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German Pages 68 [72] Year 1875
Der Ein Drama
von
Richard Pa«l.
Stuttgart.
G. I. GSschrn'sch« Verlag-Handlung.
1875.
Vitzl rt de, lern rrsnfjt der -IMiche V»ider freertNeit —
Wrffi der ÄriNr* eiteels, die feile» Felfe» »»schrei'».
Prick von Karl Ältn in Etuttgart.
pers-»e«. Prometheus. Hermes.
Lheiron. Herakles. Chor der Okeaniden.
Meer.
Hoher, einsamer Fels, woran Pwmetheus geschmiedet.
Erster Auftug. Prometheus. O heilige Mutter,
Me- gebärende Nacht — und du Aether, DaS Weltall mildumflirßmder, Einzige, Die noch Jchr mich hört, Euch ruf ich Gramumstrickter,
Hier am Ende der Erde Festgeschmiedeter —
Aus ttefster Brust ringt sich der Schrei markerschütternden Weh'- —
Und du, ttefvrrschleierteS, ewige- Schicksal Höre mich! Euch nist Prometheu-, der Unrecht Leidende,
Machtvoll dränge zu Euch sich der Laut meines Jammer»! — So ost lichtsprndend all' seinen Kindern
Des Helios Strahl dm Erdkreis begrüßt, Dm dunkelumhangmm, — so oft sieht
Immer erneu'n meine Qual er und immer Wachsm da- Grau'n, da- meine Brust umzieht. Paul, Dir entfesselte Prometheus.
1
2 Nimmer erblick' ich ein End« — hoffnungslos
Ist mein Leid, unähnlich Staubgebor'ner Geschick —
Stirbt doch der Mensch — welch' Wonneschauern: Sterbe»! — Vernichte mich, Chaos! In deine- Mantels Falten hülle mich, furchtbare Nacht!
Don deiner Tafel lösche mich, geheimnißvoll' Schicksal! In heiligem Feuer verzehre mich, erbarmender Aethrrl
Nicht mehr vernehme mein Ohr da- Fittig-Sausen De- ZeuS-gesmdrtm unersättlichen Geirr«. («u- der Ferne naht sich dem Felsen der Chor der Okeanidm.)
Chor. Zu dir, o Duldender, Kommm wir Trauernden, Zog un» die Fluth daher
Dein Klageton. Immer noch leidest du Furchtbarm Schicksalsdruck,
Bmget in Elend dich
Kronion- Fluch.
Wie der Erinny'S Dräun Schrecket die Sterblichm,
Wmdrt da- Herz sich unBei solcher Pein.
3 Sträubt doch da- Haar sich uns,
Schaudrrentsktzt find wir, Thränen erstarren un-
Ob deine- Weh'S.
Prometheus.
Kommt ihr, OkeanoS Töchter, wieder und Zittert der Aether dem Echo erneuerter Klage? Um mich, ihr Mstleidvollen, Mildgrsinneten!
Nicht länger verweil't bei dem Jammerzernagtm — Wendet den heiligen Flug
Wieder zurück zu de- Vaters Blauender Wohnung.
Zürnt rachebrütend doch RheaS Sohn Berderbm nicht meinem Haupt allein: ungerecht
Sinnt er Vertilgung jeder aus eurer Schaar —
Wäre gerecht er beim, wär' aller Weisheit voll,
Hört' ruhig er euer Lied, das chm wie Hohn erklingt. Schmettert er nicht auf mch lodernder Blitze Strahl,
Oder er schmiedet euch, wie unser arm' Geschlecht Tief in des Tartar«- qualvolle Rächt?
Ehor.
O hemme den Schmerz und dir Sorge um mich:
Zu groß ist dein Wehl — Nicht dir e- zu mehren kamen wir her. Nicht hegm wir Furcht, daß Vernichtung im- droh
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Wenn laut wir erheben die Lieder de- GramNie lind're mir rinnend« Thräne bat Schmerz, Nie stille der Seufzer da« Wehe der Brust, Bricht hier über bebende Lippe mir nicht Der Strom ungehrmmetcr Klage! Ein größere« Bild de- Leiden- erschaut Mein tiefbekümmerter Blick niemal-, Als dich, der Unrecht erduldend Dem eh'rnm Gewölbe de- Himmel- nur klagt Und drobm dm kaltm Lichtem der Höh! Zuhört ihm dir wechselnde Woge de- Meer'« Die cheilnahmlo« umbrauset den Fel-, Da« härteste, schmerzvollste Lager.
