232 93 42MB
German Pages [131] Year 1977
Dondelinger
Obeliil
DER OBELISK - Addenda et corrigenda S. 9: drittletzte Kartusche: statt mn ka Hrw lies mn k3.w Hrw S. 45: Entsprechend der bislang einhelligen Auffassung in der Ägyptologie wird Nefertem in die Kosmogonien des Alten Reichs einbezogen. Nun aber hat Hermann Schlögl in AEGYPTIACA HELVETICA 5/1977: „Der Sonnengott auf der Blüte" dargetan, daß Nefertem als „Lotos an der Nase des Re" zwar bereits in den Pyramidentexten vorkommt, daß aber die Entstehung der Welt aus dem Ur-Lotos erst für die Nach-Amarna-Zeit zu belegen ist. Da die Arbeit von Schlögl gleichzeitig mit diesem Buch erschienen ist, konnte sie leider nicht berücksichtigt werden. S. 51 letzte Zeile: statt 238,38 m lies 230,38 m S. 65 Abs. 4: statt „Sohn der Iris" lies „Sohn der Isis", statt „Chemnis" lies „Chembis". S. 75 Abs. 3-4: statt „Borchard" lies „Borchardt". S. 85/86: Die dort wiedergegebenen Inschriften befinden sich nicht auf der Tafel 21, sondern auf der Tafel 20. Die Tafeln sind beim Umbruch vertauscht worden. S. 87 Abs. 3—4: Die Abb. 103 könnte auch ein Kryptogramm sein. Liest man den Obelisken als „mn" — vgl. S. 23 - so könnte man hier lesen „mn mn(w)", also: „Es dauern die Denkmäler der Hatschepsut". S. 99 Abs. 6: Die Schlacht bei Actium fand nicht im Jahre 30, sondern im Jahre 31 v. Chr. statt. Im Jahre 30 marschierte Oktavian in Alexandrien ein und damit fiel Ägypten an Rom. Tafel 6 u. 8: Die Obelisken sind vertauscht worden. Links befindet sich jeweils der Obelisk Thutmosis' I., rechts davon derjenige der Hatschepsut.
DONDELINGER • DER OBELISK
EDMUND DONDELINGER
DER OBELISK Ein Steinmal ägyptischer Weltanschauung
AKADEMISCHE DRUCK - u. VERLAGS ANSTALT, GRAZ / AUSTRIA
1977
©Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz 1977 Gesamtherstellung in der eigenen Anstalt Printed in Austria ISBN 3-201-01033-2
Inhalt Kartenskizze von Ägypten Lageplan der Pyramiden und Sonnenheiligtümer Zeittafel der 4. und 5. Dynastie Tempel des Reichsgottes Amun zu Karnak (Plan) I. Der Stein als Sitz des Numinosen II. Die Nadeln der Pharaonen III. Stier und Pfeiler als Bringer der Fruchtbarkeit IV. Der Lichtaspekt des Steins: Benben und Benu V. Das Urgewässer und der Urhügel VI. Der Obelisk: Urhügel, Jun-Pfeiler und Benben-Stein VII. Das Ringen um die Welterkenntnis VIII. Das Zeitalter der Pyramiden IX. Die Religion der Sonne X. Die Sonnenheiligtümer XI. Die Obelisken als Paar XII. Vom Steinbruch zum Tempelvorplatz XIII. Der Lateran-Obelisk Verzeichnis der Abkürzungen
7 8 9 10 . 11 21 25 28 31 34 40 48 54 60 69 79 83 101
Kartenskizze von Ägypten (nach Edwards, 1967, 2).
M E D I T E R R A N E A N
S E A
IV >^/m- 'BUBASTIS 1»ATHRIBIS X LETOPOUSo-vi „} XIII ABU ROASH AAlf MELIOPOUS GIZAA\\ TURA ABU SIR fS\ZAWIYET EL-ARYA
MAWAR.A ILLAHUNA HER.AKLEOPOLIS MA6KIA2
2AW1YET EL-MAYITIN oBEN l HASAN
BAH RIA OAS/S
EL-E5HMUNEIN •>) EL-AMARNA
BEIT KHALLAF VII! ABYDOS
KHAO.OA OAS/S
DEWDEREH NAQADA (OMBOS) KARNAK DEIR EL-BAHRl o 5THEBESO-UXOR) DEIR EL-MEDINA ARMANT QEBELEIN o EL-KULAA HlERAKONPOÜS o E DFÜ
Kairo
Pyramiden VOn Gtsd JMykermosA sp"i,
Pyr. von Saujetel-Arjä
Sonnenheiligtümer von Abu Guröb Pyramiden von . Abusir
Serapeum
Sakkära-Nord
Merenr* A Djedkan
. . . . . .Sakkära
Sakkära-Süd
Pepi II.A A Schepseskaf A Mostaba el-Fora'On Chendjer A unbekannt A Sesoslris III. Schwarze Pyr. A
Pyramiden von Dahschör
Snofru A Rote Pyramide Amenemhdt II. A Weiße Pyr. Snofru * Knickpyramide K7
. ,^ , ,, AmenemhSt Schwarze Pyr
3km
Dahschör ^T/
Lageplan der wichtigsten Pyramiden und der bis jetzt aufgefundenen Sonnenheiligtümer (nach Brunner-Traut/Hell, 1966, 435). 8
Zeittafel der 4.-5. Dynastie Die Zeitbestimmung folgt, wie auch sonst, der von Beckerath zusammengestellten Tabelle. Bei den Königen der 5. Dynastie werden auch die Sonnenheiligtümer aufgeführt. 4. Dynastie (etwa 2570-2450) Snofru snfr.w
etwa 2570-2545 „Verwirkliche- der Guten" etwa 2545-2520 „ER schützt mich"
Djedefre (Radjedef) dd.f-Rc
etwa 2520-2510 „ER dauert als Re"
Chephren hc.f-Rc
etwa 2510-2485 „ER erscheint als Re"
0
U U 1 Myke«nos "~ " mn-k3w-Rc Schepseskaf Ipss-k3.f
etwa
2485-2457 „Es bleiben die Ka's des Re" bzw. „Bleibend an Ka's ist Re"
etwa 2457—2450 „Erlaucht ist SEIN Ka" bzw. „Ehrwürdig ist sein Ka"
5. Dynastie (etwa 2450-2290) Weserkaf (Userkaf) u>sr-k3.f
etwa 2450-2442 „Mächtig ist SEIN Ka" Sonnenheiligtum: Nhn-Rc o Determinative „ ,Hoher Sand' bzw. , Urhügel' des Re"
T
.
l
nB
& & £J fl j[ |
etwa 2442—2430 „Beschenkt von Re" bzw. „Der dem Re nahe ist" Sonnenheiligtum: Sh- t-R° O p° JJJ Determinativ & „Feld des Re" Neferirkare nfr-jr-k3-Rc
etwa 2430—2410 „Gut ist das Tun des Ka des Re" bzw. „Gut geht es dem, dessen Ka Re erschaffen hat" Sonnenheiligtum: S.t-jb-Rc Ojj Determinativ 11 ,,Herzenssitz (Freude) des Re"
Neferefre nfr.f-Rc
etwa 2410-2390 „Seine Vollkommenheit ist Re" Sonnenheiligtum: Htp-R° (?) O -"j Determinativ & ,,Friede des Re"
Niwoserre (Niuserre) nj-u>s'r-Rc
etwa 2390—2360 „Zugehörig zu Re ist die Stärke" bzw. „Die Macht gehört Re" Sonnenheiligtum: Ssp-jb-Rc O3S Determinativ U ,,Ergreifen des Herzens (=Freude) des Re" *
Menkauhor mn-k3-hrw
etwa 2360-2350 „Es bleiben die Ka's des Horus" Sonnenheiligtum: 3ht-Rc Q^C,. • «• Determinative 11 A „Lichtland des Re" -^~*
Djedkare dd-k3-Rc
etwa 2350-2310 „Dauerhaft ist der Ka des Re" bzw. „Es dauert der Ka des Re"
Unas Wnjs
etwa 2310-2290
Die in Druckschrift bezeichneten Sonnenheiligtümer sind gefunden worden (Userkaf und Niuserre); in Kursivschrift sind diejenigen bezeichnet, die man noch nicht gefunden hat, deren Existenz sich aber aus Priestertiteln ergibt, die dort den Kult versehen haben (Sahure, Neferirkare — das bedeutendste — Neferefre und Menkauhor).
Einzelobelisk Thutmosis' III: (Heute auf dem Lateransplatz in Rom)
f
,
-Obeliskenpaar der Hatschepsut (Von ihnen ist noch ein Pyramidion an Ort und Stelle, das andere ist in Kairo)
Obeliskenpaar der Hatschepsut (eingemauert von Thutmosis III.) Obeliskenpaar Thutmosis' J. Obeliskenpaar Thutmosis' III. (in Fragmenten über den Tempelbezirk verstreut)
Obeliskenpaar Thutmosis' III. (Vom östlichen steht nur der Sockel, der westliche wurde nach Istanbul verbracht) -refoSoir
J) r o w o s
m
Gedächtnis und zur Verlebendigung Verstorbener und zur Erinnerung an Lebende. „Hierher gehören alle sogenannten Königssäulen in den alt-tibetanischen Tempelanlagen oder bei den Königsgräbern. Sie waren für die Erhaltung und Aktivierung der im König gegenwärtigen, segensreichen Potenzen, sowie der in ihm verkörperten Ordnung bestimmt (ähnlich Josua 24, v. 26), vergleichbar der vedischen Vorstellung vom Herrscher als Weltachse, die den Segensstrom zwischen Himmel und Erde vermittelt" — Hummel 32. Der tibetanische Menhir ist der rDo-ring. Wo er sich im Zentrum eines Steinkreises befindet, da soll er „den vertikalen Segensstrom gewährleisten, während die horizontal gelegten Steine einer Ortung jener Funktionen entsprechen können, die im sogenannten Mittelreich als Lebensraum des Menschen am Werke sind" — Hummel aaO. „Nabel der Welt" war auch der omphalos der Griechen, ein Meteorit, der dem Zeus in seiner Eigenschaft als Donnergott zugeordnet war. Als Totenstein schützte er zudem das Grab, den Ort also, an dem das Diesseits ins Jenseits übergeht. Hier berühren sich die Seinsebenen von Oberwelt und Unterwelt und somit war der omphalos die „Weltmitte". Als „Hüter des Grabes" übte er zudem eine Schutzfunktion aus, legte also nicht nur Zeugnis ab für die Heiligkeit des Ortes, sondern wehrte auch Unheil von ihm ab. Bemerkenswert ist, daß dieser bislang den Griechen zugeschriebene Kultstein bereits in Lepenski Vir nachzuweisen ist, also bis ins 6. vorchristliche Jahrtausend hinaufreicht. „Der Geröllstein ist in allen vier Wohnhorizonten von Vlasac ausschließlich Fetisch, magischer Stein; der Geröllstein in den Heiligtümern von Lepenski Vir aber ist Allerheiligstes, Omphalos, Nabel der Welt" — Srejovic 208. Bei der Gründung ihrer Städte hoben die Etrusker eine kreisrunde Grube aus, die die geometrische Mitte der Stadt bildete und durch einen runden Stein verschlossen wurde. Um diesen Stein als Zentrum wurden die Grenzen der künftigen Stadt mittels einer rituellen Pflügung als Kreislinie gezogen. Der runde Stein wurde „mundus" genannt; er war nichts anders als der omphalos — vgl. Röscher - 87 f. Der etruskische „mundus" war Mitte der Stadt und damit der Welt, war baitylos, Bätyl, heiliger Stein. Auch er stellte die Verbindung von der Oberwelt zur Unterwelt dar. Auf Urnen, die im Totenkult verwendet wurden, erscheinen solche Bätyle in Pyramidenform. „Da sich die Monumente ausschließlich im funeraren Bereich finden (soweit sie dem etruskischen Material angehören), wird man nicht fehlgehen, in diesen Bätylen die Sitze (oder Symbole) von Totengöttern zu sehen . . . Es sind demnach im etruskischen Totenkult Reste des Bätylismus, eines gehobenen' Fetischismus festzustellen, welcher der Phase der anthropomorphen Götter vorausgeht" — Pfiffig 375. Nabelsteine — Omphaloi — die die Mitte der Welt bezeichneten, finden sich desgleichen im irisch-keltischen Raum. In Ägypten ist der Reichsgott Amun in später Zeit mit dem griechischen Zeus verbunden worden; der Hauptkultort dieser Götterverbindung war das Ammonium in der Oase Siva. Kultgegenstand war ein omphalos, ein Meteo-
14
Abb. 7: (Zeichn. Röscher, 98). Mittelalterlicher typischer Orbis terrarum mit dem Zentrum Jerusalem nach Röscher 98. Jerusalem war der „Nabel der Erde". So spricht der Herr Jahwe: „Dies ist Jerusalem, die ich mitten unter die Völker gestellt habe, und rings um sie her die Länder" — Ezechiel 5, 5. Bei demselben Propheten werden die Kinder Israel bezeichnet als das Volk, „das auf dem Nabel der Erde wohnt" — Ezech. 38, 12.
Abb. 8: (Nach Röscher, 96). Irischer Omphalos: Pierre de Turoe.
Abb. 9: (Nach Röscher, 96). Keltischer „Omphalos" von Mullaghmast.
^bb. 10: (Nacfc Gn//itfi m J£4 ffi, 1916, 255). Der Omphalos von Napata (Gebel Barkai) am 4. Katarakt in Nubien. Der Meteorit ist eine Erscheinungsform des Amun. Während in Kamak der ursprüngliche Meteorit im Allerheiligsten des Amunstempels stand, wurden in den Sekundärheiligtümern (Siwa, Napata) kunstvoll aus grünen Halbedelsteinen gearbeitete Omphaloi verehrt.
Abb. 12: (Nach Pfiffig, 374, Etruskische Urne). Drei glatte Pyramiden auf einem runden Altar.
Abb. 13: (Nach Pfiffig, 374, Etruskische Urne). „Ein viereckiger Altar, . .. auf dem zwei dreiseitige Pyramiden stehen. Ihre Kanten sind geperlt, ihre Spitze bedeckt je ein Hut in Form einer niedrigen vierseitigen, kannellierten Pyramide mit Knauf an der Spitze".
Abb. 11: (Nach Pfiffig, 373, Etruskische Urne). „Hinter einem altarförmigen Block (taucht) ein weiblicher Todesdämon mit Augenflügeln, Schwert und Fackel auf. Im Vordergrund schwimmen zwei antithetische Delphine zur Mitte, einem auf vier Kugeln ruhenden, anscheinend kannellierten Spitzkegel Hier hat man den Eindruck, daß . . . der Kegel die Insel der Seligen darstellt, die durch den Todesdämon dahinter als Totenreich angedeutet wird".
rit, der Amun, dem Gott des Himmels und der Luft, auch den Aspekt eines Donnergottes verlieh. Die Gleichsetzung erfolgte umso zwangloser, als Amun dem Min von Koptos, ebenfalls einem Donnergott, wesentliche Züge entnommen hat. Der Name des Min wurde mit zwei Belemniten, zwei „DonnerSteinen" geschrieben - Abb. 42, S. 28. Die apotropäische Funktion, die in Griechenland der omphalos ausübte, hatten in Ägypten die „Schlangensteine", die paarweise vor den beiden Reichsheiligtümern standen. Hier vereinigten sich die unheilabwehrenden Funktionen von Schlange und Stein. In später Zeit hat man solche Steine geradezu „Türhüter" genannt — Bonnet 684. In den gleichen Zusammenhang gehören die paarweise vor königlichen Totentempeln aufgestellten Stelen. Kleine Obelisken schützten die Gräber hoher Beamter; im Neuen Reich findet sich auch nur die Obeliskenspitze, das Pyramidion, an privaten Gräbern. Eine Schutzfunktion übten ebenfalls die griechischen Hermen aus. Die ithyphallische Säule mit dem Menschenkopf, dem hermes, ist allerdings eine späte Darstellungsform. Ursprünglich wurden die Hermen als unbehauene Steine — argöi lithoi — verehrt und standen „in der Einsamkeit der Wege, in der schreckensvollen Nacht, zum Schutz der Wanderer, der Häuser, der Felder" - Eliade 270. Die heiligen Steine können nicht nur Schutz gewähren, sondern auch Fruchtbarkeit bewirken. Noch um die Jahrhundertwende ließen sich in Frankreich junge Frauen an einem geweihten Stein heruntergleiten, umarmten ihn oder rieben sich an ihm, setzten sich auf ihn oder schliefen an ihm, um schwanger zu werden. „Der Chevalier von Fremeinville berichtet in seinen Bretonischen Altertümern (1827—37), daß sich die Neuvermählten zu 15
Abb. 14: (Nach Rühlmann, 8). Das Obeliskengrab von Petra (Südpalästina), „Es weist eine Fassade aus vier flachen Pilastem auf, die von einem Kranzgesimse gekrönt sind, und enthält eine mit einem dorischen Fries verzierte Tür. Über den Pilastem erheben sich vier hohe Obelisken, zwischen denen der Fels tief ausgehauen ist, um einen starken dreidimensionalen Eindruck zu erzielen. In der Mitte zwischen den Obelisken befindet sich eine Nische, die gleich verziert ist, wie die darunter liegende Tür" — Negev in Antike Welt, 12. Auch einzelne Kultobelisken hat man in Petra gefunden. Der größte, der 6,5 m hoch ist, wird von den Arabern „der gütige Phallos" genannt; ein weiterer trägt den Namen „Phallos des Pharao". „Die Roüe, welche diese Obelisken im Ritual spielten, ist unklar" — Negev a.a.O. 31.
Abb. IS: (Aus ALMOGAREN IV/1973, 17). Reste „megalithischer" Sepulkralbauten im Süden der Spanischen Sahara, Provinz Rio de Oro.
Abb. 17: (Nach Keel, Abb. 246). Bronzemünze aus Byblos unter Kaiser Makrinus (217—218). Die Inschrift lautet „Hieras Bybloy = Heiliges Byblos". Die Münze stellt eine Massebe im Vorhof des Tempels von Byblos dar. Sie steht auf oder hinter einem Altar mitHömem, der von einem Metallrost überzogen ist.
Abb. 16: (Nach einer Zeichnung von Gabriele Kothe). Der Obeliskentempel von Byblos aus der Amoriterzeit etwa 2000—1725. Der Tempel war dem Kriegsgott Reschef geweiht. Die vor ihm aufgestellten, ägyptisch beeinflußten Obelisken sind die biblischen Masseboth, gegen die die alttestamentarischen Propheten zürnten. Der ägyptische Einfluß ist ersichtlich aus der Form der Obelisken und auch aus ihren ziemlich schlecht geschriebenen Hieroglyphen. „Der Text erweckt den Eindruck, als sei er von jemand geschrieben worden, der zwar die ägyptische Hieroglyphenschrift beherrschte, sich aber in dieser Fremdsprache nicht fehlerfrei ausdrücken konnte" — Martin, 96. Abb. 18: (Nach Keel, Abb. 247). Bronzemünze aus Tyros aus dem 3.—4. Jh. n. Chr. Sie zeigt 2 Masseben, von denen die Inschrift sagt, daß sie „ambrosie paitre", also „mit Honig gesalbt" sind. Unter der Inschrift ist eine Quelle angedeutet, rechts von den Masseben steht ein Baum (Weltenbaum?), links ein Weihrauchständer. Die Masseben sind gleichzeitig Tempel, Götterbild und Altar. Die Münze zeigt ein Heiligtum mit allem, was dazu gehört. Abb. 19: (Nach Perrot-Chipiez I, 236). Pyramidion als Votivstein aus einem ägyptischen Grab des Neuen Reichs. Die Verstorbenen knien hier anbetend vor der Mittagssonne (Re) im Süden. Rechts, also östlich, stehen Gebete an die aufgehende Sonne (Chepre), links also westlich, Gebete an die untergehende Sonne (Atum). — VgL Abb. 48, S. 34.
Abb. 20: (Nach Budge, Fetish, 61). Die beiden Geburtsziegel.
Abb. 21: (Nach Pfiffig, 198). Etruskische Cippe mit phallischem Bezug. Zwischen Basis und dem Aufsatz in Form einer Eichel befindet sich ein (Präputial-)Wulst.
Abb. 22: (Nach Pfiffig, 199). Etruskische Cippe alsPhallus in realistischer Darstellung gestaltet.
