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German Pages [463] Year 2009
Norm und STRUKTUR STUDIEN ZUM SOZIALEN WANDEL iN mittelalter und früher Neuzeit In Verbindung mit Gerd Althoff, Heinz Duchhardt, Peter Landau Klaus Schreiner, Winfried schulze Herausgegeben von
Gert Melville Band 37/1
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Der Einfluss der kanonistik auf die europäische rechtskultur Bd.1: Zivil- und Zivilprozessrecht herausgegeben von
orazio condorelli franck roumy mathias schmoeckel
2009 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN
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Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie der Université Paris II (Centre d’histoire du droit et des institutions).
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Umschlagabbildung: Villa Vigoni, Federzeichnung 2008. © Hans-Georg Hermann © 2009 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Druck und Bindung: MVR-Druck GmbH, Brühl Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-412-20433-4
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Vorwort Insgesamt 18 Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Italien und Argentinien kamen vom 10. bis 12. April 2008 in der Villa Vigoni zusammen, um in einer ersten von insgesamt drei Tagungen über den Stand der Kanonistik in Europa und deren Zukunft in Wissenschaft und Lehre zu sprechen. Dabei ging es den drei Einladenden, Orazio Condorelli (Catania), Franck Roumy (Paris) und Mathias Schmoeckel (Bonn) darum, durch exemplarische Untersuchungen die Bedeutung, aber auch die Arbeitsweise der Kanonistik deutlich zu machen. Dies soll nicht nur dem akademischen Nachwuchs den Einstieg in das schwierige Fach erleichtern, sondern auch anderen Forschern einen Überblick vermitteln. Damit die Kanonistik stärker als eine der zentralen Grundlagen der gemeineuropäischen Rechtstradition ins Bewusstsein nicht nur der Rechtshistoriker, sondern auch der Forscher des geltenden Rechts rückt, sind Anstrengungen zur Weiterentwicklung dieses Fachs entscheidend. Die „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ in Zusammenarbeit der der „Maison de Science de l’Homme“ und der Villa Vigoni unterstützen dieses trinazionale Unternehmen mit der Finanzierung von drei Tagungen, die nacheinander dem Zivil- und Zivilprozessrecht, den Materien des öffentlichen Rechts sowie dem Straf- und Strafprozessrecht gewidmet sein sollen. Die moderne Formulierung der Materien soll dabei nicht inzwischen obsolete Themen und Gebiete ausschließen. Die Früchte der ersten Tagung werden nun hiermit veröffentlicht. Nur der Beitrag von Professor Dr. Harald Siems konnte nicht veröffentlicht werden. Die Beiträge vermitteln inhaltlich und methodisch einen Überblick über die Kanonistik jedenfalls im Bereich zivilrechtlicher Themen. Neben einleitenden Referaten zu grundsätzlichen methodischen und forschungsstrategischen Fragen, standen dabei Vorträge zu jeweils einem zentralen dogmatischen Problem des Zivilrechts auf dem Programm, dessen kanonistische Bezüge im einzelnen zu untersuchen waren. Ergänzend kam in einigen Referaten außerdem aus einer stärker sozialhistorisch angelegten Perspektive auch die Frage nach der konkreten Bedeutung des kanonischen Rechts für die Rechtspraxis des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in den Blick. Bereits der lebhaft diskutierte Eingangsvortrag von Professor Dr. Dr. h.c. Manlio Bellomo (Catania) wies auf ein zentrales methodisches Problem hin, nämlich die Frage, ob die Suche nach „Einflüssen“ eines Zweiges der Rechtsordnung auf einen anderen sinnvoll sei, oder ob vielmehr von einer wechselseitigen Durchdringung der Materien auszugehen sei. Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Peter Landau (München) hob in seinem Vortrag die eminente Bedeutung des anglo-normannischen Rechtskreises für die Entwick-
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Vorwort
lung der europäischen Kanonistik hervor. Anhand einer vergleichender Detailanalyse von Werken einzelner Kanonisten und der Inventare der Bibliotheken, in denen sie arbeiteten, konnte Landau dabei den Weg bestimmter dogmatischer Figuren durch Europa nachzeichnen. Der anschließende Beitrag von Professor Dr. Dr. h.c. Antonio PadoaSchioppa (Mailand) widmete sich ebenfalls einem Problem der Quellenkunde. Er analysierte die Rolle der säkularen Rechtsquellen für die Briefsammlung des Papstes und Kirchenvaters Gregor I. (um 540-604), eines für die weitere Entwicklung der Kanonistik zentralen Dokuments. Dr. Charles de Miramon (Paris) näherte sich dem Problem der Kanonistik von der praktischen Seite und untersuchte an ausgesuchten Beispielen der französischen Praxis des 12. Jahrhunderts, wie dogmatische Figuren in der Rechtsanwendung kirchlicher Behörden entstanden und weiterentwickelt wurden. In einer ersten inhaltlichen Sektion wurde in drei Beiträgen die Rolle der Kanonistik für die Entwicklung des Familienrechts diskutiert. Professor Dr. Anne Lefebvre-Teillard (Paris) widmete sich der Frage, welche Rolle das kanonische Recht bei der Entstehung einer juristischen Vermutung der Vaterschaft spielte. Professor Franck Roumy (Paris) untersuchte anschließend, ausgehend von den heutigen Typologien der Kindschaftsverhältnisse in verschiedenen europäischen Rechtsordnungen, wie sich diese unter dem Einfluß der Kanonistik über die Jahrhunderte entwickelten. Auch Professor Florence Demoulin-Auzary (Université d’Artois) beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit einem Problem des Kindschaftsrechts, nämlich dem Einfluß des kanonischen Rechts auf ein spezifisch französisches Rechtsverhältnis, die Vermutung des Kindschaftsstatus (possession d’état). Eine weitere Sektion untersuchte einige zentrale Prinzipien und Institute des Zivil- und Zivilprozeßrechts. Prof. Dr. Harald Siems (München) behandelte in seinem Beitrag anhand nicht nur kanonistischer, sondern auch romanistischer Quellen sowie einiger leges nationum Germanicarum die Frage der Rechtsunkenntnis (ignorantia iuris) und der Rückwirkung von Gesetzen. Diese Rechtsfiguren erweisen sich, so Siems, als permanente Herausforderung an die dogmatische Leistungsfähigkeit von Rechtssystemen. Dr. Antonia Fiori beschäftigte sich in ihrem zivilprozessualen Beitrag mit der Frage nach der Bedeutung des kanonischen Rechts für die sog. „Vermutungstheorie“ im Beweisrecht. Prof. Dr. Mathias Schmoeckel (Bonn) spürte in seinem Referat in kanonischem Recht und Theologie Wurzeln der modernen Stellvertretungslehre auf, also eines Rechtsinstituts, das gemeinhin als Produkt des 19. Jahrhunderts gilt. Deutliche Prägungen der Kanonistik fand Professor Olivier Descamps (Paris) in der Bestimmung der Verantwortung im Rahmen des Schadensersatzrechts. Professor Emanuele Conte (Rom) zeigte bei seinem Vortrag „VestituraGewere-Spolium-possessio“ die Verbindungslinien zwischen den Traditionen des frühmittelalterlichen Rechts und der Kanonistik. Anhand einiger praktischer
Vorwort
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Beispiele erläuterte Prof. Dr. Hans-Georg Hermann (München) den Beitrag der Kanonistik zur Begrenzung von Vertragsstrafen. Dr. Alessandra Bassani (Mailand) referierte anschließend anhand einer Vielzahl kanonistischer Quellen zur prozessualen Frage der Zeugenaussage vom Hörensagen. Eine dritte Sektion nahm einige Weiterungen des kanonischen Rechts in den Blick. So berichtete Prof. Dr. Thomas Duve (Buenos Aires) anhand einiger ausgewählter Beispiele von der Bedeutung des kanonischen Rechts für die Rechtslehre der spanischen Spätscholastik. Dr. Clarisse Siméant (Paris) widmete sich dann der Frage, wie über die Kanonistik das Sonderrecht des Privilegs Einzug in die französische Rechtsordnung halten konnte. Eine abschließende Sektion nahm schließlich das Erbrecht in den Blick. Professor Orazio Condorelli (Catania) beschäftigte sich in seinem Vortrag mit dem Institut des durch Eid bekräftigten Testaments in weltlichem und kanonischem Recht. Dr. David von Mayenburg (Bonn) untersuchte Einflüsse des kanonischen Rechts auf die in Mittelalter und Früher Neuzeit umstrittenen Abgaben von Todes wegen. Da der Abschlußreferent, Professor Mario Ascheri (Rom), aus dringendem Grund an der Konferenz nicht teilnehmen konnte, wurde sein wiederum auf grundsätzliche Fragen bezogener Vortrag verlesen, der sich mit den prinzipiellen Unterschieden zwischen „ius civile“ und „ius canonicum“ und der dazu bestehenden Literaturgattung der „Differentiae“ beschäftigte. Die Publikation wurde wiederum möglich durch die Unterstützung durch die DFG sowie durch die Université Paris II (Centre d'histoire du droit et des institutions). Dafür sei beiden Institutionen herzlich gedankt, ebenso den Herausgebern der Reihe „Norm und Struktur“, v.a. Herrn Kollegen Melville, für die Aufnahme in diese Reihe. Hans-Georg Hermann danken wir für die Genehmigung zum Abdruck seiner Zeichnung. Der Verlag hat uns bei der Publikation unterstützt, dafür danken wir insbesondere Frau Elena Mohr und Frau Julia Beenken. Die Druckvorlage wurde durch Alexander Fleuth und Dr. David von Mayenburg erstellt. Die mühsame Arbeit der Indices übernahmen Philipp Becker, Robert Klute und Florian Dressel. Allen sei dafür herzlich gedankt!
Avant-Propos Dix-huit chercheurs venus d’Allemagne, de France, d’Italie et d’Argentine se sont réunis du 10 au 12 avril 2008 à la Villa Vigoni, pour la première d’une série de trois rencontres, consacrées à l’état de l’histoire du droit canonique en Europe et à ses perspectives futures. Le but recherché par les trois organisateurs, Orazio Condorelli (Catania), Franck Roumy (Paris) et Mathias Schmoeckel (Bonn), était de mettre en lumière, à travers une série d’exemples, l’importance des recherches mais aussi la méthode des historiens du droit canonique. Il ne s’agit pas seulement ici d’assurer une relève académique, en facilitant l’accès à une spécialité réputée difficile, mais aussi de fournir à d’autres chercheurs une vue d’ensemble de la discipline. Les efforts pour développer ce champ scientifique apparaissent en effet cruciaux, dans la mesure où le droit canonique constitue l’un des fondements de la tradition juridique européenne, qui n’intéresse pas seulement les historiens du droit, mais aussi les chercheurs en droit contemporain. La Deutsche Forschungsgemeinschaft en collaboration avec la Maison des Sciences de l’Homme et la Villa Vigoni soutiennent cette entreprise internationale par le financement de trois rencontres, successivement consacrées au droit et à la procédure civile, au droit public et au droit pénal. La formulation moderne des thèmes retenus n’exclut pas pour autant le traitement de certaines questions désormais obsolètes. Les fruits de la première rencontre se trouvent à présent réunis ici. Seule la communication du professeur Harald Siems n’a pu être publiée. Les différentes contributions procurent en tout cas, quant au contenu et à la méthode, un panorama de l’histoire du droit canonique dans le domaine du droit privé. Après quelques rapports introductifs relatifs à des questions fondamentales de méthode et de stratégie de recherche, les communications ont chacune porté sur un problème dogmatique essentiel du droit civil, dont les traits canoniques demeuraient à explorer dans le détail. En complément, a aussi été abordée, dans une perspective plus strictement socio-historique, la question de l’importance concrète du droit canonique dans la pratique juridique du Moyen Âge et du début de l’Époque moderne. D’emblée, la conférence introductive du professeur Manlio Bellomo (Catania), vivement discutée, a révélé un problème méthodologique central : la question de savoir si la recherche des influences d’une branche d’un système juridique sur une autre était pertinente, ou s’il ne fallait pas plutôt partir d’une pénétration réciproque entre les matières. Le professeur Peter Landau (Munich) a mis en relief, dans sa communication, l’importance considérable des cercles juridiques anglo-
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Avant-Propos
normands dans le développement d’une science européenne du droit canonique. S’appuyant sur une analyse comparative détaillée des travaux de chacun des canonistes et des inventaires des bibliothèques dans lesquelles ils travaillaient, il a ainsi pu retracer le cheminement d’un certain nombre de figures de la doctrine à travers l’Europe. La contribution suivante, du professeur Antonio Padoa Schioppa (Milan), était également consacrée à un problème de connaissance des sources. Celui-ci a en effet analysé le rôle des textes juridiques séculiers dans la collection de lettres de Grégoire le Grand, pape et père de l’Église (vers 540-604), laquelle constitue un document fondamental pour le développement ultérieur du droit canonique. Charles de Miramon (Paris) s’est concentré sur la question des aspects pratiques du droit canonique, recherchant, à travers des exemples choisis dans la pratique française du XIIe siècle, comment des constructions doctrinales avaient pu surgir et se développer lors de l’application concrète de règles juridiques par les autorités ecclésiastiques. Dans une première session de fond a ensuite été discuté, à travers trois contributions, l’importance de la doctrine canonique dans le développement du droit de la famille. Le professeur Anne-Lefebvre-Teillard (Paris) s’est consacrée à la question du rôle joué par le droit canonique dans l’apparition d’une présomption de paternité. Partant de la typologie actuelle des liens de filiation existant dans les différents systèmes juridiques européens, le professeur Franck Roumy (Paris) a recherché comment celle-ci s’était développée à travers les siècles sous l’influence de la doctrine canonique. Le professeur Florence Demoulin-Auzary s’est également occupée, dans sa communication, d’un problème de droit de la filiation, à savoir l’influence du droit canonique sur un procédé juridique particulier au droit français et à quelques uns de ses voisins : la possession d’état d’enfant. La session suivante a examiné quelques institutions et principes fondamentaux du droit et de la procédure civile. S’appuyant tout autant sur des sources canoniques que romaines et même sur certaines « lois nationales » des royaumes germaniques, le professeur Harald Siems (Munich) a traité, dans sa contribution, la question de l’ignorance du droit et de la rétroactivité des lois, figures juridiques qui se révèlent, selon lui, être des défis permanents à la capacité productrice normative des systèmes juridiques. Dans une contribution relative au droit processuel, Antonia Fiori (Rome) s’est occupée de la question de l’importance du droit canonique pour l’émergence d’une théorie des présomptions, en matière de droit de la preuve. Le professeur Mathias Schmoeckel (Bonn) a, dans son rapport, mis à jour les racines, en droit canonique et en théologie, de la doctrine moderne de la représentation parfaite (Stellvertretung), institution qui passe généralement pour avoir été inventée au XIXe siècle. Des traces nettes d’un principe de responsabilité, relatifs aux dommages et intérêt, dans la doctrine canonique, ont été révélées par le professeur Olivier Descamps (Paris). Le professeur Emanuele Conte (Rome) a
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montré dans sa communication sur la Vestitura-Gewere-Spolium-possessio les liens entre les traditions juridiques du haut Moyen Âge et la doctrine canonique classique. À travers quelques exemples pratiques, le professeur Hans-Georg Hermann (Munich) a expliqué la contribution de la science canonique à la délimitation de la clause pénale dans les contrats. Alessandra Bassani (Milan) a enfin évoqué, à travers un riche éventail de sources canoniques, la question processuelle des témoignages par ouï-dire. Une troisième section a envisagé quelques difficultés particulières du droit canonique. Le professeur Thomas Duve (Buenos Aires) a ainsi relaté, à l’aide de quelques exemples choisis, l’importance du droit canonique pour la doctrine juridique espagnole de la seconde scolastique. Clarisse Siméant (Paris) s’est demandée comment, à travers la doctrine canonique, le droit spécial du privilège avait pu faire son entrée dans le système juridique français. Une session finale a enfin envisagé le droit des successions. Le professeur Orazio Condorelli (Catane) a consacré sa communication à l’institution du testament passé sous serment en droit séculier et canonique. David von Mayenburg (Bonn) a examiné les influences du droit canonique sur les très controversées impositions à cause de mort (droits de mainmorte) du Moyen Âge et des débuts de l’Époque moderne. Le dernier conférencier, le professeur Mario Aschieri, n’ayant pu, pour des raisons impératives, prendre part à la rencontre, sa communication, portant une nouvelle fois sur des questions fondamentales, a été lue. Elle était consacrée aux différences de principe entre jus civile et jus canonicum, et au succès du genre littéraire des differentiae. La publication a été rendue possible grâce au soutien de la Deutsche Forschungsgemeinschaft et de l’Université Paris II (Centre d’histoire du droit et des institutions). Que ces deux institutions en soient donc chaleureusement remerciées, de même que les éditeurs de la collection Norm und Struktur, et notamment notre collègue Monsieur Gerd Melville, qui a bien voulu accueillir ce volume dans celle-ci. Nous remercions Hans-Georg Hermann de nous avoir concedé la reproduction de son dessin. La maison d’édition Böhlau nous a également soutenu, et nous tenons pour cela à remercier particulièrement Madame Elena Mohr et Madame Julia Beenken. Le texte imprimé a été mis au point par Alexander Fleuth et David von Mayenburg. Le laborieux travail des indices revient à Philippe Becker, Robert Klute et Florian Dressel. Que tous en soient chaleureusement remerciés !
Prefazione Diciotto studiosi – provenienti da Germania, Francia, Italia e Argentina – si sono riuniti dal 10 al 12 aprile 2008 presso la Villa Vigoni, per il primo di una serie di incontri dedicati alla storia del diritto canonico in Europa e alle sue prospettive future. Lo scopo dei tre organizzatori, Orazio Condorelli (Catania), Franck Roumy (Paris) e Mathias Schmoeckel (Bonn) era di mettere in luce, attraverso una serie di esempi, non solo l’importanza delle indagini in questo campo di ricerca, ma anche il metodo degli storici del diritto canonico. L’obiettivo della riunione era da un lato quello di coinvolgere nella ricerca un gruppo di più giovani studiosi, dall’altro anche di offrire un contributo per una visione d’insieme della disciplina. In questo senso si ritiene che siano ben diretti gli sforzi miranti allo sviluppo di questo settore scientifico, affinché sia gli storici del diritto che i cultori del diritto positivo possano condividere la consapevolezza che il diritto canonico costituisce uno dei fondamenti della comune tradizione giuridica europea. La Deutsche Forschungsgemeinschaft, in collaborazione con la Maison des Sciences de l’Homme e con la Villa Vigoni, sostiene questa impresa internazionale con il finanziamento di tre successive riunioni scientifiche, dedicate rispettivamente alla storia del diritto e della procedura civile, del diritto pubblico e del diritto penale. La formulazione in termini attuali dei temi prescelti non esclude la trattazione di aspetti o campi ormai distanti dall’esperienza contemporanea. I frutti del primo incontro sono riuniti in questo volume. La sola relazione del Prof. Harald Siems non ha potuto esservi inclusa. I vari contributi offrono, quanto al contenuto e al metodo, un panorama di aspetti della storia del diritto canonico nel campo del diritto privato e processuale. Dopo alcune relazioni introduttive riguardanti questioni fondamentali di metodo e di strategia di ricerca, ciascun intervento ha diretto l’attenzione su un tema di carattere civilistico, nel quale sono esplorati e messi in luce gli aspetti di ordine canonistico. È stata inoltre affrontata, in una prospettiva storico-sociale, la questione dell’importanza concreta del diritto canonico nella pratica giuridica del Medio Evo e degli inizi dell’Età Moderna. La relazione introduttiva del Prof. Manlio Bellomo (Catania), che ha dato luogo a un’ampia discussione, ha messo in rilievo un problema metodologico centrale: la questione se sia opportuno ricercare le “influenze” o gli “influssi” di un settore del sistema giuridico sull’altro, o se si debba piuttosto parlare di una reciproca interazione tra le diverse componenti del sistema. Il Prof. Peter Landau (München) ha posto in luce la considerevole importanza degli ambienti giuridici anglo-normanni nello sviluppo di una scienza europea del diritto canonico. Sulla base di una dettagliata analisi comparativa dei
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Prefazione
lavori di ciascun canonista e degli inventari delle biblioteche dove essi lavoravano, ha potuto così rintracciare il percorso di alcuni temi dottrinali attraverso l’Europa medievale. La successiva relazione del Prof. Antonio Padoa-Schioppa (Milano) è stata ugualmente dedicata a un problema relativo alla storia delle fonti. Egli ha analizzato la presenza e il ruolo dei testi giuridici secolari nel Registro delle lettere di Gregorio Magno, Papa e Padre della Chiesa (ca. 540-604), che costituisce un documento fondamentale per l’ulteriore sviluppo del diritto canonico. Attraverso questo percorso è stato indagato, in particolare, il tema del rispetto della legalità nel pensiero di questo Pontefice. Charles de Miramon (Paris) si è concentrato su alcuni aspetti pratici del diritto canonico medievale. Prendendo spunto da esempi tratti dall’esperienza francese del secolo XII, ha mostrato come alcune elaborazioni dottrinali abbiano trovato sviluppo e applicazione concreta da parte delle autorità ecclesiastiche. In una successiva sessione è stato quindi discussa, attraverso tre relazioni, l’importanza della dottrina canonistica per lo sviluppo del diritto di famiglia. La Prof. Anne Lefebvre-Teillard (Paris) si è soffermata sul ruolo svolto dal diritto canonico nell’emersione della dottrina della presunzione di paternità. Partendo dalla attuale tipologia dei rapporti di filiazione in differenti sistemi giuridici europei, il Prof. Franck Roumy (Paris) ha mostrato come essa si sia sviluppata attraverso i secoli con il contributo della dottrina canonistica. La Prof. Florence Demoulin-Auzary (Artois) si è ugualmente occupata di un problema relativo alla filiazione, cioè del ruolo avuto dal diritto canonico nella elaborazione della teoria del possesso di stato (possession d’état). La sessione seguente ha preso in esame alcune istituzioni e alcuni principi fondamentali del diritto e della procedura civile. Sulla base di fonti tratte dal diritto canonico e dal diritto romano, come pure da alcune “leggi nazionali” dei popoli germanici, il Prof. Harald Siems (München) ha trattato il problema del rapporto fra ignoranza del diritto e retroattività delle leggi, figure giuridiche che costituiscono, a giudizio dell’autore, delle sfide permanenti alla capacità di produzione normativa dei sistmi giuridici. In una relazione dedicata al diritto processuale, la Dott.ssa Antonia Fiori (Roma) si è occupata della importanza del diritto canonico nell’emersione della teoria delle presunzioni nel contesto della dottrina delle prove. Il Prof. Mathias Schmoeckel (Bonn) ha messo in luce le radici canonistiche e teologiche della dottrina moderna della rappresentanza diretta (Stellvertretung), istituto giuridico la cui elaborazione è correntemente fatta risalire al secolo XIX. Il Prof. Olivier Descamps (Paris) ha ripercorso le tracce canonistiche della dottrina della responsabilità e del risarcimento del danno. Il Prof. Emanuele Conte (Roma) nella sua relazione su Vestitura-Gewere-Spolium ha svelato i legami fra le tradizioni giuridiche dell’alto Medio Evo, la scienza canonistica classica e la moderna dottrina commercialistica in materia di titoli di credito. Attraverso esempi pratici il Prof. Hans-Georg Hermann (München) ha
Prefazione
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mostrato il contributo dato dalla scienza canonistica alla definizione della dottrina della clausola penale contrattuale. La Dott.ssa Alessandra Bassani (Milano) ha infine ricostruito, attraverso un ricco ventaglio di fonti canonistiche, la tematica processualistica della testimonianza de auditu. Una terza sessione ha preso in considerazione alcune tematiche particolari. Il Prof. Thomas Duve (Buenos Aires) ha parlato del ruolo del diritto canonico nella elaborazione delle dottrine privatistiche della Seconda Scolastica spagnola. La Dott.ssa Clarisse Siméant ha indagato il contributo della scienza canonistica alla elaborazione della dottrina del privilegio. Una sessione finale ha avuto per oggetto il diritto successorio. Il Prof. Orazio Condorelli (Catania) ha trattato delle questioni emergenti dal testamento confermato dal giuramento tra diritto civile e diritto canonico. Il Dott. David von Mayenburg (Bonn) ha esaminato l’incidenza del diritto canonico nel campo delle imposizioni tributarie per causa di morte dal Medio Evo e gli inizi dell’Età Moderna. Poiché l’ultimo relatore, Prof. Mario Ascheri, non ha potuto prendere parte all’incontro, è stata data lettura della sua relazione: essa ritorna su questioni fondamentali quali le differenze di principî e di soluzioni giuridiche tra diritto civile e diritto canonico, e sul successo del genere letterario delle differentiae. La pubblicazione del volume è stata resa possibile grazie al contributo finanziario della Deutsche Forschungsgemeinschaft e della Università di Paris II (Centre d’histoire du droit et des institutions). A entrambe le istituzioni rivolgiamo il nostro caloroso ringraziamento, come pure agli editori della collana Norm und Struktur, in particolare al Collega Prof. Gert Melville per avere accolto il volume nella serie. Grazie a Hans-Georg Hermann chi ci ha concesso la riproduzione del suo disegno. La casa editrice Böhlau ha ugualmente sostenuto la pubblicazione, e per questo desideriamo segnatamente ringraziare la Signora Elena Mohr e la Signora Julia Beenken. Il testo è stato messo in forma tipografica da Alexander Fleuth e dal Dott. David von Mayenburg. Il complesso lavoro degli indici è stato svolto da Philipp Becker, Robert Klute e Florian Dressel. A tutti giunga il nostro cordiale ringraziamento.
Inhalt Manlio Bellomo Ius civile, ius canonicum, società medievale.....................................1 Peter Landau Die Anfänge der Prozessrechtswissenschaft in der Kanonistik des 12. Jahrhunderts .............................................................................7 Antonio Padoa-Schioppa Il rispetto della legalità nelle Lettere di Gregorio Magno.............25 Charles de Miramon Guillaume de Champeaux et la règle de droit des personnes. Droit et communautés urbaines dans la France du Nord au tournant du XIe et du XIIe siècle........................................................33 Mario Ascheri Le 'Differentiae inter ius canonicum et ius civile'..........................67 Antonia Fiori Praesumptio violenta o iuris et de iure? Qualche annotazione sul contributo canonistico alla teoria delle presunzioni................75 Mathias Schmoeckel Die Entwicklung der juristischen „Stellvertretung“ im Kontext theologischer und juristischer Begrifflichkeiten...........107 Olivier Descamps L’influence du droit canonique médiéval sur la formation d’un droit de la responsabilité.........................................................137 Emanuele Conte Gewere, vestitura, spolium: un’ipotesi di interpretazione. .........169 Hans-Georg Hermann Der kanonistische Beitrag zur Begrenzung von Vertragsstrafen ..................................................................................193
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Alessandra Bassani Necessitas ius constituit: la testimonianza de auditu alieno nelle fonti canonistiche (Secc. XII - XV) ..............................................215 Anne Lefebvre-Teillard L’influence du droit canonique sur l’apparition d’une présomption de paternité.................................................................249 Franck Roumy La contribution du droit canonique médiéval à l’élaboration d’une typologie des filiations dans les droits européens contemporains ...................................................................................265 Florence Demoulin-Auzary L’influence du droit canonique sur l’émergence d’une théorie de la possession d’état.........................................................289 Orazio Condorelli Il testamento confermato dal giuramento tra diritto civile e diritto canonico (secoli XIII-XVIII)...........................................311 David von Mayenburg „Laudabilis usus“ oder „detestabilis consuetudo“? – Mortuaria und andere Abgaben von Todes wegen aus der Perspektive des Kirchenrechts .............................................................................337 Thomas Duve Kanonisches Recht und die Ausbildung allgemeiner Vertragslehren in der Spanischen Spätscholastik ........................389 Clarisse Siméant Le privilège dans le droit canonique médiéval: une catégorie juridique transposable au droit français .......................409 Index canonum et legum .................................................................425 Index personarum.............................................................................433 Index rerum .......................................................................................439
Inhalt
Manlio Bellomo
Ius civile, ius canonicum, società medievale
Ho un particolare impaccio a parlare di “influenza”, perché il termine richiama alla memoria febbre e malattie, dolori e convalescenze. Sono presente, tuttavia, perché la scelta del tema e l’autorevolezza dei colleghi partecipanti hanno suscitato in me un vivo interesse, e perché sono mosso dalla curiosità scientifica di ascoltare e di partecipare. Mi sono posto la prima domanda, sottesa al tema del Simposio. Possiamo storicamente verificare e stabilire se nei rapporti fra ius civile e ius canonicum si siano sviluppati contagi e “influenze”? O non dovremmo porci in altro modo il medesimo problema, con ciò stesso modificandone sostanzialmente i termini di comprensione? Prima di tentare di dipanare una plausibile e ragionevole risposta mi sia consentito di ricordare almeno due frasi lapidarie, note, notissime, che probabilmente possono contribuire a proporre una impostazione non ripetitiva ed essere punto di partenza per un ricco dibattito. Legista sine canonibus parum valet, canonista sine legibus nihil. A questa si aggiunge altra frase, in parte derivata: Nemo bonus iurista nisi bartolista. Mi rendo conto che si tratta di due adagi propagandati soprattutto dalla parte dei civilisti medievali, e tuttavia è difficile credere che siano infondati, ed è difficile crederlo prima di tutto perché entrambi non sono stati mai contestati dai canonisti, che io sappia, e poi perché l’esperienza di studio e di ricerca mi convince che nel nucleo essenziale il senso delle due frasi corrisponde alla realtà di due scienze giuridiche che si integravano fra loro, con prevalenza della civilistica. Proprio i due brani, noti e diffusi nell’intera Europa, racchiudono in se stessi un significato che abbiamo il dovere di enucleare e di rendere evidente. Essi esprimono l’idea e corrispondono a una prassi per le quali in ogni momento e per ogni atto si sono avuti un intreccio e una connessione ineliminabile fra diritto civile e diritto canonico, sia quando le normative o le soluzioni dottrinarie convergevano, sia quando divergevano, ma per divergere dovevano tenere conto dell’altro da cui divergevano, sia quando riguardavano settori distinti di una specifica società in un periodo di tempo determinato. I due giudizi, per conseguenza, sono decisivi per escludere che sia esistita nel medioevo una “europäische Rechtskultur” come blocco distinto e separato dal diritto civile e
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Manlio Bellomo
dal diritto canonico, che sia esistita una indipendente “Rechtskultur” sulla quale, dall’esterno, avrebbe esercitato la sua “influenza” un “kanonisches Recht”1, quasi che quel “kanonisches Recht” fosse stato estraneo, per sua natura, alla “europäische Rechtskultur”, mentre invece, nella realtà, l’intero “kanonisches Recht” era certamente parte integrante della “europäische Rechtskultur”, nerbo sensibile della stessa “Rechtskultur”, forza che contribuiva dall’interno a costruire e modellare l’intera “Rechtskultur”. La quale mi si presenta come un poliedro che su una delle sue tante facce contiene ed esibisce sia il diritto civile sia il diritto canonico. Farò qualche esempio, fra poco. Intanto, pensando alla “influenza”, avverto la necessità di richiamare l’attenzione sull’improprio uso di questa categoria del pensiero. Categoria che fuori dal campo medico trovo inadeguata nel campo storico, anche se mi rendo conto che essa possa essere usata come comodo strumento di comunicazione. Comodo, indubbiamente, purché se ne avverta l’ambiguità, dato che la categoria dell’influenza esprime distanza fra corpi indipendenti e distanti fra loro, e al contempo fa perdere di vista la funzione di un diritto che, nell’omogeneità o nella disomogeneità, esiste sempre e perciò va pensato come costituito “hominum causa”. Vengo ora ad altro punto. Ritengo che il discorso non possa essere impostato come se si trattasse di risolvere un latente conflitto o una latente separatezza fra due scienze astratte e astrattamente da considerare, magari paragonando frasi a frasi, concetti a concetti. Non deve essere dimenticato né può essere sottovalutato che quelle scienze, entrambe e allo stesso titolo, proprio perché costituite hominum causa, hanno avuto a che fare con una realtà vissuta che non è possibile escludere dalla considerazione dello storico se lo storico vuole ricostruire con qualche probabilità di sufficienza le vicende del passato di cui si occupa. Difficile non tenere conto delle complesse esigenze e domande di una società che nel tardo medioevo sta vivendo una straordinaria fase creativa rispetto alla 1
In realtà, come peraltro è emerso durante la discussione seguita al mio intervento, la formula che ha dato titolo al Simposio è tratta ad unguem dal titolo di un articolo di P. LANDAU, Der Einfluß des kanonischen Rechts auf die europäische Rechtskultur, in: Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte. Ergebnisse und Perspektiven der Forschung, a cura di R. SCHULZE (Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte 3), Berlin 1991, pp. 39-57. Ritrovo tuttavia, dello stesso Autore, una differente impostazione in altro articolo che ripete alla lettera il titolo del volume collettaneo entro cui è compreso: P. LANDAU., Die Bedeutung des kanonischen Rechts für die Entwicklung einheitlicher Rechtsprinzipien, in: Die Bedeutung des kanonischen Rechts für die Entwicklung einheitlicher Rechtsprinzipien, a cura di H. SCHOLLER (Arbeiten zur Rechtsvergleichung, Schriftenreihe der Gesellschaft für Rechtsvergleichung 177), Baden-Baden 1996, pp. 23-47. Per conseguenza non sono in grado di stabilire quale sia il reale pensiero di Peter Landau, e neppure, per le medesime ragioni, se nell’intervallo fra l’uno e l’altro articolo lo studioso abbia cambiato prospettiva.
Ius civile, ius canonicum, società medievale
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quale la scienza giuridica si pone come specchio e al contempo come parte e protagonista di quel rinnovamento creativo: l’intera scienza giuridica, senza distinzione fra gli attori civilisti e canonisti, legislatori e giuristi, se considerati da questo punto di vista. Civilisti e canonisti, insieme protesi a operare hominum causa. Il tutto nella quotidianità di una città che si sta proponendo come attrice principale rispetto alla tradizionale vita e alle tramandate consuetudini della campagna, diritto feudale compreso. Traggo da queste considerazioni due conseguenze, o si preferisce due prospettive. La prima. Non mi riesce di immaginare una scienza che sta per sé, quella civilistica, e un’altra che sta pure per sé, quella canonistica, né mi riesce di chiedermi se e in quale misura l’una abbia influenzato l’altra, in astratto, nel confronto, astratto, tra le figure (o categorie) giuridiche disegnate da una parte e dall’altra. Gli adagi ricordati all’inizio parlano invece di una complementarietà, di una connessione inestricabile, di una comune partecipazione alla creazione di una nuova “Rechtskultur”. La seconda considerazione. L’una scienza e l’altra hanno da rispondere a problemi che in parte sono comuni e in parte sono di propria esclusiva e rispettiva pertinenza. In ogni caso, i problemi sono di uomini che in carne e ossa agiscono sul mercato cittadino, negli studi professionali di notai e di avvocati, nel processo innanzi a un giudice, nella chiesa e nella parrocchia frequentate con fede, intensa o blanda che sia. Vengo ora agli esempi annunciati in precedenza. Pochi, quanto il tempo mi consente di proporne. In una fase di intensa espansione dei traffici e di moltiplicazione degli atti di alienazione o dei vincoli obbligatori civilisti e canonisti sono impegnati a rispondere alle richieste e alle esigenze di una società convinta che sia necessario tenere fermo il principio che la parola detta e data valga tanto quanto quella scritta e giurata. “Promissio boni viri est obligatio”, leggono i civilisti nella compilazione giustinianea. Però trovano un ostacolo, perché dalle leggi di Giustiniano viene fuori che “ex nudo pacto actio non oritur”. Perciò i civilisti debbono arrovellarsi per tentare di superare quell’ostacolo che pare insuperabile, e qualcosa, come è noto, escogitano. I canonisti non incontrano un analogo impaccio nelle fonti che, in parallelo a quanto fanno i civilisti, essi elevano alla medesima dignità del Corpus iuris civilis, fino poi a comporre un Corpus iuris canonici. Così accade che per i canonisti il nudo patto trova idonei sbocchi e adeguati strumenti processuali con la denunciatio evangelica e con l’officium iudicis. I civilisti invece restano fermi allo strumento processuale dell’exceptio. E tuttavia non possiamo trascurare la circostanza che lo scopo è identico per i civilisti e per i canonisti. Lo scopo comune è di dare stabilità ed efficacia giuridica alla concorde volontà espressa da due o più soggetti, pactum o altro che sia, consentendo l’agibilità processuale, piena o parziale, di quella concorde volontà.
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Questo è il primo esempio. Tocca, come si vede, una integrazione di prospettive in ordine a un problema che è comune a civilisti e canonisti, anche se è comune per ragioni diverse, e in entrambi i casi perché le realtà delle società del tempo richiedono agli uni e agli altri di garantire il medesimo risultato, o un risultato largamente analogo: vale a dire, la stabilità e l’efficacia di due o di più volontà che raggiungono un accordo nel momento di negoziare un trasferimento di proprietà o di accendere un’obbligazione pecuniaria o di altra natura, e ciò fanno tanto sul mercato cittadino quanto nella statio di un notaio. Ho appena detto che i civilisti e i canonisti sono mossi da ragioni diverse, seppure non opposte: perché ai civilisti interessa prevalentemente ma non esclusivamente il buon ordine del commercio e dei rapporti interindividuali fra le mura cittadine e nella campagna, mentre ai canonisti interessa prevalentemente ma non esclusivamente garantire l’adeguatezza della legge umana alla legge divina, sia per ragioni terrene identiche a quelle dei civilisti, sia per ragioni ultraterrene, soprattutto quando all’accordo si accompagna un giuramento che, se violato, può portare allo spergiuro, e per ciò stesso al peccato. Un secondo esempio ci fa vedere un campo differente. In questo si intrecciano ancora una volta problemi terreni e problemi di fede. Mi riferisco al matrimonio. Qui ciascuno ordinamento, civile e canonico, può seguire strade distinte, ma in ogni caso sempre in coerenza con le aspettative e con i bisogni e le volontà di soggetti che stanno vivendo una fase nuova nella realtà cittadina in espansione. Matrimonio indissolubile perché sacramento per i canonisti, risolubile invece per i civilisti secondo modalità che di volta in volta possono essere diverse se non sono condizionate dal ius commune giustinianeo. Nel fatto vediamo che in entrambi i casi il problema sociale e personale è comune, ed è inquadrato nella figura giuridica del matrimonio. Ma vi sono due modi differenti di affrontare il medesimo problema sociale e personale. Nel primo caso, quello del pactum, da ciascuna parte si tenta una adeguata soluzione, convergente quanto al fine dell’agibilità processuale, mentre nel secondo caso le soluzioni sono talmente distinte da rendere indifferente un ordine di risposte rispetto all’altro. Nel primo caso abbiamo un intreccio di soluzioni dottrinarie e processuali e qualche difficoltà dei civilisti nel dare alle domande sociali risposte che siano pienamente soddisfacenti. Nel secondo caso abbiamo due risposte distinte, perché civilisti e canonisti, pur centrando i loro discorsi sulla base di una comune configurazione giuridica, quella del matrimonio, raggiungono poi soluzioni normative e teoriche differenti, perché le due parti rispondono a due distinte problematiche sociali: di coloro che, per fede, chiedono e trovano garantita l’indissolubilità del matrimonio e di coloro che, per scarsa fede, cercano la risoluzione di un rapporto matrimoniale risultato di scomoda attuazione. Allo stesso modo credo che si possa procedere per qualsiasi altro istituto giuridico, sempre con la ferma convinzione, che è nostra ma è stata anche dei giuristi medievali, e non solo, che il diritto è costituito ed esiste “hominum
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causa”. Ogni normativa e ogni settore dottrinario contribuisce a regolare e a dare risposte a specifiche esigenze umane, di uomini che vivono in società. Potrebbe apparire una banalità richiamare questa imprescindibile base di ogni approccio storico-giuridico. Eppure troppo spesso si confrontano norme e norme, di diritto civile e di diritto canonico, dottrine e dottrine, civilistiche e canonistiche, e alla fine si finisce col parlare di “influenze”, senza che vi sia il minimo riferimento alla società per la quale il diritto esiste e si pone, come deve, come utile regolatore di concrete situazioni umane vissute all'interno di un contesto sociale storicamente determinato. Ne viene una probabile conseguenza. Accade che si possa pensare che siano adeguate due prospettive, delle quali voglio fare cenno. La prima (inadeguata) prospettiva. Che si possa parlare di rapporti fra due scienze senza tener conto della realtà alla quale quelle scienze rispondono e corrispondono. Realtà storiche, delle quali gli attori delle due scienze sono anche e soprattutto protagonisti sociali, e non sono astratti teorici che per diletto del pensiero si divertono ad occuparsi di apices iuris. La seconda (anch’essa inadeguata) prospettiva. Che si possa parlare di influenze di una scienza sull’altra, mentre al contrario, e vorrei insistere, si deve parlare di integrazione o di distinzione degli sforzi che ogni legislatore, come ogni giurista, è tenuto a compiere nel momento di affrontare un problema della sua società. Se vi è integrazione degli sforzi, si possono raggiungere risultati eguali o largamente simili con percorsi teorici distinti dettati e imposti dalle sfere operative civilistiche o canonistiche. Se vi è distinzione (e non vorrei dire separatezza) degli obiettivi, bene, in questo caso ciascuna scienza si sviluppa tenendo in conto la parte della società che avverte, come sue proprie, determinate esigenze, l’una scienza conoscendo e rispettando l’altra, l’una scienza – anche – attingendo dall’altra istituti, categorie, figure giuridiche d’uso comune. In breve, il tutto nell’ambito di una necessaria e utile integrazione e complementarietà. Restano due ultimi punti. Vi sono istituti, o figure giuridiche, o categorie (diciamo come vogliamo) che appartengono esclusivamente al settore della società che veste abito ecclesiastico oppure riguardano soggetti laici che si trovano ad essere specificamente legati al mondo ecclesiastico. A titolo di esempio mi riferisco per il primo punto al beneficium o alla prebenda o al canonicato. Qui mi pare impossibile che la scienza canonistica, e gli stessi attori di quella scienza, cioè i canonisti, abbiano potuto “influenzare” la civilistica e i civilisti. Per il secondo punto mi riferisco al patronato. Questo è istituto giuridico che coinvolge laici di alto livello sociale e li rende attori di problematiche ecclesiastiche. I documenti tramandano memoria di laici che hanno esercitato il diritto di patronato con scrupolo e rigore, e ne hanno rispettano le facoltà che il diritto attribuiva. Si tratta di facoltà che se usate legittimamente non arricchi-
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scono i titolari, ma se utilizzate illecitamente, come comunemente accade, contribuiscono ad accrescere le fortune patrimoniali della famiglia di chi vanta quel diritto. Per questo effetto basti pensare alla confusione, ampiamente documentata, che si faceva volutamente quando i titolari di un diritto di patronato, sfidando la scomunica, si appropriavano indebitamente dei redditi propri della chiesa patronata. Bene, anche qui non abbiamo un problema di “influenza” del diritto canonico sul diritto civile. Siamo in presenza di una condizione soggettiva regolata dal diritto canonico, siamo in presenza di laici che trovano nell’ordinamento della Chiesa universale e nell’attività dei canonisti uno strumento utile per evidenziare e accrescere il loro prestigio sociale per il fatto di acquisire un diritto di patronato su una chiesa locale, siamo in presenza di una possibilità di manovra sia all’interno dei meccanismi di consolidamento o di incremento dei patrimoni familiari, sia all’interno dei meccanismi di mobilità sociale ascendente di persone appartenenti a ceti sociali meno fortunati. Basti ricordare che per la mobilità sociale ascendente è determinante la ‘presentazione’ al vescovo di un ecclesiastico proveniente da famiglia nullatenente, mentre per i fenomeni di arricchimento è sufficiente violare i limiti imposti dalle normative sul patronato per ottenere risultati non previsti e anzi vietati dall’ordinamento canonico. Difronte a questi fatti, difronte a un panorama che non trascura le realtà sociali, né gli usi e gli abusi della prassi, difronte a una realtà che non ha conosciuto la separatezza fra scienza e società, fra teoria e prassi, vogliamo continuare a parlare di “influenze” fra scienze astratte e addirittura fra diritto canonico e cultura giuridica? Per quanto ho letto nelle fonti, non mi riesce di pensare che la società del tardo medioevo sia stata tanto incivile da essere sprovvista di suoi necessari riferimenti teorici, e neppure posso pensare che in quel tempo sia stata concepita e coltivata una scienza sterile, che nulla abbia offerto a quanti agivano per la difesa di diritti veri o presunti o agivano per potenza o prepotenza, e nulla abbia offerto a quanti, per fede, agivano per la salvezza dell’anima loro, o a quanti, per mancanza di fede, si abbandonavano a spregiudicate operazioni commerciali, alla truffa, al delitto. Civilisti e canonisti sono stati uniti, ciascuno nella distinzione della propria peculiare scienza, e al contempo sono stati cooperanti per raggiungere il medesimo obiettivo: dare ordine alla nuova società che si affida alla guida della città, dare una via conducente a chi chiede giustizia sentendosi giustamente o presuntivamente offeso nei propri interessi. Per queste ragioni civilisti e canonisti hanno compiuto un’impresa civile comune. Hanno difeso l’uomo uti singulus e l’uomo uti socius all’interno di un ordine ritenuto necessario per assicurare una buona condizione di vita terrena e per dare fondata speranza di salvezza eterna.
Peter Landau
Die Anfänge der Prozessrechtswissenschaft in der Kanonistik des 12. Jahrhunderts
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Einleitung
Zu den großen Leistungen der mittelalterlichen Rechtswissenschaft gehört die Begründung einer selbständigen Prozessrechtslehre, die in der Literatur der ordines iudiciorum bzw. ordines iudiciarii ihren Ausdruck fand. Als in der deutschen historischen Schule des 19. Jahrhunderts im Werk Savignys die Epoche der Glossatoren umfassend dargestellt wurde, war es sein Lieblingsschüler Moritz August v. Bethmann-Hollweg, den Savigny 1820 für die Bildungsgeschichte des gemeinen Civilprozesses interessieren konnte.1 Bethmann-Hollweg verfasste ein sechsbändiges Werk ‚Der Civilprozeß des gemeinen Rechts in seiner geschichtlichen Entwicklung’, dessen letzter Teil über die Prozessrechtswissenschaft vom 12. bis zum 15. Jahrhundert kurz vor seinem Tode 1874 erschien.2 Seitdem wurde durch zahlreiche Editionen, etwa von Ludwig Wahrmund,3 und durch intensive Forschungen die Geschichte des gelehrten Prozessrechts vor allem während der letzten Jahrzehnte seit etwa 1960 genauer erschlossen; ich möchte in diesem Zusammenhang nur auf Knut Wolfgang Nörr,4 Linda Fowler-Magerl,5 André Gouron6 und Wieslaw Litewski7 1
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M.A. v. BETHMANN-HOLLWEG, Der Civilprozeß des gemeinen Rechts in geschichtlicher Entwicklung, Bd. 6 (= Der germanisch-romanische Civilprozeß im Mittelalter, Bd. 3/1), Bonn 1874, Vorrede S. VI f. Bethmann-Hollwegs Alterswerk blieb bis heute Grundlage für rechtsgeschichtliche Forschungen zur Geschichte des Zivilprozesses. L. WAHRMUND, Quellen zur Geschichte des römisch-kanonischen Processes im Mittelalter, Bd. I-V, Innsbruck/Heidelberg 1905-1931. K.W. NÖRR, Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozeß der Frühzeit: Iudex secundum allegatam, non secundum conscientiam iudicat (Münchener Universitätsschriften. Reihe der Juristischen Fakultät, Bd. 2), München 1967. DERS., Iudicium est actus trium personarum (Biblioteca Eruditorum 4), Goldbach 1993. L. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum vel ordo iudiciarius (Ius commune. Sonderhefte 19: Repertorien zur Frühzeit der gelehrten Rechte), Frankfurt am Main 1984. DIES., 'Ordines iudiciarii' and Libelli de Ordine iudiciorum (Typologie des Sources du Moyen Âge occidental, Fasc. 63, A III.1), Turnhout 1994. A. GOURON, L'entourage de Louis VII face aux droits savants: Giraud de Bourges et son ordo, BEC 146 (1988), S.5-29, auch in: DERS. Droit et coutume en France au XIIe
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verweisen. Jedoch sind diese Forschungen zumindest in Deutschland von den Rechtshistorikern bisher wohl nur selten und sehr partiell rezipiert worden. Andreas Wacke beginnt sein Geleitwort zur deutschen Übersetzung des zweibändigen Hauptwerkes von Litewski mit dem Satz: „Über die mittelalterlichen ordines iudiciarii wußten wir bislang wenig.“8 In der Tat fehlte vor Litewskis opus magnum eine systematische Darstellung des Prozessrechts nach den ordines iudiciarii, nämlich der Dogmengeschichte, die der große Prozessualist Adolf Wach dem alten Bethmann-Hollweg bereits 1874 als Ergänzung versprochen hatte,9 ohne dieses Versprechen jemals einzulösen, da Wach sich nach der Promulgation der deutschen CPO 1877 ausschließlich der Dogmatik des geltenden Rechts widmete.10 Litewskis Buch liefert ein Gesamtbild des gelehrten Prozesses, wobei allerdings die regionale Herkunft der einzelnen Schriften nur am Rande berücksichtigt wird. Die Perspektive ist die einer einheitlichen, von Bologna ausgehenden internationalen Prozessrechtswissenschaft des 12. und 13. Jahrhunderts. Die neueste Forschung kann jedoch belegen, dass die mittelalterlichen Ordines iudiciarii keineswegs überwiegend mit Bologna zusammenhingen, sondern zu einem großen Teil Produkte außeritalienischer Rechtsschulen waren. Der 1999 in Wackes Geleitwort zu Litewski formulierte Satz: „Wegen einer Bearbeitung durch Ricardus Anglicus darf man Interesse an den ordines iudiciarii sogar in England vermuten“,11 folgt einer durch die neueste Forschung überholten Perspektive. Vielmehr ist es so, dass die Prozessrechtswissenschaft weitgehend ein Produkt der anglo-normannischen Kanonisten war, wohl ihre größte Leistung auf dem Gebiet des ius commune. Diese These soll in der folgenden Skizze belegt werden.
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et XIIIe siècles (Aldershot 1993), no. XII. DERS., Canon Law in Parisian circles before Stephan of Tournai's Summa, in: S. CHODOROW, (Hg.) Proceedings of the Eighth International Congress of Medieval Canon Law, San Diego 1988, S. 497-503 – auch in: DERS., Juristes et droits savants: Bologne et la France médiévale, Aldershot 2000, no. II. DERS., Une école des canonistes anglais à Paris: maître Walter et ses disciples (vers 1170), Journal des Savants 2000, S. 47-72. DERS., Qui a écrit l'ordo 'Olim edebatur', Initium 8 (2004), S. 65-84. Die beiden letzten Studien auch in: DERS., Pionniers du droit occidental au Moyen Âge, Aldershot 2006, no. VI und XIII. W. LITEWSKI, Der römisch-kanonische Zivilprozeß nach den älteren ordines iudiciarii, 2 Bd., Kraków 1999. A. WACKE, Geleitwort zu LITEWSKI (wie Anm. 7), S. 9. BETHMANN-HOLLWEG (wie Anm. 1), Vorrede S. IX und XI. Zu Adolf Wach vgl. jetzt D. UNGER, Adolf Wach und das liberale Zivilprozeßrecht (Schriften zur Rechtsgeschichte 120), Berlin 2005. WACKE (wie Anm. 8), S. 12.
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II Mittelalterliche Literargeschichte des Prozessrechts Im Prooemium zu seinem Speculum iudiciale gibt Guilelmus Duranti am Ende des 13. Jahrhunderts eine Liste von 11 früheren Autoren auf dem Gebiet der ‚practica iuris’,12 die von Pilius (Pileus) bis zu Aegidius de Fuscarariis reicht, der seinen Ordo iudiciarius 1266 verfasste.13 Zu dieser Liste liefert Johannes Andreae in seinen Additiones zum Speculum, die er um 1346 abschloss, eine Fülle ergänzender Angaben, die eine spätmittelalterliche Literargeschichte des Prozessrechts aus der Sicht des letzten großen Juristen der klassischen Epoche des kanonischen Rechts ergeben.14 Johann Friedrich v. Schulte hat diese Additiones als das bedeutendste Werk des Johannes Andreae und als wahre Fundgrube für die Autorschaft von Schriften bezeichnet.15 Johannes setzt in Anlehnung an Duranti mit Pilius von Medicina ein und vermerkt, dass dessen Werk ‚De ordine iudiciorum’ das Incipit ‚Invocato Christi nomine’ habe.16 Er fügt aber hinzu, dass er der Vorrede des Tankred zu dessen eigenem Ordo iudiciarius mit dem Incipit ‚Assiduis postulationibus’ entnehme, dass dieser letztere als Vorgänger des Pilius und als ersten Prozessrechtsschriftsteller den Richardus Anglicus nenne, der seinerseits zuerst auf der Grundlage von leges und canones ein Prozessrechtslehrbuch verfasst habe.17 Johannes Andreae sagt ferner, dass der ihm durch kanonistische Schriften bekannte Richardus Anglicus in seinen Distinktionen zum Gratianischen Dekret auf seine prozessrechtliche 12
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Der Text ist außerhalb der Editionen des Speculum von Duranti gedruckt bei F.C. v. SAVIGNY, Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter, Bd. III, ²Heidelberg 1834 (ND Darmstadt 1956), S. 634 f. Zu Aegidius de Fuscarariis vgl. SAVIGNY (wie Anm. 12), Bd. V, ²Heidelberg 1850 (ND 1956), S. 520-526; J.F. v. SCHULTE, Geschichte der Quellen und Literatur des canonischen Rechts, Bd. II, Stuttgart 1877 (ND Graz 1956), S. 139-143; J. DESHUSSES, Gilles de Foscarari ou Aegidius de Fuscarariis, DDC 5 (1953), col. 967 f.; P. LANDAU, Die Bedeutung der Kanonistik für die Karriere einer aufsteigenden Bürgerschicht, in: K. KREMER / K. REINHARDT, Nikolaus von Kues als Kanonist und Rechtshistoriker (Mitteilungen und Forschungsbeiträge der Cusanus-Gesellschaft 24), Trier 1998, S. 41-61, hier S. 44-46. Edition des Ordo von WAHRMUND (wie Anm. 3), Bd. III/1, Innsbruck 1916 (ND Aalen 1962). Edition dieser 'Additio' des Johannes Andreae bei SAVIGNY (wie Anm. 12), S. 635-639, zum Teil auch bei SCHULTE (wie Anm. 13), S. 552 f. SCHULTE (wie Anm. 13), S. 222. J. ANDREAE Additio, bei SAVIGNY (wie Anm. 12), S. 635: "De his, quos notos habui, infra dicam, et ne per tot frustra dicenda dividerem, reassumo de Pileo qui Modicensis fuit … Summa vero Pilei intitulata de ordine judiciorum incipit: invocato christi nomine rem aggredior difficillimam et tractatum inchoat de confectione et porrectione libelli." J. ANDREAE (wie Anm. 16), S. 635: "Tancredus in principio sui libelli, de quo statim dicam, dixit quod Richardus Anglicus … praevenit Pileum, leges et canones pro utraque parte sub paragraphis allegando, quod Pileus civili ordine paucos inducens canones in modum Summae perfecit."
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Summe verweise, gibt dann aber an, dass er selbst dieses Werk nicht gesehen habe: „Richardi Summam non vidi“.18 Heute kennen wir die Summe des Richardus aus acht Handschriften; 19 sie wurde erstmalig 1853 von Carl Witte und nochmals 1915 von Ludwig Wahrmund ediert.20 Aus der Sicht des Tankred und auch noch des Johannes Andreae ist sie die erste Monographie zum Prozessrecht im Mittelalter. Der von Johannes Andreae gegebene Überblick über die Prozessrechtsliteratur erwähnt nach Pilius noch 19 Namen prozessrechtlicher Autoren, die mit dem Bologneser Bagarottus beginnt und dem berühmten Notar Rolandinus Passagerii abschließt,21 dem Praeconsul der Bologneser Notare, der 1300 verstarb und dessen Grabmal noch heute vor der Dominikanerkirche von Bologna steht.22 Johannes erwähnt schließlich vier anonyme Schriften zum Prozessrecht, deren Verfasser er nicht angeben kann. Es handelt sich dabei um zwei Redaktionen des in Spanien nach 1234 verfassten Ordo ‚Ad summariam notitiam’,23 um die in ganz Europa verbreitete Schrift ‚Actor et reus’ über die 18
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J. ANDREAE (wie Anm. 16), S. 635: "Richardus, in distinctionibus quas super Decreto composuit quae inchoant: patres nostri omnes sub nube fuerunt, dixit se Summam ordinis judiciorum utilem et necessariam compilasse. Richardi Summam non vidi." Zu den Handschriften des Ordo 'Editio sine scripis' von Richardus Anglicus vgl. FOWLER-MAGERl, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5) S. 114 f. C. WITTE (ed.), Magistri Ricardi Anglici ordo iudiciarius ex codice Duacensi olim Aquicinctino, Halle 1853. WAHRMUND (wie Anm. 3), Bd. II/3, Innsbruck 1915. Die Edition Wahrmunds beruht auf vier Handschriften. J. ANDREAE (wie Anm. 16), S. 635: "Secundus Bagarotus libellum composuit, et incipit: precibus et instantia: et tractatum incipit ab accusatore. Composuit et secundum, cui Cavillationum nomen imposuit, et incipit: Cum periculosum sit mihi, et de judicis recusatione praemittit." S. 638: "Habuimus Bononiae duos Rolandinos, scilicet Rolandinum de Romanciis, et Rolandinum Passagerium… Secundus fecit summam Notariae, quam quasi totam inseruit hic auctor". Johannes betont folglich, dass der 'auctor' (= Duranti) die Summe in sein Speculum fast vollständig aufgenommen habe. Zu Rolandinus Passagerii vgl. SAVIGNY, Bd. V (wie Anm. 13), S. 539-548 – dort auch Beschreibung des Grabmals. J. ANDREAE (wie Anm. 16), S. 638 f.: "Habemus quatuor hujus rei opera, et auctorum nomina ignoramus: opus scilicet quod incipit: ut nos Minores, quae verba in progressu saepius repetuntur, et in quantum ex contextu percipere potui, Gallicus fuit auctor ejus, et post tempora Innocentii quarti; fuit etiam juris utriusque peritus; inchoavit autem distinguendo decem tempora causarum. Habemus etiam opus quod incipit: ad summariam notitiam cursus consueti causarum, quod eodem modo decem causarum tempora distinguit et tam brevissime prosequitur quod mihi mediam peciam excedit in modico." Zu beiden Werken vgl. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 142-144. Danach ist U t n o s m i n o r e s eine spätere Bearbeitung von A d s u m m a r i a m n o t i t i a m. Der letztgenannte Ordo stammt wahrscheinlich von dem Kanonisten PETRUS HISPANUS PORTUGALENSIS, Professor in Bologna und Padua. Ut nos minores wird einem Pariser Kanoniker ARNULFUS zugeschrieben. Johannes Andreae hat folglich bereits erkannt, dass hier das Werk eines französischen Autors vorlag, und zudem die
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Exceptiones (Einreden), die wahrscheinlich im 13. Jahrhundert in der anglonormannischen Schule verfasst wurde, vielleicht in Lincoln, 24 und schließlich den 1221 in Nordfrankreich verfassten Ordo ‚Parvus ordinarius’.25 Johannes Andreae kannte somit auch einige Prozessrechtswerke außeritalienischen Ursprungs, aber sämtlich aus dem 13. Jahrhundert. Da er als ersten Prozessrechtsautor Richardus Anglicus nennt, der um 1190 nach Bologna kam,26 war ihm die Prozessrechtsliteratur des 12. Jahrhunderts im wesentlichen unbekannt. So ist ihm auch nicht geläufig, dass bereits Bulgarus in der Anfangszeit der Glossatorenschule eine prozessrechtliche Schrift in der Form eines Briefes an den päpstlichen Kanzler Aimerich wohl um 1130/40 verfasst hatte, in der er Fragen des römischen Kanzlers zu Grundfragen eines geordneten Verfahrens
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Verwandtschaft beider Ordines gesehen. Zu beiden Werken vgl. auch C.F. REATZ, Über die Summen 'Ut nos Minores', 'Ad summariam noticiam cursus consueti causarum' und den Bartolus'schen Tractat: de ordine iudicii, Zeitschrift für Rechtsgeschichte 3 (1864), S. 300-326. Edition von Ad summariam notitiam von A. PEREZ MARTIN, El ordo iudiciarius "Ad Summariam notitiam" y sus derivandos, Historia Instituciones Documentos 9 (1982), S. 327-423. Edition von Ut nos minores von J. JOOSTING, Die Summa Ut nos minores, ZRG Kan. Abt. 17 (1928), S. 153-227 und WAHRMUND (wie Anm. 3), Bd. I/2, Innsbruck 1905. J. ANDREAE (wie Anm. 16), S. 639: "Habemus etiam libellum qui vocatur Contentio actoris et rei, et incipit: quidam literas impetrarunt, in quo, posito quodam themate, de citatione et multis causarum articulis de utroque iure disputant reus citatus et actor." Zu dieser Schrift vgl. besonders S. KUTTNER, Analecta iuridica Vaticana, in: Collectanea Vaticana in hon. Ans. M. Card. Albareda (Studi e Testi 219), Città del Vaticano 1962, S. 415-452, hier S. 431-434. Ferner FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 210-214 mit Handschriftenverzeichnis und Hinweis auf mögliche Entstehung in der Diözese Lincoln um 1230/40; vgl. auch FOWLER-MAGERL, Ordines iudiciarii (wie Anm. 5), S. 67 und 94 f. Sie weist darauf hin, dass 'Actor et reus' als einziges Werk zum Prozessrecht außer dem Ordo des Richardus Anglicus in ganz Europa verbreitet wurde. Edition von L. WAHRMUND, Actor et reus, AkathKR 79 (1899), S. 403-424 und 603628. J. ANDREAE (wie Anm. 16), S. 639: "Item libellum qui dicitur Parvus ordinarius qui incipit: Quia decisio causarum, et tractatum inchoat, quid sit causa, quid iudicium, etc. Verbis autem utriusque iuris utitur sed nominatim jura aliqua non allegat. Integraliter quatuor ista transcurri, inquirendo si in formis vel aliter possem de auctoribus conjecturas habere, qui tamen ita loquuntur quod nedum ipsorum nomina, sed nec provincias tertii et quarti mihi licuit conjectari, quia tamen in personam Gregorii Papae ponunt formas utrique, eos tempore Gregorii X. scripsisse concipio." Zu Parvus ordinarius, vgl. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 149151, mit Verzeichnis der Handschriften. Das Werk entstand in Nordfrankreich in zwei Fassungen 1221 und 1238. Edition von L. WAHRMUND, Der Parvus ordinarius, AkathKR 81 (1901), S. 3-37 und 95-222. Johannes Andreae stellt bereits fest, dass sowohl Actor et reus als auch Parvus ordinarius unter Papst Gregor geschrieben wurden, nennt aber irrtümlich Gregor X. statt Gregor IX. Zur Biographie des Richardus Anglicus zusammenfassend S. KUTTNER, Art. Ricardus Anglicus (Richard de Mores ou de Morins), DDC 7 (1965), col. 676-681.
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beantwortete.27 Mit Recht hat Linda Fowler-Magerl hervorgehoben, dass Bulgarus mit seinem Brief nicht etwa einen neuen Literaturtypus geschaffen habe, sondern nur einige Definitionen für Fragen des Prozesses lieferte.28 Der Brief des Bulgarus wurde zwar in eine Reihe juristischer Kompendien aufgenommen,29 bedeutete aber zweifellos noch keine Initialzündung für eine verselbständigte Prozessrechtswissenschaft in Bologna.
III Die Entstehung der Prozessrechtswissenschaft außerhalb Bolognas, insbesondere in der anglo-normannischen Schule Welchen außerbolognesischen Rechtsschulen ist jedoch der Beginn einer Prozessrechtswissenschaft im 12. Jahrhundert zuzuordnen? Eine Antwort kann nur mit Hilfe einer Durchmusterung der frühesten Prozessrechtsliteratur gegeben werden, die auf der Grundlage des unentbehrlichen Repertoriums von Fowler-Magerl und seitheriger Forschungsergebnisse heute weitgehend möglich ist. In der mir zur Verfügung stehenden Zeit kann es nur um eine möglichst vollständige Aufzählung der einzelnen Werke gehen, mit Angaben zum Entstehungsort, der Entstehungszeit und möglichst auch des Autors. Dabei gehe ich in der Reihenfolge der Auflistung bei Fowler-Magerl vor. 1.)
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Si quis de re quacumque’.30 Diese 1530 von Nicolaus Rhodius aus einem Kompendium als angebliches Werk des Placentinus edierte Schrift ist ansonsten nur durch eine Handschrift in Grenoble (MS BP 391.2) überliefert. In diesem Ordo findet man die älteste Fassung der sog. Stintzingschen Formeln, die nach Ansicht von Enrico Besta Ende des 11. Jahrhunderts im Umkreis von Rom entstanden sein sollen.31 Gouron konnte jedoch diese Formeln den südfranzösischen Rechtsschulen im
Zur Schrift des Bulgarus zusammenfassend FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 35-40. Ferner H. KANTOROWICZ / W.W. BUCKLAND, Studies in the Glossators of the Roman Law, ²Aalen 1969, S. 70-72. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 38: "Bulgarus hat die Gattung ordo iudiciorum nicht erfunden, sondern einen Brief verfasst …" Überblick über die Kompendien mit dem Brief des Bulgarus bei FOWLER-MAGERL, ebd. S. 35 f. Zu 'Si quis de re quacumque' grundlegend FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 41-44. Neuester Nachdruck der Edition des Rhodius in: Corpus Glossatorum Iuris Civilis I, Torino 1973, S. 125-136. E. BESTA, Fonti. Legislazione e scienza giuridica dalla caduta dell'Imperio Romano al secolo decimoquinto (decimosesto), in: P. de GIUDICE, Storia del diritto italiano, vol. I/1, Milano 1923, S. 334 f. Zu den Stintzingschen Formeln vgl. auch FOWLER MAGERL, ebd. S.153-155.
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Rhonetal zwischen 1132 und 1147 zuordnen;32 der Ordo ‚Si quis de re quacumque’, der in bezug auf die Zahl von Zeugen bereits Lehren des Rogerius verarbeitet, dürfte in der Provence (Sisteron?) zwischen 1165 und 1180 verfasst sein. Als möglichen Autor nennt Gouron einen ‚legista’ Hugo Raimundi. 33 2.) Die von Wahrmund 1906 edierte ‚Rhetorica ecclesiastica’ ist hauptsächlich ein Lehrbuch des kirchlichen Prozessrechts, das ausschließlich auf Gratian ohne Verwendung des römischen Rechts aufbaut.34 Die ‚Rhetorica’ wurde früher als ein Produkt französischer Kanonistik eingeordnet; Fowler-Magerl ist der Nachweis gelungen, dass sie in der Hildesheimer Domschule um 1160 verfasst wurde.35 Es handelt sich dabei folglich um das erste juristische Lehrbuch, das in Deutschland im hohen Mittelalter geschrieben worden ist. 3.) Der fragmentarisch in einer Leipziger Handschrift aus dem Zisterzienserkloster Altzelle überlieferte Ordo ‚etiam testimonia removentur’ wurde nach meiner Ansicht wahrscheinlich in diesem Kloster gegen Ende des 12. Jahrhunderts verfasst;36 die Schrift ist auch insofern interessant, als in Altzelle nach meiner Hypothese bald darauf der eindeutig vom gelehrten Recht beeinflusste Sachsenspiegel des Eike von Repgow geschrieben wurde.37 Fowler-Magerl hat den Text ediert.38 4.) Der singulär in einem Bamberger Kompendium überlieferte Ordo ‚Cum de criminalibus questionibus’ ist eine von zwei Schriften des 12. Jahrhunderts, die ausschließlich dem Strafprozess gewidmet sind und daher am Anfang der Strafrechtswissenschaft stehen.39 Diese Schrift 32 33 34 35
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A. GOURON, Sur les formules dites de Stintzing, Rivista di storia del diritto italiano 62 (1989), S. 39-54; auch in: DERS. Droit et coutume (wie Anm. 6), no. V. Vgl. A. GOURON, ebd. S. 53 f. Zu Hugo Raimundi und Sisteron vgl. A. GOURON, Sur un casse-tête: l'ordo 'Si quis de re quacumque', Initium 11 (2006), S. 107-120. Edition von L. WAHRMUND, Quellen I/IV (wie Anm. 3), Innsbruck 1906. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 45-56. Vgl. auch P. LANDAU: Die 'Rhetorica ecclesiastica' – Deutschlands erstes juristisches Lehrbuch im Mittelalter, in: F. THEISEN / W.E. VOß (Hgg.), Summe – Glosse – Kommentar (Osnabrücker Schriften zur Rechtsgeschichtte 2.1), Osnabrück 2000, S. 15-139. P. LANDAU, Die juristischen Handschriften der Bibliothek des Zisterzienserklosters Altzelle, in: M. ASCHERI / G. COLLI (Hgg.), Manoscritti, editoria e biblioteche dal medioevo all'età contemporanea. Studi offerti a Domenico Maffei I (Roma 2006), S. 447459, hier S. 457-459. P. LANDAU, Der Entstehungsort des Sachsenspiegels. Eike von Repgow, Altzelle und die anglo-normannische Kanonistik, DA 61 (2005), S. 73-101. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S 264-272 (Appendix II). Hier auch zu 'etiam testimonia removentur', S. 56 f. Zu 'Cum de criminalibus questionibus' vgl. FOWLER-MAGERL, ebd. S. 57. Ferner A. GOURON, Zu den Ursprüngen des Strafrechts: die ersten Strafrechtstraktate, in: K. KROESCHELL (Hg.), Festschrift für Hans Thieme, Sigmaringen 1986, S. 43-57; auch in:
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wurde um 1165 in der Domschule von Bamberg, im Zusammenhang mit Jurisdiktionsstreitigkeiten zwischen Bamberg und Würzburg verfasst,40 eine von mir vor kurzem entwickelte Hypothese. Das Werk wurde bereits 1888 von Schulte ediert.41 5.) Der hauptsächlich in österreichischen Handschriften überlieferte Ordo ‚Tractaturi de iudiciis’ wurde 1870 von dem österreichischen Kanonisten Carl Gross ediert.42 Als Autor dieses beachtlichen Traktats wurde von Gouron ein in Paris lehrender Magister Walter identifiziert, der den ersten Hauptteil um 1165 verfasste.43 In Fortführung der Hypothese Gourons konnte ich nachweisen, dass es sich bei dem Verfasser um den Engländer Walter von Coutances gehandelt haben müsse, der später Erzbischof von Rouen wurde und zu den zentralen Persönlichkeiten des anglo-normannischen Reiches gehörte.44 6.) Weit verbreitet war im 12. Jahrhundert der Ordo ‚Ulpianus de edendo’, dessen kritische Edition wir Gustav Hänel 1838 verdanken.45 Bei diesem Ordo ist gesichert, dass er in England oder Schottland entstanden sein muss.46 Wegen der Beziehung des Ordo zu Vacarius und seiner Benutzung in der 1168 verfassten kanonistischen Summa Parisiensis hielt ich eine Entstehung zwischen 1160 und 1168 für wahrscheinlich.47 Inzwischen bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass der Ordo ‚Ulpianus de edendo’ zwischen 1153 und 1157 datiert werden kann; der Ursprungsort könnte die nordenglische Bischofsstadt Durham gewesen sein. Das beruht auf folgenden Gründen: 1.) Ein Anhang zu diesem Ordo erwähnt König David I. von Schottland als Verstorbenen.48 2.) David I. hatte sich
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DERS., Etudes sur la diffusion des doctrines juridiques médiévales, London 1987, no. IX. P. LANDAU, Lehrbuch contra Fälschung. Die Bamberger Anfänge der europäischen Strafrechtswissenschaft und die Würzburger Güldene Freiheit, DA 62 (2006), S. 505536. J.F. v. SCHULTE (ed.), De criminalibus causis (aus dem Bamberger Codex P. I.11), in: Festschr. f. Bernhard Windscheid, Bonn 1888, S. 7-15. C. GROSS (ed.), Incerti auctoris ordo iudiciarius, Pars Summae legum et Tractatus de praescriptione, Innsbruck 1870. Hierzu FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 58-64. A. GOURON, Une école de canonistes anglais à Paris, Journal (wie Anm. 6). P. LANDAU, Walter von Coutances und die Anfänge der anglo-normannischen Rechtswissenschaft, in: "Panta rei". Studi dedicati a Manlio Bellomo III, Roma 2004, S. 183-204. Gustavus HAENEL (ed.), Incerti auctoris. Ordo iudiciorum (Ulpianus de edendo), Lipsiae 1838. Zu diesem Ordo vgl. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 65-73 mit einem Verzeichnis aller heute bekannten Handschriften. Zur Benutzung durch die Summa Parisiensis vgl. FOWLER-MAGERL, ebd. S. 67. Vgl. ed. HAENEL S. 56: "Archidiaconus quidam noster contemptor legis et iuris publici dominum meum, pro quo necessitatem standi suscepi, quadam dignitate, quam de manu
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von König Stephan von England die Grafschaft Northumberland einschließlich Durham abtreten lassen; sein Enkel und Nachfolger Malcolm IV. von Schottland musste sie 1157 an König Heinrich II. von England zurückgeben.49 3.) Bischof von Durham war seit 1153 der rechtskundige Hugo Puiset, vorher Archidiakon von Winchester.50 4.) Für Durham ist durch den dortigen Handschriftenbestand kanonistische Aktivität im 12. Jahrhundert belegt.51 Es bestanden wahrscheinlich auch enge Beziehungen zum nordenglischen Lincoln. ‚Ulpianus de edendo’ ist der erste systematisch in Titel gegliederte Ordo und daher ein zentrales Zeugnis für die Anfänge der Prozessrechtswissenschaft in Nordengland. 7.) Sehr umstritten war lange Zeit die Einordnung des Ordo ‚Olim edebatur’, der zuletzt 1892 von Tamassia und Palmieri aus einer Handschrift in Padua ediert wurde.52 Dieser Ordo zitiert als erster das zeitgenössische Dekretalenrecht und kann mit seiner ersten Redaktion
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dd. (David) regis, inclitae recordationis et divae memoriae, gerendam susceperat, mediantibus sordibus pecuniarum expulit …" Dieser Anhang ist nur in MS British Library, Harley 2355 auf fol. 8va-9va im Anschlusss an 'Ulpianus de edendo' überliefert, außerdem allein in MS 1 Evreux, BM, jedoch dort ohne die auf König David von Schottland (†1154) zu beziehende Formel; vgl. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 156 f. Zur Zugehörigkeit von Durham zu Schottland bis 1157 vgl. D.M. CORNER, Art. Malcolm IV., König von Schottland. LexMA VI (1993), col. 168 f. Ferner G.W.S. BARROW, Art. Northumberland, LexMA VI (1993), col. 1255. Zu Hugo Puiset vgl. G.V. SCAMMELL, Hugh du Puiset, Bishop of Durham (Cambridge 1956). Hugo Puiset war als Bischof von Durham Empfänger mehrerer päpstlicher Dekretalen, die durch die sog. Collectio Sangermanensis überliefert sind. Man kann daraus schliessen, dass diese Dekretalensammlung um 1200 in Durham kompiliert wurde. Vgl. hierzu H. SINGER, Neue Beiträge zu den Dekretalensammlungen vor und nach Bernhard von Pavia, Sitzungsber. Ak. Wien, Phil.-hist. Kl. 171/1, Wien 1913, hier S. 113-116. In diesem Zusammenhang sind die frühen glossierten Gratianhandschriften MS Durham C III.1 und C IV.1 zu nennen – vgl. S. KUTTNER, Repertorium der Kanonistik (Studi e Testi 71), Città del Vaticano 1937, S. 26 f.; ferner R. WEIGAND, Die Glossen zum Dekret Gratians, Teil III und IV (Studia Gratiana XXVI) Romae 1991, S. 732-736. MS Durham C III.1 enthält als Ergänzung zu Gratian eine frühe Dekretalensammlung (Collectio Dunelmensis prima). Vgl. hierzu W. HOLTZMANN / C.R. CHENEY / M.G. CHENEY, Studies in the collections of twelfth-century decretals (MIC, Ser. B, vol. 3), Città del Vaticano 1979, S. 75-99. J. TAMASSIA / J.B. PALMIERI (eds.), Johannis Bassiani libellus de ordine iudiciorum, in: Bibliotheca iuridica medii aevi II, Bononie 1892 - hier §§ 218-686 auf S. 229-248. Die Herausgeber nahmen irrtümlich an, dass 'Olim' ein Teil eines Libellus des Johannes Bassianus sei. Der Irrtum wurde korrigiert von E. SECKEL, Über neuere Editionen juristischer Schriften aus dem Mittelalter, ZRG, Rom. Abt. 21 (1900), S. 212-338, hier zu 'Olim' S. 306-338.
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um 1180 datiert werden.53 Er wird in zwei Handschriften dem schwer greifbaren Glossator Otto Papiensis zugeschrieben,54 scheint andererseits aber in Bologna unbekannt geblieben zu sein. Auch in diesem Fall ist Gouron eine Entdeckung gelungen, da er als Autor von ‚Olim’ den Kanonisten Rodoicus Modicipassus identifizieren konnte, der vor seiner Lehrtätigkeit in Bologna dieses prozessrechtliche Werk wahrscheinlich in Nordengland (Lincoln) verfasste.55 ‚Olim’ ist ein zentrales Zeugnis für die Rechtsschule von Lincoln, in deren Umkreis auch der Legist Vacarius einzuordnen ist.56 8.) Der singulär in einer Münchener Handschrift aus Neustift bei Brixen überlieferte Ordo ‚Quedam iudiciorum preparativa’ wurde in der südfranzösischen Schule um 1165 verfasst.57 Der Autor kannte bereits den prozessrechtlichen Brief des Bulgarus.58 9.) Eng verwandt mit dieser Schrift ist der Ordo ‚Criminalia iudicia’, der um 1165 von einem gewissen Giraud von Bourges verfasst wurde. Hier gelang Gouron eine Identifizierung mit dem königlichen Notar Giraud, einem ‚homme de confiance’ in der Umgebung König Ludwigs VII. von Frankreich.59 Giraud benutzt wahrscheinlich als erster Autor neben den römischen Quellen das Decretum Gratiani für das Prozessrecht. 60 Er gehört zu den frühesten namentlich bekannten französischen Juristen. 10.) Eine weitere französische prozessuale Schrift ist die von Gérard Fransen entdeckte Summa Elnonensis, die wohl im Umkreis von Paris um 1165 entstand.61 Ihr Verfasser war vielleicht der universal gebildete 53 54 55
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Hierzu A. GOURON, Qui a écrit l'Ordo 'Olim edebatur'?, Initium 8 (2003), S. 65-84, hier S. 68-70; auch in: DERS. Pionniers (wie Anm. 6), no. XIII. Hierzu vgl. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 76-78. GOURON, ebd., S. 82-84. Zu Rodoicus Modicipassus vgl. S. KUTTNER, Art. Rodoicus ou Rotbertus Modicipassus (Parvipassus), DDC VII (1965), col. 701 f.; ferner P. LANDAU, Rodoicus Modicipassus – Verfasser der Summa Lipsiensis?, ZRG Kan. Abt. 92 (2006), S. 340-354. Hierzu vgl. P. LANDAU, The Origins of Legal Science in England in the Twelfth Century: Lincoln, Oxford and the Career of Vacarius, in: K.G. CUSHING / M. BRETT (Hgg.), Readers, Texts and Compilers in the Earlier Middle Ages. Studies in Honour of Linda Fowler-Magerl, Ashgate 2009, S. 165-182. Zu diesem Ordo vgl. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 81-84 mit Teiledition. Der Ordo ist ausschließlich innerhalb eines Kompendiums in MS München, Clm. 16084 (aus Neustift) überliefert. Die Datierung ergibt sich aus der Abhängigkeit von der Codexsumme des Rogerius. Vgl. FOWLER-MAGERL, ebd. S. 81 und 83 f. Zu diesem Ordo vgl. FOWLER-MAGERL, ebd. S. 84-86. Zur Zuschreibung an Giraud von Bourges A. GOURON, L'entourage de Louis VII (wie Anm. 6) Vgl. A. GOURON, ebd. S. 23 und 29. Vgl. hierzu G. FRANSEN, Colligite Fragmenta: La "Summa Elnonensis" (Studia Gratiana XIII = Collectanea Stephan Kuttner III), Bononiae 1967, S. 83-108; auch in: DERS., Canones et Quaestiones I/1 (Biblioteca Eruditorum 25), Goldbach 2002, S. 135-158.
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Engländer Gérard Pucelle, Freund des Johann von Salisbury, der in Paris, Reims und zeitweilig auch in Köln lehrte.62 11.) Mit Köln als rheinischer Metropole ist der Ordo ‚Hactenus magiser Gratianus’ verbunden, der von Fowler-Magerl aus einer Bamberger Handschrift ediert wurde.63 Autor war ein gewisser Renerus (Reiner), Kanoniker von St. Andreas in Köln; die Entstehungszeit ist etwa 1167/70.64 Es ist das erste prozessrechtliche Werk der bisher meist unterschätzten Kölner Rechtsschule. 12.) Wohlbekannt ist seit der Edition durch Friedrich Kunstmann 1855 der Ordo ‚In principio’.65 Entstehungsmilieu ist die während der letzten Jahre von Uruszczak erforschte Rechtsschule von Reims;66 auch hier kommt der vielseitige Gérard Pucelle als Autor in Frage.67 Der Ordo ist dadurch bemerkenswert, dass er systematisch Zivilprozess und Strafprozess trennt. 13.) Von einem Kanonisten wurde um 1170 der Ordo ‚Iudicandi formam’ verfasst, dessen Edition wir Fowler-Magerl verdanken.68 Er beruht auf dem Decretum Gratiani und dürfte in der anglo-normannischen Schule entstanden sein; die einzige Handschrift stammt aus Christ Church, Canterbury.69 14.) Ausschließlich den Strafprozess behandelt der sog. Tractatus criminum, neben dem erwähnten Bamberger Ordo das zweite Straf-
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Zur wahrscheinlichen Autorschaft des Gérard Pucelle FRANSEN, ebd. S. 107. Zu Gérard Pucelles Biographie jetzt zusammenfassend P. LANDAU, Die Kölner Kanonistik des 12. Jahrhunderts (Kölner rechtsgeschichtliche Vorträge 1), Badenweiler 2008, S. 8-11 und 22. Hierzu vgl. FOWLER-MAGERL (wie Anm. 5), S. 87 mit Edition S. 290-293; ferner jetzt P. LANDAU, Kölner Kanonistik (wie Anm. 62), S. 27. Vgl. S. KUTTNER / E. RATHBONE, Anglo-Norman Canonists of the Twelfth Century, Traditio 7 (1949/51), S. 279-358, hier S. 298 f.; auch in: S. KUTTNER, Gratian and the Schools of Law 1140-1234 (London 1983), no. VIII. F. KUNSTMANN, Über den ältesten Ordo judiciarius, Kritische Überschau der deutschen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft 2 (1855), S. 10-29, mit Edition S. 17-29. Zu diesem Ordo vgl. auch FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 88-91 mit Verzeichnis der vorwiegend süddeutschen Handschriften. Hierzu vgl. W. URUSZCZAK, Enseignants du droit à Reims au XIIe siècle, in: B. DURAND / L. MAYALI (Hgg.), Excerptiones iuris: Studies in honor of André Gouron (Berkeley 2000), S. 741-758. Die Entstehung in Reims um 1171 kann nach dem Text des libellus inscriptionis in diesem Ordo vermutet werden; vgl. FOWLER-MAGERL (wie Anm. 65). In diesen Jahren hat Gérard Pucelle wahrscheinlich in Reims gelehrt. Hierzu vgl. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 91 f. mit Edition S. 273-289 (Appendix III). Zur Herkunft aus Christ Church vgl. KUTTNER / RATHBONE (wie Anm. 64), S. 291, Anm. 7.
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rechtslehrbuch des 12. Jahrhunderts.70 Hier verfügen wir jetzt über eine vorzügliche Edition von Giovanni Minnucci.71 Die These von Kantorowicz, dass diese Schrift von dem Glossator Jacobus verfasst sein müsse,72 kann heute als widerlegt gelten; wahrscheinlich handelt es sich vielmehr um ein Produkt der provencalischen Rechtsschule zwischen 1162 und 1164.73 15.) Wahrscheinlich in Frankreich wurde ferner nach 1185 der Ordo ‚Videndum est quis sit ordo’ verfasst, den ebenfalls Fowler-Magerl edierte.74 Eine genauere Zuordnung dieser Schrift war bisher nicht möglich. 16.) Bald nach 1180 wurde in England, vielleicht in Canterbury, als eine Kurzfassung von ‚Olim edebatur’ der Ordo ‚Iudicium est trinus personarum’ geschrieben.75 Auch in diesem Fall kennen wir den Text durch eine Edition von Fowler-Magerl.76 17.) Altbekannt ist ferner der von Schulte 1872 edierte sog. Ordo Bambergensis mit dem Incipit ‚Quia iudiciorum’.77 Er kombiniert römisches und kanonisches Recht und ist mit der von mir dem bereits erwähnten Rodoicus zugeschriebenen Summa Lipsiensis verwandt. Die Erwähnung des Erzbischofs Johannes Comyn von Dublin könnte 70 71 72
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Zum Tractatus criminum vgl. vor allem GOURON (wie Anm. 39); ferner FOWLERMAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 92 f. Cf. G. MINNUCCI (ed.), Tractatus Criminum Saeculi XII (Archivio per la Storia del Diritto medioevale e moderno 2), Bologna 1997. H. KANTOROWICZ, Il 'Tractatus Criminum', in: Per il cinquantenario della Rivista penale (1925), S. 361-376; auch in: DERS., Rechtshistorische Schriften (Freiburger Rechts- und Staatswissenschaftliche Abh. 30), Karlsruhe 1970, S. 273-285. Nach Minnucci (wie Anm. 71), S. LXIV, wurde der Traktat zwischen 1162 und 1164 verfasst. Die Datierung ergibt sich daraus, dass der Traktat die Codexsumme des Rogerius (†1162) benutzte und seinerseits eine Quelle für die Dekretsumme des Rufinus war. Die Abfassung des Tractatus in der Provence wird durch die Verwendung der Summa Trecensis nahegelegt – vgl. GOURON (wie Anm. 39), S. 56. Ferner hierzu A. GOURON, Philologie et Histoire du droit: sur l'édition du 'Tractatus criminum', Initium 8 (2003), S. 357-372. Hierzu vgl. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 94-96, mit Edition S. 294-296 (Appendix V). Eine Entstehung in Südfrankreich ist wegen der Verwandtschaft mit der Dekretsumme 'Permissio quedam' möglich – zu letzterer vgl. A. GOURON, Sur les gloses siglées d et p dans les manuscrits du XIIe siècle, Rivista Internazionale di Diritto Comune 8 (1997), S. 21-34; auch in: DERS. Pionniers (wie Anm. 6), no. IV. Hierzu vgl. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 104 f. Die einzige Handschrift stammt aus Christ Church, Canterbury, vgl. KUTTNER / RATHBONE (wie Anm. 69). Edition FOWLER-MAGERL, ebd. S. 297-300 (Appendix VI). Hierzu J.F. v. SCHULTE, Der Ordo iudiciarius des Codex Bambergensis P.I.II, Sitzungsber. Ak. Wien, Phil.hist. Kl. 70 (1872), S. 285-326, mit Edition S. 285-326. Hierzu vgl. auch FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 105 f.
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vermuten lassen, dass dieser Ordo mit einer irischen Rechtsschule zusammenhängt,78 der neuestens von Gouron auch das von Max Conrat edierte Florentiner Rechtsbuch zugeschrieben wurde.79 18.) Der englische Jurist Wilhelm von Longchamp, Bischof von Ely und zeitweilig Kanzler von England, schrieb um 1185 ein Werk ‚Practica legum et decretorum’, das 1883 von Caillemer ediert wurde.80 Wilhelm von Longchamp ist als erbitterter politischer Gegner des Walter von Coutances bekannt;81 dieser hatte bereits vor ihm mit einer weit gewichtigeren Schrift zum Prozessrecht brilliert. 19.) Einen gewissen Abschluss erreicht die anglo-normannische Prozessrechtswissenschaft des 12. Jahrhunderts mit dem Ordo des Richardus Anglicus, der von ihm kurz vor 1190 wahrscheinlich in Lincoln oder Paris verfasst wurde.82 Richardus brachte sein Lehrbuch um 1190 nach seiner neuen Wirkungsstätte Bologna mit; für die Bologneser war es das erste umfassende prozessrechtliche Werk, auf dem der kurz nach 1198 geschriebene Ordo ‚Invocato Christi nomine’ aufbauen konnte, der nicht von Pilius verfasst wurde, sondern nach den Forschungen Emil Seckels vielmehr von dem Sieneser Notar Bencivenne.83 Ich kann in diesem Überblick nicht auf die umfangreiche Literatur zu Teilaspekten des Prozessrechts eingehen, so z. B. auf Abhandlungen zu den Actiones oder auch zum Beweisrecht. Jedoch lässt sich auch hier die Feststellung treffen, dass die ältesten Werke dieser Gattungen nicht in Bologna entstanden; so ist z. B. der früheste Traktat eines italienischen Glossators über Actiones erst das um 1160 entstandene Werk ‚Cum essem Mantuae’ des 78 79 80
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Vgl. Edition SCHULTE (wie Anm. 77), S. 324: "Ego Johannes Dubuliensis ecclesiae archiepiscopus cognitor causae …" Hierzu vgl. A. GOURON, Un traité juridique d'origine irlandaise: le 'Livre de Florence', Initium 9 (2004), S. 61-71, auch in: DERS., Pionniers (wie Anm. 6), no. XIV. Hierzu vgl. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (wie Anm. 5), S. 113 f. Ferner E. CAILLEMER, Le droit civil dans les provinces anglo-normandes au XIIe siècle, Caen 1883, mit Edition S. 50-72 – auch in: Mémoires de l'Académie nationale des sciences, arts et belles-lettres de Caen (1883), S. 157-226. Zu Wilhelm von Longchamp vgl. J.S. CRICHLEY, Art. Wilhelm Longchanp, LexMA IX (1998), col. 154 f. Er wurde 1189 nach der Thronbesteigung von Richard Löwenherz Bischof von Ely und Kanzler von England; vorher war er Richards Kanzler in Aquitanien. Zum Ordo 'Editio sine scriptis' des Richardus Anglicus vgl. FOWLER-MAGERL, ebd., S. 113-119, hier auch zur Datierung. Zu den Editionen vgl. oben Anm. 20. Zum Ordo 'Invocato Christi nomine' vgl. FOWLER-MAGERL, ebd., S. 119-122. Zur Verfasserschaft des Bencivenne vgl. E. SECKEL / E. GENZMER. Über die dem Pillius zugeschriebene Summa de ordine iudiciorum, 'Invocato Christi nomine', Sitzungsber. Ak. Berlin (1931), S. 293-417. Edition von F. BERGMANN, Pillii, Tancredi, Gratiae Libri de iudiciorum ordine (Gottingae 1842), S. 3-86.
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Placentinus;84 vorher gab es aber bereits das Werk ‚De natura actionum’ des von Gouron entdeckten provencalischen Juristen Géraud, des Autors der Summa Trecensis;85 ferner ist der Provence der weit über Europa verbreitete Traktat ‚De actionum varietate’ zuzuordnen.86 Im Beweisrecht besitzen wir vor der um 1180 verfassten Summula de testibus, die von dem Bologneser Glossator Albericus verfasst wurde, und deren Edition wir Erich Genzmer verdanken,87 außerdem die bereits um 1170 verfasste Summula de probationibus, deren Verfasser der bedeutende Kanonist Bertram von Metz war,88 der wichtigste Autor der Kölner Kanonistenschule.89 Auch diese Schrift ist bereits 1842 von Agathon Wunderlich ediert worden.90
IV Ergebnisse Die Ergebnisse dieses Streifzugs durch die prozessrechtliche Literatur des 12. Jahrhunderts lassen sich wie folgt zusammenfassen. Von den 19 von mir 84
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Zu 'Cum essem Mantuae' vgl. FOWLER-MAGERL, ebd., S. 172-174; außerdem A. GOURON, Placentin et la Somme 'Cum essem Mantuae', in: Estudios interdisciplinares en homenaje a Ferran Valls i Taberner (Barcelona 1992), S.1335-1352: auch in: DERS., Droit et coutume (wie Anm. 6), no. II. A. GOURON, Primo tractavit de natura actionum Geraudus: studium bononiense, glossateurs et pratique juridique dans la France méridionale, in: Chiesa, diritto e ordinamento della 'societas christiana' nei secoli XI e XII (Miscellanea del Centro di Studi medioevali XI), Milano 1986, S. 202-215; auch in: DERS., Droit et coutume (wie Anm. 6), no. I. Ferner vgl. FOWLER-MAGERL, ebd., S. 165-167. Edition von H. FITTING, Juristische Schriften des früheren Mittelalters (Halle 1876, ND Aalen 1965), S. 227-127. Hierzu vgl. FOWLER-MAGERL, ebd., S. 160-165 mit der These einer Entstehung in Norditalien am Ende des 11. Jahrhunderts als 'langobardisches Produkt römischen Rechts'. In diesem Sinne bereits M. CONRAT (COHN), Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechts im frühen Mittelalter (Leipzig 1891, ND Aalen 1963). Vgl. jetzt aber A. GOURON, Le traité 'De actionum varietate', la version du manuscrit de Barcelone (A.C.A. San Cugat 55) et la 'Glossa Coloniensis' aux institutes (manuscrit de Cologne H.A.W 328), Initium 2 (1997), S. 373-390; auch in: DERS. Pionniers (wie Anm. 6), no. II, mit einer Datierung der ältesten Redaktion auf das Jahr 1132 und der Hypothese eines Ursprungs in der Provence. Edition von FITTING, ebd., S. 165-170 und S. 174-180. Hierzu vgl. FOWLER-MAGERL, ebd., S. 221-223. Edition von E. GENZMER, Summula de testibus ab Alberico de Porta ravennate composita, in: Studi in onore di Enrico Besta I (Milano 19937), S. 479-510. Hierzu vgl. FOWLER-MAGERL, ebd, S. 219 f. Hierzu vgl. P. LANDAU (wie Anm. 62), S. 28 f. A. WUNDERLICH, Beiträge zur Literärgeschichte des Prozesses im zwölften und dreizehnten Jahrhundert, Zeitschr. f. geschichtliche Rechtswissenschaft 11 (1842), S. 7298, Edition S. 92-98.
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vorgestellten prozessrechtlichen Traktaten sind insgesamt mindestens acht (Zif. 5, 6, 7, 13, 16, 17, 18, 19) der anglo-normannischen Schule zuzuweisen, darunter die umfangreichsten und gehaltvollsten Werke, beginnend mit ‚Ulpianus de edendo’ und ‚Tractaturi de iudiciis’, endend mit ‚Editio sine scriptis’ des Richardus Anglicus. In der Provence entstanden drei kürzere Traktate (Zif. 1, 8, 14), darunter wahrscheinlich der erste Strafrechtstraktat der europäischen Rechtsgeschichte. Aus anderen Regionen Frankreichs, hauptsächlich der Rechtsschule von Reims, sind vier weitere Werke seit etwa 1160 zu nennen (Zif. 9, 10, 12, 15). Bei diesen Traktaten ist zumindest in einem Fall (Zif. 10) auch an einen englischen Autor (Gérard Pucelle) zu denken. Die in Deutschland verfasste prozessrechtliche Literatur setzt ebenfalls bereits um 1160 mit der ‚Rhetorica ecclesiastica’ ein. Wir können heute vier Werke dem Deutschland der Barbarossazeit zuweisen (Zif. 2, 3, 4, 11). Interessant sind die Entstehungsorte: Hildesheim, Bamberg, Köln und Altzelle. In die drei erstgenannten deutschen Bischofsstädte ergingen in derselben Epoche auf Anfrage auch päpstliche Dekretalen, wie ich in einer besonderen Studie dargelegt habe.91 Neueste Forschungen ermöglichen es uns auch, zum Teil die Autoren dieser Literatur zu identifizieren. Ich möchte unter ihnen nur zwei hervorheben: Walter von Coutances, eine zentrale Figur der englischen Geschichte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts,92 und Rodoicus Modicipassus, den größten englischen Kanonisten des Mittelalters.93 Es ist überhaupt zu betonen, dass wohl alle Verfasser der von mir erwähnten Schriften Kanonisten waren. Sie schrieben primär für die kirchliche Praxis, die mit Hilfe der von ihnen verfassten Literatur ein an den Standards des römischen Rechts orientiertes neues kirchliches Verfahrensrecht entwickelte. Das gelehrte Prozessrecht des Mittelalters wurde von Kanonisten geschaffen, was letztlich auch für Bologna zutrifft, da der bedeutendste und erfolgreichste Prozessualist des Mittelalters, der Bologneser Archidiakon Tankred,94 hauptsächlich als kanonistischer Rechtslehrer aktiv war. Was lässt sich an Hauptleistungen der Prozessrechtsautoren nördlich der Alpen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts festhalten? Ich möchte drei Errungenschaften nennen, die für das Prozessrecht bis zur Gegenwart wichtig geblieben sind. 1.) Die Spezialisten des Prozessrechts schufen mit den in Sachtitel gegliederten Ordines eine S y s t e m a t i k aus einer Synthese von Texten 91
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P. LANDAU, Kanonistische Ergänzungen zur Germania und Bohemia Pontificia. Päpstliche Dekretalen an Empfänger im Reich zwischen 1140 und 1198, in: P. KRAFL (Hg.), Sacri canones servandi sunt (Opera Instituti historicae Pragae, series C Miscellanea, vol. 19), 2008, S. 241-257. Hierzu oben Anm. 44. Hierzu oben Anm. 55. Zu Tankred vgl. vor allem L. CHEVAILLER, Art. Tancredus, DDC VII (1965), col. 11461165, mit reichhaltigen Angaben zum Inhalt des Ordo iudiciarius.
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des römischen und kanonischen Rechts. Seit dem 12. Jahrhundert gibt es eigene Lehrbücher des Prozessrechts. 2.) Seit dem 12. Jahrhundert werden Zivilprozess und Strafprozess klar unterschieden. Letztlich verdanken wir es den Autoren dieser Epoche, dass wir heute in Deutschland neben der Zivilprozessordnung eine Strafprozessordnung haben. 3.) Im gelehrten Prozessrecht wurde eine Kombination von römischem und kanonischem Recht entwickelt. Einen wesentlichen Anteil an dieser Synthese hatte das zeitgenössische päpstliche Dekretalenrecht.95 Es entstand damit das gemeine Prozessrecht, das in Deutschland bis 1879 Rechtsgeltung behielt96 und dessen Prinzipien teilweise auch in den heute geltenden Prozessordnungen fortleben. Gerade die Geschichte des Prozessrechts zeigt uns, dass das 12. Jahrhundert eine große schöpferische Epoche der europäischen Rechtsgeschichte war, nicht nur in Bologna, sondern darüber hinaus vor allem in England, Frankreich und auch Deutschland. Verzeichnis der erwähnten Ordines 1. ‚Si quis de re quacumque‘: Sisteron, Provence (?) 1165-1180. Autor Hugo Raimundi (?); ed. Rhodius 1530. 2. Rhetorica ecclesiastica: Hildesheim 1160; ed. Wahrmund 1906. 3. ‚etiam testimonia removentur‘: Altzelle ca. 1190; ed. Fowler-Magerl 1984. 4. ‚Cum de criminalibus questionibus‘: Bamberg 1165, ed. Schulte 1888. 5. ‚Tractaturi de iudiciis‘: Paris (?) 1165/66. Autor Walter von Coutances; ed. Gross 1870. 6. Ulpianus de edendo: England (Durham) 1153-57; ed. Hänel 1838. 7. ‚Odim edebatur‘: Lincoln um 1180. Autor Rodoicus Modicipassus; ed. Tamassia/Palmieri 1892. 8. ‚Quedam iudiciorum preparativa‘: Provence um 1165. Teiledition FowlerMagerl 1984. 95
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Vgl. hierzu K.W. NÖRR, Päpstliche Dekretalen und römisch-kanonischer Zivilprozeß, in: Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, Frankfurt/M. 1972, S. 53-65; DERS., Päpstliche Dekretalen in den ordines iudiciorum der frühen Legistik, Ius commune 3 (1970), S. 1-9; DERS., Kontroversen legistischer Glossatoren in päpstlichen Dekretalen, Revue de Droit Canonique 29 (1979), S. 74-80 (Mélanges Jean Gaudemet). Alle drei Studien auch in: K.W. NÖRR, Iudicium est actus trium personarum (Bibliotheca Eruditorum 4), Goldbach 1993, S. 53-87. Die letzte systematische Darstellung des gemeinen Prozessrechts mit reichen historischen Angaben ist G.W. WETZELL, System des ordentlichen Civilprozesses, ³Leipzig 1878. Eine moderne Geschichte des Prozessrechts fehlt bis heute.
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9. ‚Criminalia iudicia‘: Frankreich um 1165. Autor Giraud von Bourges. 10. Summa Elnonensis: Paris (?) um 1165. Autor Gérard Pucelle (?); Teiledition Fransen 1967. 11. ‚Hactenus magister Gratianus‘: Köln 1167/70. Autor Renerus; ed. FowlerMagerl 1984. 12. ‚In principio‘: Reims 1171. Autor Gérard Pucelle (?); ed. Kunstmann 1854. 13. ‚Iudicandi formam‘: anglo-normannische Schule um 1170; ed. FowlerMagerl 1984. 14. Tractatus criminum: Provence 1162/64; ed. Minnucci 1997. 15. ‚Videndum est‘: nach 1185. Frankreich (?); ed. Fowler-Magerl 1984. 16. ‚Iudicium est trinus personarum‘: Canterbury (?) 1180/85; ed. FowlerMagerl 1984. 17. ‚Quia iudiciorum‘ (Ordo Bambergensis): Irland/England (?) 1182; ed. Schulte 1872. 18. ‚Practica legum et decretorum‘: um 1185. Autor Wilhelm von Longchamp, ed. Caillemer 1883. 19. ‚Editio sine scriptis‘: Lincoln/Paris (?) 1180/90. Autor Richardus Anglicus; ed. Witte 1859, Wahrmund 1915.
Antonio Padoa-Schioppa
Il rispetto della legalità nelle Lettere di Gregorio Magno*
La giustizia in Gregorio Magno non è un tema nuovo. Essa ha formato oggetto di una limpida relazione tenuta a Spoleto nel 1994 da Girolamo Arnaldi, che si sofferma anche sugli scritti dottrinali e pastorali del pontefice1. Il Registrum Epistularum, in relazione con i problemi della giustizia, è stato studiato in anni recenti da Lisania Giordano, che ne ha bene còlto alcuni caratteri peculiari in due recenti monografie2. I principî canonistici e l’impiego delle fonti romanistiche nel Registro sono stati analizzati da G. Damizia3 e da A. Gauthier4. E non mancano ulteriori indagini connesse al tema, nella ricchissima letteratura storiografica su un testo, il Registrum, che è senza dubbio tra i più importanti del medioevo europeo non solo per la personalità straordinaria del suo autore ma perchè costituisce uno spaccato rivelatore della società mediterranea ed europea nella fase di trapasso tra l’età antica e l’età medievale, una fase storica per la quale le testimonianze documentarie sono molto scarse e lacunose. Sul tema, anche dopo le valide ricerche degli storici già menzionati, alcuni aspetti ci sembrano tuttavia ancora meritevoli di indagine. Ci proponiamo di approfondire, attraverso le testimonianze del Registro5, l’idea di giustizia che il * 1
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Queste pagine sono dedicate a Mario Pisani e figureranno anche negli Scritti in suo onore. G. ARNALDI, Gregorio Magno e la giustizia in: La giustizia nell’alto medioevo, sec. VVIII, (Settimane di studio del Centro italiano di studi sull’alto medioevo, XLII/1), vol. I, Spoleto 1995, pp. 57-102. L. GIORDANO, Giustizia e potere giudiziario ecclesiastico nell’Epistolario di Gregorio Magno, Bari 1997; DERS., Itinerari di giustizia gregoriana, testualità e recezione, Bari 2005. G. DAMIZIA, Lineamenti di diritto canonico nel Registrum epistularum di San Gregorio Magno, Roma 1949; DERS., Il Registrum epistularum di San Gregorio Magno e il Corpus iuris Civilis, in: Benedictina, 2 (1948), pp. 196-226. A. GAUTHIER, L’utilisation du droit romain dans la lettre de Grégoire le Grand à Jean le Défenseur, in: Angelicum, 54 (1977), pp. 417-428. Nelle pagine che seguono verrà utilizzata l’edizione del Registro curata da V. RECCHIA: Gregorii Magni, Registrum Epistularum / Gregorio Magno, Lettere, Roma 1996-1999, in 4 volumi, che riproduce l’edizione critica di D. NORBERG (Corpus Christianorum, CXL-CXL A) e che accompagna la traduzione con molte utili note. Il volume primo
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papa ha voluto affermare nella sua concreta opera di pastore della Chiesa, a contatto con le situazioni e con le richieste che gli provenivano da tante parti della cristianità occidentale. Nell’esaminare con questo fine l’intero Registro, ci è parso che l’opera del papa sia ispirata ad alcuni fondamentali principî e criteri, sempre di nuovo affermati e fatti applicare ai destinatari delle epistole. Essi sono: l’insistenza sul necessario accertamento della verità dei fatti, il rispetto della legalità civile e canonica, l’impegno a riconoscere con imparzialità a ciascuno il suo, il riferimento ai valori cristiani di misericordia talora anche in deroga rispetto alle leggi. A questi criteri si possono ricondurre molte specifiche decisioni del papa e molte dettagliate istruzioni per i suoi delegati. Che si tratti di accuse rivolte a chierici o a vescovi, di turbative del possesso di terre, di controversie su disposizioni ereditarie, di processi sullo status di libertà delle persone, l’atteggiamento del pontefice non muta nel tenere fermi questi principî per lui davvero basilari. Ne scaturisce inoltre, in diversi campi, anche l’affermazione di regole nuove di diritto canonico. Occorre rammentare che il Registro non contiene verbali di procedimenti né atti giudizi in senso tecnico6. La forma dei provvedimenti attestati nei registri dei pontefici tardo-antichi e dell’alto medioevo era quella della lettera (epistola), di derivazione imperiale romana7. Le epistole contengono le istruzioni inviate dal papa ai vescovi, ai defensores, agli abati, non di rado anche ai funzionari imperiali riguardo a questioni o a casi che gli erano stati sottoposti direttamente da una delle parti o dalle stesse autorità ecclesiastiche interessate. Le brevi osservazioni che seguono riguardano il secondo dei quattro principî che abbiamo appena menzionato: il rispetto della legalità che il papa ribadisce in più e più occasioni. Nell’esaminare i casi a lui sottoposti, il papa tiene in effetti sempre presente lo stato del diritto secolare del suo tempo, non meno che le disposizioni canoniche formalizzate in testi scritti o applicate per consuetudine. Quanto alla consuetudine, i rinvii a questa fonte del diritto non mancano, nel Registro. La consacrazione episcopale da parte dei vescovi della provincia è confermata dal papa che la dichiara antiquitatis mos (Reg. III. 30). Consuetudo prisca è detta l’invio del pallio, un indumento sacro concesso dal papa a vescovi di sedi particolarmente importanti ma indossabile solo in Chiesa per la messa (Reg. VIII. 4 e altrove). Nel campo civile, con riferimento alle consuetudini dei saponieri napoletani, Gregorio le dichiara antiche e da rispettare (Reg. IX. 52).
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contiene i libri I-III, il secondo i Libri IV-VII, il terzo i libri VIII-X, il quarto i libri XIXIV del Registro [d’ora innanzi: Reg.]. Fa eccezione la procedura che autorizza un abate a fare testamento (Reg. XI. 15). Si veda su ciò il testo ancora basilare di H. BRESSLAU, Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien, rist. Berlin 1958-1960, trad. it. Manuale di diplomatica per la Germania e l’Italia, trad. A. M. Voci-Roth, Roma 1998, vol. I, pp. 104-106; 116.
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Così pure riguardo ai diritti del “patrono” della città (ancora Napoli), che il vescovo voleva sminuire rispetto alla consuetudine (Reg. IX. 53). La suddivisione in quattro parti dei redditi ecclesiastici, destinate rispettivamente al clero, ai poveri, agli edifici sacri e al vescovo, attestata già nel Liber Diurnus8, è più volte richiamata nel Registro gregoriano (ad es. in Reg. IV. 11; Reg. V. 48; Reg. XI. 22). Talora però una consuetudine è dal papa riprovata e perciò da respingere: è il caso del criterio di ripartizione del quarto dei redditi destinato al clero, per il quale il papa – riformando un’antica consuetudine che ne riservava i due terzi ai presbiteri e ai diaconi, un terzo al clero degli ordini inferiori – prescrive al vescovo di Catania di fissare egli stesso il riparto tra il clero ordinato e quello non ordinato, in base ai meriti e alle necessità (Reg. VIII. 7). Così pure avviene a proposito della consuetudine che ammetteva per la sepoltura dei defunti un pagamento in danaro: Gregorio la condanna senza incertezze qualificandola prava; tanto più, aggiunge, che tale richiesta non era in uso neppure presso i pagani (Reg. VIII. 35; Reg. XI. 15). Sul terreno canonistico, frequente è il riferimento diretto o indiretto del papa ai canones. Esso riguarda in primo luogo i temi dell’ortodossia, sui quali Gregorio è fermissimo nel richiamarsi ai quattro concili di Nicea, Costantinopoli, Efeso e Calcedonia: si vedano ad esempio Reg. IV. 33 e Reg. V. 52. Quanto al diritto romano, i rinvii diretti o indiretti alle leggi accolte nella Compilazione di Giustiniano nel Registro sono numerosi. La precisa distinzione tra la tutela del possesso e la rivendicazione della proprietà costituisce il presupposto di una nutrita serie di decisioni di Gregorio. La restituzione di un possesso usurpato viene richiesta al vescovo di Napoli riguardo alle porte della città (Reg. IX. 77) e riguardo a un fondo del monastero spoletino di san Marco (IX. 88). Il vescovo di Siracusa è sollecitato a rispettare una sentenza che aveva imposto di restituire a Felice il possesso di una tenuta, restando aperta la questione della proprietà (Reg. IX. 92; cf. Reg. IX. 97); e lo stesso vescovo è invitato a restituire il possesso di una terra occupata dalla Chiesa locale ai danni di una Fausta gloriosissima, in attesa che il giudice accerti il titolo di proprietà (Reg. IX. 147). Analogo invito il papa rivolge a Costanzo vescovo di Milano, i cui uomini avevano occupato un campo e una vigna di un uomo, Fliagrio, del quale è in discussione l’appartenenza (come servo) alla Chiesa milanese, ma che è tra l’altro (lo sottolinea il papa, probabilmente per rafforzare il suo invito) affetto da cecità (Reg. IX. 235). In questi casi è evidente l’intento di tutelare il possesso con gli strumenti e gli interdetti del diritto romano nelle questioni relative ad immobili ai quali è interessata la chiesa, molto spesso anche in direzione contraria agli interessi della chiesa stessa.
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Liber Diurnus f. LXXIV; cf. l’ed. Recchia del Registro, a Reg. IV. 11 (vol. II, p. 38).
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E ancora. Una sentenza viziata nella forma è da ritenersi nulla, anche in assenza di appello, per diritto umano e divino, sottolinea il papa in un caso molto delicato relativo al vescovo di Tebe, che era stato ingiustamente condannato dal vescovo di Larissa (Reg. III. 6). Le leggi civili vietano di ridure in schiavitù un debitore9, afferma Gregorio sollecitando il defensor di Palermo Fantino a favorire una transazione sul debito del chierico Cosma Siro e offrendo egli stesso una somma a questo fine (Reg. IV. 43; cf. Reg. III. 55). Sono le leggi civili, ma è anche l’aequitas naturalis a imporre di liberare da ogni obbligo l’erede che abbia respinto l’eredità, ricorda il papa al vescovo di Taormina a proposito del caso, già ricordato sopra, di una donna che pur avendo rifiutato la designazione di erede era assediata dai creditori del defunto marito (Reg. VI. 35). Secondo la legge (decreta legalia) se una sposa o uno sposo promesso decidano di entrare in monastero, l’altro dei due promessi sposi ha diritto di recuperare le arre nuziali senza subire alcun danno10, dunque nel caso in esame il promesso sposo non può trattenere i beni così ricevuti, ammonisce il papa al quale il fratello di lei aveva fatto ricorso (Reg. VII. 20). Il divieto di fare testamento per chi si sia fatto monaco è sancito dalla legge (così dispongono Nov. 5. 5; Nov. 123. 38), ma una costituzione imperiale (si veda infatti Cod. Iust. 1. 14. 5. 1) sancisce la nullità di atti compiuti contro la legge11, sicché i legati disposti da Sirica a favore di terzi debbono ritenersi nulli perché i suoi beni sono ormai passati al monastero in cui essa è entrata, scrive il papa al vescovo di Cagliari; né conta il fatto che la donna, divenuta abbatessa, abbia continuato a vestire abiti non corrispondenti al suo ruolo (Reg. IX. 198). Come è ben noto, la legislazione imperiale era intervenuta largamente e in profondità, da Costantino sino a Giustiniano, a tutela delle ragioni e degli interessi del clero, dell’ordine ecclesiastico, delle chiese e dei monasteri, attribuendo inoltre importantissime funzioni giurisdizionali e d’appello ai vescovi, anche nei confronti delle questioni secolari e delle decisioni dei funzionari imperiali12. Non sorprende che Gregorio si riallacci alle leggi secolari accolte nella compilazione di Giustiniano per ribadire ad esempio, in taluni casi sottoposti al suo esame da una delle parti, la validità di un lascito pio (Reg. IX. 35), o la tutela dei diritti dei monasteri sui loro beni (Reg. VIII. 32), o il divieto per un Samaritano (ma anche per suo figlio, pur convertito al cristianesimo) di tenere uno schiavo cristiano (Reg. VIII. 21).
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Nov. Iust. 134. 7. Cod. Iust. 1. 3. 54 (56). 3. imperiali constitutione aperte sancitum est ut ea quae contra leges fiunt non solum inutilia sed etiam pro infectis habeantur (Reg. IX. 198). Le parole non solum - habeantur sono tratte alla lettera dal testo della costituzione del 439 di Teodosio II riprodotta in Cod. Iust. 1. 14. 5. 1. Su questo richiamo di Gregorio al testo legislativo, D. LIEBS, Die Jurisprudenz im spätantike Italien (260-640 n. Chr.), Berlin 1987, p. 128. Nov. 86. 1.
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Il papa conosce molto bene le leggi civili, vi fa diretto o indiretto riferimento quando occorre, ma non ne cita di regola il testo. Solo in un’occasione riporta per esteso tutta una serie di passi della Compilazione giustinianea (Reg. XIII. 49), con l’intento di istruire il suo delegato, il defensor Giovanni, inviato in Spagna a decidere sul caso del vescovo di Malaga ingiustamente rimosso dalla carica: vengono riprodotte, con l’indicazione della fonte, le norme giustinianee sul privilegio del foro ecclesiastico, le disposizioni sulle pene irrogate a chi lede il diritto d’asilo e a chi commette violenza contro un sacerdote, quelle sulla nullità della pronuncia di un giudice non competente per materia, sulla nullità di una sentenza non scritta, sul divieto di accusa contro il padrone da parte dello schiavo, sulla necessaria presenza delle parti nell’escussione dei testimoni e sulla loro credibilità. Tutte queste norme sono richiamate dal papa per dare al suo delegato gli strumenti legali atti a riformare una pronuncia di primo grado che al papa sembra viziata, oltre che ingiusta. Il papa fa capire chiaramente che la rimozione e la deportazione del vescovo di Malaga Gennaro, decisa in primo grado da un sinodo di vescovi spagnoli, potrebbe essere stata determinata dalle pressioni di un potente funzionario locale, il gloriosus Comiziolo (Reg. XIII. 48), già fiduciario del defunto imperatore Maurizio che nel frattempo come sappiamo, era stato crudamente trucidato insieme con i cinque figli maschi e sostituito da Foca. Di qui le particolari precauzioni e cautele assunte da Gregorio per il caso in esame. E’ da notare che queste disposizioni del diritto secolare, tratte dalla compilazione giustinianea, sono richiamate testualmente dal pontefice come norme vigenti, e come tali imposte al delegato papale per la decisione del caso in esame, in una causa che per l’oggetto e per lo status delle parti pertineva esclusivamente al diritto canonico, riguardando la rimozione di un vescovo. Ne risulta con particolare evidenza come la Chiesa gregoriana ritenesse direttamente applicabile la normativa giuridica secolare alle cause di diritto canonico, ove non vi fosse una specifica normativa introdotta dalla Chiesa. Non deve destare particolare meraviglia che tra le leggi secolari richiamate dal pontefice nelle sue decisioni figurino anche disposizioni di legge delle quali si potrebbe discutere (ma oggi, non allora) la coerenza con i principî del cristianesimo. Ad esempio viene affermato dal papa il divieto, per il figlio di un colono affrancato con l’obbligo di rimanere nel territorio13, di andarsene sposando una donna di altra località (Reg. IX. 129)14; altrove si richiamano le pene per gli idolatri15, rispettivamente, liberi o di condizione servile: la reclusione per i primi, le verghe per i secondi (Reg. IX. 205). Così disponevano leggi che Gregorio riteneva fosse da applicare anche da parte della Chiesa.
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Si veda Cod. Iust. 11. 48. 6-7. Cod. Iust. 11. 48. 24. 1. Cod. Iust. 9. 18.
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Quanto al metodo adottato, Gregorio non applica nelle sue decisioni di natura giuridica la tecnica sottile che troviamo talora impiegata nell’applicazione dei testi della Scrittura alle questioni pratiche poste dai fedeli, allorché il papa pone in relazione reciproca testi differenti per ricavarne il vero significato16. Il corpo delle regole di diritto non era ancora considerato come un corpo chiuso. Vi sono interventi di Gregorio che si collocano in una diversa prospettiva. Il papa contrappone in alcuni casi la legge secolare alla legge divina, dichiarando la superiorità della seconda rispetto alla prima ed orientando perciò in questo senso la sua decisione. In alcuni casi la decisione del papa in senso non conforme al diritto secolare non si configura come un’enunciazione di portata generale, ma piuttosto come una dispensa, in deroga al rigore della legge, introdotta per sovvenire a situazioni di difficoltà o di sofferenza di singoli. E’ vero, osserva il papa, che le leges saeculi17 prescrivono l’obbligo di rispettare le disposizioni testamentarie anche se relative a lasciti disposti su beni altrui; ma “poiché sappiamo che la vostra fraternità (Gregorio si rivolge al vescovo di Messina) vive secondo la legge di Dio e non secondo la legge del secolo”, si eviti di chiedere al legatario quanto il diritto secolare esigerebbe a vantaggio della Chiesa (Reg. VIII. 3). Così pure un monaco divenuto abate, che prima dell’ingresso in monastero aveva disposto informalmente “a voce” dei suoi beni, viene dispensato dal papa, con un procedimento formale unico nel suo genere, dall’osservanza delle norme18 che vietavano ai monaci di fare testamento dopo l’ingresso in monastero (Reg. XI. 15); ed anche un banchiere (argentarius) che aveva giurato sul corpo di san Pietro di aver prestato una fideiussione senza interessi può, ad avviso del papa, essere aiutato (Reg. XI. 16). Talora la presa di distanza del papa rispetto a disposizioni del diritto secolare assume la forma di un’interpretazione restrittiva. La norma imperiale che vietava ai militari di divenire chierici o monaci suscita l’opposizione del pontefice, che come è naturale avrebbe voluto impedire l’ostacolo a vocazioni religiose autentiche; non potendo contrastarla espressamente, Gregorio scrive ai metropoliti dell’Illirico e ai vescovi di Ravenna, Sicilia e Sardegna suggerendo che la norma vada interpretata obbligando gli aspiranti a rescindere ogni vincolo con lo stato e introducendo la cautela di un triennio di prova per gli aspiranti (Reg. VIII. 10): che è evidentemente cosa ben diversa. Più agevolmente conciliabile con la volontà dell’imperatore è l’interpretazione data dal papa a una lettera imperiale che vietava di forzare la conversione degli scismatici (cf. in fatti MGH, Ep. I. 21-23): Gregorio fa presente all’esarca d’Italia che la lettera dell’imperatore non vietava comunque il ritorno spontaneo all’ortodossia (Reg. 16 17 18
Rinvio su ciò a quanto da me espresso nel volume Italia ed Europa nella storia del diritto, Bologna 2003, pp. 182-188. Cf. Cod. Iust. 6. 37. 10 e Inst. 2. 20. 4. Nov. Iust. 5. 5; Nov. Iust. 123. 38.
Il rispetto della legalità
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IX. 155). In un altro caso (Reg. IX. 19) la disciplina del diritto secolare è per così dire attenuata, là dove per chi volesse farsi monaco Gregorio riduce a due anni il periodo di noviziato prima della tonsura, che la legislazione imperiale aveva fissato in tre anni (Nov. 5. 2 e Nov. 123. 5). Il caso forse più significativo in cui Gregorio contrappone la legge divina alla legge secolare riguarda la sorte del matrimonio allorché uno dei coniugi decida di entrare in religione. Se il marito vuole farsi monaco - scrive Gregorio a Urbico abate del monastero di sant’Ermete di Palermo - lo si accolga purché anche la moglie manifesti il medesimo intento, altrimenti ciò non sia consentito, in quanto è la Scrittura a decretare che i due sposi “saranno una sola carne”, sicché nessuno dei due può decidere unilateralmente di dividersi dall’altro (Reg. VI. 49). Analogamente, il papa prescrive che il marito di una donna (purchè non adultera) che sia entrato in monastero venga respinto e restituito alla vita coniugale, persino se la moglie abbia acconsentito alla sua decisione (Reg. XI. 30). E in una lettera alla patrizia Teoctista, sorella dell’imperatore, che aveva sottoposto al papa una serie di quesiti di natura teologica, Gregorio conferma la stessa regola: etsi lex humana concessit, lex tamen divina prohibuit, perché l’uomo non può dividere ciò che Dio ha unito e perché l’una caro secondo san Paolo (1Cor. 7. 4) comporta che ognuno dei coniugi abbia potere sul corpo dell’altro (Reg. XI. 27). Si noti che la legislazione giustinianea, alla quale il papa fa riferimento quando menziona la lex saeculi, era effettivamente molto diversa su questo punto: le Novelle 22. 5 e 123. 40 stabilivano che il matrimonio si sciogliesse se anche uno solo dei coniugi decideva l’ingresso in monastero. E’ particolarmente significativo che il papa dichiari contraria alla legge divina, sulla base dei testi scritturistici sopra ricordati, una normativa che indubbiamente era stata introdotta da Giustiniano nell’intento di favorire le vocazioni monastiche, ed appariva perciò come gradita alla Chiesa. E’ in certo senso sorprendente che tanta parte delle questioni giudiziarie sottoposte al giudizio di Gregorio sia nata, come si è visto, nelle terre del Patrimonio di san Pietro situate in Sicilia e nell’Italia meridionale. In questi casi si tratta, in un certo senso, di una giustizia “domestica”, che il papa amministra direttamente o tramite delegati sulle “sue” terre. Siamo ancora ben lontani da quel flusso imponente di appelli a Roma provenienti da tutta la cristianità occidentale che si verificherà solo molto più tardi, nel secolo XII. Eppure la qualità delle pronunce e l’autorità di Gregorio hanno determinato la fortuna del Registrum epistularum ed hanno fatto sì che moltissime proposizioni del Registro siano trasmigrate nelle collezioni canoniche successive: basti rammentare che non meno di 250 canoni del Decreto di Graziano derivano da questa fonte.
Charles de Miramon
Guillaume de Champeaux et la règle de droit des personnes. Droit et communautés urbaines dans la France du Nord au tournant du XIe et du XIIe siècle
Cicéron débute le De inventione, son traité de jeunesse sur la rhétorique, par un mythe; celui de la naissance de la parole éloquente: Il y eut un temps où les hommes erraient au hasard dans la campagne, comme des animaux, se sustentaient avec une nourriture sauvage, ne faisaient rien en se guidant sur la raison mais réglaient presque tout par la force physique; on ne tenait compte ni de cultes envers les dieux, ni de devoirs envers les hommes, personne n’avait vu de mariage légitime, personne n’avait porté ses regards sur des enfants qu’il reconnaissait comme siens et n’avait compris l’utilité d’un droit équitable pour tous. […] À cette époque un homme manifestement supérieur et sage comprit les capacités que contenait l’esprit humain et l’attitude remarquable de celui-ci à exécuter de très grandes choses, si l’on parvenait à faire apparaître ces qualités et à les améliorer par l’éducation. Ces gens, disséminés dans les campagnes, retirés dans des cabanes au milieu des forêts, en usant d’un talent particulier, il les conduisit et les groupa dans un même endroit; il les poussa à toutes les occupations utiles et honorables; au début ils protestèrent devant ces nouveautés, puis en raison de sa sagesse et de son éloquence, ils l’écoutèrent avec davantage d’intérêt et, de farouches et sauvages qu’ils étaient, il les rendit doux et tranquilles1.
Le premier orateur fut donc l’homme politique qui créa la civilisation urbaine par sa parole. Selon Cicéron, cette situation idyllique fut ensuite pervertie à Rome par la multiplication des litiges privés et des avocats. L’éloquence descendit de son piédestal pour devenir un art de la conviction 1
Cicero, De Inventione, I, 2: “Nam fuit quoddam tempus, cum in agris homines passim bestiarum modo vagabantur et sibi victu fero vitam propagabant nec ratione animi quicquam, sed pleraque viribus corporis administrabant, nondum divinae religionis, non humani officii ratio colebatur, nemo nuptias viderat legitimas, non certos quisquam aspexerat liberos, non ius aequabile quid utilitatis haberet acceperat […] Quo tempore quidam magnus videlicet vir et sapiens cognovit qua materia esset et quanta ad maximas res opportunitas in animis inesset hominum, si quis eam posset elicere et praecipiendo meliorem reddere; qui dispersos homines in agros et in tectis silvestribus abditos ratione quadam conpulit unum in locum et congrevait et eos in unam quamque rem inducens utilem atque honestam primo propter insolentiam reclamantes, deinde propter rationem atque orationem studiosius audientes ex feris et inmanibus mites reddidit et mansuetos” (Cicéron, De l’invention, éd. et tr. par G. ACHARD, Paris 1994, p. 57-58).
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utilisé pour le bien comme pour le mal. À ce récit de la naissance de la ville, on peut en juxtaposer un autre de valeur presque aussi mythique depuis qu’il fut inauguré par l’historien romantique Augustin Thierry dans sa treizième lettre sur l’histoire de France: Quoique les communes du Moyen Âge aient eu pour principe la municipalité des derniers temps de l’Empire romain, autant cette dernière institution était dépendante, autant l’autre, dès son origine, se montra libre et énergique. L’enthousiasme républicain des vieux temps se communiquait de proche en proche, et produisait des révolutions partout où il se trouvait une population assez nombreuse pour oser entrer en lutte avec la puissance féodale. Les habitants des villes que ce mouvement politique avaient gagnées se réunissaient dans la grande église ou sur la place du marché, et là ils prêtaient, sur les choses saintes, le serment de se soutenir les uns les autres, de ne point permettre que qui que ce fût fit tort à l’un d’entre eux ou le traitât désormais en serf. C’était ce serment ou cette conjuration, comme s’expriment les anciens documents, qui donnait naissance à la commune. Tous ceux qui s’étaient liés de cette manière prenaient dès lors le nom de communiers ou de jurés, et, pour eux, ces titres nouveaux comprenaient des idées de devoir, de fidélité et de dévouement réciproques, exprimées dans l’antiquité, par le mot citoyen. Pour garantie de leur association, les membres de la commune constituaient, d’abord tumultuairement, et ensuite de manière régulière, un gouvernement électif ressemblant, sous quelques rapports, à l’ancien gouvernement municipal des Romains et s’en éloignant sous d’autres2.
Vers 1095, dans la ville de Laon, une vingtaine d’années avant la célèbre révolte qui conduisit à l’instauration de la commune et dont le récit par Guibert de Nogent servit de matrice explicative à Augustin Thierry et aux successifs historiens du mouvement communal, le jeune maître Guillaume de Champeaux expliquait le De inventione à ses étudiants3. Son commentaire, l’un des plus anciens textes scolastiques, reprend et paraphrase souvent le commentaire de Marius Victorinus (milieu du IVe siècle) et utilise le commentaire de son maître Maingaud4. À la fin du XIe siècle, dans une zone de forte et rapide urbanisation, comment les deux maîtres glosent le mythe des origines de la cité? Je proposerai dans les pages qui suivent une analyse du commentaire des deux maîtres de Laon pour montrer qu’on y trouve une théorie originale de la place du droit dans la communauté en résonance avec le mouvement communal 2 3
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A. THIERRY, Lettres sur l’histoire de France, Paris 1867, p. 209-210. La première édition est de 1820. Pour la chronologie voir C. DE MIRAMON, Quatre notes bibliographiques sur Guillaume de Champeaux, dans: I. ROSIER-CATACH (dir.), Arts du langage et théologie aux confins des XIe et XIIe siècles, Turnhout à paraître. Sur le commentaire sur le De inventione, je me permets de renvoyer à une étude à paraître dans le second volume de cette série où je présenterai ce texte plus en détail. Dernier état de la question: V. COXET, J.O. WARD (dir.), The Rhetoric of Cicero in its Medieval and Early Renaissance Commentary Tradition, Leiden 2006. Maingaud (Manegaldus) a été parfois identifié à Manegold de Lautenbach. Pour d’autres, et c’est mon opinion, il faut distinguer les deux personnages. Voir en dernier lieu l’article à paraître d’Irene Caïazzo dans I. ROSIER-CATACH, Arts du langage (cf. n. 3).
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contemporain. J’étudierai ensuite des chartes urbaines ainsi que deux actes écrits par Guillaume de Champeaux pour y retrouver la mise en œuvre pratique des règles de droit de la personne dans l’organisation politique des communautés. J’examinerai aussi comment le droit savant canonique fournit un schéma interprétatif pour l’expression de ce que je nommerai une conscience du droit.
Guillaume de Champeaux et l’invention de la ville Mon point de départ sera formé de deux commentaires sur le De Inventione de la fin du XIe siècle. Il n’est pas toujours aisé de caractériser la pensée d’un auteur médiéval à partir de ses commentaires. Le maître se doit de respecter le texte initial et se coule dans son vocabulaire; il utilise souvent les commentateurs antérieurs qui fixent la trame du cours. Il faut être attentif aux silences (ce que l’on écarte de la tradition) mais aussi aux points où l’écart entre le matériel disponible et les choix du commentateur est le plus grand. Maingaud et Guillaume ne pouvaient se satisfaire du commentaire de Marius Victorinus sur le prologue du De inventione. En effet, le rhéteur du Bas-Empire y propose une lecture philosophique afin d’exposer une théorie platonicienne de descente et de remontée de l’âme5. Dès lors, il se désintéresse du récit de civilisation et de son historicité. À l’inverse, tant Maingaud que Guillaume vont se pencher sur les aspects politiques, sociologiques et juridiques du propos de Cicéron tout en restant dans le cadre profane spécifique aux commentaires médiévaux des ouvrages antiques païens. Maingaud et Guillaume étaient aussi les héritiers d’une tradition intellectuelle hostile à la cité antique. Les intellectuels de la fin du XIe siècle, avides lecteurs de saint Augustin, savaient que dans la Cité de Dieu le modèle cicéronien de la cité de droit est ridiculisé. Augustin a cette phrase mordante: “le premier fondateur d’une cité terrestre fut un fratricide6”. Il persifle la tradition cicéronienne qui voyait dans la cité le berceau de la justice. À travers les figures de Caïn et de Romulus, Augustin développe l’histoire noire des cités, suite de meurtres et de brutales dominations. Dans le système politique de l’évêque d’Hippone ce n’est plus la justice mais la paix qui est centrale. La concorde et l’amour qui règnent dans les sociétés pacifiées sont difficiles à maintenir dans le monde du péché. Seules les petites communautés fraternelles, comme celles monastiques, ou les états paternalistes en ont l’apanage 7. Certes, ni Maingaud, ni Guillaume ne soufflent mot d’Augustin. 5 6 7
P. HADOT, Marius Victorinus. Recherches sur sa vie et ses œuvres, Paris 1971, p. 81-88. Augustinus, De civitate Dei, 15, 5: “Primus itaque fuit terrenae civitatis conditor fratricida” (Bibliotheca Augustiniana 36, p. 46). Sur la pensée de la cité politique chez Augustin, voir M. RUOKANEN, Theology of Social Life in Augustine’s De civitate Dei, Göttingen 1993, qui montre bien le rejet par Augustin
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Pourtant sa pensée constitue un arrière-plan encombrant dont le vocabulaire transperce parfois. Le premier écart interprétatif des deux maîtres laonnois par rapport tant à Marius Victorinus qu’à Augustin tient à la place centrale qu’ils donnent dans leur système à la cité. Maingaud et Guillaume glosent ainsi le prologue du De inventione: Quand Cicéron dit “aux hommes”, il comprend les affaires privées, par “cités”, affaires publiques. On nomme affaires publiques, les affaires qui sont d’utilité commune et qui concernent la cité. Les affaires de la patrie sont soit publiques, soit non publiques, c’està-dire privées, soit domestiques, soit de famille; les affaires domestiques sont les affaires personnelles, celles de famille sont celles des amis. On définit la cité ainsi: “un grand nombre d’hommes regroupé en un lieu pour vivre selon le droit8”, c’est-à-dire de telle sorte qu’ils vivent selon les lois. Ou bien, on peut dire que la cité est une sorte de citoyenneté (civilitas). C’est pourquoi on peut dire que l’on ne partage pas le même rempart mais le même droit; comme Paul dans les Actes des Apôtres se qualifie citoyen romain non pas à cause d’une cohabitation mais parce qu’il l’a gagné de son père9.
Là où Marius Victorinus conservait l’idée que le public et le privé faisaient partie de la res publica, Maingaud et son élève Guillaume de Champeaux séparent radicalement les deux sphères, étendant le privé à la famille et aux amis. D’autre part, dans la tradition latine, civitas signifie trois choses: l’unité organisée des citoyens, le droit de citoyenneté et enfin le territoire d’une cité10. Cependant, au fur et mesure, dans la patristique le terme civitas tend à perdre son essence
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de la place centrale de justice dans la constitution de la cité et son remplacement par la notion de paix. Marius Victorinus, Explanationes in Ciceronis Rhetoricam, 1, 1: “Dicendum est hoc loco quid sit civitas: est autem civitas collecta hominum multitudo ad iure vivendum” (éd. A. IPPOLITO [Corpus Christianorum. Series Latina 132] Turnhout 2006, p. 10). Un écho de la définition cicéronienne de la cité comme coetus humanum iure sociatus (W. SUERBAUM, Von antiken zum frühmittelalterlichen Staatsbegriff, 3e éd., Münster 1977, p. 67). Manegaldus, In De Inventione, 1, 1: Quod dicit “hominibus” intelligit res privatas, per civitatibus res publicas. Res publice vocantur res quacumque ille sunt ad communem utilitatem civitatis pertinentes. Res enim patrie, alia publica, alia non publica sed privata, alia domestica, alia familiaris. Domestica res propria uniuscuisque, familiaris, res amicorum. Civitas difinitur sic: multitudo hominum in unum collecta ad iure vivendum, id est ad hoc ut secundum leges vivat. Vel dicitur civitas quasi civilitas. Hinc cuius dicitur non particeps eiusdem muri sed eiusdem iuris ut Paulus in Actibus Apostolorum civem romanum se dixit non quantum ad cohabitacionem sed quia (ms. quam) pater eius civis promeruit (Köln, Dombibl., ms. 197, fol. 1v-2r). Ce texte a été découvert par M. DICKEY, Some commentaries on the De Inventione and Ad Herennium of the 11th and early 12th Centuries, dans: Mediaeval and Renaissance Studies 6 (1968), p. 1-41, p. 10. Guillaume reprend ici fidèlement Maingaud. SUERBAUM, Staatsbegriff (cf. n. 8), p. 66.
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juridique. Ce qui fait la civitas, c’est le lien social et l’habitat urbain11. À travers Marius Victorinus, les maîtres de Laon reviennent donc à la civitas dans le sens de communauté juridique. Ils retrouvent la citoyenneté en utilisant le terme très rare dans le latin de l’époque de civilitas12. L’exemple de saint Paul offre le cadre de référence qu’ils se donnent: la citoyenneté romaine antique perçue comme un régime juridique. Marius Victorinus, fidèle à l’esprit romain, notait la continuité entre le citoyen et la cité, cette dernière étant déduite du premier13. À rebours, les maîtres de Laon marquent une rupture entre l’institution politique et celle familiale. Un autre exemple montre les modifications que Guillaume effectue par rapport à ses prédécesseurs. Cicéron écrivait que la raison et l’éloquence avaient conduit “à des alliances (societates) très solides et maintes amitiés (amicitias) très sacrées”. Marius Victorinus notait la différence entre les associés (socii) liés par la convention et les amis unis par la pietas ; cependant les deux notions pouvaient être liées, on peut être concitoyens et compatriotes14. Guillaume de Champeaux reprend les définitions de Marius Victorinus en occultant la possibilité que l’alliance et l’amitié puissent se superposer. Il redéfinit les amitiés en exposant qu’il existe deux types de concordes (concordia), celles entre bons sont nommées amitiés, celles entre mauvais factions (factiones)15. Là où Cicéron imaginait dans les alliances très solides et les amitiés très sacrées, les succès des cités antiques, 11
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La définition d’Isidorus montre bien l’évolution du terme depuis Cicéron: Etymologiae, 15, 2, 1: “Civitas est hominum multitudo societatis vinculo adunata, dicta a civibus, id est ab ipsis incolis urbis, pro eo quod plurimorum consciscat et contineat vitas. Nam urbs ipsa moenia sunt, civitas autem non saxa, sed habitatores vocantur.Tres autem sunt societates: familiarum, urbium, gentium”. (= Une cité est un grand nombre d’hommes réunis par un lien de communauté; elle tire son nom de celui de citoyens, c’est-à-dire des habitants de la ville, parce qu’elle réunit et contient les vies d’un grand nombre de gens. Car la ville c’est à proprement parler les bâtiments; quant à ce que l’on appelle cité, ce ne sont pas les pierres, mais les habitants. Quant aux genres de communauté, il y en a trois: la famille, la ville, le peuple) (Isidore de Séville, Étymologies. Livre 15. Les constructions et les terres, éd. et tr. par J.-Y. GUILLAUMIN / P. MONAT, Besançon 2004, p. 9). Les dictionnaires et bases de données lexicales montrent que civilitas est utilisé rarement avant le Polycraticus de Jean de Salisbury et essentiellement dans le sens de “courtois”. Pour cette conception cf. Y. THOMAS, L’institution civile de la cité, dans: Le Débat (mar. 1993), p. 23-44. Marius Victorinus, In Cic. Rhet., 1, 1: “‘Firmissimas societates, sanctissimas amicitias.’ Inter socium et amicum hoc interest: socius est qui nobis aliquo pacto ad aliquid nobiscum gerendum coniungitur, amicus est qui mihi usu vitae simili pio ac fideli amore coniungitur. Et quia socius aliquid nobiscum gerit, ideo ait ‘firmissimas societates’; quia amicus pio nobis amore coniungitur, ideo ait ‘sanctissimas amicitias’. Ergo interdum amicus est et socius non est si aliquid mecum invitus gerat. Propterea Cicero ubique duo haec iungit ‘socios populi Romani atque amicos’; ita et hic ‘firmissimas societates, sanctissimas amicitias’” (éd. IPPOLITO [cf. n. 8], p. 11). Sur la concordia chez Augustin, cf. M. RUOKANEN, Theology of Social Life in Augustine’s De civitate Dei, Göttingen 1993, p. 149.
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Guillaume y voit les micro-communautés16. Marius Victorinus parlait de la convention entre associés dans un sens contractuel très commun renvoyant sans doute à la societas du droit commercial romain. Guillaume comprend la societas comme politique, elle désigne la constitution (pactum federis) qui doit être tenue fermement (firmiter), c’est-à-dire sous peine de coercition, entre les associés17. En un mot, Guillaume et Maingaud proposent une théorie du mouvement communal en distinguant les sociétés artificielles inégales socialement et politiquement instituées et réglées par le droit dont le modèle est Rome et de l’autre les communautés d’amis, la parentèle, les confrères d’une communauté religieuse, les voisins. S’y ajoutent, les conjurations parfois bonnes, souvent mauvaises et perturbatrices de l’ordre social. Dans la formule de Cicéron, la distinction entre socius et amicus n’a aucune importance théorique. Au contraire, Guillaume y retrouve une théorie fondamentale du lien social dans la société du XIe siècle18. D’un côté la societas, ou confraternité, qui est une relation artificielle qui ne suppose pas d’égalité entre ses membres, ni de vie commune. Un roi, un évêque, un noble peut être associé, ou confrère d’un monastère et être perçu dans certaines circonstances – par exemple pour les prières de memoria – comme membre de la communauté. L’alliance ou la confraternité est un lien intrinsèquement fragile qui doit être renouvelé par le rituel. L’amicus renvoie au deuxième mode de perception du lien social, celui de la familiarité, c’est-à-dire une relation forgée dans la vie commune, l’interdépendance économique, le monde de la vie familiale ou domestique, de la mesnie du seigneur ou de la familia d’un monastère19. Je reviendrai dans un article ultérieur sur les commentaires de Maingaud et Guillaume et leur théorie des normes. Remarquons simplement ici la dissemblance de l’idéologie de ce texte par rapport aux théories du pouvoir classiques à cette époque. La pensée politique post-carolingienne, même 16
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Willelmus Campellis, In De Inventione, 1, 1: “Socius est qui in aliquo negocio agendo nobis aliquo pacto coniungitur. Amicicia enim non est nisi fidelis sit quod nullo modo querat decipere amicum et pia sit, id est in bono non in lenocinio et inter bonos non scilicet usu vite dissimiles quia concordia inter malos factio vocatur, inter bonos et malos stare non potest. ‘Firmissimas’ vocat ‘societates, amicitias sanctissimas’. Firmitas enim inter socios queritur ut firmiter pactum federis teneatur licet in corde non sit illectio. Sanctitas in amicitia ut ex tota corde se diligant amici et sanctitas bonitatis servetur inter eos. Omnia ista bona ex eloquentia iuncta sapientie exorta sunt” (York, Minster Library, ms. XVI. M. 7, fol. 2v-3r). On peut penser aussi que Guillaume associe firmiter à firmitas, la ferté: place forte, château, ville. Pour une première approche sémantique voir l’ouvrage pionnier de P. MICHAUDQUENTIN, Universitas, expressions du mouvement communautaire dans le Moyen Âge latin, Paris 1970, qui donne, cependant, une vision très marquée par le vocabulaire scolastique du XIIIe siècle. C. DE MIRAMON, Les donnés au Moyen Âge. Une forme de vie religieuse laïque, v. 1180 – v. 1500, Paris 1999, chap. 1.
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mâtinée de grégorianisme, accorde peu de place à la communauté et au droit. L’empereur, le roi ou le prélat doit garantir l’ordre et la paix sociale; il doit rappeler les lois anciennes d’un monde stable aujourd’hui perturbé. Le droit est perçu comme extérieur à la société, un référent lointain, une norme d’agir solennelle. Chez Maingaud et bien plus encore chez Guillaume de Champeaux, inspirés par le modèle romain tel qu’il transparaît chez Cicéron, le droit est perçu comme créateur du lien socio-politique. La loi se pense comme pédagogue. Plus les sociétés seront policées, plus les rapports sociaux seront encadrés par des normes juridiques, plus la société sera pacifiée20. La cité recouvre son lustre cicéronien. Il n’est pas incongru de lire le commentaire sur le De Inventione à l’aune de l’histoire communale. En effet, la terminologie employée par Guillaume se retrouve dans le contexte du mouvement urbain contemporain. Dans un acte célèbre de 1088-1092, l’évêque Daimbert réglemente la hauteur des tours pisanes. L’ensemble des habitants de Pise et des noyaux de population aux alentours doivent prêter serment de détruire les tours si cela a été décidé in communi consilio civitatis vel maioris partis bonorum et sapientium21. On mentionne quelques lignes plus bas l’utilitas civitatis22. Pour la France du Nord et les PaysBas méridionaux, le vocabulaire du mouvement urbain est moins uniforme. Dans la Paix de Laon de 1128, le terme de civitas est le terme clé qui désigne l’institution juridico-politique23. Ailleurs, on utilisera “commune”. Parfois, on ne trouve aucun terme générique 24. Societas est employé plus rarement dans la documentation de l’époque. Le terme s’utilise avant tout pour désigner l’association de prières entre deux institutions religieuses. Plus proche du sens que lui donne Guillaume, il est aussi employé pour désigner la guilde des
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J. CARBONNIER, Sur la loi pédagogue, dans: Flexible droit. Pour une sociologie du droit sans rigueur, 10e éd., Paris 2001, p. 155-169. G. ROSSETTI, Il lodo del vescovo Daiberto sull’ altezza delle torri: prima carte costituzionale della republica pisana, dans: G. ROSSETTI (dir.), Pisa e la Toscana occidentale nel Medioevo. A Cinzio Violante nei suoi 70 anni, Pisa 1991, t. 2, p. 25-47. Sur l’utilisation de ce vocabulaire pour le mouvement urbain toscan voir: O. BANTI, Civitas e Commune nelle fonti italiane dei secoli XI e XII, dans: G. ROSSETTI (dir.), Forme di potere e struttura sociale in Italia nel Medioevo, Bologna 1977, p. 217-232. J. DUFOUR, Recueil des actes de Louis VI roi de France (1108-1137), Paris 1992–94, n° 277. L’acte de la paix de Laon est saturé de mentions de “citoyens” et de “cité” alors que dans les actes de Louis VI, l’usage de civitas est relativement rare. Par exemple, Paris est mentionné 21 fois dans les actes mais seulement deux fois comme “cité de Paris” et l’une de ces deux occurrences provient du diplôme de fondation de Saint-Victor, sans doute rédigé par Guillaume de Champeaux. L’une des chartes de commune les plus anciennes, celle de Saint-Omer (cf. infra), n’utilise aucune terminologie politique particulière.
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marchands de l’eau de Paris; ce qui fait office d’institution communale dans la capitale capétienne25. La proximité du vocabulaire de Maingaud et Guillaume de Champeaux avec celui utilisé par les clercs qui rédigent les chartes de commune dans ces mêmes années montrent comment des modèles savants ont pu fournir un schéma interprétatif pour l’expression politique de l’autonomie urbaine. Cicéron voyait à l’origine de la civilisation un vir magnus. Maingaud cherche à mettre un nom et un visage sur le grand homme. Ce serait un homme qui aurait naturellement le don de l’éloquence et de la sagesse. Peut-être est-ce Orphée ou Amphyon; en tout cas, pour le maître laonnois, c’est quelqu’un dont la grandeur a permis d’exhumer la parcelle de raison enfouie en l’homme et de la conduire par sa sagesse à la perfection. Le grand homme est un dompteur. Maingaud reprend sans doute l’idée d’Orphée civilisateur au commentaire de Rémi d’Auxerre sur la Consolation de la Philosophie26. La fondation de la vie urbaine s’assimile à la domestication des fauves. Pour amorcer le domptage des volontés désordonnées des primitifs, il fallait les rassembler en un lieu. Maingaud, fidèle à la mentalité médiévale selon laquelle la commensalité est la structure de base de la vie sociale, imagine que les hommes fauves furent appâtés par le grand homme à prendre un repas en commun ou à partager du vin. Ensuite, pas à pas, se déroula l’élevage à la vie urbaine par la pratique d’activités utiles et honnêtes27. Si Maingaud décrit la domestication de l’homme comme éducation de sa volonté, son élève Guillaume de Champeaux met l’accent sur la rationalité. Quand Cicéron parle des “capacités que contenait l’esprit humain et l’aptitude à exécuter de grandes choses”, il faut comprendre la rationalité qui permet le
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DUFOUR, Recueil (cf. n. 23), n° 433 (ca. 1134?): “cives nostri Parisienses qui mercatores sunt per aquam …mercatorem socium… societate mercatorum aque Parisiensium”. J. B. FRIEDMAN, Orphée au Moyen Âge, Paris/Fribourg 1999 (orig. ang. 1970), p. 127. Manegaldus, In De Inventione, 1, 2, 2: “‘Qui talem’ Quidam habens eloquenciam cum sapiencia naturaliter, consideravit quanto hoc materia, scilicet homo dignior esset ceteris materiis. Oportunitate autem materie considerata, coegit ipsos homines in unam voluntatem. Deinde fecit urbes. Hoc facto, docuit bella restinguere, societates et amicicias acquirere. Et hoc fecit per sapientiam et eloquentiam [...] ‘Quidam vir’: Quicumque ille esset, sive Amphyon, sive Orpheus, videlicet magnus in persuadendo, sapiens in inveniendo, vel magnus ad cognoscendum vim racionis quam erat in omnibus, sapiens ad eliciendum vim illam ad perfectum [...] Qui id taliter vir, hoc totum considerans in omnibus, ipsos dispersos in agris more bestiarum compulit primum quasi nolentes in unum locum et hoc racione quadam scilicet vel prandio, vel potu, vel aliquo huiusmodi. Et deinde quasi volentes congregavit. ‘Compelle’: enim invitorum est. ‘Congregare’: volencium. Et qui dicit congregavit, idem est ac si dicet et civilitatem fecit. ‘Et facta civitate’: id est illis congregatis induxit eos in unamquamque rem utilem atque honestam.” (Köln, Dombibl., ms. 197, fol. 4r).
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développement des sciences, de la religion et de la vie en société28. Guillaume insiste, à la différence de son maître, sur le fait que l’avènement de la première cité fait passer l’humanité d’un monde sans droit à un monde sous le droit29. Il n’est cependant pas un Hauriou de la fin du XIe siècle. Le droit n’émane pas de l’institution, il lui co-advient30. La place éminente qu’il accorde à la norme se comprend mieux si on lit une glose quelques feuillets plus loin. À la fin de son prologue (De Inv., 1, 6), Cicéron explique que la rhétorique est une partie de la civilis ratio ou de la civilis scientia. Les commentateurs se sont demandé ce que signifiait cette civilis ratio. Dans sa récente traduction, Guy Achard propose “science politique”31. Marius Victorinus livre une définition bien plus floue: la civilis ratio c’est ce que l’on fait pour la patrie (omnis patria quidquid agit). Il explique que le rapport de la rhétorique et de la civilis ratio n’est pas celui de l’espèce et du genre. La rhétorique est une partie de la civilis ratio dans le sens où elle est la partie la plus noble de toutes les activités concernant la patrie. Ces activités composées de faits et de paroles (factis et dictis) se partagent entre les actes solennels – Marius Victorinus songe sans doute aux rituels politiques et religieux – et les actes nécessitant un débat politique ou judiciaire. La rhétorique et la sagesse correspondent à cette deuxième forme32. Victorinus 28
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Willelmus Campellis, In De Inventione, 1, 2, 2: “‘Quo tempore quidam vir’ sive Orpheus, sive Amphyon, sive alius qui vir erat, id est rationalis non belua, idoneus ad homines docendos quia ‘magnus’ in eloquentia et ‘sapiens cognovit que materia esset in animis hominum’ id est rationalitas ‘ad maximas res faciendas’ id est addiscendam (ms. adediscendam) phisicam, ethicam et alias artes ad cognitionem videlicet et cultum creatoris et ad proximorum utilitatem et dilectionem. […] Qui ‘tales homines dispersos in agris’ more bestiarum ‘compulsi’ quasi vi nolentes ‘eos quadam’ increpando ‘ratione’ id est utilitate, vel prandium, vel potus, vel alicuius huiusmodi et deinde quasi volentes ’congregavit’ ad iure vivendum, quasi dicit civitatem fecit eos (York, Minster Library, ms. XVI. M. 7, fol. 3v). Willelmus Campellis, In De Inventione, 1, 2, 2: “‘quid utilitatis afferet ius equabile’: quia sub nullo iure vivebant. Ius dicitur equabile quia omnes equat. Quia iure non debet esse personarum acceptio (York, Minster Library, ms. XVI M. 7, fol. 3v). Faut-il voir ici une réminiscence de Cicero, De Republica, 1, 49: “Iura certe paria debent esse eorum inter se qui sunt cives in eadem re publica. Qui est enim civitas nisi iuris societas civium” (Cicéron, La République, éd. et tr. par G. ACHARD, Paris 1989, t. 1, p. 228)? Sur la perception médiévale d’un ordre juridique immanent que le juriste ou l’homme d’État doit révéler voir P. GROSSI, L’ordine giuridico medievale, 12e éd., Roma/Bari 2006, p. 142-44. Cicéron, De l’invention, éd. ACHARD (cf. n. 1), p. 61. Marius Victorinus, Explanationes in Ciceronis Rhetoricam, 1, 4, 5 : “‘Civilis quaedam ratio est’: Ut supra promisimus, de genere artis rhetoricae nobis dicendum est. Genus, hoc ipsum quod sonat genus, vox est. Haec vox generis triplicem significantiam habet: est genus, id est patria, parentes, origo, sanguis, quo modo est illud: ‘unde genus ducis?’, est item genus, sub quo multa similia ex eodem descendentia continentur, ut animal genus; etiam homo, equus, piscis animalia; sed horum omnium genus animal. Est tertium illud genus, quo cuiuslibet rei qualitas indicatur, si dicas, ‘cuius generis vestis’, ‘cuius generis factura’. In hoc genere artem rhetoricam ponit, id est qualis vel quanta sit
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accorde à la sagesse la première place. Le grand homme est avant tout un sage, c’est-à-dire un philosophe qui a acquis la connaissance des choses célestes et terrestres et pratiqué les des vertus. Ce philosophe communique dans un deuxième temps sa perfection aux autres par l’éloquence. En un mot, le grand homme est un gourou33. Ceci le conduit à dévaloriser le statut de l’orateur qu’il définit “comme celui qui utilise de manière pleine et parfaite l’éloquence dans les affaires publiques et privées34”. En caractérisant l’orateur comme un simple homme éloquent, il accepte la possibilité de l’éloquence naturelle, c’est-à-dire le simple charisme. Maingaud et Guillaume de manière plus affirmée rejettent la conception du sage de Victorinus. Maingaud modifie la définition de l’orateur. Il est: “l’homme bon, spécialiste de la parole qui utilise de manière pleine et parfaite l’éloquence dans les affaires publiques et privées35”. Guillaume va établir une distinction entre deux personnes, l’orateur et l’éloquent36. Pour l’orateur, il reprend la définition de Victorinus: c’est-à-dire celui qui pratique hic et nunc l’éloquence dans les affaires publiques et privées. Guillaume a en tête la carrière de Cicéron37. L’éloquent correspond au premier orateur du mythe cicéronien. Guillaume reprend ici la définition de Maingaud, c’est-à-dire un homme bon spécialiste de la parole, ajoutant que bonté et sagesse sont équivalentes. Les
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demonstrat. […] Omnis patria quidquid agit, civilis ratio dicitur; haec civilis ratio duplex est, una, quae res certas sollemni cursu ac sine ullo tumultu agit, et altera, quae in lite ac disceptione versatur. Ut homo quidquid agit duobus modis agit, factis et dictis, ita civilis ratio est una in factis et dictis, sed quae facta et dicta in iudicio vel quaestione versantur. Ita una illa ratio in actu est atque opere : hanc vero alteram civilem rationem, que in questione versatur, scientiam nominavit. Hic enim docetur, quid iustum, quid utile, quid honestum sit. Haec rursus civilis ratio, id est scientia, in duobus est: in rhetorica, id est artificiosa eloquentia, et in sapientia, id est rerum conceptione ex natura veniente. Sed quia orator plus per eloquentiam gerit, idcirco rhetoricam civilis rationis partem esse dixit, sed quia duplex est, cuiusdam rationis partem: nam est ibi et sapientia. Et ut genus exprimeret rhetoricae, partem amplam magnamque esse confirmat (éd. IPPOLITO [cf. n. 8], p. 33-34). HADOT, Marius Victorinus (cf. n. 5), p. 83-87. Marius Victorinus, Explanationes in Ciceronis Rhetoricam, Praef.: “Orator est qui in causis privatis ac publicis plena et perfecta utitur eloquentia” (éd. IPPOLITO [cf. n. 8], p. 7). Manegaldus, In De Inventione, Praef.: “Orator est vir bonus dicendi peritus qui in causis privatis et publicis causis plena et perfecta utitur eloquencia” (Köln, Dombibl., ms. 197, fol. 1r). Willelmus Campellis, In De Inventione, Praef.: “Orator est ille qui in privatis et publicis causis plena et perfecta eloquentia utitur. […] Eloquens habet talem definitionem: eloquens est vir bonus dicendi peritus. Cum dicit peritum dicendi, notat eloquenciam. Cum dicit virum bonum, notat sapientiam. Sapientia enim et bonitas paria sunt” (York, Minster Library, ms. XVI. M. 7, fol. 1v-2r). L’exemple d’affaire publique est le De conjuratione Cateline et d’affaire privée le De furto Verris (York, Minster Library, ms. XVI. M. 7, fol. 1v).
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maîtres laonnois rejettent la lecture néo-platonicienne de Victorinus. Pour eux, le traité de Cicéron ne s’adresse pas aux philosophes mais aux techniciens d’une science de la parole. Le lien entre l’orateur et le philosophe tient au rapport organique entre la rhétorique, la grammaire mais surtout la dialectique. Guillaume va ainsi s’écarter fortement de l’explication que Victorinus donne de la civilis ratio. Guillaume explique que le rapport entre la rhétorique et la civilis ratio / scientia et celui de l’espèce et du genre. Les sciences civiles rassemblent l’ensemble des sciences utiles à la cité. On y trouve d’un côté les sciences in factis, les techniques de la forge et du tisserand, l’art militaire – ce que l’on nomme habituellement les arts mécaniques – et de l’autre les sciences in dictis, les métiers de la parole qu’il divise entre ceux qui se déroulent sans débat comme pour le poète ou l’historien et ceux qui ont pour objet le débat. La place accordée aux poètes est instructive. Guillaume connaissait sans nul doute, au moins à travers Augustin, la célèbre expulsion des poètes de la cité voulue par Platon dans la République38. S’il place les poètes dans la ville, c’est qu’il est sans doute conscient de la naissance à son époque d’une littérature d’auto-conscience civique plus ou moins inspirée des modèles romains ou des schémas hagiographiques39. La deuxième catégorie des métiers de la parole est celle qui nécessite débat. Elle se divise en deux entre l’orateur qui utilise la rhétorique et l’expert en droit ou juge qui n’utilise pas la rhétorique mais une dialectique de la norme pour établir les sentences40. Guillaume est, du reste, conscient que sa 38 39
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Augustinus, De civitate Dei, 2, 14 (Bibliotheca Augustiniana 33, p. 344). Pour les villes d’Italie du Nord cf. R. BORDONE, La Società cittadina del regno d’Italia: formazione e sviluppo delle caratteristiche urbane nei secoli XI e XII, Torino 1987. Pour la France du Nord et les Pays-Bas méridionaux, on trouve des textes équivalents (exaltation de l’esprit de clocher, de la valeur militaire des milices urbaines) comme le Triomphe de saint Lambert, cf. en dernier lieu M. SUTTOR, Le Triumphus Sancti Lamberti de castro Bullonio et le catharisme à Liège au milieu du XIIe siècle, dans: Moyen Âge 91 (1985), p. 227-264. Willelmus Campellis, In De Inventione, 1, 4, 5: “Quod vocatur civilis scientia? Omnis scientia que ad utilitatem patrie tendit civilis vocatur, id est utilis civitati. Itaque et scientia fabrilis, sutoria, militaris et consimiles que utiles patrie sunt civiles appellantur. Hoc ita dividitur: Civilis scientia alia in dictis, alia in factis ut scientia fabri. Scientia in factis rethorice nichil attinet. Scientia in dictis alia cum lite, alia sine lite. Sine lite ut scientia historiographorum et poetarum. Utilia enim sunt dicta poetarum rei publicae. Magis enim Romanum nomen scripta quem facta extulerunt, magis incitaverunt ad virtutem facta antiquorum audita quam modernorum. Et hec scientia fuit sine lite. Non enim in relationibus suis disceptaverunt. Cum lite ut scientia causidicorum. Scientia cum lite subdivitur ita: alia artificiosa, alia inartificiosa. Artificiosa cum lite ut oratorum qui utuntur argumentis in disputationibus suis, inartificiosa cum lite ut in iuris peritis, i. e. iudicibus, que inartificiosa vocatur quia cum inter se de sententia litigant non utuntur argumentis ut oratores sed solis auctoritatibus legum que probatio est inartificiosa. Unde locus ab auctoritate, expers artis vocatur et inartificialis in Topicis [Boetius, De Diff. Topic., 3, PL, 64, col. 1199] . . . Est autem eius officium solis auctoritatibus uti. Potest tamen usurpare alienum officium quod est oratorum utendo argumentis in
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typologie fait sortir l’expert en droit de la rhétorique. Ce qui frappe dans le raisonnement de Guillaume c’est la place congrue qu’occupe l’orateur. Il est encore mentionné mais devient une figure obsolète concurrencée par le juriste. Du reste, dans une autre version de la glose de Guillaume, les métiers de l’orateur et de l’expert en droit sont groupés sous le qualificatif de “science du procès” (scientia placitationis)41. L’orateur devient un simple avocat. Il y a, on le voit, un tournant juridique dans le commentaire de Guillaume. Le droit devient fondateur de la société et en même temps une science pratique exercée par un métier spécialisé et peu valorisé, celui des experts juridiques. Que penser de la théorie de Guillaume? Faut-il y voir la simple fulgurance d’une pensée en avance sur son temps? La révolution juridique occidentale et l’apparition des magistri formés au droit romain sont, en effet, postérieures d’une cinquantaine d’années. Faut-il, au contraire, y voir la théorisation d’une juridicisation de la société de la France du Nord contemporaine à Guillaume? Le récit d’Augustin Thierry dont j’ai cité un extrait renvoie à quelques traits canoniques de l’historiographie du mouvement communal: esprit marchand épris de liberté, égalitarisme, importance du serment juré collectif débouchant sur la création d’institutions électives anti-féodales. Pour l’historiographie en langue française, les monographies déjà anciennes de Charles Petit-Dutaillis et d’Albert Vermeesch ont assuré le succès de ces idées42. Pour l’Italie, les débats autour du récit classique de la naissance de la commune ont été plus vigoureux. Dans plusieurs travaux, Hagen Keller a critiqué les thèses classiques exposées dans l’ouvrage de Gerhard Dilcher43. Pour Keller, le mouvement communal
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disceptationibus” (York, Minster Library, ms. XVI. M. 7, fol. 5r). Guillaume utilise ici le concept d’argument d’autorité (locus extrinsecus) provenant de Boèce. Notae Dulnenses 6: “‘Civilis quedam ratio est etc’ (1, 5, 6) … Quicquid alii sentiant, nobis videtur civilis scientia genus esse verum rethorice. Civilis enim est scientia que ad negotia civium curanda pertinet, ut architest, id est scientia edificandi, ut scientia militandi, ut scientia fabrilis et sutoria, et cetere innumerabiles scientie, in quibus etiam scientia placitandi, id est agendi causas que est rethorica, id est artificiosa eloquentia” (Durham, Cath. Lib., ms. C. IV 29, fol. 197r). Je dois la transcription de ce texte à John WARD. C. PETIT-DUTAILLIS, Les Communes françaises, caractères et évolution des origines au XVIIIe siècle, Paris 1949; A. VERMEESCH, Essai sur les origines et la signification de la commune dans le nord de la France: XIe et XIIe siècles, Heule 1966. Puissant et dominateur, PETIT-DUTAILLIS a sclérosé la recherche en langue française sur le mouvement communal (cf. le témoignage de R.-H. BAUTIER, Du scabinat carolingien à l’échevinage communal. Le problème de l’origine des échevinages médiévaux, dans: Les Chartes et le mouvement communal, Saint-Quentin 1982, p. 59-81, p. 61). G. DILCHER, Die Enstehung der lombardischen Stadtkommune, Aalen 1967; H. KELLER, Der Übergang zur Kommune: zur Entwicklung der italienischen Stadtverfassung im 11. Jahrhundert, dans: B. DIESTELKAMP (dir.), Beiträge zum hochmittelalterlichen Städtwesen, Köln/Wien 1982, p. 55-72 et le débat entre les deux historiens dans R. BORDONE / J. JARNUT (dir.), L’evoluzione delle città italiane nell’XI secolo, Bologna 1988. Voir aussi C. WICKHAM, Communautés et clientèles en Toscane
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lombard doit se replacer dans le phénomène de la Paix de Dieu. Il est pleinement féodal, souvent nobiliaire et les motivations religieuses ne doivent pas être négligées. L’institutionnalisation de la commune est tardive, pas avant les années 1120. La méthodologie de relecture des sources proposée par Hagen Keller pourrait sans doute se transposer au cas de la France du Nord, même si la documentation y est moins riche. La théorie de Guillaume, même si on garde à l’esprit qu’il ne livre pas une analyse du mouvement communal, qui lui est contemporain, mais du mythe cicéronien, présente des points de rapprochement avec Augustin Thierry. Guillaume gomme les piques contre les marchands du commentaire de Maingaud44. On peut sans doute lire dans l’une de ses gloses une allusion au serment juré collectif45. Cependant, Guillaume n’illustre nullement le mouvement communal comme une entreprise de conquête de libertés, d’autonomie politique et institutionnelle. La place qu’il donne au droit comme moteur et non comme conséquence peut surprendre et incite à revenir sur le dossier du mouvement communal.
Droit des personnes et chartes urbaines J’aborderai la question de la juridicisation de la France du Nord à travers l’angle particulier du droit des personnes tel qu’il se dégage des chartes communales primitives. Ce prisme peut surprendre. Les chartes urbaines sont des assemblages normatifs hétéroclites. Le droit privé y est un élément mineur. Dans un article synthétique sur le droit coutumier en France au XIIe siècle, André Gouron leur dénie une grande importance pour la création du droit privé46. Ce jugement rapide se comprend comme une prise de position au sein de la toujours brûlante querelle sur la place de la coutume au Moyen Âge. André Gouron voulait lutter contre l’idée que les bribes de droit privé contenues dans les chartes communales seraient les témoignages émergés de l’iceberg du droit coutumier oral de la France du XIIe siècle. Dans des articles importants, Robert
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au XIIe siècle. Les origines de la commune rurale dans la plaine de Lucques, Rennes 2001 (orig. ang. 1998). Un exemple dans M. DICKEY, Some commentaries on the De Inventione and Ad Herennium of the 11th and early 12th Centuries, dans: Mediaeval and Renaissance Studies 6 (1968), p. 1-41, p. 20. Cf. supra, n. 16. A. GOURON, La coutume en France au Moyen Âge, dans: J. VANDERLINDEN (dir.), La Coutume Europe occidentale médiévale et moderne, t. 52, (Recueils de la Société Jean Bodin pour l’Histoire Comparative des Institutions) Bruxelles 1990, p. 193-217 repris dans A. GOURON, Droit et coutume en France aux XIIe et XIIIe siècles, Aldershot 1993.
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Jacob a, du reste, déconstruit le concept de coutume qui n’est pas un invariant historico-juridique mais une invention tardive du XIIIe siècle, invention savante plus qu’esprit du droit s’exhalant de la terre ancestrale47. Si les passages concernant le droit des personnes dans les chartes urbaines ne sont pas des émanations coutumières, faut-il y voir des pures créations intellectuelles ou des phénomènes concrets de juridicisation de la société de l’époque? Je me servirai pour mon analyse de de deux outils: celui de la conscience du droit et celui de la règle de droit. Les legal consciousness studies constituent un courant de sociologie juridique américain aujourd’hui importé en France48. Principalement pratiquées pour l’analyse du droit social et du droit du travail, les études de la legal consciousness “portent sur les pratiques concrètes de la vie quotidienne dans lesquelles les règles légales sont utilisées et perçues (ou non) comme des éléments constitutifs de la réalité par opposition à une approche instrumentale du droit, qui conçoit ce dernier comme venant après coup et de façon externe aux pratiques sociales qu’il régule49.” L’intérêt de la conscience du droit par rapport aux concepts plus classiques pour les médiévistes comme ceux d’acculturation ou de pluralisme est de rappeler qu’à une même époque dans une société donnée peuvent coexister plusieurs consciences du droit sans que l’on hiérarchise a priori des niveaux populaires et savants, pré-étatiques et étatiques. Le bric-à-brac normatif des chartes communales gagne à être analysé au prisme des consciences du droit. Prenons deux exemples. Dans sa Chronique du Hainaut achevée en 1196, Gislebert de Mons traite de l’institution de la Paix de Valenciennes en 1114, la plus ancienne charte conservée50. Selon son récit: “le comte Baudoin III voyant Valenciennes, bonne ville dont la population était nombreuse, soumise à presque aucune loi et qui ne jouissait par conséquent d’aucune paix, avec le conseil et l’accord de ses hommes, institua une loi qui se nomme Paix”. Gislebert indique ensuite que l’une des principales dispositions de cette paix est l’obligation des Valenciennois de verser la mainmorte au comte51. Or, le document que Gislebert avait devant les yeux ne se présente nullement comme 47
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R. JACOB, Les coutumiers du XIIIe siècle ont-ils connu la coutume?, dans: La coutume au Moyen Âge dans l’Europe médiévale et moderne, Toulouse 2001, p. 103-120; R. JACOB, La coutume, les mœurs et le rite. Regards croisés sur les catégories occidentales de la norme non écrite, dans: Extrême-Orient, Extrême-Occident 23 (2001), p. 145-166. Le livre étendard de la Legal consciousness est P. EWICK / S. SILBEY, The Commonplace of Law. Stories of Everyday Life, Chicago 1998; pour une application de cette méthode à un cas contemporain voir J. PÉLISSE, Consciences du temps et consciences du droit chez des salariés à 35 heures, dans: Droit et société 51 (2003), p. 163-186. J. PÉLISSE, A-t-on conscience du droit? Autour des Legal Consciousness Studies, dans: Genèses 59 (2005), p. 114-130, p. 117 qui présente de manière critique ce courant de pensée. Sur Gislebert de Mons voir la notice de Jacques PYCKE dans le Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiatique. Gislebert de Mons, Chronique, éd. par L. VANDERKINDERE, Bruxelles 1904, p. 78-79.
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une loi. La charte débute ainsi: “En l’an de l’Incarnation 1114, cette paix commença et elle restera ferme et stable pour toujours52.” Là où Gislebert voit une loi, on trouve un établissement. Nulle part dans la Paix, on ne parle de mainmorte ou de droit des personnes. Il s’agit essentiellement d’une régulation de la violence ou, si l’on veut, d’une collectivisation des mécanismes de la faide; un texte pré-étatique. Gislebert, anxieux d’exalter le pouvoir de son maître, le comte Baudoin V, réécrit la Paix comme une législation sur le droit des gens. Clerc provincial qui n’est pas formé aux écoles, Gislebert est un praticien du pouvoir administratif. Sa conscience du droit le conduit à oublier sa vocation de chroniqueur. La charte de Saint-Omer fournit un exemple encore plus frappant de fragmentation des consciences du droit. Contrairement à la Paix de Valenciennes parvenue jusqu’à nous à travers une tradition médiocre et certainement interpolée, la charte de Saint-Omer est conservée dans trois originaux, deux de 1127, le troisième de 1128. Les originaux de 1127 sont les deux parties d’un même chirographe53. Cette accumulation documentaire est assez étonnante dans une région où l’écrit n’est pas aussi fréquent qu’en Italie. De ces trois documents se dégage une histoire textuelle complexe. La chartepartie de 1127 donnée par Guillaume Cliton comporte deux morceaux, supérieur (A1) et inférieur (A2), séparés par la devise; les deux textes sont suffisamment différents pour indiquer que, contrairement à la pratique diplomatique, les deux morceaux du chirographe n’ont pas été recopiés ensemble. Un scénario plausible pour la fabrication de la charte serait le suivant. Le texte A1 a d’abord été copié à Bruges le 14 avril 1127 en présence du comte et de Louis VI, la partie inférieure restant vierge. Après le succès de cette négociation, Guillaume fait son entrée triomphale à Saint-Omer après une
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P. GODDING / J. PYCKE, La paix de Valenciennes. Commentaire et édition critique, dans: Bulletin de la Commission Royale des Anciennes Lois et Ordonnances de Belgique 29 (1979), p. 1-141, p. 102. Les deux dernières éditions qui se complètent sont F. VERCAUTEREN, Actes des comtes de Flandre 1071–1128 (Recueil des actes des princes belges 1) Bruxelles 1938, n° 127 et G. ESPINAS, Le privilège de Saint-Omer de 1127, dans: Revue du Nord 29 (1947), p. 4348. Le choix de la forme du chirographe est très étrange. À la fois parce que ce type d’acte est très rare en Flandres (cf. T. DE HEMPTINNE / A. VERHULST, De oorkonden der graven van Vlaanderen (Juli 1128 – September 1191) (Recueil des actes des princes belges 6) Bruxelles 1988, p. XCVI-XCVII); d’autre part, il est totalement inadapté au contenu, un privilège. Sur la forme du chirographe, voir M. PARISSE, Remarques sur les chirographes et les chartes-parties antérieurs à 1120 et conservés en France, dans: Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde 32 (1986), p. 546– 568. Le chirographe est parfois utilisé pour les traités de paix entre grands. Peut-être que le choix de cette forme manifeste l’orgueil des bourgeois audomarois qui pensaient traiter d’égal à égal avec le nouveau comte? La devise de ce chirographe cirographum et contestatio presentis kartae indique que le document pouvait avoir valeur de preuve.
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curieuse fantasia des fils des bourgeois54. La délégation audomaroise fait recopier A2 puis l’acte est scellé55. Sans doute au moment du scellement de l’acte, on ajoute d’une autre main sous l’eschatocole de A2 une clausule par laquelle le comte accorde une concession à un certain Guillaume le Gros, homme du comte56. L’acte a été ensuite découpé; les bourgeois ont dû conserver A1 et Guillaume le Gros, vraisemblablement, A2 pour le comte57. L’alliance entre Saint-Omer et Guillaume Cliton fut de courte durée. Les bourgeois se rebellèrent, chassèrent leur châtelain et prirent activement partie pour un autre prétendant à la charge comtale, Arnoul de Danemark58. La guerre de succession en Flandre se termina par la mort de Guillaume Cliton et la victoire de Thierry d’Alsace. Fin août 1128, Thierry fit une tournée de pacification dans son comté et c’est sans doute lors de son passage à SaintOmer qu’il confirma les libertés accordées par Guillaume Cliton. Les rédacteurs du nouveau texte sont partis de A1. Ils y ont arasé certaines clauses qui concernaient directement Guillaume Cliton ou qui étaient déjà obsolètes. La copie A2 a aussi été utilisée, car la concession accordée à Guillaume le Gros est reprise dans le nouveau privilège, intégrée aux dispositions. Le nouveau privilège (B) de 1128 a une mise en page étrange sur deux colonnes, sans doute l’œuvre d’un scribe peu au fait des pratiques diplomatiques59. Hormis les clauses 54 55
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Galbertus Brugensis, De multro, traditione et occisione Karoli comitis Flandriarum, éd. J. RIDER, (Corpus Christianorum. Continuatio Mediaevalis 131) Turnhout 1994, cap. 54. Ceci expliquerait que l’on trouve apposé aux deux parties du chirographe uniquement le sceau de Guillaume et pas celui de Louis VI, pourtant témoin. Les éditions de la charte n’indiquent pas si les écritures de A1 et A2 sont différentes ou identiques et je n’ai pas pu examiner les originaux. Guillaume le Gros, audomarois, n’est, semble-t-il, connu que par ce seul acte, cf. A. DERVILLE, Saint-Omer des origines au début du XIVe siècle, Lille 1995, p. 114. Mais, contra DERVILLE, Saint-Omer (cf. n. 56), p. 95: “Le mot de cette énigme c’est qu’il y avait à Saint-Omer deux collèges, les échevins, juges du comte, et les jurés, chef de la commune. En 1127 chacun des deux a obtenu son exemplaire d’une charte qui accordait des libertés à l’un et à l’autre”. Cependant, la charte de 1127 et les documents du XIIe siècle ne mentionnent aucunement que les échevins et les jurés formaient des “collèges” dotés d’une personnalité morale. Alain Derville imagine au XIIe siècle une compétition dans un climat démocratique entre les jurés communaux et les échevins comtaux pour l’administration urbaine. Or, dans la documentation existante déjà analysée avec plus d’acrimonie par A. GIRY, Histoire de la ville de Saint-Omer et de ses institutions jusqu’au XIVe siècle, Vieweg 1877, p. 184-85, les jurés ou homines legitimi ont un rôle subsidiaire de témoins jurés et n’ont en compétence propre que l’authentification des transactions bancaires. Les échevins gardent la main sur la juridiction gracieuse des transactions immobilières (sur la place juridique des échevins dans les communautés urbaines au XIIe siècle, cf. R.-H. BAUTIER, Du scabinat carolingien à l’échevinage communal. (cf n. 42). On ne peut présumer de personne morale avant l’apparition du sceau communal à Saint-Omer en 1199. Sur ce sceau, voir infra. GIRY, Histoire (cf. n. 57), p. 47-61 pour le détail. DE HEMPTINNE / VERHULST, De oorkonden (cf. n. 53), n°2. L’aspect improvisé de la diplomatique de Thierry en 1128 se marque aussi par son sceau équestre sous forme de
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retranchées, le privilège de 1128 reprend très fidèlement celui de 1127 sauf en ce qui concerne le privilège de monnaie. Cependant, une autre main, à la fin de l’acte, a ajouté un long paragraphe conclusif traitant de droit des successions. L’histoire matérielle compliquée de la charte révèle l’empilage sur une courte période politiquement très agitée de plusieurs strates. De cette accumulation ressort un texte hétéroclite qui ne manifeste aucune théorie du droit cohérente et qui reste assez mystérieux. Ainsi, dans l’introduction, le comte accorde aux habitants de Saint-Omer leurs lagas et consuetudines. Le terme de lagas est bien étrange60. La lectio facilior consiste à le rapprocher de laga, un mot de latin d’Angleterre provenant de lagu, la loi en vieil anglais qui donnera le moderne law. Fréquent dans les textes juridiques en vieil anglais, la forme latinisée est assez rare61. Sur le continent, il ne semble pas que le mot ait été utilisé ailleurs que dans cette charte et ses successives confirmations. Pourquoi utiliser lagas et pas leges? Pourquoi un anglo-saxonisme à Saint-Omer? La lectio difficilior serait d’y voir un néerlandisme formé à partir du verbe leggen, poser. En ancien frison, lagia a le sens d’établir62. On peut donc comprendre “les lois et coutumes” ou “établissements et coutumes”. Sans rentrer dans le détail du texte, l’organisation des clauses qui suivent manque de logique63. Raoul Charles Van Caenegem a voulu trancher le nœud gordien et propose de diviser la charte en deux, la
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navette alors qu’il est d’usage pour les sceaux équestres d’être rond. Thierry remplacera, du reste, son sceau en 1129, cf. DE HEMPTINNE / VERHULST, op. cit., p. LXXXIII. L’organisation d’une administration comtale date du milieu du XIIe siècle, cf. A. VERHULST /T. DE HEMPTINNE, Le chancelier de Flandre sous les comtes de la maison d’Alsace (1128-1191), dans: Handelingen van de Kon. Commissie van Geschiedenis 141 (1975), p. 267-311, p. 278. Lagas est repris dans les confirmations postérieures de la charte originelle. Il ne s’agit pas d’une erreur de scribe. Pour l’Angleterre, la forme latine laga se retrouve essentiellement dans les textes écrits vers 1100, charte de couronnement de Henri Ier, Leges Henrici Primi, Quadripartitus cf. F. LIEBERMANN, Die Gesetze der Angelsachsen, 2e éd., Aalen 1960, 2, V° lagu et le Middle English Dictionary, V° laue. Le mot laga disparaît des sources anglaises en latin vers la fin du XIIe siècle. Wace invente le mot français “lague” qui ne semble avoir été utilisé que par lui, cf. TOBBLER-LOMMATZSCH, V° lague. Mot d’origine scandinave, laga signifie originellement la loi des Danois, cf. E. VAN HOUTS, The Vocabulary of Exile and Outlawry in the worth Sea Area around the First Millenium, dans: ID./ L. NAPRAN, Exile in the Middle Ages, Turnhout 2004, p. 13-28 D. BOUTKAN / S. M. SIEBINGA, Old Frisian Etymological Dictionary, Leiden 2005, V° lagia. Cependant, en moyen néerlandais, le mot laghe (aujourd’hui laag: couche, strate) ne semble pas avoir de sens juridique. Parfois, en vieil anglais, lagu a le sens juridique d’établissement, statut juridique cf. NIERMEYER, V° laga. VAN CAENEGEN parle “d’une enfilade des désirs et des ambitions des citadins (waslijst van de verlangens en ambities van de stedelingen)” (R. C. VAN CAENEGEM, De keure van SintOmaars van 1127, dans: Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis 50 (1982), p. 252-262, p. 257; traduction anglaise: R. C. VAN CAENEGEM, The Borough Charter of Saint-Omer granted by William Clito, Count of Flanders, dans: ID. (dir.), Legal history. A European Perspective, London/Rio Grande (Ohio) 1991, p. 61–70).
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première partie concernerait les échevins et leur juridiction et la deuxième la commune et sa juridiction des jurés64. La lecture de Van Caenegem simplifie de manière excessive le texte afin de s’inscrire dans le sillon romantique des libertés bourgeoises. On pourrait sans doute complexifier le schéma et voir d’autres groupes s’exprimer dans la charte (les clercs, la ghilde, une séparation topographique entre les habitants des deux enceintes, etc.)65. Quoi qu’il en soit, les couches textuelles indiquent que plusieurs groupes ou factions ont cherché à accroître leurs droits, leurs pouvoirs de justice. Le long paragraphe de la charte de 1128 sur le droit des successions révèle ainsi un vocabulaire juridique savant (heres, propinquitas, consanguinitas). On y trouve en particulier une disposition qui traite de l’héritage des mineurs (heres infra annos discretionis) qui leur sera rendu à leur majorité. Le terme d’âge de raison (annos discretionis) peut sembler banal. Il s’agit, cependant, d’une invention toute récente. La patristique connaît l’idée que l’homme a la capacité à choisir le bien ou le mal, la discretio boni ac mali, expression se trouvant déjà dans la Vulgate66. Cependant, on ne trouve pas à l’époque de concept d’âge de raison. Le premier texte est un canon que l’on trouve pour la première fois dans la Panormie67. Ce canon traite de l’âge au mariage et explique que les enfants ne peuvent donner de consentement valide à l’union matrimoniale avant leur tempus discretionis68. Le canon parfois faussement 64
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R. C. VAN CAENEGEM, De keure (cf. n. 63), p. 252-262. C’est aussi la lecture de DERVILLE, Saint-Omer (cf. n. 56), p. 100-01. À la fin du XIIe siècle, l’institution des jurés disparaît et fusionne avec les échevins. Il faudrait, pour le moins, partir du très intéressant premier sceau de la ville de SaintOmer daté de 1199 (B. BEDOS-REZAK, Corpus des sceaux français du Moyen Âge. Les sceaux des villes, Paris 1980, n° 628). L’auvers du sceau montre quatre personnage assis dans une fonction de juge, tête nue, vêtus à l’antique, accompagnés sur le pourtour de sept têtes d’hommes. Deux juges sont au premier plan et leurs têtes sont placées plus haut que les deux juges d’arrière-plan. Les têtes du pourtour sont encore plus bas. La légende est Sigi. communionis dominorum sancti Audmari. La commune de Saint-Omer se reconfigure à la fin du XIIe siècle par la fusion hiérarchique de trois groupes, les échevins (premier plan), les jurés (deuxième plan) et les citoyens (pourtour) et l’exprime graphiquement sur son sceau. Faut-il voir dans les vêtements à l’antique une allusion aux consuls romains, à un pouvoir judiciaire qui se revendique comme lettré? Ad Heb., 5, 13. Traditionnellement attribuée à Yves de Chartres, les travaux de Christof ROLKER (The earliest work of Ivo of Chartres. The case of Ivo’s Eucharist florilegium and the canon law collections attributed to him, dans: ZRG. KA 93 (2007), p. 109-27; Ivo of Chartres’ pastoral canon law, dans: Bulletin of Medieval Canon Law 25 (2006), p. 114-145) tendent à montrer que la Panormie ne serait pas de l’évêque de Chartres. On attend la publication de sa thèse: C. ROLKER, Canon law and the letters of Ivo of Chartres, (Cambridge Studies in Medieval Life and Thought, Fourth Series) Cambridge 2009 (à paraître). Panormia, 6, 122: “Ubi non est consensus utriusque non est coniugium. Ergo qui pueris dant puella in cunabilis et e converso nichil faciunt nisi uterque puerorum post quam venerit ad tempus discretionis consentiat etiamsi pater et mater hoc fecerint et
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attribué à Nicolas Ier va circuler dans les collections canoniques de la première moitié du XIIe siècle mais aussi dans les florilèges de l’École de Laon69. On le trouve dans le Liber Pancrisis attribué à Yves. Dans un autre manuscrit, on pense qu’il provient d’Anselme de Laon. Il se rencontre enfin dans les Sententiae Magistri A70. Il circule aussi dans une courte et répandue collection de sentences de l’école de Laon sur le mariage71. C’est à l’occasion des débats sur la capacité au péché des jeunes enfants que l’on glisse dans les sentences théologiques de l’époque du temps de raison à l’âge de raison72. Celui qui a rédigé le petit code de droit des successions de Saint-Omer en 1128 connaît donc les textes des écoles de théologie françaises du début du XIIe siècle. On le sait, les théologiens de l’École de Laon se sont intéressés au droit matrimonial. Dans le matériel canonique matrimonial, on trouvait en particulier une lettre d’Alexandre II, Ad Sedem apostolicam perlata qui traite amplement des degrés de consanguinité73. Alexandre compare les degrés canoniques empêchant le mariage avec les rangs de successibles en droit romain. C’est, sans doute, à partir de cette connaissance indirecte des leges romaines du droit des successions que l’auteur a bâti son code pour Saint-Omer afin de renforcer le pouvoir judiciaire des échevins74.