Prometheus.
Ja hart und schmerzvoll nennst mit Recht du diese- Bett, Auf da« in frevlem Urbermuth geschmiedet mich Der über alle- Lebmde sich Herrscher dünkt. Doch mag er streckm auch grbietmd seine Hand Don seinem glanzumgeb'nen, hocherhab'nm Sitz Bi- zu den sürchterlichen Tiefen, wo in Schmach Gelegt, qualvoller Finstemiß, er einst den Stamm Trotzathmender Titanm: Ich bin nur allein — Im ganzm Wrllall einzig Ich der Eine Mann, An dem der schwere Zornc-Haß de- Zeu« zerschellt — Und der Prometheusbrust Urtiefe ist fein Grab! Bleibt mir allein doch unbewegt, unlösbar starr,
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In tis'gem Schweigen eingefroren, fest da» Herz — Zu Zeiten nur schmilzt innern, langverhalt'nen GrimmUnlöschbar Fm'r die kalte Rinde von der Brust. Unsterblich bin ich — ist zur Freude die» ein Grund, So sei e», daß in meiner Brust sich forterzeugt Da» ew'gc Hohngelächter ob der Ohnmachtwuth Mit der mit Leid er wider mich zu stürmen denkt. Denn er vermag sich au-zusinnen keinen Schmerz Kein größer' Weh' — al» täglich e» da» bitt're Schau'« Der gramgebeugtm Menschheit einbrennt meinem Mark, Ihr Schöpfer nur fühlt ihre unnennbare Roth Der Mutter gleich^ die büßm muß am kleinstm Schmerz, Der Thränen ihrem Kind entlockt; mit Todesangst Die Lust, die sie zur Träg'rin ihrer Frucht gemacht: So ich — Prometheu» ähnliche» Gebild Au- roher Erde formte ich, verborgm dann Dem neid'schm Auge neuer Herrscher, nachtverhüllt Hinauf zum sterngeschmücktm Firmamente stieg Ich kühn, dm Funkm raubend mir vom heil'gm Herd'. M» ich nun erdwärts ihn gebracht, im Rohr verwahrt Durchströmte ich dm seelenlosen Thon mit ihm — Und ein Geschöpf von meinem Stoff stand vor dem Blick, Dem hoher Freude trunFnen ob gelung'nm Werks. Der Gottabkunst Merkmal, allwaltmde Vernunft, Trug es im Haupt, dm eto’gen Freiheitsdrang, Dm aufwärts ruhlos ringenden, in kühner Brust — Jrn Herzen hoher Sphärm heiligm Gesang Der lieberfüllt zur Harmonie fügt die Natur. —
6 Für all dir- in so grausrm Weh' schaust du mich hier Und überviilügrt von roher Uebermacht.
GespaVen von de- Demant» scharfem Keil die Brust.
Die Hand, die lrbeubildend« im Schaffensdrang, Mit erz'ner Fessel frstgehalten ist sie nun.
Doch strebt in Freiheit unbeschränkt, rastlos mein Geist
Stet- Neues zu gestalten, Größeres; es wogt Im Innern mir gewaltig eine höh're Welt Die ich allein mit klarem Seherblick der Nacht Des düstern Chaos herrlich sich entwinden seh'.
Und immer, wenn in heil'ger Mitternacht ich schau' Sich schwingm ihrer Sterne Licht und ihre- Gang'«
Erhab'nm Donner einsaugt dann mein Ohr, hbr' ich Bor Wonne 6e6enb ans der Sphären Klang
DeS furchtbar'n Hasse- grau'nerweckend Lied Da- ihre- Schöpfer» Busen gegen Zeus erhebt!
Shor.
Milderen Sinnes glaubten zu finden wir
Dich endlich, den Bielgepeinigten: Daß in der Jahre wachsender Rrihenzahl In der Bmst der Schmerz dir gebrochm den
Groll, den Gbtter-verachtenden.
Aber o weh!
