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German Pages 570 [571] Year 2023
CHEMNITZER EUROPASTUDIEN
Band 25
Der Erste Weltkrieg in der Chemnitzer Erinnerungskultur von 1918–2018 Von Stefan Hetzer
Duncker & Humblot · Berlin
STEFAN HETZER
Der Erste Weltkrieg in der Chemnitzer Erinnerungskultur von 1918–2018
Chemnitzer Europastudien Herausgegeben von Frank-Lothar Kroll und Matthias Niedobitek
Band 25
Der Erste Weltkrieg in der Chemnitzer Erinnerungskultur von 1918–2018
Von Stefan Hetzer
Duncker & Humblot · Berlin
Die Philosophische Fakultät der Technischen Universität Chemnitz hat diese Arbeit im Jahr 2021 als Dissertation angenommen.
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ISSN 1860-9813 ISBN 978-3-428-18710-2 (Print) ISBN 978-3-428-58710-0 (E-Book) Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706
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Für Harry Du hast Krieg und Diktatur, Flucht und Vertreibung erlebt und warst mir stets ein Vorbild an Menschlichkeit.
Vorwort „Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Dieses Bibelzitat aus dem Johannesevangelium 15:13 verwendete Wladimir Putin bei seiner Rede am 18. März 2022 im Moskauer LuschnikiStadion, um sowohl seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine zu legitimieren als auch den Tod vieler tausender Soldaten in diesem Krieg zu rechtfertigen. Putin ist dabei nicht der Erste, der diesen Vers zur Sinngebung von Kriegstod einsetzt. Auch die deutsche Gesellschaft suchte schon unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkriegs nach Erklärungsansätzen, um das Sterben von ca. zwei Millionen Männern als von Nutzen für „Volk und Vaterland“ zu begründen. Diese Sinnsuche fand ihren Ausdruck in vielen Fällen in der Errichtung von Kriegerdenkmälern, deren Inschrift auffallend häufig der Bibelvers aus Johannes 15:13 ziert. Gleichzeitig sind diese Ehrenmale oftmals die letzten stummen Zeugen, die noch an die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ erinnern. Die Einstellung hinsichtlich dieser Träger der Erinnerungskultur ist in der Bevölkerung oftmals ambivalent und reicht vom Einbinden der Denkmäler in – zum Teil umstrittene – politische Veranstaltungen über den Wunsch nach Restaurierung bis hin zur Forderung nach Abriss. Die Konsequenz, Kriege solchen Ausmaßes in Zukunft nicht wieder zuzulassen oder gar mit allen Mitteln zu verhindern, zog die Gesellschaft in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg jedoch nicht. Dennoch erfolgte in allen politischen Systemen von 1918 bis heute eine Auseinandersetzung, (Be-)Nutzung oder ein Missbrauch dieser denkmalbasierten Erinnerungskultur, die auch im Hinblick auf aktuelle Konflikte und weltpolitische Ereignisse nichts von ihrem Gegenwartsbezug eingebüßt hat. Im vorliegenden Fall begann die Auseinandersetzung mit der Bedeutung, Verbreitung, Ästhetik und der Rezeption von Kriegerehrenmalen als Projekt mit einer Schulklasse, erweiterte sich dann zur Bestandsaufnahme der Denkmalslandschaft zu dieser Thematik in Chemnitz mit umfangreicher Feldforschung, um schließlich in eine Promotion an der Technischen Universität Chemnitz einzumünden. Betreut wurde die Arbeit von Herrn Professor Dr. Frank-Lothar Kroll, dem ich an dieser Stelle recht herzlich für seine umfangreiche Unterstützung und seinen fachlichen Rat danken möchte. Ebenfalls Dank gebührt dem Zweitgutachter Herrn Professor Dr. Boch für seine sachdienlichen Hinweise sowie Ina Messig und Marc Stoll für ihre Mithilfe
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Vorwort
bei der praktischen Umsetzung. Eine besondere Danksagung widme ich abschließend meiner Partnerin Lisa, die mich jederzeit während des Verfassens dieser Arbeit unterstützt und entlastet hat. Chemnitz, im September 2022
Stefan Hetzer
Inhaltsverzeichnis I.
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Chemnitz in der Gegenwart 2. Forschungsgegenstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Quellen und Forschungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Forschungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13 13 14 18 29
II.
Quantitative und geografische Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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III.
Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Betriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Fa. Bachmann und Ladewig Altchemnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Eisenbahnwerkstätten Hilbersdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) H. Th. Böhme AG Kappel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Wasserwerk Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) C. G. Haubold A.-G. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Fa. Sigler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Zusammenfassung der Chemnitzer Betriebe als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Friedhöfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Friedhof St. Michaelis Altchemnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Friedhof der „Landesanstalt für Blinde und Schwachsinnige“ Altendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Jüdischer Friedhof Altendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Matthäus-Friedhof Altendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Städtischer Friedhof Chemnitz Bernsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Stiftsfriedhof Ebersdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Friedhof der Jacobikirchgemeinde Einsiedel . . . . . . . . . . . . . . . . . h) Friedhof der Kirchgemeinde Euba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . i) St.-Andreas-Friedhof Gablenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . j) Friedhof der Kirchgemeinde Grüna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . k) Bergfriedhof Harthau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . l) Trinitatis-Friedhof Hilbersdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . m) Friedhof St. Nikolai Kappel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n) Friedhof der Kreuzkirchgemeinde Klaffenbach . . . . . . . . . . . . . . . o) Friedhof der Peter-Pauls-Kirchgemeinde Mittelbach . . . . . . . . . . . p) Friedhof der Kirchgemeinde St. Georg Rabenstein . . . . . . . . . . . . q) Friedhof der Johanneskirchgemeinde Reichenbrand . . . . . . . . . . .
37 37 37 38 39 41 42 44 46 47 47 53 56 80 88 153 168 173 175 176 178 181 188 194 196 199 203
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Inhaltsverzeichnis r) s) t) u)
3.
4.
5.
6.
Friedhof Röhrsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schloßfriedhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedhof Wittgensdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung der Chemnitzer Friedhöfe als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gebäude öffentlicher Träger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Landgericht Kaßberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Oberpostdirektion Kaßberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Rathaus Markersdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Polizeipräsidium Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Neues Rathaus Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Staatliche Gewerbeakademie Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Telegraphenbauamt Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . h) Zusammenfassung der Gebäude öffentlicher Träger als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kasernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Kaserne des 104. Inf.-Reg. Bernsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Kaiser-Ulanen-Kaserne Sonnenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) König-Albert-Kaserne Sonnenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Zusammenfassung der Kasernen als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kirchengrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Vorplatz der St. Jodokus-Kirche Glösa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) An der Chemnitzer Straße Grüna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) An der Lutherkirche Lutherviertel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Vorplatz der Lutherkirche Schönau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Zusammenfassung des Kirchengrunds als Erinnerungsort des Ersten Weltkriegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kirchen und Sakralbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) St.-Michaelis-Kirche Altchemnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) St.-Matthäus-Kirche Altendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Kirche Berbisdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Alte Kirche Harthau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Trinitatiskirche Hilbersdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Alte Synagoge Kaßberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Kreuzkirche Klaffenbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . h) Kirche Kleinolbersdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . i) Lutherkirche Lutherviertel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . j) Christuskirche Reichenhain . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . k) Kirche Röhrsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . l) Schloßkirche Schloßchemnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . m) Lukaskirche Schloßchemnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n) Lutherkirche Schönau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
211 212 213 216 217 217 221 222 222 225 230 233 235 236 236 238 241 244 245 245 248 253 255 257 258 258 259 260 264 268 270 272 274 276 279 280 282 285 288
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10.
Kirche St. Markus Sonnenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kirche Wittgensdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stadtkirche St. Jakobi Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . St. Johanniskirche Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . St. Paulikirche Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung der Kirchen und Sakralbauten als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Öffentliche Plätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Am Gablenzbach Adelsberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Park an der St.-Matthäus-Kirche Altendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Gedenktafel für die Gefallenen der Vorstadt Altendorf . . . . . . . . . d) An der Altenhainer Dorfstraße Altenhain . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) An der „Friedenseiche“ Berbisdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Platz an der Erfenschlager Straße Erfenschlag . . . . . . . . . . . . . . . g) An der Kirche Euba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . h) Platz an der Klaffenbacher Hauptstraße Klaffenbach . . . . . . . . . . i) An der Ferdinandstraße Kleinolbersdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . j) Gemeindepark Rabenstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . k) Friedhofsvorplatz Reichenhain . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . l) Natur- und Gemeindepark Röhrsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . m) Am Auberg Rottluff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n) An der Jagdschänkenstraße Stelzendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . o) Zusammenfassung der öffentlichen Plätze als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Textilschule Altchemnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Schule Altendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Schule Markersdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Reformrealgymnasium Schloßchemnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Realgymnasium Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Handelsschule Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Zusammenfassung der Schulen als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vereinsgelände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Am Ditterdorfer Weg Einsiedel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) An der Eubaer Straße Gablenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Zusammenfassung der Vereinsgelände als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wald und Flur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Nahe der ehemaligen Kinderwaldstätte Glösa . . . . . . . . . . . . . . . . b) Am Totensteinweg Grüna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Am Grenzweg Zeisigwald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Zusammenfassung von Wald und Flur als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11 291 294 298 301 308 311 313 313 316 319 319 321 324 329 331 335 337 340 342 345 348 349 350 350 352 353 355 358 360 362 363 363 365 368 369 369 370 371 376
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Inhaltsverzeichnis
IV.
Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Entstehungszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Träger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Ikonografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Denkmäler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Gräber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Denkmäler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Gräber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Bauliche Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V.
Schlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393
VI.
Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg . . . . . . . . 405 1. Denkmäler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405 2. Gräber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425
378 378 379 379 379 385 387 387 388 390
VII. Bilderanhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442 VIII. Bildernachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 IX.
Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Archivquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Gedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Informationstafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Internetquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Private Sammlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Mündliche Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
550 550 557 559 559 562 562
X.
Literaturliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 563
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566
I. Einleitung 1. Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Chemnitz in der Gegenwart Sowohl der Ausbruch als auch das Ende des Ersten Weltkriegs jährten sich in der jüngsten Vergangenheit zum einhundertsten Mal. Während dies in Staaten wie Frankreich und Großbritannien als Anlass für umfangreiche Gedenkveranstaltungen diente, war das erinnerungskulturelle Echo in Deutschland eher gering. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm zwar – in Straßburg und London – ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel – in Compiègne und Paris – an mehreren Gedenkfeiern teil, diese fanden jedoch in Frankreich respektive dem Vereinigten Königreich statt. In Deutschland blieben solche Veranstaltungen und speziell in den Größenordnungen wie in den vorher genannten Staaten aus. Dies liegt vor allem in der Tatsache begründet, dass der Erste Weltkrieg in der deutschen Erinnerungskultur einen eminent geringeren Stellenwert einnimmt als in der französischen oder britischen. Während dort nach wie vor bedeutungsschwer vom „Großen Krieg“ gesprochen wird, fokussiert sich das Gedenken auf deutscher Seite vor allen Dingen auf den Zweiten Weltkrieg, inkludent dem Jahrhundertverbrechen des Holocausts und der nationalsozialistischen Kriegsverbrechen. Zudem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Feierlichkeiten in Großbritannien und Frankreich nicht nur der millionenfachen Opfer gedenken, sondern auch Siegesfeiern darstellen. In Deutschland steht das Andenken an den Ersten Weltkrieg daher nicht nur im Schatten der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, sondern wird im Vergleich mit anderen europäischen Nationen ausschließlich mit der Niederlage assoziiert. Durch den Fokus auf den europäischen Einigungsprozess sowie die Völkerverständigung nach Jahrhunderten der kriegerischen Auseinandersetzungen, zuvorderst mit dem Nachbarn Frankreich, existiert sowohl von Regierungsseite als auch in weiten Teilen der Öffentlichkeit in Deutschland kein gehobenes Interesse an separaten Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die Toten des Ersten Weltkriegs.1 Dies gilt auch für die Stadt Chemnitz, obwohl diese als Garnison für insgesamt vier Regimenter vor und während des Krieges diente und laut Stadtarchiv Gesamtverluste von ca. 13.500 Gefallenen zu verzeichnen hatte – da1 Vgl. https://www.dw.com/de/erster-weltkrieg-gedenken-ist-politik/a-46196458; entnommen am: 12.10.2020, 11:30 Uhr.
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I. Einleitung
von 8.040 Einwohner der Stadt Chemnitz selbst.2 Darüber hinaus befanden sich in der Stadt mehrere Lazarette sowie das Kriegsgefangenenlager Ebersdorf. Außerdem fungierte der Industriestandort Chemnitz als eines der Zentren der deutschen Rüstungsindustrie. Historische Anknüpfungspunkte zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg im August 2014 und November 2018 wären also zur Genüge vorhanden gewesen. Es wurde jedoch lediglich eine kleine Führung auf dem Städtischen Friedhof, dem Standort mehrerer Denkmäler in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, anlässlich des Volkstrauertages 2018 veranstaltet.3 In der Geschichtswissenschaft fanden „Der Grosse Krieg“ (Herfried Münkler) und dessen Ursachen (Christopher Clark, „Die Schlafwandler“) sowie Auswirkungen (Margaret MacMillan, „Die Friedensmacher“) eine deutlich größere Resonanz als in der heimischen Erinnerungskultur. An der Technischen Universität Chemnitz widmete sich 2014 eine Ringvorlesung der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ in Sachsen, dem Deutschen Reich und Europa.4 Das Projekt „14–18 WAR WAS. Geteilte Erinnerungen“ der Professur für Romanische Kulturwissenschaft der TU Chemnitz thematisierte zwar auch „die Gewinnung von Erkenntnissen und Gefühlen in lokalen Kontexten, aber der zentrale leitende Gedanke ist, was bedeutet dies für das Zusammenleben der Staaten heute. Für den europäischen Gedanken?“5 Auch hier spielte die lokale Erinnerungskultur also eher eine Nebenrolle in den Forschungen. Ganz im Gegensatz dazu dürfte der erinnerungskulturelle Umgang in Deutschland in den 20 Jahren von 1919 bis 1939 gestanden haben. In dieser Zeit stellte der Erste Weltkrieg noch das generationenprägende Ereignis dar, welches gravierende Auswirkungen auf Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und das soziale Leben hatte. Der denkmalsgestützte Umgang mit diesem epochalen Ereignis vom unmittelbaren Kriegsende 1918 bis in die Gegenwart ist Gegenstand der vorliegenden Dissertation.
2. Forschungsgegenstand Als Erinnerungskultur gilt laut Christoph Cornelißen „die Gesamtheit des nicht spezifisch wissenschaftlichen Gebrauchs der Geschichte in der Öffentlichkeit – mit den verschiedensten Mitteln und für die verschiedensten 2 Vgl. Stadt Chemnitz (Hrsg.), Pfalzer, Stephan: Chemnitz im Ersten Weltkrieg. Darstellungen und Dokumente, Chemnitz 2016, Seite 43. 3 Vgl. https://www.tag24.de/nachrichten/chemnitz-sachsen-100-jahre-nach-weltkriegs ende-keine-grosse-andacht-zum-volkstrauertag-870377; entnommen am: 12.10.2020, 12:07 Uhr. 4 Vgl. https://www.tu-chemnitz.de/tu/pressestelle/aktuell/5693; entnommen am: 12.10.2020, 12:39 Uhr. 5 https://www.tu-chemnitz.de/phil/iesg/professuren/romanistik/14-18_war_was/war was.php; entnommen am: 12.10.2020, 12:53 Uhr.
2. Forschungsgegenstand
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Zwecke“.6 Astrid Erll definiert sie inhaltlich reduzierter, aber zugleich pluralistischer als „historisch und kulturell variable Ausprägungen von kollektivem Gedächtnis“.7 Nimmt man diese theoretischen Betrachtungsweisen als Grundlage, so stellt die Erinnerungskultur bezüglich des Ersten Weltkriegs nichts weniger als die Gesamtheit aller Publikationen, Museen, Reden, Militaria, Überreste, mündliche Überlieferungen, Denkmäler, Gebäude, Postkarten, Münzen, Gräber, Veteranentreffen, Gottesdienste und vieles mehr mit thematischer Anbindung zum Krieg dar. Eine Einbeziehung all dieser Facetten würde den Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit sprengen, sodass eine Fokussierung auf bestimmte Teilaspekte unabdingbar ist. Denkmäler stellen dabei oftmals die letzten sichtbaren Monumente der Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg in der Öffentlichkeit einer Stadt oder Gemeinde dar. Der Grad der Popularität, den solche Ehrenmale nach dem Krieg genossen, lässt sich schon allein an der immensen Anzahl ablesen. Fast jedes Dorf in Deutschland – und sei es noch so klein – besaß oder besitzt ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Gefallenen von 1914–1918. Größere Ortschaften oder Großstädte verfügen zumeist über eine ganze Reihe solcher Erinnerungsorte. Bereits Pierre Nora führte in „Les lieux de memoire“ Kriegerdenkmäler als Beispiele für Stätten auf, „in denen sich das Gedächtnis der Nation […] in besonderem Maße kondensiert, verkörpert oder kristallisiert hat.“8 Nora bezog dies zwar auf die französische Nation, doch ist diese Interpretation gleichwohl auch auf Deutschland übertragbar. Ein signifikanter Unterschied liegt allein in der Tatsache, dass die Denkmäler in Frankreich nicht nur Orte des Gedenkens an die Toten, sondern auch Zeichen des Sieges sind, während sie in Deutschland Sinnbilder für den Umgang mit der Niederlage darstellen. In Verbindung zu den Kriegerdenkmälern steht oftmals die Sepulkralkultur. Zum einen dienen Friedhöfe in vielen Fällen sowohl als Denkmalsstandort als auch als Lokalität des privaten Gedenkens an Weltkriegstote, welches aber häufig bewusst mit bestimmten Botschaften wie Heldenstilisierung, Vaterlandstreue oder Opferbereitschaft auch an die Öffentlichkeit gerichtet war. Andererseits wurden beide Aspekte stellenweise miteinander kombiniert und sind nicht immer klar voneinander zu trennen, wie beispielsweise auf dem Friedhof in Rabenstein, wo das Kriegerehrenmal direkt an einem Gräberfeld verstorbener Soldaten aufgestellt wurde – vermutlich um einen erinnerungskulturellen Zusammenhang herzustellen. Darüber hinaus ähneln Realgräber bzw. Grabsteine oder Familiengrabanlagen in 6 https://docupedia.de/zg/Erinnerungskulturen_Version_2.0_Christoph_Corneli% C3%9Fen; entnommen am: 29.07.2020, 12:01 Uhr. 7 https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/begriffe/erinnerungskultur; entnommen am: 29.07.2020, 12:10 Uhr. 8 Francois, Etienne/Schulze, Hagen (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte, Bonn 2005, S. 8.
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I. Einleitung
Erinnerung an Gefallene des Ersten Weltkriegs den Denkmälern in der Sichtbarmachung des Gedenkens und Erinnerns an den Krieg und als Respektsbezeugung vor den Toten in der Öffentlichkeit. Den markantesten Unterschied hierbei stellt die Tatsache dar, dass die Errichtung von Kriegerdenkmälern zumeist von größeren gesellschaftlichen Gruppen initiiert wurde, während Grabgestaltung, Grabsteine und -monumente auf das enge familiäre Umfeld zurückgeführt werden können. Durch die Analyse sowohl von Kriegerdenkmälern als auch von Real- und „Erinnerungsgrabstellen“ ergibt sich ein relativ genaues Bild von der Rezeption des Ersten Weltkriegs in der deutschen Gesellschaft. Dabei soll im Fall der Denkmäler nicht nur deren Errichtung und Aussehen analysiert, sondern – sofern entsprechende Quellen vorhanden sind – auch der Umgang mit diesen Objekten in den Zeiten unterschiedlicher politischer Systeme untersucht werden. Außen vor gelassen wurden bei der thematischen Umrahmung die gesellschaftliche Debatte in der Weimarer Republik hinsichtlich der Kriegsschuldfrage, der parteipolitische Umgang mit den Folgen des verlorenen Krieges inklusive der Diskussion um eine mögliche Wiederaufrüstung (Streit um den Bau des Panzerkreuzers A) sowie die geheime militärische Kooperation mit der Sowjetunion infolge des Vertrages von Rapallo. Um eine möglichst umfangreiche Analyse durchführen zu können, wurde eine Matrix erstellt, mit deren Hilfe die recherchierten Kriegerdenkmäler schrittweise klassifiziert wurden. Diese Vorgehensweise soll eine möglichst systematische, tiefgründige und vergleichbare Studie der Denkmallandschaft garantieren, soweit es die Quellen zulassen. Aufnahme fanden dabei in der angegebenen Reihenfolge der Aufstellungsort des jeweiligen Denkmals/Ehrentafel/Gedenksteins, der Initiator bzw. Auftraggeber, die Zeit (Planung, Bau, Einweihung), Architekt, Bildhauer, Ablauf der Weihefeier, Finanzierung, Rezeption, Verknüpfung mit anderen Denkmälern, Material, Aufbau, Inschriften und Symbole, Deutung, Änderung/Abriss/Restaurierung. Erfasst wurden dabei möglichst alle noch existierenden und ehemaligen Objekte. Hierzu erfolgte die Nutzung diverser zur Verfügung stehender Quellen (vgl. I. 3.) sowie Nachforschungen vor Ort an besonders prädestinierten Lokalitäten wie Friedhöfen und Kirchen. Aufgrund dessen kann davon ausgegangen werden, dass im untersuchten Bereich so gut wie alle noch bestehenden entsprechenden Denkmalsobjekte erfasst werden konnten. Dem gegenüber dürfte eine möglicherweise nicht unerhebliche Anzahl an entfernten, zerstörten oder verlorengegangenen Ehrentafeln, Gedenksteinen usw. – besonders in den Bereichen der Betriebe und Vereine – existiert haben, die vor allem aufgrund fehlender Quellen nicht ermittelt werden konnte. Dennoch kann anhand von 90 recherchierten und belegten Kriegerdenkmälern und ähnlichen Objekten von einem sehr klaren Gesamtbild der Denkmalskultur zum Ersten Weltkrieg gesprochen werden.
2. Forschungsgegenstand
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Im Gegensatz zu den Denkmälern fand bei den Gräbern, Grabsteinen und Grabmalen eine Beschränkung auf die noch existierenden Exemplare statt, da hier eine umfängliche Recherche der früheren Objekte so gut wie unmöglich gewesen wäre. Die Analyse reduziert sich in diesem Teilfeld überwiegend auf den Aufstellungsort, das Material, Aufbau, Inschriften und Symbole sowie die Deutung der Gestaltungsmerkmale, da weiterführende Informationen in fast allen Fällen fehlen. Insgesamt konnten 76 Grabstellen, Grabsteine, Familiengrabstätten und Soldatengräber mit Gedenken oder zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg ermittelt werden, wobei Sammelgrabstellen mit identischer Gestaltung wie in Rabenstein, Harthau und Klaffenbach jeweils nur als Gesamtkomplex betrachtet werden, obwohl sich die Zahl der dort bestatteten Soldaten auf 28 beläuft. Um dem Forschungsgegenstand der Erinnerungskultur neben der inhaltlichen Beschränkung auf Denkmäler und Gräber auch geografisch einen realisierbaren und wissenschaftlich sinnvollen Rahmen zu geben, wurde eine Festlegung auf die Stadt Chemnitz mit all ihren Stadtteilen und Eingemeindungen getroffen. Dies liegt zum einen darin begründet, dass der Autor einen unmittelbar persönlichen Bezug zu dieser Stadt besitzt, da er „vor ihren Toren“ aufgewachsen ist und sie seit mehreren Jahren als Wohnsitz ausgewählt hat. Hinzu kommen mehrere demografische und gesellschaftliche Faktoren, die Chemnitz als Untersuchungsobjekt interessant erscheinen lassen. Es besaß ab 1883 den Status einer Großstadt und war zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowohl ein bedeutendes Industriezentrum als auch Garant für technologischen Fortschritt9 (1891 betrug die Anzahl der Patentanmeldungen in Chemnitz das Sechsfache des Reichsdurchschnitts). Darüber hinaus besaß die Stadt um die Jahrhundertwende eine reichsweite Führungsposition hinsichtlich Pro-Kopf-Steueraufkommen und Pro-Kopf-Wertschöpfung. Zudem fungierte es als Garnisonsstandort für das 5. Königlich Sächsische InfanterieRegiment „Kronprinz“ Nr. 104, das 15. Königlich Sächsische Infanterie-Regiment Nr. 181 sowie das 3. Königlich Sächsische Ulanen-Regiment „Kaiser Wilhelm II., König von Preußen“ Nr. 21. Der Stadt Chemnitz kam somit nicht nur als drittgrößter Stadt des Königreichs Sachsen, sondern vor allem aus industrieller, technologischer, militärischer, aber auch sozialer Hinsicht – als ein Zentrum der Arbeiterbewegung – vor allem im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts eine durchaus hohe Bedeutung zu. Ausgehend von diesem Stellenwert resultiert die Frage, wie in Chemnitz nach 1918 aus erinnerungskulturellem Blickwinkel mit dem Ersten Weltkrieg umgegangen wurde. Eine geplante Vergleichsstudie mit den Partnerstädten von Chemnitz (z. B. Akron, Arras, Düsseldorf, Ljubljana, Manchester, Mulhouse) oder einer katholisch 9 Vgl. https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/unsere-stadt/geschichte/chronik/index. html; entnommen am: 05.07.2021, 09:36 Uhr.
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I. Einleitung
geprägten deutschen Großstadt, um mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der denkmalsgestützten Erinnerungskultur herauszuarbeiten, wurde verworfen, da bei gleichem Rechercheaufwand für einen adäquaten Vergleich der zeitliche und inhaltliche Umfang den Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit deutlich überstiegen hätte. In Anbetracht dessen, dass sich das Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 2018 zum einhundertsten Mal jährte, schien es zudem sinnvoll, den Betrachtungszeitraum auf diese hundert Jahre festzulegen, um neben der inhaltlichen und der örtlichen auch eine zeitliche Einfassung zu erhalten.
3. Quellen und Forschungsstand Als Quellenbasis zur Analyse der Chemnitzer Erinnerungskultur diente zum einen in erheblichem Maße eine Vielzahl an Chemnitzer Zeitungen, welche oftmals die Einweihung der Denkmäler dokumentierten. Dabei flossen vielfach Informationen zu den Initiatoren, dem Architekten bzw. ausführenden Bildhauer, der Finanzierung, aber auch zu Deutungsansätzen der Gestaltungselemente in die Artikel mit ein. Den größten Fundus stellen dabei die damals großen Tageszeitungen „Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger“, später nur noch „Chemnitzer Tageblatt“, sowie die „Chemnitzer Neuesten Nachrichten“ dar. Ab 1933 existieren auch einige Beiträge aus der „Allgemeinen Zeitung Chemnitz“. Ausnahmen bilden zwei Berichte der „Volksstimme“ aus den Jahren 1918 und 1957. Ansonsten konnte diese allerdings aufgrund nicht vorhandener Artikel keinen weiteren Aufschluss auf die tendenziell sozialdemokratische Sichtweise hinsichtlich der Errichtung von Kriegerehrenmalen geben. Dennoch war es möglich, den Bau und die Weihe von fast 30 Denkmälern mit Hilfe von Chemnitzer Tageszeitungen nachzuweisen. Darüber hinaus besaßen in den 20er und 30er Jahren – welche für die Errichtung von Denkmälern für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs besonders maßgeblich sind – mehrere Orte, die später eingemeindet wurden, eigene Zeitungen. Sie thematisierten dann die örtlichen Ehrenmale anlässlich der Weihe – so z. B. die „Grünaer Nachrichten“ – oder sie gehörten noch zu einem anderen Einzugsgebiet wie im Fall von Hilbersdorf und der „Westsächsischen Zeitung“. Weitere Quellenfundorte stellten die Akten und Archive ehemals selbstständiger Gemeinden dar. In den Fällen von Reichenhain, Rabenstein, Harthau, Berbisdorf und Siegmar-Schönau konnten dort entsprechende Unterlagen zur Errichtung der Kriegerdenkmäler in diesen Orten gesichtet werden. Da sich viele Denkmäler auf Friedhöfen, in Kirchen oder auf Kirchengrund befinden, waren örtliche Kirchgemeinden mit ihren Archiven Anlaufpunkte für die Suche nach kirchlichen Quellen. In Einsiedel, Reichenhain,
3. Quellen und Forschungsstand
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Hilbersdorf, Wittgensdorf, der Lutherkirchgemeinde, Schloßchemnitz, Rabenstein, Kappel, Mittelbach, Klaffenbach, Rabenstein sowie Röhrsdorf beinhalten die Bestände der Kirchenarchive Dokumente, die im Zusammenhang mit Kriegerdenkmälern stehen. Der jeweilige Umfang stellt sich dabei sehr unterschiedlich dar. Er reicht von kurzen Notizen bezüglich der Planung von Ehrenmalen über Briefkonversationen mit Bildhauern bis zum Vorhandensein verschiedener Entwurfsskizzen und den Programmen der Weihefeiern. Einige der Archive – wie die der Gemeinde Siegmar-Schönau oder der Jüdischen Gemeinde – wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört; in der Schloßkirchgemeinde ist die Akte zum Ehrenmal verschollen; wieder andere Gemeinden wie Reichenbrand, Euba, Ebersdorf oder Gablenz gewährten keine Einsicht in die Archive, sodass die Möglichkeit besteht, dass dort noch weitere Quellen existieren. Darüber hinaus beherbergt das Stadtarchiv Chemnitz gesammelte Textund Bildquellen verschiedener Institutionen, die sich mit der Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg und den entsprechenden Denkmälern befassen. Darunter befinden sich mehrere Postkarten im Bildarchiv mit Ehrenmalen als Motiv, digitalisierte Bilder bereits zerstörter Erinnerungsorte wie der „Gedächtnishalle“ in der ehemaligen St. Paulikirche oder das „Gedächtnisfenster“ der Stadtkirche St. Jakobi. Die Bandbreite der verschiedenen Quellenurheber mit den dazugehörigen schriftlichen Quellen ist hier relativ breit gefächert und reicht von Sportvereinen wie dem Turnverein Chemnitz über Schulen und deren Jahreschroniken bis hin zu Jubiläumsfestschriften einzelner Betriebe, wie z. B. der H. Th. Böhme AG oder der C. G. Haubold AG. Auch Publikationen anlässlich feierlicher Treffen der ehemaligen Chemnitzer Militäreinheiten wie dem „Allgemeinen grossen 104er Tag“ finden sich in den Beständen des Stadtarchivs. Ergänzt werden die Quellenbelege der einzelnen Denkmäler durch eine Akte des Stadtbauamtes Chemnitz, welche vor allem den Umgang mit den Ehrenmalen nach Kriegsende 1945 widerspiegelt. Sie enthält unter anderem offizielle Anweisungen der Landesverwaltung Sachsen/Abteilung für Inneres hinsichtlich der Handhabung von Kriegerdenkmälern, mehrere erstellte Listen, welche diese schriftlich und teilweise mit Skizzen dokumentierten, sowie Schriftverkehr zwischen den zuständigen Behörden, u. a. mit Hinweisen zu den Anordnungen der sowjetischen Kommandantur in Chemnitz. Im Gegensatz zu den vielfältigen Quellen des Stadtarchivs konnte das Archiv der Technischen Universität Chemnitz nur eine kleine Anzahl von Dokumenten bezüglich des Ehrenmals in der früheren Staatlichen Gewerbeakademie – dem Vorläufer der TU Chemnitz – sowie dessen Schöpfer, Bruno Ziegler, bereitstellen. (LQLJH9HUHLQHZLHGHUÄ%UJHUYHUHLQIU&KHPQLW](UIHQVFKODJH9³GHU Ä+HLPDWYHUHLQ (XED H9³ GHU Ä&KHPQLW]HU 9HUHLQ IU /XIWIDKUW H9³ XQG GHU Ä)|UGHUYHUHLQ ]XU 7UDGLWLRQVSIOHJH LQ 6WHO]HQGRUI H9³ KDEHQ )RWRV
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I. Einleitung
Dokumente und Akten zusammengetragen, welche die Geschichte der Kriegerdenkmäler in diesen Orten nachzeichnen, oder förderten den Erhalt, die Restaurierung bzw. die Neuaufstellung von Denkmälern und Grabmalen. Der Ä&KHPQLW]HU*HVFKLFKWVYHUHLQH9³GLHÄ$*6RQQHQEHUJ*HVFKLFKWH³ und die „Arbeitsgemeinschaft Blankenauer Grund“ befassen sich mit der Stadtgeschichte sowie der Historie von einzelnen Stadtteilen und konnten stellenweise Informationen über die Ehrenmale in Glösa, auf dem Sonnenberg und den ehemaligen Kasernen liefern. Daneben gibt es noch einige Zeitzeugen, die in Form von Oral History Auskünfte über einzelne Denkmäler und deren Werdegang geben können – exemplarisch seien hier Eberhard Ullmann für die Gedächtnisfenster in der Markuskirche, Harry Scheuner und Jürgen Edlich für die Ehrenmale in Altendorf und Ingobert Rost für die Denkmäler in Einsiedel und Berbisdorf genannt. Letzterer fungierte nicht nur in seiner Rolle als Zeitzeuge, sondern auch als Ortschronist von Einsiedel und konnte Hintergrundinformationen zu den dortigen Erinnerungsorten liefern, ähnlich wie Christoph Ehrhardt in Grüna. Weitere wichtige Personen, die sich mit Teilaspekten der Chemnitzer Denkmalskultur befassen und Informationen zur vorliegenden Dissertation liefern konnten, sind Mandy Kreuziger, Angestellte beim Städtischen Friedhof, Uwe Hänel mit seinen Recherchen zum Reserve-Infanterie-Regiment 244 und Gräbersichtungen auf dem Städtischen Friedhof, Ursula Kutscha zum Friedhof St. Nikolai in Kappel und Udo Mayer zum Jüdischen Friedhof. Besonders hervorzuheben ist bei dieser Aufzählung Frau Uta Jähnigen, die Tochter des Bildhauers Bruno Ziegler, der für die Ausführung von mindestens neun Chemnitzer Kriegerdenkmälern verantwortlich war und dessen künstlerischer Nachlass samt Kommentaren von Frau Jähnigen für diese Arbeit zugänglich gemacht wurde. Auch Historiker wie Dr. Jürgen Nitsche, Dr. Stefan Thiele und Dr. Joachim Wetzel lieferten wertvolle historische Hinweise in Bezug auf die jüdische Gemeinde in Chemnitz, die Kunstgeschichte der Chemnitzer Kirchen und den Bildhauer Bruno Ziegler. Neben den zuvor aufgeführten Primärquellen ergänzen einige neuere Publikationen den Forschungsstand mit Blick auf die Erinnerungsorte zum Ersten Weltkrieg in Chemnitz, so z. B. das 65. Jahrbuch des „Chemnitzer Geschichtsvereins“ zu den „Chemnitzer Denkmälern“, welches 18 Denkmäler und fünf Grabmale bzw. Grabfelder in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg ausweist. Ein weiterer Band der „Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins“ befasst sich unter der Federführung von Eberhard Hübsch mit der Chemnitzer Militärgeschichte – in diesem Zusammenhang sind insbesondere die Ausführungen zu den Denkmälern auf den Kasernengeländen der Stadt, die Geschichte der Chemnitzer Regimenter sowie die jüdischen Frontsoldaten aus Chemnitz im Ersten Weltkrieg von Interesse. Diese Thematik greift
3. Quellen und Forschungsstand
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in Verbindung mit dem Jüdischen Friedhof auch das Werk „Juden in Chemnitz. Die Geschichte der Gemeinde und Ihrer Mitglieder“ von Jürgen Nitsche und Ruth Röcher auf. Die genannte wissenschaftliche Arbeit fokussiert sich u. a. auf einige der Grabmale des Friedhofs, die an Gefallene des Ersten Weltkriegs erinnern. Eine Auflistung der Kriegerdenkmäler in den Chemnitzer Vororten in der Materialsammlung „Chemnitz im Ersten Weltkrieg. Darstellungen und Dokumente.“ nennt insgesamt 24 Exemplare. Kombiniert man die Angaben der beiden Zusammenstellungen, so erhält man die Anzahl von 30 Denkmälern und fünf Grabanlagen, die in der vorhandenen Fachliteratur dokumentiert wurden. Ergänzt werden die Fakten durch mehrere Beiträge aus den Zeitschriften „Chemnitzer Roland“, der „Adelsberger Heimat- und Stadtteilzeitung“ sowie den „Mitteilungen aus dem ‚Blankenauer Grund‘, welche sich besonders mit stadtteilspezifischen Denkmälern und Gräbern befassen. In diesem Zusammenhang sind auch einige Orts- und Jubiläumschroniken wie die der Stadtteile Einsiedel und Stelzendorf zu nennen. Insgesamt ergibt sich so eine breite Quellen- und Materialbasis, ohne jedoch eine Vollständigkeit der recherchierten Erinnerungsorte zu garantieren. Vor allem auf den Gebieten der Betriebe, Kasernen, Schulen, Vereinsgelände, Wald und Flur, zum Teil aber auch der öffentlichen Plätze fehlt es an hinreichenden Belegen zu den jeweiligen Denkmälern, inklusive deren Initiatoren, Erbauern, der Entstehungszeit usw. Darüber hinaus mangelt es sowohl an einer möglichst vollständigen Gesamtübersicht aller Chemnitzer Denkmäler, den Ersten Weltkrieg betreffend, als auch an einer denkmalskulturellen Gesamtanalyse bezüglich Inschriften, Ikonografie, Initiatoren sowie dem Entstehungszeitraum. Ebenfalls weitgehend unbeachtet blieb bis jetzt der Umgang mit den Ehrenmalen in den verschiedenen politischen Systemen der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus, der DDR und der Bundesrepublik Deutschland – sieht man von einem vierseitigen Kapitel Gert Richters „Zur Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler in Chemnitz“ im 65. Jahrbuch des „Chemnitzer Geschichtsvereins“ zu den „Chemnitzer Denkmälern“ ab. Als wissenschaftliche Vergleichsgrundlage können so nur Analysen zu Denkmälern aus anderen Regionen Deutschlands dienen, die aber zumindest einen Grundtenor, bezüglich des Wesens der Denkmalskultur den Ersten Weltkrieg betreffend, darstellen. Kurt Pätzold widmet sich in seinem Werk „Kriegerdenkmale in Deutschland. Eine kritische Untersuchung“ nicht nur den Errichtungsursachen und -initiatoren, sondern auch dem „Geist“ von Inschriften und Symbolen sowie „Geschichte und Umgang mit diesen Zeugnissen vaterländischer Demagogie in Vergangenheit und heute. Natürlich waren diese Steine zunächst Ausdruck von Trauer und der Beziehung zu Nachbarn, Freunden und Verwandten. Aber
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I. Einleitung
sie reflektieren auch den Zeitgeist, den die Obrigkeit vorgab.“10 Pätzold schreibt hinsichtlich der Kriegerdenkmäler zwar etwas plakativ, aber nicht unzutreffend als eine „ungezählte Masse von Geschichtsfälschungen, die sie in Stein, Eisen oder Bronze verbreiten“11, und aus Sicht der jeweils Herrschenden in Form der Inschriften dokumentieren sie, „was moralisch, und folglich auch, was verwerflich sei.“12 Im Vorwort zu ihrem Band „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat. Leiden und sterben in den Kriegerdenkmälern des Ersten und Zweiten Weltkriegs“ – herausgegeben von Michael Hütt, Hans-Joachim Kunst, Florian Matzner und Ingeborg Pabst – fassen die Autoren zusammen: „nicht den leidenden und den sterbenden Menschen, sondern der Institution, die durch den Soldaten schlechthin verkörpert wurde, wird ein Denkmal gesetzt, wobei der anonyme oder pathetisch gesprochen – der ‚unbekannte Soldat‘ zum todesverachtenden Helden stilisiert wird.“13 Vier geradezu archetypische Denkmäler in Hamburg, Windsbach, Marbach am Neckar und Osnabrück analysierte Gerhard Armanski in seinem Buch „… und wenn wir sterben müssen. Die politische Ästhetik von Kriegerdenkmälern.“ Kritisch beschreibt er: „Kriegerdenkmäler bilden einen Teil der Militärkultur, die das zivile Leben durchzieht. Ihre Manifestationen sind Waffenschauen, Soldatenklamotten und Kriegsspielzeug. Ihre Botschaft heißt Gewalt, Unterordnung und Opfer. Kriegerdenkmäler entlassen so ihre politische Ästhetik in die allgemeinere politischere Choreographie des Militarismus, ja bürgerlicher Herrschaftsordnung überhaupt.“14 In seiner Wortwahl ähnelt Adamski dabei durchaus dem offiziellen Duktus der sächsischen Landesverwaltung des Inneren, die in ihrer Anordnung vom 17. Mai 1946 betreffs der „Entfernung militaristischer und nazistischer Denkmäler“ von der „militaristischen Tradition und ihrem Denkmalsplunder“ in Deutschland sprach. Deutlich neutraler fällt Justus Ulbrichts Analyse in „Zeichen der Erinnerung – Steine des Anstoßes. Anregungen zum Umgang mit den Denkmälern der deutschen Kriege“ aus. Ulbricht grenzt sein Forschungsfeld im Gegensatz zu den vorher genannten Historikern deutlich ein, indem er sich auf Sachsen-Anhalt beschränkt; er arbeitet aber angesichts der großen Anzahl an Denkmälern immer noch exemplarisch und geht gesondert auf die Ikonographie sowie die Inschriften der Ehrenmale ein. Weiterhin erläutert er den 10 Pätzold, Kurt: Kriegerdenkmale in Deutschland. Eine kritische Untersuchung, Berlin 2012, S. 130. 11 Ebenda, S. 103. 12 Ebenda, S. 57. 13 Hütt, Michael/Kunst, Hans-Joachim/Matzner, Florian/Pabst, Ingeborg (Hrsg.): Unglücklich das Land, das Helden nötig hat. Leiden und sterben in den Kriegerdenkmälern des Ersten und Zweiten Weltkriegs, Marburg 1990, S. 7. 14 Armanski, Gerhard: „…und wenn wir sterben müssen“. Die politische Ästhetik von Kriegerdenkmälern, Hamburg 1988, S. 7.
3. Quellen und Forschungsstand
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Umgang mit Kriegerdenkmälern in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland. So spricht er in diesem Zusammenhang von zwei zentralen politischen sowie gesellschaftlichen Deutungsmustern – „dem ‚Helden‘ und dem ‚Opfer‘. Die erste Kategorie ist in Deutschland mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches aus dem Kriegergedenken verschwunden […]. Die zweite wird manchmal derart inflationär gebraucht, dass manche Forscher zugespitzt vom ‚Opferbrei‘ sprechen, in dem Menschenschicksale oder Geschichtsereignisse unterschiedslos verschwinden und Geschichte folglich jede klare Kontur verliert. Von ‚Opfern der Kriege und der Gewaltherrschaft‘ zu sprechen und an diese mahnend zu gedenken, ist zwar ehrenwert, zudem politisch korrekt – aber die Vergangenheit wird dabei eher verschleiert als begriffen. Wer aus willentlich in den Tod geschickten oder freiwillig in die Schlacht gezogenen Kriegern und Soldaten nachträglich ‚Opfer‘ macht, stellt die Frage nach Mitverantwortung oder gar Schuld nicht mehr; der verkennt den intentionalen, weitgehend rationalen und mit Interessen verbundenen Charakter des Politischen und des Krieges – oder will solche Zusammenhänge nicht bewusst wahrnehmen“.15 In einer Publikation des „LandesverHLQV 6lFKVLVFKHU +HLPDWVFKXW] H9³ VHW]W 8OEULFKW ]XGHP GLH (UVFKOLHXQJ von komplementären Quellen als unabdingbaren Bestandteil der Forschungsarbeit zu Kriegerdenkmälern voraus16 und plädiert dafür, diese als „selbstverständlichen, bewusst wahrgenommenen und kritisch betrachteten Teil unserer Umwelt“ aufzufassen, welcher „zu Stadt und Dorf einfach dazugehört“.17 Schlussendlich argumentiert er, dass nur das Vorhandensein von Denkmälern eine positive Auseinandersetzung mit diesen sowie die Fragen nach deren Ursache und Bedeutung ermöglichen.18 Hettling und Echternkamp ordnen dagegen den nach dem Zweiten Weltkrieg hinsichtlich der Inschriftsgestaltung von Denkmälern vorherrschenden Sprachduktus deutlich positiver ein und sprechen von einem „Bruch mit dem weit ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Militarismus“, verbunden „mit einer Konzentration der bundesdeutschen Gedenkkultur auf die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, wie die Formel seit den 1960er Jahren lautet. Sie ermöglichte sowohl die Würdigung der Opfer nationalsozialistischer Gewalt als auch die antitotalitäre Aufladung der Erinnerungspolitik im Kalten Krieg“.19 15 Ulbricht, Justus H.: Zeichen der Erinnerung – Steine des Anstoßes. Anregung zum Umgang mit den Denkmälern deutscher Kriege, Halle an der Saale 2014, S. 41. 16 Vgl. Ulbricht, Justus H.: Erinnerungszeichen und Denkanstoß. Zum Umgang mit Kriegerdenkmälern. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer HeimatVFKXW]H96 17 Ulbricht, Erinnerungszeichen und Denkanstoß, S. 4. 18 Ebenda. 19 Hettling, Manfred/Echternkamp, Jörg (Hrsg.): Bedingt erinnerungsbereit. Soldatengedenken in der Bundesrepublik, Göttingen 2008, S. 7.
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I. Einleitung
Reinhart Koselleck konstatiert in seinem Standardwerk zur Denkmalskultur „Der politische Totenkult. Kriegerdenkmäler in der Moderne“: „Gewiß haben alle Kriegerdenkmäler, auch wenn sie sich primär nach außen, gegen den (ehemaligen) Feind, abgrenzen, immer auch eine innenpolitische Funktion. Je nach den Absichten der Stifter, ob staatlich, kommunal, regional, ob militärischer oder anderer Verbände, werden verschiedene Präferenzen gesetzt, um eine innerstaatliche Einheit oder gesellschaftliche Einigkeit einzuklagen“.20 Gleichzeitig weist er auf die besondere soziale sowie historische Rolle der Kriegerehrenmale hin, indem er bemerkt: „Denkmäler samt ihren Zeichen und Inschriften wurden zu geheiligten Orten, die kultisch gepflegt, den Stiftern und ihren Nachfahren dazu dienten, sich in der Erinnerung an die Toten wiederzufinden. Insoweit ist der politische Totenkult eine anthropologisch zu nennende Vorgabe, ohne die Geschichte nicht denkbar ist“.21 An anderer Stelle betont Koselleck allerdings auch die Vergänglichkeit der denkmalsgestützten Kultur und deren Botschaften, da politische Systeme und Akteure, welche die Denkmäler für sich zu nutzen suchen bzw. diese mit Deutungsansätzen versehen, „sich im Ablauf der Zeit verflüchtigen“ und letztendlich als Konstante nur die „Identität der Toten mit sich selber“ verbleibt.22 Als ultimative politische Funktion der Kriegerehrenmale postuliert der Autor „ein Identifikationsgebot. Die Toten verkörpern eine vorbildliche Haltung, sie starben für eine Aufgabe, mit der sich die Überlebenden im Einklang befinden sollen, um die Gefallenen nicht umsonst gefallen sein zu lassen“.23 Im Diskurs bezüglich der Rezeption von Kriegerdenkmälern im Verlauf der nachfolgenden Generationen vertritt Matthias Bode einen eher didaktischen Ansatz, der gleichzeitig auf die Gefahr des Ignorierens der Denkmalsthematik aufmerksam macht. So schreibt er in seinem Beitrag „Zwischen Trauer, Heldengedenken und Opfermythen. Kriegerdenkmäler als Orte des zwiespältigen Erinnerns“: „Die Auseinandersetzung mit den Denkmälern, vor allem mit jenen die Namenslisten tragen, schärft das Bewusstsein für den bedauernswerten Umstand, dass zwei Generationen junger Männer in Deutschland und Europa ihr Leben in den Weltkriegen ließen. Die Folgen dieser Kriege sind zu fundamental für dieses Land, als dass man das Andenken daran dem rechtsradikalen Lager überlassen kann“.24 Laut Wolfgang 20 Koselleck, Reinhart/Jeismann, Michael (Hrsg.): Der politische Totenkult. Kriegerdenkmäler in der Moderne. München 1994, S. 16. 21 Koselleck, Der politische Totenkult, S. 9. 22 Koselleck, Reinhart: Kriegerdenkmale als Identitätsstiftung der Überlebenden. In: Marquard, Odo/Stierle, Karl-Heinz (Hrsg.): Identität. München 1979, S. 257. 23 Ebenda, S. 262. 24 Bode, Matthias: Zwischen Trauer, Heldengedenken und Opfermythen. Kriegerdenkmäler als Orte zwiespältigen Erinnerns. In: Geschichte lernen 121/2008, S. 19.
3. Quellen und Forschungsstand
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Kruse kann hier durchaus eine historische Linie von den 20er Jahren in die Gegenwart gezogen werden, „da die politische Linke eine zurückhaltende bis ablehnende Haltung einnahm und zumeist dafür plädierte, die nötigen Gelder lieber für die Versorgung von Kriegsversehrten und -hinterbliebenen zu verwenden, wurden nur wenige kriegskritische Denkmäler errichtet“.25 Zugleich zeigt er die Problematik eines Fehlens des abstrakten bzw. namenlosen Gedenkens auf, welches möglicherweise zu einer deutlich entpolitisierteren und weniger militaristischen Denkmalskultur beigetragen hätte. „Das Denkmal des Unbekannten Soldaten – die dem Charakter des anonymen Massensterbens in vielerlei Hinsicht adäquate, national verbindende und für unterschiedliche politische Deutungen offene westeuropäische Formel – wurde auf deutscher Seite als Ausdruck der dekadenten ‚Zivilisation‘ der Siegermächte begriffen, deren Abstraktheit dem realen Heldentum der deutschen Frontkämpfer nicht angemessen sei“.26 Kritik an der häufig heroisierenden Darstellungsform vieler Kriegerdenkmäler äußert auch Folkhard Cremer, indem er auf die Rezeptionsdivergenz hinsichtlich der Leiden und Zerstörungen des modernen, maschinellen Krieges verweist. „Obwohl die Fronsoldaten von Massentötungswaffen zerfetzt beziehungsweise erstickt wurden, ist das Leid des Kriegsgeschehens nie dargestellt. Verwundete oder Tote haben alle ihre Gliedmaßen und stecken in sauberen Uniformen. Bei den religiös motivierten Darstellungen sterben sie in den Armen eines Schutzengels oder werden von Gottvater beziehungsweise Christus gesegnet. Für die um ihren Sohn trauernde Mutter stand das Bildschema der Pietà Pate.“27 Zusammenfassend formuliert Cremer die komplizierte Gemengelage im Umgang mit der Denkmalslandschaft von der Weimarer Republik bis heute unter Berücksichtigung von Trauer, Bewältigung der Kriegsniederlage, Interessen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen bis hin zum Missbrauch der Kriegerdenkmäler durch die Nationalsozialisten. „Bildmotivik, Symbolik und Inschriften vieler Gefallenendenkmäler stellen ein schwieriges Kapitel der Auseinandersetzung mit Geschichte dar. In ihrer Entstehungszeit waren sie gewissermaßen ein mentalitätsgeschichtliches und nationalpolitisches Stimmungsbarometer des deutschen Volkes. Für das Demokratieverständnis des heutigen deutschen Staates sind sie in ihrer Aussage oft höchst unbequem und problematisch. In der Zwischenkriegszeit 25 Kruse, Wolfgang: Kriegsniederlage und Heldenkult in einer zerrissenen Republik. In: Hettling, Manfred/Echternkamp, Jörg (Hrsg.): Bedingt erinnerungsbereit. Soldatengedenken in der Bundesrepublik, Göttingen 2008, S. 40. 26 Kruse, Kriegsniederlage und Heldenkult in einer zerrissenen Republik, S. 40. 27 Cremer, Folkhard: Versuche einer Sinngebung des Sinnlosen. Gefallenendenkmäler in der Zwischenkriegszeit. In: Landesamt für Denkmalspflege im Regierungspräsidium Stuttgart (Hrsg.): Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichten der Landesdenkmalpflege 4/2017, S. 291.
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I. Einleitung
boten sie Identifikationsmöglichkeiten für viele revanchistische Gruppierungen, denen das deutsche Volk als im Felde unbesiegt galt. Vom Militarismus des Deutschen Kaiserreichs geprägt, waren diese nicht bereit, die Niederlage im Ersten Weltkrieg wie die Bedingungen im Friedensvertrag von Versailles zu akzeptieren. Zeigten die Gefallenendenkmäler anfangs noch stärker christliche und nationale Trauersymbolik, warfen kriegsverherrlichende Motive schon in den 1920er Jahren ihren düsteren Schatten auf das voraus, was nach 1933 folgen sollte. Man sollte sie in ihrem historischen Kontext erklären und als Mahnmale gegen den Krieg und völkisch-rassistisches Denken lesen lernen.“28 Neben der Erkenntnis der inhaltlichen Veränderung der Kriegerehrenmale im Verlauf der Weimarer Republik plädiert Cremer hier – analog zu Ulbricht – für eine Nutzung der Denkmäler, zur Aufarbeitung gesellschaftlicher und politischer Wirkzusammenhänge sowie als Memento an deren Nutzung während der NS-Diktatur. Auf eine spezifische gesellschaftliche Sonderrolle der Kirche fokussiert sich Christian Saehrendt in seiner Monografie „Der Stellungskrieg der Denkmäler“. Dabei spricht er von klaren denkmalskulturellen Unterschieden bezüglich katholischer und protestantischer Regionen, deutet darüber hinaus aber auch einen deutlichen Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit hinsichtlich der sozialen Ziele der Institution Kirche an. „Gegen die rasante Säkularisierung der Gesellschaft, in der die politischen Parteien nunmehr Elemente des religiösen Kultes absorbierten, sollte die Kirche wieder Gemeinschaftsleben und Trost spenden; dies ist, gespiegelt in der großen Zahl christlicher Motive bei Kriegerdenkmälern, in katholischen Gebieten weit besser gelungen als in evangelischen.“29 „Dabei wurde deutlich: Die Frage nach dem ‚Wofür‘ konnte von der christlichen Metaphorik nicht mehr ausreichend beantwortet werden. Auch der Gedanke einer Wiedergeburt der Nation als sozialistischer, demokratischer oder spiritueller Gesellschaftsform, als wahrer ‚Gemeinschaft‘, der die Katharsis des Massensterbens vorausgehen musste, überzeugte nur eine Minderheit. Vielmehr verbreitete sich die ‚vaterländische‘ Ideologie, die Soldatenehre und Soldatenpflicht als Selbstzweck feierte und den Sinn des Opfertodes nur in der Fortsetzung des Kampfes sah, in Rache und Revision.“30 Ein Scheitern bei der Sinngebung der millionenfachen Kriegsopfer schreibt Saehrendt somit nicht nur den Kirchen, sondern auch den Parteien, Vereinen und Interessenverbänden zu. Peter Franz beurteilt die seiner Ansicht nach „pseudotheologische Rechtfertigung“ der christlichen Kirchen bezüglich des massenhaften Sterbens der 28
Cremer, Versuche einer Sinngebung des Sinnlosen, S. 288. Saehrendt, Christian: Der Stellungskrieg der Denkmäler. Kriegerdenkmäler im Berlin der Zwischenkriegszeit (1919–1939), Bonn 2004, S. 157. 30 Saehrendt, Der Stellungskrieg der Denkmäler, S. 9. 29
3. Quellen und Forschungsstand
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Soldaten im Ersten Weltkrieg sowie die oftmals damit einhergehende Heldenstilisierung schlichtweg als „pervers“.31 Darüber hinaus kritisiert er die Verwendung des Opferbegriffs bezüglich der umgekommenen Soldaten aufs schärfste. „Während die Bezeichnung ‚Soldat‘ immerhin noch hintergründig den (wenn auch schlecht) bezahlten Dienstcharakter ihres Tuns durchscheinen ließ, so handelt es sich bei dem ‚Opfer‘-Begriff um eine äußerst fragwürdige sprachliche Anleihe bei der Religionsgeschichte bzw. Religionspraxis. Nun haben wir es mit der unsäglichen Umkehrung des soldatischen Tuns um 180 Grad zu tun: aus Tätern werden unter der Hand Opfer! Das Fatale ist, dass im umgangssprachlichen Gebrauch mit der fortschreitenden Entkirchlichung des Lebens niemand mehr den ursprünglichen Sinn des ‚Opfers‘ kennt und versteht: nämlich als eine Gabe an die Gottheit. Verstünde man diese Bedeutung noch, dann wäre das Soldaten-‚Opfer‘ die wahrlich makabre Gabe an den ‚Moloch Krieg‘. Im heutigen allgemein üblichen Sprachgebrauch wird jedoch der Bedeutungsinhalt des Begriffs ‚Opfer‘ aus dem juristischen bzw. kriminaltechnischen Zusammenhang entnommen. Wo also heute auf Kriegerdenkmälern von ‚Opfern‘ gesprochen wird, soll bewusst ihr Tätersein bestritten werden.“32 Im Mittelpunkt der Betrachtung von Lauretana de Liberos Werk „Rache und Triumph. Krieg, Gefühle und Gedenken im Zeichen der Moderne“ steht – eher untypisch für die Forschungsansätze im Zusammenhang mit der Denkmalskultur – der Blick auf die Gegner sowie der metaphorische Umgang mit ihnen in Form der Kriegerdenkmäler. Dabei kommt de Libero zu der Erkenntnis, dass „die Trauer um Millionen von Toten, der Wahnsinn eines jahrelangen männermordenden Krieges nicht die vielfältigen Feindbilder aus den Köpfen zu löschen [vermochte]“.33 Im Gegenteil, diese Feindbilder wurden vielerorts fester Bestandteil bei der Inschrifts- und Symbolgestaltung der Denkmäler. „Ansätze zu einem friedlichen Miteinander, zu einer Verurteilung des Krieges an und auf den Sockeln der Gefallenendenkmäler hat es in diversen Ländern durchaus gegeben, doch finden sich pazifistische Erinnerungszeichen insgesamt seltener als Rache- und Triumphmale. […] Völkerverbindende Gegendiskurse konnten aber weder eine Mehrheitsfähigkeit noch eine Wirkmächtigkeit auf größere Teile oder gar die gesamte Bevölkerung insbesondere im Europa der Zwischenkriegszeit beanspruchen.“34
31 Franz, Peter: Martialische Idole. Die Sprache der Kriegerdenkmäler in Thüringen. Eine landesweite Darstellung des Bestandes und eine kritische Analyse ihrer ikonografischen und verbalen Botschaften, Jena 2001, S. 8. 32 Franz, Martialische Idole, S. 52. 33 de Libero, Loretana: Rache und Triumph. Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne, München 2014, S. 249. 34 Ebenda, S. 250.
28
I. Einleitung
Sabine Behrenbeck stellte die gesellschaftliche Bedeutung der Heldenverehrung der gefallenen Weltkriegskämpfer sowie die politische Instrumentalisierung des Heldenkultes ins Zentrum ihrer Untersuchungen. Sie akzentuierte dabei die propagierte Vorbildwirkung der Toten, deren Handeln es nachzueifern gegolten habe, „ohne Rücksicht auf persönliche Nachteile. An diesem Punkt setzt die Kritik an der Heldenverehrung ein. Denn das heroische Ideal läßt sich leicht politisch instrumentalisieren. Viele historische Beispiele zeigen, daß es benutzt wurde, um im Namen einer Nation, Rasse oder Klasse inhumane Ziele gewaltsam zu erreichen. Die Nachahmung von Nationalhelden, Kriegshelden und Helden des Klassenkampfes war selten ein freiwilliges, sondern meist ein von oben verordnetes Verhalten und stets mit einem konstruierten Feindbild verbunden. Indem der Tod des Helden als sinnvolles und notwendiges Opfer für die Gemeinschaft gedeutet wurde, lenkte man von seinen vorhergehenden Taten an anderen ab oder rechtfertigte die Verbrechen seiner Führer“.35 Insbesondere die Nationalsozialisten präsentierten die Gefallenen des Ersten Weltkriegs als Idole für die kommende Generation, deren Tugenden es nachzueifern gelte.36 In puncto Gegenwartsbezug zeichnet Ulrich Hübner ein heterogenes Bild vom Umgang mit der Rezeption von Ehrenmalen in der heutigen BRD. „Die Wahrnehmung der Kriegerdenkmale zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten im Ersten Weltkrieg ist heute sehr unterschiedlich. Eine Vielzahl an Fürsorgeverbänden und persönlich Betroffenen, die den Gefallenen nah standen, sehen in diesen Denkmalen einen Ort der Ruhe, des Gedenkens, der Erinnerung und des Verlustes. Für die jüngere Generation hingegen stellen sich diese Objekte vor allem als Geschichtszeugnisse und Ausdruck einer Zeit dar, die weniger global als vielmehr national geprägt war. Für die Denkmalpflege sind die Erhaltung und Pflege der Kriegerdenkmale neben der geschichtlichen Komponente auch aufgrund ihrer ortsbildprägenden und künstlerischen Eigenart notwendig und öffentlich kommuniziert.“37 Im Zusammenhang mit der denkmalsgestützten Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg werden in der voran zitierten Fachliteratur vor allem vier Aspekte in den Mittelpunkt gerückt: die Heldenstilisierung der ums Leben gekommenen Soldaten, der militaristische Charakter und damit einhergehend die Beeinflussung des Betrachters, die Rezeption des Krieges durch die jeweils Herrschenden und die Geschichtsfälschung bzw. -klitterung durch die Denkmäler. Diese Forschungsschwerpunkte sollen auch in der vorliegenden 35 Behrenbeck, Sabine: Der Kult um die toten Helden. Nationalsozialistische Mythen, Riten und Symbole, Vierow b. Greifswald 1996, S. 17. 36 Vgl. ebenda, S. 18. 37 Hübner, Ulrich: Typologien der Kriegerdenkmale des Ersten Weltkriegs in DresGHQ,Q0LWWHLOXQJHQGHV/DQGHVYHUHLQV6lFKVLVFKHU+HLPDWVFKXW]H96
4. Forschungsfragen
29
Arbeit aufgegriffen und auf die Chemnitzer Denkmalslandschaft des Ersten Weltkriegs angewendet werden.
4. Forschungsfragen Die Ergebnisse der matrixgestützten Analyse der Chemnitzer Denkmalsund Gräberlandschaft in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg sollen im Auswertungsteil dazu genutzt werden, um zentrale Forschungsfragen – die Thematik der Erinnerungskultur betreffend – zu beantworten, welche im Folgenden näher erläutert werden sollen. Gibt es eine einheitliche Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg in Chemnitz? Hierbei soll untersucht werden, ob die Gesamtheit der Denkmäler einen einheitlichen Charakter hinsichtlich der Symbolik sowie den Inschriften besitzt. Eine gleichartige Analyse wird separat auch für die Gräber durchgeführt, um zum einen auch dort das Vorhandensein einer homogenen Kultur anhand der Ikonographie zu überprüfen. Zum anderen soll untersucht werden, ob Unterschiede zur Gestaltung der Denkmäler hinsichtlich von Sinnbildern und Formulierungen der Inschriften existieren, besonders was archetypisches Vokabular wie den Heldenbegriff sowie Formulierungen wie „gefallen fürs Vaterland“ betrifft. Wurde die Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg durch politische Systeme, historische Zäsuren bzw. Systemwechsel beeinflusst? Im Fokus der Untersuchung soll dabei besonders die Frage nach Spezifika in der Erinnerungskultur der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus und der DDR, aber auch der Bundesrepublik Deutschland stehen. Zudem stellt die Ermittlung der Auswirkungen historischer Systemwechsel wie die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten, die Niederlage im Zweiten Weltkrieg verbunden mit dem Aufbau eines sozialistischen Staates auf deutschem Boden sowie die Wiedervereinigung Deutschlands 1989/90 einen integralen Teilaspekt dieser Forschungsfrage dar. Die These von der militaristischen Prägung der Kriegerdenkmäler durchzieht weite Teile der Forschungsliteratur (vgl. I . 3.). In der vorliegenden Dissertation soll überprüft werden, ob die denkmalsgestützte Erinnerungskultur in Chemnitz tatsächlich militaristisch oder anderweitig ideologisch beeinflusst war, und im Fall der Bestätigung dieser Annahme, in welcher Art und Weise sowie in welchen Größenordnungen dies erfolgte. Die Institution der evangelischen Kirche – im Fall von Chemnitz die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens – könnte bei der Ausprägung der Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg eine Sonderrolle gespielt haben, da einerseits eine beträchtliche Anzahl von Denkmälern in Kirchen, auf Friedhöfen oder Kirchengrund und auf Initiative der jeweiligen Kirchgemeinden errichtet wurde, andererseits bei fast allen Weihefeierlichkeiten
30
I. Einleitung
evangelisch-lutherische Geistliche zugegen waren und diese zumeist durch Weihepredigten oder -reden maßgeblich mitgestalteten. Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs könnte der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche durch den Einsatz für die Erhaltung vieler Denkmäler eine Ausnahmestellung zugekommen sein. Ob dieser Sonderstatus tatsächlich existiert hat und in welcher Form er ausgeprägt war, wird ebenfalls in dieser Arbeit analysiert werden.
II. Quantitative und geografische Untersuchung Die exakte Ermittlung der Anzahl an Forschungsobjekten ist aufgrund mehrerer Faktoren als schwierig zu bezeichnen. Eine genaue Abgrenzung als einzelne Objekte ist gerade im Bereich der Gräber nicht immer möglich. Des Weiteren existieren wie beispielsweise in Rabenstein oder Ebersdorf Kombinationen von Denkmälern und Grabanlagen oder mehreren Gedenksteinen. Sammelgräber und einheitliche Soldatengräber wie auf dem Jüdischen Friedhof, in Harthau oder Klaffenbach wurden ganzheitlich betrachtet sowie analysiert und daher als zusammenhängender Komplex kategorisiert. Wie im Fall des „Heldenhains“ auf dem Städtischen Friedhof bestanden einige Erinnerungsorte aus mehreren „Komponenten“, ohne dass sie selbst für sich ein klassisches Denkmalsobjekt dargestellt hätten, während dies für die Teilobjekte sehr wohl zutraf. Familiengrabanlagen und -grabsteine erinnern z. T. an eine Reihe von im Krieg gestorbenen Angehörigen oder einzelnen Personen wurden mehrere Grabmonumente gesetzt (Ernst Kuntze, William Erich Siegel). Denkmäler wurden im Laufe der Zeit durch Gedenktafeln ergänzt bzw. entfernte Exemplare an identischer Stelle durch neue ersetzt. Man versuchte bei der Quantifizierung, dem Sinn des jeweiligen Erinnerungsortes entsprechend zu entscheiden und zu klassifizieren. Separate Objekte wie die Gedenksteine für verstorbene italienische und britische Soldaten am Denkmal für die verstorbenen Kriegsgefangenen auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf wurden gesondert einberechnet, während an bestehenden Denkmälern angebrachte Gedenktafeln keinen Einzelstatus erhielten, da sie lediglich Erweiterungen oder Ergänzungen darstellen. Insgesamt konnten 90 Denkmäler, Kriegerehrenmale, Gedenksteine, Ehrentafeln, Mahnmale u. Ä. mit Verbindung zur Erinnerungskultur des Ersten Weltkriegs in Chemnitz ausfindig gemacht werden (vgl. Anhang Denkmäler). Die Zahl der Sammelgräber, Soldatengrabanlagen, Familiengräber und Grabsteine mit Widmung für Gefallene beträgt 76. Kombiniert ergibt sich so die Zahl von 166 Grab- sowie Denkmalsobjekten in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Chemnitz. Der geografischen Verteilung der Erinnerungsorte kommt in der vorliegenden Arbeit allein schon deshalb eine signifikante Bedeutung zu, weil deren Einteilung in insgesamt zehn Untergruppen nach lokalen Kriterien durchgeführt wurde. Dies geschah unter dem Gesichtspunkt der Übersichtlichkeit bezüglich der Vielzahl von Objekten sowie dem Ansinnen, innerhalb des Gesamtkomplexes an Denkmälern und Gräbern eine Systematik zu schaffen, die ebenso den Vergleich von örtlichen Teilbereichen zulässt. Auch eine Auf-
32
II. Quantitative und geografische Untersuchung
schlüsselung nach Initiatorengruppen wie Kirche, Militärvereine, Gemeinde, Privatpersonen usw. wurde in Betracht gezogen. Allerdings stellte sich hier das Problem dar, dass eine Reihe von Denkmalsinitiatoren nicht ermittelt werden konnte. Bei den Gräbern war dies sogar fast ausschließlich der Fall, sodass eine beträchtliche Anzahl der Objekte nicht hätte zugeordnet werden können. Dieses Problem existierte bei der lokalen Eingruppierung nicht, da mit dieser Methode zum einen die noch intakten Gräber bzw. Grabanlagen klar zuzuordnen sind und sich andererseits die Zahl der Denkmäler, die aufgrund des unbekannten Standortes nicht kategorisiert werden konnten, lediglich auf zwei beläuft, während eine weitere Position als ungesichert eingestuft werden muss. Als Einteilungsgenre wurden folgende Lokalitäten in alphabetischer Reihenfolge gewählt: Betriebe, Friedhöfe, Gebäude öffentlicher Träger, Kasernen, Kirchengrund, Kirchen und Sakralbauten, öffentliche Plätze Schulen, Vereinsgelände, Wald und Flur. Des Weiteren wurde die Verteilung der einzelnen Denkmäler und Gräber im Chemnitzer Stadtgebiet kartographisch erfasst, um Rückschlüsse ziehen zu können, ob es Gebiete oder Stadtteile gibt, in denen Mahnmale gehäuft auftreten oder aber es zu keiner Errichtung kam. Von den insgesamt 39 Stadtteilen der Stadt Chemnitz verfügen oder verfügten nach den durchgeführten Forschungen nur acht über kein eigenes Kriegerdenkmal. Dies sind im Einzelnen Borna-Heinersdorf, Furth, Helbersdorf, Hutholz, Kapellenberg, Morgenleite, Siegmar und das Yorckgebiet. Relativiert wird diese Zahl noch durch den Umstand, dass in den Fällen von Borna-Heinersdorf, Furth sowie Siegmar Denkmäler in anderen Stadtteilen existieren, welche die Gefallenen dieser Gemeinden mit einbeziehen. Das Ehrenmal auf dem Glösaer Kirchberg besaß dahingehend eine übergreifende Funktion für die Gemeinden des „Blankenauer Grunds“ (Borna-Heinersdorf, Glösa-Draisdorf und Furth), sodass der Bau einzelner Denkmäler in diesen Stadtteilen wohl als überflüssig erachtet wurde. Siegmar hingegen war territorial schon ab Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr mit der Gemeinde Schönau verwachsen, was schließlich 1935 in der Vereinigung zur Stadt Siegmar-Schönau mündete.1 Auch hier ist daher von einer gemeinsamen Funktion des Denkmals vor der Schönauer Lutherkirche auszugehen, zumal die bis 1950 selbstständige Stadt in den Ortsteilen Reichenbrand und Stelzendorf noch über weitere Kriegerdenkmäler verfügte. Die Chemnitzer Stadtteile Hutholz und Morgenleite entstanden erst 1992/93 infolge einer Neustrukturierung aus dem westlichen Teil von Markersdorf2, sodass hier das Fehlen eines Kriegerdenkmals aufgrund 1 Vgl. http://territorial.de/sachsen/chemnitz/siegmars.htm; entnommen am: 05.07.2021, 09:43 Uhr. 2 Vgl. http://www.chemnitztour.de/chemnitz_stadtteile/morgenleite.html; entnommen am: 05.07.2021, 09:55 Uhr.
II. Quantitative und geografische Untersuchung
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mangelnder historischer Kontinuität und der Zugehörigkeit zu Markersdorf, das ein Denkmal an der Schule sowie Namenstafeln im Rathaus besaß, erklärbar ist. Aus derselben städtischen Gebietsreform entstand auch der Stadtteil Kapellenberg3, dieser hat daher ebenfalls kein entsprechendes Denkmal aufzuweisen. Desgleichen stellt das Yorckgebiet keinen historisch gewachsenen Stadtteil dar, sondern es resultierte aus dem Bau eines Wohngebietes zwischen 1970 und 1974 auf einem Flurstück, welches ursprünglich zu Gablenz gehörte.4 Damit fehlte genau wie in Hutholz und Morgenleite ein historischer Bezug zur Errichtung eines Ehrenmals. Darüber hinaus wurde während der 40-jährigen Existenz der DDR im Stadtgebiet von Chemnitz kein einziges Denkmal zur Erinnerung an Kriegsgefallene errichtet, sondern lediglich in den damals noch selbstständigen Orten Kleinolbersdorf und Wittgensdorf. Diese hätten mit dem politischen Selbstverständnis des Staates kollidiert, der sich in der Traditionslinie des Antifaschismus in Deutschland sah und dies propagierte. Lediglich für den Stadtteil Helbersdorf fehlen schlüssige Erklärungen für die Absenz eines Kriegerdenkmals. Die Gemeinden, welche zwischen 1919 und 1950 dem Stadtgebiet von Chemnitz hinzugefügt wurden (Ebersdorf, Markersdorf, Heinersdorf, Rottluff und Reichenhain zwischen 1919 und 1929; Adelsberg, Erfenschlag, Glösa, Harthau, Rabenstein, Siegmar-Schönau mit Reichenbrand und Stelzendorf 1950), besitzen oder besaßen allesamt ihr eigenes Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs (Heinersdorf in Glösa mit einbezogen), woraus die Bestrebungen der einzelnen Orte abgeleitet werden können, eine lokal möglichst spezifische und abgegrenzte Erinnerung zu schaffen. Dies trifft ausnahmslos auch auf die Eingemeindungen von 1994 bis 1999 (Euba, Einsiedel mit Berbisdorf, Klaffenbach, Kleinolbersdorf-Altenhain, Röhrsdorf, Grüna, Wittgensdorf, Mittelbach) zu. Während dort jedoch in aller Regel nur ein oder maximal zwei Denkmäler, zumeist auf dem Friedhof, in oder nahe der Kirche sowie auf öffentlichen Plätzen das Ortsbild prägen, gestaltete sich die Situation in der Chemnitzer Kernstadt mit den Teilen, die bereits vor 1914 zur Stadt gehörten, deutlich vielschichtiger. Gerade Stadtteile wie das Zentrum, Schloßchemnitz, Bernsdorf, der Kaßberg oder Altendorf verfügen oder verfügten über eine Mehrzahl voneinander unabhängiger Ehrenmale. Dies liegt zum einen in örtlichen Spezifika begründet, wie der Ballung von Denkmälern mit unterschiedlichem Entstehungshintergrund auf dem Städtischen Friedhof in Bernsdorf (Inf.-Reg. 104, Res.-Inf.Reg. 244, Inf.-Reg. 474, Denkmal für die in Kriegsgefangenschaft Verstorbenen, Denkmal für die Gefallenen des Weltkrieges), der Ansammlung von 3
Vgl. https://mapcarta.com/de/35563638; entnommen am: 05.07.2021, 10:00 Uhr. Vgl. http://www.chemnitztour.de/chemnitz_stadtteile/yorckgebiet.html; entnommen am: 05.07.2021, 10:06 Uhr. 4
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II. Quantitative und geografische Untersuchung
Abb. 1: Übersicht der Erinnerungsorte zum Ersten Weltkrieg in Chemnitz; © Stefan Hetzer
Behörden und Institutionen auf dem Kaßberg oder im Zentrum – dort setzte vor allem nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten ein „Denkmalbauboom“ ein. Auch die Anzahl der Kirchen mit Erinnerung an die Gefallenen war mit St. Jakobi, St. Johannis, den ehemaligen Kirchen St. Pauli und St. Lukas sowie der Schloßkirche allein im Zentrum und Schloßchemnitz relativ groß. Auffällig neben der hohen Denkmalsdichte in Kirchen und städtischen Behörden im Vergleich zu den Vororten ist überdies die häufigere Platzierung in Schulen in der Innenstadt. Während im Fall der Vororte nur das Denkmal vor der Schule in Markersdorf bekannt ist, weist die Innenstadt mit Web- und Handelsschule, Real- und Reformrealgymnasium sowie der Schule in Altendorf eine deutlich weitere Bandbreite auf. Möglicherweise war dort durch die signifikant größere Schüler- sowie Lehrerschaft und die damit einhergehenden höheren Verluste im Ersten Weltkrieg das Verlangen zur Errichtung von Ehrenmalen in den entsprechenden Einrichtungen deutlich stärker ausgeprägt
II. Quantitative und geografische Untersuchung
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ERINNERUNGSORTE
Schulen 7%
Vereinsgelände 2%
Öffentliche Plätze 17%
Kirchen und Sakralbauten 22%
Wald und Flur 3%
Betriebe 7% Friedhöfe 25%
Gebäude öffentllicher Träger Ka Kasernen 9% Kirchengrund chengru 3% 5%
Abb. 2: Statistik zur geografischen Verteilung der Erinnerungsorte zum Ersten Weltkrieg in Chemnitz; © Stefan Hetzer
als in den Schulen der Vororte – vielleicht auch ermöglicht durch die umfangreicheren finanziellen Möglichkeiten. Ein weiteres Merkmal der Standortverteilung ist die auffällig häufige Platzierung von Denkmälern auf öffentlichen Plätzen in den östlichen, südöstlichen und südlichen Randgebieten der Stadt. Dies betrifft im Speziellen die Ortsteile Euba, Adelsberg, Kleinolbersdorf, Altenhain, Reichenhain, Erfenschlag, Berbisdorf und Klaffenbach. Ein kausaler Zusammenhang diesbezüglich konnte allerdings nicht ermittelt werden. Mit 22 Denk-, Ehren- und Mahnmalen bilden die Friedhöfe den größten Einzelkomplex an Erinnerungsorten in Chemnitz. Zuvorderst sind dabei der Städtische Friedhof und der Stiftsfriedhof – resultierend aus ihren Funktionen als zentrale Begräbnisstätte bzw. Friedhof des Kriegsgefangenenlagers Ebersdorf – zu nennen. Es folgen die Kirchen mit 20 und die öffentlichen Plätze mit 15 Denkmälern. Weitere signifikante Zahlen weisen die Gebäude öffentlicher Träger (acht) sowie Betriebe und Schulen mit jeweils sechs auf. Die Anzahl für die Gruppen der Kasernen, des Kirchengrunds, der Vereinsgelände, des Walds und der Flur beläuft sich in allen Fällen auf unter fünf, mit Ausnahme der Vereinsgelände jedoch auch auf je mindestens drei. Hinsichtlich bestehender Gräber und Grabanlagen mit Erinnerung an den Ersten Weltkrieg verzeichnen neben dem Stiftsfriedhof mit dessen etwa 500 Realgräbern (Einzel- und Massengräber) wiederum der Städtische Friedhof in Bernsdorf mit 35 und der Jüdische Friedhof in Altendorf mit 15 Grabsteinen und Familiengrabstätten die meisten Objekte. Weitere umfangreiche
36
II. Quantitative und geografische Untersuchung
Real- bzw. Gedenkgrabanlagen existieren auf dem Friedhof in Rabenstein (17 Realgräber, ein Familiengrab) und dem Friedhof der Blindenschule in Altendorf (Erinnerung an 12 Gefallene). Der Bergfriedhof in Harthau beherbergt acht Realgräber sowie eine Erinnerungstafel. Des Weiteren verfügen die Friedhöfe in Altchemnitz, Altendorf, Einsiedel, Gablenz, Grüna, Hilbersdorf, Kappel, Klaffenbach, Reichenbrand, Röhrsdorf und Schloßchemnitz über entsprechende Grabanlagen im niedrigen einstelligen Bereich. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Eingemeindungen im Osten der Stadt – mit Ausnahme von Einsiedel – gar keine Gräber mit Erinnerung an den Ersten Weltkrieg mehr besitzen, während dies vor allem in den westlichen Vororten und der Innenstadt noch der Fall ist. Auch hier kann jedoch nicht von einem systematischen Zusammenhang gesprochen werden, sondern es handelt sich wohl eher um eine zufällige Erscheinung.
III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte 1. Betriebe a) Fa. Bachmann und Ladewig Altchemnitz Die ehemalige Fabrik der Firma Bachmann und Ladewig befand sich im – in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark industriell geprägten – Chemnitzer Stadtteil Altchemnitz, an der Straßburger Straße 32. Die Quellenlage zur hier angebrachten Gedenktafel für die gefallenen Mitarbeiter ist jedoch äußerst spärlich. Diese soll im Jahr 1939 angebracht worden sein1, wobei zu beachten ist, dass die für die oben genannte Erinnerungstafel als einzige Quelle fungierende Liste zur „Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler“ des Stadtbauamtes Chemnitz bei der Dokumentation des Entstehungs- bzw. Errichtungsjahres anderer Kriegerehrenmale und Gedenktafeln erhebliche Fehler aufweist und so das Jahr 1939 für den vorliegenden Fall keinesfalls als gesichert gelten kann. Des Weiteren sind weder der ausführende Künstler noch der Auftraggeber sowie Informationen zur Einweihung überliefert. Naheliegend wäre als Initiator zwar der ehemalige Fabrikbesitzer Louis Ladewig, der unter anderem die Anbringung einer Gedenktafel für die im Weltkrieg gefallenen Angehörigen der jüdischen Gemeinde in der Chemnitzer Synagoge anregte und mitfinanzierte und darüber hinaus im Ersten Weltkrieg Mitglied des Reichswirtschaftsausschusses war – honoriert mit dem Kriegsverdienstkreuz im Jahr 1917. Da der Betrieb aber in den 1930er Jahren nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten arisiert wurde,2 steht diese Vermutung dem Jahr 1939 als Zeitpunkt der Anbringung entgegen. Die Frage, ob es sich also um eine im Vergleich sehr späte Montierung der Erinnerungstafel oder aber um eine falsch dokumentierte Jahreszahl handelt, kann in Ermangelung von Komplementärquellen nicht abschließend geklärt werden. Die Tafel sei gusseisern gewesen und habe eine quadratische Grundform in der Größe von 1x1 Meter besessen, während die Inschrift den 1 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 2 Vgl. http://www.juden-in-mecklenburg.de/Personen/Kommerzienrat_Louis_Lade wig; entnommen am: 23.11.2020, 08:27 Uhr.
38
III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
„gefallenen Arbeitern und Angestellten der Fabrik Bachmann und Ladewitsch (sic)/1914–18/“ gewidmet war.3 Für einen Erhalt oder Verbleib der Tafel existieren keinerlei Hinweise. Im Jahr 1946 führte das Chemnitzer Stadtbauamt in einer Liste von Denkmälern und Ehrentafeln die Gedenktafel der Firma Bachmann und Ladewig mit dem Hinweis „militaristische Symbole werden entfernt“ auf. Dies lässt zum einen auf weitere Gestaltungsmerkmale der Tafel über die Inschrift sowie die Jahreszahlen 1914–1918 hinaus schließen, möglicherweise ein Eisernes Kreuz, Schwert und/oder Eichenlaub, wie sie an anderen Chemnitzer Erinnerungsorten zum Ersten Weltkrieg zu sehen waren. Andererseits bleibt der endgültige Verbleib der Tafel ungeklärt. Als sehr wahrscheinlich kann aber eine Entfernung in oder nach 1946 gelten, da von den Gedenktafeln und Ehrenmalen in den Chemnitzer Betrieben und Fabriken kein einziges erhalten geblieben ist, was auf eine umfangreiche Demontierung dieser im Sinne einer „sozialistischen Umgestaltung der Gesellschaft“ schließen lässt, bei der der ideologischen Beeinflussung in den Betrieben eine erhebliche Rolle zukam. b) Eisenbahnwerkstätten Hilbersdorf Das Denkmal für die Gefallenen der Eisenbahnwerkstätten befand sich laut Aufstellung des Stadtbauamtes Chemnitz auf der Emilienstraße im Stadtteil Hilbersdorf. Für die Errichtung ist der Zeitraum um das Jahr 1930 vermerkt4. Allerdings gibt die einzige Quelle zu diesem Ehrenmal – genau wie im Fall der Gedenktafel im Betrieb Bachmann und Ladewig – weder Auskunft über den Architekten bzw. den Bildhauer noch über den Auftraggeber, die Finanzierung oder die Einweihung. Das Aussehen wird mit „Steinsäule 2 m. hoch mit Bronzetafeln zu Ehren der im Kriege 1914–18 gefallenen Arbeiter und Angestellten der Bahnwerkstätten“5 beschrieben. Auffällig ist hierbei die gleichlautende Formulierung, die in der Übersichtsliste des Stadtbauamtes auch für die Namenstafel der Firma Bachmann und Ladewig auftaucht. Zum einen könnte dies auf eine allgemein gebräuchliche und häufiger genutzte Inschriftsformel für Denkmale und Gedenktafeln im Rahmen von Firmen, Betrieben sowie Unternehmen hindeuten. Andererseits besteht allerdings auch die Möglichkeit, dass sich das Stadtbauamt Chemnitz bei der Erstellung der Liste von militärischen Denkmälern dieses Wortlauts als allgemeiner Formulierung bediente, ohne dabei den genauen Inhalt der jeweiligen 3 Stadtbauamt Chemnitz: Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 4 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 5 Ebenda.
1. Betriebe
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Inschriften wiederzugeben. In der „Aufstellung von Denkmälern militärischhistorischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militariatischen (sic) oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen“ ist beispielsweise für keines der 36 konkret aufgeführten Denk- und Ehrenmale die exakte Fassung der Inschrift wiedergegeben. Für die Rezeption des Kriegerehrenmals der Eisenbahnwerkstätten sind jedoch die zusätzlichen Bemerkungen in der Liste von Interesse. So wurde in der ursprünglichen Version die Entfernung militaristischer Embleme als Maßnahme angemerkt. Über Art und Form dieser Embleme kann aufgrund fehlender Quellen nur spekuliert werden. Vor allem symbolisch dargestellte Stahlhelme und Schwerter wurden bei mehreren Denkmälern in Chemnitz im Zuge dieser Entmilitarisierungsmaßnahmen entfernt, so zum Beispiel an den Denkmälern in Altendorf, Berbisdorf und Reichenhain. Allerdings wurde in der Auflistung die handschriftliche Bemerkung ergänzt, es seien am Denkmal der Hilbersdorfer Eisenbahnwerkstätten gar keine militaristischen Symbole vorhanden. An diesem Beispiel wird bereits die unterschiedliche Einschätzung hinsichtlich „nazistischer und militaristischer“ Symbolik an Kriegerdenkmälern in Chemnitz sowie deren Entfernung deutlich. Trotz des nachträglichen Hinweises auf die fehlende Existenz solcher Embleme ist das Denkmal nicht erhalten geblieben. Eine Entfernung im Zuge der „sozialistischen Umgestaltung der Betriebe“ – ähnlich wie im Fall der Gedenktafel der Firma Bachmann und Ladewig vermutet – ist als wahrscheinlich anzunehmen. c) H. Th. Böhme AG Kappel Auch in der im Chemnitzer Stadtteil Kappel an der Neefestraße 82 befindlichen Fabrik der H. Th. Böhme A.G. wurde nach Ende des Ersten Weltkrieges zum Gedenken an die Gefallenen des Unternehmens eine Ehrentafel angebracht. Die Quellenlage ist jedoch – wie bei allen Erinnerungsorten dieser Art, welche in Chemnitzer Betrieben montiert wurden – sehr dürftig. Einzig eine Fotografie aus der Festschrift zum sechzigjährigen Bestehen der Firma dokumentiert die Tafel bildlich. Daher sind weder das Entstehungsjahr, der Schöpfer noch Auftraggeber oder Finanzierung überliefert. Da aber die Größe sowie die Machart des Objektes auf keine extrem hohen Kosten für die Anfertigung schließen lassen, sind als Entstehungszeitraum die 1920er Jahre anzunehmen, da der zeitgenössische Wille zur schnellstmöglichen Schaffung einer angemessenen Erinnerungskultur für die im Weltkrieg Gefallenen in fast allen Gesellschaftsschichten sehr hoch war. Die Gedenktafel selbst bestand höchstwahrscheinlich aus Metall, vergleichbare Anfertigungen wurden zumeist aus Bronze, Gusseisen oder Kupfer hergestellt. Der obere Abschnitt der rechteckigen Tafel zeigte eine Büste mit Stahlhelm, welche von einem
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 3: Gedenktafel der H. Th. Böhme AG; © Stadtarchiv Chemnitz
Eichenlaubkranz mit Bändern umrahmt und von den Jahreszahlen 1914 und 1918 flankiert wurde. Darunter war der Firmenname H. Th. Böhme A.G. hervorgehoben, verbunden mit der Widmung „Ihren im Weltkriege gefallenen Mitarbeitern zum ehrenden Gedenken“. Anschließend folgten 19 Namen mit jeweiligem Geburtsdatum, welche links und rechts wiederum von Eichenlaub eingerahmt waren. Ein metallener Kranz aus plastisch gestalteten Lorbeerblättern umschloss die gesamte Tafel und bildete so eine Art Rahmen. Besonders auffällig ist die dreifache Verwendung von Eichenlaub und Lorbeer. Beide gelten seit der Antike als Symbole des Sieges, verwendet etwa in Form der Corona civica – dem Eichenlaubkranz, „eine der höchsten militärischen Auszeichnungen der römischen Republik“6. Zudem wurden der Eiche 6 http://www.hellenicaworld.com/Italy/RomanEmpire/LX/de/CoronaCivica.html; entnommen am: 05.07.2021, 10:12 Uhr.
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in der germanischen und nationaldeutschen Symbolik Eigenschaften wie Standfestigkeit, Unsterblichkeit sowie Treue zugeordnet,7 welche aus zeitgenössischer Sicht zweifellos auch die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten besessen hatten. Das im oberen Teil der Tafel herausgearbeitete Relief zeigt vermutlich den während des Krieges im deutschen Heer eingeführten Stahlhelm M1916, wobei anzumerken ist, dass die Darstellung des Augen- und Nackenschutzes hier etwas zu kurz und der Wölbung des Helmes zu hoch ausfiel und damit vom Original abwich. Die Helmform selbst erinnert aufgrund dieser Merkmale eher an den in der deutschen Wehrmacht eingeführten Stahlhelm M35. Wenn dieser tatsächlich als Vorlage genutzt worden wäre, müsste die Datierung der Tafel dementsprechend auf das Jahr 1935 oder später verschoben werden. Allerdings ist dies aufgrund der gesellschaftlichen Stimmung im Deutschen Reich, verbunden mit der Bemühung, schnellstmöglich angemessene Ehrungen und Gedenkorte für die Gefallenen zu schaffen, eher unwahrscheinlich – auch da die Finanzierung der Gedenktafel wohl nicht so schwierig gewesen sein dürfte wie bei deutlich größeren Denkmälern. „Nach dem 2. Weltkrieg werden die Werke komplett enteignet und zum ‚VEB Fettchemie FEWA-Werke Chemnitz‘ umgewandelt“8. Im Zuge dieser systembedingten Umstrukturierung ist von einer Entfernung der Tafel auszugehen. d) Wasserwerk Zentrum Das Chemnitzer Wasserwerk befindet sich aktuell, wie bereits in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, auf der Theresenstraße 13 im Zentrum der Stadt. Hier soll seit etwa 1925 eine „Gedenktafel für die Toten des Weltkrieges 1914–18“9 angebracht gewesen sein. Auch für diesen Erinnerungsort beschränkt sich die Quellenlage auf die bereits in den vorherigen Kapiteln zitierten Unterlagen des Stadtbauamtes Chemnitz, sodass weder eine Überprüfung der hier angegebenen Informationen, wie z. B. des Entstehungszeitraums um 1925, möglich ist, noch gibt es Bilder der Tafel. Zudem existieren weder Angaben zum Schöpfer noch zum Auftraggeber, der Finanzierung oder Einweihung. Lediglich Gusseisen10 wurde als Material in den Aufzeichnungen vermerkt. Somit lässt sich das Aussehen der Gedenktafel nicht rekonstruie7
Ulbricht, Zeichen der Erinnerung – Steine des Anstoßes, S. 114. https://www.industrie-kultur-ost.de/datenbanken/ruinen-datenbank/veb-fettche mie-chemnitz/; entnommen am: 05.07.2021, 10:54 Uhr. 9 Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 10 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 8
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
ren, abgesehen vom Zusatz „Enthält keine militaristischen Embleme.“11 Dieser ist jedoch unscharf formuliert und wurde auch unterschiedlich interpretiert, wie an anderen Beispielen noch zu sehen sein wird. Des Weiteren wird nirgendwo in der Konversation des Chemnitzer Stadtbauamtes mit den sächsischen Landesbehörden und der sowjetischen Besatzungsmacht klar definiert, welche Symbole konkret in die Kategorie „militaristisch“ einzuordnen sind. Die Gedenktafel ist laut Angaben des derzeitigen Betreibers des Wasserwerks Chemnitz, der Südsachsachsen Wasser GmbH, nicht erhalten geblieben. Sehr wahrscheinlich wurde sie bei oder nach der Neustrukturierung der Betriebe ab 1946 abgenommen und zerstört. e) C. G. Haubold A.-G. Als Standort für die Gedenktafel der Chemnitzer C. G.Haubold AG kommen mehrere Gebäude des Unternehmens in Frage. So besaß dieses unter anderem Fabriken in den Stadtteilen Harthau, Borna und Schloßchemnitz.12 Naheliegend wäre vor allem eine Platzierung in den damals neu errichteten Firmengebäuden einer der beiden zuletzt genannten Stadtteile. Aufgrund der auch hier fehlenden Quellen sind jedoch keine konkreten Aussagen zum Ort, der Entstehungszeit oder dem Schöpfer der Tafel möglich. Eine Anfertigung bald nach Kriegsende in den frühen 1920er Jahren wäre im Kontext der damaligen Erinnerungskultur als typisch anzusehen. Als Auftraggeber kann der damalige Geschäftsführer Dr.-Ing.h. c. Carl Hermann Haubold13 gemutmaßt werden, welcher auch die Finanzierung zu einem erheblichen Teil, wenn nicht gar komplett, übernommen haben könnte. Sehr wahrscheinlich wurde die rechteckige Tafel aus einem metallischen Grundstoff wie Bronze, Gusseisen oder Kupfer gefertigt. Optisch bestand diese aus drei Teilbereichen: einem oberen mit der Inschrift „Dem Gedächtnis unserer – im Weltkrieg – Gefallenen“ sowie den Jahreszahlen 1914 und 1918, einem breiten mittleren Bereich mit einer Namensliste, auf der auch das Sterbedatum der Gefallenen vermerkt war und welche von zwei Schwertklingen dreigeteilt wurde, sowie einem unteren, welcher den Firmennamen C. G. Haubold A.-G. enthielt und symbolische Gestaltungsmerkmale in Form zweier Eiserner Kreuze zuzüglich der beiden Schwerthefte aufwies. Auffällig ist hier vor allem, dass die Inschrift nicht konkret an die ums Leben gekommenen Arbeiter und Angestellten der 11
Ebenda. Vgl. http://www.historisches-chemnitz.de/altchemnitz/industrie/haubold_gottfried/ haubold_gottfried.html; entnommen am 23.07.2018, 07:18 Uhr. 13 Vgl. https://www.friedhof-chemnitz.de/de/Ueber-uns/Historie/Grabstelle-FamilieHaubold_1248.html; entnommen am 23.07.2018, 07:40 Uhr. 12
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Abb. 4: Gedenktafel der C. G. Haubold A.-G.; © Stadtarchiv Chemnitz
Firma erinnerte, sondern schlicht an die Gefallenen. Gleichzeitig wurde mit der Wortwahl des Possessivpronomens „unserer“ ein Zusammengehörigkeitsgefühl ausgedrückt, welches die Gefallenen in den Kreis der „Unternehmerfamilie“ mit einbezog. Im Vergleich zur Gedenktafel der Firma H. Th. Böhme AG zeigte die Symbolik mit Schwertern sowie Eisernen Kreuzen eine deutlich militärischere Prägung. Bemerkenswert ist die Wahl der Schwerter gerade deshalb, weil der Erste Weltkrieg vielfach als erster moderner Krieg angesehen wird, aber bei der Gestaltung von Gedenktafeln beziehungsweise Denkmälern die Gefallenen sehr häufig mit dem Schwert – einer Waffe, die vor allem in der Antike und dem Mittelalter in kriegerischen Auseinandersetzungen Verwendung fand – abgebildet wurden. Hier werden bereits Merkmale einer heroisierenden Erinnerungskultur deutlich, da durch diese Symbolik durchaus der Eindruck beim Betrachter entstehen konnte oder gar sollte, dass die gestorbenen Soldaten einen ritterlichen Kampf geführt hatten. Die Realität des Krieges wurde dabei ausgeblendet, denn der Tod auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges erfolgte in aller Regel durch Artilleriegranaten, Maschinengewehre, Giftgas, aber auch Krankheiten und nicht durch einen Schwerthieb im Zweitkampf. Das Eiserne Kreuz ist ein weiteres Indiz für diese Entwicklung. Es wurde von Kaiser Wilhelm II. für den Ersten Weltkrieg neu gestiftet und diente als persönliche Tapferkeitsauszeichnung, die ohne Berücksichtigung des militärischen Ranges an Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften verliehen werden konnte.14 Zum 14
Vgl. Ulbricht, Zeichen der Erinnerung – Steine des Anstoßes, S. 107.
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einen impliziert diese auf der Tafel verwendete Auszeichnung eine ehrenvolle und tapfere Kampfweise der aufgeführten Gefallenen, andererseits war das Eiserne Kreuz aber auch zum Symbol für militärische Tradition und Bewusstsein in der Gesellschaft geworden, die über die Reichseinigungskriege der bismarckschen Ära bis zu den Befreiungskriegen 1813 zurückreichten, als das Eiserne Kreuz erstmals verliehen wurde.15 Die Gedenktafel der Firma C. G. Haubold A.-G. ist nicht bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. Sie wurde auch nicht in der Entmilitarisierungsliste des Stadtbauamtes Chemnitz aufgeführt, sodass unklar bleibt, ob eine Einordnung als militaristisches Denkmal sowie der damit zwangsläufig verbundene Abbau im Zuge der „ideologischen Bereinigung“ der Chemnitzer Denkmallandschaft im Jahr 1946 erfolgte. Denkbar wäre auch eine Entfernung im Zuge der Umwandlung der Firma in die „Erste Chemnitzer Maschinenfabrik VEB“ im Jahr 1948.16 f) Fa. Sigler Auch unter der Belegschaft des Betriebes sowie den Mitgliedern des – von Betriebsangestellten gegründeten – Sächsischen Arbeiter-Konsumvereins waren Kriegstote zu beklagen. Mit der Erarbeitung einer Gedenkplastik zur Erinnerung an die Gefallenen beauftragte die Geschäftsleitung den Bildhauer Bruno Ziegler. „Auf einer viereckigen Grundplatte ließ […] Ziegler seine Gedenkplastik entstehen. Ein ovaler Sockel folgte. Darauf stellte der Künstler einen Mann, eine Frau und mittig den Gedenkstein. Mann und Frau sind als Akt dargestellt und reichen sich über dem Stein die rechte Hand, um sich gegenseitig zu kondolieren. Die Figuren sind mit der Mittelplastik bündig gearbeitet. Über dem Gedenkstein liegt als Schmuck eine Girlande. Darunter sieht man eine dickbauchige Hansekogge. Sie fährt mit dem Kiel auf der Bugwelle direkt auf den Beschauer zu. Der Künstler hat das Schiff so deutlich dargestellt, dass man die Planken, aus denen das Schiff zusammen gezimmert wurde sehen kann. Darüber der Mastbaum. Er reicht bis in die Blättergirlande. Zu erkennen sind nur das Focksegel und das Großsegel, alles andere ist verdeckt. Wolken – als Andeutung einer schlechten Zeit – füllen den Raum bis zum Kranz. Als Galionsfigur erdachte sich Bruno Ziegler einen Löwenkopf. Der Bildhauer wählte die Hansekogge, da das Wort ‚Hanse‘ aus dem Althochdeutschen stammt und ‚Opfer- und Speisegemeinschaft‘ bedeutet. […]
15
Vgl. Ulbricht, Zeichen der Erinnerung – Steine des Anstoßes, S. 107. Vgl. http://www.historisches-chemnitz.de/altchemnitz/industrie/haubold_gottfried/ haubold_gottfried.html; 25.07.2018, 08:00 Uhr. 16
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Die Inschrift dieser Opfergemeinschaft unterhalb der Kogge lautet: Gewidmet vom Personal des Vereins“17.
Abb. 5: Gedenkplastik für die Gefallenen des Konsumvereins der Firma Sigler; © Uta Jähnigen
17
Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Ziegler abstrahierte das Thema der im Krieg Gefallenen bildlich, also in einen eher zivilen Kontext, verzichtete vollständig auf militärische Symbole und lässt den Gedanken des „Opfergangs“ nur unterschwellig im Begriff „Hanse“ anklingen. Ebenso neutral gehalten ist die Widmung, welche dem „Personal des Vereins“ gedenkt. Themenabstrahierung sowie Personendarstellung als Akt finden sich gleichermaßen in anderen Kriegerdenkmälern Zieglers wieder. Die Plastik für den Konsumverein der Firma Sigler war ursprünglich aus Bronze konzipiert; die angespannte Rohstofflage im Krieg machte eine Umsetzung dahingehend allerdings unmöglich. Aus diesem Grund wich man auf die Alternative aus, die für den Bronzeguss gefertigte Gipsplastik am 4. September 1916 im Foyer des Verwaltungsgebäudes aufzustellen.18 Über den weiteren Werdegang dieses Denkmals existieren keinerlei Quellen. g) Zusammenfassung der Chemnitzer Betriebe als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs Bei der zusammenfassenden Betrachtung der Chemnitzer Betriebe als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs ist zuvorderst anzumerken, dass sehr wahrscheinlich in diesem Bereich noch mehr Gedenktafeln und kleinere Denkmäler existierten, vielleicht sogar in nicht unerheblicher Anzahl. Da Chemnitz zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Industriestandorten Deutschlands gehörte und über eine beträchtliche Anzahl von Firmen sowie Betrieben unterschiedlicher Größe verfügte, scheint es unrealistisch, die hier dokumentierten Tafeln bzw. Denkmäler als die einzigen anzunehmen. Allerdings wären Spekulationen über die tatsächlich existierende Zahl solcher Objekte nicht zielführend. Hier besteht ein direkter Zusammenhang zur Quellenlage, da bezüglich der betrieblichen Erinnerungsorte lediglich Nachweise in Form von Festschriften zu Firmenjubiläen wie bei Haubold und Böhme, persönliche Aufzeichnungen des Bildhauers Bruno Ziegler im Fall des Konsumvereins der Fa. Sigler sowie die Akte des Stadtbauamtes betreffs der Dokumentation „militärischer und nazistischer Denkmäler“ erhalten blieben. In der Liste waren weder die Gedenktafel der H. Th. Böhme AG noch der C. G. Haubold A.-G. verzeichnet. Wie anhand einer erheblichen Anzahl weiterer Chemnitzer Erinnerungsorte, welche in den folgenden Kapiteln Bestandteil der Analyse sein werden und nicht in der Entmilitarisierungsliste aufgeführt sind, deutlich wird, ist diese weit von der Vollständigkeit entfernt. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass gerade viele kleinere Firmen und Unternehmen keine Festschriften zu Jubiläen anfertigen ließen, in denen dann möglicherweise die jeweiligen Gedenktafeln 18
Vgl. Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede.
2. Friedhöfe
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aufgeführt worden wären. Eine Dokumentation oder gar öffentliche Publikation dieser Objekte stand für die Firmeninhaber höchstwahrscheinlich in der Mehrzahl der Fälle auch nicht im Vordergrund, sondern das betriebsinterne Gedenken an die gestorbenen Angestellten, Mitarbeiter und Kollegen. Durch Firmeninsolvenzen – gerade in der Zeit der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise –, wechselnde Besitzverhältnisse sowie tiefgreifende wirtschaftspolitische Veränderungen in den Jahren 1945/46 könnten zudem eine ganze Reihe von Gedenktafeln in den Betrieben entweder verlorengegangen oder entfernt worden sein. Indiz dafür ist eine handschriftliche Bearbeitung der „Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz“. Hier wurde sowohl der Eintrag für die Tafel der Firma Bachmann & Ladewig als auch des Chemnitzer Wasserwerkes nachträglich durchgestrichen, was auf eine komplette Entfernung hindeutet. Diese wäre demnach erfolgt, obwohl im Fall der Gedenktafel von Bachmann & Ladewig zunächst nur die Entfernung der militaristischen Symbole angemerkt wurde, während jene des Wasserwerkes gar keine militaristischen Embleme enthielt.19 Auch die schweren alliierten Luftangriffe auf Chemnitz, welche ihren Höhepunkt im Februar und März 1945 fanden20 und im Besonderen die Fabriken und Industrieanlagen zum Ziel hatten, könnten weitere Objekte der betrieblichen Erinnerungskultur zerstört haben. Es gibt keinerlei Hinweise für die aktuelle Existenz von Erinnerungsorten für im Ersten Weltkrieg gefallene Angestellte in Betrieben. Wie viele dieser Art tatsächlich vorhanden waren, ist nicht mehr feststellbar; es dürften aber mehr als die sechs hier vorgestellten gewesen sein. Diese können jedoch als exemplarisch für eine Erinnerungskultur der Chemnitzer Unternehmen und Betriebe für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs angesehen werden.
2. Friedhöfe a) Friedhof St. Michaelis Altchemnitz Der Friedhof der Altchemnitzer St. Michaelis-Kirchgemeinde liegt im Süden von Chemnitz, an der Einmündung zur Annaberger Straße (Nr. 33), und wurde 1878 angelegt.21 Er bietet ein Spektrum an unterschiedlichen Denkund Mahnmalen zum Ersten Weltkrieg. So besitzt er neben einem klassischen Kriegerdenkmal auch ein privates Familiengrab, welches auf einen gefalle19 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 20 Vgl. Hübsch, Eberhard: Beiträge zur Chemnitzer Militärgeschichte. Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins Jahrbuch 77, Chemnitz 2009, S. 75. 21 Vgl. http://michaelis.kirchechemnitz.de/wordpress/friedhof/; entnommen am 18.08.2018, 16:13 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
nen Angehörigen verweist. Zudem wurde auf dem Friedhofsgelände ein Gedenkstein aufgestellt, der den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gewidmet ist. Allerdings existieren zu keinem der drei Objekte zeitgenössische Quellen, sodass sich die Analyse allein auf das aktuelle Bildmaterial stützt. Die fehlende Quellengrundlage lässt zwar neben dem St. Michaelis-Friedhof als Errichtungsort keine weiteren Rückschlüsse auf den Architekten, die Zeit von Planung, Erbauung und Einweihung sowie die Finanzierung des Kriegerdenkmals zu, doch kann es als wahrscheinlich gelten, dass der Initiator nicht die ansässige Kirchgemeinde, sondern eher ein Militärverein oder ein eigens dafür gegründeter Denkmalsausschuss gewesen ist. Diese Annahme gründet sich auf der Tatsache sämtlich fehlender Hinweise zum Denkmalsbau im Archiv der St. Michaelis-Kirchgemeinde. Beim Bauauftrag durch jene selbst wären mit großer Wahrscheinlichkeit Entwurfsskizzen, Materialrechnungen oder Briefwechsel bezüglich der Einweihungsfeier, wie beispielsweise für das Gefallenendenkmal der Kirchgemeinde Einsiedel, dokumentiert und archiviert worden. Daher kommt wahrscheinlich eher der Kirchgemeinde durch eine Bereitstellung des Friedhofsgeländes für die Denkmalserrichtung eine federführende Rolle bei der Planung und Durchführung zu. Das Denkmal besteht aus einem ca. einen Meter hohen Podest mit rechteckigem Grundriss, welches nach unten in drei schmalen Stufen ausläuft und am oberen Ende ebenfalls abgestuft ist. Darauf aufgesetzt befindet sich ein Helm, der in Gestaltungsform, Größe sowie Proportionen dem deutschen Modell M1916 entspricht. Umwunden wird dieser von einem breiten Kranz aus Eichenlaub. Die Seiten des Sockels sind bereits stark verwittert, sodass nur noch Fragmente der eingravierten Namen mit Sterbedaten sichtbar sind; eine Inschrift ist hingegen nicht (mehr) erkennbar; im oberen Drittel der linken Längsseite ist allerdings noch ein Eisernes Kreuz zwischen den Jahreszahlen 1914 und 1918 ersichtlich. Als verwendetes Material kann aufgrund des Verwitterungszustandes Sand- oder Muschelkalkstein angenommen werden. Die Symbolik beschränkt sich bei diesem Denkmal auf das Eichenlaub (vgl. III. 1. c)) sowie den Stahlhelm, welcher bereits während des Ersten Weltkriegs auf den Werbeplakaten für Kriegsanleihen als Attribut des Frontsoldaten aufgegriffen wurde.22 „Auch die im Ersten Weltkrieg entstandene Deutung als Symbol für „Opfer und Waffen“, „Blut und Eisen“ lebte […] wieder auf; der Stahlhelm mahnte an die Gefallenen des Krieges, bedeutete aber auch Wehrbereitschaft 22 Vgl. Aichner, Ernst (Hrsg.): Stahlhelme. Vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Veröffentlichungen des Bayerischen Armeemuseums Band 8, Ingolstadt 1984, S. 82.
2. Friedhöfe
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Abb. 6: Kriegerdenkmal auf dem St. Michaelis-Friedhof; © Stefan Hetzer
und Kampfgeist.“23 Die alleinige Darstellung des Helmes mit Eichenlaub auf dem Sockel könnte hier als Allegorie für den Helden- oder Soldatentod verstanden werden, wobei der Sockel mit den eingravierten Namen die symbolische Funktion des Grabsteins übernimmt. Da der Großteil der deutschen Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus logistischen Gründen nicht in seiner Heimat beerdigt werden konnte, sondern entweder in Frankreich, Polen und Russland oder überhaupt keine Gräber existierten, waren die Denkmäler in der Heimat für die Hinterbliebenen oftmals die einzigen Orte der Trauer sowie des Andenkens an die im Krieg gestorbenen Familienmitglieder. Unweit der Friedhofskapelle von St. Michaelis befindet sich ein weiterer Erinnerungsort an den Ersten Weltkrieg. Es handelt sich um den Grabstein des Familiengrabes Leiter, auf welchem dem Angehörigen Alfred Leiter mit der Inschrift „Zum Andenken an unseren Alfred, stud. rer. merc., Geb. 23
Ebenda.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 7: „Lorettostein“ auf dem Friedhof St. Michaelis in Altchemnitz; © Stefan Hetzer
10. August 1893“ gedacht wird. Der Stein ist in voller Länge und Breite in Form eines lateinischen Kreuzes behauen. Auf dem unteren Teil des Kreuzlängsbalkens sind die Inschrift sowie darüber ein Eisernes Kreuz mit der Widmung „Lorettohöhe 1915“ eingemeißelt (vgl. Bilderanhang Abb. 1). Bei diesem Grabmal wurde somit nicht nur Wert auf das Gedenken an einen gefallenen Kriegsteilnehmer gelegt, sondern es wurde auch explizit der Sterbeort, verbunden mit der Jahreszahl und der Symbolik des Eisernen Kreuzes, vermerkt – ein Hinweis auf den damals vielzitierten „Soldatentod“.
2. Friedhöfe
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Die Lorettohöhe war seit Dezember 1914 und dann vor allem im Rahmen der französisch-englischen Offensive vom 9. Mai bis zum 25. Juni 1915 während des Ersten Weltkriegs hart umkämpft.24 Dementsprechend könnte es auch als besondere Würdigung verstanden worden sein, dieses Kampfgebiet, welches sicherlich auch der deutschen Öffentlichkeit durch Zeitungs- und Heeresberichte ein Begriff war, gesondert als Todesort des Gefallenen zu erwähnen. Bei der hier betrachteten privaten Grabanlage zeigt sich zudem deutlich die Vermengung der Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg mit christlich-sakralen Elementen. Zum einen wird eine direkte Verbindung in der Symbolik durch das lateinische Kreuz, auf welchem wiederum das Eiserne Kreuz dargestellt wurde, sichtbar. Hier treffen sich das Sinnbild des christlichen Glaubens und das Kennzeichen des deutschen Heeres. Andererseits verdeutlichen die Kreuzinschrift „Die Werke des koestlichen Lebens voll Muehe und Arbeit folgen den segnend Entschlafenen nach“ sowie der über allem schwebende Engel am oberen Ende des Kreuzes die Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tod – auch und gerade für die im Krieg Gefallenen. Charakteristisch ist hierbei ebenso die euphemistische Sprache, denn gleichwohl der Grabstein nicht allein dem im Krieg gebliebenen Alfred Leiter gewidmet ist, wird er doch offensichtlich in die Formulierung mit einbezogen, die von „Muehe und Arbeit“ des Lebens sowie dem „segnend Entschlafenen“ spricht. Für die Hinterbliebenen soll hier auch die Art des Todes erträglich gemacht werden, angesichts dessen, dass viele der Soldaten eher qualvoll durch Artilleriegranaten, Schrapnells, Giftgas oder Maschinengewehrfeuer ums Leben kamen. Der Gedenkstein für die „Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“ wurde, dem inhaltlichen Kontext folgend, nach 1945 auf dem St. Michaelis-Friedhof aufgestellt. Exakte Angaben, wer dies veranlasste, wann genau die Aufstellung erfolgte und wer der Bildhauer bzw. Steinmetz gewesen ist, waren auch hier nicht ermittelbar. Durch die vorangestellte Inschrift „Christus ist unser Frieden“ kann die ansässige Kirchgemeinde relativ sicher als Träger angenommen werden. In der DDR wurde die verallgemeinernde Gedenkformel „Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“ häufig an Mahn- und Gedenkstellen verwendet – auch von kirchlicher Seite aus. Ferner wäre die Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 für die Platzierung des Steins plausibel, da im Zuge dessen wieder ein anderer Umgang mit der Erinnerungskultur in Bezug auf den Ersten Weltkrieg möglich wurde. Mit der Inschrift sollte wohl zwar hauptsächlich der Opfer des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Herrschaft gedacht werden. Da24 Vgl. http://www.wegedererinnerung-nordfrankreich.com/no_cache/wandertouren /single/road/circuit-des-hauts-lieux-de-la-grande-guerre-en-artois.html; entnommen am: 05.07.2021, 11:18 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 8: Gedenkstein für die „Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“; © Stefan Hetzer
rüber hinaus ergibt sich möglicherweise allerdings auch eine allgemeinere Deutung im Sinne von beiden Weltkriegen oder gar aller Kriege. Problematisch ist diese Formulierung allerdings dahingehend, dass sie ganz bewusst einen Interpretationsspielraum offen lässt und gleichzeitig der Eindruck einer „Opfergleichheit“ beim Betrachter entstehen könnte. Getötete Kriegsfreiwillige und zum Wehrdienst Verpflichtete, verhungerte Zivilisten im Ersten Weltkrieg, dazu gefallene Wehrmachtssoldaten, Opfer von Bombenangriffen, an den Arbeitsbedingungen gestorbene Zwangsarbeiter und in den Konzentrationslagern Ermordete werden womöglich mit Angehörigen der (Waffen-) SS als Kriegsopfer gleichgestellt. Diese Art der Erinnerungskultur versucht aller im Krieg Getöteten oder Umgekommenen zu gedenken, verwischt aber gleichzeitig ein Stück weit die Konturen zwischen Tätern und Opfern, Solda-
2. Friedhöfe
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ten und Zivilisten, die alle gleichermaßen Opfer der großen Katastrophe Krieg geworden sind. Einen Erklärungsansatz für dieses Motiv mag der zweite Teil der Inschrift mit den Worten „Christus ist unser Frieden“ bieten, da aus theologischer Sicht Gott all jenen Vergebung verspricht, welche ihre Taten aufrichtig bereuen und an ihn glauben. Dementsprechend ist auch die Symbolik des Gedenksteins zu deuten. Zwischen den beiden Inschriften ist mittig das Jerusalemkreuz abgebildet. Dieses besteht aus einem großen mittigen und vier kleinen Kreuzen an den Ecken, welche als die fünf Wunden Jesu Christi gedeutet werden.25 Flankiert wird das Jerusalemkreuz auf dem Stein von zwei Kelchen, welche symbolisch für den Abendmahlskelch bzw. den Heiligen Gral und damit für die Sündenvergebung und das ewige Leben stehen könnten. Hier wird also der christliche Leitgedanke der Friedensfindung und Vergebung im Tod – gerade auch für die getöteten Soldaten – aufgegriffen, was ähnlich wie beim Lorettostein auch als Trost für die Angehörigen und Hinterbliebenen zu verstehen ist. b) Friedhof der „Landesanstalt für Blinde und Schwachsinnige“ Altendorf In der Chemnitzer „Landesanstalt für Blinde und Schwachsinnige“ wurden während und nach dem Ersten Weltkrieg auch „Kriegsblinde“ behandelt, an die neuen Lebensumstände gewöhnt sowie für bestimmte Tätigkeiten und Berufe ausgebildet,26 sodass bereits zu dieser Zeit ein Bezug zum Kriegsgeschehen und dessen Folgen vorhanden war. Für die Verstorbenen der Anstalt errichtete man Anfang der 1920er Jahre eigens einen Friedhof. Die Gründe dafür waren logistischer Natur, da verstorbene „Anstaltszöglinge“ entweder zum Matthäus-Friedhof oder zum Städtischen Friedhof verbracht werden mussten und dies vor allem im Fall des nahegelegenen Matthäus-Friedhofs der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde erhöhte Bestattungskosten verursachte, weil die in der Landesanstalt untergebrachten Kinder offiziell keine Angehörigen der ansässigen Kirchgemeinde waren. Wohl noch gewichtiger galt aber das Argument, dass durch jahrelanges Zusammenleben sowie die Betreuung ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entstand, sodass es die Anstaltsleitung als förderlich ansah, diesem Aspekt in Form des Baus eines eigenen Friedhofs Rechnung zu tragen. Aus diesem Grund sollte es auch den Angestellten der Anstalt und deren Verwandten auf Wunsch erlaubt sein, sich auf diesem Friedhof bestatten zu lassen. Das Anlegen des Friedhofs erfolgte
25 Vgl. https://www.klosterkirche.de/gemeindeleben/taufe/kreuzformen-deutungen. php; entnommen am: 05.07.2021, 11:23 Uhr. 26 Vgl. Stadt Chemnitz, Chemnitz im Ersten Weltkrieg, S. 24.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 9: Ehrenmal für die gefallenen Anstaltsbeamten sowie deren Söhne; © Stefan Hetzer
schlussendlich an der nordöstlichen Ecke des Anstaltsgeländes,27 welches sich wiederum an der Flemmingstraße 8 im Stadtteil Altendorf befindet. Im Zusammenhang mit dem Friedhofsbau formulierte die Anstaltsleitung unter Führung von Dr. Heinicke den Wunsch zur Errichtung eines Ehrenmals zum Gedenken an die gefallenen Angestellten der Landesanstalt. In einem Schriftwechsel mit dem sächsischen Ministerium des Inneren vom 25. September 1920 heißt es dazu: „Auf dem Holzkreuz, das auf Steinunterbau errichtet wird, soll eine entsprechende Inschrift als Erinnerungszeichen an die im Weltkriege gefallenen Anstaltsbeamten und Beamtensöhne angebracht werden. Es darf angenommen werden, daß es der Anstaltsgemeinde ein Bedürfnis ist, durch Sammlung unter ihren Mitgliedern einen Beitrag nach Kräften zu den Kosten zu leisten“28. Das Innenministerium bewilligte im Rahmen dieses Vorhabens 1.800 Mark für den Bau des Friedhofs 27 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Acten der Königl. Sächs. Landes-Anstalt zu Chemnitz, Nr. 127. 28 Stadtarchiv Chemnitz, Acten der Königl. Sächs. Landes-Anstalt zu Chemnitz, Nr. 127/51.
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sowie 2.000 Mark für die Fertigung des sechs Meter hohen Holzkreuzes.29 Am 17. August 1923 wurde seitens des Ministeriums die Genehmigung für die Einweihung und Belegung des Friedhofs erteilt.30 Die Weihe des Ehrenmals erfolgte dann am 11. Mai 1924, u. a. mit Gesang des Blindenchors der Anstalt, dem Weihegebet des Anstaltspfarrers sowie einer Kranzniederlegung als Umrahmung.31 Das in den Quellen erwähnte Holzkreuz existiert heute nicht mehr, jedoch steht vor Ort noch der pyramidenförmige Unterbau mit drei Stufen aus Naturbruchsteinen. Auf dessen oberer Plattform befindet sich ein rechteckiger steinerner Kasten, stehend auf einer – von zwei Längspfosten getragenen – Grundplatte. Dieser könnte als Grundfeste für das zitierte Holzkreuz gedient haben oder aber er fungierte bereits zur Einweihung, wie aktuell auch, als Träger für Zierpflanzen. Auch eine deutlich kleinere quadratische Einlassung neben dem Kasten könnte als Kreuzverankerung genutzt worden sein, allerdings scheint diese für ein Kreuz von sechs Metern Höhe sehr klein. Ob und wenn ja in welcher Größe und Form das Kreuz überhaupt aufgestellt wurde, ist weder technisch nachweisbar noch mit Quellen zu belegen, zumal der das Kreuz betreffende Schriftwechsel noch aus dem Jahr 1920, also dem Anfang des Planungsstadiums des Friedhofs, datiert und das Ehrenmal erst dreieinhalb Jahre später eingeweiht wurde. Eine Änderung des Denkmalskonzeptes liegt also im Bereich des Möglichen. Hinter der kleinen Stufenpyramide wurden sieben Gedenksteine aufgestellt. Je drei Gedenksteine auf der rechten und linken Seite tragen die Namen von den insgesamt zwölf Gefallenen Walter Kühn, Hans Ulrich, Karl Beyer, Alfred Nagel, M. und P. Schmidtchen, Edm. Hofmann, Max Müller, Willy Birckner, Eli Kupfer, Otto Heberle sowie Oswald Uhlig (jeweils zwei pro Stein) – vermerkt sind zudem die Sterbedaten (vgl. Bilderanhang Abb. 2). Eine Ausnahme bildet Oswald Uhlig auf dem äußersten rechten Stein, dessen Kennung nicht nur eine farbige Erneuerung aufweist, bei ihm erfolgte auch eine Gravur mit dem Zusatz „verm.“ für vermisst in Verbindung mit dem entsprechenden Ort – der Somme. Die Praxis der gesonderten Nennung des Todes- oder Vermisstenortes, wenn es sich dabei um einen besonders bekannten Schlachtenort handelt, wurde bereits anhand der Lorettohöhe erläutert. Der mittlere der sieben Steine ist deutlich größer als die anderen und führt keine Namen auf, enthält dafür aber einen Schmuck in Form eines kleinen Reliefs. Dieses zeigt eine Art geöffneten Vorhang, der den Blick auf die Jahreszahlen 1914–1918 freigibt, unterlegt 29 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Acten der Königl. Sächs. Landes-Anstalt zu Chemnitz, Nr. 127. 30 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Acten der Königl. Sächs. Landes-Anstalt zu Chemnitz, Nr. 127/91. 31 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Acten der Königl. Sächs. Landes-Anstalt zu Chemnitz, Nr. 127.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
von einem Schwert, welches von Eichenblättern getragen wird (vgl. Bilderanhang Abb. 3). Der Vorhang wird von zwei Blumenbroschen offengehalten – bei der Verzierung in der Mitte seiner Oberkante könnte es sich ebenfalls um Eichenlaub handeln. Abgeschlossen wird der Stein nach oben hin von einer kleinen hervorstehenden Überdachung mit leicht konkav gewölbten Graten, während die Namenssteine als Schmuck lediglich einen kleinen Einschnitt mit anschließender Verbreiterung am oberen Ende aufweisen. Die Gestaltung des Ehrenmals mit Symbolen wie Schwert, Eichenlaub sowie den Jahreszahlen kann als typisch angesehen werden; unkonventionell mutet dagegen das Fehlen einer Widmung an. Dies könnte allerdings auch als Hinweis auf die vormalige Existenz des Holzkreuzes gewertet werden, da im Zusammenhang mit dessen Errichtung auch die Anbringung einer Inschrift erwähnt wurde.32 Hinsichtlich des vorherrschenden Zeitgeistes wird deutlich, dass auch Sonderbildungsanstalten wie die Chemnitzer „Landesanstalt für Blinde und Schwachsinnige“ bezüglich des Gedenkens für gefallene Angestellte nicht hinter „regulären“ Bildungseinrichtungen zurückstehen wollten und ein eigenes Kriegerdenkmal errichten ließen. c) Jüdischer Friedhof Altendorf Der jüdische Friedhof der Stadt Chemnitz befindet sich im Stadtteil Altendorf Am Laubengang 15 und stellt in mehrerlei Hinsicht eine Besonderheit unter den Chemnitzer Erinnerungsorten zum Ersten Weltkrieg dar. Er zeigt die spezielle Erinnerungskultur einer Minderheit der Stadtbevölkerung. Gleichzeitig wird auf ihm nicht nur gestorbener deutscher Soldaten, sondern auch Angehörigen der russischen Armee, also eines Kriegsgegners, gedacht. Bemerkenswert ist zudem, dass der jüdische Friedhof die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in großen Teilen überstanden hat und überhaupt aus diesem Grund noch als Erinnerungsort dienen kann. Es wurde zwar kein Kriegerdenkmal aufgestellt, wie auf fast allen christlichen Friedhöfen der Stadt, aber mehrere Grabsteine und -male zeugen von einer Gedenkkultur, die zwar vom Ursprung her privater Natur ist, aber mit einer klaren Intention für die Öffentlichkeit deutlich sichtbar dargestellt wurde. Da es bereits kurz nach dem Waffenstillstand von Compiègne im November 1918 „Angriffe auf die Leistungen der jüdischen Frontsoldaten“33 gab, welche die „böswillige Behauptung von der Mitschuld der jüdischen Bevölkerung an der militärischen Niederlage, da sie nicht im gleichen Maße wie die deutsche Bevölke32 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Acten der Königl. Sächs. Landes-Anstalt zu Chemnitz, Nr. 127. 33 Hübsch, Eberhard: Jüdische Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg. In: Nitsche, Jürgen/Röcher, Ruth (Hrsg.): Juden in Chemnitz. Die Geschichte der Gemeinde und ihrer Mitglieder. Dresden 2002, S. 71.
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Abb. 10: Grabstein für die auf dem Jüdischen Friedhof bestatteten russisch-jüdischen Kriegsgefangenen; © Marc Stoll
rung ihre Pflicht gegenüber dem Vaterland erfüllt hätte“34, beinhalteten, kam der Wille der jüdischen Gemeinde, dieser antisemitischen Verleumdungskampagne entgegenzutreten, auch in der Gestaltung von Grabmalen auf dem Chemnitzer Friedhof zum Ausdruck. Augenscheinlich waren mehrere jüdische Familien bei der Grabgestaltung darauf bedacht zu zeigen, dass die jüdische Gemeinde genauso ihre „Pflicht zur Verteidigung des Vaterlandes“ geleistet hat. 34
Ebenda.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Der jüdische Friedhof in Chemnitz-Altendorf dient unter anderem als letzte Ruhestätte für sechs im Kriegsgefangenenlager Ebersdorf verstorbene russisch-jüdische Soldaten. Dies waren im Einzelnen: Jewel Diamant, gestorben am 01.08.1915, Wenzel Soloducha, gestorben am 03.08.1917, Berko Kupiller, gestorben am 10.09.1917, Wolf Reismann, gestorben am 02.10.1917, Mariasus Gersch, gestorben am 24.08.1918 und Aron Dubinkoj, gestorben am 08.01.1919.35 Sie wurden in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt, welches ein Grabstein mit der Inschrift „Hier ruhen russische Kriegsgefangene“ ziert. Der Stein besaß wohl ursprünglich eine fast rechteckige Form, ist zum oberen Ende jedoch leicht verjüngt und steht auf einem Sockel, dessen Grundfläche nur unwesentlich größer als die des Grabsteines erscheint. Der Erhaltungszustand ist sehr schlecht, die rechte obere Ecke fehlt und die Inschrift, Namen sowie Sterbedaten, sind kaum noch erkennbar. Dennoch ist es bemerkenswert, dass Angehörige feindlicher Streitkräfte nicht nur gesondert bestattet und mit einem Grabstein bedacht wurden, der explizit auf ihren Status als Kriegsgefangene hinwies, sondern dass dafür offensichtlich auch noch die Verlegung der Leichen vom Kriegsgefangenenlager Ebersdorf nach Altendorf durchgeführt wurde. Da die im Lager verstorbenen Insassen ansonsten ausnahmslos auf dem Stiftsfriedhof in Ebersdorf bestattet wurden, abgesehen von den zwischen Mai 1922 und April 1927 in ihre Heimatländer überführten sterblichen Überreste der Kriegsgefangenen sowie Zivilisten aus Frankreich, England und Italien,36 ist von einer Bitte seitens der jüdischen Gemeinde in Chemnitz auszugehen, ihre russischen Glaubensbrüder – trotz der Angehörigkeit zu einer feindlichen Nation – auf dem jüdischen Friedhof bestatten zu dürfen. Der damalige Rabbiner der jüdischen Gemeinde, Dr. Hugo Fuchs, hielt dazu fest: „Sechs Tote wurden von ihnen auf dem jüdischen Friedhof bestattet und die Gemeinde setzte ihnen später ein gemeinsames Denkmal, während ein anderer auf dem Ebersdorfer Friedhof beigesetzt werden musste.“37 Der Grabstein bzw. das Denkmal, wie es Rabbiner Dr. Fuchs formulierte, wurde erst nachträglich von der jüdischen Gemeinde gestiftet, um gesondert auf das Schicksal der verstorbenen jüdischen Kriegsgefangenen hinzuweisen und ihrer zu gedenken. Warum eine Beisetzung auf dem Altendorfer Friedhof im Falle des von Dr. Hugo Fuchs erwähnten siebenten Verstorbenen, Jankel Herschberg,38 unterblieb, ist allerdings unklar. Aus der Formulierung des Rabbiners „beigesetzt werden musste“ geht aber 35 Vgl. Nitsche, Jürgen: Tod und Gedenken. Schautafel zum Kriegsgefangenenlager Chemnitz-Ebersdorf. 36 Vgl. Nitsche, Jürgen: Tod und Gedenken. Schautafel zum Kriegsgefangenenlager Chemnitz-Ebersdorf. 37 Ebenda. 38 Vgl. ebenda.