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noluerint.” J’utilise l’édition électronique de M. BRETT et B. BRASINGTON (http://knowledgeforge.net/ivo/panormia). Collectio Caesaraugustana, versio secunda; Collectio X Partium; Collectio IX Librorum (Arch. S. Pietro C. 118) (cf. L. FOWLER-MAGERL, Clavis Canonum, Selected Canon Law Collections Before 1140, Livre et CD-ROM (MGH, Hilfsmittel 21) Hannovre 2005) et enfin dans le Décret, C. 30, q. 2, c. 1 avec l’attribution à Nicolas Ier. H. REINHARDT, Die Ehelehre der Schule des Anselm von Laon, Münster 1974, p. 76, n. 7. E. CONTE, Tres Libri codicis: la ricomparsa del testo e l’esegesi scolastica prima di Accursio (Ius commune, Sonderheft 46) Frankfurt am Main 1990, p. 21, n. 70. Sentence n° 459: “Si puer post baptismum ante annos discretionis peccat vel in blasphemia vel in aliquo tali, dampnandus creditur, non tantum propter suum malum, sed propter culpam parentum qui eum servare debent usque ad tempus discretionis ne peccet; vel si peccat corrigere debent” (O. LOTTIN, Psychologie et Morale aux XIIe et XIIIe siècles, Louvain/Gembloux 1942-1960, t. V, p. 306) Voir aussi la Sentence n° 495 (ibid., p. 319) sur le péché de l’enfant qui a reçu un bénéfice de manière simoniaque. Alexander II, Ep. 38 (Mansi, t. 19, col. 966-70) = Sententie Magistri A, 221d (ed. H. Reinhardt, Die Ehelehre der Schule des Anselm von Laon, Münster 1974, p. 239) = C. 35, q. 5, c. 2, traduite et analysée dans P. LEGENDRE et al., Le dossier occidental de la parenté. Textes juridiques indésirables sur la généalogie, Paris 1988, p. 177-214. Remarquons que les dispositions de 1128 n’accordent aucune place au conjoint survivant mais sont égalitaires entre les hommes et les femmes. Ainsi, dans un couple sans enfants, en cas de mort d’un des époux, son héritage revient à ses parents. Si l’un des deux parents du défunt est lui-même décédé, l’héritage est divisé entre l’ascendant privilégié subsistant et les collatéraux privilégiés (DE HEMPTINNE /VERHULST, De oorkonden [cf. n. 53] p. 16). Pour une époque légèrement postérieure, à Douai, R. JACOB, Les époux, le seigneur et la cité: coutume et pratiques matrimoniales des bourgeois et paysans de France du Nord au Moyen âge, Bruxelles 1990 a montré que
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Les chartes communales de Saint-Omer font donc le grand écart juridique entre les lagas, terme qui renvoie à une expression vernaculaire et au droit vécu, et l’âge de raison provenant de la théologie et du droit canonique de l’époque. Les consciences du droit se juxtaposent plus qu’elles ne s’opposent. Remarquons que deux clercs, Gislebert de Mons et l’auteur du code des successions de 1128, perçoivent le droit communal comme principalement des règles de droit des personnes. J’utilise ici le concept de règle de droit dans un sens différent de celui des juristes français. Il ne s’agit pas de règles de droit kelséniennes construites à partir du concept kantien de l’impératif catégorique75. J’entends règle de droit comme une norme abstraite, utilisant dans son langage les distinctions (hommes / femmes / enfants; mineurs / majeurs, etc.) et surtout écrite au futur. La règle de droit ne se présente pas comme un impératif mais indique comme on doit trancher un litige si la condition X se réalise. La règle de droit ne se pose pas comme un devoir-être en tant que règle mais elle suppose que la mise en œuvre de la règle contribue à l’avènement d’un État de droit76.
La règle de droit des personnes dans les chartes de Guillaume de Champeaux Le code de succession de Saint-Omer nous a ramenés à l’activité juridique de l’École de Laon. Il faut ainsi étudier de conserve sources théoriques et sources de la pratique. Pour Guillaume de Champeaux, nous avons la chance de bénéficier non seulement de ses œuvres d’enseignant, en rhétorique, philosophie ou théologie mais aussi des traces écrites de son activité d’homme d’Église. Guillaume a, en effet, été grand archidiacre à Paris puis évêque de Châlons-sur-Marne, menant de front activités intellectuelles et administratives. Dans un autre travail, j’ai dressé le regeste des actes pour lesquels on peut établir un lien avec Guillaume qu’il soit auteur, co-auteur, témoin ou mentionné dans le document77. Il est plus délicat de déterminer les actes dont Guillaume est le rédacteur. On le sait, avant la bureaucratisation des administrations princières et ecclésiastiques, nombre d’actes sont composés par les destinataires ou par des
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l’institution du ravestissement avait largement favorisé le conjoint survivant aux dépens de la succession lignagère. Pour une première approche voir la notice “règle de droit” de L. ROBERT-WANG dans D. ALLAND / S. RIALS (dir.), Dictionnaire de la culture juridique, Paris 2003, p. 13261329. Des conceptions similaires se retrouvent chez certains philosophes du droit ainsi P. AMSELEK, L’évolution générale de la technique juridique dans les sociétés occidentales, dans: Revue du droit public (1982), p. 275-294. MIRAMON, Quatre notes (cf. n. 3).
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rédacteurs occasionnels. Dans son édition des actes de Louis VI, Jean DUFOUR, le premier, a émis l’hypothèse sur des critères diplomatiques et littéraires que Guillaume Champeaux aurait rédigé pour Louis VI deux actes liés aux origines de Saint-Victor78. Guillaume avait un intérêt personnel en tant que fondateur de l’abbaye dans la mise par écrit des libéralités du roi mais il n’est pas mentionné dans aucune des deux chartes. Mon étude confirme la possibilité qu’en 1112, à la suite de circonstances politiques locales, Guillaume, chef de file du clergé réformateur parisien, se rapproche du pouvoir royal et travaille dans la chancellerie79. Il me semble que l’activité diplomatique de Guillaume ne se limite pas à cette année là. On peut essayer de rassembler la courte liste des actes “personnels” de Guillaume en passant les documents au crible stylistique. Ce que je rattache au style de Guillaume, c’est un latin élégant mais pas ampoulé qui évite l’affleurement du vernaculaire, des préambules soignés, l’utilisation de canons de droit canonique ou un vocabulaire juridique précis. Cet apport du droit ne conduit pas à des formules plaquées mais les sources juridiques sont réécrites et intégrées dans le discours général80. Il y a donc un style “Guillaume de Champeaux” qui distingue les chartes qu’il a rédigées de celles contemporaines même si pour chacun des documents les indices sont plus ou moins probants. Parmi ces actes personnels, on peut placer sa renonciation aux personats en 1108 ainsi que son “testament” de fin 1120, début 112181. Je me propose ici d’ajouter deux items. Le premier acte concerne Corbeil. Guillaume, en tant qu’archidiacre, est témoin d’un chirographe donné par Bernier, doyen du chapitre de Notre-Dame, qui fixe des règles de droit de succession pour les serfs du chapitre Notre-Dame résidant à Corbeil82. Comme je vais le montrer, il est fort probable que cet acte fût rédigé par Guillaume. Agglomération castrale située sur une pointe de terre formée par l’embouchure de l’Essonne, on connaît mal Corbeil au XIIe siècle83. Dirigée un temps par des comtes, Louis VI récupère la châtellenie en 1112 à la suite d’une transaction avec Hugues du Puiset84. Désormais étroitement lié au domaine 78 79 80 81 82 83
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DUFOUR, Recueil (cf. n. 23), t. III, p. 50. MIRAMON, Quatre notes (cf. n. 3). Guillaume a-t-il aussi rédigé l’acte (difficilement datable) de voirie de l’évêque de Paris (DUFOUR, Recueil [cf. n.23], n° 121)? Pour la probable utilisation de la Collection d’Anselme de Lucques dans le testament de Guillaume voir MIRAMON, Quatre notes (cf. n. 3). Il s’agit des numéros 6 et 32 du regeste. On trouvera dans MIRAMON, Quatre notes (cf. n. 3) une édition de son testament et une analyse de la renonciation aux personats. B. GUERARD (éd.), Cartulaire de Notre-Dame de Paris, Paris 1850, t. I, p. 375-76. Voir en général la notice “Corbeil” par R.-H. BAUTIER dans Lexikon des Mittelalters et A.-C. BARRATEAU, Le castrum de Corbeil, dans: L’Île-de-France de Clovis à Hugues Capet, Saint-Ouen-l’Aumône 1993, p. 158-159. N. CIVEL, La fleur de France. Les seigneurs d’Île-de-France au XIIe siècle, Turnhout 2006, p. 108-09.
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royal, le château sera tenu par une lignée de vicomtes puis deviendra le siège d’une prévôté royale85. Au XIVe siècle, la ville sera un nœud de la puissance agricole du bassin parisien principalement pour le commerce du grain. Corbeil est aussi le centre d’un vignoble86. Dans une bulle de 1196 qui confirme le temporel de la collégiale Saint-Spire de Corbeil, on trouve déjà les éléments (vignes, moulins, foire) de cette économie marchande et agricole87. Corbeil est de plus, dès le milieu du XIIe siècle, le siège d’une juiverie importante88. La ville est suffisamment importante pour qu’Abélard y installe, un temps, son école lors de son exil parisien89. Dans le temporel de Notre-Dame de Paris, Corbeil est périphérique et de peu d’importance90. Dans le dernier quart du XIIe siècle, le chapitre acquiert à Corbeil en deux temps le moulin du “chant de la grenouille”91. On apprend dans l’un de ces actes que Notre-Dame possède déjà une cultura à Corbeil. D’après les informations du cartulaire de Notre-Dame, il semble donc que le chapitre au début du XIIe siècle ne possède presque rien à Corbeil et dans ses alentours. Qui sont donc les serfs de Notre-Dame à Corbeil, si ce ne sont pas des paysans qui travaillent sur les terres du chapitre? Le privilège accordé par le chapitre concerne “les serfs de l’église Sainte Marie de Paris, ceux précisément dont les demeures ou les familles se trouvent dans la place forte de Corbeil”. L’insistance que porte la charte de 1109 à la résidence urbaine est sans doute un indice qu’il s’agit de proto-bourgeois résidant éventuellement entre le château et l’enclos de Saint-Spire, autre noyau d’urbanisation92. Ces proto-bourgeois auraient, pour une raison que l’on ignore, un lien de dépendance avec Notre-Dame. En tout cas, le privilège accordé par le chapitre en 1109 lui coûtait peu financièrement. La charte de 1109 raconte que les serfs se sont présentés en délégation devant les chanoines afin qu’on leur accorde des règles de droit de succession qui sont ensuite exposées en détaillant l’ordre des successibles. Dans une première lecture, l’acte de 1109 pourrait être rattaché au dossier de l’abolition de la mainmorte93. Cependant, le terme ne s’y trouve pas et l’acte ne se moule pas non plus dans le formulaire du “rachat de coutume”. Le doyen Bernier accorde les droits de succession sans demander aucune contrepartie financière ou 85
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Suger, commentant un épisode guerrier de 1108, indique que Corbeil était “riche en antiques et nobles chevaliers” (Vie de Louis VI le Gros, éd. H. WAQUET, Paris 1964, p. 90). G. FOURQUIN, Les campagnes de la région parisienne à la fin du Moyen Âge du milieu du XIIIe siècle au début du XVIe siècle, Paris 1964, p. 114 et cartes I et III. http://elec.enc.sorbonne.fr/cartulaires/sspire/acte3/. G. NAHON, Juiveries médiévales autour de Corbeil, dans: Juifs en Essonne: passé et présent, Ris-Orangis 1998, p. 33-37. Petrus Abaelardus, Historia Calamitatum, éd. J. MONFRIN, Paris 1978, p. 65. Voir la carte dressée dans CIVEL, La fleur (cf. n. 84), p. 521. GUÉRARD, Cartulaire de Notre-Dame (cf. n. 82), t. I, p. 49, 51. Voir le plan dressé par BARRATEAU, Le castrum (cf. n. 83), p. 158. P. PETOT, L’origine de la mainmorte servile, dans: RHD 19 (1940–1941), p. 275–399.
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symbolique. Pour comprendre cet acte, il faut le replacer dans une autre série. Olivier Guillot a attiré l’attention sur une séquence d’une dizaine de privilèges obtenus au début du XIIe siècle par différents établissements religieux d’Île-deFrance afin d’assurer à leurs serfs ou à leur familia la possibilité de témoigner ou de participer au duel judiciaire94. On peut s’étonner de la nécessité de ces privilèges car la documentation antérieure montre que, dans la pratique, la condition servile n’est pas un obstacle pour témoigner en justice. Il faut penser que cette série de privilèges ne rend pas compte d’un adoucissement du statut juridique servile du XIe siècle mais plutôt d’une prise de conscience par les élites ecclésiastiques que le servage est un statut juridique particulier et que si on voulait l’aménager, il fallait utiliser l’outil du privilège. Du reste, un faux diplôme pour Saint-Germain-des-Prés, probablement écrit dans les années 1130, renvoie dans son préambule aux théories présentes dans l’exégèse scolaire contemporaine sur la Genèse. Avant la Chute, l’homme était libre et il n’y avait pas de domination sinon de l’homme sur les animaux. Le servage est une conséquence du péché. Comme l’a montré Philippe Buc, il y a une tension repérable dans l’exégèse du XIIe siècle entre l’idée que la domination et la hiérarchie sont naturelles et une pensée plus égalitariste qui analyse l’inégalité sociale dans une grille historico-juridique. Le nœud du problème est le débat sur la nature de la société au Paradis. Était-elle communiste ou déjà seigneuriale? Cette tension conduit à faire du servage une catégorie plus abstraite et théorique, mobilisable dans la nouvelle conscience du droit95. Du reste, là encore, l’élaboration du droit matrimonial dans les florilèges de l’école de Laon est un laboratoire. En effet, le droit au mariage des serfs articule explicitement l’opposition entre droit naturel et statut servile. Les traités laonnois recueillaient une double tradition. Pour le droit canonique, l’institution matrimoniale remontait au paradis, elle était un droit fondamental. Pour le droit romain, les esclaves ne pouvaient se marier que si le maître y consentait96. L’École de Laon a affronté de front la contradiction des traditions juridiques. La solution initiale jugeait que l’accord du maître était nécessaire mais à partir du traité In primis hominibus, la position s’inverse: les serfs peuvent se marier même si leur maître refuse97. De la charte pour Corbeil aux traités sur le mariage et enfin à l’exégèse 94
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O. GUILLOT, La participation au duel judiciaire de témoins de condition serve dans l’Îlede-France du XIe siècle: autour d’un faux diplôme de Henri Ier, dans: Droit privé et institutions régionales. Études historiques offertes à Jean Yver, Paris 1976, p. 345-360. Ph. BUC, L’ambiguïté du livre. Prince, pouvoir et peuple dans les commentaires de la Bible au Moyen Âge, Paris 1994, p. 71-87. H. REINHARDT, Die Ehelehre der Schule des Anselm von Laon, Münster 1974, p. 101102 et pour la suite A. WINROTH, Neither Slave nor Free: Theology and Law in Gratian’s Thoughts on the Definition of Marriage and Unfree Persons, dans: W. P. MÜLLER / M. E. SOMMAR (dir.), Medieval Foundations of the Western Legal Tradition. A Tribute to Kenneth Pennington, Washington 2006, p. 97-109. B. MATECKI, Der Traktat In primis hominibus, Frankfurt am Main 2001, p. 38*.
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sur la Genèse, il y a un Zeitgeist particulier commun à une génération d’intellectuels. Du reste, un œil attentif repère dans l’acte de 1109 l’écho de l’enseignement scolaire. Comme pour la charte de Saint-Omer de 1128, il faut remarquer dans le texte de 1109 l’usage du vocabulaire juridique savant de la parenté: cognats, hereditario jure, propinquitas. La définition de l’ordre des successibles (filius aut filia, frater aut soror, nepos aut neptis, pater aut mater, avunculus aut matertera) renvoie, même si la liste est incomplète, aux deux premiers degrés de consanguinité98. Autre touche de juridicisation savante, la place du chapitre qui rentre dans l’ordre des successibles après les parents. On retrouve ici le rôle classique du fisc romain. Celui qui a rédigé la charte de Corbeil connaît le droit matrimonial savant et les autorités rassemblées dans les collections canoniques contemporaines ou dans des florilèges comme les Sentences du Maître A. Il s’est sans doute inspiré ici de la lettre d’Alexandre II mentionnée plus haut ainsi qu’un autre canon provenant d’Isidore qui définit les degrés de consanguinité99. Bernier a eu une longue carrière de doyen à Notre-Dame (1104-vers 1138) et a été l’auteur de nombreux documents. À partir de 1119, il cumule sa charge avec celle d’abbé de Saint-Spire100. Cependant, dans aucun de ses documents, on ne trouve ce style juridique, ici si visible. Un autre témoin de l’acte, Étienne de Garlande, est célèbre. S’il faut prendre cum grano salis la légende noire qui en fait un quasi-laïc ignare, le futur chancelier de Louis VI n’a jamais manifesté de connaissances savantes particulières101. Parmi les trois archidiacres, Guillaume de Champeaux souscrit le premier. Corbeil ne fait pourtant pas partie de son archidiaconat. Cette prééminence correspond à son statut de grand archidiacre, auxiliaire de l’évêque Galon, et personnage clé des tentatives de réforme du diocèse. En 1109, Guillaume, qui enseigne aussi à la même époque, reçoit une lettre d’Yves de Chartres traitant de casuistique matrimoniale. L’ensemble de ces éléments me fait penser que la charte de Corbeil de 1109 a été rédigée par Guillaume de Champeaux et qu’il faut y voir une première application pratique de ses théories sur la naissance du droit urbain. La deuxième charte date de 1120, à la fin de l’épiscopat de Guillaume. L’acte concerne Vertus dans le diocèse de Châlons dans l’actuel département de la Marne et témoigne d’une rhétorique juridique exceptionnelle par sa qualité. Vers 98
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Il manque le grand-père et la grand-mère et l’oncle et la tante paternelles. Les corpus informatisés des chartes (Thesaurus diplomaticus belge, pour la France voir les bases régionales en cours d’intégration sous la direction de Benoît-Michel TOCK sur http://www.chartae-galliae.fr) montrent que matertera est absent de la documentation avant le dernier quart du XIIe siècle. Son usage dans la charte de Corbeil est donc exceptionnel. C. 35, q. 5, c. 6; ce canon circule auparavant. DUFOUR, Recueil (cf. n. 23), n° 156. J. DUFOUR, Étienne de Garlande, dans: Bulletin de la Société de l’histoire de Paris et de l’Île-de-France 122-124 (1995–1997), p. 39-53.
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le milieu du Xe siècle, Herbert le Vieux s’empare de ce domaine qui appartenait au chapitre métropolitain de Reims102. Les comtes de Champagne vont ensuite tenir en fief ce bourg, siège d’un château comtal103. La charte de 1120 résout un conflit entre l’abbaye bénédictine de Saint-Sauveur et la canoniale de SaintMartin. On ne sait rien des dates de fondation de ces deux institutions. Une tradition avance que Saint-Sauveur aurait été fondé en 1080 par des moines de Saint-Médard de Soissons. Il s’agit, vraisemblablement, de l’imagination savante des moines de l’époque moderne brodant sur un épisode de la vie de saint Arnoul qui décrit la rencontre entre Arnoul, abbé de Saint-Médard et futur évêque de Soissons, et Thibaud Ier à Vertus104. Mais la vita ne dit en rien qu’Arnoul y fonde un monastère. La première trace du monastère date de 1105 et la première charte de 1111105. Saint-Sauveur était un monastère péri-urbain106. L’église de Saint-Martin existe encore aujourd’hui et a la particularité d’être bâtie sur une source qui se déverse dans un bassin jouxtant l’édifice107. Il y a lieu de penser à un lieu de culte païen christianisé. La date d’installation d’une communauté canoniale est inconnue108. Une tradition transmise par un document aujourd’hui perdu faisait remonter la fondation à 1107109. Le premier document où la communauté apparaît est la charte de 1120. C’est à cette même époque que Jean-Pierre Ravaux date la première étape de la construction de l’édifice roman110. En 1134, la communauté passe dans l’orbite de Saint-Victor. En 1167, à la suite d’un incendie, les chanoines se déplacent en dehors de la ville où ils construisent un nouveau monastère en l’honneur de Notre-Dame111. L’histoire de Saint-Martin reste à faire. Le parcours de l’inventaire des archives de l’abbaye réalisé au XVIIe siècle (de nombreuses pièces sont aujourd’hui perdues) dévoile un profil classique, celui d’un prieuré augustinien actif dans la 102 103 104 105
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M. BUR, La formation du comté de Champagne v. 950 – v. 1150, Nancy 1977, p. 109. BUR, La formation (cf. n. 102), p. 235. AASS, Augusti III, 243. et R. NIP, Arnulfus van Oudenburg, bisschop van Soissons († 1087), Leuven 2004, p. 335 Gallia Christiana, IX, 939. Cependant, J.-P. RAVAUX, L’église Saint-Martin de Vertus, dans: Mémoires de la Société d’Agriculture, Commerce, Sciences et Arts du département de la Marne 90 (1975), p. 65-88, p. 66 pense que ces actes concernent Saint-Martin. L’interprétation des auteurs de la Gallia Christiana me semble plus vraisemblable. É. DE BARTHÉLÉMY, Essai sur les abbayes du département de la Marne, Reims 1852, p. 41. RAVAUX, L’église Saint-Martin (cf. n. 105) ; version résumée: ID., L’église Saint-Martin de Vertus, dans: Congrès Archéologique de France 135 (1977), p. 590-613. Une tradition qui ne s’appuie sur aucun document imagine que Saint-Martin serait une canoniale castrale fondée en 1080 par le comte Thibaud, ainsi P. CORBET, Campania Christiana Medii Aevi. Les fondations et la vie canoniale en Champagne des origines au XIIIe siècle, mém. de maîtr., Université de Reims 1971–1972, t. II, p. XXIX. RAVAUX, L’église Saint-Martin (cf. n. 105), p. 66. Ibid., p. 83. Ibid., p. 67.
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cura animarum et dont les revenus, dîmes et revenus agricoles traditionnels, bénéficient de la croissance du XIIe siècle112. Le premier document concernant les droits paroissiaux à Vertus date de 1111113. Hugues, le prédécesseur de Guillaume sur le siège épiscopal de Châlons, notifie un accord sur la cura de Vertus pour apaiser un conflit entre d’un côté l’archidiacre Elbert et de l’autre Anscher abbatem Virtuensem. Cet accord avait été soumis à Pascal II sans doute en 1107 lors du séjour du pape à Châlons114. Anscher reçoit des mains de l’évêque la cure mais promet l’obéissance et le paiement des redevances usuelles à l’évêque et à son archidiacre. À la mort d’Anscher, il sera remplacé par un certain Hugues qui sera ordonné abbé, et ainsi de suite. Comme souvent pour les chartes qui règlent la vie paroissiale, la reconstitution exacte de la situation est délicate. La titulature “abbé de Vertus” est ambiguë mais il faut très vraisemblablement y voir des bénédictins115. L’acte mentionne à l’avance le futur abbé. C’est étrange. Sans doute, il y avait en 1111 très peu de moines résidant dans un modeste prieuré qui faisait office d’église paroissiale. Le conflit entre l’archidiacre et l’abbé se comprend. Les autorités diocésaines à cette époque ont souvent lutté contre l’exercice de charges paroissiales par les moines116. Neuf années plus tard la situation change. Le chirographe de Guillaume de Champeaux mentionne clairement deux communautés religieuses: les moines de Saint-Sauveur et les chanoines réguliers de Saint-Martin. Il ne donne malheureusement pas le nom des supérieurs des communautés qui ne témoignent pas non plus l’acte. On ne sait donc pas si Anscher ou Hugues sont encore en activité. La situation est renversée car la charte indique clairement que les chanoines ont la cura animarum sur l’ensemble du bourg de Vertus. L’église est sans doute bâtie ou rebâtie à cette époque. Les nouvelles conditions d’exercice du culte et la nécessité pour les chanoines d’obtenir des ressources pour soutenir l’effort de construction expliquent le nouvel état de fait. Guillaume indique que les chanoines ont fondé la paroisse de Vertus et exigeaient l’ensemble des dîmes et des droits de sépulture; ce qui provoqua le conflit avec les moines et la nécessité d’un accord sur deux points: les dîmes et le droit de sépulture. L’exemption obtenue par les moines pour le versement de la dîme n’est que partielle. Les moines ne règlent pas aux chanoines de dîme sur la vigne, sinon 112 113
114 115 116
AD Marne, H 463. Édition d’après l’original aujourd’hui perdu: Gallia Christiana, X, 160-61, et d’après le cartulaire de Warin: P. PELICIER, Cartulaire du chapitre de l’église cathédrale de Châlons-sur-Marne par le chantre Warin, Paris 1897, p. 55-56. U.-R. BLUMENTHAL, The early councils of pope Paschal II, 1100–1110, Toronto 1978, p. 75. Les chanoines réguliers utilisent plutôt les titulatures de prieur ou prévôt. G. CONSTABLE, Monastic Tithes from their origins to the twelfth century, Cambridge 1964.
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une mesure symbolique, mais doivent la payer sur le grain. Les moines sont exonérés de dîme sur le fourrage et la culture des vergers et potagers mais en règlent la moitié s’ils acensent ces activités. Guillaume de Champeaux a, semblet-il, coupé la poire en deux et a diminué de moitié la taxe due par les moines aux chanoines. En ce qui concerne le droit de sépulture, la méthode est différente. Il ne s’agit pas de diviser la population par moitié ou selon une règle topographique mais selon les classes sociales. Le peuple doit se faire enterrer à Saint-Martin; les chevaliers (miles) peuvent choisir la sépulture à Saint-Sauveur117. Les raisons religieuses se comprennent aisément. Au XIIe siècle, les moines noirs se spécialisent souvent dans la petite et moyenne noblesse résidant dans le voisinage du monastère. Les moines cherchent, généralement avec succès, à établir des liens d’amitié débouchant sur des donations, des conversions à l’âge adulte, des sépultures privilégiées, des oblations d’enfants et de la memoria liturgique118. Le résultat de l’accord est donc attendu. Ce qui est beaucoup plus original c’est le raisonnement juridique. Guillaume commence à expliquer que l’ensemble des paroissiens de Vertus sont les sujets des chanoines selon le droit paroissial. Guillaume pose, et c’est neuf, à la base de la paroisse des sujets de droit, les paroissiens qui sont individuellement soumis à un droit qui les rattache selon une norme commune à l’église principale (Guillaume emploie ecclesia capitalis) du ressort de leur paroisse. J’ai montré ailleurs que cette invention de sujets de droit est une des innovations majeures du tournant juridique de cette époque119. Dans les nombreux documents antérieurs et contemporains sur les conflits paroissiaux, on raisonne différemment; il est question de pouvoir sur les bâtiments, sur les revenus, sur la nomination du desservant. La paroisse est souvent perçue comme un élément parmi d’autres d’un bien-fonds agricole. Les paroissiens sont en tout cas absents; ils ne constituent pas le socle d’une règle juridique à valeur générique – le droit paroissial – qui autonomise une institution de l’économie domaniale qui l’entoure. 117
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Le cas des clercs n’est pas mentionné. En 1248, un nouveau conflit a lieu au sujet du clerc Hugues dit le Loth qui s’est fait enterrer dans le cimetière de Saint-Sauveur. Les chanoines se plaignent et obtiennent un jugement de l’archidiacre qui confirme que la sépulture d’Hugues était illégale (AD Marne, H 465). M. LAUWERS, La mémoire des ancêtres, le souci des morts: Morts, rites et société au moyen âge (diocèse de Liège, XIe – XIIIe siècle), Paris 1997; C. DE MIRAMON, Embrasser l’état monastique à l’âge adulte (1050-1200). Étude de la conversion tardive, dans: Annales HSC (1999), p. 825-49. La bibliographie sur le sujet est aujourd’hui très abondante. Un exemple champenois: R. KEYSER, La transformation de l’échange des dons pieux: Montier-la-Celle, Champagne, 1100-1350, dans: Revue historique 305 (2003), p. 793-816. Les moines noirs ne furent pas les seuls à établir une symbiose avec la noblesse locale. Pensons aux cisterciens et surtout aux ordres militaires. C. DE MIRAMON, Spiritualia et Temporalia – Naissance d’un couple, dans: ZRG, KA 123/92 (2006), p. 224-287, p. 252-254.
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Une fois posée la norme commune, Guillaume aménage des privilèges, des règles nommées lois (leges) qui dérogent partiellement au droit commun. Selon la loi des chevaliers, un miles peut choisir où se faire enterrer. S’il meurt sans avoir exprimé sa volonté, ses proches en décideront. Les parents choisiront aussi pour l’enfant décédé mineur. Pour le garçon devenu majeur, il faudra envisager les cas suivants: s’il devient chevalier, lui et sa femme pourront se prévaloir de la loi des chevaliers, sinon il retombe sous la loi du peuple. La fille suit le droit de son mari: s’il est du peuple, elle suivra la loi du peuple, même si ses parents sont chevaliers. En cas de remariage, on prend en compte la condition juridique du second époux. Le résumé des privilèges édictés par Guillaume montre que nous sommes en face d’un code scolastique qui fonctionne par ramifications successives de distinctions. Cela annonce la dialectique juridique que l’on trouvera quelques décennies plus tard dans les commentaires sur le Décret de Gratien. Certes, les règles des chevaliers de Vertus ne sont pas une pure spéculation intellectuelle; elles correspondent à une certaine réalité sociale. Les historiens de la noblesse critiquent aujourd’hui les théories anciennes selon lesquelles de nombreux chevaliers seraient des hommes neufs, montés par le rang120. La petite et moyenne noblesse entre le Xe et le XIIe siècle, comme la haute aristocratie, se perpétue par hérédité de manière plus nette que le pensaient les générations précédentes d’historiens de la féodalité. Le code de Guillaume n’est pas incongru. Il rend compte des lois sociologiques de reproduction de classe de l’époque. Cependant, si la noblesse médiévale est héréditaire, elle se définit rarement juridiquement comme telle. Quand, bien plus tard, on pose devant un juge la question de savoir si un individu est noble ou pas (pour des raisons généralement fiscales), la preuve ne repose pas sur une généalogie qui dévoilerait un nombre suffisant de quartiers de noblesse. On est noble si on a une possession d’état de noble. Si on vit comme un noble (chasse, banquet, tournoi, activités militaires, habits) et si on est perçu par les autres comme noble121. La loi des chevaliers de Vertus est ainsi une reformulation savante. Il est nécessaire de faire la part entre la réalité effective de la vie et de la sous-culture militaires et sa théorisation dans le langage clérical. On a du reste trop rapidement considéré cette théorisation sous le seul angle de la christianisation de la chevalerie avec l’avènement de la figure du croisé122. La réalité est plus complexe. Ainsi dans les règles pour Vertus, Guillaume explique qu’un jeune homme fils de chevalier peut décider “de persévérer dans l’office militaire” et 120 121 122
D. BARTHELEMY, L’an mil et la paix de Dieu: la France chrétienne et féodale, 980-1060, Paris 1999, p. 97. J. MOURIER, Nobilitas quid est? Un procès à Tain-l’Hermitage en 1408, dans: Bibliothèque de l’École des Chartes 142 (1984), p. 255-69. C’est le sens de nombreux travaux de Jean FLORI, ainsi ID., L’Idéologie du glaive: préhistoire de la chevalerie, Genève 1983.
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ensuite “refuser la milice” et perdre son statut. On peut y voir ici une allusion à l’adoubement. Cependant, les récits d’adoubement de l’époque montrent qu’il ne s’agit pas d’une cérémonie juridique mais d’un rituel d’intégration dans un groupe, dans la hiérarchie d’une clientèle123. Si on transcrit l’adoubement dans nos catégories contemporaines, il s’agit plus de remettre une médaille qu’un diplôme. Cependant, les clercs sont héritiers d’une tradition qui remonte au BasEmpire qui fait de la milice une dignité, source d’un statut juridique propre. La milice a du reste servi de modèle ou de miroir à l’élaboration de la cléricature comme statut juridique. Dans ce système, ceindre le cingulum militie correspond à la tonsure: l’acte qui marque le passage d’un état à l’autre124. L’actualité de cette approche juridique dans le cercle de Guillaume se découvre au concile de Beauvais de 1114. Guillaume assiste à cette réunion et y rencontre un autre expert en droit, le légat Conon de Préneste qui va devenir son ami125. Lors du concile, Conon anathémise Thomas de Marle et, selon Suger, “le dépouille, quoiqu’absent, du baudrier de chevalier126”. Conon applique sans doute le canon Qui contra pacem Ecclesie, une fausse décrétale du Pseudo-Isidore qui explique que l’on peut dénuder “de la dignité ou du baudrier de la milice” ceux qui vont “contre la paix de l’Église”127. L’auteur de la faussedécrétale puise sans doute son vocabulaire dans le Code Théodosien. La loi des chevaliers de Vertus a donc un arrière-plan dans le droit canonique savant de l’époque et dans la tentative de reformuler le phénomène chevaleresque dans la fantôme juridique de la milice du Bas-Empire. Tout comme la charte de Corbeil, l’accord de Vertus révèle ainsi cette nouvelle conscience du droit qui consiste à appliquer des règles de droit des personnes pour pacifier la société et révéler l’ordre juridique immanent. Guillaume s’est mis dans les pas de l’éloquent qui inventa la cité. Il a donné à ses administrés du droit pour qu’ils vivent selon les lois. Résumons brièvement les caractéristiques de cette conscience du droit qui se dégage de Guillaume de Champeaux tant dans son commentaire sur le De inventione que dans ses chartes. Cette conscience se construit sur une théorie du droit qui se fonde sur une théorie des normes et non pas sur une théorie de la 123 124
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D. BARTHÉLEMY, La chevalerie: de la Germanie antique à la France du XIIe siècle, Paris 2007, p. 169-174. Voir les sources rassemblées par J. M. V. WINTER, Cingulum militiae. Schwertleite en milesterminologie als spiegel van veranderend menselijk gedrag, dans: Tijdschrift voor rechtsgeschiedenis 44 (1976), p. 1-92, p. 65. MIRAMON, Quatre notes (cf. n. 3). Suger, Vie de Louis VI le Gros, éd. WAQUET (cf. n. 85), p. 174–176. Le canon est repris dans le Décret, C. 24, q. 1, c. 32. Conon pouvait le lire dans la Collectio d’Anselme de Lucques, 5, 59 mais le canon circulait dans d’autres collections, cf. FOWLER-MAGERL, Clavis Canonum (cf. n. 69). Sur la possible utilisation par Guillaume de la Collection d’Anselme de Lucques, cf. MIRAMON, Quatre notes (cf. n. 3).
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justice. Cette approche deviendra classique au XIIe siècle; elle articule une norme initiale ou fondamentale et le droit en acte hic et nunc et se cristallisera dans la distinction faite par l’élève de Guillaume, Pierre Abélard, entre le droit naturel et positif128. Les développements de Guillaume sur l’expert juridique sont plus originaux. Il est le premier, me semble-t-il, à penser le juriste comme un professionnel maîtrisant une forme particulière de dialectique et à définir l’établissement de la norme come une technique. Ce cadre théorique explique pourquoi les clercs qui partagent la conscience du droit de Guillaume ont perçu le mouvement des libertés communales comme un moyen de poser des règles de droit des personnes. Dans les chartes de Saint-Omer, Corbeil et Vertus, on retrouve la même rhétorique juridique proto-scolastique, l’utilisation du droit canonique savant, en particulier le droit matrimonial travaillé dans l’École de Laon. Le but de ces processus de juridicisation était de fonder des sujets de droits. Mais, au delà de l’aspect purement juridique, il s’agissait de répondre à un programme politique. Poser en termes génériques le droit de succession ou de sépulture permettait d’imaginer la suite des générations, l’enracinement des gens sur leur terre, la maison héritée du père, la tombe au cimetière. La conscience du droit de Guillaume rejoignait cette mentalité médiévale que Michel Lauwers a nommé l’ancestralité129. Dans un livre récent, le politologue Zaki Laïdi, ancien conseiller de Pascal Lamy lorsqu’il était commissaire européen en charge du commerce, argumente que la puissance européenne serait d’un nouveau genre, celui “de la norme sans la force”130. La taille du marché européen ainsi que la capacité des institutions européennes à produire des normes en nombre toujours grandissant depuis les réglementations techniques sur la taille des pots de yaourt jusqu’aux accords embryonnaires pour lutter contre le réchauffement climatique expliquent ce leadership d’un genre nouveau. LAÏDI montre comment le géant juridique placide européen s’impose même en dehors de son territoire. Des pays qui ne font pas partie de la Communauté européenne comme la Suisse se sentent obligés d’accorder leur droit à l’acquis communautaire. L’influence du droit canonique médiéval sur les droits européens est souvent perçue en termes d’élaboration de concepts. Ce sont les anciens canonistes qui auraient pensé et imaginé certains raisonnements juridiques encore aujourd’hui en usage. Il existe pourtant d’autres possibilités de jeter des ponts entre le passé et le présent. Le droit canonique du XIIe et XIIIe siècle peut aussi être compris comme un système de la norme sans la force. L’analyse de l’élaboration des règles de droit des personnes que j’ai menée montre comme une conscience du 128 129 130
A. BOUREAU, Droit naturel et abstraction judiciaire. Hypothèses sur la nature du droit médiéval, dans: Annales HSC 57 (2002), p. 1463-1488. M. LAUWERS, Naissance du cimetière. Lieux sacrés et terre des morts dans l’Occident médiéval, Paris 2005. Z. LAÏDI, La norme sans la force. L’énigme de la puissance européenne, Paris 2008.
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droit s’insinue dans un mouvement général de sédimentation institutionnelle des communautés. Hier, comme aujourd’hui pour certains courants de la socialdémocratie européenne, remplir le monde de normes est un bien en soi, un apprivoisement nécessaire de la mondialisation ou de changements sociaux trop brutaux. Certes les quelques textes patiemment rattachés à Guillaume de Champeaux font pâle figure face aux torrents des directives, des décisions de la cour européenne et aux infinis rapports des experts de tout poil qui bourdonnent autour de Bruxelles. Pourtant, l’historien croit que les origines mêmes brumeuses fournissent des leçons pour aujourd’hui. Le droit canonique médiéval, si on accepte de l’approcher de manière systémique, est encore d’actualité.
Pièce justificative Janvier 1120 — 23 septembre 1120131 Guillaume de Champeaux édicte un accord entre les moines de Saint-Sauveur et les chanoines de Saint-Martin concernant les dîmes et les droits de sépulture à Vertus (département de la Marne). A: Chirographe original AD Marne, H 464 (49 x 31,5 cm, encoche pour la languette d’un sceau pendant aujourd’hui disparu, annotation dorsale: De compositione isti ecclesie et Sancti Salvatoris); B: Copie XVIIIe siècle, AD Marne, H 464. Éditions anciennes: a: C. Rapine, Annales Ecclesiastiques du diocèse de Chaalons en Champagne, Paris 1636, p. 260-61; b: PL, 163, col. 1039–1042. Édition d’après A.
Accord confirmé par Innocent III dans une bulle du 28 avril 1198 (AD Marne, H 465). IN NOMINE SANCTE ET INDIVIDUE TRINITATIS, GUILLELMUS CATALAUNENSIS EPISCOPUS. Pacis et concordię quanta sit virtus, ex eo patenter agnoscimus, quod pacis turbatores et seminatores discordię Scripturę sacrę auctoritate non solum Deo odibiles, verum animę ipsius detestabiles prędicantur. Hujus nos tantę virtutis bonum eo caritatis zelo quo omni homini appetendum persuademus, inter fratres quoque nostros canonicos scilicet ęcclesię Sancti Martini, et monacos ęcclesię Sancti Salvatoris qui in municipio quod Virtutum dicitur Deo regulariter serviunt, inviolabile et firmum deinceps manere desiderantes, discordię fomitem quę sub optentu justicię in eis jugiter accendebatur, justa et utrique parti placita convenientique determinatione sopire curavimus. 131
Sur l’itinéraire de Guillaume, cf. MIRAMON, Quatre notes (cf. n. 3).
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Cum enim canonici Sancti Martini ex jure parochialis ęcclesię suę a monachis Sancti Salvatoris pro eo quod ęcclesia illa monacorum infra parochiam ipsorum fundata consistit, ex omnibus laboribus decimas exigerent, omnesque parochianos suos a monacorum sepultura conarentur avertere, et ob hoc adversus ęcclesiam suam fraternum odium ipsosque parochianos suos exasperarent, fratribus hinc et inde communiter assentientibus, de decimis inter ipsos sic definivimus. Ut ex omnibus vineis quas monachi infra parochiam illam habent seu habituri sunt; ęcclesię Sancti Martini singulis annis unum tantum modium vini persolvant, et de omni annona cujuscumque generis quam intra fines parochię monachi propriis laboribus sive mediationibus collegerint secundum justam consuetudinem canonicis decimam reddant. De nutrimento autem quorumlibet animalium sive ortorum cultura, in tota canonicorum parochia monachi nullam eis omnino decimam persolvent, sed si quis intra parochiam de animalibus monacorum ad mediationem habuerit, de media parte sua canonicis decimam reddet, pars autem altera monachis sine decimatione libera remanebit. Et licet noverimus omnes ęcclesię Sancti Martini parochianos in tota eorum vita canonicis ex jure parochiali esse subjectos, pro conservando tamen inter monacos et canonicos fraternę pacis vinculo communi eorum voluntate, de militibus et uxoribus eorum id observandum statuimus. Ut cum ad extrema pervenerint, liceat eis ubi elegerint apud canonicos seu monacos sepulturę locum accipere, hac videlicet ratione ut prius convenientem ęcclesię parochiali elemosinam relinquant, et ante horam sepeliendi ad ęcclesiam Beati Martini debito honore corpora deportentur. Si vero improviso et indeterminato sepulturę loco ex militibus et conjugibus eorum quilibet obierit, ad voluntatem propinquorum ipsius apud monacos sive canonicos sepeliatur. Similiter filiis et filiabus militum quamdiu sub tutela parentum consistent, parentum arbitrio in qualibet duarum ęcclesiarum sepulturam132 providebitur. Ubi autem ad libertatis annos pervenerint si militis filius in militari officio permanserit, ipsum et quamcumque uxorem habuerit, sub pręscripta lege manere decernimus. Si militiam recusaverit, cum uxore quecumque illa fuerit plebeia lege teneri. Filia quoque militis si militem maritum habuerit, lege militum prenotata tenebitur. Si de plebe acceperit, ei quam plebi annotavimus, manebit obnoxia. Quę vero militem habuerit, si defuncto viro cuilibet de plebe conjugio copulabitur, et ipsa mariti legem subire cogetur. Si quis autem ex altera parochia veniens, non habens uxorem neque propriam in Virtuensi parochia mansionem, in monacorum domo servierit eorum pane vescens, si obierit absque contradictione a monachis sepelietur. Quicumque autem de tota eorum parochia ad communem monacorum vitam de seculo transire, seu religionis habitum assumere voluerit, a nullo ejus votum impediri omnino precipimus. Quod si alicujus capitalis parochiali ęcclesię debitor fuerit, unde cum adhuc 132
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esset incolumis in causam aliquando vocatus extitit, heredes ejus vel etiam monachi pro eo canonicis respondebunt. His ita digestis, et ad congruam utrique parti concordiam sub nostra et venerabilium personarum Cathalaunensis ęcclesię presentia et testimonio confirmatis, universa in ea forma qua prenotata sunt, omni tempore inconcussa et illibata permanere officii pontificalis auctoritate decernimus. Quisquis autem aliqua horum permutatione pacem turbare temptaverit, Spiritus Sancti juditio et virtute donec satisfecerit presenti excommunicatione multetur, et eterna sanctorum societate alienus existat. AMEN. AMEN. Actum et confirmatum Cathalaunis, in presentia donni Guillelmi episcopi et capituli Beati Stephani, anno incarnati Verbi M°C°XX° indictione XIII, regnante in Gallia Francorum rege Ludovico. Signum Elberti, archidiaconi. Signum Stephani, archidiaconi. Signum Odonis, signum alterius Odonis, archidiaconorum. Signum Rogerii, thesaurarii. Signum Guarnerii, cantoris. Signum Hairici, signum Raignerii, signum Milonis, presbiterorum. Signum Dodonis, signum Rodulfi, signum Ancherii, diaconorum. Signum Hugonis, signum Stephani, signum Guidonis, subdiaconorum. Rainaldus cancellarius scripsit et subscripsit. Cyrographum
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Le 'Differentiae inter ius canonicum et ius civile'
Questo invito mi ha consentito di prendere un primo contatto con una letteratura che mi riproponevo, prima o poi, di affrontare. Perché mi sembrava che il tema non avesse meritato grande attenzione se non nella rara monografia, molto ben documentata (direi straordinariamente per quel tempo) di Jean Portemer1: la tesi di dottorato pubblicata ormai oltre 60 anni fa sotto gli auspici di Gabriel le Bras; l’opera che condusse l’Autore all’invito all’unico grande convegno bartoliano, quello perugino del 1959: Portemer vi esplicitò e confermò quanto aveva già rilevato nella tesi quanto all’opera tramandata sotto il nome di Bartolo2. La stessa monografia, pubblicata nel 1975, di Udo Wolter dedicata a Ius canonicum in iure civili. Studien zur Rechtsquellenlehre in der neueren Privatrechtsgeschichte, iniziata su stimolo di Peter Landau, non si riprometteva né doveva affrontare questo tipo di letteratura3. Che mi sembrava invece di grande interesse per il nostro incontro, che vuole guardare in prospettiva di lunga durata al contributo dato dal diritto canonico alla storia giuridica europea. E quindi deve anche tener conto – tra le tante cose - della coscienza che i nostri giuristi hanno avuto del problema dei rapporti tra i due grandi corpora iuris alla base del ‘sistema’ giuridico europeo4 – sulla scia delle solenni e meno solenni dichiarazioni papali e conciliari che, almeno a partire da Alessandro III, sempre più chiaramente derogarono al rigor iuris
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J. PORTEMER, Recherches sur les “Differentiae juris civilis et canonici” au temps du Droit classique de l'Eglise. L'expression des “Differentiae” (Université de Paris, Faculté de Droit), Paris 1946. Bartolo et les Differences entre le droit romain et le droit canonique, in: BARTOLO DA SASSOFERRATO. Studi e documenti per il VI centenario (Università degli studi di Perugia), II, Milano 1962, pp. 399-412. U. WOLTER, Ius canonicum in iure civili. Studien zur Rechtsquellenlehre in der neueren Privatrechtsgeschichte (Forschungen zur neueren Privatrechtsgeschichte), Köln / Wien 1973. Un altro problema analogo motivò, come si sa, le edite Contrarietates iuris civilis Romanorum et Longobardorum. di Andrea Bonello (presenti ad esempio in due manoscritti napoletani e nei Vat. lat. 7189, 2625) e le Differentiae attribuite a Biagio di Morcone, naturalmente ricordate in ogni manuale di storia giuridica italiana.
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Mario Ascheri
prescritto dal diritto civile per affermare i noti valori canonistici dell’aequitas, della bona fides ecc5. Naturalmente, non c’è da arrivare nel tempo alle fitte pagine lasciate da questa letteratura per confermare il non sempre armonico rapporto tra lo ius vetus romano e lo ius novum canonico. Il problema esisteva ben prima di queste opere, ma queste opere attestano che a partire da un certo periodo, certamente non a caso, il problema cominciò ad assumere uno specifico rilievo, tanto da imporsi all’attenzione e perciò divenire anche un tema di scuola. Già la Concordia utriusque iuris di Pascipovero di metà Duecento (presente ad esempio nel manoscritto Vat. lat. 2689), edita e illustrata da Bernal Palacios6, può esser considerata un’emergenza dottrinale interessante dal nostro punto di vista, come un inizio di problematizzazione del problema che rispecchia la crescente integrazione dei due diritti nell’utrumque ius proprio in quel tempo. Ma è da dubitare che l’opera avesse larga circolazione, pare. Nella tradizione di diritto comune se ne persero presto le tracce, se si pensa che il Diplovatazio, ad esempio, nulla sapeva dell’opera7. Le Differentiae in realtà cominciano a comparire corposamente nello stesso Duecento solo con l’opera di un esule bolognese rifugiatosi a Verona all’ombra dei Della Scala: si tratta di Iacopino di Albertino8 che a Mastino e ad Alberto della Scala dedicò nel 12759 un complesso di 163 differenze messe sotto l’etichetta di Contrarietates tra i due diritti. Esse ci sono conservate in redazioni apparentemente di analoga estensione in due manoscritti di Urgell (in un testimone grosso modo coevo all’estensione dell’opera10 e in uno, pare di provenienza tolosana, del primissimo Quattrocen5
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Temi di questo genere non richiedono citazioni. Basterà ricordare, tra i tanti possibili, lavori come quelli di Stephan Kuttner, Gérard Fransen, Knut Wolfgang Nörr, Peter Landau, e, da noi, di Antonio Padoa Schioppa, Ennio Cortese e Paolo Prodi La Concordia utriusque iuris de Pascipoverus (Facultad de Teologia San Vicente Ferrer), ed. A. BERNAL PALACIOS , Valencia 1980. THOMAE DIPLOVATATII Liber de claris iuris consultis Pars Posterior, ed. F. SCHULZ / H. KANTOROWICZ / G. RABOTTI, Bononiae MCMLXVIII. Egli ricorda, invece (p. 245), un Vianisius da un'additio di Giovanni d'Andrea allo Speculum del Durante (al tit. De successionibus). Dati scarsissimi sull'autore, tanto che è stato riportato al Trecento da J. F. VON SCHULTE, Die Geschichte der Quellen und Literatur des canonischen Rechts von Gratian bis auf die Gegenwart, II, Stuttgart 187, p. 375. In contemporanea, o forse prima dell'opera più antica conservata, si può parlare di un'opera di Guido di Belviso (morto avanti il 1313): ne redasse una serie che era manoscritta a Venezia, ma è andata dispersa (ce lo dice il PORTEMER, Recherches, p. 61). In MS Urgell 2041 (A/C 65), 128 fol.; perg., s. XIII-XIV (italiano, forse Napoli?), è il pezzo nu. 10 ai ff. 60ra-78ra/71-89, ci dice il catalogo ormai in tipografia a cura di Martin Bertram e Domenico e Paola. Maffei, che ringrazio per le anticipazioni amichevolmente fornitemi; tit. marg. sup. di altra mano reca: Incipit summula contrarietatum et diversitatum inter ius canonicum et civile composita per Iacobinum Albertoni de
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to11) e in uno di Graz (il 363) sempre risalente all’età della composizione, con un colophon dal quale si ricavano i dati indicati – e sul quale ha richiamato amichevolmente la mia attenzione Martin Bertram, che sta per pubblicare il catalogo di Urgell, come si sa. L’opera è stata molto diffusa12 e, soprattutto, sappiamo ora che divenne un testo universitario. Ce lo testimonia il MS Bamberg Can. 94, già studiato dal Portemer13, e in cui il testo, senza nome d’autore, compare diviso in 5 pecie con 173 ‘contrarietates’. Da esso dovrebbero derivare: a) una redazione più ampia conservata in un manoscritto di Monaco di Baviera che confermava l’abbandono della paternità (ma non i legami con Bologna e Verona14) e b) con rimaneggiamenti vari, il trattato attribuito a Bartolo nelle edizioni a stampa, ma nel tempo autorevolmente tolto alla sua paternità: già dal Diplovatazio ma anche dai recenti studiosi come Robert Feenstra15. Già. La probabile scomparsa dell’Autore o la sua limitatissima presenza nella scena universitaria (per morte precoce o per altre attività tutte da identificare) spiegano come dell’autore dell’opera si siano perse rapidamente le tracce e pertanto non si sentisse neanche la necessità di rispettarne la paternità. L’opera però non fu dimenticata, perché rifletteva un problema ormai ben evidente di rapporto tra i due diritti: importante per la didattica e, tutto sommato, ormai anche per gli operatori pratici.
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Bon.). Inc. prol. Quoniam ut ait Aristotiles opposita iuxta se posita evidentiora et meliora se ipsis apparent ... des ... cum multis similibus que possent adduci ad idem; inc. textus: Nunc aggrediamur contrarietates et diversitates utriusque iuris ... des. ... in species debitas suis modis et finibus ut xxvi. q. v c. Nec mirum in secunda columpna in fine. MS Urgell 2075 (A/C 18), nu. 5 ai ff. 124ra-169rb; rubr. Incipit summa contrarietatum (et aut sive om.) adversitatum inter iura canonum et civile composita per Iacobum Alberte(!) de Bononia. Inc. (prologus) Quoniam ut ait Aristotiles opposita iuxta se posita evidenciora et meliora se ipsis apparent ... inc. (textus) Nunc aggrediamur contrarietates et diversitates utriusque iuris ... des. ... species debitas suis modis et finibus ut xxvi. q. v c. Nec mirum in secunda columpna in fine etc. in fine etc. in fine etc. Finito libro sit laus et gloria Christo. Amen etc. In Vat. lat. 2683 appare come Discordantiae iuris canonici et civilis. Delle Contrarietates iuris civilis et canonici attribuite a un “Iacopo de Albertano de Bononia” sono in Oxford, Bodley 486. PORTEMER, Recherches, (n. 1) pp. 62-69. Si veda ora G. MURANO, Opere diffuse per exemplar e pecia, Turnhout 2005, p. 558. In Monaco 5479, attentamente studiato in PORTEMER, Recherches, (n. 1) pp. 85-90. Riassuntivamente T. M. IZBICKI, Problems of attribution in the “Tractatus universi iuris” (Venice 1584), in: Studi Senesi, III, 29 (1980), p. 491 s. Giovanbattista Sambiagi nella sua opera di cui di occuperemo difendeva la paternità bartoliana, che ritorna in manoscritti come in quello di Halle Ye fol. 68, e di Napoli II A 3; in Vorau 30 c'è un De divisione iuris canonici et civilis ricondotto a questo contesto da F. CALASSO, Bartolo da Sassoferrato, in: Dizionario biografico degli Italiani, IV, Roma 1964 .
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Così, come Discordantiae inter ius canonicum et civile ma senza il nome dell’autore, l’opera in due quaterni è elencata al nu. 40 nella lista di tassazione bolognese del 1317 riformata nel 134716. L’opera non entrò nella lista di Padova del 1331, ma sì in quella di Firenze del 1388 connotata sempre dai due quaterni e con lo stesso titolo; lo stesso avvenne in quella di Perugia del secolo XIV145717. Ergo, l’opera aveva del tutto perduto il ricordo del suo autore quando divenne palesemente degna di assurgere a libro ‘canonico’ in alcune università tra le più importanti. Perciò forse tardò a presentarsi un intervento in materia fino a poco oltre la metà del Trecento, quando entrò in circolazione l’operetta Differentiae inter ius canonicum et civile18 di Galvano da Bologna, il giurista noto per altre operette di carattere didascalico come l’elenco dei 300 casi in cui il giudice ha l’arbitrium di fare o di omettere e le Contrarietates delle glosse del diritto canonico19. L’elenco di Galvano era però troppo elementare e privo delle discussioni articolate presenti nell’opera da tempo corrente nelle università per poterne prendere il posto. Tuttavia l’anonimato ormai prevalso di quest’ultima finì per favorire l’emersione di una nuova paternità nel corso del Quattrocento. Forse per esser stata usata nella scuola di Prosdocimo de Conti, noto docente padovano operante nel primo Quattrocento (m. 1439?), essa finì per circolare anche sotto questo nome20 perdendo persino gli originari riferimenti a Verona e Bologna, e divenendo in tale nuova redazione, peraltro ridotta nella parte finale di un buon quinto della redazione originaria di secondo Duecento, il testo corrente e passato poi a stampa ovviamente ormai come opera di Prosdocimo21. Ma era testo non aggiornato addirittura con gli sviluppi della normativa canonistica, tenuto conto che era anteriore persino al Liber Sextus. Meno che mai lo era con gli sviluppi dottrinali poderosi del Tre-Quattrocento. Fu giocoforza intervenire con nuove opere, cui si dedicarono, certo non a caso 16 17 18
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MURANO, Opere, (n. 13) p. 144. ID., Opere, (n. 13) pp. 152, 163. Differentias vero inter leges et canones, quas elegi [al. legi] tempore repetitionis mee... di cui si indicano i MSS Krakow, BJ., 349, ff. 263r-264v, e Oxford, All Souls Coll. 63, ff. 2r-8v; Differentie iuris canonici et iuris civilis quas elegi tempore repetitionis mee canonis... Primo quia secundum canones... in MS Leiden, Ub, d'Abl. 28, ff. 22v-25v. Di poco successive dovrebbero essere le Concordantiae canonum di Giovanni da Legnano. Ci sono delle Concordantiae glossarum, Quoniam omnia habere, ad es., in MS Praga Dobrovska Knihovna a 5, ff. 251ra-256va (G. DOLEZALEK, Verzeichnis der Handschriften zum römischen Recht, I-IV, Frankfurt 1972, di cui ho usufruito ben al di là di questa sporadica citazione). DIPLOVATATII Liber, (n. 7) p. 195. Ad es. in MS Vat. lat. 5925. L'opera è stata edita in Tractatus Universi Iuris, Venetiis 1584, I, ff. 190rb-197vb, sotto il nome di Prosdocimus de Comitibus, ma con un testo più breve rispetto al MS di Urgel (des. ... que etiam committitur per simplicitatem vel ignorantiam, e qui, a f. 74vb continua: Comittitur etiam per negligentiam falsum ...; stessa versione nel MS Vat. lat. 2075).
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quasi in contemporanea e indipendentemente l’uno dall’altro a quanto pare, due autori interessati ai problemi processuali e operanti in università affollate nel secondo Quattrocento. Il primo è un altro noto giurista padovano, Giovan Battista da Sanbiagio (m. 1492), scrittore di utrumque ius, autore di un De actionibus, le cui Differentiae ebbero tre edizioni incunabole a partire da quella di Venezia del 1477. Egli però si limitò ad attingere a piene mani alle raccolte di Bartolo e di Galgano, oltre ad aggiungere qualche rinvio dottrinale più recente22. Il secondo autore fece opera più complessa, firmata nel 1489 e pubblicata l’anno dopo a Bologna. Si tratta di Girolamo Zannettini, che insegnava già negli anni ‘70 a Pisa. L’opera è la più estesa di quelle fin qui considerate, con 279 Differentiae anche molto lunghe (in realtà 277+5, e la 143 è doppia) con frequenti citazioni dottrinali. Egli trasse da Bartolo (143 ‘pezzi’ sono comuni), dall’opera attestata dal MS di Monaco, da Galvano e da un repertorio alfabetico di Baldo che lui ricorda come ‘peculium’ (diff. 234, 241-275). L’interesse per il tema dello Zannettini diviene più chiaro se si ricorda che nella sua articolata attività di poligrafo (scrisse anche di indulgenze e di alchimia) lasciò un trattato De foro conscientiae et contentioso (passato anch’esso in Tractatus Universi Iuris23) e dei Casus conscientiales di cui ci parla lo Schulte. Le sue Differentiae ci sembrano in particolare dettagliate sul problema del ‘nudo patto’ in diritto canonico, sulla promessa unilaterale, sull’esecuzione forzata, sul divieto di vendita della res aliena e sull’Inquisizione – insomma, su temi certamente significativi. La giurisprudenza tradizionale può considerarsi chiusa con quest’opera, la più estesa di quelle prodotte fino ad allora. Pochi anni dopo, meno di un quarto di secolo ma comprendente anni molto intensi per la storia della Chiesa e per i dibattiti religiosi (e canonistici), a Bologna venne fuori un’opera in materia con un taglio nuovo, la prima di un giurista non italiano. Si tratta dell’opera di un autore spagnolo, Fortun García de Ercilla ab Arrheaga, laureato a Bologna con un esame sulla ‘nuda conventio’ la cui trattazione divenne oggetto di uno stampato oggi rarissimo. Egli pubblicò la sua opera sui due diritti sempre a Bologna nel 1514 e poi nel 1517; divenuto consigliere di Carlo V per la Castiglia, fu poi giudice della Corte suprema della Navarra (m. 1534). Il suo trattato è il più lungo e ‘moderno’24 di quelli pretridentini in argomento, e infatti era dedicato al ‘fine ultimo’ dei due diritti, al
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E fu tuttavia accolto sia nell'Oceanus iuris, I, ff. 219-223, sia in Tractatus Universi Iuris, I, ff. 185-189. Scheda ormai relativamente completa in DIPLOVATATII Liber, (n. 7) p. 415 s. E sul quale tema aveva già manifestato interesse IACOPO ZOCCHI (m. 1457) con un De differentiis casuum fori contentiosi et conscientie. E perciò sarà stato pubblicato anche dopo i Tractatus Universi Iuris a Colonia, nel 1585.
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loro sviluppo e alle loro differenze25, con un taglio diverso da quelli precedenti: si limitò a prendere in considerazione i casi principali del diritto privato – sottolineando ad esempio il ruolo della buona fede nella prescrizione tenuto conto dei diversi fini dei due diritti - e lasciò fuori il diritto processuale e quello penale, prima invece al centro dell’attenzione. Insomma, l’autore spagnolo teneva conto probabilmente dell’ormai crescente normativa statale in argomento. Le considerazioni puramente teoriche lo ponevano ormai su un piano diverso dagli altri. Perciò quando si trattò di selezionare le opere di cui abbiamo discorso per la grande operazione dei Tractatus universi iuris,26 da un lato si lasciò fuori l’opera attribuita a Bartolo, ormai ampiamente diffusa grazie alla sua stabile inclusione nel volume dell’Opera omnia dedicato a Consilia tractatus et quaestiones, dall’altro si isolò l’opera di Fortunio García. Essa fu accolta nel volume primo ad apertura quasi (ff. 105vb-132ra), ad indicare che i problemi di quelle fonti erano ritenute le più importanti, ma gli altri quattro trattati furono collocati poco dopo, nello stesso primo volume, dopo i trattati di storia e sui magistrati, sui senatoconsulti, sui giuristi antichi e moderni. Erano sempre importanti, quindi, quegli antichi trattati anche per i giuristi del tempo, pur dovendosi tener conto che i decreti tridentini avevano in parte modificato i termini del problema, ora rivissuto in modo aggiornato dall’opera del Lancellotti. Ma se non per i nostri colleghi del tardo Cinquecento, per gli storici del diritto odierni anche quei trattati pre-tridentini hanno ancora un loro interesse. Non foss’altro per mostrare che le ‘differenze’ che loro vedevano erano diverse da quelle che probabilmente noi penseremmo rilevanti in quel tempo. Insomma, le ‘differenze’ pre-tridentine ci danno il quadro di una ‘coscienza del sistema’, per così dire, molto diversa, e non perché quelle opere fossero incapaci di essere sistematiche, come un po’ frettolosamente ripete troppo spesso il valoroso Portemer, lamentando di non trovare nelle ‘Differentiae’ quel che lui cercava. Il problema storico oggi è, appunto, quello di capire in quali ambiti e perché quelle Differentiae, soprattutto quelle più ufficiali per così dire, le prime del 1275, sono lontane dalla nostra sensibilità. Non si può pretendere di dare una risposta in questa sede perché stiamo solo cercando di introdurci a quella cultura.
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Il titolo recita: De ultimo fine iuris canonici et civilis. De primo principio et subsequentibus praeceptis, de derivatione et differentiis utriusque iuris, et quid sit tenendum ipsa iustitia. Sulla quale ora vanno tenuti presenti gli importanti contributi di GAETANO COLLI, naturalmente, che hanno potuto condurre ai recenti due ricchi volumi di Tractatus universi iuris extravagantes (ossia di trattati non accolti nei Tractatus del 1584) la cui pubblicazione è stata promossa dalla Facoltà di Giuripsrudenza dell'Università di Roma La Sapienza.
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Se mai qualche spunto sugli argomenti più largamente trattati può ancora essere utile. Ebbene, mentre il García non parla delle persone, della famiglia e del matrimonio, com’era presumibile negli autori precedenti occupano largo spazio le differenze in tema di capacità – specie matrimoniale - in base all’età, della capitis deminutio, e soprattutto degli impedimenti a contrarre nozze, del consenso dei parenti, della res iudicata per le sentenze in tema, del computo della parentela, dei diritti dei figli naturali; ugualmente può dirsi per i problemi del possesso e degli strumenti processuali utilizzabili al proposito, così come per la buona fede ai fini dell’usucapione e della sospensione della prescrizione. Le obbligazioni presentano negli autori medievali la costante presenza della discussione sull’azione da nudo patto, sui patti successori, il giusto prezzo, la clausola penale e gli acquisti dell’usuraio, mentre per le successioni si presenta tra l’altro la questione della responsabilità per fatti del de cuius, del numero dei testi e dei legati lasciati all’arbitrio del terzo. Per il processo, di nuovo assente in García, si trovano in particolare i problemi della competenza e della ricusazione del giudice, dei poteri del delegato, del privilegio del foro e dell’incompetenza laica per le questioni incidentali ‘spirituali’, della necessità del libello e dei ritardi a provvedere, degli appelli in materia di possesso o per quelli ‘temerari’, dei parenti testimoni e della loro ricusazione o dell’obbligo di deporre, dei sequestri giudiziari. Quanto al diritto e processo penale, la legittima difesa, la pena di morte (e anche le inumazioni) e l’infamia in particolare sono oggetto di attenzione, come certi reati quali la bestemmia, l’adulterio e l’incesto, la sodomia, l’omicidio e il falso. Quanto ai temi più teorici o di diritto pubblico che vedono anche interventi del García, segnali in particolare i rapporti tra diritto romano e canonico con la teologia, i problemi dei privilegi (anche per l’appplicazione delle leggi laiche agli ecclesiastici) e dei rescritti. Ma è solo un invito questo, che non può rendere inutile la lettura del Portemer e soprattutto l’approccio diretto ai trattati – con le cautele sulla loro genesi che si sono cercate di sintetizzare sopra, e meglio se nelle redazioni manoscritte più risalenti segnalate.
Antonia Fiori
Praesumptio violenta o iuris et de iure? Qualche annotazione sul contributo canonistico alla teoria delle presunzioni
1. Premessa Secondo le odierne classificazioni dottrinarie, nell´ordinamento italiano le presunzioni sono individuate come “prove critiche” (un’espressione che traduce il concetto di “kritischer Beweis” già elaborato dalla letteratura giuridica tedesca1): ovvero quelle prove che consentono al giudice, partendo da fatti noti, di dedurre l´esistenza di fatti non strettamente provati. In base alla definizione normativa che ne dà l´art. 2727 c.c. (“le conseguenze che la legge o il giudice trae da un fatto noto per risalire a un fatto ignorato”2) le presunzioni sarebbero anzi le “prove critiche” per eccellenza. In realtà alcune di esse — le presunzioni assolute — vengono considerate espressioni di diritto sostanziale, più che parte del fenomeno probatorio. Nell’ormai classica distinzione tra presunzioni “legali” e presunzioni “semplici”, infatti, solo le seconde sono generalmente ritenute mezzi di prova3, lasciate al libero apprezzamento del giudice ed ammissibili solo se gravi, precise e concordanti. L’elemento caratterizzante le presunzioni “legali”, invece, non è riconosciuto tanto in una effettiva potenzialità probatoria, quanto in una regolamentazione 1 2
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A. HEUSLER, Die Grundlagen des Beweisrechtes, in: Archiv für civilistische Praxis 62 (1879), p. 221. L’art. 2727 del Codice civile italiano è la traduzione letterale dell’art. 1349 del Code civil francese: “les présomptions sont des conséquences que la loi ou le magistrat tire d’un fait connu à un fait inconnu”. Sugli antecedenti dottrinari di questa formulazione, cfr. I. ROSONI, Quae singula non prosunt collecta iuvant. La teoria della prova indiziaria nell’età medievale e moderna (Università di Macerata, Pubblicazioni della facoltà di Giurisprudenza, 84), Milano 1995, p. 217 nt. 2. Ma non senza eccezioni: cfr. F. CORDOPATRI, Inferenze probatorie e massime di esperienza. Prova, presunzione, indizio, in: Diritto e processo. Studi in memoria di Alessandro Giuliani, a cura di N. PICARDI / B. SASSANI / F. TREGGIARI, Napoli 2001, III, p. 238 e ID., v. Presunzione (Teoria generale e diritto processuale civile) in: Enciclopedia del diritto, Milano 1986, XXXV, p. 291.
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dell’onere della prova nel caso di presunzioni “relative” o iuris tantum, e nel riconoscimento legislativo dell’equivalenza tra due fatti nel caso di presunzioni “assolute” o iuris et de iure. Questa equivalenza, che opera sul piano sostanziale4, avvicina la presunzione legale assoluta ad una fictio iuris5: benché, come sottilmente distingueva Francesco Carnelutti, il “riconoscimento di equivalenza naturale di due ordini di fatti” che si ha nella presunzione, sia cosa diversa dall’“attribuzione di equivalenza giuridica” tipica della fictio6. Ma se i confini tra i due fenomeni sono segnati da una chiara differenza sul piano logico — o, come scriveva Yan Thomas, addirittura ontologico7 —, esiste indubbiamente una contiguità a livello pratico. Su di essa ancora oggi si esercita la dottrina a livello europeo8, nel corso del Novecento ulteriormente sollecitata dagli stimoli forniti dalla filosofia dell’“Als ob”, del “come se”, dal titolo dell’opera di Hans Vaihinger del 19119. Ma la disputa sulla natura della presunzione assoluta è in realtà antica; risale alla scienza giuridica medievale tanto l’identificazione tra praesumptio iuris et de iure e fictio iuris, quanto la prima chiara individuazione della differenza specifica tra le due: essendo la praesumptio fondata su un fatto comunque dubbio, e la fictio
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F. GAZZONI, Manuale di diritto privato, Napoli 19923, p. 101. L’identificazione tra presunzione iuris et de iure e fictio iuris è espressa anche in alcune sentenze della Corte Costituzionale (cfr. sent. Cost. 54/1971; 167/1976 e 98/1977). Laddove “nel primo caso la equivalenza è la causa; nella seconda è l´effetto”: F. CARNELUTTI, Sistema di diritto processuale civile, I, Funzione e composizione del processo, Padova 1936, 816, poi ripreso letteralmente da S. PUGLIATTI, v. Conoscenza, in: Enciclopedia del diritto IX, Milano 1961, 105. Y. THOMAS, Fictio legis. L’empire de la fiction romaine et ses limites médiévales, in: Droits 21 (1995), pp. 17-63 (in particolare alla p. 18). Solo per citare alcune tra le pubblicazioni degli ultimi anni, al tema della finzione giuridica, e conseguentemente dei rapporti tra fictio e praesumptio, è stata dedicata una raccolta di saggi, fonti e testi edita nel 2002 per gli Annali della Facoltà di Giurisprudenza di Genova: Le finzioni del diritto (Annali della Facoltà di Giurisprudenza di Genova, Collana di monografie, 80), a cura di F. BRUNETTA D’USSEAUX, Milano 2002; per la sola parte antologica, essa attinge in parte ad una precedente pubblicazione (1974) del Centre National de Recherches de Logique belga: Les présomptions et les fictions en droit, a cura di Ch. PERELMAN / P. FORIERS, Bruxelles 1974. Allo stesso argomento, la rivista Droits ha dedicato un apposito fascicolo nel 1995 (Droits. Revue française de théorie, de philosophie et de culture juridique, 21 [1995]). H. VAIHINGER, Die Philosophie des Als-Ob. System der theoretischen, praktischen und religiösen Fiktionen der Menschheit auf Grund eines idealistichen Positivismus, Berlin 1911.
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fondata su un fatto certo (ma negato)10. Un tema, quest’ultimo, che sarà successivamente approfondito da Alciato11 e Menochio12. Gli studi di Rudolf Motzenbäcker13 ed André Gouron14 hanno ormai chiarito come l’elaborazione della teoria delle presunzioni sia stata un prodotto originale della cultura giuridica dell’età di mezzo. I primi spunti furono offerti dall´autore della summa Trecensis, da Rogerio e da Piacentino, ma non mancarono contributi della scienza canonistica, specialmente in un periodo che sembra andare dagli anni ‘70 del XII secolo ai primi due decenni del secolo seguente. Come momento finale di questo intervallo di tempo, come punto di arrivo di questa prima fase, potremmo assumere — vedremo tra breve il perché — la redazione (stimata tra il 1214 ed il 1216)15 dell’ordo iudiciarius di Tancredi. La monografia del Motzenbäcker, pubblicata nel 1958, ha trattato in modo approfondito e molto ampio — anche in senso cronologico — lo sviluppo storico della teoria delle presunzioni. Alcuni articoli di André Gouron16, sul cui solco si è inserito di recente l´interessamento di Peter Landau17, hanno poi ancor meglio illustrato l’humus originario dell´elaborazione dottrinaria dell´istituto. Ci sarebbe dunque molto poco da aggiungere su un tema, al confine tra diritto processuale e sostanziale, che è peraltro un caso classicissimo di influenza del diritto canonico sul diritto europeo, ovvero del tema discusso nel nostro incontro. Mi limiterò dunque ad affrontare un aspetto particolare del problema, quello delle prime classificazioni elaborate dalla dottrina di diritto canonico. Come si 10
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F. TODESCAN, Diritto e realtà. Storia e teoria della “fictio iuris” (Pubblicazioni della Facoltà di Giurisprudenza dell´Università di Padova, 81) Padova 1979, pp. 168-184. Cfr. anche I. ROSONI, Quae singula non prosunt (vedi n. 2), pp. 157-159. Andrea ALCIATO, Tractatus de praesumptionibus in TUI IV, Venetiis 1584, col. 304vb – 347vb (alla col. 305rb). Iacopo MENOCHIO, De praesumptionibus, coniecturis, signis et indiciis, Venetiis 1587, l.I q.VIII, n. 2-10, fol. 8r. R. MOTZENBÄCKER, Die Rechtsvermutung im kanonischen Recht (Münchener Teologische Studien, Kanonistische Abt., 10), München 1958. A. GOURON, Aux racines de la théorie des présomptions, in: RIDC 1 (1990), pp. 99-109, ora in: ID., Droit et coutume en France au XIIe et XIIIe siècles (Variorum Collected Studies Series), Aldershot 1993, VII. R. FRAHER, Tancred’s Summula de criminibus, in BMCL 9 (1979), p. 25. A. GOURON, Aux racines, (vedi n. 14); ID., Placentinus ´Herold´ der Vermutungslehre? in: Festschrift für Hans Kiefner zum 65. Geburtstag, Münster 1995, pp. 90-103, ora in ID., Jouristes et droits savants: Bologne et la France médiévale (Variorum Collected Studies Series), Aldershot 2000, II; ID., Une École de canonistes anglais à Paris: maître Walter et ses disciples (vers 1170), in: Journal des savants, juillet-dec. 2000, pp. 47-72, ora in ID., Pionniers du droit occidental au Moyen Age (Variorum Collected Studies Series), Aldershot 2006, VI. P. LANDAU, Walter von Coutances und die Anfänge der anglo-normannischen Rechtswissenschaft, in: Panta rei. Studi dedicati a Manlio Bellomo, 5 vol., Roma 2004, III, pp. 183-204.
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vedrà, è una storia di incontri e sovrapposizioni con le categorie, pur apparentemente autonome, messe a punto dalla contemporanea scienza civilistica.
2. La sintesi classificatoria in Tancredi: le distinzioni civilistiche e la tripartizione canonistica L’ordo iudiciarius di Tancredi (1214-1216)18, come si è accennato, presentava un’organizzazione classificatoria delle presunzioni che è poi rimasta un punto di riferimento per la dottrina successiva, non solo canonistica: è stata fatta propria dal Durante nel suo Speculum iudiciale19, da Alberto Gandino20, ed è riprodotta ancora nella trattazione del Menochio21. Corre l’obbligo di precisare che dopo quella di Tancredi ve ne saranno ancora molte, e che i diversi giuristi assegneranno talvolta denominazioni differenti per indicare i medesimi concetti: lo segnalava già Innocenzo IV22 e il Panormitano finirà col dire che “fere infinitae
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TANCREDI, Ordo iudiciarius, in: PILLIUS, TANCREDUS, GRATIA, Libri de ordine iudiciorum, ed. F.C. BERGMANN, Göttingen 1842 – rist. Aalen 1965, 89-316 (in particolare pars III, tit.14, §2, 258-260.). Cfr. L. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum vel ordo iudiciarius. Begriff und Literaturgattung (Ius Commune Sonderhefte, 19) Frankfurt a.M. 1984, pp. 128-130. Per la datazione cfr. supra nt. 15. Guglielmo DURANTE, Speculum iuris, pars secunda, Torino 1578 (l.II partic. II, tit. de praesumptionibus § 2), col. 158ra; A. CAMPITELLI, v. Presunzione (Diritto intermedio) in: Enciclopedia del diritto, Milano 1986, XXXV, p. 262; A. GOURON, Aux racines (vedi n. 14), p. 106. Ed. H. KANTOROWICZ, Albertus Gandinus und das Strafrecht der Scholastik, II, Berlin/Leipzig 1926, pp. 80-81. MENOCHIO, De Praesumptionibus (vedi n. 12) l. I q. II, n. 4—10, col. 3rb-va. Innocenzo IV ad esempio considerava probabiles presunzioni che altri classificavano come violentae: e ne era pienamente consapevole, tanto da segnalarlo nella gl. verisimile ad X 2.23.10 (INNOCENZO IV, Commentaria: apparatus in V libros Decretalium, Frankfurt 1570 – rist. Frankfurt a.M. 1968, col. 281va): “quidam tamen has praesumptiones quas diximus probabiles dicunt violentas”; cfr. G. ALESSI PALAZZOLO, Prova legale e pena. La crisi del sistema tra evo medio e moderno (Storia e diritto, 6) Napoli 1979, pp. 51-54, in particolare n. 30 p. 51. Le praesumptiones vehementes sono per lo più considerate probabiles, altre volte violentae. Di vehemens praesumptio parla Innocenzo III nella decretale Literas vestras (X 2.23.15), sottolineando l’impossibilità di condannare per un crimine in base ad essa. Sull’esegesi dottrinaria intorno a questa norma — e specialmente sulla significativa interpretazione di Vincenzo Ispano — si è ampiamente soffermato M. SCHMOECKEL, Humanität und Staatsraison. Die Abschaffung der Folter in Europa und die Entwicklung des gemeinen Strafprozeß- und Beweisrechts seit dem hohen Mittelalter (Norm und Struktur, 14), Köln 2000, pp. 327-334.
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sunt species praesumptionis”, essendo al fondamento della classificazione “potius vocabula magistralia quam iuris”23. Tuttavia, l’elaborazione di Tancredi è un buon puon punto di partenza per il nostro discorso, perché identifica quattro tipi di presunzioni: temeraria probabilis violenta necessaria
priva di rilevanza giuridica praesumptio hominis praesumptio iuris praesumptio iuris et de iure
ammette prova contraria non ammette prova contraria
portando a sintesi diverse precedenti classificazioni: (a) da un lato, le due distinzioni elaborate — in modo prevalente, ma non esclusivo — dai glossatori civilisti, tra (1) praesumptio hominis e praesumptio legitima o iuris, e (2) praesumptio iuris (tantum) e praesumptio iuris et de iure. (b) dall’altro, la tripartizione tipicamente canonistica di praesumptio temeraria, probabilis e violenta, cui Tancredi volle aggiungere la presunzione necessaria. Questo quarto elemento non era in realtà nuovo, se non — come vedremo — nella denominazione, e stava ad indicare un livello più intenso di presunzione violenta (la praesumptio legis violenta)24. Le distinzioni civilistiche (a), nate in momenti differenti, sono state presto riunite in un’unica classificazione e si fondano su due criteri: l’origine della presunzione e la capacità di resistere ad una prova contraria. La praesumptio hominis è quella del giudice, che può essere smentita da prove contrastanti. Le praesumptiones legitimae o iuris sono quelle previste dalla legge, e ne esistono due specie: semplicemente iuris o iuris tantum sono chiamate quelle che ammettono prova contraria, iuris et de iure quelle che non la ammettono. La tripartizione canonistica (b) gradua invece le presunzioni secondo l’intensità dell’influenza sul giudizio: la presunzione temeraria non rileva, la
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Così nel commento alla decretale Quanto, X 2.23.8 (Commentaria secundae partis in Secundum Decretalium librum, Venetiis 1582, col. 132va): “Ex his etiam concludo non curandum, qualiter appelletur suspicio, vel praesumptio, an scilicet vehemens, an probabilis, an violenta, an necessaria, etc., quia haec sunt potius vocabula magistralia quam iuris … Ergo dic, quod fere infinitae sunt species praesumptionis…”. TANCREDI, Ordo (vedi n. 18), p. 259: “Necessaria praesumtio est, quae dicitur iuris et de iure; et inducit iudicem ad sententiandum; et in hoc solo discrepat a violenta, quia non recipit probationem in contrarium; et ideo dicitur iuris et de iure, cum vehementer praesumitur sic esse, vel non esse; et propter talem praesumtionem ius statuitur”. Praesumptio necessaria è solo una nuova denominazione di quella che, sino ad allora, era stata chiamata praesumptio legis violenta. Anche Alberto Gandino, pur aderendo sostanzialmente alla classificazione di Tancredi, non parlerà di presunzione necessaria, ma di presunzione violenta che è detta “aut iuris tantum aut iuris et de iure” (GANDINO, Tractatus de maleficiis, vedi n. 20, p. 81).
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praesumptio probabilis determina la purgazione o costituisce una prova semiplena, la violenta porta a sentenza. I due criteri di classificazione hanno avuto una sorte diversa. Le distinzioni civilistiche sono passate, sostanzialmente immutate, negli ordinamenti contemporanei: oltre al diritto italiano, di cui si è detto, se ne ha traccia — ad esempio — nel Code civil francese (artt. 1349-1353)25 o nella Zivilprozessordnung tedesca (§ 292)26. La tripartizione canonistica, invece, è sparita dopo qualche secolo: ma solo dopo aver fornito un contributo determinante all’elaborazione concettuale della più duratura distinzione “civilistica”, dalla quale è stata per certi versi assorbita. Occorre infatti precisare che quest’ultima classificazione, nata in seno alla scienza decretistica, ha avuto da subito un rapido successo oltre i confini del diritto canonico, ed è stata adottata dalla maggioranza dei giuristi interessati alla materia processuale in genere, e al tema delle presunzioni in particolare. Ad una simile fortuna ha probabilmente contribuito la scelta degli aggettivi utilizzati per connotare le diverse specie di presunzioni: temeraria, probabilis, violenta. Benché — come vedremo — la tripartizione in origine fosse stata elaborata per fornire una scala quasi meccanica di soluzioni tecnico-processuali (rispettivamente: inammissibilità, purgazione o valutazione in termini di probatio semiplena, sentenza), la terminologia adottata era anche figlia di una cultura retorica, e si offriva facilmente ad essere letta — come molto presto avvenne — in termini di gradazione di verosimiglianza o probabilità, sul metro della logica scolastica. È un aspetto su cui torneremo. Immediatamente retorica suonava soprattutto la denominazione di praesumptio probabilis, che evocava riferimenti al Cicerone del De inventione (“omnis autem argumentatio ... aut probabilis aut necessaria esse debebit”)27 e al Quintiliano dell’ Institutio oratoria (“probationum praeterea omnium aliae sunt necessariae, aliae credibiles, aliae non repugnantes”)28. È del resto noto — e lo hanno ben dimostrato gli studi di Albert Lang29 —, come la teoria delle presunzioni sia nata sotto l’influenza della retorica: anzi della retorica ermagorea, legata com’era sin dall’inizio alla formazione delle questioni, all’analisi degli status, ai loci. Preme dire da subito, però, che pur con queste influenze
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Cfr. supra n. 2. ZPO § 292 Gesetzliche Vermutungen: “Stellt das Gesetz für das Vorhandensein einer Tatsache eine Vermutung auf, so ist der Beweis des Gegenteils zulässig, sofern nicht das Gesetz ein anderes vorschreibt. Dieser Beweis kann auch durch den Antrag auf Parteivernehmung nach § 445 geführt werden”. Inv. 1.44. Inst. orat. 5.8.6. A. LANG, Rhetorische Einflüße auf die Behandlung des Prozesses in der Kanonistik des 12. Jahrhunderts, in: Festschrift Eduard Eichmann zum 70. Geburstag, a cura di M. GRABMANN / K. HOFMANN, Paderborn 1940, pp. 69-97.
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culturali, il meccanismo che ha creato la tripartizione è tutto interno — tecnicamente interno — al diritto canonico.
3. La prima letteratura giuridica sul tema delle presunzioni: summae, distinctiones e raccolte di brocarda (anni ‘60-’80 del XII sec.) Prima di passare all’analisi dei tre elementi della classificazione, è necessario un accenno alle opere di dottrina che nella seconda metà del XII secolo hanno affrontato il tema delle presunzioni. La questione è complessa, specie per l’incertezza in cui ancora versa, almeno in parte, la ricostruzione della successione cronologica e della paternità di alcune di esse. Esula dalle finalità del presente studio un’analisi approfondita di questo aspetto, sul quale esiste una ricca bibliografia, anche molto recente, alla quale non posso non rimandare. Mi limiterò dunque a riassumere brevemente lo status quaestionis, senza nessuna ambizione di esaustività e con qualche attenzione in più per le sole fonti essenziali al proseguimento del nostro discorso. Il primo approccio alla teoria delle presunzioni fu offerto da giuristi interessati tanto al problema teorico — e di evidente connotazione retorica — della divisio quaestionum (quaestio facti, quaestio iuris, etc.), quanto al problema pratico e procedurale dell´inversione dell´onere della prova in caso di presunzioni favorevoli all´attore30. Il tema venne dunque inizialmente affrontato nel commento al titolo de probationibus del Codice (C. 4.19): la prima volta dall’autore della summa Trecensis31, poi da Rogerio32 e Piacentino, come Gouron ha ampiamente illustrato33. Piacentino introdusse la distinzione tra praesumptio legitima, che non può essere superata, e praesumptio facti , che può essere vinta da una prova34. La classificazione incontrò da subito molta fortuna: fu adottata, tra i canonisti, da
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Sul quale altrimenti l’onere sarebbe gravato secondo il principio generale di C. 2.1.4, per cui “actore non probante, qui convenitur … obtineat”. C. IV.19, Summa Codicis des Irnerius, ed. H. FITTING, Berlin 1894 – rist. Frankfurt 1971, pp. 90-91. Inizialmente attribuita dal Fitting ad Irnerio, la Summa Trecensis è stata ricondotta al provenzale Géraud da A. GOURON (L’auteur et la patrie de la Summa Trecensis, in: Ius Commune 12 [1984], pp. 1-38, ora in ID., Études sur la diffusion des doctrines juridiques médiévales [Variorum Collected Studies Series], London 1987, III). Summa Codicis, ed. G.B. PALMIERI (BIMae I), Bologna 1913, p. 109-110, c. IV.20. A. GOURON, Aux racines (vedi n. 14). Summa Codicis, Mainz 1536 – rist. Torino 1964, p. 150, ad tit. de probationibus (C. 4.19). Cfr. R. MOTZENBÄCKER, Die Rechtsvermutung (vedi n. 13), pp. 58-59.
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Sicardo da Cremona35; tra i civilisti, da Pillio da Medicina, sin dalla prima redazione del suo Libellus disputatorius36. Per Pillio, le praesumptiones iuris erano a loro volta di due tipi: quelle che, pur previste dalla legge, restavano a livello di presunzione ammettendo prova contraria (“haec […] remanet in suis finibus quo casu probatur contrarium”) e quelle che assurgevano a costituzione e non potevano essere vinte da prova contraria (“ad constitutionem progreditur quo casu probatio contraria repellitur”)37. Questa distinzione rappresentava già, in nuce, la dicotomia tra presunzioni legali relative ed assolute: ma, come vedremo, non era una creazione originale dell’autore del Libellus. Ad essa, Pillio affiancava senza alcuna sovrapposizione, e senza il tentativo di sintesi che sarà poi proposto da Tancredi, la tripartizione canonistica in temeraria, probabilis e violenta, che per la prima volta si affacciava in un’opera di diritto civile. Negli anni di cui stiamo parlando vennero redatte anche in ambiente canonistico opere che contribuirono alla formazione della teoria delle presunzioni. Quella forse più antica è un ordo iudiciarius, edito dal Groß come anonimo, e che dall’incipit viene chiamato Tractaturi de iudiciis38. L’ordo vero e proprio — che 35
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SICARDO da Cremona, Summa ad C.6 q.5, ms. München BaySB Clm 11312, fol. 77v: “Est autem praesumptio: legis, ut C. ad maced. l. ult., haec nequit infringi; facti, ut D. quod metus causa l. ult., haec potest obviam iri“. La Summa di Sicardo è stata inizialmente considerata un prodotto della scuola bolognese (S. KUTTNER, Repertorium der Kanonistik 1140-1234. Prodromus Corporis Glossarum I [Studi e testi, 71], Città del Vaticano 1937, 150-153). In un secondo momento, lo stesso Kuttner (Réflections sur les Brocards des Glossateurs, in: Mélanges De Ghellink, Gembloux 1951, 767-792 (alle p. 783-787), ora in: ID., Gratian and the Schools of Law 1140-1234 [Variorum], London 1983, IX, con Retractationes) ha preferito attribuirla alla scuola francese. Su Sicardo E. BROCCHIERI, Sicardo da Cremona e la sua opera letteraria, Cremona 1958, C. LEFEBVRE, Sicard de Cremone, DDC 7 (1965) 1008-1011, S. KUTTNER, Zur Biographie des Sicardus, ZSS KA 25 (1936), 476ss., A. LANG, Rhetorische Einflüße (vedi n. 29), 6997, in particolare 85-92. La prima redazione del Libellus è databile tra il 1175 ed il 1192, la seconda — con solutiones — al 1195 circa (H. LANGE, Römisches Recht im Mittelalter, I, Die Glossatoren, München 1997, 144 e 230s.). PILLIO da Medicina, Libellus disputatorius, mss. Vaticano BAV Chigi E VII 18 fol. 23ra (1a redazione senza solutiones) e Wien ÖNB 2157 fol. 36ra (2a redazione con solutiones): “Presumptio est alia facti et contra hanc bene admittitur probatio ut ff. quod metus causa l. ult. in pr. (D. 4.2.23pr.), alia iuris, haec autem remanet in suis finibus quo casu probatur contrarium ut C. de donationibus inter virum et uxorem Etiamsi uxoris (C. 5.16.6) et C. quod metus causa l. ii (C. 2.19.2), aut ad constitutionem progreditur quo casu probatio contraria repellitur ut C. de necessariis et servis l. ult. (C. 6.27.6) et ff. que in fraudem creditorum Omnes (D. 42.8.17) et C. ad macedonianum l. ult. (C. 4.28.7), nisi hoc ipsum lege expressum fuerit, ut C. de negotiis gestis Alimenta (C. 2.18 [19].11) et C. de pignoribus. l. ult. (C. 8.13.27) et C. de contrahenda et committenda l. i et l. Optimam (C. 8.37.1 e 14) et ff. de pactis Iuris § quod fere (D. 2.14.7.12)”. L’ordo, chiamato Tractaturi de iudiciis dal suo incipit, è stato edito da C. GROß, Incerti auctoris Ordo judiciarius, Pars Summae legum et Tractatus de praescriptione, Innsbruck 1870, ed è
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circolava unito ad un trattatello de actionibus ed ad uno de praescriptionibus — sembra sia stato redatto in fasi successive: André Gouron ha recentemente attribuito ad un magister inglese di nome Walter la prima parte, che ritiene scritta prima del 1166 e che comprende anche il tit. xv de praesumptionibus (la cd. Tractaturi A). Peter Landau ha ulteriormente contribuito a definire l’identità di questo giurista, riconoscendolo in Walter di Coutances39, un bretone originario della Cornovaglia che potrebbe aver studiato a Bologna (ca. negli anni 1160-65) ed insegnato a Parigi (dal 1165 al 1174). La trattazione delle presunzioni in quest’opera non è molto ampia, né particolarmente innovativa, ma sembrerebbe testimoniare un interesse destinato a crescere: a Walter ed al suo entourage parigino, infatti, Gouron ha attribuito anche la redazione di alcune notevoli glosse siglate “W.” (e pubblicate dal Weigand, che le pensava redatte a Bologna, nei tardi anni ‘70 del XII secolo40) e persino del celebre Perpendiculum41. Benché lo sviluppo canonistico della teoria delle presunzioni sia dovuto in buona parte anche alle grandi Summae al Decretum di Graziano, nella storia di questo sviluppo il Perpendiculum occupa un posto a sé. Le glosse del magister W(alter), il Libellus disputatorius di Pillio da Medicina, la summa al Decretum di Simone da Bisignano, e la già citata summa di Sicardo da Cremona sono tutte accomunate, per la parte in cui affrontano la materia, da una certa familiarità42 con quest’operetta brocardica, che segnerebbe l’inizio (ma il condizionale è d’obbligo) dell’interesse canonistico per la materia. Un interesse che nasceva “respirando aria di retorica”43, così come particolarmente
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composto da tre parti: (1) l’ordo vero e proprio, (2) un trattatello de actionibus (Summa legum) e (3) un trattato de praescriptione. Groß (ibid., pp. 44-48) riteneva che l’opera fosse stata redatta in Francia, da un canonista, tra il 1170 ed il 1180. Anche L. FOWLERMAGERL, Ordo iudiciorum (vedi n. 18), p. 60, si è espressa a favore di una redazione francese, ma in fasi successive dopo il 1160. Su questa linea A. GOURON, Une école de canonistes (vedi nt. 16), pp. 49-56 ha distinto una prima sezione dell’ordo, la cd. Tractaturi A, costituita dai primi 16 capitoli (p. 87-136: ne fa parte anche il titolo de praesumptionibus, c. xv) da quella successiva, denominata Tractatuti B. Tractaturi A sarebbe stata scritta a Parigi dal magister Walter entro il 1166, la Tractaturi B e la Summa legum probabilmente da un allievo, tra il 1173 ed il 1176. Cfr. P. LANDAU, Walter von Coutances (vedi n. 17), pp. 185-188. P. LANDAU, Walter von Coutances, (vedi n. 19). R. WEIGAND, Die Glossen zum Dekret Gratians. Studien zu den frühen Glossen und Glossenkompositionen, 2 vol., Studia Gratiana 25-26, II, 633-644. A. GOURON, Une école de canonistes (vedi nt. 16), pp. 63-67. A. LANG, Zur Enstehungsgeschichte der Brocarda-sammlungen, in ZSS KA 31 (1942), pp. 106-141, in particolare 139ss. S. KUTTNER, Réflexions sur les Brocards (vedi n. 35), p. 775. Cfr. anche, da ultimo, H. HOHMANN, Rhetoric in Medieval Legal Education: Libellus Pylei Disputatorius, in: Disputatio 4 (2000), Discourses of Power: Grammar and Rhetoric in the Middle Ages, pp. 59-73. E. CORTESE, Le grandi linee della storia giuridica medievale, Roma 2000, 299.
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legati al mondo delle arti erano i civilisti che sino a quel momento vi si erano dedicati: Géraud, Rogerio e Piacentino. Fortemente impregnato di gusto retorico44, il Perpendiculum — così battezzato da Albert Lang — era una raccolta di brocarda45 formata da due parti, delle quali la prima (il cd. Tractatus de praesumptionibus) dedicata in via esclusiva e sistematica alle presunzioni46. L’autore, che altrove definì la sua opera come summula de praesumptionibus47, trattò la materia basandosi su loci cui erano affiancate allegazioni di fonti pro e contra, quasi unicamente derivate dalla Concordia discordantium canonum. La datazione dell’opera è quanto mai controversa: tutta giocata, com’è, sulla dipendenza dalla Summa al Decretum di Sicardo da Cremona (sostenuta da Lang48), o sull’ipotesi contraria che sia stato invece il Perpendiculum ad ispirare Sicardo. Quest’ultima tesi, avanzata da Rudolf Motzenbäcker49, non persuase completamente Stephan Kuttner50, ma ha convinto pienamente Gouron51, il quale ha ipotizzato che il Perpendiculum possa essere stato scritto in un periodo compreso tra il 1173 ed il 1177, dal magister Walter di Coutances o comunque da un suo allievo parigino. La questione però non sembra chiusa in modo definitivo: resta almeno da chiarire, anche ai fini della datazione, il rapporto tra il Perpendiculum ed un’altra
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Summa al Decretum, quella già citata di Simone da Bisignano52. Quest’opera — al pari della Summa di Sicardo, che ha in parte influenzato53 — mostra un notevole interesse per il tema delle presunzioni e manifesta, anche nello stile, un rapporto con il Perpendiculum. Le glosse di Simone, infatti, sono spesso costituite da brocardi, persino suddivisi graficamente in colonne in alcuni manoscritti54: molti di questi ricordano da vicino parti del trattatello de praesumptionibus e da esso sembrerebbero tratti55. Lang ha però mostrato56 come una lunga glossa di Simone da Bisignano sui caratteri della lex sia stata integralmente riportata nel Perpendiculum57: e la riproduzione è stata così fedele da aver mantenuto invariati i vari infra e supra riferiti a quel luogo della summa. La constatazione della dipendenza in quel punto è un argomento difficilmente arginabile, ma contrasta con l’impressione generale — confortata anche dal verificarsi di qualche errore meccanico58 — che il rapporto sia invece inverso, e che Simone si sia servito di una fonte che adottava lo stesso metodo di citazione del Perpendiculum, se non del Perpendiculum stesso. Naturalmente, data la relativamente stretta vicinanza temporale tra la summa di Simone (ca. 1177-79)59 e quella di Sicardo (ca. 1179-1181)60, l’ipotesi che l’opera di Simone sia stata fonte del trattatello farebbe propendere per una 52
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La Summa Simonis Bisinianensis sarà qui citata nell´edizione di P.V. AIMONE, Fribourg 2007, disponibile sul web all’indirizzo: http://www.unifr.ch/cdc/summa_simonis_de.php. S. KUTTNER, Repertorium (vedi n. 35), p. 151. J. JUNCKER, Die Summa des Simon von Bisignano und seine Glossen, in ZSS KA 15 (1926), p. 368 n. 3; S. KUTTNER, Réflexions sur les Brocards (vedi n. 35), p. 778 e n. 44. R. MOTZENBÄCKER, Die Rechtsvermutung (vedi n. 13), p. 102. A. LANG, Rhetorische Einflüße (vedi n. 29), p. 80. D.4 c.2 (Perpendiculum, mss. Vaticano BAV Pal. lat. 653, fol. 114rb, Cambridge Pembroke College 101, fol. 62vc-63ra). Se ne trova un esempio in D.23 c.3. Nelle allegazioni del Perpendiculum, in genere, viene citato non solo l’incipit del canone grazianeo, ma anche, di seguito, il punto del canone da cui può trarsi l’argomentazione. Simone, invece, normalmente cita i canoni dal solo incipit. Tuttavia, nella gl. frequentationem fugiant ad D.23 c.3 (“Hinc collige quod ex frequentia presumitur pro aliquo et contra aliquem, ut infra di. lxxxi Clericus solus frequenter, c. xxiii q.ii Diffinimus, c.xviii q.ii In decima, di. xxxii Quorundam”) allega il c. Clericus solus (D.81 c.20) indicandolo come Clericus solus frequenter, benché frequenter non sia la terza parola del canone. Nel Perpendiculum l’autore argomentava ex frequentia citando le stesse fonti di Simone: tra queste il c. Clericus solus, che veniva così indicato: “ar. contra di. lxxxi Clericus solus frequenter intret”, dove le ultime due parole (frequenter intret) indicavano il punto del canone cui specificamente si faceva riferimento (ms. Vaticano BAV Pal. lat. 653 fol. 113rb). L’errore di Simone mostra insomma che la sua fonte dovesse essere un testo che utilizzava lo stesso metodo di citazione del Perpendiculum, o il Perpendiculum stesso. S. KUTTNER, Repertorium (vedi n. 35), p. 149. Ibid., p. 151: “das Werk zeigt Einflüsse der älteren Summisten und im besonderen Simons”.
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redazione di quest’ultimo negli anni ‘80 del secolo XII, la tesi contraria confermerebbe la datazione del Gouron, tra il 1173 ed il 1177. L’interesse per il tema delle presunzioni, agli esordi della sua elaborazione dottrinaria, non si esaurisce nelle opere che abbiamo sin qui nominato. Senza dimenticare il contributo dei “bolognesi” Rufino e Simone, è soprattutto in ambiente anglo-normanno, e specialmente nella scuola parigina, che nei decenni precedenti la fine del secolo si sviluppa un grande fermento intorno alla materia, come vedremo meglio nel corso dell’esposizione.
4. Praesumptio temeraria e praesumptio probabilis Torniamo alla nostra tripartizione. Gli elementi che la compongono non nascono in un disegno d’insieme: ma si incontrano relativamente presto, forse per la prima volta nella Summa di Simone da Bisignano. Come vedremo, nonostante le influenze retoriche di contesto, l’origine dei singoli elementi e lo scopo per cui furono collegati in un unico schema rispondevano a chiare esigenze tecnico-processuali. Le presunzioni temeraria e probabilis derivavano dall’interpretazione decretistica di un istituto processuale tipico dell’ordinamento ecclesiastico, la purgatio canonica: un giuramento di innocenza che, in presenza di un’infamia facti, veniva richiesto all’accusato deficientibus accusatoribus, ovvero quando l’accusa non fosse stata provata. Il legame di questo istituto con la teoria delle presunzioni è forte, per due ordini di ragioni: in primo luogo perché ha appunto fornito le premesse (logiche e terminologiche) per la classificazione di cui stiamo parlando, in secondo luogo perché un singolare accostamento all’onere probatorio — compiuto da Graziano — aveva portato la dottrina a vedere anche nel giuramento di purgazione l’assolvimento di un onere da parte dell’accusato, per via di una translatio probationis causata da una presunzione operante a suo danno.
a) Rufino e la verisimilis suspicio Le premesse per l’elaborazione della prima distinzione sono, prima di tutto, terminologiche, e nascono dall’interpretazione di un canone del Decretum di Burcardo di Worms. Unica tra tutte le collezioni canoniche pre-grazianee, la raccolta di Burcardo continuò infatti ad essere ordinariamente utilizzata anche dopo l’avvento della Concordia discordantium canonum: una B. seguita dal numero del libro e dall’incipit
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del capitolo segnalava inequivocabilmente al lettore che la norma invocata, benché ignorata da Graziano, aveva comunque meritato l’attenzione della dottrina. Per questa via, ovvero perché richiamati e discussi dai decretisti, alcuni frammenti dell’opera di Burcardo riapparvero poi nelle Compilazioni antiche e nel Liber Extra. È il caso di questo frammento, proveniente da un concilio di Meaux dell’84561, che sarebbe poi riaffiorato nella Compilatio I e nelle Decretali di Gregorio IX62. Il canone diceva, nella parte conclusiva, che pressato da “verisimiles suspiciones”, il chierico dovesse purgarsi “canonice”: Et si verisimilibus exinde suspicionibus fuerit propulsatus, canonice se purget63.
Rufino, per primo, pensò di servirsi dell’espressione “verisimilis suspicio” per farne un requisito di quella mala fama che legittimava il ricorso ad un giuramento di purgazione. Il presupposto della purgazione era appunto che qualcuno fosse infamato di un crimine, del quale poteva dirsi innocente: quella che induceva al giuramento non era dunque l’infamia definita dalla legge (la cd. infamia iuris), ma una situazione di fatto da verificare di volta in volta (la cd. infamia facti)64. Bisognava perciò stabilire un criterio per distinguere la mala fama giuridicamente rilevante ai fini dell’indizione di una purgatio, dalle semplici maldicenze, oziose o scatenate da vendette e invidiae, di cui il giudice non avrebbe dovuto tener conto. Secondo Rufino, dunque, qualora la mala fama fosse nata dalla sola cattiveria di nemici non avrebbe comportato alcuna purgatio; se invece avesse avuto origine ex verisimili suspicione o, in senso per lui assolutamente sinonimo, ex certa praesumptione, allora un giuramento di purgazione per liberarsene sarebbe stato necessario65. 61
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C. 68 del concilio di Meaux – Paris a. 845, MGH Concilia III, Die Konzilien der karolingischen Teilreiche 843-859, ed. W. HARTMANN, Hannover 1984, pp. 116s. Il canone è riportato nei Libri duo de synodalibus causis di Reginone di Prüm come c. 68 del concilio (2.156), da Burcardo di Worms ed Ivo di Chartres (Decretum 8.170) come c. 5. c. Si quis de gradu; 1 Comp. 5.29.3 = X 5.34.4. Burch. 9.32. F. MIGLIORINO, Fama e infamia. Problemi della società medievale nel pensiero giuridico nei secoli XII e XIII, Catania 1985, pp. 13ss. e 178ss. e P. LANDAU, Die Entstehung des kanonischen Infamiebegriffs von Gratian bis zur Glossa Ordinaria, Köln/Graz 1966, pp. 17ss. RUFINUS von Bologna (magister Rufinus), Summa Decretorum, ed. H. SINGER, Paderborn 1902 – rist. Aalen 1963, p. 249, ad dictum ante C.2 q.5 c.1: “Canonica vero purgatio cum exigitur, aliquando subest mala fama, aliquando non. Item cum mala fama oritur, aliquando oritur solummodo ex inimicorum confictione, aliquando ex verisimili suspitione. Si itaque mala fama non subest, non est exigenda purgatio: in quo casu intelligitur illud sexte cause in ultima questione. Si autem mala fama subest fama ex inimicorum dumtaxat confictione, non est exigenda purgatio: quod notatur per illud
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La soluzione interpretativa ebbe seguito tra i decretisti, come l’importanza dell’autore richiedeva. Prima che l’elaborazione dottrinaria consentisse un vocabolario condiviso, però, si trovava una declinazione non ancora definita di attributi (certa come equivalente a verisimilis, oppure a violenta in alternativa a vera66) riferita a termini che sembrerebbero generalmente considerati sinonimi, ovvero suspicio e praesumptio67. In questa aggettivazione ancora un po’ confusa, Rufino parlava anche, in altri contesti, di una presunzione violenta, di maggiore intensità rispetto ad una “mediocre”68.
b) Simone da Bisignano: temeraria e probabilis nella tripartizione delle presunzioni L’aggettivazione confusa dei primi tempi trovò una forma nella Summa al Decretum di Simone da Bisignano: un canonista di scuola bolognese che, come abbiamo visto, scrisse la sua opera principale entro il 117969. Qui comparve, per la prima volta tra le grandi summae decretistiche, la graduazione della praesumptio in temeraria, probabilis e violenta. Commentando l’espressione modus probationis, contenuta in un communitorium indirizzato da Gregorio magno al defensor Giovanni in partenza per la Spagna70, Simone aveva distinto tra legitima probatio (come la testimonianza) e fatti che potevano essere valutati loco probationis, come la suspicio. Non sempre, tuttavia, la suspicio poteva essere rilevante: non se temeraria, perché allora avrebbe dovuto essere sempre respinta (“temeraria omnis repellenda est”), e neanche se probabilis, cioè tale da determinare una purgazione (“probabilis purgationem
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capitulum Auditum, infra ead. q. Si vero ex certa presumtione fama est exorta, tunc cogetur purgari, ut ex fine illius capituli patenter ostenditur De his, qui sponsas, quere in B. l. IX”. Cfr. infra n. 70. R. MOTZENBÄCKER, Die Rechtsvermutung (vedi n. 13), p. 89. RUFINO, Summa (vedi n. 65), p. 476, v. suspicio ad C.32 q.1 c.2: “… Sed sciendum quod suspitio alia venit ex mediocri presumptione, alia ex violenta …”. Cfr. R. MOTZENBÄCKER, Die Rechtsvermutung (vedi n. 13), p. 88 e n. 9 e G. MINNUCCI, La capacità processuale della donna nel pensiero canonistico classico, I: Da Graziano a Uguccione da Pisa, (Quaderni di Studi Senesi, 68) Milano 1989, pp. 53s. Cfr. supra n. 59. V. modus probationis ad C.2 q.1 c.7: “Quandoque enim probatur aliquid legitima probatione, puta testificatione, quandoque aliquid cedit quod loco probationis exsistit, puta suspicione. Suspicio autem alia probabilis, alia temeraria, alia certa, alia uiolenta. Temeraria omnis repellenda est ut infra C.e. q.v Primo, Multi (C.2 q.1 c.13, 8). Probabilis purgationem inducit, infra C.e. q.iiii. Presbiter si (C.2 q.5 c.13). Certa ueritati preiudicat. Si ergo per temerariam suspicionem fuerit aliquis condempnatus, sententia debet irritari. Similiter si per probabilem”.
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inducit”: ed è una formula che da allora in avanti sarà sempre usata71). In entrambi i casi, se temeraria o probabilis, la presunzione non poteva di per sé condurre a sentenza, come poteva invece la suspicio certa o violenta. Le parole di Simone saranno ben presto riecheggiate, anche letteralmente, da altre opere: prima fra tutte la poco più tarda summa Omnis qui iuste iudicat (o Lipsiensis)72. Presentano anche forti punti di contatto con una delle glosse al Decretum siglate “W.” di cui abbiamo parlato73, che — considerate bolognesi e più o meno contemporanee della Summa di Simone dal Weigand — sono state attribuite dalla storiografia più recente all’inglese Walter di Coutances. Il magister W., come Simone, nell’insieme delle glosse edite mostra un interesse particolare per il tema delle presunzioni, che ricorre in più occasioni, anche con contributi originali rispetto ad antecedenti trattazioni dell’argomento. Come Simone, W. riteneva che
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Gl. verisimilibus ad c. Si quis de gradu (X 5.34.4): “Suspicio temeraria semper repellitur, C.2 q.1 Primo (c. 13) et C.6 q.1 Oves (c. 9). Verisimilis inducit purgationem ut hic, violenta sufficit ad sententiam C.32 q.1 Dixit dominus (C.32 q.1 c.2)”. Prima di approdare all’apparato ordinario del Liber Extra, questa glossa è stata costantemente riprodotta nei commenti alle Compilationes Antiquae, generalmente collegata allo stesso c. Si quis de gradu, 1 Comp. 5.29.3: così negli apparati di Riccardo Anglico (ms. Bamberg SB can. 20, fol. 52ra), Alano Anglico (ms. Paris BN lat. 3932, fol. 67ra), di Damaso (ms. Bamberg SB can. 19, fol. 73vb) e di Tancredi (Vaticano BAV Vat. lat. 2509, fol. 89ra). Ringrazio M.me Anne Lefebvre-Teillard per avermi gentilmente segnalato che il primo ad utilizzare la tripartizione nell’apparato alla Compilatio I è stato Riccardo Anglico, come testimoniato dalla presenza della sigla R. nel ms. Paris BN lat. 3931a, fol. 21rb. Ms. Rouen BM E 74 [743] fol. 54ra, v. modus probationis ad C.2 q.1 c.7: “quia quando aliquid probatur legitima probatione, puta testificatione, quandoque aliquid cedit loco probationis, puta suspicio. Sed suspicio alia probabilis, que purgationem inducit, ut e. q. v Presbiter (C.2 q.5 c.13), alia temeraria, que repellitur, ut infra e. q. Primo (C.2 q.1 c.13) et Multi (c. 18), alia violenta que veritati preiudicat. Si ergo per temerariam suspicionem vel probabilem quis fuerit condempnatus revocabitur sententia”. La Summa Lipsiensis (chiamata anche, dall’incipit, Omnis qui iuste iudicat), prende il nome dal manoscritto della biblioteca di Lipsia (ms. Leipzig UB 986) nel quale fu scoperta da J. F. v. SCHULTE, Die Summa Decreti Lipsiensis des Codex 986 der Leipziger Universitätsbibliothek, in: SB Vienna 68 (1871), pp. 37-54. Scritta nel 1186, è uno dei più importanti prodotti della scuola anglo-normanna (cfr. S. KUTTNER, Repertorium, vedi n. 35, pp. 196-98; S. KUTTNER / E. RATHBONE, Anglo-Norman Canonists of the Twelfth Century, in: Traditio 7 [1949/51] 279-339, ora in: S. KUTTNER, Gratian and the Schools of Law (vedi n. 35), VIII, con Retractationes, in particolare 290) e mostra conoscenza delle opere della decretistica bolognese. Peter Landau ha avanzato l’ipotesi che l’autore, sin qui ignoto, possa essere identificato con Rodoicus Modicipassus (P. LANDAU, Rodoicus Modicipassus - Verfasser der Summa Lipsiensis? in: ZSS KA 92 [2006], pp. 340-354). La prima parte della Summa è stata pubblicata recentemente: Summa ‘Omnis qui iuste iudicat sive Lipsiensis’ (MIC A/7), ed. R. WEIGAND / P. LANDAU / W. KOZUR, I, Città del Vaticano 2007. R. WEIGAND, Die Glossen zum Dekret Gratians (vedi n. 40), II, p. 644.
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“praesumptio quandoque est temeraria … et haec semper repudianda est; quandoque probabilis … et haec inducit purgationem; quandoque est vera vel violenta … et haec inducit sententiam”74. Il glossatore specificava poi, in modo ancor più esplicito di Simone da Bisignano, il rapporto tra presunzione probabilis e giuramento di purgazione: “suspitio … alia probabilis, ut de sacerdote habetur qui infamabatur a populo et tunc debet purgare innocentiam suam, et sic dicitur probabilis”75.
La praesumptio probabilis, ovviamente, altro non era che la verisimilis suspicio di Burcardo, secondo la lettura di Rufino: negli anni ‘80 e ‘90 del secolo gli aggettivi probabilis e verisimilis venivano ancora usati in modo indistinto76, e talvolta in endiadi77, per indicare il tipo di presunzione che determinava il ricorso al giuramento di purgazione. 74
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Ibid., 637 (num. 10), gl. suspitionis ad C.2 q.1 c.13: “Presumptio quandoque est temeraria ut hic et infra vi. q.i c. Oves (c. 9) et infra xi. q.iii c. Grave (c. 74) et supra xxxiii. di. c. Habuisse (c. 7) et hec semper repudianda est. Quandoque probabilis ut infra e. C. et e. q. c. Si peccaverit (c. 19), q.iiii c. Presbiter si a plebe (q.5 c.13) et hec inducit purgationem. Quandoque est vera vel violenta ut infra xxxii q.i c. Dixit Dominus (c. 2) et hec inducit sententiam, W.”. Ibid. (num. 10a): “Suspitio alia dicitur temeraria ut hic et ut infra e. q. iii Consuluisti (q.5 c.20) et supra di. xxxiii Habuisse (c.7), alia probabilis ut de sacerdote habetur qui infamabatur a populo et tunc debet purgare innocentiam suam et sic dicitur probabilis ut infra e. q.iii Presbiter (q.5 c.5 et 13). Alia dicitur vera et necessaria ut de eo qui invenit uxorem suam cum alio in lectulo, non tamen commiscentes. Tunc si hoc probare per legitimos testes poterit ex tali suspitione potest eam dimittere ut infra e. q. Si peccaverit (c.19) et infra xxxii q.i Dixit (c.2). W.”. Preferiscono l’aggettivo verisimilis, ad esempio, la Summa ‘Elegantius in iure divino’ seu Coloniensis, ed. G. FRANSEN, (MIC A/1), 4 vol., II, Città del Vaticano 1978, p. 70, pars V c. 36a: “verisimilibus forte presumptionibus”, la Summa Tractaturus magister ad C.2 q.5, dictum ante c.1 e gl. Si quis ad C.2 q.5 c.3 (ms. Paris BN lat. 15994, fol. 36va-b) “ex verisimilibus presumptionibus”, l’apparato Ordinaturus magister, gl. sive ad C.2 q.5 c.20 (mss. München BaySB Clm. 10244, fol. 64va; Erlangen UB 342, fol. 104vb): “nisi verisimilibus suspicationibus”. Anche Bernardo di Pavia, nella Summa alla Compilatio I (al tit. 5.29, De purgatione canonica) parla della praesumptio verisimilis come presupposto del giuramento di purgazione: BERNARDI Papiensis Summa Decretalium, ed. Th. LASPEYRES, Regensburg 1860 – rist. Graz 1956, 259: “… si oritur infamia non ex verisimili praesumptione, sed inimicorum confictione vel maledicorum rumore, non est propter hoc reus ad purgationem cogendus, ut ar. C.2 q.5 Auditum (c.18) et C.11 q.3 In cunctis (c.52)”. SIMONE da Bisignano, Summa Decreti (vedi n. 52) ad C. 33: “probabiles et verisimiles probationes”, Summa Permissio quaedam ad C.15 q.5 (ms. Bamberg Can. 17, fol. 89vb): “nota quod presumptio alia temeraria, cuius mentio fit C.6 q.1 Oves, alia probabilis alia verisimilis, quo cogitur quis ad purgationem”, UGUCCIO da Pisa, Summa Decreti ad C.2 q.5, dictum ante c.1 (mss. Vaticano BAV Vat. lat. 2280 fol. 114vb, BAV Arch. S. Pietro C 114 fol 123ra, Admont SB 7 fol. 158vb): “ex probabili et verisimili praesumptione”, Glossa Palatina ad C.2 q.5, dictum ante c.1 (mss. Vaticano BAV Pal. lat. 658, fol. 31ra,
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La presunzione probabile, in sostanza, continuava a coincidere con il presupposto necessario alla prestazione di un giuramento purgatorio: cioè con la sussistenza di un’infamia facti qualificata secondo criteri definiti dalla scienza decretistica in modo via via più dettagliato. In un primo momento si pensò che per l’indizione di una purgatio andasse valutata l’origine della fama, poi venne considerata anche la consistenza numerica delle voci contrarie, infine la qualità delle persone presso cui le voci avevano fatto presa. In altre parole, se l’infamia fosse nata dalle invenzioni di nemici, o dalle chiacchiere delle malelingue, o da uno solo, o non avesse attecchito apud bonos et graves, allora non avrebbe dato luogo a una presunzione ‘probabile’ contro qualcuno, ma ad una praesumptio temeraria giuridicamente irrilevante78. La presunzione temeraria veniva dunque definita per sottrazione di quegli elementi che l’avrebbero resa valida ad purgationem e, come nel c. Oves (C.6 q.1 c.9), questo genere di presunzione era “potius … repellenda quam approbanda uel recipienda”.
c) L’originario significato tecnico-giuridico di praesumptio probabilis e il concetto logico-filosofico di probabilitas: qualche precisazione È però bene chiarire che in questa prima fase della riflessione canonistica la praesumptio verisimilis o probabilis non è assimilabile al nostro concetto di verosimiglianza della presunzione come rispondenza ad una “massima d’esperienza”, all’“id quod plerumque accidit”. Il suo collegamento alla purgazione — che è originario, come abbiamo visto — àncora entrambe ad una valutazione di ‘credibilità’ in base a criteri oggettivi, non di ‘verosimiglianza’. Portava alla purgazione, infatti, un’infamia fondata su un sospetto diffuso tra un certo numero di persone ‘credibili’, boni et graves, la cui opinione sfavorevole giocava come presunzione avversa all’accusato trasferendo su di lui — si dirà anche — l’onere di mostrare la propria innocenza giurando. Lo stesso sospetto, se avanzato da persone ‘non credibili’ non avrebbe invece rilevato, e sarebbe stato considerato una mera praesumptio temeraria. D’altra parte, lo scopo principale del giuramento era proprio ricostituire la buona reputazione del sacerdote, e di allontanare la cattiva fama. Per la prima decretistica, dunque, il concetto di probabilitas applicato alla praesumptio corrispondeva a quello ben delineato, tra gli altri, da Alessandro
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Vaticano BAV Reg. lat. 977, fol. 92va), dove “cum exivit simili presumptione seu probabili orta est” è emendabile in: “cum ex verisimili presumptione seu probabili orta est”. Su questo aspetto J.Ph. LÉVY, La hiérarchie des preuves dans le Droit savant du MoyenAge depuis la Renaissance du Droit Romain jusqu’à la fin du XIVe siècle (Annales de l’Université de Lyon, Droit fasc. 5), Paris 1939, pp. 113-121.
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Giuliani79: era una probabilità semplicemente “legata all’opinione, all’assenso”, appunto alla “credibilità”. Un cambiamento generale di prospettiva si sarebbe verificato — ancora secondo Giuliani — con l’introduzione dei testi della Logica nova, che dalla seconda metà del XIII secolo fecero acquisire alla concezione di probabilitas connotatici statistici. Il discorso può essere riportato, con alcune precisazioni, nello specifico della scienza canonistica. Essendo determinante per l’applicazione di un istituto processuale, l’opinio stessa era valutata quantitativamente e qualitativamente in base a criteri predefiniti, perché all’eventuale riconoscimento della sua rilevanza giuridica potesse corrispondere l’applicazione del rimedio previsto dall’ordinamento (l’indizione di una purgazione). La presunzione probabile, cioè, non era ancora la praesumptio hominis (o iudicis) con cui Tancredi finirà per identificarla, ma aveva originariamente un’applicazione molto più ristretta, e limitata alla verifica dell’ammissibilità del giuramento. Il presupposto perché il cambiamento verso la diversa concezione scolastica di probabilitas potesse essere avviato, si ebbe in campo canonistico quando, con il venir meno del suo rapporto esclusivo e necessario con la purgazione, la praesumptio probabilis fu introdotta nella categoria delle probationes semiplenae, e divenne valutabile dal giudice alla stregua di un indizio80. Il primo passo in questa direzione fu compiuto da Bernardo di Pavia, nella sua Summa alla Compilatio I81.
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A. GIULIANI, Il concetto di prova. Contributo alla logica giuridica, Milano 1961, p. 115 e 116 n.2. J.Ph. LÉVY, La hiérarchie des preuves (vedi n. 78), p. 109. Summa Decretalium (vedi n. 76), pp. 50s., ad 1 Comp. 2.16: “§ 1. Praesumptio est argumentum movens aliquatenus iudicem ad credendum; distat autem a probatione, quia probatio facit plenam fidem, praesumptio semiplenam. § 2. Praesumtio alia temeraria, alia probabilis, alia violenta; temeraria repellitur, ut C. 2 q.1 Primo (c. 13); probabilis admittitur, ut infra eod. c. ult., et inducit aliquando purgationem, ut C.2 q.5 Presbyter (c. 13), Omnibus (c. 19) et infra de purgatione canonica (c. 2 et 3); violenta non solum admittitur, sed etiam ei tamquam probationi statur, ut infra de cohabitatione clericorum et mulierum Si quispiam (c. 3) et in Auth. ut liceat matri et aviae § penult. et ult. (Nov. 112 c. 15). Qualiter autem et quibus modis praesumtiones oriantur ex persona, loco, tempore et aetate aliisque modis, in libello disputatorio domini Pilii Medicinensis copiose poterit inveniri”. RICCARDO parlerà di praesumptiones probabiles che “ad purgationem et fidem semiplenam admittant” (gl. verisimilibus ad 1 Comp. 5.29.3, cfr. supra n. 71); TANCREDI, nell’Ordo iudiciarius (vedi n. 18), p. 258 indicherà la praesumptio probabilis come quella che induce la purgazione, ma anche come probatio semiplena (“nota quod licet probabilis praesumtio non inducat per se iudicem ad sententiandum, cum uno tamen teste vel praesumtione alia simili plenam fidem facit”), e sarà seguito, tra gli altri, da Goffredo da Trani, Innocenzo IV e l’Ostiense.
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Siamo ancora lontani dalla nozione moderna di probabilità, elaborata a partire dal XVII secolo in termini matematici. Ma nel XIII secolo qualcosa era effettivamente cambiato82. Se è vero in parte — come è stato sottolineato83 — che con Tommaso d’Aquino la probabilità era ancora connessa all’opinio ed all’autorità di coloro che l’accettavano, è anche vero che nella sua interpretazione84 la tripartizione delle presunzioni corrispondeva ormai ad una vera e propria gradazione di verosimiglianza, e non più solo ad una scala di progressiva influenza sul giudizio. Per l’Aquinate la presunzione temeraria era quella che nasceva ex levi coniectura, quella probabilis si aveva, ad esempio, se un uomo ed una donna venivano visti di frequente parlar da soli in luoghi sospetti, quella violenta quando li si fosse trovati nudi in un letto, in un luogo e in un tempo “aptum ad commixtionem”. In questo caso, la gradazione della verosimiglianza è evidente; ma è anche evidente che la prospettiva di S. Tommaso non era la stessa della prima decretistica: ai cui tempi l’aspetto rilevante non sarebbe stato l’assidua frequentazione, ma solo una frequentazione che — assidua o meno — avesse convinto i più, senza malanimo, di una relazione segreta: ovvero non avrebbe avuto importanza il procedimento inferenziale, ma solo l’opinio diffusa. Anche dopo la scoperta del ‘probabile’ nel senso che si è detto, per i giuristi la tripartizione finiva comunque per indicare, più che una gradazione di verosimiglianza, una gradazione della conoscenza, o del convincimento del giudice: laddove la praesumptio temeraria era il ‘certamente falso’ e la praesumptio violenta — come vedremo — il ‘certamente vero’. Il probabile, come è stato più volte autorevolmente spiegato85, era ciò che si situava nello spazio intermedio, quello dell’incerto. Gli strumenti approntati dall’ordinamento per la risoluzione del dubbio in questo spazio finirono per coincidere con la disciplina delle probationes semiplenae.
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Alla fine del secolo Alberto Gandino considerava presunzioni probabili sia quelle derivate dalla fama, sia le circostanze sospette come “locus, tempus et hora”: se qualcuno si fosse trovato nel luogo e nell’ora di un delitto, la presunzione probabile contro di lui avrebbe indotto ad una semiplena probatio (GANDINO, Tractatus de maleficiis, vedi n. 20, p. 80). E.F. BYRNE, Probability and Opinion. A Study in the Medieval Presuppositions of PostMedieval Theories of Probability, Den Haag 1968, p. 188; I. HACKING, The emergence of probability: a philosophical study of early ideas about probability, induction and statistical inference, Cambridge 1975, trad. it. (qui cit.) L’emergenza della probabilità. Ricerca sulle origini delle idee di probabilità, induzione e inferenza statistica, Milano 1987, pp. 33ss. Super sent. lib. 4 d. 9 q. 1 a 5 qc. 2 co. A. GIULIANI, Il concetto di prova (vedi n. 79), p. 144; M. SBRICCOLI, L’interpretazione dello statuto. Contributo allo studio della funzione dei giuristi nell’età comunale, Milano 1969, p. 332; I. ROSONI, Quae singula non prosunt (vedi n. 2), p. 241;
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5. La praesumptio violenta a)
Il Perpendiculum
Abbiamo parlato del Perpendiculum e della sua difficile datazione. Il problema esula, apparentemente, dal nostro discorso: se non altro perché nell’operetta brocardica la tripartizione di cui ci stiamo occupando non si trova: ed è forse un argomento a favore dell’anteriorità rispetto all’opera di Simone. Vi è però un’espressione, condivisa anche dalla summa di Simone — e per la quale è difficile, come si è detto, stabilire una primogenitura — che sembra all’origine della definizione di praesumptio violenta e della sua sovrapposizione, peraltro non stabile, con la presunzione iuris et de iure. “Illud quoque notandum quod praesumptio alia iudicis alia legis. Quando i u d e x e x f a c t o praesumit, si violenta sit praesumptio stabit, nisi in contrarium probetur. Quando autem l e x praesumit, a u t in suspenso relinquit, ita quod nichil super praesumpto constituit, quo casu probatio in contrarium admittitur; a u t ita violenter praesumit quod etiam super praesumpto animadvertit. Quo casu probatio in contrarium non admittitur nisi hoc lex iudicaverit86.”
Secondo l’autore del Perpendiculum esistevano una praesumptio iudicis ‘ex facto’ e una praesumptio legis — una distinzione che sostanzialmente riproponeva quella di Piacentino in praesumptio facti e praesumptio legitima —. Una presunzione di fatto violenta poteva portare il giudice alla decisione, tuttavia ammetteva prova contraria. Quando invece la presunzione fosse derivata dalla legge, allora avrebbe potuto o ammettere prova contraria oppure, se fosse stata violenta, non ammetterla, “nisi hoc lex iudicaverit”. C’erano quindi due tipi di presunzione violenta: una era quella del giudice, che poteva portare a sentenza ma ammetteva prova contraria, l’altra era quel tipo di presunzione prevista dalla legge che sarà poi chiamata iuris et de iure. La violenza — in questa fase — stava dunque ad indicare il livello più forte nella gradazione delle presunzioni, e poteva riguardare tanto la praesumptio iudicis quanto la presumptio legis (o canonis)87. Per la prima volta venivano anche determinate, e da un’opera canonistica, due gradazioni della presumptio legis: una che ammetteva prova contraria (quando “lex praesumit” ma “nichil super praesumpto constituit”), l’altra che non l’ammetteva. Come abbiamo visto, una analoga distinzione si trovava anche nel Libellus disputatorius, quasi certamente ispirata dal Perpendiculum. 86 87
Mss. BAV Pal. lat. 653, fol. 114rc-va; Cambridge Pembroke College 101, fol. 63rb. Su questo aspetto cfr. E. CORTESE, La norma giuridica (Ius nostrum 6), 2 vol., II, Milano 1964, p. 267 nt. 51.
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La presunzione assoluta sembra dunque nascere proprio qui, come praesumptio legis violenta. Il carattere di assolutezza, però, veniva legato al caso in cui la “lex […] super praesumpto animadvertit”. È un’espressione che richiede qualche approfondimento, perché animadverto è un verbo dai molteplici significati, e la cui interpretazione potrebbe lasciar spazio a dubbi. Il Motzenbäcker lo ha reso in tedesco con beobachten (in italiano “osservare”, “por mente”): che è una traduzione letterale corretta per il testo singolarmente considerato, ma l’analisi parallela di altre opere, contemporanee o successive, sembrerebbe invece consigliare la lettura di animadvertere nell’accezione di “punire”, o meglio “fissare una pena”88. Un’accezione, peraltro, all’epoca piuttosto corrente: ad esempio nelle norme canoniche che affidavano i colpevoli di eresia alle curie secolari, per l’irrogazione di una pena che venita definita come “debita animadversio”89. Un primo indizio in questo senso viene dalla Summa di Simone, i cui rapporti con il Perpendiculum, come abbiamo visto, sono piuttosto stretti. Simone parla di una praesumptio canonis così violenta da non ammettere prova contraria: e ciò avviene — secondo il decretista — quando il canone presume e poenam super praesumptum statuit. Se invece è l’uomo a presumere, anche qualora vi sia da imporre una pena sarà ammessa prova contraria: e si tratta in questo caso, ovviamente, di una praesumptio iudicis90. In sostanza, il Perpendiculum e Simone esprimono lo stesso concetto utilizzando due espressioni equivalenti: l’uno con il verbo animadvertere, l’altro Secondo la definizione di ISIDORO di Siviglia (Etymologiarum sive originum Libri xx, ed. W.M. LINDSAY, Oxford 1911, I, V.27.37) “animadversio enim est quando iudex reum punit; et dicitur animadvertere, id est animum illuc advertere, intendere utique ad puniendum reum, quia iudex est”. Ae. FORCELLINI, Lexicon totius latinitatis, I, Padova 1941, p. 245 fornisce principalmente due accezioni per il termine animadversio: la prima è “mentis ad rem aliquam attentio, consideratio, notatio (it. attenzione, osservazione, considerazione), la seconda “reprehensio et punitio propria eius qui iurisdictionem et cognitionem habet”. 89 Di debita animadversio parlavano la decretale Ad abolendam di Lucio III del 1184 (1 Comp. 5.6.11 = X 5.7.9) e il c. 3 del IV Concilio Lateranense del 1215 (4 Comp. 5.5.2 = X 5.7.13; Constitutiones Concilii quarti Lateranensis una cum Commentariis glossatorum (MIC A/2), ed. A. GARCÍA Y GARCÍA, Città del Vaticano 1981, p. 47). Cfr. A. FIORI, Eresie (voce), in: Federico II. Enciclopedia Federiciana, Istituto dell’Enciclopedia Italiana, 2 vol., Roma 2005, I, pp. 540-553, in particolare a p. 546. 90 Summa (vedi n. 52) ad D.54 c.15: “Cum canon contra aliquem presumit ita quod aut penam statuat tamquam super certo aut non, cum itaque presumit ita quod penam statuat, tunc non admittitur probatio in contrarium, ut hic dicitur et infra C.xi. q.i. Si quis clericorum (C.11 q.1 c.25). Canon enim ibi presumit quod mala intentione cartam coniurationis scripserat nec concedit ei locum excusationis sed uelud super certo penam statuit, ut infra d.lviii. c.i (D.68 c.1)”. Ad C.11 q.1 c.25: “Unde hic generaliter colligitur quod ubi canon presumit et penam super presumptum statuit non admittitur probatio in contrarium, ut supra d.liiii. Fraternitatem (D.54 c.15). Ubi uero homo presumit, probatio in contrarium admittitur, licet presumptioni addidisset penam, ut supra C.vii. q.i. Presentium(C.7 q.1 c.3) …”. 88
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parlando di poenam statuere. Quale che ne sia stata la primogenitura, questa idea viene sviluppata compiutamente in ambiente anglo-normanno. Sono almeno tre le opere che la riprendono: in ordine cronologico le Distinctiones (o Speculum iuris canonici) di Pietro di Blois91, scritto intorno al 1180, la già citata summa Omnis qui iuste iudicat o Lipsiensis, redatta nel 1186 da un autore che Peter Landau ha recentemente ipotizzato potesse essere Rodoicus Modicipassus92, e infine la summa De iure canonico tractaturus93, ormai attribuita al magister Onorio del Kent, composta forse a Parigi tra il 1185 ed il 1191. Le tre opere continuano a distinguere, sullo schema — potremmo dire — “piacentiniano”, tra una presumptio hominis o iudicis ed una presumptio iuris; seguendo l’insegnamento del Perpendiculum — o di Simone, che almeno per la Lipsiensis sembra la fonte diretta — subdistinguono ulteriormente tra una praesumptio iuris che ammette prova contraria ed una presumptio iuris che non la ammette, utilizzando come criterio distintivo ancora il fatto che la legge stabilisca o meno una pena super praesumpto. Dei tre, Onorio ha una posizione più personale, perché ritiene che in ogni caso la prova contraria debba essere concessa, ma è la Summa Lipsiensis ad offrire un ulteriore passo in avanti.
b) La Summa Lipsiensis Come già notato dal Motzenbäcker, la Lipsiensis crea un nesso evidente, esplicito, tra le due classificazioni: la presunzione violenta apparentemente non è più solo, in una gradazione della forza vincolante delle presunzioni, quella più intensa (che può essere tanto iudicis quanto iuris); ma è soprattutto presumptio iuris assoluta. Il collegamento con la fissazione di una sanzione resta concettualmen91
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PETRI Blesensis Speculum iuris canonici, ed. G.A. REIMARUS, Berlin 1837, p. 37, c. XIV: “… Ius enim, i. e. lex, vel canon, aliquid quando presumit, et super presumpto aliquid statuit, ut in premissis exemplis, quandoque absolute presumit. Ubi super presumpto aliquid statuit, probationem in contrarium non admittit, ut in premissis exemplis. Ubi autem aliquid absolute presumit, super presumpto non constituendo aliquam penam conditionaliter imponit, tunc probatio in contrarium admittitur […].” Su Pietro di Blois il giovane e sull’opera, S. KUTTNER, Repertorium (vedi n. 35), pp. 220-222, C. LEFEBVRE in DDC 6, Paris 1957, col. 1472. Cfr. supra n. 72. Ms. Rouen BM E 74 [743] fol. 63va, v. presentium ad C.7 q.1 c.3: “et enim probatio ibi facienda negatur. Sed dici potest quod hic iudex presumpsit et punivit, quo casu contraria probatio recipit. ibi lex utrumque fecit et ideo excusatio non admittitur”. Magistri Honorii Summa De iure canonico tractaturus (MIC A/5), ed. R. WEIGAND / P. LANDAU / W. KOZUR, I, Città del Vaticano 2005, p. 179, v. si autem ad D. 54 c.15: “Si autem venditur et presumitur et hec est presumptio iuris, ubi non admitteretur Iudeus probare in contrarium, quia ius super presumpto penam statuit, arg. xi q.i Si qui clericorum (C.11 q.1 c.25). Nobis autem videtur in consimili casu quolibet admitti volentem in contrarium probare, licet difficilius hic, quam ut Iudex presumat, arg. vii q.i Presuntium (C.7 q.1 c.3)”.
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te fermo (perché si continua a dire che se il giudice presume e punisce è ammessa prova contraria, se la legge fa entrambe le cose non è ammessa) ma la pena esce almeno dalla definizione94. L’omissione di un riferimento esplicito ad essa apre la strada ad un importante cambio di prospettiva: l’elemento essenziale per individuare una presunzione assoluta non sarà più la previsione legislativa di una sanzione, ma il semplice fatto che la norma presenti la presunzione come irrefragabile. Nella tripartizione in temeraria da respingere, probabilis che porta alla purgazione, e violenta che porta alla sentenza, quest’ultima viene dunque identificata dalla Lipsiensis con la formula attribuita fino a quel momento alla praesumptio iuris assoluta: quando ius praesumit et super praesumpto aliquid statuit95. Allo stesso tempo, però, il concetto di presunzione violenta è ampliato sino a comprendere tutto ciò che porta il giudice a sentenza, senza ricorrere ad un’attività inferenziale di tipo presuntivo, ma per prova diretta: vi rientrano infatti, oltre alla presumptio iuris, la produzione di testimoni e l’evidentia facti. Lo stesso sarà per Onorio96, per Uguccio97, e persino per Azzone. 94
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Poenam viene aggiunto in margine nel solo ms. lipsiense. Summa Lipsiensis (vedi n. 72), p. 258, v. dicitur ad D.54 c.15: “id est presumitur. Et est presumptio iuris contra quam non admittitur probatio in contrarium. Et nota quod est presumptio iudicis et contra hanc admittitur probatio, ut vii q.i Presentium (C.7 q.1 c.3). Est presumptio iuris et hec duplex est quia quandoque format presumptionem ex qualitate facti, unde dicitur: ‘Standum est presumptioni, donec probetur in contrarium’; quandoque statuit (penam add. marg. ms. Leipzig UB 986) super presumpto et tunc non admittitur probatio in contrarium, et infra lxxvii Si expositus (D.87 c.9), infra xi q.i Si qui clericorum (C.11 q.1 c.25)”. Ibid., p. 134s., v. sacerdos ad D.33 c.7: “si erat infamatus iste, quare non purgavit se, ut ii q.v Presbiter et Si mala (C.2 q.5 c.13 e 16)? Ad hoc dicitur quod suspicio alia violenta, ut scilicet quando ius presumit et super presumpto aliquid statuit, et hic non admittitur probatio in contrarium, ut xi q.i Si quis clericorum (C.11 q.1 c.25) et di. liiii Fraternitatis (D. 54 c.15). Idem iuris est, si sit violenta ex testium productione vel facti evidentia, quia hic datur sententia, ut xxxii q.i c.ii. Item est et probabilis que a pluribus et gravioribus et ex verisimilibus inditiis est orta. Hic exigitur purgatio ut ii q.v Presbiter. Item est et temeraria que a detractoribus et confictione inimicorum originem habet. haec purgationem non inducit, ut hic, nisi ex sola voluntate purgantis id fiat, ut ii q.v Mandastis Auditum (C.2 q.5 c.10 e 18)”. Summa De iure canonico tractaturus (vedi n. 93), p. 117, v. in ambiguis ad D.33 c.7: “Dicit ergo sic quanto cogitat crimen ambiguum. Set si nota fuit frequentatio, igitur suspicio valde probabilis fuit; quare ergo purgare non cogitur? Resp.: secundum quosdam in violenta suspicione quod est vel iuris presumptione vel ex testium productione vel ex facti evidentia fertur etiam sententia, ut xxxii q.i Dixit (C.32 q.1 c.2), quod satis concedo, non in primo casu ubi admittitur contraria probatio vel contraria presumptio difficilior. Nec ad rem pertinet quod quidam dicunt, non huiusmodi suspicionem, set manifestam noticiam, quia post congruum testimonium adhuc iudex nescit, set vehementer opinatur in probabili, quod est: cum oritur ex verisimilibus indiciis, purgatio indicitur, ut ii q.v Presbiter (C.2 q.5 c.13), si vero temeraria, nec sententia fertur nec purgatio indicitur, ut ii q.v Mandastis (C.2 q.5 c.10). De hoc ergo secundum eos loquitur. Set obicitur quod probabilis fuerit,
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È un’ulteriore conferma del fatto che la tripartizione canonistica non mirasse tanto a rappresentare una gradazione di verosimiglianza delle presunzioni, quanto una scala di effetti sul giudizio. Se definiamo la presunzione in rapporto al dubbio, la violenta non è neanche presunzione perché è prova piena, o evidenza, o previsione di legge. È una ‘certezza’ conoscitiva o normativa che viene accolta dalla sentenza giudiziaria. In questo senso, la praesumptio iudicis violenta di cui aveva parlato il Perpendiculum (ossia il livello più alto di presunzione del giudice), benché non venga più nominata, non è affatto scomparsa, ma sopravvive nel concetto più ampio di presunzione violenta cui abbiamo accennato. Anche la produzione di testi o l’esibizione di un publicum instrumentum forniscono prova del fatto, e possono anch’esse determinare il giudizio: ma — a differenza della presunzione di legge violenta — continuano ad ammettere prova contraria (ad esempio, la dimostrazione che il documento sia falso). Per quanto la presunzione violenta abbia dunque dei confini più ampi rispetto alla presunzione legale assoluta — perché può non consistere in una previsione di legge —, per converso in questa sistematica la presunzione legale assoluta è sempre praesumptio iuris violenta: e la praesumptio iuris violenta elaborata dalla scienza canonistica non differisce ormai in nulla dalla civilistica praesumptio iuris et de iure.
7. La praesumptio legis violenta diventa iuris et de iure: la scuola di Bassiano Torniamo in Italia, e torniamo alla scuola civilistica. Nel Libellus disputatorius, Pillio da Medicina98 riprendeva la distinzione canonistica, ma riadattandola, ovvero slegando la praesumptio probabilis dal nesso necessario con la purgazione, che era un elemento che non apparteneva al processo civile. La probabilis, dunque, non era la praesumptio che porta alla purgazione, ma un tipo di presunzione ammessa, che non portava a sentenza nelle cause criminali ma poteva farlo in quelle civili, se non smentita da prova contraria. Ben presto99 sarebbe stata identificata da canonisti e civilisti come portatrice di una semiplena probatio, e il riferimento alla purgatio sarebbe rimasto solo canonistico100.
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ut supra verum dicatur etiam frequentationem non fuisse cognitam, et dicatur cognoscimus, id est per relationem accipimus. Et secundum hoc legi potest sive de partecipatione criminis sive frequentatione concubine”. R. MOTZENBÄCKER, Die Rechtsvermutung (vedi n. 13), p. 120. Cfr. supra n. 36. Cfr. supra nt. 76. J.Ph. LÉVY, La hiérarchie des preuves (vedi n. 78), p. 109.
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La presunzione violenta, anche per Pillio, era quella che portava a sentenza: “sententiae laqueis reum quandoque adstringit”101. Come si è detto, l’autore del Libellus affiancava diverse classificazioni, senza sovrapporle. Oltre alla tripartizione canonistica riprendeva anche la lezione piacentiniana distinguendo tra una praesumptio facti che ammette prova contraria, ed una praesumptio iuris che ammette prova contraria solo se “remanet in suis finibus”, non la ammette se “ad constitutionem progreditur”. Nella sostanza, a parte il riferimento all’irrogazione della pena, che anche qui manca — come nella Summa Lipsiensis —, siamo ad una distinzione prossima a quella introdotta dal Perpendiculum: la prasumptio iuris che non ammette prova contraria coincide con la praesumptio legis violenta. Il passaggio ulteriore per la teoria delle presunzioni è compiuto però dall’’altra’ corrente dottrinaria, che la tradizione vuole avversa a quella del Piacentino. Alla scuola di Giovanni Bassiano, se non direttamente a lui, possono infatti attribuirsi due importanti innovazioni: 1) la denominazione di praesumptio iuris et de iure per la presunzione assoluta, che fino a quel momento aveva avuto definizioni diverse, ma tutte legate al concetto di praesumptio legis violenta; 2) la qualificazione di fictio per la medesima presunzione assoluta. Quest’ultima si ritrova certamente in Azzone e nelle opere di suoi allievi, tanto civilisti — come Accursio102 —, quanto canonisti — come Goffredo da Trani103. Difficile dire, però, se sia stata una creazione originale di Azzone o un insegnamento del suo maestro Giovanni, al quale invece egli stesso — in un passo, in verità discusso, della Lectura Codicis — attribuisce l’uso dell’espressione iuris et
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Cfr., per la prima redazione, il ms. Wien ÖNB 2157, fol. 36rb; per la seconda il ms. Vaticano BAV Chigi E VII 18, fol. 23ra. Gl. facti sunt ad C. 4.19.16 (l. Sive possidetis): “… et ita lex praesumit super certo facto aliquid … et tunc numquam admittitur probatio in contrarium … et haec praesumptio dicitur propie fictio ….” GOFFREDO da Trani, Summa super titulos Decretalium, Lyon 1519 – rist. Aalen 1968, p. 223, ad X 2.23: “praesumptio iuris et de iure est cum ius fingit et statuit super ficto, contra quam fictionem non admittitur contraria probatio”. Il riferimento alla fictio si trova, ancor prima, nell’ordo Scientiam (L. WAHRMUND, Quellen zur Geschichte des römischkanonischen Prozesses im Mittelalter, II.1, Innsbruck 1913 – rist. Aalen 1963, p. 62), che si può ipotizzare legato anch’esso alla scuola di Azzone, per avere l’autore fatto ampio uso dell’ordo Sapientiam (L. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum, vedi n. 18, pp. 138-141, anche per i riferimenti bibliografici), sul quale vedi infra. Nell’ordo Scientiam tuttavia sono individuate come fictiones, o meglio come fictae probationes, tutte le presunzioni, non solo quelle iuris et de iure: “Quaedam autem probationes dicuntur verae, quaedam fictae. Verae dicuntur per testes et per instrumenta et ideo de hiis, quae digniores sunt, praemisimus. Fictae probationes appellantur praesumptiones”.
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de iure104. Un indizio ulteriore sulla paternità di entrambe le definizioni di presunzione assoluta proviene dall’ordo iudiciorum Sapientiam. L’ordo Sapientiam è un prodotto della scuola di Bassiano: se non opera di Azzone (la cui paternità era indicata da Jacques de Revigny e da sigle nel ms. chigiano105), almeno di un suo allievo che possa averne rimaneggiato le note106. L’allievo potrebbe essere Pierre Peverel, come ipotizzato da Carbasse107, dunque un maestro francese che gli studi recenti di Chris Coppens mostrano glossatore, decretalista, esperto di diritto romano108. Il periodo di composizione è successivo alla redazione della Compilatio I secondo Carbasse, antecedente il 1191 secondo Linda Fowler-Magerl. L’autore dell’ordo Sapientam109 fa riferimento numerose volte ad un magister meus Iohannes Bassianus o Cremonensis. Al suo magister riferisce, appunto, la denominazione di iuris et de iure per la presunzione che non ammette prova contraria (“has presumtiones appellat magister meus iuris et de iure”), specifi-
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Azzone fa riferimento alla presunzione iuris et de iure riferendola una volta agli “antiqui” (Lectura super Codicem (Corpus Glossatorum Juris Civilis III), Parigi 1577 – rist. Torino 1966, p. 308, v. ad praesumptionem, ad C. 4.28.7: “… et appellaverunt antiqui hanc praesumptionem iuris et de iure: quia praesumitur a lege, et ius super hoc constituitur: et ita non ammittit probationem in contrarium …)”; un’altra volta la riferisce a Giovanni Bassiano (ibid., v. quando, ad C. 2.19.2: “… super hanc legem apposuit glossam dominus Yr … in fine ubi dixit quod si velit probare metum se passum in promittendo, consequenter audietur et habebit actionem, male dixit. Non enim haec tantum praesumptio iuris est ut ipse dixit, imo iuris et de iure unde dixit dominus Io. quod cum haec sit praesumptio iuris et de iure, si postea velit probare metum intercessisse non ad hoc dabitur ei actio quod metus causa. Unde, licet metum praecesserit, si solvit spontanea voluntate, per solutionem spontaneam meam praesumitur quod metus non intervenerit sublata proxima causa turpitudinis et ideo non potest repetere”). È questione controversa se Azzone abbia voluto in questo testo ricondurre all’insegnamento del suo maestro la distinzione tra praesumptio iuris e iuris et de iure, o si sia fatto scudo dell’autorità di Bassiano per esporre una posizione personale: a favore della prima ipotesi G. ARON, Les présomptions ‘juris et de jure’ et leur origine historique, in: NRHDFE 20 (1896), pp. 500-513, in particolare alla p. 502, di parere diverso R. MOTZENBÄCKER, Die Rechtsvermutung (vedi n. 13), p. 56 con indicazione di ulteriore bibliografia sulla questione alla n. 17. G. D’AMELIO, Il Dictionarium iuris di Jacques de Revigny, in: TRG 40 (1972), 64s. L. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum (vedi n. 18), p. 131. J.M. CARBASSE, L’ordo iudiciorum Sapientiam affectant omnes, in: Confluence des droits savants et des pratiques juridique. Actes du colloque de Montpellier (12-14 décembre 1977), Milano 1979, pp. 15-36. E.C. COPPENS, Pierre Peverel, glossateur de droit romaine et canoniste?, in: La cultura giuridico-canonica medioevale: premesse per un dialogo ecumenico, a cura di E. DE LEON / N. ALVAREZ DE LAS ASTURIAS, Milano 2003, pp. 303-393. L’edizione dell’ordo Sapientiam è stata recentemente curata da C. COPPENS, in: Voortschrijdend Procesrecht. Ein historische Verkenning, a cura di C.H. VAN RHEE / F. STEVENS / E. PERSOONS, Leuven 2001, Appendix 219-295.
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cando di preferirne però un’altra: iuris fictiones (“ego vero iuris fictiones appello quae veritati praeiudicant”)110. Sappiamo per certo che l’identificazione tra presunzione assoluta e fictio rispecchia pienamente il pensiero di Azzone. Dunque, chiunque sia stato l’autore dell’ordo Sapientiam — Azzone stesso o un allievo che ne ripeteva l’insegnamento — la sua testimonianza consente di riconoscere una dinamica di scuola e precisare le rispettive paternità delle due denominazioni “civilistiche”: la presunzione legale assoluta sarebbe stata definita da Giovanni Bassiano iuris et de iure, e successivamente equiparata da Azzone ad una fictio iuris. La praesumptio violenta, non ancora accantonata, rimaneva anche per Azzone — come era stato per i maestri anglo-normanni di cui abbiamo parlato, e per Uguccio — un concetto più esteso di praesumptio iuris: commentando la l. Cum precibus (C. 4.19.18) rilevava che un publicum instrumentum attestante una donazione “violentam inducit praesumptionem, nisi probetur contra”111. Violenta praesumptio continuava ad indicare ciò che, ammettendo o meno prova contraria, determinava la sentenza: come la praesumptio iuris, come l’evidentia facti, come la testium probatio112.
8. Civilisti e canonisti a confronto in una glossa di Riccardo Anglico Le due denominazioni “civilistiche”, tramandate dalla scuola, avranno il successo che sappiamo: la praesumptio iuris et de iure assurta a categoria dogmatica, la fictio iuris ancora oggi accostata alla prima, eppure da essa costantemente distinta, sulla base dell’individuazione di differenze specifiche: a partire da quelle rilevate da Gandino113, da Baldo114 e dai già citati Alciato e Menochio.
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Ibid., p. 270: “Probationes quedam vere et necessarie, ut instrumentum et testium, quedam ficticie et probabiles ut presumptionum. Quare de his ad presens dicamus aliquid. Sunt presumtiones quedam contra quas non admittitur probatio in contrarium. Has presumtiones appellat magister meus iuris et de iure. Ego iuris fictiones appello, que etiam veritate preiudicant …”. Lectura super Codicem (vedi n. 104), p. 283, ad C. 4.19.18: “Erat enim publicum instrumentum illud in quo scriptum erat ipsum donasse: et ideo violentam inducit praesumptionem nisi probetur contra …”. Sull’equiparazione della presunzione violenta alla prova nell’età del tardo diritto comune, I. ROSONI, Quae singula non prosunt (vedi n. 2), p. 218. GANDINO, Tractatus de maleficiis (vedi n. 20) p. 81: “Item nota, quod differentia est inter presumptionem et fictionem, nam presumptio est super incertis, et sic coniecturis opus est, ut ff. de verborum obligationibus l. Continuus § i in fine (D. 45.1.137.2), fictio vero est super certis, ut quando ius scit unum esse et fingitur aliud, ut Inst. quibus modis
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Ad indicare quanto stretti fossero su questo tema i rapporti tra scuola civilistica e canonistica, vorrei soffermarmi su una glossa di un altro canonista anglonormanno, Riccardo Anglico: un testo singolare — ed anche originale rispetto alla trattazione della stessa materia nel suo ordo iuridiciarius115 — che rispecchia con tutta evidenza gli insegnamenti civilistici bolognesi. È cosa nota che Riccardo abbia studiato a Bologna, prima di insegnarvi, negli anni del pontificato di Celestino III (1191-1198). Prima del 1198 scrisse l’apparato alla Compilatio I116, dal quale la glossa è tratta: “Solutio. Cum lex aliquid presumit in facto sibi noto indubitato, non admittit dubitationem in contrarium: verbi gratia notum est reversum ab hostibus captum fuisse, quem lex fingit non captum, nec admittit probationem in contrarium, ut infra Inst. Quibus modis ius potestatis § Si ab hostibus (Inst. 1.12.5), simile xxvii q.ii Desponsatam (C.27 q.2 c.27), infra de con. di. iiii c. ii, et sic in similibus. Cum autem aliquid presumit in facto sibi ignoto, probationem admittit in contrarium, ut producatur in lucem quod legi fuerat dubium, ut C. de donationibus inter virum et uxorem l. Etiamsi uxoris [ms. etiam exulet] (C. 5.16.6). Ergo illa distinctio est: presumptio iuris de facto et presumptio iuris de iure
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ius patrie potestatis solvitur § Si ab hostibus (Inst. 1.12.5) et qui testamenta facere possunt § fin. (Inst. 2.12.5) et C. ad l. Juliam de adulteriis l. Si qui (C. 9.9.33)”. BALDI Ubaldi Perusini In secundam Digesti Veteris partem commentaria, Venezia 1599, fol. 137rb, ad tit. De ritu nuptiarum l. Qui in provincia § Divus: “Praesumptio iuris et de iure est declaratoria rei dubiae quia praesumptio est verorum: fictio est falsorum”. Cfr. anche L. BARASSI, Le fictiones iuris in Baldo, in: L’opera di Baldo. Per cura dell’Università di Perugia nel V centenario della morte del grande giureconsulto (Annali dell’Università di Perugia – Facoltà di Giurisprudenza, vol. x-xi), Perugia 1901, pp. 113138 (in particolare a p. 124s.) Die Summa de ordine iudiciario des Ricardus Anglicus, ed. L. WAHRMUND, in: ID., Quellen zur Geschichte des römisch-kanonischen Prozesses im Mittelalter, II.3, Innsbruck 1915 – Aalen 1962. F. GILMANN, Richardus Anglikus als Glossator der Compilatio I, in: AFKKR 107 (1927), pp. 575-655, ora in: Gesammelte Schriften zur klassischen Kanonistik von Franz Gillmann (Forschungen zur Kirchenrechtswissenschaft 5), a cura di R. WEIGAND, 3 vol., Würzburg 1993, II, 20, pp. 3-88, in particolare a p. 76 e S. KUTTNER, Ricardus Anglicus (Richard de Mores ou de Morins), in: DDC 7, Paris 1965, col. 676-681, in particolare alla col. 680. Sull’apparato di Riccardo alla Compilatio I cfr. anche: Ch. LEFEBVRE, Les gloses à la ‘Compilatio prima’ et les problémes qu’elles soulèvent, in: Proceedings of the Second International Congress of Medieval Canon Law, Boston, 12-16 August 1963 (MIC C/1), a cura di S. KUTTNER / J.J. RYAN, Città del Vaticano 1965, pp. 63-70; ID., Les gloses à la ‘Compilatio prima’ du ms. Pal. lat. 652 de la Bibliothèque Vaticane, in: Studia Gratiana 20 (1976), pp. 135-156.
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Vel dicas, cum presumit contra quod credit, in contrarium probationem non admittit, quia facit hoc ex certa scientia. Secus autem cum presumit secundum quod credit: nam tunc si erraverit in errore removendo probationem contrariam admittitur”117. La glossa è composta da tre parti, che danno l’impressione di una giustapposizione, come provenissero da fonti diverse. Nella prima parte Riccardo riporta — senza indicarlo, ma la riproposizione è quasi letterale — un testo che ci è noto come un brocardo di Azzone118. Le poche varianti introdotte enfatizzano — senza forzarlo — il pensiero del maestro bolognese: Riccardo parla di fictio dove Azzone si limitava a nominare la praesumptio, ma il senso rimane immutato: se la legge presume su un fatto noto indubitato non ammette prova contraria (e fingit), se presume su un fatto ignoto, allora ammette prova contraria. Immediatamente di seguito, Riccardo propone una distinzione, su cui non si sofferma, ma che è interessante perché può precisare l’origine dell’espressione iuris et de iure. Una locuzione che suona pleonastica e non immediatamente chiara119, nonostante la ripetuta spiegazione dei giuristi: iuris indica una presun-
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Il testo riportato è la parte finale (appunto la solutio) di una glossa molto articolata al v. negavit, 1 Comp. 2.16.6, che scorre lungo tutto il foglio che accoglie il tit. de praesumptionibus nel ms. Bamberg SB Can. 20, fol. 14vb. AZONIS Brocarda (Corpus Glossatorum Juris Civilis IV.3), Napoli 1568 – rist. Torino Bottega d’Erasmo 1967, p. 114: “Legis praesumptio etc. et e contra cum lex aliquid praesumit, aut super eodem facto quod certum est et indubitatum aut praesumit, ideo quia facti qualitas est ei ignota. In primo casu non admictitur probatio in contrarium, ut puta certum est legis reversum ab hostibus, captum non fuisse ut Inst. quibus modis ius pat. potestatis solvitur § Si ab hostibus (Inst. 1.12.5). Item cum certum est legi mulierem stipulatam dotem non fuisse, presumit tamen stipulationem tacitam intervenisse, et ita non consimilibus ut C. de rei uxorie actione l. pr. § Accedit (C. 5.13.1.13) et Inst. ut supra § Si ab hostibus et ita intelligitur haec. Rubr. In secundo autem casu admictitur probatio in contrarium si producatur in lucem quod legi fuerat incertum, ut puta incertum est legi utrum acquirat mulier ex rebus mariti, an aliunde praesumit lex bonis mariti quaesitum esse causa vitande turpis suspictionis, cui presumptioni derogatur, cum iudici clarificatum fuerit aliunde quaesitum ut C. de donationibus inter virum et uxorem l. Etiam si (C. 5.16.6), et ita intelligitur contraria Rubr. quisque enim potest per se ponere infinita exempla”. Sulla particolare oscurità dell’espressione cfr. G. ARON, Les présomptions (vedi n. 104), p. 500 (“expression barbare, sans aucune signification véritable, absolument intraduisible”) e H. v. BURCKHARD, Die civilistichen Präsumtionen, Weimar 1866, p. 370, che ha riportato alcuni antecedenti pareri, tra i quali quello di Heinrich von COCCEJI (espresso in una dissertazione presentata da J. Walman, De directa probatione negativae, Frankfurt Oder, 1698, § 17): “Disputant Doctores, sed non convenit inter eos, quid nomine praesumtionis iuris et de iure veniat; est enim illud a Doctoribus confictum, veluti barbarum, certam significationem non habet”). Simile l’opinione di Justus CLAPROTH (che si può leggere nella Einleitung in den ordentlichen bürgerlichen Prozeb, II, Göttingen 1817 [quarta ed. ampliata], p. 531): “so schwer hält es, etwas zu übersetzen, worhin kein wahrer Sinn liegt”.
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zione introdotta dalla legge, de iure specifica che la legge stessa la rende inderogabile non ammettendo prova contraria “et habet eam pro veritate”120. La glossa suggerisce, in modo piuttosto ragionevole, che l’espressione iuris et de iure sia il risultato di una distinctio, all’interno della categoria delle praesumptiones iuris, tra: presunzioni iuris de facto e presunzioni iuris de iure. Si tratterebbe insomma di una subdistinctio che ripropone i termini della dicotomia primaria121, quella tra praesumptio hominis e iuris, nata a sua volta come distinzione tra praesumptio facti e praesumptio iuris122. Su cosa fosse la praesumptio iuris de facto Riccardo non si esprime, ma può servire ricordare che di una praesumptio iuris ex qualitate facti avevano già parlato la Summa Lipsiensis123 e l’ordo Olim124 — due scritti la cui paternità è stata recentemente ricondotta al medesimo giurista125 —, ed anche il già citato ordo
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I. MENOCHIO, De praesumptionibus (vedi n. 12), lib. I quae. III num.18, 4va: “praesumptio iuris dicitur, quia a lege introducta est, et de iure, quia super tali praesumptione lex inducit firmum ius, et habet eam pro veritate”; non diversamente, ben prima di Menochio, AZZONE (cfr. la glossa riportata supra, alla n. 104), GANDINO (Tractatus de maleficiis, vedi n. 20, pp. 79-80) “ac iuris et de iure dignoscitur esse presumptio, quotiens ius contra aliquem presumit, aliquid esse factum et de sua presumptione ita confidit, quod ultra procedit, generale statutum vel sententiam proferendo, quod ita verum sit illud, quod presumitur, et non aliter; tunc enim talis presumptio dicitur esse legis sententia […] et hec talis presumptio probationem in contrarium non admittit […]”. BALDO, Commentaria in IV et V Codicis libros, Lugduni 1585, fol. 49ra num.14 (ad 4.19.16, l. Sive possidetis): “et praesumptio iuris est duplex, quaedam quae transit in statutum legis, et ista appellatur praesumptio iuris et de iure, dicitur enim iuris quia a iure est inducta, et dicitur de iure quia de ea iam est factum ius”. Sull’uso del genere della distinctio nei giuristi medievali, cfr. da ultimo A. ERRERA, Lineamenti di epistemologia giuridica medievale. Storia di una rivoluzione scientifica (Il Diritto nella Storia, 12), Torino 2006, pp. 1-24. Cfr. supra n. 34, 35 e 37. Summa Lipsiensis (vedi n. 72), p. 258, v. dicitur ad D.54 c.15: “Est presumptio iuris et hec duplex est quia quandoque format presumptionem ex qualitate facti, unde dicitur standum est presumptioni donec probetur in contrarium; quandoque statuitur super presumpto et tunc non admittitur probatio in contrarium …”. Ordo Olim edebatur (BiMAe II), ed. G. TAMASSIA – G.B. PALMIERI, Bologna 1892, p. 236 § 373s.: “Format autem lex quandam praesumptionem ex qualitate facti et admittitur probatio in contrarium, unde dicitur ‘tamdiu praesumptioni statur donec probetur contrarium’, ut D. de iure dotium l. Nuptura (D. 23.3.57), et C. de donationibus inter virum et uxorem l. Etiam (C. 5.16.6), et C. de probationibus l. Sive (C. 4.19.16). Quoniam vero presumptum format et super presumpto statuit nec in contrarium admittitur probatio (que presumptio legis a quibusdam dicitur) …”. Rodoicus Modicipassus, maestro parigino di origine inglese: sulla paternità della Summa Lipsiensis, cfr. supra n. 72; sulla paternità dell’ordo Olim, tradizionalmente considerato un’opera italana e attribuito ad Otto di Pavia, cfr. A. GOURON, Qui a écrit l’ordo “Olim
Praesumptio violenta o iuris et de iure?
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Sapientiam126: opere oggi per lo più attribuite alla scuola francese e ad un ambiente di canonisti esperti di diritto romano, per almeno due delle quali (la Lipsiensis e l’ordo Olim) una qualche influenza su Riccardo sembra accertata127. La praesumptio ex qualitate facti era un tipo di presunzione legale che ammetteva prova contraria: in sostanza quella che di lì a poco verrà chiamata iuris tantum, con una denominazione destinata a maggior successo ma che lascerà in ombra l’originaria dicotomia. Persino la “civilistica” denominazione di iuris et de iure, dunque, sembrerebbe lo sviluppo di una riflessione condotta, nei medesimi tempi, anche dalla scienza canonistica. La distinctio, così come riportata nella glossa, potrebbe essere una classificazione dello stesso Riccardo o di altri, creata successivamente rispetto alla definizione di Giovanni Bassiano; oppure potrebbe essere opera dello stesso Giovanni (il cui insegnamento sembra aver avuto una qualche influenza su Riccardo) e corrispondere allo schema originario del ragionamento che ha portato a denominare iuris et de iure la presunzione legale assoluta. Il “vel dicas” all’inizio del periodo seguente fa pensare, comunque, ad una distinzione non formulata direttamente da Riccardo. La terza parte della glossa è altrettanto interessante. Difficile, anche in questo caso, rinvenirne l’origine: non è parte del brocardo iniziale e non spiega la distinctio intermedia. Potrebbe, insomma, rappresentare finalmente l’opinione di Riccardo. Un’opinione che, tutto sommato, sembra coincidere con l’idea di Azzone che una presunzione di legge assoluta altro non sia che una fictio iuris. Il ragionamento, però, è a dire il vero più raffinato di quello di Azzone, perché non si limita ad identificare fictio e praesumptio, ma individua una differenza specifica, che è la medesima discriminante logica di cui parlerà di lì a breve Gandino, e più tardi Alciato e Menochio: la praesumptio si fonda su un fatto dubbio, la fictio su un fatto certo, che è però negato. Allo stesso modo, Riccardo distingue (ancora nell’ambito della sola praesumptio iuris) tra una presunzione che non ammette prova contraria, se la legge presume “contra quod credit”, ed una presunzione che la ammette, se la legge presume “secundum quod credit”. Nel primo caso la prova contraria non è concessa perché non c’è il dubbio: la cosa è
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edebatur”?, in: Initium 8 (2003), pp. 64-84, ora in ID., Pionniers du droit occidental (vedi n. 16), XIII. Ordo Sapientiam (vedi n. 109), 270: “Sunt praesumtiones quedam contra quas non admittitur probatio in contrarium. Has presumtiones appellat magister meus iuris et de iure … Sunt alie presumtiones contra quas admittitur probatio in contrarium. Hee appellari possunt presumtiones super facto, ut ff. Quod metus causa l. ult. (D. 4.2.23) ff. de iure dotium l. Nuptura (D. 23.3.57). Presumtiones tales varie sunt et multe sparse in lege, et que non possunt temere diffiniri”. La dipendenza dall’ordo Olim è stata sottolineata da L. WAHRMUND, nell’introduzione all’edizione dell’ Ordo iudiciarius di Riccardo (vedi n. 115), XXIII. Di una influenza della Summa Lipsiensis su alcuni passi delle Distinctiones di Riccardo parlano S. KUTTNER / E. RATHBONE, Anglo-Norman Canonists (vedi n. 72) p. 333 e n. 38.
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Antonia Fiori
— appunto — certa (“ex certa scientia”) ma negata. Nel secondo, invece, il dubbio esiste e, con esso, la possibilità dell’errore: è questo errore che la prova consente di rimuovere.
9. Conclusioni Ed eccoci alle conclusioni. Ho cercato di mostrare come fino a Tancredi — e in parte anche dopo — esistessero due principali criteri classificatori delle presunzioni. Uno riguardava l’intensità dell’influenza sul giudizio, l’altro valutava l’origine della presunzione e l’ammissibilità o meno della prova contraria. Il primo ha avuto uno sviluppo soprattutto canonistico, ma — sfrondato di alcuni elementi tipicamente interni al diritto canonico — ha poi assunto una rilevanza più generale, ed è arrivato a definire anche una scala di verisimiglianza, che va dal temerarium al necessarium. Pur molto noto alla dottrina di Diritto comune, non ha trovato spazio nelle odierne classificazioni. Il secondo criterio ha invece resistito sino ad oggi, in una terminologia sviluppata nel Medioevo soprattutto in ambiente civilistico: prima nella distinzione piacentiniana tra praesumptio facti e legitima, poi nelle denominazioni di praesumptio iuris tantum e iuris et de iure, infine nell’identificazione con la fictio. Ma anche a questa seconda classificazione l’elaborazione canonistica non è stata affatto estranea, anzi ad essa ha fornito contenuti rilevanti, in un costante e costruttivo confronto tra canonisti e legisti.
Mathias Schmoeckel
Die Entwicklung der juristischen „Stellvertretung“ im Kontext theologischer und juristischer Begrifflichkeiten
Einleitung: Definition des Themas Ein so modernes Konstrukt wie das Recht der Stellvertretung scheint prima vista nicht kompatibel mit dem mittelalterlichen kanonischen Recht zu sein, denn der Begriff „(Stell-)Vertretung“1 ist eine Schöpfung des 18. Jahrhunderts; nach Karl-Heinz Menke erschien das Abstraktum „Stellvertretung“ im theologischen Sprachgebrauch erst 1778/9 im Werk Georg Friedrich Seilers „Ueber den Versöhnungstod Christi“2. Im juristischen Sinn wurde der Begriff dagegen erst im 19. Jahrhundert genutzt3. Noch Savigny sprach zunächst von „Repräsentation“4. Mit „Vertretung“ gemeint ist die Wahrnehmung der Interessen einer Person durch eine andere im Rechtsverkehr, insbesondere beim Abschluss von Verträgen, die den Vertretenen berechtigen und verpflichten5. In dieser Bedeutung ist „Vertretung“ inhaltsgleich mit „Stellvertretung“. Man unterscheidet heute die „mittelbare Stellvertretung“, wobei der Vertretene erst durch einen Übertragungsakt des Vertreters (administrator) Vertragspartei wird, von der direkten (unmittelbaren, echten), in der das Handeln des hinsichtlich des „Ob“ und „Wie“ des Abschlusses freien Vertreters unmittelbar für und gegen den Vertretenen wirkt. 1
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M. LEOPOLD, Art. „Vertretung“, in: Jakob Grimm/Wilhelm Grimm (Eds.), Deutsches Wörterbuch, Bd. XII.1, Leipzig 1952, ND München 1999, Bd. 25, Sp. 1982ff, insbes. Sp. 1990ff; PAOLO CAPPELLINI, Art. „Rappresentanza (dir. interm.)“, in: Enciclopedia del diritto, Varese 1987, Bd.°38, 435-463, 438. KARL-HEINZ MENKE, Stellvertretung. Schlüsselbegriff christlichen Lebens und theologische Grundkategorie, Einsiedeln/Freiburg 1991, 61-69, 82-88. So H. MEYER, Art. „Stellvertretung“, in: Jakob Grimm/Wilhelm Grimm (Eds.), Deutsches Wörterbuch, Bd. X.2.1, Leipzig 1941, ND München 1999, Bd. XVIII, Sp. 2273f. Vgl. FRIEDRICH CARL VON SAVIGNY, Pandekten. Obligationenrecht, Allgemeiner Teil, ed. Martin Avenarius, (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, 228/ Savignyana, 8), Frankfurt a.M. 2008, 198 bei §§ 50/51; zur Entwicklung seiner Stellvertretungslehre s. die archivalischen Hinweise 22, Fn. 95. Der erste Beleg für diese Verwendung findet sich 1479 in Nürnberg, vgl. GÜNTHER DICKEL/HEINO SPEER, Art. „Käufer I“, in: DRW, Weimar 1983, Bd. VII, 596.
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Mathias Schmoeckel
Als Vertretungsrecht bezeichnet man entweder das Institut allgemein oder nur das Recht im Einzelfall, dann wird es auch Vertretungsmacht genannt. Diese wurde als Fähigkeit, als subjektives Recht und Gestaltungsrecht, als „sekundäre Zuständigkeit“ und als Legitimation begriffen6. Die Vertretungsmacht kann gesetzlichen Ursprungs sein7 oder auf einem Rechtsgeschäft beruhen, dann wird sie überwiegend als „Vollmacht“ bezeichnet. Für Savigny war bei der Stellvertretung entscheidend, dass sie den Bereich der Willensherrschaft erweitere8; der Geschäftsherr könne seinen Willen auch ohne anwesend zu sein erklären und so in einem größerem Maße Geschäfte tätigen. Daher war es für ihn zweitrangig, ob diese Macht rechtsgeschäftlich, also durch eine Vollmacht, oder durch Gesetz, wie etwa beim Stellvertretungsrecht der Eltern für ihre minderjährigen Kinder, begründet wird, solange das Ziel des Vertragsschlusses erreicht wird9. Nur die mittelbare Stellvertretung, die eben nicht direkt für den Geschäftsherr wirkt, wurde damit aus diesem Bereich ausgegrenzt. Dadurch war der Weg frei für Paul Laband, die Stellvertretung als allgemeine Erscheinungsform unabhängig vom Auftragsverhältnis zu definieren10. Er entwickelte damit als deutsche Besonderheit das Abstraktionsprinzip des Vertretungsrechts. So erst entstand ein vom mandatum getrenntes Stellvertretungsrecht11.
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Einen Überblick gibt WOLFRAM MÜLLER-FREIENFELS, Die Vertretung beim Rechtsgeschäft, Tübingen 1955, 34ff, 48ff, 65ff; WERNER FLUME, Allgemeiner Teil des bürgerlichen Rechts, Bd. II: Das Rechtsgeschäft, 4. Aufl. Berlin u.a. 1992, Bd. II: Das Rechtsgeschäft, § 45 II 2, 784f.; vgl. auch EBERHARD SCHILKEN, Wissenszurechnung im Zivilrecht, Bielefeld 1983, 9ff. Vgl. § 1626 I BGB für den Inhaber der elterlichen Sorge sowie §§ 1793, 1909 für die Vertreter kraft Amtes. FRIEDRICH CARL VON SAVIGNY, System des heutigen römischen Rechts, Berlin 1840, Bd. 3, § 113, 90. Zu Savigny Lehre der Stellvertretung s. HEINZ MOHNHAUPT, Savignys Lehre von der Stellvertretung, Ius Commune 8 (1979), 60-77; SAVIGNY, System des heutigen römischen Rechts, Bd. 3 (Fn. 8), § 113, 98; FRANZ J. HÖLZL, Savignys Lehre von der unmittelbaren rechtsgeschäftlichen Stellvertretung, in: A. Thier/ G. Pfeifer/ Ph. Grzimek (Hg.), Kontinuitäten und Zäsuren in der Europäischen Rechtsgeschichte, (Rechtshistorische Reihe, 196), München 1999, 211-232. PAUL LABAND, Die Stellvertretung bei dem Abschluss von Rechtsgeschäften nach dem allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch, in: ZHR 10 (1866), 183-241, 204ff; zur Bedeutung Labands in dieser Materie vgl. WOLFRAM MÜLLER-FREIENFELS, Die Abstraktion der Vollmachtserteilung im 19. Jahrhundert, in: Helmut Coing/Walter Wilhelm (Hg.), Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 1977, 144-212; 172ff = DERS., Stellvertretungsregelungen in Einheit und Vielfalt, Frankfurt a.M. 1982, 60-130, 90ff. So zu Recht HELMUT COING, Europäisches Privatrecht, München 1985, Bd. I, § 91, 458.
Die Entwicklung der juristischen „Stellvertretung“
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Die Geschichte des Stellvertretungsrechts ist gut erforscht, rechtshistorisch sind u.a. Antonio Padoa-Schioppa12, Ulrich Müller13, Hasso Hofmann14 und jüngst Jan Hallebeek15 und Harry Dondorp16 zu nennen. Fast scheint das Thema erschöpft zu sein. Allerdings gibt es daneben – und bislang unabhängig hiervon – eine kirchengeschichtliche Diskussion um die Geschichte der Stellvertretung. Im Laufe des 20. Jahrhundert entdeckten protestantische Theologen diese Kategorie, vor allem der als Theologe innovative Dietrich Bonhoeffer17, doch in verschiedenen historisch angelegten Werken konnte seitens der Theologie nachgewiesen werden, dass man solche Konzepte bereits bei den Kirchenvätern findet18. Zur Erfassung der Vorgeschichte des Neologismus „Stellvertretung“ muss man auf eine Fülle synonymer Wortstämme eingehen19; zu nennen sind vor allem repraesentatio20, ebenso aber nach theologischer Auffassung die Begriffe vicariatio, substitutio, subrogatio, procuratio, und loci servatura bzw. locitenentia. Aus juristischer Sicht dagegen ist der Zusammenhang zu den Begriffen actor, institor, mandatum und nuntius naheliegend. Die europäischen Sprachen dokumentieren darüber hinaus eine Vielfalt von Ableitungen von diesen lateinischen Begriffen: neben „rappresentanza“ im Italienischen und „Stellvertretung“ im Deutschen 12
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ANTONIO PADOA-SCHIOPPA, Sul principio della rappresentanza diretta nel Diritto canonico classico, Proceedings of the Fourth International Congress of Medieval Canon Law, Monumenta iuris canonici series c: subs., Vol. 5, Città del Vaticano 1976, 107-131. ULRICH MÜLLER, Die Entwicklung der direkten Stellvertretung und des Vertrages zugunsten Dritter, (Beiträge zur neueren Privatrechtsgeschichte, 3), Stuttgart/ Berlin/ Köln/ Mainz 1969. HASSO HOFMANN, Repräsentation. Studien zur Wort- und Begriffsgeschichte von der Antike bis ins 19. Jahrhundert, (Schriften zur Verfassungsgeschichte, 22), Berlin 1974. JAN HALLEBEEK, Ius Quaesitum Tertio in Medieval Roman Law, in: Eltjo Schrage (Ed.), Ius quaesitum tertio, (Comparative Studies in Continental and Anglo-American Legal History, 26), Berlin 2008, 61-107. HARRY DONDORP, Ius quaestium tertio in Medieval Canon Law, in: Eltjo Schrage (Ed.), Ius quaesitum tertio, (Comparative Studies in Continental and Anglo-American Legal History, 26), Berlin 2008, 109-133. S. CHRISTOF GESTRICH, Christentum und Stellvertretung. Religionsphilosophische Untersuchungen zum Heilsverständnis und zur Grundlegung der Theologie, Tübingen 2001, 77ff, 114f, vgl. Dietrich Bonhoeffer, Ethik (von 1944), Werke Bd. 6, 256: „Stellvertretung und also Verantwortung gibt es nur in der vollkommenen Hingabe des eigenen Lebens an den anderen Menschen.“ (zitiert nach GESTRICH, Christentum und Stellvertretung, 115, Fn. 48). Menke, Gestrich, Schaede. So schon GESTRICH, Christentum und Stellvertretung (Fn. 17), 78; STEPHAN SCHAEDE, Stellvertretung, (Beiträge zur historischen Theologie, 126), Tübingen 2004, 7; vgl. auch CHRISTOF GESTRICH/TILL HÜTTENBERGER, Art. Stellvertretung, in: Theologische Realenzyklopädie, Berlin/New York 2001, Bd. 32, 133-153. Zur Wortgeschichte vgl. ADALBERT PODLECH, Art. „Repräsentation“, in: Otto Brunner/Werner Conze/Reinhart Koselleck (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe, Stuttgart 1984, Bd. V, 509-547, 511f; HOFMANN, Repräsentation (Fn. 151), 38ff.
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Mathias Schmoeckel
findet man im Englischen „agency“. Im Französischen lassen sich in diesem Begriffsfeld des Vertreters angegeben: „mandataire“, „délégué“, „représentant“, „adjoint“, „substitut“, „remplaçant“, „suppléant“, als Verben „représentation“, „suppléance“, „remplacer“21. Diese terminologische Vielfalt indiziert, dass dem modernen einheitlichen Rechtsinstitut mehrere antike und mittelalterliche Traditionen gegenüberstehen. „Repräsentation“, aber auch actor und nuntius erinnern zugleich daran, dass damit nicht nur zivilrechtliche Zusammenhänge angesprochen sind, sondern auch Rechtsfragen des Verfahrens-, Verwaltungs-, Steuer22-, ebenso des Völkerund Verfassungsrechts23, darüber hinaus aber auch theologische Lehren, etwa im Zusammenhang der repraesentatio Christi, berührt sind. Dondorps wesentliches Argument für eine eigenständige kanonistische Stellvertretungslehre, wonach damit die Gültigkeit der Versprechen durchgesetzt werden sollte, scheint vor diesem Hintergrund zu kurz zu greifen. Damit zerfließt das Thema. Doch wer diese Zusammenhänge ignoriert und nach der Stellvertretung avant la lettre fragt und dann Vicariat, procuratio und die Ausnahmen zum Grundsatz alteri stipulari nemo potest zusammenfasst, handelt methodisch wenig überzeugend. Denn man findet dann in den historischen Quellen nichts anderes als Ansätze der modernen Stellvertretung. Im Ergebnis erhält man also nichts anderes als eine petitio principi. Schon Antonio PadoaSchioppa hat daher geraten, nach den unterschiedlichen Begriffen zu trennen24. Aus der Vielzahl der Begriffe mit ihren unterschiedlichen Inhalten ist daher unter Zugrundelegung der genannten Literatur herauszufiltern, was vor der Erfindung des Begriffs als funktionales Äquivalent der heutigen Stellvertretung diente25 und insoweit als Vorläufer anzusehen ist. Auszugehen ist von den Begriffen, die bisher in der Literatur als thematisch verwandt angesehen wurden. Diese sollen dabei nach thematischen Blöcken sortiert werden, um die möglichen Aspekte herauszufiltern, die der Entstehung der Stellvertretung zugrunde lagen. Allerdings muss man bei einer solchen Vergleichung wissen, wonach man Ausschau hält. Insoweit lasse ich mich von Savigny leiten und suche die direkte Stellvertretung, die den Willen des Geschäftsherrn bildet und dessen Reichweite vergrößert. Dabei ist wieder historisch nach den Vorgaben
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Vgl. MICHEL DOUCET/KLAUS FLECK, Dictionnaire juridique et économique, München 1985, Bd. 2, 465. Zum Überblick s. Staudinger/EBERHARD SCHILKEN, Berlin 2001, vor §§ 164, Rn. 96ff. Vgl. die grundlegende Studie von HOFMANN, Repräsentation (Fn. 14), 191ff. PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn. 12), 107; diesen Ansatz wählte ebenfalls bereits HANS JULIUS WOLFF, Organschaft und juristische Person. Untersuchungen zu Rechtstheorie und zum öffentlichen Recht. Berlin 1934, ND Aalen 1968, Bd. 2: Theorie der Vertretung. Zu dieser Methode der Rechtsvergleichung s. KONRAD ZWEIGERT/ HEIN KÖTZ, Einführung in die Rechtsvergleichung 3. Aufl. Tübingen 1996, 33-35.
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des römischen Rechts und der Legisten zu fragen, um letztlich die Rolle der Kanonistik zu bestimmen. Damit wird anhand eines wenig eindeutigen Einzelfalls die Ausgangsfrage dieses Bandes berührt, ob es in dieser Spannungslage zwischen Jurisprudenz und Theologie gemäß der allgemeinen Beobachtung von Peter Landau26 einen Beitrag der Kanonistik zur Dogmengeschichte der Stellvertretung gibt. Blieb die Kanonistik vielleicht nur im vorgegebenen dogmatischen Rahmen oder ist ein unabhängig von den Kanonisten vermittelter Anstoß aus der Theologie zu beobachten27?
I.
Begriffsgeschichtliche Studien
1. Begriffe im hierarchischen Zusammenhang: vicarius, subrogatio, locitenentia Schaede weist zu Recht darauf hin, dass der Ausdruck vice in den Verbindungen zu fungi/ gerere/ agere/ tenere ausgesprochen häufig genutzt wurde28. Analog zu der nachklassischen topothrhsi/a (wörtlich: Platz-Wahrer)29 wurde dann das römische Wort vicarius (bzw. bika/rioj) gebildet, womit also ein Statthalter bezeichnet sein könnte30. Allerdings war dieses Institut nicht beliebig einzusetzen und wurde im Laufe des Prinzipats noch reduziert; nur wenn der Inhaber eines Amts oder einer öffentlichen Pflicht nicht imstande war, seine Aufgabe zu erfüllen, kam der Einsatz eines vicarius in Betracht31. Daher wurde der Begriff besonders im Kontext öffentlicher Ämter benutzt (Nov 8.5; 134) oder gegenüber der Pflicht, Steuern zu zahlen; doch konnte so auch der Vertreter eines Sklaven, der „Untersklave“ also, bezeichnet werden32. Doch bildete sich ein 26
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Vgl. PETER LANDAU, Der Einfluß des kanonischen Rechts auf die europäische Rechtskultur, in: R. Schulze (Hg.), Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte. Ergebnisse und Perspektiven der Forschung, (Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte, 3), Berlin 1991, 39-57, 55f zum Privatrecht, wobei die Stellvertretung allerdings nicht erwähnt wird. Für diese letzte Variante MÜLLER, Entwicklung der direkten Stellvertretung (Fn. 13), 72. SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 12. Vgl. auch bei Ignatius von Antiochien, s. MICHELE MACCARRONE, Vicarius Christi. Storia del titolo papale, (Lateranum n.s. 18), Roma 1952, 22. SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 16, 240. ISOLDE KARLE, Art. Vikar/Vikarin, in: Theologische Realenzyklopädie, Berlin/ New York 2003, Bd. 35, 84-93, 84f; SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 18; JEAN GAUDEMET, Église et cité. Histoire du droit canonique, Paris 1994, 124f zu Arles und Thessaloniki. HERMANN HEUMANN/ EMIL SECKEL, Handbuch des römischen Rechts, 9. Aufl. Jena 1907, 603.
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Mathias Schmoeckel
Verständnis heraus, das den Vicarius selbst als Amtsträger eingespannt in eine Hierarchie sah, z.B. als oberen Richter, gegen dessen Urteil man nur noch vor dem Kaiser klagen konnte33. Im 9. Jahrhundert deutete Hincmar von Reims den Begriff weiter, indem ein vicarius etwa auch den Angeklagten im Gottesurteil vertreten konnte34. Allgemein schrieb er von einer persona vicaria35, womit er wohl umfangreicher nicht nur die Übernahme einzelner Amtspflichten bezeichnete, sondern den umfassenden Ersatz eines Amtsträgers durch eine andere Person. Hierin spiegelt sich die Ausbildung der kirchlichen Hierarchie unter dem Papst und die Ausbildung eines von den Individuen gelösten Amtsverständnisses. Innerhalb dieses Ordnungsgefüges konnten die vicarii kraft ihrer Aufgabe die vakanten Funktionen übernehmen36. Seit Isidor von Sevilla und dann Anastasius Bibliothecarius bürgerte sich dann das Verständnis des Papstes als vicarius Petri bzw. Christi ein37. Mit subrogatio (vgl. „Surrogat“) ist ein anderer Begriff angesprochen, der den Ersatz eines Amtsinhabers bezeichnet. Cicero benannte damit allerdings den Ersatz durch ein meist geregeltes Auswahlverfahren, z.B. der decemvires nach Ablauf ihres einjährigen Amtes38. Juristisch wurde das Institut sonst wenig genutzt. Theologen verwandten das Wort im Zusammenhang mit dem Apostel Matthias, der Judas surrogiere (zu Apg 1.25)39. Dieses Wortfeld hilft daher auch inhaltlich kaum weiter. Wie theologisch verwendete Begriffe auch juristisch relevant werden könnten, lehrt der Fall der locitenentia bzw. loci servatura. In der Nov. 134 (a. 556) bezeichnet es den Interim-Vertreter eines iudex, die Sache ähnelt also dem vicarius, bezeichnet aber eher ein Provisorium. Der Begriff der luogo tenzenza 33 34 35 36
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So MAX KASER/ ROLF KNÜTEL, Römisches Privatrecht, 18. Aufl. München 2005, § 88 II, Rn.15, 396. HINCMAR VON REIMS, De divortio Lotharii regis et Theutbergae reginae, ed. L. Böhringer, (MGH Conc. IV.1), Hannover 1992, 101 Z.10 und öfter. HINCMAR VON REIMS, Opusculum LV capitulorum, ed. R. Schieffer, (MGH Conc. IV.2), Hannover 2003, c.2, 151 Z.5f; SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 44f. Per ERIK PERSSON, Repraesentatio Christi. Der Amtsbegriff in der neueren römischkatholischen Theologie. Kirche und Konfession, (Veröffentlichungen des Konfessionskundlichen Instituts des Evangelischen Bundes, 10), Göttingen 1966; KARL FERDINAND WERNER, Art. Amt und Ämter im Fränkischen Reich und in Frankreich, Lexikon des Mittelalters, Band 1, München/ Zürich 1980, 548f, der in diesem Zusammenhang u.a. auf Hincmar verweist; die kanonistische Entwicklung des Amtsbegriffs missachtend und daher irreführend MANFRED WILDE, Art. Amt, Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, 2. Aufl. Berlin 2004, 207-211. SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 34. MACCARRONE, Vicarius Christi (Fn. 29), 26ff schildert ausführlich die ersten Nutzungen des Begriffs beginnend bei Tertullian und Cyprian, dennoch scheint der Begriff erst bei Ambrosiaster für die besondere Position des Papstes gebraucht worden zu sein (37). DERS., Stellvertretung (Fn. 19), 120. DERS., Stellvertretung (Fn. 19), 124.