Nur tiefere Wurzeln schlug ja der Haß Im Herzm dir; unerstickt lodert noch
7 DǤ GrimmS Flamme im Munde dir: Der du eS noch wagst in bitterster Qual.
Fmer de- Aufruhr-
Auf zum Olympo-
Schrecklich zu schleudern.
Prometheus. Zu welchem Wort reißt ungestüm der Schmerz dich hin.
Und welche Schuld wälzt mir dein Wchgefaog auf» Haupt? Wähnst du, ich wüth« thöricht gegen rin Geschick Da- nur dek Moiren hoher, cherner Beschluß Bon Willkür frei und wcisheitsvoll an mir vollzieht? Nicht tobt im Aufruhr gegen der llrgötter Rath
Der Thrmi» Sohn, der strengen, ewig-waltenden. Nur gegen Frevel an der Mutter heil'gem Recht
Ist in mir jeder Tropfen Blutes zornempört
Dm noch der innere Schu»erzmSbrand nicht auSgedorrt.
Hast bu vergessen, wie einst im Tttanmkampf Der AuSgang nur am Worte des PromethmS himg? Wem doch verdankt des KronoS Sohn bat Herrschersitz?
Wer war chm Freund, Berather? wer hat ihn erhöht?
Wer bot allmächtige Hilfe ihm in arger Zeit? WaS sprichst du noch von Milde, da mtsetzmSvoll Bei meinem Jammer Schauer deine Seele packt!
Da de» Verrathe» Größe dir unfaßbar bleibt, Deß Schande nur, wer sie erduldet, ganz ermißt. —
Doch ist mir selbst nicht solche» Uebermaß von Gräu'l
8 Drr Grund, wrßwrgm wider Zeus ich so ergrimmt: Was schärfer an mir nagt, als es vermag der Fraß DeS Adlers, der mit jeder Morgenröthe kommt,
Zu Men seine Gier an meiner Leber Wuchs, So jede Nacht der alte Groll mir neu erzmgt —
Und eher reißt mir aus der Brust das Herz der Aar MS jenen Haß, wovon ich gegen den entbrannt,
Der Ursach' alles ElmdS, da- die Welt erfüllt. Doch nicht vergeben- häuf' ich leere Worte nur —
Du selbst entscheide zwischen dem Olympier
Und mir, wenn ich in klarer Rede kundgethan Wie ZmS nun Rache an mir nimmt, unwürdige,
Da Neid allein in solche Thorheit den gestürzt, Der sich der Götter Bater rühmt und der vermeint,
ES steh', wenn ich gebunden, sicher ihm der Thron.
Er weiß das Eine nur: daß ich Urheber bin DeS ihm um mich fo tief verhaßten Menschenstamm'S.
Ihm däucht, in meinen Kindern sei entstanden ihm
Auf'S Neu' daS schreckliche Geschlecht auS GäaS Schoß. Daß sie der Himmelsfunke nah' dm Göttern bringt, Daß sie unsterblich, wie ZeuS selbst, ist ihm der Grund,
Mit frecher Hand zu tastm an mein Werk — und da
ES auszutilgen ihm verwehrt des Schicksals Schluß, —
Zu schändm es mit bitt'rem, fluchbeladnen LooS. — Vemimm, welch ein Geweb' von Truglist er erdacht In wrlcheS ich, ihm traumd, mich verstricken sollt':
Er smdet auf Berderbm sinnend, heuchlerisch Zur Gattin mir ein herrlich Weib, dem jeder Gott
9 Und jede Göttin jeglich Huldgeschenk verüeh'n.
Doch nicht die Lieblichkeit, die ihre Stirn' bekränzt, Die Anmuth nicht, die herrlich ihren Leib umstrahlt, Der süße Reiz, der wollustachmmd ihr mtströmt:
Sie blendeten da- Geiste» Auge nicht, dem stet» Der Dinge Urgrund zukunft-kundig offenbar. — Al- Kleinod bringt, in frstverschloff'nem Krug, von Zeus Der Freundschaft höchste Weihegabe mir die Braut.
Wen» — so der Gotte-spruch — ich öffne die- Gefäß, In seinem Innern find' ich sichere Gewähr, Erfüllung aller Wünscht, jeder Wahrheit Schatz,
Sein Inhalt mache selig, gleich dem Spender selbst.