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sowohl sein Bedauern über diese Maßnahme als auch deren Zwang oder Notwendigkeit hervor. Da Herschberg als Erster der sieben Genannten am 24. März 1915 verstarb und die Beisetzung nach jüdischer Tradition vor dem nächsten Sabbat erfolgen musste – in diesem Fall wurde sie noch am selben Tag vorgenommen39 –, ist es möglich, dass die Verwaltung des Kriegsgefangenenlagers Ebersdorf auf einen solchen Sonderfall in Bestattungsfragen nicht vorbereitet war und Jankel Herschberg deshalb auf dem Stiftsfriedhof in Ebersdorf beerdigt wurde. Gleichzeitig könnte dieser Fall aber dazu beigetragen haben, die jüdische Gemeinde in Chemnitz zu bewegen, für weitere jüdische Verstorbene eine Grabstelle auf ihrem Friedhof zur Verfügung zu stellen. Auf dem Grabstein der Familie Berger wurde neben den beiden verstorbenen Elternteilen auch dem im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn Fritz gedacht. Der Stein steht auf einem quadratischen, etwa 30 cm hohen Sockel, wird zum oberen Ende hin leicht schmaler und läuft in einem konvexen Bogen aus. Gefertigt wurde er aus rötlichem Material mit kleinen schwarzen Einschlüssen, wahrscheinlich Porphyr oder Granit. Während der obere Teil an die verstorbenen Eltern erinnert, blieb das untere Drittel der Erinnerung an den Kriegstoten Fritz Berger vorbehalten. In der Inschrift heißt es dazu: „Zum Gedächtnis an unseren im Kriege gefallenen geliebten Sohn und Bruder“. Darüber wurde ein Eisernes Kreuz eingraviert. Fritz Berger diente als Unteroffizier im Reserve-Infanterie-Regiment 104 und fiel am 21. März 1917 in der Schlacht bei Bailleul sur Thérain.40 Schon der Wortlaut der Inschrift verdeutlicht, wie groß das Verlangen der Familie war, die Erinnerung an den verstorbenen Sohn wachzuhalten. Dazu kommt explizit der doppelte Hinweis auf den Tod als Soldat, zum einen in Form des Eisernen Kreuzes, zum anderen in der Formulierung „im Kriege gefallen“ (vgl. Bilderanhang Abb. 4). Auffällig an dem Grabstein ist der große durchgehende Riss zwischen den Namen der Eltern. Es scheint, als wäre der obere Teil des Steins mit dem Davidsstern gewaltsam abgetrennt und später dann wieder befestigt worden. Naheliegend hierfür ist die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft zwischen 1933 und 1945. So wurden laut Zeitzeugenberichten mehrfach Grabsteine umgestürzt oder zerstört. „Eine Gruppe Altendorfer Schüler, sämtlich Mitglieder der Hitler-Jugend und des Jungvolks, habe nach einem Fahnenappell im Herbst 1944 den Israelitischen Friedhof mit dem Vorsatz betreten, Grabsteine umzuwerfen. Die 15- bis 16jährigen Jungen hätten mit größeren 39
Vgl. ebenda. Vgl. Grunert Katrin/Nitsche, Jürgen: Register. Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Frontsoldaten aus dem Chemnitzer Gemeindebezirk, in: Nitsche/ Röcher, Juden in Chemnitz, S. 468. 40
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 11: Grabstein der Familie Berger; © Stefan Hetzer
Steinen solange auf Grabsteine geworfen, bis sie umgefallen seien. Bei jedem Treffer sei applaudiert worden“.41 Des Weiteren kam es zwischen 1947 und 1999 mehrfach zu Schändungen des jüdischen Friedhofs. So wurden im April 1982 50 Grabsteine umgeworfen, 30 davon wurden dabei zerstört und im Nachgang mehr oder weniger fachgerecht repariert.42 Diese Beschreibung würde sehr gut zum aktuellen Zustand des Grabsteins passen, sowohl was die Beschädigung als auch den Ausbesserungszustand angeht. Die Grabstätte der Familie Frank auf dem jüdischen Friedhof in Altendorf erinnert an den im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn Konrad.
41 Nitsche, Jürgen: Vom Israelitischen Friedhof in Altendorf zum Jüdischen Friedhof in Chemnitz. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 176. 42 Vgl. ebenda, S. 178.
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Abb. 12: Grabmal der Familie Frank; © Marc Stoll
Das Grabmal hat die „Form eines sechseckigen Würfels auf ebenso geformtem, niedrigen Sockel und mit ebenfalls sechseckigem, niedrigem Aufsatz, darauf ein steinernes rundes Becken auf vier Füßen“.43 Die Widmung der Inschrift lautet: „Zum Andenken an Konrad Frank“. Darüber ist ein stilisiertes Eisernes Kreuz eingraviert, während unterhalb Geburts- und Sterbedatum sowie -ort verzeichnet sind (vgl. Bilderanhang Abb. 5). Das Eiserne Kreuz wurde in seiner Form zwar äußerst schlicht dargestellt, aber dennoch ist auch hier der Wille erkennbar, mit diesem Symbol militärische Leistung und Einsatz, insbesondere fürs Vaterland, zum Ausdruck zu bringen. Konrad Frank hatte bis Ostern 1914 das Realgymnasium besucht, sich 1916 freiwil43 Bondy, Dan/Nitsche, Jürgen: Dokumentation des Jüdischen Friedhofs in Chemnitz. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 360.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
lig zum Kriegsdienst gemeldet und „es bis zum Unteroffizier eines sächsischen Feldartillerieregiments gebracht […], wurde im Herbst 1918 bei einem Gefecht an der Westfront mehrfach durch Artilleriegeschosse verwundet. Er starb am 8. Oktober 1918 im Armeereserve-Lazarett in Mennevret. Seine letzte Ruhestätte befindet sich dort in einem Sammelgrab auf einem deutschen Militärfriedhof.“44 Im Feld C des jüdischen Friedhofs in Chemnitz wurde die Familie Götz bestattet, deren Grabstein das Gedenken an den verstorbenen Sohn Manfred beinhaltet. Eine direkte Verbindung zu dessen Kriegsdienst und Tod an der Front wird auch in diesem Fall durch das abgebildete Eiserne Kreuz hergestellt. Dieses trennt den Grabstein optisch in zwei Hälften. Die obere erinnert an den Vater Gustav Götz, die untere mit der Inschrift „Zum Andenken an
Abb. 13: Grabstein der Familie Götz; © Marc Stoll
44 Bondy, Nitsche, Dokumentation des Jüdischen Friedhofs in Chemnitz. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 360.
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unseren lieben Sohn“ an den Nachkommen Manfred. Dieser wurde am 12. Mai 1896 geboren und fiel am 21. Juli 1916 an der Somme. Bemerkenswert ist, dass der dunkle grau-schwarz gemaserte Grabstein mit den unscharfen Kanten neben dem Eisernen Kreuz auch einen hebräischen Segenswunsch enthält. Hierin scheint für die Familie Götz kein Widerspruch bestanden zu haben; gleichwohl ist diese Kombination von militärischer Erinnerung und jüdischer Tradition außer bei diesem Beispiel nur noch in Form der Grabmale der Familien Grossmann und Levy auf dem jüdischen Friedhof in Chemnitz zu finden. Auch die letzte Ruhestätte der Familie Grossmann befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Chemnitz. An der Gestaltung des Grabmals ist deutlich der Bezug zum Ersten Weltkrieg zu erkennen. Zwei Angehörige der Familie, Berthold und Herbert, starben im Krieg – Berthold am 27. September 1915 in der Schlacht bei Moislains, Herbert am 6. November 1916 in der Schlacht von Massiges. Beide wurden jedoch auf dem israelischen Friedhof in Chemnitz bestattet45, für Berthold Grossmann gilt dabei als gesichert, dass sein
Abb. 14: Grabmal der Familie Grossmann auf dem Jüdischen Friedhof in Chemnitz; © Stefan Hetzer
45 Vgl. Grunert Katrin/Nitsche, Jürgen: Register. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 468.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Leichnam auf den jüdischen Friedhof seiner Heimatstadt umgebettet wurde.46 Hieran wird auch erkennbar, wie groß die Sehnsucht vieler Familien war, die verstorbenen Angehörigen in der Heimat betrauern zu können. Dafür wurden unter Umständen auch die Kosten und Mühen einer Umbettung in Kauf genommen. Das Familiengrabmal selbst besteht aus einer massiven Ummauerung, in welche Nischen mit dem Familiennamen der Verstorbenen, Hermann und Julius Grossmann, eingelassen sind. Als Schmuck tragen diese Nischen Ornamente und werden von kleinen Säulen flankiert. In der Mitte der Grabstätte befindet sich ein zierlicher steinerner Pavillon, welcher wiederum Vertiefungen mit den Namen der Bestatteten aufweist. Allerdings ist hier nur noch die Inschrift für Berthold Grossmann, „… geliebten einzigen Sohnes […] geb. d. 21. Juli 1891, fürs Vaterland gefallen 27. September 1915“ mit einem anschließenden hebräischen Segen lesbar, da das verwendete Material, entweder Kalk- oder Sandstein, bereits stark verwittert ist. Verziert sind die Nischen hier mit steinernen Blumen und stilisierten Kreuzen (vgl. Bilderanhang Abb. 6 und 7). Ob es sich dabei um die Darstellung des Eisernen Kreuzes handelt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Da es aber auf mehreren Grabmalen des jüdischen Friedhofs als Kennzeichen für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten Verwendung fand, ist es auch bei diesem Beispiel durchaus vorstellbar und plausibel. Auf dem Dach des kleinen Pavillons wurden zwei entgegengesetzt übereinanderliegende Schwerter sowie zwei steinerne Helme, angelehnt an das Modell M1916, gestaltet (vgl. Bilderanhang Abb. 8). Die Schwerter werden teilweise von Bündeln verwelkter Blätter, möglicherweise Lorbeer, bedeckt. Das soldatische Motiv wird hier mit der Vergänglichkeit des Todes in Verbindung gebracht: Schwerter und Helme als letzte Hinterlassenschaften der beiden gefallenen Kämpfer, dazu der Lorbeer – Symbol des Sieges und Ruhmes – hier aber anscheinend schon verwelkt, genau wie die Taten der beiden Soldaten vergangen sind und der Krieg verloren wurde. Interessant bei der Darstellung ist die Vermengung militärischer Ausrüstungsgegenstände aus völlig unterschiedlichen Epochen: Einerseits der Stahlhelm, typisch für die deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges ab 1916, zum anderen aber das Schwert, welches bereits in der Antike als Nahkampfwaffe verwendet wurde, im 20. Jahrhundert aber schon längst keinen Gebrauch mehr im Gefecht fand. Hier erfolgt wiederum eine Beschönigung: Mit dem Schwert als Symbol für einen „mannhaften, sauberen Kampf“ von Mann zu Mann wie in der Antike oder unter den Rittern des Mittelalters, oft idealisierend dargestellt, im Gegensatz zur grausamen Realität des Ersten Weltkriegs, des maschinellen Krieges, in dem für Ritterlichkeit kein Platz blieb. 46 Vgl. Hübsch, Eberhard: Chemnitzer Militärgeschichte. Mit einer Chronik der Kriegsereignisse 1945. Chemnitz 2009, S. 59.
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Abb. 15: Grabstein der Familie Grüneberg; © Stefan Hetzer
Der einfache Grabstein der Familie Grüneberg, „1927 errichtet, gedenkt auch des Sohnes, der dreizehn Jahre zuvor in den ersten Kriegswochen bei Warneton gefallen war […]. Seine fünfzeilige Inschrift, die länger ist als die für seinen Vater, zeigt, wie wichtig die unmittelbare Erinnerungsstätte an Familienangehörige ist, die auswärts begraben wurden, auch wenn sie den ‚Krieger‘-Tod nicht besonders hervorhebt.“47 Die einzige Symbolik des Steins besteht im Davidsstern; die Inschrift lautet: „Dem Andenken unseres teuren Sohnes u. Bruders Hans Grüneberg“. Bis auf den Hinweis „gef. 21.10.1914 bei Warneton“ deutet hier allerdings, wie von Bondy und Nitsche erwähnt, sonst nichts weiter auf den Tod im Ersten Weltkrieg hin. Dieser Grabstein stellt daher, auch auf dem jüdischen Friedhof, eher eine Ausnahme dar, da dem Gedenken an die im Weltkrieg verstorbenen Angehörigen sonst – gerade was die symbolische Gestaltung an47 Bondy/Nitsche, Dokumentation des Jüdischen Friedhofs in Chemnitz. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 269.
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geht – deutlich mehr Raum gegeben wurde, auch wenn zu berücksichtigen ist, dass der im Krieg verstorbene Sohn und Bruder immerhin die längste Inschrift erhalten hat. Der Grabstein selbst besteht aus rötlichem Material mit schwarzer Maserung, wahrscheinlich Granit, und steht auf einem schmalen Sockel. Der ansonsten rechteckige Stein läuft nach oben in einem flachen Dreieck aus, der Davidsstern bildet den oberen Abschluss der Inschrift. Eine weitere Grabstelle mit Bezug zum Ersten Weltkrieg ist die von Mayer Herscowici. Sein Grabstein besitzt die Form eines Obelisken, der nach unten mit drei kleinen Abstufungen in einem quadratischen Sockel ausläuft. Der Sohn Karl wird hier schon unter dem eingedeutschten Namen Hersdorf genannt, die Namensänderung ließ die Familie im Jahr 1912 vornehmen. „Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er zum Militär einberufen. Als Unteroffizier eines Ersatz-Bataillons des in Chemnitz stationierten
Abb. 16: Grabstein Mayer Herscowicis mit Andenken an Karl Hersdorf; © Stefan Hetzer
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Infanterie-Regiments Nr. 104 nahm Karl H. an ersten Gefechten des […] Krieges teil. Bereits am 24. August 1914 fiel er bei Hastiére (Belgien).“48 Die Inschrift ist, ähnlich wie bei Hans Grünberg, schlicht gehalten. „Zum Andenken an Karl Hersdorf, gefallen 24.8.1914 bei Hastiere“ ist zu lesen (vgl. Bilderanhang Abb. 9). Auch hier gibt es außer der Formulierung „gefallen… bei…“ keine Hinweise auf den Tod im Krieg. Es existiert ebenfalls keinerlei Symbolik auf dem Grabstein, die darauf hindeutet. Der Grabstein selbst scheint aus Sand- oder Muschelkalkstein gefertigt worden zu sein und besitzt daher schon deutliche Verwitterungsspuren. Auf der Rückseite ist zudem eine hebräische Inschrift samt Segenswunsch eingraviert, welche jedoch alleinig dem Vater „Meir, Sohn des toragelehrten […] Chaim Zwi“49 gewidmet ist. Im Gegensatz zu den Grünebergs und Hersdorfs legte die Familie Levy erhöhten Wert auf eine Grabanlage, bei welcher der Dienst und Tod des eigenen Sohnes fürs Vaterland auch optisch deutlich zum Ausdruck kommt. Es handelt sich dabei um ein Familiengrab, dessen Front in Form eines Tores oder Tempels gestaltet wurde.
Abb. 17: Grabmal der Familie Levy; © Marc Stoll
48 Bondy/Nitsche, Dokumentation des Jüdischen Friedhofs in Chemnitz. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 276. 49 Ebenda.
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Herausgearbeitet wurden vier Säulen, auf deren Architrav ein Giebel mit der Inschrift „Ruhestaette der Familie Isidor Levy“ ruht. Im Vordergrund ist ein kelchförmiges Becken mit Fuß erkennbar. Besonders auffällig präsentiert sich jedoch das erhaben gestaltete Oval oben im mittleren Säulenportal. Es umschließt einen steinernen Helm M1916 im Relief, welcher mit Lorbeer bekränzt ist. Darunter befindet sich eine Schulterklappe der königlich-sächsischen Armee, mit der Königskrone als Kennzeichen. Sie weist den gefallenen Sohn der Familie, Martin Levy, mit ihren gekreuzten Kanonen als Angehörigen einer Artillerieabteilung aus (vgl. Bilderanhang Abb. 10 und 11). Links und rechts der Schulterklappe befindet sich jeweils ein Eichenblatt. Dieses wiederum wird von weiteren Pflanzen, möglicherweise Palmzweigen, eingerahmt, welche am unteren Ende in zwei Medaillons münden. Dazwischen ist ein Eisernes Kreuz zu sehen. Auf dem Grabmal sind somit fast alle Standardsymbole für Soldatengräber und Kriegerdenkmale des Ersten Weltkriegs eingearbeitet: Lorbeer und Eichenlaub als Sinnbilder für Sieg und Tapferkeit, der Stahlhelm als Charakteristikum des deutschen Heeres, das Eiserne Kreuz stellvertretend für die besondere soldatische Pflichterfüllung und unter Umständen die Palmzweige, den (ewigen) Frieden symbolisierend. Die Inschrift ist in den Worten „Hier ruht unser innigst geliebter unvergesslicher Sohn und Bruder Martin Salomon Levy“ gehalten, eingeleitet von einem hebräischen Segenswunsch. „Martin Levy diente ab März 1916 in der 7. Batterie des Reserve-Feldartillerie-Regiments 40 und wurde am 18. September 1918 auf dem Schlachtfeld von Chauny schwer verwundet.“50 Er verstarb fünf Tage später im Festungshilfslazarett Posen, was dazu führte, dass er auf dem israelitischen Friedhof Chemnitz beerdigt werden konnte.51 In unmittelbarer Nähe zur Grabstätte der Familie Levy befindet sich die Familiengrabanlage Leyser. Obwohl sie größenmäßig der zuvor erwähnten sehr ähnelt, ist die Gestaltung hier jedoch deutlich schlichter. Sie erinnert an ein steinernes Eingangstor, dessen Tür der Grabstein bildet. Darüber befindet sich der Schriftzug „Familie Max Leyser“. Als Baumaterial wurden große Granitsteinblöcke verwendet. Bemerkenswert ist hier allerdings vor allem die Gestaltung des Grabmales insgesamt sowie des Grabsteines. Als einziges Grab in Chemnitz mit direktem Bezug zum Ersten Weltkrieg, d. h. entweder mit einem beerdigten Soldaten oder Familiengrabstelle mit Erinnerung an einen getöteten Angehörigen, besitzt es keinerlei Merkmale, die auf einen Tod des Betreffenden im Krieg hinweisen. Weder wurden Symbole verwendet, welche darauf schließen lassen – wie das dafür gebräuchliche Eiserne Kreuz, der Stahlhelm, Eichenlaub, Lorbeer oder Schwerter –, noch ist die Inschrift dahingehend formuliert. Neben den Namen sowie Daten der Eltern wurde 50 51
Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 59. Vgl. Grunert/Nitsche, Register, In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 468.
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Abb. 18: Familiengrabstätte Leyser; © Stefan Hetzer
darin lediglich „Kurt Richard Leyser, Geb. 20.02.1891, Gest. 11.10.1918“ zusammen mit dem hebräischen Segenswunsch „Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens“52 vermerkt. Naheliegend ist deshalb eine ablehnende Haltung der Eltern mit Blick auf das Gedenken zum Kriegstod ihres Sohnes an der Familiengrabstätte. Siegfried Reich erhielt als Gefallener des Ersten Weltkrieges ein eigenes Grabmal auf dem israelitischen Friedhof in Chemnitz. Da er in einem Lazarett in Oppeln verstarb, war es seinen Angehörigen möglich, ihn in der Heimat beerdigen zu lassen.53 Sein Grabstein besteht aus Muschelkalk. Auf einem dreistufigen Sockel steht dabei das rechteckige Mittelstück, in welches eine schwarze Platte mit Inschrift eingelassen ist. Darüber befindet sich ein schmaler Streifen mit mehreren Sternen, möglicherweise stilisierten Davidssternen. Der obere Teil des Steins ist allerdings stark verwittert und/oder beschädigt, sodass hier weder die Anzahl noch die Bedeutung klar identifizierbar sind. Auch die 52 Bondy/Nitsche, Dokumentation des Jüdischen Friedhofs in Chemnitz. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 230. 53 Vgl. Grunert/Nitsche, Register. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 469.
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Abb. 19: Grabstein Siegfried Reichs; © Stefan Hetzer
hebräische Inschrift auf der Rückseite ist fast zur Gänze unkenntlich. Auf dem Stein befinden sich drei Zierelemente, jeweils ein kleineres an der rechten und linken Seite sowie ein größeres ovales auf einer Erhebung in der Mitte. Auch darauf könnte früher ein Davidsstern abgebildet gewesen sein. Die Grabinschrift beinhaltet die Widmung „Hier ruhet unser unvergesslicher, inniggeliebter Sohn und Bruder Siegfried Reich, geb. d. 16. Nov. 1892, auf dem Schlachtfeld verwundet, gest. im Lazarett zu Oppeln d. 9. Mai 1915. Ruhe sanft.“ Die Formulierung „inniggeliebt“ taucht auf dem israelitischen Friedhof sehr häufig auf, war also keineswegs früh Verstorbenen oder den im Krieg Gebliebenen vorbehalten, sondern scheint eher eine traditionelle jüdische Gedenkformel für sehr nahestehende Personen gewesen zu sein. Des Weiteren sind hier im Vergleich zum Grabmal von Kurt Richard Leyser wieder mehrere klassische Merkmale eines im Krieg gestorbenen Soldaten erkennbar: so die Redewendungen „auf dem Schlachtfeld verwundet“ und „gest. im Lazarett“. Ebenfalls wurde hier mit symbolischen Gestaltungs-
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Abb. 20: Detailansicht des Grabsteins von Siegfried Reich; © Marc Stoll
merkmalen gearbeitet. Allerdings wich man in einem zentralen Punkt von den sonst gängigen Kennzeichen ab. Während bei den bisherigen Beispielen vor allem der Stahlhelm M1916 stellvertretend für den Soldaten sowie dessen Dienst und Tod fürs Vaterland dargestellt wurde, wählte man auf dem Grabstein Siegfried Reichs die Pickelhaube als charakteristische Kopfbedeckung. Dies könnte einerseits mit dem Sterbedatum Reichs im Zusammenhang stehen, denn im Mai 1915 war man im deutschen Heer zeitlich noch ein gutes Stück von der Einführung des Stahlhelms entfernt – dies geschah in relevanten Stückzahlen erst im Frühjahr bzw. Sommer 1916.54 Bis dahin war die Pickelhaube immer noch die gängige Kopfbedeckung des deutschen Heeres und der königlich-sächsischen Armee. Wenn die Beerdigung sowie die Errichtung des Grabsteins also relativ zeitnah nach dem Tod Siegfried Reichs erfolgten, war die Abbildung der Pickelhaube nur logisch, da der Stahlhelm M1916 zu dieser Zeit noch gar nicht eingeführt war und somit auch keinen Platz in der kollektiven öffentlichen Erinnerungskultur besaß. Eine zweite Möglichkeit für die Auswahl der Symbolik stellt das bewusste Entscheiden für ein Merkmal dar, welches spätestens seit den Reichseinigungskriegen 1864–1871 sinnbildlich erst für das preußische, nach der Reichsgründung aber auch schrittweise für das deutsche Militär und dessen 54
Vgl. Aichner, Stahlhelme, S. 42.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Bedeutung in der Gesellschaft stand. An den Denkmälern für die Reichseinigungskriege, welche häufig die Pickelhaube als Sinnbild aufweisen, zeigt sich die Verankerung dieser im kollektiven Gedächtnis. Dies dürfte auch noch zu Beginn des Ersten Weltkriegs der Fall gewesen sein. Daneben könnte aber auch der ästhetische Aspekt eine Rolle gespielt haben, denn die auf dem Grabstein abgebildete Pickelhaube entsprach im Regelfall nicht mehr dem Aussehen derer, die im Weltkrieg zum Einsatz kamen. Bereits seit 1892 wurden beigefarbene Überzüge verwendet, um die Tarnung zu verbessern. Zudem ging man im Krieg verstärkt dazu über, die Spitzen von den Hauben abzumontieren, da diese im Fronteinsatz leicht auszumachen waren.55 In der Funktion als Zierde für einen Grabstein war aber natürlich die traditionelle Version der Pickelhaube mit aufgesetzter Spitze, Riemen sowie ohne Überzug optisch deutlich ansprechender. Unter der Haube sind zwei Zweige, Lorbeer und Eiche, abgebildet, welche sich an ihren unteren Enden kreuzen und somit eine Art Rahmen um die Pickelhaube bilden. Auf diese Weise sollte wohl nochmals der heldenhafte, ehrenvolle Einsatz fürs Vaterland unterstrichen werden. Die Brüder Dr. Harry Rose und Erich Rose verstarben erst knapp 18 bzw. 19 Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges. Dennoch wurde auch bei den Grabsteinen Wert auf die Erinnerung an ihren Kriegsdienst gelegt. Die Formulierung „Frontkämpfer im Weltkrieg“ fand in beiden Fällen Verwendung. Bondy, Brocke und Müller weisen darauf hin, dass diese spezifische Wortwahl nicht nur „Ausdruck einer allgemeinen patriotischen Gesinnung war, sondern Ausdruck des Widerstandes gegen die nationalsozialistische Politik der Verdrängung und Vertreibung“.56 Vor allem der Terminus „Frontkämpfer“ scheint bewusst im Widerspruch zum von den Nationalsozialisten erhobenen Vorwurf, die Juden seien im Weltkrieg „Drückeberger“ gewesen und hätten sich hauptsächlich in der sicheren Etappe aufgehalten, gewählt worden zu sein. Die Form der beiden Grabsteine ist nahezu identisch und weist auf die enge verwandtschaftliche Beziehung der beiden Verstorbenen hin.57 Vom Fußzum Kopfende werden die Steine leicht breiter und laufen kurz vor der oberen Abschlusskante in zwei kleinen Zacken aus. Dieses Gestaltungsmotiv wiederholt sich jeweils seitlich abgesetzt am Stein. Über der Inschrift ist der Davidsstern als Symbol zu sehen, während auf eine hebräische Inschrift, möglicherweise auch zur Unterstreichung der Vaterlandstreue, verzichtet wurde.58 55 Vgl. https://www.welt.de/geschichte/article151169286/Die-Pickelhaube-war-einHightech-Kopfschutz.html; entnommen am: 05.07.2021, 11:29 Uhr. 56 Bondy, Dan/Brocke, Michael/Müller, Christiane: Ein „Haus der Ewigkeit“ und die Welt seiner Inschriften. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 206. 57 Vgl. ebenda. 58 Vgl. ebenda.
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Abb. 21: Die Grabsteine von Erich Rose und Dr. Harry Rose; © Stefan Hetzer
Otto Seligmann gehörte nicht zu den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Chemnitz, welche unmittelbar im Krieg gestorben waren. Dennoch beinhaltet sein Grabstein eine Reminiszenz an diesen und stellt somit eine Besonderheit in der Erinnerungskultur dar. Denn obwohl Seligmann erst knapp sieben Jahre nach Kriegsende, am 11.9.1925, verstarb, wird in seiner Grabesinschrift explizit darauf hingewiesen, dass es sich bei der Todesursache um die Folgen des Krieges, höchstwahrscheinlich eine Kriegsverletzung, handelte. Auch hier kommt nochmals die Relevanz für die jüdische Gemeinde zum Ausdruck, um zu zeigen, dass man äquivalent zur deutschen Bevölkerung seinen Beitrag fürs Vaterland geleistet habe. Weitere Hinweise auf die Kriegsteilnahme Otto Seligmanns außerhalb der Formulierung in der Inschrift wurden nicht vermerkt. Dies könnte durchaus mit dem späteren Todesdatum und dem damit entstandenen zeitlichen Abstand zum eigentlichen Kriegsgeschehen im Zusammenhang stehen, sodass man es als unnötig bzw. unpassend empfand, soldatische Symbole wie Eisernes Kreuz, Stahlhelm oder Pickelhaube hinzuzufügen. Ansonsten entspricht der Grabstein in seiner Gestaltung der häufig verwendeten Form auf dem israelitischen Friedhof aus dieser Zeit: ein Obelisk aus dunklem, fast schwarzem Granit mit flach zulaufender Spitze, zweifach abgestuftem Sockel und Davidsstern oben an der Frontseite. Zudem befindet sich eine hebräische Inschrift auf der Rückseite des Steins, verbunden mit
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 22: Grabstein für Otto Seligmann; © Stefan Hetzer
der bildlichen Darstellung der „segnenden Hände der Kohanim (vgl. Bilderanhang Abb. 12), der Handhaltung beim Sprechen des Priestersegens“59. „Bevor Salomon Sommerfeld 1933 starb, verfügte er, dass auf seinem Grabstein auch seines Sohnes Franz Sommerfeld gedacht werden sollte. Geboren am 9. Dezember 1894, hatte sich der zwanzigjährige Absolvent des Kgl. Gymnasiums freiwillig an die Front gemeldet und rückte in die 9. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments 133 ein. Bereits am 19. Februar 1915 fiel er bei Ripont in Frankreich.“60 Der entsprechende Grabstein mit klassisch rechteckiger Form auf einem etwa 30 cm hohen Sockel besteht aus schwarz-grauem Granit und weist deutliche Zerstörungsspuren in Form von Rissen, welche nachträglich neu verfugt wurden, auf. Sehr wahrscheinlich wurde er bei den Zerstörungen im April 1982 umgeworfen bzw. abgeschla59 Bondy/Brocke/Müller, Ein „Haus der Ewigkeit“ und die Welt seiner Inschriften. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 206. 60 Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 59.
2. Friedhöfe
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Abb. 23: Grabstein der Familie Sommerfeld; © Marc Stoll
gen und infolgedessen notdürftig wieder instand gesetzt. Die Inschrift beinhaltet die Widmung „Zum Andenken an Franz Sommerfeld“ sowie die Anmerkung „gefallen im Weltkriege“. Als Sterbedatum wird allerdings nicht – wie bei Hübsch angegeben – der 19. Februar 1915, sondern der 19. März 1915 genannt. Ansonsten wurde auf weitere militärische Symbolik verzichtet, stattdessen schmückt ein Davidsstern das Grabmal, während auf der Kehrseite eine lange hebräische Inschrift eingraviert ist. Über dieser ist eine Wasser- oder Levitenkanne zu sehen (vgl. Bilderanhang Abb. 13), welche auf eine Zugehörigkeit zum Stamm Levi hinweist. Die Leviten waren laut alttestamentarischer Überlieferung mit mehreren Aufgaben bezüglich des heiligen Tempels betraut worden.61 „Der Levite goss das Wasser auf die Hände des Priesters, bevor dieser die Gemeinde mit ausgebreiteten Händen segnete.“62 61 Vgl. Bondy/Brocke/Müller, Ein „Haus der Ewigkeit“ und die Welt seiner Inschriften. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 206. 62 Vgl. https://mbv-ev.jimdo.com/j %C3 %BCdische-friedh%C3%B6fe/symboleauf-j%C3%BCdischen-grabsteinen/; entnommen am: 08.10.2018, 13:13 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Auf diesem Grabstein sind also sowohl die historischen Wurzeln der Familie als auch das unmittelbar Erlebte in Form der Erwähnung des Kriegsdienstes und -todes von Sohn Franz Sommerfeld dargestellt worden. Wie groß Kriegsbegeisterung und Opferbereitschaft in der jüdischen Bevölkerung waren, zeigt nicht zuletzt das Beispiel Paul Spiegel. Der Vorsitzende des Chemnitzer Vereins für Luftschifffahrt meldete sich noch im Alter von 62 Jahren freiwillig zum Militärdienst in einem Luftschiffbataillon (vgl. Bilderanhang Abb. 14). „Bezeichnend für die bei den sächsischen Militärbehörden noch immer vorhandenen Vorbehalte war, dass er nicht in der sächsischen Luftschiffer-Ersatz-Abteilung Nr. 6 seinen freiwilligen Dienst begann, sondern am 26. August 1914 in der. Kgl. Bayerische Luftschiffer-Ersatz-Abteilung in München eingegliedert wurde.“63 Zwar könnte es sich bei dem auf seinem Grabstein vermerkten Zusatz „Luftschiffer“ auch um die Angabe des Zivilberufes gehandelt haben,64 doch scheint hierbei der Hinweis auf seine Tätigkeit im deutschen Heer während des Ersten Weltkriegs naheliegend.
Abb. 24: Grabstein für Paul Spiegel; © Marc Stoll
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Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 57. Vgl. Bondy/Brocke/Müller, Ein „Haus der Ewigkeit“ und die Welt seiner Inschriften. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 205. 64
2. Friedhöfe
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Dafür sprechen auch seine Leistungen, die während des Krieges mit der außerplanmäßigen Beförderung zum Unteroffizier sowie der Verleihung des Bayerischen Militärverdienstkreuzes 3. Klasse mit Krone und Schwertern honoriert wurden. Nachdem Paul Spiegel am 16. November 1919 in Chemnitz infolge einer Krankheit verstarb, die er sich im Krieg zugezogen hatte, erfolgte seine Beisetzung drei Tage später auf dem israelitischen Friedhof zu Chemnitz mit militärischen Ehren, wie Hübsch berichtet.65 Die Inschrift ist ansonsten knapp gehalten. Sie enthält neben Geburts- sowie Sterbedatum, dem Zusatz „Luftschiffer“ und dem Namen nur die kurze Formel „Hier ruht in Gott“, welche für einen jüdischen Friedhof eher ungewöhnlich ist. Auf religiöse und militärische Symbolik wurde gänzlich verzichtet, wobei anzumerken ist, dass der Grabstein nicht in seiner ursprünglichen Form erhalten blieb. Die Inschriftplatte wurde vor dem eigentlichen Grabstein auf dem Originalsockel angebracht. Der Unterschied des Sockels mit dem Stein, der bereits deutlich verwittert ist und von dessen oberer Abschlusskante ein breites Stück fehlt, zur später hinzugefügten Inschriftplatte ist deutlich wahrnehmbar. Während die erste Version aus Kalkstein bestand, wurde die neue Platte aus Granit gefertigt. Widmung sowie Gestaltung der neuen Tafel sollten, soweit dies möglich war, dem Original nachempfunden sein. Die Ausbesserung bzw. Überarbeitung der Grabanlage im Jahre 2009 wurde vom &KHPQLW]HU 9HUHLQ IU /XIWIDKUW H9 LQ$XIWUDJ JHJHEHQ GHQ 3DXO 6SLHJHO 1895 selbst gegründet hatte und der der erste seiner Art in ganz Deutschland war. Man wollte damit „das Vermächtnis Paul Spiegels in Ehren bewahren“.66 Auf dem Grabstein für Ernst Sussmann wurde auf Wunsch der Mutter auch dessen Bruder Julius Sussmann gedacht, welcher zwar die unmittelbaren Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieges überlebt hatte, im Winter 1918/19 aber infolge der schlechten Bedingungen der Internierung im ungarischen Segesvar an einer Influenza verstarb.67 Der Grabstein selbst ist eine „hochrechteckige Stele mit geschultertem, rundbogigen Abschluss auf zweifach getrepptem Sockel.“68 In der Inschrift wird auch der Dienstgrad Sussmanns gesondert erwähnt („Zum Andenken an dessen Bruder Leutnant Julius Sussmann“), was diese von den Inschriften aller anderen Kriegsteilnehmer auf dem israelitischen Friedhof unterscheidet. Dagegen existieren auf anderen Chemnitzer Friedhöfen – wie dem Städtischen Friedhof in Bernsdorf – mehrere Beispiele für die Nennung des Dienstgrades auf dem Grabstein, 65
Vgl. Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 58. Sammlung Christian Köhler, Vereinsvorsitzender des Chemnitzer Vereins für /XIWIDKUWH9 67 Vgl. Bondy/Nitsche, Dokumentation des Jüdischen Friedhofs in Chemnitz. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 324. 68 Ebenda. S. 325. 66
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 25: Grabstein von Ernst Sussmann mit Gedenken an Julius Sussmann; © Stefan Hetzer
auch Mannschafts- und Unteroffiziersdienstgrade. Dies könnte somit ein Hinweis darauf sein, dass der Aufstieg in die Offiziersränge für Juden in der sächsischen Armee während des Ersten Weltkriegs immer noch eine Besonderheit darstellte und deshalb explizit erwähnt wurde. So gehörten von den 43 Gefallenen der jüdischen Gemeinde in Chemnitz nur zwei (die Leutnante Fritz Oppenheim und eben Sussmann) dem Offizierskorps an.69 69
Vgl. Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 58 f.
2. Friedhöfe
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Die Inschrift stellt weiterhin einen Bezug zum Tod Sussmanns in der Internierung in Ungarn her und schließt mit den Worten „Den Seinen unvergessen“. Beidseitig auf dem oberen Ende der Stele wurde der Davidsstern abgebildet, auf der Rückseite ist zudem mittig der hebräische Segenswunsch vermerkt. Auch bei diesem Stein sind am oberen Teil Spuren der Gewalteinwirkung sichtbar; die Spitze der Stele war unterhalb des Davidssterns abgebrochen und wurde später wieder aufgesetzt. Die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer der jüdischen Gemeinde von Chemnitz im Ersten Weltkrieg zeigt sich im „zugleich öffentlichen wie privaten Raum des Friedhofs“70 auf sehr differenzierte Weise. Die Familiengrabmale Levy sowie Grossmann greifen in ihrer Gestaltung den Tod der Angehörigen im Krieg durch die Darstellung mehrerer Symbole wie Stahlhelm, Eisernes Kreuz, Lorbeer/Eichenlaub und Schwertern für den Betrachter deutlich sichtbar auf. Einige Grabsteine/-male beschränken sich in der weltlichen Symbolik ausschließlich auf das Eiserne Kreuz (Berger, Frank, Götz) oder nutzen die Pickelhaube als zentrales Erkennungsmerkmal, wie im Fall von Siegfried Reich. Die Grabinschriften der Familie Rose weisen explizit den Begriff „Frontkämpfer“ auf, während bei Paul Spiegel die Bezeichnung „Luftschiffer“ einen Zusammenhang zum Kriegsdienst herstellt. Bondy, Brocke und Müller spekulieren darüber hinaus, dass auch der Titel „Sanitätsrat“ auf dem Grabstein von Richard Ulrich (vgl. Bilderanhang Abb. 15) auf dessen Kriegsteilnahme hindeutet.71 Allerdings handelte es sich hierbei nicht um einen militärischen Dienstgrad, sondern um einen „Auszeichnungstitel für Ärzte und Medizinalbeamte […], welche länger als 20 Jahre Praxis“72 trieben, sodass dies allein nicht als Nachweis für eine Tätigkeit Ulrichs im Sanitätskorps dienen kann. Das Beispiel Kurt Richard Leyser zeigt die seltene Möglichkeit der Bestattung eines gefallenen Familienmitgliedes in der Heimat73, ohne jedoch in Inschrift oder Grabgestaltung auf dessen Kriegstod hinzuweisen. Dies könnte auch ein Beleg für den Tenor der Erinnerungskultur des israelitischen Friedhofs sein, den Bondy, Brocke und Müller ausgemacht haben: „Von den inschriftlich erinnerten Toten des Weltkriegs ist nur bei Berthold Grossmann […], der schon 1915 umkam, das „Vaterland“ erwähnt […]. Bei den anderen überwiegt auch hier Sachlichkeit und Nüchternheit. Ohne weitere Zusätze, die man als Ausdruck patriotischer Gesinnung verstehen könnte, steht nur die Angabe „gefallen…“ oder gar nur „gestor70 Bondy/Brocke/Müller, Ein „Haus der Ewigkeit“ und die Welt seiner Inschriften. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 196. 71 Vgl. ebenda, S. 205. 72 https://www.enzyklo.de/Begriff/Sanit%C3%A4tsrat; entnommen am: 05.07.2021, 11:38 Uhr. 73 Vgl. Bondy/Brocke/Müller, Ein „Haus der Ewigkeit“ und die Welt seiner Inschriften. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 207.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
ben…“. So spricht wenig dafür, daß sich in der Chemnitzer Gemeinde patriotisch-nationalistische Stimmungen länger gehalten hätten. In dieses Bild des nüchtern-pragmatischen Patriotismus fügt sich auch das Fehlen eines Ehrenbereichs oder gar eines Ehrenmals für die über 40 Gefallenen der Gemeinde auf dem Friedhof.“74 Allerdings muss dahingehend einschränkend angemerkt werden, dass die jüdische Gemeinde zu Chemnitz am 21. Mai 192275 ein Denkmal zu Ehren ihrer im Weltkrieg gefallenen Gemeindemitglieder in der Chemnitzer Synagoge aufstellen ließ. Es existierte also durchaus ein Ehrenmal, nur wurde dies nicht auf dem israelitischen Friedhof errichtet. Im Vergleich dazu kam die zweifache Aufstellung von Kriegerehrenmalen bzw. die Anbringung von Ehrentafeln sowohl auf dem Friedhof als auch in der Kirche bei christlichen Gemeinden in Chemnitz zwar vor – beispielsweise in der Lutherkirchgemeinde von Chemnitz-Schönau –, war aber bei weitem kein Usus, sondern eher Ausnahme von der Regel. Des Weiteren wurde die Inschriftsformel „Fürs Vaterland“ bei den 35 bekannten Grabstellen für im Krieg gefallene Angehörige auf dem Städtischen Friedhof in Bernsdorf auch nur dreimal verwendet. Prozentual ist dieser Anteil nur geringfügig höher als auf dem jüdischen Friedhof (8,6 % zu 6,7 %); die Betonung des Soldatentodes für das Vaterland erfolgte bei den nichtjüdischen Gefallenen daher auch nicht überproportional häufig. Insgesamt gibt es bei 13 der 15 Grabmale auf dem jüdischen Friedhof direkte Hinweise in Wort oder Symbolik auf die Kriegsteilnahme des dort Bestatteten. Inwiefern dies nun „nüchtern-pragmatisch“ oder „patriotisch-nationalistisch“ erfolgte, ist sicherlich diskutabel, aber allein dieser deutlich überwiegende Anteil spricht für den klaren Willen eines großen Teils der jüdischen Gemeinde, dem Dienst im Heer und der Opfer des Krieges in der Öffentlichkeit zu gedenken. d) Matthäus-Friedhof Altendorf Neben dem jüdischen Friedhof befindet sich auch der Friedhof der evangelisch-lutherischen Matthäus-Kirchgemeinde im Stadtteil Altendorf. Dieser liegt an der Zinzendorfstraße 40, wurde im Jahr 1891 eingeweiht76 und beherbergt das Ehrenmal des Turnvereins Chemnitz-Altendorf. Der Bau des Denkmals erfolgte laut Inschrift im Jahr 1921, allerdings existieren keinerlei Quellen, die den Bildhauer, die Finanzierung oder die Einweihung dokumentieren, wobei zumindest bei der Herkunft der finanziellen Mittel darüber 74 Bondy/Brocke/Müller, Ein „Haus der Ewigkeit“ und die Welt seiner Inschriften. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 206. 75 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt vom 23. Mai 1922. 76 Vgl. https://www.matthaeus.kirche-chemnitz.de/friedhof.html; entnommen am 25.10.2018, 10:27 Uhr.
2. Friedhöfe
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Abb. 26: Stele des Turnvereins Chemnitz-Altendorf; © Stefan Hetzer
spekuliert werden kann, dass diese größtenteils aus Spenden der Mitglieder sowie der Vereinskasse stammen. Als Material für den Bau wurde sehr wahrscheinlich Muschelkalk verwendet. Die Stele selbst steht auf einem zweistufigen Sockel und besitzt eine quadratische Grundform. An allen vier Seiten sind fünfeckige Verzierungen herausgearbeitet, welche mit der markanten Spitze zum oberen Ende der Stele zeigen. In ihrer Form erinnern sie an einen Sargdeckel. Auf dem Plateau der Stele ist ein Lorbeerkranz zu sehen, dessen Vorderseite deutlich voluminöser ausfällt als der hintere Teil. Die Inschrift an der Frontseite des Denkmals ist in den Worten „Unseren im Weltkrieg 1914–1918 Gefallenen zum ehrenden Gedächtnis – Der Turnverein Ch. Altendorf 1921“ gehalten.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Die Jahreszahl 1921 wird dabei von zwei Eichenblättern flankiert. Über der Inschrift ist das sogenannten Turnerkreuz abgebildet, welches 1844 vom Drucker und Kupferstecher Heinrich Felsing aus Darmstadt entworfen wurde und mit dem viermaligen Buchstaben F, welcher horizontal und vertikal spiegelt, den Turnerwahlspruch „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ versinnbildlicht.77 Symbolisch wurde hier also Bezug zur Vereinszugehörigkeit der Verstorbenen genommen; ein Eisernes Kreuz findet sich am Denkmal hingegen nicht. Seitlich waren deren Namen eingraviert, allerdings sind diese durch starke Verwitterung kaum noch erkennbar.
Abb. 27: Ursprüngliche Form des Turnvereindenkmals; © Harry Scheuner
77 Vgl. https://educalingo.com/de/dic-de/turnerkreuz; entnommen am 01.11.2018, 10:22 Uhr.
2. Friedhöfe
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Zusätzlich wurden hinter dem Denkmal 14 Birken gepflanzt,78 je eine für jeden Verstorbenen. Möglicherweise wollte man so dem Vergänglichen etwas Lebendiges, Wachsendes entgegen- oder aber an die Seite stellen. Die Birken bildeten mit der Zeit eine natürliche, grüne Kulisse. Auf den ersten Blick sind für den Betrachter keine Änderungen am Denkmal erkennbar. Allerdings zeigt eine Postkarte aus der Entstehungszeit, dass die Stele neben Lorbeerkranz, Turnerkreuz sowie Eichenlaub auch von einem steinernen Helm Typ M1916 geziert wurde. Dieser war direkt über dem Lorbeerkranz angebracht, womit auch eine andere Aussageabsicht deutlich wird. In der ursprünglichen Denkmalsform ersetzt der Lorbeerkranz den Kopf des Soldaten. Er nimmt dessen Position unter dem Helm ein, als quasi letztes Überbleibsel des Gefallenen sowie als Erinnerung und im Gedenken an dessen Taten im Krieg. In der Entmilitarisierungsliste des Chemnitzer Stadtbauamtes ist die Stele mit dem Hinweis „militaristische Embleme werden entfernt“ versehen; eine Skizze des kompletten Denkmals wurde darüber hinaus beigefügt, vermutlich im Zuge einer Besichtigung vor Ort. Infolgedessen wurde augenscheinlich entschieden, den Helm als „militaristisches Symbol“ zu klassifizieren und zu entfernen, die Stele als solche aber zu erhalten. Die Entfernung erfolgte aber mit großer Sorgfalt, da der übriggebliebene Lorbeerkranz keinerlei Beschädigungen aufweist und man das Denkmal in der jetzigen Form ohne Kenntnis des Vorgangs durchaus als unverändert wahrnehmen könnte. Unklar bleibt jedoch, wer die Einordnung der Symbole als „militaristisch“ vornahm und warum die Entfernung des Stahlhelms an einigen Denkmälern – wie dem des Turnvereins, aber auch am Ehrenmal neben der St. Matthäuskirche in Altendorf – durchgeführt wurde, an anderen Stellen, wie beispielsweise auf dem Michaelisfriedhof in Altchemnitz, aber unterblieb. Unweit der Stele des Altendorfer Turnvereins befindet sich das Erbbegräbnis der Familie Langer. Franz Albin Langer war Inhaber einer Jacquardnadelfabrik und hat sich unter anderem durch die Stiftung des Glockenspiels im Chemnitzer Rathausturm hervorgetan. Sein Sohn, Franz Max Albin, fiel im Ersten Weltkrieg und die Familie betraute Bruno Ziegler mit der Schaffung eines Familiengrabmals.79 Dessen steinerner Sockel trägt neben der Bezeichnung „Familie F. A. Langer“ die erhaben angebrachten Inschriften „Sei getreu bis in den Tod“ und „Wo du hingehst da will ich auch hingehen“. Erstere ist ein Zitat aus der Offenbarung des Johannes und wurde häufig als Leitspruch für die militärische Pflichterfüllung verwendet. Im Ersten Weltkrieg stellte man hohe personelle Verluste von Seiten der offiziellen militärischen Stellen häufig als treue Pflichterfüllung fürs Vaterland dar und benutzte diese gleichzeitig im privaten Kreis als Trost für den Verlust eines Angehöri78 79
Edlich, Jürgen, Chemnitz. Vgl. Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 28: Grabmal der Familie Langer; © Stefan Hetzer
gen. Oft stellte dies den Versuch dar, dem Tod eines nahestehenden, meist noch jungen Menschen, einen höheren Sinn zu verleihen. Naheliegend scheint hier ein direkter Bezug zum Kriegstod des Sohnes, während der zweite Spruch aus dem Buch Rut stammt und sich wohl eher auf die tiefe Verbundenheit von Ehepartnern bezieht. Aber auch eine Interpretation der elterlichen Beziehung zum Sohn kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Auf dem Sockel steht eine Rückwand, an welcher ein kleiner Vorsprung mit Kinder- oder Engelskopf angebracht ist. Im Vordergrund arbeitete der Künstler Bruno Ziegler aus Bronze „eine reich geschmückte Ottomane […]. Darauf liegt eine trauernde Frau. Sie hält den rechten Arm über den Kopf, als müsse sie große Probleme bewältigen. In der linken Hand hält sie eine rote Rose für den, der in fremder Erde, fern von ihr begraben wurde.“80 Bis auf den Sinnspruch „Sei getreu bis in den Tod“ gibt es keine weiteren Merkmale, die auf den Kriegstod des Sohnes hinweisen, sondern die Trauer um den Verlust eines geliebten Angehörigen dominiert als zentrales Motiv diese Familiengrabstätte. Trauernde Frauenfiguren kommen in der deutschen Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg hin und wieder vor. Ein schönes 80
Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede.
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Beispiel dafür ist das Kriegerdenkmal im Ortsteil Kirchberg der Gemeinde Erlbach-Kirchberg (vgl. Bilderanhang Abb. 16), einige Kilometer südlich von Chemnitz gelegen. Allerdings ist es kein allzu häufig verwendetes Motiv. In Chemnitz selbst fand sich eine ähnliche Grundidee nur auf einem Relief in der ehemaligen Paulikirche. Neben der großen Grabskulptur der Familie Langer erinnert eine Gedenkplatte an den angeheirateten Verwandten Walter Sättler, der ebenfalls im Krieg fiel. Ein Schwert aus Bronze trennt die einfache Steinplatte optisch in zwei Hälften. Die linke bleibt der verstorbenen Tochter, Johanna Cläre Sättler, geborene Langer, vorbehalten, während rechts mit der Inschrift „Dem Gedenken an meinen unvergesslichen, fürs Vaterland gefallenen Gatten, Ing. Walter Sättler“ ihr Mann Erwähnung findet. Des Weiteren sind Geburts- sowie Sterbedatum und Sterbeort vermerkt, wobei jedoch bereits einige Buchstaben der Inschrift fehlen. Im Gegensatz zur Skulptur des Familiengrabmales finden sich auf der Grabplatte also mehrere klare Hinweise auf den Kriegstod von Walter Sättler, so die Formulierung „Fürs Vaterland gefallen“, wobei bezüglich des Sterbedatums sogar nochmals die Abkürzung gef. für „gefallen“ verwendet wird. Außerdem zeigt sich in der Mitte das archaisch anmutende Kriegssymbol des Schwertes.
Abb. 29: Grabestafel mit Erinnerung an Walter Sättler; © Stefan Hetzer
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Ein weiteres Grabmal auf dem Altendorfer Friedhof mit Bezug zum Ersten Weltkrieg ist das der Familie Richter. Es befindet sich auf einem doppelt abgestuften Sockel, welcher eine Ausbuchtung nach vorn für Blumen und Gestecke aufweist und aus einem großen rechteckigen Mittelstein besteht, der mit jeweils einem Sims nach oben und an den Seiten abgeschlossen ist. In der Mitte ist ein gewundener Bronzekranz aus Rosen platziert; darüber steht – ebenfalls aus Bronze – der Familienname Richter. Beiderseits des Mittelsteins sind zwei weitere aufrechtstehende Grabplatten angebracht, sodass das Gesamtbild einem geöffneten Flügelaltar gleicht. Die Seitenplatten erinnern in der Gestaltung an den mittleren Stein, sind jedoch deutlich kleiner und schließen nur nach oben, aber nicht an den Seiten mit einem Sims ab. Als Material wurde sehr wahrscheinlich Granit verwendet, während alle angebrachten Verzierungen aus Bronze bestehen. Im Falle der beiden seitlichen Platten handelt es sich dabei um jeweils einen Hirschschädel mit Geweih, welcher eine Krone trägt. Darüber sind die Namen der beiden Umgekommenen, Alfred und Arthur Richter, gefallen am 16.9.1914 sowie am 19.1.1917 in Prosnes bzw. auf der Zlota-Gora-Höhe, verewigt. Auf individuelle Kriegs- und Tapferkeitssymbole wurde bei der Gestaltung verzichtet, allerdings ist der Rosenkranz als Ausdruck der elterlichen Liebe für die ver-
Abb. 30: Familiengrabmal Richter; © Stefan Hetzer
2. Friedhöfe
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storbenen Söhne zu betrachten. Die Hirschgeweihe mit Krone wiederum lassen auf eine Zugehörigkeit zum 15. Königlich Sächsischen Infanterie-Regiment Nr. 181 schließen, welches seinen Ursprung im ehemaligen 3. Jägerbataillon Nr. 15, den sogenannten „Wurzener Jägern“, hatte und deren Tradition fortführte.81 Aufgrund dessen nutzte das Regiment jagdliche Symbole wie das Jagdhorn82 oder das Hirschgeweih, wobei die Krone zwischen den obersten Enden auf die Bezeichnung „Königlich Sächsisches Infanterie-Regiment“ verweist. Diese Symbolik wurde auch beim Denkmal des Regiments im Zeisigwald aufgegriffen (vgl. III. 10. c)). Aber auch das 1. Königlich Sächsische Jäger-Bataillon Nr. 12 führte den Hirsch als Wappentier, sodass Alfred und Arthur Richter ferner Angehörige dieses Truppenteils gewesen sein könnten Nochmals taucht der Name Richter auf dem Altendorfer Friedhof im Rahmen einer Erbgrabanlage in Verbindung mit der Familie Waldmann auf. Aus Sandstein wurde dabei eine ca. fünf Meter breite Rückwand errichtet, in deren Zentrum sich ein von zwei Säulen gestütztes Portal (vgl. Bilderanhang Abb. 17) mit dreieckigem Giebel befindet. Darin wurde über einem kleinen Becken eine Tafel mit den Namen der beiden Familien angebracht, welche von einem Rahmen mit kleinen Ornamenten verziert ist. Links und rechts des Portals erinnern zwei Tafeln an die im Krieg gefallenen Familienangehörigen. Dabei wurde auf strenge Symmetrie geachtet. Beide Tafeln sind mit einem Ornamentrahmen verziert, der an Blumen- oder Blattwerk erinnert, während jeweils im oberen Tafelteil ein Stahlhelm zu sehen ist, der auf einem Seitenge wehr liegt, umrahmt von einem Eichenlaubkranz – einzelne Blätter mit Eicheln schauen zudem unter dem Helm hervor (vgl. Bilderanhang Abb. 18 und 19). Die Form des Stahlhelms weicht hier vom klassischen Muster ab und wirkt eher wie ein umgestülpter Topf. Naheliegend ist hier die Unkenntnis des Bildhauers über die korrekten Proportionen des Stahlhelms M1916. Erwähnt werden auf der linken Tafel Rudolph Richter, „Offiziers Aspirant“, gefallen am 01.07.191?, und Willy Richter, im Zivilleben Architekt, der vor Ort beigesetzt wurde, da er in einem Lazarett verstarb, sowie Martin Hellmar Waldmann, ebenfalls „Offiziers Aspirant“, auf der rechten Seite. Bei Rudolph Richter und Martin Waldmann ist zudem noch der Sinnspruch „Fern der Heimat ruht in fremder Erde“ vermerkt. Die Symbolik ist mit Stahlhelm und (Lorbeer-)Kranz typisch für die Gestaltung von Familiengräbern im Zusam81 Vgl. Hübsch, Eberhard: Zu militärischen Gedenkstätten in Chemnitz. In: Chemnitzer Geschichtsverein (Hrsg.): Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins. 65. Jahrbuch, Neue Folge IV, Chemnitzer Denkmäler. Chemnitz, 1995, S. 90 f. 82 Vgl. http://www.ag-sonnenberg-geschichte-in-chemnitz.de/; entnommen am 24.11.2018, 10:56 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 31: Erbbegräbnis der Familien Richter und Waldmann; © Stefan Hetzer
menhang mit dem Ersten Weltkrieg. Das Seitengewehr/Bajonett in Form des M1898/0583 gehörte zur Standardausrüstung des deutschen Heeres. Es wurde als Waffe zur symbolischen Gestaltung von Kriegerehrenmalen und Grabmalen zwar nicht so häufig verwendet wie Schwerter oder der Karabiner, doch findet es sich auch bei mehreren Chemnitzer Erinnerungsorten, z. B. den Buntglasfenstern in der „Kriegergedächtnishalle“ der Trinitatiskirche sowie dem Grabstein von Arno Fiedler auf dem Städtischen Friedhof. Die gewählte Inschriftsformel „Fern der Heimat ruht in fremder Erde“ drückt neben der Sehnsucht nach den gefallenen Angehörigen auch die Wehmut aus, diese nicht in der Heimat beerdigen und betrauern zu können. e) Städtischer Friedhof Chemnitz Bernsdorf Der Städtische Friedhof in Chemnitz, zwischen Augsburger- und Wartburgstraße sowie beiderseits der Reichenhainer Straße im Stadtteil Bernsdorf gelegen, entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts infolge des ra83 Vgl. Grant, R. C.: Krieger, Kämpfer und Soldaten. Von der Antike bis heute, München 2012, S. 243.
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santen Bevölkerungswachstums der Stadt im Zuge der Industrialisierung. Die Baupläne wurden durch den Ausbruch der Cholera im Jahr 1866 beschleunigt, der Baubeginn für den Friedhof ohne konfessionelle Oberhoheit der Kirche erfolgte im Frühjahr 1871, die Weihe fand am 28. April 1874 statt. Heute beträgt die Größe des Städtischen Friedhofs 30,8 Hektar.84 Damit handelt es sich nicht nur um den größten Friedhof von Chemnitz, sondern der Anzahl der Objekte nach um den größten Erinnerungsort zum Ersten Weltkrieg in der ganzen Stadt. Insgesamt 40 Objekte zum Gedenken an den Krieg beherbergt der Städtische Friedhof nach aktuellen Recherchen, darunter fünf Denk- oder Ehrenmale sowie 35 Familien- bzw. Einzelgräber. Der Friedhof wird somit zum Treffpunkt von öffentlichem und privatem Gedenken sowie der Erinnerungskultur, die zwar privaten Ursprungs, allerdings mit der Intension der Öffentlichkeitswirksamkeit entstanden ist. Das Denkmal zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs befindet sich an der Hauptachse des Städtischen Friedhofs, unweit des Eingangs zur Augsburger Straße. Zwar konnten keine Quellen über die Urheberschaft für die Errichtung dieses Ehrenmals ausfindig gemacht werden, doch ist die Stadt Chemnitz als Auftraggeber naheliegend. Das Jahr 1915 wird als Zeit der Aufstellung in der Publikation der Stadt Chemnitz über „Chemnitz im Ersten Weltkrieg“ angegeben,85 allerdings erfolgte die Weihe wohl erst am 31.12.1916.86 Diese zeitliche Differenz könnte durch den erheblichen künstlerischen Aufwand, welchen die Schaffung des Denkmals mit sich brachte, erklärt werden. Gleichzeitig wird deutlich, dass es bereits während des Krieges in der Gesellschaft das Bestreben für die Schaffung eines Erinnerungsortes gab, um der Gefallenen des Krieges zu gedenken. Sollte 1915 als Jahr des Baustarts wirklich zutreffend sein, so geschah dies also nur etwa ein Jahr nach Kriegsausbruch – in einer Zeit, als man noch mit einem siegreichen Ausgang des Krieges rechnete und in der Bevölkerung noch keine erheblichen Anzeichen von Kriegsmüdigkeit erkennbar waren. Ausgeführt wurde die Arbeit von Bruno Ziegler, der nach dem Krieg noch weitere Ehrenmale in Chemnitz erschuf. Das Denkmal selbst besteht aus mehreren Elementen. Zunächst zeigt sich ein zweistufiger Sockel, auf dem ein in der Mitte geteiltes Relief steht. Dazwischen erhebt sich eine Stele, auf deren oberem Plateau eine Plastik prangt. Die beiden Teile des Reliefs werden nach oben von jeweils einem Giebeldach abgeschlossen und sollen Walhalla darstellen, der Ort in welchem laut nordischer bzw. germanischer Mythologie tapfere 84 Vgl. https://www.friedhof-chemnitz.de/de/Ueber-uns/Historie/Staedtischer-Fried hof-Chemnitz_1240.html?sid=k2UtMF7Iq3J22aEt4rIZyy9n2Z4Ib88Q; entnommen am 28.03.2019, 09:45 Uhr. 85 Vgl. Stadt Chemnitz, Chemnitz im Ersten Weltkrieg, S. 22. 86 Vgl. Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 32: Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem Städtischen Friedhof; © Stefan Hetzer
Kämpfer nach dem Tod in der Schlacht Aufnahme fanden.87 Zu sehen sind mehrere nackte muskulöse Männer mit Schwertern in den Händen (vgl. Bilderanhang Abb. 20). „Es sind die im Krieg gestorbenen Soldaten, die nun in die Totenhalle gehen müssen“.88 Die Säule, welche das Relief teilt, ist ca. sieben Meter hoch und trägt fünf kreisrunde Verzierungen mit Lorbeer und Eichenlaub als Motiv. Am oberen Ende der Säule ist auf einem Sockel eine berittene Walküre dargestellt (vgl. Bilderanhang Abb. 21). Deren Aufgabe bestand laut germanisch-nordischer Mythologie darin, die gefallenen Helden vom Schlachtfeld nach Walhalla zu bringen.89 Der Kopf des Pferdes sowie der Speer der Walküre sind aus Ehrfurcht vor den Toten zu Boden gesenkt.90 87
Vgl. https://www.norwik.de/walhalla/; entnommen am: 23.11.2020, 09:30 Uhr. Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede. 89 Vgl. http://www.lokis-mythologie.de/Walkueren; entnommen am: 23.11.2020, 09:39 Uhr. 90 Vgl. Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede. 88
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Allerdings fehlt der untere Teil des Speerschaftes. Insgesamt weist das Denkmal deutliche Verwitterungsspuren auf – letztmals war es 1993 restauriert worden.91 Erneute Restaurierungsmaßnahmen nahm man ab dem Frühjahr 2020 vor. Von besonderem Interesse ist dieses Denkmal vor allem ob Zieglers Wahl der nordischen Mythologie als Leitmotiv. Mit Walhalla und der Walküre greift er zwei zentrale Bestandteile auf und verknüpft sie mit dem Tod der Soldaten im Ersten Weltkrieg. Dem entgegen stehen bei der Denkmalskultur nach dem Kriegsende 1918 in der Mehrzahl christlich geprägte Motive in Form von Bibelversen sowie dem Opfertod als Mittelpunkt. Dies könnte natürlich in Zusammenhang mit dem Entstehungszeitraum gebracht werden. In den nach dem Krieg entstandenen Denkmälern musste auch das Bewusstsein um die Niederlage verarbeitet werden. Ziel der Architekten und Bildhauer war es vielerorts, dem Tod der vielen Soldaten trotz des verlorenen Krieges einen künstlerischen Sinn zu verleihen. Ziegler hingegen ging wohl 1915/16 noch von einem siegreichen Ende des Krieges aus. Er stellt auch keine verwundeten oder gefallenen Kämpfer dar, sondern wohlproportionierte, bewaffnete Streiter, die sich lediglich an einem anderen Ort, Walhalla, befinden. Er greift bei der Gestaltung aber auch auf Symbole zurück, die ebenfalls in der Denkmalskultur der 20er und 30er Jahre vielfach Verwendung fanden, so zum Beispiel Eichenlaub und Lorbeer. Aber auch die Wahl der nackten Krieger mit Schwert ist nicht untypisch. Ziegler wiederholte dieses Motiv später bei der Gestaltung des Ehrenmals für die Gefallenen der Technischen Staatslehranstalten. Vor dem Denkmal befindet sich zudem eine Gedenktafel mit der Widmung „Zum Gedenken unserer gefallenen Soldaten“ (vgl. Bilderanhang Abb. 22). Diese scheint allerdings erst nachträglich hinzugefügt worden zu sein; zumindest ist sie auf einer zeitgenössischen Fotopostkarte nicht erkennbar. Da das Denkmal selbst keinerlei Inschrift besitzt, scheint die nachträgliche Ergänzung der Tafel als Erläuterung für unkundige Betrachter folgerichtig. Südlich der Hauptallee des Städtischen Friedhofs, unweit des damals noch existierenden Ehrenhains, wurde das Denkmal für die in Kriegsgefangenschaft verstorbenen Soldaten errichtet. Als Initiator fungierte die Nationalsozialistische Kriegsopferversorgung (NSKOV) in Verbindung mit der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener. Die Einweihung erfolgte am 16. Oktober 1938. Der Denkmalsentwurf stammte vom Bildhauer Heinrich Brenner, auf den unter anderem auch das Ehrenmal für die Gefallenen des Reserve-Infanterie-Regiments 244 zurückgeht, während die Ausführung von Bildhauer Stoy übernommen wurde. Zudem sollen durch Mitglieder der NSKOV „in mehr als 800 freiwilligen Arbeitsstunden die Platzgestaltung,
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Vgl. ebenda.
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samt der Steinmetzarbeiten, Fundament und Sockel“92 bewerkstelligt worden sein. Zur Einweihungsfeier waren Abordnungen der Wehrmacht, der NSDAP sowie deren Unterorganisationen, des Kyffhäuserbundes, der Polizei und der Stadt Chemnitz vertreten.93 In der Weiherede des Kameradschaftführers der NSKOV Bauer wird die Vereinnahmung der Denkmalskultur durch die herrschenden Nationalsozialisten deutlich: „Wenn in Zukunft an diesem Male zum Heldengedenktage die Ehrenwachen aufzögen, so solle das ein Beweis sein, daß die in der Gefangenschaft Gestorbenen als ein Stück Deutschland nicht vergessen seien. Mit der Versicherung, gleich den Toten immer bereit zu sein, die Mannespflicht gegenüber der Heimat in guten und bösen Tagen zu erfüllen.“94 Klar im Fokus steht hier bereits der inhaltliche Bogenschlag, dass die Frontkämpfergeneration des Ersten Weltkriegs als Vorbild für die nun kommende Generation in möglichen kriegerischen Auseinandersetzungen zu dienen habe. Gleichzeitig wurde auch Bezug zu den damals aktuellen politischen Ereignissen genommen, indem sich mit „dem Anschluß des Sudetenlandes nach der Heimkehr Oesterreichs der Ring der deutschen Frontsoldaten geschlossen habe“.95 Erkennbar wird hier der Versuch, dem verlorenen Weltkrieg durch die außenpolitischen Erfolge Hitlers nachträglich eine positive Wendung zu verleihen. Wie schwer allerdings in Deutschland über viele Jahre die Auseinandersetzung mit dem Thema der Kriegsgefangenschaft fiel, zeigt die Tatsache, dass bei der Vielzahl der nach Kriegsende in Chemnitz errichteten Kriegerehrenmale erst im Jahr 1938 ein Denkmal für die in Kriegsgefangenschaft Gestorbenen erschaffen wurde. Geplant war außerdem, nahe des Denkmals einen Ehrenhain für die „Gefallenen der nationalsozialistischen Bewegung“ zu schaffen,96 womit in den Augen der nationalsozialistischen Machthaber sicherlich eine „Kontinuität des Kampfes um und für Deutschland“ dokumentiert wurde, in der man sich als Erben bzw. Vollender der Frontkämpfergeneration des Ersten Weltkriegs sah. Bei der Gestaltung des Denkmals wurden Bruchsteine für den Sockel verwendet, während Platte, Figur sowie Inschriftstafel aus Porphyr gefertigt wurden. Dargestellt ist ein an Stiefeln und Uniform erkennbarer Soldat, dessen Körper halsabwärts bis zum unteren Teil der Stiefel mit seinem über ihn 92 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 285, Montag den 17.10.1938. 93 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Allgemeine Zeitung Nr. 234, Montag den 17.10.1938. 94 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 285, Montag den 17.10.1938. 95 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 285, Montag den 17.10.1938. 96 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Allgemeine Zeitung Nr. 234, Montag den 17.10.1938.
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Abb. 33: Denkmal für die in Kriegsgefangenschaft gestorbenen Soldaten; © Stefan Hetzer
gelegten Mantel verhüllt ist, der hier die symbolische Funktion einer Decke einnimmt. Der rechte Arm liegt quer über seiner Brust, während der linke Arm über Schulterhöhe angewinkelt und die linke Hand auf der rechten abgelegt wurde. Diese Skulptur versinnbildlicht den Tod in der Kriegsgefangenschaft, da man ihr weder Waffe noch Helm beifügte und auch die Pose deutlich von den ansonsten bekannten Kriegerdenkmälern abweicht. Während sonst oft auf heroische Kämpfer oder verwundete Krieger in der Darstellung zurückgegriffen wurde, verweist die mit gerade ausgestreckten Beinen und größtenteils vom Mantel verhüllte Figur auf einen Tod fernab des Kampfes. Daher fehlt auch das soldatische Symbol des Eisernen Kreuzes. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass sogar in der öffentlichen Erinnerungskultur deutlich wahrnehmbar zwischen in der Schlacht gefallenen und in Kriegsgefangenschaft gestorbenen Soldaten differenziert wurde, auch wenn man dies von offizieller Seite nach außen anders kommunizierte. Die ursprüngliche Inschrift der vor dem Denkmal leicht schräg angebrachten Platte lautete: „Unseren Einhundertfünfzigtausend in Kriegsgefangenschaft verstorbenen Kameraden – Sie gaben ihr Leben für Deutschland 1914–1923“ (vgl. Bilderanhang Abb. 25). Neben der damals angenommenen Zahl der in
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Gefangenschaft Gestorbenen wurde also auch die vermeintliche Sinngebung mit dem Tod für Deutschland vermerkt. Wann genau die Inschrift geändert wurde und ob dabei die Erstversion nur ausgemeißelt und durch die jetzige ersetzt oder die gesamte Platte ausgetauscht wurde, ist nicht durch Quellen belegbar. Allerdings weist die aktuelle Inschriftsplatte keine optischen Bearbeitungsspuren auf, sodass eher von einem kompletten Austausch – sehr wahrscheinlich im Zuge der „Entfernung militaristischer und nazistischer Denkmäler“ ab Mai 1946 – auszugehen ist. Denkbar wäre auch die Entfernung der Originalplatte, während die Aufstellung der heutigen Version erst später erfolgte. Die Inschrift führt jetzt den Wortlaut „Unseren in Kriegsgefangenschaft verstorbenen Soldaten zum Gedenken“ – Anfang und Ende werden jeweils von einem Eichenblatt begrenzt. Im Vergleich fällt zunächst
Abb. 34: Heutige Gedenkplatte des Denkmals für die in Kriegsgefangenschaft gestorbenen Soldaten; © Stefan Hetzer
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der Verzicht auf die Zahlenangabe „Einhundertfünfzigtausend“ sowie der Jahreszahlen auf. Zudem war die erste Inschrift in altdeutscher Schrift gehalten, was man später ebenfalls veränderte. Des Weiteren wurde der wohl zu ideologisch erscheinende Begriff „Kamerad“ durch den Terminus „Soldat“ ersetzt. Im Gegensatz dazu fand das Eichenlaub wohl nur bei der neueren Version Verwendung. Jedenfalls gibt es bei den zeitgenössischen Fotos des Chemnitzer Tageblatts und der Chemnitzer Allgemeinen Zeitung keinerlei Hinweise darauf, was die These von der erinnerungskulturellen Ungleichbehandlung von Gefallenen und in Kriegsgefangenschaft Verstorbenen weiter erhärten würde. Das größte Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in Chemnitz stellt das Ehrenmal des Infanterie-Regiments „Kronprinz“ (5. Königlich Sächsisches) Nr. 104 dar. Es befindet sich auf der zentralen Achse des Städtischen Friedhofs, nahe des Eingangs an der Augsburger Straße. Als Initiatoren fungierten ehemalige Offiziere des Regiments, welche im Jahr 1920 bei einem Treffen den Bau eines Gefallenendenkmals für ihr altes Regiment anregten. „Noch an demselben Abend ergab eine sofort eingeleitete Sammlung bereits einen namhaften Grundstock. Auch eine Modelskizze wurde damals schon, von Herrn Bildhauer Brumme, R.I.R. 104, angefertigt“97. Es wurde ein Denkmalsausschuss unter Vorsitz des Generalleutnants Hammer gegründet, der erstmals am 8. Juni 1921 zusammentrat und unter den Entwürfen der Architekten und Bildhauer Brumme, Facilites, Müller sowie Nürnberger schließlich den von Architekt Walther Müller aus Chemnitz-Reichenhain auswählte. Dessen erste Version mit einem Kostenvolumen von 800.000 Mark konnte infolge der herrschenden Inflation allerdings nicht umgesetzt werden.98 Ein neuer Entwurf Müllers sah daher ein verkleinertes Denkmal mit preiswerterem Material vor. Der Baubeginn erfolgte am 10. April 1922, die Fertigstellung am 23. Oktober 1922 – unterbrochen von einem Baustopp zwischen dem 19. Mai und dem 26. Juni.99 Die Gründe dafür sind nicht dokumentiert, finanzielle Schwierigkeiten aufgrund der Inflation könnten eine mögliche Ursache gewesen sein. Ausgeführt wurden die Arbeiten von Baumeister Arno Wolf aus Chemnitz; die finalen Kosten beliefen sich laut zeitgenössischen Quellen auf 220.000 Mark. „Der äußere Hallendurchmesser beträgt 4,80 Meter, der innere 3,60 Meter. Die Gesamthöhe von den umlaufenden Wegen gerechnet,
97 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 155, Sonntag den 07.06.1925. 98 Vgl. ebenda. 99 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 129, Sonnabend den 06.06.1925.
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Abb. 35: Außenansicht des 104er Denkmals; © Stefan Hetzer
ist 7 Meter.“100 Die Weihe des Denkmals erfolgte allerdings erst am 7. Juni 1925. Im Rahmen einer großen Feier versammelte sich dabei eine große Anzahl ehemaliger Angehöriger aller Formationen des 104er Regiments (aktiv, Reserve und Landwehr). Ein Gottesdienst unter Leitung des Pfarrers Graichen wurde abgehalten, daran an schloss eine Rede des früheren Kronprinzen Georg von Sachsen. Es folgten drei Salutsalven durch die Ehrenkompanie, das Singen des Deutschlandliedes sowie Kranzniederlegungen am Ehrenmal (vgl. Bilderanhang Abb. 27–29). Per Flugzeug wurde im Auftrag des Landesverbandes des 104. Regiments ein weiterer Kranz abgeworfen und Luftaufnahmen vom Festakt angefertigt (vgl. Bilderanhang Abb. 30 und 31).101 Zur Finanzierung des Denkmalsbaus trug neben der Sammlung von Spenden auch der Verkauf eigens entworfener Gedenkmünzen aus Meißner Porzellan sowie Briefmarken – jeweils, mit Ausnahme einer Serie, das Modell des Ehrenmals abbildend – bei (vgl. Bilderanhang Abb. 32–34). Als Grundbaustoff für das Rondell, dessen Kuppel acht rechteckige Pfeiler tra100 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 129, Sonnabend den 06.06.1925. 101 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 130, Montag den 08.06.1925.
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gen, wurde Harthauer Chloritschiefer verwendet, während die Zierelemente aus Fichtelbergsgranit bestehen.102 Zur Verwendung kamen also Materialien aus der Heimatregion des Regiments. Das Denkmal besitzt zwei Eingänge, welche sich gegenüber, jeweils in Richtung der zentralen Friedhofsachse liegen, während die Pfeiler ansonsten nur durch schmale Lichtnischen voneinander separiert sind. Die Kuppel wird von zwei umlaufenden Bändern aus Granit, einem schmaleren und einem breiteren, verziert und trägt an der Front die Jahreszahlen „1914–1918“. Des Weiteren wird im Artikel der Chemnitzer Neuesten Nachrichten vom 6. Juni 1925 als zeitgenössischer Quelle zur Einweihung ein bronzener Namenszug des Regiments erwähnt, welcher gestiftet wurde. Ob dieser ans Denkmal angebracht wurde und sich gegebenenfalls noch dort befindet, zum Beispiel auf der den Jahreszahlen gegenüberliegenden Seite an der Kuppel oder dem Sockel, ist aufgrund des starken Bewuchses mit Efeu und Koniferen nicht feststellbar. Auch ältere Abbildungen des Denkmals auf Postkarten geben darüber keinen Aufschluss. Im Inneren des Ehrenmals befindet sich eine Nische mit kleinem Podest, auf welchem die Ehrenbildsäule des Regiments ihren Platz hat. Auf dieser existierte bis 1945 die Bronzefigur eines nackten stehenden Kriegers, welcher sich mit gesenktem Kopf auf ein langes zweihändiges Schwert stützte; über ihm erhob sich ein Patriarchenkreuz. Gestiftet hatte die Plastik nebst Säule der sächsische Kronprinz Georg, ausgeführt wurde die Arbeit vom Bildhauer W. Lange aus Dresden.103 An der Säule war zusätzlich an der Front ein Wappen mit Krone, möglicherweise das des Hauses Wettin oder das Regimentswappen mit den Initialen FA für Friedrich August, angebracht. Gegenüber befindet sich eine rechteckige Tafel, bestehend aus vier Granitsegmenten, mit der Inschrift „5. Regt. „Kronprinz“ Nr. 104 – 86 Offz. 388 Utffz. 3557 Mann – Reserve Inf. Regt. Nr. 104 – 86 Offz. 340 Utffz. 2586 Mann – Landwehr Inf. Regt. Nr. 104 – 15 Offz. 42 Utffz. 446 Mann – Niemand hat grössere Liebe, denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. Namen niedergelegt 15. Juni 1930“ (vgl. Bilderanhang Abb. 35). Der Sinnspruch stammt aus dem Johannesevangelium 15:13 und ist die im Raum Chemnitz meist verwendete Bibelstelle an Weltkriegsdenkmälern. Er verdeutlicht auf dramatische Weise die Rezeption des Weltkriegs in den ersten Nachkriegsjahren. Die Sinngebung der vielen Toten erfolgt hier im Zuge der Niederlage mit der Hingabe des Lebens für „ihre Freunde“. Dabei ist der Freundesbegriff sowohl unscharf abgegrenzt als auch unzutreffend. Die gefallenen Soldaten werden hier unter Hinweis auf das Evangelium in eine märtyrerähnliche Rolle gehoben, da sie sich quasi für ihre Freunde geopfert hätten. Unter 102 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 129, Sonnabend den 06.06.1925. 103 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 129, Sonnabend den 06.06.1925.
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Ausblendung der Kriegsursachen, des -verlaufs und der -ziele fand hier eine komplette Verklärung statt. Zeittypisch ist zudem die Vermischung von religiöser Rhetorik in Form der Inschrift sowie militärischer Symbolik: In der Kuppel des Denkmals ist ein Eisernes Kreuz eingemeißelt (vgl. Bilderanhang Abb. 36). Eine ähnliche Verbindung, allerdings nur in bildlicher Form, weist die Säule mit Patriarchenkreuz und nacktem Krieger auf.
Abb. 36: Säule mit Wappen und Bronzefigur, aufgestellt im Inneren des 104er Denkmals, 1945 wurden Figur und Wappen entfernt; © Dr. Stephan Pfalzer
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Für das Anbringen von Gedenk- und Trauerkränzen, von denen wohl besonders zu Regimentstagen, dem Volkstrauertag sowie dem Totensonntag viele zum 104er Denkmal gebracht worden sein dürften, gab es mehrere Halterungen im Innenraum, unter anderem auch an der Inschriftstafel. Zum zweiten Regimentstag am 15. Juni 1930 wurden die ermittelten Namen von 7540 gefallenen Regimentsangehörigen, eingetragen in sogenannte Ehrenlisten, in eine Metallkapsel eingebettet und in das Denkmal eingemauert.104 Während bei den meisten Chemnitzer Kriegerehrenmalen die Namen der Gefallenen noch direkt am Denkmal verewigt waren, unterließ man dies aus Platzgründen beim 104er Denkmal und griff stattdessen auf diese Form der Namensnennung zurück. Auch bei den Denkmälern in Reichenhain und Hilbersdorf kam diese Methode der Erinnerung zur Anwendung. Wie viele weitere Ehrenmale taucht nach Ende des Zweiten Weltkriegs ebenfalls das des 104. Infanterieregiments „Kronprinz“ auf der Entmilitarisierungsliste des Stadtbauamtes Chemnitz auf, versehen mit dem Hinweis „Die militaristischen Embleme werden entfernt“, nachträglich noch handschriftlich in „wurden“ geändert. Augenscheinlich handelte es sich hierbei um die Bronzefigur des nackten Kriegers sowie das Wappen auf beziehungsweise an der Ehrenbildsäule im Inneren des Denkmals. Wann genau die Entfernung vorgenommen wurde, ist nicht dokumentiert. Eberhard Hübsch gibt in seinem Aufsatz zu den militärischen Gedenkstätten in Chemnitz das Jahr 1945 an, verbunden mit der Ergänzung, auch die Granittafel mit Bibelspruch sei entfernt worden.105 Dies war aber offensichtlich nicht der Fall und da die Liste des Stadtbauamtes aus dem Jahr 1946 zunächst noch den Zusatz „militaristische Embleme werden entfernt“ trug, ist eher dieses Jahr als Zeitraum der Entfernung zu datieren, und zwar nach den Anordnungen der Landesverwaltung Sachsen bezüglich der Entfernung „militaristischer und nazistischer Denkmäler“ vom 17. sowie 28. Mai 1946. Gleichzeitig wird hier aber auch die Ambivalenz im Umgang mit den Kriegerdenkmälern deutlich, denn die Maßgabe der Landesverwaltung war dahingehend klar formuliert: „daß die Landesverwaltung Sachsen die Auffassung vertritt, daß aus den Straßen der Städte und Gemeinden die militaristischen und nazistischen Denkmäler und Erinnerungszeichen zu verschwinden haben“106. Allerdings wurde anschließend sofort die Einschränkung gemacht, 104 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 165, Montag den 16.06.1930. 105 Vgl. Hübsch, Zu militärischen Gedenkstätten in Chemnitz. In: Chemnitzer Geschichtsverein, Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins, Chemnitzer Denkmäler, S. 97. 106 Stadtbauamt Chemnitz: Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279.
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dass „Gedenktafeln und Denkmäler, die für gefallene Soldaten auf den Friedhöfen aufgestellt sind, […] nicht zu entfernen“107 seien, wohl aber die daran angebrachten Symbole, die an „die Gewaltherrschaft des Hitler-Faschismus“ erinnern. Den Friedhöfen wird hier im Vergleich zu Denkmälern auf öffentlichem Grund durchaus eine Sonderposition zuerkannt, auch wenn bestimmte Symbole ohne Beanstandung entfernt werden mussten. Sicherlich stellten der nackte Krieger und das Wappen an der Ehrensäule im 104er Denkmal keine Symbole des „Hitler-Faschismus“ dar, allerdings erscheint eine Kategorisierung unter dem Oberbegriff „militaristisch“ vorstellbar, da der Krieger ja ein Schwert in den Händen hielt, während das Wappen mit Krone an die vergangene sächsische Monarchie erinnerte und so nicht dem Zeitgeist der sozialistischen Umgestaltung in der sowjetischen Besatzungszone entsprochen haben dürfte. Aus heutiger Sicht ist die Entfernung beider Symbole aber zumindest als fragwürdig zu bezeichnen, da ihnen kaum eine kriegs- oder monarchieverherrlichende Außenwirkung zugeschrieben werden kann. Neben dem Regiment „Kronprinz“ wurde auch dem Reserve-InfanterieRegiment 244 der Königlich-Sächsischen Armee ein eigenes Ehrenmal auf dem Städtischen Friedhof in Chemnitz gestiftet. Es bildete gemeinsam mit dem Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs sowie dem Ehrenmal der 104er die zentralen Punkte des Ehrenhains, entlang dessen viele Kriegstote ihre letzte Ruhestätte fanden. Laut Uwe Hänel war das RIR 244 eine Einheit, die sich hauptsächlich aus Freiwilligen und Reservisten zusammensetzte, aufgestellt drei Wochen nach Kriegsausbruch in Chemnitz und Döbeln. Es kam unter anderem bei den Schlachten um Ypern, an der Somme sowie in Galizien zum Einsatz. Schon ab 1916 erfolgten die Planung für den Bau eines Regimentsdenkmals sowie erste Geldsammlungen für diesen Zweck. Geplant war die Aufstellung des Denkmals auf dem deutschen Soldatenfriedhof im belgischen Moorslede – dies konnte aber nach Kriegsende nicht umgesetzt werden. Erst 1921 wurden die Planungen wieder aufgegriffen – diesmal jedoch mit Chemnitz als ausgewähltem Standort. Mit der Durchführung beauftragte man den Bildhauer Heinrich Brenner aus Chemnitz, der später auch das Denkmal für die in Kriegsgefangenschaft Verstorbenen schuf. Der von ihm ausgearbeitete Entwurf, der schließlich zur Umsetzung ausgewählt wurde, trug den Titel „Wachstum ans Licht“. Im Jahr 1923 erfolgte der Bau des Denkmals, die Weihe dann ein Jahr später am 14. September 1924 im Rahmen eines großen Festaktes.108 Ursprünglich war diese schon für den 14. Oktober 1923 geplant gewesen, aber die instabilen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse des Krisenjahres 1923 machten eine Verschiebung notwendig, sodass man mit dem 14. September des Folgejahres 107 108
Ebenda. Vgl. Sammlung Hänel, Uwe, Augustusburg.
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den 10. Jahrestag des Regimentsauszugs ins Feld auswählte.109 In seiner Weihepredigt knüpfte der ehemalige Divisionspfarrer Weichelt an dieses Datum an und schlug einen Bogen vom Ausrücken des Regiments über die blutigen Kämpfe in Ypern über den Tod vieler Regimentsangehöriger hin zur Errichtung des Ehrenmals. „Empor zum Licht wie die Steinblume des Males, wie die Saat des Ackers, das sei die Art alles Guten, Edlen, Herzlichen, empor durch Nacht und die Not und Blut zum Lichte des Sieges, das sei auch die Art der gefallenen 244er gewesen. An die großen, gewaltigen Taten, die draußen geschehen, soll das Mal erinnern, an die großen, schweren Opfer, die draußen gebracht – deshalb sei es mit dem Kreuze geschmückt.“ Zeittypisch verband Pfarrer Weichelt in seiner Rede patriotische Elemente mit dem Versuch der Sinngebung des Todes der Gefallenen, indem er deren Sterben zum Dienst am Vaterland und zum Vorbild für kommende Generationen stilisierte und durch christliche Symbolik und Metaphorik zum „Sieg“ umzudeuten versuchte. Weitere Stationen der Weihefeier bildeten der Fahnenappell, das Überfliegen des Denkmals durch ein Flugzeug, Kranzniederlegungen diverser Abordnungen und Einzelpersonen wie beispielweise des ersten Regimentskommandeurs Oberst Aufschläger, der Chemnitzer Kameradenvereinigung der 244er sowie der Ortsgruppe der Deutschen Kriegergräberfürsorge. Den Abschluss bildete das gemeinsame Singen des Liedes „Dem guten Kameraden“.110 Die Baukosten des Projektes sind aufgrund der damals vorherrschenden Inflation schwer ermittelbar. Die Angaben reichen von 10.000 Reichsmark111 bis 40.000 „Friedensmark“ unter gleichzeitiger Angabe von etwa 10–12 Millionen Mark inflationärer Währung.112 Die Finanzierung soll dabei vollständig aus der Regimentskasse sowie Spenden realisiert worden sein.113 Das Denkmal wurde in Form einer Stele errichtet, welche zu beiden Seiten dreistufig aufgefächert ist. Auf der auseinanderlaufenden Spitze ist ein lateinisches Kreuz angebracht. Als Baumaterial fand Beton Verwendung. Aus diesem formte man fünf Segmente, welche anschließend zur Stele aufgeschichtet wurden. In einer Handreichung „Zur Errichtung des Denkmals für die Gefallenen des Res.-Inf.-Regts. 244 heißt es dazu erklärend: „Der Künstler gestaltet […] das Wachstum einer Pflanze architektonisch. Aus dunkler Erde strebt sie ins 109 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 257, Dienstag den 16.09.1924. 110 Vgl. ebenda. 111 Vgl. Sammlung Hänel, Uwe, Augustusburg. 112 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand Vereine/DS, 187, „Zur Erinnerung des Denkmals für die Gefallenen des Res.-Inf.-Regts. 244“. 113 Vgl. Sammlung Hänel, Uwe, Augustusburg.
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Abb. 37: 244er Denkmal „Wachstum ans Licht“; © Stefan Hetzer
helle Licht. – Kameraden sanken ins finstere Grab, aus dem sie aber – gleich der Pflanze – emporwuchsen in eine neue, uns unbekannte Welt. Ihr Tod und ihre Verwesung sind Samen neuen Lebens. – Aus dem Blätterkelch wächst eine Blume in Kreuzesform. Das Kreuz ist das Zeichen des Leidens. – In begeisternder, nimmermüder, schlichter Pflichterfüllung gingen unsere gefallenen Kameraden ihren Leidensweg. – Uns soll der emporstrebende Stein, soweit es sein symbolischer Sinn vermag, aufrichten.“114 Das 244er Denkmal 114 Stadtarchiv Chemnitz, Vereine DS 187: „Zur Erinnerung des Denkmals für die Gefallenen des Res.-Inf.-Regts. 244“.
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hebt sich in seiner Gestaltung deutlich von den meisten anderen Kriegerdenkmälern im Raum Chemnitz ab, denn es weist keinerlei militärische Symbole auf. Ohne die vor dem Denkmal platzierte Tafel mit der Inschrift „Unseren gefallenen Kameraden“ (vgl. Bilderanhang Abb. 37) wäre eine Zuordnung des Denkmals nicht ohne weiteres möglich. Auch die architektonische Umsetzung einer Pflanze als zentrales Motiv stellt eine Besonderheit dar, während die symbolischen Gedankengänge dahinter – das „Emporwachsen in eine neue Welt“ – das Opfer der Gefallenen als „Samen neuen Lebens“ sowie die Vermengung mit christlichen Leitgedanken mit der Betonung des Leidens und der (soldatischen) Pflichterfüllung als archetypisch angesehen werden können. Brenner schuf außerdem auf dem Leipziger Südfriedhof ein Denkmal für das Schwesterregiment, das Reserve-Infanterie-Regiment 245.115 Deutlich brachte er dabei in der ähnlichen Bauweise der beiden Stelen (vgl. Bilderanhang Abb. 38) die Beziehung der Regimenter zueinander zum Ausdruck. Als dritte militärische Einheit erhielt das Königlich-Sächsische InfanterieRegiment 474 ein Denkmal in Form einer großen Platte auf dem Städtischen Friedhof. Es war das jüngste Regiment der Königlich Sächsischen Armee, gebildet aus Rekruten der Ersatzbataillone und Genesenen der beiden Chemnitzer Regimenter 104 und 181. Als Auftraggeber können wie bei den anderen beiden Regimentern ehemalige Offiziere und Angehörige der Einheit als wahrscheinlich gelten. Die Ausführung übernahm wie beim 104er Denkmal Architekt Walter Müller,116 was durchaus im Zusammenhang stehen könnte, da die aus zeitgenössischer Sicht gelungene Umsetzung eines so großen Kriegerdenkmals ihn fraglos für die Errichtung ähnlicher Denkmalsarbeiten qualifizierte. Die Weihe wurde am 15. Juni 1930 im Verbund mit der Niederlegung der Namenslisten am 104er Denkmal vollzogen, umrahmt von Fahnenappell, Kapelle und Ansprache des Pfarrers Reil.117 Die Finanzierung dürfte, wie bei der großen Mehrheit der regimentsgebundenen Denkmäler, über Spenden aus dem unmittelbaren Umfeld erfolgt sein. „Das Denkmal […] stellt eine schrägliegende schlichte Grabplatte aus Granit dar, auf der die Worte: ‚Unseren für Deutschlands Ehre, Freiheit und Recht gefallenen Kameraden‘ in Hochrelief zu lesen sind. Einige Sinnbilder, u. a. ein zerbrochenes Schwert (vgl. Bilderanhang Abb. 39), noch immer wuchtig und drohend, geben dem schlichten, stillen Denkstein seinen besonderen Charakter. 80 Offiziere und 845 Unteroffiziere und Mannschaften, die fielen, nennt der 115
Vgl. Sammlung Hänel, Uwe, Augustusburg. Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 165, Montag den 16.06.1930. 117 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 165, Montag den 16.06.1930. 116
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Stein.“118 Als Material für den Unterbau der Granitplatten bediente man sich des einheimischen Harthauer Chloritschiefers, während für die Inschriftsletter Bronze Verwendung fand.119 In den beiden oberen Ecken der aus sechs Segmenten bestehenden Platte ist in erhabener Schrift das Einheitenkürzel I.R. 474 vermerkt; unter der eigentlichen Inschrift sind mit den Jahreszahlen 1917 und 1918 die Einsatzjahre des Regiments verewigt. Das im Zeitungsartikel des Chemnitzer Tageblatts und Anzeigers vom 16. Juni 1930 erwähnte zerbrochene Schwert könnte als Sinnbild für den verlorenen Krieg gedeutet werden. Ein zeitgenössischer Interpretationsansatz vom 15.06.1930 lautete jedoch: ein „Symbol des Gemeinsamen, das auch den Tod überdauert. Schwert und Widmung aber sind so angeordnet, daß sie von fern wie ein machtvoll seine Flügel breitender Adler wirken. Ein schlichtes, aber wuchtig wirkendes Monument, das für alle Zeiten vom Geiste der Treue und Tapferkeit, der Vaterlandsliebe und Opferbereitschaft der 474er kunden wird.“120 Allerdings ist es nicht bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. Auch die Inschrift wurde verändert, indem
Abb. 38: Tafel für das Infanterie-Regiment 474; © Marc Stoll
118 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 165, Montag den 16.06.1930. 119 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 164, Sonntag den 15.06.1930. 120 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 164, Sonntag den 15.06.1930.
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die Ausführung „für Deutschlands Ehre, Freiheit und Recht“ entfernt wurde. Dieser Teil der Inschrift könnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs als zu nationalistisch angesehen worden sein, was die Entfernung erklären würde. In der Akte des Stadtbauamtes Chemnitz zum Umgang mit den Kriegerdenkmälern von 1870/71, des Ersten Weltkriegs sowie aus der Zeit des Nationalsozialismus findet die Tafel für das 474. Infanterie-Regiment keine Erwähnung. Im Bereich des Möglichen liegt eine Änderung bereits vor dem Zeitraum der Diskussion um das Verfahren mit den betreffenden Denkmälern. Auffällig ist, dass trotz der Entfernung des Schwertes sowie Teilen der Inschrift Wert auf die optische Präsentation der Tafel gelegt wurde. Nach der teilweise erfolgten Demontage wurden die entstandenen Lücken geschlossen, indem man die verbliebenen Worte zusammenrückte und neu vernietete. Für den unkundigen Betrachter ist so auf den ersten Blick nicht feststellbar, dass die Platte verändert wurde. Diese Tatsache spricht auch gegen eine „wilde“ Entmilitarisierung des Denkmals durch unkundige oder unbefugte Stellen, wie sie oftmals nach Kriegsende vorgenommen wurde. Inhaltlich ist die Abnahme des zerbrochenen Schwertes zu hinterfragen. Offenbar wurde es als „militaristisches Symbol“ klassifiziert. Ein ähnlich gelagerter Fall findet sich beim vom Stadtbauamt dokumentierten Kriegerdenkmal von Reichenhain. Auch dort wurden Schwerter am Denkmal entfernt. Bei anderen Ehrenmalen wie in Schönau oder Ebersdorf blieben sie erhalten, was darauf schließen lässt, dass die Form und Intensität der „Entmilitarisierungsmaßnahmen“ von Denkmälern sehr stark von den mehr oder weniger fachkundigen Gutachtern vor Ort sowie deren politischen Gesinnung abhing, da sich hier für den geografischen Bereich Chemnitz keine stringente Linie erkennen lässt. In Sektion 27 des Städtischen Friedhofs befindet sich das Grab der Familie Beurich. Auf dem Grabstein aus schwarzem Granit, platziert auf einem Natursteinsockel, ist neben den verstorbenen Eltern auch der Sohn der Familie, Fritz Beurich, vermerkt. Auf seinen Dienst als Soldat weist das Eiserne Kreuz neben seinem Namen hin. Zusätzlich wurden mit „Einj. Gefr.“ für EinjährigGefreiter Rang und abgeleistete Dienstzeit festgehalten. Auch die Auszeichnung des Verstorbenen mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse findet Erwähnung. Des Weiteren sind der Sterbeort mit „Hangost a. d. Avre“ und eine Inschrift mit den Worten „Zum Gedächtnis unseres lieben Sohnes“ angegeben. Der Fokus der Erinnerung der Familie Beurich an ihren gefallenen Sohn liegt insgesamt betrachtet auf den militärischen Eckpunkten: Rang, Dienstzeit und militärische Auszeichnung finden Erwähnung, dazu der symbolische Inbegriff des deutschen Heeres in Form des Eisernen Kreuzes sowie das Kürzel gef. als Hinweis darauf, dass Sohn Fritz im Kampf fiel. Ansonsten mutet die Erinnerung ohne weitere Merkmale sowie der familiär ausgerichteten Inschrift eher schlicht an. Auf pathetische Widmungen wie „fürs Vaterland“ sowie glorifizierende Symbolik (Eichenlaub, Lorbeer) wurde verzichtet.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
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Eine weitere Grabanlage mit Erinnerung an im Weltkrieg verstorbene Angehörige existiert in unmittelbarer Nähe zum Eingang an der Augsburger Straße im Gräberfeld 67. Dort wurden zwei nahezu identische Grabsteine geschaffen, die sich gegenüberstehen und einen klaren Bezug zueinander aufweisen. Sehr wahrscheinlich waren beide Familien miteinander verwandt und so wählte man eine baugleiche Gestaltungsweise für die Grabsteine der beiden Söhne Johannes Drechsler und Carl Büttner. Die Formgebung erfolgte als senkrecht stehender Quader, dessen obere Fläche zweifach abgestuft ist und einen Lorbeerkranz sowie einen Helm aus Bronze bzw. Kupfer trägt. Die Helmkrempe ist dabei leicht auf den Kranz gelegt, der ansonsten die untere Helmkante zu großen Teilen umschließt. Unterschiede gibt es bei den Inschriften, die einen relativ genauen Aufschluss über den militärischen Status der beiden Gefallenen dokumentieren (vgl. Bilderanhang Abb. 40–43). Drechslers Stein erhielt die Widmung „Zum ehrenden Gedächtnis unseres einzigen geliebten Sohnes u. Bruders Johannes Drechsler, Leutnant d. Res., I. M. G. K. R. I. R. 235, geb. 20. Okt. 1894. Er fiel fürs Vaterland in den Kämpfen am Hochberg (i.d. Champagne) am 24. Mai 1917.“ Neben der Einheit (1. Maschinengewehr-Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments 235)
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Abb. 40: Grabstelle der Familien Drechsler und Büttner; © Marc Stoll
und dem militärischen Rang, auf den vor allem im Offizierskorps und bei dessen Angehörigen großer Wert gelegt wurde, weil damit auch ein nicht unerhebliches gesellschaftliches Prestige verbunden war, fand ebenso die patriotische Formel „fiel fürs Vaterland“ Verwendung. Neben der persönlichen Tapferkeit und Pflichterfüllung des Verstorbenen könnte dies auch eine Akzentuierung der familiären Opferbereitschaft darstellen, da man den „geliebten Sohn fürs Vaterland hingab“. Gleichfalls die Nennung des Sterbeorts, der Hochberg, mit der nachträglichen Erläuterung „in der Champagne“, zeigt die Fokussierung auf die militärische Leistung des Verstorbenen durch die Familie. Die Champagne war Schauplatz mehrerer großer Schlachten im Ersten Weltkrieg und damals sicherlich einer breiten Öffentlichkeit als wichtiger Kriegsschauplatz bekannt. Eine ähnliche Außenwirkung sollte vermutlich auch mit der Inschrift für Carl Büttner auf dem gegenüberliegenden Grabstein erzielt werden. Neben der persönlich-familiären Formel „in treuem Gedenken unseres einzigen heissgeliebten Sohnes“, in der ausnahmsweise nicht das Treueverhältnis des verstorbenen Soldaten zum Vaterland, sondern das der Familie zum Verstorbenen beschworen wird – man könnte darin im übertragenen Sinn eine Pflichtübernahme der Familie für den Gefallenen sehen –, legt dieser Grabstein besonders viel Wert auf die Nennung der Auszeichnungen des Sohnes. Vermutlich entweder aus Platz- oder Kostengründen wurde dafür eine komplette Abkürzungszeile mit dem Inhalt „Inhaber des
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E. K. II. u. F. A. M i. S.“ gestaltet. Während das Kürzel E. K. II. für Eisernes Kreuz zweiter Klasse zur betreffenden Zeit landläufig gewesen sein dürfte, könnte es sich mit dem zweiten Teil anders verhalten haben. Wahrscheinlich beschreibt er die Friedrich-August-Medaille in Silber, welche durch den sächsischen König Friedrich August III. am 23. April 1905 für „verdienstvolle Leistungen“ gestiftet wurde. „Die Ausgezeichneten hatten einen Dienstgrad vom Feldwebel abwärts bis zum Soldat oder waren als Zivilpersonen diesen Rängen gleichgestellt“121. Carl Büttner müsste sie demnach vor seiner Beförderung zum Leutnant der Reserve erhalten haben. Im Vergleich zum Grabstein von Johannes Drechsler wurde die Einheit nicht derart abgekürzt, sondern mit „7. Inft. Rgt. „König Georg“ No 106“ angegeben. Dafür gibt es keine eingehendere Erläuterung des Todesortes, sondern es erfolgte schlicht die Angabe „gef. bei Noreuil“. Auch auf eine vaterländische Widmung verzichtete man. Die nahezu identische Verzierung der beiden Steine mit Stahlhelm sowie Lorbeerkranz erweckt beim Betrachter den Eindruck eines letzten Überbleibsels der gefallenen Soldaten, deren Leistung man nachträglich noch mit dem Lorbeerkranz würdigte. Dabei stellt die Gestaltungsweise des leicht auf dem Kranz aufliegenden Helmes eine deutliche Verknüpfung der beiden Symbole und deren Bedeutung – den deutschen Soldaten als ehrenvollen Kämpfer – dar. Etwas südlich des Friedhofseingangs an der Augsburger Straße im Gräberfeld 65 liegt ein kleiner rechteckiger Grabstein aus schwarzem Granit, der Walter Colditz – Schütze der 1. Maschinengewehr-Kompanie des InfanterieRegiments 104 – gewidmet ist. Neben der sehr ausführlichen Beschreibung der Zugehörigkeit zu einer militärischen Einheit bis hinunter zur Kompanieebene vermerkte man auf dem unteren Teil des Steins die Geburts- und Sterbedaten, allerdings ohne die jeweiligen Orte. Der 7.6.1917 wird mit dem eindeutigen Zusatz „gef.“ für im Kampf gefallen geführt, um auf Colditz’ Tod im Ersten Weltkrieg hinzuweisen. Ein weiteres Anzeichen diesbezüglich stellt das mittig über dem Namen eingravierte Eiserne Kreuz dar. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass bei der Gestaltung des Grabsteins militärische Merkmale wie Sprachterminus, Symbolik, Einheit und Dienstgrad im Vergleich zu sonstigen Angaben einen überproportional großen Raum einnehmen. Die Familie des Verstorbenen legte offenbar großen Wert darauf, dessen Zugehörigkeit zum Heer sowie den Tod im Krieg deutlich nach außen zum Ausdruck zu bringen. Man verzichtete allerdings auf den Heldenbegriff oder persönliche Widmungen wie „unserem innigst geliebten Sohn“ o. ä. und beschränkte sich auf formale Gestaltungsaspekte. Der Stein weist im unteren 121 https://www.ehrenzeichen-orden.de/deutsche-staaten/friedrich-august-medaillein-silber-1905.html; entnommen am: 05.07.2021, 12:03 Uhr.
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Abb. 41: Gedenkplatte für Walter Colditz; © Stefan Hetzer
Teil bis hinab zur Abschlusskante eine erhebliche Beschädigung auf, bei der ein Teil der Oberfläche samt Unterkante herausgeplatzt ist. Es scheint sich dabei aber nicht um eine mutwillige Zerstörung, sondern um Natureinfluss zu handeln. Im Rahmen der monumentalen Grabanlage der Familie des Architekten und Bauunternehmers sowie Mitglied des Stadtrats Hugo Duderstaedt122 an der Hauptachse des Städtischen Friedhofs (vgl. Bilderanhang Abb. 43) erinnert ein Sandsteinkreuz an den im Krieg gebliebenen Angehörigen Erwin Duderstaedt, der am 22. August 1917 infolge eines Unfalls in einem Feldlazarett ums Leben kam.123 Durch diesen Umstand scheint auch die Bestattung in Chemnitz möglich gewesen zu sein, da sich direkt vor dem Kreuz eine deutlich sichtbare Grabumrandung aus Stein befindet. In Anbetracht der Bedeutung der Familie und der gesellschaftlichen Stellung von Hugo Duderstaedt in Verbindung mit der Dimension der gesamten Familiengrabanlage mutet das Grab für Erwin mit dem einfachen Kreuz sehr bescheiden an. Allerdings wurden bis auf den Familienpatron Hugo alle weiteren Verstorbenen nur mit schlichten Grabtafeln aus Granit bedacht. In der Gesamtansicht ist damit sowohl die Wahl der Form als auch des Materials für die Erinnerung an Ernst Duderstaedt innerhalb der Grabanlage auffällig. Das Kreuz 122 Vgl. http://www.ag-sonnenberg-geschichte-in-chemnitz.de/Personen/Duderstaedt. htm; entnommen am: 05.07.2021, 12:13 Uhr. 123 Vgl. Sammlung Hänel, Uwe, Augustusburg.
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Abb. 42: Grabkreuz für Ernst Duderstaedt; © Marc Stoll
steht auf einem fast würfelförmigen Sockel, der nach oben leicht abgerundet ist. Die Schnittstelle der beiden Kreuzbalken wurde in Form eines Rechtecks erhaben herausgearbeitet und trägt die ovale Namenstafel des Verstorbenen. Diese erinnert in ihrer Form an die Erkennungsmarke des deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg. Die Inschrift ist durch Verwitterung allerdings nicht mehr erkennbar. Keinerlei Symbole deuten auf ein Soldatengrab hin. Diese nüchterne Gestaltung stellt eine Ausnahme im Komplex der Einzelgräber für Gefallene des Ersten Weltkriegs in Chemnitz dar. Das Grabmal für Paul Erich Elste im Gräberfeld 57 nahe des Mahnmals für die Opfer der Bombenangriffe des Jahres 1945 weist einen sehr schlechten Erhaltungszustand auf; das Material, vermutlich Sand- oder Kalkstein, ist bereits stark verwittert, sodass die Inschrift nur noch partiell erkennbar ist. Zerstört ist zudem der obere Teil des Steins, wobei in diesem Fall Einwirkung durch Menschenhand als wahrscheinlich gelten kann. Der Textabschnitt mit der Widmung „unseres lieben Sohnes und Bruders“ ist gerade noch lesbar, darüber hinaus wird die Beisetzung in einem Massengrab erwähnt, sodass es sich bei der Grabstelle auf dem Städtischen Friedhof in Chemnitz nur um ein Erinnerungs- und kein Realgrab handeln dürfte. Auch die Formulierung „für sein Vaterland gefallen am …“ wurde verwendet, was in Verbindung mit der genutzten Symbolik den Tod Paul Erich Elstes im Ersten Weltkrieg verifiziert. Das Grabmal gestaltete man in Form eines Steins, welcher auf einem niedrigen Sockel steht und dessen Vorderseite geglättet wurde,
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Abb. 43: Grabmal für Paul Erich Elste; © Stefan Hetzer
während Ränder und Rückseite eher an natürliche Formen erinnern. Der obere Abschnitt des Steins läuft in einer oben abgerundeten Verjüngung aus und zeigt eine Pickelhaube in Seitenansicht sowie dahinter die Klinge eines Seitengewehrs als typische Ausrüstungsgegenstände des deutschen Heeres – zumindest zu Kriegsbeginn – und schlägt somit eine gedankliche Brücke zu dem Gefallenen und dessen Kriegstod. Die Verwendung der Pickelhaube anstatt des Stahlhelms als Sinnbild kann als Hinweis auf den Todeszeitpunkt Elstes zwischen Kriegsausbruch und Mitte 1916 gewertet werden, denn danach nutzte man in der Regel eher den
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in diesem Jahr eingeführten Stahlhelm M1916 als Gestaltungsmittel für Soldatengräber. Auf dem Stein war ein Adler in aufrechter Position dargestellt, der eine Flagge in seinen Fängen hält, welche sich leicht um den Stein hüllt. Vom Adler sind jedoch nur die Fänge und Beinansätze sowie unteren Teile der Flügel erhalten. Während der Adler als Wappentier des Deutschen Reiches eindeutig identifizierbar ist, sind für die Flagge zwei Interpretationsansätze denkbar. Zum einen könnte sie die Flagge des Deutschen Reiches und durch deren liegende Pose dessen Niederlage im Ersten Weltkrieg symbolisieren. Zum anderen, falls das Grabmal etwa schon vor Kriegsende errichtet wurde, könnte es sich auch um die französische Tricolore handeln, welche vom deutschen Adler als Zeichen des bevorstehenden Sieges und der Niederwerfung Frankreichs in seinen Fängen gehalten wird. Eine dritte Möglichkeit wäre die fast senkrecht auf dem Stein liegende und diesen umhüllende Flagge als Sinnbild des Todes von Paul Erich Elste im „Dienste des Vaterlandes“. Die komplette Gestaltung des Grabmals mit Reichsadler und Flagge in Verbindung mit der Pickelhaube ist in der Chemnitzer Friedhofslandschaft nicht nur einzigartig, sie legt auch eine patriotische Gesinnung der Familie des Verstorbenen nahe. Aus dem Stumpf des Adlers ragt nach oben ein starker Metallstift heraus, der sicherlich der Stabilisierung der Skulptur dienen sollte, was im Umkehrschluss eine Zerstörung durch Menschenhand und erhebliche Gewalteinwirkung aufgrund der zur Schau gestellten nationalen Symbolik wesentlich wahrscheinlicher macht als eine Beschädigung durch Umwelteinflüsse, denn dafür kämen eigentlich nur herabfallende Baumteile infolge eines Windbruchs infrage. Beim Familiengrab Ernst ist schon auf den ersten Blick ein klarer Bezug zum Krieg erkennbar. Auf dem übergroßen Grabstein für mehrere Familienmitglieder auf dem Gräberfeld 13 des Friedhofs nimmt das Gedenken an den gefallenen Sohn Rudolf optisch wie symbolisch einen zentralen Platz ein. In der Mitte des rechteckigen Steins mit beidseitig schräg abfallenden oberen Abschlusskanten, die an ein Dach erinnern, ist eine mehrfach abgestufte Tafel in Form eines aufrecht stehenden Rechtecks gearbeitet, die wie ein separater Grabstein aussieht. Diese wird von einem Schwert, dessen Spitze nach unten gerichtet ist, in zwei Hälften geteilt. Hinter Heft und Knauf des Schwerts ist ein Eisernes Kreuz dargestellt, das von einem Kranz umgeben ist, welcher wiederum unten an der Schwertparierstange abschließt (vgl. Bilderanhang Abb. 44). In dieser Darstellung wurden somit auch räumlich mehrere Symbole miteinander verknüpft – fast scheint es, als würden sie miteinander verschmelzen. Schwert und Eisernes Kreuz weisen dabei vor allem auf Ritterlichkeit sowie Soldatentum hin. Die Inschrift schließt neben der elterlichen Widmung „Dem Gedächtnis unseres lieben Sohnes“ weitere Informationen über den militärischen Rang (Leutnant der Reserve), die Einheit (Königlich-Sächsisches Infanterie-Regi-
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Abb. 44: Grabstein der Familie Ernst; © Stefan Hetzer
ment 139), Studienrichtung (Student der Philosophie), Geburtsdatum und -ort (20. Mai 1893, Altstadt Waldenburg) sowie Sterbedatum und -ort (gefallen am 23. April 1915 bei Wez Macquart) ein. Wofür der auf der linken Seite in der Mitte der Inschrift befindliche Zusatz „Ritter“ steht, der zusätzlich mit schwarzen Verblendungen zur besseren Hervorhebung flankiert wurde, ist nicht klärbar. Höchstwahrscheinlich befand sich parallel dazu rechtsseitig des Schwertes ein Zusatz oder ein Symbol, gleichartig hervorgehoben, allerdings fehlt dieses Stück der Inschrift. Eine Erhebung in den persönlichen Adelsstand, wie dies im Ersten Weltkrieg zuweilen für außerordentliche militärische Leistungen vorkam – als Beispiele hierfür seien Robert Ritter von Greim und Wilhelm Ritter von Leeb genannt – scheint hinsichtlich des relativ niedrigen militärischen Ranges nahezu ausgeschlossen. Auch die Titulatur wäre dann in Form von „Rudolf Ritter von Ernst“ eine andere. Das Eiserne Kreuz existierte im Ersten Weltkrieg in der Verleihungsstufe als Ritterkreuz noch nicht. Andere Auszeichnungen wie der Königliche Hausorden der Hohenzollern besaßen zwar eine Ritterstufe, wurden aber nur relativ selten verliehen – im beschrieben Fallbeispiel ca. 7.000 Mal während des gesamten Krieges.124 Möglich wäre hingegen die Zugehörigkeit zu einem Ritterorden oder einem Ritterbund. 124 Vgl. https://www.ehrenzeichen-orden.de/deutsche-staaten/koniglicher-hausordender-hohenzollern-kreuz-der-ritter-mit-schwertern-1861.html; entnommen am: 05.07. 2021, 12:22 Uhr.
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Darüber hinaus interessant ist die Gestaltung des Namenszuges „RUDOLF ERNST“. Der Buchstabe „F“ ist deutlich kleiner als die übrigen und wurde in das vorhergehende „L“ eingefasst. Scheinbar hatte sich der ausführende Künstler in Bezug auf den vorhandenen Platz für den Vornamen verkalkuliert. Um diesen dennoch vollständig auf die Zeile links des Schwertes zu platzieren, wählte er mit der Einfassung eine elegante Notlösung. Ähnlich symbolträchtig wie im Fall der Familie Ernst fällt die Gestaltung des Grabsteins von Arno Fiedler aus. Hier wurden Stahlhelm, Seitengewehr und Eisernes Kreuz als Attribute ausgewählt. Der überhohe, rechteckige Grabstein wirkt dabei wie eine Art Rahmen oder Portal, der den eigentlichen Grabstein umschließt. Aufgrund von Statikproblemen musste der Stein waagerecht gelegt werden, was sowohl zu einer fortgeschrittenen Verwitterung der Inschrift als auch zu Moosbewuchs geführt hat.
Abb. 45: Grabstein von Arno Fiedler; © Stefan Hetzer
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Die Hintergrundgestaltung ist daher kaum noch zu erkennen. Auf dem als Relief herausgearbeiteten Grabstein sind Seitengewehr und Helm liegend dargestellt. Das Eiserne Kreuz wurde in den eigentlichen Stein eingraviert. Darunter sind von der Inschrift die Zeilen „In ewigem Gedenken […] unser lieber Held Arno Fiedler“ in altdeutschen Lettern gerade noch erkennbar (vgl. Bilderanhang Abb. 45). Die Betonung des Heldentums wird hier also gleich doppelt durch die Verwendung des Begriffs „Held“ und des Symbols vom Eisernen Kreuzes artikuliert. Das Motiv der auf dem Grabstein liegenden Kopfbedeckung, in diesem Fall des Stahlhelms, wiederholt sich auf dem Städtischen Friedhof bei mehreren Grabstellen, so auch bei Johannes Drechsler und Carl Büttner, Albert Paul Lehm, Gustav Hilmar Kinder sowie Arthur Giehler und sollte möglicherweise an die Gestaltung eines klassischen Soldatengrabes angelehnt sein. In Verbindung mit dem darunter liegenden Seitengewehr ähnelt die Gestaltung sehr den Reliefs am Familiengrab Richter/ Waldmann auf dem Matthäus-Friedhof. Neben dem Helm als klassisches Pars pro Toto für den Soldaten wurde somit auch oftmals Wert auf die zusätzliche Darstellung einer Waffe an den Grabmalen gelegt. Während die Grabgestaltung im Fall Arno Fiedler typisch für im Ersten Weltkrieg gefallene Angehörige ist, handelt es sich beim Grab von K. Theodor Paul Fiedler, was die Stadt Chemnitz angeht, um einen absoluten Einzelfall. Der Stadtrat und Baumeister fand den Tod nicht im Krieg und aus seinem Alter lässt sich schließen, dass er auch nicht an Kampfhandlungen teilgenommen hat (geboren am 2. April 1861). Allerdings nimmt die Inschrift auf seinem Grabstein eindeutig Bezug auf den Krieg und stellt somit auch einen Bestandteil der Erinnerungskultur des Städtischen Friedhofs an diesen dar. Das Grab befindet sich in Sektion 39, nahe des nördlichen Eingangs an der Wartburgstraße. Der Stein wurde auf einem leicht abgesetzten Sockel platziert, dessen Grundfläche eine abstrakte Ähnlichkeit mit einem Eisernen Kreuz aufweist, während die Absatzkante mit umlaufendem Blattwerk verziert ist. Nach oben läuft der Grabstein in einem konvexen Rundbogen aus, dessen Abschluss in einem schmalen Dachvorsprung mündet. Neben Namen, Amt, Beruf und Lebenseckdaten beherbergt die Inschrift die ungewöhnliche Widmung „Meine Sorge, meine Freude galt dem Erwachenden, meine tiefe Trauer dem gestürzten Vaterlande“. Dem Wortlaut nach könnte Fiedler selbst diesen Text für den Fall seines Ablebens verfügt haben, in dem er seine Trauer über den Zustand Deutschlands zum Ausdruck bringt, den er metaphorisch mit „gestürzt“ beschreibt. Der Bezug auf den Krieg ist angesichts des Sterbedatums vom 5. September 1924 offensichtlich, die Motivation dagegen unklar. Möglich scheint Patriotismus im Verbund mit öffentlichkeitswirksamer Außendarstellung über das eigene Ableben hinaus. Der erste Teil der Inschrift könnte dahingehend mit dem zweiten in Verbin-
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Abb. 46: Grabstein von Stadtrat und Baumeister K. Theodor Paul Fiedler; © Stefan Hetzer
dung stehen. Dass dort vom „erwachenden Vaterlande“ gesprochen wird, ist eventuell ein Verweis auf die Reichseinigung von 1871 und die Entwicklung des Deutschen Reiches in den Jahren danach. Ein hochgestellter Zivilist drückt mit seiner Grabinschrift seine Emotionen zum Werdegang und Schicksal Deutschlands aus. Damit wurde das öffentliche Erinnern nicht ausschließlich im Zusammenhang mit dem Militär bekundet, etwa in Kriegerdenkmälern, Soldatengräbern sowie im Andenken an die Gefallenen, oftmals mit den militärischen Einheiten oder Militärvereinen als Initiatoren, auch wenn die voran genannten Soldaten den überwiegenden Teil ausmachen, sondern es existieren auch zivile Erinnerungsformen.
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Auf der Krematoriumsseite des Städtischen Friedhofs, nur ca. 30 m vom Gebäude entfernt, existiert noch das Familiengrab Fischer in Abteilung 2 des Urnenhains. Vermutlich wurde es für den 1912 verstorbenen Familienvater Julius Fischer errichtet, nach dem Tod des Sohnes Ernst Fischer im Krieg dann aber um eine Inschrift erweitert, ehe es 1932 mit der Beisetzung der Mutter Anna Fischer seinen Abschluss fand. Das Grabmal besitzt auf mehreren Ebenen einen quadratischen Grundriss: Zunächst in Form einer Grundplatte, gefolgt von einem aufgesetzten Sockel – dessen Ecken zusätzlich mit kleinen Säulen verstärkt sind – und einer Deckelplatte.
Abb. 47: Grabmal der Familie Fischer; © Stefan Hetzer
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Darauf aufgesetzt befindet sich ein stufig gesockelter, vertikal aufgestellter Quader. Diesen verzierte man mit schmalen Umlaufkanten, einem Medaillon an der Stirnseite sowie einem schmalen Aufsatz. Allerdings lässt starker Moosbewuchs deren Formen und Details nur noch erahnen. Die Frontplatte am unteren Sockel führt zwischen den beiden Einträgen für die Eltern Ernst Fischer, geboren am 5. Januar 1893 in Chemnitz, gestorben am 3. Juni 1917 in Roubaix, auf. Ein kleines Eisernes Kreuz, platziert vor den Einträgen von Geburt und Tod, weist auf dessen Schicksal im Ersten Weltkrieg hin. Darüber hinaus findet man weder in der Inschrift noch durch erkennbare Symbole Hinweise auf den Kriegstod Ernst Fischers. Da das Grabmal deutlich größer als ein normaler Grabstein oder eine Grabplatte ist, dürfte es nicht an den finanziellen Mitteln der Familie gelegen haben, dass das Ableben des Sohnes im Ersten Weltkrieg darauf nicht deutlicher in den Vordergrund gestellt wurde, sondern es scheint sich vielmehr um eine bewusste Entscheidung der Hinterbliebenen gehandelt zu haben. Beim Material handelt es sich wahrscheinlich um Kalkstein. Neben der Farbe spricht auch der Verwitterungsgrad dafür. Die Inschrift ist bereits stark ausgewaschen, zudem sind sowohl die obere Partie des Grabmals als auch die Grundplatte stark mit Moos überwachsen. Aufgrund der fehlenden patriotischen Widmung, der Weglassung des Dienstgrades sowie der Einheit des Toten – sogar auf die Verwendung des Begriffs „gefallen“ hatte man verzichtet – ist dieses Grab eher als untypisch hinsichtlich der Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg in Chemnitz einzustufen. Einen klar militärischen Bezug dagegen besitzt das Grab der Familie Gey im Abschnitt 66 des Friedhofs, unweit des Eingangs an der Augsburger Straße gelegen. Der rechteckige Stein aus dunklem Granit steht auf einem zweifach abgesetzten Sockel und trägt die typischen Merkmale der Erinnerung an ein gefallenes Familienmitglied, ohne dabei aber in der Gestaltung ausschmückend zu werden. Ganz oben auf dem Grabstein wurde das Eiserne Kreuz eingraviert, darunter folgen die Informationen „Hans Walter Gey, Stud. Med. Dent., Geb 5.4.1894 – Gefallen am 10.9.1914 bei Champenoux in Frankreich“. Danach sind die Namen der verstorbenen Eltern vermerkt. Neben dem Hinweis auf das Studium der Zahnmedizin liegt der Fokus der kurzen Inschrift auf dem militärischen Werdegang. Während die Geburt nur in abgekürzter Version und der Geburtsort gar nicht aufgeführt werden, sind der Begriff „gefallen“ und der Sterbeort mit nachträglicher Erläuterung ausführlich gelistet (vgl. Bilderanhang Abb. 46). Der fehlende Dienstgrad könnte auf einen eher niedrigen Rang des Verstorbenen hindeuten. Die fehlende persönliche Widmung sowie die Absenz von Symbolen über das Eiserne Kreuz hinaus lassen die Gestaltung des Grabsteins im Gesamtbild sehr nüchtern und sachlich wirken.
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Abb. 48: Grabstein der Familie Gey; © Marc Stoll
Schon allein in der Größendimension hat die Grabstätte der Familie Giehler eine vollkommen andere Außenwirkung. Sie ist komplett mit einer Steinmauer sowie einem gusseisernen Zaun umrandet, beherbergt eine Mehrzahl an Gräbern, besitzt eigene steinerne Sitzbänke und wird von einem ca. 4 m hohen Monument geziert (vgl. Bilderanhang Abb. 47). Innerhalb dieses Komplexes in Sektion 53 des Städtischen Friedhofs befindet sich das Grab von Arthur Giehler. Dieser versah seinen Militärdienst in der 6. Kompanie des Chemnitzer Infanterie-Regiments 104 und fiel am 22.02.1917 neunzehnjährig bei Wytschaete im belgischen Flandern. Sein eigentliches Grab liegt auf dem deutschen Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy.125 Die Grabstelle in Chem125
Vgl. Sammlung Hänel, Uwe, Augustusburg.
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nitz ist also, wie so viele andere für Gefallene des Ersten Weltkriegs, nur symbolischer Natur, da die Rückführung des überwiegenden Teils der deutschen Kriegstoten in die Heimat nicht möglich war. Der zentrale Grabschmuck wurde als gesockeltes Kreuz gestaltet, dessen stilisierte Form an ein Eisernes Kreuz erinnert. Am oberen Ende wurde eine steinerne Pickelhaube der königlich-sächsischen Armee gestaltet, um der Stätte das Aussehen eines Soldatengrabes zu verleihen. Die Schuppenkette sowie das umkränzte königliche Wappen des Hauses Wettin mit Krone und Strahlenkranz auf der Stirn der Pickelhaube sind noch gut erkennbar. Der markante Pickel fehlt allerdings fast zur Gänze; von ihm blieb nur ein kleiner Metallstift übrig, der möglicherweise früher die eigentliche Spitze trug (vgl. Bilderanhang Abb. 48). Das Sockelende des Kreuzes ziert zudem ein kleines Eisernes Kreuz. Die Familie des Verstorbenen scheint also im Gesamtbild besonderen Wert auf eine militärische Gestaltung des Grabmals gelegt zu haben. Die Grabinschrift ist infolge starker Verwitterung nicht mehr lesbar. Wie bereits in den Fällen von Arno Fiedler, Carl Büttner und Johannes Drechsler erwähnt, schmücken soldatische Kopfbedeckungen relativ häufig die Gräber der im Krieg gefallenen Angehörigen, jedoch ist die Pickelhaube dabei eher die Ausnahme. Im Gegensatz zum damals als modern anmutenden Stahlhelm M1916 stellt sie wohl eher noch eine Reminiszenz an die „alte“ königlich-sächsische Armee dar. Ebenfalls nicht der Regelfall ist das Kreuz als zentraler Grabschmuck. Bei den mehr als 30 Personen, denen im Zusammenhang mit dem Ersten
Abb. 49: Grabkreuz mit Pickelhaube für Arthur Giehler; © Marc Stoll
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Weltkrieg auf dem Städtischen Friedhof gedacht wurde, stellte man nur in drei Fällen Kreuze ans Grab. In den meisten Fällen wurden stattdessen Grabsteine verwendet. Hinsichtlich dieser formalen Grabgestaltung ist demnach kein allzu starker Einfluss christlich-religiöser Motive auszumachen, was sich auch im Fehlen kirchlich geprägter Inschriften, wie z. B. Bibelversen, widerspiegelt. Allerdings ist hierbei einzuschränken, dass sich diese Beobachtung ausschließlich auf die noch existierenden, langjährigen Grabgestaltungen bezieht. Denn auf einer kolorierten Postkarte, welche höchstwahrscheinlich aus den 20er Jahren stammt und einen Ausschnitt des Städtischen Friedhofs inklusive des 104er Denkmals sowie einen Teil des sogenannten „Heldenhains“ zeigt, sind deutlich mehrere Grabkreuze aus Holz zu sehen.