Die Entwicklung der juristischen „Stellvertretung“
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taucht vielleicht zuerst 1363 in der Florentiner Chronik des Matteo Villani auf40, noch früher jedoch in Frankreich41. Doch Ambrosius und Augustinus nutzten locum tenere, um den Platz in einer Hierarchie anzuzeigen42. Daraus wird über Umwege der militärische „Leutnant“. Doch scheint dieser Zusammenhang die Idee der Stellvertretung kaum zu treffen. Die deutsche Stell-Vertretung wirkt allerdings für diesen Zusammenhang des „Vice“ konzipiert; als „Der Stellvertreter“ wird gerade die Position des Papstes vis-à-vis Christus bezeichnet43. Doch leitet sich die Befugnis des „Vice“ von einer Eingliederung in die Befehlskette ein; modern-rechtlich qualifiziert liegt hier ein hoheitliches, öffentlich-rechtliches Verhältnis vor. Der rechtsgeschäftliche Stellvertreter ist nicht in einer solchen hierarchischen Gliederung von Ämtern zu sehen44, vielmehr kann er innerhalb seiner Vertretungsmacht selbständig anstelle des Geschäftsherrn den Willen zum Geschäftsabschluss bilden. Die typische Verlängerung der Willensmacht über die körperliche Präsenz hinaus im Rahmen der Stellvertretung wird von solchen Hierarchieverhältnissen allenfalls berührt, aber nicht ausgemacht.
2. Legaten und Nuntien, substitutio Der Papst war seit der Spätantike an vielen Orten durch einen „Legaten“, später einen „Nuntius“ präsent. Auch hierbei handelt es um Begriffe, die an die Stellvertretung erinnern. Legati als Delegierte des Papstes sind schon seit dem 4. und 5. Jahrhundert bezeugt45, doch werden sie zunächst nicht so bezeichnet. Sie sollen an die Stelle der Präsenz des Papstes treten (vicem praesentiae meae, a.451) oder werden als vicarii bzw. topothrhtai/ bezeichnet46. Dabei wählte man für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten „legati a latere“ aus dem Kreis der 40 41 42 43 44 45
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DERS., Stellvertretung (Fn. 19), 241. DERS., Stellvertretung (Fn. 19), 241f: „luetenant“ 1260 belegt, 1368 „locitenentia“ unter Charles V, daraus wurde dann „lieutenant“. DERS., Stellvertretung (Fn. 19), 243f. Vgl. Rolf Hochhuts Drama „Der Stellvertreter“. So auch MÜLLER, Entwicklung der direkten Stellvertretung (Fn. 13), 65. RICHARD A. SCHMUTZ, Medieval Papal Representatives: Legates, Nuncios, and JudgesDelegate, Studia Gratiana 15 (1972), 441-463; ANDREAS MÜLLER, Art. Nuntien, in: ders. (Hg.), Lexikon des Kirchenrechts und der römisch-katholischen Liturgie, Würzburg 1831, Bd. 4, 91-95, 91. D. 94 c.1 (Gregor I., Registrum Epistolarum 1.1 = JE 1067) könnte sich auch auf Legaten beziehen, jedoch werden diese bei Gratian erst im folgenden Canon thematisiert. Vgl. KARL RUESS, Die rechtliche Stellung der päpstlichen Legaten bis Bonifaz VIII., (Görres-Gesellschaft, Sektion für Rechts- und Sozialwissenschaft, 13), Paderborn 1912, 7f; GAUDEMET, Église et cité (Fn. 31), 131. Die hier vereinfachte Übersetzung als „Stellvertreter“ erweist sich damit als zu grob und den komplexen Sachverhalt verkürzend.
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Kardinäle, während an kaiserlichen oder fürstlichen Residenzen apocrisiarii oder responsales unterhalten wurden. Eine Besonderheit stellten die legati nati dar, also die dauerhaft mit einer Funktion verbundene Legaten-Stellung, z.B. im Fall des Bischofs von Thessalonici, Rheims, Lyon, Bordeaux, Toledo, Pisa, Salzburg, Köln und Prag, seit einer Bulle von Urban II. von 1097 zugunsten von König Roger II. auch im Fall des Königs von Sizilien47. Doch meist handelte es sich eher um ein Ehrenrecht; soweit Aufgaben zu erfüllen waren, waren diese Legaten mit einem besonderen Mandat ausgestattet48. Mit dem Wachsen des Aufgabenbereichs in der Diözese und der schwindenden Mobilität der Bischöfe wurden seit dem Hohen Mittelalter Nuntien anstelle der legati nati eingesetzt, also höhere Prälaten mit Kirchenangelegenheiten eines ganzen Reichs oder der Beilegung von Differenzen mit staatlichen Amtsträgern betraut, wobei ihnen Instruktionen gegeben wurden und ihrer Mission insoweit zumindest ein Auftragsverhältnis zugrunde lag. An die Stelle des Papstes tretend wurden ihnen umfangreiche Sonderrechte zuteil: Sie durften Provinzial-Synoden zusammenrufen, in letzter Instanz Prozesse entscheiden, die Amtsfähigkeit von Klerikern untersuchen, Dispense erteilen, apostolische Insignien, z.B. ein rotes Kleid tragen; in ihrer Gegenwart durften Bischöfe den Segen nur mit ihrer Zustimmung erteilen. Erst ab dem 16. Jahrhundert entwickelten sich stehende Nuntiaturen zu Wien, Köln, Brüssel und Luzern, 1785 in München49. Das Wort nuntius bezeichnete im römischen Recht dagegen den Boten50. So wurde der Begriff noch in der Frühen Neuzeit verstanden51. Trotz der Identität des Begriffs darf dieser Bote nicht mit dem päpstlichen Botschafter verwechselt werden. Die päpstlichen Nuntien und bzw. Legaten trafen durchaus eigene Willensentscheidungen und agierten insoweit nach heutigem Verständnis als Stellvertreter. Allerdings indizierte ihre Bezeichnung die Bindung der Amtsträger an die mitgegebenen Instruktionen. Zivilrechtlich wird heute ebenfalls zwischen dem reinen Überbringer von Erklärungen und dem Vertreter unterscheiden, der eigene Willenserklärungen bildet, obgleich durchaus Botenund Vertreterstellung teilweise ineinander fließen kann: Gerade vor dem 47 48
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MÜLLER, Art. Nuntien (Fn. 45), 92. Vgl. GAINES POST, Plena Potestas and Consent in Medieval Assemblies, Traditio 1 (1943), 355-408 = in: H. Rausch (Ed.), Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, (Wege der Forschung, 196), Darmstadt 1980, 30-114, 52 und öfter, insbesondere zur Entwicklung der Stände- und Staatsvertretung. MÜLLER, Art. Nuntien (Fn. 45), 93. MAX KASER, Das römische Privatrecht, München 1971, Bd. 1, 262. BARNABAS BRISSONIUS, De verborum quae ad ius pertinent significatione libri XIX, ed. Johann Otto Tabor, Frankfurt a.M. 1683, 1375: „In persona verò, Nuntius est, qui specialiter certi negotii gratia ad aliquem destinatur, & absenti ministerium praebet.“ Dies betont auch D. E. QUELLER, Thirteenth-Century Diplomatic Envoys, in: Speculum 35 (1960), 196-213, 198f.
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Hintergrund des Savignyschen Verständnis der verlängerten Willensherrschaft ist dies denkbar52. Allerdings konnte gerade das Abstellen auf den Willen auch besonders klar den Unterschied zwischen Boten und Vertreter herausstellen. Die mit der Bezeichnung indizierte Bindung an die Instruktionen macht deutlich, dass hier an keine selbständig entscheidenden Vertreter gedacht wurde. Im Zusammenhang zu Legaten, Nuntien und vicarii ist noch die substitutio zu erwähnen. Damit wird der Ersatz einer Person oder Sache bezeichnet53. Juristisch wurde dieser Begriff vor allem im Zusammenhang mit dem Ersatzerben verwandt54, der nach dem Willen des Erblassers an die Stelle des eingesetzten Erben treten sollte55, aber der Begriff begegnet auch für den Unterbeauftragten im Rahmen eines Mandats (Auftrag)56 oder bei Amtsfunktionen57. Der substituierte Erbe tritt an die Stelle des eigentlich benannten Erben, doch er vertritt diesen nicht rechtsgeschäftlich. Insoweit ist hier der Zusammenhang zur Stellvertretungslehre kaum zu sehen.
3. alteri stipulare, intercessio Mit dem Grundsatz alteri stipulari nemo potest zeigte das entwickelte römische Recht den grundsätzlichen Ausschluss der direkten Stellvertretung an58. Hiermit ist der Kernbereich der Geschäftstätigkeit zwischen Privaten angesprochen, obgleich eigentlich nur die Vertragsart „Stipulation“ betroffen war. Der Grundsatz war wohl ursprünglich einschränkend formuliert gewesen59, doch in Justinianischer Zeit wurde diese Maxime sogar durch weitere ergänzt und verstärkt: Niemand solle durch eine fremde Person etwas für sich erwerben können60 und man könne im Geschäft nur für sich selbst erwerben61. Das Handeln durch Organe, z.B. Hauskinder oder Sklaven62, durch Treuhänder63 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62
So schon der Vorwurf im 19. Jahrhundert, vgl. Historisch-kritischer Kommentar zum BGB/ MATHIAS SCHMOECKEL, Tübingen 2003, §§ 164-181, Rn. 3, 921. HEUMANN/SECKEL, Handbuch des römischen Rechts (Fn. 32), 563. KASER, Römisches Privatrecht (Fn. 50), Bd. 1, 688ff. Vgl. SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 95, mit einer schönen Auslegung der causa Curiana (97). KASER, Römisches Privatrecht (Fn. 50), Bd. 1, 580. Nachweise bei SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 102. Ulp. D. 45.1.38.17; I. 3.19.19. HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 63, ursprünglich hieß es wohl „alteri stipulari dari nemo potest“. DERS., Ius Quaesitum (Fn. 15), 65: „per extraneam personam nihil adquiri posse”, vgl. Inst. 2.9.5. PAUL D. 44.7.11, vgl. HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 66. Die Veränderung des Stellvertretungsrechts mag daher auch durch eine Veränderung der Stellung Abhängiger bewirkt worden sein, so MAX KASER, Das Römische Privat-
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oder im Wege mittelbarer Vertretung durch Freie u.a.m. trat jedoch an die Stelle der direkten Stellvertretung64. Das Vermögen, das der durchaus selbständig und gelegentlich räumlich weit entfernt handelnde Sklave erwarb, fiel entweder in das Sondervermögen des Abhängigen (peculium) oder in das sonstige Vermögen des Herrn und gehörte in beiden Fällen unmittelbar mit dem Rechtsgeschäft zum Vermögen des Eigentümers des Sklaven. Doch gab es jedenfalls65 zur Zeit Justinians einige gewichtige Ausnahmen, vor allem für die donatio sub modo (C. 8.54.3), für die Verwahrung zugunsten eines dritten Eigentümers (C. 3.42.8) und zugunsten des Schuldners, dessen als Pfand hingegebene Sache vom Gläubiger weiterverkauft wurde (C. 3.18.13 pr.)66. Die versprengten Sondernormen wurden durch die Glossatoren zu 16 Ausnahmetatbeständen zusammengestellt67, die sich größtenteils in den Quellen des römischen Rechts nachweisen lassen. Diese sind teilweise sehr speziell und kompliziert. Hiervor seien daher nur die wesentlichen Ausnahmen aufgeführt68: − soweit nicht innerhalb des Familienverbandes agiert werden konnte oder dieser geschützt werden sollte, kam mit der actio institoria eine Klage direkt gegen den gewaltfreien Dritten in Betracht69. Mit einer solche adjektizischen Klage70 wurde die Haftung des handelnden institor (Geschäftsführer) oder magister navium (Schiffskapitän) um die Klagemöglichkeit gegen deren liquideren Prinzipal erweitert; in der Rechtsfolge ähnelt dies der direkten Stellvertretung,
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recht, 2. Aufl. München 1975, Bd. 2, § 204, 100; so auch die Argumentation von van Leeuwen und Domat, vgl. COING, Europäisches Privatrecht (Fn. 11), Bd. I, § 83, 426. Vgl. KASER/KNÜTEL, Römisches Privatrecht (Fn. 33), § 11, 10ff, 73f; kritisch hierzu THOMAS FINKENAUER, Direkte Stellvertretung bei Stipulationen?, in: ZRG RA 125 (2008), 440-497, 493f, 490f. Detailliert KASER, Römisches Privatrecht, Bd. 1 (Fn. 50), 260ff; DERS., Römisches Privatrecht (Fn. 62), Bd. 2, 99ff, zu den zahlreichen Ansätzen von Ausnahmen; ferner REINHARD ZIMMERMANN, The Law of Obligations. Roman Foundations of the Civilian Tradition, Cape Town u.a. 1992, 49ff. Zu früheren Ausnahmen vgl. FINKENAUER, Direkte Stellvertretung bei Stipulationen (Fn. 63), 447. Dazu s. HANS ANKUM, Die Verträge zugunsten Dritter in den Schriften einiger mittelalterlicher Romanisten und Kanonisten, in: Walter Gustav Becker/Ludwig Schnorr von Carolsfeld (Eds.), Sein und Werden im Recht. Festgabe für Ulrich von Lübtow zum 70. Geburtstag am 21. August 1970, Berlin 1970, 555-567, 558; ferner RENATO QUADRATO, Art. „Rappresentanza (dir. rom.)“, ED, Varese 1987, Bd. XXXVIII, 417-435, 418 ff. ACCURSIUS, Gl. ‚nihil agit’, Glossa ordinaria zu I. 3.20.4, Genf 1612, 357f; dazu s. MÜLLER, Entwicklung der direkten Stellvertretung (Fn. 13), 32. Näher bei HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 68-73 (i)-(xvi). S. KASER, Römisches Privatrecht (Fn. 50), Bd. 1, 66; DERS., Römisches Privatrecht (Fn. 62), Bd. 2, 103. KASER/KNÜTEL, Römisches Privatrecht (Fn. 33), § 49, Rn. 4-15, 247ff.
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− eine Vereinbarung zwischen Tutoren (Vormündern) zugunsten des Mündels (I. 3.19.20; Ulp. D. 45.1.38.20), − ein procurator war klageberechtigt, wenn der Prinzipal stipuliert hatte, dass ihm etwas zu geben sei (I. 3.19.20; Ulp. D. 45.1.38.23), − die stipulierte Verpflichtung band einen Dritten, wenn eine Strafklausel aufgenommen wurde (I. 3.19.19; D. 45.1.38.17), − durch einen procurator oder einen institor abgeschlossene praetorianische Stipulationen verschafften dem Prinzipal ein Klagerecht (Paul. D. 46.5.5; Paul. D. 39.2.18.16; Ulp. D. 3.3.27.1), − der Prinzipal erhielt eine actio utilis, wenn der procurator für ihn stipuliert hatte (C. 4.27.1), − das municipium, dessen Syndikus (actor municipum)71 stipulierte, erwarb ein Klagerecht (Ulp. D. 13.5.5.9), − ebenso erwarb der stipulierende servus publicus seiner Institution ein Klagerecht (Paul. D. 46.6.2-4 pr.). Diese Tatbestände sind nicht alle ohne weiteres leicht nachzuvollziehen. Jede Erklärung ist aber zugleich eine Interpretation, die angesichts der kontroversen Deutung in der Literatur des letzten Jahrtausends hier nicht versucht werden soll. Für die vorliegende Fragestellung, die nicht der Ermittlung der römischen Rechtslage gilt, reicht es allerdings aus, die verschiedenen Deutungsansätze als Vorlagen des kanonischen Rechts zu kennen. Die ältere, wohl noch herrschende Auffassung geht davon aus, dass es keine unmittelbare Vertretung im römischen Recht gegeben habe72. Im Hinblick auf die doch erheblichen Ausnahmen kann allerdings auch das RegelAusnahme-Verhältnis umdrehen und postulieren, dass tätsächlich in der Praxis die Möglichkeit Stellvertretung die Regel bildete73. Thomas Finkenauer betonte jüngst, dass das römische Recht die direkte Stellvertretung grundsätzlich überall zugelassen habe, wo dies einem praktischen Bedürfnis entsprach. Nur habe es keine allgemeinen Regeln hierfür gebildet, insbesondere keinen Begriff und keine Vorstellungen für allgemeine Tatbestandsvoraussetzungen der Stellvertretung gebildet74.
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Vgl. HEUMANN/SECKEL, Handlexikon (Fn. 32), 10 sub c). So als Grundsatz formulierend AXEL CLAUS, Gewillkürte Stellvertretung im römischen Privatrecht, (Berliner Juristische Abhandlungen, 25), Berlin 1973, 367; REINHARD ZIMMERMANN, The Law of Obligations. Roman Foundations of the Civilian Tradition, Cape Town/ Deventer/ Boston 1992, 47 für das klassische römisch Recht. Einschränkend HANS WIELING, Drittwirkung des Mandats und ähnlicher Rechtsverhältnisse, in: Dieter Nörr/ Shigeo Nishimura (Hg.), Mandatum und Verwandtes, Berlin u.a. 1993, 235-267, 257f; GERD JUSTUS ALBRECHT, Vollmacht und Auftrag, Kiel 1970, 40f. Vgl. FINKENAUER, Direkte Stellvertretung bei Stipulationen (Fn. 63), 493f.
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Accursius sammelte die Ausnahmetatbestände und gruppierte sie zu 16 anerkannten Fällen. In seinem Bemühen um Vereinfachung und Klarheit liegt auch die Tendenz der Verallgemeinerung der Ausnahmen und damit der Ausweitung der Stellvertretung. Martinus Gosia wandte sich explizit von der Tradition ab und hielt jede Stipulation zugunsten Dritter für wirksam75. Teilweise stimmte man ihm zu, die überwiegende Anzahl der Doktoren aber folgte ihm nicht. Die aufkommende Gesetzgebung der oberitalienischen Städte folgte allerdings auf seinen Bahnen76. Müller sieht in der weiteren Einschränkung des nemo alteri stipulari potest - Grundsatzes durch die Glossatoren bei verba executiva zugunsten des Dritten bereits einen – allerdings wohl unbewussten – Ansatz zu einer direkten Stellvertretung77. Im Bereich des bürgerlichen Rechts waren die Kanonisten also mit einem weitgehenden, aber durchlöcherten Verbot der direkten Stellvertretung konfrontiert. Eine weitere zulässige Möglichkeit, für Dritte zu agieren, bot das römische Recht mit der intercessio, womit der Eingriff bzw. Eintritt in das Recht eines anderen bezeichnet wurde78. Mit dem SC Vellaeanum wurde zwar in der Mitte des 1. Jahrhundert Frauen die Befugnis zur Interzession genommen79, im Umkehrschluss blieb diesem Rechtsinstitut aber ein großer Anwendungsbereich. Kraft Interzession konnten pro aliis reas fieri (Ulp. D. 16.1.2.1), ebenso konnten die Volkstribunen „zugunsten des kleinen Mannes“ gegen Akte des Magistrats vorgehen80. Dieser Anwendungsbereich ist zwar kaum konturiert, doch trat hier eher jemand eigenständig zugunsten eines Dritten auf und war dazu vorher nicht autorisiert. Zwar wirkte das Geschäft für den Dritten, doch darüber hinaus trifft es das heutige Verständnis der Stellvertretung kaum. Im Rahmen der kanonistischen Diskussion spielte dieses Institut keine Rolle.
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Nach Hugolinus und anderen, vgl. MÜLLER, Entwicklung der direkten Stellvertretung (Fn. 13), 44ff, 45, der betont, dass Martinus nur die actio directa durch das römische Recht für ausgeschlossen hielt; HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 75f; DERS., Audi domine Martine! Over de aequitas gosiana en het beding ten behoeve van een derde, Amsterdam 2000. S. MÜLLER, Entwicklung der direkten Stellvertretung (Fn. 13), 46f, 57; DONDORP, Ius Quaesitum Tertio (Fn. 16), 113; RICHARD FRÄNKEL, Die Grundsätze der Stellvertretung bei den Scholastikern, ZVR 27 (1912), 289-403, 296 ff. MÜLLER, Entwicklung der direkten Stellvertretung (Fn. 13), 38f. HEUMANN/SECKEL, Handbuch des römischen Rechts (Fn. 32), 278. Vgl. KASER/KNÜTEL, Römisches Privatrecht (Fn. 33), § 57 Rn. 27, 280. Vgl. DIES., Römisches Privatrecht (Fn. 33), § 87 Rn. 10, 387; SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 250.
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4. insbesondere die procuratio Gerade die procuratio bildete also eine wichtige Ausnahme des grundsätzlichen Verbots der direkten Stellvertretung. Dabei konnte es sich um die Verwaltung einer öffentlichen Angelegenheit, aber durchaus auch um die Führung des Geschäfts von Privaten handeln. Dabei wurde der Prokurator typischerweise durch ein Mandatsverhältnis durch den Prinzipal zu seinem Handeln berechtigt. Eingesetzt als Verwalter einer res konnte er ohne den Prinzipal Geschäfte abschließen und diesen verpflichten. Man kann ihn insoweit als „Sachwalter“ bezeichnen (Ulp. D. 3.3.1)81. Doch kommt dies der gewillkürten Stellvertretung schon deswegen nahe, weil dann der Geschäftsherr, nicht der Prokurator klageberechtigt sein soll (Ulp. D. 3.5.5.3)82. Hierbei konnte der Prokurator generell oder für eine besondere Angelegenheit eingesetzt werden (C. 2.12(13).21). Insoweit entspricht die procuratio dann jedenfalls im Hinblick auf die Gewähr einer actio utilis zugunsten des Prinzipals der Vollmacht83, teilweise wurde sogar die Klage gegenüber dem Prokurator ausgeschlossen84. Der Begriff wurde aber in der Antike weiter gebraucht und diente vor allem der Prozessvertretung und als Bezeichnung für die kaiserlichen Beamten in Finanz- und Gerichtsangelegenheiten85. In der Diktion des heutigen Rechts entspricht dies der Vollmacht; bereits in der Frühen Neuzeit gibt es ein solches Verständnis86. Die handelsrechtliche „Prokura“ reflektiert mit ihrem wohl aus der italienischen Praxis entnommenen Begriff noch heute diesen historischen Hintergrund87. Der falsus procurator ist auch heute noch der Vertreter ohne Vollmacht (§ 177 BGB, vgl. schon C. 2.12(13).24). Dieses Rechtsinstitut entspricht also am ehesten einem Teil des heutigen Stellvertretungsrecht, nämlich der gewillkürten Stellvertretung.
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So auch SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 149. So auch KASER/KNÜTEL, Römisches Privatrecht (Fn. 33), § 11 Rn. 1, 71. HEUMANN/SECKEL, Handbuch des römischen Rechts, 9. Aufl. Jena 1907, 462f; vgl. auch bei SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 143; FINKENAUER, Direkte Stellvertretung bei Stipulationen (Fn. 63), 468, 483, 494. S. bei DERS., Direkte Stellvertretung bei Stipulationen (Fn. 63), 496. Nachweise bei SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 147, 151; hierzu v.a. MAX RÜMELIN, Zur Geschichte der Stellvertretung im römischen Civilprocess, Freiburg 1886, ND Frankfurt a.M. 1970. BARNABAS BRISSONIUS, De verborum quae ad ius pertinent significatione libri XIX, ed. Johann Otto Tabor, Frankfurt a.M. 1683, 1676: “Procurator est, qui aliena negotia Domini mandato administrat, […]”. SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 143, vermutet eine Übernahme noch vor dem 17. Jahrhundert.
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5. repraesentatio Vielschichtig und wesentlich über das (Zivil-)Recht hinausgehend ist hingegen der Begriff repraesentatio, denn damit macht man meist etwas Vergangenes wieder gegenwärtig wie etwa ein Schauspieler auf der Bühne eine Figur wiedergeben kann88. Insbesondere kann man es als „Ausüben“ einer Funktion (praeses provinciae qui ius repraesentat, s. C. 3.22.1; C. 8.23.1) oder als „gleich stehen“ interpretieren (culpa dolum proxima repraesentat, s. Ulp. D. 47.4.1 § 2)89. Hasso Hofmann hat schon darauf hingewiesen, dass der Begriff im römischen Recht vor allem im Zusammenhang mit der universitas und der haereditas sowie bei der persona ficta verwandt wurde90: Die Mitglieder der universitas wurden durch den Handelnden ebenso vergegenwärtigt wie die Erbschaft an der Stelle des Verstorbenen steht. Die fingierte Persönlichkeit schließlich ist nicht erfunden, sondern wird durch ihren Handlungsträger dargestellt, so dass der Begriff der persona repraesentata als gleichbedeutend anzusehen ist. Durch Tertullian und Ambrosius wurde der Begriff für die Theologie entdeckt. Doch erst Cyprian bezeichnete damit die Erinnerung an Christus durch die Karfreitags-Feier91. Seit Gregor dem Großen wurde hiermit auch die Vertretung in einem Amt bezeichnet92. Doch vielleicht sollte damit noch mehr ausgedrückt werden; dies wird vor allem in der erst hochmittelalterlich bezeugten Verwendung von repraesentatio zur Verdeutlichung der Gegenwart Christi im Abendmahl deutlich93. Hiermit wird nicht nur die Aktion eines „Vize“Amtsinhabers bezeichnet, sondern die quasi körperliche Realpräsenz des Vertretenen in dem Akt der Vertretung. Dieses neue Verständnis von Stellvertretung, der Quasi-Präsenz im Moment des Akts, konnte nun zu verschiedenen Zwecken genutzt werden94. Für Thomas von Aquin „repräsentierte“ die Herrschaft des Fürsten die Herrschaft 88
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DERS., Stellvertretung (Fn. 19), 171f mit Hinweis auf Plinius, 173f unter Hinweis auf Boethius; LUDWIG SCHNORR VON CAROLSFELD, Repraesentatio. Eine Untersuchung über den Gebrauch dieses Ausdrucks in der römischen Literatur (1939), in: H. Rausch (Ed.), Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, (Wege der Forschung, 196), Darmstadt 1980, 15-29, 25 verweist u.a. auch auf die Bedeutung von „sich darstellen“. S. HEUMANN/SECKEL, Handbuch des römischen Rechts (Fn. 32), 509f. HOFMANN, Repräsentation (Fn. 14), 145ff. SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 178ff, 186 zu Cyprian, De dominica oratione XIII. GREGORIUS I, Registrum Epistularum 1.1 CCSL 140, 1 (= JE 1067 = D.94 c.1): „Valde necessarium esse perspeximus ut, sicut decessorum nostrorum fuit iudicium, ita uni eidemque personae omnia committamus, ut, ubi nos praesentes esse non possumus, nostra per eum cui praecipimus repraesentetur auctoris.“ Vgl. die Nachweise bei SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 187ff. Zu den verschiedenen Anwendungsfällen der repraesentatio im kanonischen Recht vgl. RAOUL NAZ, Art. „Procureur“, in: ders. (Hg.), Dictionnaire de droit canonique, Paris 1965, Bd. VII, Sp. 324-329, 326.
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Gottes über die Welt95. Hiermit wollte er wohl mehr als ein Hierarchieverhältnis zwischen dem himmlischen und dem irdischen Herrscher andeuten, denn die gottgewollte, bestmögliche Herrschaft durch den einen stellt danach nicht nur Gottes Willen dar, sondern ist als Spiegel der himmlischen Ordnung zu begreifen, durch den Gott in der Welt wirkt. Im Umkreis von Bonifaz VIII. wurde nach 1300 diese Vorstellung genutzt, um die Herrschaft der Kirche zu begründen. In der Bulle Unam sanctam repräsentiert die Kirche den Leib Christi96; für jeden Christen kann das Heil daher nur als Mitglied dieser Gemeinschaft gefunden werden. Im Umkreis finden sich weitere Belege bis hin zu Augustinus Triumphus97. Nach den Konziliaristen repräsentierte der Papst die Kirche insoweit, als er die Kirche verkörpere und in ihr seinen Willen kraft seiner Autorität, vorbehaltlich von Fällen des Missbrauchs, durchsetzen könne98. Hofmann und Schaede betonen noch die Bedeutung des ius repraesentationis als feudales Recht, nicht nur einen Nachfolger präsentieren zu können, sondern als gegenwärtiges Eintrittsrecht der Familie gegen jegliche Ansprüche des Lehnherrn99. Zu Recht verweist Schaede darauf, dass die Bedeutung der Repräsentation nicht so sehr in der Wirkung gegenüber dem Dritten liegt, sondern in der Verdeutlichung der Rechtsstellung bzw. Macht des Repräsentanten selbst100. Es ist eben nicht nur eine niedere Charge, die agiert, sondern quasi der Herr selbst durch sein Werkzeug, das in dieser Verwendung nicht erniedrigt, sondern maximal erhöht wird. 95
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THOMAS AQUINAS, Summa Theologiae, Ia IIae q.105 art.1 n.2, Roma 1894, 788: […] huiusmodi regimen maxime repraesentat divinum regimen, quo unus Deus mundum gubernat a principio“; vgl. SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 191. BONIFAZ VIII., „Unam sanctam“ 1302 18. November 1302, nach Digard, Les Registres de Boniface VIII Nr.5382, Text und Übersetzung nach Jürgen Miethke/Arnold Bühler, Kaiser und Papst im Konflikt, Düsseldorf 1988, 121f. SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 193. Vgl. BRIAN TIERNEY, Foundations of the Conciliar Theory. The Contribution of the Medieval Canonists from Gratian to the Great Schism, Cambridge 1955, 4f. Im Grundansatz ähnlich, aber die Grenzen der Repräsentation herausstreichend die Lehre von Wilhelm von Ockham, s. JÜRGEN MIETHKE, Repräsentation und Delegation in den politischen Schriften Wilhelms von Ockham, in: A. Zimmermann (Ed.), Der Begriff der Repraesentatio im Mittelalter: Stellvertretung, Symbol, Zeichen, Bild. Papers presented at the 17th Mediävistentagung, Sept. 9-12, 1970, (Miscellanea Mediaevalia/Veröffentlichungen des Thomas-Instituts der Universität Köln, 8), 163-185. Zur Entwicklung des Repräsentationsgedankens im Kontext der Staatsverfassung s. auch die Beiträge in H. Rausch (Ed.), zur Theorie und Geschichte der Repräsentation und Repräsentativverfassung, (Wege der Forschung, 184), Darmstadt 1968. SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 220; HOFMANN, Repräsentation (Fn. 14), 170-175; mit Verweis auf die Formulierung von PHILIPPE DE BEAUMANOIR, Coutumes du Beauvaisis, ed. Am. Salmon, Paris 1899 ND 1970, n. 474, 226, dieses Recht bestehe „tous jours“. SCHAEDE, Stellvertretung (Fn. 19), 230.
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Im Hinblick auf den heutigen Begriff der Stellvertretung findet man Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Das Vertretungsrecht im Rahmen einer Hierarchie wäre heute öffentliches Recht; die procuratio betrifft nur die Vollmacht bzw. die gewillkürte Stellvertretung. Der Begriff der repraesentatio trifft die Idee der Stellvertretung am umfassendsten, wurde jedoch einstweilen nicht in diesem rechtlichen Zusammenhang gesehen. Allerdings erfolgt diese Zurechnung unabhängig vom Willen des Repräsentierten101.
6. Vorformen der Stellvertretung Wie verwirrend der Begriff „Vertretung“ in der Verwendung durch heutige Interpreten sein kann, zeigt zum Beispiel die Darstellung von Kradepohl102, der die päpstlichen Emissäre zum Konzil von Nicäa als „Vertreter“ bezeichnete, obgleich in diesen Fällen eher von einem Ersatz der persönlichen Anwesenheit zu sprechen wäre103. Insofern hier eher Mandats- bzw. Auftragsverhältnisse angesprochen sind, ist die Einbeziehung in die Geschichte der Stellvertretung nicht zwingend. Auch den Prokurator, vor allem in Gerichtsverfahren, muss man hier nicht bemühen. Die Auffächerung und Ausdifferenzierung der verschiedenen Institute, die im inhaltlichen Zusammenhang mit der heuten Stellvertretung stehen, die Verschiedenartigkeit der Rechtsinstitute zu sehen, die bei der Entwicklung der Stellvertretungskonzepts eine Rolle spielten. Die Übersicht über die Argumentation der Kanonisten wird zeigen, in welchem Maße diese heterogenen Instrumente teilweise in erstaunlichem Maße verbunden wurden, um eine Stellvertretungswirkung im Ergebnis zu begründen. Dennoch ist die pauschale Qualifikation alle dieser Termini und Rechtsinstitute als „Stellvertretung“ nur einem heutigen Verständnis geschuldet, während damals differenziert wurde und kein Oberbegriff bekannt war. Sowohl historisch als auch juristisch ist daher die Unterscheidung geboten. Ein prägendes Element bei der Ausbildung des modernen Stellvertretungsrechts spielte offensichtlich die Etablierung einer Amtshierarchie, innerhalb derer die Funktionen von vicarii oder anderen Ersatzformen übernommen werden konnten. Eine flexible Form des Ersatzes spielten dabei die Legaten, 101
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So schon HOFMANN, Repräsentation (Fn. 14), 160ff; im Hinblick hierauf ist für GABOR HAMZA, Bemerkungen zu den verschiedenen Konstruktionsmodellen der gewillkürten Stellvertretung auf historisch-rechtsvergleichender Grundlage, in: ZfRVgl 26 (1985), 8189, 81, das objektive Element der Stellvertretung das charakteristische, dies umso mehr im Hinblick auf die Fälle der Duldungs- und Anscheinsvollmacht. ANTON KRADEPOHL, Stellvertretung und kanonisches Eherecht (Kanonistische Studien und Texte, 17), Bonn 1939, ND Amsterdam 1964, 29ff. Vgl. „ipsius praesentiam supplentes“ (a.431), s. bei RUESS, Rechtliche Stellung (Fn. 46), 8.
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während die luogotenenzia vornehmlich in den unteren Bereichen diese Funktion übernahm. Diese Entwicklung fand aber vornehmlich im 9. Jahrhundert und im Frankenreich statt; vor allem Hincmar von Reims ist hier zu nennen. Damit fällt diese Entwicklung außerhalb der klassischen Epoche der mittelalterlichen Kanonistik. Mittelalterliche Legisten wie Kanonisten operierten auf der Grundlage dieses acquis communautaire. Der Grundsatz des römischen Rechts, der ein Verbot der gewillkürten Stellvertretung enthielt, bildete dagegen eine große Hürde für die Verallgemeinerung des Vertretungsrechts über die procuratio hinaus bzw. für die Ausbreitung eines Konzepts der Vertretung innerhalb einer Hierarchie hin zur allgemeinen rechtsgeschäftlichen Verwendung. Der Begriff repraesentatio wurde in seinen Formen kaum genutzt und spielte offenbar zivilrechtlich im Hohen Mittelalter nur eine ganz untergeordnete Rolle und wurde erst später so wichtig, dass er ab dem 19. Jahrhundert das neue Rechtsinstituts bezeichnen konnte. Aber auch der nuntius wurde zur Ausbildung des Stellvertretungsrechts wichtig, insoweit er Savigny als Beleg für die Existenz eines römischen Stellvertretungsrechts diente104. Viel wichtiger als solche mitunter willkürlich wirkenden Heranziehungen ist wohl, dass die Autoren seit dem Hohen Mittelalter die verschiedenen Formen in immer stärkerem Maße miteinander vermengten und damit ein modernes Stellvertretungsrecht denkbar machten.
II. Erwägungen der Kanonisten 1. Entwicklung bis zum Decretum Gratiani Analysiert man die wenigen bis zum Decretum Gratiani tradierten sedes materiae, so zeigen sich ganz heterogene Ansatzpunkte der Diskussion. In der schon angesprochenen Dekretale Gregors des Großen (D.94 c.1, s.o. Fn.92), in dem sich durch de facto Legaten „repräsentieren“ ließ, taucht der Stellvertretungsgedanke wohl bereits am stärksten auf. Allerdings lässt sich diese kurze Passage ohne ersichtlichen Kontext kaum näher interpretieren. Magister Honorius erklärt diese Funktion mit dem Vergleich zum Prokurator in Gerichtsverfahren105, bei Stephan von Tournai wird mit dem Begriff „vice“ auf eine Vertretung im Amt abgestellt106. Hieran wird schon deutlich, dass die verschiedenen 104 105 106
FRIEDRICH CARL VON SAVIGNY, Das Obligationenrecht als Theil des heutigen Römischen Rechts, Berlin 1853, Bd. 2, § 57, 54ff. Magistri Honorii Summa „De iure canonico tractaturus, ed. R. Weigand/ P. Landau/ W. Kozur, (Monumenta iuris canonici ser.A, V), Città del Vaticano 2004, zu D. 94 c.1, 254. STEPHAN VON DOORNICK, Die Summa über das Decretum Gratiani, Ed. J.F. von Schulte, Giessen 1891, ND Aalen 1965, zu D. 94, 116.
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Erklärungsansätze bzw. Traditionen und Begriffsfelder miteinander kombiniert werden. Die Juristen standen vor dem Problem, das hier juristisch untechnisch genutzte „repraesentare“ zu erklären und verfielen dabei auf ganz unterschiedliche Strategien. Der Begriff wurde jedoch weder erläutert noch genutzt. In der Lebensbeschreibung Gregors des Großen wurde die Körpermetapher durch Johannes Diaconus genutzt, um zu erklären, warum die Anwesenheit des einen andere ersetzen könne (D.89 c.1)107. Hiermit findet sich im wahrsten Sinne des Wortes ein organschaftliches Denken. Stephan von Tournai ist in der Interpretation dieser Stelle recht großzügig und bezieht dies auf alle weltlichen Funktionen eines Bischofs, die dieser durch einen Laien ausübt, nämlich den Advokat, den Vicedominus und den Ökonom108. Diese sehr erfolgreiche Metapher109 stärkte auch die Argumentation von Bonifaz VIII. in der Bulle „Unam sanctam“, um die Notwendigkeit der unangefochtenen päpstlichen Herrschaft zu begründen110. Letztlich lag aber auch deren Wirken ein Mandat zugrunde. Im Jahr 962 leistete Otto I. dem adiutor des Papstes und damit zugunsten des letzteren einen Schwur (D.63 c.33). Die Qualifikation fiel den Glossatoren schwer, obgleich sich hier die Deutung als Nuntius (Bote) aufdrängte111. Huguccio deutete es als Mandatserklärung gegenüber einem Sohn112. Johannes Teutonicus thematisierte hier die Frage, ob der Eidleistende die Erklärung widerrufen könne: Solange der Bote noch nicht wisse, dass die Erklärung widerrufen sei, könne die Bindungswirkung noch entstehen. Der Widerruf kann also ergehen, solange die Erklärung noch nicht den Empfänger erreicht hat113. 107 108
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D. 89 c. 1 (Iohannis Diaconi Vita Gregorii Magni 2.54): “sicut enim in uno corpore multa membra habemus, omnia autem membra non eundem actum habent”. STEPHAN VON DOORNICK, Summa über das Decretum Gratiani (Fn. 106), zu D. 89 c.1, 110: „Nota quoniam episcopus tria debuit ad res temporales administrandas tribus personis collata habere officia: advocatum ut […], vicedominum et oeconomum, […]“. Vgl. z.B. schon bei HINCMAR VON REIMS, Opusculum LV capitulorum, c.17, ed. R. Schieffer, MGH Conc. IV suppl. II, Hannover 2003, 204 Z.18; Hinkmar von Laon, Rotula prolixa, a.a.O., 388 Z.14. „Igitur ecclesie unius et unice, unum corpus, unum capud, non duo capita quasi monstrum“, vgl. BONIFAZ VIII., „Unam sanctam“ 1302 18. November 1302, nach Digard, Les Registres de Boniface VIII Nr.5382, Text und Übersetzung nach J. Miethke/ A. Bühler, Kaiser und Papst im Konflikt, Düsseldorf 1988, 121f. So auch PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn. 12), 113. HUGUCCIO VON PISA, Summa decreti, Admont 7, zu D. 63 c.1 a.E. unter ‘simili’, s.u. Fn.172. ed ideo si pit rouocat mandatum ne sacr. JOHANNES TEUTONICUS, Gl. ‚Et iurare’, Glossa ordinaria zu D. 63 c.31 (!), Venedig 1582, 222: “[…] Sed qualiter obligat aliquis alium per iuramentum contra id quod legitur Institut. de inuti. stip. § Si quis alij [I. 3.19.4]? Sed dic quod dominus semet obligat sed per alium, ut extra de sent. excommu. Mulieres [X 5.39.6]. Sunt tamen speciales casus, in quibus requiritur perseuerantia sicut cum matrimonium contrahitur per nuntium, si dominus reuocat mandatum non dico dominum obligatum. Licet nuntius ignorat
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Damit gelangte er zu einer Lösung, die dem heutigen § 130 Abs.1 S.2 BGB ähnelt. Bemerkenswert daran ist die Nähe zur Lehre der Willenserklärung. Bei einem Schwur gegenüber Gregor dem Großen sollte dagegen der Schwur gegenüber Sankt Peter und seinem Vicarius bzw. dessen Nachfolgern ergehen (C.1 q.7 c.9)114. Schon Harry Dondorp hat darauf aufmerksam gemacht, wie unterschiedlich der Tatbestand dieser Dekretale bestimmt werden konnte115. Aber auch die juristischen Ansätze, um die Wirksamkeit des Versprechens zugunsten eines Dritten zu deuten, variierten erheblich. Der Apparat Animal est substantia brache die Eidleistung durch einen Vertreter mit dem Verbot des Stipulierens zugunsten eines Dritten in Verbindung116, denn der Eid gegenüber dem Vikar galt dann zugunsten eines Dritten, nämlich des Papstes. Im Apparat Ecce vicit Leo (1202-1210) wurde dagegen ausgeführt, dass der Papst als Prokurator der Kirche anzusehen sei und daher das grundsätzliche Verbot aufgrund des Ausnahmetatbestands zugunsten der procuratio nicht greife117. Da der Prokurator zu einer allgemeinen Einrichtung kirchlicher Ämter und Einrichtungen wurde, sozusagen als Repräsentant gegenüber den weltlichen Mächten118, war dies ein Ansatz von weitreichender praktischer Bedeutung119. Auch beim Legisten Placentin findet sich bereits ein solcher Ansatz120.
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reuocatum.” Diese Glosse ist beeinflusst von – aber nicht identisch mit – LAURENTIUS HISPANUS, Glossa Palatina zu D.63 c.33, Gl. “Tibi ”, eingesehen: Vat. Reg.lat. 977/ Vat. Pal.lat. 658 fol.17va+b. Für die Möglichkeit der Einsicht in die Mikrofilme danke ich Dr. Jörg Müller, Stephan-Kuttner-Institute for Canon Law, München. C.1 q.7 c.9 (Gregor I, Registrum Epistolarum XII.7, ed. D. Norberg, CC SL 140, Turnhout 1982, a.604): “Promitto tibi et per te Sancto Petro, apostolorum principi, atque eius vicario beatissimo vel successoribus eius […]”. Vgl. bei DONDORP, Ius Quaesitum Tertio (Fn. 16), 115f. S. PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn. 12), 114 mit Fn. 19. (PETRUS BRITO), Apparat “Ecce vicit Leo”: “Leges tamen contrarie sunt que dicunt quod nemo potest pacisci uel stipulari per alterum, ut Inst. De inutili. Stipu. § iv. (I. 3.19.4) nisi in casibus specialibus, sicut filius patri […] nisi fuerit procurator, quia procurator potest illi cuius est procurator unde dominus papa et quilibet prelatus, cum sit procurator ecclesie. Ut xii. q.i. Res (C.12 q.1 c.26) bene potest aequirere ecclesie.”, zitiert nach PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn. 12), 114f; DONDORP, Ius Quaesitum Tertio (Fn. 16), 112 Fn.12; dazu auch TIERNEY, Foundations of the Conciliar Theory (Fn. 98), 119. Vgl. RAOUL NAZ, Art. Procureur (Fn. 94), 324-329, insbesondere bei Klöstern ; den Bischof als generellen procurator der Diözese findet man auch bei Gerardo da Parma, vgl. PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn. 12), 120 mit Fn. 42. Vgl. Summa Coloniensis, pars VI c.55: "quia vero procuratorum frequens et nescius est usus, de his aliquid inserendum est", zitiert nach PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn. 12), 111, Fn. 11. PLACENTINUS, distinctio zu C. 8.54(55).3 „incipit“: Aliquando ex pacto alterius alteri datur actio / Expl. Si tuto pu, curator adulto, yconumus ecclesie, administrator ciuitati stipulatur. p[lacentinus], Berlin lat.fol. 274, fol. 175r; zitiert nach HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 86, Fn.84.
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Alanus (†1238) lehrte in der zweiten Version seines Kommentars zum Dekret (1202-1205) dagegen, dass der Prokurator nur für sich selbst erwerbe121. Allerdings sollte die Kirche aufgrund eines speziellen Privilegs wie zugunsten Minderjähriger dennoch das Versprochene erwerben können. Ähnlich wurde später von Baldus, Jason de Mayno und anderen ein Sonderrecht der Kirche, von Heiligen Plätzen und karitativen Einrichtungen angenommen122. Laurentius Hispanus’ Glossa Palatina schließlich stellte auf die Bezeichnung des Papstes als servus servorum Dei ab123: Dic ergo ideo hoc fieri quia papa seruus est beati Petri, unde dicit se in epistolis suis seruus servorum Dei, […]. Sed credo iure canonico me teneri si ego promitto tibi me daturum Titio decem. xxii. q.v. Iuramenti (C.22 q.5 c.12), maxime ubi interuenit sacramentum, arg. ff. de const. pecun. l.i. (D. 13.5.1.pr).
Bemerkenswert ist nicht nur die zum ersten Mal selbstbewußt angesprochene Differenz des kanonischen zum zivilen Recht124, sondern auch die Argumentation. Im Hinblick auf die Ausnahme vom Stipulationsverbot zugunsten des servus publicus wurde der Papst hier als ein solcher Sklave bezeichnet, wobei sich der Autor sogar der offiziellen Titulatur in geschickter Weise bedienen konnte. Als weiteres Argument nennt er den Eid (sacramentum), der nicht gebrochen werden dürfe. Harry Dondorp hat zuletzt besonders die Bedeutung dieses Arguments für die Ausdehnung der Stellvertretungsfälle hervorgehoben125. Wiederholt wurde die Annahme eines Mandats-Verhältnisses erleichtert. Gerade im Zusammenhang einer Heirat durch einen Bevollmächtigten nutzten sie dieses Rechtsinstitut126. Der procurator konnte also in großem Umfang nach Maßgabe des Auftragsverhältnisses eingesetzt werden, solange dies nicht 121
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ALANUS, Ius naturale, zu C. 1 q.7 c.9, Gl. ‚et per te’: “Procurator enim si domino stipuletur obligationem ei non acquirit. ut C. per quas personas nob. ac. l.i. (C. 4.27.1): procurator enim solam possessionem acquirere potest domino et ea mediante dominium. ut l. ea. (C. 4.27.1) et inst. eo. §. Ex his (I. 2.9.5). Sed dicas hic pape per procuratorem obligationem adquiri speciali ratione ob favorem ecclesie et sic catholice religionis sicut pupillo et municipio per procuratorem acquiritur obligatio. ut ff. de const. pecu. Cum qui Effesi (D. 13.5.5.9)." zitiert nach PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn. 12), 115; DONDORP, Ius Quaesitum Tertio (Fn. 16), 112, 113, Fn. 13. Vgl. HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 86 mwN. Glossa Palatina ad C. 1 q.7 c.9 Gl. ‚et per te’, zitiert nach PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn. 12), 116; s. auch DONDORP, Ius Quaesitum Tertio (Fn. 16), 113; zum Begriff s. PAUL HINSCHIUS, System des katholischen Kirchenrechts mit besonderer Rücksicht auf Deutschland, Berlin 1869, ND Graz 1959, 208. So PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn. 12), 116. DONDORP, Ius Quaesitum Tertio (Fn. 16), 119ff; kurz auch schon bei HERMANN BUCHKA, Die Lehre von der Stellvertretung bei Eingehung von Verträgen, Rostock/Schwerin 1852, 148f. Ausdrücklich gestattet etwa durch VI. 1.19.9; vgl. KRADEPOHL, Stellvertretung und katholisches Eherecht (Fn. 102), 64-137.
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verboten war127. Durch ihn konnte der Prinzipal ein Geschäft tätigen, als ob er anwesend wäre128. Prälaten allgemein wurde die Vertretungsmacht für ihren Bereich zuerkannt129. In der kanonistischen Literatur entdeckt man ebenfalls die Tendenz, auch ohne ausdrückliche Vereinbarung ein Auftragsverhältnis in typischen Fällen anzunehmen: Wiederum auf der Grundlage des römischen Rechts galten einige Personen auch ohne eigens erteilten Auftrag als Prokuratoren: 1.) Wer bei Anwesenheit des Prinzipals sich als solcher gerierte, 2.) wer durch Dokumente nachweisen konnte, diese Geschäfte allgemein zu führen, 3.) Gesellschafter und Mitbeklagte, 4.) Verwandte wie Eltern, Kinder, Brüder, der Hausstand und die Freigelassenen. Hostiensis schloss daraus, dass alle bis zum 4. Grad in Seitenlinie Verwandte davon betroffen waren sowie Paten130, da die genannten Fälle nur als Beispiele zu verstehen seien131. Ebenso wurden Eheleute und wie erwähnt Bischöfe für ihre Diözese und Prälaten für ihren Aufgabenbereich generell als bevollmächtigt angesehen132. Deutlich wird hieran, dass auch der Anwendungsbereich des Mandats deutlich erweitert wurde. Unter Bartolus und Baldus wurden die Ausnahmen noch weiter ausgedehnt, etwa indem man den Dritten, der im Ergebnis die Ware erhalten sollte, generell als procurator ansah133. In der Literatur ist man daher teilweise davon ausgegangen, dass die Kanonisten eine Lehre von der Stellvertretung geschaffen hätten. Insbesondere wird dieses Verdienst Bernhard von Pavia zugeschrieben, in dessen Summa sich ein Abschnitt über die Prokuratoren findet134. Dort wird der procurator jedoch nur als Prozessvertreter wiedergegeben, und gerade in dieser Hinsicht ist das kanonische gegenüber dem römischen Recht nicht innovativ gewesen135. 127
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WILHELMUS DE DROKEDA, Summa aurea, (Quellen zur Geschichte des römischkanonischen Prozesses im Mittelalter, II.2), Innsbruck 1914 ND Aalen 1962, c.101, 97: „Et sciendum, quod omnis potest constituere procuratorem, qui non prohibetur […]“. DERS., Summa aurea (Fn. 127), c.102, 97: „Officium vero procuratoris est, agere ea, quae verus dominus faceret, si esset praesens, […] nisi prohibetur a iure, ut transigere aut compromittere, nisi ad hoc habeat speciale mandatum […]“. PIERRE GILLET, La personnalité juridique en droit ecclésiastique spécialement chez les Décrétistes et les Décrétalistes et dans le Code de droit canonique, (Universitas Catholica Lovaniensis, ser. II.18), Maline 1927, 93. HOSTIENSIS, Summa Aurea zu X 1.38, n.13 a, Lyon 1537, ND Aalen 1962, fol.64vab. PANORMITANUS, Comment. zu X 1.3.28 §.1, n.10, Venedig 1582 (CD Rom 2000), fol.79va. Hierzu die Zusammenstellung bei FRANCISCUS SCHMALZGRUEBER, Jus Ecclesiasticum universum brevi methodo ad discentium, Rom 1844, Bd. 1, 5.38.5 § 5, n.25, 363 sub 6. HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 97. BERNARDUS PAPIENSIS, Summa decretalium, ed. T. Laspeyres, Regensburg 1860, ND Graz 1956, I.29 „De procuratoribus“, 23f; in dieser Hinsicht würdigend KRADEPOHL, Stellvertretung und katholisches Eherecht (Fn. 102), 35f, zur Entwicklung des Vertretungsrechts in der Kanonistik 29ff. Vgl. o. Fn. 85.
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Diese Texte zeigen, dass die Kanonisten viele der genannten Ansätze bemühten, um Rechte für Dritte, insbesondere zugunsten der Kirche, zu begründen136. Die Isolierung nach den verschiedenen Rechtsmaterien bringt es mit sich, dass jeweils nur wenige Quellen zu den einzelnen Rechtsinstituten zur Verfügung stehen. Die dogmatischen Bemühungen wirken vor diesem Hintergrund weder systematisch noch nachhaltig, zumal die kanonistischen Schriften die Rechtsinstitute miteinander beliebig verbanden. Für eine dogmatische Weiterentwicklung sind – jedenfalls außerhalb des mandatum – kaum Anhaltspunkte sichtbar. Dabei sind die Argumente durchaus geschickt und zeugen von juristischem Einfallsreichtum, wenn auch nicht von Genauigkeit. Doch gemeinsam ist ihnen nur die Tendenz, die Zulassung der Stellvertretung zu begünstigen. Bei Bartolus findet sich schließlich noch ein Argument, das den Prokurator, die repraesentatio und den Boten verbindet, insoweit dieser die Person des Herrn wie ein Bote repräsentiere137. In der dogmatisch zwar unpräzisen Sammlung aller möglichen Argumente durch die Kanonisten zeigt sich ihr Drang, die Wirkung der Stellvertretung in einem größeren Maße auch für den Rechtsgeschäftsverkehr möglich zu machen.
2. Ausnahmen für Notare Praktisch wichtig wurde die Möglichkeit der Stellvertretung in Fällen öffentlich beglaubigter Rechtsgeschäfte. Aus mehreren Traditionen und einer Fülle von Bezeichnungen138 entstand in Oberitalien, vermutlich unter dem Einfluss der Bologneser Notarausbildung139, ein neuer juristischer Berufsstand140. Dieser Prozess der Verschriftlichung und Professionalisierung war nicht nur wichtig in 136 137
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So auch die Beobachtung von TIERNEY, Foundations of the Conciliar Theory (Fn. 98), 119. Bartolus, Comment. zu D. 39.2.13 § Si alieno n.3: „Procurator repraesentat personam domini directo sicut nuntius“, bei MÜLLER, Entwicklung der direkten Stellvertretung (Fn. 13), 34, Fn. 45. Vgl. die Übersicht bei Rubrik in Gl. ord. zu C. 10.69, Genf 1612, 110; eine klarere Trennung versuchte AZO, Summa Aurea codicis, Pavia 1506 ND Torino 1966, zu C. 10.72, 425. PIERRE RACINE, Bologne au temps de Gratien, Revue de droit canonique 48/2 (1998), 263-284. Zur Entstehung des Berufsstandes ANDREAS MEYER, Felix et inclitus notarius. Studien zum italienischen Notariat vom 7. bis zum 13. Jahrhundert, Tübingen 2000, 176; ARMIN WOLF, Das öffentliche Notariat, in: H. Coing, Handbuch der Quellen und Literatur der neuen europäischen Privatrechtsgeschichte, München 1873, Bd. I, 506-514; ANTONIO PERTILE, Storia del diritto Italiano, Bologna 1900, Bd. VI.1, 291ff; demnächst GIGLIOLA DI RENZO VILLATA, Per una storia del notariato nell’Italia centro-settentrionale, in: Mathias Schmoeckel/Werner Schubert (Eds.), Internationales Handbuch zur Geschichte des Notariats der europäischen Tradition, Baden-Baden 2009, 11-61.
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den Städten, sondern auch in der Kirche; schon im Decretum Gratiani findet man daher nicht wenige Hinweise auf diese Funktion bzw. solche Amtsträger141. Wohl zuerst im Zusammenhang mit der Bearbeitung der Digesten entstand die Idee, den Notar bzw. tabellio mit dem römischen servus publicus zu identifizieren142, um damit allen von ihm beglaubigten Akten die Gültigkeit zuzusprechen, selbst wenn Dritten Leistungen versprochen wurden. Als servi publici wurden alle bezeichnet, die mit öffentlicher Autorität auftraten143, also iudex, notarius oder tabellio144. Damit verschafften nicht nur alle Rechtsgeschäfte eines iudex dem Dritten ein Klagerecht, sondern ebenso alle notariell beurkundeten Verträge145. Natürlich durfte der Notar bzw. tabellio kein Unfreier sein146. Doch das praktische Bedürfnis einer weiteren Zulassung der Vertretung war offenbar stärker als das grundsätzliche Verbot des römischen Rechts und Accursius übernahm hier wohl nur eine Angleichung an die Praxis. Dabei argumentierte er, dass auch der Notar dem Gemeinwohl verpflichtet und insoweit unfrei sei147. Die Anregung hierzu kam wohl aus dem kanonischen Recht. Schon zwischen 1227 und 1234 hatte Innozenz III. eine Dekretale erlassen (X 3.32.20)148, die eine solche Übung belegt. Zugrunde lag der Fall eines Mannes, dessen Frau Nonne werden wollte. Er hatte daher vor einem Notar auf sie zugunsten der Kirche verzichtet. Kam es darauf an, ob das Versprechen der ersten oder einer dritten Person zugute kam? Innozenz lehnte diese im Hinblick auf das Stellvertretungsverbot durchaus relevante Überlegung ab mit dem Argument, dass der Wahrheitsgehalt der Tätigkeit des Notars davon nicht abhänge. 141 142
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S. v.a. D.32 c.2; D.61 c.5; C.1 q.2 c.5; C.23 q.5 c.4; C.27 q.2 c.20. Gl. ‚seruo publico’, Gl. Ord. zu D. 1.7.18, Genf 1612, 106: “id est tabellio”; zitiert auch bei HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 83, Fn.78; Gl. ‚Dari solet’, Gl. Ord. zu D. 1.7.17.5, Genf 1612, 106: „scilicet agnatis arrogati et aliis uel seruo publico idest tabelloni stipulanti pro eis quod restituat ipsiis bona arrogati si apud eum decsserit adhuc impubes ut […]“; vgl. HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 160), 84, Fn. 82. ACCURSIUS, Gl. ‚aut dare aliquem’ zu D. 46.6.3, Lyon 1612, 1225: „alium officialem“; HALLEBEEK, Ius Quaestium (Fn. 15), 83. DERS., Gl. ‚nihil agit’ zu I. 3.19 (im Druck: 20).4, Genf 1612, 357f; DERS., Gl. ‚seruus’ zu D. 27.8.1.15, Genf 1612, 341; dazu schon HERMANN LANGE, Alteri stipulari nemo potest" bei Legisten und Kanonisten, ZRG RA 73 (1956), 283-286, 288-290. So auch HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 87. Gl. ‚seruus publicus’, Gl. ord. zu D. 27.8.1.15: „Potest intelligi in uero seruo, uel in tabellione, qui seruus esse non potest ut C. de tabel. l. Generali lib. x [C. 10.71(72).3] et sic dicitur quod cuilibet de populo seruit […]“; dazu HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 84, Fn. 80; ähnlich Gl. ‚conditionales’, Gl. ord. zu C. 10.1.7.5, Genf 1612, 5. ACCURSIUS, Gl. ‚seruus’ zu D. 27.8.1.15, Genf 1612, 341: „Sic dicitur quòd cuilibet de populo seruit, […]“. X 3.32.20 (Po 9563, 1227-1232): „[…] Sed ad ista respondebatur econtra, quod, an tabellio in tertia persona instrumentum conficiat, vel in prim, dummodo non mutetur substantia veritatis, nihil interesse videtur. [..]“.
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Innozenz IV. rechtfertigte diese Übung nicht mehr bloß, sondern dehnte sie aus, indem er sie nicht nur für Notare (tabelliones) anwendbar erklärte, sondern auch alle anderen Offiziale, die für ein Gericht arbeiteten, sogar für alle Magistrate, die insoweit keine weitere Autorität mehr benötigten149. Alle vor Gericht oder durch sonstige Inhaber eines öffentlichen Amtes bestätigten Verträge gewährten also die Möglichkeit einer direkten Stellvertretung. Dies war keine unpraktische Lösung, um die Rechtsgültigkeit einer Vertretung gerade über größere Distanzen oder für eine längere Frist nachweisen zu können. Angelus und Baldus de Ubaldis bestätigen eine solche allgemeine Praxis150. Ebenso konnte nach der Meinung einiger Juristen der wegen Verstoßes gegen das Vertretungsverbot unwirksame Vertrag durch eine Ratifikation wirksam werden151. Im 2. Konzil von Lyon ging man unproblematisch von der Gültigkeit von Versprechen durch Vertreter aus. Danach durfte ein Wucherer nicht christlich beerdigt werden, sofern er nicht den Zins zurückgezahlt oder dies zu tun versprochen hatte152. Dieses Versprechen sollte allgemein gelten, d.h. auch dann, wenn es gegenüber einem Dritten abgegeben worden war. Die Glossa ordinaria zitierte hier Johannes Garsias, der dies mit einer Erklärung gegenüber privilegierten Personen zu begründen versuchte153. Dies berührte aber auch die viel diskutierte Frage, inwieweit jedes Versprechen ohne Berücksichtigung der Form Bindungswirkung entfalten könne. Harry 149
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INNOCENTIUS IV., Commentaria zu X 3.32.20 n.1, Frankfurt a.M. 1570, fol. 427vab: „Imo plus dicimus quòd tabelliones et alij officiales possunt cuilibet pacisci in iudicio, et quando alias procedit iudex ex officio suo, si non est alius qui alteri pacisci potuit, et hoc ipsum facere debent authoriate iudicis, et tunc quando iusta causa subest .ff. rem pu. fal. fo. 12. & 2. [D. 46.6.12 und 2] sed etiam ipsi magistratus hoc facere possunt etiam sine alterius authoriate .ff. de magi. con. l. pe. [D. 27.8.8]”. ANGELUS DE UBALDIS zu D. 45.1.38.21 n.6: „Et quotidie uidemus fieri quod notarius stipulatur tanquam persona publica nomine omnium quorum interest et ualet ut acquiratur actio“, zitiert nach HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 101, Fn. 144; BALDUS DE UBALIDS, Comm. zu D. 12.1.9.8, n.4: „sed communis practica et consuetudo simpliciter approbat quod si notarius pro alio recipit, queritur alteri sine cessione quia est publica persona […]“, zitiert nach PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn 12), 122, Fn. 48. So etwa Jason de Mayno nach HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 101. VI. 5.5.2 (c. 27 des 2. Konzil von Lyon 1274): „Vel, eis absentibus, loci ordinario aut eius vices gerenti, siue rectori parochiae, in qua testator habitat […] aut servo publico, de ipsius ordinarii mandato idonee de restitutione facienda sit cautum.“ JOHANNES GARSIAS, Gl. ‚Poßint acquirere’, Gl. Ord. zu VI. 5.5.2, Turin 1620, 661: [...] Si autem extra rem domini, aut dominus est persona privilegiata, ut miles vel pupillus vel adultus, et tunc acquiret utilem .ff. si certum petatur Si pecuniam (D. 12.1.25) aut dominus non est persona privilegiata et tunc domino nichil adquirit, sed tenetur cedere actionem per actionem mandati. ff. de adquir. poss. Quoque §. Et si possessio (D. 41.2.49.2)”; auch bei PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn. 12), 123; DONDORP, Ius Quaesitum Tertio (Fn. 16), 118.
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Dondorp hat jüngst die Kontroverse dazu wieder dargestellt und gezeigt, dass es hier keine allgemeine Meinung gab, sondern unterschiedliche Positionen vertreten wurden; Panormitanus änderte sogar seine Auffassung hierzu im Verlauf seiner Kommentierung154. Ohne eine Klage konnte man die Einhaltung des Versprechens durch die denuntiatio evangelica bewirken155.
3. VI. 5.12.68 und 72 In den reguli iuris des Liber Sextus sind zwei einschlägige Regeln enthalten: VI. 5.12.68: Potest quis per alium, quod potest facere per seipsum. VI. 5.12.72: Qui facit per alium, est perinde ac si faciat per seipsum.
Nach der ersten Regel ist es erlaubt, einen anderen für sich handeln zu lassen. Die zweite behandelt die Wirkung, die der eigenen Vornahme gleichen soll. Anaclet Reiffenstuel hat in diesen Regeln die Übernahme aus dem römischen Recht betont. Beide Vorschriften entsprächen D. 50.16.180; die erste darüber hinaus auch D. 43.16.1.13156. Die Regel des römischen Rechts (D. 50.16.180) lautet: „Quod iussu alterius solvitur, perinde est, quasi ipsi solutum esset.“ Dies betrifft ersichtlich nur die Begleichung einer Schuld. Den Kaufpreis etwa kann auch ein anderer mit Wirkung für den Käufer begleichen. Die genannten Regeln des Liber Sextus gehen aber deutlich darüber hinaus; das gilt auch für die andere genannte Quelle. Große Autoren sahen in diesen beiden Regeln den Beginn der Stellvertretung, so etwa Savigny157 und Gierke158. Doch es wurde bestritten, ob diese Regeln überhaupt die Stellvertretung betreffen, denn in ihnen werde nur von facere gehandelt und es sei unstrittig, dass man andere für sich arbeiten lassen könne. Die Regeln sollen daher eher die Botenschaft betreffen159. Allerdings vermerkt die Glosse zu potest, dass es sich hierbei um ein juristisches Können handele160. Die Regeln dürfen also nicht nur auf faktische Verhältnisse reduziert
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DONDORP, Ius Quaesitum Tertio (Fn. 16), 118f; PADOA-SCHIOPPA, Sul principio (Fn. 12), 127, Fn. 60, 61; HALLEBEEK, Ius Quaesitum (Fn. 15), 76, Fn. 44. Dazu näher DONDORP, Ius Quaesitum Tertio (Fn. 16), 122f. ANACLET REIFFENSTUEL, Ius canonicum universum, Macerata/Venedig 1765, Bd. 5, zu VI. 5.12.68, 97. V. SAVIGNY, Das Obligationenrecht (Fn. 104), § 56, 51 mit Fn.p. OTTO VON GIERKE, Das deutsche Genossenschaftsrecht, Berlin 1881, ND Graz 1954, Bd. 3, 308ff, 311. So m.w.N. auch MÜLLER, Entwicklung der direkten Stellvertretung (Fn. 13), 63. IOANNIS ANDREAE, Gl. ‚Potest’, Glossa ordinaria zu VI. 5.12.68, Turin 1620, 846, durch Randglosse verkürzt: „posse dicimur, quod de iure possumus“.
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werden. Auch Dynus bezog diese Regel eindeutig auf Verträge aller Art161, Johannes Andreae gab weitere Beispiele, die den Stellvertretungscharakter verdeutlichen. So könne man etwa einen anderen für sich schwören lassen oder durch einen anderen die Ehe eingehen162. Damit konnte sogar die strafrechtliche Verantwortlichkeit des Herrn für die Taten seines Gehilfen begründet werden, woraus zu erkennen ist, dass man keinen grundsätzlichen Unterschied zur Eingehung einer Ehe durch einen Prokurator sah163. Man könnte überlegen, ob die Regeln nur für das Handeln eines Prokurators Anwendung finden sollten164. Dynus wollte sie nur dann begrenzt wissen, wenn das Rechtsgeschäft höchstpersönlich sei165. Johannes Andreae wollte die Regeln dagegen weit verstehen und nahm hiervon nur einige klar definierte Ausnahmen vor. So soll etwa bei der poenitentia die Scham beim Auftraggeber liegen; hier sollte das Tatwerkzeug nicht stellvertretend die Buße erleiden. Johannes Andreae listet interessanter Weise genau 16 Ausnahmetatbestände auf166; dies erinnert der Zahl nach an die 16 Ausnahmen des Accursius, in denen vom grundsätzlichen Stellvertretungsverbot abgewichen werden durfte. Insofern repräsentiert die Tat des Mittelsmanns nicht unbedingt die des Prinzipals167. Die Regeln zeigen damit ebenfalls eine Tendenz der Ausweitung der Stellvertretungsmöglichkeit, doch darf man sie nicht als allgemeingültigen Rechts161
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DYNUS MUXELLANUS, In regulas Juris Pontifici celeberrimi commentarii, Köln 1617, zu V.12.68, 296: „sicut possum per me emere, vendere, locare, conducere, litigare, ita possum alium […].” IOANNIS ANDREAE, Gl. ‚Potest’, Glossa ordinaria zu VI. 5.12.68, Turin 1620, 846: “Potest quis per alium iurare [...] sicut per alium matrimonium contrahere [...].” DERS., Gl. ‚Qui facit per alium’, Glossa ordinaria zu VI. 5.12.72, 848: “Ponamus, quòd iniunxi famulo meo, ut clericum verberaret: quod fecit ad mandatum meum, & nomine meo: nunquid sum excommunicatus ipso facto, ac si ego illum verberassem? Respondeo quòd sic. Item potest poni casus in matrimonio. Constitui meum procuratorem ad contrahendum cum Berta: nunquid sum eius maritus, ac si in propria persona contraxissem. Respondeo quòd sic. Quia qui facit per alium, &c, quando ille actus potest expediri per alium.” Einschränkend aber Ioannis Andreae, Gl. ‚Potest’, Glossa ordinaria zu VI. 5.12.68, Turin 1620, 846: „hanc igitur regulam credo liquitur de iis, qui de iure fortiuntur, vel fortiri possunt effectum. non igitur superabundat regula. infra eod. qui facit per alium, [VI. 5.12.72] quae generaliter loquitur, ut etiam maleficia comprehendat, & ista regula loquitur de potestate faciendi, illa de effectu iam facti. Item nota ex hac regula, quòd sicut per se potest quis subscribere, ita per alium, quod dic, vt nota supra de re iud. cùm inter vos. [X 2.27.13] in glo. potest enim.” Vgl. Gl. ‚Referre’, Glossa ordinaria zu D. 43.16.1, Lyon 1612, 674: “[...] Paulus respondet per procura.” DYNUS MUXELLANUS, In regulas Juris Pontifici (Fn. 161), zu VI. 5.12.68, 296: “Restringi autem debet hec regula ad ea quae possunt per alium explicari: in iius autem quae per alium explicari non possunt, non procedit regula effectus.” IOANNIS ANDREAE, Gl. ‚Potest’, Glossa ordinaria zu VI. 5.12.68, Turin 1620, 846. DERS., Gl. ‚qui facit per alium’ II, Gl. Ord. zu VI. 5.12.72, 848, “non repraesentat identitatem eius facti.”
Die Entwicklung der juristischen „Stellvertretung“
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satz begreifen, weil Rechtsregeln nur einen interpretatorischen Wert hatten168. Insofern bestätigen die Beobachtungen zu den genannten Rechtsregeln nur die obigen Feststellungen. Immerhin ist die Maxime als allgemein gehaltene Zustimmung zur Verbindlichkeit des Vertragsschlusses zugunsten eines Prinzipals, die das Recht zugunsten der Stellvertretung zusammenfässt, eine weitere Bestätigung für die schon beschriebene Tendenz, die Stellvertretung nach Möglichkeit zuzulassen.
III. Zusammenfassung Im Ergebnis zeigt sich, dass kein Versuch unternommen wurde, die unterschiedlichen Rechtsinstitute zu verbinden, zu systematisieren oder zu vereinheitlichen. Die verschiedenen Rechtsinstitute blieben im Ergebnis mit ihren getrennten Funktionen erhalten, man konnte weiterhin einen procurator nicht verwechseln mit einem legatus, nuntius oder einem vicarius. Die gewillkürte Vertretung (procuratio) war begrifflich vom Auftrag getrennt, ließ sich aber noch nicht mit der gesetzlichen Vertretung verbinden. Der Begriff der repraesentatio wurde juristisch einstweilen nur untechnisch genutzt. Allerdings kann man in der zwischen den Rechtsinstituten springenden, geradezu unsystematischen und undogmatischen Argumentation, mit der die verschiedenen Rechtsinstitute im Dienst einer Zulassung der Vertretung verbunden wurden, eine Tendenz der Ausweitung der Vertretungsmöglichkeit sehen. Sicherlich lehrten die Kanonisten keine allgemeine Stellvertretung, ebenso fehlt eine kohärente Begrifflichkeit. Doch im Drang, die Grenzen der verschiedenen Formen und Begriffe zu überschreiten bzw. zu verwischen, zeigt sich wohl eine allgemeine Aufgeschlossenheit gegenüber der Zulässigkeit von Stellvertretung. Insoweit wiederum lassen sich allerdings kaum Unterschiede zwischen Kanonisten und Legisten ausmachen. Legisten wie Kanonisten versuchten, durch weitere Ausnahmen vom Stellvertretungsverbot den Anwendungsbereich der Vertretung zu erweitern. Der Vorreiter gleichsam hierfür ist Martinus Gosia, der durchaus keine einhellige Ablehnung findet. Eher könnte man sagen, dass die der Kirche gewogenen Juristen in besonderem Maße die Stellvertretung förderten, hierzu könnte man neben den genannten Kanonisten auch Martinus, Bartolus und Baldus rechnen. Schlecht auszumachen ist, woher die Auffassung stammt, dass Notare als servi publici anzusehen seien und daher die in ihren Urkunden dokumentierten Rechtsgeschäfte eine wirksame Stellvertretung 168
MAXIMILIANE KRIECHBAUM in: Hermann Lange/dies., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. II: Die Kommentatoren, München 2007, 290ff.
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begründen könnten. Wenn sich diese Praxis tatsächlich als kirchlich bestätigen ließe, dann hätte Accursius sie zumindest sehr schnell übernommen. Die verallgemeinernden Tendenzen zur Zulassung der Stellvertretung im kanonischen Recht wurden von Bartolus übernommen169; die Regeln des Liber Sextus könnten seine Fiktionslehre geprägt haben170. Auch insoweit sieht man keine klaren, nach den beiden Fakultäten getrennte Lager, sondern eher eine Form der Zusammenarbeit. Wurde die Differenz von kanonischem und zivilem Recht in diesem Punkt also fälschlicherweise festgestellt? Immerhin blieb die Glossa Palatina mit ihrer Feststellung des Unterschieds nicht allein, vielmehr galt in der Literatur bis zur Frühen Neuzeit der Bereich des Stellvertretungsrechts als einer der Differenzfälle von zivilem und kanonischem Recht171. Inhaltlich findet man bei einigen Kanonisten eine klare Vorstellung von der juristischen Konstruktion: Huguccio wies darauf hin, dass bei der Annahme einer Vertretungsmacht Prinzipal und Vertreter wie eine Person angesehen werden172. Dynus führte aus, dass es sich hier um eine reine juristische Zuschreibung handele, wodurch dem Prinzipal die Handlung eines Dritten zugerechnet würde173. Insoweit findet man jedenfalls einen Beitrag zur dogmatischen Klärung der Stellvertretung. Einen theologischen Einfluss kann man in der Repräsentationslehre vermuten. Für die Ausbildung einer allgemeinen Stellvertretung war der Begriff der repraesentatio wohl der wichtigste, weil sich hierin die Präsenz des Prinzipals im 169
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Vgl. JEAN-LOUIS GAZZANIGA, Introduction historique au droit des obligations, Paris 1992, 163 Rn. 147; SETTIMIO CARMIGNANI CARIDI, Art. „Rappresentanza (dir. can.)“, ED, Varese 1987, Bd. 38, 485-489, 486. Vgl. zum möglichen Einfluss auf Bartolus’ Fiktionslehre MÜLLER, Entwicklung der direkten Stellvertretung (Fn. 13), 36. Z.B. JOANNES BAPTISTA A SANCTO BLASIO, Tractatus insignis, & rarus Contradictionum Iuris Canonici cum Iure Ciuili, in: Tractatus universi iuris, Band 1.1, 185ra-189ra, 185ra; PROSDOCIMUS DE COMITIBUS, De differentijs inter ius canoncum, et ius ciuile, in: Tractatus universi iuris, Band 1.1, 190rb-197vb, 192rab n.15 ff; HIERONIMUS ZANETTI, De differentia iuris civilis et canonici, in: Tractatus universi iuris, Band 1.1, 197vb-208va, 208ra n.331 & 333. HUGUCCIO VON PISA, Summa decreti, Admont 7, zu D. 63 c.1 a.E. unter ‘simili’: “simili non valet ex quo pater reuocit mandatum filium de manumittendo servo. et ca.50 etc. est ratio quia filius non potest manumittere nec ex persone patris. Et pater et filius dicuntur esse una persona ut. xxxv.q.iii. § hac autori. [DG p. C.35 q.2/3 c.21] ed ideo si pater reuocat mandatum nesciendo filio non tenet manumissio secuda filio. ut. ff. de manumissis. vindicta Si pater [D. 40.2.4]. In aliis contractibus filio mandatis non sic esse quia malus licet ex mandato patris. Et sua persona tamen et suo nomine agit. Sed in manumissione serui patris non agit nec ex personi patris et eius nomine generale est ut nullus possit manumittere per alium. Sed quasi pater et filius una persona reputantur.“ DYNUS MUXELLANUS, In regulas Juris Pontifici (Fn. 161), zu VI. 5.12.72, 298: “Dicendum est quantum ad veritatem impossibile esse, factum unius, dici factum alterius sed quaedam iuris interpretatione procedit, quod factum unius, alterius intelligatur.”
Die Entwicklung der juristischen „Stellvertretung“
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Akt des Vertreters äußern sollte. Doch lässt sich weder eine theologische Lehre der allgemeinen Stellvertretung feststellen noch eine Nutzung des Wortfeldes durch die Kanonisten. Inwieweit solche Konzepte die Kanonisten über die Verwendung des Worts hinaus beeinflussten, muss Spekulation bleiben. Vielmehr wurde der Begriff erst viel später als juristischer Oberbegriff genutzt174. Insoweit bleibt es bei der Beobachtung, dass erst Grotius allgemein die Gültigkeit der Vertretung kraft Parteikonsenses anerkannte175. Durch die Willensherrschaft der Vertragsparteien trat die Person des Vertreters völlig in den Hintergrund: Die Vertretung sollte deshalb möglich sein, weil sich der Vertragspartner damit einverstanden erklärte. Doch weit entfernt davon war die Argumentation der Kanonisten nicht: Zum einen war der Konsens der Sache nach schon bei der Glosse Johannes’ Teutonicus gemeint, der die Wirksamkeit des Mandats von dem bis zum Widerruf dauernden Willen des Prinzipals abhängig machte. Hier kam es also nur zum Vertrag, wenn das Angebot bei Annahme noch nicht widerrufen war; insofern war der Konsens der Vertragsparteien an dieser Stelle konstitutiv, ohne benannt zu werden. Zum anderen suchten die Kanonisten die Fälle, in denen Prinzipal und Vertreter als eine Person gewertet werden konnten, und ließen sich dabei nicht nur vom Willen, sondern auch von typischen Konstellationen leiten, in denen die Geschäftswelt von einer Vollmacht ausgehen konnte. Der Umstand, dass man diesen terminologischen Schritt nicht gegangen ist, liegt vielleicht darin, dass die durch ein notarielles Instrument dokumentierte Stellvertretung in einer mit wenig Rechtsschutzmöglichkeiten ausgestatteten Zeit sicherer und effektiver war, als dies unter Anerkennung der allgemeinen Formfreiheit möglich gewesen wäre. Wenn diese Vermutung zutrifft, dann wäre die Suche nach einer formlosen, abstrakten Stellvertretung im Recht der Kanonisten und Legisten nichts als ein Anachronismus.
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Noch bei CHRISTIAN FRIEDRICH GLÜCK, Ausführliche Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld. Ein Commentar, Erlangen 1826, Band 28, § 1284, 41, heißt es: „Denn repraesentare heißt etwas sogleich bezahlen.“; vgl. ebenso o. Fn. 4. HUGO GROTIUS, De iure belli ac pacis libri tres, ed. Bernardina de Kanter-Van Hettinga Tromp/Robert Feenstra, Aalen 1993, II.11 § 18, 338: "[…] quia consensus potest et per ministrum interponi ac significari." Dazu HARRY DONDORP/JAN HALLEBEEK, Grotius’ Doctrine on “adquisitio obligationis per alterum” and its Roots in the Legal Past of Europe, in: Orazio Condorelli (Ed.), Panta rei. Studi dedicati a Manlio Bellomo, t. II, Roma 2004, 205-244, 244. Auf die Bedeutung der spanischen Schule für die Erkenntnis der zentralen Bedeutung des Konsenses s. PAOLO CAPPELLINI, Art. Rappresentanza (dir. interm.), Enciclopedia del diritto, Varese 1987, Bd. 38, 435-463, 452.
Olivier Descamps
L’influence du droit canonique médiéval sur la formation d’un droit de la responsabilité
Le droit canonique occupe une place importante dans la formation d’une tradition juridique commune à de nombreux pays européens. Avec le droit romain médiéval, il constitue une des matrices du jus commune et présente même les traits d’un modèle notable1. Il se distingue particulièrement par une pluralité de niveau de législation, allant de l’échelle régionale à la dimension européenne, par une dérégulation constante et, enfin, par un rapport différent entre trois sources majeures du droit: la loi, la coutume et la doctrine2. Ce patrimoine commun à la plupart des systèmes juridiques des pays de l’Union Européenne est aujourd’hui au centre des préoccupations de la doctrine historique et comparatiste. Le développement, depuis une vingtaine d’années, d’une réflexion sur un droit privé commun européen3 incite en effet les historiens du droit à contribuer au débat et aux projets d’unification des normes juridiques4. Le professeur Antonio Padoa-Schioppa a ainsi discerné les traits majeurs du “modèle du droit canonique médiéval” en proposant six couples de concepts: textualité et contextualité, hétérogénéité et hiérarchie, tradition et innovation, juridiction et législation, rigueur et flexibilité, osmose et séparation5. Élaboré au
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A. PADOA-SCHIOPPA, Il diritto comune in Europa: riflessioni sul declino e sulla rinascita di un modello, dans: Zeitschrift für Europäisches Privatrecht 3 (1997), p. 707-717. Ibid, p. 716. Pour une synthèse récente avec une importante bibliographie, cf. R. ZIMMERMANN, Le droit comparé et l’européanisation du droit privé, dans: Revue trimestrielle de droit civil, Juillet-Septembre 2007, p. 451-483. Sur l’émergence et le rôle d’une doctrine européenne, cf. B. FAUVARQUE-COSSON, Le rôle de la doctrine en droit privé européen, dans: Liber amicorum. Études offertes à Geneviève Viney, Paris 2008, p. 419-435. Des historiens du droit ont participé à la commission Lando ou au projet Gandolfi, prenant ainsi part aux réflexions sur une unification ou une uniformisation du droit des contrats au niveau européen. Ils ont également contribué aux groupes de travail relatif à l’élaboration d’un droit européen commun de la responsabilité, qu’il s’agisse du groupe de Tillburg, créé en 1992 par Jaap Spier, ou du groupe dirigé par Christian von Bar. A. PADOA-SCHIOPPA, Réflexions sur le modèle du droit canonique médiéval, dans: RHD 77 (1999), p. 21-39.
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cours de la période classique (XIIe-XIVe)6, ce droit savant exerce, dès le départ, une influence sur les législations séculières7. Et si le droit canonique conserve une certaine prégnance, dans la conscience juridique contemporaine8, c’est parce qu’il est à l’origine d’institutions9 et de notions juridiques10 en partie conservées dans les systèmes juridiques actuels. La culture juridique européenne s’est en effet enrichie de ses apports dans de nombreuses branches du droit11. Pour favoriser l’émergence d’un nouveau droit commun, le regard conjoint des historiens du droit et des comparatistes s’avère nécessaire. Leur méthode respective se situe certes sur deux plans différents. En effet, tandis que les premiers pratiquent un droit comparé dans le temps, retraçant les évolutions, les acculturations qui ont permis la formation des droits européens, les seconds mettent plutôt en œuvre des comparaisons dans l’espace. Mais les uns et les autres peuvent utilement collaborer à une démarche d’harmonisation voire d’unification juridique. L’un des plus importants comparatistes français du siècle dernier, René David, a souligné le rôle majeur du droit canonique dans le processus historique d’unification du droit12. En effet, les tentatives de systématisation proposées par les canonistes ont permis de sortir de la casuistique romaine pour évoluer vers la formulation progressive de principes13. 6
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J. GAUDEMET, L’élaboration du droit canonique en Occident du XIIe au XVe, dans: Formation du droit canonique et gouvernement de l’Église de l’Antiquité à l’âge classique. Recueil d’articles, Strasbourg 2008, p. 171-190. A. PADOA-SCHIOPPA, Note sul ruolo del diritto canonico e sulla storiografia giuridica, dans: Ius Ecclesiae 7 (1995), p. 455-468. D. COMPOSTA, Il diritto canonico nella coscienza giuridica europea attuale, dans: D. CASTELLANO (dir.), L’Europa e il diritto, Napoli 1989, p. 69-87. E. CAPARROS, Les racines institutionnelles des droits occidentaux dans le droit ecclésiastique, dans: Ius Ecclesiae 7 (1995), p. 425-454. Quant au concept de droit, cf. K. W. NÖRR, Il contributo del diritto canonico al diritto privato europeo: riflessioni dal punto di vista della identificazione del concetto di diritto, dans: A. GARCIA Y GARCIA / P. WEIMAR (dir), Miscellanea Domenico Maffei dicata Historia-Ius-Studium, Goldbach 1995, p. 233-253. P. LANDAU, Der Einfluss des Kanonischen Rechts auf die europäische Rechtskultur, dans: R. SCHULZE (dir.), Europäische Rechts-und Verfassungsgeschichte Ergbnisse und Perspektiven der Forschung (Schriften zur europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte 3), Berlin 1991, p. 39-57. R. DAVID, La place du droit canonique dans les études du droit comparé, dans: Le droit comparé. Droits d’hier, droits de demain, Paris 1982, p. 174-182. “Le droit canonique constitue sans doute, autant et plus même que le droit romain, la plus gigantesque tentative d’unification qui ait jamais été tentée, dans les domaines les plus divers”. Cependant, il ne faut pas négliger la contribution décisive de l’École du droit naturel moderne. A. LEFEBVRE-TEILLARD, Le droit canonique et la formation des grands princips du droit privé français, dans: H. SCHOLLE (éd.), Die Bedeutung des Kanonischen Rechts für die Entwicklung einheitlicher Rechtsprinzipien (Arbeiten zur Rechtsvergleichung, 177) Baden-Baden 1996, p. 9-22.
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C’est notamment le cas en matière de responsabilité14. Le droit canonique a exercé une influence autant sur les fondements de celle-ci que sur ses effets.
I. L’influence du droit canonique sur les fondements de la responsabilité A. La question de la culpabilité 1. L’importance de la volonté Les juristes médiévaux n’ont pas manqué de s’intéresser à l’imputabilité de l’acte dommageable. L’étude de la volonté et de l’action résulte des critères d’imputation retenus. En effet, quelles sont les conditions de toute imputation? Dans quelle mesure la volonté et l’action en constituent-elles l’objet? Il importe aussi de s’interroger sur ce qui permet de l’établir. L’appréciation successive de la place de ces deux éléments s’impose. L’importance de la volonté fait l’objet d’une attention particulière des canonistes15 qui, dès le XIIe siècle, la présentent comme une condition préalable à la responsabilité. Se démarquant des conceptions traditionnelles qui insistaient sur l’imputation matérielle et la responsabilité ex effectu16, ils mettent en valeur la faute comme condition de l’acte délictueux, élément moral qui favorise une responsabilité ex consensu. La conception objective transparaissait encore dans les pénitentiels. Pour s’en départir, les décrétistes affirment que l’auteur de l’acte doit être un être moralement responsable. Le texte fondamental, qui provient des Retractationes d’Augustin d’Hippone17 et précise qu’il ne peut exister d’acte peccamineux que volontaire, se trouve reproduit par Gratien dans la Cause 15, question 118. Les 14 15 16 17
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O. DESCAMPS, Les origines de la responsabilité pour faute personnelle dans le Code civil de 1804 (Bibliothèque de droit privé 436), Paris 2005. J.-L. GAZZANIGA, Notes sur l’histoire de la faute, dans: Droits. Revue française de théorie juridique 3 (1987), p. 23. P. PALAZZINI, L’imputabilità dell’atto umano nel periodo pre-graziano, dans: Studia Gratiana 7 (1959), p. 452. Ch. MUNIER, Les sources patristiques du droit de l’Église du VIIIe au XIIIe siècle, Mulhouse 1957, p. 163. Augustinus Hipponensis, Retractationes, XIII, 1, 5: “Et alibi. Usque adeo, inquam, peccatum voluntarium malum est, ut nullo modo sit peccatum, si non sit voluntarium.” (J.-P. MIGNE, Patrologia latina, Paris 1844-1864, t. 32, col. 603) Gratien part du casus ayant trait à l’homicide commis dans un accès de folie, ce qui lui fournit l’occasion d’analyser les principes des actes humains: C. 15, q. 1, d. a. c. 1: “Quod autem ea, que alienata mente fiunt, non sint imputanda, facile videtur posse probari. Peccata namque alia penes voluntatem animi, alia circa naturae infirmitatem videntur consistere. Est autem voluntas, ut Augustinus ait in libro 1 Retractationum
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décrétistes ont relevé19 cette précision. En d’autres termes, la volonté suppose un acte traduisant un consentement (consensus) à un fait étranger. L’individualisation de la faute est ainsi sous-jacente et s’accompagne d’un sens du péché envisagé comme un acte précis, vecteur d’une intentio mala et d’une morale de l’intériorité20. Un tel raisonnement transparaît dans les analyses des canonistes, qui considèrent la décision prise dans la négligence comme un mouvement de la volonté vers le non-agir. L’acte est pour eux dirigé négativement: ne pas vouloir équivaut à vouloir ne pas faire. Un agissement conscient préside donc à la réalisation de la négligence. Une équivalence du vouloir et du non-vouloir est ainsi établie, comme l’exprime très précisément Jean le Teutonique († 1266)21. Cette argumentation signifie que tout délit est nécessairement commis volontairement22 et implique un sujet activement capable, mû intérieurement. Le rôle de la volonté est donc primordial: son absence exclut la faute23.
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[c. 15], animi motus ad aliquid vel non imitandum, vel adipiscendum. Quod propterea dictum est ut hec diffinitione volens a nolente discerneretur. § 1 Ex voluntate itaque peccata procedunt, que libero mentes arbitrio et delinquendi proposito commituntur […]. § 3 Cui sententiae illud Augustini de vera religione [c. 14] contrarium esse videtur: ‘usque adeo peccatum voluntarium malum est, ut nisi sit voluntarium nullo modo sit peccatum, et hoc quidem adeo manifestum est, ut nulla hinc doctorum paucitas, nulla indoctorum turba dissentiat.’ […]. § 4 Sed hoc non generaliter de omnibus peccatis intelligendum esse, idem Augustinus in 1 libro Retractationum [c. 13] ostendit, dicens: usque adeo peccatum voluntarium malum est, ut nullo modo sit peccatum, si non sit voluntarium.” (E. FRIEDBERG, Corpus Iuris Canonici, t. I, Decretum Magistri Gratiani, Lipsiae 1879, col. 744-745). Rolandus, Summa ad C. 15 q. 1: “Omne peccatum adeo est voluntarium, quod, si non fuerit voluntarium, non est peccatum.” (F. THANER, Die Summa Magistri Rolandi, Innsbruck 1874, réimp. 1973, p. 32). J.-C. PAYEN, Péché et culpabilité, dans: Culture et travail intellectuel dans l’occident médiéval, Paris 1981, p. 28. Johannes Teutonicus / Bartholomaeus Brixiensis, Glossa Ordinaria ad C. 15 q. 1, Vis Quod propter: “Id est in deffinitione voluntas, ideo ponetur affirmatio et negatio, ut ostendatur qua voluntate quis dicatur volens: et qua voluntate dicatur nolens, nam voluntate ad aliquid faciendum dicitur quis volens: et voluntate ad aliquid non faciendum dicitur quis nolens et sic omnis nolens dicitur volens: et eadem qualitas dici potest voluntas, et noluntas. Nam nolle facere, idem est quod non velle facere.” (Decretum Gratiani cum glossis, t. I, Venetiis 1595, p. 995). Antonius de Butrio, Com. ad X, 5, 36, 6, n° 2: “Nota quod omne delictum est voluntarium, et dolum praesupponit.” (In librum quintum Decretalium commentari, Venetiis 1578, réimp. Torino 1967, fol. 105ra). R. METZ, La responsabilité pénale dans le droit canonique médiéval, dans: La responsabilité pénale, travaux du colloque de philosophie pénale (12-21 janvier 1959), Annales de la faculté de droit et des sciences politiques et économiques de Strasbourg 8 (1961), p. 92: “Usque adeo peccatum voluntarium malum est, ut nullo modo peccatum sit, si non voluntarium.”
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Cependant, les canonistes ne s’en tiennent pas à cette définition imparfaite de la volonté et s’intéressent également à son contenu, qui s’ordonne autour de la liberté et de l’intention24. La première est appréhendée à travers la jonction entre le moyen et le but compris dans l’acte de volonté. Celle-ci s’accommode donc du but recherché, parce qu’elle est le moyen nécessaire pour y parvenir. Pour autant, cela ne signifie pas que l’acte ait été voulu par la volonté ellemême. En effet, sous la menace d’un tiers, une personne peut s’engager en prêtant un faux serment, parce qu’elle craint pour sa vie. Les canonistes estiment ainsi que le parjure est voulu en lui-même, mais réalisé contre la volonté25. À côté de cette dernière, un autre élément s’impose: l’intention. Paradoxalement, aucune approche positive de l’intention ne ressort du Décret, ni des commentaires des décrétistes et encore moins de ceux des décrétalistes. Stephan Kuttner a montré qu’elle apparaît toujours en négatif, à travers l’analyse d’autres questions relatives à l’absence de volonté. En d’autres termes, les interrogations tendant à déterminer si l’infirmité de l’esprit, l’ignorance, la négligence, le cas fortuit et la nécessité constituent une faute, révèlent, par transparence ou par contraste, la notion d’intention. Dans toutes ces hypothèses, une recherche est opérée sur la place du libre arbitre, de la force de la contrainte intérieure et du moment du choix rationnel. Sur ce dernier aspect, l’élément essentiel recouvre les traits du consensus rationis. Ce consentement de la raison renvoie à la liberté et à la volonté. La terminologie employée par la doctrine canonique se fait l’écho des buts et des moyens conscients dont cette dernière s’est accommodée. Un lien se trouve établi entre elle et la conscience, à travers les expressions: ex studio, ex proposito, ex consulto et ex industria. Si ces termes jouent le rôle d’un révélateur de l’intention, ils ne la définissent pas pour autant. Deux aspects fondamentaux n’apparaissent pas: l’étendue de la connaissance et le contenu de la volonté. La théorie du parjure, développée par Augustin, distinguant la conscience du mensonge et l’intention de tromper aurait pu favoriser leur étude. Mais les canonistes ne s’intéressent qu’au premier aspect de cette dichotomie26. Ils établissent un lien avec le libre arbitre, dans la lignée des Pères de l’Église, comme l’évêque d’Hippone. Cette démarche constitue un apport essentiel par rapport au dernier état du droit romain. Ce lien entre le droit et la morale, relatif aux moteurs des actions humaines, transparaît ultérieurement dans les écrits juridiques des civilistes comme Balde qui, au XIVe siècle, reprend les distinctions et les conclusions intellectualistes de Thomas d’Aquin, en évoquant les trois puissances de l’âme: l’intellect, la volonté et la 24 25 26
Ibid., p. 94, n. 29: “Ex voluntate item peccata procedunt que libero mentis arbitrio et delinquendi proposito committuntur.” S. KUTTNER, Kanonistische Schuldlehre von Gratian bis auf die Dekretalen Gregors IX (Studi e testi 64), Città del Vaticano 1935, p. 45-50. Ibid, p. 71-78.
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mémoire. Le mouvement part du premier et rien ne procède de la volonté qui n’ait son origine en lui27. Cette approche purement morale – responsabilité morale et responsabilité pénale sont en effet intimement liées chez l’Aquinate28 –, doit être complétée par les caractéristiques des actes humains, susceptibles d’intéresser le juriste à l’aune de la philosophie aristotélicienne. Il s’agit de la distinction tripartite: scientia, potestas et voluntas29. Cette dernière, élément essentiel de l’acte humain, peut être soit mauvaise, soit imprudente, soit nulle30, ce qui pose le problème de la responsabilité. Toutefois, les progrès de la subjectivisation semblent plus lents, chez les romanistes, que chez les canonistes. Son évidence dans la responsabilité criminelle ou pour des comportements reposant sur le dolus doit être nuancée dans le cas d’une culpa. Certains attachent davantage d’importance au résultat qu’à l’esprit qui en fut la source. Par conséquent, lorsque le dommage atteint une chose et que le fait dépasse la volonté, l’auteur se trouve tenu pour l’ensemble de celui-ci. Quand le dommage atteint une personne, l’auteur est tenu pour son dol31. Les canonistes associent donc l’appréciation de la volonté et la prise en compte de la réalisation de l’acte32. En effet, la volonté, en elle-même, ne suffit pas pour imputer juridiquement une faute. Pour les théologiens, en revanche, elle peut, à elle seule, effectivement fonder un jugement au for interne. Mais les juristes demandent davantage et requièrent un agissement qui la révèle au monde extérieur. Seuls les péchés prenant la forme d’un acte manifeste qualifié de crime peuvent donc faire l’objet d’une imputation juridique. Afin de mieux saisir la volonté, dans son 27
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Baldus de Ubaldis, Com. ad C., 4, 24, 6, n° 2: “Quod quaedam respiciunt intellectu, quaedam voluntatem, quaedam respiciunt reminiscientem rerum gestarum, sicut sunt tres potentiae animae scilicet intellectus, voluntas et memoria. Intellectus procedit, deinde sequitur voluntas, quia voluntas est movens motum ab appetibili intellectu, unum nihil prius in voluntate, quin sit prius in intellectu secundum sanctum Thomam. Memoria autem habet se ad utrumque scilicet ad intellectum et voluntatem.” (Commentaria in primam Codicem partem, Lugduni 1585, fol. 80va). M. VILLEY, La responsabilité pénale chez Saint Thomas, dans: La responsabilité pénale (cf. n. 23), p. 127. N. HORN, Philosophie in der Jurisprudenz der Kommentatoren: Baldus philosophus, dans: Ius Commune 1 (1967), p. 123. Baldus de Ubaldis, Com. ad C., 4, 24, 6, n° 2: “Quod interdum voluntas est prava, interdum imprudens, interdum nulla, puta quando quis nihil cogitat facit quod.” (éd. cit. [cf. n. 27], fol. 80va). Baldus de Ubaldis, Com. ad D., 9, 2, 27, 8: “Quando factum excedit voluntatem tenetur quis de toto facto non inspecto proposito voluntatis […]. Et hoc est verum, quando excedit respectu rei, sed quando excedit respectu personae dic ut infra, De injuriis, l. Eum qui necessitate, § finali [D., 47, 10, 18] vel exigitur dolus hic non.” (In primam Digesti veteris partem commentaria, Venetiis 1599, fol. 317v). L. KÉRY, La culpabilité dans le droit canonique classique de Gratien (vers 1140) à Innocent IV (vers 1250), dans: J. HOARAU-DODINAU / P. TEXIER (éd.), La culpabilité (Cahiers de l’Institut d’Anthropologie juridique 6), Limoges 2001, p. 434.
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mouvement vers l’extériorisation, les canonistes ont établi une théorie de la tentative, qui constitue la mesure minimale de la participation à l’acte délictueux. La réalisation du résultat ne constitue pas pour autant la condition de la sanction de la volonté coupable. L’essentiel consiste plutôt dans la peine que se donne l’agent pour y parvenir. Trois étapes caractérisant l’acte volontaire ont été distinguées par Stephan Kuttner. La première correspond à la volonté initiale; la seconde à la volonté finale et la troisième à la volonté progressive. Cette dernière seule importe aux yeux des juristes, car elle tend au but (voluntas studiosa). Elle suppose un commencement d’exécution, élément qui reste essentiel, même si Gratien a repris les textes patristiques admettant l’équivalence du vouloir et du fait pécheur. Si vouloir est faire et même, peut-être, déjà avoir fait, ce constat ne présente en effet aucune valeur devant le tribunal du for externe33. La différence d’objet entre les fors affleure à travers la formule Lex opus attendit Deus voluntatem, dont les implications n’échappent pas aux canonistes34. Si la volonté occupe une place essentielle dans la canonistique médiévale, son absence fonde l’irresponsabilité ou, à tout le moins, peut conduire à une atténuation de la responsabilité.
2. L’injuria et la culpa, fondements de la responsabilité a. L’injuria, fondement de la conception générale de la faute dans les droits savants. – Le terme iniuria, dont la signification équivoque n’échappe pas au grammairien Huguccio35, est longuement analysé par les docteurs médiévaux. Comme le précise Madame Cursi, l’équivalence entre l’injuria et la culpa est établie à travers l’opposition entre les hypothèses de dommages non coupables et ceux dans lesquels intervient une faute, parce qu’aucune cause justificative ne peut être constatée36. Une acception assez étendue37 est assignée à la notion
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KUTTNER, Kanonistische Schuldlehre (cf. n. 25), p. 54-55. Panormitanus, Com. ad X, 5, 12, 6, n° 3: “… quod etiam in foro poenitentiali ex sola voluntate deliberata committendi delictum, delicto non secuto, licet per impotentiam facti non debet quis puniri, sicut si delictum actu fuisset perpetratum: et sic etiam quo ad Deum voluntas mala non habetur pro facto: sed minori peccato, et minori poena adstringuntur […]. Jura ergo, quae videntur innuere oppositum intellige, quod paria sunt quo ad interitum salutis aeternae, sed quod ad quantitatem supplicii, differunt. Nam consummatio operis aliquid addit.” (Commentaria in quartum et quintum Decretalium libros, Venetiis 1597, fol. 129rb). Huguccio [Grammaticus], Vocabularium, Vo Injuria: “Cum fit aliquid contra ordinem juris”; Vo Injuriae: “Sunt quae aut pulsationem corpus aut aliqua turpidudine”; Vo Injuriis: “Injustus. Injurium contra jus contrarium.” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 7622A, fol. 101vb). M.-F. CURSI, Iniuria cum damno. Antigiuridicità e colpevolezza nella storia del danno aquiliano (Università degli studi di Teramo. Facoltà di giurisprudenza. Collana-Nuova serie 9), Milano 2002, p. 34.
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d’injuria, surtout par la Glose38, permettant ainsi une distinction avec la contumélie. L’usage du mot tend cependant à disparaître au profit de celui de culpa39. Les deux notions sont assimilées40. La signification de chacune rejaillit sur le contenu de l’autre. L’injuria constitue un acte ne trouvant pas de fondement dans le droit: sans être contraire au jus, il n’est pas permis41. L’emploi du terme indique deux critères d’imputabilité subjective, à savoir la culpa et le dolus, mais également l’antijuridicité et la contumélie42. Les canonistes, pour leur part, précisent la dichotomie injuria/culpainjuria/contumelia en opposant au sens général abstrait une signification spéciale
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Summa Vindobonensis, IV, 3: “Injuria autem damnum dare dicitur qui nullo jure dat damnum.” (éd. G. B. PALMIERI, Wernerii summa Institutionum, dans: A. GAUDENZIUS, Bibliotheca iuridica Medii Ævi, t. I, Additiones, Bononiae 1914, p. 149). Accursius, Gl. ad D., 9, 2, 5, 1, V° Injuriarum: “Injuriam autem hic accipere nos oportet non quemadmodum circa injuriarum actionem contumeliam quandam: sed quod non jure factum est.” VIS Hoc est: “Hoc est contra jus id est culpa quis occiderit.” (Glossa in Digestum vetus [Corpus glossatorum juris civilis 9], Augustae Taurinorum 1969, fol. 162r). Pour de multiples occurrences dans la Glose, cf. P. RASI, L’Actio Legis Aquiliae e la responsabilità extracontrattuale nella Glossa, dans: G. ROSSI (éd.), Atti del convegno internazionale di studi accursiani, Bologna 21-26 ottobre 1963, 2 vol., Milano 1968, t. II, p. 749, n. 67. Cette substitution apparaît de bonne heure comme l’illustre le Livre d’Ashburnam, XVI, De injuria: “Injuria dicta est ex eo quod non jure fiat. Injurie autem appellatione dampnum culpa significatur.” (éd. C. G. MOR, Scritti giuridici preirneriani [Orbis romanus 3], t. I, Milano 1935, p. 27). Cette œuvre constitue avec le Livre de Tübingen une des sources des Exceptiones Petri legum Romanorum, dont la date et le lieu de composition demeurent controversés, mais dont on sait qu’elles émanent d’un certain Petrus, qui aurait vécu près du viguier de Valence dans la seconde moitié du XIIe siècle. Cf. H. LANGE, Römisches Recht in Mittelalter, t. I, Die Glossatoren, München 1997, p. 389-393. Les Exceptiones Petri reprennent ad litteram cette définition de l’injuria: Exceptiones Petri, III, 58 (éd. C. G. MOR, Scritti giuridici preirneriani [Orbis romanus 10], t. II, Milano 1938 p. 162). Rogerius, Summa Codicis, III, 24, De lege Aquilia: “Injuria accipitur pro culpa.” (éd. G. B. PALMIERI, dans: A. GAUDENZI, Bibliotheca Iuridica Medii Aevi, t. I/1, Bologna 1913, p. 49). Azo, Lectura ad C., 3, 35, Vo Damnum: “[per injuriam] id est culpam.” (Lectura super Codicem [Corpus Glossatorum Juris Civilis 3], Parisiis 1577, réimpr. Augustae Taurinorum 1966, p. 234). Accursius, Gl. ad D., 9, 1, 1, V° Injuria: “Injuria id est culpa. Et sic bene sequitur, itaque quia in fine dicit quando culpa fuit in homine.” (éd. cit. [cf. n. 38], fol. 161r). Odofredus Bononiensis, Com. ad D., 9, 2, l: “[injuria] id est culpa.” (In secundam Digesti veteris partem prælectiones, Lugduni 1552, réimpr. Lectura super Digesto veteri II [Opera iuridica rariora, t. II/2], Bologna 1968, fol. 272rb). Paulus Castrensis, Com. ad D., 9, 2, 3 pr.: “Haec actio locum habet, cum damnum datum per injuriam id est jure non permittente.” (In titulos quamplures primae partes Digesti veteris, Venetiis 1593, fol. 53r). M.-F. CURSI, Iniuria cum damno (cf. n. 36), p. 35.
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plus concrète s’identifiant à la notion d’iniquité43. L’assimilation de l’injuria à la culpa n’est pas pour autant niée44. La nature protéiforme de la première le dispute à la diversité des acceptions de la seconde comprise dans un sens général. Les sources justiniennes révèlent une richesse des significations de cette dernière45. Elles recouvrent l’illicite, l’imputabilité d’un fait à un débiteur ou bien la négligence par manque de diligence. Une distinction équivoque d’un commentaire préaccursien46 qualifie la culpa de peccatum non ex animo, impliquant davantage son rôle en tant que fondement objectif de la responsabilité. Mais cette approche, comme celle, pour le moins très générale, du grammairien Huguccio47, reste marginale, car l’évolution sémantique du terme aboutit à le faire entendre comme l’élément subjectif de l’illicite civil48. Toutefois, l’accord de la doctrine ne se réalise que sur ce point. Le contenu même de la notion prise dans une acception générale oppose les auteurs qui s’appuient sur la relativité de l’argumentum ab auctoritate49 pour développer à l’envi leurs propres analyses. Bartole († 1357), dont la dette à l’égard des maîtres orléannais est connue50, – le rôle d’intermédiaire de Cynus de Pistoie († 1336) a été du reste souligné51 –, présente sa définition en opposition à la leur. Ce dernier précise, en une vision assez moderne, que la faute suppose la déviation des dispositions de la loi, sachant qu’elle doit être connue de tous. 43
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Goffredus Tranensis, Summa super titulis Decretalium, V, 36, n° 1: “Generaliter injuria dicitur omne quod jure non fit. Specialiter autem dicitur injuria, iniquitas vel in justitia judicantis, quasi jus iniquum, ex eo dicta quod justitia et jure caret. Dicitur et injuria culpa ut in Lege Aquilia dicitur injuria contumelia ut Instit., eodem titulo [Inst., 4, 3], et ff., eodem titulo, in principio [D., 9, 2] et l. Apud Labeonem, § Convicium [D., 47, 10, 15, 3].” (éd. Lugduni 1519, réimp. anast., Aalen 1968, fol. 234va). Innocentius IV, Com. ad X, 5, 36, 9: Vo Injuria: “Aliter dicitur injuria, id est, culpa ut in hac lege Aquilia.” (Commentaria in quinque libros Decretalium, Francofurti 1570, reimpr. 1968, fol. 541rb). G. P. MASSETTO, Responsabilità extracontrattuale, dans: Enciclopedia del diritto, t. 39, Varese 1988, p. 1126. P. LEGENDRE, Recherches sur les commentaires pré-accursiens, dans: TRG 33 (1965), p. 417: Distinctiones ad Inst., I, 26, qui distinguent le crimen, constituant un peccatum ex animo et la culpa, correspondant à un peccatum non ex animo. Huguccio, Vocabularium, Vo Culpa: “Errorem, offensio” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 7622A, fol. 51rb). M. TALAMANCA, Colpa civile, dans: Enciclopedia del diritto, t. 7, Varese 1988, p. 527, n° 14. V. PIANO MORTARI, L’argumentum ab auctoritate nel pensiero dei giuristi medievali, dans: Rivista italiana per le scienze giuridiche 7 (1954), p. 461. W. M. GORDON, Cinus and Pierre de Belleperche, dans: A. WATSON (éd.), Daube noster. Essays in Legal History for David Daube, Edinburgh 1974, p. 105. K. BEZEMER, Word for word (or not): on the track of the Orleans sources of Cinus’ Lecture on the Code, dans: Tidjschrift voor Rechtsgeschiednis 68 (2000), p. 454. P. LEGENDRE, La France et Bartole, dans: Bartolo da Sassoferrato: Studi e documenti per il IV centenario, t. I, p. 145, réimp. dans Écrits juridiques du Moyen Âge occidental (Collected Studies Series 280), London 1988, n° VII.
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Par conséquent, celui qui la comprend et ne l’observe pas est donc fautif52. Cette approche, trop restreinte et qui ne vise finalement que la culpa lata, n’emporte pas la conviction de Bartole, qui préfère l’idée de déviation de ce qui est bon: soit en faisant le mal, soit en omettant le bien sciemment ou par ignorance53. Son propos ne convainc pas davantage Barthélémy de Salicet († 1411), qui envisage la faute comme une déviation du juste dicté par la raison54. La diversité des acceptions caractérise surtout les conceptions graduelles de la culpa. b. La culpa chez les canonistes. – Comme l’a démontré Stephan Kuttner, les canonistes développent, à partir de la notion de casus, une théorie de l’illicéité désignée sous l’expression versari in re illicita. Cette doctrine repose sur des distinctions binaires, antérieures au Décret de Gratien, dont l’une oppose le volontaire et l’involontaire: la volonté et le cas fortuit. Le postulat est que ce qui ne relève pas du hasard (casus) implique l’intervention d’un acte de volonté. Dans ces limites, la doctrine canonique médiévale mène un effort de systématisation de la notion de faute. Le travail de réflexion corrélatif à la définition d’une culpa praecedens – faute précédant le fait dommageable –, relativement à la démence et à l’ignorance, témoigne de l’acuité des analyses des canonistes. Ces derniers ne tardent pas à utiliser les textes tirés du droit romain, notamment la lex Aquilia, dont les fragments relatifs à des cas de négligence favorisent la caractérisation de la faute. Mais, pour parvenir à ce stade, une distinction juridique constitue le préalable nécessaire. Cette dichotomie résulte de la nécessité de dégager un critère fixe, permettant de préciser quand un acte peut être imputé à une personne. Une première classification, s’ordonnant autour du caractère permis ou non de l’action, complétée par l’analyse de l’attitude, diligente ou négligente dans son accomplissement, s’épuise rapidement. En effet, même si le hasard préside à la survenance d’un résultat imprévu, dans tous les cas de figure, la doctrine canonique en impute les conséquences à l’auteur, quel que soit son comportement. Par-delà cette approche rigoureuse, les canonistes établissent une autre classification, fondée 52
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Bartolus de Saxoferrato, Com. ad D., 16, 3, 32, 5: “Culpa est deviatio a legis dispositione, quod sic probatur, lex ab omnibus sciri debet, et observari, ergo qui id, quod percipit lex, non observat, est in culpa.” (In primam Digesti veteris partem commentaria, Venetiis 1599, fol. 102r). Ibid: “Culpa est deviatio ab eo, quod bonum est, quod per diligentiam hominis potuit praevideri. Credo quod ista sit bona deffinitio. Nam eo ipso qui deviat ab eo, quod bonum est, sive in faciendo malum, sive in omittendo bonum scienter, vel ignoranter, ista est culpa.” Bartholomeus de Saliceto, Com. ad D., 16, 3, 32, 5, n° 5: “Quero igitur modo quid sit culpa in suo genere generalissimo sumpta? Respondeo quod culpa est quedam deviatio ab eo quod quis ex recto dictamine rationis facere debet, procedens ex proposito, vel aliter.” (Super Digesto veteri, Lugduni 1549, fol. 89ra).
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sur la raison suffisante de l’action, sa nécessité (opus necessarium) ou son inutilité. Associée à la précédente, elles forment les bases d’une théorie de l’illicéité. Stephan Kuttner a précisé que cette dernière procède des travaux des décrétistes et non de Gratien. Rufin († 1190), dont la somme date des années 116055, fait le lien entre l’idée de raison suffisante (necessarium) de l’action et la notion de licéité (licitum)56. Mais c’est surtout dans les commentaires de Simon de Bisignano († ca. 1177-1179) que naît la distinction entre les dare operam rei illicitae et rei licitae57, reprise par tous les canonistes et de nombreux civilistes. Dans le premier cas, la responsabilité est quasiment objective, car l’imputation de l’acte est systématique et son auteur réputé homicide. Dans le second, l’analyse psychologique intervient pour savoir si une faute existe sous les traits de la négligence ou d’un manque de diligence. Cette théorie permet de qualifier des situations non envisagées par le droit de Justinien58. Mais quels sont les cas recouvrant l’une et l’autre branche de la distinction? Pour les opérations illicites, le contexte d’apparition de cette classification fournit l’exemple des tournois. L’accident mortel intervenu au cours d’un combat fait l’objet d’une imputation. Pour les opérations licites, une référence à la lex Aquilia se traduit par l’emprunt du cas du bûcheron (D., 9, 2, 31)59. Cet exemple fonde la suite de l’analyse des canonistes. En effet, dans les limites de l’opus licitum, la question de la responsabilité nécessite de déterminer l’existence d’une faute, sa forme et son degré. Des dispositions du pape Nicolas Ier (859), du concile de Worms (868) et du concile de Tribur (895) reprises dans trois canons (49, 50 et 51) de la Distinction 50 sur la déposition du clerc, réputée très imprégnée de droit romain60, évoquent l’élagueur d’arbre. Le fondement de la responsabilité de ce dernier s’ordonne, suivant les sources, autour du binôme culpa/negligentia ou de l’opposition entre l’intention et la négligence. Le lien rapidement établi avec les textes tirés du droit romain, notamment celui relatif au comportement fautif du bûcheron, ouvre ainsi la voie pour caractériser les formes de la faute. N’oubliant pas que la réflexion se poursuit en considération du casus, la doctrine canonique distingue celui qui est arrivé praeter culpam vel negligentiam de celui qui se manifeste cum culpam vel negligentiam. L’imputation de celui-ci a pour corollaire l’impunité de celui-là. 55
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A. GOURON, Sur les sources civilistes et la datation des Sommes de Rufin et d’Étienne de Tournai, dans: BMCL 16 (1986), p. 68, réimp. dans Droit et coutume en France aux XIIe et XIIIe siècles (Collected Studies Series 422), London 1994, n° X. KUTTNER, Kanonistische Schuldlehre (cf. n. 25), p. 203. Ibid., p. 204. G. P. MASSETTO, Responsabilità (cf. n. 45), p. 1130. Johannes Teutonicus, Gl. ord. ad D. 50, c. 51, Vis Si duo: “ff., Ad legem Aquiliam, Si putator [D., 9, 2, 31].” (éd. cit. [cf. n. 21], p. 247). J. GAUDEMET, Das römische Recht in Gratians Dekret, dans: Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 12 (1961), p. 181, réimpr. dans La formation du droit canonique médiéval (Collected Studies Series 111), London 1980, n° IX.
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Cette dernière apparaît ainsi, dans un premier mouvement, comme une espèce du casus et non de la culpa. Mais l’évolution vers le rattachement à cette dernière débute bientôt par l’analyse, plus prégnante que chez les civilistes, de la diligence et de la négligence. Celle-ci correspond à une idée de prévisibilité pouvant provenir d’une incurie61 qui, si elle intervient facientis, aboutit à un homicide casuel62. Cette première approche ne signifie pas que les canonistes omettent de considérer la culpa en tant qu’espèce. À l’inverse, ils profitent de la trilogie romaine pour affiner leur classification. L’intérêt porté à la forme du comportement fautif ne constitue que la première étape d’une analyse de la faute. Une question importante intervient ensuite: quelle doit être l’étendue de la diligence, pour échapper à toute responsabilité? À partir de quel niveau l’auteur du dommage s’expose-t-il à l’obligation de réparer? Le degré de diligence révèle des divergences entre les canonistes. Deux courants s’opposent. Le premier affiche sa préférence pour un rattachement à l’idée de devoir. L’auteur de l’acte doit appliquer toute la diligence à laquelle il est tenu (adhibere diligentiam debitam)63. De nombreux comportements se trouvent placés sous l’égide de ce devoir, tels que la faute dans la garde de l’animal64 et la responsabilité pour l’incendie65. Un second 61
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Summa “Magister Gratianus est in hoc opere” ad D. 50, c. 48: “[Inde culpabilis] de negligentis.”; ad c. 49: “[Hii ex neglectu] si non praevidetur quantum in eis fuit, nullatenus, nisi ex indulgentia.”; ad c. 50: “[Saepe, incuriae] idem est quod negligentia, sed hic accipitur incuria, id est contra suam.” (éd. T. P. MCLAUGHLIN, The Summa Pariensis on the Decretum Gratiani, Toronto 1952, p. 47). Summa “Elegantius in jure divino” seu Coloniensis, II, 98: “Homicidium casus ex negligentia tum facientis tum patientis accidit. Si facientis incuria provenerit, deponitur.” (éd. G. FRANSEN / S. KUTTNER [Monumenta Iuris Canonici A/1], t. I, New York 1969, p. 88). Sur l’auteur de cette summa, attribuée à Bertrand, évêque de Metz (de 1180 à 1212), cf. R. WEIGAND, Frühe Kanonisten und ihre Karriere in der Kirche, dans: ZRG, KA 107 (1990), p. 142. Bernardus Papiensis, Summa Decretalium, V, 10, 5: “Circa illud quod fit casu, distingue, an ille qui casu occidit instabat licito operi et adhibuit illem diligentiam quam debuit, aut non: primo casu non imputatur sibi, sed casui et fato et fortunae ut Di L. Hi qui (C. 49), Saepe (c. 50), Si duo (c. 51) et Cod. Ad Legem Cornelia de Sicaris l. 1 [C., 9, 16, 1]; alioquin si vel non instabat operi licito vel non adhibuit illam diligentiam quam debuit, sibi debet imputari.” (éd. T. LASPEYRES, Regensburg 1869, réimp. Graz 1956, p. 222). Johannes Andreae, Com. ad X, 5, 12, 8: “Homicidium casuale imputatur ei, qui dabat operam rei illicitae, vel licitae, si non adhibuit diligentiam, quam debuit.” (In quartum Decretalium librum novella commentaria, Venetiis 1581, réimp. Torino 1963, fol. 59rb). Bernardus Parmensis, Gl. Ord. ad X, 5, 36, 3 Vis Non custodivit: “Supple, et alterius bovem occiderit: unde tenetur, quia culpa, sive negligentia ipsius, damnum datum est, est qui debuit diligentiam adhibere.”; ad X, 5, 36, 9, Vis Quod si animalia: “Item qui occasionem damni dat damnum dedisse videtur, cum diligentiam non adhibuit quam debuit.” (Decretales cum glossis, 2 vol., Venetiis 1595, p. 1309 et 1310). Bernardus Parmensis, Gl. Ord. ad X, 5, 36, 5, Vis Reddet damnum: “Si fuerit in culpa dum apposuit istum ignem, nec adhibuit diligentiam quam debuit ff. Ad legem Aquiliam Qui occidit § In hac [D., 9, 2, 30, 3].” (éd. cit. [cf. n. 64], p. 1309).
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courant, en revanche, affirme que le degré doit être mis en rapport avec le pouvoir. La personne doit ainsi faire tout ce qui lui est possible pour éviter que ne se réalise le dommage (adhibere diligentiam potuit)66. Ce critère de la potentialité est appliqué à l’exercice de la médecine. La diligence doit être mise en œuvre pour ce qui relève de l’art, mais aussi de la matière, c’est-à-dire le choix de la médication. Comme la diversité des maux rend difficile la détermination du médicament approprié, il apparaît délicat de déclarer coupable celui qui agit par ignorance. Si Sinibaldo Fieschi († 1254), devenu le pape Innocent IV (1243), rattache le choix du remède à la diligence due par le médecin67, Hostiensis († 1271) montre plus de souplesse. Le lien établi avec la diligence potentielle ne postule pas sa déliquescence. Une telle attitude demeure essentielle avec, en dernier lieu, l’abstention de l’acte, notamment chirurgical, en présence d’un quelconque doute68. À cette question de l’oscillation entre le devoir et le pouvoir s’ajoute le thème de la mesure du comportement dans sa gravité. Le degré de la négligence fournit ainsi l’occasion de mettre ce fondement en lien avec la graduation de la culpa romaine (lata, levis et levissima), mais suscite des oppositions entre les auteurs. Certains, pour qui la gravité s’impose, requièrent donc une négligence dissoluta ou crassa. D’autres, minoritaires, s’attachent au plus petit échelon romain de la faute: la culpa levissima. Contrairement à la doctrine civiliste, les canonistes exigent donc une culpa lata ou levis. Cette différence d’approche soulève un débat sur le degré de la faute qui fonde, aux fors interne et externe, la responsabilité. La question est d’autant plus importante que toute culpa constitue un péché et suppose une réparation. Le point de départ de la controverse résulte d’un commentaire d’Innocent IV sur le canon Sicut dignum (X, 5, 12, 6, De homicidio 66
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Stephanus Tornacensis, Summa ad D. 50, c. 49: “[Innoxii] si tantam cautelam adhibuerunt, quantum potuerunt.” (éd. J. -F. SCHULTE, Die Summa des Stephanus Tornacensis über das Decretum Gratiani, Giessen 1891, réimp. Aalen 1965, p. 74). Innocentius IV, Com. ad X, 5, 12, 19, n° 2: “Sed quid si medicus bene novit medicinam, quam dedit bonam esse, et in veritate bona erat, sed contingit quod species positae in medicina fuerunt malae, vel propter nimiam vetustatem, vel quia falsam similitudinem gerebant verarum specierum, vel propter aliam quamcunque causam male fuerint. Responsio: quod si medicus diligentiam quam debuit adhibere in speciebus eligendis, quod quicquid inde contigerit inculpabilis est medicus, quia probabilis ignorantia, imo solicita diligentia eum excusat.” (éd. cit. [cf. n. 44], fol. 512vb). Hostiensis, Com. ad X, 5, 12, 19, n° 5: “Quid sit medicus bene peritus bonam medicinam propinavit quantum ad artem, sed quantum ad materiam mala erat, propter nimiam vetustatem specierum, vel falsa similitudinem, quam gerebat variarum specierum, vel aliam quancunque causam? Respondeo si omnem diligentiam quam potuit, adhibuit in speciebus eligendis, inculpabilis est quia semper est probabilis ignorantia excusata […]. Immo et solicita diligentia eum excusat. […] Quid si chirurgicus dubitat de incisore? Abstineat tam ipse, quam incisor, nisi sit talis, de quo non dubitatur communiter quin bene sciat incidere.” (In quinque Decretalium librum commentaria, Venetiis 1585, réimp. Torino 1965, p. 49).
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voluntario et casuale), dans lequel il affirme qu’au for de la conscience, les fautes légères et très légères ne donnent pas naissance à une obligation de réparer69. Si la culpa ne recouvre pas une gravité particulière, son auteur ne sera donc pas tenu dans les mêmes termes au regard des deux fors. En effet, la prise en compte de la volonté au for interne justifie l’éviction de culpae dépourvues de cet élément primordial. Hostiensis70, Jean d’André († 1348)71 et Antoine de Butrio († 1408)72 s’inscrivent dans cette perspective, expliquant qu’au for contentieux, le degré le plus faible de la négligence – la culpa levissima –, implique une réparation, tandis qu’au for de l’âme, si elle suppose l’imposition d’une pénitence, aucune obligation de réparer n’est prescrite. Les conséquences pratiques d’une telle position sont importantes. Pour des fautes d’une moindre gravité, en effet, le responsable n’est tenu que d’une pénitence, sans avoir à accomplir les actes 69
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Innocentius IV, Com. ad X, 5, 12, 6, n° 4: “Si autem, vel negligentia sua dedit quis damnum, ut si non bene cohibuit ignem, ne ad domos aliorum vagaretur, tunc tenetur actione l. Aquilia, ff., Ad legem Aquiliam [D., 9, 2, 44] l. Qui occidit, § In hac [D., 9, 2, 30, 3].” ; ibid., n° 5: “Sed tamen in foro penitentiali non videtur quod teneatur ad emendam damni et poena est ei imponenda de negligentia, non poena de damno argumentum 15, q. 2, c. Inabriaverunt [corr. C. 15, q. 1, c. 9]. Lex autem civilis quae intendit circa conservationem patrimonium, constituit quod etiam ad restitutionem damni tenerentur. Item bene fatemur quod si aliquo modo intenderet per ignem dare damnum, quod etiam tunc in foro penitentiali condemneretur, et idem dico si non intenderet, sed culpa esset, ut si ignem projiceret domum plenam stipula. Hoc autem generaliter teneas, quod quicunque satisfecerit ad plenum laeso, alii ulterius in foro penitentiali satisfacere non coguntur, sed ei compensare debent qui pro omnibus satisfecit et hoc idem sic obtinet in consilio animae; sed in foro judiciali, si potest discerni domum, vel factum unius a damno, vel facto alterius nullus tenebitur nisi de suo damno, vel facto, et sic videtur dicere ff., Ad legem Aquiliam, l. Item Mela, § Sed si plures [D., 9, 2, 11, 2].” (éd. cit. [cf. n. 44], fol. 511ra). Hostiensis, Com. ad X, 5, 12, 6, n° 11: “Sin autem culpa vel negligentia alicujus datum sit damnum, ut si non bene cohibuit ignem. Ne ad domos aliorum vagaretur, lege Aquilia tenetur ff., Ad legem Aquiliam, Si servus servum ab illo, § Item si arbustum [D., 9, 2, 27, 7] usque ad § Si cum apes [D., 9, 2, 27, 12]. L. Qui occidit § penultimo [D., 9, 2, 30, 4]. Quod verum est in foro contentioso. In spirituali vero non videtur teneri ad emendam, sed est tantum de negligentiam poenitentia imponenda argumento XV, q. 2, Inabriaverunt [corr. C. 15, q. 1, c. 9]: nisi et is, qui ignem apposuit, damnum dare intenderet, vel in lata culpa esset, ut si in domum plenam stipula ignem projiceret. Hoc etiam generaliter teneas in foro animae, quod ex quo per quemcunque ad plenum satisfactum est laesio alterutrius satisfacere non tenetur. Ei tamen compensare debet, qui pro omnibus satisfecit, sed non sufficit delinquenti, quod laeso satisfecerit, immo est ei alias pro peccato, quod commisit, spiritualis penitentia injungenda.” (éd. cit. [cf. n. 68], p. 45). Johannes Andreae, Com. ad X, 5, 12, 6, n° 10 (éd. cit. [cf. n. 63], fol. 58ra). Antonius de Butrio, Com. ad X, 5, 12, 6, n° 19: “… In foro animae solum est de negligentia puniendus, et ad emendationem damni non tenetur…” (éd. cit. [cf. n. 22], fol. 49vb).
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propres à rétablir la situation dommageable. La pénitence évite le sentiment d’impunité, mais l’inexistence d’une obligation de réparer peut obérer l’effet civilisateur de la démarche morale de l’Église, dans une société fortement christianisée. Francesco Zabarella († 1417) explique cette doctrine par la volonté de distinguer nettement les fors contentieux et pénitentiel, la mettant en lien avec la solidarité, sans pour autant discuter la question du degré de la faute73. Toutefois, à la fin du Moyen Âge, si Niccolò Tedeschi, plus connu sous le nom d’Abbas Panormitanus († 1445), semble suivre en partie cette doctrine74, elle n’emporte pas totalement sa conviction. En effet, ce dernier conteste l’opinion d’Innocent IV, en affirmant que toutes les fautes, sans considération de degré, donnent lieu, aux fors contentieux et pénitentiel, à l’application de l’action legis Aquiliae au for externe et à l’imposition d’une pénitence au for interne. Elles supposent surtout, dans tous les cas, l’obligation de réparer75. Cependant, cette position ne fait pas l’unanimité. Felino Sandei († 1503), par exemple, s’inscrit dans le prolongement de la doctrine d’Innocent IV en l’aggravant. Selon lui, seule la faute lourde peut donner lieu à l’obligation de réparer au for de la conscience. Reprenant les exemples relatif à l’incendie, comme négliger de couvrir un feu se propageant à la maison du voisin ou en allumer un par grand vent qui embrase les champs environnants, il les qualifie d’inadvertance. Ces négligences relèvent de la faute légère et le confesseur ne peut assortir la pénitence d’une obligation de restituer76. Cette divergence entre 73
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Franciscus Zabarella, Com. ad X, 5, 12, n° 4, Vis Eos insuper: “Vult denotare Innoc[entius] differentiam fori contentiosi ad poenitentiale: quia in contentioso uno malefactore satisfaciente, non per hoc alii liberantur […]. Sed in poenitentiali secus: tamen etiam in contentioso quo ad restitutionem laesi uno satisfaciente, omnes liberantur, sed non quo ad penam publicam […] et idem dico de penitentiali quo ad hoc unde etiam dicit Innoc[entium] quod non sufficit deliquenti, quod laeso satisfacerit, immo spiritualis penitentia debet sibi injungi pro peccato.” (Super IV et V Decretalium, Venetiis 1602, fol. 73v). G. P. MASSETTO, Responsabilità (cf. n. 45), p. 1132. Panormitanus, Com. ad X, 5, 36, 9, n° 1: “Nota primo ex textu, quod ex sola culpa, seu negligentia, tenetur quis ad satisfactionem damni, etiam de jure canonico, quantumque non habuerit voluntatem damnificandi et cum haec littera loquatur indistincte de culpa, seu negligentia, debet intellegi de qualibet culpa, quia indefinita aequipollet universali […]. Infertur ergo, quod in hac actione legis Aquiliae, venit levissima culpa de jure canonico sicut de jure civili ut l. Aquilia, ff., Ad legem Aquiliam [D., 9, 2, 44]. […] Et facit iste textus sic intellectus contra opinionem Innocen[tii] in c. Sicut dignum, De homicidio [X, 5, 12, 6], et dixi in c. Si egressus, supra eodem [X, 5, 36, 5]. Ut etiam in foro animae teneatur ad emendam, licet ex levissima culpa damnum illatum sit quia cum haec sit lex principis, et valde rationabilis, et non sit mera poena ex parte damnum passi, deberet observari etiam in foro animae […]. Nec ob[stat] c. Inabriaverunt 15, q. 1 [C. 15, q. 1, c. 9] super quo fundat Innoc[entius] quia ibi est mera pena, sed hic est interesse ex parte patiens damnum.” (éd. cit. [cf. n. 34], fol. 217ra). Felineus Sandeus, Com. ad X, 5, 12, 6, n° 16: “Subdit postea Innoc[entius] valde singulariter quod ista procedunt, ubi per dolum aliquis damnificat proximum sed si ex
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le droit civil et le droit canonique, mais aussi au sein même de la doctrine canonique, se double de rapports ambivalents entre droit et théologie sur la même question.
3. Les liens entre droit canonique et théologie sur les questions de responsabilité Droit canonique et théologie se nourrissent mutuellement, tous les sacrements étant visés par des dispositions canoniques77. C’est notamment le cas de la pénitence78. Le développement d’analyses à partir de textes distincts – le Décret de Gratien, pour le droit canonique, et les Sentences de Pierre Lombard († 1160), pour la théologie –, favorise néanmoins la dissociation des deux sciences79, pourtant nées de la même mère, selon une légende du XIIIe siècle80. Car, si le Lombard utilise les autorités citées dans le Décret et en assure l’intégration dans son système théologique81, il se sépare de celui-ci par des approches différentes sur de nombreuses questions. Et malgré certaines méthodes communes, chacune des disciplines tend à s’affirmer comme science autonome82. Il importe cependant de rester prudent, car d’éminents canonistes, tels qu’Hostiensis, professent l’union intime entre théologie, droit romain et droit canonique83. Ces rapports étroits fournissent l’occasion d’aborder l’une
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negligentia, vel levi culpa, quamvis tunc teneretur in foro civili ad damnum l. 3, ff., Ad legem Aquiliam [D., 9, 2, 3], cum similiter tamen in foro conscientiae non imponitur sibi poenitentia pro illa inadvertentia: puta, quia neglexit cooperire ignem unde domus sua cum vicinis est incensa; vel posuit ignem in sua stipula, non advertens principium ventorum ex quibus postea segetis vicini arserunt. Et idem in similibus: quia de hac levi culpa non gravabit eum confessor ad restitutionem. Fatemur tamen secus esse, si ex culpa valde lata, etiam circa dolum, hoc fecisset.” (Commentarium juris canonici, Pars tertia, Lugduni 1587, fol. 202va). A. M. LANDGRAF, Diritto canonico e teologia nel secolo XII, dans: Studia Gratiana 1 (1953), p. 374. J. DE GHELLINCK, Le mouvement théologique au XIIe siècle (Museum Lessianum, Section historique 10), 2e éd., Bruges 1948, réimpr. Bruxelles 1969, p. 307-308. J. GAUDEMET, Théologie et droit canon, dans: Römische Quartalschrift für christliche Altertumkunde und Kirchengeschichte 80/1-4 (1985), p. 163. A. BOUREAU, Droit et théologie au XIIIe siècle, dans: Annales Économie Société Civilisation 6 (1992), p. 1113. G. LE BRAS, Pierre Lombard, prince du droit canon, dans: Miscellanea Lombardiana, Novara 1957, p. 248. M. D. CHENU, La théologie au XIIe (Études de philosophie médiévale 45), Paris 1957, p. 1 seq. ID, La théologie comme science au treizième siècle (Bibliothèque thomiste 33), Paris 1957, p. 11 seq. Hostiensis affirme l’unité et la hiérarchie entre les trois sciences. Le droit canonique se caractérise par sa subordination à la théologie et le droit romain connaît le même rapport avec le droit canonique. Deux images illustrent cette union. La première est
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des dissensions entre les sciences. Ainsi, le commentaire d’Innocent IV au canon Sicut dignum figure-t-il parmi les points de désaccords entre juristes et théologiens, sans que soit indiquée la position des seconds84. Par un raisonnement a contrario, la doctrine théologique est certainement caractérisée par l’admission de l’obligation de réparer, tant au for interne qu’externe, pour toutes les fautes, quel que soit leur degré. La littérature quodlibétique se réfère fréquemment au droit canonique pour les questions touchant à la vie sociale, en raison de leur caractère moral85; toutefois, nous n’avons pas trouvé de questions reprenant ce débat parmi toutes celles répertoriées par Palémon Glorieux86. Les liens entre théologie et droit restent pourtant prégnants à propos de la pénitence. Les théologiens s’inspirent sur ce thème des développements théoriques des canonistes. Les XIe et XIIe siècles constituent une période charnière. L’automatisme des tarifs et l’incohérence du régime des sanctions dans les pénitentiels en circulation achèvent de discréditer une pratique qui assigne au prêtre comme au pénitent une place plus passive qu’active dans l’économie du salut. À cette abstraction objective, succède peu à peu un dialogue, subjectif et concret, entre les acteurs de la confession87, organisé par des livres pénitentiels d’un genre nouveau. Le changement, né avec le Corrector sive medicus (ca. 1008-1012) de Burchard de Worms, s’opère sans nette rupture avec le passé. S’inspirant du traité De vera et falsa poenitentia, composé dans la
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exprimée par une comparaison animale qui fait du droit canonique une science hybride à l’instar du mulet né du croisement d’un cheval et d’une ânesse; la théologie s’apparentant au cheval et le droit romain à l’ânesse. La seconde est exprimée à travers une comparaison anthropologique, à savoir que la tête serait représentée par la théologie, le pied par le droit romain et la main par le droit canonique. Cf. G. LE BRAS, Théologie et droit canon dans l’œuvre d’Henri de Suse, dans: Études historiques à la mémoire de Noël Didier, Paris 1960, p. 197. Y. M. CONGAR, Un témoignage des désaccords entre canonistes et théologiens, dans: Études d’histoire du droit canonique dédiées à Gabriel Le Bras, t. II, Paris 1965, p. 878. Cf. aussi R. WEIGAND, Ein Zeugnis für die Lehrunterschiede zwischen Kanonisten und Theologen aus dem 13. Jahrhundert, dans: Revue de droit canonique 24 (1974), p. 63. G. LE BRAS, Le droit canon dans la littérature quodlibétique, dans: ZRG, KA 87 (1960), p. 77. Dans ces disputes extraordinaires, qui n’interviennent que lors de l’Avent et à la période du Carême, les maîtres en théologie de Paris engagent leur réputation en se soumettant à n’importe quelle question sur n’importe quel sujet (de quodlibet), l’exigence de brièveté et de précision fonde leur valeur doctrinale dont les manuels de confesseurs vont se faire l’écho, cf. A. BOUREAU, E. MARMURSZTEJN, Thomas d’Aquin et les problèmes de morale pratique au XIIIe, dans: Revue des sciences philosophiques et théologiques 83 (1999), p. 689. P. GLORIEUX, La littérature quodlibétique de 1260 à 1320 (Bibliothèque thomiste 5 et 21), 2 vol., Paris 1925-1935. P. MICHAUD QUENTIN, À propos des premières summae confessorum, théologie et droit canonique, dans: Recherches de théologhie ancienne et médiévale 26 (1959), p. 265.
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seconde moitié du XIe siècle et faussement attribué à Augustin d’Hippone88, le Décret de Gratien inclut un traité De poenitentia influencé par la pensée de Pierre Abélard († 1141) et d’Hugues de Saint-Victor89 († 1142). Inséré dans la Cause 33, question 3, au milieu de textes concernant le mariage, cet important ouvrage (90 canons), divisé en sept distinctiones, intègre les évolutions les plus récentes concernant la confession, et établit un questionnaire pour mieux cerner la faute et sa gravité et favoriser la fixation d’une pénitence plus juste. Malgré son manque de clarté sur la question de la nécessité de la confession90, ce traité exprime précisément le caractère arbitraire des pénitences établies par le confesseur91. Les ouvrages postérieurs au Décret intègrent les apports de la scolastique, notamment sur la forme, comme la théorie des circonstances, qui permet une analyse détaillée de l’environnement de l’acte répréhensible92. S’ils assimilent les évolutions théologiques, comme l’importance accordée aux péchés de la langue, qui en constituent presque un huitième93, ils restent toutefois liés à la littérature antérieure pour les questions de fond. L’influence de Réginon de Prüm et de Burchard de Worms demeure ainsi notable, dans les livres pénitentiels des XIIe et XIIIe siècles, à propos de l’homicide ou de l’incendie. L’ouvrage d’Alain de Lille († 1203) reproduit notamment des passages du livre VI de Burchard, distinguant les homicidia nolens et volens94, autre forme de la distinction entre homicides volontaire et casuel.
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R. RUSCONI, Ordinate confiteri, la confessione dei peccati nelle “summae de casibus” e nei manuali per i confessori (metà XII-inizi XIV secolo), dans: L’aveu. Antiquité et Moyen Âge, Actes de la table ronde organisée par l’École française de Rome, Rome 2830 mars 1984 (Collection de l’École Française de Rome 88), Rome 1986, p. 299. S. KUTTNER, Zur Frage der theologischen Vorlagen Gratians, dans: ZRG, KA 23 (1934), p. 255, réimp. dans Gratian and the schools of law, 1140-1234 (Collected Studies Series 185), London 1983, n° III. J. GAUDEMET, Le débat sur la confession dans la Distinction I du “De poenitentia” (Décret de Gratien, C. 33, q. 3), dans: ZRG, KA 71 (1985), p. 73, réimp. dans: Droit de l’Église et vie sociale au Moyen Age (Collected Studies Series 300), London 1980, n° XV. Il illustre, en outre, que les collections canoniques sont le reflet des mentalités d’une période, cf. J. GAUDEMET, Les collections canoniques, miroir de la vie sociale, dans: Mélanges en l’honneur de Jacques Ellul, Paris 1983, p. 249, réimp. dans: Église et société en Occident au Moyen Age (Collected Studies Series 187), London 1984, n° XIII. T. N. TENTLER, Sin and confession on the Eve of the Reformation, Princeton 1977, p. 109. C. CASAGRANDE, S. VECCHIO, Les péchés de la langue, Paris 1991, p. 17 seq. Alanus de Insulis, Liber Poenitentialis, II, 17: “Ex concilio Nannetensi: De illo qui voluit aliquem vulnerare et non occidere et tamen occidit: ‘Fecit homicidium nolens, ita ut in ira aliquem percutere vellet et non occidere et tamen occidit? Quadraginta dies in pane et aqua poenitat et septem sequentes annos ita observet, supra dictum est. Sed in primo, tertiam et quintam feriam et sabbatum redimere potest, singulos denariis vel pascendo tres pauperes. Reliquos autem sex annos ita observet, sicut de homicidis
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Les travaux des juristes ne sont pas pour autant ignorés. Les apports de la canonistique à la théorie de la responsabilité pénètrent peu à peu la pratique pénitentielle ou pastorale. L’importance de la volonté et l’obligation de réparer occupent ainsi une place toujours plus conséquente95. Le mouvement s’accentue avec le Liber Poenitentialis de Robert de Flamborough (ca. 1208), qui assimile les constructions des décrétistes, rattachant l’homicide casuel à la dichotomie res licitae/res illicitae et citant formellement Huguccio96. La position de ce dernier, reprenant la thèse de Pierre Abélard, selon laquelle la confession n’est pas nécessaire à la rémission des péchés97, circule désormais parmi les théologiens, qui n’hésitent plus, du reste, à citer leurs sources98, qu’il s’agisse des Écritures, du Décret de Gratien, des décrétistes ou des Quinquae Compilationes, comme l’illustrent trois sommes du début du XIIIe siècle99. La multiplication de tels ouvrages s’explique par la complexité grandissante de la théologie et du droit canonique, mais aussi de la philosophie qui redécouvre la notion de nature humaine. Un nouveau rôle est ainsi assigné à la pastorale, laquelle, plus active, cherche à atteindre l’individu100. Une telle
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sponte commissis constitutum est.’” (éd. et trad. J. LONGERE [Analecta Mediaevalia Namurcensia 18], t. II, Louvain 1965, p. 58). Alanus de Insulis, ibid., t. I, p. 172. Robertus Flamesburensis, Liber Poenitentialis, III, 3, 107: “Si casualiter interfecisti hominem, si omnem debuisti adhibuisti diligentiam et rei licitae institisti, licite promoveberis; si autem debitam non adhibuisti diligentiam, licet rei licitae institeris, non promoveberis. Si rei illicitae institisti et aliquem interfecisti, quamcumque adhibuisti diligentiam, non promoveberis. Haec est Huguccio distinctio.” (éd. J. J. FIRTH [Pontifical Institute of Medieval Studies. Studies and Texts 18], Toronto 1971, p. 121). P. ANCIAUX, La théologie du sacrement de pénitence au XIIe (Universitas Catholica Lovaniensis, séries II, 41), Louvain 1929, p. 444-445. A. TEETAERT, Le “Liber Poenitentialis” de Pierre de Poitiers, dans: Aus der Geisteswelt des Mittelalters, suppl. III, 1 (1935), p. 321. Summa Magistri Conradi, De homicidio voluntario vel casuali: “Homicidium voluntarium peccatum est, quia est contra prohibitionem divinam: “Non occides”, XXIII, q. V, Si non licet [C. 23, q. 5, c. 9] […] Homicidium casuale non nocet, si is qui commisit illud, insistebat operi licito et adhibuisti diligentiam quam debuit, ut l. distinctione Hii qui arbo. [D. 50, c. 49], infra. extra. de homicidio casuali l. 2, infra, eodem titulo, c. penultimo, l. 3. Si autem insistit operi illicito vel non adhibuisti diligentiam quam debuit, imputaretur, ut in premissis decretalibus et L distinctione, Quantum [D. 50, c. 48]. Quidam autem dicunt quod quando casuale homicidium committitur ab illo qui insistebat operi licito et adhibita fuit diligentia, non imputatur illud ad peccatum, sed inducit irregularitum, quia lex promotionis opus requirit ut XV, q. 1, Si quis non iratus [C. 15, q. 1, c. 13], infra, c. Suggestum, l. 2 […].” (éd. J.-P. RENARD, Trois sommes de pénitence de la première moitié du XIIIe, t. I, Prolégomènes et notes complémentaires [Lex spiritus vitae 6], Louvain-La Neuve 1989, p. 475). P. MICHAUD-QUANTIN, Les méthodes de la pastorale du XIIIe au XVe siècle, dans: Methoden in Wissenschaft und Kunst des Mittelalters (Miscellanea Mediaevalia 7), Berlin 1970, p. 78, définit ainsi la pastorale: “Ensemble des moyens par lesquels les membres du clergé qui en ont la charge s’efforcent de diriger les fidèles qui leur sont
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démarche nécessite toutefois de s’appuyer sur un clergé instruit. Or, la majeure partie des prêtres ne possède ni les facultés intellectuelles, ni la formation pour comprendre les débats d’écoles. Ces recueils de règles juridiques nécessaires à l’administration du sacrement101 présentent donc l’essentiel de ce que doit connaître le clerc pour officier. Leur diffusion est bientôt favorisée par la publication par Innocent III, au IVe Concile de Latran, en 1215, de la bulle Omnis utriusque sexus, imposant l’obligation de la confession annuelle pour tout chrétien102. L’originalité du canon réside dans l’établissement d’une sanction de la nouvelle règle103. Un genre littéraire inédit, se distinguant des ouvrages antérieurs par son humanité104 et instituant un catalogue des comportements interdits105, se répand alors. Certains confesseurs, comme Thomas de Chobham (ca. 1216), s’inscrivent encore dans la filiation du Décret, sans tenir compte des développements ultérieurs de la doctrine canonique, comme le révèle son chapitre sur l’homicide casuel106. Mais de nombreux autres107 suivent le modèle
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confiés, en règle générale les habitants d’un territoire donné, en vue d’assurer le salut éternel de leurs âmes.” R. NAZ, Somme, dans: DDC, t. VII, Paris 1965, col. 1072. Concilium Lateranense IV (1215), c. 21: “Omnis utriusque sexus fidelis, postquam ad annos discretionis pervenerit, omnia sua solus peccata confitaetur fideliter, saltem semel in anno proprio sacerdoti, et injunctam sibi poenitentiam studeat pro viribus adimplere, suscipiens reverenter ad minus in pascha eucharistiae sacramentum, nisi forte de consilio proprii sacerdotis ob aliquam rationabilem causam ad tempus ab ejus perceptione duxerit abstinendum; alioquin et vivens ab ingressu ecclesiae arceatur et moriens christina careat sepultura…” (éd. J. ALBERIGO, Conciliorum oecumenicorum decreta, Bologna 1973, p. 245). P.-M. GY, Les définitions de la confession après le quatrième concile du Latran, dans: L’aveu (cf. n. 88), p. 287. L. E. BOYLE, Summa confessorum, dans: Les genres littéraires dans les sources théologiques et philosophiques médiévales, définition, critique et exploitation. Actes du colloque international de Louvain-La Neuve, 25-27 mai 1981 (Publications de l’Institut d’Études Médiévales, 2e série: Textes, Études, Congrès 5), Louvain-La Neuve 1982, p. 227. T. N. TENTLER, The Summa for Confessors as an Instrument of social Control, dans: C. TRINKAUS (éd.), The pursuit of Holiness in Late Medieval and Renaissance Religion (Studies in Medieval and Reformation Thought 10), Leiden 1974, p. 113. Thomas de Chobham, Summa confessorum, D. 4, q. 8, c. 1, Quod homicidium sit casuale: “De casuali homicidio dicendum est, in quo duo sunt semper attenda sacerdoti, utrum scilicet ille qui casu occidit dedit operam operi necessario et utrum adhibuit diligentiam necessariam, veluti si quis volens edificare domum arborum succidat et diligenter consideret ne aliquis sit sub ruina et alta voce clamet ut fugiat si quis est propinquus, non peccat si arbor obruat aliquem ibi stulte occultatum et fugere nolentem. Si autem alterum istorum defuerit, scilicet opus necessarium vel diligentia necessaria vel utrumque, homicida est et debet ei injungi penitentia sicut homicide…” (éd. F. BROOMFIELD [Analecta Medievali Namurcensia 25], Louvain 1968, p. 445). P. MICHAUD-QUENTIN, La “Summula in foro poenitentiali” de Bérenger Frédol, dans: Collectanea Stephan Kuttner, t. I (Studia Gratiana 11), Bologna 1967, p. 153.
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fourni par Raymond de Peñafort († 1275) dans sa Summa de casibus poenitentiae, qui circule sous le nom de Raymundida108. L’ouvrage utilise le casus conscientiae, promu par le franciscain Alexandre de Halès († 1245), qui consiste à exposer une situation précise et concrète en vue d’appliquer les principes normatifs afférents. En d’autres termes, il s’agit de déterminer si, dans chaque cas d’espèce, intervient une transgression de la loi109. La somme de Raymond de Peñafort, de nature théologico-canonique110, évoque les seuls péchés extérieurs et reprend certaines catégories juridiques en vigueur depuis Bernard de Pavie († 1213)111. L’importance de l’aspect juridique se traduit par le passage d’une métaphore médicale, dans laquelle le confesseur était assimilé à un médecin chargé de soigner l’âme, à une métaphore judiciaire, qui insiste sur l’aspect procédural de la confession. Le droit ne triomphe pas pour autant, car celui qui comparaît devant le prêtre le fait volontairement, ce qui n’est pas le cas devant le juge112. Le titre relatif à l’homicide témoigne toutefois de l’influence de la formation juridique de l’auteur, qui substitue à la présentation traditionnelle, distinguant l’homicide volontaire de l’homicide casuel, une distinction quadripartite, organisée autour de quatre modes d’exécution: l’homicide commis par justice, par nécessité, volontairement, ou involontairement. Pour ce dernier, sont reprises les thèses des décrétistes concernant l’illicéité, avec l’exposé de cas précis comme la blessure ou la mort causée à une personne par le jet d’une pierre destinée à atteindre une chèvre ou un animal, ou bien la correction excessive du maître à l’égard de son disciple mentionnée dans la lex Aquilia. L’appréciation de la gravité de la faute varie selon la liciété ou l’illicéité de l’activité113. Raymond de Peñafort crée ainsi un genre à l’avenir prometteur: la somme juridique constituant un traité de morale “juridisée”114. 108
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Une première version de ce texte essentiel a été rédigée au cours de son éloignement de la carrière académique (v. 1222-1228), cf. S. KUTTNER, Zur Entstehungsgeschichte des Summa de casibus poenitentiae des hl. Raymund von Penyafort, dans: ZRG, KA 39 (1953), p. 420. Elle précède une seconde version postérieure à l’établissement de la collection des Décrétales de Grégoire IX (1234) mené sous sa direction: ID, Raymond of Peñafort as editor, dans: BMCL 12 (1982), p. 65. P. MICHAUD-QUANTIN, Sommes de casuistiques et manuels de confession au Moyen Âge (XIIe-XIVe siècle) (Analecta Mediaevalia Namurcensia 13), Louvain 1962, p. 39. P. GLORIEUX, Sommes théologiques, dans: DThC, t. XIV, Paris 1949, col. 2350. Une distinction classique s’ordonne autour de deux types de sommes: celles qui ont un caractère théologico-moral et celles qui présentent un caractère nettement juridique, qualifiées de théologico-canoniques. P. MICHAUD-QUENTIN, À propos des premières Summae (cf. n. 87), p. 313. N. BÉRIOU, La confession dans les écrits théologiques et pastoraux du XIIIe siècle: médication de l’âme ou démarche judiciaire?, dans: L’aveu (cf. n. 88), p. 276. RAIMUNDUS DE PENNAFORTE, Summa confessionalis, II, 1: “Casu: ut cum aliquis projecit lapidem ad avem vel animal, et alius transiens ex insperato percutitur et moritur; vel incidit arborem, et casu arboris aliquis opprimitur, et similia. Hic distingue: aut dabat operam illicitae rei, aut licitae. Si illicitae, ut puta projeciebat lapidem versus loca unde consueverunt homines transitum facere, vel dum furabatur equum vel bovem, aliquis a
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Au milieu du XIIIe siècle, Guillaume de Rennes (ca. 1240-1245) en propose une glose, bientôt suivi par Jean de Fribourg († 1314), qui ne tarde pas à écrire son propre manuel (ca. 1298), empruntant beaucoup à la Raymundida115 et citant aussi bien les décrétalistes tels qu’Hostiensis, Geoffroy de Trani et Innocent IV, que les théologiens de renom, comme les Quatre Dominicains: Thomas d’Aquin († 1274), Pierre de Tarentaise († 1276), Ulrich de Strasbourg († 1278) et Albert le Grand († 1280). Il réalise ainsi une synthèse de deux courants116, au ton plus théologique que l’œuvre de son illustre modèle117. La diversité des cas augmente avec toujours plus de précisions, pour faciliter le travail du confesseur. Ainsi, peut-on trouver, à la fin du XIIIe siècle, l’analyse du dommage causé, qui n’apparaissait pas, dans les précédentes sommes, directement en lien avec le titre De injuriis et damno dato des Décrétales de Grégoire IX. Jean d’Erfurt († ap. 1325) procède ainsi, en envisageant, dans de multiples rubriques, les conditions de la responsabilité et ses effets avec des références explicites à l’action legis Aquiliae au for contentieux et à la position dégagée par Innocent IV dans le canon Sicut dignum refusant la réparation au for pénitentiel118.
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bove vel equo percussus est, et similia, hoc indistincte imputatur. Si vero licitae rei dabat operam, ut quia magister causa disciplinae verberabat discipulum, vel deponat fenum de curru, vel arborem propriam sibi necessariam incidebat, et similia, hic, si adhibuit diligentiam quam potuit, videlicet respiciendo, et proclamando non nimis tarde vel demisse, sed tempore congruo et alte, ita quod si aliquis erat ibi vel veniebat poterat fugere et sibi cavere, vel magister non excedendo modum in verberando discipulum, non imputatur ei; alias, si dabat operam rei licitae et non adhibuit diligentiam debitam, ut dictum est, imputatur ei.” (éd. X. OCHOA, A. DIEZ, Summa de poenitentia [Universa Bibliotheca Iuris 1/B], Roma 1976, p. 444). Cette distinction entre les operae rei illicitae et rei licitae forme encore le schéma d’analyse de l’homicide chez Antonin de Florence († 1459): “Non occisor eris. Et primo quaere si occiderit extraordinem juris aliquem voluntarie: vel praeter intentionem a casu, dando operam rei illicitae: ut in ludo noxio, sicut ad saxa, vel etiam rei licitae: sed non adhibendo debitam diligentiam, ut projiciendo tegulas de tecto, mortale est.” (éd. Venetiis 1566, fol. 105v). P. MICHAUD-QUANTIN, Sommes de casuistiques (cf. n. 109), p. 40. C’est notamment le cas pour la question qui nous intéresse, puisqu’il place son développement sous l’égide de Raymond de Peñafort, en reprenant la distinction et les exemples donnés par celui-ci: JOHANNES DE FRIBURGO, Summa Confessorum, I, De homicidio, s. l. 1518, fol. 50va. P. MICHAUD-QUANTIN, Sommes de casuistiques (cf. n. 109), p. 44-45. L. E. BOYLE, The Summa confessorum of John of Friburg and the popularization of the moral teaching of St Thomas and some of his contempories, dans: E. GILSON (dir.), St Thomas Aquinas (1274-1974) commemorative studies, Toronto 1974, p. 252. JOHANNES ERFORDIENSIS, Summa confessorum, II, 6, 25: “De prima nota: de dampno tenetur qui – dampnum irrogavit ex: – culpa, sed si culpa non intervenit, non tenetur ad dampnum; inde infantes non tenentur; – negligentia, puta diligentiam debitam non adhibuit circa candelam;
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Il importe, en effet, de ne pas négliger l’ambivalence de la pénitence, en ce qu’elle vise des péchés existant au for externe que le droit peut appréhender, mais dont la réparation comme la qualification lui échappent119. Cette ambiguïté justifie pourtant sa prise en compte dans une analyse de la responsabilité, car l’eschatologie rejaillit sur la justice terrestre. En effet, la réflexion des clercs sur l’Au-delà et la perception d’un troisième lieu, au XIIe siècle, entre le Paradis et l’Enfer, appelé Purgatoire, démontrent le souci d’édifier une société chrétienne en la conformant à un idéal de justice120. Il s’agit même d’atteindre un idéal social, par le respect de ce que prescrivent ces catalogues d’obligations, chacun accomplissant ainsi son devoir d’état (status) et assurant le bon fonctionnement du groupe121. La pénitence vise par conséquent à former la conscience morale des hommes, accroissant la perception de leur propre culpabilité, favorisée par l’aveu des fautes122. Comme il ne s’agit pas de juger uniquement un fait mais plutôt un individu, la personne plus que son acte se trouve au centre de l’analyse, ce qui contribue à individualiser davantage la faute et la peine, accentuant encore la subjectivisation de la responsabilité. Le sacrement de pénitence permet ainsi un contrôle social par l’intermédiaire du confesseur, tendant à structurer les comportements en vertu d’un modèle fourni par la conjonction du droit et de la théologie. L’évolution rejaillit sur la politique, car l’appréciation en fonction du status renvoie à la justice distributive mais aussi au bien commun, en une période caractérisée par le passage d’une autorité féodale à une autorité souveraine123. La pastorale intègre donc les évolutions du droit canonique dans un souci pratique évident et l’on comprend l’effort de concision et de précision dans l’emploi des notions juridiques. Les canonistes en ont peut-être conscience et
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– ignorantia, quando scire debuit ex facto suo injuriam verisimiliter posse contingere vel jacturam; puta, licet mihi percutere percutientem me, sed si cum vellem eum percutere alium percusse, imputatur mihi D., Ad legem Aquiliam Scientam, § ult. [D., 9, 2, 45, 5]. – opem irrogantibus tulit, ut si minus tenuit et alter occidit: Extra, De injuriis. Nota: qui per culpam vel negligentiam dampnum dederit succedendo, tenetur lege Aquiliae in foro contentioso, sed in foro poenitentiali non tenetur ad emendam dampni, sed est poenitentia ei imponenda de negligentia, nisi dampnum intendisset vel illata culpa esset, ut si projecit ignem in domum plenam pallea: argumento 15, q. 2, Inabrieverint, hoc in In[nocentio] [X, 5, 12, 6, n. 4] et Host[iensi], Extra, De homicidio (X, 5, 12).” (éd. N. BRIESKON [Europäische Hochschulschriften, Reihe II Rechtswissenschaft 245], 2 vol., Frankfurt am Main 1979, t. II, p. 1402). W. TRUSEN, Zur Bedeutung des geistlichen Forum internum und externum für die spätmittelalterliche Gesellschaft, dans: ZRG, KA 107 (1990), p. 266-268. J. LE GOFF, La naissance du Purgatoire, Paris 1981, rééd. 1991, p. 297. P. MICHAUD-QUANTIN, Aspects de la vie sociale chez les moralistes, dans: P. WILPERT (éd.), Beiträge zum Berufsbewusstein des mittelalterlichen Menschen (Miscellanea Mediaevalia 3), Berlin 1964, p. 32. J. DELUMEAU, Le péché et la peur, la culpabilisation en Occident, XIIIe-XVIIIe siècles, Paris 1983, p. 211 seq. P. MICHAUD-QUANTIN, Aspects de la vie sociale (cf. n. 121), p. 37.
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évitent les divisions de la faute en de multiples espèces proposées par les Commentateurs. Pour autant, les définitions données par les civilistes ne sont pas totalement rejetées. Ainsi, la classification de Bartole n’échappe pas à Panormitain, qui n’en reprend toutefois que l’essentiel, à savoir la trilogie romaine originaire, n’hésitant pas à reformuler les propos de son devancier sous une forme claire et concise124. La doctrine canonique accorde donc une importance à l’intention permettant de distinguer le dol de la faute, cette dernière recouvrant un aspect involontaire plus prononcé125.
II. L’influence du droit canonique sur les effets de la responsabilité A. La réparation, élément d’une théorie de la restitution La réparation du dommage résultant d’un délit ou d’un quasi-délit constitue un élément de la théorie générale de la restitution. Les juristes de l’un et l’autre droits, ainsi que les théologiens, abordent ce thème selon des modalités et en des termes différents. Les civilistes développent ainsi leurs analyses à propos des droits réels et des obligations personnelles. Pour les premiers, la restitution de la chose, mobilière ou immobilière, peut être réclamée par l’intermédiaire d’actions tirées des leges. Le propriétaire peut, par exemple, exiger son bien et les fruits afférents par la rei vindicatio. De même, le possesseur de bonne foi a la possibilité de l’obtenir, avant la fin de la prescription, par l’actio publiciana126. D’autres voies, propres aux droits réels, concourent à la défense de la propriété et de la
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Panormitanus, Consilia, II, 82: “Circa secundum, scilicet quae sit lata, levis et levissima culpa, licet multa scribantur, ut nota in l. Quod Nerva, D., Depositi [D., 16, 3, 32, 5]. Tamen sequendo ibi Bart[olus] unius dicta communiter approbantur, dicendum est, quod lata culpa est deviatio incircumspecta, ab ea diligentia, quam communiter habent homines, qui sunt ejusdem conditionis et possessionis, levis vero culpa est deviatio circumspecta, ab ea diligentia, quam adhibent homines diligentes, et qui sunt ejusdem conditionis et professionis, levissima vero culpa est deviatio circumspecta, ab diligentia, quam habent homines diligentes et diligentissimi ejusdem conditionis et professionis, quae omnia sunt declaranda, ut plene nota in l. Quod Nerva ad propositum tamen breviter dicendum.” (éd. Venetiis 1505, fol. 117va). A. LEFEBVRE-TEILLARD, Le droit canonique et la formation des grands principes du droit privé français, dans: H. SCHOLLER (éd.), Die Bedeutung des kanonischen Rechts für die Entwicklung einheitlicher Rechtsprinzipien (Arbeiten zur Rechtsvergleichung 177), Baden-Baden 1996, p. 19. K. WEINZIERL, Die Restitutionslehre der Frühscholastik, München 1937, p. 183.
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possession127. S’agissant des droits personnels, les juristes, commentant les fragments du Corpus juris civilis, envisagent la question à propos des quatre sources de l’obligation. Les contrats, les quasi-contrats, les délits et les quasidélits leur permettent d’indiquer les conditions de la réparation et ses modalités. Pour les deux dernières catégories, leurs analyses concernent les délits privés – furtum, rapina, injuria et damnum injuria datum –, l’étude des quasi-délits relevant de l’édit De his qui dejecerint vel effuderint (D., 9, 3) et des Institutes (Inst., 4, 5). Selon Azon, la réparation de ces faits dommageables repose sur un principe de droit naturel, dont l’origine religieuse est connue: Quod tibi non vis fieri, alteri ne feceris128. L’importance remarquable de ce caractère est fondée sur les multiples textes bibliques justifiant l’obligation de restitution. En effet, le Non furtum facies (Ex., 20, 15) a des implications morales et juridiques concomitantes. Par-delà la place essentielle du septième commandement, beaucoup d’autres textes scripturaires justifient ce devoir impérieux129. Les canonistes intègrent ces aspects, mais les utilisent pour distinguer les modalités différentes de l’obligation en fonction de préoccupations propres à l’Église. Le Décret de Gratien s’intéresse ainsi à la restitution d’un bien ecclésiastique spolié, mais également à la simonie et l’usure. Dans la Cause 14, les questions 5 et 6 tendent à présenter les contours d’un principe général de l’obligation de restituer. Le canon 8 de la question 5 indique, par exemple, que celui ayant trouvé un bien et ne le rendant pas à son propriétaire se trouve en faute130. Mais le canon 1 de la question 6, plus général, pose comme condition préalable à une véritable pénitence l’accomplissement de cette obligation131. L’auteur de la Concordia s’inspire à ce propos des Pères de l’Église, reprenant une partie du commentaire d’Augustin sur la lettre aux Macédoniens, à laquelle il ajoute des développements de Jérôme132. Ainsi, ne pas rendre l’objet implique une pénitence feinte, qui ne permet pas une pleine réconciliation du pénitent. 127
L. MASMEJAN, La protection possessoire en droit romano-canonique médiéval (XIIIesiècles), Montpellier 1990, p. 164 seq. dans le cas d’une “action récupératoire” intentée contre le spoliateur, p. 282-283 dans le cadre de l’interdit Uti possidetis, visant la réparation du dommage pour un trouble de la possession. K. WEINZIERL, Die Restitutionslehre (cf. n. 126), p. 47. Pour les nombreuses occurrences: K. WEINZIERL, Die Restitutionslehre (cf. n. 126) p. 11-21, pour l’Ancien Testament, p. 21-25, pour le Nouveau Testament. Decretum Gratiani, C. 14, q. 5, c. 8: “Multi sine peccato putant esse, si alienum, quod invenerint, teneant, et dicunt, Deus michi dedit, cui habeo reddere? Discant hoc peccatum simile esse rapinae, si quis inventa non reddat.” (éd. cit. [cf. n. 18], t. I, col. 740). K. WEINZIERL, Die Restitutionslehre (cf. n. 126), p. 64-66. Decretum Gratiani, C. 14, q. 6, c. 1: “Penitencia non agitur, si res aliena non restituitur. Si res aliena, propter quam peccatum est, reddi possit, et non redditur, penitencia non agitur, sed simulatur. Si autem veraciter agitur, non remittatur peccatum, nisi restituatur ablatum; si ut dixi, restitui potest. Plerumque enim qui aufert amittit, sive alios patiendo XVe
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À partir de ce fragment, les décrétistes détaillent les modalités du principe. Ainsi, selon Paucapalea, si la personne à qui le bien doit être rendu ne peut être trouvée, l’Église ou les pauvres peuvent en bénéficier, sans que, pour autant, la chose puisse être assimilée à une aumône133. Rufin, quant à lui, formalise davantage la généralité de ce devoir en le soumettant cependant à une condition de possibilité134, tandis qu’Étienne de Tournai pose une distinction entre les fors interne et externe à propos de la prescription135. Les textes des Cinq Compilations évoquent également cette obligation à propos des mêmes thèmes. La réparation du dommage causé et de l’injure est insérée dans la Cinquième Compilation au titre De injuriis et de damno dato (X, 5, 15). Bernard de Pavie développe dans son commentaire sur le titre De damno dato de la Première Compilation les modalités de la restitution revêtant la forme d’une réparation (resarcire). Cette dernière est appréhendée selon son contenu, le canoniste mettant en lien, à cette occasion, le droit canonique et les
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malos sive ipse male vivendo, nec aliud habet unde restituat. § 1. Huic certe non possumus dicere, redde quod abstulisti, nisi cum habere credimus et negare. Ubi quidem si aliquos sustinet cruciatus repente, dum existimatur habere quod reddat, non est iniquitas, quia, si non est unde reddat ablatam pecuniam, tamen, dum eam per molestias corporales reddere compellitur, peccati, quo male ablata est, penas luit. § 2. Sed non inhumanum est etiam pro talibus intercedere, non ad hoc, ut minime restituantur aliena, sed ne frustra homo in hominem serviat. Et Paulo post § 3. Illud vero fidentissime dixerim, enim, qui pro homine ad hoc intervenit, ne male ablata restituat, et qui ad se confugientem (quantum honeste potest) ad reddendum non compellit, socium esse fraudis et criminis. Nam misericordius opem nostram talibus subtrahimus quam inpendimus. Non enim opem fert qui ad peccandum adjuvat, ac non potius adjuvat sed obviat subvertendo atque obprimendo. § 4. Sed numquid nos ideo aut exigere aut exigendum tradere vel possumus vel debemus? Agimus, quantum episcopalis facultas dat, et humanum quidem nonnumquam, sed maxime ac semper divinum judicium conminantes. Nolentes autem reddere, quos novimus et male abstulisse, et unde reddant habere, arguimus, increpamus, obstamur, quosdam clam, quosdam palam, sicut diversitas personarum diversam videtur posse vel accipere medicinam.” (éd. cit. [cf. n. 18], t. I, col. 742-743). Paucapalea, Summa ad C 14, q. 6, c. 1: “Sed qui rapuit aut reddat quibus abstulit, aut, si istos invenire non poterit, ecclesiae vel poperibus tribuat. Nec tamen ei pro eleemosyna reputabitur, quia nihil aliud facit tribuando vel reddando, nisi quod se exonerat.” (éd. J.F. SCHULTE, Die Summa über das Decretum Gratiani, Giessen 1890, réimp. Aalen 1965, p. 84). Rufinus, Summa ad C. 14, q. 6, c. 1: “Vere poenitentia agi non potest, nisi res aliena restituatur, si tamen ipsa vel ejus aestimatio restitui potest quia, non dimittitur peccatum, nisi restituatur ablatum.” (éd. H. SINGER, Die Summa Decretorum des Magister Rufinus, Paderborn 1902, réimp. Aalen 1963, p. 305). Stephanus Tornacensis, Summa ad C 14, q. 6, c. 1: “Si res aliena usque non restat. Si opponatur de eo, qui praescriptione XXX vel quadraginta annorum tutus est dicimus, quia de jure fori non peccat, de jure poli peccat, si non restituat.” (éd. cit. [cf. n. 66], p. 220).
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principaux fragments des leges136. Cette démarche se retrouve dans les Décrétales de Grégoire IX, qui abordent ce devoir à propos de questions spécifiques, notamment dans le livre V (X, 5, 36). Enfin, le Sexte reprend le principe dans son appendice sur les règles de droit, sous la forme générale suivante, empruntée à Augustin: Peccatum non dimittitur, nisi restituatur ablatum137. Si, comme le démontre les références à l’évêque d’Hippone, le droit canonique subit l’influence de la théologie, cette dernière s’enrichit aussi très tôt de certaines approches juridiques. Ainsi, Anselme de Laon († 1117) et Guillaume de Champeaux († 1121)138, le maître de Pierre Abélard, auteurs, entre autres, de traités sur la simonie, intègrent, sur ce thème, les analyses d’Yves de Chartres139. L’influence du droit ressort davantage de la casuistique des traités de théologie morale rédigés par Pierre le Chantre († 1197)140, Robert de Courçon († 1219) et Étienne Langton († 1229). Ces derniers fondent, par exemple, la nécessité de s’acquitter sans délai de l’obligation de restituer sur le principe: Quod sine die debetur, statim debitur141. Pierre le Chantre et Guillaume d’Auxerre († 1231)142, étudiant le problème de l’accomplissement et de la causalité de l’acte dommageable, se référent à la formule dégagée par les canonistes: Qui occasionem damni dat, damnum dedisse videtur143. De même, l’idée d’enrichissement se trouve rapportée à la règle, fondée sur le droit naturel, interdisant de s’enrichir au détriment d’autrui d’une manière juridiquement infondée: Jure naturae aequum est, neminem eum alterius detrimento et injuria fieri locupletiorem144. Enfin, le droit canonique marque d’une empreinte remarquable la façon de concevoir des thèmes comme la possibilité de faire une aumône en donnant un bien acquis injustement – la réponse négative s’imposant avec vigueur pour les théologiens comme pour les canonistes –, mais aussi la simonie et l’usure145. Thomas d’Aquin consacre quant à lui une question entière à la restitution. Le “Docteur angélique” démontre que ce devoir relève de la justice commutative. Si cette obligation concerne en effet les échanges, elle vise également les choses qui ne demeurent que par leurs effets, comme la blessure 136
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Bernardus Papiensis, Summa Decretalium, V, 31: “Si vero non occidit, sed laesit, dabitur judicium ad arbitrium judicantis et resarcientur laeso impensae medicorum et operae quibus caruit vel cariturus ut Digesta, De his qui dejecerint vel effuderint, l. 1 et ultimo [D., 9, 3, 1 et 7]. Si vero occidit servum vel laeserit, aut animal aut aliam rem damnum domino resarcietur ab eo…” (éd. cit. [cf. n. 63], p. 263). Liber Sextum, De regulis juris (éd. FRIEDBERG, t. II, col. 1122). P. GODET, Guillaume de Champeaux, dans: DThC, t. VI, Paris 1924, col. 1976-1977. K. WEINZIERL, Die Restitutionslehre (cf. n. 126), p. 188. N. IUNG, Pierre le Chantre, dans: DThC, t. XII, Paris 1933, col. 1901-1906. K. WEINZIERL, Die Restitutionslehre (cf. n. 126), p. 189. P. GODET, Guillaume d’Auxerre, dans: DThC, t. VI, Paris 1924, col. 1976. K. WEINZIERL, ibid. (cf. n. 141). D., 50, 17, 206. K. WEINZIERL, ibid. K. WEINZIERL, ibid.
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corporelle et l’atteinte à l’honneur146. Son accomplissement constitue une exigence absolue pour parvenir au Salut, en raison des liens existants entre la justice et la charité. L’Aquinate, rappelant à cette occasion les développements d’Augustin, en partie repris par le droit canonique, considère que, si la chose ne peut pas être restituée, comme dans le cas d’une mutilation, le dommage doit faire l’objet d’une compensation soit pécuniaire, soit en rendant autrement honneur à la partie affligée147, ce qui vaut également pour l’atteinte à la réputation148. L’influence juridique est également remarquable dans les commentaires de Jean Duns Scot († 1308), qui rattache la restitution de l’atteinte corporelle au titre afférent des Décrétales de Grégoire IX149. L’influence réciproque de la théologie et des deux droits est perceptible dans les sommes de confesseurs. Lorsqu’il évoque l’usure, le cistercien Alain de Lille cite Augustin150. Le “Docteur universel” aborde ainsi l’obligation de restituer, à propos du dommage ou de l’injure par ses modalités, qu’il s’agisse du contenu du dédommagement ou de la durée de ce devoir, avec la prise en compte de la qualité de laïc151 et des facultés de l’auteur de la faute, notamment en cas de
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Thomas Aquinatis, Summa theologiae, IIa, IIae, q. 62, art. 1: “Restitutio videtur locum habere praecipue in rebus exterioribus, quae manentes eadem et secundum substantiam et secundum jus dominii, ab uno passunt ad alium devenire. Sed sicut ab hujusmodi rebus nomen commutationis translatum est ad actiones vel passiones quae pertinent ad reverentiam vel injuriam alicujus personae, seu nocumentum et profectum; ita etiam nomen restitutionis ad haec derivatur quae, licet, realiter non maneant, tamen manent in effectu, vel corporali, puta cum ex percussione laeditur corpus; vel qui est in opinione hominum sicut cum aliquis verbo opprobioso remanet homo infamatus, vel etiam minoratus in suo honore.” (éd. et trad. M. S. GILLET, Somme théologique. La justice, t. I, IIa IIae, question 57-62, Paris 1932, p. 154-155). Id., eod. loc., art. 2: “Et ideo quando id quod ablatum non est restituible per aliquid aequale, debet fieri compensatio qualis possibilis est. Puta, cum aliquis alieni abstulit membrum, debet ei recompensare vel in pecunia vel in aliquo honore…”; art. 6 “Sicut enim qui percutit aliquem tenetur recompensare injuriam passo, quamvis nihil apud maneat.” (éd. cit. [cf. n. 146), p. 158 et 176). Id., eod. loc., art. 2: “Et tunc ad restitutionem famae quantum potest, sine mendacio tamen: utpote quod dicat si male dixisse, vel quod injuste eum diffamaverit. Vel, si non possit famam restituere, ei debet aliter recompensare, sicut in aliis dictum est.” (éd. cit. [cf. n. 146), p. 159). Johannes Duns Scotus, D. 15, q. 3: “Item de damnificanti in corpore, habetur Extra, De injuriis et damno dato, capitulo I, Si rixati [X, 5, 36, 1].” (Quaestiones in libri IV Sententiarum, t. IX, Lugduni 1639, p. 220). K. WEINZIERL, Die Restitutionslehre (cf. n. 126), p. 101, cite le passage suivant: “… quia non datur venia nisi restituatur ablata”. Alanus de Insulis, Liber poenitentialis, II, 22: “Si quis per iram ictum dederit et hominem deformem, vel debilem reddiderit, reddat impensas medici et medium poenitat. Si laicus per dolum sanguinem effuderit, reddat illi tantum quamdiu nocuit: et si non habet unde reddat, solvat in opere proximi sui quamdiu ille infirmus est, et post ea quadraginta dies in pane et aqua poeniteat.” (éd. cit. [cf. n. 94], t. II, p. 60).
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mutilation ou d’incendie152. Robert de Flamborough détaille davantage la casuistique153, ce qui, du principe de l’obligation de restituer largement reconnu, le conduit à l’analyse de ses modalités, à savoir celles de la réparation.
B. Les modalités de la réparation Une distinction intéresse particulièrement les canonistes: celle séparant l’interesse circa rem et extra rem. La distinction est fondée sur un critère matériel: ce qui est relatif ou en dehors de la chose. Faisant preuve d’un esprit pragmatique, les canonistes refusent la poursuite de l’intérêt extra rem154 ou n’en admettent la recherche qu’avec des réserves, sans aucune précision sur les cas possibles155. De leur côté, les civilistes s’attachent davantage à un critère formel, qui prenne en compte la cause du dommage ayant des conséquences sur la réparation. L’interesse circa rem se confond ainsi avec le seuil minimal de la réparation, tandis que l’interesse extra rem s’identifie au seuil maximal. Bartole fait procéder le premier d’un acte d’omission et le second d’un acte de commission156. Le contenu de la réparation intéresse également les théologiens et les confesseurs, qui se réfèrent au droit canonique. Selon Alain de Lille, la restitution intégrale du dommage s’impose et comprend les dépenses occasionnées par les soins, l’indemnisation à concurrence de la nuisance causée à la victime et l’obligation d’assumer la subsistance des proches de celle-ci
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Id., op. cit., II, 31: “… damno cui intulit resarcito secundum suam facultatem…” (éd. cit. [cf. n. 94], t. II, p. 64). Par exemple, l’incendie d’une église ou de la maison du prochain donne naissance à l’obligation de restitution; Robertus Flamesburiensis, Liber poenitentialis, V, 2: “Si quis ecclesiam igne comburit, quindecim annos poeniteat, et eam sedule restituat et pretium suum distribuat pauperibus […]. Si quis domus vel aream cujuscumque voluntarie igne cremaverit sublata vel incensa omnia restituat et tribus annis poenitentia agat.” (éd. cit. [cf. n. 96], p. 255). Bernardus Parmensis, Gl. Ord. ad X, 5, 36, 8, Vo Damnorum: “… Quoddam dicitur extra rem: puta, debui tibi frumentum, et quia non dedi suo tempore, familia tua fame periit; illud damnum non consequeris, sed pretium frumenti, vel vini…” (éd. cit. [cf. n. 64], p. 1310). Hostiensis, Com. ad X, 5, 36, 9: “Circa quod notandum, quod quoddam damnum, sive interesse dicitur circa rem, quoddam extra rem. Circa rem dicitur, quando subtraxisti mihi instrumenta per quae poteram probare, qualiter possessio aliqua fuerat acquisita per me vel predecessores meos, si ergo tractus in causam non potuit probare defensionem meam propter substractionem instrumentorum, et jam succubui, teneris mihi de interesse illo. […] Interesse vero extra rem, ubi debes mihi frumentum, et non reddis tempore suo et ideo familia mea famae periit, istud interesse non semper potest peti, sed pretium tantum.” (éd. cit. [cf. n. 68], p. 96). C. BONTEMS, Les dommages et intérêts dans le droit romain et dans les droits savants, thèse dactylographiée, Paris 1969, p. 352-358.
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durant son l’incapacité157. Robert de Flamborough emploie, quant à lui, des termes plus généraux à propos de la corruption du juge, des témoins, de l’avocat, de l’assesseur ou de l’arbitre causant un dommage à la partie adverse. Cette approche casuistique conduit à condamner à la restitution de l’atteinte, le paiement des dépens et la prise en compte de la vexation subie par la personne affectée, admettant ainsi le dommage moral158. Cette démarche caractérise également l’analyse de Jean Duns Scot quant aux suites d’une mutilation. En effet, le Doctor subtilis rappelle l’obligation de rembourser les frais médicaux, mais ajoute aussi la consolation de l’affligé, parce que ce préjudice est définitif159. Les juristes restent nuancés en raison du principe neutralisant la réparation du dommage subi par l’homme libre, dont l’évaluation du corps est impossible. Cependant, la restitution comprend certains éléments, relevant, pour les uns, du damnum emergens, comme les frais occasionnés pour les soins160, et, pour les autres, du lucrum cessans, apprécié à partir des journées de travail manquées161. Selon Hostiensis, l’indemnisation peut aller jusqu’à inclure tout ce que le juge
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Alanus de Insulis, Liber poenitentialis (cf. n. 94), p. 64. Robertus Flamesburiensis, Liber poenitentialis, IV, 6: “Si fuisti judex corruptus vel testes vel advocatus vel assessor vel arbitrer, et per te damnificatus est aliquis, satisfacere ei teneris de damno et de expensis et de vexatione.” (éd. cit. [96. n. 96], p. 185). Johannes Duns Scotus, Dist. 15, q. 3: “… sed etiam expensis appositis in curatione, et hoc dicit capitulum allegatum Extra, De injuriis et damno dato [X, 5, 36]: et ultra platationi ipsius laesi, quae requireretur, etiamsi non esset talis mutilatio et consolationi ipsius afflicti: quia perpetua est sibi desolatio de tali mutilatione.” (éd. cit. [cf. n. 149], p. 220). Bernardus Papiensis, Summa Decretalium, V, 31: “… et resarcientur laeso impensae medicorum et operae quibus caruit vel cariturus ut Digesta, De his qui dejecerint vel effuderint, l. 1 et ultimo [D., 9, 3, 1 et 7]…” (éd. cit. [cf. n. 63], p. 263). Odofredus Bononiensis, Com. ad D., 9, 2, 7, 4: “Licet liberum corpus non recipiat estimationem: habetur tamen ratio expensarum factarum in curando, supra eodem, l. Sed si que, § finali [D., 9, 2, 5, 3].”; ad D., 9, 2, 13 pr.: “Non agitur ad extimationem hominis sed impensarum et operarum, supra, titulo 1, l. Ex hac lege [D., 9, 1, 3 pr].” (éd. cit. [cf. n. 40], fol. 272vb et 273r). Odofredus Bononiensis, Com. ad D., 9, 2, 5, 3: “Magister vulneravit ita acriter quod intulit ei vulnera tenebitur tibi legis Aquiliae quid veniet in actione legis Aquiliae in servo vulnerato eluscato bene estimatur quanti factus est deterior, venit estimatio ejus quod impendisti in eo curando, venit estimatio operarum amissarum: sed in filio non venit estimatio quanti factus est deterior, quia liberum corpus non estimatur: sed venit quod impendisti in eo: et estimatio operarum amissarum.” (éd. cit. [39. n. 40], fol. 272va). Bernardus Parmensis, Gl. Ord. ad X, 5, 36, 1 Vis Operas ejus et impensas: “Opera autem amissas, et impensas in curatione praestabit, ut hic dicit, ut ff., Si quadrupes pauperie fecisse, l. Ex hac [D., 9, 1, 3 pr] et ff., De his qui dejecerit vel effuderit, l. ultima [D., 9, 3, 7] et ff., Ad legem Aquiliam, Qua actione, in principio [D., 9, 2, 7 pr].” (éd. cit. [cf. n. 64], p. 1308).
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estimera bon162. Cette attitude, proche de celle des théologiens, reconnaît finalement à ce dernier une liberté d’appréciation étendue, qui renvoie à la méthode d’estimation de la réparation.
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Hostiensis, Com. ad X, 5, 36, 1: “[operas et impensas] operas enim, quas potuisset fecisse, et non fecit, ne facere potuit propter impedimentum vulneris, sive percussionis, nec non et id, quod dedit in medicinis, vel medicis, et eadem ratione omne aliud interesse suum aestimabit bonus judex et faciat resarciri.” (éd. cit. [cf. n. 68], p. 95A).
Emanuele Conte
Gewere, vestitura, spolium: un’ipotesi di interpretazione∗.
1. C’è ancora qualche caso in cui i giuristi non possono fare a meno di ricorrere alla storia. Talvolta si tratta di un ricorso consapevole, anche se inevitabilmente mediato dall’imponente bagaglio della scuola storica ottocentesca e quindi non sempre aderente alle fonti. In altri casi, invece, certe interpretazioni giuridiche scaturite dall’analisi storica ottocentesca sono restate poi al centro della discussione degli specialisti, ma senza conservare più la traccia della propria origine culturale; cosa che ha creato parecchi problemi a chi tenta di servirsene con efficacia. Ciò accade, ad esempio, alla questione ancora molto discussa della natura del diritto conferito al portatore di un titolo di credito, che la dottrina chiama legittimazione, salvo dividersi sulla sua interpretazione in rapporto alla titolarità piena del diritto che è stato affidato alla carta1. Poiché il portatore di un assegno o di una cambiale esercita diritti di disposizione identici a quelli del titolare, la legittimazione che la carta gli conferisce è stata considerata da alcuni come l’immagine esteriore della titolarità che, dando luogo a una presunzione, rende legittimi tutti gli atti di disposizione compiuti dal legittimato. I commercialisti, però, si chiedono se allora la legittimazione non sia altro che una manifestazione della titolarità, o se invece dia luogo a un potere indipendente da essa2. Il titolo di credito, infatti, è in sé necessario all’esercizio di poteri che un titolare sprovvisto di esso non potrebbe esercitare, e nello stesso tempo è sufficiente per l’esercizio di quei poteri, tanto che anche chi non è titolare del diritto può disporne attraverso la carta in virtù della sua posizione di legittimato3. Queste ardue discussioni, nelle quali sarebbe rischiosissimo entrare in questa sede, hanno un sostrato storico che i commercialisti di oggi ricordano soltanto ∗ 1 2 3
Questo articolo vede la luce anche nella raccolta di studi in onore di Anne LefèbvreTeillard. Da ultimo, con lodevoli intenti riassuntivi di un dibattito assai lungo e articolato, G. TERRANOVA, I titoli di credito e la struttura delle situazioni soggettive. Ricerche, Padova 2008. Cfr. G. TERRANOVA, Titoli di partecipazione e mercati finanziari, in Rivista del diritto commerciale e del diritto generale delle obbligazioni, n. 7-8-9 (2005), 559-672, 646 e ss. Così, fra gli altri, G.B. FERRI, Manuale di diritto commerciale, UTET Wolters Kluwer 2006, 637.