Abb. 23: (Nach Pfiffig, 199). Etruskische Cippe in Form eines stilisierten Phallus.
dem 12m hohen Menhir von Kerloas oder Kervetaous . . . bei Anbruch der Dunkelheit begaben, um den Stein an bestimmten Stellen mit dem Leib zu berühren. Diese Zeremonie soll dem Mann die Gewißheit geben, daß er in der künftigen Familie reichen Kindersegen zu erwarten hat, der Frau, daß sie den Mann während ihres ganzen Lebens ,am Zügel halten' kann" — Hülle 46. Beispiele solcher „pierres de mariage" könnten beliebig vermehrt werden. Erwähnt sei nur der Brauch, nach dem sich unfruchtbare Frauen durch ein Steinloch zwängten, um Kindersegen zu erhalten, und die „Steintaufe", die darin bestand, daß das neugeborene Kind durch ein Loch im Stein durchgereicht wurde. In seinem dreibändigen „Corpus" gibt P. Saintyves eine Fülle von Beispielen der „petra genetrix", des Steins also, dessen Berührung eine glückliche Niederkunft gewährleistet. Die ägyptische Entsprechung ist der sogenannte Gebärziegel, die „Mes'chenet" (ms'hn. t Oll n ) der „Ort, wo man sich niederläßt." Die Bezeichnung kann sich auf die Nekropole beziehen, am häufigsten aber ist der Bezug auf die Geburt (WB II, 148). Im ägyptischen Denken sind hier Geburt und Tod, die beiden Pole des menschlichen Lebens, im Stein beschlossen. Die Mes'chenet ist der „Sitz, den man der Kreißenden errichtete. Er bestand aus Ziegeln, deren schon zwei als Auflager für die Füße der Gebärenden genügten" — Bonnet 458. Thot, der Gott, der das Recht setzt und dem Pharao die Lebenszeit bestimmt, vermerkt auf dem Geburtsstein die Lebensdauer des Neugeborenen. Direkt phallische Bezüge lassen sich auch zum ägyptischen Obelisken nachweisen. Es sei nur an die gelegentlich anzutreffende Sitte erinnert, den Penis der männlichen Leiche zu amputieren und ihn neben dem Leichnam in einem kleinen vergoldeten Obelisken aus Holz beizusetzen — Wiedemann 355. Diese Sitte wiederholt das Schicksal des Osiris, dessen Leiche sein Bruder und Gegenspieler Seth zerstückelt und die einzelnen Teile in ganz Ägypten verstreut hatte. Isis, die Schwestergattin des Osiris, suchte die Teile zusammen und bestattete sie. Dazu berichtet Plutarch: „Von allen Gliedern des Osiris habe Isis nur das Schamglied nicht finden können . . . doch Isis habe anstelle des Schamgliedes eine Nachbildung hergestellt und den Phallos geweiht, dem die Ägypter auch jetzt noch eine Festfeier begehen" — Plutarch 9. Obeliskenform hatte auch der Reliquienschrein in Edfu, in dem das Bein des Osiris aufbewahrt wurde. Aus dem Bein des Osiris ist der fruchtbarkeitbringende Nil entsprungen. Die „aufgerichteten" Steine, die Masseben, waren Phallussymbole; ihr Gegenstück waren die weiblichen Aschera, Steinmale der weiblichen Fruchtbarkeit und der Mutterschaft. Auch der Menhir wird manchmal als PhallusSteinmal angesehen, „obwohl es dann unverständlich ist, wenn ein solcher Stein noch die Andeutung des männlichen Sexus durch Skulptierung oder Gravierung erhält. Völlig unmöglich ist es, wenn der Phallus die Andeutung des weiblichen Geschlechtes zeigt" - Wölfel 208. Mit Recht weist Biedermann — 26 — darauf hin, daß nach einer Deutung gesucht werden muß, die der „Überwelt-Bezogenheit" des Megalithikers entspricht.
17
Abb. 26: (Nach Naville, Festival Hall, Taf. IV bis). Schlangenstein (vgl S. 15).
Abb. 24: (Nach Maspero I, 361). Die beiden Stelen im Opferhof der Pyramide von Medum (unter Snofru um 2570—2545, 4. Dyn.). Die Stelen sind nicht beschriftet, was wohl daher rührt, daß die Pyramide vor ihrer Fertigstellung einstürzte und die Anlage nicht benutzt wurde; vgl S. 49. — Diese Stelen sollen das Grab (Pyramide) schützen.
Abb. 27: (Nach Jequier, 28). Kleine Obelisken aus dem Grab desChu-Ba'u (Hw-b3.w ^fe°^ ) 6. Dyn. Sie standen entweder einzeln hinter der Opfertafel (Denkmal) oder paarweise vor dem Eingang (Schutzfunktion).
Abb. 25: (Nach Badawy, 391). Schnitt durch den Oberbau eines Grabes in Deir elMedina.
Abb. 28: (Nach Badawy, 378). Rekonstruktion des Grabes des Neferhotep in Theben-West.
Abb. 29: (Nach Lepsius, Kap. 110, 41). Der Phoenix auf dem Pyramidion.
Abb. 30: (Nach Barguet, 144). Der Phoenix auf dem Pyramidion.
Abb. 31: (Nach Leroi-Gourhan, Taf. 74). Der Vogel auf dem Pfahl im Schacht des toten Mannes in der Höhle von Lascaux.
Eindeutig phallische Bezüge weisen die in Etrurien gefundenen Cippen und Stelen auf. „Über dem Grab oder in seiner Nähe wurde häufig ein steinerner Cippus oder eine Stele aufgerichtet. Diese Steinmale sind als Menhire aufzufassen, gehören also in den Kreis megalithischer Monumente. Der Cippus hat im allgemeinen die Form eines Pfahles, eines Zylinders oder aufrecht stehenden Quaders; flache, breitere und höhere Cippen bezeichnet man als Stelen" - Pfiffig 195 - Abb. 21-23. In der Bretagne, im äußersten Nordwesten Festland-Europas, ist ein sehr altes Zentrum oder Subzentrum megalithischer Spiritualität zu vermuten. Im Anschluß an Schuchardt und Wölfel interpretiert Biedermann das Ensemble von Großstein-Grabbau und Steinpfeiler, das jenem von Dolmen/Masseba bzw. Steloid typologisch voll entspricht, aufgrund von religionsethnolo gischem Vergleichsmaterial folgendermaßen: „Die im irdischen Leben Stehenden begnügten sich mit einfachen dörflichen Siedlungen. Die Toten aber, zu höheren Regionen emporgestiegen, sollten den alten Wohnstätten nicht ganz entrückt werden, sondern weiterhin im Meer-Land verweilen. Mächtige Steinkammern aus tonnenschweren, nur roh gespaltenen und geglätteten Blöcken wurden errichtet . . . und von Erdhügeln bedeckt. Hier wohnten die namenlosen Heroen des Landes, die großen Seher und Häuptlinge. . . Oft gab es Öffnungen in den Türsteinplatten, um die nebelartigen Hauchseelen aus ihren kühlen Behausungen emporschweben zu lassen — hinauf auf die Spitzen der von den späteren keltischen Siedlern ,Menhire' (Langsteine) genannten Steinsäulen, von wo aus sie das Land . . . überblicken konnten" - Biedermann 1975, 41. Die bretonischen Archäologen nennen die Steinpfeiler, die neben den Grabtumuli stehen, wegen ihres offensichtlichen Zusammenhangs mit den „künstlichen Höhlen in den künstlichen Bergen" gern „menhirs indicateurs" (Anzeiger-Menhire). Im Hinblick darauf, daß die Steinsäulen als Hochsitze der Totenseelen gedeutet werden können, teilt Biedermann an anderer Stelle (1963) eine zweifellos beachtenswerte, naheliegende Beobachtung mit. Er weist darauf hin, daß noch heute Dohlen, Saatkrähen und andere Vögel häufig auf den Spitzen der Menhire sitzen — wohl um Kleingetier zu sichten, und er erwähnt, daß angesichts der archaischen SeelenvogelvorStellungen diese einfache Realität — mit den Augen des von seiner Geisteswelt erfüllten Menschen der Jungsteinzeit gesehen — eine ganz besondere Sinngebung finden mußte. Halten wir also fest: Das megalithische Denken stellt sich die Seele gern in Gestalt eines Vogels vor, der sich auf dem Stein niederläßt. Im ägyptischen Totenbuch findet sich die Darstellung des Phoenix auf einem spitzen Stein. Der Phoenix ist nach ägyptischer Auffassung allerdings nicht die Seele des Menschen. Er ist der Vogel des Lichts, in dem sich der Sonnengott manifestiert. Er ist mit der ersten Morgenröte aus dem Urwasser entstanden; sein Erscheinen deutet an, daß die Welt durch die aufgehende Sonne „beseelt" wird. Der spitze Stein, die Obeliskenspitze, partizipiert in der ägyptischen Anschauungsweise am Lichtaspekt des Vogels, ist also, mutatis mutandis, ein „Seelensitz".
19
Dem aufgerichteten Stein entspricht der hölzerne Pfahl. Die „megalithischen" Holzpfeiler sind „Ersatzmaterial" für den Stein. Wölfel 213, 214 deutet den Vogel auf dem Pfahl als Seelenvogel, den Pfahl als Seelensitz und sagt weiter: „Der Pfahl als Seelensitz und als Kenotaph für den in der Fremde Verstorbenen ist deutlich zu erkennen in den Pfählen mit einer Taube oben, die außerhalb der Stadt Ucinum von den Langobarden errichtet wurden. Der Vogel schaute nach der Richtung, wo in der Fremde das Grab lag." Der kultisch verehrte, kunstvoll gestaltete oder unbehauene Monolith kann also sein: Mahnmal, heiliger Ort, Schützer, Fruchtbarkeitsbringer, Kenotaph oder Seelensitz. So ist der Obelisk „Wohnung oder ,Thron' der Gottheit, ist Grabstein (die kleinen Grabobelisken aus dem Ende der Pyramidenzeit) und Denkstein (Erwähnung des ,Dreißigjahrfestes') und wohl noch manches andere. Eine ,Ur'bedeutung werden wir gewiß selbst in Ägypten mit seiner mehrtausendjährigen Überlieferung nie mehr ermitteln können" - Schäfer in OLZ XXXII/10, 1929, Sp. 725. Stets aber haftet diesen Monolithen etwas den Menschen Ergreifendes, Numinoses an. Der heilige Schauer, der den Menschen dazu trieb, gewaltige Steinsetzungen vorzunehmen, oder von dem er sich bei ihrem Anblick ergriffen fühlte, ist wesentliche Voraussetzung zum Verständnis der ägyptischen Obelisken.
Abb. 32: (Nach Naville I, 2). Mit Totengebeten beschriebene Obeliskenspitzen wurden im Neuen Reich (ab 1550) dem Toten mit ins Grab gegeben. Auch der pyramidenförmige Aufsatz der Gräber des Neuen Reichs und der Spätzeit, die sogenannte ,,Grabpyramide", war eine Obeliskenspitze mit deutlich solarem Bezug (vgl. Abb. 19, S. 16).
20
II. Die Nadeln der Pharaonen Vor diesem archetypischen Hintergrund müssen diese Steinmale gesehen werden, und an solchem Einfühlungsvermögen fehlt es, ganz abgesehen von der Grammatik, wenn man meint, den Griechen wäre „jeder Respekt" vor diesen Leistungen abgegangen und die Steinpfeiler vor den Tempeln wären von ihnen als „obeliskoi d. h. Bratspießchen" ironisiert worden — Erman, Rel. 358. Das „Bratspießchen" ist im deutschsprachigen Raum seitdem nicht mehr auszurotten: es findet sich neuerdings in der „Brockhaus Enzyklopädie", 1971. Dabei hat bereits Lang — 844 — daraufhingewiesen, daß obeliskos zwar Bratspießchen bedeuten kann, es aber keineswegs muß und es im vorliegenden Fall einfach nicht darf. Zwar bedeutet obelos im Griechischen „Spieß, Spitzsäule, Obelisk, Bratspieß". Die Suffixform —isko— aber entspricht dem deutschen „isch", das vor allem die Abstammung bezeichnet und auf Ähnlichkeit oder Zugehörigkeit hinweist, wie etwa „himmlisch". Der Obelisk ist demnach ein Gebilde, das Ähnlichkeit mit dem Bratspieß aufweist. „Es wäre absurd, obeliskos als Verkleinerungswort zu betrachten; dagegen ist es sinnvoll und nach den angeführten Beispielen berechtigt, es als Ähnlichkeits- oder Vergleichswort zu werten. — Hätten die Griechen tatsächlich belustigenderweise ,Bratspießchen' gemeint, so hätten sie ein verdoppelndes Diminutiv obeliskidion oder obeliskion gebildet" — Lang 846. So heißt es denn auch korrekterweise im Larousse Universal, Paris 1969, S. 318: „pierre . . . qui se termine en pointe a lafacon d'une brache." Nun werden die Obelisken auch manchmal mit Nadeln verglichen. Diese Bezeichnung könnte sich von dem griechischen belon, d. h. „Nadel" ableiten lassen. Auch dies wäre nicht ironisierend gemeint; wie Lang hervorhebt, kann auch eine hohe Bergspitze vergleichend ähnlichkeitshalber als „Nadel" bezeichnet werden. In der Kalifenzeit hießen die Obelisken denn auch „Nadeln des Pharao". Die frühen arabischen Schriftsteller nennen die Obelisken cajn aschschems, „Quellen der Sonne". cAbd-al -Latif, der im 12. Jahrhundert schrieb, bezeichnet sie als misallät Fir°aun, d. h. „große Nadeln des Pharao". Tatsächlich hat im Arabischen das Wort misalla '^L^~- [klass. misallatun, Pausa-Form misallah, hocharabisch misalla, im Status construktus misallät] Plural masäll Ju--" [klassisch masällu] die Bedeutung „große Nadel, Packnadel, Sacknadel; Obelisk". Im Arabisch-Persischen gibt es nach Steingass misallät, Plural masäll „Packnadel". Herr Professor Benzing weist mich freundlicherweise darauf hin, daß das Wort misalla im Arabischen anscheinend ohne verwandte Wörter ist, obwohl es aussieht wie ein Nomen instrumenti. In den arabischen Wörterbüchern wird misalla bei dem Zeitwort
21
salla/Yasallu/sall „sacht herausziehen" aufgeführt. Mit diesem Zeitwort aber hat misalla offensichtlich nichts zu tun. Im Gegensatz hierzu bezieht sich Lang — 846 — auf Richardson: Dictionary Persian, Arabic, English, London 1806, I. p. 761 f. und schreibt: „Arabisch masal oder misal bedeutet ,the being like, equal, resembling'. In substantivischer Übertragung ,fable, parable, example, comparison'. Dazu misal ,similitude. Like resembling, an example, model; a form, figure, mode, manner, fable, Standing erect'." Dies kann nicht stimmen. Die Wörter, die die Ähnlichkeit ausdrücken, sind: a) matala l yamtulu II mutül „ähneln, gleichen" [mit matal „Ähnlichkeit, Bild, Gleichnis, Sprichwort", mitäl „Gleiches, Vorbild, Beispiel" u. a.] b) matula l yamtulu II mutül „stehen, erscheinen (bayna yadayhi — vor jemand in Audienz)." Diese Wörter aber haben mit misalla, das sich von salla herleitet, nichts zu tun. In salla haben wir die Radikale SLL, in matalalmatula die Radikale MTL. Infolgedessen kann man keineswegs mit Lang sagen, „der triliterale Konsonantenkomplex" misalla — salla — SLL drücke „die Ähnlichkeit, den Vergleich und das in Ähnlichkeit und durch Vergleich hergestellte Objekt, den Obelisken als aufrecht stehenden (standing erect), den steinernen Sonnenstrahl" aus. Der triliterale Konsonantenkomplex MTL, der tatsächlich Ähnlichkeit und Vergleich ausdrückt, hat mit misalla, dem Obelisken, nichts gemein. Das ägyptische Wort für Obelisk ist „Techen" (thn ™ÜJ. Es wird abgeleitet vom Zeitwort thnj Sf *&. mit der Bedeutung „das Auge, den Augapfel verletzen, den Himmel verwunden" (WB V, 327). Der Obelisk wäre demnach, ähnlich wie unsere Hochhäuser, als eine Art Wolkenkratzer empfunden worden. Diese Auffassung wird belegt in einer von Spiegelberg publizierten Inschrift, die eine Beschreibung der flaggengeschmückten Tempelpylone zum Gegenstand hat: „Ihre Mastbäume aus Zedernholz vereinigen sich mit dem Himmel (und sind) mit dem Kupfer des Auslandes überzogen. Die beiden Schwestern Isis und Nephthys wachen über den Herrscher der Beiden Länder. Zwei große Obelisken stehen fest draußen vor ihnen und schneiden die Wolken des Himmels" - ZÄS 45 (1908), 34-35. Hier kommt also derselbe Gedanke zum Ausdruck wie in den „Nadeln des Pharao". Martin sieht den Wortstamm für thn in dem Zeitwort hnj = niederschweben, dem ein „t" als Präfix vorgeschaltet worden sei, um die Kontinuität des Vorgangs auszudrücken. In dieser Ausdeutung ist somit der Obelisk „die sinnbildhafte, sprachliche Darstellung des ,Gnadenstromes' vom Himmel zur Erde" — Martin 39, während er „mit seinem Nachobenweisen bis in den Himmel, bis zur Sonne . . . und seinem Wiederzurückströmen von dort auf
22
die Erde . . . die Wechselwirkung Erde— Himmel (versinnbildlichte), die zum Gedeihen des Landes erforderlich und für die der König zuständig war. Es ist geradezu ein abstraktes Bild für den König und seine Rolle" — Martin 24. Im Neuen Reich (etwa 1554—1080) wird der Obelisk auch Menü genannt. Genauer gesagt: im Zeitwort mn üf „bleiben" und im Dingwort mnw ^ „Denkmal" wird die herkömmliche Hieroglyphe r±i mn durch den Obelisken jj ersetzt, der also den gleichen Lautwert hat— WB II, 71. Auch hier erfolgte die Bezeichnung aus der Natur der Sache: der urtümliche Stein ist „bleibend" und aus Stein werden die „bleibenden" Denkmäler errichtet. Der Stein ist Symbol der Ewigkeit. Mit dem stehenden Mann determiniert, bedeutet die Hieroglyphe für Obelisk auch eine Statue oder ein Götterbild — WB II, 71. Statt der üblichen Schreibung mit = werden jetzt auch Königsnamen mit H für die Konsonantengruppe mn geschrieben. Also für Thutmosis III (1490-1436) Sethos I (1303-1290)
mn-J}pr-Rc C°— 8] auch C°T»1 (Gauthier. II 266) c c mn-m3 t-R Q^T] auch | j j itj. | ° j itJQT] (Gauthier. III 19)
Der Konsonantengleichklang von mn undjmn hat auch dazu geführt, daß der Name des Reichsgottes Amun von Theben in später Zeit mit dem Obelisken geschrieben wurde. Beispiele gibt Fahkry 211—212 mit den Namen Si-Amun P l ü ü . ^ . P l , Wen-Amun £|— ,!_!,, _LJ— (um 360-342). Dabei bedeutet jmn „verbergen, verborgen sein" — WB I, 83. Amun ist, wie Jahwe, der Unerforschliche, der Seinen Namen verbirgt. Tatsächlich ist das Wort jmnj.t mit der Idee des Dauernden, des Beständigen, verbunden (WB I, 83), so daß sich die Verbindung zum „dauerhaften" Obelisken herstellen ließ, ohne den Dingen Gewalt anzutun. Immerhin ist die Darstellung des Amun durch den Obelisken eine sehr späte und dürfte allenfalls in ramessidischer Zeit, also im 13. bis 12. vorchristlichen Jahrhundert, mit einiger Sicherheit zu belegen sein, kaum aber vorher. In der Pyramidenzeit wird der Obelisk auch mit dem Stierkopf determiniert. So heißt es in den Pyramidentexten, Pyr. § 1178 a:
(Ppj) pw
jrjj
thn.wj
nwjj
Rc
jrwjj
13
„(Pepi) ist einer, der gehört zu den beiden Obelisken des Re, die auf Erden sind." Dazu Sethe: „tfan ist mit dem Bild des stoßenden Stieres geschrieben (vgl. 1266 c), weil die .Obelisken' vom , Stoßen' in den Himmel benannt waren tÄ w-J 'S F=J ; daher auch die griechische Bezeichnung obeliskos" —Pyr. Übers. V, 72. Sethe deutet also das griechische obeliskos nicht als verniedlichendes lächerliches „Bratspießchen", sondern als einen mächtigen, steinernen Speer, der gleich einem Stier in den Himmel hineinstößt.
23
Aus diesem Text ergibt sich ferner, daß es bereits in der Pyramidenzeit, hier unter Pepil. (etwa 2268—2228), paarweise aufgestellte Obelisken gab. Die mit dem Stierkopf — pars pro toto — determinierten Obelisken werden dem Re zugeschrieben, sind also auf Erden die Stätten, auf oder in denen sich der Sonnengott niederläßt. Der Obelisk wurde daher nicht zu Unrecht von den Arabern „Quell der Sonne" genannt. Der in Heliopolis verehrte Mnevis-Stier wurde ebenfalls mit dem Sonnengott in Verbindung gesetzt; er war eine seiner Erscheinungsformen auf Erden. Dies macht verständlich, daß Echnaton (etwa 1365—1347), der den solaren Monotheismus verkündete und alle sonstigen Götter verfolgte, für den Mnevis-Stier eine Ausnahme machte und ihm sogar eine Grabanlage in Amarna errichten ließ. Die solare Ausdeutung des heliopolitanischen Stieres ist aber sekundär und theologisch konstruiert. Der Stier wurde ursprünglich seiner physischen Stärke und seiner Zeugungskraft wegen verehrt. Diesen Bedeutungsgehalt haben die Bezeichnungen „Starker Stier" und „Stier seiner Mutter", mit denen der König geehrt wurde. So ist denn auch der im Pyramidennicht als „Herrtext § 716 e erwähnte „Stier von Heliopolis" scher von Heliopolis" zu verstehen, also nicht mit Atum oder Re gleichzusetzen. Er ist schlicht und einfach der Stier, der die Kühe begattet — vgl. Pyr. Übers. III, 323.
III. Stier und Pfeiler als Bringer der Fruchtbarkeit
Abb. 33: Der Jun-Pfeiler im Alten Reich.