Abb. 50: Postkarte mit Teilen des „Heldenhains“; © Stadtarchiv Chemnitz
Ein Grabstein im Rahmen des Familiengrabes der Familie Grabner am Rande des Gräberfeldes 54, nur einige Meter nördlich des 104er Ehrenmals, nennt gleich vier gestorbene bzw. gefallene Familienmitglieder. Auf dem Stein mit rechteckiger Grundform und abgerundeter, abgesetzter Oberkante – gefertigt aus schwarz-grauem Granit – sind die Namen von Kapitänleutnant Paul Grabner, des Einjährig-Freiwilligen Gefreiten Martin Grabner sowie der Reserveleutnante Alfred und Richard Grabner eingraviert, während im oberen Teil ein Eisernes Kreuz – gefolgt von der Widmung „Zum Gedächtnis unserer Lieben“ – zu sehen ist. Als auffällig kann hierbei die Tatsache genannt werden, dass trotz oder gerade wegen der vielen Gefallenen in der
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Abb. 51: Grabstein für die Gefallenen der Familie Grabner; © Marc Stoll
Familie auf den Begriff „Helden“ verzichtet und stattdessen mit „Lieben“ ein deutlich familiärerer Terminus gewählt wurde. Der Marineangehörige Paul Grabner starb am 30. Januar 1919, ob an einer Verwundung, Krankheit oder möglicherweise bei den Kämpfen im Baltikum, bleibt unerwähnt. Den soldatisch geprägten Begriff „gefallen“ nutzte man in seinem Fall – im Gegensatz zu den drei folgenden Toten – nicht, sodass sein Tod wohl zumindest aus keiner direkten Kampfhandlung resultiert, er aber dennoch auf dem Grabstein mit den Kriegstoten der Familie vermerkt wurde und vor Ort begraben liegt. Die drei weiteren Familienangehörigen „fanden im fernen Westen ein frühes Grab“, wie es auf dem Stein euphemistisch zu lesen ist. Keiner von ihnen erreichte das dreißigste Lebensjahr und aufgrund des identischen Geburtsdatums liegt die Vermutung nahe, dass Alfred und Richard Zwillinge waren. Der Dienst als Reservist scheint in der Familie zum guten Ton gehört zu haben, denn neben den beiden Offizieren hätte auch der Einjährig-Freiwillige Martin Grabner später zum Leutnant der Reserve befördert werden können. Dessen Eintrag besitzt den Zusatz „stud. rer. nat.“ und weist ihn als Studenten der Naturwissenschaften aus. Alfred und Richard Grabner waren im Zivilleben als Lehrer tätig, während Kapitänleutnant Paul Grabner wahrscheinlich Berufssoldat war. Den Angehörigen scheint die Erwähnung der honorigen Berufe und Tätigkeiten der Verstorbenen wichtig gewesen zu sein. Jedoch
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stellte man in allen vier Fällen den militärischen Dienstgrad vor den Namen, der Zivilberuf folgte erst in der Nachbeschreibung, was durchaus als Priorisierung angesehen werden kann. Ergänzt wurden die Angaben durch die Geburts- und Sterbedaten der vier Personen. Ein Unikat in puncto Gefallenengedenken stellt die Gestaltung des Grabsteins der Familie Härtel dar. Dessen ursprüngliche Version enthielt sehr wahrscheinlich keinerlei Erinnerung an die im Krieg umgekommenen Familienangehörigen. Allerdings wurde augenscheinlich nachträglich ein Täfelchen mit der Inschrift „Zum Gedächtnis …unserer Helden… Albrecht u. Gerhard“ an dem Grabsteinsockel angebracht (vgl. Bilderanhang Abb. 49). Beim Fertigungsmaterial könnte es sich um Granit oder Schiefer handeln. Eine schmale schwarze Umrandung wurde als Verzierung ausgewählt, welche oben in der Mitte teilweise von einem Eisernen Kreuz durchbrochen
Abb. 52: Grabstein der Familie Härtel mit kleiner Gedenktafel am Sockel; © Stefan Hetzer
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wird. Anhand der Geburts- und Sterbedaten der auf dem Stein verewigten Familienangehörigen (Clara Härtel 1858–1911, Moritz Härtel 1857–1920) kann bei den mutmaßlich Gefallenen auf Opfer des Ersten Weltkriegs geschlossen werden. Auch wenn die kleine Tafel offenbar erst deutlich später an dem Grabstein befestigt wurde, greift sie doch mit dem Eisernen Kreuz samt der Formulierung „unseren Helden“ typische Gestaltungsmerkmale von Gräbern aus der Nachkriegszeit auf. Aus Platz- oder Kostengründen verzichtete man jedoch auf weitere Textvermerke wie Geburts- und Todesdatum, Einheit, Dienstgrad oder Sterbeort und erwähnt nur die Vornamen der beiden Personen. Dennoch wird anhand dieses Täfelchens erkennbar, dass auch mit größerem Zeitabstand zum Ende des Ersten Weltkriegs bei einigen Familien noch Interesse bezüglich der Erinnerung an dort verstorbene Vorfahren besteht. Unklar bleibt, wann genau die Tafel hinzugefügt wurde, aber im Kontext des „nachträglichen Gedenkens“ ist die Praxis der Übernahme von zeitgenössischen Formulierungen wie „unseren Helden“ sowie der damit einhergehenden weiterführenden Verklärung des Todes im Krieg ausdrücklich zu hinterfragen. Im Vergleich zur kleinen Gedenktafel der Familie Härtel fällt das Grabmal der Familie Haubold für die verstorbenen Söhne Werner und Kurt wesentlich monumentaler aus. Beim Bau wurden mehrere Elemente zusammengefügt, sodass die Anlage insgesamt eine beträchtliche Größe besitzt. Zu beiden Seiten begrenzen Säulen mit rechteckigem Grundriss sowie pyramidenförmiger Haube das Ensemble. Auf ihnen ist jeweils eine Flamme bzw. Fackel abgebildet. Ein mauerartiger Zwischenteil verbindet diese mit dem eigentlichen Grabstein in der Mitte des Grabmals und wurde zur Anbringung der jeweiligen Inschrift genutzt. Auf der linken Seite fand die Erinnerung an Kurt Haubold Platz, welcher 1920 im Alter von 31 Jahren starb, und die Widmung „Hier ruht in Gott unser heissgeliebter Sohn und Bruder“, versehen mit dem Bibelvers aus Sprüche 16:9 – „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber der Herr allein gibt dass er fortgehe“. Hinsichtlich des Alters des Verstorbenen in Verbindung mit dem Todeszeitpunkt kurz nach Kriegsende läge hier ein Tod infolge von Verwundung nahe, allerdings finden sich in der Inschrift keinerlei Anzeichen dafür. Im Gegensatz dazu erfolgte die Widmung an Walter Haubold auf der rechten Seite ganz im Kontext seines Todes im militärischen Einsatz. Während die Formel „Unseres heissgeliebten Sohnes und Bruders“ noch dieselbe ist, kam bei ihm außerdem die Voranstellung „Zum ehrenden Gedächtnis“ zur Anwendung, womit eine stilistische Differenzierung zwischen zivilem und militärischem Tod sichtbar wird. Des Weiteren wurde neben Geburts- und Sterbedatum mit „Leutnant d. Res.“, „Batterieführer“ und „gefallen bei
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Abb. 53: Grabmal der Familie Haubold; © Stefan Hetzer
Reims“ Wert auf die Erwähnung der Eckpunkte seiner soldatischen Laufbahn gelegt (vgl. Bilderanhang Abb. 50). Abschluss findet die Inschrift mit der Widmung „Gekrönt, du Held in Sonnenhöhen steige! In stummem Schmerz sich unsre Seele neige, des Dankes Schuld bleibt immerdar.“ Neben der Heldenstilisierung fällt hier vor allem die Formulierung der Dankesschuld ins Auge. Wahrscheinlich bezieht sich diese Wortwahl auf den vermeintlich fürs Vaterland geleisteten Dienst, verbunden mit dem Opfer des eigenen Lebens. Den Hauptteil des Grabmals bildet ein rechteckiger Grabstein mit Relief, stehend auf einem Mauersockel und abgeschlossen mit einem Giebeldach, verziert mit zwei Rosetten an den unteren Ecken und einem Kreuz mit Umrandung an der Front. Der Sockel trägt den Namenszug „Familie Haubold“, welcher von einer steinernen Blumengirlande von unten und den beiden Seiten umrahmt wird (vgl. Bilderanhang Abb. 51). Auf dem Relief ist ein stehender Jesus abgebildet, der seine Hände einer sitzenden, die Hände zum Gebet gefalteten Frau reicht, augenscheinlich um ihr Trost zu spenden, was die Bildinschrift „Der Herr segne und tröste euch“ nochmals unterstreicht (vgl. Bilderanhang Abb. 52). Die Aufarbeitung des erlittenen Verlustes erfolgt hier demgemäß in Verbindung mit der Religiosität und der daraus entsprin-
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genden Hoffnung auf Linderung des erfahrenen Leids. Ähnlich wie bei dem Familiengrabmal Langer auf dem Matthäus-Friedhof zu Altendorf rückt beim Ausdruck der Trauer eine Frauenfigur in den Mittelpunkt, wenn auch dort ohne christlichen Kontext. In der erinnerungskulturellen Darstellung erhalten Frauen so ihren Platz, auch um ihr Schicksal als Witwe oder verwaister Mutter Rechnung zu tragen. Gleichzeitig ist die Zuweisung von sentimentalen Gefühlsregungen wie Trauer, Schmerz und Verzweiflung an die Frau typisch für die Erinnerungskultur des Ersten Weltkriegs, während Männer eher als stark und heroisch oder aber als verwundeter Krieger gezeigt werden. In einem kleinen von Koniferen abgegrenzten Bereich der Abteilung 7 des Städtischen Friedhofs befindet sich der Grabstein für Fritz Hörentrup. Als Material für dessen Gestaltung hatten die Angehörigen rotbraunen Granit mit schwarzen und beigen Sprenkeln ausgewählt. Die Formgebung erfolgte als grobes Rechteck, allerdings mit einer konvexen Oberkante und wellenförmiger Struktur an allen Rändern. Zuoberst wurde ein Eisernes Kreuz eingraviert, es folgen zwei sich mit den Stielen kreuzende Eichenzweige – beides
Abb. 54: Grabstein für Fritz Hörentrup; © Stefan Hetzer
2. Friedhöfe
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häufig verwendete Symbole auf Soldatengräbern und Sinnbilder des deutschen Heeres sowie für Tapferkeit und Ehre. Darauf folgt die Widmung „Dem Andenken unseres Helden Fritz Hörentrup“. Auch die Verwendung des Heldenbegriffs für gefallene Angehörige war in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg weit verbreitet und zeugt vom Versuch der Hinterbliebenen, dem Tod Sinn und Glorie zu verleihen. Anschließend führte man die wichtigsten militärischen Informationen wie Dienstgrad – Leutnant der Reserve – sowie Einheit – Reserve-Infanterie-Regiment 244/3 – an. Die Auflistung von Geburts- und Sterbedatum erfolgte im klassischen Muster mit der militärischen Formulierung „gef. d. 12.4.1918 bei Domevre“. Den Abschluss der Inschrift bildet der Schriftzug „beerdigt a. d. Heldenfriedhof z. Blamont“. Somit fand nicht nur der Sterbeort Erwähnung, sondern auch die Lokalität des Realgrabes unter der nochmaligen Titulatur als „Heldenfriedhof“. Sowohl der Inschrift als auch der Symbolik nach trug die Familie Hörentrup ein gewisses Maß an patriotischer Gesinnung nach außen, obschon nicht auf die Formulierung „fürs Vaterland“ zurückgegriffen wurde. Auch die Erinnerung an Gustav Hilmar Kinder wurde in den Rahmen eines großflächigen Familiengrabes eingebettet. Während dieses mit einer übergroßen stehenden Jesusstatue wiederum einen starken christlichen Bezug aufweist, schuf man für den gefallenen Sohn der Familie einen gesonderten Platz im Vorfeld des eigentlichen Familiengrabmals. Auf einem rechteckigen Sockel mit leichter Abstufung im unteren Drittel platzierte man hierbei eine Ulanen-Tschapka auf einem kleinen Kissen – beides wahrscheinlich aus Kupfer oder Bronze gefertigt. Die Gestaltung des Grabes nimmt dabei unmittelbaren Bezug auf seinen Einsatz als Rittmeister, dem Äquivalent zum Hauptmann bei der Infanterie,126 im Königlich-Sächsischen 2. Ulanen Regiment Nr. 18, worauf auch die Tafel an der Front des Sockels hinweist. Weiterhin sind darauf Todes- sowie Sterbedatum und die Vorausstellung „Hier ruht in Gott“ vermerkt, womit sich die Gestaltung der gesamten Grabanlage im religiösen Tenor auch in dieser Widmung für den gefallenen Sohn fortsetzt. Vervollständigt wird die Komposition mit einem Eisernen Kreuz auf der linken Seite der Tafel. Die Tschapka auf der Oberseite des Sockels als typische Kopfbedeckung der Ulanenverbände wurde höchst detailgetreu gearbeitet. Deckel, sächsisches Emblem und Kette sind gut erkennbar, während unter der Kappe ein einzelner Lorbeerzweig ruht. Eine durchgehende Bohrung unter der Tschapka an der Oberseite des Kissens zeugt von einem weiteren Gestaltungselement, welches allerdings entwendet wurde. Möglicherweise handelte es sich um 126 Vgl. 12:27 Uhr.
https://www.dwds.de/wb/Rittmeister;
entnommen
am:
05.07.2021,
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 55: Grabmal für Gustav Hilmar Kinder; © Marc Stoll
eine Reitgerte oder ein Seitengewehr, welches durch die Bohrung geschoben war. Die Anordnung des Ganzen auf dem Kissen wirkt wie die Präsentation des letzten Überbleibsels des Gefallenen mit einer Ehrenbezeugung – für jedermann sichtbar an dieser exponierten Stelle der Familiengrabstätte. Gleichzeitig ist auch hier wieder die Vermischung von militärischen und christlichen Motiven in der Erinnerungskultur erkennbar. Hinsichtlich des militärischen Einsatzes stellt auch das Gedenken an Roland Koerner eine Besonderheit dar, denn er starb während des Einsatzes deutscher Verbände in Finnland 1918 im Kampf gegen die „Roten Garden“. Auf seinem Grabstein sind dazu die 1. Eskadron des Königlich-Sächsischen Karabinier-Regiments, welches von April bis Oktober 1918 in Finnland im Einsatz war,127 sowie der Sterbeort Erkkylä vermerkt. Auch hier wurde zudem Wert auf die Nennung des Rangs eines Vizewachtmeisters, der dem eines Vizefeldwebels bei der Infanterie entsprach, gelegt. Die Aufführung des militärischen Dienstgrades auf privaten Grabstellen erfolgte häufig ab den Unteroffiziers- bzw. Portepee-Unteroffiziersrängen – wie in diesem Fall einem Feldwebeldienstgrad. Es scheint also für die 127 Vgl. https://www.geschichte.uni-rostock.de/forschung/forschung/forschungspro jekte/abgeschlossene-forschungsprojekte/ruediger-von-der-goltz-und-finnland-nach1918/; entnommen am: 05.07.2021, 12:45 Uhr.
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Abb. 56: Grabstein Roland Koerners; © Stefan Hetzer
Hinterbliebenen durchaus eine Rolle gespielt zu haben, dass im kollektiven Gedächtnis auch die militärische Bedeutung des Verstorbenen in Form eines höheren Dienstranges erhalten bleibt. Darüber hinaus weist der Stein jedoch keine weiteren Spezifika auf. Die Inschrift beinhaltet neben den Geburtsund Sterbedaten lediglich die kurze Widmung „Hier ruht Herr Roland Koerner“ und auch die Gestaltung des rechteckigen Grabsteins ohne schmückende Symbole, nur mit einem schmalen umlaufenden Zierrand mit Struktur im Kontrast zum ansonsten glatten Stein, wirkt sehr nüchtern. Die Widmung lässt allerdings den Schluss zu, dass Koerner tatsächlich in Chemnitz bestattet wurde, d. h. man hatte ihn nach seinem Tod in die Heimat überführt. Ein Grund dafür könnte sein Einsatz an der Finnlandfront gewesen sein, da dort die Verluste der deutschen Truppen im Vergleich zur West- oder Russlandfront als extrem gering einzuschätzen sind und so aufgrund der überschaubaren Anzahl an Gefallenen die logistischen Kapazitäten für eine Rückführung vorhanden gewesen sein dürften. Das Grab selbst befindet sich etwas entfernt vom ehemaligen „Heldenhain“ in Abteilung 26 des Friedhofs. Für den Verstorbenen Ernst Kuntze wurden auf der Grabstelle seiner Familie im Gräberfeld sechs gleich zwei Erinnerungen geschaffen. Zum einen wird er auf der Grabtafel genannt, die über ihn hinaus die weiteren verstorbenen Familienangehörigen ausweist, zum anderen zeigt sich ein eigens für ihn angefertigter Grabstein.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 57: Grabstein mit Erwähnung von Ernst Kuntze; © Stefan Hetzer
Die Beschriftung des Familiengrabsteins ist infolge der Aufführung von insgesamt acht Personen relativ knapp gehalten. Neben zwei später im Zweiten Weltkrieg gefallenen Verwandten, angeheirateten Angehörigen sowie seinen Eltern findet Ernst Kuntze hier mit dem Lebenszeitraum 1885–1918 und einem kleinen Eisernen Kreuz Erwähnung. Anscheinend sollte er im Gedenken an den gesamten Familienkreis nicht fehlen und wurde in dieser Form mit einbezogen. Deutlich imposanter wirkt dagegen der große rechteckige Grabstein mit überdimensioniertem Eisernen Kreuz, welcher Ernst Kuntze allein vorbehalten blieb. Das Eiserne Kreuz wurde detailliert mit der preußischen Königskrone, dem Buchstaben „W“ für Kaiser Wilhelm II. sowie der Jahreszahl 1914, dem Jahr der erneuten Stiftung der Auszeichnung, versehen. Auch der Name des Verstorbenen ist in übergroßen Lettern abgebildet, gefolgt vom Hinweis auf den 1.6.1918 als Sterbetag und dem Zusatz „bei Merville“ als Ort des Zutodekommens. Eingebunden sind diese biografischen Daten in die Widmung „Zur Erinnerung an unseren lieben […] der […] sein Leben fürs Vaterland gab“. Diese patriotische Formulierung ist, wenn auch nicht die meistgenutzte im Bezug auf im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten – gleichzeitig der offensichtliche Versuch einer Sinngebung für das verlorene Familienmitglied. Mit dem „Tod fürs Vaterland“ findet eine Überhöhung statt, deren Akzeptanz durch den wiederholten, viel zitierten Gebrauch festen Eingang in die Erin-
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Abb. 58: Grabstein zur Erinnerung an Ernst Kuntze; © Stefan Hetzer
nerungskultur nach Kriegsende gefunden hat. Gesellschaftlich könnte man von einer Art „Selbstsuggestion“ sprechen – eine Behauptung wird so lange und so oft wiederholt, bis sie kollektiv als die Wahrheit akzeptiert wird. In der Nachkriegszeit wurde dieses Phänomen natürlich noch von der Tatsache gestützt, dass es kaum kritische Stimmen an dieser Sichtweise gab oder aber Kritiker sofort als „Vaterlandsverräter“ diffamiert wurden. Während die Grabsteine für Ernst Kuntze etwas abseits in Sektion sechs des Friedhofs aufgestellt wurden, befindet sich das Grabmal der Familie Langer direkt an der großen Hauptallee. Es handelt sich dabei um eine monumentale, repräsentative Familiengrabanlage mit Erinnerung an den gefallenen Soldaten Otto Langer.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 59: Familiengrab Langer; © Stefan Hetzer
Dieser ist als einziger auf dem großen Grabbau aus hellem Sand- oder Kalkstein namentlich aufgeführt, ansonsten weist lediglich der Schriftzug „Familie Joh. Langer“ auf die Bestatteten hin. Der Bau selbst erinnert an eine griechische Tempelanlage, mit seinem in flacher Dreiecksform gehaltenen Dachgesims, den acht Säulen, die in zwei Vierergruppen links und rechts des Mittelportals angeordnet sind, sowie den schmückenden Ornamenten. Im Portal wurde ein separater Grabstein auf einem Sockel, flankiert von zwei kleinen Säulen und mit einem eigenen Sims überdacht, platziert (vgl. Bilderanhang Abb. 53). Dieser ist Otto Langer mit der Inschrift „Hier ruht in *RWW 2WWR /DQJHU ± /HXWQDQW GHU 5HV ± 3LRQLHU %DWWO ± ။ † 13.9.1917.“ gewidmet. In der Widmung fanden also Dienstgrad und Einheit Platz, allerdings keine patriotische Formulierung, sondern die christliche Formel „Hier ruht in Gott“. Darüber hinaus ist lediglich am kleinen Dachsims des Steins eine symbolische Aufwertung in Form von Lorbeerranken zu finden, während Eisernes Kreuz oder andere Abbildungen von Militaria keinen Platz erhielten. Eine rhetorische Überhöhung oder Fokussierung auf das Militärische war hier seitens der Familie anscheinend nicht erwünscht. Welche Abbildung die runde Aussparung über der Inschrift einst in sich barg, ist aufgrund des Verwitterungszustandes leider nicht mehr feststellbar. Dafür ist
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Otto Langer einer der wenigen Gefallenen, die in der Heimat beigesetzt werden konnten,128 worauf auch die Inschrift „Hier ruht …“ hinweist. Über die Umstände seiner Rückführung in die Heimat existieren allerdings keine Quellenbelege. Möglicherweise wurde er als Verwundeter mit dem im November 1914 in Dienst gestellten Chemnitzer Lazarettzug129 in eines der vielen Chemnitzer Lazarette verlegt und verstarb dort, sodass eine Beisetzung auf dem Städtischen Friedhof möglich war. Stilistisch ambivalent wurde dazu das Grabmal für Paul Lehm errichtet. Zwei aufeinandergeschichtete schwarze Granitquader bilden einen Sockel, der von einer schmalen Platte gleichen Materials abgeschlossen wird. Dort wurde eine steinerne Plastik des Stahlhelms M1916 in Originalgröße aufgesetzt, unter dessen Stirnkrempe einzelne Lorbeerblätter hervorlugen. Der obere Sockelstein ist mit der Inschrift „Zum Gedächtnis an unseren lieben Bruder Vizefeldwebel Albert Paul Lehm geb 4.11.1894, gefallen 1.12.1917 in Frankreich Masieres 7/105“ versehen. Es tauchen in kurzer Abfolge also die für die damalige Zeit typischen Spezifika für ein Gefallenengrab mit Dienstgrad, Todesort, Einheit und dem Vermerk „gefallen“ auf. Auch die
Abb. 60: Grabmal für Albert Paul Lehm; © Marc Stoll
128
Vgl. Sammlung Hänel, Uwe, Augustusburg. Vgl. Lesch, Kristin/Kroll, Frank-Lothar/Reitz, Dirk (Hrsg.): Sachsen im Ersten Weltkrieg. Dresden 2016, S. 86. 129
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Auswahl der Symbolgestaltung ist mit Stahlhelm sowie Lorbeer charakteristisch und das Ensemble ähnelt in seiner Gesamtheit – abgesehen von Materialauswahl und Sockelhöhe – sehr der Grabstelle Büttner/Drechsler. Hervorzuheben ist dabei besonders die „naturnahe“ Darstellung, denn der Lorbeer wurde nicht als Kranz abgebildet, sondern es scheint, als würde er unter dem vom Soldaten übrig gebliebenen Helm hervorwachsen – als eine Art Verbindung des Gefallenen mit der Natur. Die Widmung „an unseren lieben Bruder“ könnte darauf hinweisen, dass die Eltern von Albert Paul Lehm zum Zeitpunkt seines Todes selbst bereits verstorben waren und so die Geschwister diesen Grabstein setzen ließen, da sonst in der überwiegenden Anzahl der Fälle das Elternhaus für die Erinnerung an den Gefallenen in Form eines Grabmals sorgte. Zu verorten ist die Grabstätte der Familie Lehm in Abteilung 15 des Städtischen Friedhofs. Als eines der wenigen Gräber mit Bezug zum Ersten Weltkrieg liegt das Grab der Familie Limbach im Urnenhain, Sektion 2, stadtauswärts gesehen rechts der Reichenhainer Straße und damit ein gutes Stück entfernt sowohl von den Ehrenmalen als auch den meisten anderen Weltkriegsgräbern. Die Limbachs wählten als Grabschmuck einen Obelisken aus schwarzem Granit, der auf einem steinernen Sockel platziert wurde und dessen unteres Drittel einen nochmals herausgearbeiteten zweiten Sockelabschnitt besitzt. Der massive obere Teil trägt die Inschrift „Familie Limbach“, während der würfelförmige Unterteil explizit der „Familie Heinrich Limbach“ gewidmet ist und zudem eine persönliche Erinnerung an Willy Limbach beinhaltet. Die Gestaltung dafür wurde in Form eines Kreises vorgenommen, der links und rechts im oberen Drittel jeweils mit einem Eichenblatt verziert ist und die Dedikation an den Gefallenen umschließt. Diese wurde in die Worte „Unserem Willy – Einj. Frw. Utffz. 11.107 am 11.11.1916 a.d. Somme zum Gedenken“ gekleidet und zusätzlich mit einem Schwert oder Dolch unterlegt (vgl. Bilderanhang Abb. 54). Möglicherweise nimmt die hier aufgegriffene Symbolik Bezug zum Wappen des Regiments, Bildnachweise dafür konnten jedoch keine gefunden werden. Abgesehen von dieser Option stellt die Verwendung von Schwert und Eichenlaub auch an privaten Grabmalen in Erinnerung an gefallene Angehörige – wie bereits anhand der Beispiele der Familien Grossmann, Reich, Levy und Ernst erläutert – keineswegs eine Ausnahmeerscheinung dar, sondern entsprach dem stilistischen Zeitgeist. Im Vergleich zum tatsächlich auf dem Städtischen Friedhof beerdigten Otto Langer fällt auch die Formulierung der Inschrift auf, die bei Willy Limbach „zum Gedenken“ lautet und damit indirekt die Abwesenheit des Leichnams dokumentiert, während bei Langer mit „Hier ruht“ die ausdrückliche Anwesenheit dessen sterblicher Überreste deutlich gemacht wurde. Weiterhin ist der Zusatz „Einj. Frw.“ – EinjährigFreiwilliger – vor dem Dienstgrad Unteroffizier zu vermerken. Limbach
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Abb. 61: Grabobelisk der Familie Limbach; © Marc Stoll
diente also weder als Berufssoldat noch als Wehrpflichtiger, sondern hatte sich wie eine ganze Generation junger Männer in Deutschland nach Kriegsausbruch freiwillig zum Militärdienst gemeldet. Die Einjährig-Freiwilligen stammten zumeist aus dem gehobenen Bürgertum, da sie in Friedenszeiten
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Unterbringung und Ausrüstung selbst finanzieren mussten. Als Voraussetzung für diese Militärlaufbahn musste der Kandidat die mittlere Reife an einem Gymnasium oder einer Mittelschule erworben haben. Der Dienst EinjährigFreiwilliger war für viele Söhne aus bürgerlichen Familien – neben der freien Wahl von Waffengattung und Truppenteil – auch deshalb so attraktiv, weil er nach Abschluss der Grundausbildung die Beförderung zum gesellschaftlich angesehenen Reserveoffizier ermöglichte.130 Insgesamt gesehen kann die Inschrift auch als Botschaft der Hinterbliebenen mit dem Akzent auf der Freiwilligkeit des Sohnes, „sein Leben für das Vaterland einzusetzen“, verstanden werden. Gleiches gilt für die Nennung der Somme als Todesort, da sie neben Verdun das bekannteste Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs darstellt und dem zeitgenössischen Betrachter einen Hinweis darauf geben sollte, dass Willy Limbach gerade in dieser bedeutsamen Schlacht sein Leben verlor. Ebenfalls in Feld zwei des Urnenhains auf dem Städtischen Friedhof erinnert im Rahmen einer Urnengemeinschaftsgrabanlage eine kleine rechteckige Tafel aus schwarzem emaillierten Stein an Curt Lungwitz, seines Zeichens Lehrer aus Dresden Löbtau. Dem Charakter solcher Gemeinschaftsgrabanlagen für Urnen entsprechend ist die Inschrift sehr kurz gehalten. Weder Todes- noch Sterbedatum wurden eingraviert, dafür aber der patriotische Zusatz „Er starb für das Vaterland“. Das ist eine erstaunliche Priorisierung, da die Hinterbliebenen diese Zuschreibung mutmaßlich als wichtiger und überlieferungswürdiger betrachteten als die biografischen Eckdaten des Dahingeschiedenen. Des Weiteren erfolgte die knappe Anführung eines Bibelzitats aus Matthäus 28:20 „Siehe, ich bin bei euch alle Tage“, aber auch dies nur in verkürzter Form, denn wesentlich bekannter ist die ausführliche Zitation „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende“. Sehr wahrscheinlich wurde die Textstelle aus Platz- bzw. Kostengründen gekürzt; der identische Grund spräche dann auch für die Wahl der Widmung anstatt der Daten. Die an der Urnengrabanlage angebrachten Tafeln gab es dem Anschein nach aus Gründen der Vereinheitlichung in genau zwei Größen, wobei die größere Version in etwa viermal so viel Platz bot als die kleinere. Dementsprechend dürfte es auch im Preis deutliche Unterschiede gegeben haben und bei der Entscheidung für das kleinere Exemplar war damit auch der Zwang verbunden, sich bei der Inschrift auf das Allernötigste zu beschränken. Deutlich wird auch anhand dieser Inschrift wieder der Aspekt der Vermischung von patriotischen und christlichen Motiven in der Grabgestaltung, wobei in diesem Fall die Vaterlandswidmung, ob aus Zufall oder Präferenz, dem Bibelvers vorangestellt wurde. 130 Vgl. https://www.alltagskultur.lwl.org/de/blog/das-einjaehrige/; entnommen am: 05.07.2021, 14:07 Uhr.
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Abb. 62: Urnengrabtafel für Curt Lungwitz; © Marc Stoll
Die Erinnerung an Fritz Oppenheim am Grab der Familie von Hugo Oppenheim ist nicht allein ob dessen Form und Gestaltung besonders zu nennen. Fritz Oppenheim war Jude und diente beim Chemnitzer Infanterie-Regiment 181. Er fiel am 19.09. in der Schlacht bei Hollebeke in Belgien kurz vor seinem 23. Geburtstag.131 Oppenheim war neben Julius Sussmann einer von nur zwei Chemnitzer Juden, die im Ersten Weltkrieg einen Offiziersrang erreichten.132 Trotz ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinde ließ die Familie Oppenheim ihr Grabmal auf dem Städtischen Friedhof, Abteilung 2 des Urnenhains, anlegen, was den Schluss nahelegt, dass es sich bei den Oppenheims um säkulare Juden handelte, da in Chemnitz ansonsten ja eine Bestattung auf dem Jüdischen Friedhof ohne weiteres möglich gewesen wäre. Der Baustil des nach vorne offenen Halbrondells mit seinen sechs umlaufenden Säulen ist an die griechische Klassik angelehnt. In den Sockel wurden 131 132
Vgl. Grunert/Nitsche, Register, in: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 469. Vgl. Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 59.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 63: Grabstätte der Familie Hugo Oppenheim; © Stefan Hetzer
acht Nischen eingearbeitet, die vermutlich die Urnen der Verstorbenen beherbergen, während Kupfer- bzw. Bronzeplatten deren Namen sowie Daten tragen und als Verschluss dienen. In der Mitte des Halbrunds wurde zwischen zwei der Säulen eine große Tafel mit der Inschrift „Im Glück nicht stolz zu sein – und im Leid nicht zagen – das Unvermeidliche – mit Würde tragen – das Rechte tun – am Schönen sich erfreuen – das Leben lieben – und den Tod nicht zu scheuen – und fest an Gott – und bessere Zukunft glauben – und dem Tod sein Bitteres rauben“ platziert. Der Wortlaut kann durchaus auch als Hinweis auf den im Krieg gefallenen Sohn Fritz verstanden werden. Dementsprechend könnten die zweite bis vierte Zeile, im Leid nicht zu zagen und das Unvermeidliche mit Würde zu tragen, auf den Umgang der Familie mit dem Verlust des Sohnes gemünzt sein, während die Zeilen acht, neun und zehn mit dem Hinweis auf die Todesverachtung sowie die Hoffnung auf Gott und eine bessere Zukunft das Handeln Fritz Oppenheims samt seiner Motivation zum Kriegsdienst in den Vordergrund rückt. Vor der beschriebenen Tafel steht ein großes Podest, welches eine stattliche Henkelschale aus Metall trägt, die das leere untere Tafeldrittel verdeckt. Dieses Podest nimmt innerhalb des Grabmals eine zentrale Stellung ein, was gleichzeitig die Bedeutung des gefallenen Sohnes hervorhebt. Hinweise darauf geben das oben mittig angebrachte Relief
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eines Stahlhelms mit Kinnriemen in leicht aufwärts geneigter Pose, was der Darstellung eine gewisse Dynamik verleiht (vgl. Bilderanhang Abb. 55), sowie die am Podestsockel angebrachte Inschriftstafel. Diese wurde offenbar aus demselben Material gefertigt wie die übrigen Namenstafeln und führt den Spruch „Fällt der mutige Sohn ferne dem Vaterhaus, bleibet er ewig ihm nah leuchtend als sonniger Stern.“ Abgesehen von der Zuschreibung „mutig“, die bei Gefallenendenkmälern öfter beispielsweise im Begriff „Heldenmut“ Gebrauch findet, ist die Inschrift eher lyrisch-melancholisch denn patriotisch zu nennen. Statt dem vielzitierten „Tod fürs Vaterland“ als nationalem Dienst wird hier in Form der Metapher „ewig nah dem Vaterhaus leuchtend als sonniger Stern“ die familiäre Verbundenheit in den Mittelpunkt gerückt, eventuell auch unterschwellig mit der Trauer verbunden, den Toten nicht in der Heimat beerdigen und betrauern zu können („ferne dem Vaterhaus“). Die schiere Größe, assoziiert mit der aufwändigen Gestaltung des Grabmals, resultierte aus Hugo Oppenheims Erfolg als Geschäftsmann, der seiner ab 1886 bestehenden Teilhaberschaft an der Heidenheimschen Fabrik zur Herstellung von Stoffhandschuhen und Strumpfwaren entsprang.133 Zurück auf dem ursprünglichen Friedhofsteil trifft man in der Gräberabteilung 14 auf das Grabmal für Paul Curt Palitzsch. Die Gestaltung erfolgte in Form einer geriffelten Säule, auf deren Kapitell ein Würfel mit Inschrift liegt; als Material wurde schwarzer Granit verwendet. In seiner Erscheinungsweise erinnert diese Komposition an ähnliche Grabverzierungen mit dem Motiv einer abgebrochenen Säule, welche gemeinhin „ein zu früh beendetes Leben symbolisiert.“134 Diese Deutungsabsicht könnte der Künstler auch bei der Schaffung des Grabmals für Paul Curt Palitzsch im Sinn gehabt haben. Die Inschrift folgt mit der persönlichen Widmung „Dem Andenken unseres lieben Bruders und Schwagers“ sowie der nachfolgenden Aufzählung von Dienstgrad (Leutnant der Reserve), Einheit (Reserve-Infanterie-Regiment 244), Geburts- und Sterbedatum inklusive Sterbeort, einem der typischen Muster für die Gestaltung solcher Grabstellen in Erinnerung an gefallene Angehörige. Auch die gesonderte Erläuterung des Sterbeorts durch den Zusatz „Somme“ als Präzisierung des bekannten, öffentlichkeitswirksamen Schlachtenorts war, wie bereits an den Beispielen von Mafred Götz und Willy Limbach nachgewiesen, weit verbreitet. Im Gegensatz dazu gibt es beim Palitzschen Grabmal, abgesehen von dessen Form selbst, keinerlei symbolische Gestaltungsmerkmale. 133 Vgl. Nitsche, Jürgen: Juden im Wirtschaftsleben der Stadt Chemnitz. Ein Überblick, in: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz, S. 75. 134 https://www.bielefeld.de/de/un/fried/gug/grab/; entnommen am: 21.02.2019, 11:10 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 64: Grabmal für Paul Curt Palitzsch; © Stefan Hetzer
Eine weitere Familiengrabanlage im großen Stil in Abteilung 26 an der Hauptachse des Friedhofs beherbergt das Gedenken an die im Krieg zu Tode gekommenen Angehörigen Werner und Fritz Rother. Auch in diesem Fall wurde für die Gefallenenerinnerung eine exponierte Stelle gewählt: markant und mit gebührendem Abstand vor allen anderen Grabplatten, nah genug an der dekorativen Umzäunung, um für alle Vorübergehenden lesbar zu sein. Die Form folgt einem aufrechtstehenden Quader, dessen Oberseite in drei Abstufungen ausläuft. Auf der obersten Stufe sind noch Reste eines Verbindungsstifts sichtbar, der an dieser Stelle eine Stahlhelmplastik aus Vollmetall justierte. Diese wurde aber laut Aussage der Friedhofsverwaltung gewaltsam entwendet.135 Dessen beraubt, enthält der Granitblock keine weiteren Verzierungen.
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Kreutziger, Mandy, Chemnitz.
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Abb. 65: Grabstein für Werner und Fritz Rother; © Marc Stoll
Die Inschrift wird mit der Widmung „Unsern lieben Helden zum Gedächtnis“ eingeleitet, daran anschließen sich die wichtigsten militärischen Eckdaten Werner Rothers: Leutnant der Reserve, Dienst im 1. Jäger-Bataillon 2. Fürst Bismarck, geboren am 5. Juni 1894, gestorben in englischer Gefangenschaft in Keighley am 4. März 1918. Es folgen die gleichen Aufführungen für Fritz Rother. Dieser bekleidete allerdings keinen Offiziersrang, sondern war als Einjährig-Freiwilliger zum Ersatzbataillon des 1. Fuss-ArtillerieRegiments 12 gestoßen und starb im Alter von 20 Jahren, weniger als einen Monat vor Kriegsende in Metz. Eigentümlich mutet die Widmung „Unsern lieben Helden“ an. Sie zeigt den Spagat bei der Gestaltung solcher Erinnerungsorte für die Hinterbliebenen, da sie einerseits das Geleistete der Verstorbenen heroisieren sollten, andererseits aber die persönliche Verbindung sowie die Gefühle über den Verlust widerspiegeln. Südöstlich des 104er Denkmals steht im Gräberfeld 50 ein schwarzgrauer Granitgrabstein im Andenken an ein oder zwei Angehörige der Familie Saupe. Der Grabstein ist im Verhältnis zu anderen relativ klein und dazu schon ein gutes Stück im weichen Untergrund eingesunken, sodass die Informationen zur zweitgenannten Person – Max R. Saupe – nur noch teilweise, in Form des Geburtsdatums, zu lesen sind. Die einführende Widmung lautet: „Zum Gedächtnis“. Erstgenannter ist Arthur M. W. Saupe, geboren am 23. März 1876, gefallen am 22. Juli 1916.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 66: Grabstein zum Gedächtnis an Arthur M. W. Saupe und möglicherweise Max R. Saupe; © Marc Stoll
Ob die Widmung auch noch auf den nachfolgenden Max Saupe bezogen ist, kann aufgrund des eingesunkenen Steins nicht mit Sicherheit gesagt werden. Auf dem Städtischen Friedhof existieren Grabsteinvarianten, auf denen nur Gefallenen gedacht wurde, während andere militärische und Ziviltote in einem Zug nennen. So sind im Fall der Familie Saupe beide Varianten denkbar. Auffällig sind sowohl die geringe Größe des Steins, als auch fehlende Verzierungen und Symbolik, was auf eine weniger gut betuchte Familie hindeutet. Die Form des Steins wurde eher unorthodox gestaltet, er verjüngt sich nach unten hin leicht und der obere Rand läuft in insgesamt acht Zacken aus. Folgt man der Hauptallee des Friedhofs vom Haupteingang aus in Richtung Südosten, unweit der beiden Denkmäler für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und des 244. Reserve-Infanterie-Regiments, steht am Gräberfeld 54 ein weiterer Grabstein für den im Krieg umgekommenen Soldaten Hanns Schauer. Dieser weist eine grundsätzlich rechteckige Form auf – die Kanten wurden aber nur grob behauen und besitzen dadurch eine naturbelassene Optik. Die obere Umrandung ist als leicht konvexer Bogen gestaltet, als Material fand schwarzer Granit Verwendung. Bei der Betrachtung fällt sofort das übergroße Eiserne Kreuz im oberen Feld des Steins ins Auge, welches neben
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Abb. 67: Grabstein für Hanns Schauer; © Stefan Hetzer
dem zentral platzierten „W“ als Initiale für den Stifter auf dem oberen Balken den Ort „Loos“, südöstlich von Lille in Frankreich gelegen, links und rechts die kombinierte Datierung „am 8. Okt.“ sowie am unteren Ende die Jahreszahl 1915 führt. Die Widmung „Zum Gedächtnis unseres lieben Helden“ ähnelt jener der Familie Rother auffällig; lediglich die Stellung der beiden Wortgruppen ist getauscht. Anschließend folgt die übliche Angabe über den Rang – in diesem Fall die etwas ungewöhnliche Titulatur des Offizierstellvertreters, die genau genommen keinen militärischen Dienstgrad, sondern eine Dienststellung136 zwischen Feldwebel und Leutnant bezeich136 Vgl. https://artsandculture.google.com/entity/m010vvcg0?hl=de; entnommen am: 05.07.2021, 14:19 Uhr.
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nete. Sie wurde hier wohl vor allem deshalb aufgeführt, weil Offiziere gesellschaftlich ein durchaus hohes Ansehen genossen und ein Offizierstellvertreter in den Augen der Angehörigen dieser Funktion sehr nahekam. Fast schon kanonisch ist die hernach erfolgte Nennung des Regiments, in diesem Fall das Reserve-Infanterie-Regiment 11./106. Die doppelte Nummerierung ergab sich hier, wie bei den anderen sächsischen Einheiten auch, aus der formellen Unabhängigkeit der königlich-sächsischen Armee innerhalb des Reichsheeres. So handelte es sich bei diesem Beispiel um das 11. Regiment der sächsischen Armee und gleichzeitig das 106. des gesamten deutschen Heeres. Beendet wird die Inschrift mit dem Geburtsdatum vom 16. Mai 1892 sowie vom Sterbedatum, dem 8. Oktober 1915. Den Abschluss der Grabsteingestaltung bildet ein Symbol, bestehend aus vier Querlinien, zwei Punkten und einem kleinen Längsbalken. Die Familie von Franz Alfred Schmiedgen ließ „Zum Gedächtnis [ihres] lieben Sohnes und Bruders“ im Gräberfeld 54 in Sichtweite der Augsburger Straße einen Grabstein für den Gefallenen aufstellen. Dieser besteht aus schwarzgrauem Granit, welcher die Form eines Fünfecks besitzt, dessen beiden äußere obere Ecken schräg nach innen abgesetzt sind und jeweils an deren unterem Ende einen kleinen Vorsprung bilden.
Abb. 68: Grabstein für Franz Alfred Schmiedgen; © Marc Stoll
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Wie die Inschrift des Steins verrät, handelte es sich bei Schmiedgen um einen Einjährig-Freiwilligen, welcher in der 7. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments 104 diente. Geboren am 26.11.1895, fiel er am 20.7.1916 an der Somme. Als symbolische Gestaltungselemente hatte man im oben spitz zulaufenden Segment des Grabsteins ein Eisernes Kreuz gewählt, unter dem sich die Stielenden eines Eichen- und eines Lorbeerzweiges kreuzen. Während in der Inschrift formale Aspekte des militärischen Rangs sowie der Einheit mit der persönliche und familiäre Nähe suggerierenden Widmung „unseres lieben Sohnes und Bruders“ vermischt wurden, konzentrierte man sich bei den Symbolen ganz auf das soldatisch-heroische Spektrum. Die Nennung der Somme als Todesort erfolgte wahrscheinlich auch, weil diese neben Verdun als bedeutendste und verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkriegs so gut wie allen zeitgenössischen Betrachtern ein fester Begriff in Assoziation mit dem Tod im Krieg gewesen sein dürfte. Der Grabstein Franz Alfred Schmiedgens liegt aktuell losgelöst neben seinem Sockel, möglicherweise weil die Gefahr des Umkippens bestand oder weil er durch Natureinflüsse in der Vergangenheit umgeworfen wurde. Nur ein paar Meter vom Grab der Familie Ernst in Gräberfeld 13 entfernt befindet sich ein weiteres Familiengrab mit einem Gedenkgrabstein an einen Gefallenen – jenes der Familie Schulze. Den kleinen rechteckigen schwarzen Stein positionierte man im Querformat im Vorfeld des eigentlichen Grabmals. Gewidmet ist er Georg Schulze, geboren am 20.4.1894 und gefallen am 15.8.1915 bei Dillamy. In Anbetracht des Familiengrabmals beschränkte man sich bei diesem Gefallenengedenken auf einen sehr zurückhaltenden Rahmen, sowohl was die Größe als auch die Gestaltung des Steins angeht. Sogar auf eine Widmung oder weiterführende Inschrift wurde ganz verzichtet, ebenso auf ergänzende militärische Angaben wie Einheit oder Dienstgrad, was als durchaus unüblich bezeichnet werden kann. Über die oben aufgeführten Daten hinaus ziert lediglich noch ein Eisernes Kreuz den Grabstein. Finanzielle Gründe für diese dezente Gestaltung können angesichts des umfangreich angelegten Familiengrabmals nicht die Ursache dafür gewesen sein. Daher ist anzunehmen, dass sich die Familie Schulze bewusst für diese bescheidene Art der Erinnerung entschied, möglicherweise weil sie nicht so patriotisch geprägt war wie beispielsweise die Familie Elste oder die Trauer über den Verlust nicht so nach außen tragen wollte. Da man aber bewusst das Eiserne Kreuz als einziges Symbol auf dem Grabstein wählte, kann auch auf dessen Funktion als Alleinerkennungsmerkmal für einen Kriegsgefallenen geschlussfolgert werden.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 69: Grabstein für Georg Schulze; © Stefan Hetzer
Recht unscheinbar wirkt im Vergleich zu vielen anderen Grabanlagen das Gedenken an William Erich Siegel, in Gräberfeld 13 gelegen. Hier existiert noch ein Holzkreuz, welches vermutlich die erste Erinnerung an den Verstorbenen darstellte und später ergänzt wurde durch eine kleine graue Granitplatte in rechteckiger Form. Die oberen Kanten des einfachen Holzkreuzes wurden wahrscheinlich zum Schutz vor Witterungseinflüssen mit einem schmalen Metallstreifen beschlagen; die Balkenenden erinnern mit ihren Tatzenausformungen an ein Eisernes Kreuz. Möglicherweise bestand hier die Absicht, genau durch die Wahl dieser Konturen eine Verbindung aus religiösem und militärischem Gedenken herzustellen. Die Mittelachse des Kreuzes beherbergt eine Inschrift, welche aufgrund der Verwitterung des Holzes allerdings nur sehr schlecht lesbar geblieben ist. Aufgeführt sind offenbar der Rang mit der Abkürzung „Einj. Frw.“ für einen Einjährig-Freiwilligen sowie die Einheit, das Feld-ArtillerieRegiment 23,137 in welchem er während des Krieges diente. Auf der zusätzlichen Gedenkplatte entfiel der zweite Vorname – dort ist nur „Erich Siegel“ verzeichnet. Sie listet außerdem die Daten 14.05.1895 und 02.10.1915 für Geburt und Tod auf; Symbolik oder Zierelemente sind nicht vorhanden.
137
Vgl. Sammlung Hänel, Uwe, Augustusburg.
2. Friedhöfe
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Abb. 70: Grabstelle für William Erich Siegel; © Stefan Hetzer
Ebenfalls recht knapp fällt die Erinnerung an Alfred Uhlig auf einem Grabstein im Gräberfeld 57 aus. Ihm wird mutmaßlich gemeinsam mit seinem Vater auf einem schwarzen rechteckigen Granitstein gedacht, welcher an der linken oberen Ecke eine kleine Zacke nach außen aufweist. Aus Statikgründen wurde der Stein nachträglich in den liegenden Zustand versetzt, um ein Umstürzen zu vermeiden. Lediglich Name und Lebensdaten mit dem Kürzel „gef.“ für „gefallen“ sind unter einem kleinen Eisernen Kreuz vermerkt. Dieses wiederum trennt die beiden auf dem Stein vermerkten Personen inhaltlich voneinander und weist den Betrachter gleichzeitig auf den Tod Alfred Uhligs im Krieg hin. Das Fehlen jeglicher weiterer Hinweise wie Dienstgrad, Einheit und Todesort stellt in der Grabgestaltung für Gefallene
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 71: Grabstein mit Erinnerung an Alfred Uhlig; © Marc Stoll
des Ersten Weltkriegs in Chemnitz eher eine Ausnahme dar. Über das diesbezügliche Unterlassen seitens der Angehörigen kann nur spekuliert werden, da auf dem Grabstein noch genug Platz für ausführlichere Angaben gewesen wäre. Andererseits spricht allein die Abbildung des Eisernen Kreuzes in Verbindung mit dem Todesjahr 1917 und dem Vermerk „gefallen“ für sich, sodass aus Sicht der Familie jede darüber hinausgehende Erläuterung eventuell als unnötig erachtet wurde. Eines der größten Einzelgrabmale in Gedenken an ein gefallenes Familienmitglied stellt im Vergleich dazu das Relief für Carl Albert Henry Waha dar. Allein die Auswahl des exponierten Standorts am Gräberfeld 54, in unmittelbarer Nähe zum 104er Denkmal, wohl direkt im ehemaligen „Heldenhain“ platziert, lässt die Bedeutung erahnen, welche die Angehörigen dem Verstorbenen beimaßen. Dies setzt sich markant in der Grabmalgestaltung fort. Das Andenken an Waha wurde nicht in eine Familiengrabstätte integriert, sondern er erhielt ein Einzelgrabmal für sich allein, welches für alle Betrachter erkenntlich auf seinen Dienst im Weltkrieg hinweist. Als Hintergrund wurde ein kleines Mausoleum mit mehrfach gestuftem Sockel gestaltet, dessen Stufendach von vier quadratischen Säulen getragen wird. Davor steht mittig
2. Friedhöfe
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Abb. 72: Grabmal für Carl Albert Henry Waha; © Stefan Hetzer
eingebettet ein rechteckiges Relief mit separatem Sockel, welches mutmaßlich Carl Albert Henry Waha selbst zeigt. Die Ganzkörperdarstellung eines spezifischen Kriegstoten ist in Chemnitz in dieser Form einzigartig und spiegelt den Wunsch der Familie wider, im Vergleich zum relativ anonymen Gedenken vieler Kriegerehrenmale und Soldatengräber, dem Andenken an das verstorbene Familienmitglied im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht zu geben. Als Kulisse auf dem Relief dienen zwei Bäume, links und rechts Wahas, welcher in legerer Pose, mit dem rechten Arm leicht angelehnt, den Feldstecher in der Hand, dargestellt ist. Er trägt Uniform und zu seinen Füßen liegt ein Stahlhelm Modell M1916, während an seinem rechten Unterarm vermeintlich eine Offizierskartentasche hängt. Der am Boden liegende Helm könnte dabei auch symbolisch den Tod Wahas umschreiben. Die Inschrift ist mit der Widmung „Zum Andenken an unseren einzigen Sohn, Bruder und Enkel Carl Albert Henry Waha“ sowie der Beschreibung „Uffz. und Offz.Asp. im Kgl. Fußartl. Rgt. 12 – 5. Batl. – 29.1?.1898–5. September 1917 – Holle-Bosch b. Hollebeke – beerdigt auf dem Heldenfriedhof in Ledeghem“ (sic) sehr ausführlich. Sie erwähnt damit nicht nur den erlangten Dienstgrad
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
des Unteroffiziers, sondern die Anwärterschaft auf einen Offiziersrang – militärisch wie gesellschaftlich wäre dies eine deutliche Aufwertung gewesen. Außerdem folgen die detaillierte Nennung der militärischen Einheit mit Regiment und Bataillon, Geburts- und Sterbedatum, Todesort sowie die Stätte von Wahas Grab in Belgien. Zudem wurde Waha, ebenso wie Roland Koerner, namentlich auf dem Ehrenmal des Chemnitzer Reformrealgymnasiums erwähnt. Neben der bereits an vorheriger Stelle beschriebenen Grabstelle der Familie Kuntze in Abteilung sechs des Friedhofs wurde die Familiengrabanlage Weidmüller angelegt. Umschlossen wird diese von einer steinernen Einhegung nebst gusseisernem Zaun. Auch das Grabmal selbst weist einen ca. 30 cm hohen Unterbau aus Stein auf, während die Hauptdekorationselemente aus massivem schwarzen Granit gefertigt wurden. Dabei ähnelt der in der Mitte aufgestellte Stein einer Eingangstür mit kompaktem Türrahmen, auf dessen „Querbalken“ der Familienname Weidmüller zu lesen ist. Darüber bildet ein kleiner Rundbogen den oberen Abschluss des Steins. Zur linken Seite nach unten abgesetzt befindet sich ein einzelner Granitblock, mutmaßlich mit dem Namen eines Familienangehörigen (Dr. phil. Paul Trübenbach). Da ein entsprechendes Pendant auf der rechten Seite fehlt, verfügt das Grabmal über ein untypisch asymmetrisches Aussehen. Ob es einen solchen Block früher auch auf der rechten Seite gab und dieser gegebenenfalls aus Statikgründen entfernt werden musste oder es geplant war, einen solchen dort nach
Abb. 73: Grabmal der Familie Weidmüller; © Marc Stoll
2. Friedhöfe
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dem Tod weiterer Angehöriger zu ergänzen, muss offen bleiben. Auf dem zentralen mehr als 2 m hohen Stein der Anlage fand neben dem Familienvater Cletus Weidmüller auch das Gedenken an dessen im Krieg gefallenen Sohn Gerhard Cletus Platz. Die entsprechende Inschrift wurde auf Augenhöhe platziert, um den Blick des Betrachters sofort auf den wesentlichen Abschnitt des Grabmals zu lenken. In diesem Zusammenhang erfolgte auch die Aufführung der für Gefallene typischen Informationen: Dienstgrad (Leutnant der Reserve), Einheit (1. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 64), Geburtstag (16. September 1891), Todestag (8. Oktober 1918) und Sterbeort (bei Verdun). Abgerundet wird das Bild von einem bekrönenden Eisernen Kreuz über der Inschrift (vgl. Bilderanhang Abb. 56). Eine persönliche Widmung an den Verstorbenen fehlt hingegen völlig, was die Akzentverschiebung hin zur militärischen Laufbahn noch offensichtlicher macht. Einzuschränken ist hierbei allerdings, dass auch auf eine patriotische Widmung verzichtet wurde und man sich bei der Inschrift mit den militärischen Formalien begnügte. Den klassisch patriotischen Schriftzug „Für’s Vaterland“ weist dagegen der Grabstein zum Gedenken an die gefallenen Söhne der Familie Zöllner auf. Er wurde in Sektion 14 des Friedhofs in unmittelbarer Nähe zum elterlichen Grabstein aufgestellt und besteht aus rotbraunem gesprenkelten Granit – die Bearbeitung der Kanten erfolgte nur grob, möglicherweise um dem Stein ein eher natürliches Aussehen zu geben. Die Ecken sind abgerundet, während der obere Teil des Steins ein Metallrelief mit der eingangs erwähnten Inschrift führt. Die Widmung flankieren zwei Eiserne Kreuze mit der Jahreszahl 1914, dem Buchstaben „W“ sowie der Königskrone. Geprägt wird das Bild des Reliefs von einem mittig positionierten deutschen Stahlhelm, um welchen sich von je einer Seite bis zur Reliefspitze Eichenlaub und Lorbeer ranken. Vom Symbolgehalt her wartet die Darstellung also sowohl mit den typischen Sinnbildern des deutschen Heeres (Stahlhelm M1916, Eisernes Kreuz) als auch aus der Mythologie entlehnten Ehrenmerkmalen (Lorbeer und Eichenlaub) auf. Unter dem Relief wurde die persönliche Widmung „Zum Gedächtnis unserer lieben Söhne und Brüder“ aufgebracht, es folgen die Daten zu den beiden Gefallenen: Paul Rudolf Zöllner, Leutnant der Reserve beim Infanterie-Regiment 104, geboren am 09.06.1891, gefallen am 25.09.1915 bei Auberive, und Hermann Clemens Kurt Zöllner, EinjährigFreiwilliger im Infanterie-Regiment 104, geboren am 12.09.1892, gefallen am 10.09.1914 bei Maisonne en Champagne. Beide hatten im Chemnitzer I.R. 104 gedient – Paul Rudolf als Reservist, Hermann Clemens Kurt als Kriegsfreiwilliger und beide fielen innerhalb eines knappen Jahres in Nordwestfrankreich. Neben dieser Parallelität der Ereignisse war es aus Sicht der Familie sicherlich naheliegend, eine gemein-
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 74: Grabstein für die Gebrüder Zöllner; © Stefan Hetzer
same Erinnerung zu stiften. Als Gesamtaussage des Grabmals kann die Deutung getroffen werden, dass von der patriotischen Pflicht des Dienstes fürs Vaterland von den genannten Gefallenen nur der Helm als Attribut übrigblieb und dieser nun gemeinsam mit Heldenruhm verkündendem Eichenlaub sowie Lorbeer das Grab ziert. Insgesamt betrachtet stellt der Städtische Friedhof einen essentiellen Baustein der Chemnitzer Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg dar. Hier konzentriert sich nicht nur mit 35 erfassten Objekten ein erheblicher Teil der noch erhaltenen Erinnerungsorte, gleichzeitig befinden sich einige der wichtigsten Denkmäler hinsichtlich der erinnerungskulturellen Entwicklung auf diesem Friedhof. So entstand mit Bruno Zieglers Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs wohl eines der ersten Kriegerehrenmale – wenn nicht gar das erste überhaupt – in Chemnitz auf dem Städtischen Friedhof. Es
2. Friedhöfe
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folgten mit dem 104er Ehrenmal das größte seiner Art im Bereich der Stadt sowie mit dem 244er und dem 474er Denkmal weitere Kriegerehrungen mit klar regionalem Bezug zu den (früheren) militärischen Formationen der Stadt. Festzuhalten bleibt aber auch, dass drei der fünf großen Denkmäler (104er, 474er, Denkmal für die in Kriegsgefangenschaft Verstorbenen) nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus ideologischen Gründen verändert wurden und nicht mehr ihr ursprüngliches Aussehen besitzen. Noch frappierender stellt sich dies beim Umgang mit dem privaten Erinnern an gefallene Angehörige dar. Laut Auskunft der Friedhofsverwaltung existierte der in diesem Kapitel bereits erwähnte „Heldenhain“ nahe des 104er Denkmals mit einer größeren Anzahl von Einzelgräbern noch bis in die 1970er Jahre; es erfolgte dann aber auf Anordnung die Auflösung der Anlage. Anzunehmen ist, dass ein derartiger „Heldenhain“ nicht ins Bild einer sozialistischen Musterstadt wie Chemnitz passte. Die noch existierenden Einzel- und Familiengräber mit Erinnerung an im Krieg gefallene Angehörige befinden sich daher auch nicht an einer Stelle, sondern verteilen sich auf mindestens 17 unterschiedliche Abteilungen des Friedhofs. Ob und wie lange diese Gräber in Zukunft noch existieren werden, ist offen. Der 25jährige Bestandsschutz für Gräber ist in allen Fällen längst erloschen, doch in einigen Fällen wie Rother, Langer oder Oppenheim ist das Gefallenengedenken Bestandteil von opulenten Familiengrabanlagen, deren Verbleib aus sepulkralkultureller Sicht wünschenswert sein könnte. In Puncto Erhalt ist zudem die Restaurierung der an der Hauptallee gegenüber aufgestellten Denkmäler für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs sowie die verstorbenen Angehörigen des Reserve-Infanterie-Regiments 244 ab dem Frühjahr 2020 zu nennen. Dies schien im Falle des 244er Denkmals aus statischen Gründen, bei Walhalla und Walküre Bruno Zieglers zum Erhalt der Bausubstanz dringend erforderlich. Nicht in die Restaurierungsmaßnahmen mit einbezogen werden soll das 104er Denkmal, welches nach Auskunft des Städtischen Friedhofs noch in gutem Zustand sei. f) Stiftsfriedhof Ebersdorf Der Stiftsfriedhof des Stadtteils Ebersdorf stellt hinsichtlich der Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg eine Besonderheit innerhalb der Stadt Chemnitz dar, da das Gedenken auf diesem Friedhof zu großen Teilen Angehörigen fremder Streitkräfte, d. h. ehemaligen Kriegsgegnern, gewidmet ist. Dies resultiert aus der unmittelbaren Nähe zum ehemaligen Kriegsgefangenenlager Chemnitz-Ebersdorf, welches beispielsweise im Juli 1918 eine Belegung mit 21.161 Kriegsgefangenen und Internierten aufwies und somit die größte Anlage dieser Art in ganz Sachsen darstellte. Durch die schlechte Versorgungslage und unzureichende hygienische Bedingungen, welche häufig zu Seuchen führten, verstarben „zwischen 1914 und 1921 701 Gefangene,
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 75: Denkmal für die im Kriegsgefangenenlager Ebersdorf Verstorbenen; © Marc Stoll
darunter 482 Russen, 132 Franzosen, 64 Italiener, 17 Serben, fünf Engländer und ein Belgier, die in einer eigenen Abteilung auf dem Friedhof hinter der Stiftskirche in Chemnitz-Ebersdorf ihre letzte Ruhe fanden.“138 Um den im 138
Lesch/Kroll, Sachsen im Ersten Weltkrieg, S. 110.
2. Friedhöfe
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Kriegsgefangenenlager umgekommenen Kameraden zu gedenken, schuf der – ebenfalls im Lager Ebersdorf untergebrachte – französische Bildhauer David Debrock (vgl. Bilderanhang Abb. 57) aus Dünkirchen bereits im Jahr 1915 ein Denkmal von über zwei Meter Höhe und dreieinhalb Tonnen Gewicht aus Sandstein. Ergänzt wurde das Werk durch eine Einfriedung mit schmiedeeisernen Ketten, ausgeführt vom französischen Metallhandwerker Robert Penet.139 Die Schaffung des Denkmals sowie die Sammlung von Geld zur Finanzierung durch die französischen Gefangenen war durch die Lagerleitung vorab autorisiert worden; die Einweihung des Denkmals erfolgte am Ostermontag, dem 24. April 1916, unter Teilnahme von Abordnungen der fünf Gefangenenkompanien und mehrerer deutscher Offiziere.140 Der Ostermontag wurde sicherlich auch vor dem christlichen Hintergrund der Wiederauferstehung als Datum für die Denkmalsweihe ausgewählt. „Das Denkmal zeigt neben Palmen- und Mohnzweigen (Emblemen des Todesschlafs) eine über ihre Kinder trauernde Witwe mit verhülltem Banner.“141 Die trauernde Frau könnte dabei auch eine Personifikation des um seine Verstorbenen trauernden Frankreichs darstellen,142 während der Palmenzweig auch als Sehnsuchtssymbol nach Frieden verstanden werden kann. Auffällig ist hier die Verwendung einer trauernden Frauenfigur als zentrales Motiv, was durchaus als kultureller Unterschied zum deutschen Gefallenengedenken zu sehen ist, da dieses vor allem die Heldenverehrung und weniger die Trauer in den Mittelpunkt rückt. Die Denkmalsinschrift führt die muttersprachliche Widmung „LES PRISONNIERS DE GUERRE DE CHEMNITZ A LEURS CAMARADES 1914– 1918“ – „Die Kriegsgefangenen von Chemnitz ihren Kameraden 1914–1918“. Absichtlich wurde also der Terminus „Kriegsgefangene“ seitens des Bildhauers verwendet, um auf diesen Status hinzuweisen und gleichzeitig daran zu erinnern, dass die erwähnten Kameraden als eben jene starben. Während die in Französisch gehaltene Inschrift an der Stirnseite auf einer Art Obelisk neben der trauernden Frau zu sehen ist, existiert auf der vom Betrachter aus gesehen rechten Seite eine kyrillische Inschrift mit übersetzt gleichem Wortlaut, allerdings ohne Jahreszahlen. Darüber brachte der Bildhauer zudem ein russisch-orthodoxes Kreuz an (vgl. Bilderanhang Abb. 58). Als weiteres christliches Symbol könnte an der Front ein lateinisches Kreuz in schräger Stellung abgebildet sein, allerdings wird dies größtenteils durch einen Palm139 Vgl. Nitsche, Jürgen: Tod lager Chemnitz-Ebersdorf. 140 Vgl. Lesch/Kroll, Sachsen 141 Nitsche, Jürgen: Tod und Chemnitz-Ebersdorf. 142 Vgl. Lesch/Kroll, Sachsen
und Gedenken. Schautafel zum Kriegsgefangenenim Ersten Weltkrieg, S. 109. Gedenken. Schautafel zum Kriegsgefangenenlager im Ersten Weltkrieg, S. 109.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
zweig verdeckt, wodurch eine eindeutige Identifikation nicht möglich ist. Durch die beiden landessprachlichen Widmungen werden beim Gedenken, ob beabsichtigt oder nicht, vor allem die verstorbenen französischen und russischen Kriegsgefangenen in den Mittelpunkt gerückt. Der Grund dafür könnte in der Tatsache begründet liegen, dass diese beiden Nationalitäten mit 132 und 482 verstorbenen Kriegsgefangenen den überwiegenden Teil der Toten zu beklagen hatten.143 Nitsche beschreibt zudem die ursprüngliche Inschrift des Denkmals mit den Jahreszahlen 1914–1915. Allerdings fehlen dafür Belege, stattdessen existiert eine Bildpostkarte, welche unter der Überschrift „Kriegerdenkmal der Franzosen und Russen Ebersdorf 1916“ das Denkmal mit den Jahreszahlen 1914–1916 zeigt. Dies würde auch eher dem Zeitpunkt der Einweihung entsprechen. Die zweite Jahreszahl scheint nachträglich geändert worden zu sein, um nicht nur den bis 1916 verstorbenen Kriegsgefangenen zu gedenken, sondern auch noch den bis 1918 zu Tode Gekommenen. Außer Acht gelassen wurden dabei jedoch die Todesfälle nach Kriegsende, da zwar die Kriegsgefangenen der westlichen Entente-Staaten bis Mitte 1919 in ihre Heimat überführt wurden, während sich hingegen die Rückführung der russischen Gefangenen aufgrund der Bürgerkriegslage bis zum 25. Februar 1921 hinzog.144 Ob dieser Umstand bei der Änderung der Jahreszahl einfach vergessen oder aber wissentlich ignoriert wurde, um die Tatsache zu verbergen, dass noch nach Kriegsende in deutscher Kriegsgefangenschaft Menschen verstarben, muss offen bleiben. Bemerkenswert ist aber in diesem Zusammenhang die offensichtliche Hinzufügung des Denkmals, welches eigentlich verstorbenen feindlichen Soldaten gedenken soll, in die deutsche Erinnerungskultur. Neben der Aufnahme des Motivs als Postkarte fand es auch auf einem Bilderbogen des Chemnitzer Tageblatts aus den 20er Jahren Platz (vgl. Bilderanhang Abb. 59 und 60), welcher Chemnitzer Ehrenmale wie die der Infanterie-Regimenter 104, 244, 181 sowie u. a. auf den Friedhöfen von Altendorf und Hilbersdorf zeigen. Die Bezeichnung „Franzosendenkmal“ scheint dabei landläufig gewesen zu sein. Die Gräber für die verstorbenen Kriegsgefangenen selbst befinden sich unmittelbar vor dem Denkmal. Allerdings liegen nicht mehr alle im Lager zu Tode Gekommenen auf dem Ebersdorfer Stiftsfriedhof begraben. Nach Kriegsende überführten die westlichen Alliierten ihre in Deutschland verstorbenen Militärangehörigen zurück in die Heimat145 oder zu zentralen Sammelfriedhöfen; im Fall von Ebersdorf traf dies zumindest auf Engländer und Franzosen zu, die im September 1924 nach Berlin bzw. im März 1926 nach Saar-
143 144 145
Vgl. ebenda, S. 110. Vgl. Lesch/Kroll, Sachsen im Ersten Weltkrieg, S. 106 f. Vgl. ebenda, S. 110.
2. Friedhöfe
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burg in Lothringen umgebettet wurden146, während Gräber italienischer Soldaten immer noch vorhanden scheinen. Nitsche weist zwar auch für den April 1927 eine „Überführung der sterblichen Überreste der italienischen Kriegsgefangenen nach Berlin“147 aus, aber auf den Sammelgräbern werden nach wie vor italienische Soldaten aufgeführt. Dies schließt zwar eine nachträgliche Überführung der Leichname nach Italien nicht aus, aber vor allem der hernach gesetzte, separate Gedenkstein lässt darauf schließen, dass auf dem Stiftsfriedhof immer noch ehemalige italienische Soldaten bestattet liegen. „Die frühen russischen Kriegsgefangenen-Einzelgräber, die ab März 1915 angelegt wurden, tragen kleine ovale Grabtafeln mit kyrillischen Inschriften. Aufgrund der vielen Toten ging man im Laufe des Kriegs zur Bestattung in Gemeinschaftsgräbern über, so dass 24 Verstorbene zusammen einen Grabstein erhielten (vgl. Bilderanhang Abb. 61). Die Gräber der Russen wurden nach russisch-orthodoxem Ritus durch einen aus dem Offiziergefangenenlager Döbeln herbeigeholten Priester geweiht.“148 Die Grabtafeln der Einzelgräber
Abb. 76: Russische Einzelgräber auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf; © Marc Stoll
146 Vgl. Nitsche, Jürgen: Tod und Gedenken. Schautafel zum Kriegsgefangenenlager Chemnitz-Ebersdorf. 147 Ebenda. 148 Lesch/Kroll, Sachsen im Ersten Weltkrieg, S. 106.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
nennen neben dem Namen des Verstorbenen dessen militärische Einheit, Geburtsort sowie Geburts- und Sterbedatum. Bei einigen verwendete man statt ovaler rechteckige Tafeln als Grabschmuck (vgl. Bilderanhang Abb. 62). Etwa zeitgleich mit der Verwendung der neuen Grabsteine ab 1917 ging man verstärkt zum Gebrauch lateinischer Buchstaben bei den Inschriften über – allerdings war dies nicht bei allen Steinen der Fall. Ob dies auf Betreiben der Gefangenen oder auf Anordnung der Lagerleitung bzw. der Friedhofsverwaltung geschah, konnte nicht ermittelt werden. Eine Ausnahme unter den Einzelgräbern stellt jenes für den Soldaten Arthur Orlamünder dar. Bei ihm handelte es sich nach Nitsche nicht um einen Kriegsgefangenen, sondern er war als Reservist des deutschen 15. InfanterieRegiments 181 in der Funktion eines Übersetzers ins Kriegsgefangenenlager Ebersdorf abkommandiert worden. Er infizierte sich mit dem unter den Gefangenen grassierenden Fleckfieber und erlag am 19. März 1915 der Krankheit. Seine Beisetzung erfolgte bereits einen Tag später. Zusätzlich führte man am 27. Juni 1915 auf Bestreben der Lagerkommandantur eine kleine Trauerfeier in Anwesenheit eines Landsturmkommandos, zweier Mitglieder des Kirchenvorstandes sowie des Kirchschullehrers durch.149 Orlamünder ist
Abb. 77: Grabtafel für den Dolmetscher Arthur Orlamünder; © Marc Stoll
149 Vgl. Nitsche, Jürgen: Tod und Gedenken. Schautafel zum Kriegsgefangenenlager Chemnitz-Ebersdorf.
2. Friedhöfe
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somit der einzige Deutsche, der in den Reihen der verstorbenen Kriegsgefangenen bestattet wurde. Dabei fand auch keine räumliche Trennung der Gräber statt. Einen marginalen Unterschied stellen die kleinen Verzierungen auf Orlamünders Grabtafel dar, die seinen Namen, den Begriff „Soldat“ sowie die nur bei ihm verwendete Widmung „Hier ruht in Gott“ flankieren. Zusätzlich vermerkte man auf der Tafel Orlamünders Funktion als Dolmetscher im Kriegsgefangenenlager; als Ort wurde allerdings Chemnitz und nicht das spezifischere Ebersdorf angegeben. Ein weiterer Ausnahmefall existiert auf dem Ebersdorfer Friedhof in Form des Grabes von Jankel Herschberg. Er war der einzige jüdische Kriegsgefangene, der nicht auf dem israelitischen Friwedhof in Altendorf, sondern auf dem Stiftsfriedhof in Ebersdorf beigesetzt wurde (vgl. III. 2. c)). Herschberg stammte ursprünglich aus Warschau und begleitete im Zivilleben den Beruf eines Schneiders. Er verstarb am 24. März 1915 im Lagerlazarett, seine Beisetzung erfolgte noch am selben Tag.150 Das Gesamtbild der – abgesehen von runden bzw. rechteckigen Grabtafeln – einheitlichen Einzelgrabgestaltung existierte so in den ersten Jahren des Kriegsgefangenenfriedhofs wohl noch nicht. Auf den Informationstafeln
Abb. 78: Grab Jankel Herschbergs; © Marc Stoll
150 Vgl. Nitsche, Jürgen: Tod und Gedenken. Schautafel zum Kriegsgefangenenlager Chemnitz-Ebersdorf.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
am Rand des Bereichs für die Gefangenen begegnet man deutlich aufwändigeren Einzelgräbern für verstorbene Kriegsgefangene, so für die Franzosen Alfred Sede, Jules Ménard und Jules Barbier.151 Diese Grabmale existieren heute nicht mehr. Ursache dafür könnte einerseits die Rückführung der Leichname der westeuropäischen Kriegsgefangenen nach Kriegsende sein, auf die sich angesichts der erhöhten Kosten die Errichtung verfeinerter Grabmale beschränkt haben dürfte, sodass diese nach der Leichenexhumierung nicht mehr benötigt wurden. Andererseits liegt auch der Aspekt der Pflege dieser Grabstätten und der damit verbundenen Kosten nahe, sodass man aufgrund mangelnder Geldmittel, möglicherweise aber auch gestalterischer Aspekte, dazu überging, die Gräber zu vereinheitlichen. Die fünfeckigen Grabsteine der Sammelgräber geben im Vergleich zu ihren kleineren Pendants auf den Einzelgrabstellen nur wenige Informationen zu den Verstorbenen preis. Ausschließlich die Namen mit Geburts- und Sterbedatum der Toten sind dort vermerkt. Zusätzlich wurde auf jedem Stein symbolisch die Religionszugehörigkeit der im entsprechenden Grab Bestatteten in Form eines lateinischen oder russisch-orthodoxen Kreuzes aufgeführt. Sammel- und Einzelgräber bilden gemeinsam mit dem Denkmal für die ver-
Abb. 79: Teilansicht der Grabanlagen für verstorbene Kriegsgefangene auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf mit Einzel- und Sammelgräbern sowie dem Denkmal im Hintergrund; © Marc Stoll 151
Vgl. ebenda.
2. Friedhöfe
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storbenen Kriegsgefangenen sowie drei Gedenksteinen einen eigenen Bereich auf dem Ebersdorfer Friedhof. Da das Denkmal für die in Kriegsgefangenschaft Verstorbenen zumindest durch die beiden Inschriften in Französisch und Russisch scheinbar vor allem den Toten dieser beiden Nationen gewidmet zu sein schien, hielten es die Vertreter Großbritanniens und Italiens für angemessen, unmittelbar am errichteten Denkmal separate Gedenksteine für die gestorbenen Gefangenen ihrer Streitkräfte aufzustellen. Rechts des Denkmals platzierte man einen Stein mit der Inschrift „To the memory of british prisoners of war who died at Chemnitz 1918“; den oberen Teil des ansonsten nur grob behauenen und sehr naturbelassenen Steins ziert das Wappen des Vereinigten Königreichs. Auch hier wurde die Widmung in Landessprache verfasst, allerdings explizit nur in Erinnerung an die britischen Kriegsgefangenen, welche in Chemnitz starben. Die Jahreszahl 1918 weist darauf hin, dass der Stein wohl bereits kurz nach Kriegsende aufgestellt wurde – wahrscheinlich von den noch vor Ort befindlichen Briten im Lager. Der Gedenkstein fällt in seiner Dimension deutlich kleiner aus als das Denkmal für die verstorbenen Kriegsgefangenen. Dies könnte zum einen in der Akzeptanz der Repräsentation des Denkmals für alle Verstorbenen des Lagers begründet liegen, auch wenn dann der vermutete Hauptgrund für die
Abb. 80: Gedenkstein für die verstorbenen britischen Kriegsgefangenen; © Marc Stoll
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Aufstellung des separaten Gedenksteins teilweise oder sogar komplett hinfällig gewesen wäre, oder aber man respektierte durch die geringere Größe des Steins die im Vergleich zu Russen und Franzosen deutlich niedrigere Opferzahl der Briten im Kriegsgefangenenlager Chemnitz-Ebersdorf. Durch die Wahl von Sandstein als identischem Material wie das des Kriegsgefangenendenkmals sowie die unmittelbare Platzierung am Denkmal – der Gedenkstein lehnt direkt daran – könnte außerdem, trotz des eigenständigen Gedenkens, ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Kriegsgefangenen der verschiedenen Nationalitäten ausgedrückt worden sein. An der gegenüberliegenden Flanke des Hauptdenkmals postierte man den Gedenkstein für die toten Italiener des Lagers. Dessen Gestaltung erfolgte in ähnlicher Weise wie sein britisches Pendant – ein grob behauener, hochrechteckiger Sandstein, geglättet an der Vorderseite mit einer Inschrift in Landessprache: „Dio degli eserciti da pace ai fratelli defonti – i pricionieri italiani anome delle famiglie anno 1918“ – „Gott der Heere, gib den toten Brüdern Frieden – Die gefangenen Italiener jeder Familie im Jahr 1918“.
Abb. 81: Gedenkstein für die im Kriegsgefangenenlager Ebersdorf verstorbenen Italiener; © Marc Stoll
2. Friedhöfe
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Deutlich wird hier sowohl der religiöse als auch der familiäre Bezug. Lebende und verstorbene Soldaten als brüderliche (Kampf-)Gemeinschaft und die Bitte um göttlichen Beistand zur Erlangung des ewigen Friedens überhöhen hier den Tod in der Kriegsgefangenschaft. Abgerundet wird das Erscheinungsbild des Gedenksteins durch das kleine Wappen des Königreichs Italien mit dem Kreuz des Hauses Savoyen,152 der Collane des Annunziaten-Ordens sowie der Königskrone. Die Gestaltung könnte bewusst so gewählt worden sein, um ein quasi symmetrisches Erscheinungsbild mit dem britischen Gedenkstein auf der anderen Seite des Denkmals zu schaffen. Allerdings läge auch eine inhaltliche Gleichstellung mit der Bedeutung Großbritanniens im Bereich des Möglichen, was unter objektiven Gesichtspunkten eine klare Verzerrung darstellen würde. Darüber hinaus wurde von italienischer Seite ein weiterer Gedenkstein neueren Datums unweit des Denkmals sowie der Soldatengräber aufgestellt. Dieser besteht aus schwarzem Granit mit glatter Vorderseite und unregelmäßig gearbeiteten Kanten. Bezüglich Auftraggeber, Bildhauer, Zeit des Baus und der Einweihung sowie der Finanzierung konnten keine aussagekräftigen Informationen ermittelt werden. Da die Inschrift des Steins zweisprachig in
Abb. 82: Gedenkstein für die italienischen Soldaten auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf; © Marc Stoll
152 https://flaggenlexikon.de/fital.htm#Bedeutung/Ursprung%20der%20Flagge; entnommen am: 05.07.2021, 14:32 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Italienisch und Deutsch formuliert wurde, erscheint eine Initiative des Heimatlandes der entsprechenden Gefallenen naheliegend. Die Widmungen des Steins lauten: „QUI RIPOSANO MILITARI ITALIANI“ – „HIER RUHEN ITALIENISCHE SOLDATEN“. Auffällig ist die sehr neutrale Formulierung ohne Glorifizierung oder ausschweifende Metaphorik, auch oder gerade im Vergleich zu dem offensichtlich früher aufgestellten italienischen Gedenkstein. Eventuell hat also in diesem zeitlichen Abstand ein Umdenken hinsichtlich der Rezeption des Ersten Weltkriegs und dessen Opfern eingesetzt. Unklar bleibt allerdings der Bezug der Inschrift, denn bei wörtlicher Auslegung könnte es sich um eine Grabstelle für nicht individuell genannte Kriegsgefangene handeln, was allerdings der allgemeinen Beerdigungspraxis für die Verstorbenen des Kriegsgefangenenlagers auf dem Ebersdorfer Friedhof widerspräche, da sowohl bei Einzel- als auch bei Sammelgräbern eine namentliche Auflistung der dort beerdigten Toten erfolgte. Die zweite Möglichkeit besteht in einer Bedeutungsübertragung auf den gesamten Friedhof, sodass italienische Soldaten nicht speziell an der vom Gedenkstein markierten Stelle, sondern auf dem gesamten Friedhof begraben liegen. Neben den vielfältigen Erinnerungen an die verstorbenen Kriegsgefangenen existiert auf dem Stiftsfriedhof auch ein Denkmal für die im Weltkrieg Gefallenen der Gemeinde Ebersdorf. Als am besten geeigneten Ort zur Errichtung wählte man eine kleine Anhöhe am hinteren Ende des Friedhofs in einiger Entfernung zu den Kriegsgefangenengräbern aus; als Initiator des Baus fungierte der Militärverein Chemnitz-Ebersdorf. Die Weihefeier des von Steinmetzmeister Meß entworfenen Denkmals fand am 8. November 1925 statt – umrahmt von musikalischer Begleitung sowie Reden des Pfarrers der Markuskirchgemeinde Mielsch und des Vorsitzenden des Ebersdorfer Militärvereins Endich. Anschließend erfolgten Kranzniederlegungen durch die anwesenden Repräsentanten diverser Vereine, wie z. B. des Deutschen Offiziersbundes, des Chemnitzer Militärvereins, des Gesangsvereins „Liederkranz“ sowie des Bürgerlichen Bezirksvereins Chemnitz-Ebersdorf. Das Denkmal besitzt eine Höhe von 7,50 Meter, während als Baumaterial Rochlitzer Porphyr Verwendung fand.153 Es trägt die Grundform eines Rondells, welches von sechs Säulen mit quadratischem Grundriss getragen wird. In dessen Mitte erstreckt sich eine Stele deutlich über das Rondell hinaus empor und bietet am oberen Ende auf einem Podest Platz für die Plastik eines knienden Kriegers. Zwischen den Rondellsäulen wurden drei rechteckige Steintafeln mit Porphyrrahmen eingepasst, um die Namen der Gefallenen wiederzugeben. Der von den Säulen getragene Ring des Rundbaus führt an der Front die Inschrift „Unseren Helden“ mit einem Eisernen Kreuz zentral 153 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 262, Mittwoch den 11.11. 1925.
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Abb. 83: Kriegerdenkmal auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf; © Stefan Hetzer
zwischen den beiden Worten, während an der Rückseite die Jahreszahlen „1914–1918“ angebracht wurden (vgl. Bilderanhang Abb. 63). An der Stele ist vorderseitig ein mit der Spitze nach unten weisendes Schwert abgebildet. Der Krieger auf der darüber liegenden Plattform hielt in seiner rechten Hand ein Gewehr, wovon allerdings nur noch der Kolben, Abzug, Kammerstängel sowie ein kurzes Stück des Laufes erhalten geblieben sind. Auch beide Hände (inklusive Teile der Unterarme) fehlen (vgl. Bilderanhang Abb. 64
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
und 65). Dahingehend dokumentierte bereits das Chemnitzer Stadtbauamt kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs eine „gewaltsame Entfernung“ bzw. „Abschlagung“ der genannten Teile. Aus dieser Notiz kann geschlussfolgert werden, dass es sich bei diesem brachialen Eingriff in den Denkmalskörper nicht um eine geplante „Entmilitarisierung“ des Monuments handelte, da diese im Regelfall möglichst in unauffälliger Manier erfolgte, um die Optik der Denkmäler nicht in nachhaltiger Art und Weise zu schädigen, sondern es erfolgte eine unautorisierte Zerstörungsaktion, wie in der Chemnitzer Denkmalslandschaft nach Kriegsende mehrfach geschehen. Eine der Namensplatten enthält zudem mehrere rundliche Löcher, die angesichts der Massivität der Platten von ca. 2 cm Durchmesser einen Beschuss mit Handfeuerwaffen nahelegen (vgl. Bilderanhang Abb. 66). Dieser könnte beispielsweise durch sowjetische Soldaten nach deren Einmarsch in Chemnitz erfolgt sein. Aber auch ein Zusammenhang mit der Beschädigung der Kriegerstatue ist nicht auszuschließen. Die zeitgenössische Presse deutete deren kniende Pose als „Akt der Heldenklage“154. Zu beachten ist hierbei trotz der Demutsgeste die Bewaffnung des Kriegers mit Gewehr, was bei aller Trauer eine gewisse Wehrhaftigkeit zum Ausdruck bringen sollte, auch wenn diese angesichts der Bestimmungen des Versailler Vertrages eher in der Geisteshaltung konservativer Bevölkerungsteile als in den militärischen Ressourcen der Reichswehr zu finden war. Die Metapher „gebeugt, aber nicht gebrochen“ könnte die Aussageabsicht der Skulptur wohl am ehesten zusammenfassen. Symbolisch betrachtet folgt das Ebersdorfer Denkmal vielen gestaltungstechnischen Stereotypen der damaligen Zeit. Neben der Kriegerdarstellung sind hier das Schwert als archaische Waffe stellvertretend für den geleisteten Kampf, das Eiserne Kreuz als Kennzeichen des deutschen Heeres sowie die Titulatur „Helden“ in der Inschrift zur Überhöhung der Bedeutung der Gefallenen zu nennen. Bemerkenswert ist darüber hinaus die Unfertigkeit des Denkmals zum Zeitpunkt der Einweihung. Das Foto des „Chemnitzer Tageblatts“ zum Artikel der Denkmalsweihe zeigt deutlich, dass das Schwert an der Frontseite der Stele noch nicht herausgearbeitet worden war. Ebenfalls waren die Namen der Gefallenen noch nicht in die Steintafeln eingraviert.155 Warum das Denkmal in noch nicht komplett fertiggestelltem Zustand eingeweiht wurde, könnte mehrere Gründe gehabt haben. Zum einen terminierte man die Weihefeiern aus logistischen Gründen bereits einige Zeit (im Regelfall mindestens einen Monat) im Voraus, sodass Verzögerungen beim Bau dazu geführt haben 154 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 310, Mittwoch den 11.11.1925. 155 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 262, Mittwoch den 11.11. 1925.
2. Friedhöfe
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könnten, dass das Denkmal zwar noch nicht vollendet war – das Schwertrelief an der Frontseite war noch nicht ausgearbeitet – die Initiatoren die Feier aber deshalb nicht verschieben wollten (vgl. Bilderanhang Abb. 67). Die „Chemnitzer Neuesten Nachrichten“ berichteten in diesem Zusammenhang: „Herr Steinmetzmeister Meß (erlitt) beim Transport der schweren Steinblöcke einen Unfall in Gestalt eines Beinbruchs […], eine weitere Schwierigkeit und Verzögerung in der Fertigstellung entstand durch einen Gerüststurz beim Aufbau des Denkmals“156. Auch das festgelegte Datum für die Weihe, der 8. November, spielte möglicherweise eine Rolle, da es den Sonntag in unmittelbarer kalendarischer Nähe zum Tag des Waffenstillstands am 11. November darstellte. Zu hinterfragen wäre dies allerdings hinsichtlich der zeitgenössischen Rezeption, da dieses Datum in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung wohl nicht nur mit dem Kriegsende, sondern vor allem mit der Niederlage assoziiert wurde. Neben der Abschlagung von Teilen der Kriegerskulptur erfuhr das Denkmal eine weitere Veränderung durch das Anbringen einer Gedenktafel auf Augenhöhe an der Stirnseite der Stele. Gefertigt wurde diese mutmaßlich aus Edelstahl; sie besitzt eine rechteckige Form und am Rand einen umlaufenden, schmalen Absatz. „Zum mahnenden Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, Flucht und Vertreibung. – Betet und lebt für Frieden, Gerechtigkeit und Gewaltlosigkeit.“ lautet die von der Kirchgemeinde Chemnitz-Ebersdorf ausgewählte Inschrift (vgl. Bilderanhang Abb. 68). Allerdings gewährte die Kirchgemeinde Chemnitz-Ebersdorf weder zur Anbringungszeit und Intention der Tafel noch zum Kriegerdenkmal selbst Quelleneinsicht, sodass über den historischen Kontext nur spekuliert werden kann. Dem Aussehen nach scheint die Gedenktafel erst nach der deutschen Wiedervereinigung hinzugefügt worden zu sein, auch der Inschriftsabschnitt bezüglich der Opfer von Flucht und Vertreibung spricht dafür, da solche Formulierungen in der DDR sicherlich problematisch gewesen wären bzw. dieses Kapitel der deutschen Geschichte aus Staatsräson totgeschwiegen wurde. Der weitere Inhalt der Inschrift besitzt jedoch große Ähnlichkeit mit anderen Widmungen, welche an Erinnerungsorten während der DDR-Zeit hinzugefügt worden waren. Vor allem der Abschnitt mit dem Wortlaut „an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“ ist typisch für die im Sozialismus vorgenommene Vermengung aller Toten im Kontext der beiden Weltkriege zu einem „Opferbrei“, „in dem Menschenschicksale oder Geschichtsereignisse unterschiedslos verschwinden und die Geschichte jede klare Kontur verliert. Von ‚Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft‘ zu sprechen und an diese mahnend zu gedenken ist zwar ehrenwert, zudem politisch korrekt – aber die 156 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 262, Mittwoch den 11.11. 1925.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Vergangenheit wird dabei eher verschleiert als begriffen.“157 Derlei ideologisch gefärbte Formulierungen scheinen nach 40 Jahren SED-Diktatur noch stark im kollektiven Gedächtnis verankert zu sein, da sie immer wieder als Ergänzung an solchen Kriegerdenkmälern aufgegriffen werden, ohne deren Inhalt vorher einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Gerade die Kirchgemeinden scheinen hier im Kontext von Pazifismus und theologischer Vergebung in der Mehrzahl auch nicht um eine stärkere Differenzierung oder treffendere Formulierung bemüht. Dass durchaus andere Optionen existieren, zeigt das Denkmal der Gemeinde Herold vor der örtlichen Kirche, dessen Inschrift „Gedenke der Gefallenen, durch Bomben getöteten, Vermissten, Verschleppten und Verzweifelten, gedenke der im Widerstand Umgekommenen, dem Rassismus Erlegenen, in Zwangsarbeit, Hunger und Haft Verstorbenen, gedenke den als lebensunwert Ausgelöschten und für ihren Glauben Geopferten und bete für die Schuldigen“ eine Unterscheidung zwischen Tätern und Opfern vornimmt, diese aber gleichzeitig mit dem Aspekt der Sündenvergebung verbindet. Insgesamt betrachtet bietet der Komplex des Stiftsfriedhofs in Ebersdorf eine für Chemnitz einmalige Bandbreite verschiedenster erinnerungskultureller Zeugnisse. Neben den Gräbern für Soldaten aus mindestens sieben Ländern, darunter sowohl Gefangene als auch Personal des Kriegsgefangenenlagers, existieren Denkmäler und Gedenksteine beider Seiten und von unterschiedlicher Herkunft. Es gab gewaltsame Eingriffe in diese Denkmalslandschaft und es wurden nachträglich neue Objekte des Gedenkens und Erinnerns – teilweise mit nicht weniger ideologischer Couleur als die ursprünglichen Denkmäler – hinzugefügt. g) Friedhof der Jacobikirchgemeinde Einsiedel Der Ortsteil Einsiedel gehört seit 1997 zur Stadt Chemnitz158, verfügt aber nach wie vor mit Jacobi über seine eigene Kirchgemeinde. Bestandteil derer ist der um und gegenüber der Kirche gelegene Gemeindefriedhof am Harthauer Weg. Für die Errichtung des Ehrenmals der Gemeinde wurde der sogenannte Neue Friedhof, jener Teil gegenüber der Jacobikirche, ausgesucht, da er einen besonders geeigneten, weil erhöhten Standort besaß. Die Quellen bezüglich des Initiators für den Bau sind lückenhaft. Einerseits wird der „Königlich Sächsische Militärverein zu Einsiedel“ als Urheber genannt159, 157
Ulbricht, Zeichen der Erinnerung – Steine des Anstoßes, S. 41. Vgl. https://www.einsiedel.net/ueber-diese-seite/; entnommen am 02.05.2019, 09:14 Uhr. 159 Vgl. https://www.heimatwerk-einsiedel.de/harthauer-weg-einsiedel/kriegerdenk mal/; entnommen am 02.05.2019, 09:44 Uhr. 158
2. Friedhöfe
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Abb. 84: Denkmal auf dem Friedhof in Einsiedel; © Marc Stoll
andererseits erfolgt in den Unterlagen des Archivs der Kirchgemeinde in einem Brief hinsichtlich eines möglichen Denkmalsentwurfs durch den Architekten Emil Heilmann die Bezugnahme auf den „Ausschuss zur Errichtung
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
eines Kriegerdenkmals“.160 Naheliegend ist in diesem Fall der für Kriegerdenkmalserrichtungen in dieser Zeit typische Hergang, dass die Militärvereine – in dieser Angelegenheit der des Ortes Einsiedel – die Anregung zum Bau gaben, woraufhin ein Denkmalsausschuss zur Realisierung des Vorhabens gebildet wurde. Diesem gehörten in der Regel Mitglieder der Kirchgemeinde (vor allem der amtierende Pfarrer), des Gemeinderates (oft mit dem Bürgermeister als Vorsitzenden des Ausschusses), des örtlichen Militärvereins sowie einflussreiche und zahlungskräftige Industrielle an. Dies könnte durchaus auch in Einsiedel so der Fall gewesen sein. Die konkreten Planungen scheinen im Jahr 1921 begonnen worden zu sein, der Bau erfolgte dann im Frühjahr und Sommer 1922. Als Höhepunkt fand die Denkmalsweihe am 24. September 1922 statt.161 Als ausführender Architekt fungierte wohl der Chemnitzer Anton Kunz, zumindest legt dies eine Rechnung aus dem Einsiedler Kirchenarchiv vom 12. Juli 1922 nahe. Eine Beschreibung der Weihefeierlichkeiten zeigt weiterhin den inneren Zwiespalt weiter Teile der Gesellschaft und insbesondere der Institution Kirche beim Umgang mit dem Gedenken an die Gefallenen. So wies der damalige Einsiedler Pfarrer Heeg in seiner Weiherede auf die politische Neutralität des Errichtungsortes hin, der vor allem als Ort der „stillen Zwiesprache mit den Gefallenen und Gott“162 dienen solle. Gleichzeitig bezog er sich auf Johannes 15:13 – „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde“ – eine der meist genutzten, aber auch am häufigsten fehlinterpretierten Bibelstellen im Zusammenhang mit Kriegerdenkmälern (vgl. II. 2. e) – 104er Denkmal). Von politischer Neutralität kann hier angesichts der Verdrehung der Tatsachen – das Opfer für die Freunde statt der Kampf für imperialistische Ziele als Sinn des Todes – keine Rede sein. Der Kirchenvertreter folgt hier klar dem vorherrschenden Zeitgeist, der in weiten Teilen der deutschen Gesellschaft herrschte, und deutet die Ursachen des Krieges, mehr oder weniger indirekt, um. Er geht dabei über die Rolle als Seelsorger und Trostspender für die Hinterbliebenen der Gefallenen hinaus, die natürlich ein Anrecht auf ein würdevolles Gedenken an die verlorenen Familienmitglieder hatten, indem er nicht nur den Tod im Krieg als Freundschaftsdienst künstlich überhöht, sondern auch die Bibelstelle völlig aus dem Zusammenhang reißt, welche primär die Nächstenliebe (Joh. 15:12: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch liebe.“) sowie die Demut gegenüber Gott (Joh. 15:14: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“) in den Mittelpunkt rückt. 160
Archiv der Jacobi-Kirchgemeinde Einsiedel, Aktennummer 157. Vgl. ebenda. 162 Archiv der Jacobi-Kirchgemeinde Einsiedel, Aktennummer 157, Wochenblatt für Einsiedel, Erfenschlag, Reichenhain, Eibenberg, Berbisdorf, Dittersdorf, Altenhain und Umgebung Nr. 112, Sonntag den 24.09.1922. 161
2. Friedhöfe
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Geformt wurde das Denkmal aus mindestens 29 rotbraunen Granitblöcken zu einem fast quadratischen Corpus, welchen man auf einer Grundplatte platzierte, sowie einem erhabenen Hochkreuz mit kurzen Kreuzarmen, auf dem Corpus stehend. Inschriften finden sich mit dem Wort „Christus“ sowohl auf dem Kreuz, mittig auf dem Schnittpunkt der Kreuzbalken sowie mit der Widmung „Unseren Helden 1914–18“ auf dem Denkmalskörper. Deutlich wird hier der Versuch des Architekten, eine imaginäre Verbindung zwischen dem Göttlichen, in Form des Kreuzes mit dem Christusschriftzug, und den heroisierten Gefallenen („Helden“) herzustellen. Dieses Motiv setzte sich, wie bereits im Vorangegangenen angesprochen, in der Weiherede des Pfarrers Heeg fort. In gewisser Weise stellt dies einen eigentümlichen Höhepunkt in der Kriegerdenkmalsgestaltung dar, da die Gefallenen nicht nur zu Helden stilisiert, sondern verbal und gestalterisch in die unmittelbare Nähe zu Gott bzw. Christus gerückt wurden. Die Weiterführung dieses Gedankens wäre der Krieg als Erfüllung eines göttlichen Auftrags. Ansätze dafür bieten die Formulierungen „GOTT MIT UNS“ sowie „PROVIDENTIAE MEMOR“ (Der Vorsehung eingedenk) auf den Koppelschlössern der königlich-preußischen bzw. der königlich-sächsischen Armee. Des Weiteren führt der Denkmalscorpus die Namen der Gefallenen der Orte Einsiedel und Erfenschlag mit Todesdatum auf. Diese wurden zusätzlich mit schwarzer Farbe hervorgehoben. Überdies ist auf einem Foto anlässlich des Sedantages 1929 (vgl. Bilderanhang Abb. 69) eine Treppenstufe mit seitlichen Abgrenzungen unmittelbar am Denkmal als einzelne Stufe zu erkennen; diese existiert heute nicht mehr. Dafür erfolgte am Sonntag, dem 13.11.1994, am Volkstrauertag, die Aufstellung einer Tafel mit der Inschrift „Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“, finanziert durch den damals für Einsiedel zuständigen Landkreis Stolberg (vgl. Bilderanhang Abb. 70). Im Zuge dessen fanden Reparaturen wie das Zurechtrücken einiger Segmente und Verfugungen statt. Der Tafelweihe wohnten unter anderem der damalige Landrat sowie Vertreter der Bundeswehr bei.163 Ähnlich wie bei der ergänzten Tafel auf dem Stiftsfriedhof in Ebersdorf findet hier keine Differenzierung, sondern eine Zusammenfassung der Toten der Konflikte – mutmaßlich mit deutscher Beteiligung – des 20. Jahrhunderts, insbesondere des Ersten und Zweiten Weltkriegs, statt. Gut vier Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung schien in der Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg, dem Umgang mit den entsprechenden Denkmälern und dem Gedenken an die Gefallenen noch kein wesentliches Umdenken stattgefunden zu haben. Auffällig ist allerdings die Häufung der Anbringung solcher Tafeln im wiedervereinigten Deutschland, sodass zumindest die Aussage getroffen werden kann, dass 163 Vgl. https://www.heimatwerk-einsiedel.de/harthauer-weg-einsiedel/kriegerdenk mal/; entnommen am 09.05.2019, 10:26 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
das Erinnern und die Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg wieder verstärkt in das öffentliche Interesse rückten. Das Einsiedler Denkmal wurde 2004 und dann nochmalig 2016 intensiv von natürlicher Verschmutzung gereinigt, zudem erfolgte eine erneute Hervorhebung der Gefallenennamen, inklusive Sterbedaten mit schwarzer Farbe.164 Auf dem alten Einsiedler Friedhof, direkt an der Jacobikirche gelegen am Harthauer Weg, gegenüber dem neuen Friedhof, weist ein schwarzer Grabstein auf den im Weltkrieg ums Leben gekommenen Flieger Georg Max Kandler hin. Der obere Abschnitt des Steins besitzt eine nach außen gewölbte Abschlusskante und erhielt eine Verzierung in Form des Eisernen Kreuzes. Die Inschrift beginnt mit der eher ungewöhnlichen Titulatur „Heldengrab“. Zwar taucht die Bezeichnung „Held“ oder dessen Plural auf vielen zeitgenössischen Denkmälern und Grabsteinen auf, den Ort des Gedenkens aber als „Heldengrab“ zu bezeichnen, entsprach jedoch nicht den gängigen Gepflogenheiten.
Abb. 85: Grabstein für Georg Max Kandler auf dem Einsiedler Friedhof; © Stefan Hetzer
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Vgl. ebenda.
2. Friedhöfe
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So findet sich auf allen Chemnitzer Friedhöfen kein weiterer Stein mit einer solchen Inschrift. Ein möglicher Erklärungsansatz ist die Setzung des Grabsteins nur in Erinnerung an den Toten, der unter Umständen nahe seines Sterbeorts in Sailly en Osturent (sic!) beigesetzt wurde. In Anbetracht des nicht vor Ort befindlichen Leichnams wählte man als Reminiszenz den Ausdruck „Heldengrab“, auch um nochmals im Besonderen an den Tod im Krieg zu erinnern. Eine andere Möglichkeit bezieht sich auf Kandlers Truppengattung, denn laut Grabstein gehörte er der Fliegertruppe an und fiel in einem Luftkampf am 10.05.1917. Die Angehörigen der Fliegertruppe genossen, nicht zuletzt dank der propagandistischen Herausstellung der Erfolge von Piloten wie Manfred von Richthofen, Oswald Boelcke und Max Immelmann, ein enormes Ansehen in der deutschen Öffentlichkeit. Darin begründet könnte hier die Ableitung des Heldenbegriffs liegen, da womöglich zumindest für die Angehörigen die alleinige Zugehörigkeit zur Fliegertruppe schon ausreichte, um diese heroische Bezeichnung zu wählen. Weitere Informationen gibt der Grabstein über den Todesort, welcher mit der nachträglichen Erläuterung „Westen“ versehen ist, da es sich hier nicht um einen – in der Öffentlichkeit weithin bekannten – Schlachtenort wie Verdun oder die Somme handelte. Darüber hinaus ist der Rang eines Einjährig-Freiwilligen Fliegerunteroffiziers nebst militärischer Einheit in Form der Schutzstaffel 11 angegeben. h) Friedhof der Kirchgemeinde Euba Ein weiterer Erinnerungsort für verstorbene Flieger befindet sich auf dem Friedhof der Kirchgemeinde Euba, am östlichen Rand von Chemnitz gelegen. Direkt neben der Kirche wurde dort aus Bruchsteinen eine Art kleine Pyramide errichtet und mit einer entsprechenden Gedenktafel aus Bronze versehen (vgl. Bilderanhang Abb. 71). Diese trägt die Inschrift „Den Fliegerheldentod fürs Vaterland fanden gemeinsam auf hiesiger Flur am 5. Juli 1918 Oberleutnant Wolfgang Plüschow – Flügzeugführer, Leutnant Herbert Bussgahn – Beobachter“. Auffällig ist hier die Wortwahl „Fliegerheldentod“. Sie stellt gewissermaßen eine nochmalige Höherstufung der für Weltkriegsgefallene gebräuchlichen Bezeichnung „Heldentod“ dar. Hierbei treten Parallelen zum Grab Georg Max Kandler auf dem Einsiedler Friedhof zutage. Auch im Fall von Plüschow und Bussgahn werden der Kampf sowie der letztendlich daraus resultierende Tod in der Rolle des Fliegers als besonders heldenhaft dargestellt und in Form der Gedenktafel auch für die Nachwelt festgehalten. Diese enthält neben der Inschrift am oberen sowie unteren Ende zwei symbolische Zusätze in Form eines Eisernen Kreuzes und eines Flugzeugs. Es erfolgte damit nochmals eine Akzentuierung der Fliegerrolle der beiden Verstorbenen. Bei dem für die Darstellung gewählten Flugzeug handelt es sich
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 86: Monument mit Gedenktafel für die Flieger Wolfgang Plüschow und Herbert Bussgahn; © Stefan Hetzer
um einen klassischen Doppeldecker – nach Länge des Leitwerks zu urteilen einen Zweisitzer, möglicherweise dem Modell nachempfunden, welches der abgestürzte Pilot mit seinem Beobachter verwendete. Es konnten keine Quellen zum Auftraggeber, der Zeit des Baus, der Einweihung usw. gesichtet werden. Als treibende Kraft dürfte aber die Gemeinde Euba selbst fungiert haben. Angesichts des Absturzortes scheint lediglich klar, dass die Flieger nicht im Kampfeinsatz, sondern bei einem Übungs- oder Überführungsflug ums Leben kamen. Nach Art der Gestaltung der Anlage sowie der Formulierung der Gedenktafel handelt es sich nicht um ein Realgrab, vielmehr im Wortsinn um einen Erinnerungsort zum Gedenken an die beiden zu Tode gekommenen Flieger. Möglicherweise wurden deren Leichname nach dem Absturz auf den Städtischen Friedhof in Chemnitz überführt. Da weder Plüschow (München)165
165 Vgl. http://www.denkmalprojekt.org/2014/1tes-oberrheinisches-infanterie-reg_ nr97_wk1.html; entnommen am 13.05.2019, 09:52 Uhr.
2. Friedhöfe
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noch Bussgahn (Grochow)166 aus der Region Chemnitz stammten und sie somit keinen unmittelbaren Bezug zur Gemeinde Euba hatten, wird deutlich, welcher Stellenwert dem Umgang mit gefallenen Angehörigen der deutschen Streitkräfte zukam. i) St.-Andreas-Friedhof Gablenz Der im Osten des Stadtzentrums gelegen Stadtteil Gablenz besitzt seit 1874 – damals noch eigenständiges Dorf – seine eigene Kirchgemeinde mit dazugehörigem Friedhof, an der Pfarrstraße 29 gelegen. Auf diesem ist, nahe des Friedhofseingangs, auf der rechten Seite das Grab der Eheleute Hänel zu finden. Es nimmt mit seiner Gestaltung Bezug auf die Kriegsteilnahme des dort begraben liegenden Kurt Hänel. Der schwarzgraue Grabstein aus Granit
Abb. 87: Grabstein für Kurt Hänel; © Stefan Hetzer
166 Vgl. http://www.denkmalprojekt.org/verlustlisten/vl_luftsrteitkraefte_wk1_b2. htm; entnommen am 13.05.2019, 09:56 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
steht auf einem ca. 20 cm hohen Sockel und ist inhaltlich in drei Abschnitte gegliedert. Im unteren Teil wird der verwitweten Frau Kurt Hänels, Susanne Arnold, gedacht. Darüber erfolgt die Erwähnung Hänels selbst mit angeführtem Geburts- und Sterbedatum. Die einleitende Inschrift „Hier ruht in Frieden“ könnte bereits als erster Hinweis auf seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg gedeutete werden und dass der Kontrast des dort Erlebten zu der nun gefundenen „ewigen Ruhe“ zum Ausdruck gebracht werden sollte. Allerdings ist diese Widmung, unabhängig von geleistetem Kriegsdienst oder gewaltsamen Tod, auf Grabsteinen sehr gebräuchlich, sodass über die wahre Intention der Wortwahl nur gemutmaßt werden kann. Dagegen lässt das im oberen Drittel des Steins platzierte Eiserne Kreuz mit der Jahreszahl 1914 keinen Interpretationsspielraum. Es weist Kurt Hänel als Kämpfer im Ersten Weltkrieg aus. Dies ist insbesondere deshalb bemerkenswert, weil Hänel nicht während der Kampfhandlungen ums Leben kam, sondern erst am 7. Dezember 1930 verstarb. Vielleicht war sein Tod die Spätfolge einer Kriegsverletzung, denn er wurde nur 41 Jahre alt und die Hinterbliebenen wollten mit dem Eisernen Kreuz an die Todesursache, aber auch an den „Dienst“ des Verstorbenen „fürs Vaterland“ erinnern, der sonst ohne das eindeutige Symbol nicht ersichtlich gewesen wäre. Das Einzelbeispiel Kurt Hänel verdeutlicht, ähnlich wie der Fall der Gebrüder Rose auf dem Jüdischen Friedhof, dass auch mehr als zwölf Jahre nach Kriegsende von Angehörigen Wert darauf gelegt wurde, in der Öffentlichkeit zu zeigen, dass der Verstorbene Teilnehmer am Weltkrieg war. Die Wahl des Eisernen Kreuzes als Gestaltungsmittel lässt zumindest auf die Intention der Hinterbliebenen schließen, dies als Auszeichnung und nicht als Mahnung darzustellen. j) Friedhof der Kirchgemeinde Grüna Der an der Chemnitzer Straße gelegene Friedhof des Ortsteils Grüna, welcher 1999 zu Chemnitz eingemeindet wurde167, besitzt, wie beispielsweise die Friedhöfe in Harthau, Klaffenbach oder Schloßchemnitz auch, kein eigenes Kriegerdenkmal. Aber er beherbergt eine Familiengrabstätte, welche an ein gefallenes Familienmitglied erinnert. Das Grab wurde aufwändig gestaltet, indem man ein großes Mauerstück aus massiven Steinblöcken errichtete, welches zu beiden Seiten von je einer Säule mit quadratischem Grundriss begrenzt wird. Diese wiederum tragen den schweren steinernen Torbalken. Zusätzlich fügte man zwei Rundsäulen bei; zum einen führen diese für den Balken eine Stützfunktion aus, zum anderen bilden sie gemeinsam eine Art 167 Vgl. https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/unsere-stadt/geschichte/chronik/zeit tafel/index.html; entnommen am: 05.07.2021, 14:39 Uhr.
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Abb. 88: Familiengrabmal Ahnert in Grüna; © Stefan Hetzer
Portal für das Grabmal und verleihen diesem ein Aussehen, das an den Eingang eines antiken Tempels erinnert. Im nur schmal angedeuteten Innenraum platzierte man eine Bank aus Stein als Sitzmöglichkeit für eine lebensgroße Hirtenfigur. Die Skulptur weist eine zusammengesunkene kraftlose Pose auf. Schultern und Arme hängen ohne Spannung nach unten, der Hirtenstab, welcher als Stütze dienen könnte, lehnt an Arm und Schulter, ohne Gebrauch zu finden (vgl. Bilderanhang Abb. 72). Das Gesamtbild vermittelt einen Eindruck von Melancholie und Mutlosigkeit, was auch in Verbindung mit dem im Ersten Weltkrieg verlorenen Familienmitglied Alfred Ahnert stehen könnte. Dessen Name wurde an der Wand im „Tempelinneren“ eingraviert, verbunden mit den Daten 31.12.1895 für die Geburt sowie 18.8.1918 für den Sterbetag, verbunden mit dem Hinweis „gef.“ für gefallen. Weiterhin ist die Widmung „Er ruht in Nampcel in Frankr.“ vermerkt (vgl. Bilderanhang Abb. 73). Der Euphemismus „ruht“ mag dabei als Trost für die Angehörigen gedient haben, vielleicht um von der Endgültigkeit des Todes abzulenken und dass dieser in der Schlacht für den Gefallenen mit Leid und Schmerz verbunden war. Gleichzeitig könnte aus christlicher Sichtweise das Ruhen auch mit dem Warten auf die Wiederauferstehung gleichgesetzt werden. Das Grabmal beinhaltet mit der Hirtenfigur ja bereits eine klassische Darstellungsform der christlichen Glaubenslehre. Der Verweis auf Frankreich beim
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Todesort Nampcel ist typisch für kleinere, weniger bekannte Kampfplätze des Ersten Weltkriegs. Zum Grabmal gehört neben dem „Tempel“ samt Skulptur ein kleiner mit Steinplatten ausgelegter Platz, der an den Seitenrändern die Möglichkeit für Grünanlagen und die Anpflanzung von Blumen sowie Baum- bzw. Strauchschmuck bietet. Diese Fläche wurde erhöht angelegt, sodass zwei Stufen zum eigentlichen Grabmal hinaufführen, während eine niedrige Mauer als Umrandung dient. k) Bergfriedhof Harthau „Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als sich in Harthau die Industrialisierung ausbreitete, musste für die stark angewachsene Bevölkerung des Ortes ein neuer Friedhof angelegt werden.“168 Dies geschah im Jahr 1904169 und wegen seiner exponierten Lage oberhalb der ebenfalls neu gebauten Kirche an der Annaberger Straße 469 erhielt er den Namen Bergfriedhof. Ebenso wie in Grüna verfügt dieser über kein spezifisches Kriegerdenkmal, dafür existieren aber mehrere Gräber mit Bezug zum Ersten Weltkrieg. In einem kleinen separaten Gräberfeld wurden acht gefallene Soldaten beigesetzt. Es befindet sich an der Nordseite des Friedhofs und ist an den acht gleich gestalteten Grabsteinen in L-förmiger Anordnung zu erkennen. Diese finanzierte man laut Aussagen der Lutherkirchgemeinde Harthau mit Hilfe von Finanzmitteln des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge. Die Finanzierung war nötig geworden, da sich die ursprünglichen Grabsteine in einem sehr schlechten Zustand befanden (vgl. Bilderanhang Abb. 74–76). Die Steine waren umgekippt oder umgefallen, mehrere Namenstafeln kaputt, ein als Grabschmuck dienendes Eisernes Kreuz zerstört. Ob es sich dabei um Umwelteinflüsse oder menschliche Destruktion handelte, ist nicht durch Quellen überliefert, zumindest für das Eiserne Kreuz und die Namenstafeln scheint letzteres im Kontext „wilder“ Entmilitarisierungsaktionen nach dem Zweiten Weltkrieg aber wahrscheinlich. Bei allen acht bestatteten Soldaten handelt es sich um Mitglieder der Harthauer Kirchgemeinde, da deren Namen in einer Auflistung der Gemeinde verzeichnet sind.170 Möglicherweise verstarben sie in den Chemnitzer Lazaretten, welche in „der 181er-Kaserne an der Zeisigwaldstraße, im Stadtkrankenhaus an der Zschopauer Straße, […] in der Fabrik J. E. Reinecker, Bernhardstraße, der Loge ‚Zur Harmonie‘ 168 https://harthau.kirche-chemnitz.de/kapelle.html; entnommen am 19.05.2019, 09:24 Uhr. 169 Vgl. Mammut-Verlag Leipzig (Hrsg.): Chemnitz. Der Friedhofswegweiser, Leipzig 2005, S. 29. 170 Vgl. Archiv der Lutherkirchgemeinde Harthau, Aktennummer F 31: Die alte Harthauer Kirche – eine Heldengedächtnisstätte.
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Abb. 89: Soldatengräber auf dem Harthauer Bergfriedhof; © Stefan Hetzer
in der Brauhaus-/Ecke Annenstraße, der Zimmermann’schen Stiftung am Goetheplatz, der Weiner’schen Fabrik an der Schloßstraße sowie in der Landesblindenanstalt in Altendorf“171 eingerichtet waren. In Betracht käme auch eine Rückführung der Leichname nach Kriegsende, was allerdings mit erheblichem Aufwand und Kosten verbunden gewesen wäre und damit als unwahrscheinlich gelten kann. Zumindest für einen der Umgekommenen, Robert Willy Hähnel, können detailliertere Angaben gemacht werden, da die Inschrift dessen alten Grabsteins auf den Fotos der Lutherkirchgemeinde Harthau noch lesbar ist. Er gehörte dem sächsischen Landwehr-InfanterieRegiment Nr. 107 an, welches ursprünglich aus Mittelsachsen stammte. Die Widmung auf dem Stein trug zudem die persönliche Note „unser lieber Sohn u. Bruder“, sodass die Herkunft Hähnels aus Harthau hier nochmals untermauert wird. Bei den weiteren sieben Toten handelt es sich im Einzelnen um Otto Colditz, Max Wagner, Paul Uhlich, Franz Krehan, Max Richter, Friedrich Oertel und Paul Hofmann. Die neuen Grabsteine wurden dem Aussehen nach vermutlich nach der deutschen Wiedervereinigung aufgestellt. Sie besitzen ein einheitliches Aussehen – die Form scheint vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge vorgegeben oder angeraten worden zu sein, da auch die 171 Stadt Chemnitz (Hrsg.), Pfalzer, Stephan: Chemnitz im Ersten Weltkrieg. Darstellungen und Dokumente, Chemnitz 2016, S. 6.
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Soldatengräber auf dem Friedhof in Klaffenbach solche Grabsteine, wenn auch aus anderem Material, besitzen. In Harthau verwendete man braunen Stein, wahrscheinlich Granit. Zusätzlich hob man die Gravuren – jeweils ein Eisernes Kreuz, die Namen der Gefallenen, Dienstgrad (Musketier bei Hähnel und Hofmann, Jäger im Fall von Uhlich) und Geburts- sowie Sterbejahr – mit rotbrauner Farbe hervor (vgl. Bilderanhang Abb. 78). Neben den acht existierenden Realgräbern wurde durch die Familie Bonitz in deren Erbgrabstätte ein Grab für Emil Max Bonitz geschaffen. Ob dieser wirklich dort begraben liegt – die Möglichkeit besteht durch dessen Tod im Lazarett, wie auf dem Stein vermerkt – oder die Tafel lediglich der Erinnerung dient, konnte nicht ermittelt werden. Bei den Bonitzens handelte es sich laut Aussage des Heimathistorikers und Ortschronisten von Einsiedel, Ingobert Rost, um eine wohlhabende Bauernfamilie aus Harthau, was die finanziellen Möglichkeiten zur Errichtung einer so großen, repräsentativen Familiengrabanlage erklärt. Emil Karl Bonitz erhielt, äquivalent zu mehreren anderen Familienmitgliedern, eine rechteckige Grabplatte im Querformat aus schwarzem Granit, welche auf einem niedrigen Sockel befestigt wurde. Die Inschrift ist im Vergleich zu anderen Gräbern dieser Art sehr kurz gehalten. Sie enthält keine persönliche Widmung an den Verstorbenen, sondern nur den Namen mit Geburts- und Sterbedatum sowie den Hinweis auf das Ableben im Feldlazarett. Dieser Umstand lässt die Tafel untypisch emotionslos wirken, fanden doch Formulierungen wie „unser lieber/geliebter/ heißgeliebter Sohn“ häufig Verwendung in Bezug auf Gefallene des Ersten Weltkriegs. Man verzichtete weiterhin auf die sonst so typische Nennung von
Abb. 90: Grabtafel für Emil Max Bonitz; © Stefan Hetzer
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Einheit oder Dienstgrad, lediglich das Eiserne Kreuz ziert die Platte oberhalb des Namens. Eine ausschmückende Aufzählung, die den Militärdienst und damit verbunden den gesellschaftlichen Status ihres Sohnes untermauerte, scheint diesbezüglich von der Familie des Verstorbenen abgelehnt worden zu sein, ebenso wie die Errichtung einer größeren Skulptur oder eines Monuments, die angesichts der familiären Situierung wohl durchaus möglich gewesen wäre. Vielleicht wollte die Familie Bonitz durch diese Art der Grabgestaltung ihre Ablehnung gegenüber dem Krieg sowie dessen vermeintlichen oder tatsächlichen Urhebern zum Ausdruck bringen, die man für den Verlust des Sohnes verantwortlich machte, um so diese Tatsache nicht noch unnötig zu glorifizieren. l) Trinitatis-Friedhof Hilbersdorf Die evangelisch-lutherische Trinitatiskirchgemeinde mit deren Kirche sowie dem zugehörigen Friedhof befindet zwischen der Frankenberger Straße und der Trinitatisstraße im Ortsteil Hilbersdorf im Nordosten von Chemnitz. Die eigens gegründete „Arbeitsgemeinschaft zur Errichtung eines für die im Weltkrieg Gefallenen der Trinitatis-Gemeinde zu Chemnitz-Hilbersdorf“ unter der Leitung von Oberlehrer Max Bauer172 initiierte wohl Mitte der 1920er Jahre den Bau des heute noch auf dem Trinitatis-Friedhof erhaltenen Kriegerehrenmals nach dem Entwurf des Architekten Walter Müller aus Reichenhain, zumindest legen dies noch vorhandene Entwurfsskizzen vom Juli 1927 nahe. Die Weihe erfolgte am Sonntag, dem 30. Oktober 1927, im Beisein der Vereine, welche sich zur oben genannten Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen hatten. „Die beteiligten Vereinigungen waren der Militärverein Hilbersdorf, die Kirchgemeinde-Vertretung, die Bürgerlichen Bezirksvereine von Hilbersdorf und Ebersdorf, der Frauenverein, Deutscher Turnverein, Stenographenverein, Hausbesitzerverein, Evangelischer Arbeiterverein, Eisenbahnbeamtenverein, die aus drei Gesangvereinen gebildete Chorgemeinschaft, die Gewerkschaft der Lokomotivführer (Ortsgruppe Chemnitz), die Kantoreigesellschaft und der Verein ehemaliger Schüler des Herrn Oberlehrer Kunze.“173 Der vorangegangene Festgottesdienst stand unter dem Motto von Jakobus 5:11 – „Wir preisen selig, die erduldet haben“. Darin führte der Pfarrer Kretzschmar zu den gefallenen Gemeindeangehörigen aus: „Was sie alles erduldet haben! Sie waren getreu bis in den Tod. Und zeigten das wahre Heldentum der Nächstenliebe. Wir preisen sie selig. Ihr Dulden war nicht 172 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 255, Dienstag den 01.11.1927. 173 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 255, Dienstag den 01.11.1927.
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vergeblich. Wohl zwanzig Feinde gingen mit ‚groß’ Macht und viel List‘ gegen unser Vaterland vor. Unsere Helden schützten es und verdienten unseren unauslöschlichen Dank. Das Ehrenmal soll es erzählen.“174 Auch in dieser Predigt zeigt sich die zeittypische Vermischung von christlichen Motiven wie der Nächstenliebe mit angeblichen soldatischen Tugenden wie Heldentum und Pflichterfüllung. Des Weiteren wird diese Nächstenliebe hier indirekt als Antrieb für den Kriegsdienst der gefallenen Gemeindemitglieder dargestellt. Im Kontext dieser Gemengelage erfolgte eine „Transformation“ der Gefallenen in die Opferrolle; besonders deutlich wird dies durch die Aussage „Was sie alles erduldet haben!“ Hinsichtlich der Erlebnisse auf dem Schlachtfeld kann zwar sicherlich von einem „Martyrium“ für die betroffenen Soldaten gesprochen werden, aber sie waren eben nicht nur die, welche erduldeten, sondern auch jene, die schossen und töteten. Abgeschlossen wird dieses konstruierte Bild durch den Hinweis auf die Übermacht von Feinden, welche aus Sicht des Pfarrers für den Krieg verantwortlich waren („gingen gegen unser Vaterland vor“) und im Gegensatz zu den Deutschen einen heimtückischen Krieg führten („mit viel List“). Natürlich ist eine objektive Betrachtung der Ereignisse und Konsequenzen des Ersten Weltkriegs gerade von der deutschen Seite infolge der Niederlage, der großen Verluste sowie der harten Bedingungen des Versailler Vertrages zu dieser Zeit schwierig. Dennoch häufen sich gerade in diesem Beispiel die Falschdarstellungen und Geschichtsverdrehungen, sodass – wenn man solches Handeln seitens Kirchenvertretern bei Weiheveranstaltungen von Gefallenendenkmälern eher als Regelfall denn als Ausnahme annimmt – von einem nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Geschichtsrezeption, zumindest der evangelisch geprägten Bevölkerungsschichten, ausgegangen werden kann. Das Ehrenmal besitzt eine Höhe von 4,65 m und „symbolisiert den Opfertod im Kriege. Sein Aufbau besteht aus […] heimischen grau-grünen Harthauer Bruchsteinen und die Gliederungen, die Reliefs sind in fränkischem Naturmuschelkalk gehauen. Die Vorderseite zeigt ein über 2 Meter hohes Schwert, das aus einer Flammengarbe emporragt. Dieses Sinnbild klingt in einem wagerecht (sic!) abschließenden Steinkopf aus, der also die unter ihm liegenden lebenden Elemente zur Ruhe überleitet. Am Fuße vor den Flammen liegt eine Platte mit der Inschrift: ‚Unseren im Weltkrieg Gefallenen! Die Gemeinde Chemnitz-Hilbersdorf.‘ Die Rückseite trägt die Inschrift ‚Sie starben für uns!‘ und darüber befindet sich ein Eichenblatt in kräftiger Form“175 (vgl. Bilderanhang Abb. 79 und 80). Da der Platz auf dem Denkmal nicht aus174
Ebenda. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 255, Dienstag den 01.11.1927. 175
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Abb. 91: Das Kriegerehrenmal auf dem Trinitatisfriedhof zu Hilbersdorf; © Stefan Hetzer
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reichte, um alle der ca. 400 Gefallenen aus der Gemeinde Hilbersdorf namentlich zu erwähnen, mauerte man stattdessen eine – in einer Kapsel verschlossene – Namensliste in das Denkmal mit ein.176 In puncto Gestaltung stach das Schwert inmitten der Flammen hervor. Beide Symbole wurden für sich genommen häufig bei der Schöpfung von Kriegerdenkmälern verwendet, doch die Kombination des aus dem Flammenmeer herausragenden Schwertes ist zumindest für Chemnitz einmalig. Es könnte sich dabei um das sinnbildliche Gedächtnis an die Gefallenen handeln, die in den Flammen des Krieges umkamen, während die Erinnerung an sie die Vernichtung überdauern wird. Zieht man in diesem Kontext den zeitgenössischen Zeitungsbericht zur Denkmalsweihe heran, dient das Ehrenmal gleichzeitig als Grabstein für die Hilbersdorfer Gefallenen. Die Inschrift auf der Rückseite „Sie starben für uns!“ trägt den gleichen Zeitgeist, welcher auch in der Weihepredigt zum Ausdruck kam – die Umdeutung des Krieges als einen Akt der Verteidigung zum Schutz von Heimat, Angehörigen und Freunden. Es existieren Entwürfe, welche die geplante Schaffung eines „Ehrenplatzes für gefallene Helden“ im Umfeld des Denkmals mit diesem als zentralen Mittelpunkt dokumentieren. Dabei sollten in einem Eichenhain Gedenktafeln bzw. Ehrenkreuze für die Gefallenen aufgestellt werden. Dieses Vorhaben kam allerdings nie zur Ausführung. Grund dafür könnte der Bau der „Gedächtnishalle“ in der Trinitatiskirche gewesen sein, die 1931 eingeweiht wurde und die Weltkriegstoten aus Hilbersdorf namentlich aufführte, was den Heldenhain obsolet werden ließ. Das Denkmal selbst war im Laufe der Zeit mehreren Veränderungen unterworfen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs führte es die Entmilitarisierungsliste des Stadtbauamtes mit dem Hinweis „Militaristische Embleme werden entfernt“ auf, gefolgt vom handschriftlichen Zusatz „in Auftrag gegeben“. Wahrscheinlich erfolgte eine zeitnahe Umsetzung dieser Anordnung noch im Jahr 1946 oder spätestens 1947. Zumindest führte man die Arbeiten – konkret die Entfernung des Schwertes an der Vorderseite – so sorgfältig aus, dass einem unwissenden Betrachter die Veränderung nicht auffallen würden. Dies geschah, indem man das Schwert zu einer Flamme umarbeitete, die mittig aus dem Flammenmeer hervorragt. Des Weiteren tauschte man auch die Gedenkplatte am Fuße des Denkmals aus. Dies geschah aber erst deutlich später, da Eberhard Hübsch das Denkmal noch Anfang der 90er Jahre mit der ursprünglichen Platte aufführte, allerdings könnte ihm möglicherweise der Austausch entgangen sein. Die neue Gedenktafel trägt die Inschrift „Zu mahnendem Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft – Die Kirchgemeinde Chemnitz-Hilbersdorf“. Die vormalige Widmung „Unseren im Weltkrieg Gefallenen!“ war unter objektiven Gesichtspunkten ideologisch 176
Vgl. ebenda.