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sporadicamente. Taluno, ad esempio, fa uso frequente di un termine che suona consueto agli storici del Medioevo, ma certo non altrettanto ai professori di diritto commerciale: investitura4. L’investitura è, nei diritti europei, un istituto che, poiché legato al diritto feudale, potrebbe considerarsi abrogato insieme con esso. Ma la dottrina tedesca dell’Ottocento, che si riteneva imbevuta di storia, l’ha richiamato in vita ben presto per identificare in esso l’espressione di un assetto dei diritti reali profondamente radicato nella consuetudine dei popoli germanici: identificato questo istituto germanico con il nome di Gewere, i germanisti della seconda metà dell’Ottocento considerarono la vestitura che incontravano nei documenti latini medievali come la traduzione dell’originaria parola tedesca, e l’investitura come l’atto giuridico che conferisce la Gewerevestitura a un soggetto. Rievocata dagli esponenti più in vista della corrente germanista della scuola storica tedesca, questa Gewere ha esercitato un grande fascino sui giuristi dell’Otto e nel Novecento, tanto che di essa hanno risentito sia legislazioni privatistiche, prima fra le altre quella tedesca del 1900, sia costruzioni dogmatiche, che si sono diffuse ben oltre i confini della Germania. Un esempio interessante di questi effetti a lungo termine delle ricostruzioni storiografiche tedesche è proprio la dottrina della legittimazione presso i commercialisti italiani, i quali sembrano subire il condizionamento terminologico delle vecchie ricerche storiche dei germanisti tedeschi pur avendone perduto l’esatta memoria. Chi fa ricorso alla figura dell’investitura per definire la posizione del legittimato, infatti, riprende il discorso di un vecchio maestro del diritto civile e commerciale, Francesco Messineo, il quale stampò nel 1934, a Padova, la seconda edizione del suo ampio saggio sui Titoli di credito5. Erano anni in cui in Italia non s’era ancora spenta del tutto la tradizione del diritto d’antico regime, tanto che poteva essere utile richiamare la figura delle obbligazioni propter rem per chiarire in poche parole la situazione del detentore di un titolo di credito6. Questo recupero della dottrina giuridica precedente al Codice era mediato del resto anche dall’influsso che esercitava sull’Italia la dottrina giuridica tedesca, di cui era nutrito ampiamente uno dei riferimenti espliciti di Messineo, Enrico
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Per A. DONATI, Il titolo di credito nella teoria del negozio giuridico, Napoli 1999, 155-157 vi è un tipo di legittimazione che si attribuisce “al soggetto investito dei soli attributi esteriori della titolarità... Il problema che si pone al riguardo è quello di stabilire quale natura abbia il potere di esercizio del diritto che, in virtù dell’investitura formale, compete al legittimato; si tratta, dunque, di accertare se esso sia un diritto, una potestà legale di esercizio del diritto, o non piuttosto un mero potere di fatto”. F. MESSINEO, Titoli di credito (1934), rist. Padova 1966. Ivi, p. 9.
Gewere, vestitura, spolium
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Finzi7. Il libro cui faceva riferimento Messineo, e dopo di lui molti altri commercialisti, fino ai nostri giorni, era Il possesso dei diritti, che uscì nel 19158: qui, con ampiezza e ricchezza di dettagli, si trovava il riferimento più ampio all’investitura e alla vita parallela di titolarità e apparenza del diritto che avrebbe poi influenzato i commercialisti fino ad oggi. Finzi non era uno specialista di diritto commerciale. Era un civilista, cui però Messineo riconosceva un’importanza singolare nell’elaborazione di una dottrina dei titoli di credito in grado di superare le secche dell’opposizione fra titolarità e legittimazione. Fin dal titolo, infatti, il suo studio si proponeva di superare gli schemi concettuali romanistici che, almeno nell’interpretazione ottocentesca, tendevano a configurare il possesso come un potere di fatto che rispecchiava la proprietà o un altro dei diritti reali che dal Code Napoléon in poi erano stati ristretti ad un numero chiuso e tipico. A rigore, dunque, il possesso dei diritti era figura incongruente al sistema privatistico dominante, e il Finzi era esponente di una corrente dottrinale senza dubbio minoritaria nel panorama della civilistica italiana del tempo9. D’altra parte, l’estensione della categoria del possesso a generi diversi di diritti soggettivi consentiva una flessibilità delle tutele giuridiche che andava a genio ai commercialisti più che ai civilisti, e sembrava assai più aderente alle trasformazioni della società del Novecento di quanto non fosse l’idea vagamente fisiocratica di un regime particolare e isolato dei diritti reali, al quale esclusivamente si applicava l’istituto del possesso. Eppure, la costruzione di Finzi non era edificata sull’analisi economica della società novecentesca. Per gran parte, al contrario, il suo libro è composto di pagine di carattere storico, e il terreno d’osservazione sul quale esso fonda le proprie conclusioni non è l’Italia liberale che si preparava alla guerra, bensì l’Europa medievale, con quell’incontro di civiltà che gli storici del diritto avevano descritto in termini di “penetrazione del germanesimo”. Questo interesse del civilista per il Medioevo, che basterebbe da solo a distinguere Finzi dai suoi numerosissimi colleghi imbevuti di diritto romano classico, è mediato esplicitamente dalla storiografia germanistica tedesca dell’Ottocento, e in particolare da un libretto pubblicato nel 1910 da Hubert Naendrup10, che Finzi adoperò a piene mani. Naendrup, che era un professore non troppo noto dell’Università di Münster, intendeva inserire il suo studio in un più ampio 7
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MESSINEO, (n. 5), 19 nota 2, riconosce a Finzi di aver portato un contributo particolarmente importante alla dottrina della legittimazione. Su Finzi cfr. P. GROSSI, Scienza giuridica italiana. Un profilo storico 1860-1950, Milano 2000, 128-129. E. FINZI, Il possesso dei diritti, Roma 1915. Il libro è ristampato a Milano 1968, con paginazione diversa dall’originale e con introduzione di Salvatore Romano. COSÌ GROSSI, (n. 7), 129. H. NAENDRUP, Die Gewere-Theorien, Münster (Westfalen) 1910, pubblicato come Heft 2 di una serie di studi che l’Autore pone sotto il titolo di Rechtscheinsforschngen. Il volumetto non è di facile reperimento in Germania. Me ne ha fornito una copia fotostatica il collega Salvatore Patti, cui manifesto la mia gratitudine.
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progetto di approfondimento dedicato all’apparenza del diritto. Utilizzata come chiave universale per penetrare nei meandri del formalismo11, la dottrina del Rechtsschein fu posta in quegli anni al centro della discussione civilistica in Germania; e la fatica del Naendrup intorno alle teorie della Gewere formulate dagli storici germanisti dell’Ottocento dimostra che questo ruolo particolare dell’apparenza nella dottrina tedesca fu favorito proprio da una tradizione storiografica che rivendicava alla nazione tedesca un’identità giuridica propria e ben diversa da quella che la recezione del diritto romano le aveva imposto. Lo stesso Finzi, nel rievocare la dottrina di Jhering sul possesso, avanza l’ipotesi che la rilevanza che essa conferisce all’apparenza fosse mutuata dagli storici della Gewere germanica, a cominciare dal suo primo studioso, Albrecht12. Che, insomma, il diritto romano di Jhering fosse in realtà fortemente “germanizzato”. Per la verità, una simile contaminazione fra le due scuole avverse degli storici del diritto tedeschi non si trova nella guida che Finzi si era scelto per orientarsi tra le molte interpretazioni della Gewere. Naendrup, infatti, rispetta il contrapporsi delle due scuole13, che all’inizio del secolo s’era fondato proprio sull’alternativa fra possessio romana e Gewere germanica. La Gewere, che Naendrup proponeva di definire come Rechtsschein riprendendo e discutendo le interpretazioni che si erano succedute lungo un secolo, era stata in effetti presentata fin dall’inizio come il simbolo dell’originalità del diritto germanico, forte di un sistema dei diritti reali completamente alternativo a quello che Savigny aveva costruito a partire dal suo fortunatissimo studio sul possesso del 180314. In materia di titoli di credito, poi, l’impulso a ricercarne l’origine nel diritto germanico era più forte perché, sebbene il lavoro fondamentale di Heinrich Brunner15 avesse descritto la nascita della cartolarizzazione delle obbligazioni come un movimento storico complesso in cui non mancano impulsi provenienti dal mondo romano, nella dottrina prevalse ben presto una contrapposizione semplicistica che attribuiva al genio germanico16 tutte quelle invenzioni che non si trovano nel diritto romano. E l’incorporazione del diritto nella carta finì per
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Cfr Voce Apparenza di R. SACCO, in Digesto delle Discipline privatistiche. Sezione civile, vol. 1, 1987, 353-361, in particolare 354-55. FINZI, (n. 8), 149 (ed. orig.). A pag. 15, ad esempio, giustifica la scelta di G. BRUNS, che nel suo Das Recht des Besitzes im Mittelalter und in der Gegenwart, Tübingen 1848, non riserva una sezione autonoma alla Gewere, “was für ihn als Romanisten entschuldbar war”. Il più recente studio sul trattato del possesso di Savigny, ove esaurienti indicazioni di precedente bibliografia, è K. MORIYA, Savignys Gedanke im Recht des Besitzes (Savignyana 6 = Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 164), Frankfurt am Main 2003. Zur Rechtsgeschichte der römischen und germanischen Urkunden, Berlin 1880. Proprio in materia di legittimazione si coglie il collegamento con la Gewere nello studio di E. HUBER, Die Bedeutung der Gewere im deutschen Sachenrecht, 1894, 48-49, che definisce la Gewere come “die formale Legitimation: Wer Gewere hatte, galt als legitimiert, das dingliche Recht dem sie Ausdruck gab, geltendzumachen”.
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esser considerata come uno dei risultati più evidenti dell’introduzione nel mondo occidentale della Gewere germanica17. 2. Questa Gewere, sfuggente e multiforme, si trova ancora oggi sullo sfondo delle interpretazioni dei commercialisti che, nella teoria dei titoli di credito, si rifanno ancora a quel possesso dei diritti che Finzi aveva teorizzato sulla base di Naendrup, e che Naendrup aveva ripreso dagli scavi documentari compiuti da Albrecht18, Delbrück19, Gerber20, Stobbe21, Heusler22, Gierke23, e tanti altri che s’erano cimentati nel tentativo di delineare un istituto razionale a partire da fonti disperse su un lunghissimo arco cronologico e in una vastissima area geografica. L’originario rifiuto dei germanisti nei confronti del Juristenrecht, poi, li indusse a fondarsi in gran parte su fonti di origine legislativa o processuale, e conservò in loro una certa diffidenza per le opere della dottrina medievale e moderna, che sono invece indispensabili quando si devono storicizzare le dottrine giuridiche. Le Geweretheorien che Naendrup riassumeva, invece, erano dogmatiche ottocentesche applicate a fonti medievali o protomoderne. Erano, dal punto di vista della metodologia storica, quelli che Calasso avrebbe chiamato monstra24. Mostri molto ingombranti, però. Se l’attuale dottrina dei titoli di credito ne subisce un influsso ormai affievolito dai molti passaggi, vi sono interventi molto recenti di civilisti e comparatisti che dimostrano una lodevole consapevolezza del ruolo condizionante della storia nella formazione dell’attuale dottrina del possesso25; nello stesso modo, è nella storia che si cerca la radice delle divergen17
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Non abbondano le argomentazioni di carattere storico nel fortunato volumetto di E. JACOBI, Das Wertpapier als Legitimationsmittel (Abhandlungen zum Privatrecht und Zivilprozess des Deutschen Reiches, Band XIV Heft 1), München 1906. Tuttavia la proposta di risolvere il problema della legittimazione con il ricorso alla dottrina del Rechtsschein favorì il richiamo alla Gewere che si trova pochi anni dopo in Naendrup e viene colto chiaramente da Messineo, (n. 5), 27-28. W. ALBRECHT, Die Gewere als Grundlage des älteren deutschen Sachenrechts, Königsberg 1828 B. DELBRÜCK, Die dingliche Klage des deutschen Rechts, Leipzig 1857. K. Fr. W. GERBER, Ueber die Gewere in den deutschrechtlichen Quellen des Mittelalters, in Zeitschrift für Civilrecht und Prozeß, 11 (1854), 1-55. ERSCH / GRUBER, Enzykopädie der Wissenschaften und Künste, 65 (del 1857), 428-488. A. HEUSLER, Die Gewere, Weimar, 1872. Cfr. infra, nota 32. In una pagina pungente del suo Medioevo del Diritto, Milano 1954, 63, Francesco Calasso qualifica di monstrum le tesi scaturite dalla contaminazione di due analisi non troppo diverse da quelle che si considerano nel testo. Un anno più tardi altro monstrum è riconosciuto nella storia dei dogmi, “contraddizione in termini palese” perché basata sull’errore di considerare gli istituti, e non gli uomini, protagonisti di una storia: cfr. F. CALASSO, Pensieri sul problema della “continuità” con particolare riguardo alla storiografia giuridica italiana, in Relazioni, vol. IV, Relazioni generali e supplementi, Firenze 1955, 521-545 (ora in Id., Storicità del diritto, Milano 1966, pp. 261-286), 528. R. SACCO / R. CATERINA, Il possesso, 2° ed., Milano 2000 (Trattato di diritto civile e commericale Cicu Messineo, vol. 7), pag. 61: “La coabitazione di modelli romani e
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ze decise che oppongono i diritti dell’Europa continentale al common law nella protezione possessoria26. Minore è però, da parte di civilisti e comparatisti, l’attenzione critica alle impostazioni storiografiche degli studi dai quali attingono. Sono lavori in gran parte vecchi di oltre un secolo, perché risalgono al periodo della grande fioritura di studi storici sul diritto privato medievale, esaminato attraverso il prisma della teoria dei “fattori storici”, che discriveva gli istituti giuridici intorno alle opposizioni fra diritto romano e diritto germanico, con il diritto canonico protagonista di un’evoluzione che si vuole singolarmente impermeabile agli altri due protagonisti della vicenda. Era una storia che rispondeva alle esigenze ideologiche dei giuristi dell’Ottocento; che poteva andar bene, con qualche modifica, nel clima culturale della prima metà del Novecento; ma che oggi sopravvive soltanto per la pigrizia intellettuale degli storici del diritto e per la scarsa curiosità dei giuristi. La germanicissima Gewere è al centro di questa vecchia impalcatura. Su di essa è stato costruito molto, e metterne in dubbio le matrici di ancestrale istituto germanico è operazione rischiosa e scomoda. Che però dovrà essere prima o poi affrontata. 3. L’istituto giuridico della Gewere, così come è uscito dall’elaborazione dei germanisti dell’Ottocento, ha mostrato una grande resistenza alle critiche degli storici, e continua ad essere utilizzato dai giuristi nonostante i forti dubbi sulla sua origine e sui suoi sviluppi. Risale a oltre trent’anni fa l’intervento di Gerhard Köbler27 che pone in dubbio una convinzione diffusissima fra i germanisti tedeschi e accolta senza discussioni anche in Italia e in Francia: che cioè la Gewere sia espressione di un antichissimo sentire dei popoli germanici, che portarono con sé in Occidente un’idea singolare dei diritti reali. Per la verità, quest’idea della Gewere come istituto arcaico non è stata sostenuta fin dall’inizio dai primi germanisti. Köbler osserva acutamente che quando Wilhelm Albrecht28 propose all’attenzione dei giuristi tedeschi questa forma germanica dei diritti reali, contrapponendola alla coppia proprietà-possesso che Savigny aveva riesumato dal diritto romano, l’arcaicità della Gewere non fu particolarmente enfatizzata. I germanisti della primissima ora, che reagivano all’invadenza del diritto romano rilanciato da Savigny, difendevano il sistema del gemeines Recht vigente negli stati tedeschi nell’età moderna, senza insistere più di tanto sul carattere urdeutsch degli istituti. Essi miravano a salvaguardare non
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germanistici nell’Europa del diritto comune ha prodotto situazioni normative cui l’analisi giuridica ha dedicato concettualizzazioni e apprezzamenti votati all’inutilità perché tentano di cogliere il razionale là dove c’è soltanto la storia con i suoi capricci” J. GORDLEY / U. MATTEI, Protecting possession, in American Journal of Comparative Law, 44 (1996), 293-334. G. KÖBLER, Die Herkunft der Gewere, in TRG 43 (1975), 195-211. W. ALBRECHT, Die Gewere, (n. 18).
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tanto la purezza di un diritto popolare germanico, quanto il loro “diritto patrio”29 sorto dal sincretismo della tradizione tedesca di antico regime, che aveva composto in sistema tanti complessi giuridici di origine diversa. La svolta si ebbe con la nazionalizzazione della dottrina seguita al 1848 e via via enfatizzata dai Beseler30, Heusler31, Gierke32, che cominciarono a qualificar di “germanico” non il diritto effettivamente praticato nell’antico regime, ma un ipotetico System legato sempre più alla nazione etnica che a quella storica. Così la Gewere, che Albrecht aveva indicato come Grundlage del diritto germanico senza postularne una preistoria anteriore alla documentazione esistente, si radicava per Heusler non nell’esperienza giuridica degli ordinamenti tedeschi, bensì nel sentire profondo, nel Volksgeist dell’unico popolo germanico. Poiché nelle fonti in lingua tedesca l’uso del termine Gewere non risale oltre il nono secolo, Heusler aveva assunto che il termine germanico fosse stato tradotto in latino con vestitura. Il derivato investitura, così importante dell’ambito feudale, confermava la germanicità dell’istituto. Ma i risultati dell’analisi di Köbler sono assai lontani dalla sicurezza ostentata da Heusler e, sulla sua scia, da generazioni di germanisti. Anche accogliendo l’ipotesi (non provata) che vestitura sia la traduzione latina di Gewere, e non viceversa, la parola non si trova affatto in fonti più antiche della fine dell’VIII secolo. Le leggi romano-barbariche non ne fanno menzione, e così i documenti privati dell’Europa alto medievale: né Gewere né vestitura compaiono nel linguaggio giuridico, tanto che risulta difficile porre l’istituto al centro del diritto privato germanico, come invece si continua a fare33. Se si vuol seguire all’indietro l’uso della metafora giuridica, si deve abbandonare il sostantivo vestitura e ricercare il verbo: vestire si trova attestato al più presto verso il 70034; molto prima, invece, revestire, che compare nel linguaggio 29
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Adotto la terminologia che è stata proposta da Italo Birocchi e approfondita sul piano di storia comparata nel volume Il diritto patrio tra diritto comune e codificazione ; (secoli XVI XIX) ; Atti del Convegno internazionale Alghero, 4 - 6 novembre 2004, a c. di I. Birocchi e A. Mattone, Roma 2006. Su Beseler per tutti B.R. KERN, Georg Beseler: Leben und Werk, Berlin 1982. Utili già le pagine di P. BENDER, Die Rezeption des römischen Rechts im Urteil der deutschen Rechtswissenschaft, Frankfurt a.M. – Bern / Las Vegas, 1979 (Rechtshistorische Reihe, 8), 69-70. A. HEUSLER, Die Gewere, (n. 22), ove si legga l’introduzione per cogliere l’entusiasmo nazionale con il quale il giurista s’era rivolto alla ricerca. Su Gierke fra gli altri A. JANSSEN, Otto von Gierkes Methode der geschichtlichen Rechtswissenschaft. Studien zu den Wegen und Formen seines juristischen Denkens, GöttingenFrankfurt-Zürich 1974. KÖBLER, (n. 27), 199: “Dieses Ergebnis muß insgesamt befremden, denn daß sich der Zentralbegriff des deutschen Vermögensrecht auch mit Hilfe seines lateinischen Äquivalents nicht weiter als bis in das letzte Drittel des achten Jahrhunderts zurückverfolgen läßt, ist mehr als erstaunlisch“. ID., (n. 27), 201.
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teologico del giurista Tertulliano per indicare la restituzione della vita promessa al cristiano con la resurrezione della carne: anche qui il termine è usato in funzione dinamica, come rimedio alla spogliazione (exuere), alla rapina (spoliare) operata dalla morte. L’ipotesi del Köbler è che questo uso teologico, trasmesso dapprima ad ambienti della Gallia meridionale e poi assunto da Visigoti e Franchi, abbia dato vita ad una terminologia giuridica presso i due popoli. La sua conclusione, pubblicata nel 1975, è che la Gewere sia in sostanza un istituto tutt’altro che urgermanisch: che esso sia in gran parte costituito nell’esperienza ecclesiastica, e passato poi con naturalezza nella pratica giuridica medievale35. 4. Fu l’ambiente visigotico, con la sua nota tendenza al contatto costante fra cultura ecclesiastica e normazione dei re laici, a favorire il passaggio del revestire dal linguaggio teologico a quello giuridico. Revestire compare in una serie di testi normativi emanati dal re visigoto Erwig (Ervigius), il quale era succeduto a Wamba nel 681 grazie all’appoggio del clero iberico. I tre provvedimenti sono provocati dall’esigenza di pacificare il Regno, scosso dalle ribellioni precedenti alla deposizione di Wamba, e in particolare di riconciliare alla corona il duca Paolo che, ribellatosi al precedente re, si era fatto incoronare dal suo esercito e pare si fosse convertito addirittura all’ebraismo. Soffocata con la forza la ribellione, Wamba aveva punito Paolo e i suoi con la privazione di ogni dignità pubblica e con la perdita di tutte le proprietà e i benefici goduti. Con una novella aggiunta alla Lex Visigothorum, il re Ervigio riserva a sé il potere di revestire coloro che, esiliati e privati dei propri beni (exuti, cioè “spogliati”) a causa della loro fede religiosa, si mostrino convertiti alla fede nella Trinità36. Lo stesso re era ricorso all’identica terminologia, ma con l’opposizione amittere – revestire, in una lettera inviata nel 681 al clero del Regno riunito nel dodicesimo concilio di Toledo, che risulta fra i supplementa della compilazione legislativa visigotica: anche qui aveva disposto la restituzione dello status di libertà ai cristiani che erano caduti sotto la soggezione di padroni ebrei: “Unde ... vestrae tamen paternitatis sententia hos, qui per illam titulum dignitatis 35
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(n. 27) 211: “Vielmehr stammt die Vorstellung, dass man jemanden mit einem Gut bekleiden könne, aus der Kirche. Daraus hat das germanisch-deutsche Frühmittelalter zunächst das von der Gerechtigheit gebotene revestire das weltlichen Bereichs geschaffen, das Anfangs völlig parallel zum bloßen reddere verläuft, dann das allgemeine vestire mit Sachen überhaupt und dann die vestitura als besondere Bekleidungshandlung, vorhaus schiesslich die vestitura als Zustand des Bekleidetseins geworden ist, der im Streitfall entscheidend wurde. Erst hierauf gründen sich alle spätere Entwicklungen. – Die Gewere ist also im Grunde kein rein germanistisches, sondern ein zumindest auch kanonistisches Institut”. Köbler non manca di far riferimento ai noti dubbi espressi già da E. LEVY, West Roman Vulgar Law, Philadelphia 1951, 98. Lex Visigothorum 12.3.27, ed. K. ZEUMER, MGH Leges Nationum Germanicarum, I, Hannover – Leipzig 1902, 454.
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amiserant, revestiri iterum claro pristinae generositatis testimonio devotissime optat...”37. Ancora il legame strettissimo fra il Re e il Concilio detta la lex in confirmatione concilii edita dallo stesso Ervigio, che assume nel Liber le deliberazioni del successivo concilio di Toledo, il tredicesimo del 683 (LV 12.1.3). Qui il sovrano conferma il primo canone toletano38, che perdona i molti visigoti coinvolti nella sedizione di Paolo. In seguito alla loro riabilitazione, il sovrano dispone che siano revestiti nel diritto di usare della loro originaria nobiltà e delle cose di cui godevano per concessione dell’autorità sovrana39. Revestire significa dunque, nelle sue prime apparizioni nel contesto giuridico, intervenire d’autorità per reintegrare nel godimento dei propri beni e delle prerogative derivanti dalle cariche ricoperte colui che, in séguito ad un atto di natura politica o giudiziaria, ne era stato privato. È un revestire che presenta molte analogie con l’uso teologico del termine che Köbler ha reperito in Tertulliano: il godimento dei propri beni e della propria posizione nella società è infatti concesso e garantito dall’autorità del re, il quale può restituirlo a chi ne è stato privato proprio come Dio, da cui dipende la vita stessa dei fedeli, ha promesso di restituirla a tutti i cristiani dopo la morte. 5. Questo rapido saggio sulle fonti visigotiche dà la misura di quanto si sarebbe potuto trarre dalle ricerche di Köbler, alle quali invece non mi pare si sia dato il séguito che avrebbero meritato. In particolare, ci si sarebbe potuti aspettare qualche approfondimento sollecitato dalla scoperta della radice ecclesiastica di una procedura di reintegra che non solo prescinde dal risalire al titolo di godimento, ma anche tratta alla stessa stregua tutte le posizioni soggettive, senza distinguere tra diritti di natura reale, diritti di credito sorgenti da obbligazioni o posizioni di status pubblicistico o familiare. Una simile procedura, infatti, è molto nota e ampiamente studiata: è l’actio spolii, il rimedio canonistico cui Francesco Ruffini dedicò nel 1899 una monografia accuratissima, che peraltro si avvalse di alcune precedenti ricerche pubblicate in Germania40. 37 38 39
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LV Suppl. Conc. Tol. XII, ed. cit., 476 = ed. MANSI, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio..., tomo XI, Firenze 1765, 1025-1026. Ed. MANSI, (n. 37), 1063-1064. LV 12.1.3 (ed. Zeumer, MGH, cit. 408=ed. MANSI, (n. 37), 1078): “Est igitur primus canon de reddito testimonio dignitatis eorum quos profanatio infidelitatis cum Paulo traxit in societatem tyrannidis. Quos celsitudo nostra una cum filiis per huius nostrae legis edictum et testimonio nobilitatis pristine uti et rebus, quas per auctoritatis nostre vigorem perceperint, decernimus revestiri” Molto citati da Ruffini i lavori di C. G. BRUNS, Das Recht des Besitzes im Mittelalter und in der Gegenwart, Tübingen 1848, MAASSEN, Zur Dogmengeschichte der Spolienklage, in Jahrbuch des gemeinen deutschen Rechts, 3 (1859), 227-245; F. GOECKE, De exceptione spolii, Berlin 1858 (che non ho potuto vedere).
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Ora, nelle fonti canoniche medievali che Ruffini aveva presenti, il revestire era un rimedio processuale che poteva essere invocato dall’ecclesiastico vittima di un precedente spolium, cioè della privazione irrituale di una posizione nella gerarchia, con tutti i godimenti materiali e spirituali che da quella posizione derivavano. Inteso in questo senso, il procedimento di spolium risultava formalizzato chiaramente per la prima volta nelle Decretali pseudo Isidorianae, ove esso era costruito come una exceptio che lo spogliato poteva interporre quando, in séguito ad un’accusa criminale, si fosse proceduto a privarlo dei propri beni e delle proprie funzioni ecclesiastiche ancor prima della conclusione dell’iter processuale. Nella compilazione del falsario carolingio, la preoccupazione dello spoglio illegittimo e la predisposizione di un rimedio fondato sull’autorità di norme falsamente attribuite ad autorevolissimi pontefici è anzi così centrale da occupare un posto di primo piano già nell’introduzione della raccolta, che esprime in termini chiarissimi l’esigenza di un controllo più stretto sulla legittimità dei procedimenti. I padri santi della Chiesa avrebbero composto le norme ecclesiastiche proprio perché alcuni, malvagi e avidi, accusavano i sacerdoti al solo scopo di impossessarsi dei loro beni. I buoni cristiani, invece, sopportano la vista e la conoscenza dell’empietà altrui finché non dispongano di prove documentali tali da provare i fatti di fronte al giudice ecclesiastico, poiché benché alcune cose siano vere, tuttavia non per questo sono da assumersi come tali dai giudici quando ne manchino le prove, che devono essere certe e vagliate secondo l’ordine stabilito dalla procedura41. È un richiamo fortissimo al formalismo processuale, considerato l’unico possibile argine all’arbitrio che si esprime con il ricorso a false accuse cui seguono deposizioni e spogliazioni violente. La restitutio spoliatorum è presentata nelle fonti falsificate come il rimedio più efficace che la legge predispone a tutela del soggetto ingiustamente privato dei suoi beni e dei suoi uffici: lo Pseudo Isidoro ripropone un brano che era stato formulato, negli stessi anni, da Benedetto Levita sotto il titolo: “Ut Episcopus eiectus, vel suis carens rebus, ante plenam restitutionem non accusetur; nec ille qui suis libere et integerrime
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Nella nuova edizione on line pubblicata dai Monumenta Germaniae Historica http://www.pseudoisidor.de/pdf/001_Praefatio.pdf, righe 48-56: “Multi enim pravitate et cupiditate depressi, accusantes sacerdotes oppresserunt. Ideo sancti patres leges composuerunt, quas sanctos canones appellaverunt. Multi ergo idcirco alios accusant, ut se per illos excusent aut eorum bonis ditentur. Plerique vero christiani boni propterea tacent, et portant aliorum peccata, quae noverunt, quia documentis saepe deseruntur, quibus ea, quae ipsi sciunt, iudicibus ecclesiasticis probare possunt, quoniam licet vera sint quaedam, non tamen iudicibus credenda sunt, nisi quae certis indiciis demonstrantur, nisi quae manifesto iudicio convincuntur, nisi quae iudiciario ordine publicantur”.
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fruens bonis, antequam familiariter conveniatur; neque respondere compellatur, nisi canonice venerit evocatus”42. Il testo dello pseudo Isidoro è più chiaro di quello del suo modello, e costituisce un punto di riferimento stabile per il diritto canonico successivo: confluisce infatti nelle raccolte pregregoriane e gregoriane, in particolare in Ivo di Chartres. “Nullus enim qui suis est rebus spoliatus aut a sede propria vi aut terrore pulsus, antequam omnia sibi ablata ei legibus restituantur, et ipse pacifice diu suis fruatur honoribus, sedique propriae regulariter restitutus eius multo tempore potiatur honore, iuxta canonicam accusari, vocari, iudicari aut damnari institutionem potest”43.
Sebbene non ricorra al termine “revestire”, lo pseudo Isidoro e il suo modello Benedetto definiscono il suo opposto, lo spolium, lo spoglio che infrange l’ordo secondo cui l’autorità deve esercitarsi. La restituzione dello spogliato è allora, proprio quel revestire che aveva fatto la sua prima apparizione nel linguaggio legislativo della Spagna visigotica. Ha l’identica funzione che abbiamo visto apparire nelle deliberazioni dei concili di Toledo e nelle disposizioni del re Ervigio: quella di ricostituire l’integrità del soggetto che gode dei propri beni e delle proprie funzioni nella società e nella Chiesa. Le fonti visigotiche erano del resto ben presenti a Benedetto Levita, che utilizza ampiamente l’antica collezione Hispana nella versione Gallica Augustodunensis che circolava in Francia44. Nel regno visigotico, in cui la struttura pubblica era strettamente connessa a quella religiosa, la catena delle concessioni dispensava nobilitas e insieme concedeva beni in godimento. Era lo stesso modello che aveva caratterizzato l’Impero carolingio dei primi anni, e che la Chiesa vedeva gravemente compromesso dopo la morte di Carlo Magno. L’ambiente francese dei falsari del nono secolo, dunque, riprende un procedimento già codificato dalle norme visigote, per porlo a tutela degli ecclesiastici che si vedono privare delle funzioni che esercitavano in séguito ad una accusa non ritualmente accertata. Questo spolium ingiusto impediva loro di godere anche delle res concesse loro per sostentarsi, cioè dei benefici di cui erano stati investiti. Le disposizioni canoniche raccolte nella collezione dal celebre falsario, più o meno contraffatte, consentivano agli spogliati di chiedere di essere reintegrati nelle funzioni e nel godimento dei beni ad esse collegati: di essere, cioè revestiti. Questo revestire, che si applica a tutti i diritti del soggetto, a 42 43 44
Ed. Baluze 3.153 (MANSI 17B 1057-58). Trascr. digitale http://www.benedictus.mgh.de/alte_edd/baluze/baluze_3.htm Ed. cit. righe 56-60. L’editore segnala l’accoglimento del brano da parte di Burcardo, Bonizo, Ivo (sia nel Decretum sia nella Panormia), della Collectio Anselmo dedicata. Cfr. per tutti L. KÉRY, Canonical Collections of the Early Middle Ages (ca. 400-1140). A Biliograpical Guide to the Manuscripts and Literature, Washington, D.C., 1999, 69-70.
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qualsiasi titolo goduti, descrive abbastanza chiaramente cosa sia quella vestitura che i germanisti ottocenteschi cercavano nelle nebbie delle origini germaniche; era l’insieme delle prerogative di cui godeva l’ecclesiastico che ne era stato investito: beni materiali, diritti di credito periodicamente dovuti, diritti di nomina, di elezione, di patronato. Le fonti canoniche sullo spolium, abbondanti e discusse, ci mostrano questa vestitura nella sua dinamicità: investitura, spolium, revestire. 6. Se proprio ci si vuole occupare di origini, ci si può chiedere come mai gli storici del diritto, durante il secolo abbondante che ci separa dal libro di Ruffini, non abbiano pensato di porre in relazione la vestitura e lo spolium, così da potersi servire delle fonti in materia di spoglio per illuminare lo sfuggente significato dell’investitura. Può darsi che l’origine di questa curiosa mancanza sia da collegare alla convinzione, maturata nella storiografia giuridica dell’Ottocento, che l’actio spolii sia stata introdotta dal diritto canonico come un privilegio riservato ai soli vescovi. Come tale, essa non avrebbe avuto nulla a che fare con la Gewerevestitura, istituto laico che fin dalla prima metà dell’Ottocento gli storici giuristi avevano imparato a considerare come caratteristica dei diritti d’origine germanica. Anche su questo piano storiografico, del resto, la monografia di Ruffini mette in mostra una encomiabile completezza, giacché la questione delle origini laiche od ecclesiastiche della procedura di spoglio vi è ampiamente affrontata sebbene sempre seguendo i canoni del tempo, che imponevano di ricercare negli istituti giuridici le matrici romana, germanica o ecclesiastica, secondo quanto insegnava la teoria dei fattori storici45. Ruffini, per la verità, non ignorava gli studi settecenteschi di Carlo Blasco, che nella sua dissertazione sulle Decretali pseudo Isidoriane s’era posto il problema dell’origine dello spoglio, concludendo che la collezione dello pseudo Isidoro avesse confezionato fonti autorevoli per rafforzare una pratica già diffusa nei secoli precedenti46. Ma le ricerche compiute in Germania 45
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E. BESTA, Avviamento allo studio della storia del diritto italiano, 2° ed., Milano 1946, 79-87 distingue sottilmente tra “fattori”, cioè condizioni esterne che premono verso una modificazione dell’ordinamento, ed “elementi costitutivi”, cioè complessi normativi di diversa natura che combinandosi danno luogo al diritto italiano. Per la polemica di Calasso contro la teoria dei fattori o degli elementi cfr. Conte, Storia interna e storia esterna. Il diritto medievale da Francesco Calasso alla fine del XX secolo, in Rivista Internazionale di Diritto Comune, 17 (2006 ma 2007), 299-322. C. BLASCO, De collectione canonum Isidori Mercatoris Commentarius, cap. VIII n. v., Napoli 1760; si trova, insieme a molti altri lavori sulle decretali, in Galland (Gallandius), De vetustis canonum collectionibus dissertationum sylloge, Venetiis 1778, 357-420. Secondo Blasco “e gli altri scrittori ecclesiastici” l’exceptio spolii esisteva “già come vero istituto giuridico” prima dello pseudo Isidoro: la restituzione “ante omnia” dei vescovi spoliati vel eiecti sarebbe prassi derivante “ex principiis iuris civilis, quae secuti fuerant Liberius papa,
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nell’Ottocento avevano corretto i risultati della vecchia erudizione ecclesiastica. Nel 1858, infatti, uno studio del Goecke47 aveva sostenuto che l’exceptio spolii fosse vera e propria invenzione del falsario del IX secolo, e che non se ne potessero identificare fonti volgari precedenti. La lunga discussione che Ruffini dedica alle fonti approda infine alla convinzione che la prassi romana volgarizzata abbia fornito modelli importanti per il consolidamento del procedimento di spoglio, ma che d’altra parte l’obiettivo dello pseudo Isidoro fosse quello di fornire una tutela ai soli vescovi spogliati. Sarebbe troppo lungo entrare a fondo nella questione e riconsiderare le fonti per saggiare la fondatezza delle conclusioni di Ruffini su questo punto. Si può osservare, però, che già nel proemio lo pseudo Isidoro richiama un’applicazione tardo antica dell’istituto anche ai laici, per la precisione a una moglie ripudiata senza che le fosse concesso di difendersi dalle accuse di infedeltà: Unde et historia ecclesiastica, ab Eusebio Cesariensi episcopo confecta, de muliere quadam quae pro castitate a marito accusabatur ait: Praeceptum vel inditum est ab Imperatore lege lata, ut primo permitteretur ei rem familiarem libere diutius ordinare, tum deinde responderet obiectis. Hoc omnes leges tam aecclesiasticae quam et vulgares publiceque praecipiunt”.
Già nell’esordio dell’opera, dunque, il falsario attribuisce il principio della tutela contro lo spolium non soltanto alla tradizione canonica, ma anche a quella secolare. Il brano della Storia Ecclesiastica di Eusebio di Cesarea48, sulla quale la falsificazione è fondata, riporta le parole di Giustino, che a sua volta riferiva di una fattispecie presentata all’Imperatore Marco Aurelio49, il quale evidentemente avrebbe concesso un procedimento abbreviato di tipo possessorio nel caso dello status matrimoniale. Il brano non è rimaneggiato dal falsario, che in questo caso riferisce onestamente il tenore della sua fonte; e conclude con una osservazione di carattere generale che attira l’attenzione del lettore odierno: attribuisce la procedura applicata da Marco Aurelio alle leges vulgares. Quali siano queste leges vulgares si trova attestato dal buon Isidoro che, com’è nel suo stile, mischia il vero con il falso: se infatti attribuisce a sant’Eusebio un brano delle Pauli sententiae che toglie probabilmente dalla diffusa Epitome Aegidii
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synodus Lampsacena sub Damaso, Synodus Occidentalis sub Innocentio, et Gregorius Magnus” (Blasco presso Galland, 380; Ruffini, 144). F. GOECKE, De exceptione spolii, Berlin 1858 (che non ho potuto vedere). L’Historia Ecclesiastica che Eusebio scrisse in greco verso il 325 era nota in Occidente grazie alla traduzione latina alquanto libera curata verso il 401-402 da R. di Aquileia: cfr. CHRISTENSEN, Rufinus of Aquileia and the Historia Ecclesiastica, lib. VIII-IX, of Eusebius, Copenhagen 1989; Id., Rufinus of Aquileia and the Historia Ecclesiastica, lib. VIII-IX, of Eusebius, in Studia Theologica, 34 (1980), 129-152. E. CAESAREENSIS, Historia Ecclesiastica, 4.17.
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della Lex Romana Visigothorum50, d’altra parte lo introduce dichiarando che si legge “in synodalibus patrum decretis et regum edictis”; il che è abbastanza vero, giacché la compilazione visigota era certamente un insieme di edicta regum e concordava con le deliberazioni dei concili iberici. Le stesse parole introducono lo stesso brano in un apocrifo attribuito, in altro luogo della collezione, a papa Giovanni: anche qui il brano che era destinato a costituire il celebre canone Redintegranda in Graziano (C.3 q.1 c.3) è ricondotto agli editti regi e alle deliberazioni dei padri sinodali51. Il passo è molto importante, perché riprende un passaggio della raccolta tardo antica delle sentenze di Paolo trasferendolo nella tradizione canonica: le compilazioni successive infatti ne fecero un cardine del procedimento della restitutio in integrum che spettava allo spogliato52. Verrebbe voglia di dar ragione alla vecchia ricostruzione di Carlo Blasco piuttosto che agli studi del Goecke che escludevano un’origine romano-volgare della reintegra canonica. Sembra infatti che la grande falsificazione dello pseudo Isidoro abbia riutilizzato un principio codificato dalla raccolta visigota di brani volgari romani, poi fatto proprio dai concili iberici e approvato dalla legislazione laica. Rilanciato nella diffusissima falsificazione, il principio volgare poteva fornire tutela ai vescovi che, nel disordine seguito alla morte di Carlo Magno, si vedevano insidiati dal crescere dei poteri locali non arginati da un forte controllo imperiale. Del resto, la restitutio in integrum, cui il falsario si ispirava, era istituto assai gradito alla Chiesa perché temperava il rigore del procedimento attingendo a principi etici. 50
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Da ultimo su questa abbreviazione del Breviarium cfr. W. KAISER, Die Epitome Juliani, Frankfurt am Main 2004 (Studien zur Europ. Rechtsgeschichte, 175), 713-717, con indicazione della bibliografia precedente. HINSCHIUS, 694 = ed. MGH on line http://www.pseudoisidor.mgh.de/html/288.htm#_ftnref14 Il brano dell’Epitome Aegidii (ed. HAENEL, Lex Romana Visigothorum, 1849) è chiaramente all’origine del famoso canone Redintegranda, che è estratto dalla seconda epistula Eusebii dello pseudo Isidoro. Eccone i testi in sinossi: Epitome Aegidii (ed. Haenel) Ps. Isidorus Redintegrandum est a Redintegranda sunt omnia exspoliatis vel eiectis praesentibus iudicibus et in episcopis praesentaliter ordinatione pontificum et eius unde abscessit, potestate in eorum, unde abscesserunt funditus revocanda revocandum, quod quacunque quacumque condicione temporis aut dolo aut conditione temporis aut dolo captivitate aut virtute maiorum aut per aut captivitate aut fraude aut quascumque iniustas causas res ecclesiae vel virtute maiorum aut per proprias aut substantias suas perdidisse noscuntur quamcumque iniustam ante accusationem aut regularem ad synodum necessitatem substantiam vocationem eorum, et reliqua. suam aut statum ingenuitatis perdidisse noscuntur (Haenel 344).
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Gli stessi che animavano la tutela dello status dei vescovi e di tutte le posizioni di godimento che ne conseguivano, che potremmo chiamare il “vestito” del funzionario ecclesiastico. 7. L’accoglimento del principio volgare nella compilazione di falsi del IX secolo finì però per conferire all’istituto della reintegra per spoglio un alone canonico sufficiente a farne trascurare i precedenti laici. Talvolta, poi, esigenze pratiche potevano indurre a sostenere la limitazione del rimedio al solo clero: sicché il dibattito storiografico ottocentesco sulla natura dell’actio spolii, che s’è evocato poco fa, sembra curiosamente anticipato al medioevo quando lo vediamo apparire in fonti che risalgono addirittura all’XI secolo. A chiedersi se sia lecito ai laici di invocare l’inefficacia di una sentenza emanata dopo uno spoglio ai loro danni furono infatti già i sapientes riuniti nel gennaio 1085 a Gerstungen, in Germania, per confrontare le ragioni di Gregorio VII con quelle di Enrico IV, nel pieno della crisi che, precipitata con la seconda scomunica dell’Imperatore nel 1080, si sarebbe protratta fin oltre la morte del papa, il 25 maggio 1085. Il dibattito di Gerstungen è testimoniato da due fonti di parti opposte, che offrono uno spaccato estremamente vivo della questione. È di parte imperiale il Liber de unitate Ecclesiae conservanda, scritto in Germania da autore controverso probabilmente nei primi anni 109053: vi si legge che durante la discussione i difensori di Enrico sostennero che la scomunica fulminata da Gregorio VII contro Enrico IV fosse nulla perché inflitta contro il principio preudoisidoriano dell’improcedibilità nei confronti di chi sia stato privato della propria posizione sociale o dei propri beni. La scena descritta dal Liber è assai viva: Corrado della chiesa di Utrecht (Traiectensis) afferma che Enrico non è condannato né scomunicato perché – se anche non gli si vogliano applicare i privilegi propri del sovrano imperiale – almeno gli si deve concedere la tutela che il diritto canonico attribuisce anche alla più infima delle persone ecclesiastiche. A questo punto il prelato chiede a Wezelino di Magonza di alzarsi e di leggere un capitolo ex decretis Romanorum pontificum. Ed egli legge le parole dell’introduzione pseudo isidoriana che abbiamo rammentato poco sopra: ... legit quomodo rebus suis aliquis spoliatus aut a sede propria vi aut terrore pulsus non potest accusari, vocari, iudicari aut damnari antequam omnia sibi ablata ex integro54 restituantur ...55 53 54
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Riassuntiva sulla critica della fonte l’introduzione di I. SCHMALE-OTT alla sua raccolta Quellen zum Investiturstreit, Darmstadt 1984, 28-39. Lo ps. Isidoro ha una variante interessante: ex integro] legibus. Legge legibus anche l’epistola di O. di Ostia su cui infra; ma la variante attesta un collegamento assai precoce con la restitutio in integrum e rafforza l’impressione di una derivazione volgere del rimedio. Liber de unitate Ecclesiae conservanda, ed. W. SCHWENKENBECHER in MGH, Libelli de lite..., vol. 2, Hannover 1892, 234-235.
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Del resto, prosegue Wezelino dopo aver constatato l’effetto positivo delle sue parole sui difensori del papa, il principio si applica addirittura alle donne, come attesta la collezione di Isidoro56. L’argomentazione, conclude la fonte imperiale, fu talmente efficace che i difensori di Gregorio non furono in grado di opporvisi se non con la forza: il dibattito degenerò e un paio di nobili tedeschi restarono uccisi. Ma alla rievocazione della discussione proposta dal liber germanico si deve accostare un’altra fonte, sorprendente per acume polemico e profondità di argomentazione: la relazione di Otto di Ostia, di lì a poco elevato al soglio pontificio con il nome di Urbano II57, cardinale legato al colloquio di Gerstungen, osservata dalla storiografia isidoriana58 ma non abbastanza – mi pare – da quella giuridica. Dall’epistola traspare con evidenza la nuova cultura gregoriana che si oppone con forza alla tradizionale libertà di trattamento dei testi giuridici, che aveva caratterizzato i secoli dell’alto Medioevo ed era destinata ad essere abbandonata nell’età nuova che, non ancora chiuso il contrasto fra Imperatore e Papa, si apre con la tendenza alla stabilizzazione dei testi nella loro forma originale. Pur se non sospetta nemmeno della falsità dei testi raccolti da Isidoro, Otto dimostra la sua sensibilità per la correttezza delle fonti quando accusa i difensori di Enrico di aver tradito il testo autentico della falsificazione (si perdoni il bisticcio), poiché leggendolo ne avevano trascurato il contesto e lo avevano indebitamente riassunto: Isidorus in prefatione libri, quem ipse collegit ex decretis pontificum, tractans de oppressione episcoporum, capitulum de quo agitur his verbis depromit: ‘Nullus, qui suis est rebus expoliatus aut a sede propria vi aut terrore pulsus, antequam omnia sibi ablata legibus ei restituantur et ipse pacifice diu suis fruatur honoribus sedique proprie regulariter restitutus eius multo tempore libere potiatur honore, iuxta canonicam accusari, vocari, iudicari aut dampnari institutionem potest”. Quam laudabilem scripturam scripturarum subversores pro sui negotii qualitate viciatam atque precipuis et honestioribus membris suis inhoneste mutilatam hoc modo protulerunt: “Nullus, qui suis rebus expoliatus est, vocari, accusari, iudicari, dampnari potest”. Sperabant autem illud furtum eorum ideo ad presens non posse 56
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“Ad haec cum obmutuisset Gebehardus Salzburgensis ecclesiae archiepiscopus, qui causam adversae partis erat acturus, utpote apud suos maxime vel ipsa senectute sua vel scientia scripturarum sive eloquentia reverendus, tum quidem intulit Werhinerius Merseburgensis ecclesiae episcopus, ubi in canonibus scriptum esset aliquid eiusmodi de mulieribus? Et Wezelinus archiepiscopus porrigens eis librum: “ecce, inquit, ipsi legite consequens huius rei testimonium, quomodo huis quoque sexui oporteat iustum iudicium fieri, et quomodo ne mulier quidem debeat obiectis respondere, donec permittatur ei rem familiarem libere diutius ordinare”. Loc. cit. ed. MGH, Briefsammlungen der Zeit Heinrichs IV., ed. C. ERDMANN, Weimar 1950, 375380. H. FUHRMANN, Pseudoisidor, Otto von Ostia (Urban II) und der Zitatkampf von Gerstungen (1085), in ZSSt KA 68 (1982), 52-69, con indicazioni di bibliografia precedente.
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deprehendi, quod illa Isidori dicta non de excellentioribus illis auctoritatibus sunt ac proinde minus usitata et magis ignota.59
Cosa ha spinto i difensori di Enrico a questo “furtum”, a questo tentativo di manomissione del testo operato nella convinzione che fosse impossibile raffrontarne il tenore autentico? Proprio l’intento di provare che il diritto di reintegra dell’accusato spogliato dei propri diritti si applica non solo ai vescovi, ma anche ai laici: Talibus quidem depravationis atque fallantiis fallaciter hoc imperitie multitudini persuadere conati sunt, quatenus hoc, quod specialiter de episcopis dictum est, generaliter de omnibus dictum esse putarent, ita ut et laici, si in aliquo depredarentur, non essent ad sinodum vocandi...
Ma se fosse vero quel che la parte imperiale sostiene, conclude Otto, allora nessun laico che sia stato spogliato di una parte del suo terreno o del suo beneficio – finanche del suo bue o del suo asino – potrebbe essere indotto a render conto di fronte alla Chiesa del suo comportamento nella sfera spirituale60. Una conclusione assurda, cui non si arriverebbe se si tenesse conto, come vuole la nuova ideologia gregoriana, del tenore originale delle fonti, del loro contesto e di un’interpretazione rispettosa dei testi normativi: Isidoro, infatti, avrebbe voluto distinguere il procedimento canonico da quello laico. In ogni caso, infine, poiché la procedura di scomunica dell’Imperatore si è svolta di fronte alla Sede Apostolica, di essa non è lecito dubitare, né ritrattarne la sentenza. Il futuro papa Urbano II mostra dunque una sensibilità tutta gregoriana: da una parte per un’interpretazione rispettosa dell’integrità delle norme e del contesto nel quale si trovano; dall’altra per una severa distinzione della giurisdizione laica da quella ecclesiastica; infine per il riconoscimento allo stato clericale di una condizione privilegiata rispetto a quello laicale. 8. Proprio il pontificato di Urbano II è stato indicato dalla storiografia canonistica classica come il momento di svolta nella storia dell’ordinamento ecclesisastico61, che negli anni successivi a Gregorio VII completa la sua “scelta per il diritto”. L’esigenza di attingere alle fonti originali per interpretare i testi normativi nella loro forma completa, così ben attestata dall’epistola del futuro 59 60
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O. DI OSTIA, ed. cit., 378. Così il doc. citato, 379: “Si hec illorum fermentata doctrina in ecclesia, quod absit, fructificare ceperit, quisque laicorum sive predii sive beneficii sui parte aliqua spoliatus fuerit, aut si quis forte ei equum, bovem, asinum abstulerit, postmodum neque de periurio neque adulterio sive de incesto coniugio vel aliis huiusmodi spiritualibus ecclesie prelatis rationem redditurus est”. Cfr. R. SOMMERVILLE – S. KUTTNER, Pope Urban II, the ‘Collectio Britannica’ and the Council of Melfi (1089), Oxford 1996.
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papa, è la stessa che spinse, solo qualche anno più tardi, alla ricerca di testi originali negli archivi pontifici, al completamento dei testi giustinianei epitomati, alla ricostruzione dei libri giuridici originali, “sicut olim ... compilati fuerunt”, come riferisce esattamente l’arcinota cronaca di Burcardo di Ursperg62. È l’inizio del percorso che condusse la Chiesa, in capo a qualche decennio, a formarsi un corpo normativo che – nonostante la mutevolezza imposta dalla funzione legislativa del pontefice – assume le caratteristiche di un complesso definito e pubblicato; e a costituire su di esso una imponente scienza giuridica che quanto a creatività non ha nulla da invidiare alla parallela scuola civilistica63. Per compilare la collezione che era destinata a costituire la premessa del Corpus canonistico, Graziano attinse a piene mani all’opera di Isidoro, come avevano fatto, del resto, moltissimi compilatori gregoriani che egli utilizzò per redigere il Decretum. La dialettica spolium – revestire passò così ad occupare i glossatori decretisti e la pratica giudiziaria ecclesiastica, palesando di nuovo, a quanto pare, la tendenza ad estendersi dai vescovi ai laici64. L’estensione era facilitata anche dalla convergenza naturale del rimedio canonico con le procedure possessorie romane, che nel XII secolo erano tornate rapidamente in uso65. Il possesso romano, però, era altra cosa dalla vestitura tutelata dal procedimento di spoglio, e gli interdetti ponevano alcuni limiti di procedura: richiedevano che lo spossessamento fosse avvenuto con la violenza o con l’inganno, e si potevano esperire soltanto contro chi s’era appropriato della cosa contesa, mentre non si poteva ricorrervi contro i terzi detentori. La dottrina civilistica, poi, aveva limitato rigorosamente la figura del possesso ai beni materiali, sicché per gli uffici pubblici, gli status personali, i diritti di credito i procedimenti possessori romani risultavano inutilizzabili66. 62 63
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Esegesi del famoso brano della Cronaca di Burcardo abate di Urperg in E. CORTESE, Il rinascimento giuridico medievale, seconda ed., Roma 1996, 21-27. A. PADOA SCHIOPPA, Réflexions sur le modèle du droit canonique médiéval, in RHDFE, 77 (1999), 21-39, in italiano in A Ennio Cortese (studi in onore), Roma 2001, vol. 3, 21-38, e ora in A. PADOA SCHIOPPA, Italia ed Europa nella storia del diritto, Bologna 2003, 181-208. RUFFINI, L’actio spolii, 242. Esempi della ricomparsa del possesso romano nella pratica giudiziaria dell’Italia centrale in E. CONTE, Posesión y proceso en el siglo XII, in corso di stampa in Emanuele Conte y Marta Madero (eds.), Procesos, inquisiciones, pruebas. Homenaje a Mario Sbriccoli, Buenos Aires, Universidad Nacional de General Sarmiento, 2008 (in corso di stampa). La discussione dei glossatori civilisti sull’applicabilità degli interedetti possessori a diritti diversi da quelli reali è nota alla storiografia. Ne ha trattato – a modo suo – anche il celebre libretto di F. VASSALLI, Del Ius in corpus del debitum coniugale e della servitù d’amore ovverosia la dogmatica ludicra, Roma (ed. BARDI), 1944 (ristampa a cura dell’ed. Forni, Bologna, 1981, nella collana Momenti del pensiero giuridico moderno). Di S. Caprioli l’introduzione alla ristampa, La riva destra dell’Adda (invito al Vassalli faceto), publicata anche in Riv. dir. civ., 1981, II, p. 390 e ss., con la Postilla di Rescigno, ibidem, pp. 433435. Puntualizzazioni su una celebre quaestio di Azzone, sulle sue origini da un caso pratico e sulle fonti che ne tramandano l’esito in CONTE, Vetustas. Prescrizione acquisitiva e possesso
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Contro questo iuris civilis rigor lavorò dapprima la dottrina che, specialmente con Uguccio, tese a trarre dalle norme raccolte da Graziano principi generali applicabili in ogni circostanza. È una tendenza che emerge chiara nei passaggi della Summa del grande decretista che il Maassen pubblicò già nel 185967: le regole che Graziano aveva tratto dallo pseudo Isidoro configurano per Uguccio un generale principio di favore nei confronti dello spogliato che aggira e supera le limitazioni tecniche imposte dal diritto civile: “Sive vi, sive metu, sive dolo adversarii, sive quacunque circumventione suis rebus quis privetur, debet restitui”68. A ragione, dunque, si ripete che Uguccio abbia voluto fondere la dottrina canonistica con la civilistica: il possesso romano finisce per convergere con la vestitura canonistica per costituire la premessa di procedimenti abbreviati, fondati sul fatto del godimento che – legittimo o no – è stato interrotto senza l’intervento dell’autorità giurisdizionale. D’altra parte, la distinzione romanistica tra fatto e diritto induce il canonista a sdoppiare anche il fenomeno processuale in due momenti, l’uno operante in fatto e l’altro in diritto. La restitutio, perciò, non è altro che un provvedimento di fatto, che come tale non può agire sul piano del diritto, e dunque non può riconoscere allo spogliato la titolarità del diritto: “Non ergo sequitur quod si non fuit legitime institutus non sit destitutus nec possit restitui. Nam sicut fuit institutus de solo facto, ita potest restitui de solo facto”69.
Identica prospettiva emerge dalla nota sentenza che il grande canonista, divenuto vescovo di Ferrara, diede nella causa che opponeva la Chiesa episcopale di Bologna ai monaci di Santo Stefano, nella quale Azzone intervenne come avvocato, per poi trarne una quaestio che ci è pervenuta in due versioni. È Roffredo Beneventano a riferire che l’autorevolezza dell’avvocato non fu sufficiente a dar ragione ai monaci, che avevano interrotto una prestazione periodica di cui non si conosceva l’origine obbligatoria, e negavano che si potesse intentare un procedimento di restituzione possessoria della prestazione, che a dire di Azzone non aveva natura reale. Il vescovo canonista consentì di procedere per il possesso, argomentando, riferisce Roffredo, in modo analogo a quanto aveva sostenuto nella propria Summa, quando aveva distinto così efficacemente il piano del fatto da quello del diritto: “Et sententiam suam defendit tali modo Ugo: “Nonne differt petitorium a possessorio? Certe sic: in petitorio oportet probare que dicit dominus meus (sc.
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dei diritti nel Medioevo, in E. CONTE, V. MANNINO, P. VECCHI, Uso, tempo, possesso dei diritti. Una ricerca storica e di diritto positivo, Torino 1999, 49-128, 62-68. Cit. sopra, nota 38. MAASSEN, (n. 40), 238. Ibidem.
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Il mero factum del rapporto instaurato esteriormente con una cosa, o con un diritto di credito, o ancora con una posizione di potere si può dunque configurare come una quasi possessio, tutelata nella sua esteriorità da procedimenti che procedono – appunto – soltanto sul piano esteriore, ristabilendo gli equilibri turbati dallo spoglio in attesa della definizione sostenziale della questione. Ci troviamo, mi pare, nel campo di quella Rechtserscheinung, apparenza del diritto, che le teorie della Gewere avevano attribuito alla creatività germanica, e invece, almeno stando alle fonti, risulta dalla ripresa canonistica di tendenze volgari. Anche la riesumazione del possesso romano, con tutte le sue rigidità, aveva finito per confluire nella sistemazione canonica, anche per l’effetto degli interventi normativi di Innocenzo III, costantemente orientati ad ampliare il ricorso a procedimenti possessori oltre i limiti stretti imposti dal diritto romano. Un primo intervento, confluito nella Compilatio III (2.4.un.) e poi nel Liber Extra (2.10.2) concedeva la restituzione anche quando l’oggetto del contendere non fosse più presso lo spogliatore violento. E Vincenzo Ispano osservava, nel suo apparato, che “Forte latius patet restitutorium iudicium secundum canones quam secundum leges...”71. Il Concilio Lateranense IV, sotto lo stesso papa Innocenzo III, promulgò poi il canone Saepe contingit che, consentendo allo spogliato di recuperare il proprio diritto anche contro un soggetto diverso dallo spoliator, intendeva porre rimedio all’eccessivo rigore del diritto civile72. Ma l’ampliamento delle procedure possessorie non si limita a consentirne l’esercizio anche contro chi non abbia materialmente compiuto lo spoglio: le decretali di Innocenzo III applicano ormai la figura del possesso a moltissime situazioni di godimento che non hanno nulla a che fare con i diritti reali: le dignità di arcidiacono (X. 2.20.30), di preposito (X. 2.28.46), di priore (X. 2.30.6); il controllo di un’abbazia (possessio corporalis abbatiae: X. 1.3.22), il diritto di cantare
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Cfr. R. BENEVENTANO, Libelli Iuris Civilis, ed. Avignone 1500 (rist. Torino 1968), fol. 32va. MAASSEN, (n. 40), 240. X. 2.13.18 Saepe contingit (= 4 Comp. 2.3.3): “Saepe contingit quod spoliatus iniuste, per spoliatorem in alium re translata, dum adversus possessorem non subvenitur, per restitutionis beneficium spoliato, commodo possessionis amisso, propter difficultatem probationum iuris proprietatis amittit effectum. Unde, non obstante iuris civilis rigore, sancimus ut, si quis de cetero scienter rem talem receperit, quum spoliatori quasi succedat in vitium eo, quod non multum intersit, quoad periculum animae, iniuste detinere ac invadere alienum, contra possessorem huiusmodi spoliato per restitutionis beneficium succurratur”.
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nel coro (X. 1.10.6). Non sfuggivano alla procedura neanche gli status coniugali73; né, naturalmente, la percezione di prebende74. 9. In circa cinquant’anni, dunque, la dottrina dei decretisti e la legislazione di un papa giurista come Innocenzo III avevano risolto le incertezze oggettive e soggettive che avvolgevano la vecchia exceptio spolii che, dallo pseudo Isidoro fino a Graziano, era sembrata un privilegio riservato ai vescovi. All’aprirsi del Duecento, invece, chierici e laici potevano ormai tutelare con le azioni di spoglio il proprio status ecclesiastico o coniugale, il godimento dei frutti di un beneficium, i propri diritti di credito, la propria situazione di superiorità feudale. In una parola: la posizione del soggetto nella società era intesa come un vestito – una vestitura – che l’autorità pubblica difendeva in quanto tale, in attesa di verificare in giudizio le ragioni di chi ne contestava la legittimità. Se poi le basi legislative di una tutela possessoria di tutti i diritti goduti a qualsiasi titolo da chierici e laici erano oggettivamente poco definite, fu la consuetudine dei tribunali a incaricarsi di consolidare una pratica che sembra davvero configurare ogni diritto sotto l’aspetto di una vestitura. Di questa configurazione canonistica e consuetudinaria della tutela possessoria s’è accorta la più attenta dottrina comparatistica: è del 1996 il saggio di Jim Gordley e Ugo Mattei75 che, passando in rassegna fonti della pratica europea di età moderna, rilevano la caratteristica comune di una difesa del possesso che si estende a ogni sorta di diritti e si esercita anche contro chi detiene in buona fede la cosa di cui un terzo è stato spogliato. In Italia è Giacomo Menochio76 ad affermare la diffusione ampia, nella pratica, della tutela offerta dal canone Redintegranda, che si estendeva ormai comunemente ai laici. Citando decine di fonti – soprattutto pratiche – che ricorrono a questo ampliamento del possesso, Menochio ne identifica la ratio nello stesso principio generale che abbiamo visto distillato in Uguccio da Pisa: “eo adducuntur fundamento hanc constitutionem esse promulgatam causa corrigendi peccatum, quae sane causa et ratio militat et in rebus laicorum, ergo idem ius... confirmatur”77.
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Cfr. BRUNS, Das Recht des Besitzes, (n. 40), 191-194. Tutto il titolo X. 3.8 de concessione praebendae. Di spoglio di diritti di percepire le prebende parla Innocenzo nei cc. 2,3,4,7 di X. 2.13 de restitutione spoliatorum. GORDLEY / MATTEI, Protecting Possession, (n. 26). J. MENOCHIUS, De adipiscenda, retinenda et recuperanda possessione doctissima commentaria. Item Responsa causae Finariensis a multis Italiae celeberrimis IC Collegiis reddita, eodem auctore edita, Coloniae Agrippinae 1614, p. 340 n. 13. Il riferimento a questo passaggio del Menochio è diffuso fra i comparatisti italiani almeno a partire da A. GAMBARO, La legittimazione passiva delle azioni possessorie, Milano 1979, 150. MENOCHIUS, (n. 76)
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La ratio dell’istituto della reintegra dello spogliato è insomma quella di riparare il peccatum costituito dallo spoglio ingiustificato. Se lo spolium è un male morale, allora la tutela in via abbreviata della vestitura deve essere estesa anche ai laici. Fra le moltissime auctoritates citate dal Menochio per sostenere questa conclusione ve n’è una con la quale val la pena di concludere questa rapida rassegna di canonisti. Si tratta dei Commentarii sulle Decretali di Gilles Bellmère, nei quali la questione della natura dello spoglio è trattata con erudizione e sensibilità storica eccezionali. Per risolvere la questione della natura laica o ecclesiastica del rimedio dello spoglio, il vescovo di Avignone, infatti, si dimostra in grado di confrontare nella tradizione manoscritta i brani pseudo isidoriani raccolti da Graziano. Ne deduce, giustamente, che secondo il dettato della fonte carolingia il procedimento di spoglio era senza dubbio un privilegio riservato ai vescovi. Ma conclude osservando: Aut quaerimus de iure, aut quaerimus de consuetudine. Si quaerimus de iure, dico quod datur episcopis de suis sedibus eiectis, aut de rebus ecclesiarum suarum, sive de suis propriis quomodolibet spoliatis, contra quoslibet possessores, ad recuperationem possessionis, vel quasi In palatio apostolico auditores, advocati, procuratores et notarii eiusdem palatii ex quadam consuetudine, cuius initii memoria non extabat, pro determinato habebant quod beneficium huius canonis ad omnes personas ecclesiasticas extendi debebat: sed et multi inter eos illud ad omnes saeculares et laicos extendebant, sed quo iure praeter consuetudinem numquam potui videre. Fateor tamen quod Hugo videtur intelligere istum canonem generaliter de omnibus personis ecclesiasticis sed nihil allegat.78
Al tempo di Gilles come trecento anni prima, ai tempi del colloquio di Gerstungen, l’uso delle corti e l’interpretazione dei giuristi tendeva a tutelare i laici con il procedimento che le falsificazioni carolingie riservavano ai vescovi. Sia nell’epistola di Otto di Ostia, sia nel commentario del grande canonista francese la limitazione del procedimento di spoglio ai soli vescovi è sostenuta sulla base di argomenti “filologici” che ne riconducevano l’origine alle lettere pontificie falsificate, che entrambi i prelati ritenevano autentiche. Ma la pratica, nell’XI come nel XIV secolo, come anche nel XVI di Menochio, non rinunciava a ricorrere allo strumento canonistico in modo ampio, per garantire ogni diritto. La procedura di spoglio si applicava, in conclusione, a tutte le vestiture che caratterizzavano le condizioni personali ed economiche dell’antico regime, quando gran parte dei redditi erano legati a officia laici od ecclesiastici, a status personali o coniugali, a rapporti economici cristallizzati dalla consuetudine. Il fatto di godere degli effetti di queste posizioni soggettive configurava quella situazione giuridica indifferenziata che il Gemeines Recht tedesco chiamava Gewere. L’origine nobilmente antica e puramente urdeutsch 78
A. de BELLAMERA, In primam secundi Decret lib ... Lugduni, ad Salamandrae, apud Sennetonius fratres, 1549, in X. 2.13.18, fol. 228rb.
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dell’istituto fu poi una costruzione della dottrina germanistica, alla quale le origini canonistiche dell’istituto non potevano andare a genio. Fu attraverso la Gewere, forzata dai germanisti in origini che non erano sue, che la prospettiva ampia della vestitura canonica passò nel patrimonio dei giuristi del tardo Ottocento e del primo Novecento. Su quella base, la dottrina civilistica e commercialistica ha costruito molto, dapprima convinta dell’origine germanica della rilevanza della Rechtserscheinung, poi sempre meno attenta alla questione delle origini, e tuttavia ancora pronta a ricorrere al termine investitura in materia di legittimazione e titoli di credito.
Hans-Georg Hermann
Der kanonistische Beitrag zur Begrenzung von Vertragsstrafen
„Canonistae… quibus in hoc est inhaerendum” (Bartolus)
I. Der Topos der Gefährlichkeit von Vertragsstrafen Konventionalstrafen sind gefährlich. Aus Schuldnerperspektive leuchtet dieser Topos ohne weiteres ein. Aus Gläubigerperspektive sind sie gerade deshalb außerordentlich attraktiv: Als Druckmittel auf Leistungserfüllung, als Sanktionshebel für Vertragsunrecht oder wenigstens als Beweiserleichterung einer Schadensliquidation. Kumuliert man sie mit Schadensersatz und Erfüllung, sind sie nicht nur attraktiv, sondern eventuell sogar lukrativ, und nun gefährlich sogar auch für den Gläubiger als turpe lucrum und damit vielleicht als Sünde: In Konventionalstrafen steckt offensichtliches Missbrauchs- und Gefahrenpotential, dem auch das Kirchenrecht gegenzusteuern versuchte. Sie verwarf sie als Umgehungskonstrukt des Wucherverbotes, postulierte Kumulationsverdikte, Höchstgrenzen und Restriktionen für die Strafverwirkung. Der Originalität und dem Einfluß solcher Ansätze soll nachgegangen werden. Zur Diskussion können diese und weitere Beispiele dienen: etwa die Frage nach dem Verfall von Vertragsstrafe nur pro rata bei nur teilweiser Pflichtverletzung oder der Entwicklung des richterlichen Moderationsrechts. Bei der Verfolgung des Anliegens, nach Einflüssen des Kirchenrechts auf das Privatrecht zu fahnden, macht man durchaus recht rasch einige Funde im gemeinen Recht und Peter Landau hat bekanntlich vor gut 10 Jahren nachdrücklich auf besonders eindrucksvolle Zusammenhänge bei der Frage nach dem Stellenwert für die Entwicklung tragender Rechtsprinzipien aufmerksam gemacht1, nachdem Udo Wolter schon 1975 nach dem Stellenwert des „Ius 1
Vgl. u. a. P. LANDAU, Die Bedeutung des kanonischen Rechts für die Entwicklung einheitlicher Rechtsprinzipien, in: H. SCHOLLER (Hrsg.), Die Bedeutung des kanonischen Rechts für die Entwicklung einheitlicher Rechtsprinzipien (Arbeiten zur Rechtsvergleichung; 177), Baden-Baden 1996, S. 23-47 (insb. zum Einfluß auf das Zivilrecht
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canonicum in iure civili“ in einer gleichnamigen Monographie gefragt hatte2. Umfassende Antworten lassen dafür sich nach derzeitigem Stand allerdings nicht geben. Wer nach den Einflüssen fragt, setzt stillschweigend die gegenseitige Wahrnehmung innerhalb der Disziplinen von Legistik und Kanonistik voraus. Sie darf man auch voraussetzen, denn die Biographien und Karrieren wie die Veröffentlichungen vieler Juristen zeigen ja überdeutlich, daß häufig genug zwei Seelen in einer Brust vereinigt waren.3 Jenseits dieses hinlänglich bekannten Umstandes, sind noch zwei für den vorliegenden Zusammenhang strukturell bedeutsame Phänomene in der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen juristischen Literaturproduktion zu nennen. Da ist zum einen die Kontroversenliteratur (in einem weiteren Sinn), die zuweilen katalogartig gerade die Divergenzen, Diskrepanzen und Differenzen zwischen Legistik und Kanonistik zusammenstellt und man entsprechend als Differentienliteratur kategorisieren kann.4 Methodisch erscheint dieser Typus für die Offenlegung von Einflussbeziehungen vielversprechend, wenn man von den thematisierten und diskutierten Divergenzen ausgeht und die weitere Entwicklung verfolgt, denn von diesem Fundament gut dokumentierter Unterschiede lässt sich den Nivellierungen und Assimilierungen der ursprünglichen jeweiligen Positionen nachgehen. Zum anderen sind es – weniger zielgenau methodisch eruierbar - Ergebnisse aus Blütenlesen und entsprechend Zufallsfunde, die Querverbindungen und eine quantifizierbare Präsenz wechselseitiger Wahrnehmung anzeigen. Sie sind insbesondere dort anzutreffen, wo Legisten ohne sonderliches Aufheben kanonistische Referenzstellen allegieren, Unterschiede ansprechen oder stillschweigend Lösungen wie in der Kanonistik vertreten.5 Rechtsdenken von Kanonisten ist selbstverständlich kein kategorielles Aliud denn Teil einer verbreiterten Basis eines übergreifenden juristischen Diskurses mit wechselseitigen Rezeptionen. Die Frage nach der Rezeption der Kanonistik im Bereich des Zivilrechts ist einerseits einfach, andererseits schwierig. Einfach ist sie dort,
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etwa für Fragen der Teilnichtigkeit, dem Recht der Stellvertretung oder des Prioritätsprinzips vgl. S. 39-41); für einen gerafften Überblick (mit weiteren Nachweisen) zur Bedeutung des kanonischen Rechts für die europäische Rechtsgeschichte: CHR. LINK, Kirchliche Rechtsgeschichte, München 2009, S. 41-43; H-J. BECKER, Spuren des kanonischen Rechts im Bürgerlichen Gesetzbuch, in: R. ZIMMERMANN (Hrsg.), Rechtsgeschichte und Privatrechtsdogmatik, Heidelberg 1999, S. 159-169 (zum Einfluss auf das Bürgerliche Recht bes. S. 162-168). Studien zur Rechtsquellenlehre in der neueren Privatrechtsgeschichte, Köln u..a. Als besonders prominentes Beispiel mag hier etwa Baldus de Ubaldis genannt sein. H. LANGE / M. KRIECHBAUM, Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 Die Kommentatoren, München 2007, S. 215-219. Zu einigen solchen Einflüssen vgl. LANGE / KRIECHBAUM, Kommentatoren (wie Anm. 4), beispielsweise auf Jacobus de Ravanis (S. 529 ff., 536) oder bei Cinus de Pistoia (S. 646).
Begrenzung von Vertragsstrafen
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wo es um den als notwendig empfundenen Transfer von religiös determinierten Lösungen geht6, etwa dort, wo zwingend religiöse Prämissen Argumentationsgang und Ergebnis von scheinbar nur zivilrechtlichen Fragen vorstrukturieren und Ergebnisse prädestinieren. Schwieriger ist sie, wo Lösungsmodelle unabhängiger vom unmittelbar religiösen Kontext transferiert werden, da kontextlose Rezeption gerade keine selbstreferentiell legitimierten Modelle bedeutet, sondern diese müssen anderweitig systemimmanent begründbar sein. Werden sie übernommen, ist aber zugleich ihre eventuelle Provenienz aus dem Kirchenrecht häufig nicht mehr ohne weiteres erkennbar. Für dieses Generalthema und der Frage nach eventueller Beeinflussung soll vorliegend eine Sondierung mit der speziellen Frage nach dem kanonistischen Beitrag zur Begrenzung von Vertragsstrafen verfolgt werden, da es schon vor allem mit den Untersuchungen von André Fliniaux7 und Ralf-Peter Sossna8 einige Ansätze in der Forschung gegeben hat, die aufgegriffen und ergänzt werden können. Begonnen sei dafür mit einem Beispielsfall9:
II. 1. Eine Kölner area zu Erbpacht und ihre Regelung einer poena conventionalis Im Jahr 1257 verlieh das Kölner Domkapitel dem Steinmetz und Dombaumeister Gerardus in der heutigen zum Domplatz führenden Marzellenstraße eine Hofstätte zu Erbpacht für 12 Schillinge pro Jahr. Auf eigene Kosten hatte er darauf ein großes Steinhaus errichtet. Die Urkunde behandelt eingehend den Fall, daß Gerardus mit der pünktlichen Zahlung in Verzug kommen sollte. Bei Verzug von einem Jahr würde die area einschließlich des auf Kosten Gerards erbaute Haus automatisch an das Domkapitel zurückfallen, doch diese Klausel, ist vorliegend nicht von maßgeblichem Interesse, sondern eine zusätzlich
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Paradigmatisch im Ansatz etwa: O. BEHRENDS, Treu und Glauben. Zu den christlichen Grundlagen der Willenstheorie im heutigen Vertragsrecht, in: G. DILCHER / ILSE STAFF (Hrsg.), Christentum und modernes Recht Frankfurt 1984, S. 255-303. A. FLINIAUX, L´évolution du concept de clause pénale chez les canonistes du moyen âge (Origine des art. 1152, 1226 et ss. du Code Civil français), in: Mélanges Paul Fournier, Paris 1929 (ND Aalen 1982), S. 233-247. R.-P. SOSSNA, Die Geschichte der Begrenzung von Vertragsstrafen (Schriften zur europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte; 9), Berlin 1993; s. a. die überwiegend positive Besprechung von A. CORDES, ZEuP 1995, S. 702-704. Hierzu schon vgl. VERF., §§ 336-345 BGB (Draufgabe, Vertragsstrafe), in: R. ZIMMERMANN / M. SCHMOECKEL / J. RÜCKERT (Hrsg.), Historisch-kritischer Kommentar zum BGB, Bd. II, Tübingen 2007, S. 2037-2074 [2057 Fn.124].
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vereinbarte, weitere Vertragsstrafe für Zahlungssäumnis schon seit der ersten Fälligkeit des Jahreszinses: Wenn er nicht innerhalb eines Monats gezahlt würde, sollen extunc pro pena solventur nobis tres solidi denariorum, et similiter de unoquoque mense per unum annum tres solidi pro pena solventur, si infra totus census cum pena totali neglecta non fuerit persolutus; et ad hoc census, si quis neglectus est, nihilominus persolvatur10.
Für jeden Monat Verzug sind also 3 Schillinge pro pena fällig. Um den Verzug zu beenden, ist der ohnehin geschuldete Erbpachtzins zuzüglich der aufgelaufenen Vertragsstrafe zu zahlen. Bei einem vereinbarten Jahreszins von 12 Schillingen Kölner Pfennige sind 3 Schillinge pro Monat eine durchaus beachtliche Verzugsstrafe. Sollte der säumige Schuldner also kurz vor Jahresablauf doch noch schnell zahlen, um den Verlust seines Hauses abzuwenden, muß er den ursprünglichen Zins für die area aufwenden (12 Schillinge), zuzüglich aller aufgelaufenen Vertragsstrafen der rückständigen Monate, also maximal 11 x 3 = 33 Schillinge (sie werden nicht auf den alten Zins angerechnet), insgesamt somit 45 Schillinge. Doch nun steht bereits auch die Zahlung für das kommende Jahr wieder an. Zahlt er immer noch nicht, verliert er Haus und area und hat beim Domkapitel Schulden in Höhe von 48 Schillingen, was einem effektiven Verzugszins von 300 % pro Jahr entsprechen würde. Die Dramatik der Klausel lässt sich graphisch verdeutlichen: Vereinfachtes Schema der Vertragsstrafenprogression (bei Fälligkeit der Forderung je zum 1. des Monats) Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Januar
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12 12 + 3 12 + 3 + 3 12 + 3 + 3 + 3 12 + 3 + 3 + 3 + 3 12 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 12 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 12 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 12 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 12 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 12 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 12 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 + 3 48 solidi + Räumung der area + Anfall des Bauwerks an das Domkapitel.
Zit. nach H. LOERSCH / R. SCHRÖDER, Urkunden zur Geschichte des Deutschen Privatrechtes, 3. Aufl. Bonn 1912, S. 97 f. Nr. 132.
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Vertragsstrafen sind gefährlich. In ihnen steckt offensichtliches Missbrauchspotential, dem auch das Kirchenrecht unter ganz verschiedenen Aspekten gegenzusteuern versuchte. Als erstes ist jedoch festzuhalten, dass das Kirchenrecht die Zulässigkeit einer poena conventionalis nicht generell verwarf, wiewohl allenthalben von ihrer Anfälligkeit für avaritia gesprochen wurde. Die wesentlichen Grundpositionen seien skizziert: Albericus de Rosate (um 1290-1360) konnte in seinem „Dictionarium Iuris tam civilis quam canonici“ längst davon sprechen, dass auch personae ecclesiasticae Vertragsstrafen fordern dürften11, doch unterlagen sie relativ engeren Grenzen als Laien. Hostiensis betonte in seinem Commentum12, als Gläubiger müssten sie generell den Anschein vermeiden, nach einem turpe lucrum zu trachten. Sie seien vielmehr gehalten, Vertragsstrafen nicht mit solcher Grausamkeit zu fordern wie die Laien13. Ungeachtet der Kontroversen um die zulässige Höhe einer Vertragsstrafe, die die ganze Legistik wie die Kanonistik im Mittelalter durchziehen, forderte er wenigstens für die religiosi, sie müßten Vertragsstrafen nach dem „id quod interest“, also dem Interesse als verbindlich schadensersatzrechtlichen Maßstab bemessen14. Er griff damit - wie Fliniaux gezeigt hat einen äußerst einflussreichen Gedanken auf, den offenbar erstmals Raimund von Peñaforte so deutlich formuliert hatte15. Hostiensis forderte so eine erhöhte Moralität für den Klerus, eine gleichsam standesspezifische „Sondermoral“, die gerade den Klerus vom Laienstand unterscheide: Letzterer könne einen rigor iuris vertreten; das als Kleriker jedoch nicht zu tun, mache den Unterschied. Es ist nicht bekannt, ob in dem Eingangsbeispiel das Kölner Domkapitel je genötigt war, sich zwischen dem rigor iuris seines Erbpachtvertrages und einer Klerikern vielleicht eher angemesseneren Moral zu entscheiden, da man nicht weiß, ob Gerardus je in Verzug geriet. Klar ist jedoch, dass es für auch für die poena conventionalis einen speziellen theologischen Kontext gibt, der grundsätzlich Vorsicht und dem entsprechend gewisse Restriktionen der Vertragsstrafe zu
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ALBERICUS, Dictionarium Iuris tam civilis quam canonici, Venedig 1573, S. 580 l.Sp.; in der Sache s.a. HOSTIENSIS, Summa zu X 1.43.4 (Dilecti), fol. 163ra. Zu Albericus vgl. LANGE / KRIECHBAUM, Kommentatoren (wie Anm. 4), S. 665-682 (zum Dictionarium S. 680 f.). HOSTIENSIS, Commentum zu X 1.43.4. (Dilecti), fol.205ra. DERS. (wie Anm. 12): […] quod non licet clerico ita emungere, nec cum tanta crudelitate exigere, sicut laici. Ne tanquam exactores videantur lucrisw turpibus inhiare, sed & tenentur quo ad pauperes poenitentes humanitatem servare. […] Sed & tenentur in omnibus his taliter se habere, quod de avaritiae radice nequeant merito reprehendi […]. DERS. (wie Anm. 12), fol. 163rb: Sed nec religiosus petere debet gravem penam pro modico interesse […]. Licet secularis hoc possit facere de rigore iuris et hec erit differentia inter eos et istos. FLINIAUX, L´évolution (wie Anm. 7), S. 242-244.
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fordern scheint. Diese Restriktionen lassen sich exemplarisch etwas ausdifferenzieren:
2. Vertragsstrafen bei Darlehen Vertragsstrafen bei Darlehen beargwöhnte die Kirche als fungibles Umgehungskonstrukt des Wucherverbotes16; die Umgehungsabsicht wurde entsprechend häufig unter den Kanonisten bis zum Gegenbeweis vermutet17. Die Widerlegung der Präsumtion, in fraudem usurarum sich eine Verzugsstrafe bei Rückzahlungssäumnis versprechen zu lassen, hatte überhaupt nur dort eine Chance, wo Vertragsstrafe auch betragsmäßig an die Stelle von Schadensersatz trat. Für diesen speziellen Fall der Sicherung eines Rückzahlungsanspruches ohne fraudulös beabsichtigten schändlichen Gewinn findet sich nun Bartolus ganz auf der Linie der Kanonistik18, vornehmlich in der Ablehnung der Auffassungen, die eine frei vereinbare Strafhöhe als wirksam erachteten. Er ist für diesen einen Fall Kronzeuge für eine regelrechte Anweisung, man solle sich nach den Kanonisten richten, wenn er in seinen Commentaria zu D 45.1.38.1719 schreibt20:
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Genauer: des Zinsverbotes, locus classicus der Diskussionen ist entsprechend C. 7.47.1; hierzu: SOSSNA, Begrenzung (wie Anm. 8), S. 14-20. Wer dem nicht folgen wollte, argumentierte mit der strukturellen Nichtvergleichbarkeit von poena und usura, vgl. etwa in komprimierter Zusammenstellung der entsprechenden Unterschiede: J. KAHL / CALVIN, Lexicon Iuridicum Iuris Caesarei: Simul Et Canonici: Feudalis Item, Civilis, Criminalis: Theoretici Ac Practici; Simul & Locorum Communium & Dictionarii vicem sustinens. Feudale Lexicon; Leges Ac Magistratus Romanos; & caetera huic Operi adiecta, vide in Complemento, Coloniae Allobrogum 1612, Sp. 2105 f. sub „poena & usura“. Vgl. für eine differenzierende Handhabung in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts etwa GUIDO DA BAISIO, Archidiaconus super Decreto. Clarissimi sacrorum canonum interpretis Guidonis de Baiisio Archidiaconi. Enarrationes super Decreto autor ipse Rosarium appellari maluit, Lugduni 1549, zu DG c.12 qu.2 canon „cum devotissimam”, fol. 223rb/va Rn. 6. Hierzu: SOSSNA, Begrenzung (wie Anm. 8), S. 52-54. D. 45.1.38.17 [Ulpianus 49 ad sab.], ed. P. KRUEGER, TH. MOMMSEN, Corpus Iuris Civilis, Bd. I: Institutiones, Digesta, 15. Aufl. Berlin 1928, S. 772: Alteri stipulari nemo potest, praeterquam si servus domino, filius patri stipuletur: inventae sunt enim huiusmodi obligationes ad hoc, ut unusquisque sibi adquirat quod sua interest: ceterum ut alii detur, nihil interest mea. plane si velim hoc facere, poenam stipulari conveniet, ut, si ita factum non sit, ut comprehensum est, committetur stipulatio etiam ei, cuius nihil interest: poenam enim cum stipulatur quis, non illud inspicitur, quid intersit, sed quae sit quantitas quaeque condicio stipulationis. Benutzte Ausgabe: Basel 1562, pag. 462 Nr. 11; zur allegierten Stelle vgl. Anm. 22.
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Canonistae contra hac tenunt extra de poena capit. suam. quibus in hoc est inhaerendum Die Kanonisten berufen sich demgegenüber auf den Liber Extra, de poen. Kapitel suam (= X 5.37.9), welchen man an dieser Stelle anhängen muß.
Damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon wieder, da Bartolus eine vorliegend nicht näher zu beschreibende, differenzierte eigene Lösung entwickelte. Es ist nichtdestoweniger ein zwar winziges, aber deutliches Verbindungsstück zwischen Legistik und Kanonistik, weil er ausdrücklich auf das Kirchenrecht Bezug nimmt.
3. Teilverfall der Vertragsstrafe bei nur teilweiser Verletzung bzw. Nichterfüllung des gesicherten Anspruchs Die spätmittelalterliche Kontroversen- bzw. Differentiensammlung des Hieronymus Zanettini (1457-1493)21 berichtet von einem entsprechenden Streit zwischen Kanonistik und Legistik: Das Zivilrecht halte denjenigen, der eine geschuldete Leistung nur teilweise erbringt, an einer vereinbarten Vertragsstrafe in voller Höhe fest, anders als das Kirchenrecht. Hier stehe einer vollen Geltendmachung eine exceptio entgegen. In der Dekretale „Suam“ des Jahres 1213 habe Innozenz III. so entschieden22, wobei er – ausweislich Zanettini (die Dekretale enthält keine entsprechende
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Vgl. LANGE / KRIECHBAUM, Kommentatoren (wie Anm. 4), S. 216, 432. X 5.37.9., ed. E. L. RICHTER / E. FRIEDBERG (Hrsg.), Corpus iuris canonici, Bd. II: Decretalium collectiones. Liber Extra, Liber Sextus, Clementinae, Extravagantes, Leipzig 1879 (ND Graz 1959), Sp. 882: Obligatus ad certam quantitatem, certa die sub poena solvendam, si partem infra terminum solvit, ad poenam integram non tenetur. Idem Spoletano Episcopo. Suam ad nos G. et A. rectores clericorum plebatus sancti Fortunati querimoniam transmiserunt, quod, quum tibi essent in XL. libris per quoddam arbitrium condemnati, essetque ipsis poena XXX. librarum apposita, nisi eas tibi solverent in termino constituto, tandem XXXIII. libris in ipso termino persolutis, occasione septem residuarum librarum per quasdam nostras literas, veritate tacita impetratas, obtinuisti eos in praefatis XXX. libris tibi per dilectum filium Paulum, subdiaconum nostrum, delegatum iudicem condemnari. Quia igitur te non decet in tantum pontificalis modestiae oblivisci, ut inhonestis quaestibus anhelando desideres cum aliena iactura ditari, fraternitati tuae per apostolica scripta mandamus [et districte praecipimus,] quatenus praedictarum septem librarum solutione contentus, super poena XXX. librarum memoratos rectores de cetero non molestes, sicut per dilectum filium nostrum G. S. Nicolai in carcere Tulliano diaconum cardinalem fuit sententialiter diffinitum. [Dat. Rom. ap. S. Petr. III. Id. Ian. Ao. IX. 1207.].
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Allegation) – mit dieser Lösung Azo gefolgt sei23. Sie bedeutete praktisch, dass sich der Gläubiger in einer solchen Konstellation einer eventuell nur teilweise verfallenen Vertragsstrafe gehütet haben würde, vor dem kirchlichen Gericht zu klagen, da er dort mit der Erhebung einer die Klage auf die ganze Vertragsstrafe hemmenden exceptio zu rechnen hätte. Der Kanonist Petrus de Ancharano (1330-1416)24 hielt überhaupt nichts von den bisherigen Versuchen, die Materie dieser Dekretale Innozenz´ III. zu durchdringen. „Trockenen Fußes“ überquerten die Kanonisten diese Materie und auch Johannes Andreae sage dazu nichts Brauchbares25. Er selbst setzte sich allerdings dann zwar intensiv mit den verschiedenen Aspekten der Teilbarkeit einer geschuldeten Leistung auseinander, entzog sich hier jedoch genauso der Ausführungen über die Gründe für die prozessuale Lösung der Kanonisten seit Innozenz III. Dabei ist die Schuldnerfreundlichkeit dieser die Effizienz von Vertragsstrafen zu Lasten des Gläubigers begrenzenden Entscheidung durchaus begründungsbedürftig. In X 5.37.9. war eine fällige Schuld von 40 Goldpfund zwar termingerecht, jedoch nur (aber auch immerhin) in Höhe von 33 Pfund beglichen worden. Der Bischof von Spoleto forderte als Gläubiger nun zusätzlich die vereinbarte Vertragsstrafe in Höhe von 30 Pfund26. Er handelte sich nicht nur eine negative Entscheidung des Papstes ein, sondern auch eine schwere Rüge für seine unredliche Bereicherungsabsicht (inhonestis quaestibus anhelando desideres cum aliena iactura) und wurde darauf verwiesen, mit den noch offenen restlichen 7 Pfund zufrieden zu sein27. Die Dekretale selbst begründet ihre Entscheidung mit der verwerflichen Gesinnung des Gläubigers, also einer moraltheologischen Kategorie. Die 23
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HIERONYMUS ZANETTINUS, Contrarietates seu diuersitates inter ius ciuile et canonicum sparse per totû corpus vtriusq[ue] iuris que sunt numero cclxxvij, Lyon ca.1515, Controversia 191 fol.42r: De iure civili qui aliquid promisit quod consistit in dando sub pena si aliquod omittatur dare ad totam penam tenetur […]. Sed iure canonico obstat exceptio: Inno. sequitur opinionem Azonis in c. suam. de penis vt ibi plene notat. Gut greifbar ist diese mit bis zu 356 zusammengetragenen differentiae umfangreichste bekannte Sammlung solcher Unterschiede durch die Aufnahme im Tractatus universi iuris, Venetiis 1584, Tom. 1, fol. 197v ff. (die zitierte differentia findet sich fol. 207ra Rn. 268). Über ihn vgl. J.F. SCHULTE, Geschichte der Quellen und Literatur des canonischen Rechts, Bd. II, Von Papst Gregor IX. bis zum Conzil von Trient, Stuttgart 1877, S. 278282. Auf diesen gestützt vgl. etwa auch: A. GABRIELI [† 1555], Communes Conclusiones,... in septem libros distributae, Venetiis 1607, Lib.VII De maleficiis,Conclusio 34, pag. 773-775 Rn. 9 ff. in der Limitierung von Vertragsstrafen. Canonistae materiam istius c. transeunt sicco pede. & Ioa. An. non dicit aliquid boni, PETRUS DE ANCHARANO, Super quinto Decretalium facundissima commentaria, Bononiae 1581, pag.188 zu X 5.37.9. Zu dieser Dekretale s.a. SOSSNA, Begrenzung (wie Anm. 8), S. 55 f. Nachdem die Geldschuld eine teilbare Schuld darstellt, konnte man aber auch eine bloße Reduktion der Vertragsstrafe annehmen, so später etwa L. MOLINA, Disputationes de contractibus, Venetiis 1607, Disp. 18 Nr. 5 (pag. 167): […] si partem debiti solvit, non exigitur ab eo tota pena, sed pars iuxta proportionem partis, quae remanet solvenda.
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Dekretalistik wechselte demgegenüber von der Gläubigerperspektive auf die Schuldnerperspektive und legte das entscheidende Gewicht auf das Gebot der aequitas28 und die Vermeidung eines rigor iuris29, der nach gängiger Formel nicht „Recht, sondern Exzeß“ sei30. Es ist überhaupt nur dieser Begründungskontext, der schließlich diese Dekretale für die Frage nach dem Beitrag der Kanonistik zur Begrenzung von Vertragsstrafen interessant macht, denn in der Sache folgte man – anders als Zanettini vermittelt – nicht nur Azo, sondern bereits der Lösung, die sich in dem Ulpianfragment D 2.11.9.1 findet31. Als i n n o v a t i v e r Beitrag scheidet auf der Ebene der Sachlösung X 5.37.9 damit aus, bietet aber einmal mehr ein Beispiel für Kontextdiversität auf der Begründungsebene, auch wenn die Sachlösung eines Rechtsproblems identisch erscheint.
4. Höchstgrenzen und Restriktionen für die Strafverwirkung. Sicherlich den markantesten Punkt bilden die erwähnten endlosen Streitigkeiten, ob Vertragsstrafen in ihrer Höhe limitiert seien, und wenn ja, in welcher Höhe. Die hauptsächlichen Positionen mit unterschiedlichen Lagerbildungen und Traditionssträngen waren im Mittelalter: - keine Begrenzung - Begrenzung ja, nämlich durch Bindung an potentiellen Schadensersatz, bei dem wiederum sehr streitig war, ob er objektiv (interesse commune) oder subjektiv (id quod interest) zu bestimmen sei und dann vielleicht wiederum durch das duplum oder das quadruplum begrenzt 28
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So dann bei INNOZENZ IV., vgl. Innocentii Quarti Pontificis ... In quinque Decretalium libros, Venedig 1570, fol.321v. Für eine Orientierung zu diesem Allgemeinbegriff innerhalb des Kirchenrechts vgl. E. WOHLHAUPTER, Aequitas canonica. Eine Studie aus dem kanonischen Recht, Paderborn 1931; P. LANDAU, 'Aequitas' in the 'Corpus Iuris Canonici', in: Syracuse Journal of international law and commerce 20 (1994), S. 95 – 104; für die legistische Sicht auf die aequitas als Bindung des Richters vgl. N. HORN, Aequitas in den Lehren des Baldus (Forschungen zur neueren Privatrechtsgeseschichte; 11), KölnGraz 1968; s. a, für weitere Hinweise: Becker, Spuren (wie Anm. 1), S. 165. So in der Glossa ordinaria zu X 5.37.9: Nec est servanda ille rigor vt in totum pena exigatur, Decretales Gregorii Papae IX / cum glossa BERNARDI PARMENSIS, Venetiis, 1486, fol. 393r. Rigor iuris non est ius, sed excessus, vgl. ALBERICUS DE ROSATE, Dictionarium (wie Anm. 11), S. 713. Vgl. D. 2.11.9.1 [Ulpianus 77 ad ed.], ed. P. KRUEGER, TH. MOMMSEN (Hrsg.), Corpus Iuris Civilis, Bd. I: Institutiones, Digesta, 15. Aufl. Berlin 1928, S. 53: Si plurium servorum nomine iudicio sistendi causa una stipulatione promittatur, poenam quidem integram committi, licet unus status non sit, labeo ait, quia verum sit omnes statos non esse: verum si pro rata unius offeratur poena, exceptione doli usurum eum, qui ex hac stipulatione convenitur.
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- als Vorfrage und Sonderproblem, ob die Vertragsstrafe genau zu bezeichnen sei oder eine Bezeichnung durch ein Vielfaches des Interesses ausreiche usw.32 Es liegt auf der Hand, dass je nach Auffassung ein unterschiedliches Funktionsverständnis der Konventionalstrafe zugrunde lag. Wer – wie die Theologen und in ihrem Gefolge die Kanonisten – ständig die Gefahr des turpe lucrum witterte, betrat relativ sicheren Boden, wenn man die betragsmäßige Zulässigkeit an Schadensersatzkriterien band, da es hier nur um Ausgleich, nicht aber Gewinn geht. Das war der sichere Boden: Soweit Vertragsstrafe nur Schadensersatz in anderem Gewande darstellt, gilt sie grundsätzlich als unbedenklich: Conventionalem [penam] petere potest quatenus interest33. Wer jedoch die poena conventionalis wörtlicher nahm und ihre punitiven Elemente nicht leer laufen lassen wollte, konnte sich damit nicht zufrieden geben: Albericus de Rosate fragte etwa: wenn Adelige – man darf ergänzen: trotz vertragsstrafenbewehrter Friedensvereinbarung – sich gegenseitig ihre Wälder verwüsten, ob dann die Pflicht zum Schadensersatz oder eher die Angst um eine darüber hinausgehende schmerzliche Buße abschrecke? Albericus gab auch gleich die Antwort: Wurde sie vereinbart, dürften sogar Kleriker ohne Sünde eine solche auch massiv bloßen Schadensersatz überschreitende Buße fordern, denn sie sei nicht nur wegen dem Schaden vereinbart, sondern auch propter crimina coercenda und sie verfolgten damit ein höheres Ziel, nämlich das der Gerechtigkeit. Albericus gibt aber auch gleich den guten Rat, die Strafe in usus pios erogare, womit man dem stets präsenten Verdacht der avaritia vermeidet34. Von einer Bindung an das „Interesse“ ist dabei nicht mehr die Rede. Je nach den Funktionszuschreibungen für die Vertragsstrafe, die sie rechtspolitisch generell oder innerhalb des Regelungskonzeptes eines Vertrages speziell erfüllen sollte, zeigten sich auch in der Kanonistik also unmittelbare Zielkonflikte, die auf die Zulässigkeitskautelen zurückwirkten. Hier suchte die
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Eingehend: SOSSNA, Begrenzung (wie Anm. 8), S. 27 ff., 44 ff.; s. a. H. J. WIELING, Interesse und Privatstrafe vom Mittelalter bis zum Bürgerlichen Gesetzbuch (Forschungen zur neueren Privatrechtsgeschichte; 15), Köln-Wien 1970, S. 98 f. HOSTIENSIS, Commentum zu X 1.43.4 fol. 205ra: Conventionalem [penam] petere potest quatenus interest […] nisi apponatur in fraudem. ALBERICUS, Dictionarium (wie Anm. 11): An domini quibus sund damna illata, vel milites, vel si miles possint licite tenere emendas pro damnis sibi illatis ex pacto, vel consuetudine: puta illis qui vadunt in forestis suis, cum poena sit multo maior quam damnum datum? dicit Guil. quod tam domini quam milites, & etiam personae ecclesiasticae possunt illas poenas, quas levant secundam consuetudinem legitima, & statuta regionis, retinere, nec peccant quando in tempore subest causa, & servatur ordo iuris, & non propter cupiditatem, sed propter zelum iustitiae. nec obstat quod poena excedat damnum, quia huiusmodi poenae non solum propter interesse statutae sunt: sed etiam propter criminalia coercenda. sunt tamen temperandae pensatis circunstantijs, nec laxandae sunt in talibus. securius tamen esset huiusmodi excessus emendate in vsus pios erogare.
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Kanonistik bestimmte Prämissen umzusetzen, denen die folgenden Überlegungen gelten. Aufgegriffen wird zunächst ein verfahrensrechtlicher Gesichtspunkt:
5. Das richterliche Moderationsrecht Hostiensis gilt als „Erfinder“ der Kompetenz des Richters, betragsmäßig auf eine vereinbarte Vertragsstrafe im Verfahren einzuwirken oder – soweit er nicht ihr „Erfinder“ sein sollte, so ist er doch der erste, der sie ausdrücklich angesprochen habe, als er im Zusammenhang mit einmal mehr35 der Forderung nach der Orientierung einer Vertragsstrafe beim Darlehen nach dem Interesse in der Summa Aurea zu „De usuris“ § Quae poena36 formulierte: Est ergo praesumendum, contra stipulatorem poenam in mutuo, nisi petantur poena, quae loco interesse succedit, […]. Sed breviter hoc arbitrarium dico. „Daher muß man sich gegen den wenden, der sich beim Darlehen eine Strafe versprechen läßt, sofern nicht eine Strafe gefordert wird, die an die Stelle des Schadensersatzes tritt, […]. Aber kurzgefasst sage ich, dass das etwas in das richterliche Ermessen Gestelltes ist.“
Hostiensis wählt hier mit arbitrarius einen Begriff, der einen sehr spezifisch römischrechtlichen Terminus technicus des Prozessrechts assoziieren lassen könnte.37 Trotz der Schwierigkeiten, genauer festzustellen, welche Funktion 35 36 37
Vgl. oben unter 2. Benutzte Ausgabe: Lyon(?) 1537, fol. 582r. Für die Belege vgl. H. G. HEUMANN / E. SECKEL, Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechts, 10. Aufl., Graz 1958, S. 38. Zum speziellen Kontext: Die actiones arbitrariae bezeichnen im römischen Recht eine Gruppe von Klagen, die darauf abzielen, eine unzweckmäßige Geldkondemnation zu vermeiden und den Kläger durch Naturalrestitution zu befriedigen, indem sie den Richter ermächtigen, durch ein arbitrium iudicis vor einer Verurteilung auf Restitutionsleistungen des Beklagten hinzuwirken und bei deren Erfolgen auch zu berücksichtigen. Im einzelnen ist hier selbst für das römische Prozessrecht vieles unklar (vgl. nur M. KASER / K. HACKL, Das römische Zivilprozeßrecht, München 1996, § 48, S. 335-339. Bei dieser Sachlage erscheint eine Assoziation von Hostiensis auf diese Figur an dieser Stelle letztlich doch fernliegend, so daß man den Begriff arbitrarius, den er hier verwendet, durchaus mit „willkürlich“ (o.ä.) übersetzen darf (s. a. J. F. NIERMEYER/ C. VAN DE KIEFT, Mediae Latinitatis Lexicon minus, Bd.1 A-L, 2. Aufl. Leiden 2002, lemma „arbitrarius“, S.73). Hinzuweisen bleibt aber auf eine strukturelle Ähnlichkeit zwischen der Moderation des Richters bei Vertragsstrafen und der Rechtslage beim iuramentum in litem des römischkanonischen Prozesses. Mit diesem iuramentum als Schätzungseid des Klägers bezifferte und beschwor bei bestimmten Klagen (nicht zuletzt bei den actiones arbitrariae) dieser seine Forderung (etwa als Schadensersatz). Offensichtlich besteht hier das grundsätzliche Problem, inwieweit der Richter an einen solchen Eid gebunden sein soll; auch hier
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diesem Terminus hier zugewiesen wird (eine Funktion aber sicherlich, die mit der römischrechtlichen Konnotation nicht mehr viel zu tun haben kann), so dürfte die gängige Auffassung zutreffen, Hostiensis thematisiere hier die Möglichkeit eines die Vertragsstrafe modifizierenden Eingriffs für den Richter38 - denn jedenfalls wurde er schließlich genau so verstanden, wenn später Panormitanus hiergegen opponierte39 und dem Richter keinen solchen Spielraum konzedieren wollte. Öffnet man jedoch diese Tür einer richterlichen Moderation, stellt sich zwingend die Folgefrage, ob nun für diese Moderation Regeln an die Hand gegeben werden können. Hostiensis selbst schweigt dazu, fündig wird man aber an anderen Orten:
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ist einem evidenten Mißbrauchspotential gegenzusteuern. Im Querschnitt der Lösungen dazu in der mittelalterlichen Rechtslehre (vgl. H. J. WIELING, Interesse und Privatstrafe vom Mittelalter bis zum Bürgerlichen Gesetzbuch [Forschungen zur neueren Privatrechtsgeschichte; 15], Köln-Wien 1970, S. 162-168) gehört regelmäßig, dem Richter ein Herabsetzungsrecht einzuräumen. Entsprechend heißt es etwa bei HOSTIENSIS (Summa Aurea, benutzte Ausgabe 1574 Sp.693 Nr. 6) zum effectus des iuramentum in litem lapidar: Vt iudex iusiu. sequatur, si viderit faciendum: vel etiam minoris condemnabit, quod iuratum sit secundum Azo. Als wie selbstverständlich ein s o l c h e s richterliches Moderationsrecht gesehen wurde, zeigt sich auch bei einer Aufzählung der officia iudicis, wie sie Baldus in seinem Dekretalenkommentar formuliert hat, denn zu diesen zählt: Quandoque iudex supplet refrenando quod plus equo petitut, ut quandoque taxa iuramentum in litem, vel expensas immoderatas, vel omne quod est ultra modum reducit ad modum (zit. nach HORN, Aequitas [wie Anm. 28], S. 146). Für die Übersetzung von arbitrarius folgt hieraus nicht Zwingendes, jedenfalls erweist sich das Moderationsrecht bei der Vertragsstrafe aber nicht als völlig singuläre Erscheinung richterlicher Intervention gegenüber einem Klagebegehren. Immerhin lässt die Stelle auch das Verständnis zu, der Richter habe lediglich die selbstverständliche Kompetenz, nach seinem pflichtgemäßen Gutdünken die Vertragsstrafe für wirksam zu halten oder sie zu verwerfen – und immerhin sagt HOSTIENSIS nichts ausdrücklich darüber, ob der Richter eine zu hohe Strafe in dem ihm akzeptabel erscheinenden Umfang an die Stelle der vertraglichen Vereinbarung setzen können soll oder er nur eine Frage der Teilunwirksamkeit mit Bejahung einer quantitativen Restgültigkeit der nicht zu beanstandenden Höhe nach seinem arbitrium entscheidet. In den Commentaria des HOSTIENSIS finde ich keine weiteren Hinweise für die Auslegung der Stelle. Man wird bei einer eingehenden Auseinandersetzung mit der Stelle mit zu bedenken haben, dass es einerseits um die Widerlegung der Vermutung geht, die Vertragsstrafe habe zur Umgehung des Wucherverbotes gedient, andererseits um die Entscheidung, welchen Anteil an der Strafhöhe der Richter als Ausgleich für die durch Vertragsbruch zugefügte contumacia darstellt (zu solchen Aspekten vgl. unten). Vgl. FLINIAUX, L´évolution (wie Anm. 7), S. 245 f.
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6. Korrespektivität: Das Maß der Vertragsverletzung und des Verschuldens als Maßstäbe für die Vertragsstrafe Sossna fand das Verschulden des Schuldners als Bezugspunkt für die Quantifizierung der „moderierten“ Vertragsstrafe offensichtlich erst im 16. Jahrhundert in der spanischen Spätscholastik expliziert: Luis Molina vertrat die Auffassung, der Umfang der Vertragsstrafe müsse rationabilis ac moderata, pro quantitate, tum rei restiduendae tum etiam culpae, quae intervenerit (vernünftig und maßvoll in Bezug auf den Umfang der zurückzugebenden Sache und auch des aufgetretenen Verschuldens) sein40. Die Relevanz dieses Kriteriums für die Bestimmung der zulässigen Strafhöhe dürfte jedoch in der Kanonistik schon weitaus älter sein. Seine Behandlung führt zugleich zum letzten und dem vielleicht wichtigsten Punkt für die Frage nach dem Einfluß des Kirchenrechts: Der grundsätzlich restriktive Tenor der Kanonistik konkurriert nämlich unter Umständen auch mit einem anderen Prinzip, das hier vertreten wurde, nämlich der Verhältnismäßigkeit. Das ist nur scheinbar paradox. Es geht im folgenden um eine Quelle, die die beiden letztgenannten Fälle gleichzeitig und ineinander verflochten widerspiegelt und die zwar von einem gelehrten Juristen verfasst wurde, jedoch fernab Italiens oder Frankreichs und für die dezidiert weltliche Rechtspflege. Es handelt sich um eine Passage aus dem Brünner Schöffenbuch, also einer Urteilssammlung der Mährischen Stadt Brünn, die der dortige Stadtschreiber Johannes – ein Zeitgenosse von Bartolus ebenso wie von Albericus de Rosate - um die Mitte des 14. Jahrhunderts zusammenstellte41 und der sie stark mit seinem römischrechtlichen, aber punktuell offenbar auch kanonistischem Wissen sättigte. Es geht um folgenden Text: Qualiter emenda et poena arbitrii sit moderanda. [...] Sententiatum est in C h r i s a n s , si partes per se, vel cautione fidejussoris magna poena puta centum marcarum ad servandam pacem inter ipsas posita, vel per arbitrium ordinatum stringuntur, non oportet, quod aliqua earum leviter excedens 40 41
SOSSNA, Begrenzung (wie Anm. 8), S. 81. Vgl. P. JOHANEK, Art. Johannes, Stadtschreiber von Brünn, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters : Verfasserlexikon / begr. von W. STAMMLER, fortgef. von K. LANGOSCH, 2. Aufl. Berlin, Bd.4, 1983, Sp. 531-534; U.-D. OPPITZ, Art. „Brünner Schöffenbuch“, in: Handwörterbuch der Deutschen Rechtsgeschichte, 2. Aufl., Bd.1, Berlin 2008, Sp. 695 f.; DERS., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1, Köln-Wien 1990, S. 82 f.; sowie eingehend jüngst: M. FLODR (Hrsg.), Právní kniha města Brna z poloviny 14. století (Bd.1 Edition, Brünn, 1990; Bd. 2 Kommentar, 1992; Bd. 3 Register, 1992 vgl. hierzu die Besprechungen von I. HLAVÁČEK in: DA 47 [1991], S. 621 f., 49 [1993], S. 268, 50 [1994], S. 265), sowie DERS., Brnĕnské mĕstké právo, Brünn 2001; für den Einfluß des Wenzelschen Bergrechts auf das Brünner Schöffenbuch nunmehr: G. CHR. PFEIFER, Ius Regale Montanorum (Abhandlungen zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung; 88), Ebelsbach 2002, S. 229-232.
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Hans-Georg Hermann totam poenam vel emendam solvat, ymo juxta qualitatem excessus est emenda secundum juratorum conscientiam moderanda. Primi enim arbitratores pacem inter partes ponentes more sapientum ad majus et gravius, sicut est homicidium vel consimile, quando posset accidere, respiciendo emendam vel poenam agravant vel augmentant. 42
[Übersetzungsvorschlag:] Wie Buße und Strafe bei einem Schiedsspruch zu „moderieren“ sei. In Chrisans (= Krizanov [zwischen Pisek und Tabor]) wurde (folgender Fall) entschieden: Handelt es sich um Streitparteien, die selbst oder unter Bürgenstellung zur Sicherung des Friedens eine große Strafe – beispielsweise 100 Mark – sich gegenseitig selbst oder durch ein eingesetztes Schiedsgericht vereinbart haben, ist es nicht richtig, dass eine von ihnen, die leicht (den Frieden) übertritt, die ganze Strafe oder Buße zahlt; vielmehr ist nach der Art der Übertretung die Buße nach Wissen und Gewissen der Geschworenen zu „moderieren“. Erstrangige Arbitratores, die zwischen Parteien Frieden setzen, verschärfen oder mehren Buße bzw. Strafe nämlich nach Art der Weisen durch Berücksichtigung hin zum Größeren und Gewichtigeren – beispielsweise bei Totschlag oder möglicherweise Ähnlichem.
Es ist nicht geklärt, ob Johannes eine konkrete legistische oder eine kanonistische Vorlage hier für die Behandlung des Falles aus Krizanov verwendete.43 In der Sache selbst kombiniert Johannes jedoch beide gerade erwähnten Moderationsinstrumente für die eigentlich vereinbarte Strafe von 100 Mark im Falle eines Friedbruches: Zum einen die richterliche Möglichkeit, und zum anderen ja sogar die Verpflichtung (hier für den Fall einer ursprünglichen Streitentscheidung durch arbitratores44), die Strafe dynamisch je nach der Qualität des Friedbruchs zu 42
43 44
Die Stadtrechte von Brünn aus dem XIII. und XIV. Jahrhundert, hrsg. u. erl. v. E. F. RÖSSLER, Prag 1852, S. 44 Hr. 83 bzw. gleichlautend bei M. FLODR (Hrsg.), Právní kniha města Brna (wie Anm. 41), Bd. 1, S. 177 (dort gezählt als Nr. 82); s. a. G. SCHUBARTFIKENTSCHER, Das Brünner Schöffenbuch. Beiträge zur spätmittelalterlichen Rechtsund Kulturgeschichte, in: DA 1 (1937), S. 457-498 (kritisch zur Qualität der Rößlerschen Edition S. 459 f.). Auch die Neuedition von FLODR kann hierzu im Kommentarband (wie Anm. 41), S. 45 keine weiteren Aufschlüsse beitragen. Zur Schiedsgerichtsbarkeit (je mit weiteren Hinweisen): W. SELLERT, Art. „Schiedsgericht“, in: Handwörterbuch der Deutschen Rechtsgeschichte [HRG], Bd. 5, Berlin 1997, Sp. 1386-1393; K. KROESCHELL / K. NEHLSEN-V.STRYK / A.CORDES, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. II 1250-1650, 9. Aufl., Köln-Weimar-Wien 2008, S. 26-28; CHR. KAMPMANN, Arbiter und Friedensstiftung. Die Auseinandersetzung um den politischen Schiedsrichter im Europa der Frühen Neuzeit (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte; n. F. 21), Paderborn 2001, bes. S. 26-31. Vor dem Hintergrund der gelehrtrechtlichen Unterscheidung zwischen arbiter (Schiedsrichter) und arbitrator (Schiedsmann) erscheint die Stelle einer solchen Distinktion nicht eindeutig zuzuordnen, denn einerseits ist von arbitratores, andererseits
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von einem arbitrium bzw. arbitrium ordinatum die Rede, letztere bedeuten aber in gelehrtrechtlichen Kategorien eigentlich den Schiedsspruch (im Sinne von Schiedsurteil) von arbitri. Es liegt auch gar nicht ohne weiteres klar auf der Hand, im Zuge welcher prozessualen Situation die Brünner Schöffen mit dem Fall aus Krizanov befasst wurden: ob schon als Anfrage durch die arbitratores, die ihr arbitrium d.h. ihren Schiedspruch erteilen sollten, liegt nicht nahe, denn die Überschrift spricht von der „Moderation“ einer schiedsrichterlichen Buße oder Strafe (emenda et poena). Es dürfte also um den Fall gegangen sein, dass n a c h dem arbitrium die belastete Partei sich an die jurati in Krisanov wandte, die in diesem Stadium ihrerseits Rat in Brünn suchten. Bei dieser Konstellation fragt es sich dann allerdings als erstes, ob nicht schon das existierende arbitrium einer Befassung durch die jurati in Krisanov entgegenstand. Nach SELLERT, a.a.O., Sp. 1387 spricht „vieles dafür, dass erst im Laufe des Spätmittelalters, mit der Rezeption des röm.-kanon. Prozesses, die Rechtskraft auch für die Entscheidungen der Schiedsgerichte Bedeutung gewann“. Auf fehlende Rechtskraft von Schiedssprüchen deutet hin, wenn häufig durch Parteivereinbarung, ggf. gesichert auch noch durch Strafstipulationen, die Geltendmachung des Anspruchs vor dem ordentlichen Gericht zu verhindern gesucht wurde vgl. U. KORNBLUM, Zum schiedsrichterlichen Verfahren im späten Mittelalter, in: H.-J. BECKER / G. DILCHER / G. GUDIAN / E. KAUFMANN / W. SELLERT (Hrsg.), Rechtsgeschichte als Kulturgeschichte. FS für Adalbert Erler, Aalen 1976, S. 289-312, bes. S. 310-312 (zu Urteilen aus Ingelheim und Neustadt) zur mangelnden Rechtskraft und dem grundsätzlichen Fehlen einer „Einrede des Schiedsvertrages“. Für die mittelalterlichen Quellen Bayerns hingegen scheinen „die Entscheidungen eines Schiedsgerichts … bis ins 15. Jahrhundert hinein nicht mit Rechtsmitteln anfechtbar zu sein, resümiert M. KOBLER, Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen des Mittelalters (Münchener Universitätsschriften; Reihe der Juristischen Fakultät; 1), München 1967, S. 91 f. Auch im gelehrten Recht entfaltete für die Angreifbarkeit einer Entscheidung die Unterscheidung zwischen arbiter (Schiedsrichter) und arbitrator (Schiedsmann) Relevanz, sehr deutlich bei Bartolus und Baldus, die wenigstens die Entscheidung eines arbiter im Gefolge von D. 4,8,27,2 für grundsätzlich unabänderlich hielten (vgl. HORN, Aequitas [wie Anm. 28], S. 160); das würde zur Nennung von arbitratores im Schöffenspruch passen, nicht aber zum arbitrium. Diese Situation erlaubt bei dem Schöffenspruch für Krisanov damit keine pauschale Beurteilung, am ehesten tragfähig dürfte deshalb eine quellenimmanente Betrachtung sein. Der Umstand, dass überhaupt ein Titel „De arbitris“ aufgenommen wurde, besagt für sich genommen noch nicht zwingend, dass man von jederzeitig noch möglicher Anrufung der Brünner Schöffen, insbesondere auch n a c h abgeschlossenen Schiedsverfahren ausgehen kann, denn ihre Anrufung ist auch im Zuge einer Rechtsanfrage von Schiedsleuten selbst denkbar, also bevor ein Spruch ergeht. Der Blick in die Regelungen dieses Titels selbst zeigt dann aber sehr rasch, dass Johannes keinesfalls von rechtskraftähnlichen Wirkungen von Schiedssprüchen ausging und die Brünner Praxis in diesem Punkt sich nicht um gelehrtrechtliche Prämissen kümmerte: Nr. 85 (RÖßLER, Stadtrechte [wie Anm. 42], S. 44-46 [hier gezählt als Nr. 86] bzw. FLODR, Právní kniha města Brna [wie Anm. 41], S. 177 f.) zeigt sogar einen dreistufigen Ablauf der Angelegenheit, nämlich eine Anfrage der jurati aus Alba Ecclesia, die mit einem Streitfall befasst wurden, nachdem er dort schon explizit „durch die Schiedsrichter e n t s c h i e d e n w a r “ (lite inter partes per arbitros … decisa) und sich die jurati nun nach Brünn wenden. Die Rechtsauskunft im Fall von Krisanov ist danach deutlicher und weiter zu fassen als die Überschrift im Schöffenbuch beschreibt: jurati als „ordentliches“ Gericht können
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dimensionieren. Geringe Verletzung kann nur geringe Sanktion durch Konventionalstrafe auslösen, eine massive Verletzung offenbar auch eine massive Sanktion. Es wäre also noch weiter zu prüfen, ob für diesen Gedanken bei Johannes im Brünner Schöffenbuch eine originär kanonistische Herkunft ausgemacht werden kann. Johannes hatte – andere Stellen seines Schöffenbuches deuten darauf hin - auch kanonistische Kenntnisse45, die Verwendung des im römischen Recht so nicht geläufigen Terminus arbitratores46 deutet vielleicht schon etwas in diese Richtung, wenngleich er auch in der Legistik ohne weiteres eingeführt war. Dessen ungeachtet: Für den Gedanken einer richterlichen Moderation selbst indiziert die genannte Stelle durchaus ein Überspringen aus der Kanonistik in die weltliche Rechtspflege und steht damit für einen möglichen solcher Einflüsse des Kirchenrechts auf das weltliche Zivilrecht, um die es vorliegend generell geht. Die Stelle ist zugleich – lange vor Molina – auch ein Beweis für die Frage nach dem korrespektiven Zusammenhang zwischen Vertragsbruch und Sanktion und der Herstellung einer dynamischen Relation zwischen beiden47. Es zeigt sich, dass auch die Kanonistik das Dogma von der Zulässigkeitsorientierung am Schadensersatz dort auflockerte, wo Vertragsstrafe multifunktionalen Zuschnitt hat, und dann bei Sanktionscharakter das Kriterium des Interesses zur Bestimmung einer zulässigen Höhe allein nicht mehr ausreichte, sondern funktionsgeleitet entsprechend pönalen Zuschnitt in der Dimensionierung von Seiten des Richters zugewiesen bekommen konnte. Diesen Gedanken formulierte recht drastisch schon die Glossa Ordinaria zum
45
46 47
(und müssen) die Strafhöhe „moderieren“, und sind nicht an die Höhe, die sie sich aus einer Vereinbarung unter den Betroffenen unmittelbar ergibt, gebunden und das gleiche gilt auch schon für den Spruch von arbitratores. Vgl. etwa G. SCHUBART-FIKENTSCHER, Römisches Recht im Brünner Schöffenbuch, in: ZRG GA 65 (1947), S. 86-176 (zum Schiedsverfahren kursorisch S. 168 f., das „kaum römischrechtlicher Herkunft“ zugeschrieben wird: „Vielleicht entstammt es dem kanonischen Recht“, S.168; s. a. DIES., Das Eherecht im Brünner Schöffenbuch, Stuttgart 1935, S. 10-12 zu möglichen Vorlagen und zum Prozeßverfahren, das „stark römischkanonisch gefärbt“ erscheint) oder ein deutliches Detail wie das Verbot des (gerichtlichen) Zweikampfes als Beweismittel, dessen schon bloßes Anerbieten unter Buße gestellt wird (c.27 und 28 [in der Zählung der Ausgabe von RÖSSLER [wie Anm. 42], vgl. SCHUBART-FINKENTSCHER, Brünner Schöffenbuch [wie Anm. 42], S.486, 494), und damit eine Wertungsentscheidung aufnimmt, die im Kirchenrecht endgültig seit dem IV. Lateranum 1215 getroffen worden war (vgl. hierzu nur W. SCHILD, Art. “Zweikampf”, in: HRG Bd. 5, Berlin 1997, Sp. 1835-1847). HORN, Aequitas (wie Anm. 28), S. 157. Auch dieser Gedanke findet sich hier, er findet sich aber auch schon bei ALBERICUS und seinem vorhin genannten Beispiel des die Wälder verwüstenden Adels. ALBERICUS plädierte dafür, die Konventionalstrafen müssten ihren Sanktionscharakter behalten: tamen temperandae pensatis circunstantijs, nec laxandae sunt in talibus (wie oben Anm. 11). Sie müssten also nach Gelegenheit der Umstände reguliert werden und dürften dabei nicht gestrichen werden.
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Decretum Gratiani. Es geht um die Glosse „componat“ bei c.12 qu. 2 zum Canon cum deuotissimam48:
„Melius dicas, quod legalis & conventionalis [poena] in infinitum potest extendi secundum qualitatem negotii vel delicti. sed si habetur respectus pure ad rem ipsam, tunc sufficit poena quadrupli.”
Hiernach49 können gesetzliche und vertragliche Strafe in infinitum ausgedehnt werden, gemäß der Beschaffenheit von Geschäft bzw. Delikt: wenn es aber rein um die Sache selbst geht, wird sie nicht über das Quadruplum hinaus ausgedehnt, da das ausreiche. Geht es also um das bloßes Vertragsi n t e r e s s e , ist die Vertragsstrafe durch das Vierfache (wie auch immer es genau zu bestimmen sein mag) limitiert. Aus der Glosse kann man zugleich auch folgern, dass Bartholomäus Brixiensis von der Existenz von negotia ausgeht, bei denen sich die Vertragsstrafe nicht im 4-Fachen erschöpft und entsprechend bei diesen diese Obergrenze nicht greift.50 48
49 50
E. L. RICHTER / E. FRIEDBERG (Hrsg.), Corpus iuris canonici, Bd. I: Decretum Magistri Gratiani, Leipzig 1897 (ND Graz 1995), Sp. 688 f.: Pro tenore secularium legum puniantur invasores rerum Ecclesiasticarum [Item Gregorius ad Constantiam Reginam Galliae, lib. 4 epist.33 seu c.77] Cum deuotissimam dominam sciam de coelesti uita, atque remedio animae suae sedulo cogitare, culpam me committere uehementer estimo, si ea, quae pro timore omnipotentis Dei sunt suggerenda, siluero, et te sanctissimam de ecclesiastica pace sedule non conmonuero. Nimis me Juliani fratris nostri et coepiscopi proclamatio nuper contristauit, maximae cum uillae suae, videlicet ecclesiae, a nequissimis predonibus sint depredatae, atque nocturnis incendiis more furum combustae: et dum idem maligni juxta nostri predecessoris Bonifacii decreta pro emunitate illud emendare noluerint, dum et seculi leges hec eadem ita se habere uoluerint, lege uulgari teste, in qua sic scribitur: “Si quis manu armata usque ad quattuor homines in uicum alterius ad malefaciendum uenerit, ille, qui prior est, pro illicita presumptione conponat solidos nongentos: sequaces uero ejus, unusquisque solidos octoginta. Si uero incendium fecerit, ibi nouies conponant: si predam uero, in quadruplum restituant. Benutzte Ausgabe: Decretum Gratiani una cum glossis, Lyon 1584, dort Sp. 982. S. a. die knappe Referenz hierauf bei ZANETTINI, Contrarietates Nr.188 (TUI Tom.1 [wie Anm. 23], fol.207ra bzw. in der zit. Ausgabe [ca.] 1515, fol. 42r): De iure civile nulla pena debet excedere quadruplum, inst. de act. § omnes [= I. 4.6.21]. De de iure canonico aliter invenitur iustitia suadente [mit Beleg DG c.12 qu.2 c.8 und zusätzlich DG c.17 qu.4 c.21, ed. FRIEDBERG I [wie Anm. 22] Sp. 820]. Die allegierte Institutionenstelle lautet: „Alle Klagen gehen entweder auf das Einfache, das Doppelte, Dreifache oder Vierfache; weiter wird keine Klage ausgedehnt“ (ulterius autem nulla actio extenditur). In der zweiten allegierten Stelle des DG geht es um sacrilegia in Form von Heimsuchung von Kirchen oder
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Damit ist ein zentraler Punkt anzusprechen: die Kanonistik wird beherrscht von einer Grundtendenz, Vertragsstrafen zu begrenzen, das jedoch nur, soweit es um turpe lucrum oder die Milderung eines rigor iuris geht. Außerhalb dieses Regelungsanliegens vertritt sie eine zweckgerichtete Auffassung, die nicht zwingend Limitierung fordert, sondern geradezu f i n a l die Extension einer Vertragsstrafe fordern kann, eine Extension, die entsprechend nicht einmal mehr begrenzt sein muß. Es sind so exogene Faktoren, die über das Leistungsinteresse hinaus im Vertrag angelegt sind, die nun maßgeblich für die Bestimmung der Höhe werden können. Gängig ist in der Kanonistik – aller Begrenzungsansätze zum Trotz – die Auffassung, dass Vertragsstrafe auch dazu dient, den Vertragsbruch zu sanktionieren, da Vertragsstrafe auch den Ungehorsam gegen die Vertragstreue bestrafe: quoque poena est contumaciae punitivae51. Von einer Bindung an die vertraglich bestimmte Höhe ist hier dann nicht mehr die Rede, wenigstens in der Glossa ordinaria nicht. Man muß deutlich sehen, dass die richterliche Moderation damit keineswegs zwingend nur Reduktion, sondern auch Extension bedeuten kann. Auch diese Extensionsbefugnis klingt im Brünner Schöffenbuch an, was noch einmal den Verdacht eines kanonistischen Einflusses verstärkt. Hätten die Parteien für den Friedbruch etwa eine besonders geringe poena vereinbart, so macht die Extension durch den Richter oder die arbitratores den Sinn, das punitive Element stärker hervortreten zu lassen. Das richterliche Moderationsrecht in der Kanonistik gewinnt plötzlich die Facette als Steuerungsinstrument in der Hand des kirchlichen Richters und ein Gestaltungspotential, das sich von der eigentlichen vertraglichen Vereinbarung möglicherweise lösen kann, soweit nicht mehr nur vertragsendogene, sondern rechtspolitische und außerhalb des Vertrags stehende Faktoren Einfluß haben mögen, mithin also exogene Faktoren. Man muß auch deutlich sehen, dass damit der Begriff moderare in einer Quelle wie dem Schöffenbuch damit keineswegs nur die Herabsetzung meinen muß, sondern ein Eingreifen schlechthin, die Erzielung eines a n g e m e s s e n e n Ergebnisses als Ergebnis eines regulierenden Eingriffs. Damit wäre im Grunde die Ausgangsthemenstellung zu ergänzen: es ging nicht nur um den Beitrag des Kirchenrechts für die Begrenzung von Vertragsstrafen, sondern auch für ihre potentielle Ausdehnung, auch wenn die lex contractus eigentlich eine Höchstgrenze vorgesehen haben mochte.
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Spoliierung von Kirchengut, die Glossa ordniaria geht an dieser Stelle jedoch nicht auf die Problematik der Strafhöhe bei einer poena conventionalis ein; thematisiert wird jedoch durchaus die Diskrepanz einer hier für bestimmte Fälle angeordneten 9-fachen Buße gegenüber dem quadruplum in I. 4.6.21, wobei die Glosse diese dahingehend auflöst, dass das quadruplum nur dort die Obergrenze bildet, wo nicht im Gesetz eine speziellere, höhere Buche ausdrücklich angeordnet erscheint (nisi ubi in iure invenitur). PANORMITANUS zu X 1.43.4. („Dilecti“), benutzte Ausgabe Venedig 1588, fol. 260va Nr. 12.
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Es ist vermutlich deshalb auch nicht fern liegend, bei der Diskussion der poena conventionalis in pönaler Funktion und den erkennbaren Ansätzen einer flexiblen Ausrichtung der Summenhöhe nach Unrechtsqualität und Zurechenbarkeit für den Schuldner einen mutmaßlichen Widerhall der sich entwickelnden kanonistischen Schuldlehre zu sehen. Dem könnte man durchaus weiter nachgehen, für die engere Frage nach dem Einfluß der Kanonistik auf die Begrenzung von Vertragsstrafen lässt sich jedoch die Situation folgendermaßen zusammenfassen: Im Kirchenrecht war der Begründungsdruck für die Rechtsfertigung von Vertragsstrafen besonders hoch und er war es noch schärfer, wo die Rückbindung an dogmatisch starre oder relativ starre Grenzen wie das Interesse der Multifunktionalität des Rechtsinstitutes nicht gerecht wurde. Eine dynamische Handhabung bot die Kombination von richterlicher Moderationsmöglichkeit mit materiellrechtlichen Vorgaben. Hierin dürfte ein genuin kanonistischer Ansatz liegen, der für die Geschichte des richterlichen Moderationsrechts weichenstellend gewesen sein dürfte. Das Brünner Schöffenbuch zeigt einen konkreten Anwendungsfall außerhalb der Sphäre des Kirchenrechts. Die Bedeutsamkeit der Kanonistik für das Moderationsrecht wird in der Literatur auch nicht selten formuliert52 – aber auch dem müsste man im Detail nun allerdings noch näher nachgehen. Soweit ich sehe, wurde jedoch das Potential zur Begründung der Befugnis zur E r w e i t e r u n g vereinbarter Strafsummen als Potential von Steuerungs- und Lenkungsmöglichkeiten für die kirchliche Jurisdiktion im Sinne ihrer theologischen Prämissen noch nicht ausdrücklich thematisiert53.
III. Zusammenfassung: Die behandelten Beispiele zeigen in methodischer Hinsicht Rückschläge und Schwierigkeiten, aber auch das Potential für die Frage nach dem Einfluß der Kanonistik. Die kanonistische Diskussion der Teilverwirkung einer Vertragsstrafe basierte maßgeblich auf der Lösung, die bereits Ulpian in den Digesten
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D. FISCHER, Vertragsstrafe und vertragliche Schadenspauschalierung (Arbeiten zur Rechtsvergleichung; 110), Frankfurt a. Main 1981, S. 73; SOSSNA, Begrenzung (wie Anm. 8), S. 78. Etwa ohne diese weiteren Konsequenzen SOSSNA, Begrenzung (wie Anm. 8), S. 78: für den Fall der Vertragsstrafenvereinbarung „allein ´als Strafe´ (loco poenae pure ponatur), dann unterliegt sie keiner Begrenzung. HOSTIENSIS schließt sich insoweit ausdrücklich der Lehre AZOS an“. Nicht deutlich wird dabei indessen, dass offenbar auch keine Betragsbegrenzung durch den Vertrag mehr vorliegen muß.
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vorgab54 – das ist ein Rückschlag in der Frage nach dem kanonistischen Einfluß auf spätere Lösungen, weil die Feststellung rezeptionsmäßig greifbaren Einflusses der Kanonistik damit immer auch vor der möglichen Alternative einer unmittelbaren Rezeption Ulpians steht. Nicht unbedingt eindeutig ist auch das Kapitel aus dem Brünner Schöffenbuch, da die Vorgabe einer Moderation von Vertragsstrafe nach der Schwere der Vertragsverletzung in ihrer Provenienz ad hoc nicht unzweifelhaft geklärt werden kann, da Johannes seine Quellen nicht verrät, aus denen er schöpft. Hier ist die Wahrscheinlichkeit dafür aber überaus hoch, dass er die Lösung in der Glossa ordinaria zum Decretum Gratiani vorfand und entsprechend aufgriff: denn hier wurde die richterliche Moderation in einer säkularen Rechtsquelle umgesetzt, die man als verfahrensrechtlichen Gesichtspunkt und vor allem mit dem Potential zur Vertragsstrafenextension originär so wohl nur im Kirchenrecht der Hochkanonistik thematisiert antreffen konnte. Kirchenrechtlichen Einfluß feststellen zu wollen, setzt letztlich voraus, die Behandlung eines Rechtsinstitutes entweder ab ovo oder wenigstens sektoral engmaschig zu beleuchten, um eine konkrete Beeinflussung ausmachen zu können und von nur strukturell bedingt identischen Lösungsmodellen zu unterscheiden. Dabei ist vor allem auch auf die fassbare Reflexion über Akzeptanz oder Wandlung der funktionalen Kontexte einzugehen, aus denen die dann anzutreffenden Lösungsmodelle stammen. Es liegt auf der Hand, daß eine Ideengeschichte der Lösungsmodelle, die nur danach fragen würde, wann welche Lösung eines Rechtsproblems formuliert wurde und die spätere zwingend von der früheren abhänge, deshalb als Antwort auf die Frage nach „Einflüssen“ zu kurz griffe. Ein abschließendes, wiewohl etwas polemisches Beispiel stehe dafür: Der Code civil sieht in Art. 1152 nicht nur eine mögliche Reduktion von Vertragsstrafen vor, sondern sogar die Verschärfungsmöglichkeit für eine offenkundig „lächerliche“ Vertragsstrafe („peines dérisoires“) 55. Art. 1152 lautet (in Übersetzung): „Wenn die Übereinkunft besagt, dass derjenige, der die Erfüllung verfehlt, eine bestimmte Summe als Schadensersatz zahlen werde, dann kann der anderen Partei weder eine größere noch kleinere Summe zugesprochen werden.“
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Vgl. oben Anm. 31. Zur Sache: FISCHER (wie Anm. 52), S. 134; I. STELTMANN, Vertragsstrafe in einem Europäischen Privatrecht (Schriften zum Internationalen Recht; 118), Berlin 2000, S. 151 f.
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Seit einer Novellierung aus dem Jahr 1975 findet sich als Abs. 2 die Ergänzung: „Nichtsdestoweniger kann der Richter die vereinbarte Strafe herabsetzen oder anheben, wenn sie offenkundig maßlos oder lächerlich ist. Ein entgegengesetztes Versprechen gilt als nicht geschrieben“.
Die Reduktionsmöglichkeit steht der Sache nach sicherlich mit in guter kanonistischer Tradition – aber sollte man nach obigen Ergebnissen die Verschärfungsmöglichkeit etwa auch noch als einen weiteren, wenngleich lang verschollenen kanonistischen Einfluß deuten? Wohl kaum.
Alessandra Bassani
Necessitas ius constituit: la testimonianza de auditu alieno nelle fonti canonistiche (Secc. XII - XV)* 1 Un germoglio spunterà dal tronco di Iesse, un virgulto germoglierà dalle sue radici. 3 Non giudicherà secondo le apparenze e non prenderà decisioni per sentito dire; Isaia 11
1. Introduzione La testimonianza de auditu alieno può venir definita come la deposizione di colui che „si riferisce, per la conoscenza dei fatti, ad altre persone“1. Va detto, innanzi tutto, che, benchè indiretto, il teste de auditu alieno è pur sempre un testimone, cioè fornisce una prova che il giudice può apprezzare e valutare nella sua immediatezza, non solo ponendo al teste ulteriori domande, ma osservandone il contegno e ponderando le sue qualità personali di attendibilità. Nel diritto canonico contemporaneo la testimonianza de auditu alieno viene regolata dal Can. 1572 che, nel prescrivere quali siano i criteri che il giudice deve applicare nel valutare la prova testimoniale, al § 2 prevede la possibilità che il testimone deponga „secondo la sua opinione, le dicerie o ciò che ha conosciuto da altri“2. *
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In primo luogo devo ringraziare gli organizzatori di queste giornate di studio che mi hanno offerto l’occasione di esporre alcuni dei risultati di un percorso di ricerca che mi occupa da tempo e che mi ha consentito di approfondire le fonti che sono oggetto di questo splendido incontro: vi parlerò dunque della testimonianza de auditu alieno nelle fonti canonistiche. Codice di Procedura Penale Commentato (1988), a cura di A. GIARDA / G. SPANGHER, Milano 2001, art. 195, comma 1. Codice di Diritto Canonico, Edizione bilingue commentata, III, a cura di P. LOMBARDÍA / J.I. ARRIETA, ed. ital. a cura di L. CASTIGLIONE, Roma 1986, L. VII, Parte II, Sez. 1, Tit. 4, Cap. 3, Art. 4 - De testimoniorum fide - Can. 1572: In aestimandis testimoniis iudex, requisitis, si opus sit, testimonialibus litteris, consideret: § 1 (…); § 2: utrum de
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Alessandra Bassani
Nell’ambito delle fonti canonistiche antiche la testimonianza de auditu alieno viene in considerazione quando si tratti di provare l’esistenza di un legame di parentela fra i nubendi. Si può risalire nell’individuazione di una collezione che si occupi dell’ impedimento al coniugio dato dalla consanguineità al canone 30 del settimo libro de incestu del Decretum di Burcardo, il quale riporta un concilio del 922 fra Enrico I di Sassonia e Carlo il Semplice presso Coblenza nel quale, alla presenza di otto vescovi, si stabiliva che per abusionem frequentissimum cognationis incestum summa cautela vitandum firmaverunt … ne ullus Christianus infra sextam generationem nuptias copulare praesumat3. Nell’esplicare la consistenza di tali legami Burcardo si serve di Isidoro di Siviglia4 e, descrivendo il settimo grado di parentela, riprende l’origine della regola canonica che affonda nel diritto romano e, più precisamente, in un passo delle Sentenze di Paolo: idcirco gradus septem constituti sunt, qui ulterius per rerum naturam nec nomina inveniri nec vita succedentibus prorogari potest. I problemi relativi all’accertamento dell’esistenza di tali legami erano diventati per la Chiesa quasi irrisolvibili, in relazione a questa regola, allorché essa aveva adottato il sistema di calcolo per generazioni, per così dire, parallele, in tal modo estendendo considerevolmente la portata del divieto. La validità in ambito matrimoniale di tale metodo di calcolo venne definitivamente riaffermata dalla decretale di Alessandro II Ad sedem apostolicam (C. 35 q. 5 c. 2)5.
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scientia propria, presertim de visu et auditu proprio testificeretur, an de sua opinione, de fama, aut de auditu ab aliis; § 3 (…); § 4 (…). Si legga Pinnen. Coram Pinto diei 17 iunii 1974, in Tribunal Apostolicum Sacrae Romanae Rotae Decisiones et Sententiae, LXVI, Roma 1983, p. 447: Testes de auditu alieno regulariter non admittuntur. Nihilominus, quando alii testes de scientia desunt, praecipue in causis matrimonialibus, admittuntur et fidem facere possunt in iudicio, si sint adminiculati quatenus coniecturis aut praesumptionibus vel probationibus coniugantur, et dummodo fons, e quo perceperunt facti notitiam, mereatur fidem auditusque fuerit tempore non suspecto, quin obstet quod sit ipse actor. Burchardi Wormaciensis Ecclesiae Episcopi Decretorum Libri Viginti, in Patrologiae Cursus Completus accurante J.P. MIGNE, Tomus 140, Paris 1853 - Turnhout 1983, 537-1128, in part. Liber Septimus de incestu, 786; cfr. Henrici I. et Karoli Conventus Confluentiae in Monumenta Germaniae Historica – Legum – Tomus II, Hannover 1837 – Stuttgart Vaduz 1965, pp. 16-17. BURCARDO, Decretum, Liber septimus de incestu, Cap. 28: Haec capitula de septem gradibus consanguineitatis sanctus Isidorus diligenti inquisitione descripserat, et in figura inferius depicta apertius ordinaverit. Cfr. Sancti Isidori Hispaliensi Episcopi Etymologiarum Libri XX, in Patrologiae Cursus Completus accurante J.P. MIGNE, Tomus 82, Paris 1850 – Turnhout 1990, 73-1060, in part. Liber Nonus, Caput V De affinitatibus et gradibus e Caput VI De agnatis et cognatis, 353-364. La regola di origine romanistica si legge in BURCARDO, Decretum, Liber septimus de incestu, Cap. 28.7, 786. A. ESMEIN, Le mariage en droit canonique, I, Paris 1891, nt. 5 p. 341 così riporta il passo di Paolo : Sent. IV, 11. 8: Successionis idcirco gradus septem constituti sunt, quia ulterius per rerum naturam nec nomina inveniri nec vita succedentibus prorogari potest. Sulla vicenda della proibizione del legame di coniugio in relazione all’impedimento della consanguineità si legga ESMEIN, Le mariage, I, pp. 335-356; in part., sull’adozione
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2. Il Decretum e la decretalistica In relazione dunque alla prova dell’esistenza di un legame di parentela che renderebbe nullo il legame matrimoniale, la materia della testimonianza de auditu viene affrontata nell’ambito della Concordia in alcune sedes materiae: nella sesta quaestio della Causa 35, infatti, dedicata alla parentela quale impedimento al legame di coniugio, i canoni De parentela, Illud e De parentela6 regolano l’accusa e la prova per testi dell’esistenza di un legame di consanguineità fra i coniugi stabilendo la possibilità di riportare al giudice informazioni udite dai vicini o dagli anziani parenti. Nel regolare la prova dell’esistenza di tale legame inoltre il canone Consanguineos, risalente al III sec., stabilisce eccezionalmente che l’accusa e la testimonianza debbano venir portate in synodo da propinqui, ad
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da parte della Chiesa del metodo di computo per generazioni vd. p. 342: “car cette règle fut le produit de la coutume et de la doctrine, plutôt que de la législation.”. Più specificamente il C. 35 q. 6 c. 5 (De parentela) contiene la formula del il giuramento che veniva richiesto all'accusatore per portare in giudizio la causa di scioglimento del vincolo per consanguineità: De parentela illa, quam dicunt esse inter illum N. et istam eius coniugem N. quidquid inde scis, et audisti a tuis vicinis, aut a tuis propinquis antiquioribus, quod tu per nullum ingenium, nec propter timorem, nec propter amorem, aut per praemium, aut per consanguineitatem celabis episcopum tuum, aut eius missum, cui hoc inquirere iusserit; quandocumque te ex hoc interrogaverit. Sic te Deus adiuvet, et istae sanctorum reliquiae. Il canone C. 35 q. 6 c. 6 (Illud) indica la formula del il iuramentum testium: Illud sacramentum, quod iste iuravit de illa parentela, quae inter illum N. et eius coniugem N. computatur, quod tu illud observabis, inquantum sapis, aut audisti. Sic te Deus adiuvet. Questi canoni sono tratti (cfr. Corpus Iuris Canonici, Pars Prior, Decretum Magistri Gratiani, ed. E. FRIEDBERG, Leipzig 1879 - Graz 1995, Prolegomena, XLIV) dal Liber de synodalibus causis redatto intorno al 906 da Reginone di Prüm : si legga Reginonis Abbatis Prumiensis Libri duo de Synodalibus Causis et Disciplinis Ecclesiasticis, Lipsia 1840 – Graz 1964, Liber Secundus, cc. 232 – 233, p. 305 : Sacramentum de parentela, quomodo inquirenda sit e Item ceteri, nonchè nt. ‘u’ : Haec formula aeque ac sequentes a Reginone procul dubio ex ipsa praxi et foro desumtae sunt. Il canone C. 35 q. 6 c. 8 (De parentela) così recita: De parentela illa … Ceterum in huiusmodi casibus summopere consideranda est qualitas personarum, quae aliquid contra quoslibet astruere velint : quae etiam iusiurandum praestare debent, quod neque gratia, neque pretio, vel timore, vel odio alicuius hoc dicunt contra eos, de quibus agitur : sed potius, quia credant ita verum esse, et ita se a suis antecessoribus audivisse … Si legga anche Quinque compilationes antiquae nec non Collectio Canonum Lipsiensis ad librorum manuscriptorum fidem recognovit et adnotatione critica instruxit Aemilius FRIEDBERG, Leipzig 1882 - Graz 1956: Comp. I. 2. 13.20, de testibus et attestationibus c. Quotiens (poi inserita in X. 2. 20. 5) di Papa Eugenio III (1145-1153): Quotiens aliqui propter cognationem propinquitatis vel consanguinitatis separari petuntur, duobus vel tribus testibus adhibitis affirmari debet, qui de eadem consanguinitate supersint, vel totidem senioribus et melioribus loci eiusdem id debet legitime comprobari. Probatio autem testium debet fieri duplici iuramento, ut iurent se non privato odio, neque amicitia, neque pro aliquo commodo, quod habuerint, vel quod habent vel habituri sunt, ad hoc iurandum esse inductos; postea debent iurare, sicut ipsi dicunt, rei veritatem accepisse a maioribus suis, et credere ita esse.
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quorum notitiam pertinet7 e cioè il padre, la madre, i fratelli, gli zii e i loro figli. In mancanza di tali fonti dirette, il medesimo canone dà al vescovo facoltà di assumere informazioni ab antiquoribus, et veracioribus, quibus eadem propinquitas nota fit. Il canone stabilisce nel prosieguo che si inventa propinquitas fuerit, separentur. Sulla base della disciplina ora illustrata risulta evidente come la testimonianza de auditu venisse a rivestire in questo genere di cause un ruolo di primo piano e la ratio è evidente: poteva risultare in effetti assai difficile, in un’epoca lontana dalle prove scientifiche di cui oggi disponiamo, determinare se esistesse o no un legame di parentela anche così tenue come quello di pronipoti di due cugini, e risultava perciò necessario ricorrere a chiunque potesse fornire informazioni in merito per averne magari sentito parlare dagli anziani familiari. La materia non viene affrontata però nel Decretum solo in relazione alla consanguineità: la testimonianza de auditu è oggetto di un dictum di Graziano posto a commento del canone Testes, nella quaestio 9 della III Causa, che afferma la necessità per i testimoni di riferire solo ciò che si è svolto in loro presenza. In tale dictum Graziano dunque afferma che De his etiam, qui audierunt, si ad hoc convocati sunt, in civili causa testimonium dicere possunt specificando che tale conclusione può trarsi dal § Licet dudum della Novella 90. In tale costituzione viene sancita la possibilità che testimoni fide digni siano sufficienti a provare l’avvenuta solutio di un debito contratto per iscritto: i giudici potrebbero dunque assumere la prova di tale pagamento qualora ut pro facienda solutione aut memoria factae alicuius iam solutionis et confessione eius qui pecunias accepit testimonium perhibeant viri fide digni constituti8.
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C. 35 q. 6 c. 1 (Consanguineos). Ps. Fabiano papa (236-250 d. C.). Su questo particolare aspetto dell’istituto della testimonianza, che costituisce un’eccezione rispetto alla sua normale disciplina, si veda F. LIOTTA, Il testimone nel Decreto di Graziano, in: Proceedings of the Fourth International Congress of Medieval Canon Law, Toronto 21-25 agosto 1972, Città del Vaticano 1976, pp. 81-93, in part. p. 88. C. 3 q. 9 c. 15: Testes per quamcunque scripturam testimonium non proferant, sed presentes de his, que viderunt et noverunt, veraciter testimonium dicant. Nec de aliis causis vel negotiis testimonium dicant, nisi de his, que sub eorum presentia acta esse noscuntur. GRAZIANO, dictum 'De his' post C. 3 q. 9 c. 15 (Testes): De his etiam, qui audierunt, si ad hoc convocati sunt, in civili causa testimonium dicere possunt unde in coll. vii tit. de testibus, legitur. Si legga Corpus Iuris Civilis Novellae, ed. R. SCHOELL / G. KROLL, Dublin/Zurich 1972, Nov. 90. 2. pr., de testibus § Et licet dudum: Et licet dudum nullam in debitis ex scripto factis non scriptarum solutionum probationem per testes suscipi sanciverimus nisi secundum observationem ibi dictam, quam scilicet valere praecipimus, attamen etiam nunc hoc renovamus. Si enim scriptum sit debitum et non scripta proferatur solutionis a litigantibus per testes probatio, tum susceptibilem eam apud iudices esse, dum ad hoc ipsum assumentur testes, ut pro facienda solutione aut memoria factae alicuius iam solutionis et confessione eius qui pecunias accepit testimonium perhibeant viri fide digni constituti, aut etiam causam testimonii forte faciant manifestam. Haec autem inania et ex transitu perhibita testimonia nulla modis omnibus valere ratione, et huiusmodi quaedam fingere testimonia, ut propter aliud quoddam opus adveniens audiat aliquos dicentes accepisse ab aliquo aurum aut debere alicui: haec namque aperte nobis suspecta sunt et nullius degna ratione.
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Riportato nel contesto del Decretum, il § Licet dudum viene quindi utilizzato da Graziano per ammettere la testimonianza de auditu ove i testi siano almeno due e dotati di una certa attendibilità in quanto ad hoc convocati. La decretistica fiorita dagli studi sull’opera grazianea approfondisce in modo non particolarmente sistematico il nostro istituto, ma consente di fare alcune osservazioni: mentre Paucapalea non destina attenzione all’argomento9, troviamo nella Summa detta Stroma, composta nel quinto decennio del dodicesimo secolo da un Magister Rolandus sulla cui identificazione tanto si è discusso10, a commento dei canoni sulla consanguineitas di cui si è detto prima11, una riflessione sulla diversità fra i due casi di testimonianza de auditu rinvenibili nel Decretum: Huic capitulo contraire videtur Calistus papa caus. III. qu. IX cap. Testes … Ibi enim interdicitur, ut nulli testimonium dicant, nisi de his, quae sub eorum praesentia acta esse noscuntur. Hic vero exigitur, ut de his, quae non videntur, testimonium dicant.12 Il Magister, descrivendo la severa procedura di accertamento del legame di consanguineità, che esige una certa precisione da parte del testimone nell’identificazione dei gradi di parentela, riflette sulle difficoltà che tale ricerca può presentare al giudice canonico per concludere quod impossibile fore nostris temporibus nulli sani capitis poterit esse ambiguum, ed è in relazione a tale impossibilitas che la testimonianza de auditu alieno diviene una necessitas: le informazioni vanno cercate nell’unico posto in cui si può trovarle, cioè nella memoria degli anziani e, ove costoro non siano più, nei racconti di chi quei ricordi ha ascoltato. Rolandus però resta già avviluppato nelle maglie delle contraddizioni che questo istituto porta con sé: cogliendone in pieno l’eccentricità rispetto alla testimonianza vera e propria, egli sviluppa un ragionamento che tende a fornire maggiore consistenza giuridica alla testimonianza de auditu, ed insiste sul fatto che il testimone, quando non può più fornire informazioni che ha assunto in modo diretto, de his vero, quos non vidit, ea sola referet, quae in eius praesentia acta sunt, scilicet quomodo eo praesente maiores sui principium generationis et gradus descendentes nominatim exprimebant; et sic nulla videbitur repugnantia decretorum13, dove in quel ea sola refert quae in eius praesentia acta sunt si coglie tutto lo sforzo per far rientrare l’oggetto della testimonianza nella sfera di diretta conoscenza del testimone: è 9 10
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L’opera è stata consultata nell’edizione approntata da J.F. VON SCHULTE, Die Summa des Paucapalea, Giessen 1890. Si legga V. PIERGIOVANNI, Il primo secolo della scuola canonistica di Bologna: un ventennio di studi, in: Proceedings of the Sixth International Congress of Medieval Canon Law – Berkeley, California, 28 July – 2 August 1980, Città del Vaticano 1985, pp. 247-248 e riassuntivamente E. CORTESE, Il diritto nella storia medievale II – Il Basso Medioevo, Roma 1995, pp. 210-211 e bibliografia alle nntt. 41 e 42. Vd. supra, nt. 6. Die Summa magistri Rolandi, ed. F. THANER, Innsbruck 1874, p. 230. Il canone Testes e il relativo dictum non portano però alcun commento relativo alla testimonianza indiretta: vd. MAGISTER ROLANDUS, Summa, ed. THANER, p. 19. MAGISTER ROLANDUS, Summa, ed. THANER, (n. 12) pp. 230-231.
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di tutta evidenza che, anche se i maiores si sono espressi eo presente, le informazioni che egli può fornire non sono da lui effettivamente conosciute. La riflessione sul nostro istituto si arricchisce dunque di nuovi spunti: è imprescindibile per il giurista l’esigenza di soffermarsi a valutare le particolarità di questo mezzo di acquisizione di informazioni irrinunciabili anche nella prospettiva di consolidarne la sostanza giuridica, ma l’istituto resta, in sostanza, inafferrabile. La fortuna del Decretum fu grande in terra francese dopo la metà del dodicesimo secolo: analizzando le summae approntate da Rufino, da Étienne de Tournai14 e l’anonima Parisiensis, alcune osservazioni emergono con chiarezza. Viene intanto colto con sicurezza il collegamento fra il dictum al canone Testes e la testimonianza prevista nelle cause per accertare la consanguineità. Sforzandosi di citare altri casi nei quali il testimone riferisce quanto ha udito, come, ad esempio, colui che sostiene di aver udito taluno bestemmiare Dio, Rufino in particolare è costretto a chiarire le differenze fra chi offre una testimonianza quia fert testimonium de re, quam, cum fiebat, audivit, e chi testimonia, invece, quia perhibet testimonium de re, quam fuisse vel esse ab alio narrari audivit: solo tale secundum testimonium proprie dicitur testimonium de auditu et ideo non est receptabile, nisi in duobus predictis casibus15. L’imbarazzo è evidente anche nell’opera di Étienne de Tournai e rende inevitabile la tendenza a circoscrivere le possibilità di utilizzo di questo mezzo di prova: il Tornacense smorza la novità rappresentata dal dictum al canone Testes sottolineando la qualità dei testimoni, appositamente convocati, rogati, per udire la confessio della solutio unde non est mirum si ex auditu fertur testimonium, e allo stesso modo chiarisce l’eccezionalità del caso dei testimoni chiamati a giurare sulla parentela di due sposi non legittimamente congiunti16. In particolare, la Summa Parisiensis sembra raccogliere il frutto delle discussioni che certo vi erano state quando veniva affrontato il tema della testimonianza de auditu: commentando il dictum ‘De his’ l’anonimo autore rileva con profondità le particolarità dell’istituto e si interroga su di esse, testimoniando di uno scandaglio dottrinale non banale sull’argomento: ei valebit postea testimonium ad probandam solutionem factam fuisse, cum tamen hoc non vidissent. … In aliis siquidem causis dicitur: ‘ego vidi’. Hic vero dicitur: ‘Ego audivi’17: in collegamento a ciò viene 14
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Sulla data di composizione delle Summae si veda A. GOURON, Sur le sources civilistes et la datation des Sommes de Rufin et d’Etienne de Tournai, in: Bullettin of Medieval Canon Law, 16 (1986), pp. 55-70. Die Summa Decretorum des Magister Rufinus, ed. H. SINGER, Paderborn 1902, p. 270. I due casi cui si riferisce Rufino sono quelli previsti nelle due classiche sedes materiae previste dal Decretum. Die Summa des Stephanus Tornacensis über das Decretum Gratiani, ed. J.F. VON SCHULTE, Giessen 1891, p. 198. The Summa Parisiensis on the Decretum Gratiani, ed. T. MCLAUGHLIN, Toronto 1952, p. 123.
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ripresa la sottolineatura, già vista nella summa del Tornacense, della particolare qualità dei testimoni rogati. La summa Coloniensis, frutto della scuola franco-renana18, risalente agli anni ’70 del dodicesimo secolo, testimonia di un assestamento della riflessione dottrinale: l’esposizione è sintetica e tendenzialmente completa su tutti i punti trattati dalle summae viste in precedenza: la distinzione fra testimonium de auditu proprio e alieno, la ratio dell’istituto scaturente dalla necessitas, la sua specialità, che ne delimita il campo d’azione, distinguendolo dalla testimonianza richiesta invece nel caso di reati, di contratti o di testamenti19. Nell’ottava decade del XII secolo la scuola italiana esprime alcune summae di grande valore dottrinale: Giovanni da Faenza, Simone da Bisignano, Siccardo da Cremona non ci forniscono, però, particolari spunti. Il solo Faventino dedica un’attenzione particolare al nostro istituto, ma non eccede in originalità, riprende la struttura della materia letta in Rufino riproponendo anche le medesime citazioni20. E’ alla fine degli anni ’80, con la magnifica Summa di Uguccione da Pisa, che la decretistica raggiunge nuovi traguardi occupandosi dell’argomento che ci interessa: la specialitas dell’istituto continua a costituire oggetto di riflessione ma Uguccione percorre nel suo commento sul dictum ‘De his’ una strada originale. Uguccione si sofferma sulla spiegazione di cosa debba intendersi per specialitas in rapporto alla testimonianza resa dai testimoni che Graziano ha voluto qualificare de auditu: i testimoni di cui si parla nel § Licet dudum richiamato da Graziano non provano la solutio né la receptio e non sono testimoni di tale fatto giuridicamente rilevante, ma provano la confessio della solutio o della receptio. Ciò che, casomai, è notabile, e che giustifica l’utilizzo del termine specialitas in relazione a tale istituto processuale, è il fatto che tale confessio, provata nei modi descritti dal dictum, risulti pregiudizievole, ossia che una volta provata tale confessione, della solutio o della receptio, attraverso i
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E’ tutt’ora incompiuta l’opera di edizione di quest’opera che ad oggi conta quattro Tomi: Summa ‘Elegantius in iure divino’ seu Coloniensis, ed. G. FRANSEN / S. KUTTNER, New York-Città del Vaticano 1969-1990. Su questa scuola si legga CORTESE, Il diritto II, (n. 10) nt. 77 pp. 223-224 anche a proposito della Summa di Siccardo da Cremona. Summa Coloniensis, ed. FRANSEN / KUTTNER, T. II, pp. 137-138 a proposito del dictum ‘De his’ e T. IIII, pp. 126-127, a proposito del c. De parentela. GIOVANNI FAVENTINO, Summa Decreti, Arras, Bibliothèque municipale, ms. (in microfilm) 271 (antea 1064), f. 60rab. Le Summe di Simone da Bisignano e di Siccardo da Cremona sono state consultate sul microfilm del ms. Can. 38 (Da.II.20), Bamberg, Staatsbibliothek, ff. 3-107 e ff. 111-242: cfr. J. F. von Schulte, Die Geschichte der Quellen und Literatur des Canonischen Rechts, I, nt. 4 p. 141 e nt. 4 p. 143 per la numerazione dei folii.
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testimoni cosiddetti de auditu, su di essa si fondi la sentenza che dichiara avvenuta la solutio o la receptio21. Lo schema del ragionamento non muta neanche quando Uguccione riflette sull’altro caso ubi speciale esse dicunt, cioè quello dell’impedimento alla costituzione del legame di coniugio o dello scioglimento del matrimonio per consanguineità o affinità: perciò la specialitas di tali testimonianze non consiste nel fatto che i testimoni riferiscano il dictum o la recitatio uditi dai propri anziani parenti, ma nella circostanza che tale dictum o recitatio risultino pregiudizievoli e che in base ad essi il giudice renda una sentenza, che decide le sorti di un matrimonio, senza averli uditi e quindi senza averne conoscenza diretta22. Nel commentare il canone De parentela Uguccione è di fronte al medesimo problema della specialitas dell’istituto e nello sforzo di costruire una solida base dottrinale per uno strumento tanto eccentrico, offre un’interpretazione articolata e ben argomentata della pragmaticità delle soluzioni adottate dal diritto canonico andando oltre la semplice necessitas. Uguccione dunque ricorre a tre frammenti della prima parte del Decretum: nel primo, D. 50 c. 25 (Ut constitueretur), Graziano riporta un brano di Sant’Agostino nel quale viene sottolineata la necessità di dosare la severità nelle punizioni al fine di consentire alla carità di correggere l’errore; nel secondo, D. 4 c. 2 (Erit), vengono 21
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UGUCCIONE DA PISA, Summa Decretorum, Roma – Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, ms. Vat. lat. 2280, ff. 137rb-137va: De his in praecedenti c. dictum est generaliter testes non debent dicere testimonium nisi de his quae viderunt et noverunt. ponit modo speciale casu ubi etiam de auditu potest quis esse testis scilicet cum quis audit aliquem praesentem se solvisse pecuniam creditori vel recepisse eam a creditore et debere illam illi vel cum audit debitorem dedisse pecuniam creditori vel recepisse pecuniam a creditore. sed ... inspiciatur nulla esse specialitas in hoc casu tales ... testes non probant solutionem vel receptionem pecunie nec de illa sunt testes nec ad illam probandam inducunt. sed probant confessionem factam de solutione vel receptione pecunie et illam probandam inducuntur licet illa facta fuisse sub oculis eorum et cum fiebat illam viderunt idest auditu perceperunt ergo nulla est specialitas quoad testimonium. sed in hoc est specialitas quod talis confessio probata licet sit facta extra ius tamen praeiudicat et ea probata datur sententia de solutione vel receptione pecunie et in hoc etiam forte potest esse specialitas quod iudex dabit sententiam etiam iniuste cum illo (sic) non audivit confessionem solutionis vel receptionis pecunie quod tamen quidam negat quia tunc non de ea confessione fertur testimonium. sed quia de illa confessione ob aliud qualiter potest forte dici aliud esse his quam in aliis esse et ista specialitas in hoc casu scilicet quod tale testimonium non valet nisi testis ad hoc specialiter vocetur esse et … Il ms. è stato consultato in microfilm. UGUCCIONE DA PISA, Summa Decretorum, Roma – Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, ms. Vat. lat. 2280, f. 137va: … et alius casus ubi speciale esse dicunt quod recipitur testimonium de auditu scilicet matrimonio coniungendo per desponsatione vel dirimendo per consanguineitatem vel affinitatem sed in hoc casu nullam specialitatem esse quo ad testimonium quia illi qui testificant se audisse a suis maioribus consanguineitatem esse inter tales vel desponsationem esse inter tales non ferunt testimonium de consanguineitate vel desponsatione eorum. sed de dicto et recitatione consanguineitatis vel desponsationis facta a suis maioribus. sed in hoc est specialitas quod illud dictum illa recitatio probata praeiudicat licet fiat extra ius et datur sententia de matrimonio vel consanguineitate et in hoc alio est specialitas quod iudex dat sententiam etiam iniuste cum illo (sic) non audivit recitationem sive narrationem desponsationis vel consanguineitatis sic ergo in hoc casu sunt duo specialia ….
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esplicitate le qualità di una buona legge; il terzo, infine, D. 29 c. 3 (Necesse est), sottolinea la necessità che i rimedi, cioè le leggi e la loro applicazione, tengano conto di tutte le circostanze in cui si applicano23. L’irrompere dello ius novum papale nel diritto canonico provoca una pausa di riflessione: sul finire del secolo la canonistica si concentra sul Breviarium di Bernardo da Pavia, e nei primi anni del Duecento la dottrina che in terra francese continua ad occuparsi del Decretum fruisce anche delle decretali dei pontefici. Nell’apparato Ecce vicit leo24 leggiamo infatti, a commento del canone De parentela, una nutrita serie di citazioni tratte, chiaramente, dal Breviarium: in primo luogo la decretale Quotiens25 che potendosi far risalire alla metà del secolo XII, rende manifesto come la necessità di una disciplina più severa nel campo della testimonianza sulla consanguineità si fosse manifestata già pochi anni dopo la composizione del Decretum. Nell’apparato troviamo poi citata la
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A proposito di questo brano del commento di Uguccione si leggano le pagine di P. GROSSI, L’ordine giuridico medievale, 3a ed. Bari 1997, pp. 116-123. UGUCCIONE DA PISA, Summa Decretorum, Roma – Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, ms. Vat. lat. 2280, f. 321va: … dicit Augustinus multorum experimenta morborum cogunt nos multas invenire medicinas ut di. l. ut constitueretur (D. 50 c. 25) … . Cfr. S. Aurelii Augustini Hipponensis Episcopi Epistolae in Patrologiae Cursus Completus accurante J.P. MIGNE, Tomus 33, Paris 1841 – Turnhout 1982, Epistola 185 - De correctione Donatistarum Liber, (Scripta circa an. 417), n. 45: Ut enim constitueretur in Ecclesia, ne quisquam post alicuius criminis poenitentiam clericatum accipiat, vel ad clericatum redeat, vel in clericatu maneat, non desperatione indulgentiae, sed rigore factum est disciplinae: alioquin contra claves datas Ecclesiae disputabitur, de quibus dictum est: Quae solveritis in terra, soluta erunt et in coelo . Sed ne forsitan etiam detectis criminibus, spe honoris ecclesiastici animus intumescens superbe ageret poenitentiam, severissime placuit ut post actam de crimine damnabili poenitentiam, nemo sit clericus, ut desperatione temporalis altitudinis medicina maior et verior esset humilitatis. Nam et sanctus David de criminibus mortiferis poenitentiam egit, et tamen in honore suo perstitit . Et beatum Petrum, quando amarissimas lacrimas fudit, utique Dominum negasse poenituit, et tamen Apostolus mansit . Sed non ideo supervacua putanda est posteriorum diligentia, qui ubi saluti nihil detrahebatur, humilitati aliquid addiderunt, quo salus tutius muniretur, experti, credo, aliquorum fictas poenitentias per affectatas honorum potentias. Cogunt enim multas invenire medicinas multorum experimenta morborum. Verum in huiusmodi causis ubi per graves dissensionum scissuras non huius aut illius hominis est periculum, sed populorum strages iacent, detrahendum est aliquid severitati, ut majoribus malis sanandis charitas sincera subveniat. Si leggano poi gli altri due canoni citati da Uguccione: D. 4 c. 2 (Erit): Erit autem lex honesta, iusta, possibilis secundum natura, secundum patriae consuetudinem, loco temporique conveniens, necessaria, utilis, manifesta quoque, ne aliquid per oscuritatem in captione contineat; nullo privato commodo, sed pro communi civium utilitate conscripta. e D. 29 c. 3 (Necesse est): Necesse est, ut iuxta diversitas locorum, et temporum, et hominum, quibus scriptae sunt; diversas et causas, et argumenta, et origines habeant. … nec ad instar imperiti medici uno collyrio omnium oculos vult curare. Consultato (in microfilm) nel ms. N.a.l. 1576, Paris, Bibliothèque Nationale. Comp. I. 2. 13.20, de testibus et attestationibus c. Quotiens (poi inserita in X. 2. 20. 5) di Papa Eugenio III (1145-1153): per il testo si veda supra, nt. 6.
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decretale Ex litteris26 che regola il caso di un uomo che si vede negare la possibilità di sposare una vedova perché duo proponentes sostengono di aver udito che l’uomo con il quale la nubenda era coniugata era un consanguineo in quarto grado del futuro sposo: un proponens è disposto a giurare, l’altro no, perciò il matrimonio può venir celebrato. La terza decretale citata dall’Autore dell’apparato è la Ad haec del titolo de testibus della Compilatio I27: esistono due decretali con tale incipit, ma è la prima che sembra avere maggiore attinenza con l’argomento che qui si tratta. In essa viene regolata una procedura, consueta nella diocesi di Pavia, per la quale, ove circolassero voci sulla propinquitas dei nubendi, i presbiteri in chiesa erano tenuti ad invitare chi sapesse qualcosa a rivelarla. Quando si esplorano le fonti canonistiche seguire le indicazioni di un maestro straordinario quale Kuttner è un dovere ma si rivela infine, non solo fruttuoso, ma anche piacevole: Kuttner in un suo intervento del 1962 aveva segnalato una nutrita serie di testi, summulae e tractatus, che a vario titolo si occupavano di testimonianza28. Fra questi due in particolare risultano interessanti fra quelli che sono stati prodotti in ambito canonistico. Proficua si è rivelata la lettura del trattato Inter homines litium, il cui autore, Magister G., appartiene alla scuola Anglo-Normanna: l’opera è databile alla fine del XII secolo29. Nella parte in cui l’autore descrive i compiti del testimone vengono descritti i contenuti del giuramento che deve prestare30 e viene di conseguenza specificato che, contrariamente ai casi normali, nei quali il testimone è tenuto a riportare quanto si è svolto sotto i propri occhi, in quaestione necessitudinis facti conpertis Adulterii criminis in quibus non plene vera scientes audiuntur e allo stesso modo tali testimoni possono costituire una fonte di 26 27
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Comp. I. 4. 14. 2, de consanguineitate et affinitate c. Ex litteris (poi inserita in X. 4. 14. 1) di papa Alessandro III (1159-1181). Comp. I. 2. 13. 8, de testibus et attestationibus c. Ad hec: Ad hec quoniam consuetudo est, ut dicitur, ecclesiae Papiensi, ut si de propinquitate illorum, qui sunt matrimonio copulandi, mentio aliqua fiat, presbiteri per ecclesias publice dicant, ut qui novit aliquid infra terminum qui prefigitur exeat et dicat, tua duxit discretio inquirendum, an illi debeant, qui posterius veniunt, ad accusationem vel testificationem admitti. S. KUTTNER, Analecta iuridica vaticana (Vat. Lat. 2343), in: Collectanea Vaticana in honorem Anselmi M. Card. Albareda a Bibliotheca Apostolica edita, Città del Vaticano 1962, pp. 415-452, in part. p. 430: “To the future student of the monographic literature on proof by witnesses from the period of the glossators, it may be useful if we conclude here by a list of summulae de testibus that are known to the present writer.” Vd. KUTTNER, Analecta (n. 28), p. 430, n. 3 e, sulla scuola anglo-normanna, S. KUTTNER - E. RATHBORNE, Anglo-Norman canonists of the twelfth century. An Introductory Study, in: S. KUTTNER, Gratian and the Schools of Law 1140-1234, VIII, Variorum, London 1983; si legga inoltre L. FOWLER-MAGERL, Ordo iudiciorum vel ordo iudiciarius, Frankfurt am Main 1984, pp. 230-231, in part. p. 231 per l’identificazione del Magister. Il manoscritto consultato (in microfilm) è: London, British Museum Library, ms. Egerton 3819, ff. 3v – 9v. MAGISTER G., Inter homines litium, ms. Egerton 3819 (n. 29), f. 3vb: Quid agere debeat.
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informazione nelle questioni in cui vengano in discussione legami di parentela e fatti accaduti da così tanto tempo per cui le testimonianze di chi non è stato presente al fatto non possono venir suffragate da documenti31. Un’altra fonte affascinante segnalata da Kuttner è il trattato Lecturi capitulum de testibus ad evidentiam leggibile nel manoscritto S. Cugat 55 dell’Archivo de la Corona de Aragón di Barcellona32: considerato il fatto che l’opera occupa, nel suo complesso, circa dieci folii del testimone, interessa notare come al nostro argomento l’Autore dedichi quasi un intero folio, dal 141vb al 142rb, a conferma dell’interesse che il tema della testimonianza indiretta suscitava fra i canonisti dell’epoca. Il punto di partenza è costituito dal contenuto della deposizione che, al solito, deve vertere solo su ciò che il testimone ha potuto verificare di presen31
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MAGISTER G., Inter homines litium, ms. Egerton 3819 (n. 29), f. 3vb: In decretis causa xxxv quaestione vi c. de parentela (C. 35 q. 6 c. 5) ff. de probationibus si arbiter (Dig. 22. 3. 28) ff. de aqua pluvia arcenda l. ii infra fi. (sic) (Dig. 39. 3. 2. 8) ff. ad legem Iuliam de adulteriis cap. v (Dig. 48. 5. 5) et in hiis per tam magni temporis spatium nec documenti integritas nec actis fides nec etas valet testibus suffragari. Si legga Dig. 48. 5. 5, ad legem Iuliam de adulteriis et stupro, l. Nuptam: Nuptam mihi, adulterii ream postulari posse in priore matrimonio commissi dubium non est, cum aperte lege Iulia de adulteriis coercendis caveatur, si quidem vidua sit, de cuius adulterio agetur, ut accusatur liberum arbitrium habeat, adulterum an adulteram prius accusare malit: si vero nupta sit, ut prius adulterum peragat, tunc mulierem. A proposito della possibilità che la testimonianza de auditu alieno operasse nelle cause per adulterio si legga infra nt. 74, tenendo in considerazione che, nella seconda metà del XII secolo, la situazione di tale reato, rispetto alla giurisdizione, era assai più favorevole ad una esclusiva competenza dei tribunali ecclesistici, anche se questi ultimi saranno definitivamente costituiti solo agli inizi del Duecento, ed infatti sulla relativa procedura il Decretum di Graziano (Causa 32) non offre indicazioni precise. Vd. KUTTNER, Analecta (n. 28), p. 430, n. 5 e nt. 1, G. DOLEZALEK, Verzeichnis der handschriften zum römischen recht bis 1600, Frankfurt am Main 1972, III, Auctores, sub voce 'Hugolinus’ e, più recentemente, H. LANGE, Römisches Recht im Mittelater, Band I, Die Glossatoren, München 1997, pp. 277-278 e nt. 50, dove si rimanda all’articolo di Kuttner. Il ms. è stato consultato in microfilm. Il trattato de testibus occupa i ff. 140ra-145ra del testimone. Il nome ‘Ugolino’ si trae, incontrovertibilmente, dall’incipit: ms. S. Cugat 55, f. 140ra: Incipit de testibus secundum Ugolinum. Va riportato qui quanto affermato sull’identità dell’Ugolino autore di questo trattato da FOWLERMAGERL, Ordo iudiciorum, p. 223, che basandosi su una formula attribuita ad Ugolino da Sesso nel trattato Quia suspecti et inimici iudices (ms. S. Cugat 55, ff. 139rb-140ra, vd. Fowler-Magerl, Ordo iudiciorum (n. 29), p. 200) ha identificato con quest’ultimo l’Ugolinus del trattato che qui si esamina. Sulla vicenda di questa attribuzione e sul personaggio Ugolino si veda inoltre D. MAFFEI, Fra Cremona, Montpellier e Palencia nel secolo XII. Ricerche su Ugolino da Sesso, in: Rivista Internazionale di Diritto Comune 1, 1990, pp. 9-30. Maffei identifica questo canonista (su tale qualifica si legga Fra Cremona, p. 15 nt. 20) con il futuro Vescovo Ugo di Vercelli, che ricoprirà tale carica dal 1214 al 1235, anno della morte: vd. MAFFEI, Fra Cremona, p. 15. Sempre Maffei data la composizione dei trattati nell’ultima decade del XII secolo: vd. MAFFEI, Fra Cremona, p. 13 e nt. 11.
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za, e con precisione, onde accertare se due testimonianze siano concordi33. Ci si deve poi interrogare sull’origine della conoscenza del testimone: ove tale domanda gli venga specificamente rivolta e il teste non indichi alcuna causa scientiae, la sua testimonianza non sarà valida34. L’impostazione della materia riprende in modo lineare la disciplina del Decretum, incentrandosi sul dictum grazianeo che richiama il § Licet dudum della Novella 90: la decretistica, per fornire un supporto teorico alla testimonianza de auditu, parte dal caso della confessio creditoris udita da testimoni qualificati prevista dallo ius civile. Resta però un atteggiamento di sospetto verso una testimonianza esclusivamente de auditu: anche per testimoniare su qualcosa che viene detto a voce, sarebbe preferibile che i testimoni fossero presenti nel momento in cui le parole vengono pronunciate35; tuttavia la testimonianza de auditu è ammessa in un campo specifico: le cause matrimoniali. Il magister Ugolinus autore del trattato è assai esplicito nell’individuare nella necessitas la ratio della disciplina che consente l’utilizzo di tale testimonianza per accertare l’esistenza di un legame di parentela fino al settimo grado. L’Autore riflette comunque basandosi sul contenuto della testimonianza, che nella sua sostanza è de visu, perché chi testimonia riferisce di aver visto altri parlare dei gradi di consanguineità che legherebbero i nubendi36. L’istituto viene guardato dall’Autore sempre nei suoi profili attinenti all’area normativa e dottrinale canonistica: non solo le cause matrimoniali sono il campo di validità nel quale esso ha tratto origine e legittimazione, così che le 33
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UGOLINO DA SESSO, Tractatus de testibus, ms. S. Cugat 55, f. 141vb: Debet quilibet testis testimonium ferre de his quae facta vidit et de his quae in praesentia sua acta sunt C. iii q. ix testes (C. 3 q. 9 c. 15) C. ii q. i in primis (C. 1 q. 2 c. 7) C. v q. ii relatum (C. 5 q. 2 c. 3) C. de testibus testium (C. 4. 20. 18(17)) et de tempore dicere debet testis scilicet quo anno quo mense qua die et qua diei hora illa vidit de quibus testificatur ut si discordaverint de tempore ab alio teste non admittetur testimonium eorum sicut plurium. UGOLINO DA SESSO, Tractatus de testibus, ms. S. Cugat 55, f. 141vb: … quaero si testis dixit ego scio hoc nec dixit alium adsignando aliqualiter creditum suae scientiae an tale testimonium valeat. Resp. ... si testis fuit alium requisitus quomodo scit et non adsignavit causam nec probatur tale testimonium sed si non fuit requisitus valet. UGOLINO DA SESSO, Tractatus de testibus, ms. S. Cugat 55, f. 142ra: tutius et firmius est testimonium illius qui dicit ego vidi et audivi illum hoc dicentem et hoc testimonium est partim de visu et partim de auditu …. UGOLINO DA SESSO, Tractatus de testibus, ms. S. Cugat 55, f. 142ra: In causa matrimoniali testimonium de auditu admittitur ad probandam consanguineitatem et hoc quia ex necessitate quod quis testi[monium] ferret computando personas et gradus ex utroque latere usque ad personas de quibus agitur sortem usque ad gradum vii et vix vivit tempore quis quod omnes personas usque ad gradum vii vidit et sic parentela non possit probari ex visu et immo concessum fuit ut ex auditu probaretur et quia numquam fere possunt scire aliquem esse filium alterius nisi ex auditu vel fama sed subrino inspicenti videtur quod sit testimonum de auditu et de visu quia testes dicunt vidisse se aliquos sic computare istam parentelam vel affinitatem inter aliquos ar. xxxv q. vi de parentela c. de parentela (C. 35 q. 6 c. 5).
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citazioni sono prevalentemente riferibili al Decretum, ma la struttura della disciplina che lo regola ha conosciuto il suo sviluppo nell’ambito della consuetudo ecclesiae37. Giungiamo così alla glossa di Giovanni Teutonico al dictum ‘De his’38, che si sforza di individuare tutti i casi nei quali il Decretum prevede una testimonianza de auditu, citando una delle sedes materiae del Corpus Iuris che costituiscono il luogo classico di discussione di questa materia per la civilistica. Dalle svariate ipotesi citate nell’apparato ordinario si trae l’impressione che, nella generale categoria della testimonianza, venga individuata una species, la testimonianza de auditu, all’interno della quale una movimentata casistica pone frequentemente il problema, nelle glosse variamente affrontato e risolto, se la singola fattispecie trattata sia o meno riconducibile alla suddetta species, che vede così deformarsi i propri contorni a seconda che il teste sia colui che ha udito il rumore prodotto dai commiscentes attraverso una parete sottile, nel caso della decretale Praeterea39, oppure colui che ha confortato il moribondo ansioso i pentirsi40, oppure colui che il debitore ha voluto accanto nel momento della solutio e ha così udito il creditore confessare di essere stato pagato41, oppure infine sia colui che ha udito dal proprio nonno o dall’anziano vicino racconti su legami di parentela stabilitisi decenni prima42.
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UGOLINO DA SESSO, Tractatus de testibus, ms. S. Cugat 55, f. 142ra: … si unus testis dicit quod aliqui sunt in v gradu alius quod sunt in vi non est probata parentela nisi cum duo testes ad minus de eodem gradu concordant. Sed numquid stipite excepto testes debent nominare. Resp. ecclesiae consuetudo habet sufficit nominare fratres quia hii primo (sic) faciunt gradum et testes taliter debent dicere a quibus audierunt hanc parentelam ar. c. de parentela c. de parentela. GIOVANNI TEUTONICO, Glossa Ordinaria al Decretum, gl. audierunt, C. 3 q. 9 c. 15, dictum ‘De his’: Unus hic. Alius cum probatur voluntas obmutescentis ut 26.q.6.qui recedunt (C. 26. q. 6 c. 7) . et c. his qui (C. 26. q. 6 c. 10). Alius in matrimonio, ut 35.q.6.de parentela (C. 35. q. 6. c. 5). Alius in probationem periurii, 22.q.5.c.hoc videtur (C. 22. q. 5. c. 8). Alius in memoria facti operis, ut ff. de proba. si arbiter (Dig. 22. 3. 28). Alius extra de testi. praeterea (X. 2. 20. 27). et extra eo. tit. cum causam (X. 2. 20. 37). X. 2. 20. 27, de testibus et attestationibus c. Praeterea: Praeterea quum quis accusatur aliquam cognovisse, an sint testes interrogandi de visu, aut sola viciniae fama sufficiat, vel si iuratis testibus sit credendum, qui se carnalis copulae conscios esse fatentur, sed de visu nihil affirmant, nos inter alia consulere voluisti. Ad haec itaque Respondemus, quod, si testimonium conveniens de visu reddatur, vel etiam de auditu, et praesumptionem violentam fama consentiens subministret, ac alia legitima adminicula suffragentur eidem standum est testimonium iuratorum. C. 26 q. 6 c. 7 § 2: Similiter subito obmutescentes (prout statutum est) baptizari, aut penitenciam accipere potest, si voluntatis preteritae testimonium aliorum verbis habet, aut presentis in suo nutu. C. 26 q. 6 c. 10 § 1: Quod si ita aliqua egritudine aggravati sunt, ut quod paulo ante poscebant sub presenti significare non valeant, testimonia eis fidelium circumstantium prodesse debebunt. Simul tamen et penitenciae, et reconciliationis beneficium consequantur, servata tamen regula canonum paternorum circa eorum personas, qui in dominica fide discedendo peccaverunt. GRAZIANO, dictum 'De his' post C. 3 q. 9 c. 15 (Testes): vd. supra, nt. 8. C. 35 q. 6 c. 5, c. 6 e c. 8: vd. supra, nt. 6.
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Ognuna di queste evenienze, assai plastiche in verità e piene di vita, costringe l’interprete a domandarsi quale valore debba attribuirsi alla testimonianza di colui che ha udito e, quindi, se di testimonium, nel senso di fonte di prova processualmente valida, possa parlarsi, ma le risposte, varie e ricche nei riferimenti normativi anche al Corpus Iuris, non rivelano un interesse a definire in modo sistematicamente esaustivo la distanza concettuale che corre tra una testimonianza de auditu diretta e una indiretta.
3. La decretale Licet ex quadam e la decretalistica Sull’assetto del Decretum nel campo degli impedimenti matrimoniali da consanguineità interviene il IV Concilio Lateranense del 1215, stabilendo nella decretale Non debet43 che la proibizione debba estendersi non più al settimo grado di consanguineità, ma solo al quarto. Il medesimo concilio provvede dunque a regolamentare l’uso, in questo campo, della testimonianza de auditu che, a voler sentire Innocenzo III, doveva aver provocato, sotto l’impero del precedente regime, parecchi inconvenienti. Con la decretale Licet ex quadam si stabiliscono quindi dei ben precisi limiti all’utilizzo di tale mezzo di prova: Licet ex quadam necessitate praeter communem formam olim fuerit institutum in consanguineitatis et affinitatis gradibus computandis valere testimonium de auditu, cum propter brevem hominum vitam testes de visu deponere non valerent, usque ad gradum septimum computando, quia tamen pluribus exemplis et certis experimentis didicimus, ex hoc multa pericula contra legitima provenisse coniugia. Statuimus ne super hoc recipiantur de caetero testes de auditu, cum iam quartum gradum prohibitio non excedat. Nisi forte personae graves extiterint quibus fides fit merito adhibenda et ante litem motam testificata didicerint ab antiquioribus quidem suis, non utique ab uno, cum non sufficeret ille si viveret, sed duobus ad minus: nec ab infamibus et suspectis, sed a fide dignis, et omni exceptione maioribus: cum satis videretur absurdum illos admitti, quorum repellentur auctores.44 43
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Conciliorum Oecumenicorum Decreta, a cura di G. ALBERIGO / G.L. DOSSETTI, Bologna 1991, Capitulo L - De restricta prohibitione matrimonii del IV Concilio Lateranense: Prohibitio quoque copulae coniugalis, quartum consanguineitatis, et affinitatis gradum caetero non excedat, quoniam in ulterioribus gradibus, iam non potest absque gravi dispendio huiusmodi prohibitio generaliter observari. Prima di trovare definitiva collocazione nel Liber Extra (X. 4. 14. 8, de consanguineitate et affinitate c. Non debet), venne inserita nella Compilatio IV di Giovanni Teutonico (Comp. IV. 4. 3. 3, de consanguineitate et affinitate et sobole suscepta ex secundo matrimonio c. Non debet). La decretale prosegue così: Nec tamen si unus a pluribus, vel infames ab hominibus bonae famae acceperint quod testantur, tamquam plures et idonei testes debent admitti, cum secundum ordinem
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Si ricava da tale testo, innanzi tutto, che la ratio cui viene collegata l’ammissibilità, comunque considerata eccezionale, di tale testimonianza, è la brevitas hominum vitae, mentre il motivo per il quale si è ritenuto di cambiare tale regime della prova sono i pericoli che le unioni legittime correvano in conseguenza, dobbiamo supporre, dell’aleatorietà della testimonianza indiretta. Nel merito, la decretale Licet ex quadam stabilisce la possibilità di utilizzo della testimonianza de auditu con una tecnica legislativa che rende manifesto il sospetto del legislatore canonistico nei confronti di tale mezzo di prova: Statuimus, ne super hoc recipiantur de caetero testes de auditu ... Nisi forte personae graves extiterint, quibus fides sit merito adhibenda, …: la testimonianza de auditu viene quindi proibita, salvo che concorrano una serie di circostanze che la rendono credibile: la buona fama e la gravitas dei testimoni e delle loro fonti, il fatto che essi abbiano udito prima dell’instaurarsi della causa, la qualità di parenti delle fonti, su cui i testimoni devono giurare, il fatto che i testimoni siano almeno due ed abbiano udito non utique ab uno, e varie altre condizioni che la canonistica si occuperà di precisare fino ad elaborare un elenco di ben dodici requisiti, sei afferenti alla persona dei testimoni e sei al contenuto della loro deposizione45. I commentari di Innocenzo IV e del Cardinale Ostiense46 alla decretale Licet ex quadam sono profondamente diversi: Sinibaldo de’ Fieschi vi dedica scarsa
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solitum iudiciorum non sufficiat unius testis assertio, etiam si praesidiali refulgeat dignitate, et actus legitimi sint infamibus interdicti. Testes autem huiusmodi proprio iuramento firmantes quod ad ferendum testimonium in causa ipsa odio amore timore vel commodo non procedant, personas expressis nominibus vel demonstratione vel circumlocutione sufficienti designent et ab utroque latere singulos gradus clara computatione distinguant: et in suo nihilominus iuramento concludant se accepisse a suis maioribus quod deponunt et credere ita esse. Sed nec tales sufficiant nisi iurati deponant se vidisse personas vel saltem in uno praedictorum graduum constitutas pro consanguineis se habere. Tolerabilius est enim aliquos contra statuta hominum dimittere copulatos, quam coniunctos legitime contra statuta Domini separare. Tale testo costituisce il Capitulo LII - De testimonio de auditu reprobando in causa matrimonii del IV Concilio Lateranense. Prima di trovare definitiva collocazione nel Liber Extra (X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus), venne inserito da Giovanni Teutonico nella sua Compilatio IV (Comp. IV. 2. 7. 6, de testibus). Si legga l’esito di questo lungo lavorìo in Baldi Perusini ad tres priores libros Decretalium Commentaria, Lugduni 1585, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus c. Licet ex quadam, n. 1 : Licet. In computandis gradibus consanguineitatis et affinitatis in quaestione matrimonij, ut valeat testimonium de auditu auditus, requirunt sex, quae concernunt personas testium, et sex que concernunt dicta testium …. A proposito di Innocenzo IV la letteratura consultabile non è vastissima: CH. LEFEBVRE, Sinibalde dei Fieschi (Innocent IV), in: Dictionnaire de Droit Canonique 7, Paris 1965, 1029-1062; G. LE BRAS, Innocent IV romaniste - Examen de l'Apparatus, in: Studia Gratiana XI, Bologna 1967, pp. 305-326; V. PIERGIOVANNI, Sinibaldo dei Fieschi decretalista - Ricerche sulla vita, in: Studia Gratiana XIV, Bologna 1967, pp. 125-154; A. MELLONI, Innocenzo IV - La concezione e l'esperienza della cristianità come regimen unius personae, Genova 1990. In particolare sulla dottrina della personalità giuridica vi sono due interventi più recenti: G. CHIODI, Delinquere ut universi. Scienza giuridica e responsabilità penale delle universitates tra XII e XIII secolo, in: Studi di Storia del Diritto III, Milano 2001, pp. 91-199, in part. pp. 162-170 e nt. 128 per
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attenzione e purtuttavia riesce a porre, a proposito delle condizioni di ammissibilità, una regola che animerà il dibattito dottrinale per i secoli successivi stabilendo come sia più sicuro che le due fonti dei due testimoni de auditu siano le medesime per entrambi47. Il commento dell’Ostiense è assai più ampio e articolato di quello di Sinibaldo de’ Fieschi e fruisce di una vasta mole di citazioni, anche romanistiche, che ci testimoniano di una certa attenzione di Enrico da Susa per l’argomento che ci interessa. Risulta a questo punto necessario alla comprensione della riflessione dell’Ostiense aprire una breve parentesi sul percorso dello ius civile a proposito della testimonianza de auditu alieno. In modo parallelo ma perfettamente autonomo rispetto alla scienza canonistica anche i civilisti sviluppano una riflessione su questo argomento agganciandosi a due sedes materiae assai particolari: Dig. 39. 3. 2. 8, de aqua pluvia arcenda l. In summa § Idem Labeo e Dig. 22. 3. 28, de probationibus l. Si arbiter48 : entrambi i passi regolano, in modo complementare, l’esercizio dell’actio aquae pluviae arcendae.