Abb. 34: Der Jun-Pfeiler in griechischer Zeit.
Abb. 35: Der Jun-Pfeikr mit dem Stierkopf.
Immerhin ist die Determinierung des Obelisken mit dem Stierkopf in Pyr. § 1178 a höchst merkwürdig und dürfte einen weitaus umfassenderen Bedeutungsinhalt gehabt haben als das bloße „Stoßen" oder „den Himmel verletzen". Der Stier stand seit jeher in Ägypten für Fruchtbarkeit; der Mnevis-Stier von Heliopolis war „durch seine besonders großen Hoden ausgezeichnet" — Bonnet 469. Vom Fruchtbarkeitsaspekt des Steins außerhalb von Ägypten war schon die Rede S. 17 und Abb. 14. Die neolithischen Masseben, die „aufgerichteten" Steinpfeiler des syrisch—palästinensischen Raumes waren Phallussymbole - Abb. 4 und Negev-Rehork 238, Sp. 2. Aus der Assoziation des Obelisken mit dem Stier in Pyr. 1178 a kann gefolgert werden, daß zumindest am Ausgang der Pyramidenzeit auch der Obelisk fiir animalische Fruchtbarkeit stand. Dies ist umso bedeutsamer, als vorher der Steinpfeiler als Bringer der Fruchtbarkeit in Ägypten nicht nachgewiesen ist. Nun wurde am Kultort des Mnevis-Stiers, in Heliopolis, ein „Pfeiler" verehrt, der sogenannte Jun-Pfeiler, von dem die Stadt ihren ägyptischen Namen Junu, jwnw /]£ „Pfeiler Stadt "erhalten hatte und mit dessen Hieroglyphe ihr Name geschrieben wurde. Archäologisch ist der Jun-Pfeiler nicht belegt; seine Form läßt sich daher nur aus der Schreibung erschließen. Die JunHieroglyphe ist ein langgezogenes, nach oben sich verjüngendes Trapez mit einem Strich auf der Mitte der oberen Schmalseite. In ptolemäischer Zeit tritt auch die Schreibung mit dem gespaltenen Oberteil auf. Der Jun-Pfeiler war eines der bedeutendsten Kultobjekte in Heliopolis. „In feierlicher Zeremonie richtet man ihn auf und opfert vor ihm. — Gern gibt man ihm dabei ein Rinderhaupt. Er wird damit zum Idol des Stiergottes Mnevis, einem auf eine Stange aufgesteckten Rinderkopf, angeglichen und auch als 'Jun des Stieres von On1 bezeichnet" — Bonnet 543. On ist die biblische Schreibung für Jun. Aksel Volten sieht im Stierkopf nicht den Mnevis-Stier von Heliopolis, sondern den Buchis-Stier von Hermonthis: „Im Totenbuch 15 B 7 (Naville) wird von der Sonne gesagt: ,sie geht zur Ruhe im Leben in B3h' . B3h ist auch der Buchis-Stier. Die Identität von Himmelsstier (-kuh) und Weltsäule erklärt, warum die Säule oft mit Ochsenkopf ausgestattet wird" - AcOr XXV, 1961, 307, Anm. 19. Nun ist die Weltsäule meist aus Holz, als Weltenbaum und Stütze des Universums; beim Pfeiler hingegen denkt man unwillkürlich an einen Steinpfeiler. Ein solcher war der Jun-Pfeiler gewiß nicht; ob er überhaupt ein „Pfeiler" war, ist höchst ungewiß. Im Wörterbuch heißt es bezüglich des Wortes jwn: „Pfeiler, Säule als Bauteil, auch als Stütze des Himmels" — WB I, 53, 10—11. Die letztere Übersetzung geht zurück auf den Pyramiden-
25
Spruch $ 1143 b: „Ich nehme den Himmel in Besitz, seine Pfeiler und seine Sterne." Das Wort „Pfeiler" wird hier mit der Dreifachsetzung der Jun-Hieroglyphe geschrieben. Hierzu Sethe in seinem Kommentar: „Was mit den Ü flfl des Himmels gemeint ist, ist ungewiß; ob die ,Himmelsstützen', die ihn von der Erde aus tragen sollen, oder vorausgesetzte Träger der Decke des als Saal gedachten Himmels? An dieser Decke würden dann die ,Sterne', die gleich daneben genannt sind, sitzen, wie sie an die Decken der ägyptischen Säle gemalt werden" — Pyr. Übers. V, 42. Kurth faßt den Strich auf der JunHieroglyphe des Alten Reichs — Abb. 33 — als Zapfen auf, mittels dessen der Pfeiler mit der Himmelsdecke verdübelt gewesen wäre, und sieht im Jun— Pfeiler eine „Himmelsstütze, die an eine Holzverbindung mittels Zapfen erinnert" — Kurth 75. Nach Kurth wäre also der Jun-Pfeiler eine Himmelsstütze aus Holz gewesen. Für Martin hingegen ist die Jun-Stütze gar kein Pfeiler (mit quadratischem Querschnitt), sondern eine Säule (mit rundem Querschnitt), wie dies auch schon im Wörterbuch angedeutet ist. Die Jun-Stütze „bezeichnet ursprünglich einen tragenden Architekturteil, eine Stütze, und frühe Hieroglyphen lassen erschließen, woraus diese besteht: aus einem mit Schilf (und Lehm?) verstärkten Palmenstamm. Erst durch die ganz naheliegende Bedeutungsausdehnung auch auf ,Himmelsstütze' und die metaphorische Bedeutung wird eine mythologische Personifizierung möglich, ohne daß die Jwn-Säule an sich zum Fetisch wird. Erst mit der Übertragung in großem Stil in der 3.. Dynastie werden diese Pflanzensäulen in Stein nachgebildet und können zu Pfeilern werden, bleiben aber immer Architekturbestandteile. Und nur als solche sind Dd-Pfeiler und Jwn-Säule erhalten, während nicht in einen Architekturzusammenhang gehörige Exemplare, wie sie bei Ritualhandlungen verwendet
Abb. 36: (Nach Erman, Rel. 27). Denkstein, dem Mnevis von dem unten dargestellten Tempeldiener Ken geweiht. Oben räuchert der Hohepriester Prinz Amosis (Berlin 14200).
u
IU
rflh
n 9 S1
niD i—*
0 0h © n i
n
Abb. 37: (Aus Georg Möller: Das Hb-sd des Osiris in ZÄS 39, 1901, 72). Osiris als mythischer König von Ägypten errichtet zwei Obelisken vor dem Emblem des Mnevis (dem Kopf des S tieres auf der Hieroglyphe von Heliopolis), von einem Sarg aus Deir-el-Bahri, jetzt in Berlin 11986.
Abb. 38: (Nach Navitte, Festival Hall, U, Pl. IX). Von rechts nach links: Der Benben(?), der Jun-Pfeiler, der Pfeiler mit aufgesetztem Stierkopf, der Stierkopf auf einem Pfahl.
26
Abb. 39: (Aus Georg Möller: Das Hb-sd des Osiris in ZÄS 39, 1901, Taf. IV). Vor dem mit einer kostbaren Decke geschmückten Mnevis-Stier, der zwischen den Hörnern die von zwei Federn umschlossene Sonnenscheibe trägt, hat Osiris als mythischer König von Ägypten zwei Obelisken errichtet und bringt dem Mnevis ein Trankopfer dar. Weiter rechts die Zeremonie des „Kälbervorführens" vor den aufgerichteten Obelisken und ganz rechts Opferung vor dem Emblem des Mnevis, dem Kopf des Stieres, auf dem Benben-Stein (?), der einem Pfeiler aufgesetzt ist, von dem aus eine Stange aufragt. Von einem Sarg aus Deir-el-Bahri, jetzt im Berliner Museum 1197S.
wurden, weiterhin wohl aus organischem Material waren und somit nicht erhalten blieben" - Martin 17-18. Der Jun-„Pfeiler" war also ursprünglich kein Steinpfeiler. Immerhin wird im Neuägyptischen die Obeliskenkante als jwn n fnd Q"~-^, also als „Pfeiler der Nase", als „Nasenbein" bezeichnet - WB I, 53, 13-14. Determiniert wird das Wort mit der Jun-Hieroglyphe, die man somit als Darstellung eines scharfkantigen Steinpfeilers angesehen hat. Zum Jun-Pfeiler mit dem Stierkopf Jacobsohn 69: „Beim Hebsed nun verehrt man auch einen eigentümlichen idolhaften Gott, den Pfeiler von Heliopolis. (Heliopolis = 'Iwn.w = ,Pfeiler'-Stadt). Der Pfeiler von Heliopolis wurde früh vermischt mit dem Stiergott-Idol des Kultgebietes, dem ,Stier von Heliopolis'; so ragt nun aus dem Pfeiler oben ein Stierkopfheraus."
IV. Der Lichtaspekt des Steins: Benben und Benu In Heliopolis wurde ein weiterer Stein verehrt, der sogenannte Ben- oder Benben-Stein bnbn J^ J_,Q, ein Stein, etwa in der Form ü , ü WB I, 459. Diese „Form eines Kegels mit abgerundeter Spitze" entspricht in etwa der des griechischen omphalos - Schäfer in OLZ XXXII/10, 1929, Sp. 725; vgl. auch infra S. 14. Einen archäologischen Beleg für den Benben—Stein gibt es leider nicht; man kann seine mutmaßliche Form nur aus den Hieroglyphen erschließen, mit denen er bezeichnet wurde. Umso bedeutsamer ist daher die Abbildung 41, die den Gott Min zusammen mit dem Benben-Stein zeigt. Min ist bekannt als Gott der Zeugung und der Fruchtbarkeit; er war aber auch der Gott des Donners - Wainwright in JEA XVI, 1930, 35. Insofern paßt er hervorragend zum Benben-Stein, der ein Meteorit gewesen sein kann und daher, wie später die Ka'aba, seiner himmlischen Herkunft wegen Verehrung genoß. Auch einen Vogelkult gab es in bereits sehr früher Zeit, dessen Gegenstand eine Art Stelzvogel war, der ebenfalls Ben bn ^, genannt wurde — WB I, 457. In der Ägyptologie wird der Vogel als Bachstelze angesehen, was aber kaum zutreffen kann, da die Bachstelze keine so langen Beine hat wie der hier gezeigte Vogel. Später wurde der Ben-Stelzvogel dem Phoenix gleichgesetzt. Dieser war eine Art Reiher (Ardea cinerea bzw. purpurea) und wurde Benu bnw (bjnw) J^ "§» genannt — WB 1,458. In griechischer Zeit wurde der Name etwa boine ausgesprochen, und von den Griechen phoinix verstanden. Kultplatz des Reihers war das Hut-Benu h.t bnw „Haus des Phoenix" — WBI, 458. Vordem hieß es h.t-bn „Haus dgs Ben-Vogels". Man übersetzt auch „Bachstelzenhaus" oder „Haus des Benben-Steins". Bemerkenswert ist, daß sich im Haus sowohl der Vogel als auch der Stein befinden. Die Etymologie ist nicht ohne Schwierigkeit. Einerseits deutet das Konsonantengebilde bn auf ,,Stein", und tatsächlich gibt es seit der Pyramidenzeit das Wort bn J~-~ fl mit der Bedeutung „Art Stein im ht-bn in Heliopolis" WB I, 457. In der Literatur des Mittleren Reichs findet man auch das Wort „Benut" bnw.t J^^, mit der Bedeutung „Art harter Stein — Mühlstein" — WB I, 458. Die heutige Tendenz geht dahin, das Substantiv bnbn vom Verb wbn \]—fi) abzuleiten, das die Bedeutung hat „aufgehen, glänzen", auch „scheinen — von der Sonne und den Gestirnen, zumeist von der Sonne" — WB I, 292. In der Schreibweise ^J^»T ist der bn-Vogel Bestandteil des Wortes. Der Bezug auf die Sonne, auch des Steins, wird noch deutlicher, wenn man sich vor Augen hält, daß die Obeliskenspitze, das pyramidion, seit dem Alten Reich Benbenet bnbn. t J^J^a A genannt wurde —
28
Abb. 40: (Nach Naville I, 28). Der Phoenix.
Abb. 41: (Nach Lanzone, Taf. 332). Der Gott Min von Koptos mit dem Benben-Stein.
Abb. 42: Der Gott Min von Koptos, dessen Name mit zwei Donnerkeilen auf einer Tragstange geschrieben wird - vgl S. 15.
WB I, 459. Sie war zudem mit Kupfer oder Elektron, einer Mischung aus Gold und Silber, überzogen, so daß sie hell aufleuchtete, sobald der erste Sonnenstrahl sie traf. Das Metall aber hatte nur verstärkende Wirkung. Der Lichtaspekt war bereits im Stein beschlossen; der Benben-Stein ist älter als das Pyramidion. Seit der Pyramidenzeit hat das mit der Präposition m versehene Zeitwort wbn auch noch die Bedeutung „aufgehen an einem Ort, aus einem Ort hervor - WB I, 292 und Pyr. § 1465 e. Da das Zeitwort wbn, determiniert „durch die von der Sonnenscheibe ausgegossenen Lichtstrahlen: ft, von denen jeder einzelne in größeren Hieroglyphen aus einer Reihe von Pyramiden = Dreiecken: ^ zusammengesetzt erscheint, auf die Vorstellung des Licht-
Abb. 43: (Nach Brugsch Tes., 413). Die Sonne übergießt einen Hathor-Pfeiler mit ihren Strahlen, die aus Pyramidendreiecken zusammengesetzt scheinen.
Abb. 44: (Nach Westendorf, Abb. 51). Die Himmelsgöttin Nut beugt sich über die Welt. Aus ihrem Schoß kommt morgens die Sonne hervor und geht abends in ihren Mund ein, um sich im Durchgang durch den Mutterleib für ihre Neugeburt zu regenerieren. Die gestrichelte Linie zeigt die „abschüssige Himmelsbahn", die die Sonne am Tage durchläuft. Die aus kleinen Dreiecken gebildeten Sonnenstrahlen erleuchten den Tempel von Dendera, der durch die Hathor-Stele dargestellt wird. Diese ruht auf der Hieroglyphe für „Sandberg" und stellt hier den Horizont dar, hinter dessen Bergen die Sonne aufgeht. Auf jeder Bergkuppe steht ein „Weltenbaum". In das Kleid der Nut sind Wasserlinien eingezeichnet; die Göttin steht auch mit den Füßen auf Wasser. Das ist der Urozean, aus dem alles hervorgegangen ist und der bei der Schöpfung in die „oberen" und „unteren" Wasser geschieden worden ist — vgl Genesis l, 7.
werfens zurückgeht, so bezeichnete benben, belbel, von dem Bilde des Obelisken jj, oder der Pyramide ,A begleitet, den Lichtquell im ältesten Sinne des Wortes. Das Ausgehen der vier Kanten des Obelisken und der Pyramide von einem Punkte aus und ihre Verbreitung nach den vier Himmelsrichtungen hin erschien den Ägyptern wie ein versteinertes Gleichnis für die Lichtpyramiden am Himmel, welche ihre Strahlen von der Sonnenscheibe aus über die Erde ausstreuen. Mit dieser Vorstellung steht es im Einklang, daß die Inschriften in memphitischen Privatgräbern aus der fünften und sechsten Dynastie den Obelisken in der folgenden Gestalt darzustellen pflegen:
d. h. auf einer abgestutzten Pyramide ruhend mit der schwebenden Sonnenscheibe auf seiner Spitze. Der verstorbene französische Akademiker Vicomte E. de Rouge bemerkt sogar, und mit Recht, daß man sich kaum des Gedankens erwehren könne, darin eine Art von riesigem Sonnenzeiger zu erkennen." - Brugsch, Rel. 255-256. Tatsächlich erscheinen in Ägypten unter bestimmten atmosphärischen Bedingungen die Sonnenstrahlen als eine Reihe von Pyramidendreiecken. Diese Naturbeobachtung hat ihren Ausdruck auch in der ägyptischen Kunst gefunden. So findet man beispielsweise im Hathor-Tempel von Dendera Darstellungen der Sonnenstrahlen, die aus einer Kette von Dreiecken bestehen. Das vorstehend Ausgeführte entspricht im großen und ganzen der herrschenden Meinung in der Ägyptologie: „Der Ben, oder meinst Benben, ist ein kegelförmiger Steinfetisch aus Heliopolis, der seine Bezeichnung auf die Spitze der Obelisken . . . und der Pyramiden (Pyramidion) übertragen hat" - Kees in Bonnet 100. Nun weist Martin darauf hin, daß der Benben nur durch zwei Pyramidentexte belegt ist, die Sprüche §§ 1652 a—b und 2069 a. Den letztern übersetzt er: „Ein bnbn ist im Haus des Sokar" und fügt hinzu: „Dabei muß bnbn, trotz des Determinativs, wohl doch eine Speise bezeichnen" - Martin 11. Daß der Benben eine Art Brot in Form einer Spitzpyramide sein kann, wird bereits mit Hinweis auf diesen Pyramidentext im Wörterbuch gesagt - WB 459, 12. So übersetzt dann auch Faulkner die Stelle 29
in gleicher Weise und sieht den Benben als einen „Brotlaib" an, also, wie Martin, als etwas „Gebackenes". Den Pyramidenspruch S 1652 übersetzt Martin: „Atum, du bist hoch geworden als Hoher (= du hast dich aus dem Überschwemmungswasser erhoben) du hast wbn gemacht als bnbn im Haus des bn in Heliopolis" — Martin 10. Die Übersetzung von Kees lautet: „Atum-Chepre, du warst hoch als Hügel. Du warst erschienen als Benben im Benbenhaus in Heliopolis". In der Anmerkung wird der Benben bezeichnet als „Heiliger Stein, Vorbild des Obelisk" — Kees R. Les., 1. Auch Faulkner spricht von einem „BenbenStein". War nun der Benben ein Stein oder ein Kuchen und ist aus ihm der Obelisk entstanden? Es dürfte wohl klar sein, daß diese beiden Pyramidentexte nicht in Beziehung zueinander zu setzen sind: man kann sich nicht gut vorstellen, daß der Schöpfergott Atum als Brotlaib dem Urwasser entstiegen sei. Andererseits: „Daß der Ben oder Benben wohl nicht unbedingt als direkter Vorläufer des Obelisken in Frage kommt, geht ja aus dem oben Gesagten hervor: archäologisch ist kein bn oder bnbn nachzuweisen; die Stellen in den Pyramidentexten, die ihn erwähnen, zeigen ihn als kegelförmiges Gebilde (also mit rundem Querschnitt) mit abgerundeter Spitze, also ohne solaren Bezug" — Martin 16. Immerhin aber haben die alten Ägypter den Benben als einen Stein angesehen und ihn zur Sonne in Beziehung gesetzt. Im Wörterbuch wird er ausgewiesen als „Symbol des Sonnengottes in Heliopolis, später auch in Karnak, auch kultisch verehrt"; in griechischer Zeit stand er „auch für Obelisk" — WB I, 459, 5—10. Das Benben-Haus ist der „Name des Sonnenheiligtums in Heliopolis und in Amarna" — WB I, 459, 10—11. Zwar sind diese Zeugnisse teilweise aus recht später Zeit, doch sind sie altägyptisch. Zumindest aber hat die Arbeit von Martin wieder deutlich gemacht, wie spärlich und unsicher die Belege aus der Zeit sind, in der die ersten Obelisken entstanden.
V. Das Urgewässer und der Urhügel
Abb. 45: (Nach Budge, Rel. 25), „Die Schöpfung". Der Gott NUN entsteigt dem Urwasser und hebt die Sonnenbarke hoch, in der sich die Sonne mit ihren Begleitgöttem befindet. Die Sonnenscheibe wird von einem Skarabäus weitergereicht. Der Skarabäus (chepre, vom Zeitwort cheper = werden, entstehen) ist die Morgensonne bzw. die Sonne der letzten Nachtstunden, die bei Tagesanbruch zur Morgensonne wird und den neuen Tag entstehen läßt. — Im oberen Bildteil krümmt sich Osiris wie ein „Ouroboros" (eine sich in den Schwanz beißende Schlange) um die Duat (Unterwelt), die er mit seinem Körper umschließt. Auf dem Kopf trägt er die Himmelsgöttin Nut, die die Tagessonne in Empfang nimmt.