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relativ unbelastet. Vielleicht empfand man aber die Einbeziehung „Unseren“, d. h. die formulierte Zusammengehörigkeit der Toten und der aktuellen Gemeinde, als nicht mehr zeitgemäß und ersetzte diese durch eine Inschrift, welche nicht nur den Toten des Ersten Weltkriegs, sondern auch den Opfern des Nationalsozialismus und im weiteren Sinne aller Kriege und Diktaturen gedenkt – verbunden mit der indirekten Mahnung, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen dürfen. Die verallgemeinernde Form solcher Inschriften, verbunden mit der Gleichsetzung aller Kriegsopfer, wurde bereits in III. 2. f) sowie III. 2. g) ausführlich beleuchtet. Darüber hinaus befindet sich auf dem Friedhof Hilbersdorf eine größere Familiengrabanlage, welche an zwei im Weltkrieg ums Leben gekommene Angehörige erinnert. Es handelt sich dabei um Hans Kempe und Paul Arnold, zu deren Ehren innerhalb der massiven Steinummauerung – welche mehrere Säulen mit Eisenketten zur Abgrenzung trägt – zwei separate Grabsteine im Vorfeld der eigentlichen Grabwand gesetzt wurden (vgl. Bilderanhang Abb. 81). Diese eigenständige Platzierung innerhalb der Grabanlage hebt, wie bei ähnlichen Familiengräbern auf dem Städtischen Friedhof, die gesonderte Bedeutung der Gefallenen, auch innerhalb des Familienkreises, hervor. In diesem Fall setzte man zwei schwarze Granitsteine mit grob behauenen Kanten auf zwei niedrige Sockel. Die nahezu identische Machart könnte zum einen auf die familiäre Verbindung, andererseits auf das gleiche Schicksal, den Tod im Krieg, hindeuten. Die ganze Grabstätte ist inzwischen stark von Zierbüschen und -bäumen zugewachsen, sodass große Teile der Anlage dem Auge des Betrachters entzogen sind. Die beiden Inschriften weisen ähnliche Formulierungen auf, die von einer sehr innigen Familienbeziehung zeugen und so in dieser Intensität selten auf Steinen, die an Kriegstote erinnern, zu finden sind. „Zum Andenken an meinem (sic!) heissgeliebten, sonnigen Gatten, unseren edlen liebevollen Schwiegersohn Lehrer Hans Kempe“ heißt es bei Kempe, während man bei Arnold die Worte „Zum Andenken an unseren einzigen heissgeliebten Sohn meinen herzlieben treuen Bruder u. Schwager Lehrer Paul Arnold“ wählte. Nicht nur die elterliche Trübsal oder die Trauer der Angetrauten, sondern auch die von Geschwistern, Schwiegereltern und der angeheirateten Familie wurden zum Ausdruck gebracht. Gerade die Wahl der Adjektive „wie heißgeliebt“, „liebevoll“, „edel“ und „herzlieb“ zeigt eine tiefe emotionale Verbundenheit, die man in der Inschrift dann mit der typischen militärischen Nomenklatur von Dienstgrad und Einheit verband. Nach dem Geburtsdatum folgt der Todestag mit Spezifikation des Sterbeortes – im Fall von Kempe die Somme, bei Arnold das Lazarett in Boulogne. Abgerundet wird die Widmung jeweils mit dem pathetischen Wunsch „Leicht sei ihm die fremde Erde!“ Dieser ist bei genauer Betrachtung eher reflexiv zu verstehen, da es vor allem für die Anverwandten eine Bürde darstellte, die Toten nicht vor Ort
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betrauern zu können. Umso notwendiger erschien es den Angehörigen aus diesem Grund, die beiden Gräber in Reminiszenz auf dem Hilbersdorfer Friedhof anzulegen. Als Symbol fand jeweils des Eiserne Kreuz im oberen Abschnitt der Grabsteine Verwendung. Diese Platzwahl ist nahezu archetypisch, da so zuerst das Militärsymbol auf dem Stein wahrgenommen wird und daher die gewollten Assoziationen wie Kriegsdienst und „Tod fürs Vaterland“ beim Betrachter hervorruft, noch ehe dieser sich den weiteren biografischen Daten des Verstorbenen widmen kann.
Abb. 92: Grabsteine für Hans Kempe und Paul Arnold auf dem Friedhof in Hilbersdorf; © Marc Stoll
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Ein weiteres Grab mit Erinnerung an einen Gefallenen existiert etwas abseits gelegen auf dem westlichen Teil des Trinitatisfriedhofs. In seiner Machart ähnelt es der Front einer gotischen Kathedrale im Miniaturformat. Zwei Pfeiler ragen, auf einem Sockel stehend, nach oben und tragen ein aufwärts strebendes Bogengerüst, welches in eine bekrönende Spitze mündet. Der gesamte obere Teil des Grabsteins ist zudem mit steinernem Blütenwerk – die Spitze insbesondere mit einer stilisierten Lilie – verziert. Als weiterer Schmuck dienen kleine Spitzbögen. So hebt sich das Grabmal nicht wie andere Familiengräber durch seine Größe, sondern durch die Gestaltung von der Masse ab. Für den Corpus verwendete man Sandstein, die daran angebrachten Namens-
Abb. 93: Grabstein der Familie Otto mit Widmung an den vermissten Sohn Walter; © Marc Stoll
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tafeln wurden aus schwarzem Granit gefertigt. Die obere fast quadratische führt die Namen der Eltern, Martha und Friedrich Otto, auf, während die untere, rechteckig im Querformat am Sockel befestigt, dem Sohn Walter gewidmet ist. Die Inschrift hielt man dabei vergleichsweise kurz: „Zum Gedächtnis unseres lieben Walter’s – * 24.6.1899. verm. 28.9.1918 i. Flandern“ (vgl. Bilderanhang Abb. 82). Die persönliche Beziehung zu dem Verstorbenen wurde hier besonders durch die Weglassung des Nachnamens in der Widmung in Verbindung mit dem Adjektiv „lieb“ unterstrichen. Dagegen verzichtete man untypischerweise völlig auf Rang und Einheit, sodass der Kriegstod Walter Ottos für den Betrachter nur aus dem Hinweis „vermisst in Flandern“ geschlussfolgert werden kann. Auffällig ist dabei die Formulierung „vermisst“. Deutlich häufiger in Gebrauch war nach dem Ersten Weltkrieg – für solche Fälle der Erinnerung auf Familiengrabsteinen – der Begriff „gefallen“, um der Widmung einen militärischeren Unterton zu verleihen. Als Vermisste deklarierte man im Normalfall Militärpersonen, deren Schicksal ungeklärt war, also weder Hinweise auf Tod, Verwundung oder Gefangenschaft existierten. In solchen Fällen warteten die Angehörigen oftmals monate- oder jahrelang auf Nachrichten über Verbleib bzw. Schicksal des entsprechenden Familienmitgliedes. Dementsprechend wählte man für den Grabstein der Familie Otto dieses Wort ganz bewusst, um damit auch die Konsequenzen für die Familie zum Ausdruck zu bringen: nicht gewusst zu haben, was mit dem eigenen Sohn passiert war. Die nachträgliche Spezifikation, dass Otto Walter in Flandern vermisst wurde, verleiht der Inschrift dann allerdings doch eine spezifisch militärische Note, da Flandern den zeitgenössischen Betrachtern als Ort mehrerer bedeutender Schlachten im Ersten Weltkrieg sicherlich ein Begriff war und diese so einen Zusammenhang zum Tod des Sohnes der Familie Otto herstellen konnten. m) Friedhof St. Nikolai Kappel An der Michaelstraße im Chemnitzer Stadtteil Kappel wurde am 21. Mai 1815 der Nikolaifriedhof der heutigen Chemnitzer Kirchgemeinde St.-Nikolai-Thomas geweiht.177 Auf diesem befindet sich rechts des Hauptweges vom Friedhofseingang in Richtung St. Nikolaikirche das am 08.10.1922 eingeweihte Kriegerehrenmal der beiden Gemeinden St. Nikolai und St. Thomas, welche später zur Kirchgemeinde St.-Nikolai-Thomas vereinigt wurden. „Man hatte ursprünglich die Absicht gehabt, auch auf unserem Nikolaigottes177 9JO&KHPQLW]HUMRXUQDOLVWLVFKH9HUHLQLJXQJH9XQG(YDQJHOLVFK/XWKHULVFKH Kirchgemeinde St.-Nikolai-Thomas (Hrsg.): Chemnitzer Roland. Gestorben, begraben – vergessen? Auf dem St. Nikolaifriedhof bestattete Chemnitzer Persönlichkeiten. 21. Jahrgang, 20. Beiheft Januar 2014, Seite 3.
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Abb. 94: Kriegerehrenmal auf dem Nikolaifriedhof; © Stefan Hetzer
acker eine Stelle für Kriegergräber zu beschaffen und schon im Jahre 1915 eine Planung dafür aufgestellt (vgl. Bilderanhang Abb. 83). Wohl mit Rücksicht auf die Kriegergräberanlage des städtischen Friedhofes hat man davon abgesehen. Als im Jahre 1919 der Frage des Ehrenmales näher getreten wurde, wollte man auf dem vorgesehenen Platze Eichen anpflanzen und an diesen die Ehrentafeln anbringen. Man wählte dann aber den Platz mehr in der Mitte des Gottesackers und entschied sich für Aufstellung eines Denkmales. 1921 gewannen die Pläne dazu bestimmte Gestalt.“178 178 Archiv der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde St.-Nikolai-Thomas, Chemnitz. Pfarrer Schödel im „Thomas-Boten“ 1934.
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Der Entwurf des Denkmals stammte vom Bildhauer Manfred Gruner, Arthur Hans aus Kappel übernahm dann die Ausführung der Arbeiten.179 Beide sind namentlich auf der Sockelerhöhung verewigt. Für die Weihefeier am 8. Oktober 1922 beantragte man seitens der Veranstalter polizeilichen Schutz.180 Man befürchtete wohl im „roten Chemnitz“, zumal in einem von der Industriearbeiterschaft geprägten Stadtteil wie Kappel, Störungen der Feierlichkeiten oder sogar Übergriffe seitens kommunistisch gesinnter Personen. Die Rede zur Denkmalsweihe hielt der Pfarrer Schleinitz von der Gemeinde St. Thomas. Er bezog sich dabei auf den Bibelvers 2. Samuel 1, 27181 – „Wie sind die Helden gefallen, verloren gegangen die Waffen der Schlacht.“ Neben der Heldenstilisierung in Übertragung der alttestamentarischen Kämpfer Saul und Jonatan könnte der zweite Teil des Verses auch eine versteckte Andeutung auf die „Entwaffnung“ Deutschlands im Rahmen des Versailler Vertrages gewesen sein. Im zeitgenössischen Zeitungsartikel hieß es dazu weiterhin: „er [weihte] das Denkmal als einen Stein treuen Gedenkens, ein Zeichen aufrichtiger Dankbarkeit, ein Denkmal ernster Mahnung und eine Stätte gläubigen Aufblicks zu Gott“182. Der Begriff der Mahnung wurde von Zeitgenossen in diesem Zusammenhang nicht allzu häufig verwendet. Zu hinterfragen bleibt allerdings der Kontext des Mahnens. Bezog sich dieser auf den Tod der vielen Männer, verbunden mit dem Fazit, es nie wieder zu einem solchen Krieg kommen zu lassen? Oder war damit eher die Mahnung gemeint, den Kampf sowie das „Opfer“ der Gefallenen und somit ihr Vorbild nicht zu vergessen? Zwanzig Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs formulierte Pfarrer Schödel aus der Thomasgemeinde in einem Beitrag des Gemeindeblattes, dass „das Ehrenmal nicht nur Stätte der Erinnerung sein [soll], an der man klagend der gefallenen Helden gedenkt. Wenn in der Gestalt des sterbenden Kriegers der Schmerz zum Ausdruck kommt und gerade auch die drückende Sorge der Nachkriegszeit sich widerspiegelt, so haben wir doch schon bei mancher Feier an diesem Male die Lebenden aufgerufen, in gleicher Treue einzustehen für ihr Vaterland, so soll die Dankbarkeit der Gemeinde, die ihren Ausdruck sichtbar in diesem Denkmal fand, auch vor allem fortleben in der Treue, die wir in Gegenwart und Zukunft unserem Volk und Vaterland halten wollen.“183 – ein Fingerzeig für die Interpretation des Denkmals etwa 179 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 280, Dienstag den 10.10.1922. 180 Vgl. ebenda. 181 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 280, Dienstag den 10.10.1922. 182 Ebenda. 183 Archiv der Kirchgemeinde St.-Nikolai-Thomas, Chemnitz. Pfarrer Schödel im „Thomas-Boten“ 1934.
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anderthalb Jahre nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten. Treue gegenüber Volk und Vaterland wurden als zentrale Botschaft der Erinnerungskultur in den Kontext des Denkmals gerückt. Hinsichtlich der Finanzierung des Denkmals heben die Quellen den Namen Anton Stein hervor, „der sich namentlich durch die Sammlung von Beiträgen in besonderer Weise für das Gelingen des Denkmalplanes eingesetzt hat.“184 Das Denkmal selbst besteht aus einer mehrteiligen Grundplatte, welche den ca. zwei Meter hohen Sockel trägt und nach oben hin abgestuft ist, sowie der darauf in liegender Pose platzierten Soldatenfigur in Lebensgröße. Als Material verwendete man Wehlener Sandstein, welcher eine relativ einfache Bearbeitung zugelassen haben dürfte. Die Sockelfront enthält die beiden Jahreszahlen 1914–1918 mit dem Zusatz „Unsern Helden“ sowie die von zwei Palmzweigen umrankte Widmung der beiden Kirchgemeinden „in Dankbarkeit die Gemeinden Sankt Nikolai und Sankt Thomas“. Mit der Formulierung „Unsern Helden“ wird die Zugehörigkeit bzw. die Einbeziehung der Gefallenen zu den beiden Kirchgemeinden besonders betont, die beiden Palmzweige könnten hier sowohl als Friedens- als auch als Ewigkeitssymbole gedeutet werden – zum einen den Wunsch nach ewigem Frieden für die verstorbenen Soldaten vermittelnd, zum anderen die „ewige Dankbarkeit“ der beiden Kirchgemeinden gegenüber den Toten ausdrückend. Beide Flanken sowie die Rückseiten des Sockels enthalten die insgesamt 550 Namen der Gefallenen, wobei 287 auf die Gemeinde St. Nikolai und 263 auf St. Thomas entfielen, was durch die Aufführung der Gemeindenamen auch gesondert gekennzeichnet wurde. Die Soldatenfigur fertigte man in umfassender Montur, mit Uniformmantel, Koppel inklusive Munitionstaschen sowie Stahlhelm, allerdings ohne Waffen. Sie sitzt, den linken Oberschenkel dabei als Stütze nach außen verwendend, während das rechte Knie angewinkelt ist, die rechte Hand in den Mantel an die Brust fassend, die linke stützend neben dem Körper. Diese Pose suggeriert eine schwere oder tödliche Brustwunde, die den Soldaten niedergezwungen hat. Dieser steht als pars pro toto für die 550 Kriegstoten der beiden Gemeinden, wobei auch hier die Art des Todes noch euphemistisch dargestellt wird – eine „saubere“ Brustwunde, die den Soldaten niedersinken lässt. Dies dürfte im Kriegsalltag auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges, wo Artillerie und Schrapnelle die höchsten Opferzahlen forderten, zumindest nicht die Mehrzahl der Soldaten ereilt haben. Beide Seiten des Denkmalsockels weisen Beschädigungen in Form runder Löchern oder Vertiefungen auf, welche durch Beschuss mit Handfeuerwaffen zustande gekommen sein könnten. Als Zeitraum dafür wäre das Kriegsende 1945 plausibel, durchgeführt von siegreichen Rotarmisten oder deutschen „Antifa184 Archiv der Kirchgemeinde St.-Nikolai-Thomas, Chemnitz. Pfarrer Schödel im „Thomas-Boten“ 1934.
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Abb. 95: Erbgrabanlage Janssen; © Stefan Hetzer
schisten“. Von anderen „Entmilitarisierungsmaßnahmen“ blieb das Denkmal unberührt, wohl auch deshalb, weil es weder ein Eisernes Kreuz noch Waffen wie Gewehr, Schwerter o. Ä. beinhaltet. Am Westrand des Nikolaifriedhofes befinden sich mehrere alte Erbgrabstätten, darunter auch jene der Familie Janssen. Die Janssens bauten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert einen florierenden Trikotagenbetrieb auf, dessen Produkte bis nach Kanada, die USA sowie Japan exportiert wurden.185 Im Zuge dieses wirtschaftlichen Erfolgs ist auch die monumentale Grabanlage als letzte Ruhestätte für die verstorbenen Familienangehörigen zu erklären. Wuchtige rotbraune Granitplatten auf einer durchlaufenden Sockelleiste bilden die Kulisse für eine übergroße gesockelte Urne aus demselben Material. Insgesamt neun Familienmitglieder verewigte man auf den Granitplatten, darunter den Firmengründer William Janssen186 auf der nach oben spitz 185 9JO&KHPQLW]HUMRXUQDOLVWLVFKH9HUHLQLJXQJH9XQG(YDQJHOLVFK/XWKHULVFKH Kirchgemeinde St.-Nikolai-Thomas, Auf dem St. Nikolaifriedhof bestattete Chemnitzer Persönlichkeiten, Seite 17. 186 9JO&KHPQLW]HUMRXUQDOLVWLVFKH9HUHLQLJXQJH9XQG(YDQJHOLVFK/XWKHULVFKH Kirchgemeinde St.-Nikolai-Thomas, Auf dem St. Nikolaifriedhof bestattete Chemnitzer Persönlichkeiten, S. 17.
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zulaufenden Mitteltafel. Die rechte Seitenplatte führt als zweiten Verstorbenen „Fahnenjunker Rolf Janssen“ auf. Dies ist insofern ungewöhnlich, da hier der Rang sogar vor der Namensbezeichnung des Toten auf dem Grabstein geführt wird – ein deutlicher Hinweis auf den Stellenwert, den die Familie dem Militärdienst des Angehörigen sowie dessen Sterben im Kampf beimaß, wohl auch deshalb, weil der Dienstgrad des Fahnenjunkers den Verstorbenen als Offiziersanwärter auswies. Es folgen das Geburtsdatum mit Chemnitz als Geburtsstätte sowie anschließend ein kleines Eisernes Kreuz, hier als Kennzeichnung für den Tod im Krieg verwendet und verbunden mit dem Datum 19. September 1917, inklusive der Ortsnennung von Jtancourt. Nachgestellt wurde, wie häufig bei kleineren oder wenig bekannten Todesorten, die Präzisierung „B(ei) St. Quentin“ (vgl. Bilderanhang Abb. 84). Eine weitere Familiengrabstelle im westlichen Randbereich beinhaltet die Erinnerung an Hans Alfred Stärker. „Auf dem St. Nikolaifriedhof erwarb im Jahre 1890 diese Familie die Erbbegräbnisstätte Nr. 88. Die Grabstelle gehört zu den wenigen, die noch mit einer schmiedeeisernen Einfassung in Form eines kunstvoll gearbeiteten Zaunes versehen sind […]. Zu der kleinen Eingangstür führt ein steinerner Tritt hinauf. Im Mittelteil des großen hellen Grabmals befindet sich eine Tafel mit den Daten der hier Bestatteten, die Seitenteile ziehen durch die Längsgliederung die Blicke auf sich. Den über den ganzen Grabstein verlaufenden Schriftzug „Familie Stärker“ schützt ein überhängender mäandergeschmückter Sims.“187 Die Stärkers waren durch die Fabrikation sowie den Verkauf von Strumpfwaren zu wirtschaftlichem Wohlstand gelangt188 und dadurch in der Lage, solch ein opulentes Grabmal errichten zu lassen. Im Gegensatz dazu ist die Inschrift für Hans Alfred Stärker hinsichtlich seines Kriegstodes sehr schlicht gehalten. Wie bei allen anderen verstorbenen Familienmitgliedern auch wurden lediglich Geburts- und Sterbedatum vermerkt, bei Hans Alfred lediglich durch den Zusatz „gef. b. Onhaye“ ergänzt (vgl. Bilderanhang Abb. 85). Nur diese Abkürzung weist ihn im Rahmen der Grabstätte überhaupt als Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus (in Verbindung mit dem Todesdatum vom 24. August 1914). Ganz verzichtete die Familie hingegen auf Nennung von Rang und Einheit sowie eine persönliche oder heroisierende Widmung.
187 &KHPQLW]HU MRXUQDOLVWLVFKH 9HUHLQLJXQJ H9 XQG (YDQJHOLVFK/XWKHULVFKH Kirchgemeinde St.-Nikolai-Thomas, Auf dem St. Nikolaifriedhof bestattete Chemnitzer Persönlichkeiten, S. 15. 188 Vgl. ebenda, S. 16.
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Abb. 96: Erbbegräbnisstätte der Familie Stärker; © Stefan Hetzer
n) Friedhof der Kreuzkirchgemeinde Klaffenbach Der ländlich anmutende Ort Klaffenbach wurde 1997 zu Chemnitz eingemeindet.189 Er besitzt aber nach wie vor seine eigene Kirchgemeinde inklusive Friedhof an der Adorfer Straße 3, dessen Anlegung 1878 erfolgte.190 Auf dem Friedhof befindet sich eine Kriegsgräberstätte, welche mehrere Einzelgräber beinhaltet. Diese sind sowohl Gefallenen des Ersten als auch des Zweiten Weltkriegs sowie verstorbenen Zwangsarbeitern und zivilen Bombenopfern zugehörig und besitzen ein einheitliches Aussehen (vgl. Bilderanhang Abb. 86), resultierend aus einer Initiative der Kirchgemeinde Klaffenbach aus dem Jahr 1995. In deren Folge versetzte man die 14 betreffenden Gräber mit finanzieller Hilfe des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfür189 Vgl. https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/unsere-stadt/geschichte/chronik/zeit tafel/index.html; entnommen am: 05.07.2021, 14:41 Uhr. 190 Vgl. Mammut-Verlag Leipzig, Der Friedhofswegweiser, S. 35.
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Abb. 97: Drei Gräber für die in Klaffenbach bestatteten Gefallenen des Ersten Weltkriegs; © Stefan Hetzer
VRUJH H9 GHU 6WDGW &KHPQLW] VRZLH SULYDWHQ 6SHQGHQ LQ GHQ KHXWLJHQ =Xstand.191 Bei der Gestaltung der Grabsteine scheint man dabei – wie die Kirchgemeinde Harthau im Falle ihrer Kriegergräber auf dem Bergfriedhof – HLQHU 9RUODJH GHV 9RONVEXQGHV 'HXWVFKHU .ULHJVJUlEHUIUVRUJH H9 JHIROJW zu sein, denn Form und Beschriftung der Steine sind nahezu identisch. Lediglich als Material wurde hellerer, fast weißer Granit mit schwarzen Einschlüssen genutzt, die Ausführung der Inschriften erfolgte mit schwarzer Farbe (in Harthau fand hingegen brauner Stein mit rotbrauner Farbe Verwendung). Äquivalent fallen auch die Angaben zu den Verstorbenen auf den Grabsteinen sehr schlicht aus. Nur die Namen für die Toten des Ersten Weltkriegs – Paul Schmiedel, Oskar Enzmann und Karl Schreiber mit Geburtssowie Sterbejahr – führte man auf. Überdies weist Enzmanns Stein eine Dienstgradnennung – Sergeant – auf, welche ihn als Unteroffizier der Kavallerie identifiziert. Auf dem oberen Teil der Steine gravierte man zudem jeweils ein einfaches Eisernes Kreuz ein. Alle drei Gefallenen werden auch auf 191 Vgl. Archiv der Kreuzkirchgemeinde Klaffenbach: Akte 59 – Friedhofswesen. 59 1–5 Kriegsgräber, Gedenkstätten.
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den Namenstafeln in der Klaffenbacher Kirche aufgeführt. Es handelte sich also um Gemeindeangehörige, die entweder in einem Heimatlazarett verstarben oder nach Kriegsende nach Klaffenbach überführt wurden. o) Friedhof der Peter-Pauls-Kirchgemeinde Mittelbach Die Gemeinde Mittelbach gehört zu den Ortschaften, die in der bislang letzten Eingemeindungswelle im Jahr 1999 an Chemnitz angegliedert wurden.192 Der Friedhof der ortsansässigen Peter-Pauls-Kirchgemeinde liegt zentral an der Hofer Straße 62. Als Initiatoren für das dort errichtete Ehrenmal können die Mitglieder des eigens dafür gegründeten Ehrenmalausschusses unter Vorsitz des Bürgermeisters Härtel angenommen werden. Die Planungen für das Denkmal scheinen spätestens 1928 begonnen zu haben, denn bereits vom Februar 1929 existieren Anfragen seitens des Bildhauers Paul Otto aus Siegmar bezüglich der Denkmalsausführung. Diese ging von Sommer bis Herbst 1929 vonstatten, die Einweihung erfolgte schließlich am 20. Oktober desselben Jahres (vgl. Bilderanhang Abb. 87 und 88). Der Entwurf stammte vom bereits erwähnten Paul Otto.193 Im Rahmen der Weihefeier fand ein entsprechender Gottesdienst mit Predigt des Ortspfarrers Kupfer statt. Es schloss sich die Namensverlesung der Gefallenen durch Bürgermeister Härtel an, für die musikalische Umrahmung sorgte der Männergesangverein „Harmonie“ sowie die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Mittelbach. Die Vertreter von mehr als einem Dutzend Vereine wohnten der Zeremonie bei. Dabei dokumentierten Mitglieder des Stahlhelms, des Sparvereins „Eintracht“, des Motorradklubs, des Rosenzucht- und Gartenbauvereins sowie der Deutschen Turnerschaft die Relevanz einer solchen Denkmalsweihe für ein breites Spektrum der damaligen Gesellschaft. „Die kleine schmucke Kirche konnte die Zahl der Teilnehmer nicht fassen und es wurden Notsitze eingereiht, und dennoch waren selbst die Gänge bis vor die Türen von einer andächtigen Gemeinde angefüllt.“194 Nach der anschließenden Übergabe und Enthüllung des Denkmals durch den Bildhauer Paul Otto sprachen erneut Bürgermeister Härtel und Pfarrer Kupfer. Dieser „rief wieder in allen Herzen der Festteilnehmer Erinnerungen wach an die lieben Väter, Brüder und Söhne, die hinauszogen, das Vaterland zu verteidigen, die ihr Bestes für uns hergaben, ihr Leben, und die nun fern ihrer geliebten Heimat der Ewigkeit entgegenschlummern“.195 Die Weiherede zeigt, dass der Mythos vom Verteidigungskrieg zehn Jahre nach Kriegsende fester Bestandteil 192 193 194 195
Vgl. https://hov.isgv.de/Mittelbach_(1); entnommen am: 06.12.2020, 09:30 Uhr. Vgl. Archiv der Peter-Pauls-Kirchgemeinde Mittelbach. Ebenda. Ebenda.
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Abb. 98: Ehrenmal auf dem Friedhof in Mittelbach; © Stefan Hetzer
der deutschen Erinnerungskultur geworden war und dieser von vielen Pfarrern, zumindest was das untersuchte Gebiet angeht, mit einer theologischen Interpretation des „sich Opferns“ der Soldaten verknüpft wurde. Die Finanzierung des Denkmals erfolgte laut Aufzeichnungen aus dem Archiv der Mittelbacher Kirchgemeinde überwiegend aus Spenden der Ortseinwohner. Interessant ist diesbezüglich ein Schriftwechsel des ausführenden
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Bildhauers Paul Otto mit dem Vorsitzenden des Denkmalsausschusses, Bürgermeister Härtel, in dem auf die „vorhandenen nicht hohen Geldmittel“ verwiesen wurde, resultierend in der Wahl örtlicher Baustoffe sowie der Veranschlagung von 2300 Reichsmark für den Bau des Denkmals, inklusive Fundament und Aufstellung.196 Als Material verwendete man daraus folgend grünen Chloritschiefer aus Harthau, die Namenstafeln fertigte man aus mattpoliertem vogtländischen Fruchtschiefer an. „Das Mal steht auf der höchstgelegenen Stelle des […] Friedhofes und grüßt von hier, über vier Meter hoch, in seiner schlichten, jedoch ernsten, feierlichen, sich leis nach oben öffnenden Form das heimatliche Tal […]. Zwei Wertzeichen, zwei Symbole trägt es. Die grünpatinierte Bronzeflamme – nicht eine Flamme des Hasses, der Rache – eine Flamme, die denen zum ewigen Gedenken und zum Danke lodern soll, die ein hartes Geschick aus grausem Geschehen nicht heimkehren ließ zu Familie und Arbeit, die Flammen und das schlichte Ehrenzeichen deutscher Kriege, das Eiserne Kreuz, von der deutschen Eiche bekränzt.“197 Die Frontplatte des Denkmals trägt die Widmung „Unseren im Weltkriege 1914–1918 gefallenen Helden“, während die dargestellte Eiche und ihr Laub nicht nur, wie im zeitgenössischen Bericht geschildert, als Bekränzung des Eisernen Kreuzes dient (vgl. Bilderanhang Abb. 89), sondern der noch junge Eichenbaum kann auch symbolhaft für das Heranwachsen einer neuen deutschen Generation verstanden werden, die mutmaßlich auf den Werten der Gefallenen – bildhaft dargestellt im Eisernen Kreuz – fußt. Die „ewige Flamme“ wurde als Symbol in der orthodoxen Kirche bereits etwa ab dem Jahr 400 verwendet und steht als Symbol entweder „für ewiges Leben oder dauerhafte Erinnerung“.198 Auch landschaftsgestalterisch leitete man Maßnahmen in die Wege, um das Denkmal besonders hervorzuheben. So pflanzte man in runder Form eine Lebensbaumhecke um eben dieses, welche auch heute noch den beabsichtigten „grünen Rahmen“199 bildet. Keine Erwähnung findet in den Quellen zur Denkmalsweihe hingegen eine vor dem Denkmal eingelassene Bodenplatte aus rötlichem Granit. Ob diese schlicht vergessen, weggelassen oder aber nachträglich – etwa nach Ende des Zweiten Weltkriegs – hinzugefügt wurde, ist nicht belegbar. Als Gravur besitzt sie einen umlaufenden Rahmen aus Rosengeflecht und die Mitte der Platte ziert ein einfaches lateinisches Kreuz. Als Inschrift dient der Sinnspruch „Gedenket im stillen Gebet derer, die in der Ferne starben“ (vgl. Bilderanhang Abb. 90). Diese Mahnung könnte durchaus auf die Gefallenen beider Weltkriege bezo196
Archiv der Peter-Pauls-Kirchgemeinde Mittelbach. Ebenda. 198 https://www.scinexx.de/dossierartikel/goetterfunken/; entnommen am: 05.07.2021, 15:02 Uhr. 199 Archiv der Peter-Pauls-Kirchgemeinde Mittelbach. 197
2. Friedhöfe
199
gen sein und verleiht dem Denkmal zugleich eine religiöse Note. Wortwörtlich verstanden macht diese Forderung zum Gedenken im Gebet das Mittelbacher Denkmal zum klassischen Erinnerungsort. p) Friedhof der Kirchgemeinde St. Georg Rabenstein Im Gegensatz zu den ländlichen Ortsteilen Klaffenbach oder Mittelbach ist Rabenstein ein urbaner Bestandteil von Chemnitz, dessen Friedhof im Jahr 1910 an der Röhrsdorfer Straße, direkt am Ortsausgang, angelegt wurde.200 Bereits vom 16. März 1919, also nur knappe vier Monate nach Kriegsende, existiert ein Entwurf zur Errichtung einer „Kriegerehrung“ auf dem Rabensteiner Friedhof. Allerdings ist die Quellenlage für dieses Denkmal sehr schlecht. Bis auf die Entwurfsskizzen, welche quasi 1:1 übernommen wurden, und ein Angebot zur Fertigung des Denkmals, die in beiden Fällen Woldemar Kandler aus Klotzsche als Architekten ausweisen (vgl. Bilderanhang Abb. 91 und 92), existieren laut St. Georg-Kirchgemeinde keine weiteren Aufzeichnungen. Es fehlen also Hinweise zum Auftraggeber, obwohl hier, wie bei vielen anderen Kriegerdenkmälern nach dem Ersten Weltkrieg, ein eigens dafür gegründeter Denkmalsausschuss aus Mitgliedern der beteiligten örtlichen Institutionen die naheliegendste Variante darstellt. Weiterhin gibt es keine Informationen zur Einweihung oder Finanzierung. Allerdings offerierten die „Vereinigten Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge“ am 19.05.1919 der Kirchgemeinde Rabenstein die Ausfertigung des Denkmals zum Preis von 1.300,00 Mark, bei Wegfall der Fußplatte hätte sich der Preis um 550,00 Mark reduziert.201 Aussagen der Kirchgemeinde lassen darauf schließen, dass das Denkmal bereits sehr zeitig nach Kriegsende, vielleicht sogar schon 1919 oder 1920, fertiggestellt wurde. Es besteht aus einem länglichen, aber untersetzt wirkenden, sich nach oben verjüngenden Porphyrblock, dessen oberes Ende ein Podest trägt, worauf man ein Eisernes Kreuz aus gleichem Material platzierte. Der Block mit viereckigem Grundriss steht auf einem niedrigen Sockel und besitzt eine sehr schlichte Gestaltungsart. Über das Eiserne Kreuz hinaus gibt es keinerlei Symbole, auch auf Zierelemente wurde vollständig verzichtet. Mangelnde finanzielle Ressourcen in der Bauzeit könnten die Ursache dafür gewesen sein. Auch die Inschrift hielt man in Form der Worte „Unsern Helden“ denkbar kurz. Veränderungen am Denkmal scheinen nicht vorgenommen worden zu sein.
200 201
Vgl. Mammut-Verlag Leipzig, Der Friedhofswegweiser, S. 36. Vgl. Archiv der Kirchgemeinde St. Georg in Rabenstein.
200
III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 99: Kriegerehrung auf dem Friedhof in Rabenstein; © Stefan Hetzer
Im unmittelbaren Vorfeld des Denkmals liegen 17 Soldatengräber des Ersten Weltkriegs, welche bereits auf den Entwurfsskizzen für das Denkmal mit diesem eine einheitliche Anlage bildeten. Dies setzte man bei der späteren Ausführung auch so um, sodass sich am Ende des Gräberfeldes, das aus insgesamt fünf Grabreihen – einmal zwei, dreimal vier und einmal drei Gräber – besteht, das Denkmal als abschließender Blickfang erhebt. Die Gräber wurden einheitlich angelegt, indem sie eine hochrechteckige Umrandung aus kleinen
2. Friedhöfe
201
Abb. 100: Soldatengräberfeld auf dem Rabensteiner Friedhof; © Stefan Hetzer
Pflastersteinen erhielten. Deren untere zwei Drittel bepflanzte man mit Begrünung, während man im oberen Drittel die Grabsteine platzierte. Diese besitzen eine quadratische Grundform, allerdings rundete man die beiden oberen Ecken ab, während ein Eisernes Kreuz als Zierde dient und die Grabstellen für alle Beobachter deutlich als Soldatengräber ausweist. Die Kreuze nehmen dabei den Großteil des Raumes auf den Grabsteinen ein, sodass deren Ränder relativ schmal gehalten sind. Gleichzeitig konnten so die Kreuze als Platz für die Inschriften dienen, welche das Geburts- und Sterbedatum sowie den Namen des Gefallenen umfassen (vgl. Bilderanhang Abb. 93). Bei diesen handelte es sich im Einzelnen um Reinhold Arnold, Bruno Berthold, Max Born, Curt Bretschneider, Max Fuhr, Max Gerstenberger, Paul Heintzig, Arno Kindler, Hermann Krebs, Bernhard Rudolph, Willy Rümmler, Richard Sachse, Max Schäfer, Max Scheffler, Walter Schindler, Richard Weiland und Ernst Zimmermann. Ob diese Soldaten der Gemeinde angehörten oder in einem der Chemnitzer Lazarette verstarben, war nicht ermittelbar. An den Beispielen Harthau und Klaffenbach konnte jedoch bereits verdeutlicht werden, dass es immer wieder vorkam, dass Gefallene in der Heimat bestattet wurden, auch wenn die Angehörigen dafür unter Umständen erhebliche Kosten und Mühen in Kauf nahmen. Allerdings diente das Bezirkskrankenhaus der Amtshauptmannschaft Rabenstein als Lazarett, sodass die dort verstorbenen Verwundeten sehr wahrscheinlich auf dem Friedhof des Ortes beigesetzt wurden.202 Er202
Stadt Chemnitz, Chemnitz im Ersten Weltkrieg, S. 12.
202
III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
wähnenswert bleibt noch ein Detail der Denkmalsentwürfe, das schlussendlich nicht zur Ausführung kam. Auf den Skizzen sind Namenstafeln erkennbar, die an der rechten Seite der Grabanlage neben den Soldatengräbern, separiert durch einen kleinen Weg, aufgestellt werden sollten. Auf Nachfrage erteilte die Kirchgemeinde die Auskunft, dass man dort die Namen der Kriegstoten der Gemeinde Rabenstein aufführen wollte, möglicherweise auch in leicht abgewandelter Form als kleine Stelen. Die Frage, warum diese Pläne nicht umgesetzt wurden, muss angesichts der Quellenlage offen bleiben. In vielen Orten und Gemeinden, auch in Chemnitz, war es Usus, die Namen der Gefallenen einzeln zu nennen, selbst wenn die Liste wie im Falle größerer Ortsteile wie Schloßchemnitz mehrere hundert Namen lang war. Vielleicht unterblieb dies in Rabenstein aufgrund der Kosten oder man nahm davon Abstand, weil im selben Ortsteil 1922 eine weitere Gedenkstätte (vgl. III. 7. j)), diesmal mit Namen, eingeweiht wurde und man es daher nicht mehr als nötig erachtete. Neben den 17 Einzelgräbern im Rahmen der Grabanlage am Ehrenmal existiert am Westrand des Rabensteiner Friedhofs eine Erbgrabstätte, die ebenfalls auf einen Weltkriegstoten hinweist. Es handelt sich dabei um das Grab der Familie Junghans, in dessen Rahmen Erich F. Junghans als Gefallener aufgeführt wird. Umschlossen ist die Anlage mit einer niedrigen Mauer aus Granitplatten, die an der Front einen schmalen Eingang mit Trittstein offenlässt. Die Grabfläche wurde mit hellem Kies ausgelegt, während die Grabwand aus drei hohen grauschwarzen Granitplatten errichtet wurde, die jeweils auf einem Sockel stehen und deren mittlere sich in der Höhe und Gestaltung deutlich von den beiden flankierenden abhebt. Sie zeigt ein Kreuz, welches die komplette Höhe einnimmt und dessen Querbalken auch die ganze Breite der Platte ausmisst. Die Kreuzenden laufen spitz zu, sodass das obere in seinem Aussehen an einen Stern erinnert. Auch der untere Teil des Kreuzes verjüngt sich zum Sockel hin, weshalb es insgesamt eine sehr grazile Form besitzt. Ungewöhnlich sind die beiden Diagonalstreben, die zwischen den Kreuzenden verlaufen und in ihrem Schnittpunkt in der Kreuzmitte eine Erhöhung bilden, da auch die Mittellinien der beiden Kreuzbalken erhaben herausgearbeitet wurden. Die beiden Seitenflügel der Grabrückwand tragen in großen Lettern die Begriffe „Familie“ sowie „Junghans“, nach oben schließen sie mit einer kleinen überhängenden Firstkante ab und führen in goldener Schrift die Namen der bestatteten Familienmitglieder auf. Dabei sticht der Eintrag für Erich F. Junghans hervor, denn als Einziger erhielt dieser neben Geburts- und Todesdatum noch eine persönliche Widmung: „Unserm lieben Erich zum Gedächtnis“ (vgl. Bilderanhang Abb. 94). Er scheint also nicht auf dem Friedhof in Rabenstein begraben worden zu sein, sodass der Eintrag an ihn erinnern soll,
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203
Abb. 101: Erbgrabanlage Junghans; © Stefan Hetzer
auch wenn seine sterblichen Überreste anderswo liegen. Auch bei ihm vermerkte man, wie bei so vielen anderen Kriegstoten, den Zusatz „gefallen“ beim Sterbedatum, verbunden mit dem Ort Pierepont an der Somme – beides zeittypisch zur Hervorhebung des Todes eines Familienangehörigen im Weltkrieg. Unterlegt wurde der Abschnitt für Erich Junghans zudem mit einem kleinen Eisernen Kreuz, welches links von einem Eichen- und rechts von einem Lorbeerzweig, den klassischen Sieges- sowie Tapferkeitssymbolen, flankiert wird. q) Friedhof der Johanneskirchgemeinde Reichenbrand Reichenbrand wurde infolge der dritten Eingemeindungswelle, die bis 1965 durchgeführt wurde, Stadtteil von Chemnitz. Es war bereits 1922 zu
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Siegmar eingemeindet worden, dessen Zusammenschluss mit der Stadt Chemnitz 1950 erfolgte.203 Den Gottesacker – ursprünglich angelegt für die Gemeinden Reichenbrand sowie Siegmar und deshalb früher auch als Friedhof Siegmar bezeichnet – errichtete man an der heutigen Zwickauer Straße 457,204 die Weihe fand am Totensonntag, dem 23. November 1862, statt.205 Erst deutlich nach Ende des Ersten Weltkriegs entschloss man sich in Reichenbrand dazu, den Gefallenen der Gemeinde ein Ehrenmal zu errichten. Als Urheber kann der Bürgerbund Siegmar gelten, während der Militärverein aus Siegmar 1929 die Gründung eines Fonds zur Finanzierung des Denkmals beschloss. Die Organisation lief dabei über einen Ehrenmals-Ausschuss, dessen Vorsitz im angegebenen Zeitraum der Lehrer Ellrich einnahm. Die Planungen gehen bis ins Jahr 1925 zurück, allerdings verschob sich der Baubeginn, wohl aus finanziellen und logistischen Gründen, bis Anfang der 30er Jahre. Nach dem Abriss der alten Trauerhalle stand ab März 1930 der Platz für das Ehrenmal fest, der Bau erfolgte dann wahrscheinlich ab 1931, abgeschlossen mit der Weihe am 22. November 1931 (vgl. Bilderanhang Abb. 95).206 Der Entwurf geht auf den Architekten Erich Neumann zurück, während die Ausführung der Baumeister Goldberg übernahm.207 Die Einweihungsfeierlichkeiten vollzog man im Beisein einer Vielzahl von Vereinsmitgliedern aus Reichenbrand und Siegmar. Überdies nutzten politische Kräfte die Ehrenmalsweihe als Bühne, denn SA und Stahlhelm zogen anlässlich dieser in großen Kolonnen durch Chemnitz. Unter den insgesamt 21 niedergelegten Kränzen befand sich auch einer der NSDAP, ein weiterer wurde per Flugzeug abgeworfen. In der Weiherede schlug Pfarrer Krause dann auch deutlich nationale Töne an, indem er ausführte: „Am Tage der Toten stehe man an dieser geheiligten Stätte, um ein Mal zu weihen, für die, die ihr Leben für ihr Vaterland auf dem Felde der Ehre ließen. Nirgends könne größere Liebe sein als dort, wo einer sein Leben für das Vaterland lasse. Die 289 Namen von den Gefallenen der Gemeinde Siegmar, die auf den Tafeln angebracht worden seien, seien absichtlich ohne Bezeichnung des Alters, des Ranges und des Berufes angebracht worden, weil ja alle die Lieben für das gleiche Ideal, ein großes, freies Deutschland zu erkämpfen, starben.“208 Be203 Vgl. http://territorial.de/sachsen/chemnitz/siegmars.htm; entnommen am: 05.07.2021, 15:06 Uhr. 204 Vgl. Mammut-Verlag Leipzig, Der Friedhofswegweiser, S. 30. 205 Vgl. Geßner, Reiner: Der Johannesfriedhof Reichenbrand. In: Heimatverein Reichenbrand (Hrsg.): Beiträge zur Heimatgeschichte Reichenbrand – Heft 11. Chemnitz 2011, Seite 37. 206 Vgl. ebenda. 207 Vgl. Mammut-Verlag Leipzig, Der Friedhofswegweiser, S. 30. 208 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 323, Montag den 23.11.1931.
2. Friedhöfe
205
Abb. 102: Ehrenmal auf dem Johannesfriedhof in Reichenbrand; © Stefan Hetzer
reits der zeitgenössische Zeitungsredakteur des Chemnitzer Tageblatts merkte an, dass es sich um eine „hohen vaterländischen Geist atmende Weiherede“209 gehandelt habe. Die Rede stellte im Vergleich zu Weihereden aus vorangegangenen Kapiteln eine Steigerung dahingehend dar, dass Pfarrer Krause nicht nur die Bibelstelle Johannes 15:13 so interpretiert, dass der Erste Weltkrieg ein Kampf zur Verteidigung der Daheimgebliebenen gewesen sei, sondern vielmehr erhebt er die Vaterlandsverteidigung zum größten Liebesdienst, verknüpft mit dem Gedanken der Gleichheit all der gefallenen Soldaten in diesem Ziel, sodass aus diesem Grund auf die sonst zeittypische Aufführung von Dienstgrad sowie Alter bzw. Geburts- und Sterbedatum am Denkmal verzichtet worden ist. Unterschwellig könnte dies bereits ein Hinweis auf den Transport der Botschaft von der „Volksgemeinschaft“, welche von den Nationalsozialisten propagiert wurde, durch Pfarrer Krause gewesen sein. Ein weiteres unübersehbares Zeichen der Geschichtsumdeutung zeigt sich in der Formulierung, die Soldaten seien im Kampf für ein „freies Deutschland“ gestorben. Die Freiheit des Deutschen Reiches war 1914 in keinster Weise bedroht. Den imperialistischen Kampf um die Hegemonialstellung in Europa zu einem Freiheitskampf zu stilisieren, vielleicht in historischer Linie zu den 209
Ebenda.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Befreiungskriegen gegen Napoleon, stellt eine klare Geschichtslüge dar. Ob Pfarrer Krause diese hier ganz bewusst einsetzte oder ob dies zumindest aus partieller Unkenntnis der historischen Zusammenhänge geschah, möglicherweise aber auch, um den gesellschaftlichen Zeitgeist zu bedienen, darüber kann nur spekuliert werden. Auch das Absingen des Deutschlandliedes am Ende der Veranstaltung fügt sich in das Bild, dass die Denkmalsweihe mit einem sehr national geprägten Pathos durchgeführt wurde, auch wenn das Deutschlandlied in der Weimarer Republik als Nationalhymne fungierte. Allein in Bezug auf die ersten Strophe „Deutschland, Deutschland über alles…“ kann doch nicht unbeachtet bleiben, in welchem Kontext man es hier verwendete und das bei einer Veranstaltung, die ursprünglich zur Trauer und zum Gedenken an die Gefallenen dienen sollte. Demgegenüber wird deutlich, dass bei der Weihe des Reichenbrander Ehrenmals eher der Ausdruck des nationalen Selbstverständnisses sowie der politischen Gesinnung im Vordergrund stand. Die Finanzierung realisierte man vor allem über den oben erwähnten Fonds, dessen erste Sammlungsveranstaltung ein Konzert am 18. November 1929 in der Pelzmühle darstellte. Die erste Straßensammlung erbrachte zudem einen Betrag von 3.000 Reichsmark – die Hälfte der für die Baukosten veranschlagten 6.000 Reichsmark. Zur Rezeption des Denkmals kann zumindest aus dem Artikel der „Beiträge zur Heimatgeschichte Reichenbrand“ aus dem Jahr 2017 folgendes Fazit wiedergegeben werden: „Hoffen wir, dass dieses Leid, das der Tod von 289 jungen Männern und Vätern über die Reichenbrander und Siegmarer gebracht hat, sich niemals wiederholt und das Ehrenmal zu einer bleibenden Mahnung noch lange erhalten bleibt.“210 Diesen Worten des Autors Reiner Geßner könnte man zur Ergänzung beifügen, dass „Leid und Tod von 289 jungen Männern und Vätern, ausgelöst durch Imperialismus, Militarismus und Nationalismus, sich niemals wiederholen sollen“, sodass neben den Konsequenzen von Leid und Tod auch deren Ursachen benannt werden, während Geßner sehr zurückhaltend nur den Zusammenhang herstellt, dass der Tod für das Leid verantwortlich gewesen sei. Nach den Plänen von Architekt Erich Neumann besitzt das Reichenbrander Denkmal einen nahezu quadratischen Grundriss. Die Seitenwände sind in Form einer Ummauerung aus Natursteinen gestaltet, die sich jeweils um die Ecken bis an die Randbereiche der Front- und Rückseite zieht. Deren Ansicht wird ansonsten von jeweils vier eckigen Säulen dominiert, welche untereinander nahe des oberen Endes mit Metallstreben verbunden und darüber hi210 Geßner, Der Johannesfriedhof Reichenbrand, in: Heimatverein Reichenbrand, Beiträge zur Heimatgeschichte Reichenbrand, S. 38.
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naus mit einem Metallkreuz gekrönt sind. Als Verzierung zeigt sich jeweils ein Eisernes Kreuz, genau auf dem Schnittpunkt der Kreuzbalken platziert. Zwei Erhöhungen an den Seitenwänden tragen die insgesamt sechs bronzenen Namenstafeln (drei an jeder Seite), welche über den Namen der Gefallenen jeweils eine Jahreszahl mit einem einzelnen Symbol aufweisen (vgl. Bilderanhang Abb. 96). Auf der linken Seite sind dies 1914, eingerahmt von zwei Eichenblättern, 1915 mit einem Eisernen Kreuz zwischen 19 und 15 sowie nochmals 1915, flankiert von Lorbeerblättern. Die Gegenseite beinhaltet die Jahre 1916, 1917 und 1918. Dabei behielt man die Platzierung des Symbols in der Mitte der Jahreszahl zwischen Jahrhundert und den Zehnerjahren bei. Genutzt wurden dabei nach aufsteigender Reihenfolge ein Stahlhelm, ein Eisernes Kreuz und drei zu einer kleinen Pyramide zusammengestellte Gewehre. Man griff also auf die klassischen Sinnbilder für die Gestaltung von Kriegerdenkmälern nach dem Ersten Weltkrieg zurück – Stahlhelm und Eisernes Kreuz als Insignien des Heeres und der deutschen Soldaten; Lorbeer und Eichenlaub als Ausdruck für Ruhm und Tapferkeit; die zusammengestellten Gewehre als Zeichen für den Kampf sowie gleichzeitigen Ausdruck der soldatischen Kameradschaft. Auf der letzten Namenstafel blieb zudem ein kleiner Abschnitt den im Jahr 1919 an den Kriegsfolgen Verstorbenen vorbehalten. Vor den Tafeln befindet sich auf jeder Seite ein niedriger Steinsims, wahrscheinlich als Ablagemöglichkeit für Trauer- und Gedenkkränze, wie auf der Fotografie zur Einweihung des Ehrenmals zu sehen. In der Mitte der ansonsten mit Steinplatten ausgelegten Anlage existiert eine quadratische Aussparung, die man zur Anpflanzung eines Ziergehölzes nutzte. Vom Hauptweg des Friedhofs zum Denkmal führen drei Stufen, flankiert von zwei niedrigen Säulenstümpfen, hinauf. Insgesamt erinnert das Mal mit seiner offenen, lichteinlassenden Bauweise an einen Hain. Dabei enthält es in seiner heutigen Form keinerlei Inschriften oder Widmungen. Ob die offene, lichtdurchflutete Atmosphäre vom Architekten so gewünscht war, ist jedoch zu hinterfragen. Das Denkmal auf dem Johannesfriedhof wurde umfangreichen baulichen Veränderungen unterzogen, allerdings nicht, wie bei vielen anderen Kriegerdenkmälern, bedingt durch politische Systemwechsel, sondern aufgrund starker Abnutzungserscheinungen der Bausubstanz. Ab 1980 erfolgten immer wieder Ausbesserungsarbeiten an den Fugen. Witterungsbedingte Zersetzungserscheinungen, hervorgerufen durch Frost und Nässe, führten zu einer zeitweiligen Sperrung des Ehrenmals. Zusätzlich fielen vier der Namenstafeln im Jahr 1998 dem Vandalismus anheim und erlitten starke Beschädigungen. Im Kontext dieser Gesamtsituation bezüglich des Denkmals kam es zu Verhandlungen mit dem Ziel der Restaurierung. Dabei musste auch die Frage in Bezug auf die Rechtsnachfolge des 1945 aufgelösten Militärvereins Siegmar geklärt werden – dies dürfte in Chemnitz auf eine nicht unerhebliche Anzahl weiterer Denkmäler zugetroffen haben.
208
III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
2015 erfolgte schließlich ein Rückbau von Mauern und Säulen des Ehrenmals auf eine deutlich niedrigere Höhe, wodurch der heutige wesentlich hellere Charakter entstand (vgl. Bilderanhang Abb. 97). Es wurde eine Restaurierung der Tafeln durchgeführt, die neben den Namen der Gefallenen deren Einheitsnummer sowie den Sterbetag aufführen. Ob der ursprünglich in der Mitte des Denkmals aufgestellte steinerne Tisch im Zuge der Restaurierung entfernt und durch den heute dort beheimateten Zierstrauch ersetzt oder ob er bereits vorher durch Wettereinflüsse bzw. Menschenhand zerstört wurde, ist nicht belegbar. Insgesamt beliefen sich die Restaurierungskosten auf 42.000 € – zur Hälfte getragen durch den Freistaat Sachsen mit dem Denkmalamt Chemnitz, während die andere Hälfte auf den Johannesfriedhof Reichenbrand entfiel.211 Im Rahmen einer Familiengrabstelle wurde auf der linken Seite des Reichenbrander Friedhofs überdies dem Kriegstoten Georg Goldberg gedacht. Ob das Holzkreuz dabei zeitgenössischen Ursprungs ist oder ob man es erst später aufstellte, ist nicht ermittelbar. Zumindest unterzog man es einer Überarbeitung, bei der Materialien zur Verwendung kamen, die nicht aus den unmittelbaren Nachkriegsjahren stammen können (Kreuzschlitzschrauben). Die Anbringung des Kreuzes erfolgte am rechten Rand der kleinen Familiengrabstätte auf einem niedrigen würfelförmigen Betonsockel. In der Kreuzmitte wurde eine ovale Tafel mit Zacken- oder Strahlenkranz angebracht, die den Gefallenen als Leutnant der Reserve beim Reserve-PionierBataillon 12 ausweist. Geboren am 10. März 1891, fiel er am 29. April 1915 bei Dochawo. Als Widmung fügte man die Worte „Zum treuen Gedenken an unseren lieben Georg“ bei. Diese lässt eher nahe Verwandte wie Eltern oder Geschwister als Aufsteller wahrscheinlich erscheinen, allerdings bleibt dann die Frage, warum dem Sohn im Rahmen der Familiengrabstelle nur so ein schlichtes Holzkreuz gewidmet wurde und kein Grabstein, da ja zumindest die finanziellen Mittel für die Erbgrabstätte in der Familie vorhanden waren. Um das Kreuz bestmöglich vor Wettereinflüssen zu schützen, brachte man – befestigt an den beiden Enden des Querbalkens sowie dem oberen Kreuzende – eine halbovale Konstruktion aus Aluminiumblech an. Diese soll augenscheinlich Regenwasser vom Kreuz fernhalten. Nichtsdestotrotz ist es bereits stark verwittert. Der Name Georg Goldbergs ist auch auf dem großen Ehrenmal auf dem Johannesfriedhof aufgeführt. Ebenfalls dort zu finden ist der Name von Arthur Lindner, der darüber hinaus, ähnlich wie Goldberg, in Reichenbrand eine individuelle Erinnerung in Form eines Grabsteins erhielt. Dieser wurde aus schwarzgrauem Granit geschaffen und befindet sich ganz in der Nähe des Ehrenmals, auf der linken 211 Geßner, Der Johannesfriedhof Reichenbrand, in: Heimatverein Reichenbrand, Beiträge zur Heimatgeschichte Reichenbrand, Seite 38 f.
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Abb. 103: Grabkreuz für Georg Goldberg; © Stefan Hetzer
Seite des Friedhofs. Bemerkenswert sind sowohl die Gestaltung als auch die Informationen, die der Stein bietet. Über der Inschrift, im oberen Drittel des Steins, brachte man die Gravur eines von einer Ranke umwundenen Seitengewehrs an. Möglicherweise handelt es sich dabei um Lorbeer – die Blattform wäre zumindest ein Indiz dafür. In seiner Gestaltungsart erinnert diese Abbildung an ein Vanitasmotiv – in diesem Fall die bildnerische Darstellung der Vergänglichkeit und gleichzeitig die Beschönigung des Soldatentodes. Die Vorderseite des Grabsteins ist glatt, die Kanten dagegen nur grob behauen, sodass er im Ganzen eher naturbelassen wirkt. In der Inschrift heißt es: „Hier ruhet Arthur Lindner – Vzfw. d. L. Grenadier Rgt. 6. Inhaber des Eis. Kreuzes I. u. II. Klasse – geb. 4.5.1881 in Siegmar. Er starb für das Vaterland in Polen am 18.11.1918.“ Es handelte sich also um einen durchaus dekorierten
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 104: Grabstein für Arthur Lindner; © Stefan Hetzer
Kämpfer, dessen Tod allerdings Fragen aufwirft, da er eine Woche nach Kriegsende verstarb. Möglich wäre ein Dahinscheiden im Lazarett, was auch die Formulierung „starb“ statt „fiel“ erklären würde, da diese eigentlich deutlich gebräuchlicher war. Aber auch ein Tod im Rahmen des Kampfes der Nachkriegswirren auf polnischem Gebiet ist nicht auszuschließen, da „Polen in den Jahren 1918 bis 1921 in einem Zustand permanenten (erklärten oder nichterklärten) Krieges gegen Russen, Ukrainer und Weißrussen im Osten, Litauer im Norden, Deutsche im Westen, Tschechen im Süden [verharrte]“.212 Typisch ist dagegen die Erläuterung „für das Vaterland“, welche Arthur Lindner klar als Kriegstoten ausweist. Darüber hinaus war es den Lindners laut Inschrift („hier ruhet“) möglich, den Leichnam ihres Angehörigen in die Heimat überführen zu lassen. Auch 212 Gerwarth, Robert: Die Besiegten. Das blutige Erbe des Ersten Weltkriegs, München 2017, S. 246 f.
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in dieser Hinsicht hätte ein Tod im Lazarett die Chancen dafür signifikant erhöht. Aber auch die Tatsache, dass der Erste Weltkrieg inzwischen beendet war, steigerte sicherlich die Möglichkeiten, verstorbene Familienmitglieder nach Hause zu holen. r) Friedhof Röhrsdorf Der Friedhof auf dem Kirchberg zu Röhrsdorf besitzt kein eigenes Denkmal, beherbergt allerdings ein Einzelgrab mit Erinnerung an den Ersten Weltkrieg. Ob der dort erwähnte Robert Winkler wirklich dort begraben liegt oder ob das Grab nur in Gedenken an ihn errichtet wurde, geht aus der Inschrift nicht hervor. Die Grabstelle befindet sich vom Friedhofseingang gesehen vorn am linken Rand, nahe der Kirche. Geschmückt wird sie von einem Grabstein, aus dessen rot-schwarzem Granit man ein lateinisches Kreuz mit angedeutetem Sockel als Relief herausmeißelte.
Abb. 105: Grabstein für Robert Winkler; © Stefan Hetzer
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Insgesamt kann die Gestaltung des Steins – was Symbolik und Inschrift angeht – als Paradebeispiel eines deutschen Soldatengrabs für einen Gefallenen des Ersten Weltkriegs angesehen werden. Das Eiserne Kreuz prangt mittig vom Grabsteinkreuz, oben und unten umgeben von der Widmung mit der klassischen Formulierung „unser lieber Sohn starb fürs Vaterland“, der Nennung von Dienstgrad und Einheit (Gefreiter, JB 12) sowie Geburts- und Sterbejahr. Hervorzuheben ist bei diesem Beispiel jedoch die besonders christliche Prägung – zum einen in Form des extra aus dem Grabstein herausgearbeiteten Grabkreuzes – zum anderen im der Widmung vorangestellten Wunsch „Ewiger Friede“. Dieser bezieht sich wohl explizit auf das christliche Verständnis, dass der im Kampf Getötete im Reich Gottes immerwährenden Frieden gefunden hat bzw. finden soll. s) Schloßfriedhof „Der Schloßfriedhof Chemnitz, in unmittelbarer Nähe des Küchwaldes, wurde 1854 angelegt. Seine Kapelle, im Stil der Neorenaissance erbaut, steht unter Denkmalschutz und ist nach historischem Vorbild restauriert worden.“213 Im Gegensatz dazu verfügt der Friedhof jedoch über kein Gefallenendenkmal. Dieses errichtete man im Verbund der Schloßkirchgemeinde stattdessen in der Schloßkirche selbst. Aber es existiert ein Grabstein im Rahmen eines Familiengrabes in Gedenken an ein gefallenes Familienmitglied. Dabei handelte es sich um die Familie Beyreuther, deren Sohn Bernhard nicht aus dem Krieg wiederkehrte. Zur Erinnerung an ihn stellte man in der Familiengrabstätte einen Stein auf, dessen oberer Teil in Form eines Eisernen Kreuzes gehauen ist. Dieses erwächst aus einem hochtrapezförmigen Corpus, welcher wiederum auf einem niedrigen Sockel fußt. Die erhaben gearbeiteten Teile des Grabsteins erscheinen in glattem Schwarz, während die behauenen Sektionen im Hintergrund natürliche Strukturen in Grau aufweisen. Vor allem das übergroße Eiserne Kreuz als Kopfteil des Steins diente wohl als Blickfang und sollte gleichzeitig den Friedhofsbesuchern verdeutlichen, dass ein Angehöriger der Beyreuthers im Krieg gefallen war. Widersprüchlich ist dagegen die Widmung der Inschrift gehalten: „Unserm lieben Helden zum Gedächtnis“. Das zeigt einerseits die familiäre Einbeziehung „unser“, verbunden mit dem Adjektiv „lieb“ zur Charakterisierung eines Menschen, dem man emotional sehr nahesteht, und andererseits die Titulierung als „Held“. Dies mag auch die verschiedenen Gefühlsregungen der Familie bezüglich des Todes von Bernhard Beyreuther ausdrücken – Trauer und Gram ob des Verlustes eines geliebten Verwandten, gleichzeitig aber auch, zumindest nach außen, das patriotische Pathos, dass dieser heldenhaft im Kampf gefallen sei. Daneben weist die In213
Mammut-Verlag Leipzig, Der Friedhofswegweiser, S. 32.
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Abb. 106: Grabstein für Bernhard Beyreuther auf dem Schloßfriedhof; © Stefan Hetzer
schrift Bernhard Gustav Max Beyreuther als Leutnant des 181. InfanterieRegiments, dessen Stammsitz Chemnitz war, aus. Geboren am 28. Dezember 1897, starb Beyreuther am 22. August 1918 bei Moyenville in Frankreich. t) Friedhof Wittgensdorf Mehrere Soldatengräber waren früher auch auf dem Friedhof am Kirchweg 11 in Wittgensdorf beheimatet. Diese bildeten, vom Eingang des Friedhofs links in Richtung Gemeindehaus liegend, ein zusammenhängendes
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Gräberfeld, in dem neun Teilnehmer und Gefallene des Ersten Weltkriegs in den Jahren 1915 bis 1924 beigesetzt wurden. Das Feld ergänzte man später mit Kriegsteilnehmern und -opfern des Zweiten Weltkriegs, sodass es insgesamt wohl 25 Gräber umfasste. Diese ebnete man jedoch alle im Jahr 1970 mit Zustimmung der Angehörigen ein. Die Kirchgemeinde Wittgensdorf gab dazu auf Nachfrage an, dass Teile des damaligen Kirchenvorstands das Gräberfeld nicht mehr als zeitgemäß bzw. sogar als kriegsverherrlichend erachteten. Um eine andere Art des Gedenkens ins Leben zu rufen, plante man für die nun frei gewordene Fläche die Aufstellung eines Gedenksteins. In einem Briefwechsel mit der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsen führte die Kirchgemeinde Wittgensdorf dazu Folgendes aus: „Es geht nun darum, wie man in geeigneter Weise ein entspr. Denkmal errichtet. Es geht dem KiVorstand um größtmögliche Schlichtheit ohne falsche Heroisierung und doch auch darum, daß mit diesem Mal ein Zeichen christl. Glaubens u. lebendiger Hoffnung über diesen Gräbern steht.“214 Zum einen kommt hier die Ablehnung eines Heldendenkmals oder Kriegerehrenmals, wie man sie in den 20er und 30er Jahren so oft konzipiert hatte, zum Ausdruck. Nach dem Zweiten Weltkrieg wäre die Aufstellung eines solchen Denkmals öffentlich auch schwierig zu rechtfertigen gewesen, zumal die Staatsdoktrin der DDR ein direktes Erinnern mit „militaristischem Kontext“ untersagte. Stellvertretend für diesen komplett differenten Ansatz im Vergleich zur Weimarer Republik oder der Zeit des Nationalsozialismus ist die Maßnahme der Einebnung der vorhandenen Soldatengräber auf dem Wittgensdorfer Friedhof. Auch in der Bundesrepublik Deutschland wäre dies nicht durchsetzbar gewesen, da Gräber von Gefallenen und Opfern beider Weltkriege in Deutschland dauernden Bestandsschutz genießen.215 Der neu aufgestellte, nach oben spitz zulaufende Gedenkstein aus gelbbraunem Material wurde nur grob behauen und besitzt zwei auffällige Komponenten – ein teilweise aus dem Stein herausgemeißeltes und nach links oben herausragendes lateinisches Kreuz sowie ein Inschriftsfeld in der Mitte des Steins. Dieses beinhaltet zum einen den Sinnspruch „Christus ist unsere Hoffnung“ und zum anderen die Widmung „Den Opfern der Kriege 1914–18 und 1939–45“. Der Spruch bezieht sich auf die christliche Verheißung, dass alle Gläubigen auf die Errettung durch Jesus Christus, konkret das Leben nach dem Tod, hoffen dürfen. Dies bezieht sich in erster Linie auf die Kriegstoten, darüber hinaus steht es aber auch als Trost für deren Angehörige und letztendlich für alle Betrachter des Gedenksteins, da diese Botschaft 214
Archiv der Kirchgemeinde Wittgensdorf, Aktennr. 188. Vgl. https://www.volksbund.de/fileadmin/redaktion/Landesverbaende/Nordrhein Westfalen/Dokumente/PDF/graebergesetz2005.pdf; entnommen am 30.07.2019, 08:14 Uhr. 215
2. Friedhöfe
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Abb. 107: Gedenkstein auf dem Wittgensdorfer Friedhof; © Stefan Hetzer
auch universal verstanden werden kann oder sogar muss. Die Widmung fasst alle Toten der beiden Weltkriege unter dem Begriff „Opfer“ zusammen und folgt damit einer weit verbreiteten Interpretationspraxis der evangelischen Kirchgemeinden (vgl. Friedhof Ebersdorf und Hilbersdorf). Kritisch zu hinterfragen sind hierbei die fehlende Differenzierungsfähigkeit sowie die Stilisierung aller Toten zu Opfern der scheinbar „überirdischen“ Gewalt Krieg, an deren Ausbruch sie weder mitgewirkt noch Unrecht oder sogar Kriegsverbrechen begangen haben.
216
III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Beachtenswert ist zudem ein kleines Tatzenkreuz im Rahmen der Inschrift, platziert zwischen den Zeitangaben der beiden Weltkriege. Der Form nach könnte es sich dabei durchaus um ein Eisernes Kreuz handeln, obwohl dies der gezeigten Haltung der Kirchgemeinde hinsichtlich des Gedenkens an Kriegstote eher widersprechen würde. Vielleicht wollte man aber auch nicht mit allen Darstellungskonventionen der Vergangenheit brechen und hielt gleichzeitig die Verwendung des Eisernen Kreuzes für politisch unbedenklich. u) Zusammenfassung der Chemnitzer Friedhöfe als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs Die Chemnitzer Friedhöfe stellen hinsichtlich der Anzahl der Objekte den größten Komplex an Erinnerungsorten mit Bezug zum Ersten Weltkrieg dar. Die Hauptursache dafür liegt in der Tatsache begründet, dass diese neben den klassischen Kriegerdenkmälern auch noch als Heimstätten für Einzelgräber, Familiengrabstätten und Soldatengräber – welche an Gefallene des Krieges erinnern – fungieren. Die Wahl von Friedhöfen als Erinnerungsort für die Kriegstoten gestaltete sich für die Zeitgenossen schon aufgrund ihrer Funktion als letzte Ruhestätte für Verstorbene naheliegend. Dies war auch nach dem Krieg von 1870/71 der Fall; damals allerdings in wesentlich geringerem Umfang, da dort die Verluste im Vergleich deutlich niedriger waren. Die Friedhöfe stellten einen Treffpunkt von privater – aber teils mit der Absicht der auffälligen Außendarstellung – und der kollektiv-öffentlichen Erinnerungskultur dar. Da sie im mitteleuropäischen Kulturkreis per se als Orte der Trauer und des Gedenkens dienen, war die Integration dieser Funktionen für die Gefallenen an diesem Ort nur folgerichtig. Darüber hinaus besaß die Schaffung eines zentralen Erinnerungsortes auf dem Friedhof für viele Städte, Dörfer und Gemeinden eine eminente Bedeutung, da viele Familien sonst überhaupt keine konkrete Stätte der Trauer besessen hätten, denn die meisten deutschen Kriegstoten waren im Ausland – oft hunderte oder gar tausende Kilometer von ihrem Heimatort entfernt – bestattet worden. Zudem galten viele Soldaten als vermisst, waren gefallen, aber besaßen kein Realgrab oder waren in anonymen Massengräbern beigesetzt worden. Insgesamt verfügt die Stadt Chemnitz aktuell über 26 in Benutzung stehende sowie mindestens drei ehemalige bzw. nicht mehr zur Bettung zur Verfügung stehende Friedhöfe, von denen als Gefallenenerinnerungsort des Ersten Weltkriegs nur jener der „Landesanstalt für Blinde und Schwachsinnige“ eine Rolle spielt. Von den genutzten Arealen besitzen lediglich diejenigen in Adelsberg, Reichenhain, Glösa, Rottluff, Schönau und Kleinolbersdorf weder ein Denkmal noch ein Grabmal im Gedenken an den Ersten Weltkrieg.
3. Gebäude öffentlicher Träger
217
Die Quellenlage diesbezüglich kann als gut bezeichnet werden, da die Kriegerehrenmale auf den Friedhöfen in aller Regel im Rahmen größerer Zeremonien eingeweiht wurden, welche die einheimische Presse recht ausführlich beschrieb. Überdies waren beim Planungs- und Bauprozess die Kirchgemeinden als Eigentümer des Friedhofsgrundes normalerweise involviert, sodass sich in den jeweiligen Kirchenakten oft entsprechende Hinweise finden. Auch wenn einige der Friedhofsdenkmäler nach dem Zweiten Weltkrieg verändert wurden, wie das 104er Denkmal und die Gedenktafel des 474. Infanterieregiments auf dem Städtischen Friedhof oder das Kriegerdenkmal auf dem Trinitatisfriedhof, so ist doch keine einzige Komplettentfernung auf einem Chemnitzer Friedhof bekannt. Ursächlich ist dies in einem Schreiben der Landesverwaltung Sachsen, Abteilung des Inneren, mit Betreff der „Entfernung militaristischer und nazistischer Denkmäler“, in welchem zwar eine möglichst lückenlose Demontage solcher Objekte angeordnet wurde, man gleichzeitig aber Denkmäler und Gedenktafeln auf Friedhöfen explizit von dieser Regelung ausnahm und hier nur die Beseitigung unpassender Embleme vorgab.216 Es scheint diesbezüglich von Seiten der Behörden zu große Bedenken gegeben zu haben, dass eine Entfernung der Friedhofsdenkmäler aufgrund der großen emotionalen Bindung vieler Einwohner an diese Erinnerungsorte für die gefallenen Familienmitglieder zu erheblichem Unmut oder gar Protest in der Bevölkerung geführt hätte. Der sogenannte „Heldenhain“ auf dem Städtischen Friedhof blieb allerdings nicht erhalten, wobei hier aber eher von einem schrittweisen Rückbau auszugehen ist, indem man die betreffenden Gräber nach Ablauf der Ruhefrist einebnete und neu belegte, anstatt den gesamten Hain in einer gezielten Aktion zu beseitigen. Abschließend betrachtet kann in puncto der Denkmäler mit großer Sicherheit von einer vollständigen Erfassung aller Objekte ausgegangen werden.
3. Gebäude öffentlicher Träger a) Landgericht Kaßberg Auch die Angestellten der Chemnitzer Justiz initiierten ein Ehrenmal im Landgericht zu Chemnitz an der Hohen Straße 23. Dessen Weihe fand am 23. November 1930 im Rahmen einer Feierstunde mit musikalischer Umrahmung statt, für welche sich die „Orchestervereinigung der Chemnitzer Justizbeamten“ sowie der Justizbeamtengesangverein verantwortlich zeigten. Informationen bezüglich des ausführenden Künstlers fehlen. Dafür sind mehrere namhafte Persönlichkeiten aufgelistet, die der Feier beiwohnten bzw. 216 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
diese mitgestalteten, so z. B. Superintendent Kretzschmar, Amtsgerichtsrat Dr. Thiele, Justizinspektor Schaarschmidt, Landgerichtspräsident Dr. Ziel sowie der sächsische Justizminister Dr. Mannsfeld, der den ersten Kranz niederlegte. Die Finanzierung des Ehrenmals erfolgte durch Spendensammlungen unter Richtern, Justizbeamten, Gerichtsangestellten und der Anwaltschaft in Chemnitz.217 In seiner Weiherede führte der Superintendent Kretzschmar u. a. Folgendes aus: „In unserer so raschlebigen Zeit wird so leicht vergessen, was damals in der großen Zeit von unseren Brüdern geleistet worden ist […]. Die 31, gleich welchen Namens und welchen Standes haben seinerzeit ihre Pflicht getreulich getan, sie haben einen guten Kampf gekämpft. Wir selbst stehen heute mitten drin im Kampf, im Kampf des eigenen Volkes. Die Namen derer, die an der Tafel stehen rufen uns zu, daß auch wir in unserem Kampfe unseren Mann stehen und einen guten Kampf kämpfen. Möchte doch unser Volk bald wieder genesen und erstarken.“218 Retroperspektiv bezeichnete der hohe Kirchenbeamte den Ersten Weltkrieg als „große Zeit“, geprägt von Treue und Pflichterfüllung, in welcher die Gefallenen einen „guten Kampf gekämpft“ hätten. Bewusst blendete er Leid, Elend und Tod aus und stilisierte stattdessen die Toten zu Vorbildern für die Nachkriegsgeneration. Gleichzeitig bezeichnete er die Situation in Deutschland zu Beginn der 30er Jahre mit militärischer Rhetorik als „Kampf“ und spricht vom „Wiedererstarken“ des deutschen Volkes. Solche nationalistischen Töne wiederholten sich in den folgenden Jahren bei Gedenkfeiern am Ehrenmal im Landgericht in noch drastischerer Weise. Für die Jahre 1936 und 1937 sind Kranzniederlegungen – inklusive Ansprachen des Landgerichtspräsidenten Dr. Jesch – dokumentiert. Diese belegen die Vereinnahmung des Gedenkens an die Toten des Ersten Weltkriegs durch die Nationalsozialisten. So wurde neben dem Gedenkkranz der Chemnitzer Justizbehörden ein separater Kranz des Bundes nationalsozialistischer deutscher Juristen an der Tafel abgelegt.219 Noch deutlicher wird die Indoktrination mit nationalsozialistischem Gedankengut in der Rede Dr. Jeschs aus dem Jahr 1937. Hierbei führte er aus: „Der Gedenktag solle aber auch eine Mahnung für die jüngere Generation sein, die nicht vergessen dürfe, was diese Männer im nervenzerrüttenden Donner der Materialschlacht gelitten haben. Ihr Vermächtnis müsse uns heilig sein. […] Diese Männer […] sollen immer ein Beispiel sein. Der Führer will den Frieden und gerade deshalb muß das Volk stark und wehrhaft sein. Das liegt auch im Sinne der Gefallenen. Solange das ewige Lied des deutschen Front217 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 326, Montag den 24.11.1930. 218 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 273, Montag den 24.11.1930. 219 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 273, Montag den 24.11.1930.
3. Gebäude öffentlicher Träger
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soldaten erklingen wird, bleiben unsere Gefallenen in steter Erinnerung“.220 Die deutsche Jugend wurde systematisch auf den Krieg vorbereitet, körperlich wie geistig. Die Gefallenen des Ersten Weltkriegs präsentierte man dabei als Vorbilder für Mut und Tapferkeit, aber auch Opferbereitschaft. Gleichzeitig wird der scheinbare Friedenswille Hitlers betont und mit militärischer Stärke als Garanten verknüpft. Bereits 1937 waren Maßnahmen zur Kriegsvorbereitung wie die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, der Aufbau
Abb. 108: Ehrenmal im Chemnitzer Landgericht; © Stadtarchiv Chemnitz
220 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 53, Montag den 22.02.1937.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
der Luftwaffe sowie der Einsatz der „Legion Condor“ im Spanischen Bürgerkrieg klare Anzeichen für die Kriegsvorbereitungen seitens der NS-Regierung. Dennoch beteuerte man bei öffentlichen Veranstaltungen wiederholt den Friedenswillen, um zum einen die Weltöffentlichkeit, aber zum Teil auch die eigene Bevölkerung über die Kriegsabsichten zu täuschen, die spätestens mit dem Hoßbach-Protokoll klar definiert waren. In gewisser Weise setzte man so auch die Tradition der deutschen Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg fort, welche Deutschland mehrheitlich zum Verteidiger umstilisierte. Selbst die Nationalsozialisten versuchten mit dem vorgetäuschten Überfall auf den Sender Gleiwitz die Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Polen zuzuschieben, um sich vor allem der deutschen Öffentlichkeit als der Angegriffene präsentieren zu können. Die geistige Grundlage für solche Maßnahmen sowie den Zweiten Weltkrieg als Ganzes legte man dabei auch im Rahmen von Gedenkveranstaltungen für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges wie am Landgericht in Chemnitz. Zum Aufbau des Ehrenmals berichtete ein Artikel des Chemnitzer Tageblatts vom 24.11.1930 Folgendes: „Das Ehrenmal besteht aus drei Marmortafeln, die zwischen zwei Säulen im Vorraum des Landgerichtsgebäudes in die Wand eingelassen sind und in Bronzeschrift die Namen von 31 Gefallenen tragen, die ihr Leben fürs Vaterland hingaben. Am Kopfe der mittleren großen Tafel stehen die Worte: ‚Ehre unseren Helden‘. Ein Stahlhelm krönt das Mal.“221 Zur Gestaltung verwendete man also ein zeittypisches Symbol wie den Stahlhelm als Sinnbild für das deutsche Heer sowie die Inschrift mit der nahezu klassischen Formulierung des Heldenbegriffs für die Gefallenen und der Zuschreibung der ihnen gebührenden Ehre. Für die Zeit nach Kriegsende 1945 gibt es keine Nachweise bezüglich der Existenz des Ehrenmals mehr. Da das Landgerichtsgebäude den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet überstand, dürfte die Entfernung der Tafel bereits zeitnah nach der deutschen Kapitulation angenommen werden, da sie in keiner Entmilitarisierungsliste für Denkmäler Erwähnung findet und die neuen Machthaber sie sicherlich als unpassend an einem Ort der öffentlichen Rechtsprechung empfunden haben dürften. Wer nun allerdings genau die Demontierung durchführte – die sowjetische Besatzungsmacht, die Justizbehörden oder antifaschistische Aktivisten – ist nicht mehr feststellbar.
221 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 326, Montag den 24.11.1930.
3. Gebäude öffentlicher Träger
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b) Oberpostdirektion Kaßberg Am südlichen Ende der Reichsstraße auf dem Chemnitzer Kaßberg am Stephanplatz steht das Gebäude der ehemaligen (kaiserlichen) Oberpostdirektion. Auch dieses beherbergte ab 1933 ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Allerdings ist die Quellenlage, ähnlich wie im Falle des Landgerichts, sehr schlecht. Lediglich zwei kleine Zeitungsartikel – und diese weitgehend identisch – zur Einweihung konnten ausfindig gemacht werden. Auch wenn diese über den Initiator schweigen, kann doch mit großer Sicherheit die Behörde der Oberpostdirektion selbst als Urheber angenommen werden. Die Weihe vollzog man am 27.11.1933, dem Totensonntag dieses Jahres. In seiner Rede führte der Präsident der Behörde, Stoeckel, aus, „daß die Tafel die Erinnerung wachhalten soll an die gefallenen Helden, darüber hinaus aber auch Mahnung sein muß, es ihnen gleichzutun im Opfermut sowie an Treue zum Volk und Vaterland.“222 Dieses Motiv der Vorbildwirkung der Gefallenen in puncto Opferbereitschaft für das Vaterland kann als typisch für die Zeit des Nationalsozialismus angesehen werden. Verbunden wurde dies bei vielen Gelegenheiten und so auch hier mit einem Zitat Adolf Hitlers, welches den Opfermut für das eigene Volk als höchste Tugend auswies.223 Dies sollte nicht nur eine Honorierung der Leistung der Gefallenen darstellen, sondern gleichzeitig ein Ansporn für die junge Generation sein, es jenen in Zukunft gleichzutun. Es fand somit im Rahmen solcher Denkmalsweihen wie im Fall der Oberpostdirektion eine klare ideologische Beeinflussung der Zuhörer statt. Das Ehrenmal selbst wird in den Quellen als schlichte Namenstafel aus Kupfer beschrieben.224 Über etwaige Inschriften oder Symbole auf der Tafel gibt es keinerlei Informationen. Auch ihr endgültiger Verbleib ist ungeklärt. Sie wurde auf keiner behördlichen Liste bezüglich Kriegerdenkmälern o. Ä. aufgeführt. Da die Oberpostdirektion in Folge der Luftangriffe auf Chemnitz schwere Beschädigungen davontrug, könnte die Tafel dabei zerstört worden sein. Andernfalls scheint eine zeitnahe Entfernung nach Ende des Zweiten Weltkriegs wahrscheinlich, da die Namenstafel in einem Gebäude der öffentlichen Trägerschaft als nicht mehr zeitgemäß oder ideologisch unpassend empfunden worden sein dürfte.
222 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 276, Montag den 27.11.1933. 223 Vgl. ebenda. 224 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 329, Montag den 27.11.1933.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
c) Rathaus Markersdorf Nur ein Zeitungsartikel zur Einweihung des Kriegerehrenmals an der Markersdorfer Schule belegt, dass es auch im früheren Rathaus des Ortsteiles an der Markersdorfer Straße 89 Gedenktafeln zur Erinnerung an die Gefallenen des Ortes im Ersten Weltkrieg gab. Weitere Quellen diesbezüglich sind nicht vorhanden, doch kann zumindest vom Stadt- bzw. Gemeinderat als Auftraggeber ausgegangen werden, welcher dann durch Spendensammlungen in der Gemeinde Markersdorf die benötigten Gelder beschaffte. Da in den Chemnitzer Neuesten Nachrichten vom 27.11.1933 Bezug auf die Gedenktafeln genommen wurde, kann immerhin ihre Anbringung vor diesem Zeitpunkt, wahrscheinlich sogar bis in die 1920er zurück, datiert werden, auch resultierend aus der Bemerkung im Artikel, die Tafeln hätten im alten Rathaus während der Weimarer Republik ein „unrühmliches Dasein“ gefristet. Daraus geht auch die Unzufriedenheit, zumindest einiger Stellen, mit der Denkmalssituation in Markersdorf hervor und man wünschte sich wohl ein größeres, repräsentativeres Denkmal an einer exponierteren Stelle, welches man dann mit dem Denkmal vor der Schule schuf. Zur Gestaltung der Gedenktafeln ist lediglich bekannt, dass sie 74 Namen fassten.225 Über das verwendete Material lassen sich keine Aussagen treffen; zumeist wurde in Chemnitz für solche Tafeln Stein wie beispielsweise der heimische Rochlitzer Porphyr oder aber Bronze verwendet. Ob man diese Namenstafeln dann nach dessen Fertigstellung am neuen Ehrenmal anbrachte oder sie weiterhin im Markersdorfer Rathaus hingen, ist unklar. Im ersten Fall wären sie bei der Entfernung des Denkmals mit abgenommen worden, im zweiten dürften sie der denkmalskulturellen „Säuberung“ der Gebäude öffentlicher Institutionen nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Opfer gefallen sein. d) Polizeipräsidium Zentrum Neben der Justiz und dem Postwesen besaß auch die Chemnitzer Polizei ein eigenes Ehrenmal für ihre Weltkriegsgefallenen. Es befand sich im Polizeipräsidium an der Poststraße 12/Beckerplatz – dem heutigen Johannisplatz – im Zentrum von Chemnitz.226 Die Initiative zum Denkmalbau dürfte aus den Reihen der Chemnitzer Polizei selbst gekommen sein; erste Gedanken dazu gab es wohl schon kurz nach Kriegsende. 1923 erfolgte die Vergabe des Bauauftrags, allerdings musste die Aufstellung des Denkmals „aus 225 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 276, Montag den 27.11.1933. 226 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand Hochbauamt der Stadt Chemnitz, Aktennummer 33468.
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Platzschwierigkeiten“ verschoben werden, konkret bedeutete dies wahrscheinlich die Ermangelung eines geeigneten Standortes. Dieses Problem konnte schließlich mit Hilfe der Stadt Chemnitz behoben werden, sodass man die Weihe am 21. März 1926 durchführte. Der Entwurf ging auf den Bildhauer Bruno Spieß zurück, den Guss der Metallbestandteile übernahm die Kunst- und Metallgießerei Prippenow, die übrigen Arbeiten führte die Firma E.F. Barthel aus.227 Der Einweihungsfeier wohnte u. a. der Chemnitzer Bürgermeister Walter Arlart bei, für die musikalische Umrahmung sorgten Bläserchor und Gesangsverein der Schutzmannschaft. In der Weiherede verknüpfte der Polizeipräsident Schwamkrug die Bedeutung der Gefallenen mit der aktuellen politischen Situation: „Ja, beneidenswert sind sie, die für die gerechte Sache fielen, da sie den Zusammenbruch Deutschlands nicht erlebten. Wir könnten verzweifeln, aber wir sollen und dürfen es nicht. Nicht verzweifeln am Vaterlande, für das die Kameraden starben. Ihr Tod muß uns mahnen, daß wir wirken zum Aufbau.“228 In übertriebenem Pathos bezeichnet er das Schicksal der Toten als besseren Umstand im Vergleich zu der Generation, die das geschlagene Deutschland habe miterleben müssen. Deren Aufgabe sei nun der Wiederaufbau des Landes. Darüber hinaus verwies er darauf, dass innere Zerstrittenheit und Egoismus der „Volksgenossen“ niemandem nützten. Es folgten Kranzniederlegungen durch den Bürgermeister, Major Facius, für die Landespolizei sowie in Form eines „Riesenlorbeerkranzes“ von den Chemnitzer Polizeibeamten. Finanziert wurde das Denkmal durch Sammlungen unter den städtischen Polizeibeamten. „Das Ehrenmal, das wirkungsvollen Platz im Korridor des ersten Stockwerkes, dem Treppenaufgange gegenüber, erhalten hat, war von Blumenschmuck und immergrünen Bäumen umrahmt. Es besteht aus einer Bronzegedenktafel mit Rochlitzer Porphyrsteineinfaltung. Die Gedenktafel nennt die Namen und Todestage von 44 im Weltkriege gefallenen Polizeibeamten. Das Bild darauf zeigt eine kraftstrotzende Gestalt eines tödlich getroffenen, am Boden liegenden Kriegers, der sich krampfhaft auf sein zerbrochenes Schwert stützt. Die Figur versinnbildlicht das niedergeworfene Deutschland, das nur bezwungen wurde, weil die Uebermacht (sic!) der Feinde sein ruhmreiches Schwert zerschlug. Die aufsteigende Sonne im Hintergrunde des Bildes aber deutet, daß Deutschland die Kraft haben wird, sich einst wieder aus der Tiefe emporzuschwingen.“229 Ob der Journalist des Chemnitzer Tageblatts bezüglich der Interpretation des 227 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 81, Montag den 22.03.1926. 228 Ebenda. 229 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 81, Montag den 22.03.1926.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Denkmals mit dem betreffenden Bildhauer gesprochen hat, ist nicht bekannt. Zumindest seine Deutung von einzelnen Elementen kann als eigenwillig bezeichnet werden (Deutschland sei nur bezwungen worden, weil die feindliche Übermacht ihm das Schwert zerschlug). Andere Interpretationsansätze wie die Gleichsetzung des verwundeten Soldaten mit dem besiegten Deutschland sowie die Sonne als Symbol für die Hoffnung auf Wiedererlangung der alten Stärke sind dagegen nachvollziehbar.
Abb. 109: Ehrenmal des Chemnitzer Polizeipräsidiums; © Stadtarchiv Chemnitz
3. Gebäude öffentlicher Träger
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Leider existieren keinerlei Fotografien des Ehrenmals, sodass die Entwurfsskizze die einzige Bildquelle diesbezüglich darstellt (vgl. Bilderanhang Abb. 99), welche allerdings speziell von der Bronzetafel nur grobe Züge erahnen lässt. Zeittypisch ist die Vermengung antiker Darstellungselemente – der nackte Krieger mit dem Schwert – mit damals modernen Kriegsutensilien, denn zumindest auf der Skizze trägt der Krieger einen Stahlhelm. Dies ist einerseits das Merkmal der Heroisierung des Kampfes in der Erinnerungskultur, andererseits lässt man Spezifika des Ersten Weltkriegs mit einfließen, welche dann selbst prägende Bestandteile des Gedenkens und Erinnerns werden – in diesem Fall der Stahlhelm als Sinnbild für den deutschen Soldaten bzw. das deutsche Heer. Auffällig ist darüber hinaus die Einflechtung von Symbolik, die die Hoffnung auf Deutschlands Wiederaufstieg ausdrücken soll. So wollte man dem Betrachter bei aller Trauer um die Gefallenen und möglicher Verzweiflung über den verlorenen Krieg auch eine positive Botschaft vermitteln, die ihn hoffnungsvoll in die Zukunft blicken ließ. In diesem Fall erfüllte, wie oben beschrieben, die aufgehende Sonne diese Funktion. Bei anderen Denkmälern wurde dies beispielsweise durch einen jungen Eichenschößling symbolisiert, der aus einem abgehauenen Eichenstumpf erneut zu wachsen beginnt. In den Akten des Hochbauamtes Chemnitz vermerkte man für das Ehrenmal eine Größe von 100cm x 150cm. Ob es sich dabei aber um das gesamte Denkmal oder nur die Namenstafel handelte, ist unklar. Die zudem angegebenen fünf Zentner Gewicht dürften auf jeden Fall die Porphyreinfassung mit einschließen. Über den Verbleib des Denkmals existieren keinerlei Quellen, allerdings wurde es nach dem Zweiten Weltkrieg nirgendwo in den Listen bezüglich „militaristischer und nazistischer Denkmäler“ aufgeführt, sodass von einer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg durch einen der vielen Bombenangriffe auf Chemnitz ausgegangen werden kann. Der Historiker Eberhard Hübsch schrieb zur schwersten Bombardierung am 5. März 1945: „Im gesamten Stadtinnern entstehen Flächenbrände, teilweise Feuerstürme, sämtliche Nachrichtenmittel sind gestört oder ganz ausgefallen. Es herrscht Chaos.“230 Vor allem das Stadtzentrum wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Bis auf das Neue Rathaus existieren am ehemaligen Beckerplatz keine älteren Gebäude mehr, was die Annahme der Destruktion durch Bombenangriffe erhärtet. e) Neues Rathaus Zentrum Im Gegensatz zum ehemaligen Polizeipräsidium steht das Chemnitzer Rathaus nach wie vor im Stadtzentrum am Markt 1. Allerdings gibt es hier widersprüchliche Angaben bezüglich der aufgestellten Ehrenmale. Die Tochter 230
Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 90.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
des Bildhauers Bruno Ziegler, Frau Uta Jähnigen, gibt an, dass ihr Vater im Jahr 1933 eine Kriegerehrung für das Neue Rathaus schuf. Sie führte dazu Folgendes aus: „Am 10.04.1933 nahm der Stadtrat davon Kenntnis, dass die städtische Beamtenschaft aus dem neuen Geiste heraus einen Arbeitsausschuss für die Errichtung eines Ehrenmales für die im Kriege gefallenen städtischen Beschäftigten gebildet hatte. Eine Sammlung für dieses Ehrenmal wurde sofort genehmigt, die Ausführung dem Bildhauer Bruno Ziegler sowie dem Architekten Basarke übertragen. Das Ehrenmal fand eine würdige Aufstellung in der Eingangshalle des neuen (sic!) Rathauses, seine Einweihung erfolgte am Totensonntag, dem 26.11.1933.“231
Abb. 110: Ehrenmal in der Eingangshalle des Neuen Rathauses von Bruno Ziegler; © Uta Jähnigen
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Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede.
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Ziegler nutzte dabei aus Zeitersparnisgründen die Form jenes Denkmals, welches er bereits für den Konsumverein der Firma Sigler angefertigt hatte (vgl. III. 1. f)). Er verwendete Gips als Material und ergänzte die ursprüngliche Plastik mit einem Sockel, der als Brunnentrog mit rechteckiger Form und eingezogenen Ecken gearbeitet war. Außerdem wurde ein schmiedeeisernes Gitter als Verbindung der Plastik mit dem Brunnenrand geschaffen, sodass das Denkmal für das Rathaus ein abgewandeltes Aussehen erhielt. Infolge des Bombenangriffs auf Chemnitz am 5. März 1945 wurde das Ehrenmal offensichtlich so stark beschädigt, dass man es bei den Aufräumarbeiten entsorgte.232 Als Nachweis für die Existenz des Denkmals dient ein Foto aus dem Jahr 1933 aus dem Nachlass von Bruno Ziegler, das die Plastik inklusive Brunnentrog offensichtlich in der Eingangshalle des Chemnitzer Rathauses zeigt. Dies ist insofern erwähnenswert, da es keine Komplementärquellen zu diesem Ehrenmal gibt und definitiv ein weiteres Kriegerdenkmal im Rathaus existierte. Zudem hält das Weihedatum einer kritischen Quellenprüfung nicht stand, da an diesem Tag zwar ein Denkmal im Rathaus eingeweiht wurde, dabei handelte es sich aber – belegt durch einen Artikel in den Chemnitzer Neuesten Nachrichten vom 27.11.1933 – um ein gänzlich anderes als das von Frau Jähnigen beschriebene. Zusätzlich führt der Historiker Dr. Joachim Wetzel eine Gefallenenehrung in Form einer stehenden Soldatenfigur an, die in einer Wandnische aufgestellt wurde. Dies deckt sich auch mit einem Eintrag in der Liste des Stadtbauamtes zur „Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler“. In diesem wird ein „Denkmal – stehender Soldat aus Bronze 1,70 m. hoch, Gew. 200 kg. vor der Figur auf einem Postament offenes Buch aus Bronze mit den Namen der im Kriege 1914–18 gefallenen Rathausangestellten“233 beschrieben. Weiterhin erwähnt in der „Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz“ die gleiche Institution, dass das Denkmal nach Kriegsende „durch Leichtwand der Sicht entzogen“234 worden sei. Darüber hinaus werden als Schöpfer dort Bruno Ziegler und als Errichtungszeit „um 1934“ angegeben. Frau Jähnigen hingegen konnte die Schaffung der Soldatenfigur mit den dazugehörigen Applikationen durch ihren Vater nicht bestätigen. Dies führt zu dem Kuriosum, dass für das Rathaus in Chemnitz Fotografien für zwei Kriegerdenkmale existieren, ansonsten aber teilweise sogar widersprüchliche Informationen betreffs 232
Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede. Stadtbauamt Chemnitz: Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 234 Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 233
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 111: Denkmal mit Soldatenfigur im Chemnitzer Rathaus; © Joachim Wetzel
der beiden Denkmäler vorhanden sind. Warum sollte die Stadtverwaltung von Chemnitz innerhalb so kurzer Zeit gleich zwei Gefallenendenkmäler im Rathaus aufstellen lassen? Ein Erklärungsansatz wäre, dass Zieglers Ehrenmal mit dem nackten Paar und der Hansekogge den neuen nationalsozialistischen Machthabern zu neutral und nicht militärisch genug aussah. Dies könnte möglicherweise zur Aufstellung der Soldatenfigur geführt haben. Der Ausdruck der Plastik selbst ist eher vorwärts denn rückwärts gewandt. Sie zeigt keine Anzeichen von Trauer oder Andächtigkeit, sondern einen
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Soldaten auf der Wacht oder in leichter Bewegung nach vorn in voller Montur, das Gewehr auf der Schulter. Spätestens mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten erfolgte diesbezüglich ein Umdenken in der Denkmalskultur. Der Fokus lag nicht mehr zentral auf dem verlorenen Krieg mit den hohen Verlusten, vielmehr eher in einer Geschichtslinie, die (dank der nationalsozialistischen Herrschaft) in eine bessere Zukunft führe, in der Deutschland wieder stark und wehrbereit sein würde. Dies sollte auch durch den Blick des Soldaten – nach vorn in die Ferne – sowie dessen bereiten Griff an den Karabiner ausgedrückt werden. Das ist ein deutlicher Kontrast zu den vor allem in den 20er Jahren verwendeten Motiven der verwundeten oder sterbenden Kämpfer mit zerbrochenen Waffen. Diese Veränderung machte sich auch bei der Weihefeier am 26. November 1933 bemerkbar. Musikalisch umrahmt von der Städtischen Kapelle sowie dem Beamtengesangverein, im Beisein von Abordnungen der Reichswehr, NSDAP, SA, SS, Stahlhelm, Kriegervereinen und des Stadtrats führte der Superintendent Gerber u. a. Folgendes aus: „Die Namen derer, die im Felde starben, sind dreifach verwandt mit Adolf Hitlers Namen. Verwandtschaft mit Adolf Hitler zeigt sich darin, daß die toten Brüder Kämpfer und Helden waren. […] Wenn die im Felde gefallenen städtischen Beamten, Angestellten und Arbeiter erst jetzt ein Ehrenmal erhalten, so hat das einen tieferen Sinn. Seitdem Adolf Hitlers Name aufgeklungen ist, sollen aller Helden Namen neu aufklingen. Adolf Hitler ist uns von Gott gesandt. Wenn Adolf Hitlers Name und die Namen der Helden aufklingen, klingt auch Gottes Name auf. Im Dritten Reich stehen wir nicht an den Gräbern wie jene, die keine Hoffnung haben, sondern mit ehrfürchtiger Verbeugung vor unserem Gott“.235 Signifikant ist hier nicht nur die Verknüpfung der Gefallenen mit der Person Adolf Hitler, sondern gleichzeitig deren und dessen Erhöhung im theologischen Kontext. Hitler wurde als Gesandter Gottes tituliert und eine Gleichstellung in der Bedeutung sowohl mit den gefallenen Soldaten als auch mit Gott formuliert. Es ist keinerlei kritische Distanz vom geistlichen Würdenträger in Bezug zur herrschenden NS-Regierung zu erkennen – im Gegenteil er verklärt und überhöht die Person Hitlers und deren Bedeutung für die deutsche Bevölkerung. Darüber hinaus versuchte man eine künstliche historische Kontinuität von der Kriegsgeneration zur neuen Generation in den 30er Jahren zu schaffen. Der Chemnitzer Bürgermeister Dr. Härtwig formulierte dies folgendermaßen: „Ihr Toten, denen es nicht vergönnt ist, die jetzige erhebende glückliche Zeit der Wiedergeburt unseres Vaterlandes mitzuerleben, Ihr seid es, durch deren Opferblut der äußere Bestand des Reiches gewahrt werden konnte; Ihr seid es gewesen, die Ihr die
235 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 276, Montag den 27.11.1933.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
goldenen Worte unseres Führers, die er auf dem Reichsparteitag in Nürnberg prägte, befolgte, ohne diese Worte selbst zu kennen“.236 Das vor der Figur auf einem Unterbau platzierte Buch aus Bronze mit den 406 Namen der Gefallenen stellt möglicherweise ein Äquivalent zum Goldenen Buch der Stadt dar, in welches sich Ehrengäste und Personen, die sich um die Stadt verdient gemacht haben, eintragen durften. Aus der zeitgenössischen Sichtweise hatten auch die im Krieg gefallenen Angehörigen der Stadtverwaltung honorable Verdienste erworben, welche nun mit einem Namenseintrag in dieses speziell dafür angefertigte Buch gewürdigt wurden. Weiterführende Informationen in Bezug auf das Denkmal liefert der Artikel der Chemnitzer Neuesten Nachrichten vom 27.11.1933 jedoch nur wenige. Er führt z. B. keinen Architekten oder Bildhauer auf – äußerst ungewöhnlich für die Kriegerehrenmale der damaligen Zeit. Zumindest indirekt gibt er Aufschluss über die Initiatoren, indem er Oberverwaltungsinspektor Schubert als Vorsitzenden des Ehrenmalausschusses nennt, dessen Dank an jene beschreibt, „die durch Opfer zur Errichtung beigetragen haben“, was auf die Finanzierung des Denkmals durch Spenden – wohl vornehmlich der Beamten und Angestellten der Stadt Chemnitz – hinweist. Zudem griff man bei der Weihefeier auf Lichteffekte zurück, um die Präsentation des Denkmals zu bestärken. Aufgrund der ideologischen, zumindest aber militaristischen Belastung des Denkmals entzog man es nach Ende des Zweiten Weltkriegs durch eine Leichtwandkonstruktion den Augen der Öffentlichkeit.237 Wahrscheinlich diente dies jedoch nur als Übergangslösung und die Stadtverwaltung entschloss sich letztendlich, das Denkmal komplett entfernen zu lassen. Wann diese Maßnahme durchgeführt wurde, ist nicht dokumentiert. f) Staatliche Gewerbeakademie Zentrum Auch die heutige Technische Universität Chemnitz besaß ein eigenes Kriegerehrenmal. Es befand sich in einer Gewölbenische im 1. Stock des Hauptgebäudes an der Straße der Nationen 62.238 Laut Uta Jähnigen ging die Initiative dabei auf mehrere Professoren und Architekten der Akademie zurück, 236 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 276, Montag den 27.11.1933. 237 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 238 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279.
3. Gebäude öffentlicher Träger
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welche schließlich in einem internen Entwurfwettbewerb resultierte. Seit diesen ersten Planungen im Jahr 1922 vergingen allerdings noch knappe vier Jahre bis zur Einweihungsfeier am 28. Februar 1926; Hauptgrund dafür war die grassierende Inflation der Nachkriegszeit. Als Sieger des Wettbewerbs kürte man den Entwurf des Professors Paul Kranz; die das Denkmal prägende Figur schuf der Bildhauer Bruno Ziegler; für die bauliche Ausführung sorgte der Steinmetzmeister Bruno Aurich. Die Weihefeierlichkeiten fanden am Volkstrauertag des Jahres 1926 statt, umrahmt von den Klängen des Akademikerorchesters und im Beisein des Direktors der Staatlichen Gewerbeakademie, Oberregierungsrat Prof. Dr. Wend. In der Weiherede nahm Prof. Dr. Schimpke Bezug zur Denkmalsinschrift „Ihr Tun sei uns Vorbild! Ihr Tod sei uns Mahnung!“ Dabei interpretierte er allerdings die Mahnung nicht hinsichtlich der Konsequenz „Nie wieder Krieg!“, sondern zur Aufbauarbeit, „damit Deutschland wieder auferstehe in alter Kraft und Größe“.239 Ermöglicht wurde der Bau des Denkmals wohl vor allem durch Spenden. Es dürfte darüber hinaus aber auch Zuschüsse von staatlicher Seite, vom Wirtschaftsministerium und dem Landesamt Chemnitz gegeben haben.240 Eingehende Geldmittel verwandte man sofort zum Bau, um einem Wertverlust durch die grassierende Inflation bestmöglich zu begegnen.241 Als Baustoff für die Kriegerplastik nutzte man aus Kostengründen Zement, dem man gemahlenen Muschelkalk beifügte. Dies geschah für den Fall, dass nachträgliche Ausbesserungsarbeiten nötig gewesen wären.242 Die Figur platzierte man mittig in der kleinen Halle auf einem niedrigen Sockel vor einer Steintafel. Jeweils drei weitere hochrechteckige Tafeln stellte man zu beiden Seiten der Plastik auf, was zur räumlichen Gestaltung eines Halbrunds führte. Verziert waren die Tafeln sowohl mit einer Sockel- als auch einer Abschlussleiste am unteren und oberen Ende. Der figürlich dargestellte breitbeinige Männerakt mit über dem Kopf erhobenem Schwert in beiden Händen steht, laut des Urhebers Professor Kranz, sinnbildlich für Deutschland, „welches den Willen zu seiner Befreiung hat, aber durch höhere Gewalt zur Zeit daran gehindert wird. Dies ist symbolisch durch das im Gewölbe steckende Schwert angedeutet. Der aufspriessende Zweig auf dem Grunde der Figur weist auf das bereits beginnende Wiederaufblühen Deutschlands hin“ (vgl. Bilderanhang Abb. 101).243 239 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 60, Montag den 01.03.1926. 240 Vgl. ebenda. 241 Vgl. Baubeschreibung Prof. Paul Kranz vom 22.02.1926. Universitätsarchiv Chemnitz: GdE 272 Bl. 004. 242 Vgl. ebenda. 243 Baubeschreibung Prof. Paul Kranz vom 22.02.1926. Universitätsarchiv Chemnitz: GdE 272 Bl. 004.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 112: Ehrenmal der Staatlichen Gewerbeakademie; © Uta Jähnigen
Der Künstler verarbeitete hier aus seiner Sicht die damals aktuelle Situation Deutschlands mit den signifikanten Einschränkungen durch den Versailler Vertrag, drückte aber gleichzeitig die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aus. Die Tafeln des Denkmals verzeichneten ca. 550 Namen von Gefallenen – fünf Lehrer und Beamte der Universität, 200 Studierende sowie mehr als 300 Ehemalige.244 Jede Namenstafel trug zudem einen Teil der Inschrift 244 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 60, Montag den 01.03.1926.
3. Gebäude öffentlicher Träger
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mit den Worten „Ihr Tun sei uns Vorbild – Ihr Tod sei uns Mahnung“, welche – wie die Weiherede von Prof. Dr. Schimpke beweist – durchaus unterschiedlich interpretierbar war. Allein die Inschrift dürfte das Denkmal nach Ende des Zweiten Weltkriegs unerwünscht gemacht haben. In der Auflistung des Stadtbauamtes wurde es mit dem Vermerk „Denkmal ist der Sicht entzogen“ aufgeführt. Man wollte also sicherstellen, dass das Ehrenmal für die Öffentlichkeit weder zugänglich noch einsehbar war. Diese Maßnahme allein wird wohl im Laufe der Zeit als nicht mehr ausreichend eingeschätzt worden sein. Gerade im Hinblick auf die „an der Parteidoktrin der SED ausgerichteten ‚politisch-ideologischen Arbeit‘ “245 an der nun Technischen Lehranstalt Chemnitz sowie das „Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule“ muss das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs als „unpassend“ empfunden worden sein, was seine komplette Entfernung zur Folge haben musste. g) Telegraphenbauamt Zentrum Als eins der letzten öffentlichen Ämter in Chemnitz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs entschloss sich das Telegraphenbauamt zur Anbringung einer Gedenktafel in Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Gelegen an der damaligen Schillerstraße – heute Straße der Nationen-Ecke Minna-Simon-Straße – und umgesetzt auf Initiative der eigenen Belegschaft, erfolgte die Einweihung im Treppenhaus des Bauamtes am 22.11.1936, während die anschließenden Feierlichkeiten im Vortragssaal des benachbarten Fernmeldeamtes stattfanden. Geschaffen hatte die Tafel der Bildhauer Bruno Ziegler, welcher sich nach Kriegsende zunehmend auf die Fertigung von Kriegerehrenmalen spezialisierte und in Chemnitz eine größere Anzahl solcher Werke hinterließ. Zur Weihefeier waren Abordnungen der NSDAP, der Wehrmacht, die Belegschaft des Telegraphenbauamtes sowie anderer Behörden anwesend. Für die musikalische Untermalung sorgte die Postfachschaftskapelle. In der anschließenden Weiherede glorifizierte Oberpostrat Goedecke die Kampfleistungen der Telegraphenbeamten mit Hilfe der Gefallenenzahlen. Von den 120 Männern, die sich im August 1914 freiwillig gemeldet hatten, „waren in den Kämpfen an der Westfront bis Ende Dezember 1914 bereits 18 gefallen. Für diese Opferzahl gebe es nur eine Erklärung: Die Vorkriegstelephoner müssen ganz besonders tapfere, draufgängerische, unverzagte, beste Frontsoldaten gewesen sein“.246 Weiterhin führte er aus, dass 245 https://www.tu-chemnitz.de/tu/geschichte/aufbau.php; entnommen am: 16.08.2019, 09:19 Uhr. 246 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Allgemeine Zeitung Nr. 274, Montag den 23.11.1936.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
die bereits früher geplante Anbringung einer Ehrentafel im Jahr 1924 durch den „roten Betriebsrat“ verhindert worden sei, um anschließend eine historische Linie von den Toten des Weltkriegs zu den „Opfern der nationalsozialistischen Bewegung“ zu ziehen. „Inzwischen aber haben wir eine Zeitenwende erlebt, einen weltanschaulichen Umbruch erfahren, der sich in dem Bekenntnis des Volkes zu dem heldischen, dem heroischen Gedanken und damit in der Einstellung des Volkes zum Weltkrieg offenbart. Heute gelten wieder in unserem Volk Ehre, Freiheit, Heldentum. Wenn überhaupt noch, so habe dies Ehrenmal jetzt geschaffen werden müssen. Jetzt wo die Schmach und die Schande des Zusammenbruchs von 1918 und die nachfolgenden Jahre der Ehrlosigkeit überwunden sind. Und all dieses nur dank dem Führer, der mit seiner aus dem Frontgeist geborenen Bewegung und mit dem Blute seiner Besten das Dritte Reich geschaffen, uns Ehre und Freiheit wiedergegeben, uns vor dem Bolschewismus bewahrt hat. Wenn die Gefolgschaft des Telegraphenbauamts mit dieser Feierstunde seine Helden des Weltkrieges ehre, dann schließe sie in Ehrfurcht und Dankbarkeit die Blutopfer der Bewegung ein.“247 Offensichtlich wird in diesem Redeauszug die nationalsozialistische Gesinnung des Redners, welche die Machthaber in den oberen Verwaltungsschichten spätestens mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 manifestierten. Kampf und Tod während des Ersten Weltkriegs werden mit dem „Blutopfer der Bewegung“ gleichgesetzt, welche aus dem „Frontgeist“ entstanden sein soll und somit dessen Tugenden weitertragen würde. Darüber hinaus wird auf die angebliche Bedrohung durch den Bolschewismus verwiesen und Hitlers vermeintliche Retterrolle für Deutschland aufgebauscht. Demgegenüber werden zur Gestaltung der Ehrentafel bis auf die Überschrift „Unvergessen!“ keinerlei Angaben gemacht. Lediglich auf die Anzahl der vermerkten Namen – 45 – nahm man Bezug.248 Die kurz gehaltene Inschrift inkludiert die Aussage, dass die Erinnerung an die Weltkriegsgefallenen ewig währe bzw. ewig wach gehalten werde, um aus Sicht des Schöpfers oder Auftraggebers der Tafel deren Taten entsprechend zu würdigen. Das Telegraphenbauamt hat den Zweiten Weltkrieg wahrscheinlich weitestgehend intakt überstanden, wurde nach Gründung der DDR von der Deutschen Post übernommen und zum Fernmeldebauamt umgewandelt.249 In der Entmilitarisierungsliste des Stadtbauamtes taucht die Ehrentafel nicht 247
Ebenda. Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Allgemeine Zeitung Nr. 274, Montag den 23.11.1936. 249 Vgl. http://chemnitz.im/de/firma/deutsche-post-ddr/265/; entnommen am: 28.02.2020, 10:22 Uhr. 248
3. Gebäude öffentlicher Träger
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auf, sodass eine Entfernung bald nach Kriegsende, so wie bei den meisten öffentlichen Ämtern, als wahrscheinlich angenommen werden kann. h) Zusammenfassung der Gebäude öffentlicher Träger als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs Die sieben erfassten Denkmäler und Gedenktafeln in Gebäuden der öffentlichen Trägerschaft stellen möglicherweise keine vollständige Aufzählung dar. Die Quellenlage ist – abgesehen von Zeitungsartikeln zu Einweihungsund Gedenkfeiern – schwierig, da viele der Gebäude inzwischen anderweitig genutzt werden, verfallen, zerstört wurden, die jeweiligen Ämter nicht mehr existieren und Akten verloren gegangen sind. Zudem könnte sich auch der Systemwechsel 1945 negativ auf die Quellenlage bezüglich der öffentlichen Behörden niedergeschlagen haben. Angesichts der Tatsache, dass selbst relativ kleine Behörden wie das Telegrafenbauamt über eine eigene Tafel verfügten, könnten durchaus weitere Objekte in öffentlichen Gebäuden existiert haben, welche aber in keiner bekannten Quelle erfasst wurden. Auch von den sieben bzw. acht bekannten Ehrenmalen, wenn man jenes nicht einwandfrei belegte von Bruno Ziegler in der Eingangshalle des Neuen Rathauses mitrechnet, listete man im Mai 1946 lediglich zwei in der Entmilitarisierungsliste des Stadtbauamtes auf. Es ist daher von einer Entfernung mehrerer Gedenktafeln und eventuell auch Denkmälern bereits vor diesem Zeitraum auszugehen. Diese könnten von den neuen Machthabern als reichlich unpassend in Verwaltungsgebäuden sowie politischen und juristischen Institutionen empfunden worden sein, was auch in mehreren offiziellen Schreiben der sächsischen Landesverwaltung des Innern in den Formulierungen wie „Denkmalsplunder“, der „zu verschwinden habe“250, zum Ausdruck kommt. Schon bei der Errichtung einiger Kriegerehrenmale wie dem Hirsch im Zeisigwald, der Kriegergedächtniskirche in Harthau oder dem Denkmal in Grüna gab es Proteste von kommunistischer Seite – sowohl von Abgeordneten des Stadtrates als auch von Ortsgruppen. Diese Einstellung dürfte sich nach der Übernahme politischer Leitungsfunktionen in der sowjetischen Besatzungszone kaum geändert haben, sodass zumindest die Gedenktafeln, für welche kein großer Aufwand hinsichtlich der Abnahme notwendig war, schnell entfernt worden sein dürften. Die größeren Ehrenmale im Neuen Rathaus sowie der Staatlichen Gewerbeakademie verbarg man zunächst durch Sichtschutzmaßnahmen und entfernte sie später. Zerstörung infolge von Kriegseinwirkung kann für die Ehrentafel im Polizeipräsidium als wahrscheinlich angenommen werden, laut Aussage von Frau Uta Jähnigen ereilte auch das Denkmal in der 250 Stadtbauamt Chemnitz: Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Rathauseingangshalle dieses Schicksal. In Kombination führte dies zu dem Fakt, dass keiner der Erinnerungsorte an den Ersten Weltkrieg in Gebäuden öffentlicher Träger erhalten geblieben ist.
4. Kasernen a) Kaserne des 104. Inf.-Reg. Bernsdorf Die Kaserne, in der ab dem 1. April 1877 das 5. Kgl. Sächsische Infanterieregiment 104 „Kronprinz“ untergebracht wurde, war laut Eberhard Hübsch der erste Kasernenbau überhaupt in der Stadt Chemnitz. Mit dessen Errichtung begann man aufgrund der Revolutionsereignisse im Jahr 1849. Bereits ein Jahr später bezogen die ersten militärischen Einheiten – bis 1866 zwei Bataillone der Infanteriebrigade „Prinz Maximilian“ – dort ihre Unterkunft. In den Jahren 1870–72, 1880–84, 1893–1895, 1900 sowie 1912 führte man umfangreiche Ausbauarbeiten durch. Dabei entstanden u. a. Stabsgebäude, Fahrzeugschuppen, Exerzierhalle und Militärgerichtsgebäude sowie eine separate Kaserne für die Maschinengewehr-Kompanie. Zentraler Standort für den Großteil des I.R. 104 waren die Mannschaftsgebäude an der Reitbahnstraße.251 Obwohl das Regiment im Zuge des Kriegsendes und infolge der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 demobilisiert wurde, entschlossen sich Uta Jähnigen zufolge Mitglieder des „Kriegervereins 104“ – dabei handelte es sich vermutlich um den „Landesverband ehemaliger 104er“ – zur Errichtung eines Denkmals an diesem Standort. Es sollte an die Kaserne sowie die dort vormals stationierten Regimenter erinnern. Als ausführenden Bildhauer erwählte man Bruno Ziegler, die Finanzierung dürfte durch Spenden ehemaliger Regimentsangehöriger realisiert worden sein. Bezüglich der Errichtungszeit existiert lediglich die vage Angabe in der Liste des Stadtbauamtes mit „um 1930“ – diese hat sich aber auch bei anderen Beispielen als ungenau erwiesen, zudem gibt es keine Komplementärquellen, die den Zeitraum bestätigen. Den Corpus des Denkmals bildete ein hochkant aufgestellter Steinquader, an welchem zwei Bronzetafeln, über Eck verbunden, angebracht waren. „Auf der linken Seite sind fünf Soldaten mit Stahlhelm und Gewehr dargestellt. Sie führen die drei Bataillonsfahnen des Regiments mit sich, die mit Fahnenbändern geschmückt sind. Links oben die Jahreszahlen 1852–1918 die Zeit der Dauerbelegung. Der Freiraum rechts in dem Relief ist mit der angedeuteten Kuppel des Rathausturmes als Hintergrund gefüllt. Auf der rechten Bronzetafel befand sich die Inschrift in einer Schmuckschrift: ‚Zur Erinnerung an die ehemalige Kaserne des Ruhmreichen 5. Königlichen, Sächsischen Infanterie-Regiments Kronprinz Nummer 104 1701-1918 – Ge251
Vgl. Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 25 ff.
4. Kasernen
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Abb. 113: Denkmal für das 104. Infanterie-Regiment; © Eberhard Hübsch
stiftet vom Kriegerverein 104.‘ Den Abschluss des Denkmals bildet kein Dach, sondern eine kleine pyramidenähnliche Erhöhung. In deren Mitte befand sich eine Messingkugel. Darauf waren die Initialen für F. A. für Friedrich August, eng zu einem Monogramm verschlungen. Darüber sah man eine Krone, die dieses Signum zum Königlichen machte. Monogramm und Krone waren aus goldähnlicher Bronze gegossen.“252 252
Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Augenfällig wird in der Denkmalsgestaltung die Intention, vordergründig an Chemnitz und im Speziellen an den Standort des Denkmals an der Ecke Reitbahnstraße-Ritterstraße als Kasernenstandort und Garnison des I.R. 104 zu erinnern.253 Dies wird auch durch die Fahnen tragenden, aufrecht stehenden Soldaten verdeutlicht, während man ansonsten bei vielen Kriegerdenkmälern auf verwundete oder tödlich getroffene Kämpfer als Motiv zurückgriff. Weiterhin wurde die Verbundenheit mit dem ehemaligen sächsischen Königshaus in Form der Initialen und der Krone oben auf dem Denkmal ausgedrückt. Verklausuliert mag dies auch den Wunsch nach der Restaurierung der Monarchie in Sachsen sowie die Abneigung gegenüber der jungen Republik erkennen lassen. Vor allem dieser Umstand sollte die Existenz des Denkmals nach Ende des Zweiten Weltkriegs massiv bedrohen. Zuvor demontierte man jedoch bereits 1942 die beiden Bronzetafeln im Rahmen der kriegsbedingten Metallsammlungen. Allerdings überstanden der Corpus sowie der oben montierte Bronzeschmuck den Krieg. Das Chemnitzer Stadtbauamt vermerkte diesbezüglich in seiner „Entmilitarisierungsliste“: „Regimentsabzeichen mit Krone muss abgenommen werden“.254 Diese Maßnahme wurde zeitnah durchgeführt, wie eine nachträglich beigefügte Übersicht mit dem Vermerk „entfernt“ belegt. Der Grund dafür lag bei genauer Betrachtung des Denkmals nach Auffassung der zuständigen Behörden nicht in dessen „militaristischer“, sondern der „monarchistischen“ Quintessenz. Da es sich bei dem verbliebenen Denkmal ohne Bronzetafeln und Signum nur noch um einen bloßen Steinquader handelte, dürfte dessen Abbau bzw. Abriss bald anschließend erfolgt sein. b) Kaiser-Ulanen-Kaserne Sonnenberg Ein Barackenlager, welches vormals zur Unterbringung des 15. Infanterieregiments 181 diente und an der Westseite dessen neugebauter Kaserne lag, diente im Jahr 1902 als erste Unterkunft für die Eskadron Jäger zu Pferde Nr. 19. 1903 folgte die Eskadron Nr. 19 und 1908 zog schließlich das 3. Ulanen-Regiment Nr. 21 „Kaiser Wilhelm II., König von Preußen“ ein, welches der Kaserne schließlich ihren Namen gab. An der Planitzstraße 101, der heutigen Heinrich-Schütz-Straße, gelegen, wurde das Areal ab 1905 systematisch zur Kavalleriekaserne ausgebaut. Dazu errichtete man u. a. zwei Mannschaftsgebäude, fünf Pferdeställe, ein Offizierscasino, drei Reithäuser sowie eine Beschlagschmiede mit Waffenmeisterei. In den Zwischenkriegsjahren nutzten verschiedene Ämter wie Reichsvermögens- und Finanzamt die 253
Vgl. Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede. Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 254
4. Kasernen
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Mannschaftsgebäude als Sitz. Ab 1935 erfolgte eine Umfunktionierung zur Artilleriekaserne der Wehrmacht, nach Ende des Zweiten Weltkriegs belegte die Rote Armee die Kaserne.255 Die Idee zur Errichtung eines Ehrenmals im Gedenken an die Gefallenen der Kaiser-Ulanen im Ersten Weltkrieg ging sicherlich aus den Reihen der ehemaligen Regimentsangehörigen hervor. Als Aufstellungsort wählte man dementsprechend einen Platz zwischen den beiden Hauptgebäuden der ehemaligen „Kaiser-Ulanen-Kaserne“.256 Bezüglich des Beginns der Planungen bzw. des Baus des Denkmals konnten keine Quellen ausfindig gemacht werden. Fest steht allerdings, dass diese mit der Weihe am 3. Oktober 1926 im Rahmen eines Regimentstages ihren Abschluss fanden. Der Entwurf ging auf einen offiziell ausgeschriebenen Wettbewerb zurück, welchen der Architekt und Amtsbaurat a. D. Wagner-Poltrock gewann. Die Bildhauerarbeiten führte der – durch die Anfertigung mehrerer Ehrenmale bekannte – Heinrich Brenner aus. Schlossermeister Haack aus Chemnitz zeichnete sich für die Fertigung des Metallkreuzes verantwortlich, dessen abschließende Vergoldung durch die Firma Rudolf Kreyssel gestiftet wurde.257 Das Denkmal selbst dürfte hauptsächlich durch Spenden ehemaliger Regimentsangehöriger sowie der Familien der Gefallenen realisiert worden sein. Dieses erhob sich „auf einem kleinen Grünhügel zwischen den Gebäuden und ist als einfacher Langwürfel aus Beuchaer Granit auf profilierten Fuß gestellt. In die vordere Steinfläche ist die Gestalt eines Ulanen mehr hineingeritzt als gemeißelt, in der Art der altägyptischen Basreliefs oder der Bildverzierungen der nordischen Findlingsblöcke. Der Ulan sitzt zu Pferde in der Haltung ‚Helm ab zum Gebet‘, wie im Augenblick des Beginns einer Schlacht. Die Namen der Hauptkampfgebiete, in welchen das Regiment eingesetzt wurde, umgeben die Gestalt. Das Ganze wird durch ein vergoldetes Raumkreuz in Handschmiedearbeit gekrönt. Der […] Denkmalshügel wird durch eine Trockenmauer in Harthauer Schiefer gefaßt; einige Stufen aus demselben Baustoff führen zu dem Denkmal empor“.258 Bei den erwähnten Einsatzorten handelte es sich um Lothringen, die Vogesen, Ostpreußen, Kurland und Polen. Darüber hinaus befand sich eine Widmung mit den Worten „Den Gefallenen des III. Königlich Sächsischen Ulanen-Regiments NR 21 Kaiser Wilhelm König von Preußen“ am unteren Ende des Quaders. Die Pose „Helm ab zum Gebet“ des abgebildeten Ulanen könnte 255
Vgl. Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 36. Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 230, Sonnabend den 02.10.1926. 257 Vgl. ebenda. 258 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 230, Sonnabend den 02.10.1926. 256
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 114: Ehrenmal an der ehemaligen „Kaiser-Ulanen-Kaserne“; © Stadtarchiv Chemnitz
nicht nur an den Beginn einer Schlacht erinnert haben, sondern auch eine Reminiszenz an die getöteten Regimentsangehörigen darstellen. Neben Bruno Zieglers „Walküre“ auf dem Städtischen Friedhof war das Denkmal der Kaiser-Ulanen das einzige in Chemnitz, welches einen berittenen Kämpfer darstellte. Man legte in diesem Fall also großen Wert auf die Erinnerung an die Tradition dieses Chemnitzer Kavallerieverbandes, obwohl dieser im Laufe des Ersten Weltkriegs in ein Schützenregiment umgewandelt worden war.259 Die 259
Vgl. Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 36.
4. Kasernen
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Tschapka sowie die Lanze des Reiters geben ebenfalls das Bild eines Kavalleristen wieder, der mit dieser althergebrachten Ausrüstung zwar noch in den Krieg zog, dessen Funktion aber im modernen maschinisierten Krieg vollkommen überholt war. Vielleicht bedeutete dies auch einen verklausulierten Rückblick in die Zeit, in der die Kavallerie noch eine zentrale, schlachtentscheidende Bedeutung hatte. In der Gestaltung des Ehrenmals zeigte sich überdies eine Verschmelzung von Militär, Monarchie und Religion in Form des Soldaten, des Regimentsnamens sowie des bekrönenden Kreuzes. Im Oktober 1935 machte die Stationierung von Halbkettenfahrzeugen des Artillerieregiments 60 in der – nun in „Kirchbach-Kaserne“ umbenannten – Anlage eine Verbreiterung der Einfahrt notwendig, was die Versetzung des Denkmals zur Folge hatte. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kaserne mit nur geringen Bombenschäden.260 Da das Ehrenmal der Kaiser-Ulanen auf keiner der Listen des Chemnitzer Stadtbauamtes auftauchte, ist von einer zeitnahen Entfernung nach Kriegsende durch die sowjetischen Besatzungstruppen auszugehen, die von Juni 1945 bis Mai 1993 durchgehend dort stationiert waren. Diese errichteten auf dem Kasernengelände das „Ehrenmal der Garde-Artilleristen“, welches am 9. Mai 1986 eingeweiht wurde.261 Möglicherweise geschah dies ja, wenn auch sehr verspätet, um anstelle des früher dort befindlichen Ulanendenkmals eine dauerhafte Erinnerung an die Rote Armee zu schaffen und gleichzeitig die „Tilgung der Überbleibsel des deutschen Militarismus“ zu symbolisieren. c) König-Albert-Kaserne Sonnenberg Ab 1899 erfolgte die umfangreichste Vergrößerung des Garnisonsstandorts Chemnitz mit dem Bau der „König-Albert-Kaserne“ an der Planitzstraße 103 auf dem Sonnenberg (heute Heinrich-Schütz-Straße). Bauliche Erweiterungen des 120.000 Quadratmeter großen Areals fanden bis ins Vorfeld des Ersten Weltkriegs statt. Der Komplex diente hauptsächlich zur Unterbringung des 15. Kgl. Sächs. Infanterieregiments Nr. 181. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nutzte die sächsische Landespolizei zeitweise die Kasernenanlagen, da ab 1922 keine militärischen Einheiten mehr in Chemnitz stationiert waren. Dies änderte sich mit der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht 1935. Infolgedessen fungierte die „König-Albert-Kaserne“ als Standort für Artillerie- und Panzerabwehreinheiten des Infanterie-Regiments 102, welches der 24. Infanterie-Division angehörte.262 Den Anstoß zur Anbringung einer Gedenktafel zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs in der 260 261 262
Vgl. ebenda, S. 36 ff. Vgl. ebenda, S. 39. Vgl. Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 31 ff.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Kaserne gab der Traditionsverband Reserve-Infanterie-Regiment 244. Die Planungen für dieses Vorhaben liefen seit Januar 1939, zunächst mit dem 13. Oktober desselben Jahres als festgesetztem Datum für die Weihe. Aufgrund des Kriegsausbruchs wurde diese dann auf den „Heldengedenktag“ des folgenden Jahres, den 10. März 1940, verschoben. Das Chemnitzer Tageblatt vermerkte dazu: „Nicht als einen Volkstrauertag wie in der Systemzeit begeht das deutsche Volk diesen Heldengedenktag, es ehrt vielmehr in schlichten soldatischen Feiern das stille Heldentum der Gefallenen, aus dem das Fundament erstand zu Deutschlands heutiger Macht und Größe und damit die Wiedererrichtung der deutschen Wehrhoheit.“263 Die Tafel ließ man in den Lauchhammerwerken anfertigen.264 Zu den Weihefeierlichkeiten trat ein mi-
Abb. 115: Ehrentafel in der „König-Albert-Kaserne“; © Uwe Hänel
263 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 69, Sonntag den 10.03.1940. 264 Vgl. ebenda.