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un'accurata bibliografia sull'argomento; F. D'URSO, Persona giuridica e responsabilità penale. Note storico-giuridiche a proposito di recenti riforme, in: Quaderni Fiorentini 29 (2000), pp. 511-550, in part. 531-534. Più vasta la bibliografia dedicata all’Ostiense: limitandoci a quella più recente va segnalato l’approccio multidisciplinare degli interventi contenuti in Il Cardinale Ostiense - Atti del Convegno Internazionale di Studi su Enrico da Susa detto il Cardinale Ostiense (Susa, 30 sett. - Embrun 1 ott. 1972) in Segusium: Società di ricerche e studi valsusini 16, Susa 1980; vari interventi ha dedicato all’esame delle opere maggiori K. PENNINGTON: Henricus de Segusio (Hostiensis), in: Popes, Canonist and Texts 1150-1550, XVI, Great Britain 1993, An earlier recension of Hostiensis's Lectura on the Decretals, in: Popes, XVII, A Quaestio of Henricus de Segusio and the textual tradition of his Summa super Decretalibus, in: Popes, XVIII; vasta la propspettiva di P.G. CARON, Il Cardinale Ostiense artefice dell'Utrumque ius nella prospettiva europea della canonistica medievale, in: Miscellanea di Studi in onore di Luigi Prosdocimi, Roma-Freiburg-Wien 1994, vol.1, t. 2, pp. 561-582; fra gli studi più recenti F. SOETERMEER, Summa archiepiscopi alias Summa Copiosa. Some Remarks on the Medieval Editions of the Summa Hostiensis, in: Ius Commune 26 (1999) pp. 1-25, ora anche in: A Ennio Cortese, III, Roma 2001, pp. 280-298. Innocentii Quarti pontificis maximi super libros quinque Decretalium, Francofurti ad Moenum 1570 - Frankfurt/Main 1968, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus c. Licet ex quadam : non est necesse, quod quilibet a duobus audiverit, sed necesse est, quod plures sint principium huius auditionis … tutius credimus dicendum, quod quilibet testis ab eisdem duobus, et eodem tempore audire debet, alias in suis dictis erunt singulares. Si leggano, in Corpus Iuris Civilis - Institutiones - Digesta, ed. T. MOMMSEN / P. KRUEGER, Dublin/Zurich 1968 (rist. anast. 17° ediz. 1963), Dig. 39. 3. 2. 8, de aqua pluvia arcenda l. In summa § Idem Labeo : Idem Labeo ait, cum queritur an memoria extet ex facto opere, non diem et Consulem ad liquidum exquirendum, sed sufficere si quis sciat factum esse, hoc est si factum esse non ambigitur, nec utique necesse est superesse qui meminerint, verum esse, qui audierint eos, qui memoria tenuerint. e Dig. 22. 3. 28, de probationibus l. Si arbiter : Si arbiter animadvertere debeat, an operis facti memoria extet: hoc ei quaerendum est, an aliquis meminerit id opus factum esse. Paulus:Immo cum ab arbitro quaeritur, memoria facti operis extet, necne, non hoc, quaeritur, num
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Va sottolineato che, come accadde per molti altri istituti, anche l'actio aquae pluviae arcendae subì, nel corso della secolare storia del diritto romano, un'evoluzione che ne mutò caratteristiche e finalità. Se infatti essa, per tutta l'epoca repubblicana fino al periodo augusteo, costituì un mezzo atto a difendere un fondo dai danni che potevano venirgli a causa di un eccessivo e dannoso riversarsi su di esso dell'acqua piovana convogliata da un opus manufactum insistente sul fondo vicino, nell'epoca tardo-imperiale, e soprattutto con la legislazione giustinianea, tale azione venne incardinata nel sistema di tutela delle servitutes legis approntato dall'imperatore49. Presupposto dell'azione era, ovviamente, l'esistenza dell'opus manufactum potenzialmente dannoso. Ma non basta: i rapporti fra fondi vicini e il regime delle acque per l'irrigazione e delle opere idrauliche venivano regolati dalle leges agri, ossia dalle „disposizioni stabilite da coloro qui primi agros constituerint”50. Se erano previsti nella lex agri del luogo l'opus manufactum e il regime ad esso conseguente venivano legittimati e il pretore non poteva concedere l'actio aquae pluviae arcendae51. Il fatto che di sovente l'assetto conferito con la lex agri divenisse, con il trascorrere del tempo e delle tempestose vicende belliche, assai difficile da ricostruire, portò la giurisprudenza a conferire alla vetustas del manufatto52, da provarsi anche tramite i ricordi dei residenti, efficacia di legittimazione dell'opus pari alla lex agri
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aliquis meminerit quo die, aut quo consule factum fit: sed num hoc aliquo modo probari possit quid opus factum sit: … potest enim hoc memoria teneri, intra annum puta factum: cum interim nemo sit, eorum, qui meminerit, quibus consulibus id viderit. Sed cum omnium haec est opinio, nec audisse, nec vidisse, cum id opus fieret, neque ex eis audisse, qui vidissent, aut audissent: et hoc infinite similiter sursum versum acciderit: tum memoria operis facti non extare. A. GUARINO, Diritto privato romano, Napoli 1992, p. 696. F. SITZIA, Ricerche in tema di "actio aquae pluviae arcendae", Milano 1977, p. 84. SITZIA, Ricerche (n. 50), p. 86: "Al momento della divisio e della adsignatio la lex agri imprimeva quindi il suggello della legittimità alle opere idrauliche da essa previste." P. BONFANTE, Corso di diritto romano II, La proprietà - Parte I, Rist. corretta della 1° ediz. Roma 1926 - Milano 1966, p. 497: "S'intende per uno stato di cose che dura da tempo immemorabile: cuius memoria non extat. La parificazione della vetustas alla lex pare certo opera del diritto pretorio, ed è garantita mediante un'estensione utile dell'actio aquae pluviae arcendae." e ivi n. 1: "… il contrapposto è memoriam extare … . Arbitrarii sono i criterii fissi stabiliti nel diritto intermedio (periodo ultracentenario, centenerio, nonagenario, settuagenario, superiore alle ordinarie prescrizioni, ecc.) per determinare il tempo della vetustas. In generale la vetustas non vuol essere confusa con le prescrizioni, essa stabilisce una presunzione, non è un modo d'acquisto. Nelle fonti romane è detto semplicemente che memoria extat, quando, pur non sopravvivendo chi ricordi l'erezione dell'opera e non potendo assegnare la data precisa, vi sia nondimeno chi abbia udito coloro che ricordavano (LABEO in PAUL., l. 2 § 8 D. h.t.[Dig. 39. 3. 2. 8, de aqua pluvia arcenda, l. In summa, § Idem Labeo]; LABEO in PAUL., l. 28 D. De prob. 22. 3 [Dig. 22. 3. 28, de probationibus, l. Si arbiter]): memoria non extat, quando non sopravviva nemmeno chi abbia udito alcuno che ricordasse."
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medesima53. Dalla parificazione della vetustas con la lex agri che legittimava l'esistenza dell'opus prende avvio il problema, che finalmente ci riguarda, dell'esistenza o no della memoria della costruzione dell'opus: tale memoria infatti poteva venir provata attraverso testimoni de auditu alieno. Torniamo dunque al commento dell’Ostiense: da esso risulta con chiarezza il fatto che la necessità costituisce la ratio dell’impiego della testimonianza de auditu alieno nella prova dei legami di consanguineità: hic autem admittitur de auditu auditus alterius, …[non valerent] Ex hoc oritur necessitas supra dicta, quia ultra posse nihil valet, nec homo ad impossibile obligatur, ff. regulis iuris impossibilium (Dig. 50. 17. 185), supra de pactis c. finalis (X. 1. 35. 8) et haec eadem ratio recitatur, ff. de gradibus, non facile (Dig. 38. 10(11). 4)54. La circostanza che la ratio, eminentemente pratica, della norma che rende ammissibile la testimonianza indiretta sia resa esplicita dallo stesso testo normativo rende il cammino dei canonisti molto più semplice rispetto a quello dei civilisti: a partire dall'Ostiense, la considerazione che la testimonianza de auditu alieno sia probatio contra formam non costituisce un ostacolo ad un ampliamento del suo utilizzo attraverso l'estensione per identità di ratio. L’Ostiense infatti allarga, sfruttando con ampiezza le fonti del Corpus Iuris, il campo di operatività della testimonianza de auditu alieno ai fatti risalenti nel tempo che non siano collegati al tema degli impedimenti matrimoniali. Il metodo adottato è quello analogico: per facilitare la comprensione del percorso logico e giuridico seguito dall’Autore è preferibile citarne il passo per intero. Ricollegandosi dunque all’argomentazione della necessità di ricorrere alla testimonianza de auditu indotta dall’impossibilità di ottenere altrimenti la prova, il testo del commento, al n. 2, prosegue: ubi vero eadem ratio idem ius alias iuris erit argumentum C. ad l. Falcidiam l. finalis (C. 6. 50(49). 19), C. de constituta 53
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SITZIA, Ricerche, (n. 50) pp. 86-88 e p. 94: "Questo sistema di affidare ai diretti interessati, mediante l'esercizio di un'actio privata, la tutela delle opere idrauliche determinò senza dubbio benefici effetti per l'agricoltura romana nel momento che consentì attraverso l'istituto della vetustas, il perdurare di un ordinamento idrico razionale … . Si tratta di problemi che si impongono ai giuristi con il diffondersi della tecnica delle adsignationes proprio in un periodo di turbamenti e di guerre civili, in un periodo cioè in cui, trascorso un certo periodo dalla creazione del nuovo ordinamento agrario, la prova della lex agri sarebbe stata pressochè impossibile." Henrici de Segusio Cardinalis Hostiensis Iuris Utriusque monarchae celeberrimi in Secundum Decretalium Librum Commentaria, Venetiis 1581 - Torino 1965, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus c. Licet ex quadam, n. 1. Le sedes materiae citate dall’Ostiense per argomentare la sua conclusione sono : Dig. 50. 17. 185, de diversis regulis iuris antiqui l. Impossibilium: Impossibilium nulla obligatio est. X. 1. 35. 8, de pactis c. Pactiones: Nam etiam iuxta legitimas sanctiones pactum turpe, vel rei turpis aut impossibilis de iure vel de facto, nullam obligationem inducit. Dig. 38. 10(11). 4, de gradibus et adfinibus at nominibus eorum l. Non facile: Non facile autem, quod ad nostrum ius attinet, cum de naturali cognatione quaeritur, septimum gradum quis excedit, quatenus ultra eum fere gradum rerum natura cognatorum vitam consistere non patitur.
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pecunia l. finalis (C. 4. 18. 3(6)) infra de consanguineitate tua (X. 4. 14. 7) in est quod in aqua pluvia, argumentum valet similiter testimonium de auditu ff. de probationibus l. si arbiter (Dig. 22. 3. 28) et idem videtur in antiquis factis de quibus testes haberi non possunt cum fama et aliis adminiculis supra eodem titulo c. praeterea (X. 2. 20. 27)55. I passaggi fondamentali dell’argomentazione dell’Ostiense sono tre: in primo luogo la giustificazione dell’utilizzo dello strumento analogico per cui eadem ratio idem ius introdotto con riferimenti tratti dal Codice di Giustiniano56. Viene poi individuata la regola estensibile per identità di ratio (quod in aqua pluvia argumentum valet similiter testimonium de auditu ff. de probationibus l. si arbiter). Ne risulta l’utilizzo della testimonianza de auditu alieno come rimedio per la prova di eventi risalenti nel tempo, previsto nei passi del Digesto citati supra. In terzo luogo, la lontananza nel tempo degli avvenimenti oggetto di prova e la conseguente impossibilità di reperire testimoni diretti vengono individuate come causa-ratio-mens-aequitas57 sufficiente da sola, anche non in riferimento alla prova della memoria o del legame di parentela, a giustificare il ricorso alla testimonianza indiretta (et idem videtur in antiquis factis de quibus testes haberi non possunt). Resta da comprendere perché l’Ostiense, nel passo considerato, citi da ultimo la decretale Praeterea per la quale la testimonianza de auditu proprio deve essere accompagnata da fama e alia adminicula per costituire piena prova. Va tenuto presente a questo proposito che, nella prova del legame di parentela, l’utilizzo della testimonianza indiretta è circondato da numerose cautele 55 56
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OSTIENSE, Comm. al Liber Extra, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus c. Licet ex quadam, n. 2. C. 6. 50(49). 19, ad Legem Falcidiam l. Cum certum: In utroque etenim casu, id sive solverit, sive super hoc cautione fecerit, aequitatis ratio similia suadere videtur. C. 4. 18. 3(6), de constituta pecunia l. Divi Hadriani: Aequitatis enim ratio diversas species actionis escludere nullo modo debet. Entrambi i testi normativi sono poi corredati da glosse che riportano la medesima regola: [Codicis Dn. Iustiniani…libri IX priores, cum lectionum varietatibus…in margine appositis, post Accursii commentarios…tomus quartus], Venetiis 1592, ACCURSIO, Glossa Magna, gl. aequitatis ratio, C. 6. 50(49). 19, ad Legem Falcidiam l. Cum certum: nota ubi eadem ratio ibi idem ius statuendum e ACCURSIO, Glossa Magna, gl. nullo modo, C. 4. 18. 3(6), de constituta pecunia l. Divi Hadriani: Item nota ubi eadem aequitas, ibi idem ius. CORTESE, Il diritto II, (n. 10) pp. 194-195: “Ora, ratio era un termine dai mille significati nel linguaggio filosofico e forse ancor più in quello corrente, esso indicava fra l’altro la fonte della rationabilitas delle cose: un requisito carissimo, questo della rationabilitas, allo spirito medievale che lo intendeva non soltanto come la fredda razionalità logica, ma anche come la ragionevolezza misurata ai principi etici. Fu naturale a questo punto allargar l’equazione causa-ratio anche all’aequitas: e in effetti a partir dal Duecento causa, ratio ed aequitas compaiono usualmente con valore di sinonimi. Portata a rappresentare il potenziale etico-equitativo della norma, la causa o ratio legis ne rappresentò il significato sostanziale, la sua mens: quella che appunto spettava al giurista di enucleare dalle parole del legislatore per poi concentrarvi la forza normativa della disposizione, il che implicava che i verba fossero in séguito piegati a corrisponderle.”
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che la decretale stabilisce, mentre, per quanto riguarda gli antiqua facta, tali cautele possono applicarsi solo in parte: l’Ostiense perciò trae dalle fonti normative più vicine e sicure il materiale utile a completare la disciplina di questo inedito utilizzo della testimonianza indiretta e prescrive che, nella prova degli antiqua facta la testimonianza de auditu alieno sia accompagnata dai medesimi elementi58. Guidone da Baisio, detto l'Arcidiacono59, è il protagonista, alla fine del Duecento60, di “un soprassalto d'interessamento della scuola all'opera di Graziano, per la quale … la premura era andata scemando”61. Nella sua opera più nota, il Rosarium Decretorum, la testimonianza de auditu alieno è trattata in un passo posto a commento del canone Hoc videtur nel quale viene affrontato il caso di chi oda taluno spergiurare e sia consapevole della menzogna62. Sul punto del valore probatorio della testimonianza de auditu alieno l'Arcidiacono fa un'affermazione che ritroveremo lungo tutto il percorso del diritto comune: Testimonium vero de auditu relationis non valet nisi ad praesumptionem faciendam63 nec probant talia testimonia, sed adminiculant intentionem producentis … extra 58
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La ricostruzione del ragionamento dell’Ostiense si evince chiaramente ove si legga l’Abate Panormitano: Abbatis Panormitani Secunda interpretationum in Secundum Decretalium Librum Pars, Lugduni 1547, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus c. Licet ex quadam, n. 6 : … videtur tamen Ioannis Andreae et Hostiensis requaerere ultra testimonium de auditu famam cum aliis adminiculis. Et allegant duos bonos textus. supra eodem c. praeterea (X. 2. 20. 27) et c. cum causam supra de probationibus (X. 2. 19. 13) quod satis mihi placet. Nec obstat iste textus sed potius facit pro nam hic non sufficit testimonium de auditu dumtaxat: sed requiruntur duodecim de quibus in litera. Sull'Arcidiacono si vedano: F. LIOTTA, Appunti per una biografia del canonista Guido da Baisio Arcidiacono di Bologna (con appendice di documenti), in: Studi Senesi 73, 3.a serie, 13 (1964), pp. 7-39, in part. p. 8 e pp. 13-35; ID., voce: 'Guido da Baisio (Abaisi, Abaisio, Abaisius, Abaixi, Abaysii, Abaysio, Abbaixii, Abbaixo, Baiiso, Baisius, Baiso, Baixio, Basio, Baipho, Baysi, Baysio, Bayso, detto l'Arcidiacono), in: Dizionario Biografico degli Italiani 5, Roma 1963, pp. 293-297; CORTESE, Il diritto II, (n.10) pp. 380-381 e nt. 45. LIOTTA, voce: ‘Guido da Baisio’, DBI 5 (n. 59), pp. 294-295: "… il Rosarium Decretorum … come il Baisio l'intitolò … che egli finì di comporre il 25 gennaio 1300 … ". CORTESE, Il diritto II, (n. 10) nt. 45 p. 381. C. 22 q. 5 c. 8 (Hoc videtur): Hoc videtur dicere, peccare hominem, quo audiente iurat aliquis falsum, et scit, eum falsum iurare, et tacet. Sulla praesumptio, e sul suo ruolo nel sistema di prova legale, oltre all’intervento di A. FIORI in questo stesso volume, si possono vedere: J.PH. LÉVY, La hiérarchie des preuves dans le droit savant du moyen-age, Lyon 1939, sui vari generi di presunzione: necessaria, pp. 64-65; iuris, p. 64; iuris et de iure, p. 65; violenta, pp. 65-66 e 83-84; probabile, p. 109; temeraria, p. 130; P. FIORELLI, La tortura giudiziaria nel diritto comune, Milano 1953, II, p. 24, in part. nntt. 5 e 7; G. ALESSI PALAZZOLO, Prova legale e pena, Napoli 1979, pp. 3-25, in part. nntt. 6 e 7 e pp. 45-54; I. ROSONI, Quae singula non prosunt collecta iuvant. La teoria della prova indiziaria nell’età medievale e moderna, Milano 1995, pp. 97-119 e 153-164, in part., a proposito della definizione di ‘indizio’ quale ‘congettura’ e ‘presunzione’, p. 109: “Sono definizioni che testimoniano della
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de testibus praeterea (X. 2. 20. 27). Sunt tamen aliqui casu speciales in quibus valet testimonium tale ut64 …. Alios casus speciales non inveni: alle soglie del Trecento la sintesi dell’Arcidiacono costituisce un compendio significativo di quanto raggiunto dalla canonistica nel corso del tredicesimo secolo: la validità come piena prova in alcuni casi ristretti e ben determinati e il ridotto valore probatorio, qui addirittura non circoscritto agli antiqua facta, ove la testimonianza sia accompagnata da altri elementi amminiculativi.
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indistinzione in cui vengono lasciati i termini sopra definiti, e soprattutto della mancanza, fin dalle prime fasi della formazione della dottrina di diritto comune in materia di prova, di una adeguata articolazione concettuale e teorica su questo aspetto particolare. L’indizio, come la presunzione, è la conseguenza tratta da un fatto noto per scoprirne uno ignoto: una base comune indurrà una forma di circolarità dei modi di prova artificiale che finirà per imporre una certa fungibilità terminologica, ma anche una sorta di indifferenza concettuale, malgrado precise (anche se sottili) differenze che ai giuristi più attenti, specie tra i più tardi, non sarebbero sfuggite: …” e nt. 51. Simili considerazioni si possono leggere in M. G. DI RENZO VILLATA, Egidio Bossi. Un criminalista milanese quasi dimenticato, in: Ius Mediolani. Studi di storia di storia del diritto milanese offerti dagli allievi a Giulio Vismara, Milano 1996, pp. 365-429, in part. pp. 428-429 e nntt. 96-97. Archidiaconus Super Decreto, Lugduni 1558, C. 22 q. 5 c. 8 (Hoc videtur), n. 2: … in consanguineitate affinitate probanda extra de testibus licet (X. 2. 20. 47) 35. q. 6 de parentela (C. 35 q. 6 c. 5). Item cum agitur de fraude commissa ab haerede in authentica de haeredibus et Falcidia § si vero (Nov. 1. 2. 1). Item ubi probatur de antiquitate quae probatur per libros antiquos vel per testes qui dicunt semper hoc audivisse a suis maioribus, et nemo sit qui viderit vel audierit aliud ff. de aqua pluvia arcenda in summa (Dig. 39. 3. 2) ff. de aqua quotidiana et aestiva l. hoc iure § ductus aquae (Dig. 43. 20(19). 3. 4) ff. de probationibus si arbiter (Dig. 22. 3. 28) et no. de hoc extra de praescriptionibus auditis (X. 2. 26. 15). La Novella giustinianea prevedeva una procedura d’inventario che impedisse all’erede di commettere frodi in danno dei legatari ma veniva generalmente utilizzata dai civilisti come esempio di testimonianza diretta: Nov. 1. 2. 1, § Si vero: … etiam per iusiurandum heredis et iusiurandum testium, dicentium et adfuisse his, quae gesta sunt, et vidisse quae tunc agebantur, et in nullo conscios esse facta ab herede malignitatis, sicque in his, quae relicta sunt a testatoribus, invenire veritatem. L’ultima decretale, invece, costituisce una citazione originale dell’Arcidiacono: X. 2. 26. 15, de praescriptionibus c. Auditis: Auditis et intellectis meritis causae, quae vertitur inter venerabilem fratrem nostrum Vigorensem episcopum, et dilectum filium abbatem de Hevescam super ecclesiis in valle de Hevescam constitutis, quas episcopus asserit ad se diocesana lege spectare, abbas autem eas esse ab eius iurisdictione prorsus exemptas, cognovimus evidenter, ecclesias istas per privilegia Pontificum Romanorum non esse ab episcopali iurisdictione subtractas …. Verum tanto tempore probantur per testes ab abbatibus de Hevescam pleno iure possessae, ut videantur in eis episcopale ius legitime praescripsisse, nisi forte per tantum temporis Wigorniensis ecclesia interim vacavisset, ut tempore vacationis subducto praescriptio minime sit completa.….
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4. Il Commento Nel Trecento i grandi canonisti della scuola del Commento provvedono ad un poderoso lavoro di sistemazione e precisazione dei risultati cui si è pervenuti nel secolo precedente: Giovanni d’Andrea, Pietro d’Ancarano, Antonio da Butrio e Giovanni Nicoletti da Imola mantengono nelle loro lecturae al Liber Extra una fondamentale uniformità di contenuti ed esposizione a proposito della decretale Licet ex quadam, pur con alcune non trascurabili differenze. Ognuna delle quattro lecturae si apre informando il lettore che la materia considerata nella decretale Licet ex quadam ha subito profonde modificazioni con il Concilio del 1215: la riduzione dal settimo al quarto dei gradi di consanguineità e affinità che costituiscono impedimento al legame di coniugio, causata dalle difficoltà di prova che si ricollegavano all’antichità dei fatti probandi, ha motivato l’emanazione della precisa disciplina contenuta nella decretale in commento, che stabilisce dodici rigorosi requisiti per l’ammissibilità della testimonianza de auditu alieno. L’utilizzo di tale mezzo probatorio, che non è una vera testimonianza ed è anzi contraria alla communis forma della testimonianza, perché il teste non riporta ciò che ha percepito con i propri sensi, è circoscritto, nella materia matrimoniale, alla sola prova dell’impedimento della consanguineità. Al restringimento operativo così stabilito, corrisponde costantemente però un allargamento ottenuto tramite il metodo analogico già individuato nell’ Ostiense: poiché l’utilizzo della testimonianza indiretta è motivato dalla ratio della necessitas di provare avvenimenti risalenti nel tempo, ergo tale strumento può utilizzarsi per la prova degli antiqua facta in ogni materia, ove si accompagni con la fama e altri adminicula. Riguardo al tema dell’ampiezza del campo operativo della testimonianza indiretta, Giovanni d’Andrea e Pietro d’Ancarano impostano classicamente la questione: essa è una prova fuori dagli schemi, il suo uso eccezionale nel ristretto campo dell’impedimento da consanguineità è motivato da una precisa ratio, la necessitas, e tale ratio consente, per analogia, un allargamento del campo di applicabilità.65 65
Ioannis Andreae I. C. Bononiensis omnium canonici iuris interpretum facile principis in Secundum Decretalium Librum Novella Commentaria, Venetiis 1581, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus, c. Licet ex quadam, nn. 1, 2 e 3: Ponit concilium 12 sine quibus ad probandam consanguineitate in causa matrimoniali non valet testimonium de auditu …. [Communem formam] quae est ut testes dicant quae noverunt et quibus interfuerunt …. [Gradibus] in aliis igitur impedimentis matrimonii non recipietur testimonium de auditu auditus …. [Propter brevem] hic exprimit necessitatem de qua praedixerat: quia ultra posse nemo, … et idem ubi esset eadem ratio ut in aqua pluv. ar. ff. de proba. si arbiter (Dig. 22. 3. 28) et idem videtur in omnibus antiquis factis de quibus testes non possunt haberi ut valeat testimonium de auditu cum fama et adminiculis, supra, eodem, praeterea (X. 2. 20. 27), supra tit. 1 c. antepe. (X. 2. 1. 19), ff. de proba. census (Dig. 22.
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Nella seconda coppia di autori invece l’ordine dato agli argomenti subisce un ribaltamento: l’estensione ad ogni materia è posta in capo all’esposizione, addirittura a mo’ di apertura in Butrio, mentre il fatto che essa possa costituire prova nelle cause di scioglimento del matrimonio benché sia contra communem formam è reso possibile dalla circostanza che ciò accade eccezionalmente e solo nei casi in cui il diritto espressamente la preveda.66
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3. 10), ff. de aqua plu. ar. l. 1 § fi. (Dig. 39. 3. 1. 23) et l. in summa § item Labeo (Dig. 39. 3. 2. 8), ff. de aqua quotidiana et aestiva. le. Hoc iure § ductus aquae (Dig. 43. 20(19). 3. 4), Hostiensis. Petrus de Ancharano super Secundo Decretalium, Lugduni 1535, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus, c. Licet ex quadam, nn. 1 e 2: Ponit concilium xii sine quibus super consanguineitate non valet testimonium de auditu …. Primo nota quod cum agit ad separationem matrimonii propter consanguineitatem admitteretur testimonium de auditu et olim erat verum simpliciter propter difficilem probationem usque ad gradum vii ut dicit textum hodie vero habet locum testimonium de auditu concurrentibus quae in textum dicuntur. Et ex ratione iuris antiqui collige quod in casu quo est impossibile testimonium de visu sufficit de auditu et idem de omnibus factis antiquis de quibus testes non possunt haberi ut valeat testimonium de auditu cum fama et adminiculis supra, eodem, praeterea (X. 2. 20. 27), supra tit. I. c. antepe. (X. 2. 1. 19), ff. de proba. census (Dig. 22. 3. 10), ff. de aqua plu. ar. l. I. § fi. (Dig. 39. 3. 1. 23) et l. in summa § item Labeo (Dig. 39. 3. 2. 8), ff. de aqua quotidiana et aestiva. le. Hoc iure § ductus aquae (Dig. 43. 20(19). 3. 4) ... Secundo nota quod cum agitur ad separationem matrimonii ratione consanguineitatis et affinitatis admittitur testimonium de auditu secus si ageretur de alio impedimento tunc testimonium de auditu non recipitur secundum Ioannem Andreae. Excellentissimi Antonii a Butrio Iuris Utriusque monarchae super Secunda Secundi Decretalium Commentarii, Tomus Quartus, Venetiis 1578, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus, c. Licet ex quadam, nn. 1, 2 e 3: Ponit concilium duodecim sine quibus ad probandam consanguineitatem in causa matrimoniali non valet testimonium de auditu. … Nota quod in re antiquata admittitur testimonium de auditu cum aliud de facili haberi non potest: sic et admittitur testimonium de fama … . Nota secundo quod testimonium de auditu dicitur exorbitans et contra formam comunem: quia testes secundum communem formam habent deponere de eo quod proprio sensu capiunt …. Nota textum in fine assignantem causam: quia ubi agitur de matrimonio semper est in dubiis iudicandum pro illo. Opponit quod non valeat testimonium de auditu. supra, eodem, cum causam (X. 2. 20. 37), quia de proprio sensu debet reddere testimonium. Solutio. Non valeat testimonium de auditu regulariter, nisi ubi apparet iure expressum. Per quae dicunt hic doctores ut Ioannis Andreae quia etiam si aliter ageretur de vinculo matrimonii, quam respectu consanguineitatis, non valeret testimonium de auditu quia competens non est et exorbitans. Ioannes de Imola Super Secundo Decretalium, Lugduni 1547, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus, c. Licet ex quadam, n. 1: Ponit concilium xii sine quibus ad probandam consanguineitatem in causa matrimonialii non valet testimonium de auditu … . Nota primo quod in re valde antiqua admittitur testimonium de auditu cum aliud de facili haberi non potest et sic videtur admitti testimonium de fama … et ff. de proba. in l. si arbiter (Dig. 22. 3. 18) et l. prima in fi. ff. de aqua plu. arcen. (Dig. 39. 3. 1. 23) et sic videtur posse dari per regulam quod in factis valde antiquis in quacumque materia sufficiat talis probatio … .
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5. Il Quattrocento e i consilia Il lavoro dei grandi canonisti due-trecenteschi è dunque fondamentalmente consistito nell’allargamento del campo di operatività della testimonianza de auditu alieno e, parallelamente, nella specificazione e sistemazione dei requisiti posti dalla decretale Licet ex quadam per la sua ammissibilità. Il materiale è quindi pronto per un intervento sintetico di chiusura dell’attività della Scuola del Commento ad opera della limpida penna dell’Abate Panormitano67. L’Autore pare voler denunciare il suo intento meramente riassuntivo fin dall’inizio: Propter multa dicta non recipit congruam summationem, sed generaliter summatur sic. Ponit concilium 12 sine quibus …68. In merito all’estensione del campo di applicabilità per identità di ratio agli antiqua facta anche in materie differenti dall’impedimento della consanguineità, l’esposizione del Panormitano si pone però al di sopra di tutte quelle che lo hanno preceduto per profondità di comprensione e chiarezza espositiva e merita perciò citazione integrale: Nota ibi, propter brevem hominum vitam et caetera quod ubi agitur de probando aliquid quod hominis vita capere non potuit: ut puta quia excedit tempus centum annorum … admittitur testimonium de auditu auditus quod tenet hic Ioannes Andreae et Hostiensis. Nam licet iste textus loquatur de consanguineitate vel affinitate probanda eadem tamen ratio est in aliis factis antiquis de quibus testes haberi non possunt. Ad hoc l. si arbiter ff. de probationibus (Dig. 22. 3. 28) et ff. de aqua pluvia arcenda l. 1 § fi. (Dig. 39. 3. 1. 3) l. in summa § idem Labeo (Dig. 39. 3. 2. 8) ff. de aqua quoti. et aesti. l. hoc iure § ductus aquae (Dig. 43. 20(19). 3. 4). … videtur tamen Ioannis Andreae et Hostiensis requaerere ultra testimonium de auditu famam cum aliis adminiculis. Et allegant duos bonos textus. supra eodem c. praeterea (X. 2. 20. 27) et c. cum causam supra de probationibus (X. 2. 19. 13) quod satis mihi placet. Nec obstat iste textus sed potius facit pro nam hic
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La letteratura sul Panormitano si è concentrata particolarmente sulla sua attività teologica e politica. La sua vita e l'opera essenzialmente giuridica hanno costituito oggetto di vari studi in anni ormai risalenti (CH. LEFEBVRE, voce: “Panormitain”, in: Dictionnaire de Droit Canonique, VI, Paris 1957, 1195-1215. ID. L'enseignement de Nicolas de Tudeschis et l'autorité pontificale, in: Ephemerides Iuris Canonici, XIV, 1959) mentre K. PENNINGTON ha dedicato uno studio specifico al commentario sul Liber Extra: Panormitanus's Lectura on the Decretals of Gregory IX, in: Popes, Canonists and Texts, XXII, Great Britain 1993. Recentemente è stato però pubblicato, per la collana I libri di Erice, un volume di interventi dedicati alla sua attività di giurista dal titolo Niccolò de Tedeschi (Abbas Panormitanus), a cura di O. CONDORELLI, Roma, 2000. Abbatis Panormitani Secunda interpretationum in Secundum Decretalium Librum Pars, Lugduni 1547, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus c. Licet ex quadam, pr.
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non sufficit testimonium de auditu dumtaxat: sed requiruntur duodecim de quibus in litera.69
Come già accennato in precedenza70 la soluzione adottata dall’Ostiense per dare forza alla testimonianza de auditu anche là dove essa non avrebbe dovuto operare trova nell’esposizione del Panormitano un’eleganza e una chiarezza espositiva che sono la cifra della riflessione dottrinale di questo straordinario canonista: quando la testimonianza de auditu alieno opera nell'ambito normativamente stabilito della consanguineità valgono le limitazioni dalla stessa norma volute (nam hic non sufficit testimonium de auditu dumtaxat: sed requiruntur duodecim de quibus in litera), mentre là dove la dottrina ha spinto l'istituto oltre i limiti dello ius expressum, entrano in azione i mezzi forniti dal sistema nell'ambito della testimonianza de auditu proprio, cioè la fama e gli alia adminicula richiesti dalle decretali Praeterea e Cum causam71. Come accennato la dottrina civilistica nel corso del tredicesimo e quattordicesimo secolo ha concentrato i propri sforzi nella definizione della qualità della scientia che il testimone de auditu alieno può dire di possedere e della veritas che può fornire nel processo.72 Attraverso tali due distinti filoni, che si incontreranno sempre più spesso nella dottrina del tardo Trecento e del Quattrocento, epoca in cui diverrà usuale per i giuristi addottorarsi in utroque, emergerà di tale mezzo di prova un
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ABATE PANORMITANO, Comm. al Liber Extra, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus c. Licet ex quadam, n. 6. Vd. supra, nt. 58. Niccolò de’ Tedeschi aggiunge poi una notazione interessante: l'ammissibilità della testimonianza indiretta nel campo, per esempio, della prova del dominium alicuius rei non deve andare a vantaggio di chi per negligenza o colpevole trascuratezza abbia reso difficile dimostrare circostanze che potevano provarsi tramite testimonianza diretta: si legga ABATE PANORMITANO, Comm. al Liber Extra, X. 2. 20. 47, de testibus et attestationibus c. Licet ex quadam, n. 3 : Nec est subveniendum ei qui se angustavit. Leggiamo, per esempio, che nel suo apparato al Digesto Nuovo Azzone, glossando il verbo sciat, scrive: AZZONE, App. al Digestum Novum, gl. sciat, Dig. 39. 3. 2. 8, de aqua pluvia arcenda l. In summa § Idem Labeo, Biblioteca Vaticana, ms. (in microfilm) pal. lat. 748, f. 9va: vehementer oppinetur. ut statim ipsemet glosat. scire enim i. veritatem visu perceptam in mente tenere dici non potest qui ex auditua non habet. aç. aKlosterneuburg Stiftsbibliothek, ms. 86 (in microfilm), f. 9vb: qui ex aliorum. Assai similmente in Digestum Novum seu Pandectarum Iuris Civilis, Tomus Tertius, cum lectionum Florentinarum Varietatibus, diligentius quam antea in margine appositis, ac post Accursii Commentarios, Venetiis 1592, ACCURSIO, Glossa Magna, gl. sciat, Dig. 39. 3. 2. 8, de aqua pluvia arcenda l. In summa § Idem Labeo: Idest vehementer opinetur, ut statim probat. Scire enim proprie est veritatem visu perceptam in mente tenere, hoc autem de illo dici non potest, qui ex aliorum recitatione quod credit. Azo. Sull’utilizzo della locuzione ex aliorum recitatione cfr. la Summa di Uguccione da Pisa, supra, nt. 22.
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profilo estremamente particolare: indicium fragile e circondato da mille cautele73, ma indispensabile strumento di conoscenza in alcuni non trascurabili settori del diritto canonico, quale quello degli impedimenti da consanguineità ed affinità al coniugio74, e del diritto civile, quali la prova della possessio antiqui temporis e della morte presunta75. 73
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Talis probatio dicitur fragilis, suspecta, et facile prosternibilis …, così si esprimerà Farinaccio alla fine del ‘500 nella sua questio dedicata alla testimonianza de auditu alieno. L’edizione consultata è: Prosperi Farinacii, Iurisconsulti Romani, Praxis, et Theoricae Criminalis, Lugduni 1613, Liber II, Tit. VII, Quaestio LXIX, n. 101, f. 349a. E’ lecito porsi il problema di quale ruolo potesse rivestire la testimonianza de auditu alieno nelle cause nelle quali venisse in gioco la prova della copula carnalis, quali quelle di separazione o i procedimenti contro gli adulteri. A parte la rilevanza, legislativamente prevista, della testimonianza indiretta nella prova dell’affinitas, che costituiva impedimento al pari della consanguineitas, va rilevato che la canonistica due-trecentesca tende a mantenere la testimonianza de auditu alieno ben ancorata all’ambito previsto dalla decretale Licet ex quadam, anche se risulta estremamente ambigua la posizione dell’Ostiense a proposito della disciplina prevista dalla decretale Praeterea (X. 2. 20. 27), che ammette il raggiungimento della prova dell’avvenuta copula carnalis ove al testimonium de auditu si accompagnino la fama e alia adminicula. L’ambiguità deriva dal fatto che, mentre il testo della decretale pare riferirsi con chiarezza alla testimonianza de auditu proprio, cioè diretta, l’Ostiense nel commentarla sembra riferirisi alla testimonianza de auditu alieno, cioè indiretta. Per quanto riguarda l’adulterio va considerato che esso cadeva sotto la giurisdizione dei tribunali ecclesiastici non in quanto tale, ma se era causa di separazione coniugale, nel qual caso resta valida la considerazione esposta supra; come reato esso veniva lasciato al foro secolare ove la legislazione civile lo punisse con una pena di sangue, mentre ove non fosse prevista una pena di sangue, trattandosi di un crimen mixti fori, interveniva il criterio della prevenzione: si veda E. MAGNIN, voce: ‘Adultère’, in: Dictionnaire de droit canonique, Tome premier, Paris 1935, 221-250, in part. 237 e, più recentemente, G. P. MASSETTO, I reati nell’opera di Giulio Claro, in: Saggi di storia del diritto penale lombardo, Milano 1994, pp. 61-227, in part. pp. 93-104 sull’Adulterium dove vengono citati vari esempi di casi puniti dalla giurisdizione laica: p. 95 e nntt. 149 e 150 sul Regio Consiglio di Napoli e la curia podestarile di Recanati, p. 97 per la giurisprudenza del Senato di Milano e nt. 163 sugli Statuti lodigiani: nella medesima p. 97 (nt. 164) vien poi ricordata la prescrizione delle Nuove Costituzioni Milanesi dove era previsto che mulier adulterium committens … arbitrio Principis, vel Senatus punienda est.; si veda anche L. TURCHI, Adulterio, onere della prova e testimonianza in: Trasgressioni. Seduzione, concubinato, adulterio, bigamia (XIVXVIII secolo), a cura di S. SEIDEL MENCHI / D. QUAGLIONI, Bologna 2004, pp. 305350, in part. pp. 328-329 e nt. 44 per la bibliografia ivi citata, nonchè nntt. 45 e 46 sulla dottrina esposta nella Praxis di Farinaccio a proposito della competenza dei tribunali laici ed ecclesiastici in cause consimili: in generale perciò, trattandosi di materia latu sensu penalistica, difficilmente un indizio quale quello della testimonianza indiretta poteva considerarsi utile (si veda in proposito la nota successiva). Difficile risulta, per quest’epoca, valutarne la possibile operatività nel processo penale: in linea di principio inammissibile, vi sono però indizi che suggeriscono un suo utilizzo come indicium ad torturam ove accompagnato da altre circostanze. Si veda in proposito Consiliorum seu responsorum Alexandri Tartagni Imolensis Liber Primus, Venetiis 1590, consilium 77, dove un testimone de auditu alieno viene ritenuto ammissibile quale indizio
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Va considerato che fra il Trecento e il Quattrocento si possono situare il perfezionamento del processo a schema inquisitorio e la sua piena affermazione come modello anche per il foro ‘laico’ del tribunale consolare e podestarile in ambito penale76; inoltre in quello civilistico, dopo il definitivo assestarsi del
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ad torturam in un processo per falso: su questo consilium si veda infra, pp. 246-247. Il ruolo fondamentale svolto dai secoli XV e XVI nell’evoluzione della criminalistica viene confermato anche se si guarda al nostro argomento: per un singolo consilium di Tartagni in materia di falso, troviamo invece, alla fine del ‘500, nella già citata quaestio dedicata da Farinaccio alla testimonianza de auditu alieno (vd. supra, nt. 73) vari riferimenti dell’Autore ad una effettiva operatività della testimonianza indiretta in criminalibus: PROSPERO FARINACCIO, Praxis, Liber Secundus, Pars Seconda, Quaestio LXIX, Cap. I, n. 13, f. 342a: Limita haec secundam ampliationem in tribus casibus, primo ad rei defensionem, …, secundo in delictis occultis, et difficilis probationis, … tertio in testimonio de auditu proprio ab ipso reo delinquente, dove è evidente che la categoria dei delicta occulta et difficilis probationis (sulla quale si veda anche infra, nt. 82) si prestava a numerosi ampliamenti, soprattutto ove si tenga conto di quanto ci dice Farinaccio al n. 102 del Cap. II (f. 349a): Sublimita … ut testimonium de auditu an, et qualem faciat probationem, multum iudicis arbitrio remissum est ex factis, et personarum circunstantiis, et qualitatibus …. Ancora discussa risultava poi in dottrina la validità della testimonianza de auditu alieno quale indizio ad torturam qualora il teste fosse uno solo (PROSPERO FARINACCIO, Praxis, Liber Secundus, Pars Seconda, Quaestio LXIX, Cap. I, n. 16, f. 342b), mentre l’Autore ritiene, contrariamente a numerose opiniones, che nel caso di assassinio neanche due testimoni indiretti siano sufficienti per sottoporre l’indiziato ad tormenta: si veda PROSPERO FARINACCIO, Praxis, Liber Secundus, Pars Seconda, Quaestio LXIX, Cap. I, nn. 14-19, in part. per l’opinio di Farinaccio, n. 19, f. 343a: Ego tamen, nec etiam ex pleno testimonio de auditu reum in crimine assassinij torturae subiicerem, nisi alia concurrant, aliis enim concurrentibus bene crediderim testimonium de auditu plenum per duos testes indicium facere ad torturam. Sulla validità e l’utilizzo della testimonianza de relato nel processo penale settecentesco in Lombardia si legga L. GARLATI GIUGNI, Inseguendo la verità. Processo penale e giustizia nel Ristretto della Prattica Criminale per lo Stato di Milano, Milano 1999, pp. 112-113. Sullo sviluppo del rito inquisitorio in ambito canonistico e la sua affermazione nel foro laico: A. ESMEIN, Histoire de la procédure criminelle en France et spécialment de la procédure inquisitoire depuis le XIII° siècle jusqu’a nos jours, Paris 1882 – Vaduz 1978, pp. 66-158; G. SALVIOLI, Storia della procedura civile e criminale, Vol. III, parte seconda, Milano 1927, pp. 347-372 sulle forme del processo penale nel periodo del diritto comune classico; G. ALESSI, voce ‘Processo penale (dir. intermedio)’, in: Enciclopedia del diritto, 36, Milano 1987, pp. 360-402, in part. pp. 372-376; E. DEZZA, Accusa e inquisizione dal Diritto comune ai codici moderni, Milano 1989, pp. 7-10; M. G. DI RENZO VILLATA, Egidio Bossi, Un criminalista milanese quasi dimenticato, in: Ius Mediolani. Studi di storia del diritto milanese offerti dagli allievi a Giulio Vismara, Milano 1996, pp. 365-616, in part. pp. 416-419 e bibliografia ivi citata; sulla questione della validità erga omnes della pace privata, centrale per comprendere l’affermazione del modello inquisitorio nell’ambito comunale, A. PADOA SCHIOPPA, Delitto e pace privata nel pensiero dei legisiti bolognesi. Brevi note, in: Studia Gratiana: post octava Decreti saecularia iuris canonici: auctore consilio commemorationi Gratianae instruendae edita, 20, Bologna 1976, pp. 271-287; più recentemente, con riguardo al processo criminale: M. SBRICCOLI, Vidi communiter observari. L’emersione di un ordine penale pubblico nelle
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processo romanico-canonico77, trova in quest’epoca vasta affermazione il rito sommario, sviluppatosi, sia ad opera della legislazione canonistica che della giurisprudenza rotale, nel senso di un sempre maggior snellimento della procedura, ed anche di questo esito si può trovare vasta eco nella legislazione statutaria78. La tendenza a concentrare nel tempo le fasi processuali attribuen-
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città italiane del secolo XIII, in: Quaderni fiorentini per la storia del pensiero giuridico moderno, 27 (1998), pp. 231-268. Sul delinearsi del processo romano-canonico nel 1300 si veda A. SANTANGELO CORDANI, La giurisprudenza della Rota Romana nel secolo XIV, Milano 2001, in part., per un’accurata descrizione della procedura come delineata dalle sentenze della Rota, pp. 231-415, mentre per il funzionamento del modello romano-canonico nel foro civile laico si legga sempre SALVIOLI, Storia della procedura (n. 76), Vol. III, parte seconda, pp. 232-326. Sul procedimento sommario si veda ancora SANTANGELO CORDANI, La giurisprudenza della Rota (n. 77), pp. 357-372; in part. alla nt. 433 p. 357, a proposito dei riflessi di tale evoluzione delle forme del processo nei fori secolari, nota l’Autrice che “anche nelle consuetudini comunali aveva cominciato a delinearsi, dal XII e XIII secolo, un procedimento civile e criminale semplice e rapido che, libero dalle formalità procedurali fissate dai doctores romanisti, stabiliva tempi ridotti per le citazioni, una formulazione sintetica della materia controversa, un ampio ricorso all'oralità, l'esclusione degli appelli dalle sentenze interlocutorie e un potere discrezionale del giudice nell'eliminazione delle citazioni sine causa e delle eccezioni infondate, oltre che nell'interruzione della vertenza e nella pronuncia definitiva prima dei termini nel caso di mala fede di un contendente; erano dunque contemplati termini alquanto brevi per terminare la lite e sentenziare e l'eliminazione di tutte le formalità inutili.”. Non vanno però dimenticate le sempre plastiche notazioni di SALVIOLI, Storia della procedura, Vol. III, parte seconda (n. 76), pp. 327-346, soprattutto dove, dopo aver descritto l’estendersi a tutta Italia del procedimento sommario (pp. 338-339) nota a p. 340: “Esulò dai tribunali la celerità; e allora i ceti cittadini sconcertati dalla giustizia tortuosa, incompresa, eterna che dicevasi rito ordinario, invocarono il ritorno alla semplice bonaria procedura dei loro padri, cioè opposero all’ordinario un rito straordinario fuggente le cabale forensi: e doveva essere il sommario. Ma quelle cabale erano più forti e tenaci: e avenne che del sommario restò poco più del nome.” Sul rito sommario si legga M. Meccarelli, Arbitrium. Un aspetto sistematico degli ordinamenti giuridici in età di diritto comune, Milano 1998, pp. 255277. SANTANGELO CORDANI ha dedicato un autonomo contributo al tema del rito sommario: Aspetti della procedura sommaria nella prassi rotale trecentesca, in Proceedings of the Eleventh International Congress of Medieval Canon Law (Catania, 30th July - 6 August 2000), a cura di M. BELLOMO / O. CONDORELLI, Città del Vaticano 2006, pp. 699-713. Sull’utilizzo del modello canonico in ambito comunale si legga inoltre M. VALLERANI, La giustizia pubblica medievale, Bologna 2005, pp. 34-45. A conferma, lo statuto bolognese reca una chiarissima impronta della derivazione dalla legislazione decretalistica in materia processuale: STATUTA CIVILIA CIVITATIS BONONIAE multis glossis variis Provisionibus, ac amplissimo Indice novissime formata, Bologna 1532, De inepta actione proposita, seu actione obmissa Rubrica, f. VIrv (104rv): Cum ex forma nostrorum Statutorum salubriter sit provisum, in qualibet causa civili posse procedi summarie, et de plano, sine strepitu, et figura iudicii …; ed anche De vocatis in iure, et venientibus Rubrica, f. VIv (104v): Volentesque unicuique iustitiam impartiri, ipsisque cavillationibus remotis …. Statuimus, et Firmamus, quod in omnibus et singulis causis, seu litibus Civilibus cuiuscunque quantitatis rei, facti,
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do, fra l’altro, un sempre maggior controllo all’organo giudicante sia civile che penale sotto l’aspetto della raccolta delle prove79, non può non incidere sulla utilizzazione pratica della testimonianza de auditu alieno: in questo campo gli spunti più interessanti sono rinvenibili nella produzione consiliare. È nei consilia infatti che si può apprezzare uno snodo fondamentale del percorso di questo mezzo di prova. Leggiamo per esempio, già nella seconda metà del Trecento, in un consilium di Baldo, che … nec obstat eius testimonium auditus80 alicui reprobetur, nisi in certis casibus, testimonium tamen auditus proprii admittitur, et valet, …81 et quia talis dispositio admittitur in teste, potissime isto casu, ubi difficilis est probatio, et non bene scire potest de veritate …. La difficultas probationis diviene con il Quattrocento un leitmotiv ricorrente a proposito del nostro argomento per giustificarne l’utilizzo in ogni campo: se la testimonianza de auditu è ammessa nella prova dei fatti risalenti, che sono fatti assai difficili da provare, allora se ne può inferire l’utilizzabilità in ogni campo in cui vi sia una difficultas probationis, con ciò scolorando completamente il
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vel extimationis existant, debeat per Iudices, seu Officiales, tam ordinarios, quam delegatos, coram quibus ipsae causae, seu quaestiones moveri contigerit, procedi summariae, et de plano, sine strepitu, et figura iudicii, omnibus reiectis cavillationibus, et sola facti veritate inspecta. Un interessante caso di applicazione del rito sommario in una causa matrimoniale è studiato da G. MINNUCCI, “Simpliciter et de plano, ac sine strepitu et figura iudicii”. Il processo di nullità matrimoniale vertente fra Giorgio Zaccarotto e Maddalena di Sicilia (padova e Venzia 1455-1458): una lettura storico-giuridica in Matrimoni in dubbio. Unioni controverse e nozze clandestine in Italia dal XIV al XVIII secolo, a cura di S. SEIDEL MENCHI / D. QUAGLIONI, Bologna 2001, pp. 175-197, in part. p. 179 e nt. 10. SALVIOLI, Storia della procedura, Vol. III, parte seconda (n. 76), pp. 423-426; DEZZA, Accusa e inquisizione (n. 76), pp. 4-5; SANTANGELO CORDANI, La giurisprudenza della Rota (n. 77), p. 362: “Il giudice veniva pertanto reso effettivo dominus del processo …; al magistrato spettava inoltre il pieno potere di gestione della vertenza, abilitato com’era … ad accogliere o rifiutare mezzi di prova…”. Rileva in proposito VALLERANI, in: La giustizia pubblica (n. 78), p. 46: “E’ il punto debole del sistema, direi di ogni sistema a base inquisitoria, perché, come è noto, degli indizi non si dà dottrina certa e la materia resta sospesa. Per colmare questa lacuna tecnica Gandino decide di aumentare in maniera più o meno surrettizia il potere discrezionale del giudice nella valutazione di tutti gli elementi relativi alla persona, al reato e alla sua modalità.” La parola 'aditus' che si legge nell’edizione consultata, Baldi Ubaldi perusini iurisconsulti Consiliorum, sive responsorum, Venetiis 1575 - Torino 1970, IV, 219, n. 2, è chiaramente un errore: cfr. Quarta pars Consiliorum Domini Baldi de Perusio, Lugduni 1543, Consilium 219, n. 3, f. 37ra. Le citazioni sostituite dai puntini nel testo sono le seguenti: ut dictum c. cum causam (X. 2. 20. 13) per Bartolum plene ibi l. 1 § idem Labeo ff. de aqua pluvia arcenda (Dig. 39. 3. 2. 8) et per Cynum C. de testibus l. testium (C. 4. 20. 18(17)) et ibi etiam per Iacobum de Arena et per Innocentium in dicto c. cum causam (X. 2. 20. 13). A proposito della indicazione ‘l. 1’ nel commentario di Bartolo si tratta chiaramente di un errore: il § Idem Labeo, nel titolo de aqua pluvia arcenda, fa parte della l. In summa, che è la seconda, non la prima del titolo.
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fattore temporale che era invece quello decisivo, soprattutto nella normativa canonistica82. Altra locuzione classica nella dottrina coeva è quella ripresa dal Rosarium dell’Arcidiacono83, per la quale la testimonianza de auditu non valet nisi ad praesumptionem tantum84. Uno dei settori nei quali il processo sommario troverà più ampio utilizzo è quello della tutela del possesso85 e, come accennato sopra, proprio questo campo è uno di quelli in cui la testimonianza indiretta sembra aver trovato più ampia applicazione: viene in considerazione su questo punto la produzione di consilia di Francesco Accolti Aretino86. Sul problema della prova del possesso e dell'acquisito dominium, l'Accolti ha steso il consilium 37. Si inferisce dalla lettura che il problema verte intorno a dei bona ereditari domini Ricardi testatoris, morto centocinquanta anni prima, che Ioannes aveva tenta e possessa87. Tale possesso di così lunga data andava provato e, sostiene l'Accolti, sic sumus in tempore excedente hominum memoriam sufficit probatio per
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Si legga, a titolo di esempio, quanto afferma il celebrato criminalista bolognese Ippolito Marsili: Consiliorum ac Responsorum Hippolyti Marsiliensis, Lugduni 1544, vol. II, Cons. 116, f. 42vb, n. 8: Premitto etiam aliud, videlicet quod in his que sunt difficilis probationis, et que directe probari non possunt, admittitur probationes per coniecturas et indicia, et in talibus probatio fame cum aliquibus adminiculis facit plenam probationem. Soprattutto per quanto riguarda la formazione della prova nel processo penale, si legga per esempio ROSONI, in: Quae singula non prosunt (n. 63), pp. 128-129: “La soluzione di lasciare ai giudici un campo di azione relativamente ampio entro il quale far giocare il convincimento avrebbe permesso di risolvere i problemi posti da quei crimini che, per la loro speciale natura, presentavano una oggettiva difficoltà di prova. … Il tentativo di allargare la trama del sistema di prova legale era iniziato proprio perché i crimini occulti e particolarmente atroci non restassero impuniti.” Vd. supra, pp. 234-235. Si legga Domini Ludovici Pontani Romani acutissimi et eminentissimi Utriusque Iuris Interpretis laureati, profundaque memoriae viri, Lectura Aurea et copiosa super Prima Parte Infortiati, Lugduni 1547, Dig. 24. 3. 64. 9, soluto matrimonio dos quemadmodum petatur l. Si vero § De viro, n. 89: Septimo probatur ex eo, quod nota. determinat Archidiaconus 22. q. 2 in cano. 5. videtur dicens iura generaliter dicentia testimonium de auditu fidem non facere: ut in l. si arbiter supra de probationibus (Dig. 22. 3. 28) et c. licet de testibus (X. 2. 20. 47) et in l. 2 § idem Labeo infra de aqua pluvia arcenda (Dig. 39. 3. 2. 8) intelligi quo ad praesumptionem tantum. Allo stesso modo il già citato (vd. supra, nt. 75) parere di ALESSANDRO TARTAGNI, Consilium 77, n. 4: … nam licet iste testis deponat de auditu, et fidem non facit tamquam integer testis, ut habetur in iuribus vulgaribus, tamen facit aliqualem praesumptionem ut testis de auditu, ut egregie voluit Arch. 22.q.5.c.hoc videtur et hoc multum commendat Ludo.de Ro. in l.si vero. ff.solu.matr. Su questo consilium si legga infra, pp. 31-32. Si veda, in proposito, SALVIOLI, Storia della procedura (n. 76), Vol. III, parte seconda, pp. 341-343 e ancora SANTANGELO CORDANI, La giurisprudenza della Rota (n. 77), p. 366-371, in part. p. 371 e nt. 468. L'edizione consultata è: Consilia Domini Francisci de Aretio, Lugduni 1546. FRANCESCO ACCOLTI, Consilium 37, n. 1.
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publicam vocem et famam88. Ma il consiliator ha un secondo quesito da sciogliere, che è quello che più da vicino interessa: … utrum autem sufficeret sola probatio per auditum absque probatione famae …89. Argomenta in proposito l’Aretino che, se per publicam vocem et famam possono provarsi anche antichi legami di parentela e di appartenenza ad una stirpe, le cui origini vanno oltre la memoria umana90, Amplius potest dici quod non solum per testimonium publicae vocis et famae posset fieri ista probatio sed etiam per solum testimonium de auditu est enim regula quod in his quae excedunt hominum memoriam sufficit testimonium de auditu quando sicut quis vult probare memoriam extare de re quae excedit aetatem hominis ut probatur in l. si arbiter ff. de probationibus (Dig. 22. 3. 28)91. Osta a questa interpretazione, e non è ostacolo da poco, la bicentenaria tradizione dottrinale che vuole che, ove la testimonianza indiretta sia usata per ipotesi non previste dal testo della decretale Licet ex quadam, essa sia accompagnata da fama et alia adminicula: l’Accolti supera l’ostacolo dando prova della sottigliezza, e della spregiudicatezza, per la quale è giustamente famoso. Accolti ragiona così: il testo della decretale all'inizio chiaramente ammette la testimonianza de auditu quandoque id quod est probandum excedit memoriam hominum, mentre poi motiva la proibizione del suo uso, se non in presenza di determinate circostanze, con la diminuzione dal settimo al quarto dei gradi di parentela e affinità costituenti impedimento. Ciò significa che un tempo l'uso della testimonianza indiretta non era sottoposto alle restrizioni che lo caratterizzano oggi, ma la disciplina attuale è stata creata con una specifica ratio, il favor matrimonii, che si ricava dalla fine del testo della decretale: tolerabilius est enim aliquos contra statuta hominum dimittere copulatos, quam coniunctos legitime contra statuta Domini separare92, perciò essa è dedicata esclusivamente al campo dello scioglimento del matrimonio: unde illa decisio non est trahenda ad consequentias cum sit iuris antiqui correctiva93. Da questo ragionamento l'Aretino trae le conseguenze che, evidentemente, giovano ai suoi clienti: Et immo relinquitur quod etiam solum testimonium de auditu sine fama probaret dominium quando excedit aetatem hominis …94. 88
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FRANCESCO ACCOLTI, Consilium 37, n. 1. L’Accolti conclude dunque così: Si ergo probabitur per testes esse publicam vocem et famam et fuisse ante litem motam ponendo de certo tempore erit sufficienter probatum bona fuisse possessa per dictum Ioannem ut heredem dicti domini cardinalis. FRANCESCO ACCOLTI, Consilium 37, n. 1. FRANCESCO ACCOLTI, Consilium 37, n. 1: … in istits antiquissimis excedentibus memoriam hominum fama multum potest. FRANCESCO ACCOLTI, Consilium 37, n. 2. Si veda supra, nt. 44. FRANCESCO ACCOLTI, Consilium 37, n. 3. FRANCESCO ACCOLTI, Consilium 37, n. 3: … et similiter parentelam et maxime quae esset ultra quartum gradum, nam de parentela ultra quartum gradum non loquitur taxtum in c. licet ex quadam (X. 2. 20. 47) immo expresse in ea sentit oppositum dum in reformando ius vetus fundat se super eo quod hodie prohibitio est restricta ad quartum gradum et sic sentit manifeste quod si ulterior gradus probari deberet non esset servanda tanta cautela ut in casu nostro cum Simon et Bartholomeus
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L'inversione dell'intento del legislatore non potrebbe essere più evidente: l'eccezionalità dell'ammissione della prova indiretta al campo dello scioglimento del matrimonio viene usata per dimostrare una generica ammissibilità della prova suddetta a campi diversi e più ampi, nell'ambito degli antiqua facta, così che oggetto della decretale non è più il divieto dell'uso di tale prova, bensì la sua semplice regolamentazione in modo più severo nel campo degli impedimenti matrimoniali, il solo al quale vanno applicate le cautele previste nella decretale Licet ex quadam ed elaborate dalla dottrina successiva. Ma non basta: il ruolo svolto dai consiliatores quattrocenteschi nel campo della teoria degli indizi trova ampia conferma ove si guardi alla produzione di Alessandro Tartagni che, come già accennato, firma l’ingresso ufficiale della testimonianza de auditu alieno nella riflessione criminalistica95. Nel primo volume della raccolta di consilia troviamo il già citato consilium 77 reso dal Tartagni su una causa piuttosto intricata, nella quale tale ser Andreas è accusato di aver confezionato un falso instrumentum96. Il quesito più interessante ai nostri fini è il secondo che Tartagni viene chiamato a sciogliere, e cioè se gli indizi raccolti contro ser Andreas siano tali da giustificare il ricorso alla tortura97. A tal fine, Tartagni esamina ad uno ad uno gli elementi di prova: in primo luogo la testimonianza di ser Benasutus che, sembra di capire, sosteneva di essere stato invitato da ser Andreas ad asserire di essere stato rogatus de illo instrumento98 e di aver anche dal suddetto ser Andreas ricevuto una nota nella quale si attestava questa sua qualità di teste rogatus. Benchè l'imputato neghi ogni circostanza, sostiene Tartagni magis credendum est Benasuto, quia non est litigator, nec pars in hac causa99. E' inoltre assai sospetto il fatto che dei due testi che risultano dall' instrumentum, uno sia morto, mentre l'altro sostiene se non fuisse presentem illi contractui100. Non depone poi a favore del reus la testimonianza di ben tre persone secondo le quali sarebbe consuetus ser Andreas similia facere101. Vi è inoltre un quartum indicium contra Andream, e cioè la deposizione di Ioannes de Foro che sostiene di aver saputo da ser Benasutus come l’imputato avesse insistito per convincerlo a confermare la sua versione, di essere cioè stato presente alla stesura dell’atto in qualità di teste rogato102: afferma a questo
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distent quinto gradu a Ioanne domini meschiati sine dubio posset probari parentela Ricardi ad Ioannem primum sive filiatio per testimonium de auditu. Si veda supra, nt. 75. ALESSANDRO TARTAGNI, Consilia, I, 77, n. 1. ALESSANDRO TARTAGNI, Consilia, I, 77, n. 1: Secundo posito, quod sic, erit videndum, an indicia taliter urgeant contra ser Andream quod merito torturae sit subiiciendus. ALESSANDRO TARTAGNI, Consilia, I, 77, n. 1. ALESSANDRO TARTAGNI, Consilia, I, 77, n. 2. ALESSANDRO TARTAGNI, Consilia, I, 77, n. 3. ALESSANDRO TARTAGNI, Consilia, I, 77, n. 4. ALESSANDRO TARTAGNI, Consilia, I, 77, n. 4: quod deponit Ioannes de Foro draperius, qui deponit, quod Benasutus dixit ei, quod ser Andreas praedictus volebat omnino sibi persuadere, quod
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punto Tartagni che licet iste testis deponat de auditu, et fidem non facit tamquam integer testis, ut habetur in iuribus vulgaribus, tamen facit aliqualem praesumptionem ut testis de auditu, ut egregie voluit Archidiaconus 22 q. 5 c. hoc videtur (C. 22 q. 5 c. 8) et hoc multum commendat Ludovicus de Roma in l. si vero ff. soluto matrimonio (Dig. 24. 3. 64)103. Da questo brano possono trarsi alcune riflessioni: in primo luogo, come accennato, la testimonianza de auditu alieno trova qui un suo spazio concreto di azione in criminalibus, cioè in una branca del diritto nella quale essa originariamente non doveva operare. In secondo luogo Tartagni parla di un unico teste che ha udito da un'unica fonte che non è un suo parente, ma è anzi un teste diretto del processo: le regole stabilite dalla decretale Licet ex quadam sul numero e la qualità delle fonti dei testi indiretti, nonché sul numero dei testi stessi, non sfiorano l'esposizione di Tartagni, che attribuisce quindi valore di aliqualis praesumptio alla deposizione di Ioannis de Foro e dà alla testimonianza indiretta il valore di indicium che, combinato con altri, può convincere il giudice a sottoporre l'imputato ad torturam, prescindendo quindi dall'ambito originario di operatività di questo indizio e dalle condizioni di validità stabilite dalla normativa canonistica e dalla dottrina.
6. Conclusioni L’excursus delle fonti proposto è forzatamente parziale e parziali perciò devono essere le conclusioni che se ne possono trarre, ma un punto fondamentale emerge con chiarezza: ci troviamo di fronte ad un esempio efficacissimo di istituto giuridico nato dalla necessità di dare una forma e una regola ad un farsi, ad un avvenire necessario che i giuristi incontrano nelle aule dei tribunali e, chiaramente, non sanno come afferrare. Ogni nuova forma iuris, ogni nuovo snodo normativo o dottrinale conosce rapidamente la sua parziale negazione: le cause che venivano trattate avanti i vescovi fin da prima del Mille vengono attratte nella duplice descrizione che troviamo nel Decretum, dove la riflessione di Graziano propone l’abbozzo di un istituto che in pochi anni il lavorìo della decretistica fa emergere come problematico sotto differenti punti di osservazione: Hic vero exigitur, ut de his, quae non videntur, testimonium dicant, afferma un perplesso Rolando, mentre il Magister G. della scuola anglo-normanna ci mostra l’operatività di questa testimonianza anche nei casi di adulterio e Ugolino da Sesso fa intravedere
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ipse Benasutus fuerat rogatus de dicta protestatione … et quod ipse Benasutus nunquam fuerat rogatus, nam licet …. Sul passo dell'Arcidiacono e sul contributo di Pontano vd. supra, p. 234-235 e nt. 84.
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Alessandra Bassani
come la consuetudo ecclesiae detti regole modificate e più libere per la sua assunzione. La glossa di Giovanni Teutonico tenta di definire per approssimazioni successive tratte dalla casistica, senza effettivamente riuscire a dare dell’istituto un inquadramento se non per esempi, e non tutti calzanti. Ma anche l’assetto dato dalla decretale del 1215, pur apparentemente ineludibile, viene rapidamente modificato e ampliato dalla riflessione dell’Ostiense e nel torno di poco più di un secolo la testimonianza de auditu sfugge alle maglie delle cause matrimoniali e dei dodici requisiti tanto accuratamente predisposti per filtrare lentamente e inesorabilmente in altre vertenze dove la difficultas probationis e la necessitas della vita del diritto la pretendono: le cause possessorie, quelle ereditarie, le morti presunte, fino a ricevere dalla dottrina lo status di praesumptio che fa pendere la bilancia del giudice da una parte o dall’altra, fino a divenire indizio a tortura ritagliandosi uno spazio di operatività nel processo penale che nessun testo normativo aveva mai neanche lontanamente prefigurato: necessitas ius constituit104.
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Dig. 1. 3. 40, de legibus senatusque consultis et longa consuetudine l. Ergo : Ergo omne ius aut consensus fecit aut necessitas constituit aut firmavit consuetudo.
Anne Lefebvre-Teillard
L’influence du droit canonique sur l’apparition d’une présomption de paternité
Pater is est quem nuptiae demonstrant : le père est celui que le mariage désigne. Bien que la preuve de la paternité soit désormais, en cas de contestation, essentiellement administrée par l’expertise biologique, l’ancienne présomption de paternité n’a pas disparu pour autant. Encore exprimée, dans le Code civil français, par l’article 312 qui l’abrite depuis 1804, elle a certes perdu beaucoup de sa force, notamment lorsqu’elle n’est pas corroborée par une possession d’état conforme, mais elle est toujours là. Pater is est quem nuptiae demonstrant; il y a bien des années, nous nous étions interrogées: comment cette simple suggestion formulée par Paul, à propos d’une question de procédure fort limitée, l’in ius vocatio, avait-elle pu devenir l’expression d’une présomption qui devait, pendant des siècles, dominer le droit de la filiation? Il n’est pas question de reprendre ici la démonstration que nous en avions faite1, mais de nous appuyer sur elle pour tenter d’approfondir les circonstances dans lesquelles cette présomption a vu le jour puis s’est développée, au cours de la période médiévale. Si les matériaux sont en effet romains, la construction est, elle, médiévale, le droit romain n’ayant guère donné aux présomptions en général2 et au texte de Paul en particulier3 la portée qui leur sera attribuée par le droit médiéval. La présomption de paternité est née dans le cadre d’une doctrine qui accorde de 1
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Cf. notre étude, Pater is est quem nuptiae demonstrant. Jalons pour une histoire de la présomption de Paternité, dans : RHD 69 (1991), p. 331-341; réimpr. dans: A. LEFEBVRE-TEILLARD, Autour de l’enfant. Du droit canonique et romain médiéval au Code Civil de 1804 (Medieval Law and Its Practice 2), Leiden 2008, p. 185-197. Au moins à l’époque classique, car il semble bien que la notion de présomption dans un sens juridique progresse à l’époque byzantine, comme en témoignent les nombreuses interpolations des textes classiques dont le relevé est fait (p. 64 et s.) par G. DONATUTI, Le praesumptiones iuris in diritto romano, dans: Annali de la Facultà di Giurisprudenza di Perugia 42 (1931), p. 1-112, réimpr. dans: Studi di diritto romano, Milano 1976, t. I, p. 421-486. Comme l’avait souligné dans un court article Siro SOLAZZI, Pater is est quem nuptiae demonstrant, Iura 7 (1956), p. 131-136. Les juristes romains n’ont jamais parlé de présomption de paternité, mais l’idée, d’une certaine manière, y est, tout comme celle de possession d’état, cf. notre ouvrage: Introduction historique au droit des personnes et de la famille, Paris 1996, n° 168 et s., spécialement n° 186.
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Anne Lefebvre-Teillard
très bonne heure une attention toute particulière aux présomptions. Elle est aussi le fruit d’une conception du lien de filiation que le droit canonique, en raison de sa compétence juridictionnelle en matière de mariage, a largement contribué à mettre en place. 1. Dès les années 1180-90, un petit traité, intitulé De presumptionibus, auquel l’historien du droit romain médiéval, Albert Lang, donnera le nom de Perpendiculum4 montre tout l’intérêt que les clercs portent à la question des présomptions5. Il faut aider le juge, confronté aux incertitudes concernant la substance ou la qualité de faits, tant externes qu’internes, l’interprétation d’un texte de loi ou d’un document, en développant des présomptions pour chaque type d’incertitudes6. L’ouvrage, probablement issu des milieux canonistiques français, influencera le Libellus disputatorius du civiliste Pillius da Medicina auquel, à son tour, renverra Bernard de Pavie sur le titre De presumptionibus de sa Summa Decretalium, écrite à l’extrême fin de ce XIIe siècle7. L’intérêt porté aux présomptions est donc, dès le départ, commun aux canonistes et aux civilistes. La preuve de la paternité étant directement impossible, comme les uns et les
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Découvert par Stephan KUTTNER, qui en donne un brève analyse dans son Repertorium der Kanonistik (1140-1234). Prodromus corporis glossarum, I (Studi e testi 71), Città del Vaticano 1937, p. 242, ce traité a fait l’objet, quelques années après, d’une étude d’Albert LANG, Zur Enstehungsgeschichte der Brocardasammlungen, dans: ZRG KA 31 (1942), p. 106-141. L’auteur y montre les similitudes entre le Perpendiculum et le Libellus disputatorius sur lequel s’est également exercée l’influence de Sicard de Crémone; voyez les exemples donnés notamment p. 128 et s. À son tour, Stephan KUTTNER a repris la question dans son article: Réflexions sur les Brocards des Glossateurs, Mélanges Joseph de Ghellinck, Gembloux 1951, p. 766-792, réimpr. dans: Gratian and the School of Law (Collected Studies Series 185), London 1983, n° IX. On y trouvera notamment, p. 783 et s., d’intéressantes précisions sur Sicard de Crémone, dont la Summa a été rédigée entre 1179 et 1181. Sur le caractère précoce de cet intérêt, cf. infra la contribution d’Antonia FIORI dans le présent volume. Cf. KUTTNER Réflexions (cf. n. 4), p. 772. Voici, d’après la transcription faite par S. KUTTNER dans son Repertorium (cf. n. 4), p. 242, le début de ce petit traité: “De presumptionibus. Hic locus in iudiciis frequens est et pernecessarius, maxime quotiens super incerto disputatur. Incertum autem consistit circa factum extrinsecum et circa factum intrinsecum, puta voluntatem vel consensum, et circa iuris vel cuiusque autentice scripture interpretationem. Item cum incertitudo circa extrinsecum vel intrinsecum factum consistit, aut circa facti substantiam aut circa facti qualitatem, cum constat circa substantiam operis. Nunc singula ordine prosequamur.” “Qualiter autem et quibus modis praesumptiones oriantur ex persona, loco, tempore et aetate aliisque modis in libello disputatorio domini Pillii Medicensis copiose poterit inveniri” (Summa decretalium, éd. Th. LASPEYRES, Ratisbonae 1860, réimp. Graz 1956, p. 51). Cette summa porte sur la compilation de décrétales élaborée par Bernard vers 1191-93, dans laquelle il avait réuni douze textes sous le titre De praesumptionibus (2, 16).
L’influence du droit canonique sur l’apparition
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autres se plairont à le souligner en se référant à la loi Lucius8, c’est dans ce cadre que va naître la présomption de paternité. “Là où l’on dit que ce n’est pas possible”, écrira sur la décrétale Transmissae l’auteur de l’apparat Militant siquidem patroni: verum est directe, licet potest per presumptiones sicut et coitus per presumptiones probatur9. 2. En matière de paternité, les canonistes ont commencé à utiliser explicitement la notion de présomption à propos de la décrétale Transmissae, que Bernard de Pavie avait fait figurer sous le titre Qui filii sint legitimi dans sa Compilatio Prima [Comp. Ia, 4, 18, 3 = X, 4, 17, 3]. Dans cette affaire, assez complexe, le pape Alexandre III avait décidé qu’il fallait s’en tenir aux dires de l’homme et de la femme qui niaient qu’un jeune homme, qu’ils disaient avoir recueilli intuitu pietatis, fût leur fils, à moins que des témoins et certains indices ne permettent de prouver le contraire: standum est verbo viri et mulieris, nisi certis indiciis et testibus tibi constiterit esse filium, iuvenem memoratum. Pour Bernard de Pavie, dont la glose figure sur le mot testibus dans plusieurs manuscrits, le dire des parents constitue une présomption à laquelle il faut se tenir jusqu’à preuve du contraire:
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D., 35, 1, 83. Dans ce texte placé sous le titre De conditionibus et demonstrationibus, il est dit qu’est nul le testament dans lequel un homme institue telle personne, à condition qu’il prouve qu’il est son fils. Azon, dans sa Lectura sur le Code, dont la reportatio est due à Alexandre de Saint-Gilles, se fonde sur elle pour exprimer l’impossibilité de prouver la paternité: Azo, Lectura ad C., 8, 2, 1, Vis Quod si te defuncti filium esse: “Sed qualiter probabit hoc? Videtur impossibile, ut ff., De condicionibus et demonstrationibus, Lucius [D., 35, 1, 83] et licet directe sit impossibile, per coniecturas tamen quasdam potest probari, quia probat se natum ex ea et similibus; filius enim is est quem nuptiae demonstrant, ut ff., De probationibus, l. ult. [Imperatores = D., 22, 3, 29] et De his qui sui vel alieni iuris sunt, l. Filium [D., 1, 6, 6] et De in ius vocando, Quia [D., 2, 4, 5]” (éd. [Corpus Glossatorum Juris Civilis 3], Paris 1577, réimpr. Turin 1966). Cette glose diffère de celle, siglée az, que l’on peut trouver en marge des manuscrits du Code. Cette dernière débute ainsi: “Si non sit suus sed emancipatus vel preteritus, si enim suus esset non oportet docere se petisse bonorum possessio cum petitio hereditatis ei sufficiat…”; cette glose fait une différence entre la petitio hereditatis, qui ne nécessite pas de prouver la filiation, et la petitio bonorum possessionis, qui appelle, souligne-t-il en faisant référence à Jean Bassien, cette preuve: “sed modo cum agit probare debet, licet quidam contra dicant…” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 4519, fol. 186rb). Elle appelle donc, indirectement, à son tour, un commentaire sur la preuve, ce qui peut expliquer le changement. Troyes, Bibl. mun., ms. 385, fol. 76va, V° Consisterit, cité par F. DEMOULIN-AUZARY, Les actions d’état en droit romano-canonique: mariage et filiation (XIIe-XVe siècles) (Bibliothèque de droit privé 387), Paris 2004, p. 238, n. 14. Sur le rattachement à l’école parisienne de cet apparat antérieur à 1210, cf. notre étude: D’oltralpe, observations sur l’apparat Militant siquidem patroni, dans: A. PADOA-SCHIOPPA / G. DI RENZO VILLATA / G. P. MASSETTO, Amicitiae Pignus. Studi in riccordo di Adriano Cavanna, Milano 2003, p. 1083-1109.
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Anne Lefebvre-Teillard Ar. quod statur presumptioni donec probatur in contrarium et quod presumptio contrariam admittat probationem ut supra De presumptionibus, Quanto [Comp. Ia, 2, 16, 9 = X, 2, 23, 8] b.10
L’on doit s’en tenir aux dires des parents, écrira au tout début du XIIIe siècle l’auteur d’une glose parisienne sur cette même décrétale, parce qu’on ne peut croire, ni la nature admettre, que des parents reniassent leur fils11. On retrouvera, chez Alain et Tancrède, la même justification par l’appel à une paterna pietas, pendant de la materna pietas, illustrée par le jugement de Salomon, dont un “extrait” a été précisément inséré par Bernard de Pavie dans sa compilation sous le titre De praesumptionibus [c. Asserte, Comp. Ia, 2, 16, 2 = X, 2, 23, 2]12. Cette négation est une simple présomption, qui n’empêchera pas, éventuellement, le fils d’agir contre le père, ainsi que le précise Tancrède13. En sens contraire, le dire affirmatif des parents jouera multo fortius pro filio, soulignera Jean le Teutonique dans sa glose sur la décrétale Per tuas [Comp. IVa, 2, 6, 2 = X, 2, 19, 10]14. Elle constituera cette nominatio qui, prise isolément, n’est
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Avranches, Bibl. mun., ms. 149, fol. 60vb et Modena, Bibl. Estense, ms. alpha R.4.16, fol. 58rb. “Et hoc quia non creditur, nec natura admittit, quod parentes filium suum negarent ut C., De nuptiis, l. Si quis [C., 5, 4, 26]; nec obiicit quod vicinia eum spurium nominent, poursuit notre auteur, quia veritas propter opinionem non viciatur ut C., De testamentis, l. Neque professio neque asseveratio [C., 6, 23, 5] et simile videndum de Salomone, supra, De presumptionibus, Asserte [Comp. Ia, 2, 16, 2 = X, 2, 23, 2]” (Lilienfeld, Stiftsbibl., ms. 220, fol. 54va, V° Standum). On présume écrira un canoniste de la même école que des parents ne nieraient pas leur enfant: “Quia presumendum est quod parentes prolem non negarent ut C., De nuptiis, l. Si quis alumnam [C., 5, 4, 26] et supra, De presumptionibus, Asserte [Comp. Ia, 2, 16, 2 = X, 2, 23, 2].” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 15398, fol. 265va, Vis Verbo viri). V° Standum: “Tum quia in possessione filiationis non fuit, tum quia presumitur quod si filius esset paterna pietas semper ipso movendus esset supra, De presumptionibus, Asserte [Comp. Ia, 2, 16, 2 = X, 2, 23, 2], C., De inofficioso, Si mater [C., 3, 28, 3].” (Saint-Omer, Bibl. mun., ms. 447, fol. 51rb). Cette glose est intégralement reprise d’Alain l’Anglais comme l’a noté F. DEMOULIN-AUZARY, op. cit. (cf. n. 9), p. 268, n. 155. Jean le Teutonique dans sa glose sur le Décret (D. 87, c. 9) citant Transmissae écrira également: “Quia non est presumendum aliquem denegare filium suum.” (cf. Glose ordinaire sur le Décret, éd. Lyon 1584, ad locum). Sur Transmissae, V° Negabant: “Talis negatio presumptionem contra eum inducebat sed nullum preiudicium generabat quia si pater neget eum suum filium esse, filium potest tamen deinde agere ff., De inofficioso testamento, Si instituta, § 1 sicut [D., 5, 2, 27, 1].” (Saint-Omer, Bibl. mun., ms. 447, fol. 51rb). V° Infirmare: “Nam cum assertionem patris et matris creditur contra filium ut supra, Qui filii sint legitimi, Transmisse [Comp. Ia, 4, 18, 3 = X, 4, 17, 3], multo fortius pro filio ut Qui filii sint legitimi, c. I et III [Comp. IVa, 4, 12, 1 et 3 = X, 4, 17, 12 et 14], ff., De probationibus, Etiam [D., 22, 3, 16].” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3932, fol. 212va).
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qu’une demi-preuve qui non facit eum filium15, mais qui, jointe au tractatus et à la fama, sera constitutive de la possession d’état16. 3. Avec la présomption de paternité légitime, que civilistes et canonistes vont tirer de l’existence d’un lien matrimonial entre le père et la mère, nous franchissons un degré dans la hiérarchie des présomptions17. D’une praesumptio probabilis, attachée aux dires des parents, nous passons à une praesumptio violenta18 qui, si elle admet encore la preuve contraire, constitue une forte présomption.
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Jean le Teutonique, ibid., V° Nominatus: “Et bene dicit nominatus et habitus, nam sola nominatio non facit eum filium, supra, De desponsatione impuberum [Compilatio Ia, 4, 2, 1 = C. 27, q. 2, c. 18], supra, De sponsalibus, Illud [Comp. Ia, 4, 1, 14 = X, 2, 23, 11], C., De probationibus, Non epistulis [C., 4, 19, 13].” La nomination à elle seule, avait écrit Azon dans sa Lectura sur Non epistulis [C., 4, 19, 13] n’est qu’une présomption, les lettres qui les contiennent font presumptionem non plenam sed semiplenam, cf. le texte cité par F. DEMOULIN-AUZARY, op. cit. (cf. n. 9), p. 248, n. 61. Sur la possession d’état en matière de filiation, on se reportera à l’étude de F. DEMOULIN-AUZARY, op. cit. (cf. n. 9), p. 245 et s. On peut citer à ce sujet, une glose intéressante de Richard l’Anglais sur la décrétale Quanto (Avranches, Bibl. mun., ms. 149, fol. 26ra, V° Potuit) au titre De praesumptionibus [Comp. Ia, 2, 16, 9 = X, 2, 23, 8] qui sera reprise telle quelle par Tancrède sur cette même décrétale: “Nota quod presumptio iuris probationem admittat in contrarium, Di. Quod metus causa, Non est verisimile [D., 4, 2, 23], supra D. LXXXII, Proposuisti [c. 2]; ar. contra XI q. I, Conspiratores [c. 22, Fr : conspirationum], ff., De probationibus, Qui testamentum [D., 22, 3, 27]. Solutio: circa has presumptiones sic credo procedendum ut respuamtem temerarias ut VI q. I, Oves [c. 9], ad purgationem et fidem semiplenam admittam probabiles, ad sententiam dum admittam violentas R § plenius habes de huiusmodi presumptionibus, infra, De sponsalibus, Ad illud [4, 1, 14].” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3931A, fol. 21rb). Sur la tentative de classification des présomptions durant la seconde moitié du XIIe siècle, voir, dans ce volume l’étude d’A. FIORI. Dans sa glose sur la décrétale Transmissae, V° Testibus (Paris, Bibl. nat., ms. 3931A, fol. 59va) Tancrède empruntera également beaucoup à Richard, notamment ce passage que l’on trouve dans ses Brocarda: “Ar. quod standum presumptioni donec probetur contrarium et quod presumptio contrariam admittat probationem. Extra, Qui filii sint legitimi, Transmissa [sic, Comp. Ia, 4, 18, 3 = X, 4, 17, 3] circa principium; Extra, De presumptionibus, Quanto [Comp. Ia, 2, 16, 9 = X, 2, 23, 8], c. I, q. I, Si quis [c. 70] et C. XXXIII, q. I, Requisisti [c. 2]; C. II, q. V, Presbiter [c. 5]; ff., De [recte: Quod] metus causa, Non est [D., 4, 2, 23] in fine. Contra: XI, q. III, Absit [c. 14]; C., De episcopis et clericis, Eum qui [C., 1, 3, 18]… Solutio quando presumptio contrariam probationem admitat dictum est De presumptionibus, Quanto [Comp. Ia, 2, 16, 9 = X, 2, 23, 8] quod autem hic dicitur statur presumptioni, etc. locum habet in presumptione facti probabilis si alia obiciaverit stabitur magis violente quia fortius vinculum obtinebis ut XXVII, q. II, Duobus. (Avranches, Bibl. mun., ms. 149, fol. 146vb). La présomption de paternité en sera même l’exemple type, comme le souligne J.Ph. LÉVY, La hiérarchie des preuves dans le droit savant du Moyen Âge (Annales de l’Université de Lyon, 3e série 5), Paris 1939, p. 66.
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Anne Lefebvre-Teillard
Une présomption sur laquelle on peut fonder une sentence, comme le soulignera Tancrède, à la suite de Richard l’Anglais19. Pater is est quem nuptiae demonstrant: ce court passage du texte de Paul, qui allait devenir l’expression de cette présomption, a attiré de bonne heure l’attention des canonistes, puisqu’il est utilisé par Huguccio, dès les années 1185-1188, dans sa Summa sur le Décret de Gratien20. Dans sa glose sur le fragment de la célèbre lettre de Léon le Grand à Rusticus de Narbonne [C. 32, q. 2, c. 12], qui débute par la phrase suivante: Non omnis mulier viro iuncta uxor est viri quia nec omnis filius haeres est patris, Huguccio fait en effet référence au texte de Paul, pour souligner que le terme pater, au sens strict, ne concerne que l’homme marié, de même que le terme filius ne s’applique qu’à celui qui est né d’un mariage légitime: Pater et filius quandoque large accipiuntur quandoque stricte; secundum largam acceptionem omnis ille est pater qui habet filium et econtra, secundum strictam, ille solus est filius qui de legittimo matrimonio natus est et ille solus est pater quem nuptie demonstrant ut dicitur in lege21…
En prenant appui sur ce texte, alors qu’Ulpien, dans la loi Filium [D., 1, 6, 6], donnait du terme fils une définition qui correspondait tout à fait au problème traité22, Huguccio fait un choix, qui nous paraît d’autant plus important que cette référence va être reprise par nombre de ses successeurs23. Mais, s’il donne 19 20
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Cf. supra, n. 17. Cf. notre étude citée supra, n. 1. À l’occasion de la présente recherche, nous avons ajouté aux sommes sur le Décret consultées précédemment les sommes manuscrites de Simon de Bisignano et Omnis qui iuste iudicat dont l’auteur, Rodoicus Modicipassus, a récemment été identifié par Peter LANDAU, Rodoicus Modicipassus, Verfasser der Summa Lipsiensis?, ZRG, KA 92 (2006), p. 340-354. Bien qu’Hugguccio reprenne une bonne partie de la glose de Rodoicus sur ce canon, il est bien le premier à faire référence à Pater is est. Voici le texte de la glose de Rodoicus, Vis Nec omnis filius: “Sicut ille de concubina natus qui nec heredes [sic] dicuntur nisi cum facti sint legitimi vel per principem vel quia curie traduntur a patre vel quia matrem eorum ducit in uxorem, dotalibus instrumentis postea constitutis. Ad hoc quod dicitur ‘non omnis filius heres est’ contradicit Ambrosius infra eadem, q. IIII, Dicat [c. 9], sed hic filius secundum generalem ibi secundum specialem significationem accipitur.” (Rouen, Bibl. mun., ms. 743, fol. 123ra). Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3892, fol. 311va, Vis Nec omnis filius, dont la glose débute ainsi: “Infra eadem, q. IIII, Dicat [c. 9] contra ibi enim dicitur quod heres non est nec filius est et in apostolo si filius et heres [Rom., 8, 17]. Respondeo...” Filium eum definimus qui ex viro et uxore eius nascitur. On trouvera en annexe de notre article cité supra, n. 1, le texte entier de la loi Filium, accompagné de sa traduction, ainsi que ceux de la loi Quia mater [D., 2, 4, 5] et de la loi Praetor [D., 2, 4, 1] qui éclaire cette dernière. Non seulement à Bologne, mais également à Paris, où l’apparat Ecce vicit leo, dans sa seconde version, insiste sur le fait que seul est fils celui est issu d’un mariage: “Infra eadem, q. IIII, Dicat [c. 9] contra. Solutio: ibi vocatur filius spurius hic de filius quem nupcie demonstrant qui tantum dicitur filius, ar. Inst., De nuptiis § ult. et penult. [Inst., 1, 10, 12 et 13].” (Vendôme, Bibl. mun., ms. 242, fol. 90v, Vis Nec omnis filius). Le manuscrit de Sankt Florian, qui représente une version plus ancienne, contient une glose
L’influence du droit canonique sur l’apparition
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ainsi, en s’appuyant sur le droit romain, une définition du père qui sonne bien, ce qui, au Moyen Âge, a son importance, il n’attache pas pour autant, explicitement tout du moins, au texte de Paul une présomption de paternité. Ce sont les civilistes qui vont le faire, en la personne d’Azon24. Dans sa glose sur la loi Filium, il renvoie au texte de Paul, en soulignant, d’une part, que le mariage sert de preuve: Quia nuptie probant filium, infra, De in ius vocando, Quia semper, et qu’il en découle un présomption en faveur des fils: presumptio pro filiis25. Présomption de légitimité en faveur des enfants tirée de la loi Filium qu’accompagne, dans sa glose sur Quia semper [D., 2, 4, 5], une présomption de paternité qu’il exprime sur les mots pater vero: presumptive ut supra, De his qui sui, l. Filium26. Toutes ces gloses seront reprises par Accurse27. Dans sa Summa sur le Code, au titre De in ius vocando [C., 2, 2], Azon souligne également le caractère de présomption de paternité qui découle du mariage, présomption qu’il étend ici au legitimus concubinatus:
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un peu différente: “Infra, q. IIII, Dicat, contra. Solutio: quidam dicuntur filii bastardi qui non sunt heredes sed omnes filii legitimi sunt heredes” (Sankt Florian, Stiftsbibl., ms. XI. 605, fol. 107ra). Peut-être lui même inspiré par son maître, Jean Bassien, dont il reprend la glose sur le mot nuptiae dans sa glose sur Quia semper: “Etiam de facto tantum ut inter servum et ancillam sed non si sit incestuosus. Iob.” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 4459, fol. 14ra). Néanmoins, il ne fait aucune référence à son maître, à propos de la présomption qu’il pose sur les mots pater vero. Même chose dans la glose d’Accurse. Paris, Bibl. nat., ms. lat. 4459, fol. 6ra. La mention “Sic vide infra, De agnocendis liberis, l. 1, § Julianus [D., 25, 3, 1, 12], Ad [sic] carboniano edicto, l. I, § Si quis [D., 37, 10, 1, 10].” complète cette dernière glose. Il y a trois gloses siglées az sur le mot filium, dans le ms. Paris, Bibl. nat., lat. 4459, comme dans celui d’Avranches, Bibl. mun., 156, fol. 225vb. Outre les deux que nous avons citées, la troisième a juste pour but de rappeler que la loi Filium concerne l’enfant légitime: filium: naturalem et legitimum. Paris, Bibl. nat., ms. lat. 4459, fol. 14ra. Accurse, auteur de la glose ordinaire sur le Corpus Juris Civilis, reprend également, en la développant, un peu plus, cette autre glose d’Azon sur Filium, Vis Nolit agnoscere: “Infra, De agnoscendis liberis, l. I, contra § Idem Julianus scribit si uxore [D., 25, 3, 1, 14]. Solutio: hic tanto tempore absens fuit, quod certum est non posse esse filium, et ideo non habuit necesse facere que senatusconsulto dicunt. az.” Très caractéristique de la méthode utilisée par les glossateurs, cette glose essaie de concilier le texte de la loi Filium avec celui du sénatus-consulte Plancien qui, dans le cadre du divorce, prévoyait de part et d’autre certaines formalités, si la femme était enceinte, et sanctionnait la négligence de l’ex-mari par l’obligation de nourrir l’enfant tout en laissant entière la question de la filiation (pour plus de détails, cf. notre Introduction historique au droit des personnes et de la famille, Paris 1996, n° 169 et 186). Accurse, comme Azon, ne fait aucun commentaire sur les causes de désaveu. Hugolinus demeure dans la même ligne, dans son commentaire sur Filium (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 4461, fol. 7rb, Vis Si fingamus). C’est avec Odofrède († 1265), peut-être à l’instigation de son maître, Jacobus Balduinus, que la question commence à être traitée sur la loi Filium, qui restera le siège de la matière.
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Anne Lefebvre-Teillard Pater vero est qui nuptie demonstrant, id est presumitur esse subaudi vel legitimus concubinatus, una est enim omnibus parentibus naturalibus servanda reverentia ut ff., eodem, l. Quique, § Pretor [D., 2, 4, 4, 1]28.
4. La décrétale Michaël, qui figurera dans la Compilatio Secunda sous le titre De filiis presbyterorum [Comp. IIa, 1, 9, 4 = X, 1, 17, 13], sera l’occasion, pour son élève Tancrède, de s’interroger sur la question de la preuve de la filiation et de reprendre cette extension, principalement lorsqu’elle est soutenue par une possession d’état de fils: Quo modo potuerit hoc constare si ipse negat se filium illius fuisse? Respondeo si natus fuit de ea quam in domo loco uxoris vel concubine habebat, iudicatur filius et precipue si in possessione filiationis remansit ar. De in ius vocando, Quia mater [D., 2, 4, 5]; C., De suis et legitimis heredibus [sic pour liberis mais plusieurs manuscrits du Code portent heredibus], l. III [C., 6, 55, 3]. Sed si non fuit natus de tali, sed quasi vulgo quesitus fuit, quomodo probabitur filius? Respondeo ex affectione paterna quam erga eo habuit, ut supra De presumptionibus, vel id est ex dilectione et nominatione quia eum filium nominabat et ille eius patrem cuius verbo standum est, ut supra Qui filii sint legitimi, Transmisse, in fine, vel id est donec probaretur contrarium quod fieri posset non obstante asseveratione vel negatione patris ut C., De probationibus, Non nudis [C., 4, 19, 14], C., De testibus [sic pour testamentis], Neque professio [C., 6, 23, 5], ff., De inofficioso testamento, l. Si instituta, § 1 [D., 5, 2, 27, 1]29.
Pour bien comprendre cette extension, il faut la replacer dans le contexte de la lutte que mène alors l’Église pour faire respecter la règle du célibat par les clercs majeurs et mettre fin, surtout, à une fâcheuse tendance: la transmission héréditaire des bénéfices ecclésiastiques, dont témoigne notamment la décrétale Michael30. Pour lutter contre le concubinage des clercs, Alexandre III et ses 28
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Azo, Summa Codicis, II, 2: “§ Videndum ergo qui dicantur parentes et qui patroni […] Unde mater licet vulgo conceperit, quia certum est eam esse matrem debetur ei reverentiam nec hic distinguo, ut .p.[Placentinus], conceperit vulgo vel ex damnato vel incestuoso coitu. Pater vero...” (éd. [Corpus glossatorum juris civilis 2], Pavie 1506, réimpr. Torino 1966). Le contexte s’y prêtait, dans la mesure où l’interdiction d’attraire en justice son père ou sa mère sans l’autorisation du préteur reposait sur la parenté naturelle; mais il ne l’avait pas fait, dans le même contexte, sur Quia semper. Dans sa Lectura (cf. n. 8) sur ce même titre, il se contente de rappeler la prohibition que le père soit légitime ou naturel: “... quia pater sive naturalis sive legitimus prohibetur in ius vocare, ff., eodem, Parentes [D., 2, 4, 6], mater autem etiam si vulgo conceperit cum semper certa sit, pater is est quem nuptiae demonstrant ut ff., eodem, l. V [D., 2, 4, 5]”. Paris, Bibl. nat., ms. lat. 15398, fol. 77rb, Vis Fuisse filium. La glose de Tancrède, écrite vers 1215-1220, sera reprise telle quelle par Damase et Vincent d’Espagne, comme le note F. DEMOULIN-AUZARY, op. cit. (cf. n. 9), p. 263, n. 130. Dans son célèbre Ordo iudiciarus, éd. F. BERGMAN, Göttingen 1842, réimpr. Aalen 1965, Tancrède ne prend pas la présomption de paternité comme exemple de présomption, ni au titre De probationibus, où il cite plusieurs exemples de présomption (III, 5, 6), ni au titre De presumptionibus (III, 14). Michaël, prêtre, est inquiété dans la possession d’un vicariat qu’il a obtenu dans l’église de Saint-Germain par un dénommé M. (ou N.), fils d’un certain Antoine, qui, peu
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successeurs ont utilisé l’arme du notorium, qui permet de condamner directement le clerc qui entretient publiquement une concubine, sans avoir à suivre l’ordo iudiciarius. Ils ont été appuyés par la doctrine, en particulier par Huguccio31. La fornication est eo ipso prouvée, écrit Laurent d’Espagne sur la décrétale Tua nos, au titre De cohabitatione clericorum et mulierorum [Comp. IIIa, 3, 2, 1 = X, 3, 2, 8], si un clerc a, avec lui, dans sa maison, une “femme suspecte”, et s’il la détient, publiquement, eo ipso convictus est32. Cette glose de Laurent est intégralement
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auparavant, détenait un personat dans cette même église. Le dénommé M. (ou N.) assure que ce vicariat lui appartient. “Quia igitur in ecclesia successiones in praelaturis et dignitatibus ecclesiasticis statutis canonicis damnantur”, écrit Clément III, dont la phrase sera supprimée par Raymond de Peñafort, il faut que l’évêque enquête. S’il constate que M. (ou N.) est bien le fils d’Antoine, il ne devra pas négliger de lui imposer super eadem vicaria perpetuum silencium. Raymond de Peñafort a aussi supprimé, dans la décrétale Quoniam [Comp. Ia, 1, 9, 12 = X, 1, 17, 10], la référence qu’Alexandre III faisait à ces prétentions successorales, dont l’éradication constitue l’une des préoccupations fondamentales de la papauté. Sur les origines de la notion de notorium, cf. l’étude approfondie de M. SCHMOECKEL, Excessus notorius examinatione non indiget. Die Entstehung der Lehre der Notorietät, dans: O. CONDORELLI (dir.), Panta rei. Studi dedicati a Manlio Bellomo, Roma 2004, t. V, p. 133-163. La doctrine du notorium a été développée par les canonistes, sur la base de trois textes situés dans la C. 2, q. 1, c. 15, 16 et 17 du Décret. Ils sont introduits par un dictum de Gratien (post c. 14) qui se termine par l’affirmation suivante: ceterum que manifesta sunt iudiciarium ordinem non requirunt. Le bref texte du premier: Manifesta accusatione non indigent [non distinct, dans certains manuscrits, du suivant], est suivi de deux textes qui l’illustrent par l’exemple de deux fornicateurs notoires, condamnés sans que l’on ait suivi l’ordo iudiciarius: Lothaire, au travers d’une lettre de Nicolas Ier (c. 16), et l’incestueux de Corinthe, dont la condamnation par saint Paul (I Cor., 5) est rappelée au travers d’une lettre d’Étienne V (c. 17). Glosant longuement ces textes, Hugguccio définit ainsi le crime notoire: “Dico ergo quod omne et solum illud crimen est notorium quod ipse qui commisit vel commictit illud confiteatur et est in publica noticia totius vicinie”. Définition qui peut paraître bien restrictive, mais qu’il élargit immédiatement en disant : “Sed confiteri intelligo vel ore publice vel evidentia facti”. Évidence du fait qui, comme dans le cas du fornicateur de Corinthe, entraîne la notoriété du crime même si son auteur nie: “et si enim ore neget dum modo evidentia facti appareat non minus dicitur notorium ut in fornicatore Corintheo qui publice novercam tenebat et hic dicitur quod crimen eius tergiversatione aliquam tegi non poterat.” Et il en va de même, poursuit-il, “in sacerdote publice tenente fornicariam et ex ea habente filios licet enim ore neget: ipsa tamen evidentia facti convincit eum...” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3892, fol. 129va, glose sur In manifestis (d. p. c. 16), Vis culpa delinquentis). La glose se poursuit ensuite longuement. Huguccio développe ainsi une doctrine du notorium rendue d’autant plus nécessaire que plusieurs décrétales d’Alexandre III s’y référaient, notamment la décrétale Quoniam, au titre De filiis presbyterorum ordinandis vel non [Comp. Ia, 1, 9, 12 = X, 1, 17, 10]. La doctrine sera à peu près fixée à l’époque où Jean le Teutonique achève sa glose sur le Décret (1215-16), comme le souligne J.-Ph. LÉVY, op. cit. (cf. n. 18), p. 41. La glose de Laurent sur le livre III de la Compilatio IIIa a été publiée par K. PENNINGTON sur son site internet : http://faculty.cua.edu/ pennington. La voici Vis Non ex evidentia : “Si constet aliquam habere suspectam mulierem secum in domo, eo ipso probata est fornicatio, supra, eodem titulo, Ut nullus [Comp. Ia, 3, 2, 2, non reprise en X]. Ergo si
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reprise par Tancrède, dont la sévérité à l’égard du clerc concubinaire sera soulignée par Raymond de Peñafort33. Elle éclaire le but de cette extension: faciliter la preuve pour repousser plus facilement le fils de toute promotion au sein de la même Église34 et pouvoir ainsi lutter plus efficacement contre le concubinage des clercs. Innocent IV le soulignera, dans sa glose sur Michaël35. La présomption s’appuie sur la
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publice eam detinet, eo ipso convictus est, sicut et legitur de illo qui cum quadam vagos incessus habebat per invia, ut supra, De sponsalibus, Tercio, lib. II [Comp. IIa, 4, 1, 8 = X, 2, 23, 13]. Alias illud opus vix nothorium esse posset rei evidentia cum semper latebras querat. laur.” Même texte siglé lau chez Tancrède (Saint-Omer, Bibl. mun., ms. 447, fol. 154 rb). Raymundus de Pennaforte, Summa de iure canonico, II, 6: “… Si autem est notorium facti, puta quia mulierem suspectam publice tenet in domo debet admoneri ab episcopo ut se corrigat et si infra quadraginta dies a tempore admonitionis computandos, noluerit se corrigere, ex tunc est supensus […] Hoc tenet Laurentius et Iohannes et cum eis sentio. Quidam tamen dicunt, cum quibus videtur sentire Tancredus, quod qualitercumque sit notorium, sive iuris sive facti, statim est suspensus...” (éd. X. OCHOA et A. DIEZ [Universa Bibliotheca Juris 1/A], Roma 1975, col. 69-70). Y compris, pour éviter toute équivoque, le fils légitime que le clerc aurait pu avoir avant son accès aux ordres majeurs, auxquels peuvent accéder les veufs. Ce n’est qu’un des aspects de la lutte menée contre la transmission héréditaire des bénéfices ecclésiastiques. Les enfants illégitimes des clercs peuvent entrer dans les ordres mais ils doivent obtenir pour ce faire une dispense ex defectu natalium. Innocentius IV, Apparatus ad X, 1, 17, 13, V° Filium: “Ille est filius quem nuptiae demonstrant, ff., De in ius vocando, Quia semper [D., 2, 4, 5] vel legitimus concubinatus in Authentico, Quibus modis, § Si vero effusa [Auth., 7, 1, 12, 5 = Nov., 89, 12, 5], alias secundum leges talis non reputatur filius, scilicet quantum ad successionem vel paternam potestatem vel quo ad alia privilegia vel iura secularia. Sed secundum canones quantum ad hoc ut repellatur a promotione etiam ex inditiis aliis probatur filius, infra, Qui filii sint legitimi, Transmissae [X, 4, 17, 3] in fine. Quid enim si certum est sacerdotem pecasse cum muliere et post filium qui ex ea natus est ab eo nutritum vel filium nominabat vel alias sicut filium tractabat? Vere praesumitur eum filium, infra, De praesumptionibus, c. 2 [X, 2, 23, 2], C., De probationibus, Non nudis [C., 4, 19, 14], C., De testamentis, l. Neque professio [C., 6, 23, 5], ff., De inofficioso testamento, l. Si institutus [sic] § 1 [D., 5, 2, 27, 1], tamen probatio in contrarium admittitur ut in predictis legibus dicitur ad idem ff., De legatis 1, Si servus plurium § ult. [D., 30, 1, 50, 3] et multo fortius si pater et mater hos filios confiteantur ut in decretale Transmissae, imo plus dico si aliquando habuerunt eum ut filium licet post dicant non filium, tunc filius reputatur intantum quod contrahere cum consanguineis patris infra, De probationibus, Per tuas [X, 2, 19, 10]. Imo sola affectione praesumitur filius, infra, De praesumptionibus, Asserte [X, 2, 23, 2] sed non est sufficiens probatio.” (Commentaria super quinque libros Decretalium, Francofurti 1570, réimpr. anast. 1968). L’influence d’Azon, dont Innocent fut un des élèves, est visible sur la première partie de cette glose. La deuxième partie, à partir de Sed secundum canones, est, elle, directement inspirée d’un autre de ses maîtres, le canoniste Jacobus de Albenga, comme en atteste la Lectura d’Hostiensis sur ce même canon Michaël (cf. infra).
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possession d’état de fils, écrit vers 1215 Jean le Teutonique dans sa glose sur Manifesta [C. 2, q. 1, c. 15], elle est un notorium praesumptum: Notorium triplex est. Est enim notorium facti, notorium iuris et notorium presumptionis […] Notorium presumptum, ut si aliquis publice habitus est pro filio alicuius, ibi non requiritur aliquis ordo iuris ut extra, De filiis presbyterorum, Michaël et c. Quoniam [Comp. Ia, 1, 9, 12 = X, 1, 17, 10]. Hoc enim quod aliquis sit alterius filius non potest vere probari ut ff., De conditionibus et demonstrationibus, Lucius [D., 35, 1, 83], sed potius per presumptiones36.
C’est également le sentiment de Jacobus de Albenga, qui enseigne à Bologne dans les années 1220-1230 et dont les propos nous sont rapportés par son élève, Hostiensis († 1271), dans sa propre Lectura sur la décrétale Michaël: […] Plus dixit dominus noster quod si certum est sacerdotem pecasse cum muliere et postea filium ex ea natum nutrivisse vel filium nominasse vel alias sicut filium tractasse, vere presumitur filius ut in predictis legibus37…
Geoffroy de Trani († 1241) fera le rapprochement entre les deux présomptions. Dans sa Summa super titulis decretalium, sur le titre De cohabitatione clericorum et mulierum, reprenant pour partie les propos de Jean le Teutonique cités ci-dessus, il rapproche, au travers des fils, le père “fornicateur” du père “légitime”, de la manière suivante: Notorium autem aliud iuris, aliud facti, tertium notorium presumptum […] Notorium presumptum est, ut si aliquis publice habitus est pro filio, ubi non requiritur alia probatio, ut supra, De filiis presbiterorum, Quoniam [X, 1, 17, 10]; hoc enim quod aliquis sit filius non potest vere probari, ut ff., De conditionibus et demonstrationibus, l. Lucius [D., 35, 1, 83]. Item filius is est quem nuptie demonstrant, ut ff., De in ius vocando, l. Quia semper [D., 2, 4, 5], et idem dico in fornicatore38… 36
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Cf. Glossa ordinaria ad Decretum, éd. Paris 1612. La première version de la glose de Jean avant sa révision par Bartolomeus Brixiensis, est à peu près identique. Jean examine tour à tour les trois sortes de notorium que Bartolomeo introduira d’une phrase: Notorium triplex est […] presumptionis. Sa définition du notorium presumptum est exactement la même, mais s’arrête après la référence à la loi Lucius. Le sed potius per presumptiones est donc un ajout de Bartolomy de Brescia (Avranches, Bibl. mun., ms. 148, fol. 80ra). Hostiensis, Lectura ad X, 1, 17, 13, V° Constiterit (éd. Venise 1581). Jacobus est cité trois fois par Hostiensis sur cette décrétale, ce qui permet d’identifier la source utilisée par Innocent IV. Goffredus Tranensis, Summa super titulis Decretalium, III, 2, n° 5 (éd. Lugduni 1519, réimpr. Aalen 1968) au titre De cohabitatione clericorum et mulierum, qui contient la décrétale Tua nos, laquelle, depuis son insertion dans la Compilatio IIIa est devenue le siège de la matière du notorium. Dans sa Lectura (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 15402), de peu antérieure à sa Summa, Geoffroy est moins catégorique. Le idem dico in fornicatore ne figure ni dans sa glose sur le canon Michaël (fol. 28ra) ni sur Tua nos (fol. 90va), où il renvoie à ce qu’il vient de dire sur Vestra [X, 3, 2, 7], dont voici sa glose sur V° Occultum: “Notorium autem aliud iuris, aliud facti, tertium notorium presumptum […] Notorium presumptum est ut si aliquis publice habitus est pro filio ubi non requiritur alia probatio ut supra, De filiis presbiterorum, Quoniam [X, 1, 17, 10]. Hoc enim quod aliquis sit filius alterius non
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Geoffroy de Trani sera suivi dans cette voie par Bernard de Parme († 1266), auteur de la glose ordinaire sur les Décrétales de Grégoire IX. Il faut même souligner que le raisonnement de Bernard aboutit à tirer la présomption, non plus directement de la possession d’état dans laquelle se trouvait le fils, mais de la cohabitation des parents: Sed quomodo poterit hoc constare, si ipse negaverit se filium fuisse illius? Responsum: si natus fuit ex illa quam tenebat secum publice in domo pro concubina; presumitur enim filius, sicut aliquis presumitur filius, quia natus est in matrimonio, quia pater est is quem nuptiae demonstrant, ff., De in ius vocando, Quia mater [D., 2, 4, 5]. Et ita presumptive dicimus filium quem talis cohabitatio filium demonstrat, quia fuit in possessione filiationis, C., De suis et legitimis, l. 3 [C., 6, 55, 3]39.
5. Les nuptiae pour l’enfant légitime, la cohabitatio pour l’enfant naturel, même si Bernard ajoute, in fine, quia fuit in possessione filiationis, sont en quelque sorte équiparées dans leur fonction de sources de la présomption de paternité40. Mais si elles sont ainsi mises en parallèle, d’autant plus facilement que le mariage est alors juridiquement formé par le seul consentement des époux41, elles ne se confondent pas. Leur rôle sera fondamentalement différent, même si l’une et l’autre aboutissent à rendre le père responsable de la vie qu’il a transmise. La présomption de paternité légitime aura essentiellement pour but de protéger l’enfant contre les tiers qui seraient tentés de mettre en cause sa légitimité pour s’emparer de l’héritage qui lui revient de droit. La présomption de paternité naturelle aura essentiellement pour but de protéger l’enfant contre son père qui serait tenté de l’abandonner, alors qu’il doit lui assurer des aliments que l’enfant soit naturel simple, adultérin ou incestueux42. 6. En fondant la présomption sur la cohabitation, Bernard de Parme a en effet ouvert la voie à une interprétation, non seulement plus large, mais
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potest vere probari ut ff., De conditionibus et demonstrationibus, l. Lucius. Item filius is est que nuptie demonstrant ut ff., De in ius vocando, l. Quia semper, sed quando potest quomodo sciat iudex crimen forte notorium? Respondeo: per facti evidentia…” (fol. 90rb). Cf. Corpus iuris canonici cum glossis, éd. Paris 1612, glose sur la décrétale Michaël (X, 1, 17, 13), V° Constiterit. On remarquera la double influence exercée ici par Tancrède et Geoffroy de Trani. Comme le soulignera bien plus tard Pierre d’Ancharano, cf. le texte cité par F. DEMOULIN-AUZARY, op. cit. (cf. n. 9), p. 264, n. 135. À condition, bien sûr, qu’aucun empêchement dirimant n’existe entre eux. La célébration publique du mariage est fortement recommandée, mais n’est pas exigée pour sa validité. C’est le concile de Trente, dans sa session 24 (1563), qui modifiera la règle, en transformant le mariage en un acte public et solennel, à peine de nullité: cf. notre Introduction historique, op. cit. (cf. n. 3), n° 123. Sur l’histoire du mariage, cf. J. GAUDEMET, Le mariage en Occident, Paris 1987. Sur cette obligation, qui incombe en principe aux deux parents, cf. notre Introduction historique, op. cit. (cf. n. 3), n° 213.
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également différente de la présomption, une voie que la pratique avait, peutêtre, déjà commencé à emprunter. Forgée à l’encontre du fils de prêtre, la présomption dont nous venons de suivre la naissance va en fin de compte lui être favorable, ou, plus exactement, l’être à sa mère. Fondée sur la cohabitation, elle va profiter à la concubine, voire même à la servante qui loge habituellement chez son maître, lorsque celles-ci ne pourront pas invoquer des promesses de mariage suivies de copula carnalis. Selon la célèbre décrétale Veniens d’Alexandre III [Comp. Ia, 4, 1, 2 = X, 4, 1, 15] les fiançailles (verba de futuro) suivies de relation(s) charnelle(s) suffisent en effet à former le mariage. C’est le fameux matrimonium praesumptum de la doctrine, que les juridictions ecclésiastiques appellent plus volontiers un matrimonium consummatum. À chaque fois que l’existence d’un tel mariage est possible, la concubine ne manque pas d’en intenter l’action en reconnaissance, surtout lorsqu’elle pressent que son concubin risque de l’abandonner. Si ce dernier reconnaît l’existence des promesses, il y a mariage43 et les enfants issus de l’union sont considérés comme légitimes; s’il nie leur existence, mais avoue les relations charnelles, ce qu’il fait généralement dans ce cas, cet aveu suffit à le faire condamner à prendre en charge les enfants qui en sont issus. La présomption jouera en revanche pleinement son rôle lorsque, le concubinage étant avéré, le mariage était de toute manière impossible, ce qui est notamment le cas lorsque l’homme est prêtre ou marié. Elle renverse la charge de la preuve et ne permet que difficilement à l’homme d’apporter la preuve contraire. L’ampleur de cette présomption atteint, semble-t-il, ses limites avec Panormitain († 1445). Ne veutil pas, en effet, in favorem prolis, étendre à la concubine retenta in domo le “bénéfice du doute” dont on a fait bénéficier l’enfant légitime, lorsque sa mère, convaincue d’adultère, a néanmoins continué à demeurer avec son mari44? Mais, à l’heure où Panormitain écrit, une réaction en sens inverse a déjà vu le jour, notamment sous l’influence de Balde († 1400). Ce dernier s’élève avec force contre le courant qui a permis à la servante de bénéficier de la présomption, une présomption qu’il qualifie, dans ce cas, d’indigne45. Il sera suivi par une bonne 43
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En sus de l’amende encourue pour mariage clandestin, dont ils devront s’acquitter, les époux peuvent être, selon les prescriptions de certains statuts synodaux, excommuniés; mais, même ainsi prévue, l’excommunication est loin d’être toujours prononcée. En revanche, ils sont régulièrement condamnés à solenniser leur mariage. Panormitanus, Com. ad X, 2, 19, 10, n° 2: “Ita dicerem etiam in concubina ut licet illo tempore cognosceretur ab alio ex quo etiam iacebat cum concubinario, potius presumatur filius concubinarii quam alterius, quia favorabilius et honorabilius hoc est filio quam quod dicatur vulgo conceptus…” (In I-V Decretalium libros commentaria, Venetiis 1617). Baldus, Com ad D., 1, 6, 6, Filium, n° 17: “Sed pone: quidam puer natus est in domo mea ex pedissequa mea, numquid praesumitur filius meus? Certe non, nisi probaretur quod esset mea concubina, quia indigna esset illa praesumptio, arg. huius legis 1 responsione et Extra, De filiis presbyterorum, c. Michaël [X, 1, 17, 13].” (Commentaria omnia, t. I, In primam digesti veteris partem, Venise 1599).
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partie de la doctrine46. Au cours de la seconde moitié du XVIe siècle, la transformation du mariage en un acte public et solennel par le concile de Trente ou par la législation séculière là où, comme en France, le concile n’est pas reçu, va accentuer la distinction entre mariage et concubinage47. Petit à petit la jurisprudence se fera de plus en plus exigeante quant à la preuve de la paternité, même si la concubine continue à bénéficier de cette présomption devant les juges royaux, devenus à leur tour exclusivement compétents en la matière48. Les exigences accrues, en matière de preuve, ne sont que le reflet d’une attitude de plus en plus hostile à la “femme impudique”. L’interdiction de la recherche en paternité par l’article 340 du Code civil de 1804 en sera le point d’aboutissement49. 7. La présomption de paternité légitime a, en revanche, constamment bénéficié des faveurs de la doctrine et de la jurisprudence50. Appuyée sur la favor prolis, dominée par la favor matrimonii qui ne cessera de s’étendre avec, sous l’Ancien Régime, une vision politique de la famille légitime, base de l’État, elle acquiert de plus en plus de force. Partant du texte de la loi Filium, les civilistes vont développer une vision toujours plus restrictive du désaveu de paternité51, tandis qu’ils éliminent, peu à peu, toute possibilité de contestation de la 46
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Comme nous l’avons montré dans une étude sur la célèbre decisio 299 de Nicolas Boyer: Mulieri asserenti se ex operibus alicujus praegnantem, an credi debeat etiamsi hoc affirmet juramento? Les origines d’une célèbre “decisio” de N. Boerius, dans: P. LANDAU / J. MÜLLER (éd.,) Proceedings of the Ninth International Congress of Medieval Canon Law (München, 1992) (Monumenta iuris canonici C/10), Città del Vaticano 1997, p. 575-590, réimpr. dans: Autour de l’enfant (cf. n. 1), p. 221-239. Cf. supra n. 41. Là où le concile de Trente sera reçu, la concubine ne pourra plus agir en reconnaissance de mariage per verba de futuro, carnali copula subsecuta. En France, la législation royale (ordonnance de Blois, 1579) aura le même effet; mais les mentalités des justiciables (voire même des juges) auront du mal à évoluer, cf. notre étude: Si mieux n’aime l’épouser. Mariage et relations charnelles hors mariage (France XVIe-XVIIIe s.), dans: Autour de l’enfant (cf. n. 1), p. 31-50. Pour plus de détails, cf. ibid. Le Code civil ne laisse subsister que la reconnaissance de paternité volontaire, interdite en ce qui concerne les enfants adultérins et incestueux par l’art. 335, cf. notre Introduction historique (cf. n. 3), n° 279. Fondée généralement, durant le Moyen Âge, sur l’absence ou la nullité du mariage des parents, la contestation de la légitimité surgit, comme nous l’avons noté ci-dessus (n° 5), dans le cadre d’affaires successorales. C’est moins la paternité que son caractère légitime qui est alors en cause. Lorsque les deux parents sont morts, la doctrine canonique fera jouer en faveur de l’enfant la possession d’état d’époux, cf. F. DEMOULIN-AUZARY, op. cit. (cf. n. 9), p. 218. La contestation de la paternité elle-même préoccupe alors surtout la doctrine civiliste. Ils éliminent progressivement le vel alia causa, contenu dans le texte, pour ne conserver que la longue absence et l’impuissance, comme nous l’avons montré dans notre article: Pater is est cité supra (n. 1). Ce sont ces deux causes qu’on retrouvera dans l’art. 312 du Code civil de 1804.
L’influence du droit canonique sur l’apparition
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légitimité de l’enfant, lorsqu’elle est fondée sur le seul adultère de la mère: même prouvé, l’adultère ne saurait remettre en cause la présomption de paternité du mari, si l’épouse infidèle a continué à demeurer avec lui52. La présomption joue pro filio. Dans ce cas, Paul de Castre († 1441) ira même jusqu’à qualifier notre présomption de praesumptio iuris et de iure, c’est-à-dire contre laquelle on ne peut apporter la preuve contraire53. Ainsi lancée, l’idée fera son chemin car, même si elle ne s’applique qu’à ce cas précis, elle renforce, d’une manière générale, la présomption de paternité. Le Code civil ne fera qu’entériner l’évolution: Sur cette matière, les principes observés jusqu’à nous étaient sages et les règles judicieusement établies. Une longue expérience en avait toujours justifié l’application. Nous aurons aussi peu de changement à vous offrir.
C’est de cette manière que le tribun Duveyrier présentera au Corps Législatif le chapitre du Code civil intitulé: “Des preuves de la filiation des enfants légitimes”. On aurait aimé que la “longue expérience” ait justifié un sort moins cruel pour l’enfant naturel et qu’à côté de la reconnaissance par acte authentique, la présomption de paternité naturelle ait conservé un rôle qu’elle ne retrouvera qu’après 1912.
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Il en va différemment, dans le cas où la femme en a été séparée cum iudicio Ecclesiae, car, alors, la présomption cesse. Mais Quid?, demande Jacques de Revigny dans son commentaire de la loi Si vicinis scientibus (C., 5, 4, 9), si l’homme a renvoyé son épouse adultère sine modo et que celle-ci, s’étant rendue au “lupanar”, accouche dans le temps qui suit? Est-ce que l’enfant sera jugé légitime? Il répond par l’affirmative, quia possibile eum quesitum esset ex matrimonio et presumptio est pro filio, tout en admettant la preuve contraire... C’est pourquoi il recommande au mari de la renvoyer iudicio ecclesie! Cf. son commentaire sur le Code, publié sous le nom de Pierre de Belleperche: Super IX libros Codicis, Lyon 1569, réimpr. Franckfurt am Main 1968, ad locum. Son commentaire sera repris par Cynus de Pistoie: Cynus Pistoriensis, Com. ad C., 5, 4, 9, Si vicinis scientibus, n° 4: “In hac quaestione dicit Jacobus praedictus quod praesumptio iuris est pro filio […] et hoc quando sine iudicio Ecclesiae repulit eam, tunc cessabit illa iuris praesumptio. Quamdiu ergo possibile est nasci ex matrimonio, legitimus esset et praesumitur ex eo natus, nisi probetur contrarium.” (Cino de Pistoia, In codicem commentaria, éd. Francoforti ad Moenum 1578, réimpr. Augustae Taurinorum 1964). Sur cette qualification, que d’aucuns auront tendance à généraliser, cf. notre étude: Sur un consilium de Paul de Castre, dans: R. PÉREZ BUSTAMANTE / M. D. GUTIÉRREZ CALVO (dir.), Estudios de historia del Derecho Europeo. Homenaje al profesor G. Martinez Diez, Madrid 1994, I, p. 365-370, réimpr. dans: Autour de l’enfant (cf. n. 1), p. 199-205.
Franck Roumy
La contribution du droit canonique médiéval à l’élaboration d’une typologie des filiations dans les droits européens contemporains
Le 20 novembre 1989 fut adoptée, à New York, la Convention internationale des droits de l’enfant. Ce texte, entré en vigueur le 6 septembre 1990, d’abord signé par une soixantaine de pays, l’a depuis été par de nombreux autres et se trouve finalement, en 2008, ratifié par 192 nations, à l’exception notable des États-Unis1. Dans son article 2, la Convention proscrit toute distinction entre les enfants, qu’elle relève “de la naissance ou de toute autre situation”. Elle engage aussi les États signataires à supprimer de leurs législations internes les éléments qui maintiendraient de telles distinctions2. La Convention européenne des droits de l’Homme du 4 novembre 1950 interdit également toute discrimination fondée sur la naissance3. Conformément à ce principe, la France, qui avait été condamnée par une décision de la Cour européenne des droits de l’Homme en date du 1er février 2000, a aboli, par la loi du 3 décembre 2001, les 1
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Ces derniers s’étaient dans un premier temps refusé à le signer car plusieurs États américains connaissaient la peine de mort pour les mineurs. En décembre 2003, les États-Unis ont finalement exprimé le vœu de ratifier la Convention en émettant cependant une réserve sur l’article 37 qui condamne le recours à la peine de mort contre les enfants, encore appliquée alors par 25 États. Bien que celle-ci ait finalement été abolie en janvier 2005, le texte n’a toujours pas été ratifié. Convention internationale des droits de l’enfant, art. 2: “1. Les États parties s’engagent à respecter les droits qui sont énoncés dans la présente Convention et à les garantir à tout enfant relevant de leur juridiction, sans distinction aucune, indépendamment de toute considération de race, de couleur, de sexe, de langue, de religion, d’opinion politique ou autre de l’enfant ou de ses parents ou représentants légaux, de leur origine nationale, ethnique ou sociale, de leur situation de fortune, de leur incapacité, de leur naissance ou de toute autre situation. – 2. Les États parties prennent toutes les mesures appropriées pour que l’enfant soit effectivement protégé contre toutes formes de discrimination ou de sanction motivées par la situation juridique, les activités, les opinions déclarées ou les convictions de ses parents, de ses représentants légaux ou des membres de sa famille.” L’art. 14 dispose: “La jouissance des droits et libertés reconnus dans la présente Convention doit être assurée, sans distinction aucune, fondée notamment sur le sexe, la race, la couleur, la langue, la religion, les opinions politiques ou toutes autres opinions, l’origine nationale ou sociale, l’appartenance à une minorité nationale, la fortune, la naissance ou toute autre situation.”
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restrictions successorales frappant les enfants adultérins4. Ceux-ci, en effet, ne détenaient, depuis 1972, que la moitié des droits successoraux dévolus aux enfants légitimes et aux enfants naturels simples5. Des dispositions de même type ont été abrogées par divers autres pays. Si cette évolution est bien connue, il convient de relever qu’en réalité, le mouvement consistant à unifier le régime juridique des enfants légitimes, naturels et adultérins est très antérieur à la Convention de New York ou à la jurisprudence récente de la Cour européenne des droits de l’Homme. Dès les années 1970, plusieurs nations occidentales ont effectivement modifié leur législation, tant sur le plan de l’établissement de la filiation que sur la successibilité des enfants nés hors du mariage. Ainsi, en Allemagne, la disposition selon laquelle l’enfant naturel ne possédait pas de lien de parenté avec son père ou sa famille paternelle a été abolie en 19706. En France, les enfants naturels simples ont acquis en 1972 la même vocation successorale que les enfants légitimes7. Diverses réformes, touchant en particulier à l’exercice de l’autorité parentale, ont rapproché la condition juridique des uns et des autres au point qu’en 2005, le gouvernement français a finalement décidé de supprimer du Code civil la terminologie d’enfants “légitimes” et “naturels”8. Une évolution semblable s’est produite, un peu plus tôt, en Allemagne où, dès 1997, la distinction entre eheliche et uneheliche Kinder a été effacée du BGB9. On peut prédire, sans grand risque, que cette tendance 4 5
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Arrêt Mazurek. La Loi n° 2001-1135 du 3 décembre 2001 a abrogé l’alinea 2 de l’art. 334 et les art. 759–762, 908, 908-1, 915–915-2, 1097 et 1097-1 du Code civil. Cette situation résultait de la loi 72-3 du 3 janvier 1972. L’ancien art. 334, al. 3 du Code civil disposait: “Si, au temps de la conception, le père ou la mère était engagé dans les liens du mariage avec une autre personne, les droits de l’enfant ne peuvent préjudicier que dans la mesure réglée par la loi aux engagements que, par le fait du mariage, ce parent avait contracté.” Les art. 759 et 760 prévoyaient en conséquence une réduction de moitié de la part successorale de l’enfant adultérin, au bénéfice du conjoint ou des enfants légitimes lésés par l’adultère. L’ancien § 1589 Abs. 2 du BGB, aboli à compter du 1er juillet 1970, disposait: “Ein uneheliches Kind und dessen Vater gelten nicht als verwandt”. Ancien art. 334, al. 1: “L’enfant naturel a, en général, les mêmes droits et les mêmes devoirs que l’enfant légitime dans ses rapports avec ses père et mère.” Ancien art. 757: “L’enfant naturel a, en général, dans la succession de ses père et mère et autres ascendants, ainsi que de ses frères et sœurs et autres collatéraux, les mêmes droits qu’un enfant légitime.” La distinction entre filiation légitime et naturelle, encore utilisée dans la loi du 3 décembre 2001 réformant le droit des successions, avait déjà disparu dans la loi du 4 mars 2002 relative à l’autorité parentale. Elle a finalement été totalement supprimée du Code civil à la suite de l’ordonnance du 4 juillet 2005. La distinction entre enfants légitimes et illégitimes était posée notamment par l’ancien § 1591 Abs. 1 du BGB: “Ein Kind, das nach der Eheschließung geboren wird, ist ehelich, wenn die Frau es vor oder während der Ehe empfangen und der Mann innerhalb der Empfängniszeit der Frau beigewohnt hat; dies gilt auch, wenn die Ehe für nichtig erklärt wird. Das Kind ist nicht ehelich, wenn es den Umständen nach offenbach
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législative gagnera probablement, dans les décennies à venir, d’autres pays, comme l’Italie, qui a déjà aligné les droits des enfants naturels sur ceux des enfants légitimes10. La typologie traditionnelle des filiations, différenciant les enfants légitimes, naturels et adultérins, tend donc aujourd’hui à s’effacer. Pour autant, les codifications contemporaines ne gomment pas systématiquement toute distinction entre les enfants. Le Code civil et le BGB maintiennent ainsi une stricte frontière entre la filiation en général et la filiation adoptive, se refusant à ranger les dispositions concernant l’adoption parmi les règles générales relatives à l’établissement du lien de filiation11. Cette ultime classification, compte tenu de l’importance croissante apportée par les droits contemporains à l’élément biologique dans l’établissement du lien de filiation, ne paraît pas prête d’être gommée12. On la retrouve d’ailleurs dans les codes civils belge et néerlandais ou même – au-delà de l’Europe – dans le Code civil du Québec13. D’autres codifications, comme celle de la Suisse, placent plus simplement et plus logiquement les dispositions relatives à l’adoption sous un titre général relatif à la filiation14. Mais, même dans ce cas, l’opposition entre la filiation biologique et la filiation adoptive n’en persiste pas moins parfois, comme dans le Code civil espagnol, qui l’érige en une véritable summa divisio15.
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unmöglich ist, daß die Frau das Kind von dem Manne empfangen hat.” Par l’effet de la loi du 16 décembre 1997, les nouveaux §§ 1591 et 1592 posant respectivement les conditions d’établissement de la maternité et de la paternité l’ont totalement supprimée. La Belgique l’avait déjà fait par la loi du 31 mars 1987. Codice civile, art. 261: “Il riconoscimento comporta da parte del genitore l’assunzione di tutti i doveri e di tutti i diritti che egli ha nei confronti dei figli legittimi.” La distinction est particulièrement marquée dans le Code civil, dont le titre VII du livre I s’intitule “De la filiation”, tandis que le titre VIII s’intitule “De la filiation adoptive”. Le titre 2 du livre 4 du BGB, intitulé “Abstammung”, ne recouvre pas, de son côté, les dispositions relatives à l’adoption rejetées dans un titre 7 intitulé “Annahme als Kind”. La tendance, particulièrement marquée, est relevée par la doctrine pour le droit allemand: cf. D. SCHAWB, Familienrecht, 11e éd., München 2001, n° 450, p. 209: “Die Rechtsordnung orientiert die Abstammung grundsätzlich an der genetischen Herkunft: Das Kind soll dem Mann und der Frau zugeordnet werden, aus deren Keimzellen sich sein Leben gebildet hat.” Code civil Belge, Livre I, Titre VII, “De la filiation”; Titre VIII, “De l’adoption”. Burgerlijk Wetboek, Bk 1, Titel 11, “Afstamming”; Titel 12, “Adoptie”. Le titre II du livre II du Code civil du Québec, comprend de son côté trois chapitres intitulés: “Chapitre premier, De la filiation par le sang”; “Chapitre premier 1, De la filiation des enfants nés d’une procréation médicalement assistée”; “Chapitre deuxième, De l’adoption”. Le Code civil suisse, Livre II, Deuxième partie, “Des parents”, Titre Septième, “De l’établissement de la filiation”, art. 252 à 269, est divisé en quatre chapitres: “Dispositions générales”; “De la paternité du mari”; “De la reconnaissance et du jugement de paternité”; “De l’adoption”. Código Civil, Libro I, Título V, “De la paternidad y filiación”, Capítulo Primero, “De la filiación y sus efectos”, Art. 108: “La filiación puede tener lugar por naturaleza y por
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Si l’on tente d’apprécier de façon générale l’évolution qui caractérise les codifications contemporaines, le mouvement dominant semble cependant aller dans le sens d’une raréfaction des grandes catégories de filiation. Une comparaison rapide des titres relatifs à la question entre les versions primitives, du XIXe siècle, et les versions actuelles des codes civils français, italien et allemand est sur ce point éclairante. Un simple tableau synoptique permet aussitôt d’en juger:
Code civil 1804 LIVRE I Titre VII. DE LA PATERNITE ET DE LA FILIATION
Chap. I. De la filiation des enfants légitimes ou nés dans le mariage Art. 312–318 Chap. II. Des preuves de la filiation des enfants légitimes Art. 319–330 Chap. III. Des enfants naturels Art. 331–342 Titre VIII. DE L’ADOPTION ET DE LA TUTELLE OFFICIEUSE
Chap. I. De l’adoption Art. 343–360 Chap. II. De la tutelle officieuse Art. 361–370
Codice civile 1865 LIBRO I Titolo VI. DELLA FILIAZIONE Capo I. Della filiazione della prole concepita o nata durante il matrimonio Art. 159–169 Capo II. Della prove della filiazione legittima Art. 170–178 Capo III. Della filiazione della prole nata fuori di matrimonio e della legittimazione Art. 179–201 Titolo VII. DELL’ADOZIONE Capo I. Dell’adozione e dei suoi effeti Art. 202–212 Cap. II. Della forme dell’adozione Art. 213–219
BGB 1900 VIERTES BUCH Zweiter Abschnitt. VERWANDSCHAFT Erster Titel. Allgemeine Vorschriften §§ 1589, 1590 Zweiter Titel. Eheliche Abstammung §§ 1591-1600 Dritter Titel. Unterhaltspflicht §§ 1601-1615 Vierter Titel. Rechtliche Stellung der ehelichen Kinder, §§ 1616-1698 Funfter Titel. Rechtliche Stellung der Kinder aus nichtigen Ehen §§ 1699-1704 Sechter Titel. Rechtliche Stellung der unehelichen Kinder §§ 1705-1718 Siebenter Titel. Legitimation unehelicher Kinder, §§ 17191740 Achter Titel. Annahme an Kindes Statt
adopción. La filiación por naturaleza puede ser matrimonial y no matrimonial. Es matrimonial cuando el padre y la madre están casados entre sí. La filiación matrimonial y la no matrimonial, así como la adoptiva surten los mismos efectos, conforme a las disposiciones de este Código.” Le principe d’égalité entre toutes les filiations a été établi en Espagne par la loi du 13 mai 1981.
La contribution du droit canonique médiéval
Code civil 2008 LIVRE I Titre VII. DE LA FILIATION Chap. I. Dispositions générales Art. 310–311-24 Chap. II. De l’établissement de la filiation Art. 311-25–317 Chap. III. Des actions relatives à la filiation, Art. 318–341 Chap. IV. De l’action à fin de subsides Art. 342–342-8 Titre VIII. DE LA FILIATION ADOPTIVE
Chap. I. De l’adoption plénière Art. 343–359 Chap. II. De l’adoption simple Art. 360–370-2 Chap. III. Du conflit des lois relatives à la filiation adoptive et de l’effet en France des adoptions prononcées à l’étranger Art. 370-3–370-5
Codice civile 2008 LIBRO I Titolo VII. DELLA FILIAZIONE
Capo I. Della filiazione legittima Art. 231–249 Capo II. Della filiazione naturale e della legittimazione Art. 250–290 Titolo VIII. DELL’ADOZIONE DI PERSONE MAGGIORI DI ETÀ
Art. 291–314
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BGB 2008 BUCH 4 Abschnitt 2. VERWANDSCHAFT Titel 1. Allgemeine Vorschriften §§ 1589, 1590 Titel 2. Abstammung, §§ 1591–1600 Titel 3. Unterhaltspflicht, §§ 1601–1615 Titel 4. Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und dem Kind im Allgemeinen, §§ 1616–1625 Titel 5. Elterliche Sorge, §§ 1626–1698 Titel 6. Beistandschaft, §§ 1712-1717 Titel 7. Annahme als Kind, §§ 1741-1772
Les “types” de filiation se font incontestablement plus rares. Non seulement il n’est plus question d’enfants adultérins, mais les dispositions particulières relatives à l’enfant naturel, lorsqu’elles subsistent, tendent à se fondre dans le régime général. Il est aussi remarquable de noter que les codes ne désignent pas l’enfant incestueux. Ce silence ne saurait surprendre dans le BGB, puisque le droit allemand fait de l’inceste un délit, y compris en ligne collatérale lorsqu’il est commis entre majeurs16. La pudeur du Code civil français se comprend
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Il s’agit du § 173 du StGB qui dispose: “(1) Wer mit einem leiblichen Abkömmling den Beischlaf vollzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. – (2) Wer mit einem leiblichen Verwandten aufsteigender Linie den Beischlaf vollzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft; dies gilt auch dann, wenn das Verwandtschaftsverhältnis erloschen ist. Ebenso werden leibliche Geschwister bestraft, die miteinander den Beischlaf vollziehen. – (3) Abkömmlinge und Geschwister werden nicht nach dieser Vorschrift bestraft, wenn sie zur Zeit der Tat noch nicht achtzehn Jahre alt waren.”
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davantage comme une forme d’antinominalisme, taire l’inceste permettant de mieux le désavouer. Aussi prégnante soit la tendance à gommer les distinctions, celles-ci n’en resurgissent pas moins, ainsi qu’on l’a relevé précédemment à propos de l’adoption, quand il s’agit de présenter les modes d’établissement du lien de filiation. Le législateur autant que la doctrine peinent alors à se passer de ce que cette dernière nomme parfois le “nominalisme législatif”, incontournable outil fondateur des catégories juridiques17. Même dans les codes les plus “unitaires”, quant à la manière de présenter les liens parentaux, les diverses catégories réapparaissent nécessairement pour l’établissement de la filiation par la présomption de paternité ou la reconnaissance18. L’habitude qui consiste à raisonner en “types” de filiation est pourtant fort loin d’être universelle et intemporelle. Étrangère, jusqu’à il y a peu, au Common Law, dont le pragmatisme ne s’embarrassait guère de catégories abstraites, elle l’était encore davantage au droit romain, pourtant réputé fondateur des systèmes juridiques dit “continentaux”. La seule classification retenue était celle distinguant les individus sui juris, patrimonialement autonomes, des alieni juris, placés dans la puissance d’un tiers. Entièrement organisé autour de la notion de patria potestas, le droit romain de la famille n’éprouvait pas le besoin d’isoler les liens de parenté spécifiques unissant immédiatement ascendants et descendants19. Les termes de paternitas, de maternitas ou de filiatio, ignorés du latin classique, n’apparaissent du reste qu’à la fin de l’Antiquité, et dans un contexte tout à fait étranger à la sphère juridique, au sein de laquelle ils n’ont pénétré qu’au XIIe siècle20. La parenté n’était pensée à Rome qu’en des termes génériques désignant de vastes groupes, le droit se contentant de distinguer l’adgnatio, antique parenté civile liée à l’organisation politique de la Cité, de la cognatio, parenté “naturelle” beaucoup plus tardivement pourvue d’effets de droit par le préteur21. 17
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À ce sujet, voir Y. LEQUETTE, Observations sur le “nominalisme législatif” en matière de filiation, dans: Études offertes à Geneviève Viney. Liber amicorum, Paris 2008, p. 647-668. L’exemple espagnol, cité supra, n. 15, est à cet égard particulièrement significatif. Voir en particulier Gaius, Inst., I, 48-57; Ulpien, D., 1, 6, 4. Cf. Y. THOMAS, À Rome, pères citoyens et cité des pères (IIe siècle avant J.-C. - IIe siècle après J.-C.), dans: A. BRUGUIÈRE et alii (dir.), Histoire de la famille, t. I, Paris 1986, p. 195-229. Voir: A. LEFEBVRE-TEILLARD / F. DEMOULIN-AUZARY / F. ROUMY, De la théologie au droit: naissance médiévale du concept de filiation, dans: R. HELMHOLTZ et alii (dir.), Grundlagen des Rechts. Festschrift für Peter Landau zum 65. Geburtstag (Rechts- und Staatswissenschaftliche Veröffentlichungen des Görres-Gesellschaft 91), Paderborn 2000, p. 421-438; F. ROUMY, Le lien parental: aspects historiques, dans: D. FENOUILLET / P. DE VAREILLES-SOMMIÈRES, La contractualisation de la Famille [Études juridiques 14], Paris 2001, p. 39-53. Les catégories d’agnats et de cognats sont notamment définies par Gaius, Inst., I, 156 et III, 10; par Paul, D., 38, 10, 10 et Ulpien, D. 50, 16, 195. Cf. G. HANARD, Observations sur l’adgnatio, dans: Revue internationale des droits de l’Antiquité 27 (1980), p. 169-204;
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L’absence du concept même de filiation interdisait donc toute classification. L’émergence d’une “typologie” des filiations est liée à celle des notions de “paternité”, de “maternité” ou de “filiation”, qui ne se manifestent qu’au Moyen Âge, lorsque les termes les désignant entrent dans la langue du droit (I). La pratique consistant à distinguer plusieurs types de filiation, introduite par les romanistes et les canonistes médiévaux, a cependant très tôt fait l’objet de critiques de leur part, lesquelles, étonnamment, semblent annoncer les récentes évolutions législatives (II).
I. La mise en place d’une typologie des filiations dans la doctrine romano-canonique des XIIe et XIIIe siècles La première trace historique d’une classification des filiations remonte au premier tiers du XIIe siècle, un peu avant que le terme même de filiation n’entre dans la langue du droit. On la trouve dans la Summa “Justiniani est in hoc opere”, qui constitue la plus ancienne somme sur les Institutes actuellement répertoriée et qui fut composée vers 1130 dans le sud de la France, dans le cercle des chanoines de Saint-Ruf, connus pour avoir développé un des premiers embryons de science juridique au nord des Alpes22. L’auteur anonyme de cette œuvre, qui constituait une sorte de manuel de droit romain à l’usage des clercs et des praticiens, explique que: Certains enfants naissent à la fois enfants et en puissance, comme les naturels et légitimes, d’autres sont faits enfants et placés en puissance, comme les adoptifs, d’autres ne sont pas faits enfants, mais sont seulement placés en puissance, comme les naturels, s’ils sont donnés à la Curie ou si leur père naturel s’est licitement marié à leur mère. D’autres ne sont ni nés, ni faits [enfants], comme ceux qui sont nés d’un mariage interdit ou d’une femme avec laquelle n’existait pas, pour le père, la faculté de s’unir23.
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Y. THOMAS, Le traité des comput du jurisconsulte Paul, dans: P. LEGENDRE (dir.), Le dossier occidental de la parenté, Paris 1988, p. 27-119. Sur cette œuvre: A. GOURON, Die Entstehung der französichen Rechtsschule. Summa Justiniani est in hoc opere und Tübinger Rechtsbuch, dans: ZRG RA 93 (1976), p. 138-160, réimpr. dans: ID., La science du droit dans le midi de la France au Moyen Âge (Collected studies series 196), London 1984, n° X, et la synthèse d’H. LANGE, Römisches Recht im Mittelalter, t. I, Die Glossatoren, München 1997, p. 436-438. Sur les chanoines de SaintRuf: J.-P. POLY, Les maîtres de Saint-Ruf. Pratique et enseignement du droit dans la France méridionale au XIIe siècle, dans: Université de Bordeaux I. Annales de la faculté de droit, des sciences sociales et politiques et de la faculté des sciences économiques. Centre d’études et de recherches d’histoire institutionnelle et régionale [= Annales de la faculté de droit et des sciences économiques] 2 (1978), p. 183-203. Summa “Justiniani est in hoc opere”, I, 5: “Liberi vero alii nascuntur et liberi et in potestate ut naturales et legitimi, alii fiunt liberi et in potestate ut adoptivi, alii fiunt non
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L’explication survient dans un court titre intitulé “Autre division du droit des personnes” (De jure personarum altera divisio). Absent des Institutes de Justinien, il constitue une innovation de l’auteur de la somme, introduite entre les titres relatifs aux limites à la liberté d’affranchir (De his quibus manumittere non licet = Inst., 1, 6) et aux noces (De nuptiis = Inst., 1, 11). Ceux relatifs à l’antique patria potestas (Inst., 1, 8-9), périmés au regard des règles en usage dans la Provence de la première moitié du XIIe siècle, ont été complètement supprimés24. Pour l’auteur, existent donc quatre catégories différentes d’enfants. Les premiers, qu’il appelle naturales et legitimi, sont ceux qui naissent dans le mariage et sont donc directement placés dans la puissance paternelle, autrement dit les enfants que l’on nommait traditionnellement “légitimes”. Les seconds sont les enfants adoptifs. Les troisièmes sont ceux qu’on appelait il y a peu “naturels simples”, susceptibles d’être légitimés, par oblation à la Curie ou par mariage subséquent25. Les quatrièmes, enfin, sont les enfants incestueux ou adultérins, qui ne peuvent être légitimés. Cette classification quadripartite des enfants, qui allait déboucher, à la fin du XIIe siècle, sur une véritable typologie des filiations vouée à se maintenir jusqu’à l’époque moderne, paraît bien être une création originale des premiers glossateurs du droit civil. L’auteur de la Summa Justiniani semble toutefois s’être ici inspiré du résumé de deux novelles de Justinien, contenues dans l’Épitomé de Julien, abrégé de la législation byzantine utilisé pendant tout le haut Moyen Âge en Europe occidentale, avant que n’entre progressivement en circulation l’ensemble du Corpus juris civilis, dans la première moitié du XIIe siècle26. Le premier de ces deux textes, en effet, juxtapose déjà nettement trois des quatre
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liberi set in potestate tantum ut naturales si sunt dati curie vel si pater naturalis eorum matrem licite sibi conjungat. Alii neque nascuntur neque fiunt, ut de illicito matrimonio nati vel [ex] ea cum qua copulandi patri facultas non est.” (éd. P. LEGENDRE, La summa Institutionum “Iustiniani est in hoc opere” (Ms. Pierpont Morgan 903) [Ius commune, Sonderheft 2], Frankfurt am Main 1973, p. 30, l. 5-10). Sur la puissance paternelle dans le Midi au Moyen Âge: J. HILAIRE, Patria potestas et pratique montpelliéraine du notariat au Moyen Âge, symbolisme du droit écrit, dans: Études en l’honneur de Georges Chevrier (Mémoires de la Société pour l’histoire du droit et des institutions des anciens pays bourguignons comtois et romans 29 [19681969]), t. I, Dijon 1972, p. 421-436, réimpr. dans: ID., La vie du droit. Coutumes et droit écrit, Paris 1994, p. 125-156, et la synthèse d’A. LEFEBVRE-TEILLARD, Introduction historique au droit des personnes et de la famille, Paris 1996, p. 268-269. Quant aux procédés romains évoqués ici de manière allusive: P.-F. GIRARD, F. SENN, Manuel élémentaire de droit romain, 8e éd., Paris 1929, réimpr. 1978, p. 202-203. M. KASER, Das römische Privatrecht, t. II, Die nachklassische Entwicklung (Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft 10.3.3.2) , 2e éd., München 1975, p. 219-221. Sur l’histoire de cet abrégé et sa circulation: W. Kaiser, Die Epitome Iuliani. Studien zum römischen Recht im frühen Mittelalter und zum byzantinischen Rechtsunterricht (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 175), Frankfurt-am-Main 2004. Quant à la chronologie de remise en circulation du Corpus de Justinien, cf. LANGE, Die Glossatoren (cf. n. 22), p. 60-86.
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types d’enfants retenus par la Summa Justiniani, en employant une terminologie proche: Quels fils sont légitimes ou naturels ou ni l’un ni l’autre, c’est-à-dire nés d’une union condamnée. Si, donc, certains fils sont nés du susdit mariage, ils seront légitimes. Si, en revanche, quelqu’un a des fils autrement, ils seront naturels et ils succèdent aux pères naturels tant par testament qu’ab intestat, selon la disposition des constitutions de notre empereur, à savoir s’ils ne sont pas nés d’une union condamnée; de tels enfants ne sont en effet appelés ni légitimes, ni naturels et ne succèdent non plus en aucune façon à leur père27.
La catégorie des enfants “ni légitimes, ni naturels”, particulièrement originale, signe l’emprunt. On la retrouve dans le résumé d’une autre novelle, lui aussi susceptible d’avoir influencé l’auteur de la somme provençale: Cette constitution parle des enfants naturels et affirme que les fils sont appelés soit ingénus et légitimes, soit ingénus et naturels, soit naturels et esclaves, soit en aucune façon naturels. Ceux qui sont naturels, ingénus ou de condition servile, soit sont faits légitimes ensuite, soit demeurent dans le même statut. Les fils naissent ingénus et légitimes, lorsqu’ils sont procréés en justes noces28.
L’habitude de classer ainsi les enfants en trois ou quatre catégories se répand progressivement chez les Glossateurs, au cours du XIIe siècle. Très tôt, l’on commence à user d’un vocabulaire caractéristique pour désigner chacune d’entre elles. Opposés aux légitimes, les enfants nés hors mariage sont “seulement naturels”29. Bientôt, l’adverbe – quelque peu dépréciatif – est aussi 27
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Jul. Ep., 67, 5 [= cap. 245]: “Qui sint legitimi filii, vel naturales, vel neutrum eorum, id est ex damnata copulatione. Ergo si quidem ex hujusmodi matrimoniis filii nascuntur, legitimi erunt. Sin autem aliter filios aliquis habuerit, naturales erunt, et tam ex testamento quam ab intestato patri naturales succedunt secundum observationem constitutionum principis nostris, scilicet si non ex damnata copulatione nati sunt; tales enim liberi neque legitimi, neque naturales appellantur, nec omnino patri succedunt.” = Nov., 74, 6. Jul. Ep., 82, 1 [= cap. 309]: “Haec constitutio de liberis naturalibus loquitur, et dicit, filios natos aut ingenuos et legitimos esse, aut ingenuos et naturales, aut naturales et servos, aut omnino nec naturales appellari. Eorum autem, qui naturales ingenui vel servilis condicionis sunt, aut legitimi postea fiunt, aut in eodem statu manent. Ingenui quidem atque legitimi filii nascuntur, qui ex legitimis nuptiis procreati sunt.” = Nov., 89, 1, 2. L’expression se rencontre déjà chez Wilhelmus de Cabriano, Casus ad C., 5, 27: “… item si non habet legitimos set naturales tantum, precibus principi oblatis legitimi efficiuntur.” (éd. T. WALLINGA, The Casus Codicis of Wilhelmus de Cabriano [Studien zur Europäische Rechtsgeschichte 82], Frankfurt am Main 2005, p. 415, l. 3-4), dont l’œuvre est une suite de notes prises lors d’un cours dispensé à Bologne par Bulgarus en 1156-1157, dans la Summa Trecensis, V, 18, 3: “Item ex constitutione nova, qui legitimos liberos non habeat set naturales tantum ex hujusmodi licita consuetudine, potest eos efficere legitimos…” (éd. H. FITTING, Summa Codicis des Irnerius, Berlin 1894, p. 155, l. 16-19), composée en Provence entre 1135 et 1150 (cf. A. GOURON, L’auteur et la patrie de la Summa Trecensis, dans: Ius commune 12 [1984], p. 1-38 et L’élaboration de la Summa Trecensis, dans: Sodalitas. Scritti in onore di Antonio Guarino, t. III, Napoli 1985, p. 3681-3696, réimpr. in ID., Études sur la diffusion des
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appliqué aux enfants adoptifs, qui deviennent “seulement civils”30. On en arrive ainsi à opposer, dans un ordonnancement présentant une sorte de symétrie sémantique, les enfants “naturels et légitimes”, les enfants “seulement naturels”, les enfants “seulement légitimes” et ceux qui ne sont “ni naturels, ni légitimes”, comme l’expose par exemple la Summa Vindobonensis, autre commentaire des Institutes composé aussi en Provence, mais dans le dernier quart du XIIe siècle: Car parmi les enfants, certains sont dits naturels et légitimes, comme ceux procréés dans les noces, certains ni naturels, ni légitimes, comme ceux nés d’une union incestueuse, qui ne doivent pas être appelés naturels, conformément à ce qui est dit dans la 1ère constitution de la 7e collation de l’Authentique, certains seulement naturels, comme ceux nés d’une concubine unique et dans la maison, qui peuvent devenir légitimes, conformément à ce qui est dit dans la 1ère constitution de la 7e collation de l’Authentique; d’autres en revanche sont appelés seulement légitimes, comme ceux légitimement adoptés31.
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doctrines juridiques médiévales [Collected studies series 264], London 1987, n° III et IV), ou encore dans les Exceptiones Petri, I, 8: “Si pater filios legitimos et naturales habuerit, non liceat ei sive inter vivos, sive in ultima voluntate liberis naturalibus de bonis suis ultra unum unciam dare, id est ultra duodecimam, et quod superdederit ad legitimos revertatur. Si vero legitimos non habuerit filios, sed tantum naturales, et patrem vel matrem habuerit, avum vel aviam, sola quarta relicta parentibus, tres partes donandi naturalibus licentiam habeat.” (éd. C. G. MOR, Scritti giuridici preirneriani [Orbis romanus 10], t. I, Milano 1938, p. 59, l. 21 –60, l. 6), autre œuvre provençale composée au milieu du XIIe siècle (A. GOURON, Petrus demasqué, dans: RHD 82 [2004], p. 577-588). Ainsi: Summa Trecensis, VIII, 42, 2: “Potestatem quidem patriam in liberos habemus qui naturali et civili jure, ut ex matrimonio, quesiti sunt vel civili tantum, ut adoptione.” (éd. H. FITTING [cf. n. 27], p. 301, l. 15-17) ou Brachylogus, I, 8, 6: “Liberorum autem alii civiles et naturales, alii naturales tantum, alii civiles tantum.” (éd. E. BÖCKING, Corpus sive Brachylogus juris civilis et incerti scriptoris epitome juris civilis [100 Jahre Bürgerliches Gesetzbuch. Pandektenrecht 105], Berolini 1829, réimpr. anast. Goldbach 2002, p. 12). Cette dernière œuvre aurait été composée dans les années 1166, dans la région d’Auxerre: A. GOURON, L’auteur du “Brachylogus”: un compagnon de Thomas Becket en exil?, dans: D. MAFFEI et alii (dir.), A Ennio Cortese, Roma 1999, t. II, p. 163-173. Summa Vindobonensis, I, 11, 4: “Liberorum namque quidam naturales et legitimi dicuntur, ut ex nuptiis procreati, quidam nec naturales, nec legitimi appellantur, ut ex incesto coitu nati, qui nec naturales sunt dicendi, ut in Auth. coll. VII, const. I, tit. Quibus modis naturales efficiuntur sui [Auth., 7, 1, 1 = Nov., 89, 1], quidam naturales tantum, ut nati ex concubina unica et in domo, qui legitimi possunt effici, ut in Auth. coll. VII, const. I, Quibus modis naturales efficiuntur sui, alii vero dicuntur legitimi tantum, ut legitime adoptati.” (éd. G. B. PALMIERI, Wernerii summa Institutionum, dans: A. GAUDENZIUS, Bibliotheca iuridica Medii Ævi, t. I, Additiones, Bononiae 1914, p. 13). L’origine exacte de la somme reste méconnue: cf. E. CORTESE, Il diritto nella storia medievale, t. II, Il basso medioevo, Roma 1995, p. 135, et LANGE, Die Glossatoren (cf. n. 22), p. 434-436.
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La qualification des enfants “ni naturels, ni légitimes”, jugée sans doute quelque peu incongrue par l’auteur, resté anonyme, de cette œuvre, est justifiée par un renvoi direct à la législation de Justinien, à travers l’Authentique. Le passage allégué de cette traduction intégrale des Novelles, élaborée par les juristes italiens à la fin du XIe siècle, qui remplace dans les écoles, à partir du milieu du XIIe siècle, l’Épitomé de Julien32, explique en effet que: Il est de notoriété publique que, parmi les hommes, certains sont aussitôt constitués libres et se comptent parmi les légitimes, tandis que d’autres, ne possédant pas cette qualité primitivement, le deviennent ensuite et accèdent du statut d’esclave à celui de libre et du statut de naturel à celui de légitime. D’autres, en revanche, sont par là même naturels et certaines successions existent pour eux. Il est admis enfin que d’autres ne sont même pas naturels, mais se révèlent indignes de cela33.
Le recours à cette catégorie d’enfants ni naturels, ni légitimes révèle, à lui seul, la véritable nature des critères d’appréciation retenus pour opérer la classification. Ceux-ci sont au nombre de deux: la légitimité – autrement dit la loi, l’adjectif legitimus ne signifiant en latin rien d’autre que “légal” – et la nature. Et jusqu’à la fin du Moyen Âge, ces deux éléments sont toujours présentés comme étant les deux sources essentielles de la filiation34. La nature dont il est question ici n’est cependant pas directement physique ou biologique. Comme en droit romain classique, le terme natura renvoie au droit naturel, autrement dit à une nature reconnue, instituée par le droit35. Le plus célèbre des commentateurs de l’École d’Orléans, Jacques de Révigny († 1296), l’explique sans équivoque: La lettre dit: les fils de famille ne proviennent pas seulement de la nature. De façon naturelle, cela veut dire d’un acte naturel, sous-entendu avec l’appui du droit, parce qu’il y a les justes noces, car, comme un acte naturel peut engendrer des fils non légitimes sur lesquels on n’a pas la puissance paternelle, il peut aussi permettre d’engendrer des légitimes. Parfois, quelqu’un est constitué fils de famille et la puissance paternelle est
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Sur l’Authentique, dont la date et la provenance exacte demeurent partiellement dans l’ombre, voir LANGE, Die Glossatoren (cf. n. 22), p. 82-85. Auth., 7, 1, 1 [= Nov., 89, 1, 1]: “Palam namque est, quia hominum alii quidem liberi simul consistunt et inter legitimos sunt, alii vero hoc prius non habentes postea fiunt et ex servis ad liberos ascendunt et ex naturalibus ad legitimos. Alii vero ex hoc ipso naturales sunt et quaedam eis successiones existunt. Alios autem neque naturales esse decet, sed etiam hoc monstrantur indigni.” Sur ce point, voir notre étude: L’adoption dans le droit savant du XIIe au XVIe siècle (Bibliothèque de droit privé 279), Paris 1998, p. 105 et 140-145. Cf. Y. THOMAS, Imago naturae. Note sur l’institutionnalité de la nature à Rome, dans: Théologie et droit dans la science politique de l’État moderne. Actes de la table ronde organisée par l’École française de Rome avec le concours du CNRS, Rome, 12-14 novembre 1987 (Collection de l’École française de Rome 147), Rome 1991, p. 201-227.
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Franck Roumy établie par un acte civil, sans acte de la nature, comme par l’adoption: tu es déjà né, tu ne peux pas renaître, je t’adopte36.
Dans le système construit par les juristes médiévaux, la loi peut donc, à elle seule, faire un fils; la nature, en revanche, ne peut en aucune façon y parvenir sans le secours du droit. Les éléments retenus pour construire cette typologie des filiations sont donc exclusivement juridiques. Les types d’enfants sont déterminés en fonction de leur place vis-à-vis de la puissance paternelle et de leur vocation successorale. Élaborée par les glossateurs du droit civil en vue de systématiser leur exposé des modes d’acquisition ou de preuve de la filiation, cette classification a été très tôt adoptée aussi par les canonistes. Ceux-ci, à l’origine, avaient pourtant imaginé un classement différent, conditionné par d’autres préoccupations. En effet, il ne s’agissait pas d’analyser l’établissement ou l’existence de liens de filiations, mais de déterminer les conséquences que pouvaient entraîner la parenté en matière d’empêchements au mariage37. Dès les années 1160, les premiers commentateurs du Décret de Gratien en avaient distingué trois sortes. La première était la parenté naturelle (cognatio naturalis), procédant des liens du sang; la deuxième la parenté spirituelle (cognatio spiritualis), naissant du parrainage; et la troisième la parenté légale (cognatio legalis), engendrée par l’adoption38. 36
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Jacobus de Ravanis, Lectura ad D., 1, 7, 1, V Filiosfamilias: “Dicit littera: filiosfamilias non solum natura facit; ex positione naturali id est naturalis actus et subaudi cum adminiculo juris, quia sunt juste nuptie, quia cum naturalis actus in generationem non legitimi in quo non habetur patria potestas sicut in generationem legitimi. Quandoque constituitur quis filius familias et fit patria potestas per actum civilem sine actu nature, ut per adoptionem: tu es jam natus, non potes renasci, adopto te.” (Leiden, Bibl. der Rijksuniversiteit, ms. D’Ablaing 2, fol. 12rb; Napoli, Bibl. naz., ms. III.A.6, fol. 10ra). Sur cette question, voir J. GAUDEMET, Le mariage en Occident, Paris 1987, p. 204-210 et les ouvrages plus anciens de J. FREISEN, Geschichte des kanonischen Eherechts bis zum Verfall der Glossenliteratur, 2e éd., Paderborn 1893, p. 371-561, et d’A. ESMEIN, Le mariage en droit canonique, 2e éd., 2 vol., Paris 1929-1935, t. I, p. 371-414. Ainsi: Rufinus [† ca 1192], Summa Decretorum, ad C. 30, d. a. q. 1, Vis Frequentia populorum: “… nunc tria in hac causa explicare contendit: scilicet de cognatione spirituali, et de cognatione legali, et de impossibilitate conveniendi corpore et animo, id est de etate.” (éd. H. SINGER, Paderborn 1902, réimpr. Aalen 1963, p. 460), Stephanus Tornacensis [Étienne de Tournai, † 1203], Summa Decretorum, ad C. 30, q. 3: “In hac questione de spirituali et legali cognatione tractat.” (éd. J. F. VON SCHULTE, Giessen 1891, réimpr. Aalen 1965, p. 241), dont les sommes ont été respectivement composées vers 1160 et 1165 (cf. A. GOURON, Sur les sources civilistes et la datation des sommes de Rufin et d’Étienne de Tournai, dans: BMCL 16 [1986], p. 55-70, réimpr. dans: ID., Droit et coutume en France aux XIIe et XIIIe siècles [Collected studies series 422], Aldershot 1993, n° X); et surtout: Summa “Elegantius in jure divino” seu Coloniensis, XV, 1: “Expeditis aliis matrimonii impedimentis, circa finem de triplici cognatione disserendum est: carnali, legali, spirituali.” (éd. G. FRANSEN / S. KUTTNER [Monumenta Iuris Canonici A/1], t. IIII, Citta del Vaticano 1990, p. 99, l. 1-3, cette dernière œuvre ayant été composée à Cologne vers 1169 (voir infra, n. 40).
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Conséquemment, les décrétistes envisageaient trois types de fils: naturels, spirituels ou adoptifs39. En analysant l’étendue de la parenté, ils ont été les premiers à chercher à isoler de façon systématique les liens existant entre les membres les plus proches d’une même famille. C’est ainsi que les termes de paternitas, maternitas et filiatio sont entrés dans la langue du droit. Empruntés par les canonistes à la théologie, ils apparaissent pour la première fois sous leur plume lorsqu’il s’agit de présenter la parenté spirituelle. La première occurrence se situe dans une somme anonyme sur le Décret de Gratien, composée sur les bords du Rhin en 116940. Très vite, l’usage de ce vocabulaire s’étend à la parenté adoptive, comme en atteste le plus grand canoniste bolonais, Huguccio, dont l’œuvre a été rédigée vers 1188-119041 et, plus généralement, à toute forme de parenté. Alors même que s’introduisait cette nouvelle terminologie visant à qualifier les liens familiaux les plus étroits, les canonistes allaient cependant aussi adopter la typologie des fils élaborée par les civilistes. Celle-ci se trouve en effet reprise par Sicard de Crémone, dans la somme sur le Décret de Gratien qu’il compose à Mayence vers 1170: Suit ce qui concerne la proximité spirituelle, qu’on envisage entre ceux qui sont seulement générés, à savoir les fils. Mais, parmi les fils, certains sont seulement naturels, d’autres seulement légitimes, d’autres naturels et légitimes, d’autres spirituels. Sont appelés seulement naturels, ceux produits par la nature et non d’une épouse mais d’une femme qui aurait pu être épouse légitime; seulement faits par la loi, les adoptifs; naturels et légitimes, ceux nés du mariage légitime; spirituels, ceux du sel du baptême jusqu’à la confirmation42. 39 40
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Rufinus, Summa Decretorum, ad C. 30, q. 3, Vis Quod autem: “Filiorum quidam sunt naturales, quidam spirituales, quidam adoptivi.” (éd. SINGER [cf. n. 36], p. 462). Summa Coloniensis, XV, 1: “Inter maiores compaternitas et commaternitas, inter minores confraternitas; horum ad alios spiritualis filiatio, illorum ad hos spiritualis paternitas.” (éd. FRANSEN / KUTTNER [cf. n. 38], p. 99, l. 6-8). L’auteur de cette œuvre est peut-être Bertrand de Metz († 1212), connu par ailleurs pour avoir commenté le titre De regulis juris du Digeste, cf. P. GERBENZON, Bertram of Metz, the author of “Elegantius in iure divino”?, Traditio 21 (1965), p. 510-511. Huguccio, Summa Decreti, ad. C. 30, q. 1, d. a. c. 1: “Et hec legalis cognatio alia est paternitas, alia filiatio, alia fraternitas vel sororitas, alia nepotatio vel pronepotatio et sic usque ad VII gradum, ut in Instit., l. I, t. De adoptionibus, § Licet [Inst., 1, 11, 5] et ff., De adoptionibus, Adoptiones [D., 1, 7, 43].” (Paris, Bibl. nat., mss. lat. 3891, fol. 249rb; 3892, fol. 301rb; 15397, fol. 75vb). Sur cette œuvre et son auteur, voir: W. P. MÜLLER, Huguccio. The Life, Works, and Thought of a Twelfth Century Jurist (Studies in Medieval and Early Modern Canon Law 3), Washington 1994. Sicardus Cremonensis, Summa Decreti, ad C. 30, q. 1-4, De spirituali proximitate: “Sequitur de spirituali proximitate, que consideratur inter generatos tantum, scilicet filios. Filiorum autem alii sunt naturales tantum, alii legitimi tantum, alii naturales et legitimi, alii spirituales. Naturales tantum, qui sunt natura producente et non ex uxore, sed ex tali que potuit esse uxor legitima; lege faciente tantum scilicet adoptivi; naturales et legitimi id est de legitimo matrimonio nati; spirituales a pabulo salis usque ad
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À la fin du XIIe siècle, la classification des premiers glossateurs tend ainsi à être véritablement “canonisée”. Chez les civilistes, elle est devenue une norme, que consacre Accurse, dans la glose ordinaire du Corpus juris civilis, qu’il compose entre 1227 et 1234 et qui était vouée à accompagner systématiquement la compilation byzantine, jusqu’à l’aube de l’Époque moderne43. Dès lors, on l’utilise régulièrement, notamment lorsqu’il s’agit de présenter des modes particuliers d’établissement de la filiation comme l’adoption ou la légitimation44. Chez les canonistes, son usage devient aussi constant dans les mêmes circonstances, principalement à partir de la mise en circulation des recueils systématiques de décrétales pontificales, qui sont glosés dans les écoles à partir des années 119045. Mais si l’usage consistant à classer les enfants ou les liens de
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confirmationem dicuntur.” (Paris, Bibl. nat., mss. lat. 4288, fol. 61rb; 4289, fol. 52ra; 14996, fol. 120). Accursius, Glossa ordinaria ad Inst., 1, 11, pr., Non solum, V° Naturales: “… filiorum alii sunt naturales et legitimi, ut ex legitimo matrimonio nati, ut hic et supra, De patria potestate, in principio [Inst., 1, 9, pr.], alii naturales tantum, ut nati ex concubina, ut supra, titulo I, § finali, alii legitimi tantum, ut adoptivi, de quibus hoc titulo loquitur, alii nec naturales nec legitimi juris presumptione, ut incestuosi, vel alias illicite nati, ut in Aut. Quibus modis naturales efficiuntur sui, § finali, Collatione VII [Auth., 7, 1, 15 = Nov., 89, 15], alii sunt qui prius non fuerunt legitimi, sed nunc sunt, id est efficiuntur duobus modis, ut in Aut. Quibus modis naturales efficiuntur sui, § I [Auth., 7, 1, 1 = Nov., 89, 1], et supra titulo I, in fine.” (Glossa in Volumen [Corpus glossatorum juris civilis 11], Venetiis 1489, réimpr. Augustae Taurinorum 1969, fol. 8ra). Pour la datation, voir V. VALENTINI, L’ordine degli apparati accursiani in una notizia di Angelo degli Ubaldi, dans: TRG 53 (1985), p. 99-134, et F. Soetermeer, L’ordre chronologique des apparatus d’Accurse sur les Libri Ordinarii, dans: M. J. PELAEZ (dir.), Historia del derecho privado. Trabajos en homenaje a Ferran Valls i Taberner [Estudios interdisciplinares en homenaje a Ferran Valls i Taberner 10], Barcelona 1989, p. 28672892, réimpr. dans: Livres et juristes au Moyen Âge [Bibliotheca Eruditorum 26], Goldbach 1999, p. 247-272. Voir par exemple: Odofredus [† 1265], Com. ad D., 19, 5, 5, Naturalis, n° 1 (In secundam Digesti veteris partem praelectiones [Opera iuridica rariora II/2], Lugduni 1552, réimpr. Bologna 1968, fol. 122vb); Cynus Pistoriensis [† 1336], Com. ad Auth. in C., 6, 59, 11, Itaque, n° 2 (In Codicem et aliquot titulos primi Pandectorum tomi id est Digesti veteris doctissima commentaria, Francofurti ad Moenum 1578, réimpr. Torino 1964, t. II, fol. 432). La Compilatio Ia, élaborée en 1189-1192, contient un titre Qui filii sint legitimi (4, 18), qui se retrouve ultérieurement dans les Décrétales de Grégoire IX (X, 4, 17). En commentant ces passages, les canonistes ouvrent ou concluent ordinairement leur propos par la distinction entre les fils et reprennent souvent purement et simplement le vocabulaire des civilistes. C’est le cas, par exemple, de Bernard de Pavie († 1213) commentant la compilation qu’il avait lui même élaborée: cf. Bernardus Papiensis, Summa Decretalium, IV, 18 (éd. Th. LASPEYRES, Ratisbonae 1861, réimpr. Graz 1956, p. 183). Les nuances ne portent en général que sur le vocabulaire: ainsi, vers 1215, le canoniste hongrois Damasius, Summa Decretalium, IV, 18, Qui filii sint legitimi: “Sunt autem legitimi, quos scilicet de legitima uxore procreamus. Naturales, quos de concubinis cum quibus matrimonium consistere possit generamus. Spurii, quos ex adulterio vel incestuoso coitu
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filiation par type devient une norme intellectuelle, il n’en est pas pour autant une règle juridique intangible.
II. Les remises au cause de la typologie des filiations Le droit romano-canonique médiéval se présente en effet, on le sait, comme un système aux antipodes des droits codifiés ou “légicentristes” de l’Époque contemporaine46. La norme juridique, construite par les prudents, y est bâtie de manière casuistique, au gré des besoins suscités par la nécessité d’adapter des règles le plus souvent formulées en rescrits, qu’il s’agisse de constitutions impériales romaines ou de décrétales pontificales. Chaque maître est susceptible d’apporter des retouches, voire de remettre en cause les constructions élaborées par ses prédécesseurs. Adoptée à des fins didactiques et procédant de la technique de la distinction qui fleurit, dans les écoles de droit, au second versant du Moyen Âge47, la classification des filiations n’échappe pas à ce phénomène. Dans la seconde moitié du XIIe siècle, des variantes surgissent donc, déjà chez les civilistes. Souvent, on se contente de ne considérer que trois catégories principales de fils – les légitimes, les naturels et les adoptifs – écartant l’encombrante série des “ni légitimes, ni naturels”, dont le nom n’est sans doute pas omis par pudeur, pour taire des situations scabreuses, mais plutôt par prudence, en raison de la difficulté à user, vis-à-vis d’étudiants, d’une terminologie singulière, dont la logique ne s’impose qu’au terme d’explications
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quis suscepit. Adoptivi, quos per adoptionem vel arrogationem in filios assumimus, ut supra, De cognatione legali [Comp. Ia, 4, 12].” (Paris, Bibl. nat., mss. lat. 14320, fol. 166ra; 14609, fol. 121ra). Pour la datation complexe de cette œuvre, contemporaine du IVe concile de Latran, voir S. KUTTNER, Repertorium der Kanonistik (1140-1234). Prodromus corporis glossarum, I (Studi e testi 71), Citta del Vaticano 1937, réimpr. Modena 1981, p. 395. Sur l’esprit du “système”, voir en particulier l’étude classique de S. KUTTNER, Harmony from Dissonance: An Interpretation of Medieval Canon Law, dans: Wimmer Lecture 10 (1956), p. 1-16, réimpr. dans: ID., The History of Ideas and Doctrines of Canon Law in the Middle Ages (Collected studies series 113), London 1980, 2e éd. 1992, n° I, et l’ouvrage de M. BELLOMO, L’Europa del diritto comune, Roma 1988, trad. angl. L. G. COCHRANE, The Common Legal Past of Europe, 1000-1800, Washington 1995. Sur celle-ci: Ch. H. F. MEYER, Die Distinktionstechnik in der Kanonistik des 12. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte des Hochmittelalters (Medievalia Lovaniensia. Series I Studia 29), Leuven 2000. Pour des applications concrêtes: F. ROUMY, Les distinctions et les sommes des glossateurs relatives à l’ignorance du droit, dans: O. CONDORELLI, “Panta rei”. Studi dedicati a Manlio Bellomo, Roma 2004, t. IV, p. 467-500, publié aussi dans: Rivista internazionale di diritto comune 14 (2003) [2005], p. 119-154.
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complexes48. Certains glossateurs, animés d’intentions didactiques, tentent aussi d’améliorer la classification, faisant dépendre de cette division élémentaire en trois branches des sous-catégories. C’est par exemple le cas du célèbre Placentin, qui enseigna à Montpellier dans les années 1160: On peut donc opérer cette divison: certains fils sont naturels et légitimes, d’autres seulement naturels, d’autres seulement légitimes. Parmi les naturels, certains sont des esclaves, d’autres des enfants. Parmi les enfants, certains succèdent, comme ceux nés de la concubine précédemment évoquée, d’autres non, comme ceux nés autrement, d’une façon réprouvée. Parmi ceux qui sont naturels et légitimes, certains le sont dès le départ, d’autres ultérieurement: dès le départ, ceux qui ont été dès l’origine procréés dans le mariage; ultérieurement, comme par le mariage réalisé ensuite avec la concubine. Parmi ceux qui sont seulement légitimes, certains le sont par la simple adoption, d’autres par l’adrogation49.
L’habitude de présenter ainsi des distinctions arborescentes gagne également les canonistes. Ceux-ci, préoccupés par la nécessité d’analyser des liens de parenté à la fois susceptibles d’engendrer des interdits matrimoniaux et de faire naître des relations de pouvoir ou des vocations à succéder à l’intérieur de la famille, ont d’ailleurs tendance à compliquer le classement en imaginant des divisons élémentaires plus nombreuses qui, elles-même, en entraînent d’autres. Au début du XIIIe siècle, Geoffroy de Trani († 1245), commentant le recueil officiel de Décrétales promulgué en 1234 par le pape Grégoire IX, en vient de la 48
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À titre d’exemple, à la fin du XIIe siècle: Glossa Olomucensis ad Inst., 1, 11, n° 8, Vis Non solum – adoptamus: “Filius aut naturalis et legitimus, ut uxoris, [a]lius naturalis tantum, ut ex concubina, alius legitimus tantum, ut adoptivus.” (éd. M. BOHACEK, Voraccursische Glossen in den handschriftlichen Fragmenten der justinianischen Institutiones der wissenschaftlichen Staatsbibliothek in Olomouc, dans: R. CREYTENS / P. KÜNZLE, Xenia Medii Ævi Historiam illustrantia oblata Thomae Kaeppeli [Storia e letteratura raccolta di Studi e testi 141], Roma 1978, t. I, p. 16). Ou encore, la construction un peu maladroite de la fameuse Glose de Cologne: Glossa Coloniensis ad Inst., 1, 10, 12-13: “Liberorum in potestate co[n]stitutorum alii legitimi, alii adoptivi, alii naturales. Naturalium ali ab initio ut legitimi, alii postea ut hi qui dantur curiis et ut hi cum quorum matre que antea concubina fuerat postea dotalia instrumenta facta sunt.” (éd. M. CONRAT, La glossa di Colonia alle Istituzioni, pubblicazione del testo con introduzione e note, dans: Archivio giuridico 34 (1885), p. 110, n° 18), probablement élaborée dans le nord de la France ou en Allemagne vers 1170: A. GOURON, La glose de Cologne en débat, dans: Initium 12 (2007), p. 3-13. Placentinus, Summa Codicis, V, 27: “Igitur talis divisio fieri potest: filiorum alii sunt naturales et legitimi, alii naturales tantum, alii legitimi tantum. Naturalium tantum alii sunt servi, alii liberi. Liberorum alii succedunt, ut nati ex praefata concubina, alii non ut nati alias reprobe. Eorum qui sunt naturales et legitimi, alii ab initio, alii ex post facto. Ab initio ut ex matrimonio primordialiter genito. Ex post facto, ut ex matrimonio cum concubina postea confecto. Eorum qui sunt legitimi tantum, alii per adoptionem simplicem, alii per arrogationem.” (éd. Moguntiae 1536, réimpr. Torino 1962, p. 219). L’identité exacte de cet auteur demeure dans l’ombre: A. GOURON, Placentin: une hypothèse d’identification, dans: Initium 5 (2000), p. 133-145.
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sorte à envisager, d’abord, dans le seul ordre “civil” cinq types principaux de fils: les légitimes, les légitimés, les adoptés, les adrogés et les naturels50. Après avoir posé cette première classification, le décrétaliste qui, avant d’enseigner le droit canonique, avait été professeur de droit civil, ajoute qu’on peut l’améliorer en distinguant les fils “légitimes non naturels”, adoptés ou adrogés, les légitimes et naturels, nés d’un véritable mariage ou d’un mariage putatif, les “naturels non légitimes”, nés d’un concubinage stable, qui ont certains droits de succession et, enfin, les bâtards, nés d’un union condamnée, qui ne succèdent en aucune façon51. À tous ceux-là s’ajoutent encore les enfants spirituels, auxquels est jointe, in fine, une nouvelle catégorie: ceux qui sont conçus d’une servante ou d’une esclave, avec l’accord de la femme légitime, comme ce fut le cas du fils d’Abraham, Ismael (Gn., 16, 1), cette ultime catégorie permettant d’aborder par ricochet la question du mariage des esclaves52. La catégorisation des enfants eût sans doute pu se poursuivre à l’infini si, dès cette époque, les civilistes autant que les canonistes n’en avaient en partie remis 50
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Goffredus Tranensis, Summa super titulis Decretalium, IV, 17: “Filiorum quinque sunt genera: alii legitimi, alii legitimati, alii adoptivi, alii arrogati, alii naturales. Legitimi sunt qui ex legitimis matrimoniis procreantur, ut in Inst., De patria potestate, in principio [Inst., 1, 9, pr.], ff., De his qui sui vel alieni juris sunt, l. Item in potestate et l. Filium [D., 1, 6, 3 et 6]. Hii etiam dicuntur liberi, ut XXXII, q. IIII, Liberi [c. 15]. Et hoc puto verum sive matrimonium sit verum sive putativum, dummodo contrahentes solenniter contrahant et impedimentum ignorent, ut infra eodem, c. Cum inter Johannem [X, 4, 17, 2]. Legitimati sunt illi qui illegitimi nascuntur, sed aliquo superveniente beneficio pro legitimis reputantur, ut infra, eodem titulo, Tanta [X, 4, 17, 6], ut in sequentibus dicam. De adoptivis et arrogatis dixi supra, De cognatione legali [X, 4, 12]. Naturales sunt qui ex concubinis nascuntur, ut XXXII, q. IIII, Liberi [c. 15].” (éd. Lugduni 1519, réimpr. Aalen 1968, fol. 188v). Id., eod. loc.: “Vel subdistingue melius. Filiorum alii sunt legitimi non naturales, ut adoptivi et arrogati, alii sunt legitimi et naturales, ut ex legitimis matrimoniis procreati sive veris sive putativis, ut superius dictum est, alii sunt naturales et non legitimi, ut nati ex concubinis indubitato effectu retentis – hii ab intestato succedunt parentibus una cum matribus in duabus unciis, ut C., De naturalibus, in authentica Licet patri [Auth. ad C., 5, 27, 8] –, alii spurii, ut nati ex damnato coytu – hii in nullo succedunt immo nec pasci a parentibus dicunt, ut in Auth., Quibus modis naturales efficiuntur sui, § antepenultimo [Auth., 7, 1, 15 = Nov., 89, 15], infra, eodem titulo, Per venerabilem [X, 4, 17, 13], in fine, XXXII, q. IIII, Dicat [c. 9].” (éd. cit. [cf. n. 48], fol. 188v). Id., eod. loc.: “Sunt et alia genera filiorum, nam sunt alii spirituales, ut XXX, q. I, Omnes [c. 8] et q. III, c. I et III. Dicuntur etiam filii secundum legem Veteris Testamenti, qui ex ancillis et patronis de voluntate uxoris nascantur, ut LVI dist., Ysmael [D. 56, c. 9], et XXXII, q. IIII, Recurrat [c. 2]. Et quod dixi supra, quod filii nati ex legitimis matrimoniis dicuntur liberi fallit, quia natus ex ancilla et servo, vel ex ancilla et libero, quamvis matrimonialiter conjunctis, non tamen est liber, ut XXXII, q. IIII, Liberi [c. 15]. Et nihilominus verum est matrimonium inter servos, ut supra, De conjugio servorum, c. I [X, 4, 9, 1]. Item contingit quod nati ex justis nuptiis liberi non sunt, ut cum aliqui casualiter in servitutem rediguntur, ut nota supra, De natis ex libero ventre [X, 4, 10], § Casualiter.” (éd. cit. [cf. n. 48], fol. 188v).
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en cause les fondements, en relativisant sévèrement la valeur d’une telle démarche. La première critique surgit à l’aube du XIIIe siècle, chez le plus célèbre glossateur bolonais du temps, Azon, dont la somme sur le Code de Justinien, rédigée vers 1210, allait jouir d’un prestige considérable, non seulement aux yeux des maîtres, mais aussi des praticiens qui, jusqu’au XVIe siècle, en ont fait large usage53. Après avoir exposé la distinction traditionnellement admise entre enfants légitimes et naturels, seulement naturels, seulement légitimes et ni légitimes, ni naturels, celui-ci tentait de l’expliquer par un recours à l’histoire: Il faut savoir que cette distinction entre les enfants se fait selon le droit civil ou des empereurs, non selon le droit naturel. En effet, à l’origine, quand la seule nature sanctionnait les hommes, avant que n’apparaissent des lois écrites, il n’existait aucune différence entre le naturel et le légitime. Mais, aussitôt qu’ils survenaient, les fils d’autrefois étaient faits légitimes vis-à-vis des parents de jadis par la Création elle-même. Et comme, s’agissant des individus libres, la nature les a tous fait libres, mais que les asservissements sont advenus par la guerre, de même la nature a produit des descendants légitimes, mais l’inclination à la concupiscence ou à la chasteté a introduit des naturels parmi les légitimes; et de même que, pour la servitude, a été inventé le bénéfice de l’affranchissement, il était également nécessaire que, pour les naturels, fût inventé un remède qui les fissent légitimes et siens, comme dans l’Authentique, aux titres “Par quels moyens les naturels deviennent légitimes”, au paragraphe Novimus, et “Par quels moyens les naturels deviennent siens”, dans la première colonne54.
