils allmählich abfällt und im Osten von dem tief eingeschnittenen Maintal begrenzt wird. Der hier aus dem Buntsandstein des hinteren Odenwaldes aufgebaute Teil des Höhenzuges verengt sich an manchen Stellen zu einem schmalen Berggrat, dessen Hänge nach beiden Talseiten jäh abfallen, so etwa beim Kleinkastell Windlücke unweit von Lützelbach oder auf der langgestreckten Kuppe zwischen Hesselbach und Schloßau. Der südliche Abschnitt zieht ab Schloßau über ein leicht gewelltes Hochplateau und tritt nach Überqueren einer Linie, die von Mud und Elz nahezu gleichlaufend vor dem Limes gebildet wird, südlich von Neckarburken in die Muschelkalk-Stufenlandschaft des Baulandes ein, einer breiten HochÁ Áäche mit einigen herausgehobenen Punkten, die weite Fernsicht erlauben. Nach Überquerung der Jagst hat die Limeslinie im rechtsseitigen Neckarvorland von Bad Wimpfen die zwischen ihr und dem Kocher

gelegene HochÁ Áäche überschritten, das Kochertal durchquert und die südlich ansteigende Hardthöhe durchzogen. Hier verliert sich gegenwärtig ihre Spur. Der gesamte Streckenverlauf eignete sich in besonderer Weise für die Errichtung eines Grenzsystems, das die dahinter letztlich bis zum Rhein gelegenen Gebiete einschloss und sie gegen Osten hin sicherte. Die Römer haben sich der landschaftlichen Vorgaben bei der Trassierung des Odenwaldlimes in der ihnen eigenen pragmatischen Weise bedient. Die Nordstrecke der Grenze wurde dabei deutlich dem Geländerelief angepasst. Die herausragenden Geländepunkte erreichen hier Höhen zwischen 204 m und 553 m über NN. Der über Höhen und Hochebenen wie auch durch Täler schnurgerade ausgeführte Südabschnitt fällt von

Ein wenig Namenkunde: Der Name Odenwald leitet sich von einem Gewässernamen *Eudara(-ira) ab, der vermutlich schon in vorgermanischer Zeit bestand. Dieser findet sich in *Audera wieder, wohl dem antiken Namen der Gersprenz, die durch Dieburg fließt fl und den Odenwald nach Norden entwässert. Das Wort bezeichnet den Wasserreichtum des Flusses und steckt auch in den Flussnamen Euter und Itter, die aus dem Odenwald nach Süden austreten. Es ist zu vermuten, dass sich die Benennung der Flusseigenschaften auf den ganzen Raum des Mittelgebirges, also den *Auderawald, d übertragen hat. Über Lautwandlungen änderte sich der Name dann zu *Oderewald, Odenewaltt bis zur heutigen Form Odenwald. Der Name der antiken Gebietskörperschaft dieses Raumes, der römischen civitas Auderiensium mit ihrem Hauptort MED(---)/ Dieburg, ist wohl in diesem sprachlichen Zusammenhang zu sehen. Hans Krahe, Civitas Auderiensium 277–278; Albrecht Greule, Flur- und Gewässernamen 73–75.

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8 Schloßau bis Wimpfen im Tal von 520 m bis auf 146 m mehr oder weniger kontinuierlich ab. Er konnte hier wegen des zumeist ebenen Geländes leichter, und ohne auf die landschaftlichen Besonderheiten Rücksicht zu nehmen, angelegt werden. Die rechts des Neckars und südlich des Kochers gelegenen Limesanlagen beÀ Ànden sich in einer Höhe von 181 m und 195 m über NN. Der Odenwaldlimes diente zwischen etwa 110/ 115 und 155/160 n. Chr. knapp ein halbes Jahrhundert zur Sicherung der Grenze in diesem Teil des Römischen Reiches. Die Strecke durchzieht eine außerordentlich reizvolle Landschaft. Vor allem die nördliche, dem Gelände angepasste Limeslinie, führt den Wanderer auf einsame bewaldete Berghöhen mit weiter Sicht sowie reizvollen Ausblicken in die Täler und macht ihn mit der Tier- und PÁ Áanzenwelt in Wald und Flur vertraut. Meist zieht der Weg durch Nadelwälder, zuweilen aber auch durch lichten Mischwald. Nichtheimische Baumarten und Ziersträucher Àndet man beim Hainhaus, beim Jagdschloss Eulbach mit seinen romantischen Parkanlagen, bei Schloss Waldleiningen und weiter im Süden der Strecke am Kleinkastell Robern. Die Südstrecke verläuft stellenweise bereits ab Schloßau, endgültig aber ab Neckarburken, durch größtenteils ackerbaulich genutztes Gelände, das vor allem im Frühjahr und im Sommer durch seine Farbenvielfalt das Auge erfreut. Am Ende der Strecke bieten die Täler von

Kocher und Jagst sowie die zwischen ihnen gelegenen und sich südlich anschließenden HochÁ Áächen noch einmal besondere landschaftliche Eindrücke. Die schon vereinzelt mit Reben bewachsenen Steilhänge des Neckars lassen erwartungsvoll die Nähe zum Weinbaugebiet erahnen. Dagegen ernüchtert der Blick ins Tal, denn die unmittelbare Ufernähe des Flusses ist durch Industrieanlagen weiträumig zersiedelt. Die Überreste der zahlreichen Bauwerke des Odenwaldlimes sind im Gelände meist sichtbar erhalten und lassen sich in der Regel gut aufsuchen. Dabei stößt der Wanderer oft auf die alten Sagen des Volksmundes, die mit den antiken Áüge führen Ruinen verbunden sind. Seine AusÁ durch von Geologie und Landschaftsgeschichte geformte Talgründe und Bergeshöhen, die jene erd- und kulturgeschichtlichen Vorgänge erkennen lassen, welche zur Ausformung des überaus reizvollen Mittelgebirgspanoramas und der heutigen Kulturlandschaft geführt haben. Im Wechsel der Jahreszeiten kann er die Natur empÀ Ànden, sich den römischen Denkmälern und ihrer Bedeutung vor Ort widmen, an den Festen und Bräuchen der Menschen teilnehmen und die kulinarischen Höhepunkte aus Küche und Keller genießen. So wird ihm der Aufenthalt am Odenwaldlimes zu einem ganzheitlichen Erlebnis, das – zurückgekehrt in den Alltag – schöne und nachhaltige Erinnerungen wachhält.

Zum fortlaufenden Text des Buches Àndet der Leser weitere Informationen zum Odenwaldlimes und seinem Umfeld in die Darstellung eingestreut. Sie beinhalten zusätzliche Erläuterungen zu

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Originalquellenzitaten

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Forschungsfragen und -ergebnissen

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Wissenswertem

Blick vom Odenwaldlimes bei Lützelbach nach Westen auf Burg Breuberg oberhalb des Mümlingtals.

LANDSCHAFT UND GESCHICHTE

Frühes Zeugnis für römische Forschungen im Odenwald: Das Badegebäude beim Arnheiter Hof. Plan der Ausgrabungen mit Eintragungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert sowie Umzeichnung des Grabungsbefundes durch die Reichs-Limeskommission (oben rechts).

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DIE ERFORSCHUNG DES ODENWALDLIMES In Deutschland erwachte das Interesse an dem antiken Erbe im 14. und 15. Jh. im Zeitalter des Humanismus. Auch die frühesten Überlieferungen von Denkmälern aus der näheren und weiteren Umgebung des Odenwaldlimes verdanken wir den Humanisten, die hier begeistert von den alten Griechen und Römern im 16. und frühen 17. Jh. vor allem römische Steininschriften sammelten und in ersten Druckwerken der gebildeten Welt vorlegten. So veröffentlichte der Ingolstädter Astronom und Geograf Peter Apian (1494–1552) im Jahr 1534 eine Kollektion römischer Inschriften, zu der u. a. ein Altar mit der Weihung an Fortuna aus Bullau bei Erbach im Odenwald und ein offensichtlich vom Odenwaldlimes stammender, den Quellnymphen geweihter Stein aus Amorbach gehörten. Simon Studion (1543–1605), der Marbacher Präzeptor und

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Aus der Widmann‘schen Chronik der Stadt Schwäbisch Hall zum Römerbad Arnheiter Hof:

»Anno domini 1543 ist ein bauer in der graffschafft Wertheimb unter dem schloss Breunburg mit einem pflug uf einem ackher zue ackher gegangen, seindt gehlings zwen ochszen in die ersden versunckhen. Alz der ort uf befelch desz amptmanns von Breunberg geraumbt worden, seindt etliche steinerne staffel under sich in gewölb gehendte, und wie hernach folgt under der erden gebäw gefunden worden …« Es folgt die ausführliche Beschreibung des Gebäudes, bevor der Bericht mit einer Erklärung des Fundes endet, welche die Auffassung jener Zeit wiedergibt: »An diesem orth wollen dieienigen, so der alten Römer geschichten viel gelesen undt epitaphiis verständige, dasz die Römer vor zeithen, alsz sie wider die Teutschen gestritten, an diesem orth eine schlacht verlohren, ihre todten in diese crufft begraben undt solche ihnen zum gedächtnus gebaweth …«« (Württembergische Geschichtsquellen 6 [1904] 122–126). Beschreibung und Zeichnung des

Altvater der römischen Forschung in Württemberg, sammelte an der Wende vom 16. zum 17. Jh. zahlreiche Inschriften, wodurch wir von einem spektakulären Fund Kenntnis erhalten, der sich im Jahre 1543 unweit der nördlichen Odenwaldlimesstrecke unterhalb des Breubergs ergab, als ein Bauer beim PÁ Áügen in die unterirdischen Kammern eines römischen Bades einbrach. Bei der nachfolgenden, spätestens 1550 chronikalisch berichteten (s. u.) Ausgrabung durch den Grafen von Wertheim wurde der ganze Bau freigelegt und ein Weihealter an Fortuna sowie zahlreiche Ziegelstempel der 22. Legion gefunden. Im Jahr 1604 kamen offenbar nicht weit von der Fundstelle entfernt zwei Viergöttersteine aus dem Boden, von denen einer noch heute auf der Burg Breuberg aufbewahrt wird. Eine Zeichnung des Badegebäudes und der beiden Steindenkmäler

Baus lassen den Grundriss eines Bades erkennen, das dem Schema der später am Odenwaldlimes entdeckten Kastellbäder folgt. Die Fundstelle der im Jahr 1604 aufgefundenen Viergöttersteine wird »bei der Capellen arhaiden oder ara etnicorum vnder dem schloß Breiberg, Jenseitz dem flüß fl der mumling, darfon auch nitt weitt der haidnisch altar vnd Capellen gefunden worden …«« angegeben (ORL B Nr. 46a [1914] 3). Die ältere Forschung nahm längere Zeit unter Bezug auf diese Überlieferung an, dass sich beim Arnheiter Hof, der tatsächlich über eine Kapelle verfügt, die mittlerweile archäologisch-baugeschichtlich in das 7. bis 10. Jahrhundert datiert worden ist (»capella arheiden«), ein römisches Kastell befunden hätte. Trotz umfangreicher, bis heute andauernder Suche konnten weder Kastell noch das überlieferte Badegebäude an dieser Stelle lokalisiert werden. Durch die im Nachhinein gegebene Vermischung der Fundstellen Römerbad und Viergöttersteine ist die örtliche Zuweisung fraglich.

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Landschaft und Geschichte

Regent und Limesforscher: Graf Franz I. zu ErbachErbach (1754–1823).

Die Sammlungen des Grafen: Römerzimmer 1 im Erbacher Schloss mit der Statue des Kaisers Hadrian.

mit zahlreichen Randnotizen Àndet sich noch vor 1627 im Besitz des Heidelberger Professors und Leiters der dortigen pfälzischen Bibliothek, Jan Gruter (1560–1627). Die 1748 von der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin gestellte Preisaufgabe »Wie weit der Römer Macht, nachdem sie über den Rhein und die Donau gesetzt, in Deutschland eingedrungen, was vor Merkmale davon ehemals gewesen und etwa noch vorhanden seien ...« führte zu einem Aufschwung der in der düsteren Epoche des 30-jährigen Krieges unterbrochenen allgemeinen Beschäftigung mit dem Limes und seinen Denkmälern. Der gräÁ Áich-hohenlohische Regierungsrat Christian Ernst Hanßelmann (1699–1776), der mit die ersten gezielten archäologischen Untersuchungen durchführte, stellte in Beantwortung der Preisfrage u. a. aus dem Umfeld des Odenwaldlimes Kastellanlagen und Inschriften von Amorbach, Breuberg, Bullau, Gundelsheim, Hesselbach, Michelstadt, Obrigheim, Ohrenbach,

Vielbrunn, Wimpfen und Würzberg sowie in einer Kartenbeilage den vermuteten Verlauf des Limes dar. Angeregt durch die Schriften Hanßelmanns und seiner Zeitgenossen und bestärkt durch das im Gefolge der napoleonischen Kriege um die Wende zum 19. Jh. auch in Deutschland aufÁ Áammende Nationalbewusstsein, nahm das allgemeine Inte-

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Graf Franz I. zu Erbach-Erbach, Katalog 6, S. 5, zu den Grabungen auf dem Odenwaldkamm:

»Wie schicklich aber auch den Römern diese Position scheinen konnte, so zweckmäßig war sie auch durch besagte Verschanzungen behauptet. Denn acht mehrenteils genannte Castelle habe ich bisher auf dem mehrgedachten Bergrücken gefunden, und zwar immer von anderthalb bis zwey Stunden von einander, welche nicht nur durch eine gepflasterte Heerstraße, die ich an mehreren Orten noch ziemlich erhalten gefunden habe, in genauerer Verbindung untereinander waren, …«

Die Erforschung des Odenwaldlimes

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Obelisk im Eulbacher Park: Als zentraler Bestandteil des Parkes wurde das Monument aus Steinen vom Kastell Würzberg errichtet.

resse an der »Vaterländischen Geschichte« weiter zu und fand im Falle des Odenwaldlimes einen für jene Zeit des Umbruchs vom Klassizismus zur Romantik typischen Vertreter in der Person des Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach (1754–1823). In den letzten Jahrzehnten des 18. und dem beginnenden 19. Jh. lässt Graf Franz durch seinen Oberförster Louis fast alle Wachtturmhügel der nördlichen Odenwaldlinie öffnen sowie in einigen Kastellen, besonders in Eulbach, Würzberg und Vielbrunn Untersuchungen anstellen. Mit den gewonnenen Architekturteilen und antiken Mauersteinen rekonstruiert er Teile der Umfassungsmauer im neugeschaffenen Eulbacher Park. Steinmaterial aus Würzberg dient ihm dort zur Errichtung eines Obelisken. Die Ergebnisse seiner Forschungen, Entdeckungen und Rekonstruktionen lässt Graf Franz in mehreren handschriftlichen, mit prächtigen farbigen Titelblättern, Randleisten, Initialen und Bildtafeln

WP 10/32 »Auf dem Höhenbuckel«. Aquarell der Wachtturmstelle von Christian Kehrer.

ausgestatteten Bänden verzeichnen, den »Erbacher Katalogen«. Zusätzlich illustrieren stimmungsvolle Aquarelle des gräÁ Áichen Hofmalers und Archivars Christian Kehrer (1770–1869) das Werk. An Band 5 hatte insbesondere der gräÁ Áiche Regierungsrat

14 Johann Friedrich Knapp (1776–1848) mitgewirkt, der die Ergebnisse dieser Forschungen in seinem 1813 und 1854 in zweiter AuÁ Áage erschienenen Werk »Römische Denkmale des Odenwaldes, insbesondere der Grafschaft Erbach und Herrschaft Breuberg« veröffentlichte. Durch die Rheinbundakte des Jahres 1806 verliert das Haus Erbach die Landeshoheit, und Franz I. muss die Amtsgeschäfte niederlegen. In den folgenden Jahren bis zu seinem Tod 1823 widmet er sich seinen Sammlungen, wobei nun vor allem das Interesse an der mittelalterlichen Reichsgeschichte hervortritt; damit gleichsam dem Zug der Zeit folgend, nämlich der Abwendung von der rein klassizistischen zur romantischen

Landschaft und Geschichte Geisteshaltung. Das Erbe des Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach stellt ein vor allem für den antiken Bereich geschlossenes Ensemble von besonderem kulturhistorischem Range dar. In Verbindung mit den umfangreichen mittelalterlichen Sammlungen des Erbacher Schlosses und den Parkanlagen um das Jagdschloss Eulbach entsteht das Bild einer Zeit, die im Hinblick auf die Forschungsgeschichte des Odenwaldlimes, der Altertumskunde und der Klassischen Archäologie für uns heute eine eigene, in der Unbestimmtheit des Romantischen wurzelnde Anziehungskraft besitzt. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde die planmäßige Untersuchung der Odenwaldstrecke wieder aufgenommen. So berichtete der Begründer

Die erste Fundkarte vom Odenwaldlimes. Kartierung der Römerfunde in der Grafschaft Erbach nach Johann Friedrich Knapp. Ausschnitt.

Die Erforschung des Odenwaldlimes

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Pioniere der Limesforschung im Odenwald. Links: Karl Wilhelmi (1786–1857). Mitte: Wilhelm Conrady (1829–1903). Rechts: Eduard Anthes (1859–1922).

der »Sinsheimer Gesellschaft zur Erforschung der vaterländischen Denkmahle der Vorzeit«, der Stadtpfarrer Karl Wilhelmi (1786–1857) aus Sinsheim, 1832 über das römische Kastell Neckarburken. Der 30 Jahre später gegründete »Altertumsverein zu Buchen« grub im Kastell Schloßau und legte dessen Badegebäude frei. Schließlich wandte sich Anfang der Achtzigerjahre der »Mannheimer Altertums-

Kastellbad Schloßau. Plan der Grabungen des »Alterthums-Vereins zu Buchen« aus dem Jahr 1863.

verein« wieder den Limesanlagen bei Neckarburken zu. Im Sommer des Jahres 1880 erfolgte eine Limesbegehung mit kleineren Untersuchungen einzelner Abschnitte, durch die vom Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine in Mainz vier Jahre zuvor in Wiesbaden ins Leben gerufene Kommission zur Erforschung der römischen Befestigungen im Odenwald, der die Altvorderen der

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Landschaft und Geschichte WP 10/44 »Heunenbuckel«. Plan der Ausgrabungen von Wilhelm Conrady aus dem Jahr 1880.

hessischen und badischen Altertumskunde Gustav Dieffenbach, Robert Schäfer, Ernst Wagner, Karl Bissinger, Karl Christ und Wilhelm Conrady angehörten. Mit Unterstützung des »Historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen« erforschte Friedrich KoÁ Áer 1887/88 den Limesabschnitt zwischen Schloßau und der hessisch-bayerischen Grenze auf der Seckmaurer Höhe.

Einen ersten Versuch in dieser Zeit, den gesamten Limes in Deutschland wissenschaftlich darzustellen, gab der Pionieroberst und Konservator der Altertümer in Wiesbaden, Karl August von Cohausen (1812–1894), der in seinem Werk »Der römische Grenzwall in Deutschland« auch die Odenwaldstrecke – allerdings summarisch – abhandelte. Erst mit der im Jahr 1892 auf Anregung von Theodor Mommsen (1813–1903) gegründeten Reichs-Limeskommission, konnte endlich eine umfassende Erforschung des Limes in Deutschland nach einheitlichen Vorgaben erfolgen. Der gesamte, auf deutschem Boden verlaufende römische Grenzwall wurde vom Rhein bis an die Donau in 15 Streckenabschnitte unterteilt und die einzelnen Wachtturmstellen von Anfang bis Ende einer jeden Strecke dem Limesverlauf folgend durchnummeriert. Die am Main abgehende Odenwaldlinie wurde als Strecke 10 gezählt, die an ihr seinerzeit festgestellten oder vermuteten Wachttürme reichten von WP 10/1 »Moorrain« bei Wörth am Main bis WP 10/79 »An der Hohen Straße« gegenüber von Bad Wimpfen am Neckar. Die während der Bearbeitung neu entdeckten Wachtturmstellen wurden in die Zählung der Kommission mit dem Zusatz »a« eingefügt, wie z. B. der erst 1921 entdeckte WP 10/62a »Eulberg« bei Neckarburken. Die Erforschung des Odenwaldlimes oblag den als Streckenkommissare eingesetzten Kommissionsmitgliedern Wilhelm Conrady auf bayerischem, Eduard Anthes, Friedrich Kofler und Wilhelm Soldan auf hessischem sowie Karl Schumacher auf badischem Gebiet. Die von ihnen erhobenen Fakten wurden von Ernst Fabricius (1857–1942)

WP 10/62a »Eulberg«. Turmstelle bei der Freilegung im Jahr 1921.

Die Erforschung des Odenwaldlimes ausgewertet, für den Druck redigiert und als Limeswerk herausgegeben. Erst 1937 lag als Gesamtergebnis das 14-bändige, in zwei Abteilungen gegliederte Werk »Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches« (ORL) vor; Abteilung A enthält die Beschreibung der Strecken, Abteilung B die der einzelnen Kastelle mit ihrem Fundmaterial. Mit dem Erscheinen des letzten Bandes war die Limesforschung keineswegs abgeschlossen, allerdings litt ihre unmittelbare Fortsetzung unter den eintretenden Zeitläufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Limesforschung wieder aufgenommen werden, wenngleich zunächst unter denkbar schwierigen strukturellen, personellen und Ànanziellen Bedingungen. Zuständig für die Zeugnisse an der einstigen römischen Reichsgrenze waren nunmehr die Landesdenkmalämter der einzelnen Bundesländer, die bei ihrer Arbeit von den Landesmuseen und Instituten wie die Römisch-Germanische Kommission oder das Saalburgmuseum unterstützt wurden. Gerade von Letzterem aus wurden kleinere und größere Ausgrabungen am Odenwaldlimes durchgeführt, wobei die Untersuchungen von Dietwulf Baatz am Kastell Hesselbach in den Jahren 1964 bis 1966 herausragen. Sie brachten nicht nur die Forschung an diesem Teil der einstigen römischen Reichsgrenze beträchtlich voran, sondern lieferten darüber hinaus auch wichtige neue Aspekte für den gesamten Limes. Kleinere archäologische Untersuchungen fanden danach an WP 10/33 »Kahler Buckel«, am Kleinkastell Robern, an WP 10/25 »Auf dem roten Buckel« und an der Limesmauer zwischen Kastell Zwing und WP 10/34 »Im Hohen Wald« statt. In den letzten drei Jahrzehnten haben sowohl neue Funde, die bei Notbergungen zutage kamen, als auch systematische größere Ausgrabungen sowie weitere wissenschaftliche Überlegungen völlig

Neckarburken. Das »Museum am Odenwaldlimes« im ehemaligen Rathaus.

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Forschung und Ideologie: »Geldmittel und Personalaufwand kamen jetzt besonders jener ideologisch bestimmten Germanenforschung zugute (…). Die Entscheidungsträger wussten aus damaliger ›political corectness‹ sehr wohl, welche Forschungsrichtung opportun war. Zusammenfassend läßt sich sagen, dass die Stagnation der Limesforschung zwischen den Weltkriegen nicht nur durch die Kulturpolitik der nationalsozialistischen Regierung herbeigeführt worden ist. Ihre Maßnahmen haben jedoch vielversprechende Neuansätze im Keim erstickt. Die Ausgrabungen am Limes kamen in Deutschland erst nach 1950 wieder in Gang, nicht zuletzt angeregt durch die englische Forschung.« Dietwulf Baatz, Limesforschung zwischen den Weltkriegen 231.

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neue Forschungsakzente gesetzt. So eröffnete die ausführliche Inschrift eines in das Jahr 158 n. Chr. datierten Weihealtars aus dem zweiten Militärbad von Neckarburken, das 1982 bei Kanalarbeiten entdeckt worden war, erneut die Diskussion um das Ende des Odenwaldlimes und die Vorverlegung der Truppen an den vorderen Obergermanischen Limes. Ausgrabungen in Neckarburken, die bis zur Mitte der 1990er-Jahre stattfanden, erbrachten die Aufdeckung von Teilen des Kas-

18 telldorfes. Die Grabungsergebnisse führten zur Einrichtung des »Museums am Odenwaldlimes« im alten Rathaus von Neckarburken. Einige römische Keramikscherben, die nur ein Jahr später aus der Ruine des Steinturms von WP 10/54 »Im Mühlwegschlag« südlich von Trienz geborgen wurden, zeigen Formenmerkmale, die bereits in die Zeit nach der Mitte des 2. Jh. n. Chr. zu datieren sind. Sie könnten eine militärische Besetzung des Wachtturms noch in dieser Zeit nachweisen. In Bad Wimpfen, wo schon in den Jahren 1969–71 im südwestlichen Bereich des römischen Siedlungsareals Wimpfen im Tal großflächige Ausgrabungen stattgefunden hatten, folgten Untersuchungen des Landesdenkmalamtes BadenWürttemberg in den Jahren 1983–87. Sie führten zu einem umfassenden Einblick in Struktur, Bauphasenabfolge und Chronologie eines Teils der römischen Siedlung, die nach Aufgabe des dortigen Kastells zum Hauptort der civitas Alisinensium, eines zivilen Verwaltungsgebietes im Bereich des mittleren Neckars, avancierte. Das schon seit den Untersuchungen der Reichs-Limeskommission bekannte Kastell selbst, das im Zentrum der Talstadt im Umfeld des mittelalterlichen Ritterstifts St. Peter zu lokalisieren ist, wurde noch einmal bei Grabungen 1984 an seiner Südseite erfasst. Schon 1962 und 1964 wurden südöstlich von Kochendorf die Grundmauern von zwei Wachttürmen entdeckt, wie sie ähnlich vom Odenwaldlimes bekannt waren. Die beiden Turmstellen blieben in der Erstausgabe dieses Buches unberücksichtigt. Erst die Entdeckung eines Kleinkastells über dem Südufer des Kochers durch den Luftbildarchäologen Otto Braasch im Mai 1990 sowie Grabungen von Jörg Biel, die im selben Jahr erneut einen der beiden Türme freilegten und auch zur Entdeckung eines längeren Palisadenabschnitts führten, deuteten einen Zusammenhang mit dem Odenwaldlimes an. Daher wurden die Türme hier in die fortlaufende Nummerierung der

Landschaft und Geschichte

Neue Überlegungen zum Limesverlauf. Mögliche Trassenführungen des Limes nördlich des Neckars nach den jüngsten archäologischen Befunden.

Die Erforschung des Odenwaldlimes

Die »angenommenen« Türme: Auffällig ist, dass die Wachtturmstellen des südlichen Odenwaldlimes ab WP 10/70a »Am Fuchsschwanz« bis WP 10/79 »An der Hohen Straße« nicht gesichert sind. Die Reichs-Limeskommission hatte sie mit wenigen Ausnahmen als »angenommen« aufgeführt. Lediglich an den beiden Standorten WP 10/75 »Auf dem Dermut« und WP 10/76 »Auf dem Scherer« wurden von ihr bei Nachgrabungen Mauergevierte festgestellt und als Turmgrundrisse gedeutet. Auch im Falle des sog. Uferkastells auf dem rechten Jagstufer bei Duttenberg sind Kastellstrukturen neben den dort festgestellten Resten einer römischen Siedlung noch nicht nachgewiesen worden. Bei WP 10/70a »Fuchsschwanz« hat die Reichs-Limeskommission den Grenzverlauf nach innen einknicken lassen, um die weiteren angenommenen oder vermeintlich sicheren Turmstellen auf Linie bringen zu können. Bei der Befl fliegung des Gewannes »Mittelgewände« nördlich von Bachenau im Sommer 1990 wurden die Konturen eines vermutlichen Limeswachtturms erkannt, die sich allerdings ca. 250 m weiter östlich des Limesverlaufs befanden. Wahrscheinlich ist hier WP 10/71a zu lokalisieren, der von der Reichs-Limeskommission westlich der neuen Stelle »In den Rohräckern« angenommen wurde. Der Befund scheint anzudeuten, dass die Limeslinie entweder in mehreren ein- und ausbiegenden Winkeln verlief oder tatsächlich weiter östlich dahinzog. Verlängert man nämlich die bis WP10/70a gerade Strecke über die neue Stelle weiterhin geradlinig nach Süden hinaus, so erreicht sie das Jagstufer an einem Punkt, der weiter östlich als der bisher angenommene liegt. Sollte die Linie noch weiter östlich verlaufen, ließen sich vielleicht sogar die Limesanlagen bei Ko-

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Wachttürme nach der Reichs-Limeskommission als WP 10/80 »Riedäcker« und WP 10/81 »Platten« aufgenommen. Allerdings wirft die Lage des Kochendorfer Kleinkastells, der beiden Wachtturmstellen und der Palisadenreste die Frage auf, wie die Anbindung dieser Anlagen an die Südstrecke des Odenwaldlimes erfolgte und wie diese selbst verlaufen ist.

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chendorf in den geraden Linienverlauf einbinden. Es stellt sich dann die Frage, ob sich die Grenzlinie über die beiden Türme hinaus noch weiter nach Süden erstreckt hat, etwa indem sie über dem rechten Ufer des Neckars weiterführte, den Flusslauf schützte und ihn in das Provinzgebiet einbezog. Dafür sprechen möglicherweise die Befunde der römischen Siedlung auf der »Ottmarsheimer Höhe« bei Mundelsheim weiter südlich im Vorfeld des bedeutenden Kastellplatzes der Neckarlinie Walheim. Dort zeigt das dendrochronologische Baudatum eines Holzbrunnens aus dem Jahr 136 n. Chr., dass schon vor der Vorverlegung des Odenwald-Neckarlimes auf die vordere Strecke, eine römische Siedlungsstelle bestand. Auch wenn der Neckar ein wirksames Hindernis für die Überquerung bildete, dürfte das gewundene Tal des Flusses nicht alleine von den Kastellen an seinem westlichen Ufer oder von Flusspatrouillen durchgehend zu überwachen gewesen sein. Kritische Stellen bei der Überwachung bildeten die Furten, die leicht ein Überschreiten des Flusses ermöglichten. An ihrem jenseitigen Ufer sind daher Kleinkastelle in der Funktion von Brückenköpfen zu erwarten, aber bisher noch nicht nachgewiesen worden. Zu fragen ist, ob die angenommene Limeslinie von Norden kommend in einem Zug etwa bis in den Raum Murr/Benningen zog, oder zur Absicherung neuralgischer Stellen in mehrere Abschnitte rechts des Neckars zerfi fiel. Träfe Letzteres zu, könnten die Anlagen bei Kochendorf einen eigenen Limesabschnitt darstellen, der das östlich vom Neckar gelegene Vorfeld des Kastells Bad Wimpfen schützen und es in einem weiten Bogen vom sog. Uferkastell Duttenberg bis in den Bereich von Neckarsulm einschließen sollte.

1995 konnte der Verlauf des Palisadengräbchens bei Oberscheidental, Robern und Sattelbach vom Flugzeug aus aufgenommen werden. Während an den letztgenannten Orten nur eine Gräbchenspur zu erkennen war, zeichneten sich auf einem längeren Abschnitt im Acker- und Wiesengelände beim Kastell Oberscheidental die Konturen von zwei, im Abstand von maximal 10 m hintereinanderliegen-

20 den schmalen Gräbchen ab. Es scheint sich um die Spuren von zwei, zeitlich nacheinander angelegten Palisaden zu handeln. An einer Stelle treten zwei verschiedene Merkmale im Luftbild auf, die als Palisadengräbchen und dahinterliegender Graben interpretiert worden sind (S. 121 u. 123). Seit 2003 fanden im Vorfeld der Errichtung eines Neubaugebietes Ausgrabungen im Umfeld des Kastells Schloßau statt, die ebenfalls ein völlig neues Licht auf Aussehen, innere Struktur, Funktionen und Chronologie eines Militärplatzes am Odenwaldlimes werfen. Erstmals konnten großÁ Áächig die Bereiche eines Lagerdorfes (vicus) ausgegraben werden, das mehrere Bauphasen aufwies. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Odenwaldlimes in den letzten Jahren führten also dazu, dass die alten, teilweise starren Forschungsmeinungen zu überdenken sind. Wie es scheint, erfolgte die Ablösung des Odenwaldlimes durch den Vorderen Obergermanischen Limes nicht auf einen Schlag und auch nicht einheitlich. Es ist vielmehr anzunehmen, dass zumindest Teile der beiden Linien zeitgleich von der römischen Provinzarmee besetzt waren und den Archäologen daher von Ort zu Ort unterschiedliche Befunde hinterlassen wurden. Die Konsequenzen für die gesamte Limesforschung etwa bei der Datierung der Fundmaterialien, der Bewertung der Siedlungsvorgänge im Limeshinterland usw. sind dabei gegenwärtig noch nicht abzusehen. Führen die Ausgrabungen stets zu einer Zerstörung des antiken Denkmals, wenn auch kontrolliert und für die Nachwelt in Beschreibung, Zeichnung, Foto und Bergung des Fundmaterials dokumentiert, ist es erfreulicherweise mit neuen naturwissenschaftlichen Methoden möglich, zerstörungsfreie Forschung zu betreiben. Dazu gehören die geophysikalischen Messmethoden Geomagnetik, Geoelektrik und Georadar sowie

Landschaft und Geschichte das Airborne-Laserscanning. Bei Ersteren werden mittels spezieller Sonden Impulse in die Erde geleitet, mit deren Hilfe magnetischer Widerstand und elektrische Leitfähigkeit des Bodens gemessen werden können. BeÀ Ànden sich darin Störungen, etwa von Gruben und Mauern, so ergeben sich unterschiedliche Werte bei den zurückkommenden Signalen, die computergestützt in digitale Messbilder und schließlich in Pläne umgewandelt werden können. Dadurch wird es möglich, archäologische Strukturen im Boden kenntlich und der Forschung zugänglich zu machen, ohne eine Ausgrabung vornehmen zu müssen. Am Odenwaldlimes wurden bisher schon an zahlreichen Stellen geophysikalische Messungen durchgeführt, beispielsweise am Kastell Wörth, im Bereich der Wachtposten 10/5 »Auf der Seckmaurer Höhe«, 10/6 »Im Hannsbatzenfeld«, 10/7 »Im Hoffeld« und 10/16 »Bei Vielbrunn« sowie im Umfeld der Numeruskastelle Lützelbach (Badegebäude), Würzberg und Schloßau. Sie ermöglichten neue Erkenntnisse zu den einzelnen Limesanlagen oder wiesen sie wie im Falle von WP 10/6 an einer anderen Stelle nach, als von der ReichsLimeskommission angenommen. Beim AirborneLaserscanning wird mittels einer Laserkamera, die an einem Flugzeug oder Helikopter angebracht ist, die GeländeoberÁ Áäche vermessen. Dabei scannt der Laser beim ÜberÁ Áiegen das Terrain ab und bestimmt die Entfernung zum Boden anhand der gemessenen Laufzeit des abgeschickten und wieder zurückkommenden Signals. Durch Umrechnung der Daten kann ein dreidimensionales, digitales Geländemodell erstellt werden. Das Verfahren ermöglicht es, die vorhandene Vegetation bei der Berechnung herauszuÀ Àltern. Auf diese Weise lässt sich das Bodenrelief auch in Waldgebieten erstellen. Im Jahr 2008 wurden der hessische Teil des Odenwaldlimes und die bayerischen Abschnitte durch Laserscanning aufgenommen.

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RÖMISCHE GRENZPOLITIK IM 1. UND 2. JAHRHUNDERT N. CHR. Die Ende des 1. Jh. v. Chr. in die Wege geleiteten Unternehmungen der römischen Militärpolitik hatten einerseits die Sicherung Norditaliens sowie die Öffnung der Alpenpässe nach Gallien und Germanien, andererseits die Befriedung des rechtsrheinischen Germaniens zum Ziel. In der Folge entstanden die Militärbasen Mainz, Köln, Neuss, Xanten und Nijmwegen sowie in der Schweiz und in Süddeutschland die Legionslager von Vindonissa, Dangstetten, Augsburg-Oberhausen und Marktbreit. Von Mainz aus über die Wetterau nördlich Frankfurts mit Wiesbaden, Höchst, Rödgen, Bad Nauheim und Friedberg sowie über die Lahn, wo auf der Vormarschroute

Lager bei Dorlar an der Lahn, Niederbrechen im nördlichen Taunusvorland und Hedemünden an der unteren Werra entdeckt wurden, sowie von Xanten über Holsterhausen, Haltern, Oberaden und Anreppen durch das Tal der Lippe wurden seit 12 v. Chr., unterstützt von Flottenoperationen entlang der holländischen, niederdeutschen und dänischen Küste, umfassende Angriffe gegen das germanische Kernland zwischen Weser und Elbe vorgenommen. Sie zielten letztlich darauf ab, eine Provinz Germanien mit Grenze an der Elbe einzurichten. Der 1994 entdeckte Stützpunkt Waldgirmes an der Lahn bei Wetzlar, der wohl im Jahr 4 v. Chr. gegründet worden war, deutet aufgrund

Eroberungspläne. Germanische Stämme und römische Feldzüge zur Zeit der Germanenkriege 12 v. – 16 n. Chr.

22 seiner Lage und seines Aussehens an, dass die Römer kurz darauf tatsächlich bereits dabei waren, der neuen Provinz Struktur zu geben. Die römische Macht war aber offenbar doch noch nicht so gefestigt, dass sie den Aufstand fast der gesamten germanischen Völkerschaften in den Jahren unmittelbar nach der Zeitenwende verhindern konnte. Im Jahre 9 n. Chr. kam es zu jener »Schlacht im Teutoburger Wald« – das Schlachtfeld wird heute in Kalkriese bei Osnabrück lokalisiert – bei der ein aus drei Legionen, der 17., 18. und 19., samt deren Hilfstruppen bestehendes Heer vernichtet wurde und über 20.000 Mann verloren gingen. Kaiser Tiberius (14–37 n. Chr.) ließ schließlich im Jahr 16 n. Chr. die verlustreichen Operationen gegen die germanischen Stämme einstellen und verfolgte

Landschaft und Geschichte eine defensivere Konzeption der römischen Germanenpolitik am Rhein. Die bestehenden Militärbasen im Rechtsrheinischen wurden geräumt. Anstelle der Lager Augsburg-Oberhausen und Dangstetten entstand das rückwärtige Lager Vindonissa (Windisch) in der Nordschweiz. Im Alpenvorland behielt man zwischen Bregenz und Gauting eine aus kleineren Militärstationen bestehende Postenkette bei. Auch der mit den Lagern Mainz-Kastel und Wiesbaden vor dem Zweilegionslager Mainz existierende Brückenkopf, blieb weiter bestehen. Die übrigen Truppen wurden zurückverlegt an den Rhein, der wieder die Grenze bildete. Wie das Fundmaterial zeigt, scheint die militärische Sicherung der oberen Donau mit der

Eroberung in Etappen. Die Ausweitung des römisch kontrollierten Gebietes in der Zeit seit dem Rückzug auf die Rheingrenze bis zur Vorverlegung des Limes.

Römische Grenzpolitik im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. Anlage neuer Kastelle bereits in spättiberischer Zeit oder aber unter Kaiser Gaius Caligula (37–41 n. Chr.) wieder aufgenommen worden zu sein. Der systematische Ausbau der Rheinund Donaulinie erfolgte aber schließlich unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.). Auf dem linken Ufer des Rheins wurden zwischen die bereits bestehenden Kastellplätze neue Truppenlager eingeschoben, wie etwa Rheingönheim, und vom Oberrhein bei Freiburg aus wurde eine militärische Linie über Sasbach und Riegel zu dem an den Donauquellen gelegenen Kastell HüÀ Àngen und weiter über Rißtissen, Günzburg, Aislingen und Oberstimm bis Weltenburg geschaffen. Etwa zur gleichen Zeit erweiterte man mit der Anlage des »Erdkastells« von Hofheim am Taunus den rechtsrheinischen Mainzer Brückenkopf. Neu entdeckte Lager im südmainischen Hessen bei Trebur und Wallerstädten deuten auch hier eine seit spätaugusteisch-frühtiberischer Zeit durchgängige römische Militärpräsenz an. Zusammen mit den zur gleichen Zeit im Mainmündungsdreieck, auf dem Neckarschwemmfächer bei Ladenburg und bei Diersheim gegenüber Straßburg gezielt angesiedelten germanischen Gruppen, die als Milizen

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in römischen Diensten fungierten, erfolgte nun die Vorfeldsicherung der Rheinlinie. Ein Teil der Neusiedler, die von der oberen Elbe, aus Böhmen und der Slowakei kamen, dürfte sich dabei aus dem inzwischen untergegangenen Markomannenreich des Marbod an den Rhein abgesetzt haben. Die Ladenburger Gruppe ist uns namentlich als »Neckarschwaben« (Suebi Nicrenses) bekannt. Unter Claudius wurde auch Raetien (das heutige östliche Baden-Württemberg und westliche Bayern) als römische Provinz eingerichtet. Insgesamt zeichneten sich die Regierungsjahre des Kaisers Claudius wie auch im Wesentlichen die seines Nachfolgers Nero (54–68 n. Chr.) als eine Zeit der Konsolidierung an Rhein und Donau aus. Die Kämpfe um die Macht in Rom im Vierkaiserjahr 68 n. Chr., die Vespasian (69–79 n. Chr.) für sich entscheiden konnte, wirkten sich auch auf die Militäranlagen in den germanischen Gebieten aus. In Abwesenheit des größten Teils des römischen Heeres erhoben sich am Niederrhein unter Führung der Bataver die dort ansässigen germanischen Stämme und legten zahlreiche Kastelle der Rheinlinie und des Mainzer Brückenkopfes in Schutt und Asche. Schon im Frühjahr 70 n. Chr. wandte sich

Kaiserliche »Eroberer«: 1. Augustus (23 v. –14 n. Chr.); 2. Tiberius (14–37 n. Chr.); 3. Claudius (41–54 n. Chr.); 4. Vespasian (69–79 n. Chr.); 5. Domitian (81–96 n. Chr.); 6. Trajan (98–117 n. Chr.); 7. Hadrian (117–138 n. Chr.); 8. Antoninus Pius (138–161 n. Chr.).

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Landschaft und Geschichte

Der »Germanensieger«: Goldmünze (aureus) des Domitian aus dem Jahr 88 n. Chr. , geprägt anlässlich der Übernahme des Siegertitels »Germanicus«.

Vespasian den Revolten am Rhein und in Gallien zu, stellte binnen Jahresfrist Ruhe und Ordnung her und ließ die zerstörten Truppenlager wieder aufbauen. Schließlich legten die Römer Straßen an, die einzelne neugeschaffene Kastellplätze miteinander verbanden und eine schnellere Truppenbewegung vom Rhein zur Donau erlaubten. Hier machten sich die Erfahrungen Vespasians, der als Chef der zweiten Legion (legio II Augusta) in Straßburg Anfang der Vierzigerjahre die Verhältnisse an der Rheingrenze aus eigener Anschauung kennen gelernt hatte, bemerkbar. Er beauftragte den Legaten des obergermanischen Heeres, Gnaeus Pinarius Cornelius Clemens, mit dem Ausbau der Verbindungswege. Aus der Inschrift eines Meilensteines, der bei Offenburg gefunden wurde, wissen wir, dass Clemens um 74 n. Chr. eine Straße von Straßburg (Argentorate) nach Raetien anlegen ließ, die über Offenburg, das Kinzigtal bis Rottweil und weiter an die Donau führte. Auch im Rheintal und durch die Wetterau wurden Straßen angelegt, die von Kastellplätzen besetzt wurden. Die damit erfolgte Eroberung des rechtsrheinischen Gebiets stellte eine herausragende strukturpolitische Maßnahme dar, und durch sie war im Großen und Ganzen bereits jenes Gebiet in das Imperium eingegliedert worden, das später zum Hinterland des ObergermanischRaetischen Limes werden sollte. Zu Beginn der Regierungszeit Kaiser Domitians (81–96 n. Chr.) berichten die Quellen über

Feindseligkeiten der germanischen Chatten, die nördlich der nun römisch besetzten Wetterau im Gebiet zwischen dem heutigen Fritzlar und Kassel siedelten. Sie sollten für das folgende Jahrzehnt zum Hauptgegner Roms an der Rheingrenze werden. Domitian entschloss sich zu einem Präventivkrieg und griff die Chatten im Jahr 83 n. Chr. überraschend an. Jedoch konnte das römische Heer in den undurchdringlichen Wäldern Germaniens nicht wie gewohnt operieren, und durch partisanenähnliche Aktionen wurden vor allem dessen Versorgungsverbindungen empÀ Àndlich gestört. Erst als die römischen Soldaten – wie es der Militärhistoriker Frontin beschreibt – Schneisen (limites) in die Wälder schlugen, auf denen das Heer wie auf einer militärischen »Rollbahn« ungehindert vorrücken konnte, änderte sich die Lage. Am Ende des Krieges waren gegenüber der vespasianischen Ausgangsposition zwar nur Gebietsarrondierungen erzielt worden, doch reichten diese für Domitian aus, um die Provinz Obergermanien auszurufen. Aufgrund der Darstellung des Vorgehens der Römer mittels in die Wälder geschlagener Schneisen wurde angenommen, dass der Obergermanisch-Raetische Limes schon damals angelegt worden sei. Wie die Neubetrachtung der archäologischen Quellen, vor allem die der Münzen in den Grenzkastellen ergab, entstanden die ersten Anlagen des Obergermanisch-Raetischen Limes zu Beginn der

Römische Grenzpolitik im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. Regierungszeit des Kaisers Traian (98–117 n. Chr.). Neben dem Taunus- und Wetteraulimes, sowie den Flussgrenzen (ripae) an Main und Neckar wurden mit den Kastellen nördlich der Donau der Alblimes und die weitere Grenze in Raetien eingerichtet. Am Main bestand als Ausgangspunkt des etwas später (um 110/115 n. Chr.) angelegten Odenwaldlimes wohl zunächst das Kastell Obernburg, am Neckar als Zielpunkt der Odenwaldstrecke der Kastellplatz Wimpfen. Die im Hinterland stehenden Truppen wurden nun an die neue Grenzlinie verlegt. Mit dem Abzug des Militärs war der Weg frei, die zivile Strukturierung der Provinz in Angriff zu nehmen.

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Gebietskörperschaften (civitates) mit eigener Zivilverwaltung wurden eingerichtet, in denen die Bevölkerung ihre Geschicke selbst in die Hand nahmen. Kaiser Hadrian (117–138 n. Chr.) hat den auf Konsolidierung der Provinzen ausgerichteten Kurs in der Politik seines Vorgängers fortgesetzt. Er war es, der im Jahr 120 n. Chr. entlang der Grenze eine hölzerne Palisade errichten ließ – das jahresgenaue Datum konnte erst vor wenigen Jahren anhand dendrochronologisch datierter Palisadenreste vom Kastellort Marköbel am östlichen Wetteraulimes festgestellt werden – und sich von der Durchführung dieser Maßnahme bei einer Reise durch die Nordwestprovinzen, die ihn im Jahr 121/122 n. Chr. auch nach Germanien führte, überzeugte. Hadrians Anweisung, überall dort, wo die römischen Grenzen nicht durch natürliche Flussläufe gebildet wurden, mit einer Palisadenwand oder einer Mauer zu markieren, hatte dazu geführt, dass die Grenzen des Reichs endgültig festgelegt und ihr defensiver Charakter zum Vorschein kam. Das Imperium Romanum war gleichsam »eingezäunt«. Unter dem Nachfolger Hadrians, Antoninus Pius (138–161 n. Chr.), wurden am Odenwaldlimes wie auch an den übrigen Limesabschnitten, größere Baumaßnahmen durchgeführt. An der Odenwaldstrecke erfolgte – wie wir aus Inschriften wissen – in den Jahren 145/146 n. Chr. die Ablösung der Holztürme durch Steinbauten. Etwa zur gleichen Zeit wurden auch die meisten Kastelle hier und an den anderen Limesstrecken in Stein ausgebaut. Allerdings kam es nur wenig später, in den Jahren zwischen 148 und 161 n. Chr., zu einer Verschiebung des Limes in Obergermanien

Neckarburken und die Vorverlegung des Limes: Bauinschrift der Brittones Elantienses aus dem zweiten Militärbad von Neckarburken aus dem Jahr 158 n. Chr.

26 von der Odenwaldlinie auf eine weiter östlich gelegene, vordere Grenzziehung. Die letzten Inschriften einer bis zu diesem Zeitpunkt an der rückwärtigen Linie stehenden Truppe datieren in das Jahr 148 n. Chr. Es handelt sich um zwei Altäre aus dem Kastell Heilbronn-Böckingen. Die früheste Inschrift des Vorderen Limes, gefunden

Landschaft und Geschichte im Kastell Jagsthausen, wurde noch vor Ende der Regierungszeit des Kaisers Antoninus Pius, also vor 161 n. Chr., gesetzt. Die Inschrift des von den Elzbrittonen (Brittones Elantienses) der Fortuna gewidmeten und in das Jahr 158 n. Chr. datierten Weihealtars aus dem zweiten Militärbad von Neckarburken wird von ei-

»Korrespondierende Kastelle«: Die Vorverlegung des Limes in der Provinz Obergermanien von der OdenwaldNeckar-Linie nach Osten auf die Linie des Vorderen Limes mit Angabe der Truppen, deren Standortverlagerung uns heute bekannt ist.

Römische Grenzpolitik im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. nigen Forschern als Zeugnis dafür angesehen, dass die Anlagen des Odenwaldlimes erst nach diesem Jahr von den Römern aufgegeben und die Truppen an den Vorderen Limes verlegt wurden. Damit wäre ein exakteres Datum für die Limesvorverlegung gewonnen. Die ältere Forschung nahm ein Datum »um 155 n. Chr.« an, das auch durch Einzelheiten der inschriftlich überlieferten Laufbahn des Gaius Popilius Carus Pedo, von 152–155 n. Chr. Statthalter der Provinz Obergermanien, gesichert scheint. Er führte während seiner Amtszeit in der Provinz besondere militärische Aufgaben aus, offenbar die Vorverlegung der Truppen von der Neckar-Odenwaldstrecke auf die neu eingerichtete vordere Limeslinie. Wenn dieses Datum richtig ist, dann wäre die Einheit (numerus) der Elzbrittonen noch in Neckarburken am älteren Odenwaldlimes verblieben, während die anderen Truppen bereits an der vorderen Linie stationiert waren. In Neckarburken stand neben dem in der Inschrift genannten Numerus noch die 3. Aquitanierkohorte (cohors

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III Aquitanorum). Diese Einheit ist offenbar um 155 n. Chr. in das dem Neckarburkener Kastell entsprechende Kohortenkastell des Vorderen Limes Osterburken verlegt worden. Die Elzbrittonen als ihre Partnertruppe rückte – nachdem sie noch einige Jahre möglicherweise Nachschubaufgaben am alten Standort erfüllt hatte – erst im Jahr 185 n. Chr. in Osterburken ein. Dafür spricht der durch Bauinschriften datierte Neubau des dortigen zweiten Kastells, des sog. Annexkastells, das als Anbau an das bereits bestehende Kastell der 3. Aquitanierkohorte realisiert wurde und erst danach den Elzbrittonen-Numerus aufnehmen konnte. Andere Überlegungen gehen von Holzbauten aus, die bei Ausgrabungen in Osterburken 1982–1986 entdeckt und auf dendrochronologischem Wege absolut datiert werden konnten. Der früheste Holzbau des Amtslokals (statio) der BeneÀ Àciarier, einer besonderen Gruppe von Soldaten, die dort die örtlichen Vorgänge zu überwachen hatten, wurde im Jahr 159 n. Chr. erbaut. Daraus folgern einige Forscher auch mit Blick auf die Neckarburkener Inschrift, dass dieses Datum den Zeitpunkt der Limesvorverlegung anzeigt. Interessant ist dabei, dass der die Bauarbeiten an dem Neckarburkener Bad überwachende Kommandant namens Veranius Saturninus, ein Centurio der in Straßburg stationierten 8. Legion (centurio legionis VIII Augusta) auch auf einer Inschrift in Osterburken vorkommt, wodurch sich eine enge zeitliche Nähe zwischen den Aufenthalten des Mannes an beiden Orten ergibt. Es kann aber sein, das Veranius zwar noch in Neckarburken stationiert war und dort seinen Numerus führte, während er gleichzeitig an dem neuen Kastellort Osterburken Aufgaben zu erledigen hatte. Wären Teile der Odenwaldlinie noch über die Mitte des 2. Jh. n. Chr. hinaus

Bauleitung aus Straßburg: Osterburkener Inschrift des Veranius Saturninus, centurio der legio VIII Augusta aus Straßburg.

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Landschaft und Geschichte

WP 10/54 »Am Mühlwegschlag«: Keramikfunde aus einer Schürfung von 1988.

besetzt gewesen, erklärten sich auch die jüngeren Keramikfunde aus WP 10/54 »Im Mühlwegschlag« bei Trienz. Es bleibt der zukünftigen Forschung überlassen, Zeitpunkt und Vorgang der Verlegung des Odenwald- auf den Vorderen Limes auf das Jahr genau herauszuÀ Ànden. Am Main entstanden die Kastelle Trennfurt und Miltenberg, von wo aus der Limeszug nun über Walldürn und von da ab 80 km in schnurgerader Richtung über Osterburken, Jagsthausen, Öhringen, Mainhardt, Murrhardt und Welzheim weiter nach Süden bis nach Lorch verlief. Die meisten Truppen der rückwärtigen ehemaligen Grenzlinie im Odenwald und am Neckar rückten in die neuen Garnisonen ein. Lediglich – so scheinte es bisher – die Besatzungen des Ostkastells von Neckarburken, der numerus Brittonum Elantiensium, und vielleicht auch die des Kastells Schloßau, der numerus Triputiensium, verblieben noch für einige Zeit in ihren alten Standquartieren. An der neuen Grenzlinie wurde das System der Doppelstationierung von Truppen an einem Kastellort verfolgt, denn mit Ausnahme von Lorch stand in den genannten Garnisonen neben der Kohorte noch jeweils ein Numerus in einer eigenen Kastellanlage. Den nördlichsten Verlauf des Raetischen Limes bildete die jetzt von Lorch aus u. a. über Welzheim, Aalen, Rainau-Buch und Weißenburg verlaufende Kastelllinie. Mit der Vorverlegung des Limes auf die neue Grenzlinie sollte offenbar ein bereits un-

ter römischem EinÁ Áuss stehendes Gebiet in das Reich eingegliedert werden, zum anderen mag die schnurgerade neue Linie zwischen Walldürn und Lorch auch besser zu überwachen gewesen sein. Vielleicht stellte die Limesvorverlegung auch bereits eine erste Maßnahme gegen die sich im Innern Germaniens vollziehenden Völkerverschiebungen und neu entstehenden Machtzentren dar, deren Auswirkungen das Limesgebiet für die folgenden Jahrzehnte in immer stärkerem Maße berühren sollten. Im Vorfeld des Vorderen Obergermanischen Limes siedelten sich im Taubergrund und im Mainbogen bei Würzburg ab der Mitte des 2. Jh. n. Chr. germanische Siedler an. Nach einem weiteren Jahrhundert und nach der Aufgabe des Limes (um 260/275 n. Chr.) sollten sie die dann brachliegende ehemalige römische Kulturlandschaft des Limeshinterlandes in Besitz nehmen.