4. Kasernen
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litärischer Ehrenzug, wahrscheinlich des in der Kaserne stationierten Infanterie-Regiments Nr. 102, an. Weiterhin wohnten dieser Veranstaltung Vertreter des Offizierskorps, der NSDAP, der Stadtverwaltung sowie eine beträchtliche Anzahl ehemaliger 244er bei. Die obligatorischen Kranzniederlegungen wurden durchgeführt und der Vorsitzende des Traditionsverbandes Seifert überreichte dem Oberstleutnant Mitscherling einen Teller aus Meißner Porzellan mit dem Namenszug des ehemaligen Regiments.265 Damit versuchte man öffentlich sichtbar eine Traditionslinie zwischen dem R.I.R. 244 und IR 102 herzustellen. Dies drückte auch der „Chemnitzer Anzeiger“ in seinem Zeitungsartikel vom 10. März mit den Worten „Heute aber werde die Tafel, […], die gegen die gleichen Feinde ausrückenden jungen Soldaten an Treue, Pflichterfüllung und heldenhaftes Sterben der gefallenen 244er mahnen“ aus. Man konstruierte in dieser Form auch eine Kontinuität der feindlichen Bedrohung, welcher man nur mit den aufgezählten Tugenden begegnen könne. Auffällig ist dabei die Letztnennung des „heldenhaften Sterbens“ – wie bei einer Klimax, als höchster Dienst des Soldaten für sein Volk bzw. das Vaterland. Die Finanzierung der Ehrentafel erfolgte durch die Offizierskameradschaft des R.I.R. 244; als Material verwendete man Eisen, welches zu einer 80 x 100 cm großen Platte gegossen wurde. Als Ort für die Anbringung wählte man das Wachgebäude der Kaserne aus. „Die Gedenktafel […] trägt am Kopfe, oberhalb der Regimentsinitialen, das Datum des 13. Oktober 1914 als den Ausrücketag des Regiments ins Feld und am Fuße das Datum der 25. Wiederkehr dieses Tages: 13. Oktober 1939. Das Mittelfeld ziert als einziger Schmuck das Eiserne Kreuz von 1914, zu dessen beiden Seiten die Namen der Schlachtfelder stehen, auf denen das Regiment kämpfte […]: Ypern, La Bassée, Somme – Champagne, Galizien, Vogesen.“266 Darunter vermerkte man die Verluste des Regiments: 56 Offiziere, 204 Unteroffiziere und 1805 Mannschaften. Nationalsozialistische Symbole fanden sich auf der Tafel nicht wieder. In Anbetracht des Regimentsdenkmals „Wachstum zum Licht“ auf dem Städtischen Friedhof war die Ehrentafel in der „König-Albert-Kaserne“ wohl eher als „Ergänzung“ gedacht, was die relativ geringe Größe und den überschaubaren Rahmen der Weihefeierlichkeiten erklärt. Sie sollte demnach vor allem an das 25jährige „Jubiläum“ des Regimentsauszuges in den Ersten Weltkrieg erinnern. Da die Kaserne die Luftangriffe auf Chemnitz bis ins Jahr 1945 unbeschadet überstand und auch am 6. Februar 1945 nur ein Mannschaftsgebäude, das Krankenhaus und ein Wohngebäude 265 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Anzeiger, Sonntag den 10.03.1940. 266 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 69, Sonntag den 10.03.1940.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
für Berufssoldaten getroffen wurden, könnte die Tafel unversehrt geblieben sein, falls sie nicht einer der großangelegten Metallsammlungen zum Opfer fiel. Anfang Mai 1945 plünderte allerdings die Chemnitzer Bevölkerung die Kasernen der Stadt,267 dabei könnte die Tafel abmontiert worden sein, um sie womöglich einzuschmelzen und anderweitig zu verwenden. Falls sie dieses Szenario überstand, dürfte sie spätestens mit dem Einzug der Roten Armee am 11. Mai 1945 und deren Nutzung des Kasernengeländes entfernt worden sein. d) Zusammenfassung der Kasernen als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs Chemnitz war bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein bedeutender Militärstandort und wies als Garnison eine Tradition auf, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichte.268 Die großen Kasernenkomplexe an der Zschopauer Straße, der Planitzstraße und später an der Huttenstraße prägten das Stadtbild in erheblichem Maße. Darüber hinaus existierten noch mehrere zentrale militärische Einrichtungen wie das Militärgericht, eine Exerzierhalle sowie eine Schießbahnanlage in der Stadt bzw. im Zeisigwald. Vor allem zu den beiden Chemnitzer Stammregimentern, dem 5. Infanterie-Regiment „Kronprinz“ Nr. 104 sowie dem 15. Infanterie-Regiment Nr. 181, welche ihr Personal hauptsächlich aus der Stadt Chemnitz und dem Umland bezogen, scheinen große Teile der Bevölkerung aufgrund dessen eine positive Beziehung gehabt zu haben. Zudem war auch das 3. Ulanen-Regiment Nr. 21 ab 1908 in Chemnitz stationiert.269 Weitere Einheiten wie das Feldartillerie-Regiment 68, das Reserve-Infanterie-Regiment 244 und das Infanterie-Regiment 474 wurden im Verlauf des Krieges nach Chemnitz verlegt oder dort neu aufgestellt. Aufgrund dieser Affinität zu einer Mehrzahl an militärischen Einheiten war es nur folgerichtig, dass nach Kriegsende einige Denkmäler an den früheren Stationierungsorten errichtet wurden. Zwar löste man alle voran genannten Regimenter infolge des Versailler Vertrages auf, doch verband man die Erinnerung an diese, wie auch die an die Gefallenen, von welchen viele aus der Stadt Chemnitz stammten, mit den nun anderweitig genutzten ehemaligen Kasernen. Sowohl an der vormaligen 104er Kaserne als auch an der früheren Kaiser-Ulanen-Kaserne wurde ein Denkmal für das jeweilige Regiment errichtet und in der späteren König-Albert-Kaserne eine Gedenktafel für das Reserve-Infanterie-Regiment 244 aufgehängt. Allein das Denkmal für das Infanterie-Regiment 181 entstand aufgrund der Affinität als ehemaliges Jä267 268 269
Vgl. Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 34. Vgl. Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 15. Vgl. ebenda, S. 36.
5. Kirchengrund
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ger-Bataillon sowie der geografischen Nähe im Zeisigwald. Auch in der ehemaligen Artilleriekaserne an der Huttenstraße in Ebersdorf, welche später von der Wehrmacht genutzt wurde, könnte zumindest eine Ehrentafel existiert haben, allerdings gibt es dafür keine Quellenbelege. Die enge Verbindung der genannten Ehrenmale zu den Chemnitzer Regimentern und Kasernen dürfte nach Ende des Zweiten Weltkriegs in doppelter Hinsicht zu deren restlosen Beseitigung beigetragen haben. Einerseits schienen sie ja die Theorie der Behörden in der sowjetischen Besatzungszone zu bestätigen, dass der Militarismus in Teilen der Gesellschaft noch tief verankert sei und deshalb dessen Wahrzeichen aus dem Stadtbild entfernt werden mussten,270 was ja durch die Regimentsdenkmäler an und in den Kasernen in besonderem Maße verkörpert wurde. Zum anderen wurden viele der militärischen Anlagen nach der Einnahme von Chemnitz durch die Rote Armee belegt und weitergenutzt. Deren Truppen und Kommandostäbe dürften deutsche Ehrenmale in ihren Kasernen als reichlich deplatziert empfunden haben und sie entfernten diese sicherlich, falls sie zu diesem Zeitpunkt noch existierten. Als Quellen für die Kasernen als Erinnerungsorte konnten nur Zeitungsartikel genutzt werden, da keinerlei Unterlagen der Militärbehörden bezüglich der Denkmäler mehr vorhanden sind.
5. Kirchengrund a) Vorplatz der St. Jodokus-Kirche Glösa Nahe der Glösaer Kirche St. Jodokus, auf einem Vorplatz am Kirchberg, steht das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Blankenauer Grundes. Den Anstoß für dessen Errichtung gab wohl der eigens dafür am 9. Dezember 1924 ins Leben gerufene Denkmalsausschuss unter Vorsitz des Oberstadtsekretärs Krämer. Der Zeitraum von der Ausschussgründung bis zur Denkmalsweihe am 11. Oktober 1925 gestaltete sich im Vergleich zu anderen Chemnitzer Ehrenmalen relativ kurz. Der Entwurf ging auf den Reichenhainer Architekten Walter Müller zurück; Fertigung und Lieferung übernahm die Kirchheimer Kalk- und Steinwerke GmbH.271 Die Weihefeier fand im Anschluss an einen entsprechenden Gottesdienst statt, welcher durch Pfarrer Toller thematisch an Josua 24:26–27 angelehnt war: „Und Josua schrieb dies alles in das Buch des Gesetzes Gottes und nahm einen großen Stein und 270 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 271 Vgl. Linke, Roland: Kriegermahnmale auf dem Glösaer Kirchberg. In: ChemQLW]HUMRXUQDOLVWLVFKH9HUHLQLJXQJH9XQG$UEHLWVJHPHLQVFKDIWÄ%ODQNHQDXHU*UXQG³ LP &KHPQLW] *HVFKLFKWVYHUHLQ H9 &KHPQLW]HU 5RODQG 0LWWHLOXQJHQ DXV dem Blankenauer Grund. 18. Jahrgang, 16. Beiheft Oktober 2011, S. 19 f.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
richtete ihn dort auf unter einer Eiche, die bei dem Heiligtum des Herrn war. Und Josua sprach zum ganzen Volk: ‚Siehe, dieser Stein soll Zeuge sein unter uns, denn er hat gehört alle Worte des Herrn, die er mit uns geredet hat, und soll ein Zeuge unter euch sein, dass ihr euren Gott nicht verleugnet‘ “.272 Im Gegensatz zu bei solchen Anlässen oft zitierten Passagen, wie 2. Samuel 1:27 oder Johannes 15:13, muten diese Verse vergleichsweise neutral an, denn sie stellen weder den Heldentod noch Pflichterfüllung in den Vordergrund oder verklären den Kriegstod als Liebesdienst für die daheimgebliebenen Freunde und Angehörigen. Umrahmt von Kirchen- und Posaunenchor sowie von Rezitationsbeiträgen erfolgte im Anschluss die Denkmalsweihe mit abschließender Kranzniederlegung.273 Die Gelder für den Bau des Denkmals generierte man schwerpunktmäßig durch eine Spendensammlung. Darüber hinaus erfolgte der Verkauf von Denkmalbildern mit Rahmen – der Preis für ein Exemplar betrug zwei Reichsmark – sowie Ansichtskarten. Insgesamt beliefen sich die Kosten auf 11.232,25 Reichsmark.274 Der erhöhte Standpunkt auf dem Glösaer Kirchberg verlieh dem Denkmal eine weithin sichtbare Wirkung. „Auf einer einstufigen Fußplatte steigen zwei schrägkantige Schriftblöcke stützend gegen ein herauswachsendes Kreuz auf, von dessen Armen sie überbreitet werden. Die Schriftblöcke tragen die Namen der 270 Opfer und deren Todestage aus den fünf Gemeinden des Blankenauer Grunds. Die aufstrebenden Schriftblöcke umfangen das Kreuz flügelartig. Als ausgesprochenes Totenehrenmal ist es als ein markantes Symbol von Leid, Größe und Schlichtheit gestaltet. Es ist 4,25 m hoch und aus Naturmuschelkalk hergestellt. Axial im Abstand von 6 m davor erhält das kleinere Denkmal für die Opfer von 1870/71 einen hangwärts vorgeschobenen altarartigen Platz.“275 Allerdings kann das mittig aufragende Kreuz auch als ein mit der Spitze im Boden steckendes Schwert gedeutet werden. Vielleicht war diese Doppeldeutigkeit auch vom Architekten beabsichtigt, verbindet sie doch, wie so oft bei Kriegerehrenmalen des Ersten Weltkriegs, sakrale mit militärischer Symbolik. Allerdings verdeutlicht dieses Beispiel auch die Botschaft des Endes – sowohl des Krieges als auch des irdischen Lebens der hier erwähnten Solda272 https://www.bibleserver.com/text/LUT/Josua24,26; entnommen am: 06.09.2019, 12:37 Uhr. 273 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 282, Montag den 12.10.1925. 274 Vgl. Linke, Kriegermahnmale auf dem Glösaer Kirchberg, in: Chemnitzer jourQDOLVWLVFKH9HUHLQLJXQJH9XQG$UEHLWVJHPHLQVFKDIWÄ%ODQNHQDXHU*UXQG³0LWteilungen aus dem Blankenauer Grund, S. 20. 275 Linke, Kriegermahnmale auf dem Glösaer Kirchberg, in: Chemnitzer journalisWLVFKH 9HUHLQLJXQJ H9 XQG $UEHLWVJHPHLQVFKDIW Ä%ODQNHQDXHU *UXQG³ 0LWWHLlungen aus dem Blankenauer Grund, S. 20.
5. Kirchengrund
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Abb. 116: Denkmal auf dem Kirchberg in Glösa; © Stefan Hetzer
ten – in Form des nach unten in die Erde platzierten Schwertes, welches zugleich dann wiederum die Funktion eines Grabkreuzes einnimmt. Hochmittig wird dieses von einem einzelnen steinernen Eichenblatt geziert. Die Denkmalinschrift beginnt mit einer einleitenden Widmung über diesem und wird zu beiden Seiten des Kreuzes fortgeführt. Sie lautet: „Dem ehrenden Gedächtnis der vom Weltkrieg ihnen entrissenen Brüder – die dankbaren Einwohner des Blankenauer Grundes. Es starben für das Vaterland“ Es folgen die aufgelisteten, allerdings kaum noch lesbaren, Namen der Gefallenen, jeweils unter den aufgeführten Ortsteilnamen Heinersdorf, Draisdorf, Borna, Glösa und Furth. Diese Zusammenfassung der Kriegstoten mehrerer Ortsteile auf einem Denkmal stellt in der Chemnitzer Erinnerungskultur eine Ausnahme dar. Zwar werden auf dem Ehrenmal im Ortsteil Einsiedel auch Ge-
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
fallene aus Erfenschlag aufgeführt, doch besitzt Erfenschlag darüber hinaus auch ein eigenes Ehrenmal. Für diese Variante sprach unter Umständen die Bündelung der finanziellen Ressourcen für den Denkmalbau, womöglich aber auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Einwohner aus dem Blankenauer Grund. Die Denkmalsflanken tragen die beiden Jahreszahlen 1914 und 1918, unter welchen jeweils eine ewige Flamme dargestellt ist. Das Glösaer Denkmal bildet eine Art Denkmalverbund mit dem Kriegerdenkmal für die Toten des Deutsch-Französischen Krieges (vgl. Bilderanhang Abb. 102), welches aufgrund des Baus des Weltkriegsdenkmals allerdings versetzt werden musste. Neben der Wahl des prädestinierten Standortes spielte dabei auch die Abbildung der Kontinuität des Gedenkens an Krieg und Gefallene eine Rolle. Die Rezeption des Kriegerehrenmales in der heutigen Zeit spiegelt sich zumindest zum Teil in einem Artikel der „12. Mitteilungen aus dem ‚Blankenauer Grund‘ “ wider, welcher mit der Einleitung „Kriegsgräberstätten und -denkmale sind überzeugende Mahnmale für den Frieden, zugleich Orte des Gedenkens und Lernorte der Geschichte. Es gilt die Erhaltung der Friedenserziehung, insbesondere junger Menschen, und das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu fördern. Millionenfaches Leid und millionenfacher Tod belegen, dass Krieg niemals wieder ein Mittel der Politik sein darf“276 beginnt. Die federführenden Historiker und Journalisten bezeichnen die heutige Funktion von Kriegerdenkmälern des Ersten Weltkriegs maßgeblich als Mahnmale für den Frieden. b) An der Chemnitzer Straße Grüna Der Ort Grüna gehörte zu den vier Gemeinden, die am 1. Januar 1999 im Rahmen der letzten Eingemeindungswelle an Chemnitz angegliedert wurden. An der Hauptstraße des Ortsteils, der Chemnitzer Straße, auf Höhe des Grundstücks Nr. 79 unweit der Kirche liegt eine Gedenkstätte mit mehreren Denkmälern. Initiiert hatte den Bau des Ehrenmals für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs der eigens dafür gegründete Ortsausschuss zur Errichtung eines Krieger-Ehrenmals, welcher durch eine Erweiterung des bereits bestehenden Ehrenmalausschusses des Sächsischen Militärvereins Grüna gebildet wurde. Dieser hatte bereits zwischen den Jahren 1920 und 1923 mehrere Versuche unternommen, eine Gefallenenehrung am Denkmal für die Toten von 1870/71 bzw. in der Vorhalle der Kirche anzubringen – das Vorhaben scheiterte allerdings immer wieder aus finanziellen oder logistischen Gründen. Der neuformierte Denkmalsausschuss trat mit seinen Planungen in Form 276 Vgl. Linke, Kriegermahnmale auf dem Glösaer Kirchberg, in: Chemnitzer jourQDOLVWLVFKH9HUHLQLJXQJH9XQG$UEHLWVJHPHLQVFKDIWÄ%ODQNHQDXHU*UXQG³0LWteilungen aus dem Blankenauer Grund, S. 19 f.
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eines Zeitungsartikels der „Grünaer Nachrichten“ vom 21. Juni 1927 – sechs Tage nach seiner Gründung – erstmals an die Öffentlichkeit. Durch die Weltwirtschaftskrise und fehlende finanzielle Mittel konnte mit dem Bau allerdings erst im August 1932 begonnen werden. Das entsprechende Flurstück hatte die Kirchgemeinde Grüna zur Verfügung gestellt. Ihren Abschluss fanden die Arbeiten mit den Weihefeierlichkeiten am 1. und 2. Oktober des gleichen Jahres. Als Basis für das Kriegerdenkmal diente der Entwurf des Professors Claus aus Nickern bei Dresden, dem der Denkmalsausschuss am 25. Juni 1929 seine Zustimmung erteilt hatte; die Bauleitung übernahm der Architekt Ahnert, welcher aus Grüna stammte. Die Arbeiten führte anschließend Baumeister Schreiter aus.277 Den Auftakt der Veranstaltungen zur Denkmalsweihe am 1. Oktober 1929 bildete nach Ehrhardt ein „Ehrengeläut“ der Kirchenglocken, gefolgt von einem Umzug mit musikalischer Gestaltung durch mehrere Kapellen zu „Nitzsches Berg“ und dem Abbrennen eines „Höhen-Ehrenfeuers“. Der Abmarsch des Zuges wurde unter Fackelschein zelebriert. Die eigentliche Denkmalsweihe begann am 2. Oktober mit dem feierlichen Anmarsch der Vereinszüge samt Fahnenabordnungen zum Gottesdienst in der Grünaer Kirche. Pfarrer Hänsel stellte seine Weihepredigt unter den Grundgedanken „Dienst und Opfer für die Heimat, das ist es, was unsere Helden, denen wir heute danken wollen, in selbstloser Weise dargebracht haben“. Anschließend nahm die Weihegesellschaft um das Denkmal Aufstellung, unmittelbar davor die Ehrengäste, Fahnen- und Kranzabordnungen. Kapellenmusik und Chorgesang begleiteten die Veranstaltung. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister und Ehrenmalausschussvorsitzenden Walther erfolgte die Weiherede durch Pfarrer Hänsel mit den Worten: „Nicht Schall und Rauch sind die Namen, die hier an dieser Ehrenstätte verewigt wurden, sie lassen uns die Persönlichkeiten derer, die draußen auf dem Felde der Ehre geblieben sind, wieder vor unserem Auge lebendig werden. So sei denn dieses Heldenmal geweiht, unseren Gefallenen zum Gedächtnis, unseren heimgekehrten Kriegern und Kriegerhinterbliebenen zum Dank, unserem Glauben zur Gewißheit nach dem Worte: Unser Glauben ist der Segen, der die Welt überwindet!“ Nach der Niederlegung von über 20 Gedenkkränzen schlossen das Singen des Deutschlandliedes und der Vorbeimarsch der Ehrenkompanie die Veranstaltung ab.278 Die gesamte Weiheveranstaltung zeigte zum einen Elemente, die bei den meisten Denkmalsweihen in Chemnitz gebräuchlich waren: so der Gottesdienst, Fahnenabordnungen, Kranzniederlegung (vgl. Bilderanhang Abb. 103) und das Deutschlandlied. Allerdings brachte man in Grüna auch neue Elemente ein – insbesondere das Gedenkfeuer und den Fackelmarsch am Vorabend. Diese Rituale sollten auch unter 277 278
Vgl. Sammlung Ehrhardt, Christoph, Grüna. Vgl. Sammlung Ehrhardt, Christoph, Grüna.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
den Nationalsozialisten feste Bestandteile öffentlicher Massenveranstaltungen werden. Jedoch gibt es zumindest keine Quellenbelege, die eine intensive Beeinflussung der Feierlichkeiten durch NS-Organisationen nachweisen würden – ausgeschlossen werden kann dies aber auch nicht. Inhaltlich glichen die beiden Reden des Pfarrers Hänsel stark jenen der meisten seiner Amtskollegen zu dieser Zeit. Im Mittelpunkt standen die Heldenglorifizierung der Gefallenen sowie die Verklärung ihres Todes als „Dienst und Opfer fürs Vaterland“. Darüber hinaus erfolgte auch eine Danksagung an Heimgekehrte und Hinterbliebene. Erste finanzielle Grundlagen für das Ehrenmal bildeten vereinsinterne Sammlungen sowie Benefizkonzerte der örtlichen Orchester und Gesangsvereine. Nach Bildung des Ortsausschusses zur Errichtung eines KriegerEhrenmals konzentrierte man sich verstärkt auf das Einwerben von Spenden. Beträge von 200 Reichsmark und mehr, um die veranschlagten Kosten von 11.500 RM zu decken, trugen dabei folgende Einzelpersonen und Unternehmen bei: Firma Gebrüder Abel A.G. (2.000 RM), Fabrikant Max Boese (500 RM), Firma Max Herold (300 RM), Fabrikbesitzer Franz Langer (1.000 RM), Fabrikbesitzer Martin Mehnert (200 RM), Firma Robert Müller (500 RM), Fabrikbesitzer Walter Nacken (300 RM), Firma Oskar Schilling (200 RM), Fabrikant Otto Winkler (300 RM). Des Weiteren stellte der Grünaer Kirchenvorstand den benötigten Baugrund unentgeltlich zur Verfügung. Dass der Bau des Ehrenmals in Grüna jedoch keine ungeteilte Zustimmung fand, zeigt eine Ausgabe des „Roten Senders – Organ der Werktätigen von Grüna“. Mit ironischer und sarkastischer Kritik schrieb man dort anlässlich der Denkmalsweihe: „Am Sonnabend u. Sonntag soll in unserem Orte ein grosses Theater losgelassen werden. Hat man da mit einem Kostenaufwand von 15–20.000 RM einen Steinhaufen errichtet, welcher an die ruhmreichen Zeiten von 1914–18 erinnern soll. Derselbe soll die Mütter und Hinterbliebenen, deren Angehörigen für die Interessen des heiligen Profits abgeschlachtet wurden, trösten. Für die Kostenaufbringung haben sich die Industriellen unseres Ortes wärmstens eingesetzt. […] Schauen wir uns einmal die andere Seite der Medaille an u. wir sehen, dass den Opfern des Krieges u. der Arbeit ihre Renten auf Hungerpfennige gekürzt wurden. […] Bei der Denkmalsweihe wird man alles aufbieden [sic!], um das nationale Gefühl der Einwohnerschaft von Grüna zu weken [sic!]. Da werden wieder einmal die Rumpelkammern der Monarchie gelüftet, Fahnen Delegationen [sic!] werden herangezogen zur Feier des Tages.“279 Von kommunistischer Seite bemängelte man also nicht nur die Baukosten in Zeiten der Weltwirtschaftskrise, sondern vor allem die Intention hinter der Denkmalserrichtung, 279 Der Rote Sender – Organ der Werktätigen von Grüna. Jahrgang 1, Nr. 1. Druck, Inhaber und Verlag Otto Heinze. Aus: Sammlung Ehrhardt, Christoph, Grüna.
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Abb. 117: Zeitgenössische Karikatur auf das Kriegerdenkmal in Grüna aus der Zeitung „Der Rote Sender“; © Christoph Erhardt
welche hier als scheinheiliger Trost für die Hinterbliebenen, die ihre Angehörigen in einem – „aus kapitalistischer Profitgier geführten“ – Krieg verloren, gebrandmarkt wurde. Darüber hinaus kritisierte man, nicht zu Unrecht, den nationalistischen und monarchistischen Geist der Weihefeier. Dem Artikel beigefügt war eine Karikatur, welche eine Kohlrübe auf einem Podest zeigt, erläutert durch den Zusatzkommentar: „Dieses Denkmal würde die Werktätigen besser an die ‚herrlichen‘ Zeiten erinnern, in denen sie das Kanonenfutter stellen mussten“. Hierbei handelte es sich um eine Anspielung auf den sogenannten Kohl- oder Steckrübenwinter 1916/17, in welchem eine schwere Hungersnot im Deutschen Reich grassierte. Damit bezweckte man eine Erinnerung an die schlechten Lebensbedingungen für einen Großteil der Zivilbevölkerung während des Krieges im Ver-
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 118: Das Grünaer Ehrenmal; © Stefan Hetzer
bund mit einer Relativierung des Helden- bzw. Opferbegriffs, der durch die negative Bezeichnung „Kanonenfutter“ als Synonym für den leichtfertigen Umgang mit den Leben der einfachen Soldaten ersetzt wurde. Mit der Platzierung des Ehrenmals direkt hinter dem Denkmal für die Gefallenen der Kriege von 1866 und 1870/71 schuf man einen regelrechten Denkmalskomplex, der nach dem Zweiten Weltkrieg noch durch einen Gedenkstein für mehrere Opfer des Nationalsozialismus, die in Grüna ums Leben kamen, erweitert wurde und der somit eine Erinnerungslinie von den Reichseinigungskriegen bis zum Zweiten Weltkrieg zieht. Bei der Umsetzung des Kriegerehrenmals verzichtete man aus Kostengründen auf zwei einfassende Pylone mit ruhenden Löwen, sondern beließ es bei einer rechteckigen Wand aus Muschelkalksteinblöcken, welche zu beiden Seiten über eine Abstufung in eine niedrige Mauer übergeht, welche den mit Steinplatten ausgelegten Denkmalsvorplatz begrenzt, zu dem zwei flache Stufen hinaufführen. In die Wand eingefasst stellte man fünf Bronzetafeln im Hochformat auf, welche jeweils unter den Jahreszahlen 1914 und 1918, getrennt durch ein Eisernes Kreuz, insgesamt 202 Namen nennen (vgl. Bilderanhang Abb. 104).280 Unter den Tafeln befindet sich eine Sockelleiste, die die Inschrift „Unseren gefallenen Helden zum Gedächtnis“ führt. Flankiert werden die Tafeln von je einer Halterung zur Anbringung von Kränzen. Insgesamt betrachtet ist diese Denkmalsform für den Raum Chemnitz eher untypisch. Zumeist griff man eher auf geschlossene Karrees als auf eine bloße 280
Vgl. Sammlung Ehrhardt, Christoph, Grüna.
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Mauer zurück, wie beispielsweise in Reichenbrand oder Altendorf. Dies könnte aber den mangelnden finanziellen Mitteln geschuldet gewesen sein. Klassisch sind hingegen die Eisernen Kreuze samt Jahreszahlen auf den Namenstafeln sowie die Inschrift mit dem Heldenbegriff und die persönliche Einbeziehung der Gefallenen durch das Pronomen „unser“. Außer einer offensichtlichen Restaurierung der Bronzetafeln scheint das Denkmal im Laufe der Zeit keinen Veränderungen unterzogen worden zu sein. Wahrscheinlich wurde es nach Kriegsende 1945 als „ideologisch unbedenklich“ eingestuft. c) An der Lutherkirche Lutherviertel Das Kriegerehrenmal einer der größten Chemnitzer Kirchgemeinden, der Lutherkirchgemeinde, wurde direkt an der Nordseite der Lutherkirche, nahe der Gutenbergstraße, erbaut. Die Initiative für dessen Errichtung ging vom Bauverein der Gemeinde aus, allerdings ist unklar, wann diese ihren Anfang nahm. In der Chronik „Die Lutherkirchgemeinde zu Chemnitz 1900–1925“ stellte man den Bau für die Zukunft in Aussicht, jedoch ohne konkrete Angaben. Daraus ist zu schlussfolgern, dass sich der Prozess von der Planung bis zur künstlerischen Formung – wahrscheinlich aufgrund wirtschaftlicher Hemmnisse – über mehrere Jahre hinzog, da die abschließende Weihe erst am 21.02.1932 erfolgte. Der umgesetzte Entwurf stammte vom Architekten Hickel von der Architektenfirma „Hickel und Hartenstein“; die finanziellen Mittel dafür brachte man durch Spenden der Gemeindemitglieder auf.281 Die Anteilnahme an den Weihefeierlichkeiten war so groß, dass der Weihegottesdienst in verkürzter Form wiederholt werden musste. Zur Umrahmung trugen zahlreiche Fahnenabordnungen, ein dreistimmiger Frauenchor sowie eine Kapelle des „Stahlhelm“ bei. In seiner Andacht führte Pfarrer Arnold aus: „man konnte uns doch nicht überwinden. Aller Lüge und Verdrehung zum Trotz bleibt es wahr: mit reiner Hand und reinem Schwert zogen sie hinaus, um unser Vaterland zu schützen“.282 Dies stellt eine klare Geschichtsklitterung seitens des Vertreters der Lutherkirchgemeinde dar, denn er relativiert nicht nur Deutschlands Mitschuld am Kriegsausbruch, er deutet die deutsche Niederlage auch noch in einen Sieg um, da der Feind Deutschland nicht habe „überwinden können“. Zum Aussehen des Denkmals veröffentlichte das Chemnitzer Tageblatt am Tag vor der Weihe folgende Beschreibung: „Die Ausführung zeigt einen auf einem allseitig durch zwei Stufen erreichbaren Postament stehenden Aufbau aus Muschelkalkstein von zwei quadratischen 281 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 44, Montag den 22.02.1932. 282 Ebenda.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 119: Ehrenmal vor der Lutherkirche; © Stefan Hetzer
Säulen, deren je vier Außenseiten mit Bronzetafeln bedeckt sind und an den beiden Außenseiten von schmäleren Muschelkalkstreifen mit daranstehenden (sic!) hohen Bronzekreuzen flankiert werden. Diese […] zwei quadratischen Säulen gewähren einen Durchblick nach dem umgebenden Grün des Buschwerks und werden, um das Ehrenmal nach oben zu schließen, von einer Steinplatte in einer Gesamtbreite von drei Metern überdeckt.“283 Die Inschriften an den beiden Seiten der Platte lauten: „Wie sind die Helden gefallen!“ aus 2. Samuel 1:25 (vgl. III. 2. l)) sowie „Meine Seele ist stille zu Gott“ aus Psalm 62:2. Die Bedeutung der letztgenannten Worte wird klarer, wenn man den Psalmvers fortführt – „… der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz“. Er drückt die Hoffnung auf die Hilfe sowie den Schutz Gottes aus und dürfte vor allem auf die Hinterbliebenen der Gefallenen gemünzt sein. Die Gesamtform des Denkmals erinnert an ein Säulenportal oder einen antiken Tempeleingang. Die oben beschriebenen Bronzetafeln – inklusive der seitlich angebrachten Kreuze – fehlen jedoch inzwischen. Laut Aussage der Lutherkirchgemeinde wurden mehrere der Tafeln 283 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 51, Sonnabend den 20.02.1932.
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Opfer von Leichtmetalldieben, sodass man die verbliebenen in der Kirche einlagerte (vgl. Bilderanhang Abb. 105). Derzeit sind keine Restaurierungsmaßnahmen geplant. d) Vorplatz der Lutherkirche Schönau Wie bei vielen weiteren Kriegerdenkmälern in Chemnitz zeichnete sich ein Ehrenmalausschuss für die Organisation des Baus eines Ehrenmals an der Lutherkirche in Schönau, direkt an der Zwickauer Straße 255 gelegen, verantwortlich. Der Beschluss dazu fiel mutmaßlich spätestens gegen Ende der 1920er Jahre und kulminierte in der Denkmalsweihe am 3. November 1929. Die Errichtung war zuvor durch den Baumeister Landgraf aus Schönau erfolgt. Die Weihefeierlichkeiten fanden im Anschluss an einen Festgottesdienst in der Schönauer Kirche statt. Als Ehrengäste fungierten u. a. Oberkirchenrat Jentzsch, Geheimrat Dr. Oertel und Bezirksvorsteher Arnold vom Sächsischen Militärverein. In seiner Weiherede stellte Pfarrer Lehmann die Pflichterfüllung fürs Vaterland in den Mittelpunkt. Möglicherweise schilderte
Abb. 120: Ehrenmal an der Lutherkirche Schönau; © Stefan Hetzer
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
er die Gefallenen aus den Reihen der Schönauer Gemeinde darin als Vorbilder für die kommenden Generationen, allerdings sind die Quellen diesbezüglich zu unpräzise. Es folgten die Enthüllung des Denkmals sowie die obligatorischen Kranzniederlegungen. Spenden aus der Kirchgemeinde Schönau dürften den Hauptteil der Finanzierung getragen haben.284 Zwei Treppenstufen führen, flankiert von zwei massiven Steinblöcken, zu einem gepflasterten Rondell hinauf, auf welchem zwei Segmentsäulen – wahrscheinlich aus Muschelkalkstein – aufgestellt wurden. Diese sind an ihren oberen Enden durch einen trägerartigen Schlussstein miteinander verbunden und bilden eine Art Tor, zu welchem wiederum zwei kleine Stufen emporführen. Zwischen den beiden Torsäulen stellte man einen hochrechteckigen Stein auf – dieser könnte als symbolischer Grabstein gedacht sein und verschließt gleichzeitig den Durchgang des Tores. Die Gestaltung des Steins erfolgte in Form eines mittig dargestellten, mit der Spitze im Boden steckenden Schwerts, an dessen Seiten zwei Eichenschößlinge emporwachsen. Über dem Schwert prangt die Inschrift „Unseren im Weltkriege gebliebenen Helden“ (vgl. Bilderanhang Abb. 106). In der abgebildeten Form erinnert das Schwert, mit Heft und Parierstange nach oben gerichtet, an ein Kreuz und könnte als sinnbildlicher Grabschmuck für die Gefallenen fungieren. Auf der Grundlage ihres Opfers erwächst eine neue deutsche Generation, symbolisiert durch die beiden jungen Eichen. Die Bezeichnung der im Weltkrieg umgekommen deutschen Soldaten als „Helden“ kann im Jahr 1929 in der Erinnerungskultur als kanonisch angesehen werden. Unter der Parierstange, links und rechts der Schwertklinge, führt der Stein eine weitere Inschrift. Diese ist allerdings infolge von Verwitterung nur noch bruchstückhaft lesbar. Linker Hand könnte die Widmung „Zum bleibenden, ehrenden Gedenken“ gestanden haben, während auf der Gegenseite nur noch der Ausschnitt „dankbar“ zu entziffern ist. Möglicherweise handelte es sich dabei um den Dank der Kirchgemeinde Schönau. Der nach oben abschließende Stein des Tores führt die Jahreszahlen 1914 und 1918, welche durch ein Eisernes Kreuz getrennt sind. Auf der Rückseite umrahmt ein kleines Quadrat drei eng beieinanderstehende Tannen – das Ortswappen der Gemeinde Schönau (vgl. Bilderanhang Abb. 107). Damit sollte vermutlich nochmals die Verbundenheit der Gemeinde mit den Gefallenen sowie deren Andenken zum Ausdruck gebracht werden. Auf eine Namensnennung am Denkmal verzichtete man, weil am Tag der Denkmalsweihe285 auch vier Tafeln mit den Namen 284 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 257, Montag den 04.11.1929. 285 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 257, Montag den 04.11.1929.
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der Weltkriegstoten in der Schönauer Kirche enthüllt wurden und sie damit eine Art Ergänzung oder Komplementärstück zum Ehrenmal darstellen. Gegenüber auf dem Kirchenvorplatz befindet sich überdies ein Obelisk zur Erinnerung an die Gefallenen des Krieges von 1870/71. Die Lokalität wurde also bereits zuvor als Erinnerungsort an vergangene Kriege und Gefallene benutzt, sodass die Errichtung des Kriegerehrenmals an gleicher Stelle auch für erinnerungskulturelle Kontinuität spricht und man eine Art Denkmalseinheit schaffen wollte. Eine im Sommer 1939 geplante Versetzung beider Denkmäler, um einen Ausbau der Hofer Straße – heute Zwickauer Straße – zu ermöglichen, kam wahrscheinlich aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs nicht zustande.286 e) Zusammenfassung des Kirchengrunds als Erinnerungsort des Ersten Weltkriegs Die Chemnitzer Kirchgemeinden stellten ihren Grund und Boden zum Bau von Kriegerehrenmalen vor allem in solchen Fällen zur Verfügung, in denen sie nicht selbst als Auftraggeber der Errichtung fungierten, sondern die Planungen von anderen Institutionen wie Denkmalsausschüssen oder einem Militärverein ausgingen. Kircheigene Ehrenmale platzierte man stattdessen im Inneren der Kirchgebäude. Die Plätze vor und neben den entsprechenden Kirchen waren zumeist zentrale Orte der jeweiligen Stadtteile und so von vornherein mit einer großen Öffentlichkeitswirkung verbunden. Auch in diesen Fällen wurden als Quellen vor allen Dingen Zeitungsartikel zu den Weihefeierlichkeiten herangezogen, da von den 1945 aufgelösten Militärvereinen keine Rechtsnachfolger existieren und so keine Aufzeichnungen erhalten geblieben sind – es sei denn durch die Gemeindearchive und von den Ehrenmalausschüssen unter Beteiligung des Bürgermeisters oder des Gemeinderates. In der Erfassung des Stadtbauamtes Chemnitz listete man von den Kriegerdenkmälern auf Kirchengrund nur dasjenige im Lutherviertel auf, da Grüna und Schönau 1946 noch nicht zu Chemnitz gehörten. Das Denkmal in Glösa scheint man hingegen schlichtweg vergessen oder nicht bemerkt zu haben. Alle vier wurden vermutlich von den örtlichen Kommissionen bzw. Begutachtern als unbedenklich eingestuft, denn an keinem dieser Ehrenmale wurden Veränderungen vorgenommen. Die Namenstafeln an der Lutherkirche fehlen aufgrund von Metalldiebstahls. In Anbetracht der guten Zugänglichkeit aller Standorte kann die Bestandsaufnahme der Kriegerdenkmäler auf dem Kirchengrund der Stadt Chemnitz als vollumfänglich betrachtet werden. 286 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz: Gemeinde Siegmar-Schönau. Kriegerehrenmale. Aktennummer 684.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
6. Kirchen und Sakralbauten a) St.-Michaelis-Kirche Altchemnitz Bezüglich eines kleinen Mahnmals in der St.-Michaelis-Kirche an der Annaberger Straße 33 in Altchemnitz konnten keinerlei Quellen ausfindig gemacht werden, weder im Chemnitzer Stadtarchiv noch in den Aufzeichnungen der Kirchgemeinde. Deshalb beschränkt sich hier die Analyse fast ausschließlich auf die Beschreibung und Deutung des Mals. Es befindet sich unweit des Haupteingangs in einer kleinen Vorraumnische und besitzt die Form eines gusseisernen Hochkreuzes mit den Zeitangaben für die beiden Weltkriege am unteren Ende des Kreuzlängsbalkens. Die Jahreszahlen 1914 und 1918 sowie 1939 und 1945 sind dabei mit einem kleinen eisernen Querbalken verbunden, der gleichzeitig den Verlauf anzeigt. Zur Platzierung in der Kirche wählte man sicherlich bewusst einen Ort, der für alle Besucher nach dem Eintritt durch das Hauptportal sofort sichtbar ist. Auch die Wahl
Abb. 121: Kreuz mit den Zeitangaben der beiden Weltkriege; © Stefan Hetzer
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von Eisen als Material kann durchaus als symbolisch angesehen werden, da es sich bei den Weltkriegen aus Sicht der unmittelbar Betroffenen um „Eiserne Zeiten“ mit Entbehrungen, Leid, Verlust und Tod handelte. Während es in Chemnitz kein Denkmal gibt, welches der Toten beider Weltkriege gedenkt, beziehen nachträglich hinzugefügte Gedenktafeln oder Mahnmale oft die Opfer des Zweiten Weltkriegs mit ein. Da das Kreuz keine Spuren von nachträglicher Bearbeitung aufweist und sprichwörtlich „aus einem Guss“ erschaffen worden ist, lassen sich zumindest die Anfertigung sowie die Anbringung des Kreuzes relativ sicher auf die Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs datieren. Die gesamte Darstellung ist neutral gehalten und beinhaltet keine Widmung oder Inschriften. Es finden sich, abgesehen vom Kreuz selbst, auch keine Symbole. Die beiden Zeilen mit den Angaben der Kriegsdauer besitzen dieselbe Größe und Länge, sodass sie eine inhaltliche Gleichstellung erfahren. Die Platzierung am Fuße des Kreuzes könnte aus theologischer Sicht den Sieg Christi über Krieg und Tod symbolisieren; es zeigt aber gleichzeitig nach außen das stille Gedenken an diese Kriege sowie deren Opfer. Auffällig ist zudem der Verzicht auf jedwede Art von – auch wertender – Inschrift. Man überlässt also dem Betrachter ein Stück weit selbst die Interpretation dieses Mahnmals. b) St.-Matthäus-Kirche Altendorf Die an der Zinzendorfstraße 14 im Chemnitzer Stadtteil Altendorf gelegene St. Matthäus-Kirche beherbergt zwei Gedenktafeln zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Quellen bezüglich deren Herstellung, Anbringung oder Einweihung konnten nicht ausfindig gemacht werden, aber zumindest kann die ansässige Kirchgemeinde mit großer Sicherheit als Urheber angenommen werden. Die Denkmalliste des Stadtbauamts gibt als Jahr der Aufhängung 1918 an, allerdings erwies sich die Liste mit Blick auf die Errichtungszeit der aufgeführten Denkmäler als unpräzise. Das Jahr 1918 kann somit nicht als gesichert gelten. Die Befestigung der Tafeln nahm man rechts und links des Eingangs zum Kirchenschiff vor, sodass jeder Kirchenbesucher spätestens beim Verlassen der Kirche ihrer ansichtig wurde. Die Finanzierung dürfte mit Hilfe von Spenden und den Mitteln der Gemeinde erfolgt sein. Am gegenüberliegenden Ende des Kirchenschiffs befindet sich darüber hinaus eine Nische zur Erinnerung an gestorbene Soldaten des Zweiten Weltkriegs aus der Altendorfer Gemeinde, festgehalten in einem künstlerisch ausgestalteten Buch. Diesbezüglich schuf man also eine gewisse Kontinuität in der Erinnerungskultur. Die Namenstafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs besitzen eine streng rechteckige Form, sind deutlich über einen Meter hoch und verfügen über einen einfachen, dunkelbraunen Holzrahmen. Innerhalb des Rahmens umgibt eine Goldumrandung die Namen der
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 122: Namenstafeln für die Gefallenen in der St. Matthäus-Kirche zu Altendorf; © Harry Scheuner
Toten, welche man mit schwarzen Lettern auf perlmuttfarbenem Grund festhielt. Diese werden in jeweils vier Spalten mit Sterbedatum und Todesort aufgeführt (vgl. Bilderanhang Abb. 108). Die Tafeln verfügen über keinerlei Inschriften oder Symbolik; die Erinnerung erfolgte hier also nüchtern und sachlich, nur in Form der Namensnennung. Man nahm auch keine Untermalung mit Bibelzitaten vor. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass für die Kirchgemeinde das Gedenken an die verstorbenen Gemeindemitglieder im Vordergrund stand, ohne dieses politisch zu verbinden oder heroisch zu verklären. Daher wurden die Tafeln auch nach 1945 weder verändert noch entfernt. c) Kirche Berbisdorf Berbisdorf stellt in der Chemnitzer Territorialgliederung einen Ortsteil der Gemeinde Einsiedel am Südrand der Stadt dar. Es besitzt eine eigene Kirche in exponierter Lage am Berbisdorfer Kirchweg, in welcher eine Tafel an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs sowie des Deutsch-Französischen Krieges erinnert. Bereits im Frühjahr 1920 beschäftigte sich die Kirchgemeinde mit der Anbringung einer Ehrentafel zur Erinnerung an die gefallenen Gemeindemitglieder.287 Anderthalb Jahre später fanden diese Bestrebungen mit der 287 Vgl. Archiv der Lutherkirchgemeinde Harthau, Aktennummer 394: Kirchliches Gemeindeblatt für die Parochie Harthau mit Filialen Eibenberg und Berbisdorf Nr. 2, 18. März 1920, Pastor Martin (Hrsg.).
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Weihe einer entsprechenden Tafel am 4. September 1921 im Rahmen eines Gedächtnisgottesdienstes ihren Abschluss. Während der Zeremonie verlas man unter Glockengeläut die Namen der Toten, umrahmt von Fahnenträgern und musikalisch begleitet vom Männergesangverein.288 Im Kirchgemeindeblatt der Parochie Harthau, zu welcher Berbisdorf in jener Zeit gehörte, wurde die Bedeutung der Tafel folgendermaßen beschrieben: „So haben nun die Angehörigen eine Stätte, da sie in stiller Wehmut und Andacht ihrer unvergeßlichen Lieben gedenken können. Wir alle haben auch dadurch ihnen, die für uns, für Heimat und Herd, für Weib und Kind, ihr Leben gelassen haben, noch einmal aus tiefster Seele den unauslöschlichen Dank der Heimat ausdrücken wollen. Wir wissen freilich, daß wir ihnen nicht durch Errichtung unserer Ehrenmale wirklich voll danken können, auch wenn wir diese noch so prächtig gestalten. Nein! Sie starben aus Liebe zu ihrem Vaterlande – so ist es in ihrem Sinn und unsre heilige Pflicht gegen die Toten und Lebenden, daß auch wir wieder als Brüder zusammenstehen in der großen gemeinsamen Not und ebenso das Vaterland lieben, für das sie in den Tod gegangen sind.“289 Deutlich zu Tage treten in dieser Rezeption mehrere Komponenten der Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg zu Beginn der 1920er Jahre. Ehrenmale wurden als unmittelbare Trauerstätte betrachtet, um der Toten zu gedenken. Es erfolgte eine Sinngebung und Umdeutung des massenhaften Todes, indem man ihn als Verteidigung von „Heimat und Herd, Weib und Kind“ sowie des Vaterlandes interpretierte. Darüber hinaus stellte man die Opferbereitschaft bis zum äußersten als in Verbund mit der Vaterlandsliebe nacheifernswerte Tugenden für die folgende Generation dar. Platziert ist die Ehrentafel derzeit – vom Eingang der Kirche aus gesehen – treppauf, links neben der Tür zur oberen Empore. Hinsichtlich des Künstlers existieren keine konkreten Angaben, gesichert ist allerdings, dass die Firma Leonhardt aus Altchemnitz die Gestaltung des Vorraums ausführte, ob dazu auch die Fertigung der Tafel gehörte, ist unklar. Naheliegend wäre auch eine Person aus dem Umfeld der Kirchgemeinde mit Affinität zum holzverarbeitenden Gewerbe. Die Geldmittel dafür flossen sehr wahrscheinlich entweder aus der Gemeindekasse oder aus Spenden der Gemeindemitglieder. Vielleicht war sie aber auch ein Geschenk des Künstlers oder eines wohlhabenderen Mäzens an die Kirchgemeinde. Die Tafel verbindet das Gedenken an die Gefallenen von 1870/71 mit denen des Ersten Weltkriegs. Sie besitzt im Grundzug eine rechteckige Form – inklusive Rahmen – mit einer kleinen Verbreite288 Vgl. Archiv der Lutherkirchgemeinde Harthau, Aktennummer 394: Kirchliches Gemeindeblatt für die Parochie Harthau mit Filialen Eibenberg und Berbisdorf Nr. 4, 23. Oktober 1921, Pastor Martin (Hrsg.). 289 Archiv der Lutherkirchgemeinde Harthau, Aktennummer 394: Kirchliches Gemeindeblatt für die Parochie Harthau mit Filialen Eibenberg und Berbisdorf Nr. 4, 23. Oktober 1921, Pastor Martin (Hrsg.).
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rung zu den Seiten sowie einer ovalen Ausbuchtung nach oben am Kopfende. Verziert wurde dieser Teil der Tafel mit einer Lorbeergirlande sowie zwei schneckenförmigen Ornamenten, welche seitlich auslaufen, bekrönt von einem Eisernen Kreuz auf einer kleinen Kugel. Die Unterkante schließt wiederum mit zwei kleinen Lorbeerblattelementen ab, welche zwei gekreuzte Palmwedel in einem Ornament flankieren. Kombiniert wurden hier also Siegessymbole in Form des Lorbeers mit den Palmwedeln als Sinnbilder für den Frieden, überragt vom Eisernen Kreuz – dem Kennzeichen des deutschen Heeres schlechthin (vgl. Bilderanhang Abb. 109). Aus der Anordnung kann eine Hierarchisierung der Symbole abgeleitet werden.
Abb. 123: Gedenktafel in der Kirche zu Berbisdorf; © Stefan Hetzer
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Als Material verwendete man Kirschholz. Die Inschrift der Tafel führt zunächst zwei Gefallene des Deutsch-Französischen Krieges unter der Einleitung „Im deutsch-französischen Krieg 1870–71 starben den Heldentod bei Sedan:“ auf. Es folgt: „Im Weltkrieg 1914–1918 blieben auf dem Felde der Ehre:“ mit der Auflistung der Toten unter den jeweiligen Jahreszahlen, mit Todesdatum sowie dem Land, in dem der jeweilige Soldat fiel. Am unteren Ende vermerkte man auch gesondert die Namen dreier Vermisster. Als Abschluss fungiert ein Zitat aus der Offenbarung des Johannes 2:10 – „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des ewigen Lebens geben“. Diese Textstelle wurde nach dem Krieg häufig genutzt, um aus kirchlicher Sicht zum einen die soldatische Treue hervorzuheben, die im Äußersten den Tod zur Konsequenz hat, andererseits für diese Treue das ewige Leben als Lohn verspricht. Dies sollte eine Trostfunktion für die Hinterbliebenen der Gefallenen erfüllen, gleichzeitig aber den massenhaften Tod legitimieren, da die Treue ja als Grundwert der deutschen Soldaten angesehen wurde. Es findet dabei eine Sinnentstellung statt, denn das Zitat bezieht sich auf die menschliche Treue zu Gott in Zeiten der Anfechtung, während es an dieser Stelle – zwar unausgesprochen – auf die Treue zum Vaterland umgemünzt wird. Auch die Formulierung „auf dem Feld der Ehre“ weist einen stark glorifizierenden Charakter angesichts des Stellungskriegs mit stunden- oder tagelangem Artilleriefeuer, Gasangriffen, Leben und Sterben im Schlamm, zusammen mit Ratten und Läusen, auf. Dies diente einerseits zur Hervorhebung der Kampfesleistung und des Opfers des jeweiligen Gefallenen, andererseits aber auch wieder als Trost für die Hinterbliebenen. Die Tafel selbst ist in sehr gutem Zustand und weist keine Veränderungsspuren auf. Allerdings nahm man einen Standortwechsel vor, denn nach Aussagen des Pfarrers i. R. Martin Schirrmeister befand sie sich ursprünglich im Vorraum der Kirche – direkt rechts nach der Eingangstür – und nahm dort einen deutlich exponierteren Platz ein als heute, da sie an dieser Stelle für jeden Kirchgänger sichtbar war, während ihrer heute nur die Besucher der oberen Empore ansichtig werden. Der Gedankengang dahinter war wohl, das Erinnern an die Gefallenen etwas aus dem Mittelpunkt der Kirche zu nehmen und an einen „dezenteren“ Standort zu verlagern. Gleichzeitig ist aber zu bemerken, dass man keine komplette Entfernung der Tafel vornahm. An Stelle der Erinnerungstafel erschien im Kirchenvorraum ein aufgemaltes Bibelzitat an der Wand, welches mit der Formulierung „Alle die Gott vertrauen, werden erfahren, daß er Treue hält“ aus Weisheit 3:9 einen inhaltlichen Gegenentwurf zur Textstelle auf der Tafel darstellt und aus christlicher Sicht gewissermaßen die „falsche Treue“ durch Gottes Treue ersetzt (vgl. Bilderanhang Abb. 110).
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d) Alte Kirche Harthau Am Kirchsteig 3 steht die alte Kirche des Ortsteils Harthau. Als im Jahre 1908 die neue Kirche an der Annaberger Straße 469 eingeweiht wurde,290 um alle Mitglieder des – aufgrund der florierenden Industrialisierung stetig wachsenden – Ortes Harthau unterzubringen, verlor die alte Kirche zunächst ihre Bedeutung. Doch bereits während des Ersten Weltkriegs, im Jahr 1915, brachte der „Landesverein Sächsischer Heimatschutz“ die Idee ein, die Kirche zu einer Gefallenengedenkstätte umzufunktionieren. Allerdings konnten bis Kriegsende aufgrund von Material- und Arbeitskräftemangel nur das Dach repariert und einige Schäden im Inneren notdürftig beseitigt werden. 1925 griff der „Gesamtausschuss zur Errichtung einer Heldengedächtnisstätte“ unter Führung von Kurt Steiner, seines Zeichens Eisengießereibesitzer, den Gedanken wieder auf, die alte Kirche als Erinnerungsort für die Gefallenen wieder herzurichten. Unterstützung erhielt er dabei auch vom „Landesamt für Denkmalpflege“. Dieser Prozess fand mit der Übergabe der Gedenkstätte am 13. September 1925 seinen Abschluss. Die Entwürfe für die Ausgestaltung des Kircheninneren gingen auf den Kunstmaler Otto Lange zurück, Restaurationsarbeiten am Kanzelaltar führte Otto Puckelwartz in der Werkstatt des Landesamts für Denkmalspflege durch. Die Weihefeierlichkeiten der „Heldengedächtniskirche“ startete man mit einem Zug durch den Ort zur Kirche, untermalt vom Posaunenchor und begleitet von den Abordnungen diverser Vereine wie Militär-, Turn-, Gesang- und Frauenverein. Es folgten die Weiherede des Superintendenten Jentsch sowie die Predigt des Pfarrers Martin, unter dem zu solchen Feierlichkeiten oft herangezogenen Bibelwort „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“.291 Ein Ausschnitt aus der Festrede des Vorsitzenden des „Gesamtausschusses zur Errichtung einer Heldengedächtnisstätte“, Kurt Steiner, verdeutlicht den Tenor dieser Veranstaltung, auch wenn Pfarrer Martin in einer Beilage zum Kirchgemeindeblatt vom 10. Oktober 1925 explizit betonte, jedem Redner habe „irgendwelcher ‚nationalistischer‘ oder ‚monarchistischer‘ Ton ferngelegen“. Steiner führte u. a. aus: „Ihr lieben Kameraden glaubtet mit uns an die Gerechtigkeit unseres aufgezwungenen Kampfes. Ihr beschütztet mit uns unsere teure Heimaterde, deutsches Haus und deutschen Herd vor dem Vernichtungswillen einer Welt von Feinden. […] Wir eure Kameraden, an deren Seite ihr euer höchstes Gut hingabt, und alle heute hier zu euren Ehren Versammelten geloben euch, nicht nur euer Gedächtnis zu ehren, sondern auch mit allen unseren Kräften dafür zu sorgen, daß euer Blut nicht umsonst geflossen ist. Wir wollen geloben, daß sich jeder an seiner Stelle dafür einsetzt, 290
Vgl. https://harthau.kirche-chemnitz.de/; entnommen am: 15.10.2019, 09:48 Uhr. Thiele, Stefan: Die Alte Kirche Chemnitz-Harthau. Von der Dorfkirche zum Begegnungszentrum. Chemnitz 2009, S. 27 ff. 291
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daß der Geist großer deutscher Zeiten, der Geist der Treue, der Einigkeit, der selbstlosen Hingabe an das Vaterland und des nationalen Stolzes wiederkehre.“292 Bemerkenswert ist hierbei nicht nur die Einschätzung des Pfarrers Martin, diesen Beitrag weder als „nationalistisch“ noch als „monarchistisch“ einzustufen, sondern vor allem die Bandbreite an historischen Unwahrheiten, mit denen der Vorsitzende des Denkmalsausschusses diese Beurteilung ad absurdum führt. Die reicht vom „aufgezwungenen Kampf“ und dem „Schutz der Heimaterde“ aufgrund des „Vernichtungswillens einer Welt von Feinden“ bis hin zum Gelöbnis, alles nur irgend Mögliche für den nationalen Wiederaufstieg einzusetzen, auch wenn die Art und Weise im Dunkeln bleibt. Die Weihe der alten Harthauer Kirche kann dahingehend als Musterbeispiel angesehen werden, wie national-konservative Kräfte in der Weimarer Republik solche Veranstaltungen nutzten, um die Gründe für den Kriegsausbruch sowie dessen Verlauf öffentlich umzudeuten und den geistigen Nährboden für eine Umgestaltung der jungen Republik und der internationalen Nachkriegsordnung zu bereiten. Allerdings traf die Weiheveranstaltung nicht in allen Bevölkerungsschichten auf ungeteilte Zustimmung. Im seit der Industrialisierung vom Arbeitermilieu geprägten Harthau rief der „Internationale Bund der Opfer des Krieges und der Arbeit“, welcher ab Anfang der 20er Jahre de facto als Organ der KPD fungierte, am 7. September zum Boykott der Feierlichkeiten auf.293 Drei Tage später erfolgte ein weiterer Aufruf via Flugblatt zu einer Gegenkundgebung am 13. September unter der Überschrift „Warum erinnert man sich nur an die, die hingeschlachtet wurden für den Kapitalismus und nicht an die, die dafür darben müssen? Die Kriegerswitwen und Waisen!“, gefolgt von der Erklärung „Sie wollen die Arbeiter abhalten vom Kampf um Lohn und Brot und gleichzeitig vorbereiten für ein neues Völkergemetzel.“294 In der Kritik stand somit nicht nur die Aufwendung erheblicher Gelder für die Umgestaltung der Kirche, anstatt diese Kriegshinterbliebenen zukommen zu lassen, sondern auch die geistige Vorbereitung auf einen neuen Krieg – nicht zu Unrecht, wie sich 14 Jahre später zeigen sollte. Wie groß die Anteilnahme an den Gegenveranstaltungen tatsächlich war, ist allerdings nicht dokumentiert. Sie dürfte jedoch wohl nur einen Bruchteil im Vergleich zur Feiergemeinde betragen haben. Für die Umgestaltung der Kirche waren zum einen Spendensammlungen durch den Verein organisiert worden, andererseits erhielt man Zuschüsse vom Landeskonsistorium und der Denkmalschutzbehörde. Letztendlich über292 Unsere alte Kirche – nun eine Kriegergedächtnisstätte. Beilage zum Kirchgemeindeblatt. Nr. 5–10. Oktober 1925. Aus: Archiv der Kirchgemeinde Harthau. Unsere alte Kirche als Kriegergedächtnisstätte 1925, Aktennr. 350. 293 Vgl. Thiele, Die Alte Kirche Chemnitz-Harthau, S. 29. 294 Unsere alte Kirche – nun eine Kriegergedächtnisstätte. Aus: Archiv der Kirchgemeinde Harthau. Unsere alte Kirche als Kriegergedächtnisstätte 1925, Aktennr. 350.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 124: Zeitgenössische Postkarte mit Blick ins Innere der „Kriegergedächtniskirche“ zu Harthau; © Stefan Hetzer
stiegen die eingebrachten Geldmittel die Baukosten, sodass der Überschuss an bedürftige Hinterbliebene der Gefallenen verteilt werden konnte. „Helle und lichte Farbtöne kamen […] bevorzugt zur Anwendung. Die den Raum bestimmenden Emporen waren in weiß (sic!) gehalten, die Leisten dagegen in roten und blauen Tönen kräftig abgesetzt. Die Brüstungen wurden mit dunkel gehaltenen rechteckigen Feldern versehen. Dort sah man verschiedene christliche Symbole: Kreuz, Dornenkrone, Kelch, Taube und Flammen. Der Deckenfonds war in einem graublauen Farbton gehalten. Der Kanzelaltar als wichtigster Blickfang war ganz in Weiß und Gold gehalten. Neben dem Altar erinnerten vier große schwarze Holztafeln mit goldgelber Schrift daran, ‚welche Riesenopfer an blühenden Menschenleben‘ “295 der Krieg gefordert hatte. Unter der Kanzel war der bereits vielzitierte Bibelspruch aus der Offenbarung des Johannes 2:10 – „Sei getreu bis an den Tod“ angebracht, untermalt von zwei gekreuzten Palmzweigen. Auf zeitgenössischen Bildern sind zudem beiderseits des Altars – zwischen jeweils zwei der Namenstafeln – Fahnen in eigens dafür angebrachten Wandhalterungen zu sehen. Dabei könnte es sich um Fahnen des örtlichen Militärvereins oder der Regimenter gehandelt haben, denen die meisten Harthauer angehörten. Auch 295
Thiele, Die Alte Kirche Chemnitz-Harthau, S. 30 f.
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eine Gedenktafel für die im Krieg von 1870/71 verstorbenen Harthauer, welche nach Fertigstellung der neuen Lutherkirche zunächst dorthin verbracht worden war, wurde nun an der Südwand der alten Kirche angebracht. Dies ist ein Ausdruck dafür, dass das Gedächtnis und die „Heldenehrung“ nicht nur die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, sondern auch die Toten des Reichseinigungskrieges einschloss.296 Das Beispiel der alten Harthauer Kirche kann, was die Stadt Chemnitz betrifft, als Höhepunkt der Kombination von Gefallenenehrung und -gedenken mit sakraler Ummantelung betrachtet werden. Die Umfunktionierung einer kompletten Kirche für diesen Zweck war in Chemnitz einzigartig und zeigt in besonderer Weise den Versuch, dem massenhaften Kriegstot einen theologischen Sinn oder doch zumindest eine nachträgliche Überhöhung zu verleihen. In diesem Zusammenhang ist auch der innere Aufbau der „Kriegergedächtniskirche“ mit dem Altar als Zentrum metaphorisch als Ort des Opfers der Soldaten zu sehen. Während die Kirche nach der Weihe für ihre neue Funktion sonntäglich zur persönlichen Andacht und für sogenannte „Heldenfeiern“ geöffnet war, fiel sie nach Ende des Zweiten Weltkrieges, den sie – abgesehen von einigen Glasschäden und losen Dachziegeln – weitestgehend unbeschadet überstanden hatte, zusehends dem Verfall anheim. Zwar sollte die Funktion als Gedächtniskirche erhalten bleiben, nachdem man alle nationalsozialistischen und militaristischen Symbole entfernt hatte. Aber Witterungseinflüsse, Demontage brauchbarer Materialien sowie Vandalismus versetzten die Kirche in einen derart schlechten Zustand, dass umfangreiche Instandsetzungsarbeiten unumgänglich wurden, wenn man diese als Baudenkmal erhalten wollte. In den 60er und 70er Jahren erneuerte man das Kirchendach und zog um die Kirche eine Drainage ein, um diese besser vor Nässe zu schützen; auch die Fenster wurden ausgebessert. Zwischenzeitlich war geplant, die alte Kirche wieder als Hauptkirche von Harthau zu nutzen und die Lutherkirche aufzugeben, diese Pläne wurden allerdings 1979 gestoppt. Stattdessen erfolgte nach der Wiedervereinigung ab 1996 ein Umbau des Innenraums zum Begegnungszentrum. Vom Charakter der „Kriegergedächtniskirche“ blieb lediglich die Gedenktafel für die Gefallenen des Krieges von 1870/71 erhalten, welche in der alten Sakristei angebracht wurde.297 Insofern führte man die Kirche einer vollständig neuen Funktion zu, ohne an deren frühere Bestimmung zu erinnern.
296 297
Vgl. ebenda, S. 31. Vgl. Thiele, Die Alte Kirche Chemnitz-Harthau, S. 31 ff.
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e) Trinitatiskirche Hilbersdorf Warum sich die Chemnitzer Trinitatis-Kirchgemeinde nach der Weihe des Kriegerdenkmals auf dem eigenen Friedhof im Jahr 1927 dazu entschied, einen weiteren Gedenkort für die Weltkriegsgefallenen in der eigenen Kirche anzulegen – noch dazu in unmittelbarer Nähe zum bereits existierenden Denkmal auf dem Grundstück an der Trinitatisstraße 7 in Hilbersdorf – bleibt im Dunkeln. Vielleicht bevorzugte die Kirchgemeinde neben dem „zivil“ initiierten Denkmal auf dem Friedhof noch ein „eigenes“ mit stärkerer Bindung an die Kirchgemeinde. Möglicherweise war es auch eher als eine Art Ergänzung gedacht, da nun – im Gegensatz zum Friedhofsdenkmal – auch die Namen der Gefallenen aufgeführt wurden. Der Impuls zur Gestaltung einer Gedenkhalle in der Trinitatiskirche dürfte aber fraglos aus der Gemeinde selbst gekommen sein. Im Gegensatz zum Kriegerdenkmal ist die Quellenlage dazu aber äußerst dürftig. Wann die Planungen für das Vorhaben begannen, ist nicht belegt. Lediglich das Weihedatum – der 8. März 1931 – und die Baudauer von einem halben Jahr konnten aufgrund eines kleinen Zeitungsartikels aus der „Westsächsischen Zeitung“ vom 9. März, aufbewahrt im Archiv der Kirchgemeinde, rekonstruiert werden. Er führt den Architekten Benirschka als Gestalter der Halle auf. Die Weihefeier fand im
Abb. 125: „Kriegergedächtnishalle“ in der Trinitatiskirche; © Stefan Hetzer
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Rahmen eines Gottesdienstes statt, deren musikalische Ausgestaltung der Kirchenchor mit Liedern wie „Die Toten“ von Trautner, „Litanei auf unsere gefallenen Krieger“ von Franz Schubert und „Sei getreu bis an den Tod“ von Lützel übernahm. Die Gedächtnispredigt des Pfarrers Rudolph zeigte sich in Ansätzen durchaus ideologisch der Idee der „Volksgemeinschaft“ verbunden – verklausuliert vor allem in folgender Textpassage: „Die Toten verkünden: Eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden, denn wir sind gestorben, damit unser Volk lebt. Auch uns hat Gott gerufen, wir sind wie das Weizenkorn ein Bild des Sterbens und der Auferstehung. Die Frucht, die wir tragen wollen, sind Eure Taten. Noch nie als in der jetzigen Notzeit ist Euch mehr Gelegenheit geboten worden, tätige Menschen- und Gottesliebe zu üben. Bringt auch ihr Opfer.“298 Die Anlehnung an das Evangelium hinsichtlich des „Opfertodes“ der Gefallenen, welche dadurch ihr Volk zu erretten versucht hätten, gleich dem gekreuzigten Jesus, ist unverkennbar. Gleichzeitig sollten die Toten der „Samen“ für die kommende Generation sein, welche nun in Taten dem Opfersinn der Gefallenen nacheifern sollte. Es ist schwer vorstellbar, dass dies nur auf die Liebe und das Streben zu Gott gemünzt gewesen sein soll. Die Gedächtnishalle wurde hauptsächlich aus Stiftungen finanziert und befindet sich rechts des Haupteingangs der Trinitatiskirche. In ihrem Innern verkleidete man die Rückwand mit zwölf hochrechteckigen, zusammenhängenden Namenstafeln aus Holz mit Goldumrandung und goldenen Lettern. Davor positionierte man in einer schwarz verkleideten Raumecke auf einem niedrigen, abgestuften Sockel eine lebensgroße Soldatenplastik aus Bronze mit langem Mantel und Stahlhelm, die rechte Hand auf ein – vor dem Körper stehendes – Schwert gestützt, die linke in andächtiger Pose auf die Brust gelegt (vgl. Bilderanhang Abb. 111). Aus Sicht des Bildhauers sowie der Kirchgemeinde könnte dies das Bild des „idealen Soldaten“ verkörpert haben – wehrhaft und zugleich gottesfürchtig. Nichts erinnert hier mehr an die Soldatendarstellungen der Denkmäler aus den frühen oder Mittzwanzigerjahren, welche oft tödlich verwundete oder aber kniende Krieger zeigten. Dies lässt darauf schließen, dass immer mehr eine Abkehr von der Erinnerung an den verlorenen Krieg einsetzte und das Gedächtnis an die Gefallenen nun eher in eine Denkweise des Wiedererstarkens und Erneuerns eingebettet wurde – ersichtlich auch in der oben angeführten Weihepredigt. Vervollständigt wurde die Gedächtnishalle von zwei Buntglasfenstern, welche in die Wandverkleidung eingepasst worden waren. Sie befinden sich vom Betrachter aus gesehen rechts der Plastik, getrennt durch eine Namenstafel, während zwei Namenstafeln zwischen den beiden Fenstern angeordnet wurden. Die 298 Westsächsische Zeitung, Montag den 9. März 1931, in: Archiv der Kirchgemeinde Trinitatis in Chemnitz-Hilbersdorf.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Fenster selbst zeigen in einem mittigen Rund einen Stahlhelm im Eichenlaubkranz. Den Hintergrund bilden ein Dolch bzw. ein Seitengewehr, welches in einem Fenster mit erhobener, im anderen mit gesenkter Klinge dargestellt ist, sowie ein Eisernes Kreuz, wobei von diesem fast nur die Enden sichtbar sind. Man verknüpfte also in Form von Helm und Dolch zwei Gegenstände aus der Standardausrüstung des deutschen Heeres mit Symbolen für Standhaftigkeit, Tapferkeit und Ehre und verlieh ihnen durch einen Strahlenkranz in roter, gelber sowie beiger Farbe eine religiös anmutende Komponente. Die über 400 Namen der Gefallenen auf den Tafeln sind unter dem jeweiligen Todesjahr alphabetisch geordnet und wurden früher durch ein goldenes Buch mit Informationen über „das Leben und Sterben der treuen Toten“299 ergänzt. Eine Marmortafel weiter vorn im Raum führt zudem die Gefallenen der Gemeinde Hilbersdorf im Krieg von 1870/71 auf. Die Gedächtnishalle samt Fenstern überstand sowohl die alliierten Bombenangriffe auf Chemnitz im Zweiten Weltkrieg als auch die nachfolgenden denkmalskulturellen Entmilitarisierungs- und Entnazifizierungsmaßnahmen schadlos. f) Alte Synagoge Kaßberg Die alte Synagoge der Stadt Chemnitz befand sich am Stephanplatz auf dem Kaßberg. Das entsprechende Grundstück erwarb die jüdische Gemeinde 1896. Nach den Plänen von Wenzel Bürger errichtete man dort die erste Synagoge der Stadt, welche am 7. März 1899 eingeweiht wurde.300 Die am 16. Mai 1920 gegründete Chemnitzer Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten initiierte zu Ehren der Gefallenen der jüdischen Gemeinde den Bau eines Ehrenmals. Dieser erfolgte jedoch nicht, wie in Dresden oder Leipzig, auf dem jüdischen Friedhof, sondern in der noch jungen Synagoge.301 Wann genau die Idee für das Denkmal entstand, ist nicht übermittelt, da das komplette Archiv der jüdischen Gemeinde während des Zweiten Weltkriegs vernichtet wurde. Fest steht allerdings, dass die Gemeinde das Denkmal am 21. Mai 1922 einweihte.302 Mit Heinrich Brenner hatte man für die Errichtung einen Bildhauer engagiert, der allein in der Stadt Chemnitz mehrere Kriegerehrenmale angefertigt hatte. Die Einleitung der Weihefeierlich299 Westsächsische Zeitung, Montag den 9. März 1931, in: Archiv der Kirchgemeinde Trinitatis in Chemnitz-Hilbersdorf. 300 Vgl. Pfalzer, Stephan: Entstehung und Entwicklung der Chemnitzer jüdischen Gemeinde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. In: Nitsche/Röcher, Juden in Chemnitz., S. 19. 301 Vgl. Hübsch, Chemnitzer Militärgeschichte, S. 63. 302 Vgl. ebenda.
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keiten unterschied sich in ihrer Gestaltung nicht von denen anderer Chemnitzer Kriegerdenkmäler. Orgelspiel und Chorgesang bildeten den Rahmen für die Rede des Rabbiners Dr. Fuchs. Dieser führte aus: „Mehr als drei Jahre sind vergangen, […] seit der Weltkrieg ausgetobt hat. Die Wunden, die er geschlagen, beginnen zu vernarben. […] Das Denkmal soll aber ein Zeugnis sein, und zwar ein Zeugnis treuer Pflichterfüllung, ein Zeugnis für die Ehre des Judentums und ein Zeugnis begeisterter Vaterlandsliebe.“303 Bemerkenswert an diesem Redeauszug sind vor allen Dingen zwei Aspekte: Der Rabbiner spricht von der „Vernarbung der Wunden“ und offenbart damit vorwärtsgewandtes Denken. Während viele christliche Würdenträger zu Denkmalsweihen in dieser Zeit an den „heldenhaften Kampf“ der deutschen Soldaten erinnerten und in ihren Reden direkt oder indirekt die Dolchstoßlegende vom „unbesiegten Heer“ aufnahmen, ist davon in den Ausführungen des Dr. Fuchs keine Rede. Auch die Passage, in der er von „treuer Pflichterfüllung“ und „begeisterter Vaterlandsliebe“ spricht, ist in erster Linie nicht in patriotischem Kontext zu sehen, sondern vielmehr als eine Verteidigung gegen die Angriffe von deutschnationaler und nationalsozialistischer Seite, mit dem Inhalt, die Juden hätten sich im Weltkrieg „gedrückt“ und so zur deutschen Niederlage beigetragen. Dies sollte die Formulierung „für die Ehre des Judentums“ wohl nochmals bekräftigen. Auch die Worte im abschließenden Gebet „daß die Kriege, die die Welt zur Hölle machen, verschwinden mögen, damit jeder in Ruhe und Frieden die Früchte seines Fleißes genießen könne“304 zeigen einen versöhnlichen und keinen revanchistischen Standpunkt des Rabbiners. Ebenso wenig beklagt er die damalige politische und wirtschaftliche Situation Deutschlands infolge des Versailler Vertrags. Aus den anschließenden Worten des Gemeindevorstehers Mecklenburg, welcher in besonderer Weise dem bei einem Autounfall verunglückten früheren Gemeindemitglied Kommerzienrat Louis Ladewig dankte, kann durchaus auf die Finanzierung des Denkmals geschlossen werden, denn Mecklenburg lobte Ladewig darin als dessen „eigentlichen Schöpfer“. Sehr wahrscheinlich hatte der vermögende Unternehmer Ladewig einen Großteil der finanziellen Aufwendungen allein übernommen. Als Material für den Bau fand sogenannter Grünstein Verwendung – aus diesem fertigte Brenner eine Palme mit zwei Namenstafeln, angelehnt an den Stamm. Diese führten die Namen der 43 gefallenen Gemeindemitglieder auf. Die Inschrift darüber enthielt den Wortlaut: „Unseren im Weltkrieg gefallenen Söhnen“.305 Dies steht im Kontrast zur Mehrzahl der Kriegerdenkmäler auf christlichen Friedhöfen, welche in solch 303 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 141, Dienstag den 23.05.1922. 304 Ebenda. 305 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 141, Dienstag den 23.05.1922.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
einem Fall gewöhnlich den Begriff „Helden“ statt „Söhnen“ trugen. Zum einen rückt die jüdische Gemeinde mit dieser Formulierung von einer übertriebenen Heldenstilisierung ab, andererseits gestaltete sie die Inschrift so persönlicher, da mit den Söhnen nicht nur die der jüdischen Mütter, sondern metaphorisch auch die der jüdischen Gemeinde gemeint sein dürften. Das Denkmal für die jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs überstand die Herrschaft des Nationalsozialismus nicht. Es fiel im Zuge der Reichspogromnacht mit der Synagoge den Flammen zum Opfer. Heute erinnert an dieser Stelle ein Denkmal an das jüdische Gotteshaus. g) Kreuzkirche Klaffenbach Im Gegensatz zur Kirche in Hilbersdorf nimmt sich das Ehrenmal der Kreuzkirche Klaffenbach, an der Adorfer Straße 3 gelegen, relativ bescheiden aus. Da es für dessen Errichtung keiner tiefgreifenden baulichen Veränderungen bedurfte, verzeichnet das Archiv der Kreuzkirchgemeinde auch keinerlei Quellen zur Planung, dem Bau oder der Einweihung. Allerdings kann als Auftraggeber mit einiger Sicherheit die Kirchgemeinde Klaffenbach angenommen werden. Die frühe Zwischenkriegszeit scheint für die Anbringung naheliegend, da der finanzielle Aufwand als gering einzustufen ist und
Abb. 126: Eisernes Kreuz mit Jahreszahlen in der Kreuzkirche Klaffenbach; © Stefan Hetzer
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Abb. 127: Namenstafel für die Gefallenen in der Klaffenbacher Kirche; © Stefan Hetzer
man daher wahrscheinlich keinen allzu großen zeitlichen Aufschub für das Gedenken der Weltkriegstoten duldete. Gefertigt wurde das Mal mutmaßlich von einem heimischen Holzhandwerker. Die Geldmittel dafür dürften über Spenden bereitgestellt worden sein. Man gestaltete ein komplett schwarz gehaltenes Eisernes Kreuz sowie zwei Holztafeln mit den Jahreszahlen 1914 und 1918 – ebenfalls in Schwarz – und befestigte sie knapp unterhalb der Decke, links in der Eingangshalle der Kirche. Die Farbgebung des Kreuzes ohne die typische weiße bzw. silberne Umrandung könnte symbolisch für den Tod oder die Trauer bezüglich der Gefallenen gedeutet werden. Unter dem Kreuz brachte man eine Holztafel mit drei hochrechteckigen Feldern an, wobei die mittlere Tafel die beiden an den Flanken um ca. 20– 30 cm überragt. Diese führen die Namen der Gefallenen in altdeutscher Schrift und alphabetischer Reihenfolge auf. Die Tafel besitzt – abgesehen von schmalen dunkelbraunen Zierleisten zur Umrandung und zwei nachträg-
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lich hinzugefügten, elektrischen Beleuchtungselementen – keinerlei Schmuck oder Symbolgestaltung. Zum Zeitpunkt der Denkmalbestandsaufnahme im Herbst 2018 befand sich die Namenstafel allerdings nicht mehr an der Wand in der Kircheneingangshalle, sondern sie stand aufgrund von Restaurierungsarbeiten in einem Seitenraum der Kirche. Ob und wann die Tafel wieder aufgehängt wird, war zu diesem Zeitpunkt noch unklar. h) Kirche Kleinolbersdorf Den flächenmäßig größten Stadtteil von Chemnitz stellt das ländlich geprägte Kleinolbersdorf-Altenhain dar. Dessen Kirche befindet sich an der Ferdinandstraße 95 und sie beherbergt einen Erinnerungsort für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Gemeindebewohner. Bereits im August 1915 regte die sächsische Kirchen- und Schulinspektion per schriftlicher Mitteilung die einzelnen Kirchgemeinden und so auch das damals noch eigenständige Kleinolbersdorf an, Ehrungen oder Denkmäler für die im Krieg Gefallenen zu schaffen. Diese Initiative scheint aber im Sande verlaufen zu sein, da in den Unterlagen des Gemeindearchivs erst im Dezember 1946 die Idee einer Gefallenengedenkstätte vom Kirchenvorstand wieder aufgegriffen und an den Kirchenamtsrat herangetragen wurde. Als Ort dafür hatte man die Wand am Eingang zum Kirchenschiff auserkoren, die im Rahmen einer Renovierung des Kircheninneren umgestaltet werden sollte. Diese Maßnahmen führte man im Zeitraum zwischen Dezember 1946 und der Weihe am 2. Advent, dem 7. Dezember 1947, durch (vgl. Bilderanhang Abb. 112 und 113).306 Die dafür aufgewendeten Geldmittel stammten sehr wahrscheinlich aus dem Vermögen der Kirchgemeinde oder gesammelten Spenden – so wurde beispielsweise auch die Kollekte des Weihegottesdienstes für die Finanzierung verwendet.307 Bezüglich des ausführenden Künstlers und der Gestaltung der Einweihungsfeier waren keine Quellen ermittelbar. Den ursprünglich geplanten symmetrischen Aufbau der Gefallenengedenkstätte an der Westwand des Kirchenschiffs verwarf man nach Intervention des Landesamtes für Denkmalspflege („monoton, etwas zu langweilig“308) und brachte stattdessen nur an der rechten Wandseite drei Borde auf hängenden, rechteckigen Stützen an, welche jeweils eine Granitplatte tragen. Die Farbgebung variiert dabei: Die linke Platte ist dunkelgrau, mit einigen hellen Sprenkeln, während das mittlere Exemplar nahezu anthrazitfarben gehalten ist und die rechte Platte einen 306 Vgl. Kirchenerneuerung, Gefallenendenkstätte in: Archiv der Kirchgemeinde Kleinolbersdorf, Aktennummer 541. 307 Vgl. Kirchenerneuerung, Gefallenendenkstätte in: Archiv der Kirchgemeinde Kleinolbersdorf, Aktennummer 541. 308 Ebenda.
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Abb. 128: Gefallenengedenkstätte in der Kirche zu Kleinolbersdorf; © Stefan Hetzer
weißen Grundton mit hellgrauer Sprenkelung besitzt. Alle drei bilden ein goldenes Hochkreuz ab und verfügen nahe der Umlaufkante über eine goldene Umrandung. Die beiden äußeren Borde führen an der Front einen Lorbeerzweig, während das mittlere mit einem Eichenzweig verziert wurde. Das Aussehen der drei Tafeln erinnert mit der Symbolik des Kreuzes an drei Grabsteine. Während man auf militärische Merkmale komplett verzichtete, vielleicht um politische Neutralität zu wahren, erinnern nur die goldenen Zweige an den Kriegstod der gefallenen Kleinolbersdorfer. Oberhalb der Platten ziehen sich zwei Bibelverse über die Westwand und über die Ecken jeweils sogar noch ein Stück darüber hinaus. Zuerst wird die schon mehrfach in dieser Arbeit beschriebene Stelle Johannes 15:13 „Niemand hat größere Liebe denn die daß er sein Leben lässet für seine Freunde“ angeführt, gefolgt von Jesaja 66:13 „Ich will euch trösten wie euch eine Mutter tröstet“, aufgebracht in altdeutscher Schrift. Überraschend erscheint aus heutiger Sicht die Wahl des im Zusammenhang mit beiden Weltkriegen sinnverdrehten Verses Johannes 15:13 – auch noch 1947 – also in einer Zeit, in der Gefallenendenkmäler längst nicht mehr so glorifizierend und heroisierend ausgestaltet wurden wie in den Zwanzigern oder Dreißigern. Vielleicht griff man aus
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
denkmalshistorischer Tradition oder Vorbildwirkung anderer kirchlicher Denkmäler im Chemnitzer Raum auf diesen Spruch zurück. Im Gegensatz dazu steht der Spruch Jesaja 66:13, der gleich in zweifacher Hinsicht eine Trostfunktion in sich birgt: zum einen bezogen auf die Angehörigen der Gefallenen, deren Leid durch Gottes Trost gelindert werden soll, aber auch bezüglich der Gefallenen selbst, welche nach dem Tod in theologischer Deutung Trost durch Gott finden werden. Darüber hinaus stellte man unter den Steintafeln einen Tisch mit zwei Holzschaukästen auf, in denen auf Erinnerungsblättern aus Papier den einzelnen Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs gedacht wird (vgl. Bilderanhang Abb. 114). Die Kirchgemeinde Kleinolbersdorf ist somit eine der wenigen in Chemnitz, die in ihrer Kirche ein gemeinsames Gedenken an die toten Soldaten beider Weltkriege vornimmt. Weder gestalterisch noch inhaltlich wurden dabei Unterschiede zwischen den Kriegen gemacht. Auf den Blättern vermerkte man zunächst mit großer roter Schrift den Namen des Gefallenen, es folgte – kleiner und in Schwarz – der Zivilberuf sowie die Truppengattung, der er angehört hatte. Weiterhin waren in Rot Geburts- bzw. Sterbedatum und in Schwarz Geburts- und Sterbeort sowie der letzte Wohnort und ein abschließendes Bibelzitat aufgeführt. Es werden jeweils die Blätter von den Soldaten ausgestellt, deren Todestag der aktuellen Kalenderwoche entspricht. Da die Errichtung dieser Gefallenengedenkstätte erst nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte und dafür sicherlich die Genehmigungen der entsprechenden Behörden eingeholt werden mussten, blieb sie in der DDR-Zeit unverändert. Dies wurde durch die Tatsache bedingt, dass in jenem Zeitabschnitt von vornherein auf eine möglicherweise Anstoß erregende Symbolik wie das Eiserne Kreuz oder einen Stahlhelm verzichtet wurde. i) Lutherkirche Lutherviertel Neben dem 1932 eingeweihten Denkmal direkt neben der Lutherkirche besaß die Kirchgemeinde bereits seit Mitte der 20er Jahre ein wichtiges Symbol, mit welchem an die Gefallenen des Weltkriegs erinnert werden sollte. Es handelte sich dabei um eine „Gedächtnisglocke“, aufgehängt in der Lutherkirche an der Zschopauer Straße 151. Die Widmung einer Glocke zum Gedenken an die Weltkriegstoten war in Chemnitz einmalig. Als Auftraggeber fungierte dabei sicherlich das oberste Entscheidungsgremium der Gemeinde – der Kirchenvorstand. Zwei Gründe könnten maßgeblich zu dieser Entscheidung beigetragen haben: die Notwendigkeit der Anschaffung neuer Glocken, nachdem die alten – mit Ausnahme der kleinsten – am 31.07.1917 der Metallsammlung infolge des Weltkriegs zum Opfer gefallen
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waren,309 und die mangelnden finanziellen Möglichkeiten, gleichzeitig auch noch ein Ehrenmal für die gefallenen Gemeindemitglieder zu errichten. Diese Aspekte führten wahrscheinlich dazu, beide Anliegen miteinander zu verbinden. Der Wunsch zur Anschaffung von neuen Glocken dürfte in der Gemeinde wohl bereits seit dem Tag von deren Abnahme existiert haben. Mit dem Kriegsende im November 1918 rückte dieses Ziel zumindest ein Stück weit näher. Der Pfarrer der Lutherkirchgemeinde, Johannes Peter, zog 1925 den biblischen Vergleich heran: „Sieben Jahre diente Jakob um Rahel, sieben Jahre die Luthergemeinde um ihre neuen Glocken“.310 Die entschei-
Abb. 129: Die ehemalige „Gedächtnisglocke“ der Lutherkirchgemeinde; © Johannes Peter
309 Vgl. Peter, Johannes: Die Luthergemeinde zu Chemnitz. Chemnitz 1925, Seite 78. 310 Ebenda.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
denden Faktoren zur Umsetzung des Vorhabens dürften gewesen sein: die Finanzierung, das Vorhandensein des Materials – die Luthergemeinde hatte sich für die deutlich teurere und schwerer zu beschaffende Bronze und gegen Gussstahl entschieden – sowie eine Werkstatt, welche über die nötigen Kapazitäten verfügte. Diese fand sich mit der Dresdner Firma von Bruno Pietzel und Co. – bewerkstelligt wurde der Guss am 3. Dezember 1924 im Beisein mehrerer Gemeindemitglieder. Elf Tage später erfolgte ein Festzug, im Rahmen dessen man die Glocken via Pferdekutsche zur Kirche transportierte (vgl. Bilderanhang Abb. 115). Diese wurden dort im Rahmen eines Gottesdienstes festlich geweiht und an den anschließenden Tagen in den Glockenturm hinaufgezogen und befestigt. Alle finanziellen Mittel für die Glockenneubeschaffung stammten aus der Lutherkirchgemeinde – Pfarrer Johannes Peter bezeichnete dies pathetisch als „Zeichen ihrer wiedergewonnen Kraft“311, möglicherweise auch im Hinblick auf die hohe Anzahl von Gefallenen der Gemeinde im Ersten Weltkrieg. Diesen widmete man die mittlere der drei neuen Bronzeglocken, mit einem Gewicht 1.741 kg. Der Glockenhals trug einen umlaufenden Eichenlaubkranz, während der Mittelteil auf der einen Seite den Bibelspruch „Sei getreu bis an den Tod!“ mit einem Eisernen Kreuz und auf der anderen Seite die Widmung „Unsern im Weltkrieg 1914–1918 gefallenen Brüdern. Die Luthergemeinde zu Chemnitz“ führte. Eisernes Kreuz und Eichenlaub verdeutlichten den militärischen Bezug der Glocke sowie die Ehrenbezeugung vor den Gefallenen, welche vor allem im theologischen Sinn als „Gemeindebrüder“ angesprochen wurden. Pfarrer Peter schrieb dazu in der Chronik der Luthergemeinde aus dem Jahr 1925, dass „tiefe Dankbarkeit gegen die Helden die Herzen in der Luthergemeinde erfüllt“ und der vorangestellte Bibelvers eine „Mahnung an die Lebenden“ sei. Die treue Pflichterfüllung bis hin zur absoluten Selbstaufgabe, welche in der Offenbarung 2:10 wohl ausschließlich auf die Treue zu Gott bezogen ist, wird von Peter in einen allgemeinen Kontext mit Vorbildfunktion für „alle Lebenden“ gesetzt. Ein Aspekt der Besinnung in Bezug auf die Gefallenen im Zusammenhang mit der Glocke in der Lutherkirche dürfte der Gedankengang gewesen sein, dass das Läuten der Glocke selbst eine Erinnerung an eben jene Verstorbenen darstellt und somit als tägliches bzw. sogar stündliches Gedenken angesehen werden kann. Die „Gedächtnisglocke“ wurde wahrscheinlich im Laufe des Zweiten Weltkriegs, wie ihre Vorgänger im Ersten Weltkrieg, abgenommen und im Rahmen der Rüstungsproduktion eingeschmolzen, sodass von ihr keinerlei Überreste erhalten geblieben sind.
311
Peter, Johannes: Die Luthergemeinde zu Chemnitz. Chemnitz 1925, Seite 78.
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j) Christuskirche Reichenhain Die Christuskirche des Stadtteils Reichenhain befindet sich am Richterweg 102 am Südwestrand der Kernstadt. Der Vorstand der ansässigen Kirchgemeinde hatte im Jahr 1928 ein Konzept zur Anbringung von zwei Namenstafeln für die Gefallenen des Ortsteils Reichenhain erarbeitet und infolgedessen Kontakt zur Gemeindeverwaltung, dem örtlichen Militärverein sowie dem Architekten Paul Kranz mit Bitte um Beratung aufgenommen. Allerdings scheint das Vorhaben nicht über die Planungsphase hinausgekommen zu sein. Zwar existieren eine Projektskizze von Kranz sowie ein Kostenvoranschlag des Reichenhainer Architekten Walther Müller, der im Raum Chemnitz mehrere Kriegerdenkmäler erschuf, doch gibt es keine Hinweise für die Umsetzung dieser Pläne. Möglicherweise verhinderte die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 die Fertigung und Anbringung der Namenstafeln, deren Kosten sich Müllers Kalkulation zufolge immerhin auf 1942,40 Reichsmark belaufen sollten.312 Laut Aussage der Kanzlei der Kirchgemeinde wurde dann nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Gedenktafel an der rechten Wand der Kircheneingangshalle angebracht, also an der Stelle, wo zuvor eine der beiden Namenstafeln vorgesehen war. Der Zeitpunkt der Anbringung ist nicht feststellbar, naheliegend wären aber die Jahre 1949, als an der Kirche umfangreiche Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten durchgeführt wurden, und 1970/71, als die Kirche eine neue Innenausmalung bekam.313 Zu dieser Tafel sind keinerlei schriftliche Quellen vorhanden, was u. U. auch mit der deutlich geringeren Dimension im Vergleich zu den vorher geplanten Namenstafeln zusammenhängen könnte. Der Name des ausführenden Bildhauers ist ebenso unbekannt wie das Einweihungsdatum. Zumindest kann von der Beschaffenheit aus rotbraunem Stein auf Porphyr – naheliegend wäre aufgrund der geografischen Gegebenheiten Rochlitzer Porphyr – geschlossen werden. Dessen Anschaffung und Gestaltung dürfte mit Hilfe finanzieller Mittel der Reichenhainer Kirchgemeinde realisiert worden sein. Die fertige Tafel weist eine Größe von ca. 80 x 80 Zentimetern auf und besitzt keinerlei Verzierungen oder Symbole. Die siebenzeilige Inschrift ist reliefartig aus dem Stein herausgearbeitet. Sie trägt den Wortlaut „Allen Gefallenen, Vermissten, Ermordeten, Erniedrigten zum Gedenken“ und entspricht damit der typisch kirchlichen Erinnerungskultur nach dem Zweiten Weltkrieg, auch wenn eingeschränkt werden muss, dass zumin312 Vgl. Ehrentafel für im Weltkrieg Gefallene, aus: Archiv der Kirchgemeinde Reichenhain, Aktennummer 209. 313 Vgl. http://www.christus.kirche-chemnitz.de/chronik/chronik.html; entnommen am 20.11.2019, 10:26 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 130: Gedenktafel in der Reichenhainer Christuskirche; © Stefan Hetzer
dest eine gewisse Differenzierung der aufgeführten Opfer stattfindet. Das Erinnern an die Toten des Ersten Weltkriegs wird dabei unter dem Begriff „Gefallene“ mit dem an die ums Leben gekommenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs zusammengefasst. Auch wenn die beiden Begriffe nicht genannt werden, fällt diese Gedenktafel damit in die Formulierungskategorie „den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“, da hier ebenfalls keine Täter-Opfer-Unterscheidung stattfindet, sondern alle Aufgeführten als Leidtragende des Krieges gesehen werden. k) Kirche Röhrsdorf Auch der im Nordwesten von Chemnitz gelegen Ortsteil Röhrsdorf besitzt am Kirchberg 1 seine eigene Kirche. In dieser hängt eine Gedenktafel, die an die Gefallenen – mutmaßlich beider Weltkriege – erinnert. Ähnlich wie beim zuvor analysierten Exemplar in der Reichenhainer Kirche existieren diesbezüglich keine Quellen, die Aufschluss über den Auftraggeber, die Fertigungszeit, den Bildhauer, die Einweihung oder die Finanzierung geben. Ausgehend
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von der Kirche als Anbringungsort kann zumindest die Kirchgemeinde als Initiator angenommen werden, welche dann wahrscheinlich auch die finanziellen Mittel durch Spenden gesammelt haben dürfte. Der ausführende Künstler stammte vermutlich aus der näheren Umgebung. Die Inschrift der Gedenktafel trägt nicht die typisch kirchliche Widmung „Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“, welche nach dem Zweiten Weltkrieg häufig gebraucht wurde, sondern stattdessen die unbestimmte Formulierung „Dem Gedenken unserer Gefallenen“. Diese passt eigentlich weder in den deutlich patriotisch aufgeladenen erinnerungskulturellen Kontext der 1920er Jahre noch in die Zeit zwischen 1945 und 1990, in der der Begriff „Gefallene“ in der denkmalstechnischen Erinnerungskultur so gut wie gar keine Rolle mehr spielte. Als Material könnte Sand- oder Muschelkalkstein zur Anwendung gekommen sein, aus welchem die rechteckige Tafel im Querformat gefertigt wurde. Deren Maße betragen ca. 50 cm x 30 cm. Zur Anbringung wählte man eine Ecke links im Altarraum der Kirche aus. Das ist im Vergleich zu anderen Kirchen eher untypisch, denn dort platzierte man Namens-, Gedenk- oder Ehrentafeln für die Gefallenen in aller Regel an Orten, die dem Kirchenbesucher sofort ins Auge fielen, wie etwa die Eingangshalle oder der Bereich um den Zutritt zum Kirchenschiff. Diese unauffälligere Stelle spricht dann doch eher für eine Befestigung der Tafel nach 1945, zumal unter dem Begriff „Gefallene“ auch die toten Soldaten des Zweiten Weltkriegs mit einbezogen werden konnten.
Abb. 131: Gedenktafel in der Kirche zu Röhrsdorf; © Stefan Hetzer
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Neben der Inschrift und einer erhaben herausgearbeiteten Rahmung weist die Tafel keine weiteren Gestaltungsmerkmale auf, was wiederum auf eine Fertigung nach Ende des Zweiten Weltkriegs hindeutet. Vielleicht ersetzte sie in ihrer Funktion auch eine Namenstafel sowie zwei Bilderrahmen mit den jeweiligen Fotos der Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg, welche kurz nach Kriegsende in der Kirche aufgehängt worden waren.314 Möglicherweise stellte dies eine interne „Entmilitarisierungsmaßnahme“ der Kirchgemeinde Röhrsdorf dar, um das Gedenken in der eigenen Kirche neutraler zu gestalten und gleichzeitig die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs mit einzubeziehen. l) Schloßkirche Schloßchemnitz Der Ortsteil Schloßchemnitz beherbergt mit der Schloßkirche das älteste Gotteshaus der Stadt, welches Bestandteil des ehemaligen Benediktinerklosters – gestiftet im Jahr 1136 – war.315 Im Gegensatz zu den beiden zuvor analysierten Beispielen in Röhrsdorf und Reichenhain existieren zeitgenössische Quellen zum Ehrenmal in der Schloßkirche in Form von zwei Zeitungsartikeln aus dem Jahr 1930. Allerdings ist die wohl aufschlussreichste Informationssammlung, die Akte bezüglich des Kriegerehrenmals aus dem Archiv der Schloßkirchgemeinde, verschollen, sodass es keine Originalaufnahmen oder Hinweise zum Entstehungsprozess gibt. Dennoch liegt auch hier die Kirchgemeinde als Urheber nahe. Die vom Ehrenmal erhalten gebliebene Bronzeplatte befindet sich in der Eingangshalle der Kirche, rechts neben der Tür zum Kirchenschiff. Allerdings lassen Informationen der Gemeinde darauf schließen, dass sich der ursprünglich ausgewählte Platz in einem separaten Vorraum links von der Eingangshalle befunden haben könnte. Der Beginn der Planungen bzw. des Baus kann nicht genau datiert werden, sicher ist jedoch, dass sie mit der Weihefeier am 06.07.1930 ihren Abschluss fanden. Die Ausführung hatte der Bildhauer Manfred Gruner übernommen. Ein Gottesdienst bildete den Rahmen für die Ehrenmalsweihe, ausgeschmückt vom Posaunen- sowie Kirchenchor und begleitet von einer Vielzahl von Vereinen. Oberkirchenrat Jentsch hielt die Weihepredigt, deren Inhalt in zwei thematische Abschnitte untergliedert werden kann: Der erste fußt auf der Bibelstelle 1. Johannes 5:4 – „Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Hierin spricht Jentsch die Überwindung des irdischen Mühsals durch den Glauben an Gott an, verweist also auf einen erlösungstheologischen Ansatz 314 Vgl. Kirchlicher Kalender für die Parochie Röhrsdorf auf das Jahr 1918, aus: Archiv der Kirchgemeinde Röhrsdorf, Aktennummer 115. 315 Vgl. https://sps.kirchechemnitz.de/sk-geschichte-zeitstrahl.html; entnommen am: 06.12.2019, 10:49 Uhr.
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für die Alltagsprobleme der Menschen sowie das durch den Krieg verursachte Leid. Anschließend thematisiert er den verlorenen Krieg und die Lage des deutschen Volkes, welches aus seiner Sicht „in Ketten“ liege. Im folgenden Teil seiner Rede vermischt er die theologische Komponente der göttlichen Erlösung mit der Rechtfertigung des Krieges in den Worten „Es ist ein Gottesdienst für das Vaterland zu kämpfen und zu sterben. Diese Weltüberwindung hebt uns über das Irdische hinaus; wir folgen Gottes Stimme, wenn es gilt, für Glauben und Vaterland zu kämpfen.“316 Aus seiner Sichtweise stellte der Kampf im Ersten Weltkrieg einen „Gottesdienst“ dar, dessen letzte Konsequenz – der Tod auf dem Schlachtfeld – er als göttlichen Willen dokumentiert, der letztendlich zur Überwindung des irdischen Leidens führe. Daraus ergibt sich eine Kausalkette, deren Vermengung von Frömmigkeit und Kriegsrechtfertigung fast schon an die Zeit der Kreuzzüge erinnert. Jentsch charakterisiert in dieser Predigt den Tod auf dem Schlachtfeld als wünschens-, ja sogar anstrebenswert, da er nicht nur dem Vaterland diene, sondern gleichzeitig zur himmlischen Erlösung führe. Den Abschluss der Weihezeremonie bildete die feierliche Kranzniederlegung.317 Die finanziellen Mittel zur Errichtung des Ehrenmals dürften, wie bei fast allen kirchlichen Denkmälern dieser Art, fast ausschließlich durch Spenden der Kirchgemeinde zusammengetragen worden sein. „Das Denkmal besteht aus einer in eine Porphyrrückwand eingelassenen drei Meter langen Bronzetafel mit den Namen der 543 Gefallenen. Das Wandmonument wird von vier steinernen Konsolen getragen. Die Bekrönung des Ganzen bildet der abschließende Sims mit dem erhaben in Stein gehauenen Bibelspruche: ‚Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.‘ Darüber liegt ein zwei Meter langes Bronzeschwert in Kreuzesform. Rechts und links wird das Denkmal von zwei in Porphyr gehauenen Figuren eingeschlossen. Die eine stellt einen älteren betenden Krieger dar, der unter der Last der gewaltigen Kriegserfahrungen gebeugt zur Erde blickt, die das Blut der Kameraden getrunken hat. Der andere, in jugendlicher Begeisterung, hebt sein Antlitz empor in der Gewißheit, dass der Christenglaube alle Nöte überwindet und den Sieg behält.“318 Im Vergleich zu dieser ausführlichen zeitgenössischen Beschreibung, welche ein großes, aufwändig gestaltetes Denkmal schildert, ist lediglich die bronzene Namenstafel mit der Widmung „Die Schloßkirchgemeinde ihren im Weltkriege 1914–1918 Gefallenen“ erhalten geblieben. Bezüglich der Ursprungsform wirkt diese sehr schlicht und sachlich, da sie nur die 316 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 166, Montag den 07.07.1930. 317 Vgl. ebenda. 318 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 166, Montag den 07.07.1930.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 132: Namenstafel in der Schloßkirche; © Stefan Hetzer
Widmung sowie die Namen der Gefallenen trägt. Das eigentliche Ehrenmal hingegen wies die – für kirchliche Ehrenmale zeittypische – Verquickung von Gefallenengedenken und religiöser Sinngebung auf. Symbolisiert wurde dies sowohl durch betenden Krieger als auch das Schwert in Kreuzesform, welches die Insignien des Kampfes und der christlichen Erlösung in sich vereinte. Gleichzeitig sollte der junge Krieger eine gewisse Vorwärtsgewandtheit ausdrücken, welche in einer besseren, nicht nur im christlichen Sinne siegreichen Zukunft mündet. Interessant ist überdies der Aspekt der Beschreibung, welcher das Trinken des Blutes der gefallenen Kameraden hervorhebt – möglicherweise im Jahr 1930 ein Indiz dafür, dass sich in der Gesellschaft zunehmend die nationalsozialistische Ideologie von „Blut und Boden“ ausbreitete, vielleicht aber auch nur eine allzu pathetische Formulierung im Hinblick auf die große Anzahl Gefallener aus den Reihen der Schloßkirchgemeinde. Laut deren Aussage drängten in den 1970er Jahren die Anhänger der Jungen Gemeinde auf eine Entfernung oder zumindest Änderung des Ehrenmals, da es in seiner originalen Form zu „militaristisch und kriegsverherrlichend“ angemutet habe. Diesem Ansinnen scheint man durch das Abmontieren der beiden Kriegerfiguren – inklusive Porphyrrahmung – Rechnung getragen zu haben, sodass der Charakter der übrig gebliebenen Bronzetafel ein deutlich anderer, neutralerer wurde. Ganz auf die Erinnerung an die Gefallenen wollte die Gemeinde dem Anschein nach aber doch nicht verzichten. Überraschenderweise taucht das Kriegerehrenmal der Schloßkirche in keiner der verschiedenen „Entmilitarisierungslisten“ des Chemnitzer Stadtbauamtes auf.
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m) Lukaskirche Schloßchemnitz Aufgrund des rasanten Bevölkerungswachstums infolge der Industrialisierung gründeten sich in Chemnitz neue Kirchgemeinden durch die Abtrennung von bereits bestehenden. Ein Beispiel dafür war die Lukasgemeinde, welche als Separation von der Petrikirchgemeinde entstanden ist. Diese erhielt eine vollkommen neue Kirche, welche am Josephinenplatz im Stadtteil Schloßchemnitz errichtet und am 9. Januar 1901 geweiht wurde.319 Schon vor Kriegsende plante die Gemeinde die Umgestaltung der Brauthalle zu einer Ehrenhalle zum Gedenken an die Kriegstoten, sodass man u. a. einen Entwurf von Bruno Ziegler einholte, den man als „ausgezeichnet“ einschätzte.320 Der fortschreitende Werdegang dieses Projektes kann jedoch aufgrund der spärlichen Quellenlage nicht nachgezeichnet werden. Selbst ob überhaupt Zieglers Entwurf zur Ausführung kam, kann nur vermutet werden, aber nicht als gesichert gelten. Neben einem Schreiben des Stadtarchitekten Wagner, der 1918 den Entwurf Zieglers begutachtete, existiert nur ein kurzer Artikel aus dem „Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger“ vom 25. November 1929, in dem die Erweiterung der Ehrenhalle durch Namenstafeln für die im Krieg vermissten Angehörigen der Kirchgemeinde thematisiert wird. Dort ist zu lesen, dass die „Kirchgemeinde St. Lukas schon vor einer Reihe von Jahren die Helden aus ihrer Gemeinde, die im Weltkrieg den Tod fürs Vaterland erlitten haben, dadurch geehrt [hat], daß sie in der Brauthalle der Lukaskirche Ehrentafeln mit den Namen der Gefallenen angebracht hat“. Dies lässt zumindest auf den Zeitraum der frühen 1920er Jahre hinsichtlich der Umwandlung zur „Ehrenhalle“ schließen. Statt der ursprünglichen Weihefeier kann somit immerhin auch die Weihe der Ergänzungstafeln für die Vermissten als Beispiel für die zeitgenössische Rezeption herangezogen werden. Im Rahmen eines Gottesdienstes am Totensonntag hatte man zu diesem Anlass die Brauthalle mit Blumen geschmückt, Kirchenchor und Hornquartett sorgten für die musikalische Untermalung und Pfarrer Riedel hielt die Weiherede. Dabei betonte er, wie wichtig es sei, nicht nur der Gefallenen, sondern auch der Vermissten zu gedenken – welche wahrscheinlich nach Ablauf einer Zehnjahresfrist – im Jahr 1929 für tot erklärt worden seien. „Nun sei die Stunde gekommen, die Ehrentafeln zu weihen. Es sei ein Akt der Dankbarkeit gegenüber denen, die das höchste Opfer fürs Vaterland gebracht haben. Niemand habe größere Liebe, als daß er sein Leben lässet für seine Freunde. Sie seien gestorben, auf daß wir leben können. Möge jeder, der besinnlich vor den Tafeln steht, in
319 Vgl. http://www.ag-geschichte-kassberg-altendorf-schlosschemnitz.de/Wissens wertes/Schlosschemnitz/Lukaskirche.htm; entnommen am: 20.12.2019, 10:37 Uhr. 320 Vgl. Kriegerehrungshalle, in: Archiv der Schloßkirchgemeinde/Lukaskirchgemeinde, Aktennummer L 192.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 133: Gedenktafeln zu Ehren der Vermissten in der Lukaskirche; © Stadtarchiv Chemnitz
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seinem Herzen das rechte Gefühl der Dankbarkeit tragen.“321 Neben der vielzitierten Bibelstelle Johannes 15:13 werden auch der „vaterländische Opfergedanke“ sowie die vermeintliche Rettung der Daheimgebliebenen durch die Gefallenen angesprochen, welche sich dadurch auch elf Jahre nach Kriegsende die Dankbarkeit der Lebenden verdient haben. Auch Riedel folgt hier also der zeittypischen Vermischung von patriotischer Heroisierung und theologischer Überhöhung der Gefallenen bzw. in diesem Fall der Vermissten. Die finanziellen Mittel zur Gestaltung der Ehrenhalle und der Anbringung der Tafeln zum Gedenken an die Kriegsvermissten stammten sehr wahrscheinlich aus dem Kreis der Gemeinde selbst und dürften hauptsächlich durch Spenden gesammelt worden sein. Als Material für die Tafeln hatte Bruno Ziegler Bronze vorgesehen, aber auch Stein, wie z. B. Porphyr, könnte verwendet worden sein. Wenn die nachträglich angebrachten Tafeln für die Kriegsvermissten den ursprünglichen für die Gefallenen optisch entsprachen, um ein einheitliches Bild zu schaffen, dann handelte es sich in beiden Fällen um eine rechteckige Grundform im Querformat mit einem schmalen Rahmen, der entweder nur optisch abgesetzt war, oder man verwendete für die Namenslisten ein anderes Material. Vielleicht waren die Bronzetafeln auch auf steinernem Rahmenmaterial angebracht. Die Inschrift der beiden nachträglich hinzugefügten Platten lautete in großen altdeutschen Lettern: „Kriegsopfer von St. Lukas“, flankiert von zwei sechszackigen Sternen, fortgeführt in kleinerer Schrift in der nächsten Zeile mit den Worten „lang vermisst, erst spät für tot erklärt.“ Darunter führte man in jeweils drei Spalten die je 20 Namen der Vermissten in alphabetischer Reihenfolge auf – manchmal ergänzt durch die Einheit oder den wahrscheinlichen Sterbeort, gefolgt vom Datum der Todeserklärung, weshalb oft die Jahreszahl 1929 auftaucht. Die Inschrift drückt in Ansätzen die lange Ungewissheit für die Angehörigen aus, welche oft jahrelang im Unklaren über das Schicksal des jeweiligen Soldaten waren oder manchmal überhaupt keine Informationen über Todesumstände und -zeitpunkt sowie den Sterbeort erlangen konnten. Auf pathetische Widmungen bzw. militärische Symbolik verzichtete man bei den Tafeln, zumindest bei den zwei hinzugefügten, von denen als Einzige eine Bildquelle ermittelt werden konnte. Falls der Entwurf Bruno Zieglers zur Anwendung gekommen sein sollte, existiert immerhin dafür eine Beschreibung. „Durch die Beseitigung der Gesimse wird der Raum wesentlich höher erscheinen und einen feierlicheren Eindruck machen. Verstärkt wird diese Stimmung noch durch die gleichmässigen hohen Rundbogen, mit denen Ziegler die Wände aufteilt und einheit-
321 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 325, Montag den 25.11.1929.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
lich mit plastischem Schmuck und mit den symmetrisch angeordneten Bronzetafeln versieht.“322 Die Lukaskirche wurde im Rahmen des Bombenangriffs vom 5. März 1945 auf Chemnitz weitestgehend zerstört, sehr wahrscheinlich teilte die „Ehrenhalle“ dabei dieses Schicksal. Wohl aufgrund fehlender Gelder, möglicherweise aber auch wegen der ablehnenden Haltung der sozialistischen Machthaber, verwarf man die Idee eines Wiederaufbaus und trug stattdessen die Ruine gänzlich ab, bis auf einige Steine, aus denen man vor Ort eine Gedenkstelle zur Erinnerung an die Lukaskirche errichtete.323 n) Lutherkirche Schönau Der südwestlich ans Zentrum angrenzende Chemnitzer Stadtteil Schönau wurde im Jahr 1950 eingemeindet324 und besitzt mit der 1885 fertiggestellten und 1936 umbenannten Lutherkirche325 sein eigenes Gotteshaus an der Zwickauer Straße 255. Die dort angebrachten Ehrentafeln komplettieren gemeinsam mit dem am Kirchenvorplatz aufgestellten Denkmal die kirchliche Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg in Schönau. Wahrscheinlich plante man die Objekte komplementär zueinander, da das Denkmal keine Gefallenennamen aufführt – diese Funktion hatte man den Tafeln zugedacht. Die Urheberschaft für deren Anbringung dürfte auf die ansässige Kirchgemeinde zurückgehen. Aufgrund der einander ergänzenden Funktion sowie der unmittelbaren örtlichen Nähe zelebrierte man eine gemeinsame Weihefeier für die Gedenktafeln und das Kriegerehrenmal am 3. November 1929 (vgl. III. 5. 4).326 Keine Auskunft gibt die einzige Quelle – ein Zeitungsartikel der „Chemnitzer Neuesten Nachrichten“ anlässlich der Weihe – über den Steinmetz bzw. Bildhauer, der die steinernen Tafeln anfertigte. Das Archiv der Kirchgemeinde Schönau, welches möglicherweise Aufschluss hätte geben können, wurde bei einem Bombenangriff auf Chemnitz 1945 zerstört. Dennoch kann gemutmaßt werden, dass die Finanzierung der Namenstafeln hauptsächlich durch Spendengelder der Schönauer Gemeinde erfolgte. Man brachte sie zu beiden Seiten der Eingangshalle – flankiert von jeweils zwei 322 Kriegerehrungshalle, in: Archiv der Schloßkirchgemeinde/Lukaskirchgemeinde, Aktennummer L 192. 323 Vgl. http://www.ag-geschichte-kassberg-altendorf-schlosschemnitz.de/Wissens wertes/Schlosschemnitz/Lukaskirche.htm; entnommen am: 20.12.2019, 13:42 Uhr. 324 Vgl. https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/unsere-stadt/geschichte/chronik/zeit tafel/index.html; entnommen am: 13.12.2019, 09:29 Uhr. 325 Vgl. http://www.chemnitzgeschichte.de/bdst-top/schoenau; entnommen am 13.12.2019, 09:32 Uhr. 326 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 257, Montag den 04.11.1929.
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schwarzen Erinnerungstafeln des Militärvereins Schönau zur Erinnerung an die Gefallenen des Krieges von 1870/71 – an. Sie bestehen aus je einer bräunlich-grauen steinernen Konsole, welche nach unten zweifach abgestuft sind, und zwei hochrechteckigen aneinandergeschmiegten Corpussen, die von einer aufgesetzten dreieckigen Spitze gekrönt werden. Auf diesen sind mit bronzenen Lettern unter der entsprechenden Jahreszahl die Namen der gefallenen Soldaten vermerkt. Auffällig ist deren Anordnung im Blocksatz, welcher in der Mitte der Tafeln ins Querformat übergeht und so eine Art Kreuz bildet. Die Gedenktafeln rechts des Eingangs werden auf den Dreieckssegmenten von einem Lorbeerkranz und einem Kreuz mit Dornenkrone geziert. In dieser Kombination könnten beide als Siegessymbole gedeutet werden, da aus christlich-theologischer Hinsicht das Sterben des leidenden Christus am Kreuz auch als Sieg über den Tod – zumindest aber als Erlösung der Menschen von ihren Sünden – interpretiert wird. Dem gegenüber führen die Tafeln auf der linken Seite einen nach oben gewandten Stahlhelm im Profil mit Kinnriemen sowie zwei mit den Spitzen nach unten gekreuzte Seitengewehre.
Abb. 134: Gedenktafeln in der Lutherkirche Schönau, vom Eingang aus gesehen links; © Stefan Hetzer
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Während auf der einen Seite also christliche bzw. antike Sinnbilder dominieren, herrscht auf der gegenüberliegenden Seite militärische Symbolik vor. Augenscheinlich wollte man beide Strömungen in die erinnerungskulturelle Gestaltung einfließen lassen, ohne jedoch eine von beiden deutlich in den Mittelpunkt zu rücken. Dementsprechend ziert die Konsole auf der rechten Seite die Inschrift aus dem zweiten Kapitel der Offenbarung des Johannes „Sei getreu bis an den Tod“, links dagegen steht die klassische Widmung „Unseren Gefallenen“. Beidseitig brachte man unter den Tragekonsolen drei Halterungen für Trauerkränze an. Diese fanden wohl vor allem zum Volkstrauertag und dem Totensonntag Verwendung. Insgesamt befinden sich die Tafeln in keinem guten Zustand. Einzelne Buchstaben fehlen bereits und an den Oberflächen sind beträchtliche Erosionsspuren erkennbar. Allerdings haben zumindest die Bombardierung 1945 als auch die nach Kriegsende erfolgten denkmalspolitischen Entmilitarisierungsmaßnahmen keine Spuren hinterlassen.
Abb. 135: Gedenktafeln in der Lutherkirche zu Schönau, rechte Seite; © Stefan Hetzer
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o) Kirche St. Markus Sonnenberg Auch die Markuskirchgemeinde entstand in Folge des großen Chemnitzer Bevölkerungswachstums Ende des 19. Jahrhunderts und der dadurch notwendig gewordenen Teilung der Johannisgemeinde. Mit dem Bau der Markuskirche am Körnerplatz auf dem Sonnenberg begann man 1893: Bereits am 13. November 1895 erfolgte die festliche Weihe des Gotteshauses.327 Wann genau in der Gemeinde die Idee entstand, an die Weltkriegstoten in Form eines Denkmals zu erinnern, ist nicht durch Quellen belegt. Allerdings dauerte es bis zum Jahr 1928, ehe man dem Wunsch nach Gefallenengedenken eine Form gab. Dabei spielte wohl auch der Zufall eine Rolle, denn die Fenster des Mittelschiffs der Markuskirche waren durch Vandalismus zerstört worden,328 sodass die Gemeindeleitung wohl beschloss, die notwendigen Ausbesserungsarbeiten mit der Gefallenenehrung zu verbinden. Die Herstellung der entsprechenden Fenster übernahm der Chemnitzer Kunstglaser Paul Unger, deren Weihe im Rahmen eines eindrucksvollen Gottesdienstes am 4. März 1928 erfolgte. Über 20 Fahnenabordnungen, u. a. von Kirche, Militär- und Schützenvereinen, wohnten dem Procedere bei. „In der Predigt sprach Pfarrer Schubert über die rechte Heldenehrung, die in dem Gelöbnis verankert ist. Daß das Opfer der Gefallenen nicht umsonst war. Wir sind unseren Brüdern zu Dank verpflichtet, die die Heimat vor dem Feinde schützten. In Liebe sind wir ihnen verbunden, die in heiliger Begeisterung für Deutschland hinauszogen. Neue Dankestreue soll unser Herz erfüllen. Der Geist der Manneszucht und Sittenreinheit, Pflichtbewußtsein und Opfertreue gegen das Vaterland sollen wieder in uns erstarken. Erst wenn dieser Geist zu neuem Leben erwacht, ist das Sterben unserer Brüder nicht umsonst gewesen. Ihre Liebe, ihre Treue, ihr Opfergeist soll auch unser sein.“329 Mehrere Standpunkte des Pfarrers Schubert werden in diesem Auszug deutlich: die theologische Überhöhung weltlichen Handelns („heilige Begeisterung“), wenn auch lange nicht so gravierend wie bei vielen seiner Amtskollegen in den 20er Jahren; die historische Umdeutung des Ersten Weltkriegs zur reinen Verteidigungsmaßnahme der Deutschen („die Heimat vor dem Feinde schützten“) sowie die Postulierung einer Vorbildwirkung der Gefallenen für die nachfolgende Generation hinsichtlich „Manneszucht und Sitten327 Vgl. http://www.altes-chemnitz.de/chemnitz/markuskirche.htm; entnommen am: 22.12.2019, 09:49 Uhr. 328 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 55, Montag den 05.03.1928. 329 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 63, Montag den 05.03.1928.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
reinheit, Pflichtbewußtsein und Opfertreue“. Pfarrer Schubert ging in dieser Predigt weit über das Gefallenengedenken und den Trost für die Hinterbliebenen hinaus. Unterschwellig könnte dies durchaus als versuchte Mobilisierung für zukünftige Kriegsanstrengungen interpretiert werden, „damit das Sterben unserer Brüder nicht umsonst gewesen ist“. Da es sich bei den Kirchenfenstern um unmittelbares Gemeindeeigentum handelte, dürfte deren Finanzierung auch in den Händen der Kirchgemeinde
Abb. 136: Die Erinnerungsfenster aus der St. Markus-Kirche; © Stadtarchiv Chemnitz
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gelegen haben, wobei Spenden einen nicht unerheblichen Teil zur Umsetzung beigetragen haben dürften. Über das Aussehen sowie die Bedeutung der Erinnerungsfenster in der Markuskirche berichtet ein Artikel aus den „Chemnitzer Neuesten Nachrichten“ vom 5. März 1928 Folgendes: „Die aus den Werkstätten für Glaskunst hervorgegangenen herrlichen Gedächtnisfenster zeigen der Reihe nach: Feuertaufe, ein Feldgrauer im Stahlhelm hebt die Hände wie zum Opfer bereit, während Flammen an seinem Leib emporzüngeln. Dann folgt ein Spruchfenster: ‚Siehe wir preisen selig, die erduldet haben.‘ Der sterbende Krieger heißt das 3. Bild: Ein feldgrauer Kämpfer sinkt, von der Kugel getroffen, zusammen, die Rechte drückt er ans Herz, aus der der Blutstrom quillt, die Linke greift krampfhaft nach oben, nach dem Troste. Das vierte Bilde, die Treue, ist der Wehmut der Frauen gewidmet, denen der Krieg Wunden schlug: Eine Mutter birgt, von tiefem Schmerz erfüllt, ihr tränenüberströmtes Antlitz in die Rechte, während sie mit der Linken das Haupt ihres Kindes streichelt. Ein Bild trauernder Liebe und nie versiegenden Muttertrostes. Wieder reiht sich auch auf dieser Seite ein Spruchfenster ein, ‚Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod‘ steht in der blau und violetten Umrahmung unter der Krönung mit Eisernem Kreuz und Eichenzweigen. Das letzte Bild ‚Auferstehung‘ läßt aus dem Heldengrab den Krieger zum unvergänglichen Leben emporsteigen, die Hände zum Himmelslicht erhoben. Das Kreuz des Duldens von Golgatha leuchtet als siegendes Symbol hinter dem auf, der mit seinem Tode das Opferwerk vollbrachte.“330 Das Schicksal der Gefallenen wird hier synchron zur Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu Christi hervorgehoben. Die Feuertaufe (in der Schlacht) stellt man dem Kreuzesweg Jesu, dessen Geißelung und der Marterung am Kreuz gleich; der sterbende Krieger entspricht dem Tod am Kreuz, die Trauer der Beweinung durch die Jünger und Maria Magdalena. Auf dieser bebilderten Passionsgeschichte steht, wie in der Bibel, die Auferstehung von den Toten und das Auffahren in den Himmel. Die Gedächtnisfenster in der Markuskirche dienten somit nicht nur der Erinnerung an die Gefallenen, sie erzählen eine (Heils-)Geschichte, in deren Mittelpunkt die Soldaten an Stelle von Jesus treten und scheinbar das gleiche Schicksal erleiden. Dieses war, durch die Anbringung der Fenster zu beiden Seiten des Kirchenmittelschiffs, für alle sichtbar. Die Fenster sollten so sinnbildlich mehrere Funktionen erfüllen: die Sinngebung des Soldatentodes als Teil des göttlichen Plans, die Einflechtung des Krieges und deren Konsequenzen in der christlichen Passionsgeschichte und der Trost der Hinterbliebenen durch die Versicherung der Auferstehung sowie die Erlangung des ewigen Lebens für die Gefallenen. 330 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 55, Montag den 05.03.1928.
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Darüber hinaus haben aber auch weltliche Motive Eingang in die Darstellung gefunden. So zierte alle Fenster ein Eisernes Kreuz im oberen spitz zulaufenden Teil. Ebenfalls auf jedem Fenster findet sich das Eichenlaub – bei den Bilddarstellungen jeweils direkt über dem das Motiv umgebenden Rahmen in Form eines dreiblättrigen Eichenzweigs; bei den Spruchfenstern zusätzlich ein weiterer nach unten gerichteter Eichenzweig an der Unterseite des Rahmens sowie dichtes Eichenlaub in den Fensterspitzen. Die Soldatenabbildungen bei der „Feuertaufe“ und bei dem „sterbenden Krieger“ bestechen durch Detailtreue, denn neben dem Stahlhelm sind auch Uniform und Koppel klar zu erkennen, während bei der „Auferstehung“ nur der nackte Oberkörper eines Mannes zu sehen ist. Das Motiv der „Trauer“ ist dahingehend bemerkenswert, da ansonsten Abbildungen wehklagender Angehöriger fast gar keinen Eingang in die Chemnitzer Erinnerungskultur gefunden haben und zumeist allein die Gefallenen im Mittelpunkt des Gedenkens standen. Das Leiden der Hinterbliebenen, nicht nur des Verlustes wegen, sondern auch aufgrund des Hungers infolge der Lebensmittelrationierung, von Krankheit, langer und körperlich schwerer Arbeit für viele Frauen in den Rüstungsbetrieben, wurde dabei – bewusst oder unbewusst – zumeist ausgeblendet. Die Textvorlagen für die Spruchfenster stammen zum einen aus Jakobus 5:11 – „Siehe wir preisen selig die erduldet haben“ und aus der Offenbarung 12:11 – „Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod“. Inhaltlich rücken die Spruchfenster die Gefallenen somit in eine Opferrolle, welche scheinbar passiv das Leid und die Schrecken des Krieges „erdulden“ mussten und schließlich ihr Leben für eine höhere Sache wie den vermeintlichen Schutz des Vaterlandes, der Freunde oder Familie bzw. der Erfüllung des göttlichen Auftrages geopfert hätten. Ein Luftangriff auf Chemnitz im Frühjahr 1945 ließ die Bausubstanz der Markuskirche zwar fast unbeschadet zurück, in unmittelbarer Nähe einschlagende Bomben zerstörten durch den bei der Detonation freigesetzten Luftdruck jedoch die meisten Kirchenfenster, inklusive der Gedächtnisfenster. Diese wurden bei späteren Reparaturarbeiten nicht wieder hergestellt, sondern durch normale Sichtglasfenster ersetzt. p) Kirche Wittgensdorf Der Stadtteil Wittgensdorf liegt am nördlichen Rand von Chemnitz und wurde erst 1999 eingemeindet.331 Die Kirche des Ortes befindet sich am Kirchweg 11 und beherbergte über mehrere Jahrzehnte die einzige „Gedächtnisorgel“ im Chemnitzer Raum. Bereits im Juli 1914 war die damalige Orgel 331 Vgl. http://www.wittgensdorf.de/wittgensdorf/; entnommen am: 01.01.2020, 10:49 Uhr.
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der Wittgensdorfer Kirche überprüft und erhebliche Mängel festgestellt worden. Aufgrund des Kriegsausbruchs konnten diese allerdings nicht behoben werden. Im Gegenteil – 1917 fielen die Zinnprospektpfeifen einer der Metallsammlungen für die Rüstungsproduktion zum Opfer. Daraus resultierte ein Orgelneubau, dessen entschiedenster Vorantreiber Kantor Weinhold war.332 Die Entscheidung, die neue Orgel gleichzeitig zum Ehrenmal für die Gefallenen zu machen, könnte auch unter dem Aspekt getroffen worden sein, dass die Gemeinde neben der großen Summe für den Orgelneubau nicht auch noch das Geld für ein separates Denkmal aufbringen konnte, sodass man einfach beide Funktionen miteinander verband. Zur Umsetzung wurde ein Orgelbauausschuss unter dem Vorsitz des Industriellen Paul Ewald Steinbach sowie den weiteren Mitgliedern Pfarrer Schulz, Kantor Weinhold, Oberlehrer Schumann und Richard Lenk gegründet. Das Gremium trieb den Orgelbau energisch voran und erwarb zahlreiche Spenden, um die – von der Firma Jehmlich veranschlagten – knapp 200.000 RM decken zu können. Als größte Gönner traten dabei die Fabrikbesitzer E. R. Häberle, G. A. Steinbach, Louis Hermsdorf und G. E. Fix in Erscheinung. Nach Abschluss der Spendensammlung wurde der benötigte Betrag mit 281.125 RM sogar überboten, was aufgrund der zunehmenden Inflation auch dringend notwendig gewesen war. Wahrscheinlich im September 1921 entfernte man die alte Orgel; der Einbau des neuen Exemplars durch die Firma der Gebrüder Jehmlich aus Dresden erfolgte im Oktober.333 Die feierliche Orgelweihe fand am Sonntag, dem 27. November 1921, statt. Dabei hob man die Funktion als Gedächtnisorgel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs nochmals explizit hervor. Paul Ewald Steinbach übergab im Namen aller Spender eine Stiftungsurkunde an die Kirchgemeinde. Oberkirchenrat Jentsch aus Chemnitz hielt anschließend die Weiherede und betonte: „Aufgabe der Orgel sei, wie eine Himmelsleiter Erde und Himmel miteinander zu verbinden und den Kräften der Ewigkeit Ausdruck zu geben. Ihr Klingen bedeute ein heiliges Fordern an die Gemeinde: Bereitet dem Herrn den Weg.“334 Am Nachmittag rundete ein Orgelkonzert unter Leitung des Kantors Weinhold die Veranstaltung ab.335 Neben der Betrachtung der Orgel als Verbundstück des Irdischen mit dem Überirdischen liefert ein Schreiben des Kirchenmusikdirektors und Orgelsachverständigen G. Meinel vom 26. November 1921 Aufschluss über den Aufbau sowie 332 Vgl. Archiv der Kirchgemeinde Wittgensdorf: Heimat und Kirchengeschichte, Aktennummer 185–192. 333 Vgl. Sammlung Schneider, Wolfram, Chemnitz; in: Archiv der evangelischlutherischen Kirchgemeinde Wittgensdorf. 334 Archiv der Kirchgemeinde Wittgensdorf; Heimat und Kirchengeschichte, Aktennummer 185–192. 335 Vgl. Archiv der Kirchgemeinde Wittgensdorf; Heimat und Kirchengeschichte, Aktennummer 185–192.