Encore une fois, le raisonnement empruntait une partie de son argumentation à la législation romaine tardive, s’inspirant d’un passage de la Novelle 74 de Justinien. Dans celle-ci, l’empereur avait en effet permis à l’invidivu dépourvu de descendance légitime de légitimer l’enfant né d’une femme libre et justifié le procédé en postulant un état primitif de légitimité de tous les hommes, comparable à l’état originel de liberté qui justifiait lui-même 53
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Sur l’œuvre d’Azon et sa diffusion, voir: LANGE, Die Glossatoren (cf. n. 22), p. 255-271. La somme au Code est présente dans à peu près tous les catalogues de bibliothèques médiévales où figurent des ouvrages juridiques et dans un très grand nombre d’inventaires après décès d’hommes de loi. Dès le XIIIe siècle, elle a été traduite en français. Azo, Summa Codicis, V, 27: “Et est sciendum quod ista distinctio liberorum fit secundum jura civilia vel imperatorum, non secundum jura naturalia. Neque enim a principio, quando sola natura sanciebat homines antequam scripte provenirent leges, fuit quedam differentia naturalis et legitimi. Sed antiquis parentibus antiqui filii mox ut procedebant fiebant legitimi ipsa creatura; et sicut in liberis hominibus natura fecit liberos omnes, bella vero servitutes advenerunt, sic et natura legitimas produxit soboles, at diversio ad concupiscentias vel castitatis casus naturales immiscuit legitimis, et sicut in servitute ad inventum est beneficium manumissionis, ita necessarium est naturalibus ut inveniatur medela qua fiant legitimi et sui, ut in Auten. Quibus modis naturales efficiuntur legitimi, § Novimus et Quibus modis naturales efficiuntur sui, in I col. [Auth., 6, 1, 2 = Nov., 74, 2 et Auth., 7, 1, 1 = Nov., 89, 1].” (éd. [Corpus glossatorum juris civilis 2], Papie 1506, réimpr. Torino 1966, p. 193).
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l’existence de la procédure d’affranchissement. La démonstration poursuivait donc un but radicalement différent: Il est donc permis au père, comme nous l’avons dit, s’il n’a pas de descendance légitime, de rendre ses fils à la nature et à l’antique ingénuité, s’ils lui sont nés d’une femme libre, et, par suite, d’en faire les siens et de les avoir en puissance. En effet, à l’origine, quand la seule nature sanctionnait les hommes, avant que n’apparaissent les lois écrites, n’existait aucune différence entre le naturel et le légitime, mais, aussitôt qu’ils survenaient, les fils d’autrefois étaient faits légitimes vis-à-vis des parents de jadis. Et de même que, s’agissant des libres, la nature les a certainement tous faits libres, mais que, par la guerre, ils ont inventé la servitude, la nature a aussi certainement produit des descendants légitimes, mais l’inclination à la concupiscence a introduit des naturels parmi eux. Vu, donc, que sévissent les mêmes maux, il convient aussi de trouver un égal remède: celui-ci était celui de nos prédécesseurs; celui-là est à coup sûr le nôtre55.
La reprise de cet argumentaire quasi-anthropologique, largement détourné de son but initial par Azon, allait ouvrir une sérieuse brèche dans les fondements sur lesquels était censée s’appuyer la typologie des filiations mise au point par les juristes du XIIe siècle. Elle allait exercer une influence considérable sur la pensée du plus grand canoniste du XIIIe siècle et conduire celui-ci à procéder, finalement, à une critique sévère de l’usage consistant à classer les fils en de multiples catégories. Les canonistes, ainsi qu’on l’a précédemment noté à travers l’exemple de Geoffroy de Trani, avaient en effet eu tendance, dans la première moitié du XIIIe siècle, à compliquer la typologie des fils mise en point par leurs prédécesseurs. Henri de Suse (ca. 1200-1271), surnommé Hostiensis en raison de son titre de cardinal-évêque d’Ostie, reçu en 1262, à la suite d’une brilliante carrière diplomatique, n’a pas échappé, dans la partie la plus ancienne de son œuvre, à cette habitude56. Dans la somme sur le Liber Extra de Grégoire IX, qu’il commence de rédiger vers 1239, alors qu’il enseigne le droit canonique à l’université de Paris, et n’achève que vers 1253, tandis qu’il est devenu archevêque d’Embrun, le célèbre décrétaliste propose tout d’abord de distinguer sept sortes de fils. Les premiers sont les “légitimes et naturels”, nés du mariage 55
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Auth., 6, 1, 1 = Nov., 74, 1: “Liceat igitur (sicuti praediximus) patri, si legitimam non habet sobolem, filios restituere naturae et antiquae ingenuitati, si ex libera ei fiant, et suos de caetero et sub potestate habere. Neque enim a principio, quando sola natura sanciebat hominibus, antequam scriptae provenirent leges, fuit quaedam differentia naturalis atque legitimi, sed antiquis parentibus antiqui filii mox ut procedebant fiebant legitimi, et sicut in liberis natura quidem liberos fecit omnes, bella vero servitutem adinvenerunt, sic etiam hinc natura quidem legitimas produxit soboles, at vero ad concupiscentiam diversio naturales eis inmiscuit. Tanquam ergo similibus passionibus factis oportet etiam medelam ex aequalitatibus inveniri, illam quidem a praedecessoribus nostris, hanc vero a nobis.” Sur la vie et la carrière de cet auteur, voir notre notice dans: P. ARABEYRE / J.L. HALPERIN / J. KRYNEN, Dictionnaire historique des juristes français, Paris 2007, p. 724-726.
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ou, éventuellement, du maître et de la servante, mais reconnus comme fils avec l’assentiment de l’épouse. Les deuxièmes sont les “légitimes et civils”, faits par l’adoption. Les troisièmes, appelés “légitimes et spirituels”, sont les filleuls. Viennent ensuite les “seulement naturels” nés de la concubine régulière, puis les “légitimés”, auxquels s’ajoutent encore les “seulement spirituels”, qui ne sont autres que les évêques, enfants spirituels du pape et, enfin, les “ni naturels, ni légitimes”, ceux “nés d’un inceste ou d’une union condamnée par la loi humaine”, qu’on appelle aussi “bâtards” (spurii)57. Cette distinction élémentaire étant posée, le décrétaliste considère qu’on peut toutefois encore discerner plusieurs sous-catégories au sein de la dernière. Les spurii proprement dits sont ceux nés d’on ne sait qui, “quasiment de venus de l’écume des rivières voire des rivaux” précise Hostiensis en une formule poétique reposant sur un jeu de mots, non dénué d’ironie, sans doute destiné à capter l’attention de son public estudiantin. Mais il y a aussi les “manzers”, appellation empruntée à un passage du Deutéronome (23, 5) pour qualifier ici les enfants nés de prostituées, et, enfin, les nothi, terme qui désigne les enfants adultérins58. L’on en arrive ainsi à une liste qui, finalement, recèle non plus sept mais dix catégories d’enfants. Parvenu au terme de cette impressionnante classification, le décrétaliste qui, dans sa jeunesse, avait étudié le droit civil à Bologne, auprès de Jacobus
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Hostiensis, Summa ad X, 4, 17, Qui filii sint legitimi, n° 1: “Quod sunt genera filiorum. Et quidem septem. Nam alii sunt legitimi et naturales, ut suscepti ex legitimo matrimonio, XXXII, q. IIII, Liberi [c. 15]. Dicuntur etiam legitimi secundum legem Veteris Testamenti, ex dominis et ancillis, de voluntate uxorum suscepti, ut XXXII, q. IIII, Dicat [c. 9], Ismael [D. 56, c. 9], Recurrat [C. 32, q. 4, c. 2]. Alii legitimi et civiles, de his nota supra, De cognatione legali [X, 4, 12]. Alii legitimi et spirituales, de his nota supra, De cognatione spirituali [X, 4, 11]. Alii naturales tantum, ut nati ex concubina indubitato affectu habita. Alii naturales ab initio, sed ex post facto naturales et legitimi, et hi possunt dici legitimati, infra eodem, Tanta [X, 4, 17, 6]. Alii spirituales tantum, unde omne sumus filii pape vel quasi, infra, De crimine falsi, Quam gravi [X, 5, 20, 6]. Alii neque naturales neque legitimi respectu patris vel spurii, scilicet nati ex incestuoso vel per legem etiam humanam damnato coitu, ut infra eodem § sequenti, vel spurii.” (éd. Lugduni 1537, réimpr. Aalen 1962, fol. 215). Id., eod. loc., n° 2: “Dicunt autem spurii vulgo quesiti quasi de spuma rivalium sive corrivalium nati, que autem sit differentia inter spurios et manzeres et nothos, de quibus habes infra eodem, Per venerabilem [X, 4, 17, 13], § penultimo. Dic ut nota supra, De filiis presbyterorum [X, 1, 17]. Illa enim differentia que ibi non invenitur in historiis in rubrica ‘Quibus non est phas Ecclesiam Dei introire’, vel potest dici manzer de scorto natus. Spurius qui patrem ostendit quem nominare phas non est, scilicet de adulterio natus. Nothus vero natus de incestu naturalis. Naturalis de concubina. Hec distinctio filiorum sive partus ejus habetur XXVI, questio VI, Deinde opponitur [recte: Deinde ponitur = D. 26, c. 3], XXXIIII distinctione, Si quis viduam [c. 13], et in Aut. Quibus modis naturales efficiuntur sui in I col. et § Si quis autem col. VII [Auth., 7, 1, 6 = Nov., 89, 6], et in Aut. Ut liceat matri et avie § finali, col. VIII [Auth., 8, 13, 15 = Nov., 117, 15], XXX, q. I, Omnes [c. 8], et q. III, Ita diligere [c. 1].” (ibid. [cf. n. 57]).
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Balduinus († 1235), élève d’Azon, reprend cependant à son compte la réflexion de ce dernier: Mais cette distinction est faite selon le droit civil et canonique, non selon droit naturel, car, de même qu’à l’origine tous les enfants sont nés comme les naturels, comme il est prouvé dans le canon allégué précédemment, aujourd’hui encore, bien que les bâtards soient aussi générés naturellement, ils ne sont cependant pas légitimes, de sorte que, de même qu’un remède a été inventé pour que les esclaves accèdent à la liberté, les illégitimes ont aussi gagné le moyen d’être légitimés59…
La construction d’Hostiensis présente toutefois une différence de taille avec celle d’Azon. En effet, tandis que le glossateur postulait, à l’origine, une légitimité générale de tous les enfants, le canoniste, à l’inverse, considère qu’au départ “tous les enfants naissent comme des naturels”. Cette manière d’envisager la filiation est évidemment conditionnée par l’expérience du pasteur, ses multiples activités, savantes et diplomatiques, n’ayant pas empêché Hostiensis d’être un évêque particulièrement diligent60. Elle découle, fort logiquement, de la conception canonique du mariage qui domine l’Occident jusqu’au concile de Trente. La frontière entre le concubinage et les noces légitimes est en effet extrêmement ténue dans la société médiévale. Le droit canonique, en consacrant un mariage conclu par un simple accord de volonté, entérine cette situation, tentant de “canoniser” le plus d’unions possibles61. La remise en cause de la typologie traditionnelle des filiations opérée par Hostiensis ne fait donc que traduire la favor filiationis qui se développe, dans le droit canonique classique, parallèlement à la favor matrimonii62. Le ressort de cette tendance est naturellement le souci de promouvoir, au sein d’une société guerrière et masculine, une protection particulière à l’égard de l’enfant autant que de la femme, qui se traduit, en pratique, par l’octroi de voies de droit
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Id., eod. loc.: “Hec autem distinctio secundum jura civilia et canonica fit, non naturalia, nam sicut ab initio omnes liberi nascebantur sic naturales, ut probetur canone superius allegato, quare hodie etiam et spurii naturaliter generantur, non tamen sunt legitimi, unde sicut medela adinventa est ut servi libertatem consequantur, sic quod etiam illegitimi legitimati mereantur, ut in Aut. Quibus modis naturales efficiuntur legitimi, § Novissimus, col. VI [recte: Novimus = Auth., 6, 1, 2 = Nov., 74, 2], et Quibus modis naturales efficiuntur sui, in I col., col. VII [Auth., 7, 1 = Nov., 89]. Vide super hoc quod nota supra, De consanguinitate et affinitate [X, 4, 14], § Et unde dicatur et, De filiis presbyterorum [X, 1, 17], § Quis dictatur filius presbyteri.” (ibid. [cf. n. 57]). Voir notamment: N. DIDIER, Henri de Suse, évêque de Sisteron, dans: RHD 81 (1955), p. 245-270 et 409-429. Cf. GAUDEMET, Le mariage en Occident [cf. n. 37], passim. Sur cette tendance, voir les différentes études relatives à la légitimation d’A. LEFEBVRETEILLARD, Autour de l’enfant. Du droit canonique et romain médiéval au Code civil de 1804 (Medieval Law and Its Practice 2), Leiden/Boston 2008, p. 277-373.
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comme l’action en recherche de paternité ou l’action susceptionis partus, lointaine préfiguration de l’action à fins de subsides63. Considérée sous ce dernier angle, la typologie des filiations élaborée par les juristes médiévaux apparaît sous un autre jour. Multiplier, comme le font les canonistes, les distinctions entre les fils n’a pas pour but d’introduire de nouvelles “discriminations”. Il s’agit, à l’inverse, de faire entrer, d’une façon ou d’une autre, le plus d’enfants possible dans la catégorie des légitimes et des légitimables. L’esprit de cette démarche se manifeste de façon particulièrement nette dans l’œuvre d’Hostiensis. Dans sa lectura sur les Décrétales de Grégoire IX, remaniée jusqu’à sa mort, en 1270, et qui livre donc le dernier état de sa pensée, la critique des classifications opérées par ses prédécesseurs se fait plus dure. La distinction entre les genres de fils érigée par les docteurs s’avère selon lui “imparfaite” (semiplena) et mérite d’être remplacée par une autre, beaucoup plus simple. Il convient en effet de revenir à une summa divisio qui érigerait deux catégories principales: d’une part, les fils “que l’on ne doit pas nommer”, parce qu’ils sont nés “de l’inceste, de l’adultère ou de toute autre union détestable et condamnée”; de l’autre “ceux que l’on peut nommer”, parmi lesquels il est possible ensuite distinguer entre les spirituels, qui n’ont aucun droit de succession, et tous les autres, qui, d’une façon ou d’une autre, détiennent ou finissent par détenir un tel droit64. 63
Sur ces actions: J.-Ph. LÉVY, L’officialité de Paris et les questions familiales à la fin du siècle, dans: Études d’histoire du droit canonique dédiées à Gabriel Le Bras, t. II, Paris 1965, p. 1265-1294; A. LEFEBVRE-TEILLARD, Les officialités à la veille du concile de Trente (Bibliothèque d’histoire du droit et droit romain 19), Paris 1973, p. 207-221. Hostiensis, Lectura ad X, 4, 17, 6, Tanta, nos 4-5, V° Filius: “Hic habes notatam per doctores distinctionem generum filiorum. Sed quia semiplena est, dic quod filiorum alii non nominandi, ut quia nati de incestuoso, adulterino, vel alias detestabili et damnato coitu, de quibus nota supra super versiculo ‘spurius’. Et tales patri nullo modo succedunt, ut hic et infra c. Per venerabilem [X, 4, 17, 13], et in Auth. Quibus modis naturales efficiuntur sui, § antepenultimo, collatione VII [Auth., 7, 1, 14 = Nov., 89, 14], C., De incestis nuptiis, Auth. Ex complexu [Auth. ad C., 5, 5, 6], 32, q. 4, Dicat aliquis [c. 9]. Utrum autem tales matribus succedant, dissentio est, quid dic, ut nota in Summa eodem titulo, § An utrunque genus succedat, versiculo ‘spurii’ et sequentibus. Alii vero nominati possunt. Et horum alii sunt spirituales, hoc genere sumus omnes filii domini papae, quia ipse pater patrum est, quamvis episcopos et superiores fratres alios vero omnes filios suos appellet, infra, De crimine falsi, Quam gravi [X, 5, 20, 6]. Et tales in nullo succedunt quo ad hereditatem temporalem. Sunt tamen alendi pane triplici, supra, De electione, Significasti [X, 1, 6, 4]. Alii spirituales et legitimi sive canonici, ut filioli, neque tales succedunt. Impediunt tamen et dirimunt matrimonium, ut supra, De cognatione spirituali [X, 4, 11]. Alii civiles et legitimi, puta arrogati vel adoptivi, de quibus dic, ut nota supra, De cognatione legali [X, 4, 12] et in Summa eodem titulo. Alii naturales tantum, de quibus dic, ut nota supra eodem, Lator [X, 4, 17, 5], super versiculo ‘jure successorio’. Alii naturales et legitimi et liberi, ut suscepti de vero vel putativo matrimonio, bona fide et in facie Ecclesiae inter liberas personas vel inter liberam matrem et servum contracto, et tales liberis parentibus indistincte succedunt, ut C., De XIVe
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Ce raisonnement, régulièrement repris par la doctrine canonique de la fin du Moyen Âge65, a fini par être abandonné à l’Époque moderne, tandis que les États naissants imposaient un contrôle croissant sur l’institution familiale66. Sa dynamique semble pourtant annoncer, avec une étonnante modernité, le mouvement qui a fini par animer les droits européens contemporains. Rejetant les classifications traditionnelles pour tenter d’inclure dans un même ensemble le plus d’enfants possibles, ceux-ci n’en continuent pas moins, comme le faisaient les décrétalistes, à y recourir, lorsqu’il s’agit de décrire les modes d’établissement du lien de filiation. Nombreux sont ceux aussi qui continuent à taire l’ultime catégorie “innommable”: les enfants incestueux.
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suis et legitimis haeredibus [C., 6, 55], per totum, et supra eodem, c. II, et infra eodem Perlatum et canone sequenti et canone penultimo [X, 4, 17, 8; 9 et 14]. Alii naturales et legitimi sed servi, ut nati de servis conjunctis vel serva et libero homine, ut patet in his, quae nota supra, De conjugio servorum et titulo sequenti per totum [X, 4, 9 et 10], et tales succedere non possunt, nisi manumittantur tacite vel expresse, ut patet Institutionibus, De his qui sunt sui vel alieni juris [Inst., 1, 8], et Per quas personas nobis acquiritur [Inst., 2, 9], et Quibus non est permissum facere testamentum [Inst., 2, 12] et De haeredum qualitate et differentia, § I [Inst., 2, 19, 1]. Alii ab initio naturales, sed ex post facto legitimi, et tales cum suis naturalibus [fol. 36ra] et legitimis omni modo concurrunt, ut supra responsione I et c. I, excepto feudo, ut ibi nota cetera quae circa hanc materiam deficiunt, in Summa eodem titulo, § I et II, plene invenies diffinita.” (In quinque Decretalium libros commentaria, Venetiis 1581, réimpr. Torino 1965, t. II, fol. 35vb-36ra). Voir par exemple: Johannes Andreae, Com. ad X, 4, 17, 6, Tanta, nos 6-7 (In quartum Decretalium librum novella commentaria, Venetiis 1581, réimp. Torino 1963, fol. 54vb55ra); Panormitanus, Com. ad X, 4, 17, 6, Tanta, nos 10-11 (Commentaria in quartum et quintum Decretalium libros, t. VII, Venetiis 1597, fol. 43). Sur ce mouvement: LEFEBVRE-TEILLARD, Introduction historique (cf. n. 24), p. 301324; ROUMY, Le lien parental (cf. n. 20), p. 49-52.
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L’influence du droit canonique sur l’émergence d’une théorie de la possession d’état*
La possession d’état peut être définie comme la situation apparente d’une personne, dont le comportement, la réputation et le nom semblent attester d’une relation matrimoniale, d’un lien filial, ou de sa nationalité1. De ce fait la loi peut tirer des conséquences et, notamment, présumer l’existence du mariage ou de la filiation. Tous les pays européens n’introduisent pas cet aléa dans leur législation relative à la famille. Il s’agit, en fait, d’un concept commun aux systèmes juridiques inspirés, à un moment donné de leur histoire, par le modèle napoléonien2. La possession d’état apparaît ainsi, entre autres, dans les codes civils belge (possession d’état, bezit van staat), italien (possesso di stato), portugais (posse de estado), espagnol (posesión de estado). S’il ne saurait ici être question d’entrer dans les nuances de ces diverses législations, il convient d’évoquer sommairement les fonctions de la possession d’état en droit français. En matière matrimoniale, son emploi est très marginal, en raison de l’existence de registres d’état-civil performants. En principe, le mariage est prouvé par l’acte de célébration inscrit sur le registre public3. Deux hypothèses, exceptionnelles au demeurant, lui permettent toutefois de resurgir. Premièrement, l’absence ou la destruction des registres autorisent la preuve du mariage “tant par titres que par témoins”, ce qui conduit à admettre, par ricochet, la preuve par la possession d’état d’époux4. Deuxièmement, le droit * 1
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Le présent thème fait l’objet d’une étude plus détaillée dans: F. DEMOULIN-AUZARY, Les actions d’état en droit romano-canonique: mariage et filiation (XIIe-XVe siècle) (Bibliothèque de droit privé 387), Paris 2004, p. 157-272. Le Code civil français fait appel à de nombreuses reprises à la possession d’état: 5 articles y font référence en matière de nationalité (art. 21-13, 23-6, 30-2, 30-3 et 32-2), 3 en matière de mariage et 13 en matière de filiation. V. à ce sujet: La circulation du modèle juridique français. Journées franco-italiennes (Travaux de l’Association Henri Capitant 44), Paris 1994. La règle est posée à l’art. 194, auquel il faut adjoindre l’art. 195: “La possession d’état d’époux ne pourra dispenser les prétendus époux qui l’invoqueront respectivement, de représenter l’acte de célébration du mariage devant l’officier d’état-civil”. Elle n’est pas pour autant privée de toute utilité car, aux termes de l’art. 196, elle fait obstacle à la demande d’annulation du mariage pour vice de forme. Art. 46: “Lorsqu’il n’aura pas existé de registres, ou qu’ils seront perdus, la preuve en sera reçue tant par titre que par témoins; et, dans ce cas, les mariages, naissances et
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français dispose que le défaut d’acte de célébration du mariage peut être pallié par la possession d’état matrimonial, dès lors qu’elle est invoquée par l’enfant dont les parents sont décédés en possession de leur état d’époux, si sa propre possession d’état d’enfant légitime n’est pas contredite par son acte de naissance5. En réalité, la possession d’état intervient essentiellement dans le domaine de la filiation. Certes, les techniques médicales permettent aujourd’hui de démontrer de manière quasi certaine la paternité, faisant de la vérité biologique un fondement important de la filiation. Toutefois, le droit n’a pas pour autant éradiqué la possession d’état qui incarne, quant à elle, la filiation vécue, d’un point de vue affectif et “sociologique”6. Elle joue en tant que telle plusieurs rôles. En premier lieu, la possession d’état est un moyen d’établir la filiation. Cette fonction lui était reconnue de longue date pour la filiation légitime, mais de façon subsidiaire, en cas d’absence de titre7. Pour la filiation naturelle, cet emploi lui avait été explicitement refusé au XIXe siècle8. Ce n’est qu’à partir du milieu du XXe siècle que la loi, par touches successives, a autorisé l’enfant naturel à se prévaloir de sa possession d’état pour établir sa filiation9. Par la réforme du 4 juillet 2005, la possession d’état est désormais placée sur le même plan que les autres moyens d’établissement de la filiation, c’est-à-dire l’effet de la loi et la reconnaissance10. En second lieu, la possession d’état a pour vertu de
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décès, pourront être prouvés tant par les registres émanés des pères et mères décédés, que par témoins”. Art. 197: “Si néanmoins, dans le cadre des articles 194 et 195, il existe des enfants issus de deux individus qui ont vécu publiquement comme mari et femme, et qui soient tous deux décédés, la légitimité des enfants ne peut être contestée sous le seul prétexte du défaut de représentation de l’acte de célébration, toutes les fois que cette légitimité est prouvée par une possession d’état qui n’est point contredite par l’acte de naissance”. Cf. D. FENOUILLET, Droit de la famille, 2e éd., Paris 2008, n° 370 et 400 et s. C. civ. 1804, art. 320: “À défaut de ce titre, la possession constante de l’état d’enfant légitime suffit”. V. A. LEFEBVRE-TEILLARD, Introduction historique au droit des personnes et de la famille, Paris 1996, p. 365-366 et p. 387. La loi du 15 juillet 1955, avait affirmé, quant à la recherche de maternité naturelle, que l’enfant “sera[it] reçu à faire cette preuve en établissant sa possession d’état constante d’enfant naturel à l’égard de la mère prétendue”. Puis, la loi de 1972 avait entendu faire de la possession d’état un mode d’établissement de la filiation naturelle. Insuffisante sur cette question, elle fit l’objet d’une modification en 1982, ayant pris place dans l’ancien art. 334-8: “La filiation naturelle est légalement établie par la filiation volontaire. La filiation naturelle peut aussi se trouver légalement établie par la possession d’état ou par l’effet d’un jugement”. Art. 310-1: “La filiation est légalement établie […] par l’effet de la loi, par la reconnaissance volontaire ou par la possession d’état constatée par un acte de notoriété”. Elle intervient aussi dans l’établissement de la filiation par “l’effet de la loi”, en ce qu’elle contribue au rétablissement de la présomption de paternité lorsque celle-ci avait été écartée pour cause de demande de divorce ou de séparation de corps (art. 313).
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consolider l’état de l’enfant, lorsqu’elle corrobore le titre de filiation. Traditionnellement, elle bénéficiait principalement à l’enfant légitime, dont le statut était ainsi très rapidement à l’abri de toute contestation11. Concernant l’enfant naturel, cet effet protecteur n’intervenait que plus tardivement et de manière moins étendue12. Depuis la dernière réforme, la possession d’état conforme au titre limite simplement la contestation de la filiation tant légitime que naturelle, du point de vue du nombre des titulaires de l’action et de la prescription de celle-ci13. Cette unification des règles se traduit donc par un accroissement d’efficacité de la possession d’état à l’égard de l’enfant né hors mariage, mais apparaît moins favorable à l’enfant issu du mariage14. En dernier lieu, la possession d’état a toujours vocation, sous l’empire du nouveau droit, à permettre de discriminer les filiations inexactes des véritables liens. Son absence peut en effet parfois aboutir à la remise en question de la présomption de paternité15. Par ailleurs, un titre non étayé d’une possession d’état autorise la contestation de la filiation par un plus grand nombre de personnes et durant un délai plus long16. Schématiquement, on peut dire que, du Code de 1804 jusque la réforme de 1972, la possession d’état agissait principalement en faveur du couple marié et de sa descendance. Cette préséance de la famille légitime a progressivement reculé, face au principe d’égalité des enfants naturels et légitimes et face à la relativité du modèle familial centré sur le mariage17. Ces évolutions se sont 11
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Ancien art. 322: “Nul ne peut réclamer un état contraire à celui que lui donnent son titre de naissance et la possession conforme à ce titre. Et réciproquement, nul ne peut contester l’état de celui qui a une possession conforme à son titre de naissance”. Cette disposition ne pouvait faire faire obstacle à l’action en supposition ou substitution d’enfant (ancien art. 322-1), ni au désaveu de paternité (anciens art. 312 et 316) ou à la contestation de paternité engagée par la mère (art. 318 et s.), mais ces deux dernières actions étaient enfermées dans de brefs délais. Ancien art. 339: “Quand il existe une possession d’état conforme à la reconnaissance et qui a duré dix ans au moins depuis celle-ci, aucune contestation n’est plus recevable, si ce n’est de la part de l’autre parent, de l’enfant lui-même ou de ceux qui se prétendent les parents véritables”. Art. 333: “Lorsque la possession d’état est conforme au titre, seuls peuvent agir l’enfant, l’un de ses père et mère ou celui qui se prétend le parent véritable. L’action se prescrit par cinq ans à compter du jour où la possession d’état a cessé. Nul ne peut contester la filiation lorsque la possession d’état conforme au titre a duré cinq ans depuis la naissance ou la reconnaissance, si elle a été fait ultérieurement”. V. J. MASSIP, Le nouveau droit de la filiation, Paris 2006, n° 57, p. 65-66. Art. 314: “La présomption de paternité est écartée lorsque l’acte de naissance de l’enfant ne désigne pas le mari en qualité de père et que l’enfant n’a pas de possession d’état à son égard”. Art. 334: “À défaut de possession d’état conforme au titre, l’action en contestation peut être engagée par toute personne qui y a intérêt dans le délai prévu à l’article 321.” Le délai mentionné à l’art. 321 est de dix ans. Sur l’égalité des filiations: FENOUILLET, Droit de la famille (cf. n. 6), p. 289-293.
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ancrées dans la législation et, rejaillissant de manière indirecte sur la possession d’état, elles ont conduit à en uniformiser l’emploi. Paradoxalement, l’esprit de la législation correspond davantage aujourd’hui, plus qu’au XIXe siècle, à la doctrine canonique à l’origine de la possession d’état. Ce “retour aux sources”, comme le notait déjà Anne Lefebvre-Teillard à propos de la législation de 1972, est donc allé croissant18. La notion de possession d’état a en effet été forgée au XIIIe siècle par les canonistes. Ils la conçurent comme un moyen de secours, destiné à pallier l’absence de la preuve normalement requise du mariage ou de la filiation, à savoir le témoignage, pour le premier, et l’établissement de la présomption de paternité, pour la seconde19. En matière matrimoniale, les enjeux probatoires étaient importants, car de la seule volonté des époux naissait un lien sacramentel, indissoluble et monogame. Or, la clandestinité, si fréquente au Moyen Âge, était une réelle menace20: elle permettait l’adultère, le divorce et la bigamie, bafouant le sacrement, constituant autant de péchés imputables aux époux et privant de recours les conjoints délaissés. Le mariage ordonnait aussi la paternité et, par voie de conséquence, la condition juridique des enfants. Dans ce dernier domaine, deux idées animaient la réflexion des canonistes: l’indisponibilité de la filiation et sa vérité. C’est donc dans ce contexte particulier de difficulté à prouver l’état des personnes qu’a émergé la théorie de la possession d’état. Les canonistes se sont montrés initialement très méfiants à l’égard de la possession d’état d’époux, par crainte du periculum animae. Mais, guidés, dans le même temps, par la favor filiationis, ils ont fini par l’admettre, entourée de certaines conditions et en dissociant la situation des parents de celle des enfants (I). Une même nécessité les a incités à façonner la possession d’état dans le but d’en faire un moyen de preuve de la filiation, aussi bien légitime que naturelle (II).
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A. LEFEBVRE-TEILLARD: “… les canonistes bâtissent leur théorie, qui concerne aussi bien la filiation légitime que naturelle. Le fait mérite particulièrement d’être noté, car le législateur français a dans ce domaine accompli en quelque sorte un retour aux sources…” (Nomen, tractatus, fama, variations sous un même terme, dans: Mémoires de la Société pour l’histoire du droit et des institutions des anciens pays bourguignons, comtois et romands 45 (1988) = Autour de l’enfant. Du droit canonique et romain médiéval au Code civil de 1804 (Medieval Law and Its Pratice 2), Leiden/Boston 2008, p. 208). L’état-civil est en effet une création de l’Epoque moderne et a été institué, en ce qui concerne la France, par les ordonnances de 1539 et 1667, complétées par une déclaration de 1736. Sur les rites matrimoniaux et la clandestinité, v. J. GAUDEMET, Le mariage en Occident, Paris 1987, p. 223-237.
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I. La possession d’état d’époux 1. À l’origine, le droit canonique ne laissait guère de place à la possession d’état. Le Décret de Gratien avait en effet recueilli le canon Aliter, rédigé probablement au IXe siècle, décrivant les rites qui conféraient au mariage son caractère légitime. Acte social dépassant le seul engagement individuel, le mariage nécessitait, selon ce canon, l’accord des parents de la future épouse et la constitution d’une dot. Acte religieux, le mariage requérait certaines solennités, des prières, ainsi que l’approbation de l’Église, par l’intermédiaire de la bénédiction sacerdotale. Les rites tendaient donc à assurer la publicité du mariage. De plus, le respect des diverses étapes de conclusion de l’union impliquaient de fait la présence de témoins, qu’il s’agisse des parents de l’épousée, des paranymphes ou du prêtre. Ce canon s’achevait par l’énoncé d’une sanction: les unions contractées en dépit de ces prescriptions seraient considérées comme des relations illicites, des adultères, des concubinages, du stupre ou de la fornication, à moins que les époux ne solennisent leur union in facie Ecclesiae21. Par conséquent, le canon Aliter faisait peser une présomption négative sur la vie maritale, qu’il appartenait aux conjoints, le cas échéant, de renverser. Ce canon, toutefois, ne pouvait manquer de susciter des interrogations doctrinales car il était en contradiction avec d’autres principes canoniques et heurtait surtout le consensualisme matrimonial, tel qu’il tendait alors à s’imposer, au XIIe siècle22. C’est pourquoi les décrétistes furent amenés à préciser la portée et les objectifs du canon Aliter. Tout d’abord, comme ils le soulignèrent de concert avec les théologiens, les solennités matrimoniales étaient préconisées ad decorem sacramenti et non ad auctoritatem23. L’absence de 21
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C. 30, q. 5, c. 1: “Aliter legitimum non fit conjugium, nisi ab his qui super ipsam feminam dominationem habere videntur et a quibus custoditur uxor petatur et a parentibus propinquioribus sponsetur et legibus dotetur et suo tempore sacerdotaliter, ut mos est, cum precibus et oblationibus a sacerdote benedicatur et a paranimphis ut consuetudo docet custodita et sociata, a proximis congruo tempore petita legibus dotetur ac solempniter accipiatur et biduo vel triduo orationibus vacent et castitatem custodiant. Item: § 1. Ita per acta legitima scitote esse conubia; aliter vero presumpta non conjugia sed adulteria vel contubernia vel stupra vel fornicationes potius quam legitima conjugia esse non dubitate, nisi voluntas propria suffragaverit et vota succurrerint legitima.” (éd. E. Friedberg, Corpus juris canonici, t. I, Graz 1955, col. 1104.) Sur le consensualisme: J. GAUDEMET, Le mariage (cf. n. 20), p. 174 et s. Le mariage, sacrement et “contrat”, était en effet une matière mixte, à la frontière de la théologie et du droit canonique. V. pour les théologiens: Magister Simon, Tractatus de sacramentis [composé entre 1140 et 1165], éd. par H. WEISWEILER, Maître Simon et son groupe. De sacramentis (Spicilegium Sacrum Lovaniense 17), Louvain 1937, p. 49; Petrus Lombardus, IV Sent. [élaborées vers 1150], D. 28, c. 2 (éd. par Collegius
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solennité ne pouvait donc porter par elle-même atteinte à la validité du lien matrimonial. Ce texte avait en réalité une portée disciplinaire. Il visait à avertir les fidèles des dangers spirituels et juridiques attachés à la clandestinité et à les inciter à la prudence, en se ménageant une preuve par témoin de leur engagement matrimonial grâce à l’observation des rites24. Les canonistes s’attachèrent par ailleurs à lever l’opposition entre le canon Aliter et la loi du Digeste In liberae, laquelle reflétait le consensualisme romain régnant en la matière. Elle indiquait en effet que les relations entretenues avec une femme libre devaient être vues comme des noces et non pas comme un concubinage, dès lors que cette femme ne faisait pas commerce de son corps25. Rien n’obligeait les décrétistes à la conciliation, car, en raison de l’exclusivité de la compétence juridictionnelle et législative de l’Église sur le mariage, il était évident que la norme canonique prévalait sur le texte romain26. Toutefois, les arguments déployés en vue de concilier les textes méritent de retenir l’attention, car c’est de cette tentative que naquit l’idée de dissocier le traitement réservé aux conjoints de celui de leurs descendants. En toute rigueur, la présomption négative du canon Aliter visait les parents, éventuellement coupables
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S. Bonaventurae ad Claras Aquas, Sententiae in IV libris Distinctae, t. II, Grottaferrata 1981, p. 433); Ps. Petrus Pictaviensis, Glossa super Sententias Petri Lombardi [confectionnée vers 1160-1165], IV Sent., D. 28, c. 2 (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 14423, fol. 111a). Pour les canonistes: Rolandus, Summa (vers 1150) ad C. 30, q. 5, c. 1: “Haec enim in matrimonio magis fiunt ad decorem sacramenti quam ad auctoritatem” (éd. par F. THANER, Innsbrück 1874, p. 151); Gl. marg. ad C. 30, q. 5, c. 1: “Hoc verum est secundum m. p. quo ad decorem et honestatem debitam, quia licet aliter fiat, dummodo consentiant in presenti matrimonium est.” (éd. par R. WEIGAND, Die Glossen zum Dekret Gratians [Studia Gratiana 26], 2 vol., Roma 1991, t. II, p. 581). V. ainsi Rolandus, Summa ad C. 30, q. 5: “Haec enim capitula ad terrorem dicta creduntur, quibus clandestina coniugia inhiberi videntur, vel potius ad cautelam. Matrimonia enim clam contracta saepe altero eorum mutante propositum, cum inde testes inveniri non valeant, separantur.” (éd. par F. THANER, cf. n. 23, p. 151). Rufinus, Summa [vers 1164] ad C. 30, q. 5, c. 1 (éd. par H. SINGER, Die Summa Decretorum des Magister Rufinus, Paderborn 1902, réimp. Aalen 1963, p. 468); Summa “Quoniam status ecclesiarum” ad C. 30, q. 5, c. 1 (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 16538, fol. 75rb); Summa ‘Cum in tres partes’ [vers 1170] ad C. 30, q. 5, c. 1 (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 16540, fol. 83v); Summa Parisiensis [avant 1170] ad C. 30, q. 5, c. 1 (éd. par T.-P. MCLAUGHLIN, The Summa Parisiensis on the Decretum Gratiani, Toronto 1952, p. 237). D., 23, 2, 24: “In liberae mulieris consuetudine non concubinatus, sed nuptiae intellegendae sunt, si non corpore quaestum fecerit”. Cette mention fut souvent rapportée dans les analyses du canon Aliter, v. ainsi les sommes de Johannes Faventinus, composée vers 1170-1171 (Paris, Bibl. nat., mss. lat. 14607, fol. 123ra; 17528, fol. 166ab), de Simon de Bisignano, datée des années 11771179 (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3934A, fol. 94rb), d’Huguccio, élaborée vers 1188-1190 (Paris, Bibl. nat., mss. lat. 15397, fol. 77vb; 3891, fol. 250ra). Remarque identique dans la Summa “De jure canonico tractaturus”, élaborée vers 1188 (Laon, Bibl. mun., ms. 371 bis, fol. 153rb) et l’apparatus “Ecce vicit leo” du début du XIIIe siècle (Paris, Bibl. nat., Nouv. acq. lat. 1576, fol. 272vb; Vendôme, Bibl. mun., ms. 242, fol. 89).
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d’entretenir des relations illicites, tandis que la présomption romaine, positive, était pensée, comme le notait Simon de Bisignano à la fin des années 1170, “en faveur des enfants”27. L’éventuel recours à la loi In liberae était néanmoins plus fréquemment assorti de conditions, variables selon les auteurs. La mort des parents était parfois mentionnée, comme dans la Summa “Tractaturus Magister” , composée vers 1180, ou dans la Summa Reginensis, élaborée elle aussi à la fin du XIIe siècle28. Prévostin de Crémone († 1210), quant à lui, subordonnait son emploi au décès du père ayant mené vie commune avec la mère de son héritier jusqu’au terme de son existence29. Différents auteurs circonscrivaient aussi son objet, expliquant que la loi In liberae ne concernait que les unions manifestes, et non les mariages clandestins. D’autres encore limitaient son domaine d’application, le texte du Digeste se restreignant selon eux aux questions touchant à l’hérédité. Mais, en dépit de ces justifications, la gravité des préoccupations spirituelles en cause dans les mariages clandestins enjoignait malgré tout de repousser la règle romaine et de s’en tenir à la simple application du droit canonique30. Par conséquent, le droit romain, en tant que tel, ne 27
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Simon de Bisignano, Summa ad C. 30, q. 5, c. 1: “Leges tamen presumunt inter tales matrimonium propter liberorum favorem, ut ff., De nuptiis, In libere [D., 23, 2, 24]. Canon vero presumit inter tales adulterium ne sub velamento tali fornicatio delitescat.” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3934A, fol. 94rb). Summa “Tractaturus magister” [vers 1181-1185] ad C. 30, q. 5, c. 1: “‘Sed adulteria’: lex contra, in libere mulieris consuetudine non concubinatus sed nuptie sunt intelligende. Sed illud in favorem filiorum propterea mortem parentum; istud in odium clam contrahentium [?] nisi voluntas, 27, q. 2, Sufficiat [c. 2]. Ex hoc fine solvuntur contrarietes omnis.” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 15994, fol. 79ra); Summa Reginensis [après 1191] ad C. 30, q. 5, c. 1: “Item non est contraria legis presumptio qua presumitur conjugium ff., De ritu nuptiarum, In libere [D., 23, 2, 24] quia illa presumptio refertur ad favorem liberorum de quibus orta est quaestione mortuo patre: presumuntur legitimi et non naturales et ita conjugium fuisse. Hec canonis presumptio refertur ad salutem animarum ne hac occasione aliquis fornicariam detineat.” (Vaticano, BAV, Reg. lat. 1061, fol. 34ra). Prepositinus, Summa ad tit. De causis formalibus: “Lex attendit hereditatem nam si post mortem patris filius ab hereditate repellatur tamquam non legitimus sufficit ad ostendendum quod sit legitimus pater ad matrem ejus liberam habuerit consuetudinem usque ad finem vite.” (éd. Par D.-E. PILARCZYK, Praepositini Cancellarii de sacramentis et novissimis [Collectio urbaniana, Series III, Textus ac documenta 7], Romae 1964, p. 105-106). App. “Jus naturale” [1192/1205] ad C. 30, q. 5, c. 1, Vis Non conjugia: “Et hic est casus in quo dubia in deteriorem partem interpretantur. Sed hoc est pro periculo animarum.” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3909, fol. 45ra; lat. 15393, fol. 228rab). Additio ad App. “Jus naturale”, C. 30, q. 5, c. 1, Vis Aliud est secundum legem: “Quia non circat de salute anime sed de successione.” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 15393, fol. 228ra). Glossa Palatina [vers 1210-1218] ad C. 30, q. 5, c. 1, V° Contubernia: “Sed ibi lex non curat de salute anime sed de successione tantum.” (Vaticano, BAV, Pal. lat. 658, fol. 80rb; Douai, Bibl. mun., ms. 590, fol. 190vb; Reims, Bibl. mun., ms. 680, fol. 188vb). Johannes Teutonicus, Glossa [vers 1217] ad C. 30, q. 5, c. 1, V° Contubernia (Decretum Gratiani una cum
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pouvait pas fournir à la doctrine le moyen de tempérer, comme elle semblait le souhaiter, le canon Aliter. En revanche, il lui parut envisageable que la durée de la cohabitation matrimoniale fût prise en compte et exemptât les conjoints de l’obligation de solenniser leur union31. Une démarche semblable conduisit le canoniste de renom Huguccio († 1210) à considérer que la renommée en faveur du mariage et le comportement matrimonial public des conjoints avaient la capacité de détruire la présomption posée dans le texte du Décret de Gratien32. Ce désir d’assouplissement, formulé par la doctrine, se concrétisa dans la décrétale Illud quoque, prise par Alexandre III au cours de son pontificat (1159-1181). 2. Le canon Illud quoque fut intégré par le Breviarium Extravagantium dans le titre consacré aux fiançailles (4, 1, 14), puis dans le Liber Extra, dans celui consacré aux présomptions (X, 2, 23, 11). De nouveau était abordé l’épineux et récurrent problème de la clandestinité du mariage. Mais, ici, la vie maritale fut considérée comme pouvant faire présumer le consentement matrimonial. La réponse du pape à l’archevêque de Gênes s’achevait par l’injonction suivante: Il reviendra à ta sollicitude de rechercher diligemment si, d’après l’opinion publique du lieu, l’homme en question l’avait reçue dans son lit et à sa table comme son épouse ou sa concubine; et si, selon l’opinion publique du lieu, l’homme la tenait comme épouse dans son lit et à sa table, puisque le mariage est une conjonction de l’homme et de la femme impliquant une habitude indivisible de vie, la femme doit être contrainte de se soumettre à ce même homme par affection conjugale33…
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glossis, Venetiis 1572, p. 1471). Goffredus Tranensis, Summa [vers 1245] ad tit. De praesumptionibus: “Et hoc propter periculum quod accidere potest ex clandestinitate.” (Summa super titulis decretalium, Lugduni 1519, réimp. Aalen 1968, p. 224). Honorius, Summa quaestionum [vers 1190], II, q. 11: “Set quid si confiteantur illas sollempnitates non intervenisse, numquid non debent adhiberi? Resp.: Credo, si per multum tempus sic steterunt, quod non oportet sollempnitates adhiberi, presertim si scandalum fiat. Puta quod per hoc intelligantur ante fornicationem commisisse uel huius alias credo intervenire debere, arg. XXX, q. V, Aliter, ibi ‘nisi vota’ etc.” (éd. par B. GRIMM, Die Ehelehre des Magister Honorius [Studia Gratiana 24], Roma 1989, p. 256). Summa Reginensis ad C. 30, q. 5, c. 1, Vis Non dubitate: “[…] A[lii] d[icunt] sufficere quod confitentur se matrimonialiter cohabitare cum olim consensus esset inter eos presertim si post aliquot annos sic steterunt mediantium, secundum hoc sic lege.” (Vaticano, BAV, Reg. lat. 1061, fol. 34ra). Huguccio, Summa ad C. 30, q. 5, c. 1, Vis Non dubitantur: “Item si esset publica fama quod matrimonium esset inter eos vel si publice uterque gereret se pro conjuge erga alium, nonne tunc cessaret talis presumptio canonis? Quidem credo quod sic, argumentum 32, q. 4, Dicat [c. 9]a. Tunc enim quia de certo judicaret ecclesia et non presumetur super incerto.” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 15397, fol. 77vb: a) add. et C., De nuptiis, Si vicinis [C., 5, 4, 9]; lat. 3891, fol. 250ra). X, 2, 23, 11. Idem Genuensi Archiepiscopo: “Illud quoque nihilominus ex tua inquisitione nobis innotuit, quod quum quaedam libera mulier per decem annos et ultra cuidam servo scienter cohabitaverit, et ab eo fuerit carnaliter cognita, nunc ipsum asserit suum non esse maritum pro eo, quod testes desponsationis non comparent. Verum vir
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Ce texte fondait ainsi l’émergence de la possession d’état d’époux. À partir des données présentées dans la décrétale34, les auteurs discutèrent longuement des éléments constitutifs de la possession matrimoniale et de leur force probante. Trois d’entre eux allaient obtenir une place spécifique: la nominatio, le tractatus et la fama. La première correspondait au fait de s’appeler publiquement mari et femme; le second au comportement et au traitement réciproque comme mari et femme; la troisième à la renommée du mariage parmi les proches et le voisinage. Les canonistes avaient naturellement conscience du caractère ambigu de la vie maritale manifestée par la cohabitation. Il ne leur était pas non plus possible de faire fi du canon Aliter, ni de passer sous silence l’opposition du droit romain et du droit canonique sur cette question35. C’est pourquoi il leur apparut nécessaire d’exiger de la vie maritale certaines qualités, la distinguant clairement de la vie concubinaire. Sur ce plan, la doctrine fut redevable de l’éminent Hostiensis († 1271), lequel dressa précisément, dans son commentaire de la décrétale Illud quoque, le portait de la femme tenue pour épouse et dépeint négativement celui de la concubine. L’épouse, écrivait-il, au vu et au su de tous partageait le lit et la table de son mari. Vêtue conformément à son état, elle allait aussi à l’église. De tels signes permettaient de présumer le mariage. À l’inverse, la concubine était présentée comme la servante du maître, qui se voyait octroyer
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eam vendicans in uxorem ostendit publicum instrumentum, in quo sese conjuges nominant, et per quod ipsum ei donationem propter nuptias fecisse apparet. Mulier vero instrumentum illud asserens vitiosum, ut servo dominus fraudaretur, plures testes produxit, quod servus ille ab amicis ejus saepe rogatus, ut eam desponsaret, et ille nec desponsasse, nec desponsaturum se ipsam firmiter asserebat. Vir autem nonnisi praedicto instrumento, et quibusdam testibus, qui viderant eam annulos deferentem, mulierem ipsam probavit esse uxorem; sed mulier de more illarum mulierum, quae panes vendunt, se annulos detulisse dicebat. Verum, quia in huiusmodi dubietate fama viciniae magis debet attendi, tuae sollicitudinis erit famam loci diligenter inquirere, utrum praedictum vir eam in lecto et in mensa sicut suam uxorem aut concubinam habuerit; et si fama loci habet, quod vir ipsam in lecto et in mensa sicut uxorem tenuerit, quum matrimonium sit maris et feminae coniunctio, individuam vitae consuetudinem retinens: cogenda est mulier, ut eidem viro affectu serviat coniugali, praesertim si praescriptum instrumentum ab eo conditum fuerit, qui officium suum fideliter adimplevit.” (éd. par E. FRIEDBERG, Corpus Juris Canonici, t. II, Graz 1955, col. 355.) C’est-à-dire l’anneau nuptial, l’aveu, l’instrumentum donationis propter nuptias, la nomination de conjoints, la cohabitation et le tractatus. Les préoccupations des décrétalistes sont semblables à celles de leurs prédécesseurs, v. par exemple Hostiensis, Summa aurea [1250-1261], tit. De praesumptionibus, n° 3: “Nec pretermittendum est quod aliquando lex fingit bonum quod canon malum presumit, nam in libere mulieris conjunctione et cohabitatione lex presumit matrimonium, ff., De ritu nuptiarum, In libere [D., 23, 2, 24], canon vero presumit stuprum seu contubernium nisi probet matrimonium, C. 30, q. 5, c. 1 et 2 et hoc propter periculum quod accidere potest clandestina desponsatione, nam quamvis verum matrimonium contractum sit inter aliquos, si tamen alter divertat, non distringentur per ecclesiam nisi matrimonium probetur...” (Lugduni 1537, réimp. Aalen 1962, fol. 106ra).
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de vils habits, était envoyée chercher l’eau, et partageait certes parfois son lit avec le maître mais non sa table36. Seule la vie maritale conforme à la description dressée par Hostiensis pouvait être qualifiée de tractatus matrimonial37. L’emprise possessoire sur le conjoint devait, affirmaient les auteurs, s’exercer conformément à “l’honneur matrimonial”38. Les actes possessoires, disaient-ils encore, devaient être “proportionnés au mariage”39. Les différents textes pouvaient alors être conciliés: la règle du canon Aliter s’appliquait à la cohabitation simple du concubinage, alors que celle de la décrétale Illud quoque concernait la cohabitation réellement matrimoniale. Le tractatus apparaissait comme le pivot de la possession matrimoniale, mais il n’était toutefois pas revêtu de la force probante suffisante pour emporter, à lui seul, la conviction du juge. En réalité, aucun des indices évoqués dans le texte d’Alexandre III n’était doté d’une telle valeur probatoire. Tous étaient porteurs d’une faiblesse. C’est pourquoi, après avoir envisagé de multiples combinaisons probatoires, les décrétalistes affirmèrent que la preuve suffisante du mariage était formée par le concours de ses différents éléments40. Ce n’est qu’à cette 36
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Hostiensis, Com. ad X, 2, 23, 11, n° 7: “Vel dic, quod fama cum his duobus, scilicet quando in eadem paropside secum comedit et eam sicut uxorem induit et ad ecclesiam mittit et in lecto suo recipit, matrimonium praesumptum inducunt. Quando autem aliter cohabitat cum ea tenens ipsam tanquam ancillam nec recipit ipsam ad mensam suam, sed mittit ad aquam et induit eam vilibus vestibus et habet lectum separatum a viro, ad quem declinat vir quando non placet, non ipsa ad suum, tunc stuprum praesumitur in capitulo Aliter.” (In IIum librum Decretalium commentaria, Venetiis 1581, réimp. Torino 1965, fol. 123rb). Johannes Andreae [† 1348], Com. ad X, 2, 23, 11, Summarium, n° 9: “Tractatio mulieris ut uxoris quae sit et quae ut ancillae et quid probet” (In IIum Decretalium librum Novella commentaria, Venetiis 1581, réimp. Torino 1963, fol. 179rb); Antonius de Butrio († 1408), Com. ad X, 2, 23, 11, n° 8: “Et nota signa tractandi aliquam ut uxorem, ut teneat eam in lecto et in mensa. Non tractat ergo illam ut conjugem sicut extra lectum et extra mensam propriam.” (In IIum Decretalium librum commentaria, Venetiis 1578, réimp. Torino 1967, fol. 69rb); Panormitanus [† 1445], Com. ad X, 2, 23, 11, n° 8: “Aut probatur fama vicinie et tractatus matrimoniales, scilicet quod eam tenebat et tractabat in omnibus ut uxorem...” (Super IIum librum Decretalium commentaria, Venetiis 1617, fol. 119rb). Baldus [† 1400], Com. ad X, 2, 23, 11, n° 4: “Ibi, ‘tenuerit’, scilicet in honore matrimoniali…” (In Decretalium volumen Commentaria, Venetiis 1595, réimp. Torino 1971, fol. 245rb). Antonius de Butrio, Com. ad X, 2, 23, 11, n° 8: “Nota 9 practicam probandi matrimonium, ut concludatur tractatus matrimonii in non proportionalibus nisi conjugi, cum fama et clamatione vicinie.” (éd. cit., [cf. n. 37], fol. 69rb); Johannes de Imola [† 1436], Com. ad X, 2, 23, 11, n° 7: “Item nota practicam probandi matrimonium quia debent articulari et probari tractata matrimonii in non proportionabilibus, id est non convenientibus, nisi conjugio cum fama et proclamatione viciniae.” (In IIum Decretalium commentaria, Venetiis 1575, fol. 140vb). Voir la synthèse de Panormitanus, Com. ad X, 2, 23, 11: “Ideo magis inherendo literae, summo sic: Per cohabitationem, et diutinam famam de matrimonio, et contractibus
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condition que la possession matrimoniale pouvait être mise en œuvre. Et encore n’était-elle pas constitutive, comme le soulignaient certains, de la preuve de la “propriété” du mariage, c’est-à-dire du consentement matrimonial lui-même. La possession matrimoniale n’était qu’une présomption. Finalement, la doctrine demeurait lucide quant à son caractère fondamentalement ambivalent et tentait, en théorie du moins, de faire montre de rigueur à l’encontre des conjoints désirant prouver a posteriori leur mariage. Néanmoins, sa réticence s’évanouissait en faveur des enfants dont la légitimité était menacée. 3. Les auteurs estimaient qu’il suffisait aux enfants, pour prouver le mariage de leur parents et, partant, leur légitimité, d’invoquer un seul des éléments habituellement requis de la possession matrimoniale, comme la nominatio ou le tractatus. On se bornait donc à admettre ce que les canonistes appelaient une “quasi possession maritale”, “une opinion colorée du mariage”41. N’ayant pas, dans cette hypothèse, à protéger les conjoints du periculum animae, la doctrine envisageait éventuellement de faciliter l’acquisition du statut d’enfant légitime à celui qui ne pouvait s’en prévaloir initialement. L’acceptation de la possession d’état comme preuve du mariage n’était pas justifiée par la volonté de favoriser seulement la légitimité, mais aussi, comme le notait Innocent IV († 1254) et ses successeurs, la légitimation42. Qui pouvait profiter de cette faveur? Concrètement, elle pouvait bénéficier à l’enfant dont les parents s’étaient mariés discrètement, sans suivre l’ensemble des rites prescrits; à celui dont les parents s’étaient unis véritablement en secret; mais aussi, finalement, à celui dont les parents avaient simplement vécu dans le cadre d’un concubinage de longue
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matrimonialibus, ac alia adminicula, probatur matrimonium.” (éd. cit. [cf. n. 37], fol. 118rb). Philippus Decius [† 1536/1537], Consilium 152, n° 3: “Et hoc in terminis tenet Ant[onius] de Butr[io] in notabilia Qui filii sint legitimi [X, 4, 17] ubi inquit quod ad legitimandum prolem sufficit colorata opinio et quasi possessio maritalis, exclusa proprietate veri matrimonii, per illum textum et idem Ant[onius] de Butr[io] in c. Quod nobis, eodem titulo, in 2 nota, dicit quod ad fructum legitimandae non exigitur veritas vinculi matrimonialis sed sufficit possessio et opinio colorata matrimonii.” (Consilia sive responsa, t. I, Venetiis 1575, fol. 163). Innocentius IV, Com. ad X, 2, 13, 14, n° 4 circa finem: “Ratio diversitatis est, quia ibi est favor legitimationis, hic periculum animae.” (Apparatus in quinque libros Decretalium, Francofurti ad Moenum 1570, réimpr. 1968, f° 233rb). Hostiensis, Com. ad X, 2, 13, 14, n° 13: “Ratio diversitatis est quia hic vertitur periculum animae, ibi vero favor legitimationis versatur.” (éd. cit. [cf. n. 36], fol. 56ra). Johannes Andreae, Com. ad X, 2, 13, 14, n° 8: “Ratio diversitatis haec, quia vertitur hic periculum animae, ibi vero favor legitimationis versatur.” (éd. cit. [cf. n. 37], fol. 85ra). Antonius de Butrio, Com. ad X, 2, 13, 14, n° 31: “... quia ibi favor legitimationis, hic periculum animae.” (éd. cit. [cf. n. 37], fol. 135r). Panormitanus, Com. ad X, 2, 13, 14, n° 22: “Ratio diversitatis est, quia hic vertitur periculum animae, ibi vero est favor legitimitatis.” (éd. cit., cf. n. 37, f° 188vb). Felinus Sandeus [† 1503], Com. ad X, 2, 23, 11: “... Quia favore legitimationis presumitur inter illos matrimonium, argumentum l. In libere, ff., De ritu nuptiarum [D., 23, 2, 57]...” (Commentaria celeberrima, Taurini 1525, fol. 187rb).
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durée. Fidèle à cet état d’esprit, Philippe Dèce († ca. 1535) écrivit dans l’une de ses consultations: Nous voyons que bien qu’en vertu du droit canonique on présume, à partir de la cohabitation d’un homme et d’une femme, non pas le mariage mais la fornication, C. 30, q. 5, c. 1 et cela au mot ‘épouse’; cependant, en considération des enfants, afin qu’ils soient dits légitimes, on ne considère pas la cause originelle, parce que la loi canonique les rend immédiatement légitimes43.
Cette attitude conciliante avait par ailleurs conduit les décrétalistes à écarter, dans certaines circonstances, l’emploi du canon Aliter. Ils s’appuyèrent, pour ce faire, sur une décision non datée d’Alexandre III, la décrétale Lator, insérée dans le Recueil de Grégoire IX, dans le titre relatif aux enfants légitimes (X, 4, 17, 5). Elle fut l’occasion, pour la doctrine, d’établir que la possession de filiation, légitime dans ce cas d’espèce, protégeait l’enfant, car il appartenait à son adversaire de renverser la présomption de légitimité ainsi constituée. Mais la légitimité étant une conséquence du mariage, la preuve de l’union matrimoniale devait, en toute logique, être rapportée. La décrétale Lator semblait ainsi faire obstacle au canon Aliter. Il restait donc aux canonistes à chercher, une fois encore, le moyen de ramener les textes à la concordance. De nouveau, on mit en avant la mort des parents comme condition d’usage de cette faveur. Ce fait rendait caduc le problème du péché des époux, restant sauve la question de la succession des descendants. Cette opinion professée par Laurent d’Espagne († 1248) trouva un accueil favorable parmi ses contemporains et fit son chemin dans les écrits des canonistes ultérieurs44. Hostiensis, pour sa part, s’appliqua à déterminer les hypothèses de recours à chacun des textes. Le canon Aliter était applicable aux époux clandestins ainsi qu’à leurs enfants, lorsque les parents 43
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Philippus Decius, Consilium 152, n° 3: “Videmus quod licet de jure canonico ex cohabitatione masculi et foemine non praesumitur matrimonium sed fornicatio, C. 30, q. 5, c. 1 et illud in verbo ‘uxorem’ et tamen respectu filiorum, ut ipsi dicantur legitimi, originalis causa non consideratur, quia lex canonica immediate illos facit legitimos…” (éd. cit. [cf. n. 41], fol. 163). V. Tancredus, App. [vers 1220] ad Comp. Ia, 4, 18, 5 [= X, 4, 17, 5], V° Probare: “... hic autem eis mortuis. Quando jam non timetur de fornicatione ob successionem movetur questio contra matrimonium, qui obicit aliquem non esse legitimum illud probare debet. Laur[entius].” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3931A, fol. 60ra), suivi de Damasus, App. [vers 1215] ad Comp. Ia, 4, 18, 5 [= X, 4, 17, 5], V° Probare (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3930, fol. 54ra). Johannes Andreae, Com. ad X, 4, 17, 5, n° 10 (In IVum Decretalium librum Novella commentaria, Venetiis 1581, réimp. Torino 1963, fol. 54rb). Panormitanus, Com. ad X, 4, 17, 5, n° 6: “Nota glossam quod clandestine contrahentes non praesumuntur conjuges. Dicit Al. [corr. La.] hoc procedere respectu viventium, sed respectu filiorum praesumuntur conjuges, quod est dictum satis notabile...” (Super IVum librum Decretalium commentaria, Venetiis 1617, fol. 42ra) fut le vecteur de cette idée, présente chez Felinus Sandeus, Com. ad X, 2, 23, 11 (éd. cit. [cf. n. 42], fol. 187rb) et Philippus Decius, Com. ad D., 50, 17, 30, n° 3-4 (In titulo ff., De regulis juris, Lugduni 1578, p. 144).
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étaient vivants et que leur vie commune était récente. En revanche, si les parents étaient morts en possession de leur état d’époux, la règle énoncée dans la décrétale Lator entrait en jeu45. Ainsi, en cas de contestation de l’hérédité, l’enfant devait être considéré comme légitime, tant que l’illégitimité n’était pas prouvée par l’adversaire. La possession d’état d’enfant légitime protégeait ainsi sa vocation successorale. Hostiensis mettait désormais l’accent, pour justifier de cette faveur, non plus sur le péché mais sur l’ancienneté de la célébration matrimoniale ou de l’union et sur la difficulté probatoire qui en découlait46. Ces propos formèrent le socle de la réflexion commune en la matière47. Ainsi, la mise à l’écart du droit ancien, incarné par le canon Aliter, n’était plus suggérée par le droit romain, mais était désormais placée sous l’égide de la législation pontificale elle-même, étayée de la doctrine canonique. Les longs commentaires des canonistes témoignent de leur gêne à l’égard de la possession d’état d’époux. Cette dernière était en effet peu satisfaisante sur un plan intellectuel, mais s’avérait difficilement évitable en pratique. Les auteurs se montraient en revanche plus conciliants, lorsque la possession d’état était appelée à servir à l’établissement de la filiation.
II. La possession d’état d’enfant légitime ou naturel 1. Comme le montrent les sedes materiae sur lesquelles se sont appuyés les canonistes, la notion de possession d’état fut élaborée à partir de décisions concernant le lien filial tant légitime que naturel. La décrétale Transmissae (X, 4, 17, 3), émanant du pape Alexandre III († 1181), visait un enfant issu de relations 45
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Hostiensis, Com. ad X, 4, 17, 5, n° 8: “... Sed contra C. 30, q. 5, Aliter [c. 1]. Solutio. Illud intellige, quando clandestine contractum est matrimonium, vel quia vivunt parentes, nec est diu quod simul conjuncti sunt. Ibi enim praesumitur stuprum, nisi probetur matrimonium. Secus quando parentes mortui sunt, qui semper pro conjugibus se habuerunt, ut notatur supra, eodem, Pervenit [c. 11]...” (In IVum librum Decretalium commentaria, Venetiis 1581, réimp. Torino 1965, fol. 35va). Hostiensis, Com. ad X, 4, 17, 5, n° 8: “... Quid enim si sacerdos et testes mortui sunt, vel contractus antiquus sit? Dic ut notatur supra, De clandestina desponsatione, Cum inhibitio [X, 4, 3, 3], § Quare et Extra, dominus noster, De concessione praebendae et ecclesiae non vacantis, Quia cunctis, responso primo in fine, libro VI° [VI°, 3, 7, 1]. In tali ergo casu, vel objiciens illegitimationem non auditur, vel si auditur, necesse est probare quod intendit, sicut et quando constat, quod in facie ecclesiae contraxerunt, ut hic et supra, eodem, c. 1 et 2.” (éd. cit. [cf. n. 45], fol. 35va). Johannes Andreae, Com. ad X, 4, 17, 5, n° 10 (éd. cit. [cf. n. 44], fol. 54rb) reprit strictement le raisonnement de son prédécesseur, à la différence d’Antonius de Butrio, Com. ad X, 4, 17, 5, n° 14 et 15 (In IVum Decretalium librum commentaria, Venetiis 1595, réimp. Torino 1967, fol. 45r). Panormitanus, Com. ad X, 4, 17, 5, n° 6 (éd. cit. [cf. n. 44], fol. 42ra).
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adultères mais se prétendant légitime, et permit à la doctrine de réfléchir au contenu, ainsi qu’à la valeur probatoire de la possession de filiation. Le canon Michaël (X, 1, 17, 13), de Clément III († 1191), traitait quant à lui de la situation du fils d’un prêtre. Il fut l’occasion, pour les auteurs, de mettre en exergue les différentes preuves de la filiation et d’organiser l’extension de la présomption de paternité à la filiation naturelle. Enfin, la décrétale Per tuas (X, 2, 19, 10) d’Innocent III († 1216) indiquait les moyens de résoudre le litige né autour d’un lien de filiation naturel et orienta une partie des débats doctrinaux sur la vigueur de la favor filiationis. À la différence de la possession matrimoniale, les canonistes n’éprouvèrent pas de difficulté à déterminer le contenu matériel de la possession de filiation: elle était constituée de la nominatio, c’est-à-dire de la déclaration verbale de parenté, du tractatus et de la fama. Ils s’attardèrent en revanche plus longuement sur l’influence de chacun de ses éléments dans le procès. La nominatio de fils, en particulier, provoqua d’amples discussions parmi les canonistes, comme d’ailleurs parmi les civilistes. Ces derniers, en effet, menaient eux aussi une réflexion sur la possession de filiation sur la base de trois textes issus des compilations de Justinien48. La nominatio fut considérée comme donnant naissance à une quasi-possession de filiation, permettant le transfert de la charge de la preuve à l’adversaire de l’enfant. Il ne s’agissait toutefois, dans l’esprit des décrétalistes, que d’une présomption simple. Pour être retenue, elle devait par ailleurs revêtir un caractère explicite. On donnait ainsi en exemple la nomination faite dans un acte d’institution d’héritier49. Aussi pertinente qu’elle fût, elle ne pouvait pas avoir la puissance de contredire le tractatus et la fama50. Concrètement, elle n’occupait en effet qu’une place secondaire par rapport au tractatus. Celui-ci était, il est vrai, l’élément prépondérant de la possession de filiation. Différents auteurs, principalement romanistes, allaient d’ailleurs jusqu’à lui conférer une complète autonomie probatoire51. Le tractatus devait toutefois répondre à 48
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Il s’agit des lois Non epistolis (C., 4, 19, 13), Si vicinis (C., 5, 4, 9) et Filium (D., 6, 1, 1). Dès la seconde moitié du XIIe siècle, des gloses évoquaient les effets de la possession de filiation sur la charge de la preuve. Antonius de Butrio, Com. ad X, 4, 17, 3, n° 10: “Quandoque adest sola nominatio pro filiatione, ut quia nominat aliquem filium et tunc aut nominat ipsum in actu pariter proportionabili filio et non filio et talis asseveratio nihil probat, ut l. Non nudis et l. Neque, De probationibus [C., 4, 19, 14 et 10]. Aut nominat ipsum filium in actu proportionabili tantum in filium, ut eum instituendo et tunc ex tali actu constituitur in quasi possessione filiationis, per quam probatur filius...” (éd. cit. [cf. n. 47], fol. 44ra). Philippus Decius [† ca. 1536], Com. ad X, 2, 19, 10 (In Decretales commentaria, Augustae Taurinorum 1575, fol. 280vb). Sur la place de la nominatio dans la possession de filiation et son évolution vers le nomen, v. A. LEFEBVRE-TEILLARD, Nomen, tractatus, fama (cf. n. 18), p. 290. Voir ainsi la liste des auteurs cités par Felinus Sandeus, Com. ad X, 2, 19, 10: “Secunda conclusio. Solus tractatus de aliquo tanquam de filio probat filiationem etiam si non nominetur. Ita voluit Ja[cobus] Bu[trigarius] in dicta l. Quidam, ff., De probationibus
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certains critères, notamment celui de la réciprocité entre parents et enfant52, celui de la durée53 et, surtout, être parfaitement démonstratif de la filiation. À ce titre, nourrir l’enfant entrait naturellement en ligne de compte, mais aussi l’éducation qui lui était donnée, de même que des actes juridiques spécifiques, comme l’exhérédation ou l’émancipation54. Le tractatus, comme la nominatio et la fama, conférait à l’enfant la situation de défendeur dans le procès et le déchargeait du fardeau probatoire. Il pouvait ainsi être maintenu dans son état apparent jusqu’à ce que son adversaire eût apporté la preuve contraire. À l’instar de la possession matrimoniale, les canonistes estimaient communément qu’aucun de ses faits n’étaient suffisants pour prouver, à eux seuls, la filiation. Par conséquent, il fallait procéder à leur cumul, lequel pouvait d’ailleurs connaître de muliples variations55. Leur approche pragmatique
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[D., 22, 3, 15] et glossa penultima domini Ant[onii] et dominus Ab[bas] in dicto c. Transmisse [X., 4, 17, 3] et Bar[tolus] in l. 2, ff., De liberis agnoscendis [D., 25, 3, 2], et in l. 1, § Ad questionem per illum textum, ff., De questionibus [D., 48, 18, 1, 3] et dominus Ab[bas], et dominus meus qui allegant Bal[dus] in l. Eam quam, C., De fideicommissis [C., 6, 42, 14], ubi de hoc nihil dicit. Adde Ang[elum] idem tenentem late in l. Uxorem, ff., De manumissis testamento [D., 40, 4, 29] et eleganter Pau[lum] de Ca[stro] in l. finali, ff., De probationibus [D., 22, 3, 31]. Licet aliud senserit Bal[dus] in l. Non ignorat, 2 char., C., Qui accusare [C., 9, 1, 9].” (éd. cit. [cf. n. 42], fol. 88ra). V. par exemple Bartholomaeus de Saliceto [† 1411], Com. ad D., 22, 3, 15: “Item quod ipsi istum tractabant et reputabant ut filium suum, et eum in domo tenebant et gubernabant. Item econtra ipse tractabat Gaium ut patrem et Seiam ut matrem et quod obsequia que filii debent prestare parentibus ipse eis prestabat ut eorum filius ut hoc probat hic et in l. Si vicinis, C., De nuptiis [C., 5, 4, 9] et infra, De questionibus, l. 1, § 2 [D., 48, 18, 1, 2] et C., De probationibus, l. Non epistolis et l. Non nudis [C., 4, 19, 13 et 14], et supra, De his qui sunt sui vel alieni juris, l. Filium [D., 1, 6, 6].” (Super Digesto veteri, Lugduni 1549, fol. 147vb). Cette condition est suggérée par Jacobus de Ravanis [† 1296], Com. ad C., 4, 19, 14: “... et semper se habuerant pro fratribus...” (Lectura super Codice, Parrhisiis 1519, réimp. Opera Juridica Rariora 1, Bologna 1967, fol. 179vab), ou encore Bartolus [† 1357], Com. ad D., 1, 6, 6: “... et quod dicti Titius et Seia eum tractaverunt et tractant ut filium suum.” (In Iam Digesti veteris partem Commentaria, Augustae Taurinorum 1574, fol. 24vb). V. par exemple Baldus, Com. ad X, 2, 19, 10, n° 5: “Sed modo queritur que sunt isti actus per quos dicatur homo tractari ut filius ? Respondeo illi qui consueverunt circa filium exerceri, ut alere ipsum in domo et mittere eum ad scholas, instituere eum in testamento, facere sibi vestimenta dissimilia a famulis, scribere eum in natalibus filiorum et similia, ut dicta l. Quidam cum filium, quae est singularis in jure civili, secundum Bar[tolum].” (éd. cit. [cf. n. 38], fol. 209va) et Gulielmus Benedictus [† 1516], Repetitio in c. Raynutius, pars III, n° 13 (Repetitio in capitulo Raynutius, De testamentis, Lugduni 1575, fol. 3va), mentionnant l’exhérédation et l’émancipation. Bernardus Parmensis [† 1266], Gl. ad X, 4, 17, 3, V° Indiciis: “Et viderentur sufficere hujusmodi indicia, si probet quod illi tenebant eum pro filio et ille eos pro parentibus et maxime si fama viciniae consentiat, ut dicit decretalis Per tuas.” (Decretales D. Gregorii IX una cum glossis restitutae, Venetiis 1595, p. 1088). Henricus Bohic [† ca. 1350], Com. ad X, 4, 17, 12: “Sed si non fuerit natus de tali, probabitur ex eo quod ille
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correspondait finalement à celle que développaient les civilistes. Certes, en traitant des diverses preuves de la filiation, les romanistes évoquaient séparément, d’un point de vue théorique, le tractatus, la renommée et parfois l’aveu, compris dans la nominatio. Mais ils semblaient aussi avaliser la pratique des avocats, consistant semble-t-il, dans un procès, à cumuler ces différentes allégations afin d’augmenter leur chance de succès56. 2. Prouver la filiation, vis-à-vis du père en particulier, n’était pas en effet chose aisée. La preuve la plus sûre était celle que l’on extrayait de la présomption de paternité, qui établissait, disaient parfois les auteurs, la “propriété de la filiation”57. En dépit de certaines réserves, une partie de la doctrine jugeait que la présomption de paternité, concernant au premier chef l’enfant né en légitime mariage, pouvait aussi bien convenir à l’enfant naturel. Cette tendance était déjà présente chez les décrétalistes du début du XIIIe siècle, comme l’indiquent des gloses de Tancrède, Damase et Vincent d’Espagne58. La
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vocabat illum filium, et ille appellabat eum patrem, et communiter habebatur et nominabatur filius, ut in c. allegato Per tuas [X, 2, 19, 10], et ex possessione filiationis.” (In quinque Decretalium libros commentaria, Venetiis 1576, p. 66rb). Antonius de Butrio, Com. ad X, 1, 17, 13, n° 5: “Item probabit tertio, eo quod iste habebat illum in patrem et communiter ejus filius reputabatur et nominabatur, De probationibus, Per tuas [X, 2, 19, 10].” (In Ium Decretalium librum Commentaria, Venetiis 1578, réimp. Torino 1967, f° 5rb). Panormitanus, Com. ad X, 1, 17, 13: “Item probabitur tertio, eo quod iste habebat illum in patrem, et communiter ejus filius reputabatur, et nominabatur, De probationibus, c. Per tuas [X, 2, 19, 10].” (In Ium librum Decretalium Commentaria, Venetiis 1617, fol. 57va). Jacobus Butrigarius [† 1348], Com. ad D., 22, 3, 15, n° 3: “Et ideo communiter advocati ponunt in positionibus istos tres capitulos, ut si unum non possunt probare, saltim probant aliud.” (In IIam Veteris Digesti partem Commentaria, Romae 1606, réimp. Opera Juridica Rariora 14, Bologna 1976, fol. 324rb). Albericus de Rosate [† 1360], Com. ad D., 1, 6, 6: “Unde in judicio communiter sunt positiones et capitula circa praedicta quatuor: primo […] Item quod ipse talis eum tractavit, habuit et reputavit pro filio et tanquam filius et ille eum tanquam patrem. Item quod de praedictis est opinio, vox et publica fama […]” (In Iam Digesti veteris partem commentaria, Venetiis 1585, réimp. Opera Juridica Rariora 21, Bologna 1974, fol. 52rb-52va). ID., Com. ad D., 22, 3, 1: “… et dicit quod boni advocati ponunt ista tria in eorum capitulis ut si omnia probari non possunt, probant saltem unum.” (In IIamDigesti veteris partem commentaria, Venetiis 1585, réimp. Opera Juridica Rariora 22, Bologna 1977, fol. 188rb). Bartolus, Com. ad C., 8, 2, n° 3 (In IIam Codicis partem Commentaria, Augustae Taurinorum 1574, fol. 92vb). Baldus, Com. ad D., 1, 6, 6 (Commentaria in Iam Digesti Veteris partem, Lugduni 1585, fol. 38vb). Franciscus Zabarella [† 1417], Com. ad X, 2, 19, 10 (Super I-V Decretalium subtilissima commentaria, Venetiis 1602, fol. 44r ab). Albericus de Rosate, Com. ad D., 22, 3, 1, n° 2: “Aut quis vult probare proprietatem filiationis et illa probatur, probato quod quis natus sit de legitimo matrimonio, ut dicta lege Filium [D., 6, 1, 1]. Si vero quis velit probare solum possessionem filiationis, hoc potest facere dupliciter…” (éd. cit. [cf. n. 56], fol. 188ra). Tancredus, App. ad Comp. IIam, 1, 9, 4 [= X, 1, 17, 3], Vis Fuisse filium: “Quomodo potuerit hoc constare si ipse negat se filium illius fuisse? Respondeo: si natus fuerit de ea
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glose ordinaire de Bernard de Parme († 1266) propagea ensuite l’idée de l’emploi d’une présomption de paternité à la filiation naturelle59. Paraphrasant les propos de Pierre d’Ancharano († 1416), on peut dire que, de ce point de vue, la doctrine canonique procéda à une “équiparation” entre le fils légitime et le bâtard60. Ainsi, la filiation naturelle pouvait-elle être prouvée par la présomption de paternité, c’est-à-dire par la naissance et le maintien de l’enfant dans la maison où, publiquement, le père de celui-ci vivait avec la femme qu’il tenait comme concubine. La doctrine, de manière assez constante, semblait toutefois exiger, en vue de sa prise en compte, qu’une possession d’état d’enfant légitime ou naturel poursuive la présomption de paternité61. Mais Panormitain († 1445), dernier représentant du droit canonique classique, se démarqua de cette position et prit un parti adverse. Selon lui, la présomption de paternité n’avait pas vocation à être cumulée à la possession d’état62.
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quam in domo loco uxoris vel concubine habebata, judicatur filius et precipue si in possessione filiationis remansit, argumento De in jus vocando, Quia mater [D., 2, 4, 5], C., De suis et legitimis heredibus, l. 3 [= D., 38, 16, 3] ... T[ancredus].” (Paris, Bibl. nat., Nouv. acq. lat. 2127, fol. 61ra; lat. 3931A, fol. 83ra: a videbatur). Damasus, App. ad Comp. IIam, 1, 9, 4 [= X, 1, 17, 3], V° Constiterit (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3930, fol. 69ra). Vincentius, Summa ad X, 1, 17, 3, V° Filium (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3967, fol. 38ra). Bernardus Parmensis, Gl. ad X, 1, 17, 13, V° Constiterit: “Sed quomodo poterit hoc constare si ipse negaverit se filium fuisse illius? Responsum: si natus fuit ex illa quam tenebat secum publice in domo pro concubina, presumitur enim filius illius, sicut aliquis presumitur filius quia natus est in matrimonio, quia pater est is quem nuptiae demonstrant, ff., De in jus vocando, Quia mater [D., 2, 4, 5]. Et ita praesumptive dicimus filium, quem talis cohabitatio filium demonstrat, quia fuit in possessione filiationis, C., De suis et legitimis, l. 3 [C., 6, 55, 3].” (éd. cit. [cf. n. 55], p. 207-208). Petrus de Ancharano [† 1416], Com. ad X, 2, 19, 10: “Et istam æquiparationem de legitimo ad bastardum facit glosa supra, De filiis presbyterorum, c. Michael [X, 1, 17, 13].” (In quinque Decretalium libros facundissima commentaria, 6 t. en 4 vol., Bononiae 1580-1583, t. I, p. 214a). ID., Com. ad X, 1, 17, 13: “Dic ut glosa quam singulariter notas nam quod dicitur in l. Filium, ff., De his qui sunt sui vel alieni juris [D., 1, 6, 6], et l. Si vicinis, C., De nuptiis [C., 5, 4, 9], habet locum non solum in filio legitimo, sed in spurio, et bastardo, ut nato in domo ex concubina præsumatur filius retinentis ipsam. Quod bene tene menti, et signa, et vide infra, Qui filii sint legitimi, c. Transmissæ [X, 4, 17, 3], et De probationibus, c. Per tuas [X, 2, 19, 10].” (éd. cit., p. 213b-214a). Cf. n. 58. V. de plus Hostiensis, Com. ad X, 1, 17, 13: “…probabitur filius per certa indicia, puta qui tempore conceptionis et nativitatis forte sacerdos tenebat in domo propria publice matrem suam, arg. C., De nuptiis, Si vicinis et postea presbyter publice nutrivit ipsum et signa dilectionis ostendit tanquam filio et ipse sequebatur ipsum tanquam patrem et sic vocabant se et ita esse publice a vicinia credebatur et dicebatur…” (In Ium librum Decretalium Commentaria, Venetiis 1581, réimp. Torino 1965, fol. 117b). Panormitanus, Com. ad X, 2, 19, 10, n° 6: “Dico etiam quod nominatio et tractatus requiruntur quando filius non fuisset natus ex concubina vel uxore domi retenta, alias autem sufficit sine nominatione et tractatu quod fuerit natus in domo, ut no. dicit glossa in c. Michael, per l. Filium, ff., De his qui sunt sui vel alieni juris, d. l. Si vicinis et supra
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En tout cas, lorsque les parents n’avaient pas vécu dans le cadre d’un concubinage notoire et stable, la preuve de la filiation ne pouvait alors être recherchée que dans la possession. Dans cette hypothèse, l’enfant naturel n’était pas né dans la maison au vu et au su de tous. La conception pouvait être entourée de clandestinité, comme le suggérait parfois le vocabulaire employé par les canonistes63. Mais si le père naturel avait commencé à assumer ses obligations vis-à-vis de l’enfant, rien n’empêchait ce dernier d’essayer d’établir sa filiation grâce à la réunion de différents indices64. Ainsi la possession d’état prenait-elle place au second rang des preuves de la filiation et apparaissait-elle comme une preuve par défaut. Bernard de Parme, dans son commentaire du canon Per tuas, en avait justifié l’emploi à l’égard de la filiation naturelle, par le recours implicite dans la décision pontificale à la favor prolis, c’est-à-dire au parti pris positif du droit canonique envers la filiation. Hostiensis s’étonna, pour sa part, de l’analyse de son prédécesseur, faisant valoir que la filiation concernée étant illégitime, il n’y avait pas lieu de déceler dans ce canon la mise en œuvre d’une “grande faveur”65. Effectivement, les bâtards avaient peu de bénéfice à
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latius dixi.” (In IIum librum Decretalium commentaria, Venetiis 1617, fol. 26va). Ce faisant, il hiérarchisait d’une certaine manière ces deux preuves. Après avoir évoqué le cas du fils de prêtre né dans la maison d’un concubinage notoire (cf. n. 61), Hostiensis poursuivait: “Plus dixit dominus noster quod si certum est sacerdotem peccasse cum muliere et postea filium ex ea natum nutrivisse, vel filium nominasse, vel alias sicut filium tractasse, vere praesumitur filius ut in praedictis juribus.” (éd. cit. [cf. n. 61], fol. 117b). La démarche vaut tant pour la fiiation légitime que naturelle. Cf. Jacobus Butrigarius, Com. ad. C., 4, 19, 13: “[…] qui vult probare se filium aliquando probat hunc talem accepisse Bertam in uxorem et ad ipsam conversationem habuisse et quod natus sum vicinis scientibus in domo et his probatis presumor filius ut l. Filium, ff., De his qui sunt sui vel alieni juris et l. Si vicinis, infra, De nuptiis. Aliquando hec probare non possum et ideo adjicio alia capitula quia dico quod me ut filium tractavit et ego ipsum exhibendo ei reverentiam debitam…” (Lectura super Codice, Parisiis 1516, réimp. Opera Juridica Rariora 13, Bologna 1973, fol. 125a); Bernardus Parmensis, Gl. ad X, 1, 17, 13, V° Constiterit: “Sed si non fuit natus de tali, qualiter probabit? Responsum: ex eo quod ille vocabat illum filium et ille appellabat eum patrem et communiter habebatur et nominabatur filius, infra, De probationibus, Per tuas [X, 2, 19, 10]. Et dilectione sola discernitur quis cujus filius approbatur, infra, De presumptionibus, Afferte [X, 2, 23, 2].” (éd. cit. [cf. n. 55], p. 207-208). Ce développement suit les propos portant sur la présomption de paternité appliquée à l’enfant naturel. V., de même, Panormitanus, Com. ad X, 2, 19, 10, n° 6 (cf. n. 62). Voir sur ce point: A. LEFEBVRE-TEILLARD, Pater is est quem nuptiae demonstrant: jalons pour une histoire de la paternité, dans: Miscellanea Domenico Maffei, t. I, Goldbach 1995 = Autour de l’enfant (cf. n. 18), p. 191, n. 20. Le passage en cause de la lectura d’Hostiensis est le suivant: Com. ad X, 2, 19, 10, n° 2: “Alii scripserunt hic quod hoc accidit in favorem prolis, sed cum sit illegitima, non video hic magnum favorem, arg. infra, Qui filii sint legitimi, Transmissae.” (éd. cit. [cf. n. 36], fol. 79b).
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retirer de l’établissement du lien de filiation naturel66. Hosiensis proposa donc deux autres moyens de justifier et fonder la décision du pontife. La critique de l’illustre canoniste fut relayée et approfondie ensuite67. Panormitain, reprenant à son tour la discussion, et sans défendre d’ailleurs l’idée de la favor prolis, avança, entre autres arguments, que la possession d’état rassemblant nominatio, tractatus et fama constituait une probatio plena. Il aurait été alors malvenu, selon lui, de la remettre en cause par l’affirmation de l’un des parents68. Ainsi entendue strictement, la favor prolis ne concernait que les enfants issus du mariage, et non pas les enfants naturels. Quoi qu’il en soit, ces nuances ne rejaillissaient pas sur l’emploi effectif de la possession de filiation. 3. Concrètement, elle avait un intérêt principalement défensif et œuvrait à la préservation du lien filial. Comme le notait Vincent d’Espagne († 1248), elle protégeait la filiation contre une contestation de l’enfant lui-même69. De plus, elle prémunissait l’enfant des attaques de ses propres ascendants remettant en cause le lien censé les unir à lui. Les dénégations des parents, aussi solennelles fussent-elles, n’avaient pas la capacité de nuire à l’enfant en possession de filiation. Les canonistes reprenaient parfois à ce propos l’exemple classique, emprunté aux civilistes, de la reine à l’article de la mort déclarant à son fils que son véritable père n’était pas le roi mais un chevalier. Ce dernier, en possession
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Ils détiennent un droit aux aliments exerçable à l’encontre de leurs deux parents, qui implique nourriture mais aussi éducation et port du nom de leur père. En revanche, ils ne peuvent ni hériter de leurs parents ni entrer dans les ordres. Sur cette question, voir en particulier A. LEFEBVRE-TEILLARD, L’enfant naturel dans l’ancien droit français, dans: Recueils de la Société Jean Bodin 36 (1976) = Autour de l’enfant (cf. n. 18), p. 269-273. Sur les enfants naturels, voir aussi: L. SCHMUGGE, Kirche, Kinder, Karrieren: päpstliche Dispense von der unehelichen Geburt im Spätmittelalter, Zürich 1995; L. SCHMUGGE / B. WIGGENHAUSER, Illegitimität im Spätmittelalter (Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien 29), München 1994; A. BERNARD, Bâtard, dans: Dictionnaire de droit canonique, t. II, Paris 1937, col. 252-261. Johannes Andreae, Com. ad X, 2, 19, 10, n° 7 (éd. cit. [cf. n. 37], fol. 121ra). Panormitanus, Com. ad X, 2, 19, 10, n° 9: “Prima quia ex nominatione et communi reputatione et tractatu plene probatur filiatio eo modo quo probari potest, a qua plena probatione durum esset recedere per assertionem unius, licet juratam. Alias enim sequeretur absurdum quod parentes possent ad eorum beneplacitum filios proprios ab eorum cura et successione repellere, negando filiationem proprio juramento […]. Secunda ratio, quae ponitur hic in textu quia nimis iniquum esset quod quisque sua dilucida voce etc. Ex his habes clarissimas rationes decidendi in capitulo nostro.” (éd. cit. [cf., n. 37], fol. 26vb). Vincentius, Summa ad X, 4, 17, 12, V° Affidasse: “... et nota quod licet aliquis possit se probare filium qui non est habitus pro filio. Tamen econverso si aliquis habitus est pro filio non admittitur volens probare se non esse filium, supra De filiis presbyterorum, Quoniam. La[urentius].” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3967, fol. 169rb; lat. 3968, fol. 140vb141ra).
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de filiation, n’était pas tenu de renoncer au trône70. Les déclarations négatives des ascendants, alors même qu’elles revêtaient la forme du serment judiciaire, étaient, elles aussi, dénuées d’effet71. Enfin et surtout, la protection possessoire agissait en faveur de l’enfant, lorsque ses collatéraux, pour remettre en cause son droit à l’hérédité, contestaient sa légitimité. À l’inverse, l’absence de possession de filiation fragilisait l’état de l’enfant. Dans cette hypothèse, la dénégation des parents pouvait être retenue à son encontre, tout comme la renommée publique. La doctrine était sur ce point constante72. Il était en effet plausible que l’individu qui non seulement ne pouvait se prévaloir d’une possession de filiation et qui, par ailleurs, se voyait refuser la reconnaissance verbale de ses parents, n’eût pas l’état qu’il prétendait avoir. L’absence de “piété paternelle” conduisant à cette dénégation faisait alors peser le soupçon sur la filiation73. Toutefois, les canonistes précisaient que les affirmations des parents, qu’elles
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Voir Panormitanus, Com. ad X, 2, 19, 10, n° 4 (éd. cit. [cf. n. 37], fol. 26va), ID., Com. ad X, 4, 17, 3, n° 4 (éd. cit. [cf. n. 44], fol. 41rb). Sur cet exemple classique: A. LEFEBVRE-TEILLARD, Nomen, tractatus, fama (cf. n. 18), p. 290. Cela correspondait au casus de la décrétale Per tuas. V. ainsi Johannes Andreae, Com. ad X, 2, 19, 10, n° 1: “Casus. Si qui nominent aliquem filium et ita communiter reputantur, non creditur postea alteri eorum juranti contrarium. ”(éd. cit. [cf. n. 37], fol. 120vb), Baldus, Com. ad X, 2, 19, 10, n° 1 (éd. cit. [cf. n. 38], fol. 209rb), Antonius de Butrio, Com. ad X, 2, 19, 10, n° 1, n° 2 et n° 7 (éd. cit. [cf. n. 37], fol. 16rb), Petrus de Ancharano, Com. ad X, 2, 19, 10 (éd. cit. [cf. n. 60], p. 217 col. a), Panormitanus, Com. ad X, 2, 19, 10, n° 1 (éd. cit. [cf. n. 37], fol. 26rb), Felinus Sandeus, Com. ad X, 2, 19, 10 (éd. cit. [cf. n. 42], fol. 87rb). Tel était le cas dans le canon Transmissae. Damasus, App. ad Comp. Iam, 4, 18, 3 (=X, 4, 17, 3), Vis Verbo viri: “Vel ideo eis creditur quia iste in possessione filiationis nunquam fuit et quia vicinie fama hoc habebat cui in hujus creditur, ut supra De sponsalibus, Illud [Comp. Ia, 4, 1, 14 = X, 2, 23, 11]. La[urentius].” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3930, fol. 53va). Bernardus Parmensis, Gl. ad X, 4, 17, 3, V° Mota (éd. cit., cf. n. 55, p. 1088). Hostiensis, Com. ad X, 4, 17, 3, n° 2 (éd. cit. [cf. n. 45], fol. 34 vb). Johannes Andreae, Com. ad X, 4, 17, 3, n° 6 (éd. cit. [cf. n. 44], fol. 53va). Antonius de Butrio, Com. ad X., 4, 17, 3, n° 11 (éd. cit., cf. n. 47, fol. 44rb). Panormitanus, Com. ad X, 4, 17, 3, n° 10: “Quandoque parentes negant aliquem filium et ille est in possessione filiationis et non statur dicto parentum, ut hic [...]. Secus ubi filius non esset in possessione filiationis...” (éd. cit. [cf. n. 44], fol. 41va). Alanus, App. [vers 1210] ad Comp. Iam, 4, 18, 3 [= X, 4, 17, 3], V° Verbo: “Tum quia in possessione filiationis non fuit, tum quia presumitur quod si filius esset paterna pietatis super ipso moveretur, ut De presumptionibus, Afferte [Comp. Ia, 2, 16, 2 = X, 2, 23, 2] et C., De inofficioso testamento, Si mater [C., 3, 28, 3].” (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3932, fol. 53va). V. aussi Tancredus, App. ad Comp. Iam, 4, 18, 3 [= X, 4, 17, 3], V° Standum (Paris, Bibl. nat., Nouv. acq. lat. 2127, fol. 44ra; lat. 3931A, fol. 59va) et Vincentius, Sum. ad X, 4, 17, 3, V° Standum (Paris, Bibl. nat., ms. lat. 3967, fol. 168rb; lat. 3968, fol. 140rb).
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fussent positives ou négatives, ne constituaient qu’une présomption simple, ne formant en aucun cas une preuve définitive74. La preuve par la possession d’état répondait finalement à une nécessité pratique. Son importance était générée et entretenue par le consensualisme matrimonial et l’absence de preuve préconstituée de l’état des personnes. Néanmoins la doctrine canonique l’appréhendait différemment selon son objet. En effet, à la différence du mariage, aucun risque spirituel n’était attaché à la reconnaissance d’un lien de filiation. C’est pourquoi la favor filiationis incita les canonistes à élargir le recours à la possession d’état afin de consolider les filiations menacées ou de permettre à certains enfants d’acquérir la condition des enfants nés dans le mariage. Elle était évidemment appelée à jouer un rôle plus important en matière de filiation légitime. Mais la possession d’état n’en fut pas moins pensée par les canonistes pour les deux catégories d’enfants. Le rôle de la possession d’état s’estompa à l’époque moderne, pour différentes raisons. La transformation du mariage en un acte solennel au XVIe siècle, ainsi que la mise en place progressive de l’état civil reléguèrent d’abord ce mode de preuve à un rang subalterne75. En outre, dans les derniers siècles de l’Ancien Régime, la filiation légitime fit l’objet d’une protection juridique plus forte, alors que la mère et l’enfant naturels furent plus rigoureusement traités76. Cette évolution ne fut que momentanément entravée par la Révolution. La loi du 12 Brumaire an II conféra aux enfants naturels “reconnus” par leurs parents des droits successoraux identiques à ceux des enfants légitimes et le bénéfice de 74
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Bernardus Parmensis, Gl. ad X, 4, 17, 3, Vis Et testibus: “Et hic est argumentum quod statur presumptioni, scilicet dicto patris et matris, donec probetur contrarium, C. 1, q. 1, Si quis a simoniacis et quod presumptio contrariam admittat probationem...” (éd. cit. [cf. n. 55], p. 1088), Innocentius IV, App. ad X, 4, 17, 3: “‘Negabant’, haec confessio filio non praejudicat, nisi quo ad praesumptionem, ff., De inofficioso testamento, Si instituta, § 2 [D., 5, 2, 27, 2], sicut nec econverso prodesset, si confitentur eum filium, C., De probationibus, Non nudis.” (éd. cit. [cf. n. 42], fol. 47vb), Hostiensis, Summa ad X, 4, 17 (éd. cit. [cf. n. 35], fol. 215vb), Johannes Andreae, Com. ad X, 4, 17, 3, n° 1 (éd. cit. [cf. n. 44], fol. 53ra), Antonius de Butrio, Com. ad X, 4, 17, 3, n° 1 (éd. cit. [cf. n. 47], fol. 43vb), Petrus de Ancharano, Com. ad X, 4, 17, 3, pr. (éd. cit. [cf. n. 60], p. 107, col. b), Franciscus Zabarella, Com. ad X, 4, 17, 3, pr. (éd. cit. [cf. n. 56], fol. 21rb), Panormitanus, Com. ad X, 4, 17, 3, pr. (éd. cit. [cf. n. 44], fol. 41rb). Mais comme l’indiquait J. CARBONNIER, L’amour sans la loi, dans: Bulletin de la société de l’histoire du protestantisme français 125 (1979), p. 47-75, elle connut une résurgence “afin de maintenir les pseudo-bâtards de Hugunots en possession de leurs héritages”. Après l’édit de Révocation de 1685, la déclaration de 1698 obligea les protestants à se marier selon les formes canoniques. Refusant cette contrainte, les familles protestantes se virent alors privées d’accès à l’état-civil, dont les registres étaient tenus par le clergé catholique. Les enfants issus de ces unions, fatalement illégitimes, bénéficièrent du secours de cet ancien mode de preuve. Mais il s’agit-là d’un “emploi politique” de la possession d’état (ID., L’amour sans la loi, p. 62). V. A. LEFEBVRE-TEILLARD, Introduction historique (cf. n. 8), p. 301 et s.
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cette disposition était subordonné à la preuve de leur filiation par la possession d’état77. Le Code civil de 1804 referma cette parenthèse. Il rétablit l’inégalité des filiations et resserra la preuve de la filiation naturelle. Le rôle salvateur de la possession d’état à son égard n’y fut reçu que de façon discrète, dans le titre consacré à la preuve du mariage, sous l’article 19778. Aujourd’hui, filiation légitime et naturelle étant traitées également, la possession d’état retrouve sa vocation initiale, à savoir être utilisée indifféremment par les enfants nés dans ou hors du cadre matrimonial.
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Sur cette loi faussement généreuse et problématique à différents égards, v. A. LEFEBVRE-TEILLARD, Introduction historique (cf. n. 8), p. 327 et p. 336 et M. GARAUD, La Révolution française et la famille (Publications de la Faculté de droit et des Sciences sociales de Poitiers), Paris 1978, p. 116-130. Voir à ce sujet J. CARBONNIER, Le mariage par les oeuvres ou la légitimité remontante dans l’article 197 du Code civil, dans: Mélanges Gabriel Marty, Paris 1976, p. 255-266, et particulièrement p. 261: “Peut-être disposons-nous, dès à présent, d’assez d’indices pour avancer cette hypothèse: que notre article [197] a entendu régler un effet du concubinage”, cet article faisant indirectement mémoire de l’histoire du protestantisme français sous l’Ancien Régime (cf. n. 75).
Orazio Condorelli
Il testamento confermato dal giuramento tra diritto civile e diritto canonico (secoli XIII-XVIII)
1. L’esperienza giuridica bassomedievale attesta un uso imponente del giuramento, sia in ambito giuspubblicistico e politico, sia nella prassi giuridica di diritto privato. In questo secondo settore l’uso del giuramento appare particolarmente frequente in materia negoziale. Al giuramento confirmatorio si fa spesso ricorso al fine di produrre effetti giuridici che sarebbero proibiti ed ostacolati da un’applicazione rigorosa delle norme del diritto romanogiustinianeo, dal secolo XII riemerso e concepito quale ius commune1. È significativo che alcuni importanti provvedimenti legislativi di imperatori e pontefici medievali riguardino proprio un tale uso del giuramento. Mi riferisco, anzitutto, alla autentica Sacramenta puberum, con la quale Federico Barbarossa sancisce che i giuramenti, prestati dai minori a conferma delle alienazioni da loro stessi compiute, debbano essere inviolabilmente osservati2.
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L’argomento di queste pagine si iscrive in un più vasto contesto tematico, che ho in parte trattato nello studio su Alcuni casi di giuramento confirmatorio in materia di dote e di diritti successori. Contributo alla storia dell’ ‘utrumque ius’ (secoli XII-XV), in: ‘Panta rei’. Studi dedicati a Manlio Bellomo, a cura di O. CONDORELLI, 5 vol., Roma 2004, I, pp. 491-565: lavoro al quale rinvio per riferimenti bibliografici più ampi e circostanziati. In questa sede occorre almeno ricordare lo specifico studio di G. VISMARA, La revocabilità del testamento giurato nella dottrina da Guglielmo Durante a Bartolo da Sassoferrato, in: Etudes d’histoire du droit canonique dédiées à Gabriel Le Bras, 2 vol., Paris 1965, II, pp. 1007-1026, ora in ID., Scritti di storia giuridica, 9 vol., VI, Le successioni ereditarie, Milano 1988, pp. 211-235. Altre ricerche del medesimo VISMARA sono in vario modo connesse col tema qui trattato; ricordo: I patti successori nella dottrina di Cino da Pistoia, in: Mémoires de la Societé pour l’histoire du droit et des institutions des anciens pays bourguignons, comtois et romands 30 (1970-1971), pp. 393-423; ID., I patti successori nella dottrina di Bartolo, in: Studi in onore di Emilio Betti, 5 vol., Milano 1962, IV, pp. 465-492, nonché in: Bartolo da Sassoferrato, Studi e documenti per il VI centenario, 2 vol., Milano 1962, II, pp. 755-783; ID., I patti successori nella dottrina di Baldo, in: Studi in onore di Biondo Biondi, 4 vol., Milano 1962, III, pp. 39-125; ID., I patti successori nella dottrina di Paolo di Castro, in: Studia et documenta historiae et iuris 36 (1970), pp. 265-303; tutti si leggono ora nel citato volume VI dei suoi Scritti di storia giuridica. La costituzione venne interpolata nel Codex post C.2.27(28).1, e fu anche inserita nei Libri Feudorum (LF 2.53.10). Non vi è certezza sulla sua datazione: 1155 o 1158.
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Lungo la stessa linea si muovono i provvedimenti risalenti a due pontefici del secolo XIII. Con la decretale Quum contingat Innocenzo III stabilisce che le mogli siano tenute a osservare il giuramento prestato a conferma dell’alienazione del fondo dotale, atto proibito dalle leges (Comp.IV.2.9.1 = X.2.24.28). Tornando sulla questione alla fine del secolo, con disposizione di sapore ierocratico (c. Licet mulieres, VI.1.11.2) Bonifacio VIII ingiunge ai giudici secolari di non riconoscere, pena la sanzione spirituale, le ragioni delle donne che chiedevano la revoca dell’atto di alienazione del fondo dotale confermato dal giuramento. Con il capitolo Quamvis pactum (VI.1.18.2) Bonifacio VIII prescrive ancora che sia osservato il giuramento prestato dalla figlia a conferma del patto, stipulato con il padre al momento del matrimonio, con il quale essa si dichiara soddisfatta di quanto ha ricevuto in dote, e promette di non avanzare ulteriori pretese sui beni paterni. Anche in questo caso si tratta di una convenzione vietata dal diritto civile. Alle norme canonistiche è sotteso il principio che deve essere adempiuto ogni giuramento che, quando sia osservato, non conduca alla perdita dell’anima e non arrechi danno ad altri, purché sia prestato spontaneamente e non sia indotto con violenza o dolo3. È noto l’atteggiamento a volte aspramente critico dei civilisti nei confronti di tale complesso normativo. È esemplare la posizione di Cino da Pistoia: si tratterebbe di norme che favoriscono l’iniquità4. Ed è noto il loro tentativo di ricondurre gli effetti del giuramento all’interno della dinamica degli atti giuridici. Per la regola che l’accessorio segue la sorte del principale, siffatti giuramenti sarebbero invalidi in quanto accedono ad atti proibiti dalla legge civile. Ma l’autorità delle norme, canoniche e civili, era un fatto che il giurista non poteva 3
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Il principio è anzitutto espresso nella decretale Quum contingat (Comp.IV.2.9.1 = X.2.24.28): [...] respondemus, quod, etsi mulierum consensus in talibus non videatur obligatorius secundum legitimas sanctiones, ne tali tamen praetextu viam contingat periuriis aperiri, mulieres ipsae servare debent huiusmodi iuramenta, sine vi et dolo, sponte [ac pro fide] praestita, quum in alterius praeiudicium non redundent, nec observata vergant in dispendium salutis aeternae. Le citazioni dei testi del Corpus Iuris Canonici sono tratte dall’edizione di E. FRIEDBERG, 2 vol., Leipzig 1879. Il principio è poi ripreso nel capitolo Quamvis pactum (VI.1.18.2). Le sue parole a proposito della Sacramenta puberum hanno il tono dell’invettiva: Quicquid sit iure, de consuetudine sententia Martini approbata est, licet erronea, que multos misit ad inferos et multa patrimonia inique exinanivit atque destruxit. Et ut iniquitatem iniquitati adderent canoniste ultra statuerunt, quod idem esset in muliere iurante super contractu rei dotalis. Idem in filia (filio text.) iurante super hereditate futura, quod peius est. Non possum aliud tacere, tamen nequeo quin adversus has iniquitates clamem, licet perperam [Cino da Pistoia, Lectura in Aut. Sacramenta puberum, C. si adversus venditionem, post C.2.27(28).1, additio, n. 4, Francoforti ad Moenum 1578, rist. anast. Roma 1998, I, fol. 97rb]. Sul contesto di questa affermazione mi sono soffermato in Alcuni casi di giuramento confirmatorio (vedi nota 1), pp. 551 s. Sull’argomento sono fondamentali le pagine di E. CORTESE, La norma giuridica. Spunti teorici nel diritto comune classico (Ius Nostrum 6.1, 2), 2 vol., Milano 1962, I, pp. 1-35.
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disconoscere, per quanto potesse dolersene. Era tuttavia possibile invitare il legislatore a modificare le norme. A prestar fede alla testimonianza che Alberico da Rosciate aveva ricevuto da un consiliarius di Enrico VII, l’imperatore sarebbe stato intenzionato a correggere l’autentica Sacramenta puberum, ma non ebbe il tempo di farlo5. Le norme menzionate non si spiegano al di fuori del contesto storico in cui sono state prodotte. Da un lato esse attribuiscono rilevanza e riconoscono effetti, nel campo del diritto, a un atto, il giuramento, che costituiva un vincolo morale e religioso di indiscutibile autorità nelle coscienze degli uomini della societas christiana. Per un altro aspetto esse di inseriscono in un movimento storico diretto a facilitare gli scambi e i traffici economici, e a favorire la disponibilità, in capo al paterfamilias e al marito, delle risorse patrimoniali familiari6. In questo quadro si colloca una documentata tendenza diretta a ricercare gli strumenti idonei a dare stabilità alle disposizioni di ultima volontà. La prassi e la dottrina giuridica mostrano quali e quanti sforzi siano stati indirizzati a rendere un testamento irrevocabile, a corazzarlo contro ogni successiva volontà intesa a modificarlo. E questo con riferimento a taluni obiettivi ritenuti convenienti o giusti in un dato momento: l’obiettivo di garantire un vantaggio patrimoniale a un dato soggetto, oppure (o congiuntamente) quello di dare attraverso il testamento una veste giuridica legittima a un patto successorio vietato dalla legge civile. 2. In mancanza di una specifica norma di ius commune (civile e canonico) che disciplinasse il caso, rimase aperto alla discussione dottrinale il problema se fosse revocabile un testamento che il testatore avesse giurato di non revocare. Il caso è oggetto di una quaestio disputata di Giovanni d’Andrea7. 5
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Alberico da Rosciate, Commentaria in l. Sacramenta puberum, C. si adversus venditionem [post C.2.27(28).1: In primam Codicis Partem Commentaria, Venetiis 1586, fol. 110va, principium e n. 1]: Et hec authentica minoribus est multum perniciosa, et multos iuvenes ad inopiam deduxit. Et audivi a quodam consiliario domini imperatoris Henrici septimi quod si vixisset disposuerat eam corrigere, et Bergomi est statutum quod non servetur. Sed canoniste, acerbitati eiusdem adicientes, duos casus addiderunt, in quibus factum etiam cum sacramento invalidum erat de iure civili, in quibus secundum eos valet, si sacramentum interveniat. Primus est in pactum future successionis, ut extra de pactis c. II lib. VI, secundus est in alienatione fundi dotalis, ut extra de iure iurando c. Licet mulieres eod. Lib. VI [...]. M. BELLOMO, La struttura patrimoniale della famiglia italiana nel tardo medioevo, in: Marriage, Property, and Succession, a cura di L. BONFIELD, (Comparative Studies in Continental and Anglo-American Legal History 10), Berlin 1992, pp. 53-69, dove si troveranno i riferimenti bibliografici agli studi più risalenti dello stesso autore. G. D’ANDREA, quaestio ‘Marcus fecit testamentum’: In titulum de regulis iuris novella commentaria, sub reg. Quod semel (n. 21), Venetiis 1581, rist. anast. Torino 1966, fol. 82rb-83ra. È formulata in questi termini: Hec regula facit ad questionem, quam disputavi, de testamento iurato, quam sic proponebam. Marcus fecit testamentum et iuravit non contravenire, nec illud immutare, et deinde fecit secundum testamentum et mortuus est. Queritur quod testamentum valeat (fol.
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L’apposizione di un giuramento a conferma di un testamento non era l’unico strumento adoperato nella prassi per dare stabilità a una disposizione di ultima volontà. In dottrina si discuteva delle clausole derogatorie, con le quali il testatore dichiarava che non si sarebbe dovuto attribuire validità a una sua disposizione successiva e contraria8. Ci si chiedeva se tali clausole potessero avere qualche effetto. Fermo restando il principio civilistico che la volontà espressa in un testamento può essere mutata fino all’ultimo istante di vita, ci si interrogava se la clausola derogatoria avesse almeno l’effetto di rendere il primo testamento irrevocabile qualora nel testamento successivo non fosse presente una specifica clausola che revocasse la clausola derogatoria inserita nel testamento precedente. Del caso si dibatteva molto nelle generazioni dei giuristi postaccursiani9. Vi era chi sosteneva che il primo testamento fosse revocato da un testamento successivo anche se quest’ultimo non contenesse alcuna menzione della clausola derogatoria precedentemente apposta: era la posizione tenuta da Iacopo Belvisi in una nota quaestio disputata a Perugia10. Altri, come Dino del Mugello, ritenevano che il secondo testamento avrebbe revocato il primo solo se avesse contenuto una clausola revocatoria della clausola derogatoria precedentemente apposta. Ma ciò a condizione che la volontà espressa nel primo testamento non prevedesse, per il caso della revoca del testamento, che la
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82va). Sulla tradizione manoscritta della quaestio v. O. CONDORELLI, Dalle ‘Quaestiones Mercuriales’ alla ‘Novella in titulum de regulis iuris’, in: Rivista Internazionale di Diritto Comune 3 (1992), pp. 125-171 (152, 157, 163 s., 169); M. BELLOMO, I fatti e il diritto tra le certezze e i dubbi dei giuristi medievali, (I Libri di Erice 27), Roma 2000, p. 281; ID., ‘Quaestiones in iure civili disputatae’. Didattica e prassi colta nel sistema del diritto comune fra Duecento e Trecento, (Istituto Storico Italiano per il Medio Evo, Fonti per la Storia dell’Italia Medievale, Antiquitates 31), Roma 2008, pp. 363 s. La problematica relativa al testamento, quale manifestazione “normativa” di ultima volontà, è significativamente accostata dai giuristi a quella relativa alla successione fra leggi contrarie. La discussione è sviluppata a margine di una costituzione di Bonifacio VIII contenuta nel Liber Sextus. È sufficiente ricordare che l’accostamento è già contenuto nella glossa di G. D’ANDREA (Apparatus in VI.1.2.1, de constitutionibus, c. Licet, v. revocare: ed. Romae 1582): [...] In legibus ergo contrariis, stamus ultime. Idem in testamentis... Ratio est utrobique, quia utrumque pendet ex voluntate unius tantum. In his autem, que pendent ex voluntate duorum, dic ut dixi infra de regulis iuris Qui prior. Quod de testamento dixi, scilicet quod ultimo stamus, intelligas etiam si in ipso de primo non fiat mentio. Fallit in duobus casis, scilicet si primum testamentum factum sit inter liberos, C. de testamentis Auth. Hoc inter liberos, et cum ipse testator legem testandi sibi dixit sic, ‘si fecero aliud testamentum, non valeat’: quia tunc secundum faciendo, oportet quod faciat mentionem primi, ff. de leg. III l. Si quis in principio testamenti. La discussione, che ha puntuali riflessi nelle opere per la pratica notarile, è ripercorsa da G. CHIODI, Rolandino e il testamento, in: Rolandino e l’ ‘ars notaria’ da Bologna all’Europa. Atti del Convegno internazionale di studi storici sulla figura e l’opera di Rolandino, organizzato dal Consiglio notarile di Bologna sotto l’egida del Consiglio nazionale del notariato, Bologna - città europea della cultura 9-10 ottobre 2000, a cura di G. TAMBA, (Per una storia del notariato nella civiltà europea 5), Milano 2002, pp. 459582 (546-555). Sulla quaestio mi soffermo infra, § 4, nota 33.
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disposizione testamentaria valesse subordinatamente come donazione inter vivos o come vendita. In questo caso la disposizione unilaterale testamentaria avrebbe mutato natura: i giuristi erano soliti parlare di transitio ad naturam contractus11. È su queste premesse che si fonda la ricordata quaestio di Giovanni d’Andrea, che nei secoli sarà conosciuta attraverso la Novella sul titolo de regulis iuris del Liber Sextus12. Nel giungere alla soluzione il canonista bolognese ripercorre 11
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D. MUXELLANI [...] Commentaria, In Regulas Iuris Pontificii, Venetiis, apud Cominum de Tridino, 1572, in reg. Quod semel, fol. 78r-83r (in particolare nn. 14-24, fol. 81r ss). Giovanni d’Andrea sintetizza efficacemente le opinioni di Dino e di Iacopo Belvisi: Hic plene tractat Dynus an faciens secundum testamentum habeat necesse specialiter revocare primum, in quo erant verba derogatoria, secundo an sufficiat solita generalis revocatio. Et dicit quod forte non erraret qui diceret secundum valere per § et si quidem in Authen. de testamentis, in princ., ubi sufficere videtur generalis revocatio, nec requiritur specialis, per hanc l., ibi, nisi specialiter dixerit etc. Si vero specialiter revocat, certum est valere secundum, ut ibi, nisi transisset ad naturam contractus, excedens fines ultime voluntatis... Si igitur vendit vel donat heredi presenti vel altero pro eo recipienti eo absente, sub ea conditione, si testamentum revocare contingat, habebit donatio vel venditio effectum irrevocabilem in casu revocationis testamenti. Iacobus de Belviso tenet valere testamentum secundum non faciens mentionem de verbis derogatoriis primi [...] [In titulum de regulis iuris novella commentaria (vedi nota 7), sub reg. Quod semel, fol. 82ra]. Può essere utile riportare il corpo della argomentazioni pro e contra attraverso le quali la quaestio di snoda: Pro primo inducam quinque rationes, pro secundo quatuor, tertio ponam duas opiniones contrarias, primam tenens cum certa determinatione, et contrariis respondebo. Primo igitur, quod valeat primum, servandum est enim iuramentum, quantum servari poterit sine periculo anime, de iure iurando Si vero (X.2.24.8) [...] Est enim iuramentum de iure naturali et obligat ex precepto XXII q. I Si peccatum, de iure iurando Etsi Christus [...] Ergo est (§ ed.) penitus servandum, ex quo nihil in primo illicitum, quo casu secus, ut si paganos, vel hereticos instituisset in primo, de hereticis Si quis. Tunc enim iuramentum non obligat [...] Secundo video quod verba derogatoria primi testamenti faciunt secundum non valere, nisi de illis testator in secundo fecerit mentionem [...] et de hoc supra dixi post Dynum [...] Si hec primum testamentum fortificant, multo fortius iuramentum [...] maxime cum per id obligatur Deo [...] Tertio sic probo. Sicut licet testamentum suum cuique rumpere, quia ambulatoria est voluntas defuncti, de celebratione missarum Cum Marthe, ff. de adim. leg. l. IIII (D.34.4.4), sic licet minori venire contra alienationem rei sue, uxori contra alienationem fundi dotalis, filie contra pactum quo renuntiavit successioni paterne [...] Sed per iuramentum predicta omnia confirmantur, ita quod non licet postea contravenire, C. si adversus vend. l. I et auth. Sacramenta, de iure iurando Cum contingat et c. II eod lib. de pactis [...] Ergo idem in testamento, ut iuramento firmetur et tollatur per id contraveniendi potestas. Licet enim arguere de contractibus ad testamenta [...] Quarto, multum videtur facere pro hac parte de sepulturis c. I eod. lib., ubi quis sepulturam elegit et iuravit non contravenire, ulterius eligere aliam non potest, et dicit ibi Archidiaconus per id hanc questionem decidi [...] Quinto video, quod si post primum testamentum quis profitetur, primum testamentum tollere non potest, nec plus testari [...] Quod ergo facit professio, hoc facere potuit iuramentum, que sunt eiusdem vinculi [...] Sexto patet quod faciendo secundum testamentum deierat, periuri autem sunt infames... et actus legitimi sunt infamibus interdicti, de testamentis Licet enim. Testari vero (non add. ed. male) est actus legitimus, facit quod not ff. eod tit. Contractus in principio, ergo secundum non valuit. In contrarium videtur, scil. quod valeat secundum testamentum, ambulatoria est enim voluntas defuncti [...] et sola mors est confirmatio testamenti, et nil est, quod tantum debeatur hominibus sicut quod ultime voluntates [...] Et libertatem supremi iudicii quis sibi auferre non potest [...] nec sibi legem imponere, a qua non liceat recedere (82vb), ut predicta l. Si quis in principio, maxime quia factio testamenti est iuris publici [...] quod per privatorum pactum non tollitur [...]
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meticolosamente un secolare dibattito dottrinale che spazia dalla glossa canonistica di Giovanni Teutonico a una quaestio di Bartolomeo da Brescia, da Alberto Galeotti a Guglielmo Durante, da Roffredo, Accursio e Odofredo per giungere, attraverso Jacques de Revigny e Pierre de Belleperche, a Cino da Pistoia13. Due posizioni stanno agli estremi. Da un lato quella rappresentata da Cino, secondo la quale il testamento confermato da giuramento rimane comunque revocabile: le disposizioni di ultima volontà sono sempre modificabili, ed è invalido il giuramento apposto in violazione di questo principio generale14. Sul fronte opposto, Guglielmo Durante, fondandosi sulla prevalenza del
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Probatur secundo et sic, equiparamus hec duo, iuramentum et confirmationem principis [...] Sed testamentum per principem confirmatum licet immutare testanti, C. de testamentis l. Omnium, ergo et testamentum per se iuratum [...] Item in his equiparamus iuramenta et penarum obligationes [...] Sed pactum future successionis etiam cum pene obligatione non valet. Non enim licet deducere testamentum in contractum. Probantur hec ff. de verborum obl. Stipulatio hoc modo concepta [...] Sicut ergo in his non obligaret pena, sic nec iuramentum [...] Est enim regula, quod si principale non tenet et c., hoc eod tit. Accessorium cum concordantiis. Cum ergo testamentum, licet iuratum, non possit me alteri obligare, ut est probatum, item nec mihi ipsi [...] Probatur tertio, si testari et contrahere matrimonium licet cuique, cui non prohibetur, et prohibiti non testari habentur Instit. quibus non est permissum facere testamenta, per totum [...] Prohibitos contrahere vide in summula IIII libri. Sed si iuro contrahere, vel contrahere cum Titia, vel non contrahere cum Seia, omni casu si cum Seia contraho, valet matrimonium. Probatur primum de voto c. uno eod. lib. (VI.3.15.1), secundum et tertium, de spons. Sicut (X.4.1.22) et c. Si inter (X.4.1.31), de sponsa duorum c. I (X.4.4.1). Tamen periurus sum, et de eo penitentia imponitur, ut ibi. Sic in testatore dicamus valere secundum testamentum, licet periurus sit, et propterea puniendus, ut ibi. Quarto patet, idem in aliis iuramentis, ut in eo qui iuravit certam religionem ingredi, sed si ingreditur aliam, tenet ingressus [...] Item, iuravi librum non vendere Titio, vel vendere tibi, si vendo Titio, et trado, transfertur in eum dominium [...] Si hoc in contractibus, multo fortius in ultima voluntate, que favorabilior est... [In titulum de regulis iuris novella commentaria (vedi nota 7), sub reg. Quod semel, fol. 82va-b]. Solutio. Hec questio not. XIII q. II Ultima voluntas, tamen quid sentiat in ea Iohannes per glosam illam non apparet (Giovanni Teutonico, App. in C.13 q.2 c.4). Et Bartholomeus Brixiensis dicit se plene notasse in questionibus, quod est falsum, ut patet in dominicali XXII, de qua loquitur, que diversa est ab ista, et etiam que in illa sentiat non apparet. Not. Accursius in usibus feudorum constit. Friderici Hac edictali § item sacramenta in glosa Hoc quero, ultra medium (L.F. 2.53, De pace tenenda inter subditos), et Roffredus (Gof. ed.) in libell(is iuris civilis) de sen. con. clementiano ubi glossat aut. Sacramenta, in glo. primo queritur, in ultima questione. Et per Albertum Gal(eottum) in Margarita (mat. ed.) de testamentis, ver. pone quod quidam (ho verificato la correttezza della citazione nel ms. München, Staatsbibliothek, lat. 8011, fol. 8arb), per dom. Odofredum, Ia(cobum) de Ra(venneio), Pe(trum) de Bel(lapertica) et d. Cynum de sacrosanctis ecclesiis l. I, et hi tenent testamentum secundum valere. Gulielmus contra in Spec. de instrumentorum editione § compendiose, ver. quid si quis iuraverit. Facit ad questionem quod not. Raymundus in summa de sepulturis et plenius not. Host. eod tit. § an licitum, ver. quid si quis eligat [In titulum de regulis iuris novella commentaria (vedi nota 7), sub reg. Quod semel, fol. 82vb]. Cino, Comm. in C. de sacrosanctis ecclesiis, l. Habeat (C.1.2.1) (vedi nota 4, fol. 4rb, n. 14): Sed pone quod testator iurat non facere aliud testamentum. Super hoc apud canonistas variatur, dicunt enim quidam quod non obstante tali iuramento potest mutari, et idem not. per Iohannem in decretis XIII q. II Ultima. Speculator notat quod non possit non obstante sacramento quod servandum est, ut not. in Spec. de instrumentorum editione § compendiose versi. quid si iuraverit. Apud legistas
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vincolo di religione sulle norme del diritto civile, sosteneva che il giuramento rendesse irrevocabile il testamento15. La soluzione di Giovani d’Andrea si colloca in posizione intermedia ed è rispettosa della distinzione tra ordine morale-religioso e ordine giuridico16. Colui
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communiter tenetur quod sacramentum non valeat, videtur tamen dixisse Iacobus de Ra(venneio) quod si primum testamentum in quo iuravit factum fuit in presentia heredum et habita conventione cum eis, quod tunc heredes scripti in secundo tenentur restituere bona heredibus scriptis in primo, et idem esset in legatariis. Hoc dicit per Auth. de iureiurando a moriente prestito (Nov. 48; Coll. 5.2). Petrus videtur dicere quod illa Auth. habet locum ubi conventio non est improbata, sed hic esset improbata ea ratione, quia esset contra bonos mores, quia adimit testatori facultatem testandi [...]. Gul. Durandi episcopi Mimatensis I.U.D. Speculum Iuris, 2 vol., Basileae, apud Ambrosium et Aurelium Frobenios fratres, 1574, rist. anast. Aalen 1975, Lib. II, part. II, de instrumentorum editione, § compendiose, ver. quid si quis iuraverit (I, p. 682a-b): Quid si quis iuraverit non venire contra voluntatem suam, nunquid poterit contravenire, condendo aliud testamentum? Et videtur ex premissis quod sic. Non enim potest quis sibi legem imponere, a qua non liceat resilire, ff. de legatis III Si quis in principio respon. I, nec libertatem supremi iudicii potest quis restringere... Voluntas enim testatoris ambulatoria est usque ad extremum exitum vite, ff. de adim. leg. l. IIII [...] etiam si pactum intervenerit, quod mutari non possit, C. de pactis l. Pactum quod dotali [...] Etiam si primum sit per principem confirmatum, arg. de testamentis l. Omnium. Ultimum enim testamentum morte hominis confirmatur, et immobile perseverat... et testamenti factio est public iuris, ff. qui testamenta facere possint l. III et ius publicum etc. ff. de pactis Ius publicum [...] Primum testamentum tollitur per secundum [...] His rationibus motis legiste dicerent secundum testamentum non valere, et heredem in eo institutum debere hereditatem habere, aliaque in eo contenta valere, quia iuramentum contra leges prestitum non obligat, extra de foro competenti Si diligenti, C. de legibus non dubium, X dist. Vide (D. 10 c. 10). Tamen secundum Deum et in foro Ecclesie contrarium puto: nam omne iuramentum servandum est, quod servari posset sine interitu salutis eterne, extra de iure iurando Si vero, extra quod met. cau. Cum dilectus, et arg. ad hoc extra de iure iurando Cum contingat in fine. Et redditio iuramenti est de iure naturali, et in precepto, XXII q. I Si pactum in principio, extra de iureiurando Etsi Christus, vers. fin. ibi, ‘redde Deo’ etc. Unde nullo modo est infringendum [...] Unde contra ordinationem iuratam sibi non licet venire, ut supra. Ego credo per prima iura quod is, de quo queritur, secundum testamentum facere non debeat, et quod illud faciendo vel primum immutando sine causa sit periurus. Dico tamen, per iura secunda et maxime ultimo allegata, quod, si hoc fecerit, valet secundum [...] Sciendum, quod Boatinus in secundo dicto concordat, sed non in primo, quia illum dicit non periurum hac ratione, quia iuramentum fuit temerarium, quia iuravit melius non facere, nec enim secundum eum datum est homini tam bene facere, quin possit facere etiam melius [...] Patet autem ex solutione, quam predixi, fore responsum ad quedam argumenta prime partis, scil. primum et secundum. Ad solutionem multum facit, quia ex contrario aperiretur via iniquitati inducendo scilicet patresfamilias ad testandum et iurandum, et sic auferretur eis bonorum suorum dispositio, quod faciendum non est [...] Ideo autem dixi supra, sine causa, quia si ex iusta causa immutaret primum testamentum, puta testatus fuerat inter liberos vel extraneos, qui mortui sunt, vel in heresim lapsi, vel instituerat ordinem Templariorum, qui nuper damnatus est, vel his similibus: tunc dico eum etiam a periurio excusari [...] Ad alleg. tertio pro prima parte respondetur quod sunt quedam que per se sortiuntur effectum sine iudicis ministerio, ut baptismus, matrimonium, professio, testamentum morte confirmatum et his similia, et in his valent que fiunt contra iuramentum, ut est probatum. Sunt alia que requirunt ministerium, ut revocatio alienate rei minoris, vel dotalium, querela inofficiosi, et his similia, et in his iudex denegat ministerium suum, ne aperiat viam periurio... Et sic loquuntur contraria [...] Unde fateor, quod argumenta illa concludunt, scil. quod si adiret iste iudicem, et peteret sibi dari licentiam secundo testandi, quod non audiretur [...] Est autem
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che ha giurato di non revocare il testamento ha il dovere, morale e religioso, di non revocarlo. E tuttavia, se egli fa un secondo testamento in cui muta le disposizioni contenute nel primo, il testamento successivo è valido, per un principio connaturale alle disposisioni di ultima volontà e sancito dalla legge civile. Il testatore che sine causa muti o revochi il testamento, però, commette spergiuro, con le conseguenze religiose e giuridiche che ne discendono: un giudice ecclesiastico, per esempio, dovrebbe rifiutare di accogliere la richiesta di chi, avendo giurato di non revocare il testamento, chieda poi al giudice la licenza di farne un secondo. E tuttavia il giuramento esplica la sua funzione non solo nell’ordine morale-religioso a cui presiede il diritto della Chiesa. Il giuramento incide anche nel campo dei rapporti giuridici: esso vale, infatti, come clausola derogatoria di una successiva volontà. Ciò comporta che il secondo testamento, per acquisire validità, debba contenere una revoca della precedente clausola derogatoria. Giovanni d’Andrea aggiunge una significativa limitazione alla conclusione relativa allo spergiuro del testatore. Questi commette spergiuro se la revoca è fatta senza giusta causa: una giustificazione potrebbe consistere, per esempio, nel fatto che la prima disposizione fosse stata fatta in favore di un soggetto frattanto defunto, o di un soggetto che sia caduto in eresia o comunque condannato, come per esempio l’Ordine dei Templari, “qui nuper damnatus est”. Quest’ultimo riferimento permette di datare la quaestio di poco successivamente alla condanna dei Templari pronunciata nel Concilio di Vienne nel 1312. Alcuni decenni dopo, Bartolo da Sassoferrato, facendo da contrappunto alla soluzione data da Giovanni d’Andrea, pronuncerà sul caso la sua parola autorevole. Non solo il secondo testamento è valido, ma il testatore non è spergiuro: il giuramento di non revocare il testamento, infatti, è invalido perché contra bonos mores, quia aufert liberam testamenti factionem. Non di meno, Bartolo accede all’opinione del canonista bolognese nel senso che il giuramento apposto nel primo testamento ha il valore di clausola derogatoria17.
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advertendum, quod in questione dubitari posset, an illud iuramentum habeat vim verborum derogatoriorum, ita quod necesse sit de primo mentionem fieri in secundo. Item, an sufficit generalis, an requiratur specialis et expressa. De primo puto quod sic, si iuramentum intervenit in testamento, si vero postea ex intervallo, non credo [...] De secundo dixi supra post Dynum [In titulum de regulis iuris novella commentaria (vedi nota 7), sub reg. Quod semel, fol. 82vb-83ra]. B. DA SASSOFERRATO, Commentaria in D.32.1.22, de legatis tertio, l. Si quis in principio, Venetiis, per Baptistam de Tortis, 1526, nn. 14-15, fol. 61ra-b. La discussione ruota intorno a varie questioni relative alla legge, il cui casus è da Bartolo così formulato (fol. 60ra): Si prima voluntas est derogatoria ultime, prima prevalet nisi prima per ultimam specialiter revocetur. La quaestio che ci interessa: Quero quid si testator dicit se non mutare testamentum et iurat non venire contra, an potest postea facere aliud testamentum. Speculator tangit in titulo de instrumentorum editione § compendiose versic. quid si quis iuravit, et glossator Decreti ponit XIII q. II c. Ultima voluntas, et multi doctores iuris canonici disputaverunt eam. Ultimo Johannes Andree disputavit eam, quam ponit in mercurialibus in c. Quod semel de regulis iuris, et determinavit quod ultimum testamentum valet non obstante iuramento, tamen qui facit secundum testamentum est periurus [...] Sed ego dico quod non erit periurus, quia iuramentum, quod est interpositum super eo quod est
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3. La trama di argomentazioni offerta dalla quaestio di Giovanni d’Andrea da un lato, e l’opinione di Bartolo da Sassoferrato dall’altra, costituiscono il solco lungo il quale, per secoli, scorreranno le discussioni dei giuristi (civilisti e canonisti) su questo tema. Non si trattava di un caso elaborato da professori nel chiuso dei loro studi. Si trattava, piuttosto, di discussioni sollecitate dalla prassi: questa, a sua volta, trovava un orientamento nelle dottrine dei giuristi. Uno sguardo, anche rapido, sulla letteratura consiliare dei secoli XIV e il XV offre testimonianza di questa affermazione. La letteratura consiliare mostra il frequente ricorso al giuramento quale strumento utilizzato al fine di rendere irrevocabile una volontà che il diritto civile voleva potesse essere modificata usque ad vitae supremum exitum. La redazione del testamento era spesso circondata da tutte le cautele possibili al fine di garantire stabilità alla volontà espressa in un dato momento dal testatore. Come testimonia Rolandino dei Passaggeri, rendere stabili e definitive le proprie disposizioni testamentarie poteva essere un obiettivo nascente dal timore del testatore di essere indotto o costretto, in caso di infermità, a mutare il testamento, o dalla volontà di tutelarsi rispetto alla eventualità che fosse confezionato un testamento falso18. Come che fosse, talvolta o spesso il testatore cambiava idea e faceva un secondo testamento. Altre volte la validità di un testamento era posta in questione a causa dell’esistenza di precedenti patti successori, spesso confermati dal giuramento, attraverso i quali si voleva in qualche modo vincolare il potere di disposizione di una persona19. L’intrico e le incertezze
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contra bonos mores, quia aufert liberam testamenti factionem, ut l. Stipulatio hoc modo infra de verborum obligationibus, ergo etc., et hoc tenet Cynus et Petrus in lege I C. de sacrosanctis ecclesiis et An(dreas) de Pisis (ipsis ed.) hic. Quero utrum iuramentum habeat saltem vim verborum derogatoriorum, ut secundum testamentum non valeat nisi primum specialiter tollatur. Videtur mihi quod Johannes Andree determinet quod sic in questione predicta et hoc puto verum. Nam iuramentum interpositum in testamento haberet vim ut importet perinde ac si diceret, valeat omni iure quo valere potest, ut l. Cum pater § filius matrem supra de legatis secundo. Ideo puto quod habeat vim verborum derogatoriorum et requiratur specialis revocatio per illum §. Così ROLANDINO in un passo del Flos testamentorum, tit. Si testator voluerit aliis eius precedentibus, vel sequentibus ultimis voluntatibus derogare (in: Summa totius artis notariae Rolandini Rudolphini Bononiensis, Venetiis 1546, rist. Sala Bolognese 1977, fol. 257v): Verumtamen contingit aliquando quod aliquis testamentum licet nuncupativum quantum potest secretum faciat, in quo voluntatem suam diu deliberatam, et fidelium virorum consilio stabilitam ordinat, a qua disponit ulterius non recedere sed eam post mortem suam servari tenet. Verum ne forsitan egritudinis sue tempore, quando iam bene non potest infirmo (!) resistere propinquorum instantia suadetur sibi vel, quod peius est, forte cogatur voluntatem mutare vel ne etiam forsitan aliquod falsum testamentum post illud vero factum appareat: quia igitur hoc timeret, vel contra ista sibi pericula in posterum providere, et hoc testamentum, quantum potest, firmare et roborare, ita quod etiam posterioribus prevaleat. Queritur ergo utrum possit [...]. Sul passo ha richiamato l’attenzione CHIODI, Rolandino e il testamento (vedi nota 9), p. 548 nota 188. È il caso rappresentato nel consilium 127 di Oldrado: Viso instrumento pacti initi et stipulatione vallati per B. de S. Felicio cum R. et B. notario recipiente nomine et vice G. future uxoris dicti R., et intellecta questio qua queritur an dictus B. possit contra formam dicti pacti iurati testari, ita
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della materia e le permanenti differenze dottrinali inducevano talvolta i consulenti a fornire soluzioni ispirate alla massima prudenza20. È esemplare, per i fatti che testimonia, un consilium di Baldo degli Ubaldi21. Un tale aveva fatto testamento, con il quale aveva istituito eredi i Frati Predicatori, e una figlia in aliqua portione. Si era fatto in modo – per una “industria” nella quale i Frati si erano verosimilmente adoperati con impegno – di circondare tali disposizioni con tutte le cautele che potessero garantirne la stabilità. Innanzi tutto il testatore aveva giurato di non revocare il testamento. Qualora, per una qualsiasi ragione, una revoca fosse avvenuta, era volontà del testatore che il primo testamento valesse come donatio inter vivos; nel caso in cui la disposizione non fosse stata ritenuta valida come donazione, allora il testatore con disposizione fedecommissaria disponeva che gli eredi istituiti nel testamento trasferissero ai Frati Predicatori i beni a questi assegnati nel primo testamento. Accadde che il testatore mutò idea. In un secondo e dichiaratamente ultimo testamento, senza usare particolari formule revocatorie, egli istituì erede la figlia, lasciando ai Predicatori un campo. Nella lite insorta tra i Frati e la figlia, i primi pretendevano tutta l’eredità a titolo di istituzione ereditaria, o eventualmente di donazione, o almeno a titolo di fedecommesso. La figlia, all’opposto, fondava le sue pretese
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quod testamentum teneat. Breviter videtur [...] (Consilia seu responsa et quaestiones auree domini Oldradi de Ponte, Venetiis, ex officina Damiani Zenari, 1585, fol. 50ra-b). È la conclusione di Oldrado nel consilium citato nella nota precedente: [...] Unde breviter canoniste dicerent testamentum non tenere, legiste vero dicerent quod sic. Unde consilium meum esset, quod is, de quo queritur, conderet testamentum, in quo filios et filias omnes pro virili (cioè in parti uguali: cfr. D.50.16.145, con la glossa) heredes institueret. Et hec dispositio esset conformis pacto, iuramento, et iuri communi, et omnem aliam reputo periculo non carere. È il caso di rilevare che in questo consilium Oldrado († intorno al 1335) non mostra di conoscere la quaestio di Giovanni d’Andrea, e presenta la posizione dei canonisti attraverso la menzione del citato passo di Guglielmo Durante (vedi nota 15). È il Consilium I.22 [Baldi Ubaldi Perusini Iurisconsulti (...) Consiliorum, sive Responsorum volumen primum, Venetiis 1575, fol. 8rb-va]. Ne riporto il casus: In Christi nomine. Amen. Quidam fecit testamentum, in quo instituit fratres predicatores ipsis fratris predicatoribus adhibitis testibus, et quibusdam aliis: et fuit instituta filia in aliqua portione sub conditione non potestativa, appositis ex industria clausulis, quod testamentum sit irrevocabile, et apposito iuramento de non revocando; et si contingeret revocari, quod non valeret revocatio; et si valeret revocatio, quod esset donatio inter vivos; et si non valeret donatio, rogavit heredes instituendos in secundo testamento quod restituerent hereditatem dictis fratris predicatoribus. Tandem dictus testator fecit secundum testamentum, quod ultimum esse decrevit, non adiectis aliis verbis derogatoriis, in quo instituit heredem universalem dictam filiam suam, et dictis fratribus relinquit quoddam predium. Nunc inter dictos fratres predicatores et filiam orta est materia questionis, quia fratres predicatores volunt totam dictam hereditatem iure institutionis, vel saltem iure donationis, vel saltem iure fideicommissi. Filia vero dicit primum testamentum, cum omnibus suis cautelis et cum omnibus donationibus et fideicommisso revocatum (revocato ed.) esse, et dicunt (!) secundum testamentum totaliter prevalere, et obiicit dictis fratribus, primo eorum incapacitatem, secundo obiicit quod testamentum non potest sic fieri, quod non possit revocari, et sicut revocatur testamentum, ita donatio eius loco subrogata. Item quod dictum fideicommissum relictum ab institutis in secundo testamento non debetur tamquam turpe appositum in defectu revocationis primi. Queritur quid iuris.
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sulla validità del secondo testamento, e sosteneva l’invalidità delle clausole condizionali relative agli effetti del primo testamento, subordinatamente, quale donazione o fedecommesso. Il giudizio di Baldo sui Frati Predicatori è severissimo: la loro pretesa è ingiusta, tam de iure quam contra equitatem naturalem. Conformemente a una dottrina consolidata, Baldo ritiene che il giuramento apposto al primo testamento non ne impedisca la revoca; aderisce, inoltre, all’opinione di Bartolo, secondo il quale il giuramento è invalido, e chi lo viola non commette spergiuro. Contrariamente all’opinione di Dino, Baldo giudica invalida, tamquam contra bonos mores, la clausola che la disposizione testamentaria valesse almeno come donatio inter vivos, e nega altresì effetti alla disposizione fedecommissaria22. In un consilium relativo a un caso simile, anche Nicolò Tedeschi ritiene che la clausola relativa agli effetti subordinati quale donatio inter vivos sia invalida, in quanto apposta in frode alla l. Stipulatio hoc modo concepta (D.45.1.61), ubi patet quod non valet adiectio pene in casu mutationis testamenti, quia est contra bonos mores23. Anche il Panormitano si colloca lungo la scia di Bartolo, del quale riferisce il pensiero. Bartolo ricordava, per respingerla, la citata opinione di Dino, che gli avvocati tenevano ormai tamquam canonizata24. Eppure lo stesso Dino – 22
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Et videtur quod dictum secundum testamentum nullo modo valeat propter dictam clausulam derogatoriam appositam in primo testamento, que tollit mentem testatoris a secundo testamento, ut l. Si quis in principio testamenti, cum suis iuribus vulgaribus. In contrarium est veritas. Nam illud testamentum prevalet, quod ultimum comprobatur, ut C. de testamentis l. Omnium. Sed secundum testamentum ultimum comprobatur ex verbis et mente [...] Ideo omnibus consideratis puto filiam fovere iustitiam, non obstantibus dictorum fratrum cautelis... Illud tamen dico secundum veram opinionem, quod iuramentum non impedit revocationem testamenti, licet secundum quosdam sit periurus, quod non fateor, quia non valet iuramentum. Item dico quod dicta donatio non valet tamquam contra bonos mores, licet Dynus dicat contrarium per dictam l. Stipulatio hoc modo (D.45.1.61) et ibi per Bartholum [...] Ex quibus omnibus concluditur salva substantia veritatis, dictos fratres predicatores iniustam litem fovere tam de iure quam contra equitatem naturalem [...] (Baldo,Consilium I.22, fol. 8rb-va). Nicolai Tudeschii Catinensis Siculi, Abbatis Panormitani [...] Consilia, iurisque responsa, ac quaestiones, Venetiis, apud Berardinum Maiorinum Parmensem, 1569, Secunda pars consiliorum, consilium 41 (fol. 126vb-127vb). Il caso proposto si articola in due dubbi: In questione, que vertitur seu verti speratur inter Antonium Ioannis ex una parte, et Nicolaum de Nicolai ex alia super validitate (prevaliditate ed.) duorum testamentorum ab eadem domina diverso tempore, ac etiam super validitate cuiusdam donationis inter vivos facte ab eadem domina in casu, quo mutaret primum testamentum, duo principaliter examinanda incumbunt. Primo, nunquid attentis verbis utriusque testamenti, dici possit primum per secundum revocatum. Secundo, presupposita primi revocatione, an saltem valeat donatio facta in eodem testamento? (fol. 126vb-127ra). Venio ad secundum principale dubium, an saltem valeat donatio inter vivos facta in dicto priori testamento? Et videtur primo quod sic, quia fuit facta per viam contractus [...] Sed predictis non obstantibus contrarium arbitror dicendum in casu nostro. Moveo principaliter, quia quod non potest fieri principaliter et per viam dispositionis, non debet admitti indirecte et per viam conditionis [...] Unde in fraudem fuit facta illa donatio loco pene, unde de directo fuit commissum contra legem Stipulatio hoc modo concepta [...] ubi patet quod non valet adiectio pene in casu mutationis testamenti, quia est contra bonos mores [...] Et hanc opinionem quod non valeat hec donatio facta sub conditione, si mutaverit
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sottolineava Bartolo – quale consulente aveva aveva risposto in modo diverso da quanto aveva insegnato e scritto25. Ma i casi della vita sono vari e complessi, e le soluzioni dei giuristi non possono prescindere dalla delicatissima intepretazione delle parole del testamento. In un consilium rilasciato su un caso analogo vediamo come Paolo di Castro si pronunci, invece, in favore della validità del primo testamento confermato dal giuramento, a causa dell’assenza, nel successivo testamento, di una volontà esplicitamente indirizzata a revocare la precedente disposizione giurata. Dove la conclusione si fonda su una ricostruzione della vera volontà della testatrice condotta in base all’idea che essa, in quanto donna, sarebbe stata particolarmente sensibile al timore di commettere spergiuro26.
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testamentum, reperio expresse tenuisse Bartolus in tribus locis et dicit se ita consuluisse in l. Cum duobus § idem respondit preallegata , et in l. Si quis in principio de legatis III in VI col. ver. quero an si remedium, et in l. Stipulatio hoc modo concepta [...] Et refert quod reperit Dynum ita consuluisse, licet contrarium scripserit super regula Quod semel, lib. VI. Quare ex omnibus predictis concludo primum testamentum fuisse per secundum revocatum. Item quod donatio facta in primo testamento sub conditione, si mutaverit testamentum, non valeat (Nicolò Tedeschi, Consilium II.41, fol. 12va-b). Così infatti Bartolo, Commentaria in D.45.1.61, de verborum obligationibus, l. Stipulatio hoc modo concepta, Venetiis, per Baptistam de Tortis, 1526, rist. anast. Roma 1998, n. 2, fol. 26ra-b: Per istam legem damno opinionem Dyni quam advocati habent pro canonizata, an testamentum possit fieri taliter quod non possit revocari. Dynus in c. Quod semel placuit de reg. iuris dicit quod non est dandum consilium stando in finibus ultime voluntatis, sed si transeat in contractu hoc modo, ‘si contingerit me facere aliud testamentum dono omnia bona mea’ etc.; et hoc non placet, quia talis donatio aufert liberam testamenti factionem et videtur facta hec donatio in penam mutantis testamentum, et sic tamquam contra bonos mores non valet ut hic, et hoc reperio Dynum consuluisse, licet sic scripserit in dicto c. Consiliorum sive responsorum praestantissimi I.C Pauli Castrensis Volumen Primum, Venetiis, apud Gasparem Bindonum, et Socios, 1571, Consilium I.284, fol. 143vb-144vb: Casus talis est. Quedam domina in suo testamento filium masculum heredem universalem instituit, cuidam vero filie femine nupte et dotate a patre, et etiam nepotibus ex altera filia premortua, quartam partem omnium bonorum suorum reliquit, et legavit cum onere, quod quintam partem illius quarte deberent pro anima ipsius testatricis distribuere inter pauperes, et promisit, et iuravit testamentum predictum et dictam ultimam voluntatem non revocare, et aliud testamentum et ultimam voluntatem non concedere, quod si contrafecerit, ex tunc donavit dictam quartam partem dicte filie et nepotibus. Postea per quatuor annos aliud testamentum fecit, in quo eundem filium masculum heredem universalem instituit, ut in primo. Dicte vero filie reliquit X. libras tantum, in quibus eam heredem instituit, et voluit quod plus petere non posset, et idem fecit de dictis nepotibus. Et in fine posuit hec verba: rumpens et cassans omne aliud testamentum et ultimam voluntatem manu cuiuscunque notarii, sub quibuscunque et quacunque forma fuerit conceptum, volens hoc in omnibus prevalere et irrevocabiliter tenere. Queritur ergo, utrum per hec verba revocatum sit primum testamentum, potissime quantum ad legatum et relictum dicte quarte partis, presupposito statuto loci, quod mulier habens filios non possit testari nisi de quarta parte. Cetere vero tres distribuantur inter filios. Et alio statuto quo cavetur quod mulier dotata a patre non succedat matri extante filio masculo ex ea [...] Dico ergo testamentum predictum, et potissime circa relictum dicte partis, non esse revocatum per secundum et per dicta verba in eo posita tali ratione. Certum quod indubitatum est de iure, quod testamentum vel legatum habens clausulam derogatoriam sequentis voluntatis, non revocatur per ipsam sequentem voluntatem seu testamentum, nisi
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Tanto grande era il desiderio di rendere le disposizioni testamentarie stabili e immuni da ogni successiva modifica, che i giuristi si adoperavano per escogitare nuovi strumenti giuridici per il perseguimento di tale interesse. Come in una cautela elaborata da Bartolomeo Cipolla27. A chi volesse rendere il proprio testamento irrevocabile egli consigliava, anzi tutto, di confermarlo con il giuramento. La cautela comportava quindi che l’erede testamentario richiedesse al giudice ecclesiastico di ingiungere al testatore l’osservanza del giuramento, a pena di scomunica. In questo modo il testatore che avesse contravvenuto al giuramento e all’ordine del giudice si sarebbe trovato scomunicato, e come tale privo di testamenti factio. Ma lo stesso Cipolla avvertiva che la cautela avrebbe funzionato solo se il testatore avesse consentito alla scomunica. Se, invece, avesse presentato appello contro la sentenza pronunciata contro di lui sub condicione, nelle more avrebbe potuto fare un nuovo testamento. Una ulteriore debolezza della cautela veniva sottolineata dai giuristi delle generazioni successive: contrariamente a quanto diceva Cipolla, infatti, la communis opinio riteneva che lo scomunicato potesse regolarmente testare28. La cautela è macchinosa, contiene aspetti che appaiono paradossali ai nostri occhi, e non sappiamo se e quanto sia stata assunta come modello nella prassi giuridica. Tuttavia essa conserva il valore di una testimonianza della riconosciuta idoneità del vincolo religioso del giuramento ad incidere sull’assetto dei rapporti giuridici. 4. Le discussioni e le soluzioni del problema in questione mostrano un bilanciamento tra valori. Da un lato sta l’indiscusso valore del vincolo di religione sorto tramite il giuramento. Da un altro lato sta l’altrettanto indiscusso principio della libertà di testare, congiunto alla preoccupazione – comune alla problematica dei patti successori – di evitare il votum captandae mortis29. La libertas testandi,
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de ipso et de ipsius qualitate fiat specialis mentio [...] Non ergo censetur mutasse voluntatem dicta testatrix, ex quo de iuramento primi testamenti nullam fecit mentionem. Neque enim presumitur ipsam fuisse tunc oblitam seu immemorem dicti iuramenti, cum non multum tempus transivisset inter primum testamentum et ultimum, scilicet quatuor anni [...] Potissime quia mulieres formidolose (!) sunt de iuramento, unde non facile credendum est, eam voluisse ab eo recedere timore periurii, quia secundum Ioannem Andree incurritur, licet secundum Bartolum non incurratur. Credendum est ergo quod adheserit vie tutiori, ut ab eo recedere noluerit, ex quo de ipso mentionem non facit [...]. B. CIPOLLA († 1474), Tractatus cautelarum, Cautela 117, in: Varii tractatus D. Bartholomaei Caepollae Veronensis, Lugduni, excudebant Godefridus et Marcellus Beringi fratres, 1547, pp. 762a-764b. D. de COVARRUBIAS (1512-1577), In tit. de testamentis intepretatio (cit. infra, nota 36), nn. 17-18, p. 9b; sulla sua scia J. GUTIÉRREZ, Tractatus tripartitus de iuramento confirmatorio (cit. infra, nota 44), Pars secunda, caput I, de revocatione testamenti iurati, n. 9, p. 286a. È opportuno rinviare agli studi di G. VISMARA e di chi scrive menzionati supra, nota 1. Con riferimento al pericolo del votum captandae mortis i giuristi erano soliti distinguere tra pactum de succedendo e pactum de non succedendo. La materia era connessa a quella del giuramento confirmatorio. Per illustrare tale connessione è sufficiente rinvare a un
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solennemente riconosciuta in una costituzione costantiniana (C.1.2.1)30, ha un corollario nel principio per il quale ambulatoria est voluntas defuncti usque ad vitae supremum exitum (D.34.4.4): in ultima analisi, entrambi i principî sono funzionali al naturale interesse dell’uomo a disporre dei proprî beni. L’imperatività che i giuristi attribuiscono a tali principî si ricollega, talvolta in modo evidente, alla loro asserita origine nei sistemi giuridici superiori. Mi riferisco, in particolare, a Iacopo Belvisi, il quale, dibattendo il caso se uno scomunicato possa fare testamento, conclude affermativamente anche sulla base dell’argomento che la potestas testandi trae origine nel ius naturale sive gentium31. Una conclusione che
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brano di Baldo, che riprende il pensiero di Bartolo (Baldo degli Ubaldi, Commentaria in X.2.24.28, Lugduni 1551, nn. 23-25, fol. 312ra-b): Dicit Bartolus quod pactum de succedendo alicui post mortem non validatur vinculo iuramenti, quia est contra bonos mores quod quis testetur invitus. Item quia est contra substantialem libertatem que requiritur in ultimis voluntatibus. Item, quia inducit desiderium mortis alterius, non solum naturalis, sed etiam voluntarie, ut per venenum et gladium […] Iuramentum autem de non succedendo, vel renunciatio (renunciando ed.) cum iuramento, bene valet de iure canonico, quia non inducit votum captande mortis, presertim si fiat aliquo promisso vel recepto, puta dote, quia fit cum iusta causa, ut in c. Quamvis de pactis lib. VI. Sed de iure civili tale iuramentum non valet, quia inducit patrem ad non (!) filium non ut filium, sed ad pretereundum eum […] quod remordet conscientiam et naturalem equitatem, et erga liberos iure nature necessariam charitatem, ff. de leg. III Paulo Callimaco § I, ff. de bo. dam. l. Que ratio. Pone quod filia renunciavit etiam in egestate, nonne pater diceretur eam necare? […] Unde potest dari casus in quo de iure canonico non valet renunciatio […] Inter pactum ergo affirmativum et negativum multum refert, ut notat Bartolus ff. de verborum oblig. l. Stipulatio hoc modo concepta, et hoc super hereditate viventis: sed super hereditate mortui, licet nondum delata, valet pactum et conventio et divisio […]. C.1.2.1: [...] Nihil est quod magis hominibus debetur, quam ut supremae voluntatis, post quam iam aliud velle non possunt, liber sit stilus et licitum quod iterum non redit arbitrium. La quaestio, disputata a Perugia, è poi rifluita nei commenti di Iacopo Belvisi sull’Authenticum: Commentarii in Authenticum et Consuetudines Feudorum, Lugduni 1511; rist. anast. Bologna 1971, in Auth. Coll. IX, tit. de sanctissimis episcopis, v. sed et hoc presenti (Coll. IX.15; Nov. 123.37), fol. 77rb-78rb. Ne riporto i punti essenziali: (77rb) Queritur an excommunicatus possit condere testamentum vel aliam ultimam voluntatem. Et videtur quod possit condere testamentum [...] (77vb) Vigesimo, potestas testandi de iure naturali sive gentium procedit, licet forma sit de iure publico, ut C. de testam. l. Testandi, et ff. de iustitia et iure l. I § ius naturale, et dist. I c. Ius naturale [...] Et iura naturalia sunt immutabilia [...] Sed testamentum sola nuncupatione voluntatis fieri potest coram septem testibus, ut C. de testam. l. Hac consultissima § per nuncupationem, et l. In testamentis. Ergo excommunicatus poterit rudi et simplici voluntate coram septem testibus condere testamentum [...] Econtra videtur quod excommunicatus non possit condere testamentum nec aliam ultimam voluntatem [...] (78ra) Solutio. Excommunicatus potest condere testamentum et quamlibet ultimam voluntatem, ut patet per iura pro prima parte allegata [...]. Sulla tradizione manoscritta della quaestio (datata Perugia, aprile 1321) v. BELLOMO, I fatti e il diritto (vedi nota 7), pp. 40, 75, 213 s. e nota 200, 255, 271, 308, 332, 481; ID., ‘Quaestiones in iure civili disputatae’ (vedi nota 7), pp. XXVIII, 162, 408. Sul problema dottrinale dell’origine della potestas testandi (ius civile, ius naturale o ius gentium), con le conseguenze pratiche che discendono dalle diverse opzioni di principio, v. le documentate pagine di A. PADOVANI, Le fondamenta giuridiche del testamento nella dottrina medioevale, in: Actes à cause de mort - Acts of Last Will. Troisième Partie. Europe médiévale et moderne, (Recueils de la Societé Jean Bodin pour l’histoire
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appare essere condivisa da Giovanni d’Andrea nella sua Novella in Sextum32. Non mi sembra un caso che una delle più convinte e appassionate difese della revocabilità quale carattere proprio del testamento risuoni proprio nell’altra quaestio dello stesso Belvisi più sopra ricordata. Egli riconduce tale carattere al libero arbitrio che l’uomo riceve a natura et a iure: l’immutabilità del diritto naturale comporta, secondo Belvisi, che il libero arbitrio non possa soffrire vincoli, poiché esso consiste in una simplex et pura libertas e in una mera et libera voluntas, la quale comporta un velle e un nolle33.
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comparative des institutions 61), Bruxelles 1993, pp. 173-196; sull’argomento v. anche P. LANDAU, La libertà di testare nella storia del diritto tedesco del tardo Medioevo e della prima età moderna, in: Rivista Internazionale di Diritto Comune 6 (1995), pp. 2948. La quaestio di Belvisi è riportata da Giovanni d’Andrea nella Novella in Sextum, in VI.5.11.8, de sententia excommunicationis, c. Decernimus, Venetiis 1499; rist. anast. Graz 1963, p. 302a-b, in forma fortemente abbreviata, ma con l’argomento menzionato nella nota precedente. Giovanni d’Andrea aderisce alla conclusione di Belvisi. Anche questa è rifluita nei Commentarii di Belvisi in Authenticum et Consuetudines Feudorum, in Auth., Coll. VIII, de testamentis imperfectis a parentibus in filios factis, v. A Constantino (Coll. VIII.3; Nov. 107 pr.) (vedi nota 31, fol. 58rb-59vb). Ne riporto il casus e i punti rilevanti per il discorso che qui stiamo conducendo: (58rb) Queritur utrum testamentum in se continens verba derogatoria tollatur simpliciter per secundum testamentum, etiam nulla mentione habita de verbis derogatoriis, an non. Et si non tollitur, quemadmodum debeat tolli, an per verba specialia tantum, et an sufficiant generalia [...]. La soluzione: (59rb) Ad solutionem et antiquorum et modernorum doctorum opinionem quorum vincula calciamentorum solvere dignus non essem, considerans tamen quod ubi publica tractatur utilitas et iuris indagatio etsi minor iudex veritatem investigaverit nulla maiori irrogatur iniuria, ut C. de offi. rec. pro. l. Potioris [...] Idcirco remescens ad solutionem accedo. Solv(endo) dico quod prius testamentum continens in se verba derogatoria tollitur simpliciter per secundum testamentum, etiam si in eo de verbis derogatoriis nulla mentio habita est[...]. Fra le argomentazioni portate a favore della soluzione molte fanno appello al libero arbitrio: (58rb) Quarto, quia omnis homo liberum arbitrium habet a natura et a iure, ut ff. de statu hominum l. Libertas, et inst. de iure personarum § I et C. de transact. l. Si quis maior cum similibus. Sed ius naturale est immutabile [...] ergo liberum arbitrium non potest ligari quin semper remaneat in simplici et pura libertate et mera et libera voluntate. (58va) Quinto quia liberum arbitrium habet de se velle et nolle, et cum sequitur nolle post velle, tollitur statim velle [...] Ergo posterius testamentum quod in se continet perfectionem voluntatis et solennitatis tollit primum simpliciter [...] Septimo quia liberum arbitrium est in seipso mutabile et variabile ut libet [...] ergo si legem mihi pono repugnantem menti mee possum eam dissolvere quocunque modo [...] Decimo [...] Preterea natura que ministrat liberum arbitrium illud semper conservat nec eum tollit vel ligat, ut ff. de iustitia et iure l. I § Ius naturale, adeo etiam quod si servus efficietur nihilominus secundum naturam retinet arbitrium liberum et libertatem, nisi vi aut iure prohibeatur [...] Ergo modo quocunque licitum est se dissolvere [...]. Sulla tradizione manoscritta della quaestio v. BELLOMO, I fatti e il diritto (vedi nota 7), pp. 148, 151, 187, 264 [segnalata accanto a una altra quaestio di tema analogo di Martino Sillimani (Pater familias in primo testamento ita dixit, aprile 1299), sulla quale v. F. MIGLIORINO, ‘Dominus meus in legibus’: the search for a Liber quaestionum of Martinus Sillimani, in: The Two Laws. Studies in Medieval Legal History Dedicated to Stephan Kuttner (Studies in medieval and early modern Canon Law 1; Washington D.C. 1990), pp. 121-151 (145 s.)],
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Nella quaestio di Giovanni d’Andrea da cui ho preso le mosse, il canonista bolognese riconduce dichiaratamente la propria conclusione all’iniquitas che discenderebbe dalla opposta soluzione che invece desse prevalenza al vincolo del giuramento: l’iniquità che discenderebbe dalla possibilità di indurre i patresfamilias a testare e a giurare di non revocare il testamento, così sottraendo loro il potere di disporre dei propri beni34. Il giuramento eventualmente prestato, comunque, conserva le sue valenze religiose, anzitutto nel foro della coscienza. Per questo complesso di ragioni i canonisti, tranne voci isolate come quella di Guglielmo Durante, condividono con i civilisti l’idea che il giuramento non faccia venire meno il potere di modificare o revocare il testamento giurato. I canonisti traggono argomento dalle norme canoniche che in altri casi impongono il rispetto del giuramento (alienazione del fondo dotale, patto di esclusione della figlia dotata dalla successione legittima), e ciò per affermare che il giuramento di non revocare il testamento deve essere comunque osservato. Il che, come si è visto, in sé non incide sulla disciplina giuridica del testamento, che in sé rimane revocabile. L’obbligo canonico di osservare il giuramento discende dal principio, affermato dalle menzionate norme, che deve essere mantenuto ogni giuramento la cui osservanza non comporti pericolo per la salvezza delle anime, purché esso sia stato prestato liberamente, sine vi et dolo35. Occorre riflettere, a questo punto, sulla mancanza di una norma canonica che abbia imposto l’osservanza del giuramento prestato a conferma del testamento. Con tutte le cautele che comporta un argumentum ex silentio, il fatto potrebbe essere intepretato come il segno di una significativa sintonia tra il legislatore canonico e le conclusioni elaborate dalla dottrina. Un fatto è comunque da sottolineare: il legislatore, in questo caso, non ha prodotto una norma come il capitolo Licet mulieres di Bonifacio VIII (VI.1.11.2), che imponeva ai giudici secolari di non riconoscere, pena la sanzione spirituale, le ragioni delle donne che chiedevano la revoca dell’atto di alienazione del fondo dotale confermato dal giuramento. Rimane comunque una differenza di fondo, che consiste nella persistente negazione, da parte dei civilisti, della validità del giuramento di non revocare il testamento. Una delle più ampie e articolate discussioni di questo aspetto della questione si deve, nel secolo XVI, allo spagnolo Diego de Covarrubias nella relectio de testamentis36. Il suo discorso è significativo perché mostra un tentativo di
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281, 295, 603; v. ora anche BELLOMO, ‘Quaestiones in iure civili disputatae’ (vedi nota 7), pp. 160, 270 s. Cfr. il testo riportato supra, nota 16. Cfr. supra, nota 3. Didaci Covarruvias a Leyva Toletani Episcopi Civitatensis, dum insigni Dei Maximi Salvatoris collegio Salmanticae iura pontificia publico munere profiteretur, in tit. de testamentis intepretatio, in: Didaci Covarruvias [...] In varios civilis ac pontificii iuris titulos relectionum tomus primus, Venetiis, apud Hieronymum Scotum, 1571; ma il colofone porta la data 1570; sull’argomento in questione v. in particolare il § Ex II. parte rubricae, pp. 3a-16b.
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storicizzare i principî contenuti nelle leggi romane, cioè di leggerli nell’ambito di un contesto sociale e giuridico in cui essi apparivano aver perso ogni assolutezza e trovavano, nella prassi, molteplici occasioni di deroga. In una dettagliatissima trattazione il tema del testamento confermato dal giuramento è accostato ai complessi problemi inerenti alla donatio omnium bonorum mortis causa. L’idea sottostante è che la libertas testandi si fondi sì sul ius naturale, ma non tanto da escludere che un soggetto, esercitando la propria voluntas, possa scegliere di limitare tale libertas, o addirittura di rinunciarvi. Il principio ha un significativo parallelo nell’esperienza della vita dei religiosi, ma trova conferma nello stesso assetto del sistema delle successioni, per come da secoli esso era stato configurato dalla dottrina del ius commune civile e canonico37. Secondo Covarrubias – che accede alle conclusioni del connazionale Fortunio García38 – il consensus del rerum dominus è una causa idonea a limitare la libertas 37
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COVARRUBIAS, In tit. de testamentis intepretatio, nn. 4-6 (vedi nota 36, pp. 3b-4a): Ex quibus omnium bonorum donatio a iure omnino improbatur, quippe quae liberam testandi potestatem donanti adimat [...] Adeo ut regia lege 69 Tauri prohibita sit, et nulla omnino iudicatur donatio omnium bonorum, etiam presentium. Qua in re illud omittendum non est, ut nec iuramento donantis valida sit, cum bonos mores, quibus testandi libertas innititur, prorsus evertat [...] Hic tamen oportet perpendere, an libera testandi facultas ita a iure naturali procedat, ut contrarium bonis moribus sit quenquam sibi auferre, quod proculdubio dicendum non est. Imo nullum vitium committit is, qui sibi tollit liberam testandi potestatem. Si enim contra bonos mores esset libertatem testandi tolli, mortale crimen, aut saltem veniale committeret, qui animo deliberato seipsum hoc iure testandi privaret [...] (4a) quod dicendum non est: siquidem voluntati humanae potest quis renuntiare, capit. Si religiosus de elect. in 6. [...] Eadem etiam conclusio probatur ex eo, quod quis potest iure naturali bona omnia, quae habet, quaeque habere unquam poterit et habuerit, omnino donare, auth. Ingressi C. de sacrosan. ecclesiis, l. Deo nobis C. de episcopis et clericis. Praeterea clausula, quae futuris testamentis derogat, non iudicatur turpis, imo tanquam licita testamentis adiecta utroque iure defenditur [...] et si turpis esset talis adiectio, nequaquam iure probaretur. His ergo rationibus Fortu(nius Garcia) in trac. de ult. fine. illat. 20 versi. tertius casus asserit non esse contra bonos mores naturales tolli testandi libertatem: quo fit, posse iuramento firmam esse omnium bonorum donationem, non tantum praesentium, sed etiam futurorum [...] His accedit, quod donatio omnium bonorum facta ecclesiae valida est auctore Bartolo in d. l. finali col. pen. C. de pactis [...] (è dichiarata essere sententia communis) licet non desint, qui ab hac creberrima omnium assertione discedant. Sed si ecclesiae donatio omnium bonorum fieri potest, ex eo quidem apertissime constat eam non esse contra bonos mores, vel saltem illos, qui turpitudinem prae se ferunt, si violentur [...] Igitur, quid vetat hanc donationem ex iuramento vires accipere? Imo, donationem simplicem omnium bonorum praesentium et futurorum iure valida esse etiam refragante Bartolo tenuerunt Dinus [...] Angelus et Baldus [...] Salycetus [...] Alciatus et Cosmas Guimier [...] Alexander [...] Verum his omissis minime discedere licet a frequentissima doctorum sententia, qua omnium bonorum donatio invalida censetur, quae et regia lege ita confirmatur, ut etiam locum habeat in praesentium tantum bonorum donatione. Contendimus tamen non temere, ni fallimur, eandem donationem iure communi vel regio improbatam iuramento praestito admittendam esse, nec iure naturali vetitum opinamur posse libertatem testandi tolli ex consensu rerum domini [...]. Covarrubias si riferisce all’opera di Fortunius Garcia Hispanus, De ultimo fine iuris canonici et civilis. De primo principio et subsequentibus praeceptis. De derivatione, et differentis utriusque iuris, et quid sit tenendum ipsa iusticia, edito fra i Tractatus illustrium in utraque tum pontificii, tum caesarei iuris [...], Venetiis 1584, tomo I, ff. 105vb-132ra: cfr. in particolare i nn. 349 e ss., fol. 124va-b e ss. per il tema qui trattato.
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testandi. Conseguentemente, una autolimitazione della libertas testandi, poiché si fonda sulla libera volontà del soggetto stesso, non appare essere un atto contrario ai boni mores naturales. Queste affermazioni sono sostenute da una lucida constatazione di alcuni fatti dell’attuale e consolidato assetto del sistema successorio. Se così non fosse – continua infatti Covarrubias – non si spiegherebbe l’ormai condiviso riconoscimento della validità delle clausole derogatorie, apposte in un testamento, che condizionano la validità di un successivo testamento. Questo, a ben vedere, sottrae fondamento alla corrente opinione dei civilisti che il giuramento apposto a conferma del giuramento sia invalido perché contrario ai boni mores. Se questa contrarietà volesse ricavarsi, poi, dal fatto che tale giuramento potrebbe offrire a taluno l’occasione di desiderare la morte del testatore, ciò non comporterebbe che la prestazione del giuramento crei una situazione in sé peccaminosa: ciò richiederebbe una pravi animi praesumptio maxima, che in christiana religione non est faciliter admittenda. Del resto, il pericolo di generare il votum captandae mortis è insito in altri istituti diffusi nella prassi, come le sostituzioni ereditarie e i vincoli dei beni originati dal diritto di primogenitura: et tamen passim praedictae substitutiones et primogenia licite fiunt et honestissime permittuntur. In conclusione, Covarrubias non si distacca dalla linea di pensiero inaugurata da Giovanni d’Andrea. Il giuramento non impedisce la revoca del testamento; non di meno, il testatore che venisse meno al testamento commetterebbe spergiuro. La modificabilità e la revocabilità del testamento, in questo contesto, appaiono collegate a una libertas testandi che, trovando fondamento nella voluntas del soggetto, è idonea ad autolimitarsi. Tali caratteri sono ricondotti, inoltre, alla stessa natura dell’istituto giuridico del testamento, che trova la sua perfezione solo al momento della morte del testatore. Né il giuramento – afferma Covarrubias – ha la forza di incidere sulla natura dell’istituto, trasformandolo in una donazione irrevocabile39.
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Sull’autore v. M. ASCHERI, Le ‘differentiae inter ius canonicum et ius civile’, in questo volume. COVARRUBIAS, In tit. de testamentis intepretatio, nn. 9-19 (vedi nota 36, pp. 5a-9b): (5a) Ex quibus insinuat sese quaestio illa, num primum testamentum, quod testator iuravit se non revocaturum, per secundum revocari valeat, et subinde an ipse testator ex hac penitentia sit periurus. Qua in re libet tres opiniones referre: quarum prima auctores habet Guillelmus Durandus [...] et Hostiensis [...] dicentes adeo non posse primum testamentum iuratum revocari, ut secundum invalidum omnino sit, nec subsistere possit: quia iuramentum actum alioqui mutabilem, firmum et irrevocabilem efficit [...] Haec tamen Speculatoris assertio falsa apparet, ex eo quod iuramentum sortitur naturam illius actus, cui adhaeret [...] Igitur iuramentum in testamento praestitum non reddit eum actum irrevocabilem, cum eius propria natura sit ut ad mortem usque libere mutetur. Qua in re duo potissime sunt expendenda [...] Primum, equidem constat donationem inter virum et uxorem a lege vetitam, iuramento praestito validam esse, uti Bartolus adnotavit in l. Si quis pro eo [...] (è dichiarata essere opinio communis) (5b) Nec enim hoc iuramentum contra bonos mores praestatur, ut Fortu(nius) eleganter explicat, licet moribus civilibus Romanorum adversetur, l. I ff. de donationibus inter virum et uxorem [...] Unde Bartolus in l. Quod meo ff. de acqui. poss. dicebat hanc prohibitionem non carere rationi naturali. Non tamen isthaec prohibitio iuris naturalis est eo sensu, quo ius naturale a
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iurisconsultis et theologia assumitur. Posset etenim lege seu consuetudine talis donatio permitti: ergo non est haec donatio contra bonos mores, quos frangere absque turpitudinis nota minime liceret, seclusa lege humana [...] Igitur iuramento haec donatio confirmatur, quamvis Bartolus contrarium asserat in dicta l. prima [...] (7a) His igitur perpensis, perplexa adhuc apparet huius nodi dissolutio: et propterea, ut nostram in hac re sententiam et liberius ac distinctius explicemus, quinque assertiones non inutiles proponimus [...] (8a) Quarta conclusio: donatio causa mortis facta, in donationem inter vivos transit, si donator etiam in verbis exequutionem actus inducentibus promittat iuramento praestito eandem donationem servare, firmamque habere et eam ipsum non revocaturum [...] Hactenus ergo de donatione causa mortis, quam quis non revocare iuravit. In testamento vero dicta verba, etiam iuramento praestito, non impediunt eius revocationem ex opinione, quam adversus Speculatorem probamus. Nec ex his verbis hic actus transit in aliam speciem, nec in contractum inter vivos, quia verborum significatio non patitur ut testamentum transeat in donationem irrevocabilem Est et alia ratio adversus Speculatorem. Actus siquidem contra iuramentum factus, etiam si agens periurus sit, validus est, si prior actus, cuius causa iuramentum praestitum fuit, nec perfectus est, nec ex iuramento eam perfectionem assumpsit, ut mutari nequeat, ex glosa percelebri in cap. finali de procuratoribus in 6. [...] Si quis etenim testamentum fecerit, idque iuraverit non revocare, si postmodum poenitentia ductus, id testamentum mutaverit, haec correctio aut mutatio servanda erit, cum ad mortem usque primum testamentum perfectionem non (8b) accipiat, ac omnino pendeat, et ideo dum ita penderet, potuit optime tolli ab ipso [...] (è dichiarata essere opinio communis) Quae quidem sententia adhuc vera est, etiam si primum testamentum, quod iuravit testator non revocare, ad pias causas conditum fuerit [...] Secunda opinio partim ex praemissis constat, quibus probatur in hac controversia, secundum testamentum primo praeferendum esse, partim a Bartolo augetur, qui non tantum hoc tenet, sed et addit nec periurum esse revocantem primum testamentum, cui iuramentum accessit [...] dicens iuramentum, quo quis promittit non revocare testamentum, esse contra bonos mores, et ideo iurantem ex eo minime obligari [...] Quasi hoc iuramentum non tantum sit contrarium bonis moribus civilibus, sed et canonicis, cum iure pontificio votum captandae mortis reprobetur, capitulo secundo, capitulo Ne captandae de concessione praebende in 6., capitulo Nulla eod. titulo. Sed haec opinio omissis aliorum argumentis ex eo convincitur, quod contra bonos mores non est promissio non revocandi testamentum, quod supra probavimus ex Fortunio. Nam si promissio non revocandi testamentum absque iuramento toleratur, cur iureiurando eadem promissio firmari nequit? Dices fortasse, non esse ita periculosum animae promissionem simplicem frangere sicuti iuratam, et ob id magis tolli adiecto iuramento testandi libertatem, quam simplici promissione. Id etenim fateor, nego tamen bonis moribus repugnare, ut quis sibi ipsi tollat testandi libertatem: tametsi pacta, per quae haec libertas aufertur, a iure civili improbentur ea ratione, quod leges aegre ferant, ac odio habeant, esse quem sollicitum de viventis haereditate [...] Quod si dixeris occasionem captandae mortis a lege tolli, utque improbam, bonisque moribus contrariam refelli (refellit ed.), fatebor utique occasionem hanc improbari, quasi hoc ipsum (9a) legum latoribus utile visum fuerit reipublicae, ne privatim vitae humanae insidiaretur: nec confestim sequitur ut ita contra bonos mores esse, ut peccatum sit facta praedicta iniri, cum dicta occasio non sit admodum crimini proxima, quippe quae pravi animi praesumptionem maximam exigat, quae in christiana religione non est faciliter admittenda. Constat etenim ex substitutionibus, ac bonorum vinculis, quae ex primogeniis oriuntur, ut post mortem unius alteri bona obveniant, occasionem captandae mortis quodammodo pravis ac scelestis hominibus exhiberi, et tamen passim praedictae substitutiones et primogenia licite fiunt et honestissime permittuntur [...] Praeterea, nonne maior libertas in matrimonio exigitur, quam in testamento, c. Cum locum de sponsalibus? Et tandem iuramentum, quo quis aliquam foeminam accipere in uxorem pollicetur, validum est, et periurio irretitur is, qui id non servaverit, c. Sicut ex litteris de sponsalibus, quibus rationibus Bartoli opinio, quae a iuris civilis professoribus crebro recipitur, falsa apparet. Tertia igitur opinio, licet concedat testamentum secundum primo praeferri, testatorem tamen periurum esse profitetur [...] Quid ergo dicemus ad l. Stipulatio, ubi Iulianus iurisconsultus ita scribit: Stipulatio hoc modo concepta, si
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5. Fra il secolo XVI e il successivo non muta il quadro di riferimento entro il quale i giuristi discutono della questione. Solo pochi cenni sono possibili su questi sviluppi. Le antiche dottrine di Giovanni d’Andrea e di Bartolo e le più recenti analisi di Covarrubias costituiscono il punto di avvio di svolgimenti dottrinali che trovano una sede tipica nelle trattatistica sui temi del giuramento e delle successioni40. È un dato condiviso che il giuramento confirmatorio non produca l’effetto di rendere irrevocabile il testamento: ciò sarebbe contra naturam substantialem del testamento, secondo come si esprime il canonista Serafino dei Serafini nel suo trattato De privilegiis iuramentorum41; o, detto altrimenti, la
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haeredem me non feceris, tantum dare spondes, inutilis est, quia contra bonos mortes est. Verum lex illa poenalem stipulationem contra libertatem testandi adiectam bonis moribus contrariam esse asserit: siquidem illicitum et inhonestum est poenae adiectione quemquam velle alterum adstringere ad certam haeredis institutionem [...] Non tamen ex his sequitur promissionem simplicem vel iuratam absque poenae adiectione bonis moribus adversam esse [...] Ex quo infero poenalem stipulationem, cuius meminit dicta l. Stipulatio, iuramento firmari non posse [...] (9b) Hinc probari poterit, donationem factam in poenam mutationis aut revocationis testamenti minime valere, ex communi omnium sententia [...]. Fra gli autori che affrontano il problema nel quadro di trattati sulle successioni si possono ricordare il più succinto Giulio Claro (1525-1575) [Iulii Clari (...) Tractatus de testamentis, in: Selecti tractatus iuris varii, vere aurei, de successione tam a testato, quam ab intestato [...], Venetiis 1580, quaestio 94, p. 110b, dove l’autore si riporta sommariamente alle conclusioni di Covarruvias] e il copioso Giacomo Antonio Marta (1568-1611) [Doctoris Martae Neapolitani iurisconsulti veridici, summi practici, ac in celeberrimo Papiensi Gymnasio Iuris Civilis interpretis primarii Summae totius successionis legalis pars quarta (...) nunc primum in luce prodit, Lugduni, sumptibus Iacobi Caron et Petri Cavellat, 1627, Pars IV, Quaestio IV, art. V, testamentum primum, an et quando sit revocatum per secundum, pp. 94b-99a (dal sommario dei nn. 4 e 5, trattati a p. 95b: testamentum primo omnino censetur sublatum per secundum, etiam si primum fuerit iuratum, et in secundo non fuit facta mentio de iuramento); art. VII, quomodo testamentum primum habens clausulam derogatoriam revocetur per secundum, pp.100b-104b (n. 29, p. 103b, sommario: Iuramentum positum in testamento habet effectum clausulae derogatoriae; n. 30, ibidem, sommario: testamentum secundum iuratum tollit primum iuratum, absque alia revocatione)]. Seraphini de Seraphinis iurisconsulti Senensis De privilegiis iuramentorum tractatus amplissimus [...] cum commentariis, additionibus et notis Martini Benekendorfii iurisconsulti Francofurti in Electorali Marchica Brandeburgica, Codicis professoris, una cum praefatione Hermanni Vultei (Offenbachi Ysemburg 1610), privilegium n. 75, Prius iuramentum derogat priori, pp. 379b-397b, in particolare nn. 13-19, pp. 382b-383b: il giuramento non impedisce la revoca del testamento, perché ciò sarebbe contra naturam substantialem del testamento stesso; e tuttavia il contravveniente commette spergiuro. Serafino de’ Serafini scrive dopo Covarruvias, il cui pensiero riprende in buona parte. Le poche notizie a me note su questo giurista (la cui biografia non è presente nella Geschichte di SCHULTE) si ricavano dalla dedica del trattato Serenissino Francisco Medici magno Duci Hetruriae II (Francesco I de’ Medici, secondo Granduca di Toscana, succeduto a Cosimo I nel 1574), dove Serafino de’ Serafini dice di essere stato vicario apud aliquos, in Lucano agro episcopos. Nella successiva lettera indirizzata all’Egregio Iurisconsulto D. Vincentio Casaccino Politiano afferma, in particolare, di essere stato vicario del vescovo di Tricarico. Del trattato si riportano nei cataloghi due edizioni
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revocabilità è “cosa connaturale” al testamento, come afferma Giovan Battista De Luca42. Non mancano spunti originali, che peraltro rimangono isolati. Secondo il teologo Tommaso del Bene – che sul punto si ricollega alla dottrina di Luís de Molina – se è vero che il giuramento non impedisce di revocare il testamento, tuttavia ratione iuramenti il beneficiario acquisisce un ius ad bona testatoris, sussistente tanto nel foro della coscienza che in quello esterno, e pertanto esigibile sia nei confronti del testatore che dei suoi successori. Conclusione valida – aggiunge – solo a condizione che il beneficiario del primo testamento abbia conosciuto ed accettato la disposizione a suo favore43.
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cinquecentesche, entrambe col titolo De privilegiis iuramenti: la più risalente, stampata a Bergamo, typis Comini Venturae et sociorum. Ad instantiam [...] Francisci Francisc. Senensis nel 1586; una seconda, stampata a Torino apud Io. Baptistam Beuilaquam nel 1589. Giovan Battista De Luca (1614-1683), Il dottor volgare, libro IX, parte prima, Delli testamenti, e codicilli, cap. IX, Della revocazione del testamento, ò di altra ultima volontà, quando s’intenda fatta, in maniera, che la revocazione sia sufficiente, ò nò, Roma 1673, p. 98: Non si dubita della revocabilità del testamento, e d’ogni altra ultima volontà, per essergli cosa connaturale; a tal segno che, molti vogliono, che non si possa fare un testamento irrevocabile, anche quando espressamente, ciò si dicesse; anzi benchè vi concorresse il giuramento, ogni volta che vi sia una disposizione universale, ò pure (secondo un’opinione) che sia in parte, ma per cote... Che però lasciando il suo luogo alla verità, nel caso che si promettesse espressamente col giuramento di non revocare... certa è la regola suddetta sopra la revocabilità come connaturale all’atto, quando non persuada il contrario qualche limitazione particolare [...]. Thomae Del Bene, clerici regularis, Sacrae Theologiae professoris, in Urbe Examinatoris, Sancti Officii Qualificatoris, aliarumque S. Congregationum Consultoris, Tractatus de iuramento, in quo de eius et voti relaxationibus, irritationibus, commutationibus, et dispensationibus; necnon de mendacio, periurio, adiuratione, caeterisque ad ipsa pertinentibus eruditissime tractatur. Cui Decisiones Sacrae Rotae Romanae ad hanc materiam spectantes accedunt. Opus utrique foro admodum utile et necessarium. Nunc primum prodit in lucem, Lugduni, sumptibus Ioannis Antonii Huguetan, et Guillielmi Barbier, 1669; v. in particolare Cap. II, de obligatione iuramenti promissorii, dubitatio XXXII, An possit licite testator revocare testamentum, si iuraverit, illud non revocaturum (pp. 204 s.), e, per l’opinione richiamata nel testo, dubitatio XXXIII, An, si testator revocet testamentum iuramento confirmatum, confecto alio, revocatio sit valida, ita ut prius testamentum reddatur nullum? (p. 205a-b): Respondetur affirmative; ita ut secundum testamentum debeat praeferri priori, ac proinde prius sit nullum, etiamsi esset ad causas pias. Ita Doctores communiter, quos citat et sequitur Covarruvias, de testamentis 2 par. n. 46 [...] Et ratio a priori est, quia iuramentum non aufert potestatem ad testandum, quam ius gentium et civile concedit, sed solum facit, ut sim periurus, si aliud testamentum conficiam [...] At non probat, ex priori testamento non esse acquisitum ius ad bona testatoris ratione iuramenti: nam si testator promitteret tibi, se daturum sua bona, vel partem illorum, et hanc promissionem iuramento confirmaret, acquireres ius ad illa in utroque foro; quod ius transiret ad haeredes tuos, et ipse contraheret obligationem, quae transiret ad haeredes ipsius, atque adeo haeredes defuncti tenerentur satisfacere huic obligationi ante impletionem iuramenti, sicuti aliis debitis in vita contractis, cum succedant in omnia onera realia defuncti. Item dicendum de testamento iureiurando confirmato, sicut praeter alios docet Molina, de iust. et iure (iuram. ed.) disputat. 149, 151 e 152. Quod tamen intellige, si is in cuius favorem testamentum illud factum
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Sulla questione della validità del giuramento, secondo la testimonianza dello spagnolo Juan Gutiérrez, negli ultimi decenni del Cinquecento era ritenuta longe verior et communior l’opinione dei canonisti che il testatore che venga meno al giuramento commette spergiuro44. In effetti l’opinione appare consolidarsi e conquistare anche i civilisti, come attesterà, nel secolo successivo, il giurista olandese Johannes Voet45.
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fuit, scivit, et acceptavit: quia si nescivit, ex iuramento illo non est orta obligatio realis, quae transeat ad haeredes, sed solum obligatio personalis, quae mansit in solo testatore [...]. Un breve profilo biografico di Tommaso del Bene è dato da J.F. SCHULTE, Die Geschichte der Quellen und Literatur des canonischen Rechts, 3 vol., Stuttgart 1880, III.1, p. 484: nato a Maruggio presso Taranto, entrò nella congregazione dei Teatini, insegnò a Napoli, si trasferì a Roma dove fu attivo nella Curia, morì nel 1675. D. Ioannis Gutierrez Hispani iurisconsulti celeberrimi almae Ecclesiae Civitatensis canonici doctoralis, et advocati Placentini Tractatus tripartitus de iuramento confirmatorio, et aliis in iure variis resolutionibus, Lugduni, sumptibus Laurentii Anisson, 1661, Pars secunda, caput I, de revocatione testamenti iurati, pp. 283a-286a. Il principio generale che regge la materia è quello della modificabilità e revocabilità del testamento fino alla morte: è sancito dalle leggi romane, come pure dalle Siete Partidas (l. 25, tit. I part. 6). Da ciò sorgono due questioni. Innanzi tutto, se il primo testamento, dichiarato irrevocabile tramite giuramento, diventi irrevocabile o no propter religionem iuramenti. L’opinione di Giovanni d’Andrea, che il secondo testamento sia valido nonostante il giuramento, è detta essere la communis opinio. Gutiérrez la condivide e la difende anche sull’autorità delle Siete Partidas (284b). Da questo principio discende anche la conclusione che non vale, ex communi omnium sententia, la donatio facta in poenam mutationis aut revocationis testamenti. La seconda questione è se chi revochi il primo testamento giurato sia spergiuro. I canonisti, dopo Giovanni d’Andrea, rispondono communiter in senso affermativo. Bartolo e i legisti rispondono communiter in senso negativo. L’opinione dei canonisti sembra a Gutiérrez longe verior et communior. Il giuramento, però, non è privo di effetti. Nel secondo testamento è necessario fare espressa menzione del primo testamento giurato, poiché il giuramento, se non rende irrevocabile il testamento, ha almeno vim verborum derogatoriorum. Per un profilo dell’autore v. M. PAZ ALONSO ROMERO, Lectura de Juan Gutiérrez (c. 1535/1540-1618), un jurista formado en Salamanca, in Initium 2 (1997), pp. 447-484; il suo trattato sul giuramento confirmatorio fu pubblicato la prima volta a Plasencia nel 1573 (p. 450). Il quale, in ogni caso, mantiene ferma la conclusione che secondo il diritto al suo tempo vigente è comunque possibile revocare il testamento confermato dal giuramento. Johannis Voet (1647-1713) Jurisconsulti et Antecessoris in Academia Lugduno-Batava Commentarius ad Pandectas, 2 vol., Hagae Comitum, Apud Abrahamum de Hondt, 1716, Tomo I, Lib. XII, tit. II, De jurejurando sive voluntario, sive necessario, sive judiciali, n. 46, p. 628-630, in part. n. 6, p. 630a: Quod si jusjurandum promissorium appositum sit actui, qui mere dependebat a voluntate iurantis, nec alteri tribuebat de praesenti ullum jus, ipsum quoque jusjurandum ejusdem conditionis censeri debet, ac proinde ad implementum ejus, quod jurejurando contentum, actio non datur, quoties juranti libuit contra suum jusjurandum venire; magisque illud, quod contra sacramentum suum postea gesserit feceritve, ratum firmumque erit, etsi ipse sic contra prius juratum committens, perjurium procul dubio apud Deum incurrat, arg. cap. Sicut ex litteris 22 extra, de sponsalibus et matrimoniis. Qua ratione si testator condito testamento jusjurandum subiecerit de voluntate illa per testamentum posterius non revocanda, vel quis jurato promittat, se datum Titio mandatum, quod sui natura revocabile, non retractaturum, et postea novum re ipsa testamentum condat,
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A volte interventi legislativi dei sovrani nazionali contribuiscono a chiarire i contorni del panorama e a indirizzare le posizioni dottrinali. Nel Traité des donations testamentaires Robert-Joseph Pothier liquida rapidamente la questione in oggetto affermando che la promessa di non modificare le disposizioni testamentarie o di non revocare il testamento è invalida anche se confermata dal giuramento. In termini generali e dirimenti, l’invalidità delle clausole derogatorie di un futuro testamento era stata sancita, in Francia, dall’Ordonnance sui testamenti del 173546. Il quadro si arricchisce di particolari a misura che lo sguardo si sofferma su esperienze geograficamente differenziate. Interessanti spunti emergono, ad esempio, dalla testimonianza del giurista tedesco Samuel Stryk. Nell’Usus modernus Pandectarum la questione della revocabilità del testamento è trattata nel suo intreccio tra diritto civile giustinianeo, diritto canonico e diritto tedesco, e secondo una scansione temporale articolata fra un prima, apud Romanos, un dopo rappresentato dalla tradizione dottrinale del diritto comune tra medioevo ed età moderna, un hodie costituito dal concreto assetto giuridico consolidatosi in terra tedesca tra i secoli XVII e XVIII47. Secondo Stryk, la facoltà di testare era tanto libera presso i Romani, che non poteva essere limitata attraverso un patto. Ciò vale ad escludere, secondo la dottrina del diritto comune, che una promissio, per quanto iurata, possa legare la volontà del testatore. Ma se nel foro le decisioni giudiziali devono essere prese secondo le leggi romane semel receptae, il sistema impone di considerare che per il diritto canonico – quod hodie sequimur – il giuramento ha modo di incidere sulla materia successoria. Qui è introdotta una
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aut mandatum revocet, testamentum posterius et ipsa mandati revocatio effectum sortiri debent. Cum enim testator aut mandans eo ipso, quo prius testamentum aut mandatum revocavit, in perjurium inciderit, nec nocens esse desinat, aut crimine vacet, etiamsi mandatum prius aut testamentum, non obstante revocatione, duraret; magis fuit, ut revocatio mandati, ac condita deinceps nova dispositio testamentaria, secundum jus commune firmitatem habeant; regula juris Canonici, qua jusjurandum servandum erat, quatenus poterat sine animae detrimento, jam usum aut locum non amplius inveniente [...]. Uguali conclusioni nel tomo II, lib. XXVIII, tit. III, de injusto rupto irrito facto testamento, n. 10, pp. 290b-291b. Robert Joseph Pothier (1699-1772), Traité des donations testamentaires, in: Oeuvres de Pothier annotées et mises en corrélation avec le Code Civil et la législation actuelle par M. BUGNET [...], tome huitième (Paris 1845) 225 ss.; in particolare, Chapitre VI, sect. II, § III, Si le testateur peut s’interdire le pouvoir de révoquer les legs qu’il a faits, et les autres dispositions testamentaires, n. 303 e 304 (312 s.). Su questi intrecci e sulla configurazione di un ius hodiernum (ius municipale, novum, patrium, modernum) come complesso delle soluzioni che derogavano al diritto giustinianeo sulla base dei diritti territoriali e della giurisprudenza dei grandi tribunali statali, sono chiarificatrici le pagine di I. BIROCCHI, Alla ricerca dell’ordine. Fonti e cultura giuridica nel’età moderna (Il diritto nella storia 9), Torino 2002, pp 51-69. Sull’esperienza tedesca v. in particolare K. LUIG, Il diritto patrio in Germania, in: Il diritto patrio tra diritto comune e codificazione (secoli XVI-XIX). Atti del Convegno Internazionale, Alghero, 4-6 novembre 2004, a cura di. I. BIROCCHI / A. MATTONE, (Ius Nostrum 35), Roma 2006, pp. 91-100.