Die Entstehung der Welt war seit jeher Gegenstand eines leidenschaftlichen spekulativen Denkens der ägyptischen Theologen. In ihrem Ringen um das Verständnis der Welt, das durch zwangsläufige Gegensätzlichkeit, aber auch von wechselseitiger Durchdringung des Gedankenguts gekennzeichnet ist, lassen sich verschiedene, scheinbar widersprüchliche Strömungen ablesen. Die Widersprüche aber lösen sich auf, wenn man vor Augen hat, daß sich die Realität mit ihren unendlich vielen Facetten nicht auf eine einheitliche Formel bringen läßt, daß es also eine Vielheit von Zugängen zur Wahrheit gibt und eine Vielheit von Antworten auf die ewige Frage nach dem Urbeginn. Frankfort hat hierfür die Ausdrücke „multiplicity of approaches" (18) und „multiplicity of answers" (20) in die Ägyptologie eingeführt. Gemeinsam ist allen altägyptischen Weltwerdungslehren die Vorstellung eines vorweltlichen, chaotischen Urgewässers, des NUN, nnw, nwnw? p=.zrd, des Urwassers, das war, ehe etwas ward, ewig, unendlich, dunkel und träge. Eines der bekanntesten Bilder, das Schlußbild des „Pfortenbuches", zeigt den personifizierten Urozean, den Gott NUN, wie er die Sonnenbarke aus dem Urwasser emporhebt; die Beischrift sagt über den sich täglich erneuernden Vorgang: „Diese Arme kommen aus dem Wasser heraus, damit sie diesen Gott hochheben." Gemeinsam ist allen Kosmogonien ebenfalls die Vorstellung eines Urhügels, dessen Entstehen die Aussonderung der geordneten Welt aus der Undifferenziertheit des vorweltlichen Chaos bedeutet. Diese Vorstellung drängte sich von der ägyptischen Landschaft her geradezu auf. Seine landschaftliche Eigenartigkeit hat Ägypten von der jährlichen Nilüberschwemmung. Beginnt dann das Wasser wieder zu fallen und wkd das erste Stück Land als Insel in der Wasserwüste sichtbar, so wimmelt es auf diesem Eiland von brütenden Vögeln und sonstigem Getier. Deshalb war es für den Ägypter geradezu zwingend, sich auch das Entstehen der Welt und des Lebens aus einem Urgewässer zu denken. Im vorstehenden Bild der „Schöpfung", Abbildung 45, ist zwar der Urozean eindrucksvoll gezeigt worden, doch nicht der Urhügel. Es handelt sich bei dieser Darstellung aus dem „Pfortenbuch" auch nicht um die Entstehung der Welt, sondern um die Geburt der Sonne, die in einem bestimmten Vorstellungskreis täglich dem Urmeer entsteigt. Darstellungen des Urhügels gibt es kaum. Geschrieben wird er k33 *]&&£ „Kaa", seit dem Neuen Reich auch k3jj ist das „Gewordene, Entstandene", bedeutet aber auch „Wesen, Gestalt und Verwandlung" — WB III, 260 ff. Der Skarabäus, mit dem diese Wörter geschrieben und durch den diese Begriffe ausgedrückt werden, war für den Ägypter das überzeugende Beispiel einer Spontangenese, weil er seine Eier in eine Mistkugel legte und in der Erde verbarg. Der dann entstehende, neue Skarabäus ist somit „aus sich selbst" entstanden, „im Bauch" der Erde. Chepre ist ein chthonisches Urwesen, das wie Atum auch Schlangengestalt annehmen kann. Doch ist er nicht, wie Atum, ein „Urgott des Anbeginns,
34
= t (phonetisches Komplement zu „tm") = tm (Schlitten) = Determinativ für „Gott" Aussprache: (j)tm(w) = „Itemu" (Atum). Das „j" fällt bei der Schreibung weg. Abb. 48: Atum.
Abb. 49: (Nach Hornung ÄU 470). Aus der von 2 froschköpfigen Uräus-Schlingen angebeteten Sonne kommt der geflügelte Sonnen-Skarabäus hervor.
Abb. SO: (Nach Naville I, 133). Zwei geflügelte Skarabäen als ,,Sonnenträger". Der eine hebt mit den Hinterbeinen die aufgehende Sonne aus der Unterwelt und reicht sie mit den Vorderbeinen zum Morgenhimmel, der andere nimmt sie mit den Vorderbeinen vom Abendhimmel und reicht sie mit den Hinterbeinen hinab zur Unterwelt - vgl S. 36.
Abb. 51: (Nach Moret, 76). Der Thronfolger ses II.) als Horus-Jun-Mutef im Grabe Sethos' I.
(Ram-
des Übergangs von der Präexistenz zur Existenz, sondern der Gott der unendlichen Gegenwart in Gestalt zyklischer Erneuerung. Als solcher steht Chepre in Opposition zu Atum, der den erstgenannten Aspekt verkörpert. Wo Chepre dennoch Beiworte des Urgottes erhält, sind sie komplementär zu verstehen, als Bezeichnung der komplexen, Urbeginn und Gegenwart umfassenden Gottesgestalt oder als Gleichsetzung von Kosmogonie und Sonnenaufgang, Schöpfung und zyklischer Erneuerung, Urzeit und Gegenwart, oder ägyptisch gesprochen, ,Erstem Mal' und ,Tag für Tag'" — Assmann in LA I 934; vgl. auch Abb. 45, S. 31. In der solaren Umformung seiner primär chthonischen Wesenheit wurde Chepre zur „entstehenden", zur Morgensonne; die Mistkugel, die der Käfer vor sich herrollte, wurde zur Sonnenscheibe. In der Sonnenreligion sind Chepre, Re und Atum nur die drei Erscheinungsformen der Tagessonne: „Chepre am Morgen, Re am Mittag, Atum am Abend" — Lexa II 47. Wie der chthonische Mistkäfer in seinem Ursprung aus dem „Bauch der Erde" hervorkam, so kommt der solare, geflügelte Skarabäus „aus der Sonne" hervor - Abb. 49. Der Urhügel selbst, diese wesenhaft erdbezogene „Erhöhung", wurde in der späteren Sonnenreligion als der Ort angesehen, an dem der Sonnenaufgang stattfindet, an dem also der Urgott dem Urwasser entsteigt — vgl. Abbildung 45 „Die Schöpfung". Der Urhügel wurde sekundär zur „Flammeninsel" von Hermopolis. Vom Obeliskensockel könnte man versucht sein, Ähnliches zu sagen. Dieser erdverbundene ,,Hügel", der den Steinpfeiler trägt, ist unverkennbar der „Hohe Sand" — Abb. 47, S. 33. Von den „Sonnenheiligtümern" der 5. Dynastie aber werden zwei, nämlich das des Userkaf zu seinen Lebzeiten und das des Neferefre, nur mit dem „Hohen Sand" determiniert — vgl. S. 9, Zeittafel. Der Mittelteil des Obelisken, der „Pfeiler von Heliopolis", war Symbol der Zeugung und Fruchtbarkeit — vgl. S. 25 ff. „Pfeiler seiner Mutter", Jun-Mutef, jwn-mwt.f Q ^ i ^ L i ein alter Beiname des Erdgottes Geb, war auch ein Priestertitel. Es handelte sich um den Priester, der am Verstorbenen das Wiederbelebungsritual vollzog, das in der „Mundöffnung" seinen sinnfälligsten Ausdruck gefunden hat. Im Totenritual des Königs ist es der Thronfolger, der als „Horus-Jun-Mutef" das Ritual vollzieht; beim Privatmann ist es der Sohn und Erbe des Verstorbenen. Dieser Titel ist aber aller Wahrscheinlichkeit nach eine frühe Form des Ka-Mutef k3-mwt.f ^^ffl-^^ , des „Stiers seiner Mutter" — vgl. Jacobsohn 69 ff. Der Ka-mutef ist Beiname des ithyphallischen Amun und des mit ihm verwandten Min — Bonnet 364. Belegt ist er bereits im Mittleren Reich — Lacau, Pl. 20-21. Das Mysterium des Ka-Mutef ist die ständig sich wiederholende Inkarnation des Schöpfergottes im regierenden König. Der „Stier seiner Mutter" ist der Begatter seiner Mutter. „Das Ziel der Begattung ist die eigene Erzeugung" — Bonnet 364. Im König verkörpert sich die Schöpferkraft; seit der Frühzeit wird der König als Stier dargestellt, was nicht nur auf seine physi-
35
sehe Stärke, sondern auch und vor allem auf seine Zeugungskraft hinweist. Zum Kultornat des Königs gehört der Stierschwanz. Als Ka-Mutef zeugt sich der König mit seiner eigenen Mutter, wird somit zu seinem eigenen Vater und ist daher von sich selber her, uranfänglich, einer, der keinen anderen vor sich hat — eine Parallele zur Spontangenese des Skarabäus. Als Vorläufer des Ka-Mutef ist der Jun-Mutef, der „(Stier-) Pfeiler seiner Mutter", als der urtümliche Phallus aufzufassen, der die Urmutter, die „Große Mutter", begattet. I m M i t t e l t e i l d e s O b e l i s k e n k o m m t d e r p h a l l i sche Aspekt zum Ausdruck. Von der heliopolitanischen Sonnenreligion wird nun der Jun-Pfeiler als Symbol des Mondes gedeutet. „Er tritt damit dem Obelisken als ergänzendes Gegenstück zur Seite und kann auch wie dieser paarweise aufgestellt werden. . . . Der späteren Zeit gilt er als eine Form des Osiris, der ja auch Mondgott ist und nun in dieser Eigenschaft gern Jun genannt wird" — Bonnet 544. Die Spitze des Obelisken, der Benben-Stein, ist bereits aus der Wortgenese wbn, „aufleuchten" mit der Sonne verbunden. Diese solare Bezogenheit ist derart überwiegend, daß der Obelisk lediglich als „monumentale Stilisierung" des Benben-Steines angesehen wird — Otto in LA I 694. Nach der Verbindung Atum-Re wurde Atum auch mit der Obeliskenspitze in Beziehung gesetzt: „Du bist erschienen als Benben-Stein" Pyr. § 1652, vgl. S. 32. Die Tagessonne hat drei Erscheinungsformen: Chepre (Morgen), Re (Mittag) und Atum (Abend) — vgl. S. 35. Während der Nacht aber durchzieht die Sonne die urzeitliche Unterwelt von West nach Ost und bildet mit dem süd—nord fließenden, lebenspendenden Nil ein Achsenkreuz. Den Lauf der Sonne durch die einzelnen Stunden der Nacht schildern die ägyptischen „Unterweltsbücher". In den chaotischen Bereichen der Unterwelt regeneriert sich die Sonne allnächtlich vom „alten Mann" zum „kleinen Kind", als das sie am Morgen im Osten hervorkommt. Die Nachtsonne, selber regenerationsbedürftig, ist nur noch das „Fleisch", der Leichnam des Sonnengottes. Chepre aber ist nicht nur die Morgensonne. Als Prinzip des „Werdens, der Verwandlung" ist Chepre auch die nächtliche Sonne, und zwar von dem Zeitpunkt an, da sie ihre Metamorphose in das Tagesgestirn anbahnt — vgl. Abb. 45. In der sechsten Stunde der Nacht, also in der tiefsten Tiefe der Unterwelt, zeigt das „Amduat" das „Fleisch" des Sonnengottes „mit dem Skarabäus auf dem Haupt". In der elften Stunde wird die „Geburt des Chepre" vorbereitet und nach der zwölften Stunde der Nacht ist Chepre die neuerstrahlende Morgensonne. Jetzt heißt der Käfer hpr-°nh „der lebende Skarabäus". Zum Zeichen dafür, daß er lebt, wird er mit Flügeln versehen. Gardiner — 85 — führt den Obelisken auf den Benben-Stein, den „strahlenden", zurück, der „ohne Zweifel einen Sonnenstrahl oder die Sonnenstrahlen symbolisierte." In seiner Naturalis Historia XXXVI, XIV, 64 sagt Plinius: „Ein Obelisk ist eine symbolische Darstellung der Sonnenstrahlen und dies ist die Bedeutung des ägyptischen Namens für ihn." Zu beachten ist allerdings, daß t\in das Wort für Obelisk ist (WB V, 326), während der SonnenstrahllJm heißt - WB V, 393, 12.
36
Abb. 52: (Nach Hornung, Amduat). Sechste Stunde. „Von der fünfköpfigen Schlange ,Vielgesicht'ganz umringelt, Hegt das fleisch' des CHEPRI, mit dem Skarabäus auf dem Haupt. — Es ist. . . der Sonnenleichnam, aber nicht in mumifizierter Gestalt" — Hornung, ÄU 124.
Abb. 53:, (Nach Piankoff-Rambova, 149). Der geflügelte Skarabäus im Namen des Tutenchamun ,,nb hprw Rc" d. h. „Herr der Erscheinungsformen des Re". Der König identifiziert sich mit dem Sonnengott, dessen „Erscheinungsformen" (Cheperu) im Skarabäus beschlossen sind.
Emmanuel de Rouge vergleicht ihn mit einem „riesigen Sonnenzeiger" — vgl. infra S. 29. Brugsch führt den Gedanken weiter und kommt zu dem Ergebnis, daß die Seitenflächen des Pyramidion den Wendepunkten der Sonne in ihrem Tages- und Jahreskreislauf entsprechen. An Hand einer kleinen Votivpyramide aus Turin, also eines Pyramidion, das nachstehend in der Abbildung 56 wiedergegeben wird, veranschaulicht er diese Zusammenhänge : A: Die „Morgenseite" zeigt den Sonnengott Re-Harachte auf der Hieroglyphe Q.3 „Sandberg". Diese Hieroglyphe mit der Sonnenscheibe pQn heißt 3h.t „Horizont" — vgl. Abb. 44. Der Gott erscheint dort in Falkengestalt und trägt auf dem Kopf die Sonnenscheibe, um die sich eine Schlange ringelt. Die Sonnenscheibe steht für den Sonnengott Re; der Falke ist der Himmelsgott Horus. Horus auf dem Horizont ist Harachte, Hr-3htj, also der „horizontische Horus" oder der „Horus vom Lichtland". Die Verbindung Re-Harachte ist somit eine Zusammenfassung des Sonnengottes Re mit dem Himmelsgott Horus in seinem Lichtaspekt. In seinen Krallen hält der Falke eine sich aufbäumende Uräus-Schlange mit der oberägyptischen weißen Krone. Ihre Beischrift weist sie aus als jmntt-nfr, also als den „schönen Westen", die Nekropole, das Totenreich. Die Blickrichtung des Falken geht nach Westen, dem Ziel seines Tageslaufs und dem Ort, an dem die Sonne untergeht. Die Beischrift für den Sonnenfalken lautet Rc-Hr-3htj ntr C3 jmjhrj. . . ,,Re-Harachte, der Große Gott in der Höhe . . . " also „in der oberen Hemisphäre. Die Stellung des Sperbers über dem Bergzeichen enthält die Hindeutung auf den Sonnenaufgang oberhalb der Erde. Die Darstellung bezieht sich auf den Sonnenlauf vom Punkte der Frühlingsgleiche bis zur Sommerwende hin" — Brugsch, Rel. 249. B: Die „Mittagsseite" zeigt ein Pyramidion, das ebenfalls auf der SandbergHieroglyphe in ihrer Horizont-Bedeutung steht. Von der Pyramidenspitze aus fallen Sonnenstrahlen (?) fächerförmig nach unten und umschließen ein sich nahe der Spitze befindliches Oval. Brugsch sieht darin „die leuchtende Sonnenscheibe im Innern eines Pyramidendreiecks A , über demselben Bergzeichen, um den Sonnenstand am Mittag in der oberen Hemisphäre zu veranschaulichen. Sie symbolisiert zugleich den Sonnenlauf von der Sommerwende an bis zur Herbstgleiche hin." Nun gibt die Zeichnung keineswegs die von Brugsch gemeinte Hieroglyphe m wieder. Das Oval der Zeichnung ist nicht die runde Sonnenscheibe. Auch gehen die Strahlen (?) nicht von ihm aus, sondern umschließen es. Eher könnte man an eine strahlenumflutete Pyramide denken; das Oval wäre dann die nördliche oder südliche Öffnung des Luftschachtes — Abbildung 55 — durch den die Seele des toten Königs zu den Zirkumpolarsternen, den „Unvergänglichen", aufsteigen konnte. Ursprünglich war die Pyramide kein Sonnensymbol, wurde es jedoch in der Folge. Da wir es hier mit einer späten Darstellung zu tun haben,
37
könnte in dieser Zeichnung die solare Auffassung der Pyramide zum Ausdruck gelangt sein. Die Pyramide über dem „Horizont" wäre also die Sonne im Zenit, die Mittagssonne. C: Die „Abendseite" zeigt Atum in seiner Barke. In Ägypten, dessen Hauptverkehrsader der Nil ist, wird der Verkehr zu Wasser abgewickelt. Da man sich auch das Firmament als Ozean dachte (vgl. Abb. 44), war es naheliegend, daß der Sonnengott den Himmelsozean in seiner Barke durchzog, Abb. 54. In der Abbildung 56 ist die Tagesbarke im Westen angelangt. In ihr hat Atum Platz genommen; Atum ist die Abendsonne. Die Beischrift lautet: Tmw jmj m3nw „Atum, der sich im Lande Manu befindet." Manu ist „der Ort, wo Sonne (und Mond) untergehen" — Wb II, 29. „Unter diesem Namen verstand man eine im fernen Westen gelegene Gegend, in welcher die tägliche Sonne in die untere Hemisphäre hinabstieg. Atum weist auf die Abendsonne und im weiteren Sinne auf den Lauf der Sonne von der Herbstgleiche zur Winterwende hin" — Brugsch, Rel. 249. D: Die „Mitternachtsseite" zeigt den geflügelten Käfer „als Vertreter des Gottes Chepre, Symbol der Mitternachtssonne, in der unteren Hemisphäre, und ihres Laufes von der Winterwende bis zur Frühlingsgleiche hin" — Brugsch, Rel. 250. Über dem Käfer befindet sich die Sonnenscheibe mit der Uräusschlange. Unter dieser sieht man das Lebenszeichen „Anch" T. Es handelt sich also um die „lebende", die zu neuem Leben hinaufsteigende Sonne — vgl. den „lebenden Skarabäus", Abb. 53: Rechts und links des „Lebenszeichens" stehen die beiden „Uas-Szepter" A , Symbole für „Herrschaft" und „Macht". Die neue Morgen- oder Frühlingssonne, die der Skarabäus zum „Werden", zum „Entstehen" bringt, wird als strahlendes Tagesgestirn die Herrschaft über die von ihr erleuchtete Erde antreten — vgl. auch Abb. 45, S. 31.
Abb. 54: (Nach Naville I, 149). Der Sonnengott ReHarachte in seiner Tagesbarke.
Abb. 55: (Nach Brunner-Traut/Hell, 441). Schnitt durch die Cheopspyramide mit den beiden Luftwegen. „Vermutlich dienten diese, beiden Wege dem Flug der Seele in den Himmel".
38
Mittag — Sommerwende f^\
B
Morgen — Frühlingsgleiche
Abend — Herbstgleiche
D \Jz= Mitternacht — Winterwende
Abb. 56: (Nach Lanzone, Tafel 180). Der Sonnenlauf im Tages- und Jahreszyklus.
VII. Das Ringen um die Welterkenntnis Der Obelisk ist das Steinmal der Sonnenreligion, die seit dem Höhepunkt der Pyramidenzeit ständig an Boden gewinnt und die anderswo entstandenen Theologien sowie die früheren Lokalkulte in ihrem Sinne umdeutet. Zum besseren Verständnis des theologischen Denkens, das zu diesem Ergebnis führte, scheint es angezeigt, die einzelnen Ausgangspunkte kurz zu skizzieren. Zentrum der Sonnenreligion wurde Heliopolis und der dortige Schöpfergott war Atum. Die Weltschöpfung durch Atum wird als ein Akt der Selbstbesamung verstanden: „Atum ist einer, der (von selbst) entstanden ist, der onanierte in Heliopolis. Er nahm seinen Phallus in die Faust, um damit Lust zu erregen und so wurden geboren die Zwillinge Schu und Tefnut" — Pyr. § 1248. Das Leben entstand in dieser Vorstellung durch eingeschlechtliche Zeugung und setzte sich fort durch zweigeschlechtliche Paarung. Das Geschwisterpaar Schu— Tefnut personifizierte die Ur-Elemente der Luft und des Feuchten: „Du hast ausgehustet (iH) und es war die Luft (Sw) Du hast ausgespien (tf) und es ward Feuchtigkeit (tfn.t)"
— Pyr. § 1652.
Mit dem Zwillingspaar Schu als dem Gott der Luft (eigentlich: der Leere, des ,, Zwischenraums") und Tefnut als der Göttin des Feuchten wurde die Zweigeschlechtlichkeit in die Schöpfung eingeführt, so daß die folgenden Generationen durch Paarung entstehen konnten. Aus Schu und Tefnut gingen hervor Geb (Erde) und Nut (Himmel) und von diesen stammen ab Osiris, Isis, Seth und Nephthys. Die dritte Generation war bereits der Übergang von der Kosmogonie zur Mythologie. Mit Atum an der Spitze bildeten diese neun Götter die „Große Neunheit" von Heliopolis 111111111 *T" ^TT JT
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
40
=>
Atum, der Einherr, das All,
ß na ^> ^
Schu, die Luft, die Leere, Tefnut, das Feuchte,
Q
Geb, der Erdgott, Nut, die Himmelsgöttin,
JL^ | s-j rin ^^ n
Osiris, das „Fruchtland", im Gegensatz zu Seth, Isis, die Schwestergattin des Osiris, Seth, die „Wüste", Nephthys, die „Herrin des Hauses" Gattin des Seth.
Die Neunheit ist das „Ganze". Die Drei ist der Plural und der Plural im Plural ist die umfassendste Totalität. Im Gegensatz zur heliopolitanischen Lehre von der Weltschöpfung als einer Reihe von Zeugungen steht in Hermopolis die naturphilosophische Auffassung einer Weltwerdung: die Welt wurde nicht erschaffen, sondern sie ist durch eine Reihe physikalischer Spontanprozesse entstanden. Es gab nicht einen Schöpfergott, der allein „im NUN" gewesen wäre, sondern den chaotischen NUN, die Urmaterie, den Urozean. Als Inbegriff des Vor-Seienden sonderte er sich in seine Negativ-Elemente aus, diese wiederum verdoppelten sich durch Aufspaltung in weibliche Gegensätze. So entstanden vier Negativbegriffe, die sich durch Spaltung zur Achtheit verdoppelten: Männlich Trägheit Verneinung Endlosigkeit Lichtlosigkeit
Abb. 57: (Nach Budge, Gods I, 282). Die Achtheit von Hermopolis.