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die zeitgenössische Rezeption der „Heldengedächtnisorgel“. Darin heißt es: „Und nun steht sie da in dem schönen, renovierten, fraulichen Gotteshause als Zeichen des Dankens der Gemeinde für Behütung ihrer Lieben in schwerer Zeit, ganz besonders aber als Denkmal für ihre im Weltkriege gefallenen Heldensöhne. Das Gehäuse (mit dem Prospekt) in einer ganz eigenartigen architektonischen Weise errichtet, wie bisher wohl noch nirgends, erhebt sich gleichsam auf breiten Quadern, 4 Säulen ragen hervor, gekrönt mit Urnen. Im Mittelbau ist mit großen goldenen Lettern die Inschrift angebracht […]. Kraftvoll erhebt sich über diesem monumentalen Bau der freie, von keiner Holzverzierung verdeckte, reiche Prospekt wie eine Ehrenwache der Dahingeschiedenen an ihrem Grabe. Eine sinnige Ehrung der tief geliebten, unvergessenen Heldensöhne der Gemeinde! Die Namen der Stifter, die das Werk so schnell ermöglichten, sind an der rechten Seitenwand des Gehäuses aufgezeichnet. Ehre ihrer Gesinnung und ihrer Tat!“.336 Die Worte des Kirchenmusikdirektors Meinel klingen deutlich pathetischer als die des Oberkirchenrats Jentsch bei der Orgelweihe, indem er den Aufbau der Orgel mit militärischen Analogien beschreibt und den Heldenbegriff für
Abb. 137: Die „Gedächtnisorgel“ in der Wittgensdorfer Kirche; © Ev.-luth. Kirchgemeinde Wittgensdorf
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Ebenda.
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die Gefallenen verwendet. Im Vergleich dazu wirken Jentschs Worte, auch im Kontext vieler anderer Ehrenmalsweihen aus dieser Zeit, geradezu nüchtern und sachlich. Im Jahr 1934 erkundigte sich Dr. Werner David aus Berlin im Rahmen seiner Recherchen bezüglich „Helden-Gedächtnis-Orgeln“ im Deutschen Reich nach dem Instrument und bezeichnete das Wittgensdorfer Exemplar als „eines der allerersten ‚klingenden Ehrenmale‘ […], das errichtet wurde.“337 Damit hätte die Gedächtnisorgel nicht nur im Raum Chemnitz, sondern in ganz Deutschland eine besondere denkmalskulturelle Stellung innegehabt. In einem Schreiben des Kirchenvorstands Wittgensdorf vom 18. Mai 1944, bezugnehmend auf die behördliche Erfassung von Orgeln, wurde ebenfalls auf die besondere Bedeutung des Wittgensdorfer Exemplars als „Gemeindeehrenmal“ hingewiesen,338 wohl in erster Linie um die Orgelpfeifen vor der drohenden Metallsammlung zu retten. Neben den bereits zuvor geschilderten Details des Orgelaufbaus sind vor allem vier Lorbeergirlanden an den vier Säulen, unter den Urnen, sowie die Inschrift „Unseren gefallenen Helden + 1914 + zur Ehre + 1918 +“ (vgl. Bilderanhang Abb. 116) erwähnenswert. Während der Lorbeer als Symbol des Sieges oder der Ehrenbekundung Verwendung fand und die Titulatur „Held“ der Heroisierung der Gefallenen dienen sollte, stellten die Urnen ein Gedenken an den Tod dar, an welchen die Orgel ebenso erinnern sollte. Bei den – auf der Inschriftstafel abgebildeten – vier Kreuzen, welche die beiden Jahreszahlen einrahmen, könnte es sich auch um stilisierte Eiserne Kreuze gehandelt haben. Nachdem in den 1960er Jahren eine erneute Überholung der Orgel notwendig geworden war, entschied sich der Kirchenvorstand, auf Anregung von Herrn Dr. Laudeley aus Karl-Marx-Stadt, dazu, die „völlig ungeeignete“ Inschrift im Zuge dessen zu beseitigen. Zunächst war angedacht, diese einfach durch ein optisch passendes Brett mit dem neuen Inschriftsspruch „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ zu überdecken (vgl. Bilderanhang Abb. 117),339 stattdessen entfernte man 1965 jedoch das ursprüngliche Brett und ersetzte es komplett. Deutlich wird anhand der neu gewählten Inschrift auch die inhaltliche Intention, in der Kirche bzw. an der Orgel keine menschliche Heldenverehrung mehr vorzunehmen, sondern den Lobpreis ganz Gott zu widmen. Dies zeugt innerhalb von Kirchenkreisen, zumindest was die Gemeinde Wittgensdorf angeht, von einem deutlich geänderten Geschichtsbewusstsein, wenn auch nicht klar ist, ob theologische Gründe oder der Zweite Weltkrieg 337 Archiv der Kirchgemeinde Wittgensdorf; Heimat und Kirchengeschichte, Aktennummer 185–192. 338 Vgl. ebenda. 339 Vgl. Archiv der Kirchgemeinde Wittgensdorf: Heimat und Kirchengeschichte, Aktennummer 185–192.
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dafür ausschlaggebend waren. Bereits Jahre zuvor war die Namenstafel, welche die Spender in der Größenordnung von über 3.000 Reichsmark aufführte, abmontiert worden – unter anderem hatte es Beschwerden des Wirkwarenfabrikanten Böhme gegeben. Sehr wahrscheinlich sahen es die Kritiker als unangemessen an, bestimmte Spender nur aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten gesondert hervorzuheben.340 q) Stadtkirche St. Jakobi Zentrum Die Stadtkirche St. Jakobi im unmittelbaren Stadtzentrum von Chemnitz, sowohl neben dem Alten als auch dem Neuen Rathaus am Jakobikirchplatz 1 gelegen, wurde bereits im 12. Jahrhundert schriftlich erwähnt. Damit gehört sie zu den ältesten Chemnitzer Sakralbauten.341 Leider ist die Quellenlage bezüglich ihres „Gedächtnisfensters“ für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs äußerst dürftig. Vermutlich installierte man dieses in der Zeit der Weimarer Republik, wobei die Tendenz eher für die früheren Jahre spricht. Zu den Planungen, dem ausführenden Künstler sowie der Einweihungsfeier können keine Angaben gemacht werden. Zumindest scheint klar, dass die Jakobikirchgemeinde als Auftraggeber fungierte und die finanzielle Umsetzung aus Gemeindemitteln erfolgte. Das „Gedächtnisfenster“ befand sich wahrscheinlich im Hauptschiff der Kirche und war aus Buntglaselementen in „flammendem Rot“342 gefertigt. Es zeigte drei verschiedene, aber aufeinander Bezug nehmende Motive. Die Spitze lief in zwei halbrunden Bögen zusammen und war mit Blumen- und Blättermustern verziert. Darunter folgte eine Darstellung des gekreuzigten Jesus, welche über die Hälfte der eigentlichen Fensterfläche einnahm. Seine beiden nach oben gestreckten Arme werden jeweils von Engeln gehalten. Bekleidet ist er lediglich mit einem Leinentuch um die Hüften sowie der Dornenkrone auf dem Haupt. Den Hintergrund bilden sowohl ein halber Flammen- als auch ein Strahlenkranz. Über dem Kopf, zwischen den beiden Engelsfiguren, begann die Inschrift mit dem Wort „Christus“, fortgeführt zu beiden Seiten der Lenden mit dem Spruch „hat dem Tod die Macht genommen“. Die Füße des Gekreuzigten werden von den Jahreszahlen 1914 und 1918 flankiert. Darunter war ein weiteres Motiv – eine ältere Frau, die den Leichnam Jesu in den Armen hält – zu sehen. Es handelte sich dabei wahrscheinlich um Maria. Umrahmt wurden beide von einem kleeblattförmigen Strahlenkranz, der wiederum von 340 Vgl. Archiv der Kirchgemeinde Wittgensdorf, Schneider, Wolfram: Die Geschichte der Wittgensdorfer Orgel. 341 Vgl. http://www.historisches-chemnitz.de/altchemnitz/kirchen/jacobikirche/ja cobikirche.html; entnommen am 10.01.2020, 10:27 Uhr. 342 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Allgemeine Zeitung Nr. 48, Sonntag den 25.02.1934.
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Abb. 138: „Gedächtnisfenster“ der Stadtkirche St. Jakobi; © Stadtarchiv Chemnitz
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einer Schriftrolle mit gleichem Umriss umgeben war. An den vier Ecken dieses Bildes waren vier stilisierte Kreuze abgebildet, während zu Füßen des Leichnams ein Stern prangte. Als unterstes Fenstermotiv fungierte ein kleines Tryptichon. Dieses war kleiner als die vorangegangenen Darstellungen und zeigte im linken Feld drei nebeneinander versetzt marschierende Soldaten mit Gepäck, Seitengewehr und Pickelhaube. Im mittleren Feld sieht man zwei Soldaten mit Stahlhelm, welche einen Verwundeten zwischen sich auf ihren Armen tragen; seine Arme liegen über ihren Schultern. Rechts stehen zwei Soldaten, den Helm in den Händen haltend, mit gesenkten Köpfen an einem Grab. Darunter befand sich die dreiteilige Inschrift „Der Tod-ist verschlungen-in den Sieg“. Im Mittelpunkt des Fensters stand der gekreuzigte Jesus, verbunden mit der in der Inschrift verklausulierten Botschaft, dass alle Christen durch dessen Tod erlöst worden seien. Bereits in diesem Segment wird mit den Jahreszahlen 1914 und 1918 eine Verbindung zum Ersten Weltkrieg hergestellt und somit kann interpretiert werden, dass auch für die im Krieg Gefallenen der Tod nicht das Ende bedeutet haben soll. Das Leiden und Sterben der Soldaten wird hier also mit dem Leiden und Sterben Christi assoziiert. Diesem Schema folgte man auch in der zweiten Darstellung mit dem Trauermotiv, welches sowohl auf den Gekreuzigten als auch auf die Gefallenen beziehbar ist. Am deutlichsten wird die Intention des „Gedächtnisfensters“ in der unteren Bildreihe. Zum einen zeigt diese eine kleine Chronologie des Krieges mit dem Auszug der Kämpfer in der Frühphase, noch mit Pickelhaube ausgestattet, gefolgt von der aus dem Gefecht stammenden Verwundung (bereits mit dem erst 1916 eingeführten Stahlhelm) und dem abschließenden Gedenken am Grab des Gefallenen. Die dazugehörige Inschrift „Der Tod ist verschlungen in den Sieg“ fungiert als finale Sinngebung, indem suggeriert wird, dass der Tod auf dem Schlachtfeld die theologische Erlösung vom irdischen Leiden impliziert, welcher dann als Sieg gedeutet wird. So wurde von Kirchenseite zugleich eine Möglichkeit konstruiert, den verlorenen Krieg doch als „Sieger“ zu verlassen. Beim Luftangriff auf Chemnitz am 5. März 1945 wurde die Chemnitzer Innenstadt schwer getroffen, wobei auch die St. Jakobikirche sehr starke Schäden erlitt. In den Folgemonaten stürzte u. a. das Langhaus samt Pfeilern und Gewölbe in sich zusammen.343 Auch das „Gedächtnisfenster“ überstand die Zerstörungen nicht.
343 Vgl. https://jakobikreuz.de/wp-content/uploads/2020/03/Kirchenf%C3%BChrer. pdf; entnommen am: 05.05.2021, 15:15 Uhr.
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r) St. Johanniskirche Zentrum Eine weitere Kirche im Stadtzentrum von Chemnitz ist die Johanniskirche zwischen Theresenstraße und Zschopauer Straße, unmittelbar an den „Park der Opfer des Faschismus“ angrenzend. Für diese Kirche ist die Stiftung einer „Gedächtnistafel“ zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs durch eine Privatperson, welche aber nicht namentlich genannt wird, überliefert. Wenn auch nichts über die Planung sowie die Herstellung bekannt ist, so weist doch zumindest ein Zeitungsartikel des „Chemnitzer Tageblatts und Anzeigers“ den 16. März 1930 als Tag der Weihe aus. Im Rahmen eines Gottesdienstes mit Posaunen- und Kirchenchor, Orgelbegleitung und im Beisein der Fahnenabordnung der „vereinigten Militärvereine“ fand die Übergabe an die Kirchgemeinde statt. „Die Gedächtnispredigt hielt Pfarrer Roßbach aufgrund des Bibelwortes: ‚Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben!‘ […] der Sonntag Reminiscere […] rufe verschiedene Gedanken und Erinnerungen wach, auch die Erinnerung an die Augusttage des Jahres 1914, wo das deutsche Volk einig war in der Abwehr des Feindes, der unser Vaterland bedrohte. Und jetzt? Jetzt hetzt ein Teil des deutschen Volkes offen zum Bürgerkriege gegen die eigenen Volksgenossen.“344 Bemerkenswert an diesem Predigtausschnitt sind mehrere Aspekte. Zuerst wird die fast schon obligatorische Einflechtung der Weltkriegstoten in die christliche Heilsgeschichte deutlich, indem durch die Bibelstelle Offenbarung 14:13 auf die theologische Errettung der Gefallenen angespielt wird, die ja im Sinne Gottes gefallen seien. Des Weiteren erfolgt der Verweis auf den Kriegsausbruch 1914 unter Bezug auf die damals herrschende Einigkeit zur Abwehr der Deutschland bedrohenden Mächte. Pfarrer Roßbach rückte hier Deutschland, entgegen den historischen Tatsachen, in die Rolle des Angegriffenen, der einen Verteidigungskrieg hätte führen müssen. Und zuletzt ergibt sich die Darstellung, dass Teile der Bevölkerung 1930 auf einen Bürgerkrieg hingearbeitet hätten. Roßbach präzisierte zwar weder, um welche Teile es sich handelte, noch wie groß diese seien, doch legen seine vorangegangenen Ausführungen an dieser Stelle eine geringstenfalls nationalkonservative Sichtweise auf die zeitpolitischen Ereignisse dar, denn ähnliche Formulierungen wurden zu Beginn der 30er Jahre vor allem von der DNVP, aber auch von der NSDAP verwendet. Aus welchem Material die „Gedächtnistafel“ hergestellt wurde, ist nicht überliefert, aber zumindest gibt ein Foto Aufschluss über deren Aussehen. Sie war auf einem flachen Sims an einer Wand angebracht – schätzungsweise mehr als 2 m breit und mindestens 1 m hoch. 344 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 76, Montag den 17.03.1930.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 139: Ehemalige „Gedächtnistafel“ in der St. Johanniskirche; © Eberhard Ullmann
Den Hintergrund bildete eine schwarze Platte, auf welcher die 294 Namen345 der Gefallenen der Johanniskirchgemeinde in rotbraunen Buchstaben hinter den jeweiligen Jahreszahlen des Sterbejahres von 1914 bis 1920 – also auch von Kriegsteilnehmern, die noch nach Kriegsende an ihren Verwundungen starben – aufgeführt waren. Die Anfangsbuchstaben der Namen waren dabei in Weiß hervorgehoben, wahrscheinlich um eine bessere Unterscheidung möglich zu machen und bei der Suche nach einem bestimmten Namen zu helfen. Auch die Jahreszahlen wurden in Weiß gefasst. Merkwürdig mutet die Überschrift – in der Kopfzeile in doppelter Schriftgröße im Vergleich zu den Namen – an. Auch sie war in Weiß gehalten und lautete: „Geist komm herzu und blase diese Getöteten an dass sie wieder lebendig werden“. Diese kuriose und in der Chemnitzer Erinnerungskultur einzigartige Inschrift resultiert möglicherweise aus der Tatsache, dass die Tafel von einem einzelnen Spender finanziert wurde, welcher großen oder gar alleinigen Einfluss auf 345 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 76, Montag den 17.03.1930.
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deren Gestaltung hatte. Letztendlich spiegelt sie den Wunsch nach Wiederauferstehung der Gefallenen durch die Hilfe des Heiligen Geistes wider. Darüber hinaus besitzt sie keine symbolischen Gestaltungsmittel, was eher als untypisch anzusehen ist. Laut Auskunft des Pfarramts der Jugendkirche Chemnitz, welche aktuell die St. Johanniskirche nutzt, nahm man die „Gedächtnistafel“ im Rahmen von Renovierungsarbeiten im Kircheninneren ab und hängte sie nach deren Abschluss nicht wieder auf, sondern lagerte sie ein. Durch unsachgemäßen Umgang bzw. Lagerung soll sie kaputtgegangen sein und existiert demzufolge nicht mehr. Zeitlich ist das Ende der Tafel mutmaßlich in die späten 90er oder frühen 2000er Jahre einzuordnen. Bei einem weiteren kirchlichen Mahnmal ist die lokale Zuordnung umstritten. Das Stadtarchiv Chemnitz weist als Standort einer Reliefreihe zur Gestaltung von Kirchenglocken bzw. einer Glockenempore die St. Johanniskirche aus. Die Tochter des ausführenden Bildhauers Bruno Ziegler, Uta Jähnigen, ordnet diese dagegen der St. Paulikirche als Standort zu. Nach eingehender Betrachtung der vorhandenen Fakten muss die St. Johanniskirche als wahrscheinlichere Option bezeichnet werden, denn Frau Jähnigen spricht in Bezug auf die St. Paulikirche noch von deren alten Namen „Neue Johanniskirche“, wie sie nach ihrer Fertigstellung 1756 zunächst getauft wurde. Nach einer Teilung der Kirchgemeinde erfolgte 1876 die Umbenennung in St. Paulikirche.346 Es erscheint unwahrscheinlich, dass in den 1920er Jahren – zur Anfertigung des neuen Geläuts bzw. dessen optischer Umrahmung – der alte Name verwendet worden sein soll. Leider sind die existierenden Quellen bruchstückhaft, sodass neben der Beschreibung der Reliefs viele Schlussfolgerungen nur aufgrund von Vergleichen zu ähnlich gelagerten Fällen gezogen werden können oder auf Mutmaßungen basieren. Zumindest kann mit Sicherheit die Kirchgemeinde als Initiator angenommen werden. Frau Jähnigen schreibt hierzu in ihren Aufzeichnungen, dass als Grundlage der künstlerischen Gestaltung „die entsprechenden Bibeltexte vom Pfarrer vorgegeben waren“.347 Als Jahr der Glockenweihe gibt sie 1926 an. Bruno Ziegler sollte in einer Reliefreihe die Geschichte der Kirchgemeinde zwischen den Jahren 1914 und 1924 bildhaft darstellen. Wie in vergleichbaren Fällen dürften die Geldmittel zum einen durch Spenden aufgetrieben und auch die Kasse der Gemeinde zur Finanzierung einer neuen Glocke belastet worden sein.
346 Vgl. http://www.altes-chemnitz.de/chemnitz/paulikirche.htm; entnommen am: 26.01.2020, 09:42 Uhr. 347 Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 140: Glockenreliefs für die St. Johanniskirche von Bruno Ziegler; © Stadtarchiv Chemnitz
Die Weihe nahm man sicher im Rahmen eines Gottesdienstes vor, nachdem die Glocke in einer ähnlichen Prozession via Pferdewagen zur Kirche gebracht wurde,348 wie dies bei der Lutherkirche der Fall gewesen war. Der achtteilige Reliefzyklus beginnt mit der Darstellung eines Lamms auf einem Altar, während im Hintergrund ein lateinisches Hochkreuz flankiert von zwei Sternen sowie ein Berg mit den Strahlen der dahinter aufgehenden Sonne unter bewölktem Himmel zu sehen sind. Am Fuß des Bildes ist die Bibelstelle Johannes 1:29 aufgeführt: „Am Tag darauf sah er Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ Gleich mit dem ersten Bild stellte man eine Beziehung zur Gemeinde her, indem man auf das Johannesevangelium zurückgriff. Inhaltlich symbolisiert das Opferlamm Jesus Christus, welcher für die Sünden der Menschen gestorben sei. Die zweite Abbildung zeigt vor einer Berglandschaft mit aufgehender Sonne einen Mann in historischer Kleidung; breitbeinig über einem Fluss stehend, über welchem ein großer Vogel abgebildet ist, der möglicher348
Vgl. Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede.
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weise mit dem Mann spricht – angedeutet durch die feinen Striche, die vom Vogel in Richtung der Menschengestalt herabführen.349 Angegeben ist dazu der Bibelvers 2. Johannes 2:8: „Seht euch vor, dass ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangt“, was durchaus als Warnung interpretiert werden kann – nämlich im Streben nach mehr nicht das zu riskieren, was man mit der eigenen Arbeit aufgebaut hat, vergleichbar dem Deutschen Reich vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. „Das dritte Glockenbild zeigt einen Soldaten in Uniform und Stahlhelm. Mit der linken Hand hält er ein Schwert vor seine Brust. Die rechte Hand hat er zum Schwur erhoben. Nebel wallen um ihn. Wolken sind am Himmel zu sehen. Es blitzt. Zwischen den Wolken kann man einen Adler erkennen. Im Sockel ist die Jahreszahl 1914 vermerkt.“350 Nebelschwaden und Wolken, welche sich im Vergleich zum letzten Bild massiv verdichtet haben, sowie die Blitze stehen für die Gefahr des heraufziehenden Krieges, während der schwörende Krieger auf den Fahneneid der Soldaten gemünzt sein könnte. Für den über ihm schwebenden Adler gibt es mindestens zwei naheliegende Deutungsoptionen: als Wappentier des Deutschen Reiches oder als Symboltier des Evangelisten Johannes. Abschließend dazu wurde das Bibelzitat aus 2. Mose 15:3 „Der Herr ist der rechte Kriegsmann, Herr ist sein Name“ ausgewählt. Eine kleine historische Ungenauigkeit unterlief Ziegler mit der Auswahl des Stahlhelms als Kopfbedeckung für den Krieger, denn diesen führte man im deutschen Heer erst 1916 ein. Allerdings ist daran auch erkennbar, wie sehr dieser als militärisches Symbol bereits Eingang in die Kunst sowie die Alltagskultur gefunden hatte und wie groß dessen Wiedererkennungswert war. Die vierte Abbildung befasst sich mit dem Thema „Tod und Trauer“. Eine Frauengestalt reckt beide Hände flehend zum Himmel, während vor ihr ein männlicher Leichnam auf einem Altar – ähnlich dem Lamm in der ersten Abbildung – liegt. Vom Himmel gehen Strahlen auf die Frau sowie die Erde nieder, was auf die Präsenz Gottes schließen lässt. Bezug genommen wird hier auf die großen Verluste an Menschenleben während des Krieges und die daraus resultierende Trauer der Angehörigen. Der angeführte Psalm 90 mit den Versen 5, 6, 9, 13 und 15 handelt dementsprechend von der Bitte um göttliche Gnade und Vergebung im Angesicht von Tod und Gottes Zorn. Das fünfte Bild des Reliefzyklus zeigt die Abnahme bzw. Zerstörung der Kirchenglocken der Johannisgemeinde am 19.07.1917. Dies ist durch eine Männergestalt dargestellt, die beidhändig mit einem Hammer auf eine Glocke einschlägt. Der dafür bestimmte Vers „Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.“ aus dem 2. Korinther 4:8 klingt dabei wie eine Durchhalteparole aus den letzten Kriegsjahren. „Der 349 350
Vgl. ebenda. Ebenda.
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Bildhauer zeigt auf dem sechsten Relief mit den Jahreszahlen 1918–1923 auf dem Sockel die Zeit nach dem Krieg. Nachdem der König zur Abtretung gezwungen war, dargestellt ist ein am Boden liegender Adler, mussten sich die Parteien um die Regierungsgeschäfte kümmern. Unruhe gab es. Hunger herrschte. […] Das Volk tanzt über die am Fuße der Säule liegenden Totenköpfe. Der Krieg ist vergessen. Der Himmel weint über diese Taten. Es fallen dicke Tropfen aus den Wolken.“351 Auf der Säule deutete Ziegler wahrscheinlich ein goldenes Kalb – biblisches Symbol für Götzendienst und die Verehrung falscher Götter – an. Diese Metapher greift auch die Bibelstelle 2. Mose 32:8 auf: „Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben’s angebetet und ihm geopfert und gesagt: Dies sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben.“ Auf dem folgenden Bild mit der Jahreszahl 1924 ist ein Arbeiter zu sehen, der einen Stein auf seiner Schulter schleppt. Im Hintergrund ist eine eingerüstete Kirche sichtbar, von der Strahlen ausgehen. Dieses Relief thematisiert den Aufschwung und Wiederaufbau nach den Krisenjahren der Weimarer Republik sowie der Inflation, welche möglicherweise auch symbolisch in Form des goldenen Kalbs auf dem vorhergehenden Relief zu sehen war. Das Motiv des Aufbaus spiegelt sich auch im Vers Nehemia 2:17 „Und ich sprach zu ihnen: Ihr seht das Unglück, in dem wir sind, dass Jerusalem wüst liegt und seine Tore mit Feuer verbrannt sind. Kommt, lasst uns die Mauern Jerusalems wieder aufbauen, dass wir nicht weiter ein Gespött seien!“ wider. Als Abschluss der Reihe dient ein Bild des stehenden Jesus’ – mit Heiligenschein, auf einem Berg – hinter ihm der Sonnenaufgang und den rechten Arm zur Geste der Segnung gehoben. Verbunden ist dieses Relief mit der Verheißung des ewigen Lebens in Form der Bibelstelle 1. Johannes 1: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens“. Die Reliefreihe beinhaltet somit eine Mischung aus historischen Ereignissen und Stellen aus der Bibel, die in Bezug auf die Zeitspanne von ca. 1912 bis 1924 miteinander verknüpft wurden. Ein Foto aus dem Stadtarchiv bildet die Probeformen für die Reliefs ab, während eine Aufnahme aus dem Nachlass von Bruno Ziegler einen Ausschnitt der Glocke mit dem ersten Bild des Zyklus zeigt. Ob dieser komplett auf einer Glocke zu sehen war, auf mehrere Glocken aufgeteilt oder anderweitig gefertigt wurde, bleibt unklar. Als Glockeninschrift gibt Uta Jähnigen, die Tochter Bruno Zieglers, den Schriftzug „Die Kirchengemeinschaft zu Johannis hat gewirkt, bis ich als Kriegsverlorene verschwand. Aus freudiger
351
Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede.
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Abb. 141: Glocke der Johannisgemeinde mit Reliefdarstellung; © Uta Jähnigen
Gemeinde Opferkraft entsprossen, ward ich Neunzehnhundertsechsundzwanzig im Lauchhammerwerk gegossen.“ an. Es existieren keinerlei Hinweise über den Werdegang der Glocke inklusive der Reliefs. Die zuständigen Kirchgemeinden konnten keinerlei Auskunft erteilen. Möglicherweise widerfuhr der Reliefglocke das gleiche Schicksal wie ihrer Vorgängerin und sie wurde im Rahmen der Metallsammlungen während des Zweiten Weltkriegs abmontiert und eingeschmolzen.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
s) St. Paulikirche Zentrum Am Getreidemarkt 8 im Stadtzentrum befand sich zwischen 1756 und 1961 der Standort der St. Paulikirche.352 Diese besaß in Erinnerung an die gefallenen Gemeindeangehörigen eine eigene „Gedächtnishalle“. Deren Existenz ist zwar durch drei Fotos dokumentiert, allerdings fehlen schriftliche Quellen, welche nähere Informationen zu dieser Halle geben könnten. Aber auch hier kann, wie bei den meisten anderen Kirchen in Chemnitz, die ansässige Kirchgemeinde als treibende Kraft der Errichtung angenommen werden. Zumindest gibt eine Bildunterschrift aus dem Archiv der NikolaiGemeinde über den Zeitpunkt der Weihe – nämlich den 28. Dezember 1928 – Auskunft. Allerdings findet sich in keiner der großen Chemnitzer Tageszeitungen ein Artikel zur Einweihungsfeier, was ungewöhnlich ist, da zu so gut wie allen Weihefeiern der größeren Kriegerehrenmale in Chemnitz ausführliche Zeitungsberichte existieren. Falls die Weihe aber korrekt datiert wurde, kann der Baubeginn für so ein großes raumänderndes Projekt in der Kirche sehr wahrscheinlich zumindest auf den Beginn des Jahres 1928, vielleicht sogar noch früher, geschätzt werden. Des Weiteren sind zumindest die Namen des Raumgestalters und des ausführenden Bildhauers – Professor Pfalz und Manfred Gruner, beide aus Chemnitz – überliefert.353 Die Mittel zur Finanzierung dürften vor allen Dingen aus Spendengeldern und – falls diese nicht ausreichten – dem Vermögen der Kirchgemeinde zusammengetragen worden sein. Bei der „Kriegergedächtnishalle“ handelte es sich um einen separaten Raum der Kirche, vielleicht angrenzend an die Vorhalle oder in einem der Seitenschiffe gelegen. Seine Seitenwände verkleidete man mutmaßlich umlaufend; das Material kann allerdings aus den vorhandenen Bildquellen nicht rekonstruiert werden. Nach Auswertung der vorhandenen Fotos ist aber zumindest von acht Namenstafeln mit jeweils ca. 90 Namen, alphabetisch geordnet und nach entsprechendem Todesjahr sortiert, auszugehen. Dies zeigt zum einen die Größe der damaligen St. Pauli-Kirchgemeinde, aber auch die immensen Verluste, welche sich in ähnlichen Regionen wie die der Schloßkirchgemeinde bewegten. Die Bilder illustrieren darüber hinaus zwei gegenüberliegende überlebensgroße Reliefs. Eins bildet eine trauernde Familie, mittig getrennt durch eine Spruchtafel, ab. Im linken Teil ist ein älterer Mann mit schütterem Haar und langem Bart zu sehen, der seine Hand liebevoll auf den Arm eines vor ihm stehenden Knaben legt, der mit fragender Geste zu ihm aufsieht. Dabei hebt der Mann, scheinbar zur Erklärung, seine linke Hand nach oben. Auf 352 Vgl. http://www.historisches-chemnitz.de/altchemnitz/kirchen/paulikirche/pauli kirche.html; entnommen am: 24.01.2020, 09:45 Uhr. 353 Vgl. Archiv der Kirchgemeinde St. Nikolai-Thomas, Chemnitz.
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Abb. 142: Wandrelief in der „Kriegergedächtnishalle“ der St. Paulikirche; © Stadtarchiv Chemnitz
der rechten Seite des Reliefs erkennt man eine Mutter mit geschlossenen Augen, welche ein Kleinkind auf ihren Armen trägt und ihren Kopf an es schmiegt, während ein etwas größeres Kind neben ihr steht und sie mit seinen Armen umklammert. Es handelt sich vermutlich um eine familiäre Trauerszene, in welcher einerseits der Großvater einem Kind das Geschehene – den Tod seines Vaters – zu erklären versucht und ihn dabei tröstet, während andererseits die Mutter mit den beiden übrigen Kindern trauert. Die Inschrift der mittleren Tafel, welche das Relief trennt, lautet: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“, ein Spruch aus Jesaja 40:31. Dies kann als christlicher Ratschlag unter seelsorgerischem Motiv verstanden werden – speziell für die Familien der Gefallenen – und steht somit direkt mit dem Inhalt des Reliefs in Verbindung. Die Hinterbliebenen sollten trotz des persönlichen Verlustes den Glauben an Gott nicht verlieren, denn dieser würde ihnen in den schweren Stunden neue Kraft verleihen. Auf dem oberen abschließenden Sims der Tafeln war ein weiteres, halbkreisförmiges Relief platziert, auf welchem man mittig in einem runden Ausschnitt den Kopf eines Soldaten samt
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Stahlhelm sehen konnte. Am unteren Ende der Darstellung fanden sich die beiden Jahreszahlen 1914 und 1918, komplettiert durch die Widmung „Unseren Gefallenen“. Hier wurde nochmals eine Verbindung sowohl zu den Namenstafeln als auch zum darunterliegenden Relief hergestellt. Die Darstellung auf der gegenüberliegenden Seite der Halle beinhaltete hingegen ein Kriegsmotiv. Gezeigt waren links zwei marschierende Soldaten in voller Montur mit geschultertem Gewehr, der hintere das Gesicht zum Boden gesenkt, der andere mit hartem, starrem Blick nach vorn. Getrennt wird die Szenerie durch ein hohes Kreuz, auf dessen rechter Seite ein offensichtlich getroffener Kämpfer zu sehen ist: mit der linken Hand zwar noch das Gewehr haltend, doch mit der rechten sich ins Gesicht fassend und dieses verdeckend, den Oberkörper leicht nach hinten gebogen, der Körperschwerpunkt aber nach vorn geneigt, nur noch auf den Zehenspitzen stehend, als würde er augenblicklich aufgrund des erhaltenen Treffers umfallen. Der hier festgehaltene Auszug ins Feld sowie der Tod in der Schlacht könnten als Vorgeschichte zum zweiten Relief gedient haben, deren Chronologie in den vier Schlagwörtern „Kampf und Tod, Trauer und Trost“ zusammengefasst werden kann. Bemerkenswert an der Darstellung der beiden in Reih und Glied Marschierenden ist die offensichtliche Differenzierung ihres Gemütszustandes. Während dem hinteren anhand des gesenkten Kopfes Verzweiflung, Entmutigung oder zumindest Erschöpfung zuzuschreiben ist, wird der vordere als fokussiert und willensstark gezeigt. Vielleicht ist dies zumindest als Ansatz zu werten, die öffentlich so oft propagierte Lüge vom deutschen Heer, das tapfer und als Einheit bis zum Kriegsende gekämpft habe und nur durch die Novemberrevolution zu Fall gebracht wurde, zu hinterfragen. Das Kreuz in der Mitte könnte symbolisieren, dass die Toten die hiesige Welt bereits überwunden haben und das Kreuz in dieser Form die Toten von den Lebenden trennt. Darüber hinaus befinden sich im Relief alle abgebildeten Figuren, Tote wie Lebende, unter dem sie überragenden Kreuz und damit gehören sie alle zur Gemeinschaft der Christen, ob nun tot oder lebendig. Wahrscheinlich war parallel zur Gegenseite darüber ebenfalls ein weiteres halbrundes Relief angebracht; laut Beschreibung einer Bildunterschrift aus dem Archiv der St. Nikolai-Thomas Kirchgemeinde war darauf ein Lorbeerkranz zu sehen. Infolge der Luftangriffe auf Chemnitz wurde die Kirche St. Pauli und insbesondere deren Turm beschädigt. Nach dem Krieg begannen zunächst Sanierungsarbeiten, u. a. deckte man 1957 den Turm mit neuen Schiefern. Dennoch erfolgte auf Anordnung der SED-Staatsführung am 15. März 1961 die Sprengung der Kirche, um Platz für neue Wohnhäuser zu schaffen.354 Ob 354 Vgl. http://www.historisches-chemnitz.de/altchemnitz/kirchen/paulikirche/pauli kirche.html; entnommen am: 25.01.2020, 20:19 Uhr.
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Abb. 143: Kriegerrelief aus der „Gedächtnishalle“ in der Kirche St. Pauli; © Stadtarchiv Chemnitz
die „Kriegergedächtnishalle“ zu dieser Zeit noch existierte oder bereits im Rahmen der Bombardierung zerstört wurde, ist nicht mehr nachweisbar. Sie oder ihre Überreste verschwanden jedoch spätestens 1961 mit der Sprengung sowie der anschließenden Beräumung. t) Zusammenfassung der Kirchen und Sakralbauten als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs Kirchen und Sakralbauten können sicher neben den Friedhöfen als naheliegendste ortsgebundene Träger der Erinnerungskultur für den Ersten Weltkrieg benannt werden. Auch sie stehen im christlichen Kulturkreis in unmittelbarer Beziehung zum Gedenken an Verstorbene, welches in Form von Sterbegottesdiensten über Jahrhunderte gesellschaftlich ritualisiert wurde. Die Religionsbindung war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland deutlich ausgeprägter als heute, sodass weite Teile der Gesellschaft das Totengedenken sowohl mit der Institution als auch mit dem Ort „Kirche“ in Verbindung brachten. Zumal die beiden großen Kirchen bereits
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
während des Krieges soziale Aufgaben von eminenter Bedeutung, wie Seelsorge, gemeinsames Gebet für die Soldaten im Feld, karitative Sammlungen, Dank- und Gedenkgottesdienste, bewältigten. Aus heutiger Sicht mag das Erinnern an Gefallene in Kirchen gerade mit militärischer Ausgestaltung wie Rangangabe, Eisernes Kreuz, Waffenabbildung, Stahlhelm etc. merkwürdig anmuten, allerdings erfüllten sie diese Funktion in ähnlichem Rahmen teilweise auch schon in vorangegangenen Konflikten wie den Reichseinigungskriegen oder sogar den Napoleonischen Kriegen. Darüber hinaus darf keinesfalls die Rolle der evangelischen Kirche als „Quasi-Staatskirche“ in vielen Teilen des Deutschen Reiches vergessen werden, indem sie den deutschen Kriegsbestrebungen bejahend und unterstützend gegenüberstand. Diese Ursachen trugen maßgeblich zur Ballung der Erinnerungskultur in den Kirchen bei und machten sie, nach den Friedhöfen, zum quantitativ zweitgrößten Standort von Denkmälern, Namens- und Ehrentafeln sowie anderen den Ersten Weltkrieg reminiszierenden Objekten in Chemnitz. Die Quellenlage bezüglich der kirchlichen Erinnerungsorte kann in den meisten Fällen als relativ ausführlich bezeichnet werden, da neben den obligatorischen Zeitungsartikeln anlässlich der Denkmalsweihen auch Akten in vielen Archiven der Kirchgemeinden existieren, welche die jeweiligen Umstände des Baus sowie teilweise auch den späteren Werdegang der Denkmäler dokumentieren. Es gibt jedoch auch Fälle wie den der Kirchgemeinde Schönau, in welchen das gesamte Gemeindearchiv infolge eines Luftangriffs 1945 verbrannte, oder den der Schloßkirchgemeinde, wo zwar eine separate Akte bezüglich des Kriegerehrenmals im Register verzeichnet, diese jedoch nicht auffindbar ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die Ehrenmale in den Kirchen weitestgehend von äußeren Eingriffen durch öffentliche Behörden verschont. Zwar sind keine offiziellen Schreiben als Belege wie im Falle der Friedhöfe bekannt, allerdings dürfte die Vorgehensweise hier – wenn auch unausgesprochen – ähnlich gewesen sein und Kirchen genossen dahingehend einen gewissen Schutzstatus, vielleicht auch aus Furcht vor Unruhen in der Bevölkerung bei einer möglichen Entfernung von Seiten der Regierungsorgane. In den 60er und 70er Jahren setzte dagegen in einigen Kirchgemeinden eine Entwicklung ein, die der Weltkriegserinnerungskultur in den Kirchen zunehmend ablehnend gegenüberstand. Dies führte dann aus inneren Bestrebungen der Gemeinden heraus zu Veränderungen von Kriegerehrenmalen wie in der Schloßkirche oder zur kompletten Entfernung wie im Fall der „Heldengedächtnisorgel“ in Wittgensdorf. Während des Zweiten Weltkriegs waren bereits zuvor mehrere Erinnerungsorte durch alliierte Luftangriffe zerstört worden, so die „Heldengedächtnisfenster“ der Stadtkirche St. Jakobi und der Kirche St. Markus sowie der Raum mit mehreren Gedenktafeln in der Lukaskirche.
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Einen Sonderfall stellt die ehemalige Synagoge am Stephansplatz dar. Sie war, soweit bekannt ist, der einzige nicht evangelische Sakralbau in Chemnitz mit einem Ehrenmal. Dies belegt zum einen die starke evangelisch-lutherische Prägung der Erinnerungskultur in der Stadt – neben den Kirchen, dem Kirchengrund und Friedhöfen waren auch sonst häufig Pfarrer verantwortlich für die Weihereden der Kriegerdenkmäler – und zum anderen zeigt dies den starken Wunsch der damaligen jüdischen Gemeinde nach Anerkennung, dass auch sie im Ersten Weltkrieg ihren Beitrag „fürs Vaterland“ geleistet und nicht wie von Deutschnationalen und Nationalsozialisten behauptet, sich vor dem Fronteinsatz „gedrückt“ habe. Dieses Ehrenmal wurde in der Reichspogromnacht mit der Synagoge zerstört.
7. Öffentliche Plätze a) Am Gablenzbach Adelsberg Das Kriegerdenkmal des Stadtteils Adelsberg wurde auf Gemeindegrund an der Kreuzung Cervantesstraße-Adelsbergstraße, direkt am Gablenzbach, errichtet. Die ersten Überlegungen für diese Maßnahme gingen von der damals noch eigenständigen Gemeinde Niederhermersdorf aus. Dies war auch der ausschlaggebende Punkt für die Platzierung abseits von Kirche und Friedhof, denn beide befanden sich im heute ebenfalls zu Adelsberg gehörenden Oberhermersdorf. Zur Umsetzung des Vorhabens bildete man einen Denkmalsausschuss unter Einbeziehung des örtlichen Militärvereins, dessen Vorsitz man dem Gemeindevorsteher Eugen Pohlers übertrug. Die ersten Planungen zum Denkmalsbau stammen aus dem Jahr 1924 und schon im April des Jahres legte der Reichenhainer Architekt Walther Müller einen ersten Entwurf vor. Allerdings zog sich der Baustart, vermutlich aus finanziellen Gründen, bis zum 20. August 1926 hin. Zuerst schuf man durch eine elf Meter lange Überwölbung des Gablenzbaches einen geeigneten Standort für das Denkmal. Die acht Arbeitskräfte dafür rekrutierte man im Rahmen sogenannter „Notstandsarbeiten“. Des Weiteren war die Firma „Gustav Aurich“ aus Chemnitz an den Arbeiten beteiligt, die bis zum 11. September 1926 andauerten. Zur Errichtung des Kriegerdenkmals selbst trugen neben Walther Müller als ausführenden Architekten die Steinbruchfirma „Gebrüder Petzold“ aus Harthau, der Steinsetzmeister Leopold Lang aus Winterhausen sowie die Baufirma „Hugo Beier“ aus Adelsberg bei.355 Die abschließende Denkmalsweihe fand am Sonntag, dem 21. November 1926, statt (vgl. Bilderanhang 355 Vgl. Berger, Volkmar: Das Adelsberger Kriegerdenkmal und sein Architekt. In: Adelsberger Heimat- und Stadtteilzeitung. Eigenverlag Peter Gagstädter (Hrsg.). 35. Ausgabe September/Oktober 2014, S. 1 ff.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 118). Nähere Informationen zu deren Ablauf konnten jedoch nicht ermittelt werden. Insgesamt dürften für das Denkmal Kosten in Höhe von ca. 7.000 RM – für Fundament-, Beton- und Überwölbungsarbeiten, Entlohnung der eingesetzten Arbeitskräfte, Material, Steinmetzarbeiten sowie Bepflanzung des Platzes – entstanden sein. Diese konnte man durch Spenden komplett decken, wobei die Mehrzahl der Spender aus Niederhermersdorf stammte. Namentlich sind 68 Personen vermerkt, von denen u. a. Baumeister Hugo Beier, der Brauereibesitzer Max Hering, der Gutsbesitzer Richard Felix und Gasthausbesitzer Otto Engel Summen von 75 RM und mehr beisteuerten. Den größten Anteil bezifferte die Spende des Strumpffabrikanten Kurt Plaschke mit 2.000 RM.
Abb. 144: Das Gefallenendenkmal in Adelsberg; © Marc Stoll
7. Öffentliche Plätze
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Der Denkmalsplatz diente in der Zeit zwischen 1926 und 1944 jährlich am Sonntag Reminiscere, dem Volkstrauertag, als kollektiver Versammlungsort zum Gedenken an die Gefallenen. Vor allem ab 1933 nutzten die Nationalsozialisten diesen Anlass zu Aufmärschen sowie Kundgebungen ihrer Unterorganisationen wie HJ, BDM und der SA (vgl. Bilderanhang Abb. 119).356 Als Material für den trapezförmigen, sich nach oben verjüngenden Denkmalscorpus nutzte man Harthauer Chloritschiefer, während man für die Namenstafeln sowie die Zierelemente Muschelkalkstein verwendete.357 Aus diesem wurde ein nach unten gerichtetes gleichschenkliges Dreieck geformt, auf welches man als oberen Abschluss einen Quader aufsetzte. Als Verzierung dienen drei leicht gebogene Linien, welche jeweils von zwei kleinen Pyramiden mit dreieckigem Grundriss bekrönt werden. Mit den Worten „Während sie schlafen rufen sie“ wählte man einen durchaus ungewöhnlichen Inschriftsspruch aus, der den Tod als (ewigen) Schlaf metaphorisiert, in welchem die Gefallenen die Lebenden fortdauernd erinnern. Ob diese Botschaft allerdings als Mahnung oder Aufforderung zu verstehen ist, bleibt offen. Mittig am Denkmalskörper brachte man die drei Namenstafeln – eine zentral unterhalb der beiden anderen – an (vgl. Bilderanhang Abb. 120). Sie fassen insgesamt 51 Namen, geordnet nach Sterbejahr und -datum. Über der Jahreszahl 1914 auf der ersten Tafel gravierte man ein Kreuz ein. Allerdings besitzt dieses weder Ähnlichkeit mit einem christlich-lateinischen Kreuz noch mit dem Eisernen Kreuz, da sein Längsbalken kürzer als der Querbalken ist. Zumindest weist es an seinen Enden aber die Merkmale eines Tatzenkreuzes auf. Beim drittletzten Namen auf der unteren Platte ersetzte man in Verbindung mit der Abkürzung „v.“ für vermisst das Sterbedatum durch zwei kleine Sterne. Unter dem Namen folgt ein weiterer Stern, der zwei weitere Namen separiert, die wahrscheinlich nachträglich hinzugefügt wurden – der eine mutmaßlich aufgrund des Todes durch Kriegsspätfolgen im Jahr 1924. Die Rückseite des Denkmals verfügt nur über eine einzelne Tafel mit der – im Gegensatz zur Inschrift – klassischen Widmung „Unseren Helden zum ehrenden Gedenken“. Darüber ist im oberen Sandsteinsegment eine stilisierte „ewige Flamme“ zu sehen, die in einer Schale brennt (vgl. Bilderanhang Abb. 121). An den Flanken des Ehrenmals sind ebenfalls im Sandsteinteil die beiden Jahreszahlen 1914 und 1918 vermerkt, während in ca. 40 cm Höhe über der Bodenplatte, genau wie auf Vorder- und Rückseite, jeweils ein Steinvorsprung zum Befestigen von Trauerkränzen hervorsticht. Das Denkmal blieb nach Ende des Zweiten Weltkriegs unverändert, da es weder militaristische noch nationalsozialistische Symbolik bzw. Inschriften 356
Vgl. ebenda, S. 2 ff. Vgl. Berger, Das Adelsberger Kriegerdenkmal und sein Architekt. In: Gagstädter, Adelsberger Heimat- und Stadtteilzeitung S. 2 f. 357
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aufwies. Im Jahr 2002 initiierte Heinrich Fuchs, Enkel des Gutsbesitzers Richard Felix, der seinerzeit mit einer Spende zum Denkmalsbau beigetragen hatte, eine Sanierung des Objekts, verbunden mit einer Zuwendung von 500 €. Die erforderlichen Maßnahmen – wie das Ausbessern der Fugen sowie das Anbringen einer Blechabdeckung auf der Oberseite zum Schutz vor Wasser – wurden im darauffolgenden Jahr durchgeführt. Elf Jahre später, zum einhundertsten Jahrestag des Kriegsausbruchs, regte der Heimatverein Adelsberg die Erneuerung der Namen auf den Kalksteintafeln an, da diese kaum noch lesbar waren. Bewerkstelligt wurde dies unter finanzieller Mithilfe der unteren Denkmalbehörde im Zeitraum von August bis September 2014.358 b) Park an der St.-Matthäus-Kirche Altendorf In unmittelbarer Nähe zu den Namenstafeln in der St. Matthäus-Kirche besitzt der Stadtteil Altendorf im Park an der Waldenburger- und ErnstHeilmann-Straße einen weiteren Erinnerungsort an den Ersten Weltkrieg. Es handelt sich um ein größeres Ehrenmal, zu dem jedoch nur bruchstückhafte Informationen verfügbar sind. Als Auftraggeber fungierte wahrscheinlich die Gemeinde Altendorf, möglicherweise im Verbund mit einem eigens dafür gegründeten Denkmalsverein oder -ausschuss. Die „Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz“ vom Stadtbauamt aus dem Mai 1946 weist 1930 als Jahr der Errichtung sowie Professor Kranz als Architekten aus. Mit der Ausführung der Arbeiten wurde laut selbiger Quelle Baumeister Kühn beauftragt. Während zur Einweihungsfeier keinerlei Quellen vorliegen, kann zumindest angenommen werden, dass die Finanzierung auf der Basis von Spenden aus der Gemeinde Altendorf erfolgte. Bei der Errichtung wählte man nicht nur einen Platz vor der St. Matthäus-Kirche, sondern auch die Nähe zu einem bereits existierenden Denkmal für den Krieg von 1870/71. Das Ehrenmal selbst steht auf einer quadratischen mit Natursteinplatten ausgelegten Grundfläche und ist von drei Seiten mit einer Mauer aus Schiefersteinen, möglicherweise aus dem nahegelegenen Harthau, umgeben. Die Ummauerung besitzt eine Höhe von ca. drei Metern und verfügt an der Vorderseite, welche offen ist, über zwei massive Säulen mit quadratischem Grundriss, welche als Eingangsportal dienen und die Mauer in der Höhe nochmals um ein gutes Stück überragen. An der rechten Seite wurde eine rechteckige übermannshohe Türaussparung eingearbeitet. In der Mitte des Ehrenmalplatzes befindet sich ein etwa 50 cm hoher Schiefersockel, auf dem eine Kalksteinplatte ruht – das Aussehen dieses Konstruktes erinnert an einen kirchlichen Altar. Hinter diesem ist an der Rückwand eine 358 Vgl. Berger, Das Adelsberger Kriegerdenkmal und sein Architekt. In: Gagstädter, Adelsberger Heimat- und Stadtteilzeitung, S. 9.
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Abb. 145: Ehrenmal nahe der Kirche in Altendorf; © Marc Stoll
große Kalksteintafel aus zwölf viereckigen Segmenten angebracht. An deren vertikaler Mittellinie sind von unten nach oben ein Vorsprung zum Aufhängen von Kränzen, ein Kopfrelief sowie – die ganze Breite der Tafel einnehmend – die Inschrift „Edelsaat will Edelfrucht“ zu sehen. Unverkennbar sind hier bereits erste Einflüsse der nationalsozialistischen Ideologie, denn der Gedanke von „Blut und Boden“ spiegelt sich dahingehend wider, dass die im Weltkrieg gefallenen Soldaten als „hochwertiger Samen“ für eine neue Generation dienen sollen, welche aus Sicht des Denkmalsschöpfers ähnlich positive Eigenschaften in sich vereint. Das darunterliegende Relief drückt in Form der Mundwinkel und der Augenbrauen dagegen eher Trauer aus, was auf die großen Verluste der Gemeinde Altendorf im Ersten Weltkrieg bezogen sein könnte. Dazu passend sind an der linken Innenwand in Form von sechs rechteckigen Kalksteintafeln mit den Jahreszahlen 1914–1920 die Kriegstoten des Ortes mit Namen und Vornamen verzeichnet (vgl. Bilderanhang Abb. 122). Eine Besonderheit bildet die ganz rechte Tafel, welche unter den Jahren 1919 und 1920 noch einen Abschnitt als „Familientafel“ ausweist. Dieser fasst die Namen aus jenen Familien zusammen, die mehrere Gefallene zu beklagen hatten. Eine solche Separierung könnte erfolgt sein, um die Familien, die „besonders große Opfer brachten“, nochmals explizit hervorzuheben, denn dies war für den Betrachter aufgrund der großen Gefallenenzahl, der Auflistung unter den
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 146: Postkarte mit dem Altendorfer Denkmal als Motiv; © Stadtarchiv Chemnitz
verschiedenen Todesjahren sowie der Dopplung verschiedener Nachnamen nicht offensichtlich. Alle Wände des Ehrenmals verfügten über mehrere Anbringungsmöglichkeiten für Ehren- und Trauerkränze, welche – das belegen zeitgenössische Bildquellen – rege benutzt wurden. In der Entmilitarisierungsliste des Stadtbauamtes Chemnitz versah man die Eintragung des Altendorfer Denkmals mit der Bemerkung „Militaristische Embleme und Aufschriften sind entfernt“. Dies galt in erster Linie für den Stahlhelm, der das Kopfrelief zierte und diese Person somit als Soldaten kennzeichnete. Auch die Gesichtszüge könnten leicht verändert worden sein, sodass das Antlitz erst nachträglich seine trauernde Mine erhielt. Eine Fotografie aus dem Frühjahr 1942 erhärtet diese These. Sie zeigt eine Kindergartengruppe vor dem Ehrenmal, das Relief wies zu dieser Zeit harte, markante Züge auf (vgl. Bilderanhang Abb. 123 und 124). Es kann nur vermutet werden, dass sich unter dem Relief früher noch ein kleinerer Schriftzug befand. Die oben abgebildete Karte lässt diese Annahme in Verbindung mit dem Zusatz in der Entmilitarisierungsliste zu, aber auch hier fehlen die Quellen, um dies mit letzter Sicherheit belegen zu können. Verwunderlich mutet hingegen der Umstand an, dass man zwar den Stahlhelm vom Relief als „mili-
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taristisches Symbol“ – genau wie beim Denkmal des Turnvereins auf dem Altendorfer Friedhof – entfernte, die Inschrift „Edelsaat will Edelfrucht“ aber anscheinend keinerlei Anstoß erregte. Im Einsiedler Ortsteil Berbisdorf hingegen montierte man am Ehrenmal eine ähnlich geartete Inschrift mit den Worten „Euer Opfer ist heilige Saat!“ ab. Es scheint bei der Untersuchung der Denkmäler hinsichtlich „militaristischer und faschistischer“ Symbolik sowie Inschriften keinerlei zentral festgelegte Kriterien gegeben zu haben, welche Wort- bzw. Bildbestandteile als bedenklich gelten und welche nicht. Daher blieb es sehr wahrscheinlich den Begutachtern vor Ort überlassen, anzuordnen, ob und welche Bestandteile „entmilitarisiert“ wurden. Dies führte dann jeweils zu sehr unterschiedlich gearteten Ausführungen dieses Befehls. Die Bausubstanz ist auch knapp 90 Jahre nach der Errichtung noch in gutem Zustand, allerdings wurde das Denkmal wiederholt Opfer von Graffitischmierereien – zuletzt im Januar 2020. c) Gedenktafel für die Gefallenen der Vorstadt Altendorf Für eine weitere Gedenktafel im Ortsteil Altendorf kann als Quellennachweis lediglich die „Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz“ aus dem Zeitraum von 17.05. – 28.05.1946 dienen. Dementsprechend dürftig sind die vorhandenen Informationen, die weder den Auftraggeber, den genauen Ort noch den ausführenden Künstler nennen. Ebenfalls fehlen jegliche Hinweise zur Einweihung und Finanzierung der Gedenktafel. Als Errichtungszeitraum führt die Liste das Jahr 1930 auf; als Material wurde Gusseisen verwendet. Des Weiteren findet sich lediglich der Vermerk „für die Gefallenen 1914–18“. Eine Demontierung der Tafel im Jahr 1946 war zunächst nicht geplant, denn in der Aufstellung des Stadtbauamtes wurde der entsprechende Eintrag mit dem Zusatz „Wird nicht entfernt“ versehen. Sie scheint also keine „militaristischen“ Symbole oder Inschriften besessen zu haben. Allerdings bestehen keinerlei Anzeichen dafür, dass die Gedenktafel immer noch existiert. Wahrscheinlich ist also die Abnahme der Tafel, vermutlich noch in der Zeit bis 1950. d) An der Altenhainer Dorfstraße Altenhain Altenhain gehört als Bestandteil des Ortes Kleinolbersdorf-Altenhain seit dessen Eingemeindung im Jahr 1997359 zu Chemnitz. Es besitzt weder einen eigenen Friedhof noch eine Kirche und wahrscheinlich wählte man deshalb einen kleinen Platz oberhalb der Hauptverkehrsstraße – der Altenhainer 359 Vgl. https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/unsere-stadt/geschichte/chronik/zeit tafel/index.html; entnommen am: 05.07.2021, 15:18 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Dorfstraße – auf Höhe der Hausnummer 45 als Standort für das Kriegerdenkmal des Dorfes aus. In Bezug auf dieses Denkmal existieren keinerlei Quellen, sodass zu den Hintergründen nur spekuliert werden kann. Aufgrund des Fehlens einer eigenen Kirchgemeinde handelte es sich beim Initiator des Baus wahrscheinlich um einen Ehrenmalausschuss, vielleicht in Kooperation mit einem Militärverein sowie zivilen Behörden und unter Einbeziehung einflussreicher örtlicher Persönlichkeiten. Dem Stil des Denkmals nach erscheinen die 1920er Jahre als Zeitraum der Errichtung realistisch und die notwendigen Gelder dürften durch Spenden aufgebracht worden sein. Als Grundelemente dienen drei graue Steinblöcke – möglicherweise aus einfachem Beton oder Muschelkalk –, welche passgenau aufeinandergesetzt wurden. Die vier Seitenflächen schließen nicht bündig ab, sondern stehen jeweils als eine Art Einzelplatte hervor, sodass sich ein octogonaler Grundriss ergibt, bei welchem im Wechsel immer zwei Ecken nah beieinander und
Abb. 147: Denkmal an der Altenhainer Dorfstraße; © Marc Stoll
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dann weiter entfernt liegen. Abgeschlossen wird der Denkmalscorpus nach oben von einer kleinen Steinpyramide, auf deren Spitze man ein schwarz gefärbtes lateinisches Tatzenkreuz aus Gusseisen platzierte. An der Vorderseite sowie den beiden Flanken des Mals ist je eine schwarze Tafel mit vier Nieten angebracht. Diejenige an der Front führt die Inschrift „Zum dauernden Gedächtnis der gefallenen Helden im Weltkriege 1914–1918“, während die Seitentafeln die Namen der 22 Gefallenen unter dem entsprechenden Todesjahr mit militärischer Einheit, Sterbedatum und Differenzierung in West- bzw. Ostfront angeben. Ergänzend werden auf der rechtsseitigen Tafel unter der Zuordnung „An Kriegsfolgen in der Heimat verstorben“ noch vier weitere Tote aus den Jahren 1918–1922 genannt. Die Wahl des Heldenbegriffs und die damit erfolgende Stilisierung ist typisch für viele Kriegerdenkmäler der 20er Jahre, während die Formulierung „Zum dauernden Gedächtnis“ den Wunsch ausdrückt, dass die Gefallenen in steter Erinnerung bleiben sollen, verbunden mit einer Art Auffrischung dieses Ziels, wenn Betrachter dem Denkmal ansichtig werden. Ein kleines Stück unterhalb der Namensund Inschriftstafeln befestigte man je einen kleinen steinernen Vorsprung, um dort im Rahmen von Feier- und Gedenktagen Kränze anbringen zu können. Das bekrönende Kreuz symbolisiert die christliche Prägung der Auftraggeber und die damit verbundene theologische Hoffnung bezüglich einer Wiederauferstehung der Gefallenen am „Tag des Jüngsten Gerichts“. Am Denkmal weisen keine Spuren auf Veränderungen im Laufe der Zeit – speziell 1945 oder 1946 – hin. e) An der „Friedenseiche“ Berbisdorf Der kleine Ort Berbisdorf wurde am 15. Juli 1935 zu Einsiedel eingemeindet, welches wiederum am 1. Januar 1997 im Rahmen der sächsischen Gemeindegebietsreform an Chemnitz angeschlossen wurde.360 Bereits seit 1921 gab es Bestrebungen, ein Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Berbisdorfer Bürger zu errichten. Zunächst war dafür die Kirche als Aufstellungsort eines pyramidenförmigen Denkmals mit drei senkrecht stehenden Gedenkplatten auserkoren worden, doch entsprechende Planungen setzte man nicht in die Tat um. In den 1930er Jahren griff man diesen Gedanken wieder auf – maßgeblich dafür verantwortlich zeigte sich der Sächsische Militärverein Berbisdorf. Als Lokalität für die Aufstellung wählte man den Platz an der „Friedenseiche“ gegenüber dem gleichnamigen Gasthaus, heute Höhe Berbisdorfer Straße 92, aus.
360 Vgl. Richter, Gert/Ulbrich, Peter/Viertel, Gabriele (Hrsg.): 750 Jahre Einsiedel. Chemnitz 2004, Seite 69, 103.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 148: Ehrenmal an der „Friedenseiche“ im Einsiedler Ortsteil Berbisdorf; © Stefan Hetzer
Die namensgebende Eiche war anlässlich des Sieges im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 gepflanzt worden, sodass die Ortswahl durchaus als gezielte Kontinuität in der Erinnerungskultur an die vergangenen Kriege zu betrachten ist. Konkrete Planungen und Baubemühungen nach den Erstversuchen der Denkmalserrichtung 1921 lassen sich für das Jahr 1933 nachweisen. Diese kulminierten schließlich in der Weihefeier am 28. Oktober 1934.361 Die Gelder für den Bau dürften durch Spenden gesammelt worden sein. Doch wofür diese genau verwendet werden sollten, darüber herrschte zunächst Unklarheit. Es gab mehrere Denkmalsentwürfe, die unter anderem vorsahen, eine bereits vor Ort bestehende Tafel aus Gusseisen, welche an die Gefallenen aus dem Krieg 1870/71 erinnerte, in das neue Ehrenmal zu integrieren. Als Äquivalent sollte auf der anderen Seite des Ehrenmals eine zweite Tafel zum Gedenken an die „nationale Erhebung von 1933“ mit eingefasst werden. Diese sollte ein Hakenkreuz mit der Jahreszahl 1933 und das Hitlerzitat „Und ihr habt doch gesiegt“ tragen. In einem Schreiben fasste der Architekt Walter Müller seine Gedanken hinsichtlich des Entwurfs folgendermaßen zusammen: „Das Ehrenmal selbst soll die Namen von 29 Gefallenen aufweisen und besonders den Wehrgedanken ausdrücken. Ausserdem 361
45.
Vgl. Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeindeamtes Berbisdorf Nr. 38 und
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trägt es den Leitspruch: – Euer Opfer ist heilige Saat! –. […] Der damit aufgenommene historische Gedanke findet in der Gegentafel zum Gedenken der nationalen Bewegung 1933 seinen Ausklang“ (vgl. Bilderanhang Abb. 125).362 Allerdings wurde dieses Konzept aus „Platz- und optischen Gründen“ verworfen, wie es in den Akten des Ausschusses zur Errichtung eines Kriegerehrenmals Berbisdorf heißt. Diese Entwicklung ist geradezu erstaunlich, bedenkt man die Tendenz der nationalsozialistischen Machthaber, sich denkmalskulturell in mannigfaltiger Art und Weise an möglichst vielen Orten zu verewigen. Möglicherweise war der Zuspruch für die neuen Machthaber 1934 in Berbisdorf auch noch nicht so groß, um diese sofort in das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs mit einzubeziehen. Stattdessen errichtete man auf der Basis einer alternativen Projektierung von Walther Müller ein ähnliches bogenförmiges Ehrenmal aus Harthauer Chloritschiefer und Abdeckungen aus Muschelkalk sowie einer schmückenden Bronzeplatte.363 Neben zwei seitlichen Ausläufern erhebt sich der eigentliche Denkmalskörper stufenförmig in die Höhe und bildet den Rahmen für die Namenstafel, welche unter den Jahreszahlen 1914–1918 die Kriegstoten des Ortes nebst Sterbedatum aufführt. Ihren Abschluss findet die Gestaltung der Tafel in der rechten unteren Ecke mit drei geschweift angeordneten Sternen. Darunter
Abb. 149: Ursprüngliche Version des Berbisdorfer Ehrenmals mit Inschrift und Relief; © Ingobert Rost
362 363
Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeindeamtes Berbisdorf Nr. 38. Vgl. ebenda.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
sind in einer Querreihe, die die beiden Seitenflügel mit einbezieht, insgesamt fünf hervorspringende Halterungen für Kränze angebracht. Direkt vor der Denkmalsmauer umschloss man einen Bodenstreifen mit Hilfe einer Steinreihe, sodass eine kleine Begrünungsfläche für Ziergewächse direkt vor dem Mahnmal entstand. Dieser Erinnerungsort erfuhr nach Ende des Zweiten Weltkriegs einschneidende Veränderungen, denn bis dahin verfügte die Bronzetafel sowohl über eine Inschrift als auch ein aufgesetztes Relief zur symbolischen Gestaltung. Gestaltet war jenes in Form eines horizontal auf Eichenlaub gebetteten Schwertes, auf welchem ein Stahlhelm mit nach unten hängendem, geschlossenem Kinnriemen liegt (vgl. Bilderanhang Abb. 126). Es vereint in sich somit das Schwert als althergebrachtes Sinnbild der Wehrhaftigkeit mit dem damals modernen Stahlhelm als Signum für das deutsche Heer. Als verbindendes Element fungiert das Eichenlaub, welches die soldatischen Insignien als ehrenhaft ausweisen sollte. Architekt Walther Müller wollte mit dem Relief die deutsche Wehrhaftigkeit zum Ausdruck bringen,364 möglicherweise auch in Hoffnung oder Erwartung der anstehenden Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahr 1935. Die Inschrift „Euer Opfer ist heilige Saat!“, flankiert von jeweils drei – von innen nach außen größer werdenden – kleinen Wellen, spiegelt bereits deutlich die NS-Ideologie von Blut und Boden wider. Die gefallenen Kämpfer des Ersten Weltkriegs sollten die „Saat“ für die zukünftige Generation von Soldaten bilden und wurden in dieser Funktion in religiöse, verehrungswürdige Sphären erhoben. Inhaltliche Parallelen zum – in der Endphase der Weimarer Republik entstandenen – Kriegerdenkmal in Chemnitz-Altendorf („Edelsaat will Edelfrucht“) sind unverkennbar. Aufgrund dieser extrem ideologischen Färbung der Denkmalsinschrift war deren Entfernung, inklusive des Waffenreliefs, aus Sicht der neuen Machthaber nach Kriegsende im Mai 1945 nur folgerichtig. f) Platz an der Erfenschlager Straße Erfenschlag Der aktuell bevölkerungsärmste Chemnitzer Ortsteil Erfenschlag wurde am 1. Juli 1950 zur Stadt eingemeindet. Etwas oberhalb der zentral durch den Ort führenden Erfenschlager Straße, nahe dem ehemaligen Schulgebäude, steht auf einem kleinen erhöhten Platz das Kriegerdenkmal der Gemeinde. Da Erfenschlag keine eigene Pfarrei besitzt, ging die Initiative für dessen Bau wohl möglicherweise auf den örtlichen Militärverein, vielleicht im Zusammenspiel mit zivilen Institutionen – beispielsweise in Form eines Denkmalsausschusses – zurück. Die Quellenlage bezüglich des Denkmals ist allerdings schwierig – lediglich der Bürgerverein für Chemnitz-Erfen364
Vgl. Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeindeamtes Berbisdorf Nr. 38.
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VFKODJ H9 YHUIJW EHU HLQLJH ,QIRUPDWLRQHQ ZHOFKH DEHU QXU HLQ VHKU grobes Bild vom Werdegang zeichnen. Zumindest ist das Datum der Weihe für den 18. Juni 1922 belegt. Als Schöpfer wird der Bildhauer Schneemann genannt, welcher die Arbeiten wohl schwerpunktmäßig im Jahr 1921 durchführte. Ein Bild der möglichen Weihefeier zeigt eine größere Menschenansammlung sowie eine Spalier stehende Fahnenabordnung; allerdings fehlen Hinweise auf den oder die Redner und deren Beiträge (vgl. Bilderanhang Abb. 128).365 Auch in Erfenschlag dürften Spendengelder den Bau des Ehrenmals möglich gemacht haben, wobei Art, Größe und Material des Denkmals eher auf eine kostengünstige Variante schließen lassen, was allerdings aufgrund der schon in den 1920er Jahren relativ geringen Einwohnerzahl von Erfenschlag in Verbund mit dem Fehlen zahlungskräftiger Großspender kaum verwunderlich ist. Als Hauptmaterial verwendete man deshalb wohl preisgünstigen Beton. Der halbkreisförmige Aufbau erinnert an eine stehende, geöffnete Muschel die nach oben in flacher Dreiecksform spitz zuläuft und von einer Metallabdeckung gegen Regenwasser geschützt wird. Auf den zwei flankierenden eckigen Säulen sind die beiden Jahreszahlen 1914 und 1918 eingraviert. Der darüber liegende First führt die Inschrift „Wer euch
Abb. 150: Ehrenmal in Erfenschlag; © Marc Stoll
365 Vgl. https://www.erfenschlag-bv.de/2016/04/02/kriegerehrenmal/; entnommen am: 28.02.2020, 11:26 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Helden ehrt, ehrt sich selbst“. Im Inneren des Denkmals verzeichnen drei durch zwei schmale Streifen getrennte Namenstafeln insgesamt 57 Gefallene und sechs Vermisste, welche auf dem unteren Abschnitt der mittleren Tafel gesondert genannt sind. Alle drei Namenstafeln werden am oberen Rand von einem kleinen Eisernen Kreuz geschmückt. Deren Dimension mutet im Vergleich zu anderen Ehrenmalen geradezu winzig an. Warum man sich in Erfenschlag dazu entschied, dieses für das deutsche Heer typische und auf Kriegerdenkmälern so häufig genutzte Symbol nur in einer derart kleinen Version abzubilden, muss offen bleiben. Unter den Tafeln befindet sich ein Sims mit einer grabenähnlichen Vertiefung, der zur Platzierung von Zierpflanzen und Blumen dient. Zum Denkmal führen drei Stufen auf einen kleinen mit Steinplatten ausgelegten Platz hinauf, der Besuchern eine angemessene Standfläche bietet. Die Inschrift bezieht in ihrer Formulierung die Gefallenen in einer Art stillem Zwiegespräch mit ein, indem sie von „euch Helden“ spricht, deren Ehrung einer Selbstehrung gleichkäme. Dies bietet Raum für zumindest zwei Interpretationsansätze: Zum einen, dass die Gefallenen weiterhin als Teil des Volkes betrachtet werden, womit die Huldigung ihrer zugleich zur Huldigung des deutschen Volkes werden würde, oder aber man maß den Toten des Weltkriegs eine solch monumentale Bedeutung zu, dass allein der Akt ihrer Würdigung ausreichen sollte, um selbst als ehrenswert zu erscheinen. Über den Umgang mit dem Ehrenmal nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist Folgendes bekannt: „Der Gemeinderat setzte sich 1946 bei der russischen Militärkommandantur in Limbach-Oberfrohna sowie dem Amt für Denkmalschutz in Dresden für den Erhalt dieses Ehrenmal [sic!] ein. Das Denkmal in seiner muschelartigen Halbkreisform in keiner Weise militärische oder nazistische Symbolik darstelle [sic!]. Auf ihm wären nur Namen der Gefallenen des Krieges zu sehen, es sei ein Erinnerungsort für die Hinterbliebenen. Auch habe dessen Standort vielmehr einen Friedhofscharakter als Ruhmesstätte. Es liegt verdeckt von Anpflanzungen an einer eher unscheinbaren, schlecht zugänglichen Stelle“.366 Lediglich die Inschrift könne beanstandet werden. „Diese […], so der Rat weiter, habe nur oberflächlichen Charakter und könne leicht entfernt werden. Das Amt für Denkmalschutz stimmte am 21.6.1946 für den Erhalt des Ehrenmal [sic!]. Der Schriftzug blieb.“367 Nicht mehr vorhanden ist allerdings ein Relief, bestehend aus Soldatenkopf mit Stahlhelm nebst Kinnriemen und wahrscheinlich umkränzt mit Eichenlaub in Frontperspektive, ursprünglich angebracht am First direkt über der Inschrift, welches auf einer zeitgenössischen Postkarte mit dem Kriegerdenkmal als 366 https://www.erfenschlag-bv.de/2016/04/02/kriegerehrenmal/; entnommen am: 28.02.2020, 12:17 Uhr. 367 Ebenda.
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Motiv deutlich zu erkennen ist (vgl. Bilderanhang Abb. 129). Auf Nachfrage JDE GHU %UJHUYHUHLQ IU &KHPQLW](UIHQVFKODJ H9 DQ GDVV GDV 5HOLHI LP Rahmen von Überarbeitungs- und Verputzmaßnahmen anlässlich des 60. Jahrestages der Bombardierung des Ortes im Jahr 2005 entfernt wurde. Bereits um 1990 soll der Soldatenkopf stark verwittert gewesen sein.368 Möglicherweise unterließ man es aus Kostengründen diesen zu restaurieren und verputzte stattdessen die Stelle am First akkurat, sodass keine Anzeichen des ehemaligen Reliefs zu erkennen sind. Generell ist die Handhabung des Erfenschlager Denkmals hinsichtlich dessen Erhalts von Seiten des örtlichen Gemeinderats als bemerkenswert zu bezeichnen. Es wird deutlich, dass man mit der oben wiedergegebenen Argumentation mit allen Mitteln versuchte, das örtliche Ehrenmal zu erhalten, auch wenn die dafür angeführten Belege bei genauer Untersuchung nicht immer den Tatsachen entsprachen. Richtig ist, dass das Denkmal keinerlei nazistische Symbolik aufwies. Ob das Soldatenkopfrelief mit Stahlhelm kein militaristisches Sinnbild darstellt, muss zumindest als kontrovers bezeichnet werden. Spätestens jedoch der Verweis, das Denkmal habe eher Friedhofscharakter als Ruhmesstätte, stellt angesichts der eindeutigen Inschrift eine Unwahrheit dar. Auch der beschwichtigende Ansatz, die Inschrift habe nur „oberflächlichen Charakter“, muss zurückgewiesen werden, denn jene beinhaltet die zentrale Aussage des gesamten Ehrenmals und ist somit keineswegs nur oberflächlicher, sondern im Gegenteil sogar integraler Bestandteil. Selbst die Rechtfertigung, der Standort liege „an einer unscheinbaren, schlecht zugänglichen Stelle“, kann so nicht als richtig gelten, wenn man zum einen das Bild der Weihefeier mit der großen Menschenansammlung davor als Beweis heranzieht und darüber hinaus bedenkt, dass die Lage mitten im Ort – neben dem Schulgebäude auf einem erhöhten Platz – ausgewählt wurde. Dennoch war die Strategie des Gemeinderats von Erfolg gekrönt, denn das Denkmal blieb erhalten und wurde 2005 restauriert. Nur etwa 20 m vom eigentlichen Kriegerehrenmal entfernt befindet sich – ebenfalls an der Erfenschlager Straße nahe der Schule, allerdings eine Ebene niedriger gelegen – ein Natursteinblock, welcher sehr allgemein an die Toten Erfenschlags erinnert. Auftraggeber für dieses Monument war der BürgerverHLQ IU &KHPQLW](UIHQVFKODJ H9 'LHVHU EUDFKWH LP -DKU GLH$XIVWHOlung eines Gedenksteins als „zentralen Gedenkort für Opfer aller Kriege und Gewalt“ auf den Weg. Selbiger wurde wahrscheinlich nicht eigens angefertigt, sondern resultierte als Spende aus einer örtlichen Baumaßnahme. Dokumentiert ist zudem die Summe von 106,95 € für das angebrachte Inschriftsschild.369 Durch die örtliche Nähe stellte man wahrscheinlich bewusst eine 368 369
Vgl. Sammlung Schulze, Daniel, Erfenschlag. Vgl. Sammlung Schulze, Daniel, Erfenschlag.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Sinnverbindung zum Kriegerehrenmal aus den 1920er Jahren her, aber auch zur nahebei in einem Holzturm aufgehängten „Friedensglocke“. Der Stein wurde allem Anschein nach nur grob behauen, die Seitenflächen grob geglättet, während der obere Teil in Form eines Hausdachs spitz zuläuft. Die Grundfläche blieb weitestgehend unbearbeitet, sodass der Gedenkstein nicht lotrecht, sondern zur Seite geneigt steht. An seiner Front befestigte man eine Metallplakette, die in ihrer Form an einen mittelalterlichen Schild mit abgerundeter Unterkante erinnert. In diese wurden die Inschrift „Wir ehren unsere Toten“ sowie unter einem Trennstrich der Initiator „Bürgerverein für ChemQLW](UIHQVFKODJ H9³ HLQJHIUlVW $QKDQG GHV $XIVWHOOXQJVRUWHV QDKH GHV Weltkriegsehrenmals lässt die sehr allgemein gehaltene Inschrift zumindest die Deutung zu, dass sie den in Kriegen und deren Folgen umgekommenen Erfenschlager Bürgern gewidmet ist. Problematisch erscheint hierbei jedoch eine fehlende Differenzierung, denn legt man den Text wortwörtlich aus, werden alle (in Kriegen) umgekommenen Erfenschlager geehrt, auch wenn sie beispielsweise Angehörige der Wehrmacht oder der SS und möglicherweise an Kriegsverbrechen beteiligt waren. Diese werden auch mit den Opfern von Bombenangriffen sowie den Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf eine Stufe gestellt; demzufolge wird lediglich von einer homogenen Masse – den Toten – gesprochen. Ob man diesen Interpretationsspielraum bewusst offen gelassen hat oder die Inschrift nicht so tiefgründig bedacht wurde, ist
Abb. 151: Gedenkstein in Erfenschlag; © Marc Stoll
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unklar. Daniel Schulze vom Bürgerverein wies darauf hin, dass die gewählte Inschrift bereits zur Weihe umstritten und zuvor lange diskutiert worden war. Er interpretiert diese als Gedenken an alle Opfer von Krieg und Gewalt. Allerdings hätte der Verein dies dann auch konkret so formulieren können, anstatt den örtlich oder familiär Zugehörigkeit suggerierenden Wortlaut „unsere Toten“ zu verwenden. Kritikwürdig ist somit vor allem nicht die Tatsache des Erinnerns an die Toten, sondern eine fehlende Differenzierung hinsichtlich möglicher Konflikte dieser mit Menschenrechten oder Kriegsverbrechen und der unklare Bezug der Inschrift. Gerade nach der deutschen Wiedervereinigung war ja das Gestalten einer neuen Erinnerungskultur möglich – weg vom gewollt konstruierten „Erinnerungseinheitsbrei“ des SED-Staates, der ebenfalls in dieser Hinsicht nie differenzierte, sondern nur von den „Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“, manchmal noch ergänzt durch den „Faschismus“, sprach. Diese Möglichkeit versäumte man in Erfenschlag. Am Gedenkstein wurden bis jetzt keine sichtbaren Veränderungen vorgenommen. g) An der Kirche Euba Der Stadtteil Euba wurde 1994 zu Chemnitz eingemeindet,370 besitzt aber nach wie vor seinen dörflichen Charakter. Neben dem Gedenkstein für die beiden verunglückten Piloten Wolfgang Plüschow und Herbert Bussgahn auf dem Friedhof verfügt er auch über ein Kriegerehrenmal, welches sich nicht weit entfernt, auf einer kleinen Grünfläche an der schmalen Straße „An der Kirche“, befindet. Allerdings existieren keinerlei Quellen, die Aufschluss über Planung, Errichtung sowie den Umgang mit dem Denkmal geben. Laut Auskunft der Kirchgemeinde Chemnitz-Euba lagern in deren Archiv keine Akten, das Ehrenmal betreffend, sodass als Initiator ein ziviler örtlicher Denkmalsausschuss naheliegt. Im dezentral angelegten Dorf Euba suchte man den Platz „An der Kirche“ wohl wegen dessen starker Frequentierung beim Kirchgang sowie bei Friedhofsbesuchen aus, um das Denkmal in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Aufgrund der Bauart in Verbindung mit einer fehlenden politisch bzw. ideologisch vereinnahmten Inschrift können als Errichtungszeitraum die 1920er Jahre mit Tendenz zur ersten Hälfte oder der Mitte angenommen werden. Wie bei vielen Weltkriegsehrenmalen, vor allem mit klarem regionalen Bezug, dürften Spenden die notwendigen finanziellen Mittel zum Bau eingebracht haben. Als Material verwendete man graues Gestein, wahr370 Vgl. https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/unsere-stadt/geschichte/chronik/zeit tafel/index.html; entnommen am: 08.06.2020, 08:41 Uhr.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 152: Kriegerehrenmal in Euba; © Stefan Hetzer
scheinlich Granit, dessen Oberfläche allerdings nicht geglättet, sondern strukturiert belassen wurde, und legte auf einem flachen Sockel einen nahezu quadratischen Corpus an, welcher sich nach oben in drei Stufen – die erste davon überstehend – erstreckt. Dabei fällt die unterste Stufe etwas massiver aus und die letzte Ebene ist als Abschluss deutlich höher als das mittlere Exemplar. Diese Anordnung erinnert an die Form eines Sarges, was durchaus als Metapher für den Tod und die symbolische Aufbahrung der Gefallenen in Form des Kriegerehrenmals verstanden werden kann. Zentral am Denkmalskörper platzierte man eine rechteckige Tafel mit den Namen nebst Todesdatum der Gefallenen. Die drei Vermissten der Gemeinde sowie zehn in der Heimat Verstobene wurden separat aufgeführt. Den Namen Arthur Berger, ebenfalls in der Heimat gestorben, ergänzte man wahrscheinlich nachträglich, da er ganz am Ende der Liste, abgekoppelt von den anderen neun Heimatverstorbenen, hinter den Vermissten aufgelistet wurde. Abgetrennt von der Namenstafel zieren zwei flankierende Vertikalstreifen aus Kalkstein das
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Ehrenmal, welche jeweils ein Schwertrelief – mit der Spitze nach unten weisend – zeigen. Die Schwertform entspricht nicht einem römischen Gladius oder einem spätmittelalterlichen Langschwert, sondern weist in Bezug auf Klinge und Knauf Ähnlichkeiten zum germanischen Spatha auf. Die Anlehnung an die germanische Waffenkultur wählte man möglicherweise bewusst, um eine fiktive Traditionslinie von den Germanen bis zu den Soldaten des deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg zu ziehen. Zentral über der Tafel gravierte man in die erste Stufe die Inschrift „1914 Unsern Helden 1918“ ein – jeweils typische Merkmale deutscher Weltkriegsdenkmäler, zumal in den 1920er Jahren. An beiden Seiten des Denkmals sind auf Kalksteinuntergrund – eingefasst von Granit – stilisierte Eiserne Kreuze herausgearbeitet. Für diese Sinnbilder des Gedenkens wählte man im Fall des Eubaer Mals eine gestreckte Form aus. Dem Erhaltungszustand nach zu urteilen, wurde das Denkmal nach der Wiedervereinigung restauriert, weist aber ansonsten keine Spuren von Veränderungen auf. h) Platz an der Klaffenbacher Hauptstraße Klaffenbach Der Platz an der Klaffenbacher Hauptstraße im gleichnamigen Chemnitzer Ortsteil weist dahingehend eine außergewöhnliche Besonderheit auf, als dass das Areal Standort für zwei unterschiedliche Weltkriegsdenkmäler war bzw. noch ist. Die Quellenlage bezüglich des ersten Ehrenmals ist allerdings sehr schlecht; es existieren nur noch Bildquellen (vgl. Bilderanhang Abb. 131), welche das Aussehen dokumentieren; darüber hinaus gibt es so gut wie gar keine Hinweise mehr. Zumindest kann ausgehend von der Denkmalsinschrift der Turnverein Klaffenbach als Initiator angenommen werden. Des Weiteren gibt der Geschichtsverein Klaffenbach als Jahr für die Weihe 1920 an. Auf einem der zeitgenössischen Fotos ist zudem vor der Denkmalsanlage ein kleines Schild mit der Aufschrift „Entw. P. Kurzbach Bildh. – Reichenhain“ zu lesen. Weiterreichende Belege die Einweihungsfeier betreffend konnten nicht gefunden werden. Zumindest ist aber anzunehmen, dass die benötigten Gelder aus Spendenmitteln sowie möglicherweise der Vereinskasse des Turnvereins stammten. Ein weiteres Foto, vermutlich aus dem Jahr 1935, zeigt eine Veranstaltung am Denkmal mit angetretenen Abordnungen der Feuerwehr, einer Blaskapelle sowie einigen Zuschauern. Es könnte sich dabei um eine Vereinsfeier – das 15-jährige Weihejubiläum oder einen Feiertag wie zum Beispiel den Heldengedenktag – gehandelt haben (vgl. Bilderanhang Abb. 132). Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass das Denkmal als Ausrichtungsort für bestimmte Festivitäten, sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Gedenken an die Gefallenen, genutzt wurde.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 153: Denkmal des Turnvereins Klaffenbach; *HVFKLFKWVYHUHLQ.ODIIHQEDFKH9
Als Material für das Ehrenmal lassen die Fotos Sand- oder Kalkstein als naheliegend erscheinen. Errichtet hatte man das Denkmal auf einem kleinen abgetrennten Areal mit quadratischer Grundfläche, welche von einem Birkenholzzaun umrandet war. Ein zweifach abgestufter Sockel bildete die Basis für den zylindrig gearbeiteten, ca. zwei Meter hohen Gedenkstein. An dessen Fuß wurden ein Lorbeerkranz und zu dessen Seiten zwei Turnerkugeln herausgearbeitet. Beide Symbole tauchen auch am oberen Teil des Steins wieder auf. Dort umkränzt ein weiterer Lorbeerkranz diesen im vollen Umfang, während zwei Kugeln ein Paar gekreuzte Turnkeulen flankieren. Die Front des Steins hatte man derart gestaltet, dass sie auf drei Flächen, getrennt durch
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schmale Lorbeerranken, die Namen der gefallenen Vereinsmitglieder zeigte. Darüber war auf jeweils einer Fläche ein Teil der Inschrift zu lesen. In der Mitte befand sich zweizeilig der Beginn der Widmung „Zum Gedächtnis 1914–1918“, links anschließend „unsrer im Weltkrieg“ und auf der rechten Seite fortführend „gefallenen Genossen“. Die Namen darunter waren chronologisch nach dem Todesdatum geordnet und mit schwarzer Farbe hervorgehoben. Am Sockel hatte man unter dem Eichenlaubkranz zusätzlich in zwei großen Lettern die Abkürzung „T. V.“ und dazwischen – wesentlich kleiner – den Ortsnamen „Klaffenbach“ vermerkt. Zu beiden Seiten des Steins positionierte man überdies auf zwei kleinen Sockeln zwei Würfel. Auf dem linken war das Turnerkreuz – verschlungen mit dem Großbuchstaben „S“ – abgebildet, der rechte zeigt eine stilisierte Lyra. Auffällig bei der gesamten Gestaltung sind der Verzicht auf jegliche militärische Symbolik wie Eisernes Kreuz, Stahlhelm etc. ebenso wie die Vermeidung des Heldenbegriffs oder Formulierungen wie „fürs Vaterland“. Stattdessen nutzte man – für Chemnitzer Ehrenmale zum Ersten Weltkrieg einmalig – den Ausdruck „Genossen“ für die Gefallenen. Dies lässt auf eine Nähe des Turnvereins zumindest zur Sozialdemokratie, wenn nicht gar zu kommunistischen Tendenzen, schließen und korreliert mit der Ablehnung militärischer Sinnbilder und der alternativen Wahl von Turngeräten zur Ausschmückung des Denkmals. Lediglich der Lorbeerkranz als Siegessymbol fand als zeittypisches Gestaltungsmittel Verwendung. Dies kann aber wiederum auch als Affinität zum Turnsport betrachtet werden, da Sieger großer Wettkämpfe möglicherweise auch mit diesem Zeichen geehrt wurden. Ein Foto zeigt, dass der Gedenkstein – trotzt seiner eher links gerichteten Widmung – die Zeit des Nationalsozialismus und anschließend auch die DDR unbeschadet, wenn auch durch den Zahn der Zeit und die Unbilden der Natur beeinträchtigt, überstanden hat. Letztendlich wurde sein Standort 1997 für den Bau von Wohnhäusern verwendet – der Stein stand diesem Vorhaben im Weg und wurde entfernt. Ob man dabei den Versuch unternahm, den Stein zu versetzen und dieser dabei kaputtging oder ein Erhalt von vornherein nicht einkalkuliert war, ist nicht mehr zu belegen. Stattdessen engagierte sich Ende der 90er eine Arbeitsgruppe für die Errichtung eines neuen Gedenksteins nahe des alten Standorts. Namentlich sind dabei Hans Wolf, Gottfried Sonntag, Günther Uhle, der Ortsvorsteher Armin Donner und Pfarrer Karl Walther genannt. Indes fehlen Informationen bezüglich des Architekten bzw. Bildhauers, doch lässt sich zumindest der Tag der Einweihung auf den 14.11.1999 datieren. Die benötigten Gelder wurden durch Spenden eingeworben. Als begleitende Erläuterung war von der Stadt Chemnitz in Kooperation mit dem Ortschaftsrat Klaffenbach im März 2000 eine Broschüre bezüglich des neuen Gedenksteins herausgegeben worden.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Hinsichtlich der Opfer beider Weltkriege vermerkte man dort Folgendes: „60 Jahre sind seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vergangen und weitere 25 Jahre liegt der Beginn des Ersten Weltkriegs zurück. Einen wirklichen Sinn hat ihr Opfer nicht erhalten, das unvorstellbare Opfer der Millionen Toten, Vermissten und Verwundeten, das Leid der Unterdrückten, Verschleppten und Heimatvertriebenen. Die Wunden, die diese schrecklichen Ereignisse hinterließen, waren so vielgestaltig und erschütternd, dass diese zum Teil bis heute noch nachwirken. Diesen Opfern der Kriege eine würdige und bleibende Erinnerungsstätte zu errichten, war ein Anliegen unseres Ortschaftsrates, unseres Pfarrers Walther sowie der Herren Hans Wolf und Gottfried Sonntag. Denn es gibt Geschehnisse, die zu vergessen ein Vergehen wäre. Eine Gemeinschaft, die ihre Geschichte vergisst – im Guten oder auch im Schlechten –, eine Gemeinschaft, die die Toten vergisst, die Opfer dieser
Abb. 154: Gedenkstein an der Klaffenbacher Hauptstraße; © Stefan Hetzer
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Geschichte geworden sind, eine solche Gemeinschaft verliert ihre Würde und Selbstachtung“.371 Das Denkmal selbst besteht aus einem hellgrauen grob bearbeiteten Granitstein, dessen Grundform einem Rechteck ähnelt, allerdings besitzt er weder gerade Kanten noch – mit Ausnahme der Front – glatte Oberflächen. An der Vorderseite brachte man mittig eine rechteckige Bronzeplatte an. Auf dieser ist die Inschrift „Zum ehrenden Gedenken der in den beiden Weltkriegen gefallenen Klaffenbacher Bürger“, gefolgt von den Jahreszahlen „1914–1918“ mit 85 und „1939–1945“ mit 177 Bürgern. Zwischen der Widmung und dem ersten Jahreszahlenpaar schmücken zwei kleine gegenüberliegende Eichenlaubzweige die Tafel, während die Angaben zu den beiden Weltkriegen durch ein großes Eisernes Kreuz mit der Jahreszahl „1939“ getrennt sind. Inhaltlich werden deutliche Unterschiede zu den Kriegerdenkmälern der 20er und 30er Jahre erkennbar. Der Heldenbegriff wurde vermieden – es wird nicht von Soldaten oder Gefallenen, sondern von Bürgern gesprochen. Dies könnte natürlich damit zusammenhängen, dass unter diesem Oberbegriff die zivilen Opfer des Zweiten Weltkriegs mit eingeschlossen werden konnten. Aber auch die Intention einer erinnerungskulturellen „Entmilitarisierung“ der Toten und das in den Mittelpunkt Rücken ihres Menschund Bürgerseins wäre denkbar. Dennoch benutzte man zumindest die Formulierung „ehrendes Gedenken“, um das Erinnern an die Toten in ein positives Licht zu rücken. Ob dies – gerade im Hinblick auf die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs und die Kriegsverbrechen der Wehrmacht – 1999 noch zeitgemäß war, muss hinterfragt werden. Der Absatz aus dem Begleitheft zur Denkmalsweihe „Waren die bedauernswerten Opfer und deren Hinterbliebene während des Krieges noch als ‚Helden‘ gewürdigt worden, wurden sie nach Kriegsende zu ‚Kriegsverbrechern‘ entwürdigt. Dabei handelte es sich doch in den meisten Fällen um ganz einfache Menschen, welche man aus ihrer gewohnten und liebgewordenen Umgebung, wie Familie, Beruf und Heimat, herausgerissen und in den abscheulichen Krieg gezwungen hatte“ zeugt jedenfalls nicht von einer kritischen Vergangenheitsbetrachtung. Der Gedenkstein ist unverändert an seinem Aufstellungsort an der Klaffenbacher Hauptstraße 85 erhalten. i) An der Ferdinandstraße Kleinolbersdorf Neben der Gedenkstätte in der örtlichen Kirche besitzt der Ortsteil Kleinolbersdorf unweit dieser auch noch ein Kriegerdenkmal an der Ferdinand371 Ortschaftsrat Klaffenbach, Stadt Chemnitz (Hrsg.): Zum ehrenden Gedenken der in den beiden Weltkriegen gefallenen Klaffenbacher Bürger. März 2000.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
straße. In den Akten des Archivs der Kirchgemeinde fanden sich keine Hinweise, dass es sich beim Bauplatz um Kirchengrund handelte. Generell konnten keinerlei Quellenbelege bezüglich des Denkmals ermittelt werden, sodass nur die Informationen am Denkmal selbst verwendbar waren. Immerhin verraten diese den „Sächsischen Militärverein zu Kleinolbersdorf“ als Initiator. Auch Eckdaten bezüglich der Bauzeit – zu vermuten sind die 20er Jahre –, des Architekten bzw. Bildhauers oder der Einweihungsfeier gibt es nicht. Die Finanzierung erfolgte wahrscheinlich aus der Kasse des Militärvereins sowie vor allem aus Spenden von dessen Mitgliedern, Angehörigen der Gefallenen sowie monetär gut situierten Ortsbewohnern. Als Material für den Bau verwendete man wahrscheinlich Muschelkalkstein. Mehrere Stufen führen zum Standplatz hinauf. Ein quadratischer Sockel trägt dort einen hochkant stehenden Quader, welcher an zwei Seiten mit Tafeln versehen ist. Jene an der Frontseite führt die Namen der 19 Gefallenen und fünf Vermissten auf, ergänzt durch das jeweilige Sterbedatum sowie die Abkürzungen W. und O. als Hinweis auf West- bzw. Ostfront. Die Tafel an der rechten Denkmalsflanke enthält die Inschrift „Zum dauernden Gedächtnis der im Weltkrieg 1914–1918 gefallenen Helden errichtete dieses Ehrenmal der Sächs. Militärverein zu Kleinolbersdorf“. Darunter ist ein stilisiertes Eisernes
Abb. 155: Kriegerdenkmal in Kleinolbersdorf; © Marc Stoll
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Kreuz vor einem Eichenlaubzweig abgebildet (vgl. Bilderanhang Abb. 133). Damit weist die Tafel viele typische Merkmale von Kriegerdenkmälern aus dieser Zeit auf. Der örtliche Militärverein fungierte als Urheber, die Anwendung des Heldenbegriffs auf die Toten und die Nutzung von Eichenlaub und Eisernem Kreuz als Symbole von Ruhm und Ehre sowie Sinnbild für das deutsche Heer. Unterhalb der Tafel wurde zudem am Sockel ein kleiner Vorsprung mit einem steinernen Eichenlaubkranz angebracht. Im Gegensatz zu vielen anderen Ehrenmalen schuf man hier also keine Halterung für echten Kranzschmuck, sondern nahm dies als künstlerische Darstellung und „ewig währende Bekränzung“ vorweg. Auf dem Denkmalcorpus platzierte man eine Platte, die in ihrer Bearbeitung mit einer Art behauener Strukturoberfläche mit dem Sockel in Einklang steht. Darauf setzte man – auf einer kleineren Grundplatte – eine Soldatenskulptur. In kniender Pose, das rechte Bein am Boden, das linke stehend angewinkelt, faltet der Soldat seine Hände zum Gebet, das Gewehr auf dem Kolben zwischen seinen Beinen aufgestellt und mit dem Lauf hinter seinen Händen hindurch, am Kopf vorbei nach oben ragend. Der Künstler versuchte hier eine Verbindung zwischen Sakralem und Militärischem in der Person des Soldaten herzustellen. Die Positur des Gebets könnte hinsichtlich des Bittens um göttliche Gnade, aber auch als Fürbitte für die gefallenen Kameraden gewählt worden sein. Darüber hinaus sind an der Figur zahlreiche Ausrüstungsdetails wie Brotbeutel, Trinkflasche, Munitionstaschen, Gamaschen, Rucksack, Seitengewehr sowie der typische Stahlhelm zu erkennen. Darstellungen kniender Soldaten auf Denkmälern scheinen sich in den 20er Jahren recht großer Beliebtheit erfreut zu haben. Neben einer ähnlichen Figur auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf wurde in den erzgebirgischen Orten Gornau, Großolbersdorf und Pobershau die gleiche Skulptur für Kriegerdenkmäler verwendet wie in Kleinolbersdorf. Möglicherweise hat ein regional bekannter Bildhauer diese in mehreren Ausführungen angefertigt. Das Kleinolbersdorfer Denkmal weist keinerlei Anzeichen von nachträglichen Veränderungen auf und scheint daher nach 1945 in seiner ursprünglichen Form keinerlei Anstoß hinsichtlich „militaristischer und nazistischer“ Gestaltung erregt zu haben. j) Gemeindepark Rabenstein Auch der Ortsteil Rabenstein verfügt neben dem Ehrenmal auf dem Friedhof noch über einen weiteren Erinnerungsort an die Toten des Ersten Weltkriegs auf öffentlichem Grund. Dies liegt möglicherweise auch darin begründet, dass auf dem Friedhofsdenkmal keine Namen genannt werden. Der Impuls zu dessen Errichtung ging wahrscheinlich von der Gemeinde selbst – möglicherweise im Verbund mit dem örtlichen Militärverein – aus. Als Ort
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
wählte man den ehemaligen Ritterguts- und Gemeindepark Rabenstein. Dort fand am 15. Oktober 1922 auch die Weihefeier statt. Zur Ausführung der Arbeiten hatte man den Bildhauer Kurt Feuerriegel engagiert, welcher dann zumindest für die Herstellung der benötigten Keramikplatten für das Ehrenmal zuständig war.372 Interessant sind die Maßgaben zum Auftreten während der Einweihung, welche in der örtlichen Presse öffentlich bekannt gemacht wurden: „Die Schleifen etwaiger Kranzspenden dürfen nur in den Reichsoder Landesfarben oder in weiß gehalten werden. […] Erscheinen mit Fahnen oder Bannern ist nicht gestattet. Es wird dringend gebeten, sich hiernach zu richten.“373 Diese Vorgaben widersprechen entschieden den Gepflogenheiten, die sonst bei fast allen Weiherfeierlichkeiten für Kriegerdenkmäler in Chemnitz Usus waren. Fahnenabteilungen und Kränze mit den schwarzweiß-roten Farben des Kaiserreiches gehörten zum Standardprogramm – das belegt die große Mehrheit der Bild- und Schriftquellen aus dieser Zeit. Leider existieren keine Zeugnisse darüber, warum die Organisatoren in Rabenstein dies untersagten und ob es Verstöße gegen diese Vorschriften gab. Waren die Gemeindeoberen in Rabenstein tatsächlich so republikanisch eingestellt, sodass sie die öffentliche Zurschaustellung von Symbolen des Kaiserreiches als unpassend empfanden? Dies wäre – was Chemnitz angeht – zu dieser Zeit ein absoluter Einzelfall gewesen, aufgrund der fehlenden Quellen bleibt dies allerdings Spekulation. Spenden dürften die Haupteinnahmequelle für den Bau der Ehrenmalanlage dargestellt haben. Da Rabenstein bereits in den 1920er Jahren als Wohnsitz für einige gutsituierte Fabrikbesitzer diente, kann auch von einigen höheren Einzelspendenbeträgen ausgegangen werden. Allerdings dürften die Kosten angesichts der Bauart auch deutlich geringer ausgefallen sein als in anderen Stadtteilen, wie z. B. Altendorf, Hilbersdorf oder Ebersdorf. Zu Beginn der Planungen hatte man einen großen Findling ins Auge gefasst, an welchem die Namenstafeln für die Gefallenen befestigt werden sollten. Diese Idee verwarf man allerdings wieder und entschied sich stattdessen für einen Gedenkstein. Um diesen herum sollten kreisförmig oder im Oval Keramikplatten mit jeweils einem Namen verlegt werden. Diese Lösung könnte auch dazu geführt haben, dass die Angehörigen der Verstorbenen finanziell für die entsprechende Keramikplatte selbst aufkommen mussten. Im Gemeindepark ist auch heute noch eine ovale Erdaufschüttung von ca. 20–30 cm Höhe erkennbar. Diese diente als Plateau für die ausgelegten Tafeln. Der Gedenkstein besitzt einen eckigen Sockel aus Sand- oder Kalkstein und führt das eingravierte Weihedatum vom 15.10.1922 372
Vgl. Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeindeamtes Rabenstein Nr. 1065. Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, 7. Oktober 1922. Aus: Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeindeamtes Rabenstein Nr. 1065. 373
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Abb. 156: Gedenkstein im Gemeindepark Rabenstein; © Stefan Hetzer
an der Front. Darüber positionierte man eine Steintafel mit rot-bräunlichem Farbüberzug. An deren oberer Kante ist mittig – mit einer runden grünen Einfassung versehen – das Wappen der Gemeinde Rabenstein (zwei sich schüttelnde Hände und ein Rabe auf einem Stein) zu erkennen. Zu dessen beider Seiten vermerkte man die Jahreszahlen 1914 und 1918, darunter folgt die Inschrift „Zum Gedächtnis der im Weltkriege Gefallenen – Gemeinde Rabenstein“. Zusätzlich versah man den Stein mit einer kleinen Rahmung, welche unten und an den beiden Seiten drei kleine Verzierungen beinhaltet. Verzichtet wurde auf militärische Symbolik und Heldenglorifizierung in der Inschrift – die Gestaltung des Steins und die Maßregeln zur Einweihungsfeier können also durchaus in einen gemeinsamen Kontext gesetzt werden. Von der gesamten Ehrenmalanlage ist in heutiger Zeit nur der Gedenkstein erhalten geblieben. Das ovale Terrain, das eigens dafür angelegt wurde, ist noch erkennbar, allerdings existieren die Keramiktafeln mit den Namen der Gefallenen nicht mehr. Bereits fünf Monate nach der Denkmalsweihe sendete der Gemeindevorstand Rabenstein eine Beschwerde an den Bildhauer Kurt Feuerriegel, in welcher er sich über den Zustand der Keramiktafeln be-
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
schwerte. Buchstaben seien abgefallen und einige der Platten wiesen Risse auf.374 Wenn dies schon nach einem knappen halben Jahr der Fall war, kann auf schlechte Qualität bzw. Verarbeitung der Tafeln geschlossen werden. Demzufolge ist eine voranschreitende Zerstörung durch natürliche Einflüsse wahrscheinlich. Vielleicht beseitigte man die Reste der Keramiktafeln, nachdem diese weitestgehend kaputtgegangen waren und keinen schönen Anblick mehr boten. Möglicherweise geschah dies auch erst nach Kriegsende 1945, als man eine solche Gefallenenehrung in einem öffentlichen Park als unpassend empfand. Da der Gedenkstein aber in keinster Weise „militaristische oder nazistische“ Tendenzen aufwies, beließ man diesen an Ort und Stelle, auch weil er in der sich ausbreitenden Vegetation des Parks kaum noch auffiel. Bisher unternahm man von Seiten der Gemeinde Rabenstein überdies keinen Versuch, den Gedenkstein zu restaurieren, weshalb dieser zunehmend verfällt. k) Friedhofsvorplatz Reichenhain Die beiden Erinnerungsorte für den Ersten Weltkrieg im Stadtteil Reichenhain befinden sich lokal gesehen sehr nah beieinander. Während die Gedenktafel für alle Opfer von Krieg und Gewalt in der Kirche beheimatet ist, steht das ortseigene Kriegerdenkmal nur einige Meter von der die Kirche und den Friedhof umgebenden Mauer entfernt auf einem kleinen künstlich angelegten Platz am Richterweg, welcher bereits seit 1898 durch die Pflanzung einer Eiche zu Ehren des 70. Geburtstags König Alberts von Sachsen sowie dessen 25-jährigen Regierungsjubiläums als Erinnerungsort diente.375 Wie in so vielen anderen Gemeinden auch zeigte sich für die Organisation des Denkmalsbaus ein eigens gegründeter „Ausschuss zur Errichtung eines Kriegerehrenmales für die Gemeinde Reichenhain“ verantwortlich. Für dessen Tätigkeit liegen Quellen datierend ab dem Juli 1921 vor, möglicherweise nahm er aber auch schon im Frühling oder im Vorjahr seine Tätigkeit auf. Bereits am 21.07.1920 hatte der Reichenhainer Gemeinderat beschlossen, ein Flurstück vor dem Friedhof für den Ehrenmalsbau zur Verfügung zu stellen. Ein knappes Jahr später – am 02.07.1921 – veranstaltete der Ausschuss ein Preisausschreiben für den Entwurf eines „Kriegergedenksteins“. Als Gewinner beauftragte man den ortsansässigen Architekten Walther Müller, welcher später auch mit der Errichtung des 104er-Denkmals auf dem Städtischen Friedhof betraut werden sollte, mit der Bauleitung. Seine Arbeiten fanden mit der
374 375
Vgl. Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeindeamtes Rabenstein Nr. 1065. 9JO,QIRUPDWLRQVWDIHO+HLPDWYHUHLQ&KHPQLW]5HLFKHQKDLQH9
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Denkmalsweihe am 21. Mai 1922 ihren Abschluss.376 Spendengelder dürften den Hauptteil zur Finanzierung der Baukosten beigetragen haben. Die Wahl des Standortes fiel möglicherweise auch deshalb auf den Platz vor Kirche und Friedhof, weil – neben der zentralen Lage in der Ortsmitte – dort seit dem 23. April 1898 mit der König-Albert-Jubiläumseiche bereits ein Gedenkort existierte, der durch das Kriegerehrenmal einfach erweitert wurde. Als Material für dieses hatte man Naturmuschelkalk ausgewählt und einen abgestuften Sockel aus Zementstampfbeton als Basis verwendet. Aus diesem wächst ein sich nach oben verbreiternder Denkmalskörper mit quadratischem Grundriss empor. Auf etwa 1,50 m Höhe erreicht dieser seine größte Ausdehnung und verjüngt sich dann in Form von drei Abstufungen zu einer abgeflachten Spitze hin, die der eines Obelisken ähnelt. Im Inneren soll überdies eine Kapsel eingearbeitet worden sein, die eine Urkunde mit den Namen der Gefallenen und Vermissten der Gemeinde Reichenhain fasst.377 Die Oberfläche des Denkmals wurde nur grob bearbeitet und besitzt dadurch eine auffällig unebene Strukturierung. Drei der Seiten versah man mit kurzen Inschriften:
Abb. 157: Kriegerdenkmal in Reichenhain; © Marc Stoll
376 377
Vgl. Stadtarchiv Chemnitz: Akten der Gemeinde Reichenhain Nr. 171. Vgl. Stadtarchiv Chemnitz: Akten der Gemeinde Reichenhain Nr. 171.
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rechts die Widmung „Unseren Gefallenen“, links der Schriftzug „In treuem Gedenken“ und an der Front die beiden Jahreszahlen „1914“ und „1918“. An der Rückfront wurde ein kleines Pflänzchen oder ein Baumspross mit sechs Blättern herausgearbeitet, möglicherweise als Symbol für das Heranwachsen einer neuen Generation nach dem Krieg oder das langsame Wiedererblühen Deutschlands nach der Niederlage. Eine Veränderung am Denkmal wird durch die Denkmalsliste des Stadtbauamtes sowie die Entwurfsskizze des Architekten Walther Müller dokumentiert. Beide weisen die Vorderseite des Mals noch mit mehreren gekreuzten Schwertern – symbolische Gestaltungsmittel für den Krieg – aus (vgl. Bilderanhang Abb. 135). In der Liste des Stadtbauamtes ist zudem eine Skizze des Denkmals mit der Beschreibung „Reliefarbeit von Schwertern an einer Seite“ – ergänzt durch den Kommentar „müssen entfernt werden“ –, beigefügt. Die gekreuzten Klingen wurden hier also als „militaristisches Symbol“ kategorisiert, dessen Entfernung man anordnete und durchführen ließ. Dies erfolgte handwerklich so professionell, dass die Optik des Denkmals nichts von derartigen Maßnahmen verrät. Ähnlich wurde mit dem Schwertsymbol auf dem Friedhofsdenkmal in Hilbersdorf verfahren. Andererseits erregten Schwerter auf den Ehrenmalen in Schönau oder Ebersdorf keinen Anstoß, sodass von einer sehr individuellen Handhabung der denkmalspolitischen Entmilitarisierungsbestimmungen vor Ort auszugehen ist. l) Natur- und Gemeindepark Röhrsdorf Der Ortsteil Röhrsdorf – seit der Eingemeindung 1999 Bestandteil der Stadt Chemnitz378 – erhielt erst während der Zeit des Nationalsozialismus ein eigenes Ehrenmal zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Als Platz dafür wählte man den gemeindeeigenen Naturpark am Rathausplatz in der Ortsmitte aus.379 Für den Bau hatte sich maßgeblich der damalige Röhrsdorfer Bürgermeister Dost eingesetzt. Der Zeitpunkt des Planungsbeginns ist nicht dokumentiert, allerdings kann vermutet werden, dass dieser erst nach der nationalsozialistischen Machtübernahme erfolgte. Die Denkmalsweihe fand am Sonntag, dem 22. Oktober 1933, im Rahmen einer großen Feierveranstaltung statt. Die vorhandenen Quellen nennen Manfred Gruner als federführenden Bildhauer für die Denkmalsgestaltung.380 Eingeleitet wurden die Weihe378 Vgl. https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/unsere-stadt/geschichte/chronik/zeit tafel/index.html; entnommen am: 05.07.2021, 15:20 Uhr. 379 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 248, Montag den 23.10.1933. 380 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Allgemeine Zeitung, Montag den 23.10.1933.
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feierlichkeiten mit einer Kranzniederlegung am Denkmal für die Gefallenen von 1870/71, anschließend erfolgte „unter Glockengeläut und […] Trommelwirbel der Anmarsch der Ortsvereine, des Schützenzuges des MilitärvereinsBezirks Chemnitz, der SA, des Stahlhelms BdF usw. nach dem Ehrenhain“. Als Ehrengäste wohnten Bürgermeister Dost, Amtshauptmann Dr. Ringel, Oberkirchenrat Jentsch, der stellvertretende NSDAP-Kreisleiter Rösel und Kreispropagandaleiter Lenke der Veranstaltung bei. Nach Aufstellung der Fahnenabordnungen am eigens geschaffenen Ehrenhain hielt Ortspfarrer Hentschel einen Gottesdienst ab. Diesen stellte er unter das Thema des Bibelverses Johannes 15:13 – „Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für seine Freunde“.381 Auf die Fehlinterpretation dieser Textstelle wurde im Vorangegangenen bereits mehrfach hingewiesen. Inhaltlich stellte er die Opferbereitschaft sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl während und zu Beginn des Krieges als Vorbild für die „neuangebrochene Zeit des Aufbaus“ dar.382 Dies bietet durchaus einen erheblichen Deutungsspielraum, ob hier auf den wirtschaftlichen Wiederaufbau infolge der Weltwirtschaftskrise oder aber auf eine gesellschaftliche Umstrukturierung nach der Weimarer Republik angespielt wurde. Es folgte die eigentliche Denkmalsweihe in Form der Enthüllung mit gleichzeitiger Fahnensenkung der anwesenden Abordnungen. Musikalische Untermalung bildete das „Lied vom guten Kameraden“ mit anschließender Kranzniederlegung und Ehrensalut. Bürgermeister Dost übernahm daraufhin das Denkmal in die Obhut der Gemeinde und dankte allen an der Errichtung Beteiligten. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung mit dem Vorbeimarsch aller anwesenden Verbände am Denkmal sowie dem Singen des „Horst-Wessel-Liedes“.383 Angesichts der Tatsache, dass sich der Bürgermeister maßgeblich für die Errichtung des Denkmals eingesetzt hatte, ist zumindest von einer Teilfinanzierung durch die Gemeinde Röhrsdorf, möglicherweise ergänzt durch Spenden, auszugehen. Mit den zur Verfügung stehenden Geldern errichtete man im eigens angelegten Ehrenhain einen 2,50 m hohen – nach oben spitz zulaufenden – dunklen Granitblock. Die Seitenflächen hatte man weitestgehend geglättet und an dessen Front eine rechteckige eiserne Tafel mit den 123 Namen der Gefallenen in einer entsprechenden Einlassung angebracht. Ob diese darüber hinaus symbolische Verzierungen oder eine Inschrift enthielt, ist nicht überliefert. Platziert hatte man den Stein auf einer runden gepflasterten Plattform, zu der fünf Stufen hinaufführten. Über den Werdegang des Ehren381
Vgl. ebenda. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 248, Montag den 23.10.1933. 383 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Allgemeine Zeitung, Montag den 23.10.1933. 382
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
mals nach dessen Einweihung liegen keine Quellen vor, doch zumindest eine Änderung nach Kriegsende 1945 steht fest, denn der Granitblock besitzt keine Namenstafel mehr, sondern eine Gedenktafel für Karl Marx – „den Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus“ – inklusive eines Profilreliefs (vgl. Bilderanhang Abb. 136). Möglicherweise wurde zu diesem Zweck die ursprüngliche Tafel eingeschmolzen und neu gegossen oder deren Rückseite bearbeitet. Da Röhrsdorf erst 1999 zu Chemnitz eingemeindet wurde, gibt die Aufstellung des Stadtbauamtes keinerlei Auskunft zu diesem Vorgang. Naheliegend ist allerdings eine zeitnahe Änderung nach dem Systemwechsel 1945, bedingt durch die Tatsache, dass sich das Denkmal nicht in einer Kirche, auf einem Friedhof oder Kirchengrund befand, sondern auf öffentlichem Gelände, sodass auf keine andere Institution Rücksicht genommen werden musste. Im Gegenteil – bei Kriegerdenkmälern auf öffentlichem Grund gab es eine erhöhte Tendenz zur Veränderung oder Entfernung im Vergleich zu den voran genannten Aufstellungsplätzen.
Abb. 158: Ehrenmal im Natur- und Gemeindepark Röhrsdorf; © Stefan Hetzer
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Die Umarbeitung in ein Karl-Marx-Denkmal kann als deutliches Symbol der veränderten politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der späteren DDR verstanden werden. Die „militaristische“ Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg wurde in diesem Fall „getilgt“ und durch das Gedenken an den – aus Sicht der damaligen Machthaber – bedeutendsten deutschen Philosophen und Wissenschaftler, dessen Ideen als Grundlage für den ersten sozialistischen Staat auf deutschem Boden dienen sollten, ersetzt. Anstatt das Kriegerdenkmal komplett zu entfernen, entschloss man sich daher wahrscheinlich zur kostengünstigeren und symbolträchtigeren Variante der Umarbeitung. m) Am Auberg Rottluff Der Ortsteil Rottluff, im Westen von Chemnitz gelegen, besitzt nur ein Kriegerdenkmal auf öffentlichem Grund. Ursachen dafür könnten das Fehlen einer Kirche sowie der sehr kleine Friedhof sein. Als Standort wählte man eine erhöhte Position am Auberg, direkt über der Limbacher Straße, der wichtigsten Verkehrsverbindung von Rottluff. Ursprünglich sollte das Denkmal auf Betreiben der Gemeinde Rottluff errichtet werden. Als deren Bestrebungen aufgrund der „politischen Verhältnisse“ stagnierte, übernahm der Sächsische Militärverein Chemnitz-Rottluff 1925 die Initiative und errichtete das Ehrenmal in Eigenleistung. Dieser Prozess fand mit den Weihefeierlichkeiten am 12. Juni 1932 seinen Abschluss.384 Realisiert wurde dabei ein Entwurf des Chemnitzer Architekten Walther Müller, welchen die ortsansässige Firma Albert Trübenbach umsetzte.385 Die Denkmalsweihe begann mit einem Festgottesdienst in der Kirche zu Rabenstein, gefolgt von einem feierlichen Festzug unter Führung der Fahnenkompanie durch den Stadtteil Rottluff zum Denkmal. Nach Lieder- und Gedichtvorträgen übergab Architekt Walther Müller das Bauwerk unter Erläuterung der Standortwahl als Platz im Grünen zum Verweilen und Trauern. Anschließend referierte der Vorsitzende des Sächsischen Militärvereins Chemnitz-Rottluff, Herr Lohse, zur Entstehungsgeschichte des Ehrenmals und betonte, das Ehrenmal sei errichtet worden „den Gefallenen zur Ehre, den Hinterbliebenen zum Trost und der Jugend zum Vorbild“. Diesem Tenor schloss sich Pfarrer Kirbach an, indem er die Denkmalsinschrift „Heimat o Heimat, hör‘ unsern Ruf“ als dreifache Mahnung interpretierte: „Vergeßt die Gefallenen nicht! Vergeßt die Ruhmestaten unseres Volkes nicht! Vergeßt nicht, mitzuarbeiten am Wiederaufbau des deutschen Volkes und Vaterlandes!“ Während Lohse die Klimax Ehre-Trost384 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 163, Montag den 13.06.1932. 385 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 133, Donnerstag den 09.06.1932.
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Vorbild benutzte, um die Funktion des Ehrenmals aus seiner Sicht zu schildern, verwendete Kirbach die Triade Tod-Ruhm-Wiederaufbau. Beiden gemein ist somit der Versuch, ein positives Bild von den Leistungen der Weltkriegsteilnehmer und des deutschen Volkes im Allgemeinen während der Kriegszeit zu zeichnen, welches es zu ehren gelte. Pfarrer Kirbach rief darüber hinaus zum Wiederaufbau – vielleicht oder gerade beeinflusst durch die Weltwirtschaftskrise – auf. Nach dem Absingen des Liedes „Der gute Kamerad“ übernahm Stadtrat Dr. Dieterle das Denkmal in städtische Obhut. Es folgten die obligatorischen Kranzniederlegungen mit dem Deutschlandlied als Abschluss. Die Geldmittel zur Errichtung des Mals brachte allein der Rottluffer Militärverein – vor allem wohl durch Spenden sowie unter Rückgriff auf die Vereinskasse – auf. Das genutzte Landstück stellten die Landwirte Max Kupfer und Emil Gerstenberger dem Verein zur Verfügung.386 In einer Beilage des „Chemnitzer Tageblatts“ vom 4. Oktober 1936 hieß es bezüglich des Ehrenmals: „in einer Steinmauer (verkörpert es) den lebendigen Wall deutscher Heldensöhne zum Schutze der Heimaterde und in einer aus ihr emporstrebenden steinernen Flamme die zu letztem Einsatz bereite heilige Vaterlandsliebe“. Auch anhand dieser Textpassage ist die Durchdringung der Chemnitzer Presselandschaft mit nationalsozialistischem Gedankengut im Jahr 1936 erkennbar. Der „Wall deutscher Heldensöhne zum Schutz der Heimaterde“ lässt die Ideologie von „Blut und Boden“ erkennen, der Kampf fürs Vaterland wird zur „heiligen Pflicht“ erklärt. Solche Gedankengänge waren im Zeitungsbericht zur Denkmalsweihe – im Gegensatz zu vielen anderen Feierlichkeiten dieser Art in Chemnitz zu Beginn der 1930er Jahre – noch nicht zu erkennen. Den Aufbau des Denkmals beschrieb ein Artikel in den „Chemnitzer Neuesten Nachrichten“ vom 9. Juni 1932 folgendermaßen: „Es zeigt eine lodernde Steinflamme, die auf einem nahezu 5 1/2 Meter breiten Bruchsteingemäuer und zwischen den bedeutungsvollen Zahlen 1914–1918 bis unter das Laubdach einer Weißbuche aufsteigt. Die Flamme als Symbol für den Kriegstod den 64 Söhne der ehemaligen Gemeinde Rottluff erlitten, und deren Namen dem kleinen bergwärts gelegenen Platz zugekehrt verewigt sind, unter den vielsagenden Worten ‚Heimat o Heimat, hör’ unseren Ruf!‘ “ Als Material für die Abschlussplatten der im Halbkarree errichteten Mauer, welche auch die Inschrift tragen, verwendete man, ebenso wie für die Flamme, Muschelkalkstein. Die direkt unter den Platten horizontal links und rechts neben der Flamme aufgereihten sechs Namenstafeln sind aktuell kaum noch lesbar. Erkennbar ist aber zumindest noch, dass neben den Namen das Sterbedatum mit eingraviert wurde. Für die Tafeln verwendete man helleres, fast 386 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 163, Montag den 13.06.1932.
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weißes Gestein, um sie vom restlichen Denkmal abzuheben und in den Fokus des Betrachters zu rücken. Die Flamme scheint durch ihre Gestaltung direkt aus dem Boden durch die Mauer hindurchzubrechen und überragt diese in der Höhe um mehr als das Doppelte, was sie zum Fixpunkt des ganzen Denkmals macht. In der Ausgabe der „Chemnitzer Neuesten Nachrichten“ drei Tage vor der Denkmalsweihe als „Symbol für den Kriegstod“ interpretiert, wurde sie im „Chemnitzer Tageblatt“ vom 4. Oktober 1936 stattdessen als „zu letztem Einsatz bereite heilige Vaterlandsliebe“ gedeutet. Möglicherweise hatte sie der Architekt Walther Müller aber auch lediglich als Erinnerungs- oder Gedenkzeichen konzipiert. Damit wäre auch ein direkter Bezug zur Inschrift hergestellt, welche darauf anspielt, dass sich die Menschen in der Heimat derer erinnern sollen, die in der Fremde – namentlich vor allem Frankreich und Russland – gefallen waren und begraben liegen. Unterschwellig sollte in der Inschrift vielleicht auch das Bedauern ob der fehlenden Möglichkeit, die Toten zu Hause vor Ort an einem Grab betrauern zu können, mitschwingen. Das Chemnitzer Stadtbauamt bemerkte in seiner Aufstellung aus dem Jahr 1946, das Denkmal am Auberg könne „in aller Form erhalten bleiben“387, sodass dessen Aussehen, bis auf die Erosion an den Namenstafeln, nahezu unverändert geblieben ist.
Abb. 159: Denkmal am Auberg in Rottluff; © Stefan Hetzer
387 Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom
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n) An der Jagdschänkenstraße Stelzendorf Da der 1950 eingemeindete – zu dieser Zeit bereits zu Siegmar gehörende388 – Ortsteil Stelzendorf ebenso wie Rottluff über keine eigene Kirche und darüber hinaus keinen Friedhof verfügt, entschloss man sich auch dort zur Errichtung eines Ehrenmals auf öffentlichem Grund, auf einem Platz an der Jagdschänkenstraße, der zentralen Verkehrsachse des Ortes. Den Anstoß dazu gab der Sächsische Militärverein Stelzendorf. Wann genau die Planungen begannen, ist nicht belegt, doch zumindest ist das Weihedatum am 11. Juli 1926 überliefert.389 Auch bezüglich des Architekten und der Gestaltung der Einweihungsfeier fehlen jegliche Angaben. Einzig zwei Fotos zeigen die Anwesenheit einer großen Menschenmenge, Fahnenabordnungen sowie eine Vielzahl niedergelegter Kränze (vgl. Bilderanhang Abb. 138 und 139). Ebenso wie die meisten anderen Kriegerdenkmäler aus dieser Zeit dürfte das Stelzendorfer Exemplar spendenfinanziert gewesen sein. Nur wenige Meter daneben errichtete man später zudem einen Gedenkstein, der den „Opfern des 2. Weltkriegs und den Toten des Bombenterrors vom 5. März 1945 in Stelzendorf“ gewidmet wurde. Das Denkmal schuf man aus einem kompakten Porphyrblock in der groben Form eines stehenden Quaders, der sich von oben nach unten leicht verjüngt und an der Oberseite über drei Abstufungen als Podest für eine Flamme dient. Die Stufen wölben sich nach oben leicht auf, während unterhalb von ihnen an jeder Seite vier Linien mit jeweils einem Zacken in der Mitte als Verzierung fungieren. An den beiden Flanken sowie der Rückseite sind unter dem entsprechenden Todesjahr die Namen der Gefallenen aufgeführt; an der Front befindet sich die Inschrift „Zum Gedächtnis an die im grossen Kriege 1914–1918 Gebliebenen“. Bemerkenswert hierbei ist die Wortwahl „Gebliebene“, anstatt der oft für im Krieg Umgekommenen genutzte Formulierung „Gefallene“ oder die Glorifizierung „Helden“. Die Bezeichnung „Gebliebene“ vermittelt in diesem Zusammenhang einen deutlich friedfertigeren Eindruck und sollte die Gedanken der Angehörigen möglicherweise vom grausamen Kriegstod wegführen. Es suggeriert zumindest eher einen Zustand der Ferne und nicht des endgültigen Todes. Unter der Inschrift und nur knapp über dem Boden ist eine Hand zu sehen, die ein Schwert vertikal in die Höhe streckt – den Krieg oder die gewaltsam zu Tode gekommenen Soldaten symbolisierend. An beiden Seiten wurden unter den Namen kleine Vorsprünge angebracht; als Kranzhalterung scheinen diese allerdings zu klein und könnten daher auch einfach als Zierde dienen. 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 388 Vgl. https://hov.isgv.de/Chemnitz; entnommen am: 21.03.2020, 10:19 Uhr. 389 9JO)|UGHUYHUHLQ]XU7UDGLWLRQVSIOHJHLQ6WHO]HQGRUIH9
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Abb. 160: Kriegerdenkmal in Stelzendorf; © Stefan Hetzer
Am Stelzendorfer Denkmal sind – abgesehen von einer Erneuerung der Inschrift inklusive Namen, soweit diese noch nachvollziehbar waren – keine Veränderungen vorgenommen worden. o) Zusammenfassung der öffentlichen Plätze als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs Öffentliche Plätze wurden zur Aufstellung von Kriegerdenkmälern oftmals in jenen Ortsteilen genutzt, in welchen es keine Kirchen oder Friedhöfe gab, wie in Altenhain, Erfenschlag oder Stelzendorf. Die Wahl fiel darüber hinaus auch auf solche Standorte, wenn sie zentraler gelegen, der Öffentlichkeit leichter zugänglich oder einfach auffälliger waren als beispielsweise die Kirche. Exempel dafür stellen die Ehrenmale in Klaffenbach und Berbisdorf dar.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Oftmals war die Wahl einer solchen Lokalität auch mit einer gewissen Emanzipation von der Institution Kirche verbunden. So griff man bei den Weihefeiern weniger oft auf den Pfarrer als Hauptredner zurück. Die Initiative ging bei solchen Denkmälern zumeist von Militärvereinen oder Ehrenmalausschüssen aus. Als Quellen fungierten neben Zeitungsartikeln hier verstärkt Akten der zivilen Gemeinden sowie Aufzeichnungen verschiedener Heimatsund Ortsvereine. Durch ihre Präsenz im öffentlichen Raum und das Fehlen der Kirche als konkreter „Schutzinstanz“ waren diese Denkmäler nach Ende des Zweiten Weltkriegs sehr häufig Veränderungen ausgesetzt. Bewusste Eingriffe in die Denkmalsstruktur zur Entfernung „militaristischer Embleme“ liegen bei den Ehrenmalen in Altendorf und Berbisdorf sowie den Kriegerdenkmälern in Erfenschlag, Reichenhain und Röhrsdorf vor. Darüber hinaus wurde der ursprüngliche Gedenkstein in Klaffenbach, wenn auch aus anderen Gründen, zerstört; vom Ehrenhain im Gemeindepark Rabenstein blieb nur der Gedenkstein erhalten. Von den in dieser Kategorie aufgelisteten 13 Erinnerungsorten sind somit mehr als 50 % nicht mehr im Ursprungszustand.
8. Schulen a) Textilschule Altchemnitz Zur Gedenktafel in der Textilschule Altchemnitz an der damaligen Sedanstraße – heute Wilhelm-Raabe-Straße 43 – existieren lediglich zwei Quellen mit eingeschränktem Informationsgehalt: zum einen ein Foto der Tafel, welches Aufschluss über deren Aussehen gibt, zum anderen die Auflistung des Chemnitzer Stadtbauamtes aus dem Jahr 1946, die deren Verbleib dokumentiert. Es ist davon auszugehen, dass die Schulleitung die Tafel in Auftrag gegeben hat, vor allem um an gefallene Lehrer und ehemalige Schüler zu erinnern. Des Weiteren arbeiteten in der Schule während des Ersten Weltkriegs Kriegsversehrte an eigens angefertigten Maschinen für Einarmige in der Textilproduktion,390 sodass ein zusätzlicher Zusammenhang zwischen der Schule und den unmittelbaren Kriegsereignissen bestand, der nach Kriegsende mit zur Anbringung der Gedenktafel beigetragen haben könnte. Als Zeitpunkt dafür gab das Stadtbauamt nur vage „um 1930“ an; der Schöpfer ist gänzlich unbekannt. Die Weihefeier dürfte ähnlich gestaltet worden sein wie an den Technischen Staatslehranstalten, wenn auch in kleinerem Rahmen. Zur Anfertigung der Gedenktafel wurden wahrscheinlich Gelder von Lehrern und Schülern – aktiven wie ehemaligen – gesammelt. Als Material verwendete man Muschelkalk, aus dem schließlich eine Tafel von 200 x 190 cm gefertigt und in eine Wand in der Halle der Webschule einge390
Vgl. Stadt Chemnitz, Chemnitz im Ersten Weltkrieg, S. 23.