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giustapposizione di principî che vengono ricondotti a diverse tradizioni giuridiche. Il diritto canonico, in sostanza, sembra convergere, nei risultati, con quanto emerge dal diritto tedesco. Presso i Germani – afferma Stryk – “semper sanctior fides fuit pactorum quam reverentia erga testamenta, contra fidem datam facta”. Per questa ragione non vi è da meravigliarsi se hodie la libertas testandi possa essere limitata contrattualmente, anche senza che si faccia ricorso al giuramento. Il pensiero di Stryk corre quindi a una varietà di contratti successori (pacta dotalia, unio prolium, confraternitas, ganerbinatus) in uso nella prassi tedesca48. Non si deve dubitare, dunque, che la libertas testandi possa essere circoscritta dai patti: la questione si sposta su un piano diverso, quello di accertare l’esistenza del patto e di una causa idonea a impedire la modifica o la revoca del testamento49. Il quadro è estremamente complesso nella sua 48
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Su questa varia tipologia di patti successori cfr. W. SELLERT, Erbvertrag, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte 1 (Berlin 1971), col. 981-986; H. COING, Europäisches Privatrecht. I. Älteres Gemeines Recht (1500 bis 1800), München 1985, pp. 566 e 570 (libertas testandi e libertà di modificare le disposizione di ultima volontà), 585-593: nella Germania del secolo XVIII il patto successorio è riconosciuto come un istituto del ius germanicum (ivi, p. 591). Samuelis Strykii (1640-1710), JC., Specimen usus moderni Pandectarum a libro XXIII usque ad finem, opus posthumum editum a beati auctoris filio unico Jo. Samuele Strykio, JC, vol. XV, Florentiae 1841, Lib. XXVIII tit. III, de iniusto, rupto, irrito facto testamento, col. 459 s.: § 4. Similiter etiam adhuc hodie rumpitur testamentum prius per posterius, cum etiam adhuc hodie hominis voluntas sit ambulatoria usque ad extremae vitae halitum. Et haec libertas testandi et mutandi voluntatem suam adeo liberrimam apud Romanos erat, ut ne quidem pacto restringi posset, l. ult. C. de pactis, velut si quis consenserit paciscentibus de sua hereditate; revocato enim postea consensu, pactum hoc statim invalidatur... Quod adeo extendunt doctores ut ne quidem iurata promissio ligare testatorem possit, cum secundum jus civile juramentum novum vinculum non addat promissioni; quanvis de iure canonico, quod hodie sequimur, contrarium dicendum sit, prout dixi in cautelis testamentorum cap. 24 § 4. Et hactenus mutatio testamenti apud Romanos absolute libera erat. § 3. Ast Germanis semper sanctior fides fuit pactorum quam reverentia erga testamenta, contra fidem datam facta, et proinde non adeo mirandum, si hodie pactis variis libertas testandi costringi possit, utut juramentum nullum accesserit. Sic supra... jam observavi, pactis dotalibus constringi posset libertas testandi, ut nullum testamentum contra illa valeat [...] Eundem effectum quoque habent alia pacta, ut unionis prolium, confraternitatis, ganerbinatus [...] Sicuti ergo ab initio hodie facultas testandi libera restringi potest, ita quoque non dubitandum, quin etiam facultas mutandi testamentum hodie pactis restringi possit, modo constet, revera pactum de non mutanda ultima voluntate initum fuisse; alterius intersit ne testamentum tale mutetur, id quod ex causa ipsius conventionis judicandum est. § 4. Dixi constare debere de pacto, quo testator promisit se non revocaturum suum testamentum, quod si deest, mutatio libera salva manet [...]. La validità attuale (nel sistema del ius hodiernum) della soluzione canonica, rispetto al principio discendente dalle leggi romane e confermato dalla dottrina giusnaturalistica (è citato Pufendorf), era stata già affermata dall’autore nel Tractatus de cautelis testamentorum... cura Samuelis Strykii... editio V. revisa et emendata, Halae Magdeburgicae, impensis Orphanotrophii, 1738, Cap. XXIV. De mutatione et conservatione ultimae voluntatis, pp. 1042 ss., § I-IV (pp. 1042-1045); cfr. in particolare il § IV (pp. 1044 s.): [...] Interim lubenter concedimus, quod, juxta principia Juris Canonici, praecipientis omne juramentum, quod absque dispendio salutis aeternae servari potest, servandum esse, cap. Quamvis 2 de pactis in 6., tum et in conscientiae foro, consensus semel initus et
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articolazione; di questa complessità rende ancora puntuale testimonianza, alle soglie della codificazione, la dottrina pandettistica del tardo secolo XIX50. 6. Ricapitolando e concludendo. L’esperienza giuridica del diritto comune attesta l’uso del giuramento al fine di rendere irrevocabile il testamento. Due principî, emergenti dal diritto canonico e dal diritto civile, sono dotati di una intrinseca forza morale che da nessuno è messa in discussione: uno impone che il giuramento sia rispettato; l’altro vuole che le disposizioni di ultima volontà siano modificabili usque ad extremum vitae exitum. Alla base di tutto vi è la vita quotidiana, con i suoi protagonisti: vi sono uomini che perseguono interessi, ritenuti giusti o convenienti in un determinato momento; uomini che si propongono di fissare, in modo tendenzialmente definitivo e irrevocabile, le loro disposizioni di ultima volontà. Per questo scopo adoperano strumenti contrattuali, i patti successori, o muniscono un testamento col vincolo del giuramento. Accanto vi sono i giuristi, che elaborano le dottrine, qualificano giuridicamente i fatti e gli interessi, approntano gli strumenti per perseguirli o, all’opposto, per ostacolarne il perseguimento; e questo fanno alla luce di principî emergenti dalle leggi e dai canoni, nel modo in cui questi principî sono compresi e vissuti nella coscienza personale e nella considerazione sociale. Il giuramento, e il principio canonico che ne prescrive l’osservanza, condizionano l’operatività del principio civilistico secondo il quale un testamento è sempre modificabile e revocabile. La clausola derogatoria, strumento elaborato dai giuristi a partire da uno spunto dei libri legales, a sua volta consente al giuramento di produrre effetti anche fuori dalla sfera della coscienza, di trovare uno sbocco nell’ambito del rapporto giuridico. Per ricordare una lapidaria frase di Bartolo da Sassoferrato: si prima voluntas est derogatoria ultime, prima prevalet, nisi prima per ultimam specialiter revocetur51. Nella vicenda storica che ho sommariamente tracciato il diritto canonico e il diritto civile sono realtà certamente distinte, ma non l’una esterna all’altra, quasi
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juramento confirmatus, etiam circa futuram successionem, servari integer debet, et ab omni testamento abstinendum sit [...]. Esemplare la posizione di B. WINDSCHEID, Diritto delle Pandette, traduzione dei professori C. FADDA e P.E. BENSA, Torino 1930, III, § 564 (sulla revoca del testamento), p. 204 e nota 5. Secondo Windscheid il testamento è liberamente revocabile. Il diritto di revoca non si perde a causa di una clausola derogatoria apposta nel primo testamento, né in forza di un contratto di tale contenuto concluso con l’erede istituito. Però tale contratto, secondo il “diritto odierno”, è qualificabile come contratto ereditario, circa la validità del quale WINDSCHEID sottolinea i contrasti dottrinali. Sul contratto successorio v. il § 529, pp. 105-107, con le note 2 e 3, ove l’autore chiarisce che “l’odierna validità della vocazione contrattuale dell’erede si fonda sopra un diritto consuetudinario tedesco generale, che si è formato in base ad un anteriore pensiero giuridico tedesco, di fronte al diritto romano ricevuto nella forma del diritto dei giuristi”. È la formula con la quale Bartolo sintetizza il casus della l. Si quis in principio (D.32.1.22): cfr. supra, nota 17.
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come corpi dei quali si possa immaginare l’influsso dell’uno sull’altro52. In un intreccio inestricabile fra teoria e prassi, il diritto canonico e il diritto civile, con i principî morali e giuridici che essi esprimono, sono elementi che si fondono nelle coscienze degli uomini, si intrecciano e interagiscono, si integrano nelle differenti prospettive, trovano un equilibrio all’interno di un sistema – il sistema del diritto comune – elaborato dalla scienza hominum causa.
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Per questa ragione penso che la categoria dell’ ‘influsso’ sia inadeguata a rappresentare il modo in cui il diritto canonico ha contribuito alla costruzione del patrimonio giuridico comune dell’Europa medievale e moderna; in questo senso condivido l’impostazione metodologica e terminologica di M. BELLOMO, Ius civile, ius canonicum, società medievale, in questo volume. Non di meno, anche chi ha guardato alla storia attraverso la prospettiva dell’“influsso” lo ha fatto con l’intento di mettere in luce il contributo dato dal diritto canonico (e dai valori morali di cui esso è portatore) alla edificazione della civiltà europea e più in generale occidentale: P. LANDAU, Der Einfluß des kanonischen Rechts auf die europäische Rechtskultur, in: Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte. Ergebnisse und Perspektiven der Forschung, a cura di R. SCHULZE (Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte 3), Berlin 1991, pp. 39-57; ID., Die Bedeutung des kanonischen Rechts für die Entwicklung einheitlicher Rechtsprinzipien, in: Die Bedeutung des kanonischen Rechts für die Entwicklung einheitlicher Rechtsprinzipien, a cura di H. SCHOLLER (Arbeiten zur Rechtsvergleichung, Schriftenreihe der Gesellschaft für Rechtsvergleichung 177), Baden-Baden 1996, pp. 23-47. Su questi temi rinvio anche a quanto ho scritto in altra sede: Il contributo delle ricerche canonistiche alla storia del pensiero medievale, in corso di stampa negli Atti della II Settimana di Studi Medievali, Istituto Storico Italiano per il Medio Evo, Roma, 21-24 maggio 2007.
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„Laudabilis usus“ oder „detestabilis consuetudo“? – Mortuaria und andere Abgaben von Todes wegen aus der Perspektive des Kirchenrechts
I. Gegenstand und Fragestellung
1. Einleitung Irgendwann zwischen 1160 und 1170 ging Probst Ulrich, Vorsteher des Klosters Steinfeld in der Eifel, mit seinem Verwalter durch die klostereigenen Gärten1. Dabei fiel sein Blick auf ein besonders schönes junges Pferd, das er bisher noch nicht gesehen hatte und er fragte den Verwalter, wem es gehöre oder wie das Kloster in den Besitz des Tieres gekommen sei. Der Verwalter antwortete: „Ein guter und treuer Freund unseres Klosters hat es uns hinterlassen2.“ Darauf fragte Probst Ulrich: „Hinterließ er uns das Pferd aus Frömmigkeit oder aus irgendeinem Recht?“, und der Verwalter antwortete: „Es entsprang aus seinem Tod. Denn seine Gattin gab es uns, weil er zu unseren Leuten gehörte, nach dem Recht der Kurmede.“ Da schüttelte der Probst seinen Kopf und sprach: „Weil ein guter Mann und Freund unseres Hauses treu war, deshalb hast du seine Witwe beraubt? Gib also der verlassenen Frau ihr Pferd zurück, weil es Raub ist, fremde Dinge wegzunehmen oder zu unterschlagen“. Autor dieser Anekdote ist Caesarius von Heisterbach, Mönch eines Zisterzienserordens in der Nähe von Bonn und Verfasser einer großen Sammlung Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum, Textum ad quatuor codicum manuscriptorum editionisque principis fidem accurate recognovit, ed. J. STRANGE, 2 Bde., Köln/Bonn/Brüssel 1851, Bd. 1, S. 230f., Übersetzung durch Verf. 2 Es wird hier bewußt legavit mit der juristisch blassen Bezeichnung „hinterlassen“ übersetzt, um an dieser Stelle die Schwierigkeiten einer juristischen Einordnung des zeitgenössisch wenig gefestigten legare zu vermeiden. Zu den verschiedenen Formen des Legats im Mittelalter vgl. D. WERKMÜLLER, Art. Vermächtnis, in: A. ERLER / E. KAUFMANN (Hgg.), Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, 5 Bde., Berlin 1971-1998, Bd. 5, 1998, Sp. 768f. 1
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wundersamer Geschichten (dialogus miraculorum), die er zwischen 1219 und 1223 niederschrieb3. Daß die Auseinandersetzung zwischen dem asketischen Prior und seinem geschäftstüchtigen Verwalter nicht von einem Juristen niedergeschrieben wurde, erkennt man sofort, nicht zuletzt an der Tautologie im „weisen Wort“ Ulrichs, es sei ein Raub zu rauben (quia rapina est, aliena vel rapere vel retinere4). Doch obwohl das Werk der theologischen und nicht der juristischen Unterweisung diente5, ist es rechtshistorisch interessant6. Im Zentrum dieser Geschichte über christliche Wirtschaftsethik steht nämlich das von Caesarius mittelrheinisch als „Kurmede“ bezeichnete Todfallsrecht7. Nach der relativ neutralen Definition von Krünitz’ Enzyklopädie von 1844 kann man dieses Recht umschreiben als „ein den Erb= und Grundherren, zuweilen aber auch den Gerichtsherren zustehendes Recht, vermöge dessen sie auf den Todesfall eines Unterthanen, auch Gerichtsunterthanen, aus dessen Verlassenschaft dasjenige fordern können, was ihnen nach eines jeden Ortes Herkommen, Verträgen und Gesetzen zukommt8“.
Im Falle des Todes eines Untertanen soll demnach ein bestimmtes Stück aus dem Nachlaß oder ein Anteil daraus seinem Herrn zufallen. Im allgemeinsten Sinn handelt es sich also um eine Art Abgabe von Todes wegen, die man aus der Perspektive des heutigen Rechtsverständnisses irgendwo im juristischen Niemandsland zwischen Erbschaftssteuer, Reallast und einem (vertraglich oder gesetzlich begründeten) Vermächtnis einzuordnen hätte. Als rechtstatsächlicher L. TEWES, Der Dialogus Miraculorum des Caesarius von Heisterbach. Beobachtungen zum Gliederungs- und Werkcharakter, in: Archiv für Kulturgeschichte 79 (1997), S. 13-30 mit weiterer Literatur zu Leben und Werk des Caesarius. 4 Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum (wie Anm. 1), dist. 4, c. 62, S. 231. 5 L. TEWES, Dialogus Miraculorum (wie Anm. 3), S. 16. 6 So wurde die Erzählung auch bereits mehrfach in der (rechts)historischen Literatur erwähnt: K. LAMPRECHT, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter. Untersuchungen über die Entwicklung der materiellen Kultur des platten Landes auf Grund der Quellen zunächst des Mosellandes, 3 Bde., Leipzig 1886, Bd. I/1, S. 1183; H. BRUNNER, Zur Geschichte der ältesten deutschen Erbschaftssteuer, in: JURISTISCHE FAKULTÄT DER UNIVERSITÄT BERLIN (Hg.): Festschrift der Berliner juristischen Fakultät für Ferdinand v. Martitz zum 50 jährigen Doktorjubiläum am 24. Juli 1911, Berlin 1911, S. 1-31, wieder abgedruckt und hier zitiert nach: DERS., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte. Gesammelte Aufsätze, ed. K. RAUCH, 2 Bde., Weimar 1931, Bd. 2, S. 241-279, hier: S. 263. 7 Terminologisch wird im Folgenden der Begriff „Todfall“ nicht als Rechtsbegriff benutzt, sondern zur Bezeichnung des empirischen Befunds einer auf den Todesfall bezogenen Geldoder Sachforderung. 8 Art. Todfallsrecht, in: J. G. KRÜNITZ (Hg.), Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung, 242 Bde., Berlin 1844, Bd. 185, S. 507. Ähnlich die Definitionen der juristischen Literatur seit Ende des 18. Jahrhunderts; vgl. z.B. J. F. RUNDE, Grundsätze des gemeinen deutschen Privatrechts, Göttingen, 2. Auflage 1795, § 549, S. 442, der allerdings den Gerichtsherrn nicht als Berechtigten nennt. 3
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Befund ist die Praxis des Todfalls in ganz Europa sowohl in ihrer zeitlichen als auch räumlichen Dimension zwischen dem Hochmittelalter und dem Ende der Vormoderne nahezu immer und überall anzutreffen. Schwieriger ist die rechtshistorische Einordnung9. Jeder Versuch, das empirische Phänomen Todfall als Ausfluß der gängigen, rechtlich geprägten Herrschaftsstrukturen, also von Leibherrschaft, Grundherrschaft oder Gerichtsherrschaft zu beschreiben, scheitert an der Vielfalt der Realität. Vielmehr konnte aus nahezu allen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Herrschaftsverhältnissen und ebenso natürlich aus freiwilligen Vergabungen die Pflicht abgeleitet werden, seinem Herrn im Todesfall ein bestimmtes Stück aus dem Nachlaß zu hinterlassen. Außerdem konnten inhaltlich identische Abgaben auch der Kirche zustehen, und zwar nicht nur in ihrer weltlichen, sondern auch in ihrer seelsorgerischen Funktion. Und schließlich lassen sich auch Beispiele finden, in denen jenseits aller Herrschaftsverhältnisse schlicht ein bestimmtes Familienmitglied begünstigt wurde, wie beim sog. „Heergewäte“, der Kriegsausrüstung, die meist dem nächsten männlichen Verwandten zustand10. Einzelne Stadtrechte gaben entsprechend der Witwe einen Anspruch auf das Bestgewand ihres verstorbenen Gatten11. Todfallabgaben konnten damit also auch erbrechtlicher Natur sein. Auch die Gruppe der Todfallpflichtigen war alles andere als homogen: Hier kommen sämtliche Schattierungen der Ständeordnung in Betracht, vom Unfreien über den Kleriker12 bis zum Mitglied des Hochadels. Gegenständlich lassen sich unterschiedliche Erscheinungsformen finden, die aber in der Praxis bei weitem nicht so klar zu unterscheiden sind wie in der Einen Einblick in diese Vielfalt geben die, allerdings in vielen Fällen veralteten und nicht zuverlässigen, Übersichten bei J. GRIMM, Deutsche Rechtsalterthümer, 2. Ausgabe, Göttingen 1854, S. 364ff. und bei H. BRUNNER, Geschichte (wie Anm. 6). 10 K. KLATT, Das Heergewäte (Deutschrechtliche Beiträge II/2), Heidelberg 1908; O. STOBBE, Handbuch des Deutschen Privatrechts, 5 Bde., 1./2. Aufl., Berlin 1885, Bd. 5, § 293, S. 130 ff.; W. BUNGENSTOCK, Heergewäte und Gerade. Zur Geschichte des bäuerlichen Erbrechts in Nordwestdeutschland, Göttingen, Diss. 1966; O. COHAUSZ, Das Heergewäte der Unfreien in Westfalen. Münster, Diss. 1926; K. W. NITZSCH, Das sächsische Heergeräte und die Holsteinisch-Ditmarsische Bauernrüstung, in: Jahrbücher für die Landeskunde der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte 1 (1858), S. 335-354; Entsprechend stand die sog. „Gerade“ dem Frauenstamm zu: Grimm, Deutsche Rechtsalterthümer (wie Anm. 9), S. 568. 11 So in der Neuen Willkür der Stadt Colditz (Sachsen) von 1404/1431: Desgliken behelt ouch das wyb des manes cleyt das beste nach syme tode: Codex Juris Municipalis Germaniae Medii Aevi. Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, ed. H. G. GENGLER, Erlangen 1863 (ND Amsterdam 1968), c. 206, Nr. 4, S. 613. 12 In Anseghem / Flandern wurde im Jahr 1408 beim Tod des Pfarrers ein Besthaupt in Form seines Breviars eingezogen: P. C. BOEREN, Étude sur les tributaires d'église dans le comté de Flandre du IXe au XIVe siècle (Uitgaven van het Instituut voor Middeleeuwsche Geschiedenis der Keizer Karel Universiteit de Nijmegen, 3), Amsterdam 1936, S. 52 m. Anm. 1. 9
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juristischen Theorie13. So kann man die Forderung einer bestimmten Quote des Nachlasses („Dritteil“14 oder „Halbteil“, in der Schweiz als „Laß“ bezeichnet15) von der Pflicht zur Leistung einzeln umrissener Nachlaßgegenstände (in der Schweiz der „Fall“) unterscheiden. Doch diese Trennung nach juristischen Kriterien verwischt die Tatsache, daß Fall und Laß in der Praxis als funktionale Äquivalente wahrgenommen wurden; so ersetzten im 15. Jahrhundert eine Reihe von oberdeutschen Klosterherrschaften in Verträgen mit ihren Untertanen die bäuerliche Pflicht zur Leistung des Halbteils durch die Verpflichtung zur Leistung des besten Stücks Vieh (sog. Besthaupt)16. Die Pflicht zur Abgabe des Besthaupts, also des besten Tiers aus dem Stall des Untertanen, war die verbreitetste Form des Todfalls. Bei wohlhabenderen Verstorbenen war dies oft ein Pferd17, im bäuerlichen Bereich überwiegend ein Rind. Eine nahe Verwandschaft besteht zwischen diesem Besthaupt und dem schon erwähnten. vor allem im Adel – aber nicht nur dort18 - verbreiteten Recht auf das Heergewäte. Dieses zeigt aber wiederum Übergänge zu dem im bäuerlichen Bereich verbreiteten Recht auf das beste Gewand (Bestgewand). Doch sind dies nur die wichtigsten Beispiele, die lokale Vielfalt kannte hinsichtlich der geforderten Gegenstände (Vieh, Kleidung, Betten, Stühle, alles andere Dies ergibt sich aus der gründlichen Untersuchung von W. MÜLLER, Die Abgaben von Todes wegen in der Abtei St. Gallen. Ein Beitrag zur Rechtsgeschichte des sanktgallischen Klosterstaates (Rechtshistorische Arbeiten, 1), Köln u.a. 1961, S. 5-10. 14 Diese Praxis war noch in der frühen Neuzeit in Piemont und anderen Teilen Italiens üblich: CH. BESOLD, Thesaurus Practicus non Solum Explicationem Terminorum Atque Clausularum In Aulis Et Dicasteriis Usitatarum Continens etc., editio novissima, ed. C. L. DIETHERR, Nürnberg 1679, S. 367. 15 Im Münsterland hieß diese quotierte Abgabe „Erveddel“, also „Erbteil“: W. BUNGENSTOCK, Heergewäte (wie Anm. 10), S. 20f. 16 Dies geschah z.B. zwischen 1439 und 1524 in den geistlichen Herrschaften Weissenau, Schussenried, Rot, Ochsenhausen und Weingarten: SAARBRÜCKER ARBEITSGRUPPE, Die spätmittelalterliche Leibeigenschaft in Oberschwaben, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 22 (1974), S. 9-33; P. BLICKLE, Die Revolution von 1525. München, 4. Aufl. 2004, S. 49 f. Vgl. bereits für das 12. Jahrhundert eine Urkunde aus dem rheinischen Wahlscheid: W. BUNGENSTOCK, Heergewäte (wie Anm. 10), S. 23f. m.w.N. 17 In einer Urkunde von 1153 wird beispielsweise festgelegt, daß der Abt von Pantaleon in Köln ein Grundstück an die pauperes Hermann und Beldech ausgebe und im Falle des Todes eines von ihnen der Überlebende pro kurmedo meliorem equum quem in mortui possessione inuenerit, dabit: T. J. LACOMBLET, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstifts Cöln, der Fürstenthümer Jülich und Berg, Geldern, Meurs Cleve und Mark, und der Reichsstifte Elten, Essen und Werden. Aus den Quellen in dem Königl. Provinz. Archiv zu Düsseldorf und in den Kirchen und Stadt-Archiven der Provinz, Vollständig und erläutert, mit 23 Registern und Siegel-Abbildungen, 4 Bde., Düsseldorf 1840, Bd. 2, Nr. 378, S. 261. 18 Im oberdeutschen Kloster St. Blasien waren Waffen und Harnisch an das Kloster abzuliefern, wenn ein männlicher „Gotteshausmann“ starb, ohne einen Sohn zu hinterlassen: C. ULBRICH, Leibherrschaft am Oberrhein im Spätmittelalter (Veröffentlichungen des MaxPlanck-Instituts für Geschichte, 58), Göttingen 1979, S. 44. 13
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von Wert bis hinunter zum Bettelstab19) kaum Grenzen. Ebenso vielfältig sind die lokalen Unterschiede bei der praktischen Umsetzung des Todfallrechts. So konnten Naturalabgaben häufig durch die Zahlung einer bestimmten Summe Geldes abgelöst werden20. Eine Abschichtung nach den für das Institut verwendeten Begriffen ist für eine präzisere juristische Bestimmung schwierig, da es an einer über die Jahrhunderte und Territorien hinweg konstanten Begriffsbildung fehlt. Eine unsystematische und alles andere als vollständige Sammlung von Wörtern im Bedeutungsumfeld von „Todfall“ führte allein im deutschsprachigen Gebiet zu insgesamt 98 Treffern, als lateinische Synonyme fanden sich 51 Varianten.
2. Quellen und Literatur Die auffällige Begriffsvielfalt liefert bereits einen deutlichen Hinweis darauf, daß Todfallabgaben selten in Form geschriebener Gesetze in der Fläche einheitlich geregelt wurden. Im römischen Recht sucht man sie ebenso vergeblich wie in den frühmittelalterlichen leges. Es handelt sich vielmehr um ein Phänomen, das auf der lokalen Ebene entsteht und durch Gewohnheit legitimiert und perpetuiert wird21. Damit wird bereits die Zuordnung zum Bereich des Rechts in Abgrenzung zu rein sittlich empfundenen Verpflichtungen fraglich. Doch die überlieferten Quellen sind weit überwiegend Rechtsquellen: Weistümer, Urbare, lokale Statuten, vertragliche Vereinbarungen, Privilegien und päpstliche Dekretalen zeigen, daß Abgaben von Todes wegen bereits im Mittelalter, und damit bereits lange vor ihrer systematischen Verrechtlichung in der Frühen Neuzeit als Gegenstand juristischer Bewertung betrachtet wurden. Besondere Hoffnung auf eine überlokale juristische Durchdringung der Materie mag man dabei auf die Kirche setzen, der einzigen um europaweite Homogenität bemühten und mit entsprechender organisatorischer und intellektueller Potenz ausgestatteten Institution des Mittelalters. Gerade die von der Kirche produzierten Quellen scheinen daher eine nähere Untersuchung zu lohnen. Angesichts seiner großen regionalen und inhaltlichen Varianzen verwundert es nicht weiter, daß das Todfallrecht weder in der modernen rechtshistorischen, noch in der neueren sozial- und wirtschaftshistorischen Literatur monograHierzu mit vielen Beispielen: H. BRUNNER, Geschichte (wie Anm. 6), S. 242-245. Vgl. statt vieler Beispiele: Grundherrliche Rechte des Klosters Marienroth, 17. Jh., in: Die Weistümer der Rheinprovinz, ed. H. LOERSCH, Abt. 1/Bd. 1, Bonn 1900, Nr. 23b, S. 61, Ziff. 2: Wan ein höffener dodts verfällt, gebührt dem closter das beste haupt oder kurmut, als das beste pferdt, ocks oder kuhe, doch stehet es in der wolehrwürdigen frauen und convents belieben, dass sie es mit gelt mögen bezahlt annehmen. 21 Auf die gewohnheitsrechtliche Natur der englischen mortuaries verweist: R. H. HELMHOLZ, Mortuaries and the Law of Custom, in: DERS., The ius commune in England. Four studies. Oxford 2001, S. 135-186, bes. S. 143-145, 153-155. 19 20
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phisch untersucht wurde. Außer einer vereinzelten Miszelle22 liegen lediglich einige verstreute Regionalstudien23 und Lexikonbeiträge24 vor, eine umfassende Untersuchung wurde seit Walter Müllers Studie zu Sankt Gallen von 1961 nicht mehr vorgelegt25. Größeres Interesse fand das Todfallrecht in der morbiden Atmosphäre des späten 19. Jahrhunderts, als man den germanischen Totenkult und die mit ihm verbundenen Gebräuche und Rechtsvorschriften erforschte26. Im Zentrum stand dabei die Suche nach den historischen Wurzeln des Todfallrechts, eine Frage die letztlich bis heute nicht schlüssig beantwortet ist27. Die Geschichtsforschung des 19. Jahrhunderts28 hatte, in Auseinandersetzung mit teilweise abweichenden Auffassungen29, das Besthaupt nicht auf die Herrschaft über
H. C. FAUßNER, Besthaupt, Gewandfall und Heergewäte als Zwangsmittel der dekretierten Christianisierung, in: ZRG GA 107 (1990), S. 377-392. 23 Zu nennen ist hier vor allem L. HOLLENSTEIN, Totenfallbuch des Klosters Pfäfers, in: L. GSCHWEND (Hg.), Grenzüberschreitungen und neue Horizonte, Beiträge zur Rechts- und Regionalgeschichte der Schweiz und des Bodensees (Europäische Rechts- und Regionalgeschichte, 1), Zürich/St. Gallen 2007, S. 51-63; vgl. außerdem: A. KASTNER, Der Meersburger Gewandfall. Eine rechts- und sozialhistorische Untersuchung, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 77 (1959), S. 1-64; H. STAUDER, Bede, Besthaupt, Fastnachtshuhn. Ländliche Abhängigkeiten im Ancien régime am Mittelrhein und ihre Beseitigung während der Franzosenzeit, in: LANDTAG RHEINLAND-PFALZ (Hg.): Die Mainzer Republik. Der rheinisch-deutsche Nationalkonvent, Mainz 1993, S. 257-265; R. KIRSCH, Das Besthaupt der Siersburger, in: Merchweiler Heimatblätter 19 (1999), S. 32-38. 24 Vgl. aus jüngster Zeit lediglich: A.-M. DUBLER, Art. Fall [Todfall], in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.07.2008, URL: http://www.hls-dhsdss.ch/textes/d/D13710.php [besucht am 06.04.09]; D. WERKMÜLLER, Art. Besthaupt, in: A. CORDES u.a. (Hgg.), Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, bisher 1 Bd., Berlin 2008, Sp. 554. 25 W. MÜLLER, Abgaben von Todes wegen (wie Anm. 13). 26 Vgl. z.B. L. RULAND, Die Geschichte der kirchlichen Leichenfeier, Regensburg 1901; H. BRUNNER, Der Totenteil in germanischen Rechten, in: ZRG GA 19 (1898), S. 107-139; DERS., Die Klage mit dem toten Mann und die Klage mit der toten Hand, in: ZRG GA 31 (1910), S. 235-252; DERS.: Das rechtliche Fortleben der Toten bei den Germanen, in: Deutsche Monatsschrift für das gesamte Leben der Gegenwart 6, Bd. XII/7 (1907), S. 18-32, wieder abgedruckt und hier zitiert nach: DERS., Abhandlungen (wie Anm. 9), S. 340-358. 27 So auch J. GAUDEMET, Église et cité. Histoire du droit canonique, Paris 1994, S. 427. 28 Als Literaturbericht immer noch brauchbar ist die Darstellung des Forschungsstandes bei W. MÜLLER, Abgaben von Todes wegen (wie Anm. 13), S. 11-14; vgl. auch die Einordnung in die erbrechtlichen Zusammenhänge bei U. FLOßMANN, Österreichische Privatrechtsgeschichte, 6. Aufl., Wien/New York 2008, S. 338-343. 29 Verbreitet war zuvor vor allem die Auffassung, das Besthaupt sei eine Variante der bei Hofübergaben üblichen Handänderungsgebühr (Ehrschatz), am prominentesten bei J. GRIMM, Deutsche Rechtsalterthümer (wie Anm. 9), S. 518. Ähnlich wohl auch G. v. BELOW, Geschichte der deutschen Landwirtschaft des Mittelalters in ihren Grundzügen, ed. F. LÜTGE, Jena 1937, S. 104. 22
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Grund und Boden30, sondern auf die persönliche Unfreiheit zurückgeführt: Während zunächst der Herr die gesamte Habe des Verstorbenen oder jedenfalls große Anteile derselben eingezogen habe, sei diese Praxis im Laufe der Zeit gemildert worden, ehe nur noch das Besthaupt als symbolische Leistung übriggeblieben sei31. Auch die moderne Bauernkriegsforschung hängt dieser Ansicht noch an, meist aber auf der Grundlage von Quellen nicht des Mittelalters, sondern der Frühen Neuzeit32. Es war Heinrich Brunner (1840-1915), der auf der Grundlage umfassender Forschungen 1911 erstmals auf den prägenden Einfluß der Kirche hinwies und den Todfall als christliche Uminterpretation des heidnischen Totenteils interpretierte33: Derjenige Teil des persönlichen Eigentums, den der Tote in 30 A.A. aber für St.Gallen: M. GMÜR, Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, 1/1 (Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, 14. Abt.), Arau 1903, S. XIII: Todfall als Folge einer „dinglichen Abhängigkeit“ freier Bauern; ähnlich bereits J. F. J. SOMMER, Darstellung der Rechtsverhältnisse der Bauerngüter im Herzogthum Westfalen nach älteren und neueren Gesetzen und Rechten. Mit Beilagen, Hamm/Münster1823, S. 186f., J. F. RUNDE, Grundsätze (wie Anm. 8), § 550, S. 444. 31 Diese Auffassung wurde schon in der gemeinrechtlichen Literatur des 18. Jahrhunderts vertreten und setzte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts weitgehend als herrschende Lehrmeinung durch: F. J. BODMANN, Historisch-juristische Abhandlung von dem Besthaupte nach gemeinen deutschen, und besonderm mainzischen Rechte und Herkommen, Frankfurt/M. 1794, S. 40f.; F. C. v. BURI, Ausführliche Abhandlung von denen Bauerngütern in Teutschland sowohl überhaupt als auch drey und funfzig unterschiedene Arten derselben insonderheit etc., Gießen 1783, S. 137f.; A. HEUSLER, Institutionen des Deutschen Privatrechts (Systematisches Handbuch der Deutschen Rechtswissenschaft, 2.Abt., II/1), 2 Bde., Leipzig 1885, Bd. 1, S. 139-142; K. LAMPRECHT, Deutsches Wirtschaftsleben (wie Anm. 6), S. 1181-1184; G. WAITZ, Deutsche Verfassungsgeschichte (Die Deutsche Reichsverfassung, 1), 2. Aufl., 8 Bde., Berlin 1893, Bd. 5, S. 266-276, bes. S. 271; S. RIETSCHEL, Die Entstehung der freien Erbleihe, in: ZRG GA 22 (1901), S. 181-244, 200f.; K. KLATT, Das Heergewäte (wie Anm. 10), S. 210f.; P. HAENSEL, Die mittelalterlichen Erbschaftssteuern in England, in: Deutsche Zeitschrift für Kirchenrecht 19 (1909), S. 171196, S. 376-397, 20 (1911), S. 1-50, S. 191-210, S. 319-345, hier: 20 (1911), S. 3. R. SCHRÖDER / E. FRH. V. KÜNßBERG, Lehrbuch der Rechtsgeschichte, 6. Aufl., 2 Bde., Leipzig 1919, Bd. 1, S. 494 unterscheiden zwischen dem „Bauteil“ als aus der Unfreiheit resultierender „Erbschaftssteuer“ und dem aus dem Totenteil stammenden Todfall. Differenzierend auch J. C. BLUNTSCHLI, Staats- und Rechtsgeschichte der Stadt und Landschaft Zürich, 2 Bde., Zürich 1838, Bd. 1, S. 306-315, der eine parallele Entwicklung von Rechten aus Leib- und Grundherrschaft beschreibt. 32 P. BLICKLE, Die Revolution von 1525, 4. Aufl., München 2004, S. 108. 33 So besonders quellenreich: H. BRUNNER: Geschichte (wie Anm. 6). Der Ansicht Brunners folgt auch heute noch: H. C. FAUßNER, Besthaupt (wie Anm. 22), S. 377f., bes. S. 390. Ob dessen gewagte These, „innerhalb einer Generation“ sei durch die Kirche die „Zelebration überkommener heidnischer Totenkulte“ effizient unterbunden worden (S. 384), allein aufgrund von Literatur der Wende zum 20. Jahrhundert zu belegen ist, muß angesichts des nach heutigem archäologischem Forschungsstand eher differenziert betrachteten Übergangs zur Beigabenlosigkeit moderner Gräber allerdings stark bezweifelt werden. Archäologen gehen davon aus, daß sich die Aufgabe der Grabbeigaben regional unterschiedlich schnell
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heidnischen Zeiten mit ins Grab genommen habe, sei unter dem Einfluß der Kirche zum Seelgerät geworden, das nunmehr nicht mehr dem Brandgrab preisgegeben, sondern als wohltätige Stiftung der Kirche überlassen worden sei. Nach Brunner war der Todfall damit, zumindest in seinen spätkarolingisch datierten Ursprüngen, keine Zwangsabgabe, sondern eine selbstbestimmte Leistung des Verstorbenen zur Rettung seiner Seele. Erst durch die freiwillige Unterwerfung Freier unter den Schutz der Kirche habe diese auch Ansprüche auf diesen Teil der Erbmasse erhalten. Der Freiburger Germanist und Kanonist Alfred Schultze (1864-1946) und der aus Bonn ins amerikanische Exil geflohene Romanist Eberhard Bruck (1877-1960) entwickelten Brunners Ansätze weiter. Seit 1914 machte Schultze in mehreren gründlichen Untersuchungen auf die theologischen Hintergründe und vor allem die Bedeutung der augustinischen Theologie für die rechtliche Ausgestaltung kirchlicher Erbansprüche aufmerksam34. Mit verbreiterter Einbeziehung der kapadokischen Kirchenväter sowie einer Fülle von Quellen orientalischer und okzidentaler Provenienz führte Bruck diese Forschungen fort35. Auch wenn die wichtige Rolle der Kirche bei der Ausgestaltung des Besthaupts damit außer Frage zu stehen scheint, stießen Schultze und Bruck mit ihrer These, der Todfall sei allein religiös-kultischen Ursprungs und seine Beanspruchung durch weltliche Herren auf das Eigenkirchenrecht zurückzuführen, bereits früh auf Widerspruch36. In letzter Zeit gelangte das Todfallrecht erneut in den Fokus der Rechtsgeschichte. So untersuchte R.H. Helmholz in
vollzog und zwischen etwa 680 (Rheinland und Trierer Land) und der Wende zum 9. Jahrhundert (Nordwestdeutschland) erfolgte: G. P. FEHRING, Missions- und Kirchenwesen in archäologischer Sicht, in: H. JANKUHN / R. WENSKUS (Hgg.), Geschichtswissenschaft und Archäologie. Untersuchungen zur Siedlungs-, Wirtschafts- und Kirchengeschichte, Sigmaringen 1979, S. 547-591, 568 m.w.N.; vgl. auch R. SIMEK, Art. Totenglaube und Totenbrauch, in: J. HOOPS (Begr.), Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 35 Bde., Berlin/New York 2006, Bd. 31, S. 81-83. 34 A. SCHULTZE, Der Einfluß der Kirche auf die Entwicklung des germanischen Erbrechts, Eine akademische Rede in erweiterter Fassung, in: ZRG GA 35 (1914), S. 75-110; DERS., Seelgerät und Besthaupt, in: ZRG GA 38 (1917), S. 301-304; DERS. Augustin und der Seelteil des Germanischen Erbrechts, Studien zur Entstehungsgeschichte des Freiteilsrechtes (Abhandlungen der philologisch-historischen Klasse der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, 36/4), Leipzig 1928; DERS., Nachträge zu ‚Augustin und der Seelteil’, in: ZRG GA 50 (1930), S. 376-385. 35 E. F. BRUCK, Kirchenväter und soziales Erbrecht. Wanderungen religiöser Ideen durch die Rechte der östlichen und westlichen Welt, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1956. 36 Vgl. z.B. F. BAYERLE, Besprechung zu Schultze, Augustinus, in: ZRG GA 50 (1930), S. 394-407, bes. S. 405; G. V. BELOW, Geschichte der Landwirtschaft (wie Anm. 29), S. 105, Anm. 1: Das Eigenkirchenrecht erkläre den Todfall bei weltlichen Grundherren nicht, außerdem seien Ansprüche des Herren auf den gesamten Nachlaß nachweisbar. Zum Eigenkirchenrecht vgl. neuerdings die monumentale Studie von S. WOOD, The Proprietary Church in the Medieval West. Oxford/New York 2006.
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einem längeren Aufsatz die englischen „mortuaries“, also die Abgaben toter Gemeindeglieder an die Pfarrkirchen37.
3. Fragestellung Die folgenden Ausführungen beabsichtigen nicht, die Frage abschließend zu klären, ob der Todfall weltlichen oder kirchlichen Ursprungs ist. Dies wäre nicht nur angesichts einer äußerst schmalen Quellenbasis gerade für das Frühmittelalter schwierig38. Zieht man zu den in der bisherigen Literatur benutzten Quellen auch die bislang eher vernachlässigten Erkenntnisse archäologischer Forschung hinzu, so erscheint die Situation noch unübersichtlicher. Dann wäre der Befund zu berücksichtigen, daß in alemannische Gräber zumeist Schweine und Hühner, aber nur sehr selten Rinder und nie Pferde beigegegen wurden und daß es sich dabei vorwiegend um Speisebeigaben und fast nie um die Opferung vollständiger Tiere handelte39. Dann aber wird die allzu glatte These vom Übergang des Tieropfers zum Besthaupt mehr als fraglich40. Vor allem erscheint bereits aus methodischer Sicht eine Rechtsgeschichte fragwürdig, die quasi linear nach Vorläufern bestimmter Rechtsinstitute sucht. Der Forschungsstand scheint vielmehr die Vermutung nahe zu legen, daß die in der Frühen Neuzeit vorgefundenen Rechtsverhältnisse das Ergebnis komplexer juristischer und rechtstatsächlicher Amalgamierungsprozesse waren, in deren Verlauf Quellen ganz unterschiedlicher Provenienz zu bestimmten Rechtsansprüchen verdichtet wurden. Wichtiger als eine „Dogmengeschichte des Besthaupts“ scheint es damit zu sein, zunächst den empirischen Befund zu sichern, die verschiedenen Interessenslagen im Zusammenhang mit dem Todfall herauszuarbeiten und damit eine Schneise in das Dickicht zu schlagen, als das sich die rechtliche Realität des Besthaupts immer noch darstellt. Nicht Entstehungs-, sondern Bedeutungs- und Legitimationszusammenhänge stehen R. H. HELMHOLZ, Mortuaries (wie Anm. 21). So auch W. MÜLLER, Abgaben von Todes wegen (wie Anm. 13), S. 13f. 39 Vgl. M. KOKABI, Fleisch für Lebende und Tote. Haustiere in Wirtschaft und Begräbniskult, in: ARCHÄOLOGISCHES LANDESMUSEUM BADEN-WÜRTTEMBERG (Hg.), Die Alamannen, Stuttgart 1997, S. 331-336 m.w.N. Skeptisch zum Wert der Archäologie für die Rechtsgeschichte des Heergewätes: K. KROESCHELL, Germanisches Recht als Forschungsproblem, in: DERS. (Hg.), Festschrift für Hans Thieme zu seinem 80. Geburtstag, Sigmaringen 1986, S. 319, wieder abgedruckt und hier zitiert nach: DERS., Studien zum frühen und mittelalterlichen deutschen Recht, Berlin (Freiburger rechtsgeschichtliche Abhandlungen, NF 20) 1995, S. 6588, hier: S. 68f. Für wertvolle Hinweise auf die archäologische Literatur danke ich Frau Dr. Janine Fries-Knoblach. 40 Archäologen weichen ihrerseits angesichts ihrer disparaten Funde gelegentlich auf rechtshistorische Quellen aus, z.B. A. BURZLER, Archäologische Beiträge zum Nobilifizierungsprozeß in der jüngeren Merowingerzeit, München, Diss. masch. 1991, S. 176-178. 37 38
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daher im Mittelpunkt der folgenden Erörterungen, die sich auf kanonistische Aspekte des größeren Themenkomplexes Todfall beschränken. Die Arbeit geht dabei in drei Schritten vor: Zunächst soll die kanonistische Literatur nach begriffsgeschichtlichen Zusammenhängen durchsucht werden. Im Mittelpunkt steht dabei das mortuarium als nahezu einziges Synonym für Todfall in den kirchenrechtlichen Quellen des 12. und 13. Jahrhunderts. In einem zweiten Schritt sollen die gefundenen Bedeutungsvarianten in ihren rechtstheoretischen und rechtstatsächlichen Kontext gestellt werden. Und schließlich wird abschließend der Blick auf den allgemeinhistorischen und theologischen Kontext zu richten und insbesondere die Frage nach Legitimationszusammenhängen bei der Erhebung des Todfalls und der Rolle der Papstkirche anzusprechen sein. Das Erkenntnisinteresse folgt dabei zwei Legitimationsproblemen, die bereits in der Episode des Caesarius durchscheinen: Erstens verweist die Anekdote auf ein moraltheologisches Problem: Wie konnte eine Kirche, die sich doch der caritas, also den Schutz der Armen und Hilfsbedürftigen und insbesondere auch der Witwen und Waisen verpflichtet sah41, just im Moment des Todes zu Lasten der Hinterbliebenen die Hand aufhalten? Statt, wie Moses fordert, die Witwen und Waisen aus dem Zehnt zu alimentieren42, wird ihnen, umgekehrt, aus Anlaß des Todes eine Abgabe abverlangt. Dies war theologisch und juristisch begründungsbedürftig. Zweitens wirft Caesarius die Frage der Freiwilligkeit auf, womit die Perspektive der Betroffenen eröffnet wird. In der Literatur ist seit längerem die These verbreitet, daß Todfalleistungen zwar ursprünglich freiwillig erbracht, dann aber immer mehr in Zwangsabgaben umfunktioniert wurden: „Choice disappeared“43. Andere Autoren differenzieren stärker und betonen, daß man für viele von den Gläubigen geleistete Zahlungen an die Kirche weder die Zusammenhänge ihrer Beitreibung kennt, noch weiß, welche Instanzen jeweils 41 Vgl. anstelle vieler Bibelstellen nur 2.Mose 22,21: „Ihr sollt Witwen und Waisen nicht bedrücken“; Jer. 22,3: „So spricht der Herr: Haltet Recht und Gerechtigkeit, und errettet den Beraubten von des Frevlers Hand, und schindet nicht die Fremdlinge, Waisen und Witwen…“; Mt. 23,14: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der Witwen Häuser fresset und wendet lange Gebete vor. Zu den theologischen Hintergründen vgl. L. WEHR, Credo und Caritas. Zur theologischen Begründung und zur Organisation sozialen Handelns in der frühen Kirche, in: W. Rees / S. DEMEL / L. MÜLLER (Hgg.), Im Dienst von Kirche und Wissenschaft. Festschrift für Alfred E. Hierold zur Vollendung des 65. Lebensjahres, Berlin 2007, S. 17-29. 42 5.Mose 14,28f.: „Alle drei Jahre sollst du aussondern den Zehnten deines Ertrages desselben Jahrs und sollst's lassen in deinem Tor. So soll kommen der Levit (der kein Teil noch Erbe mit dir hat) und der Fremdling und der Waise und die Witwe, die in deinem Tor sind, und essen und sich sättigen, auf daß dich der Herr, dein Gott, segne in allen Werken deiner Hand, die du tust.“ 43 R. H. HELMHOLZ, Mortuaries (wie Anm. 21), S. 136 unter Bezugnahme auf F. MARKOWER, Die Verfassung der Kirche von England, Berlin 1894, S. 12.
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rechtlichen oder außerrechtlichen Druck zu deren Entrichtung ausübten. So stellt Susan Wood fest: „There are no clear lines between ‚compulsory’, ‚customary’, and ‚voluntary’.44“ Bei Caesarius von Heisterbach scheint eine Ambivalenz in dieser Hinsicht durchzuscheinen. Es wird zu fragen sein, ob sich aus der kanonistischen Literatur dieser Zeit so etwas wie ein Diskurs über die Freiwilligkeit kirchlicher Abgaben ablesen läßt. Als Quellengrundlage dienen, neben den im Corpus iuris canonici versammelten Rechtstexten und der dazu gedruckt vorliegenden Kommentarliteratur, weitere publizierte päpstliche Schreiben und Konzilsbeschlüsse. Ergänzend werden außerdem edierte Urkunden kirchlicher Provenienz ausgewertet. Zeitlich beschränken sich die Ausführungen auf das Mittelalter und vornehmlich die Zeit des 12. und 13. Jahrhunderts.
II. Begriffsanalyse Bereits hier ist hervorzuheben, daß das Todfallrecht und seine verschiedenen Varianten in der kanonistischen Literatur des Mittelalters nur am Rande erwähnt werden. Eine intensive juristische Aufarbeitung oder gar dogmatische Strukturierung läßt sich weder in den päpstlichen Dekretalen noch in der kanonistischen Literatur nachweisen. Obwohl spätestens ab der Wende zum 11. Jahrhundert45 nördlich der Alpen Todfallabgaben unter wechselnder Bezeichnung (Buteil46, Kurmede47, Afflief48, später auch Besthaupt49 und Fall50) in S. WOOD, Proprietary Church (wie Anm. 36), S. 482. Die in der älteren Literatur häufig zitierten vereinzelten Urkunden aus karolingischer Zeit lassen sich ausnahmslos als Fälschungen, vornehmlich des 12. und 13. Jahrhunderts identifizieren. Bemerkenswert ist noch das Prümer Urbarbuch von 893, wo es für den Hof Ilvesheim heißt: Si quis obierit, optimum, quod habuerit, seniori datur: Das Prümer Urbar, ed. I. SCHWAB (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, 5), Düsseldorf 1983, Bl. 32, Z. 9f., S. 219. Über die Echtheit dieser Passage kann an dieser Stelle nicht befunden werden. Zumindest war ihr erster Aufzeichner, Caesarius von Milendonk, im 13. Jahrhundert sehr daran interessiert, gegenüber den Bauern einen für die Abtei möglichst günstigen Rechtszustand darzustellen, wie auch der Herausgeber der neuesten kritischen Edition des Texts in seiner Einleitung hervorhebt: ebd., S. 33. Ein spätes Aufkommen des mortuarium behauptet auch J. GAUDEMET, Église et cité (wie Anm. 27), S. 427, 487. 46 Vgl. das Privileg Kaiser Heinrichs V. an die Stadt Speyer, a. 1111: …illa que vulgo budeil vocabatur…, in: Urkunden zur Geschichte der Stadt Speyer, ed. A. HILGARD, Straßburg 1885, Nr. 14, S. 17-19, hier: S. 18, Sp. 21f. 47 Vgl. z.B. Urkunde aus Saint-Trond/Belgien, a. 1072/75: …in finem vero vite sue xii tantumodo denarios pro corimide custodi solverent infra xxx dies: Cartulaire de l’abbaye de Saint-Trond, ed. C. PIOT, 2 Bde., Brüssel 1870, Bd. 1, S. 24. 48 Urkunde aus Saint-Trond a. 1055: …posteri...de iure quod afflief vocatur, singuli duodecim denarios solvant: Cartulaire de l’abbaye de Saint-Trond, ed. C. PIOT (wie Anm. 47), Bd. 1, S. 16. 44 45
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größerer Zahl urkundlich greifbar werden51 und in den folgenden Jahrhunderten in ganz Nordeuropa starke Verbreitung fanden, schien das „Besthaupt“ als Rechtsproblem noch gegen Mitte des 12. Jahrhunderts für Gratian und sein Umfeld nicht von Bedeutung gewesen zu sein. Der dem klassischen Juristenlatein noch fremde Begriff mortuarium war zwar auch in Oberitalien bereits im 11. Jahrhundert bekannt52. Dennoch sucht man ihn im Decretum Gratiani ebenso vergeblich wie seine gebräuchlichsten lateinischen Äquivalente praestantissimum animal, ius capitale, curmeda, capitagium, exuviae, ius caduci und andere Synonyme. Ein ähnlicher Befund ergibt sich, wenn man die Beschlüsse der Konzilien bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts durchsieht. Allerdings ändert sich das Bild in den knapp 100 Jahren bis zum Liber Extra. Die Bezeichnung mortuarium erscheint jetzt zunehmend, wenn auch in völlig heterogenem Gebrauch, in den Quellen. Seit den Päpsten Alexander III. (zuerst
49 Der Begriff wird erst im 13. Jahrhundert greifbar, vgl. Urkunde Retzbach/Bayern, a. 1221: Hedwig Scultesissa de Recebach novi monasterii custodiae ex curia sua censum et post mortem suam das Besthobet assignat“, in: Regesta, sive Rerum Boicarum autographa, ed. K .H. RITTER VON LANG, 13 Bde., München 1822-1854, Bd. 2, 1823, S. 125; Urkunde Brügge/Flandern, a. 1232: …de servitute quadam que vocatur t beste hovet…, in: Coutumes des pays et comté de Flandre. Coutumes du franc de Bruges, ed. L. GILLIODTS-VAN SEVEREN, Brüssel, 3 Bde. 1879/80, Bd. 2, 1879, Nr. 5, S. 49. 50 Vgl. Urkunde für Einsiedeln/Württemberg a. 1253: Volumus etiam ipsum ad ius quod val dicitur non teneri, quia nobis satisfecit, in: Wirtembergisches Urkundenbuch, ed. KÖNIGLICHES STAATSARCHIV IN STUTTGART, 11 Bde. Stuttgart 1849-1913, Bd. 5, 1889, Nr. N 66, S. 450. 51 Eine der ersten verläßlichen Urkunden stammt von Burchard von Worms, der das bisher an den Bischof bezahlte Mortuarium dem Altar des Hl. Petrus in Worms übergibt: Et post mortem illorum [d.h. der Abgabepflichtigen] optimum caput sive melius vestimentum vel quicquid iusticie de illorum capite constitutum erat, ad manus nostras acciperent: Urkundenbuch der Stadt Worms, ed. H. BOOS, 2 Bde., Berlin 1886-1890, Bd. 1, S. 29, Nr. 37, Z. 25-27. Näheres hierzu unten, S. 371ff. 52 Vgl. z.B. eine (offenbar echte) Urkunde Heinrichs IV., in der er dem Domkapitel von Arezzo seine Besitzungen bestätigt: ...cum terris et vineis, casis et decimationibus, mortuariis et omnibus pertinentiis earum: MGH DD H IV/2, ed. D. v. GLADISS / A. GAWLIK, Berlin 1941/1978, Nr. 335, S. 439-441, S. 440, Z. 17f. In der Dekretale X 3.36.6 Innozenz’ III., die in Bezug auf das Kloster Grottaferrata/Latium die Wendung …tertiam partem mortuariorum… enthält, wird ein Privileg B. Papae praedecessoris nostri angesprochen. Dieses ist nicht überliefert, wird aber wohl von Papst Benedikt IX. zwischen 1032 und 1037 erteilt worden sein. Ob die Urkunde Benedikts IX. bereits das Wort mortuaria enthielt, läßt sich daher nicht klären: Regesta Imperii III, Salisches Haus 1024-1125. 5. Abt.: Papstregesten 1024-1058, 1. Lieferung 10241046, ed. J. F. BÖHMER / K. A. FRECH, Köln 2006, n. 169 (= Regesta Pontificum Romanorum, Italia Pontificia II, ed. P. F. KEHR, Berlin 1907, Nr. 5, S. 43). P. TOUBERT, Les structures du Latium médiéval. Le Latium méridional et la Sabine du 9. siècle à la fin du 12. siècle (Bibliothèque des Écoles Françaises d'Athènes et de Rome, 221), 2 Bde., Rom 1974, Bd. 2, S. 882f. schließt aus vereinzelten Urkunden ebenfalls auf eine Verbreitung der Mortuarien im 11. Jahrhundert; allerdings wird dort das Wort mortuarium noch nicht gebraucht.
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1176) und Lucius III. wird sie allmählich häufiger53, ehe sie bei Innozenz III. bereits in einer Vielzahl von Urkunden begegnet54. Entsprechend läßt sie sich auch im Liber Extra an insgesamt vier verstreuten Stellen nachweisen, wobei es sich um drei Dekretalen Innozenz’ III. und eine Honorius’ III. handelt. Bei einer weiteren, unter X 1.3.17 aufgenommenen Dekretale Innozenz’ III. hat Raimund von Penyafort gegenüber der Vorlage 3 Comp. 1.2.7 die den Begriff mortuarium enthaltene Passage ausgespart55, während er bei der von Honorius III. stammenden Dekretale X 5.40.31 die im Text nicht erwähnte Bezeichnung mortuarium für die Rubrik wählte56. Anders, als man vielleicht erwarten würde, liegen all diesen Dekretalen nicht etwa deutsche oder französische Streitfälle zugrunde. Vielmehr geht es nahezu durchgängig um Kontroversen auf dem Gebiet Italiens, die sich inhaltlich mit der Verteilung von Einnahmen aus den Ortskirchen beschäftigen. So streiten im ältesten dieser Rechtsfälle (X 3.36.6) von 1201 der Bischof von Alba und die Verwaltung des Klosters von Grottaferrata vor Papst Innozenz III. um die Rechtsgültigkeit eines Vertrags, in dem die bischöflichen Rechte, und darunter auch das Recht auf ein Drittel der vereinnahmten mortuaria, an das Kloster abgetreten wurden57. In einer Dekretale aus dem Jahr 1208 (X 3.26.4), regelt 53 Vergleich Alexanders III. in einem Streit zwischen dem Ritter Philipp de Marano und der Abtei von Subiaco über das Lehen Jenne, a. 1176, in: Nachträge zu den Papsturkunden Italiens II, ed. P. F. KEHR, in: Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-historische Klasse, aus dem Jahre 1908, Berlin 1908, S. 223-304, Nr. 20, S. 258-260, hier: S. 259 (= JL 12724f.); Privileg Lucius’ III. an die Kirche Santa Maria Eugubina, a. 1182: Patrologia Latina, ed. J.P. MIGNE (im folgenden: PL), 221 Bde., Paris 1844-1865, Bd. 201, Nr. 35, Sp. 1115D- 1116A, hier: Sp. 1115D (= JL 14558); Lucius III. bestätigt einen Schiedspruches des Theodinus, Bischof von Porto, und des Octavianus, diaconus cardinalis von SS. Sergius und Bacchus im Streit zwischen Bischof Oderisius von Penna und Senebald, Abt von S. Quiricus de Intethrocus, a. 1184: PL 201, Nr. 126, Sp. 1232A-1234B, hier: Sp. 1233A, 1233D. 54 Innozenz III. an den Dekan von Alcobaça und die priores von St. Vincentius und Alcobaça, a. 1198: Die Register Innocenz’ III., 1. Pontifikatsjahr, 1198/99, Texte, ed. O. HAGENEDER/A. HAIDACHER, Graz/Köln 1964, Nr. 221, S. 314-316, hier: S. 315, Z. 15 = PL 214, Nr. 221, Sp. 191C-192C, hier: Sp. 191D: …aut decimas eis, primitias sive mortuaria solverent; vgl. auch ein weiteres nach Portugal gerichtetes Schreiben Innozenz’ III. von 1199: Die Register Innocenz’ III. 2. Pontifikatisjahr, 1199/1200. Texte, ed. O. HAGENEDER/W. MALECZEK/A. A. STRNAD, Rom/Wien 1979, Nr. 187, S. 355-359, hier: S. 357, Z. 20 = PL 214, Nr. 196, Sp. 743C-745D, hier: Sp. 744C: …nec primitiae, decimae, vel mortuaria militiae Templi fratribus solverentur... Vgl. auch die im Folgenden genannten Urkunden. 55 Innozenz III. an den Bischof von Mailand, a. 1198, in: Register Innocenz’ III/1 (wie Anm. 54), Nr. 279, S. 384f., hier: S. 384, Z. 34 = Po 294 = PL 214, Nr. 279, Sp. 233D-234A, hier: Sp. 234A: … oblationes et mortuaria pro tempore et decimas perciperet annuatim... 56 Honorius III. an Prälaten und Domkapitel von Konstantinopel, a. 1216/27: Constitutio legati, de solvenda tertia mortuariorum episcopo, intelligi debet de his mortuariis, in quibus de iure communi debetur, X 5.40.31 (= 5 Comp. 5.19.3 = Po 7860). 57 Innozenz III. an Abt und Brüder von Grottaferrata, a. 1201, X 3.36.6 (= 3 Comp. 3.28.2) = Po 1480. Zur Vorläuferurkunde Benedikts IX. vgl. oben, Anm. 52.
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Innozenz III. die Reichweite bischöflicher Rechte an den von lokalen Kirchen vereinnahmten Mortuarien58. Honorius III. versucht, einen Streit zwischen dem Bischof von Assisi und den Mönchen des Klosters von San Benedetto auf dem Monte Subasio zu schlichten, in dem es ebenfalls um das Recht zur Verwertung der Mortuarien geht (X 1.31.16)59. Eher allgemeiner Natur ist dagegen die Klage Innozenz’ III. vor dem 4. Laterankonzil 1215, daß sich immer öfter Laien kirchliche Rechte anmaßten, darunter auch die Vereinnahmung von Mortuarien60 (X 3.13.12). Auch wenn man neben den genannten Fundstellen aus dem Liber Extra weitere Papsturkunden einbezieht, bestätigt sich der Befund, daß der Begriff mortuaria nicht nördlich, sondern südlich der Alpen geprägt wurde: Neben italienischen Destinatären finden sich seit 1184 auch portugiesische Empfänger päpstlicher Dekretalen, die sich auf mortuaria bezogen61. In Frankreich lassen sich zwar schon zu Beginn des 11. Jahrhunderts Nachweise für das gebräuchlichste funktionale Äquivalent zum Besthaupt finden62, nämlich die allerdings wohl erst deutlich später in größerem Umfang verbreitete63 mainmorte (manus mortua)64. Der Begriff mortuarium ist aber in Frankreich eher ungebräuchlich65. Innozenz III. an Kardinalpresbyter Cynthius von San Lorenzo in Lucina, a. 1208, X 3.26.14 (= 3 Comp. 19.2); vgl. auch PL 215, Sp. 1567D-1570C, hier: 1568C f. 59 Honorius III. an den Bischof von Assisi, a. 1222, X 1.31.16 (= 5 Comp. 1.16.1). Ausführlich zu dieser Dekretale: N. D’ACUNTO, I vescovi di Assisi, il monastero di S. Benedetto del Monte Subasio e il processo formativo della decretale Conquerente oeconomo monasterii (CIC, Lib. I, tit. XXXI, cap. XVI), in: Aevum 82 (2008), S. 339-350. Hier wird auch der Nachweis geführt, daß der genannte Ort Monte Subasio in der Nähe von Assisi und nicht Subiaco in Latium ist, wie in der Literatur häufig fälschlicherweise behauptet. 60 Viertes Laterankonzil, a. 1215, c. 44 = X 3.13.12 (= 4 Comp. 3.5). 61 Vgl. die oben, Anm. 53 f. genannten Fundstellen und außerdem: Art. „Mortulhas“, in: J. DE SANTA ROSA DE VITERBO, Elucidario das palavras, termos, e frases, que em Portugal antiguamente se usárão, e que hoje regularmente se ignorão, 2 Bde., Lissabon 1799, Bd. 2, S. 157-162, bes. S. 159 m.w.N. 62 Erste Nachweise: Ernoldus und Richelde schenken ihre Villa Bouvines (in Flandern) der Abtei Saint-Amand mit der Bestimmung, daß von ihrer familia jeder de mortua vero manu sechs Denare schulde, a. 1002, in: Veterum scriptorum et monumentorum historicorum, dogmaticorum, moralium amplissima collectio, ed. E. MARTÈNE / U. DURAND, 8 Bde., Paris 1724, Bd. 1, Sp. 361-363; Berta begibt sich unter den Schutz der Abtei von SaintLandelin de Crespin (in der Diözese Cambrai) und verspricht für sich und ihre Nachkommen die Zahlung von 12 Denaren pro mortua manu, a. 1009, in: J. FLACH, Les origines de l'ancienne France. X. et XI. siècles, 4 Bde., Paris 1886-1917, Bd. 1, 1886, S. 457, Anm. 2. Weitere Beispiele in dem nach wie vor wichtigen Aufsatz von 1928: M. BLOCH, Les ‚colliberti’. Étude sur la formation de la classe servile, hier zit. nach: DERS., Mélanges Historiques, Bd. 1, Paris 1963, S. 385-451, hier: S. 401.Vgl. außerdem: P. PETOT, L'origine de la mainmorte servile, in: Revue Historique de Droit Français et Étranger, 4e ser. 19/20 (1940/41), S. 275309, hier: S. 278f. m.w.N. Zu Flandern vgl. P. C. BOEREN, Étude (wie Anm. 12), S. 50-52. 63 Abt Suger von Saint-Denis spricht in einer Urkunde von 1125 von der mortua manus als einer consuetudinis pessimae, die keinesfalls als althergebrachte Gewohnheit betrachtet werden 58
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Erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts finden sich in England erste Nachweise für die Verwendung der Bezeichnung mortuarium66: Auch wenn die als frühester Beweis diskutierte Fundstelle in den sog. „Lambethschen Konstitutionen“ des Erzbischofs von Canterbury, Stephan Langton von 120667 wohl eine Fälschung oder späteren Datums ist68, ist jedenfalls aus dem Jahr 1229 eine synodale Konstitution des Bischofs von Sodor auf der Insel Man, Simon von Argyll, erhalten69. Mortuarium ist hier diejenige Abgabe, die aus dem Nachlaß dem könne, sondern durch seinen Vorgänger Ivo eingeführt worden sei: Urkunde Abt Sugers für die Leute von Saint-Denis, a. 1125, in: Œuvres complètes de Suger, recueillies, annotées et publiées d’après les manuscrits par le société de l’histoire de France, ed. A. LECOY DE LA MARCHE, Paris 1867, S. 319f. 64 Vgl. z.B. Privileg Papst Alexanders III. an das Kloster Saint-Denis-en-Broqueroie unter dem Abt Gervasius, a. 1169/81: Papsturkunden in Frankreich VII: Gascogne, Guienne und Languedoc, ed. W. WIEDERHOLD, in: Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-historische Klasse aus dem Jahre 1913, Göttingen 1913, Beiheft 1, Nr. 112, S. 158-160, hier: S. 159; Privileg Papst Coelestins III. für Abt Rudolf und die Brüder von Déols, a. 1197: Papsturkunden in Frankreich V: Berry, Bourbonnais, Nivernais und Auxerrois, ed. W. WIEDERHOLD, in: Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-historische Klasse aus dem Jahre 1910, Beiheft 1, S. 176f., hier: S. 177. Zum Begriff vgl. P. PETOT, L’origine (wie Anm. 62). 65 Eine seltene Ausnahme bildet eine Urkunde, in der Erzbischof Jean von Besançon die Schenkung der Kirchen von Esterno und Colans bestätigt, a. 1243 und dabei von …oblationibus mortuariis… spricht: Histoire de la ville de Salins, Avec une dissertation…, ed. J.B. GUILLAUME, 2 Bde., Besançon 1758, Bd. 2, S. 62. Eine Urkunde für die belgische Abtei Brogne von 1154 nennt den Begriff mortimanus: Henri von Namur bestätigt der Abtei Brogne ihre Rechte: F. ROUSSEAU (Hg.), Actes des Comtes de Namur de la première race 946-1196, Brüssel 1936, Nr. 9, S. 22-30, hier: S. 26, Sp. 2; vgl. auch mortualia, a.1274 bei P. PETOT, L’origine (wie Anm. 62), S. 282, Anm. 2. 66 Hierzu ausführlich: R. H. HELMHOLZ, Mortuaries (wie Anm. 21), S. 138-147; P. HAENSEL, Erbschaftssteuern (wie Anm. 31). 67 Concilium Lambethense, seu Constitutiones Provinciales Stephani Langton, Cantuar. Archiepiscopae editæ apud Lambyth, angeblich a. 1204, in: Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio, ed. J. D. MANSI, 53 Bde., Venedig 1778, Bd. 22, Sp. 751, c. 1: De modo dandi mortuarium; die Stelle wurde für das englische Kirchenrecht bedeutsam und findet sich mit reicher Kommentierung in dem einflußreichen Kommentar des 15. Jahrhunderts, der von William Lyndwood nach dem Vorbild der Dekretalen verfaßt wurde: W. LINDWOOD, Provinciale (seu Constitutiones Angliæ), zahlreiche Ausgaben, hier Oxford 1679, I/3, S. 1921. 68 Die Datierung auf 1206 wird mit plausiblen Gründen bereits bezweifelt bei J. JOHNSON, A collection of the laws and canons of the Church of England, 2. Aufl., 2 Bde., Oxford 1850/51, Bd. 2, S. 98; vgl. zu diesem Problemfeld außerdem die grundlegende Studie von P. HAENSEL, Erbschaftssteuern (wie Anm. 31), hier: Bd. 20 (1910/11), S. 18-24. 69 Statuta Sinodalia et Constitutiones Sodorensis Diocesis in Insula de Mann, per Reverendum Patrem Simonem Sodorensem episcopum, in: Isle of Mann, and diocese of Sodor and Mann. Antient and authentic records and documents relating to the civil and ecclesiastical history and constitution of that island, ed. W. M. P. WARD, London 1837,
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Pfarrer zur Begleichung der Beerdigungskosten zukommen müsse und in der Leistung einer Kuh, eines Ochsen, eines Pferdes, bzw. bis zu sechs Schillingen bestehen solle. In den folgenden Jahrzehnten bürgerte sich dann die Bezeichnung mortuarium auf den britischen Inseln ein70 und erhielt auch rechtlich Konturen: So wurden als „mortuaries“ ausschließlich die Ansprüche der Pfarrkirchen bezeichnet, während die Todfallabgaben weltlicher Herren „heriot“ hießen71. Auch für das Gebiet des Reichs finden sich vertrauenswürdige72 Nachweise für den Gebrauch des Begriffs mortuarium erst etwa zur selben Zeit wie in England, so in einem Verzeichnis aus dem Jahr 1221, in dem die Verbindlichkeiten der Pfarrei Staffelsee in Bayern verzeichnet wurden73. Ebenfalls im 13. Jahrhundert erscheint der Begriff in schweizerischen Quellen74 und läßt sich in Spanien nachweisen75. Es bleibt festzuhalten, daß das Wort mortuarium höchstwahrscheinlich italienischen Ursprungs ist und erst Anfang des 13. Jahrhunderts im übrigen Europa Verbreitung fand. Bereits der Blick auf Großbritannien legt nahe, daß mortuarium jedenfalls auch als Äquivalent für eine Zwangsabgabe im Sinne des Besthaupts verwendet wurde.
App. II, S. 127-129, hier S. 127f.: De mortuariis. Zur Einordnung dieser Quelle eingehend: P. HAENSEL, Erbschaftssteuern (wie Anm. 31), Bd. 20 (1910/11), S. 19-21. 70 In den Synodalstatuten Bischof Giles’ of Bridport für die Diözese Salisbury von 1257, c. 22 findet sich in England selbst der erste Nachweis für den Gebrauch des Begriffs: Councils & Synods, with other documents relating to the English Church Bd. II/1, ed. F. M. POWICKE / C. R. CHENEY, Oxford 1964, S. 558; vgl. auch: Synodalstatuten des Bischofs John Gervais für die Diözese Winchester, a. 1262/65, c. 75: ebd., S. 717; Synodalstatuten des Bischofs Robert of Holy Islands für die Diözese Durham, a. 1276, c. 6; ebd., Bd. II/2, Oxford 1964, S. 819, unter Nr. 6. 71 R. H. HELMHOLZ, Mortuaries (wie Anm. 21), S. 137 unter Verweis auf Blackstone. 72 So erweisen sich z.B. die für das Kloster Weingarten auf Ende des 11. Jahrhunderts datierten Stiftungsbriefe und päpstliche Privilegien als Fälschungen des 13. Jahrhunderts. Vgl. die Urkunden in: Wirtembergisches Urkundenbuch (wie Anm.50) Bd. 1, 1849, Nr. 240, S. 290; ebd., Nr.251, S. 310-312; Ebd., Bd. 4, 1883, Nr. A4, S. A48f., alle zitiert nach der den aktuellen Forschungsstand berücksichtigenden Online-Ausgabe: URL: [http://www.wubonline.de/], besucht am 1.10.2008. 73 Verzeichnis der Verbindlichkeiten der Pfarrei Staffelsee, a. 1221: Regesta sive rerum Boicarum autographa, ed. K. H. VON LANG, Bd. 2 (wie Anm. 49), S. 118. 74 W. MÜLLER, Abgaben von Todes wegen (wie Anm. 13), S. 4 m.w.N. 75 Vgl. Urkunde Abt Santo Domingo de Silos, a. 1250, in: L. SAEZ, Demostración histórica del verdadero valor de todas las monedas que corrian en Castilla durante el Reynado del Señor Don Enrique IV, Madrid 1805, Nr. 375, S. 132.
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III. Bedeutungsanalyse Aus der Begriffsgeschichte, die eine flächendeckende europaweite Verbreitung des mortuarium seit dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, von der britischen Insel Man bis ins bayerische Bergdorf Staffelsee, nahelegt, kann selbstverständlich noch nicht geschlossen werden, daß damit ein auch nur innerhalb der kanonistischen Literatur homogenes Institut des „Todfalls“ entstanden ist. Es ist also näher zu ermitteln, was jeweils genau unter mortuarium verstanden wurde. Einem ersten Versuch, die Fundstellen zu systematisieren, muß jedoch die Bemerkung vorausgeschickt werden, daß die Quellen zu diesen Fragen nur sehr selten eine direkte Auskunft geben. Zumeist geht es dort nämlich nicht um Gegenstand, Rechtfertigung und Umfang der zu leistenden Abgaben, sondern vielmehr um deren Verteilung zwischen den unterschiedlichen kirchlichen Amtsträgern. Die folgende Analyse differenziert nach funktionalen Gesichtspunkten, sowie nach den beteiligten Personen in Hinblick auf ihre Stellung als Kleriker oder Laien. Ohne daß damit ein abgeschlossenes Bild behauptet würde, lassen sich insgesamt sechs Bedeutungsvarianten unterscheiden, die jeweils kurz vorzustellen sind. Ausgeklammert werden dabei all diejenigen Rechtsverhältnisse, die nicht im Kontext kirchlichen Handelns stehen.
1. Mortuarium als freiwilliges Opfer von Laien und Klerikern „zur Seelenrettung“ In seiner ursprünglichen Bedeutung erscheint mortuarium als, wenn auch neuartiges, Synonym für die älternen Begriffe legatum, oblatio defunctorum oder oblatio mortuorum und steht damit für freiwillige Vermögensopfer von Todes wegen. Als Beispiel kann eine unter X 3.26.14 in den Liber Extra aufgenommene Dekretale Papst Innozenz’ III. dienen. Cencius Savelli, der spätere Papst Honorius III., war damals Kardinalpriester an der in Rom gelegenen Kirche San Lorenzo in Lucina und als Kämmerer der Kurie schon seit längerem mit einer Systematisierung der kirchlichen Einnahmen beschäftigt76. Cencius legte 1208 seinem Papst eine interessante Rechtsfrage zur Entscheidung vor: Vor dem Hintergrund, daß nach dem Kirchenrecht von jeder an die Kirche fließenden 76 Zur Biographie Honorius’ III. vgl. die leider nur knappen Angaben über die vorpontifikalen Lebensstationen bei: J. CLAUSEN, Papst Honorius III. (1216-1227). Eine Monographie. Bonn 1895, S. 3; zur Bedeutung der päpstlichen Steuerpolitik unter dem Pontifikat Honorius’ III. vgl. R. KAY, The Albigensian twentieth of 1221-3: an early chapter in the history of papal taxation, in: Journal of Medieval History 6 (1980), S. 307-315.
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Erbschaft ein Viertel pauschal dem Bischof zustand (sog. gelasianische Teilungsformel77), stellte sich die Frage, wie zu verfahren sei, wenn der Bischof zusätzlich auch noch testamentarisch mit einem mortuarium bedacht wurde. Sollte dann diese persönliche Erbschaft von seinem Viertel in Abzug gebracht werden?78 Mortuarium constituere erscheint hier in der Bedeutung „ein frommes Vermächtnis errichten“, also als ein freiwilliger Akt des Testierenden. Diese Interpretation übernahm auch die Kommentarliteratur: Die Glosse mortuariorum zu X 1.31.16 definiert etwa: …et dicitur mortuarium quod quis relinquit pro anima sua in morte. Ganz ähnlich sind die Definitionen bei Innozenz IV.79, Johannes Andreae80 und Hostiensis81. Für all diese Autoren war mortuarium nur eine Variante des seit Jahrhunderten für die Bezeichnung von mildtätigen Gaben, Stiftungen und Legaten üblichen Begriffs oblatio, also „Opfer“82. 77 H. LIERMANN, Artikel Abgaben, Kirchliche, in: H. R. BALZ u.a. (Hgg.), Theologische Realenzyklopädie (TRE), 36 Bde., Berlin/New York 1977-2004, Bd. 1, 1977, S. 329-347, hier: S. 332. Die kirchlichen Einnahmen sollten nach der auf Papst Gelasius I. zurückgehenden Vorschrift je zu einem Viertel dem Bischof, dem Klerus, der Kirchenfabrik und den Armen zugute kommen, vgl. Gelasius I. an die Erzdiakone Justinus und Faustus, a. 494?: C.2 q.12 c.23 (= PL 59, Sp. 140B-140D). 78 Innozenz III. an Kardinalpresbyter Cencius von San Lorenzo in Lucina, a. 1208: PL 215, Sp. 1567D-1570C, hier: 1568C f. = 3 Comp 3,19,2 = X 3,26,14. 79 …reliquit monasterio pro anima…: INNOZENZ IV., Commentaria super libros quinque decretalium, Frankfurt/M. 1570 (ND Frankfurt/M. 1968), zu X 3,26,14, Bl. 403r. 80 JOHANNES ANDREAE, In Primum Decretalium librum Nouella Commentaria, Venedig 1581 (ND Goldbach 1997), zu X 1.31.16, Bl. 258, Rn. 24f.: [Mortuarium] idest pro animabus a mortuis relictorum. 81 HOSTIENSIS, In Primum Decretalium Librum Commentaria, Venedig 1581 (ND Turin 1965), zu X 1.31.16, Bl. 167v, li. Sp., Nr. 13: … pro animabus a mortuis relictorum…, DERS., In Tertium Decretalium Librum Commentaria, Venedig 1581 (ND Turin 1965), zu X 3.13.12, Bl. 54v, re. Sp., Nr. 11: …[Mortuariis] idest possessionibus, quas fideles in morte sua relinquunt… 82 Vgl. z.B. Brief Papst Gelasius’ I. an Justinus und Faustus, a. 494, C.12 q.2 c.23 (wie Anm. 77): …de fidelium oblatione…. In einer typischen Urkunde des späten 11. Jahrhunderts verwendet Papst Urban II. die Wendungen „… defunctorum oblationibus … und …elemosinarum pro mortuis …: Urban II. vor dem Konzil von Melfi, a. 1089: Regesta Pontificum Romanorum 8, Regnum Normannorum – Campania, ed. P. F. KEHR, Berlin 1935, S. 317f. Vgl. auch eine Urkunde des Gegenpapstes Anaklets II. mit der Wendung …oblationum vivorum et defunctorum…: Anaklet II. an Abt Symeon, a. 1130/37: ebd., S. 325. Zum variantenreichen Begriff oblatio vgl. G. SCHREIBER, Untersuchungen zum Sprachgebrauch des mittelalterlichen Oblationenwesens. Ein Beitrag zur Geschichte des kirchlichen Abgabenwesens und des Eigenkirchenrechts. Wörishofen 1913; DERS., Kirchliches Abgabenwesen an französischen Eigenkirchen aus Anlaß von Ordalien (oblationes campionum, oblationes pugilum, oblationes bellorum, oblationes iudiciorum). Zugleich ein Beitrag zur gregorianischkluniazensischen Reform und zur Geschichte und Liturgik der Traditionsnotizen. In: ZRG GA 5 (1915), 414-483; W. PETKE, Oblationen, Stolgebühren und Pfarreinkünfte vom Mittelalter bis ins Zeitalter der Reformation, in: H. BOOCKMANN (Hg.), Kirche und Gesellschaft im Heiligen Römischen Reich des 15. und 16. Jahrhunderts, Göttingen 1994, 2658.
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Die Verwendung des Begriffs „Opfer“ im Zusammenhang mit testamentarischen Zuwendungen an die Kirche war bereits seit Jahrhunderten eingebürgert. Bereits aus der frühen Kirche ist die regelmäßig gebrauchte Wendung oblationes defunctorum überliefert83. Diese erscheint erstmals Mitte des 5. Jahrhunderts in Südfrankreich84, wird seit der Synode von Vaison im Jahr 442 auf mehreren Konzilien bis Mitte des 7. Jahrhunderts gebraucht85 und fand damit auch ihren Weg in das Decretum Gratiani86. Wie neuere Untersuchungen gezeigt haben, hatte der Begriff oblatio defunctorum sowohl theologisch als auch juristisch weitreichende Bedeutung: Theologisch verknüpfte er die Sorge um das Seelenheil des Verstorbenen mit der Fürsorge für die Armen; wer der Kirche die frommen Vermächtnisse vorenthielt, wurde wie ein „Mörder der Armen“ (necator egentium) mit der Exkommunikation bestraft87. Rechtsdogmatisch hob die gezielt als terminus technicus eingeführte Verwendung von oblatio statt legatum die frommen Stiftungen von regulären Vermächtnissen nach römischrechtlichem Vorbild ab. Als „Opfer“ waren diese Gaben von Todes wegen eben mehr als bloße Legate. Diese spirituelle Erweiterung erlaubte es, gegebenenfalls auch sonst von den erbrechtlichen Traditionen abzuweichen um Kirchenbesitz zu sichern und auszubauen. In merowingischer Zeit gelang es der Kirche sogar, hierfür die Unterstützung der weltlichen Gewalt zu gewinnen, als Chlotar II. die oblationes defunctorum in seiner 616 verfaßten Praeceptio Chlotari unter seinen Schutz stellen ließ88. Näher: F. S. PAXTON, ‛Oblationes defunctorum’: The Poor and the Dead in Late Antiquity and the Early Medieval West, in: K. PENNINGTON / S. CHODOROW / K. H. KENDALL (Hgg.), Proceedings of the Tenth International Congress of Medieval Canon Law, Vatikanstadt 2001, S. 245-267; S. ESDERS, Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum. Zum Rechtscharakter politischer Herrschaft in Burgund im 6. und 7. Jahrhundert (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, 134) Göttingen 1997, S. 212-218. 84 Der herkömmlich einer Synode von Karthago, a. 415, c. 95 zugeschriebene Kanon (C.13 q.2 c.9 = http://www.pseudoisidor.mgh.de/html/084.htm, besucht am 13.03.2009) wird heute mit c. 86 der Statuta ecclesiae antiqua, einer südfranzösischen Kirchenrechtssammlung des späten 5. Jahrhunderts identifiziert: F. S. PAXTON, ‛Oblationes defunctorum’ (wie Anm. 83), S. 246; Les statuta ecclesiae antiqua, ed. C. MUNIÉR, Paris 1960, S. 94: Qui oblationes defunctorum aut negant ecclesiis aut cum difficultate reddunt, tanquam egentium necatores excommunicentur. 85 Synode von Vaison a. 442, c. 4 (C.13 q.2 c.10 = J. D. MANSI, Sacrorum Conciliorum Nova Collectio (wie Anm. 67), Band 6, Sp. 453. Weitere Nachweise bei: Art. „Oblationes defunctorum“, in: C. du Fresne, dominus DU CANGE (Begr.), Glossarium mediæ et infimæ latinitatis, editio nova, ed. L. FAVRE, 10 Bde., Niort 1883-1887, Bd. 6, 1886, S. 14, Sp. 2; zu den Hintergründen vgl. F. S. PAXTON, ‛Oblationes defunctorum’ (wie Anm. 83), S. 246f. 86 Neben den bereits genannten C.13 q.2 cc.9,10 wird noch ein Beschluß der Synode von Agde, a. 506, c. 4 aufgenommen (C.13 q.2 c.11 = J. D. MANSI, Sacrorum Conciliorum Nova Collectio (wie Anm. 67), Bd. 8, Sp. 324. 87 Hierzu eingehend: F. S. PAXTON, ‛Oblationes defunctorum’ (wie Anm. 83), S. 247-257. 88 Praeceptio Chlotari, a. 616, c. 10, ed. S. ESDERS, Römische Rechtstradition (wie Anm. 85), S. 212: Ut oblationis defunctorum ecclesiis depotatae nullorum competicionebus auferantur, praesenti constitutione praestamus. 83
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In den folgenden Jahrhunderten änderte sich die Begrifflichkeit, der Sinn blieb aber erhalten. So definierte Regino von Prüm Anfang des 10. Jahrhunderts oblationes als „Almosen der verstorbenen Eltern“89. In Latium bezeichnete man etwa zur gleichen Zeit letztwillige Verfügungen zugunsten der Kirche als offerta mortuorum90. Hinsichtlich ihrer Verteilung sprach man dann von medietatem de mortuorum91. Auch die Bezeichnung oblatio mortuorum findet sich in Konzilsbeschlüssen des 11. Jahrhunderts92, in dessen Verlauf all diese Wendungen in Italien dann von mortuarium ergänzt und schließlich abgelöst wurden93. Doch diese Gleichsetzung von oblatio und mortuarium sagt zunächst wenig über deren Bedeutungsgehalt. Insbesondere ist schwer zu ermitteln, ob mit den terminologischen Veränderungen auch dogmatische Verschiebungen einhergingen. Erschwert wird die Antwort auf diese Frage nicht zuletzt dadurch, daß auch die Päpste und ihre Juristen nur wenig Mühe auf Detailregelungen verwendeten. Auch die durch die Einordnung unter den Titel „de verborum significatione“ genährte Hoffnung, in X 5.40.29 wenigstens eine nähere Bestimmung von oblatio zu erhalten, wird enttäuscht: Als die Geistlichen der Kapelle St. Hilarius bei Todi mit juristischer Akribie die vertragsmäßig auf die oblationes gerichtete Herausgabe eines Drittels ihrer Einkünfte an das Kloster St. Johannes und Paul in Todi verweigerten und behaupteten, bestimmte Einnahmen, darunter die iudicia mortuorum zählten nicht zu den oblationes, ließ sich Honorius III. auf derartige Spitzfindigkeiten nicht ein und wollte schlicht sämtliche freiwilligen (offeretur) Einkünfte als oblationes verstanden wissen. In den zusammenfassenden Worten Raimunds von Penyafort werden diese definiert als …quicquid offertur ecclesiae quocunque modo, in missa vel extra, et in ecclesia vel extra94.
89 Regino von Prüm, Libri duo de synodalibus causis et disciplinis ecclesiasticis, ed. F. W. H. WASSERSCHLEBEN, Leipzig 1840, Buch 2, c. 5, Nr. 54, S. 213: …eleemosynam parentum defunctorum. 90 Urkunde zur Veräußerung der Kirche S. Stefano/Monte Subiaco, a. 988: …offerta que a christianis uiris utrosque sexu ibidem offerunt uiuorum uel mortuorum…: Il regesto Sublacense del secolo XI, ed. L. ALLODI / G. LEVI, Rom 1885, Nr. 176, S. 220; vgl. auch eine Urkunde desselben Klosters, a. 1010: …cum omni offerta uiuorum et mortuorum, ebd. Nr. 199, S. 240. 91 Bischof Johannes von Tivoli bestätigt dem Abt Atto von Subiaco …medietatem de mortuorum de toto territorio de sublaco de mobiles res, et uineis et terris, et casis, et ortuis…, a. 1045: Il regesto Sublacense, ed. L. ALLODI / G. LEVI (wie Anm. 90), Nr. 213, S. 251. 92 Vgl. Konzil von Rom, a. 1059, c. 5, D. 32.6 = J. D. MANSI, Sacrorum Conciliorum Nova Collectio (wie Anm. 67), Bd. 19, Sp. 898; Konzil von Rom a. 1063, c. 5, ebd., Sp. 1025. 93 Vgl. die oben, Anm. 52, genannten Nachweise. 94 Honorius III. an Prior und Kleriker von Johannes und Paul in Todi, a. 1216/27, X 5.40.29 (= 5 Comp. 5.19.1 = Po 7858). Ähnlich wenig aussagekräftig: GOTTOFREDO DA TRANI, Summa super titulis decretalium, novissime cum repertorio et numeris principalium et emergentium questionum impressa, Lyon 1519 (ND Aalen 1992), S. 149, n. 21: Oblationes…dicuntur quaecunque de propriis et licitis rebus ecclesie a fidelibus offeruntur. Zu den Binnendifferenzierungen vgl. G. SCHREIBER, Untersuchungen (wie Anm. 82), S. 5-16.
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Die weitere inhaltliche Präzisierung dieser wenig aussagekräftigen Definition mußte durch die Literatur geleistet werden. Dies geschah am konsequentesten in der Summa des Hostiensis, der drei Arten von oblationes unterscheidet: Schenkungen an die Kirche unter Lebenden, Gaben an Gott oder die Kirche von Todes wegen und die im täglichen Gebrauch der Ortskirche dargebrachten Opfer95. Im zweitgenannten Sinne bedeute oblatio, wie bereits Huguccio behauptet habe, nichts anderes als mortuarium sive legatum vel relictum pro anima96. Die hier gefundene Systematisierung wurde auch in den folgenden Jahrhunderten immer wieder zugrunde gelegt und weiter ausdifferenziert, so etwa in Traktaten der italienischen Juristen Troylus Malvitius und Marianus Socinus d.Ä. aus dem 15. Jahrhundert97. Letzterer betonte, unter Hinweis auf 2 Mos. 2 besonders deutlich noch einmal die freiwillige Natur des Opfers: …oblatio secundum ipsium rationem hoc habet, quod voluntariè fit…98 Die Definition des Hostiensis ist wichtig, da sie mit der Wendung pro anima zugleich auch einen Hinweis auf die Motivation des Verstorbenen gibt, dem es mit seinem Vermächtnis darum ging, durch eine letzte mildtätige Gabe seine Seele zu retten. Dieses Motiv der Seelenrettung durch eine Vergabung von Todes wegen durchzieht das gesamte Mittelalter und war einer der wichtigsten Gründe für die beispiellose Vermehrung des kirchlichen Vermögens in dieser Zeit99. Als wirkliches „Opfer“ setzt dieser Akt der Mildtätigkeit prinzipiell die Autonomie des Erklärenden voraus und ist damit als freiwillig zu denken. Bereits die wenigen erhaltenen Testamente der Merovingerzeit sprechen den Zusammenhang der Seelenrettung an100 und das „Seelgerät“, also die Errichtung von Stiftungen zum eigenen oder fremden Seelenheil stellte eine der zentralen Einrichtungen des gesamten Mittelalters und darüber hinaus dar101. 95 HOSTIENSIS, Summa. Una cum summariis et adnotationibus Nicolai Superantii (i.e. Niccolò Soranzo), Lyon 1537 (ND Aalen 1962), S. 169re, re.Sp. Zu den oblationes im Gottesdienst vgl. R. KROOS, Opfer, Spende und Geld im mittelalterlichen Gottesdienst, in: Frühmittelalterliche Studien 19 (1985), S. 502-519. 96 HOSTIENSIS, Summa (wie Anm. 95), S. 169re, re.Sp. 97 TROYLUS MALVITIUS, De obliationibus ecclesiae, vel altaris, seu imagini Dei, vel elicuius Sancti factis, opusculum, hier zit. nach: Tractatus universi iuris, 29 Bde., Venedig 1634, Bd. 14, Bl. 136v ff, hier: Bl. 136v, re.Sp., Nr. 3; MARIANUS SOCINUS SENIOR, De oblationibus, ebd., Bl. 122v ff., hier: Bl. 123v, Nr. 1, li.Sp. 98 MARIANUS SOCINUS SENIOR, De oblationibus (wie Anm. 97), Bl. 123v, Nr. 10, re.Sp. 99 S. ESDERS, Römische Rechtstradition (wie Anm. 85), S. 213. 100 Hierzu zusammenfassend: G. SPRECKELMEYER, Zur rechtlichen Funktion frühmittelalterlicher Testamente, in: P. CLASSEN (Hg.), Recht und Schrift im Mittelalter, Sigmaringen (Vorträge und Forschungen, 23) 1977, S. 91-113, S. 108 mit Formulierungsbeispielen pro animae meae remedio oder pro mercede animae meae. 101 Hierzu die nach wie vor grundlegende Studie von E. F. BRUCK, Kirchenväter (wie Anm. 35); außerdem: F. ELSENER, Vom Seelgerät zum Geldgeschäft. Wandlungen einer religiösen Institution, in: M. LUTTER / H. KOLLHOSSER / W. TRUSEN (Hgg.), Recht und Wirtschaft in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Johannes Bärmann zum 70.
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Inwieweit jeweils im Einzelfall die Entscheidung, bestimmte Güter der Kirche zu hinterlassen, „freiwillig“ im modernen Sinn des Wortes war, oder ob sie vielmehr durch sozialen und moralischen Druck einer durch Sitten und Gebräuche bestimmten Kultur bestimmt wurde, läßt sich nicht trennscharf entscheiden102. Zumindest läßt die Vehemenz, mit der die Kirche ihre Einkünfte aus Vermächtnissen gegen Zugriffe Dritter verteidigte, Schlüsse auf die Bedeutung zu, die diesen Vermögenszuflüssen beigemessen wurde. So wird schon seit dem 5. Jahrhundert denjenigen mit Exkommunikation gedroht, die zu Lasten der Kirche, wie „Armenmörder“, die oblationes defunctorum vorenthielten oder unterschlugen103. Selbst wer in lauterer Absicht gegen die Übertragung von Erbschaftsgegenständen an die Kirche klagte, wurde mit Exkommunikation bedroht104. Zumindest indirekt läßt sich hieraus auch der Druck ermessen, der innerhalb der Gemeinden auf die Gläubigen ausgeübt wurde, zugunsten der Kirche zu testieren. Immer wieder wurde den Gläubigen eingeschärft, Christus zu ihrem Erben einzusetzen. So zitierte Burchard von Worms in seinen Libri Decretorum 1008/12 Augustin und Isidor von Sevilla: Qua fronte hæreditatem a Christo quæris, quum Christum tua hæreditate fraudaueris? Thesaurizate vobis thesauros in cœlo.105 Diese aus Math. 6.19 abgeleitete Vorstellung, himmlische Schätze zu erwerben, indem man sein irdisches Vermögen der Kirche überträgt, läßt sich bereits im Frühmittelalter beobachten: An der Wende zum 9. Jahrhundert überließ ein gewisser Aduni die Hälfte seiner Güter in Sendling dem Kloster Schäftlarn, „cogitans casum fragilitatis mee, vel pro remedio anime mee, maxime cum veritas dicat, thesaurizate vobis thesauros in celo…a die presente trado de jure meo, in jure dominationis agentis ipse Ecclesie sancti Dyonisii medietatem in omnibus.“106. Bis zum Spätmittelalter finden sich selbst im Adel immer wieder Zeugnisse für Vermächtnisse an die Kirche mit dem Ziel, die eigene Seele zu retten107. Geburtstag, München 1975, S. 85-97; H. LENTZE, Das Sterben des Seelgeräts, in: Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 7 (1956), S. 30-53. 102 S. WOOD, Proprietary Church (wie Anm. 36), S. 482. 103 Vgl. oben, Anm. 85. Die Formulierung pauperes necatores erscheint während der merovingischen Zeit immer wieder und wird durch die Kirchenrechtssammlungen des Hochmittelalters weiter tradiert, vgl. die Synoden von Orleans, a. 549, c. 4, Concilia aevi Merovingici (MGH, legum sectio, Teil 3, concilia, Bd. 1), ed. F. MAASSEN, Hannover 1893, S. 105f.; Paris, a. 556/573, c. 142, ebd., S. 142, Z. 22; Maĉon, a. 583, c. 4, ebd., S. 156; Clichy a. 626/627, c. 12, ebd., S. 199. 104 S. ESDERS, Römische Rechtstradition (wie Anm. 85), S. 217. 105 BURCHARD VON WORMS, Decretorum libri XX, Köln 1548, ND Aalen 1992, ed. G. FRANSEN / Th. KÖLZER, Buch 3, c. 141, Bl. 70r. 106 Schenkungsurkunde Aduni an das Kloster Schäftlarn, a. 779/806, in: Die Traditionen des Klosters Schäftlarn 760-1305, ed. A. WEISSTHANNER, München 1953, Nr. 9, S. 13f., hier: S. 13. 107 Vgl. statt vieler das Testament des Bischofs Berthramn von Le Mans, a. 616, der dem Archidiakon zwei Bestgewänder (duos optimos de proprio vestimenti clamea) und zwei edle Pferde zuwendet: M. WEIDEMANN, Das Testament des Bischofs Berthramn von Le Mans vom
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2. Mortuarium als Leistung der Laien an die Pfarrkirche für Amtshandlungen im Kontext des Begräbnisses (Stolgebühr) Panormitanus gab in seinem Kommentar zu X 1.31.16 eine von der oben dargestellten Literatur des 12. und 13. Jahrhunderts abweichende Definition von mortuaria. Er definierte diese als „…quae relinquuntur ecclesiis occasione funerum ..“108, also als dasjenige, was anläßlich der Beerdigung den Kirchen hinterlassen wird. Nicht nur in der Praxis, sondern auch in der kirchenrechtlichen Literatur scheint somit innerhalb der Jahrhunderte eine terminologische Verschiebung stattgefunden zu haben. Nunmehr wurden nicht nur die vor dem Tod vermachten Güter als mortuaria bezeichnet, sondern auch solche Abgaben, die im Kontext kirchlicher Handlungen bei Eintritt eines Todesfalls gegeben wurden, also die sog. Stolgebühren109. Diese Gebühren, die in der Praxis häufig in Form des Besthaupts entrichtet wurden, lassen sich durch das gesamte Hoch- und Spätmittelalter beobachten110. Mit Sicherheit war in England die Verrechtlichung und Vereinheitlichung dieser Bräuche am schnellsten und umfassensten vorangeschritten. So wies bereits der angelsächsische König Æthelstan (a.925/ca.936) in einem Gesetz zur Zehntpflicht seine Vögte an, dafür zu sorgen, daß nicht nur der Zehnt, sondern auch der sawl-sceat („Seelenzins“) dorthin fließe, wo seine Vereinnahmung gesetzlich vorgesehen sei, also an die jeweilige Pfarrkirche111. Dieser „Seelschatz“ stellte allerdings keine Gebühr für die Beerdigung dar, was der Simonie gleichgekommen wäre, sondern war zunächst eine Abgabe für die Seelenmesse des Verstorbenen, die bald, unter tatkräftiger Mitwirkung der Krone, zu einer
27. März 616. Untersuchungen zu Besitz und Geschichte einer fränkischen Familie im 6. und 7. Jahrhundert, Bonn 1986, S. 30; vergleichbar ist mehr als 700 Jahre später das Testament des Freiburger Ritters Johann Schnewelin, a. 1347, zit. bei A. SCHULTZE, Einfluß der Kirche (wie Anm. 34), S. 84; DERS., Augustin (wie Anm. 34), S. 5. 108 PANORMITANUS (Niccòlo Tedeschi), Commentaria Primæ Partis in Primum Decretalium Librum, Venedig 1582, Bl. 145r, linke Sp., Nr. 2. 109 Zum Begriff und Herkunft des quellenfremden Begriffs „Stolgebühren“, vgl. C. BRÜCKNER, Das ländliche Pfarrbenefizium im hochmittelalterlichen Erzbistum Trier, Göttingen, Diss. 1997, S. 27, Anm. 152; W. M. PLÖCHL, Geschichte des Kirchenrechts, 5 Bde., Wien/München, 2. Aufl. 1960-1970, Bd. 2, 1962, S. 434f.; W. A. FERRY, Stole fees (Canon Law Studies, 59), Washington, DC 1930. 110 So bereits A. SCHULTZE, Augustin und der Seelteil (wie Anm. 34), S. 5. 111 Gesetz Æthelstan betreffend den Zehnten, in: Die Gesetze der Angelsachsen, ed. F. LIEBERMANN, 3 Bde., Halle a.d.S. 1903-1916, Bd. 1, 1903, S. 146-149. Hierzu: R. H. HELMHOLZ, Mortuaries (wie Anm. 21), S. 140 und ausführlich: P. HAENSEL, Erbschaftssteuern (wie Anm. 31), Bd. 19 (1909), S. 379.
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allgemeinen Kirchensteuer wurde, deren eigentlicher Anlaß bald in Vergessenheit geriet112. Ein derartig gezielter Verrechtlichungsprozeß wie in England läßt sich aus verschiedenen Gründen auf dem Kontinent nicht in gleicher Weise nachweisen. Zwar wurde auch hier die Zehntpflicht schon seit der Merovingerzeit durch königliche Machtmittel gefördert113. Hinweise auf einen „Seelschatz“ oder mortuaria sucht man aber in den entsprechenden Urkunden der Könige und Kaiser vergeblich. Möglicherweise war die Besthauptsitte zum Zeitpunkt der karolingischen Zehntgesetzgebung auf dem Gebiet des fränkischen Reichs noch nicht hinreichend etabliert, als daß man sie problemlos gemeinsam mit der Zehnpflicht hätte statuieren können. Vielleicht war hier aber auch der politisch oder theologisch motivierte Widerstand größer. Das bedeutet allerdings nicht, daß es nicht auch auf dem Festland üblich geworden wäre, für die priesterliche Begleitung des Sterbenden Gebühren zu verlangen. Nur entwickelte sich hier die Praxis uneinheitlicher. Rechtlich ging es dabei wie in England bis 1215 durchgängig um die Frage, ob die Zahlung von Gebühren den Tatbestand der Simonie erfüllte114, und dies war auch der Kontext, in dem diese Abgaben seit der Spätantike in der kanonistischen Literatur behandelt wurden. Dabei ist, was häufig übersehen wird, nach der Art der Handlung, für die ein mortuarium gegeben wird, zu differenzieren: Von der letzten Ölung über die Wahl der Begräbnisstätte bis zur Trauerfeier und der Beerdigung selbst samt Ausheben des Grabes, Leichenzug und Läuten der Totenglocken waren kirchliche Amtsträger involviert und prinzipiell konnte an jeder dieser Handlungen angeknüpft werden, um eine Gebühr zu verlangen115. Einigkeit bestand unter den Autoren des Kirchenrechts von jeher darin, daß die Spende der Sakramente, getreu dem Bibelwort gratis accepistis, gratis date (Mt. 10,8), unentgeltlich erfolgen müsse116. Daher war zweifellos die Gewährung der P. HAENSEL, Erbschaftssteuern (wie Anm. 31), Bd. 19 (1909), S. 379-382. Vgl. z.B. Kapitular Karls des Großen von Herstal, a. 779, c. 7, in: Capitularia Regum Francorum (MGH, legum sectio, Teil 2), ed. A. BORETIUS, Bd. 1, Hannover 1883, S. 48. 114 R. SCHIEFFER, Art. Simonie, in: TRE (wie Anm. 77), Bd. 31, Berlin/New York 2000, S. 276-280; P. HINSCHIUS, System des katholischen Kirchenrechts mit besonderer Rücksicht auf Deutschland, 6 Bde. 1869-1897 (ND Graz 1959), Bd 5, S. 161-169; J. WEITZEL, Begriff und Erscheinungsformen der Simonie bei Gratian und den Dekretisten, München (Münchener theologische Studien, 25), 1967. 115 Vgl. z.B.: Honorius III. an den Bischof von Maguelone, a. 1216/1227 = X 3.28.13= 5 Comp. 3.15: …ut decedentibus non prius permittatur effodi sepultura, quam pro terra, in qua sepeliendi sunt, certum pretium ecclesiae persolvatur…Der Brief wird im Liber Extra irrtümlich Innozenz III. zugeordnet. 116 …nec pro balsamo nec pro sepultura, quicquam exigant statuit; sed gratis dona Christi gratuita dispensatione donentur: Konzil von Tribur, a. 895, c. 1: Capitularia regum Francorum (MGH, legum sectio, Teil 2), ed. A. BORETIUS / V. KRAUSE, Bd. 2, Hannover 1897, S. 207 = C.1 q.1 c.105; vgl. auch: Drittes Laterankonzil a. 1179, c. 7 (= X 5.3.9 = 1 Comp. 5.2.8): 112 113
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letzten Ölung unter Vereinbarung einer Gegenleistung Simonie117. Problematischer war die Rechtslage aber hinsichtlich anderer kirchlicher Handlungen, und insbesondere der sepultura, deren kostenpflichtige Durchführung durch zahlreiche Synoden verboten wurde118. Daß dennoch über die Unzulässigkeit derartiger Gebühren noch Rechtsunsicherheit herrschte, zeigt schon die Tatsache, daß Gratian das Problem der Zulässigkeit einer Gegenleistung für die sepultura mortuorum als Frage formuliert119. Doch die von ihm in C.13 q.2 c.12-15 zugunsten eines Verbots ins Feld geführten Autoritäten verstehen unter sepultura nicht durchgängig dasselbe120. Der Begriff konnte nämlich „Grab“, „Begräbnis“, „Bestattungsrecht“, oder aber auch die Bestattungsgebühr selbst meinen121, so daß sich die Frage nach dem juristisch relevanten Inhalt von sepultura stellte. Huguccio, gefolgt von der Glosse, versuchte den Begriff terminologisch zu fassen und unterschied zwischen dem Erwerb eines noch nicht errichteten oder eines bereits eingerichteten Grabes, dem Nutzungsrecht an der Begräbnis-
…perhibetur habere ita, ut pro …, seu aliis sacramentis aliquid requiratur; Synode von Salisbury, a. 1217/1219, c. 16, in: Councils & Synods 2,1 ed. F. M. POWICKE / C. R. CHENEY (wie Anm. 70), S. 65: …ne pro sacramentorum vel sacramentalium dispensatione aliquid (exigant), set gratis dent quod gratis acceperunt…; GOTTOFREDO DA TRANI, Summa (wie Anm. 94), Bl. 200r, Nr. 2: …symoniaca vt vendere vel emere sacramenta… 117 Si quis…oleum sanctum…per pecuniam acquisiuit…symoniacum est: Zweites Laterankonzil, a. 1139 c. 2, in: J. D. MANSI, Sacrorum Conciliorum Nova Collectio (wie Anm. 67), Bd. 21, 1776, Sp. 526 = C.1 q.3 c.15; pro … olei receptione, nulla cuiusquam pretii exactio attentetur: Konzil von Tours, a. 1163, c. 6, ebd., Sp. 1178 = X 5.3.8= 1 Comp. 5.2.7; non pro…extrema unctione vel sepultura denarius vel aliquod pretium exigatur: Konzil von Westminster, a. 1175, c. 9, in: Councils & Synods (wie Anm. 70), Bd. 1, Teilbd. 2, ed. D. WHITELOCK / M. BRETT / C. N. L. BROOKE, Oxford 1981, S. 979; weitere Beispiele bei P. HINSCHIUS, System, Bd. 5 (wie Anm. 114), S. 166, Anm. 4 und 5. 118 …Ne quis pro sepultura…quidquam exigeret…: Konzil von Reims, a. 1049, c. 5, in: J. D. MANSI, Sacrorum Conciliorum Nova Collectio (wie Anm. 67), Bd. 19, 1774, Sp. 742; …Nullus de…sepultura pretium exigat…: Synode von Esztergom, a. 1114, c. 43, ebd, Bd 21, 1776, Sp. 108;…pro sepulturæ acceptione...: Konzil von Toulouse, a. 1119, c. 9, ebd., Sp. 227; wortgleich: Konzil von Reims, a. 1119, c. 4, ebd., Sp. 236, Konzil von Reims, a. 1148, c. 16, ebd., Sp. 717. 119 C.13 q.2, VII. pars, nach c. 11. 120 In seinem Schreiben an Januarius, Bischof von Cagliari, a. 599 (C.13 q.2 c.12 = PL 77, Sp. 940B-941B) läßt Gregor I. letztlich offen, welches die konkret inkriminierte Handlung war. Die unter C.13 q.2 c.13 genannte Stelle bei Hieronymus (= HIERONYMUS STRIDONENSIS, Liber hebraicarum quaestionum in genesim, c. 32, v. 16, PL 23, Sp. 972B973A) befaßt sich mit dem Gräberkauf, ebenso der unter C.13 q.2 c. 14 geführte Beschluß des Konzils von Tribur, a. 895, c. 16 (MGH LL 2,2 (wie Anm. 116), S. 222); vgl. außerdem noch C.1 q.1 c.105. 121 Vgl. Art. „sepultura“ in: J.F. NIERMEYER / C. VAN DE KIEFT: Mediae Latinitatis Lexicon Minus, 2. Aufl., 2 Bde., Leiden 2002, Bd. 2, S. 1252 m.w.N.; Art. „Sepultura“, in: DU CANGE (Begr.), Glossarium (wie Anm. 85), Bd. 7, 1886, S. 430, re.Sp. f.
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stätte und der Vornahme der Beerdigung an sich122. Unsicher war teilweise bereits, ob auch diese Elemente den Status eines Sakraments besaßen und damit Fälle ihrer Kommerzialisierung schon aus diesem Grund als simonistisch zu behandeln waren123. Doch auch einzelne Handlungen, die man lediglich als Sakramentalien faßte, konnten im Veräußerungsfalle dem Tatbestand der Simonie unterfallen. Schließlich konnte sich auch sonst aus den Quellen eine Strafbarkeit ihrer Verabreichung gegen Geld oder andere Gegenleistungen ergeben124. Entsprechend divergierten die Dekretisten immer wieder in ihrer Bewertung im Detail125. So unterschied man beim Gräberkauf zwischen dem Erwerb profaner und sakraler Begräbnisstätten und diskutierte, ob sich der Simonietatbestand auch auf das Läuten der Totenglocken erstreckte126. Obgleich die Bekämpfung der Simonie besonders in Epochen des Reformpapsttums immer wieder eingeschärft wurde, so war sicherlich die Einschränkung der Stolgebühren dabei nicht das wichtigste Anliegen. Ob die frühe Kirche noch jede Art von Gabe anläßlich heiliger Handlungen ablehnte, selbst dann wenn sie freiwillig geleistet wurde, ist in der Forschung umstritten127. Zumindest haben aber angesichts einer gegenläufigen Praxis die Päpste bereits früh ihre Zurückhaltung aufgegeben. So sah sich Gregor I. im Jahr 599 mit der Anfrage der Nereida, einer vornehmen Dame aus Sardinien konfrontiert, der eine Bruderschaft 100 Solidi für das Begräbnis ihrer Tochter abnehmen
Quia Gratianus fecerat mentionem de iure funerandi, incidentem quaestionem, scilicet an sepultura mortuorum vendi debeat, quod quatuor modis potest intelligi: id est locus ad faciendum sepulturam, vel sepulturam factam, vel an aliquid possit accipi vel exigi ut mortuus illuc inferatur, vel sepultura, id est officium sepelendi mortuum: HUGUCCIO, Summa decretorum, zu C.13 q.2 c.12, Handschrift Vatikan, Bibl. Apost. 2280, Bl. 199 vb, zitiert nach: J. WEITZEL, Begriff (wie Anm. 114), S. 144, Anm. 47; ihm folgt die Glosse „item queritur“ zu C.13 q.2 rubr. vor c. 11, zit. nach: Decretum Gratiani emendatum et notationibus illustratum, una cum glossis… Lyon 1584. 123 Ausdrücklich als Sakramente bezeichnet werden sepultura und exequia mortuorum auf dem Dritten Laterankonzil a. 1179, c. 7: X 5.3.9 (wie Anm. 116). 124 So im Falle C.1 q.1 c. 105 (wie Anm. 116), hierzu: J. WEITZEL, Begriff (wie Anm. 114), S. 52. 125 J. WEITZEL, Begriff (wie Anm. 114), S. 52f., 110, 115f., 130, 143f. 126 Si quis enim … non sepultura, sed signa pulsare … vendiderit, simoniacus fit: Summa Coloniensis, Handschrift Wien 2125, Bl. 47 va-vb, zitiert nach: J. WEITZEL, Begriff (wie Anm. 114), S. 103, Anm. 45. 127 Dies behaupten P. HINSCHIUS / U. STUTZ, Art. „Stolgebühren“, in: A. HAUCK (Hg.), Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, 3. Aufl., 24 Bde., Leipzig 18961913, Bd. 19, 1907, S. 67-75, 68, gestützt auf das Konzil von Elvira, a. 306/314, c. 48, ed. E. REICHERT, Die Canones der Synode von Elvira, Einleitung und Kommentar, Diss. theol. Hamburg 1990, S. 160f. = C.1 q.1 c.104: Emendari placuit, ut hi, qui baptizantur – ut fieri solebat – numos in concham non mittant, ne sacerdos quod gratis accepit pretio distrahere videatur. Daß diese vereinzelte Fundstelle tatsächlich ein entsprechendes Prinzip zu tragen vermag, bezweifelt mit guten Gründen V. FUCHS, Gründe und Wege zur kirchlichen Anerkennung der Stolgebühren, in: Acta Congressus Iuridici Internationalis 3 (1936), S. 213-223, hier: S. 218. 122
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wollte128. Unter Bezugnahme auf das Alte Testament verbot Gregor diese Praxis mit strengen Worten. Dann aber folgt eine wichtige Einschränkung: Sofern die Angehörigen freiwillig etwas für die Kirchenfenster stiften wollten, dürfe man dieses Geschenk annehmen. Es sei nur wichtig, daß nicht der Eindruck entstehe, die Kirche würde sich am Tod eines Menschen bereichern oder sich gar aus finanziellen Motiven darüber freuen. Gregor betont hier den Gesichtspunkt der Freiwilligkeit: Was jemand als Geschenk anläßlich des Begräbnisses mitbringe, dürfe angenommen werden. Dagegen lehnt er einen Anspruch der Kirche ab. Ähnlich wie die knapp 300 Jahre ältere Synode von Elvira (ne…videatur) macht die Formulierung ne…dicatur außerdem deutlich, daß es der Kirche bei ihrem Verbot nicht nur um theologische Prinzipien ging: Es war auch das eigene Ansehen, der gute Ruf, der auf dem Spiel stand. Gregors Worte fanden jedoch wenig Gehör: Das Konzil von Tribur 895 wiederholte zwar seine Grundsätze129: Die Kirche dürfe keine Gräber verkaufen oder Christen aus anderen Gründen das Begräbnis verweigern. Nur freiwillige Gaben der Angehörigen dürften angenommen werden (gratis dare…velint). Das Problem blieb aber in der Praxis derartig virulent, daß eine Reihe derartiger Konzilsbeschlüsse in das Decretum Gratiani aufgenommen wurden130. Auch Provinzialsynoden beschäftigten sich weiter mit diesen Beerdigungsgebühren und befahlen teilweise drakonische Sanktionen bei Verstößen131. Entscheidend für die weitere Entwicklung war das Jahrhundert bis zum Liber Extra. Der Druck aus der Praxis, die offensichtlich auf breiter Front gegen das päpstliche Verbot verstieß, wurde immer stärker, so daß sich Papst Alexander III. mit dem Argument konfrontiert sah, die Beerdigungsgebühren seien inzwischen zum Gewohnheitsrecht erstarkt. Mit aller theologischer und juristischer Amtsgewalt suchte er auf dem Konzil von Tours 1163 dieses Argument zu entkräften: Das Andauern der Sünde, so argumentierte er, vermindere diese nicht, sondern verstärke sie noch132. Alexander setzte damit der durch die kanonistische Literatur seiner Zeit fleißig betriebenen Anerkennung des Gewohnheitsrechts Grenzen: Eine unbeschränkte normative Kraft des Faktischen sollte es nicht geben; entscheidend war, ob der in Rede stehende Brauch auch theologisch gerechtfertigt war und nicht etwa eine Sünde 128 Papst Gregor I. an Januarius, Bischof von Cagliari, a. 599: C.13 q.2 c.12 (=PL 77, Sp. 940B-941B). 129 Konzil von Tribur, a. 895, c. 16 = C.13 q.2 c.14 (wie Anm. 120). 130 Vgl. oben, Anm. 120. 131 Vgl. Konzil von Westminster, a. 1138, c. 1, in: Councils & Synods 1.2, ed. D. WHITELOCK / M. BRETT / C. N. L. BROOKE, S. 774:…interdicimus, ut pro…sepultura, nullum omnino pretium exigatur; quod qui presumpserit, excommunicationi subiaceat. 132 …quia diuturnitas temporis non diminuit peccata, sed auget: Alexander III. vor dem Konzil von Tours, a. 1163, c. 6 = X 5.3.8 (wie Anm. 117).
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darstellte. Doch weder richtete sich die Praxis nach diesem Gebot, noch wurde das juristische Argument des Gewohnheitsrechts aufgegeben. So mußte das Dritte Laterankonzil 1179 die Anordnung Alexanders III. mit fast denselben Worten wiederholen133. Doch die Praxis blieb am Ende siegreich, und dies vor allem auch deshalb, weil der Seelsorgeklerus häufig auf die Stolgebühren angewiesen war um angesichts sinkender Einnahmen aus dem Zehnten sein Überleben zu sichern134. Unter Innozenz III. auf dem 4. Laterankonzil 1215 brachen dann die Dämme. In X 5.3.42 wurde eine salomonische Lösung des Problems gefunden135: Einerseits wurde die Praxis verboten, für die Spende von Sakramenten und Sakramentalien Gebühren einzutreiben, „herauszuquetschen“ (extorquere) oder gar aus Habgier neue zu erfinden. Andererseits aber werden diejenigen verdammt, die in häretischer Absicht die lobenswerten Gewohnheiten störten, anläßlich von Taufe, Begräbnis etc. etwas zu spenden. Die Wiedersprüchlichkeit dieser Regelung ist bereits in der kanonistischen Literatur des Mittelalters diskutiert und neuerdings von Helmholz erneut untersucht worden, ohne dadurch einer definitiven Klärung zugeführt zu werden136. Dabei wurde eine Reihe von Vorschlägen entwickelt, um die Gegensätze aufzulösen. Zweifelhaft sind alle von ihnen, auch die in der Literatur vorherrschende Ansicht. Vinzenz Fuchs hat diese Interpretation auf die Diözesanstatuten des Pariser Bischofs Odo von Sully († 1208)137 zurückgeführt, den er als geistigen Wegbereiter von X 5.3.42 sieht138: Jeder Aufschub beim Begräbnis wegen einer Gebühr war demnach strengstens verboten; hinterher jedoch durften die aus lobenswerten Gewohnheiten (laudabiles consuetudines) fließenden Gaben eingetrieben werden (exigant)139. Diese Drittes Laterankonzil a. 1179, c. 7: X 5.3.9 (wie Anm. 116). Allerdings weist W. PETKE, Oblationen (wie Anm. 82), S. 36f. auf deutliche Unterschiede in den Einnahmen der örtlichen Pfarrer aus den Stolgebühren hin. 135 Viertes Laterankonzil, c. 66 (= X 5.3.41-42 = 4 Comp. 5.2.5-6): …Qua propter super his pravas exactiones fieri prohibemus, et pias consuetudines praecipimus observari, statuentes, ut libere conferantur ecclesiastica sacramenta. Ausführlich hierzu: R. H. HELMHOLZ, Mortuaries (wie Anm. 21), S. 159f. 136 R. H. HELMHOLZ, Mortuaries (wie Anm. 21), S. 160-163. 137 Über die Bedeutung Bischof Odos von Sully und seiner Statuten vgl. P. JOHANEK, Die Pariser Statuten des Odo von Sully und die Anfänge der Statutengesetzgebung in Deutschland, in: P. LINEHAM (Hg.), Proceedings of the Seventh International Congress of Medieval Canon Law, Vatikanstadt 1998, S. 327-347. 138 Prohibetur distincte ne pro interragio corpus sepeliri differatur, sed post sepulturam exigant laudabiles consuetudines: Odonis Episcopi Parisiensis Synodicæ Constitutiones, communia praecepta synodalia, c. 2, ca. a. 1204, in: J. D. MANSI (Hg.), Sacrorum Conciliorum Nova Collectio (wie Anm. 67), Bd. 22, 1778, Sp. 675-686, hier: Sp. 680; vgl. außerdem die entsprechenden Bestimmungen zu Taufe und Hochzeit: ebd., c. 3.2, 7.4; vgl. außerdem: V. FUCHS, Gründe und Wege (wie Anm. 127), S. 220f. 139 Ebenso: A. FELLMETH, Das kirchliche Finanzwesen in Deutschland, Karlsruhe 1910, S. 144f. 133 134
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Unterscheidung zwischen vor und nach der heiligen Handlung erhobenen Gebühren mag zwar formaljuristisch überzeugen, trifft aber kaum den moraltheologischen Kern des Problems. Zudem läßt sich die von Fuchs behauptete und Plöchl wiederholte zentrale Unterscheidung zwischen pactio und exactio jedenfalls in dieser Deutlichkeit bei Odo nicht finden140. Entscheidend ist aber, daß mit diesem Kanon, wie auch immer er begründet war, die kirchenrechtliche Anerkennung der Stolgebühren vollzogen war. Diese erhielten sich unter unterschiedlichen Bezeichnungen (z.B. Seelenrecht, Pönfall) nicht nur in katholischen, sondern auch in protestantischen Regionen141, teilweise bis ins 20. Jahrhundert142. Gegenständlich sind sie in späteren Jahrhunderten von dem ebenfalls auf breiter Front erfolgreichen Besthaupt kaum noch zu unterscheiden: Im 16. Jahrhundert berichtet der spanische Kanonist Diego de Covarrubias y Leyva (1512-1577), es sei aus alter Sitte (ex antiqua consuetudine) vielerorts üblich, dem Bischof oder Pfarrer das Bestgewand oder andere Gegenstände aus dem beweglichen Vermögen des Verstorbenen zu geben. Dieser Brauch sei sogar von der Rota Romana gebilligt worden143. Es bleibt festzuhalten, daß Stolgebühren seit dem Frühmittelalter die europäische Praxis bestimmt haben und nur zögerlich kirchenrechtliche Bestätigung fanden. Ihre Bekämpfung als Simonie wurde durch Reformpäpste und lokale Kirchenoberhäupter häufig mit starken Worten betont. Sieht man jedoch auf die Rechtsfolgenseite, so fällt auf, daß Verstöße gegen das Simonieverbot nur selten mit konkreten Sanktionen belegt wurden. Die meisten Konzilsbeschlüsse des 11. und 12. Jahrhunderts enthielten keine Strafvorschriften. Immerhin drohten die Synoden von Westminister 1138 und 1175 bei Verkauf eines Begräbnisses mit Exkommunikation bzw. dem großen Kirchenbann144. Im Jahr 1200 folgte eine weitere Synode von Westminster dem Beispiel des 3. Laterankonzils, das Simonisten mit dem Schicksal der biblischen Gestalt Giezi drohte, der für sein schändliches Tun mit Lepra gestraft worden war145. Spätere
140 V. FUCHS, Gründe und Wege (wie Anm. 127), S. 220f. und ihm folgend W. M. PLÖCHL, Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 2 (wie Anm. 109), S. 435. 141 Vgl. A. FELLMETH, Finanzwesen (wie Anm. 139), S. 147. 142 Vgl. F. KOGLER, Seelenrecht und Pönfall in Salzburg und Tirol, in: M. PAPPENHEIM, u.a. (Hgg.), Festschrift für Heinrich Brunner zum 70. Geburtstag, Weimar 1910, S. 175-186; in England wurden die Stolgebühren formal erst 1963 abgeschafft: R. H. HELMHOLZ, Mortuaries (wie Anm. 21), S. 143. 143 DIDACUS COVARRUVIAS, In titulo de testamentis interpretatio, c. 14, Nr. 1, in: DERS., Opera Omnia, editio nova, Frankfurt/M. 1599, S. 62 re.Sp. 144 Konzil von Westminster, a. 1138, c. 1, in: Councils & Synods 1.2, ed. D. WHITELOCK / M. BRETT / C. N. L. BROOKE, S. 774; Konzil von Westminster, a. 1175, c. 9, ebd., S. 979. 145 Si quis autem contra hoc venire praesumpserit, portionem cum Giezi se noverit habiturum, cuius factum exactione turpis muneris imitatur: Drittes Laterankonzil a. 1179, c. 7: X 5.3.9 (wie Anm. 116); Konzil von Westminster, a. 1200, c. 8, in: Councils & Synods 1.2, ed. D. WHITELOCK / M. BRETT / C. N. L. BROOKE, S. 1065, beide unter Bezugnahme auf 2 Kön 5.
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Konzilien straften die verantwortlichen Geistlichen mit Suspension146. Dies sind aber Ausnahmen, in der Praxis wird man flexibler reagiert haben. Sogar Papst Innozenz III. behandelte einen entsprechenden Fall, der ihm 1198 zur Entscheidung vorgelegt wurde, mit Milde: Nachdem der Kaplan Dalmasius Gebühren für Beerdigungen und Hochzeiten eingetrieben hatte, stellte es der Papst den Verantwortlichen seines Klosters anheim, den Simonisten zunächst durch mahnende Worte zur Umkehr und zur Erstattung der entsprechenden Gebühren zu bewegen. Erst wenn dies nicht fruchte, sollten Kirchenstrafen verhängt werden147. Auch die Statuten von Wells, die etwa 1258 ergingen, sahen eine flexible Regelung vor, indem die Bestrafung der bischöflichen Entscheidung vorbehalten wurde148. Doch trotz aller Flexibilität waren die Stolgebühren überall unpopulär, besonders aber in England. Der Zwangscharakter war dort seit dem 4. Laterankonzil 1215 zügig ausgebaut worden: Eine Provinzialsynode von Exeter im Jahr 1287 regelte umfänglich, wie mit Fällen der Verweigerung des mortuarium und Betrugsmanövern umzugehen sei. Sanktionen reichten dabei von Ermahnungen bis zur Exkommunikation149. Bereits im Jahr 1267 waren die Einwohner von Okehampton vom Bischof von Exeter, Walter Bronescombe, geschlossen exkommuniziert und ihre Kirche mit dem Interdikt belegt worden, weil sie die Kirche um ihre Mortuarien gebracht hatten150.
3. Mortuarium als Abgabe der Kleriker von Todes wegen an Bischof, Archidiakon oder Erzpriester Nicht nur Laien mußten Todfallabgaben entrichten: Eine Reihe von Quellen weist vielmehr darauf hin, daß es, zumindest in Teilen Europas, nicht unüblich war, daß auch beim Tod eines Priesters eine Abgabe, meist in Form des Besthaupts, an den Bischof, Erzdiakon oder Erzpriester geleistet werden mußte151. 146 Synode von Salisbury, a. 1217/1219, c. 16, in: Councils & Synods 2.1, ed. F. M. POWICKE / C. R. CHENEY (wie Anm. 70), S. 65; Synode von Winchester I, a. 1224, c. 27, ebd., S. 130. 147 Innozenz III. an den Abt von Jougdieu und Prior Pontius von Seillon, a. 1198, X 5.3.29 = 3 Comp. 5.3.1 = Register Innocenz’ III., Bd.1, ed. O. HAGENEDER / A. HAIDACHER (wie Anm. 54), Nr. 220, S. 313f. 148 Penam autem…infligendam nostro arbitrio reservamus: Statuten von Wells, ca. a. 1258, c. 55, in: Councils & Synods 2.2, ed. F. M. POWICKE / C. R. CHENEY (wie Anm. 70), S. 615. 149 Konzil von Exeter II, a. 1287, c. 52, in: Councils & Synods 2.2, ed. F. M. POWICKE / C. R. CHENEY (wie Anm. 70), S. 1052. 150 The registers of Walter Bronescombe (A.D. 1257-1280), and Peter Quivil (A.D. 12801291), bishops of Exeter, ed. F. C. HINGESTON, London/Exeter 1889, S. 211f. Vgl. Councils & Synods 2.2, ed. F. M. POWICKE / C. R. CHENEY (wie Anm. 70), S. 1052, Anm. 1. 151 Vgl. für Frankreich: J. GAUDEMET, Église et Cité (wie Anm. 27), S. 426f.
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Wie schwierig diese Übung juristisch einzuordnen ist, zeigt eine Urkunde von 1120, in der Bischof Reinhard von Halberstadt die Rechte und Pflichten des Probstes von Kaltenborn bestimmt: …decernimus, ut in obitu cuiuscunque sacerdotis, ante omnem debitorum solutionem, sinodalia, scilicet equus melior, sella, frenum, vestes decentiores in festis, superpellitium pro remedio anime sue in testamentum omnimodo, sicut hactenus, archidiaconi exhibeantur152.
Starb also ein Priester, sollten noch vor Befriedigung der Nachlaßläubiger dem Erzdiakon das beste Pferd mit Sattel und Zaumzeug, sowie Kleidungsstücke zur Rettung seiner Seele „testamentshalber“ zugewendet werden. Der Text ist in mehrerer Hinsicht interessant. So belegt er, daß sich schon zu Beginn des 12. Jahrhunderts die Besthauptpflicht im Sinne der Leistung bestimmter Gegenstände aus dem beweglichen Vermögen nicht nur allgemein unter den Laien, sondern sogar innerhalb der Kirche als Recht gegenüber den einfachen Geistlichen eingebürgert hatte (sicut hactenus). Vor allem aber zeigt die Urkunde eine deutliche Ambivalenz hinsichtlich der Freiwilligkeit dieser Abgabe. So steht die bischöfliche Anordung (decernimus) in einem gewissen Spannungsverhältnis zu der mit in testamentum angedeuteten Freiwilligkeit der Verfügung. Es liegt nahe, diese Stelle so zu interpretieren, daß der geschäftstüchtige Bischof Reinhard mit der Bezugnahme auf das Testament nur ein wohlfeiles Argument sucht, um eine einträgliche Zwangsabgabe zu legitimieren. Tatsächlich waren die steuerlichen Lasten, die die Bischöfe ihren Ortsgeistlichen abverlangten, oft drückend153. Andererseits ist aber zu berücksichtigen, daß es für die Kirche einen Erbgang ohne Stiftung eines Seelgeräts eigentlich nicht geben konnte154. Dies galt in besonderem Maße auch für Priester155. Zwar durften Geistliche bis zum 14. Jahrhundert nicht testamentarisch über Kircheneigentum, wohl aber über ihr vor der Priesterweihe bestehendes oder anUrkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe, ed. G. SCHMIDT. Osnabrück, 4 Bde. 1883-1889, Bd. 1, 1883, Nr. 147, S. 112-116, hier: S. 114, Z. 71-74. Die Auffassung, daß es sich bei dieser Urkunde um eine Fälschung handelte, konnte mit guten Gründen widerlegt werden: vgl. H. BEUMANN, Beiträge zum Urkundenwesen der Bischöfe von Halberstadt, in: Archiv für Urkundenforschung 16 (1939), S. 1-101, hier: S. 44 gegen: Die Urkunden Lothars III. und der Kaiserin Richenza (MGH, Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd. 8), ed. E. V. OTTENTHAL / H. HIRSCH, Berlin 1927, Vorbemerkung zu Nr. 90, S. 139f., hier: S. 140. 153 G. PHILLIPS, Kirchenrecht, 8 Bde., Regensburg 1845-1889, Bd. 7.2, 1872, § 438, S. 876f. 154 Zu den Hintergründen der großen Popularität von Stiftungen für das Seelenheil vgl.: H. KÜHNEL, Sinn und Motivation mittelalterlicher Stiftungen, in: G. JARITZ (Red.), Materielle Kultur und religiöse Stiftung im Spätmittelalter, Internationales Round-Table-Gespräch Krems an der Donau 26. September 1988, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte 554, Wien 1990, S. 5-12. 155 Vgl. F. PROCHNOW, Das Spolienrecht und die Testierfähigkeit der Geistlichen im Abendland bis zum 13. Jahrhundert (Historische Studien, 136), Berlin 1919, S. 29. 152
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schließend ererbtes Vermögen verfügen156. Im Konzil von Lyon 567/570 wurden sogar die Formvorschriften des weltlichen Testamentsrechts außer Kraft gesetzt, um die Wirksamkeit letztwilliger Verfügungen von Priestern – vor allem natürlich zugunsten der Kirche - sicherzustellen157. Es lag also im wohlverstandenen Eigeninteresse des verstorbenen Priesters, wenn quasi „anstelle eines Testaments“ zur Rettung seiner Seele (pro remedio anime sue) das Besthaupt eingezogen wurde. Interessant ist auch die Bezeichnung des Anspruchs als sinodalium: Ius sinodale war eigentlich das Recht des Erzdiakons, von den Kirchen seiner Diözese die Kosten für seine Reisen und Einquartierung zu verlangen (sog. Sendrecht)158. Nicht nur die vorliegende Urkunde belegt aber, daß dieser Begriff zumindest lokal159 auch als Synonym für Todfallabgaben des niederen an den höheren Klerus gebraucht wurde160. Wie diese erhebliche Erweiterung des Sendrechts zustande kam, ist bislang noch nicht untersucht worden. Es wäre zumindest denkbar, daß es ursprünglich Aufgabe des Erzdiakons war, nach dem Tod des Priesters für die Verwaltung der verwaisten Pfarre zu sorgen und daß die mit der entsprechenden Visitation verbundenen Kosten als Synodalien dann aus dem Vermögen des Verstorbenen liquidiert wurden.
4. Mortuarium als „Eintrittsgebühr“ der Kleriker Viele Ortskirchen hatten es sich offenbar zur Gewohnheit gemacht, den Novizen beim Eintritt in ein Kloster das mortuarium abzuverlangen161. Hintergrund dieses Brauchs ist wohl, daß sich kirchenrechtlich spätestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Gleichsetzung mit der mors naturalis das Konzept des Klostertods herausgebildet hatte, also die Vorstellung, daß der Eintritt in eine
J. KAPS, Das Testamentsrecht der Weltgeistlichen und Ordenspersonen in Rechtsgeschichte, Kirchenrecht und Bürgerlichem Recht Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Buchenhain vor München 1958, S. 51 m.w.N. 157 Zweites Konzil von Lyon, a. 567/570, c. 2, in: MGH LL Conc. 1 (wie Anm. 103), S. 139141, hier: S. 140. 158 Vgl. C.10 q.3 c.8 (= 7. Konzil von Toledo, a. 646, c. 4) mit Obergrenzen für diese Gebühren; näher: C. G. HALTAUS, Art. Send-Recht, in: DERS., Glossarium Germanicum medii aevi, 2 Bde., Leipzig 1758, Bd. 1, Sp. 1680f.; C. P. KOPP, Ausführliche Nachricht von der ältern und neuern Verfassung der geistlichen und Civil-Gerichten in den FürstlichHessen-Casselischen Landen, 2 Bde., Kassel 1769-1771, Bd. 1, 1769, S. 138f. m. Anm. k. 159 Die hierzu aufgefundenen Urkunden beschränken sich auf den Bereich zwischen Halberstadt und Magdeburg. Inwieweit es sich hier um einen lokalen Brauch handelte, muß einstweilen offen bleiben. 160 Vgl. auch A. L. RICHTER / R. W. DOVE, Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts. Mit besonderer Rücksicht auf deutsche Zustände, 8. Aufl., Leipzig 1877, S. 881f. m. Anm. 10. 161 G. PHILLIPS, Kirchenrecht 7.2 (wie Anm. 153), § 438, S. 877. 156
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Klostergemeinschaft rechtlich dem natürlichen Tod gleichkomme162. Die entsprechende Praxis stieß allerdings auf den entschiedenen Widerspruch der Kurie in Rom: Mehrere Jahre lang wandte sich Papst Honorius’ III. in unzähligen Schreiben an Zisterzienserklöster in ganz Europa gegen die „abscheuliche Sitte“ (consuetudo detestabilis) der Kapläne, beim Eintritt in das Kloster das mortuarium aus den Novizen herauszuquetschen (extorquant)163. Diese Sendschreiben sind sicherlich im Kontext der Bemühungen des Papstes zu sehen, die sittlichen Standards des 4. Laterankonzils auch in der Praxis umzusetzen164. Die Intensität, mit der Honorius III. gegen diesen Brauch vorging, zeigt aber auch, wie schwierig es war, derartige lokale Übungen durch zentrale Anweisungen auszutilgen. Mehr als 40 Jahre später, im Jahr 1266, schickte Papst Clemens IV. seinen Legaten Guido von Praeneste nach Magdeburg, um dort ein Konzil anzusetzen, gegen jene in den Reihen des Klerus, die ihren Magen zum Gott erhoben hatten (cuius deus venter est 165). Das Konzil verbot daraufhin bei Androhung des Kirchenausschlusses den Brauch, daß Kirchenpatrone, Prälaten und Archidiakone beim Tod eines Priesters als Bedingung für die Präsentation seines Nachfolgers (pro inducendo Presbyterum in Ecclesiam) das beste Kleid, Pferd oder eine bestimmte Summe Geldes aus dem Nachlaß einzogen. Nur wenn diese Gaben aus freiem Willen (ex mera libertate) gegeben würden, könne dies hingenommen werden166. Der Konzilstext zeigt bis in die Wortwahl hinein erstaunliche Parallelen zum Rundschreiben Honorius’ III. an die Zisterzienser167 und führt damit klar vor Augen, daß der Kampf der Kurie gegen die Vgl. M. SCHMOECKEL, Art. „Bürgerlicher Tod“, in: A. CORDES u.a. (Hgg.), HRG, 2. Aufl., Bd. 1 (wie Anm. 24) Sp. 751f.; Glosse „,mortum“ zu C.16 q.1 c. 8: ciuilis mors æquiparatur morti naturali: Decretum Gratiani emendatum cum glossis (wie Anm. 123), Sp. 1094. 163 Vgl. z.B. Honorius’ III. an das Kloster Leubus, a. 1220: Die Urkunden des Klosters Leubus, ed. J.G. BÜSCHING, Breslau 1821, Nr. 25, S. 71f.; Honorius III. an das KlosterNotreDame des Vaux de Cernay (nahe Paris), a. 1224: Cartulaire de l’abbaye de Notre-Dame des Vaux de Cernay, de l’ordre de Citeaux, au diocèse de Paris, ed. L. MERLET, 2 Bde., Paris 1857-1858, Bd. 1.1, Nr. 249, S. 239; Honorius III. an den Abt von Citeaux, seine Mitäbte und die Brüder des Ordens, a. 1222: Württembergisches Urkundenbuch online, URL: [http://www.wubonline.de/index.php?wubid=6604], besucht am 25.2.2009. 164 Zu diesen Bemühungen vgl. J. CLAUSEN, Papst Honorius III. (wie Anm.76), S. 366-379. 165 Schreiben des päpstlichen Legaten Guido von Praeneste, a. 1266: Concilia Germaniae, ed. J. F. SCHANNAT / J. HARTZHEIM, 11 Bde., Köln 1759-1796, Bd. 3, 1760, S. 802. 166 Konzil von Magdeburg, a. 1266, c. 14: Concilia Germaniae, ed. J. F. SCHANNAT / J. HARTZHEIM, Bd. 3 (wie Anm. 165), S. 805. Bereits Karl II. legte in einem Kapitular fest, daß das Vermögen verstorbener Bischöfe nicht geplündert werden dürfe, sondern entweder für seinen Nachfolger aufgehoben, oder zugunsten seiner Seele verteilt werden solle: Karoli II. Capitulare Papiniense, a. 876, c. 14, in: MGH LL Capit. 2, ed. A. BORETIUS und V. KRAUSE, (wie Anm. 116), S. 100-104, hier: S. 103, Z.23f. Vgl. auch: S. WOOD, Proprietary Church (wie Anm. 36), S. 267f. 167 Vgl. im Schreiben Guidos (wie Anm. 165): …consuetudo detestabilis…, per Magdeburgensem provinciam inolevit…, im Schreiben Honorius’ III. (wie Anm. 163) …quod in quibusdam partibus consuetudo detestabilis inolevit… 162
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Auswüchse bei den Todfallabgaben sich über lange Zeiträume erstreckte ohne befriedigend gelöst zu werden. Die besondere Verwerflichkeit der von Clemens IV. angeprangerten Sitte lag wohl weniger in der Besthauptpflicht an sich als vielmehr in der Verknüpfung von Besthaupt und Präsentationsrecht. Damit kam es nämlich zur Kombination zweier Übel: Zum einen wurde durch die Festsetzung einer „Eintrittsgebühr” für den neuen Priester das Präsentationsrecht käuflich und damit geriet die Geeignetheit der ausgewählten Kandidaten in Gefahr168. Zum anderen traf der Eingriff in die Mobilien des verstorbenen Pfarrers nicht nur dessen Privatvermögen, sondern auch die Ausstattung seiner Pfarrstelle, die für seinen Nachfolger von elementarer Bedeutung sein konnte. Auch ohne daß man an dieser Stelle auf die komplexe Frage des Spolienrechts und insbesondere der Unterscheidung zwischen kirchlichem und Privatvermögen der Kleriker, eingehen muß169, ist jedenfalls festzustellen, daß jede Vakanz, nicht nur beim Tod eines Bischofs, eine kritische Situation war, die von Laien, aber auch Teilen des Klerus seit Jahrhunderten genutzt wurde, um sich an der Hinterlassenschaft des Verstorbenen zu vergreifen.
5. Mortuarium als feudalrechtlich geprägte Abgabe von Todes wegen Von den auf religiöse Wurzeln zurückgehenden oblationes und den Stolgebühren sind all diejenigen Abgaben abzuschichten, die auf die Einordnung des Verstorbenen in die mittelalterliche Feudalordnung zurückzuführen sind. In diese Ordnung war auch die Kirche eingebunden, die bei wachsendem Reichtum selbst als Herrin über Grund und Boden auftrat und diesen Boden samt Inventar im Verkehr mit anderen geistlichen und weltlichen Herren veräußerte, verpachtete, belieh oder anderweitig wirtschaftlich nutzte. Entsprechend selbstverständlich mußten die auf diesen Gütern lebenden und arbeitenden Menschen wie auf weltlichen Gütern die rechtlich oder aus Gewohnheit geschuldeten Steuern und Abgaben entrichten.
Zum Kriterium der Eignung bei der Präsentation vgl. P. LANDAU, Ius Patronatus. Studien zur Entwicklung des Patronats im Dekretalenrecht und der Kanonistik des 12. und 13. Jahrhunderts (Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und zum Kirchenrecht, 12), Köln/Wien 1975, S. 147-149. Der Pfarrer von Archenfield in der englischen Grafschaft Hertfordshire schuldete dem König bei seinem Tod ex consuetudine 20 solidi: Domesday Book, a. 1086, fol. 179re, re.Sp., zu Archenfield/Herefordshire, Online-Ausgabe [http://www.nationalarchives.gov.uk/domesday/], besucht am 4.3.2009. S. WOOD, Proprietary Church (wie Anm. 36), S. 549-551 vermutet hier ein „entrance gift“, das einen Hinweis auf die Erblichkeit der Pfarrstelle geben könnte. 169 Ausführlich: F. PROCHNOW, Spolienrecht (wie Anm. 155); R. EISENBERG, Das Spolienrecht am Nachlass der Geistlichen in seiner geschichtlichen Entwicklung in Deutschland bis Friedrich II., Marburg 1896, bes. S. 19. 168
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Letztlich galt dies sogar innerkirchlich, denn die Pfarrer unterhielten sich in erster Linie durch die Bewirtschaftung des ihnen von der Kirche zur Verfügung gestellten Lands, der Pfarrdotation, idealerweise im Umfang einer Hufe170. Noch zur Zeit des Eigenkirchenrechts war der Pfarrer häufig ein Unfreier, der wie ein gewöhnlicher Bauer in Abhängigkeit zu seinem kirchlichen oder außerkirchlichen Herrn stand171. War damit der „Pfarrhof als Bauerngut“ definiert172, verwundert es auch nicht, wenn das sächsische Weichbildrecht die Todfallpflicht des Knechts an seinen Herrn mit dem des Pfarrers an den Erzdiakon gleichsetzt: Wenn der lasse stirbit, so ist sinem herren ledig das beste phert, das sein was, unde syne tegeliche cleidere. Das selbie ist dem erzpriestere, wenn eyn phaffe stirbt under sinem banne173. Vor dem Hintergrund dieser Einbindung der Kirche in die komplexen mittelalterlichen Lehensverhältnisse ist es oftmals kaum zu unterscheiden, ob eine bestimmte Abgabe an die Kirche lehensrechtliche oder andere Ursprünge hat. Die regionalen und inhaltlichen Ausprägungen dieser teils vertraglich oder sonst urkundlich fixierten, teils schlicht auf Gewohnheit beruhenden Leistungspflichten sind vielmehr so variantenreich, daß sie sich hier nicht im einzelnen beschreiben lassen. Die komplexe Vielschichtigkeit gerade der deutschen Lehensverfassung mit ihrer Vielfalt direkter und intermediärer Herrschaftsverhältnisse machte die Rechtslage noch unübersichtlicher. Anhand des Beispiels der Reichsstadt Worms lassen sich die Auswirkungen dieser Strukturen auf die Entwicklung der Todfallabgaben und die besondere Rolle der Kirche in diesem Kontext gut erläutern: Um das Jahr 1000 hatte der neu gewählte Bischof Burchard von Worms dem Altar des dortigen Doms St. Peter und dessen Kustos eine Urkunde ausgestellt. Darin werden all diejenigen Abgaben der zur Kirche gehörenden Zinspflichtigen, die bisher dem Bischof zugeflossen waren, dem Altar, also der Pfarrei St. Peter, und dem Custos überlassen, darunter auch das Recht auf Besthaupt und Bestgewand (optimum caput sive melius vestimentum)174. Seine Motivation für die Übertragung dieser „ungerechten Befugnis über die Zensualen“ (iniustam potestatem…super censuales homines) begründet Burchard mit Gottesfurcht und der Gerechtigkeit (propter dei timorem et iustitiam). Die BezeichW. PETKE, Oblationen (wie Anm. 82), S. 31; ausführlich für die karolingische Zeit: S. WOOD, Proprietary Church (wie Anm. 36), S. 530f. 171 S. WOOD, Proprietary Church (wie Anm. 36), S. 530-555; P. LANDAU, Art. Eigenkirchenwesen, in: TRE (wie Anm.77), Bd. 9, 1982, S. 399-404, hier: S. 401. 172 So der Titel des auch für die Folgezeit aufschlußreichen Aufsatzes von I. BACIGALUPO, Pfarrherrliches Landleben. Der Pfarrhof als Bauerngut, in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 56 (1987), 177-235. 173 Sächsisches Weichbildrecht, Art. 49, in: Das Saechsische Weichbildrecht. Jus Municipale Saxonicum, ed. A. v.DANIELS / Fr. v. GRUBEN, Berlin 1858, Sp. 127. 174 Urkunde Burchard von Worms für den Altar St. Peter und dessen Custos, ca. a. 1000, in: Urkundenbuch Worms, ed. H. BOOS (wie Anm. 51), Bd. 1, Nr. 37, S. 29. 170
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nung dieser Einkünfte als „ungerecht“ und die Beschwörung von Gott und Gerechtigkeit dürfen allerdings nicht zu der Annahme verführen, Burchard habe diese Abgaben grundsätzlich für theologisch oder juristisch problematisch gehalten. Vielmehr ging es dem durchaus auch wirtschaftlich denkenden Burchard, ganz im Sinne einer finanziellen Stärkung der gerade im Bau befindlichen Domkirche175, um eine Umschichtung der Einkünfte vom Bischof zur örtlichen Kirche, von der ecclesia zum altare176. Der beklagte ungerechte Zustand war also nicht die Abgabe an sich, sondern nur die Tatsache, daß diese dem Bischof und nicht, wie es dem Idealzustand entsprach, der örtlichen Seelsorge zufiel177. Burchards Maßnahme war damit Teil einer Verwaltungsreform, mit der er seine Stadt, die er laut seiner Vita in beklagenswertem Zustand vorgefunden hatte, wiederaufbauen wollte178. Die darauffolgenden Jahre weisen aber auf weitere Konflikte um das Besthaupt hin, denn in Burchards Wormser Hofrecht, das kurz vor seinem Tod 1025 entstand, schaffte er das Besthaupt für alle seine Zinspflichtigen insgesamt ab, indem er festlegte, daß die Erbschaft im Todesfalle ohne Leistung einer Abgabe (sine oblatione) an den Erben fallen solle, der dann in das Dienstverhältnis eintrete179. Erstaunlich ist hier zunächst die ansonsten eher ungebräuchliche Verwendung von oblatio für das Besthaupt. Hier zeigt sich, obwohl eindeutig ein feudalrechtlicher Zusammenhang besteht, der Einfluß einer vom kirchlichen Opfergedanken geprägten Wahrnehmung. Warum Burchard zu Lasten der Kirche das Besthaupt verboten hat, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden. Im Hintergrund standen wohl die komplexen Machtkämpfe innerhalb der Reichsstadt zwischen König, geistlichem Fürstentum und Bürgerschaft180. Allerdings zeigte sich bald die Wirkungslosigkeit dieses Verbots: Burchards Nachfolger Azzecho übertrug 1033 erneut das Hauptrecht (capitalem iustitiam, id
Zu den stadthistorischen Hintergründen vgl. G. BÖNNEN, Die Blütezeit des hohen Mittelalters: Von Bischof Burchard zum Rheinischen Bund (1000-1254), in: DERS. (Hg.), Geschichte der Stadt Worms, Stuttgart 2005, S. 132-179, hier: S. 135ff. 176 Hierzu; V. FUCHS, Gründe und Wege (wie Anm. 127), S. 215f. 177 V. FUCHS, Gründe und Wege (wie Anm. 127), S. 216. 178 …civitatem omnino desolatam rite restauravit: Vita Burchardi Epicopi, c. 6, MGH SS 4, ed. G. WAITZ, S. 835, Z. 25; hierzu: K. SCHULZ, „Denn sie lieben die Freiheit so sehr…“, Kommunale Aufstände und Entstehung des europäischen Bürgertums im Hochmittelalter, Darmstadt 1992, S. 88. 179 Si quis in dominicato nostro hereditatem habens moritur, heres sine oblatione hereditatem accipiat et postea debitam seruitutem inde prouideat: Hofrecht von Worms, a. 1023/25, c. 3, ed. L. WEINRICH, Quellen zur deutschen Verfassungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte bis 1250 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, 32), 2. Aufl., Darmstadt 2000, S. 88105, hier: S. 92f. 180 Vgl. C. KOEHNE, Stadt- und Gerichtsverfassung, in: Wormser Recht und Wormser Reformation. Erster (einziger) Teil: Älteres Wormser Recht, ed. J. KOHLER / C. KOEHNE, Halle a.d.S. 1915 (ND Aalen 1968), S. 49-188, hier: S. 49. 175
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est manumortum) bestimmter Zinspflichtiger an den Kustos von Sankt Peter181. Und zwei Privilegien der Kaiser Heinrich V. (1114182) und Friedrich I. (1184183) zeigen, daß auch danach noch Erbschaftsabgaben erhoben wurden, und zwar in zweifacher Form: Heinrich V. beseitigte zunächst den von ihm als Rechtsverdrehungen (calumnia) bezeichneten Brauch, in Fällen ungenossamer Ehen einen Teil der Erbschaft einzubehalten184. Doch dieses Privileg entfaltete wohl wenig Wirkung, denn 70 Jahre später schaffte Kaiser Friedrich I. Barbarossa sowohl diese als buvteil bezeichnete Strafabgabe für ungenossame Ehe, als auch das offensichtlich in Worms nach wie vor gebräuchliche Besthaupt (houbitreht) ab185. Inhalt und Reichweite der kirchlich vereinnahmten Todfallabgaben wurden also in Worms, wie anderswo auch, sowohl durch den politischen Kampf zwischen Untertanen, Kirche und weltlicher Obrigkeit, als auch durch innerkirchliche Verteilungs- und Umschichtungsprozesse bestimmt. Der Fall Worms ist darüber hinaus aber auch deshalb interessant, weil Bischof Burchard nicht nur die genannten Urkunden zum Besthauptrecht verantwortet hat, sondern außerdem Verfasser einer bedeutenden kanonistischen Sammlung ist. Dies legt die Frage nahe, ob sich seine Politik bezüglich des Todfalls auch in seinen Decretorum libri XX wiederfindet. Wie nicht anders zu erwarten, hat Burchard jedenfalls keine Quelle aufgenommen, die sich unmittelbar mit dem Besthaupt beschäftigt. Auch einen eigenen Abschnitt über die Simonie enthält Burchards Sammlung nicht. Jedoch wird ein vorgeblich auf das Konzil von Nantes zurückgehender Kanon wiedergegeben, der es verbietet, für Gräber und das Begräbnis eine Gegenleistung in Empfang zu nehmen, es sei denn, der Verstorbene habe entsprechend testiert oder die Erben freiwillig etwas gespendet186. Eine Rechtsfolge für Verstöße wird nicht angeordnet. Damit folgt auch Burchard der kirchenrechlich zu seiner Zeit bereits etablierten Ansicht, wonach der Verkauf von Gräbern und Begräbnissen Simonie 181 Urkunde Azzecho von Worms, a. 1033, in: Quellen, ed. L. WEINRICH (wie Anm. 179), Nr. 24, S. 104f. 182 Privileg Heinrichs V. für Worms, a. 1114, in: Quellen, ed. L. WEINRICH (wie Anm. 179), Nr. 48, S. 178-183. 183 Privileg Friedrichs I. für Worms, a. 1184, in: MGH DD 10/4, ed. H. APPELT, Hannover 1990, Nr. 853, S. 82-84. 184 ... ut…nulla potestas vel maior vel minor potestas in obitu vel viri vel mulieris aliquid de rebus relictis tamquam iure debitum exigat: Privileg Heinrichs V., a. 1114 (wie Anm. 182), S. 180. 185 …ut nemo aliquod sibi ius dicat in bonis mortuorum racione suppellectilis, que vulgo buvteil nominatur… ita etiam ab exactione optimi animalis sive preciosioris vestimenti, quod in vulgari houbitreht vocatur, de cetero sint absoluti…: Privileg Friedrichs I. für Worms, a. 1184 (wie Anm. 183), S. 83. 186 BURCHARD VON WORMS, Decretorum libri XX (wie Anm. 105), 3.159 = C.13 q.2 c.15. Zur Genese und Überlieferungsgeschichte dieser Quelle vgl. E. SECKEL, Studien zu Benedictus Levita I, Benedictus Levita und das Concil von Nantes, in: Neues Archiv 26 (1901), S. 39-72, hier: S. 40.
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sei. Wichtiger ist aber, daß dieser Kanon deutlicher als vergleichbare Quellen die Möglichkeit betont, freiwillig etwas der Kirche zu hinterlassen. Dieser Gedanke wird auch an anderen Stellen besonders hervorgehoben. So führt Burchard in seinem fünften Buch eine Reihe von Stellen auf, in denen die Gläubigen aufgefordert werden, der Kirche zu spenden. Diese Mahnungen betreffen zwar nicht Todfallabgaben, sondern Meßstipendien, wichtig aber ist, daß Burchard durch die Sammlung dieser Stellen den Gedanken einer freiwilligen Stiftung an die Kirche zum Zwecke der Seelenrettung zu stärken sucht: Jeden Sonn und Feiertag sollten am Ende der Messe von Männern wie Frauen, jeweils einzeln, Brot und Wein gespendet werden, um sich dadurch von seinen Sünden zu befreien187. Wer sich dieser Regel durch Ungehorsam entziehe, sei mit dem Kirchenbann zu strafen188. Auf den Todesfall stellt dagegen eine weitere Stelle ab, die sich, vermittelt über Isidor von Sevilla, auf Augustinus bezieht: Darin fordert der Kirchenvater dazu auf, nicht unter dem Vorwand irdische Güter anzuhäufen, daß man sie an seine Kinder vererben will. Es sei besser, jenem zu dienen, der den Menschen aus dem Nichts erschaffen hat und für ihn und seine Kinder sorge. Warum fordere man nämlich von Christus sein Erbe, während man Christus seine eigene Erbschaft unterschlage? Und er schließt unter Berufung auf Matth. 6,20 mit der Aufforderung, seine Schätze im Himmel zu horten189. Gerade die systematische Einordnung dieser Stelle zwischen diversen Konzilsbeschlüssen, die den Entzug der oblationes defunctorum mit Exkommunikation bedrohen190, zeigt, wie materialistisch Burchard diese Stelle interpretiert. Ganz vehement fordert er die Gläubigen dazu auf, nicht den eigenen Kindern, sondern der Kirche ihren Nachlaß zu vermachen. Nimmt man all diese Quellen zusammen, so kann man ihnen den unmißverständlichen Anspruch Burchards an die Wormser Bürger entnehmen, ihren christlichen Pflichten nachzukommen und der Kirche nicht nur im Gottesdienst, sondern auch nach ihrem Tod Vermögenswerte zukommen zu lassen. Sieht man diesen, immerhin mit der Androhung des Kirchenbanns begleiteten Appell im Kontext, so lassen sich Rückschlüsse auf die Motivation Burchards ziehen: Die ihm aus lehensrechtlichen Bindungen zufließenden SterbefallabgaBURCHARD VON WORMS, Decretorum libri XX (wie Anm. 105), 5.24, 5.31: Beide Stellen stammen aus dem Zweiten Konzil von Maĉon, a. 585, c. 4: MGH Conc. 1 (wie Anm. 103), S. 166. Den Gedanken der Seelenrettung durch die Gabe von Oblationen betont auch 5.25 = Konzil von Mainz, a. 833, c. 44: Ebd., S. 271. 188 …Omnis autem, qui hanc diffinitionem per inobedientiam euacuare præsumpserit, anathemate percellatur: BURCHARD VON WORMS, Decretorum libri XX (wie Anm. 105), 5.32. 189 BURCHARD VON WORMS, Decretorum libri XX (wie Anm. 105), 3.141; vgl. AUGUSTINUS VON HIPPO, Sermones de vetere testamento (1-50), Sermo 9.21, ed. C. LAMBOT, Turnhout (Corpus Christianorum Series Latina, 41) 1961, S. 146-148. 190 BURCHARD VON WORMS, Decretorum libri XX (wie Anm. 105), 3.140, 3.142, vgl. oben, Anm. 86. 187
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ben, die, ebenso wie die Meßstipendien, ausschließlich der Alimentation seiner lokalen Seelsorger dienten, waren im Stadtbürgertum unpopulär. Es bestand zudem die realistische Gefahr, daß die Bürger bei ihrem Versuch, diese Last abzuschütteln, Beistand durch das Reich erhielten. Vor diesem Hintergrund sah sich Burchard auf der Suche nach funktionalen Äquivalenten auf die jedem Christen obliegende Pflicht zur Mildtätigkeit verwiesen. Auch hier war allerdings die Bereitschaft, zumal im städtischen Milieu, gering191. Die Betonung der christlichen Oblationspflicht und der Rückgriff auf Kirchenstrafen zu ihrer Durchsetzungen erscheinen daher konsequent und sind durchaus richtungsweisend für die weitere Entwicklung im 11. Jahrhundert192. Der Wormser Fall stellt allerdings insofern eine Besonderheit dar, als die Befreiung vom Besthaupt, wie sie in Worms geschah, durchaus nicht selbstverständlich war. Vielmehr finden sich sogar aus ebendieser Zeit viele Urkunden, in denen sich jemand freiwillig in den Schutz der Kirche begibt, oder sich aus der Leibeigenschaft loskauft und dafür für sich und seine Nachkommen die Zahlung eines Besthaupts verspricht193. Dabei wird häufig auch die Rettung des eigenen Seelenheils als eines der Motive für die Gewährung dieses Rechts erwähnt, so etwa als Anfang des 11. Jahrhunderts ein gewisser Ruzon seine Frau und seinen Sohn aus der Leibeigenschaft freikauft und dem Kloster von SaintTrond dafür den jeweils besten Gegenstand aus deren Nachlaß verspricht, pro remedio animarum suarum194. Auch die Päpste wurden gelegentlich mit dem Problem des Besthaupts konfrontiert und lehnten diesen Brauch keinesfalls grundsätzlich ab. So bestätigt 1197 Papst Cölestin III. Abt Rudolf und den Brüdern von Déols in Zentralfrankreich das Recht zur Eintreibung der manus mortua195. Inwieweit sich aber der in den Papsturkunden dieser Zeit vorkommende Begriff mortuaria generell, abweichend von der oben genannten Definition der Kommentarliteratur, nicht mehr allein auf die freiwilligen Opfer, sondern auch auf die lehensrechtlich geschuldeten Todfallabgaben bezieht, läßt sich nicht zweifelsfrei ermitteln. Allerdings bemerkt man bei Durchsicht der Urkunden, A. MAYER, Triebkräfte und Grundlinien der Entstehung des Meß-Stipendiums (Münchener Theologische Studien III/34), St. Ottilien 1976, S. 199. 192 Vgl. G. SCHREIBER, Gemeinschaften des Mittelalters, Recht und Verfassung, Kult und Frömmigkeit, Regensburg/Münster 1948, S. 330-336. 193 Vgl. schon für die karolingische Zeit das Fragment eines Zensualbuchs aus Flandern mit diversen Beispielen, in: Chartes et documents de l'abbaye de Saint Pierre au Mont Blandin à Gand. Depuis sa fondation jusqu'a sa suppression. Avec une introduction historique, ed. A. VAN LOKEREN, 2 Bde., Gand 1868-1871, Bd. 1, 1868, Nr. 4, S. 8f. 194 Urkunde Saint-Trond, a. 1006/1017/1025?, in: Cartulaire de l’abbaye de Saint-Trond, ed. C. PIOT (wie Anm. 47), Bd. 1, Nr. 8, S. 13. 195 Urkunde Papst Cölestin III. an Abt Rudolf und die Brüder von Déols, a. 1197: Papsturkunden in Frankreich. V. Berry, Bourbonnais, Nivernais und Auxerrois, ed. W. WIEDERHOLD, in: Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-historische Klasse aus dem Jahre 1910, Beiheft 1, S. 176f. 191
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daß der Begriff mortuarium zunehmend nicht mehr durchgängig als Synonym zu oblationes gebraucht wurde. So finden sich verschiedene Urkunden, die die beiden Begriffe nebeneinander setzen: Papst Lucius III. etwa gebraucht 1182 in seinem Privileg für die Kirche Santa Maria Eugubina die Wendung oblationes et mortuaria196. Auch Innozenz III. benutzte beide Begriffe immer wieder nebeneinander, so 1199 in einem Brief, in dem er die Prälaten und Kleriker der Diözese Penne in den Abruzzen auffordert, ihrem Bischof über Zehnte, Mortuarien, Oblationen und andere allgemeine bischöfliche Rechte Bericht zu erstatten197. In der Folgezeit findet sich mortuarii fast ständig selbstständig neben oblationes198. Aufschlußreich ist eine portugiesische Urkunde von 1188, in der Bischof Godinho I. von Lamego ein Privileg seines Amtsvorgängers Mendo bestätigt199. Geregelt wird darin die Aufteilung der Einkünfte in der Diözese. Wichtig ist hier, daß Godinho nach Legaten und Erbschaften einerseits (hereditatibus) und Sterbfällen (morturiis) andererseits differenziert und damit die unterschiedliche Natur der beiden Einkünfte betont. Dies allein genügt allerdings noch nicht als Beweis für eine Verschiebung des Bedeutungsgehalts von mortuarium von einer freiwilligen Gabe zu einer Pflichtabgabe. Immerhin wäre auch denkbar, daß im Sinne einer „juristisch wasserdichten“ Formulierung ganz bewußt eine pleonastische Reihung sinngleicher oder –ähnlicher Begriffe in Kauf genommen wurde. Die bereits erwähnte Spitzfindigkeit der Mönche beim Streit um die Abgrenzung des Begriffs oblatio (X 5.40.29) konnte durchaus zu Überlegungen in dieser Richtung Anlaß geben200. Dennoch spricht einiges für die Annahme, daß nicht nur auf der sprachlichen, sondern auch auf der juristischen Ebene freiwillige oblationes und pflichtige mortuaria zunehmend unterschieden wurden. Privileg Lucius’ III. an die Kirche Santa Maria Eugubina, a. 1182 (wie Anm. 53). …de decimis, mortuariis, oblationibus et de universis justitiis episcopalibus…respondere: Innozenz III. an die Prälaten und Kleriker der Diözese Penne, a. 1199: PL 214, Nr. 290, Sp. 857A-857C, hier: 857A. 198 Entsprechendes findet sich auch in weiteren Urkunden Innozenz’ III. immer wieder, z.B.: Regel für die Abtei Châlons-sur-Saône, a. 1207: …duas partes mortuariorum …, et duas partes oblationum…: PL 215, Nr. 32, Sp. 590C-591B, hier: 591A f.; Innozenz III. an die Erzpriester und Kanoniker von San Sisto in Viterbo, a. 1207: …quarta decimarum, mortuariorum, procurationibus, oblationibus…: PL 215, Nr. 148, Sp. 1245D-1246B, hier: 1245B; Ders., Schreiben an die Abtei von Farfa, a. 1208: …ut in praestatione decimarum, oblationum et mortuariorum…: PL 215, Nr. 8, Sp. 1344C-1345B, hier: 1345A.; Ders. an die Kleriker der Heiligen Johannes und Paul von Todi, a. 1208: … in oblationibus et mortuariis …: PL 215, Nr. 127, Sp. 1442A-1442D, hier: 1442C; Ders. an den Erzbischof von Patras, a. 1210: … in decimis, mortuariis et eleemosynis: PL 216, Nr. 159, Sp. 336D-337D, hier: 337B; Ders. an Abt und Convent von Sassovivo, a. 1212: …possessionibus, oblationibus, decimis, primitis, mortuariis, visitationibus, procurationibus …: PL 216, Nr. 220, Sp. 747C-749D, hier: 747D. 199 Urkunde Bischof Godinho I., a. 1188, im entscheidenden Ausschnitt wiedergegeben bei: DE SANTA ROSA DE VITERBO, Elucidario (wie Anm. 61), S. 159. 200 Vgl. oben, S. 356. 196 197
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6. Kontext Erbschaftssteuer und Zehnt Es liegt nahe, in den Todfallabgaben so etwas wie Vorläufer der modernen Erbschaftssteuer zu sehen201. Zwei Zusammenhänge sind hier zu beachten: Zum einen konnte das Vermögen, vor allem des Intestaterblassers, im Falle des Todes an weltliche oder kirchliche Institutionen heimfallen (ius caduci), zum anderen konnten Todfallabgaben als eine Art „Zehnt von Todes wegen“ ausgestaltet und damit der regulären Kirchensteuer gleichgestellt werden. a) Die bereits aus dem römischen Recht bekannte Regelung, daß Güter, die aus diversen Gründen keinen Erben gefunden hatten (bona caduca202), an den Fiskus fielen, war auch dem Mittelalter nicht fremd, nur daß hier diverse Institutionen als Empfänger des Nachlasses in Betracht kamen: Dorf- oder Stadtgemeinschaft203, Grundherr, Leibherr und nicht zuletzt die Kirche nahmen das Recht auf die Hinterlassenschaft erbloser Verstorbener in Anspruch204. Das so als caducum oder ius caduci bezeichnete Recht wurde auch synonym zum Begriff „Todfall“ gebraucht205. Diese Mortuarien zog unstreitig die Kirche von all jenen Klerikern ein, die ohne Erbeinsetzung gestorben waren206. Der Begriff caducum wurde allerdings gelegentlich auch für entsprechende Ansprüche der Kirche gegenüber Laien gebraucht, wie eine Urkunde Kaiser Friedrich I. um das Erbrecht der Bürger von Besançon aus dem Jahr 1179 zeigt: Hier hatte der Erzbischof sich für eine Vielzahl von Erbfällen ein umfangreiches Eintrittsrecht gesichert, das von den Bürgern der Stadt heftig bekämpft, in einem Vergleich unter Vorsitz des Kaisers jedoch bestätigt wurde207. Dies legt auch der Titel des Aufsatzes von H. BRUNNER, Geschichte (wie Anm. 6), nahe. Zu Begriff und Differenzierungen vgl. M. KASER, Das Römische Privatrecht, Zweiter Abschnitt: Die nachklassischen Entwicklungen (Rechtsgeschichte des Altertums 3,3,2), 2. Aufl., München 1975, § 292 II, S. 533f. 203 Entsprechendes findet sich in einerHandschrift zum Goslarer Stadtrecht aus dem 14. Jahrhundert: Wanne eyn unser borgere sterfft, de eldeste syn Sone nympt dat herwede…Wanne aber dusser dryger dar neyn en were, so valt dat an uns, den Rad, unde so morgen de erven dat losen van dem rade vor eyne mark unser stad werunge…: Das Stadtrecht von Goslar, ed. W. EBEL, Göttingen 1968, Nr. B.XI.1, S. 193 mit entsprechender Regelung für die Gerade: Ebd., Nr. XI.1.2, S. 194. 204 Vgl. W. OGRIS, Art. Heimfallsrecht, in: A. ERLER / E. KAUFMANN (Hgg.), HRG (wie Anm. 2), Bd. 2, 1978, Sp. 51-55. 205 Vgl. Art. Caducum (2), in: DU CANGE (Begr.), Glossarium (wie Anm. 85), Bd 2, 1883, S. 15, li.Sp. 206 C.12 q.5. c.7 = BURCHARD VON WORMS, Decretorum libri XX (wie Anm. 105), 2.207. Der hier genannte Bezug zum Konzil von Tribur a. 895, c. 14 erweist sich nach heutiger Textfassung der entsprechenden Konzilsakten als fehlerhaft. 207 …gravem invenimus discordiam super quorundam proventuum genere, quos leges appellant caducum, eo quod casu morientium provenire solent, quos etiam idem archiepiscopus a civibus suis morientibus exigere consueverat…: Friedrich I. bestätigt eine vor seinem Gericht gefundene Einigung zwischen Erzbischof und Stadt Besançon, a. 1179, in: MGH DD F 1/3, ed. H. APPELT, Hannover 1985, Nr. 777, S. 333-335. 201 202
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b) Wichtiger für unseren Kontext ist der argumentative Zusammenhang zwischen Mortuarien und Zehnten. Am deutlichsten ist dieser in England zu beobachten. Hier trat bereits sehr früh die Krone als Garant beider Abgaben ein. Nicht zufällig steht die oben erwähnte Vorschrift Æthelstans zum soul-sceat in einem Gesetz zur Zehntpflicht208. Zwischen Zehnt und Mortuarien einen Legitimationszusammenhang herzustellen, war aus verschiedenen Gründen verführerisch: Anders als die Zehntpflicht, die sich problemlos auf eine Vielzahl von Bibelstellen stützen konnte, fand sich in der Heiligen Schrift kaum Verwertbares zur Einführung von Todfallabgaben209. Zudem war die Zehntpflicht im Laufe der Jahrhunderte von einer freiwilligen Abgabe zu einer Rechtspflicht erstarkt, deren Legitimation kaum bezweifelt wurde. In England stand das beste Tier aus dem Nachlaß im 13. Jahrhundert bereits flächendeckend den weltlichen Gewalten zu, so daß die Kirche sich mit dem sog. Zweitbesthaupt“ (secundum melius averium) begnügen mußte210. In Kap. 42 der Statuten von Salisbury, die zwischen 1238 und 1244 entstanden, wurde dieser Brauch unter Bezugnahme auf Matth. 22,20 („So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“) explizit festgeschrieben und legitimiert211: Wenn schon dem weltlichen Herren das beste Stück hinterlassen werden müsse, so sei es doch nicht absurd, wenn dem Schöpfer der Erde und ihrer Vollkommenheit das zweitbeste Stück gegeben werde. Der Verweis gerade auf diejenige Stelle im Matthäus-Evangelium, die sich mit der Frage der Steuerpflicht beschäftigt, macht bereits deutlich, wie stark die Besthauptsitte in einem steuerlichen Kontext gesehen wurde. Als Begründung für eine derartige Abgabe schien der Bevölkerung das Bibelwort aber nicht zu genügen. Daher fand einige Jahre später die Provinzialsynode von Winchester eine weitere Begründung. Deren Kap. 82 stellte fest, daß es in der Diözese allgemein üblich geworden sei, im Todesfall unabhängig von letztwilligen Verfügungen das Zweitbesthaupt zu zahlen (solvere). Da dieser Brauch aber nicht Vgl. oben, S. 359. Zur theologischen Herleitung des Zehnts vgl. G. CONSTABLE, Monastic Tithes. From their Origins to the Twelfth Century (Cambridge Studies in Medieval Life & Thought, New Series, 10), Cambridge 1964 (ND ebd. 2008), S. 9-19; vgl. auch R. H. HELMHOLZ, Mortuaries (wie Anm. 21), S. 136. 210 Vgl. z.B. Statuten von Winchester II, ca. a. 1247, c. 82, in: Councils & Synods 2.1, ed. F. M. POWICKE / C. R. CHENEY (wie Anm. 70), S. 415; U. STUTZ, Zweitbesthaupt, in: ZRG GA 53 (1919), S. 282-283, benutzt den Begriff Zweitbesthaupt für etwas anders geartete deutsche Quellen; in Deutschland stand z.B. gelegentlich den Erben das beste und dem Leibherrn das zweitbeste Stück zu: W. BUNGENSTOCK, Heergewäte (wie Anm. 10), S. 23 mit Beispiel. 211 …Cum ea que sunt die deo et que sunt cesaris cesari reddere precipiamur, sicud in signum temporalis dominii quod in substantia defuncti pretiosius invenitur in plerisque locis temporali domino reservatur, non absurdum esse credimus si ei cuius est terra et plenitudo eius, et per eum ecclesie sue et eius ministris, post primum secundum melius offeratur…: Statuten von Salisbury II, a. 1238/1244, c. 42, in: Councils & Synods 2.1, ed. F. M. POWICKE / C. R. CHENEY (wie Anm. 70), S. 382. 208 209
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einheitlich gehandhabt wurde, ordnete die Synode u.a. an, daß jeder Mann, der mit oder ohne Testamentserrichtung starb, sowie jede Witwe der Kirche als Ersatz für Zehntleistungen, die aus welchem Motiv auch immer nicht oder nicht vollständig gezahlt worden seien, zur Rettung ihrer Seelen der Kirche das Zweitbesthaupt zukommen lassen sollten212. Die Quelle ist aus verschiedenen Gründen aufschlußreich. So zeigt sie, daß das Besthaupt offensichtlich zunächst „wild“ in Gebrauch gekommen war und erst relativ spät und zunächst auf lokaler Ebene kirchenrechtlich geordnet wurde, nachdem Unterschiede in seiner Umsetzung zu Streit geführt hatten. Auch wenn der Synodalbeschluß das Besthaupt in weitem Umfang billigte, so schien es dennoch erforderlich, über die gewohnheitsrechtliche Anwendung hinaus eine weitere, theologisch wie rechtlich überzeugende Begründung zu präsentieren. Neben dem stets angeführten Nutzen des Besthaupts für das Seelenheil tritt nun dessen Funktion als Ersatz für nicht oder ungenügende Zehntleistungen. Es wird dabei als sicher unterstellt, daß jeder Christ seine Zehnten nicht im erforderlichen Umfang begleicht. Um ihm dafür die entsprechenden Höllenqualen zu ersparen, bietet nach dieser Argumentation das Besthaupt den säumigen Zehntschuldnern die letzte Möglichkeit, ihre Schuld abzutragen. Diese Begründung ist interessant in Bezug auf unsere Fragestellung, weil sie genau an der Schnittstelle zwischen Freiwilligkeit und Pflicht steht: Das Besthaupt zu nehmen geschieht nicht zur Finanzierung Dritter oder aus Habgier des Berechtigten, sondern im wohlverstanden Eigeninteresse des Sterbenden. Sinnbildlich für diese Ambivalenz steht das Wort solvere, das einen Vorgang ausdrückt, mit dem einerseits einer Zahlungspflicht nachgekommen wird, andererseits aber auch eine „Lösung“, eine „Befreiungswirkung“ des Zahlenden bewirkt wird, der entlastet vor seinen Herrn treten kann. Wenn in der Literatur betont wird, daß „das hier hingestellte Motiv – die säumige Zahlung des Zehnten – in der Frage des Mortuariums jeden geschichtlichen Sinnes und Rechtfertigung“ entbehre213, so trifft dies sicherlich insofern zu, als die Entstehungszusammenhänge dieses Zweitbesthaupts sicherlich andere waren, als die Bischöfe glauben machen wollten. Auch kirchenrechtlich lassen sich Einwände finden: So versagt die Begründung bei dem nicht unüblichen Brauch, auch von verstorbenen Kindern und Säuglingen
212 …sic duximus providendum, videlicet, quod si vir masculus testatus vel intestatus decesserit seu vidua, pro decimis suis maioribus seu minoribus indiscrete vel ignoranter detentis seu minus plene solutis secundum melius averium ecclesie sue matrici pro salute anime sue solvatur…: Synodalstatuten von Bishof William Raleigh für die Diözese Winchester, ca. a. 1247, c. 82, in: Councils & Synods 2.1 ed. F. M. POWICKE / C. R. CHENEY (wie Anm. 70). 213 P. HAENSEL, Erbschaftssteuern (wie Anm. 31), Bd. 20, S. 29.
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das Besthaupt zu verlangen, und damit von einem Personenkreis, der gar nicht zehntpflichtig war214. Doch ist aus Sicht der Kirchenverwaltung nicht zu übersehen, daß eine üppige Besthauptabgabe häufig einfacher einzutreiben war, als jährlich anfallende Zehntzahlungen. In Venedig führte dieser Aspekt sogar dazu, daß die Zehnten vollständig durch die Zahlung einer Erbschaftssteuer (decima funebre oder decima de morti) abgelöst wurden215. Entsprechend verbreitet war das Argument einer letzten Gabe als Ersatz für nicht gezahlte Zehnte nicht nur in England und Italien, sondern auch in Frankreich und im Reich216. Angesichts der großen Zahl von englischen Testamenten des Mittelalters, die die Kirche freiwillig als Erben einsetzten, kann man durchaus von einer gewissen Akzeptanz dieser Art von Besteuerung, jedenfalls in Teilen der Bevölkerung ausgehen. Michael M. Sheehan hat vor diesem Hintergrund sogar von „voluntary taxation“ gesprochen217. Daß dieses Argument nicht alle überzeugte, zeigen bereits die oben bereits angedeuteten Auseinandersetzungen zwischen Klerus und Laien um die Pflicht zur Zahlung dieser Abgaben. Diesen nicht nur mit juristischen und moraltheologischen, sondern auch ökonomischen und politischen Argumenten geführten Diskurs über Freiwilligkeit und soziale Verantwortung soll das abschließende Kapitel beleuchten.
IV. Schluß: Schutz der Familie oder Rettung der Armen? – Ein Diskurs Abschließend soll noch einmal grundsätzlich die Frage nach der Position der Kirche und ihrer Juristen hinsichtlich von Abgaben im Todesfall aufgeworfen werden. Nach dem oben Gesagten läßt sich jedenfalls festhalten, daß sich bis zur Entstehung des Decretum Gratiani diesbezüglich vierlerorts sehr unter214 So auch R. H. HELMHOLZ, Mortuaries (wie Anm. 21), S. 148 unter Verweis auf den berühmten Fall Hunne. Vgl. zur Gebührenpflicht von Kindern auch: P. BROWE, Die Pflichtkommunion im Mittelalter, Münster 1940, S. 163. 215 C. E. BOYD, Tithes and parishes in medieval Italy. The historical roots of a modern problem, Ithaca (N.Y.) 1952, S. 197-199; Zahlreiche Beispiele aus venezianischen Testamenten des 12. Jahrhunderts mit der allerdings mehrdeutigen Erbeinsetzung der Kirche pro decimo bringt: B. BETTO, Decime ecclesiastiche a Venezia fino al sec. XIV e motivi di contrasto fra il vescovo e la citta’, in: Archivio Veneto, 5 Ser. 110 (1979), S. 23-54, bes. S. 30f. 216 W. PETKE, Oblationen (wie Anm. 82), S. 34; zu Frankreich vgl. die Statuten der Kirchen von Cahors und Rodez, a. 1289: „…pro recompensatione subtractionis decimarum“, in: Thesaurus novus anecdotorum, ed. E. MARTÈNE, 5 Bde., Paris 1717 (ND ebd. 1969), Bd. 4, Sp. 736. 217 M. M. SHEEHAN, The Will in Medieval England. From the Conversion of the AngloSaxons to the End of the Thirteenth Century, Toronto 1963, S. 232.
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schiedliche lokale Gebräuche mit ebenso heterogenen Entstehungsgeschichten ausgebildet hatten. Nicht immer wurden diese Bräuche, wo sie überhaupt fest etabliert waren, mit religiöser Inbrunst befolgt. Gegenstand des abschließend zu schildernden außer- und innerkirchlichen Diskurses war immer die gleiche Frage: Sollte das hinterlassene Vermögen ganz oder nur in Teilen den Erben und damit in erster Linie den hinterbliebenen Familienmitgliedern zukommen, oder konnten andere Instanzen wie die Kirche mit ebenso guten Gründen einen Anspruch auf den Nachlaß geltend machen? Es zeigt sich, daß die immer wieder geäußerte These von der raffgierigen Kirche, die nur nach Vermögensmehrung strebte, um ihre Macht auszubauen218, deutlicher Differenzierung bedarf. Als das Decretum Gratiani verfaßt wurde, war diese Frage moraltheologisch und auch juristisch keinesfalls eindeutig geklärt. Vielmehr ließen sich in der Tradition der Kirche sowohl Extrempositionen finden, die eine völlige Enterbung der Angehörigen zugunsten der Kirche propagierten, als auch mäßigendere Appelle. Zwiespältig waren bereits die Stimmen der kapadokischen Kirchenväter des 4. Jahrhunderts219: Einerseits propagierte etwa Basilius der Große, gestützt auf Matth. 19,21 die vita perfecta, also ein mönchisches Leben in absoluter Armut und Askese unter Aufgabe sämtlichen eigenen Vermögens. Dem Einwand, dies ginge zu Lasten der hinterbliebenen Kinder, hielt er entgegen: „Ist dir deine Seele nicht näher als jedes deiner Kinder?220“ Doch sahen er und die übrigen Kirchenväter, wie Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa und Johannes Chrysostomus sehr realistisch, daß die Mehrheit der Menschen diesen Ansprüchen nicht gerecht wurde. Diese „Unvollkommenen“ sollten jedenfalls die Hälfte ihres Vermögens den Armen zu hinterlassen um ihr eigenes Seelenheil zu retten. In ihren Predigten zogen die Kirchenväter dabei alle Register der Rhetorik, um ihre meist begüterten Zuhörer zur Befolgung ihrer Mahnung zu bewegen: So betonte man einerseits die Gefahr von Höllenstrafen im Falle einer eigensüchtigen Mißachtung des Teilungsgebots; mit juristischer Finesse entwickelt Johannes Chrysostomus andererseits aber auch den Gedanken einer Gegenleistung (ἀμοιβή/amoibae) mit Zins und Zinseszins, die der Stifter im Paradies zu erwarten habe221. Doch blieb die Frage umstritten, wie viel des eigenen Vermögens zu stiften sei und wie viel der Versorgung der eigenen Familie verbleiben solle. 218 In diesem Sinne etwa das Resultat bei F. PROCHNOW, Spolienrecht (wie Anm. 155), S. 119f. 219 Zum folgenden: E. F. BRUCK, Kirchenväter (wie Anm. 35), S. 3-10. 220 Nonne cunctis liberis propinquior tibi est anima tua?: BASILIUS MAGNUS, Homilia in Divites, PG 31, Sp. 299. 221 E. F. BRUCK, Kirchenväter (wie Anm. 35), S. 27.
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Eine differenzierte und offenbar an der Praxis entwickelte Auffassung zu dieser Frage liefern die in der älteren Literatur viel diskutierten Predigten des Augustinus222, die in die Jahre zwischen 404 und 426 fallen223. Augustinus, der in dieser Frage wohl von Hieronymus beeinflußt war224, empfahl seinen Zuhörern immer wieder, in ihrem Testament Christus wie einen Sohn zu behandeln und ihm einen Kopfteil des Erbes zuzuweisen225. Wichtig für unseren Zusammenhang ist aber vor allem Augustins Mahnung an den Christen, in seiner Frömmigkeit über diesen Anteil nicht hinauszugehen. Wenn also jemand aus Zorn seinen Sohn enterbe und sein ganzes Vermögen der Kirche überlasse, so sei es der Kirche nicht gestattet, dieses Vermächtnis anzunehmen: Si quis autem irascitur in filium suum et moriens exhaeredat eum, si viveret, non eum placarem? non ei filium suum reconciliare deberem? Quomodo ergo cum filio suo volo ut habeat pacem, cujus appeto haereditatem? …Sed plane, si faciat quod saepe hortatus sum; unum filium habet, putet Christum alterum; duos habet, putet Christum tertium; decem habet, Christum undecimum faciat, et suscipio226.