NUN (das Urwasser) Niau Hehu ^ Keku
Weib lieh Naunet Niaut Hehut 'oü Kekujt
Der Begriff der „Trägheit" für die Urmaterie NUN wird hergeleitet vom Zeitwort nnj = müde sein, faul sein — WB II, 275. Statt des Begriffes der „Verneinung" findet man oft die Begriffe „Verborgenheit" 1"^ jmn = Amun oder „Nichts" bzw. „Verschwinden", JLJ!^^,^ oder „Mangel", 3h hr gs.f hrcwj hm.w hr gs rsj Jahren, liegend auf seiner Seite in der Obhut der Arbeiter an der südlichen Seite III
Q
"6
ö
l c c
n Jp.t-swt wd.n jt.j s h .j n-f sw jnk von Jpt-Sut (Karnak). Befohlen hatte mein Vater, daß ich ihn ihm aufrichte. (Denn) ich bin
V
T
s3.f nd sein Sohn, der Verehrer (Beschützer) seines Vaters.
(Vgl. Tafel 21 linke Zeile der Südseite; die Hieroglyphen sind von oben nach unten und von rechts nach links zu lesen). Daß der Lateran-Obelisk zumindest von Thutmosis IV., wenn nicht gar von seinem Großvater als Einzelobelisk gedacht war, zeigt auch der Verlauf seiner Inschrift. Bei den paarweise vor dem Tempeleingang aufgestellten Obelisken beginnt die Inschrift jeweils an der vom Eingang entferntesten Ecke, um beidseits des Obelisken auf die Ecke zuzukommen, die dem Eingang am nächsten ist. Nachstehend zeigt die Pfeilrichtung den Verkuf der Inschrift, die, von der äußersten Ecke ausgehend, dem Eingang zustrebt — nach Yoyotte inKemiXIV(1957), 81: Tempel-Eingang
Beim Lateran-Obelisken entspricht die Inschrift Thutmosis' III. der herkömmlichen Anordnung. Diese aber wird durchbrochen durch die von Thutmosis IV. angebrachten Zusätze. Letztere verlaufen nicht wie die Hauptinschrift, sondern sind im Gegenteil auf diese als ihren Mittelpunkt ausgerichtet, wie nachstehend die Pfeile mit den durchbrochenen Linien zeigen — nach Yoyotte in Kemi XIV (1957), 82:
86
Abb. 103: (Nach Rühlmann, 22). Plättchenförmiges Siegel der Königin Hatschepsut mit Obeliskenpaar.
Abb. 104: (Nach Rühlmann, 22). Skarabäus Thutmosis'III. mit Obeliskenpaar.
Abb. 105: (Nach Rühlmann, 22). Thutmosis III. odoriert den Einzelobelisken. Skarabäus im British Museum Nr. 1464 bei Hall. Gedenk-Obelisk oder AmunsKryptogramm?
Abb. 106: (Nach Hornung-Staehelin, 253). Thutmosis III. odoriert den Einzelobelisken. „Die Basis zeigt in der Mitte einen betenden König mit unterägyptischer Krone, der auf drei Seiten von Bildzeichen mit der Lesung ,Amun' umgeben ist: oben eine Barke mit Sonnenscheibe (,Amun-Re'), rechts ein Obelisk und links Mencheperre in senkrechtem Oval. Als unterer Abschluß der Komposition dient das Gold-Zeichen". Gedenk-Obelisk oder Amuns-Kryptogramm?
Während also bei den paarweise aufgestellten Obelisken die Inschriften auf das Heiligtum zustreben, wo der Gott ist, sind sie im Einzelobelisken auf das Zentrum des Obelisken selbst ausgerichtet. Dieser selbst war Gegenstand der Verehrung — vgl. Taf. 24a. Aufgestellt wurde er im östlichen (solaren) Bezirk des Karnaktempels, nahe dem Platz, an dem später Echnaton sein Sonnenheiligtum errichten sollte. Auf die Symbolik, die in der Wahl dieses Platzes liegt, moins amonien que solaire, also weniger auf Amun als auf die Sonne bezogen, weist Madame Desroches-Noblecourt eigens hin — ASAE 50, 262. In Karnak wurde somit erstmalig ein Einzelobelisk aufgestellt, der zuvor 35 Jahre lang „in der Obhut der Arbeiter" gelegen hatte. Daß es mit ihm schon eine besondere Bewandtnis hatte, zeigt zumindest ein Gedenkskarabäus, auf dem er erscheint — Tafel 24a. Solche Skarabäen wurden in der 18. Dynastie zum beliebten Mittel der Regierungspropaganda. Besondere Ereignisse wurden dadurch hervorgehoben, daß man ihre Darstellung in Skarabäen eingravierte. Wenn diese dazu dann auch noch als Siegel benutzt wurden, konnte das auf ihnen Dargestellte weiteste Verbreitung erhalten. Im großen Stil wurden diese Propagandamethoden von Amenophis III. (um 1403—1365) gehandhabt; ihre ersten Versuche lassen sich auf Hatschepsut (1490-1470/68) zurückführen. So hatte Hatschepsut der Öffentlichkeit ihre Obeliskenaufstellung dadurch bekannt gemacht, daß sie auf einem Siegel ihre Namenskartusche zwischen die beiden Obelisken eingravieren ließ — Abb. 103. Dasselbe hat Thutmosis III. bezüglich des von ihm in Karnak errichteten Obeliskenpaars getan — Abb. 104. Die Inschrift seines Skarabäus besagt, daß die beiden Obelisken „im Tempel des Amun bleiben". Neben diesen offenkundigen Gedenkskarabäen gibt es solche, die den König, meist Thutmosis III., anbetend vor dem Einzelobelisken zeigen. Manche Ägyptologen, wie Desroches-Noblecourt (ASAE 50, 257-267) und Keimer (ASAE 39, 114 u. 114 g), sehen in ihnen Skarabäen zum Gedenken an die Errichtung des Lateran-Obelisken. Die Verehrung des Königs würde demnach nicht dem Reichsgott Amun, sondern dem im Obelisken verkörperten Sonnengott Re gelten. Sie müßten also in der 18. Dynastie unter Thutmosis IV. graviert worden sein. Hornung—Staehelin hingegen sehen in ihnen keinen Hinweis auf eine „historische" Obelisken-Errichtung, also keine Gedenkskarabäen, sondern lediglich Amuns-Kryptogramme — 253. Solche Kryptogramme sind typisch für die Ramessidenzeit, sind also frühestens in die 19. Dynastie zu datieren. Um diesen Gegensatz zu verdeutlichen, muß auf die kryptographische oder änigmatische Schreibweise eingegangen werden. Diese basiert auf dem Prinzip der Akrophonie: von einem Mehrkonsonantenzeichen ist nur der erste Konsonant zu lesen. Nun können manche Hieroglyphen in verschiedener Weise gelesen und gedeutet werden. Es können sich somit bei der Deutung eines einzigen Zeichens verschiedene Wörter einstellen, von denen jedes im Wege der Akrophonie seinen ersten Konsonanten hergibt, um ein neues Wort zu bilden. Man braucht also nur die so gewonnenen Konsonanten
87
in ihrer Abfolge zusammenzustellen, um die kryptographische Schreibung eines neuen Wortes oder eines bestimmten Namens zu erhalten. Hinsichtlich des Namens Amun hat Drioton eine Fülle von Beispielen zusammengestellt, aus denen in der vorstehend geschilderten Weise der Name des Reichsgottes herausgelesen werden kann - WKZM 54 (1957)13-15. Aus der Vielzahl der von Drioton entschlüsselten Schreibungen seien nachstehend einige wiedergegeben:
Sonne
Skarabäus
0
$
Königsring f~~^
j: m: n:
Akrophonie von jm Akrophonie von m33 Akrophonie von njwt
Pupille (WB I, 75, 23) sehen (WB II, 7) Stadt (hier findet eine teilweise Umwandlung des Stadtdeterminativs o statt)
j: m:
Akrophonie von jbb Akrophonie von m3wj
n:
Akrophonie von ntrj
Skarabäus (WB I, 63, 3) sich erneuern, neu werden (WB II, 25, 16) göttlich, heilig (WB II, 363)
j:
Akrophonie von jnh
>. J m: n:
Djed-Pfeiler
l
j: m:
Akrophonie von jwn Akrophonie von mn
n:
Akrophonie von ndddd
Lebenszeichen ä. j:
m:
Das an der T j: Luftröhre m: hängende Herz n:
88
Akrophonie von mn§ Akrophonie von nhb.t
etwas mit einem Rand umgeben (WB I, 99, 6) Königsring (WB II, 89, 2) Namensreihe des Königs (WB II, 308, 1) Pfeüer (WB I, 53, 10) dauern, bleiben (WB II, 60-61) dauern (WB II, 386, 4)
Akrophonie von jtn
= Sonnenscheibe als Name des Spiegels (WB I, 145, 10) Akrophonie von m3w-hr = Spiegel (WB II, 10,15) Hier fehlt der dritte Konsonant ,,n", der gedanklich ergänzt werden mußte. Akrophonie von jb Akrophonie von mt Akrophonie von nfr
Herz (WB I, 59, 10) Gefäß des menschlichen Körpers (WB II, 167, 9) gut, schöne (WB II, 253)
In diesen änigmatischen oder kryptographischen Schreibungen kommt der bestimmende Wesenszug des Reichsgottes zum Ausdruck. Amun ist der Verborgene, der Unerforschliche, der seinen Namen verbirgt. Die Fülle von Schreibungen für seinen Namen, den die altägyptische Kryptographie entwickelt hat, sind der Versuch, die Vielfältigkeit des verborgenen Gottesnamens augenfällig zu machen. Hierzu kommt, daß ihn die 18. Dynastie (um 1554/51—1305) als ,,den in allen Dingen Bleibenden" erschaut hat, wobei sein Name vom Zeitwort ,,mn - bleiben" abgeleitet wird — Otto in LA I, 245. Hier hätte es nun nahegelegen, den Gottesnamen mit dem Obelisken zu schreiben, der ebenfalls mit dem Verbum „mn" in Verbindung steht — vgl, S. 23. Merkwürdigerweise findet sich jedoch unter den zahlreichen bei Drioton aaO angegebenen Schreibungen keine einzige mit dem Obelisken. Auch in ändern Arbeiten, in denen sich Drioton mit der Schreibung des Amunsnamens befaßt, kommt keine Schreibung mit dem Obelisken vor — BSFE Nr 19 (1955) 3—4. Hingegen gibt er eine Reihe von Schreibungen des Verbums „mn" mit dem Obelisken in MDAIK 14 (1956) 34-41. Bereits in der 18. Dynastie konnte C0""^ j , der Thronname Thutmosis' III., als Armin gelesen werden — Drioton in BSFE 19 (1955) 6 — und zwar erfolgte die Aufschlüsselung in folgender Weise:
o n rinn n n n
Abb. i07: (Zeichnung von Sylvia Lütke). Der Thronname Thutmosis' III. mit zweiter Sonnenscheibe als Kryptogramm für Amun-Re.
Sonne
0
j:
Akrophonie von jm - Pupille (WB I, 75, 23) oder von jr(.t) = Auge (WB I, 106, 6) indem die Pupille für das ganze Auge stand (pars pro toto)
Brettspiel mm m:
Akrophonie von mn
= bleiben, fortdauern (WB II, 60,110)
Käfer
Akrophonie von ntrj
= göttlich (WB II, 364, 20); das Göttliche (auch vom Sonnengott)
n:
Von den 2891 königlichen Skarabäen des British Museum tragen 1032 den Krönungsnamen Thutmosis' III., davon stammen 587 aus der 18. Dynastie, 280 aus ramessidischer Zeit, 82 davon verteilen sich auf die Zeit zwischen der 21. und der 25. Dynastie und 83 sind aus saitischer Zeit (664—525). Die Beliebtheit, derer sich der dritte Thutmosis durch die Jahrhunderte hindurch erfreute, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß sein Thronname, mehr oder weniger genau geschrieben, als Kryptogramm für Amun gelesen werden konnte. Für Thutmosis IV. (•SiüJI gilt dies nicht, obwohl sich dessen Name nur durch die Pluralstriche hinter dem Käfer $ i von dem seines Großvaters unterscheidet. Als charakteristisches Beispiel für die kryptographische Lesung des Gottesnamens im Königsnamen des dritten Thutmosis erwähnt Drioton den Skaraboiden 583 (nach Hall) des British Museum. Hier sieht man die Sonnenscheibe zweimal, einmal über und ein zweites Mal unter der Gruppe Brettspiel—Käfer. Der obere Diskus hat akrophonisch den Lautwert ,,j" und ist
89
mit Brettspiel und Käfer als Amun zu lesen. Die untere Scheibe behält jedoch ihren Lautwert r c = Re. Somit liest sich das Ganze Amun-Re — Abb. 107. Während in der 18. Dynastie Amun erstmalig als der in allen Dingen „bleibende" bezeichnet wird, das Zeitwort „mn = bleiben" später im Thronnamen Thutmosis' III. mit dem Obelisken geschrieben werden kann, hat sich bis jetzt kein Anhaltspunkt für eine Schreibung des Amunsnamens mit dem Obelisken für die 18. Dynastie ergeben. Obwohl der Thronname Thutmosis'III. als Kryptogramm für Amun stehen kann, wird das Zeitwort „mn = bleiben" nicht mit dem Obelisken geschrieben, sondern es wird die übliche Schreibung mit dem Brettspiel «-» beibehalten. Dabei wäre es gerade hier kryptographisch reizvoll gewesen, den Königsnamen mit dem Obelisken zu schreiben. Aus einer solchen Schreibung (°1%J hätte man nämlich den Gottesnamen gleich viermal herauslesen können: in der Sonne, im Obelisken, im Käfer und im Königsring vgl. S. 23. Und nun zurück zu der Frage: Gedenkskarabäen oder Amunskryptogramme? Auf den Abbildungen 105—106 trägt der König die unterägyptische rote Krone. Unterägypten aber war mit Heliopolis Zentrum des Sonnenkultes. Über dem König befindet sich eine Barke mit der Sonnenscheibe. Das ist die Barke des Re, in der er den Himmelsozean durchzieht — vgl. Abb. 54, S. 38. Hier sei noch daraufhingewiesen, daß sich auch bei den Sonnenheiligtümern der 5. Dynastie ein mächtiges aus Ziegeln gemauertes Schiff befindet: die Sonnenbarke des Re — vgl. Abbildungen 78, 79. Die Begleitelemente der kultischen Handlung haben also ausgeprägt solaren Charakter, ganz abgesehen vom solaren Bezug des Obelisken aus Granit. Doch sind auch diese so eindeutig solaren Elemente im Sinne Amuns umgedeutet worden. So kann die unterägyptische rote Krone für Amun stehen — Drioton WZKM 54 (1957) 15: j: Akrophonie von jns m: Akrophonie von mhw.s n: Akrophonie von n.t
Abb. 109: (Nach Bonnet Atlas, 164). Das „Heilsauge". Als Amuns-Kryptogramm kann diese Hieroglyphe gelesen werden: j: Akroph. v. jr.t - Auge (WB 11,106) m: Akroph. v. mr.t = Auge (WB 11,107) n: Akroph. v. ntrj = göttlich (WB 11,363)
das Rote (WB I, 100, 4) Krone von Unterägypten (WB II, 125,1) die rote Krone von Unterägypten, eigentlich als Krone des Königs und gewisser Götter (WB II, 198, 4)
Mit der Sonnenbarke ist es nicht anders. Die Barke heißt jmw (WB I, 18, 8). Setzt man dieses Wort in den indirekten Genitiv („n") zu Re, dann erhält man das Wortspiel „jmw n Rc = Jmn-Rc = Amun-Re" (Drioton, BSFE 19, 1955,5). Die rote Krone, die der König trägt, setzt voraus, daß er am Leben ist. Der verstorbene König wird in der Regel mit dem Kopftuch dargestellt — Taf. 24a - oder auch mit der Federkrone - Abb. 108, 111, Taf. 24b.Bei der Aufstellung des Einzelobelisken aber war Thutmosis III. nicht mehr am Leben. Diese Tatsache war im Zeitpunkt des Geschehens bestens bekannt, so daß die „Prägung" der Skarabäen der Abbildungen 105, 106 nicht in die Zeit Thutmosis' IV. angesetzt werden kann. Auch eine Datierung unter dessen Nachfolger ist unwahrscheinlich, weil damals der Sonnenkult sein Symbol-
90
Abb. 108: (Nach Hornung-Staehelin, 253). Thutmosis III. odoriert den Einzelobetisken. „Die Basis zeigt in der Mitte einen König mit Zweifederkrone und Vräus, der anbetend vor einem Obelisken kniet. Vor dem Obelisken ein Anch-Zeichen, hinter dem König die Beischrift ,Herr der Länder (sie), Vollkommener Gott Mencheperre (in horizontalem Oval)'. Der Obelisk ist nicht als Hinweis auf eine ,historische' Obelisken-Errichtung zu deuten, sondern vertritt als Schriftzeichen den Namen des Gottes Amun".
Abb. 110: (Nach Bonnet Atlas, 164). Uräusschlange. Als Amuns-Kryptogramm kann diese Hieroglyphe gelesen werden: j: Akroph. v.fr.t = Schlange (WB 1,12, 1) m: Akroph. v. mr.t = mit schmerzender Glut, als Name einer feuerspeienden SchlangefWB II, 95, 16) n: Akroph. v. ntrj = göttlich (WB 11,363)
Abb. 111: (Nach Desroches-Nobkcourt in ASAE 50, 265, Skarabäus des British Museum, Hall 1467). Thutmosis III., mit der Federkrone geschmückt, kniet anbetend vor einem Obelisken. Hinter ihm in horizontalem Oval sein Thronname Mencheperre. Über dem Oval eine kryptographische Schreibung des Namens Amun mit dem Djed-Pfeiler, der von zwei auf den Kopf gestellten Nefer-Zeichen (Herz mit Luftröhre) eingefaßt wird. Der Skarabäus wird als ,,Gedenkskarabäus" zur Erinnerung an die Aufstellung des Einzelobelisken bezeichnet, soll also einen „historischen" Bezug haben.