8. Schulen
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lassen wurde.391 Darauf zu sehen ist ein liegender, augenscheinlich toter Soldat mit geschlossenen Augen – die rechte Hand an den Bauch gelegt, als habe er dort nach einer Wunde gegriffen, während man den linken Arm leicht vor dem Körper positionierte. Die Beine sind über Kreuz liegend dargestellt und der Kopf scheint auf dem Untergrund abgelegt zu sein. Trotz des Uniformmantels sowie des Stahlhelms vermittelt die Soldatenfigur einen friedfertigen Eindruck – fast so, als würde sie schlafen. Gerade die Gesichtszüge sehen entspannt aus und deuten nicht auf eine schmerzhafte Verwundung bzw. Todeskampf hin.
Abb. 161: Gedenktafel aus der ehemaligen Webschule; © Dr. Stephan Pfalzer
391 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Vielleicht war gerade dies das Anliegen des Bildhauers, den Tod des abgebildeten Kämpfers als „ewigen Schlaf“ zu interpretieren, auch um den Angehörigen die Gedanken daran zu erleichtern. Denn oft genug starben die Kämpfer unter großen Schmerzen, an den Folgen einer Gasvergiftung oder waren durch die Artillerie förmlich zerrissen worden. Diese Szenarien blendete man allerdings in der Erinnerungskultur der Denkmäler aus und suggerierte stattdessen einen heroischen Tod oder wie hier ein geradezu friedvolles Dahinscheiden. Unter dem Kriegerrelief findet sich die Inschrift mit den Worten „Achtet nicht gering unser Opfer“ – offensichtlich als Mahnung an die Lebenden in der Heimat, vielleicht aber auch an einem Ort wie der Webschule als Maßgabe für die kommende junge Generation gedacht. Den Ausdruck „Opfer“ verwendete man häufig auf Kriegerdenkmälern des Ersten Weltkriegs, um zu versinnbildlichen, dass sich die Gefallenen für die Heimat geopfert hätten, um diese vor dem Untergang zu bewahren. Unter den Worten „unser“ und „Opfer“ sind zu beiden Seiten der Tafel Hochkreuze eingraviert, welche wiederum eine optische Verbindung zu den Jahreszahlen „1914“ und „1918“ herstellen, in die die Kreuze mit dem Unterende ihres Längsbalkens hineinragen. Zentral zwischen diesen Gestaltungselementen brachte man eine einzelne Halterung für Kränze an. Als das Stadtbauamt die Liste der „Denkmäler militärisch-historischer Art in Chemnitz“ im Mai 1946 zusammenstellte, war die Relieftafel bereits entfernt worden. Baumeister Seifert von der Lothringer Straße hatte die entsprechenden Maßnahmen durchgeführt.392 Höchstwahrscheinlich waren Schulen unter anderem die ersten Orte, an denen Ehrenmale, Gedenktafeln usw. abmontiert wurden, um die Jugend aus Sicht der neuen Machthaber vor negativen, „militaristischen“ Einflüssen zu schützen. b) Schule Altendorf Noch komplizierter als bei der ehemaligen Webschule sieht die Quellenlage bei einem weiteren schulischen Erinnerungsort aus. Die Aufstellung des Stadtbauamtes verzeichnete eine „Gedenktafel für Gefallene 1914–1918“ in der Schule Altendorf. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um die heutige Oberschule an der Ernst-Heilmann-Straße 11. Es konnten darüber hinaus allerdings keine weiteren Informationen ausfindig gemacht werden. Vermutlich ging die Initiative zur Anbringung der Tafel auch hier von der Schulleitung 392 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279.
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aus, um Lehrern und ehemaligen Schülern, die im Krieg gefallen waren, zu gedenken. Die Tafel soll dann um das Jahr 1930 in der Schule angebracht worden sein, nachdem die benötigten Gelder dafür sicherlich durch Spenden gesammelt wurden. Der Name des ausführenden Künstlers ist unbekannt und auch über das Aussehen der Gedenktafel gibt die Liste des Stadtbauamtes keinen Aufschluss. Obwohl sie in der ersten Fassung vom 17. bzw. 28.05.1946 noch mit dem Vermerk „wird nicht entfernt“ gekennzeichnet war, wurde sie in einer Ergänzung vom 19.06. des gleichen Jahres bereits nicht mehr erwähnt, was auf eine Entfernung in diesem Zeitraum schließen lässt. Diese könnte, da sich die Stadtbehörden offenbar dagegen entschieden hatten, durch die Schulleitung angeordnet worden sein, vielleicht auch auf Druck der schon teilweise „sozialistisch umerzogenen“ höheren Schülerschaft, wie dies bei einige anderen Denkmälern in Chemnitz der Fall war. c) Schule Markersdorf Der genaue Standort des Kriegerdenkmals in Markersdorf ist nicht mit letzter Sicherheit geklärt, doch aufgrund der Beschreibung anlässlich der Einweihungsfeier kann von der Schule an der Markersdorfer Straße 91 ausgegangen werden. Initiator scheint in diesem Fall die Gemeinde- bzw. Stadtleitung gewesen zu sein, da Markersdorf – im Jahr 1919 zu Chemnitz eingemeindet393 – bis dahin noch nicht über ein öffentliches Kriegerehrenmal verfügte. Da der Gemeinde sowohl eine eigene Kirche als auch ein Friedhof fehlte, fiel die Wahl des Standortes auf einen zentralen Anlaufpunkt wie die Schule. Über den Beginn der Planungen fehlen belastbare Quellen, doch der Umstand, dass das Ehrenmal erst nach Machtantritt der Nationalsozialisten errichtet wurde, legt einen Planungsbeginn erst im Jahr 1933 nahe. Die Weihe erfolgte dann am 26.11.1933. In der Liste des Stadtbauamtes wird das Hochbauamt als Schöpfer des Denkmals genannt – ein weiterer Hinweis bezüglich der Denkmalserrichtung auf städtisches Geheiß. Da Stadtbaurat Otto das Denkmal während der Weihe an die Gemeinde übergab, könnte es sich bei ihm um den Architekten gehandelt haben. Der Einweihungszeremonie ging ein Gottesdienst in der Schulturnhalle, abgehalten von Pfarrer Moor, voraus.394 Zu deren Eröffnung läutete man, neben Orchestermusik und Chorgesang, auch die Schulglocke. In der Weiherede führte wiederum Pfarrer Moor die Bedeutung des Ehrenmals als Ort des Gedenkens an die „gefallenen Helden“ aus, in einer Zeit des „nationalen Aufstiegs des Vaterlandes“. 393 Vgl. http://www.chemnitzgeschichte.de/bdst-top/markersdorf2; entnommen am: 26.03.2020, 11:11 Uhr. 394 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 329, Montag den 27.11.1933.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Seine Nähe oder doch zumindest seine nur geringe Distanz zum Nationalsozialismus brachte der Pfarrer darüber hinaus in einer kurzen Beurteilung der Weimarer Republik, die er eine „Zeit, die Gott sei Dank nun hinter uns liege“ nannte, zum Ausdruck. Nach der Enthüllung und Übergabe des Denkmals im Beisein der Vertreter von städtischen Behörden, der NSDAP, ortsansässiger Vereine und zahlreicher Einwohner folgten die obligatorischen Kranzniederlegungen sowie das Niederländische Dankgebet als Abschluss.395
Abb. 162: Denkmal vor der Schule in Markersdorf; © Stadtarchiv Chemnitz
395 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 276, Montag den 27.11.1933.
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Der Aufbau des Denkmals bestand aus einem vertikal stehenden, quaderförmigen Sockel, auf welchem ein kleines Podest wie eine Art Ordenskissen als Unterlage für einen Lorbeerkranz sowie einen darauf ruhenden Stahlhelm diente. Als Material verwendete man vollumfänglich Stein; genauer zu spezifizieren ist dies allerdings nicht. An den Seiten des Sockels waren Gedenktafeln mit den 74 Namen der Gefallenen angebracht, während an der Front oben in großen Lettern die Inschrift „Ihren im Weltkriege 1914–1918 Gefallenen zum ehrenden Gedenken“ und weiter unten deutlich kleiner „die dankbare Gemeinde Markersdorf“ zu lesen war. Mit dieser Gestaltungsweise wollte man sicherlich den Fokus auf die Gefallenen richten. Weder im Sprachduktus noch in der auftretenden Symbolik hatte sich 1933 zumindest bei diesem Denkmal Wesentliches geändert – der Stahlhelm als Sinnbild des deutschen Heeres und der Lorbeerkranz als Zeichen für Sieg und Ruhm fanden weiterhin Verwendung. Das Stadtbauamt führte das Denkmal im Mai 1946 mit der Bemerkung „Stehlhelm und Embleme werden beseitigt“ auf.396 Mit „Embleme“ könnte der Lorbeerkranz gemeint gewesen sein, möglicherweise waren auf den Namenstafeln aber auch Eiserne Kreuze abgebildet, über deren Gestaltung die Quellen keine konkreten Angaben machen. In der Ergänzung vom 17.06.1946 merkte man an, dass das Denkmal bis dahin nicht verändert worden sei. Wahrscheinlich folgte nach dieser Beanstandung nicht nur die Entfernung der als „militaristisch“ kritisierten Symbole, sondern des gesamten Denkmals, da man vermutlich einen negativen Einfluss auf die Schulkinder befürchtete und den Platz vor der Schule generell als ungeeignet für ein Kriegerdenkmal ansah. d) Reformrealgymnasium Schloßchemnitz Das ehemalige Reformrealgymnasium, heute Berufsschulzentrum für Technik II oder landläufig als „Handwerkerschule“ bezeichnet, befindet sich an der Schloßstraße 3, nahe der Chemnitz. Wahrscheinlich ging die Initiative zur Errichtung eines Kriegerehrenmals – wie bei den meisten anderen Schulen auch – von der Schulleitung, möglicherweise im Verbund mit der Lehrerschaft und ehemaligen Absolventen, aus. Die Planungen begannen im Jahr 1921; die Weihe wurde dann im Mai 1922, etwa dreieinhalb Jahre nach Kriegsende, vollzogen. Mit der Ausführung war der Bildhauer Paul Otto aus Siegmar betraut worden, was die Tendenz bestätigt, bei der Schaffung von
396 Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Kriegerehrenmalen vor allem auf regionale Künstler zu vertrauen.397 Die Veranstaltung zur Einweihung fand im Beisein von zahlreichen Vertretern städtischer Behörden und höherer Lehranstalten sowie vielen Angehörigen der Gefallenen statt, begleitet von mehreren Lied- und Gedichtvorträgen, dargebracht von Lehrern und Schülern des Reformrealgymnasiums. In seiner Weiherede erinnerte Oberstudiendirektor Dr. Haubold an die über 700 Schüler sowie 37 Lehrer, welche am Krieg teilgenommen hatten. Von diesen waren sechs Lehrkräfte und 94 Schüler gefallen. Weiterhin führte er aus: „Als ernstes Vermächtnis wird die Schule das Andenken dieser Jugend wahren, die reif ward zum Opfer. Daß dessen Sinn lebendig bleibe, erhebe sich […] das Denkmal aus Stein und Erz“398. Die Sichtweise, die Gefallenen als Opfer für das Vaterland zu betrachten, hatte sich in vielen Gesellschaftsschichten etabliert und wurde sowohl von kirchlicher, behördlicher, ziviler als auch in diesem Fall schulischer Seite postuliert. Gerade in einer Schule sollte dann ein Ehrenmal, welches unter solchen Gesichtspunkten geweiht wurde, die Jugendlichen daran erinnern, sich diese Opferbereitschaft zum Vorbild zu nehmen. Das Denkmal, welches auf Basis von Spenden finanziert wurde, befand sich im ersten Stockwerk der Schule (vgl. Bilderanhang Abb. 141) und war aus drei unterschiedlichen Segmenten aufgebaut. Der einfach abgestufte Sockel diente als Plattform für den Mittelteil, welcher ein herausgearbeitetes Relief mit marschierenden Soldaten in fünf Reihen beinhaltete. Deren Darstellung erfolgte in feldmäßiger Ausrüstung mit Stahlhelm, Koppel, Brotbeutel sowie geschultertem Gewehr und könnte in dieser kompakten Masse für die vielen Schüler des Reformrealgymnasiums stehen, die im Krieg kämpften. Möglicherweise wollte man mit der Marschformation auch an deren Auszug zu Kriegsbeginn erinnern. Über dem Relief war eine Bronzetafel399 mit den 100 Namen der Gefallenen angebracht, alphabetisch sortiert unter dem jeweiligen Todesjahr. Mit aufgeführt sind dabei auch Roland Koerner und Carl Albert Henry Waha – für beide existieren Gräber auf dem Städtischen Friedhof in Bernsdorf – sowie Bernhard Beyreuther, an den ein Grabstein auf dem Schloßfriedhof erinnert. Separat verzeichnete man die Namen der gefallenen Lehrer über den Schülern in einer eigenen kleinen Liste mit konkretem Sterbedatum. Damit gestand man den Lehrkräften auf dem Denkmal eine übergeordnete Stellung zu und hob sie optisch von den Schülern ab.
397 Vgl. Verein ehemaliger Reformschüler/Verein für Kunst und Wissenschaft am Reformrealgymnasium. Stadtarchiv Chemnitz, Vereine DS 174. 398 Reformrealgymnasium mit Realschule Schloßstraße. Notizen zum Schuljahresablauf 1922/23. Stadtarchiv Chemnitz, Vereine DS 174. 399 Vgl. Reformrealgymnasium mit Realschule Schloßstraße. Notizen zum Schuljahresablauf 1922/23. Stadtarchiv Chemnitz, Vereine DS 174.
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Abb. 163: Entwurfszeichnung des Denkmals im Reformrealgymnasium; © Stadtarchiv Chemnitz
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Dies entsprach wahrscheinlich den gesellschaftlichen Gepflogenheiten der Zeit und bezog sich auch auf das Ansehen des Lehrberufes. Die kurze Widmung der Tafel lautete: „Unseren gefallenen Helden“. Links und rechts unter dem Namensregister waren zwei Gravuren zu erkennen: ein Baum, dessen Stamm und Äste abgetrennt wurden, der aber neue Sprosse trägt, und eine scheinbar verwelkende Blume, um die herum jedoch junge Triebe sprießen. Beide symbolisieren sowohl den Tod als auch den Neubeginn, bezogen auf die Gefallenen bzw. die folgende Generation. Nach oben hin lief das Denkmal über drei Stufen in einer flach zulaufenden Pyramide aus. Als Grundmaterial hatte Bildhauer Otto Sandstein verwendet,400 dessen Vorteile vor allem in der guten Bearbeitbarkeit und im Vergleich zu massiveren Steinarten im günstigen Preis lagen. Zudem bestand im Schulgebäude keine Gefahr der Verwitterung des Sandsteins, wie dies bei vielen Denkmälern im Freien der Fall war. Bereits zum Zeitpunkt der Aufstellung des Stadtbauamtes über die Denkmäler „militärisch-historischer Art“ in Chemnitz im Mai 1946 existierte das Denkmal im ehemaligen Reformrealgymnasium – zu der Zeit Oberschule an der Schloßstraße – nicht mehr. Es war daher in der Liste mit dem Vermerk „Ist entfernt worden“ gekennzeichnet worden. Die nach dem Zweiten Weltkrieg in der sowjetischen Besatzungszone durchgeführte Entnazifizierung der Lehrerschaft dürfte mit dazu beigetragen haben, dass es auch in der Schule an der Schloßstraße nur noch wenige oder gar keine Befürworter solcher Denkmäler in öffentlichen Schulen gab und es hinsichtlich des Ziels der Erziehung einer „sozialistischen Jugend“ als deplatziert entfernt wurde. e) Realgymnasium Zentrum Es existieren kaum Quellen, welche umfassend über das Ehrenmal im Realgymnasium, dem heutigen Georgius-Agricola-Gymnasium, Auskunft geben. Vermutlich ging die Idee zur Errichtung eines Ehrenmals auf die Schulleitung bzw. die Lehrerschaft zurück, vielleicht auch unterstützt durch ehemalige Schüler. Das Stadtbauamt gibt als Zeitpunkt der Errichtung „um 1930“401 an, allerdings hat sich die entsprechende Liste bezüglich der Datierungen als sehr ungenau erwiesen, sodass dieses Jahr nur als grober Richtwert dienen kann. Darüber hinaus nennt sie „Bruno Ziegler und unbekannt“ 400 Vgl. Reformrealgymnasium mit Realschule Schloßstraße. Notizen zum Schuljahresablauf 1922/23. Stadtarchiv Chemnitz, Vereine DS 174. 401 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279.
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als Schöpfer. Die Finanzierung dürfte auch in diesem Fall spendenbasiert von Statten gegangen sein. Das Ehrenmal bestand aus einer dreieckigen Reliefplatte auf einem vorspringenden Sockel, welche einen vorwärtsstürmenden Krieger mit Gewehr in der Hand zeigte.402 Darunter waren eine oder mehrere Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen angebracht. Das Stadtbauamt verzeichnete nur eine Tafel, während die Publikation „Chemnitz im Ersten Weltkrieg“ von insgesamt fünf „Ehrentafeln“ spricht. Möglicherweise waren diese dann auf einer großen Gedenktafel zusammengefasst oder die Ehrentafeln existierten schon, bevor das Ehrenmal geschaffen wurde, und es handelte sich um verschiedene Objekte. Bilder von zwei der Tafeln zeigen, dass diese die Gefallenen chronologisch unter dem Jahrgang ihres Abschlusses an der Schule aufführten.
Abb. 164: Skizze des Ehrenmals im Realgymnasium; © Stadtarchiv Chemnitz
402
Ebenda.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Dabei fasste man die älteren Jahrgänge von 1872–1898 aufgrund der relativ geringen Zahl der Toten zusammen, während danach jedem Jahrgang ein separater Abschnitt gewidmet wurde. Die gefallenen Lehrer erwähnte man auch hier gesondert über den Schülern. Insgesamt wurden 514 frühere oder aktive Schüler des Realgymnasiums zum Wehrdienst einberufen, von denen 205 im Krieg ihr Leben ließen. Als Inschrift diente der Oberbegriff „Ehrentafel“ mit der anschließenden Widmung „für die im Weltkriege gefallenen Lehrer und früheren Schüler des Realgymnasiums“.403 Darunter befand sich auf der ersten Tafel ein Eisernes Kreuz mit der Jahreszahl 1914 und für die erneute Stiftung ein großes „W“ in Anlehnung an den Stifter Wilhelm II. sowie die preußische Königskrone. Im Hintergrund war außerdem ein Palmzweig zu erkennen, wohl als Hinweis darauf, dass die Gefallenen den „ewigen Frieden gefunden“ hätten. Das Stadtbauamt hatte die Entfernung der Reliefplatte mit dem vorwärtsstürmenden Krieger angeordnet – was bis zum Mai 1946 erfolgte –, dabei aber ausdrücklich auf die Möglichkeit hingewiesen, dass die Platte ohne Beschädigung oder optische Beeinträchtigung der Gedenktafel entfernt werden könne. Daher ist eine nachträgliche Abnahme der Ehrentafel anzunehmen, da diese nicht mehr existiert. Wann diese Maßnahme erfolgte, ist nicht bekannt. Letztendlich wurden also auch am Realgymnasium alle Elemente des Ehrenmals demontiert. f) Handelsschule Zentrum Zum Kriegerdenkmal an der ehemaligen Handelsschule an der Hedwigstraße, heute „An der Markthalle“, existieren keinerlei weiterführende Aufzeichnungen, sodass zu dessen Analyse lediglich die Liste des Stadtbauamtes und eine Bildpostkarte beitragen können. In ersterer wird die Errichtungszeit mit „um 1930“ angegeben; auf die Ungenauigkeit der dortigen Zeitangaben wurde bereits verwiesen. Verantwortlich für die Errichtung dürfte die amtierende Schulleitung gewesen sein. Der ausführende Künstler ist unbekannt, ebenso wie Details der Weihefeierlichkeiten. Auch bei diesem Denkmal dürften Spenden maßgeblich zur Errichtung beigetragen haben. Ein niedriger quadratischer Sockel diente als Basis für den viereckigen Denkmalskörper, der sich – zuerst nach oben verbreiternd – auf ca. 1,75 m in die Höhe erstreckte, um von dort, durch eine Trennkante unterbrochen, in einer Pyramide auszulaufen. An der Vorderseite war das Relief eines Soldaten, auf einem kleinen Vorsprung stehend, angebracht. Dieser hielt das Heft eines Schwertes mit beiden Händen umklammert, dessen Spitze auf den 403
Stadt Chemnitz, Chemnitz im Ersten Weltkrieg, S. 31.
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Abb. 165: Ehrenmal an der Handelsschule; © Stadtarchiv Chemnitz
Boden gestützt war. Die Uniform des Kriegers stellte man eher stilisiert dar – nur Stiefel, Hosen und der Stahlhelm waren klar strukturiert. Die Gesichtszüge machten einen harten, energischen Eindruck, was tatsächlich eher für eine Errichtung des Denkmals um 1930 spricht, da dort diese Form weitere Verbreitung fand als in den frühen und mittleren 1920er Jahren, während dort häufiger Denkmäler mit verwundeten oder sterbenden Soldaten zu sehen waren. Die gesamte Pose der Relieffigur drückt Strenge, Wachsamkeit und Kampfbereitschaft aus; Trauer oder Beileid wurden hier hingegen nicht thematisiert. Flankiert wurde der Soldat auf Schulterhöhe von zwei Kränzen – ob Eiche oder Lorbeer ist anhand des Bildmaterials nicht auszumachen. Diese umrahmen jeweils zwei gekreuzte Stielhandgranaten. Beide Seiten des Ehrenmals bedachte man mit Inschriften: links „Euerer [sic!] Opfer wollen wir gedenken!“ und rechts „Unser Dank sei mannhafte Tat!“ Verklausuliert forderte man hier die Generation junger Männer dazu auf, dem angeblichen Opfer der Gefallenen zu danken, indem sie selbst große (Kriegs-)Leistungen vollbringt. Der Ansatz der Vorwärtsgewandtheit mit den Weltkriegskämpfern als Vorbild und dem gleichzeitigen Ausblenden der Niederlage, um stattdessen in eine vermeintlich positive Zukunft zu blicken, ist durchaus typisch für die Denkmalskultur Anfang der 30er Jahre.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Laut Maßgabe des Stadtbauamtes Chemnitz vom Mai 1946 mussten sowohl die Kriegerfigur als auch die Symbole der gekreuzten Stielhandgranaten entfernt werden.404 Dies war allerdings bis zur Bestandsaufnahme im Juni 1946 noch nicht geschehen.405 Aus welchem Grund die Anordnung bis dahin nicht durchgeführt wurde, ist unklar. Später erfolgte allerdings eine komplette Demontage des Denkmals, sodass es heute keinerlei Überreste mehr gibt. g) Zusammenfassung der Schulen als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs Schulen mögen aus heutiger Sicht als Erinnerungsorte an den Ersten Weltkrieg komplett abwegig erscheinen, doch unter Bezugnahme des historischen Kontextes erschließt sich – zumindest aus zeitgenössischer Perspektive – sehr wohl diese Standortwahl. Viele Lehrer, eine Quelle spricht sogar von mehreren hundert, wurden zum Militärdienst eingezogen.406 Darüber hinaus führte man das Notabitur und die Notreifeprüfung ein, um den Schülern nach Kriegsausbruch die Möglichkeit zu eröffnen, freiwillig und zeitnah ins Heer einzutreten. Gerade die Verlustzahlen bei diesen Kriegsfreiwilligen, die nur eine kurze Ausbildung erhielten und dann an die Front beordert wurden, waren besonders hoch. Von den 514 einberufenen ehemaligen und aktiven Schülern des Realgymnasiums fielen beispielsweise 205 sowie fünf Lehrer.407 Daher entstand in den Leitungen der Schulen, der Lehrerschaft und wahrscheinlich auch unter den Schülern der Wunsch, den ehemaligen Kollegen sowie Schülern im gemeinsamen Bezugspunkt – den Schulgebäuden – zu gedenken. Die Quellenlage dazu ist jedoch bruchstückhaft. Es könnte durchaus mehr als die aufgeführten sechs Ehrenmale bzw. Gedenktafeln gegeben haben, doch bei Weitem nicht alle Chemnitzer Schulen verfügen über Chroniken oder ein eigenes Archiv. Einige, wie die Handelsschule, existieren auch gar nicht mehr. Akten könnten während des Systemwechsels 1945 zerstört worden bzw. verloren gegangen sein. Die Zeitungsartikel bezüglich der schulischen Erinnerungsorte waren in der Regel auch deutlich kürzer gehalten als die der Kirchen oder Friedhöfe und bieten so weniger Informations404 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 405 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 406 Vgl. Stadt Chemnitz, Chemnitz im Ersten Weltkrieg, S. 29. 407 Vgl. ebenda, S. 30.
9. Vereinsgelände
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gehalt. Um die Beeinflussung der Schüler durch die – aus Sicht der neuen Machthaber – militaristischen Denkmäler zu verhindern, entfernte man diese nach Ende des Zweiten Weltkriegs restlos, sodass in Chemnitz heute kein einziges dieser Ehrenmale mehr existiert.
9. Vereinsgelände a) Am Ditterdorfer Weg Einsiedel Der im Jahr 1888 gegründete Arbeitersport- und Turnverein „Germania“ aus Einsiedel errichtete auf seinem Grundstück an der Dittersdorfer Straße, heute Dittersdorfer Weg 25, 1922 einen Gedenkstein für seine gefallenen Mitglieder (vgl. Bilderanhang Abb. 142). Ausgeführt wurde das Projekt vom ortsansässigen Steinmetzmeister Emil Fröhlich, welcher zugleich eine Vereinsmitgliedschaft innehatte.408 Die Gelder für die Errichtung dürften dem Verein in erster Linie durch Spenden seiner Mitglieder zugeflossen sein. Konzipiert war der Gedenkstein in einer rechteckigen Grundform: die Seiten allerdings nur grob behauen und daher eher natürlich strukturiert; die obere Abschlusskante mit einem kleinen Bogen versehen. Den oberen Teil des Steins nahm die Inschrift „Turnverein Germania-Einsiedel. Zu Ehren unserer Gefallenen 1914–1919.“ ein. Damit war dies das einzige Ehrenmal in Chemnitz, welches von der klassischen zeitlichen Einordnung 1914–1918 abwich. Man könnte das Jahr 1919 als Ende gewählt haben, um auch Mitglieder, welche in diesem Jahr an den Kriegsfolgen starben, in die Widmung mit einzubeziehen. Allerdings traf dies zumindest für die Erstversion des Steins, der 1922 geweiht wurde, nicht zu, denn er führte für das Jahr 1919 keine Todesfälle auf. Möglich wäre auch, dass man den Krieg erst mit dem Friedensvertrag von Versailles als endgültig beendet ansah und deswegen das Jahr von dessen Unterzeichnung wählte. Diese Interpretation hätte hinsichtlich der Denkmalskultur der Turnverein „Germania“ für den Raum Chemnitz exklusiv vertreten. Die Widmung zierte eine Art Wappenschild, auf welchem das Turnerkreuz mit dem verschlungenen Buchstaben „S“ abgebildet war. Darunter befand sich die Auflistung der 34 – später 38 – Namen der gefallenen Vereinsmitglieder in zwei Spalten, sortiert nach dem Todesdatum. Mit dem Verzicht auf weitere Symbole – abgesehen vom Turnerkreuz sowie der einfachen Inschrift – erinnert der Gedenkstein an die Stele des Chemnitzer Turnvereins. Der Verzicht auf militärische Sinnbilder wie Stahlhelm, Eisernes Kreuz o. Ä. könnte durchaus auf das soziale Milieu des Turnvereins, dessen Mitglieder hauptsächlich in der Arbeiterschicht zu finden waren – 408
Vgl. Sammlung Rost, Ingobert, Einsiedel.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Abb. 166: Gedenkstein des Turnvereins „Germania“ in Einsiedel; © Ingobert Rost
mehrheitlich sozialdemokratisch oder sogar kommunistisch geprägt – zurückzuführen sein. Anhand zweier Bildquellen ist die nachträgliche Ergänzung von vier Namen auszumachen, von welchen jeweils zwei am unteren Ende der beiden Spalten eingefügt wurden. Dabei fügte man auch den Zusatz
9. Vereinsgelände
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„Als vermisst gemeldet“ für Konrad Müller und Kurt Graf am Schluss der Auflistung bei. Möglicherweise hatten sich nach der Enthüllung des Steins die Angehörigen der vier Personen gemeldet und um deren Nennung gebeten. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten besetzte der Einsiedler SA-Sturm im März 1933 das Gelände des Turnvereins und zerstörte alle Erinnerungen an den Arbeitersport.409 „Dabei soll nach der eidesstattlichen Aussage des Zeugen Max Just ein Karl Meyer mittels Vorschlaghammer das Denkmal zerschlagen haben. Meyer war Gemeindearbeiter, Germaniamitglied, aber heimlich seit mehreren Jahren auch SA-Mitglied. Wahrscheinlich wollte er durch seine Tat sein Beschäftigungsverhältnis erhalten.“410 b) An der Eubaer Straße Gablenz An der Eubaer Straße 71 im Stadtteil Gablenz liegt das Sportgelände des 769,)$&KHPQLW]H9'LHVHULVWHLQ1DFKIROJHUGHV&KHPQLW]HU7XUQVSRUWvereins, welcher den Vereinsspielplatz an besagter Stelle bauen ließ und als Erster nutzte. Noch während sich der Sportplatz im Bau befand, initiierten der TSV Chemnitz und maßgeblich dessen Vereinsführung die Aufstellung eines Gedenksteins zu Ehren der etwa 120 gefallenen Vereinsmitglieder411 des Ersten Weltkriegs. Die Weihe des Steins vollzog man im Rahmen des 70-jährigen Vereinsjubiläums am Sonntag, dem 30. September 1928, in einer feierlichen Zeremonie. Eingeleitet wurde diese mit einem Festzug vom Vereinsheim aus und begleitet von Gesangseinlagen wie dem Lied „Der gute Kamerad“. Als Ehrengast war der Chemnitzer Polizeipräsident Schwamkrug zugegen. „Turnbruder Schmidt“ – wahrscheinlich der Vereinsvorsitzende – begrüßte die Anwesenden, anschließend folgte die Enthüllung des Gedenksteins.412 Die Weiherede hielt der Kreis-Oberturnwart Martin Schneider aus Leipzig. Er sprach dem Stein eine dreifache Bedeutung zu: „Er sei einmal ein Mal des Gedenkens für die, die in Feindesland für Deutschlands Ehre ihr Leben ließen. Er sei aber auch ein Mal des Dankens und ein Mal der Mahnung. Immer sollte sich der Turner eingedenk sein, daß er nicht um seiner selbst willen lebe, sondern als Diener zum Wohle der großen Allgemeinheit. Staatsbürgerliches Pflichtbewußtsein, Treue und Liebe zum deutschen Vaterland hätten den Turner immer ausgezeichnet. Der Stein mahne, in diesen Pflichten nicht nachzulassen, denn gerade heute betrachte sich die Deutsche 409
Vgl. Sammlung Rost, Ingobert, Einsiedel. Ebenda. 411 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Neueste Nachrichten Nr. 229, Sonnabend den 29.09.1928. 412 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 272, Montag den 01.10.1928. 410
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
Turnerschaft mehr denn je berufen, tatkräftig am Wiederaufbau des Vaterlandes mitzuarbeiten.“413 Erkennbar wird an dieser Weiherede, dass zumindest die Führungsriege der Turnerschaft noch vom konservativ-monarchistischen Geist beseelt war. Dies lässt sich vor allem anhand der Passage „in Feindesland für Deutschlands Ehre ihr Leben ließen“ nachweisen. Die wahren Motive blendete man in weiten Gesellschaftskreisen, auch noch in der Weimarer Republik, aus und stilisierte den verlorenen Krieg zu einem Ereignis, der einem höheren abstrakten Ziel – Deutschlands Ehre – gedient habe. Im Weiteren führte Martin Schneider die Rolle der Turner in der Gesellschaft aus, die seiner Meinung nach eine staatstragende, patriotische und soziale sei. Verbunden war die Denkmalsweihe mit der Pflanzung einer „Jahneiche“ – in Bezug auf diese schlug der Kreis-Oberturnwart Töne an, die sich durchaus als sozialdarwinistisch deuten lassen. So sprach er: „Die junge Eiche sei […] ein Symbol der deutschen Kraft und des deutschen Willens. Rein und stark wie der Kern dieses Baumes, müsse auch immer das Wesen des deutschen Turners sein. In der Gesundheit eines Volkes liege das Fundament zu seiner Entwicklung. Und gesunde, lebensfreudige und das Leben bejahende Menschen zu erziehen, sei das schönste Ziel der deutschen Turnerschaft. Möchte gerade die Jugend stets danach streben, sich rein und gesund an Leib und Seele zu erhalten“.414 Kranzniederlegungen am Gedenkstein – auch stellvertretend für den ehemaligen Chemnitzer Bürgermeister Dr. Beck – sowie Gesang bildeten den Abschluss der Weiheveranstaltung.415 Die nötigen Geldmittel für den Bau dürften mittels Spendensammlungen unter den Mitgliedern zur Verfügung gestellt worden sein. Über den Bildhauer finden sich in den Quellen keine Angaben. Das Denkmal selbst besteht vermutlich aus Muschelkalk und weist eine Stelenform auf, welche sich von oben nach unten verjüngt und am Kopfende in zwei kleinen Stufen ausläuft. Als Basis dient ein kleiner quadratischer Sockel, der nur einige Zentimeter unter dem Fußende der Stele herausragt. In seiner Grundform ähnelt das Denkmal sehr dem des Turnvereins Chemnitz-Altendorf. Da dieses bereits 1921 errichtet wurde, könnte es durchaus als Vorbild gedient haben. Eine weitere Parallele stellt das Turnerkreuz als zentrales symbolisches Gestaltungsmittel dar – auf der Stele in Gablenz allerdings noch deutlich größer ausgeprägt als in Altendorf. Darunter findet sich die Inschrift „Dem Gedenken unserer im Weltkrieg 1914–1918 gefallenen Mitglieder“ sowie die Nennung „Turnverein Chemnitz“ und die Initialen „J.P.“, welche wahrscheinlich für den Bildhauer ste413 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 272, Montag den 01.10.1928. 414 Ebenda. 415 Vgl. ebenda.
9. Vereinsgelände
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Abb. 167: Stele des TSV Chemnitz in Gablenz; © Stefan Hetzer
hen. Auffällig ist das Fehlen sonst typischer Symbole wie dem Eisernen Kreuz, Stahlhelm, Lorbeer oder Eichenlaub. Auch die Inschrift mutet in ihrer Wortwahl sehr sachlich an, der Heldenbegriff wurde vermieden und stattdessen der Terminus „gefallene Mitglieder“ verwendet. Ob sich auf der Stele – wie bei jener in Altendorf – früher weitere Gestaltungselemente auf dem oberen Plateau befunden haben, ist nicht ersichtlich. Da in einigen Fällen wie dem Pendant auf dem Matthäus-Friedhof, den Denkmälern in Hilbersdorf oder Reichenhain Änderungen und Entfernungen so professionell vorgenom-
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
men wurden, dass diese ohne Quellennachweise nicht identifizierbar wären, sind solche aber auch hier nicht ganz auszuschließen. In der Liste des Stadtbauamtes führte man das Denkmal des Turnsportvereins überhaupt nicht auf, wahrscheinlich besaß keiner der zuständigen Sachbearbeiter Kenntnis davon. Die Stele ist nach wie vor intakt und befindet sich in gutem Zustand am Sportplatz an der Eubaer Straße 71. c) Zusammenfassung der Vereinsgelände als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs Die Ehrenmale auf den Vereinsgeländen stellen neben den Betrieben sicherlich die größte Unbekannte im Komplex der Chemnitzer Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg dar. Es dürfte sehr wahrscheinlich mehr als die zwei aufgeführten Denkmäler gegeben haben, allerdings wurden diese nirgendwo zentral dokumentiert. Die Dunkelziffer könnte nicht unerheblich sein, da die Möglichkeit besteht, dass Vereine der verschiedensten Sparten wie Sport, Gesang, Orchester, Militär u. a. im kleinen Rahmen zumindest Gedenk-, Namens- oder Ehrentafeln in ihren Vereinsheimen aufhängten, um der gefallenen Mitglieder zu gedenken. Selbst die Stele des TSV Chemnitz im relativ zentral gelegenen Ortsteil Gablenz wurde nicht vom Stadtbauamt in seiner Auflistung erfasst. Die Objekte auf den Vereinsgeländen scheinen daher sogar in der Phase der denkmalskulturellen Entmilitarisierung und Entideologisierung nach 1945 eher unbeachtet oder übersehen worden zu sein. Nach dem vollzogenen Systemwechsel nahm man die Entfernung einiger dieser Tafeln wahrscheinlich aus vereinsinternem Antrieb heraus vor, um Systemtreue zu demonstrieren oder nicht mit den örtlichen Behörden in Konflikt zu geraten. Einen tiefen Einschnitt stellte dabei sicherlich auch die Proklamation Nr. 2 des Alliierten Kontrollrats vom 20. September 1945 zur Auflösung aller Sportvereine dar.416 Dadurch existierten für viele der Vereine zunächst keine Rechtsnachfolger. Die Neugründung der Sportvereine erfolgte dann zumeist in Form von Betriebssportgemeinschaften, in welchen es zumindest von der Führungsebene her keine große Toleranz für jedwede Gefallenenehrungen gegeben haben dürfte. Die Quellenlage für die Erinnerungsorte auf Vereinsgeländen speist sich im Fall des Chemnitzer Turnvereins ausschließlich aus Zeitungsartikeln, während die Informationen bezüglich des Einsiedler Turnvereins „Germania“ vom Ortschronisten Ingobert Rost stammen. 416 Vgl. http://www.fussballarchiv-schwedt.de/geschichtsarchiv/000000a1601247e 04.html#:~:text=Mit%20der%20Proklamation%20Nr.,durch%20den%20Alliierten% 20Kontrollrat%20aufgel%C3%B6st.&text=Dezember%201945%20%C3%BCber%20 die%20Beschr%C3%A4nkung,lokale%20Sportorganisationen%20auf%20Kreis ebene %20zugelassen; entnommen am: 05.07.2021, 15:29 Uhr.
10. Wald und Flur
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10. Wald und Flur a) Nahe der ehemaligen Kinderwaldstätte Glösa Eines der am schlechtesten dokumentierten Denkmäler in Chemnitz ist das Kriegskreuz nahe der ehemaligen Kinderwaldstätte im heutigen Stadtteil Glösa. Lediglich eine Bildpostkarte weist dessen Existenz unbestreitbar nach. 'LH Ä$* %ODQNHQDXHU *UXQG LP &KHPQLW]HU *HVFKLFKWVYHUHLQ H9³ verortet den Standpunkt des Denkmals am Grenzweg in einem Glösaer Waldstück. Eine Fotografie soll überdies die übrig gebliebene Sockelplatte des Denkmals zeigen (vgl. Bilderanhang Abb. 143). Recherchen diesbezüglich vor Ort blieben allerdings ergebnislos. Daher gibt es keine Hinweise auf den Bauinitiator. Auf der Bildpostkarte ist der Zusatz 1914/1915 vermerkt, wahrscheinlich handelt es sich dabei um den Errichtungszeitraum. In diesem Falle könnte der Kriegsausbruch als Anlass der Errichtung gedient haben. Gestaltet wurde ein viereckiger Sockel, auf welchem ein Steinwürfel – getragen von vier Kugeln unter den Ecken – thronte. Dieser trug einen Obelisken, der an die Kriegerdenkmäler von 1870/71 erinnert. Ganz auszuschließen wäre die Erbauung des Kreuzes zu diesem Anlass nicht, allerdings spricht die Unterschrift der Bildpostkarte dagegen. An zwei Seiten des Würfels sind auf der Postkarte große Eiserne Kreuze erkennbar, vermutlich schmückten
Abb. 168: Bildpostkarte mit dem „Kriegskreuz“ nahe der ehemaligen Kinderwaldstätte; © Stadtarchiv Chemnitz
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
sie auch die anderen beiden Seiten. Der Obelisk zeigte auf seiner Vorderseite eine junge Pflanze, die emporwächst – möglicherweise symbolisierte sie das Deutsche Reich, welches infolge des Krieges dem Wunsch vieler Zeitgenossen nach zu einem stattlichen Baum heranwachsen sollte. Bekrönt wurde der Obelisk durch ein weiteres Eisernes Kreuz, wahrscheinlich aus Metall gefertigt, in einem runden Rahmen. Das Schicksal des Kriegskreuzes ist ungeklärt. Aufgrund der großen Eisernen Kreuze könnte es nach Ende des Zweiten Weltkriegs als „militaristisches“ Denkmal zerstört worden sein. Im Stadtarchiv Chemnitz, insbesondere den Akten des Stadtbauamtes, finden sich darüber keine Auskünfte, was allerdings auch damit in Zusammenhang stehen könnte, dass das betreffende Waldstück zum Zeitpunkt der wahrscheinlichen Errichtung zur Gemeinde Auerswalde und damit nicht zu Chemnitz gehörte. b) Am Totensteinweg Grüna Ähnlich spärlich sieht die Quellenlage bezüglich des Denkmals des SV Grüna 1912 an der Totensteinstraße unweit des Maria-Josepha-Turmes aus. Schriftliche Quellen existieren nicht, sodass zur Analyse nur die vor Ort angefertigten Fotografien sowie eine ältere Aufnahme von minderer Qualität herangezogen werden können. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ging die Initiative zur Errichtung des Gedenksteins vom Verein selbst, tendenziell von der Vereinsführung aus. Die Errichtungszeit ist in diesem Fall gänzlich unklar, ebenso wie ein möglicherweise involvierter Bildhauer. Spenden von den Vereinsmitgliedern dürften auch hier das Mittel der Wahl zur Finanzierung gewesen sein. Zur Weihezeremonie und der zeitgenössischen Rezeption fehlen jegliche Belege. Sicher ist, dass man einen großen Natursteinblock verwendete und ihn senkrecht aufstellte – das untere Ende im Boden versenkt. Dieser könnte noch grob behauen worden sein. Davor legte man eine kleine Fläche mit Natursteinen an, welche von senkrecht stehenden Steinen in Halbkreisform begrenzt wurde. An der Vorderseite des Gedenksteins ist eine viereckige Tafel aus schwarzem Granit angebracht, welche die Inschrift „Seinen Toten SV Grüna 1912“ in weißer Farbe führt. Sie ist damit vergleichsweise kurz gehalten und beinhaltet nur den Vereinsnamen als Kennzeichnung des Stifters und die Widmung an die Toten des Vereins. Darüber hinaus schmücken keine Symbole oder Verzierungen die Tafel und den Stein. Bei der Gedenktafel handelt es sich allerdings nicht um die Erstversion. Ein früheres Exemplar war aus Metall, wahrscheinlich Bronze, geschaffen und an derselben Stelle angebracht worden. Die Inschrift könnte identisch gewesen sein, allerdings ist dies aufgrund der schlechten Bildqualität nicht zweifelsfrei festzustellen. Wann und warum die Tafeln
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Abb. 169: Gedenkstein des SV Grüna 1912; © Stefan Hetzer
ausgetauscht wurden, ist unklar – Verwitterung bzw. natürlicher Verfall wären mögliche Optionen. c) Am Grenzweg Zeisigwald Das am Grenzweg im Zeisigwald errichtete Hirsch-Denkmal ist neben dem 104er Denkmal, der Stele für das Reserve-Infanterie-Regiment 244 sowie der Gedenktafel des Infanterie-Regiments 474 eines der Chemnitzer Kriegerdenkmäler, welches einer spezifischen militärischen Einheit gewidmet wurde – dem Königlich Sächsischen Infanterie-Regiment 181. Da dieses Regiment aus den „Wurzener Jägern“ (3. Jägerbataillon Nr. 15) gebildet wurde, pflegte es die Tradition dieses Verbandes weiter. Einquartiert war es
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
ab 1900 im Kasernenkomplex an der Planitzstraße – der heutigen HeinrichSchütz-Straße – am Rande des Zeisigwaldes.417 Daher bestand sowohl eine örtliche als auch eine ideelle Verbindung des Regiments zum größten innerstädtischen Waldgebiet. Ein eigens gebildeter Ehrenmalausschuss initiierte den Bau und wählte den Berliner Professor Heinrich Straumer als ausführenden Bildhauer aus.418 Dieser hatte selbst im Regiment gedient und plante zunächst die Aufstellung eines Gedenksteins im Zeisigwald. Mit diesem Konzept stellte er sich im Oktober 1922 den Planungen des Stadtrates sowie des Denkmalausschusses entgegen, welche eine Errichtung auf dem Städtischen Friedhof favorisierten. Straumer argumentierte, dass „der Gedenkstein nicht allein eine Totenehrung, sondern auch eine Mahnung an die Lebenden darstellen sollte und daher nicht an die Stätte des Todes, sondern unter die Lebenden gehört“. In der Folgezeit erarbeitete er einen weiteren Entwurf, in welchem er von der Idee des Gedenksteins abrückte und diese durch eine Hirschfigur ersetzte.419 Am 20. Oktober 1924 gab der Chemnitzer Stadtrat ein Grundstück am Grenzweg im Zeisigwald für die Errichtung des Denkmals frei420. Dieses wurde ein knappes Jahr später, am 11. Oktober 1925, eingeweiht. Der eigentlichen Weihefeier ging ein Festzug, bestehend aus ehemaligen 181ern, Angehörigen der Chemnitzer Militärvereine, Mitgliedern anderer Regimentsvereinigungen und der Traditionskompanie des InfanterieRegiments 181, vom Opernplatz zum Zeisigwald voraus. Für die musikalische Gestaltung sorgten der Männerchor „Orpheus“, der Knabenmusikchor, die Kapelle „Alte Kameraden“ sowie eine Reichswehrkapelle. Vor Ort erfolgte eine kurze Ansprache des Ehrenmalausschussvorsitzenden Studienrat Drechsler. Dieser führte aus: „Die Dankesschuld unsern im Feindesland gefallenen Brüdern verlangte sichtbaren Ausdruck. Dieses Denkmal soll ihn geben. Es drückt aus, was uns im Innern bewegt, und kündet, was war, was ist und was sein wird. Es soll mahnen, den Brüdern, die für uns starben, nachzueifern im Dienste am Ganzen zum Heile des Vaterlandes. Dank allen, die halfen, den Widerständen zum Trotz, daß dieser Ehrenstein vollendet ward.“ Der anschließenden Enthüllung des Denkmals folgte die Weiherede durch Divisionspfarrer a. D. Barchewitz, welcher die Verbundenheit des Regiments zum Wald betonte und mit Jagdmetaphern ausschmückte. Er endete mit dem Aufruf „Bismarcks Wort muss wieder Wahrheit werden: ‚Wir Deutschen fürchten Gott, doch sonst nichts auf der Welt.‘ Im Namen des dreieini417 Vgl. Hübsch, Zu militärischen Gedenkstätten in Chemnitz, in: Chemnitzer Geschichtsverein, Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins, S. 91. 418 Vgl. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 282, Montag den 12.10.1925. 419 Vgl. Hübsch, Zu militärischen Gedenkstätten in Chemnitz, in: Chemnitzer Geschichtsverein, Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins, S. 96. 420 Sammlung Hübsch, Eberhard, Stadtarchiv Chemnitz.
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gen Gottes weihe ich dieses Ehrenmal“. Nach drei Ehrensalven für die Gefallenen durch die Ehrenkompanie und dem „Niederländischen Dankgebet“ – vorgetragen durch den Männerchor „Orpheus“ – ergriff Generalleutnant Müller das Wort. Dieser hob Treue, Tapferkeit sowie Pflichterfüllung des Regiments hervor und verband diese in besonderer Weise mit dem ehemaligen Regimentskommandeur Oberst Stephani, welcher am 30. August 1914 bei Tourteron gefallen war. Den Abschluss seiner Rede formulierte er folgendermaßen: „Fürs Vaterland leben, heißt für das Volk arbeiten. Der grausame Vernichtungswille der Feinde droht uns mit Untergang. Die gefallenen Brüder weisen den Weg zum Aufstieg: Pflicht und Treue dem Vaterlande! Der Tag der Befreiung wird kommen. Wir blicken mit Zuversicht in die Zukunft. Ein Hurra dem Regiment 181!“421 Vor allem die Redebeiträge von Barchewitz und Müller zeigen, wie tief in weiten Kreisen des deutschen Militärs der Stachel der Niederlage noch saß. Beide waren noch der Gedankenwelt des Kaiserreichs verhaftet, wie der Bezug auf Bismarck und dessen Zitat beweist, während der aktive Generalleutnant darüber hinaus mehr oder weniger unverhohlen von einer „Revanche“ spricht. Ebenfalls sticht das Narrativ hervor, welches das Deutsche Reich zum Opfer des „grausamen Vernichtungswillens der Feinde“ stilisierte – eine deutliche Anspielung auf den Versailler Vertrag und damit die zu Kriegsbeginn durch Wilhelm II. formulierte Interpretation „Mitten im Frieden überfällt uns der Feind.“ Weite Kreise der Gesellschaft sahen den Kriegsverlierer in einer Opferrolle, der man letztendlich nur durch eine (gewaltsame) Revision der Nachkriegszustände der internationalen Mächtekonstellation zu entkommen glaubte. Im kompletten Widerspruch dazu stehen die Worte, welche der Architekt des Denkmals, Professor Straumer, anlässlich der Weihe in der Festschrift wählte: „Das Denkmal [trete] nicht als kriegerisches Emblem in Erscheinung, wird nicht von irgendwie gerichteten Parteianschauungen in Anspruch genommen werden, sondern wird einfach als ein Zeichen der Dankbarkeit und Liebe, das den Kameraden errichtet wurde, empfunden werden. So soll auch der Gedanke der Versöhnung sich auf die Lebenden und Kommenden erstrecken.“422 Die zeitgenössische Meinung hinsichtlich der Rezeption des Denkmals war also, selbst unter ehemaligen Angehörigen des Regiments, keineswegs einheitlich, sondern divergent. Infolge der Redebeiträge übergab Generalleutnant Müller das Ehrenmal der Stadt Chemnitz in Person von Stadtrat Chilian. Kranzniederlegungen 421 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 282, Montag den 12.10.1925. 422 Hübsch, Zu militärischen Gedenkstätten in Chemnitz, in: Chemnitzer Geschichtsverein, Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins, S. 97.
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
bildeten den Abschluss der Zeremonie.423 Neben den voran zitierten Beiträgen existiert eine weitere zeitgenössische Quelle, die beweist, dass der Zuspruch zur Errichtung des Hirsch-Denkmals durchaus nicht in allen Bevölkerungsschichten vorhanden war und es, wie der Ehrenmalausschussvorsitzende Drechsler formulierte, auch Widerstände gab. In der Stadtratssitzung vom 30. Oktober 1924 debattierten die Chemnitzer Abgeordneten über einen Antrag der kommunistischen Fraktion, welcher die Aufhebung des Beschlusses zur Freigabe eines Grundstückes im Zeisigwald zur Errichtung eines Kriegerehrenmales zum Ziel hatte. Der kommunistische Abgeordnete Neubert argumentierte, dass die Gelder, die für den Bau des Denkmals seitens der Stadt ausgegeben würden, doch besser in die Versorgung von Kriegswitwen und -waisen sowie Versehrten investiert werden sollten. Er bezog sich dabei auch auf eine Pressenotiz von Seiten der „Kriegsbeschädigten“, welche einen „Denkstein in Form von Versorgung und nicht von Steinen“ forderten. Welchen Umfang dieser Protest wirklich und über die kommunistische Klientel hinaus in Chemnitz hatte, ist allerdings unklar. Bürgermeister Schenker ent-
Abb. 170: Hirsch-Denkmal im Zeisigwald 2017; © Stefan Hetzer
423
Vgl. ebenda.
10. Wald und Flur
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gegnete der Argumentation von Seiten des Abgeordneten Neubert, die Stadt Chemnitz verwende keinerlei finanzielle Mittel zur Errichtung des Denkmals – angesichts der vorherrschenden Praxis der Spendenfinanzierung eine durchaus glaubhafte Versicherung – und das betreffende Grundstück würde weder verschenkt, verkauft oder verpachtet, sondern es würde dem Ehrenmalausschuss lediglich gestattet, dort ein Monument zu errichten.424 Dem weiteren Verlauf der Ereignisse, insbesondere dem Denkmalsbau selbst, ist zu entnehmen, dass der Antrag der kommunistischen Fraktion ablehnend beschieden wurde. Als Sockel für das Denkmal dienten zunächst mehrere zu einer rechteckigen Grundfläche zusammengefügte Steinblöcke, welche als Basis für eine aus mehreren Segmenten bestehende Steinplatte fungierten. Auf dieser errichtete man einen Steinblock in Form eines Quaders mit glatten Seitenflächen, bayerischer Kalkstein diente dabei als Material für die gesamte Unterkonstruktion. Der Block trug drei treppenartig angeordnete Platten aus Stein, auf welchen eine Hirschskulptur ruhte. Der linke Vorderlauf des Hirsches war leicht angewinkelt und er besaß ein Geweih mit sechs Enden (vgl. Bilderanhang Abb. 144). Die Skulptur kann als klare Reminiszenz an die Ursprünge des Regiments von den Wurzener Jägern her verstanden werden, zudem fungierte das Lied „Ich schieß’ den Hirsch im wilden Forst“ als inoffizielle Regimentshymne, sodass auch hier ein Zusammenhang zur Denkmalsgestaltung zu sehen ist. Drei der Quaderseiten listen mehrere Orte und Kampfhandlungen auf, an welchen das Regiment während des Krieges teilgenommen hatte. Dies sind im Einzelnen: Maasübergang, Tourteron, Vitry, St. Souplet, Lille, Pont Rouge, Somme-Schlacht, Messines, FlandernSchlacht, Regnieville, Ourcq, Cambrai, Hollebeke und die Schelde. An der dem Grenzweg zugewandten Längsseite ist ein Kranz abgebildet, der die beiden Nummern des Regiments, eine größere „181“ und eine kleinere „15“, – eingefasst in einem Waldhorn – umrahmt. Zwischen beiden Kranzenden und über den Regimentsnummern prangt die sächsische Königskrone. Darunter ist die Inschrift „Dem Andenken der gefallenen Kameraden 1914– 1918“ zu lesen. Untypisch für ein Regimentsdenkmal ist das Fehlen des Eisernen Kreuzes und anderer militärischer Insignien. Dahingehend kann dem Architekten Professor Straumer durchaus zugestimmt werden, wenn er davon sprach, dass das Denkmal „nicht als kriegerisches Emblem“425 in Erscheinung treten solle. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs sollten zunächst laut Anordnung des Stadtbauamtes die Inschriften am Sockel entfernt werden. Dies unterblieb 424
Vgl. Sammlung Hübsch, Eberhard, Stadtarchiv Chemnitz. Hübsch, Zu militärischen Gedenkstätten in Chemnitz, in: Chemnitzer Geschichtsverein, Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins, S. 97. 425
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III. Analyse der Chemnitzer Erinnerungsorte
allerdings nach nochmaliger Prüfung.426 Allerdings fiel das Denkmal zunehmendem Vandalismus anheim, sodass 1995 die Hirschskulptur komplett zerstört und Teile des Sockels herausgebrochen waren. Es folgte eine Restaurierung durch die Stadt Chemnitz, wobei aber besonders die Hirschfigur als nicht wirklich gelungen eingestuft werden muss. Besonders Äser und Rumpf wichen in ihrer Gestaltung stark vom Original ab und besaßen ein eher unnatürliches Aussehen. Auch in der Folgezeit war der Hirsch, im Speziellen das Geweih, welches mehrmals abmontiert oder demoliert wurde, von Zerstörungen betroffen. Im Frühsommer 2018 wurde die Skulptur durch einen umgestürzten Baum infolge eines Sturmes stark beschädigt und von der Stadt Chemnitz deshalb eingelagert.427 Eine Neuaufstellung erfolgte bisher nicht, sodass derzeit nur der Sockel am angestammten Platz am Grenzweg im Zeisigwald steht. Eine hölzerne Informationstafel des „Chemnitzer GeschichtsYHUHLQV H9 ³ ± EHUHLWV ]XYRU DXIJHVWHOOW ± OLHIHUW HLQLJH$QJDEHQ ]XP Denkmal und schließt mit den Worten, es solle „heute ein Mahnmal sein, um an die Opfer der zwei Weltkriege aus der Stadt Chemnitz zu erinnern“. d) Zusammenfassung von Wald und Flur als Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs Die Denkmäler dieses Abschnitts nehmen durchaus einen Sonderstatus hinsichtlich der Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg in Chemnitz ein, da sie intendiert nicht im urbanen Umfeld errichtet wurden, sondern deren Aufstellungsort man in die freie Natur verlagerte. Im Fall des Hirschdenkmals für das Infanterie-Regiment 181 lag dies in dessen Traditionslinie als Jägereinheit sowie der Stationierung am Zeisigwald begründet. Welche Veranlassung es beim Gedenkstein des SV Grüna 1912 und dem Kriegskreuz nahe der Kinderwaldstätte gab, ist nicht überliefert. Quellen, welche die Beweggründe und darüber hinaus die Entstehung dieser beiden Ehrenmale dokumentieren, sind nicht existent – im Gegensatz zum 181er Denkmal, das zumindest in Presseberichten sehr ausführlich thematisiert wurde und darüber hinaus Bestandteil protokollierter Debatten des Stadtrates war. Die geringe Anzahl von Kriegerehrenmalen in Wald und Flur lässt allerdings vermuten, dass diese als Lokalitäten zur Erinnerung an die Gefallenen nicht allzu popu426 Vgl. Stadtbauamt Chemnitz: Aufstellung von Denkmälern militärisch-historischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Stadtarchiv Chemnitz. Akte: Stadtbauamt 7279. 427 https://www.tag24.de/nachrichten/chemnitz-stadtrat-alexander-dierks-stuermi sche-buche-hat-erlegt-kehrt-der-hirsch-in-zeisigwald-zurueck-623618; entnommen am: 12.12.2020, 09:06 Uhr.
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lär waren. Die Intention der meisten Denkmäler beinhaltete neben dem Erinnern die Schaffung einer möglichst breiten öffentlichen Wahrnehmung – dies war an Standorten in der Großstadt Chemnitz deutlich besser möglich als in den städtischen oder stadtnahen Waldgebieten, auch wenn diese als Naherholungsziele durchaus Popularität genossen. Im Umkehrschluss könnte die örtliche Abgeschiedenheit auch eine Art Schutz vor der denkmalstechnischen „Entmilitarisierung“ 1945/46 gewesen sein, denn zumindest der Grünaer Gedenkstein als auch das Hirschdenkmal wurden im Rahmen dieser Entwicklung unverändert belassen und dies, obwohl zumindest beim Letztgenannten die Tilgung der Schlachtenorte am Sockel vorgesehen war. Dennoch blieb von den drei Ehrenmalen nur eines – der Gedenkstein des SV Grüna 1912 – annähernd im Originalzustand. Die Ursachen hierfür sind jedoch unterschiedlichen Ursprungs, denn während von einer gezielten Entfernung des Kriegskreuzes in Glösa auszugehen ist, führte ein Unwetter zu erheblichen Beschädigungen des 181er Denkmals und infolgedessen zur Demontage und Einlagerung der Hirschskulptur.
IV. Vergleich 1. Entstehungszeit Hinsichtlich des Errichtungs- und Weihezeitraums der Kriegerdenkmäler lässt sich aufgrund der durchgeführten Analyse bilanzieren, dass der Schwerpunkt des Denkmalbaus in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg vor allem in den 1920er (36 Stück) und 1930er Jahren (24 Stück) lag. Eine Ballung im Zeitabschnitt der Dreißigerjahre ist zudem von 1930 bis 1933 festzustellen. Jedoch fanden auch bereits vor 1920 vereinzelt Aufstellungen von Denkmälern oder Gedenksteinen sowie das Aufhängen von Namenstafeln statt (fünf). Im Zeitraum des Zweiten Weltkriegs konnte dann nur noch die Anbringung einer Gedenktafel nachgewiesen werden. Die Phase zwischen 1945 und 1989 weist ebenfalls nur sehr spärlich Neuerrichtungen auf (zwei). Diese Tendenz setzte sich auch nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 mit lediglich zwei Neubauten fort. Allerdings existieren für die nicht unerhebliche Anzahl von 20 Denkmälern keine zuverlässigen Daten für den Entstehungszeitraum, sodass hier keine exakte Bestandsaufnahme für die komplette Denkmalslandschaft möglich war. Besonders für die Zeit der Weimarer Republik kann aber von einem regelrechten Kriegerdenkmalsbauboom in Chemnitz gesprochen werden, der zwar durch ökonomische Krisen wie die Inflation oder die Weltwirtschaftskrise möglicherweise abgeschwächt, aber keineswegs zum Stillstand gebracht wurde. Diese Entwicklung setzte sich auch über die Endphase der Weimarer Republik hinaus bis in die ersten Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft fort. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs verschob sich der gesellschaftliche Fokus dann auf die aktuellen Kriegsereignisse; auch notwendige Ressourcen für die Errichtung weiterer Denkmäler dürften kaum noch vorhanden gewesen sein, während sich das Gedenken an gefallene Soldaten mehr und mehr in Richtung des neuen Krieges verschob. Die Machthaber in der sowjetischen Besatzungszone sowie der späteren DDR hatten schon aufgrund der Staatsdoktrin von „Antifaschismus“ und „Antimilitarismus“ kein Interesse an der Aufstellung weiterer Kriegerdenkmäler, sodass in dieser Periode lediglich eine kleine Zahl von „Mahnmalen“ errichtet wurde. Auch nach der Wiedervereinigung blieb das Interesse hinsichtlich eines Wiederbelebens der denkmalgestützten Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg gering.
3. Ikonografie
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2. Träger Für den Bau von Kriegerdenkmälern, die Errichtung von Mahnmalen, das Anbringen von Gedenk- und Namenstafeln zeichneten sich in Chemnitz nach Ende des Ersten Weltkriegs die unterschiedlichsten Träger verantwortlich. Zwar konnte hier bei der bedeutenden Anzahl von 35 Denkmälern kein Initiator ermittelt werden, doch kristallisierten sich insbesondere drei Gruppen als explizite Triebkräfte zur Errichtung von Ehrenmalen heraus. Dies sind im Einzelnen eigens dafür gegründete Denkmals- bzw. Ehrenmalausschüsse, Militärvereine und Kirchgemeinden. Oftmals kooperierten die genannten Institutionen auch miteinander, gerade in den Ausschüssen waren zumeist auch Vertreter der örtlichen Kirchgemeinde sowie des Militärvereins – falls vorhanden – vertreten. In insgesamt 15 Fällen sind Denkmalsausschüsse als Träger für den Bau von Kriegerdenkmälern dokumentiert, elfmal war dies für Kirchgemeinden der Fall und weitere neun Bauten wurden durch Militärvereine initiiert. Darüber hinaus existieren weitere Träger mit deutlich geringeren Zahlen im mittleren einstelligen Bereich wie Sportvereine, Firmen, Behörden und Ehemalige der Chemnitzer Militärformationen. Interessante Randerscheinungen bilden Initiatoren wie die Kriegsgefangenen des Lagers Ebersdorf oder die Dozenten der Technischen Staatslehranstalt, die sich spezifisch für die Denkmalserrichtungen einsetzten, um eine separate Zielgruppe zu repräsentieren. Mit den Kirchgemeinden sowie den Militärvereinen standen in den einzelnen Stadtteilen und Eingemeindungen aber vor allem jene Institutionen bei der Planung und Umsetzung im Fokus, welche man dort ohnehin mit dem Gedenken an die Verstorbenen oder der Erhaltung der militärischen Erinnerungskultur in Verbindung brachte. Häufig bündelte man dann die örtlichen Ressourcen durch die Gründung von Ehrenmalausschüssen, in welchen Vertreter der bedeutendsten Gesellschaftsbereiche wie Politik, Kirche, Wirtschaft und Militär vertreten waren. Gerade die Zahl von Militärvereinen und Denkmalsauschüssen dürfte innerhalb des unerschlossenen Komplexes von 35 Denkmälern nicht unerheblich sein, da die Quellenlage bezüglich dieser Körperschaften aufgrund entweder ihres nur temporären Bestehens für den Zweck des Baus (Ausschüsse) oder ihrer kompletten Zwangsauflösung nach Ende des Zweiten Weltkriegs (Militärvereine) nur bruchstückhaft ist.
3. Ikonografie a) Denkmäler Die Untersuchung der Symbolik der Chemnitzer Kriegerdenkmäler zeigte zum einen die weitverbreitete Nutzung von in diesem Bereich archetypischen
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IV. Vergleich
Sinnbildern. Das Eiserne Kreuz beispielsweise fand oder findet sich an insgesamt 19 Denkmälern der Stadt. Zu dessen charakteristischer Aussagekraft bemerkte der Historiker Justus Ulbricht treffend: „Die Masse und die (vorgebliche) Gleichheit derer, die ‚für Deutschland‘ gestorben waren, wiederholt sich auch in den zahlreich vorkommenden Eisernen Kreuzen auf Kriegerdenkmälern und auf den Grabzeichen für Gefallene. Zudem sollten die Kreuze bei Betrachtern, Trauernden und Gedenkenden, daran erinnern, dass der Tod der Soldaten in den Kriegen 1914/15 (sic!) und 1939/45 die jeweils letzten Glieder einer nationalistisch gedeuteten Überlieferungsgeschichte darstellte, die im Kampf gegen Napoleon als Verteidigungskrieg begonnen hatte. Weiterhin stand das Symbol des Eisernen Kreuzes für die Massenhaftigkeit des Sterbens und die Gleichheit der Soldaten im Tode, der soziale und militärische Rangunterschiede nicht kennt“.1 Die von Ulbricht genannten Motive des Verteidigungskrieges, der Gleichheit der Soldaten im Tod sowie dem vermeintlichen Verwischen von Stand und Rang im Kampf „fürs Vaterland“ spiegelten sich nur allzu oft in den Weihereden und -predigten für die Denkmäler wider, was belegt, dass diese Narrative bereits im Nachkriegsjahrzehnt fester Bestandteil der Erinnerungskultur geworden waren. Der Wahrheitsgehalt dieser Interpretationsansätze wurde in der breiten Öffentlichkeit wahrscheinlich nur selten hinterfragt bzw. wenn dies der Fall war, wurde ein solches Vorgehen als „ehrenrührig“ diffamiert, da es das Andenken an die Gefallenen beschmutzen würde. Großer Beliebtheit bei der Ausgestaltung militärischer Ehrenmale erfreute sich auch die symbolische Nutzung des Eichenlaubs, welches 18 Denkmäler in Chemnitz ziert. „Wenn auch schon die Germanen Eichen wegen ihrer Langlebigkeit als Symbol der Standhaftigkeit und Unsterblichkeit verehrt haben sollen, so avancierte die Eiche zum deutschen Nationalbaum erst im 18., vor allem aber im 19. Jahrhundert. Dies stand im Zusammenhang mit der Verehrung der Germanen als angeblichen Vorvätern der modernen Deutschen. […] Wer jedoch die Germanen verehrte oder gar liebte, der schwärmte auch für den deutschen Wald und dessen starke Stämme, zuvörderst die Eichen, deren nationaler Wert in zahllosen Gedichten und Liedern besungen wurde. In der Romantik galt der Baum auch als Symbol der Treue, die sich auch in der soldatischen Kameradschaft bewähren sollte.“2 Die Planer, Architekten und Bildhauer der Denkmäler schrieben mit der Nutzung des Eichenlaubs als Symbol die genannten assoziierten Eigenschaften der Eiche auch den Gefallenen zu. Neben dem Eichenlaub ist der Lorbeer eine weitere Pflanze, deren historische Interpretation und Bedeutung für die Ausschmückung von Kriegerdenk1 2
Ulbricht, Zeichen der Erinnerung – Steine des Anstoßes, S. 110 f. Ulbricht, Zeichen der Erinnerung – Steine des Anstoßes, S. 114 f.
3. Ikonografie
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mälern – im Fall von Chemnitz an neun Exemplaren – genutzt wurde. „Im antiken Griechenland verstand man den Lorbeer als Zeichen einer moralischen und gesundheitlichen Reinigung, als Sühnezeichen. Da bei den Olympischen Spielen […] den Siegern […] jeweils ein Lorbeerkranz überreicht wurde, avancierte dieser zum allgemeinen Zeichen des ewigen Ruhmes. In Rom gehörte der Lorbeerkranz zum Kult um den obersten Gott Jupiter. Er war nun auch Zeichen militärischer Triumphe – so wurde ein siegreicher Feldherr bei seiner Rückkehr nach Rom mit Lorbeer gekrönt, was auch im Kaiserkult um den Herrscher eine wichtige Rolle spielte. […] Im Zusammenhang mit dem Krieger- und Totenkult der jüngeren Geschichte verheißt der Lorbeer am Denkmal ewigen Ruhm und verweist auf die moralische Integrität des oder der geehrten.“3 Der Lorbeer diente somit maßgeblich der symbolischen Verklärung der Kriegstoten, indem man diesen sinnbildlich „ewigen Ruhm“ – für die postulierte Verteidigung und Rettung des Vaterlandes – zusprach und sie zugleich zu moralischen Siegern umdeutete, welche wahlweise nur der „erdrückenden Übermacht der Feinde“ oder – „im Felde unbesiegt“ – dem „Dolchstoß der Revolution“ erlegen seien. Das am häufigsten genutzte Symbol an den Chemnitzer Kriegerdenkmälern nach dem Eisernen Kreuz sowie dem Eichenlaub ist das Schwert, welches 16 Denkmäler ziert. Dies mag auf den ersten Blick erstaunlich wirken, da der Höhepunkt dessen waffentechnischer Bedeutung eher in der Antike und im Mittelalter zu suchen ist. Doch war man sich auch im 20. Jahrhundert der ikonischen Bedeutung des Schwertes bewusst. „Das Schwert steht für den Kampf und den, der es führt – den ritterlichen Krieger. Zwar waren die modernen Kriege zunehmend technische Großunternehmen mit Feuerwaffen für Infanterie und Artillerie, doch das Idealbild des ritterlichen Kämpfers verblasste langsamer als sich die Entwicklung der Waffentechnik fortentwickelte. Zudem gehörten in allen Armeen – zum Teil bis heute – Säbel und Degen, also spätere Nachfahren des Schwertes, zur Uniform von Offizieren. […] und selbst das ‚Seitengewehr‘, also das Bajonett, wurde in zahlreichen populären Texten und Publikationen wie ein Schwert abgebildet und oft als ‚Schwert‘ bezeichnet. – Auf den Kriegerdenkmälern steht das Schwert aber nicht allein als Symbol soldatischer Tugenden und des ehrenhaften Verhaltens der Gefallenen, sondern es verweist auf den existierenden Wehrwillen und die faktische Wehrhaftigkeit der deutschen Nation. Denn verrostete Schwerter kann man neu schärfen; zerbrochene Klingen neu schmieden.“4 Dementsprechend repräsentiert das Schwert auch in der Chemnitzer Denkmalslandschaft den Typus des gefallenen „ritterlichen Kämpfers“, dessen „Ehre“ angeblich „unbeschmutzt“ blieb, ungeachtet des Einsatzes von Gift3 4
Ulbricht, Zeichen der Erinnerung – Steine des Anstoßes, S. 116. Ebenda, Seite 121.
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IV. Vergleich
gas an allen Fronten, Übergriffen auf die Zivilbevölkerung, die – wie exemplarisch in Belgien – auch in Erschießungen von Zivilisten münden konnten, oder der Zerstörung ganzer Städte und kultureller Hinterlassenschaften wie der Kathedrale von Reims bzw. der Universitätsbibliothek von Löwen. Aus unterschiedlichen Darstellungsweisen des Schwerts in den Denkmälern lassen sich verschiedene Deutungsansätze ableiten – so steht das zerbrochene Schwert wie am Ehrenmal des Infanterie-Regiments 474 oder im ehemaligen Polizeipräsidium eher für die militärische Niederlage, während die stehenden Kriegerfiguren mit Schwert in der Trinitatiskirche und der ehemaligen Handelsschule den noch bzw. wieder vorhandenen „Wehrwillen“ ausdrückten. Auch sollte die Realität des maschinisierten modernen Krieges mit dem Einsatz und dem Sterben durch Artilleriegeschosse, Maschinengewehre und Giftgas hinter dem Ideal eines ritterlichen Krieges, symbolisiert durch das Schwert, verblassen. „Manche Schwerter auf Soldatengräbern und Denkmälern aber […] ähneln eher Kreuzen, verkörpern also in diesem Falle nicht allein Ritterlichkeit und Mannhaftigkeit, Helden- und Todesmut, sondern auch die Idee der Auferstehung. Damit stehen sie in direkter Verbindung zum christlichen Heilszeichen, dass sich auch deshalb auf vielen Kriegserinnerungsmalen findet, weil die toten Soldaten meist selbst Christen waren und die Erinnerung an den Kriegstod von Anbeginn an in christliche bzw. katholische, vor allem aber (national-)protestantische Kontexte eingebettet war.“5 16 Chemnitzer Kriegerdenkmäler weisen Kreuze in ihrer Symbolik auf. Dies spricht für eine deutliche Beeinflussung der Erinnerungskultur durch den christlichen Glauben sowie die Institution Kirche. Aus theologischer Sicht ist dies auch mit dem Umstand begründbar, dass nach dem verlorenen Krieg und den immensen Verlusten an Menschenleben viele Hinterbliebene Trost und Hoffnung in den Annahmen schöpften, dass der Tod der Gefallenen eine göttliche Erlösung vom (Kriegs-)Leiden im Diesseits sei. Viele Pfarrer stellten in den Weihepredigten der Denkmäler den Kriegstod sogar als „Teil eines göttlichen Plans“ oder „göttlichen Willen“ dar und versuchten so den irdischen Tod als überirdische Fügung zu verklären und diesem nachträglich einen höheren Sinn zu verleihen. In einigen bildlichen Darstellungen wie dem „Erinnerungsfenster“ der Stadtkirche St.-Jacobi oder Bruno Zieglers Reliefzyklus für die Glocken der Johanneskirchgemeinde wurde das Kriegsgeschehen direkt in die christliche Heilsgeschichte eingebunden, unter anderem mit dem lateinischen Kreuz als symbolische Verknüpfung. Während das Eiserne Kreuz, Eichenlaub und Lorbeer, Schwerter sowie Kreuze bereits die Denkmäler der Befreiungskriege bzw. der Reichseinigungskriege zierten, brachte die Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg die Etablierung eines vollkommen neuen sinnbildlichen Elements mit sich, 5
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welches durch die technologische Weiterentwicklung während des Krieges entstanden war. Noch auf den vielerorts verbreiteten Stelen, welche vor allem an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 erinnern, war die Pickelhaube eines der prägendsten Gestaltungselemente. Hinsichtlich des Ersten Weltkriegs findet sie sich in Chemnitz an keinem Denkmal. „Dominant aber wurde nach 1918 auf den Denkmälern zum Ersten Weltkrieg, die dem größten Frontkämpferverband, der noch 1918 in Magdeburg gegründet wurde, den Namen gegeben hat: der Stahlhelm. Dieser findet sich vielfach als Denkmalschmuck, wobei man entweder den Helm selbst als Accessoire am Denkmal eingesetzt hat oder helmtragende Soldaten zeigte. Vorbild für die Denkmalsplastik des Helms war der Typ M1916, der im Jahr der großen Materialschlachten als obligatorische Kopfbedeckung der Soldaten eingeführt worden war – und der äußerlich keine Rangunterschiede zwischen Offizieren und Soldaten zeigte. Schon während des Krieges in zahlreichen Postkarten, Plakaten und Publikationen verewigt und für die Front etwa 7,5 Millionen Mal ausgeliefert, wurde dieser Stahlhelm zum Signet des ‚Frontkämpfers‘ schlechthin und zum Symbol für das ‚graue Heer‘, das angeblich ‚unbesiegt‘ geblieben war.“6 Sichtbar wird hierin der Einfluss von militärtechnischen Neuerungen, die in kurzer Zeit Eingang in die Erinnerungskultur finden und dort im Falle des Stahlhelms einen solch zentralen Platz einnehmen, dass sie in der Öffentlichkeit oft automatisch als „pars pro toto“ – der Stahlhelm symbolisiert das deutsche Heer – wahrgenommen werden. An sieben Ehrenmalen in Chemnitz wurde der Stahlhelm als singuläres Symbol eingearbeitet, dazu ist er bei mindestens 15 weiteren Soldatendarstellungen im Rahmen von Denkmälern als Kopfbedeckung zu sehen. Insgesamt existieren oder existierten 17 Darstellungen von einzelnen Soldaten oder Soldatengruppen in unterschiedlichen Erscheinungsformen. Die Bandbreite reicht dabei von Vollplastiken über Figurenreliefs bis zu Kopfreliefs und Bilddarstellungen in sogenannten „Heldengedächtnisfenstern“. Neben den Darstellungen, welche Kämpfer im zeitlichen Kontext modern uniformiert mit Stahlhelm und mitunter Gewehr zeigen, sind in Chemnitz sieben weitere Denkmalsplastiken vorhanden – verkörpert werden in ihnen antike Kämpfer. Zumeist nackt dargestellt – wie bei Bruno Zieglers Ehrenmalen auf dem Städtischen Friedhof bzw. der Technischen Staatslehranstalt – und oftmals mit dem Schwert bewaffnet, erinnern sie an den Kriegertypus vergangener Epochen, der sich dem Feind „Mann gegen Mann entgegenstellte“, als denkmalskultureller Anachronismus für einen Krieg, in dem sich die feindlichen Armeen oft tage- oder wochenlang nur mit der Artillerie bekämpften und man den Gegner im Grabenkrieg kaum zu Gesicht bekam. Solche Darstellungen wurden vermutlich gewählt, um den Heldenmut der Gefallenen zu verdeutlichen und 6
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IV. Vergleich
den Anteil des menschlichen Kämpfers im Kontext der Materialschlachten sowie des technologisierten Krieges gesondert hervorzuheben. Auch in den Denkmalsverkörperungen von Soldaten und Kriegern weisen deren verschiedene Posen auf den multiperspektivischen Umgang mit dem Ersten Weltkrieg in der Erinnerungskultur hin. Abbildungen von verwundeten, sterbenden oder gefallenen Soldaten machen auf Verlust und Tod, unterschwellig aber auch auf die Niederlage aufmerksam. Als Beispiele hierfür dienen das Kriegerdenkmal auf dem Friedhof St. Nikolai, die Gedenktafel in der ehemaligen Textilschule oder eines der Reliefs in der früheren St. Pauli-Kirche. Andere Darstellungen zeigen die Kämpfer in kniender Haltung, zum Teil mit gefalteten Händen wie das Denkmal in Kleinolbersdorf bzw. das Kriegerehrenmal auf dem Stiftsfriedhof in Ebersdorf. Diese Positur drückt Demut und ein Stück weit Unterwerfung aus – in diesen Fällen aber wohl eher in Bezug auf den göttlichen Willen als die Macht der Feinde. Gleichzeitig symbolisiert sie aber auch das Erinnern und Gedenken an die Toten. Die letzte Figurengruppe umfasst aufrecht stehende, marschierende und vorwärts stürmende Soldaten, welche zum einen Kampfeswillen, Motivation und Gehorsam im Krieg als auch Verteidigungsbereitschaft und den wiedererlangten Wehrwillen, insbesondere in den 30er Jahren, verkörpern sollen. Exemplarisch dafür können die Ehrenmale im Real- und Reformrealgymnasium, an der Handelsschule oder im Neuen Rathaus genannt werden. Ein weiteres häufig genutztes ikonografisches Element der Kriegerdenkmäler ist die „Ewige Flamme“. An acht Denkmälern soll sie die „ewig währende“ Erinnerung7 an die Gefallenen versinnbildlichen, so auf dem Friedhof in Mittelbach, an der Jagdschänkenstraße in Stelzendorf sowie Am Auberg in Rottluff. Darüber hinaus findet sich in sechs Denkmälern mit der Darstellung von wachsenden Pflanzen oder Baumschösslingen der Gedanke an eine neu nachwachsende, mutmaßlich stärkere Generation wieder. Beispielhaft dafür stehen das Denkmal an der Lutherkirche in Schönau, das Ehrenmal im Reformrealgymnasium bzw. Bruno Zieglers Arrangement in der Technischen Staatslehranstalt. Der Palmzweig als Symbol des Friedens wurde lediglich in sechs Fällen abgebildet (z. B. die Ehrenmale in der Alten Synagoge, auf dem Friedhof St. Nikolai, die Kriegergedächtniskirche Harthau), trauernde Frauenfiguren – stellvertretend für das Leid der Hinterbliebenen – sogar noch seltener (vier mal – u. a. ein Relief in der ehemaligen St. Pauli-Kirche, ein Gedächtnisfenster in der St. Markus-Kirche sowie das Kriegsgefangenendenkmal in Ebersdorf). Der erinnerungskulturelle Fokus hinsichtlich der symbolischen Gestaltung lag somit klar auf der Heroisierung der Gefallenen, dem Hervorheben 7 Vgl. https://www.scinexx.de/dossierartikel/goetterfunken; 05.07.2021, 15:36 Uhr.
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ihres Opfermutes, dem Verklären der Todesumstände und des Krieges an sich, dem Gedenken an die Toten, der Hoffnung auf ein Wiedererstarken der Nation und dem Signalisieren immer noch oder wieder existierender Kampfbereitschaft; nicht aber auf der Trauer oder der Friedenssehnsucht als Konsequenz des Geschehenen und Erlebten. Neben den archetypischen Symbolen verwendeten die Bildhauer und Architekten im Rahmen einiger Denkmäler seltene Sinnbilder mit zum Teil ortsspezifischem oder initiatorgebundenem Hintergrund. In Rabenstein und Schönau benutzte man Elemente der Ortswappen zur Gestaltung, Denkmäler von Turnvereinen tragen das Turnerkreuz und Turngeräte, das Ehrenmal für zwei abgestürzte Flieger in Euba ein Flugzeug, das Kriegsgefangenendenkmal auf dem Stiftsfriedhof Mohnblumen. Auch scheinbar rein zivile Darstellungen wie die zwei Aktfiguren mit Hansekogge von Bruno Ziegler für den Konsumverein der Firma Sigler oder der Hirsch des 181er Denkmals im Zeisigwald kamen zur Anwendung, auch wenn Letzterer auf die Tradition des Regiments als Jägerbataillon anspielt. b) Gräber Bei der symbolischen Gestaltung von Einzel- oder Familiengräbern in bzw. mit Erinnerung an Gefallene des Ersten Weltkriegs dominiert das Eiserne Kreuz. Es ist insgesamt an 65 solcher Orte in Chemnitz zu finden. Erklärbar ist dies mit der Außenwirkung, welche mit diesem Signum erzielt wurde oder erzielt werden sollte. Die Abbildung des Eisernen Kreuzes auf einem Grabstein oder -mal konnten zeitgenössische Betrachter sofort mit dem Kriegstod, einer Verwundung bzw. dem Dienst im Heer assoziieren und selbst heute lässt sich für Kundige diese Verbindung durch das landläufige Symbol noch herstellen. Wie bei den Denkmälern auch erfreute sich die Grabmalsgestaltung mit Lorbeer (15x) und Eichenlaub (8x) einer relativ großen Popularität, um so dem Verstorbenen die Attribute eines heldenhaften, ehrenvollen Todes zu verleihen. Bei der bildlichen Darstellung von militärischen Kopfbedeckungen auf Gräbern lässt sich eine Entwicklung beobachten, die aus dem technischen Fortschritt im Krieg resultierte. So existieren immerhin noch drei Grabstellen, welche die Pickelhaube als Sinnbild für die Zugehörigkeit zum deutschen Heer führen – im Gegensatz zu den Denkmälern, wo diese keine Verwendung mehr fand –, was in zwei der der drei Fälle dadurch nachzuvollziehen ist, dass die Verstorbenen in der ersten Hälfte des Krieges den Tod fanden (Siegfried Reich 1915 und Paul Erich Elste 1916), als die Pickelhaube noch die Standardkopfbedeckung darstellte und man diese daher als Erkennungszeichen für den Tod im Krieg wählte, während dies bei Arthur Giehler (gefallen 1917) wahrscheinlich noch aus Traditionsbewusstsein heraus geschah. Bei Gustav Hilmar Kinder wählte man die Ulanentschapka als Gestaltungselement sicherlich deshalb aus, um damit
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dessen Zugehörigkeit zum Königlich-Sächsischen 2. Ulanen-Regiment Nr. 18 kenntlich zu machen. Im Gegensatz dazu findet sich der im Ersten Weltkrieg neu entwickelte Stahlhelm noch auf 13 Gräbern, was darauf hinweist, dass man in der Gesellschaft dessen Rolle als Sinnbild und pars pro toto für das deutsche Militär bzw. das Heer akzeptiert und übernommen hat, sodass dieser nun auch in der Grabgestaltung die Rolle der traditionellen Pickelhaube übernahm. Durch den erhalten gebliebenen Jüdischen Friedhof in Chemnitz konnte zudem dort in vielen Fällen eine doppelte Ausschmückung der Gräber – zum einen mit dem Davidstern als Verweis der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und dem jüdischen Glauben, andererseits mit den klassischen militärischen Symbolen wie dem Eisernen Kreuz, Stahlhelm, Pickelhaube oder Schwert – nachgewiesen werden, was den Wunsch von Teilen der jüdischen Gemeinde zum Ausdruck brachte, auch in der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie „ihren Beitrag fürs Vaterland“ geleistet hat. Der Davidstern ist auf insgesamt sechs Grabsteinen zu finden. Im Gegensatz zu den Kriegerdenkmälern, welche häufig das Schwert als Symbol beigefügt bekamen, taucht dieses bei den Gräbern nur in drei Fällen auf. Dafür nutzte man wiederholt das Seitengewehr oder Bajonett (6x), welches zur Standardausrüstung der Soldaten im Ersten Weltkrieg gehörte und wohl eher ein persönliches Identifikationsmerkmal darstellte als das an den antiken Kämpfer reminiszierende Schwert, wobei Justus Ulbricht dem Bajonett eine nahezu identische symbolische Rolle zuschreibt: „das ‚Seitengewehr‘, also das Bajonett, wurde in zahlreichen populären Texten wie ein Schwert abgebildet und oft auch als ‚Schwert‘ bezeichnet“.8 Ansonsten findet sich noch eine Reihe vereinzelter oder individueller Symbole wie das Hirschgeweih mit Krone am Familiengrabmal Richter auf dem Matthäusfriedhof in Altendorf, welches sehr wahrscheinlich an eine Zugehörigkeit zum Infanterie Regiment 181 und dessen Tradition als Jägerbataillon erinnern soll. Des Weiteren bekannt sind unter anderem eine Jesusdarstellung mit tröstender Geste, ein Strahlenkranz und eine Schulterklappe. Merkmale der Trauer verwendete man auch im Rahmen der privaten Gräber eher selten bzw. formulierte man diese zumeist in den Inschriften. So sind zumindest nur zwei Darstellungen einer trauernden Frau und eines trauernden Hirten an Familiengrabmalen bekannt. Eine Besonderheit in der Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg – betreffend Denkmäler und Gräber – stellt die Grabskulptur von Paul Erich Elste auf dem Städtischen Friedhof dar, denn sie zeigt eine Adlerplastik, die eine Flagge in ihren Klauen hält. „Einmal abgesehen davon, dass die Verwendung 8
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einer vollplastischen Adlerfigur auch immer eine Kostenfrage ist, sorgte spätestens die Niederlage im Ersten Weltkrieg für das allmähliche Aussterben der Denkmals-Adler in deutschen Landen. So bleibt sie eher typisch für das Kriegs- und Kriegergedenken der Befreiungs- und Einigungskriege“.9 Diese Einschätzung bestätigt sich auch in der Chemnitzer Denk- sowie Grabmalslandschaft.
4. Inschriften a) Denkmäler Hinsichtlich der Denkmalsinschriften kristallisierte sich bei den Analyseergebnissen ein klarer Trend zu einigen besonders oft genutzten Redewendungen heraus. Am häufigsten fand mit kleinen Variationen die Formulierung „Zum/Dem Gedenken/Gedächtnis der/unserer Gefallenen“ an 20 Denkmälern Verwendung. In den Vordergrund wird dabei der Erinnerungsaspekt gerückt, man möge die im Krieg Gestorbenen auch lange oder ewig über deren Ende hinaus nicht vergessen und ihnen sowie ihrer Taten gedenken. Das Possessivpronomen „unserer“ soll dabei die Zusammengehörigkeit zwischen den Lebenden und den Gefallenen verdeutlichen. Neben dem Aspekt des Verlustes von Verwandten und Freunden könnte sich diese Auffassung von der Einigkeit auch auf das deutsche Volk als Ganzes bezogen haben. Eine Parallele hierzu findet sich in der genutzten Widmung „Unser(e)n Helden“ (16x), allerdings mit der Heroisierung „Held“ anstelle von „Gefallene“. Mit dieser Titulatur sprach man den entsprechenden Toten einen Sonderstatus aufgrund ihrer vermeintlich herausragenden Kampfesleistungen, des Opfermutes und der Verdienste „für das Vaterland“ zu. Ein ebenfalls aufgewertetes Erinnern fordert die Inschrift „In ehrendem Gedenken“ (7x), welche den Kriegstoten ähnlich wie der Heldenbegriff einen Sonderstatus zuerkennt, verbunden mit der dadurch vermeintlich erworbenen und verdienten Anerkennung – auch im Tod. Während die vorgenannten Beispiele vor allem kennzeichnend für die Erinnerungskultur der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus sind, entspringt die an sechs Denkmälern und Ehrenmalen gebrauchte Inschriftsformel „Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“ der Existenzzeit der DDR, welche sich in der historischen Tradition der kommunistischen Widerstandskämpfer und des „Antifaschismus“ sah, wodurch sich in ihrem Geltungsbereich eine national aufgeladene oder glorifizierende Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg von sich aus verbot. Stattdessen inkludierte man das Gedenken an die Toten des Ersten Weltkriegs in obige Allgemeinformulierung, ohne sie konkret zu benennen. 9
Ulbricht, Zeichen der Erinnerung – Steine des Anstoßes, S. 112.
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IV. Vergleich
In 17 Fällen nutze man Bibelzitate als Denkmalsinschriften. Darüber hinaus setzte man diese häufig zur Gestaltung der Weihereden oder Predigten ein. Besonders beliebt waren Offenbarung 2:10 („Sei getreu bis an den Tod“) sowie Johannes 15:13 („Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“). Diese sollten den Gedanken der patriotischen, aber auch religiösen Treue bis zur Selbstaufopferung akzentuieren und angesichts des verlorenen Krieges eine Sinnhaftigkeit der Opfer konstruieren. Hier kann durchaus von einer historischen Kontinuitätslinie gesprochen werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus noch verstärkt wurde, beispielsweise im Wahlspruch der SS „Meine Ehre heißt Treue“. Andere Bibelstellen wählte man eher im Sinne der Trostspendung oder der christlichen Verheißung auf ein Leben nach dem Tod („Ich will euch trösten wie euch eine Mutter tröstet“, „Christus hat dem Tod die Macht genommen“). Die Inschriften der Ehrenmale in Altendorf („Edelsaat will Edelfrucht“) und Berbisdorf weisen bereits deutliche Merkmale der NS-Ideologie von „Blut und Boden“ auf, während die Denkmäler in Adelsberg sowie Rottluff durch die Formulierung des symbolischen Rufens der Toten („Während sie schlafen rufen sie“, „Heimat o Heimat hör unseren Ruf“) einen Appell an die Lebenden richten sollten, die Gefallenen nicht zu vergessen. Die vielzitierte Redewendung „Fürs Vaterland“ findet sich in Chemnitz hingegen nur an zwei Denkmälern wieder. Sie nimmt im Individual- und Familiengedenken einen deutlich größeren Platz ein. Neben den aufgeführten Inschriften und Widmungen existiert eine Vielzahl einmaliger Denkmalstexte zum Teil in pathetisch-patriotischem Stil wie „Im Weltkrieg blieben auf dem Feld der Ehre“, andernorts religiös nachdenklich „Gedenket im stillen Gebet derer, die in der Ferne starben“ oder reduziert auf eine Floskel wie „Unvergessen“. b) Gräber Die Inschriften der Familiengrabmale und Einzelgräber in Erinnerung an Gefallene des Ersten Weltkriegs weisen im Vergleich zu denen der Denkmäler oftmals einen deutlich persönlicheren Bezug auf, auch wenn an den Ehrenmalen zuweilen die Formulierung „gefallene Brüder“ auftaucht. Bei den Grabsteinwidmungen wählte man am häufigsten eine Kombination aus der Anrede der persönlichen Beziehung zum Toten samt Gefühlsäußerung, verbunden mit der Reminiszenz. So findet man an 20 Gräbern mit leichten Variationen die Inschrift „Zum Gedenken/Andenken/Gedächtnis/Erinnerung an unseren lieben/geliebten/innigstgeliebten Sohn (und Bruder)“. Darin soll vor allem der familiäre Verlustschmerz, insbesondere der elterliche, zum Ausdruck gebracht werden. Mit der einfachen Wortgruppe „Hier ruht“ (13x) kennzeichneten Angehörige in der Regel diejenigen Grabstätten, welche tat-
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sächliche Realgräber darstellten. Dies war hinsichtlich des Ersten Weltkriegs in Deutschland eher der Ausnahme- denn der Regelfall, da die meisten Soldaten in Frankreich, Russland, auf dem Balkan oder der Alpenfront fielen und dort normalerweise auch beerdigt wurden. Eine Überführung bzw. Bestattung in der Heimat war zumeist nur nach dem Tod im Lazarett möglich – daher der gesonderte Vermerk, um auf den Umstand des faktischen Vorhandenseins des Leichnams vor Ort hinzuweisen. Darüber hinaus versinnbildlicht der Begriff „ruht“ einen Kontrast zum brutalen Schlachtengeschehen des Krieges, nach welchem der Tote nun scheinbar zur „friedlichen Ruhe“ gebettet wurde. Die religiös motivierte Erweiterung dieser Inschrift in Form der Zeile „Hier ruht in Gott“ verwendete man drei mal. Generell waren christliche Widmungen eher eine Seltenheit; der auf Denkmälern so vielfach verwendete Bibelspruch Offenbarung 2:10 ziert beispielsweise nur einen Grabstein. Ein ähnlicher Gedankengang, allerdings mit melancholischer Konnotation, liegt der Formulierung „fern der Heimat/im fernen Westen/in fremder Erde“ (6x) zu Grunde, wodurch nicht nur an den Verlust, sondern auch der fehlenden Möglichkeit am realen Grab zu trauern, erinnert werden soll. Der patriotische Zusatz „Fürs Vaterland (gefallen)“ taucht auf neun Grabsteinen auf, was angesichts der Gesamtzahl der erhaltenen Gräber keine auffällige Häufigkeit darstellt, aber wie bereits unter IV. 4. a) erwähnt, auf privaten Grabmalen weiter verbreitet war als an öffentlichen Denkmälern. In acht Fällen nutzten die Hinterbliebenen den Heldenbegriff, um nicht nur auf den Kriegstod des entsprechenden Verwandten aufmerksam zu machen, sondern diesem auch – für die Außenwelt sichtbar – eine besonders heroische, tapfere und vorbildliche Kampfesleistung zu attestieren. Möglichweise stand dies auch im Zusammenhang mit dem verlorenen Krieg – trotz der Niederlage habe der einzelne Soldat „heldenhaft“ seine Pflicht getan, ihn traf somit keine Schuld. Die aufwendigen Grabmale der wohlhabenden Familien Oppenheim und Haubold weisen poetische Inschriften auf, die sich von der Masse der Gräber in Erinnerung an gefallene Soldaten abheben: „Fällt der mutige Sohn fern dem Vaterhaus, bleibet er ewig ihm nah, leuchtend als sonniger Stern“ sowie „Gekrönt du Held in Sonnenhöhen steige! In stummem Schmerz sich unsre Seele neige des Dankes Schuld bleibt immerdar“. Letztere kann durchaus als Anspielung auf den Tod des Ikarus in der griechischen Mythologie verstanden werden, während in ersterer zwar geläufige Gestaltungsmotive wie der „mutige Sohn“ und „fällt fern dem Vaterhaus“ involviert sind, diese dann aber durch die geradezu romantische Wendung „ewig […] nah, leuchtend als sonniger Stern“ ergänzt wurde, um die immerwährende Erinnerung der Familie an den gestorbenen Sohn zu verbalisieren.
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IV. Vergleich
Neben den klassischen Grabwidmungen weist die Sepulkralkultur im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg einige Spezifika im Begriffsduktus auf. So wird auf 42 Gräbern und Grabmalen entweder abgekürzt oder in Gesamterscheinung die Formulierung „gefallen“ oder „gefallen bei…“ genutzt, um den Betrachter auf den militärischen Tod des zu Betrauernden hinzuweisen. Fast genauso häufig (41x) führte man den Dienstgrad des Verstorbenen auf – augenfällig oft bei Offizieren, Reserveoffiziersanwärtern (Einjährig-Freiwilligen) und gehobenen Unteroffizieren, wohl um deren besondere Bedeutung im Heer und damit verbunden in der Gesellschaft hervorzuheben. Darüber hinaus benannte man häufig die militärische Einheit des Gefallenen an der Grabstätte (27x). Dies scheint für viele Hinterbliebene in der damaligen Zeit essentieller Bestandteil des militärischen Lebenslaufs des Toten und somit erinnerungswürdig gewesen zu sein. Des Weiteren stellte es aber unter Umständen eine Identifikation mit der Herkunftsregion dar, gerade wenn es sich beim entsprechenden Truppenteil um eines der Chemnitzer Regimenter handelte. Gelegentlich verwies man auch auf erhaltene militärische Auszeichnungen wie das Eiserne Kreuz zweiter bzw. erster Klasse oder die Friedrich-August-Medaille. Unterschieden wurde in einigen Fällen der Bestattungskultur sogar, wie die entsprechende Person zu Tode gekommen ist. Neben dem bereits erwähnten Ausdruck „gefallen“ führen fünf Grabsteine den Vermerk „gestorben im Lazarett“ auf. Durch diesen Zusatz sollte der unkundige Betrachter wohl darauf hingewiesen werden, dass der Verstorbene dort seinen in der Schlacht erlittenen Verletzungen erlag. Einmalig ist in dieser Hinsicht das Grabmal der Familie Sussmann auf dem Jüdischen Friedhof. Dieses enthält den Vermerk „gestorben in der Internierung“ – einigen Familien war demzufolge die Differenzierung zwischen direktem Tod auf dem Schlachtfeld, dem Sterben im Lazarett oder aber die Internierung/Kriegsgefangenschaft eine Notiz auf dem Grabstein des Hinterbliebenen wert.
5. Bauliche Veränderungen Von den 90 ermittelten Chemnitzer Denkmälern, Ehrenmalen, Gedenkund Namenstafeln, Mahnmalen und Gedenksteinen sind 35 zerstört, nicht erhalten geblieben oder verschollen. Besonders auffällig dabei ist die komplette denkmalskulturelle „Bereinigung“ des Kaßbergs und des Zentrums. Allein auf diese beiden Stadtteile entfallen 16 der 35 nicht erhaltenen Objekte. Überdies wurden 22 weitere Denkmäler gezielt verändert und befinden sich nicht mehr im Ursprungszustand. Bei den Umarbeitungen, die fast ausschließlich zwischen 1945 sowie 1990 und schwerpunktmäßig 1946 durchgeführt worden sein dürften, sticht die Fokussierung auf bestimmte Symbole
5. Bauliche Veränderungen
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bzw. die Inschriften hervor. So entfernte man fünf Schwerter, drei Stahlhelme und drei Kriegerstatuen oder -reliefs. Diese betrachtete man auf dem Territorium der Sowjetischen Besatzungszone wohl in der Hauptsache als Sinnbilder des Militarismus. Überdies wurden sieben Inschriften respektive Inschriftstafeln demontierte oder zerstört – Parallelen bezüglich des Inhalts sind dabei jedoch nicht erkennbar. In drei Fällen wurden ursprüngliche Kriegerehrenmale umgewidmet oder einer neuen Funktion zugeführt. Bei der „Heldengedächtnisorgel“ in Wittgensdorf nahm man die entsprechende Widmungstafel ab, das Kriegerdenkmal in Röhrsdorf funktionierte man zum Karl-Marx-Denkmal um und die frühere „Kriegergedächtniskirche“ in Harthau ist heute eine Begegnungsstätte. Ansonsten können einige Veränderungen durchaus als zufällig bzw. zusammenhangslos betrachtet werden. Die Hirschskulptur im Zeisigwald wurde durch Windbruch zerstört, die Namenstafeln am Ehrenmal an der Lutherkirche fielen größtenteils Buntmetalldieben zum Opfer, die Namenstäfelchen der Anlage im Gemeindepark von Rabenstein waren wahrscheinlich von so schlechter Qualität, dass sie durch Umwelteinflüsse zersetzt wurden, während man das Denkmal auf dem Friedhof in Reichenbrand infolge einer Restaurierung zurückbaute.
UMGANG MIT DEN KRIEGERDENKMÄLERN IN CHEMNITZ entfernt/ zerstört 39%
unverändert 37%
geändert 24% Abb. 171: Statistik zum Umgang mit den Kriegerdenkmälern in Chemnitz; © Stefan Hetzer
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IV. Vergleich
Hinsichtlich der Gräber konnten zwei Beispiele für einschneidende strukturelle Veränderungen ermittelt werden: zum einen die Auflösung des „Heldenhains“ auf dem Städtischen Friedhof in Bernsdorf, im Zuge dessen eine erhebliche Anzahl an Grabanlagen mit Erinnerung an Gefallene des Ersten Weltkriegs beräumt und eingeebnet wurden – dieser Maßnahme lag wahrscheinlich eine Anordnung der politischen Führung bzw. der Stadtverwaltung zu Grunde, da der „Heldenhain“ mutmaßlich nicht ins ideologische Bild der DDR und im Speziellen von Karl-Marx-Stadt als damaliger „sozialistischer Musterstadt“ passte – und zum anderen die von der Kirchgemeinde durchgeführte Einebnung von Kriegergräbern auf dem Friedhof in Wittgensdorf, um anstelle derer einen Gedenkstein für die Opfer der beiden Weltkriege aufzustellen.
V. Schlussbetrachtung Aufgrund der durchgeführten Analyse der Chemnitzer Denkmals- und Gräberlandschaft zum Ersten Weltkrieg sowie den daraus gewonnenen Daten und Informationen kann und muss die Forschungsfrage nach der Existenz einer einheitlichen Erinnerungskultur zu diesem Themenkomplex differenziert beantwortet werden. Es gab ein flächendeckendes Gedenken in der Stadt Chemnitz. So gut wie jeder Stadtteil, ausgenommen jene, die erst nach 1945 neu geschaffen wurden, verfügte über mindestens ein eigenes Ehrenmal, größere und/oder bedeutendere Stadtteile wie der Kaßberg, das Zentrum oder Schloßchemnitz auch über mehrere. Nahezu in allen Lebensbereichen war das Erinnern an die Gefallenen des Krieges präsent: in Kirchen, Schulen, Betrieben, Sportvereinen, Behörden, der Natur, auf öffentlichen Plätzen und natürlich auf Friedhöfen. Somit war auch die Auseinandersetzung mit dem (verlorenen) Krieg sowie dessen Folgen nahezu allgegenwärtig. Jedoch kann nicht von einer einheitlichen Erinnerungskultur in dem Sinne gesprochen werden, dass sich die Denkmäler hinsichtlich Inschriften, Symbolik, Bauart oder „Mentalität“ glichen. Es bestanden und bestehen teilweise erhebliche Unterschiede in der Gestaltung, welche sich vor allem aus dem Zeitraum der Errichtung, dem gesellschaftlichen bzw. politischen System sowie zum Teil den Initiatoren der Denkmäler ableiten lassen. Gemein ist jedoch allen das Erinnern an die Toten des Krieges; die jeweilige Andersartigkeit liegt in der Art und Weise des Gedenkens. Ehrenmale mit dem Fokus auf Trauer und Verlust – wie der sterbende Krieger auf dem Friedhof St. Nikolai oder das Relief der betrübten Familie in der früheren St. Paulikirche – stehen andächtig knienden Kriegern auf dem Friedhof in Ebersdorf oder an der Ferdinandstraße in Kleinolbersdorf gegenüber. Kriegerdenkmäler mit nationalsozialistischem Sprachduktus – als Beispiele sind hier Berbisdorf und Altendorf zu nennen – stehen im krassen Gegensatz zu unpolitischen Monumenten wie dem Hirschdenkmal im Zeisigwald oder der Stele des TV Chemnitz in Gablenz. Zwar lassen sich gerade bei den Inschriften und der Symbolgestaltung Präferenzen identifizieren (vgl. IV. 3. a) und IV. 4. a)), aber auch diese sind längst nicht an allen Denkmälern zu finden. Gleiches ist für die Ausschmückung der Gräber zu konstatieren. Wurde die Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg durch politische Systeme, historische Zäsuren bzw. Systemwechsel beeinflusst? Diese Frage kann abschließend bejaht werden, wobei hinzugefügt werden muss, dass die Denkmäler in einigen Fällen den Zäsuren vorgriffen. So weist das Ehrenmal in
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V. Schlussbetrachtung
Altendorf mit seiner Inschrift „Edelsaat will Edelfrucht“ Anzeichen der NS-Ideologie von „Blut und Boden“ auf, obwohl es bereits vor der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten errichtet wurde. In diesem Zusammenhang kann durchaus davon gesprochen werden, dass sich das einst „rote Chemnitz“ bereits vor dem 30. Januar 1933 – zumindest erinnerungskulturell, aber auch gesellschaftlich – zum „braunen Chemnitz“ entwickelte. Dieser Werdegang lässt sich an dem „Bauboom“ erkennen, der nach dem Systemwechsel von der Weimarer Republik zur NS-Diktatur einsetzte. Gerade in öffentlichen Behörden entstanden zwischen 1933 und 1936 eine größere Zahl neuer Ehrenmale und Gedenktafeln, beispielhaft dafür stehen das Rathaus in Markersdorf, das Neue Rathaus, das Telegraphenbauamt und die Oberpostdirektion. Die Nationalsozialisten wollten im Zuge dieser Neubauten auch eine neue Erinnerungskultur etablieren, die nicht mehr rückwärtsgewandt die Gefallenen und den verlorenen Krieg thematisierte, sondern aus ihrer Sicht eine positive Zukunftsvision zur Schau stellte. So zeigen viele Denkmäler die in den 30er Jahren aufgestellt wurden, kampfbereite Soldaten, wie z. B. die Statue im Neuen Rathaus, während man in der Weimarer Republik vor allem gefallene, verwundete oder demütig kniende Kämpfer entwarf. Zwar verwies man auch dort bereits auf die Vorbildwirkung der Gefallenen, doch in der Zeit des Nationalsozialismus propagierte man verstärkt an ihrem Archetyp vermeintlich erstrebenswerte Wertvorstellungen von Ehre, Treue und Opferbereitschaft, um so eine neue Generation mental auf den Krieg, den die NS-Machthaber zur Umsetzung ihrer außenpolitischen Ziele anstrebten, vorzubereiten. Darüber hinaus flossen auch in die Inschriften wie „Edelsaat will Edelfrucht“ (Denkmal an der „Friedenseiche“ in Berbisdorf) immer wieder Elemente der NS-Ideologie mit ein. Zudem wurden die Kriegerdenkmäler als Treff- und Versammlungspunkt im Rahmen von Gedenkveranstaltungen wie dem „Heldengedenktag“, für parteipolitische Kundgebungen oder Aufmärsche der NS-Unterorganisationen genutzt und vereinnahmt. In diesen Zusammenhängen kann von einem gezielten Missbrauch der Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg durch die Nationalsozialisten gesprochen werden. Dieser „Extremismus in der Erinnerungskultur“ führte so weit, dass Kriegerdenkmale, die auf Initiative aus Sicht der Nationalsozialisten „feindlicher“ bzw. „missliebiger“ Bevölkerungsschichten entstanden, durch Angehörige von NS-Organisationen zerstört wurden – gezielt wie im Fall des Arbeiterturnvereins „Germania“ in Einsiedel oder als „Kollateralschaden“ wie bei der Zerstörung der Synagoge am Stephansplatz in der Reichspogromnacht, bei der das Ehrenmal der jüdischen Gemeinde den Flammen zum Opfer fiel. Demgegenüber existierte in der Weimarer Republik keine demokratische bzw. republikanische Gedenkkultur. Man orientierte sich dort stattdessen an Deutungsweisen, die ein Produkt des Krieges, dessen Verlauf, der Kriegspropaganda sowie des Kriegsendes 1918 waren. Fester Bestandteil dieser Narra-
V. Schlussbetrachtung
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tive – dies wurde besonders bei der Untersuchung der Texte von Weihereden- und -predigten deutlich – waren Geschichtsklitterungen wie der vermeintlich vom Deutschen Reich geführte Verteidigungskrieg, die „hinterhältige“ Kriegsführung des Gegners sowie die Dolchstoßlegende. Oftmals wurde versucht, die militärische Niederlage in einen moralischen Sieg umzudeuten, indem man postulierte, die Gefallenen hätten das Vaterland vor der vollständigen Vernichtung bewahrt oder den Krieg nur zur Verteidigung ihrer Familien und Freunde geführt, ungeachtet der annexionistischen Kriegsziele, die in weiten Teilen der Bevölkerung bekannt waren – hierbei spielte die oft zitierte Bibelstelle Johannes 15:13 eine prominente Rolle. Erklärbar ist dieses Verhalten vor allem in der Nachkriegssituation der Weimarer Republik. Während sich beispielsweise die Siegermacht Frankreich über die horrenden personellen Verluste und verwüsteten Landstriche zumindest mit dem Bewusstsein des Sieges „hinwegtrösten“ konnte, kam man auf deutscher Seite vielerorts – gerade nach Abschluss des Versailler Vertrages – zu der Erkenntnis, dass die getöteten Angehörigen und Freunde umsonst gestorben seien. Um diesem Bild von der Sinnlosigkeit des Krieges, welches man durchaus im Sinne einer pazifistischen Veränderung der Gesellschaft hätte nutzen können – die Fürsprecher einer solchen Sinnerkenntnis waren allerdings deutlich in der Minderheit –, entgegenzutreten, konstruierte man mit Hilfe der Kriegerdenkmäler das Bild des heldenhaften, treuen Soldaten, welcher bereit war, sein Leben „fürs Vaterland“ zu opfern, um ein noch schlimmeres Schicksal von diesem abzuwenden. Eine objektive Auseinandersetzung mit dem verlorenen Krieg, gerade auch im erinnerungskulturellen Bereich, fand nur vereinzelt statt. Lediglich Professor Straumer, Architekt des Hirschdenkmals, erklärte, er wolle sein Denkmal als „Zeichen der Versöhnung“1 verstanden wissen, sowie Rabbiner Dr. Fuchs, der im Abschlussgebet zur Einweihung des Denkmals in der Alten Synagoge davon sprach, „daß die Kriege, die die Welt zur Hölle machen, verschwinden mögen, damit jeder in Ruhe und Frieden die Früchte seines Fleißes genießen könne“2, traten im Rahmen von Denkmalsweihen mit Standpunkten, die auf Völkerverständigung und Friedensliebe abzielten, nach außen. Das Bild der heroisierenden „Weimarer Denkmäler“ prägt die Rezeption von der Erinnerungskultur der Kriegerdenkmäler auch deshalb so stark, weil aufgrund des unmittelbaren zeitlichen Anschlusses an das Kaiserreich dort die meisten dieser Monumente entstanden. Nimmt man diejenigen Objekte als Basis, deren Entstehungszeit als gesichert angesehen werden kann, so stehen insgesamt 56 Denk-, Mahn- und Ehrenmalen aus der Weimarer Republik neun aus der Zeit des Nationalsozialismus 1 Hübsch, Zu militärischen Gedenkstätten in Chemnitz, in: Chemnitzer Geschichtsverein, Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins, S. 97. 2 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 141, Dienstag den 23.05.1922.
396
V. Schlussbetrachtung
sowie je zwei aus dem Kaiserreich, der DDR und dem wiedervereinigten Deutschland gegenüber. Während der Zeit der Weimarer Republik dürfte es in der Bevölkerung eine breite Zustimmung für das öffentliche Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs gegeben haben, welches selbst Eingang in die Gestaltung von Postkarten fand – viele Orte und Stadtteile druckten eigene Exemplare mit den ortseigenen Denkmälern als Motiv. In Chemnitz konnte dies in 19 Fällen durch die entsprechenden Ansichtskarten nachgewiesen werden. Überdies veröffentlichte das „Chemnitzer Tageblatt“ in einer Ausgabe eine illustrierte Sonderseite mit den wichtigsten bzw. sehenswertesten Ehrenmalen wie dem Hirschdenkmal, dem 104er-Denkmal, dem KaiserUlanen-Denkmal oder dem Denkmal des Turnvereins Altendorf. Dennoch gab es Bevölkerungsschichten, in denen sich Protest oder gar Widerstand gegen die Errichtung von Kriegerehrenmalen regte – durch Quellen belegt sind für die Stadt Chemnitz drei Beispiele: so exemplarisch der Versuch der KPD-Stadtratsfraktion, die Übereignung des Flurstücks am Grenzweg im Zeisigwald zum Zweck der Denkmalserrichtung zu verhindern. In Harthau rief der „Internationale Bund der Opfer des Krieges und der Arbeit“, faktisch ein KPD-Organ, im Zuge der Weihefeierlichkeiten der „Heldengedächtniskirche“ zu einer Protestaktion mit öffentlicher Kundgebung auf. Auch die Zeitung „Roter Sender – Organ der Werktätigen von Grüna“ kritisierte den Bau der örtlichen Denkmalsanlage und die damit verbundenen Geldaufwendungen. Der Protest kann somit im linken Gesellschaftsspektrum, insbesondere der Anhängerschaft der KPD sowie der radikalisierten Arbeiterschaft, verortet werden. Im Gegensatz zur Weimarer Republik und der Diktatur des Nationalsozialismus bestand in der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR kein Interesse an einer Pflege oder gar einem Ausbau der Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg. Dies leitete sich schon allein aus dem ideologischen Selbstverständnis, das maßgeblich auf der Doktrin von Antifaschismus und Antimilitarismus beruhte, ab. Hinzu kam die Direktive Nr. 30 des Alliierten Kontrollrats vom 13. Mai 1946 bezüglich der „Beseitigung deutscher Denkmäler und Museen militärischen und nationalsozialistischen Charakters“3, welche durch zwei auch für Chemnitz geltende Anweisungen der Sächsischen Landesverwaltung des Inneren vom 17. und 28. Mai 1946 noch präzisiert bzw. verstärkt wurde. Allein die Wortwahl in den beiden Schreiben lässt die klar ablehnende Haltung der Landesverwaltung gegenüber den Kriegerdenkmälern erkennen („militaristische Tradition und ihrem Denkmalsplunder“, „die militaristischen und nazistischen Denkmäler und Erinnerungszeichen haben zu verschwinden“). Obwohl Monumente, die als „künst3 http://www.verfassungen.de/de45-49/kr-direktive30.htm; entnommen am: 23.11.2020, 14:41 Uhr.
V. Schlussbetrachtung
397
lerisch wertvoll“ eingestuft wurden oder vor dem 1. August 1914 errichtet worden waren, erhalten bleiben sollten,4 kam es auch in Chemnitz zu „wilden“ Säuberungsaktionen in der Denkmalslandschaft, denen unter anderem das Körnerdenkmal vor der St. Markuskirche zum Opfer fiel. Nicht unbegründet scheint an dieser Stelle der Verdacht, dass derartige Aktionen durch die Positionierung der Landesverwaltung, verbunden mit der klar kommunizierten Ablehnung der entsprechenden Denkmäler, befeuert wurden. Ein generelles Problem scheint überdies die unklare Definition des „militärischen und nationalsozialistischen Charakters“ der Denkmäler im Verbund mit den örtlich eingesetzten Kommissionen, welche hauptsächlich mit Laien besetzt waren, gewesen zu sein. Es fehlte daher wahrscheinlich in vielen Fällen an kunsthistorischer und ikonografischer Sachkenntnis bei der Einschätzung, ob es sich insbesondere um „militaristisch belastete“ Denkmäler handelte. Ideologische Vorprägung und politische Einstellung dürften bei den jeweiligen Einschätzungen keine unerhebliche Rolle gespielt haben. So wurden in Chemnitz auf Anordnung der entsprechenden Entscheidungsgremien vor allem Stahlhelme (beide Denkmäler in Altendorf), Schwerter (Denkmal auf dem Friedhof in Hilbersdorf, Denkmal in Reichenhain) und Soldatenfiguren (Textilschule, 104er-Denkmal) entfernt. Allerdings erfolgte dieses Vorgehen nicht einheitlich, denn gleichzeitig wurden vorgenannte Symbole an anderen Ehrenmalen belassen, beispielsweise die Schwertreliefs der Denkmäler auf dem Stiftsfriedhof oder vor der Lutherkirche in Schönau. In Berbisdorf ordnete man am Denkmal an der „Friedenseiche“ neben der Abnahme des Reliefs auch die Tilgung der Inschrift „Euer Opfer ist heilige Saat!“ an, während man in Altendorf keinen Anstoß am ähnlich gearteten Schriftzug „Edelsaat will Edelfrucht“ fand. Sehr wahrscheinlich kamen hier unterschiedliche „Experten“ zur Klassifizierung der Objekte zum Einsatz. Klar scheint zumindest, dass nach Ende des Zweiten Weltkriegs das Gedenken an den Ersten Weltkrieg in der Sowjetischen Besatzungszone aus bestimmten gesellschaftlichen Bereichen auf Anordnung der politischen Entscheidungsgremien beseitigt wurde, so aus Schulen, Betrieben und Gebäuden in öffentlicher Trägerschaft. Obwohl dort eine erhebliche Anzahl an Denkmälern vorhanden war, von denen mutmaßlich nicht alle, aber doch zumindest ein gewisser Teil die Kriegshandlungen in Chemnitz überstanden haben dürfte, existiert heute kein einziges Ehrenmal in diesen Einrichtungen mehr, was auf eine gezielte Entfernung hindeutet. Im Fall der Schulen wollte man wohl eine Beeinflussung der Kinder und Jugendlichen verhindern, während man in den Betrieben bzw. Fabriken ein Herzstück des neu entstehenden sozialistischen Staates sah, die später fast in Gänze zu Volkseigenen Betrieben umgewandelt wurden. Neben den wechselnden Eigentumsverhältnissen als Ur4
Ebenda.
398
V. Schlussbetrachtung
sache für das Verschwinden von Denkmalsobjekten dürfte es somit auch dort zu einer „Bereinigung“ im Zuge der sozialistischen Umgestaltung der Betriebe gekommen sein, obwohl das Chemnitzer Stadtbauamt im Mai/Juni 1946 in seiner Aufstellung die meisten Gedenktafeln in Betrieben als unbedenklich eingestuft hatte. Aufgrund der Vorbildwirkung sowie der Tatsache, dass viele der Denkmäler in den öffentlichen Behörden erst in der NS-Zeit errichtet worden waren, verbot sich im Fall dieser Objekte in den Augen der jeweiligen Kontrollinstanzen ein Verbleib von selbst. Auch bei Soldatengräbern und -grabmalen fand eine Beseitigung statt, so entfernte man den „Heldenhain“ auf dem Städtischen Friedhof komplett, da dieser nicht unter kirchlicher Aufsicht stand. Federführend war wohl die Stadt Chemnitz bei dieser Maßnahme. In Wittgensdorf hingegen zeichnete sich die örtliche Kirchgemeinde für die Einebnung der Soldatengräber auf dem dortigen Friedhof verantwortlich. Bemüht man die Übersicht bezüglich der geografischen Verteilung der Denk- und Ehrenmale in Chemnitz, so ist überdies die komplette Beräumung der Innenstadt sowie des Kaßbergs auffällig. Die naheliegende Annahme einer geplanten Entfernung aller Monumente in Bezug zum Ersten Weltkrieg durch die entsprechenden Behörden hält allerdings einer kritischen Überprüfung anhand der vorliegenden Quellen nicht stand. Vielmehr führte ein Konglomerat an verschiedenen Ursachen zu diesem Umstand. Mehrere Erinnerungsorte wurden durch Kriegshandlungen, insbesondere die alliierten Bombenangriffe, zerstört – so das Gedächtnisfenster in der Stadtkirche St. Jakobi in Chemnitz, das Ehrenmal im Polizeipräsidium sowie die „Ehrenhalle“ mit den Namenstafeln der Gefallenen und Vermissten in der Lukaskirche. Im Gegensatz dazu ging die Gedächtnishalle in der St. Paulikirche erst durch die staatlich angeordnete Sprengung im Jahr 1961 verloren. Diese zielte aber in erster Linie auf die Beseitigung der Kirche als solche und nicht primär der Gedächtnishalle ab. Jedoch finden sich auch Beispiele für den erfolgreichen Einsatz bezüglich der Erhaltung von Kriegerdenkmälern nach Kriegsende seitens der Bürgermeister oder Gemeinderäte, so in Erfenschlag und Schönau – im Fall von Erfenschlag mit sehr kreativen Argumentationsstrukturen (vgl. III. 7. f)), um die zuständige Verwaltung von einem Verbleib des Denkmals zu überzeugen. Offizielle Gedenkveranstaltung anlässlich z. B. des Totensonntags fanden nicht mehr statt. In den staatlich zensierten Presseorganen veröffentlichte man Artikel wie den der „Volksstimme“ vom 13. November 1953. Darin heißt es bezüglich des Kriegsgefangenenfriedhofs in Ebersdorf samt zugehörigem Denkmal: „Der Gefangenenfriedhof von Ebersdorf ist ein echtes Mahnmal, zu dem man unsere Jugend führen sollte. Auf einer geschickt angebrachten Tafel sollte man die Zahl und die Herkunft der Toten vermerken und dazu schreiben: Sie starben als Opfer des ersten imperialistischen Weltkrieges, den die Monopolherren zur Gewinnung neuer Rohstoffquellen und Absatzmärkte entfessel-
V. Schlussbetrachtung
399
ten.“5 Somit nutzte man zwar vereinzelt Erinnerungsorte, um sie im Sinne der sozialistischen Staatsideologie zu deuten, eine offizielle staatliche oder von breiten Teilen der Gesellschaft getragene Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg gab es in der DDR aber nicht. So verwundert es auch kaum, dass fast keine neuen Denkmäler im Zeitraum zwischen 1946 und 1989 in Chemnitz errichtet wurden, mit Ausnahme der Gefallenengedenkstätte in der Kirche zu Kleinolbersdorf und dem Mahnmal auf dem Friedhof in Wittgensdorf. Dieses wiederum geschah aber quasi im „Austausch“ für die an gleicher Stelle eingeebneten Soldatengräber. Die Ehrenmale in den Kirchen blieben in der DDR von staatlicher Seite weitestgehend unangetastet, wenn nicht die entsprechenden Kirchen komplett abgerissen wurde. Ansonsten inkludierte man an einigen Stellen die Toten des Ersten Weltkriegs in der Formel „den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“, ohne diese allerdings hierbei konkret zu benennen, zumal diese Widmung in erster Linie auf die Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs bezogen gewesen sein dürfte. Prinzipiell muss der Eingriff in die denkmalsgestützte Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg in der Sowjetischen Besatzungszone sowie anschließend in der DDR als schwerwiegend und erheblich eingeschätzt werden – 39 % der Denkmäler wurden entfernt oder zerstört, 24 % geändert, der überwiegende Teil davon in der Zeit zwischen 1946 und 1989 – schwerpunktmäßig wohl vor allem in den ersten fünf Jahren dieser Zeitspanne. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 kam es vereinzelt zur Neuoder Wiedererrichtung von Denk- und Mahnmalen in Bezug zum Ersten Weltkrieg sowie zu Erweiterungen durch Gedenktafeln. Allerdings etablierte sich dabei keine neue, demokratisch geprägte Erinnerungskultur, die sich kritisch mit dem politischen Missbrauch der Denkmäler in den vergangenen Jahrzehnten auseinandersetzte, sondern man griff dabei auf Formulierungen zurück, die sowohl in der Weimarer Republik als auch in der DDR schon genutzt wurden. Für den 1999 in Klaffenbach eingeweihten Gedenkstein wählte man die Widmung „Zum ehrenden Gedenken der in den beiden Weltkriegen gefallenen Klaffenbacher Bürger“. Gerade die Einleitung weist keinerlei Unterschiede zum erinnerungskulturellen Standard der Weimarer Republik auf. In welcher Weise das Gedenken an die gefallenen Bürger – ein Widerspruch in sich, denn auf der einen Seite wählte man den eindeutig militärisch konnotierten Begriff „gefallen“ auf der anderen Seite die zivil wirkende Bezeichnung „Bürger“ – ehrenswert sein sollte, blieben die Initiatoren dem Betrachter schuldig. Stattdessen bezog man auch noch die Toten des Zweiten Weltkriegs in dieses Gedenken mit ein, ohne einen Hinweis auf 5 Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Volksstimme Nr. 265, Mittwoch den 13.11.1957.
400
V. Schlussbetrachtung
die Verbrechen der Wehrmacht, die Unterscheidung zwischen militärischen und zivilen Opfern oder gar die Erwähnung der in Klaffenbach während des Zweiten Weltkriegs zu Tode gekommenen Zwangsarbeiter, die auf dem örtlichen Friedhof begraben liegen. In Erfenschlag wählte man für den gesetzten Gedenkstein die schlichte Inschrift „Wir ehren unsere Toten“, ohne allerdings zu konkretisieren, wen das eigentlich einschließt, allerdings mit dem Zusammengehörigkeit suggerierenden Pronomen „unser“, welches wiederum in der Weimarer Republik Bestandteil der populären Denkmalswidmungszeile „Unseren Helden“ war. Umgekehrt orientierte man sich bei den in Ergänzung angebrachten Gedenk- und Mahntafeln wie im Falle der Denkmäler auf den Friedhöfen von Ebersdorf, Einsiedel und Hilbersdorf am Sprachduktus der DDR-Erinnerungskultur, indem man verallgemeinernd von den „Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“ sprach, als ob diese eine homogene Masse seien. Auch hier wäre die Unterscheidung zwischen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs, Soldaten und Zivilisten, Tätern und Opfern, wie dies beispielsweise am Denkmal im erzgebirgischen Herold erfolgte, möglich gewesen. Wenn man die Frage nach einer militaristischen oder gar ideologischen Prägung der Chemnitzer Denkmäler stellt, kann darauf keine allgemeingültige Antwort erfolgen. Vielmehr muss hier eine Betrachtung von Einzelfall zu Einzelfall erfolgen. War die Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg per se militaristisch konnotiert? Hier sind Gegenbeispiele wie das Denkmal des Turnvereins Klaffenbach, das Hirschdenkmal im Zeisigwald oder der Gedenkstein des Turnvereins „Germania“ in Einsiedel zu nennen, die keinerlei militaristische Symbolik oder Inschriftssprache aufweisen. Allerdings kann zumindest argumentiert werden, dass ein nicht unerheblicher Teil der Denkmäler militaristische Merkmale aufweist, auch wenn dies wiederum zuvor die Frage nach der konkreten Begriffsdefinition aufwirft. Interpretiert man den Militarismus als „eine Einstellung, die militärische Denk- und Verhaltensweisen zur Grundlage des Staates und der Gesellschaft machen will“6, so bleibt immer noch ein breiter Deutungsspielraum, um die analysierten Denkmäler in diese Kategorie einzuordnen oder nicht. Die Entscheidung liegt dabei oft im Auge des Betrachters. Allerdings sind das ehemalige Ehrenmal im Reformrealgymnasium mit seiner Masse an in Reih und Glied marschierenden Soldaten, die entfernten Denkmäler im Neuen Rathaus und an der Handelsschule mit ihren kampfbereiten Soldatenfiguren sowie die „Kriegergedächtnishalle“ in der Trinitatiskirche zu Hilbersdorf durchaus Beispiele, die nach Meinung des Autors diesem Terminus zuzuordnen sind. Anzumerken ist hierbei, dass die Einweihungsreden und -predigten eine deutlich 6 https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/das-junge-politik-lexikon/320790/mili tarismus; entnommen am: 05.07.2021, 15:42 Uhr.
V. Schlussbetrachtung
401
größere militaristische Tendenz aufweisen als die Denkmäler an sich, da dort fast durchgängig militärische Wertvorstellungen wie Treue, Ehrgefühl, Patriotismus, Gehorsam und Pflichterfüllung beschworen wurden und sich durch den Krieg geprägte Denkweisen und Verhaltensmuster dort widerspiegelten. Weiterhin müsste darüber hinaus die Frage diskutiert werden, ob einzelne Symbole wie das Eiserne Kreuz, der Stahlhelm oder ein Schwert grundsätzlich schon militaristische Sinnbilder darstellen. Wer dies bejaht, wird zwangsläufig auch fast die Gesamtheit der Denkmäler in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Chemnitz dieser Rubrik zuordnen. Schaut man sich allerdings die vielfachen Bedeutungen der genannten Symbole an, beispielsweise das Eiserne Kreuz als Inbegriff der Befreiungskriege von 1813 oder als Hoheitszeichen der Bundeswehr, so ist eine solche Pauschalisierung zur Einschätzung der Erinnerungskultur wenig zweckdienlich. Eindeutig kann jedoch festgestellt werden, dass die denkmalsgestützte Erinnerungskultur die Kriegstoten im überwiegenden Teil der Fälle heroisiert, ob durch die Nutzung des Heldenbegriffs in Inschriften, des gezielten Einsatzes von Symbolen wie Lorbeer, Eichenlaub und Schwert oder der gewählten Posen von Soldatenskulpturen. Der Krieg in seiner grausamen, schrecklichen Seite wird nie gezeigt, ebenso wenig die Wahrheit ob des oft propagierten und zum Ideal erhobenen edlen Soldatentodes, welcher in der Realität überwiegend ein Zerfetzen durch Artilleriegeschosse und Schrapnelle oder ein Durchlöchern mit Maschinengewehrgarben war, ganz zu schweigen von Verwundung oder Verstümmelung, dem Verlust von Gliedmaßen, Schäden durch Giftgas oder dem Erleiden von Kriegspsychosen. Wenn man diesen Mechanismus der weit verbreiteten Verklärung der Kriegsumstände, -erlebnisse und -folgen dem Begriff des Militarismus zurechnet, so kann die überwältigende Mehrheit der Chemnitzer Denkmäler diesem Terminus zugeordnet werden. Allerdings ist aus Sicht des Autors eine Klassifizierung als „glorifizierend“ oder „hochstilisierend“ in dieser Interpretationsfrage treffender. Für die Kriegergräber lässt sich an dieser Stelle ein ähnliches Fazit ziehen. Die Widmungen waren oft im heroisierenden oder verklärenden Stil gehalten, zugleich aber oft durch sehr persönliche oder familiäre Noten ergänzt. In der Symbolik gab es keine so klar militaristischen Ausformungen wie bei einigen der oben genannten Denkmäler. Dafür folgten oftmals Teile der Inschrift mit der Aufzählung von Dienstgrad, Einheit, Auszeichnungen sowie der Ergänzung „gefallen bei…“ als typisch militärische Denkmuster, die sich im Deutschen Reich nach der Reichseinigung 1871 etabliert hatten und auch in der Erinnerungskultur tief verwurzelt waren. Hinsichtlich der Einschätzung bezüglich einer ideologischen Beeinflussung der Denkmäler ergibt sich ein diffuses Bild. Die Weimarer Republik besaß keine Staatsideologie; auf Spezifika der in dieser Zeit entstandenen Ehrenmale wurde im Rahmen dieser Schlussbetrachtung aber bereits hinge-
402
V. Schlussbetrachtung
wiesen. Größtes Problem bei der genauen Feststellung der ideologischen Manipulation der Denkmalskultur durch die Nationalsozialisten ist die äußerst schlechte Quellenlage. Nur zu drei der neun Ehrenmale, die in der Zeit des Nationalsozialismus errichtet wurden, existieren Fotografien – in mehreren Fällen ist die Inschrift unbekannt. Nachweisbar ist der ideologische Einfluss der Nationalsozialisten beim Denkmalsbau allerdings schon vor deren „Machtergreifung“, wie bereits am Beispiel des Denkmals auf dem Platz vor der St. Matthäuskirche mit der Inschrift „Edelsaat will Edelfrucht“ beschrieben. Gleiches gilt für das 1936 in Berbisdorf gebaute Ehrenmal mit der Inschrift „Euer Opfer ist heilige Saat“. Eine klare Tendenz zur Ideologisierung der Denkmalsinschriften ist hier erkennbar, es fehlt aber auf diesem Forschungsfeld an Quellenbelegen, um dies noch stärker zu untermauern. Die DDR etablierte keine spezifische Gedenkkultur an den Ersten Weltkrieg, es wurde im Gegenteil von staatlicher Seite schwerpunktmäßig versucht, die entsprechenden Erinnerungsorte aus der Öffentlichkeit zu entfernen oder in Vergessenheit geraten zu lassen, indem man sie nach den denkmalskulturellen „Säuberungen“ nicht mehr thematisierte. In einzelnen Fällen wie dem Kriegsgefangenendenkmal in Ebersdorf bezog man Denkmäler in die Doktrin des Antikapitalismus mit ein. Die wenigen Gedenktafeln und -steine, die in dieser Zeit angebracht bzw. errichtet wurden, gingen zumeist auf kirchliche Initiativen zurück und waren im Sprachduktus größtenteils sehr allgemein gehalten, ohne explizit an die Toten des Ersten Weltkriegs, sondern nur an die „Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“ zu erinnern. Eine Ausnahme stellt hierbei der Gedenkstein auf dem Friedhof in Wittgensdorf dar. Er wurde 1970 aufgestellt und den „Opfern der Kriege 1914–1918 und 1939–1945“ gewidmet. Für die beiden Monumente, die man nach der deutschen Wiedervereinigung errichtete – den Gedenkstein an der Erfenschlager Straße sowie das Denkmal an der Klaffenbacher Hauptstraße, ist keine ideologische Prägung zu konstatieren, allerdings eine Anlehnung hinsichtlich der Inschriftsgestaltung an die Gepflogenheiten der Weimarer Republik. Auf Friedhöfen, Kirchengrund oder in Kirchen wurden 52 % der ermittelten Denk- und Ehrenmale in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Chemnitz errichtet. Ebenso befinden sich alle thematisch relevanten Gräber auf offiziellen Friedhöfen. Kirchliche Vertreter waren bei fast allen Weihefeiern zugegen und spielten dort zumeist eine wichtige Rolle bei der thematischen Ausgestaltung. Auch wenn man den Städtischen Friedhof als Institution der Stadt Chemnitz bei dieser Betrachtung ausklammert, ist der zentrale Einfluss der evangelisch-lutherischen Landeskirche offensichtlich. Gerade in der Weimarer Republik waren in vielen Fällen die evangelischen Pfarrer für die Verbreitung eines verzerrten oder sogar verfälschten Geschichtsbildes im Rahmen ihrer Weihepredigten mitverantwortlich. Vielfach wurde dort von einem Verteidigungskrieg gesprochen, der dem Deutschen Reich durch seine
V. Schlussbetrachtung
403
Feinde aufgezwungen worden sei, den man nur zur Bewahrung des Vaterlandes, der Familie und Freunde geführt habe. Dieses Motiv findet sich insbesondere in der mannigfach zu solchen Anlässen bemühten und fehlgedeuteten Bibelstelle Johannes 15:13 – „Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde“ wieder. Als Sinngebung deutete man den Tod im Krieg als Liebesdienst und Opfer für die Freunde um. Die zweite vielzitierte Bibelstelle war die Offenbarung 2:10, „Sei getreu bis an den Tod“, welche oftmals zur Hervorhebung der absoluten soldatischen Pflichterfüllung genutzt wurde, bei kritischer Betrachtung aber auch als Ausdruck der Glorifizierung des „Kadavergehorsams“ im deutschen Heer und darüber hinaus in weiten Teilen der Gesellschaft angesehen werden kann. Aus den Predigttexten ergibt sich vielfach das Bild einer zutiefst konservativ geprägten Chemnitzer Pfarrerschaft, die nicht nur den verlorenen Krieg, sondern auch den Untergang des Kaiserreiches als Katastrophe ansah, Verschwörungstheorien wie die Dolchstoßlegende sowie das Narrativ vom deutschen Verteidigungskrieg unkritisch verbreitete und den Tod im Krieg als patriotische Pflicht bzw. göttlichen Willen glorifizierte. Die politische Parteinahme durch Vertreter der sächsischen Landeskirche erreichte nach der „Machtergreifung“ teilweise sogar noch eine Steigerung, indem bezüglich der Weimarer Republik unverhohlen durch Pfarrer Moor bei den Weihefeierlichkeiten in Markersdorf von einer „Zeit, die Gott sei Dank nun hinter uns liege“ gesprochen wurde und Superintendent Gerber im Rahmen der Denkmalsweihe im Neuen Rathaus von Adolf Hitler als „Gesandten Gottes“ schwärmte. Die Annahme lag nahe, dass sich aufgrund dieser Prägung viele Pfarrer und zum Teil auch Kirchgemeinden nach Ende des Zweiten Weltkriegs für die Erhaltung von Kriegerdenkmälern auf Friedhöfen, Kirchengrund und in Kirchen einsetzten. Diese These konnte aber für die Stadt Chemnitz in keinem einzigen Fall durch Quellen untermauert werden. Während sich in Erfenschlag und Schönau die Bürgermeister bzw. der Stadt-/Gemeinderat durch postalische Eingaben für den Erhalt der örtlichen Ehrenmale stark machten, scheint dies durch kirchliche Entscheidungsgremien nicht der Fall gewesen zu sein. Angemerkt werden muss hier jedoch, dass Denkmäler auf Friedhöfen generell von der Anordnung der Landesverwaltung des Inneren ausgenommen waren und bei diesen nur problematische Symbole entfernt werden sollten. Ein Einsatz zur Erhaltung dieser war also wahrscheinlich gar nicht notwendig. Im Gegensatz dazu waren in einigen Fällen die Kirchgemeinden sogar selbst für die Entfernung einiger Erinnerungsorte verantwortlich. In Wittgensdorf sorgte der Kirchenvorstand sowohl für die Einebnung von Soldatengräbern als auch für die Demontage der Inschriftstafel der „Heldengedächtnisorgel“. Auf Betreiben der „Jungen Gemeinde“ erfolgte in der Schloßkirche eine Umgestaltung des dortigen Ehrenmals, im Zuge derer zwei steinerne Kriegerfiguren abgebaut wurden und nur noch die bronzene Namenstafel erhalten blieb. Mögli-
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V. Schlussbetrachtung
cherweise setzte in vielen Kirchgemeinden nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein Umkehreffekt ein – war die Distanz zu nationalistischem und nationalsozialistischem Gedankengut in der Weimarer Republik sowie der NS-Herrschaft vielerorts zu gering gewesen, wollte man sich nun stellenweise von allen Monumenten trennen, die auch nur den Anschein von Militarismus oder Faschismus erweckten. Auf vielen Friedhöfen ergänzte man deshalb die Denkmäler durch Gedenktafeln oder –steine, die „den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“ gewidmet waren, ohne jedoch eine kritische Differenzierung von Tätern und Opfern vorzunehmen. Beispiele für solche Tafeln finden sich auf den Friedhöfen in Einsiedel, Ebersdorf und Hilbersdorf. Die Rolle der Kirche im Umgang mit der Erinnerungskultur kann somit als ambivalent beschrieben werden. Einerseits agierte die evangelisch-lutherische de facto in der Rolle einer „Staatskirche“ in der Verteidigung jener Werte, die die Kriegerdenkmäler in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus scheinbar verkörperten, um sich andererseits in der DDR von diesem Erbe – mal mehr, mal weniger deutlich – zu distanzieren, um sich dann aber auch hier des Öfteren der staatlichen Sichtweise im Umgang mit dem denkmalskulturellen Erbe anzunähern oder diese sogar zu übernehmen. Die Wahl von Chemnitz zur europäischen Kulturhauptstadt 2025 könnte sowohl der Stadt als auch einzelnen Institutionen eine Chance bieten, die man in den „Jubiläumsjahren“ 2014 und 2018 versäumt hat: sich intensiv mit der Denkmalskultur zum Ersten Weltkrieg als integralem Bestandteil der städtischen Erinnerungskultur auseinanderzusetzen. Es ist eine bedeutungsvolle Aufgabe, die Denkmäler als stumme Zeitzeugen zu erhalten, sie mit Informationstafeln zu versehen, um den Umgang mit ihnen in den letzten 100 Jahren zu erläutern – als Orte des Gedenkens an das millionenfache Sterben im Ersten Weltkrieg, als Orte der falschen Heldenverehrung und Glorifizierung vermeintlicher Tugenden wie Treue, Gehorsam, Vaterlandsliebe und Opfermut, als Orte, die missbraucht wurden, um eine neue Generation bereits 20 Jahre später wieder ideologisch auf einen Krieg einzuschwören, als Orte, die man am liebsten aus der Geschichte getilgt hätte, weil sie nicht mehr zur staatlichen Ideologie passten, und schlussendlich als Orte der Mahnung, solche Kriege, derentwegen die Denkmäler errichtet wurden, niemals wieder zuzulassen.
Initiator
St.-MichaelisKirche, Annaberger Straße 249
Friedhof St. Michaelis, Annaberger Straße 249
Friedhof St. Michaelis, Annaberger Straße 249
Gedenkstein
Kriegerdenkmal
unbekannt
unbekannt
unbekannt
Adelsbergstraße – Denkmalausschuss Abzweig Cervantesstraße
Gedenkkreuz
Altchemitz
Gefallenendenkmal
Adelsberg
Standort
unbekannt
unbekannt
unbekannt
1926
Einweihungsjahr
unbekannt
unbekannt
unbekannt
Walther Müller
Architekt/ Bildhauer
1. Denkmäler
nicht mehr lesbar
„Christus ist unser Friede“; „Gedenkt der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“
„1914–1918“; „1939–1945“
„Während sie schlafen, rufen sie“; „Unseren Helden zum ehrenden Gedenken“
Inschrift
Eichenlaub; Stahlhelm
Jerusalemkreuz; zwei Kelche
lateinisches Hochkreuz
Ewige Flamme
Symbole
VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
nicht bekannt
keine
wahrscheinlich keine
keine
Änderung/ Entfernung
Schule Altendorf, vermutlich Ernst-HeilmannStraße 11
Park vor der St. MatthäusKirche, Zinzendorfstraße 14
St. MatthäusKirche, Zinzendorfstraße 14
Gedenktafel
Ehrenmal
Gedenktafeln
Ehrenmal
unbekannt
unbekannt
unbekannt
Friedhof der AnstaltsleiBlindenschule, tung unter Flemmingstraße 8 Führung von Dr. Heinicke
1918 (nicht gesichert)
1930 (nicht gesichert)
um 1930
1924
um 1930
unbekannt
Heutige TU Chemnitz, Wilhelm-RaabeStraße 43
Gedenktafel ehem. Webschule
Altendorf
unbekannt
unbekannt
Einweihungsjahr
Straßburger Straße 32
Initiator
Gedenktafel Bachmann & Ladewig
Altchemitz
Standort
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
Architekt/ Bildhauer
keine
„Edelsaat will Edelfrucht“
unbekannt
„1914–1918“
„Achtet nicht gering unser Opfer“
unbekannt
Inschrift
keine
Soldatenkopf mit Stahlhelm
unbekannt
Eichenlaub, Schwert
gefallener Soldat, zwei lateinische Hochkreuze
unbekannt
Symbole
keine
Stahlhelm des Reliefs entfernt
entfernt
möglicherweise Holzkreuz nicht erhalten
entfernt
nicht erhalten
Änderung/ Entfernung
406 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
unbekannt
Gedenktafel
Kriegerverein/ 1925 Landesverband ehemaliger 104er
vermutlich 1916
1930
unbekannt
unbekannt
Städtischer Friedhof, Wartburgstraße 47
Städtischer Friedhof, Wartburgstraße 47
Denkmal für die Gefallenen
Gedenktafel 474. IR
um 1930
1921
Ritterstraße
unbekannt
Turnverein ChemnitzAltendorf
Denkmal für das 104. IR
Bernsdorf
Matthäusfriedhof, Zinzendorfstraße
Ehrenmal des Turnvereins
Walther Müller
Bruno Ziegler
Bruno Ziegler
unbekannt
unbekannt
„Unseren gefallenen Kameraden“
„Zum Gedenken unserer gefallenen Soldaten“
„Zur Erinnerung an die ehemalige Kaserne des Ruhmreichen 5. Königlich Sächsischen Infanterie-Regiments Kronprinz Nummer 104 1701–1918“
unbekannt
„Seinen im Weltkrieg 1914–1918 Gefallenen zum ehrenden Gedächtnis“
früher ein zebrochenes Schwert
berittene Walküre mit Speer, Walhalla mit nackten Kriegern, Eichenlaub, Lorbeer
marschierende Kohorte mit Fahnen; Krone, Initialen FA
unbekannt
Eichenlaub, Lorbeer, Stahlhelm, Turnerkreuz
Zebrochenes Schwert entfernt; Inschrift geändert
keine
entfernt
Verbleib ungeklärt
Stahlhelm von Stele entfernt
1. Denkmäler 407
Städtischer Friedhof, Wartburgstraße 47
Städtischer Friedhof, Wartburgstraße 47
104er Ehrenmal
244er Ehrenmal
Gedenkstein brit. Kriegsgefangene
Ebersdorf
---
Stiftsfriedhof, Lichtenauer Straße
---
Borna-Heinersdorf
Städtischer Friedhof, Wartburgstraße 47
Kriegsgefangenendenkmal
Bernsdorf
Standort
unbekannt
---
Ehemalige des RIR 244
1918
---
1924
unbekannt
---
Heinrich Brenner
Walther Müller
ehemalige Offiziere des IR 104
1925
Architekt/ Bildhauer Heinrich Brenner
Einweihungsjahr
1938 NSKOV, Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener
Initiator
„To the memory of british prisoners of war who died at Chemnitz“
---
„Unseren gefallenen Kameraden“
„Niemand hat grössere Liebe, denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“
„Unseren in Kriegsgefangenschaft verstorbenen Soldaten zum Gedenken“
Inschrift
Wappen des Vereinigten Königreichs
---
keine
---
keine
Bronzestatuette im Inneren sowie Wappen entfernt Eisernes Kreuz; früher Stele mit nacktem Krieger Kreuz
Inschriftstafel ausgetauscht
Änderung/ Entfernung
toter Soldat mit Mantel bedeckt; Eichenlaub
Symbole
408 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Gedenktafel
Einsiedel
Kirche Berbisdorf, Berbisdorfer Kirchweg
Kirchgemeinde
1921
unbekannt
David Debrock
1916
französische Kriegsgefangene
Stiftsfriedhof, Lichtenauer Straße
Kriegsgefangenendenkmal
Steinmetzmeißter Meß
1925
Militärverein ChemnitzEbersdorf
Stiftsfriedhof, Lichtenauer Straße
Kriegerdenkmal
unbekannt
unbekannt
unbekannt
Stiftsfriedhof, Lichtenauer Straße
Gedenkstein ital. Soldaten
unbekannt
1918
unbekannt
Stiftsfriedhof, Lichtenauer Straße
Gedenkstein ital. Kriegsgefangene
„Im Weltkrieg 1914–1918 blieben auf dem Felde der Ehre“
Eisernes Kreuz, Lorbeer, Palmzweige
Standort in der Kirche verändert
keine Flagge, Mohn, Palmzweige, trauernde Frau
„Les Prisonniers de Guerre de Chemnitz a leurs Camarades“
Zerstörung von Händen und Gewehr der Kriegerskulptur; Anbringung einer Gedenktafel Eisernes Kreuz, kniende Kriegerfigur, Schwert
„Unseren Helden“; „Zum mahnenden Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, Flucht und Vertreibung. – Betet und lebt für Frieden, Gerechtigkeit und Gewaltlosigkeit.“
keine
keine
keine
„Hier ruhen italienische Soldaten“
„Dio degli eserciti da Wappen des pace ai fratelli Königreichs defonti – i pricionieri Italien italiani anome della famiglie“
1. Denkmäler 409
Dittersdorfer Weg 25
Friedhof Einsiedel, Harthauer Weg 4
Ehrenmal
Kriegerdenkmal
Erfenschlager Str. – Ecke Dr.-Karl-WolffStraße
Erfenschlager Str. – Ecke Dr.-Karl-WolffStraße
Gedenkstein
Kriegerdenkmal
Erfenschlag
An der „Friedenseiche“, Berbisdorfer Straße 92
Kriegerdenkmal
Einsiedel
Standort
wahrscheinlich örtlicher Militärverein
1922
2006
Bildhauer Schneemann
keiner
Anton Kunz
1922
Königlich Sächsischer Militärverein Einsiedel/ Denkmalsausschuss
Bürgerverein für ChemnitzErfenschlag e.V.
Emil Fröhlich
1922
Turnverein „Germania“ Einsiedel
Architekt/ Bildhauer Walther Müller
Einweihungsjahr 1934
Sächsischer Militärverein Berbisdorf
Initiator
„Wer euch Helden ehrt, ehrt sich selbst“
„Wir ehren unsere Toten“
„Christus“; „Unseren Helden“; „Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft zum Gedenken“
„Zu Ehren unserer Gefallenen“
früher „Euer Opfer ist heilige Saat!“
Inschrift
Soldatenkopf mit Stahlhelm
Relief an Stirnseite nicht erhalten
keine
Ergänzung durch Gedenktafel
Kreuz
keine
zerstört
Entfernung des Reliefs sowie der Inschrift
Änderung/ Entfernung
Turnerkreuz
früher Eichenlaub, Schwert, Stahlhelm
Symbole
410 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
---
---
Kirchberg
nahe der ehemaligen Kinderwaldstätte, am Rennsteig
Kriegerdenkmal
Kriegskreuz
1925
unbekannt
unbekannt
1928
---
unbekannt
unbekannt
Denkmalausschuss
Eubaer Straße 71, TSV Chemnitz Sportplatz des TSV IFA Chemnitz
Glösa-Draisdorf
Denkmal
Gablenz
---
unbekannt
An der Kirche
Kriegerdenkmal
Furth
unbekannt
Friedhof Euba, An der Kirche 4
Gedenkstein
Euba
unbekannt
Walther Müller
unbekannt
---
unbekannt
unbekannt
unbekannt
„Dem ehrenden Gedächtnis der vom Weltkrieg entrissenen Brüder […]. Es starben fürs Vaterland“
„Dem Gedenken unserer im Weltkrieg 1914 – 1918 gefallenen Mitglieder“
---
„Unsern Helden“
„Den Fliegerheldentod fürs Vaterland fanden gemeinsam auf hiesiger Flur am 5. Juli 1918 […]“
Eiserne Kreuze, wachsende Pflanze
Eichenlaub, ewige Flamme, Schwert/ Kreuz
Turnerkreuz
---
Eiserne Kreuze, Schwerter
Eisernes Kreuz, Flugzeug
entfernt
keine
keine
---
keine
keine
1. Denkmäler 411
Denkmal
Hilbersdorf
---
Helbersdorf
Kriegergedächtniskirche
Emilienstraße
---
Alte Kirche Harthau, Kirchsteig 3
Totensteinstraße
Gedenkstein
Harthau
Chemnitzer Straße 79
Ehrenmal
Grüna
Standort
Eisenbahnwerkstätten Hilbersdorf
---
Denkmalausschuss
SV Grüna 1912
Ehrenmalausschuss
Initiator
um 1930 (nicht gesichert)
---
1925
unbekannt
1932
Einweihungsjahr
unbekannt
---
Otto Lange
unbekannt
Entwurf: Prof. Claus Bauleitung: Architekt Ahnert; Ausführung: Baumeister Schreiter
Architekt/ Bildhauer
unbekannt
---
„Sei getreu bis an den Tod“
„Seinen Toten – SV Grüna 1912“
„Unseren gefallenen Helden zum Gedächtnis“
Inschrift
unbekannt
---
Palmzweige
keine
Eiserne Kreuze
Symbole
entfernt
---
Umgestaltet in Begegnungszentrum
neue Inschriftstafel angebracht
keine
Änderung/ Entfernung
412 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Gedenktafel
Kappel
---
Kapellenberg
---
Neefestraße 82
---
---
Trinitatiskirche, Trinitatisstraße 7
Kriegergedächtnishalle
Hutholz
Trinitatis-Friedhof, Trinitatisstraße 7
Kriegerdenkmal
H.Th. Böhme A.G.
---
---
TrinitatisKirchgemeinde
Denkmalsausschuss
unbekannt
--unbekannt
---
---
Architekt Benirschka
1931
---
Walther Müller
1927
„Ihren im Weltkriege gefallenen Mitarbeitern zum ehrenden Gedenken“
---
---
keine
Frontseite – Früher: „Unseren im Weltkrieg Gefallenen!“; heute: „Zu mahnendem Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“; Rückseite: „Sie starben für uns!“
Eichenlaub, Lorbeer, Soldatenkopf mit Stahlhelm
---
---
Bajonett, Eichenlaub, Eisernes Kreuz, Soldatenfigur mit Schwert, Stahlhelm
Eichenlaub, Flammenmeer, früher: Schwert
entfernt
---
---
„Goldenes Buch“ entfernt
Schwert ausgemeißelt, Inschriftstafel ausgetauscht
1. Denkmäler 413
Alte Synagoge am Stephanplatz
ehemalige unbekannt Oberpostdirektion, Stephanplatz
Denkmal
Ehrenmal
Reichsbund jüdischer Frontsoldaten Ortsgruppe Chemnitz
C.G. Haubold A.G.
wahrscheinlich Reichsstraße 58
Gedenktafel
Angestellte der Chemnitzer Justiz
Kirchgemeinden St. Nikolai und St. Thomas
Landgericht, Hohe Straße 23
Friedhof St. Nikolai, Michaelstraße 15
Initiator
Ehrenmal
Kaßberg
Kriegerdenkmal
Kappel
Standort
unbekannt
Heinrich Brenner
1922
1933
unbekannt
unbekannt
Entwurf: Manfred Gruner, Ausführung: Arthur Hans
Architekt/ Bildhauer
unbekannt
1930
1922
Einweihungsjahr
unbekannt
„Unseren im Weltkrieg gefallenen Söhnen“
„Dem Gedächtnis unserer im Weltkrieg Gefallenen“
„Ehre unseren Helden“
„Unsern Helden“
Inschrift
zerstört
Palme
nicht erhalten
entfernt zwei Schwerter, zwei Eiserne Kreuze
unbekannt
entfernt
keine
Änderung/ Entfernung
Stahlhelm
Palmwedel, Skulptur eines verwundeten Soldaten
Symbole
414 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Altenhainer Dorfstraße 45
Kirche Kleinolbersdorf, Ferdinandstraße 95
Denkmal
Gefallenengedenkstätte
Kirchenvorstand Kleinolbersdorf
unbekannt
1947
unbekannt
1999
Arbeitsgruppe
Klaffenbacher Hauptstraße 85
Denkmal
Kleinolbersdorf-Altenhain
1920
Turnverein Klaffenbach
Klaffenbacher Hauptstraße 85
Denkmal
unbekannt
unbekannt
Namenstafeln Kreuzkirche, Adorfer Straße 3
Klaffenbach
unbekannt
unbekannt
unbekannt
Entwurf: P. Kurzbach
unbekannt
„Niemand hat grössere Liebe denn die, daß er sein Leben lässet für seine Freunde.“; „Ich will euch trösten wie euch eine Mutter tröstet“
„Zum dauernden Gedächtnis der gefallenen Helden im Weltkriege“
„Zum ehrenden Gedenken der in den beiden Weltkriegen gefallenen Klaffenbacher Bürger“
„Zum Gedächtnis unsrer im Weltkrieg gefallenen Genossen“
keine
keine Eichenlaub, Eisernes Kreuz
Eichenlaub, lateinische Kreuze, Lorbeer
wahrscheinlich keine
keine
zerstört
Eichenlaub, Lorbeer, Lyra, Turnerkreuz, Turnkeulen und Turnkugeln
Tatzenhochkreuz
nicht am Ursprungsplatz, sondern in Kirche eingelagert
Eisernes Kreuz
1. Denkmäler 415
Lutherkirche, Zschopauer Straße 151
Gedächtnisglocke
An der Schule, Markersdorfer Straße 91
Ehemaliges Rathaus, Markersdorfer Straße 89
Denkmal
Gedenktafeln
Markersdorf
Neben der Lutherkirche, Zschopauer Straße 151
Ferdinandstraße, vor der Kirche
Ehrenmal
Lutherviertel
Kriegerdenkmal
Kleinolbersdorf-Altenhain
Standort
1933
unbekannt
unbekannt
1924
1932
unbekannt
Einweihungsjahr
unbekannt
Lutherkirchgemeinde
Bauverein der Lutherkirchgemeinde
Sächsischer Militärverein Kleinolbersdorf
Initiator
unbekannt
Hochbauamt Chemnitz
Bruno Pietzel und Co.
Architekt Hickel
unbekannt
Architekt/ Bildhauer
unbekannt
„Ihren im Weltkriege […] Gefallenen zum ehrenden Gedenken“
„Sei getreu bis an den Tod!“; „Unsern […] im Weltkrieg gefallenen Brüdern“
„Wie sind die Helden Gefallen!“; „Meine Seele ist Stille zu Gott“
„Zum dauernden Gedächtnis der im Weltkrieg […] gefallenen Helden“
Inschrift
unbekannt
nicht erhalten
entfernt
nicht erhalten Eichenlaub, Eisernes Kreuz
Lorbeer, Stahlhelm
Namenstafeln gestohlen oder eingelagert
keine
Änderung/ Entfernung
Kreuze
Eichenlaub, Eisernes Kreuz, Soldatenfigur
Symbole
416 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Ehrenmal
Friedhof Reichenbrand, Zwickauer Straße 457
Friedhof Rabenstein, Röhrsdorfer Straße
Kriegerehrung
Reichenbrand
Hans-Carl-vonCarlowitz-Park
---
Friedhof Mittelbach, Hofer Straße 62
Gedenkstein
Rabenstein
---
Morgenleite
Ehrenmal
Mittelbach
1931
unbekannt
unbekannt
Bürgerbund Siegmar, Militärverein Siegmar, Ehrenmalausschuss
1922
---
1929
unbekannt
---
Ehrenmalausschuss
Entwurf: Erich Neuman; Ausführung: Baumeister Goldberg
Woldemar Kandler
Kurt Feuerriegel
---
Paul Otto
keine
„Unsern Helden“
„Zum Gedächtnis der im Weltkriege Gefallenen“
---
„Unseren im Weltkriege […] gefallenen Helden“; „Siehe wir leben“; „Gedenket im stillen Gebet derer, die in der Ferne starben“
Eichenlaub, Eisernes Kreuz, Gewehre, Kreuze, Lorbeer, Stahlhelm
Eisernes Kreuz
Rabe
---
Eichenlaub, Eisernes Kreuz, ewige Flamme, lateinisches Kreuz
Mauern zurückgebaut, Namenstafeln erneuert
keine
Namenstäfelchen entfernt
---
keine
1. Denkmäler 417
Platz vor dem Friedhof, Richterweg 102
Kriegerdenkmal
Kriegerdenkmal
Am Auberg
Sächsischer Militärverein Rottluff
Kirche Röhrsdorf, unbekannt Kirchberg 1
Gedenktafel
Rottluff
Gemeindepark Röhrsdorf
1932
unbekannt
1933
1922
Ehrenmalausschuss
Bürgermeister Dost
unbekannt
Einweihungsjahr
vermutlich Kirchgemeinde Reichenhain
Initiator
Ehrenmal
Röhrsdorf
Christuskirche Reichenhain, Richterweg 102
Gedenktafel
Reichenhain
Standort
Walther Müller
unbekannt
Manfred Gruner
Walther Müller
unbekannt
Architekt/ Bildhauer
Symbole
„Heimat o Heimat, hör’ unseren Ruf“
„Dem Gedenken unserer Gefallenen“
unbekannt
„Unseren Gefallenen“; „In treuem Gedenken“
Ewige Flamme
unbekannt
unbekannt
Baumspross, gekreuzte Schwerter
keine „Allen Gefallenen, Vermissten, Ermordeten, Erniedrigten zum Gedenken“
Inschrift
keine
keine
Zum Karl-MarxDenkmal umgewidmet, Tafel ausgetauscht
Schwerter ausgemeißelt
keine
Änderung/ Entfernung
418 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Platz vor der Lutherkirche Schönau, Zwickauer Straße 255
Lutherkirche Schönau, Zwickauer Straße 255
Ehrenmal
Gedenktafeln
Schönau
Lukaskirche, Josephinenplatz
Gedenktafeln
unbekannt
Ehrenmalaus schuss
Lukaskirchgemeinde
Handwerkerschu- unbekannt le, Schloßstraße 3
Ehrenmal
Schloßkirchgemeinde
Schloßkirche, Schloßberg 11
Denkmal
Schloßchemnitz
1929
1929
Erweiterung 1929
1922
1930
unbekannt
Baumeister Landgraf
möglicherweise Bruno Ziegler
Paul Otto
Manfred Gruner
„Unseren Gefallenen“; „Sei getreu bis an den Tod“
„Unseren im Weltkriege gebliebenen Helden“
„Kriegsopfer von St. Lukas – lang vermißt, erst spät für tot erklärt.“
„Unseren gefallenen Helden“
„Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“
keine
zerstört
entfernt
Skulpturen, Schwert und Inschrift entfernt, Standort in der Kirche verändert
keine gekreuzte Bajonette, Kreuz mit Dornenkrone, Lorbeer, Stahlhelm
drei Tannen, Eichenschößlinge, Schwert
Sterne
Baumspross, Blume, marschierende Soldaten
Kriegerskulpturen, Schwert
1. Denkmäler 419
Heinrich-SchützStraße 101, ehemalige „Kaiser-UlanenKaserne“
Heinrich-SchützStraße 103, ehemalige „König-AlbertKaserne“
Kirche St. Markus, Körnerplatz
Ehrentafel
Erinnerungsfenster
---
Ehrenmal
Sonnenberg
---
Siegmar
Standort
1926
---
Einweihungsjahr
Kirchgemein- 1928 de St. Markus
Traditionsver- 1940 band RIR 244
unbekannt
---
Initiator
Paul Unger
Lauchhammerwerke
Entwurf: Architekt WagnerPoltrock, Ausführung: Heinrich Brenner
---
Architekt/ Bildhauer
„Siehe wir preisen selig die erduldet haben.“; „Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod.“
„R.I.R. 244 – Ypern, La Bassee, Somme, Champagne, Galizien, Vogesen“; „Seine Verluste: 56 Offiziere, 204 Unteroffiziere, 1805 Mannschaften“
„Den Gefallenen des III. Königlich Sächsischen UlanenRegiments Nr. 21 Kaiser Wilhelm König von Preußen“
---
Inschrift
entfernt
zerstört Eichenlaub, Eiserne Kreuze, Soldat von Flammen umgeben, sterbender Krieger,
entfernt
---
Änderung/ Entfernung
Eisernes Kreuz
Tatzenkreuz, Ulan zu Pferd mit Lanze und abgesetzter Tschapka
---
Symbole
420 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Ehrenmal
Zentrum
---
Handelsschule, An der Markthalle
---
Friedhof Wittgensdorf, Kirchweg 11
Gedenkstein
Yorckgebiet
Kirche Wittgensdorf, Kirchweg 11
Platz an der Jagdschänkenstraße
Gedächtnisorgel
Wittgensdorf
Kriegerdenkmal
Stelzendorf
unbekannt
um 1930
--unbekannt
---
unbekannt
um 1970
Kirchgemeinde Wittgensdorf
---
Firma Jehmlich
unbekannt
1921
1926
Orgelbauausschuss
Sächsischer Militärverein Stelzendorf
„Euerer Opfer wollen wir gedenken!“; „Unser Dank sei mannhafte Tat!“
---
„Christus ist unsere Hoffnung“; „Den Opfern der Kriege 1914–18 und 1933–45“
„Unseren gefallenen Helden zur Ehre“
„Zum Gedächtnis an die im grossen Kriege […] Gebliebenen“
Kränze, Krieger mit Stahlhelm und Schwert, Stielhandgranaten,
entfernt
---
keine
lateinisches Kreuz
---
umgewidmet, Inschriftstafel entfernt
keine
Kreuze
ewige Flamme, Hand mit Schwert
trauernde Mutter mit Kind, Wiederauferstehung
1. Denkmäler 421
ehemalige St. Pauli-Kirche, Getreidemarkt
Stadtkirche St. Jakobi, Jakobikirchplatz 1
ehemaliges Polizeipräsidium, Johannisplatz
Telegraphenbauamt, MinnaSimon-Straße
Kriegergedächtnishalle
Gedächtnisfenster
Ehrenmal
Gedenktafel
Zentrum
Standort
unbekannt
1926
1936
unbekannt
Belegschaft des Telegraphenbauamtes
1928
Einweihungsjahr
unbekannt
unbekannt
Initiator
„Christus hat dem Tod die Macht genommen“; „Der Tod ist verschlungen in den Sieg“
„Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“; „Unseren Gefallenen“
Inschrift
Bruno Ziegler
„Unvergessen“
Entwurf: unbekannt Bruno Spieß; Ausführung: Metallgießerei Prippenow, E. F. Barthel
unbekannt
Professor Pfalz/ Manfred Gruner
Architekt/ Bildhauer
unbekannt
aufgehende Sonne, verwundeter Krieger, zerbrochenes Schwert
Blut, Dornen, Flammen, gekreuzigter Jesus, Soldaten, Strahlen
Soldaten, Soldatenkopf mit Stahlhelm, trauernde Mutter, tröstender Großvater
Symbole
entfernt
existiert nicht mehr
zerstört
zerstört
Änderung/ Entfernung
422 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Neues Rathaus, Markt 1
Neues Rathaus, Markt 1
Georgius-Agricola-Gymnasium, Park der Opfer des Faschismus
Johanniskirche, Park der Opfer des Faschismus
wahrscheinlich Johanniskirche, Park der Opfer des Faschismus
Ehrenmal
Ehrenmal
Ehrenmal
Gedächtnistafel
Glockenreliefs
1933 um 1930
1930
wahrscheinlich 1926
unbekannt
unbekannt
unbekannt
1933
Ehrenmalausschuss
Ehrenmalausschuss
„Geist komm herzu und blase diese Getöteten an dass sie wieder lebendig werden“ Johannes 1:29; 2. Johannes 2:8; 2. Mose 15:3; Psalm 90; 2. Korinther 4:8; 2. Mose 32:8; Nehemia 2:17; 1. Johannes 1
Bruno Ziegler
„für die im Weltkriege gefallenen Lehrer und früheren Schüler des Realgymnasiums“
unbekannt
unbekannt
unbekannt
Bruno Ziegler
Bruno Ziegler
Bruno Ziegler zerstört entfernt
entfernt
wahrscheinlich entfernt
Eisernes Kreuz, Palmzweig, stürmender Krieger keine
Gewitterwolken, Glocke, Jesus, Krieger, lateinisches Kreuz, neuerbaute Stadt, Opferlamm, trauernde Frau, Sonnenstrahlen
entfernt
Hansekogge, nacktes Paar
„Goldenes Buch“, Soldatenfigur
1. Denkmäler 423
Gedenkplastik
Sonstige
Ehrenmal 181. IR
unbekannt
Zeisigwald, Grenzweg
Wasserwerk, Theresenstraße 13
Gedenktafel
Zeisigwald
Staatliche Gewerbeakademie, Straße der Nationen 62
Ehrenmal
Zentrum
Standort
Konsumverein der Firma Sigler
Ehrenmalausschuss
unbekannt
Professoren und Architekten der Akademie
Initiator
unbekannt
1925
um 1925
1926
Einweihungsjahr
Bruno Ziegler
Heinrich Straumer
unbekannt
Entwurf: Paul Kranz Ausführung: Bruno Ziegler
Architekt/ Bildhauer
entfernt
entfernt
Änderung/ Entfernung
nicht erhalten
HirschsHirsch, kulptur Jagdhorn, Kranz, Krone nachSturmschaden abgenommen
unbekannt
nackter Krieger mit Schwert, junges Bäumchen
Symbole
„Gewidmet vom Hansekogge, Personal des Vereins“ nacktes Paar
„Dem Andenken der gefallenen Kameraden“
unbekannt
„Ihr Tun sei uns Vorbild! Ihr Tod sei uns Mahnung!“
Inschrift
424 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Altendorf
Otto Heberle
Edm. Hofmann
Walter Kühn
Eli Kupfer
Max Müller
Friedhof der Blindenschule
Friedhof der Blindenschule
Friedhof der Blindenschule
Friedhof der Blindenschule
Friedhof der Blindenschule
---
---
---
---
---
---
Willy Birckner
Friedhof der Blindenschule
„Zum Gedenken an unseren Alfred“; „Lorettohöhe“
---
Inschrift
---
Alfred Leiter
---
Name
Friedhof der Karl Beyer Blindenschule, Flemmingstraße 8
Friedhof St. Michaelis, Annaberger Straße 249
Altchemnitz
---
Adelsberg
Standort
2. Gräber
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---
Eisernes Kreuz
---
Symbole
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---
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---
---
Dienstgrad
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---
---
Einheit
2. Gräber 425
Altendorf
--„Zum Gedächtnis an unseren im Kriege gefallenen geliebten Sohn und Bruder“
P. Schmidtchen
Oswald Uhlig
Hans Ulrich
Fritz Berger
Jewel Diamant
Aron Dubinkoj
Konrad Frank
Mariasus Gersch
Manfred Götz
Friedhof der Blindenschule
Friedhof der Blindenschule
Friedhof der Blindenschule
Jüdischer Friedhof, Am Laubengang
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
„Zum Andenken an unseren OLHEHQ 6RKQ³ ʺʰʶʡʿʤ
„Hier ruhen russische Kriegsgefangene“
„Zum Andenken an […]“
„Hier ruhen russische Kriegsgefangene“
„Hier ruhen russische Kriegsgefangene“
---
---
M. Schmidtchen ---
Friedhof der Blindenschule
---
Inschrift
Alfred Nagel
Name
Friedhof der Blindenschule
Standort
Eisernes Kreuz
---
Eisernes Kreuz
---
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---
---
---
---
---
Eisernes Kreuz
---
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Dienstgrad
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Symbole
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---
Einheit
426 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Berthold Grossmann
Herbert Grossmann
Hans Grüneberg
Karl Hersdorf
Berko Kupiller
Martin Salomon Levy
Kurt Richard Leyser
Siegfried Reich
Wolf Reismann
Erich Rose
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof
„Hier ruht […] Frontkämpfer im Weltkrieg“
„Hier ruhen russische Kriegsgefangene“
„Hier ruhet unser unvergesslicher, innigsgeliebter Sohn u. Bruder […] auf dem Schlachtfeld verwundet, gest. im Lazarett“; „Ruhe sanft!“
ʺʰʶʡʿʤ
„Hier ruht unser innigst geliebter unvergesslicher Sohn und Bruder Martin Salomon Levy“
„Hier ruhen russische Kriegsgefangene“
„Zum Andenken an […]“
„Dem Andenken unseres teuren Sohnes und Bruders“
---
„fürs Vaterland gefallen“; ʺʰʶʡʿʤ
---
--Eichenlaub, Lorbeer, Pickelhaube
Davidstern
---
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---
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---
Eichenlaub, Eisernes Kreuz, Lorbeer, Schulterklappe Stahlhelm
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---
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---
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---
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---
---
Davidstern
Lorbeer, Schwert, Stahlhelm
Lorbeer, Schwert, Stahlhelm
2. Gräber 427
Altendorf
Arthur Richter
Matthäus-Friedhof
---
---
Hirschgeweih mit Krone
Hirschgeweih mit Krone
Alfred Richter
Matthäus-Friedhof
---
OffiziersAspirant
---
trauernde Frauenfigur
„Sei getreu bis in den Tod“
Familie Langer
---
Matthäus-Friedhof, Zinzendorfstraße
Jüdischer Friedhof
„Hier ruht in Gott Luftschiffer […]“
Davidstern, Levitenkanne
---
Leutnant
Paul Spiegel
Jüdischer Friedhof
„Zum Andenken an […] gefallen im Weltkriege“
---
Davidstern
Franz Sommerfeld
Jüdischer Friedhof
„Hier ruhen russische Kriegsgefangene“
---
Davidstern, segnende Hände
Julius Sussmann „Zum Andenken an dessen Bruder […] gest. in der Internierung. Den Seinen unvergesslich.“
Wenzel Soloducha
Jüdischer Friedhof
„Hier ruht mein lieber Mann, unser guter Vater […] gest. an den Folgen des .ULHJHV³ ʺʰʶʡʿʤ
---
Dienstgrad
Davidstern
Symbole
---
Otto Seligmann
Jüdischer Friedhof
„Hier ruht […] Frontkämpfer im Weltkrieg“
Inschrift
---
Dr. Harry Rose
Name
Jüdischer Friedhof
Standort
---
---
---
---
---
---
---
---
---
Einheit
428 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Bernsdorf
Carl Büttner
Walter Colditz
Johannes Drechsler
Ernst Duderstaedt
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Martin Waldmann
Matthäus-Friedhof
Fritz Beurich
Walter Sättler
Matthäus-Friedhof
Städtischer Friedhof, Wartburgstraße 47
Willy Richter
Matthäus-Friedhof
---
„Zum ehrenden Gedächtnis unseres einzigen geliebten Sohnes u. Bruders“; „Er fiel fürs Vaterland“
„In treuem Gedenken unseres einzigen heissgeliebten Sohnes“
„Zum Gedächtnis unseres lieben Sohnes“
„Fern der Heimat ruht in fremder Erde“
„Dem Gedenken an meinen unvergesslichen, fürs Vaterland gefallenen Gatten“
„Hier ruht“
Rudolph Richter „Fern der Heimat ruht in fremder Erde“
Matthäus-Friedhof
---
Leutnant d. Reserve
Lorbeer, Stahlhelm
---
Schütze
Leutnant d. Reserve
Lorbeer, Stahlhelm Eisernes Kreuz
EinjährigGefreiter
Eisernes Kreuz
Bajonett, Lorbeer, --Stahlhelm
---
1. MG-Komp. R.I.R. 235
1. MG-Komp. I.R. 104
7. I.R. „König Georg“ 106
---
---
---
Schwert
---
---
---
Bajonett, Lorbeer, --Stahlhelm
Bajonett, Lorbeer, --Stahlhelm
2. Gräber 429
Bernsdorf
„Dem Gedächtnis unseres lieben Sohnes“
Rudolf Ernst
Arno Fiedler
K. Theodor Paul Fiedler
Ernst Fischer
Hans Walter Gey
Arthur Giehler
Alfred Grabner
Martin Grabner
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
„Zum Gedächtnis unserer Lieben“; „Im fernen Westen fanden ein frühes Grab“
„Zum Gedächtnis unserer Lieben“; „Im fernen Westen fanden ein frühes Grab“
---
---
---
„Meine Sorge, meine Freude galt dem erwachenden, meine tiefe Trauer dem gestürzten Vaterlande“
„In ewigem Gedenken […] unser lieber Held Arno Fiedler“
„unseres lieben Sohnes und Bruders“; „für sein Vaterland gefallen“
Inschrift
Paul Erich Elste
Name
Städtischer Friedhof
Standort
--Leutnant d. Reserve EinjährigFreiwilligerGefreiter
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
---
---
Eisernes Kreuz, Pickelhaube
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
---
---
---
---
---
---
---
---
I.R. 139
---
Einheit
---
Leutnant d. Reserve
---
Dienstgrad
Bajonett, Eisernes --Kreuz, Stahlhelm
Eisernes Kreuz, Schwert
Adler, Bajonett, Flagge, Pickelhaube
Symbole
430 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Paul Grabner
Richard Grabner
Albrecht Härtel
Gerhard Härtel
Walter Haubold
Fritz Hörentrup
Gustav Hilmar Kinder
Roland Koerner
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
„Hier ruht […]“
„Hier ruhet in Gott […]“
„Dem Andenken unseres Helden […]“
„Zum ehrenden Gedächtnis unseres heissgeliebten Sohnes und Bruders“; „Gekrönt du Held in Sonnenhöhen steige! In stummem Schmerz sich unsre Seele neige des Dankes Schuld bleibt immerdar.“
„Zum Gedächtnis unserer Helden“
„Zum Gedächtnis unserer Helden“
„Zum Gedächtnis unserer Lieben“; „Im fernen Westen fanden ein frühes Grab“
„Zum Gedächtnis unserer Lieben“; „hier ruht […]“
---
Eisernes Kreuz, Kissen, Lorbeer, Ulanen-Tschapka
Eichenlaub, Eisernes Kreuz
Relief: Jesus, eine Frau tröstend
Eisernes Kreuz
1. Eskadron des Königlich-Sächsischen KarabinierRegiments
2. UlanenRegiment Nr. 18
Rittmeister
Vizewachtmeister d. Reserve
3. Kompanie R.I.R 244
---
---
---
---
---
Leutnant d. Reserve
Leutnant d. Reserve und Batterieführer
Leutnant d. Reserve
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Kapitänleutnant
Eisernes Kreuz
2. Gräber 431
Bernsdorf
„Hier ruht in Gott […]“
Otto Langer
Albert Paul Lehm
Willy Limbach
Curt Lungwitz
Fritz Oppenheim
Paul Curt Palitzsch
Fritz Rother
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
„Unsern lieben Helden zum Gedächtnis“
„Dem Andenken unseres lieben Bruders und Schwagers“
„Fällt der mutige Sohn fern dem Vaterhaus, bleibet er ewig ihm nah leuchtend als sonniger Stern“
„Er starb fürs Vaterland.“; „Siehe, ich bin bei Euch alle Tage.“
„Unserem Willy […] zum Gedenken“
„Zum Gedächtnis an unseren lieben Bruder […]“
„Zur Erinnerung an unseren lieben […] der […] sein Leben fürs Vaterland gab“
Inschrift
Ernst Kuntze
Name
Städtischer Friedhof
Standort
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Leutnant d. Reserve
Stahlhelm
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EinjährigFreiwilliger Kanonier
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früher Stahlhelm (gestohlen)
EinjährigFreiwilliger Unteroffizier
Vizefeldwebel
Leutnant d. Reserve
---
Dienstgrad
Eichenlaub, Schwert
Lorbeer, Stahlhelm
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Eisernes Kreuz (2x)
Symbole
1. FussArtillerieRegiment 12/ Ersatz Bataillon
R.I.R. 244
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7. Kompanie I.R. 105
PionierBataillon 22
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Einheit
432 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
Werner Rother
Arthur M. W. Saupe
Hanns Schauer
Alfred Schmiedgen
Georg Schulze
William Erich Siegel
Alfred Uhlig
Albert Henry Waha
Gerhard Cletus Weidmüller
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
Städtischer Friedhof
---
„Zum Andenken an unseren einzigen Sohn, Bruder und Enkel […]“
---
---
---
„Zum Gedächtnis unseres lieben Sohnes und Bruders“
„Zum Gedächtnis unseres lieben Helden“
„Zum Gedächtnis“
„Unsern lieben Helden zum Gedächtnis“
Leutnant d. Reserve
1. FeldArtillerieRegiment 64
Kgl. Fußartillerie Rgt. 12/ 5. Bataillon
Unteroffizier, Offz.-Asp. Soldatenrelief mit Feldstecher, Kartentasche und Stahlhelm Eisernes Kreuz
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Feld-Artillerie-Regiment 23 ---
EinjährigFreiwilliger
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7. Kompanie R.I.R. 104
EinjährigFreiwilliger ---
R.I.R. 11./106
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1. JägerBataillon 2 „Fürst Bismarck“
Offizierstellvertreter
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Leutnant d. Reserve
Eisernes Kreuz
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Eisernes Kreuz
Eichenlaub, Eisernes Kreuz, Lorbeer
Eisernes Kreuz
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früher Stahlhelm (gestohlen)
2. Gräber 433
Paul Rudolf Zöllner
Städtischer Friedhof
Georg Max Kandler
Stiftsfriedhof
Friedhof Einsiedel, Harthauer Weg 4
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„Heldengrab […] des im Luftkampf gefallenen […]“
Arthur Orlamünder
Stiftsfriedhof
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ca. 500 --Kriegsgefangene „Hier ruht in Gott“
Jankel Herschberg
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„Für’s Vaterland“; „Zum Gedächtnis unserer lieben Söhne und Brüder“
„Für’s Vaterland“; „Zum Gedächtnis unserer lieben Söhne und Brüder“
Inschrift
Stiftsfriedhof, Lichtenauer Straße
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Erfenschlag
Ebersdorf
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Hermann Clemens Curt Zöllner
Name
Städtischer Friedhof
Borna-Heinersdorf
Bernsdorf
Standort
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Eisernes Kreuz
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EinjährigFreiwilliger
Soldat
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Schutzstaffel 11
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R.I.R 104
Leutnant d. Reserve
Eichenlaub, Eisernes Kreuz, Lorbeer, Stahlhelm ---
I.R. 104
Einheit
EinjährigFreiwilliger
Dienstgrad
Eichenlaub, Eisernes Kreuz, Lorbeer, Stahlhelm
Symbole
434 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
St.-AndreasFriedhof, Pfarrstraße 29
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Harthau
Grüna
Emil Max Bonitz
Otto Colditz
Willy Hähnel
Bergfriedhof Harthau
Bergfriedhof Harthau
Alfred Ahnert
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Kurt Hänel
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Bergfriedhof Harthau, Annaberger Straße 469
Friedhof Grüna, Chemnitzer Straße 75
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Glösa-Draisdorf
Gablenz
Furth
Euba
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„Er ruht in Nampcel in Frankreich“
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„Hier ruht in Frieden“
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Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Trauernde Hirtenskulptur
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Eisernes Kreuz
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Musketier
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LandwehrI.R. 107
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2. Gräber 435
Franz Krehan
Friedrich Oertel
Max Richter
Paul Uhlich
Max Wagner
Bergfriedhof Harthau
Bergfriedhof Harthau
Bergfriedhof Harthau
Bergfriedhof Harthau
Bergfriedhof Harthau
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Trinitatis-Friedhof, Trinitatisstraße 7
Hilbersdorf
Paul Arnold
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Paul Hofmann
Name
Bergfriedhof Harthau
Helbersdorf
Harthau
Standort
„Zum Andenken an unseren einzigen heissgeliebten Sohn, meinen herzlieben Bruder u. Schwager […]“; „Leicht sei ihm die fremde Erde!“
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Inschrift
Eisernes Kreuz
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Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Symbole
Reservist
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Jäger
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Musketier
Dienstgrad
I.R. 139
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Einheit
436 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
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Friedhof Klaffenbach, Adorfer Straße 3
Oskar Enzmann
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Hans Alfred Stärker
Friedhof St. Nikolai
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Rolf Janssen
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Friedhof St. Nikolai, Michaelstraße 15
Klaffenbach
Kaßberg
Kappel
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„Zum Gedächtnis unseres lieben Walter’s“
Trinitatis-Friedhof Walter Otto
Kapellenberg
Hutholz
„Zum Andenken an meinen heissgeliebten, sonnigen Gatten, unseren edlen liebevollen Schwiegersohn […]“; „Leicht sei ihm die fremde Erde!“
Trinitatis-Friedhof Hans Kempe
Eisernes Kreuz
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Eisernes Kreuz
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Eisernes Kreuz
Sergeant
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Fahnenjunker
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EinjährigGefreiter
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2. Kompanie LeibGrenadierRegiment 100
2. Gräber 437
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Reinhold Arnold
Bruno Berthold
Friedhof Rabenstein
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Friedhof Rabenstein, Röhrsdorfer Straße
Rabenstein
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Morgenleite
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Mittelbach
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Markersdorf
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Lutherviertel
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Karl Schreiber
Friedhof Klaffenbach
Kleinolbersdorf-Altenhain
Paul Schmiedel
Name
Friedhof Klaffenbach
Klaffenbach
Standort
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Inschrift
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
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Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Symbole
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Dienstgrad
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Einheit
438 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
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Max Fuhr
Max Gerstenberger
Paul Heintzig
Erich F. Junghans
Arno Kindler
Hermann Krebs
Bernhard Rudolph
Willy Rümmler
Richard Sachse
Max Schäfer
Friedhof Rabenstein
Friedhof Rabenstein
Friedhof Rabenstein
Friedhof Rabenstein
Friedhof Rabenstein
Friedhof Rabenstein
Friedhof Rabenstein
Friedhof Rabenstein
Friedhof Rabenstein
Friedhof Rabenstein
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„Unserm lieben Erich zum Gedächtnis“
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Curt Bretschnei- --der
Friedhof Rabenstein
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Max Born
Friedhof Rabenstein
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eichenlaub, Eisernes Kreuz, Lorbeer
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
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2. Gräber 439
Walter Schindler
Richard Weiland
Ernst Zimmermann
Friedhof Rabenstein
Friedhof Rabenstein
Friedhof Rabenstein
Friedhof Röhrsdorf, Kirchberg 1
Röhrsdorf
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Robert Winkler
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Arthur Lindner
Friedhof Reichenbrand
Reichenhain
Georg Goldberg
Friedhof Reichenbrand, Zwickauer Straße 457
Reichenbrand
Max Scheffler
Name
Friedhof Rabenstein
Rabenstein
Standort
„Ewiger Friede!“; „Unser lieber Sohn starb fürs Vaterland“
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„Hier ruhet […]. Er starb für das Vaterland in Polen“
„Zum treuen Gedenken an unseren lieben Georg“
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Inschrift
Eisernes Kreuz
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Bajonett, evtl. Lorbeer
Strahlenkranz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz
Symbole
Gefreiter
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Vizefeldwebel
Leutnant d. Reserve
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Dienstgrad
Jäger-Bataillon 12
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Leib-Grenadier-Regiment 6
ReservePionierBataillon 12
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Einheit
440 VI. Register der Chemnitzer Erinnerungsorte zum 1. Weltkrieg
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Zentrum
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Yorckgebiet
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Wittgensdor
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Stelzendorf
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Sonnenberg
Siegmar
Schönau
Schloßfriedhof, Salzstraße 62
Schloßchemnitz
Rottluff
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Bernhard Gustav Max Beyreuther
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„Unserm lieben Helden zum Gedächtnis“
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Eisernes Kreuz
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Leutnant
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I.R. 181
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2. Gräber 441
VII. Bilderanhang
Abb. 1: Detailansicht des „Lorettosteins“ auf dem St. Michaelis-Friedhof; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 2: Gedenksteine mit den Namen der Gefallenen der Landesanstalt; © Stefan Hetzer
Abb. 3: Mittlerer Stein des Ehrenmals der „Landesanstalt für Blinde und Schwachsinnige“; © Stefan Hetzer
443
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VII. Bilderanhang
Abb. 4: Detailansicht Grabmal Berger; © Marc Stoll
Abb. 5: Detailansicht des Grabmals der Familie Frank; © Marc Stoll
VII. Bilderanhang
Abb. 6 und 7: Detailaufnahme Grabmal Grossmann; © Marc Stoll
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VII. Bilderanhang
Abb. 8: Detailaufnahme Grabmal Grossmann; © Marc Stoll
Abb. 9: Detail des Grabmals für Karl Hersdorf; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 10 und 11: Detailaufnahmen Grabanlage Levy; © Marc Stoll
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VII. Bilderanhang
Abb. 12: Rückansicht Grabstein Seligmann; © Stefan Hetzer
Abb. 13: Detailansicht der Rückseite Grabstein Sommerfeld; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 14: Fotografie des Luftschiffers Paul Spiegel; © Hübsch, Eberhard: Chemnitzer Militärgeschichte. Mit einer Chronik der Kriegsereignisse 1945. Chemnitz 2009, Seite 58, bearbeitet von Marc Stoll
Abb. 15: Grabstein von Sanitätsrat Dr. Richard Ulrich; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 16: Motiv der trauernden Frau beim Kriegerdenkmal in Kirchberg, Gemeinde Erlbach-Kirchberg; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 17: Portal des Grabmals Richter/Waldmann; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 18 und 19: Detailansichten des Erbbegräbnisses Richter/Waldmann; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 20: Nahansicht des Reliefs und unterer Teil der Säule mit Verzierungen nach erfolgter Restaurierung 2020; © Stefan Hetzer
Abb. 21: Nahansicht des oberen Teils der Säule mit Sockel und Walküre nach erfolgter Restaurierung 2020; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 22: Gedenkplatte vor dem Denkmal; © Stefan Hetzer
Abb. 23: Zeitgenössisches Foto des Gefallenendenkmals auf dem Städtischen Friedhof; Vortrag © Wetzel, Joachim
VII. Bilderanhang
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Abb. 24: Frontalansicht der Walküre mit „Walhalla“ am unteren Ende der Stele; © Stadt Chemnitz (Hrsg.), Pflazer, Stephan: Chemnitz im Ersten Weltkrieg. Darstellungen und Dokumente. Chemnitz 2016, Seite 43
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VII. Bilderanhang
Abb. 25: Denkmal für die in Kriegsgefangenschaft Verstorbenen mit ursprünglicher Inschriftstafel auf dem Städtischen Friedhof Bernsdorf; © Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N: Chemnitzer Tageblatt Nr. 285, Montag den 17.10.1938, bearbeitet von Marc Stoll
Abb. 26: 104er-Denkmal auf dem Städtischen Friedhof; © Stadt Chemnitz (Hrsg.), Pflazer, Stephan: Chemnitz im Ersten Weltkrieg. Darstellungen und Dokumente. Chemnitz 2016, Seite 43
VII. Bilderanhang
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Abb. 27: Fotografie von der Weihefeier am 7. Juni 1925; © Wolff, Ludwig: Das Kgl. Sächs. 5. Inf.-Regiment „Kronprinz“ Nr. 104. Band 3, Dresden 1928
Abb.: 28: Kranzniederlegung im Zuge der Weihefeierlichkeiten des 104er Denkmals; © Wolff, Ludwig: Das Kgl. Sächs. 5. Inf.-Regiment „Kronprinz“ Nr. 104. Band 3, Dresden 1928
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VII. Bilderanhang
Abb. 29: der (ehemalige) Kronprinz Georg von Sachsen bei seiner Rede zur Denkmalsweihe, rechts im Vordergrund Pfarrer Graichen, der den Weihegottesdienst abhielt; © Wolff, Ludwig: Das Kgl. Sächs. 5. Inf.-Regiment „Kronprinz“ Nr. 104. Band 3, Dresden 1928
VII. Bilderanhang
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Abb. 30 und 31: Luftaufnahmen vom Tag der Weihe des 104er Denkmals; © Wolff, Ludwig: Das Kgl. Sächs. 5. Inf.-Regiment „Kronprinz“ Nr. 104. Band 3, Dresden 1928
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VII. Bilderanhang
Abb. 32–34: Porzellanmünzen und Briefmarken zur Finanzierung des Denkmalbaus; © Wolff, Ludwig: Das Kgl. Sächs. 5. Inf.-Regiment „Kronprinz“ Nr. 104. Band 3, Dresden 1928
VII. Bilderanhang
Abb. 35: Inschriftstafel des 104er Denkmals; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 36: Deckenkuppel des 104er Denkmals mit Eisernem Kreuz; © Stefan Hetzer
Abb. 37: Tafel vor dem 244er Denkmal; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 38: Denkmal des Reserve-Infanterie-Regiments 245 auf dem Leipziger Südfriedhof; https://www.facebook.com/RIR244/photos/a.933343716738006/ 1515825215156517; entnommen am: 14.09.2020, 09:59 Uhr.
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VII. Bilderanhang
Abb. 39: Bild von der Ehrentafel des 474. Infanterie-Regiments mit der ursprünglichen Widmung anlässlich der Einweihung; © Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N: Chemnitzer Tageblatt Nr. 164, Sonntag den 15. Juni 1930, bearbeitet von: Marc Stoll
VII. Bilderanhang
Abb. 40 und 41: Nahansicht der Grabsteine für Johannes Drechsler und Carl Büttner; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 42: Frontalansicht des Grabsteins von Johannes Drechsler; © Stefan Hetzer
Abb. 43: Familiengrabanlage Duderstaedt; © Marc Stoll
VII. Bilderanhang
Abb. 44: Detailansicht Grabstein Familie Ernst; © Marc Stoll
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VII. Bilderanhang
Abb. 45: Detailansicht des Grabsteins von Arno Fiedler; © Stefan Hetzer
Abb. 46: Detailansicht des Grabsteins der Familie Gey; © Marc Stoll
VII. Bilderanhang
Abb. 47: Gesamtansicht der Familiengrabanlage Giehler; © Marc Stoll
Abb. 48: Nahansicht des Grabkreuzes von Arthur Giehler; © Marc Stoll
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470
VII. Bilderanhang
Abb. 49: Nahansicht der Gedenkplatte am Grabstein der Familie Härtel; © Stefan Hetzer
Abb. 50: Widmung für Walter Haubold; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 51: Detailaufnahme Grabmal Haubold; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 52: Mittelteil des Hauboldschen Grabmals; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
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Abb. 53: Grabmal für Otto Langer innerhalb der Familiengrabanlage; © Marc Stoll
Abb. 54: Detailansicht des Grabmals der Familie Limbach mit der Widmung für Willy Limbach; © Marc Stoll
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VII. Bilderanhang
Abb. 55: Detailansicht des Grabmals der Familie Oppenheim; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 56: Detailansicht Familiengrabmal Weidmüller; © Marc Stoll
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VII. Bilderanhang
Abb. 57: David Debrock mit dem von ihm im Kriegsgefangenenlager Ebersdorf geschaffenen Denkmal zur Erinnerung an die verstorbenen Kriegsgefangenen; © Stockmann, Ilka: Das Gefangenenlager Ebersdorf „König-Friedrich-AugustArtilleriekaserne“ während des Ersten Weltkriegs. Aus: Chemnitzer Roland. 18. Mitteilungen aus dem „Blankenauer Grund“, 24. Jahrg. 25. Beiheft September 2017, Seite 16
VII. Bilderanhang
Abb. 58: Rückseite des Denkmals für die Verstorbenen Kriegsgefangenen mit kyrillischer Inschrift und orthodoxem Kreuz; © Marc Stoll
477
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VII. Bilderanhang
Abb. 59: Postkarte mit dem Denkmal für die Verstorbenen des Kriegsgefangenenlagers Ebersdorf; © Stadtarchiv Chemnitz: Q 02 PK-Alben Postkarten und Postkartenalben-I 40752
VII. Bilderanhang
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Abb. 60: Denkmal für die Verstorbenen Kriegsgefangenen des Lagers Ebersdorf – Ausschnitt eines Bilderbogens des Chemnitzer Tageblatts; © Stadtarchiv Chemnitz: Q 01 BildA III Bildarchiv Kategorie III 1653
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VII. Bilderanhang
Abb. 61: Grabstein eines Sammelgrabs für russische und italienische Kriegsgefangene auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 62: Rechteckige Grabtafeln auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf, Inschriften mit kyrillischen und lateinischen Buchstaben; © Stefan Hetzer
Abb. 63: Schwertrelief, Inschrift und Eisernes Kreuz an der Vorderseite des Ebersdorfer Kriegerdenkmals; © Marc Stoll
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VII. Bilderanhang
Abb. 64 und 65: Beschädigte Kriegerfigur des Denkmals in Ebersdorf; © Marc Stoll
VII. Bilderanhang
Abb. 66: Mögliche Einschusslöcher in einer der Namenstafeln des Ebersdorfer Denkmals; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 67: Fotografie anlässlich der Weihe des Kriegerdenkmals in Ebersdorf, unter der Skulptur das noch unfertige Schwertrelief; © Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N: Chemnitzer Tageblatt Nr. 310, Mittwoch den 11. November 1925, bearbeitet von Marc Stoll
VII. Bilderanhang
Abb. 68: Gedenktafel des Ehrenmals in Ebersdorf; © Stefan Hetzer
Abb. 69: Gedenkfeier am Kriegerdenkmal in Einsiedel anlässlich des Sedantages 1929; Sammlung © Rost, Ingobert, Einsiedel
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VII. Bilderanhang
Abb. 70: Nahansicht des Einsiedler Denkmals, im Vordergrund die Gedenktafel; © Marc Stoll
VII. Bilderanhang
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Abb. 71: Gedenktafel für die in Euba abgestürzten Flieger Wolfgang Plüschow und Herbert Bussgahn; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 72: Nahansicht des Grabmals Ahnert mit Hirtenfigur; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 73: Inschrift des Ahnertschen Grabmals; © Stefan Hetzer
Abb. 74: Zerstörte Gräber auf dem Bergfriedhof Harthau; Archiv der © evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Harthau
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VII. Bilderanhang
Abb. 75 und 76: Zerstörte Gräber auf dem Bergfriedhof Harthau; Archiv der © evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Harthau
VII. Bilderanhang
Abb. 77: Ursprüngliches Aussehen der Harthauer Soldatengräber; Archiv der © evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Harthau
Abb. 78: Nahansicht der Grabsteine in Harthau; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 79: Aussehen des Denkmals auf dem Trinitatisfriedhof vor den Veränderungen; © Stadtarchiv Chemnitz: Q 01 BildA III Bildarchiv Kategorie III 1653
VII. Bilderanhang
Abb. 80: Rückseite des Hilbersdorfer Denkmals mit Eichenlaubsymbol und kaum noch lesbarer Inschrift „Sie starben für uns!“; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 81: Gesamtansicht des Familiengrabmals Arnold/Kempe auf dem Hilbersdorfer Friedhof; © Stefan Hetzer
Abb. 82: Erinnerung an Walter Otto auf dem Trinitatis-Friedhof; © Marc Stoll
VII. Bilderanhang
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Abb. 83: Geplanter Soldatenfriedhof der Nikolai-Kirchgemeinde; Archiv der © evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde St.-Nikolai-Thomas, Chemnitz
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VII. Bilderanhang
Abb. 84: Grabinschrift für Rolf Janssen; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 85: Nahansicht der Familiengrabanlage Stärker mit Nennung des Gefallenen Hans Alfred Stärker; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 86: Blick auf die Gesamtanlage der Kriegsgräber in Klaffenbach; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
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Abb. 87 und 88: Entwurfsskizze sowie zeitgenössische Fotografie des Mittelbacher Denkmals; Archiv der © evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Mittelbach
500
VII. Bilderanhang
Abb. 89 und 90: Inschriftstafel sowie Bodenplatte vor dem Denkmal in Mittelbach; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 91: Entwurfsskizze des Denkmals in Rabenstein; Archiv der © evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Rabenstein
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VII. Bilderanhang
Abb. 92: Entwurf der Kriegerehrung auf dem Friedhof in Rabenstein, zu beachten die geplanten Namenstafeln rechts des Gräberfeldes; Archiv der © evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Rabenstein
VII. Bilderanhang
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Abb. 93: Nahansicht eines der Soldatengräber auf dem Friedhof zu Rabenstein; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 94: Detailansicht der Grabanlage Junghans; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
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Abb. 95: Aufnahme des Ehrenmals in Reichenbrand anlässlich der Denkmalsweihe; © Geßner, Reiner: Der Johannesfriedhof Reichenbrand. Aus: Beiträge zur +HLPDWJHVFKLFKWH+HUDXVJHJHEHQYRP+HLPDWYHUHLQ5HLFKHQEUDQGH9+HIW Chemnitz 2017, Seite 39
Abb. 96: Seitenwand mit Namenstafeln des Reichenbrander Ehrenmals; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 97: Ursprungsform des Reichenbrander Ehrenmals; © Geßner, Reiner: Der Johannesfriedhof Reichenbrand. Aus: Beiträge zur Heimatgeschichte. HerausJHJHEHQYRP+HLPDWYHUHLQ5HLFKHQEUDQGH9+HIW&KHPQLW]6HLWH
Abb. 98: Postkarte der Gemeinde Siegmar-Schönau mit dem Ehrenmal des damaligen Ortsteils Reichenbrand als Motiv; © Stadtarchiv Chemnitz: Q 02 PK-Alben Postkarten und Postkartenalben-I 41134
VII. Bilderanhang
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Abb. 99: Vollständige Entwurfsskizze des Ehrenmals im Polizeipräsidium; © Stadtarchiv Chemnitz: Rat der Stadt bis 1928, Sign. Kap. X, Sekt. IIa, Nr. 269, bearbeitet von Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 100: Postkarte mit dem Ehrenmal der Staatlichen Gewerbeakademie; © Stadtarchiv Chemnitz: Q 02 Postkarten und Postkartenalben-I 41635
VII. Bilderanhang
Abb. 101: Detailansicht des Ehrenmals der Staatlichen Gewerbeakademie; © Archiv der Technischen Universität Chemnitz: 502/9731
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VII. Bilderanhang
Abb. 102: Zeitgenössische Postkarte der Kriegerehrenmale auf dem Glösaer Kirchberg; © Linke, Dr. Roland: Kriegermahnmale auf dem Glösaer Kirchberg. Aus: Chemnitzer Roland. 12. Mitteilungen aus dem „Blankenauer Grund“, 18. Jahrg. 16. Beiheft Oktober 2011, Seite 19
VII. Bilderanhang
Abb. 103: Fotografie der Ehrenmalweihe in Grüna; Sammlung © Ehrhardt, Christoph, Grüna
Abb. 104: Nahansicht der Namenstafeln sowie Teile der Inschrift des Grünaer Ehrenmals; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 105: Abmontierte Namenstafel aus Bronze vom Denkmal an der Lutherkirche; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 106: Mittelstein des Denkmals in Chemnitz-Schönau mit Schwert und Eichenschößlingen; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 107: Das Schönauer Ortswappen auf der Rückseite des Denkmals; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
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Abb. 108: Nahansicht einer Namenstafel aus der St. Matthäus-Kirche Altendorf; © Harry Scheuner
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VII. Bilderanhang
Abb. 109: Detailansicht der Namenstafel in der Berbisdorfer Kirche; © Stefan Hetzer
Abb. 110: Früherer Platz der Tafel mit aufgebrachtem Bibelzitat; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
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Abb. 111: Nahansicht der Gedächtnishalle in der Hilbersdorfer Trinitatiskirche mit Namenstafeln, Bronzeplastik und Buntglasfenster; © Stefan Hetzer
Abb. 112: Skizze für die ursprünglich geplante Form der Gedenkstätte in der Kirche zu Kleinolbersdorf; Archiv der © evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Kleinolbersdorf-Altenhain
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VII. Bilderanhang
Abb. 113: Gesamtansicht der Gefallenengedenkstätte in der Kleinolbersdorfer Kirche; © Stefan Hetzer
Abb. 114: Vitrine mit Informationen zu den Gefallenen beider Weltkriege; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
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Abb. 115: Ankunft der „Gedächtnisglocke“ an der Lutherkirche; © Peter, Johannes: Die Luthergemeinde zu Chemnitz. Chemnitz 1925, Seite 78
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VII. Bilderanhang
Abb. 116: Ursprüngliche Inschrift der Wittgensdorfer „Gedächtnisorgel“; Sammlung © Ullrich Nier, Wittgensdorf
Abb. 117: Heutiges Aussehen der Orgel mit geänderter Inschrift; © Stefan Hetzer
VII. Bilderanhang
Abb. 118: Fotografie anlässlich der Weihe des Adelsberger Denkmals; © Berger, Volkmar: Das Adelsberger Kriegerdenkmal und sein Architekt. Aus: Adelsberger Heimat- und Stadtteilzeitung, 35. Ausgabe September/ Oktober 2014, Seite 1
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VII. Bilderanhang
Abb. 119: Das Adelsberger Denkmal im Rahmen einer NS-Veranstaltung; © Berger, Volkmar: Das Adelsberger Kriegerdenkmal und sein Architekt. Aus: Adelsberger Heimat- und Stadtteilzeitung, 35. Ausgabe September/ Oktober 2014, Seite 7
VII. Bilderanhang
Abb. 120: Namenstafeln des Adelsberger Denkmals; © Marc Stoll
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VII. Bilderanhang
Abb. 121: Rückansicht des Adelsberger Denkmals; © Marc Stoll
VII. Bilderanhang
Abb. 122: Innenaufnahme des Altendorfer Ehrenmals mit Namenstafeln; © Marc Stoll
Abb. 123: Inschrift nebst Kopfrelief und Halterung für Kränze – Ehrenmal Altendorf; © Marc Stoll
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VII. Bilderanhang
Abb. 124: Kindergartengruppe am Altendorfer Ehrenmal 1942, im Hintergrund das Soldatenkopfrelief mit Stahlhelm; Sammlung © Scheuner, Harry, Chemnitz
VII. Bilderanhang
Abb 125: Planungsskizze für das Ehrenmal in Berbisdorf mit Einbeziehung der Gedenktafel für die Gefallenen von 1870/71 sowie die „Opfer der nationalsozialistischen Bewegung“; © Stadtarchiv Chemnitz: C 0124/01 Gemeinde Berbisdorf-38
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VII. Bilderanhang
Abb. 126: Detailaufnahme der Namenstafel des Berbisdorfer Ehrenmals in der ursprünglichen Version mit Schwert, Helm und Eichenlaub; Sammlung © Rost, Ingobert, Einsiedel
VII. Bilderanhang
Abb. 127: Das Berbisdorfer Ehrenmal mit Gedenkkränzen und Beflaggung; Sammlung © Rost, Ingobert, Einsiedel
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VII. Bilderanhang
Abb. 128: Aufnahme anlässlich der Weihefeierlichkeiten des Ehrenmals LQ(UIHQVFKODJ%UJHUYHUHLQIU&KHPQLW](UIHQVFKODJH9
Abb. 129: Postkarte des Erfenschlager Ehrenmals mit Soldatenkopfrelief; %UJHUYHUHLQIU&KHPQLW](UIHQVFKODJH9
VII. Bilderanhang
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Abb. 130: Postkarte der Gemeinde Euba mit dem Motiv des Ehrenmals; © Stadtarchiv Chemnitz: Q 02 PK-Alben Postkarten und Postkartenalben-I 37698
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VII. Bilderanhang
Abb. 131: Steinmetzarbeiten am Denkmal des Klaffenbacher Turnvereins; *HVFKLFKWVYHUHLQ.ODIIHQEDFKH9
VII. Bilderanhang
Abb. 132: Gedenkveranstaltung am Denkmal in Klaffenbach; *HVFKLFKWVYHUHLQ.ODIIHQEDFKH9
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VII. Bilderanhang
Abb. 133: Inschriftstafel des Kleinolbersdorfer Denkmals mit Eisernem Kreuz und Eichenlaub; © Marc Stoll
VII. Bilderanhang
Abb. 134: Das Kriegerdenkmal vor der Kirche in Kleinolbersdorf als Postkartenmotiv; © Stadtarchiv Chemnitz: Q 02 PK-Alben Postkarten und Postkartenalben-I 43065
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VII. Bilderanhang
Abb. 135: Planungsskizze für das Ehrenmal in Reichenhain inklusive gekreuzter Schwerter an der Front, die später ausgemeißelt wurden; © Stadtarchiv Chemnitz: C 0116 Gemeinde Reichenhain-171
VII. Bilderanhang
Abb. 136: Nahansicht des Röhrsdorfer Denkmals; © Stefan Hetzer
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VII. Bilderanhang
Abb. 137: Postkarte der Gemeinde Rottluff mit dem Ehrenmal als Motiv; © Stadtarchiv Chemnitz: Q 02 PK-Alben Postkarten und Postkartenalben-I 36225
VII. Bilderanhang
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Abb. 138 und 139: Bilder von der Ehrenmalweihe in Stelzendorf; © Förderverein zur Traditionspflege in Stelzendorf (Hrsg.): Ortschronik von Stelzendorf in Wort und Bild. Chemnitz 2000, Seite 22, bearbeitet von Marc Stoll
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VII. Bilderanhang
Abb. 140: Postkarte mit dem Stelzendorfer Kriegerehrenmal; © Förderverein zur Traditionspflege in Stelzendorf (Hrsg.): Ortschronik von Stelzendorf in Wort und Bild. Chemnitz 2000, Seite 17, bearbeitet von Marc Stoll
Abb. 141: Fotografie aus dem Jahr 1940 mit einem Teil des Ehrenmals des Reformrealgymnasiums an der rechten Seite; © Iproplan Planungsgesellschaft (Hrsg.): Handwerkerschule Chemnitz. Chemnitz 2006, Seite 74
VII. Bilderanhang
Abb. 142: Bild anlässlich der Weihe des Denkmals des Turnvereins Germania in Einsiedel, ohne nachträglich hinzugefügte Namen; Sammlung © Rost, Ingobert, Einsiedel
Abb. 143: Sockelstein/Rest des Kriegskreuzes nahe der ehemaligen Kinderwaldstätte Glösa; © AG „Blankenauer Grund“
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VII. Bilderanhang
Abb. 144: Ursprüngliches Aussehen des 181er-Denkmals im Zeisigwald; © Hübsch, Eberhard: Zu militärischen Gedenkstätten in Chemnitz. Aus: Chemnitzer Geschichtsverein (Hrsg.): Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins. 65. Jahrbuch, Neue Folge IV. Chemnitzer Denkmäler. Chemnitz 1995, Seite 90, bearbeitet von Marc Stoll
VIII. Bildernachweis (zu den Abbildungen im Text) Abb. 1:
Übersicht der Erinnerungsorte zum Ersten Weltkrieg in Chemnitz: https:// www.google.com/maps/d/edit?hl=de&mid=1BwxNNnqvMODWc4jG8A WtznmTdIXQkuwf&ll=50.823100385282345%2C12.899925900000001& z=12, © Stefan Hetzer
Abb. 2:
Statistik zur geografischen Verteilung der Erinnerungsorte zum Ersten Weltkrieg in Chemnitz: © Stefan Hetzer
Abb. 3:
Gedenktafel der H. Th. Böhme AG: © Stadtarchiv Chemnitz: 1881–1941. Sechzigjähriges Bestehen der Firma H. Th. Böhme Aktiengesellschaft Chemnitz; J 4610
Abb. 4:
Gedenktafel der C. G. Haubold A.-G.: © Stadtarchiv Chemnitz: 100 Jahre Haubold; J 830, S. 46
Abb. 5:
Gedenkplastik für die Gefallenen des Konsumvereins der Firma Sigler: Sammlung © Jähnigen, Uta, Westerstede
Abb. 6:
Kriegerdenkmal auf dem St. Michaelis-Friedhof: © Stefan Hetzer
Abb. 7:
„Lorettostein“ auf dem Friedhof St. Michaelis in Altchemnitz: © Stefan Hetzer
Abb. 8:
Gedenkstein für die „Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“: © Stefan Hetzer
Abb. 9:
Ehrenmal für die gefallenen Anstaltsbeamten sowie deren Söhne: © Stefan Hetzer
Abb. 10:
Grabstein für die auf dem Jüdischen Friedhof bestatteten russisch-jüdischen Kriegsgefangenen: © Stefan Hetzer
Abb. 11:
Grabstein der Familie Berger: © Stefan Hetzer
Abb. 12:
Grabmal der Familie Frank: © Marc Stoll
Abb. 13:
Grabstein der Familie Götz: © Marc Stoll
Abb. 14:
Grabmal der Familie Grossmann auf dem Jüdischen Friedhof in Chemnitz: © Stefan Hetzer
Abb. 15:
Grabstein der Familie Grüneberg: © Stefan Hetzer
Abb. 16:
Grabstein Mayer Herscowicis mit Andenken an Karl Hersdorf: © Stefan Hetzer
Abb. 17:
Grabmal der Familie Levy: © Marc Stoll
Abb. 18:
Familiengrabstätte Leyser: © Stefan Hetzer
Abb. 19:
Grabstein Siegfried Reichs: © Stefan Hetzer
544 Abb. 20:
VIII. Bildernachweis Detailansicht des Grabsteins von Siegfried Reich: © Marc Stoll
Abb. 21:
Die Grabsteine von Erich Rose und Dr. Harry Rose: © Stefan Hetzer
Abb. 22:
Grabstein für Otto Seligmann: © Stefan Hetzer
Abb. 23:
Grabstein der Familie Sommerfeld: © Marc Stoll
Abb. 24:
Grabstein für Paul Spiegel: © Marc Stoll
Abb. 25:
Grabstein von Ernst Sussmann mit Gedenken an Julius Sussmann: © Stefan Hetzer
Abb. 26:
Stele des Turnvereins Chemnitz-Altendorf: © Stefan Hetzer
Abb. 27:
Ursprüngliche Form des Turnvereinsdenkmals: Sammlung © Scheuner, Harry, Chemnitz
Abb. 28:
Grabmal der Familie Langer: © Stefan Hetzer
Abb. 29:
Grabestafel mit Erinnerung an Walter Sättler: © Stefan Hetzer
Abb. 30:
Familiengrabmal Richter: © Stefan Hetzer
Abb. 31:
Erbbegräbnis der Familien Richter und Waldmann: © Stefan Hetzer
Abb. 32:
Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem Städtischen Friedhof: © Stefan Hetzer
Abb. 33:
Denkmal für die in Kriegsgefangenschaft gestorbenen Soldaten: © Stefan Hetzer
Abb. 34:
Heutige Gedenkplatte des Denkmals für die in Kriegsgefangenschaft gestorbenen Soldaten: © Stefan Hetzer
Abb. 35:
Außenansicht des 104er Denkmals: © Stefan Hetzer
Abb. 36:
Säule mit Wappen und Bronzefigur, aufgestellt im Inneren des 104er Denkmals, 1945 wurden Figur und Wappen entfernt: © Stadt Chemnitz (Hrsg.), Pfalzer, Dr. Stephan: Chemnitz im Ersten Weltkrieg. Darstellungen und Dokumente. Chemnitz 2016, S. 44
Abb. 37:
244er Denkmal „Wachstum ans Licht“: © Stefan Hetzer
Abb. 38:
Tafel für das Infanterie-Regiment 474: © Marc Stoll
Abb. 39:
Grabstein der Familie Beurich: © Marc Stoll
Abb. 40:
Grabstelle der Familien Drechsler und Büttner: © Marc Stoll
Abb. 41:
Gedenkplatte für Walter Colditz: © Stefan Hetzer
Abb. 42:
Grabkreuz für Ernst Duderstaedt: © Marc Stoll
Abb. 43:
Grabmal für Paul Erich Elste: © Stefan Hetzer
Abb. 44:
Grabstein der Familie Ernst: © Stefan Hetzer
Abb. 45:
Grabstein von Arno Fiedler: © Stefan Hetzer
Abb. 46:
Grabstein von Stadtrat und Baumeister K. Theodor Paul Fiedler, S. 121: © Stefan Hetzer
Abb. 47:
Grabmal der Familie Fischer: © Stefan Hetzer
Abb. 48:
Grabstein der Familie Gey: © Marc Stoll
Abb. 49:
Grabkreuz mit Pickelhaube für Arthur Giehler: © Marc Stoll
VIII. Bildernachweis
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Abb. 50:
Postkarte mit Teilen des „Heldenhains“: © Stadtarchiv Chemnitz: Q 02 PK-Alben Postkarten und Postkartenalben-I 13101
Abb. 51:
Grabstein für die Gefallenen der Familie Grabner: © Marc Stoll
Abb. 52:
Grabstein der Familie Härtel mit kleiner Gedenktafel am Sockel: © Stefan Hetzer Grabmal der Familie Haubold: © Stefan Hetzer Grabstein für Fritz Hörentrup: © Stefan Hetzer Grabmal für Gustav Hilmar Kinder: © Marc Stoll Grabstein Roland Koerners: © Stefan Hetzer Grabstein mit Erwähnung von Ernst Kuntze: © Stefan Hetzer Grabstein zur Erinnerung an Ernst Kuntze: © Stefan Hetzer Familiengrab Langer: © Stefan Hetzer Grabmal für Albert Paul Lehm: © Marc Stoll Grabobelisk der Familie Limbach: © Marc Stoll Urnengrabtafel für Curt Lungwitz: © Marc Stoll Grabstätte der Familie Hugo Oppenheim: © Stefan Hetzer Grabmal für Paul Curt Palitzsch: © Stefan Hetzer Grabstein für Werner und Fritz Rother: © Marc Stoll Grabstein zum Gedächtnis an Arthur M. W. Saupe und möglicherweise Max R. Saupe: © Marc Stoll Grabstein für Hanns Schauer: © Stefan Hetzer Grabstein für Franz Alfred Schmiedgen: © Marc Stoll Grabstein für Georg Schulze: © Stefan Hetzer Grabstelle für William Erich Siegel: © Stefan Hetzer Grabstein mit Erinnerung an Alfred Uhlig: © Marc Stoll Grabmal für Carl Albert Henry Waha: © Stefan Hetzer Grabmal der Familie Weidmüller: © Marc Stoll Grabstein für die Gebrüder Zöllner: © Stefan Hetzer Denkmal für die im Kriegsgefangenenlager Ebersdorf Verstorbenen: © Marc Stoll Russische Einzelgräber auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf: © Marc Stoll Grabtafel für den Dolmetscher Arthur Orlamünder: © Marc Stoll Grab Jankel Herschbergs: © Marc Stoll Teilansicht der Grabanlagen für verstorbene Kriegsgefangene auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf mit Einzel- und Sammelgräbern sowie dem Denkmal im Hintergrund: © Marc Stoll Gedenkstein für die verstorbenen britischen Kriegsgefangenen: © Marc Stoll Gedenkstein für die im Kriegsgefangenenlager Ebersdorf verstorbenen Italiener: © Marc Stoll
Abb. 53: Abb. 54: Abb. 55: Abb. 56: Abb. 57: Abb. 58: Abb. 59: Abb. 60: Abb. 61: Abb. 62: Abb. 63: Abb. 64: Abb. 65: Abb. 66: Abb. 67: Abb. 68: Abb. 69: Abb. 70: Abb. 71: Abb. 72: Abb. 73: Abb. 74: Abb. 75: Abb. 76: Abb. 77: Abb. 78: Abb. 79:
Abb. 80: Abb. 81:
546
VIII. Bildernachweis
Abb. 82:
Gedenkstein für die italienischen Soldaten auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf: © Marc Stoll
Abb. 83:
Kriegerdenkmal auf dem Stiftsfriedhof Ebersdorf: © Stefan Hetzer
Abb. 84:
Denkmal auf dem Friedhof in Einsiedel: © Marc Stoll
Abb. 85:
Grabstein für Georg Max Kandler auf dem Einsiedler Friedhof: © Stefan Hetzer
Abb. 86:
Monument mit Gedenktafel für die Flieger Wolfgang Plüschow und Herbert Bussgahn: © Stefan Hetzer
Abb. 87:
Grabstein für Kurt Hänel: © Stefan Hetzer
Abb. 88:
Familiengrabmal Ahnert in Grüna: © Stefan Hetzer
Abb. 89:
Soldatengräber auf dem Harthauer Bergfriedhof: © Stefan Hetzer
Abb. 90:
Grabtafel für Emil Max Bonitz: © Stefan Hetzer
Abb. 91:
Das Kriegerehrenmal auf dem Trinitatisfriedhof Hilbersdorf: © Stefan Hetzer
Abb. 92:
Grabsteine für Hans Kempe und Paul Arnold auf dem Friedhof Hilbersdorf: © Marc Stoll
Abb. 93:
Grabstein der Familie Otto mit Widmung an den vermissten Sohn Walter: © Marc Stoll
Abb. 94:
Kriegerehrenmal auf dem Nikolaifriedhof: © Stefan Hetzer
Abb. 95:
Erbgrabanlage Janssen: © Stefan Hetzer
Abb. 96:
Erbbegräbnis der Familie Stärker: © Stefan Hetzer
Abb. 97:
Drei Gräber für die in Klaffenbach bestatteten Gefallenen des Ersten Weltkriegs: © Stefan Hetzer
Abb. 98:
Ehrenmal auf dem Friedhof in Mittelbach: © Stefan Hetzer
Abb. 99:
Kriegerehrung auf dem Friedhof in Rabenstein: © Stefan Hetzer
Abb. 100: Soldatengräberfeld auf dem Rabensteiner Friedhof: © Stefan Hetzer Abb. 101: Erbgrabanlage Junghans: © Stefan Hetzer Abb. 102: Ehrenmal auf dem Johannesfriedhof in Reichenbrand: © Stefan Hetzer Abb. 103: Grabkreuz für Georg Goldberg: © Stefan Hetzer Abb. 104: Grabstein für Arthur Lindner: © Stefan Hetzer Abb. 105: Grabstein für Robert Winkler: © Stefan Hetzer Abb. 106: Grabstein für Bernhard Beyreuther auf dem Schloßfriedhof: © Stefan Hetzer Abb. 107: Gedenkstein auf dem Wittgensdorfer Friedhof: © Stefan Hetzer Abb. 108: Ehrenmal im Chemnitzer Landgericht: © Stadtarchiv Chemnitz: Bestand N, Chemnitzer Tageblatt Nr. 326, Montag den 24. November 1930, bearbeitet von Marc Stoll Abb. 109: Ehrenmal des Chemnitzer Polizeipräsidiums: © Stadtarchiv Chemnitz: Rat der Stadt bis 1928, Sign.Kap. X, Sekt. IIa, Nr. 269
VIII. Bildernachweis
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Abb. 110: Ehrenmal in der Eingangshalle des Neuen Rathauses von Bruno Ziegler: Sammlung © Jähnigen, Uta, Westerstede Abb. 111: Denkmal mit Soldatenfigur im Chemnitzer Rathaus: Vortrag © Wetzel, Joachim Abb. 112: Ehrenmal der Staatlichen Gewerbeakademie: Sammlung © Jähnigen, Uta, Westerstede Abb. 113: Denkmal für das 104. Infanterie-Regiment: © Hübsch, Eberhard: Chemnitzer Militärgeschichte. Mit einer Chronik der Kriegsereignisse 1945. Chemnitz 2009, Seite 31; bearbeitet von: Marc Stoll Abb. 114: Ehrenmal an der ehemaligen „Kaiser-Ulanen-Kaserne“: © Stadtarchiv Chemnitz: Die fürs Vaterland starben – Chemnitzer Ehrenmale. Bilderbogen aus dem Chemnitzer Tageblatt; Q 01 BildA III Bildarchiv Kategorie III 1653 Abb. 115: Ehrentafel in der „König-Albert-Kaserne“: © Uwe Hänel Abb. 116: Denkmal auf dem Kirchberg in Glösa: © Stefan Hetzer Abb. 117: Zeitgenössische Karikatur auf das Kriegerdenkmal in Grüna aus der Zeitung „Der Rote Sender“: Sammlung © Erhardt, Christoph, Grüna Abb. 118: Das Grünaer Ehrenmal: © Stefan Hetzer Abb. 119: Ehrenmal vor der Lutherkirche: © Stefan Hetzer Abb. 120: Ehrenmal an der Lutherkirche Schönau: © Stefan Hetzer Abb. 121: Kreuz mit den Zeitangaben der beiden Weltkriege: © Stefan Hetzer Abb. 122: Namenstafeln für die Gefallenen in der St. Matthäus-Kirche zu Altendorf: © Harry Scheuner Abb. 123: Gedenktafel in der Kirche zu Berbisdorf: © Stefan Hetzer Abb. 124: Zeitgenössische Postkarte mit Blick ins Innere der „Kriegergedächtniskirche“ zu Harthau: Sammlung © Stefan Hetzer, Chemnitz Abb. 125: „Kriegergedächtnishalle“ in der Trinitatiskirche: © Stefan Hetzer Abb. 126: Eisernes Kreuz mit Jahreszahlen in der Kreuzkirche Klaffenbach: © Stefan Hetzer Abb. 127: Namenstafel für die Gefallenen in der Klaffenbacher Kirche: © Stefan Hetzer Abb. 128: Gefallenengedenkstätte in der Kirche zu Kleinolbersdorf: © Stefan Hetzer Abb. 129: Die ehemalige „Gedächtnisglocke“ der Lutherkirchgemeinde: © Peter, Johannes: Die Luthergemeinde zu Chemnitz. Chemnitz 1925, Seite 71 Abb. 130: Gedenktafel in der Reichenhainer Christuskirche: © Stefan Hetzer Abb. 131: Gedenktafel in der Kirche zu Röhrsdorf: © Stefan Hetzer Abb. 132: Namenstafel in der Schloßkirche: © Stefan Hetzer Abb. 133: Gedenktafeln zu Ehren der Vermissten in der Lukaskirche: © Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 325, Montag den 25.11.1929
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VIII. Bildernachweis
Abb. 134: Gedenktafeln in der Lutherkirche Schönau, vom Eingang aus gesehen links: © Stefan Hetzer Abb. 135: Gedenktafeln in der Lutherkirche zu Schönau, rechte Seite: © Stefan Hetzer Abb. 136: Die Erinnerungsfenster aus der St. Markus-Kirche: © Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 63, Montag den 05.03.1928 Abb. 137: Die „Gedächtnisorgel“ in der Wittgensdorfer Kirche: Archiv der © evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Wittgensdorf; bearbeitet von: Marc Stoll Abb. 138: „Gedächtnisfenster“ der Stadtkirche St. Jakobi: © Stadtarchiv Chemnitz: Chor, Fenster sVII (Gedächtnisfenster) Abb. 139: Ehemalige „Gedächtnistafel“ in der St. Johanniskirche: Sammlung © Ullmann, Eberhard, Chemnitz Abb. 140: Glockenreliefs für die St. Johanniskirche von Bruno Ziegler: © Stadtarchiv Chemnitz: Q 04 Fotoplatten-9-85/11/10x15 Abb. 141: Glocke der Johannisgemeinde mit Reliefdarstellung: Sammlung © Jähnigen, Uta, Westerstede Abb. 142: Wandrelief in der „Kriegergedächtnishalle“ der St. Paulikirche: © Stadtarchiv Chemnitz: Q 01 Bildarchiv Kategorie I-I 41469 Abb. 143: Kriegerrelief aus der „Gedächtnishalle“ in der Kirche St. Pauli: © Stadtarchiv Chemnitz: Q 01 Bildarchiv Kategorie I-I 41470 Abb. 144: Das Gefallenendenkmal in Adelsberg: © Marc Stoll Abb. 145: Ehrenmal nahe der Kirche in Altendorf: © Marc Stoll Abb. 146: Postkarte mit dem Altendorfer Denkmal als Motiv: © Stadtarchiv Chemnitz: Q 02 PK-Alben Postkarten und Postkartenalben-I 43130 Abb. 147: Denkmal an der Altenhainer Dorfstraße: © Marc Stoll Abb. 148: Ehrenmal an der „Friedenseiche“ im Einsiedler Ortsteil Berbisdorf: © Stefan Hetzer Abb. 149: Ursprüngliche Version des Berbisdorfer Ehrenmals mit Inschrift und Relief: Sammlung © Rost, Ingobert, Einsiedel Abb. 150: Ehrenmal in Erfenschlag: © Marc Stoll Abb. 151: Gedenkstein in Erfenschlag: © Marc Stoll Abb. 152: Kriegerehrenmal in Euba: © Stefan Hetzer Abb. 153: Denkmal des Turnvereins Klaffenbach: © Geschichtsverein KlaffenEDFKH9 Abb. 154: Gedenkstein an der Klaffenbacher Hauptstraße: © Stefan Hetzer Abb. 155: Kriegerdenkmal in Kleinolbersdorf: © Marc Stoll Abb. 156: Gedenkstein im Gemeindepark Rabenstein: © Stefan Hetzer Abb. 157: Kriegerdenkmal in Reichenhain: © Marc Stoll Abb. 158: Ehrenmal im Natur- und Gemeindepark Röhrsdorf: © Stefan Hetzer
VIII. Bildernachweis
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Abb. 159: Denkmal am Auberg in Rottluff: © Stefan Hetzer Abb. 160: Kriegerdenkmal in Stelzendorf: © Stefan Hetzer Abb. 161: Gedenktafel aus der ehemaligen Webschule: © Stadt Chemnitz (Hrsg.), Pfalzer, Dr. Stephan: Chemnitz im Ersten Weltkrieg. Darstellungen und Dokumente. Chemnitz 2016, S. 44 Abb. 162: Denkmal vor der Schule in Markersdorf: Der Kyffhäuser-Kamerad. Jahrweiser der ehemaligen Soldaten. Dresden 1939. Aus: © Stadtarchiv Chemnitz: Sammlung Eberhard Hübsch Nr. 88 Abb. 163: Entwurfszeichnung des Denkmals im Reformrealgymnasium: © Stadtarchiv Chemnitz: F 0102/02 Reformrealgymnasium an der Schloßstr. 122 Abb. 164: Skizze des Ehrenmals im Realgymnasium: © Stadtarchiv Chemnitz: Akte Stadtbauamt Chemnitz 7279: Aufstellung von Denkmälern militärischhistorischer Art in Chemnitz, die auf Grund der Anordnung I 1 A 172/46 vom 17.5. und vom 28.5.1946 entweder entfernt, vernichtet oder ihrer militaristischen oder faschistischen Embleme entkleidet werden sollen. Bearbeitet von Marc Stoll Abb. 165: Ehrenmal an der Handelsschule: © Stadtarchiv Chemnitz: Sammlung Eberhard Hübsch Nr. 88, Ehrenmal der oeffentlichen Handels-Lehranstalt Abb. 166: Gedenkstein des Turnvereins „Germania“ in Einsiedel: Sammlung © Rost, Ingobert, Einsiedel Abb. 167: Stele des TSV Chemnitz in Gablenz: © Stefan Hetzer Abb. 168: Bildpostkarte mit dem „Kriegskreuz“ nahe der ehemaligen Kinderwaldstätte: © Stadtarchiv Chemnitz: Q 02 PK-Alben Postkarten und Postkartenalben-I 12028 Abb. 169: Gedenkstein des SV Grüna 1912: © Stefan Hetzer Abb. 170: Hirsch-Denkmal im Zeisigwald 2017: © Stefan Hetzer Abb. 171: Statistik zum Umgang mit den Kriegerdenkmälern in Chemnitz: © Stefan Hetzer
IX. Quellenverzeichnis 1. Archivquellen Archiv der Jacobi-Kirchgemeinde Einsiedel, Pastor Heeg (Hrsg.): Aktennummer 224 – Kriegs-Chronik. Archiv der Jacobi-Kirchgemeinde Einsiedel, Aktennummer 157, Wochenblatt für Einsiedel, Erfenschlag, Reichenhain, Eibenberg, Berbisdorf, Dittersdorf, Altenhain und Umgebung Nr. 112, Sonntag den 24.09.1922. Archiv der Jacobi-Kirchgemeinde Einsiedel, Akten Berbisdorf, Aktennummer 5, Kirchgemeinde Eibenberg + Berbisdorf im 1. Weltkrieg. Archiv der Trinitatis-Kirchgemeinde Hilbersdorf, Aktennummern 86, 414. Archiv der Kirchgemeinde Kleinolbersdorf, Aktennummer 541: Kirchenerneuerung, Gefallenendenkstätte. Archiv der Kirchgemeinde Reichenhain, Aktennummer 209: Ehrentafel für im Weltkrieg Gefallene. Archiv der Kirchgemeinde Röhrsdorf, Aktennummer 115: Kirchlicher Kalender für die Parochie Röhrsdorf auf das Jahr 1918. Archiv der Kirchgemeinde St. Georg in Rabenstein. Archiv der Kirchgemeinde St. Nikolai-Thomas, Chemnitz: Das Kriegerdenkmal auf dem Nikolai-Friedhof – Verpflichtung für kommende Generationen. Archiv der Kirchgemeinde St. Nikolai-Thomas, Chemnitz: Kirchliche Kriegerehrungen in Sachsen. Archiv der Kirchgemeinde St. Nikolai-Thomas, Chemnitz, Pfarrer Schödel: Aus der St. Thomasgemeinde. Zum Bild unseres Ehrenmals. Archiv der Kirchgemeinde St. Nikolai-Thomas, Chemnitz, Pfarrer Schödel: Aus der St. Thomasgemeinde. Ansprache am Kriegerdenkmal am Totensonntag 1929. Archiv der Kirchgemeinde Trinitatis in Chemnitz-Hilbersdorf: Westsächsische Zeitung, Montag den 9. März 1931. Archiv der Kirchgemeinde Wittgensdorf, Aktennummer 188. Archiv der Kirchgemeinde Wittgensdorf: Heimat und Kirchengeschichte, Aktennummer 185–192. Archiv der Kirchgemeinde Wittgensdorf, Schneider, Wolfram: Die Geschichte der Wittgensdorfer Orgel. Archiv der Kirchgemeinde Wittgensdorf, Münsel, Harry: Unsere Kirchenorgeln in Wittgensdorf. Wittgensdorf 2012.
1. Archivquellen
551
Archiv der Kreuzkirchgemeinde Klaffenbach: Akte 59 – Friedhofswesen. 59 1–5 Kriegsgräber, Gedenkstätten. Archiv der Lutherkirchgemeinde Harthau, Aktennummer F 31: Die alte Harthauer Kirche – eine Heldengedächtnisstätte. Archiv der Lutherkirchgemeinde Harthau, Aktennummer 350. Beilage zum Kirchgemeindeblatt. Nr. 5 – 10. Oktober 1925. Unsere alte Kirche als Kriegergedächtnisstätte 1925. Archiv der Lutherkirchgemeinde Harthau, Aktennummer 350, F 31: Die alte Harthauer Kirche – eine Helden-Gedächtnisstätte. Archiv der Lutherkirchgemeinde Harthau, Aktennummer 394: Kirchliches Gemeindeblatt für die Parochie Harthau mit Filialen Eibenberg und Berbisdorf Nr. 2, 18. März 1920, Pastor Martin (Hrsg.). Archiv der Lutherkirchgemeinde Harthau, Aktennummer 394: Kirchliches Gemeindeblatt für die Parochie Harthau mit Filialen Eibenberg und Berbisdorf Nr. 4, 23. Oktober 1921, Pastor Martin (Hrsg.). Archiv der Peter-Pauls-Kirchgemeinde Mittelbach. Archiv der Kirchgemeinde St.-Nikolai-Thomas, Chemnitz. Pfarrer Schödel im „Thomas-Boten“ 1934. Archiv der Schloßkirchgemeinde/Lukaskirchgemeinde, Aktennummer L 192: Kriegerehrungshalle. Baubeschreibung Prof. Paul Kranz vom 22.02.1926. Universitätsarchiv Chemnitz: GdE 272 Bl. 004. Stadtarchiv Chemnitz, Acten der Königl. Sächs. Landes-Anstalt zu Chemnitz, Nr. 127. Stadtarchiv Chemnitz, Acten der Königl. Sächs. Landes-Anstalt zu Chemnitz, Nr. 127/51. Stadtarchiv Chemnitz, Acten der Königl. Sächs. Landes-Anstalt zu Chemnitz, Nr. 127/91. Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeindeamtes Berbisdorf Nr. 38. Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeindeamtes Berbisdorf Nr. 45. Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeindeamtes Niederhermersdorf. Nr. 575. Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeindeamtes Rabenstein Nr. 1065. Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeindeamtes Rabenstein Nr. 1065: Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, 7. Oktober 1922. Stadtarchiv Chemnitz: Akten des Gemeinderats zu Harthau Nr. 151. Stadtarchiv Chemnitz: Akten der Gemeinde Reichenhain Nr. 171. Stadtarchiv Chemnitz: Akten der Gemeinde-Verwaltung Ebersdorf Nr. 00622. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand Hochbauamt der Stadt Chemnitz, Aktennummer 33468. Stadtarchiv Chemnitz, Bestand N, Chemnitzer Anzeiger, Sonntag den 10.03.1940.
552
IX. Quellenverzeichnis
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5. Private Sammlungen Der Rote Sender – Organ der Werktätigen von Grüna. Jahrgang 1, Nr. 1. Druck, Inhaber und Verlag Otto Heinze. In: Sammlung Ehrhardt, Christoph, Grüna. Sammlung Ehrhardt, Christoph, Grüna. 6DPPOXQJ)|UGHUYHUHLQ]XU7UDGLWLRQVSIOHJHLQ6WHO]HQGRUIH9 Sammlung Hänel, Uwe, Augustusburg. Sammlung Jähnigen, Uta, Westerstede. Sammlung Köhler, Christian, Vereinsvorsitzender des Chemnitzer Vereins für LuftIDKUWH9 Sammlung Rost, Ingobert, Einsiedel. Sammlung Schneider, Wolfram, Chemnitz. Sammlung Schulze, Daniel, Erfenschlag.
6. Mündliche Quellen Edlich, Jürgen, Chemnitz. Klemm, Falk, Ehrenfriedersdorf. Kreutziger, Mandy, Chemnitz. Kutscha, Ursula, Chemnitz. Mayer, Udo, Chemnitz. Rost, Ingobert, Einsiedel. Scheuner, Harry, Chemnitz. Schirrmeister, Martin, Berbisdorf. Ullmann, Eberhard, Chemnitz.
X. Literaturliste Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik, München 2006. Assmann, Aleida: Das neue Unbehagen in der Erinnerungskultur. Eine Intervention, München 2013. Assmann, Aleida/Frevert, Ute: Geschichtsvergessenheit – Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit der deutschen Vergangenheit nach 1945, Stuttgart 1999. Behrenbeck, Sabine: Der Kult um die toten Helden. Nationalsozialistische Mythen, Riten und Symbole, Vierow b. Greifswald 1996. Bode, Matthias: Zwischen Trauer, Heldengedenken und Opfermythen. Kriegerdenkmäler als Orte zwiespältigen Erinnerns. In: Geschichte lernen 121/2008. Cabanes, Bruno/Duménil, Anne (Hrsg.): Der Erste Weltkrieg. Eine Europäische Katastrophe. Aus dem Französischen von Birgit Lamerz-Beckschäfer. Mit einem Vorwort von Gerd Krumeich. Darmstadt 2013. Cremer, Folkhard: Versuche einer Sinngebung des Sinnlosen. Gefallenendenkmäler in der Zwischenkriegszeit. In: Landesamt für Denkmalspflege im Regierungspräsidium Stuttgart (Hrsg.): Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichten der Landesdenkmalpflege 4/2017. Erll, Astrid: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. Eine Einführung, Stuttgart, Weimar 2005. Flemming, Thomas/Ulrich, Bernd: Heimatfront. Zwischen Kriegsbegeisterung und Hungersnot – wie die Deutschen den Ersten Weltkrieg erlebten, München 2014. Franz, Peter: Martialische Idole. Die Sprache der Kriegerdenkmäler in Thüringen. Eine landesweite Darstellung des Bestandes und eine kritische Analyse ihrer ikonografischen und verbalen Botschaften, Jena 2001. Frevert, Ute: Die kasernierte Nation. Militärdienst und Zivilgesellschaft in Deutschland, München 2001. Fuhrmeister, Christian: Beton – Klinker – Granit/Material – Macht – Politik. Eine Materialikonographie, Berlin 2001. Giesecke, Dana/Welzer, Harald: Das Menschenmögliche. Zur Renovierung der deutschen Erinnerungskultur, Hamburg 2012. Giller, Joachim/Mader, Hubert/Seidel, Christina: Wo sind sie geblieben…? Kriegerdenkmäler und Gefallenenehrung in Österreich, Wien 1992. Gudehus, Christian/Eichenberger, Ariane/Welzer, Harald: Gedächtnis und Erinnerung. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart, Weimar 2010.
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X. Literaturliste
Haupt, Heinz-Gerhard/Langewiesche, Dieter (Hrsg.): Nation und Religion in der deutschen Geschichte. Frankfurt/M., New York 2001. Hettling, Manfred/Echternkamp, Jörg (Hrsg.): Bedingt erinnerungsbereit. Soldatengedenken in der Bundesrepublik, Göttingen 2008. Hettling, Manfred/Echternkamp, Jörg (Hrsg.): Gefallenengedenken im globalen Vergleich. Nationale Tradition, politische Legitimation und Individualisierung der Erinnerung, München 2013. Hübner, Ulrich: Typologien der Kriegerdenkmale des Ersten Weltkriegs in Dresden. ,Q0LWWHLOXQJHQGHV/DQGHVYHUHLQV6lFKVLVFKHU+HLPDWVFKXW]H9 Hüppauf, Bernd: Was ist Krieg? Zur Grundlegung einer Kulturgeschichte des Krieges, Bielefeld 2013. Hütt, Michael/Kunst, Hans-Joachim/Matzner, Florian/Pabst, Ingeborg (Hrsg.): Unglücklich das Land, das Helden nötig hat. Leiden und sterben in den Kriegsdenkmälern des Ersten und Zweiten Weltkriegs, Marburg 1990. Kaminsky, Anne: Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, Berlin 2007. Koselleck, Reinhart: Kriegerdenkmale als Identitätsstiftung der Überlebenden. In: Marquard, Odo/Stierle, Karl-Heinz (Hrsg.): Identität. München 1979. Koselleck, Reinhart/Jeismann, Michael (Hrsg.): Der politische Totenkult. Kriegerdenkmäler in der Moderne. München 1994. de Libero, Loretana: Rache und Triumph. Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne, München 2014. Lurz, Meinhold: Kriegerdenkmäler in Deutschland. 6 Bände, Heidelberg 1985–1987. Maicher, Gottfried: Mahnmale und Kriegerdenkmäler in der Steiermark. Graz 2012. Münkler, Herfried: Die Deutschen und ihre Mythen. Berlin 2009. Pätzold, Kurt: Kriegerdenkmale in Deutschland. Eine kritische Untersuchung, Berlin 2012. Pethes, Nicolas/Ruchatz, Jens (Hrsg.): Gedächtnis und Erinnerung. Ein interdisziplinäres Lexikon, Reinbek b. Hamburg 2001. Pieper, Werner: Mensch, Denk mal. Zur Geschichte der Kriegerdenkmale und deren Alternativen. Auch am Beispiel der Kleinstadt Weinheim, Löhrbach 2011. Raff, Thomas: Die Sprache der Materialien. Anleitung zu einer Ikonologie der Werkstoffe, Münster u. a. 2008. v. Sabrow, Martin: Wohin treibt die DDR-Erinnerung? Dokumentation einer Debatte, u. a. Göttingen 2007. Saehrendt, Christian: Der Stellungskrieg der Denkmäler. Bonn 2004. Scharf, Helmut: Kleine Kunstgeschichte des deutschen Denkmals. Darmstadt 1984. Schlie, Ulrich: Die Nation erinnert sich. Die Denkmäler der Deutschen, München 2002.
X. Literaturliste
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Ulbricht, Justus H.: Erinnerungszeichen und Denkanstoß. Zum Umgang mit KriegerGHQNPlOHUQ ,Q 0LWWHLOXQJHQ GHV /DQGHVYHUHLQV 6lFKVLVFKHU +HLPDWVFKXW] H9 1/2019. Ulbricht, Justus H. (Hrsg.): Schwierige Orte. Regionale Erinnerung, Gedenkstätten, Museen, Halle 2013. Ulbricht, Justus H.: Zeichen der Erinnerung – Steine des Anstoßes. Anregung zum Umgang mit den Denkmälern deutscher Kriege, Halle an der Saale 2014. Wippermann, Wolfgang: Denk statt Denkmalen. Gegen den Denkmalwahn der Deutschen, Berlin 2010.
Sachregister „Allgemeine Zeitung Chemnitz“ 18 Anthropologie 24 Antifaschismus 33, 378, 387, 396 Antisemitismus 56, 57, 72 Arbeiterbewegung 17 Archetyp 22, 29, 379, 385 Artillerieregiment 60 241 Bayerisches Militärverdienstkreuz 77 Befreiungskriege 44, 382, 387, 401 Bolschewismus 234 Bundesrepublik Deutschland 21, 23, 29, 214 C. G. Haubold AG 19, 42, 44, 46 „Chemnitzer Allgemeine Zeitung“ 95 „Chemnitzer Anzeiger“ 243 „Chemnitzer Neueste Nachrichten“ 18, 97, 167, 222, 227, 230, 288, 293, 346, 347 „Chemnitzer Tageblatt“ 18, 95, 166, 205, 220, 223, 242, 253, 346, 347, 396 „Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger“ 18, 104, 301 &KHPQLW]HU9HUHLQIU/XIWIDKUWH9 Chemnitzer Verein für Luftschifffahrt 76 Davidsstern 59, 65, 66, 69, 70, 72, 73, 75, 79, 386 DDR 21, 23, 29, 33, 51, 167, 214, 234, 276, 333, 345, 378, 392, 396, 399, 400, 402, 404 Demagogie 21 Demokratieverständnis 25 Demokratisierung 233
Denkmal/Ehrenmal/Gefallenendenkmal/ Gefallenenehrung/Kriegerdenkmal/ Kriegerehrenmal/Mahnmal 7, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 37, 38, 39, 43, 46, 47, 48, 49, 54, 55, 56, 72, 80, 82, 83, 89, 91, 92, 93, 95, 96, 97, 99, 100, 103, 105, 116, 152, 153, 155, 156, 162, 163, 164, 166, 167, 168, 170, 171, 181, 182, 184, 189, 190, 191, 192, 196, 198, 199, 200, 204, 205, 206, 207, 208, 214, 216, 217, 218, 220, 221, 222, 223, 224, 225, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 235, 238, 239, 240, 241, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 259, 261, 264, 268, 269, 270, 271, 272, 275, 276, 277, 279, 282, 283, 284, 287, 288, 291, 295, 297, 303, 308, 312, 313, 315, 316, 318, 319, 320, 321, 322, 323, 324, 325, 326, 327, 328, 331, 332, 333, 335, 336, 337, 338, 340, 341, 342, 343, 344, 346, 348, 349, 350, 352, 353, 354, 355, 356, 358, 359, 361, 362, 363, 365, 366, 367, 368, 369, 370, 372, 373, 374, 375, 376, 377, 378, 379, 380, 381, 382, 383, 384, 385, 387, 388, 389, 390, 391, 393, 394, 395, 396, 397, 398, 399, 400, 401, 402, 403, 404 Denkmalslandschaft 25, 29, 44 Deutsch-Französischer Krieg 248, 260, 263, 322, 383 Didaktik 24 Dolchstoßlegende 271, 310, 381, 395, 403 Eisernes Kreuz 38, 42, 43, 44, 48, 50, 59, 61, 62, 63, 64, 68, 73, 79, 82, 93, 98, 105, 108, 112, 113, 114, 115, 118, 120, 121, 123, 124, 126, 127, 130,
Sachregister 132, 142, 145, 146, 147, 148, 151, 164, 172, 173, 176, 180, 181, 186, 193, 195, 198, 199, 201, 203, 207, 209, 212, 216, 243, 252, 253, 256, 262, 270, 273, 276, 278, 293, 294, 297, 312, 326, 331, 335, 336, 337, 355, 360, 363, 369, 370, 380, 381, 382, 385, 386, 390, 401 Entmilitarisierung 39, 44, 83, 99, 105, 166, 178, 192, 234, 235, 270, 282, 290, 319, 335, 342, 368, 377 Entnazifizierung 270, 358 Erinnerungskultur/Denkmalskultur/ Gedenkkultur 7, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 26, 27, 28, 29, 33, 39, 42, 43, 44, 47, 51, 52, 54, 56, 71, 73, 89, 91, 92, 93, 95, 115, 118, 126, 128, 130, 152, 153, 156, 168, 171, 191, 197, 216, 229, 248, 256, 261, 270, 279, 281, 288, 290, 294, 297, 302, 311, 312, 313, 323, 329, 335, 345, 352, 361, 363, 368, 376, 379, 380, 382, 383, 384, 386, 387, 390, 393, 394, 395, 396, 399, 400, 401, 402, 404 Erinnerungsort 19, 20, 31, 35, 39, 46, 47, 49, 51, 56, 65, 66, 79, 89, 141, 152, 174, 190, 216, 217, 245, 257, 274, 312, 316, 326, 334, 340, 352, 362, 368, 398, 399, 404 Erster Weltkrieg 13, 14, 15, 16, 17, 18, 21, 22, 26, 27, 28, 29, 33, 34, 35, 36, 39, 40, 43, 46, 47, 49, 51, 52, 53, 56, 60, 63, 64, 65, 68, 69, 72, 76, 78, 79, 83, 84, 86, 88, 89, 91, 92, 93, 105, 108, 110, 113, 115, 118, 120, 124, 126, 127, 130, 134, 136, 148, 152, 153, 171, 172, 176, 177, 178, 181, 185, 190, 191, 193, 194, 195, 199, 200, 204, 205, 207, 211, 212, 214, 218, 219, 220, 221, 222, 225, 233, 234, 236, 239, 240, 241, 243, 244, 246, 248, 259, 260, 261, 264, 267, 272, 274, 276, 278, 280, 282, 283, 288, 291, 295, 298, 300, 301, 305, 311, 312, 313, 316, 317, 321, 323, 324, 328, 331, 333, 334, 337, 340,
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342, 345, 350, 362, 365, 368, 376, 378, 380, 382, 383, 384, 386, 387, 388, 389, 390, 392, 393, 396, 398, 399, 400, 402, 404 Euphemismus 51, 84, 122, 177, 191 Ewige Flamme 198, 315, 384 Faschismus 39, 100, 319, 329, 404 Feindbild 27, 28 Feld-Artillerie-Regiment 23 146 Feldartillerie-Regiment 68 244 Firma Bachmann und Ladewig 37, 38, 39, 47 Firma Sigler 44, 46 Flandernschlacht 375 Friedrich-August-Medaille 108, 390 Gedenkstätte 202 Geschichtsbewusstsein 297 Geschichtsfälschung 28, 182, 206, 402 Geschichtsklitterung 28, 253, 291, 395, Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums 234 Glorifizierung S: 25, 233, 387, 403, 404, Grenadier-Regiment 6 209 „Grünaer Nachrichten“ 249 H. Th. Böhme AG 19, 39, 40, 43, 46 Heldenbegriff 29, 124, 127, 172, 173, 252, 253, 296, 321, 335, 346, 382, 387, 389, 401 Heldenhain 31, 121, 148, 153, 217, 392, 398 Heldenkult 28, 190 Heldenstilisierung 27, 28, 115, 122, 125, 166, 172, 173, 190, 220, 242, 249, 250, 321 Heldenverehrung 28, 297, 404 Heroisierung 25, 28, 64, 145, 193, 214, 225, 287, 297, 352, 384, 389, 401 Historische Kontinuität 25, 33 Holocaust 13 Hoßbach-Protokoll 220
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Sachregister
Ideologie 26, 29, 38, 44, 153, 230, 253, 269, 284, 317, 324, 346, 388, 392, 394, 397, 399, 400, 401, 402, 404 Ikonographie 22, 29, 397 Imperialismus 205, 206, 398 Infanterie-Regiment 102 241, 243 Infanteriebrigade „Prinz Maximilian“ 236 Inflation 47, 95, 295 Instrumentalisierung 28 „Kohlrübenwinter“ 251 Königlich-Bayerische LuftschifferErsatz-Abteilung 76 Königlich Sächsische Armee 103, 120, 144 Königlich-Sächsisches FußartillerieRegiment 12 149 Königlich-Sächsisches Infanterie-Regiment 139 112 Königlich-Sächsisches Infanterie-Regiment 474 33, 103, 105, 244, 371, 382 Königlich-Sächsisches Karabinier-Regiment 128 Königlich-Sächsisches 2. Ulanen Regiment Nr. 18 127, 386 Kriegergedenken 23 Kriegsanleihen 48 Kriegsbegeisterung 76 Kriegsgefangenenlager Ebersdorf 58, 153, 155, 158, 159, 162, 164, 168, 379 Kriegspsychose 401 Kriegsverherrlichung 26 Kyffhäuserbund 92 Landesanstalt für Blinde und Schwachsinnige 53, 56, 179 Landwehr-Infanterie-Regiment 107 179 Legion Condor 220 Lorettohöhe 50, 51, 55 Mentalitätsgeschichte 25
Militärgeschichte 20 Militarismus 23, 25, 26, 29, 38, 39, 42, 44, 83, 99, 100, 206, 230, 238, 241, 245, 284, 319, 327, 337, 340, 342, 345, 350, 355, 363, 391, 396, 400, 401, 404 Militärkultur 22 Mythologie 89, 90, 91, 389 Napoleonische Kriege 312 Nationalismus 28, 80, 105, 206, 218, 251, 265, 380 Nationalsozialismus 21, 25, 26, 28, 29, 34, 39, 51, 56, 59, 72, 92, 185, 191, 205, 214, 218, 220, 221, 228, 229, 234, 243, 250, 252, 267, 271, 272, 284, 313, 315, 317, 323, 324, 326, 327, 333, 337, 340, 342, 346, 353, 354, 365, 378, 387, 388, 393, 394, 395, 396, 397, 398, 399, 402, 404 Nationalsozialistische Kriegsopferversorgung 91, 92 Notabitur 362 Opferbegriff 27, 103, 104, 215, 234, 252, 261, 267, 287, 291, 294, 356, 361, 373, 388, 394, 395, 404 Opfergemeinschaft 45, 167, 261, 280 Opfergleichsetzung 23, 52, 280, 399, 400, 404 Opfertod 26, 28, 107, 256, 267, 269 Patriotismus 112, 130, 132, 136, 151, 152, 271, 281, 366, 389, 401, 403 Pietà 25 Pionier Bataillon 22 132 Politische Systeme 29 Rassismus 26, 28 Realgymnasium 61, 358, 360, 362, 384 Reformrealgymnasium 150, 355, 356, 358, 384, 400 Reichsbund jüdischer Frontsoldaten 270 Reichseinigung 116
Sachregister Reichseinigungskriege 44, 71, 72, 252, 267, 312, 382, 387 Reichsgründung 71 Reichspogromnacht 272, 313, 394 Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener 91 Reichswehr 166 Reserve-Feldartillerie-Regiment 40 68 Reserve-Infanterie-Regiment 11./106 144 Reserve-Infanterie-Regiment 133 74 Reserve-Infanterie-Regiment 235 106 Reserve-Infanterie-Regiment 244 20, 33, 91, 100, 101, 127, 139, 153, 156, 242, 243, 244, 371 Reserve-Infanterie-Regiment 245 107 Reserve-Pionier-Bataillon 12 208 Reserveoffizier 136 Revanchismus 26 Revision 26 Rezeption 25, 28, 39 „Roter Sender – Organ der Werktätigen von Grüna“ 250, 396 Sächsische Luftschiffer-Ersatz-Abteilung Nr. 6 76 Sächsischer Arbeiter-Konsumverein 44 Säkularisierung 26 Schlacht an der Somme 63, 100, 139, 145, 375 Schlacht bei Bailleul sur Thérain 59 Schlacht bei Hollebeke 137 Schlacht bei Moislains 63 Schlacht bei Ypern 100, 101 Schlacht in der Champagne 107 Schlacht von Chauny 68 Schlacht von Massiges 63 Schutzstaffel 11 173 Sender Gleiwitz 220 Sepulkralkultur 15, 390 Sinnbild 29, 112, 127, 151, 184, 220, 262, 290, 293, 337, 355, 363, 380, 381, 385, 386, 391
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Sinngebung 26, 97, 101, 130, 293, 300, 403 Sozialdarwinismus 366 Sozialismus 29, 38, 39, 100, 153, 167, 288, 344, 353, 358, 392, 397, 398 Symbol/Symbolik 25, 26, 27, 29, 40, 42, 43, 44, 46, 48, 49, 51, 53, 61, 64, 65, 67, 68, 71, 72, 73, 75, 77, 79, 83, 98, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 108, 110, 112, 113, 115, 118, 127, 129, 134, 142, 144, 145, 146, 151, 155, 186, 198, 199, 212, 220, 221, 225, 231, 243, 246, 256, 259, 260, 275, 276, 284, 290, 293, 303, 304, 305, 310, 315, 319, 324, 326, 327, 330, 333, 337, 338, 342, 343, 345, 346, 347, 355, 358, 362, 363, 366, 367, 379, 380, 381, 382, 383, 384, 385, 386, 388, 390, 393, 397, 400, 401, 403 Systemwechsel 29, 207, 235, 344, 362, 368, 393 Täter-Opfer-Umkehr 27 Technische Staatslehranstalten 91, 350, 379, 383, 384 Traditionslinie 33 Turnverein Chemnitz-Altendorf 80, 81, 83 Turnverein Klaffenbach 331 Ursachenforschung 23 VEB Fettchemie FEWA-Werke Chemnitz 40 Verklärung 98, 124 Versailler Vertrag 26, 166, 181, 190, 232, 244, 271, 373, 395 Vertrag von Rapallo 16 Völkerverbindung 27 Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge 178, 179, 194, 195 „Volksstimme“ 18, 398 Waffenstillstand von Compiègne 56 Walhalla 89, 90, 91, 153
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Sachregister
Walküre 90, 91, 153, 240, Weimarer Republik 16, 21, 25, 29, 206, 214, 222, 265, 298, 324, 343, 366, 378, 387, 394, 395, 396, 400, 401, 402, 403, 404 Weltwirtschaftskrise 47, 249, 250, 279, 343, 346, 378 „Westsächsischen Zeitung“ 268 Wiedervereinigung 29, 51, 179, 329, 331, 399 Zäsur 29, 393 Zweiter Weltkrieg 13, 19, 22, 23, 29, 30, 51, 99, 105, 130, 153, 166, 171, 178, 194, 198, 214, 217, 220, 221, 222, 225, 230, 233, 234, 238, 239, 241, 245, 252, 257, 259, 267, 270, 276, 278, 279, 280, 281, 282, 297, 307, 312, 315, 324, 326, 334, 335, 348, 350, 358, 363, 370, 375, 378, 397, 399, 400, 403, 404 1. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 64 151
1. Fuss-Artillerie-Regiment 122 141 1. Jäger-Bataillon 2. Fürst Bismarck 141 1. Königlich-Sächsisches Jäger-Bataillon Nr. 12 212 3. Jägerbataillon Nr. 15 87, 371 3. Königlich Sächsisches Ulanen-Regiment „Kaiser Wilhelm II., König von Preußen“ Nr. 21 17, 238, 239, 240, 241, 244 5. Königlich Sächsisches InfanterieRegiment „Kronprinz“ Nr. 104 17, 33, 59, 67, 95, 96, 97, 99, 100, 103, 108, 119, 145, 151, 156, 236, 244 7. Infanterie-Regiment „König Georg“ Nr. 106 108 15. Königlich Sächsisches InfanterieRegiment Nr. 181 17, 87, 103, 137, 156, 158, 213, 238, 241, 244, 372, 373, 376, 386