Die Passage zeigt eine erstaunliche Selbstbeschränkung und stellte letztlich eine starke Einschränkung der Testierfreiheit zu Lasten der Kirche und zu Gunsten des Nachkommenserbrechts dar. Fragt man nach den Gründen für dieses Übermaßverbot, so wird man wohl weniger eine Sorge Augustins um die Verelendung der enterbten Familien annehmen müssen. Vielmehr ging es ihm vorrangig um den Schutz der Familie und des Familienfriedens. Dies macht bereits der zitierte Text deutlich, der eine Erbeinsetzung der Kirche als Racheakt gegenüber dem Sohn als Beispiel nimmt227. Augustins „Übermaßverbot“ bei Übereignungen an die Kirche war von Anfang an umstritten. Wenn bereits einige Jahre später der Radikalreformer Salvian von Marseille in konsequenter Fortsetzung der Linie Basilius’ in seiner Schrift Timothei ad ecclesiam libri IV (435/439), unter Bezugnahme auf Math. 6,19 forderte, auf die eigene Familie überhaupt keine Rücksicht zu nehmen, sondern Vgl. ausführlich: E. F. BRUCK, Kirchenväter (wie Anm. 35), S. 84-100; A. SCHULTZE, Augustin und der Seelteil (wie Anm. 34); DERS., Nachträge (wie Anm. 34); F. BAYERLE, Besprechung zu Schultze, Augustinus (wie Anm. 36). 223 Zur Datierung: A. SCHULTZE, Nachträge (wie Anm. 34), S. 382. 224 So jedenfalls E. F. BRUCK, Kirchenväter (wie Anm. 35), S. 76-105 gegen die ältere Literatur, v.a. A. SCHULTZE, Augustin und der Seelteil (wie Anm. 34), S. 181. 225 …Non dico, unum minus habebis, computa quia unum plus habes. Fac locum Christo cum filiis tuis, accedat familiae tuae Dominus tuus … Duos filios habes, tertium illum computa: tres habes, quartus numeretur: quintum habes, sextus dicatur: decem habes, undecimus sit. Nolo amplius dicere: unius filii tui serva locum Domino tuo…: AUGUSTINUS VON HIPPO, Sermo 86, c. 11.13, PL 38, Sp. 529 226 AUGUSTINUS VON HIPPO, Sermo 355, c. 3, PL 38, Sp. 1572 = IVO VON CHARTRES, Decretum 3.178, Online-Edition http://project.knowledgeforge.net/ivo/decretum/ivodec_3_1p3.pdf, besucht am 07.04.2009 = C.13 q.2 c. 8. 227 So auch: E. F. BRUCK, Kirchenväter (wie Anm. 35), S. 103. 222
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alles zugunsten der Seele zu hinterlassen228, so stellt dies das andere Extrem einer nicht nur juristischen und ökonomischen, sondern auch moraltheologischen Auseinandersetzung dar229. Welche dieser divergierenden Quellen wurden nun seit dem 11. Jahrhundert in die großen Sammlungen rezipiert? Burchard von Worms hatte bekanntlich in seinem Dekret (3.141) den Bezug auf Math. 6,19 betont, ohne Augustinus’ Übermaßverbot zu erwähnen230. Auch die römische Kirche, angefangen von Gregor dem Großen, hatte Augustins Mahnung wenig Beachtung geschenkt und war vielmehr dem römischrechtlichen Grundsatz der Testierfreiheit gefolgt, die allenfalls durch die legitima, den Pflichtteil begrenzt wurde231. Dies hatte sicherlich auch fiskalische Gründe. Denn während bei steigender Kinderzahl eine Anwendung der römischrechtlichen Lösung den Anteil der Kirche nur unwesentlich verkleinerte, standen die Angehörigen bei Augustins Lösung deutlich besser da, weil sie ihre Intestatquote behielten, die lediglich durch einen Kopfteil zugunsten Christi begrenzt wurde232. Erst Ivo von Chartres nahm um 1094 den Gedanken einer Begrenzung in sein Decretum auf, von wo aus er auch Eingang ins Decretum Gratiani fand233. Gründe für dieses erneute Interesse mag man zunächst in der politischen Grundkonstellation suchen, insbesondere im wachsenden Konflikt zwischen kirchlicher und weltlicher Gewalt, der sich nicht zuletzt auch an den nicht unerheblichen Stiftungen zugunsten der Toten Hand (manus mortua) entzündete. Der Schutz von Witwen und Waisen war hier ein wohlfeiles Argument der weltlichen Gewalt, derartige Stiftungen einzuschränken. So verbot schon Kaiser Ludwig der Fromme in einem Kapitular von 818/819 Klerikern, Erbschaften auf Kosten von Kindern oder Verwandten des Verstorbenen anzunehmen234. Die Kirche mußte sich mit diesem Argument auseinandersetzen. Verfolgt man die Praxis in nachgratianischer Zeit weiter, zeigt sich außerdem, daß es gerade Päpste in politischer Bedrängnis waren, die das Übermaßverbot konzedierten, so etwa Papst Alexander III. in einem Schreiben an den schwedischen König 228 …nolite thesaurizare vobis thesauros in terra, thesaurizate autem vobis thesauros in caelo. …Non necesse est ergo ut filio tuo terrenos thesauros recondas: nulla re eum facies ditiorem quam si ipsum filium tuum thesaurum dei feceris: SALVIAN VON MARSEILLE, Timothei ad ecclesiam libri IV, I.4, in: Salviani Presbyteri Massiliensis libri qui supersunt, MGH Auct. Ant. 1.1, ed. C. HALM, Berlin 1877, S. 123f. 229 Bis in die jüngere Zeit forderte Salvians Schrift Widerspruch heraus: E. LOENING, Geschichte des deutschen Kirchenrechts, 2 Bde., Straßburg 1878, Bd. 1, S. 225, bezeichnet sie als „ein Handbuch der geistlichen Erpressungskunst“ zugunsten der Kirche. 230 Vgl. oben, S. 358. 231 E. F. BRUCK, Kirchenväter (wie Anm. 35), S. 241-249. 232 E. F. BRUCK, Kirchenväter (wie Anm. 35), S. 251. 233 IVO VON CHARTRES, Decretum 3.178 (wie Anm.226) = C.13 q.2 c. 8. 234 Ludwig der Fromme, Capitulare ecclesiasticum, a. 818/819, c. 7, MGH Capit. 1, ed. A. BORETIUS und V. KRAUSE, (wie Anm. 113), S. 277.
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Knut aus den Jahren zwischen 1171 und 1180235. Der mächtigere Innozenz III. dagegen betonte in einen Schreiben nach Schweden 1206 die grundsätzlich unbegrenzte Testierfreiheit236. Doch jenseits der Politik lohnt in unserem Zusammenhang ein Blick auf die Interpretation des Übermaßverbots durch die zeitgenössischen Juristen. Eine Durchsicht der wenigen Fundstellen zeigt, daß eine eindeutige Mehrheit der kirchenrechtlichen Autoritäten gegen eine Obergrenze für fromme Stiftungen war. Ambivalent ist bereits der Kommentar Gratians237. Dieser betont zunächst die Testierfreiheit, wie sie seit den Zeiten Gregors des Großen kirchenrechtlich festgesetzt sei. Diese sei jedoch scheinbar eingeschränkt durch das erwähnte Übermaßverbot Augustins und eine Anordnung Leos des Großen, mindestens die Hälfte seines Vermögens derjenigen Kirche zu hinterlassen, in der man die Sakramente empfangen habe. Und er fährt fort: Sed illud Augustini non est iubentis, sed dehortantis, ne quis iratus filium suum exheredaret, atque totum Christo relinqueret. Im Anschluß an die Augustinus-Stelle fügt er noch hinzu: Hac nimirum auctoritate mensura testatori prefigitur, non quam cogatur exsoluere, sed quam prohibetur transscendere. Liest sich der Nachsatz noch so, als sehe Gratian hier unmißverständlich ein Übermaßverbot, so steht das entscheidende prohibetur in einem auffälligen Gegensatz zu seiner Einleitung der Stelle: Als dehortatio Augustins soll die Quote also nur eine Soll-, keine Mußvorschrift sein? Diesen Widerspruch hat natürlich auch die weitere Kommentarliteratur nicht übersehen. Die Glossa ordinaria wagt zwar keine Kritik an Augustinus, richtet diese aber gegen Gratian: Augustinus habe die Sohnesquote für Christus nicht etwa als Maximalmaß, sondern als erforderliches Maß definiert238. Gratian sage etwas Verkehrtes, wenn er behaupte, man dürfe nicht auch sein gesamtes Vermögen der Kirche übertragen. Dies sei vielmehr zulässig, solange man nur seinen Söhnen ihren Pflichtteil belasse239. Auch sonst steht die Kommentarliteratur einhellig auf dem Standpunkt, die Augustinusstelle stehe einer großzügigeren Stiftung an die Kirche nicht entgegen. Die Summa Parisiensis versucht dabei den Widerspruch bei Gratian dadurch zu glätten, daß sein prohibetur schlicht als persuadetur …Ecclesia, exhaeredatis filiis, recipere totum non debet…: ALEXANDER III. an den schwedischen König Knut, a. 1171/1180, PL 200, Sp. 1261A. 236 …omnes habeant liberam facultatem de bonis suis cum egerint in extremis ecclesiis atque pauperibus seu aliis intuitu pietatis beneficia conferendi: INNOZENZ III. an den Erzbischof von Uppsala, a. 1206, in: Svenskt diplomatarium, ed. J. G. LILJEGREN, bisher 10 Bde., Stockholm 1829-2004, Bd. 1, 1829, Nr. 131, S. 157; vgl. hierzu auch: E. F. BRUCK, Kirchenväter (wie Anm. 35), S. 254f. 237 Gratian, C.13 q.2 c.7 a.E. und C.13 q.2 c.8 a.E. 238 Glosse „hac nimirum“ zu C.13 q.2 c.8, Decretum Gratiani emendatum (wie Anm. 162), Sp. 1033. 239 Falsum dicit [i.e. Gratianus, DvM], quia etiam totum dare potest ecclesiæ, vt 19. q.3 perlatum. dum tamen legitimum relinquat filiis: Glosse „prohibetur“ zu C.13 q.2 c.8, Decretum Gratiani emendatum (wie Anm. 162), Sp. 1033. 235
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paraphrasiert wird240. Eine besonders ausführliche und juristisch aufschlußreiche Kommentierung findet sich in der Summe des Rufinus von Bologna241. Auch er ist in Übereinstimmung mit den anderen Dekretisten der Auffassung, daß das Kirchenrecht keine umfangmäßige Begrenzung wohltätiger Stiftungen jenseits des Pflichtteils kenne. Begründet wird diese Auffassung auf mehreren Ebenen: Zunächst führt Rufinus zwei Briefe Gregors des Großen an, aus denen hervorgeht, daß dieser keine Einwände hatte, daß beim Eintritt ins Kloster sämtliche Güter dem Kloster übertragen wurden242. Weiter argumentiert auch er, daß es sich bei Augustinus Maximalgrenze mehr um eine Mahnung als um ein Gebot gehandelt habe. Gewichtiger ist noch ein weiteres Argument, das bereits bei Gratian anklingt, bei Rufinus aber deutlicher verbalisiert wird: Die Mahnung Augustins läßt sich auch so verstehen, daß die Kirche nur als Erbin eintreten könne, wenn das Testament auch tatsächlich auf einem freien Entschluß des Testierenden beruhte, nicht aber, wenn der Vater aus Rache oder Zorn gegen den Sohn handelte. Sofern der Testierende bei klarem Verstand testiert habe, stünde der Einsetzung der Kirche als Alleinerbin nichts entgegen. Dies erlaubten nämlich auch die weltlichen Gesetze. Schließlich betont Rufinus aber auch die Beweggründe, die seines Erachtens Augustinus und Leo zu ihren Mäßigungsappellen bewogen hätten: Es sei dies die Gier jener Mönche, denen es gar nicht um das Seelenheil ginge, sondern die sogar vor Betrug nicht zurückschreckten, um irdische Güter aufzuhäufen243. Es zeigt sich hier deutlich der starke politische Einschlag einer Debatte um das kirchliche Erbrecht, die nicht nur unter Kanonisten, sondern auch zwischen Klerus und Laien teilweise erbittert geführt wurde. Dieser Streit war zunächst ein Konflikt um wirtschaftliche Interessen. Auf beiden Seiten wurden dabei alle verfügbaren Argumente mobilisiert, auch theologische. Nur wenige waren so ehrlich wie Thomas von Aquin, der in seiner summa theologica die oblationes nicht zuletzt auch mit dem Finanzbedarf der Kirche begründete244. Immer wieder übersprang die Auseinandersetzung die Grenzen des lokalen Konflikts und radikalisierte sich auf überregionaler Ebene. Bereits im 13. Jahrhundert beriefen sich bretonische Adelige in ihrer Agitation gegen den Summa Parisiensis, ed. T. P. MCLAUGHLIN. Toronto 1969, zu C.13 q.2 c.8, S. 167. Rufinus von Bologna, Summa Decretorum, ed. H. SINGER, Paderborn 1902 (ND Aalen 1963), S. 336 242 C.19 q.3 c.8 und C.19 q.3 c.9. 243 …propter avaritiam scil. quorundam monachorum, qui homines cupiditate et fraude ad se trahendo omnia bona eorum preripere sitiunt, non curantes de animarum salute, sed de pecunie cumulatione...:Rufinus von Bologna, Summa Decretorum, ed. H. SINGER (wie Anm. 241), S. 336. 244 Sed in nova lege decimae clericis dantur non solum propter sui sustentationem, sed etiam ut ex eis subveniant pauperibus. Et ideo non superfluunt, sed ad hoc necessariae sunt et possessiones ecclesiasticae et oblationes et primitiae, simul cum decimis: Thomas von Aquin, Summa theologica, IIª-IIae q. 87 a. 3 ad 1, zit. n. Corpus Thomisticum, [http://www.corpusthomisticum.org/sth3082.html], besucht am 14.04.2009. 240 241
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Klerus auf die Unsitte der tierçage, also des Rechts auf den dritten Teil des Nachlasses, den die Kirche für sich beanspruchte245. Einzelfälle wurden dann zu Legenden erweitert. Beispiele liefern die Appenzellerkriege246, der Fall Hunne in England247 und der deutsche Bauernkrieg 1525248. In Frankreich waren die Erschütterungen dieses Diskurses noch im 18. Jahrhundert zu spüren: Montesquieu rechnete es zu den Wohltaten der weltlichen Gerichtsbarkeit, daß das Parlement de Paris schon 1409 dem Bischof von Amiens verbot, das Begräbnis denjenigen zu versagen, die nicht einen Teil ihres Vermögens der Kirche hinterlassen hatten249. Es liegt nahe, derartige Verzerrungen für die historische Wirklichkeit zu halten. Sieht man aber genau hin, zeigt sich zwar ein anhaltender Druck auf Todfallabgaben seitens des lokalen Klerus. Auch läßt sich im Verlauf des Hochmittelalters eine zunehmende Kommerzialisierung im Umgang mit den Zuwendungen an die Kirche beobachten, die ihrerseits die Bereitschaft zur Leistung dieser Abgaben schwinden ließ250. Dem standen aber immer wieder Versuche der Mäßigung entgegen, die teilweise von den Bischöfen, teilweise auch von der Kurie in Rom ausgingen. Auch hier waren die Motive unterschiedlich: Machtpolitische Erwägungen lassen sich dabei ausmachen, aber auch ehrlicher religiöser und sozialer Eifer. Immer wieder finden sich auch Bischöfe und Äbte, die dem Beispiel des Priors von Steinfeld aus der Anekdote des Caesarius folgten und das Besthaupt für ihren Bereich abschafften. Dies tat Abt Cunrad von Lorsch 1222 für seine Leibeigenen ebenso wie Erhard von Lisigne, Bischof von Auxerre im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts, der angeblich die manus mortua als lineae humani generis inhumanae bezeichnete und damit, ähnlich wie schon Abt Suger von Saint245 G. DIGARD, Boniface VIII et les recteurs de Bretagne, in: Mélanges de l’école française de Rome 3 (1883), S. 290-311, hier: S. 293. 246 Angeblich war es der Streit um einen wegen des Totenhemds exhumierten Bauern 1401, der in Appenzell einen Aufstand auslöste: W. MÜLLER, Abgaben von Todes wegen (wie Anm. 13), S. 29 und Frontispiz. 247 Richard Hunne wurde, nachdem er 1511 die Mortuarien beim Tod seines Kindes nicht zahlen wollte, durch diverse Gerichtsverfahren in den Tod getrieben: Vgl. hierzu: R. WUNDERLI, Pre-Reformation London Summoners and the Murder of Richard Hunne, in: Journal of Ecclesiastical History 33 (1982), S. 209-224; R. H. HELMHOLZ, Mortuaries (wie Anm. 21), S. 146f. m.w.N. 248 Die wichtigste Programmschrift der aufständischen Bauern, die 12 Artikel der oberdeutschen Bauern, verlangt in Art. 11 unter Bezugnahme auf die Bibel die Abschaffung der Todfallabgaben: P. BLICKLE, Die Revolution von 1525 (wie Anm. 32), S. 326. Vgl. auch den Aufruhr a.1505 in Brescia/Italien zu den Beerdigungsgebräuchen und deren Kosten: J. D. CULLINGTON / St. BOWD (Hg.), Vainglorious Death: A Funerary Fracas in Renaissance Brescia (Medieval and Renaissance Texts and Studies, 310), Tempe 2006. 249 [Charles de Secondat, Baron de] MONTESQUIEU, De l’esprit des lois, ed. V. GOLDSCHMIDT, 2 Bde., Manchecourt 1979, Bd. 2, Buch 28, c. 41, S. 281-283. 250 Vgl. die Beispiele bei F. ELSENER, Vom Seelgerät zum Geldgeschäft (wie Anm. 101).
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Denis im 12. Jahrhundert (consuetudinis pessimae) die Abschaffung mit einem moralischen Unwerturteil begründete251. Andere wie Robert von Winchelsey, Erzbischof von Canterbury an der Wende zum 14. Jahrhundert, milderten die Abgaben immerhin so, daß sie für die Armen erträglich wurden252. Doch auf breiter Front war die Todfallabgabe nicht mehr aufzuhalten, auch nicht in der Abtei Steinfeld: Sieht man deren Bücher durch, so finden sich mehr als ein Dutzend Belege dafür, wie alltäglich die „Kurmede“ in der Folgezeit weiterhin war253. Die Kirche und ihr Recht trugen somit im Ergebnis ebenso einen Anteil an der Ausformung dieses Instituts wie an den Argumenten zu seiner Abschaffung.
251 Urkunde des Abts Cunrad von Lorsch für seine Leibeigenen in Viernheim, a. 1222, in: Syllogei variorum diplomatariorum monumentorumque veterum ineditorum adhuc, ed. V. F. DE GUDENUS, Frankfurt/M. 1728, Nr. 51, S. 123f., hier: S. 124. Hier ist eine Ausstrahlungswirkung des nahen Worms, wo die Besthauptspflicht bekanntlich abgeschafft war, zu vermuten; Acta domini Erardi de Lisiginiis Antissiodrensis episcopi et cardinalis (= De Gestis Episcoporum Antissiodorensium, c. 64), PL 138, Sp. 362D. Zu Suger vgl. oben, Anm. 63. 252 Vgl. G. G. COULTON, The medieval village, 2. Aufl., New York 1989, S. 76f. 253 Vgl. Urkundenbuch der Abtei Steinfeld (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, 60), ed. I. JOESTER, Köln/Bonn 1976. Zur Intensivierung der zisterziensischen Klosterwirtschaft an der Wende zum 13. Jahrhundert unter Aufgabe der ursprünglichen zisterziensischen Wirtschaftsprinzipien: W. RÖSENER, Reichsabtei Salem. Verfassungsund Wirtschaftsgeschichte des Zisterzienserklosters von der Gründung bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts (Vorträge und Forschungen, Sonderband, 13). Sigmaringen 1974, S. 103111.
Thomas Duve
Kanonisches Recht und die Ausbildung allgemeiner Vertragslehren in der Spanischen Spätscholastik
I. Spanische Spätscholastik und Privatrechtsgeschichte Auf die große Bedeutung des Rechtsdenkens der üblicherweise zur sog. „Spanischen Spätscholastik“ gezählten Autoren für die europäische Privatrechtsgeschichte wird seit Jahrzehnten hingewiesen – pars pro toto seien nur die Arbeiten von Josef Kohler1, Eduardo de Hinojosa2, Hans Thieme3 und später Gerhard Otte4, Udo Wolter5, Robert Feenstra6, Jan Hallebeek7, James Gordley8, Italo Birocchi9, Alejandro Guzmán Brito10 oder Francisco Carpintero 1 2 3 4 5 6
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J. KOHLER, Die spanische Naturrechtslehre des 16. und 17. Jahrhunderts, in: Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie 10 (1916/1917), S. 235-265. E. DE HINOJOSA, Los precursores españoles de Grocio, in: Anuario de Historia del Derecho Español 6 (1929), S. 220-236. H. THIEME, Natürliches Privatrecht und Spätscholastik, in: Zeitschrift der SavignyStiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung 70 (1953), S. 230-266. G. OTTE, Das Privatrecht bei Francisco de Vitoria, Köln / Graz 1964. U. WOLTER, Das Prinzip der Naturalrestitution in § 249 BGB. Herkunft, historische Entwicklung und Bedeutung (Schriften zur Rechtsgeschichte, 36), Berlin 1985. R. FEENSTRA, Théories sur la responsabilité civile en cas d’homicide et en cas de lésion corporelle avant Grotius, in: Etudes d’histoire du droit privé offertes à Pierre Petot, Paris 1959, S. 157-171; DERS., L’influence de la scolastique espagnole sur Grotius en droit privé: quelques expériences dans des questions de fond et de forme, concernant notamment les doctrines de l’erreur et de l’enrichmessent sans cause, in: P. GROSSI, (Hg.), La Seconda Scolastica nella Formazione del Diritto Privato Moderno. Incontro di studio, Firenze 1972 (Per la storia del pensiero giuridico moderno, 1), Milano 1975, S. 377-402. J. HALLEBEEK, The Concept of Unjust Enrichment in Late Scholasticism, Nijmegen 1996. J. GORDLEY, The Philosophical Origins of Modern Contract Doctrine, Oxford 1991, S. 69-111. I. BIROCCHI, Causa e categoria generale del contratto. Un problema dogmatico nella cultura privatistica dell’età moderna. I. Il cinquecento (Il Diritto nella Storia, 5), Torino 1997. Cfr. A. GUZMÁN BRITO, Introducción, in: R. DOMINGO (Hg.), Juristas Universales, II, Tercera parte, Juristas de los siglos XVI y XVII, Madrid 2004, S. 23-87, besonders S. 46-
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genannt11. Trotz der Tatsache, dass der tatsächliche Beitrag dieser Denker zur Formierung moderner Rechtsbegriffe – wie übrigens auch die Berechtigung einer derart vagen Zusammenfassung vieler unterschiedlicher Werke und wissenschaftlicher Persönlichkeiten unter einen gemeinsamen Nenner12 – „noch immer in einem gewissen Halbdunkel“ zu liegen scheint13, ist inzwischen praktisch unumstritten14, dass viele der Lehren der Theologen, Philosophen, Kanonisten und Juristen des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts auch jenseits der politischen und konfessionellen Grenzen des spanischen Imperiums Eingang in die europäische Privatrechtstradition gefunden haben – vor allem über Hugo Grotius und noch bis in das Vertragsrecht des Usus Modernus hinein15. Von niemandem wurden im 16. Jahrhundert Rechtsfragen in vergleichbarer Intensität bis in die kleinste Kasuistik hinein verfolgt und zugleich auf grundlegende Gerechtigkeitserwägungen bezogen wie von den die Freiheit der Philosophie und die Verantwortung des Menschen vor Gott reklamierenden ibero-amerikanischen Denkern. Auch jenseits dieser historischen Bedeutung ist mit der Aktualisierung der aristotelisch-thomistischen Gerechtigkeitsphilosophie unter den Bedingungen der frühen Moderne ein Modell prinzipiengebundenen Rechtsdenken von eindringlicher Kraft formuliert worden, das zu einer bleibenden Inspiration der privatrechtswissenschaft-
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49; siehe auch DERS., La doctrina de Luis de Molina sobre la causa contractual, in: DERS. (Hg.), Negocio, Contrato y Causa en la Tradición del Derecho Europeo e Iberoamericano, Cizur Menor (Navarra) 2005, S. 407-439. F. CARPINTERO, Norma y principio en el ‘Jus commune’, in: Revista de Estudios Histórico-Jurídicos [Chile] 27 (2005), 283-308. Vgl. zu der Problematik jeweils aus spezifisch theologie-, philosophie- und rechtshistorischer Sicht die Überlegungen bei J. BELDA PLANS, La Escuela de Salamanca, Madrid 2000, S. 147-169; A.-E. PÉREZ LUÑO, Die klassische spanische Naturrechtslehre in 5 Jahrhunderten (Schriften zur Rechtstheorie, 165), Berlin 1994, S. 31-88; H. MAIHOLD, Strafe für fremde Schuld? Die Systematisierung des Strafbegriffs in der Spanischen Spätscholastik und Naturrechtslehre, Köln/Weimar/Wien 2005, S. 38-50. So M. KAUFMANN / R. SCHNEPF, Vorwort der Herausgeber, in: DIES. (Hgg.), Politische Metaphysik. Die Entstehung moderner Rechtskonzeptionen in der Spanischen Scholastik (Treffpunkt Philosophie, 8), Frankfurt am Main u.a. 2007, S. 10. Anders allerdings – wohl nicht zuletzt aus zeitgeschichtlichen Motiven erklärbar – die polemische Sicht von J. LALINDE ABADÍA, Anotaciones historicistas al iusprivatismo de la Segunda Escolástica, in: P. GROSSI (Hg.), La Seconda Scolastica (wie Anm. 6), S. 303375. Vgl. dazu R. FEENSTRA, L’influence de la scolastique espagnole sur Grotius en droit privé, in: P. GROSSI, La Seconda Scolastica (wie Anm. 6), S. 377-402; A. DUFOUR, Les ‚Magni Hispani’ dans l’oeuvre de Grotius, in: F. GRUNERT / K. SEELMANN (Hgg.), Die Ordnung der Praxis. Neue Studien zur Spanischen Spätscholastik (Frühe Neuzeit, 68), Tübingen 2001, S. 351-379. Zum nur wenig bekannten Einfluss der Spätscholastiker auf das Vertragsrecht noch des Usus modernus vgl. insbesondere I. BIROCCHI, La questione dei patti nella dottrina tedesca dell’ Usus modernus, in: J. BARTON (Hg.), Towards a general law of contract (Comparative Studies in Continental and Anglo-American Legal History, 8), Berlin 1990, S. 139-195.
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lichen Grundlagendiskussion geworden ist. James Gordley meint sogar, die zur Spanischen Spätscholastik gezählten Autoren „identified the basic principles which best explain not only the Roman law of their times but modern private law as well”16. Schon ein bloß flüchtiger Blick auf die Quellen, in die Bibliotheken und Biographien der Autoren macht deutlich, dass diese mit dem kanonischen Recht besonders vertraut sein mussten: Die meisten von ihnen waren Theologen, deren erste und dauerhafte Berührung mit dem Recht das kanonische war, sie fungierten als Gutachter in kirchenpolitischen, kirchenrechtlichen und moraltheologischen Angelegenheiten – das gilt gleichermaßen für die Vertreter der ersten Generation wie Francisco de Vitoria und Domingo de Soto wie für den oft als Endpunkt des Bogens angesehenen Francisco Suárez17. Andere wie Martín de Azpilcueta und Diego de Covvarruvias unterrichteten jahrzehntelang kanonisches Recht und hinterließen eine Reihe von einflussreichen Werken, von denen viele einzelne canones oder die päpstliche Rechtsfortbildung vor und nach Trient zum Anlass oder Gegenstand hatten18. So ist Azpilcuetas Comentario resolutorio de usuras ein Kommentar zu einem Augustinus Fragment bei Gratian (C. 14, q. 3, c. 1) und zu einem canon aus dem Titel de usuris in den Dekretalen (X 5.19.9)19. Covarrubias’ Opera omnia enthalten nicht nur Abhandlungen zu den klassischen kanonistischen Materien wie Ehe- und Testamentsrecht, sondern Kapitel zu Problemen wie dem Rentenkauf oder Relectiones zu Fragen des gutgläubigen Erwerbs, zur Restitutionslehre und der Verpflichtung durch Eidesleistung20. Von der päpstlichen Rechtsfortbildung nehmen 16
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J. GORDLEY, The Foundations of Private Law, Oxford 2006, 5. Vgl. in diesem Zusammenhang beispielsweise auch U. WOLTER, Das Prinzip der Naturalrestitution in § 249 BGB (wie Anm. 5); N. JANSEN, Die Korrektur grundloser Vermögensverschiebungen als Restitution?, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung 120 (2003), 106-162. Vgl. zum Generationenkonzept und der ersten Generation J. BRUFAU PRATS, Revisión de la primera generación de la Escuela, in: D. RAMOS (Hg.), Francisco de Vitoria y la escuela de Salamanca: La ética en la conquista de América, (CSIC, Corpus Hispanorum de Pace, 25), Madrid 1984, S. 383-412; zur sog. zweiten Generation C. BACIERO, Conclusiones definitivas de la segunda generación, a.a.O., S. 413-456. Vgl. im Überblick A. GARCÍA Y GARCÍA/ B. ALONSO RODRÍGUEZ, El pensamiento económico y el mundo del derecho hasta el siglo XVI, in: F. GÓMEZ CAMACHO/R. ROBLEDO (Hg.), El pensamiento económico en la Escuela de Salamanca (Acta Salmanticensia. Estudios históricos & geográficos, 107), Salamanca 1998, S. 64-91. M. DE AZPILCUETA, Comentario resolutorio de usuras, Salamanca 1557; vgl. auch M. DE AZPILCUETA, Comentario resolutorio de cambios. Introducción y texto crítico por A. Ullastres u.a. (cisc, Corpus Hispanorum de Pace, 4), Madrid 1965. D. DE COVARRUBIAS Y LEIVA, Didaci Covarruvias a Leyva Toletani episcopi segobiensis [...] omnium operum tomus secundus, Augustae Taurinorum 1594. In den Variarum Resolutionum ex iure Pontificio, Regio et Caesareo libri tres, erstmals veröffentlicht 1552, 1557 erweitert, Lib. 3, Cap. 7-10 zum Rentenkauf, vgl. dazu auch Y. SASAKI, Der Rentenkauf in der Wucherlehre des Covarrubias, in: O. CONDORELLI (Hg.), Panta rei. Studi dedicati a Manlio Bellomo, Roma 2004, Bd 5, S. 89-110. Die privatrechtlich wichtigen Relectiones:
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Azpilcueta und De Soto die Bulle Inter multiplices von Leo X. vom 4. Mai 1515, die im 5. Laterankonzil enthalten ist, zum Anlass für ausführliche Erörterungen über das Problem der Unkosten- und Aufwendungserstattung bei Darlehen von den Montes pietatis21 oder widmen sich der nachtridentinischen Rechtsschöpfung, wie mit der Konstitution In eam pro nostro Pius’ V. vom 28. Januar 1571 zu Verdeckungs- und Scheingeschäften22 oder der Bulle Detestabilis avaritae Sixtus V. vom 21. Oktober 1586 zu Fragen der Haftungsbeschränkung23. Waren die Schriften der Spanischen Spätscholastiker also vielleicht ein wichtiger Kanal, über den kanonisches Recht und kanonistisches Rechtsdenken in die Privatrechtsgeschichte der Neuzeit einfließen, vielleicht sogar auf erneuerte Weise wirksam werden konnten? Einiges spricht dafür, wie in einem knappen Forschungsüberblick gezeigt werden soll (II.). Doch Untersuchungen zu dieser Frage gibt es nicht, so dass am Anfang der Fragen nach Kanonistik, Privatrechtsgeschichte und Spätscholastik der Blick auf ein bekanntes Problem helfen mag, das geradezu als „Paradefall für die Differentiae zwischen ius civile und ius canonicum“ erscheint24: das der Klagbarkeit aller Obligationen und der Ausbildung einer allgemeinen Vertragslehre. Gerade weil die Maxime pacta sunt servanda als genuin kanonistisches Gedankengut erscheint, mit der schon lange vor Grotius die gleichermaßen verpflichtende Kraft aller Obligationen postuliert wurde, lohnt es sich, die Rezeption dieser Maxime bei den letztlich doch oft nur als Vorläufer zu
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In tit. de testamentis (X 3, 26) (erstmals publiziert 1547); In lib. IV. Decretalium, De sponsalibus ac matrimoniis (X 4, 1) (erstmals publiziert 1545); Relectiones zu diversen reguale iuris: Possessor malae fidei (VI 5, 13, 2) (erstmals publiziert 1553); Peccatum (VI 5, 13, 4) (erstmals publiziert 1553/54); In c. Quamvis pactum, De pactis, lib. VI. Decretalium (VI 1, 18, 2) (erstmals publiziert 1553). Vgl. im Überblick P. LANDAU, Spanische Spätscholastik und kanonistische Lehrbuchliteratur, in: F. GRUNERT / K. SEELMANN (Hgg.), Die Ordnung der Praxis (wie Anm. 15), S. 403-426, insbes. S. 405-409; N. BRIESKORN, Diego de Covarrubias y Leyva (1512-1577). Einblicke in Werk und Anliegen eines Kanonisten des 16. Jahrhunderts, in: K. BREITSCHING/W. REES (Hgg.), Tradition – Wegweisung in die Zukunft. Festschrift für Johannes Mühlsteiger SJ zum 75. Geburtstag, Berlin 2001, S. 59-75. Vgl. Sessio X, in: G. ALBERIGO u.a. (Hgg.), Conciliorum Oecumenicorum Decreta – Dekrete der ökumenischen Konzilien, Bd. 2, 3. Aufl. Paderborn u.a. 1973, S. 625-627. Vgl. S. FRANCO u.a. (Hgg.), Bullarum, diplomatum et privilegiorum sanctorum Romanorum pontificum taurinensis [...] Augustae Taurinorum 1857-1872, Bd. 7: Pius IV-Pius V; 1559-1572, S. 884-885; auch in H. DENZINGER (Hg.), Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum - Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 40. Aufl., Freiburg u. a. 2005, n. 1981-1982. S. FRANCO u.a. (Hgg.), Bullarum, diplomatum et privilegiorum sanctorum Romanorum pontificum taurinensis (wie Anm. 22), S. 783-786. P. LANDAU, Pacta sunt servanda. Zu den kanonistischen Grundlagen der Privatautonomie, in: M. ASCHERI u.a. (Hgg.), Ins Wasser geworfen und Ozeane durchquert. Festschrift für Knut Wolfgang Nörr, Köln u.a. 2003, S. 457-474, Zitat S. 471.
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Grotius betrachteten Spätscholastikern zu verfolgen (III.). Beschränkt man sich dabei nicht allein auf die großen Werke, sondern zieht auch die heute nur wenig bekannte, für die Zeitgenossen aber höchst einflussreiche populäre Vertragsrechtsliteratur heran, zeigt sich, dass kanonistisches Rechtsdenken für die Moraltheologen sicherlich eine wichtige, doch nicht immer leicht von anderen Faktoren zu isolierende Rolle spielte (IV.).
II. Kanonisches Recht und Privatrechtsdenken der Spanischen Spätscholastik Blickt man pragmatischerweise an den nicht unproblematischen, aber etablierten Kategorien ‚Spätscholastik’ und ‚Privatrecht’ festhaltend auf den Forschungsstand, so ist zunächst festzustellen, dass die Frage nach der Bedeutung der Kanonistik für das Privatrechtsdenken der Spanischen Spätscholastik so nirgendwo gestellt wird – anders als die nach dem Einfluss der Spätscholastik auf die frühneuzeitliche Kanonistik25. Viele Studien zu den verschiedenen Vertretern, Institutionen und Texten dieser Zeit enthalten freilich aufschlussreiches Material für die Frage nach der Bedeutung kanonischen Rechtsdenkens für deren Werk – etwa die Untersuchungen zur Geschichte der Rechtswissenschaft in und um Salamanca26 und die Literatur zum Wirken einzelner Autoren wie Azpilcueta27, Covvarruvias28 oder Suárez29. Nur ansatzweise erschlossen ist die Bedeutung, die das in Salamanca geformte Denken bei der Ordnung der Neuen Welt bekommen hat, denn Salamanca inspirierte nicht allein die aufsehenerregenden Debatten um 25 26
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P. LANDAU, Spanische Spätscholastik und kanonistische Lehrbuchliteratur, in: F. GRUNERT / K. SEELMANN (Hgg.), Die Ordnung der Praxis (wie Anm. 15), S. 403-426. Cfr. z.B. A. GARCÍA Y GARCÍA, Tradición manuscrita de juristas salmantinos del s. XVI y XVII, in: DERS., Iglesia, Sociedad y Derecho, Bd. 4, Salamanca 2000, S. 361-375; DERS., Canonistas Salmantinos del s. XVI, a.a.O., S. 341-360; DERS., Juristas de Salamanca y Coimbra en los siglos XVI-XVII, a.a.O., S. 377-387. Wichtig mit zahlreichen weiteren Nachweisen insbesondere der älteren spanischen Literatur E. TEJERO, El Doctor Navarro en la Historia de la Doctrina Canónica y Moral, in: Estudios sobre el Doctor Navarro en el IV centenario de la muerte de Martín de Azpilcueta, Pamplona 1988, S. 125-181; V. VÁZQUEZ DE PRADA, Martín de Azpilcueta como economista: su “Comentario resolutorio de cambios”, in: a.a.O., S. 349-381. Zu Covvarruvias als Universitätslehrer siehe neben der oben Anm. 20 zit. Lit. F. MARCOS RODRÍGUEZ, Don Diego de Covvarruvias y la Universidad de Salamanca, in: Salamanticensis 6 (1959), S. 37-85. A. GARCÍA Y GARCÍA, El derecho canónico en Francisco Suarez, in: Francisco Suárez, De legibus, IV, 1-10, De lege positiva canonica (cisc, Corpus Hispanorum de Pace, 21), Madrid 1981, S. XXV-LVI.
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die Legitimität der Conquista, sondern auch das tägliche Handeln der weltlichen wie geistlichen Autoritäten vor Ort; diesen stellten sich nicht selten privatrechtliche Fragen wie zum Beispiel die nach der Wirksamkeit der Verträge mit der indianischen Bevölkerung30. Ordnet man nach Regelungsbereichen31, so ist kanonisches Recht im Ehe-, Familien- und Testamentsrecht der Spätscholastiker natürlich omnipräsent32. Auch in den Arbeiten zur spätscholastischen Restitutionslehre ist der Einfluss kanonischen Rechts hervorgehoben worden33. Viele Ansatzpunkte ergeben sich auch aus den Untersuchungen zu den intensiven Diskussionen um das dominium34, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Diskussion um die Eigentumsfähigkeit und damit auch politische Selbstbestimmung der indigenen Bevölkerung in der Neuen Welt. Man hat in diesen Debatten, wie beispielsweise Antonio García y García35, James Muldoon36, Brian Tierney37 und Kenneth Pennington38 gezeigt haben, in erhebli30
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Vgl. z.B. die Ausführungen im Thesaurus indicus, Titel IX, sowie die entsprechenden Ergänzungen im Auctarium von Diego de Avendaño (1668); zu Avendaño A. MUÑOZ GARCÍA, Introducción, in: DERS. (Hg.), Diego de Avendaño: Thesaurus indicus. Lib. I, Tit. I – III, Pamplona 2001, S. 13-169; DERS., Diego de Avendaño (1594-1688). Filosofía, moralidad, derecho y política en el Perú colonial. Fondo editorial Universidad Nacional Mayor de San Marcos. Serie Humanidades, Lima 2003, online: http://sisbib.unmsm.edu.pe/Bibvirtual/Libros/filosofia/diego_avendano/contenido.ht m. Im Überblick zur Bedeutung von Salamanca in Amerika m.w.N. P. CEREZO, Influencia de la Escuela de Salamanca en el pensamiento universitario americano, in: D. RAMOS u.a. (Hgg.), Francisco de Vitoria y la Escuela de Salamanca: La ética en la conquista de América (wie Anm. 17), S. 551-596. Vgl. im Überblick zur „Bereichslehre“ und der Abgrenzung der zwischen kirchlichem und weltlichem Recht U. WOLTER, Ius canonicum in iure civili. Studien zur Rechtsquellenlehre in der neueren Privatrechtsgeschichte, Köln / Wien 1975, insbes. S. 91ff. Vgl. m.w.N. D. SCHWAB, Ehe und Familie nach den Lehren der Spätscholastik, in: P. GROSSI, (Hg.), La Seconda Scolastica nella Formazione del Diritto Privato Moderno (wie Anm. 6), S. 73-116; J.M. PÉREZ PRENDES, Los principios fundamentales del derecho de sucesión mortis causa en la tardía escolástica española, a.a.O., S. 241-279. Vgl. vor allem J. HALLEBEEK, The Concept of Unjust Enrichment in Late Scholasticism, Nijmegen 1996; U. WOLTER, Das Prinzip der Naturalrestitution in § 249 BGB (wie Anm. 5); NILS JANSEN, Die Korrektur grundloser Vermögensverschiebungen als Restitution (wie Anm. 16); zusammenfassend auch T. Duve, La teoría de la restitución en Domingo de Soto. Su significación para la Historia del Derecho Privado Moderno, in: J. CRUZ CRUZ (Hg.), La ley natural como fundamento moral y jurídico en Domingo de Soto, Pamplona 2007, S. 181-198. P. GROSSI, La proprietà nel sistema privatistico della seconda Scolastica, in: DERS. (Hg.), La Seconda Scolastica nella Formazione del Diritto Privato Moderno (wie Anm. 6), 117222; K. SEELMANN, Die Lehre des Fernando Vazquez de Menchaca vom dominium (Schriftenreihe Annales Universitatis Saraviensis, 89), Köln / Berlin u.a. 1979. A. GARCÍA Y GARCÍA, El derecho canónico medieval y los problemas del Nuevo Mundo, in: RIDC I (1990), 121-154. J. MULDOON, Popes, Lawyers and Infidels: The Church and the Non-Christian World 1250-1550, Philadelphia 1979.
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chem Masse auf kanonistische Autoren und Argumente zurückgegriffen. Verhältnismäßig ausführlich behandelt worden sind auch die Lehren der Spätscholastiker zum Problem des Wuchers, zu Fragen des gerechten Preises, des Geldrechts, des Tauschs und der Wechselgeschäfte39. Die Bedeutung des kanonischen Rechts bleibt hier freilich nicht selten am Rande des meist an der Geschichte von Moraltheologie, Wirtschaftsethik oder des Wirtschaftsdenkens interessierten Blickfeldes. Auch für einige Aspekte der allgemeinen Rechtslehre, die auf das Privatrechtsdenken wirkte, ist auf die kanonistische Prägung des Denkens der Spätscholastiker hingewiesen worden: etwa in der Interpretationslehre und der Lehre vom Gewohnheitsrecht bei Francisco Suárez, die mit der interpretatio authentica bzw. dem consensus legalis auf theoretischen Voraussetzungen beruhen, die im kirchlichen Recht geschaffen worden sind40. Besondere Aufmerksamkeit hat schließlich die hier im Mittelpunkt stehende Frage nach dem Beitrag der Spätscholastiker zur Ausbildung einer allgemeinen Vertragslehre und dem Problem der Überwindung des Typenzwangs gefunden41. Selbst diejenigen, die die spanische Spätscholastik nicht vor allem
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B. TIERNEY, Aristotle and the American Indians, in: DERS., The Idea of Natural Rights. Studies on Natural Rights, Natural Law and Church Law 1150-1625, Atlanta 1997, S. 255-288. K. PENNINGTON, Bartolomé de Las Casas and the Tradition of Medieval Law, in: Church History 39 (1970), S. 149-161. Vgl. vor allem J.T. NOONAN, The Scolastic analysis of Usury, Cambridge 1957, insbes. S. 220 ff.; noch immer wertvoll W. ENDEMANN, Studien in der romanisch-kanonischen Wirthschafts- und Rechtslehre bis gegen Ende des Siebenzehnten Jahrhunderts, Bd. 1, Berlin 1874; B. CLAVERO, Usura. Del uso económico de la religión en la historia, Madrid 1984; A. DEL VIGO GUTIÉRREZ, Cambista, mercaderes y banqueros en el Siglo de Oro español, Madrid 1997; J. BARRIENTOS GARCÍA, Un siglo de Moral económica en Salamanca (1526-1629), Salamanca 1985. Vgl. m.w.N. zur authentischen Interpretation J. SCHRÖDER, Recht als Wissenschaft. Geschichte der juristischen Methode vom Humanismus bis zur Historischen Schule (1500-1850), München 2001, S. 75-76; zum consensus legalis bei Suárez P. LANDAU, Die Theorie des Gewohnheitsrechts im katholischen und evangelischen Kirchenrecht des 19. und 20. Jahrhunderts, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung 77 (1991), S. 156-196, insbes. S. 161. Vgl. zu dieser Problematik knapp im Überblick H. COING, Europäisches Privatrecht, Bd. 1, München 1985, S. 399; R. ZIMMERMANN, The Law of Obligations. Roman Foundations of the Civilian Tradition, Oxford 1996, S. 508ff.; M. KRIECHBAUM, Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2: Die Kommentatoren, München 2007, S. 900ff.; HKK/ THIER, Bd. II/2, § 311 Rz. 17ff. Ausführlicher m.w.N. auf die früheren grundlegenden Abhandlungen von DILCHER und SÖLLNER vgl. vor allem J. BARTON, The Medieval Contract, in: DERS. (Hg.), Towards a general law of contract (Comparative Studies in Continental and Anglo-American Legal History, 8), Berlin 1990, S. 15-37; R. FEENSTRA, Klagbarkeit der pacta nuda, in: DERS. / R. ZIMMERMANN (Hg.), Das römisch-holländische Recht (Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte, 7), Berlin 1992, S. 123-143; A. GUZMÁN BRITO, Los orígenes
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als „noch-mittelalterlich“, sondern eher als „schon modern“ einordnen und ihr deswegen eine innovative Rolle bei der Ausbildung allgemeiner Vertragslehren zuschreiben (also eher nicht die deutschsprachige Literatur, die von Otte42 über Diesselhorst43, Lipp44, Nanz45 verläuft und regelmäßig Grotius in den Mittelpunkt stellt, aber auch nicht Berman46 und Ibbetson47, sondern vor allem Gordley48, Birocchi49, Guzman Brito50) gehen auf das kanonische Recht nur wenig ein. Als Gesamteindruck der Lektüre dieser Arbeiten bleibt, dass die aristotelisch-thomistische Philosophie auf das Vertragsrecht des ius civile angewandt wurde und man so den schon vielfach geschwächten, aber letztlich nicht gebrochenen Typenzwang des ius civile sozusagen philosophisch überwindet; kanonisches Recht scheint danach im Vertragsrecht der Spätscholastiker kaum eine Rolle gespielt zu haben51. Pointiert hat dagegen jüngst Andreas
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históricos de la teoría general del contrato, in: DERS., Acto, Negocio, Contrato y Causa (wie Anm. 10), S. 79-96. G. OTTE, Das Privatrecht bei Francisco de Vitoria (wie Anm. 4), S. 37 weist zwar auf die direkte Verwendung von Panormitanus, Hostiensis und Johannes Andreae hin und sieht im übrigen „die gesamte Kanonistik“ über die theologische Literatur vermittelt, geht aber diesen Einflüssen nicht nach - letztlich ist es auch bei ihm das römische Recht, das im Mittelpunkt steht. M. DIESSELHORST, Die Lehre des Hugo Grotius vom Versprechen (Forschungen zur Neueren Privatrechtsgeschichte, 6), Köln u.a. 1959, S. 4-5. Er streicht heraus, dass die Spätscholastiker in erster Linie Römisches Recht und thomistische Philosophie verbanden: „In juristischer Hinsicht stützen sie sich hierbei auf die Ergebnisse der mittelalterlichen Wissenschaft vom römischen Recht, in moraltheologischer Hinsicht, also jure naturali, orientieren sie sich an der Gerechtigkeitslehre Thomas von Aquins. Ihre eigene Leistung besteht darin, diese wesentlichen Komponenten der mittelalterlichen Vertragsethik zu systematisieren und bis in die Einzelheiten auszuspinnen“. M. LIPP, Die Bedeutung des Naturrechts für die Ausbildung der Allgemeinen Lehren des deutschen Privarechts (Schriften zur Rechtstheorie, 88), Berlin 1980, S. 107ff. K.-P. NANZ, Die Entstehung des allgemeinen Vertragsbegriffs im 16. bis 18. Jahrhundert (Beiträge zur Neueren Privatrechtsgeschichte, 9), München 1985, insbes. S. 69ff. H.J. BERMAN, The religious sources of general contract law: an historical perspective, in: DERS., Faith and Order. The reconciliation of Law and Religion (Emory Studies in Law and Religion), Grand Rapids/Cambridge 1993, S. 187-208. D. IBBETSON, A historical introduction to the Law of Obligations, Oxford 1999. J. GORDLEY, The Philosophical Origins of Modern Contract Doctrine (wie Anm. 8). I. BIROCCHI, Causa e categoria generale del contratto (wie Anm. 9). A. GUZMÁN BRITO, La doctrina de Luis de Molina sobre la causa contractual (wie Anm. 10). J. GORDLEY, The Philosophical Origins of Modern Contract Doctrine (wie Anm. 8) hebt vor allem die Bedeutung der aristotelisch-thomistischen Philosophie hervor und spricht im übrigen stets vom „Roman Law“. Für ihn ist es das ius civile, das den iberischen Autoren vor Augen stand: „Roman law provided a wealth of legal detail and also gave the late scholastics an agenda. They wished to solve the problems the Romans addressed by applying larger philosophical ideas“ (S. 10). Wenn die Autoren ihre aristotelisch-thomistischen Prinzipien anwandten, so lasen sie diese in das römische Recht hinein. Um Zweifel zu beseitigen, wurden „Roman legal texts“ zitiert (S. 72).
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Thier in seinem Überblick über das Problem des Typenzwangs im Historischkritischen Kommentar zum BGB darauf hingewiesen, dass im „spätscholastischen Diskurs […] der ideelle Kern der kanonistischen Vertragslehre noch einmal scharf konturiert […]” worden sei und dass diese Konturierung die vor allem vom Autoritätsverlust des römischen Rechts, vom Aufstieg des Naturrechtsdenkens und dem Wandel der Gerichtspraxis getragene Entwicklung „inspiriert“ habe.52
III. Allgemeine Vertragsrechtslehren im Umfeld der Spanischen Spätscholastik und das kanonische Recht Inwiefern haben nun die Spätscholastiker den „ideelle[n] Kern der kanonistischen Vertragslehre noch einmal scharf konturiert“? Lag hier tatsächlich eine wichtige Inspiration des kanonischen Rechts für das spätscholastische Denken, fungierte hier die Spätscholastik als Transmissionsriemen für kanonistisches Rechtsdenken?
1) Populäre Vertragsrechtsliteratur Einen historisch aufschlussreichen Zugang zu diesen Fragen bietet die rechtshistorisch bisher nur wenig beachtete populäre Vertragsrechtsliteratur aus dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts53. Ihre Praxisnähe macht es
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Schon Thomas habe, als er sich anhand der Ehe zum Vertrag äusserte, das römische Recht vor Augen gehabt. Zu Thomas’ Ausführungen zu bestimmten Vertragsarten (STh II-II q. 61, a. 3): „Thomas must have written this passage with Roman law in his mind“ (S. 15). Ähnlich ist es auch bei dem Romanisten A. GUZMÁN BRITO, La doctrina de Luis de Molina sobre la causa contractual (wie Anm. 10) in der Abhandlung zu Molina. Zwar geht er auch auf Molinas Disputatio 257 ein, in der dieser fragt, ob denn auch ausserhalb des kanonischen Rechts ex pacto nudo [..] oriatur obligatio et [...] actio ex eo concedatur. Letztlich steht aber auch für ihn die Vertragslehre bei Molina in einer Linie der Auseinandersetzung „hauptsächlich“ mit dem römischen Recht, S. 434. A. THIER, Kommentar zu § 311, in: M. SCHMOECKEL u.a. (Hgg.), Historisch-Kritischer Kommentar zum BGB. II-2, Tübingen 2007, Rz. 17ff. Vgl. zu dieser insbesondere I. BIROCCHI, Causa e categoria generale del contratto (wie Anm. 9), insbes. S. 219-269. Aufschlussreich auch die Angaben von theologiehistorischer Seite bei J.-I SARANYANA, La Teología Moral en Hispanoamérica desde sus orígenes hasta comienzos del siglo XVIII, in: DERS. (Hg.), Teología en América Latina. Desde los orígenes a la Guerra de Sucesión (1493-1715), Bd. 1, Madrid / Frankfurt am Main 1999, S. 399-411. Rein deskriptiv H. RODRÍGUEZ PENELAS, Ética y sistemática del
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leichter, das Vertragsrechtsdenken in seinen historischen Kontext zu integrieren, aus ihr werden Motive und Prägungen der Autoren unmittelbarer sichtbar als in den grossen Summenkommentaren, die Frucht einer auf Vollständigkeit, Traditionsbindung und Überzeitlichkeit zielenden gelehrten Praxis sind. Aus dieser populären Vertragsrechtsliteratur ragen im 16. Jahrhundert drei Werke heraus, die in erster Auflage 1569, 1573, 1583 und damit genau in dem Zeitraum erschienen sind, in dem auch Luis de Molina den – dann aufgrund der Turbulenzen um seine Person allerdings erst 1597 veröffentlichten – zweiten Band seines De iustitia et iure - De contractibus fertigstellte. Es handelt sich um die Tratos y contratos de mercaderes (ab der zweiten Auflage: Summa de tratos y contratos) von Tomás de Mercado54, die Arte de los contractos von Bartolomé Frías de Albornoz55 und den Tratado utilísimo de todos los contratos von Francisco García56. Zwei dieser Bücher sind von Dominikanern (Mercado; García), zwei von Autoren geschrieben worden, die einen Teil ihres Lebens in der Neuen Welt verbracht haben und damit vor allem mit den moralischethischen Problemen des Indienhandels vertraut waren (Mercado studierte, Frias de Albornoz lehrte in Mexico); ein Werk stammt von dem vielleicht ersten Zivilrechtsprofessor in der Neuen Welt – Bartolomé Frías de Albornoz. Alle drei Autoren verfolgen letztlich dasselbe Ziel: Sie unterwerfen die Vertragsrechtspraxis einer moraltheologischen Reflexion und kommen so zu einer an der aristotelisch-thomistischen Tugendlehre orientierten und prinzipiengebundenen Vertragsrechtslehre. Dieser moraltheologische Impuls wird besonders eindringlich und anschaulich an dem Frontizspiz der ersten Auflage von Tomás de Mercados Tratos y contratos de mercaderes, wird dort doch die Axt
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contrato en el siglo de oro. La obra de Francisco García en su contexto jurídico-moral (Colección de pensamiento Medieval y Renacentista, 82), Pamplona 2007. Erste Auflage Salamanca 1569 (Mathias Gast). Im Folgenden wird verwandt die Auflage Sevilla 1587. Eine Abschrift auf der Grundlage der zweiten Auflage erstellt von N. SÁNCHEZ ALBORNOZ (Hg.), Suma de Contratos (Clásicos del Pensamiento Económico Español, Instituto de Estudios Fiscales), Madrid 1977, 2 Bde.; sie ist online verfügbar auf dem server „Biblioteca Miguel D. Cervantes“, URL: http://www.cervantesvirtual.com/FichaObra.html?Ref=1095. Zur Biographie neben den in Anm. 53 Genannten insbesondere L. SASTRE VARAS, Nuevas aportaciones a la biografía de Tomás de Mercado, in: Los Dominicos y el Nuevo Mundo, Actas del I Congreso Internacional sobre Los Dominicos y el Nuevo Mundo (Sevilla 1987), Madrid 1988, S. 675-688. Vgl. zu diesem neben der oben Anm. 53 genannten Literatur insbes. E. SOTO KLOSS, El ‚Arte de los Contractos’ de Bartolomé de Albornoz, un jurista indiano del siglo XVI, in: Revista Chilena de Historia del Derecho 11 (1985), S. 163-185; B. ALONSO RODRÍGUEZ, El doctor Bartolomé Frías de Albornoz, primer catedrático de Instituta en la Universidad de México, in: J. GARCÍA SÁNCHEZ / P. DE LA ROSA DÍAZ / A. TORRENT RUIZ (Hgg.), Estudios jurídicos in memoriam del profesor Alfredo Calonge Salamanca, 2002), 2 vol. F. GARCÍA, Tratado utilísimo y muy general de todos los contratos (1583), Pamplona 2003 (Colección de pensamiento Medieval y Renacentista, 46).
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an die Wurzeln der in dem Akronym SALIGIA zusammengefassten sieben Todsünden gelegt (vgl. Abb. 2; superbia, avaritia, luxuria, ira, gula, invidia, acedia). Am ausgereiftesten ist die Abhandlung bei Francisco García, der auf den beiden Vorgängerwerken aufbaut und dessen 1585 veröffentlichter Tratado in kurzer Folge 1589 und 1596 zweimal noch in italienischer Sprache aufgelegt wurde. García verwirft die Unterscheidungen von Versprechen und Vertrag57, er setzt sich auch über die Lehre der pacta nuda und vestita einfach hinweg und nimmt contrato als Leitbegriff, der alle Willenseinigungen mehrerer Personen umfasst. Zwei Grundtypen des contrato liegen der Darstellung zu Grunde: Kauf und Schenkung. Alle anderen rechtmäßigen Willenseinigungen zwischen mehreren Personen werden dem zugeordnet, was abschließend noch in einem Schaubild veranschaulicht wird, das keinen Zweifel an seinem Systemwillen lässt (Abb. 1). Auch alle nicht zu diesen Typen zählenden Vertragsarten lassen sich in das System integrieren, und alle Verträge werden nach gleichartigen Kriterien behandelt58. Alle Rechte und Pflichten werden aus denselben Prinzipien entwickelt – man wird hier also zweifellos von dem Versuch einer allgemeinen Vertragslehre vor Grotius sprechen können. Welche Rechtsquellen zieht García nun heran, welche Rolle hat die Kanonistik in seinem Werk? – Auf den ersten Blick scheint die Abhandlung vor allem am ius civile orientiert, werden doch die traditionellen Vertragstypen abgehandelt. Es geht um depósito, promisión, donación, contrato de empréstido comodato, 57
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F. GARCÍA, Tratado utilísimo y muy general de todos los contratos (wie Anm. 56), Cap. 1, S. 61ff.: „Contrato es un legítimo consentimiento de muchos, que sobre alguna cosa convienen; del cual consentimiento nace en ambas partes o en una tan solamente, una obligación […]“. Hinsichtlich der Unterscheidung zwischen promesa und contrato, die De Soto und Summenhart machen, heisst es: „No ignoramos haber algunos doctores que dijeron tales conciertos no ser contratos; de cuyo número fueron: De Soto, Lib. 6 q. 2 a 1 c 2 y Conrado, Libro de contratos q. 16, tratando de esta materia algo escrupulosamente con los juristas y canonistas, los cuales no quieren que sea contrato, sino el que por ambas partes produce obligación. Pero sea como quisiere, y tómenle los otros como mandaren, que yo tomo este nombre de contrato aquí, tan anchamente, que comprehenda los unos y los otros, así los que producen obligación de una parte tan solamente, como los que la producen de las dos [..]“. DERS., Tratado utilísimo y muy general de todos los contratos (wie Anm. 56), S. 535, Cap. 21: „De la conveniencia y diferencia que todos los contratos primarios y principales tienen entre sí: […] Estos seis contratos son como elementos de muchos otros. […] porque así como las cosas naturales, compuestas se resuelven en los cuatro elementos, así los otros contratos, o muchos de ellos, se resuelven en alguno o algunos de ellos […].“59 Vgl. zum Ordenamiento de Alcalá A. PÉREZ MARTÍN, El ordenamiento de Alcalá (1348) y las glosas de Vicente Arias de Balboa, in: Ius Commune 11 (1984), 55-215; zu der lex Paresciendo jüngst wieder H. DONDORP / J. HALLEBEEK, Grotius' Doctrine on „adquisitio obligationis per alterum“ and its Roots in the Legal Past of Europe, in: O. CONDORELLI (Hg.), Panta rei (wie Anm. 20), Bd. 2, S. 205-244, insbes. S. 207-209.
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empréstito mutuo, compra y venta, alquiler, contrato enfiteútico etc. Doch sieht man den Text darauf durch, welche Autoritäten zitiert werden, so findet man nur eine Allegation der Digesten und nur einen Beleg aus dem Codex. Es wird kein Autor des ius civile zitiert, nur gelegentlich pauschal auf „die Normen des ius civile“ oder „die Autoren des ius civile“ verwiesen (vgl. etwa Cap. 17). Das erscheint bemerkenswert, handelt es sich doch um ein Handbuch des Vertragsrechts. García begreift diese traditionellen Vertragstypen jedoch nicht so sehr als Teil des ius civile, sondern als Ausdruck der naturalia und essentialia bestimmter Erscheinungen der Realität. Sie sind für ihn Ergebnis einer aristotelischthomistischen Wesensanalyse – und sind so gewissermaßen von ihrer historisch ersten Erkenntnis im ius civile, das ihnen die Bezeichnung gegeben hat, gelöst. Aus dem numerus clausus der Typen des ius civile ist für ihn das geworden, was wir heute vielleicht philosophisch gestützte Normstrukturtypen nennen würden. Anders ist Garcías Umgang mit dem kanonischen Recht: Es prägt nicht die Gestalt, aber den Inhalt seines Vertragsrechts. Das kanonische Recht war, zusammen mit der aristotelisch-thomistischen Logik, christlicher Überlieferung und Tugendlehre das Material, das Handwerkzeug, mit dem er sich diesen Normstrukturtypen kreativ und kritisch näherte: García zitiert neben der Bibel, Kirchenvätern und Philosophen fast ausschließlich kanonisches Recht bzw. Kanonisten. Man findet bei ihm neben einigen Zitaten aus Dekretalen (vor allem aus den Titeln de pactis, X. 1.35; de emptione et venditione, X. 3.17, de iniuriis et damno dato, X 5.36), in erster Linie Verweise auf Azpilcuetas Manual de confesores, auf die Summa Sylvestrina und Domingo de Soto, der wiederum selbst intensiv mit dem kanonischen Recht arbeitete. Im übrigen stützt García sich – allerdings schon in weit geringerem Masse – auf Antoninus von Florenz, Alfonso de Castro, Tomás de Vío Caietanus, Conrad Summenhart, Antonio de Córdoba, Diego de Covvarrubias, Bartolomé und Juan de Medina, Panormitanus und Francisco de Vitoria. Trotz dieser Präsenz des kanonistischen Rechtsdenkens wäre es nun voreilig, die pragmatische Überwindung des Typenzwangs allein auf die Autorität des kanonischen Rechts zurückzuführen. Auch andere Faktoren dürften hier eine jedenfalls sehr wichtige Rolle gespielt haben, vor allem die besondere kastilische Tradition und die überwältigende Bedeutung des Handels für die kastilische Vertragsrechtspraxis. Das kastilische Recht enthielt nämlich schon schon seit dem Ordenamiento de Alcalá von 1348 mit der ley „Paresciendo“ eine Bestimmung, in der nach der herrschenden Ansicht die Klagbarkeit aller Obligationen ausgedrückt war59. Diese lex wurde von den Autoren des 16. Jahrhunderts zwar als kanonistisch inspiriert angesehen, man hielt sie aber für noch weitergehend als die condictio ex canone des kanonisches Rechts – man wird
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hier also höchstens eine mittelbare Wirkung des kanonischen Rechts finden, das nicht erst über die Spätscholastiker in die Privatrechtstradition eingeht60. Ein anderer, eher „realgeschichtlicher“ Faktor kam in der Mitte des 16. Jahrhunderts hinzu und legte es nahe, die überkommenen Bindungen an die Typen zu überwinden und nach einem allgemeinen Vertragsrecht zu suchen, das nicht mehr – wie die Existenz eingegangener, aber nicht klagbarer Verbindlichkeiten inzwischen für manche – moralisch zweifelhaft erschien: die Intensivierung des Handels in Kastilien sowie die gleichzeitige, mit der Moralisierung der öffentlichen Debatte um das Recht einhergehende gesteigerte Sensibilität für die moralischen Gefährdungen der Handeltreibenden. Gerade hier lag eine wesentliche Motivation für die Abfassung dieser Werke, wie vor allem bei Tomás de Mercado und Bartolomé Frías de Albornoz zu sehen ist, die durch ihre biographischen Bezüge zur Neuen Welt mit den Auswirkungen des Amerikahandels besonders vertraut waren61. Das Vertragsrechtshandbuch von Tomás de Mercado, dessen auch in der zweiten, nach dem Titel auf einen weiteren Kreis als allein die Verträge der Kaufleute zielenden Auflage seine besondere Verbundenheit mit der Handelspraxis und besonders dem Handel mit der Neuen Welt erkennen lässt, zeigt das besonders deutlich. Es ist dem Consulado de Mercaderes de Sevilla, also der auch jurisdiktionelle Funktionen ausübenden Kaufmannsgilde der wichtigsten Handelsstadt im spanischen Imperium gewidmet, in der 1503 die Casa de Contratación eingerichtet worden war62. Sevilla habe sich, so führt Mercado aus, seit der Entdeckung Westindiens zum Zentrum des Welthandels entwickelt, von dem aus auch die Waren sogar aus der Türkei in die Neue Welt geliefert würden: Die „gesamte Stadt ist in allen möglichen Arten von Geschäften entflammt“63, und die exorbitanten Preise, die man in der Neuen Welt für die 60 61
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Vgl. zu dieser condictio ex canone und ihrer Geschichte vor allem F. CALASSO, Il negozio giuridico. Lezioni di storia del diritto italiano, 2a edizione, Milano 1959, S. 261ff. Vgl. zu den wirtschaftsgeschichtlichen Umständen M. GRICE-HUTCHINSON, Early Economic Thought in Spain, 1177-1740, London 1978, S. 81-121; A. GARCÍA SANZ, El contexto económico del pensamiento escolástico: El florecimiento del capital mercantil en la España del siglo XVI, in: F. GONZÁLEZ CAMACHO/ R. ROBLEDO (Hgg.), El pensamiento económico en la Escuela de Salamanca (Acta Salmanticensia. Estudios históricos & geográficos, 107), Salamanca 1998, S. 17-42. Vgl. zu dieser Casa de Contratación die Beiträge in A. ACOSTA RODRÍGUEZ/A. GONZÁLEZ RODRÍGUEZ/E. VILA VILAR, La Casa de la Contratación y la navegación entre España y las Indias, Sevilla 2003, zu Sevilla dort insbesondere A. DOMÍNGUEZ ORTIZ, Sevilla a comienzos del siglo XVI, S. 3-16. T. DE MERCADO, Summa de tratos, y contratos [...] (wie Anm. 54), fol 15ss.: „A esta causa siempre vuo en ella [=Sevilla] grandes, ricos y gruessos mercaderes, y fue tenida por lugar de negociantes. Pero de sessenta años a esta parte, que se descubrieron las Indias Occidentales: se le recrecio para ello una gran comodidad y una ocasión tan oportuna, para adquirir grandes riquezas, que conbido y atraxo a algunos de los principales a ser mercaderes, viendo en ello quantissima ganancia. Por que se avian de
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Waren verlange, brächten besondere moralische Gefährdungen mit sich64. Hier bedurfte es einfacher, die vielen Differenzierungen der Tradition überwindender Handlungsanleitungen, die klare Auskunft über das gaben, was Recht und was nicht Recht war und deren gesamte Konzeption von der Vermeidung der Sünde der Habgier und damit vom Problem der usura her strukturiert war. Bemerkenswert leicht schiebt Mercado deswegen auch Unterscheidungen wie die zwischen Innominat- und Nominatkontrakten beiseite. Verträge, so führt er aus, dienten der Realisierung der iustitia commutativa, und Verträge gebe es derart viele, dass „nicht alle einen Namen haben. Einige haben einen bekommen, andere entbehren eines Namens bis heute“. Er gibt dann ein Beispiel eines Vertrags, der typisiert ist und einen Namen habe und dann eines Vertrags, der eben noch nicht typisiert sei – es wäre ein wechselseitiges Auftragsverhältnis. Auch dieses sei ein Vertrag, habe aber eben, wie so viele, keinen Namen: „es tambien contrato: mas no tiene nombre propio. De los quales ay no pocos“. Der Grund für ihn ist schlicht die Relevanz im Geschäftsleben: „Aunque creo no se les ha puesto, por no ser agora tan frequentes, y cursados como los nombrados, que son muy continuos“. Anschließend führt er aus, dass das eigentliche Kriterium für die Frage danach, ob ein Vertrag eben gerecht und zulässig sei, darin liege, ob dieser die iustitia commutativa verwirkliche – „que el ser todos ellos justos, y lícitos, consiste en aver en ellos ygualdad.“ 65 War hier kanonisches Rechtsdenken am Werke? – Im Blick auf die populäre, auf die Vertragsrechtspraxis zielende Literatur dürfte eher deutlich werden, dass im Spanien des 16. Jahrhunderts das Bedürfnis nach Vereinfachung des Rechts im Handelsverkehr – das ja schon aus dem mittelalterlichen Handelsrecht bekannt ist – sowie das wegen der wirtschaftlichen Überhitzung intensiproveer de aquí muchas provincias. La isla Española, Cuba, Honduras […] Ansi la casa de Contratacion de Sevilla y el trato della, es uno de los mas celebres y ricos que ay el dia de oy, o se sabe en todo el orbe universal. Es como centro de todos los mercaderes del mundo. Porque a la verdad siendo antes el Andaluzia y Lusitania, ser el extremo y fin de toda la tierra, descubiertas las Indias es ya como medio. Por lo qual todo lo mejor y mas estimado, que ay en las otras partes antiguas, aun de Turquia viene a ella: para que por aquí se lleve a las nuevas, donde todo tiene tan excessivo precio. De aquí es que arde toda la ciudad en todo genero de negocios“.64 DERS., Summa de tratos, y contratos [...] (wie Anm. 54), fol 15v-16r.: „Y en qualquiera destos tratos no puede dexar de auer (supuesta la malicia y avaricia humana) algunos engaños y mil ardides tan ingeniosos, y a las vezes tan encubiertos […] Y el gran desseo que en muchos conoci, y conozco de acertar: me movio a componer este Opusculo [...]“.65 DERS., Summa de tratos, y contratos [...] (wie Anm. 54), fol. 12 r.
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vierte moraltheologische Anliegen geholfen haben, einige überkommene Bindungen und Begrifflichkeiten zu überwinden und die Praxis statt dessen moraltheologisch zu reflektieren. Das war um so leichter, als die Klagbarkeit aller Obligationen und damit ein Zug zur Vereinheitlichung des Vertragsrechts schon in der kastilischen Tradition angelegt war. Der philosophisch inspirierte Entwurf einer gegenüber der juristischen Lehre neuen Systematik mit ihren – nun von ihrer normativen Begründung gelösten, als Verkörperung der essentialia und naturalia bestimmter Erscheinungen der Realität begriffenen – Typen wurde dabei mit dem Handwerkszeug und dem Material des kanonischen Rechts gefertigt. Dieser Rückgriff auf kanonisches Recht lag nicht nur wegen der Vorbildung der Autoren sondern auch deswegen nahe, weil sie im kanonischen Recht genau das fanden, was sie brauchten: Normen, die sich mit den ethischen Problemen des Wirtschaftsverkehrs beschäftigten und dabei vor allem auf die salus animarum zielten. Die populären, an die Praktiker und auf Vermeidung von Sünden gerichteten Abhandlungen zeigen insofern deutlich die auf Pflichten und Handlungen, nicht auf die actio blickende moraltheologische Prägung des Vertragsrechtsdenkens der Spätscholastiker66. Und sie können auch deutlich machen, wie die philosophische Transformation des Vertragsrechts des ius civile und die Ausrichtung am Seelenheil dem kanonistischen Gedankengut in der Vertragsrechtspraxis des ausgehenden 16. Jahrhunderts Raum verschafften. Es dürfte also nicht zuletzt die besondere historische Konstellation gewesen sein, die den Rückgriff auf das kanonische Recht nahelegte: im eschatologisch aufgeladenen Klima des 16. Jahrhunderts suchte man unter dem Druck der wirtschaftlichen Überhitzung – und auch aus politischen Gründen67 – mit Hilfe der Moraltheologen nach einem neuen, die Bindungen der Tradition überwindenden Privatrecht, das in diesem auf das Seelenheil zielenden Grundanliegen dem kanonischen Recht verwandt war68. 66 67
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Auf diese Aspekte des privatrechtlichen Denkens hat bereits eindringlich hingewiesen G. OTTE, Das Privatrecht bei Francisco de Vitoria (wie Anm. 4), S. 9ff. Darauf weisen insbesondere hin J. LALINDE ABADÍA, Una ideología para un sistema (La simbiosis histórica entre el iusnaturalismo castellano y la Monarquía Universal), in: Quaderni Fiorentini 8 (1979), S. 62-156; B. CLAVERO, Usura (wie Anm. 39); F. MARTÍNEZ PÉREZ, ‘An iuramento suppleat causa’. Aproximación a la renuncia de leyes y el juramento confirmatorio del contrato en la jurisprudencia castellana moderna, in: Initium 5 (2000), S. 355-400. Es dürfte gerade das Zusammentreffen dieser verschiedenen Faktoren sein, das die natürlich als solches nicht neuen Versuche einer moraltheologischen Begründung des Rechts so wirksam werden liessen – anders als in der Zeit noch vor der Expansion, der Medienrevolution und dem gesteigerten Gestaltungswillen des Staates. Vgl. zu dieser vorigen Tradition insbesondere W. TRUSEN, De contractibus mercatorum. Wirtschaftsethik und gelehrtes Recht im Traktat Johannes Niders (+1438), in: Ius et commercium. Festschrift für Franz Laufke zum 70. Geburtstag am 20.6.1971, Würzburg 1971, S. 5171 sowie im Überblick m.w.N. MATHIAS NUDING, Geschäft und Moral: Die Schriften
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2. Luis de Molina Wenigstens knapp soll noch ein Blick auf die nicht-populäre Literatur geworfen werden. Wie stand es hier mit dem Rückgriff auf kanonisches Recht und kanonistisches Rechtsdenken? Wie ein Kontrastprogramm zu der pragmatisch-populären Literatur und ihrem sorglosen Umgang mit der Tradition erscheint auf den ersten Blick Luis de Molinas 2. Buch des De iustitia et iure, De contractibus69, das als eine der vollständigsten Aufarbeitungen der hoch- und spätmittelalterlichen Vertragsrechtslehre im ausgehenden 16. Jahrhundert angesehen wird70. Molina behandelt das Vertragsrecht als Teil der Lehre von Formen des Erwerbs des dominium durch Willensakt. In den Disputationen 252 bis 261 widmet er sich ausführlich den aus Kanonistik und Legistik bekannten Problemen von contractus und pactum (Disp. 252); der Unterscheidung von Nominat- und Innominatverträgen (Disp. 253); den Konsensual-, Litteral- und Realverträgen (254); den pacta nuda und den vestimenta (Disp. 255); dem iuramentum als vestimentum (Disp. 256); dem Problem der Wirkung des pactum nudum im forum concientiae und im kastilischen Recht sowie Fragen der Lösung oder Rückabwicklung eines bereits durchgeführten Vertrags (Disp. 257, 258); den Contractus bonae fidei und stricti iuris (Disp. 259); ferner Fragen der Inzidenz des Gewohnheitsrechts vor allem Portugals, in dem er bei der Abfassung seines Werks gerade lehrte (Disp. 260); sowie den Personen, die vertragsfähig sind (Disp. 261) und der promissio (Disp. 262, 263). Aufschlussreich zu seinem Umgang mit dem kanonischen Recht im Zusammenhang mit der kanonistischen Lehre von der Klagbarkeit der pacta nuda ist die Disputation 257. In ihr stellt Molina die Unterschiede zwischen ius civile und ius canonicum dar und arbeitet insbesondere die Unterschiedlichkeit in dem Erfordernis einer causa heraus: wenn das ius canoncium eine causa erfordere, so war das, wie er hervorhebt, eben nur scheinbar dasselbe wie im ius civile. Genauso geht er auf die bereits genannte ley Paresciendo, also auf partikulares
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´De contractibus’ an mitteleuropäischen Universitäten im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert, in: F. P. KNAPP/ J. MIETHKE/ M. NIESNER (Hgg.), Schriften im Umkreis mitteleuropäischen Universitäten um 1400, Leiden/Boston 2004, S. 40-62. Verwandt wird im folgenden L. MOLINA, De iustitia, Tomus secundus de contractibus, Conchae 1597, online zur Verfügung gestellt von der Universidad de Valencia unter URL: http://lubna.uv.es:83/Z_9_123/Z_9_123_fich_1.html. Zu Molina vgl. B.E. SOSA MORATO, La noción de derecho en ‚Los seis libros de la justicia y el derecho’ de Luis de Molina, Pamplona 1985; M. OCAÑA GARCÍA, Luis de Molina (1535-1600), Madrid 1995. Mit einem nicht unproblematischen (historiographiegeschichtlich freilich interessanten) Grundton M. FRAGA IRIBARNE, Estudio preliminar, in: Luis de Molina. Los seis libros de la justicia y el derecho, II-1. Madrid 1943, S. 17168; ich danke Rafael García Pérez, Pamplona, für die Übermittlung des letztgenannten Textes.
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Recht, ein und kommt hier zu dem Schluss, dass diese Regelung dazu führe, dass in Kastilien (und damit übrigens auch in der Neuen Welt) in foro seculari dasselbe gelte wie im kanonischen Recht. Auch in der folgenden disputatio, in der er sich mit der komplizierten Frage der Lösung bzw. Rückabwicklung von Innominatkontrakten beschäftigt, die nur von einer Seite aus erfüllt worden sind, stellt er die Lösungsmodelle aus dem ius civile, aus dem ius canonicum und dem ius particulare nebeneinander. Man mag bei Molina deswegen davon sprechen, dass er das kanonische Recht geradezu rechtsvergleichend nutzt: Er überwindet nicht die frühneuzeitlichen Rechtsquellenvielfalt, sondern arbeitet mit ihr und kommt zu einer Klärung der gestellten Fragen gerade aus der Kontrastierung der unterschiedlichen Lösungen der verschiedenen Rechtsmassen. Doch Molina beschränkt sich nicht auf die Feststellung von Unterschieden. Er geht noch einen Schritt weiter – und spricht Empfehlungen aus. Der Papst, schreibt er, posset [...] ac deberet abrogare eas leges civiles, die gerade in der Abhandlung vorher als problematisch herausgestellt worden sind und die zu der unerwünschten Differenz zwischen forum concientiae und forum contentiosum führen. Der Grund für diese Forderung Molinas liegt allerdings nicht in einer irgendwie unzulässigen differentia zum kanonischen als einem vorzugswürdigen oder maßgeblichen Recht, sondern in einer pragmatischen, klar auf das Seelenheil zielenden Überlegung: dass diese Bestimmungen aus dem ius civile zu Sünden verführen und Rechtsstreitigkeiten provozieren.71 Anschließend geht er sogar noch einen Schritt weiter. Er schließt mit der Bemerkung, dass es letztlich am besten wäre, die ganzen „Erfindungen“ des pactum nudum und vestitum, der Nominat- und Innominatkontrakte, die vom ius civile der Ungläubigen eingeführt worden seien, einfach abzuschaffen72 - ein versteckter und radikaler Vorschlag, der sich von der gelehrten Seite den Vertragsrechtsentwürfen der für die Praktiker schreibenden Moraltheologen nähert. Auch bei Molina ist es also die Sorge um das Seelenheil, die im Mittelpunkt steht und die es vorzugswürdig erscheinen lässt, eine Regelung aus der Tradition des ius civile zu modifizieren – mit dem Ergebnis einer Konvergenz zwischen diesem und dem stets auf die salus animarum zielenden kanonischen Recht.
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L. MOLINA, De iustitia, Tomus secundus de contractibus (wie Anm. 69), Disp. 258, Sp. 36, A.: Iuxta hactenus dicta, posset Summus Pontifex, ac deberet, abrogare eas leges ciuiles, quae in contractibus innominatis poenitentiam admittunt, conceduntque repetitionem eius, quod ex altera parte rite solutum est. Etenim, vt ex dictis constat, fouent peccata, litisque multiplicant, tantum abest, vt eas minuant. DERS., De iustitia, Tomus secundus de contractibus (wie Anm. 69), Disp. 258, Sp. 36: Quin omnia etiam, quae de pacto nudo, & vestito, & contractibus innominatis, & nominatis, subtiliter potius, quam vtiliter, de iure ciuili ab ethnicis hominibus inuenta, atque introducta sunt, aboleri deberent [....].
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IV. Schlussbemerkung Der freilich nur sehr punktuelle Blick auf diese beiden unterschiedlichen Literaturtypen zeigt einige Gemeinsamkeiten und einige Besonderheiten im Umgang mit dem kanonischen Recht. Die auf die Praxis zielenden Traktate bemühen sich um ein nach philosophischen Prinzipien strukturiertes, moraltheologisch gegründetes Vertragsrecht und bedienen sich zu dessen inhaltlicher Ausführung neben den Kirchenvätern der Bibel und einiger Philosophen, vor allem aber des auf die salus animarum gerichteten kanonischen Rechts. Das Ergebnis ist eine einheitliche, klar handhabbare, aber um viele dogmatische Feinheiten beraubte Vertragslehre – ein durchaus funktionales moraltheologisches Vulgarrecht. Molina dagegen, der Universitätslehrer im der spanischen Krone gerade einverleibten Portugal, also in einem Land mit eigener Rechtstradition, nutzt das kirchliche Recht zusammen mit dem ius civile und dem Partikularrecht rechtsvergleichend. Er stellt die unterschiedlichen Traditionen dar und macht dann in einzelnen Punkten radikale Reformvorschläge. Das ist schlüssig, richtet er sich doch, wie er im einleitenden consilium autoris ausführt, vor allem an die Kirche und die Theologen - Ecclesiae [...] vtile, theologisque pergratum solle sein Werk sein73. Im Ergebnis geht es auch ihm, das zeigt die Begründung seiner Reformforderungen, um die salus animarum. Auf der Grundlage dieses kleinen Ausschnitts aus dem großen und vielfältigen historischen Bild, das die zur Spanischen Spätscholastik zu zählenden Werke abgeben, mag man deswegen eine wesentliche Funktion des kanonischen Rechts darin sehen, ein wichtiger Orientierungspunkt für das philosophisch gerüstete und moraltheologisch inspirierte Nachdenken der Spätscholastiker über eine bessere Rechtsordnung gewesen zu sein. Auch wegen der Rezeption dieses Denkens jenseits der konfessionellen Grenzen blieb kanonistisches Gedankengut damit noch im Europa der Glaubensspaltung präsent.
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DERS., De iustitia, Tomus primus, complectens tractatum primum [...], Conchae 1593, online zur Verfügung gestellt von der Universidad de Valencia unter URL: http://lubna.uv.es:83/Z_9_123/Z_9_123_fich_1.html, Sp. 1: Ecclesiae tamen vtile, theologisque pergratum imo & necessarium fore iudicamus, si rem hanc multo copiosius tractaremus: multa quae D. Thomas de contractibus & plerisque aliis rebus praemisit, disputantes. Ita enim fiet, vt Theologi in enodandis hominum conscientiis, passim non haereant, audacioresque proinde, aptioresque multo sint ad proximos suos iuuandos & a peccatis eruendos […].
Ausbildung allgemeiner Vertragslehren
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Abbildungen Abb.1:
Francisco de García, Tratado utilísimo y muy general de todos los contratos, Valencia 1583 (italienisch: Brescia 1589; 1596), Illustration aus der Edition Brescia 1596, p. 751.
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Abb. 2:
Tomás de Mercado, Tratos y contratos de mercaderes, Salamanca 1569.
Clarisse Siméant
Le privilège dans le droit canonique médiéval: une catégorie juridique transposable au droit français
Le droit positif français nie l’existence du privilège. L’abolition des privilèges décrétée par les révolutionnaires durant la nuit du 4 août 17891 semble avoir fait définitivement disparaître cette catégorie juridique de la sphère du droit. Les privilèges ne sont toutefois pas oubliés du langage commun, lequel y attache une connotation toujours péjorative. La réprobation populaire vise alors moins le privilège que les privilégiés. Le terme stigmatise les individus qui échappent au lot commun des difficultés diverses, qu’elles soient réglementaires, administratives ou encore financières ou fiscales. Le lien entre le privilège et le droit subsiste néanmoins dans cette appréciation populaire, car sont privilégiés ceux qui, immanquablement, ont été favorisés par l’octroi de passe-droits. Le droit, quant à lui, n’a pas irrémédiablement banni le privilège au-delà de ses frontières. Une recherche sur le site “Légifrance”, lequel met en ligne l’essentiel du droit positif français, annonce en effet une belle moisson de plus de trois mille occurrences dans les textes législatifs, les codes en vigueur ainsi que dans la jurisprudence administrative et judiciaire. La collecte sur le site de la Cour de Cassation ajoute encore quelques centaines de références. Après une consultation par sondage, il s’avère que la plupart des occurrences concerne une institution spécifique insérée dans le droit des sûretés. Le privilège désigne le droit appartenant à un créancier d’être payé sur les biens d’un débiteur par préférence à d’autres créanciers2. En confisquant le terme de privilège pour désigner ce droit de préférence technique, les rédacteurs du Code civil ont en restreint l’usage sémantique. L’emploi du vocable dans une autre acception nécessite alors l’ajout d’un complément terminologique. Ainsi est-ce le cas du privilège de juridiction. Qualifié de tel par les juristes sans toutefois être inscrit en ces termes dans le Code civil, le privilège de juridiction permet à un plaideur français d’attraire un étranger devant les juridictions françaises, et au plaideur 1
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Ce texte est édité par J.-B. DUVERGIER, Collection complète des lois, décrets, ordonnances, règlements et avis du Conseil d’État…, de 1788 à 1824, t. I, Paris 1824, p. 39-41. Sur la conception tronquée des privilèges par les députés de l’Assemblée Nationale, cf. Y. DURAND, Les privilèges selon Sieyès ou le triomphe de la désinformation, dans: Histoire, économie et société 11-2 (1992), p. 295-323. Le Code civil, au sein du sous-titre concernant les sûretés réelles, y consacre 6 chapitres: articles 2330-2332; articles 2374-2386; articles 2426-2488.
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français ou étranger d’y attraire un français3. Nombres d’occurrences tirées de la jurisprudence sont également associées de manière systématique au terme immunité. Les “privilèges et immunités” font échapper une personne, en raison de sa fonction, à un devoir ou une sujétion pesant sur les autres. Que les bénéficiaires soient diplomates, consuls, chefs d’État ou encore parlementaires, les privilèges et immunités doivent leur permettre d’œuvrer au nom de l’État ou de l’organisation internationale qu’ils représentent sans menacer leur liberté d’action. Signe de la méfiance du législateur à l’égard du terme privilège, il est remarquable que cette acception est le fait, non de textes législatifs français, mais de traités internationaux et européens4. Dans les discussions doctrinales, c’est une formulation anglo-saxonne qui retient l’attention: le legal privilege. Embarrassés par une traduction insatisfaisante – l’obligation de confidentialité et d’intransmissibilité des avis –, les juristes préfèrent conserver la terminologie venue d’Outre-Manche pour désigner la protection des communications entre le professionnel du droit et son client en cas d’enquête judiciaire ou administrative5. Il convient de distinguer par son caractère unique, l’ultime citation du terme privilège. Dans son article R*135-9, le Code de justice administrative relève, en effet, sans toutefois en donner une définition, le cas de membres du Conseil d’État bénéficiant d’un “privilège de l’État”6. Cette formulation exceptionnelle semble laisser entendre l’existence d’une catégorie d’actes juridiques qualifiés de privilèges. Toutefois, à la question de savoir si les privilèges constituent une source de droit qui prendrait sa place dans la hiérarchie des normes, les études consacrées aux sources du droit positif français sont décevantes. Si la plupart des auteurs restreignent les sources à la distinction classique – loi, coutume, jurisprudence et doctrine7 –, certains font 3 4 5 6
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Le domaine et la mise en œuvre de ce privilège fondé sur la nationalité des parties sont déterminés par les articles 14 et 15 du Code civil. Cf. par exemple le “Protocole sur les privilèges et immunités des Communautés européennes”, conclu le 8 avril 1965 et inséré dans le Traité sur l’Union européenne. Cette obligation du secret est imposée à certaines catégories professionnelles par l’article 226-13 du Code pénal. « Sont notamment placés dans la position de disponibilité pour convenances personnelles les membres du Conseil d’État qui quittent momentanément le Conseil d'État pour exercer un mandat ou des fonctions quelconques dans les établissements privés, même soumis au contrôle de l’État, ou bénéficiant d’un privilège de l’État, lorsque ce mandat ou ces fonctions n’ont été ni conférés ni confirmés par un acte du Gouvernement ». À titre d’exemple, cf. G. DE GEOUFFRE DE LA PRADELLE, Essai d’introduction au droit français, I, Les normes, Nanterre 1990; G. MARTY / P. RAYNAUD, Droit civil, I, Introduction générale à l’étude du droit, 3e éd., Paris 1976; C. AUBRY / C. RAU, Cours de droit civil français, 7e éd., Paris 1961-1968; R. BONNARD, Précis de droit administratif, Paris 1935; M. HAURIOU, Précis de droit administratif et de droit public, 12e éd., revue et mise à jour par A. HAURIOU [reprod. en fac-similé de: Paris 1933], Paris 2002.
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une place à la législation dite privée8. Sous ce terme sont rassemblés pêle-mêle les conventions collectives, les droits des organisations professionnelles ou encore ceux de collectivités en tous genres. Néanmoins, là encore, les auteurs, indécis sur la formulation exacte de cette catégorie d’actes juridiques, se gardent bien de la qualifier de privilège. Le soin apporté à éviter le terme contraste avec le nombre de situations juridiques qui peuvent être assimilées à des privilèges au regard de la définition la plus largement acceptée. Le privilège est une faveur accordée à une ou plusieurs personnes, un lieu ou à une collectivité, qui déroge au droit commun. Le refus du droit positif français de reconnaître le privilège comme une catégorie juridique s’oppose à la position du droit canonique. Dans le livre dédié aux normes générales, le Code de 1983, comme celui de 1917, consacre un chapitre aux privilèges9. Le Code reprend en la matière l’héritage des docteurs médiévaux qui ont forgé une catégorie juridique malléable. L’histoire du droit canonique offre ainsi au droit positif français un modèle d’acte juridique en s’accommodant, d’une part, d’une grande souplesse dans la définition du concept de privilège, et d’autre part, d’un large éventail de moyens d’extinction.
I. La souplesse de la catégorie juridique des privilèges Les privilèges ont fait l’objet de nombreuses études qui permettent de les circonscrire de la période romaine à la période moderne10. L’historiographie démontre que c’est l’abondante concession de privilèges au Moyen Âge qui a encouragé les constructions doctrinales les plus fructueuses sur la théorie de ces actes spécifiques11. L’évolution de la définition de cette catégorie juridique à cette période est retracée tout particulièrement par l’étude du Professeur Jean
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À titre d’exemple, cf. P. JESTAZ, Les sources du droit, Paris 2005. A. MCCORMACK, The term “privilege”. A textual Study of its Meaning and Use in the 1983 Code of Canon Law (Tesi Gregoriana, Serie Diritto Canonico 23), Roma 1997. Pour une étude comparée du privilège tant en théorie qu’en pratique, cf. B. DÖLEMEYER / H. MOHNHAUPT (ed.), Das Privileg im europäischen Vergleich (Ius Commune, Sonderhefte 93 et 125), 2 vol., Frankfurt-am-Main 1997-1999. G. LE BRAS / C. LEFEBVRE / J. RAMBAUD, L’âge classique (1140-1378), Sources et théorie du droit (Histoire du droit et des institutions de l’Église en Occident VII), Paris 1965, p. 487-513; E. CORTESE, La norma giuridica. Spunti teorici nel diritto comune classico (Jus Nostrum 6), Milano 1962-1964, ristampa 1995, t. I, p. 156 sq. et t. II, p. 42 sq.; C. SCHWARZENBERG, Privilegio. Diritto intermedio, dans: Novissimo Digesto Italiano, 3e éd., Torino 1957-1975, t. XIII, p. 978-991; L. SPINELLI, Privilegio. Diritto canonico, dans: Ibid., p. 991-992; C. LEFEBVRE, Privilège, dans: DDC, t. 7, Paris 1965, col. 225-229.
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Gaudemet, ainsi que par celles des Professeurs André Gouron, Richard Potz et Vincenzo Piano Mortari12. Cette catégorie juridique à facettes multiples trouve ses origines dans le droit romain13. Tirée de la Loi des XII Tables et rapportée par Cicéron († 43 av. J.-C.), l’occurrence la plus ancienne classe les privilèges dans la catégorie des actes odieux. Selon le célèbre orateur, ces “lois concernant les particuliers que l’on appelle privilèges” doivent être condamnées14. Cette réprobation trouve son fondement dans l’essence de la loi. Accorder des mesures particulières est en effet contraire au principe de généralité de la loi. Qu’il s’agisse de mesures particulières concédées à des groupes de personnes, agents publics ou ecclésiastiques, à des lieux comme les cités, ou encore à des individus, les privilèges deviennent pourtant de plus en plus fréquents durant la période impériale15. En l’absence d’une définition insérée dans les constitutions ou proposée par la jurisprudentia, le privilège reste cette “loi à l’égard des particuliers” décriée par Cicéron. Possédant de nombreuses similitudes avec le privilegium, l’expression jus singulare apporte à la position du droit romain à l’égard des mesures particulières un lot d’incertitude supplémentaire. Les jura singularia désignent des conditions différentes du droit commun à l’égard d’une classe de personnes de choses ou d’institutions. Contrairement au privilegium, le jus singulare a l’attention de la doctrine qui le définit comme “ce qui, justifié par son
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J. GAUDEMET, Ambiguïté du privilège, dans: Vitam impendere vero. Studi in onore di Pio Ciprotti (Utrumque ius 14), Roma 1986, p. 45-62, réimpr. dans: ID., Droit de l’Église et vie sociale au Moyen Âge (Collected Studies Series 300), Northampton 1989, n° V; A. GOURON, La notion de privilège dans la doctrine juridique du douzième siècle, dans: Das Privileg (cf. n. 10), t. II, p. 1-16; R. POTZ, Zur kanonistischen Privilegientheorie, dans: Ibid., t. I, p. 13-67; V. PIANO MORTARI, Ius singulare e privilegium nel pensiero dei Glossatori, dans: Rivista italiana per le scienze giuridiche XCII/serie 3 IX (1957-1958), p. 271-350. Sans oublier les études plus anciennes d’A. VAN HOVE, De privilegiis. De dispensationibus (Commentarium Lovaniense in Codicem iuris canonici I, 5), Mechliniæ/Romæ 1939; D. LINDNER, Die Lehre vom Privileg nach Gratian und den Glossatoren des Corpus iuris canonici, Regensburg 1917. Sur les acceptions romaines du privilège, cf. M. HUMBERT, Les privilèges, des XII Tables à Cicéron, dans: Splendissima civitas: études d’histoire romaine en hommage à François Jacques (Histoire ancienne et médiévale 40), [Paris] 1996, p. 151-168; G. MELILLO, Privilegio. Diritto romano, dans: Novissimo Digesto Italiano, éd. citée [cf. n. 11], t. XIII, p. 977-978; G. WESENBERG, Privilegium, dans: Paulys Realencyclopädie der classichen Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung von G. WISSOWA, t. 47, Stuttgart 1957, col. 17-29; R. ORESTANO, Ius singulare e privilegium in diritto romano: contributo storico-dommatico, dans: Annali dell’Universita di Macerata XI (1937), p. 5105 et XII-XIII (1938-1939), p. 5-106 [cet article n’a pas pu être consulté]. CICÉRON, De legibus, III, 19, 44: “majores nostri […] in privatos homines leges ferri noluerunt, id est enim privilegium…” (éd. par G. DE PLAINVAL, Paris 1968, p. 105). Cf. GAUDEMET, Ambiguïté du privilège (cf. n. 12), p. 48.
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utilité, est introduit contre la raison par une autorité”16. Aussi cette définition du jus singulare offre-t-elle alors une lecture a contrario du privilège lequel désigne une mesure concédée au simple titre de faveur et qui se place alors en dehors du jus. Explicitement posée, cette définition aurait permis une approche restrictive mais simple de la notion. Malgré l’emploi exclusif du terme privilège pour désigner toutes les situations particulières dans les sources juridiques du Haut Moyen Âge17, l’imprécision va toutefois persister aux siècles suivants. Les docteurs médiévaux s’appuient en effet sur la diversité des exemples offerts par la redécouverte de la compilation justinienne ainsi que sur la formule tirée des “Étymologies” d’Isidore de Séville († 636). Déformant la citation de Cicéron, l’évêque associe le privilège aux lois des particuliers ou encore à des quasi privatæ leges18. Peu attachés à la définition du terme, les glossateurs cherchent à identifier les privilèges vis-à-vis du jus commune, en les classant dans la catégorie des rescrits. La Summa Trecensis, élaborée vers 1140, fait ainsi des privilèges l’exception la plus notable à la règle générale. Le privilège désigne alors, par une succession de plus en plus grave, une mesure relevant du jus singulare, non inscrite ou n’ayant pas d’équivalent dans le corps de règles juridiques, et enfin, contraire au droit19. Composé après 1160, le Brachylogus affirme plus simplement que le privilège est le jus singulare introduit contre le droit commun20. Cette construction de la définition par opposition au droit commun donne au privilège, pour nombre de juristes, à l’exemple de Rogerius, une image négative. Dans sa somme sur le Code de Justinien, élaborée dans les années 1160-1170, le privilège n’est qu’une mesure particulière introduite soit par faveur, soit par haine21. Cette méfiance, tout comme l’imprécision quant à la définition, à l’égard des privilèges, subsiste chez les canonistes, lesquels ajoutent une difficulté en adoptant la formule d’Isidore de Séville. Insérée dans le Décret de Gratien, la 16 17 18
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D., 1, 3, 16: “Ius singulare est, quod contra tenorem rationis propter aliquam utilitatem auctoritate constituentium introductum est”. Cf. SCHWARZENBERG, Privilegio (cf. n. 11), p. 979. Isidorus Hispanensis, Etymologiæ, V, 18, 1: “Privilegia autem sunt leges privatorum, quasi privatæ leges, nam privilegium inde dictum quod in privato feratur.” (PL 82, col. 202; éd. W. M. LINDSAY, Oxonii 1911, réimpr. 1989-1991, t. 1, s. p.) Cf. A. GOURON, La notion (cf. n. 12), p. 8-9. Corpus legum sive Brachylogus juris civilis, I, 2, 8: “Est enim privilegium jus singulare certis ex causis contra jus commune introductum” (éd. E. BÖCKING, Berlin 1829, réimpr. [100 Jahre Bürgerliches Gesetzbuch, Pandektenrecht 105] Goldbach 2002, p. 45). Sur l’identité de l’auteur: A. GOURON, L’auteur du Brachylogus: un compagnon de Thomas Becket en exil?, dans: A Ennio Cortese, Roma 2001, t. II, p. 163-173, réimpr. dans: ID., Pionniers du droit occidental au Moyen Âge (Collected Studies Series 865), Aldershot 2006, n° VII. Rogerius, Summa Codicis, I, 14, 6-9: “Si est jus speciale, aut est inventum favore, aut odio.” (éd. J. B. Palmieri, BIMAE, I, Bologna 1913, p. 58-59); cf. A. GOURON, La notion de privilège (cf. n. 12), p. 11.
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définition isidorienne est utilisée pour opposer les privilèges, privatae leges, aux règles générales22. Aussi, d’après les canonistes, le privilège est-il une loi qui va à l’encontre des mesures générales et qui se confond avec le jus singulare, comme en témoignent Hostiensis († 1271) ou encore Raymond de Peñafort († 1275)23. Confondu avec le jus singulare, le terme privilège se décline pour désigner toutes les situations particulières quel que soit leur degré de dérogation au droit commun et quel que soit leur mode de concession. Bien que le privilège soit tenu en effet pour une loi privée, les juristes admettent qu’il trouve également sa source dans la coutume et la prescription24. À partir du XVe siècle, la communication, c’est-à-dire la concession de droits à un ordre religieux faite à l’imitation d’une autre, s’ajoute aux moyens d’acquérir des droits dérogatoires25. De manière implicite, le caractère législatif du privilège est également remis en question par les canonistes qui relèvent que le pape ou le prince, en concédant des privilèges, peut aller au-delà ou contre le droit. L’autorité concédante agit alors, non comme législatrice mais comme détentrice de la plena potestas26. Aussi, lorsque la concession s’effectue par le biais d’une loi, est-elle désignée par le terme de “privilège général”, tandis que la concession d’un acte particulier relevant du plein exercice de l’autorité suprême, est qualifiée, quant à elle, de “privilège spécial”. Outre la qualité de l’autorité concédante, cette distinction met en valeur des bénéficiaires ainsi que des catégories de droits différents. Dans le premier cas, la concession d’un droit singulier vise des corps ou des classes de personnes et s’apparente alors au jus singulare. Dans le second cas, la concession vise une personne ou une institution déterminée et constitue une mesure de faveur en marge ou contraire au droit27. Le privilège désigne ainsi toute mesure, quelle que soit sa nature ou son étendue, dérogatoire au droit commun.
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D. 3, d. p. c. 2, c. 3. Le privilège est à multiples reprises mentionné dans le Décret. Cf. références citées par PIANO MORTARI, Ius singulare (cf. n. 12), p. 296. Raimundus de Pennaforte, Summa de jure canonico, I, 8, 2: “Privilegium est beneficium contra jus commune indultum. Nam superfluum est privilegio impetrare quod jure communi competit. Dicitur autem privilegium quasi lex privata, vel qui a in privato fertur, vel quia privat a jure communi.” (éd. X. OCHOA / A. DIEZ, Roma 1975 [Universa Bibliotheca Iuris 1/A], col. 485-486); Hostiensis, Summa ad X, 5, 33, n° 1, Quid sit privilegium: “Et quidem privatum sive singulare jus contra commune indultum.” (Lugduni 1537, réimpr. anast. Aalen 1962, fol. 262). Cf. LE BRAS / LEFEBVRE / RAMBAUD, L’âge classique (cf. n. 11), p. 493-499. Sur ce sujet: R. NAZ, Communication des privilèges, dans: DDC, t. III, col. 1095-1097; R. A. MATULENAS, Communication, a source of Privileges: an historical synopsis and commentary, Washington 1943. Cf. POTZ, Zur kanonistischen Privilegientheorie (cf. n. 12), p. 35-42; GAUDEMET, Ambiguïté (cf. n. 12), p. 52-53. Ibid., p. 54; LE BRAS / LEFEBVRE / RAMBAUD, L’âge classique (cf. n. 11), p. 489-490 et p. 492-493.
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La fréquence des actes privilégiés concédés par l’autorité pontificale et les princes impose aux juristes médiévaux une acception très large du terme privilège. Par souci de pragmatisme, les canonistes ont donc renoncé à ranger les privilèges aux côtés des lois, afin de mettre en valeur une surveillance attentive de cette source particulière de droit. Parmi les collections composées après le Décret de Gratien, la Compilatio Ia donne le ton dans le traitement de la catégorie des privilèges. Cette collection privée, composée par Bernard de Pavie († 1213) vers 1187-1192, fait une place spécifique aux privilèges au sein de ses cinq livres. Alors que le premier livre traite en premier lieu de la législation, les privilèges sont rangés dans le livre V au sein des infractions et de la procédure criminelle. Plus préoccupé des abus qu’engendrent ces mesures particulières que par leur nature spécifique, Bernard de Pavie en traite sous le titre De privilegiis et excessibus privilegiatorum28. Publié en 1234, le Liber Extra, composé par Raymond de Peñafort, reprend cette classification29. Le Liber Sextus, publié par Boniface VIII en 1298, puis les Clémentines en 1317 et enfin les Extravagantes communes, suivent l’exemple de la compilation des Décrétales de Grégoire IX30. Seules les Clémentines reprennent l’intitulé péjoratif de la Compilatio Ia et du Liber Extra. Dans les autres collections du Corpus juris canonici, les chapitres consacrés à cette source de droit particulière ont reçu le simple titre De privilegiis. L’attention, voire la méfiance, des juristes à l’égard de ces concessions juridiques spécifiques reste toutefois très vive et compense ainsi l’absence de définition précise. Tant romanistes que canonistes, les juristes de l’époque moderne n’apportent pas davantage de réponse simple et définitive à la catégorie des privilèges31. Néanmoins, le siècle des Lumières contribue à renforcer l’appréciation négative à l’égard de cette source de droit. À la critique juridique d’inégalité devant le droit, la critique sociale vient s’ajouter. Les privilèges reconnus au Moyen Âge à certaines catégories sociales en raison de leurs fonctions sont alors considérés comme allant à l’encontre de l’égalité et de la liberté reconnues à tous les hommes. La généralité de la loi apparaissant alors comme le meilleur moyen de répondre aux exigences juridiques et politiques de
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Compilatio Ia, 5, 28 (Quinque compilationes antiquae, éd. E. FRIEDBERG, Leipzig 1882, réimpr. anast. Gratz 1956). X, 5, 33. À ce propos, il est remarquable que “Raymond de Peñafort dans sa Summa juris aborde la théorie des privilèges tout de suite après celle des rescrits, alors que dans la compilation grégorienne il abandonnera cette heureuse inspiration”: LE BRAS / LEFEBVRE / RAMBAUD, L’âge classique (cf. n. 11), p. 487, n. 2. VI, 5, 7; Clem., 5, 7; Extrav. Com., 5, 7. Les Extravagantes de Jean XXII, classées quant à elles en 14 titres, consacrent le titre 11 aux privilèges, cf. GAUDEMET, Ambiguïté (cf. n. 12), p. 55-56. Cf. POTZ, Zur kanonistischen Privilegientheorie (cf. n. 12), p. 63-65; GAUDEMET, Ambiguïté (cf. n. 12), p. 56-58.
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la société, la catégorie juridique des privilèges est condamnée par les nouveaux législateurs de la fin du XVIIIe siècle et du XIXe siècle32. Les codifications canoniques du XXe siècle conservent toutefois toute leur attention à cette source de droit dont le terme est dorénavant honni par les législations civiles. La place des privilèges dans les codes de droit canonique de 1917 et de 1983 fait naître l’idée que les législateurs ont eu l’ambition de mettre un terme à l’indétermination héritée des docteurs médiévaux. Les privilèges constituent en effet une catégorie juridique à part entière dont les canons sont insérés dans le livre consacré aux normes33. Toutefois l’acception large de la notion se constate à la lecture des canons. Si aucune description du privilège ne se trouve dans le Code de 1917, les rédacteurs du Code de 1983 tentent une amorce de définition dans le canon 76: Le privilège, ou grâce donnée par un acte particulier en faveur de certaines personnes physiques ou juridiques, peut être accordé par le législateur et aussi par l’autorité exécutive à qui le législateur a octroyé ce pouvoir.
L’on retrouve ainsi dans ce canon les incertitudes concernant la nature et l’étendue des droits concédés. Alors que les travaux préparatoires proposaient de retirer le caractère législatif du privilège pour le ranger parmi les actes administratifs particuliers concédés par le pouvoir exécutif, le canon 76 lui offre une double nature législative et exécutive34. Cette imprécision permet ainsi de rassembler sous le terme privilège les droits particuliers et les faveurs. Les premiers constituent des statuts juridiques spécifiques qui dérogent au droit commun mais qui s’insèrent dans le droit. Les faveurs, quant à elles, sont des avantages qui vont également à l’encontre du droit commun mais qui reposent sur une décision arbitraire fondée sur des considérations d’opportunité ou d’indulgence35. Transposer au droit positif français ces deux catégories de droits que le droit canonique qualifie de privilèges n’est pas une opération difficile. Ainsi, l’actualité sociale met-elle en valeur de nombreuses catégories professionnelles qui échappent au régime général de sécurité sociale instauré par l’ordonnance du 4 octobre 1945. C’est le cas, entre autres, des clercs et employés de notaires qui bénéficient d’un régime spécial de sécurité sociale institué par une loi du 12
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Cf. SCHWARZENBERG, Privilegio (cf. n. 11), p. 981; PIANO MORTARI, Ius singulare (cf. n. 12), p. 335. CIC 1917, I, 5, c. 63-79; CIC 1983, I, 4, 4, c. 76-84. Cf. POTZ, Zur kanonistischen Privilegientheorie (cf. n. 12), p. 65-66; GAUDEMET, Ambiguïté (cf. n. 12), p. 59-61. Il convient de distinguer ici le privilège de la dispense. “Le privilège accorde un traitement positif spécial hors du droit commun; la dispense exempte d’une obligation légale, et sur ce point consiste en une concession comme le privilège, mais cette concession n’est que particulière et momentanée, et ainsi seulement source d’un droit subjectif.”: LE BRAS / LEFEBVRE / RAMBAUD, L’âge classique (cf. n. 11), p. 514.
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juillet 193736. Ces régimes spéciaux constituent des droits particuliers qui s’insèrent dans le droit. Les faveurs sont quant à elles plus difficiles à identifier. Souvent de nature administrative, elles ne font l’objet d’aucune publicité. Toutefois, un examen rapide du Code général des impôts, par exemple, est suffisant pour nous convaincre de l’existence de nombreuses faveurs légales, comme le droit de distiller leur propre alcool sans payer de taxe accordé aux propriétaires, fermiers ou métayers de vergers et de vignes37. Encourageant la production d’alcool, cette exonération fiscale ne répond ni à l’intérêt général, ni à critère d’utilité et est, de surcroît, contraire aux préoccupations de santé publique liées à la lutte contre l’alcoolisme. Même si le législateur se refuse à employer ce terme, la requalification populaire de cet avantage en “privilège des bouilleurs de cru” est ici parfaitement justifiée. Cette réticence du droit positif français à qualifier une mesure avantageuse de privilège est essentiellement fondée sur l’histoire. Les privilèges ont conservé cette image héritée de l’Ancien Régime de faveurs fondées sur le seul bon vouloir du souverain et de statuts particuliers défendus âprement par leurs bénéficiaires. Leur remise en cause et la résistance provoquée en réaction ayant figé la société, le privilège a acquis la réputation d’immutabilité. Justifiée d’un point de vue politique, cette appréciation est juridiquement erronée comme en témoigne encore le droit canonique qui offre un large éventail de moyens pour mettre fin aux privilèges.
II. L’extinction des privilèges L’élaboration des divers moyens d’anéantissement des privilèges est, là encore, le fruit des constructions doctrinales médiévales38. Devant la multiplication des octrois par les princes, les docteurs et, plus particulièrement, les commentateurs vont s’attacher à mettre en valeur les causes d’extinction, tout en rappelant au 36
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Loi du 12 juillet 1937 instituant une caisse de retraite et d’assistance des clercs de notaires. Suite à la réforme des régimes spéciaux de retraite, les dernières modifications ont été inscrites dans le décret n° 2008-147 du 15 février 2008. Hérité de l’époque napoléonienne, ce droit a été reconnu par une loi du 28 février 1923, avant d’être limité en 1959-1960 – droit reconnu personnel donc intransmissible sauf au conjoint survivant – et intégré au Code général des impôts aux articles 315-317. La loi du 31 mai 2002 de finance pour 2003 a prévu l’extinction de cette allocation de franchise le 1er janvier 2008. In extremis, la loi du 24 décembre 2007 de finance pour 2008 prolonge le maintien de l’avantage pour un délai de 10 ans à compter du 1er janvier 2003. Les défenseurs de cette disposition fiscale avancent que le privilège s’éteindra naturellement par le décès de ses bénéficiaires. Sur ce point cf. LE BRAS / LEFEBVRE / RAMBAUD, L’âge classique (cf. n. 11), p. 506512; CORTESE, La norma (cf. n. 11), t. I, p. 156-162; LEFEBVRE, Privilège (cf. n. 11), col. 227-228; vAN HOVE, De privilegiis (cf. n. 12), p. 202 sq.
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préalable que les privilèges sont en principe perpétuels39. Les différents moyens de perte des privilèges sont réunis sous deux causes principales. La première cause d’extinction consiste en l’écoulement du temps, tandis que la seconde est le fruit de la confrontation du privilège et d’une opposition40. Malgré la perpétuité qui leur est par principe attachée, les juristes reconnaissent en effet que l’action du temps peut éteindre les privilèges dans trois situations. Tout d’abord, la durée du privilège peut être déterminée dans la concession et l’expiration du délai entraîne alors l’extinction de la mesure particulière. Le défaut d’usage d’un privilège entraîne également sa prescription. Le délai de prescription, malgré de nombreuses argumentations de la part des juristes, reste indéterminé et s’étend de dix à quarante ans selon les circonstances41. Enfin, la faveur peut s’éteindre par la disparition du bénéficiaire. Dans ce cas, il est toutefois nécessaire de distinguer si le privilège est personnel, c’est-à-dire concédé à un particulier, ou réel, lorsqu’il est destiné à une église, une cité, établissement ecclésiastique ou encore à un territoire42. Posée dès la fin du XIIe siècle par les canonistes, cette distinction est primordiale, car elle détermine avec précision le moment de l’extinction du privilège. Le privilège personnel s’éteint à la mort du bénéficiaire, tandis que le privilège réel est perpétuel43. C’est pourquoi, lorsque le privilège est concédé à un lieu ou à un corps, les habitants ou les membres jouissent de cette faveur de génération en génération. Seule la fin de l’universitas peut remettre en cause les
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Cf. LE BRAS / LEFEBVRE / RAMBAUD, L’âge classique p. 506; VAN HOVE, De privilegiis (cf. n. 12), p. 202-205. Cette distinction est opérée par le canoniste Antonius de Butrio († 1408), Com. ad X, 1, 2, 8, Cum accessissent, n° 17: “Duo vel tria sunt, quæ possunt tollere privilegium. Aut finis vitæ privilegii: ut quia ad tempus fuit concessum, vel sub conditione extinctiva. Item præscriptio. Aut ergo una ex contraventione privilegii purificantur conditiones, seu purificatur conditio extinctiva privilegii, vel est lapsum tempus privilegii, et planum, quod perditur privilegium.” (Super prima primi Decretalium Commentarii, Venetiis 1578, réimpr. Torino 1967, t. 1, fol. 16v). Cf. LE BRAS / LEFEBVRE / RAMBAUD, L’âge classique (cf. n. 11), p. 510-511. Hostiensis subdivise encore cette distinction de manière à mettre en valeur les grâces accordées aux corporations ou aux collèges, dans sa Summa ad X, 5, 33, n° 3, Quot sint species privilegiorum: “Aliud reale. Aliud singulariter personale. Aliud communiter personale. Aliud singulariter et communiter corporale. Aliud tantum communiter corporale.” (éd. citée [cf. n. 23], fol. 262). Sur le contenu de cette classification, cf. vAN HOVE, De privilegiis (cf. n. 12), p. 246-252. Huguccio († 1210), Summa ad C. 9, q. 3, c. 8, gl. Ecclesiam vel rectorem: “Nota quod quoddam privilegium conceditur ecclesiæ et quoddam conceditur personæ. Quod conceditur ecclesiæ, dicitur locale et est perpetuum […]. Quod conceditur personæ, dicitur personale et cum persona expirat.” (cité par LINDNER, Die Lehre (cf. n. 12), p. 37, n. 1); Bernardus Papiensis, Summa Decretalium, V, 28, 5 (éd. A. T. LASPEYRES, Regensburg 1861, p. 255); Hostiensis, Summa ad X, 5, 33, n° 3, Quot sint species privilegiorum (éd. citée [cf. n. 23], fol. 262).
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privilèges dont jouissent les habitants ou les membres44. Cette solution favorable au maintien de la mesure particulière et à leurs bénéficiaires encourage les juristes à affirmer qu’en cas d’incertitude sur la détermination du privilège, la faveur est présumée réelle45. Cette première cause d’extinction laisse opérer le temps et la nature et consiste à dresser le constat de la disparition ou de la destruction soit du droit privilégié soit du bénéficiaire. La seconde cause d’extinction est le fruit d’une action contraire à la faveur. Cette remise en cause peut être la conséquence de situations multiples qui sont exposées par le canoniste français Guillaume Durand († 1296)46. Au nombre de huit, trois d’entre elles relèvent directement de l’action du bénéficiaire du privilège. La faveur est perdue dès lors que le détenteur agit contre elle, qu’il y renonce ou qu’il en abuse. Aussi, le bénéficiaire d’un privilège négatif qui le soustrait à une obligation perd-il cette faveur dès le moment où il se conforme à cette contrainte. Cette action contraire est entendue comme une renonciation tacite. De même, la renonciation expresse est admise à la condition qu’il s’agisse d’un privilège personnel. En aucun cas, un clerc ne saurait renoncer à un privilège attaché à son ordo, tel le privilège du for47. Enfin, préoccupation principale des juristes qui ont rangé les privilèges au sein du livre V du Liber Extra sous le titre De privilegiis et excessibus privilegiatorum, l’usage excessif ou l’abus entraîne la perte du privilège. Toutefois, cette extinction n’intervient pas de 44
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Raimundus de Pennaforte, Summa de jure canonico, I, 8, 3: “Personale quod conceditur alicui personæ, et hoc exstinguitur cum persona. Hoc tamen quandoque transmittitur ad posteros, videlicet cum est concessum alicui et successoribus suis aliquod privilegium. […] reale quod conceditur uni ecclesiæ vel monasterio tantum, et istud non finitur cum persona, immo est coævum ipsi rei.” (éd. citée [cf. n. 23], col. 17). Sur la fin d’une universitas, cf. P. MICHAUD-QUANTIN, Universitas. Expressions du mouvement communautaire dans le Moyen Âge latin (L’Église et l’État au Moyen Âge 13), Paris 1970, p. 211-217. Raimundus de Pennaforte, Summa de jure canonico, I, 8, 3: “Si dubitetur [an] sit personale vel reale, præsumitur reale, donec contrarium probetur.” (éd. citée [cf. n. 23], col. 17); Bartolus († 1357), Com. ad D., 33, 3, 6, Pater filiæ, n° 4-5 (Super secunda Infortiati partem expolita Commentaria, Venetiis 1526, réimpr. anast., Commentaria, Roma 1996, t. 4, fol. 83); Baldus († 1400), Com. ad C., 1, 3, 33 [corr. 34 (35)], Omnia, n° 2 (In primum, secundum et tertium Codicis libros, Augustae Taurinorum 1576, fol. 55v); Petrus de Ancharano († 1416), Com. ad X, 5, 40, 16, Olim, n° 9 (Super Quinto Decretalium facundissima commentaria, Bononiæ 1581, p. 238). Guilelmus Durandi, Speculum juris, II, 2, De impugnatione privilegii, n° 9-10: “Primo si privilegium veniat, vel faciat contra privilegium […]. Tertio, si eo abutatur […]. Quarto propter delictum […]. Quinto, cum enorme damnum inducit alteri […]. Sexto, si princeps, qui illud concessit, scienter judicat contra illud […]. Septimo, si verbo, vel facto tacite, vel expresse ei renunciat privilegiatus […]. Octavo, per secundum privilegium expressam de primo faciens mentionem […]. Nono, si concedens illud revocet.” (Basilæ 1574, reimpr. anast. Aalen 1975, t. 1, p. 675). Cf. LE BRAS / LEFEBVRE / RAMBAUD, L’âge classique (cf. n. 11), p. 508-509; VAN HOVE, De privilegiis (cf. n. 12), p. 232-234.
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plein droit et exige en principe l’intervention de l’autorité supérieure48. C’est pour cette raison que cette cause pourrait être également rangée, dans la classification opérée par Guillaume Durand, aux côtés des cinq autres moyens d’extinction qui dépendent de l’autorité qui a concédé la grâce. Aussi la suppression du privilège peut-elle être prononcée après constatation d’un délit ou d’un préjudice grave causé à un tiers. L’atteinte la plus directe consiste en la révocation du privilège, puisque l’autorité concédante peut remettre en cause le droit qu’elle a elle-même accordé, en prononçant sciemment un jugement contre le droit concédé ou en accordant un second privilège contraire au premier. De ce catalogue de moyens, il est possible de distinguer l’atteinte au privilège par la production d’une loi ou d’un acte contraire à la faveur. Le moyen le plus simple et le plus direct pour amender ou abroger un privilège consiste à édicter une mesure générale qui s’impose à tous. La révocation peut être tacite si la loi est générale, ou encore expresse, si cette dernière contient une formule spécifique, telle que non obstantibus privilegiis, ex certa scientia, ou encore ex plenitudine potestatis, précisant ainsi que l’autorité a connaissance du droit qu’elle modifie49. Toutefois, suivant l’opinion commune des canonistes dès la fin du XIIe siècle, cette intervention de l’autorité doit être fondée sur l’utilité ou la nécessité50. Si la concession de privilèges peut être l’expression absolue de la plena potestas de l’autorité, la capacité à agir directement contre les privilèges paraît au contraire très encadrée en raison des droits acquis par les bénéficiaires51. Reste alors l’action indirecte. L’autorité peut en effet venir à l’encontre d’un privilège en produisant, non plus une loi mais un acte contraire. Les juristes restent toutefois d’avis divers sur l’efficacité de l’abrogation lorsque l’acte incompatible n’est pas de nature législative. Certains préconisent d’apprécier les effets du privilège, d’autres la qualité du bénéficiaire, d’autres enfin l’atteinte à 48 49
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Cf. LE BRAS / LEFEBVRE / RAMBAUD, L’âge classique (cf. n. 11), p. 512. Ibid, p. 507. Sur l’origine de la formule ex certa scientia, cf. G. OTTE, Dialektik und Jurisprudenz. Untersuchungen zur Methode der Glossatoren (Ius commune, Sonderhefte 1), Frankfurt am Main 1971, p. 218-219. Par exemple, Rufinus († 1190), Summa decretorum ad C. 25, q. 1: “Generalia itaque privilegia dispensari possunt a Romana Ecclesia, considerata necessitate vel utilitate.” (éd. H. SINGER, Paderborn 1902, réimpr. Aalen 1963, p. 422). Certains juristes, suivant l’opinion de Guy de Suzaria († v. 1292-1293), remettent en cause la capacité de l’autorité à abroger les privilèges en raison de leur classification au côté des contrats. Ceux-ci sont alors irrévocables car ils relèvent du jus gentium qui est, selon l’opinion de Guy de Suzaria, quasi naturale. Or, l’autorité est soumise au droit naturel et il lui est donc impossible le modifier. Le juriste a exposé sa démonstration dans une quæstio sur la loi Digna vox [C., 1, 14, 4]. Ce commentaire, aujourd’hui perdu, a été reconstitué par E. CORTESE, La norma (cf. n. 11), t. I, p. 155-161. Sur la question de la liberté du prince en matière d’abrogation de privilèges, cf. S. PETIT-RENAUD, “ Faire loy ” au royaume de France de Philippe VI à Charles V (1328-1380), Paris 2001, p. 208220 et p. 232-240.
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l’exercice ou à la substance de la faveur. De cette diversité de propositions, il est impossible de tirer une solution à la confrontation du privilège et d’un acte contraire si la nature de ce dernier reste indéterminée52. Les avis sont heureusement moins partagés lorsque la contradiction est portée par un privilège postérieur contraire au premier. La solution n’a néanmoins pas été aisée à déterminer, en raison de la qualification de loi privée attachée au privilège. Or, à la fin du XIIe siècle, le décrétiste Huguccio opère une classification qui oppose, d’un côté, les canons et les lois et, de l’autre, les lettres et les privilèges accordés par le pape ou l’empereur. Un canon ou une loi postérieurs dérogent aux dispositions antérieures. À l’inverse, une lettre ou un privilège postérieurs ne viennent pas modifier des actes précédents, à moins d’y insérer une mention contraire expresse. Cette différence d’efficacité est justifiée par la présomption de la connaissance de tout le corps du droit par le pape ou l’empereur. Contrairement aux actes privés, qui ne peuvent être gardés en mémoire par les princes en raison de leur grand nombre, tous les canons et toutes les lois sont en effet respectivement contenus dans la poitrine du pape et de l’empereur53. Certains canonistes, mettant en avant la qualification isidorienne de lex privata, proposent que le second privilège révoque ipso jure le privilège antérieur, qu’il y ait ou non une mention à ce sujet dans ce deuxième acte54. D’autres canonistes, comme Geoffroy de Trani († 1245), Hostiensis ou encore Raymond de Peñafort, préfèrent délaisser la qualification de loi privée pour adopter la position d’Huguccio. Aussi, rappellent-ils que, contrairement à la loi, le second privilège n’abroge pas le précédent, à moins d’en faire expressément la mention contraire55. À cette première exception, les canonistes 52
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Sur les différentes solutions proposées par les commentateurs, cf. C. SIMEANT, Le rattachement des principautés à la Couronne de France. Procédure d’union et privilèges (XIIIe-XVIe siècle), thèse droit dactyl., Université Paris-Sud XI 2005, p. 363-365. Huguccio, Summa ad D. 18, c. 7, gl. Regula: “Aliud enim est in canonibus vel legibus, et aliud est in litteris vel privilegiis pape vel imperatoris. Nam in canonibus vel legibus posterior derogat priori, sive faciat de priori mentionem, sive non, quod non videtur per ignorantiam constitui, cum totius juris canonici notitia sit in pectore domini pape et totius juris legalis notitia sit in pectoris imperatoris. Secus est de litteris vel privilegiis, quorum omnium papa vel imperator memoriam habere non potest. Hoc enim potius est divinatis quam humanitatis. Et ideo, si in secundis non fiat mentio priorum, præsumuntur esse impetrata per mendacium, et ideo nullius momenti judicantur, quoniam iniquum hoc est.” (cité par CORTESE, La norma [cf. n. 11], t. II, p. 90, n. 92). Cette proposition est rapportée par, entre autres, Antonius de Butrio, Com. ad X, 1, 2, 8, Cum accessissent, n° 16: “Alii, ut Compos[tellanus, Bernardus († 1267)], quod privilegium regulariter unico actu non perditur, quia est lex, et lex non nisi certis modis tollitur, ut l. De quibus, ff., De legibus [D., 1, 3, 32].” (éd. citée [cf. n. 40], t. 1, fol. 16v). Goffredus Tranensis, Summa ad X, 5, 33, n° 5: “Item tollitur privilegium primum per posterium si in posteriorii fiat mentio de priori. Alias non, ut supra De prescriptionibus, Veniens [X, 2, 26, 19], supra, De officio et potestate judicis delegati, Ex parte [X, 1, 29, 12 ou 13]. Quidam tamen dicunt non esse necessarium quod secundum privilegium faciat mentionem de primo ad hoc ut primum tollatur quia cum privilegia sint leges
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ajoutent encore deux possibilités de remettre en cause le premier privilège. La seconde exception tient à la qualité des actes. Si les actes qui se succèdent sont tous deux généraux ou, à l’inverse, s’ils sont spéciaux, le principe de nonabrogation du premier par le second s’applique56. Si les actes ne sont pas du même rang, les juristes exposent deux solutions. À moins de le mentionner spécifiquement, un privilège général ne déroge pas à un privilège spécial. À l’inverse, un privilège spécial vient modifier en partie le privilège général, en en restreignant le champ d’application57. La troisième exception enfin tient à la qualité des autorités concédantes. Si les princes n’ont pas le même rang, l’autorité la plus élevée fait valoir le privilège qu’elle accorde face à celui accordé par une personnalité d’un rang inférieur58. Ces trois exceptions au principe de non abrogation offrent ainsi une grande liberté aux autorités désireuses de modifier ou de supprimer des privilèges. Elles s’ajoutent à la faculté du législateur de remettre directement en cause ces droits particuliers en justifiant d’une cause d’utilité ou de nécessité. La remise en question des privilèges est donc une opération assez aisée. Cette conception se comprend parfaitement. Indépendant à l’égard de la loi en vertu du célèbre adage du jurisconsulte Ulpien, Princeps legibus solutus est, le prince ne peut pas être davantage lié par les privilèges.
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privatorum […]. Et lex posterior tollat priorem et si de ipsa non faciat mentionem […]. Et ideo privilegium posterius non tollit primum et si de eo nullam facit mentionem ut dicunt. Ad quod respondeo illud locum habet in legibus comunibus et clausis in corpore juris, secus in privatis et non clausis.” (Summa super titulis Decretalium, Lugduni 1519, réimpr. Aalen 1968, fol. 231v/p. 464); Hostiensis, Com. ad X, 2, 26, 19, Veniens, n° 8 (In secundum Decretalium librum commentaria, Venetiis 1581, réimpr. Torino 1965, fol. 156); Raimundus de Pennaforte, Summa de jure canonico, I, 8, 5 (éd. citée [cf. n. 23], col. 19). Bernardus Papiensis, Summa Decretalium, V, 28, 7: “Solet autem quæri, si diversa et contraria privilegia inveniantur, cui sit standum; ad quod distinguendum puto […] si ambo generalia, an ambo specialia […]. Si autem ambo sint generalia vel ambo specialia, standum est anteriori, nisi in posteriori privilegio fiat mentio prioris.” (éd. citée [cf. n. 43], p. 256-257); Raimundus de Pennaforte, Summa de jure canonico, I, 8, 5 (éd. citée [cf. n. 23], col. 19-20); Guilelmus Durandi, Speculum juris, II, 2, De impugnatione privilegii, n° 10 (éd. citée [cf. n. 46], t. 1, p. 675). Odofredus († 1265), Com. ad C., 12, 16, 3, Decurionibus, n° 4: “Et sic no[ta] hic de generali concessione que non tollit quod specialiter concessum est quia semper generi per speciem derogatur, ff., De regulis juris in toto [D., 50, 17].” (Super tribus libris Codicis, Lugduni 1550, réimpr. Bologna 1968 [Opera Iuridica Rariora V/2], fol. 66v); Hostiensis, Com. ad X, 2, 26, 19, Veniens, n° 8 (éd. citée [cf. n. 55], fol. 156); Raimundus de Pennaforte, Summa de jure canonico, I, 8, 5 (éd. citée [cf. n. 23], col. 20). Bernardus Papiensis, Summa Decretalium, V, 28, 7: “Porro si procedant a personis diversæ auctoritatis, privilegium datum a superiori præjudicat privilegio facto ab inferiori.” (éd. citée [cf. n. 43], p. 257); Raimundus de Pennaforte, Summa de jure canonico, I, 8, 5 (éd. citée [cf. n. 23], col. 19-20).
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L’intérêt porté par les juristes médiévaux aux moyens de mettre fin aux privilèges est également très présent dans les codes de droit canonique. Alors que le Code de 1917 consacrait 7 canons à l’extinction sur les 17 dédiés aux privilèges, le Code de 1983 y réserve 7 des 9 canons traitant de ces mesures particulières. Les codes reprennent les principes énoncés par les docteurs médiévaux. Il est tout d’abord rappelé que “le privilège est présumé perpétuel, sauf preuve contraire” (CIC 1983, c. 78 - § 1). Puis sont énumérés tous les moyens par lesquels un privilège peut être perdu ou supprimé: le décès du bénéficiaire, la destruction de la chose ou du lieu privilégié, la révocation par l’autorité compétente, la renonciation du titulaire du privilège acceptée par l’autorité compétente, le non-usage ou l’usage contraire du privilège lésant un droit d’autrui, la fin de la faveur prévue dans la concession, le caractère nuisible ou l’usage illicite provoqués par le changement de circonstances, et enfin l’abus qui constitue une cause légitime de révocation. La catégorie des privilèges ayant des facettes multiples, du droit particulier à la faveur, le droit canonique prévoit une large palette de moyens qui permettent d’en constater ou d’en provoquer la fin. Cette prévoyance constitue un gardefou solide à la concession de privilèges et limite la dangerosité de cette catégorie juridique. Il est regrettable que le droit positif français ne s’inspire pas de cette construction juridique pour encadrer toutes les situations dérogatoires au droit commun que le droit canonique qualifierait sans peine et sans réticence de privilèges59.
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Seul le Conseil Constitutionnel a condamné à plusieurs reprises des mesures dérogatoires qu’il qualifie de “privilèges” en fondant sa décision sur le principe de la rupture d’égalité.
Index canonum et legum
Biblia Sacra Ex 22.21 346 (n. 41) Deut 14.28 346 (n .42) Deut 14.29 346 (n. 42) Deut 23.5 284 2 Reg 5 365 (n .145) Ier 22.3 346 (n. 41) Is 11.1-3 215 Mt 6.19 358, 382 Mt 10.8 360 Mt 19.21 381 Mt 22.20 378 Mt 23.14 346 (n. 41) Act 1.25 112 1 Cor 7.4 131 Leges duodecim tabularum (ca. a.450 a.Chr.) 412 Statuta Ecclesiae antiqua (saec V) c.86 355 (n. 84) Corpus Iuris Civilis (a.529/565)
Institutiones
Ins.1.6 272 Ins.1.8 272, 287 (n. 64) Ins.1.9 272, 278 (n. 43), 281 (n. 50) Ins.1.10.12 280 (n. 48) Ins.1.10.13 280 (n. 48) Ins.1.11 272, 278 (n. 43), 280 (n. 48) Ins.1.11.5 277 (n. 41) Ins.2.9 287 (n. 64) Ins.2.9.5 126 (n. 121) Ins.2.12 287 (n. 64)
Ins.2.19.1 Ins.2.20.4 Ins.3.19.19 Ins.3.19.20 Ins.3.20.4
287 (n. 64) 30 (n. 17) 117 117 116 (n. 67)
Codex Iustinianus
C.1.2.1 316 (n. 14), 324 C.1.14.4 420 (n. 51) C.1.14.5.1 28 C.2.2 255 C.2.12(13).21 119 C.2.12(13).24 119 C.2.19.2 100 (n. 104) C.2.27(28).1 311 (n. 2), 312 (n. 4), 313 (n. 5) C.3.18.13 116 C.3.22.1 120 C.3.42.8 116 C.4.19 81 (n. 31) C.4.19.13 306 (n. 64) C.4.19.14 256, 303 (n. 53) C.4.19.16 99 (n. 102), 104 (n. 120) C.4.19.18 101 C.4.27.1 117, 126 (n. 121) C.4.28.7 100 (n. 104) C.5.27 273 (n. 29), 280 (n. 49), 282 (n. 54) C.6.23.5 256 C.6.37.10 30 (n. 17) C.6.50(49).19 233 (n. 56) C.6.55 287 (n. 64) C.6.55.3 256, 260 C.7.47.1 198 (n. 16) C.8.2.3 304 (n. 56) C.8.23.1 120 C.8.54.3 116 C.8.54(55).3 125 (n. 20)
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C.9.18 29 (n. 15) C.10.1.7.5 129 (n. 149) C.10.69 128 (n. 138) C.10.71(72).3 129 (n. 146) C.11.48.6-7 29 (n. 13) C.11.48.24.1 29 (n. 14)
Digesta
D.1.3.16 413 (n. 16) D.1.3.40 248 (n. 104) D.1.6.3 281 (n. 50) D.1.6.4 270 (n. 19) D.1.6.6 254, 281 (n. 50), 303 (n. 53), 394 (n. 56) D.1.7.1 276 (n. 36) D.1.7.17.5 129 (n. 142) D.1.7.18 129 (n. 142) D.1.7.43 277 (n. 41) D.2.4.4.1 256 D.2.4.5 255, 256, 259, 260 D.2.11.9.1 201 D.3.3.1 119 D.3.3.27.1 117 D.3.5.5.3 119 D.5.2.27.1 256 D.12.1.9.8 130 (n. 150) D.13.5.1 126 D.13.5.5.9 117, 126 (n. 121) D.16.1.2.1 118 D.19.5.5 278 (n. 44) D.22.3.1 304 (n. 56, 57) D.22.3.15 303 (n. 52), 304 (n. 56) D.22.3.28 230 (n. 48) D.23.2.24 294-296 D.27.8.1.15 129 (n. 144, 146, 147) D.27.8.8 130 (n. 149) D.32.1.22 318 (n. 17), 335 (n. 51) D.34.4.4 324 D.35.1.83 251 (n. 8), 259 D.38.10.10 270 (n. 21) D.39.2.13 128 (n. 137) D.39.2.18.16 117 D.39.3.2.8 230 (n. 48), 239 (n. 72) D.41.2.49.2 130 (n. 153) D.43.16.1.13 131
Index canonum et legum
D.44.7.11 151 (n. 61) D.45.1.38.17 117, 198 (n. 19) D.45.1.38.20 117 D.45.1.38.21 130 (n. 150) D.45.1.38.23 117 D.45.1.61 321 D.46.5.5 117 D.46.6.2-4 117, 129 (n. 143) D.46.6.12 130 (n. 149) D.47.4.1 120 D.50.16.180 131 D.50.16.195 270 (n. 21) D.50.17.30 300 (n. 44)
Novellae
Nov.1.2.1 235 (n. 64) Nov.5.2 31 Nov.5.5 28, 30 (n. 18) Nov.22.5 31 Nov.74.1 283 (n. 55) Nov.74.2 282 (n. 54), 285 (n. 59) Nov.89 285 (n. 59) Nov.89.1 274 (n. 31), 275 (n. 33), 278 (n. 43), 282 (n. 54) Nov.89.6 284 (n. 58) Nov.89.14 286 (n. 64) Nov.89.15 278 (n. 43), 281 (n. 52) Nov.90.2 218 (n. 8) Nov.107 325 (n. 33) Nov.117.15 284 (n. 58) Nov.123.5 31 Nov.123.37 324 (n. 31) Nov.123.38 28, 30 (n. 18) Nov.123.40 31 Nov.134 112 Iuliani Epitome (saec. VI) 67.5 (=cap. 215) 273 (n. 27) 82.1 (=cap.309) 273 (n. 28) Authenticum (Collectio Novellarum saec. XI) 6.1.1 283 (n. 55) 6.1.2 282 (n. 54), 285 (n. 59) 7.1 285 (n. 59)
Index canonum et legum
7.1.1 274 (n. 31), 275 (n. 33), 278 (n. 43), 282 (n. 54) 7.1.6 284 (n. 58) 7.1.14 286 (n. 64) 7.1.15 278 (n. 43), 281 (n. 52) 8.3 325 (n. 33) 8.13.15 284 (n. 58) 9.15 324 (n. 31) Authenticae in Codicem insertae (saec. XII) In C.5.5.6 286 (n. 64) In C.5.27.8 281 (n. 52) In C.6.59.11 278 (n. 44) Gregorius Magnus († a.604)
Registrum Epistolarum 25 (n. 5) I.1 113 (n. 45) III.6 28 III.30 26 III.55 28 IV.11 27 IV.33 27 IV.43 28 V.48 27 V.52 27 VI.35 28 VI.49 31 VII.20 28 VIII.3 30 VIII.4 26 VIII.7 27 VIII.10 30 VIII.21 28 VIII.32 28 VIII.35 27 IX.19 30 IX.52 26 IX.53 26 IX.77 27 IX.88 27 IX.92 27 IX.97 27 IX.129 29
427
IX.147 27 IX.155 30 IX.198 28 IX.205 29 IX.235 27 XI.15 26 (n. 6), 27, 30 XI.16 30 XI.22 27 XI.27 31 XI.30 31 XII.7 125 (n. 114) XIII.48 29 XIII.49 28 Praeceptio Chlotari (a.616) c.10 355 (n. 88) Decretales Pseudoisidorianae (saec. IX) Praefatio 61 Benedictus Levita, capitularia (falsa) (saec. IX) 3.153 179 (n. 42) Regino Prumensis, De Synodalibus Causis et Disciplinis Ecclesiasticis libri duo (a.906) 2.5 356 (n. 89) 2.232 217 (n. 6) 2.233 217 (n. 6) Burcardus Wormaciensis
Decretorum libri viginti (a.1008/1012) 2.207 3.140 3.141 3.142 3.159 5.24 5.25 5.31 5.32
377 (n. 206) 374 (n. 190) 358 (n. 105), 374 (n. 189) 374 (n. 190) 373 (n. 186) 374 (n. 187) 374 (n. 187) 374 (n. 187) 374 (n. 188)
428
7.30 9.32
Index canonum et legum
216 (n. 3) 87 (n. 63)
Lex familiae Wormatiensis ecclesiae (1023/1025) c.3
372
Libri Feudorum (saec. XI/XII) LF 2.53.10 311 (n. 2) Quinque Compilationes Antiquae (saec. XII/XIII) 1 Comp. 1.9.12 259 1 Comp. 2.13.8 224 (n. 27) 1 Comp. 2.13.20 217 (n. 6) 1 Comp. 2.16 92 (n. 81) 1 Comp. 2.16.2 252 1 Comp. 2.16.6 103 (n. 117) 1 Comp. 2.16.9 252 1 Comp. 4.1.2 261 1 Comp. 4.14.2 224 (n. 26) 1 Comp. 4.18 278 (n. 45) 1 Comp. 4.18.3 251 1 Comp. 5.2.7 361 (n. 117) 1 Comp. 5.2.8 360 (n. 116) 1 Comp. 5.6.11 95 (n. 89) 1 Comp. 5.28 415 (n. 28) 1 Comp. 5.29 90 (n. 76) 1 Comp. 5.29.3 87 (n. 62), 89 (n. 71) 2 Comp. 1.9.4 256 3 Comp. 1.2.7 349 3 Comp. 2.4.1 188 3 Comp. 3.2.1 257 3 Comp. 3.19.2 350 (n. 58), 354 (n. 78) 3 Comp. 3.28.2 349 (n. 57) 3 Comp. 5.3.1 366 (n. 147) 4 Comp. 2.3.3 188 (n. 72) 4 Comp 2.6.2 252 4 Comp. 2.7.6 229 (n. 44) 4 Comp. 2.9.1 312 4 Comp. 3.5 350 (n. 60) 4 Comp. 4.3.3 228 (n. 43) 4 Comp. 5.2.5 364 (n. 135)
4 Comp. 5.2.6 4 Comp. 5.5.2 5 Comp. 1.16.1 5 Comp. 3.15 5 Comp. 5.19.1 5 Comp. 5.19.3
364 (n. 135) 95 (n. 89) 350 (n. 59) 360 (n. 115) 356 (n. 94) 349 (n. 56)
Corpus Iuris Canonici
Decretum Gratiani 9, 13, 16, 17,
254, 293 D.3 c.2 414 (n. 22) D.3 c.3 414 (n. 22) D.4 c.2 85 (n. 57), 222 D.23 c.3 85 (n. 58) D.26 c.3 284 (n. 58) D.29 c.3 223 D.32 c.2 129 (n. 141) D.33 c.7 97 (n. 95, 96) D.33 c.13 284 (n. 58) D.50 c.25 222 D.54 c.15 95 (n. 90), 96 (n. 93), 97 (n. 94), 104 (n. 123) D.56 c.9 284 (n. 57) D.61 c.5 129 (n. 141) D. 63 c.31 124 (n. 113) D. 63 c.33 125 (n. 113) D. 89 c.1 124 (n. 107) D. 94 c.1 120 (n. 92), 123 C.1 q.1 c.104 362 (n. 127) C.1 q.1 c.105 360 (n. 116), 361 (n. 120), 362 (n. 124) C.1 q.2 c.5 129 (n. 141) C.1 q.3 c.15 361 (n. 117) C.1 q.7 c.9 125, 126 (n. 121-123) C.2 q.1 c.7 88 (n. 70), 89 (n. 72) C.2 q.1 c.13 90 (n. 74) C.2 q.1 c.15 259 C.2 q.5 c.1 87 (n. 65), 90 (n. 76, 77) C.2 q.5 c.3 90 (n. 76) C.2 q.5 c.20 90 (n. 76) C.2 q.12 c.23 354 (n. 77) C.3 q.1 c.3 182
Index canonum et legum
C.3 q.9 c.15 218 (n. 8), 227 (n. 38) C.6 q.5 82 (n. 35) C.7 q.1 c.3 96 (n. 92) C.10 q.3 c.8 368 (n. 158) C.12 q.2 c.8 198 (n. 17), 209 C.12 q.2 c.23 354 (n. 82) C.12 q.5 c.7 377 (n. 206) C.13 q.2 c.7 384 (n. 237) C.13 q.2 c.8 382 (n. 226), 383 (n. 233), 384 (n. 237-239), 385 (n. 240) C.13 q.2 c.9 355 (n. 84) C.13 q.2 c.10 355 (n. 85, 86) C.13 q.2 c.11 361 (n. 191), 362 (n. 122) C.13 q.2 c.12 361 (n. 120), 362 (n. 123), 363 (n. 128) C.13 q.2 c.13 361 (n. 20) C.13 q.2 c.14 361 (n. 20), 363 (n. 129) C.13 q.2 c.15 173 (n. 186) C.14 q.3 c.1 391 C.14 q.5 c.8 161 (n. 130) C.14 q.6 c.1 161 (n. 132) C.15 q.1 c.1 139 (n. 18) C.15 q.5 90 (n. 77) C.16 q.1 c.8 369 (n. 162) C.19 q.3 c.8 385 (n. 242) C.19 q.3 c.9 385 (n. 242) C.22 q.5 c.8 234 (n. 62) C.22 q.5 c.12 126 C.23 q.5 c.4 129 (n. 141) C.24 q.1 c.32 61 (n. 127) C.26 q.6 c.7 227 (n. 40) C.26 q.6 c.10 227 (n. 40) C.27 q.2 c.20 129 (n. 141) C.30 q.1-4 277 (n. 42) C.30 q.1 276 (n. 38) C.30 q.1 c.1 277 (n. 41) C.30 q.1 c.8 281 (n. 52), 284 (n. 58) C.30 q.2 c.1 51 (n. 69) C.30 q.3 276 (n. 38), 277 (n. 39) C.30 q.3 c.1 281 (n. 52), 284 (n. 58) C.30 q.3 c.2 281 (n. 52) C.30 q.4 c.2 281 (n. 52)
429
C.30 q.5 294 (n. 24) C.30 q.5 c.1 293-300 C.32 q.1 c.2 288 (n. 68) C.32 q.2 c.12 254 C.32 q.4 c.2 284 (n. 57) C.32 q.4 c.9 281 (n. 52), 284 (n. 57), 286 (n. 64) C.32 q.4 c.15 281 (n. 50), 281 (n. 52), 284 (n. 57) C.33 90 (n. 77) C.33 q.5. c.2 51 (n. 73) C.33 q.5 c.6 56 (n. 99) C.35 q.5 c.2 216 C.35 q.6 c.1 218 (n. 7) C.35 q.6 c.5 217 (n. 6) C.35 q.6 c.6 217 (n. 6) C.35 q.6 c.8 217 (n. 6)
Liber Extra
X 1.3.17 349 X 1.3.22 188 X 1.3.28 127 (n. 131) X 1.6.4 286 (n. 64) X 1.10.6 189 X 1.17 284 (n. 58), 285 (n. 59) X 1.17.3 305 (n. 58) X 1.17.10 259 X 1.17.13 256, 302, 304 (n. 55), 305 (n. 59-61) X 1.31.16 350, 354, 359 X 1.35 400 X 1.38. 127 (n. 130) X 1.43.4 197 (n. 11), 202 (n. 33), 210 (n. 51) X 2.10.2 188 X 2.13.2 189 (n. 74) X 2.13.3 189 (n. 74) X 2.13.4 189 (n. 74) X 2.13.7 189 (n. 74) X 2.13.18 188 (n. 72), 190 (n. 78) X 2.19.10 252, 302, 303 (n. 54), 304 (n. 56), 305 (n. 60, 62), 306 X 2.20.27 227 (n. 39) X 2.20.30 188
430
X 2.20.47 229 (n. 44), 232 (n. 54), 234 (n. 58), 236 (n. 65), 237 (n. 66), 238 (n. 68) X 2.23 99 (n. 103) X 2.23.2 252 X 2.23.8 79 (n. 23), 252 X 2.23.10 78 (n. 22) X 2.23.11 296-300 X 2.24.28 312, 324 (n. 29) X 2.27.13 132 (n. 163) X 2.28.46 188 X 2.30.6 188 X 3.2.8 257 X 3.13.12 350 X 3.17 400 X 3.8 189 (n. 74) X 3.26.4 394 X 3.26.14 353 X 3.28.13 360 (n. 115) X 3.32.20 129, 130 (n. 149) X 3.36.6 348 (n. 52), 349 X 4.1.15 261 X 4.9 287 (n. 64) X 4.9.1 281 (n. 52) X 4.10 281 (n. 52), 287 (n. 64) X 4.11 284 (n. 57), 286 (n. 64) X 4.12 281 (n. 50), 284 (n. 57), 286 (n. 64) X 4.14 258 (n. 59) X 4.14.1 224 (n. 26) X 4.14.8 228 (n. 43) X 4.17 278 (n. 45), 281 (n. 50), 284 (n. 57) X 4.17.2 281 (n. 50) X 4.17.3 251, 301, 303 (n. 55) X 4.17.5 286 (n. 64), 300 X 4.17.6 281 (n. 50), 284 (n. 57), 286 (n. 64), 287 (n. 65) X 4.17.8 287 (n. 64) X 4.17.9 287 (n. 64) X 4.17.12 303 (n. 55), 307 (n. 69) X 4.17.13 281 (n. 52), 284 (n. 58), 286 (n. 64), 308 (n. 72-74) X 4.17.14 287 (n. 64) X 5.3.8 361 (n. 117), 363 (n. 132)
Index canonum et legum
X 5.3.9 360 (n. 116), 362 (n. 123), 364 (n. 133) X 5.3.29 366 (n. 147) X 5.3.41 364 (n. 135) X 5.3.42 334 X 5.7.9 95 (n. 89) X 5.7.13 95 (n. 89) X 5.19 203 X 5.19.9 391 X 5.20.6 284 (n. 57), 286 (n. 64) X 5.33 415 (n. 29) X 5.34.4 87 (n. 62), 89 (n. 71) X 5.36 163, 400 X 5.37.9 199-201 X 5.39.9 201 X 5.40.29 356, 376 X 5.40.31 349
Liber Sextus 70
VI 1.2.1 314 (n. 8) VI 1.11.2 312, 326 VI 1.18.2 312 VI 5.5.2 130 (n. 152, 153) VI 5.7 415 (n. 30) VI 5.11.8 325 (n. 32) VI 5.12.68 131-133 VI 5.12.72 131-133 VI 5.(13).21 313 (n. 7)
Clementinae 5.7
415 (n. 30)
Extravagantes Johannis XXII.
Tit.11
415 (n. 30)
Extravagantes Communes
5.7
415 (n. 30)
Collectio decretalium Dunelmensis prima (saec. XII) 15 (n. 51) Collectio decretalium Sangermanensis (ca. a.1200) 15 (n. 50)
Index canonum et legum
Speculum Saxonicum (Sachsenspiegel) (saec. XIII) 13 Ius Municipale Saxonicum (Sächsisches Weichbildrecht) (saec. XIII) Art.49 371 (n. 173) Siete Partidas (saec. XIII) Lib.25.tit.1 part.6 332 (n. 44) Ius Municipale Goslariensium (Stadtrecht von Goslar) (saec. XIV) 377 (n. 203) Liber Sententiarum Brunensis (Brünner Schöffenbuch) (1343/1357) 205 c.27 208 (n. 45) c.28 208 (n. 45) c.82 (83) 206 (n. 42) Ordenamiento de Alcalá (1348) 401 Statuta Civilia Civitatis Bononiae (1532) 242 (n. 78) Ludovicus XV: Ordonnance concernant des Testaments (1735) 333 Code Civil des Français (1804/2009) Art.14 (2009) 410 (n. 3) Art.15 (2009) 410 (n. 3) Art.21-13 (2009) 289 (n. 1) Art.23-6 (2009) 289 (n. 1) Art.30-2 (2009) 289 (n. 1) Art.30-3 (2009) 289 (n. 1) Art.32-2 (2009) 289 (n. 1) Art.46 (2009) 289 (n. 4) Art.194 (2009) 289 (n. 3) Art.195 (2009) 289 (n. 3) Art.197 (2009) 250 (n. 5), 310
431
Art.310-370 (2009) 267 (n. 11), 269 Art.310-1 (2009) 290 (n. 10) Art.312 (1804) 249, 291 (n. 11) Art.312-370 (1804) 268 Art.313 (2009) 290 (n. 10) Art.314 (2009) 291 (n. 15) Art.316 (1804) 291 (n. 11) Art.320 (1804) 290 (n. 7) Art.322 (1804) 291 (n. 11) Art.322-1 (1804) 291 (n. 11) Art.333 (2009) 291 (n. 13) Art.334 (1804) 266 (n. 5, 7) Art.334 (2009) 291 (n. 16) Art.334-8 (1804) 290 (n. 9) Art.339 (1804) 291 (n. 12) Art.340 (2009) 262 Art.757 (1804) 266 (n. 5), 266 (n. 7) Art.759 (1804) 266 (n. 5) Art.760 (1804) 266 (n. 5) Art.1152 (2009) 212, 213 Art.1319-1330 (1804) 263 Art.1349-1353 (1804) 80 Art.2330-2332 (2009) 410 (n. 2) Art.2374-2386 (2009) 410 (n. 2) Art.2426-2488 (2009) 410 (n. 2) Code Civil Belge / Belgisch Burgerlijk Wetboek (1804/2009) L.1 tit.7 267 (n. 13) L.1 tit.8 267 (n. 13) Code Pénal (France) (1810/2009) Art. 226-13 410 (n. 5) Burgerlijk Wetboek (Nederland) (1838/2009) Bk.1 tit.11 267 (n. 13) Bk.1 tit.12 267 (n. 13) Code de justice administrative (France) (2001/2009) Art.R*135-9 410
432
Codice Civile Italiano (1865/2009) Art.159-219 (1865) 268 Art.231-314 (2009) 269 Art.261 (2009) 267 (n. 10) Art.2727 (2009) 75 (Reichs)strafgesetzbuch (Deutschland) (1871/2009) § 173 (2009) 269 (n. 16) Zivilprozeßordnung (Deutschland) (1877/2009) § 292 (2009) 8, 80 Código Civil Español (1889/2009) Lib.1 tit.5 267 (n. 15) Bürgerliches Gesetzbuch (Deutschland) (1900) § 1589 II (1900) 266 (n. 6) §§ 1591-1600e (2009) 267 (n. 11), 269 § 1591 I (1900) 266 (n. 9) § 1591 (2009) 267 (n. 9) § 1592 (2009) 267 (n. 9) Code Civil Suisse / Schweizerisches Zivilgesetzbuch / Codice Civile della Confederazione Elvetica (1907/2009) Lib.2 tit.7 267 (n. 14) Codex Iuris Canonici (1917) Lib.5 c.63-79 416 (n. 33) Code général des impôts (France) (1950) Art.315-317 417 (n. 37) Convention européenne des droits de l’Homme (1950) 265 Codex Iuris Canonici (1983) Lib.1 4.4. c.76 416
Index canonum et legum
Lib.1 4.4. c.76-84 416 (n. 33) Lib.1 4.4. c.78 423 Lib.7 2.1. c.1572 215 (n. 2) Codice di Procedura Penale (Italia) (1988) Art.195 c.1 215 (n. 1) Convention internationale des droits de l’enfant (1990) 265 Code Civil du Québec (1994/2009) Lib.2 tit.2 267 (n. 13)
Index personarum
Index personarum
Accursius 99, 116 (n. 67), 118, 132, 133, 144 (n. 38), 255, 278, 316 Aegidius de Bridport 352 (n. 70) Aegidius de Fuscarariis 9 Alanus de Insulis 126, 154, 164, 165, 252, 308 (n. 73) Albericus 20 Albericus de Rosate 197, 202, 205, 208 (n. 47), 313 Albertus Gandinus 78, 101, 105 Albertus Magnus 158 Alexander II (papa) 51, 56, 216 Alexander III (papa) 67, 251, 256, 296, 298, 301, 348, 351 (n. 64), 363, 364, 383 Alexander Halesius 156 Alexander de Tartagnis 240 (n. 75), 246 Alphonsus de Castro 400 Amalricus (cancellarius) 11 Ambrosius 113, 120 Anacletus II (antipapa) 354 (n. 82) Anastasius Bibliothecarius 112 Andreas Alciatus 77, 101, 105 Angelus de Ubaldis 130 Anscher 58 Anselmus Laudunensis 163 Anselmus Lucensis 61 (n. 127) Antonio de Córdoba 400 Antonius de Butrio 140 (n. 22), 150, 235, 237, 298 (n. 37), 299 (n. 42), 302 (n. 49), 304 (n. 55), 308 (n. 71), 309 (n. 74), 418 (n. 40), 421 (n. 54) Antoni(n)us Florentinus 158 (n. 113) 400 Archidiaconus v. Guido de Baisio Arnoldus de Suessonae v. Arnulphus de Suessonae
Arnoul de Danemark 48 Arnulphus de Suessonae 57 Arnulphus Aldenburgensis v. Arnulphus de Suessonae Athelstanus (rex Anglorum) 359, 378 Augustinus Hipponensis 35, 43, 113, 139, 154, 222, 344, 358, 374, 382, 383, 385 Augustinus Triumphus 121 Aurelius Augustinus v. Augustinus Hipponensis Azo Portius 97, 99-101, 103, 105, 144 (n. 40), 187, 200, 201, 255, 282, 285 Martín de Azpilcueta 391-393, 400 Bagarottus 10 Balduinus III (comes Henogoviae) 46 Balduinus V (comes Henogoviae) 47 Baldus de Ubaldis 71, 101, 126, 127, 130, 133, 141, 142 (n. 31), 194 (n. 3), 243, 261, 298 (n. 38), 303 (n. 54), 308 (n. 71), 320, 419 (n. 45) Bartholomaeus Brixiensis 140 (n. 21), 209, 316 Bartholomaeus Caepolla 323 Bartholomaeus de Saliceto 146, 302 (n. 52) Bartolomé Frías de Albornoz 398, 400, 401 Bartolus de Saxoferrato 67, 69, 71, 72, 127, 128, 133, 145, 146 (n. 52), 160, 165, 193, 198, 205, 303 (n. 52), 318, 321, 323 (n. 29), 330, 332 (n. 44), 335, 419 (n. 45) Basilius Magnus 381 Bencivenne (notarius) 19
434
Benedictus IX (papa) 348 (n. 52), 349 (n. 57) Benedictus Levita 178, 179 Bernardus Compostellanus 421 (n. 51) Bernardus Papiensis 92, 127, 148 (n. 63), 157, 162, 223, 278 (n. 45), 418 (n. 43), 422 (n. 56) Bernardus Parmensis 148 (n. 64), 165 (n. 154), 166 (n. 160), 201 (n. 29), 250-252, 260, 303 (n. 55), 305, 306, 309 (n. 74), 415 Bertrandus Metensis 20, 277 (n. 40) Blasius de Morcono 67 (n. 4) Boetius 43 (n. 40), 120 (n. 88) Bonifatius VIII (papa) 121, 124, 312, 326 Bulgarus 11, 12, 16, 273 (n. 29) Burcardus Urspergensis 186 Burcardus Wormaciensis 86, 90, 153, 154, 216, 348 (n. 51), 358, 371, 372, 374, 377 (n. 206), 383 Caelestinus III (papa) 351 (n. 64), 375 Caesarius Heisterbachensis 337, 346, 347, 386 Caesarius de Milendonk 347 (n. 45) Canutus I (rex Sueciae) 384 Carolus II (imperator) 369 (n. 166) Carolus V (imperator) 71 Carolus Magnus (imperator) 182 Chlotarius II (rex Francorum) 355 Cicero 33, 35-37, 39, 41, 80, 112, 412, 413 Cinus Pistoriensis 145, 194 (n. 5), 278 (n. 44), 312, 316 Clemens III (papa) 302 Clemens IV (papa) 369 Conon de Praeneste 61 Conradus Summenhart 400 Conradus Traiectensis Ecclesiae 183 Cosimus I de Medicis 330 (n. 41) Cyprianus 120
Index personarum
Dagobertus (episcopus) 39 David I (rex Scotiae) 14 Dalmasius (cappellanus) 366 Damasus (magister) 278 (n. 45), 300 (n. 44), 304, 308 (n. 72) Didacus Covvaruvias 323 (n. 28), 326-328, 330, 365, 391, 393, 400 Dietrich von Elsaß v. Theodoricus Diplovatatius v. Thomas Diplovatatius Dominicus de Silos 352 (n. 75) Dominicus de Soto 391, 392, 400 Dynus Muxellanus 132, 134, 314, 321 Eike von Repgow 13 Elbert 58 Ervigius (rex Visigothorum) 176, 177 Eusebius Pamphili Caesariensis 181 Felineus Sandeus 151, 299 (n. 42), 300 (n. 44), 302 (n. 51), 308 (n. 71) Fortunius García Hispanus 71, 327, 400 Francisco García 398, 399, 407 Francisco Suárez 393, 395 Franciscus I de Medicis 330 (n. 41) Franciscus de Accoltis 244, 245 Franciscus Accursius v. Accursius Franciscus de Victoria 391, 400 Franciscus Zabarella 151, 309 (n. 74) Fridericus I Barbarossa 311, 373, 377 Gaius 270 (n. 19) Galeotti, Albertus 316 Galganus 71 Gallo (episcopus Parisiensis) 56 Galvanus de Bononia 70 Fortun García de Ercilla ab Arrheaga v. Fortunius García Hispanus Gelasius I (papa) 354 (n. 77, 82) Gérard Pucelle 17, 21, 23 Gerardus (aedificator Coloniae Agrippinae) 195 Gilbertus Nogentus 34
Index personarum
Girardus de Avaricum Biturigum 16, 23, 84 Gislebert de Mons 46, 52 Godinho I (episcopus Lameci) 376 Goffredus Tranensis 99, 145 (n. 43), 158, 259, 280, 283, 295 (n. 30), 356 (n. 94), 421, 422 (n. 57) Gratianus (magister) 60, 86, 139, 152, 154, 155, 161, 186, 187, 189, 190, 218, 219, 276, 277, 361, 384, 385 Gregorius I Magnus (papa) 25-31, 88, 113 (n. 45), 120, 123-125, 361 (n. 120), 362, 363 (n. 128), 383, 385 Gregorius VII (papa) 183, 185 Gregorius IX (papa) 11 (n. 25), 158, 164 Gregorius X (papa) 11 (n. 25) Gregorius Nazianzenus 381 Gregorius Nyssenus 381 Gualterius de Constantiis 19, 21, 23, 83, 84, 89 Guido de Baisio 198 (n. 17), 234, 244, 246 Guido de Belvisio 68 (n. 9) Guido de Praeneste 369 Guido de Suzzara 420 (n. 51) Guillaume le Gros 48 Gulielmus I Cliton (comes Flandriae) 47 Gulielmus Autissiodorensis 163 Gulielmus Benedictus 303 (n. 54) Gulielmus de Cabriano 273 (n. 29) Gulielmus de Campellis 19, 23, 3363, 163 Gulielmus Durantis 9, 68 (n. 7), 316, 320 (n. 20), 326, 419 Gulielmus de Occam 121 (n. 98) Gulielmus Redonensis 158 Henricus I (comes Namurci) 351 (n. 65) Henricus I (rex Angliae) 49 (n. 61) Henricus II (rex Angliae) 15
435
Henricus IV (imperator) 183, 348 (n. 52) Henricus V (imperator) 347 (n. 46), 373 Henricus VII (imperator), 313 Henricus Bohic 303 (n. 55) Henricus de Segusio v. Hostiensis Herbertus Vetus 57 Hieronymus Stridonensis 361 (n. 120) Hieronymus de Zannettinis 71, 199 Hincmarus Remensis 112, 123 Honorius (magister) 96, 97, 123, 296 (n. 31) Honorius III (papa) 349, 350 (n. 59), 353, 356, 360 (n. 115), 369 Hostiensis 127, 149, 150, 152, 158, 165 (n. 155), 166, 197, 203-205, 229, 232, 233, 236, 238, 259, 283, 284, 285, 297, 299 (n. 42)-301, 305 (n. 61), 306, 309 (n. 74), 354, 357, 414, 418 (n. 42, 43), 421, 422 (n. 56) Hugo (episcopus Catalauni) 57 Hugo appellatus Le Loth 59 (n. 117) Hugo de Puiset (episcopus Dunelmi) 15, 53 Hugo Raimundi 13, 22 Hugo de Sancto Victorio 154 Hugolinus de Sesso 118 (n. 75), 225 (n. 32), 226, 247 Huguccio de Pisa 97, 101, 124, 134, 143 (n. 35), 145 (n. 47), 155, 187, 189, 221, 222, 239 (n. 72), 254, 257, 277, 294 (n. 26), 296, 357, 362 (n. 122), 418 (n. 43), 421 Iacobinus de Albertino 68 Iacobus de Albenga 259 Iacobus Balduinus 284 Iacobus de Belvisio 314, 324 Iacobus Butrigarius 306 (n. 64) Iacobus Menochius 77, 78, 101, 105, 189, 190
436
Iacobus de Ravanis 100, 194 (n. 5), 275, 276 (n. 36), 303 (n. 52), 316 Iacobus Zocchi 71 (n. 23) Ianuarius (episcopus Caralis) 361 (n. 120), 363 (n. 128) Ignatius de Antiochia 111 (n. 29) Innocentius III (papa) 129, 156, 188, 189, 199, 200, 228, 302, 312, 348 (n. 52), 349, 350, 353, 360 (n. 115), 364, 366, 376, 384 Innocentius IV (papa) 78, 130, 145 (n. 44), 149, 151, 153, 158, 201 (n. 28), 229, 299, 309 (n. 74) Innocentius V (papa) 158 Ioannes (scriptor urbis Brunensis) 205, 206, 208 Ioannes III (episcopus Tiburiensis) 356 (n. 91) Ioannes Andreae 9, 10, 11, 68 (n. 7), 132, 150, 200, 235, 236, 287 (n. 65), 298 (n. 37), 299 (n. 42), 300 (n. 44), 307 (n. 67), 308 (n. 71), 309 (n. 74), 313, 315, 317, 318, 320 (n. 20), 325, 326, 328, 330, 332 (n. 44), 354 Ioannes Baptista de Sancto Blasio 69 (n. 15), 71, 131 (n. 171) Ioannes Bassianus 15 (n.52), 99, 100, 101, 105 Ioannes Chrysostomos 381 Ioannes Comyn (archiepiscopus Eblanae) 18 Ioannes Diaconus 124 Ioannes Duns Scotus 164, 166 Ioannes Erfordiensis 158 Ioannes Faventinus 221, 294 (n. 26) Ioannes Friburgensis 158 Ioannes Garsias 130 Ioannes de Imola 235, 298 (n. 39) Ioannes a Lignano 70 (n. 18) Ioannes Sarisberiensis 17, 37 (n. 12) Ioannes Teutonicus 124, 135, 140, 227, 247, 252, 295 (n. 30), 316 Ioannes de Vesuntio 351 (n. 65)
Index personarum
Isidorus Hispalensis 37 (n. 11), 56, 112, 181, 216, 358, 374, 413 Iulius Clarus 330 (n. 40) Iulius Paulus Prudentissimus 249, 254, 255 Iustinianus 272, 275 Ivo de Sancto Dionysio 351 (n. 63) Ivo Carnotensis 51, 56, 163, 179, 383 Jason de Mayno 126 John Gervais (episcopus Vintoniae) 352 (n. 70) Juan de Medina 400 Juan Gutierrez 323 (n. 28), 332 Lancelottus, Ioannes Paulus 72 Laurentius Hispanus 124 (n. 113), 126, 257, 300 Leo I Magnus (papa) 254, 384 Lucius III (papa) 349, 376 Ludovicus I v. Ludovicus Pius Ludovicus VI (rex Franciae) 39 (n. 23), 48, 53 Ludovicus VII (rex Franciae) 16, 56 Ludovicus Molinaeus 205, 331, 398, 404-406 Ludovicus Pius (imperator) 383 Ludovicus Romanus 246 Manegaldus 34, 35, 38, 40-42, 45 Marcus Aurelius (imperator) 181 Marianus Socinus sen. 357 Marius Victorinus 34-36, 38, 41 Martin de Azpilcueta v. Azpilcueta Martinus Gosia 118, 133 Martinus Sillimanus 325 (n. 33) Mattaeus Villaneus 113 Mendo (episcopus Lamecae) 376 Milcolumbus IV (rex Scotiae) 15 Nicolaus I (papa) 51 Nicolaus de Tudeschis v. Panormitanus Nicolaus Rhodius 12, 22
Index personarum
Odo Solliacensis 364, 365 Odofredus Bononiensis 144 (n. 40), 166 (n. 161), 278 (n. 44), 316 Oldradus de Ponte 320 (n. 19) Otto Papiensis 16 Panormitanus 78, 127 (n. 131), 131, 151, 160, 204, 210 (n. 51), 238, 261, 287 (n. 65), 298 (n. 37), 299 (n. 42), 300 (n. 44), 304 (n. 55), 305, 307, 308 (n. 70), 309 (n. 74), 321, 359, 400 Paschalis II (papa) 58 Pascipoverus 68 Paucapalea (magister) 162, 219 Paulus (apostolus) 36 Paulus (iurista) 270 (n. 19) Paulus de Castro 144 (n. 41), 263, 322 Petrus Abaelardus 54, 62, 154, 155, 163 Petrus de Ancharano 200, 235, 236, 305, 308 (n. 71), 309 (n. 74), 419 (n. 45) Petrus de Bellapertica 316 Petrus Blesensis 96 Petrus Brito 125 (n. 117) Petrus Cantor 163 Petrus Hispanus Portugalensis 11 (n. 24) Petrus Lombardus 152, 293 (n. 23) Petrus Peverel 100 Petrus Pictaviensis 294 (n. 23) Petrus de Tarantasia v. Innocentius V. (papa) Philippus Decius 300, 300 (n. 44), 302 (n. 49) Philippus de Marano 349 (n. 53) Antonino Pierozzi de Forciglioni v. Antoni(n)us Florentinus Pilius de Medicina 9, 10, 19, 82, 83, 98, 250 Placentinus 12, 20, 77, 81, 84, 94, 99, 125, 280 Plato 43
437
Plinius 120 (n. 88) Praepositinus 295 Prevostinus Cremonensis v. Praepositinus Prosdocimus de Comitibus 70, 131 (n. 171) Pseudo-Isidorus 178, 181 Quintilianus 80 Raimundus de Pennaforte 157, 197, 258, 349, 356, 414, 415, 419 (n. 44, 45), 421, 422 (n. 56) Regino Prumensis 154, 217 (n. 6), 356 Reinhardus (episcopus Halberstadii) 367 Remigius Autissiodorensis 40 Renerus 17, 23 Ricardus I (rex Angliae) 19 (n. 81) Ricardus Anglicus 8, 9, 10, 11, 19, 21, 23, 101-106 Robertus Curtonus 163 Robertus Flamesburiensis 155, 165, 166 Robertus de Insula 352 (n. 70) Robertus Winchelsea 387 Rodoicus Modicipassus 16, 18, 21, 23, 89 (n. 72), 96 Roffredus Beneventanus 187, 316 Rogerius 13, 16 (n. 57), 18 (n. 73), 77, 81, 84, 144 (n. 40), 413 Rolandinus Passagerii 10, 319 Rolandus (magister) 140 (n. 19), 219, 247, 294 (n. 23) Romulus 35 Rufinus (magister) 18 (n. 73), 87, 90, 147, 162, 180, 181, 220, 276 (n. 38), 277 (n. 39), 294 (n. 24), 385, 420 (n. 50) Salvianus 382 Seraphinus de Seraphinis 330 Schnewelin, Ioannes 359 (n. 107)
438
Sicardus Cremonensis 82, 84, 85, 221, 277 Simon (magister) 293 (n. 23) Simon de Argyll (episcopus Sodoriensis) 351 Simon de Bisignano 83, 85, 86, 88, 90, 147, 221, 295 Sinibaldus Fieschi v. Innocentius IV (papa) Stephanus (rex Angliae) 15 Stephanus de Garlanda 56 Stephanus Langton 163, 351 Stephanus Tornacensis 123, 149 (n. 66), 220, 276 (n. 38) Sugerius de Sancto Dionysio 54 (n. 85), 61, 386 Tancredus 9, 10, 21, 77, 79, 82, 92, 106, 252, 256, 258, 300 (n. 44), 304 Tertullianus 120 Theodinus (episcopus Calensis) 349 (n. 53) Theodoricus (Thierry d’Alsace) (comes Alsatiae) 48 Thomas Aquinas 93, 120, 141, 158, 163, 385 Thomas de Chabham 156 Thomas Diplovatatius 68, 69, 71 (n. 22) Thomas de Marle 61 Tomás de Vío Caietanus 400 Troylus Malvitius 357 Urbanus II (papa) 114, 184, 185, 190, 354 (n. 82) Ulpianus 201, 211, 254, 270 (n. 19), 422
Index personarum
Ulricus Argentoratensis 158 Vacarius 14, 16 Vianisius 68 (n. 7) Vincentinus Hispanus 188, 304, 307 Wamba (rex Visigothorrum) 176 Wezilus de Moguntiaco 183
Index rerum
abrogatio 420 abusus 419, 423 accessorium sequitur principale 312 actio 3, 19 actio aquae pluviae arcendae 230, 231 actio directa 118 (n. 75) actio institoria 116 actio publiciana 160 actio spolii 177, 180, 183 actio susceptionis partus 286 actio utilis 117, 119 actiones arbitrariae 203 (n. 37) actor 109, 110 actor municipum 117 actus civilis 275 adgnatio 270 adhibere diligentiam debitam 148 adhibere diligentiam potuit 148 adiutor 124 adminicula 233, 236 administrator 107 adoptio 267, 270, 276, 280, 284 adrogatio 280 adulterium 73, 240 (n. 74), 286 aequitas canonica 201 aequitas naturalis 28 affinitas 239 (n. 74) alia adminicula 240 (n. 74), 245 alienatio fundi dotalis 312 alieni iuris 270 alteri stipulare 115 amicitia 37 amicus 38 anathema 365, 374 annus discretionis 50, 51 antiqua facta 233-236, 238, 245 antiqui 218
appellatio 73 arbiter 206 (n. 44) arbitrarius 203 arbitrator 206, 208, 210 arbitrium 70, 207 (n. 44) arbitrium iudicis 203 (n. 37), 204 (n. 38) archidiaconus 53, 56, 367 area 195, 196 argentarius 30 avaritia 197, 202 baptismus 277, 362 (n. 127), 364 bellum 282, 283 beneficium 5 bestemmia 73 bona caduca 377 bona fides 72, 73 boni mores 318, 321, 328 brevitas hominum vitae 229 caducum 377 canonicatus 5 canonicus 54 capitagium 348 capitalis iustitia 372 capitis deminutio 73 caput optimum 340, 343, 347, 350, 359, 366, 368, 370-372, 378, 379 caritas 346 carta institutionis urbis 45, 46 castitas 282 casus 146-148 casus conscientiae 157 causa scientiae 226 censuales homines 371 chirographum 47, 58
440
cingulum militie 61 civilis ratio 41 civilis scientia 41, 43 (n. 40) civilitas 36, 37 civis 37 civitas 36, 37, 39 clausula derogatoria v. verba derogatoria clausula poenalis 73 cognatio 270 cognatio legalis 276 cognatio naturalis 276 cognatio spiritualis 276 cognatus 56 cohabitatio 259, 260 coitus damnatus 281, 286 commaternitas 277 (n. 40) commiscentes 227 Common Law 270 communia 34 compaternitas 277 (n. 40) competentia 73 computatio parentelae 73 concilium niceaenum 122 concordia 37 concubina 256, 274, 278 (n. 45), 280, 284 concubinatus 285, 293, 294, 300, 306 concupiscentia 282, 283 condictio ex canone 401 conditor urbis 40 confessio creditoris 226 confirmatio 277 confraternitas 334 consanguinitas 50, 51, 56, 239 (n. 74) consciencia iuris 46 consensus 73 consensus legalis 395 consiliator 244, 245, consilium 243, 244, 246 consuetudo 26, 45, 46, 49, 55, 350 (n. 63), 364, 365, 370 (n. 168), 371, 381, 387, 414 consuetudo detestabilis 369
Index rerum
consuetudo ecclesiae 227 contractus 404, 420 (n. 51) contumacia 204 (n. 38), 210 copula carnalis 239 (n. 74), 240 (n. 74), 261 copulatio damnata 273 coutume 410 crimen 202 culpa 142, 143, 145, 146, 148 culpa lata 146, 149 culpa levis 149 culpa levissima 149, 150 culpa / negligentia 147 culpa praecedens 146 cura animarum 58 curia municipales 271 curmeda 337, 338, 347 damnum emergens 166 dare operam rei illicitae 147 dare operam rei licitae 147 decanus 53, 54 decima 59, 349 (n. 54, 55) decima funebre 380 defensio legitima 73 defensor 26 dehortatio 384 delictum occultum 240 (n. 75) denuntiatio evangelica 3, 131 dictum 222 difficultas probationis 243, 247 discretio boni ac mali 50 dispensatio 114, 416 (n. 35) distinctiones glossatorum 279 dolus 142, 144 dominium 394, 404 donatio inter vivos 320, 321 donatio omnium bonorum mortis causa 327 donatio sub modo 116 duplum 201 ecclesia capitalis 59 eloquens 42 eloquentia 42
Index rerum
emenda 207 (n. 44) episcopus 284 epistola 26 ex certa scientia 420 ex plenitude potestatis 420 exactio 365 exceptio 3, 11, 199, 200 exceptio spolii 181, 189 excommunicatio 363 (n. 131), 365 executio ope iudicis 71 exigere 364 extinctio 418 extorquere 369 exuviae 348 facere 131 factio 37 falsum 73 falsus procurator 119 fama 233, 236, 240 (n. 74), 245, 253, 296, 297, 302-304, 307, 308 familia 38, 55, 73 favor 411, 414, 416, 417, 423 favor filiationis 285, 292, 295, 302, 309 favor matrimonii 245, 262, 285 favor prolis 262, 306, 307 ferus 40 fictio iuris 76, 99-101, 105, 106 fideicommissum 320 fides pactorum 334 filiatio 267, 270, 277, 289-292, 303, 304, 309, 310 filii legitimi et civili 284 filii legitimi et spirituales 284 filii legitimi tantum 280 filii naturales 73 filii naturales et legitimi 280, 283 filii naturales tantum 280 filiolus 284 filius 254 firmitas 38 (n.17) fiscum 56 fraus usurarum 198
441
ganerbinatus 334 generatio 265 generatio naturalis 267 Gewere 170, 172, 173 gradus septem 216 haereditas 120, 266, 376 heres 50 historiographus 43 homicidia nolens 154 homicidia volens 154 homicidium 73 homo iuratus 48 (n. 57), 50 id quod interest 197, 201 immunitas 410 impedimentum 73 impedimentum matrimoniale 276 incestus 73, 270, 284, 286, 287 inchoatio urbis 33 indicium 239 indicium ad torturam 240 (n. 75) indissolubilitas 4 infamia 73, 91 infamia facti 86, 87, 91 infamia iuris 87 ingenui 273 ingenuitas 283 iniuria 143, 144 iniuria / culpa iniuria / contumelia 144 inquisitio 71 institor 109, 116, 117 instrumentum falsum 246 intercessio 115, 118 interdictum 366 interesse circa rem 165 interesse commune 201 interesse extra rem 165 interpretatio authentica 395 investitura 175 iudex 112, 129 iuramentum v. iusiurandum iuramentum in litem 203 (n. 37) iuratus 207 (n. 44)
442
iurisdictio iudicis delegati 73 ius caduci 348, 377 ius canonicum 285 ius capitale 348 ius civile 282, 285 ius civitatis 36 ius commune 8, 137, 413 ius funerandi 362 ius gentium 420 (n. 51) ius hereditarius 56 iusiurandum 311-336 ius naturale 62, 275, 282, 285, 327 ius naturale sive gentium 324 ius novum papale 223 ius parochiale 58 ius patronatus 5 ius personarum 272 ius positivum 62 ius praesentandi 6, 370 ius repraesentationis 121 ius sepulchri 59 ius singulare 368, 412, 414 ius sinodale 367 ius spolii 370 iustae nuptiae 275 iustitia 35 iustum pretium 73 laga 49 legatus 113-115, 123, 133 legatus natus 114 legatum 73, 338, 353, 355, 376 legatum pro anima 357 leges scriptae 282, 283 legitimati 281, 284 legitimatio 169, 278 legitimitas 282 legitimus concubinatus 255 lex agri 231 lex Aquilia 146, 147 lex contractus 210 lex divina 31 lex humana 31 lex opus attendit Deus voluntatem 143
Index rerum
lex privata 413, 414, 421 liberi legitimi 266 liberi legitimi tantum 274 liberi naturales 266 liberi naturales et legitimi 272 liberi naturales tantum 273 liberi neque legitimi neque naturales 273, 275 libertas testandi 323, 327, 328, 334 liberum arbitrium 325 loci servatura 109 locitenentia 109, 111, 123 lucrum cessans 166 magister navium 116 magistratus 130 mandatum 108, 109, 115 manumissio 272, 282 manus mortua 46, 54, 350, 375, 383 manzerus 284 materna pietas 252 maternitas 270, 277 matrimonium 4, 51, 55, 56, 73, 132, 285, 289, 292, 294, 309 matrimonium clandestinum 293-296, 299, 301 matrimonium consummatum 261 matrimonium illicitum 272 (n. 23) matrimonium praesumptum 261 matrimonium putativum 281 melius vestimentum 340, 358 (n. 107), 369, 371, 386 (n. 246) memoria 38, 59, 232, 245 miles 60 militia 60 moderare poenam 210 monachus 58 monomachia 55 mors civilis 368 mortuarium 346, 348-353, 356, 357, 359, 366, 375, 376, 378 municipium 117 natura 275, 282, 283
Index rerum
necessitas 219, 221, 226, 236, 247, 420, 422 nobilitas 60 nominatio 252, 297, 299, 302-304, 307, 308 non obstantibus privilegiis 420 notarius 16, 19, 128-130, 133 nothus 284 notorium 257, 259 nuda conventio 71 nuntius 109, 110, 113-115, 123, 124, 133 nuptia 260 oblatio 349 (n. 55), 354-357, 370, 372, 376 oblatio defunctorum 353-355, 374 oblatio mortuorum 353 obligatio 3, 73 officium iudicis 3, 204 (n. 37) opus licitum 147 opus manufactum 231 opus necessarium 147 orator 33, 42, 44 ordo iudiciorum 7 ordo iudiciarius 257 ordo successionis 54 pactio 365 pactum 3, 4, 135 pactum de non succendo 312, 323 (n. 29) pactum de succendo 73, 323 (n. 29) pactum dotalium 334 pactum nudum 3, 71, 73, 404, 405 pactum vestitum 405 papa 125, 126, 284 pater 127, 254 paterna pietas 252 paternitas 251, 270, 277 patria potestas 270, 271, 272, 275 pax 35, 39, 46 peccatum 51, 55 peccatum non ex animo 145 peculium 116
443
periculum animae 292, 299 periurium 318-336 peritus 42 persona 73 persona ficta 120 persona repraesentata 120 personae ecclesiasticae 197 personatus 53 philosophus 42 plena potestas 414, 420 poena 198 (n. 16), 207 (n. 44) poena capitalis 265 (n. 1) poena conventionalis 195, 197, 202, 211, 321 poenitentia 132 possessio 73, 172 possessio antiqui temporis 239 possessio filiationis 256, 260, 290, 300-309 possessio matrimonialis 290, 293, 297-301 potestas 283 potestas testandi 324, 333 praebenda 5 praescriptio 72, 414, 418 praesentatio 369 praestantissimum animal 348 praesumptio 105, 234 (n. 63), 247, 250, 252, 255, 259 praesumptio aliqualis 247 praesumptio facti 81, 99 praesumptio hominis 79, 92, 96 praesumptio iudicis 94 praesumptio iuris 96, 97, 99, 101 praesumptio iuris de facto 104 praesumptio iuris et de iure 76, 79, 99-106, 263 praesumptio iuris tantum 76, 79, 105, 106 praesumptio legis 94 praesumptio legitima 79, 81, 106 praesumptio necesssaria 79 praesumptio paternitatis 270, 291, 302, 304
444
praesumptio probabilis 79, 80, 86, 88-92, 97, 98, 253 praesumptio temeraria 79, 86, 88, 89, 91, 93, 97 praesumptio violenta 79, 80, 88, 93, 94, 96-98, 101, 253 prandium 40 presumptio v. praesumptio primitia 349 (n. 54) primogenitura 328 principium generationis et gradus descendentes 219 privilegium 55, 73, 409, 412 privilegium fori 73 probatio contra formam 232 probatio filiationis 276 probatio semiplena 80, 92, 93, 98 procuratio 109, 110, 119, 122, 123, 125, 133 procurator 117, 127, 132, 133 promissio 3, 404 promissio iurata 333 promissio unilateralis 71 propinquitas 50, 56, 218, 224 protectio possessionis 244 proximitas spiritualis 277 purgatio 87, 91 purgatio canonica 86, 90 quadruplum 201 quasi possessio 188 ratio 233, 238 recitatio 222 recusatio iudicis 73 regula iuris 46, 52 rei vindicatio 160 religiosi 197 renunciatio 419, 423 repraesentatio 107, 109, 120, 122, 123, 133, 134 repraesentatio Christi 110 res 119 resarcire 162 rescriptum 73
Index rerum
res iudicata 73 res licitae / res illicitae 155 responsabilitas ex consensu 139 responsabilitas ex effectu 139 res privata 42 (n. 37) res publica 36, 41 (n. 29), 42 (n. 37) restitutio in integrum 182 restitutio spoliatorum 178 revestire 175 revocatio 420, 423 revocatio testamenti 311-336 rigor iuris 197, 201, 210 Rota Romana 365 sacramentum 125, 126, 360 salus animarum 403, 405 scabinus 48 (n. 57), 50, 51 secundum melius averium 378, 379 sepultura 361, 364, 373 sequestrum ope iudicis 73 servitus 282 servus 53-55, 126, 275, 285 servus publicus 117, 129, 133 scientia placitationis 44 sigillum 48 (n. 55, 59), 50 (n. 65) simonia 51 (n. 72), 359-362, 366, 373 societas 37, 39 socius 38 sodomia 73 solidus 196 solvere 378, 379 specialitas 221, 222 spolium 179 spurius 278 (n. 45), 281, 284, 285 status 289, 290 stipulatio 115, 117, 118 subrogatio 109, 111, 112 substitutio 109, 113, 115, 328 successio 266, 275, 280 successio mortis causa 49-54 sui iuris 270, 282 summula 224 suspensio 73, 366 suspicio certa 89 suspicio violenta 89
Index rerum
synodus 216 tabellio 129, 130 testamenti factio 318, 323 testamentum 311-336, 367, 368 testimonium 55, 228 testimonium communis forma 236 testimonium de auditu alieno 215 testimonium de auditu proprio 233, 240 (n. 74) tractatus 224, 253, 296-299, 302-304, 307 transitio ad naturam contractus 315 translatio probationis 86 turpe lucrum 193, 197, 202, 210 ubi vero eadem ratio ibi idem ius 231, 233 unctio infirmorum 361 unio prolium 334 universitas 120 usucapio 73 usura 198, 402 usuratio 73 utilitas 420, 422 utilitas civitatis 39 uxor legitima 277 venditionis prohibitio 71 verba de futuro 261 verba derogatoria 313-336 verba esecutiva 118 versari in re illicita 146 vestimentum 404 vestitura 170, 175 vetustas 231 viaria 53 (n. 79) vicariatio 109
445
vicarius 111, 112, 115, 122, 125, 133 vicarius Christi 112 vicarius Petri 112 vice 111, 113, 123 vidua 379 (n. 312), 383 vinculum cognationis 270 vir magnus 40 Volksgeist 175 votum captandae mortis 323, 328