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DIE RÖMISCHEN TRUPPEN AM ODENWALDLIMES Zu Beginn des 2. Jh. n. Chr., der Zeit als der Odenwaldlimes angelegt wurde, bestand das obergermanische Heer aus zwei Legionen, wohl vier Alen und 14 Kohorten sowie aus einer unbestimmten Anzahl von Numerus-Formationen. Mit Ausnahme der Legionen, deren Soldaten römische Bürger (cives Romani) waren, bezeichnete man die übrigen Verbände als Hilfstruppen (auxilia). Ihre Soldaten waren Nichtrömer (peregrini). Sie erhielten das Bürgerrecht erst nach Ableisten eines 25-jährigen Armeedienstes. Das Rückgrat des obergermanischen Provinzheeres bildeten die im Limeshinterland in Mainz und Straßburg stationierten Legionen. Nachdem während des 1. Jh. n. Chr. jeweils zwei Legionen in dem 36 ha großen Lager auf dem Kästrich (castra) in Mainz (Mogontiacum) stationiert waren, stand hier ab spätestens 98 n. Chr. die legio XXII Primigenia pia Àdelis À . Die zweite Legion Obergermaniens, die legio VIII Augusta, rückte um 90 n. Chr. aus ihrem Lager Mirebeau im Gebiet der Lingonen (Gallien) in das Legionslager Straßburg (Argentorate) ein. Mainz und Straßburg bildeten bis in die Spätantike hinein die Garnisonen der beiden Legionen.

Die Legionen waren die Elitetruppen Roms. Als schlagkräftige Kampfverbände, Pioniereinheiten sowie Ingenieur- und Handwerkertrupps stellten sie im Kriegsfall den erfolgreichen Vormarsch der Armee sicher, schufen aber in Friedenszeiten die zivilisatorischen Grundlagen bei der Strukturierung der neu eroberten Gebiete. Die Gesamtstärke einer Legion lag bei etwa 5.500 Mann. An der Spitze der Legion stand der General (legatus legionis), ein Beauftragter des Kaisers, der dem senatorischen Adel entstammte. Die Chefs der Mainzer und Straßburger Legion unterstanden dem ebenfalls vom Kaiser berufenen Statthalter, der den Titel legatus Augusti pro praetore provinciae Germaniae superioris führte. Die Anwesenheit von Soldaten der beiden obergermanischen Legionen am Odenwaldlimes ist durch einige in den Limesanlagen gefundene Inschriften belegt. Allerdings handelt es sich dabei ausschließlich um Einzelpersonen, und zwar um Legionscenturionen, die hierher abkommandiert worden waren, um den Befehl über eine Numerus-Truppe zu übernehmen. Über die Anwesenheit regelrechter Kampfverbände der Legionen an unserer Limesstrecke gibt es keinen Hinweis.

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Landschaft und Geschichte

Darüber, ob Baukommandos der 8. und 22. Legion am Odenwaldlimes beschäftigt waren, haben wir keine sicheren Angaben. Es ist aber zu vermuten, dass aus den Pioniereinheiten der Legionen Bautrupps gebildet wurden, die zeitweise am Odenwaldlimes gearbeitet haben. Zwar liegen darüber von dieser Linie keine eindeutigen inschriftlichen Zeugnisse vor, doch legen die Verhältnisse an anderen limites, etwa dem Hadrianswall in Nordengland oder am Vorderen Obergermanischen Limes, eine solche Vermutung nahe. Aus dem Vorkommen von Ziegelmaterial, das mit den Herstellerstempeln der beiden Einheiten versehen ist und in einigen Anlagen der Odenwaldlinie gefunden wurde, zeigt sich, dass ein Teil des Baumaterials für die Errichtung der Limesbauten von den Legionsfabriken an Rhein und Main hergestellt und anschließend – wohl über weite Strecken auf dem

ordo senatorius

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Wasserweg – herangeschafft wurde. Ziegelstempel der legio XXII Primigenia pia Àdelis À sind aus den Kastellen Hainhaus bei Vielbrunn, Schloßau und Oberscheidental bekannt. Ziegelstempel der legio VIII Augusta fanden sich in Oberscheidental, Neckarburken sowie bei WP 10/37 »In der Schneidershecke«. Den unmittelbaren Schutz der Grenze übernahmen die Hilfstruppen. Diese gliederten sich in Reitereinheiten (alae), Kohorten und Numeri. Am Odenwaldlimes war nie eine Ala stationiert. Die Römer setzten diese beweglichen Einheiten oft an Stellen des Limes ein, von denen aus ein breites Operationsgebiet im Vorfeld der Grenze gegeben war. Die Stationierung einer Reitertruppe am Odenwaldlimes selbst machte aufgrund der landschaftlichen Vorgaben keinen rechten Sinn. Vor allem auf dem nördlichen Abschnitt wäre

Das Provinzialheer der römischen Kaiserzeit

turma (ca. 30–40 Reiter) centuria (ca. 80–100 Mann)

1 legatus augusti pro praetore: Statthalter, Oberbefehlshaber der Provinztruppen 1 legatus legionis: Legionskommandant 1 tribunus militum laticlavius: Militärtribun aus dem Senatorenstand

centuria legionis cohortis primae (ca. 160 Mann)

militia equestris

ordo equester

praefectus equitum q

IV praefectus equitum q

III tribunus cohortis

5 tribuni militum angusticlavii: Militärtribune aus dem Ritterstand

tribunus cohortis

II praefectus cohortis

praefectus cohortis

I praepositus numeri

numerus ca. 160 Mann

cohors quingenaria 6 centuriae à ca. 80 = 480 Mann cohors quingenaria equitata 6 centuriae à ca. 80 = ca.480 Mann 4 turmae à ca. 30 = ca. 120 Reiter cohors milliaria 10 centuriae à ca. 100 = ca. 1.000 Mann

legio Reiterei 4 turmae à ca. 30 = ca. 120 Reiter 1. Legionskohorte 5 centuriae = ca. 800 Mann 2.–10. Kohorten je 6 centuriae = ca. 4.320 Mann

ala milliaria 24 turmae à ca. 40 = ca. 960 Reiter

cohors milliaria equitata 10 centuriae à ca. 80 = ca. 800 Mann 8 turmae à ca. 30 = ca. 240 Reiter

ala 16 turmae à ca. 30 = ca. 480 Reiter

Die römischen Truppen am Odenwaldlimes

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Baumaterial aus Militärproduktion. Ziegelstempel vom Odenwaldlimes aus verschiedenen Produktionsstätten. 1: legio XXII Primigenia pia fidelis (Mainz), 2: legio VIII Augusta (Straßburg), 3: cohors IIII Vindelicorum (Großkrotzenburg), 4: cohors XXIIII voluntariorum (Benningen), 5: cohors III Dalmatarum (Oberscheidental).

die Bewegungsfreiheit von Reitereinheiten wegen des davorliegenden Maintals alsbald sehr eingeschränkt gewesen. Dagegen hätten sich berittene Kontingente am südlichen Abschnitt der Linie auf dem sich nach Osten hin öffnenden Gelände und den HochÁ Áächen durchaus bewegen können. Hier waren daher auch Infanterieeinheiten stationiert, die über Reiterabteilungen verfügten (cohortes equitatae). Insgesamt standen in den beiden großen Kastellen des Odenwaldlimes, Oberscheidental und Neckarburken, sowie in den Truppenlagern an dessen Anfangs- und Endpunkt, Obernburg und Bad Wimpfen, vier Kohorten. Es handelte sich bei ihnen um 500 Mann starke, teilweise berittene Einheiten (cohortes quingenariae equitatae). Als Kommandant stand der Kohorte ein ritterlicher Präfekt (praefectus cohortis) vor. Die Unterabteilungen der Truppe wurden von jeweils bis zu 80 Mann starken Centurien gebildet. Bei den teilweise berittenen Kohorten kamen noch

120 Reiter dazu, die in vier Schwadronen (turmae) zu je 30 Berittenen unter dem Kommando eines Reiterscharführers (decurio) gegliedert waren. Die meisten Kohorten standen als Reservetruppen am Limes, konnten aber auch direkte Grenzkontrollen ausüben und dann die Besatzungen selbst der Kleinkastelle und Wachttürme an dem Grenzabschnitt, für den sie zuständig waren, bilden. Die Besatzung eines Kastells hat auch am Odenwaldlimes mehrfach gewechselt, doch zogen hier immer wieder Truppen etwa gleicher Mannschaftsstärke in ihre neue Garnison ein. Die gesamte Strecke war in Kommandobereiche der jeweiligen Kohortenpräfekten unterteilt. Es wird angenommen, dass dem Chef der Oberscheidentaler Truppe der Limesabschnitt vom Numeruskastell Lützelbach bis zum Kleinkastell Robern unterstand. Die Befehlsgewalt des Neckarburkener Präfekten reichte sicherlich bis Trienz, wo die Inschrift einer der Neckarburkener

32 Truppen, des numerus Brittonum Elantiensium, gefunden wurde. Dem Befehlshaber der Kohorte in Obernburg waren möglicherweise die nördlichen Limesanlagen unserer Strecke zugeordnet, während die Besatzungen der letzten Wachtposten im Süden vielleicht dem Kommando des Bad Wimpfener Truppenchefs unterstanden. Darüber hinaus war die Gesamtstrecke in einzelne Überwachungsabschnitte der Numerus- und Kleinkastelle eingeteilt, die sich vor allem nach den geländebedingt vorgegebenen Sichtverhältnissen richteten und sich besonders auf der Nordstrecke des Odenwaldlimes nachvollziehen lassen. Hier scheint es so gewesen zu sein, dass die Einheiten mit niederem Rang – am Odenwaldlimes die Numeri – für den unmittelbaren Wachtdienst an der Grenze bestimmt waren, während die anderen – hier die Kohorten – in Bereitschaft lagen. Sie konnten, falls dies notwendig war, auch für Einsätze andernorts in und außerhalb der Provinz abgezogen werden, ohne dass dadurch die Überwachung des Limes grundsätzlich infrage gestellt worden wäre. Bei der Verschiebung des Limes auf die vordere Linie zwischen Miltenberg und Lorch haben die

Die Brittonen-Numeri – eine Besonderheit im Odenwald: Diese Einheiten dürften gegen Ende des 1. Jh. n. Chr. (vielleicht als Freiwillige) in den romanisierten Gebieten Englands ausgehoben worden und zunächst als geschlossenes Kontingent nach Obergermanien gekommen sein. Erst hier wurden sie in kleine Abteilungen aufgespalten. Geht man von zehn gleichzeitig besetzten Brittonen-Kastellen aus, legt eine Besatzung von jeweils zwei Centurien zugrunde und rechnet Unwägbarkeiten ein, so ergibt sich eine Zahl von insgesamt 1.600 bis 2.000 Soldaten, die im 2. Jh. n. Chr. in Obergermanien eingesetzt waren. Sie wurden offenbar besonders am Odenwaldlimes zur Entlastung der übrigen Auxiliareinheiten beim Wachtdienst benötigt, was die Bemannung der rund 80 km langen Strecke von Obernburg/Wörth bis Bad Wimpfen mit nur vier Kohorten, aber neun

F

Landschaft und Geschichte Truppen, die in den alten Militärlagern des Odenwald- und Neckarlimes standen, neue Kastelle bezogen, die 20 km bis 30 km weiter östlich der alten Linie aber in einer ähnlichen topograÀ Àschen Situation wie die Ausgangsgarnisonen angelegt wurden. Man spricht in diesem Zusammenhang von sogenannten »korrespondierenden Kastellen«. So wurde die Truppe des Lagers von Oberscheidental nach Miltenberg verlegt. Die Kohorte aus Neckarburken stand später in dem topograÀ Àsch fast identischen Kastellplatz Osterburken, die Wimpfener Einheit kam nach der Mitte des 2. Jh. nach Jagsthausen. Am Odenwaldlimes, besonders an dessen nördlichem Abschnitt, beÀ Ànden sich einige kleinere Kastellbauten mit einer GesamtinnenÁ Áäche von nur etwa 0,6 ha. Sie dienten als Unterkunft für Numerus-Formationen. Wie aus den Inschriften, die zuweilen in den Limesanlagen gefunden wurden, hervorgeht, handelte es sich bei diesen Verbänden um Brittonen-Numeri, deren Soldaten aus der einheimischen Bevölkerung Britanniens wohl schon gegen Ende des 1. Jh. n. Chr. ausgehoben worden waren.

numeri Brittonum zeigt. In den Jahren 145/146 n. Chr. scheinen die Brittonen am Steinausbau der Limesanlagen im Odenwald maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Für die innere Struktur ihrer Einheiten sind die überlieferten Dienstränge wichtig. Bei den Kommandanten (praepositi) handelt es sich durchgängig um abkommandierte Legionscenturionen. Kavallerieabteilungen fehlten, die Brittonen waren offenbar reine Fußtruppen. In der 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr. wurden die Brittonen-Numeri wahrscheinlich zu größeren Einheiten zusammengefasst und an andere Kastellplätze, z. B. Niederbieber verlegt. Damals waren es keine ethnisch geschlossenen Truppen mehr, vielmehr kam der Personalersatz der Truppe wie bei den übrigen römischen Truppen aus dem Umland. Marcus Reuter, Studien zu den Numeri des Römischen Heeres 359–569, besonders 385–389.

Die römischen Truppen am Odenwaldlimes

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Soldaten am Limes? Die Sandsteinreliefs könnten Darstellungen von Numerussoldaten zeigen. Links: Kleinkastell »Zwing«. Rechts: Kleinkastell Trienz.

Der Begriff numerus (Anzahl) konnte im römischen Sprachgebrauch zunächst ganz allgemein jede militärische Gruppierung bezeichnen, die sich nicht unbedingt mit einer organisierten Formation, also einer regulären Einheit, zu decken brauchte. Erst in zweiter Linie und – wie uns die Inschriften zeigen – zu einer späteren Zeit verwandte man ihn als terminus technicus für jene kleinen Verbände, die unter anderem besonders am Odenwaldlimes auftraten. Als Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Truppen dienten neben dem Hinweis auf die Stammeszugehörigkeit auch weitere Angaben im Namen der Einheit, die sich zum Teil auf topograÀ Àsche Gegebenheiten ihres jeweiligen Stationierungsortes beziehen konnten. So nannte sich der im Ostkastell von Neckarburken gelegene numerus Brittonum Elantiensium nach dem am Kastell vorbeiführenden Flüsschen, der heutigen Elz. Die Forschungen zur Organisation der Numeri am Odenwaldlimes ergaben, dass es sich bei diesen Truppen um taktisch selbstständige Militäreinheiten handelte. Bei den Ausgrabungen des Numeruskastells von Hesselbach konnte nämlich

das Stabsgebäude (principia) freigelegt werden, über das nur Truppen verfügten, die einen eigenen Verwaltungsapparat besaßen. Da die principia bereits in der ersten Bauphase des Kastells bestanden, kann davon ausgegangen werden, dass die Numeri als eigene Truppenkörper schon vor dem Beginn des 2. Jh. n. Chr. formiert wurden. Nach Ausweis der ergrabenen Innenbauten des Numeruskastells Hesselbach war die Truppe in vier Centurien zu etwa 30 Mann unterteilt. Hinzu kam noch der Kommandant mit seinem Stab, so dass sich eine ungefähre Besatzungsstärke von 160 Mann ergab. Entsprechend den Kohortenkastellen hat es auch bei den Kastellanlagen der Numeri am Odenwaldlimes und an der vorderen Linie »korrespondierende Kastelle« gegeben. Deutlich wird dies im Falle des ursprünglich in Schloßau stehenden numerus Brittonum Triputiensium. Einer Weiheinschrift zufolge, stand er später wohl in Miltenberg am Main, wo man ihn mit der von Oberscheidental hierher verlegten cohors I Sequanorum et Rauracorum als gemeinsame Besatzung des dortigen 2,7 ha großen Altstadt-Kastells annimmt.

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Landschaft und Geschichte

Allerdings erscheint er nun unter der geänderten Truppenbezeichnung exploratio Triputiensium. Der numerus Brittonum Elantiensium, der 158 n. Chr. noch sein Badegebäude in Neckarburken restaurierte, wurde aller Wahrscheinlichkeit nach erst unter Kaiser Commodus in den Jahren zwischen 185 und 192 n. Chr. in das Annexkastell von Osterburken verlegt. Von den übrigen Numeruskastellen kennen wir die Namen der Besatzung nicht. Am Vorderen Limes tauchen dann aber in einem Bereich, der regional dem Odenwaldlimes entspricht, nach der Mitte des 2. Jh. n. Chr. noch weitere Einheiten auf,

deren ursprüngliche Formationen wohl schon als Numeri in den Odenwaldkastellen gestanden haben dürften. Sie führen jetzt die Bezeichnung Aufklärungseinheit (numerus exploratorum), was ihre Funktion, das Vorfeld des Limes aufzuklären und zu überwachen, verdeutlicht. Die Ausrüstung der Auxiliarsoldaten folgt im Grunde der, die von den Legions- und Reitertruppen getragen wurde. Allerdings war bei den Legionen eine etwas stärkere Bewaffnung und schwerere Panzerung vorherrschend, während die Reiter eine leichtere Ausrüstung besaßen.

Soldaten der Kaiserzeit. A: Legionssoldat (legionarius) mit Wurfl flanze (pilum) und Schwert (gladius) sowie Helm (cassis), Schuppenpanzer (lorica segmentata) und Schild (scutum) als Defensivbewaffnung. Um die Hüfte gebunden trägt er den Wehrgurt (cingulum). Die Kleidung besteht aus einer Tunika und Sandalen (caligae). B: Hilfstruppensoldat (auxiliarius) mit Dolch (pugio), Schwert (spatha), Lanze (hasta). Helm (cassis), Kettenhemd (lorica hamata) und der ovale Schild (parma) bilden die Defensivbewaffnung. Der Soldat trägt Hosen (bracae), geschlossene Schuhe (calcei) und einen Mantel (sagum). C: Hilfstruppenreiter (eques). Neben der Ausrüstung der Fußsoldaten gehörten zur Bewaffnung noch Wurfspeere (iacula). Anstelle des Kettenhemdes trägt der Reiter einen Schuppenpanzer (lorica squamata).

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C A

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DER LIMES UND SEINE ANLAGEN Der Begriff limes Limes wird von den Römern zunächst als Begriff für Weg, Pfad verwendet und bedeutet eine Bahn, die Feld und Wald durchquert. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus benutzt am Ende des 1. Jh. n. Chr. erstmals das Wort Limes im Sinne von Reichsgrenze. Die Bezeichnung ObergermanischRaetischer Limes wurde von der Forschung zur Zeit der Reichs-Limeskommission eingeführt, um die bis zu 550 km lange, durch das heutige Südwest- und Süddeutschland führende Grenze des Römischen Reiches zu beschreiben. Der die römischen Provinzen schützende obergermanische und raetische Grenzzug durchlief während seines Bestehens insgesamt vier zeitlich aufeinanderfolgende Entwicklungsphasen. Am Odenwaldlimes

kamen aber nur die ersten drei Ausbaustufen zur Ausführung, da die gesamte Linie die Funktion der Reichsgrenze nur ca. ein halbes Jahrhundert, etwa zwischen 110/115 und 155/160 n. Chr. erfüllte. Wie sich an einigen Stellen des Limes – besonders gut z. B. an WP 10/8 »Lützelbacher Bannholz« (S. 36) – rekonstruieren ließ, hatten diese drei Ausbaustufen folgendes Aussehen: In Ausbaustufe 1 (um 110/115 n. Chr.) legten die Römer einen Postenweg (Patrouillenweg) an, wobei wohl streckenweise Schneisen (limites) in die Wälder geschlagen werden mussten. Der Weg wurde mit hölzernen Wachttürmen, die vereinzelt mit Schutzzäunen umgeben waren, abgesichert. Hinter der Linie entstanden aus Holzbauten errichtete und mit einer Holz-Erde-Mauer umgebene Limeskastelle.

Die Bauphasen des Limes. Ausbaustufen 1–4. 1

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Landschaft und Geschichte

Der Limes und seine Anlagen

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Aelius Spartianus, Historia Augusta, Vita Hadriani 12,6:

»Zu jenen Zeiten wie auch sonst öfter trennte er [Hadrian] die vielen Gegenden, in denen die Grenze gegen die Barbaren nicht durch Flüsse, sondern durch künstliche Sperren [limites] gebildet wird, die Barbaren vom Reichsgebiet durch ein System von großen Pfählen, die nach Art eines mauerähnlichen Geheges tief eingerammt und miteinander verbunden wurden.«

In Ausbaustufe 2 (120 n. Chr.) erfolgte die Anlage einer Palisade vor dem Postenweg als Grenzmarkierung und Hindernis gegen das einfache Überschreiten der Grenze. In Ausbaustufe 3 (145/146 n. Chr.) wurden die hölzernen Wachttürme durch Steinbauten ersetzt und die Kastelle in Stein umgebaut. Zur Ausführung von Ausbaustufe 4 – Wall und Graben anstelle der Limespalisade –, die wohl in der Zeit des Kaisers Septimius Severus (193–211 n. Chr.) erfolgte, ist es am Odenwaldlimes nicht mehr gekommen. Die Linie war damals nicht mehr besetzt und die Truppen schon einige Jahre an den Vorderen Obergermanischen Limes abgezogen.

Die Funktionsweise des Limes Der Limes, wie wir ihn durch die Ausgrabungen in seinem Aussehen kennen, konnte die Funktion einer Verteidigungslinie bei Auseinandersetzungen großen Stils nicht erfüllen. Dazu war die Linie zu lang und mit den Truppen, die in den Kastellen lagen und die Besatzungen der Türme stellten, zu schwach besetzt. Vielmehr diente der Limes als

Wachturmstelle im Wandel. Die Bauphasen des WP 10/8 »Lützelbacher Bannholz«: 1. Erster Holzturm mit Graben und Zaun. 2. Neubau des zweiten Holzturmes und Anlage der Palisade. 3. Neubau des Steinturmes.

37 überwachte Grenzlinie, die kleinere räuberische Überfälle ins Hinterland verhindern und besonders den Grenzverkehr über die von den Grenzsoldaten kontrollierten Übergänge lenken sollte. So kam zu dem rein militärischen besonders der wirtschaftliche Aspekt. Die Römer erhielten auf diese Weise Kenntnis von den Waren- und Menschenströmen, die sich in das Imperium Romanum hinein oder hinaus bewegten und konnten diese mit Zöllen und Abgaben belegen. In erster Linie sollten die am Limes stationierten Einheiten die Situation im Limesvorland aufklären und bei aufkommender Gefahr bereits vor der Grenze präventive Maßnahmen ergreifen. Somit wird deutlich, dass die römische EinÁ Áusssphäre nicht an der Grenzlinie endete. Man war vielmehr bemüht, vor ihr ein möglichst großes Glacis auszubilden, das Abstand zu den germanischen Siedlungsräumen schuf.

Die Trassierung der Limeslinie Bei der Linienführung des Odenwaldlimes besteht zwischen der dem Gelände angepassten nördlichen Linie und der Südstrecke, die von Schloßau aus ohne Rücksicht auf das Geländerelief schnurgerade nach Bad Wimpfen geführt wurde, ein deutlicher Unterschied. Die Gesamtlänge der Odenwaldstrecke beträgt – die Anlagen des Kochendorfer Abschnittes am Neckar mit eingerechnet – rund 80 km, die Nordstrecke nimmt davon rund 35 km, also etwa die Hälfte ein. Es scheint, als habe man von römischer Seite aus die kürzeste, und vom Gelände einigermaßen vorteilhafteste Linie bei Anlage des Limes angestrebt. Auf der Südstrecke beÀ Ànden sich nur wenige, zwar steil abfallende aber nicht allzu tiefe Taleinschnitte, die mit wenigen Kleinkastellen abgeriegelt werden konnten. Einer geradlinigen Trassierung der Nordstrecke standen dagegen die allzu großen Geländeunterschiede im Weg. Eine solche Streckenführung im Bereich dieses Abschnittes hätte ergeben, dass

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Landschaft und Geschichte

Spuren der Grenzpalisade. Die Reste des Palisadengrabens bei WP 10/30 im Schnitt (links), Rekonstruktion (rechts).

die Limeslinie taktisch völlig unübersichtlich geworden und eine schnelle Nachrichtenübermittlung nicht möglich gewesen wäre. Außerdem hätte die Begleitstraße über große Strecken weiter vom Limesverlauf entfernt angelegt und eine erhebliche Anzahl von Zwischenkastellen mit dem dazu notwendigen Truppenpersonal eingeschaltet werden müssen. Wo der Odenwaldlimes am Main beginnt, ist noch nicht mit letzter Sicherheit geklärt. Einiges deutet darauf hin, dass – zumindest ab einer bestimmten Zeit – mit dem Numeruskastell Wörth der unmittelbare Anschluss der Limeslinie an den Main gegeben war. Dennoch wird das Kohortenkastell Obernburg in der Kommandostruktur auch des nördlichen Odenwaldlimes eine gewisse Rolle gespielt haben. Gleiches dürfte auch für das erste Kastell am Neckar in Bad Wimpfen gelten, wenn auch hier durch die Neuentdeckung des Kleinkastells von Bad Friedrichshall-Kochendorf und die nunmehr ins Bewusstsein gerückten beiden Wachtposten weiter südlich davon ein über dem rechten Ufer des Neckars verlaufender Limeszug kenntlich wird. Er lässt sich in seinem Endpunkt noch nicht bestimmen.

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1m

Die Palisade Die Palisade gehört nicht zu den ältesten Anlagen am Limes, hat aber in unseren Vorstellungen – wie auch Wall und Graben – nahezu synonyme Bedeutung für die römische Grenzlinie erlangt. Das Palisadengräbchen wurde am Odenwaldlimes mehrfach geschnitten und sein ProÀ Àl aufgenommen. Danach zeigt sich, dass die Palisadenhölzer, deren Holzfaserreste sich zuweilen noch erhalten hatten, in ein bis zu 0,50 m breites Gräbchen eingestellt waren, das einen sich nach oben hin erweiternden trichterförmigen Querschnitt aufwies (z. B. WP 10/30 »In den Vogelbaumhecken«). An mehreren Stellen wurden noch die Steine gefunden, mit deren Hilfe die Stämme im Boden verkeilt worden waren. Es scheint, als seien am Odenwaldlimes in der Regel ganze Baumstämme für die Palisade verwendet worden, wie z. B. die Aufnahme des Befundes von WP 10/8 zu erkennen gibt. Eine Besonderheit der nördlichen Odenwaldstrecke stellt das 112 m lange Mauerstück dar, das zwischen dem Kleinkastell »Zwing« und WP 10/34 »Im Hohewald« angetroffen wurde und von dem noch die unterste Steinlage aus großen Sandsteinblöcken erhalten ist (S. 111).

WP 10/30 »In den Vogelbaumhecken«. Rekonstruierter Palisadenverlauf.

Der Limes und seine Anlagen

Straßengraben

Straßenkörper Geleise

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Straßengraben

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Palisade

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Schematische Darstellung von Limesweg und Palisade nach Befunden am WP 10/45 »Im Weißmauerfeld«.

Lediglich an einer Stelle des Odenwaldlimes konnte eine Unterbrechung des Limes festgestellt werden. Etwa 60 m nördlich des Kastells Schloßau war die Limespalisade auf 4,30 m Breite unterbrochen und in der Lücke noch die Steinstückung des in das Limesvorland führenden Weges vorhanden. Sicherlich gab es mehrere Limesdurchgänge, wohl zumeist in Nähe der Kastelle.

Limesweg und Grenzstraße Als Limesweg wird der zumeist unmittelbar hinter der Palisade verlaufende Patrouillenweg bezeichnet, der als erste Limesanlage in Verbindung mit den Holzwachttürmen für die Grenzüberwachung entstanden war. An einigen

Abschnitten hat sich der Weg als Steinsetzung erhalten. Stellenweise war er aber nur noch als restlicher Kieskörper oder als von Steinen freigeräumte Bodenzone zu erkennen. Neben dem eigentlichen Limesweg gab es die sogenannte Grenzstraße, die – sorgfältig ausgebaut – in wechselndem Abstand zum Limes verlief und zuweilen sogar die Funktion des Limesweges übernehmen konnte. Die Grenzstraße verband die einzelnen Kastelle auf möglichst kurzem Weg miteinander. Deutlich wird dies besonders bei der Straße, die den Limesweg ab WP 10/51 verlässt und bis zu 700 m weit hinter dem Limes verläuft.

Die Wachttürme Am Odenwaldlimes standen zunächst Holzwachttürme, die kurz vor der Mitte des 2. Jh. n. Chr. von Steinbauten abgelöst wurden. Die überwiegende Zahl der Turmstandorte war so gewählt, dass von ihnen aus das unmittelbare Vorgelände und die Limeslinie bis mindestens zu den benachbarten Turmstellen übersehen werden konnte. So waren vor allem die Bergkuppen oder die erhöhten Geländepunkte sowie ein- und ausspringende Winkel in der Limeslinie mit Wacht-

Zeitgenössisches Zeugnis. Eine der Turmdarstellungen auf der Trajanssäule nach einem Stich aus dem 16. Jahrhundert.

40 türmen besetzt. Nur an dem von Wörth über dem Mutterbach und dem Steinbachtal heraufkommenden Limesabschnitt bei Seckmauern errichteten die römischen Soldaten einzelne Posten auf halber Höhe, von denen aus der Taleinschnitt bis zum Main zu überblicken war. In der Regel hatten die benachbarten Wachttürme Sichtverbindung. Dies war besonders wichtig, weil der Limes als optische (Feuerzeichen mit Fackeln) aber auch akustische (Hornstöße) Signallinie verwendet wurde. Um die Türme so zu sichern, dass sie nicht im Handstreich genommen werden konnten, befand sich der Turmeingang im Mittelgeschoss und war nur über eine Leiter erreichbar. Eine Ausnahme stellt offenbar WP 10/22 – Steinturm dar. Die Holztürme waren mit einem massiven Holz-Erde-Unterbau versehen, der nicht durchschlagen oder untergraben werden konnte. Wie wir aus Funden wissen, besaßen die Turmbesatzungen zudem Schleuderkugeln und Waffen, mit denen sie zumindest für eine gewisse Zeit den Turm halten konnten, bis Verstärkung eintraf. Der Abstand zwischen den einzelnen Wachttürmen liegt – rechnet man alle angenommenen Turmstellen sowie die Kastelle mit ein – bei durchschnittlich 709 m. Die kürzesten Abstände liegen bei 405 m (zwischen WP 10/62a und 10/63) bzw. 430 m (zwischen WP 10/34 und 10/35), die längsten bei 1.005 m (zwischen WP 10/10 und 10/11) sowie 1.020 m (von WP 10/28 bis 10/29). Von den bisher insgesamt 85 Wachtposten der Odenwaldstrecke, eingerechnet die Anlagen bei Kochendorf, sind 24 vermutet. 30 Turmstellen konnten durch Ausgrabungen sicher, die übrigen durch andere Beobachtungen nachgewiesen werden. Aus der bei WP 10/37 »Schneidershecke« gefundenen Weiheinschrift geht die antike Bezeichnung eines Limeswachtturms, nämlich burgus, hervor. Das Wort entstammt dem griechischen Sprachgebrauch, was darauf hindeutet, dass diese Form der Wehrarchitektur aus dem hellenistischen Raum übernommen worden ist.

Landschaft und Geschichte

Die Holztürme Bei den Ausgrabungen der Reichs-Limeskommission wurden die Überreste von 33 Holztürmen festgestellt. Davon konnten 20 Turmhügel untersucht werden. Der heutige Erhaltungszustand der Holzturmstellen ist recht unterschiedlich. An einigen Stellen liegen zwei Holzturmhügel nebeneinander (z. B. S. 81, 83, 111). Stattliche, von Laub und Gebüsch überdeckte Turmhügel Ànden sich vor allem in Nähe der Kastelle Lützelbach und Vielbrunn sowie auf dem Hohen Odenwald zwischen Hesselbach und Schloßau. Bei fast allen Holztürmen ist noch die Áache Mulde des einstigen Ringgrabens erhalten. In einigen Fällen, z. B. bei WP 10/17 »In den Heumatten« und WP 10/18 »Im Strichherrenwald«, steht besonders nach Regenfällen Wasser in der Grabensenke. Dies gibt auch einen Hinweis auf die Funktion der Gräben. Außer als Annäherungshindernisse dienten sie der Trockenhaltung des im Innern gelegenen Turmplateaus. Alle Türme am Odenwaldlimes besaßen nur einen Ringgraben. Der Durchmesser der Ringgräben liegt zwischen 16 m und 19 m. Bei den Ausgrabungen fand sich innerhalb der Schutthügel ein trocken gesetztes Mauerviereck, das an den Ecken Aussparungen zeigte, in denen tiefer gehende Gruben von mächtigen Eckpfosten sichtbar waren. Außerdem befanden sich Schlitze im Trockenmauerwerk, in die ehemals horizontal über Kreuz liegende Balken eingefügt waren. Die Zwischenräume des Gitters waren mit Steinen, Erde und Lehm ausgefüllt. Die äußeren Abmessungen der Holztürme bewegen sich in der Regel zwischen 5 m und 6 m. Für die Rekonstruktion der Turm-Obergeschosse lassen sich von verschiedenen Seiten Hinweise Ànden. Aus den Ausgrabungsbefunden ergibt sich, dass die oberen Holzgerüstkonstruktionen auf einem massiven Erdgeschoss aufsaßen und von den 0,30 m x 0,30 m messenden Eckpfosten gehalten wurden. Dank bildlicher Darstellungen auf der Trajanssäule in Rom können wir uns ein ungefähres Bild des Aus-

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Freie Sicht von Turm zu Turm. Anhand des Geländeprofils fi zwischen WP 10/8 und WP 10/9 lässt sich die Mindesthöhe der Türme ermitteln. Kartengrundlage: Laserscan-Aufnahme.

sehens der Türme machen. Danach befanden sich auf dem Turmgerüst Bretter aufgenagelt. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass die Geschosswände mit Schindeln versehen waren oder die Außenwände überhaupt aus Lehm- oder Holzfachwerk bestanden. Da an den Turmstellen des Odenwaldlimes kaum Ziegelmaterial gefunden wurde, kommt als Bedachung nur Stroh- oder Schindeldeckung infrage. Für die Rekonstruktion der Turmhöhe war eine Beobachtung aufschlussreich, die bei WP 10/8 und WP 10/9 gemacht wurde. Zwischen beiden Wachtturmstellen liegt eine leichte Geländeerhöhung, die nur dann überblickt werden konnte, wenn die Aussichtshöhe beider Türme mindestens bei 7,60 m lag. Rechnet man ein, dass auch Gebüsch und anderer Niederbewuchs übersehen werden musste und berücksichtigt noch die Dachkonstruktion, so kann man sicherlich eine Gesamtturmhöhe von ungefähr 10 m annehmen. Die Holztürme dürften daher über dem massiven Block des Erdgeschosses noch zwei weitere Etagen besessen haben. Dabei diente das mittlere Geschoss, in das auch der erhöhte Eingang führte, den Wohnzwecken der Turmbesatzung, während der obere Stock dem Wachtdienst vorbehalten war. Hier befanden sich auch die Ausguckfenster.

Im Zwischengeschoss waren wohl nur kleinere Lichtöffnungen vorhanden. Ein fast originalgetreuer Nachbau eines hölzernen Wachtturms vom Odenwaldlimes ist im Bereich von WP 10/15 »Im oberen Haspel« bei Vielbrunn geplant (2010). Soweit sich überhaupt Fundmaterial aus den Holzturmruinen gefunden hat, gehört es einer früheren Periode an und macht deutlich, dass es sich bei den Holztürmen durchweg um die älteren Anlagen an den Wachtturmstellen des Odenwaldlimes handelt. An zahlreichen Plätzen kommen zwei Holztürme an einer Wachtturmstelle vor. Vermutlich war der ältere Turm schadhaft, vielleicht seine tragenden Hölzer morsch geworden, so dass ein Ersatz geschaffen werden musste. Bei WP 10/8 und WP 10/10 sind die ersten Holztürme abgebrannt. Zu Schadensfeuern dürfte es durch Blitzschlag, aber auch aufgrund der denkbar einfachsten offenen Herdstellen gekommen sein, welche die Soldaten in der kalten Jahreszeit in der Aufenthalts- und Wachtstube der Türme unterhielten. Weniger sind wohl feindliche Einwirkungen für die Brände verantwortlich zu machen, denn in der Zeit als der Odenwaldlimes bestand, ging es an diesem Teil der römischen Reichsgrenze relativ ruhig zu.

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Landschaft und Geschichte

Die Steintürme Von der Gesamtzahl der am Odenwaldlimes angenommenen 85 Steintürme sind lediglich noch 30 im Gelände mehr oder weniger gut sichtbar. Für weitere 22 Türme liegen verbürgte Hinweise auf Steinfunde vor. Sie sind obertägig aber nicht mehr erhalten. Die Fundamente einiger Steintürme wurden mehrfach konserviert. Als Baumaterial diente im nördlichen Limesabschnitt roter oder grauer feinkörniger Sandstein, der in diesem Teil des Odenwaldes – stellenweise in kleinen »Felsmeeren« – ansteht. Im Muschelkalkgebiet südlich von Neckarburken gelangte Kalkstein als Baumaterial zur Verwendung. Im Gegensatz zu den Holztürmen besaßen die Steintürme am Odenwaldlimes in der Regel keine Ringgräben. Allerdings ist nicht völlig auszuschließen, dass diese nicht hin und wieder vorkamen. Auch bei der Freilegung des Steinturms der südlicheren der

beiden Kochendorfer Turmstellen (WP 10/81) ließ sich ein viereckig um den Turm verlaufender Graben nachweisen. Die Größenabmessungen der Türme liegen zwischen 4,70 m x 4,80 m (WP 10/70) und 8,10 m x 8,30 m (WP 10/44). Letzterer stellt sicherlich eine Ausnahme dar, was auch durch zahlreiche Ziegelfunde aus seinem Schutthügel unterstrichen wird. Ziegelfunde an Steintürmen sind nur an den Heiligtümern in Turmform auf der Karlshöhe bei Obernburg und von WP 10/37 bekannt. Der Steinturm des genannten Standorts könnte daher vielleicht auch eine andere Funktion erfüllt haben. Die Seitenlängen der Steintürme liegen sonst zwischen 5 m und 6 m. Für die Rekonstruktion der Steinturmhöhe ist wiederum der Befund von WP 10/8 und 10/9 ausschlaggebend. Im Gegensatz zu den Holztürmen besaßen die Steintürme mit dem begehbaren Untergeschoss einen weiteren Raum, der vermutlich zur Aufbewahrung von Mannschaftsvorräten benutzt wurde.

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Der Limes und seine Anlagen

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Im Mittelgeschoss befand sich der Wohnraum der Turmbesatzung und im obersten Stockwerk die Wachtstube mit Fensteröffnungen. Für die Rekonstruktion der Steintürme am gesamten Limes geben insbesondere die Anlagen der Odenwaldlinie wichtige und mit die detailliertesten Hinweise. Der Eingang zu den steinernen Wachttürmen des Odenwaldlimes lag im Mittelgeschoss (Ausnahme WP 10/22). Zweiteilige Aussichtsfenster im Obergeschoss mit teilweise proÀ Àlierten Mittelpfeilern können durch die Funde von einigen dieser Architekturteile im Bauschutt der Odenwaldtürme angenommen werden. Bei den Ausgrabungen fanden sich mehrfach halbrunde, z. T. mit Verzierungen oder gar Inschriften versehene Steinplatten, die – wohl auch farbig gefasst – oberhalb der Türen und vielleicht auch der Fenster als Füllung (Lünetten) der Entlastungsbögen dienten. Bei den Inschriften handelt es sich um Bauinschriften in Form von Ehreninschriften für den Kaiser. Weitere Bauteile zeigen, dass

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Fenster und Türen Gewände besaßen, letztere auch Schwellensteine. Einige Konsolen deuten auf weitere Untergliederung der Außenfassade, die nach Ausweis der Untersuchungsergebnisse von Graf Franz Áächig verputzt und mit einem roten Fugenstrich versehen war. Allerdings zeigen Beobachtungen an WP 10/25, dass auch der sogenannte Fugenstrich vorkam, bei dem die Bruchsteine nur am Rand verputzt und die Fugen rot ausgestrichen wurden, während die Steinköpfe unverputzt hervortraten. Dadurch konnte trotz unterschiedlicher Steinformate ein regelmäßiges Mauerwerk vorgetäuscht werden. Das Fundament der Steintürme war durchschnittlich 1,20 m, das aufgehende Mauerwerk zwischen 0,75 m und 1,00 m breit und zumeist aus sauber zurechtgeschlagenen Steinquadern aufgesetzt. Die Türme dürften von einer Wachtmannschaft in der Stärke von bis zu acht Mann besetzt gewesen sein. Sie erhielt eine für die Abkommandierungszeit berechnete Nahrungsmittelration, die u. a. aus Fleisch, Getreide, Öl und Wein bestand. Die Untersuchung der Knochenfunde vom Wachtposten 10/25 »Roter Buckel« zeigt, das zu den Fleischrationen vor allem Rind, Schwein, Schaf oder Ziege gehörten. Vereinzelt nachgewiesene Feuerstellen im Umgebungsbereich der Turmstellen, so an WP 10/8 »Lützelbacher Bannholz« und vielleicht an WP 10/34 »Im hohen Wald«, deuten wohl darauf hin, dass sich die römischen Soldaten ihre Mahlzeiten zumindest zeitweise außerhalb der Turmbauten zubereitet haben.

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Steinturm am Odenwaldlimes. Zeichnerische Rekonstruktion eines Limeswachtturmes in Steinbauweise anhand von Architekturteilen, wie sie an verschiedenen Turmstellen gefunden wurden. 1–3 Gesimsteile: 1 WP 10/36, 2 WP 10/28, 3 WP 10/42. 4 Steinplatte WP 10/29. 5–7 Lünetten: 5, 7 WP 10/33, 6 WP 10/35. 8–11 Säulen: 8 WP 10/35, 9 Fundort unbekannt, 10/11 WP 10/33. 12 Steinturmsockel WP 10/11.

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Landschaft und Geschichte

Die Kastelle Am Odenwaldlimes Ànden sich ausschließlich Kohorten-, Numerus- und sogenannte Klein- oder Zwischenkastelle. Während wir über das Aussehen eines Numeruskastells durch die Untersuchungen in Hesselbach sehr gut unterrichtet sind, ist unsere Kenntnis der übrigen Kastellbauten lückenhaft. Immerhin wissen wir, dass wohl den meisten in Stein erbauten Anlagen ältere, in Holz-Erde-Technik errichtete vorangingen. Im Falle des Numeruskastells von Seckmauern ist es nicht zur Ausführung einer Steinanlage gekommen, da das Kastell schon vorher aufgegeben worden ist. Alle Kastelle, von den Legionslagern bis zu den Numeruskastellen, waren nach dem gleichen

Grundschema angelegt und besaßen daher – wenn auch in unterschiedlicher Größe und Anzahl – im Wesentlichen die gleichen funktionellen Bauten. Das Kastell war ein dem Quadrat angenähertes Rechteck mit abgerundeten Ecken. Je nach Größe war es mit bis zu vier Toren, Eck- und Zwischentürmen versehen. Die Odenwaldkastelle hatten allesamt nur einen Spitzgraben. Im Innern lehnte sich an die Wehrmauer ein Erdwall an, auf dem der Wehrgang verlief. Entlang des Wallfußes befand sich ein umlaufender Weg, die via sagularis. Der Längs- und der Querachse des Lagers folgten die beiden Hauptstraßen, die via praetoria und die via principalis. An ihrem Schnittpunkt im Mittelpunkt des Kastells stand das Stabsgebäude (principia) mit Fahnenheiligtum (sacellum), Schreibstuben, Waffenkammern und

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Kastell einer Hilfstruppeneinheit. Schematische Rekonstruktion eines Auxiliarlagers und Teile des Lagerdorfes am Beispiel der Saalburg. 1 Stabsgebäude (principia) 2 Wohnhaus des Kommandanten (praetorium) 3 Mannschaftsbaracke (centuria) 4 Vorratsspeicher (horreum) 5 Doppelbaracke 6 Scheune/Stall (stabulum) 7 Wirtschaftsbereiche mit Nutzbauten 8 Backöfen 9 Brunnen 10 Haupttor (porta praetoria) 11 Rechtes Seitentor (porta principalis dextra) 12 Linkes Seitentor (porta principalis sinistra) 13 Rückwärtiges Tor (porta decumana)

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Der Limes und seine Anlagen Appellplatz. Im mittleren Teil des Auxiliarlagers gab es neben der Wohnung des Kommandanten (praetorium) Getreidespeicher (horrea), manchmal ein Krankenhaus (valetudinarium) und Werkstätten (fabricae). Im vorderen (praetentura) und im rückwärtigen Lagerbereich (retentura) standen die Mannschaftsbaracken. Außerdem gab es Magazinund Werkstattbauten sowie Latrinen. Die größten Anlagen des Odenwaldlimes sind die Kohortenkastelle von Oberscheidental und Neckarburken-West sowie am Ausgangspunkt der Linie das Obernburger Kastell und an deren Endpunkt die weniger erforschte Anlage von Bad Wimpfen. Alle genannten Kastelle dienten 500 Mann starken, teilweise berittenen Einheiten als Unterkunft. Die Abstände der Befestigungen untereinander sind sehr unregelmäßig, was sich mit der unterschiedlichen Geländesituation erklären lässt. Die Garnisonen von Obernburg und Oberscheidental lagen 45,5 km Luftlinie auseinander. Zwischen dem letzteren und

(via praetoria) 15 Lagerquerstraße (via principalis) 16 Rückwärtige Lagerstraße (via decumana) 17 Lagerringstraße (via sagularis) 18 Wehrmauer mit Wehrgang ng g (vallum) 19 Wehrgraben (fossa)

45 Kastell Neckarburken-West beträgt der Abstand 14,4 km, während das Wimpfener Lager von Neckarburken 16,7 km entfernt ist. Die Wahl des Ortes bei Anlage der Kohortenkastelle scheint sich nach wichtigen Verkehrswegen gerichtet zu haben. So hat der Truppenstandort Neckarburken das Elztal abgeriegelt, während das Kastell von Oberscheidental wegen der günstigen Bewegungsmöglichkeiten die offenstehende HochÁ Áäche besetzte. Mit einer Größe von 0,6 ha bis 0,8 ha konnten die Numeruskastelle eine Besatzung bis zu 160 Mann aufnehmen. Die Numeri waren unterschiedlich über die Strecke verteilt. Auf dem Südabschnitt des Odenwaldlimes Ànden wir nur ein Numeruskastell: Neckarburken-Ost. Auf dem Nordabschnitt, wo keine Kohortenkastelle sind, beÀ Ànden sich zahlreiche Numeruskastelle in erstaunlich gleichmäßigem Abstand von durchschnittlich 5,8 km. Bei der Standortwahl wurde auf gelände- und verkehrstechnische Gesichtspunkte offensichtlich nur in zweiter Linie

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Landschaft und Geschichte

geachtet. Man hat wohl versucht, eine günstige Lage im Gelände mit einer gewissen Regelmäßigkeit der Stationsabstände in Einklang zu bringen. Die bei den Ausgrabungen in Hesselbach aufgedeckten Innenbauten und ermittelten Bauperioden dürften auch auf die übrigen Numeruskastelle der Odenwaldstrecke zu übertragen sein. Im Grunde stellt das Hesselbacher Numeruskastell eine verkleinerte Version eines Kohortenkastells dar. Im Zentrum beÀ Àndet sich das Stabsgebäude, dessen Exerzierhalle über die via principalis reicht. Im rückwärtigen Lagerteil (retentura) ist das Komman-

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Die Badegebäude

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dantenhaus des praepositus numerii angeordnet. Zu beiden Seiten erstrecken sich jeweils zwei Mannschaftsbaracken für die Centurien. Im vorderen Lagerteil stehen rechts und links der via praetoria ein Handwerkerbau (fabrica) und weitere Gebäude, die vielleicht als Stallungen zu interpretieren sind. An strategisch wichtigen Punkten befanden sich kleinere Kastellanlagen, sogenannte Zwischenkastelle. Auf dem Nordabschnitt wurden die Einsattelungen des Höhenzuges, die einen günstigen Limesübergang ermöglichten, besetzt, während die Anlagen des Südabschnittes zum Schutze von Taleingängen gedient haben. Die Kleinkastelle waren verstärkte Wachtposten und werden im Limeswerk auch teilweise in die durchlaufende Nummerierung der Wachtposten eingereiht, so Kleinkastell Robern als WP 10/48 und Trienz als WP 10/52. Die kleinste Anlage dieser Art, das Kastell »Windlücke«, war nur 13,50 m x 13,50 m, die größte, Trienz, 44 m x 46 m groß. Die Besatzungsstärke dürfte dementsprechend unterschiedlich gewesen sein. In den größeren Anlagen ist eine (Numerus-)Centurie in der Stärke von 40–50 Mann geradeso unterzubringen.

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Numeruskastell Hesselbach. Schematischer Plan und Rekonstruktion anhand der Grabungsbefunde. 1 Stabsgebäude (principia) 2 Kommandeurswohnung (praetorium) 3 Wirtschaftsgebäude 4 Stall (stabulum) 5 Mannschaftsunterkünfte 6 Wehrmauer mit Toranlagen 7 Wehrgraben

Auch in den entlegensten Gegenden des Römischen Reiches mussten die Soldaten nicht auf den – wenn auch bescheiden anmutenden – Luxus des

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Zwischenkastell Robern. Schematische Rekonstruktion und Plan. A Wohn- und Wirtschaftsgebäude, B Wehrmauer mit Wehrgang, C Haupttor, D Rückwärtige Ausfallpforte, E Wehrgraben.

Bades verzichten. Die Badegebäude unterteilten sich in einen Kalt- und Warmbadetrakt. Während die Kalträume lediglich einen Estrichboden besaßen, befand sich unter den Warmräumen eine Unterbodenheizung (hypocaustum). Bei dieser lag der Fußboden auf aus Ziegeln gemauerten Pfeilerchen. Von einem angebauten Heizraum (praefurnium) konnten somit die heißen Rauchgase eines dort brennenden Feuers unter dem Fußboden hindurchströmen und diesen erwärmen. Die Warmbäder waren außerdem mit einer Wandheizung ausgestattet, bei der vierkantige Ziegelröhren (tubuli) die warme Luft vom Hohlraum unter dem Fußboden an den Wänden hochleiteten und über Schornsteine nach außen führten. Die verschiedenen Räume lagen – entsprechend dem Badevorgang – in einer bestimmten Reihenfolge hintereinander. Man rechnet es deshalb dem

Badefreuden am Limes. Römerbad beim Numeruskastell Würzberg. F Kaltbad (frigidarium) S Schwitzbad (sudatorium) P Kaltwasserbecken (piscina) T Laubad (tepidarium) mit Badebecken (T1) C Warmbad (caldarium) mit Badebecken (C1) H Heizraum (praefurnium)

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Bad Wimpfen. Grundriss eines Streifenhauses aus dem nachkastellzeitlichen Vicus. 1 Wirtschaftsraum mit Küche (K), Feuerstellen (F) und Brunnen (B), 2 Keller mit Innentreppe (T), 3 Wohn-/Schlafräume, 4 Laden mit Feuerstelle (F), 5 Speiseraum, 6 Anbau. Rechts Modell in Rückansicht.

sogenannten »Reihentypus« zu, der seit dem 1. Jh. n. Chr. üblich war. Als Beispiel zum Nachverfolgen des Badevorgangs kann der Grundriss des sorgfältig restaurierten Bades beim Kastell Würzberg dienen. Von einem möglicherweise vor Raum F liegenden hölzernen Umkleideraum (apodyterium), der allerdings in Würzberg nicht nachgewiesen werden konnte, betrat der Badende den Kaltbaderaum F (frigidarium), von dort begab er sich in den Schwitzraum S (sudatorium). Abkühlung fand er dann in dem Kaltwasserbecken P (piscina) gegenüber. Man kann diesen Teil des Bades durchaus mit unserer heutigen Sauna vergleichen. Aus diesem Gebäudetrakt gelangte der Badebesucher in den angenehm temperierten Raum T (tepidarium) mit einem Badebecken, das lauwarmes Wasser enthielt. Schließlich

ging er noch in den Heißbadetrakt C (caldarium), in dem sich das Warmwasserbecken befand.

Die Lagerdörfer Im Laufe der Zeit entwickelten sich auch um die Kastelle des Odenwaldlimes Lagerdörfer (vici), in denen die Angehörigen der Soldaten wohnten und sich Händler, Handwerker und Wirtsleute niederließen. Die umfangreichen Untersuchungen der letzten Jahre im Bereich des Kastells von Schloßau machten deutlich, dass auch die Numeruskastelle des Odenwaldlimes über Lagerdörfer mit der typischen Streifenhausbebauung beidseits der Vicusstraßen, über Großbauten und technische Einrichtungen sowie über Gräberfelder verfügen konnten.

Bauphase 1 Ba Ba phase 2 Bau Ba Bau a phase 3 Fe erstelle Feu Bad

Ziviles Leben am Limes. Übersichtsplan der Ausgrabungen bis 2007 im Vicus-Bereich des Kastells Schloßau.

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DIE FUNDE VOM LIMES Das Fundmaterial vom Odenwaldlimes Àndet sich über zahlreiche örtliche und überregionale (S. 155–158) Museen verstreut. Bei den aus den Trümmern der römischen Bauwerke am Odenwaldlimes geborgenen Inschriften handelt es sich zumeist um Bauinschriften in Form von Ehreninschriften für den regierenden Kaiser, die in vielen Fällen das Datum des Bauabschlusses der Bauwerke angeben, an welchen sie angebracht waren. Hierher gehören die Inschriften des Steinkastells von Obernburg (162 n. Chr.), des Ostkastells von

Inschriften: Sprechende Zeugnisse der Vergangenheit. 1: Bauinschrift von WP 10/33 (146 n. Chr. ). 2: Weihestein von WP 10/37. 3: Bauinschrift des Numeruskastells von Neckarburken (145 n. Chr. ). 4: Bauinschrift des Kastells von Obernburg (162 n. Chr.).

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Neckarburken (145 n. Chr.) sowie von dessen Badegebäude (158 n. Chr.), die Inschrift des Kleinkastells Trienz, die zusammen mit den epigraphischen Zeugnissen von den Wachtposten 10/19, 10/29, 10/33 und 10/35 in die Jahre 145/146 n. Chr. datieren, und der undatierte Weihestein vom Wachtposten 10/37. Aus den Skulpturen und Steinbildwerken vom Odenwaldlimes ragen drei vollplastische Statuen aus dem Heiligtum an der Wachtturmstelle 10/37 »In der Schneidershecke« heraus. Die übrigen Steinbildwerke zeigen weitaus einfachere Ausführung. Immerhin

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Soldatenverdienst. An den Zahltagen wurde der Sold an die Truppen ausbezahlt. Ein einfacher Hilfstruppensoldat verdiente im Jahr 300 Denare (1.200 Sesterzen). Davon hatte er aber Unterkunft und Verpfl flegung, Kleidung und Altersversorgung zu bestreiten, so dass ihm nur ein Teil seines Soldes bar ausbezahlt wurde. Damit musste er seinen Lebensunterhalt außerhalb der Kaserne und den

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machen sie aber deutlich, dass auch im hinteren Odenwald, wenngleich nicht immer mit besonderer künstlerischer Fähigkeit, die Soldaten ihre Bauten mit Reliefschmuck und verzierten Architekturteilen auszustatten wussten. Die Römer besaßen bei der Eroberung und Besetzung Germaniens eine ausgeprägte Geldwirtschaft, die sie auch in den neu unterworfenen Gebieten einführten. Die Soldaten erhielten ihre

seiner Familie bezahlen. Dennoch gelang es vielen Soldaten, Geld zurückzulegen, mit dem sie nach dem Ausscheiden aus dem Heeresdienst zusammen mit der Rente die weitere Existenz sichern konnten. Je höher der Militärrang war, desto größer war der Verdienst. Beispielsweise verdiente ein Kohortenpräfekt im 2. Jh. n. Chr. etwa 30.000–60.000, der Statthalter in Mainz 200.000 Sesterzen im Jahr.