Kronion sei, wa- er mir schulde, eingedenk, Und deßhalb theil' er selbst den Herrscherstuhl der Weft, Die Wonne de» Olympo- fernerhin mit mir. —
Ergreifen jetzt in Weisheit mög' ich diese Gunst, Denn nimmer böte künftig wieder sie sich dar.
Shor. O du im Leiden Erfahrmer, wehl In welchm Zwiespalt stürzest du «n-, Die deiner Enthüllung wir lauschen. Welch bange Gefühle durchwogen die Brust
Empfindend um dich unsäglichm Schmerz. Beschwichtige, ach! wir beschwörm dich M'! — Die naget da- Herz au-, die zehrende Angst.
Erschütternd stürmet gewallig auf un-
10 Die Verheißung von Zen- — wie schwer ihr» -ast,
Wie verhingnißvoll! — wenn je du dir Hand Nach der Wgewalt streckst, so büßest du nun
Den Uebennuth? — Welch furchtbare Prüfung dir ward verhSngt
Erkenn« wir jetzt! — und weigerst du dich
Mißtraumd dem Gott', zur herbP« wird dann, Zur entsetzlich« Pein der zögernde dir,
Der allzukühne» dein Zweifel.
Prometheus. Daß ich an dies« Klipp« scheit're, war sein Wunsch.
Die Chorfiihrerin. Bist du der Truglist Opfer, oder freier Wahl?
Prometheus. PromethmS schafft sein eigenes Geschick sich selbst.
Die Chorführeri». Jedoch in deine- Gegner» Händm seh' ich dich.
Prometheus. So wett mein eig'ner Wille nur ihm zugesteht.
11 Die Chorführer!«. Welch micht'ger Lutrieb feffelt dich in solchen Zwang?
Prometheus. Nur so befrei' die Menschen ich vom GStterdruck.
Die Chorfnhrerin. Du scheinst ohnmLchtig — jener herrscht, wie ihm Beliebt 1
Prometheus. So dünkt dich, weil du Anfang nicht, noch Ende schau'st.
Die Chorfiihreri». Was brachte dann zum Fel- dich und wa- lSSt dich einst?
Prometheus. Wa- du zuerst erforschm willst, gewähr' ich gern.
Die ChorfVhreri«. Und warum hell'st des Ausgangs Dunkel du mir nicht?
Prometheus. Da klar zu sch'n den Moiren nur geziemt und mir.
12 Die Sherfiihreri».
Dem Zru» selbst ist Geheimniß, was so streng' du birgst? Prometheus.
Mir'- zu mtreißm wähnt er durch dieß grimme Leid. Die Shorfiihreri«.
Mit deiner Worte jedem wächst da- Staunen mir! Prometheus.
Gefaßt sei nun auf Größ'reS, vernahm'st du doch Des frevlen Spiel- Beginn nur, da- zum Abgrund hin Der Welten Ordnung risse, hielte nicht mein Arm, Obgleich am Fel- gefesselt, da- Verderben auf. Der Tag steht ausgezeichnet in de- Schicksal- Buch, An dem ich frei erklärt mich jeder Schuld, wenn je Dr- Kruge- Inhalt an da- Licht der Sonne tritt, Da ich Pandoren — also hieß da- Truggebild' — ZmLckgesandt mit ihrem Brautgeschenk dem ZeuS: In die Vergeltung mögen theilen sich mit Recht Der je dem Unheilweib sich beigesellt, sowie Wer der Erfinder jmer fürchterlichen List. Denn — wie der Thorheit — folgt auch dem Betrug der Fluch; Du wirst mit eig'nem Auge die Erfüllung seh'n Wie du mich jetzt in bittre- Leid versenkt erblick'st.
13 Die Chorfiihreria. Ob du Kronions Absicht auch sogleich durchschaut,
Wie willst jedoch rechtfertigm du dein Verschmäh'»?
Prometheus. Bon meinem Rechte mache ich Gebrauch: bedarf Wer selbst genug sich, doch der Güte And'rer nicht.
Die Chorfuhreriu. So «eisest jeglich Anerbieten du zurück,
Auch dann, wenn sich unendlich Glück damit verknüpft?
Prometheus. Wa- mir das Schicksal zuertheilt, ist mein Besitz —
Wa» drüber — wär'S die Welt auch — ist unnütz« Last.