Abb. 112: (Nach Bonnet Atlas, 164). Lebenszeichen. Als Amuns-Kryptogramm kann diese Hieroglyphe gelesen werden: j: Akroph. v. jtn = Sonnenscheibe als Name des Spiegels (WB 1,145,10) m: Akroph. v. m3w-hr = Spiegel (WB 11,10,15).
zeichen in der Aton-Sonne zu finden begann. Stammen die Skarabäen der Abbildungen 105, 106 aber aus ramessidischer Zeit, dann werden es wohl Amunskryptogramme gewesen sein. Die Abbildung 108 ist eine Umzeichnung der Tafel 24b. Ikonographisch besteht eine große Ähnlichkeit zwischen den Abbildungen 108 und 111. Des weitern ähneln diese Skarabäen einem anderen, der von Petrie Scarabs, Tafel XXVI, 12 publiziert wurde. Der von Petrie publizierte Skarabäus wird von Keimer als Gedenkskarabäus bezeichnet, der auf ein bedeutsames Ereignis im Leben Thutmosis' III. hinweisen soll - ASAE XXXIX (1939) 114 und 114 (g). Das kann nicht stimmen, denn der Einzelobelisk wurde nicht zu Lebzeiten Thutmosis' III. errichtet. Denkbar wäre schon, daß ein solcher Skarabäus im Totenkult des dritten Thutmosis Verwendung gefunden hätte. Bei der Verehrung, die Thutmosis IV. für seinen Großvater an den Tag legte, wollte er vielleicht auf Skarabäen dokumentieren, daß Thutmosis III. nur durch seinen Tod an der Aufstellung des Einzelobelisken gehindert wurde. Allerdings spricht manches dafür, daß die Skarabäen der Abbildungen 108 (Tafel 24b) und 111 keine Gedenkskarabäen, sondern Amunskryptogramme sind. Auf dem Skarabäus der Abbildung 108 wird der König als NTR NFR U „Vollkommener Gott" bezeichnet. In einer Untersuchung über die geschichtliche Rolle des Königs in der 18. Dynastie weist Hornung daraufhin, daß in dieser Dynastie der Titel MIR NFR von den Königen gefuhrt wurde — MDAIK 15 (1957) 122. Nun hat Stock den Begriff des NTR NFR eingehend untersucht und ist zu der Schlußfolgerung gekommen, „daß nur ein König, und zwar ein lebender, ursprünglich diesen Namen tragen konnte" — 13. Bei der Aufstellung des Einzelobelisken aber war Thutmosis III. bereits verstorben. Möglicherweise war diese Tatsache dem Künstler bei der Gravierung des Obelisken aus dem Bewußtsein entschwunden. Das könnte somit ein Argument für eine recht späte „Prägung" des Skarabäus sein. In der Datierung sehr zurückhaltend, möchte Hornung den Skarabäus der Abbildung 108 (Tafel 24b) der Ramessidenzeit zuweisen, also etwa zwei Jahrhunderte nach der Aufstellung des Einzelobelisken. So bezeichnet denn auch Hornung den Skarabäus der Abb. 108 als „Kryptogramm für den Gottesnamen Amun". Diese Deutung stützt sich darauf, daß das Lebenszeichen 7 hinter dem Obelisken kryptographisch als „j" gelesen werden kann, während der Obelisk das Zeitwort „mn = bleiben" ausdrückt. Mit dem Lebenszeichen und dem Obelisken erhält man den Konsonantendreiklang JMN und damit den Gottesnamen Amun. Nach DesrochesNoblecourt steht in einem Parallelfall das Lebenszeichen jedoch dafür, daß der Obelisk „lebte", daß er also aufgestellt und seiner Bestimmung übergeben worden war — ASAE 50, 265. Nachdem er also 35 Jahre am Heiligen See gelegen hatte, würde er jetzt endlich „leben". Daher sieht Desroches-Noblecourt im Skarabäus der Abb. 111 einen Gedenkskarabäus, der also unter Thutmosis IV. graviert worden wäre. Auf diesem Skarabäus aber befindet sich über dem Königsnamen ein eindeutiges
91
Kryptogramm des Namens Amun — WZKM 54 (1957) 18. Schließt man von diesem Detail auf das Ganze, dann ist auch der Obelisk als Amunskryptogramm zu lesen. Damit hätte man eine Schreibung des Namens Amun mit dem Obelisken für die 18. Dynastie. Dies ist aber aus entwicklungsgeschichtliehen Gründen recht unwahrscheinlich, so daß die Datierung zu überprüfen wäre. Auf der Tafel 24a (die Titelvignette ist die Umzeichnung davon) sieht man einen von zwei Königen adorierten Einzelobelisken. Es handelt sich offensichtlich um Thutmosis III. und Thutmosis IV. Der links des Obelisken anbetende König trägt das Nemset-Kopftuch, das ihn als verstorbenen König ausweist. Es ist somit Thutmosis III. Der rechts kniende König trägt die blaue Krone, den Kriegshelm, der ihn als lebenden König kennzeichnet. Im oberen Register der Darstellung liegt ein menschenköpfiger Sphinx mit der Beischrift NTR NFR. Diese kann sich nach den Erkenntnissen von Stock nur auf den lebenden Thutmosis IV. beziehen — vgl. S. 91. „Die Sphinxgestalt des Königs mag auf die Himmelsraubkatze hinweisen, die die Sonne im Westen verschlingt und sie im Osten wiedergebiert" — Martin 127. Der Obelisk trägt den Thronnamen Thutmosis' IV., der ihn hat errichten lassen. Hier handelt es sich um einen echten Gedenkskarabäus, den offenbar Thutmosis IV. hat gravieren lassen und der nur das zeigen will, was er vordergründig darstellt: den König, der den Einzelobelisken geplant, und denjenigen, der den Plan verwirklicht hatte. Möglicherweise hat er im Totenkult des dritten Thutmosis Verwendung gefunden; in jedem Fall ist er eindeutig gegen Amun gerichtet. Hier wird von beiden Königen nicht der Reichsgott adoriert, sondern der sich im Obelisken manifestierende Sonnengott Re. Dagegen, daß es das Motiv „Betender König + Obelisk" bereits in der 18. Dynastie als Amuns-Kryptogramm gegeben habe, spricht die vorerwähnte geschichtliche Entwicklung. Die Vielzahl der Symbole, deren sich die Amunspriesterschaft bediente, um den Namen Amun kryptographisch zu schreiben, waren uralt und durch tausendjährige Tradition heilig und machtgeladen. Der monolithische Einzelobelisk aber war neu. Sogar der gemauerte Obelisk der Sonnenheiligtümer war recht umstritten — vgl. Kap. X, insbesondere S. 63 nebst Zeittafel S. 9. Es bestand also kein Anlaß, den gesicherten Boden zu verlassen und ein neues Zeichen, das zwar versteckt, aber doch unmißverständlich gegen Amun gerichtet war, in dessen Sinne umzudeuten. Dabei stand nicht einmal fest, daß der Einzelobelisk jemals aufgestellt werden würde. Die Zeitspanne von 35 Jahren, während derer er „in der Obhut der Arbeiter" lag, kennzeichnet deutlich die Gespanntheit der Lage. Dies änderte sich zwei Jahrhunderte später, als in der 19. Dynastie Ramses II. (1290—1224) vom Einzelobelisken Besitz ergriff, um in ihm seine eigene göttliche Epiphanie darzustellen — vgl. S. 98. Jetzt war die Zeit gekommen, den Anspruch des Königs mit Hilfe der Kryptographie zu unterlaufen. Wenn also der König anbetend vor dem Obelisken gezeigt wird, dann zeigt die Darstellung vordergründig, daß der König den Sonnengott Re verehrte. Dies wurde kryptographisch umfunktioniert, indem Re zu Amun wur-
92
Abb. 113: (Vgl Tafel 24a). Thutmosis III. und sein Enkel Thutmosis IV. adorieren den Lateran-Obelisken.
Abb. 114: (Nach Rowe Tafel XIX, 726, Umzeichnung von Sylvia Lütke). Skarabäus aus der 19. Dynastie. Links der memphitische Schöpfergott Ptah — vgl. Abb. 63, S. 46. Ihm gegenüber, die Arme anbetend erhoben, ein König im blauen Kriegshelm mit Uräusschlange. Zwischen beiden ein Obelisk und eine Sonnenscheibe als Kryptogramm für Amun-Re. Ganz oben rechts ein Neb-Korb und links davon ein Phallus mit der Lesung: „Herr des Phallus" — eine Bezeichnung für den Sonnengott.
Abb. 115: (Nach Drioton MDAIK 14, 1956, 34, Umzeichnung von Sylvia Lütke). Skarabäus mit Wunschformel mn m-k hpr msw.t-k „Dauern möge dein Name, entstehen möge deine Nachkommenschaft". Hier hat der Obelisk die Bedeutung des Zeitworts „mn = dauern, bleiben".
de. Die ketzerische Darstellung wurde kryptographisch durch eine orthodoxe Interpretation entschärft. Der Einzelobelisk der Thutmosiden führte geradewegs auf Amarna zu. Dort wurde er gegenstandslos, weil das Kultsymbol nunmehr die Aton-Sonne war. Nach Amarna wurde er kurzfristig zum Sammelpunkt der versprengten Atongläubigen S. 96 ff. Die Ramessiden aber haben die Amarnazeit endgültig abgeschlossen und ihre Ergebnisse für sich in Anspruch genommen — S. 100. Daß der Thronname des dritten Thutmosis mit Vorliebe für die kryptographische Schreibung des Amunsnamens Verwendung fand, hat ebenfalls seine guten Gründe. Wenn auch Thutmosis III. am Ende seiner Regierungszeit den Einfluß der Amunspriester hatte beschneiden wollen und die Errichtung des Einzelobelisken geplant hatte, so war dies letztlich nur intern in Hof- und Tempelkreisen bekannt. Nach außen hin aber war Thutmosis III. eng mit Amun verbunden. Ein Orakel des Amun hatte ihn zum König bestimmt. Die tatsächliche Herrschaft aber konnte er zunächst nicht ausüben, weil er zu jung war. So führte für ihn seine Tante und Stiefmutter Hatschepsut die Regentschaft. Als ihre Position gefestigt war, drängte sie ihren Stiefsohn und Neffen beiseite und ließ sich zur Königin krönen. Nach einer Wartezeit von 22 Jahren konnte sich endlich der Neffe der verhaßten Tante entledigen. Das war ohne die zumindest stillschweigende Duldung der Amunspriester nicht möglich. Thutmosis III. aber zeigte sich außerordentlich dankbar. Es war die außenpolitische Lage gewesen, die diesen tatkräftigen König auf den Thron berufen hatte. Unter Hatschepsut war Ägypten aus seinem syrisch-palästinensischen Vorfeld fast völlig verdrängt worden. Diese wichtige Einflußzone wiederzugewinnen, war die vornehmste Aufgabe des neuen Königs. In den 32 Jahren seiner Alleinherrschaft hatte er dem Vordringen der Hurriter Einhalt geboten, war dann selbst nach Kleinasien vorgedrungen, hatte Jaffa und Gaza erstürmt, die gegnerische Fürstenkoalition bei Megiddo geschlagen und war in Kadesch eingerückt. Ägyptische Garnisonen sicherten Palästina und den Libanon und verschafften dem König die Aufmarschbasis für seinen Vorstoß nach Syrien, wo er Karkemisch einnahm und am Orontes Elefanten jagen konnte. Die Nordgrenze des ägyptischen Einflußgebietes verlief bei Ugarit an der Küste und bei Nija am Orontes. Ungeheure Schätze an Kriegsbeute und Tributen waren das Ergebnis dieser siegreichen Feldzüge. Den Löwenanteil erhielt der Tempel des Amun, dem der König den Thron verdankte. So soll er unter anderem zwei goldene Obelisken von je 1250 Talenten Gewicht im Tempel aufgestellt haben. Nimmt man das Talent zu 2,6 Kilogramm, so hätte das Goldgewicht der beiden Obelisken 6,5 Tonnen betragen. Diesen maßlosen Reichtum verstand das Amunskolleg auch politisch zu nutzen. Im Bewußtsein der Nachwelt war der dritte Thutmosis derart mit dem Reichsgott Amun verbunden, daß in der Ramessidenzeit sogar sein
93
Thronname als Kryptogramm des Amun gelesen werden konnte — vgl. S. 89. Bei dem Machtzuwachs aber, den das Amunskolleg gerade unter und durch Thutmosis III. erlangt hatte, bestand die Gefahr, daß der bereits zum „Sohn des Re" degradierte König (vgl. S. 56) fortan nur noch Regent von Amuns Gnaden sein werde. Schenkt man aber den Inschriften seines Enkels Glauben, dann erkannte er die drohende Gefahr und versuchte zum Ende seiner Regierungszeit, die Amunspriester in ihre Schranken zu weisen und ihnen gerade in Karnak deutlich zu machen, daß es neben Amun auch noch andere Götter in Ägypten gab. So mag er durchaus beschlossen haben, östlich des Amunstempels dem Sonnengott Re ein Heiligtum mit einem Einzelobelisken als Mittelpunkt zu errichten, dessen Spitze die aufgehende Sonne treffen würde. Dabei ging es nicht nur um Glaubensinhalte, sondern auch und vor allem um den Göttlichkeitsanspruch des Pharao. Was unter den letzten Thutmosiden eingeleitet wurde, erreichte seinen vorläufigen Höhepunkt in der Amarnazeit, unter Echnaton (um 1365—1349/47). In seiner Lehre vom Aton, dem im Sonnengestirn erscheinenden Lichtgott, verkündete er einen solaren Monotheismus, der in der Sonne nicht das hinter ihr stehende geistige Prinzip verehrte, sondern sie rein materialistisch als Ursache allen Seins und Lebens auffaßte. Für Amarna galt der Glaubenssatz: Es gibt nur eine Sonne, es gibt nur den Aton. Es gibt nur einen Gott und Echnaton ist sein Lichtglanz auf Erden — vgl. Hornung EuV 245. Amarna bedeutete für eine ganz kurze Zeit in neuer Form die Wiederherstellung des alten Gottkönigtums, in dem sich der Weltengott im regierenden König der Menschheit vermittelte. Seinen früheren Namen Amenophis (Amun-Hotep = Amun ist zufrieden) änderte er in Echnaton, d. h. „Lichtglanz des Aton". Im „solaren" Bereich von Karnak, also östlich des Amuntempels, errichtete er ein Sonnenheiligtum, von dem man aber nicht sicher ist, ob es einen Obelisken als Kultmittelpunkt hatte. Dies aber konnte nur ein Anfang sein. Das ägyptische Glaubensdenken verlangte, daß jeder Gott seinen Heimatort hatte, wie etwa Re in Heliopolis, Ptah in Memphis und Amun in Theben. Wurde das Bild eines Gottes im Heimattempel eines ändern aufgestellt, so war er bei diesem „zu Gaste". Aton aber, die verkörperte Sonnenenergie mit ihrem umfassenden Totalitätsanspruch, konnte nicht auf Dauer bei Amun zu Gast sein. So verließ denn Echnaton im Jahre seiner Namensänderung, in seinem fünften Regierungsjahr, das inzwischen auch wohl aufsässig gewordene Theben. Auf theologisch jungfräulichem Boden gründete er eine Traumresidenz mit Tempeln und Palästen, die ganz und gar auf den Sonnenkult ausgerichtet war. Hier sollte Aton seine Heimat finden, und hier sollte der König als einziger Mittler zwischen Gott und den Menschen herrschen. Das Experiment scheiterte nicht nur an der Hybris, mit der es betrieben wurde, auch nicht allein am Verlust außenpolitischer Macht, der daraus resultierte, daß sich der „Ketzerkönig" in Amarna ausschließlich auf die Formulierung des neuen Dogmas konzentrierte und bemüht sein mußte, es zunächst innenpolitisch durchzusetzen. Die neue Lehre konnte sich aus dem einfachen
94
Abb. 116: Obelisk Thutmosis'III. in New York. Zwei Seiten des Pyramidions.
A
- v:.^ — —M= l l.mn
Abb. 117: Obelisk Thutmosis'III. in New York. Zwei Seiten des Pyramidions,
Grunde nicht halten, weil sie die Struktur des religiösen Denkens der alten Ägypter entscheidend verändern wollte. Die ägyptische Religion war keine „Buchreligion", sondern eine „Kultreligion" — Morenz 224 und passim. Der Kultus aber wird allen numinosen Mächten dargebracht, die, ob bekannt oder unbekannt, in der Welt wirksam sind. Insofern ist die Kultreligion tolerant, weil sie im Prinzip alle Numina anerkennt, von denen man sich Segen erhofft oder vor denen man sich fürchtet. Die Buchreligion hingegen ist ihrem Wesen nach intolerant, weil sie die „Wahrheit" besitzt und alles von dieser Wahrheit Abweichende als Häresie verdammen muß. Das tat Echnaton. Er kannte nur eine Wahrheit, einen Gott — Aton, die Sonne. Mit äußerster Konsequenz verfolgte er alle anderen Götter, deren Tempel er schloß und deren Namen er tilgte. Sogar die Pluralschreibung TM „Götter" wurde in allen zugänglichen Inschriften ausgemeißelt. „Daran wird deutlich, daß nicht allein eine Entthronung des Amun Echnatons Ziel ist, sondern daß im Prinzip die Existenz aller anderen Götter geleugnet werden soll" — Hornung, EuV 246. Als Echnaton gestorben war, widerfuhr ihm selbst, was er den Göttern und vor allem dem Reichsgott Amun angetan hatt. Sein Name wurde getilgt, womit für alle Zeiten seine Existenz ausgelöscht war. Das von seinen Nachfolgern verlassene Amarna wurde zur Geisterstadt. Haremhab (1332—1305) ließ die Atontempel in Karnak abtragen und deren Blöcke als Füllmaterial für den von ihm errichteten 9. Pylon verwenden. Dies wurde als Beweis für die bereits unter ihm einsetzende Verfolgung des Atonkults angesehen. Heute ist man der Meinung, daß die Verfolgung des Aton nicht schon unter Haremhab einsetzte, sondern erst unter Sethos I. (1303—1290) — Hari 430 und passim. Dieser war es auch, der in seiner „Königshalle" von Abydos die Namen Echnaton, Tut-anch-Amun und Eje überging und Haremhab unmittelbar an Amenophis III. anknüpfen ließ. Dabei war Haremhab dem Amun weitaus weniger ergeben als seine unmittelbaren Vorgänger. Sein Bekenntnis zum Reichsgott war rein politisches Kalkül. Haremhab war nämlich auf die Unterstützung der Amunpriester angewiesen, die nach den Zeiten der „Gottlosigkeit" die einzige politisch relevante Organisation, zumindest in Oberägypten, darstellten. Doch auch die Theologen von Karnak hatten aus der Vergangenheit gelernt und begannen, an der Formulierung eines zeitgemäßeren Gottesbegriffs zu arbeiten. Seinerseits konnte das Königtum nicht auf seine traditionellen Ansprüche verzichten. Es durfte sich nicht einfach mit einem Königtum „von Amuns Gnaden" abfinden, auch wenn es politisch zunächst auf Amun angewiesen war. Diese Gegensätzlichkeiten, deren jeder sich bewußt war, erzeugten nun ein höchst schöpferisches Spannungsfeld zwischen theologischem Denken und königlicher Politik. Die Theologen begannen, ihren Gottesbegriff zu vergeistigen. Amun wurde zum Allgott, der in allem ist und wirkt. Als solcher konnte er nicht materiell sein. Da aber auf der damaligen Bewußtseinsstufe die Abstraktion des reinen Geistes noch nicht denkbar war, wurde das denknotwendig materielle Sub-
95
strat für den Gott in dem immateriellsten aller Elemente erdacht. Amun war die Luft, die man nicht sieht und die man nur dann fühlt, wenn sie sich bewegt. Die Luft „ist nicht toter Stoff, sie trägt die Keime des Lebens in sich; nur wer sie atmet, besitzt es" — Bonnet 35. Deshalb sieht man in unzähligen Darstellungen, wie Gott dem König das Lebenszeichen an die Nase hält, damit er den Lebensodem einatme. Amun ist „der Lufthauch, der in allen Dingen bleibt, und durch den man lebt immerdar" — Sethe, Amun § 217. Die alles erfüllende Luft ist aber nichts anderes als der ,,Hauch Gottes", der über den Wassern schwebt, das alles durchdringende „Pneuma" der Griechen, der „Geist, der weht wo er will." Wie die Luft unsichtbar ist, so ist es auch Amun. Er ist der Unsichtbare, der sich nur durch sein Wirken in der Welt manifestiert. Er ist „der einzige Amun, der sich verbirgt vor den Menschen, der sich verborgen hält vor den Göttern, dessen Farben man nicht kennt" — Sethe, Amun § 180. In seinen Darstellungen ist die Körperfarbe hellblau. Gelb und Rot sind Vordergrundfarben; Blau ist die Farbe der Ferne, der Distanz, des Himmels. Amun wird zum Lichtgott, und in seiner Verbindung mit dem Sonnengott ist er, als Amun-Re, der Herr der Himmelsweite. „Er ist Harachti, der im Himmel ist; sein rechtes Auge ist der Tag und sein linkes die Nacht; er ist es, der die Menschen zu jedem Wege leitet" — dadurch, daß er ihnen leuchtet — Erman, Lit. 372. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Amarna geistig befruchtend auf Theben eingewirkt hat. Dabei ist zu berücksichtigen, daß es auch vor Amarna bereits Auseinandersetzungen gegeben hat, die Amarna erst ermöglichten. Nach Echnatons Tod aber rückte der Amunsklerus nicht sofort wieder in seine alte Stelle ein. Die Priester des Reichsgotts hatten lange zu kämpfen, bis sie ihre frühere Macht wiedererrungen hatten. Der Königshof verhielt sich distanziert. Haremhab und seine Nachfolger residierten nicht in Theben, sondern in Memphis. Also in der Nähe von Heliopolis — in solarem Bereich. Amarna ist zwar verlassen worden, die Anhänger Echnatons aber sind geblieben. So weist Christiane Desroches-Noblecourt darauf hin, daß unter Tut-anch-Amuns Nachfolger Eje (um 1337/36—1332) das von Thutmosis III. errichtete Sonnenheiligtum an der Ostseite des Amuntempels zu Karnak einen besonderen Zustrom derjenigen erlebte, die von Amarna nach Theben zurückgekehrt waren — ASAE 50, 262. Dort aber hatte Thutmosis IV. den Einzelobelisken seines Großvaters aufstellen lassen. „Gottesvater des Amun" unter Eje und wohl auch unter Haremhab war Neferhotep, dessen Grab in Theben ist. In diesem Grab befindet sich die Darstellung eines Heiligtums, in dem Desroches-Noblecourt das Sonnenheiligtum des dritten Thutmosis erblickt — ASAE 50, 260. Auf dem Bild ist auch ein Einzelobelisk zu sehen. Nun könnte es der ägyptischen Darstellungsweise entsprechen, wenn hier zwei Obelisken hintereinanderstehend dargestellt wären. Geht man aber von paarweise aufgestellten Obelisken aus, dann stimmen andere Einzelheiten nicht. Desroches-Noblecourt nimmt daher an,
96
Abb. 118: (Nach Budge, Fetish, 167). Echnaton „Lichtglanz des Aton" und Königin Nofretete bringen der Sonne ein Opfer dar. Hinter dem Königspaar stehen zwei Prinzessinnen, die mit dem Sistrum rasseln und damit die Opferhandlung begleiten. Die Sonnenstrahlen münden in Hände aus, um das Tätigwerden des Tagesgestirns in der Welt zu veranschaulichen. Der Sonnenstrahl, der auf das Königspaar zukommt, endet in der Hieroglyphe für „Leben". Das Lebenszeichen an der Nase des Königspaars macht deutlich, daß ihm die Sonne den Odem des Lebens spendet.
Abb. 119: (Nach Davies, PI.XLI). Das Sonnenheiligtum Thutmosis' III. mit dem Lateran-Obelisken im Grab des Neferhotep. Grab 49 in Theben.