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Entlohnung in Münzgeld. Das römische Heer stellte damit einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in den Grenzprovinzen dar. Die Münzen können – wenn sie gut erhalten sind – aufgrund der Kaiserporträts und der Herrschaftsdaten in der Bildumschrift auf das Jahr genau datiert werden. Sie dienen daher den Archäologen als wichtige historische Quelle. In den Anlagen des Odenwaldlimes haben sich neben den Münzen Waffen, Geräte und Werkzeuge

Statuengruppe der Gottheiten Fortuna, Mars und Salus vom WP 10/37 »In der Schneidershecke«.

Die Funde vom Limes

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Schleudersteine aus dem Kastell Schloßau.

gefunden, deren Formenvielfalt auch von den anderen Limeslinien her bekannt ist. Allerdings steht die bisher aufgetretene Fundmenge in keinem Verhältnis zu der am Vorderen Limes geborgenen. Die Odenwaldlinie wurde ohne Zerstörungen systematisch geräumt, die Soldaten haben dabei ihre Waffen, ihren Hausrat und die Metallteile aus den Kastellbauten weitgehend mitgenommen. Lediglich an den Plätzen, an denen sich – wie im Falle von Schloßau, Neckarburken und Bad Wimpfen nachgewiesen – Lagerdörfer bei den Kastellen entwickelten und noch länger bestanden, ließen sich insbesondere bei neueren Ausgrabungen vermehrt Funde verschiedener Fundgattungen aus dem Boden bergen. Schon bei den Ausgrabungen des Grafen Franz waren in den Ruinen der Wachttürme »einige eiserne Lanzen von verschiedener Größe, und vom Rost verunstaltet« gefunden worden, die in die Erbacher Sammlung gelangten. Eine eiserne Lanzenspitze liegt aus WP 10/5 »Seckmaurer Höhe« vor. Die übrigen Waffenfunde stammen aus den Kastellplätzen. Es handelt sich um Lanzen- und Pfeilspitzen, Dolchund Messerteile sowie um Gürtelbeschläge. Als Verteidigungswaffen sind die an vielen Turmstellen, besonders aber in den Kastellen aufgetretenen handlichen Steinkugeln anzusehen. In Hesselbach fanden sich 70, in Oberscheidental 100 und weitere zahlrei-

Eisenwaff ffen in der Erbacher Sammlung von Graf Franz I. zu Erbach aus »Kastellen und Türmen«.

che Exemplare jüngst in Schloßau. Hier verdeutlichen die größeren Stücke, dass am Odenwaldlimes wohl auch Schleudergeschütze (ballistae) eingesetzt wurden. Die kleineren dürften von den Türmen aus als Handwaffen benutzt worden sein. Weitere Funde aus Bronze und Eisen stellen Schmuck, Gerätschaften des Haushaltes und der Bautechnik sowie zur medizinischen Versorgung dar. Keramik wurde an fast allen Wachtposten und in sämtlichen Kastellen gefunden. Die Terra Sigillata, das mit einem rot glänzenden Tonüberzug versehene »gute Geschirr« der Römer, ist aufgrund seiner datierenden Aussagen besonders wichtig. Die älteste Terra Sigillata am Odenwaldlimes stammt aus Südgallien. Besonders bei den Ausgrabungen in Hesselbach konnten Scherben dieser Herkunft geborgen werden. Südgallische Terra Sigillata wurde nach den Funden bis ca. 120 n. Chr. an den Odenwaldlimes verhandelt. Dagegen fehlt in den

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Landschaft und Geschichte

Funde aus Neckarburken. Oben: Bürgerrechtsurkunde für einen Soldaten – Militärdiplom aus Neckarburken. Unten: Emailscheibenfi fibeln.

der Vorverlegung der Linie aufgegeben wurden, die dort dominierende Ware aus Rheinzabern. Lediglich in den weiterbestehenden oder später zu römischen Landgütern umgenutzten Kastellen wie Wörth, Seckmauern, Neckarburken und Bad Wimpfen ist Rheinzaberner Ware vielfach vertreten. Einen besonderen Fund stellt das Bruchstück eines sogenannten Militärdiploms dar, das aus dem Keller des Mittelgebäudes im Innern des Ostkastells von Neckarburken zutage kam. Es datiert auf den 16. Oktober 134 n. Chr. Der Besitzer des Diploms wurde mit der Verleihung des bronzenen Schrifttäfelchens nach 25-jährigem Armeedienst römischer Bürger. Außerdem wurde seine Frau, mit der er bisher nur im Konkubinat lebte, juristisch als Ehefrau anerkannt und erwarb dadurch zusammen mit den gemeinsamen Kindern ebenfalls das römische Bürgerrecht. Eine Abschrift der Urkunde wurde im

zentralen Heeresarchiv in Rom – es befand sich im Tabularium, den Gewölben unterhalb des Kapitols, – aufbewahrt und konnte jederzeit zur Beweisführung herangezogen werden.

Zeitbestimmung mit Geschirr. Das Datum der Vorverlegung des Odenwaldlimes auf die vordere Limeslinie um 155 n.Chr. sowie das Fehlen der Rheinzaberner Produkte in den Fundschichten und Anlagen aus der Zeit des Bestehens der Odenwaldstrecke werden als Indizien herangezogen, um auch den Beginn der Sigillataproduktion in Rheinzabern zu datieren. Man nimmt deshalb an, dass mit der Herstellung der Terra Sigillata an diesem in der Antike wichtigen keramischen Produktionsort am Rhein um das Jahr 140 n. Chr. begonnen und der Export der Waren ab 150 n. Chr. in großem Umfang einsetzte. Bei dem Datum handelt es sich um einen wichtigen Terminus für die Chronologie in der Provinzialrömischen Archäologie, denn Fundkomplexe, in denen sich Rheinzaberner Sigillata befindet, fi können demzufolge erst »nach 150 n. Chr.« entstanden sein.

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DAS LAND HINTER DEM ODENWALDLIMES Der Odenwaldlimes schützte zusammen mit dem Main- und Neckarlimes das Hinterland im Bereich des heutigen Südhessen und nördlichen Baden-Württemberg. Wie ein Blick auf die Karte der Siedlungsreste hinter der antiken Grenzlinie zeigt, gab es im Norden vor allem im hessischen Ried, in der Dieburger Bucht und im Odenwaldvorland, in der linksseitigen Mainebene zwischen Steinheim am Main und Obernburg, entlang des

Altneckarlaufs im Rheintal und an der Bergstraße eine dichtere Besiedlung, während die Siedlungsstellen in den Flusstälern von Gersprenz und Mümling Richtung innerer Odenwald auszudünnen scheinen. Hinter dem südlichen Odenwald- und dem Neckarlimes lassen sich Siedlungsschwerpunkte im Bereich des Neckarmündungsgebietes um Ladenburg und Heidelberg, in der fruchtbaren Landschaft des Kraichgaus und im mittleren Neckarland nachwei-

Das Land hinter dem Limes: CivitasHauptorte, germanische Siedlungsgebiete auf Reichsgebiet und wichtige Straßenverbindungen im rechtsrheinischen Bereich der Provinz Obergermanien.

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Landschaft und Geschichte

Civitas-Hauptort im Hinterland. Das römische Dieburg. 1 Mithräum. 2, 14 Reste der Marktbasilika. 3, 4, 17, 18 Brunnen. 5-8 Mauerreste langrechteckiger Hausbauten. 9 Steingebäude. 10 Fundstelle der Jupitergigantensäule mit Dekurioneninschrift. 11 Stadtmauer. 12 insula-artiger Gebäudekomplex (?). 13 Größeres gehöftartiges Gebäude. 15 Kultbezirk. 16 Holzverschalte Keller. 19 Töpferofen. 20-26 Römerstraßen. I-VI Römische Gräberfelder. G Fläche der Stadtmauergrabung 2006/7.

sen. Es handelt sich hier vor allem um Gutshöfe (villae rusticae), die im Umkreis von stadtartigen Siedlungen entstanden, welche als Hauptorte der zivilen Verwaltungsbezirke (civitates) fungierten. Sie verfügten über Markt- und Gerichtsbasilika als Verwaltungsgebäude, Badeanlagen, Kult- und Theaterbauten, ausgedehnte Wohn- und Handwerksquartiere, eine Stadtmauer und Gräberbezirke sowie Landgüter am Stadtrand. Die ersten Civitates wurden unter Kaiser Trajan Ende des 1. oder zu Beginn des 2. Jh. n. Chr. eingerichtet, so etwa die civitas Ulpia Sueborum Nicrensium mit Hauptort Lopodunum-Ladenburg, deren Verwaltungsgebiet den Raum der südlichen Bergstraße und des nördlichen Baden einnahm und sich von der Neckarmündung den Flusslauf hinauf bis an den Odenwaldimes bei Neckarburken erstreckt haben dürfte. Gleiches gilt für die erst unter Kaiser Hadrian – etwa um 125 n. Chr. – entstandene ci-

vitas Auderiensium, die den Bereich des südlichen Rhein-Main-Gebietes und den vorderen Odenwald umfasste. Nach dem Abzug der Truppen aus dem römischen Kastellort Bad Wimpfen wurde dort der Hauptort der neu geschaffenen civitas Alisinensium eingerichtet. Diese Civitas umfasste Gebiete rechts und links des Neckars, also auch Teile des um die Mitte des 2. Jh. n. Chr. neu der Provinz eingegliederten Landes zwischen Odenwaldlimes und Vorderem Limes. Die genannten Civitates dürften zusammen mit den übrigen Verwaltungsgemeinschaften in Obergermanien bis zur AuÁ Áösung der Grenz- und Verteidigungsstrukturen am Limes zwischen 260 und 275 n. Chr. bestanden haben. Weilerartige Siedlungen, die als kleinere Unterzentren im Siedlungsbild des Limeshinterlandes in der Provinz Obergermanien in Erscheinung treten und sich in Aussehen und Ausstattung an den größeren Siedlungen orientierten, befanden sich in

Das Land hinter dem Odenwaldlimes Groß-Gerau, Heidelberg, Wiesloch und Stettfeld im Bereich der Rheinebene, in Sinsheim-Steinsfurt (vicus Saliobrigensis) und Remchingen-Wilferdingen (vicus Senotensis) im Kraichgau und in Güglingen im Zabergäu. Diese Siedlungen wurden in hadrianischer Zeit gegründet und bestanden bis in das 3. Jh. n. Chr. hinein. Die Verwaltungsmittelpunkte waren durch ein Netz gut ausgebauter Straßen untereinander und mit dem Limes verbunden. Von MED(---)/Dieburg aus zogen z. B. Verbindungswege zu den Kastellorten am Main – Seligenstadt, Stockstadt und Niedernberg. Eine Straße verband den Civitas-Hauptort mit dem nördlichen Odenwald, die oberhalb von Höchst das Mümlingtal traf, um – sich dort verzweigend – einerseits über den Höheneinschnitt am Kleinkastell »Windlücke« den Odenwaldlimes und die hier gelegenen Kastelle von Lützelbach und das »Hainhaus« bei Vielbrunn zu erreichen, andererseits aber dem Mümlingtal sowohl nach Süden als auch nach Norden weiter zu folgen. Damit waren nach beiden Seiten hin sowohl die kleineren Siedlungsstellen entlang der Talniederung bis in den Raum Michelstadt/Erbach als auch das Mainkastell Obernburg angebunden. Der südliche Odenwaldlimes war durch eine Straße mit dem Hinterland und letztlich mit dem Rheintal verbunden, die von Neckarburken das Elztal entlang bis zum Neckar und den nörd-

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Römische Mauern

Evang. Pfarrkirche

55 lichen Kraichgau bis nach Heidelberg-Neuenheim und weiter über Ladenburg führte. Von Bedeutung für die Erschließung des vorderen Odenwaldes waren die Flussläufe von Gersprenz und Mümling, für die des hinteren Odenwalds jene von Neckar, Itter und Elz. Dies verdeutlichen die Kartierungen der Siedlungsstellen in einigen der genannten Räume, die in der Regel in Nähe von Wasserläufen gelegen haben und durch Stichwege an die Fernstraßen angebunden waren. Den verwendeten Áachen Lastkähnen genügte schon ein halber Meter Wasser unter dem Boden, um schwere Lasten befördern zu können. Dabei spielten Treideln und Staken eine herausragende Rolle, denn man konnte damit auch seichte Flussstellen überwinden und Transporte gegen den Strom befördern. Zu einer regelrechten Aufsiedlung des Landes hinter dem Main-, Odenwald- und Neckarlimes ist es erst seit hadrianischer Zeit gekommen. Einen zweiten und dritten Siedlungsschub, der dann die vom Vorderen Limes einbezogenen Gebiete erreichte, gab es etwa ab 150 bzw. 180 n. Chr. Im Bereich der genannten Straßenverbindung durch das Mümlingtal bei Höchst wurden an mehreren Stellen Mauerreste im Wald angetroffen, die wohl zu kleineren landwirtschaftlichen Anwesen (villae rusticae) gehören. Von den untersuchten villae rusticae im unmittelbaren Hinterland des Odenwaldlimes ist aber jeweils nur das Hauptgebäude (»Herrenhaus«) ergraben, so z. B. unter der Stadtkirche von Groß-Umstadt, bei Rai-Breitenbach oder »Am Kirchbornweiher« bei Dreieich-Götzenhain, deren Besitzer sich ein Zubrot verdiente, indem er den am Ort anstehenden Kalkstein brannte, wie ein Kalkbrennofen verdeutlicht. Herausragendes Beispiel ist die »Haselburg« bei Hummetroth. Innerhalb eines großen ummauerten Hofareals stand das aufwändig errichtete und ausgestattete Hauptgebäude, das als Peristylvilla

Groß-Umstadt. Grundriss des Hauptgebäudes der villa rustica unter der evangelischen Pfarrkirche.

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Landschaft und Geschichte

Römisches Landgut im Odenwald. Die villa rustica Haselburg bei Hummetroth.

ausgeführt war, bei der sich Wohn- und Badetrakt um einen an drei Seiten mit Säulengängen umgebenen Gartenhof (peristylium) anschlossen. Innerhalb der Hofanlage befand sich ein eigener Kultbezirk, in dem eine Jupitergigantensäule aufgestellt war. Bei dem Gutsbesitzer dürfte es sich um den Angehörigen einer wohlhabenden und damit einÁ Áussreichen Familie gehandelt haben, deren Mitglieder vielleicht als Ratsherren die Geschicke der civitas Auderiensium mitbestimmten. Vermutlich zu einer kleineren Anlage gehören die römischen Gebäudereste des so-

genannten »Wambold’schen Schlösschens« nördlich des Breubergs zwischen Sandbach und Heubach. Bei dem eben genannten Rai-Breitenbach liegt eine Fundstelle, die im Frühjahr 1954 an der Brücke über die Mümling freigelegt wurde. Bei Bauarbeiten stieß man in 4 m Tiefe auf die Reste einer römischen Wassermühle, die durch keramisches Fundmaterial in die Zeit »um 150 n. Chr.« zu datieren ist. Etwa 800 m hinter dem südlichen Odenwaldlimes im Bereich des angenommenen WP 10/65a wurden 1893 bei den Untersuchungen der Reichs-Limeskommission eine villa rustica beim »Stockbrunner Hof« südwestlich von Bergfeld aufgedeckt, deren Gebäudereste im Gelände noch sichtbar sind (S. 142). Die unterschiedlich großen Bauernhöfe und Landgüter, die über die besseren Böden des Limeshinterlandes in regelmäßigen Abständen verteilt waren, hatten vor allem die Aufgabe, die Truppen in den Kastellen und Wachtposten am Limes mit Nahrungsmitteln und den sonst notwendigen Gütern zu versorgen.

Villa Rustica. Idealrekonstruktion eines römischen Landgutes.

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DER ODENWALDLIMES NACH DEM ABZUG DER TRUPPEN Nach Abzug der Truppen am Odenwaldlimes entwickelten sich die Lagerdörfer von Wörth und Obernburg sowie die Zivilsiedlung von Bad Wimpfen weiter und nahmen an der wirtschaftlichen Entwicklung des Limeshinterlandes teil. Ihre Funktionen übten sie bis zum Limesfall 260/275 n. Chr. aus. Auch in den Arealen der Kastelle Hesselbach, Oberscheidental, Seckmauern und NeckarburkenOst sind noch Aktivitäten zu verzeichnen. Die überwiegende Mehrzahl der römischen Anlagen des Odenwaldlimes wurden nach dem Weggang der Soldaten jedoch ihrem Schicksal überlassen. Spätestens seit der Aufgabe auch des Vorderen Limes und dem endgültigen Rückzug der Römer aus dem Limesgebiet in der zweiten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. wurden die Überreste vor allem auf den Höhen des Odenwaldes nur noch vereinzelt aufgesucht. Allerdings galt dies nicht für die günstigen Siedlungsplätze an Main und Neckar. Die Darstellung des Schriftstellers Ammianus Marcellinus (ca. 330–395 n. Chr.), wonach die ins Land kommenden Germanen die römischen Bauten gemieden hätten, muss relativiert werden. Ausgrabungen und Funde zeigen, dass die Neusiedler die römischen Ruinen bewusst aufgesucht haben, um sie systematisch nach Rohstoffen zu durchsuchen und zu plündern. Dies dürfte auch am ehemaligen Odenwaldlimes der Fall gewesen sein, wenngleich dort die an den Vorderen Limes abziehenden römischen Truppen wahrscheinlich alles bewegliche Gut mitgenommen hatten. Die rauen Berghöhen, die für eine Besiedlung nicht sonderlich geeignet waren, haben eine frühe Landnahme großen Stils verhindert. In den dortigen Anlagen sind Germanen der Spätantike bisher nicht nachzuweisen. Dagegen

Neckarburken. Nutzung des Numeruskastells nach dem Truppenabzug als villa rustica und Stapelplatz.

Obernburg. Schliffverzierte Glasschale mit christlichen Motiven.

Ànden sich in den Mainkastellen Hinweise dafür, dass sich germanische Siedler dort niedergelassen oder zumindest aufgehalten haben. So liegen spätantike Münzen aus Obernburg und Wörth, aber auch vereinzelt aus Schloßau und Bad Wimpfen, vor. In Obernburg fanden sich die Bruchstücke einer schliffverzierten Glasschale mit christlichen Motiven, die in das späte 4. Jh. zu datieren ist. Aus Wörth stammt das Bruchstück eines silbernen Schwertscheidenbeschlags aus dem frühen 5. Jh.

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Landschaft und Geschichte

Neckarburken. In der Kirche verbautes römisches Inschriftenfragment.

Diese frühgermanische Landnahme der Alamannen wurde seit dem späten 5. Jh. durch die Besetzung des Landes durch die Franken überformt. In dieser Epoche kam es vielerorts zur Gründung neuer Siedlungsstellen, die sich wie in den Mainkastellen in die alten römischen Kastell- und Lagerdorfruinen hineinsetzten, aber auch in Nähe der alten Ruinenstätten entstanden. Beispielsweise wird schon für das Jahr 819 bei der Beschreibung der Mark Michelstadt im Lorscher Kodex ein Ort namens Ulenbuch erwähnt, das heutige Eulbach. Archäologische und historische Quellen sprechen im Falle Schloßaus für eine Wiederbenutzung des Kastells in der Zeit des Hochmittelalters. Am Ort fand sich ein zunächst als römisch gedeutetes bronzenes Schwertortband, das nach Parallelfunden aber in die Zeit zwischen dem 10. und 13. Jh. zu datieren ist. Von den noch aufragenden Kastellmauern hat der im 11. Jh. entstandene Rodungsort zweifellos seinen Namen erhalten. Vermutlich bestand sogar ein adeliger Wohnsitz im Kastellareal, wie eine Quelle aus dem Jahr 1412 erkennen lässt, die einen Heinrich »uff der pfalcz zu Shloßauwe« erwähnt. Für ihre Bauten verwendeten die Neusiedler römisches Steinmaterial. Die alten Gebäude selbst dürften vielleicht eine Zeit lang bewohnt gewesen sein, bevor sie den neuen Bedürfnissen angepasst und dann doch abgebrochen wurden, um mit dem dadurch gewonnenen Material neue Gebäude errichten zu können. Es zeigt sich, dass dabei das alte römische Baumaterial oftmals über weite Strecken transportiert wurde. Diente es im Mittelalter vor allem zur Errichtung von Kirchen, Burgen oder herrschaftlichen Anwesen, so kam es noch bis ins frühe 19. Jh. hinein zu systematischen Ausbruchsaktionen an den römischen Ruinen, deren Steine als preiswertes Baumaterial Verwendung fanden. Die

Wachtturmstellen und Kastellbauten wurden oft »auf Abbruch verkauft oder verpachtet« und von den Bauern mit Pferd und Wagen in das nächste Dorf gebracht. Eine 1595 gefundene Jupiterweihung aus Obernburg wurde in ein dortiges Fachwerkhaus eingemauert und ist bis heute sichtbar. In Neckarburken beÀ Àndet sich ein Inschriftenrest in der Kirche eingemauert, und ein Weihealtar an Fortuna, der einst im Kastellbad von Schloßau gestanden hatte und in einer Scheune dort eingemauert war, wurde von Graf Franz in seinen Eulbacher Park überführt. Drei weitere Inschriftenbruchstücke fanden sich in der Wand eines Viehstalles in Schloßau. Die eindrucksvollen Überreste des Odenwaldlimes bedürfen heute des Schutzes und der PÁ Áege durch staatliche Stellen. Es ist Aufgabe der Landesdenkmalämter, Eingriffe in die Substanz einer Limesanlage etwa bei Wegebaumaßnahmen, Hausbauten und sonstigen Bodenbewegungen zu verhindern. Darüber hinaus wird aber durch gezielte Konservierung, Aufstellung von Erläuterungstafeln an den einzelnen Objekten und die Herausgabe allgemeinverständlicher Publikationen die Öffentlichkeit auf das Bodendenkmal Limes hingewiesen sowie für die Probleme der archäologischen DenkmalpÁ Áege interessiert und sensibilisiert.

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ROMANTISCHER LIMES Eine Wanderung entlang des römischen Limesabschnittes im Odenwald stellt für den Altertumsfreund ein besonderes Erlebnis dar. Aber auch der zufällig an die Denkmäler des Odenwaldlimes geratene Wanderer wird sich schwerlich der Stimmung, die von den meist in reizvoller Landschaft gelegenen römischen Bauten und Trümmerhügeln ausgeht, entziehen können. Jede Jahreszeit hat dabei ihren besonderen Reiz. Eine Wanderung im Frühjahr macht je nach Höhenlage den unterschiedlichen Bewuchsstand der Natur deutlich. Im Sommer spenden die schattigen Waldpfade angenehme Kühle. Besonders romantisches Aussehen erhalten die Mauern und Schutthügel der römischen Anlagen im Herbst, während sie im Winter wie verzaubert im Schnee

liegen. Zu beiden Seiten der Strecke, mehr oder weniger weit entfernt, Ànden sich Sehenswürdigkeiten, die man in die Limeswanderung einbinden kann. Sie führen zumeist mitten hinein in die nachrömische Vergangenheit und bieten dem dafür offenen Wanderer nicht nur einen informativen Einstieg in Kultur und Geschichte der Landschaft sondern auch romantische EmpÀ Àndungen, die vielleicht gerade in der heutigen Zeit gerne willkommen sind. Schon an der Einstiegsstelle zum Odenwaldlimes, dem ehemaligen kurmainzischen Obernburg – Stadt seit 1313 – kann sich der Besucher länger aufhalten. Der beschauliche Flecken hat sich in den letzten Jahren herausgeputzt und glänzt durch schön restaurierte Fachwerkhäuser im Stadtkern, der in seinen Abmessungen an den noch stehenden Stadttoren und -türmen erkennbar ist. Über den Mittleren Höhenweg eröffnet sich der Blick weit über die Stadt und das Maintal in den Spessart hinein. Erreicht der Wanderer Wörth, hat er von dort die jenseits des Mains gelegene Burgruine Klingenberg mit ihren Reben bestandenen Hängen vor Augen, die den über die Region hinaus bekannten »Klingenberger Roten« hervorbringen. Von hier aus kann er die Höhen des nördlichen Odenwaldes mit dem Limesverlauf zwischen Wörth und Seckmauern überschauen. Nordöstlich des Limes, dort wo die Linie bei Lützelbach in die Nord-Süd-Richtung einbiegt, liegt jenseits des Bergrückens Burg Breuberg, den ausgeweiteten Abschnitt des Mümlingtals zu ihren Füßen beherrschend (Foto S. 9). Ein AusÁ Áug zu der hervorragend erhaltenen Burgruine mit ihren aus den Zeiten der Gotik und der Renaissance stammenden Bauteilen und einem Museum lohnt sich. Bemerkenswert ist die bekannte Renaissance-

Obernburg. Mittelalterliche Stadtbefestigung. Der Almosenturm beim Römermuseum.

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Landschaft und Geschichte Klein-Heubach. Schloss der Fürsten zu LöwensteinWertheim-Rosenberg.

Stuckdecke in einem Saal der Burg, welche u. a. Darstellungen aus der griechisch-römischen Mythologie zeigt. Vom Breuberg aus erreicht man auf dem Bergrücken entlang der »Alten Frankfurter Straße« das »Wambold’sche Schlösschen«. Von dieser römischen Siedlungsstelle des Limeshinterlandes führen zahlreiche Wege und Straßen hinab ins Mümlingtal und weiter an den Main. Hier lassen sich etwa die Kastellorte der jüngeren Mainlinie, Trennfurt und Miltenberg, besuchen. Noch auf dem diesseitigen Mainufer liegt nahe dem alten kurmainzischen Handelsplatz Miltenberg der Ort Klein-Heubach. Ein prächtiges Barockschloss, »Urtyp der Residenz eines kleinen souveränen Reichsfürsten aus der Barockzeit nach dem Vorbild von Versailles« Àndet sich in einem weitläuÀ Àgen englischen Landschaftsgarten. Die Anlage gehört der fürstlichen Familie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, deren Grablege sich im jenseits über dem Maintal gelegenen, heute von Franziskanern bewirtschafteten Kloster Engelberg

beÀ Àndet. Miltenberg selbst ist mit seiner Altstadt, dem mit prachtvollen Fachwerkbauten bestandenen idyllischen Marktplatz und der schönen Uferpromenade seit langem ein beliebter AusÁ Áugsort. Verlässt man weiter südlich die Limeshöhe, etwa beim Jagdschloss Eulbach, so erreicht man über die Nibelungenstraße Amorbach. Das Städtchen birgt eine ehemalige Benediktinerabtei. In dem großen Gotteshaus, dessen romanische Doppeltürme durch eine barocke Fassade verbunden sind, beÀndet À sich eine der klangschönsten Barockorgeln Deutschlands. Teile der ehemaligen Abtei können besichtigt werden. Die weitgehend erhaltene Altstadt mit der barocken Stadtkirche, dem Leiningischen Familienschloss, dem Klosterpark und den zahlreichen wohlerhaltenen Fachwerkhäusern lädt zum Verweilen ein. Von Amorbach aus dem Mudtal nach Südwesten folgend, erreicht man Burg Wildenberg bei Kirchzell-Preunschen. Die wildromantische Anlage, die von den Edelherren von Dürne im 12. Jh. errichtet wurde, gehört zu den bedeutendsten stauÀ Àschen Burgen in Deutschland. Sie ist noch eindrucksvoll erhalten und weist zahlreiche architektonische Details auf. Wolfram von Eschenbach soll hier sein höÀ Àsches Ritterepos »Parsival« geschrieben haben, wobei ihm die Wildenburg als Vorbild für seine Gralsburg »Montsalvatsche« gedient habe. Vom Jagdschloss Eulbach aus nach Westen erreicht man das Mümlingtal, in dessen breitem

See-Idylle. Waldsee in der Nähe von WP 10/29.

Romantischer Limes

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Michelstadt. Mittelalterliches Rathaus.

Talkessel die Städte Michelstadt und Erbach zu einem Besuch einladen. Michelstadt ist bekannt durch sein reizvolles Fachwerkrathaus am Markt mit der dahintergelegenen Stadtkirche, in der sich die eindrucksvollen Grablegen des Erbacher Grafenhauses beÀnden. À Die Altstadt lässt sich mit Umwehrung, Alter Kellerei (Museum), Synagoge und den schmucken Fachwerkhäusern in einem Rundgang besichtigen. In dem nur wenig entfernten Steinbach kann man die Einhardsbasilika, eines der wenigen Gebäude in Deutschland aus karolingischer Zeit, bewundern und das dabei gelegene Schloss der Grafen von Erbach-Fürstenau mit dem die SchlossÁ Áügel der Eingangsfront verbindenden großartigen Renaissancebogen besuchen. Erbach, die Kreisstadt des Odenwaldkreises, besitzt einen hübschen, gut erhaltenen Stadtkern. Mittelpunkt ist das große Barockschloss der Grafen zu Erbach-Erbach mit den gräÁ Áichen Sammlungen in prächtig ausgestatteten Räumen. Hinter dem Schloss liegt das »Städl« mit dem Rathaus, den Wohnhäusern der ehemaligen gräÁ Áichen Burgmannen und der Stadtkirche. Nordöstlich der Altstadt ist in der Werner-Borchers-Halle das Deutsche Elfenbeinmuseum untergebracht. Zurück am Odenwaldlimes erreicht man wiederum von Eulbach aus über Würzberg das zwischen Hesselbach und Schloßau im Tal gelegene Waldleininger Schloss. Die von den Grafen zu Leiningen in dem abgelegenen Tal errichtete Anlage wurde mehrfach umgebaut

Gundelsheim. Schloss Hornberg.

und zeigt sich heute im neogotischen Stil englischer Schlösser. Das romantische Gebäudeensemble beherbergt ein Sanatorium. Von Schloßau aus öffnet sich die Landschaft und leicht lässt sich in östlicher Richtung über Mudau der Mittelpunkt des Madonnenländchens, Buchen, erreichen. Die Altstadt weist noch schöne Fachwerkbauten und stille, verträumte Winkel auf. In der ehemaligen Amtskellerei ist das Bezirksmuseum eingerichtet. Nur wenige Kilometer östlich des Kastellplatzes Neckarburken liegt die heutige Kreisstadt Mosbach, ein Zentrum im Mündungsgebiet der Elz in den Neckar mit vorbildlich restauriertem Stadtkern. Von hier aus ist das Neckartal mit seinen zahlrei-

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Landschaft und Geschichte Kochendorf. Altes Rathaus.

chen Burgen zu erwandern. Über dem westlichen Neckarbogen erhebt sich bei Obrigheim Schloss Neuburg mit Gebäuden aus dem 16. und 17. Jh. Neckar aufwärts beÀ Àndet sich oberhalb Neckarzimmerns Burg Hornberg. Einst im Besitz der Grafen von Berlichingen, gehört sie heute der Familie von Gemmingen. Vom Bergfried der Burg bietet sich ein herrlicher Fernblick in das Neckartal. Bei Gundelsheim liegt über dem rechten Neckarhang Schloss Hornberg, ein ehemaliger Deutschordenssitz. Die vollständig erhaltene Anlage beherbergt das Heimathaus der Siebenbürger Sachsen mit Heimatmuseum. Oberhalb des Schlosses beÀ Àndet sich auf dem Michaelsberg eine kleine Kapelle, in der schon seit dem 16. Jh. ein römischer BeneÀ Àciarier-Weihestein steht.

Die sich anschließende HochÁ Áäche bietet stellenweise grandiose Fernblicke. Durch die Täler von Jagst und Kocher hindurch gelangt man nach FriedrichshallKochendorf, das einen Besuch wegen seiner qualitätvoll restaurierten Bauwerke lohnt, darunter das 1553 im Stil der Renaissance erbaute Schloss Lehen, das um 1600 erbaute Greckenschloss, das schöne Fachwerkrathaus, ursprünglich Kanzleisitz des Ritterkantons Odenwald, und die wohl schon vor 1100 entstandene, aber seitdem mehrfach veränderte Sebastianskirche. Prägend für das Stadtbild sind jedoch auch das Salzbergwerk, das besichtigt werden kann, und die Staustufe des Neckarkanals. Der Endpunkt der Odenwaldstrecke wartet noch einmal mit einem architektonischen Juwel auf: Wimpfen am Berg, die alte Stauferstadt, liegt, das Neckartal sowie die gegenüber an Kocher und Jagst gelegenen Ebenen beherrschend, auf einem Bergsporn. Der höchste Punkt wird von den Resten der Kaiserpfalz, die hier um 1200 entstand, eingenommen. Eindrucksvoll ist der Blaue Turm. Die ehemalige freie Reichsstadt besitzt einen nahezu unveränderten mittelalterlichen Stadtkern mit verwinkelten Gassen, Fachwerkbauten und Resten der Stadtbefestigung.

Bad Wimpfen. Im Vordergrund das Stift St. Peter in Bad Wimpfen im Tal, im Hintergrund die mittelalterliche Stadtsilhouette auf der Höhe mit Blauem Turm und Kilianskirche.

DIE WANDERSTRECKEN

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WANDER- UND FAHRTROUTE Die sicherlich aufschlussreichste und schönste Weise, den Limesverlauf im Gelände zu verfolgen und dabei die einzelnen Denkmäler zu erkunden, stellt das Erwandern der gesamten Odenwaldlinie von Nord nach Süd in einem Zuge dar. Der Wanderer folgt dabei der Ausrichtung, welche die Reichs-Limeskommission bei der Streckenbeschreibung vor über hundert Jahren festgelegt hat. Die Gesamtstrecke lässt sich gut in etwa 14 Tagen zurücklegen. In diesem Buch wird die gesamte Odenwaldstrecke in 12 Abschnitte unterteilt. Diese Einteilung geht zum einen von der Vorstellung aus, dass sich dadurch die einzelnen Teilstrecken als kleinere, landschaftlich etwas in sich geschlossene Stücke betrachten und erwandern lassen, zum anderen, dass Wegelängen von maximal 10 km, wie sie sich damit ergeben, als tägliches Streckenpensum einschließlich der Besichtigung der einzelnen Limesanlagen ohne Mühen bewältigt werden können. Für den motorisierten Limesbesucher ergeben sich genügend Parkmöglichkeiten oft in unmittelbarer Nähe der Anlagen. Allerdings sollte die jeweils durch Verkehrshinweisschilder angezeigte örtliche Situation entsprechend berücksichtigt werden. Der Autofahrer sollte sich daher auch nicht von den in der Karte eingetragenen, direkt zu einem bestimmten Objekt hinführenden aber für den normalen Verkehr gesperrten Feld- und Waldwegen zur Weiterfahrt verleiten lassen, zumal die Wegeverhältnisse vor allem in den Herbst- und Wintermonaten erhebliche Schwierigkeiten bereiten können. Natürlich kann man auch nur einzelne Teilabschnitte des Limes für sich allein aufsuchen,

Landschaften am Odenwaldlimes. Vorhergehende Seite: Im Hohen Odenwald. Links: Dem Neckar zu. Rechts: Blick über den Odenwald bei WP 10/35.

vielleicht im Verlauf eines SonntagsausÁ Áugs oder aber bei einer kurzen mehrtägigen Wanderung, wofür sich besonders die Teile der besser erhaltenen Nordstrecke von Obernburg bzw. Wörth bis Schloßau eignen. Alle Kastellareale sowie die meisten Wachtturmstellen können von Landstraßen, Feld- und Waldwegen aus begangen werden. Bei einigen Anlagen kommt man aber nicht umhin, sich zu ihnen der Jahreszeit oder dem Bewuchs entsprechend den Weg durch Gestrüpp und Unterholz zu bahnen oder sie querfeldein aufzusuchen, wobei Rücksicht auf den Fruchtstand des Ackerlandes zu nehmen ist. Im Wald kann der Wanderweg stellenweise durchaus das Erscheinungsbild eines Trampelpfades annehmen. Die gesamte Strecke des Odenwaldlimes wurde vom Odenwaldklub e. V. durchgängig vom Bahnhof Obernburg bis zur Burg Hornberg am Neckar und dem unter ihr gelegenen Bahnhof von Neckarzimmern ausgeschildert. Die Wandermöglichkeit entlang des Abschnitts der Linie nach Austritt aus dem Selbachwald bis Duttenberg an der

66

Die Wanderstrecken

Wanderwegzeichen am Odenwaldlimes.

Jagst und darüber hinaus bis Kochendorf, Siedlung »Plattenwald«, wird in der Beschreibung und den Detailkarten aufgezeigt. Während die in der Regel gute Beschilderung teils durch schon länger bestehende Lücken, teils durch verschiedentlich kurzfristige Beschädigungen ab und an fehlen kann, ist vor allem der südlichste Teil der Linie, die ab Bachenau durch offene, intensiv bewirtschaftete FeldÁ Áur führt, gegenwärtig unzureichend ausgeschildert. Entlang der ganzen Strecke gibt es mehrere Ausführungen der Markierung, die auf Ausschilderungsaktionen beruhen, welche zu verschiedenen Zeiten vorgenommen wurden. Neben einem grünen Hinweisschild mit der Aufschrift »Limesanlage« unmittelbar am Standort eines Wachtturms dient meist ein kleines, als Raute auf der Spitze stehendes, viereckiges Schildchen mit

Einheitliche Beschilderung. Neue Informationstafeln am Kastell Würzberg.

schwarzem Turm auf weißem Grund als Wegweiser. Außerdem ist der Limeswanderweg mittels eines weiß aufgemalten »L« für »Limes markiert. Neben z. T. noch vorhandener älterer Beschilderung der einzelnen Limesanlagen erfolgt inzwischen eine Neubeschilderung im Rahmen jener Aktionen, die seit der Erhebung des vorderen ObergermanischRaetischen Limes zum UNESCO-Welterbe auch für die Aufwertung des Odenwaldlimes vielfältig betrieben werden. Diese Beschilderung ist auf der Strecke zwischen Wörth und Neckarburken fast durchgängig ausgeführt. Dabei werden jeweils die örtlichen Anlagen beschrieben, darüber hinaus aber auch die übergeordneten Themen des Odenwaldlimes dargestellt.

67

DER ANFANG AM MAIN Der Anfangspunkt des Odenwaldlimes am Main ist noch immer nicht endgültig geklärt. Zunächst nahm die Forschung einen Beginn der Linie südlich des Kohortenkastells Obernburg und die Fortsetzung zum Gebirgsrücken des östlichen Odenwalds, auf dem sie dann bis Schloßau verläuft, über die »Karlshöhe« südlich Obernburgs an. Als Ende des 19. Jh. die Numerus-Kastelle Wörth und Seckmauern entdeckt worden waren, schien die Frage nach dem Ausgangspunkt der Odenwaldlimeslinie geklärt. Vor allem die Lage des nur als Holz-Erde-Fortifikation errichteten Kastells Seckmauern sprach eindeutig für eine wei-

ter südlich verlaufende Linienführung unterhalb der »Karlshöhe« durch den Obernburger Stadtwald und über den »Schneesberg« hinunter in das Maintal zum Kastell Wörth. Schwierigkeiten bestanden lange Zeit darin, das Kastell Wörth in diese Linienführung einzuordnen, denn der Beginn der Anlage am Main ließ sich mangels geeigneten Fundmaterials nicht näher bestimmen. Einige schon vor Jahren bekannt gewordene Funde vom Kastellgelände sind jedoch heute aufgrund der geänderten Anfangsdatierung des gesamten Obergermanischen Limes durch neue numismatische Untersuchungen an den Beginn des 2. Jh. n. Chr. zu setzen. Der Bau des Kastells Wörth wäre damit weiterhin in einem Zusammenhang mit der Einrichtung des Odenwaldlimes zu sehen. Geophysikalische Untersuchungen, die im Jahr 2002 auf dem Kastell- und Lagerdorfgelände durchgeführt wurden, lieferten schließlich die Erkenntnis, dass die einem numerus dienende Wörther Anlage offenbar die gleichen Bauphasen durchlaufen hat wie die anderen Numeruskastelle am Odenwaldlimes, was auf einen ähnlichen baulichen und zeitlichen Zusammenhang hinweist. Dennoch scheint das Wörther Kastell erst einige Zeit nach der Errichtung der römischen Grenzlinie im Odenwald erbaut worden zu sein, denn in seinem Fundbestand fehlt bislang spätsüdgallische Terra sigillata. Diese Ware kommt aber in den anderen Kastellen vor, so auch in dem nur 2 km oberhalb von Wörth gelegenen Numeruskastell Seckmauern. Somit lässt sich weiterhin vermuten, dass das Kastell Wörth die nur kurz bestehende Anlage bei Seckmauern abgelöst hat. Das Kastell wurde von der Reichs-Limeskommission der Mainlinie, d. h. der ORL-Strecke 6, zugerechnet. Wenngleich die Befestigung daher forschungs- und zunächst auch entstehungsgeschichtlich mit dem eigentlichen Odenwaldlimes nichts zu tun hat, ist bislang nicht auszuschließen, dass sie für einige Zeit den Endpunkt der Linie gebildet hat.

68 Von Kastell Wörth aus dürfte der Odenwaldlimes sogar noch ein Stück am Main entlang bis Obernburg geführt haben, wo neuerdings sein Beginn wieder an der Mündung der Mümling in den Main südlich des Kastellplatzes angenommen wird. Unterhalb der »Karlshöhe« konnten schon von der Reichs-Limeskommission über dem linken Mainufer zwei Stellen mit römischen Gebäuderesten festgestellt werden, die als Standorte von Limeswachttürmen angesehen wurden. Da die in Obernburg stehende vierte Aquitanierkohorte wohl für die Numerus-Formationen von Seckmauern und später von Wörth zuständig war, ließe sich eine Weiterführung der Limeslinie über Wörth hinaus nach Obernburg erklären. Damit wäre dieser Kastellplatz die eigentlich kommandoführende Kopfstation des Odenwaldlimes am Main gewesen. Diese Überlegungen berücksichtigend, beginnt die im Folgenden gegebene Streckenbeschreibung mit dem Kastellplatz Obernburg am Main. Der Li-

Die Wanderstrecken meswanderweg des Odenwaldklubs e. V. beginnt am Bahnhof Obernburg/Elsenfeld.

Kohortenkastell Obernburg Inmitten der Altstadt gelegen, ist vom römischen Kastell Obernburg bis auf die Markierung der porta praetoria im StraßenpÁ Áaster der Badgasse (nach der Straße Winkelhof) nichts mehr sichtbar, aber einige der heutigen Straßen entsprechen in ihrem Verlauf den alten Kastellstraßen; die Römerstraße entspricht der via principalis, die Badgasse der via praetoria und die Schmiedgasse auf eine bestimmte Länge in etwa der via decumana. Der vordere Teil der Südfront wird von der Oberen Gasse gebildet. Das Kastell (188 m x 166 m = 2,98 ha) war nur von einem Graben (Breite 3,75 m, Tiefe 1,6 m) umgeben. Vom Stabsgebäude sind nur geringe Teile bekannt. Im Bereich der Einmündung der Schmiedgasse in die Römerstraße fand sich 1901

B 0

50 m

A

Obernburg. Altstadtbereich mit Kastell (A) und Beneficiarierfi station (B).

Der Anfang am Main

69

das Bruchstück eines Victoriareliefs. 1921 wurden hier auch die Reste einer Bauinschrift der Basilika des Stabsgebäudes aus dem Jahr 162 n. Chr. gefunden. Es wurde angenommen, dass sie den in Stein ausgeführten Wiederaufbau des vorher als Holz-Erde-Anlage bestehenden Kastells angibt. Das Steinkastell scheint nicht die älteste Anlage am Ort gewesen zu sein, denn Kastellgraben und -mauer durchschnitten noch ältere römische Fundschichten. Tatsächlich wurden schon mehrfach Teile römischer Kastellumwehrungen in Holz-Erde-Bauweise abseits des bekannten Kastells gefunden, so etwa bei Ausgrabungen im Löwengarten 1985/86 oder beim Neubau der Polizeiinspektion in der Miltenberger Straße im Jahr 2004. Da hier ein zur porta principalis dextra des Steinkastells führender römischer Straßenkörper einen zweiphasigen Kastellgraben überlagerte, muss an der Stelle eine ältere Kastellanlage bestanden haben. Möglicherweise gehören beide Grabenabschnitte aber auch zu ein und demselben Lager, das südlich des Steinkastells lag und vielleicht dessen Holz-Erde-Vorläufer oder ein zweites Lager darstellt. Eine weitere militärische Anlage in Obernburg ist ein Exerzierplatz für die Reiterabteilungen, dessen Existenz durch eine Inschrift nachgewiesen wird.

Zusammenhängende Strukturen des ausgedehnten Lagerdorfs wurden vor allem beidseits der aus der porta principalis dextra in Richtung Wörth am Main herausziehenden Römerstraße südlich der Obernburger Altstadt aufgedeckt. Sie lassen die bekannte Streifenhausbebauung erkennen. Nahe der südlichen Kastellmauer vor dem Oberen Tor der Altstadt, wo schon 1954 beim Neubau einer Tankstelle sieben BeneÀ Àciarieraltäre gefunden worden waren, wurde zwischen 2000 und 2007 eine BeneÀ Àciarierstation mit Dienstgebäude und Weihebezirk, von dem sich teils noch aufrechtstehende Weihesteine, Altarbruchstücke oder Altarplinthen von mindestens 75 Weihesteinen fanden, ausgegraben. Sie lag hier am westlichen Rand der römischen Straße nach Wörth über den Resten des Handwerkergebäudes (fabrica) wohl eines älteren Kastells. Ursprünglich war eine noch größere Anzahl solcher Weihealtäre in dem Gesamtareal aufgestellt. Die Angaben der Konsuln in den Inschriften erlauben die absolute Datierung mancher Steine. Die älteste Weihung stammt aus dem Jahr 144, die jüngste von 224 n. Chr. Erstere datiert wohl auch den Beginn der Station, die dadurch offenbar mit dem Ausbau der Steinphase des Odenwaldlimes, die nur ein Jahr später erfolgte, in Verbindung zu bringen ist. Das Ende der Station

Obernburg. Plan der Benefi ficiarierstation und Weihestein.

Stra aße Weg g

Mauerwer werk/Pl k/ attenbelag k/Pl tte tt Flechtwerkwand Herdstelle Präfurniumgrube Altarstein Altarsockel Baggerstörung

0 Weg

5m

70

Die Wanderstrecken Karlshöhe. Römisches Gebäude (1) bei der Sendeanlage (2) auf dem Weg zum Waldhaus Obernburg.

2 1 0

20 m

wird durch eine Brandschicht markiert, die vermutlich im Zusammenhang mit dem Alamanneneinfall von 233 n. Chr. zu sehen ist. Dieselbe Brandschicht wurde auch in den anderen Aufschlüssen des Kastellvicus beobachtet. Der römische Friedhof lag nördlich des in der Altstadt gelegenen Kastells im Bereich des heutigen Krankenhauses. Die Besatzung des Steinkastells bildete die cohors IIII Aquitanorum equitata civium Romanorum, die zuvor im Kastell Friedberg in der Wetterau lag. Inschriftlich bezeugt sind für den 13. August 178 n. Chr. zwei weitere Truppen, die auf einer im ehemaligen mittleren Stadtturm von Aschaffenburg eingemauerten Inschrift genannt werden. Das epigraÀ Àsche Zeugnis soll zusammen mit anderen dort ebenfalls vermauerten Weihesteinen aus Obernburg stammen. Bei den Truppen handelt es sich um den numerus Brittonum [Nemaningensium] und um die exploratores Nemaningenses, eine Aufklärungsein-

heit. Vielleicht standen die beiden Formationen in dem zweiten Kastell, wären allerdings dort aufgrund der bei der Ausgrabung festgestellten stratigraÀ Àschen Verhältnisse nur kurze Zeit stationiert gewesen. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass die Truppe später die Besatzung des nächsten Kastells Wörth gebildet hat und im Mittelalter die Steine aus einem Weiheareal von dort über den Main verschleppt wurden. Der Kastellplatz Obernburg bestand ab etwa 100/110 n. Chr. bis zur Aufgabe des Limesgebietes in Obergermanien um 260/275 n. Chr. Ein Großteil der Funde vom Kastellplatz ist im Römermuseum Obernburgg in der Unteren Wallgasse ausgestellt. Von hier führt der Limeswanderweg entlang der alten Stadtmauer am Almosenturm vorbei zur St.-Anna-Kapelle. Im Inneren sind rechts vom Altar römische Inschriftenreste zu sehen, die bei Restaurierungen unter dem Altar gefunden wurden. Sie gehören zu einer Weihung für den ursprünglich aus dem persischen Raum stammenden römischen Gott Mithras. Der Weg führt weiter durch die Kapellenstraße und in südlicher Richtung durch Römer- und Miltenberger Straße. Etwa 400 m nach Überqueren der Mümling steigt ein ausgebauter Weg rechts den Berghang zur »Karlshöhe« hinauf, am Schützenhaus vorbei in Richtung Obernburger Waldhaus (Gaststätte). Nach etwa einem Kilometer erreicht man an einer Wegkreuzung im Wald eine Sendeanlage, von der man nach rechts dem Waldweg folgt, um nach wenigen Metern links abzubiegen. Etwa 30 m weiter liegt links des Weges ein restauriertes Steinturmfundament (3,55 m x 3,55 m). Bei den Ausgrabungen 1970 fand sich im Innern des Turms eine von aufrechtstehenden Steinplatten gebildete Unterteilung,

Mainwachtturm 1(?). Befundskizze nach den Untersuchungen von 1986.

Der Anfang am Main

71

Am Main. Virtuelle Wachtturmszene.

die vielleicht als Sockel einer Leiter bzw. Treppe oder als Podest für ein Kultbild verwendet wurde. Der Turmbau war mit einem Ziegeldach gedeckt. Er diente wohl als Heiligtum. Nach den Münz- und Keramikfunden zu urteilen, war das Bauwerk in der zweiten Hälfte des 2. und der ersten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. in Benutzung, also erst nach der Aufgabe des Odenwaldlimes. Man kehrt wieder zur Sendeanlage zurück, überschreitet die Zufahrtsstraße und folgt dem links bergab führenden Waldweg, bis dieser auf einen ausgebauten Querweg trifft. Sich links haltend überquert man eine Geländerinne, begeht danach den rechts einmündenden Pfad und gelangt nach etwa 150 m über eine Turmstelle am Main. Man erreicht sie auch von Obernburg aus auf einem hangseitig parallel zur B 469 verlaufenden Weg, muss dann allerdings relativ steiles Gelände erklimmen. Vom heutigen Radweg Obernburg-Wörth ist kein Zugang möglich. Die Steinturmreste liegen etwa 25 m westlich der Straße und 5 m über ihr auf halber Höhe zwischen Bundesstraße und Waldweg.

Holzresten durchmischtem Lehm dürfte es sich um die Substanz des einstigen Lehmfachwerks aus dem Obergeschoss der Anlage handeln. Römische Funde wurden nicht angetroffen. Ob es sich bei der Anlage um einen Limeswachtturm gehandelt hat, wird damit fraglich. Der Grundriss erinnert eher an einen kleinen gallorömischen Umgangstempel, zu dem auch die früher in der Umgebung gefundenen Teile von römischen Götterweihungen und -skulpturen passen würden. Diese könnten allerdings auch aus dem Heiligtum von der »Karlshöhe« oder aus

Mainwachtturm 1(?) Vom Turm aus war der sich auf der gegenüberliegenden Uferseite des Mains ausbreitende Talgrund bei Erlenbach und die dahinter ansteigenden Spessartberge sowie nach Südosten das Maintal in Richtung Miltenberg zu übersehen. Zum Kastell Obernburg im Norden dürfte ebenfalls Sichtverbindung bestanden haben. Säuberungsarbeiten im Bereich der Anlage, die Leo Hefner 1986 durchführte, ließen aber Zweifel an der Existenz eines regulären Mainlimes-Wachtturms aufkommen. Hefner fand ein Mauergeviert von 9 m x 9 m und 1,3 m Mauerstärke, in dem sich seitenparallel ein kleineres, 4,5 m x 4,5 m messendes Mauerquadrat mit 1,2 m Mauerstärke befand. Bei der Einfüllung aus mit Stroh- und

Fundstücke aus dem Bereich des Mainwachtturms 1(?): Nach den Ausführungen im handgeschriebenen »Katalog der Ende des vorigen Jahrhunderts aufgefundenen römischen Altertümer« im Stadtarchiv Obernburg wurden im Distrikt Steingrube gefunden: eine Apollostatue, ein Votivstein mit der Inschrift des cornicularius Brittonum namens Caius Arrius Utilis an Jupiter, das Bruchstück einer Herkulesstatue mit Inschrift, die Hand einer Statue, ineinander verschlungene Hände und der Sockel einer Statue, die wohl eine Keule hielt und deshalb ebenfalls Herkules darzustellen scheint. Sie und die Apollostatue sind als einzige erhalten und im Römermuseum Obernburg ausgestellt. Leo Hefner, WP 1 des Mainlimes 116.

F

72

Die Wanderstrecken Wörth. Virtueller Blick auf Kastell und Vicus.

Obstplantage das Badegebäude. Vom Kastell selbst lassen sich in den Äckern nördlich einer ehemaligen Ziegelei Áache Geländewellen erkennen.

Numeruskastell Wörth

einem Heiligtum stammen, das vielleicht in dem nur 400 m weiter südlich gelegenen, aufgelassenen Steinbruch gestanden hat. Vielleicht wurde aber auch eine ehemalige Turmstelle in ein Heiligtum verwandelt, wie wir dies von WP 10/37 »In der Schneidershecke« kennen. Etwa 600 m weiter südlich – per Fußweg durch Mischwald erreichbar – Àndet sich etwas oberhalb einer kleinen Quelle ein weiterer Hügel, nach den Angaben der Reichs-Limeskommission vermutlich ebenfalls der Rest eines Steinturms.

Mainwachtturm 2 Die Turmstelle, die an einer annähernd quadratischen Bodenerhebung und herumliegenden Sandsteinen kenntlich ist, liegt etwa 15 m oberhalb der Straße in einer kleinen Mulde. Vom Standort des Wachtpostens aus steigt man zur Bundesstraße herunter, der man auf einem Begleitweg (Radweg nach Wörth) bis zu ihrer Unterführung durch den Schneesbergweg folgt, dann links abbiegt, um nach wenigen Metern den Feldweg rechts zu beschreiten. Nach etwa 200 m auf der gebogenen Wegeführung steht man vor einem Ackergelände im Rücken der nächsten Kastellanlage. Rechts daneben liegt im Bereich einer alten

Die zum Main hin orientierte Anlage umfasst rund 0,8 ha (93 m x 84 m) und ist damit etwas größer als ein normales Numeruskastell. Bei den Ausgrabungen konnte Conrady neben der Wehrmauer mit vier Toren und vier Ecktürmen, einen Wehrgraben sowie Teile der principia feststellen. An der Südfront nahe der porta principalis sinistra war die Kastellmauer als ganzer, im Verband gebliebener Block nach vorn in den Wehrgraben gestürzt. Dadurch ließ sich eine Mauerhöhe bis zum Wehrgang von 4,15 m rekonstruieren, zu der noch die 1,6 m hohe, nach außen durch vorkragende Sandsteinplatten abgesetzte, Brustwehr zu rechnen ist. Auch die principia haben für ein Numeruskastell eine außergewöhnliche Größe von 36 m x 40 m. Conrady nahm an, dass die Verwaltung der nördlichen Kastelle der Odenwaldlinie von Wörth aus erfolgte und dadurch ein größeres Verwaltungsgebäude nötig wurde. Weitere Innenbauten gaben sich erst durch die geophysikalischen Untersuchungen des Jahres 2002 zu erkennen. Zunächst ließ sich gegenüber den Erkenntnissen Conradys feststellen, dass das Wörther Kastell zwei Gräben besaß. Am Fuß der Anschüttung hinter der Wehrmauer gewahrte man zudem eine zweite Mauerstruktur, die darauf hindeutet, dass hier eine ähnliche Konstruktion vorliegt wie in Phase B der Umwehrung des Kastells Hesselbach. Dort bestand die Wehrmauer aus zwei Trockenmauern, zwischen die Erdreich gefüllt worden war. Wehrmauer B von Hesselbach gehört der zweiten Bauperiode an, die zeitlich vor der Steinausführung des Kastells in den Jahren 145/146 n. Chr. liegt. Demzufolge scheinen die

Der Anfang am Main

73

Wörth. Befund der umgestürzten Kastellmauer und Rekonstruktion.

sich abzeichnenden Strukturen auch in Wörth eine ähnlich zu datierende Umwehrung nachzuweisen. Der Kastellstandort dürfte daher erst einige Jahre nach Einrichtung der Odenwaldlinie besetzt worden sein. Dies wäre ein weiteres Indiz dafür, dass die Truppe entweder später direkt aus Obernburg oder über den Umweg, für kurze Zeit die Besatzung des Kastells Seckmauern gebildet zu haben, in das Kastell am Main einzog. Weiterhin ließ sich feststellen, dass die principia lediglich in

ihrem südöstlichen Teil in Stein ausgeführt waren, während die restlichen Räumlichkeiten wohl Holzfachwerkbauten darstellten. Im vorderen Lagerteil (praetentura) scheint links der via praetoria mindestens eine Mannschaftsbaracke, vermutlich eher eine durch die Lagergasse getrennte Doppelbaracke, rechts davon vielleicht ein Handwerkerbau (fabrica) gelegen zu haben, alles in Holz-Fachwerk-Bauweise errichtet. Gebäudestrukturen, die im Messbild links den principia zu sehen sind, dürften zum

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20 m

2

4 3

Kastell Wörth. Plan des Kastells. Umzeichnung nach den Ausgrabungen und den geophysikalischen Untersuchungen. 1 Doppelgraben 2 Grabenbrücke vor der porta decumana 3 angebaute Mauer des Reduktionskastells 4 Außenturm 5 Stabsgebäude (principia) 6 Mannschaftsbaracken 7 Handwerkerbau (fabrica)

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Die Wanderstrecken Brunnenstein von Wörth. Vorderseite mit Darstellung einer Kochszene, Rückseite mit sitzender Quellgottheit oder Nymphe. Gefunden 1985 im Bereich der »Unteren Mühle« etwa 100 m südöstlich des Kastells.

Kommandantenwohnhaus (praetorium) gehört haben, während im rückwärtigen Lagerteil (retentura) Sonderbauten oder Stallungen in Erwägung zu ziehen sind. Interessant ist ein Mauerwinkel, der sich in der Nordecke des Kastells abzeichnet. Er deutet eine Reduzierung des Kastellareals zu einem späteren Zeitpunkt an, ein Phänomen, das sich auch am Ostkastell von Miltenberg feststellen ließ. Hier wurde nach einer Zerstörung des bestehenden Kastells im Jahr 233 n. Chr. die KastellÁ Áäche durch Zwischenmauern reduziert. Badegebäude Das Badegebäude lag 44 m südlich des Kastells in Verlängerung der via principalis. Der aufgenommene Grundrissplan zeigt, dass es zum sog. Reihentypus gehört und mehrmals umgebaut worden ist. Lagerdorf Zu beiden Seiten der von der porta principalis sinistra in Richtung Obernburg führenden Römerstraße deuteten die geophysikalischen Messungen die übliche Streifenhausbebauung eines Kastellvicus an. In einer Fläche, die weiter nördlich über der Fundstelle eines Weihealtars für die mütterlichen

Schutzgöttinnen eines Exerzierplatzes (campestres) geophysikalisch prospektiert wurde, fanden sich Strukturen, die möglicherweise mit dem Exerzierplatz – falls der Fundort des Inschriftensteins mit dem ursprünglichen Aufstellungsort übereinstimmt – zu verbinden sind. Eine Straße führte von der porta praetoria auf den Main zu, wo ebenfalls gemessene Strukturen den Einrichtungen einer Hafenanlage zuzuweisen wären. Unter dem Fundmaterial, das von Flurbegehungen der letzten Jahre vorliegt, beÀ Ànden sich einige Stücke, die einen Beginn des Kastellplatzes in der ersten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. andeuten. Es fehlt aber die für den frühesten Besetzungshorizont des Odenwaldlimes charakteristische südgallische Terra sigillata. Das Kastell Wörth dürfte daher zeitlich etwas nach der Einrichtung des Odenwaldlimes erbaut worden sein, was auch durch die beschriebenen Befunde im Bereich der Umwehrung (Phase B) nahegelegt wird. Die Besatzung könnten der numerus Brittonum [Nemaningensium] und die exploratores Nemaningenses gebildet haben. Dafür spräche die gegenüber den übrigen Numeruskastellen größere Kastellanlage und das größere Stabsgebäude, in dem dann die Verwaltung zweier Truppenteile untergebracht werden konnte.

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ÜBER DEM STEINBACHTAL Etwa 250 m nordöstlich des Wörther Kastells beginnt der Steilhang des »Schneesberg«. Die Limeslinie, deren Verlauf in diesem Bereich nur angenommen ist, erklimmt hier die Höhe eines Bergrückens, der sich nördlich des bis zur hessischbayerischen Grenze Mutterbach, danach Steinbach

genannten Bachlaufs erstreckt. Zwischen den beiden Kastellen auf bayerischem Boden, Wörth und Seckmauern, verläuft der Limes teilweise über freies, aufsteigendes Streuobst- und Wiesengelände. Bei Kastell Seckmauern durchquert er ein Waldstück, um danach über offenes Ackergelände zu führen. Etwa auf der Höhe von Lützel-Wiebelsbach verschwindet er wieder – nun auf eine längere Strecke – in einem ausgedehnten Waldgebiet. Der Wechsel von Feld und Wald ist sehr reizvoll. Die offenen Partien gestatten einen schönen Fernblick über den Seckmaurer Talgrund hinweg ins Maintal, nach Osten zur Burg Breuberg im Mümlingtal. Von Kastell Wörth aus wendet man sich auf dem gekommenen Weg etwa 100 m weiter nach Süden, unterquert die Zubringerstraße zur B 469 und trifft gleich rechts dahinter auf das Gelände eines Hundesportvereins. Man folgt dem davor gelegenen Weg, der unter der Bundesstraße hindurchführt und jenseits einen geteerten Feldweg berührt, der am Hang des »Schneesberg« verläuft. Nach etwa 100 m geht der Steilhang in einen Áachen Rücken über. Etwa in diesem Bereich wird der WP 10/1 »Moorrain« vermutet. Der Standort wäre insofern günstig gewesen, als er einen weiten Blick ins Maintal sowie nach Westen das gesamte Mutterbach-/Steinbachtal hinauf bis zum Kleinkastell »Windlücke« oberhalb von Haingrund gewährt. Man folgt (nicht den ersten von links kommenden Weg abbiegend) dem parallel zur B 469 nach Norden führenden Feldweg, der einen großen Bogen nördlich entlang eines Wäldchens beschreibt und durch dieses anschließend auf den Schneesbergweg trifft. Dieser ist als Limeswanderpfad ausgezeichnet, und von Zeit zu Zeit erblickt man die Markierung des UNESCO-Geoparks BergstraßeOdenwald. Man folgt ihm in einem weiteren Bogen bis zum Austritt aus dem Wald und zum Ende der links und rechts des Weges stehenden Baumreihen

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Die Wanderstrecken Der Aufstieg vom Maintal. Blick von der Seckmaurer Höhe über das Steinbachtal auf Wörth (links) und Klingenberg (rechts) am Main. Dahinter die Höhen des Spessarts.

auf eine abgeplattete Bergkuppe, die sich rechter Hand als Wiesengelände darstellt. Hier, unmittelbar rechts des Weges wird WP 10/ 2 »Auf dem Schneesberg« angenommen. Von der Turmstelle aus lässt sich das Maintal nach Norden in Richtung der beiden Maintürme einsehen. Die Limeslinie verläuft nun auf dem Hochplateau in nordwestlicher Richtung, dabei zwei tief eingeschnittene Schluchten, die zum Steinbachtal hinabführen, umgehend. Das Palisadengräbchen folgt dem höchsten Zug des Bergrückens, indem es den nach Süden abfallenden Geländeeinschnitten geschickt ausweicht. Man setzt die Wanderung 400 m weit auf dem eingeschlagenen Weg bis zu einem Feldweg nach links fort. Diesen einbiegend hält man sich nach Ende der Wiesenparzelle rechts und verbleibt weitere ca. 400 m auf diesem Weg, der auf eine große, linker Hand beginnende Ackerlichtung trifft – kann aber auch den gekommenen Weg bis zur Waldecke weitergehen, um dort links abzubiegen. An der Waldecke, wo sich die FeldÁ Áur nach Osten erweitert, hält man sich auf dem die Flur durchschneidenden Feldweg, wo rechts des Weges auf den mittleren Parzellen und etwa 80 m vor dem dahinter beginnenden Wald eine weitere Turmstelle angenommen wird.

Wachtposten 10/3 »Im Pförtchen« wurde hier aufgrund der durchschnittlichen Entfernungen zwischen den beiden benachbarten Turmstellen vermutet. Man bleibt auf dem Weg, der hierher geführt hat und weiter in den Wald zieht, biegt dort nach rechts ein. Nach wenigen Schritten trifft man auf einen von links kommenden Waldweg, dem man nun folgt. Nach etwa 500 m erreicht man in dem rechter Hand liegenden, stark zerfurchten Gelände die Reste römischer Bauten. Hier beÀ Àndet sich ein weiteres Kastell.

Numeruskastell Seckmauern Die Umrisse des Kastells scheinen sich im Waldgelände durch ein leicht herausgehobenes Plateau abzuzeichnen. Die Anlage ist ein reines Erdwerk, von dem schon der Ausgräber obertägig nichts mehr erkennen konnte. Der 7,2 m breite und bis 2,67 m tiefe Wehrgraben sowie der hinter einer Palisade angeschüttete 5 m bis 6 m breite Erdwall umschlossen ein leicht verschobenes Rechteck. Mit 0,6 ha entspricht es der Größe eines Numeruskastells. Im hinteren Lagerteil verlief annähernd diagonal das hier U-förmige Palisadengräbchen des Limes. Das Kastell wurde also bereits in hadrianischer Zeit, als

Über dem Steinbachtal

77

Kastell Seckmauern. Lageplan des Kastells nach den Untersuchungen der Reichs-Limeskommission.

der Limes mit Palisade versehen wurde, aufgelassen. Nach Ausweis der Funde dürfte es kurz zuvor – wohl um 110/115 n. Chr. – angelegt worden sein. Die Kastellbesatzung ist nicht bekannt. Ob für kurze Zeit der numerus Nemaningensium hier stationiert war, bleibt vorerst Vermutung. Ein im Zentrum der Anlage aufgedecktes Gebäude gehörte zusammen mit einem 100 m nordöstlich des Kastells gelegenen Badegebäude sowie den als »Feuchte Mauer« bezeichneten Trümmern von mindestens zwei Gebäuden westlich vom Kastell zu einem römischen Gutshof (villa rustica), der sich vermutlich nach Vorverlegung des Limes um die Mitte des 2. Jh. n. Chr. im aufgelassenen Kastell einrichtete und nach dem Fundmaterial zu urteilen, noch bis in das 3. Jh. n. Chr. hinein bewohnt war. Die Ruinen der »Feuchten Mauer« sowie die des Badegebäudes erkennt man an teilweise ausgehöhlten Schutthaufen und herumliegenden Steinen sowie an den alten Grabungsschnitten von Anthes. Im Bereich des Erdkastells wird ein weiterer WP 10/4 »Bei der feuchten Mauer« angenommen, der allerdings nach den oben getroffenen chronologischen Erwägungen erst nach Aufgabe des Kastells erbaut worden sein und dessen Relaisfunktion übernommen haben kann. Man geht wieder auf den Waldweg zurück und folgt diesem in westliche Richtung bis zum Waldrand, kurz davor die bayerisch-hessische Grenze überquerend. Sie lässt sich stellenweise an dem mittlerweile seichten Grenzgraben und an einigen schönen Grenzsteinen erkennen. Man hält sich am Waldrand rechts und biegt nach kurzer Strecke links in einen geteerten Feldweg ein. Diesem auf etwa 180 m folgend liegt die nächste Wachtturmstelle etwa 70 m rechts des Weges im freien Feld. WP 10/5 »Auf der Seckmaurer Höhe« ist der erste gesicherte Wachtposten der Strecke, der im

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100 m

Gelände an einem leichten Schutthügel und wenigen herumliegenden Steinbruchstücken erkennbar ist. In den Messbildern der im September 2007 erfolgten geophysikalischen Untersuchung des Terrains zeichnete sich der Grundriss des Steinturms mit einer Seitenlänge von 6,8 m deutlich ab. Die Turmbesatzung konnte von hier aus den größten Teil des Seckmaurer Tals sowie das Maintal aufwärts bis Klingenberg einsehen und überschaute nach Südwesten die HochÁ Áäche bis zu dem rund 6 km entfernt gelegenen WP 10/11 »Auf der Sellenplatte«. Um zur nächsten, von der Reichs-Limeskommission aufgenommenen Wachtturmstelle zu gelangen, kehrt man auf den geteerten Feldweg zurück, folgt diesem etwa 200 m bis zu seiner Biegung nach Südosten, um ihn hier auf dem dort geradeaus führenden ungeteerten Feldweg zu verlassen. Diesen beschreitet man bis zu einem Querweg, dem man links hinunter zur alten Landstraße zwischen Seckmauern und Lützel-Wiebelsbach folgt. Auf dieser sich rechts haltend erreicht man nach etwa 40 m die Stelle, die rechts im Ackergelände liegen und WP 10/6 »Im Hannsbatzenfeld« markieren soll. Der richtige Standort ergab sich aus Beobachtungen bei einer Begehung im Oktober 2004. Blieb man nämlich auf der alten Landstraße und folgte ihr noch einmal etwa 200 m nach Süden, fanden sich am Straßenrand Sandsteinbruchstücke mit anhaftenden Mörtelresten, die auf

78 WP 10/6 »Im Hannsbatzenfeld«. Die Turmstellen in der geophysikalischen Prospektion. A, B: Holzturmstellen C: Steinturmfundament.

eine Turmstelle in der Umgebung hinwiesen. In der Tat liegt der Wachtposten von dieser Stelle aus gesehen etwa 20 m rechts im Ackergelände, denn eine hier 2007 durchgeführte geophysikalische Prospektion führte zur Gewissheit und zu überraschenden Ergebnissen. Das Messbild zeigt zwei helle kreisförmige Strukturen, zwischen denen sich – leicht nach Süden versetzt – ein dunkles quadratisches Gebilde beÀ Àndet. Es handelt sich ohne Zweifel um die Kreisgräben zweier Holzwachttürme und um das Steinfundament eines Steinwachtturmes. Der westliche Kreisgraben besitzt einen äußeren Durchmesser von 17,5 m. Die Breite des Grabens variiert zwischen 2 m und 2,5 m. Hellere Bildpunkte deuten möglicherweise auf Gruben, dunklere auf Metallobjekte oder Brandstellen hin. Am südöstlichen Bereich des Kreisgrabens erkennt man zwei weitere annähernd halbkreisförmig gebogene Strukturen, die von hier nach Südosten bzw. nach Südwesten ausgehen. Ob es sich um Teile weiterer Kreisgräben handelt, die vielleicht begonnen aber nicht fertig gestellt wurden, muss offen bleiben. Der östliche Kreisgraben hat einen äußeren Durchmesser von 18,5 m. Die Grabenbreite beträgt offenbar durchgängig 3 m. Hellere viereckige Strukturen im östlichen Innenbereich des Kreisgrabens könnten möglicherweise die Gruben der Eckpfosten des Turmes andeuten. Auffällig ist die dem Kreisgraben im Inneren folgende dunkle Messzone, die wohl auf ausgedehnte Brandspuren hinweisen dürfte. Vermutlich ist der Turm daher abgebrannt. Es scheint, als zeichne sich eine weitere kreisförmige Struktur im Befund ab, die in einem großen Bogen nahezu konzentrisch den östlichen Kreisgraben umzieht. Vielleicht handelt es sich hier um die Kontur eines Holzzaunes, wie er auch an anderen Turmstellen des Odenwaldlimes, etwa bei WP 10/8 »Im Lützelbacher Bannholz« bei Ausgra-

Die Wanderstrecken

B

A

C

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10 m

bungen beobachtet wurde (S. 81). Er wird offenbar von dem Kreisgraben des westlichen Turmes tangiert, was darauf hindeuten könnte, dass dieser jünger als das Zaungräbchen und somit auch jünger als der östliche Holzturm ist. Somit wäre letzterer Turm A, der westlich davon liegende Turm B und schließlich der dazwischen liegende Steinturm Turm C der gesamten Wachtturmstelle 10/6. Der Steinturm liegt in einem Abstand von etwa 10 m zu Holzturm A und etwa 7 m zu Holzturm B. Die Seitenlänge des Mauergevierts beträgt zwischen 5 m und 5,5 m. Die neue Fundstelle liegt etwas weiter südwestlich des bisher angenommenen Turmstandortes innerhalb der genannten Flur, und zwar ziemlich genau in der Mitte zwischen den benachbarten Limestürmen, zu denen Sichtverbindung bestand. Somit entfällt die von der Reichs-Limeskommission formulierte Annahme der zwei weiteren Turmstellen 6a und 6b, die wegen des damals gedachten großen Abstandes zwischen WP 10/6 und WP 10/7 nahe lag. Man bleibt auf der alten Landstraße, die nach etwa 400 m die neue L 3259 quert und weiter als Feldweg ausgebildet ist, bis kurz vor dem LützelWiebelsbacher Wald. Dort wendet man sich auf einem links einbiegenden Feldweg nach Südosten und erreicht nach etwa 180 m erneut eine Turmstelle, die von dem modernen Feldweg überschnitten wird. WP 10/7 »Im Hoffeld« ist durch Ausgrabungen gesichert. Conrady fand »noch die unterste Schrottlage eines quadratischen Mauerfundamentes von

Über dem Steinbachtal

79 Bei Feldbegehungen hatten ehrenamtliche Mitarbeiter vor nicht zu langer Zeit »einen Steinbefund etwa 10 m südlich des Weges« beobachtet. Tatsächlich liegt die Stelle etwa 15 m südlich des Wegrandes, wie das Messbild zu erkennen gibt. Die sich hier abzeichnende Struktur könnte das bereits von Conrady beschriebene Fundament des Steinwachtturmes von WP 10/7 darstellen. Möglicherweise gibt sich, angedeutet durch eine sehr schwache schmale Linie heller Bildpunkte in der Südostecke des Messbildes, sogar der Limes selbst zu erkennen, der in seinem Verlauf hier NNO–SSW orientiert ist. Man kehrt zurück auf den geteerten Feldweg, der als Limeswanderweg ausgeschildert ist, durch den Wald an einem links gelegenen Hundeübungsplatz vorbei bis zu einer Lichtung. Ein Eichen-BuchenMischwäldchen an deren Ende markiert rechts des Wegs die Reste eines Römerkastells.

Numeruskastell Lützelbach Die Reste des Numeruskastell Lützelbach, im Volksmund »Lützelbacher Schlösschen« genannt, sind als wallartige Erhebung bis zu einer Höhe von nahezu 3 m im Waldgelände erhalten. Entsprechend deutlich zeigen sich die Strukturen der Anlage, wie

Limes

5,6 m Seitenlänge mit geringen Mörtelspuren«. Auch heute noch liegen Sandsteinquader und Mörtelbrocken herum. Die Wachtturmstelle war günstig gewählt: eine kleine Kuppe am Rand des Abhanges, geeignet zur Überwachung der aus dem Seckmaurer Tal heraufkommenden Schluchten. Von hier aus erblickt man aber auch im Hinterland die Kuppe des Breubergs. Die exakte Lokalisierung der Turmstelle konnte 2005 durch geophysikalische Untersuchungen erreicht werden. Die auffälligsten Merkmale im Messbild stellen eine helle kreisförmige Struktur am nördlichen Bildrand und zwei von West nach Ost verlaufende, hell-dunkel kombinierte lineare Erscheinungen dar. Erst beim näheren Hinsehen erkennt man südlich unterhalb der Kreisstruktur noch ein dunkles Geviert. Bei der KreisÀ Àgur handelt es sich um den Widerschein eines Kreisgrabens von 17,5 m Durchmesser, in dessen Inneren sich einst ein hölzerner Wachtturm befand. Die Grabenbreite beträgt 2 m bis 2,5 m. Einzelne Strukturen im Kreisinneren verweisen auf Gruben, Metalleinschlüsse und/oder Brandreste. Die Turmstelle wird von dem annähernd 4 m breiten modernen Feldweg durchschnitten. Zu einem Feldweg, der noch im Jahr 1920 bestand, heute allerdings nicht mehr existiert, gehört die zweite lineare Struktur am südlichen Rand des Messbildes.

0

20 m

Kastell Lützelbach. Links : Kastellplan. Oben: Laserscanaufnahme des Kastells.

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Q

Die Wanderstrecken

Eduard Anthes, Römisches aus dem östlichen Odenwald 108.

»…das Lützelbacher Kastell. Gerade hier ist ein baldiges thätiges Eingreifen der Wissenschaft zu wünschen; denn wenn die ›praktische‹ Ausbeutung dieses Bauwerks noch einige Zeit so fort geht, wie sie seither und besonders stark in den letzten Jahren betrieben wurde, dann kann bald gesagt werden: ›Bei Lützelbach stand einst ein sehr bedeutendes, ausgezeichnetes Kastell.‹ Wir beklagen das Verschwinden ehrwürdiger Bauwerke aus alter Zeit; (…) hier in Lützelbach geschieht unter unseren Augen die planmäßige Zerstörung einer hochbedeutenden Römerfestung, die, soweit noch möglich, in ihrer jetzigen Gestalt wenigstens vor dem Untergang gerettet zu werden verdient.«

auch die des Badegebäudes in der Laserscan-Aufnahme und der geophysikalischen Messung, wenngleich starke Beeinträchtigungen des Denkmals durch Steinraub des 18. u. 19. Jh. stattgefunden haben. Das nach Südosten orientierte Kastell ist auf einem kleinen, nach Nordwesten abfallenden Plateau angelegt. Die Umfassungsmauer umschließt ein rechteckiges Areal mit 70 m x 75 m Seitenlänge = 0,52 ha. Das Lützelbacher Schlösschen ist damit das kleinste der sieben Numeruskastelle der Odenwaldlinie nördlich von Kastell Oberscheidental. Die Wehrmauer war mit halbwalzenförmigen Zinnendeckeln bekrönt. Das Kastell wurde von einem einfachen 8 m breiten und 1,35 m tiefen Graben umgeben. An einer Stelle der Ostfront konnten hinter der Wehrmauer die Reste einer auf einer Brandschicht aufsitzenden Trockenmauer beobachtet werden. Dies zeigt, dass es

Kastell Lützelbach. Badegebäude im geophysikalischen Messbild und schematische Umzeichnung des Befundes. B: Umkleideraum (basilica, apodyterium), F: Kaltbaderäume a, s, v (frigidarium mit sudatorium und vasarium), T: Warmbaderaum (tepidarium), C: Heißbaderaum (caldarium) mit Heißwasserwanne C1 P: Heizkammern (praefurnium).

Kastell Lützelbach. Türsturzlünette mit Victoria-Relief.

sich bei dem Kastell um eine mehrperiodige Anlage handelt, von der reiches Fundmaterial stammt. Badegebäude Etwa 30 m vor der Nordostecke des Kastells liegen unter einer heute noch sichtbaren 1,50 m hohen Geländeerhebung die Reste des nicht ausgegrabenen

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20 m

Fv P2

C1

Fa C

T

Fs P1

B

Über dem Steinbachtal

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Archäologischer »Musterbefund«: WP 10/8 »Lützelbacher Bannholz«. Gesamtplan der Turmstelle mit Holzturmhügel (A, B), Steinturm (C), Limesweg (D), Palisade (E) sowie einer ersten Einfriedung (F). B

Badegebäudes. Der Grundriss des Bades konnte fast vollständig und zerstörungsfrei bei einer geophysikalischen Untersuchung festgestellt werden. Wie die Bilder zeigen, ist das Kastellbad offenbar noch hervorragend erhalten. Seine Mauern dürften teilweise noch mannshoch im Boden stecken. Der Grundriss folgt dem der übrigen Numerus-Kastellbäder am Odenwaldlimes. In unmittelbarer Umgebung der kleinen Therme deuten parallele Strukturen weitere Gebäude an, die zum Lagerdorf des Kastells gehört haben dürften. Das Numeruskastell Lützelbach wurde mit der Einrichtung des Odenwaldlimes angelegt und wohl bei der Vorverlegung der Linie um die Mitte des 2. Jh. n. Chr. vom Militär aufgegeben. Die Limespalisade fand sich in einem Abstand von rund 26 m vor der Ostfront des Kastells. Zwischen Kastell und Palisade verlief der Limesweg. Der unmittelbar entlang der Ostfront des Kastells vorbeiführende Limeswanderweg zieht weiter durch den Wald. An einer Wegegabelung nach etwa 300 m führt der ausgeschilderte Weg links durch Fichtenwald. Nach etwa 750 m beÀ Àndet sich links des Pfades die nächste Turmstelle. WP 10/8 im »Lützelbacher Bannholz« besteht aus zwei Holzturm- und einem Steinturmhügel, der östlich vor der Mitte der Holztürme steht. Die Wachtturmstelle lässt die zeitliche Abfolge der einzelnen Turmbauten an einem Wachtposten am Odenwaldlimes deutlich erkennen (S. 36). Danach ist Hügel A die älteste Turmanlage und offenbar bereits nach kurzer Zeit einem Brand zum Opfer

WP 10/8 »Lützelbacher Bannholz«: Die Turmstelle heute.

A

C F

D

E

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20 m

gefallen. In seinem Innern befand sich ein annähernd quadratisches Trockenmauerwerk (5,6 m x 5,8 m) ohne Balkenschlitze aber mit Pfostengruben in den Ecken für die mächtigen den Turmoberbau tragenden Stützpfosten. Der den Turm umgebende Graben besaß von Sohle zu Sohle gemessen einen Durchmesser von 16,8 m bis 17,5 m und war bis zu 2 m tief. Ein Zaun, der den Turm A unregelmäßig umgibt, wurde von der Limespalisade überschnitten, muss also älter als diese sein. Neben der Ruine des ersten Holzturms errichtete man einen weiteren Turm B (5,1 m x 5,3 m). Der Unterbau zeigte dieselben Merkmale wie Turm A. Schließlich wurde Steinturm C (5,2 m x 5,6 m) errichtet, wohl um die

82

Die Wanderstrecken

Mitte des 2. Jh. analog der bekannten Bauinschriften anderer Wachttürme. Zwischen Limespalisade und der Turmstelle wurde der Limesweg nachgewiesen. Durch die freie Sicht über das gesamte Areal, die nach dem Ausstocken des Geländes und Grasbewuchses möglich ist, lassen sich noch heute die überall angelegten Schnitte der Reichs-Limeskommission erkennen, die selbst – zusammen mit den gesamten Strukturen der Turmstelle – in der Laserscan-Aufnahme deutlich sichtbar sind. Damit vermittelt die Turmstelle, indem sie beispielhaft die Methodik der damaligen archäologischen Untersuchungen nachvollziehbar macht, ein eindrucksvolles Bild der Forschungsgeschichte am Odenwaldlimes. Der Limes folgt nun zusammen mit dem ausgeschilderten Wanderweg dem Grat des nach Osten und Westen abfallenden Bergrückens. Nach etwa 800 m südlich von WP 10/8 gelangt man zur nächsten Turmstelle. WP 10/9 »Im Breitenbrunner Bannholz« besteht aus einem stattlichen Holzturmhügel mit umgebendem Graben und dem 20 m nördlich davon gelegenen Schutthügel des Steinturms. Hier zeigen sich in der Laserscan-Aufname zwei kreisförmige Strukturen, vielleicht neben dem Stein- noch ein zweiter Holzturm. Zwischen WP 10/8 und 10/9 liegt eine leichte Geländeerhebung. Da über diese hinweg die Sicht-

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5m

verbindung zwischen den Türmen bestanden haben müsste, war es an dieser Stelle einmal möglich, die Mindesthöhe der Türme zu errechnen. Sie betrug 7,6 m. Die wirkliche Höhe hat aber sicherlich um 10 m bis 12 m betragen (S. 41). Nur etwa 20 m südlich der Turmstelle trifft der als Limeswanderpfad ausgeschilderte Kammweg auf die sogenannte »Hohe Straße«, einen alten Höhenweg, der bis heute benutzt wird. Diese Straße führt nun bis Hesselbach fast 22 km dicht am Limes entlang und verläuft teils östlich, teils westlich der Limeslinie. Weitere 300 m südlich erreicht man den Waldsportplatz der Gemeinde Haingrund. Er liegt nur wenige Meter vor einer den Bergsattel überquerenden, von Breitenbrunn nach Haingrund führenden Passstraße. Die HochÁ Áäche zieht sich hier zu einem schmalen Berggrat zusammen. Westlich der Hohen Straße liegt gegenüber dem Sportplatz das erste Kleinkastell der Strecke.

Kleinkastell »Windlücke« Das Kleinkastell »Auf der Windlücke« ist heute von der Straße und einem Parkplatz überschnitten, sein rückwärtiger Teil ist an leichten Geländewellen zu erkennen. Die Untersuchungen der ReichsLimeskommission ergaben einen fast quadratischen Grundriss von 13,25 m x 13,82 m (ca. 0,02 ha) mit abgerundeten Ecken. Das einzige Tor war zum Limes hin ausgerichtet, ein Graben nicht vorhanden. Das Kastellchen, das maximal 20 Mann beherbergt haben kann, hatte die Aufgabe, den Bergsattel zu überwachen. Seine Besatzung dürfte von einem der benachbarten Numeruskastelle abgestellt worden sein. In einem Abstand von 27 m östlich zum Kastell wurde das Gräbchen der Limespalisade angetroffen. Der Limesweg dürfte sich an dieser Stelle mit dem Verlauf der Hohen Straße decken.

Kleinkastell Windlücke. Grabungsbefunde der Reichs-Limeskommission.

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IM LAUDENBACHER FORST Ab dem Kleinkastell »Windlücke« verläuft der Limes über den nach Süden ansteigenden Berggrat bis zum Endpunkt dieses Abschnitts bei WP 10/ 18 »Im Strichherrenwald« durch ein zusammenhängendes Waldgebiet, den Laudenbacher Forst.

Lediglich westlich von Vielbrunn verlässt die Linie auf eine kurze Strecke den Wald, um einen Teil der ackerbaulich genutzten mittelalterlichen Rodungsinsel bei dem Dorf zu überqueren. Die Turmstellen dieses Wanderabschnitts lassen sich – je nach Standort links oder rechts gelegen – bequem von der Hohen Straße (L 3349) aus begehen. Der Limeswanderweg führt dabei streckenweise parallel zur Landstraße aber sicherlich romantischer auch durch den Wald. Etwa 500 m westlich des Kleinkastells »Windlücke« liegen dicht westlich der Straße im Laubwald von einer Schneise durchzogen die Turmhügel des nächsten WP. Von WP 10/10 »In der Klinge« gewahrt man zunächst den nördlich der Schneise gelegenen Steinturm (5,25 m x 5,25 m) und dann die beiden Holzturmhügel südlich davon. Der nördli-

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5m

WP 10/10 »In der Klinge«. Plan des Holzturmes nach ORL.

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Die Wanderstrecken WP 10/11 »Auf der Sellenplatte«. Rekonstruiertes Steinturmfundament.

Q

Friedrich Kofl fler, Alte Strassen in Hessen 37–38:

»Der Weg, welcher auf der sog. Mümlinghöhe d. h. des Gebirgsrückens, welcher das Mainthal von dem Oberlauf des Mümlingthales trennt, zwischen Schloßau und Obernburg, bez. Wörth hinzieht, wird die hohe Strasse, streckenweise aber auch die Bullauer-, Main- und alte Wörther Strasse genannt. (…) Sie wurde seit Knapps Untersuchungen, welche vor dem Jahre 1810 stattfanden, allgemein als römische Anlage angesehen. Bei der von mir gemachten Aufnahme der Mümlinglinie in den Jahren 1887 und 1888 war es mir nicht geglückt, dies nachweisen zu können, wohl aus dem Grunde, weil ich die römische Strasse in der hohen Strasse oder in den neben derselben hinlaufenden, früher als Strassen benutzten Hohlwegen suchte. Erst vor etwa 5 Jahren war es mir geglückt, die röm. Strasse vor dem Kastell Hainhaus bei Vielbrunn zu finden und sie dann auf eine grössere Strecke hin bis in die Nähe der Sellplatte zu verfolgen. Im Laufe der beiden letzten Jahre ist sie von den Herren Geh. Ob.-Schulrat Soldan und Dr. Anthes verschiedentlich und auch von mir selbst an vielen Orten gefunden worden. Die hohe Strasse läuft von Schloßau aus nordwestlich und einen Bogen bildend über den Hohberg zur Jägerwiese etc. an den Kastellen bei Hesselbach, Würzberg, Eulbach und Lützel-Wiebelsbach vorüber in einem Bogen nach Wörth.«

che Holzturm besaß einen Trockenmauerkern der gleichen Ausmaße. Der südliche Holzturm ist noch an seinem mächtigen Schuttkegel mit umgebenden Graben – Durchmesser von Rand zu Rand 26 m – zu erkennen. Er ist offenbar der jüngere der beiden Holztürme. Vor den beiden Bauten verlief in einer Entfernung von 25 m – 28 m die Limespalisade, der Limesweg 7 m hinter ihr mit einem Gräbchen auf seiner Westseite. Der die besuchte Turmstelle teilende Waldweg führt – als Limeswanderweg teils mit Buchstaben »L«, teils mit Turmsymbol ausgeschildert – in einem Bogen westlich der Landstraße nach etwa 1.000 m zur nächsten Wachtturmstelle. Hält man sich entlang der Landstraße, so kommt man ebenfalls nach 1.000 m an einen links der Straße stehenden Sendemast, dem rechts gegenüber eine Holztreppe den Hang hinaufführt. Nach etwa 200 m Àndet man von hier aus die sehr romantische Turmstelle, die auf einem kleinen Plateau unter großen Buchen liegt. WP 10/11 »Auf der Sellenplatte«, bestehend aus Stein- und Holzturm, liegt etwa 30 m nördlich der Umzäunung eines ehemaligen Munitionsdepots, das heute von PrivatÀ Àrmen als Lagerplatz genutzt wird. Dicht dabei verläuft ein Feldweg, der wohl zur ursprünglichen Trassierung der Römerstraße gehörte. Der Steinturm (5,1 m x 5,1 m) wurde Ende des 19. Jh. bei Wegearbeiten ausgebrochen. Bei Freilegung und der anschließenden, sorgfältigen Konservierung 1987 konnte ein Ringgraben und die Traufgräbchen des Steinturms festgestellt werden. Zahlreiche Verputzreste, die sich in den Gräben fanden, zeigten noch roten Fugenstrich. Das Mauergeviert Àndet sich heute gefällig innerhalb eines Kiesbettes gelegen, das die AusgrabungsÁ Áäche markiert. Unmittelbar an den Steinturm schließt der Ringgraben des Holzturmes an, in dessen Innern ein

Im Laudenbacher Forst Áacher Hügel liegt. Während nach Süden hin lediglich zu der nächsten Turmstation Sichtverbindung bestand, reichte diese nach Norden über das ganze Steinbachtal bis zu seiner Einmündung ins Maintal. Vom Standort des ehemaligen Munitionsdepots aus kann man über eine Waldschneise hinweg bis Bad König und in das Mümlingtal sehen. Etwa 300 m weiter südlich von WP 10/11 verläuft der Limes östlich einer Straßenkreuzung der Hohen Straße mit der Höchster Straße sowie der Sellenplatten-Schneise und dem »Diebsweg«. Bei der Höchster Straße und deren Fortsetzung im »Diebsweg« dürfte es sich um einen alten in ostwestlicher Richtung verlaufenden Fernweg handeln, der vielleicht schon in römischer Zeit benutzt wurde. Der Limeswanderweg überquert die L 3349 in Höhe des ehemaligen Munitionsdepots und führt parallel zur Landstraße an der beschriebenen Kreuzung vorbei durch den Wald, um nach weiteren knapp 400 m und etwa 20 m östlich der Straße auf die Reste einer weiteren Turmstelle im lichten Fichtenwald zu treffen. WP 10/12 »In den Dickhecken« besteht aus einem noch unberührten Áachen Holzturmhügel, der von einem Graben im Gesamtdurchmesser von 22 m umgeben wird. Zehn Meter südlich davon liegt der Steinturm. Die Anlagen der Turmstelle wie auch der Verlauf der Limespalisade im Bereich des Limesabschnittes bei WP 10/11 und 10/12 ist in der Laserscan-Aufnahme sehr gut erkennbar. Man sieht sogar die leichte Biegung der Limeslinie zwischen den genannten Wachtposten. Von der Turmstelle in den Dickhecken führt der Wanderweg zwischen 30 m und 50 m parallel zur Landstraße weiter durch den Wald. Etwa 600 m weiter in südliche Richtung gelangt man zu der nächsten, 20 m östlich der Landstraße gelegenen Wachtturmstelle, kenntlich an einer kleinen Lichtung. WP 10/13 »In den Erlen« besteht nur aus einem Holzturm mit einem ehemaligen Graben von 18 m Durchmesser. Vom Steinturm ist nichts zu erken-

85 nen. Es wäre denkbar, dass dieser beim späteren Ausbau des Limes in Anbetracht der Nähe zum Kastell Hainhaus nicht mehr ausgeführt worden ist. Eine Sichtverbindung zwischen WP 10/12 und dem Kastell war ohne weiteres möglich.

Numeruskastell Hainhaus Am gleichen Weg, 375 m entfernt, beÀ Àndet sich das Numeruskastell »Hainhaus« bei Vielbrunn. Davor, unmittelbar westlich der Hohen Straße, ist ein Parkplatz; über eine Brücke gelangt man in das Kastellinnere. Das Kastell liegt auf dem Sandsteinhochplateau an einer Stelle, an der die Alte Laudenbacher Straße, als kürzester Verbindungsweg in diesem Abschnitt zwischen Mümlingund Maintal, den Kamm überschreitet.

»Riesen« im Odenwald. Der Name »Hainhaus« leitet sich vom mittelhochdeutschen »huine« ab, was nebeneinander Riesen oder Hunnen bedeutet, denen der Volksmund solche Bauwerke andichtete. Vor allem die Hünen sah man in einer Zeit, in der die Menschen auf dem Land in einfachen Bauernkaten aus Fachwerk lebten, alleine in der Lage, große und steinerne Bauten errichten zu können. Namensbildungen mit Hünen, Heunen oder Hunnen findet man im Zusammenhang mit den Limesanlagen nördlich und südlich des Mains häufig, so auch mehrfach am Odenwaldlimes. Der Name »Bentzenburg« leitet sich wohl von dem mittelhochdeutschen »bense« – »Binse« ab, wodurch das Kastell als Burg in feuchtem Gelände »Binsenburg« zu deuten wäre, wenn es sich nicht um eine Verballhornung von »Belse-/Bensebub« – »Teufel« handelt, wodurch sich die »Teufelsburg« ergäbe. In das »Hainhaus« baute man eine ehemals katholische Kapelle, die als Zwischenziel der Heilig-Blut-Wallfahrt von Dieburg nach Walldürn diente. Sie besitzt noch Teile der barocken Ausstattung. Heute finden fi hier Gottesdienste und Prozessionen an Fronleichnam, Weihnachten und Pfi fingsten statt.

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Die Wanderstrecken

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20 m

Kastell Hainhaus. Kastellplan nach den Untersuchungen der Reichs-Limeskommission (links) und in der Laserscan-Aufnahme (oben).

Löwenstein-Wertheim-Rosenberg im 18. Jh. ein kleines Jagdschloss hinein. Die links des Eingangs auf dem ehemaligen Kastellwall stehenden sechs, aus monolithischen Sandsteinblöcken gehauenen, barocken Sessel mit volutengeschmückten Armund Rückenlehnen stammen aus dem Jahr 1723. Der Überlieferung nach wurden sie vom ehemaligen Vielbrunner Gerichtsplatz vor der dortigen Kirche hierher transportiert und dienten den fürstlichen Jagdgesellschaften als Sitzplatz. Das Kastell wurde 1736 zum ersten Mal erwähnt. Es ist identisch mit der in einer Urkunde des Jahres 1432 genannten »Bentzenburg«. Das Kastell (72 m x 79 m = 0,56 ha) mit der noch bis zu einem Meter hohen Umfassungsmauer war von einem bis zu 7,70 m breiten Wehrgraben umgeben. Einige Gesimssteine zeigen, dass die äußere Mauerseite architektonisch gegliedert war. Der hinter der Mauer angeschüttete Wall, der sich heute deutlich im Gelände abhebt, ist bis 5 m breit. Einige im Wallbereich sitzende Trockenmauerreste und PÁ Áasterungen lassen erkennen, dass auch dieses Kastell mehrere Bauphasen besaß. Die

Anlage hatte drei einfache mit Türmen bewehrte Tore, während sich auf der Westseite nur eine Durchschlupfpforte befand. Keilförmige Sandsteinblöcke, die im Torbereich gefunden wurden, zeigen, dass im Obergeschoss der Tortürme Rundbogenfenster vorhanden gewesen sein müssen. Nordwestlich des Kastells liegt das Badegebäude. Man gelangt zu der etwa 180 m entfernten Stelle über den aus dem Nordtor des Kastells herausführenden Pfad und den links abgehenden breiten Waldweg nach Kimbach. Dieser überschneidet das Badegebäude, von dem das Auge nur noch ganz geringe Reste im Gelände wahrnimmt, während die Lasercsan-Aufnahme immerhin die Bodenunregelmäßigkeit anzeigt. Es entspricht vom Grundriss her dem am Odenwaldlimes gängigen Reihentyp der Numeruskastellbäder, der in diesem Falle mit dem Grundriss des Lützelbacher Kastellbades, wie ihn die geophysikalische Messung dort festgestellt hat, zur Deckung gebracht werden kann (S. 80). Der Limesweg wurde in 52 m Entfernung östlich vom Kastell festgestellt. Die Kastellbesatzung kennen wir nicht. Die Anlage bestand vom Anfang bis zur Mitte des 2. Jh. n. Chr.

Im Laudenbacher Forst Der Limeswanderweg führt unmittelbar an der Ostfront des Kastells vorbei und zieht etwa 20 m bis 50 m parallel zur Landstraße durch den Wald. Die nächste Wachtturmstelle Àndet sich nach ca. 800 m unmittelbar hinter einem hier Ost-West-verlaufenden gut ausgebauten Waldweg westlich der Landstraße, von wo sie mittels eines Trampelpfades zu erreichen ist. WP 10/14 »An der Döllchenschneise« besteht nur noch aus dem gut sichtbaren Holzturmhügel, der noch nicht archäologisch untersucht ist. Die Limeslinie überquert kurz nach der Turmstelle die Hohe Straße (L 3349). Ihr folgt der Wanderweg etwa 60 m in den Wald und hält sich dann rechts. Von hier aus führt er bis zum Ortsrand von Vielbrunn, um in die Verbindungsstraße zur Hohen Straße nach Westen einzubiegen, wo er gegenüber der Einmündung in diese direkt auf die nächste Turmstelle trifft. Sie liegt in Nähe eines kleinen SportÁ Áugplatzes. WP 10/15 »Im Oberen Haspel« weist sich durch einen Áachen Holzturmhügel aus, der zur Hälfte von der modernen Landstraße abgeschnitten wird. Die Turmstelle erlaubt einen weiten Fernblick über das östliche Gebirgsvorland und den Spessart jenseits vom Main. Von einem ehemals vorhandenen, zweiten Turmhügel unmittelbar nördlich fehlt auch in der Laserscan-Aufnahme jede Spur. An der Turmstelle, allerdings außerhalb des archäologisch relevanten Bereiches, steht der originalgetreue Nachbau eines Holzturms, wie er am Odenwaldlimes gängig war. Über dem massiv ausgebauten Erdgeschoss, dessen Trockenmauerwerk sichtbar ist und anhand der herausstehenden Stirnhölzer ein mit Erde verfülltes Balkengitterwerk erkennen lässt, beÀ Ànden sich zwei Obergeschosse, die ehemals der Turmbesatzung als Wohn- und Wacht-Raum dienten. Die Limeslinie zieht von WP 10/15 ab leicht westlich der L 3349, die kurz vor der nächsten Wachtturmstelle von der Verbindungsstraße Vielbrunn – Kimbach (L 3318) gekreuzt wird. Etwa

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B C

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WP 10/16 »Bei Vielbrunn«. Die Turmstellen in der geophysikalischen Prospektion. A, B: Holzturmstellen C: Steinturmfundament

150 m südlich der Straßenkreuzung liegt die nächste Turmstelle rechts im freien Feld. Der Limesweg lässt diese Turmstelle aus, da ihr Erreichen durch das Gehen entlang der vielbefahrenen Landstraße nicht ungefährlich ist. WP 10/16 »Bei Vielbrunn« wurde durch die Geophysik Ende 2009 nachgewiesen. Er besteht wohl aus zwei Holz- und einem Steinturm. Einst ergaben Nachgrabungen viel Steinmaterial. Die Station, die hier fast genau in der Mitte von WP 10/15 und WP 10/17 liegt, überwachte einen alten Passübergang vom Mümlingtal bei Bad König

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Historisches Vielbrunn. Im Ortskern von Vielbrunn gibt es noch mehrere ältere Fachwerkhäuser, darunter das Pfarrhaus, das 1568–70 errichtet, 1753 zu einem Jagdhaus umgebaut wurde und 1769 seine heutige Funktion erhielt. In dem um 1495 errichteten Westturm der evangelischen Pfarrkirche, ehemals St. Laurentius, befinden fi sich sehenswerte spätgotische Wandmalereien.

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Die Wanderstrecken WP 10/17 »In den Heumatten«. Holzturmhügel mit Ringgraben.

nach Vielbrunn und weiter zum Main. Vielleicht befand sich die nördlich gelegene Straßenkreuzung in römischer Zeit im Bereich der Turmstelle. Da das Vorgelände etwas überhöht ist, muss auch hier die Turmhöhe mindestens 6 m betragen haben. Der Wanderweg führt den Limesfreund über Breitenbrunner Weg und Römerstraße durch Vielbrunn und lässt ihn durch den Faltersweg aus dem Ort herauskommen und sich auf dem linken Feldweg haltend nach etwa 1 km eine Waldecke erreichen. Der hier links abgehende Waldweg führt direkt zur Hohen Straße (L 3349). Diese überquerend erreicht er links vom Limesweg nach wenigen Metern die nächste Turmstelle. WP 10/17 »In den Heumatten« besteht aus einem mächtigen Holzturmhügel mit umgebendem Ringgraben. Der Hügel ist noch nicht erforscht, wurde aber vor einiger Zeit von Raubgräbern heimgesucht, die an der Nord- und Ostseite meterlange Schnitte hineinlegten. Etwa 40 m südlich davon, näher zur Straße hin, lassen sich geringe Reste des Steinturms feststellen. Die Limeslinie verläuft nun wieder östlich der Hohen Straße, der man – diese wieder überque-

rend – weiterhin auf dem alsbald nach rechts führenden, parallel der Straße verlaufenden Wanderweg (»L«) folgt. Diesen in südlicher Richtung beschreitend steht man nach etwa 400 m vor einem mannshohen Turmhügel. WP 10/18 »Im Strichherrnwald« besteht lediglich noch aus dem unberührten Holzturm. Der Grabendurchmesser beträgt von Rand zu Rand gemessen 30 m. Ein zweiter weiter südlich gelegener Hügel soll mitten in die Flucht der modernen Straße gefallen und eingeebnet worden sein. Vielleicht stellt aber ein von Anthes in Erfahrung gebrachtes, 65 m südlich des Holzturmes gelegenes Mauerwerk den Rest des Steinturms dar. Die Distanz zwischen Holz- und Steinturm ist allerdings auffällig. Vielleicht wurde der aus dem Mümlingtal heraufziehende und etwa hier spitzwinklig auf die Hohe Straße auftreffende Fernweg, der weiter in das Ohrenbachtal führt, zu einem späteren Zeitpunkt während des Bestehens des Odenwaldlimes angelegt. Dadurch könnte die Versetzung der Turmstelle beim Steinausbau des Limes weiter nach Süden notwendig geworden sein.

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ZWISCHEN EULBACH UND WÜRZBERG Bei dem nun folgenden Streckenabschnitt weicht die ansonsten gerade Limeslinie bei Würzberg in ihrer Ausrichtung etwas nach Westen ab. Man wollte hier offensichtlich dem höchsten Zug des Geländerückens folgen. Zunächst durchzieht der

Limes aber beim Jagdschloss Eulbach eine Lichtung als Überbleibsel des im Dreißigjährigen Krieg abgegangenen Ortes Eulbach. Auch das Gewann »Heumatte« südlich davon besteht aus Wiesengelände. Westlich von Würzberg verläuft die Linie im offenen Feld, um dann wieder in den Wäldern zu verschwinden. Die Hohe Straße – nur noch bis zum Ortsrand von Würzberg als Landstraße ausgebaut – verläuft nun in etwas größerem und unregelmäßigerem Abstand westlich vom Limes. Die Wachtposten 10/19, 10/20 und 10/21 sind zwar sichtbar, liegen aber in dem nicht zugänglichen Teil des GräÁ Áich Erbach-Erbach’schen Wildparks. WP 10/19 »An der Lichten Platte« liegt unweit einer kleinen Quelle (Rohrbrunnen) auf ebenem Gelände. Sie besteht aus einem Holzturmhügel und einem 35 m südlich davon gelegenen, 1842 beim Straßenbau stark ausgebrochenen Steinturmrest. In dessen Ruine fanden sich die Reste einer Inschrift. Die Inschrift lautet in der Übersetzung: »Dem Imperator Caesar, dem Sohn des vergöttlichten Hadrian, Titus Aelius Hadrianus Antoninus Pius Augustus, Oberpriester, im achten Jahre seiner tribunizischen Gewalt, Konsul, Vater

WP 10/19 »An der Lichten Platte«. Bauinschrift aus dem Jahr 146 n. Chr.

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Die Wanderstrecken WP 10/20 »Am Kutschenweg«. Grabungsfoto der Reichs-Limeskommission.

tel. Der Limeswanderer, der sich bisher auf dem im Wald ausgeschilderten Limeswanderweg entlang der Hohen Straße gehalten hat, wendet sich dort, wo diese in die Nibelungenstraße einmündet, nach rechts (Westen) und erreicht nach wenigen Metern die vor allem südlich der Straße erkennbaren schwachen Wallreste des von ihr durchschnittenen nächsten Numeruskastells.

Numeruskastell Eulbach des Vaterlandes, von den Brittones Triputienses. Im Jahr, in dem Clarus zum zweiten Mal und Severus Konsuln waren (= 146 n. Chr.)«. Es handelt sich um eine Ehreninschrift für Kaiser Antoninus Pius (138–161 n. Chr.), aus der als Baudatum des Steinturms das Jahr 146 n. Chr. hervorgeht. Etwas über 500 m weiter südlich liegt 80 m hinter der Hohen Straße die nächste wiederum nicht zugängliche Turmstelle. WP 10/20 »Am Kutschenweg« besitzt die höchsten Hügel der drei Turmgruppen im Erbach’schen Wildpark. Es handelt sich um einen stark zerwühlten Holz- und Steinturmhügel, die von Anthes 1896 untersucht wurden. Damals war das Trockenmauerwerk mit Schlitzen des massiven Holzturm-Unterschosses noch bis zu 0,85 m erhalten. In den Ecken fanden sich die Spuren der Eckpfosten von 0,35 m Seitenlänge. Der vollständig zerstörte Steinturm lag 20 m weiter südlich. Die Limespalisade zog in einer Entfernung von 27 m östlich am Holzturm vorbei. Das Gelände steigt nun weiter an bis zum Kastell Eulbach, das auf einem zentralen Plateau des Höhenzuges liegt. In römischer Zeit dürften hier Fernwege von verschiedenen Seiten zusammengetroffen sein. Noch heute verläuft der Hauptübergang der Straße von Erbach nach Amorbach, die Nibelungenstraße (B 47), über diesen Gebirgssat-

Vom Numeruskastell fand Graf Franz 1806 noch bis zu zwei Steinlagen der Wallmauer vor, das meiste an der Ostfront des Kastells. Hier konnte er auch den Grundriss des Haupttores (porta praetoria) aufnehmen, das heute unter der Landstraße liegt. Die Toranlage ließ er zusammen mit einem Abschnitt der Wehrmauer im benachbarten Eulbacher Park als romantische Ruine wieder aufbauen. Allerdings gibt die dortige Rekonstruktion nicht den originalen römischen Zustand wieder. Heute erkennt man den Verlauf der östlichen Umwehrung und die Südostecke des Kastells noch an leichten Geländewellen. Das Kastell (70 m x 78 m = 0,54 ha) hatte drei Tore. Der Wehrgraben war 6 m bis 7,5 m breit und bis zu 1,6 m tief, der Erdwall hinter der Wehrmauer 5 m breit. In seinem Innern belegen wiederum Reste einer Trockenmauer eine ältere Bauphase. Der Limesweg zog 37 m vor der Ostfront des Kastells vorbei, ein Abzweig scheint offenbar über die via principalis von Nord nach Süd durch die Anlage geführt zu haben. Das Badegebäude lag allem Anschein nach etwa 100 m südwestlich vom Kastell. Heute wird die Stelle von dem Nebengebäude der Gaststätte am Parkplatz markiert. Der Name der Kastellbesatzung, eine Einheit in Numerus-Stärke, ist nicht bekannt.

Zwischen Eulbach und Würzberg

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Kastell Eulbach. Kastellplan nach den Untersuchungen der ReichsLimeskommission.

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Eulbacher Park Unmittelbar neben den Kastellspuren und Áich Erbach-Erbach’schen gegenüber vom GräÁ Jagdhaus beÀ Àndet sich der Eingang zum Eulbacher Park. Ein Besuch dieser im Stile eines englischen Gartens angelegten romantischen Parkanlage ist empfehlenswert. Sie wurde auf dem Gelände eines im Dreißigjährigen Krieg wüst gefallenen Ortes Eulbach errichtet, der erstmals im Jahr 819 als

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Graf Franz I. zu Erbach-Erbach, Katalog 6 § 1, zum Eulbacher Park:

»Zweck der Anlage: Neigung zur Jagd, der angenehmere und bequemere Genuß derselben im Thiergarten, welcher das hiesige Jagdhaus beinahe auf zwei Stein umgiebt, und endlich der Wunsch, die schöne Sommerzeit auf dieser angenehmen, friedlichen Ebene auf dem Rücken des höchsten Gebürges des Odenwald zuzubringen, gaben die Veranlassung zu

20 m

»Vlenbuch« in der Grenzbeschreibung der Mark Michelstadt im Lorscher Codex (Nr. 21) erwähnt wird. Der Platz wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jh. wieder aufgeforstet, die Äcker zu einem gräÁ Áichen Hofgut zusammengefasst. Graf Franz I. zu Erbach-Erbach erbaute 1771 auf der Eulbacher Höhe ein Jagdhaus auf den Mauern einer früheren Revierjägerei, das er in den Neunzigerjahren des 18. Jh. erweitern ließ und zu seinem ständigen Sommeraufenthalt machte.

diesem anspruchslosen Sommer-Etablissement, und so wie diese beiden ersten Motive die Veranlassung gaben das ehemalige Wohnhaus des hiesigen Revierjägers zu einem bequemeren Haus umzuändern, So gab das Bedürfnis des Schattens auf dieser großen schattenleeren Fläche die Veranlassung zur Anlegung des Englischen Gartens, der nun denen die darin wandeln bey der größten Sommerhitze, den wohlthätigsten Schatten gewährt.«

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Die Wanderstrecken Eulbacher Park. Rekonstruktion eines Tores des Kastells Würzberg.

Den Englischen Garten ließ Graf Franz in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh. gegenüber dem Jagdschloss mit drei Teichen auf bis dahin kahler HochÁ Áäche anlegen. Die Pläne dazu lieferte der berühmte kurmainzische und kurpfälzische

Hofgartenbaudirektor Friedrich Ludwig von Sckell (1754–1823). Dem Geschmack der Zeit entsprechend, bestückte der Graf die nach dem Vorbild englischer Gartenlandschaften entworfene Anlage mit künstlichen Ruinen. Baureste und Steindenkmäler, die er bei seinen Ausgrabungen am Odenwaldlimes zutage förderte, dienten als Baumaterial. So wurde der auf der Hauptallee des Parks stehende Obelisk, eine verkleinerte Nachbildung des Obelisken von Heliopolis in Ägypten, den Kaiser Augustus 12 v. Chr. nach Rom bringen und dort im Circus Maximus aufstellen ließ, aus Steinen des Kastells Würzberg aufgebaut, wie dies auch die Inschrift auf dem Sockel verrät. Die Inschriftplatte in Form einer tabula ansata ist original und trug einst eine aufgemalte römische Inschrift. Graf Franz hat die heutige Inschrift einmeißeln lassen. Die daneben stehenden Pfeiler und Zwergsäulen unterschiedlicher Form stammen von verschiedenen Wachtposten. Sie waren dort als Mittelstütze in den Aussichtsfenstern der Obergeschosse eingebaut. Wenige Meter vor dem großen Teich beÀ Àndet sich der Sockel eines Steinturms. Er stammt von Wachtposten 10/22 »Im Vogelherdschlag«. In die Mauer eingebracht sind zwei Inschriftensteine. Es handelt sich einmal um die zerbrochene Bauinschrift des Wachtturms, der von den Brittones Triputienses im Jahre 145 n. Chr. errichtet wurde. Die Inschrift, von der nur ein Teil erhalten ist, lautet in der Übersetzung »... (errichtet von dem) Numerus der Brittones Triputienses. Im Jahr, in dem Kaiser Antoninus Pius zum vierten Mal Konsul war (= 145 n. Chr.)«. Rechts daneben beÀ Àndet sich auf dem Kopf stehend die Inschrift COH I. Sie stammt von WP 10/34 »Im hohen Wald« und

Eulbacher Park. Übersichtsplan der Parkanlage aus dem 19. Jahrhundert.

Zwischen Eulbach und Würzberg

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Eulbacher Park. Parkimpressionen: Graf-Eberhards-Denkmal und Inselkapelle.

ist zu cohors I Sequanorum et Rauracorum equitata aufzulösen. Im Inneren des Turms sind drei Steinpfeiler aufgestellt, davon zwei mit Sandsteinplatten abgedeckt. Das dritte zeigt ein frühmittelalterliches Würfelkapitel. Sie sollen Grabmäler darstellen, da man seinerzeit davon ausging, dass es sich bei den Hügelresten um römische Grabstätten handelt. Im Garten sind weitere römische Steininschriften und -denkmäler aufgestellt und auch Gedenksteine der gräÁ Áichen Familie sowie Grenzsteine aus dem Erbacher Land zu sehen. Über dem größeren Teich erhebt sich die Eberhardsburg-Ruine, in der Steinmaterial von

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Graf Franz I. zu Erbach-Erbach, Katalog 6 § 2, zur Gartengestaltung im Eulbacher Park:

»Für einen Gartenfreund, der sich einen Garten ganz neu anlegen will, ist es allerdings ein dankbares Unternehmen, wenn sein Vorhaben durch die Natur unterstützt ist, wenn diese ihm Bäume, Sträucher, Berge, Täler, Wasser und Felsen zur Vermannigfaltung seiner Anlage darbietet. Wo die Natur aber all dieses versagt und noch obendrein einen kalten, mageren und schlechten Boden darreicht, da ist eine Gartenanlage ein Wagstück, das allerdings nur dadurch bestanden werden kann, daß man bei beharrlicher Anstrengung an dem Entschluß nach einem Lieblingssommeraufenthalt einen Garten zu schaffen festhält. (…) Im Sommer 1802 war der Platz,

der Wildenburg bei Amorbach vermauert ist. Im Wildgehege werden Wisente, Dam-, Rot-, Reh- und Muffelwild gehalten. Der Park zeichnet sich nach einem biologischen Gutachten durch 700 verschiedene PÁ Áanzenarten aus, darunter an Bäumen alleine Weymoutskiefer, Spitzahorn, Nordmanntanne, Lebensbaum, Sommer- und Winderlinde, Eberesche, Mammutbaum, Lärchen und Tulpenbaum. Die Gartenanlage vermittelt insgesamt einen Eindruck von den Vorstellungen des Regenten eines kleinen Territorialstaates, die zunehmend dem romantischen Gefühl verpÁ Áichtet sind. Forschungsgeschichtlich gesehen wurde im Eulbacher

den derselbe jetzt einnimmt, noch ein Feld, auf dem kein Baum, kein Strauch stand, und das durch keinen Tropfen fließenden Wassers erfrischt wurde. Erst im Herbst desselben Jahres wurde die erste Hand ans Werk gelegt, und jedes Jahr mit gleichem Fleiße daran fortgearbeitet, so daß dieser Garten, wie er jetzt ist, und nachdem alles, der kleinste Strauch mit der Hand gesetzt worden, 1807 fertig war. Obgleich das ohnedies kalte und wenig ergiebige Terrain, dieses auf einem der höchsten Höhen des überall so rau verschrienen Odenwaldes gelegenen Gartens, wenig Unterstützung versprach, so gewährte es dennoch, durch sorgfältige Bearbeitung, etwas geschlachter gemacht, mancher exotischen Pflanze gedeihen.«

94 Park der Rückbesinnung auf die in heimischer Erde ruhenden Altertümer ein Denkmal gesetzt. Nach dem Besuch des Eulbacher Parkes überquert man die B 47 auf die Seite des Parkplatzes und Gasthauses und folgt dem hier ausgeschilderten Limeswanderweg bis zu dem rechts einbiegenden Grenzweg, der zum Weiler Mangelsbach führt. Beim Austritt des Weges aus dem Waldgelände liegt, etwa 750 m in nordwestlicher Richtung entfernt, die nächste nicht zugängliche Wachtturmstelle auf einem von Wald umschlossenen Wiesengelände. WP 10/21 »In der Heumatte« wurde nicht ausgegraben. Die Umrisse des Holzturms und Ringgrabens, dessen Gesamtdurchmesser 26 m betrug, sind deutlich erkennbar. 42 m weiter südlich verrät eine unebene Stelle den Standort des Steinturms. In der Laserscan-Aufnahme lassen sich Holz- und Steinturm erkennen, wie offensichtlich auch der Palisadengraben, der nur wenige Meter östlich vor beiden parallel zur heutigen Waldgrenze dahin zieht. Weiter auf dem geteerten Waldsaumweg durch Mangelsbach hindurch erreicht man nach weiteren 700 m kurz vor dessen Treffpunkt mit der Hohen Straße einen kleinen Parkplatz, von dem aus ein Pfad rechts zur nächsten Turmstelle führt. WP 10/22 »Am Vogelherdschlag« auch »Heumatte Süd« liegt etwa 50 m hinter der Bergkuppe

Die Wanderstrecken im Mischwald. Die Reste des Holzturmhügels zeigen sich auch heute noch innerhalb eines schönen Ringgrabens von ca. 30 m Durchmesser. Graf Franz hatte den Hügel nur von oben öffnen lassen. Sein zeitweise mit den Ausgrabungen betrauter Hofmaler Kehrer öffnete ihn aber dann eigenmächtig von der Seite und fand – wie er in einem Bild darstellt – noch mindestens sieben Schichten hoch erhaltenes Mauerwerk. Daran befanden sich große Flächen mit weißem Verputz und roten Quaderlinien. Der Turmgrundriss, der 1986 erneut archäologisch untersucht wurde, war annähernd quadratisch mit einer Seitenlänge von 5,4 m und wies überraschenderweise in der vom Limes abgewandten Westwand die Teile einer 1,5 m x 0,8 m großen Türschwelle auf, in der noch die Vorrichtungen für die Türverankerung erhalten waren. Der Turm besaß also einen ebenerdigen Eingang, was bisher am Odenwaldlimes einzigartig ist. Der Postenweg muss an dieser Seite am Turm vorbeigelaufen sein. Unmittelbar vor dem Holzturm von WP 10/22 führt der Limeswanderweg zur Hohen Straße, die man überquert und sich am Waldrand entlang weiter nach Süden bis zur Einmündung des Ernsbacher Weges hält. Dort biegt man links ab und wandert bis zum Ortseingang von Würzberg beim Gasthaus »Römerburg«. Vor dem Ort gewahrt man jenseits der Hohen Straße eine Sendeanlage, die auf einer Áachen Geländekuppe steht. Hier wird die nächste Turmstelle angenommen. Von WP 10/23 »Auf der Höhe 535,5« sind keine Funde bekannt geworden. Allerdings wird die Stelle auf der alten Flurkarte der Würzberger Gemarkung mit der Bezeichnung »Römerburg« eingetragen. Die Stelle ist günstig gewählt, da sich hier ein weiter Blick über das östliche Vorgelände in Richtung Amorbach bietet.

WP 10/22 »Am Vogelherdschlag«. Grabungsfoto aus dem Jahr 1986.

Zwischen Eulbach und Würzberg Man folgt der Hohen Straße weiter, lässt das Waldhufendorf Würzberg linker Hand liegen und passiert nach etwa 250 m ein Sportplatzgelände. Bei dessen Anlage hatte Walter Weidmann vor 60 Jahren die aus einer Schicht bestehende »Rollierung einer Fahrbahn« von ca. 3 m Breite beobachtet, die hier von Nord nach Süd über das Gelände zog. Es könnte sich dabei um die Reste des Limesbegleitwegs gehandelt haben. 450 m weiter südlich liegt rechts der Hohen Straße der Friedhof des Ortes. Gegenüber im Ackerfeld hinter einer Hecke, dem »Körber’s Haag« wird die nächste Turmstelle vermutet. WP 10/24 »Im Würzberger Feld« oder auch »Körber’s Haag« liegt auf dem höchsten Punkt des ganzen Höhenzuges und nur etwa 100 m östlich der Hohen Straße. An dieser Stelle sollen Keramikscherben, Aschereste und Sandsteine zutage gekommen sein. In der Tat lassen sich im frisch gepÁ Áügten Feld zahlreiche Sandsteinbruchstücke Ànden, die hier weit verstreut herumliegen. Die Wachtturmstelle besticht durch ihre weite Fernsicht. Sowohl das Vorfeld als auch die Linie nach Norden und Süden konnten übersehen werden. Die Hohe Straße begleitet nun den Limeszug 250 m weiter westlich und führt zumeist noch durch

Die Waldhufendörfer des Odenwalds »verdanken ihr Entstehen einer planmäßigen Anordnung und einer ebenso planmäßigen Landverteilung der großen Grundherrn. Dies geschah wohl schon zuerst in der Zeit, als die Mark Heppenheim an das Kloster Lorsch und die Mark Michelstadt an Karls des Großen Baumeister Einhard fiel. Es setzte sich dann unter der Herrschaft des Klosters Lorsch fort und wurde von den Grafen zu Erbach in der Frühzeit weitergeführt. (…) Schön ist die Eigenart der planmäßigen Siedlungen auch heute noch zu sehen. In den geraden Bachtälern, aber auch auf den weiten Höhen gab man quer zum Lauf des Wassers soviel Land für einen Bauern, als zu einem guten Betrieb nötig war. Eine solche Hufe oder Hube reichte vom Berg durch das Tal zum andern Berg. In der Nähe des Wassers,

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95 offenes Ackergelände bis zum Forsthaus »Jägertor«, von dem man über einen von rechts heraufziehenden Waldweg einen Abstecher zu einem hier nach 500 m rechts im Wald stehenden einzigartigen Kleindenkmal im Stil des Klassizismus machen kann, dem »Adlerstein« (S. 96). Wieder zurückgekehrt auf die Hohe Straße tritt diese wenig südlich der Försterei »Jägertor« (jetzt nicht mehr asphaltiert) in den Wald ein. Der zweite links abbiegende Waldweg führt zu einer weiteren restaurierten Turmstelle am Odenwaldlimes. WP 10/25 »Auf dem Roten Buckel« wurde erst im Jahr 1975 durch Paul Wagner vollständig ausgegraben. Bis zu den Ausgrabungen hoben sich die Überreste des Steinturms als Áacher Hügel etwa 0,7 m hoch im Gelände ab. Vom Holzturmhügel war nur ganz wenig zu erkennen. Zahlreiche Brandschuttreste zeigen, dass der 5,4 m x 5,4 m große Steinturm durch ein Feuer zerstört worden ist. Das reichhaltige Scherbenmaterial von der Fundstelle gibt einen guten Überblick über den Keramikbestand eines Wachtpostens der älteren Odenwaldlinie. Neben wenigen Terra Sigillata-Fragmenten und Scherben der Ware mit Glanztonüberzug konnten bei der tongrundigen Keramik vor allem Becher-, Krug-, Schüssel-, Kochtopf-, Teller-, Reibschalen-

bei den Wiesen stand das Haus, an den Hängen zogen sich die Äcker hoch; an sie schloß der Wald an, der zugleich die Begrenzung zur Nachbargemarkung bildete. (…) Kamen weitere Siedler, so konnte man ihnen, an die vorherigen anschließend, einen ähnlichen Streifen Land leicht bereitstellen, dann einen andern und noch andere, soviel wie nötig waren. Weit auseinander lagen die Häuser, jedes in seiner »Hube« an der Talstraße. Lang wurden deshalb die Dörfer… (…) Gut zeigt das Flurbild einer solchen Gemarkung, wie sich Streifen an Streifen legt, Hube an Hube, alle etwa gleich groß oder doch nur wenig verschieden wegen der wechselnden Güte des Bodens.« Friedrich Mössinger, Was uns der Odenwald erzählt. Band III 10–13.

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Der »Würzberger Legionsadlerstein«. Graf Franz I. von Erbach-Erbach hatte von seinen Hofbeamten den Hinweis erhalten, dass im Wald beim Forsthaus Jägertor ein angeblicher Legionsadler gefunden worden sei. Der für die Antike begeisterte Graf war überwältigt von dem Fund und ließ an der angeblichen Fundstelle eine Stele aus Buntsandstein mit der qualitätsvoll ausgeführten Inschrift »Auf dieser Stelle ist MDCCCXX der römische LegionsAdler gefunden worden«« aufstellen. Der Punkt ist in der topografischen fi Karte eingetragen. Das Waldgelände erhielt daraufhin den Namen »Adlerschlag«. Bald wurde klar, dass es sich bei dem Fundstück um eine Fälschung handelte. In die ganze Affäre waren zahlreiche Personen des Hofes eingebunden. Berichte darüber liefen sogar bis in die Um-

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und Deckelfragmente festgestellt werden. Das gefundene Knochenmaterial von Rind, Schwein, Schaf oder Ziege zeigt, dass die Soldaten auf den Türmen nicht auf die gewohnte Fleischration, die teilweise vielleicht schon portioniert angeliefert wurde, zu verzichten brauchten.

Die Wanderstrecken

gebung Goethes nach Weimar. Der Stein »…zeugt von einer Täuschungsaffäre, die sich am Erbacher Hof abspielte. Den Hintergrund bildete die Liebe zur Antike und die Sammelleidenschaft des Grafen, des ersten bedeutenden Erforschers des Odenwaldlimes. Die damaligen, zum Teil unzutreffenden, Hypothesen über die Struktur und die Funktion des Limes wurden genutzt, um den arrangierten »Fund« eines Legionsadlers glaubwürdig zu machen. So vermitteln die abgedruckten zeitgenössischen Texte einen Einblick in die Frühzeit der Forschung, gespiegelt in der im Entstehen begriffenen archäologischen Literatur. Sie beleuchten die eigenartige Stimmung und Begeisterung, die während der Anfänge unseres Fachs zur Zeit des Klassizismus herrschte.« Dietwulf Baatz, Der Adlerstein bei Würzberg 107–123.

Bei der Ausgrabung bot sich die Gelegenheit zur Anlage eines Suchschnittes durch den nur 12 m nördlich der Steinanlage liegenden Holzturm. Dabei ergab sich, dass der im Durchmesser 26 m breite Holzturmgraben eine zweiperiodige Anlage war. Reste des Begleitweges konnten in mehreren Schnitten 34 m östlich vor der Turmstelle nachgewiesen werden. Dagegen waren die Spuren des Pfahlgrabens bei dieser Grabung nicht aufzuÀ Ànden. Sie dürften aber hier mit den Konturen des Gräbchens vom Limesbegleitweg zusammengefallen sein, denn die Laserscan-Aufnahme, die Holz- und Steinturm in aller Deutlichkeit abbildet, zeigt, dass das Palisadengräbchen etwa in dieser Entfernung an der Turmstelle vorbeiführt. Auf dem Streckenabschnitt zwischen WP 10/25, Kastell Würzberg und

WP 10/25 »Auf dem Roten Buckel«. Turmstelle nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten.

Zwischen Eulbach und Würzberg

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Kastell Würzberg. Lageplan. A Kastellumwehrung B Kastellbad C Limesverlauf A

C

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WP 10/26 verläuft es dann schnurgerade von Nord nach Süd. Die Turmstelle überblickte die abfallende Würzberger Ebene bis zum Spessart, nach Norden die Limeslinie bis WP 10/22, nach Süden bis WP 10/ 27. Der Ausgräber nimmt an, dass die römischen Soldaten den Steinturm als die jüngste Anlage der Turmstelle planvoll geräumt sowie die intakte Einrichtung und Habe mitgenommen haben, bevor sie die Befestigung selbst durch Niederbrennen ihres militärischen Wertes beraubten. Man geht wieder auf die Hohe Straße zurück – diese führt als gut ausgebauter Waldweg in südöstlicher Richtung – und erreicht nach knapp 1 km links auf einer malerischen Lichtung die restaurierte Anlage eines Badegebäudes, hinter der die bestens erhaltene Umwallung des nächsten Kastells wahrzunehmen ist.

Numeruskastell Würzberg Das Numeruskastell Würzberg ist sehr gut erhalten. Sein Areal wurde in den letzten Jahren vom Baumbewuchs befreit und das gesamte Gelände

Kastell Würzberg. Ergebnis der Laserscan-Untersuchung. A Kastellfläche, fl B Bad.

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als Wiesen- und RasenÁ Áäche angelegt, wobei auch »römische« Bäume wie Esskastanien, Linden und Ebereschen angepÁ Áanzt wurden. Die Befestigung ist rund 74 m x 81 m = 0,6 ha groß, entspricht also in der Größe ungefähr den beiden nördlicher gelegenen Kastellen von Eulbach und Vielbrunn sowie dem südlicheren Hesselbach. Das Kastell ist wahrscheinlich die in einer Michelstädter Markbeschreibung von 819 erwähnte »vullineburch«, bei der die beschriebene Markgrenze »per unam portam intro, per alteram foras« – »durch das eine Tor hinein, durch das andere hinaus« führte. Es wurde dann von Daniel Schneider 1736 erstmals erwähnt und von Knapp 1809 als das besterhaltene Kastell der Odenwaldlinie bezeichnet. Knapp will

B

A

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Die Wanderstrecken Kastell Würzberg. Infotafeln im Bereich der Kastellumwehrung.

am Kastell vier Tore festgestellt haben – eines wurde damals im Eulbacher Park rekonstruiert (S. 92)-, allerdings dürfte es sich bei der rückwärtigen, westlichen Toranlage nur um eine Schlupfpforte gehandelt haben. Eine Untersuchung von Dietwulf Baatz 1963 brachte über seinen Aufbau wichtige Erkenntnisse. Danach ergibt sich für Kastell Würzberg eine dreiperiodige Anlage der Wehrmauer. Die Wehrmauer A bestand als Holz-Erde-Mauer mit vorderer Wallversteifung aus Holz. Auf den Resten dieser ersten Phase wurde Umwehrung B, bestehend aus zwei Trockenmauern mit dazwischen beÀ Àndlichen, mit Lehm verfüllten Holzknüppellagen aufgeführt.

Schließlich wurde in den Wall der Periode 2 die Steinwehrmauer C als jüngster Umwehrungsbau eingesetzt. Es ergab sich damit eine relativchronologische Abfolge der einzelnen Kastellphasen, wie sie auch am Kastell Hesselbach festgestellt werden konnte und an den anderen Numeruskastellen des Odenwaldlimes ähnlich zu beobachten war. Hinter der zweischaligen Wehrmauer zeichneten sich bei einer geophysikalischen Untersuchung in der Südecke des Kastells parallel zueinander liegende streifenförmige Strukturen ab, die hier auf Holz-Fachwerkbauten, vermutlich die Contubernien der Mannschaftsbaracken hindeuten. Badegebäude Das Badegebäude liegt 55 m vor der Südwestecke des Kastells. Die jüngst durchgeführte vollständige Restaurierung, bei der auch einige Wannen- und Estrichböden rekonstruiert wurden, gibt einen hervorragenden räumlichen Eindruck von der Anlage (S. 47). Unter dem schon älteren Fundmaterial fällt ein Ziegelstempel der cohors XXIIII voluntariorum civium Romanorum auf, jener Einheit, die zur Bestandszeit des Odenwaldlimes im Kastell von Heidelberg-Neuenheim stationiert war. Offensichtlich ist also eine Ziegelladung als Baumaterial von dort an den Odenwaldlimes gelangt. Die Besatzung des Kastells, wohl ein Brittonennumerus, ist nicht bekannt. Das Kastell bestand bis um die Mitte des 2. Jh. n. Chr. Der Limesweg führt etwa 100 m vor der Praetorialfront des Kastells vorbei. Er ist in der Laserscan-Aufnahme gut zu sehen. Man vermeint sogar, das parallel verlaufende Palisadengräbchen wahrnehmen zu können.

Kastell Würzberg. Das restaurierte Kastellbad.

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ÜBER DEM EUTERGRUND NACH HESSELBACH In diesem Abschnitt folgt der Limes der höchsten Kammlinie eines nach Osten sich verbreiternden Hochplateaus. Hinter der Limeslinie zieht sich parallel zu deren Verlauf das tief eingeschnittene Euterbachtal. Die römische Grenze wurde offensichtlich bewusst vor diesen Talgrund gelegt.

Südöstlich von Breitenbuch tritt das Breitenbachtal von Osten an die Limeslinie heran, so dass sich auch hier die HochÁ Áäche zu einem nur wenige hundert Meter breiten Kamm verengt. Erst bei Hesselbach verbreitert sie sich wieder. Der Grenzabschnitt war also durch natürliche Gegebenheiten besonders geschützt, so dass auch die Wachtposten in etwas größeren Abständen aufgestellt werden konnten. In Richtung der Linie befinden sich einige gut erhaltene Reste der mittelalterlichen Landwehr zwischen der Grafschaft Erbach und dem Kurfürstentum Mainz. Südlich des Kastells Würzberg überschreitet der Limes beim »Frankfurter Tor« die hessischbayerische Grenze – die folgenden Turmstandorte WP 10/26 bis WP 10/29 liegen auf bayerischem Gebiet. Von hier aus kann man auf dem dieser Grenzlinie folgenden Waldweg einen Abstecher bis in den Eutergrund und zu Kleindenkmälern in Bullau machen. Zurückgekehrt zur Hohen Straße Àndet man – dieser etwa 400 m folgend – die nächste Limesturmstelle. WP 10/26 »Im Sack«, der erste Standort hinter dem Wildparkzaun, liegt etwa 50 m östlich im Wald. Er ist derzeit wegen des Wildschutzzaunes um eine Schonung nicht zugänglich. Auch hier fand sich ein Trockenmauerwerk (5,2 m x 5,2 m) mit Balkenschlitzen. Der den Turm umgebende Ringgraben besitzt von der Sohle gemessen einen Durchmesser von 17–18 m. Beim Holzturm sind noch die Untersuchungsschnitte, welche von Anthes seinerzeit angelegt worden waren, zu sehen. Sie führen bis über die weiter östlich vorbeiziehende Landwehr hinaus und sollten den Limesweg sowie das Palisadengräbchen schneiden. Letzteres befand sich in einem Abstand von 28,4 m von der Turmstelle entfernt. Nur 25 m südlich liegen die Reste des Steinturms (5,4 m x 5,4 m). Hier fanden

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Bullauer Denkmäler. In der aus dem 12. Jh. stammenden evangelischen Kirche von Bullau befand sich im Triumphbogen ein römischer Weihestein eingemauert. Das Original befindet fi sich im Reiß-Museum Mannheim. An Ort und Stelle ist eine verkleinerte Kopie zu sehen. Die Inschrift lautet: Fortunae Lucius Favonius Seccianus centurio legionis VIII Augustae. Übersetzung: Der (Göttin) Fortuna (hat) Lucius Favonius Seccianus, Centurio der Legio VIII Augusta (diesen Altar geweiht). Bekannt ist Bullau zudem durch das »Bullauer Bild«, ein Bildstock aus dem Jahr 1561, der von einer mehrstämmigen Buche umwachsen ist. Der Standort befi findet sich etwa 1,5 km nordwestlich des Ortes. Er ist in der topografischen Karte eingetragen.

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Die Wanderstrecken sich einige Schleudersteine. Die an der Turmstelle vorbeiführende mittelalterliche Landwehr verleitet leicht zur Annahme, dass es sich hier um den Verlauf des Limesweges handelt. Dieser konnte aber nicht nachgewiesen werden. Vielleicht wurde er bei der Anlage des mittelalterlichen Grenzschutzes zerstört. Wie öfters am Obergermanisch-Raetischen Limes so scheint sich auch hier die Markierung einer Territorialgrenze in nachrömischer Zeit an der ehemaligen Limeslinie orientiert zu haben. Die Hohe Straße knickt nun nach wenigen Metern nach Westen ab. 1.300 m weiter südlich liegt eine weitere Turmstelle etwa 200 m im Wald, zu der ein Waldweg über die Anlagen der Landwehr (Schild »Heerhag«) hinwegführt. WP 10/27 »Im Gescheid« liegt 20 m linker Hand davon in einem hohen Fichtenbestand. Als kleines Wallkarree erkennbar sind zunächst die stark zerwühlten Reste des Steinturms, dahinter der Holzturmhügel, dessen Grundriss durch viereckige Suchgräbchen innerhalb eines Kreisgrabens ausgewiesen wird. Der Holzturm (5,2 m x 5,2 m) enthielt das besterhaltene Trockenmauerwerk mit Balkenschlitzen der ganzen Strecke. In den Ecken waren Aussparungen für mächtige Ständerpfosten vorhanden. Der 1,4 m tiefe Graben hatte einen Durchmesser von 17,5 m. Der Steinturmhügel liegt 24 m südlich. Im Abstand von 28,4 m vom Holzturm wurde das Palisadengräbchen festgestellt. Im Fichtenhochwald ist die mittelalterliche Grenzlinie auch als hoher Wall mit beidseitigen Gräben deutlich erkennbar. Der Limeswanderweg folgt nicht der Landwehr, sondern verläuft auf der Hohen Straße, zu der man zurückkehrt. Nach etwa 800 m erreicht man auf dieser die unmittelbar an der Straße gelegene nächste Turmstelle. Sie liegt vor einer Kreuzung mit der vom Eutergrund herauf und weiter nach Osten ins Waldleininger Tal führenden Querstraße und einem Waldweg nach Breitenbuch. Hinter ihr erkennt man wieder die Landwehr. Von WP 10/28 »Im oberen Seeschlag« war die Einsicht in das obere Seetälchen nach Südosten

Über dem Eutergrund nach Hesselbach

101 WP 10/26 »Im Sack«. Der Laserscan zeigt die Lage von Holz- (A) und Steinturm (B) sowie den Verlauf der mittelalterlichen Landwehr (Pfeile).

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sowie in den Eutergrund nach Westen gegeben. Das Kernwerk des Holzturmhügels bestand aus einem quadratischen Trockenmauerfundament (5,1 m x 5,1 m) mit nur zwei Balkenschlitzen an jeder Seite. Der Steinturm lag 23 m nördlich. Im Graben des Holzturms konnten zahlreiche Steine und Holzreste festgestellt werden. Möglicherweise rührten diese von einem schlichten Holzzaun her. Das Gräbchen der Limespalisade wurde 30 m östlich der Türme ausgehoben. Man folgt von WP 10/28 aus der Hohen Straße weiter und erreicht nach etwa 1.000 m unmittelbar die hessisch-bayerische Grenze. Sie ist mit schönen Grenzsteinen bestückt. Die nächste Turmstelle liegt hier ca. 80 m östlich der Straße in einer gegenwärtig schwer zugänglichen Fichtendickung. WP 10/29 »Im unteren Seeschlag« wurde von Dieffenbach und Schäfer 1880 sowie von Soldan und Anthes 1895/96 untersucht, die Turmstelle durch Lasercan-BeÁ Áiegung im Jahr 2008 mit gutem Er-

WP 10/29 »Im unteren Seeschlag«. Bauinschrift aus dem Jahr 145 n. Chr. (Steinplatte B).

gebnis aufgenommen. Die Holzturmreste (5,1 m x 5,5 m) sahen in beiden Grabungen im Wesentlichen gleich aus wie diejenigen der übrigen Turmstellen. Heute lässt sich das Mauergeviert an den lose herumliegenden Steinen nachvollziehen. Eine Nachuntersuchung Soldans führte zur Entdeckung eines den ganzen Wachtposten umgebenden Zaunes, der aus senkrechten Pfosten und daran horizontal befestigten Latten bestanden haben soll. 1958 wurden beim Abräumen eines Lesesteinhaufens 20 m nordwestlich des Steinturms vier Steinfragmente gefunden, die offenbar zu zwei verschiedenen Inschriften gehörten und heute im Amorbacher Museum aufbewahrt werden. Das Inschriftformular lautet nach der Ergänzung von Dietwulf Baatz bei der ersten Platte A: Im[p(eratori) Caes(ari) Ant(onino) Aug(usto)/Br(i)tt/ones) Tr(i)putienses] – »Dem Imperator Caesar Antoninus Augustus die Brittones Triputienses«, bei der zweiten B: [(Imperatore] An/[(toni)]no/[(IIII c)]o(n)s(ule) – »Im Jahr,

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Sandsteinsärge: Bei dem bearbeiteten Sandstein-Werkstück handelt es sich um einen nicht fertig gestellten Trapezsarg. Solche Särge, die mit ihren schräggestellten Seitenwänden und der zum Fußende hin sich verjüngenden Grundfläche fl sowohl im Längs- als auch im Querschnitt ein Trapez aufzeigen, erinnern eher an eine Krippe, denn an einen Sarg. Entstehung und Gebrauch dieser für die Vornehmen im Land und dem Klerus vorbehaltenen Grablegen, die stets in Blockmeeren gearbeitet wurden, ist nur einem begrenzten Zeitraum von etwa 950 bis 1250 zuzuweisen. Auf dem Werkplatz des Trapezsarges im Breitenbachtal wurden auch Gewände und Grenzsteine hergerichtet. Er liegt auf dem Gebiet des ehemaligen Benediktinerklosters Amorbach, das sich dadurch nicht nur als Abnehmer sondern auch als Lieferant von Trapezsärgen ausweist, mit denen es einen ausgedehnten Handel getrieben hat. Insbesondere der Benediktiner-Orden trug zur Verbreitung der Trapezsärge in der Region am Mittelrhein bei. Gotthilde Güterbock, Trapezsärge – Schutzwürdige Flurdenkmäler 132–136.

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in dem Imperator Antoninus zum 4. Mal Konsul war«. Daraus ergibt sich, dass der Steinturm 145 n. Chr. errichtet wurde. Die Limespalisade führt 32 m vor der Front des Holzturmes vorbei. Nur 4,5 m dahinter verläuft der Limesweg. 50 m östlich der beiden Türme endet eine leichte Hangterrasse, die sich zu dem Tal der kleinen Seen und des Breitenbachs deutlich absenkt. Hier trifft man das Gelände abwärts, in Fortsetzung der hessisch-bayerischen Grenzlinie, das Tal des Breitenbachs. Seine Hänge sind blockmeerartig ausgebildet und ein kleiner Wasserfall sorgt für romantische Stimmung. Alsbald gewahrt man einen großen Steinblock, in dem ein gotisches »A« für

Die Wanderstrecken Amorbach, das Mainzer Rad und ein Bischofsstab sowie der Buchstabe »B« wohl für Bayern eingemeißelt ist. In der Böschung beÀ Àndet sich ein halbfertig bearbeiteter mittelalterlicher Sandsteinsarg. Die Hohe Straße führt bis kurz vor der nächsten Turmstelle westlich und ab dann in einiger Entfernung östlich der Limeslinie bis nach Hesselbach. Etwa einen Kilometer von der letzten Turmstelle und 300 m vor dem Ende des Wildparks führt rechts ein Waldweg ab, der durch ein wieder neu angebrachtes Hinweisschild »Limesanlage« zum nächsten Wachtposten-Standort weist. Er beÀ Àndet sich knappe 150 m von der Hohen Straße entfernt. WP 10/30 »In den Vogelbaumhecken« hat einen etwas eigentümlichen Holzturm. Sein Trockenmauerwerk (5,25 m x 5,25 m) besaß nur zwei Mauerschlitze. Das Turmgeviert wurde durch einen Mauerquerzug unterteilt. Da dieser keine Balkenschlitze aufwies, dürfte es sich um eine spätere Zutat handeln, wodurch das Turminnere im Erdgeschoss in zwei Räume abgeteilt worden war. Vielleicht war dies ein Vorgriff auf die später mit begehbarem Parterre ausgeführten Steintürme. Der Durchmesser des Ringgrabens, der heute als Mulde angedeutet ist, betrug von Sohle zu Sohle 20 m. Nur etwa 15 m hinter dem Holzturm steht der bis zu Übermannshöhe konservierte, 4,8 m

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WP 10/30 »In den Vogelbaumhecken«. Lageplan mit Holz- (A) und Steinturm (B) sowie dem Verlauf des Palisadengrabens (C).

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20 m

Über dem Eutergrund nach Hesselbach

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WP 10/30 »In den Vogelbaumhecken«. Rekonstruierter Steinturm.

x 4,8 m große Steinturm. Es handelt sich um die besterhaltene Steinturmruine der gesamten Strecke. Auch hier gibt es Hinweise darauf, dass die gesamte Turmstelle mit einem Zaun umgeben war. Zwischen Holzturm und Palisade (30 m), 8 m hinter der Palisade verlief der Limesweg mit einer Steinstickung bis zu 4 m Breite. Die Turmstelle wird seit Jahren vom RotaryClub Erbach-Michelstadt betreut. So konnte der Steinturm 1979 auf 3,8 m Höhe aufgemauert und der Holzturm nach erfolgter Ausgrabung etwa 0,8 m hoch konserviert werden. Die Turmseiten sind allerdings nicht in Trockenmauertechnik ausgeführt sondern zur besseren Haltbarkeit unrichtigerweise vermörtelt. Zur Veranschaulichung der Eckpfosten verwendete man zwei Eisenbahnschwellen, was dem Originalbefund natürlich nicht entspricht. Zehn Jahre später wurde die Limespalisade rekonstruiert, die inzwischen (2008) nochmals erneuert worden ist. Es hat sich gezeigt, dass die Hölzer nach etwa 15–20 Jahren so schadhaft werden, dass man sie

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5m

durch neue ersetzen muss. Dies dürfte auch in der Antike der Fall gewesen sein. Die Limeslinie winkelt nun auf ihrem Weg bis zum Kastell Hesselbach nach Westen ein. Bei WP 10/30 kann man den Zaun des Wildparks über eine Leiter übersteigen und hält sich von hier auf dem ausgeschilderten Limeswanderweg. Man kann aber auch weiterhin die Hohe Straße bis Hesselbach benutzen. Dort wo die Linie von ihrem westlichsten Punkt wieder in südöstlicher Richtung abbiegt, ergaben sich 1966 nur 100 m weiter südlich in diesem Bereich tatsächlich Anzeichen eines Wachtpostens. Die Stelle liegt etwa 300 m westlich des Wanderpfades in einem zwei FeldÁ Áuren teilenden Wäldchen. WP 10/31 »Im Saufeld« weist sich vermutlich durch bearbeitete Sandsteinbruchstücke aus, die Dietwulf Baatz auf Lesesteinhaufen entlang einer Flurgrenze gefunden hat. Bei einer Geländesenke in der Nähe der Lesesteine könnte es sich um den Ringgraben des Holzturms handeln. Auf der Laserscan-Aufnahme vermeint man an einer Stelle kurz

WP 10/30 »In den Vogelbaumhecken«. Holzturm, Grundriss und Schnitt.

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Die Wanderstrecken Kastell Hesselbach. Kastell (Pfeil) und Umgebung im Luftbild.

Numeruskastell Hesselbach

nach Eintritt in das genannte Wäldchen unmittelbar westlich eines Waldpfades den quadratischen Grundriss des Steinturmes erkennen zu können. Die Turmstelle überblickte das Kastell Hesselbach und die Türme bis WP 10/34. Der Limes verläuft östlich des vom »Saufeld« kommenden geteerten Feldweges (Viehtriebweg), dem man etwa 1 km über ein Áaches Hochgelände östlich an der Ortschaft vorbei folgt und die Nordecke des Kastells trifft.

Das Kastell stellt nach den in den 1960er-Jahren durchgeführten Ausgrabungen in vielen Bereichen den Schlüssel zum Verständnis des Odenwaldlimes dar. Seine InnenÁ Áäche konnte vollständig untersucht werden. Die Umwehrung des Kastells zeichnet sich als Erddamm deutlich im Wiesengelände ab. Die Hohe Straße umgeht das Areal. Das Kastell ist rund 80 m x 73 m = 0,58 ha groß. Es besaß eine dreiperiodige Umwehrung. Umwehrung A bestand aus einem hinter Holzpalisaden angeschütteten und mit waagrechten Holzbalken verstärkten Wall und einem vorgelagerten Graben. In Periode B erhielt der Wall an der Vorderfront eine Verblendung aus Stein und wurde zum Lagerinneren von zwei Stützmauern am Wallfuß stabilisiert. Schließlich schüttete man in Periode C über den Resten der älteren Umwehrungen einen höheren Wall an, der mit einer starken Frontmauer versehen wurde. Das Kastell hatte drei mit Türmen versehene Toranlagen. An der Rückfront befand sich nur eine kleine Schlupfpforte. Auch bei den Innenbauten ließen sich mehrere Bauperioden unterscheiden: die beiden kastellzeitlichen Phasen 1 und 2, zu denen noch eine Reparaturphase 2a gehörte, sowie die nachkastellzeitliche, lediglich durch einen Rennfeuerofen und mehrere Gruben dokumentierte Phase 3. Sämtliche Innenbauten (S. 46) bestanden während der Zeit der Benutzung des Kastells aus Fachwerkkonstruktionen. Sie wurden vom Grundriss und der Anordnung her bei den zeitlich verschiedenen Bauphasen nicht wesentlich verändert. Im Zentrum

Kastell Hesselbach. Ergebnis der Laserscan-Aufnahme.

Über dem Eutergrund nach Hesselbach

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Kastell Hesselbach. Gesamtplan der Bauphasen. Grabungsflächen fl 1964–66

Periode 1

Wehrmauer C nach Grabung 1964–66 Wehrmauer C nach Grabung 1895 bzw. ergänzt Wehrmauer B mit z.T. ergänzter Innenseite Verteidigungsgraben ausgegraben bzw. ergänzt Pfostengraben mit Pfosten ausgegraben bzw. ergänzt

Periode 2 und 2a

Periode 3

Pfostengrube mit Pfosten ausgegraben bzw. ergänzt Herd Wasserkanal, ausgegraben bzw. ergänzt römische Grube, flach fl bzw. tief geschotterte Straße bzw. Weg, ausgegraben bzw. ergänzt neuzeitliche Störung, tief

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20 m

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Hesselbach und sein Quellheiligtum: Der Ort wird 1359 erstmals urkundlich als »Heselbuch« erwähnt, dürfte aber bereits 400 Jahre vorher durch die Siedlungstätigkeit des Klosters Amorbach entstanden sein. Eine Kirche ist um 1400 bezeugt. In ihr entsprang die Odilienquelle, zu der Wallfahrer pilgerten, um Linderung bei Augenleiden, Kopfschmerzen und Kinderkrankheiten zu erlangen. Sie wurde in den Neubau der Kirche 1766 nicht mehr einbezogen, sondern erhielt wohl eine eigene Kapelle mit dem Odilienborn vor dem Gotteshaus, die 1865 zusammenstürzte. Zu Beginn des 19. Jh. war Hesselbach eines der meist besuchten Quellheilig-

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des Kastells befand sich das Stabsgebäude (principia), das in Hesselbach überhaupt zum ersten Mal vollständig innerhalb eines Numeruskastells am Odenwaldlimes nachgewiesen werden konnte. Dies ist deshalb besonders wichtig, weil dadurch sicherge-

Die Wanderstrecken

tümer des Odenwaldes. Heute ist die Quelle von zwei Sandsteinplatten überdacht. Eine Predigtkanzel steht darüber, daneben befi findet sich ein Heiligenhäuschen mit Ottilienstatue und einer Kreuzigungsgruppe. Im Ort gibt es einige mit sehr schönen Reliefdarstellungen versehene Bildstöcke – einer mit der Darstellung des Walldürner Blutbildes steht an der Nordseite des Kastells – sowie am nördlichen Ortsausgang mehrere Sühnekreuze. Entlang mancher Feldwege sind noch Stellsteinreihen erhalten, die das Ausbrechen von Schweinen auf die Felder beim Viehtrieb verhindern sollten. Heinz Schmitt, Quellheiligtümer im Odenwald 475.

stellt ist, dass die Numerus-Formationen – in Hesselbach wohl einer der Brittonen-Numeri – selbständige Truppen mit eigener Verwaltung und Rangordnung gewesen sind. Selbst die kleine Hesselbacher Anlage zeigt noch das Schema der großen Stabsgebäude in den Legionslagern. Der Rückteil des Baus bestand aus drei Räumen, von denen der mittlere das Fahnenheiligtum (sacellum) darstellte. Davor lag eine große Querhalle, in der sich ein Brunnen befand, davor ein Innenhof, dem eine große Vorhalle angegliedert war. Hinter dem Stabsgebäude stand das Wohnhaus des Truppenkommandanten (praepositus numeri). Rechts und links dieser beiden Gebäude lagen jeweils zwei Barackenbauten. Im Vorderteil des Lagers befanden sich Ställe und ein Magazinbau. Aufgrund der Größe der Mannschaftsbaracken hat der Ausgräber die Stärke der Truppenbesatzung auf ca. 140 Mann geschätzt. Das Fundmaterial zeigt, dass das Kastell zu Beginn des 2. Jh. n. Chr. angelegt wurde. Im zweiten Viertel des 2. Jh. erfolgte ein genereller Neubau und gegen die Mitte des 2. Jh. der Ausbau der Umwehrung in Stein. Spätestens 165 n. Chr. wurde das Kastell aufgegeben. Hesselbach. Odilienquelle mit Predigtkanzel und Heiligenhäuschen

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AUF DEM HOHEN ODENWALD Von Hesselbach aus führt die Limeslinie über die höchsten Punkte der gesamten Odenwaldstrecke. Die Gebirgslandschaft verändert sich merklich. Nachdem der Limes zwischen Kastell Hesselbach und Kleinkastell »Jägerwiese« (»Zwing«) die Kuppe des »Kahlen Buckels« überwunden und die bei der letztgenannten Stelle liegende Einsattelung des Gebirges erreicht hat, gewinnt er jenseits sogleich wieder die Höhe. Die Linie verläuft von hier ab bis zum Kleinkastell »Seitzenbuche« auf dem höchsten Grat des Gebirgszuges, der sich stellenweise auf weniger als 100 m verengt. Die Berghänge fallen steil in die beidseitigen Täler ab. Zwischen WP 10/33 »Kahler Buckel« und Kleinkastell »Seitzenbuche« ist ein Limeswanderpfad eingerichtet. Dieser Limesabschnitt verläuft durch Laubhochwälder und Fichtenschonungen.

Man folgt vom Kastell Hesselbach aus der Hauptstraße des Ortes bis zum südlichen Ortsrand. Hier biegt links eine Nebenstraße zum Friedhof ab, wo man auch den Wagen parken kann. Der von dort aufsteigende, als Limeswanderpfad gekennzeichnete Weg ist bis zu einem links davon gelegenen Wasserhochbehälter geteert, führt dann als Feld- und Waldweg durch eine Hohlrinne, die nach etwa 50 m Strecke wieder in den Waldweg einmündet. Neben dem Waldweg erkennt man eine Steinrassel möglicherweise auch aus römischem Steinmaterial. Nach etwa 500 m ansteigendem Gelände kommt man an die ausgeschilderte, etwa 8 m rechts im Wald liegende nächste Turmstelle. Unterhalb der Turmstelle liegt ein Blockmeer, östlich oberhalb von ihr ein Steinhügel, der vielleicht auf Steinhauertätigkeit vor Ort zurückgeht. Er ist nicht römisch. Einzelne

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Die Wanderstrecken WP 10/32 »Auf dem Höhenbuckel«. Der Laserscan zeigt die Lage von Holz- (A) und Steinturm (B) sowie den Verlauf des Palisadengrabens (Pfeile).

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1 0m 10

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Steine machen allerdings den Eindruck, als seien sie bereits in römischer Zeit bearbeitet worden. WP 10/32 »Auf dem Höhenbuckel« zeigt sich zunächst als Holzturmhügel mit den Resten des Trockenmauerwerkes. Nach den Beobachtungen von Anthes war der Turm 6,2 m breit mit vier Balkenschlitzen auf jeder Seite. Etwa 20 m daneben liegen Überreste des Steinturms. Nach einem Aquarell des gräÁ Áichen Hofmalers Kehrer im Erbacher Katalog, das die gesamte Turmstelle darstellt (S. 13), war der Steinturm Anfang des 19. Jh. noch zehn Steinlagen hoch erhalten. Vom Limeswanderweg aus nimmt man vor den Turmstellen dieselbe Perspektive mit dem Blick durch die Bäume auf den Krähberg wahr, die Kehrer dargestellt hat. Am Steinturm (4,95 m x 4,95 m) konnte vereinzelt noch Fugenstrich festgestellt werden. Die Limeslinie war nach Süden über die Schluchten hinweg bis WP 10/38, nach Norden bis WP 10/30 zu überblicken. Die Limespalisade wurde in einer Entfernung von knapp 30 m östlich vor den Turmfronten aufgefunden, dahinter der Begleitweg. Man folgt weiter dem Limespfad, der nach ca. 100 m rechts ab auf einen breiten, in südliche

Richtung führenden Holzabfuhrweg trifft. Diesem folgend gelangt man ansteigend bis unterhalb der Kuppe des »Kahlen Buckels«. Dort kommt man nach Überschreiten eines von der heutigen Kreisstraße heraufführenden Waldwegs in das Gelände des ehemaligen Wildparks von Schloss Waldleiningen. Nach wenigen Metern steht man links vor den beeindruckenden Resten einer weiteren Turmstelle. WP 10/33 »Auf dem Kahlen Buckel« besteht aus zwei Holz- und einem Steinturmhügel. Von hier aus kann sich der schönste Ausblick der ganzen Mümlinglinie bieten. Er reicht nach Norden über Hesselbach hinweg, nach Osten in das Waldleininger Tal und nach Süden über die Limeslinie bis zum Katzenbuckel in der Ferne. Heute behindert dichter Nadelwald den Ausblick. Im Schutt des 5,6 m x 5,6 m großen Steinturms fanden sich 1889 auf einer Lünette die besterhaltene Ehreninschrift des numerus Brittonum Triputiensium sowie weitere Werkstücke. Die Inschrift lautet: Imp(eratori) Caes(ari)/Divi Hadr(iani) fil(io)/T(ito) Ael(io) Hadr(iano) An/tonino Aug(usto) Pio p(ontiÀci)/ À m(aximo) trib(unicia) pot(estate) VIII co(n)s(uli)/ p(atri) p(atriae) Brit(tones) Triput(ienses)/Claro II et Sev(e)ro co(n)s(ulibus). Übersetzung: »Dem Imperator Caesar, dem Sohn des vergöttlichten Hadrian, Titus Aelius Hadrianus Antoninus Pius Augustus, Oberpriester, im achten Jahre seiner tribunizischen Gewalt, Konsul, Vater des Vaterlandes, von den Brittones Triputienses. Im Jahr, in dem Clarus zum zweiten Mal und Severus Konsuln waren.« Die genannten Konsuln bekleideten ihr Amt im Jahre 146 n. Chr. Daraus ergibt sich, dass der Steinturm in diesem Jahr fertig gestellt worden ist. Eine Kopie ist in einem Mauerstück neben dem Fundament eingemauert, das Original beÀ Àndet sich im Römermuseum Osterburken.

Auf dem hohen Odenwald

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Alter Befund – moderne Bestätigung. WP 10/33 nach den Grabungsbefunden der Reichs-Limeskommission und im Messbild der Laserscan-Befl fliegung.

Während der Steinturm noch ganz auf badischem Gebiet liegt, werden die beiden Holzturmhügel von der hessisch-badischen Grenze überschnitten. Der ehemalige Grenzgraben ist noch deutlich sichtbar. Außerdem sind noch die Grenzsteine erhalten. Die gesamte Anlage erhält dadurch eine besonders romantische Note, die von der Landwehr, welche sich östlich am Bergabhang hinzieht, noch verstärkt wird. Der nördliche Holzturm (5 m x 5 m) hatte

WP 10/33 »Auf dem Kahlen Buckel«. Rekonstruiertes Steinturmfundament und Kopie der Bauinschrift.

die charakteristischen Balkenschlitze. Der südliche Hügel war etwas größer – 5,75 m im Quadrat mit Trockenmauerwerk. Die Limeslinie folgt nun etwas unterhalb der äußeren Kante des abfallenden Gebirgsgrates. Hier war der 38 m östlich der Turmstelle vorbeiführende Palisadengraben noch gut erhalten. Es empÀ Àehlt sich, dem Limeswanderweg zur Kreisstraße hinunter zu folgen. Diese führt nach etwa 400 m am nächsten Kleinkastell

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Die Wanderstrecken

Kleinkastell Zwing. Lageplan des Kastells am Pass zwischen Ittergrund und Waldleininger Tal.

der Strecke vorüber und trifft hier auf ein kurzes Stück mit der Limeslinie zusammen, bevor sie diese in südöstlicher Richtung überquert. es Lim

Kleinkastell Jägerwiese (Zwing) Das Kleinkastell »Jägerwiese«, auch »Zwing« genannt, weil der Weg »zwingend« zu nehmen war, um die Einsattelung des Bergzugs zu überqueren, liegt auf eben demselben, wo mehrere Waldwege und Schneisen mit der Autostraße (Hohe Straße) zusammenlaufen. Das Kastell hatte die Aufgabe, den vom Ittergrund über die »Höllenklinge« heraufführenden, die Höhe überquerenden und in das Waldleininger Tal absteigenden Passweg abzuschirmen. Geringe Steinreste der Anlage sind am steil abfallenden Hang hinter dem hier beÀ Àndlichen Parkplatz zu erkennen. Südlich des Kastells zieht die mittelalterliche Landwehr hangabwärts. Schon Graf Franz I. zu Erbach-Erbach hat anfangs des 19. Jh. die Ruinen beschrieben. Er berichtet von gemauerten Wehrgräben und einer noch in den Fundamenten erhaltenen Toranlage, beklagt sich aber gleichzeitig über die starken Zerstörungen: »Nun aber, seitdem ich dort graben lasse, und so manchen Gesims- und Sattelstein zu Tage wieder gebracht, und sorgfältig neben das Thor hatte hin-

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50 m

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legen lassen, ... sind die Stein ... alle verschwunden.« Anthes konnte 1895 die kümmerlichen Reste der Anlage ausgraben. Er fand die Westecke der Kastellmauer und die jeweils 10 m langen Mauerstücke der Nordwest- und Südwestfront. Die ursprüngliche Ausdehnung des Kastells kann auf allen Seiten nicht mehr als 30 m betragen haben, da der notwendige Platz auf dem Bergsattel fehlt. Die von Knapp erwähnten Gräben dürften wohl vom Mauerausbruch der Umwehrung stammen. Das Steinmaterial diente zum Bau des Waldleiniger Schlosses, wo Steindenkmäler auch noch längere Zeit eingemauert waren. Unmittelbar hinter Kastell »Jägerwiese« steigt die Limeslinie den Berghang zum »Hohen Wald« steil hinan. Die Strecke ist ausgeschildert. Nach etwa 250 m erreicht man einen Waldweg, an dessen Rändern sich ein kleineres Blockmeer gebildet hat, das sicher schon in römischer Zeit als Steinbruch diente. In Fortsetzung des Waldwegs Àndet sich eine interessante Erscheinung am Odenwaldlimes. Auf 112 m Länge konnten hier die Reste der Limesmauer festgestellt werden, die bereits Graf Franz und seinen

Limes als mittelalterliche Grenze. Wall und Graben der Landwehr bei WP 10/33.

Auf dem hohen Odenwald

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Mauer statt Palisade. Rekonstruiertes Stück der 112 m langen Limesmauer am Anstieg bei WP 10/34.

Mitarbeitern aufgefallen waren. Untersuchungen des Befundes fanden 1896, 1925 und 1979 statt. Bei der letzten Untersuchung, die notwendig wurde, weil die Waldschneise zu einem Holzabfuhrweg ausgebaut werden sollte, ergab sich eine letzte Steinlage. Diese bestand aus mächtigen Sandsteinquadern, die nur an einer Seite sorgfältig behauen und auf einer 0,7 m tiefen und 1 m breiten Rollierungsschicht trocken aufgesetzt waren. Die besser bearbeitete Seite wies nach innen. Neben dem im Boden noch sichtbaren Mauerzug lagen halbwalzenförmige Zinnensteine. Die vorhandenen Reste erlaubten die Rekonstruktion eines Mauerabschnitts. Die Mauer dürfte zwischen 2 m und 3 m hoch gewesen sein. Jeweils an den Mauerenden wurden die Reste der sich fortsetzenden Palisade gefunden. Offenbar war es den römischen Soldaten an dieser Stelle zu mühsam, einen Palisadengraben auszuheben. Daher haben sie aus dem bequem zugänglichen Steinmaterial Quader ausgehauen und eine Mauer errichtet. Da sich keine älteren Befunde unter der Mauer fanden, muss diese bereits mit der Anlage des Limes ausgeführt worden sein. Der Verlauf der Limeslinie lässt sich an dieser Stelle durch die Mauerreste eindeutig bestimmen. Sie führt weiter den nun sanfter ansteigenden Hang hinauf und erreicht nach etwa 100 m den höchsten Wachtturm der ganzen Strecke (553 m über NN). WP 10/34 »Im Hohen Wald« besteht aus Holzund Steinturm. Der Holzturm ist durch einen Steinbruch größtenteils zerstört. Geringe Reste des Ringgrabens sind 13 m nördlich des konservierten Steinturmfundaments noch zu sehen. Der Steinturm (5,2 m x 5,2 m) besaß einen Verputz mit Fugenstrich, der in geringen Resten noch erkennbar ist. Bei den Ausgrabungen fand sich der Rest einer Inschrift mit den Buchstaben CHO I (heute im Eulbacher Park, S. 92). Sicherlich ist das Inschriftenfragment aufzu-

lösen zu c(o)ho(rs) I [(Sequanorum et Rauracorum equitata)]. Diese Kohorte war im Kastell Oberscheidental stationiert. Offenbar war ein Bautrupp der Einheit an der Errichtung dieses Wachtturms beteiligt. Von der Wachtturmstelle bestand möglicherweise Sichtverbindung zu den Kastellen von Hesselbach und Schloßau. Der Limespfad beÀ Àndet sich nur wenige Meter hinter dem Palisadengraben. Von WP 10/34 verläuft die Strecke durch dichten Fichtenhochwald. Unbewaldet würde sie einen weiten Fernblick nach Osten auf das jenseits vom Waldleininger Tal gelegene Hochplateau nördlich von Schloßau (Sendemasten) gestatten. Nach einer leichten Biegung des Weges erreicht der Pfad über das Bergplateau am Beginn des Abstiegs nach Süden eine weitere restaurierte Turmstelle unmittelbar rechts des Weges. WP 10/35 »Im Klosterwald« besteht aus zwei völlig unberührten Holzturmhügeln, die, von Kreisgräben umgeben, sich noch heute mit stattlichen Ausmaßen – 20 m und 25 m Durchmesser des äußeren Kreisgrabenrandes – zeigen, und einem in

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Die Wanderstrecken WP 10/35 »Im Klosterwald«. Inschriftenplatte.

Nach Überschreiten der Kreuzung an dessen Ende liegt die kleine Anlage im Laubwald.

Kleinkastell Seitzenbuche

den Grundmauern konservierten Steinturm (5,25 m x 5,25 m). Neben einigen Werkstücken kam eine rechteckige Inschriftenplatte zum Vorschein. Das Formular – mit teils eingemeißelter, teils aufgemalter Schrift – entspricht dem der Inschrift von WP 10/33 »Kahler Buckel«. Der Steinturm wurde demnach auch 146 n. Chr. erbaut. Das Palisadengräbchen verlief 30 m östlich vor der Turmstelle. Die Einzeichnung des WP »Im Klosterwald« in die topograÀsche À Karte ist ungenau. Die Turmstelle liegt etwa 20 m weiter westlich als dort angegeben. Die Limeslinie führt nun wenige Meter links oder rechts des S-förmig verlaufenden Wanderpfades in abfallendem Gelände auf die Hohe Straße (K 3919), die man überquert. Hier setzt sich der Wanderweg in einigem Abstand zur Straße fort. Nach 250 m erreicht er eine konservierte Steinturmruine. WP 10/36 »Am Fischerspfad« besteht aus einem Steinturm (5,75 m x 5,75 m) und einem 12 m südöstlich davon gelegenen Holzturmhügel. Der Holzturmhügel ist noch unberührt mit einem Ringgraben von 23 m Durchmesser. Er wird gegenwärtig als Holzrückeweg benutzt, was auf Dauer die Substanz gefährdet. Von hier bis zum nächsten Kleinkastell ist der Verlauf der Limespalisade nicht gesichert. Sie dürfte aber dem Berggrat gefolgt sein, der im Bereich des Kastellchens extrem eng wird. Dem Wanderweg folgend erreicht man nach 500 m einen Parkplatz.

Das Kleinkastell »Seitzenbuche« hat eine annähernd quadratische Umfassungsmauer von ca. 20 m Seitenlänge und ist damit etwa so groß wie die Anlage auf der Passhöhe an der »Jägerwiese«. Zahlreiche an der Stelle beobachtete, proÀ Àlierte Gesimssteine lassen erkennen, dass auch die Mauern eines Kleinkastells gegliedert waren. Das Kastell hatte die Aufgabe, den Passweg, der die kürzeste Verbindung des Main- mit dem Neckartal darstellte, abzusichern. Noch heute laufen hier mehrere Straßen zusammen. Die leider stark zerwühlten und umgegrabenen Kastellreste sind noch als tiefe Geländewellen im spitzen Winkel der von Kailbach und Schloßau heraufführenden und hier zusammentreffenden Straßen zu erkennen. Man folgt nun dem hier angelegten Limeswanderpfad, der sich östlich vom Kastell jenseits der Straße fortsetzt und durch den Wald zur nächsten 500 m entfernten Turmstelle zieht. Das Gelände steigt wieder leicht an, der Berggrat erweitert sich. WP 10/37 »In der Schneidershecke« ist sicherlich die interessanteste Turmstelle am ganzen Odenwaldlimes. Hier beÀ Ànden sich neben einem Holzturmhügel zwei heute restaurierte Steinturmfundamente. Der Holzturmhügel wurde 1884 nur kurz untersucht. Die Áache Hügelkuppe ist noch gut erhalten, der Ringgraben hat einen Gesamtdurchmesser von 20 m. Im Innern des Hügels sind die Reste der Grabungsschnitte zu sehen. Der westliche Steinturm A (6 m x 6 m) entspricht im Wesentlichen den sonst üblichen Steinturmbauten an der Strecke. Sein bis zu 1,35 m aufgehendes Mauerwerk springt nach innen in zwei Absätzen ein. Auf den Mauerstufen waren die Balken der Boden-

Auf dem hohen Odenwald

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Römisches Heiligtum im Schnee: WP 10/37 »In der Schneidershecke«. Rekonstruierter Turm B mit Statuengruppe.

konstruktion aufgelegt. Der östliche Steinturm B weist gegenüber den übrigen Anlagen einige Besonderheiten auf. Dem Turm (6,6 m x 6,6 m) war an der Nordseite nachträglich eine Treppe angebaut worden. In der Treppe fand sich in sekundärer Verwendung ein Weihealtar für Jupiter mit Inschrift, aus der hervorgeht, dass eine Abteilung der cohors I Sequanorum et Rauracorum equitata unter dem

Befehl des Centurio Antonius Natalis von der XXII. Legion einen Wachtturm (burgus) errichtet hat (siehe S. 49). Eine Nachbildung der Inschrift steht vor dem Steinturm A, auf den sie sich wohl auch ehemals bezog. Im Innern des Turmes B lagen im Bauschutt drei Skulpturen aus rotem Sandstein, denen der Kopf abgeschlagen worden war. Es handelt sich um Darstellungen des römischen Kriegsgottes

WP 10/37 »In der Schneidershecke«. Lageplan und zeichnerische Rekonstruktion der Turmstelle in ihrem Zustand am Anfang des 3. Jh. Holzturm 0

20 m

Steinturm B

Lim es (ni cht sic htb ar)

Steinturm A

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Deutung und Datierung des WP 10/37. Die ältere Deutung der Wachtturmstelle geht davon aus, dass der Steinturm B, der den Holzturm wohl um 145/146 n. Chr. abgelöst hat, kurze Zeit nach seiner Errichtung in ein Heiligtum umgewandelt wurde und man deshalb einen neuen Steinturm A daneben errichten musste, da der erste Turm für Wachtzwecke nicht mehr zur Verfügung stand. Diese Baumaßnahmen müssten dann aber alle noch während der Besetzungszeit des Odenwaldlimes erfolgt sein, da nach Verlassen der Linie der Neubau eines Wachtturms nicht mehr notwendig war. Die Chronologie der Turmstelle 10/37 ergäbe sich nach dieser Auffassung wie folgt: 1. um 100 n. Chr. (ältere Datierung des Beginns des Odenwaldlimes) Errichtung des Holzturms 2. um 145/146 n. Chr. Errichtung des Steinturms B 3. kurz nach 145/146 n. Chr. Umwandlung des Steinturms B in ein Heiligtum 4. noch vor ca. 155 n. Chr. (Abzug der Truppen vom Odenwaldlimes) Bau des Steinturms A. Neue Untersuchungen legen es aber nahe, davon auszugehen, dass Steinturm B sofort als Heiligtum zu einem Zeitpunkt errichtet wurde, als die römischen Truppen bereits vom Odenwaldlimes abgezogen waren. Ein kleines Detail der Ausführung datiert die gefundene Statuengruppe an das Ende des 2. Jh. n. Chr.: Das Schwertgehänge mit Schwertriemenhalter, das Mars trägt, entspricht jenen Exemplaren, die im Original in den Kastellen der Zeit nach 180 n. Chr. gefunden wurden. Damit reduziert sich die Wachtturmstelle an der »Schneidershecke« auf einen ganz normalen Wachtposten mit Holzturm, der durch einen Steinturm ersetzt wird. Als man Steinturm B schließlich baute, diente Steinturm A als Steinbruch, was die verwende-

F

Mars, der Siegesgöttin Victoria und der für den Bereich der Gesundheit und des allgemeinen WohlbeÀndens zuständigen Göttin Salus. Die Inschrift wie À auch die Skulpturen beÀ Ànden sich im Römermuseum Osterburken (S. 50). Eine Kopie der Göttergruppe ist vor Ort aufgestellt. Steinturm B war also ein Heiligtum, dessen Inneres – wie aus den geborgenen Resten hervorgeht – zudem aufwändig mit

Die Wanderstrecken

ten Spolien, u. a. die Bauinschrift von Steinturm A beim Neubau des Heiligtums erklärte. Die Frage, wann und aus welchem Anlass Steinturm B später erbaut wurde, führt nochmals zur Betrachtung der Statuengruppe. Bei der Darstellung des Mars handelt es sich um Mars Ultor, der im Tempel des Augustusforums in Rom zum Dank dafür verehrt wurde, dass sich Augustus erfolgreich an den Mördern seines Adoptivvaters Caesar rächen konnte. Die beiden Göttinnen Salus und Victoria stehen für die Gesundheit und das Wohlergehen von Kaiser und Volk sowie für die Unbesiegbarkeit des Kaisers. Die Statuengruppe und der Tempel an der »Schneidershecke« scheinen in diesem Deutungszusammenhang offenbar einen militärischen Sieg eines Kaisers ausdrücken und feiern zu wollen. Neueste Überlegungen kommen zu dem Schluss, dass dafür am ehesten Kaiser Caracalla infrage käme. Aus Anlass seines Sieges über die Germanen (Alamannen) im Jahr 213 n. Chr., den er bei einem Feldzug im Vorfeld der beiden Provinzen Obergermanien und Raetien erzielt hatte, könnte der Tempel erbaut worden sein. Allerdings finden fi sich ab der 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr. zahlreiche Anlässe, die eine ähnliche Handlung nach sich gezogen haben könnten: siegreiche Feldzüge, glimpflich abgegangene Verschwörungen gegen den Kaiser oder Aufstände usw. Die jetzt vorgeschlagene chronologische Abfolge der Turmbauten an der »Schneidershecke«, die auch andere neue Forschungsergebnisse berücksichtigt, sieht wie folgt aus: 1. um 110/115 n. Chr. Errichtung des Holzturms 2. 145/146 n. Chr. Errichtung des Steinturms A als Limeswachtturm 3. 213 n. Chr. Errichtung des Steinturms B als Heiligtum.

einer Bogenkonstruktion von 3 m Spannweite, mit Stuckatur und bunter Wandmalerei ausgeschmückt war. Der Turm besaß ein Ziegeldach, ein am Odenwaldlimes seltenes Phänomen, das auf Heiligtümer hinweisen dürfte. Es haben sich gestempelte Ziegel der legio VIII Augusta und der cohors XXIIII voluntariorum civium Romanorum equitata gefunden. Da ein Bruchstück des Schildes der Victoria-Statue

Auf dem hohen Odenwald

115

»Römerstraße« 0

100 m

»Limes« 1926

Bauphase 1 Ba hase 2 Baup B Ba Baup hase 3 Feue Fe e rstelle geophysikalische Prospektion sondierte Flächen untersuchte Flächen zu untersuchende Flächen rö römi ö sche Straße römi ö sches Kastell römisches Bad

Kastell Schloßau. Kastell und Vicus.

im Kastell Oberscheidental zutage kam, kann angenommen werden, dass die Skulpturengruppe auf ihrer Reise zum Heiligtum dort Station gemacht hat. Bedeutung und Chronologie des Platzes werden in der Forschung diskutiert. Um die nächste Wachtturmstelle zu erreichen, geht man auf dem vor dem Heiligtum links abbiegendem Waldweg. Hier ist der Limeswanderweg durch das an Bäumen aufgemalte »L« ausgezeichnet. Man hält sich bis zum Waldrand, wendet sich dort links und kommt nach 300 m in den Bereich der nächsten Turmstelle. WP 10/38 »Am Rotkreuz« ist bis auf wenige zerstreut liegende Sandsteinbruchstücke verschwunden. Vom Wachtturm aus war die gesamte Schloßauer HochÁäche Á zu überblicken. Außerhalb des Waldes wurden die Reste der Palisade und des Limesweges aufgefunden und konnten bis zum Kastell Schloßau hin verfolgt werden. Die Linie führt in leichtem Bogen auf die Nordostecke des Kastells zu, während der Begleitweg

auf das rechte Lagertor (porta principalis dextra) auftrifft. Von der besuchten Wachtturmstelle führt ein als Limeswanderweg ausgeschilderter Feldweg in Richtung Schloßau, der in seiner Verlängerung direkt zum Kastellareal zieht.

Kastell Schloßau Das Numeruskastell Schloßau ist heute nur noch als ganz Áache Bodenwelle zu erkennen. Es liegt in der Flur »Burggewann« auf einer leichten Geländekuppe, von der aus die Limeslinie nach Norden und der Ernsttaler Grund zu überwachen war. Zweifellos hat die Gemeinde von dem Kastell ihren Namen. 1271 heißt der Ort Slozzahe, 1413 wird noch ein »Heinrich uff der pfalcz zu Shloßauwe« genannt. Bei dieser Pfalz könnte es sich um das Kastell gehandelt haben. 1850 wurde ein Weihealtar gefunden, den nach der Inschrift ein aus Sinope in Paphlagonien (Kleinasien) stammender Legionscenturio gestiftet hat, Titus

116 Manius Magnus. Er gehörte zur 22. Legion in Mainz und war vorher bei der fünften makedonischen Legion an der unteren Donau stationiert gewesen. In Schloßau führte er als praepositus den numerus Brittonum Triputiensium, die dortige Kastellbesatzung. In den 1980er-Jahren konnte die weitgehend unbebaute Fläche des Kastells als Grabungsschutzgebiet ausgewiesen werden. Die exakte Einmessung der Anlage ließ sich durch geophysikalische Prospektionen im Jahr 2003 erreichen. Seit demselben Jahr fanden zudem großÁ Áächige Ausgrabungen im Bereich des Lagerdorfs im Vorfeld der Errichtung einer Neubausiedlung statt. Das Kastell (80 m x 73 m = 0,58 ha) war von einem 5 m bis 6 m breiten und noch 1,5 m tiefen Graben umgeben. Die Wehrmauer besaß drei mit Türmen bewehrte Tore. Der dahinter angeschüttete Wall wurde am Fuß von einer kleinen Mauer gestützt. Diese Details lassen vermuten, dass die Bauphasen der Kastellumwehrung von Schloßau denen der übrigen Numeruskastelle am Odenwaldlimes folgen und dem Steinkastell eine Holz-Erde-Anlage vorausgegangen ist. Von den Innenbauten konnten lediglich einige Reste des Stabsgebäudes aufgedeckt werden. Darüber hinaus wurden nur geringe Reste von Mannschaftsbaracken beobachtet. Das Badegebäude Das Badegebäude (Länge 25 m) rund 60 m vor der Südostecke des Kastells wurde 1863 vollständig freigelegt. Es entspricht dem Reihentyp und gleicht dem der anderen Bäder bei den Numeruskastellen am Odenwaldlimes. Bei den Ausgrabungen fanden sich zahlreiche Ziegelstempel der legio XXII Primigenia pia Àdelis À und der legio VIII Augusta, die belegen, dass Bautrupps der genannten Legionen beim Bau des Bades beteiligt waren oder Baustoffe aus ihren Ziegeleien nach Schloßau geliefert haben.

Kastell Schloßau. Römischer Straßenkörper im Vicus.

Die Wanderstrecken Der Kastellvicus Die Ausgrabungen im Bereich des Kastellvicus von Schloßau haben zu überraschend neuen Erkenntnissen geführt. Zum einen konnte endgültig die Frage geklärt werden, ob die Numeruskastelle am Odenwaldlimes ausgedehnte Lagerdörfer besessen haben, zum anderen ergaben sich detaillierte Hinweise zu Lage, Größe, innerer Struktur und Chronologie des Schloßauer Kastellvicus. Bereits die Reichs-Limeskommission hatte angenommen, dass sich der Bereich des Lagerdorfes in südliche Richtung erstreckt hätte, denn dort fanden sich immer wieder kleinere Mäuerchen und die bis zu 5 m breite Stückung einer Straße, die vom Südtor des Kastells am Badegebäude vorbei und dann parallel zur Limespalisade weiter nach Süden Richtung Oberscheidental verlief. Die jüngsten Untersuchungen des südlich vom Kastell gelegenen Bereiches brachten die beeindruckenden Reste dieser 3 m bis 4 m breiten Straße erneut zum Vorschein. Sie besaß mehrere Ausbauphasen und wurde mehrfach teilausgebessert. Der bisher aufgedeckte Siedlungsbereich schließt sich unmittelbar an das Gelände des Kastellbades an. Dieses gehört zusammen mit Ziegel- und Töpferöfen sowie Schmiedeessen, der ersten Bauphase der Lagerdorfstraße und einem größeren Gebäude südwestlich jenseits der Straße zur frühesten Bebauung. Sie ist wohl gleichzeitig mit dem Kastell entstanden und deutet an, dass zunächst einmal das Militär mit seinen Bautrupps vor Ort anwesend war. Bei den aus der Brennkammer des Ziegelofens stammenden

Auf dem hohen Odenwald Stempeln handelt es sich um die Herstellermarken der 22. Legion. In der zweiten Bauphase wurden diese technischen Einrichtungen aufgegeben und jetzt die typischen langrechteckigen Streifenhäuser errichtet, d. h. die Bewohner des Vicus kamen erst später an den Ort. Es fanden sich einheitliche Herd- oder Ofenstellen, die vermuten lassen, dass die Gebäude allesamt nach einem regelhaften Schema ähnlich unseren modernen Reihenhäusern ausgeführt worden waren. Die Streifenhausbebauung konnte mittlerweile auf über 100 m Länge vor allem östlich der Vicusstraße nachgewiesen werden. Ein großer langrechteckiger Holzfachwerkbau etwa 25 m vor dem Bad, der als Doppelhaus gedeutet wird, besitzt einen großen Innenraum, mit schmalen Räumen an den Langseiten. Er zeigt, dass auch individuelle Baulösungen im Kastellvicus von Schloßau gefunden wurden. Im Bereich dieses Gebäudes und des nördlich zwischen ihm und dem Bad gelegenen Baus kamen vier Töpferöfen und eine Getreidedarre zum Vorschein, die eine dritte Bauphase des Lagerdorfes belegen, da sie deren Fundamentgräbchen überlagern und jünger als diese sein müssen. Bei den aus den Öfen geborgenen Fehlbränden u. a. von Töpfen mit DeckelfalzproÀ Àl handelt es sich um Gefäßkeramik, die zu den spätesten Formen am Odenwaldlimes und zu den ersten in den Kastellplätzen des Vorderen Limes gehören. Auch die Getreidedarre weist auf einen späten Zeitpunkt hin, denn diese zur Trocknung oder zum Rösten von feuchtem Getreide genutzten Anlagen kommen andernorts im weit fortgeschrit-

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Getreidedarren und Grünkern. Wie neue Forschungen gezeigt haben, hat sich das Klima in Mitteleuropa offensichtlich seit etwa 180 n. Chr. zunehmend verschlechtert. Es wurde kühler und trockener. Dies hatte zur Folge, dass oft das Getreide nicht mehr auf dem Halm reif wurde. Um es überhaupt genießen zu können, musste es im grünen Zustand getrocknet, d. h. geröstet werden. Dazu dienten die Getreidedarren. Es handelt sich um Röstplattformen, die als Tennen über aus zwei seitenparallelen Mauergevierten bestehendem Unterbau errichtet und mittels eines Feuerungskanals von einer Seite aus beheizbar waren. Die heißen Rauchgase strömten unter der Tenne durch die kanalartigen Mauerzüge und trockneten das darauf ausgebreitete Getreide. Diese Technik wurde im Bereich des sich weiter südlich von Schloßau zwischen Odenwaldund Vorderem Limes erstreckenden Baulandes in Mittelalter und Neuzeit wieder angewandt. Hier musste man in Jahren, in denen z. B. Dinkel, der vor allem in diesem Gebiet angebaut wurde, klimabedingt nicht ausreifen konnte, diesen grün einbringen und auf Getreidedarren rösten. So entstand der Grünkern, der heute zu allerlei schmackhaften Gerichten nicht nur in dieser Region verwendet wird.

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tenen 2. Jh. n. Chr. auf, als sich das Klima allgemein verschlechterte. Reste eines Speicherbaus, die sich ebenfalls gefunden haben, stehen damit möglicherweise im Zusammenhang. Die Ergebnisse der Ausgrabungen im Lagerdorf des Kastells Schloßau zeigen eindrücklich, dass es nach der Aufgabe des Kastells und dem zumindest teilweisen Abzug der Lagerdorfbewohner noch weitere Siedlungsaktivitäten vor Ort gegeben hat. Wo die Betreiber der späten technischen Einrichtungen wohnten, ist noch nicht bekannt. Vielleicht nutzten sie die Kastellbauten für einige Zeit. Oder aber die am Ort inschriftlich nachgewiesene Truppe, der

Kastell Schloßau. Keramikfehlbrände: Töpfe und Deckel.

118

Die Wanderstrecken Kastell Schloßau. Handwerkerviertel mit Ziegeleibetrieb im Bereich des Vicus.

numerus Triputiensium, oder wenigstens Teile von ihr befanden sich noch zu diesem Zeitpunkt im Kastell. Es könnte sich dann bei der Schloßauer Truppe eine ähnliche Situation ergeben haben wie im Falle des Elzbrittonen-Numerus von Neckarburken: Die

Schmuckstück aus Schloßau. Kameo mit Darstellung einer Opferszene. »Cameo bestehend aus einem sehr weichen, thonhaltigen Kalkschiefer, wie er in der Juraformation sehr häufifig vorkommt, z. B. Solenhofener lithographischer Schiefer. Hinter einer bacchischen Herme ein Pan, vor der Herme ein brennender Altar, an dem ein Jüngling, der von einem Amor und einem eine Schale tragenden Knaben begleitet ist, opfert … 1828 als Jahr der Auffifindung.« K. Schumacher, Das Kastell bei Schlossau. ORL Abt. B Nr. 51 (Heidelberg 1914) 7.

Soldaten hätten auch hier noch einige Zeit Nachschubfunktionen ausgeübt, die in der Produktion von Keramik sowie der Veredelung von Nahrungsmitteln und der Belieferung der jüngeren Limeslinie mit diesen Produkten bestanden hätte. Denkbar wäre aber auch, dass die am Ort verbliebene restliche Zivilbevölkerung diese Aufgaben übernahm. Südöstlich des Lagerdorfes befand sich offenbar das Gräberfeld. Hier wurde 1848 ein römischer Grabstein mit Darstellung einer Totenmahlszene gefunden. Die 1926 festgelegte Limeslinie muss heute revidiert werden, denn sie wäre mitten durch die jetzt festgestellten Gebäude des westlichen Lagerdorfbereichs verlaufen. Es ist daher davon auszugehen, dass die Trasse des Limes ein gutes Stück weiter östlich verlief und sich heute zumindest teilweise vielleicht hinter einem modernen Straßenzug verbirgt, der bezeichnenderweise den Namen »Römerweg« trägt.

W

Kastell Schloßau. Grabrelief mit Totenmahlszene.

119

VON SCHLOSSAU NACH ROBERN Der bis jetzt aus nordwestlicher Richtung kommende Abschnitt des Odenwaldlimes ist am Kastell Schloßau zu Ende. Wenn auch der Limesverlauf unmittelbar vor dem Kastell weiter östlich als bisher angenommen zu suchen ist, biegt die Linie bei Schloßau in südöstlicher Richtung auf die über 35 km lange schnurgerade Strecke des Südabschnitts ein. Es war hier nicht notwendig, die Linie nach topograÀ Àschen Gegebenheiten anzulegen. Ob sie allerdings ab jetzt bis zum Endpunkt der Gesamtstrecke am Neckar verläuft wie von der Reichs-Limeskommission dargestellt oder mit Blick auf die Situation des neuen Kastells und der beiden Wachttürme bei Kochendorf am Neckar evtl. ab WP 10/70a weiter östlich dahinzieht (S. 18, 19), muss die zukünftige Forschung beantworten. Auf der nun folgenden Strecke verläuft die Limeslinie über eine weite HochÁ Áäche mit nur geringen Geländeunterschieden. Das Gebiet wird auf weite Strecken ackerbaulich genutzt, so dass hier die meisten Turmstellen verschwunden sind und von der Reichs-Limeskommission nur aufgrund der Entfernungsverhältnisse angenommen wurden. Vom Kastell Schloßau aus folgt man der geteerten Straße unterhalb des Neubaugebietes bis zur Ortsmitte, hält sich dann auf der Straße nach Wald-Auerbach und biegt am Ortsende rechts in die »Strietstraße« ein. Am Rande des Neubaugebiets wird WP 10/39 »Im Striet« vermutet. Er wurde hier aufgrund des günstigen Geländepunktes angenommen, der Sichtverbindung zum Kastell bot. Nach etwa 150 m in der Strietstraße beÀ Àndet sich 10 m weiter im Wiesengelände links der Straße ein überwachsener Sandhügel, der zweifellos in moderner Zeit aufgeschüttet worden ist. Er enthielt vor 25 Jahren noch zahlreiche Sandsteinquader, die nach ihrer Scharrierung zu urteilen, römisch gewesen sein

120 könnten. Eventuell handelt es sich um die Reste des Steinturms. Zurückgekehrt zur Wald-Auerbacher Straße folgt man dieser – bald Schulstraße (K 3969) genannt – bis kurz vor eine kleine sechseckige Kapelle aus dem Jahr 1876, um rechter Hand in einen Waldweg abzubiegen, der als Limeswanderweg markiert ist. Er führt bis zum Waldrand und dann rechts entlang des Waldsaumes in Richtung auf eine Häusergruppe vor dem Wald, bei der ein moderner Wasserbehälter steht. Mit dem Auto kann man auf der Waldauerbacher/Schulstraße nach Erreichen des freien Feldes den ersten rechts abgehenden geteerten Weg nehmen, der ebenfalls zu der erwähnten Häusergruppe führt. Hier wird die nächste Turmstelle angenommen. WP 10/40 »Am Galmbacher Weg« steht dort, wo die Limeslinie eine Áache Geländekuppe überschreitet. Genaue Anhaltspunkte über seine Lage können aber nicht gemacht werden. Man nimmt jetzt den Galmbacher Weg bis zur Ortsmitte von Auerbach, hält sich rechts weiter auf der Schulstraße und folgt dieser bis zum letzten Gehöft auf der linken Straßenseite, wo gegenüber ein geteerter Feldweg einmündet. Diesen beschreitet man bis

Die Wanderstrecken zu der kleinen Geländekuppe etwa 100 m vor der Waldspitze. Am Rand des Feldweges fanden sich vor 25 Jahren noch einige ausgelesene Sandsteinbruchstücke, die von der nächsten römischen Anlage stammen könnten. Sie sind heute nur noch vereinzelt vorhanden. WP 10/41 »Im Heunenhaus« wird schon durch den Flurnamen ausgewiesen. Bei den Untersuchungen der Reichs-Limeskommission waren aber bereits keine Reste mehr vorhanden. Von dem Punkt aus bietet sich eine weite Aussicht über das leicht gewellte Plateau. Der Turm hatte Sichtverbindung zu WP 10/40 und zum Kastell Oberscheidental. Der an der Turmstelle vorbeiführende Feldweg teilt sich hinter der Geländekuppe. Man hält sich auf dem markierten Weg links an einem Waldsaum entlang, geht an einem kleinen Waldsee vorbei und gelangt nach etwas über einem Kilometer an den Ortsrand von Oberscheidental. Der vor dem Ort nach links abzweigende, geschwungene Feldweg führt leicht nördlich der nächsten Turmstelle vorbei, die hier nordöstlich eines Wasserbehälters und etwa 60 m nördlich der Eberbacher Straße (L 524) liegt. WP 10/42 »Im Säubaumacker« ist im Gelände noch immer als leichte Bodenwelle zu sehen. Im Luftbild ist der Holzturm deutlich an seinem Ringgraben zu erkennen. Ebenso scheint sich der Limesverlauf abzuzeichnen. Etwa 30 m neben dem Holzturm zeichnete sich vor Jahren ein von der Beackerung ausgenommenes Viereck ab. Es gehörte möglicherweise zum Steinturm, der nach Conrady eine Größe von 5,6 m im Quadrat besaß. Bis zum ersten Kohortenkastell auf der OdenwaldhochÁ Áäche kann man von WP 10/42 aus in Richtung Ortsmitte die erste Straße »Neuer Garten« nehmen, wo die Fortsetzung als Fahrradweg

WP 10/42 »Im Säubaumacker«. Älteres Luftbild der Turmstelle.

Von Schloßau nach Robern

121

Kastell Oberscheidental. Übersichtsplan Kastell und Umgebung. 1 Stabsgebäude (principia) 2 Fahnenheiligtum 3 Wohnhaus mit Badetrakt des Kommandanten (praetorium)? 4 konserviertes Südtor 5 Kastellbad 6 Limes und Begleitweg nach ORL? 7 Limesverlauf im Luftbild?

2

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gegenüber der Kastellnordseite in die Kastellstraße nach Unterscheidental einmündet. Diese verläuft zwischen Ortsrand und Friedhof über die nördliche Kastellfront. Eine gegenüber im Ackergelände stehende Obstbaumreihe kennzeichnet den öffentlichen Zugangsweg zur restaurierten Toranlage.

Kohortenkastell Oberscheidental Vor dem Friedhof ist die Nordostecke des Kohortenkastells als Geländewelle zu erkennen. Seine Südfront wird noch von einer deutlichen Geländestufe markiert. Hinter der Umfassungsmauer des Kastells (153 m x 137 m = ca. 2,1 ha) befand sich ein 5,5 m bis 7,5 m breiter Erdwall, an dessen Fuß die via sagularis mit einer Breite von 3,8 m. Das Kastell hatte vier mit Türmen bewehrte einfache Tore. Die porta principalis dextra, das Südtor des Kastells, war bei den Ausgrabungen

Kastell Oberscheidental. Konserviertes Südtor.

100 m

besonders gut erhalten und wurde konserviert. Vor der Umwehrung lag ein 6 m breiter und bis zu 1,5 m tiefer Spitzgraben. Von den Innenbauten konnten besonders einige Teile des Stabsgebäudes aufgedeckt werden. Im vorderen Lagerteil (praetentura) wurde ein größeres Gebäude sowie ein kleines, sehr einfaches Bad freigelegt. Da hier reichlich Kulturabfälle ge-

122

Die Wanderstrecken

Kastell Oberscheidental. Fragment eines Inschriftensteines mit Darstellung des Gottes Mars in Rüstung.

funden wurden, deutete die Reichs-Limeskommission das Gebäude als Wohnbau. Vielleicht stellte es zusammen mit dem kleinen Bad einen Baukörper dar, der mit einem Holzfachwerktrakt zu ergänzen und als Kommandantenwohnhaus (praetorium) zu deuten ist. Möglicherweise handelt es sich aber auch um einen Speicherbau (horreum). Im südwestlichen Lagerteil befanden sich im Bereich der hinter der Umwehrung verlaufenden Lagerstraße einige Baureste wie Mauerzüge, eine Herdstelle und einige Gruben, die möglicherweise von einer älteren Kastellanlage in Holz-Erde-Technik herrührten. Das Badegebäude Etwa 42 m vor der Südwestecke des Kastells lag das 34,35 m x 20,4 m große Badegebäude. Heute führt die Landstraße über den östlichen Gebäudeteil, so dass keine Reste mehr zu erkennen sind. Die Fundstelle ist im Bereich der Haarnadelkurven eines jeweils links und rechts von der Straße ausleitenden Feldweges zu lokalisieren. Im Gartengelände daneben liegen noch einige Sandsteinbrocken, die von dem antiken Gebäude stammen könnten. Vor der Nordfront des Bades fand sich eine Inschriftenplatte. Die Inschrift ist bis auf die letzten Buchstaben von drei Zeilen abgeschlagen. Vermutlich handelte es sich um den Rest der Bauinschrift des Bades. Vom Lagerdorf fanden sich einige Reste westlich des Kastells, die Lage des Gräberfeldes ist nicht gesichert. Die Besatzung des Kastells bildete zunächst die cohors III Dalmatarum, die aus Ziegelstempeln des Bades belegt ist. Die Truppe lag im Winter 88/89 n. Chr. in Untergermanien und war noch in Rottweil stationiert, bevor sie mit der Einrichtung des Odenwaldlimes in trajanischer Zeit

nach Oberscheidental kam. Schon in den Jahren zwischen 115 und 125 n. Chr. wurde sie nach Erlensee-Rückingen an den östlichen Wetteraulimes verlegt. Für sie kam, wie aus einigen Inschriften der Umgebung hervorgeht, die cohors I Sequanorum et Rauracorum equitata. Sie stand bis zur AuÁ Áassung des Kastells in Oberscheidental und wurde um die Mitte des 2. Jh. n. Chr. nach Miltenberg verlegt. Ein in der Kirche von Rumpfen-Steinbach, einem Ort, der zwischen beiden Limeslinien liegt, früher eingemauerter Inschriftenstein nennt als Weihende die Trompeter (aenatores) dieser Kohorte. Der Stein dürfte von Oberscheidental dorthin verschleppt worden sein. Nur 20 m vor der Ostfront des Kastells verläuft die von der Reichs-Limeskommission festgestellte Limeslinie mit dem dahintergelegenen Limesweg. Luftbildaufnahmen führten ca. 50 m weiter östlich zur Entdeckung einer doppelten Verfärbungslinie im Acker- und Wiesengelände, die sich in ihrem südlichen Teil zu zwei unterschiedlich breiten Konturen veränderte, so dass hier vielleicht ein hinter einer Palisade angelegter Graben angenommen werden könnte. Auch nordöstlich des Kastells zeigte sich in einem Winterluftbild eine Grabenstruktur. Die endgültige Deutung dieses Befundes steht noch aus.

Von Schloßau nach Robern

123 Kastell Oberscheidental. Limesverlauf? (Pfeile) östlich des Kastells. K: Kastellareal.

K

Südlich vom Kastell führt parallel neben der Landstraße ein geteerter Feldweg weiter. Er entfernt sich auf einige hundert Meter von der Limeslinie, die hier die Áache Elzbachsenke überquert.

Limes mit Wall und Graben? Ob bei Oberscheidental tatsächlich ein Graben und demzufolge auch ein Wall hinter der Palisade bestand, ist fraglich. Bei den beiden parallelen Gräbchen könnte es sich auch nur um zwei zeitlich nacheinander angelegte Palisaden handeln, ein Phänomen, das am Wetterauabschnitt des Limes in Hessen festgestellt wurde und auch am Odenwaldlimes durchaus erklärbar ist: Nachdem die erste, im Jahr 120 n. Chr. erbaute Palisade schadhaft geworden war, errichtete man davor etwa 25 Jahre später einfach einen zweiten Grenzzaun. Dann wurde die Linie aufgegeben und die Soldaten an den Vorderen Limes verlegt. Die Anlage von Wall und Graben, die dort um die Wende des 2. zum 3. Jh. n. Chr. erfolgte, kam am Odenwaldlimes eigentlich nicht mehr zustande. Deshalb wäre

F

Etwa 100 m südlich des letzten Gehöftes auf der höchsten Stelle dieses Geländes trifft man auf den »Neckarweg«, einen alten Fernweg, der durch die heutige Landstraße durchschnitten wird. Links einbiegend gelangt man – an einem Bildstock vorbei – nach etwa 250 m an der Einmündung eines von rechts kommenden Feldweges in den Bereich der nächsten Turmstelle. WP 10/43 »Am Neckarweg« ist nur angenommen. Der Geländepunkt gestattete eine weite Aussicht über das gesamte Scheidentaler Plateau. Auf der kleinen Geländekuppe nördlich der Stelle scheint sich eine leichte Mulde im Acker abzuzeichnen, vielleicht der Rest der Turmstelle. Man folgt nun dem »Neckarweg« weiter, biegt nach etwa 300 m rechts ab, kommt an dem links der Straße stehenden Bildstock mit dem Motiv des Walldürner Blutbildes vorbei und erreicht den Waldrand. Nach 200 m geht die gut ausgebaute Wegeführung in einen weniger befestigten Waldweg über, dem man nochmals etwa 120 m weiter

der Befund des vermeintlichen Grabens hinter der Palisade beim Kastell Oberscheidental erstaunlich, da sich damit eine Ausbauphase auch am Limes im Odenwald abzeichnete, die aus chronologischen Gründen nicht vorkommen dürfte: die Anlage von Graben und Wall als Grenzhindernis und -markierung anstelle der nicht mehr vorhandenen Limespalisade. Ein Aufschluss des Palisadengräbchens unmittelbar nördlich des Oberscheidentaler Kastells an der Straße von Ober- nach Unterscheidental, der sich bei Kanalarbeiten um das Jahr 1990 ergab, deutete allerdings eine relativ große Breite an. Möglicherweise gehen deshalb die Strukturen, die im Luftbild erkennbar sind, auch nur auf Palisadengräbchen zurück, die unterschiedlich breit ausgehoben worden waren.

124

Die Wanderstrecken

WP 10/45 »Im Weißmauerfeld«. Turmstellen (A u. B) und Limesverlauf (C) zeichnen sich im Bewuchs ab.

folgt. Jetzt links in einen Waldpfad abbiegend erreicht man nach ca. 80 m die nächste Turmstelle, die rechts von ihm liegt. Von der Landstraße aus führt ein Waldweg, vor dessen Einmündung man den Wagen abstellen kann, in den Bereich der Turmstelle. WP 10/44 »Heunenbuckel« ist der größte Steinturm des ganzen Odenwaldlimes. Seine Abmessungen betragen 8,1 m x 8,3 m. Die Turmruine ist noch heute unter einem stattlichen Hügel verborgen, wenngleich die Schnitte der ReichsLimeskommission noch erkennbar sind und auch einige neuere Raublöcher angelegt wurden. Der Turm war einmal mit Ziegeln gedeckt. Auf einem Mauerstein fand sich ein Halbmond ausgearbeitet. Möglicherweise deutet die Größe des Turms, seine Ausstattung mit Ziegeldach und das Mondmotiv auf eine Nutzung als Heiligtum, wie dies bei den mit Ziegeldach versehenen Türmen auf der »Karlshöhe« bei Obernburg und bei WP 10/37 »In der Schneidershecke« der Fall ist. Etwa 15 m nördlich des Steinturms beÀ Àndet sich eine leichte rundliche Erhebung im Waldboden mit einem Durchmesser von 9 m. Sie könnte vom Holzturm herrühren. Zur nächsten Limesanlage gelangt man über den am Wachtposten »Heunenbuckel« vorbeiführenden Waldweg, bis dieser auf einen Waldsaumweg trifft. Dieser führt unmittelbar an die Turmstelle, die im Ackergelände hinter der Feldrainhecke des Weges liegt. Von der Landstraße aus lässt sich die Turmstelle über einen links in spitzem Winkel auftreffenden Feldweg erreichen. WP 10/45 »Im Weißmauerfeld« wurde 1880 aufgrund von Keramik- und Ziegelresten bemerkt. Heute sind nur einige Lesesteine am Ackerrand zu sehen. Ein Luftbild zeigt die Kreisgräben von zwei Türmen, in Nordwest-Südost-

B

C

A

C

Richtung etwa 20 m voneinander entfernt. Turm A wird von der Limespalisade C überschnitten. Eine alte Sage berichtet, dass einst zwei Heunen (Riesen) an dieser und der nächsten Turmstelle (WP 10/46) gewohnt und sich gegenseitig einen Steinschlegel zugeworfen hätten. Im Bereich der Turmstelle wurde der Limesweg verschiedentlich bei den Untersuchungen der Reichs-Limeskommission geschnitten. Auf der topograÀ Àschen Karte ist er südlich des Wachtpostens eingetragen. Er läuft hier von der AckerÁ Áäche »Im Weißmauerfeld« kommend in den Wald »Farrenbusch« hinein. Von der besuchten Turmstelle aus wendet man sich nach Westen zum Waldrand, hält sich links diesem entlang durch das kleine Wäldchen »Farrenbusch«, danach eine kurze Strecke rechts, um den über die HochÁ Áäche in Richtung Wagenschwend ziehenden Feldweg zu beschreiten. Auf dem höchsten Geländepunkt, dort wo sich der Weg gabelt, befand sich eine weitere Station. Bei WP 10/46 »Auf dem Dreispitz« waren offenbar bereits um die Mitte des 19. Jh. Steine ausgebrochen worden. Noch 1970 beobachtete Baatz einen Áachen Buckel im Acker und typisch römische Handquader. Eine Sage erzählt von einer weißen Frau, die an der Turmstelle erschei-

Von Schloßau nach Robern

125 Kleinkastell Robern. Relief der Siegesgöttin Victoria.

ca. 300 m einen links der Straße hinunterführenden Waldweg (ausgeschildert), über den man nach weiteren 650 m das Kleinkastell Robern rechter Hand erreicht. Dieses ist auch von der oberhalb vorbeiführenden Landstraße her über einen teilweise mit Treppenstufen versehenen Weg zu erreichen.

Kleinkastell Robern

ne, wenn sich das Wetter ändere. Es sei dann ein Licht zu sehen. Von der Stelle aus bestand Sichtverbindung mit WP 10/45. Im Vorfeld geht der Blick in ein breites Tälchen, das von Balsbach heraufkommt. Man geht nun auf dem als Limeswanderweg ausgeschilderten geteerten Weg, der in den Ort führt, überquert die Hauptstraße und wandert durch den Talgrund. Etwa 30 bis 50 m vor dem Waldrand am Ende des Wegs wird linker Hand WP 10/47 »Im Schlagfeld« vermutet, bei dem 1890 Steine, darunter auch welche mit Buchstaben, aufgelesen worden sein sollen. Die Stelle liegt gegenwärtig im Bereich einer Waldschonung. Von hier aus geht man hoch zur Fahrstraße nach Robern, hält sich links und erreicht nach

Kleinkastell Robern. Luftbild im Winter.

Kleinkastell Robern, im Volksmund »Hönehaus« genannt, wurde von der Reichs-Limeskommission als WP 10/48 gezählt. Die Anlage sollte ein in die Limeslinie einschneidendes Tälchen absichern. Die gesamte 1 m hoch erhaltene Umfassungsmauer der Anlage ist konserviert (20 m x 21 m = 0,04 ha). Das Kastell besitzt zwei Toranlagen mit einfach nach innen gezogenen Torwangen. Die Mauern waren mit halbwalzen- und pyramidenstumpfförmigen Deckelsteinen bekrönt. Im Innern des Kastellchens standen, nach dem

126

Die Wanderstrecken

Kleinkastell Robern. Lageplan, Befunde und Baudetails nach den Untersuchungen der Reichs-Limeskommission.

Fund von Hüttenlehmbruchstücken zu schließen, einfache Fachwerkbauten. Lediglich auf der westlichen Innenseite konnte der Rest eines Erdwalls festgestellt werden. Vor dem Osttor des Kastells fand sich das Relief mit Darstellung der auf einem Globus stehenden Victoria, die Siegerkranz und Palmzweig in den erhobenen Händen hält (heute Römermuseum Osterburken). Des Weiteren wurden zwei Hufteile des Bildwerks eines Stiers gefunden. Zahlreiche weitere Architekturteile hat man bei der Restaurierung auf die Mauerkrone aufgemauert, darunter solche mit abgetrepptem ProÀ Àl.

Q

Ernst Fabricius, ORL A (Strecke 10) 102, zum »Goldenen Kalb vom Hönehaus«:

»Da vom Hönenhaus bei Robern die Sage geht, daß dort ein goldenes Kalb aufgestellt gewesen sei, war das Erstaunen der Einheimischen nicht gering, als die Reste des kleinen Stieres gefunden wurden. Wagner und Conrady erfuhren 1883, daß vom Heunenhaus die Sage vom Riesenspielzeug erzählt wird: ›Die Tochter des Riesen hat einen Bauer in der Schürze mitgenommen; der Vater wollte, sie sollte ihn zurücktragen: ›die Würmer, die vertreiben uns‹ Die Schürze sei aus Eisen gewesen; der Vater: ›Was sie da für Vögele hab; die müssen uns Brot schaffen.‹«

127

ENTLANG DES TRIENZBACHES Zwischen dem Kleinkastell Robern und den Limesanlagen bei Sattelbach ersteigt die Linie zunächst östlich des Trienzbaches einen Áachen Höhenrücken, fällt zum Talgrund bei der Ortschaft Trienz hinab, um dort das Bächlein zu überqueren. Jenseits gewinnt sie erneut die Höhe, nun westlich des Bachlaufs hinziehend, um dessen wieder tief eingeschnittenes Tal aber sogleich

ein zweites Mal zu überqueren. Erst dann bleibt sie auf der HochÁ Áäche bis Sattelbach. An diesem Abschnitt hätte der Limes leicht auf den Höhen verlaufen können, wenn die Linie etwas nach Westen zurückgenommen worden wäre. Der Limesweg folgt jedenfalls dem Höhenzug rund 1 km hinter der Palisade. Vom Kleinkastell Robern aus geht der Limeswanderweg entlang des Talgrundes bis er – aufsteigend kurz vor Ende des Waldes – auf die Fahrstraße (L 525) nach Robern trifft. Diese wird überquert und man hält sich auf dem jenseitigen parallel zur Landstraße verlaufenden Waldsaumweg bis zu dessen Eintritt ins freie Feld. Etwa 50 m rechts (westlich) der Waldspitze liegt die nächste Wachtturmstelle im Ackergelände. WP 10/49 »Im alten Feld« wird durch ein Limesschild gekennzeichnet, auf dem der Limeszug in ein Panoramabild eingezeichnet ist. Tatsächlich stimmt er mit einer Verfärbungsspur überein, die in einem Luftbild erscheint, das von diesem Landschaftsteil vor einigen Jahren aufgenommen werden konnte. Die Turmstelle erlaubte einen weiten Ausblick über die nördlich angrenzende Strecke sowie nach Süden bis zu den Berglinien des Neckartals. Heute steigen im Osten von einer bei Krumbach gelegenen Fabrik, im Süden vom Heizkraftwerk bei Neckarsulm Wasserdampfwolken auf, was eindrücklich die Wirksamkeit von Rauchsignalen in der Antike bei guter Sicht über große Entfernungen hinweg bestätigt. Man geht zu dem westlich der Turmstelle in einem Bogen über die HochÁ Áäche ziehenden, stellenweise mit Buschwerk und Bäumen bestandenen Feldweg, der an einem in etwa auf halbem Wege Richtung Robern stehenden schönen Bildstock mit der Darstellung der Geburt Christi vorbeizieht. An einem östlich des Weges gelegenen Aussiedlerhof vorbei trifft man alsbald auf den Ortsrand, von

128

Die Wanderstrecken Limesverlauf nördlich von Robern. Der Palisadengraben im Bereich von WP 10/49 und WP 10/50.

dem westlich des nun als Lindenstraße bezeichneten Weges die nächste Turmstelle etwa 80 m im Bereich der Ortsgärten zwischen diesem und dem Brenneisenweg angenommen wird. Letzterer ist die Fortsetzung der »Alten Straße«, die in etwa 400 m Entfernung weiter westlich über die HochÁ Áäche parallel zu unserem Herkunftsweg verläuft. WP 10/50 »Brenneisenäcker« wurde aufgrund der Entfernung zwischen den benachbarten Wachtposten und der Geländesituation an dieser Stelle eingetragen. Das von der FeldÁ Áur nördlich Roberns aufgenommene Luftbild zeigt deutlich den an diesem Punkt vorbeiführenden Limesverlauf, der unmittelbar vor dem Portal der Roberner Kirche den Ort durchquert. Die Spur im Luftbild erscheint ungewöhnlich breit, was darauf zurückzuführen ist, dass der Limesbegleitweg gut ausgebaut unmittelbar hinter der Palisade verlief. Der Lindenstraße folgend geht man in den Ort und biegt dort in die Wagenschwender Straße (L 525) ein, die man bis zum Ortsausgang beschreitet. Der Limes selbst zieht durch die sanfte Talmulde von Robern auf die jenseitige HochÁ Áäche zu. Am

Ortsrand sind links hinter einem Feldkreuz die Masten der Flutlichtanlage eines Sportplatzes zu sehen, zu dem ein ausgebauter Weg führt. An der Weggabelung oben, hinter der sich ein großer Reiterhof erstreckt, liegt rechts in der Kurve die nächste Turmstelle im Bereich des heute südwestlich des Clubhauses neu angelegten Sportfeldes. WP 10/51 »Auf der Roberner Höhe«, die genaue Lagebezeichnung wäre »Hintere Höhenäcker«, wurde in den 1870er-Jahren teilweise ausgebrochen. Dabei soll ein Stein gefunden worden sein, »auf dem etwas gewesen sei«. Vor 25 Jahren waren an der Stelle nur einige herumliegende Steine zu sehen. Sie mögen auf das ausgebrochene Mauerwerk der Turmstelle hingedeutet haben. Noch 1893 wurden ein abgeschrägter Sockelstein und ein Gesimsblock mit abgetrepptem ProÀ Àl aufgenommen. Unmittelbar vor dem Wachtposten fand sich der 4,9 m breite Straßenkörper des Limesweges, in dem noch die Spurrillen der Fuhrwerke erhalten waren. Das gesamte Gelände der Turmstelle ist heute durch die weitläuÀ Àgen Anlagen eines Reiterhofes verändert. Beim Bau der Reit- und Sportanlagen und der Erweiterung des schon damals bestehenden Sportgeländes um 1990 war die archäologische DenkmalpÁ Áege zwar eingeschaltet, bei der Baustellenüberwachung konnte aber nichts mehr von der Turmstelle beobachtet werden. Der Ausblick von der Höhe war in der Antike und noch 1984 beeindruckend. Man konnte nach allen Seiten hin frei die Landschaft übersehen, so auch das Trienztal im Südosten und die östlich davon gelegenen HochÁ Áächen. In römischer Zeit bestand sicherlich Sichtverbindung zum Kastell Trienz und zu den Wachttürmen bei Sattelbach. Nach 250 m auf dem Feldweg – die Reitsportanlage umgehend – ist der Waldrand erreicht und nach ca. 500 m Trienz über Wald- und Kirchstraße.

Entlang des Trienzbaches

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Kleinkastell Trienz. Bauinschrift vom Osttor des Kastells.

Kleinkastell Trienz Das Kleinkastell Trienz, von der Reichs-Limeskommission wiederum als WP (10/52) gezählt, liegt westlich der Kirche unter dem alten katholischen Gemeindezentrum in dem ehemaligen Flurgewann »Kochäcker«. Auf der Wiese davor scheint sich in einer Geländewelle noch die Rundung der Südwestecke des Kastells abzuzeichnen. Es besaß quadratischen Grundriss mit 45 m Seitenlänge (Fläche ca. 0,2 ha), stark abgerundeten Ecken und je eine Toranlage an der Ost- und Westseite. Vor der Umwehrung befand sich ein einfacher Wehrgraben. An der Südwestecke wurde in einem Abstand von 3,8 m hinter der Wehrmauer eine 0,85 m starke Parallelmauer festgestellt, die vermutlich als Stütze des Erdwalls diente, aber auch den Rest einer früheren kleineren Kastellanlage darstellen könnte. Vor dem Osttor fanden sich Bruchstücke einer Bauinschrift. Sie wurde von den Brittones Elantienses wohl im Jahre 145 n. Chr. für Kaiser Antoninus Pius nach der Fertigstellung des Kastellbaus vermutlich

G en Grab

G en Grab n

100 m

Wohngruben Wohn

W Wall

0

über dem Haupttor des Kastells angebracht. Das Kastell von Trienz war das größte Kleinkastell am Odenwaldlimes. Seine Abmessungen lassen an ein Centurienkastell denken, das – je nach Größe der Stammeinheit, von der die Soldaten abgestellt wurden – bis zu 80 Mann beherbergt haben kann. Da die Brittonennumeri am Odenwaldlimes und somit auch die Brittones Elantienses nach gängiger Meinung eine Formation von etwa 160 Mann bildeten, dürften im Kleinkastell Trienz etwa 40 bis 50 Soldaten stationiert gewesen sein. Sie waren von ihrer Stammgarnison, dem Kastell der Elzbrittonen, Neckarburken-Ost, abgestellt worden. Nach der dort im zweiten Militärbad gefundenen Inschrift dieser Einheit, die anzeigt, dass der Numerus länger an der hinteren Limeslinie stationiert war, ist wohl auch im Falle des Kleinkastells Trienz mit einer Präsenz der Truppe noch einige Jahre über die Mitte des 2. Jh. n. Chr. hinaus zu rechnen. Diese Vermutung verdichtet sich mit Blick auf den Befund von WP 10/54 »Am Mühlschlagweg«, wo Keramik gefunden wurde, die gemeinhin nach der Mitte des 2. Jh. n. Chr. datiert (S. 28). Vom Standort des Kastells aus überquert man die Römerstraße und folgt dem Mosbacher Weg,

G e Grub Gra en Grab

Kleinkastell Trienz. Grundriss nach den Grabungen der Reichs-Limeskommission.

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Die Wanderstrecken WP 10/54 »Im Mühlwegschlag«. Lageplan und Grundrisse nach den Grabungen der Reichs-Limeskommission.

der den Trienzgrund überschreitet, dann auf einem zur Höhe ansteigenden geteerten Feldweg. Bei einer Sendeanlage biegt man in den rechts auftreffenden Feldweg ein. An der höchsten Stelle in diesem Bereich befand sich erneut eine Turmstelle. WP 10/53 »Roter Buckel« bestand aus einem quadratischen Mauerwerk von 5 m bis 6 m Seitenlänge. Von dem Turm aus konnte das im Tal liegende Kleinkastell Trienz und in südliche Richtung die gesamte Linie bis nach Neckarburken überblickt werden. Wenn man diese Turmstelle in Augenschein nehmen will, darf man dem ausgeschilderten Limeswanderweg südlich des Trienzbaches in der Talstraße nicht folgen, sondern muss den Mosbacher Weg beibehalten. Folgt man nämlich dem ausgeschilderten Weg, so gelangt man unter Auslassung

des WP auf dem »Roten Buckel« in einem großen Bogen auf der Talstraße zu einem Waldgästehaus im Waldgewann »Buchwald«. Wenn man hier in den links einmündenden Privatweg, der mit dem Auto nicht befahren werden darf, einbiegt, kommt man allerdings auch nach etwa 300 m unterhalb der nächsten Turmstelle an. Von hier aus kann man den Steilhang zur ihr hochklettern. Hat man aber den Standort des WP 10/53 begangen, so kann man die nächste Turmstelle direkt über den Mosbacher Weg auf der Höhe erreichen. Sie liegt in dem Bereich des Waldgeländes nach etwa 180 m rechts des Weges. Die Turmhügel des WP 10/54 »Im Mühlwegschlag« sitzen auf einem kleinen Plateau an der Talkante des Trienzgrundes. Von den beiden flacheren Holzturmhügeln ist noch jeweils der Ringgraben zu erkennen, dessen Durchmesser bei dem nordwestlichen Turm 15 m bis 16 m beträgt, und der des südlichen noch größer ist. Während sich im südlichen Hügel kein Innenbau feststellen ließ, besaß die nördliche Holzturmanlage ein 5,45 m langes und breites Trockenmauerwerk mit Aussparungen für die Ständerpfosten in den Ecken. Es wurde also in der gleichen Konstruktionsweise errichtet wie die Fundamentsockel der Holztürme im nördlichen Odenwaldabschnitt. Der ebenfalls untersuchte, 5 m x 6 m große Steinturm ist heute

WP 10/54 »Im Mühlwegschlag«. Reste des Steinturmes im Wald.

Entlang des Trienzbaches größtenteils mit Gestrüpp bewachsen. Im Sommer 1988 hatten Kinder beim Spielen die Südwestecke des Turmes freigelegt. Dabei waren ein Mahlsteinbruchstück aus Niedermendiger Basaltlava, teilweise verbranntes Knochenmaterial und auch Keramik gefunden worden (S. 28). Im Fundmaterial überraschten Randscherben von zwei verschiedenen Terra-sigillata-Näpfen der Form Drag. 40 und der Boden eines weiteren Terra-sigillata-Napfes der Form Drag. 33 mit unleserlichem Stempelrest. Entgegen einer ersten Einschätzung könnte es sich um Terra-sigillata-Waren aus der Manufaktur Rheinzabern handeln, die erst nach der Mitte des 2. Jh. n. Chr. in großem Stil produziert hat. Ihre Erzeugnisse sind daher auch erst ab dieser Zeit an den Odenwaldlimes verhandelt worden. Die Soldaten des WP 10/54 haben aber noch diese Waren erhalten. Es liegt daher nahe anzunehmen, dass die Turmstelle noch besetzt war, nachdem das Gros der römischen Truppen am Odenwaldlimes bereits an den Vorderen Limes verlegt worden war. Der Steinturm beÀ Àndet sich an dem Limesabschnitt, der von den Brittones Elantienses aus Neckarbur-

131 ken überwacht wurde. Von dieser Truppe wissen wir aber, dass sie erst um das Jahr 185 n. Chr. ihre neue Garnison Osterburken am Vorderen Limes bezogen hat, bis dahin aber noch in ihrer alten Kaserne, dem Ostkastell in Neckarburken, stand. Eine längere Besetzung der Turmstelle bei Trienz und vermutlich auch des dortigen Kleinkastells durch Abteilungen dieser Truppe ist daher naheliegend. WP 10/54 ist der einzige Wachtturm auf der ganzen Südstrecke zwischen Schloßau und Wimpfen, der neben dem Steinturm noch zwei Holzturmhügel besitzt, allerdings macht es die Konstruktionsweise wahrscheinlich, dass auch die Wachtposten auf der südlichen Linie alle einmal Holztürme besaßen, die freilich durch den intensiven Ackerbau völlig von der OberÁ Áäche verschwunden sind. Die Ausgrabung des zweiten Turmes bei Kochendorf (WP 10/81) im Jahr 1990/91 führten denn auch zur Freilegung wenn auch nur eines Holzturmes neben dem Steinturm. Von WP 10/54 steigt man, der Limesbeschilderung folgend, in das Tal hinab, überquert im Bereich einer Kläranlage den Trienzbach und steigt

Klassizistische Kirche Fahrenbach: Bei einem Abstecher vom Limes nach Fahrenbach trifft man auf eines der schönsten Gotteshäuser des Klassizismus in Baden: die 1824–26 von dem fürstlich-leiningischen Architekten Karl Benner aus Amorbach im Weinbrenner-Stil errichtete evangelische Kirche. Reizvoll ist ihre Ausführung durch die Verwendung des roten Sandsteins und durch eine Säulenhalle am Eingang, die sich als »ausgewachsene Tempelfront in kraftvoller dorischer Ordnung« ausweist. Statt eines Kirchturms belebt ein Dachreiter die Frontseite des Langhauses. Zusammen mit dessen Giebel bildet sich das Giebeldreieck als typisches klassizistisches Würdesymbol gleich dreimal ab und unterstreicht die klare Gliederung des Baus. Diese wird auch durch den schlicht gehaltenen Innenraum mit seiner Altarkanzel und die zeitlose Möblierung unterstrichen.

W

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Die Wanderstrecken

Limesverlauf bei Sattelbach. Reste des Palisadengrabens im Bereich des WP 10/56 »Im Tannengewann« zeichnen sich im Bodenbewuchs ab.

den jenseitigen Talhang wieder an, bis man den Waldrand erreicht. Diesem folgt man nach links bis zu einem von Westen kommenden Feldweg. In der gedachten Fortsetzung dieses Weges in den Wald hinein erreicht man die nächste Turmstelle nach etwa 25 m. Mit dem Auto gelangt man zu dieser Stelle von Fahrenbach her über den Buchweg. Der Steinturm des WP 10/55 »Im Fahrenbacher Buchwald« war bereits bei den Nachforschungen der Reichs-Limeskommission bis auf die untersten Fundamente ausgebrochen und ist nur noch an durchwühltem Boden und herumliegenden Steinen kenntlich. Südöstlich dieser Stelle bei Waldgrenzstein 35 zeigten sich damals rundliche Erhebungen, die – wenngleich nicht mit Sicherheit – als Holzturmhügel gedeutet werden konnten. Heute liegt die Turmstelle in einer größer gewachsenen Fichtenschonung, in der eine kleine hügelartige Erhebung mit andersartigem Grasbewuchs zu sehen ist. Vielleicht handelt es sich dabei um eine der beobachteten Erhebungen. Von hier aus wendet man sich auf dem Feldweg 700 m in Richtung Sattelbach, wo der Feldweg nach rechts abbiegt und auf den Bereich einer großen Bauernhofanlage zuführt, überquert die Hauptstraße (»Salle«) und beschreitet den gegenüber einmündenden Feldweg. Etwa 30 m bis 50 m links dieses Weges im Gartengelände verläuft die Limeslinie, wie ein Luftbild erkennen lässt. Der Weg entfernt sich aber immer weiter vom Limesverlauf, weil er in westlicher Richtung abschwenkt. Nach etwa 100 m südlich dieser Biegung auf der Kuppe angekommen, überblickt man links im Feld den Standort eines weiteren Turmes.

WP 10/56 »Im Tannengewann« stand auf einem die Umgebung weithin beherrschenden Platz. Von hier aus ergab sich Sichtverbindung zu den südlich oberhalb Neckarburkens gelegenen Wachttürmen. Nach Norden war die Linie bis zu den WP 10/51 und 10/49 zu übersehen. Bei den Ausgrabungen 1897 wurden die Nordost- und Südostecke eines 5,5 m langen Baues aufgedeckt. Auf der AckerÁäche lassen sich heute nur geringe Ziegelreste erkennen. Der nächste WP 10/57 »Bei dem Schulhaus« – heute Kindergarten – ist lediglich angenommen. Die Stelle käme heute nach der alten Beschreibung etwa 10 m westlich der Dallauer und 31 m südlich der Lohrbacher Straße zu liegen. Hier soll vor 1893 ein »Wachthaus« ausgegraben worden sein. Wegen seines Standortes am Abhang hätte der Steinturm hier an einer ungewöhnlichen Stelle gestanden. Jedoch war diese zur Einsicht in das RotbrunnenTälchen nicht ungünstig.

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DURCH WALD UND FELD BEI NECK ARBURKEN Dieser Limesabschnitt wird gekennzeichnet durch den allmählichen Abstieg der Linie in das Elztal bei Neckarburken. Jenseits des Tales mit seinen beiden Kastellen gewinnt sie rasch wieder die Höhe, die sich zu einer breiten Hochlandschaft

erweitert. Sehr schön ist die Wanderung durch den Neckarburkener Bürgerwald, wo der Limes bis an die steil abfallende Kante des Trienztales herantritt. Beherrschenden Ausblick gestatten einige Turmstellen südlich von Neckarburken. Von dem vermuteten Standort des letzten WP in Sattelbach aus folgt man der Lohrbacher Straße bis zum ersten Feldweg links. Er ist mit einem Limesschild versehen. Diesem folgend gelangt man nach etwa 700 m an den Waldrand. Auf dem höchsten Punkt des vor der Waldgrenze gelegenen Ackers wird WP 10/58 »Roter Brunnen«, vor allem wegen der TopograÀ Àe dieses Geländes, angenommen. Von hier ab ist der Limeswanderweg ausgeschildert. An der Eintrittsstelle in den Wald beÀ Àndet sich der Hinweis »Sattelbacher Pfad«. Dieser führt nach etwa 300 m zu einer Wegegabelung »Richtstatt«, an der man sich links hält. Nach 2,5 km in südlicher Richtung – wobei man streckenweise sogar über einen im Gelände gut sichtbaren Damm, die alte Römerstraße, geht, die hier in einem Abstand von rund 300 m hinter der Limeslinie im Osten verläuft – nimmt man die Markierung des Limeswanderweges (»L«) wahr, der wiederum nach links weist. Diesem nachgehend erreicht man den nächsten Wachtposten. WP 10/59 »Im Schlag 8« des Neckarburkener Bürgerwaldes, eine Steinturmruine, ist als Mauergeviert noch erkennbar, wenngleich die Turmstelle in den letzten 25 Jahren stark gelitten hat. Die Mauerecke mit abgeschrägtem Fundamentsockel ist freigelegt. Die Ausgrabungen kurz vor der Jahrhundertwende ergaben einen Grundriss von 5 m x 5 m mit 0,8 m starken Mauern. Auf der Westseite war das Mauerwerk noch 0,7 m hoch. Im Innern fanden sich einige Verputzreste, Keramik sowie eine Feuerstelle. Auch außerhalb, 12 m vor der Ostseite des Turms, wurde eine Feuerstelle aufgefunden. Bei der Konservierung des Turms 1929 konnten nur die Turmecken eingebunden und die Südwestecke erhal-

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Die Wanderstrecken Neckarburken. Steg über den Elzbach.

ten werden. Grabarbeiten förderten einige Funde zutage, darunter eine Münze (wohl Sesterz) und Keramikscherben. Ein Holzturmrest ließ sich nicht Ànden. Der ausgeschilderte Waldweg führt über dem Trienzbachtal nach ca. 800 m zum nächsten Wachtposten rechts im Wald. WP 10/60 »Im Schlag 11« des Bürgerwaldes hatte 1894 bei der Ausgrabung 1,07 m tiefe und bis 1,2 m breite Fundamente mit einem Grundriss von 5,45 m x 5,6 m. In einem Abstand von 9 m zeigten sich die Reste des noch gut erhaltenen 4,25 m breiten römischen Straßenkörpers. In 64 m Entfernung konnte das Palisadengräbchen über eine längere Strecke verfolgt werden. Man geht wieder zum Waldrand zurück, folgt diesem bis über den dritten nach links ins Tal hinunterziehenden Feldweg hinaus und steht nach etwa 30 m über dem Bereich, auf dem WP 10/61 »Sallenäcker«, der wegen der sonst zu weiten Entfernung von 1.000 m zu WP 10/60 bisher nur angenommen wurde. Auf Luftbildern ist der Wachtposten sichtbar. Er gibt sich durch Unregelmäßigkeiten in einem Ackergelände vor dem Wald zu erkennen. Man folgt dem Marienweg nun nach Neckarburken bis zur Bahnlinie, die man weiter westlich überquert. Jenseits führen die Bahnhof- und die

Neckarburken. Bauinschrift des Kohortenkastells.

Brunnenstraße in den Ortskern. Diesen erreicht man auch – sich vor der Brücke einige Meter links wendend – über einen romantischen Steg weiter östlich, der über die Elz führt und in Richtung Kirche weist. An der südlichen Außenwand ist dort ein römisches Inschriftbruchstück eingemauert(S. 58). Von der Kirche aus gelangt man zur Mosbacher Straße (B 27). An der Straßenecke rechts beÀ Àndet sich in einem schön restaurierten Fachwerkgebäude, dem ehemaligen Rathaus von Neckarburken, das Museum am Odenwaldlimes (S. 17). Vom Museum aus hält man sich auf dem Friedhofsweg bis kurz vor der Kreuzung mit der Kastellstraße. Im Bewusstsein soeben durch das vollständig überbaute Gelände des Kohortenkastells gegangen zu sein, erkennt man dessen Nordostecke in einer Streuobstwiese zur B 27 hin als schräg abfallende Hangkante, während die Geländestufe dieser Wiese die Ostfront der Anlage anzeigt. Weiter links zur Bundesstraße hin gewahrt man die konservierten Mauern einer zum Teil von der B 27 überschnittenen Badeanlage. Unterhalb des Friedhofes jenseits der Kastellstraße stecken die Überbleibsel des Numeruskastells noch im Boden. Die westliche Toranlage dieses Lagers ist konserviert. Der Volksmund hat

Durch Wald und Feld bei Neckarburken

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Neckarburken. Gesamtplan der römischen Befunde. 1 Kohortenkastell 2 Stabsgebäude (principia) Kohortenkastell 3 Geschützplattform? 4 Kommandantenwohnung (praetorium)? 5 Badegebäude 1 6 Numeruskastell 7 Stabsgebäude (principia) Numeruskastell? 8 Badegebäude 2 9 Streifenhaus 10 sog. »Schola« 11 Kalkbrennofen 12 Limes

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mit den Flurnamen »in der Berk« (= Burg) für das größere und »in der Beiberk« (= Beiburg) für das kleinere Kastell die beiden Anlagen gedeutet.

Kohortenkastell Neckarburken Das Kohortenkastell (Westkastell, 1) (131,5 m x 158 m = 2,07 ha), bestand zunächst als Holz-ErdeAnlage umgeben von einem Spitzgraben. Vermutlich war sie gleich groß wie das spätere Steinkastell. Auch dieses Kastell mit vier Toren und je einem Zwischenturm an der Ost- und Westseite war von einem Graben (Breite 5 m, Tiefe 1,63 m) umgeben. Er überschnitt den Graben der älteren Anlage. Das Stabsgebäude (principia, 2) zeigt den bekannten Grundriss. Die Räume der um den Innenhof gelegenen Gebäudeteile bestanden teilweise aus Fachwerk. Ein in kurzem Abstand hinter der südöstlichen Kastellmauer gelegener rechteckiger Bau (3) wird als Geschützplattform angesprochen. Ein zwischen

Südtor und principia gelegenes mehrräumiges Haus (12 m x 19 m) mit Keller, Fußbodenheizung und kleinem Bad (4) wird zumeist als Kommandantenwohnung gedeutet. Diese Bauten könnten aber auch erst in der Nachkastellzeit aufgeführt worden sein. Die Besatzung des Kohortenkastells bildete die cohors III Aquitanorum equitata civium Romanorum. Sie errichtete das Steinkastell, wie eine Bauinschrift erkennen lässt (S. 134). Die Besatzungstruppe des Holz-Erde-Kastells ist inschriftlich nicht belegt. Wahrscheinlich war dies aber dieselbe Truppe, denn sie verließ Stockstadt, wo sie bis dahin in einem 3,2 ha großen Kastell stationiert gewesen war, in trajanischer Zeit. Somit dürfte sie schon gleich bei der Einrichtung des Odenwaldlimes das Tal der Elz besetzt haben. Die Kohorte blieb dann bis zur Mitte des 2. Jh. n. Chr. in Neckarburken, von wo sie bei der Vorverlegung des Limes nach Osterburken abrückte und dort ein 2,1 ha großes Kastell bezog. Nach Abzug der Truppe könnte das Westkastell noch einige Zeit

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Die Wanderstrecken Neckarburken. Die Reste des Badegebäudes 1.

Numeruskastell Neckarburken

als Stapelplatz für den militärischen Nachschub an die vordere Limeslinie gedient haben, bevor eine mögliche zivile Bebauung im Kastellareal einsetzte. Badegebäude I Das zum Kohortenkastell gehörende Badegebäude (5) beÀ Àndet sich rund 40 m östlich der Nordostecke des Kohortenkastells unmittelbar an der B 27, von der es teilweise überschnitten wird.

Das Numeruskastell (Ostkastell, 6) (80 m x 80 m = 0,64 ha) lag nur wenige Meter hinter der Limeslinie mit begleitendem Limesweg. Sein Grundriss ist ein unregelmäßiges Viereck, dem später ein rechteckiger Anbau angefügt wurde. Die Wehrmauer mit drei Toren war stellenweise noch bis zu 1 m hoch erhalten. Zahlreich gefundene, proÀ Àlierte Steine zeigen, dass die Türme in den höheren Partien architektonisch gegliedert waren. Der Graben scheint auf der Nordseite ganz zu fehlen. Vielleicht bildete hier in der Antike die näher am Kastell vorbei Áießende Elz mit ihrem Steilufer das notwendige Annäherungshindernis, was auch die schräg verlaufende Nordfront des Kastells erklären könnte. An den übrigen Seiten fand sich der Graben mit einer Breite von 8 m bis 13 m. Über dem Westtor war im Charakter einer Ehreninschrift die Bauinschrift des Kastells angebracht (S. 49). Sie lautet: Imp(eratori) Caes(ari) Tit(o) Ael(io) Had(riano) Ant(onino) Aug(usto) / Pio pon(tiÀ Àci) max(imo) trib(unicia) pot(estate) co(n) s(uli) IIII / p(atri) p(atriae) n(umerus) Brit(tonum) Elant(iensium). Übersetzung: »Dem Imperator Caesar Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius, Oberpriester, ausgestattet mit der tribunizischen Gewalt, Konsul zum vierten Mal, Vater des Vaterlandes, von dem Numerus der Brittones Elantienses (Elzbrittonen)«. Sie stimmt wohl wörtlich mit der Bauinschrift des Kleinkastells Trienz überein und wurde wie diese im Jahre 145 n. Chr. gesetzt. Die Toranlage ist restauriert, wobei die Architekturteile auf die jetzige Mauerkrone aufgesetzt wurden, wo sie nicht hingehörten.

Neckarburken. Rekonstruktion des Badegebäudes 1.

Durch Wald und Feld bei Neckarburken

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Neckarburken. Toranlage des Numeruskastells.

Im Zentrum des Kastells fand sich ein rechteckiges Gebäude mit vier an der westlichen Rückfront liegenden Räumen (7). Nach Baatz wurde das Bauwerk wohl erst in der Nachkastellzeit errichtet und stellt das Hauptgebäude eines Gutshofs (villa rustica) dar, der sich dann im Kastellareal ansiedelte (S. 57). Fundamentteile könnten aber noch auf die principia des Kastells zurückgehen. Im Keller des Bauwerks fand sich das Bruchstück eines Militärdiploms aus dem Jahr 134 n. Chr., das vielleicht dem Villenbesitzer gehörte, der es an sicherer Stelle aufbewahrte (Abb. S. 52). Die Skulptur eines im Ostkastell zutage gekommenen Jupitergigantenreiters deutet wohl ebenfalls den zivilen Charakter der späteren Kastellnutzung an. Badegebäude II Das zum Numeruskastell gehörende Badegebäude (8) wurde bei Kanalarbeiten 1982 entdeckt. Leider konnte nur der östliche Bereich des Baus mit vier Räumen untersucht werden. Baufugen und Mauerausbesserungen zeigen, dass das Bad umgebaut wurde. Dies geht auch aus der im nördlichen Raum gefundenen Inschrift eines Altars hervor (S. 25). Die Übersetzung der Bauinschrift lautet: »Der Fortuna haben die Elzbrittonen das Bad, welches aus Altersgründen zusammengefallen war, unter Hinzufügung einer Rundnische und Wiederherstellung der Decke in Ziegelbauweise sowie Einbau neuer Heizkessel auf Anordnung des Statthalters Calpurnius Agricola und unter Aufsicht des Centurio der Legio VIII Augusta, Veranius Saturninus, geweiht, als Tertullus und Sacerdos Konsuln waren (= 158 n. Chr.)«. Der Elzbrittonen-Numerus hat also noch einige Zeit länger in Neckarburken gestanden, während die 3. Aquitanerkohorte das große Kastell bereits während

Neckarburken. Streifenhaus in der Zivilsiedlung.

der allgemeinen Limesvorverlegung um die Mitte des 2. Jh. n. Chr. verlassen und in Osterburken Quartier bezogen hatte. Noch 1983 fand sich unmittelbar an der Südostecke des angeschnittenen Badegebäudes eine weitere Inschrift, die auf dem viereckigen Sockel einer Eberplastik eingemeißelt und dem Mars Exalbix geweiht war. Es handelt sich hier um eine Gottheit, die mit ähnlicher Namensbezeichnung, Mars Exalbióvix, auch auf einer BeneÀ Àciarierweihung in Osterburken inschriftlich belegt ist.

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5m

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Die Wanderstrecken Neckarburken. Die sogenannte »schola«, Bauphasen A und B. Grabungsfoto, Befundzeichnung und Rekonstruktion.

den Neckar durch das Elz- und Kirnautal an die vordere Grenzlinie.

B A

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Das für einen Numerus vorgesehene Kastell von Osterburken, welches dort als Annexbau des Kohortenkastells bestand, wurde – wie Bauinschriften zeigen – zwischen 185 und 192 n. Chr. errichtet. Da mit großer Wahrscheinlichkeit der numerus Brittonum Elantiensium dieses Kastell in Osterburken bezogen hat, scheint er noch bis zu diesem Zeitpunkt an der hinteren Odenwaldlinie in seinem alten Quartier, Neckarburken, gestanden zu haben. Von hier aus erfüllte er Aufgaben beim Truppennachschub über

Der Kastellvicus Das Lagerdorf erstreckte sich vor allem westlich des Kohortenkastells sowie wohl auch zwischen den beiden Kastellen. Eines der typischen langgestreckten Lagerdorf-Häuser (Streifenhäuser) konnte schon bei den Grabungen der Reichs-Limeskommission hinter der Südwestecke des Kastells (9) freigelegt werden. Im Jahr 1986 erfolgte auf einem leicht ansteigenden Gelände südwestlich des Kohortenkastells eine Ausgrabung aufgrund der dort seit langem beobachteten starken Erosion durch ackerbauliche Tätigkeit, die mittlerweile römische Schichten freilegte. Luftbildaufnahmen, die hier zuvor angefertigt wurden, ließen einen Hausgrundriss mit apsidialem Abschluss erkennen. Die Ausgrabungen brachten ein 22 m x 10 m großes Steingebäude mit 3 m breiter Apsis im Westen zum Vorschein, das einen Vorgängerbau A mit Innenhof aus Holzfachwerk besaß (10). Dieser dürfte bald nach der Ankunft der ersten Truppe in Neckarburken errichtet worden sein. Später brach man das Gebäude ab und errichtete den langrechteckigen Steinbau mit Apsis B, vielleicht in Basilikaform, der als Versammlungshaus (schola) für OfÀ fÀziersverbände, Soldatengruppen oder Vereine diente. Er bestand über die Mitte des 2. Jh. n. Chr. hinaus. Eine technische Einrichtung, die offenbar mit dem Steinausbau des Kohortenkastells im Zusammenhang steht, wurde 1991 unmittelbar vor dem östlichen Torbereich der porta principalis dextra des Kastells angetroffen. Die Fundstelle liegt vor dem Eingang des erweiterten Grundschulgebäudes. Es handelte sich um einen Kalkbrennofen mit kreisrundem Ofenschacht von 3,2 m Durchmesser und noch 1,8 m Höhe (11). Die noch vorhandene letzte Ofen-

Durch Wald und Feld bei Neckarburken

139 Neckarburken. Kalkbrennofen am Kohortenkastell.

füllung bestand aus gebranntem, gelöschtem Kalk, der als feste Masse das Ofeninnere einnahm. Nach dem Besuch der restaurierten Kastellanlagen im Tal bei Neckarburken folgt man der Kastellstraße, von der die Wörschelstraße links abbiegt. An deren Ende erstreckt sich ein kleiner Waldstreifen. Dahinter im freien Feld auf einer Streuobstwiese liegt die nächste Turmstelle. Dasselbe Wiesengelände mit Obstbäumen auf einem Hangvorsprung, früher »Hühner-Bühn« genannt, mit dem Limesturm erblickt man links jenseits eines Tälchens auch nach etwa 400 m auf der Sulzbacher Straße, über die heute der Limeswanderpfad führt. Oberhalb der Stelle beÀ Àndet sich ein Sportplatz. WP 10/62 »Masseldorn« lag hier am Westabhang der Anhöhe, 20 m östlich eines heute nicht mehr vorhandenen Weges. Im Wiesengelände ist noch eine leichte Bodenwelle zu erkennen, die vielleicht mit der Turmstelle in Verbindung zu bringen ist. Von der Stelle aus war nicht nur das Elztal, sondern auch die nördlich gegenüberliegende HochÁ Áäche bis WP 10/56 bei Sattelbach zu sehen.

Auf der Sulzbacher Straße, die weiter kurvig ansteigt und an einem linker Hand vor der letzten Wegebiegung gelegenen neuzeitlichen Kalkofen unter einer Schutzhütte vorbeiführt, erreicht man nach einem kleinen Wäldchen das Hochplateau. Dahinter liegt auf einer Wiese an der Hangkante der nächste Wachtposten. Er wird heute durch einen großen Nussbaum markiert. WP 10/62a »Eulberg« wurde von Fabricius erst 1921 gefunden und in die Turmzählung der Odenwaldstrecke als Nr. 62a eingefügt. Eine acht Jahre später durchgeführte Untersuchung ergab das Restfundament eines Steinturms. Vom Turm aus konnte die Nordstrecke bis zu WP 10/49 »Im alten Feld« bei Robern übersehen werden (S. 16). Weiter auf der Sulzbacher Straße führt nach einigen Metern bei einem alten Kilometerstein ein geteerter Feldweg rechts ab, der auf den höchsten Punkt der HochÁ Áäche zieht. Nach etwa 200 m überquert man eine Straße, die SchefÁ Áenzer Steige, um einem leicht nach Westen versetzten Feldweg zu folgen. Nach etwa 20 m liegt rechts im Acker der WP 10/63 »In den Straßenäckern«. Bei günstigem Fruchtstand lässt sich die BewuchsÁ Áäche in diesem Bereich beobachten. Der Turm (5,5 m x 5,5 m) wurde 1894 von Schumacher ausgegraben. Bei einer Begehung 1982 konnten einige Hüttenlehmbruchstücke, die Randscherbe einer Kragenschale und ein eiserner Schreibgriffel (stilus) gefunden werden. Der Blick reicht von der Turmstelle aus über das sanft gewellte Hochplateau nach Osten. Die Richtung der Limespalisade kann durch aufgefundene Teilstücke weiter südlich bestimmt werden. Im Luftbild vermeint man ihre Ausrichtung an einer feinen dunklen Linie erkennen zu können, wenn es sich nicht um den Limesweg handelt, der hier – nach den Angaben der Reichs-Limeskommission – unter Umgehung der Taleinschnitte weiter westlich der Limeslinie verläuft.

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Die Wanderstrecken

Ernst Fabricius, ORL A (Strecke 10) 114 zum »Knopfhof«:

»Vor dem Knopfhof soll, wie der Streckenkommissar 1894 erfuhr, vor längerer Zeit ein römisches ›Bad‹ gefunden und gründlich ausgebrochen worden sein. Das könnte eine ähnliche Villa rustica gewesen sein, wie sie weiter südlich beim Stockbronner Hof gefunden wurde.«« (S. 142) Der westlich der Limeslinie gelegene »Knopfhof«, eine vierseitige Hofanlage, steht heute unter Denkmalschutz.

Dem Feldweg vor WP 10/63 folgt man weiter, bis er endet und ein kleines Wäldchen auf der vorgelagerten Höhe sichtbar wird. Ein Feldrain führt hinauf. Hinter dem Wäldchen wurde WP 10/63a »Hummel« aufgrund einer bei den Limesarbeiten beobachteten Steinstreuung südlich der höchsten Stelle der Geländekuppe vermutet. Die Stelle liegt unmittelbar an der südwestlichen Ecke des Wäldchens. Sie ist seit 1983 von Luftbildern her bekannt, und auch die zuvor beobachtete dunkle Linie zieht hier deutlich sichtbar vorbei. Man sollte – wenn es der Anbauzustand der Ackerfrüchte zulässt – etwa im Herbst die Höhe erklimmen, um den hervorragenden Ausblick in die farbenprächtige Natur genießen zu können. Nach Norden reicht er bis zu WP 10/44 »Heunenbuckel«, nach Nordwesten zum Katzenbuckel und zum Königsstuhl über Heidelberg. Im Südwesten erkennt man die Kraichgau-HochÁ Áäche. Wandert man von diesem höchsten Punkt auf einem geschotterten Feldweg nach Süden, so trifft man nach etwa 800 m

WP 10/64 »Knopfhof«. Lageplan und Grabungsbefunde der Reichs-Limeskommission.

eine Vierwegekreuzung. Im spitzen Winkel, der von unserem und einem von links hochziehenden Weg gebildet wird, liegt die nächste Turmstelle. WP 10/64 »Knopfhof« ist nicht sichtbar. Es handelt sich um einen Steinturm (5,35 m x 5,35 m), der halb über einem Holzturm mit Balkenschlitz-Trockenmauerwerk (5,5 m x 5,6 m) als Vorgängeranlage errichtet worden war. Die Limespalisade wurde 38,45 m östlich der Turmstelle geschnitten. Etwa 75 m hinter den Turmresten verlief der Limesweg, der heute im Gelände nicht sichtbar ist, sich aber möglicherweise in einer dunklen Spur im Luftbild dokumentiert. Die Limeslinie zieht nun auf Bergfeld zu. Man folgt ihr bis auf die Kreisstraße. Am Ort biegt man in den Bergfeldweg ein. Im Bereich der Straßeneinmündung und den rechts gelegenen Grundstücken wird ein weiterer WP 10/65 »Bergfeld« vermutet.

Turmstelle mit Weitblick. Odenwaldpanorama mit Katzenbuckel von WP 10/63a aus.

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DURCH DEN SELBACHWALD NACH BACHENAU Die schnurgerade Linienführung des Limes erreicht nun nochmals ein größeres zusammenhängendes Waldgebiet, den »Selbachwald«. Das Gelände, über welches die einstige römische Grenze

zieht, ist fast eben. Erst nachdem die Linie aus den Waldungen in die freie Landschaft herausgetreten ist, macht sich der Geländeabfall zum Neckartal hin bemerkbar. Sehr viele der nun folgenden Turmstellen sind nur aus mehr oder weniger vagen Anhaltspunkten lokalisiert. Der Limeswanderer beschreitet weiter die Bergfeldstraße bis zum südlichen Ende des Ortes. Hier hält er sich links auf einem Feldweg, bis dieser auf den zweiten in südwestliche Richtung ziehenden Feldweg trifft. Durch eine Geländesenke führt dieser zu einem größeren Gebäude (Hühnerfarm) auf halber Höhe in Außenlage. In dem diesem Anwesen gegenüberliegenden Acker liegt jene Stelle, an der WP 10/65a »Im Thomasbrünnlein Flur« vermutet wird. Archäologisch ist nichts bekannt, allerdings zeigt sich im Luftbild ein heller Streifen, der bereits auf der Höhe des WP 10/64 einsetzt und nun im Zuge der von der Reichs-Limeskommission dokumentierten Limeslinie von Nord nach Süd verläuft. Ob diese Struktur das Palisadengräbchen markiert und die zuvor beobachtete dunkle Linie weiter westlich auf den Limesweg zurückzuführen ist oder den Weg selbst darstellt, muss allerdings bei einer neuen Geländeaufnahme des gesamten Odenwaldlimes überprüft werden. Der Limesweg nähert sich nach den alten Untersuchungen hier jedenfalls allmählich der eigentlichen Palisadenlinie. Man folgt von WP 10/65a aus dem Feldweg bis zur Verbindungsstraße Sulzbach-Neckarzimmern, biegt auf dieser nach rechts ein bis zum Ende des Waldes, dann links in den Waldweg. Westlich des Wegs auf dem Acker zur Mitte hin wird die nächste Turmstelle im Limeswerk als sicher aufgeführt. WP 10/66 »Im Stockbrunner Feld« wurde aufgrund von vielen hier im Acker beÀ Àndlichen, behauenen Sandsteinen, die ausgebrochen worden waren, lokalisiert. Die Aussicht nach Osten ist durch den heutigen Wald verstellt. Etwa 800 m

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Die Wanderstrecken Stockbrunner Hof. Grundriss des Herrenhauses der villa rustica in der Flur »Hasselt«.

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hinter der Limeslinie und 400 m nordöstlich vom Stockbrunner Hof liegen in der Flur »Hasselt« die Reste eines römischen Gutshofs (villa rustica). Sie wurde im Zuge der Untersuchungen am Limes ausgegraben. Die Limeslinie verläuft nun nicht ganz parallel westlich des »Bachenauer Wegs«, auf den der Waldsaumpfad bei WP 10/66 einmündet. Er wird sich alsbald in der »Alten Dallauer Straße« weiter südlich fortsetzen, die der Limeswanderer auch nehmen kann, um jeweils rechts im Wald die folgenden Turmstellen aufzusuchen. Sie führt ihn – immer die Limeslinie in einiger Entfernung rechter Hand – an den Waldrand und auf die offene FeldÁ Áur bei Tiefenbach. Noch auf dem »Bachenauer Weg« biegt er aber in den zweiten, von rechts im spitzen Winkel ankommenden Waldweg ein und überquert nach 30 m einen kleinen Bachlauf. Hier sieht er im Fichtenwald eine Bodenwelle, die schräg auf den Waldweg zuführt. Jenseits des kleinen Bachs wurde die Römerstraße von der Reichs-Limeskommission zum wiederholten Mal gefunden. In diesem Bereich wird WP 10/67 »Am stein(ernen) Tisch« angenommen, aber lediglich wegen des durchschnittlichen Abstandes zum letzten Turmstandort.

Zurück auf dem »Bachenauer Weg« folgt man diesem bis zur badisch-württembergischen Grenze, kenntlich an schönen Grenzsteinen. Den Grenzweg nimmt man in westlicher Richtung (rechts) bis zum ersten Waldweg links. Dieser trifft in einiger Entfernung auf einen Querweg, dem man wiederum nach rechts folgt. Nach etwa 150 m liegt die nächste Turmstelle. WP 10/68 »Im nördlichen Selbach« ist hier nur angenommen. Fabricius erwähnt in diesem Bereich einen rundlichen Hügel, der 50 m nördlich des Ulmenwegs sowie 90 m hinter der gefassten Römerstraße gelegen hat und in dem sich mit der Sonde Steine feststellen ließen. Jedoch ist seine Ansprache als Turmstandort wegen des großen Abstandes zur Straße hin alles andere als sicher. Die Stelle ist im Waldgelände heute nicht mehr auszumachen. Über den Waldweg, der vor dem Bereich der angenommenen Turmstelle nach Süden führt, erreicht man eine Waldwegekreuzung, von der aus man sich auf dem »Lerchenweg« nach links wendet. Nach etwas über 100 m wird WP 10/69 »Lerchenweg« angenommen, weil der Limes hier eine kleine Höhenwelle überquert, auf welcher der Turmstandort zu suchen ist. Man geht wieder zurück zur Wegekreuzung und nimmt die zweite Waldbahn linker Hand, die über zwei querlaufende Schneisen hinweg auf eine dritte Schneise trifft. Dieser folgt man etwa 50 m nach links ab. Unmittelbar am nördlichen Wegrand wird

Hof Dornbach wurde erstmals 1295 im Rentenverzeichnis des St.-Peter-Stiftes Wimpfen im Tal erwähnt. Im 16. Jh. gelangte das Anwesen kurzzeitig an den Deutschherren-Orden. Seit dem 17. Jh. befindet fi er sich in bäuerlichem Besitz.

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Durch den Selbachwald nach Bachenau WP 10/70 »Auf dem Hummelberg«. Holzund Steinturmstelle sowie Reste des Begleitweges. Lageplan der Turmstelle und Befundskizze nach den Grabungen der ReichsLimeskommission.

WP 10/69a »Im südlichen Selbach« wiederum nur vermutet. Die Stelle liegt hier auf einer kleinen Kuppe östlich des vom Weiler Dornbach zum Waldhaus an der »Dallauer Straße« führenden Weges. Man geht die 50 m wieder zurück und folgt der einen großen, S-förmigen Bogen beschreibenden Waldschneise. Diese überquert einen Bachlauf. Sich danach links haltend und die zweite von Osten kommende Schneise beschreitend erreicht man auf dieser nach 150 m den rechts im Wald liegenden nächsten Limesturm. WP 10/70 »Auf dem Hummelberg« ist als quadratische Erhebung zu erkennen. 70 m westlich

Blick von der Wegekreuzung an der »Alten Dallauer Straße« bei WP 10/70 nach Süden auf den über den Geländerücken des Schrammbuckels ziehenden Limesverlauf und den vermuteten WP 10/71.

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liegen zwei weitere Erhebungen, deren Bedeutung nicht geklärt ist. Die Limeslinie überquert hier einen leichten Geländerücken, und der Wachtposten hatte offenbar die etwas nördlich gelegene Brunnenschlagschlucht zu sichern. 1896 war das Fundament von 4,7 m – 4,8 m Seitenlänge noch fünf bis sechs Steinschichten hoch erhalten. Nördlich von der Nordostecke des Turms wurden die Reste einer Trockenmauer gefunden, die vielleicht zu einem Holzturm gehörten. Die Steinstückung des Limeswegs wurde 11,7 m östlich der Turmstandorte festgestellt. Davor lag ein kleines Gräbchen, das vielleicht den Verlauf der Limespalisade andeutet.

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Die Wanderstrecken

Wegekreuz an der Kreuzung des Wanderweges mit der K 2035.

Nach dem Besuch von WP 10/70 und Erreichen des Waldrandes verläuft der weitere Weg zunächst als Waldsaumpfad, dann als Feldweg »Alte Dallauer Straße«. Der erste, an einem Feldkreuz von 1913 rechts abzweigende Landwirtschaftsweg führt auf eine Waldspitze zu. Etwas vor dieser im Feld wird WP 10/70a »Fuchsschwanz« angenommen. Von der Stelle aus blickt man bereits zum Neckartal. Die Limeslinie verläuft nun unmittelbar am Waldrand des weiter südlich jenseits der Straße Tiefenbach-Gundelsheim (K 2035) gelegenen »Schrammbiegelwäldchens«. Man kehrt zurück auf die »Alte Dallauer Straße«, überquert die Kreisstraße in Nähe eines weiteren Feldkreuzes und setzt den Weg auf dem geteerten Feldweg bis zur ersten Kreuzung fort, wo man sich rechts auf das »Schrammbiegelwäldchen« zuhält. Etwa 80 m bevor ein in ostwestlicher Richtung verlaufender Hohlweg in den Wald einschneidet, wird WP 10/71 »Schrammbiegelwald« angenommen. Jenseits des Hohlweges auf der 300 m weiter südlich gelegenen Geländekuppe wird WP 10/71a »In den Rohräckern« vermutet. Die Stelle überwachte ein Tälchen, das der Limes hier überschreiten musste. Von hier aus überblickt man den nördlichen Ortsteil von Tiefenbach, im Süden lugt die Kirchturmspitze von Bachenau über dem Horizont hervor. Die Stelle bietet einen überragenden Blick über das Heilbronner Land. Bei einer BeÁ Áiegung des sich südöstlich anschließenden Flurgewanns »Mittelgewände« wurden 1990 die Konturen eines Wachtturmes mit quadratischem Grundriss und 4,5 m Seitenlänge beobachtet. Die Stelle beÀ Àndet sich aber 250 m östlich der von der Reichs-Limeskommission aufgenommenen Limeslinie. Es kann

vermutet werden, dass, abweichend von dem angenommenen Verlauf der Limestrasse, die Linie aus topograÀ Àschen Gründen hier einen etwas anderen Verlauf genommen haben könnte. Von der Turmstelle aus, welche die ReichsLimeskommission angenommen hatte, erreicht man über den westlich gelegenen Feldweg die Verbindungsstraße Bachenau–Gundelsheim, der man bis an den Ortsanfang folgt. Die erste Straße rechts (Bischof-Kühner-Straße) führt vor einer Marienstatue in ein Neubaugebiet und auf ein Feldkreuz von 1790 zu. Etwa nach 50 m soll sich WP 10/72 »In den Hühnergärten« befunden haben. Der Name des Gewanns leitet sich von »Hünengärten« – »Gärten der Riesen« her. Die Turmstelle überschaute von hier aus die südliche Limeslinie bis zu WP 10/75.

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DEM NECK AR ZU Der nächste Abschnitt zwischen Bachenau und Bad Wimpfen ist gekennzeichnet durch das vorläuÀ Àge Verbleiben der Linie auf der abfallenden HochÁ Áäche, dem sich daran anschließenden jähen Abstieg in das Jagsttal, dem erneuten kurzen Zug über die Höhe bei Jagstfeld und dem am tiefsten liegenden Punkt der ganzen Strecke in Bad Wimpfen

im Neckartal. Das Kastell Wimpfen im Tal wurde hier als Kopfstation des Odenwaldlimes am Neckar gewählt, obgleich der Platz bereits zur Neckarlinie, der Strecke 11 nach der Einteilung durch die ReichsLimeskommission, gezählt wird. Vom zuletzt besuchten Turmstandort geht man auf die Ortsdurchfahrtsstraße in Bachenau (Horneckstraße) zurück – diese wird von einigen schönen Bildstöcken gesäumt – folgt ihrer Fortsetzung in der Hauptstraße und biegt in die Kirchbergstraße ein. Alsbald mündet rechts die Furtstraße ein, auf der man sich bis zum Siedlungsrand hält. Nach Überquerung des Lohgrabens zweigt links ein Feldweg ab, der unterhalb des Flurgewanns »Heiligenrain« verläuft, auf dessen halber Höhe nach 50 m rechts WP 10/73 »Auf dem Heiligenrain« angenommen wird. Der Blick reicht von hier bis zum Neckartal im Süden. Man folgt dem Feldweg weiter in südlicher Richtung an einem Sportgelände vorbei und kommt nach 500 m links im Feld vor der Einmündung eines weiteren Weges zum angenommenen WP 10/74 »In der Ebene«. Er blickte in die östlich heranziehende »Schießklinge« und eine Mulde von Obergriesheim her. Der Feldweg führt hinter der Limeslinie auf die Straße Obergriesheim-Gundelsheim (K 2159). Dieser folgt man ein kurzes Stück nach links in Richtung Obergriesheim bis zum ersten rechts einmündenden Feldweg, der auf ein Feldkreuz führt, von dem allerdings nur noch der Sockel in verbuschtem Ackerrain unmittelbar rechts des Weges erhalten ist. Davor liegt eine Wegekreuzung, von der aus man die rechter Hand gelegene nördliche Bergkuppe ersteigen muss. Dort beÀ Àndet sich im Ackergelände die Turmstelle. Nach längerer Strecke ist dies wieder einmal ein Wachtposten, der von der Reichs-Limeskommission als gesichert angegeben wurde. WP 10/75 »Auf dem Dermut« wurde 1894 ausgegraben. Der Turm war 4,8 m x 4,9 m groß. Un-

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Die Wanderstrecken

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mittelbar vor seiner Ostfront verlief der Limesweg als 4 m bis 5 m breiter Rollierungsstreifen. Die Limespalisade befand sich 38,6 m vor der Turmstelle. Von hier reicht der Blick bis Wimpfen am Berg. Man wendet sich von dem Turmstandort abwärts dem Feldkreuz zu, wo man auf einen teilweise als Hohlweg – heute geschottert – in Richtung Duttenberg führenden Feldweg (»Bachenauer Weg«) trifft. Diesem folgt man knappe 500 m nach Süden bis zu einer Feldwegekreuzung. Kurz davor liegt 120 m rechts auf der HochÁ Áäche der Geländekuppe wiederum eine von der Reichs-Limeskommission als sicher beschriebene Wachtturmstelle. WP 10/76 »Auf dem Scherer« wurde 1894 in einer Größe von 5,3 m x 5,3 m aufgefunden. Der Ausblick von der Stelle ist hervorragend. Zunächst richtet sich der Blick von hier aus unwillkürlich auf das mittelalterliche Bad Wimpfen über dem Neckar. Das Jagsttal lässt sich bis hinter Obergriesheim verfolgen. Im Vordergrund erkennt man das ehemalige Schloss Heuchlingen. Nach Süden reicht der Blick bis Heilbronn und zu den Rebhängen in der Weinsberger Gegend. Nach Norden ist die Limeslinie bis zum »Schrammbiegelwäldchen« zu übersehen. Man kehrt auf den Feldweg zurück und bleibt auf diesem bis zum Ortsanfang von Duttenberg.

Im Jagsttal. Schloss Heuchlingen.

Die »gesicherten« Türme. WP 10/75 (links) und WP 10/76 (rechts) nach den Grabungen der ReichsLimeskommission.

Gegenüber dem Friedhof wendet man sich rechts ins Neubaugebiet und folgt hier der Hofgartenstraße, biegt rechts in die Martinusstraße ein, um die Wormser Straße zu treffen. Nach wenigen Metern wird etwa im Bereich eines Transformatorenhäuschens WP 10/77 »Bei Duttenberg« angenommen. Spuren haben sich nicht gefunden. Über die Martinusstraße nach rechts gelangt man auf die Gundelsheimer Straße, der man links hinunter zur Talaue der Jagst folgt. Über Torstraße und Ranzenberg gelangt man auf abschüssigem Weg an das Jagstufer. Links des Weges liegt hinter einigen Schrebergärten ein terrassenartiges Plateau. Das sogenannte Uferkastell an der Jagst wurde aufgrund einiger Baubefunde hier lokalisiert. Neben dem Verlauf der römischen Straße, die auf eine Furt zuführte, fand man einen gemauerten Keller, eine Barackengrube, einen gemauerten Brunnen und eine Feuerstelle. Auch einige Münz- und Keramikfunde stammen von hier. Allerdings wurden keine Reste einer Umwehrung festgestellt. Ganz sicher ist diese Sache also nicht.

Dem Neckar zu

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Das »Uferkastell« bei Duttenberg. Ergebnisse der Untersuchungen durch die ReichsLimeskommission.

Um die weiteren Wachtpostenstandorte zu erreichen, muss man nun einen Umweg machen. Zunächst geht man bis beinahe zum Jagstufer vor, um kurz davor in den von links kommenden Weg einzubiegen. Dieser ist als schöner Spazierweg die Uferzone der Jagst säumend bis zur Obergriesheimer Straße zu beschreiten. Man kann sich bis dahin aber auch auf dem Ranzenbergweg halten. Sich dann rechts wendend werden die Jagst und die jenseitige Bahnlinie überquert und die relativ steile Straße Àndet sich zur Höhe hinauf erklommen. Hier beÀ das Heuchlinger Schloss, ein ehemaliges Deutschordensschloss, das jetzt eine Landwirtschaftsschule beherbergt. Die Anlage reicht in den Anfängen bis ins 12. Jh. zurück, wurde 1484 vom Deutschen Orden übernommen und im Bauernkrieg zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte zum Teil erst im 17. und 18. Jh. Das Bauensemble beeindruckt durch seine Geschlossenheit und den wehrhaften Charakter. Südlich des Schlosses hält man sich rechts auf der Straße nach Hagenbach (L 1096) und biegt auf der Kuppe in die wiederum rechts einmündende Straße nach Jagstfeld (Heuchlinger Straße, L 1098) ein. Dieser folgt man bis kurz vor den Ortsrand in den Bereich einer früheren Lehmgrube, die durch den Bewuchs beidseits der Straße angedeutet wird. Ein kurzer Feldweg zieht rechter Hand in ein Heckenwäldchen und unmittelbar dahinter, etwa 150 m von

der Straße entfernt, wird WP 10/78 »Bei der Lehmgrube« vermutet. Der Blick reicht von hier bis zu WP 10/75 zurück und nach Osten ins Kochertal. Von WP 10/78 aus kommt man alsbald in ein großes Wohngebiet. Dort biegt man in die Sudentenstraße ein, um auf dieser bis zur Hohen Straße zu gelangen. Dieser, von Kastell Wimpfen ausgehenden und auf der Wasserscheide zwischen Kocher und Jagst nach Osten führenden ehemaligen Römerstraße, folgt man kurz nach Westen. Etwa im Winkel zwischen ihr und dem jenseits einmündenden Reitweg wird WP 10/79 »An der Hohen Straße« vermutet. Er sollte offenbar den Fernweg überwachen, der später als Römerstraße ausgebaut wurde. Zu dem von der Reichs-Limeskommission angenommenen Endpunkt am Neckar gelangt man über die Hohe Straße. Man überschreitet die Bahnlinie und begibt sich über die Römerstraße nach rechts in die Deutschordensstraße. Die Mühe des Wanderns wird belohnt durch den Blick auf das schöne Bild der jenseits des Flusses liegenden Stadtteile Wimpfen im Tal und Wimpfen am Berg mit ihren zahlreichen Türmen. Von diesem Aussichtspunkt wendet man sich zurück bis zu einem Fußweg, der rechts auf eine Eisenbahnbrücke über den Neckar führt. Weiter im Süden liegen die ehemaligen Salinen von Bad Friedrichshall. Der jenseits des Neckars von der Eisenbahnbrücke wegziehenden Straße folgend erreicht

148 man zunächst die Cornelienkirche. Der schlichte Saalbau mit seinen herrlichen Portalen stammt aus dem Jahr 1476. Gegenüber, jenseits der Straße liegt das Flurgewann »Krautgärten«, in dem von 1983–87 großÁächige Á archäologische Ausgrabungen stattfanden, die dem Lagerdorf des Kastells und dem späteren Vicusgebiet des Hauptortes der civitas Alisinensium galten. Auf der Heilbronner Straße (L 1100) stadteinwärts überschreitet man nach etwa 300 m die Linie der mittelalterlichen Stadtmauer. Es ist dann nicht mehr weit bis zum Vorplatz des Petersstifts. Der Kirchenbau, der noch vor wenigen Jahren zu einem Benediktinerkloster gehörte, entstand in der zweiten Hälfte des 13. Jh. Im Kontrast zu seiner schlichten aber mächtigen romanischen Westfassade steht der im frühgotischen Stil errichtete Südgiebel mit Àgurengeschmücktem Portal und großem, sechsteiligem Maßwerkfenster von 1280. Im Innern beÀ Ànden sich einige sehr schöne Plastiken aus der Zeit. Die Originale der Glasfenster im Chorraum werden ebenfalls in die Jahre um 1270/80 datiert. Hinter dem Chor der Kirche steht ein romanisches Haus, das einst als Stiftskellerei diente. Der Kirchenvorplatz ist von einigen schlichten barocken Gebäuden umgeben, die mit ihren zurückhaltenden Fassaden dem Platz ein reizvolles Aussehen vermitteln. Er liegt im Mittelteil des römischen Kastells, das allerdings noch wenig erforscht ist.

Die Wanderstrecken

Das Stift St. Peter wurde nach der Säkularisation hessen-darmstädtisch wie auch die ehemalige Reichsstadt Bad Wimpfen. Erst 1952 gingen beide an Baden-Württemberg über. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Benediktiner in das Kloster, die aus der Abtei Grüssau in Schlesien vertrieben worden waren. Der Konvent am Neckar bestand bis zum Jahr 2006, danach übernahm eine kleine Hausgemeinschaft den Betrieb, bevor er 2008 in die Trägerschaft der Malteser Werke Kloster Bad Wimpfen gGmbH gelangte. In der weitläufigen Anlage sind heute die Malteser Hilfsdienste, Jugendhilfeeinrichtungen, Tagungs- und Übernachtungsräume sowie ein Exerzitien- und Bildungshaus untergebracht.

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Kohortenkastell Bad Wimpfen Das Kohortenkastell Bad Wimpfen befand sich auf der Niederterrasse gegenüber der Jagstmündung. Zwei bedeutende Römerstraßen kreuzten sich hier, die aus dem Rheintal kommende und hier den Neckar überquerende »Hohe Straße«, welche auf der Wasserscheide zwischen Kocher und Jagst bis nach Jagsthausen am jüngeren Limes verlief, und die Neckaruferstraße, deren Verlauf südlich parallel zur Corneliastraße im Weichbild der späteren römischen Zivilsiedlung nachgewiesen ist. Eine Neckarbrücke

Bad Wimpfen im Tal. Blick auf das Areal des römischen Kastells und der Zivilsiedlung. In dessen Zentrum erhebt sich heute das Stift St. Peter.

Dem Neckar zu

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fand sich 1957 bei Baggerarbeiten im Fluss. Sie Àndet ihre Fortsetzung in der heutigen Fischergasse, die auf die Römerstraße zurückgehen könnte, welche auf das Haupttor des Kastells führte. Damit ließe sich das Kastellareal – wenngleich seine exakte Lage noch nicht zweifelsfrei lokalisiert werden konnte – sehr wahrscheinlich im Bereich von Brunnen-, Fischerund Stiftsgasse verorten. Die Kastellgröße dürfte in etwa der des Kastells Jagsthausen (2,9 ha) entsprochen haben, das nach Vorverlegung des Limes von der früher in Wimpfen stationierten cohors I Germanorum (equitata?) civium Romanorum besetzt wurde. Die Nord-Süd-Ausdehnung des Kastells kann entsprechend den Geländeverhältnissen zwischen 160 m und 170 m betragen haben. Die Kastellbesatzungen sind durch inschriftliche Zeugnisse belegt. Aufgrund von Ziegelstempeln ist zu Beginn der Besetzungszeit die cohors II Hispanorum nachgewiesen, die später nach Stockstadt am Main verlegt wurde. Es folgte die cohors I Germanorum, die bis um die Mitte des 2. Jh. n. Chr. die Besatzung bildete. Außerdem ist eine bisher unbekannte cohors Br(ittonum?) durch einen einzelnen Ziegelstempel ausgewiesen. Der im Kreuzgang des Klosters aufbewahrte Inschriftstein der cohors III Aquitanorum stammt wohl aus Neckarburken.

Kastellvicus und Zivilsiedlung Um das Kastell entwickelte sich ein ausgedehntes Lagerdorf, über dessen Struktur die Ausgrabungen in den »Krautgärten« am östlichen Ende des Lagerdorfes Auskunft gaben. Hier ließ sich eine mehrphasige Holzbebauung feststellen. Entlang einer auf 150 m Länge freigelegten Straßenfront reihten sich 16 giebelständige Holzfachwerkbauten, sogenannte Streifenhäuser (Breite 7 m bis 10 m; Länge 20 m bis 30 m, S. 48). Eines der Holzgebäude diente als Töpferwerkstatt, wie die im Hinterhof entdeckten zahlreiche Töpferöfen nahelegen. Im benachbarten Haus wurden Metallschmelzöfen freigelegt, des Weiteren lassen in die Erde eingetiefte oder gemauerte »Grillkanäle« gastronomische Betriebe erschließen, die als Garküchen Speisen für den eiligen Gast anboten. Backöfen und ein Kalkbrennofen vervollständigen das Ensemble und zeigen insgesamt ein ausgeprägtes Handwerkerviertel. Wie das im Bereich der Garkücheneinrichtungen gefundene Knochenmaterial nahelegt, wurden vor allem Rindermäuler angeboten, vielleicht das »À Ànger food« für ärmere Leute. Auf die Holzbauphase mit ihren eindrucksvollen Resten, die zum Teil noch in die Bestandszeit des Kastells am Ort gehörten, folgte der Ausbau der Gebäude in Stein.

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Bad Wimpfen. Kastell, Vicus, Civitas-Hauptort. A Kastellbereich B Zivilbebauung an der Heilbronner Straße C Zivilbebauung »In den Krautgärten« D Stadtmauer E Römerbrücke

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Die Wanderstrecken Bad Wimpfener Götter. Torso und Kopf von Götterstatuen aus dem Bereich der »Krautgärten«. A: Herkules; B: Genius

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Nach der Verlegung der Garnison um die Mitte des 2. Jh. n. Chr. wurde das römische Wimpfen Hauptort der civitas Alisinensium. In der Südwestecke der später von einer Wehrmauer umgebenen Siedlung konnten 1969–71 mehrere in Stein ausgeführte Hausbauten freigelegt werden. Die Überreste von insgesamt 13 Steinbauten und einem Holzfachwerkbau besaßen gemauerte Keller, zahlreiche Brunnen, einige Backöfen und mehrere Öfen eines handwerklichen Betriebs. Die in der Nordostecke des Siedlungsareals (»Krautgärten«) unmittelbar hinter der Stadtmauer gelegenen Teile der zivilen Bebauung wurden ab etwa 170 n. Chr. nach einem

verheerenden Brand neu strukturiert. Hier befand sich auch ein 10,5 m x 31 m großes Kultgebäude. In dessen Umfeld wurden 100 Bruchstücke von mehr als 30 Götterbildern gefunden. Die 1,9 km lange Ummauerung der Stadt wurde analog den Datierungsvorschlägen für die Stadtmauern der übrigen Civitas-Hauptorte in Obergermanien zunächst um 200 n. Chr. datiert. An der Wende vom 2. zum 3. Jh. n. Chr. sollten die Mauerbauten erfolgt sein und als Schutzmaßnahme gegen Germaneneinfälle gedient haben. Neuerdings nehmen einige Forscher an, dass der Bau der Civitas-Wehrmauern nach 233 n. Chr. im Zuge der Wiederaufbaumaßnahmen des Kaisers Maximinus Thrax nach einem verheerenden Alamanneneinfall erfolgt sei. Die römische Zivilsiedlung Bad Wimpfen wird als Civitas-Hauptort bis zum Limesfall im Jahr 260/275 n. Chr. bestanden haben. Für manchen Limeswanderer wird der Besuch der alten Stauferstadt Wimpfen am Berg den Abschluss der Limeswanderung an der hinteren Odenwaldlinie bilden. Von der Höhe herab, auf der in römischer Zeit sicherlich ebenfalls ein Aussichtspunkt bestand, hat er einen herrlichen Blick auf die nördlich jenseits der Jagst verlaufende Limeslinie. Vielleicht mag er sich schon jetzt noch einmal die Eindrücke des zurückgelegten Weges vor dem geistigen Auge Revue passieren lassen und sich von den Anstrengungen der Wanderung oder Reise bei gemütlicher Rast in den zahlreichen Cafés, Wirtshäusern und Restaurants der Stadt erholen. Allerdings lässt sich – bedingt durch neue Forschungsergebnisse – noch ein Wanderkapitel anschließen.

Küchenszene. Blick in die Küche einer Taberna anhand der Vicus-Befunde von Bad Wimpfen.

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AM NECK AR WEITER NACH SÜDEN Hatte die gerade Limeslinie des Odenwaldlimes bei Duttenberg die Jagst erreicht und den Fluss überquert, scheint sie nach den bisherigen Erkenntnissen ihre Richtung geändert zu haben, wenn wir nicht überhaupt einen Limeszug annehmen müssen, der schon auf längerer Strecke insgesamt weiter östlich verlaufen ist (S. 18, 19). Geht man nach der bisherigen Forschungsmeinung davon aus, dass die Linie am »Uferkastell« bei Duttenberg auf die Jagst traf, dann muss sie von dort nach Osten hin etwa in einem Winkel von 45° ausgebogen und östlich an Jagstfeld vorbeigezogen sein, um im Stadtteil Waldau von Bad Friedrichshall den Kocher zu überschreiten. Sie gewinnt dort die Höhe des »Lindenberges«, wo das nächste Kleinkastell liegt. Von dort aus leicht in südliche Richtung verschwenkend bleibt sie nach Überqueren des kleinen Merzenbaches auf der Áäche bis zum nächsten und übernächsten HochÁ

Wachtposten, die noch einmal durch das Tälchen des Attichsbachs getrennt sind. Zwischen den beiden muss die Limeslinie stärker nach Süden abgebogen sein, denn die archäologische Untersuchung beim letzteren hat auch die Palisade aufgedeckt, die dort nahezu Nord-Süd-Richtung einnahm, allerdings mit leicht nach Westen einziehendem Verlauf. Nach diesem Aufschluss hat alles den Anschein, als könnte die Linie bei Neckarsulm wieder auf den Neckar getroffen sein. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass sie weitere Ein- und Ausbiegungen besaß. Entschließt sich der Limeswanderer nach dem Aufenthalt in Bad Wimpfen auch noch die Militärund Limesanlagen bei Kochendorf auf der rechten (östlichen) Uferseite des Neckars zu besuchen, führt ihn sein Weg zurück über Wimpfen im Tal und über die Eisenbahnbrücke nach Bad Friedrichshall. Hier hält er sich nach Süden (rechts) auf der Salinenstraße

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Die Wanderstrecken

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Kleinkastell Kochendorf. Luftbild und Umzeichnung. 1 Kastellmauer, 2 Wehrgraben, 3 Toranlagen, 4 Reste der Innenbauten.

und folgt ihr die Talseite hinunter auf den Fuß- und Radweg »In der Au«. Dieser führt ihn unter der B 27 hindurch unterhalb der Mündung des Kochers die Talaue entlang bis zu einer Fußgängerbrücke über den Fluss. Er ersteigt den jenseitigen Hang und beÀndet sich im Ortskern von Kochendorf, von wo aus er über Mühl- und Hauptstraße die Neuenstädter Straße erreicht. Dieser folgt er etwa 600 m stadtauswärts. Hier biegt links die Friedhofstraße ein. Im Winkel zwischen den beiden Straßen gewahrt er eine ausgedehnte AckerÁ Áäche, in der sich ein Kleinkastell beÀ Àndet.

Kleinkastell Kochendorf Die Anlage wurde 1990 von dem Luftbildarchäologen Otto Braasch entdeckt. Im Bewuchs zeichnete sich als nahezu quadratischer Grundriss mit abgerundeten Ecken der Mauerverlauf der Umwehrung und die an den kürzeren Seiten gegenüberliegenden Tore ab. Vor allem im Nordosten ließen sich die Spuren eines vorgelagerten Kastellgrabens erkennen.

Das Kastell besitzt eine Seitenlänge von ca. 48 m = 0,23 ha und gehört zu dem Typ der Centurienkastelle, wie sie durch das Beispiel des Kleinkastells Trienz bekannt sind. Demzufolge ist von einer Besatzung von 40–50 Mann auszugehen, die von der nächsten Numerusformation gestellt worden sein dürfte, die wir in diesem Bereich aber nicht benennen können. Nordwestlich, nördlich und östlich der Anlage bestand ein kleiner Kastellvicus, der sich nach Abzug der Truppe weiterentwickelte. Ein zugehöriges Gräberfeld befand sich entlang einer nach Süden führenden Straße (»Remmelesweg«) südöstlich des Kastells. Die Belegung des Gräberfeldes setzt schon in der ersten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. ein und reicht bis in die erste Hälfte des 3. Jh. Vielleicht gehörte zum Vicus von Kochendorf eine Flusslände am Neckarufer. Der Standort des Kastells erlaubt einen guten Überblick über das Kochertal auf die jenseits gelegene HochÁ Áäche zur Jagst hin und die Überwachung des Neckartals bis Wimpfen. Zurück auf der Neuenstädter Straße wendet man sich nach Osten und erreicht nach wenigen Metern

Am Neckar weiter nach Süden die gegenüber einmündende Oststraße, die nach einer kurzen Strecke in den Remmelesweg übergeht. Diesem folgt man bis zum Riedweg, den man links einbiegt, um nach etwa 150 m einer rechts gegenüber einem Aussiedlerhof liegenden Höhenkuppe gewahr zu werden. Hier liegt der nächste Wachtposten. Auf WP 10/80 »Riedäcker« war man schon 1962 anhand von Bewuchsspuren im Weizenfeld aufmerksam geworden. Es handelte sich um einen quadratischen Grundriss, der sich bei einer anschließenden Ausgrabung auch freilegen ließ. Das Turmfundament besaß eine Seitenlänge von 5,4 m und war im oberen Bereich stark zerpÁ Áügt. Eine Lage des aufgehenden Mauerwerks hatte sich noch erhalten. Die Fundamente besaßen eine Breite von 0,85 m. Beim Abbruch der Steine fand man wenige Stücke an römischer Gebrauchskeramik sowie Mörtel und Wandverputz. Von der Stelle aus wendet man sich wieder zurück auf den Remmelesweg, der nach etwa 500 m unterhalb des »Klinikums am Plattenwald« auf die Zufahrtsstraße zum Klinikum und der östlich davon erstreckenden Siedlung Plattenwald trifft. Man überquert die Straße, biegt in die Paracelsusstraße ein, die auf den Palisadenring führt. Dieser ist die letzte Reminiszenz der ehemaligen Wachtturmstelle und des Palisadenverlaufs, die hier im westlichen Bereich des heutigen Straßenrings gelegen war.

153 WP 10/81 »Platten« war 1964 ebenfalls aufgrund von Bewuchsmerkmalen im Getreide festgestellt worden. Im sonst steinfreien, sandigen Lößboden befanden sich auch zahlreiche Steine, Mörtelbrocken und Flusskiesel. Eine Ausgrabung, die anschließend erfolgte, führte zur Aufdeckung des quadratischen Steinfundaments aus zweiseitigem Schalenmauerwerk. Die Seitenlänge des Turms, die allerdings früher schon einmal richtig mit nur 5,5 m beschrieben worden war, wurde damals mit 8,2 m, die Mauerbreite mit 1,5 m gemessen. Letztere war noch 0,2 m hoch erhalten. Das Fundament war durch ÜberpÁ Áügen weit auseinandergezogen, was zur Angabe der großen Mauerbreite geführt hatte. Bei einer groß angelegten Ausgrabung im Jahr 1991, die in erster Linie einem neolithischen Erdwerk galt, konnte Jörg Biel die Turmstelle noch einmal aufdecken. Dabei bestätigte sich, dass das quadratische Steinturmfundament eine Seitenlänge von 5 m bis 5,5 m besaß, bei einer Mauerstärke von 0,9 m bis 1 m. Im Süden und Südosten war die Rollierungsschicht noch 0,3 m tief erhalten, ansonsten fand sich der Fundamentstreifen mit feinem Kies gefüllt. Um das Turmfundament konnte ein rechteckig verlaufender Graben von 11 m Seitenlänge festgestellt werden, seine Áache Sohle lag bei nur noch 0,2 m Tiefe. Er besaß einen Eingang nach Osten von knapp 1 m Breite. Nur 6,50 m nördlich – jeweils vom Außenrand des Grabens gemessen – zeichnete sich der Kreisgraben eines Holzturmes ab. Er hatte einen Durchmesser von 15,50 m, war 0,6 m bis 1,5 m breit und nicht unterbrochen. Seine Sohle reichte bis 0,6 m tief. An verschiedenen Stellen des Grabens fand sich Brandschutt. Im Innern des Kreisgrabens ergaben sich die Standspuren der vier runden Pfosten im Abstand von 5,5 m. Offenbar ist der Holzturm einmal abgebrannt. Unmittelbar außerhalb des Kreisgrabens lag eine Feuerstelle. Zwischen 13 m und 15 m östlich vor beiden Turmstellen

WP 10/80 »Riedäcker«. Steinturm während der Ausgrabung 1962.

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Die Wanderstrecken

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WP 10/81 »Platten«. Luftbild und Umzeichnung der Grabungsfläche. fl 1 Limespalisade, 2 Holzturm, 3 Steinturm.

zog das Palisadengräbchen in Nord-Süd-Richtung. Es war bis zu 1 m breit und noch 0,6 m tief. Sein ProÀ Àl entsprach dem des Palisadengräbchens bei Seckmauern. Ein Längsschnitt machte die Spitzen der einzelnen Palisadenhölzer deutlich. Sie scheinen der besseren Haltbarkeit wegen angekohlt gewesen und systematisch gezogen worden zu sein. In einiger Entfernung hinter der Wachtturmstelle konnte ein Brandgrab ausgegraben werden. Insgesamt zeigt sich, dass der Wachtposten »Platten« dieselbe Entwicklung durchlaufen hat, wie viele andere Türme am Odenwaldlimes. Der Holzturm brannte ab, ob durch ein Schadensfeuer oder durch bewusst herbeigeführten Brand nach dem Bau des Steinturms. Insgesamt handelt es sich bei der Turmstelle »Plat-

ten« jedenfalls um eine regelrechte Limesanlage, die tatsächlich die Fortsetzung der Befestigungslinie des Odenwaldlimes anzuzeigen scheint. Sollten sich zukünftig weitere Türme östlich des Neckars Ànden lassen, wäre daran zu denken, ihre Benennung in die Neckarlinie zu integrieren. Dadurch erhielten sie dann die Nummern WP 11/1, 11/2 usw. Der Besuch der letzten Militäranlagen entlässt den Limeswanderer mit der Frage, ob sich der Odenwaldlimes in der südlich des Kochers aufgefundenen Limeslinie entlang des Neckars fortsetzt, oder ob er bald auf den Fluss trifft und endet. Er wird vielleicht mit Interesse verfolgen, ob es der Wissenschaft zukünftig gelingt, eine Antwort zu Ànden. Bei einem Glas guten Neckarweins vor der Heimreise lässt sich trefÁ Áich spekulieren, welche zukünftigen Erkenntnisse zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen zum Odenwaldlimes führen werden. Möglicherweise drängt sich ihm dann gerade an dieser Stelle der Eindruck auf, den schon Ernst Fabricius, der Nestor der Limesforschung in Deutschland gewonnen hatte, als er formulierte, »die Limesforschung ist an sich eine unendliche Aufgabe«.

WP 10/81 »Platten«. Blick von WP 10/80 auf das Neubaugebiet. Pfeil: Lage der ehemaligen Turmstelle.

Nützliches und Wissenswertes

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NÜTZLICHES UND WISSENSWERTES ner Land den Bereich des südlichen Odenwaldlimes in Baden-Württemberg ab.

Tourismusorganisationen Auf hessischer Seite setzt sich die „Region Starkenburg“ (www.region-starkenburg.de), eine Kooperation der Landkreise und Städte sowie der Interessensgemeinschaft Odenwald e.V., für die nachhaltige Entwicklung des Gebietes zwischen den Regionen Rhein-Main und Rhein-Neckar vor dem Hintergrund historisch gewachsener Strukturen und gemeinsamer Traditionen ein. Die 1994 gegründete Odenwald-Regional-Gesellschaft OREG, in der nahezu alle Städte und Gemeinden der Region im Verbund mit namhaften Geldinstituten Mitglied sind, unterstützt die Bemühungen durch Übernahme von Aufgaben der Regionalentwicklung und einem eigenem Touristik-Zentrum. Der Verein Museumsstraße Odenwald-Bergstraße und der UNESCO-Geo-Naturpark BergstraßeOdenwald widmen sich der Vermittlung naturkundlicher und kulturhistorischer Zusammenhänge der Region. Auf bayerischer Seite bietet der Landkreis Miltenberg über den Tourismusführer Odenwald, Maintal, Spessart alle notwendigen Informationen. Unter dem Motto „Willkommen bei Freunden“ deckt die 1998 gegründete Touristikgemeinschaft Odenwald und die Touristikgemeinschaft Heilbron-

Museen Museen an der Limesstrecke In den Museen, die entlang der Strecke des Odenwaldlimes eingerichtet sind, werden umfassende Informationen zu Archäologie, Geschichte und Erforschung des jeweiligen Abschnittes der einstigen römischen Reichsgrenze geboten. Eine rekonstruierte Jupitersäule weist den Weg zum Römermuseum Obernburg gegenüber dem Kulturzentrum Kochsmühle. Hauptbestandteil der Sammlung ist das Lapidarium mit der Bauinschrift des Steinkastells, zahlreichen BeneÀ Àciarieraltären, Weihe- und Grabsteinen sowie Teilen von zwei Jupitergigantensäulen. Ein Modell des Kastells veranschaulicht, wie der Kastellplatz in römischer Zeit aussah. Im Obergeschoss Ànden sich neben weiteren Architekturteilen Glas- und Keramikgefäße, darunter Amphoren, sowie Geräte des täglichen Gebrauchs. Im Innenhof wachsen PÁ Áanzen der Römerzeit, im Raum neben der Treppe werden römische Grabfunde gezeigt. Im Untergeschoss ist ein Mithräum mit der Kopie des Mithraskultbil-

OREG Odenwald-RegionalGesellschaft mbH Touristik-Zentrum Odenwald Marktplatz 1 64711 Erbach Tel. 06062/94330 [email protected] www.oreg.de

Touristikgemeinschaft Odenwald e.V. TGO Scheff ffelstraße 1 74821 Mosbach Tel. 06261/841383 [email protected] www.tg-odenwald.de

Verein Museumsstraße Odenwald-Bergstraße Landratsamt Erbach Michelstädter Straße 12 64711 Erbach Tel. 06062/70378

Landratsamt Miltenberg Brückenstraße 2 63897 Miltenberg Tel. 09371/5010 [email protected] www.untermain.de

Touristikgemeinschaft Heilbronner Land Lerchenstraße 40 74072 Heilbronn Tel. 07131/9941390 [email protected] www.heilbronnerland.de

UNESCO-Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald Nibelungenstraße 41 64653 Lorsch Tel. 06251/707990 [email protected] www.odenwald.de

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Nützliches und Wissenswertes

des von Osterburken im Zentrum nachgebaut. Weitere Inschriftensteine, die wohl aus Obernburg stammen, nebst einer Vielzahl archäologischer Funde aus dem gesamten Untermaingebiet beÀ Ànden sich im Stiftsmuseum Aschaff ffenburg. Das Römermuseum Altes Rathaus ist gekoppelt mit dem Schiff fffahrts- und Schiff ffbaumuseum Wörth. Die Dauerausstellung beÀ Àndet sich in drei Räumen der 2. Etage. Im ersten Raum werden Landschaft und Bedeutung des Mains als Schifffahrtsweg in römischer Zeit erläutert und das Modell eines römischen Prahms gezeigt. Ein weiteres Thema ist die Tätigkeit der römischen Holzfällerkommandos in der Region. Der zweite Raum ist den Forschungen der ReichsLimeskommission in der Umgebung gewidmet. Hier sind neben südgallischer Terra sigillata aus Seckmauern Münzfunde der römischen Kaiser

Römermuseum Obernburg.

Vespasian bis Septimius Severus und Constantin und Constans zu sehen. Neben dem Weihestein an die Campestres wird ein doppelseitig mit Reliefdarstellung versehenes Steindenkmal gezeigt, das 1985 unweit des Wörther Kastells zum Vorschein kam (S. 74). Die Vorderseite zeigt eine Opferszene. Später hat man den Stein auf seiner Rückseite mit der Darstellung einer Wassergottheit versehen. Das Ausgussloch wurde nachträglich in den Stein gebohrt. Im dritten Raum präsentiert ein auf den jüngsten Ergebnissen der geophysikalischen Untersuchungen basierender Film das virtuelle Modell des Kastells Wörth. Dem Besucher wird mittels Computeranimation eindrucksvoll die Rolle der Kastelle Wörth und Seckmauern an Main- und Odenwaldlimes vermittelt.

Römermuseum Obernburg Untere Wallstraße 29a 63785 Obernburg Tel.: 06022/506311 + 619140 [email protected] www.roemermuseum-obernburg.de Di. – Sa. 14.00 – 16.00 Uhr So. + Feiertag 11.00 – 17.00 Uhr Winterpause Mitte Dez. – Mitte März Karfreitag u. Allerheiligen geschl.

Museum am Odenwaldlimes Altes Rathaus Neckarburken Mosbacher Straße 7 74834 Elztal (Odw.) Tel: 06261/5706 [email protected] www.elztal.de April – Okt. So. 14.00 – 16.00 Uhr u. n. Vereinb.

Römermuseum Altes Rathaus Schiff fffahrts- und Schiff ffbaumuseum St.-Wolfgangs-Kirche Rathausstraße 72 63939 Wörth a. Main Tel. 09372/72970 außerh. d. Öff ffnungsz. 09372/98930 [email protected] www.woerth-am-main.de Sa. – So. 14.00 – 17.00 u. n. Vereinb.

Stiftsmuseum Aschaff ffenburg Stiftsplatz 1a 63739 Aschaff ffenburg Tel.: 06021/4447950 stiftsmuseum@aschaff ffenburg.de www.museen-aschaff ffenburg.de Tägl. außer Mo. 11.00 – 17.00 Uhr

Museum im Steinhaus Burgviertel 15 74206 Bad Wimpfen Tel: 07063/8779 (Verein Altwimpfen) oder 07063/97200 (Verkehrsamt) [email protected] www.badwimpfen.de 1. April – 15. Okt. Di. – So. 10.00 – 12.00 Uhr u. 14.00 – 16.30 Uhr

Jagdschloss Eulbach Englischer Garten B 47 (Nibelungenstraße) Tel: 06061/706042 (Kasse) oder 06062/95920 Ganzjährig täglich 9.00 – 18.00 Uhr

Nützliches und Wissenswertes

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Römermuseum Osterburken.

Das Jagdschloss Eulbach und der Englische Garten liegen direkt an der B 47 (Nibelungenstraße) zwischen Amorbach und Erbach/Michelstadt. Der Park bietet romantische Landschaftsarchitektur und ein Wildgehege. VerpÁ Áegungsmöglichkeiten bieten der Kiosk im Parkgelände und das Restaurant »Forsthaus Eulbach«. Das Museum am Odenwaldlimes Neckarburken beÀ Àndet sich in den Räumen des denkmalgeschützten Alten Rathauses. Neben einem Überblick über Forschungsgeschichte, Archäologie und Geschichte des Odenwaldlimes bietet es ausführliche Informationen zu den Kastellen, Bädern, Lagerdorf und Limesstrecke am Ort. An Steindenkmälern werden die Bauinschriften des Kohortenkastells und des zweiten Badegebäudes gezeigt, außerdem der Torso einer Wildschweinskulptur mit Weiheinschrift an Mars Exalbix und die Weihung der Verwaltungsbeamten (librarii) an Minerva. Auch die Reitergruppe der Jupitergigantensäule ist zu sehen. In den Vitrinen Ànden sich Fundstücke wie Münzen, Terra sigillata und sonstige Keramik sowie die Kopie des Neckarburkener Militärdiploms (S. 52), Fibeln und Eisengegenstände. In einem weiteren Raum beÀ Ànden sich Modelle und Erläuterungen für die museumspädagogische Arbeit mit Schulklassen und Besuchergruppen.

Das Museum im Steinhaus Bad Wimpfen ist in einem romanischen Haus untergebracht, das zur stauÀ Àschen Kaiserpfalz gehörte. Das beeindruckende Gebäude steht beim Blauen Turm in Nähe des Rathauses. Im Erdgeschoss werden die römischen Funde ausgestellt: Götterbilder, Steindenkmäler, Münzen, Keramik, das Modell eines römischen Kastells sowie das Modell und Originalteile der Holzbrücke über den Neckar. Das Museum zeigt darüber hinaus Zeugnisse aus der Geschichte der Kaiserpfalz Wimpfen, der Hohenstaufen und der mittelalterlichen Steinmetz- und Keramikkunst. Überregionale Museen Funde vom Odenwaldlimes und aus seinem Hinterland werden auch in überregionalen Museen verwahrt und ausgestellt, besonders im Römermuseum Osterburken. Es zeigt einen Großteil der Steindenkmäler des badischen Teils der Limesstrecke.

Links: Neckarburken, Museum am Odenwaldlimes. Rechts: Museum im Steinhaus Bad Wimpfen.

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Nützliches und Wissenswertes

Museum Wiesbaden Sammlung Nassauischer Altertümer Friedrich-Ebert-Allee 2 65185 Wiesbaden Tel. 0611/3352170 [email protected] www.museum-wiesbaden.de Di. 10.00 – 20.00 Uhr, Mi. – So. u. an Feiertagen 10.00 – 17.00 Uhr

Römermuseum Osterburken Römerstraße 4 74706 Osterburken Tel. 06291/415266 [email protected] www.roemermuseum-osterburken.de Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr (Winter), 10.00 – 18.00 Uhr (Sommer), an Feiertagen auch Mo. geöffnet ff

Stadt– u. Kreismuseum Dieburg Schloss Fechenbach Eulengasse 8 64807 Dieburg Tel: 06071/23365 [email protected] www.museum-schloss-fechenbach.de Di., Do., Fr., Sa. 14.00 – 17.00 Uhr, Mi. 14.00 – 20.00 Uhr, So 11.00 – 17.00 Uhr

Landesmuseum Württemberg Schillerplatz 6 70173 Stuttgart Tel. 0711/2793498 [email protected] www.landesmuseum-stuttgart.de Di. – So. u. feiertags 10.00 – 17.00 Uhr, 24./25/.31.12. u. 1.1. geschlossen.

Fürstlich Leiningische Sammlungen/ Heimatmuseum Kellereigasse 4 63916 Amorbach Tel: 09373/97150 April – Okt. Mi., Sa. 15.00 – 16.00 Uhr, Do. 10.00 – 11.00 Uhr (zurzeit Sanierungsarbeiten, bitte tel. Kontakt)

Städtische Museen Heilbronn Deutschhofstraße 6 74072 Heilbronn Tel. 07131/562295 + 563144 [email protected] www.museen-heilbronn.de Di. – Fr. 10.00 – 13.00 + 14.00 – 17.00 Uhr, Sa., So. u. feiertags 11.00 – 17.00 Uhr

Hessisches Landesmuseum Darmstadt Friedrichsplatz 1 64283 Darmstadt Tel. 06151/156703 [email protected] www.hlmd.de wg. Umbau bis 2011 geschl.

Reiss–Engelhorn Museen Mannheim Zeughaus C 5 68159 Mannheim Tel: 0621/2933150 [email protected] www.rem-mannheim.de Di. – So. u. feiertags 11.00 – 18.00 Uhr, 24. u. 31.12. geschl.

Badisches Landesmuseum Karlsruhe Schlossbezirk 10 76131 Karlsruhe Tel. 0721/9266514 [email protected] www.landesmuseum.de Di.–Do. 10.00 – 17.00 Uhr, Fr.–So. u. feiertags 10.00 – 18.00 Uhr

Limeswanderweg Dem Odenwaldlimes folgt auf 86 km Länge der mit dem Zeichen „L“ (Limes) ausgewiesene Hauptwanderweg (HW 29) „Westlicher Limesweg“ des Odenwaldklubs. Das Angebot an einzelnen Rundwanderwegen, die auch an diesen Weg anbinden, ihn kreuzen oder seine unmittelbare Umgebung berühren, ist vielfältig. Hier sei auf die Informationen der Touristikämter in den einzelnen Städten und Gemeinden und auf die einschlägige Literatur Schwäbischer Albverein e.V. Postfach 104652 70041 Stuttgart Tel. 0711/225850 [email protected] www.schwaebischer-albverein.de Odenwaldklub e.V. Postfach 1270 64734 Höchst i. Odw. Tel. 06163/4785 [email protected] www.odenwaldklub.de

im Buchhandel sowie auf das weitere vielfältige Wanderangebot des Odenwaldklubs und des Schwäbischen Albvereins verwiesen. Limesradweg Die Planungen für einen durchgängigen Limesradweg sind im Gange. Zwischen Obernburg und Lützelbach folgt er der bereits bestehenden Wegeführung durch einen die Landstraße (L 3349) begleitenden Ausbau mit asphaltierter Decke, der weiter bis Eulbach und in ähnlicher Weise auf einem kurzen Stück der B 47 fortgesetzt werden soll. Von hier aus wird die Route auf forstwirtschaftlich genutztem Weg mit wassergebundener Decke den Anschluss an den Abschnitt entlang der Wegeverbindung von Würzberg bis Hesselbach bilden. Die weitere Strecke folgt dem Straßenzug über Schloßau nach Mudau, von dort stellenweise entlang des Mudbaches durch den Wald bis Oberscheidental. Die Fortsetzung weiter nach Süden wird sich dann in ihrem Verlauf an der vorgeschlagenen Wanderroute orientieren.

159 LITERATURABKÜRZUNGEN Eduard Anthes, Römisches aus dem östlichen Odenwald. Korrespondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine 35, 1887, 108. Dietwulf Baatz, Limesforschung zwischen den Weltkriegen. Ein forschungsgeschichtlicher Überblick. In: A. Leube, Prähistorie und Nationalsozialismus. Die mittel- und osteuropäische Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933–1945 (Heidelberg 2002) 231. Dietwulf Baatz, Der Adlerstein bei Würzberg (Odenwaldkreis). Archäologisches Korrespondenzblatt 34, 2004, 107ff. Albrecht Greule, Flur- und Gewässernamen. Besprechungsaufsatz zum Südhessischen Flurnamenbuch herausgegeben von Hans Ramge (2002). Beiträge zur Namensforschung 39, 2004, 73ff. Gotthilde Güterbock, Trapezsärge – Schutzwürdige Flurdenkmäler. Der Odenwald 28, 1981, 132ff. Leo Hefner, WP 1 des Mainlimes. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht 1986/87 des KronbergGymnasiums Aschaffenburg (Aschaffenburg o. J.) 114ff. Friedrich Kofl fler, Alte Strassen in Hessen. Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst XV, 1896, 37f. Hans Krahe, Civitas Auderiensium. Beiträge zur Namensforschung 13, 1962, 277f. Friedrich Mössinger, Was uns der Odenwald erzählt. Band III (Darmstadt 1955, Nachdruck Reinheim 1992) 10ff. Marcus Reuter, Studien zu den numeri des Römischen Heeres in der Mittleren Kaiserzeit. Berichte der Römisch-Germanischen-Kommission 80, 1999, 359ff. Heinz Schmitt, Quellheiligtümer im Odenwald. In: W. Wackerfuß (Hg.), Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften IV (Breuberg-Neustadt 1986) 275. AUSGEWÄHLTE LITERATUR G. Alföldy: Caius Popilius Carus Pedo und die Vorverlegung des obergermanischen Limes. Fundberichte aus Baden-Württemberg 8, 1983, 55ff. E. Anthes: Die römischen Steindenkmäler des Odenwaldes. Westdeutsche Zeitschrift 16, 1897, 200ff. –: Die Untersuchung der römischen Befestigungen des Odenwalds durch den Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine. Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF 3, 1904, 321ff. D. Baatz: Zu den älteren Bauphasen des Odenwald-Limes. In: Studien zu den Militärgrenzen Roms. Beihefte der Bonner Jahrbücher 19 (Köln 1967) 86ff. –: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Limesforschungen 12 (Berlin 1973). –: Zur Grenzpolitik Hadrians in Obergermanien. In: Roman Frontier Studies 1969 (Cardiff 1974) 112ff. –: Der römische Limes. Archäologische Ausfl flüge zwischen Rhein und Donau (Berlin 4 2000). –: Wachttürme am Limes. Kleine Schriften zur Kenntnis der römischen Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands 15 (Stuttgart 1976). –: Zur Funktion der Kleinkastelle am ObergermanischRaetischen Limes. In: A. Thiel (Hg.), Forschungen zur Funktion des Limes. Beiträge zum Weltkulturerbe Limes. 3. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 17./18. Februar 2005 in Weißenburg i. Bay. (Stuttgart 2007) 9ff. –: F.-R. Hermann (Hg.): Die Römer in Hessen (Stuttgart 2 1989). (abgekürzt: RiH)

F. Behn: Urgeschichte von Starkenburg (Mainz 1 1925; 21936). –: Die römischen Steindenkmäler und Inschriften aus Starkenburg. Festschrift des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz zur Feier seines hundertjährigen Bestehens 1952. Bd. 1 (Mainz 1952) 12ff. H. Castritius, M. Clauss, L. Hefner: Die Römischen Steininschriften des Odenwaldes (RSO). In: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften 2 (Breuberg-Neustadt 1977) 237ff. –: Die Römischen Steininschriften des Odenwaldes und seiner Randlandschaften (RSOR). In: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften 3 (Breuberg-Neustadt 1980) 193ff. A. von Domaszewski: Die Rangordnung des römischen Heeres. Beihefte der Bonner Jahrbücher 14 (Köln 1967). E. Espérandieu: Recueil général des bas-reliefs, statues et bustes de la Germanie Romaine (Paris 1931). E. Fabricius: Limes. Realencyclopädie der Klassischen Altertumswissenschaft Bd. XIII, 1925, 571ff. –: Die Besitznahme Badens durch die Römer. Neujahrsblätter der Badischen Historischen Kommission (Heidelberg 1905). –: F. Hettner, O. von Sarwey: Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches. Abt. A Streckenbeschreibungen Strecke 10 (1926; 1935). Abt. B Beschreibung der Kastelle Nr. 35 (1903); 36 (1900); 46–54/55 (1896–1914). K. Fittschen: Katalog der antiken Skulpturen in Schloss Erbach. Archäologische Forschungen 3 (Berlin 1977). H. Göldner: Der Englische Garten „Eulbacher Park“. Römische Relikte vom Odenwaldlimes in einem Landschaftsgarten des 19. Jahrhunderts bei Michelstadt im Odenwaldkreis. Archäologische Denkmäler in Hessen 152 (Wiesbaden 2001). –: C. Wenzel: Das neue Informationssystem am Odenwaldlimes. Denkmalpfl flege & Kulturgeschichte 3, 2009, 27ff. B. von Götz-Mohr, C. Maderna: Graf Franz I. zu Erbach-Erbach und seine Sammlungen im Schloss zu Erbach. Antike Marmorbildwerke, Rüstungen, Waffen und Geweihe – ein Sammlungskunstwerk und seine kulturhistorische Bedeutung. Edition der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Broschüre 27 (Regensburg 2007). N. Gossler: Zur Wiederbenutzung römischer Militäranlagen im Mittelalter. Einige Beispiele vom Obergermanisch-Rätischen Limes. In: S. Biegert, A. Hagedorn, A. Schaub: Kontinuitätsfragen Mittlere Kaiserzeit – Spätantike, Spätantike – Frühes Mittelalter. BAR International Series 1468 (Oxford 2008) 31ff. A. Johnson: Römische Kastelle des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. in Britannien und in den germanischen Provinzen des Römerreiches (Mainz 1987). C. M. Hüssen: Die römische Besiedlung im Umland von Heilbronn. Forschungen und Berichte zur Vorund Frühgeschichte in Baden-Württemberg 78 (Stuttgart 2000). Imperium Romanum. Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau. Begleitband zur Ausstellung des Landes Baden-Württemberg im Kunstgebäude Stuttgart 1. Oktober 2005 bis 8. Januar 2006 (Esslingen am Neckar 2005). W. Jorns: Zur Entwicklung des archäologischen Denkmalschutzes und der Denkmalpfl flege in Hessen. Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde NF 32, 1974, 15ff.

M. Kemkes, J. Scheuerbrandt, N. Willburger: Am Rande des Imperiums. Der Limes – Grenze Roms zu den Barbaren (Stuttgart 2002). J. F. Knapp: Römische Denkmale des Odenwaldes, insbesondere der Grafschaft Erbach und Herrschaft Breuberg (Heidelberg 11813; Darmstadt 21854). P. Knierriem: Sturmschäden auch an Bodendenkmälern. Neue archäologische Aufschlüsse am mittleren Odenwaldlimes. Archäologisches Korrespondenzblatt 21, 1991, 399ff. F. Kofl fler: Die Neckar-Mümlinglinie von Schlossau an bis zur hessischen Grenze unweit Wörth a. M. Westdeutsche Zeitschrift 8, 1889, 141ff. K. Kraft: Zur Rekrutierung der Alen und Kohorten an Rhein und Donau (Bern 1951). Y. Le Bohec: Die römische Armee. Von Augustus bis Konstantin d. Gr. (Stuttgart 1993). M. Mattern: Römische Steindenkmäler aus Hessen südlich des Mains sowie vom bayerischen Teil des Mainlimes. Corpus Signorum Imperii Romani. Deutschland Bd. II,13 Germania superior (Mainz 2005). F. Mössinger: Die Römer im Odenwald (Heppenheim 1954). J. Oldenstein: Zum Heiligtum am Wachtposten 10/37 in den Schneidershecken. Fundberichte aus Hessen 19/20, 1979/80, 779ff. D. Planck (Hg.): Die Römer in Baden-Württemberg (Stuttgart 2005). (abgekürzt: RiBW) A. Rieche: Roma fuit. Römische Bauten im Landschaftsgarten Eulbach. Bonner Jahrbücher 204, 2004, 233ff. E. Ritterling: Die kaiserlichen Beamten und Truppenkörper im römischen Deutschland unter dem Prinzipat (1932). E. Schallmayer: Der Limes. Geschichte einer Grenze (München 22007). –: Untersuchungen an der Limesmauer im Hohewald bei Schloßau, Neckar-Odenwald-Kreis. Fundberichte aus Baden-Württemberg 6, 1981, 551ff. –: Geophysik am Odenwaldlimes – erste Einblicke seit der Reichs-Limeskommission. Zum Aussehen der römischen Wachtposten 10/5, 10/6 und 10/7 bei Lützelbach, Odenwaldkreis. Hessenarchäologie 2007 (Stuttgart 2008), 88ff. –: Eine römische Grenze wird sichtbar gemacht. Airborne Laserscaning am Odenwaldlimes. Hessenarchäologie 2008 (Stuttgart 2009), 81ff. –: Lager und Badegebäude des Numeruskastells Lützelbach. Zerstörungsfreie Untersuchungen mittels Geophysik und Laserscan am römischen Kastellplatz bei Lützel-Wiebelsbach, Odenwaldkreis. Ebd. 77ff. H. Schönberger: Die römischen Truppenlager der frühen und mittleren Kaiserzeit zwischen Nordsee und Inn. Berichte der Römisch-Germanischen-Kommission 66, 1985, 321ff. J. Scheuerbrandt: Die Römer auf dem Gebiet des Neckar-Odenwald-Kreises – Grenzzone des Imperium Romanum. Beiträge zur Geschichte des NeckarOdenwald-Kreises (Ubstadt-Weiher 2009). K. Schumacher: Die römischen Heerstraßen zwischen Main und Neckar. Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches Abt. A III/IV (1933) 73ff. –: Siedelungs- und Kulturgeschichte der Rheinlande von der Urzeit bis ins Mittelalter. Teil 2 (Mainz 1923). –: Römische Meierhöfe im Limesgebiet. Westdeutsche Zeitschrift 15, 1896, 1ff. R. Sölch: Der Odenwaldlimes zwischen Schloßau und Neckarburken. Neue Erkenntnisse der Luftbildarchäologie. Archäologische Nachrichten aus Baden 53, 1995, 17ff. M. P. Speidel: Die Brittones Elantienses und die Vorverlegung des obergermanisch-raetischen

160 Limes. Fundberichte aus Baden-Württemberg 11, 1986, 309ff. B. Steidl: Welterbe Limes. Roms Grenze am Main. Ausstellungskataloge der Archäologischen Staatssammlung Bd. 36 (München/Obernburg am Main 2008). A. Thiel: Odenwaldlimes im Neckar-Odenwald-Kreis. Reichslimeskommission Strecke 10, WP. 33–62a, ca. 40 km. In: RiBW 186ff. I. Stork: Mundelsheim und Besigheim-Ottmarsheim (LB), Römische Siedlung und Gutshof. In: RiBW 215f. E. Wagner: Fundstätten und Funde im Großherzogtum Baden. 1–2 (Tübingen 1908–1911). P. Wagner: Untersuchungen am Wp. 10/25 „Auf dem roten Buckel“ bei Michelstadt-Würzberg am Odenwaldlimes. Fundberichte aus Hessen 24/25, 1985/85 (1994) 115ff. J. Wahl, E. Schallmayer, Jo. Wahl: Untersuchungen an WP 4/5 Steinturm. Fundberichte aus Hessen 15, 1975 (1977), 253ff. E. Wahle: Eine Wanderung längs der römischen Reichsgrenze im Odenwald (Karlsruhe 1922). KASTELLE Obernburg: ORL Abt. B Nr. 35 (1903). – B. Steidl, Welterbe Limes. Roms Grenze am Main. Ausstellungskataloge der Archäologischen Staatssammlung Bd. 36 (München/Obernburg am Main 2008). Wörth: ORL Abt. B Nr. 36 (1900). – L. Wamser, Ausgrabungen und Funde in Unterfranken 1979. Frankenland. Zeitschrift für Fränkische Landeskunde und Kulturpfl flege NF 32, 1980, 157f. – W. Trost, Ein Grenzposten des römischen Weltreiches. In: Ders., Wörth am Main. Chronik einer fränkischen Kleinstadt Bd. 2 (Wörth 1991) 130ff. – B. Steidl, Welterbe Limes. Roms Grenze am Main. Ausstellungskataloge der Archäologischen Staatssammlung Bd. 36 (München/ Obernburg am Main 2008). –H. Lüdemann, Die römischen Kastelle von Wörth am Main: Forschungsstand – Neufunde – Prospektion und Präsentation. Bericht der bayerischen Bodendenkmalpflege fl 49, 2008, 65-106. Seckmauern: ORL Abt. B Nr. 46b (1903). – E. Anthes, Der Beginn der Odenwaldlinie des Limes am Main und das neugefundene Erdkastell Seckmauern. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins 49, 1901, 169ff. – D. Baatz, Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Limesforschungen 12 (Berlin 1973) 127f. – D. Baatz, Seckmauern (ERB [MIL]), Limeskastell und villa rustica. In: RiH 476f. – W. Trost, Das „Kastell Seckmauern“. In: Ders., Wörth am Main. Chronik einer fränkischen Kleinstadt Bd. 2 (Wörth 1991) 149ff. – H. Lüdemann, Die römischen Kastelle von Wörth am Main: Forschungsstand – Neufunde – Prospektion und Präsentation. Bericht der bayerischen Bodendenkmalpfl flege 49, 2008, 82ff. Lützelbach: ORL Abt. B Nr. 46 (1904). – H. Schoppa, Ein „brittonisches“ Relief im Museum Wiesbaden. Aus hessischen Museen 1, 1975, 69ff. – D. Baatz, Lützelbach (ERB), Numeruskastell. In: RiH 424f. – E. Schallmayer, Lager und Badegebäude des Numeruskastells Lützelbach. Zerstörungsfreie Untersuchungen mittels Geophysik und Laserscan am römischen Kastellplatz bei Lützel-Wiebelsbach, Odenwaldkreis. Hessenarchäologie 2008 (2009), 77ff. Hainhaus: ORL Abt. B Nr. 47 (1897). – J. Olt, Zur Geschichte des Hainhauses im Odenwald. Volk und Scholle 18, 1940, 179ff. – D. Baatz, Michelstadt-Vielbrunn (ERB). Numeruskastell. In: RiH 436f. – H. Beisse, Pension und Waldgaststätte Hainhaus im Odenwald und seine Geschichte (o. J.). Eulbach und Eulbacher Park: ORL Abt. A Strecke 10 (1926; 1935) 51f. – ORL Abt. B Nr. 48 (1896). – F. Schreiber, Die Vullineburch oder Wllonoburg, ein

römisches Kastell. Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF 2, 1899, 359ff. – J. F. Knapp, Römische Denkmale des Odenwaldes, insbesondere der Grafschaft Erbach und Herrschaft Breuberg (Heidelberg 11813; Darmstadt 21854). – W. List, Jagdschloß Eulbach (1907). – E. Franz, Der erbachische Forstrat Louis in Eulbach gestorben 1846 (1912). – K. Morneweg, Graf Franz zu Erbach und seine Schöpfungen (1924). – Graf Franz I zu Erbach-Erbach. In: Neue Deutsche Biographie IV (1959) 564. – G. W. Sante (Hg.), Handbuch der historischen Stätten Deutschlands Bd. 4: Hessen (Stuttgart 21967) 116. – D. Baatz, Michelstadt-Eulbach (ERB), Numeruskastell. In: RiH 432ff. – W. Weidmann, Eulbach – Ein Heimatbuch (Michelstadt 2002). Würzberg: ORL Abt. B Nr. 49 (1896). – D. Baatz, Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Limesforschungen 12 (Berlin 1973) 115ff. – D. Baatz, Würzberg (ERB), Numeruskastell und Badegebäude. In: RiH 498ff. – H. Göldner, F.-R. Herrmann, Kastell Würzberg am Odenwaldlimes. Führungsblatt zum Kastell und zu dem restaurierten Kastellbad bei Michelstadt-Würzberg, Odenwaldkreis. Archäologische Denkmäler in Hessen 153 (Wiesbaden 2001). Hesselbach: ORL Abt. B Nr. 50 (1896). – D. Baatz, Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Limesforschungen 12 (Berlin 1973). – W. Hardes, Die Kirche in Hesselbach. Der Odenwald 17, 1970, 47ff. – D. Baatz, Hesseneck-Hesselbach (ERB), Numeruskastell. In: RiH 348f. – H. Göldner, F.-R. Herrmann, Wachtposten 10/30 „In den Vogelbaumhecken“ und Kastell Hesselbach am Odenwaldlimes. Führungsblatt zu dem rekonstruierten Limesabschnitt und dem Kastell bei Hesseneck-Hesselbach, Odenwaldkreis. Archäologische Denkmäler in Hessen 154 (Wiesbaden 2001). Zwing-Jägerwiese: A. Schreiber, Der Odenwälder Gebirgsübergang Zwing-Jägerwiese. Quartalblätter d. hist. Vereins für das Großherzogtum Hessen NF 2, 1898, 376ff. – ORL Abt. A Strecke 10 (1926; 1935) 69ff. Seitzenbuche: ORL Abt. A Strecke 10 (1926; 1935) 79f. Schloßau: ORL Abt. B Nr. 51 (1900). – B. Rabold, Mudau-Schloßau (MOS), Zivilsiedlung des römischen Numeruskastells in Schloßau. In: RiBW 212ff. – Dies., Neue Erkenntnisse zum mittleren Odenwaldlimes. Fünf Jahre archäologische Ausgrabungen in MudauSchloßau, Neckar-Odenwald-Kreis. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2007 (2008) 105ff. – B. Trunk, Am Odenwaldlimes. Römerspuren in Schloßau und Umgebung. Eine Reise in die Vergangenheit (Schloßau 2007). Oberscheidental: ORL Abt. B Nr. 52 (1897). – A. Dauber, Das Römerkastell Oberscheidental. (Ein Wort zur Notwendigkeit seiner Erhaltung) (1962). – B. Cämmerer, Mudau-Oberscheidental (MOS), Kohortenkastell. In: RiBW 211f. Robern: ORL Abt. A Strecke 10 (1926; 1935) 100ff. – Archäologische Nachrichten aus Baden 18, 1977, 18. – B. Rabold, Robern, Gemeinde Fahrenbach (MOS), Römisches Kleinkastell am Odenwaldlimes. In: RiBW 278. Trienz: ORL Abt. A Strecke 10 (1926; 1935) 103f. – W. Palm, Ein Limesfund im Odenwald (Kastell Trienz). Badische Fundberichte II, 1929, 117f. Neckarburken: Westkastell: ORL Abt. B Nr. 53 u. 53 (1898) 1ff. – F. Wagner, Fundstätten und Funde im Großherzogtum Baden 2 (Tübingen 1911) 383ff. – B. Rabold, Elztal-Neckarburken (MOS), Kastelle, Bäder, Kastellvicus. In: RiBW 72ff. – Bad I: Archäologische Nachrichten aus Baden 16, 1976, 20ff. – Ostkastell ORL Abt. B Nr. 53 u. 531 (1898) 27ff. – F. Reutti in: Fundschau. Fundberichte aus Baden-Württemberg 5,

1980, 142ff. – D. Baatz, Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Limesforschungen 12 (Berlin 1973) 124ff. – Bad II: E. Schallmayer, Das zweite Militärbad von Neckarburken mit neuen Inschriften. Fundberichte aus Baden-Württemberg 9, 1984, S. 435ff. Uferkastell Duttenberg: K. Schumacher, Römische Ansiedelung bei Duttenberg an der Jagst. Fundberichte aus Schwaben 4, 1896, 30ff. – ORL Abt. A Strecke 10 (1926; 1935) 120. Bad Wimpfen: ORL Abt. B Nr. 54/55 (1900) 1ff. – M. N. Filgis u. M. Pietsch, Die römische Stadt von Bad Wimpfen im Tal, Landkreis Heilbronn. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1983, 141ff. – M. N. Filgis, Von der Ausgrabung zum Modell. Rekonstruktion eines Wohngebäudes im römischen Vicus von Bad Wimpfen im Tal. In: C. Jacob, P. Knaus, Restaurieren heißt nicht wieder neu machen. Archäologische Funde und andere Beispiele aus dem Heilbronner Raum. museo 9 (Heilbronn 1994) 66ff. – Ders., Die römische Stadt von Bad Wimpfen im Tal, Kreis Heilbronn. Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen von 1983–87. In: S. Frey, Bad Wimpfen I. Osteologische Untersuchungen an Schlacht- und Siedlungsabfällen aus dem römischen Vicus von Bad Wimpfen. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 39 (Stuttgart 1991) 9ff. – M. N. Filgis, Bad Wimpfen im Tal (HN). Kohortenkastell und Vicus am Neckarlimes. In: RiBW 22ff. Kochendorf: J. Biel, Siedlungsgrabungen in Bad Friedrichshall, Landkreis Heilbronn. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1991 (1992), 60ff. – D. Planck, Römisches Kastell in Kochendorf. Stadt Bad Friedrichshall, Landkreis Heilbronn. In: Ders., O. Braasch, J. Oexle u. H. Schlichtherle, Unterirdisches Baden-Württemberg. 250000 Jahre Geschichte und Archäologie im Luftbild (Stuttgart 1994) 158f. – A. Thiel, Bad Friedrichshall-Kochendorf (HN), Kleinkastell mit Vicus und Gräberfeld. In: RiBW 20. ABBILDUNGSNACHWEIS Arctron: 79ur, 86r, 97u, 101o, 104u, 108, 109or; D. Baatz: 56u, 101u, 105; Gemeinde Fahrenbach: 131; M. N. Filgis: 48ol, 48or, 150u; E. Grönke: 60o, 81u, 98o, 98u, 103o, 106, 113o; L. Hefner: 70u; I. Huld-Zetsche: 50o; J. F. Knapp: 14; Landesamt für Denkmalpfl flege Baden-Württemberg: 16u, 27, 28, 31-1, 33l, 33r, 36, 47ol, 48u, 49-1, 49-2, 50u, 51o, 57u, 70o, 73o, 81o, 83r, 103u, 110, 113u, 115, 116, 117, 118o, 120, 121o, 122, 123, 124, 126, 128, 129o, 132, 135, 136u, 137u, 138o, 138u, 139, 142, 149, 152ol, 152or, 153, 154ol, 154or; Landesamt für Denkmalpfl flege Hessen: 56or, 79ul, 80u, 96u, 97o, 102, 104o; L. Michels: 62u; ORL: 10, 28o, 42, 43, 77, 82, 86l, 89r, 90, 91, 109ol, 112, 118ul, 118ur, 126, 129u, 130o, 140o, 143o, 146o, 147; Posselt & Zickgraf: 78; 80m, 87r; G. Preuß: 6, 17, 18, 19, 22, 26, 30, 38u, 41, 44, 46l, 47or, 47u, 49-3, 52o, 52u, 53, 56ol, 58, 59, 60u, 61o, 61u, 62o, 63, 64, 65, 66o, 66u, 67, 75, 83l, 89l, 93l, 93r, 99, 107, 110u, 111, 119, 125o, 127, 133, 134o, 134u, 136o, 137o, 140u, 141, 143u, 144, 145, 146u, 148, 150o, 151, 154u, 156, 157o, 157u; Roman Imperial Coinage (RIC): 24; A. Rieche: 92o; Römerkastell Saalburg: 23, 29; P. Santi-Bartoli: 39u; E. Schallmayer: 9, 12r, 13o, 13u, 15om, 15or, 25, 31-4, 31-5, 39o, 51u, 54, 55, 76, 80o, 88, 94, 100, 109u, 121u, 130u; J. Scheuerbrand: 15ol, 15u, 16o, 125u; B. Steidl: 31-3, 49-4, 57o, 68, 69, 71, 72, 73u, 74; B. Trunk: 31-2; Verwaltung Staatlicher Schlösser und Gärten Hessen: 12l, 92u; Verlag C. H. Beck: 34; W. Weidmann: 84; H. Wolf von Goddenthow: 35, 45, 46u; Kartengrundlagen 18, 67, 75, 83l., 89l., 99, 107, 119, 127, 133, 141, 145, 151: TeleAtlas N.V., Gent (BEL)., PTV GmbH, DDS Digital Data Services GmbH, Karlsruhe 2009, www.maps-on-demand.com