Die Chorführeriu. War dir bewußt, welch Unheil dir erwüchse, wenn ZruS durch Verachtung also du zum Zorn empör'st?
Promelheus. WaS ich als einzig gut erkannt, ziemt mir zu thun,
DaS And'r« mag die Moire walten — wie sie will.
14 Die Ehorfiihreriu. Wenn du auch, was dich trifft, zu tragen stark genug —
Wärmn hast du der Menschm Loo- dir nicht bedacht?
Promethe»-. Mit Unrecht zeih'st du solchm blöden Kürzst««'- mich,
Da wohl ich vorbedachte, wa- in Rachgier ZeuS
Für Jammer Über mich und fle heraufbeschwört. Wir jm« Wahl auch immer ich entschieden, — nie
Wär' ich dem Fel- entgangen, noch konnt anders ich
Der Sterblichm Geschlecht erretten, al- daß ganz
Mir fie mich opfernd ich ««ich beugte in die Schmach.
So leid' ich schuldlos, unbefleckt von Frevel jetzt, Da in der Prüfung ich bestand, der lockenden,
Wie jeder meiner Schmerzm fällt auf ZmS zurück, So ihm allein wälz' ich der Mmschen Elend zu; Wogegen — wäre ich gestrauchelt, hätte Fmcht,
Unzeftig Mitleid, blind Vertrauen mich btthört, So wär' die Strafe nur gerecht, die auf mir ruht. Verfallen wär' dem. schadenfrohen Zufall ich
Für Erd' und Hinimel nur ein höhnisch Schauspiel dann. — Da so ich mich gereinigt vom Verdacht', als wär'
Der Mmschen Schicksal nicht envogm streng von mir, So sei dir d'rum mtschleiert nun der Plan des ZmS.
Wa- meine Bmst geheimnißvoll verschließt, da- Wort,
Er weiß, daß dann die Oberherrschaft ewig sein. Geb' ich eS preis — wenn aber weigernd ich's verschweig'
15 Er unabwendbar uirderstürzt vom Götterthron —
So knüpft sich ineinander sein und mein Geschick.
Die Chorfuhreriu. Zn tirs're Räthsel nur verhüll'st du dich, e- grau't Dor diesem schreckenschwangrrn Dunkel mir und noch In grauenvoll'»« Nacht droht der Entwicklung Gang
Den wiffen-durst'grn Geist zu führen, statt zum Licht.
Wenn du mit Zev- in ungeheurem Kampf verstrickt, So wäre bester, nie entstiegm wär' zum Tag
Da- Meer, da« Land, der Archer; ja der Orkus selbst
Mft seinen Qualm dünket mich so gräßlich nicht
Ms der entsrtzm-volle Untergang de- Alls:
Dm» wmn ihr beide mft einander ring't, verbirgt Natur ihr Antlitz und entflieht ins leere Nicht».
PromrtheuS. Was jetzt dich so erschauern schon im Ahnen macht
Das wär« — schaltet« Kronion nur allein
Und wäre ich erst au-getilgt und hrrrschtm dann Die altm, -roßm Götter nicht und lmkte nur
Der Moirm Dreizahl Mrs, nicht nach Jmrr Rath,
Es wäre, glaub' mir, schon gescheh'n, zrrttümmert längst Bor seinen Füßen läge nun dir Harmonik In wrlchr einst ward weisheftsvoll die Welt grsüg».
Schon wagte zu vergreifm er fich da am Recht, Und wollte seine Willkür zum Gesetz erhöh'n
16 DaS fein Verbrechen HMge, — al« ich zu ihm Zurück Pandora sandte — da beschloß sogleich
Den heißersehnten Anlaß rasch benutzend, er In« Werk die Rache mdlich, die so lang' er barg,
Zu setzm — und so hoffte er, zugleich mit ihr, Da nicht durch Lockung da- Orakel ihm ward kund, ES abzuzwingen mir durch unerhörte Qual.
Noch aber war es ihm verwehrt, an mich die Hand
Zu legen — nicht erreichbar «ar ich seiner Wuth. Deßhalb späht' einen Schwächer'« er sich au», der ihm Verblendet durch da- Zauber-Weib da- Werkzeug sei
Womit er ihn zunächst, sodann mein ganz Geschlecht, Die Menschheit, und zuletzt zu Falle bring' auch mich.