Abb. 120: (Zeichnung von Sylvia Lütke). DreiAmunsKryptogramme.
daß hier der Lateran-Obelisk gezeigt wird. Ist aber dies der Fall, dann ist es doch recht bezeichnend, daß ein „Gottvater des Amun", der seine Jugendeindrücke in der Amarnazeit empfangen hatte, in seinem Grabe nicht den Amunstempel, sondern das doch irgendwie mit der Häresie verbundene, wenn auch nicht ausdrücklich mit ihr verknüpfte, Sonnenheiligtum des dritten Thutmosis darstellen ließ. Dem Beispiel Thutmosis' III. folgend, errichtete sich Ramses II. (1290— 1224) neben der bestehenden Obeliskenkultstätte ein Jubiläumsheiligtum. In griechischer Zeit, unter Ptolemäus VIII., Euergetes II. (145—116), wurde es beträchtlich erweitert und der aufgehenden Sonne gewidmet. Sein Allerheiligstes war der Einzelobelisk Thutmosis' III. Im Jubiläumstempel Ramses' II. scheint dieser eher eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben. Das Heiligtum war dem Amun geweiht, doch einem Amun, der genannt wurde „Ramses II., der die Gebete erhört". Mithin handelte es sich wohl um eine Kultstätte, in der auch der kleine Mann dem Gott Amun durch Vermittlung des zweiten Ramses seine Nöte anvertrauen konnte. Für ihn mochte der Einzelobelisk den Gott Amun-Ramses darstellen — vgl. hierzu auch Barguet, Temple 300. Unter Ramses II. war das Königtum derart erstarkt, daß es der Priesterschaft gegenüber wiederum den alten Königsanspruch auf Göttlichkeit mit Nachdruck vertreten konnte. „Zweifellos hat Ramses II. am konsequentesten die Möglichkeiten ausgeschöpft, die das altägyptische Königsdogma für eine wie auch immer geartete Göttlichkeit, Gottähnlichkeit oder Übermenschlichkeit des Königs in sich barg und anbot" — Wildling in OLZ 68, 1973, Sp. 549-550. Seinerseits war das theologische Bemühen der Nach-Amarnazeit von dem Bestreben getragen, zum EINEN Gott vorzudringen. Das ägyptische Denken aber ist dualistisch angelegt. „Wo ägyptisches Denken eine Einheit im Seienden meint, bedient es sich sprachlich des Duals oder des Nebeneinanderstellens zweier komplementärer Begriffe: Ägypten als die ,Beiden Länder' oder als ,Ober- und Unterägypten', der Raum als ,Himmel und Erde', die Zeit als nhh und dt, alles überhaupt Denkbare als ,Seiendes und Nichtseiendes'" — Hornung, EuV 171. In der Suche nach dem EINEN sind die Theologen des Neuen Reiches sehr weit vorgestoßen. Vor allem haben sie die VIELEN zu einer geistigen Höhe erhoben, die nicht mehr zu überbieten war. Dies zeigt am deutlichsten die Umgestaltung der Triade zur Trinität. Götterverbindungen kennen wir in Ägypten, seitdem es schriftliche Belege gibt. Sehr beliebt war die Triade, die meist als Familie von Vater, Mutter und Sohn gedacht war. Die Trinität aber war etwa unerhört Neues. Aus dem Ende der 18. Dynastie, also unmittelbar nach Amarna, stammt der „Leidener Papyrus", der die klassische Formulierung der ägyptischen Trinität enthält: „Drei sind alle Götter: Amun, Re und Ptah, keinen gibt es ihresgleichen. Verborgen ist sein Name als Amun, als Re wird er wahrgenommen, sein Leib ist Ptah. Ihre Städte auf Erden bleiben immerdar: Theben, Heliopolis und Memphis, bis ans Ende der Zeit" — Hornung, EuV 215. 97
Diese Dreifaltigkeit entstammt zwar den VIELEN, ist dem EINEN aber schon äußerst nahe. Man kann sogar sagen, daß die DREI nur Erscheinungsformen des EINEN sind. Es gibt wenige Darstellungen dieser Dreieinigkeit; eine davon befindet sich auf der vergoldeten Trompete aus dem Grab des Tutanch-Armin - Abb. 121. Mit dem Begriff der Dreieinigkeit hatte die Theologie des alten Ägypten ihre höchst mögliche Stufe des Denkens erreicht. Der Gottesbegriff hatte eine Vergeistigung erfahren, die ihn weit über alles Menschliche stellte. Und gerade in diese Trinität ist Ramses II. eingedrungen. In seinem Tempel von Abu Simbel setzte er sich mitten in die Dreifaltigkeit hinein. Während Tutanch-Amun noch der Empfänger göttlicher Gnadenerweise war, während Amun ihm den Lebensodem spendete, der König also der Beschenkte war, sitzt Ramses II. in Abu Simbel völlig gleichberechtigt inmitten der Dreifaltigkeit — Abb. 124 und Taf. 3. Demonstrativer konnte der Anspruch des Königs auf autarke Göttlichkeit nicht vorgetragen werden. Daß Ramses II. einen wahren „Wald von Obelisken" hat errichten lassen, ist schon gesagt worden. Zur Zeit gibt es davon noch 18 mehr oder weniger gut erhaltene allein aus der Ramsesstadt. Montet schätzt ihre Anzahl im Alterum auf mindestens 24, denn mehrere Paare seien nur noch in einem Exemplar erhalten - K^MI V (1936) 104. Bedeutsamer ist jedoch, daß Ramses II. zumindest auch einen Einzelobelisken aufgestellt hat. Dies ergibt sich aus dem Oberteil einer Stele, die Petrie in Heliopolis gefunden hat. Das Bruchstück zeigt einen Obelisken, der von den beiden heliopolitanischen Hochgöttern in die Mitte genommen wird. Links ist Atum mit der Doppelkrone und der Beischrift „(Herr) von Jun-Heliopolis und Großer Gott". Rechts steht Re-Herachte mit der Uräus-Sonne und der Beischrift „Großer Gott, Herr des Himmels und Herrscher von Jun-Heliopolis". Der von den beiden Traditionsgöttern eingefaßte Obelisk trägt die volle Titulatur Ramses' II. Es ist also der Pharao selbst, der sich hier im Obelisken darstellt und göttlicher ist als die ihn umrahmenden Götter. Wie Thausing bemerkt, „sucht die Mittelachse zwischen zwei ,Pfeilern' eine coincidentia oppositorum auszudrücken, um aus der Antithese schließlich eine Synthese herzustellen" — 116. Die Mittelachse, der Obelisk, ist hier die Synthese zwischen dem chthonischen (Atum) und dem solaren (Re-Herachte) Aspekt der Theologie von Heliopolis — vgl. S. 56 ff. In Abu Simbel sitzt der zweite Ramses gleichberechtigt inmitten der thebanischen Dreifaltigkeit; in Heliopolis synthetisiert er im Obelisken die theologischen Gegensätze. Im Sonnenkult des Alten Reichs hatte der gemauerte Obelisk den Abstieg des Pharao vom Weltengott zum Sohn Gottes augenfällig gemacht. Im Neuen Reich arbeitete die thebanische Priesterschaft an einer Summa Theologica, deren letzte Konsequenz die Civitas Dei war, wie sie am Ende der 20. Dynastie dann auch verwirklicht wurde. Gegen diese sich abzeichnende Entwicklung reagierten als erste die letzten Thutmosiden unter dem Zeichen des Einzelobelisken. Der Höhepunkt der Reaktion, die im Keim auch ihr Scheitern barg, war die Amarna-Zeit mit
98
Abb. 121: (Nach einer Zeichnung von Irmtraud Noering). Die ägyptische Dreifaltigkeit auf der vergoldeten Silbertrompete des Tut-anch-Amun. Von links nach rechts Re-Harachte, Amun, der dem König das Lebenszeichen an die Nase reicht und, hinter dem König, Ptah.
Abb. 122: (Nach Yoyotte in Kemi XIV, 1957, 90). Das von Petrie im Winter 1911/12 in Heliopolis gefundene Stelen-Bruchstück mit dem Einzel-Obelisken.
Abb. 123: (Zeichnung von Irmtraud Noering). Alabasterstatue Phiops'I. (um 2268-2228; 6. Dynastie) aus dem Brooklyn-Museum in New York. Während bei der Statue des Chephren (Tafel 2) der Falke klein ist und der König groß, der Falke zudem mit seinen Schwingen den Kopf des Königs umfaßt, ist bei Phiops I. der Falke übermäßig groß und hockt im rechten Winkel zur Front. Der König war nicht mehr die Inkarnation des Weltenherrschers Horus; unter dem Einfluß der Sonnenreligion war er zum ,,Sohn des Re" degradiert worden. Das kommt in der deutlichen Entfremdung des Königs und des Falken zum Ausdruck. Beide sind nicht mehr verbunden, sondern leben nebeneinander. Der Falke mit den angelegten Flügeln ist „künstlerisch mit der Königsfigur nicht geeinigt und nur von fern an den Falken erinnernd, der König Chephren umfing, und vielleicht gerade dadurch den weiten Abstand verdeutlichend, den die 2 /% Jahrhunderte, die Phiops I. von Chephren trennen, aufgerissen haben" — Wolf, Kunst 178.
dem solaren Monotheismus des Aton. Amarna bedeutete für kurze Zeit in neuer Form die Wiederherstellung des alten Sonnenkönigtums, in dem der regierende König als einziger Mittler zwischen Gott und den Menschen stand. Nach Echnatons Tod wurde das Symbol gewechselt und der Kampf des Königtums ging weiter unter dem vom dritten Thutmosis gewählten Zeichen des Einzelobelisken. Ein Höhepunkt des Erfolgs wkd sichtbar in dem von Petrie gefundenen Bruchstück, das den sich im Obelisken verkörpernden Pharao über die alten Hochgötter stellt — Abb. 122, S. 98. Das Paradoxe in dieser Symbolik des Einzelobelisken liegt nun darin, daß das gleiche Zeichen, das einst für den Abstieg des Allgottes zum Gottessohn stand, nunmehr in entgegengesetzter Richtung vorangetragen wird, um einerseits einen weiteren Abstieg von der Gottessohnschaft zum Gottesgnadentum abzuwenden, und um andererseits den Pharao wieder zu autarker, übergeordneter Göttlichkeit zu erheben. Ob einer der Nachfolger des großen Ramses noch einen monumentalen Einzelobelisken hat aufstellen kssen, ist biskng ungeklärt. Ramses II. war der letzte Pharao gewesen, der seinen Anspruch auf autarke Göttlichkeit in zunächst vorsichtiger, dann immer schroffer werdender Absolutheit gegenüber dem thebanischen Klerus geltend gemacht hatte. Bereits Ramses III. (um 1193—1162, 20. Dynastie) suchte die Gunst der Priesterschaft durch enorme Zuwendungen an die tote Hand zu gewinnen, und in der 21. Dynastie (um 1080—946) wurde in Ober- und Mittelägypten der „Gottesstaat des Amun" errichtet. Herrscher des Landes wurde Reichsgott Amun und sein Statthalter war der Hohepriester. „Der religiöse Aspekt des Königtums fällt an Gott zurück, und der irdische Herrscher begnügt sich mit einer Statthalterschaft im Namen Gottes" — Otto 215. Der regierende Gott gab alle seine Entscheidungen durch Orakel kund. Dann wendete sich wieder das Blatt. Osorkon III. (um 759—749, 23. Dynastie) machte seine Tochter als „Gottesgemahlin des Amun" zur Regentin des thebanischen Gottesstaates. „Da die Gottesgemahlinnen dieser Zeit unvermählt bleiben mußten, wird so der Gottesstaat in der Hand des Königs festgehalten. Das Amt des Hohenpriesters des Amun verliert von jetzt ab seine politische Bedeutung" — Beckerath 49. Die Spätzeit war angebrochen, und mit ihr stand der Verlust der nationalen Unabhängigkeit Ägyptens durch die Assyrer bevor, denen dann später die Perser und die griechischen Ptolemäer folgten. Nur zeitweilig konnte sich Ägypten zwischendurch von der Fremdherrschaft befreien; nach der Schlacht von Aktium zwischen Octavian und Antonius im Jahre 30 v. Chr. wurde es zur römischen Provinz. In der ganzen Spätzeit aber wurde der innenpolitische Kampf nur noch um die reine Macht ausgetragen, nicht mehr um Glaubensinhalte. Das Königtum wurde zunehmend säkularisiert, und die Theologen kapselten sich in ihre spezifischen Probleme ein. Die vordem so vehement ausgetragenen Gegensätze zwischen Königtum und Priesterschaft und zwischen den Göttern Re und Osiris sowie zwischen Aton und Amun gerieten allmählich ins Verschwimmen. Bereits in den ramessidischen Königs-
99
gräbern wurde der die Unterwelt in seiner Barke durchfahrende Sonnengott zunehmend „durch die gehäufte Abbildung der Sonnenscheibe ersetzt" — Hornung, ÄU 22. Das Kultbild des überwundenen Amarna-Glaubens wurde damit von seinen Überwindern in Anspruch genommen; die früheren Gegensätze waren dabei, sich auszugleichen. Daher konnte bereits in ramessidischer Zeit der Name Amun mit dem Einzelobelisken geschrieben werden. Ägypten stand vor dem Ausklang seiner Geschichte. Dieser wurde bestimmt durch die Gestalt der Isis, die in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten von Ägypten aus die ganze antike Welt zu erobern sich anschickte. Die alten Kämpfe vergangener Zeiten waren überholt, waren gegenstandslos geworden. Der Einzelobelisk, unter dessen Zeichen sich im Alten Reich die Anhänger der Morgensonne gesammelt hatten, und der von den versprengten Anhängern der Aton-Sonne wieder zu Ehren gebracht worden war, hätte im nachramessidischen Epigonentum keinen Sinn mehr gehabt. Als Kampfsymbol hatte er ausgedient. Die Obeliskenpaare jedoch, die noch bis in die römische Kaiserzeit errichtet wurden, waren zu reinen Dekorationselementen der Tempelbauten geworden; die Spätzeit lebte nur noch vom Duft der leeren Flasche.
Abb. 124: (Zeichnung von Irmtraud Noering). Ramses II. inmitten der Trinität von Abu Simbel — vgl. Taf. 3 und S. 98.
100
Verzeichnis der Abkürzungen AcOr Acta Orientalia, Leiden, ab Bd. 21: Kopenhagen Aldred Cyril Aldred: Echnaton, Bergisch Gladbach 1968 Almogaren Almogaren: Jahrbuch des Institutum Canarium und der GISAF, Akademische Druck- u. Verlagsanstalt Graz Antike Welt Antike Welt, Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte, Feldmeilen, Sondernummer: Nabatäer 1976 APAW Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Berlin ASAE Annales du Service des Antiquites de PEgypte, Kairo Assmann Jan Assmann: Der König als Sonnenpriester, Glückstadt 1970 Badawy Alexander Badawy: A History of Egyptian Architecture, The Empire (the New Kingdom), Berkeley and Los Angeles 1968 Barguet Paul Barguet: Le Livre des Morts des Anciens Egyptiens, Paris 1967 Barguet, Temple Paul Barguet: Le Temple d'Amon-Re a. Karnak, Kairo 1962 Baumgärtel Elise Baumgärtel: Dolmen und Mastaba, Beiheft 6 zum „Alten Orient", Leipzig 1926 Beckerath Jürgen v. Beckerath: Abriß der Geschichte des Alten Ägypten, Darmstadt 1971 Bf Beiträge zur ägyptischen Bauforschung und Altertumskunde, Kairo Biedermann Hans Biedermann: Das europäische Megalithikum in Ullstein: Kunstgeschichte IV, 1963 Biedermann 1963 Hans Biedermann: Die vorgeschichtlichen Großsteinbauten in der Bretagne, in Atlantis (Zürich) Jg. 1963, Heft 3 Biedermann 1975 Hans Biedermann: Die versunkenen Länder. Die Atlantis-Frage und andere Rätsel der Menschheitsgeschichte, Graz 1975 Bonnet Hans Bonnet: Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin 1953 Bonnet, Atlas Hans Bonnet: Bilderatlas zur Religionsgeschichte, Leipzig 1924 Breasted I. H. Breasted: Geschichte Ägyptens, Zürich 1954 Brugsch, Dictionnaire Heinrich Brugsch: Dictionnaire geographique de l'ancienne Egypte, Leipzig 1879 Brugsch, Thes. Heinrich Brugsch: Thesaurus Inscriptionum Aegyptiacarum, 3 Bde., Leipzig 1883-1891, Nachdruck Akademische Druck- u. Verlagsanstalt Graz 1966 Brugsch, Rel. Heinrich Brugsch: Religion und Mythologie der alten Ägypter, 2 Bde., Leipzig 1885-1888 Brunner-Traut—Hell Emma Brunner-Traut und Vera Hell: Ägypten, Stuttgart 1966 Bruns Gerda Bruns: Der Obelisk und seine Basis auf dem Hippodrom zu Konstantinopel, Istanbuler Forschungen VII, Istanbul 1935
BSFE Bulletin de la Societe Franjaise d'Egyptologie, Paris Budge, Rel. Wallis Budge: Egyptian Religion, London 1899 Budge, Gods Wallis Budge: The Gods of the Egyptians, 2 Bde., London 1904 Budge, Needles Wallis Budge: Cleopatras Needles and other Egyptian Obelisks, London 1926 Budge, Fetish Wallis Budge: From Fetish to God in Ancient Egypt, London 1934 CdE Chronique d'Egypte, Brüssel Davies Norman de Garis Davies: The Tomb of Neferhotep at Thebes, New York 1923 Edwards IES Edwards: Die ägyptischen Pyramiden, Wiesbaden 1967 Eliade Mircea Eliade: Die Religionen und das Heilige, Salzburg 1954 Engelbach R. Engelbach: The Aswän Obelisk, Kairo 1922 Eranos Eranos-Jahrbuch, Zürich, seit 1970 : Leiden Erman Lit. Adolf Erman: Die Literatur der Ägypter, Berlin 1923 Erman Rel. Adolf Erman: Die Religion der Ägypter, Berlin 1934 Fakhry Ahmed Fakhry: The search for the Western Desert, in „Hommage a Jean-Fran^ois Champollion" (Textes et Langages de l'Egypte Pharaonique) Band II, Kairo 1972 S. 207-222) Frankfort Henry Frankfort: Ancient Egyptian Religion, New York 1948 Gardiner Sir Alan Gardiner: Egypt of the Pharaos, Oxford 1966 Gauthier Henri Gauthier: Le Livre des Rois d'Egypte, 5 Bde., Kairo, 1907-1971 Gorringe H. H. Gorringe: Obelisks, London 1885 Hall H. R. Hall: Catalogue of Egyptian Scarabs etc, in the British Museum, vol I, London 1913 Hari Robert Hari: Horemheb et la reine Moutnedjmet, Genf 1965 Helck-Otto Helck-Otto: Kleines Wörterbuch der Ägyptologie, Wiesbaden 1970 Hornung, Amduat Erik Hornung: Das Amduat, Wiesbaden 1963 Hornung, ÄU Erik Hornung: Ägyptische Unterweltsbücher, Zürich-München 1972 Hornung, EuV Erik Hornung: Der Eine und die Vielen, Darmstadt 1973 Hornung—Staehelin E. Hornung u. E. Staehelin: Skarabäen und andere Siegelamulette aus Basler Sammlungen, Basel 1976 (Ägyptische Denkmäler in der Schweiz, hrsg. von E. Hornung und H. Wild, Band 1) Hülle Werner Hülle: Steinmale der Bretagne, Ludwigsburg 1967 Hummel Siegbert Hummel: Das tibetanische Megalithikum (in Ethnologische Zeitschrift Zürich, II, 1975) IGE Erster Internationaler Ägyptologen-Kongress, Resümees der Referate, München 1976 101