Ich wiffmd, wa- von jenem ich erwarten darf, Begab, um zu erfüllen meine Pflicht, sofort
Zu Epimetheu-, meinem Bruder mich, um ihn — Dess' unbesorgte Sinnesart stet- meine Furcht,
Well urtheilloS und thöricht er sich jedem Wahn
Der feinen Sinnen schmeichelt, unbedacht ergiebt — Zu warnen vor dem TodeSkrug, den ZmS gewiß, Da ich ihn abwie-, ihm verräth'risch reichen würd'. Und wahrlich! — eS betrog mich die Besorgniß nicht:
Ich sah
was ich befürchtet, schrecklich sich vollzieh'n —
Zugleich mit mir de- Bruders Schwelle überschritt
Pandora — mit ihr nah'te da- Verhängniß sich, Da- abzuwenden fruchtlos ich in Mühen rang: Denn nichts, was je in meines Geistes Tiefen ruht Ließ unversucht ich — Bitten, Fleh'n, Beschwörung, selbst
17 Mein Zukunft deutend Wort — umsonst, wie Waffer stirbt Im Fmer, schwand dem Bruder eS, defft ganze» Sei«
Zn lustentbrannter Gluth, kaum daß er fie erblickt, Schon in Pandora- Wonnen aufging: war doch taub Sein Ohr, blind war sein Auge, schwer »«machtet war
Bon wilder Leidenschaft die Seele, der Gewalt Der Täuschung unterlag Vernunft, die warnende. — Und hingerissen von Begier, berauscht vom Gist
Der süßen Lockung jene- fürchterlichen Weib'»,
Griff ftevelnd er zum Krug — befolgend ihren Rath, Zn Götterhvh« zu erheben sich, wie Zev» Dem da» Gefäß Eröffnenden versprach — reißt er
Die Urne auf! — in tiefstem, unsagbarem Schmerz
Wandt' ich »«ich ab---------
Die Chorfiihreri». In Ehrfurcht scheu' ich, wa», Prometheus, dich ergreift, Wa» im Erinnern so noch deinen Geist bewegt.
Wohl wär' da» Beste: Schweigen, wa» fich jetzt geziemt I
Doch, reiche auch an Einstcht ich nicht zu dir auf, Da über Alle, die der Sonne Anblick je Genieß« werden, und auch die im Schattenreich,
An Weisheit und Erkenntniß hoch empor du rag'st — So weiß ich doch die- auch, daß au-gesproch'ne- Weh Die Brust de- Duldenden, ob Gott er sei, ob Mensch
Erleichtert, wmn der rechte Freund theilnimmt am Leid.
Jedoch, wenn die Erbitt'rung streng da- Zutrau'n hemmt, Paul, ®n tntfeRdte Promnhni«.
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Dann wälz», sich selbst vergrößernd, der verschlosine Schmerz RuhloS, und ewig in der Brust sich auf und ab. Und darum, hast du anvcrtraut so Mele- mir, Wag' ich zu bitten, wa« dich so erschüttert hat, Zu offmbaren, mag im Voraus auch da- Herz Mir bluten — was auch immer du verkünden magst! Prometheus.
Weil du dir selbst, zu hören da- Ensetzliche Erfirh'st, vernimm: — der ganzen Welt Unheil entstieg In gräßlich-grauenvoll endlosem Knäu'l dem Krug — Was je an Widerwärt'grm ErcbuS gebar. Der furchtbar'n Furirn-Gedankrn jeglicher: DaS Scheusal Schuld, der Reue Qualen hinterdrein. Die falsche Lieb', hämischer Meineid und Betrug, Tückische Rache — blut'gcr Krieg, die bleiche Pest, Mit ihr der Hunger und der Laster zahllos Heer — Zehrmd« Sorge, bitt'rer Kummer, blöde Angst, Blindes Verzweifeln und — zuletzt der Würger Tod. Die Ehorfuhreriu.
Bis zum Zermalmen häufest Leid auf Leid du an. Trostlosigkeit in vollster Schale — beutst du mir. Prometheus.
Bis du auch dieß erfahren erst, gedulde dich, Wie jene Uebel wuchernd sich verbreiteten:
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E- wälzte nun, Verderben brütend, sich der Gräu'l Gleich w