Iversen Erik Iversen: Obelisks in Exile, 2 Bde., Kopenhagen 1968 Jacobsohn Helmuth Jacobsohn: Die dogmatische Stellung des Königs in der Theologie der alten Ägypter, Glückstadt—Hamburg-New York 1939 Jequier Gustave Jequier: La Pyramide d'Oudjebten, Kairo 1928 Junker Hermann Junker: Pyramidenzeit, Einsiedeln—Zürich—Köln 1949 Junker—Winter Hermann Junker f und Erich Winter: Das Geburtshaus des Tempels der Isis in Philä. Wien 1965 Keel Othmar Keel: Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament, Zürich—Einsiedeln—Köln—Neukirchen 1972 Kees, R. Les. Hermann Kees: Ägypten, in Religionsgeschichtliches Lesebuch, hrsg. von Alfred Bertholet, Tübingen 1928 Kees, Götterglaube Hermann Kees: Der Götterglaube im Alten Ägypten, Leipzig 1941 Kemi Kemi, Revue de Philologie et d'Archeologie Egyptiennes et Coptes, Paris Kuentz Charles Kuentz: Obelisques (Catalogue General), Kairo 1932 Kurth Dieter Kurth: Den Himmel stützen, Bruxelles 1975 LA Lexikon der Ägyptologie, hrsg. von W. Helck und E. Otto, Wiesbaden Lacau Pierre Lacau et Henri Chevrier: Une chapelle de Sesostris Ier a Karnak, Kairo 1956 Landström Björn Landström: Die Schiffe der Pharaonen, München-Gütersloh-Wien 1974 Lang Karl Lang: Ägyptologische Berichtigungen in „Anthropos" 60, 1965 Lange—Hirmer Kurt Lange und Max Hirmer: Ägypten, München 1967 Lanzone Rodolfo Vittorio Lanzone: Dizionario di mitologie Egizia, 3 Bde., Turin 1881-1886, Bd. 4, Amsterdam 1975 Lauer Jean-Philippe Lauer: Les pyramides de Sakkarah, Kairo 1972 LD Karl Richard Lepsius: Denkmaeler aus Ägypten und Aethiopien, 12 Bde. und Erg.-Bd., Berlin 1849-58, Leipzig 1913 Leeuw G. van der Leeuw: Phänomenologie der Religion, Tübingen 1955 Lepsius R. Lepsius: Das Todtenbuch der Ägypter, 1842, Neudruck Osnabrück 1969 Leroi-Gourhan Andre Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, Freiburg-Basel-Wien 1973 Lexa Frankois Lexa: La Magie dans PEgypte Antique,3 Bde., Paris 1925 Martin Karl Martin: Ein Garantsymbol des Lebens, Hildesheim 1977 Marucchi O. Marucchi: Gli obelischi Egiziani di Roma, Rom 1898 Maspero G. Maspero: Histoke ancienne des Peuples de l'Orient Classique, 3 Bde., Paris 1895-1899, Neudruck Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz 1968 MDAIK Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo; bis 1944: Mitteilungen des Deutschen Instituts für ägyptische Altertumskunde in Kairo, Berlin—Wiesbaden, ab 1970 Mainz MDOG Mitt. der Deutschen Orientgesellschaft zu Berlin, Berlin
102
Mendelssohn Kurt Mendelssohn: Das Rätsel der Pyramiden, Bergisch-Gladbach 1974 Morenz Siegfried Morenz: Ägyptische Religion (Die Religionen der Menschheit, 8), Stuttgart 1960 Morenz, Heraufkunft Siegfried Morenz: Die Heraufkunft des transzendenten Gottes in Ägypten, Berlin 1964 Moret Alexandre Moret: Mysteres Egyptiens, Paris 1923 Müller Hugo Müller: Die formale Entwicklung der Titulatur der ägyptischen Könige, Glückstadt—Hamburg—New York 1938 Naville Edouard Naville: Das Aegyptische Todtenbuch, 2 Bde. und Einleitungsband, Berlin 1886, Neudruck Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz 1971 Naville, Festival-Hall, Edouard Naville: The Festival-Hall of Osorkon II in the Great-Temple of Bubastis, London 1887-1889 Negev—Rehork Abraham Negev: Archäologisches Lexikon zur Bibel, deutsche Bearbeitung von Joachim Rehork, München— Wien-Zürich 1972 Nowack Wilhelm Nowack: Lehrbuch der hebräischen Archäologie, 1894, Nachdruck Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz 1975 OLZ Orientalistische Literatur Zeitung, Berlin—Leipzig Or Orientalia, Pontificium Institutum Biblicum, Rom Otto Eberhard Otto: Ägypten, der Weg des Pharaonenreiches, Stuttgart 1958 Perrot—Chipiez Georges Perrot/Charles Chipiez: Histoire de l'Art dans l'Antiquite, 10 Bde., Paris 1882-1914, Nachdruck Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz 1970 Petrie W. M. Flinders Petrie: Heliopolis, Kafr Ammar and Shurafa, London 1915 Petrie, Scarabs W. M. Flinders Petrie: Scarabs and Cylinders with Names, London 1917 Pfiffig Ambros Josef Pfiffig: Religio Etrusca, Akademische Drucku. Verlagsanstalt, Graz 1975 Piankoff—Rambova Alexandre Piankoff—N. Rambova: The shrines of Tut-Ankh-Amon, Bollingen Series XL. 2., New York 1955 Plutarch Plutarch: Über Isis und Osiris, Übers. Theodor Hopfner, Prag 1941 Posener Georges Posener: De la Divinite du Pharaon, Paris 1960 Pyr. Kurth Sethe: Die altägyptischen Pyramidentexte, 4 Bde., Leipzig 1908-1922 Pyr. Übers. Kurth Sethe: Übersetzung und Kommentar zu den altägyptischen Pyramidentexten, 6 Bde., Glückstadt 1935-1939 Rächet Guy et M. F. Rächet: Dictionnaire de la civilisation egyptienne, Paris 1968 RdE Revue d'Egyptologie, Kairo, ab Band 7 : Paris Rehork Joachim Rehork: Archäologie und biblisches Leben, Bergisch Gladbach 1972 Rühlmann Gerhard Rühlmann: Die Nadeln des Pharao, Dresden 1972 Röder Dr. Josef Röder: Zur Steinbruchgeschichte des Rosengranits von Assuan, „Archäologischer Anzeiger" 1965, Spalte 467 ff Roeder Günther Roeder: Urkunden zur Religion des Alten Ägypten, Jena 1915 Röscher Wilhelm Heinrich Röscher: Der Omphalosgedanke bei verschiedenen Völkern, besonders den semitischen, Leipzig 1918 Rowe Alan Rowe: A Catalogue of Egyptian Scarabs, Kairo 1936
Saintyves P. Saintyves: Corpus du folklore prehistorique en France et dans les colonies fran;aises, 3 Bde., Paris 1934—1936 Schäfer Heinrich Schäfer: Weltgebäude der alten Ägypter, BerlinLeipzig 1928 Schuchardt Carl Schuchardt: Alteuropa, Berlin 1941 Sethe, Lit. Kurth Sethe: Die Literatur der alten Ägypter, Berlin 1923 Sethe, Amun Kurth Sethe: Armin und die acht Urgötter von Hermopolis, Berlin 1929, APAWNr. 4 Sharkey John Sharkey: Celtic Mysteries, London 1975 SPAW Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse, Berlin Spiegel Joachim Spiegel: Das Werden der altägyptischen Hochkultur, Heidelberg 1953 Srejovic Dragoslav Srejovic: Lepenski Vir, Bergisch Gladbach 1973 Stock Dr. Hanns Stock: NTR NFR - der Gute Gott? , Hildesheim 1951 Thausing Gertrud Thausing: Yoga im Alten Ägypten, in Memoriam Eckhard Unger, hrsg. Manfred Lurker, Baden-Baden 1970
WB Wörterbuch der ägyptischen Sprache von Adolf Erman und Hermann Grapow, 6 Bde., Berlin—Leipzig 1926—1931 Westendorf Wolfhart Westendorf: Altägyptische Darstellungen des Sonnenlaufs auf der abschüssigen Himmelsbahn, Berlin 1966 (Münchner Ägyptologische Studien, Nr. 10) Wiedemann Alfred Wiedemann: Herodots zweites Buch mit sachlichen Erläuterungen, Leipzig 1890 Wölfel Dominik J. Wölfel: Die Religionen des vorindogermanischen Europa, Wien 1951 Wolf Walther Wolf: Funde in Ägypten, Göttingen-Berlin-Frankfurt-Zürich 1966 Wolf, Kunst Walther Wolf: Die Kunst Ägyptens, Gestalt und Geschichte, Stuttgart 1957 Wreszinski Walter Wreszinski: Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte, 3 Bde., Leipzig 1923-1928 WZKM Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, Wien ZÄS Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde, Leipzig—Berlin
Tafeil: Goldener Falkenkopf aus Hierakonpolis, S.Id. Dynastie, um 2290. Der Falke, der „Ferne", der „in der Höhe", der „Erhabene", der „Herr" war engstens mit dem Königtum verbunden, das die Einheit Ägyptens geschaffen hatte. „Er wird zum zeitlosen Inbegriff der Königsidee, die, unberührt vom Wechsel der Einzelherrscher und selbst der Dynastien, ewig dauert. In Horus hat Ägypten nunmehr einen unsterblichen König, der über alle Zeiten hin sein Land regiert und durch die Riten der Krönung und des täglichen Zeremoniells im lebenden Herrscher gegenwärtig wird" — Spiegel $ 128. (Photo Hirmer, Photoarchiv München) vgL S. 52 f.
Tafel 2: Das 1,68m hohe Dioritbild Chephrens (um 2510—2485, 4. Dynastie) aus seinem Taltempel in Gisa; heute im Museum zu Kairo. „Auf der Rückenplatte hockt der Horusfalke, den Kopf des Königs mit ausgebreiteten Schwingen von hinten umfangend, eine Gebärde, die man allgemein als ein Schützen deutet, die indes hier vielleicht eher so zu verstehen ist, daß der im Falken sichtbar gewordene Himmelsgott durch die Bewegung seiner Flügel dem König den Lebenshauch zufächelt" - Wolf, Kunst 144. (Photo Hirmer, Photoarchiv München) - vgl. Abb. 123, S. 99.
Tafel 3: Ramses II. inmitten der thebanischen Trinität im Felsentempel von Abu Simbel. Von links nach rechts: Ptah, Amun, Ramses und Herachte. Die Trinität war der subliraierteste Gottesbegriff, der dem ägyptischen Denken möglich war — vgl. S. 92 f. Hier, im nubischen Grenzland konnte sich der zweite Ramses das leisten, was er im amunistischen Theben nicht wagte: sich als autarker Gott gleichberechtigt in die von der thebanischen Theologie gestaltete Dreieinigkeit einzugliedern. In Heliopolis, der Hauptstadt der Sonnenreligion, stellte er sich sogar über die alten Hochgötter — vgL Abb. 122, S. 98. (Photo Martin aus Franijois Daumas: Civilisation de l'Egypte Pharaonique, Editions Arthaud Paris/ Grenoble, 1965).
Seite l
Seite 2
Tafel 4: Obelisk aus einem Privatgrab des Alten Reichs. Der erste Obelisk des Scheschi aus Kalkstein, KairoMuseum 17001, 6. Dynastie von etwa 2290—2155. Der Obelisk ist 0,795 m hoch, das Pyramidion ist nicht mit Reliefs versehen. Unter jeder Inschriftzeile, die den Namen und die Titel des königlichen Schreibers nennt, befindet sich ein aufrecht stehender Mann mit dem Stab, der den Beamten kennzeichnet. (Photo Kuentz).
Seite 4
,:
Seite l
Seite 2
Seite 4
Tafel 5: Obelisk aus einem Privatgrab des Alten Reichs. Zweiter Obelisk des Scheschi aus Kalkstein. Ursprüngliche Höhe O,775 m. Unter der Inschriftzeile wiederum der Mann mit dem Beamtenstab, lediglich^ auf der Seite 2 trägt er das Sechem-Szepter für „Macht". Kairo 17002. (Photo Kuentz).
Tafel 6: Der Amunstempel von Karnak vom Heiligen See aus gesehen. Ganz rechts der Obelisk Thutmosis' I. (um 1508/05—1493, 18. Dynastie), links davon der Obelisk seiner Tochter Hatschepsut (1490—1470/68; 18. Dynastie). (Photo Hirmer, Photoarchiv München).
Tafel?: Der Amunstempel in Karnak, von der Nordostecke des Heiligen Sees nach Norden hin gesehen. Links ist der große Säulensaal mit seinen 134 Papyrusbündelsäulen, dessen Flächenraum fast ebenso groß ist wie die des Kölner Doms. In der Mitte steht der Obelisk des Königs Thutmosisl; rechts davon der Obelisk der Hatschepsut. Im Vordergrund der Oberteil des umgestürzten Obelisken der Hatschepsut; rechts davon der Granitskarabäus des Königs Amenophis III. (um 1403—1365, 18. Dynastie). Auch dieser hatte solaren Charakter: Skarabäus = Chepre = Morgensonne. — VgL S. 35. (Photo Hirmer, Photoarchiv München).
«l Tafel 8: Die Obelisken im Amunstempel von Karnak. Links der Obelisk der Königin Hatschepsut (1490-1470/68). Er ist 29,50 m hoch, steht auf einer Basis von 2,6 m im Geviert und wiegt 323 Tonnen. In der Höhe wird er nur vom Lateran-Obelisken in Rom (Taf. 20 u. 21) übertroffen. Rechts steht der Obelisk, den Thutmosis I. (um 1508/05—1493) vor dem von ihm erbauten 4. Pylon hat aufstellen lassen. Er ist 22 m hoch, der Sockel hat eine Seitenlänge von 2 m und sein Gewicht beträgt 143 Tonnen. (Photo aus Gorringe).
Tafel 9: Das Pyramidion des umgestürzten Obelisken der Hatschepsut. Die Königin ließ sich gern als Mann darstellen. Hier kniet sie vor dem Reichsgott Araun, der schützend die Hände über sie hält. Die Inschrift vor dem Gott lautet von rechts nach links: „Worte zu sprechen von Amun-Re, dem Herrn des Himmels: Ich habe gegeben das Königtum der Beiden Länder (und) das Amt des Atum an meine Tochter (Die Ma'at ist der Ka des Re = Hatschepsut), die ich liebe. Sie möge leben." — Hinter dem Gott steht die Formel: „Aller Schutz und Leben um ihn, wie Re." — Deutlich ist zu sehen, daß der Name des Reichsgottes Amun (unter Echnaton — um 1365—1349/47, 18. Dynastie) getilgt und (unter Sethos I. um 1305—1290 in der 19. Dynastie) wieder eingemeißelt wurde, (Photo Hirmer, Photoarchiv München) vgL S. 75 f.
nu.
,eÄfj f?'. ;$*•]«!
Tafel 10: Pyramidion eines Obelisken der Hatschepsut, (1490—1470/68, 18. Dynastie). Kairo-Museum 17012. Das Pyramidion aus Rosengranit ist heute 3,40 m hoch; seine ursprüngliche Höhe war 3,92 m. Die Spitze ist ohne Relief. Die vier Seiten darunter zeigen die gleiche Darstellung. Unter der Himmelshieroglyphe l—J und unter der Uräus-Sonne sitzt der Reichsgott Amun vor zwei Opferaltären mit Lotosblumen. Das Pyramidion ist von Thutmosis III. (1490—1439/36, 18. Dynastie) umgearbeitet worden — vgl. S.75 f. Thutmosis III. hat das Bild der Hatschepsut ausgetilgt und es durch die Altäre ersetzt. (Photo Kuentz).
Tafel 11: Das Obeliskenpaar, das Thutmosis III. (1490—1439) vor dem großen Tempel des Herachte und des Atum in Heliopolis hatte errichten lassen. Diese Obelisken waren die berühmten „Nadeln der Kleopatra". Der linke steht seit 1872 am Themseufer in London, der rechte seit 1881 auf dem Zentralplatz in New York. Die mittleren Inschriften sind von Thutmosis III.; die seitlichen hat Ramses II. (1290-1224) hinzugefügt (Photo: London ,Times' aus Gorringe, Taf. XXXVII) - vgl. S. 77.
Tafel 12: Die vier Seiten des seit 1881 in New York stehenden Obelisken Thutmosis' III. (Photo aus Gorringe, Taf. XXXI).
Tafel 13: Der noch in Luxor stehende Obelisk Ramses' II. (1290—1224). Der andere (westliche) steht seit 1836 auf der Place de la Concorde in Paris - vgl. Taf. 14. (Photo aus Gorringe, Taf. XXXIX).
r
Tafel 14: Der aus Luxor nach Paris überführte Obelisk, der heute auf der Place de la Concorde steht — vgL S. 77, Abb. 91, S. 73 und Abb. 97, S. 78. (Photo aus Gorringe).
•*».(«• rfFv
»
/
ilKiÄisprReV *»}-»-•
KiV,
Seite l
Seite 2
Tafel 15: Oberteil eines Obelisken Ramses' II. (1290-1224, 19. Dynastie), Kairo-Museum Nr. 17021. Die Titulatur des Königs befindet sich unter der Hieroglyphe für „Himmel"F^J.Der Obelisk ist aus Rosengranit und hat eine Höhe von 3,25 m; die Seitenfläche sind etwa l m lang. An der Spitze befindet sich der Name des Königs, jedoch ohne Kartusche. Darunter und wieder unter der Himmelshieroglyphe ist der König vor verschiedenen Göttern kniend dargestellt, auf S. l vor Ptah, auf S. 2 vor Atum, auf S. 3 vor Herachte und auf S. 4 wiederum vor Ptah. (Photo Kuentz).
Seite 3
Seite 4
2p te£kv~'MH Tv>r%\ «' • ii ^^jit'f ••'*At«,'W'.., Hv-X WÄ^:i™B«!*iV
_
-
N V t f*Ml' FA.V VI Nlf- V£ ÄOTR NSIik 'JITH irtat'Jf Au/fyfh(H^w ^M fl
ao^txv C »m ^nw
Tafel 16: Der Hippodrom zu Konstantinopel. (Nach einem Stich aus Panvinio: De ludis Circensibus, Libri VII, Venedig, 1600. foL 1) - vgl S. 76.
o ® o
r rr Südost
Nordost
Nordwest
Tafel 17: Die vier Seiten des Obelisken aus dem Hippodrom zu Istanbul — vgL S. 76. (Photo aus Bruns, Abb. 25—28).
Südwest
/;
v U T
L»J Hl «*
Vrim;
• •-=»-—-1
P H
-• -vniil|
y -^ —
D .•»"?
O £5^ * * Tafel 18:
l
2
Der Obelisk auf der Piazza del Popolo in Rom ist 23,10 m hoch und aus Rosengranit. Er wurde von Sethos I. (um 1303-1290) in Heliopolis aufgestellt, von Ramses II. (1290-1224) zusätzlich beschriftet und im Jahre 10 n. Chr. von Augustus nach Rom verbracht, um gemeinsam mit dem LateranObelisken (Taf. 21/22) im Circus Maximus aufgestellt zu werden. Im Jahre 1587 wurde er im Circurs ausgegraben und 1589 auf der Piazza del Popolo aufgestellt, l Oberteil der Südseite, 2 Unterteil der Südseite, 3 Oberteil der Nordseite, 4 Unterteil der Nordseite. (Photo aus Marucchi).
M^¥ ^
X
-^ i i rr**" t .-i l l l »s» i
V 'j/fc //• i
^ .1
,--
s
:
'1
u e rM ^
ifelP!
;> ^ ^|| ...
Wk'^ü v ^Sfl fi-r i*^
.Vi
Tafel 19: Der Obelisk auf der Piazza del Popolo in Rom. l Oberteil der Ostseite, 2 Unterteil der Ostseite, 3 Oberteil der Westseite, 4 Unterteil der Westseite. (Photos aus Marucchi).
k ^
i \
o
\ ^
if >
-fr\\ \r
-t ^cc(r ^\(G\'\
•-/T
Tafel 20: Der Lateran-Obelisk, l Oberteil der Südseite, 2 Unterteil der Südseite, 3 Oberteil der Nordseite, 4 Unterteil der Nordseite. (Photos aus Marucchi) — vgl. Abb. 102, S. 84.
••'.
..... J*
._
«Wr'Z
•M
• i U l
m
M
r f O G C":
,
/" l H
Tafel 21: Der Lateran-Obelisk, l Oberteil der Ostseite, 2 Unterteil der Ostseite, 3 Oberteil der Westseite, 4 Unterteil der Westseite. (Photos aus Marucchi) — vgl. Abb. 102, S. 84.
1. Lateran
5. Piazza del Popolo
2. Monte Citorio
6. Monte Cavallo
3. Piazza della Minerva
7. Monte Pincio
4. Piazza Navona
. Villa Celimontana
-
9. Santa Maria Maggiore
10. Trinita dei Monti
Tafel 22: Ägyptische Obelisken in Rom. (Photos aus Gorringe).
11. Pantheon
12. Vatican
Tafel 23: Der unvollendete Obelisk in Assuan, an dem Engelbach und Röder die Technik der Steinbrucharbeit im alten Ägypten studieren konnten. Deutlich sieht man den Graben, der um den Umriß des Obelisken ausgehauen worden war, um den Koloß aus dem Gestein zu brechen. Ebenso deutlich sind die Sprünge im Stein zu erkennen, die dazu führten, daß die Arbeit eingestellt wurde. Hätte er fertiggestellt werden können, dann wäre der Obelisk 41,74m hoch geworden und hätte ein Gewicht von 1100 Tonnen gehabt. (Photo Hirmer, Photoarchiv München) — vgL S. 80.
Tafel 24: a: Photc British Museum; mein besonderer Dank gilt Mr. TGH James, der mk liebenwürdigerweise das Photo übersandte. Es handelt sich um eine Vergrößerung des Skarabäus Hall 1463 im British Museum. Dargestellt sind Thutmosis III. und Thutmosis IV., die den Einzelobelisken anbeten — Abb. 113, S. 92 — b: Thutmosis III., kniend vor dem Einzelobelisken - Abb. 108, S. 90. (Photo Dr. Artur Brack aus Hornung Staehelin, Taf. 31, 313, mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber).
Der Tempel von Luxor: Der Pylon Ramses' II mit den Obelisken (Rekonstruktion). Der rechte, etwas vorgerückte Obelisk steht heute in Paris.
In diesem Buch wird die religions- und geistesgeschichtliche Bedeutung des Obelisken dargelegt — eines der auffallendsten Denkmäler der altägyptischen Kultur. Die Geschichte des Obelisken spiegelt seinen Werdegang von einem gedrungenen Kompositgebilde als Symbol des Urhügels der Welt werdung, phallischer Fruchtbarkeitskulte und des Sonnenglaubens zu einem Denkmal der Staatsreligion. Erst in der Zeit nach den Ramessiden werden die Obelisken zu „entgeistigten" Dekorationselementen einer Spätzeit, die für die Glaubenskämpfe der früheren Epochen kein Verständnis mehr hatte. 104 Seiten Text mit 124 Textabbildungen, 24 Schwarzweiß-Tafeln; Format: 22,5 x 28 cm, Ganzleinen mit Schutzumschlag. ISBN 3-201-01033-2
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz