Der Aufstieg des amerikanischen Imperialismus: Studien zur Entwicklung des Imperium Americanum 9783666359613, 3325359616, 9783525359617


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Der Aufstieg des amerikanischen Imperialismus: Studien zur Entwicklung des Imperium Americanum
 9783666359613, 3325359616, 9783525359617

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Kritisdie Studien zur Gesdiiditswissensdiaft 10

KRITISCHE STUDIEN ZUR GESCHICHTSWISSENSCHAFT

Herausgegeben von Helmut Berding, Jürgen Kocka, Hans-Christoph Schröder, Hans-Ulridi Wehler

Band 10 Hans-Ulrich Wehler Der Aufstieg des amerikanischen Imperialismus 1865—1900

G Ö T T I N G E N · V A N D E N H O E C K & R U P R E C H T · 1974

Der Aufstieg des amerikanischen Imperialismus Studien zur Entwicklung des Imperium Axnericanum 1865—1900

VON HANS-ULRICH WEHLER

GÖTTINGEN · VANDENHOECK & RUPRECHT · 1974

ISBN 3-325-35961-6 Umschlag: Peter Kohlhase (c) Vandenhoeck & R u p r e d i t , Göttingen 1974. - Printed in G e r m a n y . O h n e ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile d a r a u s auf f o t o · oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen. - Satz u n d Druck: Guide-Druck, T ü b i n g e n . Bindearbeit: H u b e r t & Co., Göttingen

Inhalt I. Die Traditionen der amerikanischen Expansion und der Imperialismus 1. 2. 3. 4. 5.

O u r Rising American Empire Leitmotive des Nationalismus und der Expansionsideologie . . Sewards Konzeption des amerikanischen Handelsimperiums . Entwicklungstendenzen nach dem Bürgerkrieg Die kommerzialisierte Landwirtschaft als Vorreiter: Ausfuhr zwang und Sicherung von Außenmärkten 6. Wadistum und Konjunkturzyklen der amerikanischen Industrie Wirtschaft von 1873 bis 1897 7. Sozialrevolution oder Sozialimperialismus? 8. Sendungsbewußtsein und Krise: Der Ausweg in die Expansion .

7 10 14 16 19 24 37 43

IL Der amerikanische Imperialismus in Lateinamerika 74 1. Die Anfänge des modernen Panamerikanismus 75 2. Die erste Panamerikanische Konferenz von 1889/90 86 3. Der amerikanische Imperialismus in der Karibischen See . . . 92 1. Die haitianische Revolution von 1888/89 und die Môle St. Nicholas 93 2. Die dominikanische Samaná-Bucht und die „Santo Domingo Improvement Company" 103 4. Die chilenische Revolution von 1891, der „Baltimore"-Fall und die amerikanische Intervention 109 5. Die brasilianische Revolution von 1893/94 und die amerikanische Intervention 123 6. Die amerikanische Nicaragua-Politik bis 1898 . . . . .137 1. Moskito-Reservation und isthmische Kanalinteressen . .137 2. Die „Corinto"-Affäre 151 7. Die Venezuelakrise von 1895/96 157 8. „Cuba Libre" und amerikanische Intervention . . . . 190 III. Der amerikanische Imperialismus im Pazifik und in Ostasien . . . 1. A u f t a k t im Südpazifik 2. Die Samoakrise von 1889 3. Sprungbrett nach Ostasien: Die Hawaiipolitik bis zur Annexion von 1898 1. Tyler-Doktrin, Reziprozitätsvertrag und Pearl H a r b o r . . . 2. Die Annexionskrise von 1893

217 218 224 235 235 242

3. Die „Aufteilung" Chinas und der Anschluß Hawaiis . . . . 4. Der Handelsimperialismus der „Offenen Tür" in Ostasien . . .

252 259

IV. Rückbliá

271

V. Anhang

277

1. Abkürzungsverzeichnis 2. Anmerkungen ' 3. Kritische Bibliographie: Historische Forsdiung und früher amerikanischer Imperialismus 4. Quellen- und Literaturverzeichnis 1. Akten 2. Nachlässe 3. Bibliographie 5. Personenregister

277 279 353 362 362 362 362 421

I. Die Traditionen der amerikanischen Expansion und der Imperialismus Die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika ist seit ihren Anfängen eine Geschichte selten unterbrochener Expansion gewesen — einer Expansion im Inneren und nach außen, in unterschiedlidien Formen und mit wechselnder Stoßrichtung. Blickt man auf diese räumliche Ausbreitung und ökonomische Entfaltung, so wirkt die historische Kontinuität des amerikanischen „EmpireBuilding" bestechend. Man kann in ihm geradezu den roten Faden erblidcen, der sich durch die Entwicklung dieser „Expanding Society" par excellence hindurchzieht.

1. Our Rising American Empire Die neue Kolonialgesellschaft auf amerikanischem Boden ist zuerst ganz den durch die Traditionen und Erfahrungen des englischen Merkantilismus vorgezeichneten Bahnen gefolgt^. Sie erlebte sich als Bestandteil des ersten britischen Weltreiches, dessen Dynamik und Denkformen auch die Kollektivmentalität der Führungsschichten in den transatlantischen Küstenkolonien prägten. Als dann die amerikanische Revolution als erster erfolgreicher kolonialer Emanzipationskampf der Neuzeit zur Trennung von der britischen Metropole führte, wurde ein bestimmtes Selbstverständnis, das sidi schon seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in dem Sdilagwort des „Rising American Empire" ausgedrückt hatte, nicht nur beibehalten, sondern mit neuem Kraftgefühl breiter ausgebildet^. Der politischen und intellektuellen Elite der Union galt es als selbstverständlicher Anspruch, das „New Empire of America" auszubauen, die „nationalen Interessen" des „American Empire" energisch zu verfolgen'. Dabei wurden nach Westen, Norden und Süden drei überkommene Stoßrichtungen mit sidi wandelnder Intensität weiter verfolgt. Mit Hilfe von Verträgen und Kriegen, Landkauf und gewaltsamer Besetzung wurde vor allem die kontinentale Ausdehnung nach Westen vorangetrieben. Der Louisiana-Kauf von 1803, die Eroberung Floridas und der Transkontinentale Vertrag von 1819 sicherten der föderativen Republik an der Ostküste ein gewaltiges Expansionsfeld. Die Annexion von Texas (1845), der Oregon-Vertrag mit England (1846) und die Halbierung Mexikos nach dem amerikanisch-mexikanischen Krieg von 1846/48, der von lebhaften Forderungen nach der Eroberung ganz Mexikos begleitet wurde, rundeten quer über den Kontinent hinweg die Ausbreitung bis zum Pazifik ab^.

Bereits 1787 war aber eine folgenschwere Entscheidung über die innere O r ganisation des neuen Staates gefallen. Denn die sog. „Northwest Ordinance" regelte modellartig nach dem Vorbild eines Jeffersonschen Entwurfs von 1784 den reditlidien Status neu erworbener Gebiete®. Unter Verzicht auf formelle koloniale Abhängigkeit, in der die inferioren „Domänen" der Küstenstaaten ursprünglich festgehalten werden sollten, wurde nach einem streng formalisierten Ablaufschema die Aufnahme von „Territorien" in den Verband der Union geordnet: Sobald sie bestimmte Bedingungen im HinblicJc auf Bevölkerungszahl und Selbstverwaltung erfüllten, sollten sie als „völlig" gleichberechtigte Bundesstaaten kooptiert werden. Diese Lösung für den Aufbau eines Großflächenstaates als Föderation gleichgestellter Unterstaaten mit offenbleibender Mitgliedschaft bildet eine der bedeutendsten staatspolitischen Leistungen der Generation der „Gründerväter". Sie läßt sich im Vergleich z . B . mit Brasilien oder Rußland — aber auch mit der verfassungsrechtlichen Stellung des „Reichslandes" Elsaß-Lothringen von 1871 bis 1918 — kaum überschätzen. Bezeidhnenderweise hat dann aber der Aufnahmemechanismus für die Territorien, nachdem er trotz schwerer Interessenkonflikte, wie sie vor allem das Sklavereiproblem aufwarf, achtzig Jahre lang funktioniert hatte, genau seit dem Zeitpunkt lange versagt, als es um die Zulassung der „Non-Contiguous Acquisitions": Alaskas, später Hawaiis ging. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte jedenfalls ein machtvoller „Continentalism"® eine staatliche Neugründung von ungewöhnlichem Ausmaß erreicht — auf Kosten der Engländer und Franzosen, der Spanier und Mexikaner, besonders aber der Indianerbevölkerung, der gegenüber eine dem Genozid oft nahekommende Ausrottungs- und Vertreibungspolitik praktiziert wurde. Nur äußerst widerwillig fanden sich die Vereinigten Staaten mit der Entstehung eines zweiten Kontinentalimperiums in ihrer unmittelbaren Nachbarsdiaft ab: mit Britisch-Nordamerika. Im Revolutionskrieg als „unsere 14. Kolonie" begehrt und fortab Gegenstand unablässig diskutierter Annexionspläne, stand Kanada 1812, als Amerika einen zweiten Krieg gegen Großbritannien eröffnete, nodi einmal als eins der wesentlichen Kriegsziele im Vordergrund. Der Vertrag von Gent besiegelte dann zwar unwiderruflich die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten, die sich noch einmal gegen die englische Weltmacht behauptet hatten, aber dennoch dauerte es fast hundert Jahre, bis sie sich selber mit der selbständigen politischen Existenz Kanadas abfanden. Immer wieder wurde der friedliche oder gewalttätige „Anschluß" erwogen, stellte der amerikanische „Drang nach Norden" den Status quo und den Mythos der „unbewachten Grenze" in Frage. Der „British North America A c t " von 1867, der — nicht zuletzt im Gegenzug gegen den Verkauf Russisch-Alaskas an die Vereinigten Staaten — das gleichfalls bundesstaatliche „Dominion of Canada" schuf, wurde nur zögernd hingenommen. Allmählich entwickelte sich dann seither eine effektive kommerzielle Unterwanderungsstrategie, die unter Respektierung der Formalsouveränität des Nachbarlandes in der Mitte des 20. Jahrhunderts ihr Ziel: die Amerikanisierung der kanadischen Wirtschaft, erreichte. 8

N o d i in den 1890er Jahren konnten jedoch einflußreiche amerikanische Politiker mit beträchtlicher Resonanz in der Öffentlichkeit die Annexion Kanadas während der amerikanisch-englischen Konflikte dieser Zeit androhen. Erst mit dem Ausgleich der Spannungen seit 1896/98 wurde das amerikanische Verhältnis zu Kanada auf seine ökonomischen Aspekte reduziert'. Der Vorstoß nach Südwesten hatte nach dem Ansdiluß von Texas und der Amputation von Mexiko zur Erfüllung lang gehegter Hoffnungen geführt. Seit der Gründungszeit richteten sich aber auch immer wieder die Blicke auf Kuba und die Anrainerstaaten des Golfs von Mexiko. Von Jefferson über John Quincy Adams bis zu Buchanan galt es fast als Dogma, daß die spanischen Antillen zur Einflußsphäre der Vereinigten Staaten gehörten und ihnen über kurz oder lang wie eine reife Frucht — so lautete die stets wiederkehrende Metapher — in den Schoß fallen würden. Wenn auch die mehrfach verfolgten Kaufabsichten nicht realisiert wurden und außerdem der sog. Golfimperialismus der Sklavereistaaten trotz der Bemühungen um den Isthmus von Tehuantepec und die Meerenge von Panama, trotz eines Freibeuterabenteuers in Nicaragua usw. seine Ziele nicht erreichte, so sprach man in den Jahrzehnten vor dem Bürgerkrieg doch ständig vom „Amerikanischen Mittelmeer" statt von der Karibischen See®. U n d derselbe Anspruch, der darin zutage trat, motivierte auch die Monroe-Doktrin, die seit den 1820er Jahren die südliche Halbkugel in das H e gemonialdenken der nördlichen Republik einbezogen hatte. N o t d ü r f t i g nur wurde der Zusammenprall amerikanischer und englischer Interessen in Mittelamerika durch den Clayton-Bulwer-Vertrag von 1850 entschärft. Noch vor der kriegerischen Zuspitzung des „Irrepressible Conflict" zeichneten sidi jedenfalls die Grundlinien der amerikanischen Politik in der Karibik: gegenüber Kuba, der Meerengenfrage und den rivalisierenden europäisdien Mächten deutlich ab. Ähnliches gilt f ü r den Stillen Ozean und Ostasien. Die „Contiguous Expansion" durch den Kontinent zum Pazifik wurde von den Anfangsjahren der Union ab mit der Erwartung verknüpft, an der Westküste audi Stützpunkte f ü r den Asienhandel zu gewinnen. Von den Überlegungen Jeffersons bis zur Eroberung Kaliforniens unter Polk ging es nicht nur um den Territorialgewinn, sondern immer audi um die fabulösen Sdiätze der fernöstlidien Reiche. Als Johann Jakob Astors Kompanie sich an der Nordwestküste festsetzte, sollte sowohl der inneramerikanische Handel dorthin gelenkt, als auch seine Route „bis Kanton in China" verlängert werden. Die ganze Oregon-Frage kreiste, wie die öffentliche Diskussion und die Erörterung der an den Washingtoner Entsdieidungsprozessen Beteiligten klarmacht, keineswegs allein um ein angebliches El Dorado an neuem Siedlerland, sondern zugleidi um ein Ausfalltor f ü r den kommerziellen Verkehr mit dem neuen transpazifischen „Fernen Westen". Deshalb auch wurde ein Kondominium mit dem englisdien Konkurrenten als unerträglich empfunden. Ganz ähnliche Motive beherrschten die Kalifornienpolitik. Befürworter dieser Expansionsziele wie etwa Senator Benton wollten seit 1820 auf diese Weise die „Herrschaft über den nördlidien Pazifik, neue Handelswege nach China,

Japan, Polynesien", ja „Indien" gewinnen. Und wenn Geschäftsleute und Abenteurer, Wissenschaftler und Forscher wie William Gilpin, Asa Whitney, Matthew Maury, Perry Collins, John Fremont u. a. mit zahlreichen Politikern und Journalisten den inneren Ausbau des „Continental Empire" realisierten oder forderten, dann verbanden sie damit als gleichsam natürliches Komplement die Vorstellung vom „Commercial Empire" westlich von Astoria und San Francisco. Die Eroberung oder vertragliche Gewinnung der Westküste, die Einbeziehung Hawaiis in den amerikanischen Einflußbereich, die Wilkesund Ringgold-Expeditionen im Pazifik, der Cushing-Vertrag mit China und Perrys Erfolge in Japan — diese Vorgänge der 1840er und 50er Jahre bestätigten derartige Auffassungen'. Die ruckartige kommerzielle Expansion während dieser Zeit stand im engsten Zusammenhang mit dem Durchbruch der amerikanischen Industriellen Revolution, die bereits vor dem Bürgerkrieg das neue Industriesystem fest verankert hat. Mit den überkommenen Handelsinteressen vor allem der neuenglischen Export- und Importfirmen und mit den Wünschen einer zunehmend auch an Ausfuhr orientierten Landwirtschaft verbanden sich jetzt die neuartigen Bedürfnisse einer rapide anwadisenden Industrie, die — ähnlich wie in PreußenDeutschland — in den 50er Jahren zu ihrer ersten Außenhandelsoffensive antrat. Nicht zuletzt auch Europa wurde jetzt erstmals auf die kommende ökonomische „amerikanische Gefahr" spürbar hingewiesen'". Die neue Qualität des forcierten industriellen Wachstumsprozesses verband sich aber allenthalben mit traditionellen Elementen in einer Gesellschaft, die seit jeher Überseehandel getrieben und dabei bestimmte Zielgebiete anvisiert hatte. Zu diesen Elementen gehörte auch ein Komplex ideologischer Faktoren, die seit dem 17. Jahrhundert die Entwicklung dieser „Neuen Welt" mitbestimmt haben.

2. Leitmotive des Nationalismus und der Expansionsideologie Mit den ersten Siedlern kam der puritanische Auserwähltheitsglaube, der ursprünglich in religiöser Dogmatik, später in säkularisierter Form die entstehenden Gemeinwesen an der Küste Amerikas als das neue „amerikanische Israel", das „Neue Zion" verstand'. Dem auserlesenen Volk sollte hier eine Heimstätte geschaffen werden, in der sich die Regeneration von den Belastungen, wenn nicht gar Lastern der Alten Welt vollziehen konnte. Dieser Abwendung von Europa entsprach die Hinwendung auf die Gebiete westlich der Küste als eines „Gartens von Eden", in dem die Unberührtheit des Bodens gewissermaßen die artifizielle Jungfräulidikeit der Gesinnung zu erhalten erleichterte^. Mit derartigen Hoffnungen verband sich die Erwartung, dank dieser Einzigartigkeit als beispielhaftes Gemeinwesen auf die ganze Welt einwirken zu können. Als „Renovator of the World" verstand der einflußreidie Jonathan Edwards die amerikanischen Kolonien, und in das frühnationale Selbstverständnis seit dem

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Beginn des Unabhängigkeitskrieges flöß dieser passive Missionsauftrag, daß „Gott Amerika zur Verwirklichung seines besten Planes bestimmt habe", von vielen Seiten her ein. Im Siegel der Vereinigten Staaten sollte ursprünglich in Anlehnung an Virgils Aeneis stehen: „Magnus ab integro seclorum nascitur ordo", und „Novus Ordo Seclorum" hieß es dann in der Tat. Als „Leuditturm für die erniedrigte und unterdrückte Mensdiheit" sollte der neue Staat den Weg weisen — dieser Topos tauchte seither in unzähligen Abwandlungen in der Publizistik auf, er durchzog die Schriften von Jefferson und Adams, ja der gesamten Gründergeneration, er gab Emerson und Whitman ihre Heilsgewißheit und Senator Banks 1866 das Überlegenheitsgefühl, „die restliche Welt aufklären und zivilisieren" zu müssen. Der Gedanke, abgeschirmt von der verdorbenen Welt als Muster diesseitiger Vollkommenheit zu wirken, lag dabei seit je im Widersprudi mit der Neigung, diese Mission auch aktiv zu verwirklichen'. Gestärkt wurde die religiös fundierte Superioritätsdoktrin durch den Einfluß des Naturrechts und der Fortschrittsideen der Aufklärung, unter deren Einfluß der intellektuelle und institutionelle Emanzipationsakt der verbündeten Kolonien auch stand. Der puritanische „Covenant" der „Heiligen" wurde zum weltlichen Bund vorbildlicher Republikaner umgedeutet — hier entstand ein Scharnier, das diristlidies Prädestinationsbewußtsein mit säkularisiertem Messianismus verband. Zugleich wurde die universalistische Botschaft des Naturrechts gleichsam amerikanisiert, ein Vorgang, der auch dadurch begünstigt wurde, daß das Common Law wegen seines Präzedenzrechts in der Kolonialgesellschaft, erst recht nach der Trennung von England, den Rückgriff auf das Naturrecht nahelegte. Die Ideale von Tugend und Freiheit, natürlichem Wachstum und Perfektionierung der menschlichen Gattung, wie sie gerade dem republikanischen Aufklärertum des 18. Jahrhunderts vorschwebten, sie flössen in den Dekalog der Union ein. D a sich die Gesetze der moralischen und politischen Gravitation angeblich mechanisch zugunsten dieser musterhaften Staatenrepublik auswirkten, konnte audi die kontinentale Expansion — und nicht nur sie — als Hebammendienst für eine quasi-natürliche Tendenz verstanden werden. Deshalb sprach z. B. Godwin in den Jahren vor dem Bürgerkrieg vom „Naturgesetz" der Ausbreitung, die Theodore Parker zufolge die Amerikaner auch „unabsichtlich als Instrumente Gottes" auszuführen hätten^. Mit religiöser Tradition und laizistischem Vollkommenheitsansprudi gingen zudem diejenigen Ideen eine unauflösliche Fusion ein, die den Angelsachsen eine globale Kolonisationsaufgabe zusprachen. In Amerika, wo der Erfolg so sichtbar vor Augen stand, rechtfertigte diese Vorstellung nicht nur den Anspruch auf immer neues Siedlungsland, sondern auch die Behauptung, damit zugleidi das Gebiet angelsächsischer Freiheit in ihrem „Musterbeispiel, der Amerikanischen Republik" auszudehnen. Diese Verheißung für die „Anglo-Saxon Race", kraft der „Vorherbestimmung unaufhaltsamen Fortschritts" sich die Welt Untertan zu madien, konnte leicht rassistische Untertöne bekommen, und der spezifisdie „Anglo-Saxonism" des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hat diese Komponente dann audi ganz deutlich besessen'. Knüpfte diese Koloni-

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sationsmystik an erfolgreiche Praxis und alttestamentarische Gebote an, so stammte ein anderer Ideologiefaktor aus der antiken Vorstellungswelt. Wenn Bischof Berkeley 1726 ausrief: „Westward the Course of Empire Takes Its Way", dann griffen die Amerikaner, die sich diesen Gedanken zu eigen maditen, wie er bewußt auf die griechisch-römische Diskussion eines providentiellen Bewegungsgesetzes zurück, wonach der Sitz der Weltreiche kontinuierlich von Osten nadi Westen wandere. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts fand ein englischer Reisender diese Denkfigur in den Kolonien „allgemein verbreitet". Die gern im Stil des Klassizismus argumentierenden „Founding Fathers" haben immer wieder diesem Rhythmus Amerika als Endstation zugewiesen, und Jedidiah Morse führte in seiner „Amerikanischen Geographie" von 1792 dieses Bild ebenfalls als Selbstverständlichkeit ein: „Wahrscheinlidi" werde das „American Empire" die „letzte Station" und „das größte Imperium, das je bestanden hat, werden" — eben die „Königin der Weltreiche", wie der Neuengländer Trumbull 1820 glaubte. Nicht nur zieht sich diese Entwicklungslehre durch das ganze 19. Jahrhundert hindurcái, sondern an seinem Ende hat Brooks Adams die Weissagung erneut aktualisiert, als er sie mit der erkennbaren industriellen Suprematie der Vereinigten Staaten verschmolz'. Für dieses Imperium in der Neuen Welt wurde seit dem 18. Jahrhundert der gesamte nördliche Kontinent in Anspruch genommen. Der gegen englische Kolonialherrschaft opponierende „Continental Congress" der schmalen Küstensiedlungen gab sich seinen Namen ohne nennenswerten Widerstand. Seit langem schon hatten die Franklin und Washington, Adams und Madison ihr „American Empire" in kontinentalem Ausmaß konzipiert, wenn nicht gar, wie zeitweilig Jefferson, „den südlichen Kontinent" mit eingeschlossen, denn „Amerika besitzt ja eine ganze Hemisphäre für sich". Die zweite Generation der verantwortlichen Washingtoner Politiker verfocht den zunächst maßlos wirkenden Anspruch mit durchschlagenden Erfolgen. Wenn J. Q. Adams 1819 darauf beharrte, daß sich die Welt endlich „mit dem Gedanken vertraut machen muß, den Kontinent von Nordamerika als das uns zustehende Herrschaftsgebiet zu betrachten", wenn er Canning 1821 Kanada großzügig konzedierte, aber „den Rest des Kontinentes" beanspruchte, dann bedeutete sein Transkontinentaler Vertrag ebenso einen gewaltigen Schritt auf diesem Wege wie die von ihm entworfene Monroe-Doktrin eine ideologische Untermauerung, und seine Nachfolger führten die weitgespannten Pläne bis zur Jahrhundertmitte aus'. „The Principle of Our Institutions Is Expansion" — in einer so einprägsamen Formulierung, die Außenminister Everett zu diesem Zeitpunkt fand, schlug sich nicht nur die realhistorische Erfahrung der ständigen Ausbreitung Amerikas nieder, sondern wurde auch ein Zentralproblem seiner politischen Theorie ausgedrückt. Seit der Unabhängigkeit wurden wirtschaftlicher Wohlstand und gesellschaftliche Ruhelage, damit aber auch das reibungsschwache Funktionieren republikanischer Institutionen von anhaltender kontinentaler und kommerzieller Ausdehnung abhängig gesehen und gemacht. Madison und Jefferson haben frühzeitig diese funktionelle Abhängigkeit der „Weifare of the Common12

w e a l t h " von den versdiiedenen Formen kontinuierlicher Expansion prägnant beschrieben, nicht zuletzt hing ihrer Meinung nach die Bändigung der in rivalisierenden Parteien und „ F a k t i o n e n " miteinander ringenden großen gesellsdiaftlidien Interessengruppen

von dieser C h a n c e eines Auslaufs für

aufgestaute

Energien ab. D i e damals vorherrsdiende Meinung, daß sich als Republiken vorzüglich kleine Gemeinwesen organisieren könnten, wurde zugunsten eines großräumigen „Expanding E m p i r e " aufgegeben. In dieser Hinsicht hat sich sdinell ein breiter

Konsens

herausgebildet.

Der

jeweiligen

Machtelite stand

dabei

durdiaus das gesamtgesellschaftliche System vor Augen. O b es sich um die südstaatliche Pflanzeraristokratie, später das nördlidie Industriepatriziat oder um die in soziopolitischen Schlüsselpositionen auswechselbaren — „interchangeable" —

Funktionseliten seit dem Bürgerkrieg handelte, die Vorteile, j a die ver-

meintlidie Notwendigkeit expansionistischer Politik für die

Systemerhaltung

blieben ihnen bewußt. Gerade diese Übereinstimmung innerhalb der Führungsgruppen hat ein schwerwiegendes Kontinuitätsproblem geschaffen, das im I n dustriezeitalter besonders bedrohliche Dimensionen gewinnen sollte®. Einen

Ausdruck dieser Bemühungen,

der amerikanischen

Expansion

den

nördlichen K o n t i n e n t oder gar die Westliche Hemisphäre zumindest auf lange Sicht zu sichern, bildete die M o n r o e - D o k t r i n von 1823. I h r

Hegemonialan-

sprudi ist daher „immer imperialer N a t u r " gewesen. In ihm verbanden sich geopolitischer Determinismus und antieuropäischer Isolationismus mit dem Leitbild eines „American S y s t e m " , in dem den Vereinigten Staaten die Präponderanz zufiel. K o n k r e t aus der A b w e h r russischen Vordringens an der Nordwestküste und europäisch-spanischer Interventionsgefahren in Lateinamerika entstanden, wo es damals auch schon um die Aussichten des nordamerikanischen

Außen-

handels ging, entwickelte sie sich allmählich zu einem dehnbaren quasi-völkerrechtlichen Schutzsdiirm, unter dem sich die Interessen der U S A entfalten konnten. Mochte das europäische J u s Gentium auch noch lange der M o n r o e - D o k t r i n die verbindliche Rechtskraft absprechen, so hing ihre Geltung doch zunehmend von den Entscheidungen ab, mit denen Washington das wachsende amerikanische Potential zur Geltung bringen wollte'. All diese Ideen und Ideologien, die dem realen Expansionsprozeß voraneilten oder ihn nachträglich legitimieren sollten, flössen in der Vorstellung von der „Manifest D e s t i n y " der Vereinigten Staaten zusammen, die zur Dominanz auf dem K o n t i n e n t prädestiniert seien. Als Musterland

republikanisch-demokrati-

scher Freiheit und als Verkörperung des Fortschrittsdenkens, dem Missionsauftrag puritanischer H e r k u n f t folgend und eines kontinentalen Imperiums gewiß, konnten sich in diesem ebenso amorphen wie wirksamen

Sendungsbewußtsein

Leitvorstellungen des amerikanischen Nationalismus vereinigen. D e r seit den 1840er J a h r e n vordringende Begriff fing wie in einem Brennpunkt amerikanisches Selbstgefühl und Geltungsbedürfnis ein'". Als ideologische Komponente auch des Imperialismus seit den 1880er J a h r e n wirkte der Glaube an die „offenbare Bestimmung" der Vereinigten Staaten weiter fort. Unverändert

sprach

William Allen White, dessen Aufstieg als Journalist jetzt einsetzte, von der 13

„angelsädisisdien ,Manifest Destiny' der Welteroberung" — „so steht es für das auserwählte Volk geschrieben". Und Albert Beveridge, gleidifalls am Beginn seiner politischen Karriere, sah „Gottes großen Plan geofienbart" in der Trinität von „Amerikas Wohlstand, Amerikas Suprematie, Amerikas Imperium". In dieser „imperialen Republik" entstehe „das neue Eden für die Wiedergeburt der Mensdiheit". Zwar bringe „uns die erste Phase persönlichen Profit", aber langfristig gehe es doch um die „Erlösung der Welt" durch ihre Amerikanisierung. Wie es ein amerikanischer Historiker, der diese Zeit noch miterlebt hat, ausdrückte: „Gott dirigiert uns, vielleicht zahlt es sidi auch a u s . " "

3. Sewards Konzeption des amerikanischen Handelsimperiums Bis zum Bürgerkrieg hatte das kontinentale Imperium Gestalt gewonnen, hatte sich ein selbst- und sendungsbewußter Nationalismus auch als Expansionslegitimation herausgebildet. An der Sdiwelle des Übergangs von dieser Entwicklungsphase zur neuen Industriellen Welt steht in der Zeit der amerikanischen Industriellen Revolution die Persönlichkeit von William H. Seward, Senator und Außenminister, vor allem aber Prophet eines weltumspannenden amerikanischen Handelsimperialismus, den die neue Schubkraft der Industrialisierung vorantrieb. In Seward lebten die Traditionen des ersten Jahrhunderts amerikanischer Geschichte, zugleidi bewies aber auch sein Entwurf eines globalen „Informal Empire" die ihm eigenen analytisch-prognostischen Fähigkeiten. Aus seinen programmatischen Äußerungen und seiner praktischen Politik läßt sidi das Koordinatensystem rekonstruieren, an dem er sich orientierte. Die Basis der überseeischen Aktivität bildete der Kontinentalstaat, der zu erweitern und — auch durch Schutzzölle — zu konsolidieren war. Dafür mußten unentwegt Siedler herangezogen, mußte die Land- und Industriewirtschaft weiter entwickelt werden. Ihnen hatte der Ausbau des wachstumsinduzierenden Verkehrs· und Kommunikationswesens zu dienen. Deshalb unterstützte Seward, wo immer möglich, Projekte transkontinentaler Eisenbahnen und Telegrafenlinien, aber auch eines isthmischen Kanals unter amerikanisdier Souveränität'. Im Hinblick auf die territoriale Ausbreitung galt ihm auch nach dem leidenschaftlich unterstützten Anschluß von Oregon und Kalifornien der „Akkumulationsprozeß" keineswegs als abgeschlossen. Kanada hielt er 1853 schon für „halbannektiert", erst müsse Britisch-Kolumbien an Oregon angegliedert werden, dann Kanada „Mitglied der Union" werden. Alaska als „Landbrücke" nach Asien, die Arktis und Hawaii sollten folgen, um der amerikanischen Präsenz in Ostasien als Zwischenstation zu dienen. Im Süden gehörten die Karibischen Inseln ebenso wie Mexiko kraft „Manifest Destiny" zum amerikanischen Ausdehnungsbereich, ja Mexiko City hielt er für den „Sitz eines künftigen amerikanischen Empire", wenn audi Lateinamerika dem nördlichen Gravitationszentrum zugefallen sei. 14

Obwohl sich hier Nah- und Fernziele vermisditen, besaß doch schon die Union der 1850er Jahre, sofern sie sidi durch Abschaffung der Sklaverei auch moralisch qualifizierte, das Fundament, um England die Seeherrschaft streitig zu machen, denn das „Imperium der Meere bedeutet allein das wirklidie Imperium". Audi Seward war in einer Art Haßliebe auf das große britische Vorbild, das zugleich den mächtigsten Konkurrenten und ehemaligen Kolonialherrn verkörperte, fixiert. Im Banne des ungeheueren Erfolgs des früh- und mittelviktorianischen Freihandelsimperialismus, der so lange wie opportun seine Märkte, Einflußsphären und Stützpunkte mit Verträgen, Konsuln und Kanonenbooten statt durch koloniale Gebietsherrschaft absicherte, hielt er dieses „Informal Empire" für den Idealzustand audi der amerikanisdien ökonomisdien Expansion. Noch in den 50er Jahren entwickelte er eine Art Theorie des amerikanischen Handelsimperialismus in statu nascendi. Seward ging dabei in der Periode der Industriellen Revolution von den Absatzbedürfnissen eines rapide anwachsenden Produktionsapparates aus, dem der Binnenmarkt nicht mehr genüge. Sein Urteil, daß „dem materiellen Fortschritt der Veretaigten Staaten eine unbegrenzt andauernde Entwicklung sicher" sei, band er sogleich an die Erfolge des Außenhandels. Dessen Märkte in Übersee sollten im Rahmen eines „Inselimperiums" geschützt werden, d. h. an den Hauptverkehrswegen mußten — dem technologischen Entwicklungsstand der Zeit entsprechend — amerikanisdie Stützpunkte für die Handels- und Kriegsmarine liegen. Formaler Kolonialbesitz blieb Seward genauso verpönt wie lange auch den Architekten des Viktorianischen Weltreiches. Diese auf amerikanischen „Hongkongs" ruhende Handelssuprematie hielt er für jenes „wirkliche Imperium", das Amerika in globalem Ausmaß zu gewinnen bestimmt sei^. Auch Seward vertrat die Lehre von der Westwanderung der Weltherrsdiaft nach Amerika und verschmolz diese Idee mit der angelsächsischen Kolonisationsaufgabe. Ganz auf dieser Linie sah er daher, während die Bedeutung des Atlantiks sank, den Pazifik zum „Hauptschauplatz weit wich tiger Ereignisse" der Zukunft aufsteigen. Seit 1844 hatte er diese Schwerpunktverlagerung prophezeit, die Erwerbung der Westküste diente auch für ihn dazu, Amerikas Löwenanteil an „den lang begehrten Schätzen" Asiens sicherzustellen, wo Hunderte von Millionen Menschen unabschätzbare Absatzmöglichkeiten böten. Auf diesem Schauplatz werde Amerika zum „größten aller existierenden Staaten" emporsteigen, dann aber auch, weil es den „Welthandel" insgesamt zu beherrschen „beauftragt" sei, die Weltherrschaft erringen, denn: „The Commerce of the World . . . is the Empire of the World." Im Vertrauen auf das amerikanische Potential ließ Seward keinen Zweifel daran, daß der Pazifik zum „Mare Americanum", Asien zur kommerziellen Domäne der Vereinigten Staaten werden müsse. Diese Vorstellung griff in den 40er/50er Jahren schnell um sich: Perry ζ. В. plädierte nach der „Erschließung" Japans dafür, die „territoriale Jurisdiktion" der Union über die Westküste hinaus so weit vorzuschieben, daß sie die Inselgruppen des Stillen Ozeans umfasse! 15

Die wirtsdiaftlidie Führungsposition der amerikanischen Metropole als Nadifolgerin der britischen hielt Seward für eine „Manifest Destiny" der Vereinigten Staaten. Dieser Begriff wurde auch von ihm aus seinem kontinentalexpansionistischen Kontext herausgelöst und auf die überseeische Ausbreitung übertragen. Für die Eroberung dieser Weltherrschaft galt der kontinentale Aufstieg nur als Vorspiel, ihr dienten die Erwerbung Alaskas, aber auch die gescheiterten Annexionspläne gegenüber Hawaii und den westindischen Inseln. Seward hielt sidi bei diesen Versudien, seine Vision zu realisieren, für das Exekutivorgan einer göttlichen Vorsehung, die Amerika den Sitz des neuen Weltreiches zugedadit hatte. Denn „weder Politiker nodi Staatsmänner beherrschen die Ereignisse", bekannte er 1862 in einer Formulierung, die zunächst an Bismarck erinnert, aber von einem diesem fremden Sendungsbewußtsein getragen war. „Sie können mäßigend auf sie einwirken und ihren Ehrgeiz mit ihnen in Übereinstimmung bringen, aber mehr können sie nicht erreichen."® Auch in historischer Perspektive wirkt der ökonomische Kern von Sewards Entwurf noch bestechend, er hat die Konzeption des amerikanischen Handelsimperialismus des folgenden Jahrhunderts vorweggenommen. Brooks Adams und zahlreiche Popularisatoren haben sie seit den 1890er Jahren nur wieder aktualisiert. Aufs Ganze gesehen ist das wirtschaftliche „Informal Empire", wie es Seward vorschwebte, das eigentliche Charakteristikum der amerikanisdien überseeischen Ausbreitung geblieben.

4. Entwicklungstendenzen nach dem Bürgerkrieg Der Ausgang des amerikanischen Sezessionskriegs, der nach vier Jahren mit der Niederlage der rebellierenden Sklavereistaaten endete, bedeutete in vielfacher Hinsicht eine tiefe Zäsur in der amerikanischen Geschichte. Hier geht es indes nur um einige wesentliche Elemente im Zusammenhang mit der Expansionsproblematik. Charles A. Beard hat sich nicht gescheut, in seiner berühmten Darstellung „The Rise of American Civilization" die 1860er Jahre als „zweite amerikanische Revolution", die mit der englischen und französischen Revolution durchaus vergleichbar sei, zu charakterisieren: „Die Kapitalisten, Arbeiter und Farmer des Nordens und Westens vertrieben die südstaatlidie Pflanzeraristokratie aus dem Machtzentrum der Bundesregierung. Unter universalgeschichtlichem Aspekt" bildete nicht das „periphere Ereignis des Krieges", sondern diese „Sozialrevolution das entscheidende Ergebnis von ungeheurer Bedeutung". Dieses Urteil mag heute zu undifferenziert wirken, aber Modernisierung und Industrialisierung konnten fortab ohne den hemmenden Widerstand einer vorindustriellen Elite vorangetrieben werden, im wirtschaftlichen Gefalle zwischen dem industrialisierten Nordosten und den Südstaaten wirkte sich jahrzehntelang — manche meinen: bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs hinein — ein „Internal Colonialism" aus, das Großbürgertum aus Industrieund Finanzwelt beherrschte nach einer Art Interregnum von zehn bis fünfzehn 16

Jahren die Gesetzgebung und den Staatsapparat des Bundes. Auf dieser Ebene gab es insofern einen Bruch in der Verfassungsstruktur, als seither ein ganz selbständiges H a n d e l n der Einzelstaaten fast unmöglich war. Nicht durch neues Verfassungsrecht, sondern durch die Verfassungsrealität: die Veränderung der soziopolitischen Kräftekonstellationen, wurde die Zentralisierungstendenz vorangetrieben. Der Entmaditung der Bundesglieder entsprach der Maditzuwachs der Bundesregierung. Die Bedeutung der Bundesorgane in Washington als Entscheidungszentrum nahm zu, und eben dort wirkte sich jetzt zunehmend das Sdiwergewidit der siegreichen sozialen K r ä f t e aus. Der im Sezessionskrieg behauptete einheitliche amerikanische Nationalstaat veränderte daher nach 1865 durchaus seine verfassungspolitische Struktur. Audi in anderer Hinsicht läßt sich ein aufschlußreicher Wandel beobaciiten. Bisher waren die Bewohner von zedierten Gebieten und Territorien zu gleichen Rechten in die Union aufgenommen und ihre Länder inkorporiert worden. Im Alaska-Vertrag von 1867, Sewards Abschiedsleistung, wurde nun erstmals vorgesehen, daß den Bewohnern zwar die Bürgerrechte zu gewähren seien, das Land selber aber nidit inkorporiert werden sollte. Damit wurde eine neue Zwischenstufe des Rechtsverhältnisses zwischen der Metropole und einem „non-contiguous" Gebiet gewählt. Bei den Erwerbungen von 1898 wurde dann beides nicht mehr eingeräumt: weder die Gleichberechtigung nocb die Einverleibung in den Staatsverband der amerikanischen Republiken. Tiefgreifende Veränderungen setzten sich auch in der Wirtschaft durch. Zwar war die eigentliche Durchbruchsphase der amerikanischen Industriellen Revolution schon vor dem Krieg abgeschlossen. Orientiert man sidi an sozialen Einstellungen und Normen, an Unternehmerverhalten und Innovationsbereitschaft, an technologischem Potential, Pro-Kopf-Einkommen, Nettoinvestitionen und Wachstumsraten der strategischen Industrien, dann durfte die neue Wirtschaftsordnung vor 1861 als fest installiert gelten. Der Bürgerkrieg wirkte mithin nicht — wie lange angenommen — als der eigentliche Katalysator f ü r sie, aber er gab doch wichtigen Leitsektoren wie der Eisen- und Stahlindustrie, dem Maschinen- und Eisenbahnbau, auch allgemein der Kapitalakkumulation und nicht zuletzt der kommerzialisierten Landwirtschaft starke Impulse, die die stagnierenden und zögernd ansteigenden gesamtwirtschaftlidken Wachstumsraten des N o r dens nach dem Friedensschluß emportreiben halfen'. Die Zeit von 1865 bis 1897 kann daher als die erste Phase der amerikanischen Hochindustrialisierung begriffen werden. An ihrem Ende liegt die „Wasserscheide" in der Mitte der 90er Jahre. Bis dahin hatte sich der in Großbetrieben organisierte, in den Weltmarkt verflochtene „Corporation Capitalism" erkennbar herausgebildet, d. h. ein qualitativ neuartiges industrielles System mit neuartigen sozioökonomischen Konsequenzen und politischen Steuerungsproblemen eröffnete eine neue Entwicklungsperiode^. Seit der Jahrhundertwende bekräftigte Amerikas Industriemacht seine inzwischen erworbene Stellung als Weltmacht. Gewissermaßen „in being" war es schon seit der Unabhängigkeitserklärung eine Weltmacht gewesen. Vergegenwärtigt man sich nämlich 17 2

Wehicr, Amerik. Imperialismus

seinen rasch wachsenden Territorialumfang, Bevölkerungs- und Geburtenzahl, Rohstofflager und Produktionsfähigkeit, Handelsflotte und -Beziehungen, aber auch die vorteilhafte geographisdie Lage, die Abwesenheit überlegener Rivalen, die Rolle Kanadas als Faustpfand, die realpolitische Nützlichkeit des Isolationismus f ü r ein Land, f ü r das die Zeit arbeitete usw., dann erkennt man, wie hier ein geschütztes ungeheures Potential bestand, das durdi die Industrialisierung und Kommerzialisierung der Landwirtschaft noch einmal enorm gesteigert wurde. Die innere Entwicklung wurde keineswegs allein dem freien Spiel der gesellsdiaftlichen K r ä f t e überlassen — diese zählebige Legende hat die Forsdiung längst als pure Ideologie des „Free Enterprise" enthüllt —, sondern von Bund, Einzelstaaten und Gemeinden ebenso zielstrebig wie massiv vorangetrieben. Direkte Subventionen, z. Б. f ü r Kanäle, Straßen und Eisenbahnen, großzügige Landsdienkungen, Steuerprivilegien, Zollerleiditerungen zusammen mit sdiier zahllosen staatlichen und kommunalen Interventions- und Beihilfemaßnahmen haben im 19. Jahrhundert ein Ausmaß erreicht, das in den west- und mitteleuropäisdien Industrieländern dieser Zeit nirgendwo realisiert wurde'. Das Zusammenwirken der besonders nadi 1865 entfesselten Konkurrenzwirtschaft, die dem auf Gewinnmaximierung à tout prix eingeschworenen Individual- und Gruppenegoismus freie Bahn zu schaffen suchte, mit der anhaltenden politisch-staatlichen Unterstützung führte in den drei Jahrzehnten bis 1897 zu einem gewaltigen Entwicklungsschub. Mit ihm verband sich in der zweiten H ä l f t e dieses Zeitabschnitts der Aufstieg des modernen amerikanischen Imperialismus. Der Begriff erfordert eine terminologische und inhaltliche Klärung. Denn man könnte sich den Einwand vorstellen, daß auch schon die amerikanische Expansion bis 1865 bzw. bis in die 80er Jahre hinein als Imperialismus zu bezeichnen, mithin ausschließlich auf der Kontinuität zu beharren sei. Ein den Kontinent überspannendes Empire ging in der Tat aus dieser Ausbreitung hervor, und Brooks Adams nannte das überseeische Imperium von 1898 auch deshalb das „ N e w Empire"^. Den aus Bundesland gebildeten Territorien winkte jedoch die Gleichstellung mit den Teilstaaten, die formell gleichberechtigt an der Bundespolitik mitwirkten. Herrschaft über abhängige Gebiete und Personenverbände bildet aber ein Kernelement des Imperialismusbegriffs. D a r über hinaus ist mit einem globalen Sammelbegriff, der die Entwicklung von Jahrhunderten nivelliert, nicht viel geholfen. Wohl aber läßt sich die definitorische Entscheidung rechtfertigen, den modernen Imperialismus dadurch aus dem unleugbaren Zusammenhang mit den älteren Expansionsbewegungen herauszuheben, daß man ihn an die universalgeschichtliche Zäsur der Industrialisierungen bindet. Das historisch Neuartige auch der amerikanischen Industriellen Revolution: Die Entstehung einer permanent expandierenden Wirtschaft als Motor einer kumulativen, aber ungleichmäßigen Dauerbewegung, die u. a. den Zwang zum Konkurrenzkampf mit ähnlich motivierten Industriestaaten auf dem Weltmarkt beispiellos verschärfte, hat durch die ökonomische D y n a mik und die gesellschaftlich-politisdien Probleme eines Landes mit unablässig 18

anhaltendem sozialen Wandel sowohl für die Expansion selber als audi für die von ihr betroffenen Länder neue und dauerhafte Bedingungen geschaffen. Ohne den inneren Strukturwandel läßt sich auch der amerikanische Imperialismus in diesem Sinne nidit angemessen begreifen, audi er wird daher hier als die sozialökonomisdi-politisch bedingte Ausbreitung einer industrialisierenden Gesellsdiaft in die weniger entwickelten Regionen der E r d e verstanden, wobei er Herrschaftsformen ausbildete, die man den beiden Idealtypen direkt-kolonialer bzw. indirekt-informeller Herrschaft zuordnen kann. D a s Leitbild des amerikanischen Imperialismus ist freilich vorwiegend ein informeller Wirtschaftsimperialismus geblieben. Kolonialherrschaft erwies sich z w a r zeitweilig nach dem Urteil der verantwortlichen Politiker als unvermeidbar, blieb aber ein begrenztes Zwischenspiel, wie ja überhaupt der Kolonialismus nur einen Teilbereidi des Imperialismus darstellt®. Sosehr es daher einerseits die qualitative Neuartigkeit der innergesellschaftlichen Konstellationen und ihrer Konsequenzen in anderen Regionen rechtfertigen, von einem modernen amerikanischen Imperialismus zu reden, so blieb doch andererseits der Zusammenhang mit den historisdien Traditionen der Kontinentalexpansion, des Überseehandels, der nationalen Ideologien erhalten. Überall gab es da Anknüpfung, Fortsetzung, vor allem aber potenzierte Steigerung. D a zudem diese Prozesse mit einem hohen M a ß an Bewußtheit diskutiert und nidit nur dumpf erfahren wurden, da die Führungseliten ihre strategischen Ziele klar artikulierten und zu verwirklichen suchten, ist das lange Zeit gängige Klischee von den Vereinigten Staaten als „Weltmacht wider Willen" — „power has been thrust upon her" — ganz irreführend®. Denn auch Macht wurde zur Erreichung dieser Ziele mit wohlerwogener Absicht eingesetzt. D a s trat nach einer gewissen Übergangszeit im Gefolge des Bürgerkriegs, in der sich aber deutlich erkennbar der imperiale Vorstoß seit den 80er Jahren vorbereitete, unübersehbar zutage'.

5. Die kommerzialisierte Landwirtsdiaft als Vorreiter: Ausfuhrzwang und Sicherung von Außenmärkten Ist man an den realhistorischen Bedingungen des aufsteigenden amerikanisdien Imperialismus interessiert — und von ihnen hing ja auch die Resonanz der ideologischen Faktoren a b — , dann trifft man in der Trendperiode von 1865 bis 1897 zuerst auf die Bedürfnisse der kommerzialisierten Landwirtschaft! Es gehört zwar zu den nahezu sakrosankten Vorstellungen kritischer Imperialismusanalysen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, daß allgemein die industrielle D y n a m i k das Hauptelement der neuen Ausbreitungsbewegung darstelle. Aber dieser T o p o s ist ganz an der europäischen Erfahrung ausgebildet worden, hier besitzt er wohl auch, aufs G a n z e gesehen, unverändert seine Gültigkeit. Im Hinblick auf die Vereinigten Staaten ignoriert er jedoch die widitige Rolle, die vor allem seit 1865 der frühzeitig durch und durch kommerzialisierte, mit europäischer Bauernwirtschaft gar nicht vergleichbare Agrarsektor gespielt hat. 19

Seine Entwicklung in dieser Zeit hing allerdings, das ist sogleich hinzuzufügen, in hohem Maße vom rationellen Einsatz landwirtschaftlicher Maschinen und vom Ausbau des modernen Verkehrswesens, in beiden Bereichen mithin von der industriellen Produktion ab. Trotz des rasanten Vormarschs der amerikanischen Industrie blieb die Landwirtschaft bis zur Jahrhundertwende der dominante Sektor der Gesamtökonomie, und obwohl die Landbevölkerung im Verhältnis zu Stadtbewohnern sank, machte sie doch bis 1900 mehr als 50 % der Gesamtbevölkerung aus. Von den drei großen Interessenaggregaten, die den amerikanischen Imperialismus trugen: 1. Farmern, Ranchern und Obstpflanzern, 2. Kaufleuten und Reedern, 3. Industriellen und Bankiers, repräsentierte die erste Gruppe diesen Sektor, während die zweite eng mit ihm verbunden war. Erst seit den 80er Jahren, kraftvoll seit den frühen 90er Jahren rückte die dritte Gruppe ins Zentrum vor. Sie knüpfte dabei jedoch allenthalben an die Zielvorstellungen der Agrarier an, die den Konsensus über die sozioökonomisch und politisch strategische Bedeutung gesicherter Ausfuhr bis dahin längst vorformuliert hatten*. Bis zum Bürgerkrieg war die durch Arbeitskräftemangel geförderte Maschinisierung, aber auch die Kommerzialisierung der seit dem 18. Jahrhundert marktorientierten Landwirtsdiaft schon bemerkenswert weit fortgeschritten. Die Farmer verstanden sich weithin nicht als dem Traditionalismus verpflichtete Bauern, sondern als kapitalistische Unternehmer, für die der Boden einen mit allen Mitteln möglichst schnell auszunutzenden Produktionsfaktor darstellte. Während des Kampfes der Nord- und Weststaaten gegen die Konföderation wurden diese Tendenzen in der Landwirtschaft vor allem insofern vorangetrieben, als durch die vorteilhafte Gesetzgebung zugunsten der Agrarier langfristig wirksame Förderungseffekte ausgelöst wurden. Zugleich schuf der steigende Export als sekundärer Faktor unmittelbare Anreize. Vom Homestead Act von 1862, der praktisch kostenlos Siedlungsland zur Verfügung stellte, bis hin zur Zweiten Weltwirtschaftskrise von 1873 kletterte der Binnenkonsum an Agrargütern um 23 %, der Export aber um 230 % höher. Allein der Wert des Weizenexports stieg von 1860 = 4 auf 1861 = 38, 1862 = 43, 1863 =: 47 Mill. Dollar, die erst 1870 wieder erreicht wurden. Seit 1862 auch trat das Problem ständiger Agrarüberschüsse auf. Es wurde wegen der rapiden Entwicklung nach 1865 von Jahr zu Jahr akuter. Zwischen 1862 und 1864 wurden 30, zwischen 1874 und 1880 35 Mill. Acres kultiviert, von 1865 bis 1900 wurde mehr Neuland als in den 250 Jahren vorher erschlossen. Die Weizenanbaufläche wuchs von 1865 bis 1880 von 15 auf 38 Mill. Acres, bis 1897 nur mehr auf 41 Mill. Acres an. Die Weizenernte stieg daher von 1865 = 152 auf 1880 = 499, bis 1899 dann nur mehr zusätzlich um ein Zwanzigstel auf 522 Mill. Bushels, die Produktion von Mais von 1866 = 730 auf 1899 = 2671 Mill. Busheis, von Baumwolle von 2 auf 9,5 Mill. Bales. Der Anteil der Landwirtschaft am Volksein20

kommen erreidite 1869/78 27,5 % , der der Industrie 17,1 % " erst 1889/98 ergab sidi ungefähr ein Gleichstand mit 18,4 zu 18,8 % . Aus einer Gesamtbesdiäftigtenzahl von 1870 = 13 Mill, waren 6,73 Mill, in der Landwirtschaft, 2,13 Mill, in der Industrie tätig. 1900 waren es von 29 Mill. 10,9 bzw. 6 Mill.® Diese beispiellose Erschließung eines halben Erdteils hing aufs engste mit der zu L a n d e und zu Wasser fortschreitenden „Verkehrsrevolution" jener J a h r zehnte zusammen. Zwischen 1865 und 1873 verdoppelte sich das Eisenbahnnetz von 35 085 auf 70 651 Meilen. Allein 1873 wurden fast 23 000 Meilen Gleise im Westen gelegt, den seither FracJitlinien zu durchziehen begannen. 1881/82 kamen 33 ООО, 1887: im größten amerikanischen Eisenbahnbaujahr, 20 722 Meilen hinzu; von 1870 bis 1890 vermehrte sich das Sciiienengitter um 110 ООО Meilen. Diesen enormen Zuwachs hat J o h n C l a p h a m zu Reciit als den vielleicht wichtigsten Beitrag bezeichnet, den ein einzelnes L a n d zur Entstehung der Industriewelt des 19. Jahrhunderts geleistet habe'. D i e halsabsdineiderische Konkurrenz der transkontinentalen Bahnen in sog. „Frachtsatz"-Kriegen verbilligte zusätzlich noch die Transportkosten, zumal da audi die Bedeutung des Zwischenhandels drastisdi verringert wurde. Die Preise f ü r die Beförderung von Agrarprodukten aus dem Fernen und Mittleren Westen bis hin zu den Atlantikhäfen sanken daher o f t auf wenige Cents pro Tonne, aber auch die reguläre R a t e z. B. von Chicago nach N e w Y o r k ging von 1866 = 65 auf 1897 = 20 Cents für 100 P f d . Weizen hinunter. Demselben Trend folgten die Frachtraten der Ozeandampfschiffahrt, die jetzt die Segelschiffe verdrängte. 1894 betrugen sie im Transatlantikverkehr durchweg ein Fünftel der Sätze von 1873. Die Exportfirmen, die 1873 für die Verschiffung eines Busheis Weizen von N e w Y o r k nach Liverpool 21 Cents bezahlt hatten, brauchten d a f ü r 1900 nur mehr 3 Cents zu entrichten. Generell sanken die Frachtkosten sogar noch stärker als die Getreidepreise. Die Revolutionierung der Verkehrs- und Nachrichtenmittel — das weltumspannende System unterseeischer Telegrafenverbindungen bedeutete dabei eine wichtige Voraussetzung für einen wahren Weltmarkt — führte dank der konsequenten Anwendung und Ausnutzung technologischer Innovationen zur Entstehung des modernen globalen Agrarmarkts, auf dem amerikanische Produkte eine maßgebliche Rolle spielten. Wegen diesen neuartigen Bedingungen wirkte sich auch die europäische Nachfrage seit den 1870er Jahren so spürbar auf die amerikanische Agrarwirtsdiaft aus — und umgekehrt amerikanischer E x p o r t auf die europäische Landwirtschaft. Den Konsumbedürfnissen einer schnell wachsenden städtischen Bevölkerung k a m die von einem langfristig wirksamen Trend der Preisdeflation begünstigte Getreideausfuhr der Vereinigten Staaten entgegen. Der Weizenpreis pro Bushel fiel z . B . von 1865 = 2,16 auf 1875 = 1,40, 1885 = 0,86, 1895 = 0,60 Dollar. Namentlich seit der Mitte der 70er J a h r e brachen die amerikanischen E x p o r t e mit der Gewalt eines Naturereignisses in die west- und mitteleuropäischen M ä r k t e ein, ihr Preisgefüge stürzte zusammen, eine schwere Agrarkrise setzte ein. Nachdem die Farmproduktpreise 1873 30 % unter den von 21

1870/73 lagen, die Weizenernte aber von 1873 = 281,2 auf 1878 = 420,1 Mill. Busheis gestiegen war, machte 1879 der Agrarexport 78 % der amerikanischen Gesamtausfuhr aus, 1880 sogar 83 % , 1881 82 % ! In diesen beiden Rekordjahren wurden 153 bzw. 151 Mill. Bushels nadi der von Mißernten verfolgten Alten Welt verschifft (1870 = 50 Mill. Bushels). Zum ersten Mal im 19. Jahrhundert wurde der Wert der Baumwollausfuhr übertroffen. Das Volumen von 1880 wurde erst wieder 1892 erreidit, sein Wert von 191 Mill. Dollar erst 1915 überholt. Der Aufstieg aus der auch in Amerika seit 1873 anhaltenden industriellen Depression (I. 5) hing kausal mit diesen Erfolgen zusammen. Der österreichische Wirtsdiaftspolitiker Alexander Peez nannte diese amerikanische Konkurrenz „die zweifellos bedeutendste wirtschaftlidie Tatsache der Neuzeit". Die ökonomischen, sozialen und politischen Folgen der amerikanischen Exporte traten fortab in vielen europäischen Staaten zutage — ganz deutlich etwa in der deutschen Schutzzollpolitik. In der Tat schuf „die Verkehrsrevolution erst einen internationalen Agrarmarkt, dann eine internationale Agrardepression und als H ö h e p u n k t internationale Unzufriedenheit in der Landwirtschaft" mit weitreichenden soziopolitisdien Konsequenzen*. Seit den frühen 70er Jahren, als sich das drängende Problem landwirtschaftlicher Überkapazitäten und steigender Überschüsse als permanente Belastung erwies, ergab eine vehemente Diskussion, die in Zeitungen und Fadizeitschriften, auf Kongressen und Sitzungen der seit 1867 entstehenden, die Unruhe symbolisierenden „Patrons of H u s b a n d r y " (der sog. „Granges", Farmervereinigungen mit interessenpolitisdien Zielsetzungen) geführt wurde, Einhelligkeit darüber, daß nur die Steigerung des Exports eine Dauerlösung schaffen könne. Verkehrserleichterungen aber steigerten die Konkurrenzfähigkeit auf „den Märkten der Welt", urteilte Finanzminister Boutwell 1872 im Stile Sewards, wo doch „der Kampf um die endgültige friedliche Suprematie in der Weltpolitik ganz von der Bedeutung des Außenhandels" abhänge. Der Bericht eines von Senator Windom geleiteten Ausschusses spiegelte 1874 in aller Breite die Übereinstimmung über die funktionelle Notwendigkeit gesicherter Exporte und einer adäquaten Verkehrspolitik wider. U n d die sensationelle Ausfuhrstatistik von 1879/81 bestätigte derartige Auffassungen, zu denen übrigens damals schon eine klare Argumentation in Begriffen der Grenznutzenlehre gehörte, denn — so argumentierte etwa der Abgeordnete C. B. Berry aus Kalifornien — „der Preis der gesamten Ernte wird durdi die exportierte Überschußquote bestimmt"®. Freilich verschafften die Exporterfolge einiger Jahre den Farmern nach ihren eigenen Eindrücken noch keine dauerhafte Prosperität: Hypothekarische Verschuldung und Mangel an Bargeld, Regenjahre und europäische Schutzzölle verbanden sich zu schweren Belastungen. Charakteristischerweise reagierten sie darauf selten mit einer prinzipiellen Kritik am System des Agrarkapitalismus mit all seinen Unsicherheiten, Schwankungen und Benachteiligungen f ü r sie, sondern mit der Forderung nach staatlichen Interventionsmaßnahmen, die die Marktstruktur zu ihren Gunsten verbessern, d. h. vor allem die Wettbewerbsfähigkeit des selbständigen landwirtschaftlichen Kleinunternehmers, denn der 22

blieb ihr Ideal, erhöhen sollten. N o d i in den 70er Jahren bildete sich ein Programm heraus, das den Konsens über den Ausfuhrzwang voraussetzte und ein Bündel von Hilfsaktionen zum Inhalt hatte. Der forcierte Ausbau und die weitere Auswüchse der Ratenfixierung verhindernde effiziente Kontrolle des Eisenbahnnetzes sollte dem beschleunigten Kanal- und Straßenbau parallel laufen, die vernachlässigte Handelsflotte vom Bund unterstützt werden, wie es ein erster Gesetzentwurf von 1879 vorsah. Die Zollpolitik sollte zielstrebig zur Förderung "der Agrarausfuhr eingesetzt werden, wobei die Republikaner traditionell zu Schutzzöllen, dann aber auch zu Reziprozitätsverträgen, mit denen Konzessionen auf Außenmärkten errungen werden konnten, neigten, während die Demokraten eher freihändlerisdi argumentierten und durdi Handelsverträge dem überlegenen amerikanischen Agrar- und Industriepotential Märkte offen halten wollten. Da der Goldstandard die Vereinigten Staaten weiter in Abhängigkeit von der britischen Metropole halte, plädierten die Farmer f ü r die Silberwährung bzw. den Bimetallismus, weil bei einer Doppelwährung Silber als Exportprämie wirke und die Ausf u h r in Länder mit Goldwährung die Handelsbilanz verbessere. Nidit nur in der Währungsfrage figurierte England als Gegner, auch im Außenhandel trafen die Vereinigten Staaten fast überall auf die Vorherrschaft der ersten Industrienation. Das schärfte das Verständnis der Farmer f ü r den politischen Appell, notfalls die Exportwege mit Gewalt verteidigen oder gar öffnen zu müssen. Daher unterstützten die exportabhängigen Agrarier von Anfang an den Aufbau der neuen amerikanischen Kriegsflotte: Seit der „ N a v y Bill" von 1883 wurden moderne gepanzerte Kreuzer und Schlachtschiffe gebaut; die MarineKriegsakademie, an der unter anderem A. T. Mahan, der Theoretiker des „ N a valismus", wirkte, nahm ihre Tätigkeit auf; seit 1890 wurde diese Rüstungspolitik erneut vorangetrieben; das Marinebudget stieg von 1880 = 13,5 auf 1897 = 34,5 Mill. Dollar, von 5 auf 10 % des Bundesetats. Aus solchen Anstrengungen ging seit den 90er Jahren die moderne amerikanisdie Schladitflotte hervor. An all diesen Fronten kämpfte die agrarische Pressure Group in den 80er Jahren. Das zeigt auch das Abstimmungsverhalten ihrer Abgeordneten und Senatoren im Kapitol. Aus diesen Motiven heraus unterstützte sie auch die neue panamerikanische Politik, den Ausbau des Konsulatswesens, den Ruf nach Bundesinstitutionen zur Förderung des Außenhandels'. In den 90er Jahren galt der strategische Konsensus längst als Selbstverständlichkeit. Das 1889 nach langem Drängen endlich zu einem vollen Ministerium ausgebaute „Department of Agriculture" wiederholte in seinen Jahresberichten und in den Veröffentlichungen der 1894 gesdiaffenen „Abteilung f ü r Auslandsmärkte" mit geradezu monotoner Regelmäßigkeit die Analyse, daß der verstopfte Binnenmarkt nur durch eine anhaltende Exportoffensive entlastet werden könne. Daraus wurde ebenso beharrlich die Forderung nadi einer expansiven Außenhandelspolitik mit allen zulässigen staatlidien Mitteln abgeleitet. In Kongreß und Senat erscholl das Echo. Das Risiko von Konflikten mit Rivalen wurde dabei bewußt in Kauf genommen, denn die bedrohlichen inneren Folgen 23

einer eventuell scheiternden Entlastung des eigenen Wirtschaftssystems schienen solche Gefahren bei weitem zu übertreffen'. Dieser Diagnose hatten sich allmählidi auch Repräsentanten der Industrie- und Bankwelt angeschlossen, aber es bedurfte erst der Erfahrungen eines schwierigen Wachstumsprozesses, ehe sich die Interessenaggregate der amerikanischen Industriewirtschaft dem Expansionskonsensus voll anschlossen.

6. W a c h s t u m u n d K o n j u n k t u r z y k l e n d e r a m e r i k a n i s c h e n I n d u s t r i e w i r t s c h a f t v o n 1873 bis 1897 Die Trendperiode von 1865 bis 1897 kann als eine „lange Welle" des amerikanischen industriellen Wachstums verstanden werden'. Insgesamt führte diese Entwicfclungsphase zu einem enormen Aufsdiwung, der freilich — der historisdien N a t u r des liberalkapitalistischen Industrialisierungsprozesses entsprechend — in ungleichmäßigen Stößen vorangetrieben und durch drei schwere Depressionen (1873—1879, 1882—1885, 1893—1897) unterbrodien wurde, während denen die Wachstumsraten strategischer Sektoren empfindlidi zurückgingen. Diese besonders krisenhaften Konjunkturzyklen entfalteten sich zudem im Schatten eines rasanten Preis- und Zinsfalls. In ihm drüditen sich einerseits Vorteile der Industrialisierung für die Konsumenten aus, andererseits beeinflußte er aber, vor allem konjunkturpsychologisdi gesehen, das Unternehmerverhalten und bot Anlaß zu ständigen Klagen. Während die Bevölkerungszahl von 1865 bis 1900 um 114 % anstieg (von 35,7 auf 76,1 Mill., darunter 12 Mill. Einwanderer), wuchs die Industrieproduktion nach dem Frickey-Index von 17 auf 100, ihr Wert um 281 % , die Produktivität um 64 % , der Kapitalstodi sogar um 322 % . Dabei vergrößerte sich aber auch die Ungleichheit der Einkommensverteilung, vor allem aufgrund des Konzentrationsprozesses, der wadisenden Disparitäten zwischen Einkommen aus Farmer- und anderer Tätigkeit und der zeitweilig hohen Arbeitslosigkeit (z. B. 1889/98: 12 % , 1894/1903: 10 % aller Arbeiter). Der Wert des Außenhandels verdoppelte sich von 1866 = 782 Mill, auf 1896 = 1,66 Mrd. Dollar, allerdings blieb insgesamt der amerikanisdie Anteil am Welthandel mit ca. 10 % noch stabil^. Als wichtigster Leitsektor bis hin zu den 90er Jahren wird nodi immer der Eisenbahnbau gelten können. Sein Anteil an derBrutto-Kapitalbildung z . B . betrug 1870/79 = 20,4 % , 1880/89 = 15,6 % . In den 25 Jahren nach dem Bürgerkrieg bestand ein Drittel aller gewalzten Eisen- und Stahlprodukte aus Schienen, und dennoch blieb das Importbedürfnis so lebhaft, daß auch die deutsche Schwerindustrie in den 70er/80er Jahren mehrfach starke Impulse von ihm empfing. Der amerikanische Konjunkturtrend wurde daher stark durdi das Erschlaffen des Eisenbahnbooms beeinflußt: von 1890 bis 1899 sank der Anteil an der Bruttokapitalbildung auf 7,5 % ! Erst die neuen Leitsektoren der 90er Jahre sdiufen einen Ersatz, vor allem die Elektroindustrie (Straßenbahnen, Versorgungsbetriebe, Kommunikationswesen)'. 24

Versdiärft wurden die Wadistumsprobleme durch die anhaltende Preisdeflation, den Zinsfall und den Rückgang des Einkommens aus Wertpapieren. Die Großhandelspreise stürzten von 1864 = 193, 1889 = 81, 1890 = 56,2 auf 1897 = 46,6. Die Renditen aus langfristig angelegten Eisenbahnobligationen von 1870 = 8,2, 1880 = 5,8, 1890 = 4,5 auf 1900 = 3,9 Indexeinheiten. Ähnlich bewegten sich die Aktiendividenden und die Einnahmen aus anderen Wertpapieren^. Die Trendperiode seit 1865 begann mit einer nur kurz (1869/70) gehemmten Hodikonjunktur, während der sich im siegreichen Norden ein wahres Investitionsfieber, maßlose Spekulation und ungehemmte Verwilderung der Gesdiäftssitten ausbreitete. Eine wüste Jagd nach Reichtum beherrschte breite Schichten, der Parole des „Enrichessez-vous" folgte selbst Präsident Grant mit seinen engsten Mitarbeitern. Mit ätzendem Spott urteilte H e n r y Adams, daß „der Fortschritt der Evolution von Präsident Washington hin zu Präsident Grant Anlaß genug war, um Darwin zutiefst zu beunruhigen". Zugrunde lag diesen sozialpsychischen Veränderungen ein radikaler Wandel im Normengefüge, das erst der Krieg, dann die voranstürmende Hodiindustrialisierung zerstörten oder dodi in Frage stellten. Überschaubare lokale und regionale Aktionsfelder, Märkte und Lebensräume wurden durch relativ anonyme nationale Entscheidungsbereiche, Großmärkte und Orientierungspunkte ersetzt. Dadurch wurde allmählich ein neuer Bezugsrahmen gesdiaffen, aber jahrelang begleitete diesen Prozeß, der sich in w a h r h a f t kontinentalen Größenordnungen bewegte, ein weithin anomisches Sozialverhalten®. Im September 1873 brach — vier Monate nachdem der Wiener Krach den Kollaps in Europa angekündigt hatte — der hektisch überzogene Boom auch in den Vereinigten Staaten zusammen, eine sechsjährige Depression senkte sich bis zum Frühjahr 1879 über das Land®. Der Edcler-Index, der sich auf Roheisenund Kohlenproduktion, Baumwollverbrauch, Eisenbahnrenditen, Konsumgüterimporte und Bank-Clearings stützt, zeigt für diese Jahre einen Abfall von 32 % an, der nur 1929/32 mit 55 % übertroffen wurde. Es fielen die Großhandelspreise um 30 % , die Einzelhandelspreise um 20 % , die Eisenbahnaktien um 60 % , die Clearing-Zahlen der N e w Yorker Banken um 40 % . Symptomatisch sank der Roheisenpreis von 1872 = 53 auf 1878 = 6,50. Die Zahl der Bankrotte stieg dagegen von 1873 = 5123 auf 1878 = 10 478. Drei Jahre nach der Krise waren Eisenbahnobligationen in H ö h e von 790 Mill. Dollar durch die Insolvenz der Gesellschaften entwertet worden. 1874 soll in N e w York ein Viertel, 1874/75 ein Drittel aller Arbeiter arbeitslos gewesen sein, Schätzungen f ü r die Union schwankten zwischen 0,5 und 3 Mill. Ruckartig verschärften sich die sozialen Gegensätze. 1876 entstand in Philadelphia die „Workingmen's Party", daraus dann 1877 die „Socialist Labour P a r t y " . Im Juli 1877 entluden sich die aufgestauten Spannungen in einem ersten nationalen Eisenbahnerstreik, gegen den auch erstmals Bundestruppen und Milizen von Präsident Hayes eingesetzt wurden. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen in Pittsburgh kam es zu 55 Toten und 100 Verletzten. Kommunistenfurcht breitete sich zum erstenmal aus. 25

In Henry Georges berühmtem Traktat über „Progress and Poverty" — dessen Untertitel nicht zufällig „Eine Untersuchung über die Ursache Industrieller Depressionen" lautete — spiegelten sidi die gesellschaftlichen Antagonismen dieser Zeit wider'. Mit den neuen Erfahrungen einer jahrelang anhaltenden Industriedepression konfrontiert, begann in Wirtschaft und Politik eine lebhafte Debatte über Ursachen und Auswege. Den liberalen Vorstellungen von einer unvermeidbaren Reinigungskrise, über deren Ausgang nur vermeintliche Marktgesetze entschieden, wurde sofort mit dem Drängen nach einer staatlichen forcierten Außenhandelspolitik begegnet, von der man sich am schnellsten Hilfe verspradi. Von Vertretern der Schwerindustrie wurde in diesem Zusammenhang die These von einer industriellen Überproduktion geprüft und allmählich akzeptiert, obwohl eine gewisse Unsicherheit hinsiditlich ihrer Gültigkeit blieb. David Wells, ein bekannter ökonomischer Experte, urteilte 1877: „Unser Haus ist, gemessen an der Produktionskraft, zu klein für seine Bewohner geworden"; er forderte die Steigerung des Exports und einen Zollverein mit Kanada, der den Ansdiluß ermöglichen oder gar erzwingen solle. Dieser Diagnose Schloß sich Staatssekretär F. W. Seward im State Department an, und Präsident Chadbourne vom Williams College erklärte 1879 vor der „Vereinigung der neuenglischen Baumwollfabrikanten", daß die vergangenen sechs Jahre „Einigkeit unter allen vernünftigen Beobachtern in einem Punkt insofern ergeben" hätten, als „dauerhafte Erfolge" in der Konjunkturbeeinflussung vom Ausgang des außenwirtschaftlichen Konkurrenzkampfes abhinge. Seine Grenznutzenargumente trafen in der Tat ein Kernproblem der amerikanischen Produktionsverhältnisse®. Dennoch ersetzte die Washingtoner Politik nur langsam die liberale Enthaltsamkeitsidee durch direkte staatliche Interventionsmaßnahmen. Immerhin kündigte die wirtsdiaftspolitische Aktivität von Außenminister Evarts in den Jahren 1877 bis 1880 paradigmatisch einen gewissen Kurswechsel an. William M. Evarts war seit langem als Rechtsanwalt mit den großen New Yorker Exportfirmen und Reedereien verbunden gewesen. Seine Analyse der Krisenjahre brachte er 1880 auf die prägnante Kurzformel: „Wir werden durch den unwiderstehlichen Druck unserer inneren Entwicklung nach außen gedrängt." Er zog daraus u. a. die Konsequenz, eng mit dem Marineministerium zusammenzuarbeiten, dessen Auslandskreuzer in Asien, Afrika und Lateinamerika erst die „Kriegsflagge" zeigen müßten, „ehe die Handelsflagge sicher oder gewinnbringend enthüllt werden kann". Als Commodore Shufeldt mit der „Ticonderoga" auch in Handelsmission auf Weltreise ging, ließ Evarts die Chancen eines H a n delsvertrags mit Korea und näherer Beziehungen mit Afrika überprüfen, wo Shufeldt schon 1878 den „großen wirtschaftlichen Preis der Welt" vermutet hatte. Vor allem aber baute Evarts mit Energie das Konsulatswesen aus, fortab wurde es straff — wie das englische und gleichzeitig das deutsche — in den Dienst der Exportwirtschaft gestellt. Im Juli 1877 ergingen die ersten Instruktionen dazu an die Auslandsvertretungen, und in seinem „Ersten Bericht über die Handelsbeziehungen der Vereinigten Staaten" von 1878 sprach er sich un26

versdinörkelt f ü r verstärkte Staatshilfe „als eine Notwendigkeit ersten Ranges" aus, um die darauf zurüdcführbaren Erfolge anderer großer Industrieländer zu erzielen. Seinem Drängen war es zu verdanken, daß der Kongreß seit Oktober 1880 den Drude monatlicher Konsulatsberichte gestattete, die an interessierte Wirtschaftskreise zur Information verteilt wurden". Derartige Maßnahmen markierten ein geschärftes Bewußtsein f ü r die Bedeutung der Außenwirtschaft, deren Gewicht fortab schnell zunehmen sollte. Erst seit dem April 1879 begann sich die schmerzlich vermißte Prosperität allmählich wieder einzustellen. Sie hielt sich jedoch in engen Grenzen und war zudem der Gunst besonderer Umstände zu verdanken. Zwischen 1878 und 1880 verdreifachte sidi die Weizenausfuhr. Unerwartet hohe Ausfuhrerlöse strömten mit belebender Wirkung in den Wirtschaftsprozeß ein. H a t t e bis Juli 1878 mehr als die H ä l f t e aller Hochöfen stillgelegt werden müssen und hatten die Streiks des Vorjahrs das Sekuritätsgefühl des Besitzbürgertums tief erschüttert, so erholte sidi jetzt, durch den Bau neuer Eisenbahnlinien angefacht, die Eisenund Stahlindustrie. Sie zog auch ihre Zubringerbetriebe bis 1880 steil mit nach oben. Wenn die „American Iron and Steel Association" noch im Frühjahr 1879 die niedrigsten Preise seit der kolonialen Frühzeit des Landes beklagt hatte, so erklärte sie jetzt 1881 zum absoluten Spitzenjahr der Produktion. Andere statistische Indikatoren bestätigten die Aufwärtsbewegung bis 1882, gleichzeitig verbesserte sich die Stimmungslage. Aufmerksamen Beobachtern entging jedoch weder, daß sie z. T. von unkontrollierbaren Naturbedingungen abhing (Wetterkatastrophen 1879 in Mitteleuropa, dagegen Rekordernten in den USA), noch übersahen sie die Gefahren einer erneut spekulativ angetriebenen Aufschwungperiode. Bereits im März 1881 warnte Wells den Präsidenten vor den heraufziehenden Wolken einer neuen Depression. Eine Trodcenheit in weiten Landesteilen zerstörte alsbald die Pseudosicherheit eines ungetrübten Konjunkturgenusses. Mit den ersten Nachrichten über Mißernten entschwand auch die H o f f nung, den Problemen der 70er Jahre endgültig entronnen zu sein. Der 1882 enttäuschende Agrarexport entzog dem amerikanischen Außenhandel das Fundament der Vorjahre. Zugleich erhöhte dieser Vorgang die Wichtigkeit des Industrieexports. Vorerst mußte aber ein Preis f ü r den gewaltigen Eisenbahnbau (1880/82 = 25 554 Meilen), der den Ausbau von Überkapazitäten in allen betroffenen Industrien induziert hatte, bezahlt werden. Seit dem Sommer 1882 sackte die Union erneut in eine bis zum Mai 1885 anhaltende Depression ab^". Den objektivierbaren Kriterien zufolge handelte es sich weder um einen abrupten Absturz in die Krise, wie im Gefolge der Panik von 1873 — sondern eher um einen gleitenden Abfall —, noch um einen so schonungslosen Einschnitt wie die Stockung von 1873 bis 1879. Aber die krisenpsychologische Wirkung war enorm, denn die Wiederholung der Depressionserfahrung nach einem kurzlebigen, abgeflachten Aufstieg wirkte geradezu als Schock, der der Diskussion über die Gründe und die Therapie gesteigerte Dringlichkeit verlieh. Tendenzen, die sich Ende der 70er Jahre gezeigt hatten, kristallisierten sich jetzt noch stärker heraus, sie drangen noch schärfer ins Bewußtsein der ö f f e n t -

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lidikeit und führten zu politisdien Strategien, die auf die Z u k u n f t hinwiesen. Die amerikanische Außenpolitik trat seit den 80er Jahren nodi deutlicher als vorher in einen unauflöslichen Zusammenhang mit dem Fortschreiten der industriellen Entwicklung. Dieser Zusammenhang ist zwar in je gewandelter Form bei allen großen modernen Industriestaaten aufweisbar. In den Vereinigten Staaten jedodi, wo der europäische Gegensatz von Staat und Gesellschaft unbekannt blieb und sich die neuzeitliche Wirtschaftsgesellschaft katexochen entwickelte, der Regierungsapparat am ehesten als Lenkungsausschuß der Gesellschaft aufgefaßt werden kann, läßt er sich in einer besonders durchsichtigen Gestalt greifen. Der Ediler-Index zeigt für diese zweite Depression innerhalb der Trendperiode einen Abfall von 25 Einheiten, die Clearings der N e w Yorker Banken sanken von 1882 = 46 auf 1885 = 25 Mrd. Dollar ab, die Bankrottzahlen dagegen kletterten von 1883 = 6700 auf 1884 und 1885 je rd. 10 000 Fälle. Im Oktober 1884 wurden 13 % der Gesamtbeschäftigtenzahl f ü r arbeitslos gehalten. Diese Schätzungen variierten aber stark nadi Regionen: In Massachusetts galten z. B. nach den Erhebungen des staatlichen Arbeitsamtes 30 % als arbeitslos, Gewerkschaftler sprachen von 2 Mill. Arbeitslosen im Bund. Die Noniinallöhne der Arbeitnehmer sollen durchschnittlich um 20 bis 30 % gekürzt worden sein. Die Probleme der Industriearbeiterschaft gewannen solch ein Gewidit, daß im Innenministerium 1885 ein „Bundesarbeitsamt" unter C. D. Wright als „United States Commissioner of Labor" eingerichtet wurde. Unstreitig hatten sich nämlich auch die sozialen Antagonismen seit 1882 wieder zugespitzt. Die 1869 als Geheimorganisation gegründete Gewerkschaft der „Knights of Labor", die bis 1881 nur 20 000 Mitglieder hatten werben können, fand jetzt dank zahlreicher Streiks (2 Mill. Beteiligte von 1882 bis 1885!) erhöhten Zulauf, bis sie im Juli 1885 ca. 104 000, am Ende des Jahres sogar 703 000 Mitglieder zählte. Da die „Ritter der Arbeit" auch ungelernte Arbeiter aufnahmen, scherten die Fadiarbeiter und Handwerker aus ständischem Dünkel aus, sie gründeten im Dezember 1886 die „American Federation of Labor" (AF of L), die unter Samuel Gompers ganz pragmatisch den Kampf um einen höheren Anteil am Sozialprodukt a u f n a h m " . Zu einem mit 1877 vergleichbaren H ö h e p u n k t kam es freilich erst im Mai 1886, nachdem die Erholung, der Statistik zufolge, sdion wieder eingesetzt hatte. Als die McCormick-Werke für Landwirtschaftsmasdiinen in Chicago eine Aussperrung praktizierten, rief die sog. „Schwarze Internationale" unter dem emigrierten deutschen Anarchisten Johannes Most zu einer Versammlung auf dem H a y m a r k e t Square auf, wo plötzlich eine Bombe geworfen wurde. Mehrere Polizisten starben sofort, andere sdiossen zurück, vier Arbeiter blieben tot liegen, 200 wurden verletzt. Vier der vermeintlichen Rädelsführer wurden gehängt, drei weitere aber von Gouverneur Altgeld begnadigt — ein Akt, der geradezu hysterische Reaktionen der „Law-and-Order"-Vertreter hervorrief. Im selben Jahr schnellte die Streikbeteiligung auf 1,5 Mill, hoch, blutige Zusammenstöße häuften sich überall. Der radikale Publizist H . D. Lloyd begann 28

mit seiner sdiarfen Kritik der Arbeitsverhältnisse in der amerikanischen Industrie, H e n r y Georges Schrift verkaufte sich als Bestseller. In Bellamys viel gelesenem utopischen R o m a n „Looking B a c k w a r d " dienten die Gegensätze seiner Zeit als negative Folie. 1887 führte endlich der „Interstate Commerce A c t " nach jahrelangen Vorwürfen eine gewisse Bundeskontrolle des Eisenbahnwesens ein. D i e in der „American Economic Association" damals dominierenden Schmoller-Sdiüler fanden mit ihrer Parole, daß nur der Staat den sozialökonomischen Entwicklungsproblemen gewachsen sei, trotz aller wirtschaftsliberalen Einwände nun doch mehr Gehör'^. In diesem K o n t e x t von Wirtschaftskrise und Arbeitskonflikten wurde die Diskussion fortgesetzt, die um die Überkapazitäten der industriellen und landwirtsdiaftlichen Produktion und ihre soziopolitisdien Folgeerscheinungen kreiste. Anstelle der Unsicherheit trat allmählich Gewißheit. Dadurch wurde die E x p o r t f r a g e noch dringlidier. „Banker's M a g a z i n e " faßte 1884 diese A u f f a s sung zusammen: „Unsere Agrarproduktion überst'eigt seit langem unsere Bedürfnisse, Außenmärkte für die Übersdiüsse sind aber gefunden worden. J e t z t ist die Zeit gekommen, wo wir draußen auch dauerhafte Märkte für einen Teil unserer Industrieerzeugnisse suchen müssen." Andere wichtige Zeitschriften wie das „Commercial & Financial Chronicle", „Bradstreet's" und der „American M a n u f a c t u r e r " stimmten zu. Sie teilten auch die Diagnose von C . D . Wright in seinem ersten Jahresbericht von 1886, daß die stürmisdie Ausbreitung des Maschinenwesens im Produktions- und Transportwesen zu einer anhaltenden „ Ü b e r p r o d u k t i o n " geführt habe. Dahinter trat die währungspolitische Interpretation der Krise ganz zurück". Einflußreiche Politiker und Vertreter der Industriewelt schlossen sich zunehmend der Diagnose an und leiteten daraus politische Forderungen ab. Senator M o r g a n forderte, die in Asien praktizierte Politik der „Offenen T ü r " auf Afrika auszudehnen, im Kongreß und Senat wurden eine transafrikanische Bahn, Küstenvermessungen, die Einrichtung von Handelsstationen erörtert. An der Berliner K o n g o - K o n f e r e n z von 1884/85 nahmen die Vereinigten Staaten teil, danach aber weigerten sie sich unter dem Einfluß isolationistisdier Traditionen, die K o n g o - A k t e zu ratifizieren. Der Bau der Flotte wurde weiter vorangetrieben, die panamerikanische Politik inauguriert — alles zugunsten der amerikanischen A u s f u h r " . Außenminister Blaine, Exponent des neuen Panamerikanismus, beschrieb 1886 den Kern dieser Politik: „Was wir brauchen, sind die Märkte unserer Nachbarn im Süden . . ., hätten wir uns diese erst gesichert, dann gäbe es neuen Auftrieb für unsere Industrien, die Nachfrage nach den Produkten des Farmers im Westen wüchse, der G r u n d und die Versuchung zum Streiken mit allen seinen üblen Beleiterscheinungen verschwände." B a l d bezeichnete er es als „die höchste Pflicht der Vereinigten Staaten, die Ausdehnung ihres Außenhandels zu vergrößern", denn „wir wären vorschnell zufrieden, wenn wir auf das verzichteten, was der jüngere Pitt so treffend Annexion durch H a n d e l genannt h a t " . Im Senat wurde aus denselben Gründen die Belebung der Monroe-Doktrin, der 29

Bau eines transisthmisdien Kanals unter amerikanischer Territorialkontrolle, die Ausbreitung des Pazifikhandels gefordert, denn „der Außenhandel regiert zu dieser Stunde die Welt". Und in Chicago schlug Lyman J . Gage, Präsident der amerikanischen Bankiers-Vereinigung, später Finanzminister in der Regierung McKinley, frühzeitig ein schnell an Gewicht zunehmendes Thema an, als er aus dem herannahenden Ende des freien Siedlungslandes an der Frontier und der Verstopfung der Städte mit aufsässigen Arbeitern die „schwerste Belastung für unsere demokratischen Institutionen" ableitete, falls nicht die Außenwirtschaft neue Entlastungsmöglichkeiten schaffe*®. Fraglos bradite die Binnenkonjunktur von 1886 bis 1890 eine spürbare Erleiditerung, obwohl außer zahlreichen kleineren Arbeitskämpfen der große Burlington-Streik von 1888 die Labilität des Verhältnisses von Kapital und Arbeit anzeigte. Der Zusammenbrudi des bedeutenden Londoner Bankhauses Baring im Jahre 1890, das auch, in Amerika vielfältig engagiert war, löste nur eine kleinere Fluktuation aus. Erneut halfen überreiche amerikanische Ernten und Agrarexporte 1891 und 1892 über die ersten GefahrenzeicJien hinweg. Aber bereits im Januar 1893 setzte die dritte schwere Depression ein, noch ehe Monate später im Mai eine Panik an der New Yorker Börse das äußere Krisenbild vervollständigte". Insgesamt erwies sich diese Depression nicht als so einschneidend wie die Stockung von 1873 bis 1879. Auf einigen Gebieten aber übertraf sie sogar das Fegefeuer der 70er Jahre, und was das Wirtschaftsklima angeht, so bedeutete diese dritte Erfahrung abrupt ungleichmäßigen Wachstums innerhalb der Spanne einer Generation ein geradezu traumatisches Erlebnis — jetzt auch in vollem Umfang für die Industrie- und Bankwelt, die unter der kumulativen Wirkung mehrerer Krisenfaktoren ihr politisciies Gewicht geltend machte. Zwar fiel der Eckler-Index „nur" um 25 Einheiten, aber noch 1893 machten 500 Banken und 10 000 Unternehmen bankrott, bis 1896 kollabierten 800 Banken mit Multiplikator-Auswirkungen, die sich über das Land verästelten. In den ersten sieben Monaten des Jahres 1893 fielen die Clearings der Banken um ein Drittel. Bis Mitte 1894 standen 156 Eisenbahngesellschaften mit einem Kapital von 2,5 Mrd. Dollar unter Konkursverwaltung. Die allgemeinen Investitionsraten fielen steil ab: Die neuen jährlichen Aktienausgaben an der New Yorker Börse, die 1892 die Höhe von 100 Mill. Dollar erreicht hatten, gingen 1894 um 63 "/o auf 37 Mill. Dollar zurück. Auch die Ausgabe von fest verzinslichen Obligationen folgte dieser Richtung (1894 20 % weniger als 1893), aber dann maciite sich die Flucbt aus Spekulationspapieren in konservative Anlagen geltend: Schon 1894 kam es zu einem Anstieg um ein Drittel von 139 auf 185 Mill. Dollar. Der scharfe Abfall vor allem der Eisenbahninvestitionen bildete eine der Hauptursacben für die Härte der Depression. Waren 1892 noch 4584 neue Eisenbahnmeilen gelegt worden, so waren es 1895 58 % weniger: nur 1938 Meilen; erst 1900 wurde wieder die Rate von 1892 erreicht. Entsprechend fielen die Stahlschienenaufträge von 1892 bis 1894 um 75 % . Wenn 1892 vierteljährlich 230 Personenwaggons und 205 Lokomotiven bestellt worden waren, dann wa30

ren diese Zahlen bis Mitte 1894 auf 11 bzw. 29 zurückgegangen. Die bereits erwähnte Erschlaffung dieses Leitsektors warf strukturelle und akute Probleme auf, die sidi gerade in der Depression seit 1893 häuften". Weithin sank der Lebensstandard, und besonders schlimm wirkte sich die weitverbreitete Arbeitslosigkeit aus. „Bradstreet's" schätzte schon im August 1893 eine Zahl von 900 000, Gompers im Dezember von 3 Mill. Arbeitslosen; seriöse Berechnungen halten für die Zeit von 1893 bis 1897 eine Arbeitslosenziffer von 20 % der Beschäftigtenzahl für vertretbar. Durchschnittlich sanken die Nominallöhne um 10 % , die Lebenshaltungskosten aber auch um 11 bis 12 % . Wer seinen Arbeitsplatz behielt und nicht auf Kurzarbeit umgestellt wurde, konnte daher sein Realeinkommen behaupten. Immerhin ging in allen nichtagrarischen Wirtsdiaftssektoren, wenn man Geldeinkommen, Arbeitslosigkeit und Lebenshaltungsindex aufeinander bezieht, das durchschnittliche Realeinkommen bis 1894 um 18 % , bis 1898 um 15 % unter die Stufe von 1892 hinunter'»! Im Bewußtsein der Zeitgenossen wurde diese audi objektiv nachweisbare Zäsur nidit minder bedrückend, wegen c}er völligen Ungewißheit der Entwicklung eher nodi als deprimierender empfunden. Henry Higginson vom Bostoner Bankhaus Lee, Higginson Sc Co. klagte seinem Gesdiäftsfreund Charles Hamlin, daß er „noch nie so etwas wie den gegenwärtigen Zustand erlebt habe. Er wird von Tag zu Tag schlimmer, jedermann wirkt wie paralysiert". Bankiers sdiätzten, daß allein von April bis Juni 1893 „der Wert von Obligationen und Aktien um mehr als 1,5 Mrd. Dollar zusammengeschrumpft" sei. Er sei kein „ängstlichschreckhafter Panikmacher", schrieb der Eisenbahnkönig James H . Hill an Präsident Cleveland, aber der Westen habe im ersten Halbjahr 1893 mehr verloren als während des ganzen Bürgerkriegs. O b „je ein verheerenderer Wirbelsturm das Land in solch einem Ausmaß und in so kurzer Zeit verwüstet habe", lasse sidi entschieden bezweifeln, meinte auch Andrew Carnegie, eine der Spitzenfiguren der amerikanischen Schwerindustrie. „Wenn es so weitergeht wie im Augenblick, dann werden wir wahrsdieinlidi, wie die meisten anderen Leute, Bettler werden", urteilte Senator Lodge, „ich habe noch nie erlebt, daß die Zukunft so düster aussah". Kein Wunder, daß der Großunternehmer Edward Atkinson noch drei Jahre später dem Bonmot zustimmte, Amerika befinde sidi im Zustand eines „uncivil war". „Die Gesellschaft wird hierzulande", gab Henry Adams seinen Eindruck wieder, „bis in die Grundfesten erschüttert"". Es war eine ungewöhnliche Häufung von Krisenphänomenen, die diese Eindrücke der Führungseliten bekräftigten. Außer dem direkten ökonomischen Druck, der auf dem industriellen Sektor auch noch durch den raschen Konzentrationsprozeß der Großunternehmen, „Pools" und Trusts auf Kosten kleiner und mittelgroßer gewerblicher Unternehmen verstärkt wurde, und außer dem unmittelbaren Niedergang vieler Wirtschaftszweige und Preise sdiien vor allem die Streiktätigkeit von 1893 bis 1897 die Bedrohlichkeit der Entwicklung zu signalisieren. Jedes J a h r überstieg die Teilnehmerzahl eine Million Arbeitnehmer (1893 = 1,4, 1894 = 1,4, 1895 = 1,3, 1896 = 1,1, 1897 = 1,1). Einen 31

H ö h e p u n k t dramatischer Auseinandersetzungen bildete dabei der PullmanStreik von 1894. Die Eisenbahnwagenfabriken der Pullman-Company in der werkseigenen Stadt Pullman bei Chicago beschäftigten bis zum November 1893 ca. 4500 Arbeitnehmer, die nunmehr plötzlich auf 1100 reduziert wurden. Als 1894 der Streik ausbrach, waren sdion 750 000 Arbeiter über das ganze Land hinweg in Streiks verwickelt. Die unlängst von Eugene Debs im Gegensatz zu den ständisdien „Brotherhoods" der Eisenbahner organisierte Industriegewerkschaft der „American Railway Union" löste einen Sympathieboykott zugunsten der Pullman-Arbeiter aus. Als dabei der Transport von Postwagen verhindert wurde, erkannte Justizminister Olney einen willkommenen Anlaß zum Eingreifen wegen Verletzung von bundesrechtlichen Vorschriften. Bundestruppen wurden trotz des Protestes von Gouverneur Altgeld nach Chicago geworfen, wochenlang glich die Stadt einer belagerten Festung. Erbitterte Zusammenstöße zwischen den 12 ООО Soldaten und Streikenden endeten mit 25 Todesopfern und 60 Verletzten, 2000 Waggons wurden zerstört, ein Sachschaden von 80 Mill. Dollar entstand. General Miles, der den Militäreinsatz leitete, verglich die Debs-Anhänger mit einem „Malariagift", das es auszurotten gelte. Olney erregte sich, daß „keine Strafe, die Debs überhaupt erhalten kann, sein Vergehen zu sühnen vermag". Unter dem Eindruck dieses Konfliktes lehnte übrigens das Oberste Bundesgericht 1895 mit 5 zu 4 Stimmen eine zweiprozentige Einkommenssteuer f ü r Einkünfte über 4000 Dollar als verfassungswidrig ab. Es folgte dem Plädoyer von Staranwalt Joseph H . Choate gegen „diesen Vormarsch der Kommunisten", der, wenn er jetzt nicht gebremst werde, bald auch zu einem Steuerabzug von 20 % führen könne. In der AF of L kam es 1894 zum erstenmal zu einem energischen Vorstoß von Sozialisten unter der Führung Daniel de Leons von der „Socialist Labor P a r t y " . Zwar wehrte Gompers den neuen Programmpunkt der „Sozialisierung aller Produktions- und Distributionsmittel" nach fünftägigem Kampf noch soeben ab, aber er verlor zum einzigenmal in seiner langen Laufbahn die Wiederwahl zum Ersten Vorsitzenden. Diese Entscheidung auf der Jahresversammlung der A F of L wurde weithin als unwiderrufliche Radikalisierung selbst des pragmatischen Flügels der Gewerkschaften aufgefaßt — der A F of L gehörten damals 275 ООО Mitglieder an —, eine der europäischen Gewerkschaftsgeschichte analoge Entwicklung auf zumindest sozialdemokratische Ziele hin schien sich durchzusetzen. Tatsächlich siechte aber die „Socialist Labor P a r t y " seit 1876 dahin. Friedrich Engels hielt sie 1894 f ü r eine doktrinäre „Sekte", die es wie ihre englische Schwesterpartei geschafft habe, „die Marxsche Theorie der Entwicklung auf eine starre Orthodoxie heruntergebracht zu haben, zu der die Arbeiter sich nicht aus ihrem eigenen Klassengefühl heraus emporarbeiten sollen, sondern die sie als Glaubensartikel sofort und ohne Entwicklung herunterzuwürgen haben". Daher komme die Partei „wie Hegel sagt, von nichts durch nichts zu nichts". Im Grunde ging es aber hier, unabhängig von spezifischen Fehlern und Versäumnissen, um die Frage, w a r u m es in den Vereinigten Staaten parallel zur 32

Hodiindustrialisierung nidit zur Ausbildung einer sozialistischen Arbeiterbewegung nach europäischem Vorbild kam bzw. bis heute gekommen ist. Dieses Komplexproblem kann hier nicht eingehend behandelt werden, aber auf einige wichtige Faktoren soll dennoch hingewiesen werden. Gleichheits- und Emanzipationsideen waren in der Gründungsideologie und Verfassung der Vereinigten Staaten fest verankert. Die Realisierung von politischen Gleichheitsrechten schritt schneller als in Europa voran, wo z. B. die SPD gegen einen feudalherrschaftlichen Überhang und ständische Ungleidiheit bis 1918 ankämpfen mußte. Der Anstieg der Reallöhne setzte sich langfristig bemerkenswert klar durch: Von 1860 bis 1890 wuchsen sie um 46 % , besonders in den 80er Jahren hielt der Zuwachs an; trotz der Depressionen wirkte der bescheidene Wohlstand o f t entspannend, nicht zuletzt im Vergleich mit den ursprünglidien europäischen Lebensverhältnissen neuer Einwanderer. Vor allem war die soziale Mobilität, die fraglos überschätzt und ideologisch überhöht wurde, realhistorisch sowohl vertikal als auch horizontal hoch. Auf jeden Fall blieb sie als Chance im Bewußtsein präsent, wie immer es auch um ihre Realisierung stehen mochte. Folglich ließ diese Vorstellung bestimmte Barrieren nicht so hoch wachsen. Schon der Schein der „offenen Gesellschaft" milderte Konflikte, da jedem nach Leistung und Verdienst der Weg nach oben versprochen wurde. Dazu schuf die schnelle Urbanisierung, gerade auch die Städtegründung im Neuland, Gegengewichte zur Verfestigung der Sozialstruktur. Zwar bildete sich eine klare Vorstellung unterschiedlicher Grade von Einkommen, Reichtum und Macht auch in der Arbeiterschaft aus, aber das Bewußtsein einer homogenen Klasse mit identischen Zielen ihrer Angehörigen, die Identifizierung mit dieser Klasse, erst redit eine militante Klassenideologie mit einleuditenden Kampfanweisungen fehlten. Von daher läßt sich die Fragmentierung der Arbeiterschaft, ihre Neigung zur pragmatischen „Brot-und-Butter-Politik", das Scheitern sozialistischer Organisationsversudie etwas plausibler madien^". Außer den Streiks zogen andere soziale Protestbewegungen die Aufmerksamkeit auf sich. Als überall schon Tausende von Arbeitern im Ausstand waren, marschierte im Frühjahr 1894 eine allerhöchstens 10 000 Mann umfassende Schar von Arbeitslosen, Coxeys Armee genannt, nach Washington, um dort öffentlidie Arbeiten als antizyklisches Mittel der Konjunkturpolitik zu fordern. Von berittener Polizei rücksichtslos zusammengeschlagen, zerstreuten sich die armseligen und ausgehungerten Teilnehmer in alle Winde. Aber aus zahlreichen Städten wurden in dieser Zeit ähnliche Protestmärsche berichtet, die als aufbegehrender Widerstand der Unterprivilegierten mißverstanden wurden. Plötzlich wurde auch die Tatsache, daß die Volkszählung von 1890 f ü r das Jahrzehnt von 1880 bis 1890 eine Verdoppelung der Industriearbeiter auf 4,6 Mill, und eine Vermehrung der Stadtbevölkerung von weniger als einem Viertel auf ein Drittel der Gesamtbevölkerung festgestellt hatte, ebenso als Gefahrenzeichen verstanden wie die jetzt verstärkt einsetzende Einwanderung aus Süd- und Osteuropa, die die Massen der ohnehin unzufriedenen, zumindest nicht voll integrierten Immigranten in den Slums der Großstädte vermehrte^'. 33 3

Wehler, Amerik. Imperialismus

Soeben hatte audi die amtliche Statistik nach ihren Kriterien das E n d e der „ F r o n t i e r " festgestellt. Schon Hegel hatte in seinen „Vorlesungen über die Philosophie der Weltgesdiichte" gemeint, daß Amerika, da es „unaufhörlidi den Ausweg der K o l o n i s a t i o n " im Westen offen habe, „durch dieses Mittel . . . die Hauptquelle der Unzufriedenheit"

verstopfen

könne. U m

die

Entlastungs-

funktion der Frontier w a r seit dem 18. J a h r h u n d e r t eine äußerst zählebige Ideologie entstanden, die aber zunehmend in Widerspruch zur realen Entwicklung geriet. D e n n der bargeldlose städtisdie Arbeiter w a r durchweg nidit imstande, den Treck nach Westen anzutreten, L a n d zu erwerben und die üblichen Anfangsschwierigkeiten

finanziell

zu überstehen. Einwanderer ließen sich über-

wiegend in Städten nieder, und überdies siedelten die L a n d - und Eisenbahngesellschaften weit mehr angeworbene europäische Farmwillige kollektiv an, als daß es unternehmungslustige Individualisten

aus dem angeblich

verstopften

Osten nach Westen zog. Vermutlich bildeten auch die Städte eher eine A u f nahmemöglichkeit

für

die enttäusdite

Landbevölkerung

als umgekehrt

Frontier ein Sicherheitsventil für die unzufriedenen S t ä d t e ! T r o t z d e m

die hatte

sich die Massenwirksamkeit der Frontierideologie fest verwurzelt. D i e Eigenarten der amerikanischen D e m o k r a t i e und eines freiheitlichen Lebens in der Neuen W e l t wurden in unmittelbarer Abhängigkeit vom Vorhandensein freien Siedlungslandes gesehen. N u n bedeutete das berühmte „ E x t r a Census Bulletin 2" von 1 8 9 1 , das auf dem Papier einen Schlußstrich unter die Frontier zog, noch keineswegs, daß alles freie L a n d belegt war, denn die offizielle Kategorie der Bevölkerungsdichte w a r denkbar grobmaschig gefaßt. Aber nachdem sich Befürchtungen in dieser Hinsicht während der 80er J a h r e gemehrt hatten, enthüllte die aufgeregte Diskussion seit 1891 — Frederick J . Turners berühmter F r o n t i e r - V o r t r a g von 1 8 9 3 bedeutete in diesem K o n t e x t nur einen besonders prononcierten Beitrag — doch symptomatisch das Ausmaß an Befürchtungen, das „nach diesem Abschluß einer amerikanischen Epoche" (Turner) zutage trat. W e n n Hegel erst nach diesem Vorgang „eine gefestigte Ordnung der D i n g e " , einen „gebildeten, ausgereiften" S t a a t erwartet hatte, so erfüllte viele Amerikaner eben diese feste Ordnung deshalb mit tiefem Unbehagen, weil sie sich diese als Angleichung der Vereinigten Staaten an die europäischen Verhältnisse mit allen ihren perhorreszierten sozialen und politischen Nachteilen vorstellten. Für die D e b a t t e indes über die Überkapazitäten auf dem B i n n e n m a r k t und das Gewicht des Außenhandels bedeutete dieses angebliche Dahinschwinden

der

freien Landreserve einen neuen Ansporn insofern, als f o r t a b der Außenpolitik mit noch stärkerem Nachdruck die Aufgabe zugewiesen wurde, als E r s a t z neue M ä r k t e jenseits der Landesgrenzen sicherzustellen, die historische Frontier zu einer „ N e w F r o n t i e r " in Übersee gewissermaßen zu verlängern^^. Dieser Forderung konnten sich auch die F a r m e r erneut anschließen, da ihre E x p o r t e seit 1 8 9 2 abgefallen waren. Ohnehin stagnierten oder sanken ihre P r o fite, ihr Bruttoeinkommen fiel von 1892 bis 1 8 9 6 um 18 % , während die Z a h l der Farmen stieg ( 1 8 7 0 =

2 , 6 6 , 1 8 8 0 = 4 , 0 1 , 1 8 9 0 = 4 , 5 6 , 1 9 0 0 = 5 , 7 4 Mill.),

ihre Durchschnittsgröße seit 1 8 8 0 konstant blieb ( 1 8 7 0 = 34

153,3, 1 8 8 0 =

133,3,

1890 = 136,3, 1900 = 146,2 Acres), aber f ü r rationale Bewirtschaftung längst zu klein geworden und den sog. „Bonanza"-Großfarrnen hoffnungslos unterlegen war. Die schweren Störungen im Agrarsektor führten bei den politischen Repräsentanten der Agrarier zur Unterstützung einer aktiven Weltpolitik im Dienste des amerikanischen Außenhandels, vor allem bildeten sie jedoch kausal und funktionell eine wesentliche Voraussetzung f ü r den Durchbruch des Populismus, in dem die seit den 70er Jahren heranwachsende agrarische Protestbewegung gegen Industrie, Städte, Monopole, Eisenbahnen, Banken und „falsche" Währungspolitik der östlichen Metropole machtvoll zum Durchbruch k a m " . Die aus ihr hervorgehende „Populist (People's) P a r t y " bildete von 1891 bis 1896 eine aufsehenerregende, wenn auch kurzlebige dritte große Partei im amerikanischen politischen Spektrum. Der Kandidat der Populisten, General Weaver — der spätere Außenminister W. Q. Cresham hatte abgelehnt — errang 1892 immerhin bereits 1,04, Präsident Cleveland 5,5 Mill. Stimmen. Obwohl der Populismus keine einheitliche Bewegung mit eindeutiger Stoßkraft darstellte, erregte die Geschwindigkeit, mit der er sich wie ein Steppenbrand vor allem im Mittelwesten und Süden ausbreitete, Bestürzung in den Industrieund Finanzkreisen des Ostens. Vor allem der allen Populisten gemeinsame Programmpunkt einer bewußt inflationistisch konzipierten, die Farmer als Schuldner entlastenden, den Export fördernden Silberwährung wurde dort als gemeiner Angriff auf die Grundlagen moderner Industriewirtschaft, ja das mit dem Goldstandard gleichgesetzte Fundament gesitteter Zivilisation überhaupt stilisiert. In der z. T. demagogischen Propaganda des Populismus schien danach ein Diktat der Agrarier über die Gesamtwirtschaft angemeldet zu werden, obwohl überwiegend nur Verzweiflung und Enttäuschung die schrillen Töne eingaben, die die schroffe Polarisierung von bieder-solidarischen Farmern einerseits und ausbeuterischem „Big Business" oder „Gold Bugs" andererseits förderten. Der Populismus verkörperte und symbolisierte einen vehementen Protest gegen die Ungleichheit der Chancen: die Bevorzugung der Industrie und die — so schien es ihm — eklatante Benachteiligung der Landwirtschaft. Weder war er in toto faschistisch, xenophob und antisemitisch — obwohl all diese Elemente sich gelegentlich zeigten —, noch latent sozialistisch. Wohl aber beharrte er auf dem Leitbild des selbständigen Kleinunternehmers, revoltierte er rückwärtsgewandt f ü r das gute, althergebrachte, vermeintlich demokratischere Recht einer früheren Phase des amerikanischen Agrarkapitalismus, das Staatsintervention durch Reformgesetze im Sinne des oben skizzierten Programms (I. 5) wieder herstellen sollte. Auf dem Gipfel der Erregung, als das Silberproblem ganz in den Vordergrund gedrängt worden war, erhielt der Demokratische Präsidentschaftskandidat f ü r 1896, William J. Bryan, der zugleich auch zum Kandidaten der Populisten gewählt worden war, 6,7, der Sieger McKinley 7,1 Mill. Stimmen — nur 400 000 mehr als der von den Republikanern wie der leibhaftige Gott-sei-bei-uns verketzerte, wortgewaltige, aber ganz systemimmanent reformeifrige Bryan auf sich vereinigt hatte. Eine Verschiebung von nur 14 ООО Stimmen in sechs Staaten hätte den Sieg des Demokratisch-populistischen Kandidaten bedeutet, mit35

hin den „Abgrund" nach Meinung des erfolgreichen republikanischen Wahlkampf-Managers Mark Hanna aufgerissen^^. Auf diese geballte Krisenproblematik von Depression, Massenstreiks, vordringendem Sozialismus in der A F of L, Arbeitslosenheeren, Populismus mit Silber- und Bimetallismusagitation, nahendem Umsturz à la Bryan usw. reagierte die industrie- und finanzwirtschaftliche „Business Community" mit einer Ausdehnung des Konsensus über die endgültig unabweisbare funktionelle Notwendigkeit gesteigerter Industrie- und Agrarexporte. In einem zunehmend gereizten, ja hektischen Ton wurde die Ideologisierung des Außenhandels förmlidi dogmatisiert. Im Horizont vieler Zeitgenossen stellte er sich als einzige erfolgverheißende Therapie dar, die von allen verantwortlichen politischen Instanzen anzuwenden war. Endlich wurden der Konsensus der Agrarier und des industriell-finanziellen Komplexes deckungsgleich. Mochten audi handelspolitisch die freihändlerischen und protektionistischen Auffassungen scharf divergieren, wie die Vorgeschichte des McKinley-Zolltarifs von 1890, des WilsonZolltarifs von 1894, des Dingley-Zolltarifs von 1897 jeweils kraß enthüllten, so verband doch beide Lager völlige Einigkeit im Hinblidi auf den hohen Rang der Exportfrage^^. Wie sprungartig das Interesse an ihr seit 1893/94 zunahm, das läßt sich z. B. auch an den Zielen neuer Interessenverbände erkennen. Die im Januar 1895 in Cincinnati gegründete „National Association of Manufacturers" (NAM) stand jahrelang völlig im Bann der Ausfuhranstrengungen. Ihr Präsident Search ( 1 8 9 6 — 1 9 0 2 ) und William McKinley, damals als Gouverneur von Ohio Gastgeber, stellten schon auf dem Gründungstreffen als Zentralthema die Eroberung „von Auslandsmärkten für unsere Überschüsse" heraus. Fortab orientierte sich die N A M an Searchs Maxime, daß „viele unserer Unternehmen über die Größenverhältnisse des Binnenmarktes hinausgewachsen sind und nur in der Ausdehnung des Außenmarktes Aussicht auf Entlastung erkennen können". Die N A M umfaßte zwar bis 1897 nur 900, aber überwiegend korporative Mitglieder, so daß sie damals schon eins der größten Interessenaggregate der amerikanischen Industrie, vor allem das Sprachrohr der großen Exportfirmen darstellte. Sie insistierte auf staatlichen Beistandsmaßnahmen für die Außenwirtschaft, der Subventionierung der Handelsflotte, dem Bau eines mittelamerikanischen K a nals, auf Reziprozitätsverträgen; sie forderte die Gründung von amerikanischen Auslandsbanken, Messen, Ausstellungen und Musterlagern für Exportprodukte, den Ausbau des Konsularwesens; Untersuchungskommissionen der N A M prüften die Marktverhältnisse in Lateinamerika und Ostasien. Kurzum, ihre Aktivität spiegelte genau die vordringliche Interessenlage ihrer Mitglieder wider. Ähnlich agierten andere Vereinigungen wie der „National Board of Trade", spezielle Verbände für den Export nach Lateinamerika und Asien, Handelskammern, die „American Bankers' Association" usw.^°. Bundesregierung und -legislative nahmen diese Impulse auf. Im Rahmen der handelspolitischen Jahresberichte des State Department, der „Commercial Relations", wurde seit 1894 wieder die Amerikas Anteil genau analysierende

36

R u b r i k „Übersicht über den W e l t h a n d e l " eingeführt, die wegen der kostspieligen monatlichen Konsularberichte seit 1881 eingestellt worden war. D o r t f a n den sich alle vertrauten Gesichtspunkte der Außenhandelsdebatte ebenso wieder wie in den Jahresberichten des Finanzministeriums oder in seinen handelsstatistischen Veröffentlichungen. „Wir müssen einfach das größte E x p o r t l a n d der W e l t w e r d e n " , f a ß t e Finanzminister Carlisle 1 8 9 6 sein Urteil und das seiner beiden Vorgänger zusammen, dem sich gleidizeitig nach umfangreichen

Um-

fragen in der gesamten Union der Ausschuß des Abgeordnetenhauses für H a n delsverträge mit der Formulierung anschloß, daß „neue M ä r k t e eine imperative Notwendigkeit darstellen". W o l l e man nicht endlose Stagnation riskieren, wiederholte ein anderer Kongreßausschuß, dann müßten Außenmärkte errungen werden, da „die schöpferisdie Energie des amerikanischen Volkes nicht länger mehr innerhalb der Landesgrenzen eingepfercht werden kann und die P r o d u k tion sowohl agrarischer als auch industrieller Güter seine K o n s u m k r a f t übersteigt". Das unterstrich

1898 noch einmal Außenminister D a y

weit

gewisser-

maßen regierungsoffiziell, als er die amerikanische Wirtsdiaft wegen der „gewaltigen Übersdiüsse über die Bedürfnisse des Binnenmarktes hinaus" auf „die südliche H e m i s p h ä r e " und die „unterentwickelten Regionen Amerikas und des Fernen Ostens" hinwies. Tatsächlich stieg der E x p o r t in den 90er J a h r e n steil an, wobei die Industrieausfuhr in einigen J a h r e n zum erstenmal mit der Agrarausfuhr gleidizog oder sie gar übertraf. G e w i ß trugen die amerikanischen Weizenrekordernten

von

1 8 9 7 / 9 8 wieder wie 1 8 7 9 / 8 1 dazu bei, angesichts heftiger Nachfrage aufgrund von Mißernten in Europa, R u ß l a n d , Indien und Lateinamerika den Aufstieg aus der Depression zu beschleunigen, andererseits verdoppelte sich aber auch von 1 8 9 0 bis 1 9 0 0 der Anteil des Industrieexports an der Gesamtausfuhr! Diese Entwicklung, die sogleich von mehreren Statistisdien Ämtern der Bundesministerien aufmerksam registriert wurde, schien die Analyse der V o r j a h r e nachdrücklich zu bestätigen^'.

7. Sozialrevolution oder Sozialimperialismus? D i e R e a k t i o n der amerikanischen Führungsgruppen auf die dritte Depression innerhalb von 2 0 J a h r e n wurde, daran kann kein Zweifel herrschen, keineswegs allein durch die ökonomischen Fragen im engeren Sinne bestimmt. Seit dem 18. J a h r h u n d e r t w a r den Machteliten der Vereinigten Staaten eine bemerkenswert klare, die Gesamtgesellschaft umfassende Vorstellung vom P r i m a t der Systemerhaltung eigen gewesen, und die „Interchangeable Elites" seit dem B ü r gerkrieg unterschieden sich davon trotz aller egoistischen Interessenpolitik nicht auf prinzipielle Art. M i t den wirtschaftlichen Belastungsproben in den Depressionen, namentlich seit 1893, wurden daher auch stets die gesellschaftlichen P r o bleme und die politischen Auswirkungen in allerengstem funktionellen Zusammenhang gesehen. D i e unauflösbare Wechselwirkung zwischen diesen drei Be-

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reichen stand zahlreidien Politikern und Repräsentanten der Wirtsdiaft illusionslos vor Augen, ja eben dieser Nexus steigerte ihre Befürchtungen hinsichtlidi der Kohärenz des soziopolitischen Systems. Im Zusammenhang solcher pessimistischen Erwägungen entstand daher auch in den Vereinigten Staaten seit den 1880er Jahren — wie gleidizeitig auch im deutschen Kaiserreich — eine auf defensive Herrschaftsstabilisierung im Inneren geriditete Strategie, die die äußere Expansion in untersdiiedlichen Formen als Legitimationsmittel einsetzte und wegen ihrer Zentralprobleme: der Verteidigung des gesellschaftlichen Status quo und der von ihm abhängigen Funktionsfähigkeit der politischen Institutionen als Sozialimperialismus bezeichnet werden kann. Diese These widerspricht zwar dem amerikanischen Selbstverständnis von einer demokratischoffenen Gesellschaft auch in jener Zeit, aber gerade in ihr läßt sich dieser Wirkungszusammenhang nachweisen, während seit dem Nachlassen anomischen Sozialverhaltens und den sozialintegrativen Auswirkungen der Konjunkturjahre nach 1897 die ökonomische Komponente der Expansionspolitik, ein unverhüllter Wirtschaftsimperialismus vergleichsweise stärker in den Vordergrund rückte. Bereits nach den ersten Zusammenstößen zwischen New Yorker Arbeitslosen und der Polizei in den Jahren 1873 und 1874 war der Vorwurf laut geworden, „wohlbekannte Kommunisten" hätten ihre Hand im Spiel. In den Streiks von 1877 glaubte der Großindustrielle Cyrus McCormick das „Grollen des herannahenden Sturmes" vernehmen zu können und stiftete vorbeugend eine neue Ausrüstung für die Miliz von lUinois. Einer der ungekrönten Zaren des Eisenbahngeschäfts, J a y Gould, sah dagegen die Anfänge der „großen sozialen Revolution" schon gekommen. In Cleveland schrieb John Hay, zwanzig Jahre später der Außenminister McKinleys und wortgewandter Verfechter der Politik der „Offenen Tür", seinen Roman „The Breadwinners", in dem er — ähnlich wie Disraeli einige Jahre vor ihm — die Kluft zwischen den beiden Nationen: den „gefährlichen Klassen" und den Wohlhabenden thematisierte. Während der zweiten Stockungsphase sah Gouverneur Jeremiah Rusk von Wisconsin, bald Landwirtschaftsminister in Washington, über den Unruhen „die rote Flagge der Anarchie" wehen, ja, dem Abgeordneten Burrows aus Michigan zufolge umklammerte bereits „die blutige Hand des Kommunisten die Kehle des Kapitals", und nur erfolgreicher Außenhandel könne, so beschwor er angesichts „einer Million Streikender" den Kongreß, die Situation entspannen. Auch Präsident Cleveland verurteilte scharf „den Kommunismus der unterdrückten Armut", der „in wüster Unordnung gegen die Zitadelle der Ordnung anstürmt". Umgekehrt scheute sich die demokratisch orientierte „Nation" nicht, ausgerechnet den besitzbürgerlichen RepubHkanern, unter denen Lodge gegen die „sozialistischen und anarchistischen" Agitatoren wetterte, „Nachgiebigkeit gegenüber den Dogmen der Kommunisten" vorzuwerfen'. Zu festen Stereotypen verdichteten sich dann derartige Auffassungen seit 1893, denn nunmehr erschienen, wie James Hill dem Präsidenten aufgeregt schrieb, „alle Übel der Vergangenheit in organisierter und höchst furchterre38

gender Art", bald sah er sogar die „Herrschaft des Terrors in den großen Städten wüten". Selbstredend geht es hierbei nicht in erster Linie um den Realitätsgehalt solcher Eindrücke — obwohl einige Ursachen und Anknüpfungspunkte oben skizziert worden sind —, sondern um ihren handlungsmotivierenden Einfluß im Erfahrungshorizont der Zeit. Auf die Umsetzung in Aktionen wird in der ereignisgeschichtlichen Darstellung ausführlich einzugehen sein. Bis 1894 hatte sich die Meinung festgesetzt, daß Amerika „am Vorabend einer pechschwarzen Nacht steht, wenn nicht die Rückkehr der wirtschaftlichen Prosperität die allgemeine Unzufriedenheit mildert". Ben Tillman, einer der Führer des südstaatlichen Populismus, sagte jetzt „eine blutige Revolution" voraus. „Diese Revolution wird unter den beschäftigungslosen Arbeitern ausbrechen, und es muß ein radikaler Wandel der Verhältnisse herbeigeführt werden, wenn sich diese vernichtende Springflut nicht ihren Weg über Tausende von Leidien bahnen soll." Angesichts dieser erkennbaren „zerstörerischen Unordnung" forderte daher der Präsident der N e w Yorker „Farmers Loan and Trust Company", das stehende Heer von lächerlichen 25 ООО „auf mindestens 200 ООО M a n n " zu vermehren. Eingehende Überlegungen zur bedrohlichen inneren Entwicklung stellte audi Gresham, inzwischen Außenminister der zweiten Regierung Cleveland, immer wieder an. „Die Arbeiterschaft des Landes" sei „fest überzeugt davon, unterdrückt zu werden." Obwohl die Bevölkerungsdichte im Vergleich mit anderen Ländern „dünn" sei, „bringen wir es nicht fertig, die Sicherheit der Arbeitsplätze zu gewährleisten". Gresham führte das „zum Teil auf das schnelle Vordringen arbeitssparender Maschinen" zurück, das fraglos die Kapitaleigner begünstige. Die Industrie könne „innerhalb von sechs oder sieben anstatt in zwölf Monaten" die Binnennachfrage befriedigen. Drängende Überschußprobleme, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit seien die Folgen. „Wenn aber Grundbedingungen unserer Gesellschaft so geartet sind, daß anständigen Männern eine faire Chance verweigert wird, sich mit ihren Familien zu ernähren, dann muß f ü r Änderung gesorgt werden, oder eine Katastrophe wird eintreten". In den Streiks und Arbeitslosenproblemen erblickte Gresham die „ersten Symptome der Revolution". Wenn sich „unter dem Menetekel der Revolution" jetzt „ein entschlossener Mann findet, der die Führung der Unzufriedenen übernimmt", vertraute er Staatssekretär Moore an, dann sei „das Ende nicht abzusehen". Der Minister neigte selber der Auffassung zu, daß ein bonapartistisches „Imperium" im Falle einer Revolution auch in Amerika vorstellbar sei. Überhaupt verglich Gresham mehrfach die Entwicklung in Amerika mit Europa, wo — wie ihm der britische, französische und belgische Botschafter bestätigt hatten — „ähnliche Gefahren" bestünden. Zugleich verwahrte er sich entschieden gegen den Schluß, daß er „Sozialist", „geschweige denn Anarchist" sei. Er konstatiere nur, denn die Lage „verheiße Finsteres". Seine Schlußfolgerung lautete: Reformgesetze zur „gerechteren" Aufteilung des Sozialprodukts könnten „bis zu einem gewissen Grade" helfen, vor allem müsse jedoch eine energische Außenhandelspolitik die „Wettbewerbsfähigkeit unserer Nation im Ausland" erhö39

hen, die Wirtschaft wieder ankurbeln und die sozialen Spannungen mindern. Dauerhafte Arbeitslosigkeit, sdiloß sidi dem der Abgeordnete Dolliver an, müsse in der Tat „auf längere Sicht das Ordnungsgefüge unserer Institutionen völlig zerstören". Audi Greshams Nachfolger, Richard Olney, teilte trotz aller sonstigen Unterschiede zwischen den beiden Politikern ganz diese Meinung. Die Folgen zyklisdier Depressionen und der „Revolutionierung der Arbeitsverhältnisse" als Konsequenz der technologischen Entwicklung müßten in „friedliche Kanäle" geleitet werden. D a f ü r seien vornehmlidi neue Märkte nötig. Wie zahlreiche andere Politiker und Vertreter der Wirtschaft sahen auch Gresham und Olney die „Wohlfahrt" ihres Landes in direkter Abhängigkeit von seinen außenwirtschaftlidien Erfolgen. Gerade dieses Leitbild der Prosperität und Funktionsfähigkeit des soziopolitisdien Systems ließ ihnen imperialistisdie Politik als Imperativ der Innenpolitik erscheinen. Das läßt sich im Zusammenhang der Lateinamerikapolitik besonders klar erörtern (II. 7). In ihrer Amtszeit haben sie aber allgemein, wie ihre republikanischen Vorgänger und Nadifolger im State Department, sich an diesen Vorstellungen und Einsichten orientiert, ihnen entspradien dann auch die politischen Aktionen^. Olney gehörte zum weiteren Kreis jener neuenglischen Elite, in der neben Lodge, Roosevelt, Mahan u. a. audi die Brüder H e n r y und Brooks Adams, beide Schriftsteller, Publizisten und einflußreiche „Opinion Makers", eine wichtige Rolle spielten; vor allem Brooks Adams wirkte als Privatgelehrter mit ausgeprägten und sdiarfsinnig vertretenen historisdi-ökonomischen Interessen auf befreundete Politiker ein. Beide gingen von der industriellen Überproduktionstheorie aus und verknüpften damit die soziopolitisdien Phänomene. Seit dem Januar 1896 hielt Brooks die Zeit des „Zusammenbruchs, der mit einer sozialen Revolution gleichbedeutend sein muß", f ü r gekommen. Als er im Juli den Konvent der Demokraten in Chicago besuchte, wurde ihm klar, daß „Bryan haargenau der T y p des Revolutionärs" sei. „Der D a m m ist gebrochen, wir werden alle fortgespült." „Wenn icii je eine Revolution entstehen gesehen habe, dann auf dieser Versammlung." Fortab erging er sicii in sicherer Erwartung von BryansSieg, der den „bewaffneten Umsturz" auslösen werde, in dunklen Vorahnungen. Im Wahlkampf sah er die revolutionäre Gärung „in praller Wirklichkeit" arl.alten: „Seit 1789 hat die Welt so etwas nidit mehr gesehen", schnell korrigierte er sicii: seit dem „dritten Jahrhundert nach Christus" habe es nicht eine solche Alternative gegeben. Die Republikaner verglidi er mit einer „Polizeischwadron, die den aufrührerischen Pöbel" angreife. Im September sah er „die Fundamente der Gesellschaft zersplittern, das Ende der Republik scheint heranzunahen". N u n besaß Brooks Adams eine fatale Neigung zum dramatisierenden, apodiktischen Urteil, das ebensooft fast genial den Kern der Sache wie völlig daneben traf. Aber seine Stimmungslage wurde in den Führungssdiiditen weithin geteilt und sogar ganz ähnlidi ausgedrückt. Der ehemalige Marineminister Tracy beschwor das „Gespenst des Bryanismus". Lodge hielt es H a y gegenüber „ f ü r die bedrohlichste Entwicklung seit dem Bürgerkrieg, ein Wahlsieg würde den absoluten Ruin bedeuten" ; zu Roose40

velt sprach er von „Revolution". „Ich möchte noch erleben, daß alles, w a s B r y a n repräsentiert, vernichtet w i r d . " Landwirtschaftsminister Morton ereiferte sich: „In der Weißglut, die die Proletarier unter der Führung Bryans — der wie eine A r t Peter der Eremit sich als kompetenter H ä u p t l i n g der Kommune erwiesen hat — angefacht haben, könnte alles, was sich w ä h r e n d der Französischen Revolution ereignet hat, auch hier passieren", wenn es zu der „unvorstellbaren Katastrophe von Bryans W a h l kommt". U n d der ehemalige Finanzminister Boutwell verstieg sich zu der Hoffnung, daß ihn der W a h l a u s g a n g an „die vom Satan besessenen Schweine von J u d ä a , die einen Abhang hinunterstürzten und im Meer ertranken", erinnern möge'. A m Vorabend der Wahl Ende Oktober 1896 übersdilugen sich die furchtund haßerfüllten Kommentare. W i l l i a m Allen W h i t e hielt „Amerikanismus oder Sozialismus" für die einzige zutreffende Alternative. „Harper's W e e k l y " bezeichnete Bryans K a n d i d a t u r ganz offen als „Triumph des Kommunismus". Die „Revolte der Unterprivilegierten gegen die privilegierten Klassen" schien endgültig bevorzustehen, John H a y erwartete in diesem Sinne die „Revolte Calibans". „Die meisten meiner Freunde glauben an Bryans Wahlsieg, und dann werden w i r alle an den Laternenpfählen . . . aufgehängt werden."^ McKinleys Wahlsieg befreite diese Männer von einer schwer erträglichen Spannung, aber die bis dahin in der Geschichte der amerikanischen Präsidentschaftswahlen vielleicht beispiellose Zuspitzung der Gegensätze, ausgetragen in der Spradie moderner Sozialkonflikte, ließ sidi nicht sofort überwinden. Die Machteliten glaubten, in einen Abgrund geblickt zu haben — so schnell neigten die neuenglischen „Brahmins" auch nicht zu exaltierter Spradie! —, und die Erinnerung daran verließ sie nach dem dramatischen Höhepunkt nur allmählich mit dem Fortsdireiten der Jahre. In der unmittelbaren Vorgeschichte des Krieges von 1898 spielte dieser Faktor eine unübersehbare Rolle, w u r d e dodi der Kampf um die R ü d i k e h r der Konjunktur, gegen den kubanischen Unruheherd, für die Absicherung des Einflusses in der Karibischen See und die Teilnahme an der vermeintlich bevorstehenden Aufteilung des ostasiatischen Großmarkts durch diese inneren Stabilisierungszwänge entscheidend mitbestimmt. Lodge ζ. В. ging seither davon aus, daß er „in einer Epoche sozialer Unruhe" lebe, die „das eigentliche Problem unserer Z u k u n f t " darstelle. „Wenn w i r nicht einen Abzugskanal für unsere Produkte finden und in Ostasien und der Karibischen See P l a t z zum Expandieren gewinnen, dann w i r d die Tatsadie, daß w i r in der Ernährung unseres Volkes autark sind, nur geringen Schutz gegen eine große soziale Revolution bieten". In solchen Denkfiguren wurde auch die Ausbreitung w ä h r e n d des Krieges gerechtfertigt, obwohl diese Überzeugungen im allgemeinen zum Bereich der „Unspoken Assumptions" gehörten, die nicht mehr explizit diskutierte Erfahrungsfolie aktueller politisdier Entsdieidungsprozesse bildeten und überwiegend in vertraulichen Briefen, Tagebudieintragungen, Gesprächen usw. geäußert wurden. „Gefährlicher für unser Regierungssystem als jede Kolonialpolitik", w u r d e Marineminister Long bestürmt, sei die „Front zwischen Arbeit und K a p i t a l ' , die wegen der industriellen Überkapazitäten und dem

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Mangel an aufnähme- und zahlungsfähigen Auslandsmärkten „die steigende Gefahr eines Zusammenpralis" in sich berge. „Wir entrinnen der Drohung und Gefahr des Sozialismus und Agrarprotestes, wie auch England das geglückt ist, durch eine Kolonial- und Eroberungspolitik", gestand ein bekannter Journalist jener Zeit, H e n r y Watterson, mit seltener Offenherzigkeit in einem Interview ein. „Gewiß, wir vertausdien damit innere gegen äußere Gefahren und riskieren den Cäsarismus. Aber selbst er ist dem Anarchismus vorzuziehen." „Wir müssen", so hieß es im Kongreß und in der Presse immer wieder, „die Außenmärkte beherrschen oder wir werden die Revolution erleben"®. Dieses Syndrom von Befürchtungen findet sich auch bei einem der wenigen konservativen Imperialismustheoretiker dieser Zeit um die Jahrhundertwende, dem amerikanischen Publizisten und Wirtschaftsberater Charles A. Conant. Auch er hielt die „Überkapazitäten der großen Industrienationen" f ü r die „wahre Ursache" der irritierenden Wachstumsstörungen. Wegen dieser ständigen „Überproduktion im eigenen L a n d " könne die „gegenwärtige Gesellschaftsstruktur" nur dann erhalten werden, wenn das „vitale" Problem: „ausländische Absatzmärkte zu finden", gelöst werde. „Wie nötig sind doch Abzugskanäle f ü r die Rettung" Amerikas, „wenn nicht die gesamte Ordnung der derzeitigen Wirtschaftsverfassung durch eine soziale Revolution erschüttert werden soll." Mit bemerkenswerter Klarheit hat auch Conant denkbare Alternativen zu seiner Strategie diskutiert. Den „Sozialismus" wies er weit von sich, obwohl er dann doch an anderer Stelle zu bedenken gab, daß ein „maßvoller Schuß Staatssozialismus" f ü r eine gewisse Zeit einen Ausweg schaffen könne, „ohne daß die Stützen der bestehenden Gesellschaftsordnung brüchig werden". Durch Anhebung der Massenkaufkraft und Sozialinvestitionen den Binnenmarkt auszuweiten, lehnte er gleichfalls ab, wie er überhaupt einige Jahre vor Hobson eine Gegenstellung zu diesem bezog. Eine dauerhafte „Lösung" f ü r die Probleme, namentlich das „Surplus", seiner Zeit, so argumentierte Conant, biete nur der „Imperialismus", denn so bezeichnete er zustimmend die unter dem Schirm der Staatsgewalt vorangetriebene überseeische Expansion. Allein sie könne der Industrie anhaltende Prosperität und der Gesellsdiaft ihre Ruhelage garantieren. In mancher Hinsicht formulierte auch Conant die große Alternative von Sozialrevolution oder Sozialimperialismus'. In solchen Motiven, Erwägungen, Befürchtungen lag der amerikanische Sozialimperialismus der 90er Jahre begründet. So lange wie möglich teilte er die Zielvorstellung einer handelsimperialistischen Expansion, wenn dadurch das begehrte Sicherheitsventil f ü r den Druck im Inneren geöffnet werden konnte. Aber angesichts der H ö h e des Einsatzes scheute er auch vor kolonialer H e r r schaft nicht zurück, wenn sie — wie 1898 — die Imperative ökonomischer Entlastung und soziopolitischer Stabilisierung unvermeidbar wirken ließen. Gleich, ob man den Sozialimperialismus f ü r das Resultat einer realistischen Analyse unter den Bedingungen der Zeit oder f ü r die ideologisierte Übertreibung privilegierter Gruppen hält, er wirkte auf die Entscheidungen nachweisbar ein, er erhöhte das Gefühl der Dringlichkeit, jenes Schrumpfen des Zeithorizon42

tes angesichts der Krisen, die eine Lösung der inneren Probleme mit H i l f e der äußeren Expansion an jeweils „neuen Grenzen" zu gebieten schienen. Im Spektrum der Antriebskräfte des amerikanischen Imperialismus vor 1898 bildete der Sozialimperialismus eine wesentliche Komponente. Aber auch andere ideologische Faktoren spielten eine wichtige Rolle. Sie knüpften entweder direkt oder vermittelt an ältere, oben (I. 2) umrissene Leitvorstellungen der amerikanischen Expansion an, z. T. entwickelten sie sich auch ganz aus den realhistorischen Problemen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts.

8. S e n d u n g s b e w u ß t s e i n u n d K r i s e : D e r A u s w e g in d i e E x p a n s i o n M i t einer klaren Absage an eine spiritualistisch verdünnte „reine" Ideengeschichte hat Theodor Schieder einmal in A n k n ü p f u n g an Wilhelm v. Humboldt betont, daß „Ideen nur als konkrete geschiditliche Mächte, in ihrer Gebundenheit an Ideenträger" aufzufassen seien. „Sie haben keine absolut selbständige Existenz, ihre Geschichte ist Teil der realen Geschichte und nur innerhalb dieser verständlich." „Ideenträger" seien daher auch keineswegs „einfach Marionetten einer von außen hereingreifenden geistigen Spielleitung", sondern stets „Mitgestalter". Da die Ideengeschichte vom Zusammenhang der allgemeinen Geschichte abhängt, ist die „Ereignisbedingtheit" ein „gewaltig wirkender Faktor im geistigen Leben: Äußere Umstände können Ideen . . . zum Zuge bringen . . . Große Geschehnisse können die Erlebnisvoraussetzungen für ,Ideen' schaffen". In diesem Sinn läßt sich auch die Abhängigkeit der amerikanischen Expansionsideologien von der Krisensituation seit 1873 auffassen. Eine Periode tiefgreifender sozialökonomischer U m w a n d l u n g e n hat den Wirkungszusammenhang geschaffen, in dem diese weithin traditionellen „Weltbildern" (M. Weber) verpflichteten Ideologien jene Verbindung mit der R e a l i t ä t eingehen konnten, aus der ihr neuer Einfluß fortab resultierte*. Mit der konkreten Ausdehnung in der Westlichen Hemisphäre und nach Übersee verband sich mithin ein Prozeß ideeller Vorbereitung und Rechtfertigung, des Vorausdenkens und Deutens, dessen Resonanz deutlich sichtbar von den sozioökonomisch-politischen Veränderungen abhing. Auch der vielbeschworene emotionelle Vulgärnationalismus, der die Ereignisgeschichte dieser Zeit umrankte, läßt sich k a u m als autonomer Faktor, sondern vielmehr wirklichkeitsgerechter als ein Ergebnis dieses Aufeinanderwirkens von krisenhaftem Umbruch, ihm entspringender psychisdier U n sicherheit und nationalistischer Ersatzbefriedigung verstehen, die die mangelnde Status-, Einkommens- und Verhaltensstabilität kompensieren sollte. Erfaßt man die vor allem seit den 80er J a h r e n vordringenden imperialistischen Ideologien an ihren Hauptexponenten, so w i r d man in erster Linie auf A l f r e d T h a y e r M a h a n , den einflußreichen Flottentheoretiker und geistigen V a ter des „Navalismus", auf Frederick Jackson Turner, den außerordentlich lange weiterwirkenden Historiker der „Frontier", und auf Brooks Adams, den scharfsinnigen Interpreten der Politisdien Ökonomie des hochkapitalistischen 43

Amerika geführt. Gerade diese Männer aber sollen hier ausgeklammert werden, denn erstens gibt es eine teilweise vorzüglich analysierende und informative Literatur über sie; zum anderen würde ihre Einbeziehung, die nur von einer breiten Basis ausgehen könnte, den Rahmen dieser Untersuchung sprengen^. Auf einer zweiten Ebene stößt man dann auf die jedoch nicht minder aufsdilußreiche Gruppe der „kleinen Propheten" amerikanisdier Weltmacht und Weltwirtschaft. Als ihr wichtigster Vertreter dürfte Josiah Strong zu gelten haben, dessen Breitenwirkung den Einfluß von Brooks Adams, Turner und Mahan kurzfristig vielleidit sogar übertrofFen hat. Das wird man von John W. Burgess, John Fiske, James K. Hosmer, George B. Adams und Benjamin Kidd schwerlich behaupten können, obschon die Wirkung von Burgess und Kidd auf die amerikanische „Power Elite" der 90er Jahre zeitweilig ein beträchtliches Ausmaß erreicht hat. Gemeinsam war allen Männern, daß sie entweder selber den Zusammenhang zwischen ihren Gedanken und der Krisensituation seit den 70er Jahren z. T. erstaunlich klar erfaßt haben, oder daß doch dem rückblickenden Historiker das Scharnier zwischen Idee und Realität besonders deutlich wird. Gerade auf diese zweitrangigen, vulgärphilosophischen Verfediter der amerikanischen Imperialismusideologie trifft zu, daß die Trendperiode zwischen 1873 und 1897 in je verschiedener Gestalt auf ihre expansionistiscJien Ideen und ihr amerikanisches Sendungsbewußtsein eingewirkt hat. Welche vorgegebenen ideologischen „Weltbilder" diese Vorstellungen gewissermaßen kanalisiert haben, wird noch zu zeigen sein. Während Strong ein ausgeprägtes Bewußtsein von den soziopolitischen Veränderungen besaß, die der wirtschaftliche Wachstumsprozeß mit sich brachte, gingen Burgess, Fiske und Hosmer eher von der ideologischen Tradition angelsächsischer Suprematie, sowie von der in den Hochkonjunkturjahren gewaltig zunehmenden, während der Tiefkonjunktur dann aber überaus drückend wirkenden und sie verschärfenden „neuen Einwanderung" aus. Sie verschmolzen ihren verletzten Rassismus mit dem überkommenen Mystizismus des Angelsachsentums zu einer auf Expansion und Defensive zugleich drängenden Reaktion. Gemeinsam blieb all diesen Imperialismusideologen ein hochentwickeltes Gefühl der Unsicherheit, die letztlich durch den tiefgreifenden ökonomisch-gesellschaftlichen Transformationsprozeß der amerikanischen Industriewelt bedingt war — ein Phänomen, das sich in Europa ganz analog nachweisen läßt. Diese Unsicherheit wurde entweder in tradierten ideologischen Stereotypen artikuliert, oder sie suciite sich neue Ausdrucksformen, etwa in der Sprache der Evolutionslehre. Ebenso häufig verschmolzen sich alte mit neuen Elementen. Auch in den Vereinigten Staaten suchten die Verkünder des modernen Expansionismus im Rassismus sowohl einen H a l t als auch ein Ventil f ü r ihre Frustrationen und die diese verursachenden gesellsciaftlichen Spannungen. Der Krisenideologie des europäischen, vor allem des deutschen Antisemitismus entsprach in den Vereinigten Staaten die rassistiscái fundierte Animosität gegen die „neue Einwanderung". Anstatt die Antwort auf die industriegesellschaftliche Entwicklung in der Sozialreform der inneren Verhältnisse zu suchen, ergab sich auch in den Ver44

einigten Staaten ein ideologischer Konsensus, dem der Eskapismus in die Expansion nach Übersee, die sozialimperiaiistische Ableitung innerer Probleme nach außen als einzig erfolgversprechender „Response" auf den „Challenge" der Krisenzeit erschien. Josiah Strong. Als die „Congregational Home Missionary Society" zu Beginn der 80er Jahre eine Überarbeitung ihres Handbuchs für Innere Mission für notwendig erachtete, betraute sie einen bis dahin unbekannten Pfarrer in Cincinnati mit dieser Aufgabe. Josiah Strongs rastlose Energie war zehn Jahre lang Gemeinden in Wyoming und Ohio, sowie dem „Western Reserve College" zugute gekommen, ehe er als Provinzialsekretär der „Home Missionary Society" durch seine Aufgeschlossenheit für aktuelle Probleme die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte. Anstatt das Handbuch lediglich zu redigieren, schrieb Strong es völlig neu und sprengte dabei den ihm ursprünglich gesetzten Rahmen. 1885 erschien „Our Country. Its Possible Future and Its Present Crisis". Acht Jahre später, zu Beginn der neuen Tiefkonjunktur, hatte das Buch eine Auflage von 160 ООО Exemplaren überschritten und sich in einer Zeit, der die späteren Verkaufszahlen von Bestsellern noch ungewohnt waren, als überraschend publikumswirksame Kulturkritik und -prognose erwiesen. Diese Wirkung wurde nodi dadurdi gesteigert, daß die Tagespresse des gesamten Landes „große Teile, wenn nicht das gesamte Buch" nachdruckte und seinen Ideen einen gewaltigen Einflußbereich erschloßt. Der erstaunliche Erfolg von „Our Country", der seinen Autor in das Licht der Öffentlichkeit zog, aus dem er die folgenden dreißig Jahre nicht mehr gewidien ist, beruhte im wesentlichen darauf, daß in ihm ein kritisches Epodienbewußtsein zutage trat, dem freilich ein ansteckender vitaler Optimismus enge Grenzen setzte. Flüssig geschrieben, in der Form eine eigentümliche Misdiung von statistisch unterbauter Populärsoziologie und eiferndem Missionstraktat, hob es sich deshalb aus der Flut der religiösen Erbauungsliteratur hervor, weil Strong ein waches Gefühl für die allgemeinen Begleiterscheinungen der seit Jahren anhaltenden Krisenzeit und ihre Bedeutung im Rahmen der amerikanischen Geschichte verriet. In seinem Buch traten gewisse Unterströmungen des zeitgenössischen Denkens machtvoll an die Oberfläche und vereinigten sich mit einer zahlreichen Lesern offensichtlich einleuchtenden Analyse der Gefahrenmomente und der Anleitung zu ihrer Überwindung. Es ist daher ebensosehr ein Spiegel seiner Entstehungszeit gewesen, wie es einen aktiven Einfluß auf die Zukunft gewonnen hat. Prof. Austin Phelps, ein bekannter Homiletiker vom „Andover Theological Seminar", faßte in der Einleitung einige Grundgedanken Strongs zugespitzt zusammen. Sie kreisten um das Schicksal Amerikas, schrieb er, „und damit um das Schicksal der Welt". Amerikas Zukunft aber hänge vom Sieg des Christentums in den Bundesstaaten westlich des Mississippis ab. Was die Schlacht von Gettysburg für den Ausgang des Bürgerkriegs bedeutet habe, das stelle die gegenwärtige Lage für die Aussichten der „christlichen Zivilisation Amerikas" dar. Da die Vereinigten Staaten die Hauptkraft für die Bekehrung aller Völker des Erdballs zum Christentum seien, hänge die Zukunft des christ45

liehen Glaubens von der Z u k u n f t Amerikas ab: „Wie sich Amerika entscheidet, so wird sich die Welt entsdieiden." In der Tat zog Strongs Buch aus dem gleidien enthusiastischen Hochgefühl, daß der Weg der Mensdiheitsgesdiichte ganz vom amerikanischen Vorbild abhängig sei, den spürbaren Schwung des Appells an seine Landsleute. Ohne den Glauben an die universelle Mission Amerikas, mit dem er an Traditionen seit der puritanischen Frühzeit anknüpfte, hätte diesem Appell die zwingende N o t wendigkeit gefehlt, von der sein Verfasser zutiefst überzeugt blieb. Strong selber war sich durchaus des Umstandes bewußt, daß sein Budi einer krisenhaften Situation entstammte. Es gebe „Brennpunkte der Geschichte", so umschrieb er sie, „auf die die Linien der vergangenen Entwicklung zulaufen und von denen die prägenden Einflüsse auf die Z u k u n f t ausstrahlen". Für solch einen Knoten des Geschichtsverlaufs hielt er die ausgehenden Jahre des 19. Jahrhunderts, die nur von der Zeit der Geburt Christi an Bedeutung übertroifen würden. Ein so unbekümmerter Vergleich führte ihn dann zu der Auffassung, daß „wir in außergewöhnlichen Zeiten leben. Wenige Menschen vermuten, daß diese J a h r e . . . eine Drehscheibe sind, auf der sich die Z u k u n f t der Nation bewegt", nicht nur der Vereinigten Staaten allein, sondern der ganzen Menschheit. Von dieser Behauptung ausgehend, entwickelte Strong als den programmatischen Vorsatz seines Buches, daß es ihm um den Nachweis zu tun sei, weshalb die Z u k u n f t der Erde von der „gegenwärtigen Generation in Amerika . . . höchstwahrscheinlich" abhänge. Strong sah das 19. Jahrhundert durch die Ergebnisse der Industrialisierung bestimmt. Aber nicht nur der Fortschritt auf dem Gebiet des Verkehrs- und Nachrichtenwesens, der maschinellen Produktion, des weltweiten Handels und des Buchdrucks habe zu einer epochalen Umwälzung geführt, sondern die moderne Wissenschaft, die christliche Missionsarbeit und die Entfaltung der Idee der persönlichen Freiheitsrechte, die in die Sklavenbefreiung und die Frauenrechtsbewegung mündeten, veränderten grundlegend den Zuschnitt des modernen Lebens. Auf amerikanischem Boden aber kulminierten diese Tendenzen der Neuzeit. Indem sich Strong die überlieferte Vorstellung zu eigen machte, daß der Sitz der Weltreiche im Laufe der Geschichte von Osten nach Westen gewandert sei, sah er diese Bewegung nunmehr an ihr Ende gekommen. Denn nach der Erschließung des amerikanischen Westens „gibt es keine neue Welt mehr", „gibt es keinen anderen Westen, denn jenseits liegt Asien", womit Strong indirekt docJi auf das neue Ziel der amerikanischen Expansion seit 1894/ 95 hinwies: den chinesischen Markt. D a in Amerika die Entwicklung der Jahrtausende mithin an ihr Ziel kommen solle, habe auch die Schöpfung gerade diesen Kontinent überreichlich mit N a turschätzen ausgestattet. Das ganz naive Vertrauen Strongs in die providentielle Fürsorge sprach aus dem Satz, daß „Gott, als er die Brennstoffvorräte f ü r die Jahrtausende in den Boden versenkte, den O r t und die Aufgabe wohl kannte, zu der wir dereinst bestimmt waren; deshalb gab er uns zwanzigmal soviel von dieser Kraftquelle wie allen europäischen Völkern". Nicht zufällig 46

erfanden audi Amerikaner die sinnreidisten Maschinen und Werkzeuge, die von den „besten Mechanikern der Welt" bedient wurden. Auf der Grundlage solch günstiger Voraussetzungen konnte eine überlegene Industrie aufgebaut werden, deren Überkapazitäten jetzt den Vorstoß auf den Weltmarkt unumgänglich machten. Damit war Strong an eine kritisdie Nahtstelle gekommen, wo sidi missionarischer Eifer und nüchterne Einsicht in das ökonomisdie Wachstum zu einer f ü r ihn bezeichnenden Legierung verbanden. Mit einem nur auf den ersten Blick überraschend anmutenden Gedankensprung ging er nämlich von den Exportbedürfnissen der amerikanischen Industrie dazu über, die Bekehrung der Welt zum Christentum mit dem Vorherrschen der westlichen industriellen Zivilisation in eins zu setzen. Fast eine Milliarde Menschen erfreuten sich noch nicht der Wohltaten der „christlichen Zivilisation", gab er zu bedenken, „und was bedeutete denn der Vorgang der Zivilisierung anderes, als zahlreichere und höhere Bedürfnisse zu wecken? Der Handel folgt dem Missionar". Nachdem er so unverhüllt, wenn auch ganz nach englischem Vorbild, einen engen Zusammenhang zwischen Heidenmission und Exportgeschäft hergestellt hatte, drang er geschwind zu materiellen Erwägungen vor. Welche Möglichkeiten eröffneten sich in Asien und Afrika, sobald sie erst einmal die Konsumwünsche einer christlichen Zivilisation entwickelt hätten. Wer könne dann die Vereinigten Staaten, wenn sie diese unendlichen Kontinente als Märkte gewonnen und dabei ihren eigenen naturgegebenen Vorsprung klug ausgenutzt hätten, davon abhalten, die „mächtige Werkstatt der Welt" zu werden? Wie wahr klinge dann Matthew Arnolds Prophezeiung, daß Amerika die Z u k u n f t in H ä n d e n halte·*. Mit diesem in hellen Farben gemalten Zukunftsbild im Hintergrund, das aber doch immer zum Greifen nahe blieb, beschrieb Strong die von verschiedenen Seiten herandrängenden Gefahren: jene unheilschwangeren Tendenzen seiner kurzsichtigen Gegenwart, die Amerikas Vorrang in der Welt in Frage stellten. In dem Ernst seiner Beschwörungen schlug sich Strongs echtes Krisengefühl nieder. Ausführlich prüfte er alle Bedrohungen unter dem Gesichtspunkt, wie sie sich unabhängig von ihrer nationalen Bedeutung auf den amerikanischen Westen auswirken würden, da der Westen für das Geschick des Landes den Ausschlag gebe. Acht Jahre vor dem berühmten Chicagoer Vortrag von Frederick J. Turner wählte Strong damit einen Appell, um die Krise ins amerikanische Bewußtsein zu rufen, der nicht nur wesentliche Bestandteile der Diskussion nach 1893 enthielt, sondern auch zu den Einflüssen gehörte, die ihr wahrscheinlidi sogar mit die Richtung wiesen. Strong entwickelte dabei nämlich dieselben Schwerpunkte wie Turner, als er das Verschwinden der „Frontier" beschrieb. An erster Stelle hielt er es für wiciitig, die Nachteile der jährlich zunehmenden Einwanderung zu betonen. Seine Einwände griffen auch hier den restriktiven Argumenten der 90er Jahre voraus, ja, er hoffte bereits auf Gegenmaßnahmen des Kongresses. Die Motive der Einwanderer erblickte er zutreffend in der unveränderten Anziehungskraft der Vereinigten Staaten, im poli47

tisdi und ökonomisch motivierten Zug zur Auswanderung aus den europäischen Staaten und in den erleichterten Reisemöglidikeiten. Im Lande angekommen seien die Einwanderer jedoch wegen ihrer Entwurzelung starken demoralisierenden Einflüssen ausgesetzt. Darin die Ursadie f ü r die beklagte hohe Kriminalität von Amerikanern ausländischer H e r k u n f t zu sehen, entging ihm. Statt dessen sah er die abträgliche Einwirkung der Einwanderer auf die moralische und geistige Verfassung der einheimischen Bevölkerung, ihre verderbliche Rolle in den Großstädten des Ostens, wo ihre Zahl stetig anwachse, und versudite, das Gefühl f ü r das Ausmaß der verborgenen Gefahr: der Unterminierung der traditionellen Grundlagen Amerikas, zu schärfen. Da sich bei Strong typisdie Elemente des amerikanisdien Nativismus, der wache Antikatholizismus und die Angst vor dem Sozialradikalismus ebenfalls vorfanden, läßt sich sein unheilvoller Einfluß auf den Fremdenhaß der Krisenjahre unschwer ermessen. Vor allem aber verdrängten rassistische Überlegungen die Bedenken, die ihm sein Beruf hätte nahelegen können. Da die Angelsachsen in Amerika zu den hohen Aufgaben der Weltherrschaft bestimmt seien, gelte es, die rassische Substanz rein zu erhalten. Er wurde nicht müde, wegen der „Bedeutung f ü r die Menschheit und das kommende Gottesreich" als Publizist d a f ü r Sorge zu tragen, „daß die angelsächsische Rasse in den Vereinigten Staaten nicht durch Einwanderer verdorben wird". Bei einem Mann, der so auf politische Wirkung bedacht war wie Strong, mußte es bewußte Absicht sein, wenn die Vorsehung bemüht wurde, um der Restriktionsbewegung ein schlechthin irrationales Argument gegen Einwanderer an die H a n d zu geben'. Ehe sich Strong seinem zweiten Hauptargument, dem Verschwinden des freien Siedlungslandes im Westen, zuwandte, diskutierte er eine Reihe von anderen Gefahrenquellen. Diese Kapitel lesen sich manchmal wie die kulturkämpferischen Pamphlete eines orthodoxen Protestanten oder auch wie der vorweggenommene sozialkritische Beschwerdekatalog der späteren Reformbewegung, denn progressive Elemente gingen mit reaktionären eine f ü r Strong bezeichnende Verbindung ein. Strong erblickte in der wachsenden Macht der katholisdien Kirche, vor allem in ihrem Einfluß auf konfessionelle Privatsdiulen, eine nicht zu überschätzende Verfallserscheinung des öffentlichen Lebens, der der Mormonismus deshalb gleichkomme, da er bereits im Westen, mitten in dem strategisch wichtigsten Landesteil, sein Wesen treibe. Zugleich gefährde die Trunksucht weite Kreise der Landbevölkerung, während unter der Industriearbeiterschaft sozialistische Ideen um sich griffen. Obwohl Strong sidi den H i n weis nicht versagen konnte, daß die gefährlidiste Gruppe der Sozialisten „im allgemeinen von Einwanderern" gestellt werde, unterschied er sich von den selbstzufriedenen Vertretern des Status Quo der amerikanischen Sozialverfassung doch durch sein Gerechtigkeits- und Verantwortungsgefühl, das ihn zu einem der profilierten Vertreter eines sozialaktiven Protestantismus stempelte, der in Deutschland ein Gegenstück in den Christlich-Sozialen Kongressen und der Partei Friedrich Naumanns besaß. Strong, gestand nämlich ein, daß sich zahllose Arbeiter zu einer „hoffnungslosen Armut" verdammt sähen, da die 48

Industrie „einen Despotismus" entwickelt habe, der weitaus bedrückender wirke als die Kneditsdiaft, gegen die einst die dreizehn Kolonien rebelliert hätten. Der neuen Plutokratie schärfte er daher ein, „daß Luxus in Dekadenz, Korruption und Vernichtung" ende, und forderte sie auf, sich nur als Treuhänder ihres Reichtums zu empfinden. Erst wenn dieser dazu verwendet werde, die unabsehbaren sozialen Probleme der Gegenwart zu beseitigen, dann werde er in einem Gott wohlgefälligen Sinn eingesetzt. Strong aktualisierte damit die im calvinistischen Denken stark ausgebildete Vorstellung vom verpflichtenden treuhänderischen Charakter des privaten Wohlstands und versuchte auch bald, als ihm die Resonanz seines Buches die Stelle eines Sekretärs der „American Evangelical Alliance" einbrachte, diese Organisation auf seine Reformideen festzulegen. Sieht man diesen Reformeifer mit den expansionistischen Vorstellungen Strongs zusammen, dann wird deutlich, in wie hohem Maße er ein früher Vorläufer jener späteren Verbindung von innerem Reformprogramm und Imperialismus gewesen ist'. Der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeiterschaft wurde seiner Auffassung nach noch dadurdi verschärft, daß er sich unter den Lebensbedingungen der modernen Industriegroßstädte abspielte. Strongs frühes gesellschaftspolitisches Leitbild entstammte dem Umkreis der Ideen Thomas Jeffersons. In der aus unabhängigen Farmern zusammengesetzten Landgemeinde sah er die zuverlässigste Garantie f ü r eine gesunde Fortentwicklung des Staates. Seiner bitteren Kritik an der Stadt, dieser „ernsten Bedrohung unserer Zivilisation", haftete daher zuerst ein romantisierend-rückwärtsgewandter Zug an. Andererseits bot gerade in den 80er Jahren die amerikanische Großstadt überreichlich Anlaß zu berechtigter Kritik, da schamlose politische Korruption und unerträgliche Lebensbedingungen f ü r Hunderttausende von Familien der Industriearbeiterschaft das Bild bestimmten. Selbst ein so wohlwollender Berichterstatter wie James Bryce hielt es f ü r unumgänglich, die Verfassung der amerikanischen Städte in den schwärzesten Farben zu schildern und von einem offensichtlichen Versagen des amerikanischen politischen Genius' auf diesem Gebiet zu sprechen. Andererseits war Strong wiederum zu elastisch und auch ein zu aufgeschlossener Kopf, als daß er sich nicht allmählich mit der Unabwendbarkeit der Urbanisierung abgefunden und nur mehr auf der Bekämpfung ihrer Auswüchse bestanden hätte. In „Our Country" indessen überwog noch ganz eindeutig die aus dem Mythos des glücklichen Landlebens gespeiste Kritik an den Städten, ohne daß Strong schon voll bereit gewesen wäre, sich die Unumkehrbarkeit der Verstädterung einzugestehen. N u r folgerichtig war es deshalb, wenn er mit düsteren Prophezeiungen Schloß, in denen der Fortbestand des Staats davon abhängig gemacht wurde, daß während einer Wirtschaftsdepression die revolutionäre Situation in den Städten gemeistert werden konnte'. Nicht die von den Großstädten ausgehenden Gefahren waren es aber, die einige Jahre nach der Veröffentlichung von Strongs erstem Buch allgemeine tiefe Zweifel am harmonischen Fortgang der amerikanischen Geschichte verschärften, sondern einmal die Verdichtung des Krisengefühls während der Tief49 4

Wehler, Amerik. Imperialismus

konjunktur von 1893 bis 1896, dann aber audi der gleichsam offizielle Schlußstrich der Volkszählungsbehörden unter die Ausdehnung.der „Frontier" und die sdion vorher einsetzende leidenschaftliche Diskussion über eine Zukunft ohne frei verfügbares Siedlungsland, als deren bestbekannter Exponent Turner gilt. Strong gehörte zu den ersten Mahnern, die auf diese heraufziehende Wolkenwand hinwiesen. Höchstwahrscheinlidi ist „Our Country" sogar das eigentliche Fanfarensignal gewesen, das die Öffentlichkeit aufhorchen und erschrecken ließ. Ein im Augenblick zwar wichtiger, auf längere Sicht aber aucii für Strong untergeordneter Grund, weshalb der Westen eine so hervorragende Stelle in seiner Diagnose einnahm, lag darin, daß Strong im Dienst der Inneren Mission vornehmlich in den westlidien Bundesstaaten und Territorien schrieb. Das erklärt die Gewaltsamkeit, mit der er manchmal jedes Argument auf den Westen bezog und ihm in diesem Zusammenhang gesteigerte Bedeutung verlieh. O b diese vorgeschriebene Linie ihn auch auf das Frontier-Problem gelenkt hat, muß offen bleiben. Jedenfalls stellte er sehr klar eine Verbindung zwischen den schrumpfenden Staatsdomänen und der Verfassung des politischen und sozialen Lebens im Gesamtstaat her. Während andere zeitgenössische Beobachter der „Frontier" aus ihrer Auflösung nur eine Forderung nach der Beschränkung der Einwanderung herleiteten, zeichnete sich Strong wieder durch größere Weitsicht aus und stellte die sdilimmste aller Prognosen: „Wenn der Landvorrat erschöpft ist, werden wir in eine neue Ära eintreten und uns beschleunigt europäischen Lebensbedingungen annähern." Diese Aussicht mußte seine Leser tief erschrecken, verbanden sidi doch mit dieser Anknüpfung Vorstellungen von einem schroffen Klassenkampf, von stagnierenden Löhnen, ungeahnter Arbeitslosigkeit, politischer Korruption und dem Verfall des allgemeinen Wohlstands — Zuständen also, wie sie die Union objektiv seit 1873 erlebte, ohne daß die Gleichartigkeit der Verhältnisse mit denen der Alten Welt ins allgemeine Bewußtsein gedrungen wäre. Auch Strong teilte diese Furcht, jedoch rechnete er zunächst nüchtern vor, daß „bis zur Jahrhundertwende" alles landwirtschaftlich nutzbare Land in Besitz genommen sein werde. Das stetige Wachstum der Bevölkerung, das sich in den Ergebnissen der alle zehn Jahre abgehaltenen Volkszählungen widerspiegelte, und die fortschreitende Erschließung der entferntesten Prärielandschaften durch Eisenbahnen beschleunigten diesen Vorgang mit unentrinnbarer Gewißheit. An dieser Stelle angekommen, den Blick auf eine offensichtlich deprimierende und düster verhangene Zukunft lenkend, beendete Strong die Übersicht über die Faktoren, die seine Gegenwart zu einer krisenhaften Übergangsperiode machten. Aus ihren Fesseln befreite er sich, indem er den Sprung in eine hellere Zukunft tat, die er mit beschwörenden Worten als das tausendjährige Reidi angloamerikanischer Weltherrschaft, der letzten Vorstufe vor dem Reich Gottes auf Erden ankündigte. Strong knüpfte hier an die verheißungsvollen Worte in den ersten Kapiteln an, wo er seine Gedanken von der Mission Amerikas entwickelt hatte, schlug aber auch den Bogen zurück zu den Exportbedürfnissen der amerikanischen Volkswirtsdiaft. Sein darauf gestützter angelsächsisch-christlicher 50

Wirtschaftsimperialismus vereinigte die ungebrochene Stärke einer Missionsideologie mit den prosaischen Forderungen des auf gesteigerten Außenhandel einschwenkenden hochkapitalistisdien amerikanischen Industriesystems. In seinem Ausblick auf den „Angelsachsen und die Zukunft der Welt" überwogen die kühnen Prophezeiungen eines Mannes, der sich von der amerikanischen Menschheitsaufgabe durchdrungen fühlte, ohne daß doch die Abhängigkeit von den beunruhigenden Veränderungen seiner Zeit verwischt worden wäre. Mittelbar, aber deshalb nicht weniger aufschlußreich, äußerte sich ein radikaler Zweifel an der Verfassung des amerikanischen Gemeinwesens, da selbst ein so reformfreudiger Optimist wie Strong den Ausweg aus der Krise der Wirtsdiafts- und Sozialverfassung nur mehr in der als Weltmission legitimierten imperialistischen Expansion zu finden glaubte. N u r so auch läßt sich die innere Logik verstehen, mit der Strong von der Diagnose der Krise zu der Forderung getrieben wurde, sie vor allem durch den Ausweg einer neuen „Frontier" von globalem Ausmaß zu überwinden — eine Konzeption, die seither keineswegs an Relevanz verloren zu haben sdieint®. D i e Interpretation der Strongschen Ansdiauungen als Flucht aus der inneren Krise in den Imperialismus drängt sich geradezu auf und dürfte audi den Schlüssel zu Strongs publizistischem E r f o l g bieten. Sie faßt Strongs Motive keineswegs zu eng und verkleinert auch nicht die starke Triebkraft, die in seinem allen anderen Erwägungen vorgeordneten Sendungsbewußtsein begründet lag. Die Krise hat als das auslösende Moment dazu gedient, daß Strong seine Oberzeugungen in dieser Form artikuliert hat; sie hat seinen Antworten auf die von ihr aufgeworfenen Probleme die Eindringlichkeit verliehen und ihnen Widerhall versdiafft. Aus seinem vorgegebenen Weltbild, dem Glauben an die Bestimmung Amerikas zur Führung der Welt, konnte Strong dann das Pathos ziehen, mit dem er dem alten Wunsditraum der Vereinigten Staaten, als das auserwählte Volk die ideale Weltordnung aufzurichten, frischen G l a n z verlieh. Gilt für die Individual- und Sozialpsychologie die Neigung zum Eskapismus, aus einer beschwerlichen L a g e in übersteigerte Zukunftsbilder zu flüchten, so hat Strong dem amerikanischen Sendungsbewußtsein inmitten einer Krise in um so grelleren Tönen Ausdruck verleihen müssen und ihm den Ausweg in das tausendjährige Reich angelsädisischer Suprematie vorgezeichnet. D a ß dieser Weg notwendig auf Kosten der zu erobernden oder wirtschaftlidi zu unterwerfenden Länder eingesdilagen werden mußte, hat Strongs christliche Rechtschaffenheit nicht zu beeinträchtigen vermocht. D i e Aufforderung zur potentiellen Ausbeutung paarte sich mit ungeheucheltem Eifer und ehrlicher Überzeugung von der amerikanischen Kulturmission zu einer eingängigen Prädestinationslehre von der amerikanischen Weltherrschaft. In der literarischen Verfechtung auch dieser Gedanken besaß Strong eine Art Erstgeburtsredit, da er sie drei J a h r e vor dem Ersdieinen von J o h n Fiskes wichtigem Aufsatz über „Manifest Destiny" und vor der A u f n a h m e in sein Buch öffentlichen Vorträgen zugrunde gelegt hatte, worauf er nicht ohne Verfassereitelkeit hinzuweisen liebte. Er übertrug hier die Theorie v o m Volksgeist auf 51

bedeutende Rassen, die — in Analogie zu Hegels Konstruktion — jeweils ein bestimmtes formgebendes Prinzip verkörperten. Die Angelsachsen galten ihm als die Repräsentanten der Idee der persönlichen Freiheit und eines rein spirituellen Christentums, das sie als das „große Missionsvolk" der Welt verkündeten. Daraus zog er den Sdiluß, daß der Angelsadise „besondere Beziehungen zur Z u k u n f t der Erde" und den „göttlichen A u f t r a g " besitze, „seines Bruders H ü ter" zu sein. Dieser überlegenen Stellung entsprachen die wachsende Bevölkerungszahl und die sich ausweitende Gebietsherrschaft. „Schneller als alle kontinentaleuropäischen Völker" zusammen vermehrten sich die Angelsadisen, behauptete Strong, wobei er den Anteil der verachteten Einwanderer am Wachstum Amerikas geflissentlidi überging. Ähnlich wie Fiske erfreute er sich jedoch auch an statistischen Spekulationen, die es ihm gestatteten, die Zahl der Amerikaner im Jahre 1980 auf 373 Millionen und der Angelsachsen insgesamt auf 667 Millionen zu schätzen, wogegen Europa nidit mehr als 570 Mill. Einwohner zählen werde. Für ebenso bemerkenswert hielt er den Landgewinn der Angelsachsen, die vornehmlich durch Amerika und England bereits jetzt ein Drittel des Globus und ein Viertel der Weltbevölkerung regierten. Noch günstigere Chancen sah Strong für die kommenden Jahre voraus. „Sieht es nicht ganz so aus", fragte er, „als ob Gott nicht nur in unserer angelsächsischen Zivilisation den Prägestock zubereitet, mit dem die Völker der Erde gestempelt werden" sollen, sondern ihr auch die kraftvolle Macht gibt, um diese Form niederzupressen?" Strong vermochte keinen vernünftigen Einwand gegen seine Überzeugung anzuerkennen, daß Nordamerika zum eigentlichen Zentrum der Angelsachsen, „als der Hauptsitz ihrer Macht, der Mittelpunkt ihres Lebens und Einflusses" bestimmt sei. Aus der Logik dieser Entwicklung, die im Zeichen einer historisch einmaligen Verbindung der „größten Zahl" mit der „höchsten Zivilisation" stand, ergab sich zwangsläufig, daß Amerika das Zepter der Weltherrschaft zufalle. Das Unabwendbare dieses Vorgangs unterstrich Strong erneut mit einem Rückgriff auf das angebliche Gesetz, nach dem sich der Sitz der Weltreiche langsam nach Westen verlagert habe und in Amerika an sein Ziel gekommen sei. Offenbar erwartete Strong den Einwand, daß der Vorsprung der Engländer bei der Eroberung der Welt dodi ganz augenfällig sei. Er bemühte sich deshalb mit verschiedenen Argumenten darum, diesen Einwand, jedenfalls im Hinblick auf die Zukunft, zu entkräften. Als abstrus mußte es aber anmuten, wenn er sogar das „sensiblere Nervensystem" der Amerikaner als Indiz dafür anführte, daß diese „offensichtlich" für eine höhere Kultur vorgesehen seien. Sodann berief er sich auf Darwin und die Überlegenheit der amerikanischen Völkermischung, deren Bestandteilen er, getreu seinen Rassegrundsätzen, schnell das Gütezeichen gemeinsamer germanischer H e r k u n f t verlieh. Zudem sei dem „angelsächsischen Erwerbssinn" in den Vereinigten Staaten eine „höhere Blüte" sicher, und der „Genius des Kolonisierens" entfalte sich aufgrund einer „besonderen amerikanischen Energie", der gleichermaßen Nahrung, Klima und Sozialverfassung zu verdanken sei, reicher als anderswo. 52

Was bedeutete also dieser Vorsprung, mit dem sich bereits jetzt die amerikanisdien von den englischen Angelsadisen abhoben? Strong las daraus die H a n d schrift der Vorsehung ab; diese Tendenzen stellten das „gewaltige Alphabet" dar, „mit dem Gott seine Prophezeiungen" schreibe. D a die Zeit herannahe, in der sich der Bevölkerungsdruck in den Vereinigten Staaten genauso bemerkbar machen werde wie in Europa oder Asien, und fortab kein „neuer Westen" ihn entschärfen könne, schule Gott die angelsächsische Rasse — und das hieß nach allem: ihren amerikanischen Zweig — f ü r diese zukünftige Stunde der Bewährung. „Dann wird die Welt in ein neues Stadium ihrer Gesdiichte eintreten", verkündete Strong von seiner Leidenschaft hingerissen, „in den endgültigen Rassenkampf, für den die Angelsachsen zur Zeit ausgebildet werden. D a n n wird sich diese angelsächsische Rasse mit ihrer unvergleichlidien Energie, der ganzen Erhabenheit ihrer Stärke und der Macht ihres Reichtums als Vertreter, so laßt uns hoffen, der größten Freiheit, des reinsten Christentums, der höchsten Zivilisation über die ganze Erde ausbreiten, nachdem sie bereits besonders aggressive Eigensdiaften entwickelt hat, um der Menschheit ihre Institutionen aufzuprägen. Wenn ich nicht fehlgehe, so wird sich diese mächtige Rasse über Mexiko, Mittel- und Südamerika, die pazifischen Inseln und Afrika, ja darüber hinaus ausbreiten. K a n n irgend jemand daran zweifeln, daß das Ergebnis dieses Rassenkampfes das Überleben des Stärksten sein wird?" Der ekstatische Ton, in dem Strong die gesamte Erde nun doch als einen „Neuen Westen", der durdi imperiale Expansion zu gewinnen sei, ins Blickfeld rückte, durchdrang auch seine Vorhersagen über das Geschick der unterlegenen Völker und taudite seine Heidenmission in ein fragwürdiges Licht. Sie, die vor den „alles erobernden Angelsadisen" weidien müßten, schienen ihm „nur Wegbereiter einer überlegenen Rasse zu sein, Stimmen, die in der Wildnis rufen: .Bereitet dem H e r r n den Weg' Gleich, „ob die Auslöschung der unterlegenen Rassen" den Leser traurig oder hochgemut stimme, „sie ersdieint als ganz wahrscheinlich". Denn wer könne ernsthaft in Frage stellen, daß die Angelsachsen „dazu bestimmt seien, viele schwächere Rassen zu verdrängen, andere zu assimilieren und die Überreste einzuschmelzen, bis sie . . . die Menschheit angelsächsisch gemacht haben?" In Strong natürlidi, der so ganz im Bann seiner Vision stand, die alle kleinlidien N ö t e der unsicheren Gegenwart hinter sich zurücksinken ließ, regte sich kein Zweifel, „daß es den Angelsachsen aufgetragen ist, auf die Welt in Zuk u n f t den herrsdienden Einfluß auszuüben". „Ist es nicht offenbar geworden", fragte er daher nodi einmal, „daß die Angelsadisen das Gesdiick der Menschheit f ü r unbegrenzte Zeit in H ä n d e n halten . . ., daß die Vereinigten Staaten die Heimstätte dieser Rasse sein werden? Dann möge Gott unserer Generation die Augen öffnen." „Wir strecken unsere H ä n d e in die Z u k u n f t mit der Vollmacht, das Leben ungeborener Millionen zu lenken. Ich glaube", erklärte Strong, „daß es ganz an den amerikanischen Christen liegt, während der nächsten zehn oder fünfzehn Jahre das Kommen des Gottesreiches um Hunderte, vielleidit Tausende von Jahren zu besdileunigen oder zu verzögern. Unsere 53

Generation in Amerika befehligt das Gibraltar der Zeitalter, das die Zukunft der Welt beherrscht."· Es steht zu vermuten, daß die grandiosen Perspektiven, die Strongs Schrift eigen waren, vor allem die zugleich naive wie offensichtlich für seine Leser faszinierende Gleichsetzung von angelsächsisdier Suprematie und dem kommenden Reidi Christi, „Our Country" wesentlich zu dem gemacht haben, was es seiner historischen Wirkung nach gewesen ist. Was bedeuteten dagegen noch die bedrükkenden Erfahrungen einer Krisenperiode, die schier nicht enden wollte, was die lästigen Erfahrungen des Alltags, denen sich der angelsächsische Amerikaner im Konkurrenzkampf mit den Einwanderern in den Großstädten und Industrierevieren oder im Westen mit seinen schrumpfenden Möglichkeiten gegenüber sah? „Our Country" stärkte sein Selbstgefühl und befreite ihn von den Zweifeln an der inneren Entwicklung Amerikas. Zugleich bereitete es ihn auf eine Situation vor, in der die Ausbreitung Amerikas über die Welt ihren machtvollen Auftakt nahm. Vor den zahlreichen Lesern Strongs schwebte fortab das Zukunftsbild des angelsächsisch-amerikanischen Weltimperiums, dessen innere Harmonie außer Frage stand. Zivilisatorisches Sendungsgefühl und christlicher Glaubenseifer, Berücksichtigung kapitalistischer Exportinteressen in Industrie und Landwirtschaft, aber auch der Hochmut des Rassendünkels gingen darin miteinander ihre Verbindung ein. Daß die Ursachen der verheißenen Vorstufe des Reiches Gottes auf Erden in einer wirren Mischung von ungebrochenem Kulturoptimismus und militantem Christentum, von ökonomischen Motiven und besseren Nerven lagen, focht wenige an. Entsprach doch diese unausgegorene Populärphilosophie den vielfältigen Aspekten eines traditionellen Überlegenheitsgefühls, das dem neuen amerikanischen Nationalismus seine Stoßkraft verlieh und sich zu Strongs robustem Chiliasmus verdichtete. Strong blieb seinem Erfolgsrezept auch weiterhin treu, er legte nach der Volkszählung von 1890 nicht nur eine überarbeitete Auflage von „Our Country" vor, sondern verfaßte wenig später nach denselben Grundlinien ebenfalls für eine breite Leserschaft „The New Era or the Coming Kingdom". Hier entwickelte der inzwischen bekannte Autor in zum Teil wörtlicher Anlehnung an sein erstes Buch noch einmal seine wichtigsten Gedanken in ausführlicher Form. Wiederum betonte er den Charakter seiner Gegenwart als einer kritischen Übergangszeit, deren Problemen er mit dem Glauben an die Perfektibilität des Menschen gegenübertrat, wie er sich überhaupt um die Übereinstimmung von Evangelium und moderner Wissenschaft bemühte. „Gottes Methoden sind wissenschaftlich", so lautete diese Synthese, die sich in mancher Hinsicht mit der von Benjamin Kidd popularisierten Evolutionslehre berührte. Die Angelsachsen verkörperten in potenzierter Form die Tugenden Israels, Hellas' und Roms, die Strong in schwer zu überbietender Art idealisierte. Fraglos besitze diese Rasse von Übermenschen ihre Eigenschaften nicht zufällig, sei sie doch „besonders beauftragt", dem Kommen von „Gottes Königreich" durch den einheitlichen Zusammenschluß der Erde unter ihrer Leitung den Weg zu bahnen". 54

Nichts schien für Strong diesen großartigen Auftrag beredter auszudrücken als sein eigenes Hodilied in „Our Country" auf die Ausbreitung Amerikas über den Erdball, das er deshalb in aller Ausführlichkeit als Resümee zitierte. So entließ auch dieses Buch zu Anfang der 90er Jahre seine Leser mit der Gewißheit, den Verpflichtungen der christlichen Religion am besten mit der Unterstützung der amerikanischen Übersee-Expansion dienen zu können. Ähnlich wie Turner erfaßte Strong mit aller Klarheit, daß eine Phase der amerikanischen Geschichte an ihr Ende kam. Angesichts der erdrückenden Probleme der neuen Zeit erschien ihm die traditionelle Orientierung als ungenügend, zu provinziell und zu engstirnig. Sein Leitstern, auf den er weithin vernehmbar die Aufmerksamkeit lenkte, wurde ein amerikanischer Imperialismus, zu dessen Betätigungsfeld die gesamte Welt bestimmt war, ehe sie die nahezu verwischte Grenze zum Millennium überschritt.

]ohn W. Burgess. Wenige amerikanische Universitätsprofessoren haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen solchen akademischen und politischen Einfluß ausgeübt wie John W. Burgess an der New Yorker Columbia Universität, deren Gründung in ausschlaggebendem Maße sein Werk gewesen war. Während der dreißig Jahre (1876—1906), die er als Hochschullehrer wirkte, hörten Tausende von Studenten der Jurisprudenz, Geschichte und Politikwissenschaft seine Vorlesungen und nahmen an seinen Seminarübungen teil. Seine wissenschaftlichen Schriften erlebten hohe Auflagen und erreichten, vor allem in dem von ihm 1886 als erste politikwissenschaftliche Zeitschrift Amerikas ins Leben gerufenen „Political Science Quarterly", einen breiten Leserkreis. D a ß aber Burgess, der als Lehrer eine starke Persönlichkeit gewesen sein muß und seine Auffassungen auch schriftlich kraftvoll wiederzugeben verstand, nicht nur der Politikwissenschaft und der vergleichenden Verfassungslehre in den Vereinigten Staaten die Bahn gebrochen hat — ja, nach Franz Lieber ihr eigentlicher Begründer geworden ist — , sondern als vielbeachteter politischer Publizist und Gesellsdiaftstheoretiker eine rassisch fundierte Imperialismusideologie verfochten hat, ist bisher nur flüchtig vermerkt worden". Burgess wuchs auf der elterlichen Plantage in Tennessee mit den streng unionistischen Überzeugungen seines den Whigs zugehörenden Vaters auf. Auch in der zunehmenden Spannung der Jahre vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs blieb die Erhaltung des Gesamtstaats der unangefochtene Richtpunkt aller politischen Diskussionen, die Burgess in seinem Elternhaus erlebte. Aus dieser Tradition heraus Schloß er sich auch bald, obwohl Tennessee zur Konföderation der rebellierenden Südstaaten gehörte, den Unionstruppen an. Die Teilnahme an dem mit wachsender Leidenschaft ausgetragenen Konflikt, der zeitweilig die föderative Einheit des amerikanischen Nationalstaats zu sprengen drohte, steigerte die frühen politischen Vorstellungen von Burgess zu einem intensiv empfundenen Nationalismus, wie er allgemein für die politische Atmosphäre nach dem Sezessionskrieg kennzeichnend wurde.

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Das zweite grundlegende Erlebnis bedeutete die Fortsetzung seines Studiums in Göttingen, Leipzig und Berlin (1871/73), wo Burgess die f ü r sein weiteres Leben riditungweisenden Eindrücke empfing. Hier gewann er den Zugang zu einer neuen Welt des wissenschaftlichen Forschens, deren institutionelle Voraussetzungen er später nach Amerika zu übertragen versudite und deren Methoden und philosophischer Systematik er sich fortab verpflichtet fühlte. Infolgedessen ist auch seine politisdie Theorie, die er zunächst in Vorlesungen am Amherst und Columbia College, dann in Aufsätzen und schließlich 1890 in den beiden Bänden über „Politikwissenschaft und Vergleichendes Verfassungsrecht" entwickelte, in ihren Grundlinien durch seine Berührung mit der zeitgenössischen deutschen Staatsphilosophie bestimmt. Sie bildete daher auch im Bereidi des calvinistisch-puritanisch gefärbten politisdien Denkens Amerikas, das den Staat als zweckrationalen Apparat ohne die metaphysischen Eigenschaften einer obrigkeitlidien Herrschaftsordnung zu betrachten gewohnt war, dauernd einen Fremdkörper, dem die Kritik die Verwurzelung im kontinentaleuropäisdien Nährboden z u Recht v o r w a r f t . Burgess erlag in Deutschland dem späthegelianischen Staatsidealismus, wie er ihm an den Universitäten und durch die wirkungsvolle Vermittlung der Werke von Bluntschli und Holtzendorff begegnete. Wenn er sidi mit der Hegeischen Auffassung identifizierte, daß der Staat die Idee der Sittlichkeit verkörpere und Hegels Unterschied zwischen dem Staat an sich und dem Staat f ü r sich in den Dualismus von „State" (verstanden als unerreichbares Idealbild staatlicher Ordnung) und „Government" (dem historisdi gegebenen Herrschaftssystem) zu übersetzen versuchte, dann führte er dodi andere Kategorien ein, als sie der amerikanischen Staatslehre mit dem Unterschied von spekulativer Utopie und konkreter, vertragsrechtlich konzipierter Staatsverwaltung geläufig waren. Eine Zeit, die soeben den Gipfelpunkt grenzenloser Korruption und jahrzehntelang die wortgetreue Ausführung der Forderung „Dem Sieger die Beute" bei der Besetzung aller Staatsämter erlebt hatte und nun mit Reformversuchen experimentierte, besaß zudem wenig Verständnisbereitschaft dafür, sogar theoretiscii auf den Anspruch auf Kontrolle der Herrschenden zu verzichten, indem sie sidi Burgess' staatsidealistische Meinung zu eigen madite. Denn der Staat, so hatte Burgess gefolgert, „ist diejenige menschliche Einrichtung, bei der die geringste Aussicht besteht, daß sie falsch handelt. Deshalb müssen wir auf dem Grundsatz bestehen, daß der Staat kein Unredit tun kann". Seine Definition des Staates als „allumfassend", „dauerhaft" und „souverän" verriet den engen Anschluß an Johann Kaspar Bluntschli, und sein strenger Souveränitätsbegriff — „die ursprüngliche, absolute, unbegrenzte, universelle Macht über die einzelnen Subjekte und ihre Vereinigung" — rezipierte eine Reciitslehre, die aus der historischen Entwicklung des modernen europäischen Flächenstaats erwachsen war. Die auffällige Abneigung gegen das Parteiwesen scheint nicht nur auf den Protest gegen dessen zeitgenössische Auswüchse, sondern auch auf die Gedankenwelt Hegels und seiner deutsdien Epigonen hinzudeuten. Hingegen ist sein inhaltlich verschwommenes Kulturideal und sein ungeklärter ZivilisationsbegrifF, 56

beide getragen von dem ungebrochenen Fortsdirittsoptimismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts, ganz zweifellos ohne die Hegelsdie Missionsidee von den „zivilisierten Nationen" kaum denkbar. Bei Burgess liegt aber bereits — wie auch bei Strong — eine Verengung auf rassisch qualifizierte Nationen vor, die ihrem geschichtlichen Auftrag gegenüber den unterentwickelten Völkern zu folgen hätten. Die „arischen Völker haben das größte Talent f ü r politische Ordnung gezeigt" und unter ihnen im Grunde nur die Germanen, „die in Wirklidikeit mit ihrem überlegenen politischen Genius die Welt beherrsdien". Sie bildeten „die politischen Nationen par excellence", da sie die Gründer des modernen Nationalstaats seien: dieser „stärksten und vollkommensten politischen Herrschaftsform der Neuzeit", die dichter „als jedes bisher entwickelte System" der Lösung „aller Probleme der politischen Ordnung" nahe komme. Die Belohnung für dieses überragende politische Talent der germanischen Nationen war in Burgess' Augen die Aussidit auf das Machtmonopol in der zukünftigen globalen Staatenwelt. Bis sie dieses Fernziel erreichten, sei ihnen „in der allgemeinen Ökonomie der Gesdiichte" die „Mission, die politisdie Zivilisierung der modernen Welt durchzuführen", anvertraut". Von diesem expansiv verstandenen Missionsgedanken her bedeutete es nur einen kleinen Schritt zum Imperialismus. Tatsächlich folgerte Burgess auch ganz konsequent, daß die germanischen Nationalstaaten dazu „berufen" seien, ihre „politische Zivilisation" auf die „Teile der Welt auszudehnen, die von unpolitischen und barbarischen Völkern bewohnt sind, d. h. sie müssen eine Kolonialpolitik betreiben". In dem Begriff der politischen Zivilisation mit seinem selbstsicheren, viktorianisch-spätbürgerlichen Bedeutungsgehalt verschmolz die Pflicht zur Ausdehnung der Gebietsherrsdiaft mit der Berufung, die Welt für die Zivilisation der germanischen Nationen zu erschließen. Von einer „Mißaditung der Pflicht" sprach Burgess daher auch, wenn er mit dem Blick auf die Vereinigten Staaten die außenpolitische Gleichgültigkeit germanischer Staaten als „verfehlte Politik" geißelte. Ja, Berufung und Pflicht verwandelten sich unversehens sogar zu einem „Rechtsanspruch", dem verdienten Entgelt für den arischen Genius. Diesen abstrakten Rahmen seines theoretischen Entwurfs füllte Burgess, ohne zu zögern, mit sehr konkreten Überlegungen aus. Denn nur im amerikanischen, englischen und deutschen Nationalstaat verkörperte sich ihm das arisch-germanische politische Talent. In der demokratischen amerikanischen Union, der englischen parlamentarischen Monarchie und im deutschen Kaiserreidi von 1871 habe der moderne Nationalstaat die Spitze der überhaupt möglichen staatlichpolitisdien Entwidilung erreicht. Auf ihnen ruhe daher vorzüglidi die Aufgabe, die Welt nach dem Vorbild ihrer Zivilisation umzugestalten. Das sdiließe nicht nur die Verpflichtung ein, jedem Ersuchen der „unpolitisciien Völker" um Hilfe und Unterstützung Folge zu leisten, sondern gewähre auch die Freiheit, sicJi f ü r jede nacii eigenem Gutdünken angemessene Politik der Intervention und Eroberung entschließen zu können. Leisteten die unterentwickelten Völker, noch blind f ü r die ihnen zugedachten Wohltaten, „Widerstand à outrance", so be57

säßen die neuen Herren das Recht zur Vertreibung, die angesichts einer offensichtlichen Notwendigkeit „ihr Gewissen nicht zu beunruhigen" braudite. Im Sinn des modernen Machtstaatsgedankens, den Burgess so uneingeschränkt wie selten ein Staatstheoretiker in Amerika vertreten hat, überließ er es den wenigen auserwählten germanischen Staaten, die Grenzen des Aktionsraums f ü r ihre universelle Expansionspolitik abzustecken, da der jeweilige Staat am besten in der Lage sei, seine „Verpflichtungen gegenüber der Welt" in letzter Instanz nach Maßgabe seines Machtegoismus auszulegen. Denn die „höchste Pflicht des Staates ist die Erhaltung seiner Existenz, sein gesundes Wadistum und seine Entfaltung", erklärte Burgess in greifbarer Übereinstimmung mit der damaligen deutschen Staatslehre. Burgess glaubte zudem ganz hegelianisch, die einzelstaatliche Autonomie religiös sanktionieren zu können, da die göttliche „Vorsehung", die sich in der Weltgeschichte entfalte, die Nationalstaaten „als die wichtigsten Organe der menschlichen Entwicklung" geschaffen habe. N u n war sich Burgess durchaus über die Widerstände im klaren, die das traditionelle historische Selbstverständnis Amerikas als antikolonialistischer N a tion vor allem seiner Aufforderung, pflichtgemäß Kolonialpolitik zu treiben, entgegensetzte. „Es ist schwierig f ü r Nordamerikaner", räumte er deshalb ein, „diese Pflicht im wahren Licht zu sehen, trotz der Tatsache, daß sie ihre eigene Existenz einer solchen Politik verdanken." Dennoch müßten sie diese Verwirrung überkommen und aus der Vollmacht ihrer germanischen Aufgabe heraus eine bewußt imperialistische Politik aufnehmen. Man kann sich unschwer vergegenwärtigen, daß Burgess' Vorstellungen ihre Wirkung auf seine Studenten und Leser, die sendungsbewußten Generationen nach dem Bürgerkrieg, nicht verfehlt haben. Zumindest einer seiner Lieblingsschüler, der junge Theodore Roosevelt, hat auch in ihnen eine Rechtfertigung f ü r seine Vorstellungen von einer expansiven Außenpolitik Amerikas gefunden". Was Burgess' Lehren f ü r die Reformpatrizier vom Schlage Roosevelts so besonders anziehend machte, war der Umstand, daß Burgess' Imperialismus vorwiegend ideologischer N a t u r war und dem ökonomischen Moment den zweiten Platz einräumte. Rassische Überlegenheit und zivilisatorische Aufgabe, der säkularisierte christliche Glaubensüberzeugungen die Weihe gaben, legten die germanischen Nationalstaaten unentrinnbar auf ihren Kurs fest. Von ihm abzuweichen, einer schicksalhaften Notwendigkeit zu entfliehen, bedeutete ein schmähliches Versagen vor dem Forum der Weltgeschichte. Burgess' subjektiv durchaus aufrichtige Überzeugung, daß der Zusammenschluß der Welt unter dem Zepter einer germanisch-okzidentalen Zivilisation keineswegs nur dem egoistischen Interesse der Mächte Vorteile sichern solle, sondern als verantwortungsbewußte Treuhänderschaft aufgefaßt werden müsse, läßt sich nicht ausschließlich als durchsichtige Scheinrationalisierung und Verdedcungsideologie beiseite schieben. Indes ist doch unverkennbar, wie sehr der ideologische Entwurf von Burgess sich zur Begründung eines massiven Herrschaftsimperialismus eignete, in den der amerikanische Handelsimperialismus 1898 auch zeitweilig 58

überging. Diesem konnte er die Überzeugung mitteilen, im Einklang mit den Absichten der „Vorsehung" und den Gesetzen der Gesdiichte zu stehen. Es war nur folgerichtig, daß Burgess, der frühzeitig die Dauerhaftigkeit ausgerechnet des multinationalen nordamerikanischen Staatsverbandes von „ethnischen Bedingungen", mithin von einer rassisch einheitlichen Bevölkerung, abhängig glaubte, die Welle der sogenannten „Neuen Einwanderung" aus Ostund Südeuropa erbittert bekämpfte. Schon 1888 hatte sich der Burgess-Schüler Prof. Richmond Mayo-Smith von der Columbia-Universität entschieden gegen eine unbegrenzte Einwanderung gewendet und dabei den Beifall seines Lehrers gefunden. D a Burgess eine der vornehmsten Aufgaben des modernen Staates darin sah, „seinen nationalstaatlichen Charakter zu bewahren und zu stärken", hielt er es in einer bezeidinenden Verengung auf das rassische Moment — ganz ähnlidi wie damals audi Woodrow Wilson — für eine „Rassenpflicht", daß sich der amerikanische Staat gegen den „schädlichen Einfluß der ausländischen Einw a n d e r u n g " schütze. Der wachsende Widerstand gegen die traditionelle Politik einer fast schrankenlos offenen Einwanderung blieb jedoch noch jahrelang ohne Einfluß auf die Gesetzgebung. Burgess' Polemik nahm daher immer schärfere Züge an. Angesichts der offenbaren Ergebnislosigkeit seiner Warnungen wurden seine Kassandrarufe schriller. „ D i e Vereinigten Staaten müssen arisdi bleiben", beschwor er seine Zuhörer auf einer Tagung, die Politikwissenschaftler im Rahmen der Weltausstellung von 1895 in Chicago zusammengeführt hatte. „Ihr wichtigster A u f t r a g " sei „die Vervollkommnung der arisdien Begabung für politische Ordnung", die nur „auf der Grundlage einer vorherrschend germanischen N a t i o n a lität" gewährleistet bleibe. Wie närrisch und bösartig sei es doch, den historischen Charakter des Staates durch „nichtarische Elemente zu verunreinigen". Seine kurz vorher geäußerte Auffassung, daß „nur der rassestolze Germane der Vermischung mit Nichtariern widerstanden" habe, bot ihm augenscheinlich wenig Trost. Während er daher d a f ü r eintrat, auf lange Sicht nur den Angehörigen der sog. germanischen europäischen Staaten die Einwanderung zu gestatten, forderte er als sofortige Schutzmaßnahme die politische Entmündigung der unlängst eingewanderten „nichtarischen Elemente". „ N i e m a l s " dürften die „germanischen Nationen . . . die Ausübung politischer Macht als ein Menschenrecht erachten", sondern dieses Privileg von der „rassischen Q u a l i f i k a t i o n " allein, nicht aber von einer „fanatischen Menschenfreundlichkeit" abhängig machen. In ihrer Bösartigkeit unterschieden sich diese Ratschläge des Columbia-Professors nur unwesentlich von dem sich in E u r o p a zur gleichen Zeit ausbreitenden Rassismus. Der entscheidende Unterschied freilich offenbarte sich dann in der sozialen Resonanz, die solche Thesen jeweils fanden. D a die Gruppen, die mit unüberhörbarer Lautstärke restriktive Einwanderungsgesetze verlangten und Burgess' Zustimmung sicher sein konnten, allmählich an politischem Gewicht gewannen, dauerte es nicht mehr allzu lange, bis die Quotengesetzgebung der 1920er J a h r e sich einige ihrer Gesichtspunkte zu eigen machte und die Einwanderung Rassenkriterien unterwarf bzw. bis heute unterwirft'®. 59

Wenn auch Burgess' Imperialismustheorie wirtschaftliche Erwägungen weithin überging, so stempelte ihn doch seine sozialkonservative Haltung zu einem überzeugten Verteidiger des Laissez-Faire-Prinzips und folglich zu einem unnachgiebigen Gegner aller Anstrengungen, den amerikanischen Hochkapitalismus durch Reformen, sei es audi nur nach dem Vorbild der deutschen Kathedersozialisten, zu humanisieren. Mit Nachdruck sprach er sidi gegen die Bekämpfung der Trusts aus und begrüßte jene ingeniöse Erfindung des modernen Handelsredits : die kaum verantwortlidie Rechtsperson der anonymen Aktiengesellschaft als Ausfluß der „arischen Lehre" vom Privatunternehmertum. Obwohl er kritische Worte gegen die Protzsucht der neu emporgestiegenen Plutokratie zu finden wußte, hieß er doch den hemmenden Einfluß des Obersten Bundesgerichtshofs auf die Regelung der Sozialkonflikte seiner Zeit willkommen. Vor der „Masse", seinen „unwissenden, engstirnigen, habgierigen, voreingenommenen, böswilligen, brutalen und rachsüchtigen" Mitbürgern, empfand der aristokratische Pflanzerssohn und Nachkomme stolzer neuenglischer Vorfahren zeitlebens eine unüberwindliche Abneigung. Das preußische Dreiklassenwahlrecht schien ihm daher auch gerechtere Ergebnisse zu bieten als das allgemeine Wahlrecht seines Landes. Die plebiszitärdemokratischen Programmpunkte der in Wisconsin sich entfaltenden Reformbewegung — Gesetzesinitiative, Volksreferendum und Beamtenabberufung — schienen ihm schledithin verfehlt zu sein. Der sozialen Nivellierungstendenz der amerikanisdien Industriegesellschaft, der Demokratisierung des politischen und wirtschaftlichen Lebens suchte er mit den Werten der amerikanisdien Tradition, wie er sie verstand, Sdiranken zu setzen. Sein Loblied auf den manchesterliberalen Kapitalismus entfremdete ihn dem Wandlungsprozeß seiner Gegenwart. Sein politisches und soziales Credo verpflichtete ihn dagegen den Leitbildern des untergehenden Amerikas vor der „Wasserscheide" der 90er Jahre. Der heraufziehenden neuen Zeit gab er jedoch seine Legitimierung einer unverhüllt rassistisdi motivierten expansionistischen Politik mit auf den Weg'®. John Fiske. Der bedeutende Rang, der John Fiske in der amerikanischen Ideengesdiidite und vor allem im expansionistischen Denken der beiden letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts zukommt, beruht nicht darauf, daß er als Sozialphilosoph Originalität beanspruchen könnte oder als Historiker den verfeinerten Methoden moderner Geschichtswissenschaft die Bahn gebrochen hätte. Sdion zu seinen Lebzeiten häufte sich die Kritik an seiner mangelnden philosophischen Ernsthaftigkeit und dem gefälligen Stil seiner Anekdotenhistorie. Unbestreitbar sind hingegen seine geradezu zentrale Rolle als Popularisator der Ideen von Herbert Spencer und Charles Darwin und sein Einfluß auf eine weite Lesersdiaft, deren Interesse an der Evolutionslehre und der Vergangenheit der Vereinigten Staaten durch seine volkstümlichen Bücher geweckt wurde. Fiskes Funktion im geistigen Haushalt Amerikas dieser Jahrzehnte bestand darin, die wissenschaftlichen Systeme der englischen Denker und auch die Forschungsergebnisse der historischen Zunft zu vereinfachen und sie dem Verständnis des 60

interessierten Laien zu ersdiließen. Er stellte gleidisam einen lebendigen Transf o r m a t o r dar, der anspruchsvolle und schwierige G e d a n k e n im N u in eingängige Vortragsthesen u m z u w a n d e l n verstand. Mit dieser Fähigkeit blieb er unübertroffen, u n d seine Vortragsreisen, die ihn durch das ganze Land führten, sicherten ihm nicht nur ein zunehmendes Echo, sondern boten seinem Ehrgeiz auch eine Ersatzbefriedigung, da ihm die begehrte H a r v a r d p r o f e s s u r zeitlebens versagt blieb". Schon frühzeitig w u ß t e Fiske das Evolutionsdenken Spencers und D a r w i n s mit seinen eingefleischten Vorstellungen von der Überlegenheit alles Angelsädisischen zu verbinden. Aus dem naturgegebenen, alle Daseinsbereiche mit Ausnahme des Familienlebens durchdringenden K a m p f der Einzelnen und Völker hatten sich die fortgeschrittenen Industrienationen der westlichen Welt eindeutig als die Überlegenen herausgebildet. In ihnen ersetzte die angeblich gezügelte wirtschaftlidie K o n k u r r e n z die atavistischen Instinkte des Krieges — womit Fiskes genialer Zeitgenosse Thorstein Vehlen nidit übereingestimmt hätte! —, ohne aber den elementaren Ausdehnungsdrang einer Rasse: nämlich der Angelsachsen, eindämmen zu können. D a Fiske in den Kategorien rassischer Überlegenheit dachte, sah er in den Angelsachsen den Genius der arisdien Rasse am Werk. „Wenn wir danach urteilen", sdirieb er 1870, „was sidi seit den Tagen Drakes und Frobishers ereignet hat, dann erscheint es als höchstwahrscheinlidi, d a ß englischsprechende Männer die gesamte Erdoberfläche, soweit sie noch nidit bewährten Zivilisationen gehört, in Besitz nehmen u n d sie in arisdie Staaten verwandeln werden." Die Geschichte reditfertige es, wenn Angelsachsen die Charakterisierung als Arier mit „nationaler Befriedigung" a u f n ä h m e n . Wenn auch Fiske eine unverhüllte Anglophilie an den Tag legte, so entdeckte er doch den w a h r e n H ö h e p u n k t angelsächsischer Leistung nicht in den viktorianischen Kolonialgründungen, sondern in der Entwicklung der Vereinigten Staaten, w o das Ariertum inzwischen bis an die Pazifische Küste vorgedrungen sei. Im F r ü h j a h r 1879 hielt Fiske in Boston u n d London jeweils zum erstenmal seinen später berühmt gewordenen V o r t r a g über „Manifest Destiny", auf den seine Zuhörer, wie er befriedigt vermerkte, enthusiastisch reagierten. Als er im Sommer 1880 wiederum nach England eingeladen wurde, um vor der „Royal Society of Great Britain" drei Vorträge über die „Politischen Ideen Amerikas" zu halten, Schloß er die Betrachtungen über die „Manifest Destiny" mit ein. Fiske f a n d sich in ihnen zu dem Zugeständnis bereit, d a ß z w a r audi das Römische Reich den Frieden gehütet habe, aber doch als politische Institution voller organisatorischer Mängel blieb. Erst Amerika, dessen „Eroberung" durch Angehörige der „englischen Rasse fraglos das wunderbarste Ereignis in den politischen Annalen der Menschheit" bedeutete, h a t t e die Autorität einer Zentralgewalt mit lokaler Selbstverwaltung verbunden und als Föderativstaat auf der Grundlage der repräsentativen D e m o k r a t i e ein elastisches System geschaffen, das der politischen Einheit der Welt als Vorbild dienen konnte. Die friedliche Vielfalt, die Amerika ermöglichte, sah er als das Erbe der arischen Vorfahren seiner Generation an. Fiske bekannte sich hier als ein Vertreter der „germani61

sehen" Theorie, die damals unter amerikanischen Historikern verbreitet war. „Im tiefsten Sinn" begann für ihn die amerikanisdie Geschichte mit dem Sieg Arminius' im Teutoburger Wald, und den Siegeszug aus den germanischen Urwäldern bis zum Gipfel amerikanisdier Geltung ermöglichte allein die Begabung des Ariertums. Im Bann Darwinscher Gedanken hielt Fiske die Zukunft der Angelsachsen dank ihrer enormen Fruchtbarkeit für gesichert. In hundert Jahren werde ihre Zahl selbst die der Chinesen übertreffen. Bis dahin seien sie auch militärisch so überlegen, daß „die Nachkommen der germanischen Stämme, die im 5. Jahrhundert Britannien erobert haben", die unangefochtenen Herren der Erde seien. Der Besitz der Machtmittel fesselte Fiske aber weniger als der schiere numerisdie Vorsprung. D a er davon ausging, daß die Vereinigten Staaten eine Bevölkerung von etwa der halben Siedlungsdichte Belgiens unterhalten könnten, beredinete er eine mögliche Einwohnerzahl von 1,5 Milliarden. Auf jeden Fall hielt er die Annahme für realistisch, daß sich die Bevölkerung weiterhin alle 25 Jahre verdoppeln und folglich am Ende des 20. Jahrhunderts 6—700 Millionen Menschen zählen werde. Auf dieser Grundlage werde sich in Amerika eine politisdie Macht zusammenballen, die die Dimension vergangener Reichsschöpfungen „unendlich weit" hinter sich lasse. Beiläufig sagte Fiske Afrika das gleiche Schicksal wie Amerika voraus: Ein neuer angelsächsischer Staat werde es der modernen Zivilisation einfügen. Europäische Mächte wie Deutschland und Frankreich dagegen müßten neben den angelsächsischen Großreichen auf das Niveau schweizerisciier Zwergstaaten hinabsinken. Hatte er schon im Sieg Englands über Frankreich und Spanien, als es im 18. Jahrhundert um die Vorherrschaft auf dem amerikanischen Kontinent kämpfte, die lenkende Hand des Schicksals gesehen, so entfaltete sicii, von der höheren Warte des 19. Jahrhunderts aus, ein atemberaubendes Panorama vor seinen Augen, in dem die „Manifest Destiny" der angelsächsischen Rasse ihre endgültige Gestalt gewann. Ein wohlwollendes Geschick hatte ihr alle Länder der Erde, den Sitz alter Kulturen ausgenommen, vorbehalten. „Ihre SpracJie, ihre politisdien Gewohnheiten und Traditionen und überwiegend auch ihr Blut" würden angloamerikanisch werden. „Schon nähert sich der Tag, an dem vier Fünftel der Menschheit ihre Abstammung auf englische Ahnen zurückführen können." Der wirtsdiaftliche Konkurrenzkampf werde Europa zum Abrüsten zwingen und eine Union seiner Staaten notwendig machen. Damit aber entstehe eine weitere Voraussetzung für den Zusammenschluß aller Nationen. Denn als das Wunschbild Fiskes, das ihm geradezu handgreiflich nahe schien, entpuppte sich der Weltbundesstaat unter der Leitung der arischen Angelsachsen, der die Lösung aller politischen Probleme in sich barg. Erst dann begann die wahre Zivilisation der Moderne, erst dann wurde die Welt wirklich christlich". Ehe die Londoner Vorträge als Buch erschienen, druckte „Harper's Magazine" im März 1885 den Aufsatz über „Manifest Destiny" ab und verschaffte damit Fiske eine noch größere Resonanz. Fiske hatte nämlich inzwischen in 62

mehr als fünfzig Städten und Universitäten der Vereinigten Staaten über „Manifest Destiny" gesprochen und jedesmal einen selbst ihn überraschenden Anklang gefunden — obwohl er begeisterte Aufnahme gewohnt war. Auf Einladung von Präsident Hayes, des Bundesgerichtspräsidenten Waite, der Senatoren H o a r und Dawes von Massachusetts, von General Sherman und des H i storiker-Diplomaten George Bancroft hielt Fiske seine Vorlesungen einschließlich derjenigen über „Manifest Destiny" auch in Washington. Wiederum wurde er nicht enttäusdit: Innenminister Carl Sdiurz lud ihn zu Gast, der Präsident empfing ihn und stellte ihn dem Kabinett vor. Offensichtlich schlug Fiske ein Thema an, das bei seinen Zuhörern Zustimmung auslöste. Seine wohlgeformten Sätze ersetzten die unklaren Vorstellungen von amerikanischer Größe, der die meisten bislang zwar angehangen hatten, ohne sie aber in so einleuchtende Zusammenhänge stellen zu können. Als der Apostel des neuen amerikanischen N a tionalismus und der angelsächsischen Weltmission übersetzte Fiske das traditionelle Überlegenheitsgefühl Amerikas in die Sprache der modernen Evolutionslehre. Er kleidete den puritanischen Auserwähltheitsgedanken in das Gewand einer säkularisierten Verheißung und vermittelte seinen Hörern und Lesern dank seines Prestiges als Gelehrter die Gewißheit, im Einklang mit den wissenschaftlich beweisbaren Gesetzen der Geschichte zu stehen. Auch in dieser Hinsicht ist Fiske der erfolgreiche Popularisator gewesen, der die Sendungsidee des amerikanischen Nationalismus der Nachbürgerkriegszeit in zeitgemäße Formen faßte. Mühelos zog er dann die Linie weiter aus in die Z u k u n f t angelsächsischer Ausbreitung über den Globus und stärkte oder weckte die Überzeugung, im amerikanischen Imperialismus die Verwirklichung einer seit jeher angelegten Bestimmung zu erkennen. Fiske übersah zudem keineswegs den wirtschaftspolitischen Aspekt des amerikanischen Aufstiegs. Scharfsichtig sagte er die wachsende Bedeutung der Industrieexporte voraus. Seine freihändlerischen Neigungen und das am englischen Vorbild orientierte Vertrauen auf die Durchschlagskraft des amerikanischen Wirtschaftspotentials veranlaßten ihn, entschieden gegen das amerikanische Schutzzollsystem zu protestieren, da er an der endgültigen Vorherrschaft der amerikanischen Industrie auf dem Weltmarkt nicht zweifelte und als Darwinist den Wettbewerb nicht scheute. Auch die wirtschaftliche Entwicklung ordnete sich daher bestätigend in Fiskes großzügigen Überblick ein, ja, sein prinzipiell freihändlerischer Expansionismus decJtte sich mit den Grundtendenzen des informellen amerikanischen Handelsimperialismus. Wie zu erwarten entsprach auch Fiskes Rassenstolz eine schroffe Ablehnung der nichtgermanischen Einwanderer. Sein Ahnenkult und der Nativismus Massachusetts', in dem er aufgewachsen war und auf dessen Vergangenheit als rein angelsächsisches Agrarland er sehnsüchtig zurüciblicite, bestärkten ihn darin. Aus dieser Auffassung hat er zu keiner Zeit ein Hehl gemacht. Deshalb wählte ihn die „Immigration Restriction League", zu der sich im Frühjahr 1894 neuenglische Patrizier zusammenschlossen, zu ihrem ersten Präsidenten. Zwar handelte es sich um ein reines Ehrenamt, dem Fiske wenig Zeit opferte, 63

dennoch unterstützte er die Bestrebungen der Liga durch Vorträge, unter anderem auch in Einwanderungsstädten wie St. Louis und Milwaukee, und machte sidi, stets zur Verteidigung bereit, ihre Propaganda gegen die Neuankömmlinge aus Osteuropa zu eigen. N u r wenn es gelinge, die rassische Substanz der größten angelsächsischen Nation rein zu erhalten, dann könne Amerika ungeschwächt jene Zukunftsbilder verwirklichen, die Fiske unermüdlich seinem Publikum vor Augen stellte. Wahrscheinlich erklärt sich die Sdiärfe von Fiskes angelsächsischem Rassismus aus seiner dumpfen Einsicht, daß die soziale Realität eines Einwandererlandes trotz aller langsam wachsenden Schranken diesen Visionen das postulierte rassische Fundament entzog. Wie so oft entsprang die aggressive Ideologie der Mentalität einer in die Defensive gedrängten Schicht''. James K. Hosmer. Ursprünglidi hatte sich James K. Hosmer nach dem Studium an der H a r v a r d Universität f ü r das P f a r r a m t entschieden, das er auch kurze Zeit in einem kleinen Flecken in Massachusetts ausübte. Die Teilnahme am Bürgerkrieg und das wadisende Bewußtsein, daß seine liberalen Ideen einem Geistlichen im streng orthodoxen Neuengland schlecht anstünden, veranlaßten ihn jedoch, seinen Beruf zu wechseln. Ohne noch länger zu zögern, nahm er 1866 einen Ruf auf den Lehrstuhl für englische Literaturwissenschaft am Antioch College in Ohio an, von wo er bald nach Missouri überwediselte. Fast zwanzig Jahre lang unterrichtete Hosmer englische und deutsche Literaturgeschichte an der Washington Universität in St. Louis, ehe er als Direktor die Stadtbibliothek von Minneapolis übernahm. Hosmer, der während eines langen Europaaufenthaltes mit den damals bekanntesten deutschen Historikern in Berührung gekommen war und in seiner Heimat engen Kontakt mit dem Historischen Seminar von Herbert B. Adams an der Johns Hopkins Universität in Baltimore hielt, verfaßte eine Reihe von historischen Darstellungen, die zu seiner Zeit viel gelesen wurden. Vor allem galt dies von seinem 1890 veröffentlichten „Geschichtlichen Abriß der angelsächsischen Freiheit". Hosmer erfüllte unverhüllter Stolz auf den Stammbaum seiner Familie, die angeblich seit 1016 in England und sicher seit 1635 in Massachusetts nachzuweisen war. In seinem Abriß stimmte er ein Hochlied auf das einzigartige Verhältnis der Angelsachsen zur individuellen und politischen Freiheit an. Mit tiefem Mißbehagen hatte er seit Jahren das Einströmen der keltischen Iren und Frankokanadier in die Städte und Dörfer seines Heimatstaats beobachtet. Obwohl er diesen Vorgang aus dem Mittleren Westen verfolgte, teilte er doch ungeschmälert die düsteren Ahnungen bevorstehenden Verfalls, die die alteingesessenen Familien des puritanischen Commonwealths, vor allem die patrizischen „Brahmanen" Bostons, erfüllten. Das rassische Erbe der neuen Mitbürger Schloß es seiner Meinung nach aus, daß sie den Wert und inneren Sinn der politischen Institutionen Neuenglands, vornehmlich der Stadtversammlung aller freien wahlberechtigten Männer, erfaßten. Noch unheilverheißender schien ihm die Gewißheit, daß die rassische Reinheit der angelsächsischen Einwohner allmählidi verdorben werden mußte^". 64

I m Schatten dieser Krise lebend, verklärte Hosmer die Gesdiidite der Angelsadisen bis in seine unmittelbare Gegenwart. D i e Keimzelle ihrer G r ö ß e fand er in den W ä l d e r n der norddeutschen Tiefebene, aus der die Angelsachsen zu ihrem Zug in die W e l t angetreten waren, nadidem sie bereits die entscheidenden B e griffe und sozialen Formen freiheitlicher Stammesverfassung ausgebildet hatten. Diese wußten sie über die Jahrhunderte,

gleich unter welchen neuen

Um-

ständen, zu bewahren, wobei Hosmer nidit versäumte, auf die Parallelen in der Entwicklung der englischen Kolonien in N o r d a m e r i k a hinzuweisen. „Als einzige R a s s e " , behauptete Hosmer, könnten die Angelsachsen auf eine „ununterbrochene Entwicklung seit dem Urbeginn in den W ä l d e r n " zurückblicken. Eine weitere Ausdehnung des „Bereichs angelsächsischer Freiheit", der sich jetzt über alle englischspredienden Länder der W e l t erstrecke, hielt er mit einer Einschränkung für „möglidi", denn ein sdiwer zu überwindendes Hindernis stehe einer unbehinderten Ausbreitung im Wege. D i e erfolgreiche Bewahrung

angelsädi-

sisdier Freiheit bleibe untrennbar an die rassischen Eigenschaften der sich ihr erfreuenden Bürger gebunden. „ N u r . . . angelsächsische M ä n n e r " konnten die H ü t e r dieses Grals sein. „Sie spüren es im Blut, für diese Freiheit zu kämpfen, sie zu verehren, unter ihr zu leben." Allen „anderen Rassen" sei der Zugang verschlossen, bleibe das bewährte E r b e tausendjähriger Vergangenheit innerlich „etwas Fremdes". T r o t z d e m verlor Hosmer seine Zuversicht nicht, die aus der G e w i ß h e i t gespeist wurde, daß einer so kostbaren Errungenschaft eine großartige Z u k u n f t beschieden sein müsse. D e r angelsächsischen Freiheit „steht ein beherrschender Einfluß auf die ganze W e l t z u " , beharrte er, „und diese Überlegenheit wird sie nicht dadurch gewinnen, daß Völker, denen sie nicht vertraut ist, sie annehmen, sondern dank der viele Millionen zählenden

englischspre-

chenden Rasse, deren Zweige, einig in Sprache, B l u t und Verfassung, über die W e l t verteilt sind". E r zitierte mit vorbehaltloser Zustimmung den englischen Historiker J . G . Green, der ihn in seiner Auffassung bestärkte, und den Londoner Hofprediger F . B. Zincke, der noch konkreter den V o r s t o ß der Vereinigten Staaten nach Süden und bis hin zu den Inseln des Pazifik kommen sah. Auch ohne Sanguiniker zu sein, dürfe „man solche anregenden

Erwartungen

durchaus teilen", bekräftigte Hosmer. D a nur die Angelsachsen unter tausend Gefahren diese Freiheiten bewahrt hatten, widmete Hosmer in seinem „ A b r i ß " den von der Einwanderung aufgeworfenen Gefahren viel R a u m . D a ß die Lage dringend nach Abwehrmaßnahmen verlange, schien ihm angesichts der zunehmenden Zahl fremdrassiger E i n w a n derer und wegen der Weltmission

der angelsächsischen

Vereinigten

Staaten

keine Frage mehr zu sein. „Eine Flut von Einwanderern aller Rassen hat sich über uns ergossen", klagte er. „ O b w o h l sie nicht die geringste Disziplin besitzen, hat man es zugelassen, daß sie in den G e n u ß unseres wohlgeordneten freiheitlichen Lebens k o m m e n . "

„Welche Deiche", fragte Hosmer, „können jetzt

gegen diese unerwünschte Zufuhr ausländischen Blutes errichtet werden, das wahrscheinlich unser Blut so verdünnen kann, bis es der Aufgabe nicht mehr 65 5

Wehler, Amerik. Imperialismus

gewadisen ist, die angelsächsische Freiheit aufredit zu erhalten?" Mehrfach identifizierte sich Hosmer mit dem stolzen Selbstbewußtsein des zeitgenössischen neuenglischen Dichters James R. Lowell. „So lange werden die Vereinigten Staaten bestehen", hatte dieser auf eine zweifelnde Frage Guizots hin versichert, „als die Traditionen der englisdien Gründergeneration vorherrschend bleiben." „Und nidit länger", fügte Hosmer apodiktisch hinzu. Er beließ es nicht nur bei rhetorischen Ermahnungen, sondern versudite, das Seine aktiv dazu beizutragen, daß eine „freiheitlidie Ordnung auf der Welt" unter „angelsächsischer Führung" erriditet werde. Dies zeigt seine Tätigkeit für die „Immigration Restriction League". Mit John Fiske, der nominell ebenfalls eine Professur an Hosmers Universität in St. Louis besaß, bemühte er sidi dort jahrelang, den Widerstand gegen die traditionell freiheitliche Einwanderungspolitik zu mobilisieren. Und als Verbandshistoriker der vulgärpatriotischen Vereinigungen der „Söhne der Amerikanischen Revolution" in Missouri warb er um Verständnis für die Bedeutung angelsächsisdier Zusammenarbeit. Ein Hauptwunsch Hosmers riditete sich auf eine Union zwischen Großbritannien und Amerika, in weldie staatsreditliche Form sie auch immer gefaßt werden mochte. Unbeirrbar kämpfte er gegen die weitverbreitete Anglophobie in den Vereinigten Staaten an und malte die Vorteile eines engen Zusammengehens mit dem Mutterland der „eigentlidien" Amerikaner aus. Deshalb erblickte er auch den Leitgedanken seines „Abrisses" darin, die „realpolitische Identität dieser (beiden) englischsprechenden Nationen" und die Vorteile nachzuweisen, die sidi ergäben, wenn „sie zu einem Volk zusammenwüchsen." Der dann entstehende angloamerikanische Block könne auch zuversichtlich der heraufziehenden „gelben" und „russischen Gefahr" begegnen. Mit Befriedigung konnte Hosmer Jahre später in einem für eine der einflußreichsten amerikanischen Zeitschriften gesdiriebenen Aufsatz, der während des Spanisch-Amerikanischen Krieges erschien, darauf hinweisen, daß die fremdrassischen Elemente die „angelsäcJisische Virilität" noch nidit zu „kastrieren" vermocht hätten. Der Union mit England oder doch dem Zusammenscbluß im Rahmen lockerer föderativer Prinzipien konnte er jetzt ohnehin ungehemmter das Wort reden, da der entscheidende Umschwung in der Öffentlichkeit: hin auf die enge Kooperation und das Machtduopol der beiden angelsächsischen Reiche, sich bereits geltend madite. Wenn diese Tendenz seitdem noch an Bedeutung zunahm, dann konnte Hosmer sich zu Recht als einer ihrer hartnäckigsten Vertreter betrachten. Von dem in seinem Inneren verankerten Glauben durchdrungen, daß der politische Fortschritt der Welt gleichbedeutend mit der Ausdehnung der angelsächsischen Staaten sei, trug er mit dazu bei, den Mythos der rassischen Überlegenheit des angelsächsischen Amerikas lebendig zu erhalten. Dessen expansive Politik konnte dann sehr wohl mit Hosmers pseudoidealistischer Überzeugung gerechtfertigt werden, daß die Ausdehnung des Geltungsbereichs der angelsächsischen Freiheit einem Auftrag der angelsächsischen Rasse seit grauer Vorzeit entspreche^'. 66

George В. Adams. Zu den Aberhunderten von amerikanischen Historikern, die ihre Ausbildung an einer deutschen Universität des Kaiserreichs empfingen, gehörte audi George B. Adams, der Nachkomme einer alteingesessenen neuenglischen Familie. Bevor er 1886 im Leipziger Historischen Seminar unter Wilhelm Arndt seine Doktorarbeit schrieb, hatte er bereits einige Jahre am D r u r y College Geschichte unterriditet. Der Nimbus, der in dieser wissenschaftsgesdiichtlich aufschlußreichen Epoche ein in Europa abgeschlossenes Studium umgab, wirkte sich auch bald zum Vorteil von Adams aus. 1886 wurde er auf einen Lehrstuhl f ü r Geschichte am Yale College berufen, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1917 innehielt. Innerhalb dieser Zeitspanne, auch dank seiner tätigen Mitarbeit, wurde das College zu einer der bekanntesten amerikanischen Universitäten ausgebaut, und unter Adams' Ägide gewann das H i storische Seminar Ruf und Namen. Obschon er als produktiver Verfasser zahlreicher Handbücher und Monographien galt, wirkte sich seine kraftvolle Persönlidikeit doch mindestens ebenso stark im Unterricht und im persönlichen Verhältnis zu seinen Studenten aus, die sieh als Dozenten über das Land verteilten. Der Herausgeber des „American Historical Review" vom Gründungsjahr 1895 bis 1913 und der Präsident der „American Historical Association" (1907/8) genoß auch innerhalb seiner Z u n f t hohes Ansehen. Fraglos zählte Adams damals zu den einflußreichsten Vertretern der aufblühenden akademischen Geschichtswissenschaft in den Vereinigten Staaten. Sein Hauptinteresse galt allgemeinen Fragen des europäischen Mittelalters, vornehmlich aber der frühen englischen Verfassungsgeschichte und der Entwicklung Englands zum modernen Staat. Diesem Zusammenhang entsprang auch seine Anteilnahme am Aufkommen und an den Erfolgen der englischen „Imperial Federation "-Bewegung, zu deren frühem Geschichtsschreiber er schon Mitte der 1890er Jahre wurde. Jeder aufmerksame Leser spürte die Sympathie, mit der Adams einmal der imperialistischen Ausbreitung des spätviktorianischen England gegenüberstand, dann aber auch den lockeren föderalistischen Zusammenschluß der Reidisteile befürwortete. Dennoch blieb er weit davon entfernt, sich einer uneingeschränkten Anglophilie hinzugeben. Auch er dachte vielmehr in den Begriffen angelsächsischer Rassenüberlegenheit, die in den Vereinigten Staaten ihre klarste Ausprägung erfahren habe^^. Die Angelsachsen „nehmen jetzt den vordersten Rang auf der Welt ein", schrieb er, als ihn die Venezuelakrise von 1895/96 (II. 7) zu grundsätzlichen Überlegungen über die zukünftige Stellung Amerikas anregte. „Dies trifft nicht nur deshalb zu, weil sich ihre Gebietsherrschaft am weitesten erstreckt", zudem über Länder, „die wahrscheinlich bald die zahlreichste Bevölkerung beherbergen werden, sondern auch, weil sie das Beste an geistiger und institutioneller Entwicklung verkörpern, den höchsten Zivilisationsstand erreicht haben und jedem Individuum die größtmögliche Entfaltung zubilligen, die die Welt seit je überhaupt gesehen hat." Dennoch fehle den Angelsachsen vor allem eins: das sie einende, vornehmlich ideelle Band. Statt seiner glaubte Adams drei Tendenzen in seiner Zeit zu erkennen. In einer auch die Vereinigten Staaten einschließen67

den „Imperial Federation" konnte er nur eine schwadie Hoffnung, umgekehrt in der Auflösung des Britischen Weltreiches in selbständige Staaten nur ein „großes Unglück" erblicken. Der Streit um die Grenze zwischen Venezuela und Britisch-Guayana hatte seines Eraditens sogar die Gefahr eines „Bürgerkrieges" zwischen den beiden angelsächsischen Staaten heraufbeschworen, Grund genug, die Frage zur Diskussion zu stellen, ob nidit die Vereinigten Staaten die Führung an sich ziehen sollten, die England zu übernehmen zögerte. Damit würde das Weltreich der Angelsachsen zur Gewißheit. „Denn niemals hat es ein Volk gegeben, das durch die geographische Lage und den Charakter seiner Institutionen eindeutiger zur Führung der Welt bestimmt war." Das wichtigste Argument zugunsten des amerikanischen Vorrangs lag f ü r Adams in der erfolgreichen Bewährung des föderativen Regierungssystems der Vereinigten Staaten begründet. Im Prinzip hatten diese bereits das Problem einer dauerhaften Union höchst unterschiedlicher und ausgedehnter Gliedstaaten gelöst. Hier bewegte sich Adams ganz auf der Linie, die auch Fiske und Hosmer verfolgt hatten. Während Großbritannien keine wirkliche Reichsregierung errichtet und zugleich kein Verständnis f ü r die N ö t e seiner Kolonien entwickelt habe, hätten die Vereinigten Staaten als Bundesstaat mit prinzipiell offenbleibender Mitgliedschaft in der Errichtung der Territorien, die nach einer Folge von Zwischenstufen als gleichberechtigte Einzelstaaten aufgenommen wurden, das Zaubermittel gefunden, das eine starke Regierungsform f ü r die gesamte angelsächsische Welt ermögliche. Adams zog daraus den f ü r unwiderlegbar gehaltenen Sdiluß, daß die „Vereinigten Staaten besser als England in der Lage sind, bei der Bildung einer angelsächsischen Union die Führung auszuüben." Auf der anderen Seite verhehlte er sich nicht die Hindernisse, die diesem Fernziel im Wege standen. Nicht nur der Mangel an Gelegenheit, die Führung glaubwürdig beanspruchen zu können, Schloß spektakuläre Fortschritte aus, auch der zu erwartende Widerstand Englands gegen die Anerkennung der Union als Führungsmacht dieser angelsächsischen Welt und die traditionelle amerikanische Abneigung gegen verstrickende Allianzen ließen sich nur schwer überkommen. Inzwischen empfahl Adams, die öffentlidie Meinung Amerikas zu beeinflussen, damit sie die Interessenidentität aller angelsächsischen Länder einsehe, sowie eine aktive Außenpolitik und den Ausbau der Kriegs- und Handelspolitik zu betreiben. Vielleicht müßten die Vereinigten Staaten sogar noch länger passiv verharren und das Völkerrecht beachten, vielleicht auch eine Allianz mit England schließen, falls es London doch noch gelingen sollte, das Imperium straffer an sich zu binden. Im Grunde aber beschrieb Adams damit entfernte Möglichkeiten, die er aus intellektueller Redlichkeit nicht ausschließen mochte, so sehr er sie auch f ü r unwahrscheinlich hielt. Denn seine ganzen Ausführungen durchdrang der Glaube an die Führungsrolle Amerikas und die Ungeduld, noch immer zum Abwarten gezwungen zu sein. Von daher rührten auch seine Ausfälle gegen die anachronistischen Prinzipien einer streng isolationistischen Außenpolitik, die der neuen Ära der Weltpolitik nicht mehr zugrunde gelegt werden könnten — eine Pole68

mik, die seine mangelnde Einsicht in den expansiven Charakter der amerikanischen Außenpolitik gerade seiner Gegenwart verriet. Die Einigung der Erde unter angelsächsischer Herrschaft stellte sich Adams als das unabwendbare Ergebnis der neueren Geschichte dar. Und so tief verbanden sich auch in seinem Denken ursprünglich religiöse Motive mit politischem Machtwillen, daß er das angelsächsische Weltreich, vor dessen Vollendung es die Feuerprobe „mindestens" eines großen Krieges zu bestehen galt, mit der „Ära eines friedlichen Wettbewerbs" gleidisetzte, „die das wirkliche Millennium herbeiführt". Hatte Adams hier den rivalisierenden Führungsanspruch Englands im wesentlichen beiseite geschoben und sidi nicht gescheut, der Aufnahme Kanadas in die nordamerikanische Union das Wort zu reden, um „ein für allemal die Frage nach dem Mittelpunkt der englischsprechenden Welt zu entscheiden", so nahm er bald die Gelegenheit wahr, in noch leuchtenderen Farben seinen angelsächsischen Imperialismus auszumalen. Die „Expansion unserer Rasse in diesem Jahrhundert erhebt sich über das Niveau der gewöhnlichen Geschiditô", behauptete er, da sie den Weltstaat erstmals nahe gerückt habe. Vielleicht entstehe jetzt ein Reich, „so machtvoll auf jedem Kontinent, so freiheitlich im Inneren und so gerecht und großzügig nach außen, daß es ohne Widerspruch die Welt beherrschen wird, um den Frieden zu bewahren, die mächtigsten Völker Gesetz und Ordnung zu lehren, die unterentwidielten Länder auf den Weg rechten Wachstums zu führen und die Verwirklichung uralter Menschheitsträume vorzubereiten". Eins hielt er für sicher, daß es nur „eine Rasse und nur diese allein" gab, die solch einer Aufgabe gewachsen war: die angelsächsische als die „Weltrasse". Die Zukunft hielt erst die unerbittliche Prüfung ihrer Fähigkeiten bereit, denn das 19. Jahrhundert stellte sich unter diesem Aspekt nur als Anlauf zu der „ungeheuren Ausdehnung" der Angelsachsen im 20. Jahrhundert dar. Nicht zufällig drang dann ein puritanischer Begriff in Adams' Mutmaßungen ein, wenn er das „Vereinigte Commonwealth aller Nationen unter angloamerikanischer Führung" nähergerückt sah^'. Ähnlich wie Burgess verfocht auch Adams einen vorwiegend ideologischen Imperialismus, dem die Handelsrivalität der modernen Nationen ein nicht eigens zu betonender Untergrund der Geschichte blieb. Der germanischen Weltmission von Burgess und Fiske entsprach bei Adams ein sich auf Amerika verengendes angelsächsisches Sendungsbewußtsein, dessen Wurzeln deutlich in den Boden säkularisierter religiöser Vorstellungen und chiliastischer Erwartungen hineinreichten. Diese Herkunft färbte auch seine sprachlichen Bilder. Sie konnten schwerlich verfehlen, in einem Land ein Echo zu finden, das sich von Anbeginn an entweder unmittelbar in der Sprache puritanischer Verheißung als das „Neue Zion" verstanden hatte oder doch sein politisches Schicksal in der laizistisch gefaßten, doch audi christlich begründeten Begriffswelt der Aufklärung und ihrer Perfektionshoffnungen zu deuten gewohnt war. Benjamin Kidd. Der durchschlagende Erfolg von Benjamin Kidds erstem Buch „Social Evolution" kam völlig überraschend. In England und vor allem in 69

Amerika galt es im Erscheinungsjahr 1894 und audi nodi 1895 als Bestseller des Jahres. Kaum ein Leser hatte vorher den Verfassser von „Social Evolution" gekannt, denn Kidd hatte bisher das unauffällige Leben eines subalternen britischen Finanzbeamten geführt und seine Kenntnisse als Autodidakt erworben. Binnen kurzem erlebte nun sein erstes Budi, dem er später kein ähnlich einflußreidies mehr zur Seite stellen konnte, mehrere Nachdrucke und eine Auflage von mehr als 250 ООО Exemplaren. Übersetzungen in alle Weltspradien folgten. Es bot in erster Linie einen populärwissenschaftlichen Beitrag zur neueren Entwidilung der Evolutionslehre nach den Veröffentlichungen von Weismann. Seine Wirkung erwuchs daraus, daß die ungemein vereinfachenden und mit unangefochtener Sicherheit vorgetragenen Überlegungen des Verfassers einleuditende Formeln für hödist komplexe Vorgänge lieferten. Andererseits wurde gerade zu diesem Zeitpunkt einem soldien Denken eine Aufgeschlossenheit entgegengebracht, die das Ergebnis tiefer Verwirrung und spärlich verhüllter Ratlosigkeit darstellte. Das galt vor allem für die Vereinigten Staaten, wo die Nadiwirkungen des Zusammenpralls zwischen darwinistischer Wissenschaftslehre und orthodoxem Protestantismus zusammen mit der allgemeinen Unsidierheitsatmosphäre der Krisenzeit seit 1873 eine anhaltende Ratlosigkeit hervorgerufen hatten. Hier kam Kidd offensichtlich einem psychischen Bedürfnis entgegen, und seine Kritiker, zu denen auch der junge Theodore Roosevelt, der Philosoph John Dewey und der englische Linksliberale John A. Hobson gehörten, besprachen sein Buch in amerikanischen Zeitsdiriften auch gerade unter diesem Gesichtspunkt^". Kidd ging von wenigen fundamentalen Behauptungen aus, die er mit bemerkenswerter Ausdauer variierte und zu einem System zusammenzwang. Der Fortschritt in der Menschenwelt ergab sich aus dem unablässigen Widerspiel von Auslese und Versagen. Ohne,Kampf ums Dasein sich selbst überlassen, müsse eine Generation je unter den Entwicklungsstand der vorhergehenden fallen und hoffnungslos degenerieren. In diesem Sinn bedeutete ihm der „Fortsdiritt eine unausweichliche Notwendigkeit" seit dem Uranfang menschlichen Lebens. Insoweit bekräftigte auch Kidd nur eine Anschauung des Sozialdarwinismus, wenn er aus dem „unaufhörlichen und unvermeidbaren" Ablauf von Kampf, Auswahl und Fortschritt das Gesetz des Lebens sidi herausbilden sah. Der Gegensatz von Individuum und Gesellschaft, den die englische Sozialphilosophie spätestens seit Jeremy Bentham abgesdiwächt hatte, ließ sich seiner Meinung nadi nicht einebnen, sondern nur antagonistisch fassen, da audi dieses Verhältnis dem gleichen Gesetz unterlag. Wie konnte aber dann der einzelne noch die Vernunft zu seinen Gunsten wirken sehen, wenn er sich in den modernen Industriestaaten als winziges Teilchen eines anonymen Räderwerks fühlte? Kidd unterschied sidi hier von seinen zahlreichen Vorgängern, da er in der rein naturgesetzlich verstandenen Zwangsläufigkeit keine endgültige Billigung des Evolutionsprozesses mehr erblicken wollte. Indem er dodi eine Anleihe beim Utilitarismus machte, wies er der Religion die „immens nützliche Funktion" zu, die Handlungen der Individuen „überrational" zu sanktionieren. So versöhnte 70

er Biologie und Theologie und baute den Zweifelnden einen Rettungssteg, über den sie die beruhigenden Gefilde erreichen konnten, wo wissenschaftlidie E r kenntnis und überkommene Doktrin doch wieder harmonisierten. Gerade daraus erklärte sidi auch die Wirkung von K i d d s T r a k t a t , daß er nicht nur die Vereinbarkeit dieser beiden schlagend zu beweisen schien, sondern die schlechthin notwendige Rolle der religiös fundierten Ethik hervorhob. In Amerika gewann er außerdem dadurch an Popularität, daß er trotz spürbarer Aufgeschlossenheit gegenüber sozialen Reformbemühungen jeden Staatssozialismus ablehnte und den Laissez-Faire-Wettbewerb nicht nur erhalten wollte, sondern in ihm förmlidb das Lebenselixier der modernen Gesellschaft beschrieb. K i d d verschmolz mithin — und für seine jahrelang zunehmende Lesersdiaft augenscheinlich in befriedigendem Maße — die im Widerstreit liegenden sozialdarwinistischen und christlichen Grundanschauungen des gesellschaftlichen Lebens und stärkte das während der Krisenzeit wankende Vertrauen in die Maximen traditioneller Wirtschaftspolitik. E n t p u p p t e sich auch allmählich dieses gelenke Zusammenfügen eher als ein unverbindlicher Kunstgriff denn als wirkliche Vereinigung der Gegensätze in einer neuen Synthese, und erregte auch bald die Degradierung der Religion zum sozialen Beruhigungsmittel weit mehr Ablehnung als Zustimmung, so blieb K i d d doch unbestritten in den 90er J a h ren ein Modeautor. Verknüpft mit seiner Spielart eines kompromißlosen E v o lutionsdenkens aber f a n d sich eine vollausgebildete Imperialismustheorie, die angesichts der Überzeugungskraft der anderen Kiddschen Argumente weithin für ebenso einleuchtend gehalten werden konnte. Aus dem K a m p f e der Völker, den K i d d so beredt als die Conditio sine qua non ihres Aufstiegs zu schildern verstand, hätten sich die Angelsachsen emporgehoben. Wie ihre Ahnen verließen sie noch immer ihr Heimatland und nähmen neue Länder in Besitz. Z w a r versuchten sie aufrichtig, humanitäre Prinzipien im Verkehr mit unterlegenen Völkern zu beachten, zumal da die „altruistischen Einflüsse der westlichen Ethik sie tiefer als alle anderen Völker bestimmten". Aber weder „ihr Wunsci, noch ihre Absicht übten bestimmende Gewalt auf ein unwiderstehliches Schicksal aus", das die Angelsachsen ihre Gegner „auslöschen" hieß, wie z. B. die Indianerstämme Nordamerikas. Auch jetzt noch würden „die Minderwertigen vor unseren Augen vernichtet", überall in der Welt, vor allem aber, wie er mit selbstbewußter Unbefangenheit gestand, „im Bereich der angelsächsischen Zivilisation". K i d d sah in ihrem unerbittlichen Vormarsch einen Ausleseprozeß, an dessen Gerechtigkeit er keinen Augenblick zweifelte. Für das wesentliche Kennzeichen des 19. Jahrhunderts hielt er die „triumphierende und überwältigende Ausbreitung der germanischen V ö l k e r " , und unter diesen habe keines „so fest und d a u e r h a f t " wie die Angelsachsen „seine Stellung gesichert". E r folgerte daraus, daß sich dieser Expansion auch weiterhin keine Schranken setzen ließen: Es scheine „fast unvermeidlich, daß die Angelsachsen die Vorherrschaft über die Welt ausüben werden". D i e Führung fiel den angelsächsischen Völkern deshalb zu, weil sie aus dem K a m p f ums Dasein als die Überlegenen hervorgegangen waren und vor allem 71

die Kardinaltugend der „sozialen Effizienz" ausgebildet hatten, worunter er eine mysteriöse Kreuzung aller im gesellsdiaftlichen Leben vorteilhaften Eigensdhaften verstand. Soldiermaßen ausgestattet konnten sie audi dem Hauptproblem der unmittelbaren Zukunft ruhig entgegensehen: der Auseinandersetzung über die Beherrschung der tropischen Gebiete. Die noch zur Besiedlung durch Weiße geeigneten Landstriche sähen, soweit sie nicht schon in den Besitz einer westlichen Macht geraten waren, einem gleichförmigen Geschick entgegen. Binnen kurzem müßten sie aufgeteilt, ihre Bewohner ausgerottet werden. Die tropischen Regionen dagegen seien bisher ausgesdilossen geblieben, da sie für die Errichtung von Siedlungskolonien als ungeeignet galten. Schon der wachsende Bevölkerungsdruck zwinge jedoch dazu, traditionelle Abneigungen zu überprüfen. Hinzu komme die Bedeutung unerschlossener Naturschätze, die die Eingeborenen wegen ihrer „minderen sozialen Effizienz" niemals ausnutzen könnten. Obwohl nun eigentlich die „altruistische" Gesinnung im Westen Gewaltanwendung ausschließe — es sei denn „Pflicht oder Notwendigkeit" geböten sie —, hielt Kidd diesen glücklichen Zwang zum Eingreifen für gegeben. Der Tag sei nicht mehr fern, an dem sich die Einsicht durchsetzen müsse, daß „wir das größte Interesse an der richtigen Erschließung und wirksamen Verwaltung der Tropen besitzen". Dann schlage die Stunde der endgültigen Aufteilung dieser Gebiete unter die okzidentalen Staaten. Der Wettbewerb der europäischen N a tionen auf afrikanischem Boden bewies Kidd, daß sie intuitiv bereits die Zwangsläufigkeit dieser Politik erfaßt hatten. Er glaubte, dafür nicht nur eine vernünftige Rechtfertigung anbieten zu können, sondern darin das Walten eherner Gesetze zu erfassen. Die Überlegenheit westlicher, vor allem angelsächsischer Staaten, enthüllte sich ihm „als Teil einer kosmischen Ordnung, die zu verändern nicht in unserer Macht steht". Dem Sieger in einem jahrhundertelang währenden Auslesekampf falle es verdientermaßen zu, die Tropen zu beherrschen. Bei diesem letzten Wettkampf besitze „die Rasse" einen klaren Vorsprung, der „im höchsten Grad die Eigenschaften der sozialen Effizienz" eigne. Daß Kidd darunter den angelsächsischen Rassencharakter verstand, zog sich wie ein roter Faden durch seine Prognose^'. Seinen amerikanischen Lesern gab Kidd einen deutlichen Hinweis, was die kommenden Jahre für sie bereit hielten. Mit zunehmender Klarheit erkenne ihr „nationalistischer Instinkt" die Aufgabe, „die Vorherrschaft der englischsprechenden Völker auf den amerikanischen Kontinenten zu gewinnen". Bald auch erweiterte Kidd diese Perspektive angloamerikanischer Hegemonie über die Westliche Hemisphäre und verlangte mit dem gravitätischen Ernst dessen, der sich als Verkünder unwiderleglicher Naturgesetze verstand, daß die Vereinigten Staaten sich in den Kreis überseeischer Kolonialmächte einreihten. Als er 1898 diese Forderung aufstellte, hatten breite Schichten, die sein Buch erreichte, den Widerstand gegen imperialistische Erscheinungsformen der „kosmischen Ordnung" bereits aufgegeben. Welchen Sinn sollte es auch haben, sich einer offensichtlich gesetzmäßig bestimmten Entwicklung entgegenzustellen, die zu 72

alledem einen sicheren Ausweg aus den inneren Nöten der modernen amerika'nisdien Industriewelt zu bieten schien^'? Gewiß ist die Frage möglidi, ob denn nicht die zunehmende Umgestaltung der Welt nadi okzidentalem Vorbild — die Modellhaftigkeit der „westlichen D y n a m i k " (R. F. Behrendt) — eine verspätete Rechtfertigung des Überlegenheitsanspruchs derartiger Ideologien bedeutet. Fraglos ist ja die moderne „Eine Welt", die Globalgesellschaft der interdependenten Menschheit, durch den Expansionismus der okzidentalen Staaten erst geschaffen und zusammengezwungen worden — auf einem Weg, den Blut, Leiden und Empörung ebenso wie. gewaltsame Entbindung aus überlieferter Unmündigkeit, Anregung und Anleitung kennzeidinen. Im Denken der amerikanisdien Imperialismusideologen — wie auch ihrer Zeitgenossen in Europa und Rußland — überwiegen aber dodi die rückwärtsgewandten, wenn man so will: reaktionären Elemente die zukunftsträditigen. Die in die Z u k u n f t weisende Vorstellung von der „Einen Welt" z. В., von dem „Völkerbund"-Kartell der angelsächsischen oder „germanischen" Staaten, wurde in ihrer eigentümlichen Verschränkung mit Gedanken rassischer Überlegenheit sogleich zu einem auf Blut und Erbe gegründeten Weltherrsdiaftsansprudi pervertiert. Überhaupt war es diesem Denken eigen, auch die Struktur der kommenden Welt als schroffe Über- und Unterordnung statt als Kooperation formell Gleichberechtigter zu entwerfen, die „angelsächsische Freiheit" durch die Verweigerung echter Gleichberechtigung im Zusammenleben der Völker und Staaten zu kompromittieren. Es hat daher doch eher eine Belastung als eine zuverlässige Orientierungshilfe beim Eintritt in die moderne Weltpolitik dargestellt, und der selbstgeredite Suprematsanspruch hat die auch vorhandenen zeitgemäßen Komponenten dieses Denkens lange Zeit überwuchert.

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II. Der amerikanische Imperialismus in Lateinamerika Seit dem frühen 19. Jahrhundert hatte es in den Vereinigten Staaten nicht an Stimmen gefehlt, die Lateinamerika zur künftigen Domäne der Union erklärten. Der Krieg gegen Mexiko, der dieses Land die H ä l f t e seines damaligen Territoriums kostete, bestätigte diese Prognosen. Bürgerkrieg und Rekonstruktionsperiode absorbierten dann aber zwei Jahrzehnte lang die Kräfte, ehe in den 1880er Jahren, der Inkubationszeit des „neuen Imperialismus", die amerikanische Politik im Verein mit der kommerziellen Ausbreitung erneut in Bewegung geriet. Jetzt begann jener Prozeß der ökonomischen Durchdringung Lateinamerikas, der es zu einem der klassischen Expansionsfelder des nordamerikanischen Handelsimperialismus gemadit hat. Bereits am Ende der Tiefkonjunktur von 1873 bis 1879 hatte sich die Aufmerksamkeit amerikanischer Wirtschaftskreise in zunehmendem Maße auf Lateinamerika gerichtet. So bat z. B. der Landtag von N e w Jersey den Kongreß um Förderungsmaßnahmen f ü r den Handel mit den südamerikanischen Republiken, und die Handelskammer des Staates N e w York beanstandete im Vorjahr das Monopol, das Großbritannien über diesen Handel, der doch „von Redits wegen" den Vereinigten Staaten zustehe, noch immer ausübe. In seiner Jahresbotschaft an den Kongreß wies Präsident Hayes 1879 ausdrücklich auf den Anstieg des Außenhandels auch mit Lateinamerika hin, verknüpfte damit aber zugleich die Hoffnung, daß dort der Export der Vereinigten Staaten noch „neue erweiterungsfähige Märkte" finden möge*. Vor allem seitdem im März 1882 die bis Mai 1885 anhaltende neue Depression einbrach, richteten sich die Blicke auf den im Süden erschließbaren „großen Markt f ü r unsere Überproduktion", der „unmittelbar vor unserer T ü r " — wie es der Bostoner „Sunday H e r a l d " in einer typischen Formulierung ausdrückte — „vernachlässigt daliegt". Als amerikanische Unternehmer begannen, das mexikanische Wirtschaftspotential mitzuerschließen, sprach man im Kongreß sogleich triumphierend von der „Eroberung" des Naciibarstaats durch „unsere Eisenbahnen". Außenminister Blaine bestimmte die Formen dieser Eroberung näher: Die Vereinigten Staaten begehrten keinen neuen Landgewinn, sondern beabsichtigten nur, ihre „gewaltige Kapitalakkumulation", f ü r die es im eigenen Lande nicht mehr genügend Anlagemögliciikeiten gebe, audi in das „unterentwickelte" Mexiko zu lenken. Weiter südlidi beschäftigte Washington die Aussicht auf einen transisthmischen Kanal. Vorsorglich hatte Präsident Hayes bereits 1880 jedes künftige Kanalufer „zu einem Teil der amerikanischen Küste" erklärt. Senator Sewell fügte sogar die amerikanische Herrschaft über die geplante Durchstechung der Meerenge in die Tradition der „Manifest Destiny" ein^. Ganz Lateinamerika wünschte Blaines Nadifolger Frelinghuysen jetzt schon durdi ein System von 74

Reziprozitätsverträgen an die Union zu binden. N o d i ehe er mit seinen Bemühungen gescheitert war, erfaßte der englische Gesandte in Washington an solchen Plänen das Streben nadi „völliger Suprematie in Südamerika". „Hier im Süden liegt unser Indien", beschwor Senator John F. Miller das amerikanische Oberhaus, wobei ihm fraglos die gewaltigen Handelsmöglichkeiten vor Augen standen, keineswegs aber die Eroberung einer Verwaltungskolonie, zu der Britisch-Indien nadi dem großen Sepoy-Aufstand geworden war, vorschwebte. Die einflußreiche „New York Tribune" zog aus diesen Überlegungen die politische Konsequenz: „Der Isolationismus wird für uns nicht mehr lange möglich sein. Sei es in China oder Südamerika, auf den Westindischen Inseln oder in Mittelamerika — unvermeidbar wird irgendwo, ehe viele Jahre vergangen sind, die Notwendigkeit zur amerikanischen Intervention entstehen". D a ß die Vereinigten Staaten aber allerorts eingreifen würden, konnte auch diese Zeitung schwerlich voraussehen'. In diesen Jahren entwickelte sich der von solchen Vorstellungen, jedenfalls ganz von den Bedürfnissen der Washingtoner Politik bestimmte moderne Panamerikanismus. Als Instrument der amerikanischen Wirtschaftsdiplomatie wurde er seither zur Erschließung und Absicherung des lateinamerikanischen Marktes eingesetzt. Da als das störendste Hindernis, das den amerikanischen Absichten im Wege stand, die traditionelle ökonomische Vorherrschaft Großbritanniens im Süden der Hemisphäre galt, besaß dieser Panamerikanismus von Anfang an eine antienglische Stoßrichtung. Sie trat in allen Konflikten, an denen die Vereinigten Staaten in den 80er und 90er Jahren in Lateinamerika beteiligt waren, unübersehbar zutage. Einen ersten äußeren H ö h e p u n k t erreichte die neue amerikanische Politik mit der Panamerikanischen Konferenz von 1889. Sie hob nicht nur diese Fragen stärker ins öffentliche Bewußtsein, sondern verdeutlichte auch den Charakter der wirtschaftlichen Expansion, die seither die Lateinamerikapolitik der Vereinigten Staaten bestimmt hat^.

1. Die Anfänge des modernen Panamerikanismus 1880 hatte die Republikanische Partei erneut die Präsidentschaftswahlen gewonnen. Im März 1881 übernahm die neue Regierung unter James A. Garfield das Ruder in Washington, freilich nur f ü r kurze Zeit, denn bereits im September wurde der Präsident ermordet, und Chester Α. Arthur zog ins Weiße Haus. In den wenigen Monaten der Präsidentschaft Garfields fielen dennoch bedeutende Entscheidungen. Wenn dabei der Pazifik auch nicht vernachlässigt, ja der amerikanischen Hawaiipolitik in grundsätzlichen Formulierungen ein schärferes Profil gegeben wurde, so lag doch der eigentliche außenpolitische Aktionsraum in Mittel- und Südamerika. Hier versuchte die Regierung, langfristig wichtige Ziele zu bestimmen und die ihnen angemessenen Methoden zu entwickeln. D a ß es ihr gelang, eine in die Z u k u n f t weisende Richtung einzuschlagen, war in erster Linie das Verdienst von Außenminister James G. Blaine. 75

Mit ihm übernahm eine Persönlidikeit das State Department, die dem bisher unsicheren Tasten genauere Bahnen wies. Blaine steht an der Schwelle zum modernen Panamerikanismus, den er als Strategie der amerikanischen Wirtschaftsexpansion wesentlich mitgeschaffen hat. Von den bis auf Simon Bolívar zurückreichenden, von Südamerika ausgehenden politischen Einigungsbestrebungen des älteren Panamerikanismus unterschied sich diese neue Spielart panamerikanischer Politik dadurch, daß sie völlig von Washingtoner Maximen her definiert wurde — ein funktioneller Zusammenhang, aus dem sie seitdem nidit mehr herausgetreten ist. Die Wurzeln des modernen Panamerikanismus reichen daher nicht bis zu den panamerikanisdien Konferenzen der ersten Jahrhunderthälfte zurück, sie enden vielmehr im Nährboden jener Konzeption, die Blaine anfangs der 80er Jahre entwickelt hat. Länger als zwei Jahrzehnte das Idol der Republikanischen Wähler, verkörperte Blaine den Typus, des erfolgreichen Berufspolitikers, der eine magnetische persönliche Anziehungskraft mit sorgsamer Berücksiditigung der Interessengruppen zu verbinden wußte. Anklagen gegen seine poröse Finanzmoral einerseits, die Bewunderung f ü r die souveräne H a n d h a b u n g pragmatisch lösbarer Tagesaufgaben andererseits haben häufig den Blick auf sein Talent verstellt. In allen Korruptionsaffären und im Getriebe der Parteipolitik verlor Blaine jedoch eins nidit: die Fähigkeit zum politisch weitschauenden Urteil. D a ß er die Bedürfnisse der amerikanischen Politik auf längere Sicht nüchtern zu bestimmen vermochte, versetzte ihn in Einklang mit einigen Grundtendenzen seiner Zeit. Bereits 1878 und 1881 hatte sich Blaine entgegen liberalkapitalistischen Dogmen im Kongreß f ü r die Subvention privater Schiffahrtslinien nach Südamerika eingesetzt. Sein Leitgedanke trat dabei klar zutage: N u r mit solchen Zuschüssen könne dem amerikanischen Export angesichts der europäischen Übermacht die notwendige Starthilfe gegeben werden. Zugleich verfocht er aus diesem Grunde den planmäßigen Ausbau der zusammengeschmolzenen amerikanischen Handelsmarine, aus der sich die unentbehrliche moderne Kriegsflotte organisch entwickeln lasse. Konkret richteten sich Blaines Forderungen gegen die englische Vorherrschaft zur See und in Lateinamerika. „Sind wir wirklich bereit, stillschweigend Großbritannien den Dreizacii zu überlassen?" fragte er. Für das Inselreich gebe es dann „in der Handelswelt keinen ernsthaften Rivalen mehr". Folgerichtig sah Blaine in der freien Registrierung amerikanischer Handelsschiffe unter der englischen Flagge einen beschämenden Vorgang, „der die Erniedrigung der Vereinigten Staaten" zu einer zweitrangigen „Wirtschaftskraft vervollständigt"'. Fraglos war einem Vollblutpolitiker wie Blaine das Schielen auf die Gunst irischer Wähler nicht fremd. Ebenso wußte er die Überzeugungskraft der seit 1776 ritualisierten Klageformeln gegen das „böse Albion" in der amerikanischen Innenpolitik zu schätzen. Die Kunst, straflos den „Schwanz des britischen Löwen zu zwicken" — wie es im politischen Rotwelsch der Zeit hieß —, beherrschte er virtuos. Trotz aller taktischen Schachzüge besaß Blaine jedoch 76

eine klare Vorstellung davon, daß sich das englische Übergewicht nur durch eine konzentrierte Anstrengung Amerikas allmählich aufheben lasse. Sie hielt er für unumgänglidi, wenn das amerikanische Wirtschaftssystem sich frei von Krisen weiter entfalten sollte. In der Auseinandersetzung mit dem Pazifischen Krieg, der von 1 8 7 9 bis 1 8 8 3 zwischen Chile und Peru/Bolivien ausgefochten wurde, traten die Momente, die f o r t a b die amerikanische Politik in Lateinamerika bestimmen sollten, plastisch hervor. D i e R e a k t i o n auf diesen Krieg löste audi die Initiative Blaines aus, die den Beginn des neuen Panamerikanismus bedeutete. Schon sein V o r gänger E v a r t s hatte sich mit dem Krieg, den Chile um die Guanolager, vor allem aber die Salpeterfelder in der Atacamowüste und T a r a p a c á führte, beschäftigen

müssen. Vermittlungsbemühungen

scheiterten.

Evarts

beschränkte

sich darauf, die Redite der Vereinigten Staaten als neutraler Macht zu betonen. Blaine übernahm die Leitung der Außenpolitik, als Chiles modernisierte Flotte und Armee ernsthafte Zweifel an dem endgültigen E r f o l g des Andenstaates schon beseitigt hatten. Militärisch ungefährdet sah sich Chile in den Stand versetzt, seine weitgespannten Annexionsziele zu verwirklichen. G r e i f b a r e amerikanische Interessen schienen nicht beeinträchtigt^. W e n n Blaine dennoch die Entwidilung im Salpeterkrieg als schwere Krise, die eine aktive Politik der Vereinigten Staaten erforderlich mache, auffaßte, so leiteten ihn dabei drei grundlegende Vorstellungen. Einmal glaubte er, in Chile nur die Strohfigur englischer Interessen, die sogar den Krieg zur Erreidiung ihrer Ziele nicht scheuten, sehen zu müssen. Zum zweiten konnten die lateinamerikanischen Verwicklungen den V o r w a n d für eine europäische Intervention bilden, die die M o n r o e - D o k t r i n mit ihrem amerikanischen Hegemoniewillen in Frage stellen mußte. Schließlich beeinflußten ihn auch Aussichten auf unmittelbar greifbaren materiellen Gewinn. Die Furcht vor dem Anwachsen des englischen Einflusses bildete jedoch das beherrschende M o t i v . Nichts wäre verfehlter, als sie ausschließlich auf eine emotionelle Anglophobie

zurüdizuführen.

Seitdem England im Interesse seines Überseehandels für die Unabhängigkeit Südamerikas eingetreten war, besaß es dort wirtschaftlich die Oberhand. U m 1 8 8 0 / 8 1 exportierte Großbritannien dreizehnmal soviel Baumwolle nach L a teinamerika wie die Vereinigten S t a a t e n ; der Eisenexport der beiden Länder stand im Verhältnis von 100 zu 1. In Argentinien z. В., dem neben

Chile

höchstentwickelten südamerikanischen Staat, lagen die Vereinigten Staaten im Exportgesdiäft

an

vierter

Stelle



weit

hinter

England,

Frankreich

und

Deutschland. Zwischen 1 8 8 0 und 1885 verdreifachte England sogar seinen E x port dorthin. Zu Recht vermißte der amerikanische Konsul in Buenos Aires jene „geheimen, stillen Einflüsse eines engeren Geschäftsverkehrs", mit dessen H i l f e allein die Vereinigten Staaten Argentinien „im K a m p f um imperiale V o r herrschaft" gewinnen könnten'. Chile selber galt als E l d o r a d o englisdier Geschäftsleute, die auch die K a p i talien zur Erschließung der Salpetervorkommen aufgebracht hatten. Sie zeigten ein unverhülltes Interesse an der Ausdehnung der chilenischen Souveränität

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auf bisher peruanisches Gebiet, als dort die Behörden die günstigen Abbaubedingungen aufkündigten. Tatsächlich nahmen audi Engländer die Produktion in dem eroberten Gebiet sogleich in die Hand. Sie dehnten die Kontrolle über Handel und Zubringerindustrie aus, so daß der rapide Aufstieg der chilenischen Salpeterindustrie seit 1881 ganz auf den Investitionen und dem Einsatz der kapitalintensiven technischen Mittel der britischen Unternehmen beruhte. Die augenfällige Karriere des englischen „Salpeterkönigs" John T. North symbolisierte dieses Übergewicht^. Für Politiker wie Blaine, die den Blick auf den vernachlässigten Markt im Süden gerichtet hatten, signalisierte diese Entwicklung unter dem Schutz der aus England gelieferten chilenischen Waffen eine akute Gefahr. Blaine bezeichnete es daher als „ein völliges Mißverständnis, von einem chilenischen Krieg gegen Peru zu sprechen. Es ist ein englischer Krieg gegen Peru", rief er erregt einem Kongreßausschuß zu. „Chile dient nur als Prellbodc, es hätte niemals den Krieg ohne die Gewähr, von englischem Kapital unterstützt zu werden, eröffnet." Von ähnlichen Äußerungen Blaines berichtete auch das anerkannte Sprachrohr der Republikaner, die „ N e w York Tribune". Der Salpeterkrieg, hieß es hier, „zerstört Amerikas Einfluß an der südpazifischen Küste und löscht buchstäblich die amerikanischen Handelsinteressen in diesem riesigen Gebiet aus. Chiles Sieg wirft das gesamte peruanische Geschäftsleben in englische Hände."® An Peru freilich zeigte sich Blaine in auffälligem Maße interessiert. Amerikanische und ausländische Interessengruppen, die in Washington wirkungsvoll durch Lobbyisten vertreten wurden, hatten im State Department Entschädigungsforderungen gegen Peru, vornehmlich wegen entgangener Guanokonzessionen, vorgebracht. Ihre umstrittenen, teilweise abenteuerlich maßlosen Ansprüche, die sich in einem Fall bis in die schwindelerregende Höhe von einer Milliarde Dollars addiert hatten, fanden bei Blaine ein offenes Ohr. Direkte oder verschleierte Bestechung ließ sich später nicht schlüssig nachweisen, jedoch lösten vage, oft als verbindlich aufgefaßte Äußerungen des Außenministers nicht nur bei den unmittelbar Interessierten hoffnungsfrohe Erwartungen aus. Vielmehr färbte auch bald die diplomatischen Instruktionen an die amerikanischen Vertreter in Peru und Chile ein deutlich properuanischer Ton, der in Santiago keineswegs verborgen blieb. Diesen einflußreichen Interessen, die Blaine auch deshalb zu verfechten suchte, weil ein Erfolg zur Herrschaft über die peruanische Wirtschaft führen mußte, und einer weiterschauenden Planung, die Peru als Operationsbasis für die Eroberung des südamerikanischen Marktes zu gewinnen trachtete, mußte gleichermaßen an seiner territorialen Unversehrtheit gelegen sein. Wenn nicht nur das Kriegsglüdc vorläufig, sondern ein Friedensvertrag dauerhaft die damals wichtigsten Naturschätze Perus, Salpeter und Guano, in chilenisch-englischer Hand ließ, entschwanden privater Gewinn und politische Möglichkeit in weite Ferne. Deshalb empfahl die bedeutende Wirtschaftszeitschrift „Bradstreet's", „im Namen der Zivilisation und des Handels" einzugreifen. Deshalb auch wollte der amerikanische Gesandte in Peru seinem Außenminister nur zu einer Alternative raten: ohne Umschweife gegen Chile 78

zu intervenieren oder Peru zu annektieren bzw. es unter ein amerikanisches P r o t e k t o r a t zu stellen, um damit den chilenischen Verzicht zu erzwingen. So unbeirrbar blieb der Gesandte audi von der ausschlaggebenden R o l l e Englands im Pazifik überzeugt, daß er in einem Vorgriff auf die Argumentationsweise späterer J a h r e prophezeite: „Falls die Vereinigten Staaten nicht einen dieser beiden Wege einschlagen, wird die M o n r o e - D o k t r i n für ein bloßer Mythus gehalten w e r d e n . " ' Zur gleichen Zeit, als sich in Blaines Politik die unverkennbare G r u n d k o n zeption: zugunsten des amerikanischen den englischen Einfluß einzudämmen, mit trüberen Motiven verband, beschäftigten ihn zwei weitere Konflikte. M e x i ko und Guatemala lagen in einen hartnäckigen Grenzstreit verstrickt; die amerikanischen Kanalinteressen wurden in einem anderen Disput um den V e r l a u f der kolumbianisch-kostarikanischen

Grenze berührt. Als sich die Möglichkeit

abzeichnete, daß hier dem belgischen König eine schiedsrichterliche

Entschei-

dung übertragen werden sollte, reagierte Blaine mit bezeichnender Schärfe. D a die Vereinigten Staaten nicht konsultiert worden seien, könnten sie sich, „wo es um ihre Rechte, Verpflichtungen und Interessen" gehe, durch einen Schiedsspruch in keiner Weise gebunden erachten. I m Pazifikkrieg wurde um einen höheren Einsatz gespielt. D e n Vorschlag Bismarcks, daß die Vereinigten Staaten mit Deutschland und Großbritannien auf einen schnellen Friedensschluß hinwirken sollten, lehnte der amerikanische Gesandte W h i t e in Berlin entschieden ab. Schroffer wandte sich Blaine selber gegen eine ähnliche Anregung des f r a n zösischen Staatspräsidenten G r e v y . „Die wirtschaftlichen und politischen

In-

teressen der Vereinigten Staaten auf ihrem K o n t i n e n t übertreffen an Ausmaß und Bedeutung diejenigen aller anderen Mächte", dozierte er. „ W o der K e r n dieser Interessen berührt wird, muß die amerikanische Regierung eine Stellung einnehmen, die ihrem Einfluß die völlige Unabhängigkeit" sichere. Einer europäischen Intervention wurde damit zunächst ein Riegel vorgeschoben'. Allzu deutlich hatte aber v o r allem der chilenisch-peruanische Krieg inzwischen so gefährliche Ausmaße angenommen, daß er die K a b i n e t t e der Alten W e l t zu bewegen begann. D a zu einem aktiven amerikanischen Eingreifen weder die militärtechnischen noch die politischen Voraussetzungen bestanden, entschloß sich Blaine angesichts der krisenhaften Zuspitzung, die lateinamerikanischen Staaten zu einer K o n f e r e n z nach Washington einzuladen; auf ihr hoffte er, den amerikanischen Einfluß für seine Ziele geltend zu machen. Ende N o v e m ber 1881 wurde in einem gleichlautenden, vorsichtig abgefaßten Rundschreiben um die Entsendung von Vertretern zu einer Tagung im M ä r z 1882 gebeten. D o r t sollten die Probleme von K r i e g und Frieden diskutiert, womöglich auch die Bereinigung der schwelenden Konflikte in Angriff genommen werden®. D i e geplante panamerikanische K o n f e r e n z kam nicht zustande.

Präsident

Garfield, der die Außenpolitik Blaines voll unterstützt hatte, erlag im September einem A t t e n t a t . Sein Nachfolger Chester Α. Arthur überließ zwar Blaine noch für eine Interimszeit das State Department, ersetzte ihn jedoch sobald als möglich durch Frederick T . Frelinghuysen, der die Einladungen trotz einiger

79

Zusagen schließlich widerrufen ließ. Inzwischen hatten Zeitungen und Verhöre eines parlamentarisdien Ausschusses Blaines mysteriöse peruanische Interessenpolitik zu durchleuchten begonnen. Von ihr wünsdite sich die neue Regierung eindeutig zu distanzieren. Einen mindestens ebenso widitigen Gesiditspunkt nannte aber Frelinghuysen, als er seine Entscheidung mit Bedenken gegen eine mögliche Majorisierung durdi die lateinamerikanischen Delegierten begründete. Denn während Blaines dynamische Persönlichkeit sich durdiaus der Führung einer unverbindlich vorgezeichneten Konferenz gewachsen fühlte, schredcte die vorsichtigere N a t u r Frelinghuysens vor den Risiken zurück. Man hat aus den Begleitumständen der Einladung geschlossen, daß der pazifistisdie Blaine den Frieden in Lateinamerika über alles gesdiätzt habe, daß er einer enttäuschend kurzen Amtszeit im State Department wenigstens ein Glanzlicht aufsetzen oder doch der neuen Regierung, die aus dem ihm feindlich gesonnenen orthodoxen Flügel der Republikanischen Partei hervorgegangen war, ein Kudiucksei hinterlassen wollte®. Alle möglichen taktisdien Manöver und der persönliche Ehrgeiz Blaines vermögen aber nicht, seine weitgespannte Konzeption einer zeitgemäßen Südamerikapolitik zu überschatten. In ihr besaß der Frieden eine instrumentale Bedeutung, während auf der Skala der Prioritäten andere Werte vorherrschten. D a r a n ließ Blaine selber keinen Zweifel. Als Anfang 1882 die Nadiricht durchsickerte, daß die Regierung Arthur in der Konferenzfrage einen Rückzieher vorbereite, entwickelte er in einem Brief an den Präsidenten die Grundlinien seiner interamerikanischen Politik, wobei ihn die Enttäuschung ungewöhnlich offenherzig schreiben ließ. „Außer den philanthropischen und christlichen Zwecken, die von der Konferenz erreicht werden sollen", so gestand er unverhohlen ein, „könnten wir sehr wohl audi materielle Vorteile als das Ergebnis eines besseren Verständnisses und engerer Freundschaft mit den anderen Staaten Amerikas erwarten. Zur Zeit sind die Handelsbeziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und ihren amerikanischen Nachbarn unbefriedigend, ja sogar tief zu beklagen", warnte Blaine, und wenn er audi nicht behaupten wolle, daß die Konferenz zwangsläufig dem Handel eine neue Riditung weisen könne, so werde sie dodi „die Nachfrage nach Waren, die unsere Wirtschaft mit Gewinn liefern kann", anregen. „Auf jeden Fall", Schloß er, „stellt die Konferenz einen glücklichen Anfang dar, um amerikanischen Einfluß und Handel auf jenes weite Gebiet hinzulenken, das wir bisher vernachlässigt haben und praktisdi von unseren europäischen Handelsrivalen monopolisiert worden ist."'" Mit dieser Erläuterung ließ Blaine es vorerst bewenden. D a ß Präsident Arthur ihm nach seiner Amtsübernahme überhaupt noch freie H a n d f ü r die Einladung gelassen hatte, mochte ihn in seiner Auffassung bestätigen, daß die neue Regierung nadi einer Periode des Schwankens dodi noch auf seinen Kurs einschwenken werde. Wenn Arthur aber auch, wie sich bald erweisen sollte, Verständnis f ü r die eigentlichen Intentionen Blaines besaß, so beugte er sich doch nadi einigen Monaten sowohl dem R a t Frelinghuysens als auch einer wegen der peruanischen Affairen aufgebrachten Öffentlichkeit. Im Sommer 1882 80

mußte der panamerikanische Konferenzplan endgültig als begraben gelten. I n einer breit angelegten Verteidigung präzisierte Blaine daraufhin noch einmal im September 1882 mit aller nur wünsdienswerten K l a r h e i t sein P r o g r a m m . Die Außenpolitik der Regierung Garfield sei durch zwei Ziele gekennzeichnet gewesen: den Wunsch nach Frieden und Förderung des Handels in der Westlichen Hemisphäre.

Um

jedoch

„mit

allen

lateinamerikanischen

Ländern

solche

freundschaftlichen Handelsbeziehungen zu kultivieren, die zu einem kräftigen Anstieg unseres Exportgeschäfts f ü h r e n " , müsse eine Voraussetzung vorab geschaffen sein: „Ehe das zweite Ziel erreicht werden konnte, mußte das erste Vorhaben verwirklidit sein." Deshalb, so erklärte Blaine, habe seine Friedensdiplomatie sich „sowohl mit der moralischen Pflicht, als auch mit dem Eigeninteresse der Vereinigten S t a a t e n " gedeckt, da der weiterhin von Krieg erschütterte Südteil des Kontinents dem amerikanischen Wunsch, „den H a n d e l auszudehnen und weitere Absatzmöglichkeiten für landwirtschaftliche und industrielle P r o d u k t e zu sichern", zu enge Grenzen gesetzt hätte. Inzwischen hatte die Depression wieder Einzug gehalten. Blaine dramatisierte daher geschickt den Verzicht auf die Washingtoner Tagung. „Das H a u p t problem" der gegenwärtigen Situation „entspringt unseren ungesunden H a n delsbeziehungen mit L a t e i n a m e r i k a " , behauptete er, der Tatsache nämlich, daß einem hohen Import nur ein geringer amerikanisdier E x p o r t gegenüberstehe. „Wenn wir das Handelsimperium, das uns legitim zusteht, gewinnen wollen, dann dürfen wir nicht müßig a b w a r t e n . " " D e r erste A n l a u f zu einer in Washington konzipierten

panamerikanischen

Politik enthüllte ihre entscheidenden Triebkräfte. U n t e r dem Druck der W i r t schaftskrise wandte die Regierung in einer sich als typisch erweisenden

Ver-

schlingung mit Privatinteressen den Blick auf den lateinamerikanischen M a r k t , auf dem sie trotz der geographischen Nachbarschaft hinter den europäisdien Konkurrenten

zurückstand. Ihre Stoßrichtung zielte vornehmlich

gegen

das

englische Übergewicht, das der Ausgang des Salpeterkriegs nur zu bestätigen schien. In der „Zerstückelung Perus", die der Friedensvertrag zwischen Chile und Peru im O k t o b e r 1883 sanktionierte, sah auch der frühere Marineminister Robeson nur den „einen Zweck, die Taschen englischer Kaufleute zu füllen". D i e geringen verfügbaren Machtmittel

der Vereinigten Staaten

nötigten

sie

noch zu einer Konferenzdiplomatie, die aber in der Gewißheit ihres ungeheuren Kräftepotentials eingeleitet wurde. „In allernächster Z e i t " , versicherte Blaine, „wird es sich erweisen, daß die Vereinigten Staaten in Südamerika entschiedener auftreten müssen", es sei denn, sie wollten ihre „ D o m ä n e " Europa überlassen. „Wir sind fast so mächtig, um uns alles leisten zu können — außer einem: den neidischen Zuschauer zu spielen." Amerika, so hatte ihm unlängst Andrew Carnegie tröstend geschrieben, „wird auf diesem Kontinent noch schlechthin alles unter seine Herrschaft bringen"'®. Einige J a h r e nach dem Bürgerkrieg hatte ein führender republikanischer P o litiker im K o n g r e ß die Prognose gestellt, daß der „südamerikanische H a n d e l eine ungeheure Bedeutung für die Vereinigten S t a a t e n " gewinnen werde. Nach 81 6

Wehler, Amerik. Imperialismus

dem Scheitern von Blaines Plänen machte sidi der Kongreß daran, den panamerikanisdien Gedanken wadizuhalten, um ihn in gesetzgeberisdie Maßnahmen umzugießen. Es bedurfte dazu knapper sedis Jahre, dann spradi eine Mehrheit beider Parteien die Einladung zur Washingtoner Panamerikanischen Konferenz von 1889 aus. Nadi dem Aussdieiden aus dem State Department hatte Blaine sogleich Verteidiger im Kongreß gefunden. Senator Call aus Florida trat weiter für eine Konferenz ein. Der Abgeordnete Whitthorne aus Tennessee sah in Blaines Bemühungen den „ersten, hödist dringenden und notwendigen Schritt in der Richtung auf eine kraftvolle amerikanische Politik". Was unter dieser amerikanischen Politik von nun ab zu verstehen sei, erläuterte Senator Sherman, der ein Dutzend Jahre später ins State Department einzog, eine Politik nämlidi, die „weit genug gespannt ist, um den ganzen Kontinent zu umfassen". Shermans Worte fielen, als Blaine 1884 zum Republikanischen Präsidentschaftskandidaten nominiert worden war. In seinem Annahmebrief kündigte Blaine für den Fall des Wahlsieges die Rüdekehr zur Garfieldschen Politik an: Frieden und Handel zu fördern. Noch immer sei der Handel mit Lateinamerika unbefriedigend, die amerikanischen Importe überstiegen die Exporte bei weitem. Ein vielversprechender Markt müsse endlich sorgsam kultiviert werden. „Unsere Außenpolitik", forderte Blaine, „sollte amerikanisdi im weitesten Sinne sein, eine Politik der Freundschaft und der wirtschaftlichen Ausdehnung der Vereinigten Staaten."" Jahr für Jahr berichteten allerdings die amerikanischen Konsuln mit monotoner Eintönigkeit von den schier unüberwindlichen Hindernissen, die einer Ausdehnung des Handels mit Lateinamerika und einer Verbesserung der amerikanischen Handelsbilanz im Wege stünden. Es gab keine direkten Verkehrsbeziehungen. Von geringfügigen Ausnahmen abgesehen, wurden die amerikanischen Waren auf europäischen Schiffen sogar auf dem Umweg über Europa transportiert. Es mangelte an amerikanischen Bankfilialen, so daß sämtliche Verrechnungen über europäische Bankhäuser vorgenommen werden mußten. Es blieb ein Warenangebot aus, das dem Gesdimaci: lateinamerikanischer Käufer entsprochen hätte, also mit den ihm geschickt angepaßten Importen aus Europa in Wettbewerb treten konnte. Es fehlten fachlich qualifizierte Konsuln, sprachgewandte Handelsvertreter — eine Klage ohne absehbares Ende. Mehrfach wurden nun im Kongreß Gesetzesanträge eingebracht, die außer einer panamerikanischen Konferenz auch den Bau einer panamerikanischen Eisenbahn vorschlugen. Sie sollte die Vereinigten Staaten auf kürzestem Wege mit den mittel- und südamerikanischen Staaten verbinden. Nach Ansicht ihrer Förderer mußte sie einen ungeahnten Wohlstand herbeiführen. Dabei hatte die Erfahrung mit transkontinentalen Bahnlinien fraglos Pate gestanden. Vor allem hielt aber der Publizist Hinton R. Helper, der sich mit monomanischer Leidenschaft diesem Projekt verschrieb, die Diskussion wach, wenn auch letztlich ohne Erfolg". 82

Von der Abneigung, die bei den Etatberatungen im Kongreß gewöhnlidi gegenüber dem diplomatischen Dienst zutage trat, war wenig zu spüren, sobald die Rede auf das Konsulatswesen kam. Über seine eminent praktische Bedeutung bestanden kaum Zweifel. Reformvorschläge, die das Ideal eines kompetenten Fachbeamten ins Auge faßten, setzten sich zwar noch nicht durch, wurden aber immer häufiger vorgebracht, von Präsident Arthur unterstützt und von der Presse zustimmend aufgenommen. Bereits 1882 tauchte auch schon der Plan auf, eine Studienkommission nach Lateinamerika zu schicken, die dem Kongreß endlich zuverlässige Angaben zur Verfügung stellen sollte. Wenn dieser Entwurf auch zunächst im Ausschuß begraben wurde, so verhalf ihm doch die Entwicklung außerhalb des Kapitols schnell zu wachsender Dringlichkeit". Obschon nicht mit gleicher Macht wie 1873 suchte doch seit 1882 eine neue industrielle Depression die Vereinigten Staaten heim. Eindringlicher als während der ersten Stagnation wurde die Frage nach den Ursachen erhoben, einmütiger als während der 70er Jahre klangen jetzt die Antworten. Garfields Finanzminister Windom warnte die New Yorker Handelskammer vor der «gewaltigen Verstopfung des Binnenmarktes, wenn wir dabei versagen, unseren Farmern und Industriellen die Weltmärkte zu öffnen". Unvermeidlich würden „die Preise wieder fallen, die Prosperität wird sich in ein Nichts auflösen". Da „wir unser eigenes Land in rapider Geschwindigkeit ersdiließen", schrieb John A. Kasson, der am Beginn seiner Laufbahn als Gesandter und Wirtsdiaftsdiplomat stand, „müssen wir über die Grenzen hinaus oder bald im Inneren auf Unzufriedenheit schauen". Im Abgeordnetenhaus bezeichnete Samuel W. Moulton hinreichende „Außenmärkte für unsere Überproduktion" als das „große Desideratum" der Vereinigten Staaten, „die unendlich viel mehr produzieren, als sie je verbraudien können". „Kein Land der Welt hat ein größeres Interesse daran, seine zahllosen Produkte im Ausland absetzen zu können." Über die Folgen einer von diesen Gegebenheiten ausgehenden Politik gab er sich keinen Illusionen hin. Die Vereinigten Staaten müßten in jenes „große Ringen der Nationen" eingreifen, das „heute mit unnachgiebiger Entschlossenheit" geführt werde. Wer mit Blaine sympathisierte, konnte jetzt seiner Politik erneut nachrühmen, daß sie „im Namen der amerikanischen Wirtschaft, des amerikanischen Fortschritts . . . und aller amerikanischen Interessen eingeleitet worden sei". „Die Zeit ist herangekommen", rief Senator Miller im Februar 1884 im Senat aus, „wo neue Märkte notwendig sind, wenn wir unsere Fabriken beschäftigt halten w o l l e n . " " Um Lateinamerikas Möglichkeiten endlich genauer kennenzulernen, um seine ungewisse Kaufkraft zu erkunden, bewilligte der Kongreß ein paar Wochen später eine dreiköpfige Studienkommission, die mit Geldern für eine zweijährige Tätigkeit ausgestattet wurde. Des Wohlwollens von Präsident Arthur konnte sie ebenfalls sicher sein, hatte dieser dodi selber eben erst sein Interesse an den „fast unerschlossenen Märkten des spanischen und portugiesischen Amerika" bekundet. Ehe nodi die Kommission ihre Reise antrat, gab Arthur zudem in seiner letzten Jahresbotsdiaft eine gleichsam regierungsamtliche Erklärung 83

über die amerikanische Wirtschaftsverfassung und die sie plagenden Übel ab. Audi er ging davon aus, daß die „Vereinigten Staaten ein Produktionssystem entwickelt haben, das mehr als hinreicht, um unsere Nadifrage zu stillen". Wohin aber sollten die „überschüssigen Erzeugnisse" abfließen? Südamerika erschien ihm als ein „natürlicher Markt", den es durch Handelsverträge und fähige Konsuln, durdi die Förderung der Handelsmarine und möglichst durch eine einheitliche Währung zu gewinnen galt. Die Kommission, in der sich in erster Linie der wegen seiner Südamerikakenntnisse bekannte Journalist William E. Curtis hervortat, bereiste ausgiebig die lateinamerikanisdien Staaten, ehe sie ihren Abschlußbericht im Oktober 1885 veröffentlichte. Darin wurden die Schwächen der amerikanischen Stellung nicht vertuscht. Die bisher von Konsuln und erfahrenen Kaufleuten immer wieder herausgestellten Vorschläge zur Abhilfe wurden vielmehr nachdrücklidi wiederholt. Im Hinblick auf die Zukunft klang gleichwohl als allgemeiner Tenor das Urteil durch, mit dem die Kommission ihre Eindrücke zusammenfaßte: „Wirtschaftlich gesehen" könnten die Vereinigten Staaten auf längere Sicht „die absolute Kontrolle über ein Gebiet . . . voll großer Verheißungen erwerben."" Nicht minder aufschlußreidi wirkten die Protokolle einer umfassenden Meinungsumfrage in den Kreisen der amerikanischen Geschäftswelt, wie sie vor ihrer Rundreise von der Kommission in den Wirtschaftszentren des Landes veranstaltet worden war. Zwar fand sie in Philadelphia, San Francisco und dem industrialisierten Nordosten eine ungewöhnliche Aufgeschlossenheit vor. Aber „überall", faßte Curtis als Schriftführer zusammen, erwiesen diese Informationsgespräche, daß „die Befragten von einer Vorstellung förmlich besessen sind": Amerika habe „in seiner inneren Entwicklung einen Punkt erreicht, wo der Export für seinen Wohlstand unabdingbar ist". Übereinstimmung herrschte auch darüber, daß unter diesem Gesichtspunkt „jeder Wegweiser für die Wirtschaft" nach Mittel- und Südamerika zeige, das den „ausgedehntesten und am meisten Profit versprechenden, den natürlichsten und bequemsten" Absatzmarkt besitze. Mit einer eindringlichen Analyse der Handelskammern unterstützte das State Department zur selben Zeit diese Auffassung'®. Tatsächlidi stieg auch in diesen Jahren das amerikanische Ausfuhrvolumen nach Lateinamerika stetig an. Noch 1881 hatte der argentinische Export in die Vereinigten Staaten die Importe um das Zweieinhalbfache übertroffen. Dann aber erfolgte ein sichtbarer ümschlag, wobei sich auch die Zusammensetzung der amerikanischen Ausfuhr veränderte. Gegen argentinische Häute und Wolle hatten die Vereinigten Staaten bislang Holz, Baumwolle, Tuche, Reis und Metalle geliefert. Dazu traten jetzt in den 80er Jahren Petroleum, landwirtschaftliche Maschinen und industrielle Fertigwaren. Die amerikanische Industrie begann ihren Vormarsch nach Süden. Während zwischen 1882 und 1890 der argentmische Export nach Norden mit 5,3 zu 5,4 Mill. Dollar ungefähr gleich blieb, verdreifachten sich die Einfuhren aus den Vereinigten Staaten von 2,7 84

auf 8,3 Mill. D o l l a r . Immer noch handelte es sich um relativ geringe Beträge, doch die Tendenz wurde aufmerksam verfolgt^^. Angeregt durch solche vielversprechenden Entwicklungen, den eindrucksvollen E r t r a g der lateinamerikanischen Studienkommission, aber auch den von ihr registrierten Konsensus widitiger Wirtschaftskreise zog der K o n g r e ß die Konsequenzen. Fast gleichzeitig wurden von Senator F r y e und dem Abgeordneten M c C r e a r y Gesetzesentwürfe vorgelegt, in denen erneut eine interamerikanische K o n f e r e n z gefordert wurde. Sie sollte — und darin schlug sidi die Präzisierung der amerikanisdien Interessen seit 1881 nieder — nicht nur Fragen der Sdiiedsgeriditsbarkeit, sondern eine Zollunion, die Errichtung von Sdiiffahrtsverbindungen und Reziprozitätsverträge,

dazu einheitliche Zoll-, M a ß -

Münzregelungen beraten. V o n geringfügigen Ergänzungen abgesehen,

und

wurde

hier das K o n f e r e n z p r o g r a m m von 1 8 8 9 vorgezeidinet^". W e n n es aber noch eines Hinweises bedurft hätte, in welchem M a ß e sich in dieser politischen A k t i v i t ä t die Erfahrungen mit der Depression sowie einer nunmehr

dreizehn

J a h r e anhaltenden

wirtschaftlichen

Labilität

auswirkten,

dann wurde er jetzt gegeben. Ein Unterausschuß des Senatskomitees für Auswärtige Beziehungen beriet die F r y e - B i l l ; er lud im April 1 8 8 6 ein Mitglied der unlängst zurückgekehrten Studienkommission als Experten in den Aussagenstand. D i e vorgesehene Konferenz, so erklärte dort S. O . Thacker, lenke einen Lichtkegel „auf die Lösung von ernsten und immer dringenderen P r o b l e m e n " , die „unsere ureigenste W o h l f a h r t berühren". Auf die Aussichten für die industrielle Fortentwicklung Amerikas falle nämlich ein dunkler Schatten. Thacker erläuterte die Ursache mit dem Ansteigen der „Produktion

über die

Kon-

sumtionsmöglichkeiten". „Wie nie zuvor in unserer Geschichte hängen zukünftiges Wachstum, Frieden und R u h e davon ab, daß wir mehr Verbraucher für unser Angebot

finden."

D e r vorliegende Gesetzesentwurf bemühe sich,

„für

unsere Landwirtschaft und unseren industriellen Reichtum einen angemessenen M a r k t zu finden". Lateinamerika, versicherte Thacker, biete die „verführerischsten" Bedingungen. Würden diese erst einmal voll genutzt, sei der amerikanischen Industrie wieder eine „faire Gewinnspanne" gewährleistet; die sozialen Spannungen zwischen Unternehmern und Arbeiterschaft würden sich dann lösen. D e r „bequemste und einzige Weg, der aus allen Schwierigkeiten und E n t täuschungen, die J a h r für J a h r durch die sinkende Profitrate unserer Industrie vertieft werden, heraushilft", führe nach Südamerika. „Inneren Frieden, den Fortschritt und die vielfältigen Segnungen", die ein L a n d mit einer saturierten Wirtschaft genieße, verspreche der beratene E n t w u r f , „der unseren Arbeitern, Farmern und Unternehmern eine echte C h a n c e auf dem lateinamerikanischen M a r k t sichern soll." Diesen frühen sozialimperialistischen Appell Thackers, der ganz wie vorher auch Kasson den Arbeitsfrieden und die wirtschaftliche Erholung von der E n t faltung des Außenhandels abhängig machte, wiederholte in frappierend ähnlichen W o r t e n der Abgeordnete M c C r e a r y , als er seinen Gesetzesentwurf

vor

dem Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten des Abgeordnetenhauses ver85

trat. In den Motiven herrschte eine von den Sprechern beider Parteien und Häuser geteilte Übereinstimmung vor. Die Vorlagen wurden daher angenommen, versandeten aber dann jeweils in der anderen Kammer. Erst als ein gutes Jahr später die Frye-Bill erneut den Senat passierte, aber wiederum im Abgeordnetenhaus auf die Verfechter der McCreary-Bill stieß, bahnte sich eine Lösung an, indem der Senator aus Maine zugunsten seines Mitbewerbers verziditete, so daß sich beide Häuser sofort auf dessen fast gleidilautenden Entwurf einigen konnten®'. Im Mai 1888 wurde er zum Gesetz erhoben. Außenminister Bayard lud noch im Juli 1888 im Namen der Demokratischen Regierung Cleveland die lateinamerikanisdien Regierungen zum Oktober 1889 nach Washington ein. Kanada wurde erneut übergangen, nicht dagegen Hawaii, das Bayard wie seine Republikanischen Vorgänger zum „amerikanischen Staatensystem" zählte. Er hatte auch in anderer Hinsicht aus ihren Erfahrungen gelernt. Die Folgen eines von Frelinghuysen befürchteten Überstimmtwerdens der Vereinigten Staaten entwertete die Einladung mit der Formulierung, daß die Beschlüsse der Konferenz für keinen Teilnehmer „irgendwie" bindend sein sollten^®.

2. D i e erste Panamerikanische K o n f e r e n z von 1889/90 Eine Ironie der Geschichte wollte es, daß James G. Blaine 1889 in der Regierung Harrison erneut die Leitung des Außenministeriums übernahm, damit aber auch der Gastgeber der nach fast zehnjähriger Anlaufzeit zustandekommenden ersten Panamerikanischen Konferenz wurde. Blaine hatté in der Zwischenzeit erst die Präsidentschaftswahlen von 1884 gegen Cleveland, dann die Republikanische Nominierung von 1888 an Harrison verloren. Nach dem Wahlsieg sah sich dieser dennoch genötigt, seinem Rivalen den bedeutendsten Kabinettsposten zu übertragen. Blaine hingegen konnte sicher sein, daß ihm der Präsident bei seiner Außenpolitik den Rücken stärken werde. Nicht nur hatte Harrison, als er Blaine das State Department anbot, sein besonderes Interesse an Südamerika und die Qualifikationen Blaines für eine aktive Politik in dieser Richtung deutlich hervorgehoben. Schon vorher hatte er erklärt: „Wir denken nicht daran, mit- unserem Binnenmarkt zufrieden zu sein. Wir wollen engere . . . Handelsbeziehungen mit den lateinamerikanischen Staaten fördern." Unmittelbar nach seiner Amtseinführung sprach er sich erneut öffentlich für Blaines alte Ziele aus. Ende März 1889 wurde in New York eine „Lateinamerikanische Handelsunion" gegründet. In ihr schlossen sich sogleidi fünfhundert im südamerikanischen Außenhandelsgeschäft führende Kaufleute, Reeder und Bankiers zusammen. Angesichts der Tatsache, „daß der Handel zwischen Nord- und Südamerika bei weitem nicht so ausgedehnt ist, wie er es eigentlidi sein sollte", erbliditen sie ihr Ziel vor allem in der „Förderung des Exports" nach Mittel- und Südamerika, den westindisdien Inseln und den Philippinen. In einem offenen Brief 86

an die Gründungsversammlung drückte Präsident Harrison seine „herzliche Sympathie mit jeder Anstrengung" aus, die „dem ins Auge gefaßten Ziel gilt". Das Echo in der Presse klang einhellig zustimmend. Seit dem Juni 1889 gab die Organisation auch ihre eigene Zeitschrift, „Export and Finance", heraus, die während ihrer einjährigen Lebensdauer die eindeutig genug erklärten Interessen ihrer Besitzer widerspiegelte'. Unmittelbar nach dem Einzug ins Außenministerium widmete sidi Blaine tatkräftig der Vorbereitung der Konferenz. Vor allem die Probleme der Zollunion, der Schiffahrts- und Eisenbahnverbindungen, der Reziprozität, einer gemeinsamen Silberwährung und von Schiedsgerichtsabkommen wurden im Programm aufgeführt. Obwohl jedem teilnehmenden Staat, einschließlich dem von Blaine erneut eingeladenen Hawaii, nur eine Stimme zustehen sollte, hatte sich die Regierung entschlossen, eine repräsentative zehnköpfige Delegation zu bilden. Ihr gehörte ein einziger Karrierediplomat des State Departments an, die anderen neun Mitglieder entstammten unmittelbar interessierten Wirtschaftszweigen. Der Aufmunterung von 1882 eingedenk, bot Blaine dem Stahlkönig Andrew Carnegie einen Platz an. Carnegie sagte sogleich zu. In seinem Antwortschreiben entwickelte er die ihn leitenden Gesichtspunkte: Im Vordergrund müßten die Verhandlungen über die gesamtamerikanische Zollunion stehen, deren „Vorteile" er f ü r „so gewaltig" hielt, daß sowohl die „beträchtlichen Erschütterungen" wie audi die anfänglichen finanziellen Nachteile einer solchen Umstellung gar nicht verheimlicht zu werden brauchten. Zugleidi müsse die amerikanische Öffentlichkeit aufgeklärt werden, „daß die Zeit herangenaht ist, da unsere Republik um den Löwenanteil des Handels mit unseren Nachbarn im Süden kämpfen muß". Dank der Fürsprache des damaligen Abgeordneten Lodge wurde der neuenglische Bankier und Textilindustrielle Thomas J. Coolidge Delegierter; neben ihn traten der Baumwollfabrikant John F. Hanson und der frühere Senator, Bankier und Bergwerksbesitzer H e n r y G. Davis; der kalifornische Rechtsanwalt M. Estee als Vertreter westlicher Silberinteressen, denen an einem gemeinsamen amerikanischen Silberdollar lag; der in Washington lebende ehemalige Senator und Berater des State Department John B. H e n derson, außerdem der langjährige Präsident der Schutzzolliga, der Textilfabrikant und spätere Innenminister McKinleys, Cornelius N . Bliss, sowie als aktivste Persönlichkeit Charles R. Flint, ein prominenter N e w Yorker Exportkaufmann, Leiter des zweitgrößten Südamerika-Handelshauses und Vorstandsmitglied der „Lateinamerikanischen Handelsunion". Alle Delegierten hatten sich im voraus bereit erklärt, Konzessionäre einer zu gründenden „Internationalen Bank" zu werden, über deren Filialen in Z u k u n f t der amerikanische Außenhandel mit Lateinamerika abgewickelt werden sollte^. Nicht nur in der sorgsam beratenen personellen Zusammensetzung der amerikanischen Delegation suchte Blaine, „den geschulten Instinkt der Geschäftsleute zu nutzen". Ehe die amerikanischen Vertreter im Sommer 1889 die verbindlichen Instruktionen erhielten, vergewisserte er sich durch ein Rundschreiben an alle größeren Handelskammern und Wirtschaftsverbände, ob er für das 87

Tagungsprogramm mit einer zustimmenden Resonanz rechnen konnte. Die Antworten, die in einem provisorisch eingerichteten „Handelsbüro der Amerikanischen Republiken" unter der Leitung des bewährten William E. Curtis gesammelt wurden, enttäuschten ihn nicht. Aus allen Landesteilen trafen Schreiben ein, die Blaine versicherten, wie allgemein verbreitet das Interesse an einer Steigerung des Exportgeschäfts mit den südamerikanischen Ländern, folglidi auch an der rechtlichen Vereinfachung und verkehrstechnischen Verdichtung dieser Beziehungen sei. Äußerungen dieser Art konnten Elaine kaum überraschen, soweit sie Industriebetriebe zum Absender hatten. Eine ungleich weiterreichende politische Bedeutung kam jedodi den positiven Reaktionen zu, die ihn aus den Kreisen der Landwirtschaft erreichten. Einem so erfahrenen Politiker wie Blaine war natürlich die Tragweite gerade solcher Antworten klar. Wenn in ihnen betont wurde, daß allein ein Agrarexport großen Maßstabs nicht nur in die europäischen Industriestaaten, sondern auch in die lateinamerikanischen Länder die Gewähr für einen anhaltenden Aufstieg aus der Krise biete, dann zeichnete sich damit die Möglichkeit ab, mit einer politischen Allianz industrieller und agrarischer Interessen die gesetzlichen Grundlagen für eine exportfreundliche Handelspolitik zu verbessern. Erst diese Fusion ermöglichte es dann Blaine im folgenden Jahr, durch die Reziprozitätsklausel den Protektionismus des McKinleysdien Zolltarifs aufzulockern®. Unmittelbar nach der Eröffnung der Konferenz am 2. Oktober 1889 wurde sie vertagt, da die südamerikanischen Delegierten zu einer sechswöchigen Rundfahrt durch die Vereinigten Staaten eingeladen wurden. Auf der 10 ООО km langen Reise in einem Luxuszug, der den „Neid eines Prinzen aus 1001 Nacht geweckt hätte", sollte ihnen ein gebührender Eindruck von der amerikanisdien Wirtschaftspotenz vermittelt werden. Dieser Zweck wurde nur sehr bedingt erreicht, da die Skepsis, die die meisten südamerikanischen Delegierten gegenüber der Konferenz hegten, zu tief saß. Man hatte sich in den Hauptstädten Lateinamerikas zwar eingestanden, daß man den offensichtlich dringenden Konferenzwunsch nicht abschlagen könne. Auch bot eine solche Tagung Möglichkeiten, einen gleichwie vagen diplomatischen Einfluß auf die amerikanischen Absichten zu gewinnen. Dennoch gab man sich keinen Illusionen über diese Absichten hin, am wenigsten in Argentinien und Chile, während Brasilien in den Wirren des Übergangs zur Republik zu sehr mit seinen inneren Verhältnissen beschäftigt war. Noch im Vorstadium der Konferenz hatte ein argentinischer Publizist erklärt, daß die Vereinigten Staaten ihr Ziel darin sähen, „Lateinamerika wirtschaftlich von sicii abhängig zu machen . . . Die vitalen Interessen Europas und Amerikas beginnen hier, in offener Schlacht aufeinanderzuprallen." Beiden Seiten sei jedes Mittel recht, „als Sieger die Stellung zu behaupten". Nachdem die Konferenz zustande gekommen war, bezeichnete die angesehene Zeitung „El Nacional" in Buenos Aires die Vereinigten Staaten als „den Adler, dessen Krallen" das dubiose Geschenk gegenseitigen Freihandels trügen. Es sei „der ewige Anspruch der Union, der Monroe-Doktrin eine ökonomische Bedeutung zu geben", betonte ein kritischer Leitartikel. Sie behalte deshalb das Ziel 88

fest im Auge, „ihrer erstaunlichen Produktionskraft im Gewand einer panamerikanischen Union zur Vorherrschaft zu verhelfen". In Chile wiederum wurden außer gleidiartigen Befürchtungen Stimmen laut, die im Hinblick auf den chilenisch-peruanischen Friedensvertrag, der Chile die zehnjährige Ausbeutung von Tacna und Arica gesichert hatte, vor den Gesprädien über die Schiedsgerichtsbarkeit warnten·". Die unverhüllte Zurückhaltung auf seiten der meisten lateinamerikanischen Konferenzteilnehmer rührte denn auch, von allen historisch bedingten und emotionell gefärbten Haltungen abgesehen, aus der einen Grundtatsache her, daß die engen kommerziellen und auch kulturellen Bindungen zwischen Südamerika und Europa durdi den amerikanischen Vormachtsanspruch zumindest auf längere Sicht in Frage gestellt wurden. Gerade im Lieblingsprojekt der amerikanisdien Politik: einem beide Kontinente umfassenden Zollverein, hinter dessen Außenzöllen sidi ihre potentielle Überlegenheit binnen kurzem voll auswirken mußte, erkannte man im Süden klar die Absicht, die traditionellen lateinamerikanisch-europäischen Handelswege zuzumauern. Nichts konnte aber den lateinamerikanischen Staaten weniger erwünscht sein, als zugunsten unbekannter Vorteile ein bewährtes, von einflußreichen Interessen getragenes Verhältnis zu gefährden, wenn ihr Agrar- und Naturalwarenexport nach Norden sie auch zur Vorsicht verpflichtete. Die Verhandlungen vom 18. November 1889 bis zum 19. April 1890 blieben deshalb durdi das spröde und zähe H i n halten der lateinamerikanischen Vertreter, umgekehrt durch das aktiv drängende Vorgehen der amerikanisdien Delegierten gekennzeichnet®. Dem nationalen Egoismus der lateinamerikanisdien Staaten fielen bald alle Versuche, in der Frage der schiedsgerichtlichen Konfliktsregelung zu einer verbindlichen Einigung vorzudringen, zum Opfer. Augenscheinlich gewann die Angst vor dem von den Amerikanern vertretenen Zwangsverfahren, dessen Modalitäten dem nördlichen Primus inter Pares vielfältige Möglichkeiten eingeräumt hätten, schließlich die Oberhand. Trotz aller Hinweise auf das erfolgreiche deutsche Vorbild erging es den Zollvereinsplänen nicht besser. Sie trafen auf einen so unnachgiebigen Widerstand der Gastdelegierten, daß die nicht immer sehr glüdtlich und geschlossen argumentierenden Amerikaner endlich widerstrebend auf die verlockende panamerikanische Wirtschaftsgemeinschaft verzichteten, sich aber nunmehr mit ungeteilter Energie daran gaben, schrittweise ihrem Fernziel näher zu kommen. Verständlicherweise legten sie besonderes Gewicht auf die Internationale, sprich: amerikanische Export- und Importbank, die jetzt „mit voller K r a f t " angestrebt wurde. Darin äußerte sich außer dem persönlichen Interesse sowohl der Wunsch, die Abhängigkeit vom Londoner Finanzmarkt abzustreifen, als auch die steigende Zuversicht, den Kreditproblemen des Außenhandels selber gewachsen zu sein. Zu guter Letzt wurde die Konferenz dazu bewogen, das Bankprojekt mit einer Empfehlung auszuzeichnen. Aber obwohl sich in Harrison und Blaine, die von ihren Delegierten nach Kräften angespornt wurden, bereitwillige Fürsprecher fanden, ließ sich der 89

Kongreß zu diesem Zeitpunkt noch nicht dazu bewegen, die gewünsdite Charter zu erteilen'. Weiterhin empfahl die Konferenz, außer einer panamerikanischen Eisenbahn und regelmäßigen Schiffsverbindungen einen dauerhaften institutionellen Rückhalt f ü r die panamerikanischen Bestrebungen zu sdiaffen. Aus diesem Wunsch ging das „Büro der Amerikanischen Republiken", die Keimzelle der späteren „Panamerikanischen Union", hervor. Es sollte vornehmlich der Sammlung von Informationen f ü r alle angeschlossenen Länder dienen, von denen es gemäß einem Verteilerschlüssel erhalten wurde. Sofort wurde nun das „Handelsbüro" unter Curtis in das unmittelbar dem State Department unterstellte neue Amt verwandelt. Während die Unkosten gewöhnlich nach wiederholten Mahnungen von den Konferenzstaaten übernommen wurden, entwickelte sidi das Büro zu einer alle südamerikanischen Handelsfragen erfassenden Nachrichtenzentrale der Washingtoner Regierungsbürokratie. Die Direktoren dieser amtlichen Auskunftei, die nahezu ausschließlich die amerikanische Wirtschaft unterrichtete, wurden praktisch allein vom amerikanischen Außenminister ernannt. Sie verstanden audi ihre Aufgabe jahrelang dahin, f ü r den amerikanischen Außenhandel zuverlässige Vorarbeiten zu leisten. Sinnfällig, auch f ü r die lateinamerikanischen Staaten keineswegs unverborgen, ließ sich an der Tätigkeit dieser gemeinsamen Organisation die innere Tendenz des neuen Panamerikanismus ablesen'. Zwar hatte das Plenum die Zollunion als utopisch verworfen, jedodi erzielten die amerikanischen Delegierten gegen Tagungsende das bedeutendste Ergebnis der Konferenz, als sie deren Zustimmung zu Reziprozitätsverhandlungen gewannen. Henderson und Flint vor allem warfen sich in die Bresche. Sie beschworen die Gäste, wenigstens f ü r einen kleinen Fortschritt in den interamerikanischen Handelsbeziehungen den Weg zu bahnen. Die argentinischen und chilenischen Vertreter blieben ungerührt, sie wurden jedoch überstimmt. Eine numerische Mehrheit empfahl, Verhandlungen über bilaterale Handelsverträge zu eröffnen, bei denen die Südamerikaner darauf hoffen durften, ihre Exportinteressen im Rahmen des do ut des zu vertreten®. *

H a t t e die Gesamthandelsbilanz der Vereinigten Staaten mit den lateinamerikanischen Ländern bisher noch immer eine Belastung durch das Oberwiegen der Importe ausgewiesen, so glaubten sie nun, sidi eines Hebels versichert zu haben, der die Verhältnisse zu ihren Gunsten verändern konnte. Da zur gleichen Zeit der Kongreß den McKinley-Zolltarif beriet, schalteten sich Blaine und Harrison sofort in die Diskussionen ein, um auf die Aufnahme einer Reziprozitätsklausel zu drängen. D a sie sich im rechten Augenblick auf den Beschluß der Panamerikanischen Konferenz berufen konnten, verlangten sie mit Nadidrudi, die südamerikanische Verhandlungsbereitschaft durch eine gesetzgeberische Initiative auszunutzen. Vor diesem Hintergrund spielten sich die politisdien Manöver, die zu der entscheidenden Veränderung des Zollgesetzentwurfes führten, ab. In einer kühlen Analyse befaßte sich „Bradstreet's" vor Konferenzende mit dem Reziprozitätsproblem. Die Zeitschrift ging von dem Reziprozitätsvertrag mit 90

H a w a i i von 1875 aus. „Seinetwegen ist Hawaii buchstäblich zu einer wirtschaftlidien Kolonie der Vereinigten Staaten geworden. Zweifellos", so hieß es dann weiter, hätte die Ratifizierung des Vertrages von 1883 mit Mexiko „eine ähnliche Folge gehabt". „Die gleichen Ergebnisse dürfen von jedem zukünftigen Abkommen erwartet werden, das mit südamerikanischen Staaten geschlossen wird." Der „New York H e r a l d " warnte zwar vor Protektoraten, andererseits dürfe man sich keine Handelschance entgehen lassen. Angesichts solcher Prognosen betonte der argentinische Botschafter in Washington während einer Reise durdi Mexiko dessen Mission, „als Deich gegen die heranstürmende Flut aus dem N o r d e n " standzuhalten, obschon auch ihm kaum verborgen bleiben konnte, daß die Entwicklung der amerikanischen Auslandsgeschäfte in den vergangenen Jahren diesen Wall überall durdilöchert hatte. Verwandte Befürchtungen lagen europäischen Kommentaren zugrunde, die von der amerikanischen Presse sorgfältig registriert wurden'. Gedanken eines Zusammenschlusses der europäischen Staaten gegen die übermächtig ansteigende amerikanische Konkurrenz, die jetzt die Zügel in Südamerika in die H a n d zu nehmen trachtete, wurden in Frankreich, ÖsterreichUngarn und Deutschland gleichzeitig entwickelt, ohne jedoch vorerst zu mehr als rhetorischen Klagen über die Gefahr aus dem Westen zu führen. Aus der Ferne sah aber ein hervorragender Wirtschaftsexperte des österreichischen Abgeordnetenhauses, Alexander Peez, klar den Grund f ü r die amerikanischen Anstrengungen auf der Konferenz in „den Bedürfnissen der nordamerikanischen Industrie, Landwirtschaft und Silberproduktion, für welche der innere Markt schon zu klein geworden ist". In einem knappen Satz erkannte er die sozialimperialistische Komponente dieser Politik, als er die Befürchtung eingestand, „daß die offenen Märkte der Welt immer seltener werden", die „innere Sozialreform", von der in Amerika zu dieser Zeit noch gar keine Rede sein konnte, helfe „aber dann wenig, wenn die natürliche Zunahme der Industrie keine neuen Abnehmer findet". Auf dieser Suche nach neuen Absatzmärkten führte der Panamerikanismus der Regierung Harrison einen weiten Schritt vorwärts. Welche Politik es sein sollte, unter deren Schutz der lateinamerikanische Markt trotz aller zeitweiliger Rückschläge auf der Konferenz ausgeweitet werden konnte, verkündete die „New York Tribune" am Tage nach Konferenzende. „Von heute ab", schrieb sie selbstbewußt, „erhebt sich die Monroe-Doktrin in einem Prozeß diplomatischer Fortentwicklung auf eine höhere Ebene. Jetzt gilt es, eine die Kontinente umspannende amerikanische Politik auszuarbeiten und zu vollenden." D a Südamerika nach Auffassung eines kompetenten Nationalökonomen „handelspolitisch zum Schlachtfeld zwisdien den Vereinigten Staaten und Europa" geworden sei, müsse jetzt jeder Versuch abgewehrt werden, daß ausländische Konkurrenten „in unserem panamerikanischen Kuchen herumstochern"

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3. D e r amerikanische Imperialismus in der Karibischen See Schon vor dem Bürgerkrieg hatte der Expansionismus vornehmlich der amerikanischen Südstaaten eine Ausdehnung in die Karibische See anvisiert. Seinen Verfechtern schwebte ein großes, die Antillen umfassendes, auf Sklavenarbeit beruhendes Imperium rings um den Golf von Mexiko vor, so daß man geradezu von einem „Golf-Imperialismus" hat sprechen können'. Diese Pläne zerstoben während des Sezessionskrieges. Nach der Niedersdilagung der südstaatlidien Rebellion versuchte jedoch Außenminister Seward, seine Vorstellungen von einem überseeischen Stützpunktesystem auch in der Karibischen See zu verwirklichen. Obwohl Präsident Andrew Johnson mit ihm die Auffassung teilte, daß eine „weitgespannte nationale Politik" die Erwerbung der „verschiedenen benachbarten" Inseln anstreben müsse, scheiterten diese Wünsche doch am Widerstand des Kongresses^. Dort verschlangen sidi verschiedene Motive zu einer ablehnenden Haltung. Der traditionelle Widerwille gegen Kolonialherrschaft verband sich mit der Abneigung gegen die Belastung durch neue Rassenprobleme, die durch die Negerbevölkerung der Antillen aufgeworfen werden konnten. Zuerst müsse man auch die Kriegsschulden tilgen, hieß es, ehe man wieder eine expansive Außenpolitik treiben könne. Allgemein stand überhaupt die innere Entwicklung des Landes zum hochkapitalistischen Industriestaat im Vordergrund. Aus diesen Gründen schlugen die Pläne von Präsident Johnson, der 1868 zugreifen wollte, aber auch von Präsident Grant fehl, die Insel Hispaniola — damals auch noch oft Domingo oder Haiti genannt — zu annektieren. Sein Argument, daß Hispaniola „den Eingang zur Karibischen See und zum isthmischen Handelsweg" beherrsche, verfing ebenso wenig wie der Versuch, das Unternehmen als „Befolgung der Monroe-Doktrin" zu deklarieren. Im Senat setzten sich die Kontrahenten seiner Politik, vor allem Schurz, Sumner und Bayard, durch, die die Regierung davon abhielten, „auf das weite und wegelose Meer des Imperialismus" hinauszusteuern und die Verwaltungsspitze der Republik in „eine Reichsregierung weit entfernter überseeischer Kolonialgebiete" zu verwandeln®. Seit 1871 trat dann in den nach Süden gerichteten Expansionsbestrebungen eine Unterbrechung ein. Erst unter Harrison und Blaine unternahm die amerikanische Außenpolitik einen neuen Anlauf, der den unmittelbaren Auftakt zur Interventionspolitik der folgenden Jahrzehnte darstellte. Beide Politiker griffen auf das Sewardsche Programm zurück, als sie keine Kolonien, sondern wirtschaftliche Konzessionen und Stützpunkte für den sich mächtig entfaltenden amerikanischen Außenhandel und die ihn schützende Kriegsflotte erstrebten. Auch ihre Blidke wandten sich zur Karibischen See, deren Inselwelt einen vorteilhaften Handel versprach oder schon gewährte; zugleich schienen militärstrategische Überlegungen die Erwerbung eines Flottenstützpunktes zu gebieten, da der Bau des für die Vereinigten Staaten wichtigen transisthmischen Kanals unmittelbar vor der Verwirklichung stand. „Wir müssen ins Auge fassen, von den bisherigen allzu konservativen Vorstellungen abzuweichen, sobald es um

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Stützpunkte geht", vertraute Harrison damals Blaine im Hinblick auf die zurückhaltende Politik der vergangenen Jahrzehnte an. Der neue Kurs trat auch bald in den Beziehungen zur Haitianischen und Dominikanischen Republik zutage^

1. Die haitianische

Revolution

von 1888/89 und die Môle St.

Nicholas

Nachfolgestreitigkeiten um das Präsidentenamt der Republik H a i t i auf dem westlichen Teil der Insel Hispaniola waren im Herbst 1888 in einen Bürgerkrieg eingemündet. Im Süden beanspruchte Legitime als Führer der f r a n k o philen Mulattenoberschicht die Regierungsgewalt für sich; sie w u r d e allmählich von den europäisdien Mächten anerkannt. Die drei nördlichen Departements folgten Hyppolite, dem sich die Gunst der Vereinigten Staaten zuwandte. Gegen eine unregelmäßige, mit kümmerlichen Mitteln angestrebte Blockade der nördlichen H ä f e n durch Legitimes Kriegsschiffe richtete sich bald der heftige Protest der amerikanischen Schiffahrtsinteressen. W ä h r e n d das State Department vorerst noch zurückhaltend reagierte, bot A d m i r a l Luce sdion im Dezember 1888 amerikanischen Schiffen Geleitschutz an, so d a ß H y p p o l i t e ungestört beliefert werden konnte'. H y p p o l i t e w a r sich sehr wohl bewußt, d a ß sein Erfolg von der amerikanischen Unterstützung abhing. Kurz vor Jahresende erschien sein Agent Elie in W a shington. Er bot außer beträchtlichen Handelsvorteilen einen Marinestützpunkt, die Môle St. Nicholas, an, falls der revolutionäre Prätendent dank effektvoller H i l f e endlich siege. Das Verhalten der scheidenden Regierung Cleveland schien dem Vertreter Legitimes, dem haitianischen Gesandten Preston, bald A n l a ß zu dem diplomatischen Protest zu bieten, daß sich die Vereinigten Staaten nicht neutral verhielten. Dessenungeachtet erklärte Außenminister B a y a r d noch Ende Februar 1889 die Blockade für nicht effektiv, mithin nicht legitim und den Schutz amerikanischer Schiffe für Reditens®. Wenige Tage später w u r d e die Regierung Harrison eingeführt. Während sie sich gerade anschickte, audi in der karibischen Politik die Zügel fest in die H a n d zu nehmen, brach Admiral Gherardi, der Kommandeur des amerikanischen Nordatlantikgeschwaders, die erneut verhängte, aber unwirksame Blodcade vor der Küste Haitis. Unter dem bewaffneten Schutz seiner Sdiiffe wurden Waffen- und Munitionslieferungen für H y p p o l i t e gelöscht, auch finanzielle Subventionen sicher übergeben. Den Leiter des provisorischen Außenministeriums, Anténor Firmin, empfing Gherardi mit förmlichem Zeremoniell; er behandelte ihn wie den Minister eines kriegführenden Staates. Ehe noch ein ausführlicher Bericht Washington mit der T r a g w e i t e dieses Vorgehens vertraut machte, traf dort die Nachridit ein, daß England und Frankreich Legitimes Regierung anerkannt hatten. Damit werteten die in der karibischen Inselwelt bedeutendsten europäischen Konkurrenten der Vereinigten Staaten Hyppolites Gegner k r ä f t i g auf. Washington sah sich Ende M ä r z 1889 einer Situation gegenüber, die eine Präzisierung des amerikanisdien Interesses an H a i t i verlangte. 93

Diese Aufgabe übernahmen Außenminister Blaine, Marineminister Tracy und der Reeder-Millionär William P. Clyde. Tracy hatte bis zur Übernahme des Marineministeriums als Seniorchef dem großen New Yorker Anwaltsbüro Tracy, McFarland, Boardman & Platt angehört. Ihm blieb er auch während seiner Amtszeit weiterhin geschäftlich verbunden. Zu seinen Klienten gehörten Clyde, der Präsident der „Coastwise and West India Steam Lines" und der „Pacific Mail Steamship Company", seit Beginn des Kampfes Hauptlieferant und Finanzier für Hyppolite. Von diesem ließ sidi Clyde, der hart gegen die englische „Atlas Steamship Company" ankämpfte, die den Hauptanteil des haitianischen Außenhandels kontrollierte und im März für Legitimes Schiffe angeworbene englische Seeleute herbeitransportiert hatte, weitreichende wirtschaftliche Konzessionen zusichern, die ihm einen kaum aufholbaren Vorsprung gegeben hätten. Tracys Sozius Platt, der Sohn des in New York dominierenden Senators und Präsidenten der „American Express Company" Thomas Platt, stand — auch über seinen Vater — mit Clyde in geschäftlicher Verbindung, die sich auf Haiti ausdehnte, zumal da er auch als Reditsberater für Hyppolites WafFenkäufer fungierte. Vermutlidi hatten Clyde und Platt zumindest auch Kenntnis von Hyppolites Angebot im Dezember 1888. Jetzt jedenfalls, als Tracy in eine Kabinettsposition einrückte, sah Clyde die Früchte seines haitianischen Unternehmens in verlockende Nähe gerückt'. Obwohl die neue Regierung noch im ersten Wirbel der Ämterpatronage steckte, schaltete er sich bereits im März 1889 mit Ratschlägen in die karibische Politik ein. Clyde hatte zu den treibenden Kräften bei der Gründung der „Lateinamerikanischen Handelsunion", die soeben in New York entstanden war, gehört. „Alle Industrie- und Handelsinteressen Amerikas, denen an einer Ausdehnung unserer Wirtsdiaftsbeziehungen mit den westindischen Inseln und Lateinamerikas gelegen ist", schlössen sich in der „Union" zusammen, erläuterte er Tracy, nidit ohne auf Harrisons und Blaines „herzliche Unterstützung" zu verweisen. Der neuen „Bewegung" werde nun damit unmittelbar geholfen, wenn die Vereinigten Staaten „nach besten Kräften mit der Flotte" vor Haiti demonstrierten. Admiral Gherardi leiste zur Zeit „glänzende Arbeit" für den amerikanischen Westindienhandel, aber die Dauer seines Erfolgs hänge von der Verstärkung durch moderne Kriegsschiffe ab, denn die europäischen Handelsrivalen hinterließen mit ihren Einheiten einen starken Eindruck. Damit berührte er geschickt einen neuralgischen Punkt. Englands wirtsdiaftliche Überlegenheit zu durchbrechen, deckte sich voll mit den politischen Plänen Blaines, dem zugleich an der Minderung des traditionellen französischen Einflusses auf Haiti gelegen war. Das Verhalten der europäischen Mächte erlegte ihm allerdings Vorsicht auf. Es verbot eine schroffe Stellungnahme gegen Legitime, der dann vollständig in ihre Arme getrieben worden wäre. Andererseits ging von Hyppolites Angebot ein nachhaltiger Anreiz aus. Blaine jonglierte daher mit beiden Bällen. E r zögerte zunächst weiter die Anerkennung Légitimes hinaus, tastete sich aber mit dem Wunsch nach „engeren Handelsbeziehungen" an dessen widerstrebenden Gesandten Preston heran: Er erwarte die Genehmigung, eine 94

amerikanische Studiengruppe nach Haiti entsenden zu dürfen. Zugleich gab aber Gherardi weiter Geleitschutz für Clydes Schiffe. Sein Verhalten wurde von Blaine und Tracy ausdrücklich gedeckt. Wenn die Regierung fortfahre, mit „klug abwägenden Handelsinteressen" zusammenzuarbeiten, äußerte sich Clyde zuversichtlich, dann „werden wir mit Anstand fragen können". Unter dem Gesichtspunkt der „Flotte und des Handels" sei die Anstrengung schon der Mühe wert®. Anfang Juni hielt es Blaine für angebracht, Preston gegenüber die Karten aufzudecken. Er verlangte eine Flottenstation sowie die diplomatische Vertretung Haitis in den europäischen Hauptstädten durch die amerikanischen Gesandten; dann benannte er die Mitglieder der Studiengruppe, die an Ort und Stelle die Stützpunktfrage prüfen sollten. O b der entrüstete Protest Prestons das letzte Wort gewesen wäre, blieb offen, denn aus zunächst nicht ganz erklärlichen Gründen entSchloß sich Harrison noch im selben Monat dazu, Legitime formell anzuerkennen. Als Gesandten benannte er den prominenten Negerpolitiker Frederick Douglass. O b Harrison Blaines und Tracys Spiel erschwerte, weil er sich von Verhandlungen durch Douglass mehr versprach, ob er wegen der Kongreßwahlen von 1890 Rücksicht auf die Negerstimmen nehmen oder einem politischen Skandal, in den ein Mitglied der Studiengruppe verwickelt wurde, die Spitze nehmen wollte, das läßt sich mit Sicherheit nicht entscheiden. In der Konzeption: einen Flottenstützpunkt in der karibischen See und wirtschaftliche Vorteile auf den Westindischen Inseln zu gewinnen, blieb er sich mit seinen Ministern voll einig. Manches spricht daher dafür, daß Harrison nach mehr als halbjährigem amerikanischen Zaudern, das allzu offensichtlich mit dem Erfolg Hyppolites rechnete, nur die brüsken Formen aufgab, ohne ein echtes politisches Risiko einzugehen. In derselben Zeit nämlich, als er die allmählich kompromittierende Wartestellung verließ, trafen vertrauliche Berichte ein, daß Legitimes Position gefährdet sei. Angesichts des unentschieden hin- und herschwankenden Kampfes auf Haiti mochte Harrison glauben, auf längere Sicht der Kooperation eines anerkannten Legitime oder eines zu Dank verpflichteten Hyppolite sicher zu sein". Wie dem auch sein mochte, binnen kurzem wirkten sich nun Clydes massive Subsidien und Gherardis Intervention zu Hyppolites Gunsten aus. Im September 1889 setzte er sich durch. Die Akklamation zum Präsidenten folgte auf dem Fuß. Gherardi, der in Abwesenheit von Douglass als diplomatischer Vertreter fungierte, sah den langerwarteten Augenblick gekommen, „aus dem Erfolg des Nordens Nutzen zu ziehen". Hyppolite ließ ihm auch versichern, daß Clydes Interessen berücksichtigt würden. Als jedoch Stockungen auftraten, begann der Reeder unruhig zu werden. Er hielt Rücksprache mit Gherardi und ließ sich von seinem Sohn unmittelbar aus Haiti berichten. Wieder optimistischer gestimmt, glaubte er im Dezember sogar an die Möglichkeit, daß amerikanische Kapitalgeber die Staatsbank von Haiti von den französischen Konzessionären übernehmen könnten. Mit dieser zentralen Institution bekomme man aber das Schatzamt, die Zoll- und Finanzverwaltung des Landes in die Hand'". 95

Unverdrossen wirkte er unterdessen auf Blaine und Tracy ein, den staatlichen Apparat einzusetzen. Den Außenminister beschäftigte die Erste Panamerikanische Konferenz, dodi ließ er im November verlauten, aus „Rücksicht auf den Handel der Vereinigten Staaten", doch auch „auf die Zivilisation", werde er gegen die „Lotterwirtschaft" einschreiten. Ihn beunruhigten audi die Nachrichten aus Haiti, daß der französische Einfluß wieder wachse. Vor allem Gherardi hielt die französischen Ambitionen f ü r so gefährlidi, daß er eine „geheime Hilfezusage" zur Stärkung des haitianischen Widerstandes dringend empfahl. Während das State Department abwartete, ergriff die Flotte die Initiative. Unabhängig von der engen Verbindung Tracys mit Clyde hielt man im Marineministerium den Blick auf mögliche Stützpunkterwerbungen gerichtet. Vom Leiter der Zentralabteilung, dem „Bureau of Navigation", wurde Admiral Gherardi scharf eingeprägt, sich über Stationen auf den Westindischen Inseln stets genau auf dem laufenden zu halten. In solchen Instruktionen mochte Gherardi eine sachliche Rechtfertigung f ü r seine Aktivität in den Gewässern um Haiti finden. Wenn er daher auch im Januar 1890 skeptisch über die Möglichkeit dachte, „im gegenwärtigen Augenblick" St. Nicholas erwerben zu können, so wollte er doch auf Haiti keinen Zweifel daran aufkommen lassen, daß die Vereinigten Staaten „fest entschlossen" seien, keiner anderen Macht zu gestatten, „Fuß zu fassen. Der strategische Wert der Insel . . . ist unschätzbar", urteilte er, „und er steigt in gleichem Maße" wie Amerikaner die Millionen f ü r den Bau des Nikaragua-Kanals aufbrächten". Das strategische Interesse des Geschwaderdiefs bildete einen Aspekt seines Vorgehens. Die enge Verbindung mit Clyde ließ sich damit allenfalls mittelbar reditfertigen. Gherardi besprach mehrfach mit Clyde, dem er natürlich durch die energisdie Unterstützung für die amerikanischen Handelssdiiffe auffiel, die Verhältnisse auf Haiti. Der mächtige Reeder wiederum setzte zum Dank f ü r Hilfe und Information bei Tracy durch, daß Gherardis Sohn die begehrte Zulassung zur Marineakademie erhielt. In mancher Hinsidit jedoch repräsentierte Gherardi nur eine typische Denkart des amerikanischen Imperialismus. Die wirtschaftliche Ausdehnung der Vereinigten Staaten galt als unumgänglidi, in der Nachbarschaft der Union fast durch Naturrecht verbürgt. Ihre Sicherung durdi die Flotte wurde f ü r notwendig gehalten. Wirtschaftliche und strategische Interessen verschmolzen daher in der politisdien Aktion, von deren Trägern sie auch nicht säuberlich geschieden wurden. Wohin diese vermeintliche Identität aber führen konnte, zeigte sich im Februar 1890, als Gherardi, der Hyppolite selbstbewußt an die Grundlagen seines Sieges erinnern konnte, in Anwesenheit eines Bevollmächtigten von Clyde einen Vertrag mit der neuen haitianisdien Regierung sdiloß. Darin versprach sie Clyde ein praktisches Monopol in den Schiffsverbindungen zwischen den nördlidien H ä f e n der Vereinigten Staaten und Haiti, außerdem über zehn Jahre verteilt eine Dampfersubvention von 480 ООО Dollar. Dem überaus g e s c h ü t e n Außenminister Firmin diente die Abmachung wohl vornehmlich als ein Mittel, um gegenüber einem drängenden Gläubiger Zeit zu gewinnen. Flottenmanöver im März ließen ihn 96

ungerührt, denn er weigerte sidi, den Vertrag der Legislatur zur Ratifizierung zu unterbreiten. Aus der „günstigen Situation", die Clyde zutreffend Gherardi zuschrieb, entwickelte sich keine rechtliche Verbindlichkeit. Im September beendete der Landtag von Haiti seine Session, ohne den Vertrag mit dem Reeder gesehen zu haben. Enttäuscht legte sich Clyde daraufhin mit aller K r a f t f ü r eine amerikanische Intervention ins Zeug'^. Seinen Wünschen kam jetzt entgegen, daß H a i t i im Oktober 1890 den gewünschten Reziprozitätsvertrag mit den Vereinigten Staaten ablehnte. Die Meistbegünstigungsklausel in den Handelsverträgen mit den europäischen Staaten, seinen Hauptabnehmern, stünde dem im Wege, hieß es. Diese Einstellung, in der sich das zunehmende Selbstbewußtsein der Regierung Hyppolite ausdrückte, madite Blaine geneigter, das Tempo etwas zu forcieren. Der Gesandte Douglass wurde gebeten, die Rückreise aus seinem Urlaub hinauszuschieben. Clyde verfolgte ihn zwar schon seit längerem mit unverhohlenem Mil^trauen, da Douglass sich nidit als ein gefügiges Werkzeug erwies, jedoch bot der korrekte Gesandte keine glaubwürdige H a n d h a b e zu einer berechtigten Beschwerde. Noch im Oktober wurde die neue Marschroute diskutiert. Clyde ging davon aus, daß ein härterer Kurs sowohl den amerikanischen Staatsinteressen als audi seinen „eigenen Interessen" nütze: „Sie sind so eng miteinander verknüpft gewesen, daß wir beide profitieren werden." Der amerikanische Kaufmann, „der mit Regierungen wie auf Haiti zu tun hat, muß sidi zwangsläufig in hohem Maß auf die Unterstützung durdi seinen Staat verlassen, um seine Redite durchzusetzen", betonte er gegenüber Tracy. Deutschland, England und Frankreidi träten ihren Kaufleuten im Wettbewerb mit Amerika „prompt" zur Seite. Blaine erklärte er, daß es dodi um „weit bedeutendere Ziele als die Konzession für eine amerikanische Dampferlinie" gehe. Diese bilde „nur eine Brücke, wenn audi eine notwendige", um „größere Ergebnisse" zu erreichen. Deshalb müsse Hyppolite nadidrüdilich an die Einhaltung „des Versprechens" gemahnt werden, das er „Admiral Gherardi als Vertreter der amerikanischen Regierung" gegeben habe. Ihm, Clyde, gehe es in erster Linie nicht um seine „persönlichen Interessen", versuchte er dem Außenminister glaubhaft zu madien, sondern um den „weit bedeutenderen zukünftigen Einfluß der Regierung", nämlich um deren „höchst wichtige, wenn nicht sogar absolut notwendige" Stellung auf Haiti. Dennoch rühmte er sich sdiließlidi, daß er allein „amerikanische Interessen von nennenswerter Bedeutung" auf Haiti repräsentiere". Im Dezember trafen sich Tracy und Blaine mit Clyde und Gherardi zu einer abschließenden Konferenz, auf der das Aktionsprogramm besprochen wurde. Offensiditlidi einigte man sidi dabei über die Dringlichkeit des Handelns. D a ß Blaine Douglass vor dessen Rückreise am 13. Dezember ins Bild gesetzt hatte, wurde f ü r ungenügend gehalten. Der mit der Lage vertraute Gherardi solle ihm zur Seite gestellt werden, verlangten Tracy und Clyde. Am 1. Januar 1891 leitete Blaine mit vertraulichen Instruktionen f ü r Gherardi, der eigens nach Washington geholt wurde, die entsdieidenden Sdiritte ein. Zugleidi wurde dem 97 7

Wehler, Amerik. Imperialismus

Gesandten, den Clyde verdächtigte, zu einer straffen Politik gegenüber der Negerregierung in Port-au-Prince aus Rassesympathien außerstande zu sein, eine untergeordnete Rolle zugewiesen, Gherardi dagegen mit der Verhandlungsführung beauftragt. Ein unmißverständlidies Auftreten, meinte Clyde, werde ganz sidier die richtige Wirkung erzielen. Dann aber lasse sich eine „Grundlage" sdiaffen, von der aus „alles zu gewinnen" sei, „was wir später je von Haiti wünschen mögen". Ehe Gherardi auf seinem Flaggschiff Haiti erreichte, hatte Douglass bereits am Neujahrstag 1891 bei Firmin einmal vorgefühlt, wie die haitianische Regierung über die Abtretung eines Stützpunktes denke. Er traf aber auf ein unverblümtes Widerstreben, der Frage überhaupt nachzugehen". Soldi eine ausweichende Haltung ließ Gherardi nicht länger zu. Kaum hatte er in Port-au-Prince geankert, als er mit Douglass bei Hyppolite und Firmin vorsprach, um sie während eines dreistündigen Gesprächs mit dem Sinn seines Besuchs bekanntzumadien. Er erinnerte ohne weitere Umschweife an die „Unterstützung", die Hyppolite empfangen habe, und an die „freundschaftliche" Einstellung der Vereinigten Staaten. Er berief sidi auf das Angebot vom Dezember 1888, verfehlte auch nicht, auf „gewisse Zusagen" danach anzuspielen, die „die Regierung in Washington jetzt erfüllt sehen möchte". Ganz im Sinn von Blaines Instruktionen erläuterte er dann die amerikanischen Forderungen. Da die haitianische Verfassung Landabtrennungen ausschließe, wünsche er einen Vertrag über die Verpachtung von St. Nicholas abzusdiließen. Die Vereinigten Staaten brauditen einen Stützpunkt auf den Westindischen Inseln, doch sähen seine Gesprächspartner, hoffe er, „ihren Vorteil" auch ein. Die dauernde Anwesenheit amerikanischer Flotteneinheiten sei „gleichbedeutend mit einer Garantie . . . der Unabhängigkeit der haitianischen Regierung", ohne daß ein lästiger Beistandspakt sie in einem Abhängigkeitsverhältnis erscheinen lasse. Freilich müsse er darauf beharren, daß keiner anderen Macht vergleidibare Sonderrechte eingeräumt würden. Außerdem wolle Washington die Handelsbeziehungen intensivieren, vor allem Haiti bei der Erschließung seines wirtschaftlichen Reichtums helfen. Seine Regierung, unterstrich Gherardi, beanspruche nicht mehr für sich, als was auch Haiti zu „dauerhaftem Vorteil gereiche". Diesem Frontalangriff begegnete Firmin mit Zweifeln an der Gültigkeit des Elieschen Angebots vor zwei Jahren. Solle der Wunsch der Vereinigten Staaten nicht eher als Bewerbung einer befreundeten Macht aufgefaßt werden? Indigniert pochte der Admiral auf den vermeintlichen Rechtsanspruch. Elie habe als Vertreter der provisorischen Regierung Hyppolite verhandelt. Sein Angebot sei ein Teil des Beglaubigungsschreibens gewesen. Die Vereinigten Staaten hätten alle Bedingungen erfüllt. Die gegenwärtige Regierung verdanke der amerikanischen Vertragstreue „ihre Existenz". Jetzt sei endlich Haiti an der Reihe, seiner moralischen Verpflichtung nachzukommen. Zögernd gestanden die haitianischen Politiker schließlich zu, Gherardis Antrag dem Staatsrat zu unterbreiten. Seine Annahme hänge aber letztlich von der Zustimmung beider Kammern des Parlaments ab. „Die Aussichten sind nicht sehr vielversprechend", berichtete Gher98

ardi wahrheitsgemäß an Blaine, dodi blieb er weit davon entfernt, die H o f f nung auf einen erfolgreichen Abschluß seiner Mission aufzugeben". H a t t e Gherardi sich schon beim erstenmal zu dem von Clyde gewünschten unzweideutigen Auftreten entschlossen, so beseitigte eine zweite Konferenz mit Firmin jeden Zweifel an seinem diplomatischen Talent. Er überreichte am 2. Februar einen eigenhändig entworfenen formellen Antrag, St. Nicholas an die Vereinigten Staaten zu verpachten. Die „besonderen Vorzüge der Môle", behauptete er darin, „weisen auf die unwiderlegbare Tatsache hin, daß das göttlidie Schicksal es offensichtlidi diesem H a f e n zugedacht hat, ein Stützpunkt f ü r amerikanische Kriegssdiiffe zu werden". Der Pachtwunsdi sei nur „vernünftig und anständig". Diesem marinepolitisch gefärbten Sendungsglauben des Admirals zu folgen, mangelte es Firmin an hinreichender Vorurteilslosigkeit. Gherardi drohte daraufhin schlecht verhüllt mit einer aus Amerika unterstützten Gegenrevolution. Solange St. Nicholas in haitianischer statt amerikanischer H a n d sei, mahnte er, „bleibt es ein Faustpfand in der H a n d möglicher Rebellen, die sich damit die Gunst und Einfluß der Vereinigten Staaten erkaufen können". Mit der Politik des eigenen Aufstiegs konfrontiert, suchte Firmin nun Gherardi zu überzeugen, daß ein Pachtvertrag auf erbitterte Opposition im Lande treffe. Die Regierung Hyppolite werde außerstande sein, die jüngst erworbene Macht zu behaupten. Für diesen Eventualfall sagte Gherardi auftragsgemäß die „nachhaltige Unterstützung der Vereinigten Staaten" zu, um die „gegenwärtige Regierung im Sattel zu halten". Dieses Versprechen verband er mit der Bitte um wirtsdiaftliche Konzessionen, die ihm Firmin besdiwichtigend zusagte, wie dieser es überhaupt f ü r richtig hielt, von schwierigen Problemen zu sprechen, jedoch nach Gherardis Eindruck nicht abgeneigt schien, die deutliche Sprache ernst zu nehmen. Bedenken hinsichtlich eines günstigen Ausganges hegten aber sowohl Gherardi als auch Douglass. Beide erwogen daher, einen apokryphen Hinweis Firmins folgend, ob man nicht St. Nicholas im Handstreich besetzen solle. Nach dem „fait accompli" könne dann in einem Vertrag, der die haitianische Regierung weniger als ein äußerlich freiwilliges Entgegenkommen belaste, die unumgänglidie Legalisierung nachgeholt werden. Von der zweiten Konferenz mit Firmin zurückgekehrt, erbat Gherardi von Blaine die Genehmigung zur direkten Aktion, falls sein Verhandlungsgeschick wider Erwarten nichts eintrage. Vor der offenen Aggression schreckte Blaine jedôch zurück, wie sehr er auch sonst Gherardis Verhalten billigte". Dem findigen Firmin fiel bald ein neues Verzögerungsmittel ein. Am 16. Februar bestritt er, daß Gherardi hinreichend zu einem Vertragsabschluß legitimiert sei. Eine Sondervollmacht Harrisons müsse ihn ausdrücklich ermächtigen, die rechtsverbindliche Unterschrift neben dem ranghöheren haitianischen Staatsoberhaupt zu leisten. Gherardi widersprach, hielt seine Instruktion, die er Firmin freigebig zeigte, f ü r ausreichend, konnte sich aber zu guter Letzt dem Argument nicht verschließen. Er glaubte gleichwohl, damit vor der allerletzten H ü r d e zu stehen und telegraphierte daher unverzüglich nach Washington. 99

Nach dem Empfang des Kabels sicherte ihm Blaine noch am selben Tag zu, die Vollmacht zu schicken". Für den ungeduldigen Gherardi entstand nun eine längere Pause. Harrison ließ erst am 9. April die Vollmacht ausfertigen. Dann warteten Blaine und Tracy noch ab, ehe sich eine günstige Gelegenheit bot, sie nach Haiti zu schikken. Als Gherardi sie nadi zwei Monaten am 18. April 1891 erhielt, erkannte er die Ursache der Verzögerung. Seine Vorgesetzten hatten Admiral Walker, den Chef des sog. „Entwicklungsgeschwaders", mit der Oberbringung beauftragt. Ihm unterstanden die vier modernsten Kriegsschiffe der Vereinigten Staaten, die schweren Kreuzer „Chicago", „Atlanta", „Boston" und „Yorktown", die neben Gherardis Nordatlantikgeschwader Anker warfen. Schwerlich hätte den amerikanischen Wünschen durch eine noch eindeutigere Flottendemonstration mehr Nachdruck verliehen werden können. In seinem New Yorker Büro sorgte sich inzwischen Clyde um den Ausgang der Verhandlungen. Er befürchtete, daß Douglass' unheilvoller Einfluß nicht nur die Erwerbung des Stützpunkts, sondern „den politisdien und wirtschaftlidien Vorsprung" gefährde, „den wir uns unter soldien Risiken während der letzten Revolution sorgsam erarbeitet haben". Solange nur „ziemlich entschieden" verhandelt werde, beschwor er Tracy, könne sowohl der Hafen gepachtet als auch endlidi „der Vertrag über eine amerikanische Dampferlinie" ausgeführt und die „Herrschaft über den Inselhandel" gewonnen werden'®. Als Firmin am 21. April, demselben Tag, an dem Clyde diesen Brief schrieb, die Unterhändler empfing, schwirrten Gerüchte von einer unmittelbar bevorstehenden amerikanischen Landung durch die haitianische Hauptstadt. Befriedigt vernahm Gherardi, daß der Außenminister die Vollmacht für ausreichend hielt. In der sicheren Erwartung, daß der Augenschein Firmin von der Notwendigkeit überzeugt habe, eine positive Antwort zu geben, erschien er am folgenden Tag, um sich den definitiven Bescheid zu holen. Völlig konsterniert mußte er eine klare Absage zur Kenntnis nehmen. In einer diplomatisch meisterhaft verfaßten Note entwickelte Firmin, daß der amerikanische Anspruch auf exklusives Pachtrecht die haitianische Verfassung und Souveränität verletze, da er die Regierung der Möglichkeit beraube, weiter frei über Landabtretungen verfügen zu können. Zudem sehe sich die Regierung außerstande, Verhandlungen unter dem Damoklesschwert von Flottenmanövern zu führen. Das Land sei bereits tief erregt, deshalb müßten die Gespräche ein Ende finden, da sie sonst den gefährlichen Anschein erweckten, als werde die Regierung dem Druck einer auswärtigen Macht nacJigeben. Gherardi und Douglass bedauerten, indem sie ihre Enttäuschung nicht verbargen, daß Haiti die „freundschaftliche und gutnachbarliche Bitte" der Vereinigten Staaten auf diese Weise abschlägig bescheide. Beide sahen jedoch ein, daß Firmin den entscheidenden schwachen Punkt ihrer Position erkannt hatte". Das amerikanische Auftreten beruhte bis zum 22. April auf einem Bluff. Admiral Gherardi konnte zwar als der Vertreter der Regierung und eines offensichtlich mächtigen Privatunternehmens Drohungen und Verheißungen aus100

sprechen. Den letzten Schritt, zu dem er selber bereit gewesen wäre, konnte er jedoch nicht tun. D i e aggressive Eroberung, eine Kriegshandlung gegen den karibischen Zwergstaat konnte Washington zu dieser Zeit noch nicht in das Spiel um St. Nicholas und Wirtschaftsvorteile als möglichen Schachzug einsetzen. Weder der Kongreß, noch die öfFentliche Meinung hätten einen Überfall aus heiterem Himmel gebilligt, da von den Geheimverhandlungen k a u m etwas nach außen drang, auch ihr Inhalt nicht als Kriegsgrund hingenommen worden wäre. Dieser Mangel, einen Krieg reditfertigen zu können, setzte der amerikanischen Politik — denn davon wird man angesichts der Zusammenarbeit von Harrison, Blaine UP i T r a c y und wegen des Einsatzes der Flotte sprechen dürfen — eine unüberschreitbare Schranke. Im April 1891 entschloß sie sich, bis dicht an sie heranzugehen. D a ß Firmin, als er nidit mehr länger auszuweichen vermochte, es wagen konnte, den Bluff auf die Probe zu stellen, verdankte er nicht nur seinem politischen Fingerspitzengefühl, sondern vor allem auch der zuverlässigen Berichterstattung seines Washingtoner Gesandten. Seit dem O k tober 1890 hatte dieser ihm glaubwürdig versichert, daß die amerikanische öffentliciikeit einen Krieg gegen H a i t i nicht billigen werde. Als es ihm gelang, die A b f a h r t des „Entwicklungsgeschwaders" ausfindig zu machen, telegraphierte er in höchster Eile an Firmin, er solle sich nicht einsdiüchtern lassen, da es sich letztlich um eine leere Drohung handle. Als Walkers Schiffe soeben in Port-auPrince eingelaufen waren, wurde Firmin dieses K a b e l überreicht. Es gab ihm die Sicherheit, selbst jetzt nicht nachzugeben. Bis zum 27. April hatten sämtliche amerikanischen Kriegsschiffe die haitianische Küste verlassen. Gherardi d a m p f t e als letzter mit Kurs auf die Dominikanische Republik ab, um einen ähnlichen A u f t r a g wie auf Haiti auszuführen^". C l y d e hatte T r a c y zugeredet, alles zu tun, um zu vermeiden, daß auf so empörende Weise „ungeheure politische und wirtschaftliche Vorteile geopfert" würden. Als Telegramme ihn über die schwer wiedergutzumachende Sdilappe ins Bild setzten, weigerte er sich verbissen, aufzugeben. Für die Regierung stehe ein unentbehrlicher Stützpunkt auf dem Spiel, bestürmte er T r a c y , „ f ü r mich aber eine halbe Million D o l l a r " . E r reiste nach Washington, ohne von Blaine und T r a c y neue verbindliche Zusagen gewinnen zu können. Noch einmal flackerte seine H o f f n u n g auf, als Firmin im Gefolge einer. Kabinettskrise im Mai zurücktrat, das Kriegsrecht verhängt wurde und ein neuer Putsch bevorzustehen schien. C l y d e sah darin den „ A n f a n g eines bedeutenden Wandels", den es nach bewährtem Muster zu nutzen galt. Wenn jetzt Douglass abberufen und Clydes Geschäftsvertreter auf H a i t i , Reed, zum Chargé d'Affairs ernannt werden könne, so lasse sich vermutlich „sehr plötzlich" alles zum Guten wenden. M a n brauche sich „doch nur daran zu erinnern, wie schnell Reed, unsere Schiffe und Admiral Gherardis Beistand" während der letzten Unruhen die L a ge zugunsten Amerikas verändert hätten, „ u m einzusehen, was Reed als Chargé, falls notwendig von Gherardi moralisch unterstützt, leisten könnte". Im State Department und Marineministerium verfehlten diese dringenden Hinweise jedoch ihre Wirkung. Im Grunde führte C l y d e fortab ein verzweifel101

tes Rückzugsgefedit. Gewiß mußte Douglass im Juli seinen Abschied nehmen. Doch lehnte der Präsident selber Clydes Nachfolgekandidaten Reed ab. Die Erwartung, daß Hyppolite zu Fall kommen werde, wurde enttäuscht. Erst distanzierte sich Blaine ein wenig, dann wurde selbst Tracy des monatelangen Drängens müde. Anfang September zog er mit einem bündigen Telegramm den Sdilußstrich: „Mr. Clyde, ich kann nichts mehr für Sie tun."^' Trotz aller Mißerfolge gab es das State Department noch nicht auf, Haiti zum Abschluß eines Reziprozitätsvertrages zu bewegen. Hinter Hyppolites Widerstand vermutete der neue amerikanisdie Gesandte Durham sdiließlich statt des französischen den neuen deutschen Einfluß, den seine Zentrale zeitweilig durchaus ernst nahm. Ein Vertrag kam trotz ultimativer Drohung mit Strafzöllen, die Harrison 1892 tatsächlich gegen haitianische Waren verhängte, nicht zustande. Da Haitis gesamter Export in europäische Länder ging, die ihm den Rüdien gegen das amerikanisdie Ansinnen stärkten, beharrte die Regierung in Port-au-Prince auf ihrer Ablehnung^^. Außerdem wirkten sich unliebsame Erinnerungen gegen einen Reziprozitätsvertrag aus, dem audi Clyde nodi einmal erwartungsfroh prophezeite, daß er Haiti „fest an uns bindet". Wie Durham dem amerikanischen Sondergesandten für die Reziprozitätsabkommen, dem künftigen Chef des State Department, John W. Foster, schrieb, seien weitere Verhandlungen aussichtslos. Ein haitianischer Diplomat habe ihm kopfsdiüttelnd gesagt, erst „schickt ihr ein ganzes Geschwader, um uns einzuschüchtern und zu sdirecken". Wer könne aber nach dieser „Beleidigung" noch einen Handelsvertrag erwarten? In Washington blieb hingegen die Auffassung lebendig, daß Haitis Widerspenstigkeit dem europäischen Einfluß zuzuschreiben sei. Haiti „ist auf Gnade oder Ungnade einer Clique ausländischer Kaufleute ausgeliefert . . ., deren Pläne im Interesse des amerikanischen Handels zunichte gemacht werden sollten", forderte der „New York Herald". Über die Bank von Haiti sichere sidi Frankreich „ein Mitspracheredit, das keine europäische Regierung besitzen darf, wenn nicht der Sinn der Monroe-Doktrin verletzt werden soll"=ä Überaus deutlich zeigte die amerikanisdie Haitipolitik unter der Regierung Harrison, wie sidi staatspolitische und wirtsdiaftlidie Interessen verfilzten. Den leitenden Politikern war daran gelegen, ihre wirtsdiafts- und flottenstrategische Konzeption schrittweise zu verwirklichen. Ihnen ging es daher in erster Linie um einen Stützpunkt und um die Erringung wirtschaftlicher Konzessionen. Dank seiner engen persönlichen Beziehungen und kraft seiner Stellung konnte Clyde es aber erreichen, daß seine Absiditen längere Zeit zu einem Bestandteil der amerikanischen Politik gemadit wurden. Da sich Clydes und der Regierung Ziele, auf Haiti Fuß zu fassen, deckten, brachen amerikanisdie Kriegssdiiffe für ihn die Blockade, trat Admiral Gherardi abwechselnd oder gleichzeitig als der Beauftragte der Regierung oder des Reeders auf. Die grobsdiläditigen Mittel unterstrichen die Entschlossenheit, mit der das Ziel angestrebt wurde. Wenn dabei auch Clydes Privatinteressen kräftig gefördert wurden und der Vorwurf der Korruption nahelag, so trat doch der allgemeine 102

Grundzug der amerikanischen Politik hervor, daß die wirtsdiaftlidie Expansion, die ja schließlich bestimmten Interessen zugute kommen mußte, unter dem Schutz der staatlichen Machtmittel vorangetrieben wurde. Aus der Überzeugung, daß darin eine legitime Aufgabe der amerikanischen Politik bestehe, erklärt sidi letztlidi das Maß an Einfluß, das einem direkten Nutznießer dieser Politik so lange eingeräumt wurde. Der Vorwurf der Korruption wäre angesichts des auf dem Spiel stehenden Einsatzes Blaine und Tracy als unangemessen erschienen. Ohne den Glauben an die vermeintlich objektive Notwendigkeit einer expansionistischen Außenpolitik hätte Clyde schwerlich soviel Verständnis, das oft genug in Aktion überging, finden können. 2. Die dominikanisώe Company"

Samanábucht

und die „Santo Domingo

Improvement

Unter einem glücklicheren Stern stand die amerikanische Politik in der Dominikanischen Republik auf dem östlichen Teil Hispaniolas. Nahezu zwanzig Jahre waren seit dem fehlgeschlagenen Versuch Präsident Grants vergangen, die Samanábucht als Stützpunkt zu gewinnen. 1886 hatte die Regierung Cleveland ein Angebot aus Santo Domingo, die Bucht an die Vereinigten Straten abzutreten, abgelehnt. Als Blaine die alten Pläne wieder aufnahm, verquickte sich auch hier das Stützpunktproblem mit der Frage nach wirtschaftlichem Einfluß. Besorgt nahm er jene Stimmen zur Kenntnis, die ihn eindringlich vor einem weiteren Wadisen des europäischen Einflusses in Domingo warnten. Über Konsul Durham ließ Blaine im Herbst 1890 bei Präsident Ulysses Heureux vorfühlen. Noch im Oktober berichtete Durham dem State Department, daß der Leiter des zweiten karibischen Negerstaats in einem vertraulichen Gespräch kein Hehl daraus gemacht habe, bereitwillig in Verhandlungen einzutreten". Während des Winters stand die Entwicklung auf Haiti im Vordergrund. Immerhin ließ Heureux im März 1891 durchblicken, daß er geneigt sei, den dominikanischen Gesandten Galván in Washington mit den nötigen Vollmaditen zu Gesprächen auszustatten. In Washington durfte man sidi daher der Hoffnung hingeben, ein zweites Eisen für den Fall im Feuer zu haben, daß die mit soviel Nachdruck vertretene Politik in Port-au-Prince ohne die gewünschten Ergebnisse blieb. Ohne Zeit zu verlieren, schaltete Washington, nachdem die Hiobsbotschaft von Pirmins endgültiger Absage dechiffriert worden war, auf Santo Domingo um. Nodi am 24. April wurde Admiral Gherardi instruiert, unverzüglich das Westindisdie Gesdiwader nach Osten in Bewegung zu setzen, um jetzt der Samanábudit seine Aufmerksamkeit zu widmen. Auch Gherardi gegenüber betonte Heureux seine Bereitschaft, nunmehr Einzelheiten besprechen zu wollen, obschon ihm sehr daran lag, seine „heranreifenden" Pläne geheim zu halten". Vermutlich um diese Vertraulichkeit zu wahren, übernahm es Galván, in Washington ein Pachtabkommen auszuhandeln. Er verband das mit den Konferenzen im State Department, an denen er wegen eines Reziprozitätsvertrages 103

teilzunehmen hatte. Eigentlich hatte Domingo ebenso wenig Grund wie Haiti, dem amerikanischen Drängen nadi einer derartigen Neuregelung der Handelsbeziehungen nachzugeben. Ging Haitis Hauptexportware, der Kaffee, fast vollständig nach Europa, so fand der dominikanisdie Tabak ebenfalls dort seinen Absatzmarkt. Nidit zuletzt befanden sich auch die Kreditgeber des persönlidi anspruchsvollen Diktators in den westeuropäischen Hauptstädten. Der amerikanisch-dominikanische Reziprozitätsvertrag von 1884 war zudem vom Kongreß nicht ratifiziert worden, weshalb Domingo auch verstimmt der ersten Panamerikanischen Konferenz ferngeblieben war. Mehrfach berief sich daher später der dominikanisdie Präsident darauf, daß er nur deshalb den Reziprozitätsvertrag vom 4. Juni 1891 abgeschlossen habe, weil sein Gesandter zugleich den Entwurf eines Vertrages heimschickte, der zu günstigen finanziellen Bedingungen für Heureux die Verpachtung der Samanábucht vorsah. Tatsächlich war Blaine mit dem Angebot einer Vorauszahlung den „Wünschen und Ansichten" des dominikanischen Staatsoberhauptes entgegengekommen. Andererseits wünschte er, dafür „bald" die Zustimmung zu dem Vertrag zu erhalten^®. Heureux wiederum mußte darauf achten, daß seine finanziellen und territerialen Transaktionen nicht allzu früh ins Licht der Öffentlichkeit gerieten. Als erneut ein amerikanisches Kriegsschiff in der Samanábucht rekognoszierte und ein New Yorker Blatt Einzelheiten des vorläufigen Vertragsentwurfs enthüllte, sah sich Heureux zu einem Dementi genötigt, um der Gerüchte in seinem Land Herr zu werden. Das hielt ihn nicht davon ab, dem amerikanischen Konsul zu erklären, er sei weiter bereit, heimlich die Beratungen fortzusetzen. Zur Geheimhaltung nötigten ihn wohl auch die ersten heftigen Proteste einiger europäischer Konsuln gegen den Reziprozitätsvertrag mit den Vereinigten Staaten, der nach der Auffassung ihrer Heimatregierungen gegen die vereinbarten Meistbegünstigungsklauseln verstieß. Hilfesuchend wandte sich die dominikanische Regierung an den Partner in Washington. Blaine ließ eine vage moralische Unterstützung zusagen, aber auch wegen des Stützpunktes nachbohren. Bis zum neuen Jahr hatte sich Heureux nicht nur die Meinung gebildet, er könne des amerikanischen Beistandes sicher sein, sondern bemühte er sich auch sogar, herauszufinden, ob Reziprozität und Samanábucht den Amerikanern nicht noch mehr wert seien. D a er schon seit längerem den Plan hegte, Hispaniolas Zweiteilung durch einen Einheitsstaat unter seiner Führung zu überwinden, bat er am 7. Januar 1892 Konsul Durham, den vorliegenden Entwurf zu verändern. Statt einer Pachtgebühr wünschte er eine Offensiv- und Defensivallianz mit den Vereinigten Staaten. Falls er sich demnächst zu einem Krieg gegen Haiti gezwungen sehe, der auch von Washington als „gerecht" anerkannt werde, sollten ihm zwei moderne Kriegsschiffe und eine „Anleihe" von einer Million Dollars zustehen. An seinem Erfolg sei kein Zweifel erlaubt, so daß er St. Nicholas besetzen und den Vereinigten Staaten, die es als „ P f a n d " für die Dominikanische Republik verwalten sollten, übergeben werde. Mit dieser Anfrage hatte Heureux jedoch Blaines Entgegenkommen überschätzt. Dem Außenminister stand der Fehlschlag in Haiti noch zu deutlich vor Augen, als 104

daß er sidi jetzt auf die Fortune eines dominikanischen Feldzuges gegen Hyppolite eingelassen hätte. Er hielt die neuen Bedingungen für „völlig unannehmbar". Eine Einigung sei nur auf der Basis des mit Galván vereinbarten Entwurfs möglich. Folglich nahm Durham in diesem Sinn unter dem Mantel der Verschwiegenheit seine Unterhaltungen mit Heureux wieder auP'. Seit dem Frühjahr 1892 verschlangen sich drei Stränge der amerikanischen Politik in der Dominikanischen Republik miteinander. Gesandter Durham bedrängte Heureux, die Samanábucht zu verpaditen. Die Proteste der europäischen Mädite gegen den Reziprozitätsvertrag vom Juni 1891 nötigten Washington, sich über eine amerikanische Reaktion klar zu werden. Die Problematik der dominikanischen Staatsschulden zog amerikanische Interessenten an. Die Geldnot Heureux' wurde damit zum Hebelpunkt, an dem die amerikanische Politik fortab ansetzen konnte. Eine Anleihe der Amsterdamer Bankfirma Westendorp & Co. hatte es Heureux 1888 ermöglicht, die dringenden Forderungen seiner englisdien Gläubiger und seine eigenen wachsenden Bedürfnisse zu befriedigen. Die Holländer übernahmen mit hohem Gewinn die dominikanischen Regierungsobligationen, die dadurch gedeckt wurden, daß Agenten der Firma, die sogenannte „Régie" unter dem Inspektor Dentex-Bondt, unmittelbar die Einnahme der Zölle übertragen wurde. Daraus wurden die Zinsen und Amortisationen gezahlt, wobei der Tilgungsdienst für die jährlichen Zahlungsverpflichtungen dreißig Prozent der gesamten dominikanischen Staatseinnahmen verschlang. Die Amsterdamer Anleihe rettete Heureux aber nur zeitweilig aus seinen Finanznöten. Durch die Profitspanjie verlockt, gaben Westendorp & Co. 1890 eine zweite Anleihe, die durch neue Zollabschöpfungen und eine H y pothek auf die erst noch zu bauende Eisenbahn zwischen Puerto Plata und Santiago abgesichert wurde. Als Heureux Anfang 1892 schon wieder in Amsterdam nachfragte, lehnten die holländischen Bankiers, die auch bereits 35 Prozent aller Hafeneinnahmen für die bankrotte Regierung Domingos einnahmen, unmißverständlich ab. Ihnen war indessen das wachsende amerikanische Interesse an Domingo nicht unbekannt geblieben. Dentex-Bondt fragte im März 1892 den Gesandten Durham, ob die Vereinigten Staaten noch immer Samaná begehrten. Wenn sie die Schuldenzahlungen des dominikanischen Staats garantierten, könne ihnen das Anrecht auf die Zölle übertragen und für beliebige Zeit die Bucht verpachtet werden. Als Durham darüber nach Washington berichtete, wunderte er sich, daß der holländische Finanzagent „jeden einzelnen Buchstaben" seiner Instruktionen gekannt habe^®. Man wird darin ein Indiz dafür sehen dürfen, daß Westendorp Sc Co. bereits engere Beziehungen nach New York angesponnen hatten. Dort hatte sich nämlich ein kapitalkräftiges Syndikat gebildet, dem die dominikanischen Schulden vielversprechende Aussichten zu eröffnen schienen. Ihm gehörten u. a. der Postminister der Regierung Harrison, der pennsylvanische Millionär John Wanamaker, die Finanzfirma Brown & Wells, sowie der ehemalige Senator und Präsident der „Nicaragua Canal Construction Company", J . Warner Miller, an; als Syndikus gewannen sie den vermögenden und politisch einflußreichen 105

deutsdi-amerikanischen Rechtsanwalt Frederic W. Holls. Holls begann sofort seine Fühler auszustrecken. Nodi im Februar 1892 bestürmte er seinen Geschäftsfreund, den westvirginischen Kohlenmillionär Stephen D. Elkins, Harrisons Kriegsminister, er solle seine „unbezähmbare Energie" in „patriotischem Eifer" für die Erwerbung von Samana einsetzen. Es ist möglich, daß Holls den Kontakt mit Westendorp & Co. aufnahm, wie er auch in Santo Domingo Informationen einzog^'. Auf der Insel hatte Durham Samaná nicht aus dem Auge verloren. Heureux schlug Finten, bestritt Galváns Autorisierung, behauptete unverfroren, er kenne nicht einmal den angeblichen Vertragsentwurf, zumal da sein Gesandter nur Erkundigungen hatte einholen sollen. Doch allmählich zwang ihn der schärfer werdende Protest der europäischen Konsuln gegen den Reziprozitätsvertrag zu einem verbindlicheren Ton. Vornehmlich die Einwände des deutschen Vertreters kündigten für Heureux böse Folgen an, nahmen doch deutsche Exporthäuser den Löwenanteil des dominikanischen Tabakexports ab. Handelsrepressalien drohten daher, politische Unruhen im Hauptanbaugebiet, dem ohnehin unsidieren Gibao-Bezirk, auszulösen. Angesichts der dicht bevorstehenden Präsidentschaftswahlen mußten Heureux diese Rückwirkungen des Reziprozitätsvertrages besonders ungelegen kommen. Am 25. April deckte er seine Karten auf. Er erklärte sich bereit, eine Sondersitzung des dominikanischen Parlaments einzuberufen, um den Vertrag über Samaná ratifizieren zu lassen, falls er von der vereinbarten Pachtgebühr für das erste Jahr in Höhe von 250 ООО Dollar sofort 200 ООО Dollar als Vorschuß erhalten könne. Geschickt motivierte Heureux seine Geldnot mit den zu erwartenden und zu bekämpfenden Unruhen, die nach dem Bekanntwerden des Vertrages ausbrechen würden. Als Durham ihn auf die verfassungsrechtlichen Schwierigkeiten für Harrison hinwies, der ohne Zustimmung des Kongresses keine Zahlungen dieser Art leisten könne, entgegnete Heureux mit unleugbarer Logik, daß er die Aufständischen nidit abzuwarten bitten könne, bis er seine Subsidien erhalten habe'". Fast gleichzeitig traf in der Kanzlei von Heureux ein erster offizieller Kollektivprotest der europäischen Handelspartner Domingos gegen den Reziprozitätsvertrag ein. Anfang Mai stießen die europäischen Konsuln mit einer zweiten Note nach, in der gemäß der Meistbegünstigungsklausel die Vorteile des Vertrages mit den Vereinigten Staaten auch für ihre eigenen Staaten gefordert wurden. Dringlich bat jetzt der dominikanische Präsident um amerikanischen Rat, zumal da ihm am 23. Mai ein Ultimatum, bis zum 1. Juli eine verbindliche Antwort zu geben, überreicht wurde. Im Mai nodi wurde daher Washington über Heureux' Angebot und seine offensichtlichen Finanzsorgen,, bis Anfang Juni auch über die europäische Drohung ins Bild gesetzt. Nun folgen die Ereignisse Schlag auf Schlag''. Im Mai entsdiloß sich das New Yorker Syndikat, die „Santo Domingo Improvement Company", zwei Anleihen an die Dominikanische Republik zu übernehmen, mit denen nicht nur die beiden Westendorp-Anleihen zurückgezahlt, sondern audi Heureux' Wünsche erfüllt werden konnten. In langwierigen 106

Verhandlungen begann damit die „Improvement Company", in ihre Stellung in Domingo einzurücken. Plötzlich schlug auch der Ton der diplomatischen Instruktionen f ü r den Gesandten D u r h a m um, gesellten sidi doch jetzt im Kabinett zu Harrison, Blaine und Tracy audi nodi Wanamaker und Elkins als Befürworter einer aktiven dominikanischen Politik hinzu. Am 10. Juni wurde D u r ham angewiesen, Heureux sofort die Unterstützung der Vereinigten Staaten zuzusichern. Einen Tag nach dem Ablauf des Ultimatums, am 2. Juli, traf Durhams telegraphische Zusage in der dominikanisdien Hauptstadt ein. Nach ausgiebigen Kabinettssitzungen wurde endlich am 12. Juli ein Antwortsdireiben an die europäisdien Konsuln verfaßt. Die dominikanische Regierung lehnte darin, des unentbehrlichen Rückhalts nunmehr sicher, die Forderung der überseeisdien Mächte ab. Die Meistbegünstigung schließe die Amerika gewährten Vorteile nicht mit ein, ließ Heureux verlauten, indem er sich ganz der spezifisch amerikanischen Auslegung der Reziprozitätsverträge anschloß'^. Da sich die Empfänger der dominikanischen Note keinen Zweifeln über die Ursadie von Heureux' Festigkeit hingaben, wurde der Präsident eine dringende Sorge los. Die Verhandlungen mit dem Syndikat und mit Durham wegen Samanás verliefen danach auf parallelen Gleisen oder sie glichen, um das Bild zu wediseln, Vorgängen in kommunizierenden Röhren. Der amerikanische Kongreß hatte inzwischen die Gelder bewilligt, die dem State Department bisher fehlten, um auf Heureux' Nachfrage vom 25. April eingehen zu können. Blaines Stelle hatte im Juni 1892 John W. Foster eingenommen, dem als Sondergesandten f ü r die Reziprozitätsverhandlungen auch die dominikanischen Probleme vertraut waren. Er beauftragte Durham am 6. August 1892, einen Paditvertrag mit Heureux zu schließen. Zugrunde gelegt wurde der Entwurf vom Mai 1891, den Foster selber mitgesdiaffen hatte. Der Vertrag sah eine 99jährige Pacht der Carenero-Insel in der Samanábucht mit Exklusivrechten f ü r die Vereinigten Staaten vor. Auf Heureux' Wünsche ging der Artikel II ein, demgemäß innerhalb von dreißig Tagen nach der Unterzeichnung 250 ООО Dollar als erste Pachtzahlung überwiesen werden konnten. Fünf Jahre lang sollte dann die Pachtgebühr je 50 ООО Dollar, anschließend je 25 ООО Dollar jährlich betragen. Ohne zu zögern, begab sich Durham, der zugleich in Port-au-Prince akkreditiert war, nach Santo Domingo, wo er den auf einer Strafexpedition weilenden Präsidenten nicht antraf. Ehe er Heureux sprechen konnte, meldete der „New York H e r a l d " Ende August, daß die Vereinigten Staaten mittels einer privaten Gesellschaft die holländischen Anleihen aufzukaufen strebten. Erbost wegen dieses Lecks, wie Durham glaubte, zauderte Heureux mit dem Absdiluß des Vertrages. Der amerikanische Gesandte beschwerte sidi nachdrücklidi, daß jetzt zu alledem das Kriegssdiifi „Kearsarge" aus den dominikanischen Gewässern abgezogen werde, wo er doch gerade dieses Rückhalts bedürfe. Nach den Präsidentsdiaftswahlen brauche er unbedingt einen Kreuzer, um durdi gelinden Drude einer Enttäusdiung wie mit St. Nidiolas vorzubeugen". Tatsächlich erklärte sich jedoch der Stillstand aus dem Absdiluß der Verhandlungen zwischen Heureux und dem N e w Yorker Syndikat. Als Durham am 8. 107

Oktober Außenminister Foster telegraphierte, Samaná sei derzeit „unmöglich zu gewinnen", als er bedauernd erläuterte, daß die gleiche Vollmacht, wie er sie seit dem August 1892 besitze, im April den Erfolg beschert hätte, bezeidinete er damit genau die Spanne zwischen der prinzipiellen Zusage der „Improvement Company" im Mai und dem vermutlidien Abschluß des Anleihegeschäftes in den ersten Oktobertagen! Holls, der zusammen mit dem Vizepräsidenten des Syndikats, dem Bankier Charles W. Wells, persönlich mit dem ihm imponierenden Heureux verhandelte, sagte zwei Anleihen über insgesamt 3,26 Mill. Pfund Sterling zu. Die „Régie" trat geschlossen in den Dienst der neuen Gesellschaft, da die Zolleinnahmen weiterhin als Unterpfand der Rückzahlungen galten. Von etwa zwei Millionen Dollar an jährlichen Zollgeldern erhielt die dominikanische Regierung fortab je 90 ООО Dollar im Monat, während der Rest, fast die Hälfte der wesentlichen Staatseinnahmen, zur Abtragung der Schulden diente. Die New Yorker Gesellschaft sicherte auch den Bau der Eisenbahn von Puerto Plata nach Santiago zu, die ihr auf fünfzig Jahre verpachtet wurde. Sie gewann ein Stimmredit bei der Ernennung der staatlichen Zollbeamten, um trotz der „Régie" ganz sicher zu gehen. Für den Fall eines erneuten Bankrotts wurde ihr eingeräumt, um die Bildung einer internationalen Kommission in den Vereinigten Staaten, Holland, Belgien, Großbritannien und Frankreich nachsuchen zu dürfen, die dann die Dominikanische Republik wie ein westindisches Ägypten verwalten sollte. „Natürlich werden wir auf gar keinen Fall England oder Frankreich bemühen", vertraute Holls seinem Freund Andrew D. White, dem amerikanischen Gesandten in Berlin, an, „aber wir mußten diese Staaten erwähnen, um die öffentliche Meinung zu beruhigen." Wenn auch Holls weiter schrieb, daß amerikanische Annexionswünsche zur Zeit keine Aussicht besäßen, „obwohl wir definitiv Samaná besitzen und wenigstens ein Protektorat über Domingo ausüben sollten", dann kennzeichnete er nur auf seine Weise, daß die „Improvement Company" ein starkes Interesse an der unmittelbaren Anwesenheit amerikanischer Streitkräfte nicht leugnen mochte, während andererseits Heureux doch der Notwendigkeit enthoben worden war, seinen besten Trumpf gegen Vorschußzahlungen aufzugeben'^. Im Januar 1893 wurde der Schlußstrich unter die Samana-Gesprädie gezogen. Heureux, dem das dominikanische Parlament gefügig den Kontrakt mit der „Improvement Company" ratifizierte, nahm nach ein paar Monaten eine dritte Anleihe des amerikanischen Syndikats auf. Es kann sdiwerlich überraschen, daß die Bedingungen immer ungünstiger wurden: die monatlichen 90 ООО Dollar wurden jetzt in Silberwährung ausgezahlt, während der Dominikanischen Republik die „Régie" für 66 Jahre aufgesdiultert wurde. Fast zwei Jahre später gelang der Entwicklungsgesellschaft der abschließende Coup. Die Ermordung eines französischen Staatsangehörigen gab Paris den Anlaß, dem schwindenden französischen Einfluß in der Dominikanischen Republik noch einmal nachzuhelfen. Heureux erhielt ein Ultimatum zugestellt, daß aus den Zolleinnahmen die „Zahlung der spezifizierten Entschädigungssumme" gelei108

stet werden müsse. Ein französisches Kriegsschiff lief in Domingo ein. Jetzt wurde die „Improvement Company" im State Department vorstellig, da der französische Eingriff unmittelbar ihren Interessenbereich berührte. Binnen kurzem entsandte Marineminister Herbert drei amerikanische Kreuzer, die ihren Auftrag, „sorgfältig" die amerikanischen Interessen „zu beobachten", durch Schießübungen in der Nähe des Hafens von Domingo ausführten. Dieser unübersehbare Beistand für die dominikanische Regierung führte sogleich eine friedliche Regelung des Streits mit Paris herbei. Die Schlappe jedoch, die die französischen Interessen erlitten, nutzte das amerikanische Syndikat aus. Als Heureux einige Monate später, im September 1895, eine weitere Anleihe gewährt wurde, konnte es die dominikanische Nationalbank, die bisher ein französisches Bankenkonsortium um die Credit Mobilier getragen hatte, übernehmen®'. Doch sdion im Frühjahr 1893 hatte sich für die amerikanische Politik die Lage in Domingo geklärt. Zwar mußte die Hoffnung auf einen Stützpunkt in der Samanábucht endgültig aufgegeben werden. Die „Improvement Company" zerstörte durch ihr Auftreten die letzten Aussichten. Doch deuteten alle Anzeidien statt dessen auf den Gewinn der wirtschaftlichen Überlegenheit hin. Der Reziprozitätsvertrag hatte die Bewährungsprobe europäisdier Einwände überstanden. Mit der „Improvement Company" übernahmen amerikanische Kapitalgeber die Staatsfinanzen der Dominikanischen Republik gleichsam von innen, ohne daß sich das klare Abhängigkeitsverhältnis hätte leugnen lassen. Wenn daher Clevelands Außenminister Gresham im März 1893 Durham instruierte, strikte Neutralität zu wahren, den amerikanischen Kreuzer nur zum Schutz amerikanischen Lebens und Eigentums, keineswegs aber für „höhere politische Erwägungen" einzusetzen, dann vollzog er keine entsagungsvolle politische Kehrtwendung. Samaná war ohnehin nicht mehr in greifbarer Nähe, schutzbedürftiges „amerikanisches Eigentum" aber um so mehr. Der imperialistische „Review of Reviews" mochte zwar hoffen, daß die Übernahme der Zölle durch eine amerikanische Gesellschaft „den Weg für eine Wiederaufnahme" der Stützpunktfrage „glätten" möge. Die viel weiterreichende, zukunftssträchtigere wirtschaftliche Durchdringung der Dominikanischen Republik, der die strategischen Interessen in der Samanábucht geopfert werden mußten, hatte aber unwiderruflich begonnen. Die Ausdehnung massiver amerikanischer Interessen schuf die Voraussetzungen für die militärische Interventionspolitik nach der Jahrhundertwende: Allein von 1902 bis 1916 landeten amerikanische Truppen dreißigmal in der Dominikanischen Republik'".

4. D i e cbilenisciie Revolution v o n 1891, der „Baltimore"-FalI und die amerikanische Intervention Der „Salpeterkrieg" von 1879 bis 1883 hatte für das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und Chile einen Wendepunkt bedeutet. In seinem Verlauf 109

traf die chilenische Regierung auf den amerikanisdien Gegenzug, der z w a r ohne volle Energie, audi schließlidi ohne E r f o l g blieb, jedoch eine tiefe Mißstimmung auf beiden Seiten hinterließ. In Santiago reagierte man bitter auf die Anstrengungen Amerikas, Chile die Früchte seiner Siege vorzuenthalten. Den verantwortlichen amerikanischen Politikern blieb schließlich keine andere Wahl, als Chiles Expansion an der Pazifikküste hinzunehmen. D a m i t aber wurde in ihrer Vorstellung die Bedeutung der englisdben Gefahr für die amerikanische Südamerikapolitik, der erhöhte Wachsamkeit not zu tun schien, bestätigt. Wenn Außenminister Frelinghuysen auch zurückhaltender als Blaine vorging, so verfolgte er doch die chilenisdi-peruanischen Friedensverhandlungen mit offenem Mißbehagen. Als Peru den Abschluß hinauszögerte, da es die einschneidenden chilenischen Forderungen nach Abtretung von T a r a p a c á und zehnjähriger Ausnutzung der Provinzen T a c n a und Arica hart trafen, drohte er dem chilenischen Gesandten eine direkte amerikanische Intervention an, wenn sein L a n d nicht schneller Frieden schließe, das hieß aber: Peru gegenüber Nachgiebigkeit zeige. Der durch einen Putsch hochgestiegene neue peruanische Präsident enthob Chile seiner Sorgen, er unterzeichnete im Oktober 1883 den Vertrag von Ancón. Ihm zufolge mußte Peru an Chile eine gewaltige Landfläche abtreten; das Schicksal von T a c n a und Arica, die chilenischer Verwaltung unterstellt wurden, sollte nach zehn Jahren durdi ein Plebiszit entschieden werden, wobei der Sieger eine Abfindungssumme von 10 Millionen Pesos zahlen sollte; damit wurde aber ein bis 1929 schwelendes Problem geschaffen. Noch einmal fühlte sich die diilenische Regierung vor den K o p f gestoßen, als Präsident Arthurs demokratischer Moralismus im Dezember 1883 die Anerkennung des peruanischen Caudillos von der nachweisbaren Zustimmung des Volkes abhängig machen, damit aber, so schien es, den Friedenssdiluß in Frage stellen wollte. A u d i diese Wolke zog vorüber, versdiwand jedoch keineswegs ganz v o m H o r i z o n t der diilenisdien Politik, der f o r t a b ihr höchster Triumph mit der Erinnerung an die amerikanischen Widerstände verbunden blieb'. Die innere Entwicklung des Landes beherrschte in den folgenden Jahren ein unerhört stürmischer wirtschaftlicher Aufschwung. T r o t z der Rückwirkungen der weltwirtschaftlichen Depression auf die Salpeterpreise trieb doch die Entwicklung dieser Industrie die Wachstumszifiern der diilenischen Volkswirtschaft steil nach oben. Chile schien ungestört seinen ringsum beneideten Wohlstand genießen zu können. Als 1886 José Balmaceda dank der üblichen Wahlmanipulationen der Oligarchie das Präsidentenamt übernahm, zeichnete sich jedoch in der chilenischen Politik eine neue Konstellation ab. Sie gründete auf der langsam anwachsenden sozialen und innenpolitischen Bewegung, die das traditionelle Gesellschaftsgefüge, folglich audi das Verhältnis der Parteien veränderte. Andererseits beruhte sie auch auf der Persönlichkeit des Staatsoberhaupts. Zur Milderung des uneingeschränkten Laissez-faire-Kapitalismus, der bisher der diilenisdien Wirtschaft sein Signum aufgedrückt hatte, entwickelte Balmaceda, auch unter dem Einfluß Listseber Gedanken, ein pragmatisches R e f o r m p r o gramm, das gleichwohl weitblickend genug angelegt war, um zugunsten des

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Gemeinwohls vor der staatlichen Intervention nicht zurückzusdieuen. Sdion 1886 entzog er dem englisdien Salpetermagnaten North das Eisenbahnmonopol in Tarapacá; 1889 kündigte er die allmähliche Verstaatlichung der Salpeterfelder an, um die Bodenschätze planmäßiger ausnutzen, die Einnahmen aber auch zur Verwirklichung seiner Pläne verwerten zu können. Balmacedas Wirtschaftsnationalismus führte ihn zwangsläufig in den Konflikt mit den englischen Salpeterinteressen, die er nach ergebnislosen. Verhandlungen mit N o r t h als „Faktorei des Auslands", als „industrielle Diktatur" brandmarkte. Zugleich aber richtete sich eine heterogene, doch ständig wachsende chilenische Opposition gegen seine eingefleischte Traditionen und Interessen verletzende staatliche Interventionspolitik. Ihr gegenüber sudite er sich durch zunehmend autoritäre Entscheidungen, die ihn auf die Bahn einer Entwicklungsdiktatur drängten, zu behaupten. Um endlich ein Gegengewicht zu der englischen Machtstellung zu schaffen, glaubte Balmaceda, ein hohes politisches Risiko eingehen zu müssen: Er ließ über den amerikanischen Gesandten auf die Chancen für amerikanisches Kapital hinweisen. Ehe diese Anregung aufgegriffen werden konnte, löste die Mißachtung des Parlaments einen Verfassungskonflikt aus, der unmittelbar, am 6. Januar 1891, in den bewaffneten Aufstand der sich auf die Flotte stützenden Oppositionsgruppen, der sog. Kongreßpartei, übergingt. Im Bürgerkrieg, der bis Ende August 1891 anhielt, neigte sich die Waage allmählich nach der Seite der Kongreßpartei. Bis zum Mai hatte sie dank der Flotte die Salpeterprovinzen in ihre H a n d gebracht. Damit gewann sie die gesamten Einnahmen aus den Exportzöllen für sich. Aber nicht nur wegen ihrer unmittelbaren Kontakte erfreute sie sich der kaum verhüllten Unterstützung der englischen Interessengruppen, die in der Rebellion den Widerstand gegen die befürchteten Verstaatlichungsmaßnahmen Balmacedas förderten. „Die Revolution bietet in den Augen der ausländischen Kaufleute die einzige Hoffnung, die Situation zu klären", schrieb ein chilenischer Publizist, während die Londoner „Times" bald berichtete, „daß die Ausländer", die sie als „die großen fremden Kapitalgeber, die Grubenbesitzer von Tarapacá" spezifizierte, „ihre ganze Sympathie der Kongreßpartei zuwenden". Der Chefkorrespondent der „Times", R. L. Thomson, spielte selber eine aktive Rolle. Später wurde er von der Kongreßpartei öffentlich gelobt. Er meldete im Frühjahr aus persönlicher Erfahrung an das Londoner Foreign Office weiter, daß „die Kongreßpartei . . . hauptsächlidi und in erster Linie aus Freunden Englands" zusammengesetzt sei'. Subsidien der englischen Salpetergesellschaften f ü r die Opposition flössen reichlich, Kredite der von Engländern geleiteten Banken standen ihr zur Verfügung. Bei ihren Waffen- und Munitionseinkäufen in Europa konnten sie mit Wechseln auf dieselben bezahlen. Vor allem North suchte sich gegen weitere Überrasdiungen durdi großzügige Spenden abzusichern. Das Sprachrohr der englischen Südamerikainteressen, das „South American Journal", machte kein Hehl daraus, daß seine Sympathien den Rebellen galten. „Ohne Zweifel", räumte der englische Gesandte in einem ungeschminkten Bericht ein, „ließen III

unsere Offiziere und die britischen Kolonien in Valparaiso und an der ganzen Küste der Opposition materielle H i l f e zukommen und machten sidi vieler N e u tralitätsbrüche schuldig." Eine Rechtfertigung f a n d auch er in der von B a l m a cedas P r o g r a m m ausgehenden Gefahr, denn „sein T r i u m p h " , sdirieb er, hätte eine „schwerwiegende Beeinträchtigung der englischen Handelsinteressen nach sidi gezogen"^. In den Vereinigten Staaten befand sich seit einem J a h r wieder J a m e s G. Blaine, der seit langem vor der Ausbreitung des englischen Einflusses in Lateinamerika gewarnt hatte, im Auswärtigen Amt. Er wies immer wieder auf Chile hin, das der mit ihm bekannte, in dieselbe K e r b e hauende Journalist William E. Curtis in einem vielgelesenen Reisebuch als britische Kolonie bezeichnete. Auf der ersten Panamerikanischen Konferenz waren Blaines Pläne vornehmlich auf chilenischen Widerstand gestoßen, da sie der dort weitverbreiteten antiamerikanischen Einstellung, sei sie auf Interessenwahrung oder Gefühl gestützt, neue N a h r u n g gaben. Nach Konferenzschluß nahm Englands diplomatischer Vertreter in Santiago mit unverhohlener Befriedigung wahr, daß Chiles Verhältnis zu den Vereinigten Staaten nicht nur weiter „ d i f f i z i l " bleibe, sondern daß die Abneigung sich eher „noch verstärkt" habe'. Die Entsendung des neuen amerikanischen Gesandten, des erst unlängst naturalisierten irischen Nationalisten und Mithelfers von Parnell, Patrick Egan, konnte ebenfalls nur als K a m p f a n s a g e gegen die englische Vorherrschaft in Chile aufgefaßt werden. D a seine A n k u n f t mit der verschärften Wendung Balmacedas gegen das englische Übergewicht in der wichtigsten Industrie des Landes zusammenfiel, gewann er einen gewissen Einfluß, den er, auch durchaus zu seinem privaten Vorteil, beim Ausbau der chilenischen Eisenbahnen anzuwenden verstand. In einem für einen ausländischen Diplomaten ungewöhnlichen Maße identifizierte er sich offen mit Balmaceda, als dieser trotz der loyalen Einstellung der Armee an Boden verlor. Egans Berichte nach Washington verrieten, wie sehr er auf der Rebellenseite nur ausländische Interessen witterte oder auch zutreffend erriet. Sein stets waches Mißtrauen gegenüber England, die ihm wohlbekannte H a l t u n g Blaines, sein Eigennutz — sie alle bestätigten ihn in seiner Parteinahme für die angefeindete Regierung. D a ß sie sich spürbar an den Vertreter der Vereinigten Staaten anlehnte, auch „prompte und energische Schritte" zum Schutz amerikanischer Bürger einleitete, trug ihr erst recht das L o b Egans ein. Er riet Balmaceda, den Salpeter zur Konterbande zu erklären, um mit diesem E m b a r g o vor allem die Engländer hart zu treffen. Offensichtlich stellte er hierbei und bei anderen Gelegenheiten freigiebig die Unterstützung der Vereinigten Staaten in Aussicht. Er hüllte sich auch sonst nicht in Schweigen, sobald er seinen europäischen Kontrahenten schaden konnte. Kein Wunder, daß sich sein englischer Kollege zuhause beklagte, E g a n arbeite den englischen Interessen „aktiv entgegen, um so den Einfluß der Vereinigten Staaten auf diese Republik auszudehnen"". Im State Department hatte die jüngste Entwicklung Chiles unter Balmaceda Hoffnungen geweckt, fortab dem amerikanischen Einfluß stärker die Tür öffnen

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zu können. Vor allem Blaine mußte es gelegen kommen, daß der neben Argentinien widitigste südamerikanische Opponent seiner Politik weniger spröde zu werden versprach. Balmaceda genoß daher die Sympathien der amerikanischen Verantwortlichen, die sich in ihrer Auffassung durch die Berichterstattung Egans bekräftigt fühlten. Der chilenisdie Gesandte konnte nodi im Juli 1891 nach Santiago melden, „daß wir die volle Unterstützung der Vereinigten Staaten und ihrer Staatsmänner besitzen". Umgekehrt beklagte der diplomatische Agent der Kongreßpartei in Washington, wie „ablehnend" das State Department „unsere Position" beurteile. Zwei weitere Schachzüge der amerikanischen Politik bestätigten diese einhellige Auffassung. Nach langem Zaudern bot Washington Anfang Juni seine Vermittlung im Bürgerkrieg an. Zu, diesem Zeitpunkt hatten sich nagende Zweifel hinsichtlich der Stabilität des Balmaceda-Regimes eingestellt, da die Rebellen stetig Fortschritte machten. Gerade deshalb riet Staatssekretär Adee dringend von einem solchen Schritt ab, der allzu offensichtlich der Unterstützung der wankenden Balmacedisten diene, folglich der Opposition nur neuen Auftrieb geben werde. Dennoch wurde jetzt der amerikanische Gesandte angewiesen, den streitenden Parteien die Vermittlungsbereitschaft seiner Heimatregierung mitzuteilen, nachdem Balmaceda sein Interesse daran hatte durchblicken lassen. Kaum hatte Egan sich dieses Auftrags entledigt, als die siegesgewissen Rebellen schlankweg ablehnten'. Helles Aufsehen in der Öffentlichkeit erregte der „Itata'-Zwischenfall. Als beide Seiten im Verlauf der chilenischen Revolution ihre Position durch Waffenund Munitionskäufe zu verbessern trachteten, hatte sich Blaine zunächst auf den völkerrechtlich anerkannten Standpunkt einer neutralen Macht berufen, die jedem der Gegner Rüstungsmaterial verkaufen dürfe. Diese Auffassung wurde plötzlich revidiert, als der von den Kongressionalisten ergriffene Dampfer „Itata" in San Diego an der kalifornischen Küste Kriegsmaterial der N e w Yorker Firma William R. Grace & Co. löschte und trotz Gegenmaßnahmen der amerikanischen Hafenbehörden wieder nach Süden in See stach. Blaine wurde, als Anfang Mai 1891 diese Nachricht in Washington eintraf, durch eine Krankheit vom Zentrum der Entscheidungen ferngehalten. Justizminister William H . H . Miller, bislang Partner in Harrisons Rechtsanwaltsbüro und Vertrauter des Präsidenten, hielt plötzlich geltendes Recht f ü r verletzt. Er wurde von John W. Foster, binnen kurzem Blaines Nachfolger im State Department, doch jetzt noch vertraglich gebundener Ratgeber der Balmaceda-Regierung, nach Kräften in seiner Auffassung bestärkt. Ihnen Schloß sich Blaines Freund, der Großkaufmann Charles R. Flint, an, dessen Firma sich zum sdiärfsten Konkurrenten von W. R. Crace & Co. und zum Lieferanten f ü r Balmaceda entwickelt hatte®. Der Marineminister setzte unverzüglich amerikanische Flotteneinheiten zur Verfolgung der „Itata" an. Auf einer langen Jagd entlang der pazifischen Küste entkam der Dampfer. Darauf nahm der Chef des amerikanischen Südpazifikgesihwaders Verhandlungen mit der Rebellenführung in der Hafenstadt Iquique auf. Er erreichte, daß die „Itata", als sie unbehelligt an ihr Ziel ge113 8

Wehler, Amerik. Imperialismus

langte, ihm mitsamt ihrer Ladung übergeben wurde. In seiner Erfolgsmeldung an Tracy erläuterte er, daß „das Auftauchen eines Gesdiwaders moderner Kriegssdiiffe" der Grund sei, weshalb die Aufständischen „sich den amerikanischen Forderungen gebeugt" hätten. Von der Lieferung auf der „ I t a t a " hatte die abschließende Kampagne der Rebellen, die jetzt um volle zwei Monate hinausgezögert wurde, abgehangen. Die amerikanische Aktivität in dieser massiven Form löste deshalb eine bittere Reaktion unter ihnen aus, da sie sich mit einer offenen Unterstützung der Präsidialdiktatur abzufinden hatten. Bald wies ihr Außenminister auf die „notorische" Begünstigung Balmacedas hin, der verständlidierweise in Washington seine Dankesbezeugungen ausrichten ließ. Der „ungewöhnlidie Eifer" der Behörden bei der Verfolgung der „ I t a t a " lasse sidi nur aus dem Bestreben erklären, „Wirtschaftseinfluß" im Chile Balmacedas zu gewinnen, ließ sich der Yale-Professor Woolsey vernehmen. Unverzüglich strengte die enttäuschte Kongreßpartei in Kalifornien ein Verfahren gegen die Besdilagnahmung der „ I t a t a " an. Trotz der Gesdiicklidikeit der Verteidigung, namentlich John W. Fosters, ging es mit einem Prozeßerfolg für sie aus. Fehlte ihm audi ein militäriscii-politisciier Nutzen, so unterstrich das Ergebnis doch ihre Vorbehalte gegenüber der amerikanischen Neutralität®. Während das Geridit nodi tagte, setzte die amerikanische Politik weiterhin unbeirrbar auf Balmaceda. Blaine und Flint glaubten, die für vorübergehend gehaltene Schwäche der Balmaceda-Regierung ausnutzen zu sollen. Sie drängten beim chilenischen Gesandten noch im Juli 1891 auf den Abschluß eines Reziprozitätsvertrages, den Balmacedas Außenminister bereits im Mai als Entgelt für die Behandlung der „ I t a t a " in Aussicht gestellt hatte; hartnäckig nachstoßend, begann Egan ihn auszuhandeln. Ende Juli Schloß ein mit Tracy befreundeter Chicagoer Eisenbahnsyndikus aus Zeitungsberichten, daß „die Geschäftswelt auf ein Eingreifen in Chile drängt". Er hielt das für „völlig angebracht" und hoffte, daß der Präsident „einige kraftvolle Maßnahmen einleiten wird, die zu einem Friedenssdiluß auf der Grundlage der amerikanisdien Vorherrschaft führen". Es müsse „ein für allemal" dem Grundsatz Anerkennung verschafft werden, daß „alle Vorgänge auf dem amerikanischen Kontinent für den wichtigsten amerikanischen Staat von Interesse sind", „daß dieser jederzeit intervenieren darf, wenn seiner Meinung nach seine Interessen . . . berührt werden". Das amerikanische Südpazifikgeschwader blieb inzwischen auch nicht untätig. Unter seinem Schutz kappte Mitte Juli die „Lateinamerikanische Telegraphengesellschaft", ein amerikanisches Unternehmen, das Egans Protektion manches zu verdanken hatte, das Kabel zwischen Peru und dem Rebellenhauptquartier in Iquique. Unverzüglich stellte sie dann auf Wunsch Balmacedas die Verbindung mit dem regierungstreuen Valparaiso her. Noch am 20. August entsdiloß sich der kommandierende amerikanische Admiral, den Balmaceda-Streitkräften seine Beobachtungen über die Truppenbewegungen und Invasionsabsichten der Revolutionäre mitzuteilen". 114

A u d i er konnte jedoch den ausschlaggebenden Sieg der Kongreßpartei am 28. August nidit verhindern. Balmaceda beging in einem A n f a l l von Verzweiflung Selbstmord, zahlreiche hochgestellte Anhänger suchten in der amerikanischen Gesandtschaft Asyl. D a s wurde ihnen von E g a n trotz heftiger Proteste der neuen Machthaber, denen selber er es unlängst versagt hatte, bereitwillig gewährt. D a s State Department ermahnte ihn zur Vorsicht, billigte jedoch, wie Präsident Harrison auch, sein Verhalten. Es teilte Egans Urteil, daß die sich ansdiließende Bewachung der Gesandtschaft eine „denkbar bösartige Gesinn u n g " verrate, obschon die chilenische Regierung sich ganz im Rahmen der Gesetze bewegte. In Washington zögerte die Regierung Harrison, die sich dem völligen Fiasko ihrer chilenisdien Politik gegenübersah, gegen Blaines R a t länger als eine Woche mit der Anerkennung der neuen Machthaber in Santiago. Als sie sich zu diesem unumgänglidi gewordenen Schritt durchrang, hatte ihre widerstrebende H a l t u n g dort erneut böses Blut geschaffen. „Wir Briten", konnte der englische Gesandte Kennedy wahrheitsgemäß nach London berichten, „stehen jetzt allseits in überaus hoher G u n s t . " " Ehe sidi die Enttäuschung in Washington und die leidenschaftliche Empörung in Santiago, w o sich nach dem Triumph ein unverhohlener H a ß auf Washington und seinen Vertreter Bahn brach, abgemildert hatten, flog ein neuer Funke in das explosive Gemisch der amerikanisch-chilenischen Beziehungen. Der K o m mandant des in Valparaiso ankernden amerikanischen Kriegsschiffs „Baltim o r e " , auf dem soeben noch Balmaceda-Anhänger nadi Peru gesdiafft worden waren, hielt es trotz der nahezu greifbaren Spannung f ü r angebracht, zur selben Zeit, am 16. Oktober, mehr als hundert Matrosen L a n d u r l a u b zu geben. Gegen Abend entwickelten sich im Hafenviertel Schlägereien, die zur Ermordung zweier amerikanischer Seeleute führten. Telegramme des K a p i t ä n s Schley und des Gesandten E g a n informierten das Außenministerium über den neuen Zwischenfall, der ganz auf unvorhersehbare Übergriffe des amerikafeindlidien Mobs zurückgeführt wurde. Beide Männer hatten sich jedoch vorher keinen Zweifeln über die aufgestauten Emotionen nach dem Ausgang des Bürgerkrieges hingegeben. Die Erregung über den Abtransport zahlreicher Flüchtlinge nach Kriegsschluß war wohlbekannt. „Angesichts dieser Stimmung gegenüber der amerikanischen Flotteneinheit" hatte der Geschwaderkommandeur noch am 11. Oktober ausdrücklich bezweifelt, ob die Anwesenheit amerikanisdier Kriegsschiffe in Valparaiso weiter zu rechtfertigen sei'®. Als die Nachricht in Washington eintraf, trat der amerikanisch-chilenische Konflikt in eine neue Phase ein. Der T o d amerikanischer Matrosen löste eine spontane Empörung aus, die sich über die Vorgeschichte hinwegsetzte oder um so gereizter wirkte, als diese der öffentlidikeit wenig bekannt war. Schlagartig begrenzte fortab ein emotionelles Prestigedenken den Spielraum der amerikanischen Politik. Präsident Harrison sah sich vor die Last von Entscheidungen gestellt, die nüchtern abzuwägen ihm verschiedene Umstände erschwerten. Wegen Blaines langwieriger Krankheit, an der er im folgenden J a h r starb, fehlte dem State Department oft wochenlang die führende H a n d . Zudem erkrankten die 115

Staatssekretäre Adee und Moore, die Stützen des State Department, so daß zeitweilig nur Staatssekretär Wharton Dienst tat. Deshalb kamen immer mehr neue Probleme direkt auf den Präsidenten zu, der sidi gleichzeitig mit einer Auseinandersetzung in der Beringsee, der Lynchjustiz gegen Italiener in N e w Orleans und der chilenisdien Umwälzung zu beschäftigen hatte. Überarbeitet, dem berüditigten feuchtwarmen Washingtoner Klima ständig ausgesetzt, versuchte er, „sorgfältig" den ihm riditig erscheinenden Kurs einzuhalten. Seit den ersten Septembertagen trug er schwer an dem Scheitern der von großen H o f f nungen begleiteten Chilepolitik. Auch hatte es mit den chilenischen Verwicklungen kein Ende. Egans allzu großzügig ausgelegtes Asylredit und der zuungunsten der Regierung fortschreitende „Itata"-Prozeß ätzten die offene Wunde. Gereizt vertraute Harrison Blaine an, daß die Kongreßpartei „den Sieg nicht würdig und maßvoll zu nutzen wisse"; gelegentlich, so warnte er überheblich, „muß man sie vielleicht einmal belehren". In dieser Verfassung erreichten ihn die Berichte über die Tätlichkeiten in Valparaiso. Harrison, der einmal den Generalsrang der Unionstruppen bekleidet hatte, auch ohnehin ein jähes Temperament besaß, berief in erregter Stimmung eine Kabinettsitzung ein. Als Blaine für eine Politik ruhigen Abwartens plädierte, f u h r er schroff hoch: „Diese Beleidigung, H e r r Außenminister, galt der Uniform amerikanischer Seeleute." Er entwarf eigenhändig eine Note, die dem inzwischen eingetroffenen Bericht Schleys als der ganzen Wahrheit vertraute. Sie erhob den Vorwurf, das „blutige Wüten" sei gegen die Matrosen der „Baltimore" als Repräsentanten der Vereinigten Staaten gerichtet gewesen. „Mehr nodi als die Todesfälle schmerzt die Vereinigten Staaten der Affront, der durch angemessene Entschädigung wiedergutzumachen" sei. Harrison bestand damit auf der Verantwortlichkeit der chilenischen Regierung für eine impulsive Mobhandlung. Gerade eine solche Verantwortung zu übernehmen, hatten die Vereinigten Staaten für sich seit je bestritten. Sie beharrten auf dieser rechtlich wohlbegründeten Einstellung in eben den Wochen, in denen die Verhandlungen mit Italien wegen der Lynchaffaire von N e w Orleans liefen. In einer bemerkenswerten volte face legte der Präsident Chile gegenüber andere Maßstäbe an". Die diilenischen Behörden hatten sogleich eine Untersuchung des Zwischenfalls eingeleitet. Als Egan nun die Note überbrachte, wurde er, dessen Verhältnis zur neuen Regierung sich dem Gefrierpunkt näherte, kühl zurückgewiesen. Man könne doch in einem Rechtsstaat nicht in ein schwebendes Verfahren eingreifen, ebensowenig die Entschädigungsfrage ernsthaft erörtern, bevor das Ergebnis feststehe. Auf diesem Standpunkt beharrte Santiago gegenüber dem ungeduldigen amerikanischen Drängen. Nicht ohne boshaften Nebenklang wies der chilenisdie Gesandte in Washington darauf hin, daß doch im „Itata"-Prozeß trotz längerer Anlaufzeit noch immer kein Abschluß abzusehen sei. Inzwischen vertiefte sich in der amerikanischen Regierung die K l u f t zwischen Harrison, dem Marineminister Tracy sekundierte, und Blaine. Der Außenminister hatte sidi mit dem Umschwung in Chile als unabwendbar abgefunden, 116

hoffte aber trotz der andauernden Krise, audi nach der „Baltimore"-Affaire noch einen Bruch vermeiden zu können. Die Belastung, der sonst seine gesamte panamerikanisdie Politik und das System der Reziprozitätsverträge ausgesetzt werden mußten, konnte er nur zu deutlich absdiätzen. Seinen Ausgleidisbemühungen widersetzte sich aber der Präsident. Harrison pochte sehr entschieden auf Satisfaktion in Form einer formellen Entschuldigung und Entschädigung. In seiner Jahresbotschaft ging er, die Ergebnislosigkeit der Verhandlungen vor Augen, ausgiebig auf die Beziehungen zu Chile ein, ohne einen bitteren Unterton zu verbergen. D e m stolzen Selbstbewußtsein der wieder ans Ruder gelangten chilenischen Führungssdiicht fügte er eine tiefe K r ä n k u n g zu, als er die Asylfragen eine „nur zu vertraute" Erscheinung „in der Gesdiichte der mittelund südamerikanischen S t a a t e n " nannte. Hinsichtlidi des „Baltimore"-Falls stützte er sich weiter auf den Untersuchungsbericht Sdileys, der die Unschuld der amerikanisdien Matrosen betonte. Mit spürbarer Ungeduld drüdcte H a r r i son die H o f f n u n g aus, „ b a l d " eine „zufriedenstellende" Antwort auf die Forderung nach „voller Entschädigung" zu erhalten. Er beharrte darauf, daß die amerikanische U n i f o r m beleidigt worden sei. Auf dem Höhepunkt der außenpolitischen Bilanz kündigte er eine Sonderbotschaft an den Kongreß an, der bei „weiterem fruchtlosen Zögern" Chiles über das „notwendige Vorgehen" entscheiden müsse. D a s aber bedeutete eine kaum verhüllte ultimative Drohung, die Harrisons Kriegsbereitsdiaft offenkundig machte". Der Fehdehandschuh wurde in Santiago unverzüglich aufgenommen. Zwei T a g e später warf der chilenische Außenminister M a t t a Harrison „Irrtümer oder bewußt irreführende Ungenauigkeit" vor. H a t t e der amerikanische Präsident dem diilenischen Oberlegenheitsgefühl die nivellierende Gleichstellung mit den Indianerländern des N o r d e n s zugemutet, so klagte M a t t a jetzt in öffentlicher Senatssitzung dieses falsche Urteil über „unser Volk und unsere Regierung" an. Eilfertig telegrafierte E g a n den vollen Text des ersten Zeitungsberichts nach Washington. Harrison ordnete sofort an, die Streitkräfte für einen Krieg gegen Chile vorzubereiten. A m 18. Dezember sprach er offen von dem bevorstehenden Zusammenprall. In fieberhafter Eile informierte Marineminister T r a c y seine Schiffskommandeure und die Marinedienststellen der Kriegshäfen. Einem Planungsausschuß, dem unter anderen M a h a n und Marinestaatssekretär Soley angehörten, wurde die beschleunigte Ausarbeitung strategischer Richtlinien für den Krieg übertragen. Aus Chile wurden Gegenmaßnahmen gemeldet". Nach der technisch notwendigen Anlaufzeit mußte sich A n f a n g J a n u a r 1892 die Frage nadi Krieg oder Frieden in einer unwiderruflichen Form stellen, sofern nicht eine der Parteien zu Zugeständnissen sidi bereit fand. Noch einmal gelang es Blaine, die Entscheidung hinauszuzögern, obwohl Harrisons Sekretär bereits am 1. J a n u a r in seinem Tagebuch festhielt, daß mit Ausnahme von Blaine das Kabinett zum Krieg entschlossen sei. Während T r a c y sich bemühte, diese nahezu einheithche Auffassung zu erhalten, und Kriegsminister Elkins vergeblidi den „schwächlich schwankenden" Außenminister bearbeitete, legte 117

Blaine stückweise die diplomatische Korrespondenz mit Chile vor, unterstrich den konzilianten Ton der Gegenseite, wies ständig darauf hin, daß der bevorstehende Regierungswechsel in Chile womöglich neue Aussichten eröffnen könne. Mit dem chilenischen Gesandten begann er, stets verbindlich wirkend, am Neujahrstag ein Schiedsgerichtsverfahren zu besprechen; er erreichte, daß Maltas umstrittene Äußerungen in einer Verbalnote zurückgenommen werden sollten. A n f a n g Januar traf auch der chilenische Untersudiungsbericht über die Vorgänge in Valparaiso in Washington ein. Er bestätigte, sdiwerlich überraschend, die ursprüngliche Auffassung der Chilenen von einem alltäglichen Seemannsstreit. Tatsächlich wurde aber zugleich Außenminister Matta durdi Pereira ersetzt, was als entgegenkommende Geste, wie man in Santiago hoffte, seine Wirkung nicht verfehlen werde'". D o r t hatten sich warnende Berichte aus den europäischen Gesandtschaften gehäuft, daß die großen Mächte seit A n f a n g des Jahres den amerikanischen Kriegswillen durchaus ernst nähmen. Das Foreign Office schilderte seit dem 4. Januar die Gefahr f ü r Chile in grellen Farben, ähnlich verhielt sich der Quai d'Orsay. In der Wilhelmstraße hielt Marschall von Bieberstein den Krieg f ü r fast unvermeidlich. Die Firma W. R. Grace & Co. warnte Chile vor Ultimatumsabsichten der amerikanischen Regierung; in Washington stellte sie sich ganz hinter Blaines Politik. D a allenthalben Chile zur Mäßigung geraten wurde, empfing der Gesandte in Washington entsprechende Instruktionen. Die Regierung Montt erklärte sich mit einer schriftlichen Entschuldigung f ü r Mattas Kritik einverstanden; sie sei bereit, einem Schiedsspruch über die „Baltimore"Affaire Folge zu leisten. Als sie die Abberufung Egans als persona non grata anregte, ging Blaine am Mittag des 20. Januar bereitwillig darauf ein. Er durfte sich der H o f f n u n g hingeben, die gefährlichste Klippe umschifft zu haben. Die Rüchsicht auf die neuen Handelsverträge und die weitergesteckten Ziele seiner Südamerikapolitik, an die „Bradstreet's" die amerikanischen Politiker nachdrücklich erinnert hatte, schien Früchte zu tragen". „Blaine macht seinen ganzen Einfluß f ü r den Frieden geltend", notierte sich in der englischen Gesandtschaft Cecil Spring-Rice, ein Freund der Lodges und Hays, der Roosevelts und Adams'. „Er hat alles nur mögliche getan, um den Krieg zu verhindern." Gerade das warfen einige seiner Bekannten dem Außenminister vor. Brooks Adams hielt mit seiner Verbitterung nicht hinter dem Berge zurück. Er sei „zutiefst angeekelt", gestand er John H a y , daß der Präsident noch immer nicht den Krieg erklärt habe. „Seit Jefferson" habe kein „schlimmeres Durcheinander" geherrscht, schrieb er Lodge, „wir prahlen nur zu gern . . . , aber wir wollen nicht kämpfen." Roosevelt, der im Geiste bereits eine Kavallerieattacke in Chile ritt, erklärte sich bereit, „ f ü r zwei Groschen selber den Krieg zu eröffnen". Dem militanten Marineminister versicherte der Eisenbahnmagnat Corbin, „eine große Mehrheit in beiden Parteien" sei bereit, die Regierung zu unterstützen, wenn sie „den Burschen da unten eine Tracht Prügel erteile", offensichtlich wüßten diese nicht, wie man „Weiße anständig behandelt" und brauchten „eine Abreibung"'®. 118

„Der Präsident und die Flotte beharren auf dem Krieg", befürchtete SpringRice. Tatsächlich schickte Harrison die chilenischen Schriftstücke seinem Außenminister zurück. Aus ihnen könne er keine Entschuldigung ablesen, die „Animosität, die die Junta" gegen Amerika genährt habe, halte unvermindert an, sie sei die eigentliche Ursache des „Oberfalls auf unsere Seeleute". Er prüfte den Bericht der chilenischen Justizbehörden, verwarf ihn aber ebenfalls als unzulänglich. Blaines Verhandlungsergebnisse genügten ihm nicht. Am 19. Januar lehnte er ein Gespräch mit dem Gesandten Montt ab. Nachmittags wollte er in einer Kabinettsitzung darauf bestehen, ultimativ eine offizielle Entschuldigung zu verlangen. Je nadi der Antwort sollten sofort die diplomatischen Beziehungen abgebrochen werden. Eine rechtzeitig auftretende Migräne half Blaine diesmal, eine Diskussion zu umgehen. Am nächsten Tag gab die chilenische Anregung, Egan abzuberufen, den letzten Anstoß. Harrisons Ungeduld entlud sich, als er eine N o t e skizzierte, die den Bruch besiegelt hätte'®. Im State Department erkannte Blaine seine endgültige Isolierung. In geschmeidiger Kehrtwendung widerrief er innerhalb weniger Stunden sein Entgegenkommen gegenüber dem chilenischen Gesandten. Statt dessen versuchte er, mit einer eigenen Note, die Egan zu ersetzen ablehnte, die Reaktion Harrisons zu entschärfen. Vergebens, der Präsident weigerte sich, vom Kern des Streits abzugehen. Er zwang dem resignierenden Blaine am 21. Januar sein Ultimatum auf. Entschuldigung und Wiedergutmachung für den „Baltimore"-Fall, ebenfalls eine öffentliche Entschuldigung f ü r die „beleidigenden" Worte Mattas oder mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen den Krieg — diese dürre Alternative hatte Egan anzukündigen. Am 23. Januar dem chilenischen Außenministerium übermittelt, wurde das Ultimatum am 24. Januar zum Gegenstand einer Sondersitzung des Kabinetts Montt, auf der die Regierung dem DrucJc aus Washington nachgab. Alle Nachrichten aus Europa hatten ihr den Mangel an jeglicher Unterstützung im Falle einer ernsthaften Krise offenbart. Die feindselige Stimmung in den Nachbarländern, die den Vereinigten Staaten ihre Hilfe anboten, wiesen auf die Möglichkeit einer erdrückenden Koalition hin. Über den Telegraphen trat die Erfüllungsantwort ihren mindestens eintägigen Weg an. Obwohl Harrison genau über den fortgeschrittenen Stand der Gespräche Blaines mit dem chilenischen Gesandten informiert war, obwohl er auch die technischen Schwierigkeiten der Nachrichtenübermittlung kannte und obwohl er dem wochenlang gehegten Wunsch nach Genugtuung schließlich doch nachgegeben hatte, tat er jetzt auch noch den letzten Schritt. Am Sonntag, dem 24. Januar, arbeitete der Präsident eine Kriegsbotschaft an den Kongreß aus, die am Montag verlesen wurde. „Die Würde, das Prestige und der Einfluß der Vereinigten Staaten" verlange ein Eingreifen in Chile, erklärte er darin, denn jeder amerikanische Bürger müsse im Ausland der schützenden H a n d gewiß sein. Mit einem nur zu deutlichen Unterton des Bedauerns hob er hervor, daß die Vereinigten Staaten von Chile im Grunde doch nur eins begehrten: „eine Ausdehnung der wirtschaftlichen Beziehungen". Vorerst aber, beharrte er, könne Ame119

rika auf seine unwiderruflichen Forderungen nicht verzichten. Die Außenpolitischen Ausschüsse beider Häuser des Kongresses trafen sich zu einer Konferenz im Weißen Haus. Einen Tag lang standen die verantwortlichen Politiker am Rande des Krieges. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Blaine das bereits erwiesene chilenisdie Entgegenkommen mandierorts durchblicken ließ, um so letzte Bedenken nach Kräften zu nähren. In Unkenntnis irgendeiner diilenisdien Reaktion zu handeln, davor s c h r e i t e aber an diesem 25. Januar 1892 mancher audi ohnehin noch zurück^". Am 26. Januar, als der „ N e w York H e r a l d " morgens „alles zum Krieg bereit" erklärte, löste Chiles Antwort die Spannung. Blaine gab unumwunden zu, daß die Selbsterniedrigung der chilenischen Kapitulation ihn selber nach einer Entschuldigung suchen lasse. Selbst jetzt aber wollte Harrison unter Zustimmung Tracys bis zur völligen Demütigung nachstoßen, indem er das gekränkte Nationalprestige durch einen chilenischen Flaggensalut befriedigt sehen wollte. Blaine setzte sich im allgemeinen Klima der Erleichterung souverän über diese Forderung hinweg. Am 30. Januar zog er mit der Annahme der chilenischen N o t e einen vorläufigen Schlußstrich. „Wir können es uns leisten", ermahnte er den Präsidenten, „mit Worten großzügig zu sein, um wieder Chiles Freundschaft zu gewinnen — wenn das möglich ist."^' Die Washingtoner Reaktion auf den chilenischen Bürgerkrieg im Verlauf des Jahres 1891 veranschaulichte sehr klar die Probleme und Gefahren, denen sich fortab die amerikanische Außenpolitik gegenübersah. Vor dem Krieg von 1898 hat nur die Venezuelakrise von 1895/96 mit ähnlicher Prägnanz den Blick auf einige Konsequenzen des Aufstiegs der Vereinigten Staaten zur Weltmacht freigegeben. Washington hatte soeben die sich unter Balmaceda bietende Gelegenheit zu nutzen begonnen, seine panamerikanische Politik gegen ausländisches Übergewicht endlich auch in Chile zu entfalten, als es durch die Revolution alarmiert wurde. In ihr sah es vorwiegend und keineswegs grundlos den Vorherrschaftsanspruch der europäischen, in allererster Linie der englischen Konkurrenz, hervorbrechen. Der Schlappe vor zehn Jahren eingedenk, die auf dem Spiele stehenden potentiellen Vorteile hoch veranschlagend, entschloß sich die Regierung Harrison, Partei zu nehmen. Ihrem Interessenkalkül entsprangen die Unterstützungsmaßnahmen f ü r Balmaceda. Wie hoch sie den Wert des Streitobjekts schätzte, bewies ihr Verhalten bis zum endgültigen Sieg der Opposition, denn unzureichenden Informationen oder Fehlgriffen aus Kurzsichtigkeit ließ sich ihre kontinuierliche Aktivität schwerlich zuschreiben. Die Tätlichkeiten gegen die Matrosen der „Baltimore" gaben der Kontroverse insofern eine neue Dimension, als nun ein reizbarer Nationalismus den Interessenkonflikt zeitweilig zu überlagern begann. Prestigerücksichten führten wesentlich die Kriegsgefahr mit herbei. Ihretwegen verließ die amerikanische Politik in der Asyl- und Entschädigungsfrage erneut den sicheren Rechtsboden. Ihretwegen versteifte sich Harrison darauf, letztlich mit allen Mitteln die „unvernünftige Erregung" der neuen Junta, die, wie er wohl wußte, so unbegründet nicht war, in Schranken 120

zu weisen. „ A m e r i k a " , prahlte Senator Shoup aus Iowa, „wird sich von keiner Macht, sei sie groß oder klein, etwas bieten lassen." Dennodi verlor die Washingtoner Politik den ursprünglichen Einsatz nidit aus dem Auge, und die Enttäuschung, daß er trotz aller Anstrengungen in weite Ferne rückte, blieb als Triebkraft lebendig. Auch deshalb wurde Santiago mit einer Kriegsdrohung daran erinnert, daß Amerikas Absichten von nun ab des Nadidrucks nicht entbehren würden. Blaine vor allem blieb weiterhin von einem E r f o l g englischer Intrigen überzeugt. E r hätte die groben Mittel nadi dem 16. Oktober 1891, die seine lateinamerikanische Politik empfindlich störten, aus taktischer Klugheit ebenso gern vermieden, wie er vorher Balmacedas Interessen mit den amerikanischen zu verknüpfen und sie zu unterstützen bereit war. Selbst Harrison erinnerte in seiner Kriegsbotschaft werbend an die amerikaniscJien Ziele in Friedenszeiten. Die „ N e w Y o r k Tribune", in den Jahren republikanischer Regierungen ein fast offiziöses Organ, besaß auch unter Harrison, der ihren Herausgeber Whitelaw Reid zum Gesandten in Paris ernannt hatte, ausgezeichnete Verbindungen zum Washingtoner Machtzentrum. Sie erinnerte am 22. J a n u a r , also einen T a g nach der Absendung des Ultimatums, an die Ursache der Auseinandersetzung. „ D i e Gefahr für die Vereinigten Staaten in soldien Krisen entsteht aus der Neigung der Europäer, sich einzumischen", faßte sie zusammen, „während sie vorgeben, nur ihre eigenen Wirtschaftsinteressen zu verteidigen. In Chile und Argentinien, den fortgeschrittensten Handelsländern Südamerikas, haben wir England gestattet, ein Handelsmonopol zu erringen. Wir haben unbekümmert über die Monroe-Doktrin geredet, während Großbritannien Schiffe gebaut und M ä r k t e erschlossen hat. Die Engländer besitzen heutzutage eine H y p o t h e k auf das gesamte H a b und G u t Chiles und Argentiniens. Keinem Amerikaner", mahnte die Zeitung, „der seinem L a n d den wirtschaftlichen und politischen Einfluß wünscht, zu dem seine Stellung unter den Nationen es berechtigt, kann diese Situation gefallen." Unter diesem Gesichtspunkt fanden sich denn auch andere Stimmen bereit, die Kriegsdrohung zu rechtfertigen. D a s Zurückweichen Chiles gleiche einer Niederlage Englands, ließ der ehemalige amerikanische Gesandte in China, J o h n R . Young, bald ein Berater Präsident McKinleys, in einem Interview verlauten. Die Reziprozitätsverträge hätten die englische Feindschaft ausgelöst, deshalb „interveniert England jetzt in S ü d a m e r i k a " ; es allein habe die Unruhen in Chile ausgelöst. „Unsere Stellung im Wirtschaftsverkehr mit lateinamerikanischen L ä n d e r n " , glaubte der „Brooklyn D a i l y E a g l e " folgern zu dürfen, „hat sich durch die H a l t u n g , die wir eingenommen haben, verbessert." Brooks A d a m s mochte z w a r lamentieren, daß Amerika kraftlos der Entscheidung ausweiche. „ K e i n e N a t i o n kann kneifen, früher oder später muß sie Farbe bekennen, und je später, um so schlimmer für sie", belehrte er Lodge. Im Grunde aber hätte selbst ihn nachdenklich stimmen können, bis zu welchem Punkt die Regierung schon vorgestoßen war. Wenn eine konsequente Interessenpolitik ihr 121

Ziel nicht aufgab, dazu das geschädigte Nationalprestige ins Spiel kam, dann stand die Explosion unbestreitbar dicht bevor^^. Zugleich erwiesen die gespannten Beziehungen mit Chile, zu welchen marinestrategischen Überlegungen eine aktive hemisphärische Politik hinführte. Bereits während des Pazifischen Krieges hatte sich in Washington die Einsicht aufgedrän'gt, daß eine ernst zu nehmende amerikanische Politik von der effektiven Präsenz einsatzbereiter Kriegsschiffe abhing. Unter den technischen Bedingungen der Zeit setzte das aber die Möglichkeit voraus, in der Nähe des Krisenherdes Kohle löschen, Munition laden und Reparaturen vornehmen zu können. Damit stellte sich eindringlich die Frage nach Stützpunkten. 1881 handelte der amerikanische Gesandte in Lima unter den dubiosen Bedingungen, die damals die amerikanische Perupolitik kennzeichnete, die Abtretung des Hafens von Chimbóte aus. Blaine versagte jedoch dem Abkommen seine Billigung, da er sich keinen Täuschungen über die Wirkung auf Chile, das darin den Beginn einer Intervention gesehen hätte, hingab. Ein nicht minder wichtiger Grund lag f ü r Blaine auch in der Weigerung Perus, das trotz seiner Zwangslage den Vereinigten Staaten die gewünschten Exklusivrechte nicht zugestehen wollte. Der Aufbau der neuen Flotte und die Aktivierung der amerikanischen Außenpolitik hielten jedoch das Interesse an Stützpunkten wach. Im Frühjahr 1889 ließ Blaine unverzüglich die Verhandlungen mit Peru wieder aufnehmen. Die Vereinigten Staaten wünschten wegen der „überwältigenden Bedeutung" Chimbotes f ü r den „amerikanischen Handel in Peru und an der südamerikanischen Westküste", aber auch wegen des „unschätzbaren Wertes" f ü r ihre Seestreitkräfte die vollen Hoheitsrechte. Peru verlangte als Gegengabe den unbezahlbaren Preis einer Beistandsgarantie gegen Chile und Brasilien. Aus Rücksicht auf die Erste Panamerikanische Konferenz wurden die Gespräche mit Lima zunächst abgebrochen. Die chilenische Revolution warf die Frage jedoch erneut auf. Ihm liege nichts an Landerwerb, äußerte Harrison zu Blaine, aber was Marinestützpunkte angehe, „so müssen wir ein AbweicJien von den bislang vorherrschenden konservativen Vorstellungen ins Auge fassen"^'. Mehrfach beriet er sich mit Tracy, der ihm die „Notwendigkeit" von Stützpunkten f ü r die Flotte vor allem im Südpazifik naciidrückhch bestätigte. In Peru nahm Gesandter Hicks den Faden wieder auf. Binnen kurzem meldete er, daß Chimbóte weiter angeboten werde. Allerdings bestand nun auch Harrison auf „absoluter Kontrolle über den H a f e n " und auf der Erlaubnis, ein Trockendock bauen zu dürfen. Auf der anderen Seite überspannte Peru, dem doch die Anwesenheit der Amerikaner den erwünschten Rückhalt geboten hätte, wieder den Bogen. Es verlangte, offensichtlich im Hinblick auf die Ablösungssumme f ü r Tacna und Arica, einen Kaufpreis von mehreren Millionen Dollar, den vor allem Blaine nicht zu zahlen geneigt war. Mit etwas Geduld, hoffte er, werde Chimbóte gegen geringes Entgegenkommen ohnehin bald gewonnen werden. Tatsächlich zersdilugen sich aber mit dieser Ablehnung alle Pläne in Peru, ohne daß der Zwang, Flottenstützpunkte zu erwerben, von dem Blaine nicht weniger als Harrison und Tracy überzeugt blieb, ernsthaft bestritten worden 122

wäre. Die Publizistik A. T. Mahans gab diesen Vorstellungen nur mehr das Gewicht historischer und militärtechnischer Gesetzmäßigkeiten. Auch nodi in einem weiteren Sinne madite sidi der Einfluß der Flotte geltend. Tracy drängte auf den Einsatz seiner neuen Kriegsschiffe, teils um die Bewährungsprobe zu suchen, teils um den Kongreß bewilligungsfreudiger zu stimmen. Dem aggressiven Marineminister war die Funktion der Flotte als der gepanzerte Arm der Großmaditdiplomatie stets gegenwärtig gewesen. Jetzt zauderte er nicht, ihren Einsatz für die amerikanischen Interessen zu vertreten, so wie er und Harrison, dessen volles Vertrauen er genoß, diese verstanden. Zudem pflanzte sich über ihn der Druck der bellikosen Marineoffiziere nach oben fort, wo Tracy das Eigengewidit der Kriegsflotte im Entscheidungszentrum des Weißen Hauses und Kabinetts zur Geltung bradite. Vor der chilenischen Küste wünschte sich Commander Evans bereits am Tag nadi Mattas freiherziger Kritik am Präsidenten, daß Harrison die Flotte schicken solle, „um diesen Leuten Manieren b e i z u b r i n g e n K u r z darauf hoffte er auf ein amerikanisches Ultimatum. Der engstirnige Kapitän der „Baltimore" hielt nach dem selbstverschuldeten Zwischenfall die Kriegserklärung für unumgänglich. In Washington taten sich vor allem die Flottenoffiziere in den kritischen Januarwochen durch kriegerische Sprache hervor^^. „Die ganze Angelegenheit war doch sehr instruktiv", urteilte Spring-Rice rückblickend. „Der Krieg ist nur durch vollständige Entschuldigung Chiles vermieden worden. Aber die Moral für uns ist: Wie werden die Vereinigten Staaten erst auftreten, wenn ihre Flotte mächtiger ist und die Regierung in ähnlichem Stil vorgeht?" Einem scharfsichtig-pessimistischen Beobachter wie Brooks Adams war der paradigmatische Charakter der Auseinandersetzung ebenfalls nicht entgangen. Ihm wäre es lieber gewesen, durch einen Krieg gegen Chile, das er für eine Strohpuppe Englands hielt, den Respekt vor der neuen Weltmacht zu erzwingen. Jetzt aber hielt er den direkten Aufprall in naher Zukunft für unvermeidbar. „Mir ist unheimlich zumute", gestand er, „wenn ich an die nächsten Jahre" denke. Er brauchte nicht einmal drei Jahre zu warten".

5. D i e brasilianische Revolution v o n 1893/94 und die amerikanische Intervention Im November 1889 trat das portugiesische Urwaldkaisertum Dom Pedros von der Bühne der brasilianischen Politik ab, nachdem die Auswirkungen der Sklavenemanzipation ihm endgültig den vital notwendigen Rückhalt an der Schicht der Großgrundbesitzer geraubt hatten. Die Nachricht traf in Washington ein, als soeben die erste Panamerikanische Konferenz zu tagen begonnen hatte. Großzügig und beredinend zugleich gestattete Blaine den brasilianischen Delegierten, weiterhin an den Beratungen teilzunehmen, bis sich die Verhältnisse in ihrem Heimatland geklärt hatten und ihre Beglaubigungsschreiben bestätigt 123

worden waren. Der Umschwung zur Republik mündete bald in die Militärdiktatur General Deodoro da Fonsecas ein, der die Lage mit harter H a n d zu stabilisieren unternahm'. Als eines ihrer ersten internationalen Abkommen sdiloß die neue brasilianische Regierung am 5. Februar 1891 einen Reziprozitätsvertrag mit den Vereinigten Staaten, den sie durch Verordnung in K r a f t setzte. Bisher hatte auch der amerikanisch-brasilianische Handel unter der typisdien, jetzt aber im N o r den immer mehr als unerträgliche Belastung empfundenen Einseitigkeit gelitten, daß zwar die Vereinigten Staaten etwa 61 Prozent des brasilianischen Exports aufnahmen, Brasilien dagegen nur ganze 5,5 Prozent seiner Importe aus Amerika dedite. Von dem neuen Vertrag versprachen sich Blaine und Harrison eine grundlegende Änderung. Für eine bestimmte Liste amerikanischer Agrar- und Industrieprodukte fielen die brasilianischen Zölle ganz fort, f ü r eine zweite Warenliste wurden sie pausdial um 25 Prozent gesenkt. Die Vereinigten Staaten verpfliciiteten sich, als Gegenleistung brasilianischen Zucker und Sirup, dazu Kaffee, H ä u t e und Gummi zollfrei einzuführen. Tatsächlicii haben zeitgenössische Experten das Abkommen mit Brasilien als das „bedeutendste" Ergebnis der Reziprozitätsklausel des McKinley-Zolltarifs beurteilt. Harrison verfocht auf einer Rundreise durdi die südlichen und westlichen Bundesstaaten besonders nachdrücklicii den Vertrag mit Brasilien. Von verbesserten Handelsmöglichkeiten mit dem potentiellen Wirtschaftsriesen Lateinamerikas dürften die amerikanische Landwirtsdiaft und Industrie bald spürbare Vorteile erhoffen. Nachdem mit Brasilien ein hoffnungsvoller Anfang gemacht worden war, folgten in schneller Reihenfolge Reziprozitätsverträge mit anderen süd- und mittelamerikanischen Staaten^. Der amerikanisch-brasilianisdie Reziprozitätsvertrag traf jedoch auf erbitterten Widerstand in widitigen Wirtschaftskreisen Rio de Janeiros und anderer Handelsstädte, wo der europäische Einfluß bislang unangefochten vorgeherrscht hatte. Bereits 1886 hatte ein so beredter Vorkämpfer amerikanischer Wirtsciiaftsdominanz im Süden wie William E. Curtis vor einem Kongreßausschuß gewarnt, daß „die Engländer mit einem Würgegriff Brasilien an der Gurgel" faßten. Als Präsident da Fonseca dem Reziprozitätsvertrag auch noch ohne parlamentarische Beratungen Gesetzeskraft gab, regte sich die hartnäckige O p position des europäischen Handels und der Diplomatie. Eine Pressekampagne gegen den Vertrag wurde entfacht, im Parlament erschollen Kassandrarufe. Diese ungünstige Lage veranlaßte Blaine im Mai 1891, vor einer überstürzten Widerrufung des Abkommens als einem „unfreundlichen A k t " zu warnen, da doch die Vorteile nodi gar nicht erprobt seien. Obwohl auch der Gesandte Conger die engliscii inspirierten Gegenkräfte hoch einschätzte, der französische Botschafter bemerkenswert aktiv wurde, die Hamburger Handelskammer auf die „schweren Schädigungen" des deutschen Brasilienhandels hinwies, „die eine weitere Verwirklichung der panamerikanischen Handelspolitik zur Folge haben müsse", hielt da Fonseca den einmal gewählten Weg ein. Im September kam es schließlich zu einem politischen Waffenstillstand. Als er im November das Par124

lament auflöste, honorierte Blaine die Vertragstreue, indem er allen republikanischen Skrupeln zum Trotz zu maßvollem Verhalten riet®. Dem Zusammenstoß mit der Legislative folgte da Fonsecas Rücktritt. An seine Stelle trat der Vizepräsident, Marschall Floriano Peixoto, der sich sogleich als Verfechter der Reziprozität entpuppte. In Washington löste sich die Spannung. Mit weldien Hoffnungen Harrison den Außenhandel mit Brasilien im Auge behalten hatte, enthüllte er noch vor Jahresende, als er Blaine angesichts der gemeldeten Überfülle amerikanischer Schiffe in brasilianischen H ä f e n bat, in Rio auf bessere technische Voraussetzungen zum Entladen zu drängen, damit ein zügigerer Warenumschlag gewährleistet sei. Ganz ließ der wirtschaftliche Widerstand in Brasilien allerdings nicht nach. Da Peixoto zum Vertrag stand, sammelten sich in der Opposition gegen seinen Militärcäsarismus auch alle Gegner des Reziprozitätsvertrages. Als Harrison in der Jahresbotschaft von 1892 die Bedeutung der Reziprozitätsverträge in den kräftigsten Farben ausmalte, versäumte er nicht, auf die „alarmierte europäische Konkurrenz auf dem südamerikanischen Markt", die die „neue amerikanische Politik aufgeregt" verfolge, hinzuweisen. Erste Unruhen wurden von Peixoto noch 1892 rasch unterdrückt. Allmählich zerbröckelte jedoch sein Vertrauensverhältnis zur Flotte, die seine Machtstellung abgestützt hatte. Monarchistische Restaurationstendenzen breiteten sich in ihrem Offizierskorps aus, obwohl der Marineminister Admiral Mello dem diskreditierten Kaisertum kühl gegenüberstand. Eine vorzeitige Revolte im Juli 1893 schlug der Präsident noch erfolgreich nieder. D a n n bereitete die Marine, die ihm formell die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte, die Erhebung sorgfältiger vor. Am 6. September 1893 brach der Aufstand in Rio de Janeiro los. Mello übernahm die Führung der rebellierenden Flotte, die als erstes Rio blockierte, um Peixoto in die Knie zu zwingen. Ihr lag vor allem daran, die aus den Zöllen und Hafengebühren gespeiste Haupteinnahmequelle der republikanischen Regierung zum Versiegen zu bringen, damit auch zugleich die Effektivität ihrer Blockade zu beweisen, von der die internationale Anerkennung als Bürgerkriegspartei wesentlich abhängen mußte·*. Der neue amerikanische Gesandte Thomas S. Thompson, der erst im August Conger abgelöst hatte, war sich über die Bedeutung, die dem amerikanischen Brasilienhandel zugemessen wurde, nicht im unklaren, kritisierte doch auch die einflußreiche amerikanische Wirtschaftspresse weiterhin das Übergewicht der europäischen über die amerikanischen Exporte nach Brasilien. Nach kurzem Abwarten bat er daher um bewaffneten Schutz f ü r die auf Außenreede liegenden amerikanischen Dampfer, da sie im Bereidi von Mellos Geschützen nidit direkt entladen konnten. Zur selben Zeit lehnte er eine Konferenz mit Peixoto ab, auf der die mögliche Beschießung der Hauptstadt durch die Rebellenschiffe besprodien werden sollte. Damit endete jedoch seine Neutralität. Unter dem Einfluß der übergeordneten handelsstrategischen Überlegungen, aber auch der amerikanischen Geschäftsleute in Rio, stellte er sich ganz auf die Seite Peixotos, ungeduldig die Verstärkungen des Südatlantikgesdiwaders erwartend. 125

Im State Department sah sich Clevelands Außenminister Gresham nadi dem Abklingen der hawaiianisdien Fragen (III. 3) einer zweiten Komplikation gegenüber. Als politisches Fernziel schwebte ihm vor, einmal die um Peixoto g¿scharten amerika- und reziprozitätsfreundlichen republikanischen Kräfte zu stärken; zum zweiten, ohne militärische Verwidilung den amerikanisdien Handelsschiffen die Zufahrt freizuhalten. Damit verband sich aufs engste das Problem, den Aufständischen den völkerrechtlichen Status als Kriegführende vorzuenthalten, da volles Blockaderecht womöglich den Aussdilag für Admiral Mello geben konnte. Denn wenn auch an einigen Stellen zu Lande gekämpft wurde, so mußte doch die Entscheidung im Hafen von Rio fallen. Nervös reagierte Gresham sofort gegen die „geschäftsschädigende" kurzfristige Unterbrechung der Telegraphenverbindung. Sdion am 9. September kündigte er zwei amerikanische Kriegssdiiffe an. Fast täglich besprach er mit dem brasilianisdien Gesandten Mendoça die neueste Entwicklung®. Am 26. September traf der Kreuzer „Charleston" unter Kapitän Picking in Rio ein, das zu dieser Zeit auch die Kriegssdiiffe der europäischen Mächte anliefen. Obwohl dem aktivistisdien Gesandten noch detaillierte Instruktionen fehlten, bat er am nächsten Tag Picking darum, „amerikanisches Eigentum" auf Leichtern, die es an Land bringen mußten, vor dem Zugriff der Revolutionäre „notfalls mit Gewalt zu sdiützen". Ohne davon zu wissen, billi'gte Washington teilweise diese Politik. Am 28. September übermittelte Greshams Staatssekretär Strobel im Auftrag des Ministeriums Thompson einen Befehl für Picking, in dem klar zutage trat, daß in Washington bereits nach drei Wochen eine folgenreiche Vorentscheidung über die Behandlung des Aufstandes gefällt worden war. Der Inhalt dieses Befehls, daß nämlich „der Sdiutz amerikanischen Lebens und Eigentums jede nur mögliche Anstrengung" verdiene, die amerikanische Flotteneinheit „durch Protest oder mit anderen Mitteln" weitere Zerstörungen verhindern solle, legte prinzipiell die Grenzen des amerikanischen Aktionsraumes fest; er kündigte den Ausführenden dieser Politik auch deutlich genug die Intentionen der Zentrale an. Ihr hatten offensichtlich die bisher empfangenen Informationen genügt, sie von der Gefahr für den langsam anwachsenden amerikanischen Einfluß in Brasilien zu überzeugen, einer Gefahr, der sie von Anbeginn an mit Entschlossenheit zu begegnen suchte. Nur von der Möglichkeit der Gewaltanwendung wurde noch nicht explizit gesprochen. Am I L Oktober präzisierte Gresham Thompsons Auftrag dahingehend, daß er sich „zugunsten des legitimen Handels . . . amerikanischer Bürger" einzusetzen habe. Das wirkte aber auf den Gesandten allenfalls als erwünschte Bestätigung, denn er hatte sich beeilt, bereits Strobels Anweisung öffentlich bekannt zu madien, nidit ohne die Formulierung etwas zu verschärfen, indem er dem amerikanischen Handel gerade „das Ausmaß an Schutz, das je nach Lage der Dinge vonnöten sei", verspradi. Nachdrücklidi ermunterte er die Vertreter der amerikanischen Handelshäuser, mit dem Beladen und Ausladen ihrer Schiffe fortzufahren. Von Gresham wurde er wegen seiner Bemühungen, „unnötige Hindernisse für den legitimen Handel" zu beseitigen, sogleich gelobt. 126

Den Aufständischen, die regelmäßigen K o n t a k t mit dem L a n d pflegten, konnte jedoch diese fast unmerkliche Verschlechterung ihrer L a g e schwerlich verborgen bleiben. N o d i ehe aber a m 17. Oktober der Chef des Südatlantikgesdiwaders, Konteradmiral O. F. Stanton, auf dem Flaggkreuzer „ N e w a r k " eintraf, hatten die ausländischen Diplomaten eine der wichtigsten Waffen von Mellos Insurgentensdiiííen entschärft. In den ersten Wochen der Revolution hing das Damoklesschwert einer Bombardierung über Rio de Janeiro. D i e Furcht davor setzten die Aufständischen als feste Größe in ihre Pläne ein. Anf a n g Oktober entwanden ihnen jedoch die zusammenwirkenden Vertreter der auswärtigen Mädite dieses K a m p f m i t t e l . Wegen der Gefährdung ihrer jeweiligen Interessen untersagten sie Mello kurzerhand ein Bombardement, wobei das jederzeit mögliche Eingreifen ihrer Kriegsschiffe einen Verstoß gegen diese Anweisung unratsam erscheinen ließ. Formell wurde dadurch die Neutralität gewahrt, daß Peixoto aufgefordert wurde, keinen V o r w a n d zum Beschüß zu geben. D e r französische Kreuzerkommandant wollte z w a r schon Ende September auch Einspruch gegen die Durchsuchung der eintreffenden Handelsschiffe auf Konterbande einlegen, doch blieb er vorläufig mit dieser A u f f a s s u n g noch isoliert«. Obwohl K a p i t ä n Picking seinen Vorgesetzten ausdrücklich warnte, stattete Admiral Stanton, dem Thompsons militante H a l t u n g mißfiel, nadi seiner Ankunft dem Rebellenführer mit Flaggen- und Kanonensalut einen offiziellen Besuch ab. Durch ein Eiltelegramm Peixotos an den brasilianischen Gesandten wurde Washington sofort ins Bild gesetzt. Marineminister Herbert zögerte keinen T a g , Stanton wegen Mißachtung seiner Instruktionen abzuberufen. Er habe wissen müssen, warf ihm Herbert vor, daß „Mello ein Aufständischer" sei, dessen Lager er durch die konventionellen Ehrenbezeugungen nicht habe aufwerten dürfen. Als rangältester Offizier übernahm Picking das K o m m a n d o über die amerikanischen Kriegsschiffe. K u r z nach diesem Intermezzo, das auch das Erstaunen der anderen ausländischen Marineoffiziere erregt hatte, richtete Admiral Mello, vielleicht durch Stantons Besuch ermuntert, die erste formelle Bitte an die Gesandten der Mächte, die Revolutionäre als kriegführende Partei mit allen völkerrechtlich verbrieften Pflichten und Rechten anzuerkennen; die unlängst gebildete Gegenregierung erfülle die üblichen Ansprüche. In seiner Ohnmacht, keine Entscheidung mehr durch Beschießung Ries erzwingen zu können, spielte Mello jetzt um einen hohen Einsatz, denn die Antworten mußten ihm unerbittlich Klarheit über seine Aussichten geben. Es spricht für die feste K o n zeption des State Department, daß Gresham unverzüglich einen ablehnenden Bescheid nach R i o telegrafierte; im selben Sinn antworteten die anderen Staaten. Die Blockade wirkte z w a r offensichtlich so störend, daß immer weitere amerikanische Kriegsschiffe nach Rio dirigiert wurden, jedoch deshalb förmlich den Kriegszustand anzuerkennen, kam in den Washingtoner Ministerien keinem in den Sinn. Allerdings sprach Gresham nicht nur irreführend davon, daß es nicht einmal „den V o r w a n d " einer Blockade vor Rio gebe, sondern er trug auch Sorge, Thompson einzuschärfen, daß die Prahmen und Schuten, auf denen 127

der unmittelbare Güterverkehr mit den Kais abgewidielt werden mußte, nicht in die „Schußlinie" von Mellos Sdiiffen gerieten^. Diese letztlich abwartende Politik suchte nun Thompson zuzuspitzen, indem er zusammen mit Generalkonsul Townes Picking zu bewegen traditele, die amerikanischen Handelsschiffe in die N ä h e der Entladekais, die von Mellos Artillerie bestridien werden konnten, zu begleiten. Picking kündigte zwar Mello an, daß das Löschen der Ladungen außerhalb der Feuerlinie geschützt werde, weigerte sich aber strikt, den dringenden Aufforderungen des Gesandten weiter entgegenzukommen. Ihm wäre das als „eine parteiisdie Stellungnahme" erschienen. „Ich möchte unbedingt den amerikanischen Handel schützen", versicherte er dem Marineminister. Doch wenn er bis an die eigentlichen Ankerplätze mitfahre, helfe er ohne Umschweife der brasilianischen Regierung. „Um ernste Schwierigkeiten zu vermeiden, prüfe ich sorgfältig die Interessen von 65 Millionen von Bürgern", erklärte er seinem Vorgesetzten, „und wäge sie gegen die Interessen der Besitzer von neun amerikanischen Handelsschiffen ab, die vielleicht nur noch kurze Zeit vom Entladen abgehalten werden." Thompson verführten die Reibungen mit Picking noch Ende Oktober dazu, Gresham mit der Gretchenfrage zu konfrontieren. Er fragte mit dürren Worten an, ob er nicht „notfalls Gewalt" anwenden dürfe. Gresham spürte wohl die Ungeduld, die seinen diplomatischen Vertreter verzehrte. Ohne zu zögern, legte er diesen wiederum auf den bisher eingehaltenen Kurs fest. Mello nur Widerstand zu leisten, wo die direkte Schußlinie vorerst vermieden werden könne. Seine Politik erreichte weiterhin ihr Ziel, dem amerikanischen Handel eine gewisse Bewegungsfreiheit zu erhalten, ohne die Neutralität greifbar zu verletzen. Peixoto erhielt dadurch stetig Auftrieb. Ende November sah es f ü r die aufständische Flotte trübe aus. D a trat Anfang Dezember Admiral Saldanha da Gama, ein kaiserlicher Altkonservativer, mit frischen Kräften auf ihre Seite. Sie geriet dadurch in eindeutig monarchistisches Fahrwasser. Am 9. Dezember erklärte da Gama die Restauration des Erbkaisertums zum Ziel der Rebellenbewegung, dem er mit schärferen als den bisher angewandten Mitteln näher kommen wollte. Vor allem kündigte er ein allgemeines Entladeverbot an. Mehrfache Bitten um Anerkennung als Kriegführenden ließ Gresham kühl ablehnen. Die wiederaufgenommene Drohung, Rio zu bombardieren, wurde durch wiederholte Warnungen der ausländischen Flotteneinheiten zunichte gemacht. In seiner Jahresbotschaft konnte auch Cleveland keinen stichhaltigen Grund anführen, der zugunsten der Rebellen statt f ü r die republikanische Regierung Brasiliens, „mit dem wir einen bedeutenden Handel pflegen", angeführt werden könnte. Da amerikanische Kriegsschiffe nur als „aufmerksame, doch unparteiische Beobachter" anwesend seien, habe er Stantons neutralitätsverletzenden Besuch bei Mello mißbilligen müssen®. Währenddessen hatte sich der Streit zwischen Thompson und Picking noch vertieft. Der Gesandte beklagte die wachsende Unsicherheit, seitdem da Gama der Revolution neue Impulse gebe. Trotz der veränderten Lage weigere sich Picking, endlich mit dem Geleitschutz zu beginnen, den Thompson je länger 128

desto mehr f ü r unumgänglich hielt, wenn man „ernsthafte Hindernisse f ü r unseren H a n d e l " umgehen wolle. Schroff ließ er Picking am 22. Dezember wissen, daß er „auf Befehl einer unverantwortlichen Gewalt" die amerikanischen „Handelsrechte" nicht „ohne Widerstand" aufgeben werde. Obwohl Picking sich trotz alledem aus seiner Wartestellung nicht herauslocken ließ, waren in Washington die Würfel bereits gegen ihn gefallen. Genau eine Woche vor diesem letzten Zusammenstoß hatte der Marineminister in schneller Reaktion auf da Gamas Proklamation den im venezuelanischen Puerto Cabello ankernden Admiral Andrew E. K. Benham angewiesen, mit seinen beiden modernen Kreuzern „San Francisco" und „New York" Rio anzusteuern, um dort den Befehl zu übernehmen. Nicht nur der Marineminister, der ohnehin aufs engste mit Gresham zusammenwirkte, verriet mit dieser Maßnahme eine gewisse Unruhe. Den Außenminister selber begann im Dezember ein nagender Zweifel zu plagen, ob er eine letztlich erfolgversprechende Politik betrieben hatte. Die amerikanisdie Presse freilich ließ es an Unterstützung nicht fehlen. Die „New York Tribune" faßte die Meinung zahlreidier Zeitungen zusammen, daß es .die „schlidite Pflicht" der amerikanisdien Regierung sei, der brasilianischen Staatsspitze gegen „revolutionäre Ausbrüche und politische Anarchie" beizustehen. Antimonarchistische Spitzen fehlten selten, häufig wurde sogar dem völlig mißverstandenen Gesandten Thompson Begünstigung der Aufständischen vorgeworfen. N u r der „Detroit News" schwante, daß Washington „nicht so neutral" sei, wie es „die Öffentlichkeit gerne glauben machen mödite". In der Tat fand es auch ein deutscher Diplomat höchst auffällig, daß „das beste Kriegsmaterial, welches das Sternenbanner jemals vereinigt hat", sich im H a f e n von Rio einfinde'. Gresham fürchtete dennoch, daß England, der erdrückende Konkurrent in Lateinamerika, zusammen mit anderen europäischen Mächten da Gama unterstützen, damit aber Peixoto und den Reziprozitätsvertrag zu Fall bringen werde. Zwar wurde im Dezember 1893 der Wilson-Zolltarif vom Kongreß beraten, der die Aufhebung der Reziprozitätsklausel des McKinley-Zolltarifs, damit aber auch die Aufkündigung der entsprechenden Verträge vorsehen sollte. Seine Absicht war es gerade auch, mit einer entschlossen freihändlerisdien Maßnahme noch tiefer in den lateinamerikanischen Markt einzudringen. Die mühsam erworbene Ausgangsstellung in Brasilien zu verlieren, konnte daher für Gresham auch unter diesem neuen wirtschaftspolitischen Gesichtspunkt nur Unheil verheißen. Thompson informierte ihn außerdem vertraulidi, daß die Regierung Peixoto untrügliche Beweise in H ä n d e n halte, wie britische, aber audi deutsche Hilfe den Rebellen zugute komme. Die promonarchistisdien Sympathien, die darin auch zutage traten, fanden im republikanisdien Washington keine freundliche Aufnahme. Aus der britischen Zurückhaltung beim Schutz der englischen Handelsschiffe las Gresham ein „Indiz" d a f ü r ab, daß „in nicht allzuferner Zeit" die Aufständischen als Kriegführende anerkannt werden sollten. Dem pflichtete der brasilianische Gesandte Mendoça bei, der ihm verständlicherweise das Ausmaß der „materiellen Hilfe" f ü r die Feinde 129 9

Wehler, Amerik. Imperialismus

seiner Heimatregierung keineswegs untertreibend sdiilderte. Zeitweilig befürditete Gresham daher, „daß den brasilianischen Insurgenten der Erfolg winken wird", wie er dem befreundeten, aus dem bayerischen Otterberg stammenden New Yorker Großkaufmann Oscar Straus anvertraute. Den Botschafter in London ließ er ausdrücklich auf „die hinlänglidi bekannte, tief verwurzelte amerikanische Auffassung" hinweisen, daß „die Einmischung europäischer Mädhte in die inneren Angelegenheiten der amerikanischen Hemisphäre" mehr als unerwünsdit sei. Die abschwächende Antwort des anglophilen Botschafters Bayard konnte sein Mißtrauen nicht mindern. Nodi vor Weihnaditen nahm er ein Telegramm Thompsons, daß Picking es „definitiv ablehne", wider da Gamas Schießdrohung acht amerikanischen Schiffen das Löschen zu ermöglichen, zum Anlaß, bei Herbert dringlidi vorstellig zu werden. „Falls praktisdi möglich", instruierte dieser noch einmal Picking, solle er den amerikanisdien Handel schützen. Während Benhams Kreuzer mit Volldampf nach Süden strebten, verteidigte Picking in einem rhetorischen Abschlußgefecht seine militärische Abstinenz. Den Kapitänen der amerikanischen Fraditer erklärte er wiederholt, daß sie den gewünschten Sdiutz nidit erhalten könnten. Thompson und Townes warf er vor, „völlig auf der Seite" Peixotos zu stehen, statt, „wie es unsere Regierung verlangt, neutral zu bleiben"'". Unstreitig wirkte das Unbehagen darüber, daß da Gama das generelle Entladeverbot hart durchsetzte und sich der gefürchtete englisdie Einfluß, den hundert englisdie neben neun amerikanischen wartenden Schiffen dokumentierten, weiter auszubreiten schien, in hohem Maße formend auf die Endphase der amerikanischen Brasilienpolitik von 1893/94 ein. Beide Faktoren wurden in ihrem vollen Gewicht ernst genommen. Gresham und Herbert reagierten innerhalb des Spielraums, den sie sidi gestedct hatten und der ihnen gesetzt wurde, durchaus zügig und bestimmt. Die eigentliche Initialzündung, die zu Beginn des neuen Jahres die gegenrevolutionäre Aktion auslöste, ging jedoch von amerikanischen Wirtschaftsinteressen aus. Seit Ende Dezember erhielt das State Department zahlreiche Schreiben amerikanischer Ex- und Importhäuser, die um eine energische Politik vor Rio baten. Der bedeutenden Firma W. S. Grossman & Brothers gelang es, den vermögenden Chef von Macy's, dem größten Kaufhaus der Welt, Isidor Straus, der wie sein Bruder Oscar mit Gresham auf vertrautem Fuß stand, dazu zu bewegen, ihren Petitionsbrief eindringlich zu befürworten. In seiner Antwort an Straus gab Gresham am 6. Januar 1894 einen Blick auf die Intentionen der Regierung frei. Sie habe „nichts vernachlässigt, was zum Sdiutz der amerikanischen Interessen vor Rio" nötig sei. „Im Vertrauen" könne er ihm mitteilen, daß jeder Versuch, „die Monarchie in Brasilien wieder aufzurichten", nicht nur zur Folge haben könne, daß die Monroe-Doktrin „betont", sondern daß sie „durdigesetzt" werde. Massiver noch drang William Rockefeller, der Präsident der „Standard Oil Company of New Y o r k " und mächtige Bruder John D. Rockefellers, auf Gresham ein. „Wir erbitten durdi Sie den Beistand und Sdiutz der Bundesregierung gegen die Belästigung" durch die Rebellen, die öltanker von der Pier 130

ferngehalten hatten, schrieb der Mitleiter des größten amerikanischen öltrusts, „und wir ersuchen Sie höflichst darum", die Flotteneinheiten in der Budit von Rio anzuweisen, „das Lösdien unserer Ware" im eigentlichen Hafen „zu beschützen". Der mitleidlose Konkurrenzkampf, in dem Standard Oils Exportgeschäfte in Europa durdi das machtvoll aufkommende russische ö l aus Baku gelitten hatte, zwang den Trust dazu, den lateinamerikanischen Markt, über den nun unvorhergesehene Gefahrenwolken aufzogen, zu gewinnen. Am 4. Januar wurde Rodtefellers Schreiben an das State Department abgesandt, am 10. J a nuar reichte es Gresham an den Marineminister weiter. Vermutlich übte audi zur gleichen Zeit das 1892 gegründete marktbeherrschende Gummi-Syndikat unter seinem agilen Generaldirektor Charles R. Flint sachten Druck auf die Regierung aus. Da künstlicher Kautschuk noch in weiter Zukunft lag, hing die „United States Rubber Company" völlig vom brasilianisdien Import ab. Flint steckte seit 1884 im Brasiliengesdiäft; seit Ausbruch der Insurrektion suchte er mit Erfolg, für Peixoto Kriegsschiffe aufzukaufen oder bauen zu lassen. Dem einflußreidien Verfediter der panamerikanischen Politik, die er auf der Konferenz von 1889/90 mitbestimmt hatte, konnte an nichts weniger als an einem Sieg da Gamas gelegen sein. Der amerikanische Konsul Kearbey, der die Geschäftsverbindungen der „Rubber Company" nach Brasilien aus nädister Nähe kannte, kritisierte bald ihre Intervention in Washington als den ausschlaggebenden Grund für die amerikanische Frontwendung gegen die Aufständischen. Immerhin verknüpfte auch Kearbey dieses Urteil mit der aufschlußreichen Feststellung, daß „uns die Wirkungen der Reziprozität wichtiger als die MonroeDoktrin sind"". Auf diese Weise schränkte der Druck der Interessengruppen den Entscheidungsraum der Exekutive weiter ein. Schon am 6. Januar fiel die nächste Vorentscheidung. Herbert jagte eine Chiííremeldung an Picking nach Rio. Zusammen mit dem Gesandten solle er „beiden" streitenden Parteien unterbreiten, daß die amerikanische Regierung sich zwar „nicht einzumischen" beabsichtige, daß jedoch die „stete Verlängerung des Kampfes unseren Handel schädigt und daher Zeit wie Ort zu bestimmen" seien, wo und wann die Frachter löschen oder laden könnten. Am 9. Januar präzisierte Gresham, daß dabei an die „Hafenpiers" gedacht sei. Das bedeutete, da Gama den Fehdehandschuh hinzuwerfen! Vorausgegangen waren daher ausgiebige Diskussionen in Clevelands Kabinett, das höchstwahrscheinlich am 9. Januar das Risiko guthieß. „Tag und Nacht" beredete Gresham auch das Interventionsproblem mit Staatssekretär A. A. Adee. Die „unwirksame" Blockade — deretwegen laufend amerikanische Verstärkungen in Rio eintrafen —, entziehe völkerrechtlich jeder Einmischung der Rebellen im Hafen die sichere Grundlage, beharrte Gresham. Am 10. J a nuar entwarf Adee eine Instruktion für Thompson, die von Gresham am selben Tag durchtelegrafiert wurde und die Anordnungen vom 6. und 9. Januar noch einmal formalisierte. „Unsere wichtigste und offensichtlidie Pflicht außer der Neutralität besteht darin", faßte der Außenminister zusammen, „Schutz gegen unnötige und ungerechtfertigte Behinderung . . . des harmlosen und legitimen" 131 9'

amerikanischen Handels zu bieten. Die „tatsädilidie Belästigung ausländischer Frachtschiffe" hielt er f ü r ebenso „widerrechtlich wie untragbar". Deshalb pochte er auf das „Recht" auf Sicherheit beim Aus- und Einladen im H a f e n " . Nach diesem Wendepunkt in den ersten Tagen des Januar 1894 trat die amerikanische Politik in ein neues Stadium ein. 1щ H a f e n von Rio de Janeiro spielte sich jetzt die entscheidende K r a f t p r o b e ab. Am 12. Januar d a m p f t e Benham hinein, der sofort das Kommando auszuüben begann. Er ließ sich sorgfältig informieren, ob in seinen strengen, dem Schutz des amerikanischen H a n dels gewidmeten Befehlen ein Wandel eingetreten sei, beobachtete aufmerksam da Gamas Blockadelinie und griff dann ein. Am 24. Januar ließ er dem Rebellenführer brüsk mitteilen, daß „amerikanische Schiffe keinesfalls belästi'gt werden" dürften. Am 26. Januar forderte er die Kapitäne der abwartenden amerikanischen Frachtschiffe zum Löschen ihrer Ladungen, „die ich auf dem Transportweg zum Ufer schützen werde", a u f " . Fast eine Woche nach Benhams Mahnung an die Adresse da Gamas schickte sidi der erste amerikanische Dampfer an, die Probe aufs Exempel zu wagen. Am selben Tag, dem 29. Januar, meldete Thompson, daß der englische Gesandte eher zur Anerkennung als zur Gewaltanwendung geneigt sei. Benham beorderte die „Detroit" als Geleitschiff. Ein Rebellenschiff eröffnete Musketenfeuer auf den Frachter. Die „Detroit" gab der Gegenseite einen Warnschuß vor den Bug. Eine Platzgranate des brasilianischen Schiffes folgte, worauf die „Detroit" ihm eine leichte Sprenggranate in die Aufbauten jagte. Zugleich gingen vor Benhams prüfendem Blick von der Kommandobrücke des schweren Kreuzers „San Francisco" ihre Signalwimpel hoch: „Feuer wird erwidert, falls notwendig, werden wir Euch versenken." Ungehindert konnten seitdem alle amerikanischen Handelsschiffe, denen die Schiffe der anderen Nationen folgten, entladen. „Seit dem 29. Januar wird ohne Belästigung gelöscht", meldete Benham". Mit dem kurzen Feuergefecht an diesem Tag, dem audi in Thompsons Worten „vollständige Ruhe" folgte, brach der brasilianische Aufstand zusammen. Ihm fehlte seit Benhams Intervention das moralisdie Rückgrat zum Ausharren. Vereinzelt wurden noch Landgefechte ausgetragen. Auch gab das amerikanische Geschwader den Rebellen keinen Anlaß, neue H o f f n u n g zu schöpfen. Selbst während der Gelbfieberzeit, als bis auf die portugiesischen Schiffe, auf denen dann auch da Gama und seine Offiziere Zuflucht ins Exil suchten, alle Staaten ihre Kriegsschiffe abzogen, blieben die Amerikaner in voller Stärke weisungsgemäß vor Anker liegen. Als Santos durch zwei aufständische Schiffe bedroht schien, entsandte Benham sofort die „Detroit", „um die amerikanischen Interessen" dort schützen zu lassen. Lakonisch meldete ein amerikanischer Offizier Anfang März 1894, daß „die Insurrektion niedergeworfen" sei. Admiral Mello erklärte, daß ihr allein die Gewaltaktion Benhams den Todesstoß gegeben habe. Dem hatte der triumphierende Thompson kein Wort hinzuzufügen: „Die von Grund auf veränderte Lage ist nur dem Eingreifen der Vereinigten Staaten zuzuschreiben", urteilte er in seinem abschließenden Bericht nach Washington'®. 132

D o r t f a n d Benhams Aktivität rückhaltlose Billigung. „Wir sind hodibefriedigt, wie Sie Ihre Instruktionen ausgeführt und den amerikanischen H a n d e l geschützt haben", ließ der Marineminister am 1. Februar telegrafieren, „wir verlassen uns weiter ganz auf Ihr abwägendes Urteil." U n d Gresham, der inzwischen an das gespannte Verhältnis zwischen seinem Gesandten und den amerikanischen Marinekommandanten gewöhnt war, fragte an, ob Thompson „mit Benham, der völlig im Rahmen seines A u f t r a g s gehandelt h a t " , diesmal übereinstimme. D a r a n ließ dieser keinen Zweifel aufkommen. D a n k ihrer überlegenen Gefechtsstärke schufen die amerikanischen Kreuzer binnen kurzer Zeit die von der Regierung in Washington gewünschte, von Thompson seit Anbeginn geforderte freie Bahn für die Handelsschiffe. Freilidi quälten Herbert noch einmal rechtliche Skrupel, ob die Aufständischen nidit doch etwa eine effektive Blockade formell angekündigt hätten, was die Zurückhaltung der anderen ausländischen Kriegsschiffkommandanten erkläre. Benham beruhigte ihn unverzüglich. Eine Blockadeerklärung sei ihm nicht bekannt geworden. D a G a m a habe aber „praktisch" die Frachter zwingen wollen, den K a i s und Peixotos Zollbeamten fernzubleiben. D a s nannte Benham „Piraterie", da er das „geltende Völkerrecht" strapaziös dahin auslegte, daß nur anerkannte Kriegsführende gegen neutrale Schiffe Gewalt anwenden dürften. „ D i e ausländisdien Marineoffiziere hinsichtlich des Schutzes des amerikanischen H a n d e l s um R a t zu bitten, hielt ich für überflüssig."" Das Selbstbewußtsein des amerikanischen Admirals, der mit durdisdilagender Wirkung die amerikanischen Wirtschaftsinteressen im Schatten des Zuckerhutberges gewahrt hatte, konnten rechtlidie Probleme schwerlidi erschüttern. Auch Cleveland beharrte im Rückblick euphemistisdi darauf, daß „die Verstärkung der amerikanischen Marineeinheit im H a f e n von Rio de J a n e i r o " dazu beitrug, den Bürgerkrieg auf eine „einfache K r a f t p r o b e zwischen der brasilianischen Regierung und den Aufständischen zu reduzieren". „Unsere beharrliche N e u t r a l i t ä t " , versicherte der Präsident der N a t i o n nach seinem zweiten Amtsjahr, „wurde bis zum Schluß beibehalten." Obschon den Rebellen „kein Asyl angeboten" wurde, trafen sie auch umgekehrt nur auf „soviel Widerstand" von amerikanischer Seite, wie er „eindeutig durch das Völkerrecht gestattet", zum Schutz unseres Handels „ n ö t i g " schien. Tatsächlich setzte sich aber die Intervention der Regierung Cleveland großzügig über einige schwerwiegende Rechtsfragen hinweg. 1. D i e amtierende brasilianische Regierung blieb auch in einer Bürgerkriegssituation prima facie für das Wohlergehen der Ausländer in ihrem Hoheitsbereich, mithin auch in den Küstengewässern innerhalb der internationalen Drei-Meilen-Zone, die verantwortliche Instanz, nicht aber wurden das ausländische Seeoffiziere. 2. Indem den Aufständischen auch von den Amerikanern mit Sanktionen gedroht wurde, falls sie die H a u p t s t a d t bombardierten, verloren Mello und da G a m a eins der wirksamsten Druckmittel, das jedem auf Waffengewalt gestützten Putsch zur Verfügung steht. 133

3. Obwohl die versuchte Blockade der amerikanischen Staatsleitung so lästig und gefährlich erschien, daß sie eine beispiellose Flottenkonzentration für notwendig hielt, weigerte sie sich dennoch aus Furcht vor den Rechtsfolgen standhaft, ihre Effektivität anzuerkennen. Im Vorjahr noch hatte sie geringere Bedenken verspürt, als Unruhen in Venezuela ausbrachen, die zu einer Blockade des Hafens von Puerto Cabello führten. „Die Anwesenheit von Blockadeschiffen, die zu warnen und die Einfahrt zu verhindern in der Lage sind", hatte damals das Marineministerium, die Rechtslage korrekt definierend, dem amerikanischen Admiral Walker in L a Guayra eingeschärft, „macht die Blockade effektiv. Handelsschiffe dürfen beim Durchbrechen dieser Blociade nidit geschützt werden." Die unbewaffneten Frachter vor Rio zu warnen und von der Einfahrt abzuhalten, das konnte das halbe Dutzend aufständischer Kriegsschiffe, wie sie Woche für Woche bestätigten, aber allemal. 4. Die ständige Weigerung, die Blockadebestrebungen der brasilianischen Insurgenten als effektiv anzuerkennen, schuf mit die Voraussetzung dafür, ihnen den Status von Kriegführenden vorzuenthalten, obwohl sie eine Gegenregierung gebildet hatten, deren bewaffnete Streitkräfte zu Wasser und zu Lande die Autorität der Regierung Peixoto empfindlich bestritten, wie die Verhängung des Kriegsredits unterstrich. D a die Aufständischen einer effektiven Blockade nicht fähig seien, fehle ihnen das Gewidit, das Kriegführende besitzen müßten, so lautete der amerikanische Zirkelschluß. 5. Obwohl Gresham mehrfach die brasilianischen Feindseligkeiten und militärischen Auseinandersetzungen zugestanden hatte, weigerte sich Benham, da Gama das Recht, Kontrabande abzufangen, einzuräumen. Zugleich zerstörte er mit seiner Aktion die letzten Aussichten der Rebellen, die Blockade effektiv gestalten zu können. Der Schutz privater Lieferanten im Hafen von Rio oblag jedoch den Streitkräften Peixotos, während die Frachter, völkerrechtlich gesehen, in dieser Situation keinen Anspruch auf Schutz durch den Heimatstaat beanspruchen konnten. Der abstrakte Charakter dieser Rechtsvorschriften, die aus dem europäischen Jus Gentium prinzipiell gleichberechtigter Staaten entsprungen waren, wurde allerdings in dem Maße hinfällig, als die gefährdeten amerikanischen Interessen, von Fürsprechern wirkungsvoll vertreten, zunehmend politisches Gewicht erlangten, sowie gegen ein Land eingesetzt wurden, dem noch wichtige Merkmale des respektheischenden modernen Machtstaats fehlten. Die Deformation des überlieferten Völkerrechts gehört ohnehin zu den wichtigsten Kennzeichen imperialistischer Politik". Im Kongreß, in der Presse und im Ausland sah man das amerikanische Verhalten vor Rio und seine Ergebnisse anders, als Cleveland sie zu erfassen vorgab. Am selben Tag, als Benham den Bürgerkrieg für Präsident Peixoto und das amerikanische Eigeninteresse entschied, verlangte Senator Teller aus Colorado auf dem Kapitel genau den Kurs, den die Regierung soeben bis an sein logisches Ende gesteuert hatte. Wolle irgend jemand angesichts des Aufstandes, „der den Handel zerstört und Leben kostet", Amerika das Recht streitig machen, ein Halt zu rufen, fragte er. „Ihr seid weit genug gegangen, Ihr habt die 134

Handelswelt beunruhigt." Wenn weder Diplomatie noch gütliches Zureden nutze, müsse Washington „im Namen der Menschheit" und im „Interesse des Welthandels" auf Beendigung des Zwistes pochen oder die zerstrittenen Brasilianer „dazu zwingen". Sein Kollege Washburne aus Minnesota lenkte einige Wochen später befriedigt die Aufmerksamkeit auf den steigenden Export nach Brasilien, während Senator Higgins aus Delaware in einer der großen Diskussionen über den Wilson-Zolltarif sich nicht nur zustimmend auf Washburne berief, sondern die brasilianisdie Revolte noch eingehender analysierte. Ihre U r sache f a n d er im Reziprozitätsvertrag von 1891. Ihn durch die Flotte, „die die imperiale Gewalt unserer N a t i o n " verkörpert, zu schützen, sei die einzig richtige Reaktion gewesen. H a b e doch Brasilien durch die Reziprozität zum erstenmal die Luft „wirtschaftlicher Freiheit von europäischer Vorherrschaft" verspürt. „Wir haben daher", folgerte Higgins, nur „die Monroe-Doktrin im vollsten Sinn auf Südamerika angewandt." „Die Souveränität der Nordamerikanischen Republik über beide amerikanische Hemisphären", wandelte er die Vorstellung von der gewöhnlich als Einheit gedachten westlichen Halbkugel ab, habe Benham sein forsches Auftreten vor Rio vorgeschrieben'®. Im Abgeordnetenhaus stimmte der Vorsitzende des Marineausschusses, J. F. Talbott, zu: Es sei geradezu das „eigentliche Amt amerikanischer Staatskunst", im Stile Benhams mit der Flotte „die westlichen Gewässer des Atlantiks und die östlichen des Pazifiks" zu beherrschen. Darin sah auch der Staatssekretär des Marineministeriums, William McAdoo, die Verwirklichung eines „echt amerikanischen Grundsatzes". Der Abgeordnete Washington aus Maryland hielt die Kraftprobe vor Rio f ü r einen bleibenden Gewinn, ja, auch der Populist Jerry Simpson aus Kansas bezog eine deutlich antirevolutionäre Stellung. Der Abgeordnete Robert Adams, der seit seiner Tätigkeit als Gesandter in Rio (1889/ 1890) den Ruf des Südamerika-Fachmanns genoß, legte ganz wie Higgins das Schwergewicht auf die Interpretation der Monroe-Doktrin. Sie sei nicht mehr nur ein vages „politisches Prinzip", sondern eine „Handlungsmaxime" Amerikas geworden, dozierte er, die weder in „den politischen Angelegenheiten noch in den Wirtschaftsbeziehungen unserer Hemisphäre" ausländische Einmischung dulde. Als die „Detroit" ihren Schuß abfeuerte, „verstand man, daß die Vereinigten Staaten bereit waren, diese Doktrin zu bekräftigen. Darauf brach die Rebellion zusammen". Fortab stand dem amerikanischen Export nichts mehr im Wege'». Diese Auffassung teilte auch Thompsons Nachfolger, Gesandter David N . Burke, der wenige Monate nach dem Höhepunkt der Krise Präsident Cleveland von dem Vorteil f ü r den amerikanischen Handel, zu dem sie sich ausgewirkt habe, berichtete. Thompson selber hatte in dem „unleugbaren Einfluß", den jüngst der Handelsvertrag den amerikanischen Kaufleuten eröffnet hatte, die Quelle „schärfster europäischer Mißgunst" gesehen. „Während der amerikanische Handel mit Brasilien allmählich ansteigt, sinkt entsprechend ihr Volumen." Daher seien auch die europäischen Diplomaten in Versuchung gewesen, die Aufständischen als Kriegführende anzuerkennen. Da aber „bereinigte die 135

sdinelle Aktion des amerikanisdien Admirals" in der T a t „diese Atmosphäre", wie „Bradstreet's", das die lateinamerikanischen Handelsprobleme mit scharfem Blick verfolgte, zufrieden festhielt. Nachdem die Blockade erst einmal gebrochen war, „ging alles weitere glatt". Beifällig zitierte die Zeitschrift aus der „London Financial News", daß die amerikanische Wirtschaftsexpansion in Lateinamerika auch die Unterstützung für das Peixoto-Regime bedingt habe. Die Keimzelle der „Panamerikanischen Union", das „Büro der Amerikanischen Republiken", würdigte in einem Sonderbulletin das amerikanische Eingreifen, „das die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern noch vertieft und ein beträditliches Anwachsen des Wirtschaftsaustauschs herbeigeführt" habe. „Von nun ab", hieß es dort, „besitzt der amerikanische Kaufmann einen unangefochtenen Vorsprung im Konkurrenzkampf um den brasilianischen Markt." Aus größerem zeitlichem Abstand urteilte Frederick Emory, der bald dem „Büro der Amerikanischen Republiken", dann der Wirtschaftsstatistisdien Abteilung des State Department als Direktor vorstehen und von dort das Entscheidungshandeln mehrerer Regierungen mit beeinflussen sollte, in der „Baltimore Sun" ganz ähnlich. Den Kern von Clevelands Außenpolitik sah er in der Aufgabe, dem amerikanischen Export Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Als Benham vor Rio eingesdialtet wurde, habe er „den praktischen Nutzen" eines Marktes gesidiert, den „Industrielle wie Kaufleute jetzt zu ersdiließen und zu entwickeln haben". „Große wirtsdiaftliche Vorteile dürften sich in diesem Fall gerechterweise an das Vorgehen der Regierung heften."^" Schwerlich würde man also behaupten können, daß die Tragweite der amerikanischen Intervention einer weiteren Öffentlichkeit unbekannt oder gar unverständlich blieb. Allenthalben sah man vielmehr einen wesentlichen Grundzug in dem Diktat des Exportzwangs, dem die amerikanische Wirtschaft während der neuen Depression seit 1893 besonders unterlag. Das kritische Urteil der europäischen Diplomatie unterschied sich kaum von diesem Meinungsbild. In London winkte Rosebery auf eine deutsche Anfrage wegen der Anerkennung da Gamas am 2. Februar 1894 endgültig ab. „Nachdem die amerikanische Regierung sich offen der Sache der brasüianischen Regierung anzunehmen scheint", kommentierte er die Ereignisse des 29. Januar, halte er vorsichtige Zurückhaltung für angebracht. Dem deutschen Reichskanzler Caprivi mißfiel der drohende „Anschluß Brasiliens an den Panamerikanismus", doch lehnte er es ab, diese Gefühle in eine Gegenaktion umzusetzen. „Die unerhört parteiische Haltung" der Vereinigten Staaten habe die Niederlage da Gamas verursacht, schrieb ihm Botschafter Hatzfeldt aus London. Sie seien „zu dieser Haltung veranlaßt worden durch die Vorteile, welche sie aus dem Handelsvertrage mit Brasilien genossen, und durch die Befürchtung, unter der neuen Regierung oder Regierungsform dieser Vorteile verlustig zu gehen". In Rio urteilte der deutsche Geschäftsträger Luxberg mit feudaldiplomatischer Spitze noch offener, aber auch einseitiger: „Um der Revolution in Brasilien in der Person des Admirals die monarchistische Spitze abzubrechen", kam „der amerikanische Dollar ins Rollen." Aus Washington berichtete Botschafter Saurma, er finde immer wieder 136

den S t a n d p u n k t vor, d a ß „das Verdienst, den Flottenaufstand beendigt zu haben", im G r u n d e „der amerikanischen Regierung zuzuschreiben" sei. I m State D e p a r t m e n t registrierte man in der T a t die Behandlung des brasilianischen Aufstandes als Erfolg der amerikanischen Politik. D e r k r a f t v o l l e Einsatz moderner Kriegsschiffe der „neuen Flotte" setzte der europäischen Wirtschaftskonkurrenz eine unübersehbare Schranke, hinter der sich f o r t a b der amerikanische Brasilienhandel entfalten konnte. Mindestens ebenso wichtig blieb indessen auch ein weiteres Ergebnis des amerikanischen Eingreifens. Mit wachsendem Selbstbewußtsein u n d zunehmenden militärischen Machtmitteln sah sidi die amerikanische Politik, wie es schien, endlich in die Lage versetzt, dem beneidet-bewunderten englischen Rivalen W i d e r p a r t zu bieten. In historischer Perspektive bedeutete Benhams Aktion den unübersehbaren A u f t a k t zur aktiven antibritischen Politik der folgenden zwei Jahre^'.

6. D i e a m e r i k a n i s c h e N i k a r a g u a p o l i t i k bis 1 8 9 8 Noch w ä h r e n d die brasilianische Flottenrebellion im H a f e n von Rio de Janeiro ihrem H ö h e p u n k t entgegentrieb, t r a f e n im State D e p a r t m e n t beunruhigende Nachrichten aus Mittelamerika ein. Zwischen N i k a r a g u a u n d der nominell autonomen Moskito-Reservation an der atlantischen Küste, die bislang faktisch britiscJier Schutzherrschaft unterstanden hatte, traten seit dem Spätherbst 1893 schwere Spannungen auf. Argwöhnisch w a r t e t e Washington auf die englische Reaktion. Zugleidi sah es die amerikanischen Kanalinteressen gefährdet, lag doch die Reservation in unmittelbarer N a d i b a r s d i a f t der geplanten östlichen M ü n d u n g des N i k a r a g u a k a n a l s bei G r e y t o w n .

1. Moskito-Reservation

und isthmisòe

Kanalinteressen

Die Moskito-Reservation w a r noch vor dem amerikanischen Bürgerkrieg entstanden, als N i k a r a g u a , das unter dem lebhaften Eindruck der gegen seine U n abhängigkeit gerichteten Raids des amerikanischen Abenteurers Walker stand, 1860 mit Großbritannien den V e r t r a g von M a n a g u a sdiloß. Er beendigte völkerrechtlich das englische P r o t e k t o r a t über den Küstenstreifen zwischen K a p H o n d u r a s u n d der M ü n d u n g des San Juan-Flusses bei G r e y t o w n , indem er die Reservation der Moskito-Indianer ins Leben rief. Ihnen w u r d e Selbstverwaltung zugestanden, der Eintritt in den nikaraguanischen Staatsverband aber grundsätzlich offen gelassen. Tatsächlich blieb das englische Übergewicht durchaus gewahrt. Das f ü h r t e zu unablässigen Reibungen mit N i k a r a g u a , so d a ß 1879 der österreichische Kaiser um einen Schiedsspruch gebeten wurde. Franz Joseph entschied 1881, d a ß die nikaraguanische Souveränität allein durch die Selbstverwaltung der Indianer begrenzt werde. N i k a r a g u a d u r f t e seine Fahne hissen, auch durch einen Kommissar gewisse Aufsichtsrechte wahrnehmen. Was die wirtschaftlichen Fragen anging, so trug der Schiedsspruch den englischen In137

teressen voll Rechnung: Konzessionen wurden von der Reservationsverwaltung, die auch die Aus- und Einfuhrzölle festlegte, erteilt. Auch diese verbindlidie Entsdieidung änderte nichts an der ursprünglichen Kräfteverteilung, stabilisierte jedoch unter der stillen Kuratel englischer Konsuln und Marineoffiziere die politisdien Verhältnisse. Allmählich begannen sich auch amerikanische Geschäftsleute in der Reservation niederzulassen; amerikanisches Kapital wurde in den Plantagen des Hinterlandes angelegt; die Handelshäuser der Yankees in Bluefields, dem Mittelpunkt von „Moskitia", florierten'. Bedeutsamer f ü r die Z u k u n f t schien es zu sein, daß sich nach jahrelanger Unterbrechung die amerikanischen Kanalinteressen im März 1886 in einer neuen provisorischen Dachorganisation zusammenschlossen, aus der binnen kurzem die „Maritime Canal Company of Nicaragua" hervorging. Sie erwarb im März 1887 dank einer Vorauszahlung von 100 ООО Dollar eine günstige Baukonzession von Nikaragua, gründete daraufhin als Zweigunternehmen die „Nicaragua Canal Construction Company" und entsandte im November 1887 den ersten Rekognoszierungstrupp unter dem bewährten Chefingenieur Menocal, der bereits mit den früheren Projekten verbunden gewesen war. Wie auch zuletzt in der gescheiterten Kanalkompagnie unter dem ehemaligen Präsidenten Grant gehörten zur „Maritime Canal Company" hohe Marineoffiziere: Admiral Ammen, Freund Grants und Kanalenthusiast seit langem; Admiral Crowninshield, später Leiter des „Bureau of Navigation" im Marineministerium; Kapitän H . C. Taylor, bald als Direktor der neuen Marineakademie Vorgesetzter Mahans und jetzt darauf bedacht, die Bedeutung des Kanals f ü r die wirtschaftliche Beherrschung des Pazifiks der Öffentlichkeit einzuhämmern; sein Schwager Kapitän R. D. Evans und A. G. Menocal. Sie vereinigten sich mit Industriellen, Anwälten und vielseitigen Managern, aus deren engerem Kreis auch der Vorsitzende der „Maritime Canal Company", H i r a m Hitchcock, wie der „Construction Company", der frühere Senator J. Warner Miller, hervorgingen^. Außenminister Bayard sicherte Hitchcocks Unternehmen im November 1887 die „aufrichtige" Unterstützung der Regierung zu, da „die Kontrolle und Leitung durch amerikanisches Kapital" günstige Aussichten eröffneten. Als Senator Edmunds im Januar 1888 eine Bill einbrachte, daß die Bundesregierung der „Maritime Canal C o m p a n y " Körperschaftsrechte verleihen und sie „politisch schützen" solle, f a n d er allgemeine Zustimmung. Dem englischen Gesandten schlug der Senator darauf vor, daß „die Vereinigten Staaten und England sich zur Beherrschung des Welthandels zusammenschließen" sollten, worunter er auch englisches Entgegenkommen beim Bau eines amerikanisdien Kanals durch den Isthmus verstand'. Unübersehbar traten Anfang 1888 die amerikanischen Kanalpläne in eine neue Phase ein. Sie mußten jedoch, wie alle ähnlichen Anstrengungen nach dem Bürgerkrieg, auf das Hindernis des Clayton-Bulwer-Vertrags treffen. In ihm hatten sich die Vereinigten Staaten und England 1850 verpflichtet, beim Bau eines gleichwo gelegenen zukünftigen Kanals zusammenzuwirken, seine Umgebung zu neutralisieren, nicht zu befestigen oder allein zu beherrschen. Zum 138

Zeitpunkt des Abschlusses durfte die amerikanische Diplomatie in diesem Vertrag einen bemerkenswerten Erfolg sehen, da sie gegen die weitere Ausdehnung des englischen Übergewichts zunächst einmal die Neutralisierung der mittelamerikanisdien Staaten erreicht hatte. Nach dem Bürgerkrieg empfand man in Washington den Vertrag freilich nur mehr als Hemmschuh. Doch als der republikanische Außenminister Frelinghuysen 1884 mit dem Nikaraguaner Zavala kurzerhand einen Vertrag vereinbarte, wonach die Vereinigten Staaten und Nikaragua gemeinsam einen Kanal erbauen wollten, dem nördlichen Partner aber die eigentliche Kontrolle zufiel, zog der Demokratische Präsident Cleveland 1885 sofort den Entwurf aus dem Senat zurück, da er nicht nur gegen das bindende Recht des Clayton-Bulwer-Vertrags verstoße, sondern auch die Gefahr einer „verstrickenden Allianz" enthalte^. Die Aktivität der neuen amerikanischen Baugesellschaft am nikaraguanischen Isthmus beschwor Probleme herauf, die über kurz oder lang die Vereinbarungen des Clayton-Bulwer-Vertrags in Frage stellen mußten. Von einem prinzipiellen Widerstand gegen den Kanalbau konnte bei der Regierung Cleveland trotz aller formellen Bedenken gegen den Vertragsentwurf von 1884 ohnehin nicht die Rede sein. Wenn sie auch vor einem flagranten Rechtsbruch zurückscheute, so hatte sie doch durch Bayard der „Maritime Canal Company" Mut gemacht in der Absicht, gleichsam durch eine Unterwanderung der völkerrechtlichen Barriere allmählich vollendete Tatsachen zu schaffen, die bei Verhandlungen über eine-Modifizierung des Clayton-Bulwer-Vertrags eine sichere amerikanische Basis abgaben. Unter diesem Gesichtspunkt mochte es der amerikanischen Politik auch gar nicht unlieb sein, daß sich in der direkten Umgebung des von der „Maritime Canal Company" geplanten Kanals, der Moskito-Reservation, amerikanische Interessen im Laufe der vergangenen Jahre eine feste Stellung geschaffen hatten. Sie zu verteidigen, fand sich Bayard alsbald bereit. Im Laufe des Jahres 1888 spitzten sich nämlich die Gegensätze zwischen England und Nikaragua wieder zu. Mißbilligend hielt Bayard im Mai dem Washingtoner Gesandten Guzman vor, daß Nikaragua überhaupt auf den Schiedsspruch von 1881 eingegangen sei. Ebenso unverständlich blieb ihm allerdings auch, daß das State Department damals nicht auf einer Konsultation bestanden hatte. Obwohl er Nikaragua von einer Machtdemonstration gegen die englische Politik „im gegenwärtigen Augenblick" abriet, ergriff er doch selber, sobald sich die Gelegenheit bot, die Initiative. Sie bot sich, als der englische Konsul in Bluefields gegen die Errichtung eines nikaraguanischen Postamts in der Moskito-Reservation protestiert hatte und die nikaraguanische Gegenbeschwerde in Washington bekannt wurde. In einem grundsätzlich gehaltenen Erlaß an den Gesandten Phelps in London verteidigte Bayard Nikaraguas Vorgehen als gerechtfertigten Akt eines souveränen Staates in seinem Herrschaftsbereich, ehe er den Anlaß benutzte, um das zweifache amerikanische Interesse zu unterstreichen. Einmal empfinde „die amerikanische Regierung mindestens das gleiche Interesse wie Großbritannien", da die amerikanischen Geschäftsleute in der Reservation und der aufblühende Handel zwischen Bluefields und New Orleans es 139

als widitig erscheinen ließen, daß die nikaraguanische Souveränität „faktisch" bestehe. Auch sei es „mit der allgemeinen Politik der Vereinigten Staaten nicht in Einklang zu bringen", wenn in Mittelamerika ein „Imperium in imperio" entstehe. D a der Vertrag von 1860 „nur zugunsten der Indianer" abgesdilossen worden sei, besitze Großbritannien kein Recht zur Einmisdiung in einen Streit zwischen ihnen und Nikaragua. Jeden Ansprudi, die Indianer völkerrechtlich zu vertreten, fasse Cleveland als „ein britisdies Protektorat in anderer Form" auf. Zum zweiten sorgte sich aber die amerikanische Regierung „womöglidi nodi mehr" über die englischen Bemühungen, weil sie darauf gerichtet sdiienen, Nikaragua „von der Ausübung seiner Jurisdiktion in der unmittelbaren Nachbarschaft der atlantischen Mündung des projektierten Kanals abzuhalten". „Niemals" könnten die Vereinigten Staaten „gleichgültig der Wiedererrichtung" eines englisdien Protektorats zusehen. Für sie sei „gerade diese Gegend . . . von höchster Bedeutung". Zwar stritt die englische Antwort konziliant ab, daß ein Protektorat erstrebt werde, doch hatte die Washingtoner Politik inzwischen eine ebenso wachsame wie energisch angekündigte Stellung bezogen®. Im Februar 1889 wurde die „Maritime Canal Company" durch ein Bundesgesetz als Aktiengesellsdiaft registriert, im Juni begannen die Ausgrabungsarbeiten. Eine Senatsresolution, die sich gegen europäische Einflüsse auf den K a nal ausspracii, wurde bezeichnenderweise gegen nur drei Stimmen angenommen. Unter der Republikanischen Regierung Harrison durfte die Kanalgesellschaft erst recht kräftiger Unterstützung gewiß sein. Warner Miller ließ sich von Marineminister Tracy während eines Besuchs in Greytown, wo dieser das häufige Aufkreuzen amerikanischer Kriegsschiffe zusicherte, „die rege Teilnahme der Regierung am großen Kanalunternehmen" bestätigen. Landwirtschaftsminister Rusk wurde zu einer Inspektionsreise eingeladen. Alle Bemühungen konnten aber über die Kapitalarmut der „Maritime Canal Company" nicht hinwegtäuschen, während doch ihre Bauarbeiten fast soviel Geld wie de Lesseps' Unternehmungen verschlangen. Bald entstand daher die Frage, ob direkte Regierungshilfe möglich sei oder neue Aktien für die Börsen ausgegeben werden sollten, um das Geschäftskapital aufzustocken. Im Januar 1891 legten die politischen Gönner der Gesellschaft im Senatsausschuß für Auswärtige Angelegenheiten eine Bill vor, deren Annahme alle ihre Sorgen beseitigt hätte. Darin sollte die Regierung autorisiert werden, ein Grundkapital von 100 Mill. Dollar und eine jährlich vierprozentige Dividende zu garantieren; über 70 Mill. Dollar sollte sie als Sicherheit selber verfügen, auch die Mehrheit des Vorstandes bestimmen dürfen. Obwohl vor allem die Senatoren Sherman (Ohio) und Morgan (Alabama) ihren beträchtlichen Einfluß für die Bill aufboten, auch Präsident Harrison seine Unterstützung nicht versagte, wurde doch eine Abstimmung verhindert. Vergeblich verherrlichte Morgan den Kanal als „wichtigsten Bestandteil der natürlichen, friedlichen, unvermeidlichen und wohltätigen . . . wirtschaftlichen Expansion und Fortentwicklung der Vereinigten Staaten". Mit deutlicher Spitze 140

gegen die englischen Konkurrenten räumte er ein, daß man auf die Kontrolle über den K a n a l verzichten könne, wenn man „es vorzieht, daß ein großer europäischer Handelsstaat sich zwischen uns und Lateinamerika schiebt", daß seine „Kriegsflotte den Golf von Mexiko und die Karibische See beherrscht". Die „Platitüden des Clayton-Bulwer-Vertrags" seien zu einer „schalen Forderung" herabgesunken. Auch dieser Appell an das Mißtrauen gegen England verhallte. Vergeblich strich Sherman in einem vielgelesenen A u f s a t z für die Zeitschrift „ F o r u m " die Vorteile des N i k a r a g u a k a n a l s heraus. Diese sah er vornehmlich darin, daß „eine Gemeinsamkeit der Interessen mit der Westküste Mexikos und Südamerikas, die jetzt im Grunde unserem Handel verschlossen sind, geschaffen w i r d " . Der K a n a l werde es „zum erstenmal" ermöglichen, der Monroe-Doktrin — „bisher einem reinen D o g m a der amerikanischen Politik " — kraftvoll „ A n erkennung zu verschaffen". Die günstige Investitionsmöglichkeit für amerikanisches K a p i t a l sei nicht zu unterschätzen, so versuchte er der kapitalarmen Gesellschaft beizuspringen. D e m H a n d e l und der Industrie der Südstaaten, dann aber auch des ganzen Landes werde der K a n a l zugute kommen. Der Kongreß ließ sich jedoch noch nicht überzeugen'. Statt dessen wurde die K a n a l f r a g e von einer spezifisch interessierten Öffentlichkeit aufgenommen. Aus Los Angeles und Seattle, aus N e w Orleans und Chicago, aus Philadelphia und Minneapolis sandten die Handelskammern und Wirtschaftsverbände ihre Petitionen an den Kongreß. Die mächtige N e w Yorker Handelskammer reichte im Dezember 1891 ein Gutachten ein; aus K a l i fornien, Washington, Idaho, N o r t h D a k o t a , Wisconsin und Montana, aus Florida, Kentucky und Tennessee gingen die Bittschriften an die Kongreßabgeordneten und Senatoren der H a u p t s t a d t ab, für den K a n a l b a u tätig zu werden. Im J u n i 1892 besuchten 300 Delegierte aus dreißig Bundesstaaten und -territorien eine K a n a l t a g u n g in St. Louis; im November vertraten 600 Delegierte die gesamte Union in N e w Orleans, wo Senator Morgan eine Resolution durchbrachte, die die Beteiligung der Regierung am K a n a l b a u forderte. „In gewisser Hinsicht" werde der entstehende K a n a l „zu einem Teil der amerikanischen K ü ste", griff in der kalifornischen Zeitschrift „ O v e r l a n d M o n t h l y " ein Publizist Präsident H a y e s berühmte Formulierung von 1880 wieder auf, folglich dürfe er niemals unter ausländischen Einfluß geraten. Im Grunde symbolisiere der K a n a l den Fortschritt der Monroe-Doktrin, ergänzte ein Vertrauter des Aufsichtsratsvorsitzenden der „Marine Canal C o m p a n y " , er garantiere Amerika den „absolut vorherrschenden Einfluß auf die Schwesterrepubliken Lateinamerika«". Im Dezember 1892 griff daher der außenpolitische Ausschuß des Senats die Angelegenheit wieder auf. Shermans Bill legte die gleichen Bedingungen wie im Vorjahr fest, nur sollte die Regierung vom K a p i t a l in der Gesellschaft 80 Mill. D o l l a r fest in ihr Eigentum übernehmen'. Morgan wirkliche w a n d des dann den

sprach jetzt unverblümt aus, daß diese Regelung der Regierung „die finanzielle Kontrolle" über den K a n a l b a u geben werde. Dem Einpopulistischen Senators Peffer aus N e b r a s k a , w a r u m die Regierung K a n a l nicht gleich selber bauen könne, hielt er entgegen, daß das 141

„wahrscheinlich nidit ohne Krieg mit England" geschehen könne. Für alle praktisdien Zwecke werde die Kanalgesellschaft jedoch nur als vorgeschobenes Organ handeln, während die eigentliche Entscheidungsbefugnis bei der Regierung liege, ohne daß der „obsolete" Clayton-Bulwer-Vertrag berührt werde. Als Senator John R. McPherson aus New Jersey feststellte, daß die Bill „einem K a nalbau durch die Regierung so dicht wie nur eben möglich" nahekomme, bekräftige Morgan: „So nahe, wie wir es schaffen können." Dennoch ließ sidi die Senatsmehrheit wiederum nicht zu einer Abstimmung bewegen. Vergeblidi mahnte Morgan, keine „vergleichbare Wohltat" könne dem Süden mehr helfen, für „seine Baumwolle Zugang zu den ostasiatisdien Ländern" zu finden. Asien benötige mehr Baumwolle als alle anderen Erdteile. Werde dieser Handel erst einmal Englands Hand entwunden, „werden wir jene Reichtümer Indiens, über die wir in der Vergangenheit so manches romantische Urteil gehört haben, einheimsen". Ansdiließend verlas Morgan zwei Briefe vom Präsidenten der Handelskammer und dem Vorsteher der Baumwollbörse zu New Orleans. Beide betonten, wie der Süden bisher unter der Ungunst der Wirtschaftsverhältnisse gelitten habe. Im Handel mit Asien erblickten sie die einzige Möglichkeit, der Misere dauerhaft den Rücken zu kehren. „Die Vorsehung hat uns die Pflidit auferlegt", den Kanal zu bauen, schrieb Morgan im „North American Review", „ihr können wir uns nidit entziehen." Realistischer strich Senator Frye aus Maine die ökonomischen Vorteile eines isthmisdien Kanals für den gesamten Nordwesten heraus®. In denselben Wochen behandelte das Abgeordnetenhaus das Kanalthema. Der Abgeordnete George D. Wise vertrat die Auffassung, daß ein Kanal „so gut wie nur irgendein Zolltarif . . . die brennende Frage nach einem ausländischen Markt für unsere Überproduktion" lösen werde. Zum „direkten Verkehr mit den pazifischen Inseln, Asien und den südamerikanischen Küsten braucht der Süden den Nikaraguakanal", erklärte sein Kollege Stout. Die Vereinigten Staaten, meinte der Aussdiuß für Binnen- und Außenhandel, könnten nicht „hinterherhumpeln", wenn die Rivalen „das reidihaltige Wirtschaftsgebiet des westlidien Pazifiks" erschlössen. „Wir wollen weder Kolonien gründen, noch begehren wir abhängige Gebiete", hieß es in seinem Bericht, „doch sind wir jederzeit bereit, unsere Handelsbeziehungen mit allen Staaten auszudehnen und zu diesem Zweck jedes ehrenwerte Mittel zu benutzen." Morgans Bill wurde nun zwar im Senat angenommen, blieb aber im Abgeordnetenhaus stecken, nicJit zuletzt, weil dessen mächtiger Präsident Crisp ohnehin ein Veto Clevelands vorauszusehen glaubte. Immerhin einigte man sicii auf eine Regierungskonimission, die die finanziellen und technischen Bedingungen des Kanalbaus nodi einmal überprüfen sollte. Der „Construction Company" halfen die Empfehlungen, die die Kommission aussprach, wenig. Mochte ihr Präsident J . Warner Miller auch mit beschwörenden Sätzen den Hauptvorteil des Kanals in einer Zeit anhaltender Wirtschaftskrise: die Verminderung der Entfernung zum asiatischen Markt mit seinen 500 Millionen potentiellen Kunden, wortgewandt besciirei142

ben — die 1893 hereinbrechende Depression machte ihr den Garaus; im August erklärte sie ihren B a n k r o t t ' . Als im Februar 1 8 9 3 die Kongreßdebatten soeben abgeklungen waren, wurde das State D e p a r t m e n t erneut auf die Moskito-Reservation

aufmerksam

ge-

macht. D o r t w a r inzwischen der amerikanische Einfluß sprunghaft angestiegen. Die Bananenplantagen hatten sich vermehrt, der H a n d e l mit Mahagonihölzern blühte. Besaß der E x p o r t nach den Vereinigten Staaten im J a h r e 1883 einen Wert von 100 ООО D o l l a r , so machte dieser Außenhandel zehn J a h r e später 4 Mill. D o l l a r aus, während die amerikanischen Investitionen in der Reservation

2

Mill. D o l l a r betrugen. D e r Reichtum Moskitias befand sich zu 9 0 bis 95 Prozent in amerikanischer H a n d . Bluefields galt als eine „durch und durch amerikanische" Stadt. Einer Beschwerde der „Southern Pacific C o m p a n y " , deren D a m p fer zwischen N e w Orleans und Blufields, wo plötzlidi die Hafengebühren erhöht wurden, verkehrten, wollte sich deshalb das State Department unter J o h n W . Foster nicht verschließen. Auf eine Nachfrage in Managua erwiderte der nikaraguanische Außenminister mit dem Hinweis auf die „anomalen"

politi-

schen Verhältnisse in der Reservation, die seit 1881 diese Gebühren festsetze. Unwillig instruierte nunmehr Foster den Gesandten Lincoln, im Londoner F o r eign Office darauf aufmerksam zu machen, daß die Rechte der M o s k i t o - I n dianer wie die Souveränitätsminderungen Nikaraguas nur dem Indianerstamm „als Personenverband" zukämen, keineswegs aber „territorialer" N a t u r seien. Das übersehe Großbritannien z w a r geflissentlich seit J a h r e n , dennoch bleibe Bluefields „für den internationalen H a n d e l ein Teil des souveränen Staates N i k a r a g u a " . Bei diesem liege folglich die Entscheidung über die Hafengebühren. D a m i t setzte Foster sich großzügig über den Schiedsspruch von 1881 hinweg. U m so nachhaltiger protestierte er aber gegen dessen angebliche Verletzung durch England, die Mißachtung des C l a y t o n - B u l w e r - V e r t r a g s und die „fantastische F i k t i o n "

eines

selbständigen Moskitias. Lincoln

wurde

aufgefordert,

Rosebery als Verbalnote mitzuteilen, daß die „Vereinigten Staaten es nicht gutheißen, wenn Großbritannien, sei es auch indirekt, versucht, die Souveränität Nikaraguas über die Moskito-Indianer und ihr Stammesgebiet zu einer Illusion zu machen". Noch einmal wies Washington unzweideutig auf die Grenzen der englischen Politik am Isthmus h i n " . Eine ernsthaftere Bedrohung der amerikanischen Interessen in der MoskitoReservation ließ nicht lange auf sich warten. Nach einer der häufigen R e v o l u tionen in N i k a r a g u a drängte sich allmählich General Zelaya an die Staatsspitze. Außenminister Gresham hatte „zum Schutz der K a n a l a r b e i t e n " sogleich ein Kriegsschiff entsenden lassen, doch blieb Moskitia von den Wirren zunächst unberührt. I m Herbst 1893 hatte Präsident Zelaya seine Stellung aber soweit gefestigt, daß er angesichts der gähnend leeren Staatskassen den lebhaften H a n del an der Moskitoküste unter seine Fittiche zu nehmen beschloß. Sein K o m m i s sar L a c a y o tauchte in Bluefields auf, um Verbindungen anzuknüpfen. D e m widerstrebten vor allem die amerikanischen Kaufleute, die eine Ersetzung der laxen Reservationsverwaltung durch das etwas straffere nikaraguanische Regi143

ment fürditeten. Im November ließen sie um den Besuch eines KriegssdiifFes bitten. Zwar wurde die „Kearsarge" audi sofort in Marsch gesetzt, doch lief sie in der Karibischen See auf ein Riff auf, so daß zunächst nur die englische „Cleopatra" vor Bluefields Anker w a r f " . D a Zelaya in die bei einer solchen Situation in Mittelamerika geradezu übliche bewaffnete Auseinandersetzung mit den Nachbarstaaten verwickelt wurde, reagierte er auf Gerüchte über den vermeintlichen Einmarsch honduranischer Truppen in die Reservation, indem er eigene Streitkräfte einrücken ließ. Der Moskitohäuptling Clarence wehrte sich vergeblich, ehe er ins Exil ging. Bluefields wurde Anfang Februar 1894 besetzt, das Belagerungsrecht über die Stadt verhängt. Beim amerikanischen Konsul häuften sich die Proteste. Damit nicht genug, legte sidi Zelaya auch mit der Kanalgesellsdiaft an. Der hart angeschlagenen „Maritime Canal Company" ließ er ausrichten, daß ihm an einer direkten Beteiligung der amerikanischen Regierung gelegen und in diesem Licht die Konzession zu überprüfen sei. Ein Teil ihrer technischen Ausrüstung wurde im Januar beschlagnahmt, da sie seit dem Sommer 1893 kontinuierliche Bauarbeiten, wie sie die Konzession von 1887 verlangte, nicht durchzuhalten vermocht hatte. Der Gesandte Baker empfand dieses Vorgehen als „anmaßende Unfreundlichkeit gegenüber amerikanischen Interessen", entsprechend berichtete er nach Washington'^. Dort wurde im Senat der dritte Anlauf unternommen, die Regierung auf den Bau des Nikaraguakanals festzulegen. Morgan brachte erneut die Bill von 1892 im Senat ein, jedoch sollte die Regierung jetzt 70 Mill. Dollar in Aktienform übernehmen, eine dreiprozentige Dividende auf die Obligationen zusichern und zehn von fünfzehn Direktoren ernennen dürfen. Senator Frye vermutete, daß „seine Majestät Mr. Cleveland geneigt ist, den Bau des Kanals zu billigen". Der Senat neigte ebenfalls dazu, er nahm die Bill an; sie scheiterte aber erneut im Abgeordnetenhaus. Die Bitte der Handelskammer von San Francisco um „verbilligte Frachten zu den großen Märkten der Welt" fruditete nichts". In Bluefields setzte inzwischen Lacayo nikaraguanische Behörden ein und die Exportzölle hinauf, wodurch sowohl die Bananenausfuhr empfindlidi getroffen, als auch die Abneigung der amerikanischen Geschäftsleute bestätigt wurde. Zwar sähen die Amerikaner in der Reservation „die Notwendigkeit ein", notierte sidi Konsul Braida, „die Beherrschung durch die unfähigen Neger abzuschütteln" — denn Farbige aus Jamaika hatten bisher eine führende Rolle unter den „Indianern" gespielt — , „doch fürchten sie nikaraguanische Gier und T y rannei". Am 25. Februar war die „Cleopatra" eingetroffen, auf die der englische Konsul am 27. Februar Lacayo verwies, ehe er, die Verletzung der Verträge von 1860 und 1881 beklagend, die Wiederherstellung des Status quo forderte. Als der nikaraguanische Kommissar zauderte, landeten am 2. März englische Marineinfanteristen, von denen die nikaraguanischen Soldaten entwaffnet und verjagt wurden. Am nächsten Tag schlossen die englisdien Offiziellen mit Lacayo ein Abkommen, worin dieser sich zur Beaditung der Verträge und zur 144

Einberufung eines neuen Verwaltungsrates, dem auch zwei Amerikaner angehören sollten, verpfliditete. Die amerikanischen Vertreter zogen sich jedoch protestierend aus diesem Gremium zurüdt. Eine Delegation machte sich nach Washington auf, um ihre Gravamina vorzutragen: Die Nikaraguaner bedrohten ihre Konzessionen, führten Spanisch statt Englisch als Amtssprache ein, erhöhten die bisher „maßvollen Zölle", sie behinderten den Gummi- und Bananenhandel aus dem Landesinneren. Am 19. März verabredete Lacayo mit dem englischen Konsul die Einsetzung einer provisorischen Regierung. Die Marineinfanterie wurde demgemäß am 20. zurückgezogen, worauf der nikaraguanische Außenminister Madriz die Vereinbarung zum 28. März in K r a f t setzte". In Washington klang gerade die Erregung über die brasilianische Revolution langsam ab, als die Nadiridit von der Landung englisdber Truppen in Bluefields eintraf. Thomas F. Bayard, der als erster amerikanischer Diplomat im Botschafterrang die Vereinigten Staaten in London vertrat, wurde von Gresham in aller Eile um nähere Auskünfte gebeten. Den Gesandten Baker fragte der Außenminister, ob die britisdien Truppen unter Berufung auf die Eigenstaatlichkeit der Reservation oder aussdiließlich zum Schutze der anwesenden Engländer gelandet seien. Von Marineminister Herbert wurde Admiral Benham, der nodi vor Rio lag, zur Entsendung eines Schiffes nach Norden, möglidist sogar unter seinem Kommando, aufgefordert. Nach diesen ersten Vorsichtsmaßnahmen kristallisierte sidi allmählich eine feste Auffassung der Vorgänge heraus. D a ß die amerikanische Handelswelt in der Reservation die versdileierte, aber wirksame britische Herrschaft der verachteten nikaraguanischen vorzog, unterlag wenig Zweifeln. Demgegenüber hatte die amerikanische Politik seit Jahren an der Souveränität Nikaraguas festgehalten. Davon abzugehen, bestand nach dem Ringen gegen den englischen Einfluß in Chile und Brasilien erst recht kein Anlaß. Vielmehr sah es im Gegenteil ganz so aus, als wolle sich die englisdie Politik — wie die Landung zu beweisen schien: notfalls mit Gewalt — in der Nähe des Kanals endgültig festsetzen. Gelang ihr das, so lehrte ein Blick auf die Landkarte, welche schier uneinnehmbare Stellung Großbritannien dann um die Karibische See gewonnen hätte. Nordöstlich von Guatemala besaß es die Kolonie Britisdi-Honduras um Belize, davor lagen die englisdien BayInseln, weiter im Westen Jamaika, die Bahama-, Leeward- und WindwardInseln; südlidi würde sich die Moskito-Reservation anschließen, während die Stützpunktkette auf Trinidad und in Britisch-Guayana an der Nordküste Südamerikas, wo sidi der Konflikt mit dem benachbarten Venezuela zuspitzte, endete. Es trug nicht zur Beruhigung des State Departments bei, als ihm bekannt wurde, daß die „Cleopatra" vorher Colon an der kolumbianischen Landenge von Panama angelaufen hatte, wo sie vermutlidi telegrafisch Instruktionen aus London empfangen hatte. Senator Morgan bezog sidi nidit nur auf die brasilianisdie, sondern ebenso auf die anhebende nikaraguanisdie Krise, als er Gresham in diesen Tagen eine verbreitete Auffassung besdirieb. „Die Zeit ist reif, daß der Kongreß kraftvoll handelt", glaubte er, damit Großbritanniens „Ansprüchen in versdiiedenen Riditungen ein harter Riegel vorgeschoben wird". 145 10

Wehler, Amerik. Imperialismus

In der Presse wurde eben diese „kraftvolle Politik" vom „New York Herald" gefordert, während die „ N e w York Tribune" in der Truppenlandung eine „direkte Verletzung" des Clayton-Bulwer-Vertrags erblickte. Im Senat sdilug Senator Dolph bald sogar vor, den Vertrag aufzukündigen, um völlige Handlungsfreiheit zu gewinnen'®. Gresham sah mit klarem Blick seine doppelte Aufgabe: Einmal mußte er Obacht geben, daß der englischen Politik, wie sie in Washington ausgelegt wurde, ein Erfolg, mithin die Quasi-Selbständigkeit der Moskitoküste, versagt blieb. Der Widerstand der amerikanischen Interessen gegen das Vorgehen Nikaraguas konnte jedoch nur den englischen Autonomiewünsdien in die Hand spielen. Diese Kurzsiditigkeit entsdiloß sich die weiterschauende Politik Washingtons bald zu korrigieren, indem z. B. Konsul Braida von Gresham sdiarf in seine Sciiranken verwiesen wurde. Er habe sich nicht „in die politischen Angelegenheiten" der Reservation „einzumischen", so lautete das Kabel. Seine Verbindung mit den antinikaraguanischen Elementen, fürchteten Gresham und sein Staatssekretär Adee, könne ihn in Unabhängigkeitsbestrebungen, „die offensichtlich im Interesse Englands liegen", verwickeln. Zum zweiten aber blieb der Schutz der amerikanischen Interessen eine dringliche Aufgabe, die durch die Behandlung der Kanalgesellschaft nur unterstrichen wurde. Im Mai berichtete Baker, daß die nikaraguanische Regierung Amerikanern gewisse Schiffahrtsredite nehmen wolle, um sie „Ausländern" zuzuspielen. Er betonte, daß die Amerikaner in der Reservation „einen Anspruch darauf besitzen, die amerikanische Regierung zuversichtlich . . . um den Schutz ihrer verbrieften Redite" zu bitten. Dem pflichtete man in Washington bei. Mittlerweile hatte längst Botschafter Bayard im Foreign Office vorgesprochen, wo ihm Staatssekretär Kimberley eindringlich versicherte, daß Ihrer Majestät Regierung „weder dem Inhalt, nodi der Form nach ein Protektorat wünsdie oder beabsiditigte". Unverzüglich leitete Gresham diesen Bericht an den Außenpolitisdien Ausschuß des Senats weiter. Bayard sudite seinen Minister aber noch weiter zu beruhigen. Die provisorischen Abkommen vom 3. und 19. März schlössen eine Anerkennung der nikaraguanischen Souveränität ein, urteilte er wohlmeinend. Falls die „Kearsarge" ihr Ziel erreidit hätte, wäre vielleidit von amerikanischen Truppen Ruhe und Ordnung wiederhergestellt worden". Obwohl inzwischen in Bluefields ein amerikanisches Kriegsschiff eingetroffen war, dessen Kapitän die englisdie Landung „zum Schutz von Leben und Eigentum" für notwendig erklärt hatte, divergierte Gresham schroff von dieser wie von Bayards Meinung. Die Zuversicht des Botschafters hinsiditlidi der arglosen englischen Haltung vermöge er nicht zu teilen, schrieb er diesem Ende April. Die bedauerlichen Vereinbarungen vom 3. und 28. März seien mit dem Vertrag von Managua, audi dem Clayton-Bulwer-Vertrag, in dem England auf „jede Intervention in der Reservation" verzichtet habe, „unvereinbar". Er mißbillige die provisorische Verwaltung in erster Linie deshalb, weil sie auf der Annahme, daß Moskitia ein „Gebiet mit autonomer Eigenschaft ist, beruht". Weder „aus146

wärtige Eingriffe in die Regierung der Reservation", noch ein kontrollierender Einfluß der dort wohnenden Fremden sei ihm erwünscht. Für die Amerikaner, die sich „füglich von der vorgeschlagenen Verwaltung" fernhielten, fand er hohes Lob. Als politisches Leitbild, das dieser Instruktion ihre scharfen Konturen verlieh, zeichnete sich eine Vorstellung ab, wonach sich die amerikanischen K a nal- und Wirtschaftsinteressen in der Moskito-Reservation im Gehäuse der nikaraguanisdiien Souveränität frei entfalten sollten. Ganz in diesem Sinn wurden die amerikanischen Marinekommandanten vor Bluefields unterrichtet. Mit Herbert hielt Gresham auch während dieses Konflikts engste Fühlung, und dessen Staatssekretär McAdoo erinnerte Kapitän Watson daran, daß „das nationale Interesse über dasjenige einzelner Bürger hinausgeht. Es zielt letztlich auf die Souveränität Nikaraguas ab, besonders wenn es um die Abwehr ausländischer Eingriffe geht". Als Gesandter Baker Ende Mai Anstrengungen unternahm, nikaraguanische Truppen von Moskitia fernzuhalten, wies ihn Gresham hart zurecht, da die nikaraguanisdie Souveränität dadurch beschnitten werde; Nikaragua aber stünden in der Reservation „die ausschlaggebenden Rechte" z u " . Nachdem Gresham in London unüberhörbar gewarnt hatte, hing sein weiteres Vorgehen von der Zusammenarbeit mit Nikaragua ab. In dieser Hinsicht enthüllte sich aber bald der kritische Punkt der amerikanischen Politik, denn die Labilität der innenpolitischen Verhältnisse Nikaraguas drängte, wenn England in die Schranken gewiesen wurde, geradezu zwangsläufig Washington zur Intervention zugunsten seiner Interessen. Noch im April wurde Greshams Politik, die soeben noch das Foreign Office zur Rücksicht auf Nikaragua ermahnt hatte, auf die Probe gestellt. Als ein Amerikaner in der Reservation ermordet, der Täter aber nur nadilässig verfolgt wurde, verlangte das State Department mehrfach, der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen. D a die immer dringenderen Bitten nichts fruchteten, wurde Kapitän Watson instruiert, die Behandlung dieses Falls als Test für den guten Willen und die Fähigkeit der nikaraguanischen Behörden, „das Leben friedlicher amerikanischer Bürger zu schützen", aufzufassen. Dem amerikanischen Gesandten solle Watson „kompromißlos" zur Seite stehen, notfalls dürfe er „alle verfügbaren Machtmittel" einsetzen. Die Untersudiungen wurden jetzt sdinell zu ihrem Ende geführt". Ungleich weitertragende Bedeutung besaß die Frage nach der Zukunft der „Maritime Canal Company", der Zelaya schon zu Jahresbeginn Sdiwierigkeiten in den Weg gelegt hatte. Obwohl das State Department zuerst einmal die Gesellschaft an die nikaraguanischen Gerichte verwiesen hatte, regte sidi in ihm jetzt doch Ungeduld. Zudem glaubte Gresham, sich auf den Gesandten Baker als Verfechter seiner Politik nicht verlassen zu können. Nicht nur, daß er ihn für eitel und schwach hielt, sondern vor allem galt Baker als Gegner der privatkapitalistischen Kanalbaugesellschaft, die er durch unmittelbare Einschaltung der amerikanischen Regierung möglichst aus dem Rennen werfen wollte. Als der Gesandte Guzman im April Gresham informierte, daß mit einer Kündigung der Kanalkonzession zu rechnen sei, weil die „Maritime Canal 147

Company", von deren Finanzdebakel Baker freimütig in Managua erzählt hatte, noch immer nicht ihren Verpflichtungen nachkomme, witterte Gresham sofort wieder englische Intrigen. „Aus irgend einem Grund scheint die nikaraguanische Regierung zur Zeit uns gegenüber feindselig eingestellt zu sein", vertraute er Bayard an, „wir glauben hier — nicht ohne Grund —, daß diese H a l tung dem englischen Einfluß zu verdanken ist." Daraufhin bemühte sich der Botschafter wiederum zum Foreign Office, wo ihm Kimberley versicherte, daß Großbritannien an kein Protektorat in der Nähe der Kanaleinfahrt denke. Der Clayton-Bulwer-Vertrag sei seiner Meinung nadi „ungebrochen in Kraft". Die Vertragsbestimmungen, entgegnete ihm Bayard, gäben den Vereinigten Staaten allerdings ein Recht, „alle britischen Protektorate in Mittelamerika als längst beendet" anzusehen. Sie dürften auch „in keiner neuen Gestalt" wieder erstehen. Dem stimmte Kimberley bereitwillig zu, er wolle „ganz auf der amerikanischen Linie" vorgehen. Als ihm jetzt Bayard sofort vorhielt, daß dann aber die Unterschrift der englischen Konsuln unter die provisorischen Vereinbarungen mit Lacayo „augenscheinlich" mit dem Vertrag „nicht vereinbar" sei, machte Kimberley noch einen Rückzieher, indem er entsprechende Instruktionen für den Konsul abstritt. Fraglos hätten die Vereinigten Staaten wegen des Kanals ein „größeres Interesse" an der Moskitoküste als England. Bayard glaubte daher seinem Eindruck trauen zu dürfen, daß die englische Politik in Übereinstimmung mit den vertraglichen Bindungen und mit Washington zusammen ausgeübt werden solle". Das dämpfte Greshams Mißtrauen für eine Weile. Er widmete sich jetzt mit Nachdruck der Aufgabe, die Angelegenheit der „Maritime Canal Company" wieder ins Lot zu bringen, d. h. über Guzmán und Baker auf Nikaragua den notwendigen Druck auszuüben. Auftragsgemäß unterrichtete Baker Präsident Zelaya und seinen Außenminister Madriz, Washington erwarte, daß das Abkommen mit der Kanalgesellschaft ungestört weiterlaufe. Derb klagte er den nikaraguanischen Diktator an, „mit beiden Füßen auf uns zu springen und uns ins Gesicht zu spucken". Die „beleidigende Mitteilung", daß die Konzession „verwirkt" sei, werde die Regierung sicherlich widerrufen, „jede Stunde Verzögerung ist gefährlich", werde doch das amerikanische Interesse „durch zwei mächtige Kriegsschiffe an der Ostküste" dokumentiert. Angesichts dieses robusten diplomatischen Stils zog Nikaragua noch Ende Juni alle Einwände gegen die Rechte der „Maritime Canal Company", der Washington damit noch einmal freie Bahn geschaffen hatte, zurück^". Gresham mochte zu dieser Zeit an das Ende der Moskito-Affaire glauben. Nach anfänglichem Vorpreschen hatte England geschmeidig jeden möglichen Verdacht zu entkräften gestrebt. Zelaya war nachhaltig mit den Grenzen seines Spielraums gegenüber amerikanischen Interessen bekannt gemacht worden. Aus wichtigen Pressestimmen sprach Verständnis für die Washingtoner Politik. Die „New York Tribune" riet schon Anfang April dem State Department „Großbritanniens Recht auf Intervention in nikaraguanischen Angelegenheiten nicht zu unterstützen, denn das schließt die Verleugnung der Monroe-Doktrin ein". 148

„Theoretisdi" solle das Außenministerium „mit dem höheren Zweck N i k a r a guas, eine vollständige Kontrolle über seine Küste zu gewinnen, sympathisieren". Die gleiche Zeitung konnte daher im Mai nach dem Sinn der Opposition der Amerikaner in Bluefields gegen die nikaraguanische Verwaltung fragen, da ihre Handelsmöglichkeiten auf längere Sicht dodi nur zunehmen könnten. In seinem unverhüllt imperialistischen „Review of R e v i e w s " protestierte Albert Shaw gegen die englische Gefahr, die den K a n a l bedrohe. „Innerhalb der nächsten J a h r e ist eine gewaltige Ausdehnung des Handels im Stillen Ozean unumgänglich", schrieb er, einer der „großen Schlüssel", der die „Verfügung über diesen H a n d e l öffnet", liege beim Herrn der isthmisdien Wasserstraße. N i d i t nur das Schicksal des Pazifiks hänge vom Besitz des K a n a l s ab, wurde ihm beigepflichtet, englische Beteiligung sichere dem Erzrivalen auch die Vorherrschaft über Lateinamerika. Sobald „unser Volk . . . mit dem Ausland um den Welthandel wetteifert", hieß es im kalifornisdien „ O v e r l a n d M o n t h l y " , „entstehen neue und mächtige Interessen, die nach Regierungsschutz verlangen", er stehe auch der Kanalgesellschaft an der umstrittenen Moskitoküste zu^'. Wie aus heiterem Himmel brach am 5. Juli 1894 in Bluefields ein Aufstand gegen die nikaraguanische Verwaltung aus. G a n z wie es B a y a r d vermutet hatte, wie es aber audi der Logik der politischen Entwicklung im vergangenen halben J a h r vollauf entsprach, ging amerikanische Marineinfanterie von den nodi immer vor der Küste kreuzenden Kriegsschiffen an L a n d , um gegen Ausschreitungen eingreifen zu können. Die bislang führenden westindischen Neger unter H ä u p t l i n g Clarence behielten jedoch, obwohl der amerikanische K a p i t ä n O ' N e i l wie Gresham die L a g e zuerst für „alarmierend" hielt und K a p i t ä n Sumner „sehr ausgedehnte und wertvolle amerikanische Interessen . . . auf dem Spiel stehen" sah, den gut inszenierten Aufruhr in der H a n d . Sie setzten einen neuen R a t ein, dem audi zwei Amerikaner angehörten. Den ortsanwesenden amerikanischen Kaufleuten, den Vertretern der großen Obst- und Mahagonigesellschaften, kam die Rebellion gegen L a c a y o s Regiment offensichtlich mehr als gelegen: Sie unterstützten sie nach K r ä f t e n und wurden deshalb auch gleich an der Verwaltung beteiligt: Ein Amerikaner stieg zum Chef der Miliz auf. In Washington löste das peinliche Überraschung, in N i k a r a g u a Erbitterung aus. Als Gesandter Baker Ende Juli im Managuaer Außenministerium vorsprach, wurde ihm dort empört erklärt, die Regierung erwäge, „mit 1000 Soldaten und vier Geschützen in der Reservation zu erscheinen, um notfalls zur Behauptung ihrer Souveränität alle Amerikaner über die Klinge springen zu lassen"^^. Im State Department sah man hinter den vordergründigen Wirren die unsichtbare, doch nicht weniger wirksame H a n d Großbritanniens am Werk. Gresham nagelte B a y a r d auf Kimberleys Versicherung, gemeinsam mit den Vereinigten Staaten handeln zu wollen, fest. Wenn diese Gemeinsamkeit aber bedeute, die nikaraguanische Herrschaft über die Reservation in offener Revolte zu verneinen, könne Washington niemals zustimmen. Moskitia sei genausogut ein Teil N i k a r a g u a s wie die anderen Provinzen des Landes auch. Die Beteiligung von Amerikanern an dem Putsch versuchten Gresham und Baker zuerst 149

abzustreiten, mußten aber dann Zugeständnisse madien, als die Nikaraguaner unwiderlegbares Beweismaterial vorlegten. Von da ab zeigte Gresham vollends, in welchem Licht er die vielbesdiworene nikaraguanisdie Souveränität erblickte. Die Flotteneinheit vor Bluefields wurde vermehrt, damit sie „zum Sdiutz der harmlosen amerikanischen Interessen ausreicht". Eine Einmischung der nikaraguanischen Regierung in die amerikanischen Angelegenheiten in der Reservation sei unerwünscht, wurde Guzmán sehr brüsk unterrichtet. Als der englische Botschafter Pauncefote darauf beharrte, Großbritannien sei vertraglich zum Schutz der Indianer gegen nikaraguanische Übergriffe verpflichtet, erklärte ihm Gresham offenherzig: „Wir werden darauf achten, daß Nikaragua nichts unternimmt."^' Doch Mitte August marschierten nikaraguanische Truppen erneut in die Reservation, wo Clarence nach anderthalbmonatiger Regierungszeit das Feld räumen mußte. Die beiden am tiefsten in den Aufstand verwickelten Amerikaner wurden zusammen mit dem britischen Prokonsul Hatch außer Landes gewiesen. Ohne zu säumen, ließ Gresham durch Baker massiv protestieren. Er erinnerte an die „Gunst", die die „Vereinigten Staaten unlängst bewiesen" hätten, indem sie „die Souveränität Nikaraguas respektieren" halfen. Eine so „kleinliche Reaktion" stehe Zelaya schlecht an. Obwohl die Beschuldigten bereits die Reservation verlassen hatten, wurde der DrucJi auf Managua unnachgiebig aufrecht erhalten, bis beide im Oktober zurückkehren durften. Kapitän O'Neil hielt ihre „maßgebliche" Beteiligung an dem Aufstand für erwiesen, ohne mit dieser Auffassung Gehör zu finden. Als bittere Ironie mochten ihm daher die Worte des amerikanischen Konsuls Seat klingen, daß „der zukünftige Kanal die Regierung zu einer Nachsicht gegenüber Nikaragua" verleite, welche die Lage nur noch verschlimmern könne^·*. In London hatte Salisbury nodi einmal bestätigt, daß es England fernliege, die nikaraguanische Innenpolitik zu stören. Ungehindert verleibte Zelaya Anfang Dezember die Moskito-Reservation dem nikaraguanischen Staatsverband ein. Bei den Wahlen in Bluefields wurde der amerikanische Manager der „Bluefields Banana Company" zum Bürgermeister gewählt. Starker Rückendeckung sicher zogen vier Amerikaner, statt sich wie noch im März zu sträuben, in die Ratsversammlung ein. Wieder schien an der Moskitoküste und in die Nikaraguapolitik des State Department Ruhe einzukehren^®. In der amerikanischen Zeitungsöffentlidikeit fand Greshams Kurs im Spätherbst manchen Beifall. Die „Indianapolis News" unterstützte ihn mit der Forderung, „die Monroe-Doktrin erneut zu bekräftigen". England sei „nur" deshalb so zurückhaltend geblieben, weil die Vereinigten Staaten ihre Grundsätze durch „den Einsatz von Kriegsschiffen" verteidigt hätten, anstatt sich auf die „langsamen und unbefriedigenden Methoden der Diplomatie" zu verlassen. Die „New York Sun" warnte, England solle „Nikaragua sich selber überlassen, andernfalls wird es mit den Vereinigten Staaten zu tun kriegen". Im Kongreß forderte Senator Cullom aus Illinois, Amerika solle sich „durdi einen Akt höchster Staatskunst", den Bau des Nikaraguakanals, „für alle Zeiten völlig" selb150

ständig machen. Indem er den Clayton-Bulwer-Vertrag ironisierte, bekannte er sich zur einseitigen Übernahme von Verpflichtungen, die „die Hegemonialmadht der westlichen Hemisphäre . . . anderen Ländern und dem Welthandel schuldet''^«. 2. Die

Corinto-Affare

Die Arrestierung und anschließende Vertreibung von Konsul Hatch bewegten jedodi die Gemüter im Foreign Office. Aus seinem Wunsch nach Vergeltung machte auch Staatssekretär Kimberley kein Hehl; sie habe aber nichts mit den „konventionellen Fragen der Moskito-Reservation" zu schaffen. Deren Rechtsstatus anzuzweifeln, komme der englischen Regierung nicht in den Sinn. Am gleichen Tag jedoch, an dem Bayard seinen Bericht abfaßte, hörte Gresham vom nikaraguanisdien Gesandten, daß Großbritannien den Verlust der Moskitoküste nicht hinnehmen wolle, ja, daß sogar Kriegsschiffe nadi Bluefields unterwegs seien. Sogleidi wurde sein Argwohn wieder wach. Er telegrafierte Bayard, der mit ermüdender Regelmäßigkeit seine forschenden Fragen im Foreign Office vortrug. Tatsächlich mußte er aber jetzt vernehmen, daß Kimberley ihm vor wenigen Tagen nur die halbe Wahrheit berichtet hatte. England habe, gestand ihm dieser jetzt, gegen einige Dekrete protestiert, um nicht durch stillschweigende Hinnahme den Hatch-Fall zu billigen. Von Kriegsschiffen sei ihm hingegen nichts bekannt. Gresham ließ sich nicht so schnell beruhigen. Als Kapitän Sumner am 20. Dezember von Jamaika kabelte, offensichtlich wolle England die nikaraguanische Herrschaft über die Moskito-Reservation nicht anerkennen, wies Gresham den Botschafter auf den klaffenden Widersprudi zwischen dieser Meldung und Kimberleys Zusicherungen hin. Im Foreign Office beklagte man die „böswilligen Entstellungen", jedodi ließ Gresham auch jetzt keinen Zweifel daran, daß die Inkorporierung der Reservation „Großbritannien den letzten Vorwand raubt", sich dort einzumischen. Da er andererseits die Prestigerücksichten Englands in der Hatch-Affäre nur zu gut verstand, aucJi die Situation entschärfen wollte, riet er dem nikaraguanischen Gesandten dringend, Zelaya solle in London sein Bedauern ausspredien lassen". Vermutlich dachte man aber in Managua in großzügigeren Zeiträumen. Jedenfalls geschah audi im neuen Jahr zunächst weiter nichts, bis plötzlich Großbritannien im Februar 1895, die diplomatischen Beziehungen zu Nikaragua abbrechend, ein Ultimatum überreichte: Innerhalb von sieben Wochen sollte es 15 ООО P f u n d Sterling als Entschädigung f ü r die Behandlung von Hatch zahlen, eine Kommission müsse die Eigentumsverluste englischer Bürger in der Reservation feststellen. Von ihren drei Mitgliedern solle je eins von Großbritannien und Nikaragua ernannt werden; der dritte Jurist, forderte Salisbury mit spürbarer Wendung gegen Washington, dürfe nicht „aus einem amerikanischen Staat" stammen. Dagegen erhob Bayard zwar sofort Einwände, jedoch nicht nur er und Baker rieten Nikaragua zur Nachgiebigkeit. Auch Gresham, der ohnehin von der Berechtigung des englischen Anspruchs überzeugt blieb 151

und diesen so schnell wie möglich aus der Welt geschafft sehen wollte, drängte Guzman in den März- und Aprilwochen wiederholt, endlich zu zahlen. Von einer Gefährdung der Monroe-Doktrin war dabei keine Rede, obschon Gresham aus dem Schlußteil des Ultimatums herausgelesen hatte, daß es „die Frage nach den englischen Herrschaftsrechten in Moskitia erneut aufwirft". Nikaragua habe schlechthin Unrecht, darauf beharrte Gresham gegenüber dem ratsuchenden mittelamerikanischen Diplomaten. Da die englischen Forderungen keinerlei Hinweis böten, daß die nikaraguanische Souveränität aufs Spiel gesetzt werden solle, „läuft die vorgeschlagene Regelung der Monroe-Doktrin nidit zuwider". Insgeheim aber plagten Gresham ständig Zweifel über die verborgenen Möglichkeiten der neuen Krisenlage. Zur Beratung mit den Staatssekretären Uhi und Adee skizzierte er sich noch im April in einer vertraulichen Denkschrift die beklemmende Frage: „Angenommen, England verlangt eine Geldentschädigung, die Nikaragua zu begleidien nicht in der Lage ist, als Folge wird eine Gebietsabtretung verlangt", was bleibe dann zu tun? Ein Sdiiedsgerichtsverfahren lehnte die englische Regierung schlankweg ab. Daher mußte des nikaraguanischen Außenministers Mantus' Mahnung, daß die „Kanalinteressen dieser ganzen Frage zugrunde liegen", daß England nur einen neuen Anlaß suche, die „interozeanische Verbindungsstraße kontrollieren zu können", trotz Bayards monotoner Dementis nur noch mehr Salz in die Wunde von Greshams unstillbarem Verdacht streuen^®. Allmählich stieg auch die Temperatur der politischen Meinungsäußerungen an. Der „Review of Reviews" bezichtigte England „frivoler Ansprüche", um an der „Herrschaft über den Nikaraguakanal" beteiligt zu sein. Dagegen sei unter anderem die ungeschmälerte Kontrolle über den Kanal nur „eine maßvolle amerikanische Politik". „Ich bin kein Anglophobe", äußerte sich Senator Morgan, sicherlidi zur Überraschung des Briefempfängers, Justizminister Ölney, „aber die Gesdiichte der englisdien Diplomatie in Mittelamerika ist eine einzige Anstrengung, den Isthmus zu beherrschen." Da es „das letzte Ziel" der europäischen Mächte sei, „ihren Handel auszudehnen", forderte die Handelskammer von San Francisco amerikanische Gegenmaßnahmen gegen Attentate auf die „Autonomie irgendeiner amerikanischen Republik". Wenn London Nikaragua mit Gewalt zur Zahlung zwingen wolle, solle das State Department die Monroe-Doktrin neu drucken lassen, schlug die „New York Tribune" vor. Der kränkelnde Außenminister selber blicite wegen der „britischen Forderung an Nikaragua besorgt in die Zukunft", wie er dem früheren Staatssekretär John B. Moore freimütig gestand. Sollte England zur Besetzung nikaraguanischen Gebiets sciireiten, so glaubte er, werde der Kongreß, sobald er zur Sommersession zusammentrete, den Krieg erklären^^! Am 24. April zeichnete sicii endlidi ein Wendepunkt ab. Guzman versicherte Gresham, daß Nikaragua innerhalb von fünfzehn Tagen das gekränkte englische Prestige durcJi die geforderte Zahlung besänftigen werde. Am selben Tag aber traf noch ein Telegramm Bakers im State Department ein. Englische Kriegssdiiffe kreuzten vor der pazifischen Hafenstadt Corinto, offensichtlich, 152

um die Entschädigungssumme einzutreiben. In London erläuterte Kimberley dem aufgeregt zwei Wochen Wartezeit verlangenden amerikanischen Botschafter, daß der kommandierende Admiral ausdrücklich angewiesen sei, „nach seinem Ermessen" doch noch eine „vernünftige Zeitspanne" zu gewähren, ehe er dem ablaufenden Ultimatum Nachdruck verlieh. A m 26. April ereiferte sich die „ N e w Y o r k W o r l d " , England dürfe „in der Amerikanischen Hemisphäre keinen H e k t a r L a n d , in der N ä h e der transisthmischen Route keinen Q u a d r a t z e n timeter Boden mehr gewinnen". Als N i k a r a g u a aber am 27. April das Ultimatum ablehnte, wurde Corinto unverzüglicii von englischen Truppen besetzt, der Union Jack über der S t a d t gehißt'". Diese englische Aktion stürzte die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten in ein neues Wellental. D i e wochenlang befürchtete gewaltsame Intervention war eingetreten. Was sich vorher grollend unter der Oberfläche angekündigt hatte, bracii jetzt in der amerikanischen Öffentlichkeit hervor, als habe es nur noch der Initialzündung bedurft. „Alle Welt weiß, was eine zeitweilige englische O k k u pation bedeutet", verkündete die „Boston P o s t " . „Wenn England sich zum Bleiben entschieden h a t " , fragte die „Philadelphia Press", „wie kann man es verjagen?" Die Antwort gab Senator C u l l o m : „Nachdem England sich einmal festgesetzt h a t " , erklärte er in einem Interview, „halte ich im N o t f a l l die Anwendung von Gewalt für berechtigt, um es wieder hinauszuwerfen." Senator Morgan kündigte eine Initiative des Kongresses an; den Clayton-Bulwer-Vertrag hielt er aber plötzlich nicht mehr für überholt. Der L a n d t a g von N e w Y o r k warf in einer eilends verfaßten Resolution dem Präsidenten „Mangel an patriotischer Gesinnung" vor. „ G e w i ß " , drückte sich Shaw im „Review of R e v i e w s " aus, „wir haben es für unklug gehalten, ein formelles Protektorat über N i k a r a g u a zu erklären, doch wäre es nicht mehr als höflich gewesen, wenn J o h n Bull dieses Verhältnis, das die U m s t ä n d e nun einmal geschaffen haben, anerkannt hätte" ; wie niemals zuvor werde jetzt allerorts die Monroe-Doktrin diskutiert. Der Historiker J . B. McMaster urteilte, daß die Monroe-Doktrin ins Spiel komme, falls England Corinto länger als zur Eintreibung der Entschädigung notwendig besetzt halte, „Widerstand hieße dann unsere Pflicht". Zu seiner Überraschung stellte der für die Londoner „ T i m e s " Amerika bereisende bekannte englische Publizist Archibald С. Colquhoun überall den Eindruck fest, „daß England auf diese Weise" in N i k a r a g u a vorgehe, „um den K a n a l in seine H a n d zu bekommen". Höhnisch gratulierte Senator Stewart aus N e v a d a Präsident Cleveland zu seiner „augenfälligen T a p f e r k e i t " , für das „englische Mutterland eine Politik der Eroberung" zu betreiben. Die zur Ruhe mahnenden Stimmen der jedem Chauvinismus abhold gestimmten „ N a t i o n " oder auch Senator Hills gingen in diesem Strudel der Erregung völlig unter". Beunruhigt wandte sich Cleveland in einem persönlichen Schreiben an Botschafter B a y a r d , dem er auch durch das State Department mitteilen ließ, England werde hoffentlich N i k a r a g u a Gelegenheit geben, seinen Ansprüchen unter der Bedingung zu genügen, daß die Truppen aus Corinto abgezogen würden. Nach fünf Tagen, am 2. Mai, klärte sich die Lage. Großbritannien f a n d sich be153

reit, eine salvadoranische Ausfallgarantie für den Entschädigungsbetrag anzunehmen, nachdem Nikaragua hilfesudiend an seine Nadibarstaaten herangetreten war; die Truppen wurden abgezogen. Mochte die Regierung Cleveland auch schnell den Einsatz von Gewalt beschließen, wenn es um amerikanische Interessen ging — soweit ging die Solidarität mit dem mittelamerikanischen Schützling denn dodi nicht, daß Washington der englischen Kanonenbootdiplomatie Einhalt geboten hätte. In der Auffassung, daß der freche, obwohl doch konsequent handelnde Zelaya eine Züchtigung verdiene, stimmten State Department und Foreign Office vielmehr ganz überein. Daß das State Department für die Behandlung von Konsul Hatchs amerikanisdien Komplizen selber eine Entschädigung verlangt hatte, modite sein Verständnis vertiefen. Völlig desillusioniert berichtete der nikaraguanische Gesandte in London, daß „wir eine neue Enttäuschung, die wir hottentlich so bald nidit vergessen werden, erlebt haben". Der „Zwischenfall werde seinen Nutzen darin erweisen", urteilte Bayard recht zutreffend in einem Privatbrief an Gresham, „daß ein grelles Licht auf die gesamte Lage" in Mittelamerika, „die Gefühle der zentralamerikanischen Staaten gegenüber unserer Regierung" und „unsere Beziehungen zu den lateinamerikanischen Republiken" falle'^. Offen blieb weiterhin die Frage, wann die Kommission zur Regelung der Finanzfrage gebildet werden konnte. Salisbury, inzwischen Herr des Foreign Office geworden, weigerte sich strikt, einen Amerikaner hineinzunehmen. D a Gresham Ende Mai 1895 gestorben und der robustere Olney im Juni an seine Stelle getreten war, standen sich zwei gleich energische Naturen gegenüber. Zwar wurde im Winter 1895 eine Regelung gefunden, die tatsächlich die Amerikaner aussdiloß, docii kommentierte noch im November Staatssekretär Adee das Londoner Verhalten als „bedeutsamen Fingerzeig für die Tendenz der englischen Politik". Einige Wochen, ehe der nächste Konflikt, die Venezuelakrise, in sein explosives Stadium eintrat, gewährte diese Äußerung über die zäh ihre Einflußrechte in Mittelamerika verteidigende englische Politik einen tiefen Einblick in das Mißtrauen, mit dem man im Kern des State Department ihren Bewegungen folgte. In der Vorgeschichte der Venezuelakrise besitzen daher die Vorgänge in Nikaragua, die das Ringen um die Moskitoküste beendeten, einen festen Stellenwert. Unmittelbar nach der Gorinto-Affäre beurteilte Bayards Vertrauter F. Emory in der „Baltimore Sun" die amerikanische Nikaraguapolitik als Teil der groß angelegten wirtschaftsdiplomatischen Offensive, die die Regierung zur Sicherung der Auslandsmärkte für die amerikanische Überproduktion durchgehalten habe. Nicht nur Henry Cabot Lodge sah das Problem ganz ähnlicdi. Südamerika dürfe kein zweites Afrika werden, schrieb er noch im gleichen Jahr. Amerika sei entschlossen, den Nikaraguakanal „vollständig zu beherrschen". Die „Monroe-Doktrin muß sofort durchgesetzt werden, wenn möglich friedlich, aber mit Gewalt, wenn es sein muß". Auch der Kongreßabgeordnete Grosvenor klagte England an, daß es „den Handel, der Rechtens seinem wirtschaftlichen Rivalen gehört", „durch Einmischung in Moskitia" an sich reißen 154

wolle. In alledem trete auch das Bestreben hervor, „wenn eben möglich in den Besitz des großen transisthmischen K a n a l s zu gelangen". Einem englischen Freund erläuterte A. T . Mahan, daß „die Zeit gekommen" sei, wo man mit den Vereinigten Staaten in der Weltpolitik zu rechnen habe, „und natürlich bilden die amerikanischen Kontinente unsere S p h ä r e " . Den „beträchtlichen A u f ruhr in der Öffentlichkeit", nadi der Besetzung Corintos in N i k a r a g u a gegen England zu intervenieren, hielt M a h a n für eine verständliche Folge des amerikanischen „Erwachens". Ein Kongreßabgeordneter drückte eine weitverbreitete Stimmung aus, als er in diesen Tagen erklärte, er befürworte den Krieg, „um England von der Kontrolle über den N i k a r a g u a k a n a l " , ja sogar von jeder „Einmischung in unsere Herrschaft über diese Wasserstraße" abzuhalten. Andrew Carnegie schrieb einem englischen Politiker, das Londoner „Kabinett spielt mit Feuer". Über die neuartige Konstellation in Mittelamerika besaß auch Prof. Keasbey, ein Zeitgeschichte treibender Historiker aus G. F. K n a p p s Straßburger Seminar, der 1896 ein solides Buch über den „ N i k a r a g u a k a n a l und die Monroe-Doktrin" veröffentlichte, ein klares Bewußtsein. „ D a s Zünglein an der Waage hat sich jetzt zu unseren Gunsten geneigt", faßte er sein Urteil über die nikaraguanische Politik zusammen. „ D i e östlichen und westlichen Küsten N i k a r a g u a s sind endlich von englischer Herrschaft befreit worden, die Amerikaner haben nicht nur den politisdien Einfluß, . . . sondern auch eine Reihe ökonomischer Vorteile geerbt." „ U m aber unsere zukünftigen Wirtschaftsinteressen, auch unser politisches Prestige in N i k a r a g u a zu wahren, müssen wir zwangsläufig eine gewichtige Verantwortung, die einen neuartigen Stil in der Außenpolitik verlangt, übernehmen." In England erblickte er aber weiterhin den „einzigen ernsthaften Konkurrenten" in Lateinamerika. D a der K a n a l unabdingbare Voraussetzung „des ökonomischen Panamerikanismus" sei, „werden wir einfach die bewundernswerte Politik, die unser R i v a l e bisher so erfolgreich betrieben hat, nacha h m e n " : nämlich der allmählich zu gewinnenden wirtschaftlichen Vorherrschaft, auch in der Form eines rein amerikanischen Kanals, den politischen Schutz zur Verteidigung amerikanischen Eigentums folgen zu lassen'®. Ein neuartiger Stil in der Außenpolitik schien sich in der T a t aufzudrängen. Als im April 1896 eine Revolte in Corinto ausbrach, rettete die Anwesenheit des amerikanischen Kreuzers „ A l e r t " nach Schätzungen des Gesandten Baker den ausländischen Geschäftsleuten gut zwei Mill. Dollar. Sein K a p i t ä n warf nämlich schleunigst eine Einheit Marineinfanterie in die Stadt, als die Lage bedrohlich wurde. Auf diese Weise „ z w a n g er die Rebellen", wie Baker befriedigt meldete, „das Eigentum der Ausländer als heilig zu betrachten". Als schließlich Zelaya sogar um den Einsatz der amerikanischen Soldaten gegen die Rebellen bat, wurde der A u f s t a n d sofort niedergeschlagen. Es lag ganz auf dieser Linie indirekter amerikanischer Protektoratsherrsdiaft, daß die Vereinigten Staaten den diplomatischen Schutz chinesischer Staatsangehöriger in N i k a r a g u a „in gleichem Maß wie für amerikanische Bürger" übernahmen®^. 155

Mit dem Beginn des neuen Jahres 1897 zeichnete sich insofern wieder eine Krise ab, als im April die zehnjährige Baukonzession der „Maritime Canal Company", deren Ausgrabungen seit 1893 ruhten, ablief. In der amerikanischen öffentlidikeit hatte das Interesse an einem mittelamerikanisdien Kanal nidit nur einen festen Platz gewonnen, es äußerte sidi auch lebhaft, nicht ohne nervöse Ungeduld wegen der andauernden Stockung'^. Als Nikaragua im Januar 1897 der neugebildeten Föderation der mittelamerikanischen Staaten, der „Großrepublik Zentralamerika", beitrat, kündigte ihr Gesandter Rodriguez in Washington eine termingerechte Annulierung der Konzession an, wenn nidit die anderen Mitgliedstaaten der Föderation an einer neu zu vereinbarenden Gebührenzahlung beteiligt würden. Außenminister Olney berief eine Geheimkonferenz ins State Department ein, zu der er neben Rodriguez audi Senator Morgan einlud. Morgans unvermindertes Interesse an der Kanalfrage war unlängst noch in einem Ausschußberidit f ü r den Senat zutage getreten. In ihm hatte er gefordert, daß die „Märkte" um den Pazifik, „wo so viele Millionen Konsumenten auf unsere Güter warten, unserem Handel auf unseren Schiffen besser zugänglidi gemacht" werden müßten. Er hielt es f ü r eine „natürliche Tendenz", daß die Handelsstraßen dem Äquator, folglidi dem geplanten Kanal zustrebten. D a dieser nodi immer fehle, werde förmlich „ein Naturgesetz" gestört. Mit kaum verhohlener Ungeduld hörte Morgan jetzt Rodriguez' Erklärungen zu, ehe er ihn schroff unterbrach. „Unser Volk wünscht einen isthmischen Kanal", belehrte er den Diplomaten, „keine Regierung, nidit einmal seine eigene, könnte diese Forderung gerechterweise abschlagen. Wir würden sogar Krieg führen, um dieses Recht zu behaupten." Konsterniert wehrte Rodriguez nur noch ab: „Wir sind sdiwach. Ihr aber seid stark, dennoch verlangen wir Gereditigkeit." Es dauerte nur kurze Zeit, bis Zelaya versicherte, daß die neue Großrepublik sich nicht in die Angelegenheiten der Kanalgesellschaft einmischen werde. Dank der Fürsprache der Senatoren Morgan und Frye bei Außenminister Sherman wurde das State Department zu einer nachdrücklichen Anfrage in Nikaragua bewogen. Die Konzession wurde den nichterfüllten Bedingungen zum Trotz über den April 1897 hinaus verlängert'®. Als das Jahr der kriegerischen Entscheidung begann, faßte Senator Money aus Mississippi nur mehr ein allgemein geteiltes Urteil zusämincn I f, Ein isthmisdier Kanal muß der amerikanischen Kontrolle unterstehen." Warum darin eine unabdingbare Notwendigkeit gesehen wurde, hatte ein Kanalexperte vorher nüchtern dargelegt: „In der wirtschaftlichen Entwicklung der Vereinigten Staaten ist der Zeitpunkt gekommen", schrieb Prof. Emory R. Johnson, „wo der industrielle Fortschritt gebieterisch eine Vergrößerung der Außenmärkte verlangt. Wir sind in der Lage, weit mehr zu produzieren, als im Inland verbraucht werden kann." Indem nun die Vereinigten Staaten „in wachsendem Maße zur Handelsnation" werden müßten, könne vor allem der mittelamerikanische Kanal den Außenhandel erleichtern, da er die Fraditrouten nach Asien radikal verkürze. „Der Nikaraguakanal", der bald ein größeres Verkehrsvolu156

men als der Suezkanal bewältigen werde, „wird uns im internationalen Konkurrenzkampf einen entscheidenden Vorsprung über andere Nationen geben"". Die Voraussetzungen dazu hatte das State Department in unverdrossener Arbeit geschaffen. Die Kanalgesellschaft, zeitweilig hart umstritten, war aus allen Anfeindungen unversehrt hervorgegangen. W o sidi vor Jahren noch ein englisches Protektorat erstreckt hatte, beherrschten jetzt amerikanische Interessen unter dem löchrigen Mantel der nikaraguanischen Formalsouveränität die wirtschaftlich aufblühende Moskitoküste. England, das in wachsendem Maße in seinem traditionellen Einflußgebiet als unerwünschter Eindringling empfunden worden war, hatte schließlich auf seine Einmischung verzichten müssen. Es begannen die Jahrzehnte schier uneingeschränkter amerikanischer Vorherrschaft in Mittelamerika. 7. Die Venezueiakrise von 1895/96 Aus der venezolanisdien Hauptstadt Caracas berichtete der deutsche Ministerresident Graf Kleist im November 1894 an das Auswärtige Amt in Berlin, daß der englischen Politik in dem aufflackernden Grenzstreit zwischen BritischGuayana und Venezuela nur eine Absicht zugrunde liege: die Herrschaft über die Orinokomündung zu gewinnen. Denn sie bilde „nicht nur für die Entwicklung des venezolanischen Handels eine Lebensfrage; sie interessiert in weiterer Zukunft auch alle südamerikanischen Republiken, deren Gebiete mit dem Orinoko durch Wasserstraßen in Verbindung stehen . . . Der Besitzer der Orinokomündung hält den Schlüssel aller hier auslaufenden Handelsstraßen in Händen." In diesem knappen Urteil des europäischen Diplomaten wurde der Kern der Auseinandersetzung, in die England 1895/96 mit den Vereinigten Staaten wegen dieses Grenzstreits verwickelt wurde, klar herausgeschält. Daß es fast unmittelbar nach dem Abklingen der nikaraguanischen Krise zu einem neuen amerikanisch-englischen Zusammenstoß kam, der dicht an den Rand des Krieges zu führen schien, lag in erster Linie nicht an den emotionellen Velleitäten des reizbaren amerikanischen Nationalgefühls, sondern entsprang dem Ringen um den hohen handelsstrategischen Einsatz, der nach den Worten Kleists auf dem Spiel stand. Wie aber wurden die Vereinigten Staaten in diesen Streit um eine Grenze im südamerikanischen Dschungel hineingezogen? Der deutsche Forschungsreisende Robert Schomburgk hatte in englischem Auftrag 1841 die bisher unbestimmten westlichen Grenzen der Kolonie Britisch-Guayana kartographisch aufgenommen. Als er Point Barima, von dem aus die Orinokomündung kontrolliert werden konnte, in klarer Erkenntnis seiner Bedeutung in den englischen Herrschaftsbereich miteinbezog, legte Venezuela sofort einen scharfen Protest ein. In den Folgejahren bot London mehrfach an, gegen andere Konzessionen auf Barima zu verzichten, ohne jedoch von dem von Revolutionen unablässig erschütterten Venezuela eine verbindliche Antwort zu erhalten. Da wurde mitten in der umstrittenen Gegend, am Guyuni und Yuruari, Gold gefunden. Vene157

zuela versuchte sofort (1876), die Vereinigten Staaten an seinen Problemen zu interessieren, jedodi Grants Außenminister Hamilton Fish ging nicht einmal auf die Anfragen ein. Erneut bot England 1881 und 1886 den Verzicht auf Barima an, wenn Venezuela sich dafür mit dem Verlauf der Schomburgklinie im allgemeinen abfinden wolle. In Caracas jedoch sträubte man sich gegen das unvorteilhafte Angebot, erhob gewaltige Gegenforderungen und versprach sich wegen der innenpolitischen Labilität von einem schiedsgerichtlichen Entscheid eine entlastende Wirkung. Diesen Wunsch griffen jetzt auch die Vereinigten Staaten auf, sie trafen aber 1884 und 1886 in London auf kühle Ablehnung. Bereits 1880 hatte der venezolanische Gesandte Außenminister Evarts auf die Bedeutung des Orinoko, der Handelspforte zum nördlichen Drittel des Subkontinents, aufmerksam gemacht: Barimas funktioneller Wert wurde in der Bezeidinung „Dardanellen des Orinoko" treffend eingefangen. Im Juli 1884 wies daher Frelinghuysen den Gesandten Lowell in London zum erstenmal in diesem Zusammenhang auf die Monroe-Doktrin hin. Auch ihm war bewußt, worum der englisch-venezolanische Streit geführt wurde, denn im August 1884 erinnerte die südamerikanische Studienkommission, die das Wirtschaftspotential Lateinamerikas untersuchen sollte, eigens an den Orinoko. In ihrem Abschlußbericht ging die Kommission zweimal ausführlich auf die Bedeutung des „Orinokotals", „dessen Zukunft viel verheißt", jedoch auch auf die latente Gefahr der englischen Ansprüche ein'. Zwei Jahre später versdiob die guayanische Kolonialverwaltung erneut die Grenze, bis sie sich dem Orinoko in breiterer Front näherte und ebenfalls die fündigen Goldgebiete sicher umschloß. Eine neue Landkarte fixierte das Ergebnis stillen englischen Wachstums: Hatte 1885 das umstrittene Gebiet 76 000 Quadratmeilen ausgemacht, so maß es 1886 bereits 109 000 Quadratmeilen. Venezuela, das inzwischen an eine New Yorker Gesellschaft Konzessionen, in der Barima-Gegend Handel treiben und Edelhölzer sdilagen zu lassen, verkauft hatte, bestand auf der alten holländisch-spanischen Grenze aus der Kolonialzeit des 18. Jahrhunderts, brach aber 1887 angesichts der völligen Ergebnislosigkeit seiner Bemühungen um einen Landkomplex von der Größe des Königreichs Italien die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien ab. Die guten Dienste der Vereinigten Staaten als Vermittler in Anspruch zu nehmen, lehnte Salisbury geradeheraus ab. Jetzt hielt Außenminister Bayard die Zeit zu einem energischen Protest für gekommen. Er hatte bereits im Dezember 1886 den amerikanischen Gesandten Phelps die britische Regierung an die „ungebrochene Gültigkeit" der MonroeDoktrin erinnern lassen. Im nächsten Frühjahr versuchte ihn der kolumbianische Gesandte zu überzeugen, daß es auch für sein Land „von lebenswichtiger Bedeutung" sei, „daß die Engländer von der Herrschaft über die Orinokomündung ferngehalten" würden. Als Bayard im Februar 1888 vom venezolanischen Gesandten Olavarria erneut mit der stetigen Ausdehnung der britischen Grenze vertraut gemacht wurde, versprach er ihm eine dringliche Anfrage in London. Noch am selben Tag trug er Phelps auf, die „ernsthafte Beunruhigung" Wa158

shingtons zu schildern. Jedodi der übervorsiditige Gesandte setzte sich über diesen A u f t r a g seines Ministers hinweg; er verzichtete darauf, das Foreign Office in B a y a r d s Sinn zu unterrichten. B a y a r d ließ sich diese Eigenmächtigkeit bieten. A u d i der Senat, der sich im April mit der Frage beschäftigte, empfahl nodi kein entschiedeneres Vorgehen^. Im Lauf der folgenden J a h r e dehnte der Gouverneur von Britisch-Guayana seine Jurisdiktion über das Barimagebiet aus; bis zum Dezember 1889 w a r Point B a r i m a selber zum englischen H a f e n erklärt und mit einer Polizeitruppe belegt worden. Im State Department griff nunmehr Außenminister Blaine die Frage auf. Er empfahl die amerikanische Vermittlung, England solle als Voraussetzung für eine sdiiedsgeriditliche Regelung wieder diplomatische Beziehungen mit Venezuela aufnehmen. Trotz aller Zurückhaltung wies er aber auch auf die „wandelbare N a t u r der englischen Ansprüche" hin. Salisbury hingegen beharrte auf der Sdiomburgkgrenze. Ein vages Verhandlungsangebot lehnten die Venezolaner ab, protestierten aber heftig gegen das englische Verhalten in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Forum der ersten Panamerikanischen Konferenz. Allmählich erwärmte sich Blaine für ihre Klagen. Er sah die Vereinigten Staaten allenthalben in Lateinamerika in eine untergeordnete Rolle im Schatten des großen Rivalen verwiesen. Wenn ihn aucii die chilenische und haitianische Revolution, der Streit in der Beringsee und das Italiener-Massaker in N e w Orleans vordringlich in Anspruch nahmen, so gewann er doch die Ansicht, der enghschen Politik über k u r z oder lang im venezolanischen Südosten Paroli bieten zu müssen. „England fährt fort, seine Ansprüche auszudehnen", so kündigte er dem Gesandten Scruggs in C a r a c a s im Oktober 1891 eine aktivere amerikanische Pohtik an. „Demnächst" w e r d e daher Washington „einen entscheidenden Schritt zur Unterstützung Venezuelas" unternehmen. Doch die anderen außenpolitischen Probleme, schließlich auch seine tödliche Erkrankung hielten ihn, wie audi den ungeduldig werdenden Harrison davon ab, diesen Worten Taten folgen zu lassen'. Die zweite Regierung Cleveland w u r d e erst seit dem Herbst 1893 auf den unverändert fortschwelenden britisch-venezolanischen Grenzstreit hingewiesen. Der venezolanische Gesandte in Washington begann damals, Außenminister Gresham mit dieser Frage zuzusetzen. Aus Venezuela berichtete gleichzeitig Gesandter Partridge, d a ß die englische Politik „eher fortfährt, sich weiter auszubreiten, als sich zurückzuziehen". Ganz ähnlich urteilte sein deutscher Kollege. England schiebe „die Sphäre seiner Interessen immer weiter in fremdes Gebiet vor, da Venezuela nicht die Macht hat, es hieran zu hindern". Die Auswirkungen der Depression von 1893, die dadurch verschärften W ä h rungsprobleme, die Vorbereitungen für den Wilsonschen Zolltarif — sie hielten Gresham zunächst davon ab, in der venezolanischen Frage aktiver zu werden. Als Gradmesser des amerikanischen Interesses gewann freilich ein Vorfall am Orinoko höhere Bedeutung, als sie der Episode gemeinhin zugekommen wäre. Venezuela kündigte plötzlich an, d a ß die beiden H a u p t k a n ä l e durch das Orinokodelta Ende 1893 für amerikanische Schilfe gesperrt würden. Der amerika159

nisdie C h a r g é d'Afíairs in C a r a c a s glaubte bald, herausgefunden zu haben, daß dieses Verbot dem Einwirken eines englisdien Reeders, der ein Monopol auf die Küstenschiííahrt zwischen C i u d a d Bolívar und Maracaibo besaß, zuzuschreiben sei. Er hielt die Maßnahme für eine „grobe Beleidigung" des amerikanischen Handels, dem „Vergeltungsmaßnahmen" die sicheren Einfahrten ins Landesinnere wieder öffnen müßten. Nach monatelangen Verhandlungen forderte schließlich Gresham ohne Umschweife, „im Interesse des H a n d e l s " sofort alle K a n ä l e der amerikanischen Schiffahrt wieder freizugeben, worauf Venezuela noch zu Beginn des Jahres 1895 die Verordnung widerrief. In Washington stellte man Überlegungen an, ob Venezuela damit demonstrativ auf die möglichen Folgen einer von Point Barima ausgeübten unangefochtenen englischen Kontrolle über die Orinokomündung hatte hinweisen wollen. „Bradstreet's" zeigte lebhaftes Interesse an dem V o r f a l l ; es schloß daraus, daß sich Venezuela „offensichtHch" auf die Vermittlung der Vereinigten Staaten im Grenzstreit verlassen wolle. Von C a r a c a s aus gesehen modite sich die angebliche Maßnahme gegen Schmuggler auch tatsächlich wie ein weiterer Fingerzeig auf die Bedeutung des Flusses, auf die die venezolanischen Diplomaten 1885 und 1888 mit Nachdruck in Washington hingewiesen hatten, ausnehmend. Im Sommer 1894 wandte sich Gresham auch an B a y a r d . Die englischen Ansprüche seien inzwischen „stillschweigend um 33 ООО Quadratmeilen angestiegen", sie schlössen jetzt das „reiche Goldbergwerksgebiet des Y u r u a r i " ein. Beide Kontrahenten sollten sich wegen eines Schiedsgerichts an die Vereinigten Staaten wenden. Allerdings stellte es Gresham dem Botschafter anheim, den Zeitpunkt der Übermittlung dieser Instruktion nach eigenem Gutdünken zu bestimmen. B a y a r d zögerte wegen der für ihn kennzeichnenden Anglophilie den lästigen A u f t r a g hinaus, ehe er schließlich eine völlig verwässerte Version im Foreign Office vortrug. D i e brasilianischen Revolutionswirren hielten Gresham im Herbst vollauf beschäftigt. Im Dezember forderte er aber B a y a r d wieder auf, seinen Einfluß möglichst „diskret" für eine baldige Regelung geltend zu machen. Gleichzeitig griff Cleveland, natürlich nach Absprache mit dem Außenminister, in seiner Jahresbotschaft das Thema auf. U m die „traditionelle" amerikanische Politik, „aus unserer Hemisphäre alle Ursachen eines Konflikts mit überseeischen Mächten fernzuhalten, weiterzufühen, wolle er sich um die A u f n a h m e der diplomatischen Beziehungen zwischen London und C a r a c a s und ein Schiedsgericht bemühen. Im J a n u a r 1895 stieß Gresham sichtlich ungeduldig in London noch einmal nach. B a y a r d solle im Sinne Clevelands das englische Außenministerium wegen der diplomatischen Beziehungen mit Venezuela aushorchen®. Welche neuen Nachrichten führten dazu, das amerikanische Interesse am guayanischen Grenzverlauf zu diesem Zeitpunkt so zu verdichten, daß sich eine spürbar neue Bewegung in Washington bemerkbar machte? Im Oktober 1894 hatte der ehemalige Gesandte in Caracas, William L. Scruggs, der inzwischen als Reditsberater und Lobbyist für die venezolanische Regierung in Washington tätig war, ein Pamphlet über die „britische Aggression" im Süden veröffent160

licht. Er versandte es an Redaktionen und Kongreßabgeordnete, an die Gouverneure der Bundesstaaten und an Bibliotheken, nicht zuletzt audi an Präsident Cleveland und seinen Außenminister. In seiner grob gezimmerten Flugschrift, die aber in kurzer Zeit vier Auflagen erlebte, strich Scruggs heraus, wie sich England in den vergangenen Jahren völkerrechtswidrig vor allem zwei entscheidende Vorteile zu sidiern versucht habe. Die Herrschaft über die Orinokomündung zu gewinnen, sei das eigentlidie „Motiv" des britischen Expansionismus. Sei dieser „Schlüssel zu mehr als einem Viertel des gesamten Kontinents" erst einmal fest in englischem Besitz, so argumentierte Scruggs mit anfechtbarer Logik, dann werde in „geraumer Zeit ganz natürlich" der Anspruch auf die beiden anderen großen Flußläufe,. Amazonas und Rio de la Plata, folgen. „Innerhalb weniger Jahrzehnte" werde jedodi die Beherrschung des Orinoko durch Großbritannien „zu radikalen Veränderungen in den Wirtschaftsbeziehungen und der politisdien Verfassung von mindestens drei lateinamerikanischen Republiken führen". Zudem habe sich England den Besitz der kleinen Insel Patos in unmittelbarer Nähe des Orinokodeltas gesichert. Von dort wiederum lasse sich die Z u f a h r t vom Atlantik in den vorgelagerten Golf von Paria kontrollieren. Auch das müsse man „mit den Anstrengungen in Verbindung bringen, die Vorherrschaft über den gewaltigen Fluß zu erringen"'. Im Dezember 1894 hieb der venezolanische Gesandte in Washington, José Andrade, in dieselbe Kerbe. „Englands Vorherrschaft über die Orinokomündung bedeutet eine dauernde Gefahr für einen großen Teil der neuen Welt", warnte er Gresham, sie würde die „gefeierte und wohltätige Monroe-Doktrin wirksam vernichten". Mit ähnlichen Worten wies Außenminister Rojas in Caracas auf die Gefährdung „des Handels" durch eben diese Entwicklung hin, die Anfang Dezember in ein bedrohliches Stadium eintrat. Das Parlament im guayanischen Greytown beschloß den Bau einer festen Landstraße von Barima in die Yuruarigegend, wo sich mitten in dem umstrittenen Territorium eines der größten südamerikanischen Goldfelder ausgedehnt hatte. Eisenbahnpläne wurden diskutiert. Jeder amerikanische Politiker besaß aber aufgrund der jüngsten Vergangenheit der Vereinigten Staaten eine klare Vorstellung davon, weldie Bedeutung Verkehrswegen für das innere Zusammenwachsen eines Landes zukam. Offensichtlich holte die englische Kolonialverwaltung zu einem entscheidenden Schlag aus, um unwiderrufbare Tatsachen vorweisen zu können. Venezuela wollte daher die Möglichkeit eines offenen Zusammenstoßes mit England nicht ausschließen. Selbstsicher wurden amerikanische Prospektoren in der Grenzzone von englischen Behörden verhaftet. Seit 1886, erregte sich der Gesandte Haselton, habe Großbritannien in der strittigen Region „meist eine Politik aggressiver Kolonisation" verfolgt. Vorwurfsvoll mahnte nun Gresham seinen Botschafter an der Themse, daß der britische Grenzanspruch arg „variabel" sei und von Zeit zu Zeit, wie es „Zwedidienlichkeit oder Interesse ratsam erscheinen läßt", nach Westen vorgetrieben werde. Ende März 1895 wurde sein Ton noch eine Nuance schärfer. Das State Department habe gehört, daß England weiterhin die Orinokomündung beanspruche. Diese Einstellung sei je161 11

Wehler, Amerik. Imperialismus

dodi „widersprüchlich und fühlbar ungerecht". Nachdem das Kabinett eine Wodie vorher die Frage ausgiebig beraten hatte, flöß jetzt zum erstenmal eine Drohung in Greshams sonst so gemäßigte Diplomatensprache ein. Falls England nämlich in dieser Streitfrage auf seinem Standpunkt beharre, prägte er Bayard ein, „werden wir uns angesichts der nahezu einheitlichen Auffassung und Politik der Regierung verpflichtet fühlen. Einhalt zu gebieten". Wenige Tage später wies er ihn erneut auf das amerikanische „Interesse an der friedlichen Wohlf a h r t der unabhängigen Staaten unserer Hemisphäre" hin. Wenn die Vereinigten Staaten auch keineswegs beanspruditen, „ihnen Vorschriften zu machen oder einen unangemessenen Einfluß über sie auszuüben", so sprang Gresham unbefangen über den Schatten seiner nikaraguanischen und brasilianischen Politik hinweg, sei doch in diesem Fall die lebhafte Anteilnahme Washingtons gerechtfertigt. Diese letzten Äußerungen wurden durch einen Bericht Bayards vom 5. April hervorgerufen. Kimberley, Roseberys Nachfolger im Foreign Office, hatte Bayard schon im Januar und Februar ganz unverschnörkelt bestätigt, daß England das Gebiet um die Orinokomündung beanspruche. Es sei „schlüssig bewiesen", daß es sich dort um „englischen Besitz", dessen Rechtsstatus keines Schiedsgerichts bedürfe, handle. Um die schroffe Äußerung abzuschwächen, verstand sich Bayard im Rückblick auf seine Außenministerzeit zu dem äufschlußreichen Kommentar, daß es dabei doch ungefähr nur um den englischen Anspruch seit 1888 gehe! Ehe noch im Mai eine venezolanische Note bestätigte, daß England tatsächlich auf diesem Standpunkt beharre und alle vorher angebotenen Konzessionen widerrufe, hatte Gresham Bayard gegenüber bekannt, daß ihm „Kimberley manchmal wie ein Jingo" vorkomme'. In diesen Wodien audi begann Gresham, eine auf grundsätzliche Lösung bedachte N o t e an England zu entwerfen, in der er das Problem einer „wirklichen Klärung" näherbringen wollte. Gleichzeitig ließ er durch Staatssekretär Uhi die venezolanische Regierung auf die Wichtigkeit normaler diplomatischer Beziehungen zu London hinweisen. Seine tödlicJie Krankheit im Mai 1895 hielt ihn davon ab, die Note fertigzustellen. Noch während er auf dem Krankenbett lag, arbeitete sich Justizminister Olney, der am 8. Juni das State Department übernahm, in die Materie ein. Anfang Juli sandte er bereits Präsident Cleveland den Entwurf einer umfangreiciien Note, die, am 20. Juli nach London abgesandt, in Verbindung mit dem Paukenschlag des Olney-Korollariums zur Monroe-Doktrin die Venezuelakrise bis zur Kriegsgefahr zwischen Amerika und England steigerte. Ehe auf diese später berühmte N o t e näher eingegangen werden kann, müssen jedoch einige grundlegende Fragen vorab geklärt werden. Wo lagen die entscheidenden Antriebsmomente, die in das amerikanische Entscheidungshandeln im Sommer 1895 einsciiossen? Läßt sich einsichtig machen, warum die Venezuelapolitik des State-Departments zwischen dem Dezember 1894 und dem Juli 1895 in steter Beschleunigung eine derart sdiarfe Wendung nahm, nachdem doch der Grenzstreit jahrzehntelang unter der Oberfläche, die er nun abrupt 162

durchstieß, geglimmt hatte? Erst einleuchtende Antworten auf diese Fragen vermögen das ausschlaggebende Problem, aufgrund welcher Ursachen der Konflikt zu diesem Zeitpunkt seinen Höhepunkt erreidite, befriedigend zu klären. Mit vagen Hinweisen auf die unausgesprochenen Voraussetzungen des leicht entflammbaren amerikanischen Nationalismus ist einer exakten historisdien Ortsbestimmung sdilediterdings kaum gedient, obsdion zu prüfen sein wird, ob die handelnden Politiker wegen der venezolanisch-guayanisdien Grenze überhaupt nationalistischen Impulsen nachgaben®. Die venezolanische Regierung hatte seit den 1880er Jahren immer wieder betont, daß sie die Hauptgefahr in dem erstrebten englischen Besitztitel auf die Orinokomündung erblickte. Darin äußerte sidi einmal ein echtes venezolanisches Interesse, die Fremdherrschaft über sein wichtigstes, weitverzweigtes Flußnetz zu vermeiden. Zum anderen aber setzte das Argument von Caracas voraus, daß sidi auf diese Weise das amerikanische Interesse erregen lasse, ja, daß die wirtschaftsstrategisdien Implikationen Washington zur Unterstützung des venezolanischen Standpunkts führen könnten. Darin hatte sich die lateinamerikanische Diktatorialrepublik nicht getäuscht. Ganz in diesem Sinn suchte auch der gewandte Scruggs die amerikanische Aufmerksamkeit zu wecken. Im Februar 1895 gelang es ihm, den seinen Heimatstaat Georgia vertretenden Abgeordneten Leonidas F. Livingston, der dem Außenpolitischen Aussdiuß des Repräsentantenhauses angehörte, eine Resolution einbringen zu lassen, die den Schiedsgerichtsvorschlag in Clevelands Jahresbotsdiaft unterstützte. Mit ähnlichen Worten wie Scruggs in seiner Flugschrift beschrieb Livingston, warum er sidi der Frage annehme. Ein Blick auf den Atlas zeige, „daß der große Orinoko und seine schiffbaren Zubringer den Schlüssel zu mehr als einem Viertel des südamerikanischen Kontinents" darstelle. Wenn eine Madit „wie Großbritannien" seine Mündung beherrsche, werde „mit notwendiger Konsequenz der Handel . . . von mindestens drei lateinamerikanischen Republiken revolutioniert". Hier wandte Nelson Dingley ein, daß ihm eine amerikanische Einmischung zu weit gehe. „Bedeutende amerikanische Interessen werden durdi eine friedliche Regelung gefördert", hielt ihm der Abgeordnete Coombs entgegen. Aber auch Livingston verteidigte beredt seinen Entsdiließungsentwurf. Als Dingley geltend machte, daß die Logik seiner Kontrahenten auch die Intervention in strikt europäisdien Angelegenheiten gestatte, belehrte ihn Livingston, die venezolanische Frage „bezieht sidi dodi auf unseren Kontinent. Unsere Handelsbeziehungen stehen bei dieser Regelung auf dem Spiel". Einstimmig nahm das Abgeordnetenhaus die Resolution an; am 13. Februar Schloß sich ihm der Senat an'. D a ß die Einstimmigkeit kein Zufall war, unterstrich der Abgeordnete Wheeler in einem Zeitsdiriftenaufsatz. „Mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Macht sollten sidi die Vereinigten Staaten dagegen stemmen", daß die Vorherrsdiaft über die Orinokomündung, die „fast ein Handelsmonopol über einen Großteil Südamerikas" in sich schließe, an England falle. Man müsse endlidi in Amerika einsehen, forderte Wheeler, daß ungetrübte Beziehungen zu Großbri163

tannien „weitgehend" der Tatsache zuzuschreiben seien, daß „wir ihnen praktisch ein höchst wertvolles, weltweites Handelsmonopol überlassen haben". Drängen jetzt „amerikanische Waren in englisdie Märkte" ein, so seien zwar Reibungen unvermeidbar, jedoch sei „der Außenhandel ein unentbehrlicher Abzugskanal für die amerikanisdie Gütererzeugung" geworden. In seinem „Monitor" prophezeite Senator Chandler deshalb den Krieg mit England. Er sei unvermeidbar, wenn Amerika dazu getrieben werde, selber „die Orinokomündung zu retten". Audi die „ N e w York World" verlangte ultimativ, daß Großbritannien „niemals die Mündung des Orinoko oder irgend eines anderen amerikanischen Flusses südlidi der kanadischen Grenze beherrschen dürfe. In Philadelphia drückte Senator Edmunds die Hoffnung aus, daß es der Präsident nicht zulassen werde, wenn Venezuela von der Orinokomündung „verdrängt" werden solle. Sein Kollege Hoar aus Massachusetts wünschte, „England zu verstehen" zu geben, daß „wir die Vertreibung Venezuelas aus seinem eigenen Staatsgebiet, nur weil England die Orinokomündung zu besitzen wünscht, nicht gestatten werden Auch Henry Cabot Lodge visierte denselben Streitpunkt im Zusammenhang einer globalen Auseinandersetzung mit Großbritannien an. England wolle zwar keinen Krieg, räumte er ein, man müsse aber dennoch unangenehmen Tatsachen ins Gesicht schauen. „Unser Land ist der Rivale und Konkurrent Englands im Kampf um den Welthandel." Noch stets habe England „uns Widerstand geleistet, unsere Absichten vereitelt, uns zu schädigen versucht". „Wir sind jedoch ein großes Volk", rief Lodge aus, „wir beherrschen diesen Kontinent, wir dominieren in unserer Hemisphäre." Falle die Orinokomündung an England, sei die Karibische See „kaum noch von einem englischen See" zu unterscheiden. Auf lange Sicht führe die englische Politik, wenn sie sich nur ungehindert entfalten könne, zur Aufteilung Lateinamerikas, „zur selben Zeit gefährdet sie damit unseren Handel mit den südamerikanischen Staaten". Lodge trug seine Gedanken auch in eine breitere Öffentlichkeit, als sie die Sitzungshalle des Kapitols darstellte. Im Februar 1895 warf er im „Forum" Cleveland vor, er habe mit falschen freihändlerischen Mitteln die Depression einzudämmen versucht, zuviel Zeit auf die rein wirtschaftliche Expansion verwendet, deshalb aber brennende außenpolitische Probleme grob vernachlässigt. Jetzt müsse endlich die Monroe-Doktrin auf Venezuela angewendet werden. Mit Ausnahme von Maximilians gescheitertem mexikanischen Kaisertum habe bisher nur England an der guayanesischen Grenze versucht, „in feindseliger Frontwendung gegen uns" die Monroe-Doktrin zu „durchbrechen", fuhr Lodge im „North American Review" fort. Die „unablässige britische Aggression" habe sich mit der Absicht gegen den schwachen Staat gerichtet, „eins der großen südamerikanischen Flußnetze" in englischen Besitz zu bringen. „Den Orinoko sicher zu beherrschen", hielt auch Lodge neben dem begehrlichen Ausgreifen nach den Yuruari-Goldfeldern für das „praktische" Leitmotiv der englischen Grenzpolitik. Daher sei die Zeit für eine „entscheidende Aktion" gekommen. Entweder müßten die Vereinigten Staaten die Monroe-Doktrin unterstützen, 164

ihre Verletzung als „Feindseligkeit" betrachten oder „ihre rechtmäßige Suprematie über die Westliche Hemisphäre" aufgeben. U m diese jedodi zu verfechten, sei das L a n d „jetzt zum K a m p f " bereit. Der republikanische Parteiboß von Michigan, der Holzmillionär und spätere Kriegsminister McKinleys, R . Alger, las den A u f s a t z Lodges auf einer Parteiversammlung in Cincinnati vor. „ H ä t ten Sie den Beifall gehört", schrieb er Lodge, „so wüßten Sie, daß nichts so sehr wie diese außenpolitischen Fragen zur Zeit die öffentliche Aufmerksamkeit weckt." L o d g e hatte seine A u f s ä t z e nicht aus einer impulsiven L a u n e heraus verfaßt — das lag dem kühlen Neuengländer trotz aller politischen Leidenschaft fern. Auch in der Folgezeit hielt er eines „ f ü r den eigentlichen Kernpunkt der K o n troverse": „Englands Versuch, den Orinoko seiner Kontrolle zu unterwerfen. Das ist die echte Frage, sie steht im Grunde für E n g l a n d auf dem S p i e l . " " Auch Lodges Freund H e n r y A d a m s sah im Frühjahr 1895 „eine unmittelbare K r a f t p r o b e mit E n g l a n d " herannahen. Es „wird Zeit", schrieb er seinem Bruder Brooks, „daß die politische Existenz Englands in N o r d a m e r i k a ein Ende nimmt", besonders aber „ a m O r i n o k o " . D a r a u f habe er seit dem Herbst 1893 seine „gesellschaftliche Aktivität gerichtet". In Venezuela, urteilte ein amerikanischer Publizist, gehe die Auseinandersetzung in Wirklichkeit um die Goldminen und den Orinoko, „die große Handelsader Südamerikas. Wer die Orinokomündung beherrscht, dem gehört dieser große H a n d e l " . D a aber die Handelsinteressen der Vereinigten Staaten von den verantwortlichen amerikanischen Politikern in Betracht zu ziehen seien, „reale Wirtschaftsinteressen im Zusammenhang der venezolanischen F r a g e " nicht geleugnet werden könnten, sei die Betriebsamkeit Washingtons alles andere als verwunderlich'^ Im engeren Umkreis des politischen Aktionszentrums in Washington herrschten wenig Illusionen über den G r u n d des amerikanischen Engagements. Wurde diese Einschätzung der L a g e auch im innersten Bereich der Politik, wo aus dem Prozeß der Entscheidungserwägungen die Handlungsdirektiven hervorgingen, geteilt? Ende April empfing Cleveland Besuch aus Detroit. Zu später Stunde erschien Don M. Dicátinson im Weißen H a u s , der 1887/89 Postminister in der ersten Regierung Cleveland und während der Harrisonjahre mit Clevelands Anwaltsbüro verbunden gewesen war. Erregt wies Cleveland seinem Freund B a y a r d s Bericht v o m 5. April vor, in dem von Kimberleys formellem Anspruch auf das südliche Orinokoufer die Rede war, dann zeigte er ihm auf einer L a n d karte das englische Vordringen bis an das Orinokodelta. Soeben hatten auch englische Marinetruppen das nikaraguanische Corinto besetzt. Überall sah der Präsident den zielsicheren Zugriff eines selbstbewußten britischen Imperialismus. In seine Heimatstadt zurückgekehrt, hielt Dickinson eine Rede, die — wie man auch damals glaubte — mit hoher Wahrscheinlichkeit Ansichten Clevelands widerspiegelte, dem daran lag, sie in die Öffentlichkeit zu lancieren. Kriege seien das Los der Welt, erklärte Dickinson mit großer Geste, die Wirtschaftskonkurrenz führe sie herbei. Auch die Vereinigten Staaten sähen zahlreichen Verwidilungen entgegen, da sie der englischen Politik „in den W e g " 165

gerieten. Sie müßten auf Großbritannien sorgsam aufpassen, vor allem „auf die hödist ungewöhnlidien Ansprüche und Bewegungen . . . in Nikaragua und Venezuela". „Wir sind ein großes Produktionsland" geworden, begründete Dickinson diesen Zwang zur Wachsamkeit. „Wir müssen überall auf der Welt offene Märkte besitzen, um unseren Wohlstand zu erhalten und zu vermehren . . . Heutzutage hängt unser materielles Wohlbefinden von ausländischen Märkten ab, und unsere Diplomatie muß auf der Hut sein, um in allen Ländern unsere Vorteile zu sichern und zu sdiützen." Als Dickinson dem Präsidenten von der günstigen Reaktion auf seine Rede berichtete, dankte ihm Cleveland. Auch er habe sie „mit großem Interesse" gelesen. „Zu gegebener Zeit" werde man feststellen, „daß die Regierung nicht geschlafen h a t " " . Außenminister Olney entwickelte seine Auffassung vom Orinoko und den „praktischen Vorteilen" der Monroe-Doktrin in der Note vom 20. Juli 1895. Zu seinem Sprachrohr machte sich aber auch James J . Storrow, Olneys Freund von der gemeinsam besuchten „Harvard Law School" und langjähriger Bostoner Geschäftsbekannter als Syndikus der „Bell Telephone Company". Nachdem Olney ihn gebeten hatte, als Rechtsberater der venezolanischen Regierung im Grenzstreit Scruggs zur Seite zu treten, veröffentlichte Storrow im „Boston Advertiser" einen Artikel. Dort warf er in der Form einer präzisen Anklageschrift England vor, nach der Herrschaft über den Orinoko zu streben. Daß es darum ging, war auch dem ehemaligen Staatssekretär Moore bewußt, wie er Clevelands Postminister William L. Wilson mitteilte. Schließlich verhehlte sich ebenfalls der mit ihm befreundete Bayard nicht, was die englische Politik anvisiert hatte. Auch der Vorkämpfer der angelsächsischen Einheit befürwortete angesichts der „Kontinuität aggressiven Vorgehens" einen „ernsten Protest gegen die Weigerung Großbritanniens, seinen alarmierenden und unbegrenzten Anspruch in der Orinokogegend einem Schiedsspruch zu unterwerfen"". Hinter dem Rankenwerk dubioser Rechtsargumente um die venezolanischguayanesische Grenze wurde in den entscheidenden Positionen des amerikanischen Machtapparats der reale Interessenkonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien klar gesehen. Diese Interessen wurden nüchtern in der Richtung bestimmt, daß der südamerikanische Wirtschaftsraum zum Auffanggebiet eines an industrieller und agrarischer Überproduktion leidenden gigantischen Erzeugerlandes werden müsse. Mit dem Anhalten der dritten Depression seit der Weltwirtschaftskrise von 1873 hatte der Zwang zum Export immer höhere Dringlichkeit gewonnen. D a Washington seit dem Auftakt der panamerikanischen Politik England in Lateinamerika entgegengetreten war, zögerte es nicht, die Drohung, die das englische Einnisten am Orinoko zu signalisieren schien, ebenso ernst zu nehmen wie z. B. die brasilianische Revolution. Daß die Klagen über die Vorherrschaft an der Orinokomündung nur als Abkürzung für das umfassendere Problem der englisch-amerikanischen Wirtschaftsrivalität in Südamerika aufzufassen waren, daran ließen weder Cleveland noch Lodge einen Zweifel. Nachdem die amerikanische Politik zum Gegenstoß angetreten war, stellte auch Whitelaw Reid, der langjährige Vertraute 166

der Republikanischen Führungsschicht, diesen Zusammenhang nicht weniger unverbrämt heraus. Jetzt miißten „Blaines prächtige Bemühungen auf dem Panamerikanischen Kongreß und mit den Reziprozitätsverträgen gekrönt werden . . . J e t z t bietet sich für unsere Kaufleute die goldene Gelegenheit, unseren H a n d e l bis in jeden Winkel Mittel- und Südamerikas auszudehnen". Verschärfte also das innenpolitisdie Problem, mit einem Krisenzyklus ungeahnten Ausmaßes fertig werden zu müssen, gerade w ä h r e n d seiner schlimmen letzten Phase die amerikanische Venezuelapolitik, so schien eine Reihe von außenpolitischen Manövern europäischer Staaten die Notwendigkeit einer entschlossenen amerikanischen Intervention nur noch zu unterstreichen. Gresham und Cleveland waren gemeinsam der englischen Politik in Brasilien, dann an der Moskitoküste, unlängst wieder w ä h r e n d der C o r i n t o - A f i ä r e entgegengetreten. Im Sommer 1895 besetzte England die einige hundert Kilometer vor der südamerikanischen Küste gelegene, von Brasilien beanspruchte öde Felsinsel Trinidads, da sie als Kabelstation wertvoll erschien. Die amerikanische Presse erregte sich über den Zwischenfall. „Die Journalisten sind wegen Trinidads ganz w i l d " , schrieb Staatssekretär Adee dem Außenminister in die Ferien. Er selber vermutete aber auch, daß die Engländer wieder einmal ihrer „Landgier" nachgäben. Bis zum Sommer 1896, als der Konflikt endlich zugunsten Brasiliens entschieden wurde, hielt das State Department ein wachsames Auge auf das Eiland gerichtet. Derselbe A r g w o h n trat auch während der Flottendebatten der J a h r e 1894/95 immer wieder zutage, er beeinflußte spürbar die Abstimmungsergebnisse im Kongreß'^. Aber nicht nur England schien seine südamerikanischen Interessen unbeirrbar zu verfolgen; nicht nur Spanien wehrte sich auf Kuba seit dem Frühjahr 1895 gegen einen neuen Aufstand. Auch Frankreich trat wieder in Erscheinung. Venezuela hatte damals wegen beleidigenden Verhaltens des französischen Gesandten die diplomatischen Beziehungen mit Paris abgebrochen. Washington w a r es gar nicht recht, daß sich diese Spannung mit dem guayanesischen Grenzstreit überschnitt, da dieser Frankreich vielleicht zu unvorhersehbaren M a ß nahmen verleiten mochte. In Santo Domingo, wo die N e w Yorker „Improvement C o m p a n y " das Finanzszepter schwang, drohte Frankreich wegen der Ermordung eines französischen Staatsangehörigen die bewaffnete Intervention an. Z w a r lagen sich bald französische und amerikanische Kriegsschiffe vor der dominikanischen Küste gegenüber, doch entzog eine friedliche Regelung dem drohenden Konflikt die Nahrung. Zu alledem beanspruchte Frankreich von Französisch-Guayana aus unvermittelt ein riesiges Gebiet von Brasilien. Es hatte schon früher einen Besitztitel auf diese 155 ООО Quadratmeilen geltend gemacht, aber auf eine effektive Besitznahme bis zu dem Augenblick verzichtet, als dort 1894/95 Gold entdeckt wurde. Als im M a i 1895 französische Kolonialtruppen einmarschierten, wurden sie in Scharmützel mit brasilianischen Einheiten verwickelt. Auch hier ging es nicht nur — wie am Yuruari — um Gold, sondern auch um die bedrohliche N ä h e zu einem der großen südamerikanischen Flüsse, dem nördlichen Mündungsarm des Amazonas. Nachdem das State Department

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soeben nodi dem englischen Einfluß in Brasilien einen harten Riegel vorgesdioben hatte, war Olney nicht willens, das französisdie Vorgehen zu übersehen, wenn er auch nicht sofort eingriff. Als aber der französische Botschafter in London, de Courcel, Bayards Meinung über den französischen Greftzstreit mit Brasilien erbat, warnte ihn Bayard, daß die Vereinigten Staaten „ein ernstes Interesse" an Südamerika, das sie „nicht zu einem Element der europäisdien Politik werden lassen wollten", besäßen. Wenn der französische Ehrgeiz nicht gezügelt werde, könnten sich die Vereinigten Staaten „zu einer Überwachung der brasilianischen Grenze" gezwungen sehen. In London und Paris verspürte man die wachsende amerikanische Besorgnis. Es werde „fast unmöglich gemadit, ohne in einen Streit mit den Vereinigten Staaten verwickelt zu werden, von einem der kleineren südamerikanisdien Staaten Gerechtigkeit zu verlangen", beschwerte sich der Londoner „Economist". Frankreich sei in der Dominikanischen Republik, England in Nikaragua auf die Abwehr Washingtons gestoßen, wie man audi wisse, daß „einer der Gründe" f ü r das Fehlschlagen der brasilianischen Revolution in dem „formellen oder formlosen" Hinweis Amerikas zu finden sei, es werde „einen Erfolg der Rebellen nicht dulden". Wenn die Vereinigten Staaten aber „Sonderrechte" beanspruchten, so legte der englisdie Journalist im Frühjahr 1895 die zehn Jahre später von Theodore Roosevelt offen bejahten Konsequenzen der amerikanischen Interventionspolitik bloß, dann müßten sie auch die Verantwortung f ü r das internationale Wohlverhalten ihrer Schützlinge übernehmen. England und Frankreidi glaubten die amerikanisdien Befürchtungen dadurch entkräften zu können, daß sie den Vereinigten Staaten allgemeine Schiedsgerichtsabkommen vorschlugen. Das State Department nahm diese Anregungen mit unverhohlenem Mißtrauen auf. Adee hielt einen Zeitungskommentar f ü r so widitig, daß er ihn Olney zusandte. Der „Baltimore H e r a l d " meinte, daß Amerika, nachdem Großbritannien und Frankreich es früher abgelehnt hätten, sich durch Schiedsgerichtsverträge f ü r gebunden zu erachten, jetzt „zögern" solle. Die europäischen Mächte würden sonst aus der Gemeinsamkeit ihrer Interessen heraus die Streitigkeiten mit amerikanisdien Staaten in ihrem Sinn regeln können. Adee unterstridi, wie der amerikanischen Handlungsfreiheit in der Westlichen Hemisphäre auf diese Weise empfindliche Schranken gesetzt werden könnten". • Aktionsfreiheit nach Maßgabe seiner Interessen wünschte aber Washington zu behalten, wenn eben möglich sogar nodi unbehinderter als bisher zu gewinnen. Deshalb wurde audi die Diskussion über den Geltungsbereich der MonroeDoktrin in dieser Zeit so nadihaltig angefacht. Nidit nur der stets pointiert formulierende Lodge hielt den Krieg f ü r die Ultima Ratio einer extensiven Auslegung, die mit der ursprünglidien Intention der Präsidialbotschaft wenig mehr gemein hatte. Dem Kongreß werde er demnädist erklären, bedeutete er englisdien Journalisten, daß die Monroe-Doktrin „koste, was es wolle" zu verteidigen sei, Audi der bisher als Antiimperialist geltende Senator Ingalls aus Kansas gab jetzt bei einer Meinungsumfrage eine bezeidinende Antwort. Der geplante isthmisdie Kanal müsse zur südlichen Grenze der Vereinigten Staaten 168

werden, ließ er verlauten. „ D a s ist unsere Manifest Destiny. Im L a u f e der Zeit werden wir den nordamerikanischen Kontinent beherrschen und mit H i l f e der Monroe-Doktrin das Gesdiick der gesamten Westlichen Hemisphäre bestimmen." Der frühere Gouverneur Campbell von Ohio ging nodi einen Sdiritt weiter. D i e wahre Bedeutung der Monroe-Doktrin liege darin, daß Amerika, „wenn immer sidi eine Gelegenheit bietet", seinen Herrschaftsbereich in der Westlidien Hemisphäre, die nicht nur Shaw im „Review of R e v i e w s " „unsere Hemisphäre" nannte, ausdehne. Was für eine „großartige Z u k u n f t " komme daher auf ein L a n d zu, das „Gottes Voraussicht zum Beschützer der Menschenrechte" erhoben habe, verkündete der Abgeordnete Dingley in Maine. In englischen Zeitschriften war folglich viel vom amerikanischen Jingoismus die Rede, den man herablassend als bedauerlichen nationalistischen Exzeß bewertete. L o d g e hielt diese Auffassung für grundfalsch, weil sie den harten Interessenkern zu übersehen geneigt sei; die Londoner „ T i m e s " widerspreche, daß es ein allgemeines Interesse an der Monroe-Doktrin gebe, angeblich ereiferten sich nur einige Jingoes über Venezuela, die Rücksicht auf irische Wähler sei in jeder Zeile über Trinidad zu lesen; sein Freund Roosevelt solle daher dem „ T i m e s " Korrespondenten Smalley klar machen, daß „eine Mehrheit im Senat, die wie ich nicht den geringsten irischen Akzent besitzt, eine sehr dezidierte Auffassung von diesen Fragen besitzt" und danach „handeln w i r d " . Ein englisdies Unternehmen wie in Ägypten würde Amerika in „unserer Hemisphäre" nicht dulden, glaubte Mahan. Vergeblich versuchten Gelehrte wie J . B. Moore und J . W. Burgess von der Columbia Universität, auch T. S. Woolsey von der Universität Princeton, die historischen Grenzen der Monroe-Doktrin der Öffentlichkeit bewußt zu machen. Die Doktrin selber bot in ihrer seit je elastischen Form einer U m f o r m u n g für das ideologische Rechtfertigungsbedürfnis einer expansiven Außenpolitik bequeme Möglichkeiten. D a m a l s wie später spottete der Charakter der Monroe-Doktrin allen Einschränkungsbemühungen Hohn. Sie erwies sich immer wieder als das durch Tradition geheiligte, stets neuen Situationen geschmeidig anpaßbare äußere G e w a n d der Washingtoner Politik. D i e „moderne Interpretation der Monroe-Doktrin kann ich nicht als extravagant ansehen", urteilte der amerikanische D i p l o m a t H e n r y White, ein enger Freund der Republikanischen Führungselite, von H a y und Lodge, von Roosevelt und Adams, „wenn man die große Macht der Vereinigten Staaten in Betracht zieht. Offensichtlich ist sie kein Bestandteil des Völkerrechts, aber was macht das, solange Amerika die Macht besitzt, sie als seine Politik beizubehalten"". Die amerikanische Politik in der Grenzfrage wurde im Frühjahr 1895 durch weitere Komplikationen erschwert. Im April vergab die venezolanische Regierung an ein Konsortium kapitalkräftiger amerikanischer Unternehmer aus Minnesota eine riesige Landkonzession in dem umstrittenen Gebiet am Orinokodelta. Außenminister Gresham sah darin einen taktischen Schachzug von C a racas, um Amerika noch tiefer in den Streit zu verwickeln. Tatsächlich begann diese Interessentengruppe sogleich, in Washington eine werbende Geschäftig169

keit zu entfalten. Bayard glaubte daraufhin, daß die amerikanische Stellung durch „direkte Interessen amerikanischer Geschäftsleute am Gegenstand der Kontroverse" ernsthaft geschwächt werde. Als „parteiische Madit" seien die Vereinigten Staaten, wie er Gresham und Cleveland mehrfadi zu bedenken gab, zum Richteramt „gewissermaßen ungeeignet". Andererseits ließen sich aber die neuen Konzessionäre nicht mehr ausschalten'®. Fast zur gleichen Zeit mußte der Gesandtenposten in Caracas neu besetzt werden. Bisher hatte diese Stellung zu den weniger beachteten Patronageämtern des jeweiligen Präsidenten gehört. Jetzt sorgte sich Cleveland um einen Nachfolger von „weit höherem Kaliber als sonst üblich", denn die venezolanische Frage werde „vermutlich ein Ausmaß annehmen, das auf unserer Seite die größte Sorgfalt verlangt". Anfragen bei den früheren Staatssekretären Rives und Moore blieben ergebnislos, doch unterstrichen sie Clevelands Bemühungen, einen hochqualifizierten Diplomaten zu finden. Sdiließlich wurde der mit der Lage vertraute Konsul A. Thomas zum Gesandten ernannt". Venezuela sträubte sidi zunächst weiterhin gegen die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit England. Es wartete mit seinem Rückzieher bis zum August, als Olneys Note das verspätete Entgegenkommen schon inhaltlos gemacht hatte. Immerhin bestärkte dieser Schwebezustand die Washingtoner Politik in ihrem selbständigen Vorgehen. Ihm stand nun Botschafter Bayard, dem die ungetrübte Einigkeit der „angelsächsischen Rasse" als höchstes Ziel seiner Amtszeit vorschwebte, mit denkbar großer Skepsis gegenüber. Hatte Gresham noch geduldig das eigenwillige Verhalten Bayards ertragen, so empörte sich Olney sofort gegen die verbindlichen Ausgleichsbemühungen des Botschafters, die in der Tat die Grundlinie der "Washingtoner Politik verfälschten. Der erste Botschaftssekretär, James R. Roosevelt, der hinter Bayards Rücken eifrig gegen ihn intrigierte, beklagte das „fehlende Rückgrat" des Botschafters. Da dessen Einstellung jedoch in Washington wohlbekannt war, blieben dort Bayards Ratschläge ganz unberücksichtigt. Andererseits baute Bayard dem Foreign Office Potemkinsche Dörfer amerikanischen Wohlwollens auf, die im Sommer hart beiseite gestoßen werden mußten. Mit Richard Olney war ein prägnanter Vertreter der Führungsschicht des hochkapitalistischen Amerikas in das State Department eingezogen. Selbstbewußt bis zur Schroffheit nahm er sogleidi straff die Zügel des Ministeriums in die Hand. Ebenso wie sein Vorgänger besaß Olney genaue Vorstellungen von den sozialökonomisdien und politischen Notwendigkeiten, die Washington das Gesetz des Handelns vorzuschreiben schienen. Die Gewißheit dieser Einsicht verstärkte seine charakterlidi bedingte Unnachgiebigkeit. Sie potenzierte gleicJisam die Selbstgewißheit des herrischen Anwalts, dem Zweifel an der Rechtschaffenheit seines Tuns kaum aufstiegen. Trotz der kurzen Zeit, die er erst in der hohen Politik tätig war, galt er aufmerksamen Beobachtern des Washingtoner Regierungsbetriebes als „erfolgreichstes Kabinettsmitglied", noch ehe er ins Außenministerium umzogt". 170

Dennoch w a r die Note vom 20. Juli 1895 nicht allein sein Werk. Cleveland beschäftigte sich intensiv mit ihr, er identifizierte sich völlig mit ihrem Inhalt. „Hier und da noch einige abmildernde Worte" hielt er z w a r , nachdem er den Entwurf studiert hatte, für angebracht, doch insgesamt bezeichnete er ihn „als die beste Arbeit dieser Art, die ich je gelesen habe. Sie führt zu einer Schlußfolgerung, der man sich, auch wenn man es versucht, nicht entziehen kann, das heißt, wenn man überhaupt etwas von der Monroe-Doktrin hält". Olney habe sich auf eine „bessere und eher zu verteidigendere Grundlage gestellt" als je ein amerikanischer Außenminister oder Präsident zuvor. Doch nicht nur Cleveland billigte Olneys Note. Auch Marineminister Herbert, Finanzminister Carlisle, Justizminister H a r m o n und Kriegsminister L a m e n t trugen keine Einwände vor. W i e schon Gresham im M ä r z B a y a r d gegenüber hatte durchblicken lassen, w a r das Kabinett vollauf zu einheitlichem Vorgehen bereit. Dieser Rückendeckung gewiß sandte Olney seine umfangreiche Note am 20. Juli an B a y a r d аЫ'. In ihr entwickelte er ein in die Monroe-Doktrin eingebettetes diktatorisches Interventionsrecht der Vereinigten Staaten. Das sog. Olney-Korollarium sprach diesen das Recht zu, jeweils dann die Monroe-Doktrin automatisch für betroffen zu erachten, wenn die Vereinigten Staaten Grund für die Annahme zu besitzen glaubten, daß die territoriale oder politische Integrität eines Staates der Westlichen Hemisphäre durch eine nicht-amerikanische Macht gefährdet sei. Da die Vereinigten Staaten nach M a ß g a b e ihrer Interessen gleichsam den casus laesae doctrine bestimmen konnten, fiel ihnen ein Interventionsrecht zu. K r a f t ihrer Hegemonialmacht konnten sie im Zweifelsfall den streitenden Parteien eine Regelung aufzwingen. Damit w u r d e eine Figur des europäischen Völkerrechts in bezeichnender Weise für die Bedürfnisse der amerikanischen Suprematspolitik umgeformt. Olney leitete seine Note mit einem Rückblick auf die Entwicklungsgeschichte der englischen Ansprüche ein. „Immer weiter" sei die Grenze Britisch-Guayanas gegen Venezuela vorgeschoben worden. Dabei hielt er als wichtigsten Punkt fest, daß Salisbury noch 1890 die Grenzlinie westlich „von Point Barima am Orinoko" habe beginnen lassen. Da Großbritannien wiederholt die venezolanischen Angebote abgelehnt habe, einen Schiedsspruch einzuholen, „konnten die Vereinigten Staaten angesichts ihrer traditionellen Politik nicht gleichgültig bleiben". Indem sie mehrfach ihre guten Dienste zur Vermittlung anboten, gaben sie „Großbritannien und der Welt zu verstehen, daß die Kontroverse . . . ihre Interessen berührt". Das w a r das Stichwort für O l n e y : die amerikanischen Interessen. Er umhüllte sie mit der Monroe-Doktrin, ohne daß doch je die feste Substanz seiner Interessenpolitik ganz verborgen worden wäre. Das amerikanische Recht auf Einmischung leitete er aus dem völkerrechtlich sanktionierten echten Recht des Dritten her, jeweils dann eingreifen zu dürfen, wenn die „Handlungen oder Vorschläge eines der Kontrahenten eine ernsthafte oder direkte Bedrohung für die Integrität, Ruhe oder W o h l f a h r t " der Vereinigten Staaten darstellten. Dieses wohl171

verstandene Eigeninteresse des intervenierenden Dritten, das „egoistische Interesse" Amerikas, beschrieb Olney mit aller Deutlichkeit. Die „auf dem Spiele stehende politische Herrschaft" über das von Venezuela und Großbritannien beanspruchte Gebiet sei „von nicht geringer Bedeutung", weil es sidi um eine „Domäne von gewaltiger Ausdehnung" handle. D a diese Frage jedoch „auch die Herrschaft über die Orinokomündung", die „im Zusammenhang mit der gesamten Flußschiffahrt im Inneren Südamerikas von immenser Bedeutung ist", „direkt in sich schließt", schien ihm die Berechtigung der amerikanischen Einschaltung klar genug dargetan zu sein. Dennodi wiederholte er noch einmal etwas verklausuliert, daß der Verzicht auf eine Warnung an Englands Adresse, es solle „niciit die Interessen der amerikanischen Völker" verletzen, einem Verstoß gegen die überkommene Politik der Vereinigten Staaten gleichkommen würde. Außerdem zog Olney aber noch zwei „spezifisch amerikanische" Rechtssätze heran: Washingtons Politisches Testament, seine Abschiedsbotschaft, und die Monroe-Doktrin, deren positivrechtliche Ansprüche Olney mehr als ihre negativ-abwehrenden Aspekte akzentuierte, habe sie doch nicht nur eine „genaue Regel" f ü r die Beziehungen zwischen Europa und Amerika niedergelegt, sondern auch die „praktischen Vorteile, die der Anwendung dieses Rechts entspringen, sichern" wollen. Olney nannte sie daher „eine charakteristisch amerikanische Doktrin von großer Wichtigkeit f ü r die Sicherheit und Wohlfahrt der Vereinigten Staaten". Ihr drohten jetzt zwei Hauptgefahren. Da die lateinamerikanischen Staaten „wirtschaftlich wie innenpolitisch die Freunde und Verbündeten" Amerikas seien, so verlöre dieses, wenn einer von ihnen von einer europäischen Macht unterworfen würde, „alle jene Vorteile", die ihm „aufgrund der natürlichen Beziehungen zu ihnen zufallen". Sodann aber besäßen die Vereinigten Staaten auch ein „vitales Interesse an der Sache der demokratischen Selbstregierung". Ihr Funktionieren in Südamerika erklärte Olney geradezu zur Voraussetzung dafür, daß die amerikanischen Interessen in dem von ihm näher bestimmten Sinn gewahrt würden. Schwerlich konnte auch z. B. das als „demokratische Selbstregierung" aufgefaßte Regime des Militärdiktators Crespo in Venezuela dem amerikanischen Vorherrschaftsanspruch den gleichen Widerstand entgegensetzen wie eine lateinamerikanische Republik, in welcher der englische Einfluß fest etabliert war. Demokratische Selbstregierung und Ausmaß des amerikanischen Einflusses wurden mithin in ein direktes Verhältnis zueinander gesetzt. Dem europäischen Vordringen in Südamerika kündigte Olney den „amerikanischen Widerstand" an, um eine Aufteilung wie in Afrika zu verhindern. „Heute", so behauptete Olney in seither vielzitierten Worten, „sind die Vereinigten Staaten praktisch der Souverän dieses Kontinents. Ihr Machtspruch wird zum Gesetz in allen Angelegenheiten, auf die sich ihr Eingreifen erstreckt. Warum? Nicht wegen der reinen Freundschaft oder des guten Willens, den man f ü r sie empfindet", sondern da „ihre unbegrenzten Kraftreserven in Verbindung mit ihrer isolierten geographischen Lage sie zum H e r r n der Situation er172

heben und praktisch gegen den Zugriff irgendeiner oder gar aller M ä d i t e unv e r w u n d b a r machen"! Hier verkündete Olney das Credo der aufsteigenden amerikanischen W e l t m a d i t . Vom Kabinett der Regierung Cleveland gutgeheißen, meldete er in ungetrübter Selbstsicherheit, der natürlichen Stärke einer kontinentalen Großmacht voll bewußt, den hegemonialen Vorherrsdiaftsanspruch der Vereinigten Staaten erneut an. Unverkennbar formulierte er mit geradezu brutaler Offenheit die allgemeinen politischen Konsequenzen seiner A u f fassung vom ökonomischen Reifezustand Amerikas, der diesem auch einen berechtigten Anspruch auf Gehör in der Politik der Mächte verlieh. Weit entfernt von eitler Prahlerei f a ß t e er das auf dem ungeheuren Potential des Landes ruhende Kraftbewußtsein Amerikas in Worte, die in der diplomatischen Sprache der Alten Welt damals nicht gebräuchlich waren, dennoch aber ein genaues Spiegelbild der amerikanischen Machtentfaltung vor der Wasserscheide des Krieges von 1898 wiedergaben. „Friedliche Sdiiedsgerichtsbarkeit", so Schloß Olney mit drohendem Unterton, sei die „einzige tunliche Methode" zur Beilegung des Konflikts, andernfalls würden die „zukünftigen Beziehungen zwischen Amerika und England schwer belastet"^^. Trotz des'Tons der Note, die Cleveland das „40-cm-Geschütz" vom 20. J u l i nannte, entstand wider alle amerikanischen Erwartungen eine fast fünfmonatige Pause, bis die englische A n t w o r t in Washington einging. In dieser Z w i schenzeit braute sich das Gewitter weiter zusammen. Daß B a y a r d seinen neuen unangenehmen A u f t r a g wenig schätzte, konnte sdiwerlich verwundern. Erst am 7. August trug er Salisbury die Note vor, betonte aber korrekt, ehe er ein Exemplar hinterließ, daß die britische A n t w o r t den Termin der Präsidialbotschaft zur Eröffnung des Kongresses A n f a n g Dezember 1895 berücksichtigen möge. Der Sommer verging. Im frühen Herbst gab Botsdiafter Pauncefote ein Interview, in dem er die Auffassung vertrat, Großbritannien könne sein „genau begrenztes" Gebiet nicht der Schiedsgerichtsbarkeit unterwerfen. Olney vermutete darin eine Vorankündigung der englischen A n t w o r t . Mit nervöser Ungeduld, die ihn schon seit Mitte August beherrschte, begann er, in immer kürzeren Abständen den Botsdiafter wegen dieser Antwortnote zu bedrängen. In wenigen Wochen müsse der Präsident vor den Kongreß treten, ohne bisher auch nur eines inoffiziellen Hinweises auf die mögliche englische Reaktion gewürdigt worden zu sein^'. Nach Pauncefotes Interview beunruhigte Washington ein neuer Zwischenfall. Monatelang vorher hatte Venezuela acht guayanesische Grenzpolizisten am C u y u n i festgenommen. Im Oktober bestand Salisbury auf einmal ultimativ auf einer Entschädigungszahlung. Werde der britischen Forderung nicht Genüge getan, dann müsse sich London „auf andere Weise Satisfaktion verschaffen". Der venezolanische Außenminister Palacio ließ das State Department um Unterstützung bitten. Das U l t i m a t u m sei doch nur gerechtfertigt, wenn England von der „Jurisdiktion über ein immer von Venezuela beansprudites" Gebiet ausgehe. Obwohl er eine Entschuldigung anbot, bestand das Foreign Office auf materieller Genugtuung. In der englischen Presse fielen B a y a r d an173

grifíslustige Töne auf. Venezuela solle „wie Nikaragua auf allen Vieren kriechen", obwohl man wie bei der Corinto-Affäre die Monroe-Doktrin „umgehen" müsse, statt „ihr zu trotzen". Lodge, der in diesen Tagen durch England reiste, fühlte sich wie auf einem „Nadelkissen": „Wenn wir England eine Invasion in Venezuela gestatten, nominell wegen einer Entschädigung wie bei Corinto, tatsädilich aber wegen Landgewinns, dann ist es mit unserer Suprematie auf den amerikanischen Kontinenten vorbei". Da in den gleichen Wochen die Frage der englisdi-nikaraguanischen Entschädigungskommission, die sich f ü r Washington mit einer empfindlichen Enttäuschung verband, diskutiert wurde, fühlte man sich im State Department einer Politik der Nadelstiche ausgesetzt. In Verbindung mit der hinhaltenden Schweigetaktik des Foreign Office vertiefte sie den Argwohn gegenüber den englischen Absichten, denen der amerikanische Protest augenscheinlich wenig zu gelten schien. Die Versicherung, daß das Ultimatum im Cuyuni-Zwisdienfall „überhaupt keine Beziehung" zum eigentlichen Grenzstreit besitze, klang nach Lage der Dinge nicht sonderlidi glaubwürdig^^. Diesen Eindruck verstärkte auch die Persönlichkeit des Gegenspielers von Olney, des dritten Marquis of Salisbury. Im Sommer 1895 durch einen überragenden Wahlsieg der Unionisten emporgetragen, der der Regierung die größte konservative Mehrheit seit zwei Generationen eingetragen hatte, übernahm Salisbury im August sowohl das Amt des Premiers als auch des Außenministers. Nach Bismarcks Entlassung galt er als die dominierende Figur der europäischen Diplomatie. Zähe Beharrlichkeit in der Verfechtung englischer Interessen hatte sdion die vergangenen Jahrzehnte seiner politischen Laufbahn ausgezeichnet. „Die Vorteile der Gegenwart sind morgen schon wieder vergessen" beschrieb er einmal sein realpolitisches Credo. „Die Popularität von heute verschwindet, Einfluß verschwindet, aber Landbesitz bleibt". Unbedaditsame Schachzüge konnte man ihm in der Venezuelapolitik schwerlich unterstellen, eher mußte jedem Manöver erhöhte Zielstrebigkeit unterstellt werden. Olney, aber auch sein enger Mitarbeiter Adee, glaubten sich daher einer planvollen Verzögerungspolitik gegenüberzusehen^'. Das State Department geriet seit dem Oktober zu alledem noch unter den nachhaltigen Druck der amerikanischen Öffentlichkeit. Trotz aller Bemühungen, die N o t e vom 20. Juli streng geheim zuhalten, sickerten jetzt zu Clevelands und Olneys peinlicher Überraschung Nachriditen über sie in die Spalten der Zeitungen durch. Schon am 15. Oktober fiel sogar Bayard auf, daß der „Philadelphia Ledger" den Inhalt der Note ziemlich genau wiedergab. Die Presse begann, Spekulationen über den Inhalt der N o t e anzustellen und ihre vermutliche Tendenz freigiebig zu kommentieren. Einer der berühmtesten Journalisten seiner Zeit, der Wahlengländer H e n r y M. Stanley, schrieb über eine Amerikareise im Herbst 1895, daß die öffentlidikeit der Vereinigten Staaten sich „in eine höchst erbitterte Stimmung wegen der venezolanischen Grenzfrage hineingesteigert" habe. „Mit dem Sdiwert in der H a n d " , wollte die „Washington Post" die von Amerika festzulegende Grenze verteidigt sehen, während die 174

„Chicago T r i b u n e " die M o n r o e - D o k t r i n „notfalls mit K a n o n e n zu verteidigen" wünsdite. Eine energische N o t e an E n g l a n d w e r d e „von der Masse der Amerikaner vorbehaltlos u n t e r s t ü t z t " , glaubte die „ N e w Y o r k T r i b u n e " . E r n e u t w u r d e der V o r w u r f aufgegriffen, E n g l a n d begehre das umstrittene Dschungell a n d „nicht n u r wegen der Goldlager, sondern wegen der H e r r s c h a f t über die O r i n o k o m ü n d u n g " . „ W e n n wir nicht bald a u f w a c h e n " , w a r n t e die „ A t l a n t a C o n s t i t u t i o n " , „ w i r d G r o ß b r i t a n n i e n Mittel- u n d S ü d a m e r i k a unter seine K o n trolle gebracht haben, die Vereinigten Staaten aber werden auf den P l a t z einer d r i t t - oder viertrangigen Wirtschaftsmacht zurückgezwungen." Solange Amerika nicht bereit sei, „seine H a l t u n g durch eine M a c h t d e m o n s t r a t i o n zu unterstreichen", w e r d e E n g l a n d sich nicht u m die M o n r o e - D o k t r i n k ü m m e r n , argw ö h n t e die „ N e w Orleans Picayune"^®. D e r Marineminister der ersten Regierung Cleveland, der N e w Y o r k e r Millionär William C. W h i t n e y , telegrafierte Olney, das State D e p a r t m e n t habe seit langem einen „starken M a n n " benötigt, der „sich nicht fürchtet, dem a n m a ß e n den Eindringen der europäischen Mächte bei uns hier" entgegenzutreten. Den Beifall aller „ k o n s e r v a t i v Eingestellten" sagte ein Bostoner K o r r e s p o n d e n t v o r aus, falls E n g l a n d g e w a r n t werde, „keinen Teil unserer H e m i s p h ä r e zu stehlen". Einen Republikanischen Wahlsieg im Bundesstaat M a r y l a n d schrieb ein Demokratischer Politiker der als Slogan weidlich ausgenutzten M o n r o e - D o k t r i n zu. Dieses Urteil lenkt den Blick auf einen aufschlußreichen Aspekt der öffentlichen Diskussion. Sie v e r b a n d gewöhnlich durchaus nüchterne interessenpolitische Argumente, die das Ringen um den vorherrschenden Einfluß in Lateinamerika herausstrichen, mit Ä u ß e r u n g e n eines kriegslustig bramarbasierenden Gefühlsnationalismus, der gelegentlich die sachlich b e g r ü n d b a r e n E i n w ä n d e gegen die englische Politik völlig zu überwuchern schien. Berufspolitiker w u r den sich sogleich der taktischen Möglichkeiten, die diese leidenschaftlich erregten nationalistischen A u f w a l l u n g e n boten, b e w u ß t . Sie e r f a ß t e n mit sicherem I n s t i n k t die sich e r ö f f n e n d e n Manipulationschancen. In O h i o b e f ü r w o r t e t e deshalb der Demokratische G o u v e r n e u r s k a n d i d a t die amerikanische I n t e r v e n t i o n . Durch seinen W a h l m a n a g e r ließ er v o n O l n e y „ein bißchen C h a u v i n i s m u s " erbitten, u m v o n der nationalistischen Welle ins A m t getragen zu werden. „Sie liegen ganz richtig", schrieb der Demokratische texanische K o n g r e ß a b g e o r d n e t e Paschal an O l n e y , „ n u r weiter so. Wie immer Sie diese venezolanische Frage" behandeln, „sie ist ein sicherer Tip, w e n n Sie mir diesen Slang verzeihen. Ihre Einstellung an diesem W e n d e p u n k t " v o r einem J a h r mit Präsidentschaftswahlen „ist eine T r u m p f k a r t e " " . Es w ä r e jedoch verfehlt, das M o m e n t der M a n i p u l a t i o n v o n Massenemotionen zu eng im Sinne des individuellen politischen Ehrgeizes zu fassen, ganz u n a b h ä n g i g v o n der Tatsache, d a ß auf Clevelands und Olneys Entscheidungen diese Überlegungen keinen nachweisbaren Einfluß ausübten. Wichtiger ist vielmehr der f u n k t i o n e l l e Z u s a m m e n h a n g , in dem der emotionelle V u l g ä r n a t i o n a lismus auch damals gesehen w u r d e . D e r f r ü h e r e G e s a n d t e in Belgien und R u ß 175

land, der mit Gresham befreundete Lambert Tree, gestand dem Außenminister kurz vor dessen Tod: „Wir brauchen einen Krieg, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen." „Das Volk ist f ü r den Konfliktfall bereit, es verlangt eine energische, wenn nicht sogar aggressive Politik." Auf diese „Dinge" ging der Staatssekretär Moore, dem Gresham die Episode berichtete, näher ein. „Seit der Panik" von 1893 „hat sich eine Kriegspartei entwickelt", schrieb er Bayard, „die zwar zugeben muß, keinen unmittelbaren Anlaß zum Streit zu besitzen, jedodi einen Krieg f ü r eine gute Sache für unser Land hält." Diese Auffassung besitze Anhänger in beiden Parteien. Er sei zwar kein Prophet, dodi malten sidi „die Zeichen so eindeutig ab, daß sich selbst gewöhnlidier Einsicht die Z u k u n f t zu erschließen scheint". Der so diagnostizierte Eskapismus vor den quälenden Problemen des weltwirtschaftlichen Krisentiefs mit allen seinen sozialen Begleiterscheinungen wurde von dem Abgeordneten Paschal einprägsam formuliert. „Wenn man die inneren Übel des Landes untersucht", drängte er Olney, „leuchten die Möglichkeiten, die ,Blut und Eisen' bieten, grell auf. Denken Sie doch nur daran, H e r r Außenminister, wie verteufelt sich die anarchistische, • sozialistische und populistische Pestbeule auf unseren politisdien Organismus ausnimmt. Wer weiß, wie tief sich ihre Wurzeln erstrecken oder verzweigen. Ein Schuß über den Bug eines englischen Schiffes", abgefeuert zur Verteidigung der Monroe-Doktrin, „wird mehr Eiter aus ihr herauspressen, als in den nächsten zwei Jahrhunderten zur Vergiftung unseres Volkes notwendig ist." „Widerspruch wird unter dem Applaus, der von Meer zu Meer, von den Großen Seen bis zum Golf von Mexiko aufsteigen wird, kaum zu hören sein, wenn das Sternenbanner der britischen Gier, Aggression und Anmaßung trotzt." Außerdem werde dann endlich Kanada, „ein prächtiger Lebensraum f ü r die Amerikaner des 20. Jahrhunderts", in amerikanische H a n d fallen. Während Paschal aus Furcht vor den bedrohlichen innenpolitischen Tendenzen zur Flucht in den Krieg riet, erkannte auch Clevelands Postminister William L. Wilson realistisch die sozialen Grundlagen der nationalistisdien Erregung. „Die Angst beider Parteien", die großen inneren Fragen, die nach aktivem Handeln verlangen, aufzugreifen, pflichtete er Moore bei, „muß die Ursache des unvernünftigen, verächtlichen, verrückten Jingoismus sein, der zur Zeit das Land erfaßt hat."^' Wilson gehörte zum inneren Kreis der politischen Vertrauten Clevelands, mit dem er auch vor kurzem bei der Ausarbeitung des nach ihm benannten Zolltarifs eng zusammengewirkt hatte. Seine indignierte Ablehnung des Chauvinismus, aber auch Greshams und Moores Urteil warfen ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Geistesverfassung der Männer, die Cleveland umgaben. Vor allem aber die Einstellung von Cleveland und Olney selber beweist, wie trügerisch die vulgärdemokratische Gleicáisetzung von exaltiertem Presseurteil und maßgeblichem Einfluß auf das Entscheidungshandeln der Verantwortlichen ist. Ihr liegt die grob simplifizierende Auffassung zugrunde, die namentlich die amerikanisdhe Historiographie mit Hingabe gepflegt hat, als gebe es stets eine unmittelbare Energieübertragung von Massenmeinungen in die Arcana Imperii. Die Überlegungen der amerikanischen Führungsspitze haben sich jedoch auch in der 176

guayanesischen Grenzfrage an anderen Kriterien ausgerichtet. Hier gilt es zunächst im Gedächtnis zu behalten, daß die amerikanische Venezuelapolitik bis zum Herbst 1895 keineswegs unter dem direkten Druck einer aufgebrachten Zeitungsöifentlichkeit stand. Sie erwog vielmehr in der Stille des Weißen H a u ses und in der Ungestörtheit von Clevelands und Olneys Ferienhäusern an der neuenglischen Küste die entscheidenden Schritte nach einem klaren Interessenkalkül. Deshalb nahm Olney auch selbst in der N o t e vom 20. Juli kein Blatt vor den Mund, als er den englischen Politikern „das egoistische Interesse" der Vereinigten Staaten darlegte. Anti-englische Gefühle waren beiden Männern, die die Zugehörigkeit zum gemeinsamen angelsächsischen Kulturkreis bejahten, als Leitmotiv ihres Handelns völlig fremd. Das hat Olney gegenüber dem englischen Kolonialminister Chamberlain damals auch glaubwürdig betont. Den „anmaßenden Charakter" seiner Formulierungen, den Olney später zugestand, hielt er aus einem taktischen Grund für notwendig. Da die Vereinigten Staaten „in englischen Augen als Quantité Négligeable" galten, hätten nur „hammergleiche Schläge wirklich effektiv" sein können. Von einer Aufblähung der Monroe-Doktrin, die ihm seine Kritiker vorwarfen, wollte er nichts wissen. Er habe sie dodi „enger" gefaßt als das je zuvor der Fall gewesen sei, verteidigte er sidi. Einer so kühlen Persönlichkeit wie Olney, der nicht nur die Boulevardpresse verabscheute, sondern sie vor allem auch nicht las, wäre der Gedanke fremd gewesen, als verantwortlich Handelnder einer impulsiven Erregung nachzugeben. In der unvergleichlich harten Schule seiner Eisenbahngeschäfte war ihm realistisches Denken zur zweiten N a t u r geworden. Nicht minder blieb Cleveland, dem selbst seine zahlreichen Feinde unbeirrbaren Mut, moralisches Standvermögen und Hartnädcigkeit im Verfolg seiner Pläne nicht abstritten, dem Einfluß von Massenemotionen entrückt, wie das auch seine Finanz- und Hawaiipolitik zeigten. Nachdem er einmal seine Linie im Grenzkonflikt gefunden hatte, hielt er — längst ehe die Probleme einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden — beharrlich daran fest. „Mit großer Verachtung" sehe er auf „die großtuerische Einstellung gegenüber fremden Staaten" hinab, versicherte er einem Bekannten. „Der Jingoismus" habe seiner Venezuelapolitik „nicht die Bahn diktiert". Vielmehr habe er sie „ganz in Ehren" und „um so ernsthafter" wegen seiner „allgemeinen Abneigung gegen jeglichen Chauvinismus" eingeschlagen. Als Botschafter Bayard beklagte, er vermöge Cleveland nicht zu verstehen, da er doch offensichtlich nur ausgenützt werde, um die Geschäfte venezolanischer und amerikanischer Interessengruppen zu fördern, kanzelte der Präsident den langjährigen politischen Freund schroff ab. Er verwahrte sich gegen die naive Ansicht, als ob ein großer Staat zugunsten fremder Interessen sein Gewicht in die Waagschale werfe: „Wenn auch ein anderer Staat die Gelegenheit zur Anwendung der Monroe-Doktrin auslösen mag, so kümmern wir uns dennoch nicht um seine, sondern unsere Interessen." D a ß aber amerikanische Interessen auf dem Spiel standen, versicherte er Bayard mit eindringlichen Worten. Mit Nationalismus hingegen habe seine Politik nichts zu schaffen, „er ist in diesem Fall völlig irrelevant . . . und hat nichts mit 177 12

Wehler, Amerik. Imperialismus

meinen Handlungen zu tun gehabt". Er bedauerte sogar, daß England nidit bedaditsamer reagiert habe, um ihm zu helfen, die „Welle des Jingoismus einzudämmen"^". Wenn Cleveland und Olney sidi selbst vertrauten Freunden gegenüber vom Vorwurf des antienglischen Sentiments und der Nachgiebigkeit gegenüber allem Chauvinismus der Straße frei wußten, dann spiegelte sich darin ihr Bewußtsein wider, allein im Sinn des amerikanischen Interesses am vorherrschenden Einfluß in Lateinamerika ihre Entsdieidungen gefällt zu haben. Audi aus diesem Grunde läßt sich die Linie von Chile und Brasilien über die Moskitoküste bis hin zum Venezuelakonflikt ziehen. Das bestätigt die Analyse eines zunächst völlig verwaschenen, als farbloser Gemeinplatz anmutenden Begriffs, der gerade wegen seiner Unauffälligkeit gemeinhin übersehen worden ist: des Begriffs der „Wohlfahrt". In seiner N o t e vom 20. Juli hatte Olney „in aller Aufrichtigkeit" die Frage bejaht, ob die „Wohlfahrt der Vereinigten Staaten" ihre Intervention in Venezuela rechtfertige. Cleveland war „sich völlig im klaren" darüber, daß die Monroe-Doktrin während der Venezuelakrise wegen ihres „Wertes . . . f ü r unsere Wohlfahrt" verteidigt werden müsse. Lodge sdirieb dieser Verteidigung zu, daß „Südamerika nicht wie A f r i k a " behandelt werden könne. „Seit fünfzig Jahren" habe nichts so sehr „unsere andauernde Wohlfahrt gefördert", wie die amerikanische Politik im guayanesischen Grenzstreit. Die Monroe-Doktrin sei „von grundlegender Wichtigkeit f ü r die Wohlfahrt der Vereinigten Staaten", belehrte er in derselben Zeit einen Bekannten. Als Senator Cullom in die Kongreßdebatten über sie eingriff, forderte er in einer Resolution, die Ausdehnung europäischer Kolonialherrschaft in Südamerika als „gefährliche Bedrohung der Wohlfahrt und des Wohlstandes der Vereinigten Staaten" aufzufassen. Culloms Formulierung weist besonders deutlich darauf hin, daß es sich nicht um eine rhetorische Floskel, sondern geradezu um einen Schlüsselbegriff des politischen Vokabulars handelte. In ihm wurden wie in einem Brennpunkt bestimmte Erfahrungen der Zeit zusammengezogen. Das Funktionieren des amerikanischen Wirtschaftssystems, die Stabilität des gesellschaftlichen und politischen Ordnungsgefüges wurde in Abhängigkeit von Einflußsphären, die den Zugang zu aufnahmefähigen Außenmärkten offenhielten, gesehen. Konnte die bedrohliche Verstopfung des amerikanischen Binnenmarktes nicht durch Abzugskanäle zum südamerikanischen und asiatischen Markt erleichtert werden, dann schien die „Wohlfahrt" im weitesten Sinn allerdings einer gewaltigen Gefahr ausgesetzt. Die schmerzhafte Lehre der weltwirtschaftlichen Depressionszeit vermittelte den amerikanischen Politikern jenes Gefühl der Dringlichkeit, des Zwanges zur Aktion, dem sie folgen zu müssen glaubten. Deshalb auch entschieden sich Cleveland, Gresham und Olney zur Intervention im venezolanisch-englisdien Konflikt. Aus der Überzeugung, in einem gesamtgesellsdiaftlichen Interesse zu handeln, gewannen sie ihren Glauben an das moralische Recht ihrer Stellungnahme, das so auffällig ihre offiziellen und privaten Äußerungen durchtränkte. Hier von der Scheinheiligkeit des „Cant" zu spredien, hieße die Wurzel der Handlungsweise dieser Männer völlig 178

verkennen. Ihre Befürchtung, einen unabsehbaren Teil des providentiellen südamerikanischen Auffangmarktes an Großbritannien zu verlieren — das verriet ja audi die offenherzige Diskussion über die Orinokomündung —, bildete das eigentliche Antriebsmoment dieser Politik. Und deshalb konnte Cleveland im folgenden J a h r einem Freund in einer klassischen sozialimperialistischen Formulierung bedeuten, er habe den Grenzkonflikt „damals wie immer nicht als ein außenpolitisches Problem, sondern als die dringendste aller innenpolitischen Fragen angesehen"'". Als Cleveland am 2. Dezember die erste Session des 54. Kongresses eröffnete, hatte er nodi immer keine Antwort aus London erhalten. Salisbury hielt die amerikanische Note nach Ton und Inhalt für völlig unhaltbar. Von Bayards und Olneys Drängen blieb er unberührt, er erteilte eine Straflektion im Warten. Cleveland konnte daher den versammelten Abgeordneten und Senatoren nur einen knappen Überblick über den Stand der Kontroverse geben. Er verspradi, die neuen Unterlagen sofort dem Kongreß zuzuleiten. In beiden Häusern regte sidi daraufhin Unruhe. Livingston versuchte, einen Aussdiuß zu bilden, der den venezolanischen Konflikt prüfen sollte. Für den Fall, daß Amerika nadi abwägender Billigung des venezolanischen Reditsstandpunktes seinen Willen nicht durchsetzen könne, hielt er eine Kriegserklärung f ü r wahrscheinlidi. Die Revolution auf Kuba war fortgeschritten, auch sie lenkte die Aufmerksamkeit auf die Karibische See und führte zu scharfen Entschließungen. Lodge erklärte jeden Versudi der europäischen Mädite, „ihre Systeme irgendwo auf unsere H e misphäre auszudehnen", f ü r eine Gefahr f ü r „unsere Sidierheit". Er wollte die Monroe-Doktrin durch Senatsbeschluß erneut bestätigen lassen. Botschafter Bayards Anglophilie geriet in die Schußlinie der parlamentarischen Kritik. Seine Abberufung wurde vor allem von Republikanischen Abgeordneten gefordert, doch zog sich die Stimmung der Abneigung quer durch die Parteien. Die Zeichen standen auf Sturm". Am 7. Dezember traf Salisburys Antwort ein. Sie bestand aus zwei Noten, denen der maßvolle Andrew D. White einen „zynischen Saturday-Review, Hoditory-Stil" bescheinigte. Bayard freilich f a n d sie „zurüdthaltend", er sah das einzige Problem in dem „höchst unzuverlässigen Charakter der Venezolaner". Salisbury verwarf zunächst mit triftigen historischen Argumenten die Vorstellung, daß die Monroe-Doktrin von 1823 auf den Streitfall überhaupt anwendbar sei. Daher aber handle es sich um eine Kontroverse, von der die Vereinigten Staaten „praktisch nicht berührt" würden. Der englische Premier erkannte durchaus die schwache Stelle in Olneys Argumentation, wenn er dessen Anspruch auf ein faktisdies Gesamtprotektorat über Lateinamerika mit der Ablehnung jeglicher Verantwortung f ü r das Verhalten der Schutzbefohlenen kontrastierte. Da aber die Vereinigten Staaten diese Verantwortung ablehnten, seien sie auch nicht zu der Behauptung bereditigt, daß „ihre Interessen notwendig" berührt seien, nur weil es sich um Vorgänge in der Westlichen H e misphäre handle. Mit dem Blick auf Kanada lehnte es Salisbury schroff ab, jede Verbindung zwischen einem europäischen und amerikanischen Staat mit 179 12·

Olneys Worten als „unnatürlich" zu bezeidinen. Was den eigentlichen Grenzkonflikt anging, so widerspradi Salisbury in der zweiten Note der amerikanischen Behauptung, daß die materiellen Interessen Amerikas betroffen seien; folglich werde das Schiedsgerichtsverfahren zu Unredit gefordert. Sarkastisch fragte er Olney, ob er etwa auch historische Ansprüche Mexikos auf „große Gebiete", die seit langem zu den Vereinigten Staaten gehörten, einem Schiedsgericht überweisen werde'^. Fraglos waren Salisburys Argumente im strengen Sinn des europäischen Völkerrechts und der Geschichtswissenschaft hieb- und stichfest. Dennoch haftete ihnen ein abstrakter Charakter an, da sie dem Kern von Olneys Note: dem aus schwerwiegenden inneramerikanischen Gründen verfochtenen Machtanspruch der Vereinigten Staaten, kaum Beachtung schenkten. Salisbury sprach Washington seinen Hegemonialanspruch ab, vollführte damit aber doch nur ein Ablenkungsmanöver mit boshaften Spitzen, die seine von der Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung überzeugten Gegner reizen mußten. Statt Wege zu einer Klärung der strittigen Frage aufzuzeigen, mißverstand Salisbury absichtlich das Vorgehen Amerikas als einen ungerechtfertigten Einmischungsversuch, dem er mit einer korrekten Disputation den Boden entziehen zu können glaubte. Die amèrikanische Reaktion zeigte ihm im Nu, wie falsch er die Dynamik der Washingtoner Politik eingeschätzt hatte. Cleveland und Olney waren hellauf empört über die hochmütige Belehrung, die sie aus London empfangen hatten. Olney entwarf jetzt die Sonderbotsdiaft, die der Präsident am 2. Dezember angekündigt hatte. Cleveland zeigte sich von der Antwort, die sein Außenminister ausgearbeitet hatte, voll befriedigt: Sie „genügte alleii meinen kritischen Ansprüchen". Wie bei der Note vom 20. Juli stimmten Cleveland und Olney, denen sich Kriegsminister Lamont anschloß, in ihrer Reaktion überein. Im Gegensatz zum Sommer wurde aber das Kabinett diesmal übergangen. Cleveland wies ihm die Botschaft nur kurz vor, anschließend las er sie für Finanzminister Carlisle und Landwirtschaftsminister Morton ab, ohne ihren Rat zu erbitten, da sein „Entschluß feststand". Mehr als einige verbindlichere Worte hätte wohl auch niemand vorgeschlagen, meinte Carlisle danach, „Opposition in der Sache hätte es nicht gegeben"". Am 17. Dezember 1895 wandte sich der Präsident an den Kongreß, dem er Olneys Note mit Salisburys Antworten unterbreitete. In knappen, harten Sätzen versuchte er, die englischen Noten zu widerlegen. Vor allem bemühte er sich um den Nachweis, daß Salisburys herablassender Kritik zum Trotz genuin amerikanische Interessen im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stünden. Mit strenger Folgerichtigkeit sah Cleveland weiter „unsere Sicherheit und Wohlfahrt" in die Kontroverse verwickelt. Die Monroe-Doktrin „ist auf die gegenwärtige Lage voll anwendbar", beharrte er, „sie bezieht sich direkt auf die schwebenden Streitfragen." Von der „Verfechtung" der Monroe-Doktrin zur Gewinnung des ausschlaggebenden Einflusses auf dem lateinamerikanischen Markt machte Cleveland ganz unverklausuliert die Fortdauer der demokratischen Republik Amerika und die Stabilität ihrer Sozialstruktur abhängig: Ohne 180

die praktischen Vorteile der M o n r o e - D o k t r i n könne weder „die Integrität unserer freiheitlichen Institutionen, noch die ruhige Erhaltung unserer Regierungsf o r m " gewahrt werden. Wenn Salisbury beabsichtigt hatte, die amerikanische Politik zu einer „genauen Spezifizierung ihrer vermeintlichen Interessen" zu provozieren, hier gab ihm Cleveland eine unbemäntelte A n t w o r t . E r machte die Sicherung der südamerikanischen Einflußsphäre zur Voraussetzung der „amerikanischen W o h l f a h r t " . Gerade deshalb konnte er mit voller Überzeugung „die vitale Bedeutung der D o k t r i n für unser V o l k " unterstreichen. Völkerrechtliche E i n w ä n d e wischte er kurzerhand beiseite. D a jeder

Staat

Anspruch auf Schutz seiner Rechte habe, die Vereinigten Staaten aber auf der „Durchsetzung der M o n r o e - D o k t r i n " bestünden, „besitze sie ebenso gewiß und sicher einen Platz im Völkerrecht, als ob sie darin besonders erwähnt w ü r d e " . Cleveland fand nach alledem die britisdien R e a k t i o n e n „alles andere als zufriedenstellend". E r empfahl dem Kongreß,

da die amerikanische

Haltung

„keinem ernsthaften Z w e i f e l " unterliege und „ M a ß n a h m e n " nötig seien, einer Immediatkommission des Präsidenten Geld zur Verfügung zu stellen; sie solle den Streitfall untersuchen. Werde ihr Abschlußbericht, der einen endgültigen Grenzverlauf empfehlen sollte, angenommen, „wird es die Pflicht der Vereinigten Staaten sein, mit allen Mitteln, die in ihrer Macht stehen", den englischen Ansprüchen als Verstößen „gegen unsere Rechte und Interessen zu widerstehen". U m jeden Zweifel an der von ihm verkündeten Kriegsbereitschaft auszuschließen, erklärte der Präsident, er sei sich „ v o l l a u f " seiner Verantwortung sowie aller möglichen Konsequenzen bewußt. Clevelands Sonderbotschaft fuhr wie ein Blitzschlag in die vorweihnachtlichen Tage. Alle starken W o r t e der Presse hatten z w a r ein selbstbewußtes V o r gehen Amerikas befürwortet, ohne aber doch die N o t e vom 20. J u l i ganz zu kennen oder Clevelands martialisches Auftreten vorhersehen zu können. Moores Befürchtungen, daß Clevelands A k t i v i t ä t in der Venezuelafrage „die Beteiligung an zahllosen Streitigkeiten der Z u k u n f t " eröffne, schien sich zu bestätigen. Mit scharfem Blick auf den inneren Zusammenhang zwisdien innenpolitischer Krise und dynamisdier Außenpolitik, wie er in Clevelands Botschaft zutage trat,

verteidigte

Lodge

den

Präsidenten

gegen

Vorwürfe.

„Die

Monroe-

D o k t r i n ist nichts anderes als das Recht auf Selbsterhaltung", schrieb er, „sie entspricht unseren Vorstellungen vom Gleichgewicht der Mächte." „Wir mischen uns nicht in A f r i k a oder Europa ein, aber auf den amerikanischen Kontinenten muß man uns allein lassen". D a die M o n r o e - D o k t r i n den K e r n „unserer I n t e r essen" schütze, „ist es viel besser zu kämpfen, als erniedrigt zu werden und die besten Interessen zu o p f e r n " . Dabei könne z w a r die nordamerikanische

At-

lantikküste etwas in Mitleidenschaft gezogen werden, doch ende dann auch mit der Eroberung K a n a d a s die Existenz des Britischen Empires auf unserem K o n tinent". M a h a n begrüßte, daß Amerika endlich „aufwache"; England könne doch „unmöglich" behaupten, daß ihm seine Interessen in der Westlichen H e m i sphäre so bedeutsam erschienen,

„wie das unsere Interessen für uns

sind".

Theodore Roosevelt fühlte „sein H e r z hüpfen", auch H e n r y Adams versicherte 181

Olney seines „größtmöglichen Beifalls", und Woodrow Wilson, der später von Clevelands „diplomatischem Triumph" spradi, hieß die Aktion gut. Der N e w Yorker G r o ß k a u f m a n n O. Straus stand Lodge an Einsicht nicht nach. „Sie haben", schrieb er Cleveland, „ein klares und eindringliches Siegel auf unsere nationale Politik, die die Dauer unserer demokratischen Institutionen garantieren wird, gesetzt." Clevelands Botschaft kündige an, meinte er zu einem Bekannten, „daß man mit uns in allen Angelegenheiten, die unseren Kontinent angehen, rechnen muß". Wenn die Monroe-Doktrin auf den Venezuelastreit nicht zuträfe, schrieb der „Review of Reviews", „wäre es ebenso vernünftig, wenn Olney eine Cleveland-Doktrin festlegte". Es sei zweifelhaft, analysierte „Public Opinion" die Zeitungsstimmen, „ob es jemals zuvor eine derart einmütige Billigung der Presse f ü r irgendeine Regierung gegeben h a t " " . Freilich erhoben sich auch kritische Stimmen. Ähnlich wie J. B. Moore sah der Völkerrechtler Woolsey, daß Clevelands Räsonnement die Grundlagen zu einem unbeschränkten Interventionismus unter dem Diktat der amerikanischen Interessen legte. Der Präsident plädiere „für universelle Einmischung . . . zugunsten universeller Ruhe", beklagte er die befremdlich „utilitaristische" Außenpolitik. Scharfäugig charakterisierte ein anderer Kritiker die neue MonroeDoktrin als „eine Art Souveränität über die Westliche Hemisphäre". Sie stelle sich einem Schutzzollfanatiker als „politischer Protektionismus f ü r die amerikanischen Republiken" dar, hinter deren Schutzwall „der Fähigste überleben werde". „Wenn wir es unternehmen, die Beziehungen unseres Kontinents mit Europa zu regulieren", hörte Lodge aus Boston, „müssen wir ihn auch in Ordnung halten, doch vor dieser Aufgabe möge uns Gott bewahren." Gegen den „Donnerschlag . . . aus vermeintlich heiterem Himmel" wandte man allerdings ein, daß sich „seit längerem Regenwolken über . . . Nikaragua . . . und Spanien zusammengezogen hatten. Kluge Kenner des internationalen Wetters hatten den drohenden Sturm erkannt." Davon konnte in England keine Rede sein, da selbst amerikakundige Politiker die „Krieg-in-Sicht"-Krise völlig perplex zur Kenntnis nahmen. Trotz aller Überraschung überwog aber bald das Gefühl, daß es schwerlich zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen zwei angelsächsischen Völkern kommen werde. Auch in Amerika gab es Bedauern über die „schreckliche Kalamität", die Whitelaw Reid durch die Botschaft „für die angelsächsische Welt" heraufbeschworen sah'®. Überrascht würde auch die Börse, die nach der Sonderbotschaft, zwischen dem 17. und 21. Dezember, eine schneidige, kurzfristige Baisse erlebte. Cleveland habe „in zwei Tagen die größten Verheerungen an der Börse angerichtet", erklärte etwa H e n r y Villard. Immer wieder ist auch diese momentane Panikstimmung als Beweis dafür angeführt worden, daß „die" Wirtschaft insgesamt ablehnend auf Clevelands bellikosen Kurs reagiert habe. Eine eingehendere Analyse kann indessen nachweisen, daß eine scharfe Trennungslinie die östliche Hochfinanz von Industrie und Handel schied'". Alle spürten die Folgen einer erneuten Vertiefung der Wirtschaftskrise in den letzten Monaten des Jahres. Die als unantastbar geltende Goldreserve des Bundesfinanzministeriums in 182

H ö h e von 100 Mill. Dollar war am 1. Dezember, wie Cleveland dem Kongreß mitteilte, weit unterschritten worden. N a d i d e m allein im November 16 Mili. Dollar in G o l d gehortet oder ins Ausland abgeflossen waren, betrug die Reserve noch k n a p p 80 Mill. Dollar. Man könne „nur Vermutungen anstellen", ob es möglich sei, die Auflegung einer neuen Regierungsanleihe zu vermeiden, gab Cleveland zu bedenken. „Von wohlinformierten Kreisen werden in naher Zukunft beträditliche Goldversendungen vorhergesagt." Während der ersten Dezemberwochen wurde tatsächlich unaufhörlidi G o l d an europäische, vornehmlich englische Gläubiger, die wegen der verschärften Krise ihre Investitionen gefährdet glaubten, verschifft. Vor dem 17. Dezember häuften sich deshalb schon die Anzeichen für eine Baisse an der schwer belasteten Börse. Sie wurde, vergleicht man ihre L a g e z. B. mit der Berliner Börse dieser Zeit, auch noch durch ein technisches Moment zusätzlich unter Druck gesetzt, da die amerikanische Börse die abendliche Direktverrechnung besaß, anstatt die Kursbewegungen über die Bücher verrechnen zu können. Der Vertrauensschwund ließ sich daher jeden Morgen in klaren Ziffern ablesen, er übte so eine Art Multiplikatoreffekt aus. Einem Industrieanwalt wie Olney war natürlich die sich anbahnende Baisseperiode nicht entgangen. „Obschon die Venezuelabotschaft beschleunigend auf die Entwicklung während der letzten zwei, drei T a g e in Wall Street eingewirkt haben m a g " , erläuterte er seinem Vorgänger J o h n W. Foster, „so mußte der Sturz doch kommen und rückte ohnehin von T a g zu T a g näher h e r a n . " " Vorerst aber lud die Hochfinanz ihre Enttäuschung auf die Sonderbotsdiaft ab, die von imperialistischen Politikern und der Presse in den gleichen Tagen gepriesen wurde. Die N e w Yorker Handelskammer plante eine Protestversammlung gegen Cleveland. Erst als John P. Morgan und Cornelius Vanderbilt äußerten, daß das englische Investitionskapital nur durch Ruhe im L a n d e zu halten sei, wurde das Treffen verschoben. Als der Präsident des „ N e w Y o r k Centrar'-Eisenbahnsystems, Chauncey M. Depew, zwei T a g e nach der Botschaft mit Morgan und dem Vorsteher der N e w Yorker Börse, Sturgis, zusammentraf, hörte er Befürchtungen von „einem finanziellen Zusammenbruch", wie „man ihn noch nicht erlebt" habe. D i e europäischen Investoren würden den amerikanischen M a r k t mit ihren Wertpapieren überfluten, die letzten Goldvorräte ansaugen, Anleihen zurückfordern und ein allgemeines Desaster auslösen. Der frühere N e w Yorker Handelskammerpräsident, Charles Stewart Smith, sprach vom „Verbrechen des Jahrhunderts", wenn Cleveland wirklich aufs G a n z e gebe. Bankpräsidenten wie George Williams von der „Chemical N a t i o n al B a n k " , Fred D . T a p p e n von der „Gallatin N a t i o n a l B a n k " und J . E d w a r d Simmon von der „Fourth National B a n k " lehnten die Botschaft ab. Aus Boston erfuhr Olney von seinem Bruder, daß es „eine kritische Unterströmung bei Bankiers und Geschäftsleuten" gebe. Einer dieser Bankiers, H e n r y L. Higginson, bezeichnete die Botschaft als „gröbsten Schnitzer im Leben" Clevelands; eine ablehnende Resolution wurde von fünfzehn an der Börse vertretenen Bankhäusern sofort unterzeichnet. L o d g e erhielt täglidi bittere Briefe von den einflußreidisten seiner Bostoner Wähler, denen sein Freund Roosevelt „die 183

Furditsamkeit von Börsenjobbern . . . im Geisteszustand kolonialer Abhängigkeit von England" vorwarf". Unbestreitbar traf die Sonderbotsdiaft in New Yorker und Bostoner Finanzkreisen auf heftigen Widerstand. Zugleich diente sie aber als Blitzableiter für die Börsenenttäuschungen der letzten Wochen. Ein anderes Meinungsbild ergaben freilich Überblicke aus dem gesamten Land. Die „ N e w York World" bat 23 Wirtschaftsorganisationen um ihre Auffassung. Mit einer Ausnahme wurde Cleveland unterstützt. Eine Umfrage von „Bradstreet's" unter führenden Industriellen und Kaufleuten in zwanzig Großstädten ergab das gleiche Ergebnis. Der Westen, Süden und Mittlere Westen billigten die Botschaft. Das Trentoner Handelskollegium hielt sie für „unsere zukünftigen Handelsbeziehungen mit benachbarten Staaten für vorteilhaft". Symptomatisch klang eine Resolution der Handelskammer von Cincinnati, die die „Durchsetzung" der Monroe-Doktrin als „notwendig für die Wohlfahrt unserer Republik" erklärte. In Kansas City, St. Paul und Indianapolis, in Cleveland und Cincinnati, Memphis und Atlanta, in San Francisco und Helena wurde der Präsident von den Interessenverbänden der Geschäftswelt unterstützt. In Chicago spalteten sich wieder Bankiers und Industrielle. Während die ersteren die Haltung des Präsidenten verwarfen, aber doch audi den einzigen Baissetag in Chicago auf spekulative Käufer und verwässerte Aktien zurückführten, stellten sidi der Kaufhausmillionär Marshall Field und der Fleischkonservenkönig P. D. Armour öffentlicii hinter Cleveland. Die Weizenbörse zog sich sogar den Vorwurf leichtfertiger Kriegslust zu. Das Kraftbewußtsein der Schwerindustrie verkörperte Andrew Carnegie. Während er die Spannungen ausnutzte, um von der Marine einen Stahlauftrag zu erhalten, erteilte er gleichzeitig England eine Lektion. „Die Monroe-Doktrin ist für die Amerikaner ein rotes Tuch", warnte er den Herzog von Devonshire. „Bis ins Innerste ist der gigantische Sohn seiner Mutter Kind. Wie sie will auch er innerhalb seiner Aktionssphäre, die ziemlich unbestimmt war, sich jetzt aber rapide ausdehnt, alles beherrschen. Sobald die Vereinigten Staaten die Flotte und die Rüstung besitzen, werden sie fremde Staaten vom Kontinent verweisen und ihn selber erwerben." Amerika erwarte, sdirieb er im „North American Review", daß England ihm „freundlich gestatten werde, territoriale Veränderungen auf dem amerikanischen Kontinent zu überwadien". Und der „New York Sun" teilte er mit, daß fortab die „europäischen Staatsmänner die wertvolle Einsidit besitzen", auf „die Ansprüche derjenigen Macht, die auf unserem Kontinent emporgewadisen ist, Rücksicht nehmen zu müssen". „Hiernach wird die Monroe-Doktrin reibungslos funktionieren."'® Die unter der Börsenkrise empfindlich leidenden östlichen Großbanken standen in scJiroffer Gegnerschaft einsam da. Fast gleichlautend urteilten Olney und Lodge, daß „abgesehen von den Finanzinteressen in New York und Boston das amerikanisdie Volk sich fest hinter dem Präsidenten zur Verteidigung der Monroe-Doktrin zusammenschließe". Aber selbst in New York und Boston herrschte keine Einigkeit. Führende Exportkaufleute wie Charles R. Flint lobten die 184

Botschaft, William С. Whitney unterstützte auch jetzt wieder wie im Sommer den Präsidenten. Oscar Straus war ihm darin vorangegangen. Depew sprach von einer „korrekten Auslegung der Monroe-Doktrin". In Boston identifizierte sich der Präsident der Handelskammer mit der „Stellung", die Cleveland bezogen habe; von den Mitgliedern wurde die Botschaft „allgemein" gebilligt. Für das „Handelskollegium von Massadiusetts" verlangte sein Vorsitzender „jene Gereditigkeit, auf die unsere Wirtschaftsinteressen Anspruch besitzen". Sogar einzelne Bankiers sprangen in Boston aus der Reihe. Der Leiter der „Traders' National Bank" hielt die Monroe-Doktrin f ü r „ein Prinzip, das einen Krieg wert" sei. Der Präsident der „National Bank of Commerce" gestand vor der Presse, es sei zwar „etwas unglücklich", daß „wir gezwungen sind", Südamerika gegen Übergriffe zu verteidigen, andererseits sei aber „wohlbekannt, daß England ein Landdieb ist, wenn es nur ungestraft davon kommen kann". Die WirtscJiaftszeitschriften spiegelten ein verwandtes Bild wider. Waren die Geschäftszweige — wie Eisenbahnen, Baumwollexporte, Bergwerke — vom englisdien Investitionskapital oder europäischen Markt abhängig, so verwarfen sie die Botschaft. Die finanzielle Selbständigkeit der Schwerindustrie gestattete ihr dagegen offene Worte. Der gewöhnlich hodiprotektionistisciie und daher Cleveland feindlich gesonnene „American Manufacturer" in Pittsburgh, dem Herzen des pennsylvanischen Industriereviers, sah Englands „wirtschaftliche Vorherrschaft von allen Seiten her bedroht. Die Weltmärkte werden ihm entwunden". Deshalb strebe es an, „seinen kommerziellen Einfluß in Südamerika" auszudehnen und lehne ein Schiedsgeriditsverfahren ab. „Wenn die Monroe-Doktrin überhaupt noch etwas bedeutet, dann können sich die Vereinigten Staaten nicht über dieses Vordringen hinwegsetzen", selbst wenn „Blut und Eisen" angebracht sein sollten. Ganz ähnlich kommentierte der „Manufacturer's Record": „Unsere einzigen wirklichen Rivalen im Frieden, wie unsere Feinde im Krieg" stünden „genau vor unserer Tür", wenn „gewisse europäische Mächte" weiter in Südamerika vorrückten^". Wird man daher von einer relativ isolierten Opposition aus bestimmten Kreisen der Wirtschaft gegen Cleveland sprechen müssen, so enthüllte die Baisse selber einen bemerkenswerten Vorgang. Zwei Tage noch blieb die Börse nach dem 17. Dezember verhältnismäßig fest. Als sie am 20. Dezember zusammenbradi, ging der Anstoß ganz vom Überangebot der Papiere aus englischem Besitz aus. Das erkannten nicht nur die Makler und Börsenblätter. Auch Lodge meinte, daß „das Londoner Vorgehen, Aktien zu verkaufen, um unseren Markt zu zerstören und Anleihen zurüdczufordern, mehr Konfliktstoff als irgend etwas anderes zwischen den beiden Ländern a n h ä u f t " . Amerikanische Firmen hielten sich nidit nur zurüdc, sondern sahen sich dank ihres Kapitalreichtums in die Lage versetzt, nach einem Tag die kurze Panik durch Gegenkäufe aufzufangen. Das bewies ihre finanzielle K r a f t angesichts einer Krise, der nur ein potenter Börsenplatz gewachsen sein konnte. Diese Liquidität illustrierte nicht nur anschaulich Brooks Adams' Vorstellung von der Verlagerung des westlichen Energiezentrums von London nach N e w York, sondern enthüllte auch, daß allen 185

monetären Krisentheorien zum Trotz gerade der effektive Kapitalüberschuß während der Panik den eigentlidien Depressionserreger, die industrielle Überkapazität, freilegte. Vor allem aber handelte es sich um den Kulminationspunkt einer strukturellen Krise mit längerer Anlaufzeit. Dessen waren sich Cleveland und Olney schon Anfang Dezember 1895 bew u ß t gewesen. Der Präsident übersandte dem Kongreß schon am 20. Dezember eine neue Sonderbotschaft, in der er den Goldabfluß der letzten Wochen schilderte, ehe er „prompte Unterstützung" erbat. Am selben Tag erreichte die Baisse ihren Tiefpunkt. Dennoch verhinderte ein Block der Silberanhänger eine wirksame gesetzgeberische Hilfe des Kongresses. Um die Goldreserve aufzufüllen, wandte sich Olney auf Drängen von Finanzminister Carlisle an die russische Gesandtschaft mit der Frage, ob St. Petersburg gegen Regierungssdiuldscheine in H ö h e von 100 oder sogar 200 Mill. Dollar Goldbarren verkaufen könne. Die zaristische Regierung lehnte die Anfrage ab. Cleveland mußte zur K r ä f t i gung der Wirtschaft eine weitere Anleihe erwägen. Allerdings sah er sich wegen der bisherigen Kritik gezwungen, diesmal nicht direkt mit dem Morgan-Syndikat zusammenzuarbeiten. Die neuen Obligationen wurden Anfang Januar aufgelegt, nachdem Cleveland Morgan eindringlich um mittelbare Hilfe gebeten hatte. Nach anfänglicher Zurückhaltung, die Depew auf die Unsicherheit der Börse zurückführte, machte sich Morgans Einfluß geltend. Die Anleihe wurde bis Anfang Februar 1896 in überraschender H ö h e überzeichnet — ein weiterer Beweis f ü r den Kapitalüberhang des wichtigsten amerikanischen Platzes während eines absoluten Depressionstiefs". Bis zu diesem Zeitpunkt war die außenpolitische Fiebertemperatur ruckartig zurückgefallen. Der Kommissionsvorschlag stellte ja, so selbstbewußt er auch mit einer Kriegsdrohung unterstützt wurde, in gewisser Hinsicht ein taktisches Aushilfsmittel dar, da geraume Zeit verstreichen mußte, ehe zuverlässige Ergebnisse vorlagen. Die Mitglieder wurden keineswegs überstürzt ausgewählt. Schließlich konstituierte sich eine fünfköpfige Kommission, der außer bekannten Juristen die Universitätspräsidenten A. D. White und D. C. Gilman angehörten; als Sekretär fungierte der Rechtsanwalt Mallet-Prevost. Die notwendigen Mittel hatte der Kongreß schnell zur Verfügung gestellt. Ohne einen Ausschuß zu bemühen, schickte das Abgeordnetenhaus den angenommenen Gesetzentwurf zum Senat. D o r t hegte man weniger Illusionen über das Ausmaß der Gefahr, die eine forcierte Krise mit der englischen Weltmacht bedeuten konnte. So sehr Senatoren wie Lodge und Sherman, Teller und H a w l e y zu einer festen H a l t u n g entschlossen waren, so wenig war doch von emotioneller Anglophobie zu spüren. Senator Mills aus Texas fand allgemeine Zustimmung, als er zu bedenken gab, es werde „kein Kinderspiel sein, mit England Krieg zu führen". Der Rückfluß weiterer Wertpapiere könne sdion vorher die amerikanische Wirtschaft erneut ersdiüttern. Überwog deshalb eine ernste Stimmung, so wurde doch die Monroe-Doktrin nachhaltig verteidigt. Die Senatoren Stewart, Turpie und White rechneten England sämtliche Aktionen in der Westlichen Hemisphäre während der vergangenen Jahre vor. Amerika habe „allen Grund zu der An186

nähme gehabt", beharrte White, „daß Großbritannien gegenüber den Vereinigten Staaten eine herrschsüchtige Einstellung" beziehe. Teller und Baker, Vorhees und Allen priesen die Monroe-Doktrin als „Gesetz der Selbstverteidigung". Als Gusham K. Davis jedoch im Januar 1896 die Monroe-Doktrin präzis bestimmen wollte, wurde seine Anregung nicht nur aus dem Grunde abgelehnt, weil dann die amerikanische Verantwortung über Gebühr ausgedehnt werde, sondern auch deshalb, weil der Widerstand sich als zu stark erwies, den amerikanischen Aktionsraum doktrinär einzuengen^^. Während nun die Grenzkommission ihre Erhebungen anstellte, begann eine neue Phase der diplomatischen Verhandlungen zwischen Washington und London. Sie stand dank einem unvorhersehbaren Ereignis unter einer glücklicheren Konstellation, da das Krügertelegramm Kaiser Wilhelms II. vom 2. Januar die englische Haltung fast über Nacht von Grund auf verändert hatte. Am selben Tag hatte Salisbury „einen Krieg mit Amerika nicht in diesem Jahr, aber in der nicht allzu entfernten Z u k u n f t " f ü r eine Möglichkeit gehalten. Jetzt konzentrierte sich London ganz auf die südafrikanischen Probleme und die Möglichkeiten einer europäischen Verwicklung, die die Depesche anzudrohen schien. Routinemäßige Vorbereitungen f ü r den englisch-amerikanischen Konflikt, die auf beiden Seiten nicht außer adit gelassen worden waren, wurden dadurch in kürzester Zeit gegenstandslos. Lodge spottete, daß die „Londoner Zeitungen in ihren alten Kommentaren nur Clevelands Namen durch den Wilhelms ersetzen", aber tatsächlich wurde die Aufmerksamkeit von der Venezuelafrage ganz abgelenkt. Schon am 9. Januar ließ Salisbury, der vor einem Monat noch Verwunderung wegen des versäumten Termins der Kongreßeröffnung hatte heucheln lassen, einem amerikanischen Botschaftssekretär gegenüber durchblicken, daß er seine Auffassung „sehr beträchtlich" geändert habe, er sei bereit, sie „nach den amerikanischen Wünschen auszurichten". D a ß es sich dabei um keine leeren Worte handelte, unterstrich ein erster Annäherungsversuch, für den sich die englische Regierung nach einer lebhaften Kabinettsitzung am 12. Januar eines privaten Vermittlers, des früheren liberalen Ministers Lord Playfair, bediente. Er unterbreitete dem amerikanischen Botschafter drei Vorsdiläge: um die Monroe-Doktrin zu definieren, solle Washington eine Konferenz der Mächte mit Kolonialbesitz in Südamerika einberufen; danach werde London die Doktrin als Bestandteil des Völkerrechts anerkennen. Da keine englischen Siedlungen jenseits, andererseits keine venezolanischen diesseits der Schomburgklinie lägen, sollten die Siedlungen vom Schiedsgerichtsverfahren ausgenommen, aber das ganze Zwischengebiet eingeschlossen werden; das Schiedsgericht selber solle aus zwei bis drei Engländern und der gleichen Zahl von Amerikanern und Venezolanern bestehen". Die Verhandlungen, die damit in Gang kamen, wurden auf amerikanischer Seite durch einige leitende Gesichtspunkte bestimmt. Wie bisher ging Olney völlig selbständig ohne Konsultation mit Venezuela vor. Caracas war wegen der N o t e vom 20. Juli nicht gefragt worden, es erfuhr sie mit der Botschaft vom 17. Dezember erst aus den Zeitungen. Der neue amerikanische Gesandte 187

wurde nicht ein einziges Mal von der Washingtoner Politik eingeschaltet. Cleveland selber ging auch am 17. Dezember davon aus, daß Amerika jetzt den Konflikt im Alleingang regeln werde. Es sei völlig verfehlt, anzunehmen, berichtete H . M. Stanley seiner englischen Leserschaft, daß die amerikanische Politik von „irgendeiner Parteinahme für Venezuela bewegt" sei. Olney überging deshalb auch stillschweigend die Anregung, daß Venezuela vor dem Schiedsgericht vertreten sein solle. Bayards Einwände wurden nicht berücksichtigt; zwei Engländer und zwei Amerikaner sollten vielmehr durch einen neutralen Vertreter ergänzt werden. Über die Monroe-Doktrin zu verhandeln, wie es Bayard zu Olneys Empörung befürwortete, lehnte der Außenminister ab. Die Vereinigten Staaten seien mit ihrem „gegenwärtigen Status" zufrieden, kabelte er schon am 14. Januar nach London, da sie „von den Völkern der Westlichen Hemisphäre vollständig akzeptiert" werde. Playfair nahm diese Haltung ebenso widersprudislos hin, wie den Ausschluß Venezuelas. Bayard mußte seine Hoffnungen begraben, die Monroe-Doktrin nicht allein „auf die Westliche Hemisphäre begrenzt", sondern „weltweit" anerkannt zu sehen. Schließlich beharrte Olney strikt darauf, daß über das gesamte umstrittene Territorium ein Schiedsspruch gefällt werde. Hinsichtlich der englischen Siedlungen weigerte er sich vorerst hartnäckig, dem englischen Standpunkt entgegenzukommen. Eine Konzession bedeute hier nur, daß Venezuela „bei jedem Sdiritt konsultiert" werden müsse. Darauf, so schrieb er Bayard, lege er keinen Wert. Kurzum, Olney führte seine rein amerikaniscJie Interessenpolitik ohne Rücksicht auf Caracas fort. Er behielt die Zügel straff in der Hand, bis ihm der Erfolg zufiel«. Wie Salisbury Lord Playfair als Zwischenträger benutzte, so schaltete Olney den „Times"-Korrespondenten Smalley, der über den „Times"-Herausgeber Buckle Salisbury direkt erreichte, und den „Daily Chronicle"-Korrespondenten Norman ein, um seine Gegenvorschläge zu ventilieren. Bereits Ende Januar erklärte sich Salisbury mit einem Schiedsgerichtsverfahren endgültig einverstanden — noch keine zwei Monate, nachdem seine Noten in Washington eingetroffen waren, knapp drei Wochen, nachdem er sich gegen die Anregung des liberalen Oppositionsführers Harcourt, auf der ganzen Linie nachzugeben, mit dem Ausspruch, daß dann „ein anderer Premier gesucht werden müßte", verwahrt hatte. Nur zehn Jahre lang bestehende englische Siedlungen sollten ausgenommen bleiben. Damit räumte er das amerikanische Interventionsrecht ein und gab die Schomburgklinie im Prinzip auf. Er zeigte auch weiterhin Konzilianz. Olney nämlich, der sicii nicht zu Unredit durcii Bayard nur widerwillig vertreten fühlte, strebte an, die Verhandlungen, sobald die Vorfragen inoffiziell geklärt worden waren, nach Washington zu ziehen. Als er den Eindruck gewann, daß Bayard in der Siedlungsfrage Nachgiebigkeit zeigte, verstärkte er seine Bemühungen. Mitte Februar willigte Salisbury erneut ein, obwohl er damit nach diplomatischem Brauch zugestand, daß die Vereinigten Staaten ein Vorrecht in 188

der Behandlung der Streitfrage besäßen. L o d g e triumphierte. „Wir haben den Venezuelafall gewonnen", glaubte er schon, „wir haben die Gefahr gemeistert", die „Vorherrschaft in der Westlichen H e m i s p h ä r e " zu verlieren oder eine Aufteilung „wie in A f r i k a " zu erleben. Olney nahm im M ä r z mit Botschafter Paunceforte die Gespräche auf, während sidi in England H a r c o u r t und der einflußreiche amerikanisdie Diplomat H e n r y White um einen Ausgleich bemühten«. Den einzigen strittigen Punkt bildete immer noch das Problem der englischen Siedler, die London nicht venezolanischer Herrschaft ausliefern wollte, wogegen Olney aus Caracas hörte, daß man bestenfalls von einigen tausend N o m a den in der strittigen Zone reden könne. A n f a n g Juli durchbrach Olney den Verhandlungsstillstand, indem er einen 60 J a h r e alten Titel auf Landbesitz zur Voraussetzung eines Ausschlusses aus dem Schiedsgerichtsverfahren erheben wollte. Salisbury wurde von White eindringlich darauf hingewiesen, daß ein Republikanischer Nachfolger Clevelands dieselbe Politik beibehalten werde. Im August gab er nadi und nahm 50 J a h r e alte Ansprüche als Mindestmaß hin. Der vollständige diplomatische Sieg Washingtons rundete sich ab. „ N u n denn", zog Olney das Resümee, „wir haben unseren Willen völlig durchgesetzt." A m 12. N o v e m b e r 1896 unterschrieben Olney und Pauncefote einen Vertrag, der einen vorläufigen Schlußstridi zog. Zwei Amerikaner, zwei Engländer sowie der russisdie Völkerrechtler Martens sollten ein absdiließendes Sdiiedsurteil auf der Grundlage der Verhandlungsergebnisse sprechen. In Venezuela erfuhr man wieder aus Zeitungsmeldungen über den Vertrag, den Cleveland zur Annahme empfahl. Straßenunruhen bradien aus, ein bekannter venezolanischer Jurist warf Washington vor, ein Protektorat errichten zu wollen. V o r allem daß Venezuela bei der Zusammensetzung des Schiedsgeridits nicht beteiligt werden sollte und trotz seines jahrzehntelangen Pochens auf bedingungsloser Schiedsgerichtsbarkeit die 50-Jahre-Klausel aufoktroyiert bekam, löste in C a racas Empörung aus. Erst als Venezuela Einfluß auf die Zusammensetzung des Schiedsgerichts zugebilligt bekam, unterschrieben Pauncefote und A n d r a d e im Februar 1897 das Washingtoner Abkommen^'. Der Schlußakt, der Schiedsspruch, bietet eine nahezu mathematische Probe auf die Gültigkeit dieser Interpretation der amerikanischen Motive im venezolanischen Grenzkonflikt. Vor dem Schiedsgericht, das 1899 in Paris tagte, wurde Venezuela durch eine illustre G r u p p e amerikanischer Juristen vertreten. Ihre Tätigkeit ist ein Beweis für die Bedeutung jener „Interchangeable Elite", die seit dem Bürgerkrieg Amerikas Interessen verfocht. Außer dem ehemaligen Präsidenten Harrison und seinem Marineminister T r a c y gehörten Tracys Staatssekretär und derzeitiger Anwaltssozius Soley sowie der Sekretär der VenezuelaKommission, Mallet-Prevost, zu den Verteidigungsanwälten. Wie sehr sich diese Männer über einen zentralen Punkt der Kontroverse im klaren waren, zeigt eine erst viel später bekannt gewordene Episode über das Zustandekommen des Schiedsspruchs. Der russische Richter Martens ließ nach monatelanger Stagnation eine Kompromißlösung durchblicken, die ganz auf den amerikanischen 189

Standpunkt zugeschnitten war. Hiernach sollte England zwar mit neunzig Prozent des Territoriums den Hauptanteil, Venezuela aber die Orinokomündung erhalten. Harrison beriet den Hinweis in erregter Stimmung mit Mallet-Prevost: „Wenn es je bekannt werden sollte, daß es in unserer Macht stand, die Orinokomündung für Venezuela zu retten, wir aber versagt haben, so würde man uns nicht verzeihen." Die amerikanischen Rechtsberater teilten sogleich ihr Einverständnis mit dieser äußerlich unvorteilhaften Regelung mit. Der Schiedssprudi, der am 3. Oktober 1899 verkündet wurde, entsprach völlig Martens Vorsdilag. Er gab daher, wie nicht nur Mallet-Prevost urteilte, „den bedeutendsten"strategischen Punkt, der auf dem Spiele stand, an Venezuela". Befriedigt hob Präsident McKinley in seiner Jahresbotsdiaft von 1899 hervor, daß „Venezuela die gesamte Orinokomündung einschließlich Point Barimas" erhalten habe. Ihm Schloß sich Cleveland an: Die „uneingesdiränkte Herrschaft über die wichtige Wasserstraße" fiel endgültig Venezuela zu^'. Ein Jahr nach dem Ausgang des Spanisch-Amerikanisdien Krieges bestand ohnehin kein Zweifel mehr, wer die Vorherrschaft über die Republiken Lateinamerikas ausüben werde. 8. „Cuba libre" und amerikanische Intervention „Wir sind in unserer Geschichte selten ohne eine kubanische Frage gewesen", konstatierte die kalifornische Zeitschrift „Overland Monthly" 1890, fünf Jahre bevor diese Frage ihre schärfste Zuspitzung im 19. Jahrhundert zu erreichen begann. Seit den Anfangsjahren der Vereinigten Staaten hatten in der Tat zahlreiche amerikanische Politiker das spanische Kuba für einen integralen Bestandteil ihres „amerikanischen Systems" gehalten und häufig Annexionspläne erwogen. John Quincy Adams, der bedeutendste Architekt des nordamerikanischen kontinentalen Empire, bekannte sich 1823 ganz auf der Linie ähnlicher Äußerungen — z. B. auch Jeffersons und Madisons — in den vergangenen fünfzig Jahren zu „der Überzeugung, daß die Annexion Kubas . . . für das Fortbestehen und den Zusammenhalt der Union eine unverzichtbare Aufgabe" darstelle. Um die Jahrhundertmitte plante Präsident Buchanan, Spanien die Insel abzukaufen — ein Angebot, das Außenminister Marcy 1854 wiederholte, ohne daß jedodi Madrid darauf eingegangen wäre. Drei Jahre nach dem Bürgerkrieg, 1868, brach auf Kuba ein Aufstand gegen die spanische Kolonialherrschaft los, der zehn Jahre lang das Zentrum der spanischen Antillen verwüstete und das Problem einer amerikanischen Intervention mehrfach heraufbeschwor. Die Regierung Grant wurde auf harte Proben gestellt, jedoch dem Geschick von Außenminister Fish gelang es, zumal da die inneren Probleme der Nachkriegszeit, der Hochindustrialisierung und der Depression nach der zweiten Weltwirtschaftskrise von 1873 im Vordergrund standen, die Washingtoner Politik auf einer relativ neutralen Linie zu halten'. Zwanzig Jahre später, in der Schlußphase des zweiten kubanischen Aufstands seit 1895, war das nidit mehr möglich. Dieser Aufstand markiert nicht 190

nur den Beginn der endgültigen Emanzipation K u b a s von der direkten spanischen Kolonialherrschaft, sondern er gehört auch in die Vorgeschichte des S p a nisch-Amerikanischen Krieges von 1898, jenes ersten Abschlusses und Höhepunktes des amerikanischen Imperialismus, der so o f t als ein Ausgangspunkt und A u f t a k t mißverstanden worden ist. Natürlich ist diese Vorgeschichte seither im Zusammenhang mit der neu auflebenden Diskussion über den amerikanischen Imperialismus debattiert worden, nachdem auch das historische Dilemma der amerikanischen Kubapolitik seit 1958 mit bisher beispielloser Schärfe durdi die schroffe Ablehnung des kubanischen Emanzipationserfolgs aktualisiert worden w a r ^ Hier braucht es daher nicht darum zu gehen, das P a n o r a m a der amerikanischen Kubapolitik vor 1898 noch einmal in voller Breite darzustellen. Vielmehr wird sich die folgende Analyse darauf beschränken, die nachweisbaren Motive des Entscheidungshandelns der amerikanischen Regierungspolitik gegenüber Spanien und K u b a , nicht aber der spanischen und kubanischen Politik herauszuarbeiten. Dabei werden einige herkömmliche Klischeevorstellungen in den Hintergrund treten, so etwa das Wunschbild, als seien überwiegend humanitäre Impulse f ü r die Kubapolitik Washingtons ausschlaggebend gewesen; aber auch die naive Apologetik, daß in der chauvinistischen Boulevardpresse die eigentliche oder sogar die einzige Triebkraft der amerikanischen Interventionspolitik dingfest gemacht werden könne. D a v o n hebt sich vielmehr das streng interessenpolitische Handeln der verantwortlichen Politiker in Washington scharf ab. Schon im Sommer 1896 hat auch die amerikanische militärische Planung einen Krieg mit Spanien wegen K u b a anvisiert, und seit dem Herbst 1897 hat die politische Spitze die Intervention wegen der auf dem Spiel stehenden engeren und weiteren Interessen und angesichts der spanischen H a l t u n g für unvermeidbar gehalten. Die Würfel waren mithin längst vor dem April 1898 gefallen. Diese Entwicklung der amerikanischen Kubapolitik, die bis dahin in vier deutlich unterscheidbaren Phasen abgelaufen war, gilt es nun näher zu verfolgen. 1878 war nachi zehnjähriger Rebellion Friede auf K u b a geschlossen worden. B a l d strömte amerikanisches K a p i t a l in die kubanische Landwirtschaft ein, deren Ruin viele spanische Großgrundbesitzer zu eiligem Verkauf bewog. Vor allem Zuckerplantagen gingen in amerikanischen Besitz über — hier wurden die Grundlagen für die langjährige Monokultur K u b a s , die bis 1958 unter amerikanisciier Kontrolle stand, gelegt. Schon A n f a n g der 1880er J a h r e begann z. B. E. F. Atkins, seinen Riesenbesitz zusammenzukaufen. D a die Zuckerrübenkonkurrenz die Preise des Rohrzuckers drückte, wurden ständig weitere Zuckerplantagen an die investitionsstarken Amerikaner verkauft, aber auch T a b a k plantagen wurden von ihnen bereitwillig übernommen. Zugleich begannen einige amerikanische Gesellschaften, die beträchtlichen Eisenerzlager K u b a s auszubeuten. Als Außenminister Frelinghuysen 1884 einen ersten Reziprozitätsvertrag mit Spanien über den Kubahandel absdiloß, folgte er der Tendenz der stetig zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtung K u b a s mit der Union. Wenn auch der Vertrag letztlich, wie das gesamte System von Frelinghuysens H a n 191

delsverträgen, scheiterte, so bezeichnete er doch sehr deutHch den Wandel, der inzwischen in der amerikanischen Einstellung zu Kuba eingetreten war. An die Stelle der jahrzehntealten Annexionspläne vornehmlich aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg trat die Vorstellung, daß eine enge wirtschaftliche Bindung den vordringlichen amerikanischen Interessen Genüge tue. Frelinghuysen begründete 1884 seinen Reziprozitätsvertrag z . B . ganz entsdiieden damit, daß „er uns all die Vorteile gewähren wird, die aus einer Annexion, falls diese möglich wäre, resultieren würden". So spradi sidi auch Senator Sherman im Frühjahr 1887 offen gegen eine Annexion aus, Spanien solle Kuba weiter behalten, aber den Vereinigten Staaten wirtschaftliche Vorrechte einräumen. Dieser Wunsch sollte in wenigen Jahren erfüllt werden. Die Leitperspektive der amerikanischen Wirtschaftsexpansion dieser Jahre blieb das „Informal Empire" ökonomischer Dominanz, das von der politischen Verantwortung und finanziellen Belastung kolonialer Herrschaft freigehalten werden sollte'. Der McKinley-Zolltarif von 1890 setzte Zuckerimporte auf die Freiliste, traf damit hart die bisher ungefährdete hawaiianische Konkurrenz für den kubanischen Zucker und schuf für diesen die Voraussetzung zu einer vierjährigen Hochkonjunktur. Zwar erhöhte Spanien im Stil seiner spätmerkantilistischen Politik zunächst die Zölle auf die kubanischen Importe aus den niditspanisdien Häfen um 24 Prozent, jedoch der Reziprozitätsvertrag, den der Sondergesandte John W. Foster 1891 für die Regierung Harrison abschloß, beseitigte die Hindernisse im amerikanisch-kubanischen Außenhandel. Der amerikanische Markt öffnete sich dem kubanischen Zuckerexport, in den folgenden Jahren eroberte er sich die Hälfte der amerikanischen Gesamteinfuhr. Die Produktion auf Kuba schnellte empor: 1894 überschritt sie erstmals die l-Mrd.-Tonnengrenze; von 1154 Mill. To. Rohrzucker wurden 1023 Mill. To. exportiert. Von 1890 bis 1893 stieg die kubanische Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten von 54 auf 78 Mill. Dollar an. Zugleich verdoppelte sich der amerikanische Export, der aus Maschinen und Agrarprodukten bestand, von 12 auf 24 Mill. Dollar. Der kubanisch-amerikanische Außenhandel umfaßte jetzt mehr als 100 Mill. Dollar. In diesen Blütejahren stiegen auch die amerikanischen Investitionen auf Kuba auf 50 Mill. Dollar an. Dreiviertel dieser Summe wurden in Zuckerplantagen angelegt, der Rest in den Erzbergwerken der „Juragua Iron Company", der „Spanish-American Iron Company" und der „Sigua Iron Company", die ihre Förderung so steigern konnten, daß 1897 achtzig Prozent des amerikanischen Erzimports von 543 ООО Tonnen aus Kuba stammten! Diese „neue Ä r a " der amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen zu Kuba wurde durch den Wilson-Zolltarif von 1894 jäh unterbrochen. Er hob nämlich die Reziprozitätsverträge auf und führte 40prozentige Ad-Valorem-Zölle auf den Rohrzuckerimport ein. Im Gegenzug verhängte Spanien wieder hohe Schutzzölle, die die Lebenshaltungskosten auf Kuba ruckartig verteuerten. Ein neuer Handelsvertrag, der wie 1891 die Lage hätte klären können, kam nicht zustande. Daß sich die latente Unruhe auf Kuba, die seit dem zehnjährigen Krieg nie ganz ausgestorben war und durch Autonomiewünsche stetig genährt wurde, 192

im Winter 1894 auf 1895 schlagartig verdichtete, bildete ein direktes Ergebnis des Wilson-Zolltarifs. D a dem kubanischen Export plötzlich sein Hauptabsatzmarkt versperrt wurde und die vom amerikanischen Markt induzierte Konjunktur abbrach, entließen die großen Plantagen im Spätherbst 1894 zahlreiche Arbeitskräfte, nachdem die Löhne schon vorher um zwanzig Prozent gesunken waren. Die saisonale Arbeitslosigkeit, die den Zuckeranbau kennzeichnete, wurde enorm verschärft. In diese explosive soziale Situation fiel der Funke des neuen Aufstands, der am 24. Februar 1895 im Osten der Insel ausbrach. Seine Leitung wurde sogleich von den aus dem Exil zurückkehrenden Führern der kubanischen Emanzipationsbewegung, der von José Martí 1892 gegründeten „Kubanischen Revolutionspartei", übernommen. Marti, eine fraglos bedeutende Führerpersönlichkeit, fiel in einem der ersten Gefechte auf kubanischem Boden. Kleine Guerillagruppen jedoch, die sich aus der Schar der Arbeitslosen mühelos ergänzten, begannen, die Herrschaft außerhalb der Städte allmählich an sich zu reißen. Aus unwegsamem Gelände operierend, entzogen sie sidi der Verfolgung durch die regulären spanischen Garnisonstruppen, sprengten Brücken und Eisenbahnen, terrorisierten die Pflanzer und brannten die Zuckerrohrfelder nieder. Von der Bevölkerung erhielten sie Zulauf und Unterstützung. Die spanisdie Kolonialverwaltung sah im Frühjahr 1895 eine an bedrohlicher Gewalt zunehmende Krise herannahen. Im Mai schon übernahm deshalb General Martínez Campos, der 1878 die letzte Insurrektion niedergeschlagen hatte, das Kommando über die spanischen Truppen, die fortab laufend verstärkt wurden. Spanien hoffte, den Aufstand im Keim ersticken zu können, wenn es sofort mit überlegener militärischer Gewalt zuschlug. N u r so glaubte Madrid einen lang hinausgezogenen Krieg wie vor zwanzig Jahren umgehen zu können. Es erlag einer weitverbreiteten Illusion, die Kolonialstaaten o f t modernen Emanzipationsbewegungen gegenüber gehegt haben^. Zwei Wochen nach Ausbruch der Unruhen wurde die Regierung Präsident Clevelands schon mit den Folgen der Revolution konfrontiert. Ein spanisches Kanonenboot, das auf dem amerikanischen D a m p f e r „Allianza" Waffen f ü r die Aufständisdien vermutete, feuerte außerhalb der Dreimeilenzone auf das Schiff. Empörung brach in der amerikanischen Öffentlichkeit aus. Aber ruhig, wenn auch bestimmt, wurde der Zwischenfall vom Präsidenten selber und von Außenminister Gresham behandelt. Spanien entschuldigte sich und gab die gewünsditen Versicherungen ab, Vorfällen dieser Art durch scharfe Anweisungen an die Marine vorzubeugen. Im Juni hielt Cleveland es f ü r angebracht, den Aufstand formell zur Kenntnis zu nehmen, indem er eine Neutralitätserklärung f ü r die Vereinigten Staaten abgab. Sie richtete sich im wesentlichen gegen die Revolutionäre. Ihr zufolge sollte jede Maßnahme, die zur Unterstützung des Aufstands gegen die Herrschaft einer befreundeten Regierung bestimmt war, geahndet werden. Durchaus loyal zog Cleveland damit zu einem frühen Zeitpunkt eine Grenze, über deren Innehaltung Staatsanwälte und Zollkutter 193 13

Wehler, Amerik. Imperialismus

fortab wachten. Diese erste Phase vorsichtiger, völkerreditlidi korrekter Zurückhaltung dauerte fast ein Jahr lang: vom März 1895 bis zum April 1896®. Obwohl Außenminister Olney, Greshams Nachfolger im State Department, vornehmlich mit der Venezuelakrise beschäftigt war, widmete er sich doch schon im Juli 1895 den Beziehungen zu Spanien. Er griff die Entschädigungsansprüche der Familie Mora auf, die während des letzten Aufstandes ihr Eigentum auf Kuba verloren hatte. Obwohl Madrid diese Ansprüche als berechtigt anerkannt hatte, waren bisher keine Entschädigungszahlungen geleistet worden. Es muß sich aber um dubiose Forderungen gehandelt haben, denn nicht nur der frühere Außenminister T. F. Bayard behauptete, er würde sie niemals vertreten haben, sondern auch der ehemalige Außenminister Foster war der Auffassung, daß „selten ein weniger berechtigter Anspruch" von der Regierung aufgegriffen worden sei. Augenscheinlich sah Olney aber in dieser Frage einen Prüfstein f ü r den allgemeinen guten Willen der spanischen Regierung. Er drängte den spanischen Gesandten D u p u y de Lome und den amerikanischen Vertreter in Madrid, Hannis Taylor, auf eine zügige Abwicklung hinzuwirken. De Lome fühlte sich geradezu ultimativ unter Druck gesetzt. Er habe noch nie Verhandlungen in einer so unfreundlichen Atmosphäre geführt, beschwerte er sich bei Olney. Zutreffend urteilte „Bradstreet's", daß Washington eine „politische Zwangslage" ausnutze. Tatsächlich führte Olneys robustes Vorgehen schon im August zum Erfolg, denn Madrid übernahm die Zahlung der umstrittenen 1,5 Mill. Dollar. Das durfte als ein Beweis f ü r die spanische Bereitschaft, Amerika entgegenzukommen, verstanden werden. In diesem Bemühen, möglichst jede Reibung vermeiden zu wollen, trat die eigentliche Bedeutung der Episode zutage. Obschon die spanischen Finanzen durch den Aufstand stark belastet waren, wurde doch eine schnelle Konzession f ü r richtig gehalten, um das Verhältnis zu Washington von ernsthafteren Spannungen freizuhalten. Auf der anderen Seite fand sich Olney bestätigt, daß ein resoluter Kurs am ehesten den Interessen amerikanischer Bürger diene®. Auf Kuba hatte sich inzwischen die Rebellenbewegung konsolidiert. Anfang September 1895 wurde auf einem geheimen Treffen die Verfassung einer selbständigen „Kubanischen Republik" angenommen. Anschließend wählten die Delegierten provisorische Verwaltungsbehörden. Die eigentliche Spitze des „Cuba Libre" bildete die „Kubanische J u n t a " in N e w York, die sich als Exilregierung verstand und durch eine „Gesandtschaft" in Washington vertreten ließ. Die Junta setzte sich aus naturalisierten kubanischen Politikern zusammen, die nach Martis Tod unter der Leitung von Tomas Estrada Palmas standen. Sie sammelte Spenden f ü r ihren Kriegsfonds, der angeblich mehrere Millionen Dollar enthielt, und rüstete damit vor allem Schmuggelexpeditionen nach Kuba aus, um die Rebellen mit Waffen und Munition zu versorgen. Als mindestens ebenso wichtig erwiesen sich aber auch ihre Anstrengungen, die amerikanisdie Presse regelmäßig mit Nachrichten über den Fortschritt des Aufstands zu versorgen. Zu einer Zeit, als sich die großen Nachrichtenagenturen erst allmählich

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entwickelten und nur wenige Zeitungen eigene Korrespondenten halten konnten, fanden die kostenlosen Meldungen, Berichte und Kommuniques der Junta bereitwillige Aufnahme. In den Großstädten hielt sie Propagandaveranstaltungen ab, warb f ü r „den heroisdien Freiheitskampf" der Kubaner und klagte die spanische Unterdrückungspolitik an. Sie knüpfte Verbindungen mit einflußreichen Politikern an, über die sie ihre Wünsche in die Washingtoner Politik hineinlancierte. Es gelang ihr, die amerikanische Öffentlichkeit zu interessieren, Sympathien zu wecken, den antikolonialistischen Affekt zugunsten der kubanischen Emanzipationsbewegung zu mobilisieren und die Öffentlichkeit in Bewegung zu halten. Frühzeitig fanden die aufständischen Kubaner die Sympathie der amerikanischen Arbeiterbewegung. Da zahlreiche kubanische Zigarrenwickler in der Tabakindustrie von Florida tätig waren, mußte sich auch die mächtige Gewerkschaft der Zigarrenarbeiter mit den Problemen des „Cuba Libre" sehr bald beschäftigen. Ließen sich die Kubaner bislang nur schwer organisieren, so begünstigte jetzt die Gewerkschaft, um sie zu gewinnen, den Aufstand. 1896 erklärte der Leiter der „American Federation of Labor", Samuel Gompers, der selber aus der Zigarrenarbeitergewerkschaft hervorgegangen war, daß die Unabhängigkeit Kubas die Voraussetzung für eine erfolgreiche gewerkschaftliche O r ganisationsarbeit unter den kubanischen Arbeitern bilde'. Im Herbst 1895 zeichnete sich bereits deutlich ab, daß der Aufstand schon nadi halbjähriger Dauer das Ausmaß der Erhebung von 1868 bis 1878 übertraf. In Washington erwog Olney zum erstenmal, ob die amerikanische Politik, die sich bisher so neutral, wie es Spanien nur wünschen könne, verhalten habe, neue Wege einschlagen müsse. Ein amerikanischer Großgrundbesitzer aus Kuba überzeugte ihn, daß neun Zehntel der kubanischen Bevölkerung zumindest „gefühlsmäßig" auf der Seite der Rebellen stünden, Spanien könne daher „unmöglich" siegen. Die Aufständischen hätten ein Recht, von Amerika eine genaue Überprüfung der Lage auf Kuba zu erwarten, gab Olney daraufhin dem Präsidenten zu bedenken. Der „bedeutende Handel" und die „hohen Summen, die amerikanisches Kapital auf Kuba" investiert habe, erzwängen eine vorsorgliche Politik. Man müsse herausfinden, ob es sich bei den Rebellen um „herumstreunende Banditen" oder um Aufständische handle, die von der Mehrheit unterstützt f ü r eine „bessere Regierung" kämpften. In diesem Fall müßten die Vereinigten Staaten die Frage entscheiden, ob sie dieselben als Kriegführende oder ob sie sogar die Unabhängigkeit Kubas anerkennen sollten. Über kurz oder lang lasse sidi diese Entscheidung „nicht vermeiden". Deshalb sollte ein Sondergesandter Kuba besuchen, um der Regierung zuverlässige Nachrichten zu übermitteln. Es hat den Anschein, daß Olney durchaus mit einer starken Rebellenmacht rechnete. Um den Konflikt abzukürzen, sdieint er schon zu diesem Zeitpunkt eine Aufwertung des völkerrechtlichen Status der Aufständischen nicht für ausgeschlossen gehalten zu haben. Dieser Sdiritt mußte jedoch auf den Krieg mit Spanien hinlenken, das auf die Einmischung in einen Kolonialaufstand sdiwer195

lieh anders reagieren konnte. Olney umging eine Diskussion der weitreichenden Konsequenz seines Vorschlags, vermodite deshalb aber dodi nidit, den skeptischen Präsidenten für diesen Vorschlag zu gewinnen. Zwar versprach ihm Cleveland, über die Anregung nachzudenken; er erwog auch einige Wochen lang die Entsendung eines Sondergesandten, doch schließlich verfolgte er das Projekt nicht weiter. Wahrscheinlich schreckte er vor der folgenreichen Entscheidung zurück, zumal da er in diesen Tagen der Venezuelakrise vordringlich auf die englisdie Entscheidung wartete®. Im Grundsätzlichen hatte indessen Olney ganz richtig gesehen, daß der Aufstand von Washington eine andere Reaktion als die des Abwartens abverlangen könne. Seine Natur, die klare, geregelte Verhältnisse auch in der Politik schätzte, scheute vor Risiken nicht zurück. Die Note an Salisbury hatte zudem gezeigt, in welchem Maß Olney aus der Hegemonialstellung der Vereinigten Staaten konkrete Folgerungen zog. Zu einer überstürzten Kursänderung aber ließ sidi weder Cleveland, noch später McKinley bewegen. Mochte Olney in der vertraulidien Korrespondenz mit dem Präsidenten auch einmal vorprellen, gegenüber Spanien und dem aufständischen Kuba hielt Washington zunächst streng an einigen leitenden Vorstellungen seiner zurückhaltenden Politik fest. Es beabsichtigte keineswegs, die spanische Souveränität über Kuba anzutasten, wünschte andererseits aber gewisse Reformen, um den Rebellen den Vorwand zum gewaltsamen Protest zu nehmen. Ein befriedetes Kuba, das eine spanische Besitzung mit gewissen autonomen Rechten blieb, stellte sich als das erstrebenswerte Ziel dar. Auf ihm würde sich die wirtschaftliche Vorherrschaft der Vereinigten Staaten ungestört weiter entfalten können. Olneys Bostoner Geschäftsbekannter E. F. Atkins, der Besitzer einer der größten kubanischen Zuckerplantagen, verfocht einen Reziprozitätsvertrag mit Spanien bezüglich Kubas, da er „innerhalb weniger Jahre den Vereinigten Staaten eine marktbeherrschende Stellung auf der Insel gibt, ein Zustand, der weit wünschenswerter als die Annexion ist". Atkins pflegte engen Kontakt mit dem Außenminister, dessen Urteil er zusammen mit anderen aus Neuengland stammenden Plantagenbesitzern — einer Art grauer Zucker-Lobby — nicht unwesentlich zu beeinflussen vermochte. Auch Henry Clews, ein angesehener New Yorker Bankier, erklärte 1895, daß Amerika „im Grunde alle wesentlichen Vorteile" im Verhältnis zu Kuba „dank seiner Nachbarschaft und den bestehenden Handelsbeziehungen" bereits genieße. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, daß „Kuba wirtschaftlich uns gehören wird", Schloß eine andere Analyse, „wir wünschen Kuba nicht anders als wirtschaftlich zu erobern". Das war die Devise, die Senator Sherman schon vor einigen Jahren ausgegeben hatte. Diese Vorstellung wurde damals von der Regierung geteilt. Sie beachtete peinlich genau die Neutralitätsvorschriften. Das sei „schlechthin ihre Pflicht", erklärte Cleveland in seiner Jahresbotschaft vom Dezember 1895. Zugleich gab ihr das völkerrechtlich den Anspruch, auf dem Schutz amerikanischen Eigentums durch spanische Truppen bzw. auf Entschädigungszahlungen für Verluste zu bestehen. Das State Department wies deshalb amerikanische Plantagen196

und Bergwerksbesitzer nachdrücklich an, diesen militärischen Schutz unverzüglidi anzufordern; er sei solange zu erwarten, bis die Rebellen formell als Kriegführende anerkannt worden seien. Aus diesem Grunde sträubten sich audi die amerikanisdien Eigentümer auf Kuba gegen eine solche Anerkennung, da diese sie vollends dem Zugriff der Aufständischen preisgegeben hätte. Vor allem Atkins wurde nicht müde, Olney warnend diese Gefahr vor Augen zu halten. In beträchtlichem Maße basierte daher die ursprünglidie amerikanische Neutralität auf der Fähigkeit der spanischen Militärbehörden, die amerikanischen Interessen auf Kuba wirksam zu schützen. Sie mußte von dem Zeitpunkt ab unterhöhlt werden, wo die zunehmende Macht der Rebellen diesen Schutz immer fragwürdiger erscheinen ließ. Bis dahin blieb jedodi Washington seine Passivität gestattet^. Im Dezember 1895 griff der Kongreß die kubanische Frage auf. Er trat im neuen J a h r in eine ausgiebige Diskussion ein. In St. Louis, von wo der kubanische Zucker und Tabak nadi Westen und ein Gutteil der amerikanischen Agrarexporte nach Kuba versandt wurden, regte sich der erste Protest gegen die empfindliche Sdiädigung der Handelsbeziehungen. Die Senatoren Cockrell und Vest aus Missouri legten darauf Resolutionen vor, die die Anerkennung der Aufständischen als Kriegführende forderten. Der Populist William Allen aus Kansas ging zur gleichen Zeit noch einen Sdiritt weiter, indem er die kubanische Unabhängigkeit anerkennen wollte. „Alle Inseln in der N ä h e des amerikanischen Festlands sollten annektiert werden", verlangte er dann sogar. Wie die meisten Anhänger der Silberwährung wollte auch er bewußt das Risiko eines Kriegs mit Spanien auf sidi nehmen, da seine Finanzierung die Einführung eines Silberdollars notwendig machen könne. Aus dem Kreis der sog. Silberabgeordneten stammten seither die kriegslustigsten Äußerungen. Da die Depression ohnehin die Grundlagen der Goldwährung erschütterte, „lärmen die Silberanhänger für den Krieg mit Spanien", so urteilte Charles Francis Adams in Boston. Das hervorstechendste Motiv der Kongreßdebatte bildete jedodi die Gefährdung der amerikanischen Wirtsdiaftsinteressen durch den Aufstand. Schon im Oktober 1895 hatte Lodge während eines Besuchs in Madrid gegenüber Premierminister Cánovas de Castillo durdiblicken lassen, daß Spanien unverzüglich die „Verletzung unserer wirtschaftlichen Interessen auf der Insel" beenden müsse, wenn es die Einmisdiung Amerikas vermeiden wollte. Sein Freund Roosevelt bat Olney um dieselbe harte „Einstellung" gegenüber Spanien wie in der Venezuelakrise gegenüber London'". Im Senat war man im Februar 1896 bereit, den Konflikt durdi ein radikales Mittel zu verkürzen. Senator Morgan aus Alabama unterbreitete eine „Concurrent Resolution" — die die Auffassung beider Häuser des Kongresses ausdrückt, aber nicht wie die „Joint Resolution", zum Gesetz erhoben werden kann —, daß der Präsident seine guten Dienste für die Anerkennung der Aufständischen als reguläre Kriegführende einsetzen solle. Eine solche Maßnahme hätte jedoch den Spaniern das Recht, amerikanische Schiffe auf Kontrabande hin zu durdisudien, gegeben, was in kürzester Zeit ihre Beziehungen zu Ame197

rika der Gefahr des offenen Bruchs aussetzen mußte. Um die Verhältnisse auf Kuba, dessen Geschick „mit der politischen und wirtschaftlichen Wohlfahrt" Amerikas eng verbunden sei, wieder zu normalisieren, schreckte die Resolution vor der gewaltsamen Intervention als Fernziel nidit zurück. Auf die bohrenden Fragen einiger Senatoren hin gab Morgan audi zu, daß er den „Krieg als das Ergebnis" seiner Entschließung in Betracht ziehe: „Jeder Schritt in dieser Richtung", die Rebellen als Kriegführende anzuerkennen, „führt letzten Endes zum Krieg"! Die Diskussion wurde mithin nicht in Unkenntnis der wahrscheinlichen Folgen geführt. Senator Cameron aus Pennsylvania aber genügte Morgans Resolution nodi nicht. Er bestand sogar auf der Anerkennung der Unabhängigkeit Kubas, da nur so die Gefahr für die amerikanischen Wirtschaftsinteressen dauerhaft zu bannen sei. Die Aufwertung der Rebellen zu Kriegführenden gebe Spanien die Möglichkeit, den amerikanischen Handel in der Karibisdien See lahmzulegen, sie befreie es auch von aller Verantwortung für den Schutz des amerikanischen Eigentums auf Kuba, da diese dann eine Sadie der Aufständischen werde. Lodge sdiloß sidi Cameron an: „Unsere großen finanziellen Interessen auf Kuba werden zur Zeit zerstört", ein „freies Kuba" aber werde für Amerika „einen gewaltigen Markt bedeuten." Er betonte zudem das strategische Interesse Amerikas, da Kuba den Golf von Mexiko und die Zufahrt zum geplanten transisthmischen Kanal beherrsche. Sei die Insel in der Hand der Kubaner, die dann sowohl ihr „Interesse als auch ihre Dankbarkeit" an die Vereinigten Staaten binde, so werde Kuba zu einem wahren „Bollwerk für den Handel und die Sicherheit" der Union werden. Erst zuletzt erwähnte Lodge die Gründe der „Menschlichkeit", die es erforderten, der grausamen Kampfführung zwisdien Spaniern und Guerillas Einhalt zu gebieten. In einem Brief an einen Bekannten zählte Lodge in diesen Tagen fünf Gründe für ein aktives amerikanisches Vorgehen auf: dreimal strich er die wirtschaftlichen Vorteile heraus, ehe er sich gegen die europäische Kolonialherrschaft auf Kuba und für die Ausdehnung demokratischer Regierungsformen aussprach. „Die einzige Möglichkeit, die großen Investitionen auf Kuba vor der Vernichtung zu bewahren", folgerte er, „liegt darin, durch unsere Intervention den Frieden wiederherzustellen." Ein selbständiges Kuba biete die Möglichkeit zu „gewinnbringenden Geschäften" wie „nirgends sonst auf der Welt". Im „Forum" äußerte er sich ganz ähnlidi: „Die Gefahren für das amerikanische Eigentum auf Kuba, der Ruin des amerikanischen Handels, der weite Bereich, der sich amerikanischen Unternehmen erschließen, und der Markt, den die kubanisdie Unabhängigkeit für amerikanisdie Waren sidierstellen würde . . ., sie alle stellen gewichtige Gründe für eine entscheidende Aktion von unserer Seite dar." Lodges Argumentation im Senat spiegelte nur seine allgemeine Auffassung wider, daß die Interessen Amerikas ein Eingreifen unabwendbar machten. Ganz so weit wollte indessen der Senat nicht gehen, obwohl auch Senator Sherman aus Ohio zugestand, daß „uns materielle Interessen stärker mit Kuba als mit irgendeinem anderen Land 198

unserer Hemisphäre verknüpfen". Immerhin forderte aber der Senat mit 64 zu 6 Stimmen, die kubanisdien Aufständisdien als Kriegführende anzuerkennen". Im Abgeordnetenhaus verlangte der Entschließungsantrag von Robert Hitt, dem Vorsitzenden seines Außenpolitischen Aussdiusses, nidit nur das. Die Vereinigten Staaten sollten sich sogar „vorbereiten, die legitimen Interessen amerikanischer Bürger notfalls durch eine Intervention zu schützen". D a ein „gewaltiger H a n d e l " unterbunden werde und „enorme Investitionen" der Vernichtung anheimfielen, müsse die Möglichkeit ins Auge gefaßt werden, Marineinfanterie zu landen, um das amerikanisdie Eigentum wirksam zu beschützen. Von humanitären Erwägungen war dabei nirgends die Rede. Mit der erstaunlichen Mehrheit von 262 zu 17 Stimmen wurde Hitts Resolution angenommen. D i e militante Reaktion des Kongresses löste antiamerikanische Straßenunruhen in Barcelona aus. Premier C á n o v a s sprach von einer „höchst delikaten L a g e " , Spanien werde natürlich keine amerikanische Einmischung in seine inneren Angelegenheiten dulden, aber nichts versäumen, um ungetrübte Beziehungen mit Amerika aufrechtzuerhalten. In Washington erwog Cleveland mit dem Kabinett, wie sich die Regierung gegenüber dem Kongreß verhalten solle. Der Präsident beabsichtigte, eine Untersudiungskommission nach K u b a zu entsenden. Zunächst aber konnte er abwarten, denn der Charakter der „Concurrent Resolution" machte es erforderlich, daß auch der Senat die Hittsche Resolution beriet. Er lehnte sie schließlich ab, doch forderte Sherman als Vorsitzender des Senatsausschusses f ü r Auswärtige Angelegenheiten zuerst einmal die Zustimmung des Senats. Während der Diskussion räumte er dann zwar ein, daß sich gegen die Interventionsforderung mancherlei geltend machen lasse, aber „in der Substanz ist sie richtig und trifft den Kern der Sache". Wenn sie jetzt so aussehe, als sei sie von „finanziellen E r w ä g u n g e n " maßgeblich bestimmt worden, dann könne man die Formulierung ändern, aber, so wiederholte er, „ihr Sinn entspricht der Wahrheit. Das einzige Problem liegt darin, daß es besser ist, nicht immer direkt von Geld, Eigentum und Wirtschaftsinteressen zu sprechen", wenn das Schicksal von Millionen Menschen auf dem Spiele stehe. Senator Morgan stimmte ihm zu. Doch südstaatliche Senatoren, die die Belastung durch ein kubanisches Rassenproblem nach einer erfolgreichen Intervention, auf die sie eine Annexion folgen sahen, fürchteten, drohten an, die Abstimmung zu blockieren. D a r a u f wurde die Resolution des Abgeordnetenhauses verworfen und ihm die Senatsentschließung zur Annahme empfohlen. A n f a n g April billigte es sie mit 287 zu 27 Stimmen in der Fassung, daß die Vereinigten Staaten der „Kubanischen R e p u b l i k " die Redite einer kriegführenden Partei zuerkennen sollten'®. D i e erregten Debatten im Kongreß konnten als Gradmesser für die Unruhe gelten, welche die kubanische Frage nach gerade einjähriger Dauer des Aufstands schon auszulösen vermochte. Zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstützten die Forderungen des Kongresses: Gompers und Carnegie, die Gouverneure Altgeld und Mathews, prominente Teilnehmer an den K u n d gebungen der Junta, sie alle wünschten, die Rebellen endlich als Kriegführende 199

anerkannt zu sehen. Aus Kreisen der Wirtschaft, die noch immer unter der seit 1893 erneut anhaltenden Depression litt, wurde die Regierung aber häufig gewarnt. Amerikanische Geschäftsleute auf Kuba fürchteten den Abzug der schützenden spanischen Truppeneinheiten, wenn die Regierung dem Kongreß nachgebe. Ihren Interessen widerspreche es, urteilte Atkins im Februar 1896, wenn als „einzige Alternative die Landung amerikanischer Truppen" übrig bleibe, also der Krieg mit Spanien ausbreche. Die Entwicklung auf Kuba verschärfte aber inzwischen die Wirkungen des Aufstandes auf die Vereinigten Staaten. Spaniens Hoffnungen auf eine sdmelle Entsdieidung zu seinen Gunsten hatten — wie so oft in Guerillakriegen — getrogen. Im Februar 1896 wurde General Martínez Campos durdi General Weyler abgelöst, der sogleich die Wiederherstellung des Friedens zur Voraussetzung politisdier Reformen erklärte. Eine harte Repressionspolitik wurde eingeleitet. Sie sollte die Aufständischen isolieren und zur Kapitulation zwingen. Obwohl allmählich die spanische Truppenmadit auf 200 ООО Mann anstieg, ließen sich die knapp 20 ООО Aufständischen, die aus dem Hinterhalt vorgingen und offene Gefedite möglichst vermieden, nidit bezwingen. Sie verfolgten zielstrebig eine Politik der verbrannten Erde. Es gelang ihnen, rings um die spanisclien Stützpunkte das Wirtschaftsleben lahmzulegen. Schon 1895 war der Export nach Amerika auf den Stand von 1890 zurückgefallen. Seitdem versdilimmerte sich die Lage von Monat zu Monat. Von 1380 Rohrzuckermühlen und -plantagen konnten im April 1896 nur mehr 25 ihren Betrieb weiterführen, da die Rebellen die Felder niedergebrannt hatten. 1896 sank die Zuckerproduktion um 80 Prozent auf 212 ООО To., genau gleichläufig verringerte sidi der Außenhandel mit Amerika. Immer empfindlicher schnitt der Aufstand in die einst engen Beziehungen der amerikanisdien Wirtschaft mit Kuba hinein. Die Regierung spürte durchaus den wachsenden Drudt, der von dieser Entwicklung ausging. Nachdem sie die Opposition gegen die Kongreßresolutionen zu unterstützen versucht hatte, mußte sie jetzt doch die Begrenzung ihres politischen Spielraums berüdcsichtigen. Angesichts dieses Dilemmas entschlossen sich Cleveland und Olney, aus ihrer bisherigen Zurüdchaltung herauszutreten und nadi einem Weg zu suchen, auf dem sie ihre Wünsche nachhaltiger zur Geltung bringen konnten. Die zweite Phase der Washingtoner Kubapolitik begann im April 1896 und dauerte bis zum Dezember desselben Jahres". Bei ihren Überlegungen wurde die Regierung durdi einen Bericht des Madrider Gesandten Taylor bestärkt. Taylor schrieb im März, daß der Leiter der liberalen Opposition in den Cortes ihn vertraulich gefragt habe, ob sich die Vereinigten Staaten nidit „freundschaftlich" als Vermittler in den Kampf einschalten könnten, damit Spanien Reformen überhaupt durchzuführen vermöge. Olney ließ gegenüber dem spanischen Gesandten de Lome durchblicken, daß Madrid durch solche Reformen in der Tat die amerikanischen Sympathien für die Rebellen wirkungsvoll entkräften könne. Anstatt seine Anregung, die de Lome sofort an Außenminister Tetuán weitergemeldet hatte, aufzugreifen, verstärkte jedoch Spanien seine Truppen für die Frühjahrsoffensive. Olney ließ 200

sich dadurch nicht abschrecken. Anfang April riditete er eine geheime Note an die spanische Regierung, in der er die guten Dienste der amerikanischen Regierung zur Beilegung des Konflikts antrug — Washington trat aus seiner Reserve heraus. Die N o t e wurde zwar erst am 7. April fertiggestellt, aber auf den 4. April vordatiert, um jeden Verdacht, daß sie das Ergebnis der Kongreßresolution vom 6. April sei, abzuwenden. Olney ging hier davon aus, daß „die Aufständischen einen größeren Teil der Insel als je zuvor zu beherrschen scheinen". Ihre „Aussichten auf Erfolg", so ließ er Madrid unverblümt wissen, hätten sich „entschieden verbessert". Es sei „definitiv" ausgeschlossen, daß die Vereinigten Staaten in Ruhe einem zweiten zehnjährigen Krieg zusehen könnten. Komme diesmal ein früheres Ende, so offensichtlich wegen der „Unfähigkeit" Spaniens, den Kampf siegreich zu beenden. Olney betonte jedoch trotz dieser brutal offenherzigen Feststellungen mit Emphase, daß Washington deshalb keineswegs die Räumung der Insel durdi Spanien anstrebe, da dem nur „ein Rassenkampf" bis zur völligen Verödung der Insel folgen werde. Sein Angebot setze vielmehr voraus, daß Spanien „seine Souveränitätsrechte" behalte, aber doch Reformen einführe, die jede nur mögliche amerikanische Unterstützung finden würden. Olney machte kein Hehl daraus, daß die amerikanische Politik vier dringende Gründe, daß der Aufstand auf Kuba so bald wie möglich ein Ende finde, berücksichtigen müsse. Die Vereinigten Staaten nähmen lebhaften Anteil an jedem politischen Freiheitskampf, besonders wenn er in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft geführt werde. Als „zivilisierter und christlicher Nation" sei ihnen an der Beendigung des erbittert geführten Kampfes gelegen. Sie hofften vor allem auf die Wiederherstellung „ausgedehnter Handelsbeziehungen" und bedauerten, daß „Eigentum in großem Umfang zerstört" werde, wodurch „amerikanische Investitionen . . . von ungeheurem Wert vernichtet" würden. Aus diesen Gründen werde der amerikanisdien Regierung zur Intervention geraten, jedoch sei es nicht der Zwedc der Note, die Intervention zu diskutieren oder gar anzukündigen. Vielmehr wolle sie dazu beitragen, dieselbe „gegenstandslos" zu machen. In dieser Formulierung trat der innerste Kern der Clevelandschen Kubapolitik zutage. Die N o t e schlug dann vor, daß Spanien die militärischen Operationen durch eine „authentische Erklärung" ergänzen solle, in der es Kuba die „Selbstverwaltung" d. h. sofortige Reformen vor Beendigung des Krieges zusage, um allen Beschwerden — wie Olney glaubte — den Boden zu entziehen". Noch immer hielt Washington mithin daran fest, daß Spanien seine Probleme auf Kuba selber lösen solle. Allerdings fand es sich jetzt dazu bereit, eine spanische Reforminitiative nach Kräften zu unterstützen. Olney und Cleveland hofften, daß „Home Rule" f ü r Kuba noch genügend werbende K r a f t besitze, um die Aufständischen zu einem Friedensschluß zu bewegen. Einem Fortgang des Kampfes sahen sie mit schweren Bedenken entgegen. Eine Niederlage Spaniens, die Olney als gar nicht so unwahrscheinlich hinstellte, mußte sie ihrer Meinung nadi mit einem von Revolutionen und Rassenkämpfen erschütterten Kuba konfrontieren, von dem weiterhin Unruhe ausstrahlte. Auch der frühere 201

Staatssekretär Moore sah nach einer eventuellen Vertreibung Spaniens eine anarchisdie Zukunft für Kuba voraus. Deshalb warnte auch er vor einer Wendung gegen Madrid. D a die amerikanische Politik gerade geordnete Verhältnisse auf Kuba zurückwünsdite, setzte sie aus unverkennbarem Mißtrauen gegenüber den politisdien Fähigkeiten der Rebellen ihre Hoffnungen auf eine reformierte spanische Herrschaft, mithin auf die regierende Oligarchie und keineswegs auf die kubanische Emanzipationsbewegung. Das vorgeschobene ideologische Interesse am kubanischen „Freiheitskampf" wurde hier in die engen Sdiranken anderer Interessen verwiesen. Vor allem aber sah Olney ganz klar, daß dem Interventionsverlangen in der Union endlich die Nahrung entzogen werden mußte. Hielten die Kämpfe auf Kuba weiter an, so konnte, wie die Note darlegte, für die amerikanische Regierung die innenpolitisch unausweichliche Notwendigkeit zum Eingreifen entstehen, welche Amerika die Verantwortung für das politische Schicksal der Insel aufbürden mochte. Diese Einsicht behielt zwar seither ihre Gültigkeit, doch vor dieser Aussicht schreckte die Regierung erst recht zurüdc. Sie tat aber einen entscheidenden Zug, als sie ihre bisher gewahrte Zurückhaltung zum erstenmal aufgab, um sich für die Annahme der erwünschten spanischen Reformen einsetzen zu können. Wenn der Aufstand anhielt, dann konnte dieser Zwang zum Engagement, zu dem sie sich jetzt bekannt hatte, schwerlich geringer werden. Obwohl de Lome die Note wegen ihres immer noch maßvollen Wunschs gelobt und befürwortet hatte, und obwohl auch Taylor zuerst über ermutigende Anzeichen in Madrid berichtete, fiel die spanische Antwort dann doch enttäuschend aus. Die Königin kündigte im Mai 1896 vor den Cortes Reformen an. Sie könnten aber erst dann in Kraft treten, wenn Kuba vollständig befriedet sei. Auf dieser Linie politisch steriler Militäraktionen bewegte sich dann auch die formelle spanische Antwort an Washington. Olneys Wunsch, mit den Reformen nicht länger mehr zu zögern, wurde übergangen. Wohl aber hielt ihm Tetuán vor, daß die Rebellion durch die Junta laufend aus Amerika unterstützt werde. „Zweifellos" könne die Regierung in Washington „wirksamere" Mittel anwenden, um die „Verlängerung des Kampfes zu verhindern", der indirekt der amerikanischen Spendefreudigkeit für die Junta und der Laxheit der amerikanischen Marinekontrollen angelastet wurde. Das Vermittlungsangebot wurde abgelehnt. Anfang Juni 1896 mußten sich Cleveland und Olney enttäuscht den Fehlschlag ihrer Bemühungen eingestehen. Spanien zeigte sich intransigent. Die Aufständischen blieben ungeschlagen, hatten aber doch noch nicht, wie Olney nun meinte, „den Kern eines Staatswesens" geschaffen. Für zunächst unabsehbare Zeit mußte der Krieg auf Kuba seinen Fortgang nehmen. Die Rückkehr zu friedlichen Verhältnissen schien so fern wie nur je zuvor'®. Unter diesen Umständen traf die Regierung Vorsorge, daß eine „unerwartete Krise", die nach Olneys skeptischem Urteil „jederzeit" entstehen könne, sie nicht ungewappnet vorfand. Am 1. Juni 1896 unterbreitete der Marine-Nach202

richtendienst, dem in Abwesenheit eines Admiraistabs die Pianungsaufgaben zugefallen waren, auftragsgemäß einen umfassenden strategischen E n t w u r f für einen „eventuellen K r i e g mit S p a n i e n " . „Es ist offensichtlich", begann die geheime Denkschrift, „daß der eigentliche Grund eines Krieges zwischen

den

Vereinigten Staaten und Spanien in Spannungen wegen der kubanischen Frage liegen w i r d . " D i e in den vergangenen J a h r e n zielstrebig aufgebaute amerikanische Kriegsflotte müsse dann sofort ihre „überlegene Seemacht" beweisen und Operationen gegen Spanien in der Karibischen See, vor der spanischen Festlandküste und in „den philippinischen Gewässern" eröffnen. W e n n eben möglich, müßten die spanischen Verbindungslinien über den Atlantik unterbrochen werden, damit sich ein Eingreifen der Armee erübrige. Die amerikanische O f fensive werde sich aber nicht nur gegen K u b a und Puerto R i c o , an das auch jetzt schon gedacht wurde, richten. „Wahrscheinlich" sei das Asiengeschwader „stark genug, um Manila zu erobern." Jedenfalls sei es seine erste Aufgabe, einen Stützpunkt in der N ä h e von Manila auf Luzon zu gewinnen. Zwei J a h r e vor dem Spanisch-Amerikanischen Krieg zeichnete dieser erste Kriegsplan genau die Grundlinien der amerikanischen Aktionen im F r ü h j a h r 1898 vor. Für den „Eventualfall eines Kriegs mit S p a n i e n " , konnte Marineminister H e r b e r t guten Gewissens versichern, seien die nötigen Pläne „vollständig ausgearbeitet worden Das kubanische Problem beschäftigte vor allem nach dem Abklingen der V e nezuelakrise das State Department und die amerikanische Öffentlichkeit

auf

vielfältige Weise. Die Schmuggelexpeditionen der J u n t a nahmen zu und erforderten kostspielige Abwehrmaßnahmen der amerikanischen Küstenwacht.

Im-

merhin gelang es ihr, von 71 festgestellten Schiffen 33 abzufangen. Als der B u n desgerichtshof die Gesetzwidrigkeit dieser Unternehmungen unzweideutig festhielt, f a n d sich Cleveland im J u n i 1896 veranlaßt, die Neutralitätserklärung der Vereinigten Staaten zu wiederholen. E r engte damit den Tätigkeitsbereich der J u n t a erneut ein. Auf K u b a führten die von den Militärbehörden verhängten K o n t r o l l m a ß n a h m e n

und Registrierungsvorschriften

dazu, daß

ununter-

brochen Kubaner, die die amerikanische Staatsangehörigkeit erworben hatten, arrestiert wurden, worauf sich die amerikanischen Konsuln für ihre Freilassung zu verwenden hatten. Häufig wurde auch das State Department in diese Fälle, die einen ausgedehnten Schriftwechsel verursachten, verwickelt. Ein nie abreißender S t r o m von Beschwerden entsprang zudem der Politik der Nadelstidie, mit der Spanien auf den Waffenschmuggel der J u n t a gegen den amerikanischen Handelsverkehr reagierte. D e r spanische Zoll verfügte hohe Strafzölle aus nichtigen Gründen, beanstandete angeblich fehlerhafte Ladepapiere, beschlagnahmte Ladungen wegen Konterbandeverdachts und zögerte die Bearbeitung

von

Beschwerden hinaus. Mehr als alles andere beschäftigten das State Department diese Schikanen. In zahlreichen Instruktionen mußte O l n e y immer wieder den Madrider G e sandten um Abhilfe bitten. Die Regierung sei verpflichtet, den Beschwerden benachteiligter Geschäftsleute nachzugehen. Spanien möge dodi endlich die U r 203

sachen zumindest dieser „steten Unzufriedenheit" beseitigen. Im Frühsommer 1896 verbot General Weyler plötzlich die Ausfuhr von Bananen und Tabak nach den Vereinigten Staaten. Obwohl diese Verfügung gegen vertragliche Abmadiungen verstieß, zögerte Madrid monatelang eine Entscheidung hinaus, die seine kubanisdien Behörden und Militärs zum Einlenken zwang. Der Oktober brachte zudem Weylers Anordnung, die Zivilbevölkerung in den Städten zusammenzuziehen, um die Rebellen von jeder Verbindung abzuschneiden. H u n ger und Krankheiten begannen bald, diese „Reconcentrados" zu dezimieren. Auf dem mensdienleeren flachen Land wurde der Kampf, den beide Seiten ohne Pardon führten, fortgesetzt. In der amerikanischen Presse, vornehmlidi in den N e w Yorker Boulevardzeitungen, häuften sich die Berichte über alle diese Vorgänge auf Kuba. Sie schürten die Sympathien für die Sache der Aufständischen und schilderten die spanische Politik und Kriegführung in den düstersten Farben. Für die Washingtoner Regierung wurde die kubanische Frage zu einer Quelle unablässiger Irritation". Cleveland und Olney zerbradien sich den Kopf auf der Suche nach einer Lösung, die Amerika weiterhin aus einer militärischen Aktion heraushielt. Auf der einen Seite erfuhr Olney von Atkins, daß der Wunsch nach Selbständigkeit auf Kuba weiter zunehme, an echte spanische Konzessionen wolle dort kaum jemand mehr glauben. Andererseits gingen dem Außenminister auch Informationen zu, daß die Rebellenführung genausowenig wie die spanische Kolonialverwaltung fähig sei, Kuba zu regieren. Der neue Generalkonsul in H a v a n n a , General a. D. Fitzhugh Lee, der im April 1896 sein Amt antrat, wurde eindringlich angewiesen, die autonomistisdien K r ä f t e zu unterstützen. Er sollte auch zu prüfen versuchen, ob die „Republik" der Aufständischen Regierungsfunktionen auszuüben in der Lage sei. Von Lee hatte sich die Regierung nüchterne Berichte erhofft, aber bald begann er, die amerikanisdie Intervention als einzigen Ausweg zu befürworten. „Idi denke dauernd über Kuba nach", gestand Cleveland im Juli seinem Außenminister, „aber ich sehe so wenig wie nur je, wie wir uns einschalten können." Vor einer schrofferen Politik gegenüber Spanien sdieute er noch immer aus guten Gründen zurück. Deshalb wollte er auch kein Kriegsschiff zum Schutz der Amerikaner auf der Insel in kubanische Gewässer entsenden. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt" wünsche er keinen Anlaß zu weiteren Schwierigkeiten mit Spanien zu bieten, lautete seine Antwort auf einen entsprechenden Vorschlag Lees. Zögernd tastete er die politischen Möglidikeiten ab. Ein Kaufvorsdilag führe „überhaupt nicht" zu befriedigenden Ergebnissen, obwohl man sich vielleidit einmal mit ihm befassen solle. Kuba nämlich in die Union aufzunehmen, „hieße gefährliches Gelände betreten". Andererseits „wäre es absurd", die Insel zu kaufen, um sie dann den Kubanern zu überlassen. Vorläufig bleibe nichts anderes übrig, als mit „umsichtigen Maßnahmen" die amerikanischen Interessen zu schützen — eine etwas resignierende Formulierung, die den Präsidenten an den Ausgangspunkt seiner Überlegungen zurückführte". 204

D a s Ausmaß der Gefahren, die der kubanische A u f s t a n d mit seinen mannigfaltigen Auswirkungen für die amerikanische Politik heraufführen konnte, wurde im Hochsommer 1896 blitzartig beleuchtet, als der Gesandte Taylor von der Absicht des spanischen Außenministers erfuhr, die europäischen Mächte um ihre Unterstützung zu bitten, um so die amerikanische Intervention zu verhindern. V o m englischen Botschafter vertraulich aufmerksam gemacht, wurde T a y lor unverzüglich bei Tetuán vorstellig. Er bestand höflich, aber unzweideutig darauf, daß Spanien von dem geplanten Schritt Abstand nehme, andernfalls müsse ihn Amerika als eine „unfreundliche H a n d l u n g " auffassen. Überrascht betonte Tetuán, daß er Clevelands und Olneys Friedenswünschen vertraue, aber für eventuelle „zukünftige politische Veränderungen" in den Vereinigten Staaten Vorsorge treffen müsse. T a y l o r insistierte jedoch auf einer verbindlichen Erklärung. Amerika könne nicht dulden, daß eine Kombination der europäischen Mächte versuche, seiner Politik in der Neuen Welt, „über die es den vorherrschenden Einfluß auszuüben beansprucht, Vorschriften zu machen". Tetuán versprach ihm schließlich, keine Noten an die in Betracht gezogenen Großmächte ohne Konsultation Washingtons abzuschicken. Damit aber wurde das Projekt seiner Wirksamkeit beraubt; dank Taylors ebenso geschicktem wie entschiedenem Auftreten wurde eine ernste Krise vermieden. Ergebnislos mußte Madrid sein Vorhaben fallen lassen. In Washington aber stimmten Cleveland und Olney mit dem Urteil Taylors überein, daß „nie z u v o r " ein flagranterer Verstoß gegen die Monroe-Doktrin geplant worden sei. Obwohl Taylors diplomatische Intervention von E r f o l g begleitet gewesen war, verriet der Vorgang doch deutlich, daß der A u f s t a n d jederzeit eine gefährliche neue Dimension gewinnen konnte, indem er zum Gegenstand der internationalen Politik wurde und Amerika zwang, seinen in die Monroe-Doktrin geklei^ deten Suprematsanspruch, den es soeben gegen England verteidigt hatte, zu bekräftigen. Die Beziehungen zu M a d r i d blieben seitdem belastet. Noch im August berichtete T a y l o r von spanischen Kriegsvorbereitungen. C á n o v a s sei „allmächtig" geworden, er glaube, die Rebellion ohne politische Konzessionen allein mit Waffengewalt überwinden zu können. Wenn aber kein entscheidender E r f o l g glücke, könne binnen kurzem „ein Konflikt mit den Vereinigten S t a a t e n " entstehen. C á n o v a s schlug daher einen Sonderetat für die spanische Marine vor, damit ein „möglicher Gegner" nicht ungestraft angreife. Freilich schwächte Taylor seine Mitteilungen mit dem Hinweis darauf ab, daß die spanischen Finanzen „ f a s t vollständig" von französischen Banken abhingen. Frankreich unterstützte aber ganz wie Großbritannien eine Politik der Reformen. Dennoch konnte der Bericht nur den Argwohn der Regierung weiter verstärken, daß Spanien alles andere als bereit sei, neue Spannungen im Verhältnis zu Amerika zu vermeiden". ' Inzwischen hatte der Demokratische Parteitag die Politik der Regierung Cleveland abgelehnt und mit William J . Bryan einen als radikal überschätzten Anhänger vager innenpolitischer Reformabsichten iind der Silberwährung zum 205

Präsidentschaftskandidaten bestimmt. Die Währungsfrage bildete aber nur das Symbol der allgemeinen Unzufriedenheit der Partei mit der Politik des amtierenden Präsidenten, dem erbittert sein angebliches Versagen im Kampf mit der sozialen und wirtschaftlidien Krise seit 1893 vorgeworfen wurde. Cleveland, dessen konservative Stabilisierungspolitik auch während der härtesten Depressionszeit auf die Erhaltung der überkommenen Sozialverfassung und auch der Goldwährung gerichtet gewesen war, fühlte sich von seiner eigenen Partei desavouiert. N a d i dem Parteitag galt er als Interimspräsident, dem der Rüdchalt an der eigenen Partei, namentlich im Kongreß, fehlte. Die Isolierung, in die er damit geriet, legte ihm auch hinsichtlich der Außenpolitik neue Schranken auf, da er weniger denn je auf Unterstützung aus dem Kongreß rechnen konnte. Zugleich war er bestrebt, dem neuen Präsidenten die Entscheidungsfreiheit zu bewahren. Trotz der brüskierenden Behandlung, die er von seiner Partei erfahren hatte, konnte ihm auch nicht daran gelegen sein, einen von ihm eröffneten Krieg durch einen möglicherweise Republikanischen Präsidenten siegreich beenden zu lassen. Erneut griff er daher nach einem bereits abgewerteten Mittel. Im Oktober 1896 wiederholte Olney noch einmal seinen Vermittlungsvorschlag vom April, nachdem de Lome die spanische Bereitschaft zum Entgegenkommen angedeutet hatte. Olney hielt es f ü r einen gangbaren Weg, wenn Spanien die kubanischen Reformen in einen neuen Handelsvertrag mit Amerika aufnehme. Auf diese Weise könne dessen Annahme durch den Kongreß sichergestellt werden. Auch diese Verhandlungen liefen sich jedoch fest. Ihr fruchtloser Ausgang bildete den unmittelbaren Hintergrund f ü r die Neubestimmung der amerikanischen Kubapolitik, die im Dezember das Ende der seit April währenden zweiten Phase erreichte. In Anbetracht der innenpolitischen Umstände ist die neue Haltung der Regierung Cleveland erst redit bemerkenswert. Sie bezeugte aber, zu welchem Drude sich die anhaltende Verletzung der amerikanischen Interessen, das irritierende spanische Verhalten und neuerdings die Gefahr einer europäisdien Einmischung verdichtet hatten. Weldier Abstand die Regierung von ihrer Stellungnahme im Frühjahr trennte, trat schon in dem Jahresbericht f ü r 1896 zutage, den Olney über die Tätigkeit des State Departments vorlegte. Er gab einen ausführlichen Überblick über die Entwicklung des Aufstandes, ehe er die amerikanischen Wirtschaftsinteressen auf Kuba eingehend analysierte. Mit detaillierten Zahlenangaben belegte er den ursprünglichen Wert der amerikanischen Investitionen und Besitzungen, die „unter den obwaltenden Bedingungen schnell dahinschwinden". Es lasse sich „unmöglich" übersehen, daß unmittelbar „vor unserer T ü r " Verhältnisse entstanden seien, die die „normalen Handelsbeziehungen zerstören", den wirtschaftlichen Wert Kubas geradezu „fatal" minderten und die amerikanische Regierung mit außergewöhnlichen Ausgaben belasteten. „Diese Lage", warnte Olney, „kann nicht unbegrenzt anhalten", und „der Zeitpunkt mag nicht mehr weit entfernt sein, zu dem die Vereinigten Staaten ernsthaft in Betradit ziehen 206

müssen, ob ihre Rechte und Interessen" nicht endlidi „einen

entscheidenden

Wandel in der bisher verfolgten Politik verlangen." D i e Regierung ließ es nicht bei diesen an relativ abgelegener Stelle gedruckten Bedenken bewenden. In seiner Jahresbotschaft für 1896 wurde Cleveland noch deutlicher. Unlängst hatte er einem Freund gestanden, daß er in der kubanischen Frage „äußerst vorsichtig" vorgehen wollte, da die amerikanische Öffentlichkeit von einer „Epidemie der U n v e r n u n f t " heimgesucht werde, wie die Erregung über Bryans K a n d i d a t u r hinlänglich bewiesen habe. Als Sicherheitsventil für solche aufgestauten Spannungen, die ein Ergebnis der seit J a h r e n anhaltenden Depression waren, hatte Lee soeben O l n e y eine entschlossene I n terventionspolitik vorgeschlagen, damit aber das Programm einer sozialimperialistischen Politik beschrieben: „Ein erfolgreicher Krieg würde viel dazu beitragen", wiederholte er wie mancher andere amerikanische Politiker in den J a h r e n vorher, „die öffentliche Aufmerksamkeit von vermeintlichen Übeln abzulenken." Cleveland w a r nicht der M a n n , der sich diese Meinung zu eigen madien konnte, aber unter solchen Gesichtspunkten sind die Äußerungen des Präsidenten in der Jahresbotschaft um so bemerkenswerter. E r ging wie schon O l n e y in der geheimen Aprilnote von der evidenten Unfähigkeit Spaniens aus, die K o n t r o l l e über K u b a zurückzugewinnen. Statt dessen verfalle die Insel dem sicheren Ruin. Diese Entwicklung berühre amerikanische Interessen, die „keineswegs allein gefühlsmäßiger oder philanthropischer N a t u r " seien. Cleveland zählte sorgsam die „finanziellen Interessen" auf der Insel auf und beschrieb die zahlreichen „lästigen und kostspieligen" Probleme, die der A u f stand für die amerikanische Regierung aufwerfe. D a n n prüfte er die möglichen Reaktionsweisen der amerikanischen Politik. Wieder lehnte er sowohl die Anerkennung der Rebellen als Kriegsführende als auch die kubanische U n a b h ä n gigkeit ab. Einem V e r k a u f widerstrebe Spanien. Als einziger Ausweg schien dem Präsidenten „echte Autonomie" übrig zu bleiben. Diese forderte er mit scharfer Spitze gegen die Madrider Politik, die vorher auf bedingungsloser K a pitulation der Aufständischen bestehe. Für die Vereinigten Staaten sei „der Friede kein notwendiger Zustand", begann Cleveland mit drohendem U n t e r ton zu drängen, man solle „vernünftigerweise"

nicht voraussetzen, daß

die

„bisher abwartende H a l t u n g Amerikas unbegrenzt" beibehalten werde. Vielmehr könne der „Gang der Ereignisse" dazu führen, daß Washington

dem

„geduldigen A b w a r t e n " auf das E n d e des K a m p f e s „ein E n d e setzen" müsse. W e n n der Aufstand nicht endgültig niedergeschlagen werden könne — und das bildete j a Clevelands Ausgangspunkt — , so entstehe eine Lage, in der die amerikanisdien

„Verpfliditungen

gegenüber der spanischen

Souveränität"

durch

höhere Verpflichtungen verdrängt" würden. Auf die „Mittel und W e g e " , dieselben auszuführen, wollte sich Cleveland nicht eher einlassen, bis die „Zeit zu handeln" gekommen sei. Mit allem Nachdruck aber stellte er Spanien vor Augen, daß die Zeit bald herannahen könne, wo „die Rücksicht auf unsere Interessen" und die „Interessen anderer S t a a t e n " zusammen mit „humanitären E r w ä gungen und dem Wunsch", ein „eng mit uns verbundenes Land vor der völligen 207

Zerstörung zu bewahren", die amerikanische Regierung „zu einem Vorgehen zwingt, das diesen Interessen dienlich ist" und zugleidi K u b a den Frieden verheiße. Fraglos vermied es der Präsident absichtlich, die Intervention der Vereinigten Staaten expressis verbis anzukündigen, aber unverkennbar drang doch der drohende Unterton durch seine Formulierungen hindurch, obwohl es sich um eine schon abgemilderte Fassung der Botschaft handelte. Der ursprüngliche Entwurf, der im November entstanden war, gab nämlich ganz unmittelbar den Blick auf die Überlegungen der Regierung Cleveland frei. Er verriet auch nodi stärker das Gefühl der Dringlichkeit, das der Präsident inzwischen empfand. Falls Spanien nicht bald siege, hatte es dort geheißen, werde sich Washington „gezwungen sehen, seine Interessen und diejenigen seiner Bürger zu schützen". Es fehlte der Hinweis auf die Interessen anderer Staaten und die humanitären Erwägungen, die erst in die überarbeitete Fassung aufgenommen wurden. D a s amerikanische Eigeninteresse schien zuerst durchaus zu genügen. Z w a r nannte auch der Entwurf kein genaues D a t u m , bis zu dem Spanien die kubanische Autonomie eingeführt haben müsse. Dennoch war die zeitliche Fixierung deutlich genug. „ M a n darf als sicher annehmen", lautete die entscheidende Stelle, daß Spaniens Versagen gegenüber der Rebellion als unwiderruflich anzusehen sei, wenn sich nicht „ z u Beginn des neuen J a h r s " ein sidierer E r f o l g abzeichne. Diese Wendung, die auf Spanien ultimativ hätte wirken müssen, aber auch den amerikanischen Spielraum drastisch eingeschränkt hätte, wurde fallengelassen. Die allgemeineren Anspielungen der Botschaft kennzeichneten jedoch auch noch eindringlich genug die wachsende Ungeduld Washingtons. Cleveland unternahm eine letzte Anstrengung, Spanien zu unverzüglich einzuleitenden Reformen zu bewegen. Noch immer hielt er ein unter spanischer Souveränität stehendes K u b a mit „ H o m e R u l e " für die optimale Lösung. Diese Forderung bewies erneut, daß er sich sowohl über das Unabhängigkeitsprogramm der Emanzipationsbewegung hinwegsetzte als auch die Wünsche des Kongresses ignorierte. Mit dürren Worten drohte Cleveland aber das amerikanische Eingreifen an, wenn der A u f s t a n d nicht endlich beendet werde. Z w a r behielt er sich die Wahl der spezifischen Maßnahmen vor. Im Grundsätzlichen jedoch bedeutete jede aktive amerikanische Einmischung zum Schutze von Interessen den Krieg. D a r a n hatte Spanien keinen Zweifel gelassen. Cleveland war im Dezember 1896 bereit, dieses Kriegsrisiko bewußt in seine Politik einzusetzen. D a m i t erreichte er den Höhepunkt der zweiten Phase der amerikanischen Kubapolitik seit dem Ausbruch des Aufstands. E r beugte sich der Einsicht, daß nach der L a g e der Dinge die amerikanische Interessenpolitik mit hoher Wahrscheinlichkeit die Intervention unabweisbar mache. Auf einen glücklichen Z u f a l l oder eine plötzliche Kehrtwendung in M a d r i d ließen sich allenfalls sehr v a g e Hoffnungen setzen. Unterstellt man daher die Entschlußbereitschaft, wie sie im Dezember 1896 in grundlegenden Erklärungen der Regierung vor der Öffentlichkeit ihren Ausdruck f a n d , so wird man schwerlich behaupten können, daß Cleveland und Ol208

ney anders als der Republikaner McKinley eineinviertel J a h r später gehandelt hätten^». Noch einmal versuchte der Kongreß, den Präsidenten während seiner letzten Amtswochen zur Aktion zu zwingen. Mehrere „ J o i n t Resolutions", die sdiärfste Waffe des Kongresses, wurden zur gleichen Zeit eingebracht. Sie beriefen sich auf die Verschlimmerung der Situation auf K u b a . D o r t herrschten Ende 1896 niederdrückende Verhältnisse. Der Import war seit 1895 erneut um 12 Mill. Dollar (seit 1894 um 34 Mill. Dollar) gefallen. Die Zuckerproduktion schien zur „Hoffnungslosigkeit" verurteilt. Statt wie 1895 51 Prozent der Zukkerimporte der Vereinigten Staaten auszumachen, erreichte der kubanische Zukkerexport 1896 nur mehr 28 Prozent. Die Eisenerzeugung der amerikanischen Gesellschaften auf K u b a war gleichfalls scharf abgesunken. Diese wirtschaftlichen Störungen vor allem setzten sich in politisdie Vorstöße auf dem K a p i t o l um. Senator Mills wünschte in seinem Antrag, den Präsidenten zu „beauftragen", K u b a mit Waffengewalt zu besetzen und solange zu verwalten, bis K u b a ein selbständiger Staat werden könne. Er wollte endlich den Krieg herbeiführen und den gordischen Knoten zerschlagen, gestand Mills unverschnörkelt in einem Interview. Der Außenpolitische Ausschuß des Senats unterstützte jedodi die Entschließungsformel von Senator Cameron, der die Anerkennung der kubanischen Unabhängigkeit forderte. L o d g e Schloß sich wieder seinem Freund Cameron an. Ihm lag mit den Republikaner daran, vor dem Amtsantritt McKinleys im M ä r z 1897 — denn dieser hatte soeben die Wahlen überlegen mit der größten Republikanischen Mehrheit seit G r a n t gegen Bryan und die Demokraten gewonnen — eine abschließende Regelung der kubanischen Frage zu finden. Vor allem, glaubte Lodge, gefährde die permanente kubanische Krise den allmählich einsetzenden Aufschwung aus der Depression. „Rein v o m wirtsdiaftlichen Standpunkt a u s " , erläuterte er, „ist die Existenz und die Fortdauer dieses Krieges in K u b a ein Element der Ungewißheit für unser Wirtschaftsleben." Jeden T a g könne sich „eine Explosion ereignen" und der amerikanischen K u b a politik eine unentrinnbare Bahn vorschreiben, d. h. Amerika „in einen Krieg mit Spanien führen". „ A m besten wäre daher für unsere Geschäftswelt eine prompte Regelung der kubanischen Frage, Wiederherstellung des Friedens auf der Insel und die Beseitigung dieser bedrohlichen Ungewißheit vom Horizont unserer Wirtschaft", ehe die bevorstehende Konjunktur durch einen Krieg erneut gefährdet werde. Den Krieg als Folge „energischen Vorgehens" der Washingtoner Regierung hielt L o d g e freilich für unwahrscheinlidi. Die K r a f t p r o b e werde ebenso wie in der Venezuelakrise ausgehen, meinte er, womit er in fraglos unzulässigem Maße von Spanien eine ähnlich kühl kalkulierte Reaktion wie von London erwartete. „Aber v o m rein ökonomischen Gesichtspunkt a u s " , wiederholte er, „würde die Wirtschaft durch einen Krieg mit Spanien nicht leiden", je schneller die Entscheidung falle, um so besser für den amerikanischen K o n junkturaufschwung. C . F. A d a m s gegenüber hielt L o d g e Atkins' Meinung, daß eine Annexion der Insel durch die Vereinigten Staaten „die beste L ö s u n g " biete, für schlichtweg falsch. Ein Sieg der Aufständischen — möglicherweise dank ame209 14

Wehler, A m e r i k . I m p e r i a l i s m u s

rikanisdier Unterstützung — biete Amerika vielmehr nur Vorteile: das „Informal Empire" der wirtschaftlichen Vorherrschaft ohne politische Belastung durch eine karibische Kolonie. Solche Vorstellungen bestärkten den Senat in seinem Drängen gegenüber der Regierung Cleveland. Olney erschien vor dem Außenpolitischen Ausschuß und bat vergeblich darum, daß der Senat sich zurückhalten solle, da die Anerkennung der kubanischen Unabhängigkeit, wie Cameron sie verlange, gleichbedeutend mit einem Krieg gegen Spanien sei. An der Börse zeichnete sidi auf die Nachrichten hin, daß der Senatsausschuß dennoch Camerons Entschließung gutheißen werde, eine Krise ab. Sherman als Vorsitzender teilte Olney mit, daß die Resolution ungeachtet seiner Warnungen angenommen werde. Unverzüglich reagierte daraufhin der Außenminister mit einer Presseerklärung, daß allein der Präsident die verfassungsrechtliche Vollmadit besitze, die sog. „Kubanische Republik" anzuerkennen; die Resolution könne daher „nur als Ausdrudi der Meinung der Hochverehrten Herrn" aufgefaßt werden. Olney hielt es einmal für nötig, den massiv an die Regierung herangetragenen Befürchtungen von Wirtschaftskreisen durch eine entschiedene Erklärung den Boden zu entziehen und die Börse zu beruhigen. Sodann erkannte er natürlich ganz deutlich — vor allem nadi der Venezuelakrise — , daß die Anerkennung der kubanisdien Unabhängigkeit den Krieg mit Spanien völlig unvermeidbar gemacht hätte, da die unlängst bekräftigte Monroe-Doktrin den Schutz Kubas gegen seinen europäischen Kolonialherrn erheischte. Gerade die Republikanischen Senatoren um Cameron wünschten aber nicht, als sie die Beharrlichkeit der Regierung Cleveland spürten, die Regierungszeit McKinleys mit einem Krieg zu eröffnen. Obgleich daher Olneys unverbrämtes Urteil über die verfassungsrechtlichen Kompetenzen die Wogen der Erregung im Senat hochschlagen ließ, wurde die Diskussion der CameronResolution doch vertagt^'. Noch einmal versuchte Olney vor der Amtsübergabe an seinen Republikanischen Nachfolger, den ehemaligen Senator Sherman, die kubanische Krise zu entschärfen. Auf die Vermutung hin, daß die Aufständischen vielleicht doch noch zu einem Kompromiß zu bewegen seien, wenn das State Department genügend Druck auf die spanische Bereitschaft zu Reformen ausübe, wurde der Botschafter Taylor — Cleveland hatte inzwischen einige Gesandtenstellungen aufgewertet — entsprechend instruiert, und bald kündigte Taylor spanische Reformen an. In Washington bestätigte de Lome gleichfalls spanische Reformabsichten; zu gegebener Zeit hoffe Madrid, möglicherweise mit Unterstützung der Vereinigten Staaten, Reformen einzuführen. Und zwar sollten die Kubaner eine gewisse Autonomie, jedoch nicht die Unabhängigkeit gewährt bekommen — ein Plan, der sich durdiaus mit Clevelands Vorschlag in der Jahresbotschaft vom Dezember 1896: Autonomie zu gewähren, ohne sie von der Kapitulation der Rebellen abhängig zu machen, in Übereinstimmung bringen ließ. Generalkonsul Lee mußte jedoch berichten, daß die Aufständischen eine Art DominionStatus niemals akzeptieren würden. „Home Rule" sei nur unter amerikanischer Garantie eine Möglichkeit gewesen, aber „es ist müßig, jetzt noch davon zu 210

sprechen, denn die Entwidtlung ist darüber hinweggesdiritten". „Unabhängigkeit" sei nun die unwiderstehliche Parole geworden. Ein Vertrauter Olneys, der dennoch diese Vorschläge dem Führungsgremium der kubanischen Rebellen auf der Insel unterbreitete, meldete gleichfalls eine entschiedene Ablehnung. Auch Atkins bestätigte Olney im Februar 1897, daß solche Reformprojekte nidit einmal mehr diskutiert würden. Der Unabhängigkeit wurden tatsächlich inzwisdien zu reelle Chancen beigemessen, als daß die kubanische E m a n z i p a tionsbewegung — im Guerillakrieg ungeschlagen! — noch eingelenkt hätte^^. Als die Demokratische Regierung im M ä r z 1897 Washington verließ, mußte sie trotz aller Bemühungen, des kubanischen Dilemmas H e r r zu werden, dem neuen Präsidenten lauter ungelöste Probleme hinterlassen. Im M ä r z 1897 begann mit der Amtsübernahme McKinleys die bis zum Herbst 1897 währende dritte Phase der amerikanischen Kubapolitik, auf die dann die abschließende, vierte Phase vom Herbst 1897 bis zum Kriegsausbruch im April 1898 folgte. Im Februar 1897 war die „Kubanische L i g a der Vereinigten S t a a t e n " gegründet worden. D i e auffällig hohe Zahl prominenter Repräsentanten der Wirtschaft verriet die wachsende Ungeduld einflußreicher Kreise, die soeben den Wahlsieg der Republikaner mit ermöglicht hatten, daß durch aktives amerikanisches Vorgehen der kubanische Unruheherd endlich beseitigt werden solle. Außer T . Roosevelt und dem Eisenbahnmagnat C . Depew gehörten J . E. Simmons, Präsident der „Fourth N a t i o n a l B a n k " in N e w Y o r k und des „ N e w Y o r k Clearing H o u s e " , T . L. James, Präsident der „Lincoln N a t i o n a l B a n k " in N e w Y o r k , C . Andrews, Präsident der „United States Saving B a n k " , und Handelskammer von K a n s a s City für die kubanische Unabhängigkeit aus. Von McKinley, dem keinerlei prokubanische Neigungen nachgesagt wurden, war vorerst nur bekannt, daß er die Neutralitätserklärung Washingtons ernst nahm: Die Küstenkontrolle wurde durch die Kriegsmarine schon im M ä r z erneut verschärft; auf Anraten des Bundesstaatsanwalts M c K e n n a wurden verdächtigen „Filibuster"-Schiffen die Papiere verweigert^'. Der neue Präsident hatte eingestandenermaßen gehofft, daß Cleveland die kubanische Krise noch vor dem M ä r z 1897 mitlösen könne. Nachdem dies nicht gelungen war, folgte McKinley zunächst einem vorrangigen Gesichtspunkt: jede Unruhe und Störung des endlich voll einsetzenden Konjunkturaufschwungs nach Möglichkeit zu vermeiden. D a s schien ihm denselben vorsichtigen und zurückhaltenden K u r s zu gebieten, den Cleveland bis zum Dezember 1896 zu verfolgen versucht hatte. Zugleich gab sich aber McKinley keinen Illusionen darüber hin, daß auf längere Sicht die K u b a f r a g e ein störendes Element gerade für seine Wirtschaftspolitik bedeutete, über der dann — wie auch L o d g e befürchtete — der Schatten eines jederzeit möglichen Krieges schweben mußte. Freilich wußte er auch, von wichtigen Ratgebern zudem mehrfach darauf aufmerksam gemacht, daß die N a t u r ihm eine gewisse Atempause verschaffen würde. Ende April, A n f a n g M a i setzte auf K u b a die Regensaison ein, die mit elementarer Gewalt alle spanischen K a m p f m a ß n a h m e n mit größeren Truppen211

verbänden bis zum Herbst unterband. Während des Stillstands v o m M a i bis zum Herbst 1897 bot sich daher die Gelegenheit, Spanien nodi einmal unter diplomatischen Druck zu setzen und ein für Amerika positives Ergebnis zu erzielen. Sollte dies jedoch nicht zu gewinnen sein, dann mußte der Winter, in dem die K a m p f h a n d l u n g e n wieder voll aufleben, die amerikanische Öffentlichkeit und der dann wieder tagende Kongreß das Problem mit neuer Schärfe diskutieren würden, den Druck auf die Regierung so verschärfen, daß die vermutlich endgültige Grenze ihrer Zurückhaltung in Sicht kam. Wenn den Spaniern im Winter weder ein definitiver militärischer E r f o l g beschieden sein würde, noch eine politisdie Reform, die von den Aufständischen akzeptiert werden konnte, glückte — und beides mußte inzwischen als in höchstem Maße unwahrscheinlich gelten — , dann schuf der Beginn der neuen Regenzeit im April 1898 den Rubikon f ü r die Washingtoner Politik. Die Bedeutung dieses Zeitpunkts zeichnete sich im Washington McKinleys schon bald ab. Ein zweiter Sommer der Stagnation und der weiterschwelenden Krise auf K u b a schien für die Republikanische Regierung kaum vorstellbar. McKinley sah jedenfalls mit seinen engsten Beratern eine erste relativ ruhige Phase während der kubanischen Regensaison vor sich, auf die eine zweite Phase neuer kriegerischer und inneramerikanischer Auseinandersetzungen folgen würde. Ihr Ende signalisierte zugleich die „ D e a d Line", nach der der Übergang zur aktiven Intervention, die Cleveland schon in Betracht hatte ziehen müssen, unvermeidbar schien. H i e r liegt die Erklärung dafür, weshalb unmittelbar nach der Amtsübernahme McKinleys in der diplomatischen Korrespondenz, in den Briefen und Tagebüchern der am Entscheidungsprozeß beteiligten Politiker immer wieder von der fundamentalen Bedeutung des „Wetters auf K u b a " die Rede war. Die Senatsdebatten im April und M a i 1897 zeigten die Stimmung im K o n greß deutlich an. Morgan legte am 1. April wieder eine „ J o i n t Resolution" vor, die die Anerkennung der kubanischen Aufständischen als Kriegsführende — nicht aber die Unabhängigkeit! — forderte. Z w a r sprach sich der Republikaner Foraker unmittelbar für die militärische Intervention aus, da der „zerstörerische Einfluß auf unsere Interessen" sie endlich gebiete. Die Mehrheit seiner Parteifreunde jedoch, von der Regierung massiv unter Druck gesetzt, lehnte die Intervention zu diesem Zeitpunkt noch ab. Senator Thurston aus N e b r a s k a erklärte, die beantragte Anerkennung genüge vorerst; er wünsche sie „aus rein ökonomischen Gründen. Während der Dauer des Krieges ist unser H a n d e l praktisch abgeschnitten worden, wir haben die Vorteile des kubanischen M a r k tes verloren. Während dieser zwei J a h r e ist die H ä l f t e der Interessen amerikanischer Besitzer auf K u b a durch Feuer und Schwert zerstört worden". Der Senat nahm schließlich die Resolution mit 41 zu 14 Stimmen an, ohne sie jedoch dem Abgeordnetenhaus, dessen Zustimmung sie zum Gesetz hätte erheben können, vorzulegen. Diese Geste, den Präsidenten zum H a n d e l n zu bringen, wurde von so einflußreichen Senatoren wie Bacon, Baker, Chandler, Cockrell, C l a r k , D a v i s , Foraker, Gorman, Pettigrew, Thurston, Tillman und Turpie unterstützt. Aber die 33 Stimmenthaltungen der Republikanischen Spitzengruppe, der Se212

natoren Aldridi, Allen, Cameron, Elkins, Frye, Lodge, Penrose, Piatt, Proctor, Q u a y , Teller und Vest, verwiesen auf die Intentionen der Regierung, die sich ihre Bewegungsfreiheit vorzubehalten wünschte. D i e Maidebatte hatte M c K i n ley daher deutlich gezeigt, daß „die gegenwärtigen Verhältnisse nicht andauern könnten und daß er unbedingt jede Möglichkeit ausnutzen wolle, um vor der neuen Session des Kongresses ab kommenden Dezember einen Wandel herbeizuführen". Eine Annexion K u b a s sdiloß er bei diesen Überlegungen aus denselben Gründen wie Cleveland explizit aus. Die Unterzeichnung des Annexionsvertrags mit H a w a i i am 16. Juni 1897 zeigte jedoch, daß der Präsident keineswegs vor einer expansionistischen Politik zurückschreckte, wenn sie ihm aufgrund der Notwendigkeiten der amerikanischen Wirtschaftsoffensive geboten zu sein schien". Energisch wurde jetzt auch die Politik gegenüber M a d r i d verschärft. Auf die anhaltenden ständigen Klagen der amerikanischen Wirtschaftsinteressen auf K u b a reagierte das State Department unter Sherman mit der Anweisung an Taylor, „allen nur möglichen Drude auf die spanische Regierung auszuüben". D e Lome wurde v o m Außenminister Ende Juni kühl eröffnet, daß die Vereinigten Staaten sich eine Intervention vorbehalten müßten, wenn Spanien nidit in angemessener Zeit „die Insel pazifiziere"; die militärischen Operationen müßten sich auch an die „ R e g e l n " der Kriegsführung halten. U n d während Olney und Cleveland sich stets über die kubanisdien Wünsdie hinweggesetzt hatten, beharrte die Regierung McKinley von Anbeginn darauf, daß eine zukünftige Regelung — auch und besonders wenn sie durch amerikanische Vermittlung zustande komme — für die kubanische Emanzipationsbewegung akzeptabel sein müsse. D a dieselbe inzwischen fest auf der Unabhängigkeit bestand, waren McKinleys Bemühungen angesichts der intransigenten H a l t u n g Spanien im Grunde zum Scheitern verurteilt — wenn nicht M a d r i d dodi noch aus Angst vor dem Krieg eine vollständige volte face vollzog. D a m i t aber konnte Washington wegen der spanischen innenpolitischen Verhältnisse nicht rechnen. D a s Ausmaß der spanischen Herrschaft auf K u b a , hörte de L o m e A n f a n g Juli von Sherman, werde nur durch „einen Test überzeugend bestätigt": „die tatsächliche Fähigkeit, amerikanisches Eigentum zu schützen". Nach den Berichten des spanischen Gesandten über diese beiden Eröffnungen konnte M a d r i d sich sdiwerlich noch Zweifeln darüber hingeben, daß die neue amerikanische Regierung in der T a t das T e m p o forcierte. Washington erhielt indessen von S p a nien nidit die geringste Andeutung, die auf Entgegenkommen verweisen konnte. Im Juli trat der neue Botschafter in Madrid, General a. D . W o o d f o r d , ein vermögender Rechtsberater großer Versicherungsgesellschaften wie der „Metropolitan L i f e Insurance", die Reise nach Spanien an. D o r t war noch immer Premierminister C á n o v a s im Amt, von dem sidi Washington weniger denn je Reformentschlüsse erwartete, wie sie die Liberalen in der Opposition mehrfach angekündigt hatten. Auch die Geheiminstruktion für W o o d f o r d v o m 17. Juli 1897 enthüllte mit aller wünschenswerten Klarheit, welchen Charakter die amerikanischen Wünsche inzwischen angenommen hatten und mit weldier Ent213

schiedenheit der Präsident tatsächlich die erste Periode seiner Kubapolitik, die Waffenruhe im Sommer, auszunutzen trachtete. D i e Mission des Botschafters bedeutete den letzten Versuch, Spanien eine erfolgverheißende Lösung der kubanischen Frage abzuringen, ehe der Winter heranrückte und damit das Entscheidungsdatum der Regensaison im April 1898 die Regierung zu einer Aktion nötigte. „ D a s außergewöhnliche, da direkte" Interesse der Vereinigten Staaten an K u b a „kann nicht ignoriert werden", hatte Woodford der spanischen Regierung als „Ansicht des Präsidenten" zu eröffnen. „Nicht nur sind unsere Staatsangehörigen in großer Zahl Eigentümer von Grundbesitz, von Industrie- und Handelsunternehmungen . . ., sondern die dironische und gewalttätige Unruhe auf K u b a verursadit ständige Störungen des gesellschaftlichen und politischen Lebens unseres eigenen Landes. Sie hält eine ständige Unruhe in den Vereinigten Staaten wach, beeinflußt ungünstig das normale Wirtschaftsleben und tendiert dahin", wie Sherman ohne Umwege formulierte, „die Prosperität zu verzögern, auf die unser L a n d einen Anspruch h a t ! " Deshalb auch brauchten die Vereinigten Staaten nur mehr eine „vernünftige Zeitspanne" abzuwarten, bis M a d r i d f ü r „ R u h e und O r d n u n g " gesorgt habe. Die bisher erwiesene „ U n f ä higkeit Spaniens", dieses Ziel zu erreichen, treffe auch die Vereinigten Staaten, deren Interessen auf K u b a „im allgemeinen Ruin der Insel untergehen". „Gewiß kann Spanien nicht erwarten", erläuterte Sherman, „ d a ß die amerikanische Regierung weiter untätig zusieht, wie gewaltige Interessen leiden, ihre Innenpolitik gestört und ihr L a n d ständig in Unruhe verwidcelt wird." Die Zeit der Passivität sei vorüber. Washington biete daher seine Vermittlung noch einmal an, um „eine Regelung herbeizuführen, die Spanien und seiner kubanischen K o lonie gerecht w i r d " . Es verlangte also angesichts der hinlänglich bekannten H a l tung der Aufständischen die Q u a d r a t u r des Kreises oder die vollständige K a pitulation Spaniens, zu der sich — wie alle Nachrichten bestätigten — keine Regierung in M a d r i d bereit finden konnte. „Präzise Vorschläge" wollte daher Washington für diese Vermittlung wohlweislich nicht machen, bekräftigte aber die Bedingung, daß die Aussicht auf „eine dauerhafte L ö s u n g " , womit erneut die Zufriedenheit der Kubaner mit derselben angesprochen wurde, Voraussetzung zur Einschaltung Washingtons sei. Sollten trotz „des Ernstes der Situation" diese Bemühungen McKinleys scheitern, so kündigte die Instruktion für W o o d f o r d geradezu ultimativ mit dem expliziten Hinweis auf „ d a s Problem der Intervention" eine baldige Entscheidung des Präsidenten an, die der „Verpflichtung gegenüber seinen Landsleuten" gerecht werde. D a m i t waren die amerikanischen Erwartungen klar genug beschrieben w o r d e n " . In der Form einer Verbalnote konnte W o o d f o r d wegen der Sommerferien erst am 18. September diese Instruktion dem spanischen Außenminister Tetuán vortragen; am 23. September reichte er sie schriftlich nach. D a m i t begann die letzte Serie der amerikanisch-spanischen Verhandlungen, die den Winter über andauerten und aus denen ein Washington voll befriedigendes Ergebnis bis zum April 1898 nicht hervorging. Noch ehe die K a m p f h a n d l u n g e n im Herbst 1897 214

wieder überall auf K u b a einsetzten und das enttäuschende diplomatische T a u ziehen mit spanischen Gegenvorschlägen seinen Fortgang nahm, fixierte der Präsident mit einigen seiner engsten Berater im September, während seines U r laubs in Plattsburg, seine Position. D a einerseits der größte Teil der Regensaison trotz Shermans offener Sprache gegenüber de L o m e schon wieder ergebnislos vorübergegangen war und sich der Winter mit neuen K ä m p f e n auf K u b a und Kongreßsitzungen in Washington näherte, andererseits Spanien nach der A u f f a s s u n g der amerikanischen Regierung die Wünsche der kubanischen Emanzipationsbewegung erfüllen sollte, sah McKinley „ k a u m eine Möglichkeit", wie er illusionslos gestand, „daß der Krieg innerhalb ziemlich kurzer Zeit vermieden werden k a n n " . Falls Washington ultimativ M a d r i d einen bestimmten Termin setzen werde, bis zu dem K u b a „befriedet" sein müsse, so könne Spanien nur ablehnen. „In diesem F a l l " werde der Präsident „natürlich den Kongreß ersuchen, die Streitkräfte der Vereinigten Staaten zur Wiederherstellung der Ordnung in K u b a einsetzen zu dürfen, und ohne Zweifel wird darauf gewiß die spanische Kriegserklärung eintreffen." McKinleys H a u p t s o r g e war, „die gegenwärtige Welle der Prosperität" der amerikanischen Wirtschaft zu erhalten. Ihr „phänomenaler" Anstieg gestattete es ihm, wie er zuversichtlich annahm, auch den Winter über noch einmal der denkbar geringen Chance erfolgreicher Verhandlungen mit M a d r i d nachzustreben. McKinley, der selber noch im Bürgerkrieg mitgekämpft hatte und die Realität des Krieges sehr wohl kannte, war alles andere als kriegslustig und durchaus bereit, innerhalb festgesetzter Grenzen auf eine friedliche Lösung hinzuarbeiten. Wenn aber Spanien nicht aus eigener K r a f t dem kubanischen U n ruheherd, der Amerika nun seit Jahren irritierte, gewachsen war, dann mußte ein möglichst kurzer Krieg mit Spanien die Ungewißheit gewaltsam beenden. D a s Risiko einer ständigen Konjunkturbedrohung durch eine latente Kriegsgefahr wegen K u b a s zu erdulden, war McKinley nach jahrelanger Depression nicht bereit. Schon im September 1897 gab sich der Präsident mithin keinen Zweifeln darüber hin, daß Ende April 1898, mit dem Beginn der neuen Regensaison und K a m p f p a u s e , der Augenblick der Entscheidung für ihn kommen werde. Bis dahin war er allerdings bereit, selbst dem wachsenden innenpolitischen Druck gegenüber standzuhalten und bis zum letzten Augenblick auf die Realisierung des Unwahrscheinlichen: die freiwillige Gewährung der kubanischen Unabhängigkeit an die Emanzipationsbewegung durch Madrid, zu warten. Hier liegt auch ein wichtiges Moment der Erklärung dafür, daß weder der berüchtigte, in die Öffentlichkeit lancierte Brief de Lomes (9. Februar 1897) mit seiner boshaften Kritik an McKinley, nodi die Explosion des amerikanischen Schlachtschiffs „ M a i n e " (15. Februar 1897) im H a f e n von H a v a n n a den Krieg auslösten. Erst als unmittelbar vor Beginn der Regensaison, Ende April 1898, Spanien die amerikanischen Wünsche, die von Woodford im September 1897 genannt worden waren, nicht erfüllt hatte, wich McKinley dem Krieg keinen T a g länger aus. D a ß die seit dem Herbst 1897 drohende Aufteilung Chinas überdies Washingtons Aufmerksamkeit nach Ostasien lenkte und es folglich we215

gen des dort auf dem Spiel stehenden, ungleich höheren Einsatzes freie Hand gewinnen, d. h. in der Karibischen See „Ruhe und Ordnung" haben wollte, hat diesen Entschluß fraglos erleichtert, wie sehr es audi umgekehrt für die politisdien Fähigkeiten McKinleys spricht, daß er trotz der Entwicklung in Ostasien die Gespräche mit Madrid ohne Kurzschlußreaktionen bis April 1898 fortgeführt hat. Das Ziel der amerikanisdien Intervention, das erst in den Tagen vor Kriegsbeginn näher bestimmt wurde, blieb bis dahin ungewiß. McKinley hatte im ersten Jahr seiner Amtszeit in dieser Hinsicht „keine wohlüberlegten Pläne". Die Unabhängigkeit Kubas schien ihm im September 1897 „gleichbedeutend mit Anarchie" zu sein. Sie wünschte er daher genausowenig wie die Belastung der Innenpolitik durch eine Annexion Kubas mit seiner gemisditrassigen Bevölkerung und seiner zerstörten Wirtschaft, obwohl er manchmal die „Annexionsbewegung nach einem gewonnenen Krieg für übermächtig" hielt. Wahrscheinlich hat ihm vielmehr ein amerikanisches Protektorat über ein formell selbständiges Kuba schon frühzeitig vorgeschwebt, da auf diese Weise den wichtigsten amerikanischen Interessen — wie nicht nur er sie definierte — gedient war. Berücksiditigt man gewisse Nuancen der amerikanischen informellen Herrschaft über Kuba seit 1898, so hat er damit ein Arrangement anvisiert, das genau sechzig Jahre lang gedauert hat^'.

216

III. Der amerikanische Imperialismus im Pazifik und in Ostasien M a n kann die Entstehung der modernen Welt als eines globalen wirtschaftlidien und politischen Aktionsfelds mit guten Gründen als eine Geschichte der Ausbreitung okzidentaler Gesellschaften über die Erde besdireiben. Aber man darf diese Expansion nicht nur als „Weltgeschichte Europas" deuten, sondern man muß selbstverständlich die Vereinigten Staaten, die seit dem ausgehenden 18. J a h r h u n d e r t als eine außereuropäische okzidentale Gesellschaft diesen Ausbreitungsprozeß audi vorangetrieben haben, mit einbeziehen'. G a n z so unbestreitbar, wie sie ursprünglich ein europäischer Ableger in Übersee gewesen sind, haben sie sich doch schon vor und erst recht seit der Unabhängigkeit in stetig zunehmendem M a ß e als eine höchst dynamisdie „Expanding Society"

erwie-

sen. D i e frühzeitig einsetzende Ausdehnung der Handelsbeziehungen,

Inter-

essen und politischen Verbindungen in den Pazifik hinein bis nadi Ostasien bildet nur einen Ausschnitt aus einem weltumspannenden

Expansionsvorgang.

Freilich läßt sich hier besonders deutlich die K o n t i n u i t ä t amerikanischer Pläne und politischer M a ß n a h m e n verfolgen, sie entzieht auch der Vermutung den Boden, daß das „pazifische Imperium" von 1898 in einem „Anflug von Geistesabwesenheit" erworben worden sei — Seeleys berühmte Formulierung trifft auf das amerikanische „Empire-Building" womöglich noch weniger zu als auf den A u f b a u des Britisdien Weltreiches^. D i e Annexion Hawaiis, dann die E r werbung und Eroberung der Philippinen bildeten vielmehr Schlußpunkte einer Entwicklung, in deren Verlauf der gesidierte Zugang zum legendären asiatischen G r o ß m a r k t als immer dringlicher angesehen wurde. In diesem Sinn bedeutete der Imperialismus der M c K i n l e y - Z e i t nur. die „natürliche Vollendung" einer seit langem angelegten und zielstrebig verfolgten Politik'. I h r Leitbild hatte William H . Seward schon in den 1850er J a h r e n entworfen, als durch die Absatzbedürfnisse eines rasch weiterwachsenden gigantischen Produktionssystems die überseeische Handelsexpansion zum Gegenstand einer lebhaften Diskussion gemacht wurde. In diesem K o n t e x t entwickelte Seward, ganz an den mittelviktorianischen Erfahrungen Englands orientiert, seine S t r a tegie weltweiter kommerzieller Ausdehnung. Schon 1 8 5 0 bezeichnete er nur die auf Stützpunkten aufruhende Seeherrsdiaft als das „wirkliche Imperium". A n gesichts der steigenden Bedeutung des Handels mit China, wo Aberhunderte von Millionen potentieller Konsumenten unabsehbare Gewinnchancen

böten,

werde der Pazifik in Z u k u n f t zum „Hauptschauplatz weltwichtiger Ereignisse" aufsteigen. W e r ihn und damit den asiatischen M a r k t beherrsche — und Seward hielt das für die „Manifest D e s t i n y " der Vereinigten Staaten — dem falle die 217

wirtschaftliche Weltherrschaft zu. Das stellten zwar auch in der damaligen Zeit keine völlig neuartigen Gesichtspunkte dar — im selben Jahr sprach z. B. auch Marx vom Pazifik als der zukünftigen „großen Wasserstraße des Weltverkehrs" —, aber Seward entfaltete doch eine besonders prägnante Konzeption von mehr als nur visionärem Zuschnitt^ Seward versuchte bekanntlich, sie zu verwirklichen, als er das Amt des Außenministers unter Lincoln und Johnson wahrnahm. Ihr diente die Erwerbung Alaskas, das der Abgeordnete Banks ganz in Sewards Sinn als „Schlüssel zum Pazifik", als „Zugbrücke nach Asien" charakterisierte; ihr diente auch zur gleichen Zeit die Besetzung der Insel Midway, die als vorgeschobener Außenposten „im Kampf um den Handel" mit Ostasien aufgefaßt wurde®. In diesem umfassenden Zusammenhang einer großzügig entworfenen Pazifik- und Asienpolitik muß auch das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu den Samoa- und Hawaii-Inseln eingeordnet werden.

1. A u f t a k t im Südpazifik Als der bedeutende Völkerrechtler und langjährige Staatssekretär im State Department Prof. John B. Moore nach der Jahrhundertwende die Frage aufwarf, ob nicht in der amerikanischen Vergangenheit „Symptome und Tendenzen" zu finden seien, die auf die Empirebildung von 1898 hinweisen könnten, gab er eine klare Antwort: „Kein Ereignis in der Geschichte der Vereinigten Staaten bereitet uns besser darauf vor, die Erwerbung der Philippinen zu verstehen, als die Politik unserer Regierung gegenüber den Samoa-Inseln."' Diese Politik im Südpazifik setzte nach einem charakteristischen Anlauf im Jahrzehnt vor dem Bürgerkrieg zu Beginn der 70er Jahre voll ein. Die Aufmerksamkeit des New Yorker Reeders William H. Webb, kalifornischer Bodenspekulanten und der an einer Schiffsverbindung zwischen San Francisco und Australien interessierten Außenhandelsfirmen wurde auf die Samoa-Inseln als einer notwendigen Zwischenstation auf einer sonst fast endlosen Reise gelenkt. Im Einverständnis mit ihren Wünschen Schloß der amerikanische Marineoffizier Meade im Februar 1872 einen ersten „Vertrag" mit einem der Eingeborenenhäuptlinge auf Tutuila, wo die Bucht von Pago Pago günstige Voraussetzungen für einen modernen Hafen bot. Gegen die Zusage von „Freundschaft und Schutz" sollte die Bucht ausschließlich amerikanischen Schiffen vorbehalten bleiben^. Wenn die Amerikaner damit in das Zentrum der polynesischen Inselwelt vorstießen, dann darf dieses Ausgreifen während der Regierungszeit General Grants dodi nicht als isolierter Zufall gesehen werden. Ihr Interesse an den Fidschi-Inseln schien dem englischen Kolonialamt so unheilverheißend deutlich zu sein, daß es sie im Herbst 1874 vorbeugend als Kronkolonie annektierte. Auf Nordborneo suchten amerikanische Kriegsschiffe 1872 eine Station zu gewinnen, während General Schofields Bericht über die Abtretung Pearl Harbors 218

auf Oahu inmitten der Hawaii-Inselgruppe 1873 erstattet wurde. In tastenden, doch keineswegs ziellosen Zügen griff die amerikanische Politik nach Stützpunkten in der Weite des Pazifischen Ozeans. Präsident Grant billigte Meades Vertrag, stieß aber im Senat auf unüberwindliche Opposition. Dennoch ließ er schon 1873 noch einmal nachfassen. Oberst Steinberger, eine der abenteuerlichen Figuren aus dem daran nicht armen Umkreis Grants, reiste nach Samoa, da, wie Außenminister Fish sich ausdrückte, „hochangesehene Wirtschaftskreise", darunter der Reeder Webb, die Regierung „auf die Bedeutung des wachsenden amerikanischen Handels mit den Inseln des Südpazifiks, sowie auf die Möglichkeiten, unsere Wirtschaftsbeziehungen mit jenem Teil der Erdkugel auszubauen", hingewiesen hatten®. Wenn auch Steinbergers Vorschlag, über Samoa ein Protektorat zu errichten, ebenfalls abgelehnt w u r d e — in den kalifornischen Küstenstädten besaß inzwischen der Polynesienhandel einen festen Rückhalt. Der in ihnen gewählte Abgeordnete Houghton legte 1874 dem Kongreß einen Gesetzesentwurf vor, in dem eine Kohlen- und Flottenstation auf Samoa gefordert wurden. Sewards Vorhersagen über die zukünftige Bedeutung des Pazifiks wurden in diesen Jahren wieder aufgegriffen. Lincolns Vizepräsident Charles E. H a m l i n beschrieb seine Vision von einem mächtigen „Empire am Gestade des Pazifiks": „Ich sehe in die Zukunft und erblicke einen gewaltigen H a n d e l , der uns zufallen wird, wenn w i r nur klug genug sind." Auf dem Kapitol hielt James A. Garfield, noch ehe er Präsident wurde, den Pazifik für den Schauplatz kommender geschichtlicher Entscheidungen. A m e r i k a aber müsse „seinen H a n d e l kontrollieren", der stetig anwachsend „Asien an die Vereinigten Staaten binden w i r d " . Von einer seiner Weltreisen prophezeite Commodore Shufeldt dem Marineminister, daß der Stille Ozean bald in eine amerikanische Interessensphäre verwandelt werde·*. Dort begann der einsetzende imperialistische Wettbewerb der europäischen Großmächte auch auf die Samoa-Inseln auszustrahlen. U m sich des Rückhalts an A m e r i k a zu vergewissern, erschien 1877 einer der H ä u p t l i n g e in Washington, das den exotischen Gast bestaunte. Im State Department leitete Sewards Sohn, der Stellvertretende Staatssekretär F. W. Seward, Verhandlungen ein. Auf einer Kabinettsitzung mit Präsident H a y e s und Außenminister Evarts wurde des älteren Sewards „weise und verständige" expansionistische Politik gelobt, ehe man in seine Fußstapfen trat. A m 17. J a n u a r 1878 schlossen die Vereinigten Staaten einen Vertrag, der ihnen Pago Pago, den Samoanern dagegen „gute Dienste" zusicherte, die die Formulierung der Amtsjuristen als ein aktives Interventionsrecht Washingtons faßte. Glaubwürdig wurde dem Stammesherrscher der fernen Inseln versichert, daß A m e r i k a „nicht an Herrschaft, sondern nur an H a n d e l " gelegen sei. Der an wirtschaftsdiplomatische Sonderaufträge gewöhnte Shufeldt fügte mit scharfem Blick das Samoa-Abkommen in die Kontinuität der Sewardschen Pazifikpolitik ein: „Die Erwerbung Alaskas und der Alëuten, die Verträge mit J a p a n , H a w a i i und Samoa sind nur natürliche Folgeerscheinungen, solange man eins sicher voraussetzt: daß der Pazifische Ozean in naber Zukunft die Wirtschaftsdomäne Amerikas wird."° 219

Zunächst aber tauditen immer bedrohlicher die europäischen Rivalen auf. Das Deutsche Reich und Großbritannien schlossen gleichfalls (1879) Verträge mit samoanischen Häuptlingen ab. Die jüngst erworbenen amerikanischen Rechte blieben unangetastet, obwohl Staatssekretär v. Bülow von der Verteidigung hamburgischer Kaufleute gegen „Abenteurer aus Kalifornien" sprach. Der Herrschaft der Konsuln, die auf Apia einen gemeinsam verwalteten Rechtsbezirk ausgrenzten, trat der amerikanische Vertreter formell nicht bei, jedoch arbeitete er mit seinen Kollegen, falls es ihm erforderlich schien, zusammen. Präsident Hayes, der ein halbes Dutzend Jahre nach dem ersten vergeblichen Anlauf den Vertrag von 1878 sicher um die Klippen der parlamentarischen Zustimmung gesteuert hatte, forderte sogar umfassendere Vollmachten f ü r den Konsul, damit er die „amerikanischen Interessen auf den verstreuten Inseln Ozeaniens" schützen könne. Sieht man die Entwicklung in Polynesien mit dem hawaiianischen Reziprozitätsvertrag von 1875 zusammen, so werden jene Stimmen verständlicher, die bereits zu dieser Zeit eine „asiatische" Monroe-Doktrin befürworteten. Im State Department wurden solche Überlegungen mehrfach angestellt, zumal da Blaine Hawaii schon unmittelbar zum „amerikanischen System" rechnete. Auch im völkerrechtlichen Handbuch des Außenministeriums, das sein Experte F. Wharton Mitte der 80er Jahre herausgab, wurde im H i n blidc auf die Monroe-Doktrin von der „Sonderstellung" Hawaiis und Samoas gesprochen. Unverkennbar erwog die amerikanische PcJlitik, ihren hochbewerteten Interessen im Pazifik den Mantel eines Rechtsschutzes, der dem traditionellen Axiom mehr Elastizität denn je abverlangen mußte, überzuwerfen®. Während die Regierungen Garfield und Arthur als wachsame Beobachter die Entwicklung auf Samoa nicht aus dem Auge ließen, wurde doch erst Cleveland, der erste Demokratische Präsident seit 25 Jahren, wieder mit Problemen konfrontiert, die mehr als Achtsamkeit erforderten. Das wirtschaftliche Übergewicht auf den Inseln lag eindeutig bei der „Deutschen Handels- und PlantagenGesellschaft", die den amerikanischen und englischen Anteil am Platzgeschäft auf Apia um das Doppelte übertraf. Als Nachfolgerin des Hamburger Handelshauses Godeffroy verkörperte sie sichtbar die deutschen Interessen. Durch den Geschäftsruin der Godeffroys war die Reichspolitik erst eigentlich nach Polynesien gezogen worden, da die Berliner Regierung zugunsten wichtiger Privatinteressen, die sich an vorteilhafter Stelle festgesetzt hatten, aktiv wurde. Auf Samoa übte der Bismarcksche Handelsimperialismus seit 1879 seine ersten Schritte, wobei auch der Wahl seiner Mittel — Beistandszusage des Staates f ü r ein Außenhandelsunternehmen, Subvention f ü r eine Dampferlinie, Beteiligung des Konsuls an der politischen Machtausübung — etwas Modellhaftes eignete, und zwar durchaus im Sinne des Imperialismus als eines internationalen Phänomens, unterschied sich doch das amerikanische Vorgehen wenige Jahre später in nichts von den deutschen Bestrebungen. Das Übergewicht im Südpazifik lag jedoch bei den Engländern, die daher zwangsläufig in den Konkurrenzkampf um Samoa hineingezogen worden wären, selbst wenn sie nicht die wachen Annexionswünsche Neuseelands in ihre Berechnungen hätten miteinbeziehen müs220

sen. Aufs Ganze gesehen kennzeidinete die britisdie Südseepolitik dieser Jahre ein statischer Zug, der durch das Bemühen, das Verhältnis zum Deutsdien Reich von tieferen Spannungen in Übersee freizuhalten, eher noch verstärkt wurde. Der deutschen wirtschaftlidien Vorherrschaft jedoch unumwunden auch die politische folgen zu lassen, damit mochte sich London nicht ohne weiteres abfinden, obwohl es dieser Entwicklung keineswegs grundsätzlich entgegenstand'. Als im Frühjahr 1885 Kämpfe zwischen zwei verfeindeten samoanischen Häuptlingsfamilien ausbradien, machte der deutsche Konsul seinen Einfluß f ü r Tamasese geltend, während die amerikanischen und englischen Vertreter in schnellem Gegenzug dessen Gegner Malietoa stützten. Bereits hier wirkte sich die Entscheidungsfreiheit der Konsuln, die den politischen Kurs der Heimatstaaten zunächst festzulegen vermochten, auf die Anfangsphase der Feindseligkeiten in hohem Maße bestimmend aus. In Washington befürchtete Außenminister Bayard, daß die deutsdie Politik zum entscheidenden Zug mit dem Endziel der Annexion angesetzt hatte. Dagegen entwickelte er als Handlungsdirektive der Vereinigten Staaten kein annexionistisches Gegenprogramm, sondern wandte den Grundsatz der „Offenen Tür", der der amerikanischen Asienpolitik schon in dem halben Jahrhundert vor H a y s Noten von 1899/1900 das Gepräge gegeben hatte, auf die Samoainseln an. Dem englischen Gesandten erklärte er im November 1885, daß gleichsam in Verlängerung der transkontinentalen Eisenbahnen zur Pazifikküste hin die Bedeutung der Inseln gestiegen sei. Kommerzielle Ausschließlichkeit, geschweige denn politischen Besitz empfänden die Vereinigten Staaten als „unerträglich". Als Ideal schwebte der amerikanischen Südseepolitik die unantastbare Selbständigkeit Samoas bei gleichen Handelsrechten aller interessierten Staaten vor. Auf diese Weise hoffte sie, der Z u k u n f t vertrauend, das wachsende wirtschaftliche Schwergewicht der Vereinigten Staaten am ehesten zur Geltung zu bringen. London stimmte bereitwillig der Zusammenarbeit mit Washington gegen das deutsche Vorgehen zu. Die Amerikaner hätten sich „in letzter Zeit sehr darum bemüht", fand man in London, „die Freiheit des Handels im Westpazifik zu sichern, dessen Unabhängigkeit von jeder anderen Macht sie wünschten"®. Zunächst billigte weder die deutsche Regierung die Aktivität ihres Konsuls, noch hieß es Washington gut, daß Konsul Greenebaum unter Berufung auf das Hilfeversprechen im Vertrag von 1878 im Mai 1886 die amerikanische Flagge über Samoa gehißt hatte. Die Lage schien aber so unheilschwanger zu sein, daß Bayard in Berlin eine Samoakonferenz der drei Mächte anregen ließ. Bismarck stimmte diesem Plan sofort zu. Vorher, so einigte man sich mit London, sollten Sonderkommissare der Regierungen die samoanischen Wirrnisse an Ort und Stelle prüfen, um der nach Washington einberufenen Konferenz verläßliche Unterlagen zu liefern. Der von Bayard entsandte Jurist George H . Bates erhielt genaue Instruktionen. Dem Außenminister lag daran, auf jeden Fall die Neutralität der Samoa-Inseln zu erhalten. Notfalls sei Washington aber bereit, es bei nominellen Formen zu belassen, mithin einer gemeinsamen Verwaltung der drei Mächte zuzustimmen. Diese vertrauliche Anweisung f ü r Bates verriet, 221

wie hoch die Regierung bereits im Sommer 1886 den Wert Samoas einschätzte. Wenige Jahre nach der ersten vertraglichen Bindung enthüllte Bayard damit, daß selbst die traditionsverletzende koloniale Herrschaft dem Verlust der erworbenen Position vorgezogen wurde. Wie der Flottenaufbau zerstört audi die Hawaii- und Samoapolitik unter Clevelands erster Regierung die gängigen historischen Klischees von den antiimperialistischen Demokraten und den imperialistischen Republikanern. Als die amerikanische Stellung im Südpazifik gefährdet schien, handelten Cleveland und Bayard nach Maßgabe der amerikanisdien Interessen, wie sie sie verstanden, nidit hingegen nach den ideologischen Warntafeln späterer Historiker. Unmißverständlich auf seine Aufgabe vorbereitet, tat Bates sich auf Samoa um, ehe er im Dezember 1886 seinen umfänglidien Bericht einreidite. Während der deutsche Kommissar den samoanischen „König" ganz auf die Repräsentation beschränkt und ihn mit deutschen Verwaltungskräften umgeben sehen wollte, und während der Engländer ein Beratungsgremium der drei Mächte für eine Eingeborenenregierung empfahl, hielt audi Bates einen Dreier-Rat für eine Möglichkeit, wenn audi für eine schlechte, um das Dilemma zu überwinden. Er paßte sich zwar vordergründig Bayard an, befürwortete aber dann aus unverhohlener Skepsis gegenüber der Zusammenarbeit mit Deutschland und England die Verwaltung der Inseln durch die Vereinigten Staaten. Wie er die angebliche Notwendigkeit zu diesem Alleingang begründete, das stempelt seinen Bericht zu einem aufschlußreidien Dokument. Auch Bates bestand darauf, die MonroeDoktrin zu einem Instrument der amerikanischen Pazifikpolitik aufzublähen. Sei es doch angesichts des fabelhaften Wachstums der Vereinigten Staaten „unmöglich", die „geographische Begrenzung" der Doktrin durdi Präsident Monroe selber „zu allen Zeiten unserer Geschichte" beizubehalten. Wie Hawaii jetzt schon hinter der sicheren Schutzmauer der Doktrin liege, so bedinge das „Verhältnis der Samoa-Inseln zum zukünftigen Handel auf dem Pazifik" die gleidie Sicherheitsmaßnahme. Bates sprach deutlich aus, daß der künftige isthmische Kanal die Weichen für die amerikanische Entscheidung stelle. Ein Blick auf die Landkarte zeige, daß dann „der Schlüssel zur pazifischen Seeherrschaft und in gewisser Hinsicht audi zum interkontinentalen Welthandel . . . auf Hawaii und Samoa gemeinsam liege". Um Amerika „seinen Anteil" am Pazifikhandel, der einmal alle „gegenwärtigen Hoffnungen als lächerlich besdieiden" bloßstellen werde, zu sidiern, müsse es jetzt mit „unlösbaren Banden" die Samoa-Gruppe an sich fesseln. Im Kongreß erscholl das Echo: Als größte Macht am Stillen Ozean sei es der amerikanisdie „Schicksalsauftrag, die Suprematie" auf ihm „zu bewahren"^. Unter den Auspizien der sich widerspredienden Kommissarsberichte, in denen sich nur z. T. die Regierungsauffassungen ausdrückten, schlug die Erste Samoakonferenz im Juni/Juli 1887 fehl. Die grundsätzliche amerikanische Haltung trat dort jedoch denkbar deutlich zutage. Als der deutsche Vertreter auf der zweiten Sitzung Bayard direkt die Frage stellte, warum die Vereinigten Staaten denn eigentlich an einer weitabgelegenen Inselgruppe so lebhaften 222

Anteil nähmen, berief sich Bayard zuerst auf die vage moralische Verpflichtung, die Unabhängigkeit der Samoa-Inseln erhalten zu müssen. Offenbar aber selber überzeugt, daß er europäisdien Diplomaten diese hehre Aufgabe nicht als die ganze Wahrheit dartun könne, Schloß er einige nüchterne Bemerkungen an. Die Samoainseln, so entwickelte er sehr bestimmt, lägen an einem Handelsweg mit vielversprechender Zukunft. Nachdem die Eisenbahnlinien den amerikanischen Westen erschlossen hätten, blickten die pazifischen Küstenstaaten weiter westwärts. Sei erst der geplante Kanal fertiggestellt, dann steige die Bedeutung Samoas noch einmal an. Warum Amerika sich wehrte, aus Samoa verdrängt zu werden, das ging aus diesen Worten Bayards unzweideutig hervor. Mit Bayards Vorwurf auf der letzten Sitzung, daß die deutsche Regierung „eine autokratische Herrschaft auf der Grundlage deutscher Handelsinteressen" anstrebe, endete die Konferenz ohne greifbares Ergebnis. Nicht lange danach klagte Herbert v. Bismarck Salisbury, die Amerikaner legten neuerdings die Monroe-Doktrin .derart weitherzig aus, daß der Pazifik „wie an American Lake" behandelt werde. Salisbury wiederum, dem es dort an Stützpunkten nicht mangelte, war des Wettrennens um pazifische Inseln so müde, daß er, um weitere Reibungen zu vermeiden, der deutsdien Annexion zugestimmt hätte, wäre nicht der amerikanische Widerspruch zu kräftig in London geltend gemacht worden". Die Konferenz wurde vertagt. Bayard beharrte auf verbriefter Neutralität samt einem Dreier-Rat. Berlin wünschte, daß der Staat mit dem wirtschaftlichen Übergewicht den Hauptberater stelle. Einig wurde man sich nur darüber, den Status quo nicht nodi weiter zu untergraben. Anstatt sich daran zu halten, schwenkte jedoch die deutsche Samoapolitik im August ganz hinter Tamasese ein, dem der längst gewünschte deutsche Berater beigegeben wurde. Malietoa wurde kurzerhand nach Kamerun deportiert. Binnen kurzem sammelte sidi jedoch eine schlagkräftige Opposition um den Tamasese-Gegner Mataafa, der im Herbst 1888 aus den Scharmützeln siegreidi hervorging. In Washington wurden die Vorgänge auf Samoa mit tiefem Argwohn verfolgt. Bayard und Cleveland gewannen die Überzeugung, daß im Wettrennen um die Pazifikinseln die letzte Runde eingeläutet worden sei. Darin wurden sie von dem erregbaren Marineminister Whitney unterstützt. Wenn sie sich auch wegen Hawaiis weniger Sorgen zu machen hatten, so glaubten sie doch, die amerikanischen Rechte auf Samoa als der einzigen Operationsbasis in Polynesien energisch verteidigen zu müssen. Indem Bayard die Ausbreitung der europäischen Mädite in Ozeanien in allen Einzelheiten beschrieb, erinnerte er den Gesandten in Berlin daran, daß es wohl „überflüssig" sei, zu betonen, wieviel den Vereinigten Staaten daran liege, daß „eine der wenigen verbliebenen autonomen Eingeborenenregierungen" erhalten bleibe. Ähnlich formulierte der neue amerikanisdie Konsul auf Apia, der vermögende Reederssohn Sewall, seine Auffassung, als er dem „San Francisco Examiner" im September 1888 ein aufsehenerregendes Interview gab, in dem er den schnell steigenden handelsstrategischen Wert der Inseln, vor allem, wenn erst der Nikaraguakanal fertiggestellt sei, herausstrich. Im State 223

Department verlegte Staatssekretär Adee S a m o a in die „unmittelbare Nachbarschaft" der Vereinigten Staaten. Im fremden Besitz „bedrohen sie unsere pazifisdie F l a n k e " , warnte er B a y a r d , S a m o a in deutscher H a n d „machte Pearl H a r b o r " wett. Gerade diese Absicht unterstellte er Bismarck".

2. Die Samoakrise von 1889 In der gespannten Atmosphäre, die E n d e 1888 die amerikanische H a l t u n g gegenüber S a m o a umgab, griff Senator Frye aus Maine die Frage im Kongreß auf. Kein Amerikaner werde bestreiten, daß die Vereinigten Staaten ein vitales Interesse an der „Unabhängigkeit S a m o a s " besäßen, begründete er seine Resolution, in der er forderte, daß der Senat die jüngste Entwicklung im Pazifik untersuchen solle. „Diese Inseln beherrschen denjenigen Teil des Stillen Ozeans, in dem sie gelegen sind, und bilden den Mittelpunkt des H a n d e l s . " Mit einem Appell an das Großmachtprestige, das „keine Sekunde eine Beleidigung", wie sie das deutsche Vorgehen darstelle, dulden könne, Schloß Frye. Sein A n t r a g wurde ohne Säumen angenommen. Eine Woche später erhielt der Senatsausschuß f ü r Auswärtige Beziehungen eine dringliche Denksdirift der Handelskammer von San Francisco. Darin wurde der „aggressive K u r s der deutschen Regierung auf S a m o a als den amerikanischen Interessen höchst abträglich" bezeichnet. Bleibe Washington weiterhin passiv, dann greife Deutschland auch nach H a w a i i , beschwor die Petition die Senatoren. D i e Vereinigten Staaten müßten „endlich ihren angemessenen Einfluß auf den Inseln des Pazifiks" tatkräftig verteidigen. Inmitten dieser Aufregung beharrte B a y a r d , auch gegenüber Konsul Sewall, weiter darauf, daß das Ziel der amerikanischen Politik nicht primär in der Annexion, sondern in dem Bestreben zu finden sei, S a m o a „ f ü r den friedlichen H a n d e l " offen zu halten. Immerhin begann auch Cleveland A n f a n g Dezember an einen schärferen Protest zu denken*. Noch ehe sich aber der innenpolitische Druck zu größerer Wucht aufgestaut hatte, erreichte Washington am 5. J a n u a r 1889 die Nachricht von offenen Feindseligkeiten auf S a m o a . D e r deutsche Konsul hatte in offener Mißachtung seiner Anweisungen aus Berlin zur Unterstützung Tamaseses das Kriegsrecht erklärt. Als deutsche Marineinfanterie die M a t a a f a - A n h ä n g e r , die von amerikanischen H ä n d l e r n mit Flinten und Munition versorgt worden waren, entwaffnen wollten, entspann sich plötzlich ein Gefecht, das mit einer eklatanten Niederlage der deutschen Einheit, die f ü n f z i g Soldaten durch T o d oder Verwundung verlor, ausging. Obwohl die deutsche Regierung mehrfach ihre übereifrigen Konsuln desavouiert hatte, auch häufig mit bestreitbarer Glaubwürdigkeit versichert hatte, die Rechte der anderen Mächte nicht schmälern zu wollen, sah man in Washington am 5. J a n u a r den eigentlichen, auf Eroberung gerichteten Grundzug der deutschen Politik klar hervortreten. Noch am selben T a g wurde der Chef des Pazifikgeschwaders, Admiral Kimberley, aufgefordert, „Klar Schiff" zum Auslaufen nach S a m o a zu schaffen. D a s Kabinett tagte, erwog die 224

nächsten Schritte, wartete dann aber einige Tage ab. Der deutsche Gesandte V. Arco-Valley machte am 10. Januar dem amerikanischen Außenministerium offiziell Mitteilung von dem Zusammenstoß. Nachmittags beriet Cleveland im engsten Kreis, was zu tun sei. Während Außenminister Bayard noch zögerte, drängte Marineminister Whitney mit Clevelands Freund und Anwaltspartner, Postminister Dickinson, zur Gegenaktion. Unter Whitneys Zureden und der Wirkung seiner Kritik an Bayard, entschloß sich der Präsident zur Tat. Eigenhändig entwarf er ein Telegramm an Admiral Kimberley, er solle mit dem Flaggschiff „Trenton" nach Samoa eilen, um „amerikanische Bürger und amerikanisches Eigentum zu schützen". Die Vereinigten Staaten „mißbilligten strikt jeden Versuch Deutschlands, entweder Exklusivrechte oder die politische Vorherrschaft auf Samoa zu gewinnen". Am 11. Januar wurde Kimberley entsprechend instruiert. Außenminister Bayard scherte auf den harten Kurs ein. „Wir sind kein Volk mehr, das man ungestraft so behandeln darf", ermutigte ihn ein Bekannter, der als Generaldirektor mehrere große Eisenbahn- und Bergwerksgesellschaften leitende General Wistar. „Außerdem grenzen wir inzwischen so dicht an all diese Inseln an, daß wir ihre Besetzung durch Fremde von den Antipoden verhindern sollten."^ Da amerikanische Marineoffiziere bereits mehrfach zugunsten der samoanischen Eingeborenen eingegriffen hatten, bedeutete die Entsendung Kimberleys einen wichtigen, das weitere Vorgehen präjudizierenden Schritt. Zwei kleine Kriegsschiffe wurden ihm sofort nachgeschickt. Unterdessen sagte vom 11. bis 14. Januar Konsul Sewall vor einem Senatsausschuß aus, dem er das Menetekel eines drohenden Verlustes der amerikanischen Stellung im Südpazifik ausmalte. Am 15. Januar trat Präsident Cleveland mit einer Sonderbotschaft vor die öffentlidikeit. Er beklagte das sich abzeichnende „Übergewicht einer deutschen Machtstellung auf Samoa, wie wir sie niemals in Erwägung gezogen haben und wie sie jeder früheren Vereinbarung widerspricht". Zur Vertretung der amerikanischen Interessen habe er nicht nur Flotteneinheiten nach Samoa dirigiert, sondern auch in Berlin protestiert, um auf der „sorgsam zu bewahrenden Autonomie" der Inseln, „die auf dem direkten Weg eines anwachsenden und bedeutenden Handels zwischen Australien und den Vereinigten Staaten liegen", nadidrücklich zu beharren. Auf einen schärfer gefaßten Entwurf verzichtete Cleveland erst im letzten Augenblids. In ihm hatte er Deutschland Heuchelei vorgeworfen, weil es seiner Meinung nach „seit langem nichts anderes als eine Regierung auf Samoa anstrebt, die mit den deutschen Interessen im Einklang steht und die deutsche Vorherrschaft verficht". Alle anderslautenden Beteuerungen aus Berlin hielt Cleveland f ü r unehrliche Tarnungen einer zielstrebigen Machtpolitik. Ohnedies klang aber seine kritische Grundstimmung spürbar durch die abgewogenere Erklärung durch. In der Presse schlugen die Nachrichten über Samoa erste Wellen. Der kritischen Stimme der altliberalen „Nation" stand doch eine Mehrheit erregter U r teile gegenüber, denn, wie „Bradstreet's" es ausdrückte: „Diese Neuigkeiten haben in Washington ein leidenschaftliches Interese ausgelöst."' 225 15

Wehler, Amerik. Imperialismus

Wahrsdieinlidi nicht ganz zufällig legte zu diesem günstigen Zeitpunkt, dem 28. J a n u a r , einen T a g bevor der Senat die mit Spannung erwartete Samoadiskussion eröffnete, der Planungsausschuß des Marineministeriums einen umfassenden Entwurf über den weiteren A u f b a u der neuen amerikanischen Schladitflotte vor, in dem die Grundlinien eines gewaltigen Bauprogramms ausgezogen wurden. Der Konflikt um Inseln, die 7000 Kilometer von der kalifornischen Küste entfernt lagen, unterstrich die Ungeduld der Flottenplaner, er stellte auch für die am 2. Februar einsetzenden Debatten des nächsten Marineetats eine mehr als wohlwollende Aufmerksamkeit sicher. Voreilig versicherte jedoch der aus der bayerischen P f a l z stammende Eisenbahnkönig H e n r y Villard am 29. J a n u a r einem befreundeten deutschen Publizisten, daß ihm die S a m o a a f f ä r e z w a r Sorgen bereitet habe, die er nach K r ä f t e n über die ihm gehörende „ N e w Y o r k Evening P o s t " habe äußern lassen, doch sei eine zunehmende „ E r nüchterung . . . in politischen Kreisen" während der letzten T a g e unverkennbar. Wie sehr der ehemalige Präsident der „Northern Pacific" damit die militanten Elemente im Kongreß unterschätzte, unterstrichen die Parlamentsreden seit demselben T a g , als der Kongreß die Probleme, die das deutsche Vorprellen auf S a m o a aufzuwerfen schien, behandelte. Wenn selbst der besonnene Senior der Republikanischen Senatoren, J o h n Sherman aus Ohio, darauf bestand, daß die „amerikanischen Rechte" auf jeden Fall „zu wahren" seien, dann schlugen einige seiner Kollegen ohnehin eine schärfere Klinge. Als Vertreter der Interessengruppen der pazifischen Küstenstaaten forderte Senator Dolph aus Oregon, die Monroe-Doktrin auf S a m o a auszudehnen. U m seine Argumente mit einem Autoritätsurteil zu unterstützen, verlas er einen forschen Brief von J o h n B. Henderson, einem der Republikanischen Parteistrategen und dem Leiter des Konvents von 1888, auf dem der unlängst siegreiche Harrison zum Präsidentschaftskandidaten akklamiert worden war. Es lag nur zu nahe, daß man glaubte, jetzt die Stimme der vor der Machtübernahme stehenden Republikanischen Regierung zu vernehmen. Was aber forderte Henderson? Die SamoaInseln seien wie H a w a i i , K u b a und Puerto Rico augenblicklich k r a f t Regierungserklärung unter den Schutz der Monroe-Doktrin zu stellen. Der zukünftige mittelamerikanische K a n a l , hakte Senator Frye nach, verleihe S a m o a sogar eine noch höhere Bedeutung als H a w a i i , und sein Kollege aus Maine, Eugene H a i e , schürte den Argwohn gegen den deutschen Kolonialismus. Als der Flottenetat zwei T a g e später dem Abgeordnetenhaus unterbreitet wurde, machte sidi William M c A d o o , in wenigen Jahren Clevelands Marinestaatssekretär, zum Fürsprecher einer dynamischen Samoapolitik. Wenn die Vereinigten Staaten hochseefähige Schlachtkreuzer besäßen, so rechtfertige er die Vergrößerungspläne der Flottenenthusiasten, hätte Bismarck „niemals auch nur einem einzigen deutschen Soldaten erlaubt, auf S a m o a an L a n d zu gehen". Die Inseln, wiederholte er, „besitzen unschätzbare V o r z ü g e für eine Kohlenstation . . . , außerdem auch beträchtlichen wirtschaftlichen Wert". Nachdem die Vereinigten Staaten einmal „auf ehrenhafte Weise" einen Anspruch auf P a g o P a g o erworben, überhaupt Rechte und Pflichten auf S a m o a übernommen hät226

ten, sei jeder Streit, ob man damit politisch klug gehandelt habe, mehr als müßig. McAdoo verwies auf die Verbindung mit Hawaii. Er umsdirieb die Bedeutung des amerikanischen Übergewichts im Stillen Ozean mit den unbefangenen Worten, daß „die Neutralität all dieser pazifischen Inseln weltweite Widitigkeit erlangt, wenn erst der isthmische Kanal ins Dasein tritt". Deshalb dürfe es auf Samoa „keinen Rückzug" geben. „Unsere Ehre, unsere Rechte und unsere materiellen Interessen schreiben uns unsere Politik vor", rief er unter tosendem Beifall aus, „nämlich unsere Privilegien wiederherzustellen, selbst wenn wir die Kanonen sprechen lassen müssen." Mit hohen Mehrheiten bewilligte der Kongreß eine halbe Million Dollar zur Verfechtung der amerikanischen Samoainteressen, zugleich auch noch eine Million Dollar f ü r den Ausbau der H a f e n budit von Pago Pago*. Während die Sitzungssäle des Kapitols noch von martialischen Reden widerhallten, die der Regierung Cleveland vermutlich gar nicht unlieb waren, da sie selber seit Jahren den strategischen Stellenwert Samoas hoch bewertet hatte, sie zudem auch in ihrer Verhandlungsposition gestärkt wurde, bahnte sich die Entspannung zwischen den Mächten an. Nach einem ersten Hinweis am 21. Januar teilte der Gesandte Arco bereits am 28. Januar dem amerikanischen Außenminister in einer Verbalnote mit, daß Bismarck eine Konferenz in Berlin, auf der die anstehenden Streitfragen geklärt werden sollten, vorschlage. Über den deutsch-amerikanischen Politiker Carl Schurz bat Arco sodann Bayard um eine vertrauliche Unterredung, um den kursierenden Kriegsgerüchten die N a h rung zu entziehen. Fortab spielten sich die diplomatischen Gespräche in Washington auf zwei Ebenen ab. Während Arco mit Bayard offiziellen Kontakt hielt, suchte Schurz, der den linken Reformflügel der im März einziehenden Regierung Harrison repräsentierte, aber auch Clevelands Umgebung nahestand, aus seiner Mittlerstellung heraus ausgleichend auf die deutschen Diplomaten und amerikanischen Politiker einzuwirken. Sein Brief an Bayard wurde auch dem Präsidenten vorgelegt. Cleveland erblickte aber weiter die Ursache des Konflikts „in dem Zusammenprallen gewinnsüchtiger Handelskonkurrenten, wobei Deutschland privaten Absichten zu schnell offizielle Unterstützung zuteil werden ließ". Die amerikanischen Interessen zu unterstützen, zögerte aber auch Cleveland keinen Augenblick®. Schurz wurde darauf von Bayard, der sich wieder loyal um eine Entspannung bemühte, über die anhaltende Mißstimmung des Präsidenten informiert. Ohne zu zögern, riet Schurz am 3. Februar Arco noch einmal zu ruhigem Verhandeln. „Es muß zugestanden werden", beschrieb er den Einfluß der Wirtschaftsgruppen an der Westküste, „daß es amerikanische Handelsleute gibt, welche zur Förderung ihrer Privatinteressen die Vereinigten Staaten drängen, von den Samoa-Inseln Besitz zu ergreifen. Auf der anderen Seite steht die „Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft", die sich, wie das gewöhnlich bei solchen Korporationen der Fall ist, durch herrisches und gewalttätiges Auftreten bei den Eingeborenen herzlich verhaßt gemacht hat und . . . ebenso begierig ist, die deutsche Regierung zur Besitzergreifung zu drängen". Außer den 227 IJ·

konkreten Interessen, die der amerikanischen Samoapolitik zugrunde lagen, übersah Schurz keineswegs das empfindliche Prestigedenken, das auch in den Kongreßdebatten der letzten Wochen an die Oberfläche getreten war. „Ein an und f ü r sich patriotisches und ehrenhaftes, aber bei manchen Amerikanern etwas zu leicht gereiztes, in die Weltpolitik hineinspielendes Nationalgefühl" versdiärfe die gegenwärtige, aus einem geringfügigen Anlaß genährte Auseinandersetzung, warnte er Arco, dem er beredt die Auswirkungen eines deutschamerikanischen Krieges um winzige Südseeinseln vor Augen stellte. Als der Bericht des deutschen Gesandten in Berlin einging, reagierte Bismarck unwirsch auf die Ratsdiläge von Schurz, den er als „Anwalt der amerikanischen Interessen" mißverstand, statt diesem — wie es Sdiurz' Motiven entsprach — die Rolle des um die Erhaltung des Friedens bemühten ehrlichen Maklers zuzubilligen. In einem vertraulichen Erlaß bemühte er sich, Schurz' Befürchtungen zu entkräften, nicht ohne dabei'eine erstaunliche Unterschätzung des amerikanischen K r ä f tepotentials an den Tag zu legen. Auf die Gespräche in Washington gewann dieser ausgiebige Kommentar allerdings keinen Einfluß mehr. Genau einen Monat vorher hatte Bismarck, der den deutschen Konsul auf Apia scharf in seine Schranken verwiesen und sich auch der Londoner Zustimmung erst vergewissert hatte, schon die Einladung zu einer Konferenz ausgesprochen. Sie traf am 4. Februar im State Department ein, wo sie unverzüglich angenommen wurde. Die gleichzeitig der Öffentlichkeit mitgeteilte amerikanische Zusage dämpfte den Presselärm und lenkte die folgenden Verhandlungen in ruhigeres Fahrwasser". Ehe sie in Berlin aufgenommen werden konnten, griff die N a t u r im H a f e n von Apia ein, wo die amerikanischen, deutschen und englischen Kriegsschiffe in feindseliger Spannung nebeneinander ankerten, jedoch nur umständlich über das Kabel nach Neuseeland erreicht werden konnten. Bevor die neuen Direktiven von dort nach Apia übermittelt worden waren, versenkte oder zerstörte ein O r k a n am 15. März alle Schiffe bis auf einen modernen englischen Zerstörer. Dem „Furur Consularis", wie Bismarck, Salisbury und der auf Samoa lebende englische Schriftsteller R. L. Stevenson das Auftrumpfen der Subalternvertreter der drei Mächte in auffälliger Einstimmigkeit gekennzeichnet hatten, konnte daher kein „Furor Navalis" mehr folgen''. In Washington strafte in den gleichen Tagen die neue Regierung Harrison alle Vermutungen Lügen, daß sie eine bedenkenlose Außenpolitik im Stile von Hendersons Empfehlungen einschlagen werde. Außenminister Blaine ließ Arco gegenüber frühzeitig durchblicken, daß er an einer sachlichen Lösung interessiert sei. Das schien auch zunächst die Wahl der drei Delegierten zur Konferenz zu bestätigen. An ihre Spitze trat der ehemalige Gesandte in Wien und Berlin, John A. Kasson. Mit W. W. Phelps stand ihm ein erfahrener Diplomat zur Seite, der f ü r den Berliner Gesandtenposten vorgesehen war und ihn auch im Sommer 1889 übernahm. Durch seine energische Verfeditung des amerikanischen Standpunktes hatte sich der ehemalige Sonderkommissar Bates auch den 228

Republikanischen Politikern so sehr empfohlen, daß Blaine ihn als dritten V e r treter benannte®. D a wurde Ende M ä r z die Aprilausgabe des „Century M a g a z i n e "

ausgelie-

fert, in der ein von Bates vor mehreren Wochen verfaßter Aufsatz über die samoanisdie Frage erschien. E r löste einen kleinen diplomatischen Sturm im Wasserglas aus. Bates ging in diesem Artikel davon aus, daß Samoa östlich des 180. Meridians und „deshalb" wie H a w a i i innerhalb der „Westlichen H e m i sphäre" liege. D a außerdem der Selbständigkeit Samoas, wie er erneut betonte, „für unseren zukünftigen Handel eine größere Bedeutung z u k o m m t " als derjenigen Hawaiis, solle die M o n r o e - D o k t r i n audi für S a m o a gelten. Hierbei verwies er eigens auf Whartons offiziöses Wörterbudi des Völkerrechts. Das „nationale Interesse" der Vereinigten Staaten an S a m o a leitete er nidit nur aus ihrer „vorherrschenden Stellung" im Pazifikhandel, sondern auch von den N o t wendigkeiten der Kriegsmarine her. D e r Hinweis auf die Auswirkungen des Kanalbaus fehlte ebensowenig wie das diarakteristisdie Wunschbild, daß die südpazifischen Inseln einschließlich Australiens „mehr als hinreichende M ä r k t e für unsere Ü b e r p r o d u k t i o n " bilden würden. D a Bates zu alledem audi noch das „nationale Selbstgefühl" beteiligt sah, empfahl er Unnachgiebigkeit im V e r handeln; eventuell sei der Krieg mit Deutschland doch nidit zu vermeiden. Tatsädilidi f a ß t e Bates Aufsatz in nuce wichtige amerikanische Vorstellungen in zugespitzter Form zusammen. Indessen waren im Zeitpunkt des Erscheinens der säbelrasselnde Unterton und einige boshafte Ausfälle gegen die deutsche P o litik in Washington unerwünscht, in Berlin sogar ein Grund zu Erwägungen, ob man den künftigen Konferenzdelegierten zur persona non grata erklären solle. A m 4. April nodi glaubte der Herausgeber der „ N e w Y o r k T r i b u n e " , Whitelaw Reid, Blaine warnen zu müssen, er wisse von H e n r y V i l l a r d mit Sicherheit, daß Bates nicht empfangen werde. Jedoch ließ die deutsche Gesandtschaft am 8. April Sdiurz gegenüber durchsdieinen, daß mit keinem formellen Protest zu rechnen sei. A m 29. April erschienen alle drei amerikanischen Vertreter zur E r öffnungssitzung in Berlin, wo H e r b e r t v. Bismarck Bates noch immer einen Händedruck verweigerte'. Es bezeugt den Widersinn einer strengen Untersdieidung der amerikanischen Parteien nadi ihren außenpolitischen Grundsatzerklärungen, wenn man die folgenden Sdiritte in der Samoapolitik unter Blaines und Harrisons Leitung prüft. Wie angeblidi nur Cleveland zögerte auch Blaine zunächst, die amerikanische Politik irgendwie mit direkter Kolonialherrschaft zu belasten. E r durchlief jedodi unter dem Z w a n g der Konferenzbeteiligung dieselbe Entwidmung schneller, die B a y a r d bis zum Juli 1886 durchmessen hatte. Mitte April betonten seine Instruktionen für die Delegierten v o r allem drei Gesichtspunkte: 1. D i e „Interessen der Vereinigten Staaten bedingten den Besitz eines F l o t tenstützpunktes in diesem weit abgelegenen Teil des Stillen O z e a n s " . Deshalb sei die rechtmäßige Konzession von P a g o Pago erworben worden. 2. D i e Regierung könne nicht übersehen, daß „unsere Interessen im Pazifik stetig anwachsen" und „der Handel mit Asien rapide z u n i m m t " . D a ein isthmi-

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scher Kanal „unter amerikanischem Schutz" gewiß sei, entstehe eine veränderte Lage, „die keine Madit so direkt und dauerhaft wie die Vereinigten Staaten angeht". Diese zukünftige Konstellation vor Augen formulierte Blaine die leitende Maxime f ü r die amerikanischen Vertreter: „In allen Fragen, die die Gegenwart oder Z u k u n f t des Pazifik berühren, kann die amerikanische Regierung keine auch nur zeitweilige Unterordnung hinnehmen, da sie diese als unvereinbar mit dem internationalen Respekt erachten würde, auf den die Vereinigten Staaten dank ihrer kontinentalen Machtstellung und ihrer sich ausbreitenden Interessen immer Anspruch besitzen." 3. Von dieser Position aus verwarf Blaine zunächst den Gedanken einer gemeinsamen Verwaltung Samoas durch die drei Mächte. Mit ihr sei eben diesen amerikanischen Interessen nicht gedient. Dennoch hielt sich Blaine eine Hintertür offen. Falls Deutschland und Großbritannien auf gemeinsamem Vorgehen bestünden, ließ er Kasson wissen, dann solle unter allen Umständen eine zeitlich begrenzte Regelung gefunden werden, die die Gleidiberechtigung der Mächte nicht antaste'". Mit dieser Marschroute traten die amerikanischen Delegierten in die sechswöchigen Beratungen ein. Dank Bismarcks Konzilianz wurde die Samoakonferenz der erste internationale Kongreß, der Englisch als Verhandlungssprache benutzte. Verbindliche Formen charakterisierten auch sonst die Gespräche der Diplomaten, jedoch erkannten die Amerikaner sehr bald, daß von den deutschen und englischen Vertretern, die wie 1887 in Washington auch jetzt eng zusammenstanden, der einzige Ausweg aus dem Dilemma in einer gemeinsam ausgeübten Regierungsgewalt gesehen wurde. Einen umfassenden Teilungsplan hatte Kasson vorher abgelehnt. Auf der Durchreise durch London hatte ihm nämlich Salisbury offen zu verstehen gegeben, daß das englische Interesse an Samoa denkbar gering sei. Ob sich die Vereinigten Staaten nicht dazu bereit finden könnten, Hawaii zu übernehmen, während England die Tonga- und Deutschland die Samoa-Inseln erhalte? Kasson hatte die Anfrage ganz entschieden zurückgewiesen, ließ Blaine aber von Berlin aus sdion nach zwei Tagen über derartige Tendenzen seiner Verhandlungspartner nicht im unklaren. Bereits am 3. Mai telegrafierte Blaine sein Einverständnis mit einer „Intervention der drei Mächte", um den amerikanischen Anspruch auf Gleichberechtigung unbedingt durchzusetzen. Das aber bedeutete den entscheidenden Schritt auf ein Dreier-Protektorat hin, vor dem auch sein Vorgänger Bayard nicht zurückgeschreckt w ä r e " . Bisher hatte kein trilaterales Abkommen die Samoapolitik der drei Staaten reguliert. N u r in einzelnen Verträgen mit den Eingeborenenherrschern hatte sich jeder seine Rechte verbriefen lassen. Ein internationales Samoastatut, das jetzt wieder in den Bereich unaufschiebbarer Erwägungen trat, Schloß f ü r die Amerikaner allerdings eine folgenschweren Nachteil ein. Weder Blaine noch Kasson täuschten sich darüber, daß damit das amerikanische Anrecht auf Pago Pago zum Gegenstand der Gespräche werden konnte. Das mußte einerseits den eigentlichen Anlaß des amerikanischen Engagements im Südpazifik, den harten 230

Kern der amerikanischen Samoainteressen, gefährden, zum anderen aber bei einer H a l t u n g , die es schroff ablehnte, überhaupt die überkommenen Rechte der Mächte zu erörtern, das Konferenzklima verschlechtern. D a s Ziel der amerikanischen Verhandlungsdiplomatie mußte es daher sein, ein internationales Statut für S a m o a mit Exklusivrechten auf P a g o P a g o zu verbinden. Blaine hielt am 2. Mai Rücksprache mit dem Präsidenten. Er hoffte, „wenn eben möglich einen K o m p r o m i ß zu erzielen, der uns das ausschließliche Eigentum von P a g o P a g o gewährt". Seine geschwind bewiesene Konzessionsbereitschaft hinsichtlich einer gemeinsamen Verantwortung dtr Mächte ließ sich deshalb als ein Entgegenkommen auffassen, das für P a g o P a g o als Gegenleistung erwartet wurde. Kasson solle „jeden Sdiritt klug bedenken", kabelte er am 4. Mai, um in dem auszuhandelnden Vertrag „die volle Anerkennung unseres aussdiließlichen Rechts auf den großen H a f e n " einzufügen. Taktisch geschickt vermied es Kasson mit Blaines Einverständnis einige T a g e lang, überhaupt das Problem anzuschneiden. Als er sich des Entgegenkommens der anderen Delegationen, denen das zentrale amerikanische Vorhaben nicht zuletzt dank Bates durchaus bekannt war, endlich sicher glaubte, verfocht er beharrlich und erfolgreich diesen Anspruch. A n f a n g Juni konnte er in einem vertraulichen Abschlußbericht dem Präsidenten den günstigen Ausgang melden. Was Blaine noch am 2. M a i Harrison als ein in ungewisser Ferne liegendes, aber mögliches „triumphales Ergebnis" vorgestellt hatte, wurde gegen den Preis, sich fortab mit zwei europäischen Mächten im südlichen Pazifik um das Geschick einer Inselgruppe kümmern zu müssen, wenige T a g e später erreicht'^. Die S a m o a a k t e vom 14. Juni 1889 ließ die amerikanischen Rechte auf P a g o P a g o unangetastet weiter bestehen. An die Stelle des sdion vor fast zehn Jahren gescheiterten Konsulnregiments trat ein Gremium von Vertretern der Vertragspartner, das in Apia, wo fast alle Ausländer wohnten, weitreichende Vollmaditen erhielt. An diesem R a t waren die Amerikaner als völlig gleichbereditigte Macht beteiligt. Darin erblickte nicht nur der Delegierte Phelps den „bedeutendsten Vorteil". Auch Staatssekretär Moore sah rückblickend einen wichtigen Gewinn aus der Berliner Konferenz in der „ebenbürtigen Stellung", die sie den Vereinigten Staaten auf den Inseln zuerkannte. Angesichts des unzweideutigen „Übergewichts der deutschen Wirtschaftsinteressen" suchte die amerikanische Politik zu erreichen, daß mit „dieser wirtschaftlichen Vorherrschaft" nicht auch noch die „politische Kontrolle H a n d in H a n d ging". D a s verhinderte sie tatsächlich. Außer dem Vorrecht auf P a g o P a g o lag der weitere E r f o l g nicht nur in dem fragwürdigen Prestigegewinn für die amerikanische Politik. Vielmehr bestand er darin, daß sie die Tür zur Verwirklichung ihrer Zukunftsabsichten, die so übersteigerte Hoffnungen begleiteten, offen hielt. Ohne Bismarcks elastische Politik hätten die amerikanischen Repräsentanten wohl kaum so befriedigt zurückfahren können. Dem Kanzler lag jedoch nichts an der schwärenden Wunde einer andauernden Samoakrise. Solange die deutsche Stellung nidit ernsthaft beeinträchtigt wurde, f a n d er sich zu versöhnlicher Nachgiebigkeit be231

reit, auf das stille, dodi wirksame de facto-Monopol der „Deutschen Handelsgesellsdiaft" vertrauend'^ Die Samoaakte, die rund zehn Jahre Bestand hatte, gehörte zu jenen interessanten Reditsformen, die der konkurrierende Imperialismus seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hervorgebradit hat, um gefährliche Rivalitäten in die trügerische Ruhe eines schnell vorübereilenden Interessenausgleichs überzuleiten. Sie führte nicht ein Kondominat ein, da die Fiktion autonomer samoanischer Königsherrsdiaft gewahrt wurde: Malietoa wurde aus Kamerun auf seinen Thron zurüdigeholt. Vor allem Washington freute sich, um eine Teilung der Inselgruppe mit der Folge amerikanischen Kolonialbesitzes herumgekommen zu sein. Anstelle einer unmittelbaren Herrsdiaft errichteten die Mächte ein Konprotektorat über die neutralisierten Inseln — gleichsam eine Vorform der späteren Mandate —, unter dem sie faktisch die Geschicke Samoas bestimmten, doch wegen unklarer Kompetenzverteilung bald wieder in neue Zwistigkeiten gerieten, die weder das buntscheckige Beraterkollegium, noch der ausländische Oberrichter zu beseitigen vermochten'·*. Die Samoapolitik von 1888/89 wurde in Amerika mancherorts als Zäsur aufgefaßt. So empfand sie John B. Henderson in Washington mit Befriedigung, Carl Sdiurz dagegen als Niederlage, war er doch sichtbar mit seinen Bemühungen gescheitert, „die Vereinigten Staaten von dem Aufgeben der soliden alten Regierungsgrundsätze und dem Einschlagen falscher Bahnen abzuhalten". Während die Presse in London und Paris den amerikanischen Konferenzerfolg herausstrich, bedauerte „Harper's Weekly" den verhängnisvollen „ersten Schritt" der Vereinigten Staaten, um den Schwierigkeiten „halbzivilisierter Völkerschaften überall in der Welt" abzuhelfen. Vier Jahre später sah Außenminister Gresham in den amerikanischen „Beziehungen zu Samoa" den ersten Bruch in „unserer traditionellen und wohlfundierten Politik, keine verstrickenden Verbindungen mit auswärtigen Staaten einzugehen". Gresham fand aber im Gegensatz zu Blaine ein mehr schlecht als recht funktionierendes Arrangement vor, das ihn der unmittelbaren Notwendigkeit einer grundlegenden Entscheidung über samoanische Probleme enthob. Seine antikolonialistische Grundhaltung teilte auch Bayard nicht weniger als Blaine. Wenn beide Männer sich den Luxus ideologischer Wunschträume nicht leisten konnten, sondern zu handeln sich entschlossen, wie sie es von 1886 bis 1889 taten, dann folgten sie einer als Zwang empfundenen Sachlage, über der sie das gebieterische Diktat einer harten Interessenpolitik stehen sahen. Samoa bot den einzigen Stützpunkt in der riesigen Weite des Südpazifiks, den Bayard und Blaine ganz so zur amerikanischen „Wirtschaftsdomäne" rechneten, wie die nördlichen Gewässer um Hawaii. Der von J a h r zu Jahr erwartete Bau des Nikaraguakanals verlieh dieser Frage erhöhte Dringlichkeit. Den Handel über den Stillen Ozean, sei es bis Ostasien oder bis zur australisch-polynesischen Inselwelt ofFenzuhalten, ihn durch Stützpunkte f ü r Frachtdampfer und Kriegsschiffe abzusichern, schien Bayard und Blaine die Risiken des neuen Kurses wert zu sein. Wenn das „Commercial and Financial Chronicle" im Spätherbst 1889 die Notwendigkeit neuer 232

Außenmärkte in Übersee grell unterstrich, wenn der Abgeordnete

Chipman

1 8 9 0 den Ausgang der Samoaafiaire „als einzige bemerkenswerte diplomatische Leistung in den letzten J a h r e n " feierte, dann aber fragte, was die Vereinigten Staaten „sonst in jüngster Zeit für den Außenhandel getan h ä t t e n " , wenn die Senatoren D o l p h und F r y e mit dem Abgeordneten M c A d o o während der großen Samoadebatte im J a n u a r 1889 handels- und

flottenstrategische

Gesichts-

punkte verquickten — dann kamen diese Stimmen näher an die treibenden M o tive des Handelns im State Department heran, die das Klagelied auf die versinkende konservative Staatspolitik verfehlte. In der neuen W e l t imperialistischer Weltkonkurrenz mochten die Vereinigten Staaten

die K o n g o a k t e

von

1885 noch abgelehnt haben. U m den Aktionsraum im Pazifik zu sichern, fanden sie sich 1 8 8 9 zu der bisher verabscheuten vertraglichen

Zusammenarbeit

mit europäischen Großmächten bereit^^ D i e Parallele zur Ersten Panamerikanischen Konferenz, auf der sich die V e r einigten Staaten zum Ausgreifen nach Lateinamerika anschickten, ist unübersehbar. D e n n o d i wäre es verfehlt, die Zäsur von 1 8 8 9 überzubetonen. In W i r k lichkeit entsprang die samoanische Politik aus der Kontinuität amerikanischer Politik in den vorhergehenden J a h r e n . D e r Weg zum D r e i e r - P r o t e k t o r a t schien B a y a r d schon 1 8 8 6 kein zu hohes O p f e r zu sein. Seit dieser Zeit brach sich eine neue pazifische Politik Bahn, die aber erst 1889 völlig sichtbar an die Öffentlichkeit trat. N u r äußerlidi handelte es sich bei der Samoafrage um eine „offensichtlich triviale" Angelegenheit, schrieb A. T . M a h a n in einem vielgelesenen Aufsatz. Sie sei vielmehr „in hohem M a ß e für europäische Ambitionen kennzeichnend". Deshalb auch „erwachte Amerika aus seinem S c h l a f " , als es Interessen, die aufs engste mit seiner Z u k u n f t verbunden sind", gefährdet sah. In seiner 1889 erschienenen Washington-Biographie bedauerte H e n r y C a b o t Lodge den unbeachteten Winkel, in dem die amerikanische Außenpolitik ein Dornröschendasein führe. Amerika habe sich so vollständig von den Beziehungen mit anderen Staaten zurückgezogen, daß es schwerfalle, sich die Bedeutung der Außenpolitik in der Gründungsepoche des Landes zu vergegenwärtigen. Lodge wollte seine Leser aufrütteln, um ihr Verständnis für die kommende Weltpolitik der amerikanisdien Großmacht zu wecken. Statt anzufeuern, hatte er eher einen Schwanengesang auf die Politik der vergangenen J a h r z e h n t e angestimmt. U n w i d e r ruflich führte die Samoakrise als S y m p t o m einer neuen Pazifikpolitik in die anhebende Epoche imperialistischer Auseinandersetzungen, damit auch zu der nicht nur von Lodge und M a h a n für notwendig gehaltenden

dynamischen

Außenpolitik". Von Anbeginn an charakterisierten jedoch lästige Unstimmigkeiten das samoanische K o n p r o t e k t o r a t .

Einen Rückzug

faßte

die amerikanische

Politik

schon deshalb nicht ins Auge, da sie die funktionelle Bedeutung des Stützpunkts unvermindert hodi veranschlagte. I m Spätsommer 1 8 9 0 gestand Blaine einem deutschen Diplomaten mehrfach ein, daß ihm an den Inseln als solchen gar nidits, doch am Besitz von Pago Pago alles liege, auf den man im Hinblick auf 233

die unumgängliche Ausdehnung des amerikanischen Handels nach Australien nicht verzichten könne. Noch im folgenden Jahr wiederholte Blaine denselben Gedanken: Die Inseln wolle er wohl gerne aus der amerikanischen Sdiutzherrschaft entlassen, trotzdem müsse aber „der ungestörte Besitz von Pago Pago für die Vereinigten Staaten gerade jetzt", wo sie sich „zu einer Seemacht auszubilden im Begriffe stünden", gewährleistet bleiben. Um den Stützpunkt im Südpazifik drehte sich in der Tat auch weiterhin die amerikanische Samoapolitik. Als kurz vor Ablauf von Harrisons Regierungszeit Gerüchte nach Washington drangen, daß Großbritannien Pago Pago begehre, schickte Auj$enminister Foster dem amerikanischen Geschäftsträger in ' London sofort eine eindringliche Warnung. Auch Cleveland und Gresham, die der unablässigen Querelen auf Samoa schneller müde wurden, sparten zwar nicht mit herber Kritik an der Protektoratsherrschaft. Sie wären auch bereitwillig aus der „gemeinsamen Administration" ausgeschieden. Doch die Kontrolle über Pago Pago, das die Marine endlich auszubauen begonnen hatte, galt auch Gresham als Selbstverständlichkeit. Der Hafen aber, der 1889 nur dank der Teilnahme an der Berliner Konferenz sicher in amerikanischer Hand verbheben war, hatte seit je den springenden Punkt der Samoapolitik Washingtons gebildet. Man wird es von diesen Äußerungen Greshams her und auch im Hinblick auf seine Nikaragua-, Venezuela- und Hawaiipolitik füglich bezweifeln dürfen, daß die bedauerte Entscheidung von 1889 unter seiner Amtsleitung wesentlich anders ausgefallen wäre. Und zu mehr als hohlen Klagen über die verletzte Tradition weltpolitischer Abstinenz vermochte sich auch Cleveland, unter dem vor wenigen Jahren noch eine wachsame Samoapolitik betrieben worden war, nicht aufzuschwingen. In der Publizistik wurde gegen diese Bedenken immer wieder die strategische Bedeutung Samoas herausgestellt. Wenn „die amerikanischen Wirtschaftsinteressen in Zukunft den Stillen Ozean beherrschen sollen", so hieß es, müsse eine starke Flotte die Verbindungswege schützen. Hawaii und Samoa schüfen mit die Voraussetzungen, den „Pazifik als ein amerikanisches Meer zu beherrschen". Wie könne man daher „die politische und wirtschaftliche Bedeutung eines Stützpunktes im Südlichen Pazifik" übersehen, fragte Lodge mit bitteren Vorwürfen gegen die Regierung Cleveland". Unmittelbar nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg wurde das allenthalben Ärgernis erregende „schwerfällige System" des Konprotektorats zugunsten einer Teilung der Inselgruppe aufgegeben. Die Marine drängte jetzt darauf, Tutuila mit Pago Pago als amerikanische Kolonie zu übernehmen, da angesichts der fehlenden Einmütigkeit der Mächte nur so der wertvolle Stützpunkt in sicheren Gewahrsam genommen werden könne. Vor allem die Ausrüstungsabteilung des Flottenministeriums, das sich nach dem Krieg einer schnell wachsenden Verantwortung im Pazifik gegenüberfand, hielt es „für äußerst wichtig", die „absolute souveräne Herrschaft" über Tutuila zu erlangen. Die „opportune Gelegenheit" sei jetzt gekommen. Damit zeichnete sich das Ende der Protektoratsherrschaft ab. Unter dem Schutz der Neutralisierung, urteilte der samoanische Oberrichter, der amerikanische Jurist Ide, sei es den Vereinigten 234

Staaten jedoch gelungen, ihren Einfluß zu bewahren. D a r i n lag die Rechtfertigung f ü r das Ertragen der Überbrückungszeit. Im Dezember 1899 ging Tatuila als Beigabe zu Pago Pago endgültig in amerikanischen Besitz über'®.

3. Sprungbrett nach Ostasien: Die Hawaiipolitik bis zur Annexion von 1898 Von Anbeginn an bis z u m Sommer 1898 hat die Politik der Vereinigten Staaten gegenüber den Hawaii-Inseln vornehmlich ein Gesichtspunkt beherrscht, dessen erstaunliche K o n t i n u i t ä t wie ein roter Faden durch die amerikanisch-hawaiianischen Beziehungen hindurchläuft. Seit dem f r ü h e n 19. J a h r h u n d e r galt die Inselgruppe im N o r d p a z i f i k als idealer S t ü t z p u n k t f ü r den Handelsverkehr mit Ostasien. Vor allem ihr funktioneller Wert hat die Washingtoner Politik noch vor der J a h r h u n d e r t m i t t e bewogen, die Sandwich-Inseln, wie man sie damals nannte, in die amerikanische Interessensphäre im Pazifik einzubeziehen. Seither hielt die amerikanische Politik unverrückbar an dem Ziel fest, mit jeweils situationsbestimmten Mitteln dem amerikanischen Suprematsanspruch Nachdruck zu verleihen. Ihr G r u n d z u g ist daher jahrzehntelang eine durchaus planvolle und beharrliche Hegemonialpolitik gewesen.

1. Tyler-Doktrin,

Reziprozitätsvertrag

und Pearl

Harbor

Frühzeitig schon sind die Hawaii-Inseln in das Blickfeld der amerikanischen Pazifikpolitik geraten. Auf dem Wege nach Ostasien gelegen wurden sie seit dem Ende des 18. J a h r h u n d e r t s zum T r e f f p u n k t der amerikanischen Handelsschiffe, die Pelze und Sandelhölzer in die chinesischen H ä f e n brachten, aber auch der Bostoner Walfänger, die in den nördlichen Gewässern jagten. Seit 1820 wirkten protestantische Missionare auf den Inseln, deren Herrscher bald einen ersten Freundschaftsvertrag mit Präsident John Q . Adams abschloß. Dreieinhalbtausend Kilometer vor der kalifornischen Küste entwickelte sich allmählich eine kleine amerikanische Kolonie mit neuenglischem C h a r a k t e r . Überraschend schnell, bereits 1842, als internationale Rivalitäten die Unabhängigkeit der Inselgruppe zu gefährden schienen, bezog Washington eine feste Position. Angesichts dieser D r o h u n g dehnte Präsident Tyler, der mit Außenminister Webster u n d John Q . Adams als Vorsitzendem des Außenpolitischen Ausschusses des Abgeordnetenhauses eng zusammenarbeitete, die M o n r o e - D o k t r i n sinngemäß auf H a w a i i aus. Die T y l e r - D o k t r i n erklärte das amerikanische Interesse an H a w a i i f ü r stärker als das aller anderen Staaten; es sei die Aufgabe Amerikas, die Unabhängigkeit der Inseln zu schützen und den Einfluß anderer Mächte fernzuhalten. D a m i t w u r d e ein politisches Leitbild, das zwei Generationen lang Gültigkeit beanspruchen sollte, mit eindringlichen Worten präzi-

235

Dieses bewußte Engagement der amerikanischen Politik muß im Zusammenhang mit dem Kampf um die Gewinnung von Oregon und Kalifornien gesehen werden. Er lenkte die Blicke weitschauender Politiker auf den Pazifik und Asien — nicht zufällig begann sidi die Union in denselben Jahren auch an der Erschließung Chinas zu beteiligen, trat Caleb Gushing seine Mission in das Reich der Mitte an. In diesem Rahmen einer sich abzeidinenden zukunftsträchtigen ostasiatischen Politik kam H a w a i i ein hoher Wert als Stützpunkt und Sprungbrett nach Asien zu. Während der 40er Jahre wurde daher auch die Tyler-Doktrin mehrfach der amerikanischen Politik im Nordpazifik zugrunde gelegt, und dies, ehe noch Ore'gon und Kalifornien amerikanischer Besitz geworden waren'. Nachdem die Union endlich am Ufer des Stillen Ozeans festen Fuß gefaßt hatte, konnte Präsident Fillmore 1851 erklären, daß die Sandwich-Inseln „auf dem Wege eines gewaltigen Handels liegen, der sidi in nicht allzu ferner Zuk u n f t zwischen unserer Westküste und Ostasien entfalten wird". Im Kongreß erhoben sich ähnliche Stimmen. Das amerikanische Interesse am pazifisdien Ozean stieg in den folgenden Jahren stetig an. Die Verbindungen mit China verdichteten sich. Hunderte von amerikanischen Handelsschiffen liefen jährlich Hawaii an. Wie mit einem Zauberschlage entstehe „ein neues Empire" auf dem Stillen Ozean, frohlockte 1853 der Marineminister, San Francisco verheiße, „ein zweites N e w York" zu werden. Wenige Tage, nachdem Außenminister Marcy den Bericht Perrys über die Aufschließung Japans erhalten hatte, entschloß er sidi zu handeln. Er hatte es sdion kurz nach seinem Amtsantritt f ü r „unvermeidbar" gehalten, daß H a w a i i der amerikanischen Herrschaft unterstellt werde. Die großartigen Perspektiven, die Perrys Erfolg zu eröffnen schien, gaben Marcy im Frühjahr 1854 sein Annexionsangebot ein, zumal da die englischen und französischen Interessen bedrohliche Formen anzunehmen schienen. Da jedoch der amerikanische Vertreter in Honolulu entgegen seinen Instruktionen eine zu hohe Entschädigungssumme f ü r den König und die Aufnahme Hawaiis als gleichberechtigtem Bundesstaat zusagte, wurde sein Vertragsentwurf in Washington zurückgewiesen. Eine Dreimächtegarantie der hawaiianischen Neutralität, zu der Marcy von Paris und London gedrängt wurde, lehnte er ab. Statt dessen suchte er, als Vorstufe der staatsrechtlichen Bindung an die Vereinigten Staaten einen Reziprozitätsvertrag abzuschließen. Er hätte der seit dem Ende der 40er Jahre zunehmenden Zuckerproduktion die zollfreie Einfuhr nach Amerika eröffnet, scheiterte aber am Widerstand der südstaatlichen Zuckerpflanzer^. Die innenpolitischen Spannungen, die sich im Bürgerkrieg entluden, nahmen die Aufmerksamkeit Sewards, des großen Propheten amerikanischer Machtstellung um den Stillen Ozean, in Anspruch. Dennoch erhob er 1863 den amerikanischen Vertreter auf H a w a i i in den Rang eines Ministerresidenten. U n d unmittelbar nach Kriegsende versuchte er, seine Vison von der amerikanischen Vorherrschaft im „Westen" zu verwirklichen. Drei Monate vor dem Abschluß des Alaskavertrags instruierte er den Gesandten in Honolulu, einen Reziprozi236

t ä t s v e r t r a g a u s z u h a n d e l n . Z u s a m m e n m i t A l a s k a u n d d e m soeben e r w o r b e n e n M i d w a y h ä t t e ein v e r t r a g l i c h a n die V e r e i n i g t e n S t a a t e n g e b u n d e n e s H a w a i i die a m e r i k a n i s c h e V o r m a c h t im n ö r d l i c h e n P a z i f i k a u g e n f ä l l i g d o k u m e n t i e r t . Auch S e w a r d sah in d e r R e z i p r o z i t ä t n u r den „ersten Schritt" z u einer „ f r i e d lichen A n n e x i o n d e r I n s e l n " , die W a s h i n g t o n f ü r „ w ü n s d i e n s w e r t " hielt. D e r strategische S t e l l e n w e r t H a w a i i s wies i h m in seiner K o n z e p t i o n einen wichtigen P l a t z zu. D e r K o n g r e ß w a r jedoch nicht bereit, i h m d a r i n z u f o l g e n . V o n d e n innenpolitischen P r o b l e m e n d e r N a c h k r i e g s z e i t

vollauf

in A n s p r u c h

genom-

m e n , w i e S e w a r d b e d a u e r n d feststellte, w e i g e r t e er sich j a h r e l a n g , den V e r t r a g z u billigen.

Zwar

h a t t e die A u s d e h n u n g

des h a w a i i a n i s c h e n

Zuckeranbaus

w ä h r e n d des B ü r g e r k r i e g s eine enge V e r b i n d u n g zwischen d e n R a f f i n e r i e n a n d e r W e s t k ü s t e u n d d e n I n s e l p f l a n z e r n geschaffen, so d a ß die kalifornische Z u s t i m m u n g sicher blieb. Sie g e n ü g t e a b e r keineswegs. Verfassungsrechtliche Bed e n k e n u n d E i n w ä n d e , d a ß die R e z i p r o z i t ä t gegen das geheiligte S c h u t z z o l l p r i n z i p v e r s t o ß e , ja die e r w ü n s c h t e A n n e x i o n n u r h i n a u s z ö g e r e , b r a c h t e n d e n V e r t r a g 1870 e n d g ü l t i g z u Fall®. Die transkontinentalen Eisenbahnen u n d der Anschluß von Kalifornien u n d O r e g o n a n das amerikanische W i r t s c h a f t s s y s t e m h a t t e n jedoch die B e d e u t u n g des Stillen O z e a n s u n d d a m i t auch H a w a i i s gesteigert. A u ß e n m i n i s t e r H a m i l t o n Fish n a n n t e die Inseln „einen R u h e p l a t z m i t t e n im O z e a n zwischen d e r p a z i f i schen K ü s t e u n d d e r L ä n d e r m a s s e Asiens, das g e r a d e j e t z t f ü r d e n H a n d e l u n d die christliche K u l t u r erschlossen w i r d " . In der gleichen Zeit, als sich die a m e r i kanische P o l i t i k im S ü d p a z i f i k , v o r allem auf S a m o a , v o r t a s t e t e , ließ die R e g i e r u n g G r a n t auch d e n W e r t v o n P e a r l H a r b o r p r ü f e n . D i e G e n e r ä l e Schofield u n d A l e x a n d e r u n t e r s u c h t e n die Bucht u n d e m p f a h l e n sie als a u s b a u f ä h i g e n H a f e n . I n den w i e d e r a u f l e b e n d e n R e z i p r o z i t ä t s v e r h a n d l u n g e n

spielte

daher

auch die V e r p a c h t u n g v o n P e a r l H a r b o r eine R o l l e . Als wichtiger erwies sich jedoch die a m e r i k a n i s c h e Furcht v o r den engeren W i r t s c h a f t s b e z i e h u n g e n , die H a w a i i m i t d e n englischen K o l o n i e n a n g e k n ü p f t h a t t e , als sich die a m e r i k a n i schen Z o l l m a u e r n nicht ö f f n e t e n . E i n e politische B i n d u n g k ö n n e n u r zu b a l d f o l g e n , a r g w ö h n t e Fish; er setzte sich seit 1873 beharrlich f ü r neue V e r h a n d l u n g e n ein. D i e A u s w i r k u n g e n d e r w e l t w i r t s c h a f t l i c h e n Depression seit 1873 u n d die steigende K o n k u r r e n z des asiatischen Zuckers ließen H a w a i i auf die a m e r i k a n i s c h e n B e d i n g u n g e n eingehen, so u n g e w ö h n l i c h sich diese auch in d e m 1875 abgeschlossenen H a n d e l s v e r t r a g ausnahmen·*. H a w a i i w u r d e d a r i n auf der G r u n d l a g e der R e z i p r o z i t ä t der f r e i e Z u c k e r e x p o r t in die V e r e i n i g t e n S t a a t e n e i n g e r ä u m t , d a d e r vorgeschriebene Zoll d e n L i e f e r a n t e n z u r ü c k e r s t a t t e t w u r d e . W i e zielstrebig d e r V e r t r a g die R e z i p r o z i t ä t als I n s t r u m e n t d e r politischen A b s c h i r m u n g b e n u t z t e , zeigte d e r A r t i k e l

IV,

d e m g e m ä ß sich H a w a i i verpflichtete, a n d e r e n M ä c h t e n w e d e r i r g e n d w e l c h e t e r r i t o r i a l e n Rechte, noch die A m e r i k a z u s t e h e n d e n H a n d e l s v o r t e i l e e i n z u r ä u m e n ; es Schloß sich g a n z d e r a m e r i k a n i s c h e n A u f f a s s u n g v o n der E x k l u s i v i t ä t

der

M e i s t b e g ü n s t i g u n g a n . D i e V e r e i n i g t e n S t a a t e n errichteten d a m i t ein n u r n o t d ü r f t i g verschleiertes P r o t e k t o r a t ü b e r H a w a i i . „ U m die politische H e r r s c h a f t 237

über die Inseln" zu gewinnen, die zwangsläufig dem wirtschaftlidien Übergewicht folge, erläuterte Senator Morgan, und um „eine andere Großmadit" fernzuhalten, habe man H a w a i i „wirtschaftlich zu einem Teil der Vereinigten Staaten gemacht". Aus diesem Grunde billigte der Senat sofort den Vertrag, während das Abgeordnetenhaus fast ein J a h r lang zögerte. Schließlich beugte es sich den Argumenten, daß „der Stille Ozean in Z u k u n f t zweimal so wichtig wie der Atlantik" werden würde, daß „die großen Karawanen zur See", wie James A. Garfield wenige Jahre vor seiner Präsidentschaft betonte, auf Stützpunkte nicht verzichten könnten. Während Alaska den Nordpazifik absichere, falle Hawaii dieselbe Aufgabe im Süden zu. Die indirekte Herrschaft im Gewand der Reziprozität mache die formelle Annexion überflüssig. Die „Thermopylen des Stillen Ozeans" unterstanden seit 1876 der Aufsicht des State Departments'. Da die Produktionskosten für hawaiianischen Zucker um die H ä l f t e niedriger als auf dem Festland lagen und immer noch um ein Drittel billiger als auf Kuba waren, erlebte H a w a i i eine unerhörte Ausdehnung des Zuckeranbaus. In den folgenden 15 Jahren verdoppelte sich nahezu die Anzahl der Zuckergesellschaften. Der einsetzende Konzentrationsprozeß begünstigte die kapitalstarken Großunternehmen, die den Löwenanteil des Exports kontrollierten; eine Art Monopolstellung auch im Vertrieb fiel dem Deutschamerikaner Claus Spreckels zu. Von 1876 bis 1890 stieg die Erzeugung von 25,6 Mill, auf 268,8 Mill. P f u n d Zucker an, der Export in die Vereinigten Staaten wuchs im gleichen Zeitraum auch um das Zehnfache an; nur wenige hundert Pfund gingen schließlich noch in andere Länder. Von einem Gesamtexport von 10,3 Mill. Dollar wurden 1891 10,2 Mill. Dollar von Amerika abgenommen. Mehr als 48 Mill. Dollar an zurückerstatteten Zöllen waren bis dahin auf die Konten der Pflanzer geflossen. Wie in den Südstaaten vor dem Bürgerkrieg entwickelte sich eine Gesellsdiaftsordnung, an deren Spitze eine dünne Schicht von reichen Pflanzern stand, die das Leben der Inseln dominierten. Unter ihr bildete sich eine kleine Mittelschicht von meist amerikanischen Weißen heraus, während die eingeborenen K a naken, deren Zahl rasch zusammenschmolz sowie portugiesische und zunehmend auch asiatische Arbeiter die Plantagen bestellten: dort lag der reale Schwerpunkt der Inseln, nicht aber bei der verfallenden Monarchie'. Die Notwendigkeit, f ü r die expandierende Zuckerindustrie billige Arbeitskräfte zu verpflichten, schien der Regierung Garfield eine alte Gefahr heraufzubeschwören: England könne als die Schutzmacht indisdier Kulis, deren Verwendung lebhaft diskutiert wurde, ungebührlichen Einfluß erlangen. Außenminister Blaine, der im Herbst 1881 den Artikel IV des Reziprozitätsvertrags als den „eigentlichen Kern" des Abkommens bezeichnen ließ, entwickelte in Übereinstimmung mit den Präsidenten Garfield und Arthur in einer aufschlußreichen, großangelegten Instruktion f ü r den Gesandten in Honolulu erneut die Grundzüge der amerikanischen Hawaiipolitik. Er sah sie aufs engste mit dem Bau eines isthmischen Kanals verquickt, der den funktionellen Wert der Inseln noch einmal sdilagartig erhöhen werde. In den vergangenen dreißig Jahren hätten die Vereinigten Staaten eine „berechtigte Vorherrsdiaft im Nordpazifik", 238

deren Absdiwächung sie „niemals zulassen" könnten, erworben. D a H a w a i i aber diese Gewässer „strategisch beherrscht", werde die „ F r a g e des Besitzes zu einer Angelegenheit rein amerikanischer Politik". Deshalb seien die Inseln so eng mit Amerika verbunden worden, daß sie „unbeschadet ihrer Souveränität praktisch ein Teil des amerikanischen Systems sind". Ihre Unabhängigkeit beabsichtigten die Vereinigten Staaten auch weiter nicht anzutasten, so lange die gegenwärtige Regelung den „Schlüssel zur Seeherrschaft auf dem Amerikanischen Pazifik" in ihrer H a n d lasse. Doch aus „politischer Notwendigkeit" müßten sie „ohne zu zögern" eine „amerikanische Lösung erstreben", wenn der hawaiianischen Selbständigkeit von einer anderen Macht her Gefahr drohe. Blaine bekräftigte die Tyler-Doktrin, indem er sich förmlich auf eine „ N a t u r g e setzlichkeit" berief, die der amerikanischen Politik ihre Bahnen vorschreibe. Zeichne man von San Francisco Linien zu den Alëuten und Sandwich-Inseln, so liege dazwischen diejenige „Wirtschaftsdomäne", die der amerikanische Außenhandel kontrollieren müsse. D a s wiederum sei nur möglich, wenn die zentrale Stellung eines von Amerika bestimmten H a w a i i s unangetastet bleibe. Blaine erreichte sein Ziel. Statt englischer Kolonialuntertanen wurden chinesische und japanische Vertragsarbeiter angeworben; ihr Zustrom beschwor freilich neue Probleme'. D a der Vertrag von 1875 auf sieben J a h r e abgeschlossen worden war, warf die Verlängerungsfrage seit 1882 erneut das hawaiianische Problem auf. Die Gegner des Vertrags rekrutierten sich aus den Vertretern der östlichen Zuckerindustrie und südlichen Rohrzuckergebiete. Sie stellten ihre Einwände ganz auf die wirtsdiaftlichen Nachteile der bisherigen Beziehung ab. Dagegen bemühten sich die Verfediter des Abkommens keineswegs, wirtschaftliche Vorteile zu betonen, da das Abkommen offensichtlich nur einigen hawaiianischen Pflanzern und kalifornischen Raffinerien Reichtum brachte. Sie beharrten vielmehr, wie Senator Morgan sich ausdrückte, auf „höheren E r w ä g u n g e n " . Es „ w ä r e dodi närrisch", gab J o h n A. Kasson zu bedenken, auf den „widitigsten Sdilüssel zur Wirtschafts- und Seeherrschaft" auf dem Stillen Ozean zu verzichten. Ebenso wollte Senator Miller, der politische Exponent der kalifornischen Zuckerindustrie, die „zwangsläufige Tendenz des Reziprozitätsvertrags", der H a w a i i „praktisch zu einer amerikanischen K o l o n i e " mache, weiterwirken lassen. Eine Anregung Präsident Arthurs aufgreifend, setzte sich Miller als Sprecher des Außenpolitischen Senatsausschusses für die Verlängerung ein, allerdings nicht ohne die Abtretung Pearl H a r b o r s zu fordern. Obwohl Außenminister Frelinghuysen im Dezember 1884 den neuen Vertrag ohne diesen Zusatz unterzeichnete, lag er dann drei J a h r e in den Kongreßaussciiüssen fest'. Bei der Demokratischen Regierung Cleveland fand der Vertrag ungeminderte Unterstützung. Der Präsident selber und Außenminister B a y a r d setzten sich für ihn ein. Gegen interessenpolitisch gefärbte Einwände hob auch B a y a r d hervor, daß keine wirtschaftlichen Erwägungen, wohl aber der Artikel I V die Reziprozität gebieterisch forderten. „Exklusive Wirtschaftsprivilegien", verteidigte er seine H a l t u n g , „dehnen sich zu hödist bedeutsamen politischen Ergeb239

nissen aus. Die ungeheure Bedeutung . . . des Handels auf dem Stillen Ozean" verleihe H a w a i i eine „in jeder Hinsicht grundlegende Bedeutung". Bayard hielt daher die amerikanische Herrschaft „über diese zum amerikanischen Festland gehörenden I n s e b " gerade in der „nahen Z u k u n f t " f ü r unabdingbar. Auch Cleveland verwandte sich „vorbehaltlos" f ü r enge Bande mit Hawaii. Der Vertrag von 1875 habe „am Hauptweg des asiatischen und australischen H a n dels" einen „Vorposten des amerikanischen Wirtschaftsverkehrs und ein Sprungbrett f ü r den Pazifikhandel" geschaffen. Werde diese „glücklich erworbene Vorherrschaft aufgegeben", dann könnten dort „unsere wirtschaftlichen Konkurrenten ein Bollwerk" errichten. Als aber der Senat im April 1886 die Zustimmung zur Vertra'gsverlängerung von Exklusivrechten auf einen Stützpunkt am Pearl H a r b o r abhängig machte, sdieute die antikolonialistische Regierung vor diesem Vorstoß zuerst zurück. Ihr Verhalten in der Samoafrage während des Sommers bewies jedoch, zu welcher Flexibilität sie die amerikanischen Interessen im Stillen Ozean zu bestimmen vermochten. D a ß das State Department die Monroe-Doktrin, die jetzt explizit H a w a i i und Samoa umfassen sollten, offiziös ausdehnte, unterstrich diesen Grundzug ihrer durchaus aktiven Politik®. Die Nachricht, daß H a w a i i eine Zwei-Millionen-Dollar-Anleihe in England aufnehmen wollte, beschleunigte die wachsende Neigung, sich mit dem Senatsamendment abzufinden. Bayard protestierte unter Berufung auf Artikel IV des Reziprozitätsvertrags erfolgreich, daß die Anleihe das amerikanische Sicherheitsinteresse in Frage stelle. Unter diesen Auspizien wurde der Vertrag im Januar 1887 verlängert. Die Klausel, daß am Pearl H a r b o r ein amerikanischer Stützpunkt errichtet werden dürfe, ließ zwar nominell die hawaiianische Souveränität intakt, befestigte aber die Bindung an die Vereinigetn Staaten. „Die Inseln sind unser" kommentierte der „New York H e r a l d " . Da Bayard wegen der deutschen Aktivität im Stillen Ozean beunruhigt war, informierte er jetzt den deutschen Geschäftsträger in Washington, daß er die „amerikanischen Interessen auf H a w a i i für offensichtlich größer als diejenigen irgendeiner anderen Macht" halte. „Unter diesem Gesichtspunkt" seien die Verträge mit der Inselmonarchie geschlossen worden. Der englischen Opposition gegen die neuen Rechte in der Pearl-Harbor-Bucht begegnete Bayard mit gleicher Entschiedenheit. Eine Neutralitätsgarantie zusammen mit England und Deutschland lehnte er ganz wie Marcy ohne Umschweife ab. Nachdem er die Vertragsbindungen erneuert, die rivalisierenden Mächte in die Schranken gewiesen hatte, glaubte Bayard, die weitere Entwicklung in Ruhe abwarten zu können. „Die politische Verbindung mußte ganz logisch im Laufe der Zeit auf die wirtschaftliche Abhängigkeit folgen", urteilte er rückblickend. Als „offensichtlicher Kurs bot sich geduldiges Abwarten an, bis die amerikanischen Pflanzer und die amerikanische Industrie die Insel völlig besetzt hätten . . . Es war nur eine Frage ruhigen Wartens, bis der reife Apfel abfallen mußte". U n d Cleveland lobte die vertraglich zementierte „natürliche Interessengemeinschaft" mit Hawaii, das im „unermeßlichen Bereich des sich entfaltenden Asienhandels" einen kaum zu überschätzenden Wert besitze'". 240

Wenn Harrison und Blaine diese ruhige Gewißheit schon bald nicht mehr teilen konnten, so lag das zunächst an der innerhawaiianischen Entwicklung. 1887 hatte die amerikanische Oberschicht eine Verfassung durchgedrückt, die eine konstitutionelle Monarchie sdiuf, in der das Schwergewicht auf dem weißen Reformministerium und dem Parlament lag. Beträchtliche antiamerikanische Einflüsse der Eingeborenenpolitiker machten sidb aber weiterhin geltend. Im Sommer 1889 sdieiterte ein Putsch. Sofort gingen aber amerikanische Truppen an Land und stellten der Regierung Munition zur Verfügung. Marineinfanterie wurde seitdem auf einem stets vor Honolulu ankernden Kriegsschiff bereitgehalten. Diese Labilität der politischen Verhältnisse, die durch einen Wahlsieg der amerikanerfeindlichen Eingeborenenpartei im Februar 1890 unterstrichen wurde, bewog Blaine, nach zusätzlichen Bindungen zu suchen, mit denen er die amerikanische Vorherrschaft sicherstellen konnte. In der gleichen Zeit wurde auf dem Kapitol der McKinley-Zolltarif, der Zudier auf die Freiliste setzte, beraten. Damit aber kündigte sich eine schwere Erschütterung der hawaiianischen Wirtschaftsverhältnisse an, deren Prosperität von den Zollrückzahlungen unter dem Reziprozitätsvertrag abhing. Auch hier glaubte der Außenminister vorbeugen zu müssen. Blaine hielt außer Kuba und Puerto Rico Hawaii für eine der drei Inseln, die eine Annexion lohnten. Hoffentlich könne eine positive Entscheidung audi zu „unerwarteter Stunde" gefällt werden, schrieb er Harrison. Die Einladung Hawaiis zur ersten Panamerikanischen Konferenz bekräftigte seine Auffassung, daß es zum „amerikanischen System" gehöre. Den Gesandtenposten vergab Blaine an einen politischen Vertrauten aus seinem Heimatstaat Maine, John L. Stevens, mit dem er sidi in den Grundzügen einer wadisamen Hawaiipolitik eins wußte. Seit dem April 1889 versudite er, einen neuen Vertrag mit Hawaii zu vereinbaren. Im Hinblick auf den neuen Zolltarif bot Blaine den vollständigen Freihandel mit Amerika und die gleichen Prämien an, die eventuell amerikanischen Zudterpflanzern gewährt würden. Dafür verlangte er die formelle Abtretung Pearl Harbors und das Recht, jederzeit nach amerikanischem Gutdünken Truppen landen und hawaiianisdie Verträge mit fremden Mächten verwerfen zu dürfen. Für die wirtschaftliche Gleichstellung mit einem amerikanischen Bundesstaat forderte Blaine also eindeutige Protektoratsrechte, die nur die hohle Fassade der hawaiianischen Souveränität bestehen ließen. In Honolulu hingegen wehrte sich der König, auf die Unabhängigkeit der Insel auch nodi formell zu verzichten. Unter dem Einfluß der antiamerikanischen Partei wurde der Vertragsentwurf so stark verändert, daß er Washington nidit mehr akzeptabel schien. Die Republikanisdien Politiker glaubten, die konkurrienden Interessen der „Canadian-Pacific"-Eisenbahn am Werke zu sehen, und beobachteten mißtrauisch den Fortgang der Dinge. Immerhin bewies das Intermezzo, wie sehr Harrison und Blaine an der Verteidigung der amerikanisdien Stellung auf Hawaii gelegen war. Auch weiterhin wurden daher die Verhandlungen über einen neuen Vertrag nicht völlig abgebrochen".

241 16

Wehler, Amerik. Imperialismus

2. Die Annexionskrise

von 1893

Auf Hawaii lösten jetzt die Auswirkungen des McKinley-Zolltarifs die vorhersehbaren Erschütterungen aus. Der Zolltarif hatte die gesamte amerikanische Zudcereinfuhr auf die Freiliste gesetzt und zum Ausgleich der einheimischen Erzeugung eine hohe Prämie auf jedes Pfund Zucker gegeben. Obwohl McKinley selber ein Ergänzungsgesetz durchbrachte, das aus Rücksicht auf Pearl Harbor den Reziprozitätsvertrag mit Hawaii ausdrücklich in Kraft ließ, war aus diesem das für Hawaii vorteilhafte Kernstück herausgebrochen worden. Während der kubanische Zuckerexport dank der geringfügigen Transportkosten emporschnellte, fiel der Tonnenpreis des nicht mehr wettbewerbsfähigen hawaiianisdien Zuckers von 100 auf 60 Dollar. Die Grundstüdiswerte sanken um 12 Mill. Dollar. Nach knapp zwei Jahren kündigte der Gesandte Stevens den „Bankrott" der Inseln an, da der Vertrag von 1887 „praktisch annulliert" worden sei. Hawaii, das ein geradezu idealtypisches Beispiel einer Monokultur bot, mußte nun die politischen Folgen seiner sozialökonomischen Verfassung tragen. Unter den Inselamerikanern breitete sich der Annexionsgedanke ruckartig aus, da sie der sonst unabsehbaren Misere durch den Anschluß an die Vereinigten Staaten zu entgehen hofften. Einer konsequenten Politik in dieser Richtung stand freilich gerade eine Eigentümlichkeit des hawaiianischen Wirtschafts- und Sozialgefüges entgegen. Um in dem tropisdien Klima die Plantagen betreiben zu können, hatte die Verpflichtung asiatischer Kontaktarbeiter stetig zugenommen. 1890 zählte man unter 92 000 Einwohnern 19 ООО Chinesen und 8400 Japaner. Vor allem die Zahl der japanischen Zuckerkulis stieg aber dauernd an, 1893 hielten sich schon mehr als 20 ООО Japaner auf den Inseln auf. Wie in den amerikanischen Südstaaten Negersklaven oder auf den ostelbischen Rittergütern des wilhelminischen Deutschland polnische Saisonarbeiter eine rentable Bewirtschaftung erst ermöglichten, so bildeten die in jahrelange Hörigkeit gebannten asiatischen Vertragsarbeiter das Fundament eines profitablen Zuckeranbaus. So hart die Großpflanzer daher auch von der Depression im Gefolge des Zolltarifs von 1890 getroffen wurden, so sehr schreckten sie dodi wegen ihrer Abhängigkeit von billigen Kulis vor der Annexion zurück, untersagten doch die amerikanischen Gesetze strikt jede Form von Kontraktarbeit. Der Anschluß an die Union mußte daher ihrem Wohlstand vollends den Boden entziehen. Die eigentlichen Träger des Anschlußgedankens, die sich 1891 im geheimen Annexionsklub zusammenschlossen, entstammten deshalb der amerikanischen Mittelschicht. Auch sie hing zwar, wie das die Monokultur der Inseln bedingte, völlig vom Zucker ab, empfand jedoch den raschen Aufstieg des asiatischen Bevölkerungsteils, der auf gleiches, allgemeines Wahlrecht zu drängen begann, als Bedrohung ihrer materiellen und sozialen Existenz. Von der schwachen Monarchie glaubte sie auf längere Sicht keine Politik der harten Hand zugunsten der ungeschmälerten weißen Suprematie erwarten zu können. Wenn diese aktivistische Gruppe in erster Linie die Forderung nach einer stabilen Regierung verfocht, so sah sie diese letztlich nur durdi die Zugehörigkeit zur 242

Union gewährleistet. N u r Amerika konnte der Japanischen Politik, die sich der Landsleute auf H a w a i i tätig annahm, eine unüberschreitbare Grenze setzen. Die mit dem Anschluß verbundene harte wirtschaftliche Umstellung hoffte sie überwinden zu können, jedenfalls zog sie den einmaligen Schock dem vermeintlich sicheren Untergang der 3000 Inselamerikaner in der „asiatischen F l u t " vor. Die sozialökonomisdie Struktur H a w a i i s bedingte die politischen Reaktionen: Die Ausdehnung des Zuckeranbaus zur alles beherrschenden Monokultur in Abhängigkeit v o m amerikanischen Markt, die damit verflochtene Einwanderung asiatischer Vertragsarbeiter mit ihrem Streben nach politischer Gleichberechtigung, schließlidi die wirtschaftliche Depression und innenpolitische Labilität als Ergebnis des McKinley-Zolltarifs, sie schufen auf H a w a i i den Rahmen, in dem sich die Ereignisse der Folgezeit abspielten. Nicht der Niedergang der Zuckerindustrie im engen Sinn, sondern die Labilität einer von der Monokultur abhängigen Wirtschafts- und Gesellsdiaftsordnung setzte die Antriebskräfte der annexionsfreundlidien Politik frei'^. Die Berichte des Gesandten Stevens und der in Honolulu stationierten amerikanischen Marineoffiziere spiegelten diese Entwicklung seit 1890 deutlich wider. Stevens sah das Duell zwischen „asiatischer und amerikanischer K u l t u r " unaufhaltsam einer Entscheidung zustreben. Der Ausgang aber entscheide über die amerikanische Handels- und Seeherrschaft im N o r d p a z i f i k . D a die europäischen Rivalen fast alle Inselgruppen in der Südsee besetzt hätten, werde der Verlust H a w a i i s die „berechtigte Suprematie" Amerikas auf dem Stillen Ozean tödlich gefährden. V o r der europäischen Konkurrenz zu warnen, wurden die amerikanischen Beobachter nicht müde, vor allem seitdem die amerikafeindlidien Gruppen vom J a n u a r 1891 ab an der neuen Königin Liliuokalani einen Rückhalt zu finden schienen. Stevens unterstellte ihr sogleich „extreme Vorstellungen" von einer überlebten Alleinherrschaft, in deren Schatten sich der ausländische Einfluß noch stärker ausbreiten könne. D a er Blaines Ohr direkt erreichte und dessen Befürchtungen bestätigte, begann die Regierung in Washington, nach dem Scheitern ihrer Vertragspläne mit spürbarer Nervosität auf die hawaiianische Frage zu reagieren. Er halte es für sidier, „ d a ß die amerikanischen Interessen gefährdet" seien, beriet sich Harrison mit Blaine, „jedoch wie weit wir gehen und was wir tun können, um die Pläne derjenigen, die die Inseln europäischer Herrschaft unterstellen wollen, zu vereiteln, vermag ich noch nicht zu sagen". Auf jeden Fall empfinde er aber die „Notwendigkeit, unseren Einfluß auf H a w a i i zu erhalten und zu steigern", als „offensichtliches und dringendes Gebot der S t u n d e " . Diese Auffassung vertrat er auch in der Jahresbotschaft von 1893. In der republikanischen „ N e w Y o r k Tribune" erscholl das Echo: „ D a s Wachstum unserer pazifischen Bundesstaaten, die L a g e der Inseln am Wege unseres chinesischen und australischen Handels, ihre strategische Bedeutung zum N i k a r a g u a k a n a l zwingen uns alle dazu, H a w a i i nicht zu einer Kolonie ausländischer Mächte werden zu l a s s e n . " " Stevens beschwor beharrlich die englische Gefahr, wenn die Vereinigten Staaten sich trotz der „wachsenden Anzeichen", daß die Annexionsstimmung auf 243 16·

den Inseln ansteige, weiter zurückhielten. Im März 1892 bat er sogar vorsichtshalber um Instruktionen f ü r den Fall, daß eine Revolution ausbreche. D ü r f t e n der Gesandte und der Kommandeur des amerikanischen Kriegsschiffs zum Schutz von Leben und Eigentum amerikanischer Bürger eingreifen? Eine Antwort wurde ihm nidit erteilt. Statt dessen ließen Blaine und Marineminister Tracy gegenüber dem Washingtoner Vertreter des Annexionsklubs, Lorrin Thurston, deutlich durdiblicken, daß sie Umsturzpläne keineswegs verwerflich fänden. Blaines Nachfolger, John W. Foster, sdiloß sich dieser Auffassung im November 1892 an. Ende November sah Stevens nur noch die Alternative zwischen dem Anschluß Hawaiis an die Vereinigten Staaten oder einer Zollunion, folgerte aber selber, daß „die goldene Gelegenheit nahegerückt" sei, die Inseln als Bundesterritorium der Union anzugliedern. In diesen Tagen auch wiederholten sidi Meldungen in gewöhnlich gut informierten republikanischen Zeitungen, daß die Regierung genötigt werden könne, auf Hawaii einzugreifen, da sich dort eine Krise zuspitze. Als Konteradmiral Skerrett im Dezember das Pazifikgesdiwader übernahm und den Auftrag erhielt, Honolulu anzulaufen, erfuhr er von Tracy, daß „die Regierung sehr gerne H a w a i i annektieren werde". Offensiditlich war die Regierung Harrison zu handeln bereit". Die Kettenreaktion der Ereignisse im Januar 1893 wurde wider Erwarten von der Königin ausgelöst. Liliuokalani war es gelungen, die königliche Prärogative auf Kosten des Inselparlaments wieder zu stärken. Zu Beginn des neuen Jahres setzte sie zu einem weiteren Schachzug an. Am 11. Januar 1893 wurde auf ihr Drängen hin ein Gesetz verabschiedet, das eine amerikanische Lotteriegesellschaft auf H a w a i i zuließ. Dagegen wurde ein gekränkter puritanischer Moralismus ins Feld geführt. Tatsächlich aber richtete sich die Opposition gegen das Bemühen der Monarchin, sich von der finanziellen Vormundschaft der amerikanischen Bankiers zu befreien. Die hohen Regierungseinkünfte aus der Lotterie hätten „die weiße Vorherrschaft" zerstört, urteilte später der amerikanische Gesandte Willis, der in dieser plötzlich naherückenden Aussicht einen „ H a u p t g r u n d " f ü r die folgende Entwicklung sah. In allgemeinerem Zusammenhang und vor allem in vergleichender Perspektive kann man aber die Reaktion der Kreise um die Königin als eine jener „protonationalistischen Protestbewegungen" verstehen, wie sie seit dem 19. Jahrhundert so häufig unter dem Modernisierungsdruck westlichen Einflusses in unentwickelten Regionen aufgebrochen sind. Am 12. Januar wurde das pflanzerfreundliche Kabinett gestürzt. Das neue Ministerium traf unter den Amerikanern auf einen Wall von Ablehnung. Dennodi hätten diese ein sdiweres Spiel gehabt, wenn sich nicht die Königin entschlossen hätte, sofort nocii einmal nachzustoßen. Am 14. Januar verkündete sie gegen geltendes VerfassungsrecJjt eine neue Verfassung durch königliches Edikt, das ihr die gewünschten halbabsolutistischen Herrschaftsrechte einräumte. Obwohl sie zwei Tage später den Rückzug antreten mußte, brach nun der überspannte Bogen. Der organisierte Aufstand der weißen Aktivisten unter Führung des Annexionsklubs stürzte die Monarchie. Kapitän Wiltse warf am 16. 244

Januar Truppen in die Stadt. Ihre Anwesenheit erstickte den drohenden bewaffneten Widerstand der Royalisten. Der Gesandte Stevens erlebte seine große Stunde. Noch ehe Liliuokalani am Abend des 17. Januars ihren Rücktritt erklären mußte, hatte er nachmittags die neue republikanische Regierung anerkannt. Am 19. Januar verließ bereits eine Delegation Honolulu, um in Washington einen Anschlußvertrag abzuschließen'^. In einer Denkschrift, die der Marinenachrichtendienst am 1. Februar f ü r Tracy erstattete, wurde es im Hinblick auf den isthmischen Kanal und auf China f ü r „absolut notwendig" erklärt, daß Amerika die Inseln beherrsche. Die Regierung bedurfte dieses Hinweises kaum mehr. Schon Anfang Februar wurden die Verhandlungen abgeschlossen. Obwohl Außenminister Foster die Zukkerprämie f ü r einheimische Erzeuger Hawaii nicht zusagen konnte, dagegen die Übertragung der antidiinesischen Einwanderungs- und Vertragsarbeitergesetze ankündigte, wurde der Annexionsvertrag nach wenigen Tagen unterzeichnet und von Harrison bereits am 15. Februar dem Kongreß zugeleitet. Die Regierung war in Eile, da im März die Demokratische Regierung Cleveland einzog. Die Reaktion des Senats schien jedoch eine schnelle Verabschiedung zu ermöglichen und eine Zweidrittelmehrheit sicher zu versprechen. Noch Ende Januar hatten führende Republikanische Senatoren wie Chandler und Dolph die Aufnahme Hawaiis gefordert. Lodge erklärte im „Boston Journal", die Vereinigten Staaten brauchten H a w a i i als ihr „Gibraltar an der Straße des amerikanisdien Handels" nach Asien. Die „New York Tribune" als Sprachrohr der Regierung suchte den Boden f ü r die Annexion zu bereiten. Die traditionelle Auffassung vom amerikanisdien Isolationismus müsse „den Notwendigkeiten unseres anwachsenden Handels weichen", forderte sie. Wer gegen die Annexion Hawaiis sei, der solle auch offen zugeben, daß Amerika kein Redit auf Florida oder das Land westlich des Mississippi besitze. „Die Auffassungen des amerikanischen Volkes haben mit seinem wachsenden Empire Schritt gehalten . . . Wir erzeugen mehr Industriewaren als irgendwelche zwei europäischen Staaten zusammengenommen, mehr Agrarprodukte als drei von ihnen, mehr Mineralien als sie alle. Wir sehen uns mit dem Zwang, neue Märkte zu erschließen, konfrontiert, daher aber auch mit der Notwendigkeit, enge wirtsdiaftliche und politische Beziehungen mit den sich schnell entwickelnden südamerikanischen Staaten, mit Australien und den soeben erwachenden Reichen Chinas und Japans zu pflegen. Wenn wir diesen Einfluß ausdehnen wollen, dann liegt die wichtigste Voraussetzung in der Herrschaft über die isthmischen Zufahrtsstraßen . . . Um diese Herrschaft auf sicheren Boden zu stellen, ist der Besitz von karibischem Gebiet und von Hawaii absolut unumgänglich." Wie die „Philadelphia Press" und das „San Francisco Evening Bulletin", die „Washington Post" und der „New York Commercial Advertiser" hielt audi Shaw im „Review of Reviews" H a waii für den „Schlüssel zum Nordpazifik". Die „kolossale Z u k u n f t des H a n dels auf dem Stillen Ozean", der den Vereinigten Staaten zufallen müsse, schließe ein dem Zugriff der europäischen Mächte sich anbietendes unabhängiges H a w a i i aus. Ganz ähnlich äußerte sich Kapitän Mahan über den unver245

gleichlidi hohen wirtschaftlichen und strategischen Wert der Inseln. Zugleich aber hoffte er, daß eine erfolgreiche Annexionspolitik gegenüber H a w a i i nur „der A u f t a k t " zu einer ausgreifenden amerikanischen Außenpolitik sein werde. Nicht minder entschieden äußerte sich die Opposition gegen die Annexion. Zumeist allerdings leugnete sie nicht das vordringliche Interesse an der amerikanischen Vorherrschaft auf den Inseln. Weder der „ N e w Y o r k H e r a l d " und „Boston Advertiser", noch der „Washington S t a r " und das „Cincinnati J o u r n a l " bestritten dieses Interesse. Wohl aber widerstrebten sie einer staatsrechtlichen Vereinigung mit H a w a i i . Amerika genieße auch ohne den formellen Anschluß der Inseln alle wünschenswerten Vorteile, lautete der Tenor dieser Einwände. „Wir besitzen doch bereits auf H a w a i i den einzigen Vorrang, den wir auszuüben wünschen" beharrte der „Chicago H e r a l d " , „wir beherrschen seinen H a n d e l und werden anderen Mächten nicht gestatten", einzugreifen. „ Z u r Zeit ist eine Annexion weder notwendig, noch erwünscht", urteilte die „ N e w Y o r k W o r l d " , das bisherige verschleierte Protektorat genüge allen amerikanischen Ansprüchen'®. Hier zeichneten sich die Grundlinien der Clevelandschen Hawaiipolitik der Folgezeit ab, und sie entbehrte keineswegs eindringlicher Überzeugungskraft. Im Grunde blieb die Präponderanz der amerikanischen Position im nördlichen Pazifik unbestritten. Der eigentliche innenpolitische Konflikt drehte sich vielmehr um die Wahl der angemessenen Mittel, um den vorherrschenden Einfluß weiterhin behaupten zu können. Insofern handelte es sich um eine typische Auseinandersetzung, bei der sich auf der Grundlage derselben Voraussetzungen: am amerikanischen Übergewicht nicht rütteln zu lassen, die Anhänger direkter und indirekter Herrschaftsformen schroff gegenüberstanden. D a es dabei keineswegs um einen parteipolitisch bedingten Gegensatz ging, erhebt sich die Frage, warum die Regierung Harrison den entscheidenden Schritt zur formellen Annexion zu tun bereit war. Als Harrison den Vertrag dem Senat unterbreitete, setzte er voraus, daß den Vereinigten Staaten allein die Wahl zwischen einem Protektorat oder der „vollständigen Annexion" offen stehe. N u r die Annexion gewährleiste aber, daß die amerikanischen Interessen „ a d ä q u a t geschützt" würden. Diese Annahme ergab sich aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre. An dem Wert der Inseln hatte die amerikanische Politik und Publizistik seit je keinen Zweifel gelassen. Auch Harrison und Blaine, Foster und T r a c y waren sich wie ihre Vorgänger der wirtschafts- und flottenstrategischen Bedeutung H a w a i i s klar bewußt. Ähnlich wie im Verlauf ihrer Samoapolitik gewannen sie aber die Überzeugung, daß die von der Rivalität der Mächte ausgehende Bedrohung die Formalisierung des eigenen Einflusses bedinge. Deshalb hatten sie, während die amerikanische Delegation auf der Berliner Samoakonferenz von 1889 zugunsten der amerikanischen Stellung im Südpazifik neue Wege einschlagen mußte, die Protektoratsverhandlungen mit H a w a i i betrieben. Der negative Ausgang dieser Gespräche ließ die amerikanische Politik in einem Schwebezustand. Die innenpolitische Entwicklung unter Liliuokalanis Regime hielt die Befürchtung wach, daß die amerikanisdien Interessen einer Atmosphäre 246

steter Unsicherheit ausgesetzt bleiben könnten. Auch im Hinblick auf Pearl H a r bor zog es die Regierung Harrison vor, auf das Angebot der Revolutionsregierung einzugehen, schien ihr doch nur der Anschluß die englische und japanische G e f a h r endgültig zu beseitigen und die von Washington und den Inselamerikanern erwünschte Stabilität zu garantieren. V o r allem die Furcht vor dem Zugriff Großbritanniens wirkte sich erneut aus. D i e einzige ablehnende Stellungnahme einer englischen Zeitung zu den Vorgängen auf H a w a i i , von der der Gesandte Lincoln aus London berichtete, wurde im State Department besonders aufmerksam vermerkt. Stevens hielt es wieder für sicher, daß eine Z u rückweisung des Anschlusses H a w a i i in kurzer Zeit in die A r m e Englands treiben werde, und Foster, der sich ihm ganz anschloß, instruierte vorsichtshalber die Gesandten in den europäischen Hauptstädten, vor allem aber Lincoln, daß Hawaii

„ein

grundlegend

wichtiges Element

des amerikanischen

Handels"

bilde, das durch die neueste Entwicklung auch noch äußerlich enger mit Amerika verbunden werde. D e r Einwand der „ N a t i o n " , England werde aus Rücksicht auf den Artikel I V des Vertrags von 1875 schwerlich durch einen A n nexionsversuch die G e f a h r eines Krieges mit Amerika heraufbeschwören, konnte diese Befürchtungen nicht entkräften. D i e mächtepolitischen Gefahren, die inneren Wirren Hawaiis und seine wirtschaftliche Misere konnten, so glaubte man in Washington, unter einem P r o t e k t o r a t auf die Dauer nicht gemeistert werden, denn es verbinde „ein M a x i m u m an Verantwortung mit einem Minimum an Macht und E i n f l u ß " . Auch schien die Beständigkeit der neuen Regierung keineswegs schon über jeden Zweifel erhaben. Foster jedenfalls glaubte, einer ablehnenden amerikanischen Reaktion werde die „Anarchie" auf dem Fuße folgen. Es kam hinzu, daß die Regierung z w a r fraglos von der Revolution überrascht wurde, andererseits sich aber doch seit längerem auf eine Krise eingestellt hatte. Sie konnte deshalb so auffällig zügig handeln, weil nach langem Abwägen des Für und Wider die Entscheidung bereits vorher gefallen

war.

Nicht ein unbeschwerter, spontaner Expansionismus, wie es den Anschein haben mochte, sondern die vermeintliche Notwendigkeit, nur mittels der Annexion die allgemein unbestrittene amerikanische Suprematie bewahren zu können, lenkte die letzten Schritte der Harrisonschen Hawaiipolitik. Gegen die durchaus erwarteten Einwände wünschte der Präsident sich abzuschirmen, indem er Foster ursprünglich drängte, eine Klausel in den Annexionsvertrag einzufügen, daß der Anschluß gemäß dem Willen der Bevölkerung vollzogen und durch ein Plebiszit bestätigt werde. Auf diese Weise hätte er den Eindruck einer historischen Zäsur etwas a b g e m i l d e r t " . U n t e r den Vorauswirkungen des herannahenden Regierungswechsels zerfiel jedoch die scheinbar sichere Senatsmehrheit. Cleveland ließ durchblicken,

er

wolle nicht gebunden werden, sondern das Vertragsproblem noch einmal überprüfen. I m M ä r z zog er den E n t w u r f aus dem Senat zurück. T r o t z dieser Zurückhaltung schien er zunächst noch nicht definitiv festgelegt zu sein. An C a r l Schurz schrieb er, er sei nicht der Meinung, „daß die Annexion jederzeit und unter allen Umständen unklug" sei, man müsse aber das P r o j e k t ohne Eile noch 247

weiter überdenken. Seine Einwände, die Außenminister Gresham nach K r ä f t e n nährte, nahmen freilich schnell zu. Er konnte sich nicht zu der Überzeugung durchringen, daß die L a g e auf H a w a i i und Amerikas Verhältnis zu den Inseln, das ihm aus seiner ersten Amrsperiode durchaus vertraut war, einer schnellen Lösung bedurften. Cleveland bestritt jetzt genausowenig wie früher, daß die Hegemonialstellung der Vereinigten Staaten im nördlichen Pazifik das Übergewicht auf H a w a i i fordere, nur glaubte er, es auch ohne das Radikalmittel der Annexion weiterhin aufrecht erhalten zu können*®. Der frühere Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses des Abgeordnetenhauses, J a m e s H . Blount, untersuchte im A u f t r a g des Präsidenten die Revolutionsvorgänge auf H a w a i i , hob das von Stevens erklärte zweimonatige Protektorat auf und berichtete im Sommer 1893, daß dem Putsch nur dank der Intervention von Stevens und der amerikanischen Marineinfanterie ein E r f o l g beschieden gewesen sei. D a r a u f faßten Cleveland und Gresham den Entschluß, wenn eben möglich die Königin wieder in ihre ererbten Rechte einzusetzen, denn bis dahin hatte sich ohnehin ihre Abneigung, die Harrisonsche Politik fortzuführen, klar herausgebildet. Beide Männer verurteilten den gewaltsamen Umsturz mit amerikanischer H i l f e als einen Verstoß gegen die Prinzipien friedlichen demokratischen Regierungswechsels. Beide fürchteten auch, einen unheilvollen Präzedenzfall zu schaffen. Gegen eine Kolonie im Stillen Ozean hegten sie schwere Bedenken. Schon im M ä r z 1893 erklärte Gresham dem russischen Gesandten, die neue Regierung „befürworte keine Politik der Erwerbung fremden Gebiets". D a r a u f beharrte er konsequent. H a w a i i schien außerdem denkbar ungünstige Voraussetzungen für die A u f n a h m e als gleichberechtigter Bundesstaat zu bieten. Auch Adee hielt die unentbehrlichen „asiatischen Arbeiter" für einen schweren Stein des Anstoßes, da sie das amerikanische Wahlrecht nicht erhalten könnten; H a w a i i werde daher die nötige Wählerzahl fehlen, die „ihm Anspruch auf die Zulassung als S t a a t " gebe. Von Blount in ihrer Aufassung noch bestärkt, leiteten Cleveland und Gresham im Oktober die nächsten Schritte ein. A m selben T a g , an dem Gresham dem Präsidenten einen die Öffentlichkeit erregenden, zusammenfassenden Bericht vorlegte, der sogar notfalls die gewaltsame Restitution' Liliuokalanis als Forderung der Gerechtigkeit hinstellte, wurde der neue Gesandte Willis instruiert, die Königin über die amerikanischen Absichten ins Bild zu setzen. Allerdings sollte eine vollständige Amnestie und die A u f n a h m e von Revolutionspolitikern in das neue Kabinett die Voraussetzung für das Eingreifen Clevelands bilden. D a m i t wurde dem Vorhaben aber die Spitze abgebrochen, denn im G r u n d wäre, selbst wenn die Königin eingewilligt hätte, die Monarchie nur mehr als A t t r a p p e vor der Herrschaft der Inselamerikaner aufgerichtet worden*'. Liliuokalani bestand jedoch einige Wochen lang auf der Todesstrafe für die Rädelsführer, die ihre Macht usurpiert hätten. Als sie endlich auf die amerikanischen Bedingungen einging, lehnte die republikanische Inselregierung selbstbewußt jedes Entgegenkommen, geschweige denn den Rücktritt, ab. WiUis' Berichte lösten in Washington eine spürbare Ernüchterung aus. Sie führten Cleve248

land die Grenzen seiner moralistischen Politik vor Augen, denn augenscheinlich konnte er nicht zugunsten einer Monarchie gewaltsam intervenieren, die anschließend Amerikaner an der Spitze einer de facto bestehenden Republik köpfen ließ. Inzwischen hatte auch Justizminister Olney triftige Einwände gegen diese außenpolitische Donquichotterie erhoben und Gresham auf ein angemessenes Verhältnis von Zweck und Mittel hingewiesen. Als der Außenminister gegenüber dem russischen Gesandten insistierte, eine ungerechte Handlung müsse rückgängig gemacht werden, erinnerte ihn der Diplomat nicht ohne Ironie daran, daß doch letztlich eine Interessenfrage auf dem Spiel stehe. Nachdem sich das endgültige Fiasko von Willis Gesprächen abzuzeichnen begann, erkannte auch Cleveland die Sackgasse, in die ihn das Streben nach abstrakter Gerechtigkeit geführt hatte. D a ß er nun auf die politische Leitung, die ihm die Verfassung zuschrieb, verzichtete und plötzlich dem Kongreß die Entscheidung überantwortete, beeinträchtigte zwar nicht seinen noblen Impuls, geschehenes Unrecht wiedergutzumachen, zeigte jedoch die Mängel einer unausgegorenen Politik, die sich an individualethisdien Maßstäben orientierte^". Weder im Abgeordnetenhaus noch im Senat fand sich eine Mehrheit gegen Clevelands Hawaiipolitik. Beide Häuser verabschiedeten jedoch Resolutionen, in denen sowohl das Verhalten der amerikanischen Vertreter im Februar 1893 kritisiert, als aber auch die Ausdehnung der Monroe-Doktrin auf Hawaii bekräftigt wurde. Jede Einmischung einer ausländischen Macht solle als „unfreundliche Handlung" gegenüber den Vereinigten Staaten aufgefaßt werden. Darin entsprachen die Entschließungen einer Grundintention Clevelands, die die Restaurationspolitik zeitweilig überdeckt hatte. In der Hitze der öffentlichen Debatte wurde oft übersehen, daß es Cleveland primär um eine formale Wiedergutmachung ging, er jedoch nicht die Verteilung der Machtgewichte auf Hawaii grundlegend verändern wollte. Seine Forderung an die Königin belegte das sehr deutlich. Überhaupt läßt sich nicht übersehen, daß Clevelands Politik gegen die Besitzergreifung von Hawaii, keineswegs aber gegen die Bindung an die Vereinigten Staaten gerichtet war. Verschiedene Umstände haben es ihm ermöglicht, diese Politik durchzuhalten. Auf Hawaii widerstrebten die großen Zukkerpflanzer, nachdem eine schnelle Regelung mißlungen war, zunehmend dem Annexionsplan, der, wie sie jetzt wußten, das Ende der Vertragsarbeit bedeutete. Spreckels, der wie die anderen vergeblich auf amerikanisches Entgegenkommen gehofft hatte, bezeichnete dieses Problem als die „wichtigste Frage und meinen einzigen Einwand gegen die Annexion"; er versuchte sogar, die provisorische Regierung zu schwädien, indem er plötzlich eine Anleihe zurückforderte, mit der er vorher keine Eile gezeigt hatte. Seit dem Frühjahr 1893 machte sich das traditionelle, volle Schwergewicht dieser Schicht wieder in der hawaiianischen Politik geltend. Der amerikanischen Schutzherrschaft, an der ihr weiterhin lag, glaubte sie wegen der ungeminderten Bedeutung der Inseln sicher zu sein. Zudem setzte von dem Augenblick an, als 1894 der Wilson-Zolltarif die Zuckerprämie beseitigte und H a w a i i wieder in den Genuß seiner Ex249

portüberlegenheit kam, sofort ein wirtschaftlicher Aufschwung ein, der der Annexionspolitik ihre sozialökonomische Grundlage ganz so entzog, wie sie jetzt f ü r die kubanische Revolution seit 1895 geschaffen wurde. Gegen schwachen Widerstand bestätigte der Senat den Reziprozitätsvertrag mit Hawaii. Damit sicherte er den wieder ansteigenden Wohlstand der Inseln, stärkte aber auch die Selbständigkeit der Republik. Die am Stillen Ozean interessierten Großmächte wurden durch den Sturz der Monarchie und Harrisons entschlossene Reaktion gezwungen, ihre Karten aufzudecken. Sie gaben der Regierung Cleveland schon im März 1893 zu verstehen, daß von ihrer Seite gegen den Anschluß Hawaiis keine Einwände zu erwarten seien. Gresham, der dennoch betonte, daß die Vereinigten Staaten keine ausländischen Eingriffe gleich welcher Art gestatten würden, konnte von der Gewißheit ausgehen, eine Politik der freien H a n d betreiben zu können. Das gab ihm genügend Spielraum f ü r seine Bestrebungen, den Anschluß Hawaiis zu vermeiden^'. All dies gestattete es auch der Regierung Cleveland, an dem Grundgedanken festzuhalten, ohne Verstoß gegen die antikolonialistische Tradition doch die enge Verbindung mit H a w a i i weiter auszunutzen. Mit Bayard glaubte sie, daß „ein imperialistisches System von Kolonialerwerbungen" den freiheitlichen Charakter der Union verderben werde. Carl Schurz' Auffassung, daß „alle Vorteile, die eine Annexion eintragen könnte, auch ohne Verzicht" auf die überlieferte Politik „gesichert werden könnten", wurde von Cleveland und Gresham vorbehaltlos geteilt. Vertraglich und durch den Wilson-Zolltarif blieb Hawaii weiter an die Vereinigten Staaten gebunden, die Exklusivrechte auf Pearl H a r b o r wurden nicht angetastet. Amerikanische Kriegsschiffe demonstrierten weiterhin das effektive Übergewicht der Vereinigten Staaten. Diese indirekt ausgeübte amerikanische Herrschaft wurde auch durch die Gründung der Republik H a w a i i nicht beeinträchtigt. Sie wurde im Juli 1894, als alle Aussichten auf Annexion vorerst entschwunden waren, ins Leben gerufen und von den Vereinigten Staaten bald anerkannt. „Ohne Rücksicht auf die Begleitumstände ihrer Entstehung", erklärte jetzt Cleveland, sei diese Haltung gegenüber der Republik gerechtfertigt. Das Resümee der Clevelandschen Politik zog ein Vertrauter Bayards im State Department, Frederic Emory, der in der „Baltimore Sun" eine Politik des geduldigen, nichts überhastenden Abwartens empfahl, wie Bayard und Cleveland sie schon in den 1880er Jahren betrieben hätten. Gegenwärtig genieße Amerika doch alle nur wünschenswerten Vorrechte auf den Inseln. Sie würden ihm auch, ohne daß voreilig die Last neuer Verantwortung übernommen zu werden brauchte, im Laufe der Zeit sicher zufallen. Indem sich Emory auf den Sozialdarwinismus berief, hielt er die Unterstützung der ohnehin siegreichen weißen Herrschicht f ü r unnötig^^. 1893/94 hielten die verantwortlichen demokratischen Politiker keine Zwangslage für gegeben, die die Annexion Hawaiis unausweichlich gefordert hätte. Wie die Samoapolitik Clevelands bezeugt, hätte eine als unabweisbar empfundene Gefahr auch seinen pragmatischen Expansionismus zu einer anderen Entscheidung nötigen können. Günstige Umstände kamen jedoch der ko250

lonialfeindlichen H a l t u n g der Regierung C l e v e l a n d entgegen, um der v o n H a r rison noch als überaus dringlich e m p f u n d e n e n P r o b l e m a t i k in k u r z e r Zeit ihre Schärfe zu nehmen. Als sich aber die Konstellation der amerikanischen Asienpolitik veränderte, w o z u in eben dieser Zeit der das W e t t r e n n e n um C h i n a auslösende japanisch-chinesische Krieg von 1894/95 beitrug, erhielt die H a waii-Frage sogleich wieder ein anderes Gewicht. Die Opposition, die sich in beiden Parteien gegen Clevelandsche H a w a i i p o litik u n ü b e r h ö r b a r äußerte, h a t t e die Voraussetzungen v o n Clevelands Zurückh a l t u n g f ü r brüchig gehalten. Sie glaubte vielmehr, er lasse sich v o n der nur zu bald entschwindenden G u n s t des Augenblicks blenden, wogegen H a r r i s o n weiterschauend den einem selbständigen H a w a i i p e r m a n e n t d r o h e n d e n G e f a h r e n ein f ü r allemal den Boden h a t t e entziehen wollen. In einer weit ausholenden R e d e h a t v o r allem der Abgeordnete General D r a p e r die M o t i v e der B e f ü r w o r ter der Annexion miteinander v e r k n ü p f t . Er hielt die europäische Expansionspolitik im Pazifik f ü r das Ergebnis einer planvollen Handelsstrategie. V o r allem G r o ß b r i t a n n i e n w u r d e wieder als das beneidenswerte Vorbild hingestellt, das seinen H a n d e l durch ein globales S t ü t z p u n k t s y s t e m schütze. Zugleich d r o h e v o n diesem Gegner die G e f a h r einer Einschnürung Amerikas. Dagegen aber gelte es, rechtzeitig z u m Gegenzug a n z u t r e t e n . Für das Fernziel amerikanischer S u p r e m a t i e auf dem Stillen O z e a n sei „der Besitz von H a w a i i eine N o t w e n digkeit". Zugleich benötige A m e r i k a die Inselgruppe, um die pazifische Westküste verteidigen zu k ö n n e n . D r a p e r betonte die unauflösliche V e r b i n d u n g v o n A u ß e n h a n d e l s - u n d F l o t t e n p o l i t i k : „ W e n n wir wirtschaftlich auf dem Pazifik den T o n angeben wollen, d a n n m u ß unsere Kriegsflotte d o r t die erste Rolle spielen." K ö n n e aber die amerikanische Politik von dem Besitz H a w a i i s u n d Samoas, sowie v o n S t ü t z p u n k t e n am z u k ü n f t i g e n isthmischen K a n a l ausgehen u n d durch die Flotte die Verbindungswege freihalten lassen, d a n n w e r d e „uns der Pazifik als ein amerikanisches Meer, auf dem f ü r alle Zeiten amerikanische Wirtschaftsinteressen vorherrschen, g e h ö r e n " " . Die Angst vor dem englischen Einfluß, der Clevelands Abstinenz eilfertig ausnutzen werde, h a t noch eine ganze Zeit lang die Diskussion gefärbt. D e r Gesandte sah englische Intrigen ganz so am W e r k , wie die amerikanischen M a rineoffiziere, die argwöhnisch wie seit je sie dem Ministerium weitermeldeten. A d m i r a l I r w i n meinte, den „geheimen ausländischen Einfluß, der überall dort, w o w i r Handelsinteressen besitzen, gegen uns aufgeboten w e r d e " , auch auf H a waii zu spüren. A d m i r a l B e l k n a p beklagte e s ' a l s „selbstmörderische Politik, w e n n m a n E n g l a n d oder irgendeine europäische Macht" auf H a w a i i einen „festen S t a n d " gewinnen lasse. Schlagartig lösten diese Befürchtungen eine neue D e b a t t e im K o n g r e ß aus, als die Regierung noch 1894 plötzlich d a r a u f v e r zichtete, ununterbrochen ein amerikanisches Kriegsschiff im H a f e n v o n H o n o l u lu liegen zu lassen. Lodge brachte sofort eine Entschließung dagegen ein, da H a w a i i „wirtschaftlich u n d militärisch v o n höchstem W e r t " sei. Seine Bedeutung k ö n n e auch im Hinblick auf den N i k a r a g u a k a n a l „nicht überschätzt" werden. D e r demokratische Senator M o r g a n u n d der Silberrepublikaner Teller, 251

die Populisten Kyle und Allen sprangen ihm bei. Ungesdiützt liege Hawaii jetzt da, jedem Zugriff preisgegeben. Wenn schon der Anschluß vertagt worden sei, so solle doch wenigstens die „moralische Souveränität" über Hawaii, von der Morgan soeben noch in einem ausführlichen Senatsbericht über die Inseln gesprodien hatte, den Rückhalt an einem Kreuzer besitzen". 3. Die „Aufteilung"

Chinas und der Anschluß

Hawaiis

Die grundlegende Veränderung, die in den folgenden drei Jahren neue Bewegung in die amerikanische Hawaiipolitik trieb, ging von zwei Unruhezentren aus: von der japanischen Politik gegenüber Hawaii und vom Wettlauf um die Aufteilung Chinas in Interessenzonen. Die hawaiianische Republik der Revolutionäre von 1893 hatte folgerichtig die Asiaten vom Wahlrecht ausgeschlossen. Nicht nur die Verfassung, bei deren Entwurf Prof. Burgess von der Columbia Universität zu Rate gezogen worden war und der die Verfassung des Bundesstaates Mississippi als Vorbild weißer Herrschaft gedient hatte, errichtete schier unüberwindliche Hindernisse; zusätzliche Wahlqualifikationen verwehrten den 45 ООО Japanern und Chinesen politische Rechte. Mit Hilfe strenger Einwanderungsgesetze versuchte die Regierung in Honolulu, die Zuwanderung zu steuern, beschwor aber durch ihre Diskriminierungsmaßnahmen ernste Auseinandersetzungen mit Japan herauf. Als Olney im Februar 1896 darüber informiert wurde, sagte er dem hawaiianischen Gesandten amerikanische Hilfe zu. Wie der Kongreß es im Frühjahr 1894 gefordert hatte, dehnte der Außenminister den Geltungsbereich der Monroe-Doktrin bis nach Hawaii hin aus, sobald dies ein drohender Konflikt notwendig zu machen schien. D a Hawaii seine Politik weiterverfolgte, nahm die Gefahr einer Verwicklung mit Japan wegen der Einwanderungsfrage stetig zu. Damit aber gewannen alle die Argumente, die aufgrund der Bedrohung Hawaiis durch eine fremde Macht die Annexion empfahlen, ihre Kraft zurück. Nur trat an die Stelle Englands als bedrohlicher Konkurrent das aufsteigende asiatische Inselreich. Zur selben Zeit zerstörte diese Zuspitzung die außenpolitische Grundlage, auf der die Zurückhaltung der Regierung Cleveland beruht hatte. Von den hawaiianischen Politikern, die wegen der prekären Lage nachdrücklich den Anschluß an Amerika betrieben, wurde die japanische Gefahr aber auch weidlich ausgenutzt, um der Regierung McKinley Argumente für die Annexion zuzuspielen. Die Republikanische Partei hatte sich in ihrem Aktionsprogramm für die Präsidentschaftswahlen von 1896 für ein „von Amerika beherrschtes" Hawaii ausgesprochen. McKinley hatte die Auswirkungen des Zolltarifs von 1890 aus Rücksicht auf Pearl Harbor abzumildern gesucht und unlängst dem drängenden Zureden hawaiianischer und republikanischer Politiker wie Lodge und Roosevelt ein offenes Ohr geliehen. Die Krise, die sich wegen der diskriminierenden antijapanischen Einwanderungspolitik im März 1897 zuspitzte, als H a waii mehr als 1000 Kuhs zurücksandte, beschleunigte die Entscheidungen der neuen Regierung, vor allem als Tokio im Mai seinem Interesse durch die Ent252

Sendung eines schweren Kreuzers Nachdruck verlieh. Die hawaiianische Republik suchte jetzt erneut formell um den Anschluß an Amerika nach, wie das ihre Verfassung ausdrüdilidi gestattete. Auch der neue amerikanische Gesandte Sewall, der sich auf Samoa die Sporen verdient hatte, unterstützte wegen der aggressiven Politik Japans ihr Drängen. In Eile ließ McKinley von dem früheren Außenminister Foster einen Vertrag entwerfen, der bis auf einige Einzelheiten dem Vertrag Harrisons von 1893 entsprach. Aus Rücksicht auf die japanische Gefahr, aber auch auf die Verhandlungen über den Dingley-Zolltarif, die über der hawaiianischen Zuckerfrage ins Stocken geraten waren, unterschrieb der Präsident schon am 16. Juni 1897 den Annexionsvertrag. Die Aufnahme Hawaiis in die Union führe nach jahrzehntelanger amerikanischer Vorherrschaft auf den „benachbarten" Inseln zu einem „notwendigen Ergebnis", plädierte McKinley. Die Annexion bedeute als „unvermeidbare Konsequenz" der bisherigen Politik „keinen Bruch, sondern ihre Vollendung"". Gegen diese „Störung des Status Q u o " im Pazifik, die ein endgültig amerikanisches H a w a i i verursachen werde, trug Japan einen in seiner Geschidite beispiellos scharfen Protest in Washington vor. Es leugnete zwar jede Absicht, die hawaiianische Souveränität beeinträchtigen zu wollen, pochte dann aber auf das Schutzrecht für die japanischen Bürger auf den Inseln. Das State Department lehnte den Protest kühl ab, und traf gleichzeitig alle Vorbereitungen f ü r den Ernstfall. Schon im April hatte Theodore Roosevelt als Staatssekretär des Marineministeriums dem Präsidenten eine Übersicht unterbreitet, wie amerikanische Flotteneinheiten gegen Japan eingesetzt werden könnten. Am 10. Juli schlug Washington Alarm. Sewall wurde angewiesen, das japanische Verhalten sorgfältig zu beobachten. Sobald es auf Gewaltmaßnahmen hindeute, solle er ein provisorisdies Protektorat der Vereinigten Staaten über H a w a i i " ausrufen, bis der Aufnahmevertrag angenommen sei. Zugleich wies das Marineministerium Admiral Beardslee in Honolulu an, dem Gesandten bewaffneten Beistand zu leisten. Wenn Feindseligkeiten drohten, müsse er sofort die Insel von Marineinfanterie besetzen und verteidigen lassen. Das modernste Schlachtschiff der amerikanischen Kriegsmarine, die „Oregon", die es nach Roosevelts Meinung mit der „halben japanischen Flotte aufnehmen" konnte, rechnete seit dem 13. Juli mit dem Auslaufen nach Honolulu. Die Marineakademie erhielt als Planungsproblem eine geheime Aufgabe gestellt: „Japan erhebt Ansprüdie gegen Hawaii, Amerika interveniert. Welche Streitmacht wird notwendig sein, die Intervention durchzuhalten? Wie soll sie eingesetzt werden? Mögliche Komplikationen mit einer anderen Macht vor der atlantischen Küste (Kuba) sind zu berücksichtigen." Mahan führte die Kriegsgefahr unmittelbar auf die Folgen von Clevelands realpolitischer Blindheit zurück; er stärkte Roosevelt, dem er eine vorbeugende Besitzergreifung empfahl, bei seinen Vorbereitungsmaßnahmen den Rücken. Marineminister Long und Roosevelt, die beide „fest" von der Notwendigkeit des Anschlusses von Hawaii überzeugt waren, warteten gespannt die Entwicklung im Pazifik ab. Im September wurde Sewall noch einmal an den Protektoratsplan erinnert, während das Pazifikgeschwader die ja253

panischen Flottenbewegungen verfolgte. Mit der amerikanischen Unnachgiebigkeit konfrontiert bereitete jedoch die japanische Diplomatie die Rücknahme des scharfen Protestes vor. Obwohl in der Presse beider Länder noch schrille Töne erklangen, einigten sich Washington, Tokio und Honolulu über ein Schiedsverfahren zur Regelung der japanischen Entschädigungsansprüche. Anfang Oktober hatten sich schon die Wellen wieder geglättet. Die Ergreifung Kiautschaus durch Deutschland lenkte Japans Aufmerksamkeit seit dem November ganz auf Ostasien hin. Sie leitete auch die letzte Phase der amerikanischen Politik gegenüber dem auf die Annexion wartenden Hawaii ein^'. Wider Erwarten hatte auch McKinleys Vertrag erbitterte Gegner gefunden. Die Abneigung gegen Kolonialerwerbungen brach erneut in einer Stärke auf, welche die Regierung, die ihrer Sache ganz sicher gewesen war, überraschte. Noch ehe Mitte Januar 1898 die Kongreßdebatte einsetzte, prallten die Meinungen ungemildert aufeinander. Senator Gorman schreckte aus rassistischen Gründen vor den asiatischen Bewohnern Hawaiis zurück. Darin wurde er von Senator White, der außerdem den Aufbau eines erdrückenden Militärapparats als Folge imperialistischer Politik befürchtete, unterstützt. Andere Stimmen hielten den Vertrag für verfassungswidrig, verwarfen ihn wegen der Zusammenarbeit mit einer undemokratischen Regierung oder betonten, daß Amerika durch die Annexion nichts hinzugewinne. Dem Einwand, daß mit einer ausländischen Einmischung doch nicht zu rechnen sei, entzog die von Japan ausgelöste Krise schlagartig den Boden. Sie wurde daher von den Anhängern der Annexion mit Genugtuung ausgespielt. Neue Argumente tauchten sonst auf ihrer Seite nicht auf. John W. Foster bezeichnete sich als Gegner einer kolonialen Politik, hielt aber den Anschluß Hawaiis für unumgänglich, wenn Amerika „seinen mächtigen Handel auf dem Pazifik und seine wachsenden Interessen" gegen die rivalisierenden Großmächte verteidigen wolle. Er berief sich auf Mahan, erinnerte an Sewards Prophezeiungen, die auch John R. Proctor inspirierte, als er die amerikanische Ausdehnung über den Stillen Ozean eine der entscheidenden politischen Bewegungen des Jahrhunderts nannte. Der frühere Gesandte in Japan, Coombs, forderte, daß der Vorsprung, den das „Recht des Stärksten" gewonnen habe, ausgenutzt werde. Die hinlänglich bekannten wirtschafts- und militärstrategischen Gesichtspunkte wurden von den Senatoren Morgan und Money wieder herausgestrichen. Der Trans-Mississippi-Kongreß faßte eine proannexionistische Entschließung. Im „Review of Reviews" forderte Shaw Amerikas Herrschaft über den Stillen Ozean, die „Bühne großer Ereignisse im kommenden Jahrhundert". „Wenn wir Hawaii besitzen", schrieb der Gesandte in Siam, John Barrett, „werden wir den ganzen Pazifik beherrschen". Als seien sie seit 1893 eingefroren, so hoben sich die gegensätzlichen Auffassungen voneinander ab. Audi die junge Gewerkschaftsbewegung, die „American Federation of Labor", konnte sich der heftigen Auseinandersetzung nicht entziehen. Die Eisenbahn- und Gießereiarbeiter-Gewerkschaften verschlossen sich nicht den Vorteilen, die ihnen ein Anschluß Hawaiis bringen konnte. Insgesamt überwog jedoch die Abneigung gegen die asiatischen Ver254

tragsarbeiter und der Wunsch vor allem der Westküste, nach jahrzehntelanger Depression keine Arbeitsplätze durch den Zustrom anspruchsloser Arbeitskräfte zu verlieren". Seitdem das Wettrennen um China durch die Kiautschau-Affäre im November 1897 ruckartig verschärft worden war, gerieten jedoch die erstarrten Fronten in Bewegung. Lodge spürte, daß das „Vorgehen der europäischen Mächte in China" sich zugunsten des Annexionsprojekts auswirkte. Die notwendige Zweidrittelmehrheit im Senat werde sich wegen der drohenden „Teilung Chinas" zusammenfinden, denn „wie Mahan aufgewiesen hat, würde ein Verzicht auf die Inseln zugleich den Verzicht auf den gewaltigen Asienhandel bedeuten". Ähnlich sprach sich der ehemalige Marineminister Tracy in Boston aus. Theodore Roosevelt und Whitelaw Reid drängten nach Kräften. Der Präsident selber äußerte: „Wir benötigen Hawaii ebenso, ja mehr noch als Kalifornien, das ist unsere ,Manifest Destiny'." Offen und im Verborgenen bot die Regierung ihren Einfluß auf, den Kongreß zu einer schnellen Annahme des Vertrags zu bewegen. In der Öffentlichkeit mehrte sich jetzt auch die Unruhe wegen der Entwicklung im Reich der Mitte, die der Annexionsfrage „ein neues Aussehen" gebe. Immer häufiger wurde der Besitz von Hawaii zur Voraussetzung einer aktiveren amerikanischen Chinapolitik erklärt. Senator Frye glaubte, „die Welt werde den Ansdiluß als ersten Schritt" einer Politik, „deren moralischer Einfluß der Erhaltung Chinas" diene, auffassen. Unlösbar, so erklärte die regierungsnahe „Philadelphia Press", sei jetzt die Annexionsfrage mit dem Problem verbunden, daß Amerika entweder an dem plötzlich intensivierten Handelswettbewerb teilnehme oder „alle ernsthaften Anstrengungen, seinen Außenhandel auszudehnen", aufgebe. Die „Natur und die geographische Lage" gäben Amerika einen Anspruch „auf den Hauptteil des Pazifikhandels", schrieb die „New York Tribune", jedoch stelle Hawaii „den wirtschaftlichen Schlüssel zum ganzen Stillen Ozean dar". Hawaii müsse daher als Flottenstützpunkt und Zwischenstation f ü r den Handel „mit den jenseits liegenden Ländern" sicher in amerikanischer H a n d sein, forderte J. H . Wilson. Die großen N e w Yorker Wirtschaftsblätter schwenkten aufgrund der Vorgänge in China auf die annexionistische Linie ein. Vor der Bundesvereinigung der Industriellen beschrieb Senator Frye in Anwesenheit McKinleys die Depression als „einen neuen Lehrmeister", der der amerikanischen Wirtschaft eingepaukt habe, „zielbewußt auf die Außenmärkte vorzurücken". „Der erste Markt auf diesem Wege liegt in Asien, ihn werden Sie sich nicht verschließen lassen." Daher könne aber auch der Anschluß Hawaiis nicht länger aufgeschoben werden^®. Als endlich auch die parlamentarische Diskussion begann, erläuterte der Vorsitzende des. Außenpolitischen Senatsausschusses, Cushman K. Davis, die „militärische Bedeutung" der Inseln, die durch die „neuartige Wendung der Dinge im Fernen Osten" untermalt werde. Dieses Motiv klang während der folgenden Tage so oft durch, daß Senator H o a r den Eindruck gewann, es stehe die „Eroberung eines Empire in Ostasien" zur Debatte. McKinley beruhigte ihn, daß 255

eine amerikanische Beteiligung an der territorialen Aufteilung Chinas nidit in Betracht komme, statt dessen wies er wieder auf die japanisdie Drohung hin. D a s chinesische, aber auch das japanische Problem übten einen so starken Einfluß aus, daß die Annahme des Vertrags gesichert schien, obwohl die Kubapolitik die allgemeine Aufmerksamkeit in wachsendem Maße auf sich zog. Als Ende Februar 1898 noch immer einige Stimmen an der Zweidrittelmehrheit im Senat fehlten, da der Widerstand der Zuckerrübeninteressen nicht überwunden werden konnte, griffen die Verfechter des Vertrags am 16. M ä r z zu dem seit Wochen vorgesehenen Aushilfsmittel einer „ J o i n t Resolution", die in beiden H ä u sern einfache Mehrheiten erforderte. Noch einmal zögerten jedoch der herannahende Konflikt und der Krieg mit Spanien die Diskussion und Abstimmung bis zum J u n i hinaus. D a n n aber wurde die Annexion H a w a i i s endgültig unter der Perspektive der amerikanischen Asienpolitik erfaßt, da inzwischen die philippinische Frage unabweisbar in den Vordergrund getreten war^'. Weder die japanische Gefahr, noch die vermeintliche Bedrohung durch England, das, wie Roosevelt glaubte, H a w a i i weiter als „fehlendes Glied in der Kette seiner Stützpunkte rings um die Welt" begehrte, — weder der Wunsch der hawaiianisdien und der Druck der amerikanischen Regierung, noch das einsetzende Ringen um China haben aber zunächst genügt, dem Vertra'g vom J u n i 1897 zur Annahme zu verhelfen. Der Widerstand gegen die „neuartige" Politik ließ sich trotz aller eindringlichen Argumente nicht völlig überwinden. Erst der erhöhte Wert, den H a w a i i im Hinblick auf die Philippinen gewann, schuf den grundlegenden Wandel, der den Anschluß herbeiführte. Die ausschlaggebende Bedeutung dieses Zusammenhangs: die Sicherung eines amerikanischen Stützpunktsystems quer über den Stillen Ozean bis dicht vor das asiatische Festland hin, trat während der letzten H a w a i i d e b a t t e im Sommer 1898 klar profiliert zutage. Zugleich wurde damit eine Vorentscheidung über das Schicksal der Philippinen gefällt. Eine erneute Niederlage der annexionistischen K r ä f t e hätte auf einen Verlust der Philippinen hingewiesen. Der E r f o l g dagegen unterstridi ein halbes J a h r v o r der großen öffentlichen Diskussiön über die Zukunft dieser spanischen Inseln, daß die Tragweite der Veränderungen in der amerikanischen Asienpolitik erfaßt wurde'". Robert Hitt, der die Debatte im Abgeordnetenhaus eröffnete, bezeichnete es als eine „ N o t w e n d i g k e i t " , daß sich die „wirtschaftlichen und militärischen Gesichtspunkte", wonach man H a w a i i als Zwischenglied auf dem Wege nach den Philippinen besitzen müsse, endlich durchsetzten. Der ehemalige Staatssekretär im State Department lehnte sich an die Formulierungen Blaines an, als er die „strategische Vorherrschaft im N o r d p a z i f i k " forderte. Diese hielt F. H . Gillett deshalb für erwünscht, damit sich das amerikanische Übergewicht auf dem chinesischen M a r k t geltend machen könne. „Wir haben neidisch zugeschaut, als die europäischen Staaten China unter sich aufteilten", rief er, der Sieg bei Manila habe jedoch die L a g e verändert. H a w a i i , das er früher f ü r nutzlos gehalten hatte, sei jetzt wirklich zu einem „unentbehrlichen Sprungbrett" geworden. In dieselbe Kerbe hieb der mit McKinley befreundete Abgeordnete Grosvenor aus 256

Ohio. „Das Wachstum des amerikanischen Handels" sah er „in hohem Maße mit der Erwerbung" Hawaiis, das als Etappe „auf dem Weg zu den gewaltigen Märkten im Fernen Osten" liege, verknüpft. Zahlreiche Abgeordnete führten dieses Thema weiter aus. Davidson blickte auf den Aufstieg aus der Depression zurück: „Um die Prosperität zu erhalten, müssen unsere Industriellen und Farmer Außenmärkte sudien." Hier biete sich vor allem Ostasien an. Durch die Annexion Hawaiis „können unsere Wirtschaftsinteressen in Asien f ü r alle Zeiten geschützt werden". Ähnlich betonte W. A. Smith aus Michigan die Überproduktion der „großen amerikanischen Industrienation. Wir müssen endlich neue Märkte" gewinnen, forderte er. „Wenn wir Hawaii in Beschlag nehmen, die Philippinen behalten und enge Beziehungen mit Asien pflegen . . . wird sich unser Handel tausendfach vergrößern." „Fast" habe Amerika die „Spitze der großen Industrieländer" erreicht, hielt L. D a n f o r d fest. Um den überragend wichtigen Handelsweg nadi Ostasien zu sichern, müsse Amerika H a w a i i annektieren und „die Philippinen behalten, wenn nicht die gesamte Inselgruppe", so doch wenigstens „einen H a f e n , der der Flotte den Schutz unseres fernöstlidien Handels ermöglicht". Der in erster Linie mittelbare Wert, der Hawaii beigemessen wurde, bewog auch die Befürworter der Annexion, den Vorwurf, eine Politik kolonialer Erwerbungen einzuleiten, heftig zurückzuweisen. „Territoriale Ausdehnung ist überhaupt nicht das Gebot der Stunde", verteidigte sich J. V. Graff, wohl aber diene „Hawaii unserer wirtschafthchen Expansion". Hepburn unterschied „zwischen einer Kolonialpolitik einerseits, einer Handelspolitik andererseits, — sie schafft uns nur diejenigen Voraussetzungen", die der Konkurrenzkampf „unbedingt" erforderlich madie. Dem vermochte sidi auch der antikolonialistische Populist Ridgeley anzuschließen: „Der rapide anschwellende H a n d e l " mit Asien gebiete den Anschluß Hawaiis. Nicht nur die Republikanischen Abgeordneten, die das Gros der annexionsfreundlidien Redner stellten, beharrten immer wieder auf diesen wirtschaftsstrategischen Aspekten. Unter den Demokraten klangen die Worte des Abgeordneten Sulzer aus N e w York nicht anders. „Wir wollen unseren Anteil am Handel mit dem reichen Asien", so verkündeten seiner Meinung nach „die donnernden Kanonen von Deweys Schiffen". „Die europäischen Großmächte suchen neue Märkte für ihre Industrieerzeugnisse. Sie wissen, daß auf den Märkten der Welt über das wirtschaftliche Schicksal der Nationen entschieden wird. Wir müssen daher unsere Interessen auf dem Stillen Ozean schützen. Tun wir das nicht, so fügen wir den Wirtschaftsinteressen unseres Landes einen nie wiedergutzumachenden Schaden zu. Unser erster Schritt muß die Annexion Hawaiis sein, das ist der Schlüssel zur gesamten Lage."" Wie vor fünf Jahren argumentierte die Opposition keineswegs, daß die wirtschaftliche Expansion Amerikas vernachlässigt werden könne. Wohl aber hielt sie trotz der neuen politischen Konstellation die Annexion Hawaiis für überflüssig. „Die politische Herrschaft über die Inseln ist vom wirtschaftlichen Standpunkt aus nicht nötig", behauptete schon die Minderheit in dem Bericht, den der Außenpolitische Ausschuß des Abgeordnetenhauses über den Anschluß257 17

Wehler, Amerik. Imperialismus

vertrag erstattet hatte. Gegen Stützpunkte wollten die wichtigsten Oppositionsspredier nichts einwenden. Indes besitze man doch sdion die Rechte auf Pearl Harbor. Die längst amerikanischen Alëuten könnten womöglich noch bessere Dienste als Hawaii leisten, gab H . A. Dinsmore zu bedenken. Audi Ch. Clark, H . U. Johnson und E. D. Crumpacker hielten Pearl Harbor für ausreichend. Folgerichtig wandten sich Johnson und Crumpacker gegen „die Theorie, daß der Handel nur durch Gebietserwerbungen ausgedehnt werden könne". Qualitativ bessere und billigere Waren gäben vielmehr den Aussdilag. „Das Land mit den besten Produktionsbedingungen wird auch den größten Anteil des Welthandels besitzen." Insofern schienen ihnen alle Anzeichen ohnehin auf ein unaufhaltsames Vordringen Amerikas hinzudeuten. Ganz ähnlich verwandte sidi W. H . Howard „eingedenk" der Zwangslage, „daß die Überproduktion unserer Felder und Fabriken im Ausland abgesetzt werden muß", so nachdrücklich „wie nur irgendeiner für die berechtigte Ausdehnung unseres Handels". Landbesitz aber sei dazu nicht notwendig. Im Grunde liefen gerade diese Einwände offene Türen ein, da Hawaii nidit wegen seines Wertes als Kolonie annektiert werden sollte. Die Mehrheit des Hauses hielt es jedoch für unumgänglich, die Hawaii-Inseln als Zwischenstation an der immer wichtiger werdenden Handelsstraße zum asiatischen Markt in Besitz zu nehmen. Sie setzte sich über den lang anhaltenden Widerstand des Speakers T. B. Reed hinweg und hieß das Anschlußgesetz mit 209 zu 91 Stimmen gut'^. Der Senat wurde nun von der Regierung massiv unter Druck gesetzt. McKinley zog alle Register des präsidialen Einflusses, um die Diskussion sobald wie möglich zu beenden. Lodge hielt ihn für „sehr entschlossen und willens, die Inseln unter allen Umständen zu annektieren". Schurz' Einwände fanden kein Gehör mehr. Auch im Senat sdiwebte den Verfechtern der Annexion der chinesische Markt vor Augen. Zu ihm wünschten sie endlich einen sicheren Zufahrtsweg zu gewinnen. Auch hier stritt die Opposition ab, daß zu diesem Zweck ein so gefährlicher Präzedenzfall geschaffen werden müsse, der, wie Senator Caffery warnte, die Bahn zu künftigen Eroberungen freimache. „Die Philippinen, dann ein Teil Asiens, werden folgen. Wo wird die Grenze liegen?" Seine Befürchtungen wurden von der Majorität, die seit Jahren auf der instrumentalen Bedeutung Hawaiis beharrt hatte, zurückgewiesen. D a die Debatte auf das Drängen der Annexionisten hin verkürzt wurde, nahm der Senat schon am 6. Juli mit 42 zu 21 Stimmen die „Joint Resolution" an. Am folgenden Tag erhob sie McKinleys Unterschrift zum Bundesgesetz''. Die Opposition unterlag einem Mißverständnis, wenn sie unterstellte, Hawaii solle den Grundstein zu einem amerikanischen Kolonialreich bilden. Seit den Tagen der Tyler-Doktrin ging es den verantwortlichen Politikern vielmehr darum, die amerikanische Vorherrschaft auf Hawaii wegen des funktionellen Werts der Inseln im Pazifik und in Hinsicht auf Asien zu verteidigen. Die Kontinuität der Motive und einer vorsorglichen Politik, die sich von ihnen leiten ließ, ist in der Tat von einer erstaunlichen Beständigkeit. In diesem Sinn durfte McKinley von der „Vollendung" einer sechzig Jahre alten Politik sprechen. Lange 258

Zeit hatten die Formen einer versdileierten Sdiutzherrsdiaft ausgereicht: Dem eifersüchtigen Mißtrauen, fremde Mächte könnten die amerikanische Vorherrschaft gefährden, entsprang die Bindung an die Vereinigten Staaten durdi Handelsverträge, weldie die Sonderstellung der Union gewährleisteten. Aber die Gefahren, die die amerikanische Position in Frage zu stellen schienen, haben erstmals 1892/93 und dann — nach dem von vorübergehenden Umständen begünstigten Fortleben der indirekten Herrschaft — wieder seit 1897 das Protektoratsverhältnis als ungenügend erscheinen lassen. Fraglos wurde auch jetzt noch der eigentliche Wert der Inseln in ihrer Lage als Etappenstation gesehen. Die Aufnahme in die Union sollte jede neue Beunruhigung ausschließen und dem Interesse fremder Mächte endgültig einen Riegel vorschieben. Man wird nicht übersehen dürfen, daß zudem eine aus Amerikanern bestehende Regierung auf den Anschluß drängte. Die Skrupel gegenüber ihrer Legitimität hatten sich gelegt, eine auch de jure anerkannte Republik beharrte auf der Aufnahme in die Vereinigten Staaten. Dennoch bedurfte es der elektrisierenden Wirkung des Ringens um China, in das sich Amerika während des Krieges verstärkt einschaltete, um die Bahn dazu freizumachen. Die Aussicht, mit Hawaii und dem zunächst erstrebten Stützpunkt auf den Philippinen einen Zugang zum asiatischen Großmarkt zu gewinnen, der von diesen amerikanischen Vorposten aus im Konkurrenzkampf der Zukunft beschützt werden konnte, fiel im Sommer 1898 als entscheidendes Gewicht in die Waagschale. Mit diesem Urteil stimmten damals Befürworter und Gegner der Annexion nadi vollzogenem Anschluß überein. Der durch und durch antiimperialistische Yale-Professor T. S. Woolsey erblickte im Herbst 1898 „das überragende Motiv" für die Annexion in der „strategischen Bedeutung" der Inseln „als Sprungbrett zu den Philippinen". Und nach John W. Fosters Meinung hatte der Griff nach den Philippinen den Wert Hawaiis „verdoppelt". Hawaii wurde „als ein Glied in der Kette" der auf China zielenden amerikanischen Besitzungen im Stillen Ozean annektiert. Wenn sich diese grandiosen Asienpläne auch als Illusion enthüllen sollten, so bewirkten sie doch auf lange Sicht, daß die Hawaii-Inseln zwei Generationen später (1959) als gleichberechtigter Bundesstaat in die Union aufgenommen wurden'^.

4 . D e r Handelsimperialismus der „Offenen T ü r " in Ostasien Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert hatte es als die eigentliche Krönung der amerikanischen Handelsexpansion über den Pazifik hinweg gegolten, den sagenumwobenen ostasiatischen Großmarkt weiter zu erschließen und womöglich gar zu beherrschen^. Das mußte freilich jahrzehntelang allenfalls kühne Absicht bleiben, denn ähnlidi wie in Lateinamerika war an der absoluten Vorherrschaft Großbritanniens zunächst kaum zu rütteln. Sein Entwicklungsvorsprung als erstes Industrieland gewährte ihm lange Zeit eine unangefochtene Monopolstellung, die durchaus etwas Singulares darstellte, so oft es auch sonst den nach259 17*

folgenden Industrienationen „das Bild ihrer eigenen Z u k u n f t " zeigen modite. An ihm läßt sich der Zusammenhang von „Industrie und Empire" (Hobsbawm) zum erstenmal verfolgen, und in diesem Sinne entsprach der Durchbruchphase seiner Industriellen Revolution zwischen ca. 1780 und dem Ende der 1830er Jahre eine kraftvolle Ausdehnung seiner Wirtschaftsbeziehungen nach Übersee — bis hin nach China. Dort besiegelte England seine kommerzielle Vorherrsdiaft im Ersten Opiumkrieg, durch den das Reidi der Mitte gewaltsam dem Eindringen des Handelskapitalismus weiter geöffnet wurde. Im Frieden von Nanking, dem ersten der sog. „ungleichen Verträge" der okzidentalen Staaten mit China, wurde Peking 1842 zur Abtretung Hongkongs, zur Öffnung bestimmter Vertragshäfen, zur Einschränkung seiner Zollhoheit und zur Gewährung der Exterritorialität f ü r westliche Niederlassungen, vor allem auch (1843) zur Einräumung der Meistbegünstigung gezwungen. An formellem Kolonialbesitz in China war England überhaupt nicht gelegen. Es schuf vielmehr audi dort die Voraussetzungen f ü r seine freihändlerische Expansion^. Den Amerikanern, die seit dem 18. Jahrhundert Handel mit China trieben — der freilich nur einen geringen Bruchteil des englisdien Handels, aber immerhin jährlich 9 Mill. Dollar erreichte —, widerstrebte diese Abhängigkeit von den englisch-diinesischen Verträgen. Caleb Cushing Schloß daher 1844 f ü r Washington mit China den Vertrag von Wanghia ab, dessen entscheidender Paragraph den Amerikanern die Meistbegünstigung gewährte, mithin den automatischen Genuß all der Vorteile, die China irgendeinem Vertragspartner zusicherte. Schon die Zeitgenossen bezeichneten im Anschluß an den britischen Sprachgebrauch diese Handelspolitik als eine Politik der „Offenen T ü r " : einer Tür zum Inneren Chinas, die England 1842 in Nanking definitiv auf gestoßen hatte und die sich dank der Meistbegünstigungsklausel auch f ü r Amerika allmählich weiter öffnen sollte®. Diese Vorstellung bildete die Grundlage der amerikanischen Handelsexpansion in China seit 1844 und bis 1900, ja noch weit darüber hinaus. Amerika folgte mithin den klassischen Methoden des freihändlerischen England: Es verließ sich bei der Erschließung eines unentwickelten Landes auf Handelsverträge und Konsuln, auf seine Kriegsschiffe und gelegentlich auf die Kooperation mit anderen okzidentalen Staaten, vor allem aber auf den zunehmenden, Handel und Einfluß gewährenden Druck seiner ökonomisch-technologischen Überlegenheit, während die formelle Souveränität und Selbständigkeit Chinas zwar durchlöchert wurde, aber aufs Ganze gesehen noch erhalten blieb, so daß keine direkte politische, militärische und finanzielle Verantwortung für das Geschick des Landes übernommen werden mußte. Solche pragmatischen Überlegungen sollten sich meist als wichtiger als die antikolonialistische Ideologie der Vereinigten Staaten erweisen. Der Vertrag von Wanghia und das Programm der Handelsinvasion, die mit ihm verbunden war, lassen sich nur dann richtig verstehen, wenn man sie in die große Expansionsbewegung der Vereinigten Staaten in den 1840er und 1850er Jahren einordnet und als Teil der ersten entschlossenen Außenhandelsoffen260

sive des Landes begreift. Amerikas industrielle Revolution hatte sich zwar seit dem Ende der 1820er Jahre auf immer breiterer Front vorbereitet, aber-der eigentliche Durdibruch fällt in die Phase von der Krise von 1837—39 bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs. Mit diesem „Take-Off" Amerikas ist die auffällige expansive Welle dieser zwei Jahrzehnte verbunden. Auf dem Kontinent selber wirkten sich noch einmal die älteren Traditionen des „Continentalism" aus: der merkantilistischen Reichsbildung des „Rising American Empire", wie es seit dem 18. Jahrhundert hieß. 1844 wurde Texas annektiert, 1846 Oregon erworben, der Krieg gegen Mexiko begonnen und 1848 mit gewaltigem Landgewinn, der 1853 noch einmal durch den Gadsden-Kauf vermehrt wurde, abgeschlossen. Der amerikanische „Drang nach Norden", nach Kanada, war ungewöhnlidi stark, wenn er auch nidit zu Aktionen führte. Gewissermaßen in Verlängerung der Stoßrichtung nach Westen drang Amerika über den Kontinent hinaus auch in den Pazifik und nach Ostasien vor, das die Amerikaner merkwürdigerweise nicht den Fernen Westen, den es doch in mancher Hinsicht f ü r sie darstellte, sondern auch den Fernen Osten nennen. 1842 dehnte Washington sinngemäß die Monroe-Doktrin auf Hawaii aus, 1844 folgte der Vertrag von Wanghia, 1854 erschloß Commodore Perry Japan f ü r den westlidien Handel. Zur selben Zeit riditete sich audi die amerikanische Expansion über Mexiko hinaus nadi Süden: 1846 wurde mit Kolumbien ein Vertrag über den Isthmus von Panama abgeschlossen, um 1850 stieß Amerika allenthalben in Mittelamerika vor und mit dem dort überwiegenden englischen Einfluß zusammen. 1856 wurde eine kurzlebige Regierung amerikanischer Freibeuter in Nikaragua aufgerichtet. Zugleich erreichte das amerikanische industrielle Produktionssystem noch vor 1861 das Stadium der Hochindustrialisierung, nicht erst — wie das oft behauptet worden ist — im Bürgerkrieg. Der amerikanische Industriewarenexport machte sich in Westeuropa erstmals fühlbar bemerkbar. Von diesem ungeheuren inneren Wachstum gingen die entscheidenden Antriebe f ü r die überseeische Expansion aus. Schon jetzt wurde Amerikas „Frontier" nicht mehr allein auf dem Kontinent gesucht. Mit dem zunehmenden amerikanischen Export stieg in den Jahren nadi 1844 auch wieder das Interesse an China. Trotz der Konflikte, in die Amerika allenthalben mit Großbritannien verstrickt war, standen die Vertreter beider Staaten doch zusammen, als der Taiping-Aufstand, der größte Bürgerkrieg des 19. Jahrhunderts, erneut die Frage der direkten Intervention (zugunsten der Aufständischen oder der Mandschu-Regierung), ja, der Teilung Chinas aufwarf. Aus wohlverstandenem Eigeninteresse entschieden sich London und Washington für die territoriale Integrität Chinas, die den Großmarkt der Z u k u n f t erhielt, und f ü r die kaiserliche Regierung, die sie einem ungewissen Revolutionsregime vorzogen, das vielleicht auch härtere Opposition gegen die „Barbaren des Westens" leisten würde. Aus den neuen ungleichen Verträgen, die China nach der Taiping-Rebellion im Zweiten Opiumkrieg abgerungen wurden, zog auch Amerika dank der Meistbegünstigung seinen Nutzen: Neue H ä f e n wurden geöffnet, der Opiumhandel und der Außenzoll legalisiert^. 261

Hier sei zum Vergleich darauf hingewiesen, daß auch Preußen, das zwischen 1850 und 1873 den Durchbruch seiner Industriellen Revolution erlebte, im Zuge seiner gleichfalls aktivierten Außenhandelspolitik eine ostasiatische Expedition entsandte, die zwar nicht am Krieg teilnahm, aber 1861 einen Vertrag Schloß, der bis 1914 die Grundlage der deutsch-chinesischen Beziehungen bildete. Mit Nachdruck hat Bismardi in den 1860er Jahren in Ostasien eine preußische Politik der „Offenen T ü r " betrieben und unmittelbar vor Beginn seines dritten Hegemonialkriegs die Erwerbung eines preußischen Hongkong eingeleitet — ein Projekt, das er erst wegen der neuen Konstellation nach der Reichsgründung fallen ließ®. In Washington konnte Außenminister Seward gegen Ende seiner Amtszeit Teile seiner großen imperialen Konzeption verwirklichen. Nachdem er schon als Senator Perrys Japan-Expedition, Dampferlinien zwischen San Francisco, Hawaii und Ostasien sowie eine telegraphische Verbindung dorthin unterstützt hatte, gelang es ihm jetzt, Alaska mit den Alëuten Rußland abzukaufen. Er betrachtete es in erster Linie als „vorgeschobenen Stützpunkt" in Richtung auf Ostasien hin — und erst in zweiter Linie als Teil einer Zange, mit der sich das britische Kanada umgreifen ließ. Auf derselben Linie lag auch die Besetzung der Insel Midway im Nordpazifik. Dagegen konnte er andere Vorhaben: z. B. die Annexion Hawaiis und die Öffnung Koreas, nicht mehr ausführen, wie nachhaltig er auch seine Auffassung vertrat, daß der Pazifik und Ostasien für Amerikas wachsende Wirtschaft wichtiger werden würden als Europa. In den Beziehungen zu China folgten jetzt drei relativ ereignisarme Jahrzehnte. Nach dem Bürgerkrieg nahm vor allem die Industrialisierung die amerikanischen Energien in Anspruch. Auch in Amerika folgte aber auf den Boom des „Great Spurt" und die Nachkriegskonjunktur eine Trendperiode der industriewirtschaftlichen Entwicklung von 1873 bis 1896, die durch schwere Wachstumsstörungen gekennzeichnet w a r : Sechs Hochkonjunktur jähren standen achtzehn Jahre mehr oder weniger ausgeprägter Tiefkonjunktur gegenüber, die schließlich auch dem Export nach Ostasien neue Bedeutung verlieh. Zwischen 1865 und 1895 hatte der Chinahandel, der unter der Sdiwächung der chinesischen Währung durch die Silberabwertung und auch unter der rassistischen Einwanderungsgesetzgebung der Union gegenüber Chinesen litt, mit drei Prozent seinen relativen Anteil am amerikanischen Außenhandel behauptet, während er absolut mit steigendem Volumen des Gesamtexports von sechs auf 57 Mill. Dollar gewachsen war. Das Drängen des amerikanischen Gesandten in Peking, Charles Denby, der von 1885 bis 1898 immer wieder die Möglichkeiten des angeblich unermeßlichen chinesischen Marktes beschwor, Washington solle den seit einigen Jahren sprunghaft zunehmenden Chinahandel mit Baumwollwaren und Eisenbahnmaterial stärker unterstützen, f a n d erst während der dritten Depression von 1893 bis 1896 Gehör. Genau zu diesem Zeitpunkt enthüllte aber die Niederlage Chinas im Krieg gegen Japan — dem Vorspiel des russisch-japanischen Kriegs im Kampf um die Mandschurei und Korea — die fatale Schwäche des Mandschureichs. Eine innere und eine äußere 262

Krisensituation überschnitten sich jetzt und forcierten auch die amerikanische Expansion. 1895 diktierte J a p a n im Frieden von Schimonoseki seine Bedingungen. Z w a r gelang es dem kurzlebigen „Ostasiatischen D r e i b u n d " (Rußland, Frankreich, Deutschland), durch seine Intervention J a p a n zur A u f g a b e wichtiger territorialer Eroberungen zu zwingen. Aber die ausländischen Anleihen, die allein China in die L a g e versetzen konnten, die unverändert hohen R e p a r a tionsforderungen J a p a n s zu bezahlen, wurden das auslösende Moment — der „mächtige H e b e l " , wie Denby sich ausdrückte — für den sogleich einsetzenden „Scramble for C h i n a " . Den Machtzerfall Chinas vor Augen bemühten sich alle großen okzidentalen Staaten, über das Anleihegeschäft den entscheidenden Einfluß, die günstigste Ausgangsposition für die offensichtlich bevorstehende Teilung zu gewinnen". Als die Friedensbedingungen die Büchse der Pandora öffneten, folgten fünf J a h r e einer komprimierten, hektischen Entwicklung, die die von strukturell ganz ähnlichen inneren Motiven angespornten und in eifersüchtige Konkurrenz verstrickten Mächte vorantrieb. Amerikanischen Interessengruppen, darunter auch die 1895 gegründete „American China Development C o m p a n y " , die — wie das State Department — nach dem Krieg „erweiterte Handelsprivilegien" im „größten unterentwickelten L a n d der E r d e " erwarteten, scheiterten bei dem Versuch, sich an den drei Anleihen zumindest beteiligen zu können. Die erste Anleihe übernahm ein russisch-französisches Konsortium. Beide Staaten erhielten d a f ü r nicht nur wirtschaftliche und territoriale Konzessionen, sondern Rußland konnte jetzt sogar binnen kurzem einen Geheimvertrag mit China schließen, der ihm den Bau der Transsibirischen Eisenbahn durch die Mandschurei, zusammen mit zahlreichen ominösen Sonderrechten auf dem Gebiet des Bahnbaus, zugestand. Mit diesem Li-Lobanov-Abkommen von 1896, dessen Inhalt bald in die Öffentlichkeit durchsickerte, obwohl es erst nach dem Ersten Weltkrieg publiziert wurde, stieg der russische Einfluß namentlich in Nordchina ruckartig an. Der führende K o p f der russischen Expansion, Finanzminister Serge Witte, k a m damit seinem Ziel, der friedlichen ökonomischen Durchdringung Chinas, einen großen Schritt näher; ihm schwebte — ganz wie den Amerikanern — ein russisches „ I n f o r m a l E m p i r e " in Ostasien vor'. D i e beiden anderen Anleihen wurden englisch-deutschen Konsortien zugeschlagen. Sie trugen den deutschen Banken nur die Beteiligung ein; England aber halfen sie, seinen vorherrschenden Einfluß vor allem in Südchina zu festigen. Im Eisenbahnbau, der damals als das große Geschäft der Zukunft galt, da die Eisenbahnen den Leitsektor der Industriellen Revolutionen in Westeuropa und Amerika gebildet hatten, behielten Großbritannien und Rußland die Führung. So wurden z. B. Rußland alle Projekte nördlich Pekings zugesichert, während auch hier die amerikanischen Interessen leer ausgingen®. Einig war sich das State Department freilich mit den anderen Mächten, den A u f b a u einer chinesischen Industrie zu verhindern — auf jeden Fall einer wachstumsintensiven Schwerindustrie —, die Außenminister Olney als „einen schäbiben Trick, billige Arbeitskräfte auszunutzen", bekämpfte, während es doch 263

„im amerikanischen Interesse liegt, ausländisdie Märkte für unsere Produkte offen zu halten". Ein Gefühl erbitterter Entsdilossenheit, sich nidit vollends verdrängen zu lassen, bemächtigte sidi nadi diesen Sdilappen der verantwortlichen Washingtoner Politiker und wichtiger Industrieführer. Noch 1896 ermunterte Olney den Pekinger Gesandten, daß „die Regierung der Vereinigten Staaten stets . . . bereit sein werde, mit allen angebraditen Mitteln die kommerziellen Interessen in China" zu fördern. Weitgediehene Pläne einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den Russen zerschlugen sich aber gerade in dieser Zeit, als erstmals (1896) der amerikanische Chinaexport, dessen Hauptabnahmegebiet in der nordchinesischen Sphäre Rußlands lag, den Import überstieg. Überhaupt erreichte das Volumen des amerikanischen Handels mit China in diesem Jahr einen Höchststand, und die potentiellen Möglichkeiten erschienen um so verlockender, je härter die Konkurrenz wurde®. D a wurde die seit Sdiimonoseki ohnehin beschleunigte Entwicklung noch einmal forciert, als das Deutsche Reich, das lange auf einen Vorwand gewartet hatte, Kiautschau besetzte, auf 99 Jahre pachtete und bald auch in der reichen Provinz Schantung Exklusivrechte vertraglich zugesichert erhielt. Schantung wurde, wie Denby folgerte, „praktisch deutscher Besitz" und nach Meinung des deutschen Gesandten „in kommerzieller Hinsicht eine deutsche Provinz". Dieser Vorstoß belebte nicht nur die Diskussion über die Aufteilung Chinas, sondern löste auch sofort eilige Aktionen der anderen Mächte aus^". Rußland besetzte Port Arthur und Talienwan und pachtete die Halbinsel Liautung; die Mongolei und Mandschurei wurden definitiv russische Interessensphäre. England erwarb Weiheiwei, dehnte das Gebiet um Hongkong aus und ließ sich seine Vorrechte im Jangtsetal verbriefen. Frankreich stieß aus Indochina nach Nordosten vor, Hainan geriet unter seinen Einfluß; es gewann Vorrechte in Jünan, Kwangsi und Kwangtung und pachtete den besten Hafen südlich von Hongkong, Kwangschauwan. Japan ließ sich eine Sonderstellung in Fukien bestätigen. Die endgültige Aufteilung schien nur noch eine Frage der allerkürzesten Zeit zu sein. „Wenn China zerstückelt unter die Kontrolle der europäischen Mächte gerät", erklärte Denby, dann „geht uns der größte Markt, den wir 'gerade in Besitz nehmen wollen, verloren." Senator Frye bezeichnete die Depression als „unseren Lehrmeister", der der amerikanischen Wirtschaft eingepaukt habe, „zielbewußt auf die Außenmärkte vorzurücken"; er hielt den chinesischen Markt für das entscheidende Sicherheitsventil, um die „Revolution" daheim zu vermeiden. Und Senator Proctor wollte aus derselben Erwägung heraus — nicht als einziger! — die Monroe-Doktrin über China ausgedehnt sehen. Ruckartig wuchs der Druck einflußreicher Wirtschaftskreise, z. B. auch der „National Association of Manufacturers", auf die Regierung an, sie solle unbedingt die chinesische Tür offen halten. Das State Department, das 1897 in seinem Jahresbericht eine „amerikanische Invasion auf den Weltmärkten" erhofft hatte, bezeichnete China als „einen der am meisten versprechenden Märkte", „die ,offene Tür' würde unseren Unternehmern zweifellos ungeheuren Gewinn sichern"".

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Prinzipiell standen Washington drei Möglichkeiten f ü r seine Chinapolitik offen: 1. der Rückzug, 2. die Beteiligung an der Aufteilung, 3. die Kooperation mit anderen Mächten zur Verhinderung der Teilung und zur Erhaltung der „Offenen Tür". Der Rückzug wurde nie ernsthaft erwogen. Washington entschloß sich vielmehr zur dritten Methode, ohne die Beteiligung an der Zerstückelung Chinas ganz auszuschließen. Vorerst verbesserte es daher seine Position, um mit größerem Gewicht auftreten zu können. Dabei lassen sich nun drei Etappen verfolgen: 1. In der Karibischen See schuf sidi Washington freie H a n d dadurch, daß der kubanische Aufstand gegen Spanien durch die amerikanische militärische Intervention entsdiieden wurde. Nachdem dieser Konflikt seit 1895 die amerikanische Politik beschäftigt und amerikanische Interessen zunehmend verletzt hatte, hatte sich Präsident McKinley schon im September 1897 entschlossen, wenn neue Verhandlungen mit Madrid nicht die gewünschten Ergebnisse zeitigten, spätestens Ende April 1898 mit Waffengewalt einzugreifen. Die zwingenden Motive, die es d a f ü r zu geben schien, erhielten seit dem November 1897: seit dem deutschen Vorstoß in Kiautschau und dem anschließenden Wettrennen um Stützpunkte, Konzessionen und Einflußsphären, zusätzliche Dringlichkeit. In China schien es um endgültige Entscheidungen von weitreichender Bedeutung zu gehen, denen sich Washington mit voller K r a f t widmen wollte. 2. Wie seit 1896 geplant, wurde die Gelegenheit des Krieges gegen Spanien wegen Kuba auch sofort dazu benutzt, Vorteile im Pazifik zu erringen. Hier handelte es sich nicht um die angebliche Verschwörung einiger einflußreicher Imperialisten wie T. Roosevelt, denen ein Überraschungscoup gelang, sondern um eine sorgsam erwogene Aktion mit Billigung der politischen Spitze. Admiral Deweys Pazifikgeschwader zerschlug auftragsgemäß die verrottete spanische Flotteneinheit bei Manila, und noch ehe diese Nachricht in Washington eingetroffen war, wurde ein Expeditionskorps gebildet, das einen Stützpunkt auf den Philippinen — wobei man seit zwei Jahren an Manila dachte — besetzen sollte. Im Schutze einer erfolgreichen Verschleierungstaktik wurde von der Regierung McKinley die Besitzergreifung eines amerikanischen Hongkong zielstrebig verfolgt. Um eine Kette von Stützpunkten quer durch den Pazifik bis nach Ostasien zu gewinnen, wurde auch im Juli die Republik Hawaii formell annektiert. An den ganz überwiegend handelsstrategischen Motiven, die seit jeher im Vordergrund standen und seit dem November 1897 gesteigerte Aktualität besaßen, ließen weder die Regierung noch die wichtigsten Sprecher von Senat und Abgeordnetenhaus einen Zweifel. Die Besetzung von Wake und Guam, die als weitere Etappenstationen einer ungefährdeten Kommunikationslinie bis Asien gehalten, fügte sich in diese Strategie ein'^. 3. Aus diesem G r u n d : um einen unter fester amerikanischer Kontrolle stehenden Verbindungsweg zur chinesischen Küste zu besitzen, entschloß sich die Washingtoner Regierung auch schließlich dazu, den gesamten philippinischen Archipel in Besitz zu nehmen. An Kolonialbesitz als solchem war den verantwortlichen Politikern auch jetzt überhaupt nicht gelegen. Als Ausfluß eines 265

plötzlichen Kolonialrausches würde dieser Schritt daher völlig mißverstanden. Der sichere Besitz Manilas hätte ihnen vollauf genügt. Aber aus drei Gründen beschränkten sie sich nicht allein auf Manila, sondern verließen sie zeitweilig die Tradition des „ I n f o r m a l E m p i r e " . a) Wäre nur Manila von den Amerikanern besetzt worden, so hätte angesichts des völligen spanischen Machtzerfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit ein K a m p f zwischen J a p a n , Deutschland und England um den Besitz der Inselgruppe eingesetzt — ein K a m p f , der die Gefahr eines heißen Krieges barg, die prekären Verhältnisse in Ostasien weiter komplizieren mußte und im Endergebnis ein amerikanisches Manila von seinem Hinterland isoliert und ständig gefährdet hätte. b) Zudem sah sich Amerika sogleich den Selbständigkeitsansprüchen der philippinischen Emanzipationsbewegung unter EmiHo Aguinaldo, der seit Jahren gegen die spanische Kolonialherrschaft kämpfte, gegenüber. D a ein K o m p r o miß mit ihr nie ernsthaft erwogen wurde, schien Washington die Herrschaft über den gesamten unruhigen Archipel geboten, weil unter Spanien ähnliche Verhältnisse wie auf K u b a entstehen könnten, die ebenso wie die Unabhängigkeit ausländischen Mächten hinreichend Interventionschancen bieten könnten. D i e Enttäuschung der Aguinaldo-Bewegung richtete sich deshalb dann auch gegen Amerika. Der Aufstand, der bald gegen die amerikanische Herrschaft losbrach bzw. durch militärisches Vorgehen der Besatzungsmacht gegen die Rebellen vor den Kongreßdebatten über den Pariser Frieden provoziert wurde, verstrickte Amerika in einen Kolonialkrieg, gegen den es unlängst noch auf K u b a interveniert hatte. Er konnte von ihm nur mit steigender Rücksichtslosigkeit niedergeschlagen werden. R u d y a r d Kiplings Verklärung der „White Man's B u r d e n " wurde jetzt desillusioniert der Spottvers entgegengerufen: „We've taken up the white man's burden of ebony and brown, now will you tell us, R u d y a r d , how we can put it d o w n ? " " c) Seit dem Frühjahr 1898 nahm der Wettkampf um China eine derartige H a s t an, daß eine schnelle Entscheidung als unvermeidbar galt. D i e ungewissen Folgen des fremdenfeindlichen Staatsstreichs der Konservativen um die Kaiserinwitwe in Peking schienen sie noch um so mehr zu gebieten. Gegen die ersten Unruhen in China konnte Washington bereits Marineeinheiten von M a nila aus entsenden, dessen Bedeutung dadurch auch praktisch unterstrichen wurde. Mit der Annexion der gesamten Philippinen-Gruppe schien sich daher am ehesten der Knoten, den die drohende Rivalität der Mächte um den Rest der spanischen Kolonien und die Aufständischen Aguinaldos schürzten, durchschlagen zu lassen. Spanien mußte die Philippinen im Pariser Frieden abtreten. D a s Gewicht der Interessen, die diesen amerikanischen Schritt geboten, erdrückte die Widerstände, die zeitweilig aus der antikolonialistischen Tradition der Vereinigten Staaten erwuchsen. Als die Methoden des „ I n f o r m a l E m pire" nicht mehr genügten, tat Washington — wie es das auch schon während der 1880er J a h r e im Hinblick auf S a m o a vorgehabt hatte — den Schritt zur kolonialen Gebietsherrschaft. Ideologische Motive im engeren Sinn beherrsch266

ten diesen politischen Entsdieidungsprozeß gar nicht: weder Sendungsbewußtsein und Sozialdarwinismus, noch rassisches oder okzidentales Überlegenheitsgefühl, sondern das Interesse am asiatischen G r o ß m a r k t gab den Ausschlag, wie immer auch die Rechtfertigungsideologie nach der Annexion andere M o tive beschwören mochte. D e r Imperialismus der amerikanischen „Power E l i t e " der 1890er J a h r e blieb ein pragmatischer Expansionismus, der sich an wirtschaftlichen Interessen zuallererst orientierte und als Sozialimperialismus

die

soziopolitischen Bedürfnisse mit einbezog'^ I m „ G r a n d Design" der McKinleyschen Ostasienpolitik behielten die Philippinen weiterhin nur einen funktionellen Wert als Sprungbrett nach China. W i e es E m o r y im State Department erläuterte: „Unsere neuen Erwerbungen sind nur Vorposten des zukünftigen Handels, und ihre Hauptbedeutung liegt nicht in ihrem Potential, sondern in ihrem unbestreitbaren Wert als Pforten zu einem gesteigerten Handelsverkehr mit dem Fernen Osten." Manila hielt auch der neue Gesandte in Peking, Conger, für die „bequemste und

notwendige

Basis", von der „die kommerziellen Eroberungen, die Amerika in China machen sollte", ausgehen könnten. D i e Einsicht, daß Washington keine eigentliche K o lonialpolitik trieb, sondern seine überseeische Wirtschaftsexpansion

absicherte,

setzte sich in Amerika ziemlich schnell durch, sie entzog auch dem antiimperialistischen Protest den B o d e n ' ^ O b w o h l Amerika seit dem Dezember 1898 seine Stützpunktkette bis nach China besaß, mußte es weiter Niederlagen im K a m p f um Eisenbahnkonzessionen und -bauten hinnehmen. D i e gespannte Erwartung, daß es zur vollständigen territorialen Aufteilung kommen werde, ließ nicht nach. I m vertrauten Kreis des Kabinetts erklärte sich Präsident M c K i n l e y mehrfach fest entschlossen, in einem solchen Fall v o r der Beteiligung Amerikas, dessen effektive militärische Präsenz durch ein großes Geschwader und das philippinische Expeditionskorps

unterstrichen

wurde, nicht zurückzuscheuen,

um

einen

möglichst

großen und wertvollen Anteil zu sichern. Soweit kam es freilich nicht. Mit Außenminister H a y verließ er sich schließlich auf diplomatische Mittel. Nachdem Washington ein Kooperationsangebot Englands abgelehnt hatte, das die „Offene T ü r " garantieren wollte und zur Verteidigung „unseres zweiten I n diens" — wie es in der „ T i m e s " hieß — angeblich auch mit Waffengewalt bereit war, einigte sich London mit seinem gefährlichsten Konkurrenten,

Rußland,

im April 1899. Danach zeichneten sich auch Eisenbahnbausphären der beiden Länder ab, so daß sich die amerikanischen Interessen wehrlos Exklusivrechten und künftigen Tarifdiskriminierungen gegenübersahen. D a endlich nutzte H a y das Prestige nach dem Krieg von 1898, die militärische Präsenz, den Dualismus zwischen dem englisch-japanischen und dem russisch-französischen Gespann, v o r allem aber die zeitweilige Konzessionsbereitsdiaft Wittes und die Interessenidentität mit England, aber auch mit J a p a n und Deutschland. E r forderte am 6. September 1899 in der „Open D o o r " - N o t e die okzidentalen Mächte und J a p a n zur Respektierung der „Offenen T ü r " in China auf, die vorher schon M c K i n l e y in den Instruktionen für die amerikani-

267

sehen Friedensunterhändler in Paris und in seiner Jahresbotschaft für 1898 offiziell als das Ziel der Washingtoner Politik bezeichnet hatte. China wurde eine ganz passive Rolle zudiktiert, zu keiner Zeit ist Peking von den Amerikanern konsultiert worden. Die Antworten der Mächte fielen zwar durchweg ausweichend aus, sie verwiesen auch ausdrücklich auf ihre Interessensphären, aber keine wagte es, offen zu opponieren, und zwar wegen ihrer gespannten Beziehungen sowohl untereinander als auch zu China. H a y bezeichnete die Antworten ungeachtet aller Reservationen, die sie enthielten, als zufriedenstellend (20. März 1900). Sie durften in der Tat als ein Erfolg der amerikanischen Diplomatie gelten. Im Grunde hatte aber H a y nur das traditionelle Ziel der amerikanischen Chinapolitik seit etwa 1844 formuliert und gewissermaßen formalisiert, keineswegs aber ein neues Prinzip eingeführt. Außer dem Antagonismus der Mächte kam ihm vor allem zustatten, daß China zu riesig, zu amorph oder auch zu weit entfernt war, als daß eine Mächt mit der Errichtung formeller kolonialer Gebietsherrschaft, einem riskanten Unternehmen mit ungewissem Ausgang, beginnen wollte. Gegen offenen Widerstand hätte Washington allerdings nicht die „Offene Tür" verteidigt — oder verteidigen können —, sondern sich, wie der Präsident es plante, an einer Aufteilung beteiligt, da ein Anteil dem Verlust des ganzen Marktes vorgezogen wurde. Drei Monate später bradi der „Boxeraufstand" gegen die Fremden aus, deren Einfluß im Gehäuse der chinesischen Formalsouveränität stetig gewachsen war. Amerikanische Streitkräfte beteiligten sich an der Niederschlagung. Als aber jetzt erneut Teilungsgedanken auftauchten, forderte H a y in seiner zweiten „Open Door"-Note vom 3. Juli 1900 wieder die Erhaltung der territorialen Unversehrtheit und der administrativen Einheit Chinas; die formelle Unabhängigkeit blieb eine essentielle Voraussetzung der „Offenen Tür". Wie wenig jedoch H a y selber bereit war, sich nach den recht unverbindlichen Antworten aussdiließlidi auf solche diplomatisdien Erklärungen zu verlassen, enthüllte sein Projekt im November 1900, als er einen Stützpunkt mit einer beträchtlichen Landkonzession in der Küstenprovinz Fukien zu gewinnen suchte. Manila allein genügte ihm offensichtlich nicht mehr als Ausgangsbasis. Nidit ohne boshafte Ironie erinnerten ihn jetzt die dort mit Vorrechten ausgestatteten Japaner an das amerikanisdie Prinzip der „Offenen Tür", das Tokio respektieren werde; die chinesische Notlage dürfe von keiner Macht zu territorialem Gewinn ausgenutzt werden. Damit war der Plan zum Scheitern verurteilt'®. Die „Open Door"-Politik von 1899/1900 ist in erster Linie als eine pragmatische Taktik der amerikanischen Chinapolitik zu verstehen. Mit George F. Kennans Kategorien einer angeblich legalistisch-moralistischen Politik kann man ihr gar nicht gerecht werden. Washington verfocht nicht aus Idealismus die „Offene Tür" und trat nicht aus selbstloser, humanitärer Zuneigung zu China den sinistren Teilungsabsichten der anderen Mächte entgegen, wie es eine Legende seither wahrhaben will, sondern es folgte seinem Eigeninteresse so, wie das unter den Bedingungen der Zeit und im Rahmen der amerikanischen Zielvorstellungen möglidi schien. Aus der Tradition des „Informal Empire" heraus, 268

der Belastung durch Kolonialbesitz weiterhin abgeneigt gegenüberstehend, nutzte es sein neues Gewicht und die verbesserte strategische Position im Pazifik nach 1898, die prekäre Balance zwischen E n g l a n d / J a p a n und Rußland/ Frankreich, ihre Furcht vor einem kriegerischen Konflikt aus, um Zeit zu gewinnen, der Aufteilungsgefahr entgegenzuwirken und die „Offene T ü r " zum chinesischen M a r k t an möglichst vielen Stellen zu halten. Sein Ziel blieb ein China, das stark genug war, seine formale Souveränität und Unabhängigkeit gegen Übergriffe zu verteidigen und allmählich seine Infrastruktur auszubauen, aber zugleich zu schwach war, um die Fremden vertreiben bzw. ihren Einfluß brechen und sich — nach dem Beispiel J a p a n s — selbständig modernisieren zu können. Diese Ambivalenz hat der chinesische Nationalismus seit 1911 durchaus erkannt. D a ß Washington die koloniale Parzellierung Chinas verhindern wollte, entsprang dem Glauben an die Chimäre des chinesischen Großmarktes, der ungeteilt erhalten bleiben sollte. D a sich dessen Verheißungen in den folgenden Jahrzehnten nicht erfüllt haben, ist es leicht, Kritik zu üben. Die amerikanischen Politiker um die Jahrhundertwende agierten jedoch innerhalb eines anderen Erfahrungshorizontes: Die Wachstumsstörungen während den Depressionen seit 1873, namentlich seit 1893, und ihre sozialen Auswirkungen waren ihnen überaus bewußt, ein breiter ideologischer Konsensus trug ihre ökonomische Expansionspolitik, die potentiellen Chancen des chinesischen Marktes mußten als verlockend gelten. 1899 bestanden 90 % des amerikanischen Chinaexports aus Industriewaren, die nur 27 % des Exports nach Europa ausmachten — ein hoffnungsvolles Zeichen angesichts der Überkapazitäten mancher Industriezweige. Zwischen 1895 und 1899 hatte sich der E x p o r t vervierfacht (von 3 auf 13, bis 1906 auf 42 Mill. Dollar), besonders die Eisen-, Stahl- und BaumwoUindustrie, zu dieser Zeit noch immer Schlüsselindustrien, hielten diesen M a r k t für vielversprechend. Einige J a h r e (1907) später gingen 56 % des amerikanisdien Exports an Baumwollwaren nach China. Überhaupt sollte die „Ореп-Door''-Politik vor allem die Tür für den Warenexport offen halten, während der amerikanische K a p i t a l e x p o r t bis zur Ausrufung der Chinesischen Republik eine denkbar geringfügige Rolle spielte". D i e Politik der „Offenen T ü r " besaß ihren funktionellen Stellenwert in der Situation von 1899/1900. Aber sie stand einerseits zugleich in der Kontinuität amerikanischer Chinapolitik seit 1844, allgemeiner: der Traditionen des „Informal E m p i r e " ; andererseits bildete sie eine Art Modellösung dafür, wie sich der amerikanische Imperialismus nach der Jahrhundertwende weiterentwickeln sollte. Aus dem Bewußtsein der Stärke des amerikanischen Potentials wurde am Freihandelsimperialismus festgehalten, deshalb auch die Erhaltung des ganzen chinesischen Markts verfochten, mithin sogar ein umfassenderer Anspruch vertreten, als er sidi in den begrenzten Interessensphären der anderen Mächte ausdrückte. Die Problematik der „Offenen T ü r " trat freilich, auf längere Sicht gesehen, gerade in Ostasien scharf hervor, denn nur mit dem Einsatz staatlicher Machtmittel, der doch möglichst lange vermieden werden sollte, ließ sich 269

die Tür offen halten. Dabei bediente sich die amerikanische Politik oft der J a paner bis zu dem Zeitpunkt, als Japan selber die Tür für die Vereinigten Staaten zu schließen drohte und zum direkten Gegner wurde. Damit aber begann das asiatisdie Vorspiel zu Amerikas Eintritt in den Zweiten Weltkrieg.

270

IV. Rückblick Wer den Aufstieg des amerikanischen Imperialismus zwischen 1865 und 1900 analysiert, muß sich stets einige Grundzüge seiner Entwicklung vergegenwärtigen. In dieser Zeit setzte sich ein ungeheuer dynamisches expandierendes System in der Industrie- und Agrarwirtschaft voll durch. Mit einem historisch beispiellosen T e m p o wurde ein halber Kontinent diesem dynamischen Prozeß unterworfen, der weithin der Naturwüchsigkeit liberalkapitalistischer Ausbreitung folgte und über individuelle Bedenken rücksichtslos hinwegging. D i e historische Eigenart dieses Wirtschaftstyps: das ungleichmäßige Wachstum, warf dabei enorme Probleme auf. D e m Laissez-Faire-Kapitalismus fehlte es jedoch auch in Amerika an theoretisch oder empirisch entwickelten, politisch akzeptierten Mitteln zur Stabilisierung des Wachstumsverlaufs, wie sie in der Geld-, Fiskal- und Konjunkturpolitik des 20. Jahrhunderts allmählich als Steuerungsinstrumente entwickelt worden sind. Im Erfahrungshorizont der Zeit bot sich vor allem — für viele sogar nur — die Außenwirtschaftspolitik an, um des Grundproblems, den Konjunkturzyklus zu glätten und damit eine geregelte, anhaltende wirtschaftliche Entwicklung herbeizuführen, H e r r zu werden. Von daher erklärt sich die Dringlichkeit, mit der auf Außenmärkten eine Lösung für die inneren Widersprüche zwischen entfalteten Produktivkräften und begrenzten K o n summöglichkeiten gesucht wurde; dieser Druck wurde während der industriellen Depressionen dieser Trendperiode noch verschärft, denn das Gesetz der steigenden Bedeutung der Außenwirtschaft in Krisenzeiten galt audi in den Vereinigten Staaten. Die Expansionsbedürfnisse setzten sich z. T . über die K ö p f e der einzelnen hinweg, die sie als die unwiderstehliche Gewalt einer zweiten N a tur empfanden, durch, z. T. wurden sie reflektiert und in bemerkenswert hohem Ausmaß zur bewußt ins K a l k ü l einbezogenen Grundlage politischer Aktionen gemacht. Die expansionistischen Traditionen der Vereinigten Staaten haben diesen Übergang zum modernen Imperialismus überall begünstigt. Die kommerzielle, marktorientierte Landwirtschaft stellte dabei gewissermaßen ein Bindeglied zwisdien der älteren territorialen Ausbreitung über den Kontinent und der neuen, von der Industrialisierung vorangetriebenen überseeisdien Ausdehnung dar. Denn in diesem Sektor setzten sich die neuen Tendenzen zuerst durdi, wurden die verbindlichen Zielvorstellungen entwickelt, ehe sich die Interessenaggregate der Industriewirtschaft anschlossen. Es wird schwerlich zu bestreiten sein, daß die ökonomischen Faktoren in diesem krisenhaften Wachstumsverlauf eine zentrale Rolle spielten. An den direkten und indirekten Auswirkungen wirtschaftlich genutzter tedinologisciier Innovationen, die in der Verkehrsrevolution einen so hohen R a n g besaßen, kann man sich das vor Augen führen. Aber dieses Beispiel zeigt zugleich, 271

in welcher unaufhebbaren Verschränkung sich ökonomische, soziale und politische Phänomene verzahnten. Denn die staatHchen Subventionsmaßnahmen, der Einsatz der Verkehrsmittel zugunsten des Außenhandels, die Arbeitskonflikte in diesem Leitsektor — sie widersprechen der Nützlichkeit eines Versuchs, derartige Entwicklungen auf isoHerte ökonomische Elemente zu reduzieren. D i e Wechselwirkungen des gesellschaftlichen Lebens, die Zusammenhänge von wirtschaftlicher Prosperität, sozialer Stabilität und Funktionsfähigkeit des politischen Systems bzw. von wirtschaftlicher Krise, sozialer Unruhe und politischer Labilität wurden durch den realhistorischen Verlauf seit 1865 ständig demonstriert, sie besaßen daher auch ihren festen Platz im Bewußtsein der Führungsgruppen. Die Strategien der Systemerhaltung, wie sie die Machteliten seit den 70er Jahren entwickelten, gingen in aller nur wünschenswerten Klarheit von diesen Wirkungszusammenhängen aus. Dabei k a m ihnen zustatten, daß ihre Mitglieder in Wirtschaft und Rechtswesen, Militärverwaltung und PoHtik verwandte Aufgaben der Organisation und Konfliktbewältigung kennengelernt hatten. Wegen der Ähnlichkeit der funktionellen Anforderung bildeten sich — auch angesichts relativ homogener sozialer H e r k u n f t und akademischer Ausbildung, die Mobilität von Selfmademen in der Regel weder ausschloß noch sonderlich begünstigte — die in den Spitzenpositionen von Unternehmen, Anwaltsbüros und Ministerien gewissermaßen rotierenden, auswechselbaren Eliten heraus, die dank ihrer Erfahrungen auf bestimmte gesellschaftliche Bedürfnisse angemessen reagieren zu können glaubten. Sie trafen dabei weder auf die K o n kurrenz des akkumulierten Sachverstandes einer selbstbewußten Bürokratie mitteleuropäischer Provenienz, noch sahen sie, fern aller Obrigkeitsideologie, im staatlichen Institutionengefüge etwas anderes als ein Lenkungsorgan der Gesellschaft, das im Sinne ihrer Definition von „Interesse" und „ W o h l f a h r t " zu handeln hatte. Innerhalb dieser Führungsgruppen bildete sich seit den 70/8 Oer Jahren, vollends nachdem sich der Treibsatz der Dritten Depression seit 1893 auswirkte, jener strategische Konsensus über die funktionelle Notwendigkeit staatlich protegierter, notfalls kraftvoll geschützter Außenwirtschaft heraus, der von den Imperativen sozialökonomischer und politischer Systemverteidigung abgeleitet wurde. Außenminister Olney, der sehr genau wußte, wovon er sprach, hat das rückbhckend einmal so ausgedrückt: „ D e r Ü b e r g a n g " zum modernen Imperialismus „ w a r unvermeidbar, er hatte sich lange angekündigt und hätte auch nicht lange hinausgeschoben werden können." Denn das amerikanische Volk „hatte einzusehen begonnen, daß seine industrielle und kommerzielle Entwicklung durch die begrenzte Nachfrage des Binnenmarktes nicht eingeengt werden durfte, sondern freien Zugang zu allen Märkten brauchte. U m diesen Zugang sicherzustellen, mußte die N a t i o n nicht nur gewaltige Bedürfnisse und ein ungeheures latentes Potential, sondern auch furchterregende Machtmittel besitzen, um ihren Willen sofort mit Nachdruck verfolgen und durchsetzen zu können"'. 272

Dieser Übergang zum Imperialismus ist offensichtlich durch ebenso furchterregende gesellschaftliche Probleme beschleunigt worden. Der Sozialimperialismus der amerikanischen Machtelite wurde als Alternative zur zeitweilig befürchteten Sozialrevolution verstanden. Das trifft vor allem auf die 90er Jahre zu. Aber auch vorher und nachher hat immer wieder das Bedürfnis, das gesamtgesellschaftliche System mit seiner Wohlstands- und Machtverteilung durdi möglichst ebenmäßig anhaltendes wirtschaftliches Wachstum zu legitimieren oder jedenfalls keinen neuen schroffen Legitimitätskrisen wie 1893/96 (oder nach 1929) auszusetzen, der wirtschaftlichen Expansion über die Landesgrenzen hinaus eine fundamentale Bedeutung verliehen. Gerade in der amerikanischen Wirtschaftsgesellschaft beruhte die Glaubwürdigkeit der sozialökonomischen, aber auch der politischen Verfassung auf wirtschaftlicher Prosperität, die mit Erfolgen auf dem Weltmarkt unauflöslich verknüpft wurde und das Eingreifen des staatlichen Machtapparats bei Konflikten o f t genug zu gebieten schien. Alternativen waren angesichts der kumulativen historischen Erfahrung und der Ideologisierung des Außenhandels f ü r die Führungsgruppe kaum vorstellbar, jedenfalls nicht akzeptabel. Wer die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems erhalten oder wiederherstellen wollte, befürwortete die ökonomische Expansion als Gebot der Stunde. Die Begriffe der „Necessity" und „Urgency" spielten daher seit den 80er Jahren bei der Formulierung politischer Entschlüsse zugunsten der „Weifare" der Union eine unübersehbare Rolle. Unter dem Eindruck unaufschiebbarer Probleme nahmen sich die Regierungen — ob sie nun von den Demokraten oder den Republikaner gestellt wurden — der „amerikanischen" Interessen im Südpazifik und auf Hawaii, in China und Japan, in der Karibischen See und ganz Lateinamerika an. U n d wegen der Bedrohlichkeit der inneren Lage wurden auch Krisensituationen im Verhältnis zu Chile, Brasilien, Nikaragua, aber auch zu europäischen Mächten wie in der ersten Venezuelakonfrontation mit Großbritannien, schließlich der Krieg mit Spanien in Kauf genommen. Hinsichtlich der Methoden, die in der amerikanischen Überseeexpansion nach dem Bürgerkrieg angewandt wurden, ist lange Zeit analog den europäischen Konflikten ein Dissens zwischen Kolonialisten und Antikolonialisten nicht nur behauptet, sondern ganz irreführend übertrieben worden. Tatsächlich gab es aber einen solchen Gegensatz gar nicht. Da sich die Vereinigten Staaten als erstes Entwicklungsland in einem revolutionären Emanzipationskampf von der Metropole gelöst hatten, gehörte zu ihrer Staatsideologie auch eine starke antikolonialistische Komponente und das Gleichberechtigungsideal der Entstehungszeit. Wenn diese beiden Elemente auch ein Jahrhundert nach der Gründung oft schon zur ideologischen Formel erstarrt waren, so blieben sie doch weiter als Motive eines starken Widerstandes gegen nicht einleuchtende Kolonialpolitik lebendig — wie die öffentliche Diskussion seit dem dominikanischen Exempel von 1870 bis 1898/99 immer gezeigt hat. Die Erörterung der Belastungen, die mit einer Kolonialpolitik verbunden waren, hat diese ablehnende H a l t u n g nur noch verhärtet. Eine entschlossene Kolonialpartei hat es 273 18

Wehlcr, Amcrik. Imperialismus

deshalb in der zweiten H ä l f t e des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten nicht gegeben. Gemeinsam war vielmehr den allermeisten Angehörigen der Führungsgruppen, daß sie dieselbe Konsequenz aus der Diagnose ihrer Gegenwart zogen: nämlich die Außenwirtschaft als ein Sidierheitsventil f ü r den Produktionsapparat, f ü r Staat und Gesellsdiaft auszubauen; gemeinsam war ihnen audi die Bevorzugung einer nach englischem Vorbild auf informellem Einfluß beruhenden Handelssuprematie anstelle eines formellen Herrschaftsimperialismus. Der eigentlich gravierende, aber letztlich taktische Unterschied bestand, da man diese gemeinsame Basis eindeutig nachweisen kann, im Grunde nur darin, daß die einen — eine winzige Gruppe — um jeden Preis bei den Methoden des Freihandelsimperialismus bleiben wollten, während die anderen — eine breite überparteilidie Mehrheit — wegen des hohen Einsatzes, der auf dem Spiel zu stehen schien, notgedrungen auch Kolonialbesitz zu übernehmen bereit waren, ohne damit doch die traditionellen expansionistischen Leitvorstellungen aufzugeben. Solange es irgend möglich war, versudite Washington, ein „Informal Empire" zu gewinnen, zu verteidigen oder auszubauen. Aber sdion unter der ersten Regierung Cleveland wurde deutlich, daß das amerikanische Engagement bei hinreichendem D r u d i von Innen und wachsender Sorge vor Konkurrenten bis hin zur Kolonialbesitzergreifung gehen könne. Als diese Möglichkeit in den 90er Jahren immer wahrscheinlicher wurde, gab es dennoch keinen Umschlag zu einer begeisterten Kolonialpolitik. Es ist ganz falsdi, von einem Wedisel in den Zielvorstellungen zu sprechen. Noch 1898 ging es nicht primär um ein Kolonialreich, sondern um die Verfechtung von kurz- und langfristig f ü r gültig gehaltenen Interessen, zu deren Schutz mancherorts koloniale Herrschaft unvermeidbar erschien. Dennoch wurde sie nur zögernd übernommen und immer erst nach einem sorgfältigen Kalkül des Gewichtes dieser Interessen. Das pazifisdie und karibische Imperium, das aus der Politik Washingtons 1898 hervorging, bildete folglich das Ergebnis politischer Entscheidungen, die in der Erfahrungswelt der verantwortlich Handelnden, auch im Hinblick auf die Ängste und Befürchtungen jener Zeit, als rationale Reaktion galten. D a ß Kuba 1898 nicht Kolonie wurde, läßt sich nur aus diesem Zusammenwirken von Berechnung der Kräftekonstellation im Karibisdien „Mare Nostrum" und von antikolonialistischer Tradition erklären, während andererseits der hohe Preis, der vermeintlich in Ostasien winkte, den Verzidit auf direkte Kolonialherrschaft nicht mehr zu gestatten sdiien. Der ehemalige Außenminister John W. Foster hatte diese trotz der taktischen Differenzen vorhandene „Bipartisan" Übereinstimmung im Auge, als er 1900 urteilte: „Was f ü r Meinungsunterschiede die Amerikaner audi immer im Hinblick auf die Politik der territorialen Ausbreitung trennen mögen, alle stimmen doch offensichtlich darin überein, daß wirtsdiaftlidie Expansion nicht nur wünsdienswert ist, sondern die Notwendigkeit, neue und größere Märkte zu finden, allgemein anerkannt werden muß." Die rein instrumenteile Bedeutung der Kolonialpolitik hob gleichzeitig audi Frederick Emory, der jahrelang als Abteilungsleiter im State Department tätig gewesen war, hervor: „Unsere 274

territoriale Ausdehnung ist tatsächlich nur ein beiläufiges Ergebnis der ökonomischen Ausbreitung." U n d ganz ähnlidi faßte auch C. A. Conant die Situation auf: Die Diskussion über Details und Methoden „mag zwar f ü r unsere politische Moral und unsere historischen Traditionen von großer Bedeutung sein, aber sie ist f ü r die ökonomischen Aspekte nur insofern von Belang, als jeweils irgendeine bestimmte Politik notwendig ist, um wirtschaftliche Interessen abzusichern und auszuweiten"^. Eine globale Politik der „Offenen Tür", die zu einem amerikanischen „Informal Empire" führen konnte und von den Vereinigten Staaten bereits seit 60 Jahren in Asien betrieben worden war — das blieb auch nach 1898 die allgemeine Leitidee, das Modell des amerikanischen Imperialismus, niciit aber die Bildung eines großen formellen Kolonialreichs. N u r selten wurden die Methoden indirekter Herrschaft aufgegeben, Kolonialpolitik blieb die Ausnahme, sie wurde auch im Zeitalter des okzidentalen Imperialismus nicht die Regel. Die „Open-Door"-Noten von John H a y haben daher im Grunde die historisdie Strategie des amerikanischen Imperialismus nur formalisiert. Offene Märkte anstelle von geschlossenen, von anderen monopolisierten Märkten, ökonomische Hegemonie anstelle von Kolonien, ein amerikanisches „Empire within another sovereign state", wie Staatssekretär Sumner Welles die Ergebnisse dieser Strategie noch 1944 kennzeichnete, diese Verbindung von Antikolonialismus und Wirtschaftsimperialismus kennzeichnete jahrzehntelang die amerikanische Expansion'. Ein Dilemma offenbarte allerdings die Frage nach den Mitteln, mit denen die „Offene Tür" verteidigt bzw. geöffnet werden konnte. Obwohl diese Politik vor allem eine direkte politische und militärische Konfrontation vermeiden wollte, ergab sich, daß oft nur der staatliche Machtapparat die Tür offen halten konnte. Frieden und ökonomische Dominanz ließen sich keineswegs immer vereinbaren. In Lateinamerika nötigte die „Offene Tür", wie Washington sie verstand, seit dem Beginn der 90er Jahre zu ständigen Interventionen. Seither bildete sich die Tradition des „konterrevolutionären" Eingreifens aus, die z. B. in der Reaktion auf das Kuba Castros oder im Militäreinsatz gegen die Dominikanische Republik noch immer lebendig werden kann. Auch in Ostasien enthüllte die Entwicklung bis 1941 und dann wieder seit 1945, welche Konsequenzen entstehen konnten, wenn die amerikanische Politik im Sinne Olneys ihre Machtmittel einsetzte, um den Zugang zu diesem Teil der Welt offenzuhalten. In mancher Hinsicht besaß diese Politik seit jeher ein Janusgesicht: Sie drückte Stärke und Schwäche zugleich aus, sie folgte den Traditionen und blickte doch auch erwartungsvoll in die Z u k u n f t . Sie bildete einerseits ein Aushilfsmittel, das die politische und militärische Schwäche der Vereinigten Staaten, die ursprünglich die „Offene Tür" gegen die Konkurrenten nicht uneingeschränkt durchsetzen und verteidigen konnten, verriet. Andererseits sprach sich in ihr doch audi das Selbstbewußtsein aus, daß auf längere Sicht das überlegene amerikanische Potential die wirtschaftliche Vorherrschaft garantieren werde. 275 18*

Das über kurz oder lang erreichbar wirkende Ziel blieb das viktorianisdie England mit seinem ungeheuren Vorsprung auf dem Weltmarkt. Als die amerikanische Politik in den 1890er Jahren die vermeintliche Zwangsläufigkeit anhaltender wirtschaftlicher Expansion nach außen endgültig anerkannte und der amerikanische Imperialismus sozusagen zum Bewußtsein seiner selbst gelangte, folgte er einem Programm, das im Vertrauen auf ein gewaltiges Potential dieselben Methoden und dieselbe Stellung, die England auf dem Höhepunkt seines Freihandelsimperiums besessen hatte, als Vorbild ansah. Seward war hier frühzeitig und klarsichtig vorangegangen, nach dem Ersten Weltkrieg wurde Großbritannien endlich überrundet^. Die begehrte Suprematie war jetzt erreicht, aber fortab wuchsen audi die Kosten imperialer Politik in bedrohlichem Maße an, während ihre legitimierenden Erfolge eine Revision ungemein ersdiwerten. Seither sah sich die amerikanische Politik auch auf diesem Gebiet vor der unabweisbaren Aufgabe, dem Erfolgsmythos ihrer eigenen Traditionen zu entrinnen, um ihre inneren Probleme im Lande bewältigen zu können, anstatt an jeweils „Neuen Grenzen" in Übersee ihre Lösung aufzusdiieben.

276

V. Anhang 1. Abkürzungsverzeichnis AER = AF of L AH = AHA = AHR = AJIL = AJP = AM = An. = Annais = BHR = CHBE = CM CR = CSPSR DAB EHR EM ESS = F 1 FEQ FoR = Fs = FO = FR = GM = GP = HAHR = HJ = HM = HS = HZ = lAC = lESS JbA 1= JbLA = JAH = JEH = JMH = JPE = JSH = LC =

American Economic Review American Federation of Labor Agricultural History American Historical Association American Historical Review American Journal of International Law American Journal of Politics Atlantic Monthly anonymer Verfasser Annais of the American Academy Business History Review Cambridge History of the British Empire Century Magazine Congressional Record Chinese Social and Political Science Review Dictionary of American Biography Economic History Review Engineering Magazine Encyclopaedia of the Social Sciences Forum Far Eastern Quarterly Fortnightly Review Festsdirift Foreign Office, London Foreign Relations of the United States Gunton's Magazine Die Große Politik der Europäischen Kabinette Hispanic American Historical Review Historical Journal H a r p e r ' s Magazine Historical Statistics of the United States, Washington 1961 Historische Zeitschrift International American Conference International Encyclopaedia of the Social Sciences Jahrbudi f ü r Amerikastudien J a h r b u d i f ü r Gesdiidite Lateinamerikas Journal of American History Journal of Economic History Journal of Modern History Journal of Political Economy Journal of Southern History Library of Congress 277

LD LM MHS MM MS MVHR NA NAM NAR NC NCMh NEQ N . Y. N1. OEP OM P. PHR PO PSQ QJE RES RG RoR SAQ SM SPSSQ TRHS WAQ WPQ

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Literary Digest Lippincott's Magazine Massachusetts Historical Society, Boston Munsey's Magazine masdiinenschriftlidies Manuskript Mississippi Valley Historical Review National Ardbives National Association of Manufacturers North American Review Nineteenth Century New Cambridge Modern History New England Quarterly New York Nachlass Oxford Economic Papers Overland Monthly Papers Pacific Historical Review Public Opinion Political Science Quarterly Quarterly Journal of Economics Review of Economics and Statistics Record Group Review of Reviews South Atlantic Quarterly Scribner's Magazine Southwestern Political and Social Science Quarterly Transactions of the Royal Historical Society World Affairs Quarterly Western Political Quarterly

2. Anmerkungen Anmerkungen

zu Seite 7 1.1

^ Diese Studien sind im wesentlichen zwischen 1961 und 1964 vorbereitet und zum größeren Teil auch damals geschrieben worden. Das „American Council of Learned Societies" hat es d u r A ein großzügiges Stipendium, für das ich ihm hier noch einmal danken möchte, ermöglicht, 1962/63 in den Vereinigten Staaten sowohl die veröffentlichten als auch die ungedruditen Quellen kennenzulernen; daß ich diese während eines fast einjährigen Archivaufenthalts in Washington und Neuengland durcharbeiten konnte, erwies sich als außergewöhnlich ergiebig. Dabei handelte es sich vor allem um die gesamten, im Washingtoner „Nationalarchiv" liegenden Akten des Außen- und Marineministeriums aus den Jahren von 1865 bis 1900, aber auch um zahlreiche Nachlässe führender Politiker, Beamter, Industrieller, Kaufleute, Publizisten usw. aus dieser Zeit. Die meisten dieser „Manuscripts" werden in der „Kongreß-Bibliothek" zu Washington aufbewahrt (s. das-Verzeichnis unten: Anhang V. 4. 1 und 2). Den Archivaren und Bibliothekaren in Washington, in der Houghton, Widener und Baker Library der H a r v a r d University, der Massachusetts Historical Society in Boston, der Wisconsin State Historical Society in Madison, der Butler Library der Columbia University und der Bibliothek der Brown University möchte ich für ihre großzügige Hilfsbereitschaft danken. Mein Dank gehört auch H . Lodge und den Erben von J. B. Moore für die Erlaubnis, ohne Einschränkung — das gilt übrigens auch für alle anderen Sammlungen — die Nachlässe ihrer Vorfahren auswerten zu können. Besonders gern danke ich Dietrich Gerhard für seine tatkräftige Hilfe, für viel Verständnis und Widerspruch im richtigen Augenblick. Von amerikanischen Historikern hat sich, je länger desto deutlicher, William A. Williams als der anregendste Kopf erwiesen; seinem freundschaftlichen Verständnis und Rat über ein Jahrzehnt hinweg habe ich viel zu verdanken. Vor allem aber möchte ich meiner Frau, Hans-Christoph Schröder und Hans Rosenberg danken, die mir mit Geduld, Kritik und Mutmachen in schwierigen Situationen dieser Arbeit weitergeholfen haben. — Rolf-Dieter Schmidt danke ich für eine kritische Durchsicht des Manuskripts. Obwohl ein erster Entwurf großenteils bis zum Sommer 1964 -vorlag, haben mich dann mehrere Momente dazu bestimmt, es nicht in der ursprünglich geplanten, umfassenden Form einer Darstellung des amerikanischen Imperialismus bis 1900 abzuschließen. Einmal hatte sich das Interesse amerikanischer Historiker an dieser Phase der Expansionsgeschichte ihres Landes seit dem Ende der 1950er Jahre neu belebt, und seit etwa 1963 begann eine Reihe vorzüglicher Monographien, insbesondere aus der „Wisconsin"-Schule von Williams zu erscheinen (vgl. dazu unten Anhang V. 3: Kritische Bibliographie: IV). D a diese Arbeiten z . T . auf demselben Material beruhten, das ich gesammelt hatte, z. T. audi zu einer ähnlidien Interpretation gelangten, schien die Dringlichkeit einer neuen Analyse des amerikanischen Imperialismus dieser Jahre — von der ich, entsprechend dem älteren Forschungsstand, seit meinem ersten Amerikaaufenthalt (1952/53) ausgegangen war — überraschend schnell nachzulassen. Der Reiz, gewissermaßen Neuland zu betreten, war dahin. Auch schien das Projekt, besonders mit seinen theoretischen Dimensionen, schwer überschaubare Ansprüche an Zeit und K r a f t zu stellen, ehe an einen befriedigenden Abschluß zu denken war. Darüber hinaus wurde mir abgeraten, die Arbeit — wie geplant — als Habilitationsschrift einzureichen, als ich selber Skrupel wegen der unvorhergesehenen Realkonkurrenz äußerte. Das Ergebnis war, daß ich für den Zweck der Habilitation ein anderes Buch (Bismarck und der Imperialismus, Köln 1969, 1972') schrieb und zum amerikanischen Imperialismus eine Reihe von Aufsätzen veröffentlichte (1889: Wendepunkt der amerikanischen Außenpolitik. Die Anfänge des modernen Panamerikanismus — Die Samoakrise, H Z [das Abkürzungsverzeichnis: oben V. 1] 201. 1965, 57—109; Sprungbrett nach Ostasien. Die amerikanische Hawaiipolitik bis zur Annexion von 1898, JbA 10. 1965, 153—81;

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Anmerkungen zu Seite 7 Stützpunkte in der Karibischen See. Die A n f ä n g e des amerikanisdien Imperialismus auf Hispaniola, J b L A 2. 1965, 399—428; Handelsimperium statt Kolonialherrschaft. Die Lateinamerikapolitik der Vereinigten Staaten vor 1898, JbLA 3. 1966, 184—318; Sendungsbewußtsein u. Krise. Studien zur Ideologie des amerikanisdien Imperialismus, J b A 13. 1968, 98—133; Cuba Libre u. amerikanisdie Intervention. Der kubanische A u f stand seit 1895 u. die Vereinigten Staaten, J b L A 5. 1968, 303—45; Der amerikanische Handelsimperialismus in China, 1844—1900, J b A 14. 1969, 55—76; Der amerikanische Imperialismus vor 1914, in: Der moderne Imperialismus, H g . W. J. Mommsen, Stuttgart 1971, 172—92). Diese Aufsätze habe ich, zusammen mit anderen E n t w ü r f e n , w ä h rend meiner Tätigkeit am Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin (1970/71), während einer Gastprofessur an der H a r v a r d Universität (1972) und seither an der Universität Bielefeld überarbeitet und ergänzt. Diesen Institutionen bin ich f ü r optimale Arbeitsbedingungen — sei's wegen ihrer Bibliotheken oder sei's wegen der Zeit — sehr zu D a n k verpflichtet. Es gibt vor allem zwei Gründe, die mich zur Überarbeitung und Veröffentlichung meiner Studien doch noch bewogen haben. 1. Die Rezeption der amerikanischen Forschung in der Bundesrepublik vollzieht sich nach meinem Eindruck sehr viel langsamer als ursprünglich vermutet. Vielleicht gibt es auch mehr Sprachschwierigkeiten, als man gemeinhin annimmt. Jedenfalls scheint die Erörterung der hier behandelten Fragen in deutscher Sprache einen pragmatisch begründbaren N u t z e n zu haben. Deshalb mag es auch von Vorteil sein, die bisher verstreut publizierten Studien — wie o f t angeregt — in neuer Fassung hier zusammenzubringen. 2. O b w o h l diese Studien bestimmte theoretische Gesichtspunkte gewiß nicht verleugnen, d ü r f t e es doch zu rechtfertigen sein, mit einer vorwiegend konkret-realhistorischen Analyse der zunehmenden Neigung entgegenzuwirken, gerade auch den amerikanischen Imperialismus mit H i l f e weniger globaler Schlagworte begreifen zu wollen. Anstelle undifferenzierter Subsumierung oder törichter Dämonisierung der amerikanischen Expansion als des Bösen schlechthin, gilt es auch hier, sowohl der Eigenart der nordamerikanischen Entwicklung, ja ihrer Andersartigkeit im Vergleich etwa mit Deutschland gerecht zu werden, als auch strukturelle Gemeinsamkeiten des okzidentalen Imperialismus einschließlich des amerikanischen zu unterstreichen. Dabei braucht die Kritik keineswegs zurückzutreten. — Finge ich heute mit diesen Studien an, so w ü r d e ich natürlich manches anders angehen. Aber jetzt sollen sie so bleiben, wie sie sind, da ich meine Zeit f ü r eine Strukturanalyse des Verhältnisses von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in Deutschland seit 1815 brauche. Auch jetzt erhebt dieser Band keineswegs den Anspruch, eine abgerundete Darstellung der Entwicklung des amerikanischen Imperialismus bis zur J a h r h u n d e r t w e n d e zu bieten. Aber er lenkt das Augenmerk auf einige regionale Schwerpunkte dieser Entwicklung, auf strukturelle Antriebskräfte, auf Entscheidungsprozesse imperialistischer Politik, deren Motive, A u s f ü h r u n g und Rechtfertigung deutlicher gemacht werden sollten. Im besten Fall können diese Studien dazu anregen, die empirisch-theoretische Beschäftigung mit dem frühen amerikanischen Imperialismus auch hierzulande zu intensivieren und durch vergleichende Untersuchungen den immer noch bemerkenswerten Provinzialismus der deutschen Historiographie mit ihrer Nabelschau deutscher „Weltpolitik" aufzulockern. Das Interesse an derartigen Fragen scheint derzeit beträchtlich zu sein, aber an konkreten Untersuchungen herrscht weiter ein ebenso auffälliger Mangel (vgl. Anhang V. 3: Kritische Bibliographie: V). Eine erste schnelle Orientierung soll die „Kritische Bibliographie" ermöglichen. Die mir bekanntgewordene relevante Literatur ist in der alphabetisch geordneten Bibliographie (Anhang V. 4), die spezielle Literatur zu-einzelnen Problemen jeweils in den ersten Anmerkungen zu den Kapiteln verzeichnet. Zusätzliche Hilfsmittel bilden z. B. H . P. Beers Hg., Bibliographies in American History, N . Y. 1942^; H . F. Conover Hg., A Guide to Bibliographie Tools for Research in Foreign Affairs, Washington 1956;

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Anmerkungen zu Seite 7 P . Bradley Hg., Bibliography of the Monroe Doctrine, London 1929; Α. P. С. Griffin, List o f Books Relating to the Theory of Colonization, Washington 1900^. Allgemeine Bibliographien enthalten: Harvard Guide to American History, Hg. O . Handlin u. a., Cambridge/Mass. 1960^ (eine Neuauflage soll endlich bevorstehen); D . Mugridge u. P . B. McCrum Hg., A Guide to the Study of the United States of America, N . Y . 1960; W . H . Cartwright u. R . L. Watson Hg., Interpreting and Teaching American History, Washington 1961. Zeitgenössisdie Literatur findet man ziemlich ausführlich in den Bibliographien von A. P . C . Griffin (s. die Anmerkungen u. V. 4. 3). Über Persönlidikeiten informieren: Dictionary of American Biography, H g . D . Malone u. a., 23 Bde, N . Y . (1928/44) 1957/58^; Who was Who in America? 1 6 0 7 — 1896, Chicago 1963; National Cyclopaedia of American Biography, 44 Bde, N . Y . 1 8 9 3 — 1 9 6 2 ; A Biographical Congressional Directory, 1774—1927, Washington 1928. Spezielle Literatur findet man — außer in den in der „Kritisdien Bibliographie" ( I I I ) aufgeführten „Textbooks" zur amerikanischen Außenpolitik — in: E. Plischke Hg., American Diplomacy: a Bibliography, College Park 1957; ders. Hg., American Foreign Relations, a Bibliography, College Park 1955, sowie in S. F. Bemis und G. G. Griffin Hg., Guide to the Diplomatie History of the United States 1 7 7 5 — 1 9 2 1 , Gloucester 1959^ (mit ζ. T . veralteten Quellenhinweisen). Die amerikanischen Fachzeitschriften (American Historical Review, Mississippi Valley Historical Review bzw. Journal of American History, Political Science Quarterly usw.) haben seit der J a h r hundertwende so gut wie lückenlos die Literatur zu diesen Fragen rezensiert. Im A H R gibt es auch seit langem eine Bibliographie wichtiger Aufsätze. In die Kunst, die veröffentlichten Regierungsdokumente aufzufinden, führen ein; L. F. Sciimeckebier u. R . B. Eastin Hg., Government Publications and Their Use, Washington 19612; s. dazu auch: Checklist of United States Public Documents, 1 7 8 9 — 1909, Ann Arbor 1953'. Akten und Nachlässe verzeichnen — außer den vorzüglichen und so gut wie vollständigen Findbüchern der Archive und Bibliotheken — vor allem P. M. Hamer Hg., A Guide to Archives and Manuscripts in the United States, New Haven 1961; speziell: J . P. Harrison Hg., Guide to Materials on Latin America in the National Archives, Washington 1961. Der weitaus größere Teil der Akten des State Department ist inzwiscJien verfilmt worden. Das Kennedy-Institut der F U Berlin und die Abteilung für Anglo-Amerikanische Gesdiichte des Historischen Seminars der Universität Köln besitzen von der Mehrzahl dieser Filmrollen Kopien, die übrigens auch jederzeit vom „Nationalarchiv" in Washington erworben werden können, so daß man heute ungleich leichter als früher wissensdiaftlidie Arbeiten zur amerikanischen Außenpolitik von hier aus vorbereiten kann. Die Nachlässe werden zitiert: Papers ( = Ρ) und Fundort; die Akten nach den sog. Record Groups ( = R G ) im Nationalarchiv; R G 59 als größter hier benutzter Bestand umfaßt z . B . die gesamte diplomatische Korrespondenz (Ausgang: Instructions; Eingang: Despatches). — Im I. Teil wird in äußerster Kürze ein einführender Überblick zu geben versucht. Aus der kaum noch übersehbaren Literatur werden nur diejenigen Studien genannt, die auf mich besonders aufsdilußreich gewirkt haben. Die Belege werden in der Reihenfolge der einen Nachweis verdienenden Stellen möglichst abschnittweise zusammengefaßt. 2 Vgl. R . W. Van Alstyne, The Rising American Empire, O x f o r d 1960, Chicago 19652; A. Williams, Contours of American History, N . Y . 1961, Chicago 19662; Α. В. Darling, Our Rising Empire, 1 7 6 3 — 1 8 0 3 , N e w Haven 1962^, sowie S. M. Lipset, The First New Nation, N . Y . 1967^. ' T. Pownalls Memorial von 1780, in: A. B. H a r t Hg., American History, I I I , N . Y . 1910, 76 f.; N . Webster 1785, in: H . R. Warfei, N . Webster, Schoolmaster to America, N . Y . ,1936, 117, audi 59 f. Zahlreidie Belege außer bei Williams u. Darling in Van Alstyne, sowie in dess. Schriften in der „Kritischen Bibliographie" unten V.

281

Anmerkungen

zu Seile 7—9

3; G. Stourzh, B. Franklin and American Foreign Policy, Chicago 1954; W. LaFeber, Foreign Policies of a New Nation, 1750—1804, in: W. A. Williams Hg., From Colony to Empire, N . Y . 1972, 9—37, u. in der Nationalismus-Literatur: I. 2, Anm. 10. — Karten: R. D. Sale u. E. D. K a m , American Expansion, Homewood 1962. ^ Vgl. den Überblitk in: R. W. Van Alstyne, The American Empire Makes Its Bow on the World Stage, 1803—45, in: Williams Hg., 39—81 ; ders., Empire in Midpassage, 1845—67, ebd., 83—133; ders., The Significance of the Mississippi Valley in American Diplomatic History, 1686—1890, M V H R 31. 1949,215—38; ders.. Rising Empire; S. E. Baldwin, The Historical Policy of the United States as to Annexation, A H A Reports, 1893, 369—90; S. F. Bemis, J. Q. Adams and the Foundations of American Foreign Policy, N . Y. 1956^; F. Merk, The Monroe-Doctrine and American Expansionism, 1843—49, N . Y. 1966 (mit der Oregon-Lit.). Zum Krieg mit Mexiko: P. T. Harstad u. R. W. Resh, The Causes of the Mexican War, Arizona and the West 6. 1964, 289—302; R. S. Henry, The Story of the Mexican War, N . Y. 1961^; O. A. Singletary, The Mexican War, Chicago 1960; J. H . Smith, The War with Mexico, 2 Bde, N . Y. 1919; J. M. Callahan, American Foreign Policy in Mexican Relations, N . Y. 1932; J. D. P. Fuller, The Movement for the Acquisition of All Mexico, 1846— 48, Baltimore 1936; ders.. The Slavery Question and the Movement to Acquire Mexico 1846—48, M V H R 21. 1934, 31—48; E. G. Bourne, The Proposed Absorption of Mexico in 1847—48, A H A Report 1899, I, Washington 1900, 157—69. 5 Vgl. H . S. Commager Hg., Documents of American History, N . Y. 1962®, 128— 32; Cyclopaedia of American Government, Hg. A. C. MacLaughlin, III, N . Y. 1949^, 519—27; E. Fraenkel, Das amerikanische Regierungssystem, Köln 1962^, 100—3. " Vgl. С. Vevier, American Continentalism: An Idea of Expansion, 1845—1910, A H R 65. 1959/60, 323—35; ders., The Collins Overland Line and American Continentalism, P H R 28. 1959, 237—53; C. A. Beard, American Foreign Policy in the Making, New Haven 1946, 12—35. S. auch: R. Α. Billington, Westward Expansion, N . Y. 1960^; E. С. Barker, O n the Historiography of American Territorial Expansion, in: Trans-Mississippi West, Hg. J. F. Willard u. C. B. Goodykoontz, Boulder 1930, 219— 47; J. F. Jameson, Typical Steps of American Expansion, History Teacher's Magazine 5. 1914, 39—43. ' Vgl. J. H . Smith, Our Struggle for the Fourteenth Colony: Canada, 2 Bde, N . Y. 1907; J. G. Bourinot, Canada and the United States, Papers of the A H A 5. 1891, 275—333; R. W. Van Alstyne, New Viewpoints in the Relations of Canada and the United States, Canadian Historical Review 25. 1944, 109—30. — 1812: R. Horsman, The Causes of the War of 1812, Philadelphia 1962; B. Perkins, Prologue to War. England and the United States 1805—12, Berkeley 1961; J. W. Pratt, Expansionists of 1812, Gloucester 1949^. — D. F. Warner, The Idea of Continental Union. Agitation for the Annexation of Canada to the United States, 1849—93, Lexington 1960; ders., Drang nach Norden, M V H R 39. 1953, 693—712; L. B. Shippee, Canadian-American Relations, 1849—74, N e w H a v e n 1939; C. C. Tansill, Canadian-American Relations 1875—1911, N e w H a v e n 1943; J. M. Callahan, American Foreign Policy in Canadian Relations, N . Y. 1937; J. P. Smith, American Republican Leadership and the Movement for the Annexation of Canada in the 1860ies, Canadian Historical Association Report 1935, 67—75; G. Smith, The Gospel of Annexation on the Eve of the Treaty of Washington, Transaction of the Royal Society of Canada, 3. Serie, II, 31. 1937, 79—86; G. Pennanen, American Interest in Commerical Union with Canada, 1854—98, Mid-America 47.1965, 24—39; C. P. Stacey, The Myth of the Unguarded Frontier, 1815—71, A H R 56. 1950, 1—18; E. W. Mcinnis, The Unguarded Frontier, Garden City 1942. — Als Ausschnitt aus der publizistischen Diskussion im ausgehenden 19. Jh.: G. Smith, Canada and the United States, N A R 131. 1880, 14— 25; F. G. Mather, Obstacles to Annexation, N A R 133. 1888, 153—66; P. Bender, A Canadian View of Annexation, N A R 136. 1883, 326—36; ders., Canada, Reciprocity or Commercial Union? Magazine of American History 19. 1888, 21—27; B. F. Butler, 282

Anmerkungen zu Seite 9—10 Defenseless Canada, N A R 147. 1888, 4 4 1 — 5 2 ; J . S. Morrill, Is Union with Canada Desirable? F 6. 1888/89, 4 5 1 — 6 4 ; W. В Harte, The Drift Toward Annexation, F 7. 1889, 3 6 1 — 7 2 ; J . В. Sdiurman, The Manifest Destiny of Canada, ebd., 1 — 17; С. H . Lugrin, The Relations of the United States and Canada, C M 38. 1889, 2 3 6 — 4 4 ; W. H . Hurlbert, Reciprocity and Canada, N A R 153. 1891, 4 6 8 — 8 0 ; E. Wiman, What is the Destiny of Canada? N A R 148. 1889, 6 6 5 — 7 5 ; ders.. The Capture of Canada, N A R 151. 1890, 2 1 2 — 2 2 ; ders., Can We Coerce Canada? N A R 152. 1891, 91 — 102; ders.. Reciprocity With Canada, E M 4. 1892, 1 0 9 — 1 4 ; J . C. Hopkins, Canadian Hostility to Annexation, F 16. 1893/94, 3 2 5 — 3 5 ; J . G. Bourinot, Why Canadians D o Not Favor Annexation, F 19. 1 8 9 5 , 2 7 6 — 88. Vgl. dazu Lodges Drohungen im Venezuela-Konflikt unten I I . 7. 8 Vgl. T. Jefferson, The Writings, Hg. P . L. Ford, N . Y . 1 8 9 1 / 9 9 , V, 316, 333; V I I , 288 f., 3 1 6 ; V I I I , 105, 449 f.; I X , 124 f., 3 5 1 ; X , 159. — J . Q. Adams, The Writings, Hg. W. C . Ford, N . Y . 1913/17, V I I , 3 7 2 ; Senate Report 351, 3 5 : 2. — R. J . Bartlett Hg., The Record of American Diplomacy, Ν . Y . I 9 6 0 ' , 2 3 1 — 4 2 ; 211, 244; vgl. L. Greene, The Filibuster, Indianapolis 1937; W. O. Scroggs, Filibusters and Financiers, N. Y . 1916. Überblick: Van Alstyne, Empire, 147—69. 9 Jefferson, V I , 1 5 8 — 6 1 ; V I I I , 194; X , 3 1 3 ; J . K . Polk, The Diary, Hg. M. M. Quaife, Chicago 1910, I, 71; J . D . Richardson Hg., Messages of the Presidents, 1 7 8 9 — 1897, Washington 1899/1906, I V , 5 3 2 — 6 4 ; American State Papers, Hg. W. Lowrie u. M. St. Clair, Class X , Misc. Π, Washington 1839, 1009 (Astor an Adams, 4. 1. 1823); T . H . Benton, Thirty Years' View, 1820—50, N. Y . 1854/56, I, 13 f.; II, 430 (Zit.), 468, 471, 474, 693. Vgl. W. N . Chambers, Old Bullion Benton, Boston 1956, 84; W . M . Meigs, Life of Т . Н . Benton, Philadelphia 1904, 101, 3 0 5 — 7 , 4 2 2 ; T . R o o s e velt, T. H . Benton, Boston 1914, auch in: ders.. The Works, V I I I , 1924, 3 — 2 6 9 ; H. H . Bancroft, The New Pacific, N . Y . 1900; ders.. The Works, Bd. 38, San Francisco 1890, 3 9 — 5 3 . Allg. N . A. Graebner, Empire on the Pacific, N . Y . 1955; R. G. Cleland, Asiatic Trade and American Occupation of the Pacific Coast, A H A Report 1914, Washington 1916, I, 2 8 3 — 8 9 ; D. E. Clark, Manifest Destiny and the Pacific P H R 1. 1932, 1 — 1 7 ; R . W. Van Alstyne, International Rivalries in the Pacific Northwest, Oregon Historical Quarterly 46. 1945, 1 8 5 — 2 1 8 ; A. B. Cole, The Ringgold-RodgersBrooke-Expedition to Japan and the North Pacific, 1853—59, P H R 16. 1947, 152 ff.; Vevier, Continentalism, 3 2 4 — 3 0 , sowie die Lit. zu I I I . 4. Vgl. dazu unten I. 4 und die Lit. ebd. — Zur frühen Ökonomisten Konkurrenz: A. A. Burn, The Genesis of American Engineering Competition, 1850—70, Economic History 2. 1 9 3 0 / 3 3 , 2 9 2 — 3 1 1 ; J . H . D u n n i n g , T h e Growth of United States Investment in United Kingdom Manufacturing Industry 1856—1940, Manchester SAool 24. 1956, 2 4 7 — 5 7 ; H . J . Habakkuk, American and British Tedinology in the 19th Century, Cambridge 1962; P. S. Florence, The Logic of British and American Industry, Chapel Hill 1953, sowie die Lit. unten I. 6, Anm. 24.

1.2 ' Ezra Stiles, 1783, in: J . W. Thornton Hg., The Pulpit of the American Revolution, Boston 1876^, 403, 440. Vgl. S. Eddy, The Kingdom of God and the American Dream, N . Y . 1941; G. H . Williams, Wildernis and Paradise in Christian Thought, N. Y . 1962, 9 8 — 1 3 7 ; A. Helmert, Puritanism, the Wilderness, and the Frontier, N E Q 26. 1953, 3 6 1 — 8 2 ; H . R . Niebuhr, The Kingdom of God in America, N . Y . 1962^; R . Niebuhr u. A. Helmert, A Nation so Conceived, N . Y . 1963, sowie die dort verzeichnete Literatur über die amerikanischen Puritaner. ^ Zu diesem wichtigen Thema des mythologisierten Paradieses im „Westen" vgl. H . N . Smith, Virgin Land. The American West as Symbol and Myth, Cambridge/ Mass. 19622; C. Sanford, The Quest for Paradise, Urbana 1961; К . D . B r a A e r ,

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Anmerkungen

ζ » Seite

10—13

Providentia Americana, in: Fs. E. Voegelin, München 1962, 27—48, audi in: ders., Deutschland zwischen Demokratie u. D i k t a t u r , München 1964, 313—36; L. Baritz, The Idea of the West, A H R 66. 1961, 618—40; R. W. В. Lewis, The American Adam, Chicago 1955; A. K. Moore, The Frontier Mind, Lexington 19632. 3 M. Curti, The G r o w t h of American Thought, N . Y. 1943 u. ö., 49 f.; American Archives, H g . P. Force, 4. Serie, V, Washington 1844, 182 (1776); G. H u n t , History of the Seal of the United States, Washington 1909, 34 f.; Clark, 1. Noch 175 Jahre später brachte es F. Merk fertig (Manifest Destiny and Mission in American History, N . Y. 1963, 266), dasselbe Bild zustimmend zu gebrauchen — überhaupt ein Buch, das 50 Jahre zu spät erschienen ist; ähnlich: C. Rossiter, The American Mission, American Scholar 20. 1950/51, 19—28. — T . Jefferson, The Writings, H g . A. A. Lipscombe, X V , 284, 334; ders., Ford Hg., IV, 59; IX, 351; X, 313; J. Adams, The Works, H g . C. F. Adams, Boston 1851/65, IV, 293, 200, 475 f.; vgl. V H , 227, 250; V I I I , 178, 332; auch die Einleitung zu T. Paine, Common Sense and the Crisis (1776), Garden City 1962; R. T. Spiller u. a.. Literary History of the United States, I, N . Y. 1949, 192—215; F. H . Harrington, Fighting Politician. Major General N . P. Banks, Philadelphia 1948, 177. L. Dion, N a t u r a l Law and Manifest Destiny in the Era of the American Revolution, Canadian Journal of Economic and Political Science 23. 1957, 227—47; P. Godwin, Political Essays, N . Y. 1856, 144 f.; T. Parker, Writings, X I I , Boston 1911, 195; vgl. H . S. Commager, T. Parker, Boston 1960^. 5 С. M. Fuess, The Life of C. Cushing, I, N . Y. 1923, 246 f. Vgl. hierzu und allg. zum Missionsproblem außer der Nationalismus-Literatur (u. I. 2, Anm. 10) vor allem: E. M. Burns, The American Idea of Mission, N e w Brunswidi 1957; R. Van Zandt, The Metaphysical Foundations of American History, Den H a a g 1959; Α. К . Weinberg, Manifest Destiny, Gloucester 1958^; С. Strout, The American Image of the O l d World, N . Y. 1963; D . J. Boorstin, America and the Image of Europe, N . Y. 1960; M. Curti, The Roots of American Loyalty, N . Y. 1946; R. H . Gabriel, The Course of American Democratic Thought, N . Y. 1956^; V. L. Parrington, Main Currents in American Thought, 1620—1860, 2 Bde, N . Y.' 19542; £ l Tuveson, Millenium and Utopia, Berkeley 1949; M. Kraus, America and the Utopian Ideal in the 18th Century, M V H R 22. 1936, 487—504; A. E. Bestor, BadcwoodsUtopias, Philadelphia 1950; A. A. Ekirdi, The Idea of Progress in America, 1815—60, N . Y. 1944; U. Brumm, Fortschrittsglaube u. Zivilisationsfeindschaft im amerikanischen Geistesleben des 19. Jh., J b A 6. 1961, 75—88. « B. G. Berkeley, Works, II, London 1843, 443; J. Adams, I, 23, vgl. 66, 230—32; П, 505; III, 185; I X , 597—99; 510; X L 631; J. Morse, The American Geography, Elizabethtown 1789, 469; B. Trumbull, The Works, II, H a r t f o r d 1820, 158; Godwin, 160. Vgl. C. Sumner, Prophetic Voices About America, AM 20. 1867, 275—306, audi in: ders., The Works, H g . G. F. H o a r , X I I , Boston 1900, 1—183. Über В. Adams s. unten I. 8, Anm. 2. ' Jefferson, H g . Lipscombe, Χ, 294; X I V , 22; J. Adams, IV, 293; J. Q . Adams, Memoirs, Philadelphia 1874/77, IV, 438; VI, 163; V, 252 f. 8 Williams, Contours, 257. Vgl. ebd., 77—203; ders.. The Age of Mercantilism: An Interpretation of the American Political Economy 1763—1828, William & M a r y Quarterly 15. 1958, 419—37, auch in: D. M. Smith Hg., Major Problems in American Diplomatic History, I, Boston 1965^, 183—95; ders. Hg., The Shaping of American Diplomacy, I, Chicago 1962^ u. 1969'; LaFeber, in: Williams Hg., sowie F. Stearns, E. Everett, in: The American Secretaries of State, H g . S. F. Bemis, VI, N . Y. 1958^, 117—41. ' J . B . M o o r e , Four Phases of American Development: Federalism-Democracy — Imperialism-Expansion, Baltimore 1912, 137. Texte: Bartlett Hg., 168—87. Vgl. Bemis, Adams; W. LaFeber, J. Q. Adams and American Continental Empire, Chicago 1965; D . Perkins, J. Q . Adams, i n : Bemis Hg., IV, 3—111; ders., The Monroe Doctrine,

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Anmerkungen

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1823—26, Cambridge/Mass. 1927; ders,, dass. 1826—67, Baltimore 1933; ders., dass. 1867—1907, ebd., 1937; ders., A History of the Monroe-Doctrine, Boston 1957; W. C. Ford, J. Q. Adams and the Monroe Doctrine, A H R 7. 1902, 676—96, 8. 1902, 28—52; ders., J. Q. Adams, His Connections With the Monroe Doctrine, Cambridge/Mass. 1902; ders., DAB I / l , 84—93; Lateinamerika-Handel: С. L. Chandler, United States Commerce with Latin America at the Promulgation of the Monroe-Doctrine, Q J E 38. 1924, 466—86; W. S. Robertson, South America and the Monroe Doctrine, 1824— 28, P S Q 30. 1915, 82—105; ders., Hispanic American Appreciations of the Monroe Doctrine, H A H R 3. 1920, 1 ff.; ders., The Monroe Doctrine Abroad, 1823—24, American Political Science Review 6. 1912, 546—63; J. J. Audimuty, The United States Government and Latin American Independence, 1810—30, London 1937. Vgl. noch T. R. Sdiellenberg, Jeffersonian Origins of the Monroe Doctrine, H A H R 14. 1934, 1—34; A. P. Whitaker, The Western Hemisphere Idea, Ithaca 1954, 2—38; W. S. Holt, The United States and the Defense of the Western Hemisphere, 1815—1940, P H R 10. 1941, 29—38; J. A. Logan, N o Transfer, New H a v e n 1961. N u r einmal im 19. Jh. verstanden sidi danach die USA zu einer Territorialgarantie in der Westlichen Hemisphäre, als sie 1846 die Souveränität Neu-Granadas (Kolumbiens) über den Isthmus anerkannten. Vgl. F. J. Rippy, Diplomacy Regarding the Isthmus of Tehuantepec, 1848—60, M V H R 6. 1919/20, 505—32. 1» Vgl. J. W. Pratt, The Origin of „Manifest Destiny", A H R 32. 1927, 795—98; ders., J. L. O'Sullivan and Manifest Destiny, Proceedings of the N . Y. Historical Association 31. 1933, 213—34; J. C. Parish, The Emergence of the Idea of Manifest Destiny, Los Angeles 1932, audi in: ders., The Persistence of the Westward Movement, ebd. 1943, 47—77; Weinberg; N . Y. Graebner Hg., Manifest Destiny, Indianapolis 1968; J. A. Hawgood, Manifest Destiny, in: H . C. Allen u. C. P. Hill Hg., British Essays in American History, N . Y. 1957, 123—44. Allg. zum amerikanisdien Nationalismus, über den es nodi immer an kritischen Darstellungen fehlt: R. W. Van Alstyne, Genesis of American Nationalism, Waltham/ Mass. 1970; ders., American Nationalism and Its Mythology, Queen's Quarterly 65. 1958, 423—36; H . Kohn, American Nationalism, N . Y. 1961^ (dazu Van Alstyne, WAQ29.1958,65—73, u. Kohn, ebd., 74—78); Y. Arieli, Individualism and Nationalism in American Ideology, 1786—1865, Cambridge/Mass. 1964; D. Davidson, The Attadc on Leviathan: Regionalism and Nationalism in the United States, Chapel Hill 1938; Curti, Roots; ders.. Wanted: A History of American Patriotism, Middle States Association of History and Social Science Teadiers, Proceedings 36. 1938, 15—24; R. W. Bolwell, Concerning the Study of Nationalism in American Literatur, American Literature 10. 1938/39, 405—16; C. A. Beard, Nationalism in American History, i n : W . G . Leland Hg., Nationalism, Bloomington 1934, 39—51. H . O. Mahin Hg., The Editor and His People: W. A. White, N . Y. 1924, 305. Vgl. W. A. White, Autobiography, N . Y. 1946; W. Johnson, W. A. White's America, N. Y. 1947, sowie С. Sdiurz, Manifest Destiny, H M 87. 1893, 737—46. — Beveridge, Reden v. 1894 u. Okt. 1896, Beveridge P. LC; dazu С. G. Bowers, Beveridge and the Progressive Era, N . Y. 1932, 68, 76, vgl. V, 57, 66—76; CR 56: 1: 704—11; Ν. Graebner Hg., Ideas and Diplomacy, N . Y. 1964, 370; D. Levine, The Social Philosophy of A. Beveridge, Indiana Magazine of History 58. 1962, 101 — 16, DAB 1/2, 231—33. — E. D. Adams, The Power of Ideals in American History, New Haven 1913, 92. I. 3 ' W. H . Seward, The Works, Hg. G. E. Baker, N . Y. 1887/90, III, 651. Vgl. F. W. Seward, W. H . Seward, 3 Bde, Ν . Y. 1891; ders. Hg., Seward at Washington, 3 Bde, N . Y. 1891; F. Bancroft, The Life of W. H . Seward, 2 Bde, N . Y. 1900; G. D. Van Deusen, W. H . Seward, N . Y . 1964; D. Perkins, W. H . Seward as Secretary of State, 285

Anmerkungen

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in: ders., Foreign Policy and the American Spirit, Ithaca 1957, 218—26; DAB VIII/2, 615—21; H . W. Temple, W. H . Seward, in: Bemis Hg., VII, 3—115. Speziell: J. G. Whelan, W. H . Seward, Expansionist, phil. Diss. Univ. of Rochester 1959, MS; F. H . Stutz, W. H . Seward, Expansionist, M. A. Thesis, Cornell Univ., Ithaca 1937; F.Bancroft, Seward's Ideas of Territorial Expansion, N A R 167. 1898, 79—89; T. Dennett, Seward's Far Eastern Policy, A H R 28. 1922/23, 45—62; W. G. Sharrow, W. H. Seward and the Basis for American Empire, 1850—60, P H R 36. 1967, 325—42; Williams, Contours, 317—19; W. LaFeber, The New Empire, Ithaca 1963, 24—32; H. Schönberger, Transportation to the Seaboard: The „Communication Revolution" and American Foreign Relations 1860—1900, Westport 1971, 4—9; H . Gollwitzer, Geschidite des weltpolitischen Denkens, I, Göttingen 1972, 495—500. Grundlegend zum Konzept des „Freihandelsimperialismus": J. Gallagher u. R. E. Robinson, The Imperialism of Free Trade, EHR 6. 1953, 1—15, dt. in: Imperialismus, Hg. H.-U. Wehler, Köln 19722, 183_200. 2 Works, I, 91; IV, 124; V, 574; IV, 165—70; III, 606; IV, 331; V, 33; I, 57; IV, 125. Vgl. III, 425, 618, 657; IV, 319, 331; V, 571, 589—92; Bancroft, Life, I, 546; II, 58. 3 Works, IV, 319; I, 58, 124, 250, 247 f. (vgl. 236—53); III, 618; V, 559—69; Bancroft, Life, Π, 470 f., 489 f. Perry: Senate Executive Document 34, 33:2:81; vgl. auch W. L. Neumann, America Encounters Japan, Baltimore 1963, 46, 23 u. 4 f.

I. 4 » C. A. u. M. R. Beard, The Rise of American Civilization, II, N. Y. 1927 u. ö., 53 f. Vgl. allg. W. R. Brock, The United States, N C M H 11. 1962, 487—515; J. C. Sitterson, Economic and Social Revolution, 1860—1900, in: Cartwright/Watson, 156— 79, R. F. Durden, Politics in the Gilded Age, 1877—1896, ebd., 180—97. Zur Wirtschaftsgeschichte bis 1865: S. Bruchey, The Roots of American Economic Growth, 1607—1861, N. Y. 1965; T. С. Cochran, Did the Civil War Retard Industrialization? MVHR 48. 1961/62, 197—210, auch in: R. Andreano Hg., The Economic Impact of the American Civil War, Cambridge/Mass. 1962,148—60; S. L. Engerman, The Economic Impact of the Civil War, Explorations in Entrepreneurial History 3. 1966, 176—99, auch in: R. W. Fogel u. S. L. Engerman Hg., The Reinterpretation of American Economic History, N . Y. 1971, 369—79, allg. 310—79. Für die Zeit von 1865 bis 1900 vgl. die folgenden Darstellungen: L. E. Davis u. a., American Economic Growth, Ν. Y. 1972; ders. u. a., American Economic History, Homewood 1969'; L. M. Hacker, The Course of American Economic Growth and Development, N . Y . 1970; ders.. The Triumph of American Capitalism, N . Y. 1965'; C. H. Hession u. H . Sardy, Ascent to Affluence. A History of American Economic Development, Boston 1969, 411—503; D. C. North, Growth and Welfare in the American Past, Englewood Cliffs 1966; ders.. Industrialization of the United States, in: Cambridge Economic History of Europe VI/2. 1965, 673—705; E. C. Kirkland, Industry Comes of Age, 1860—97, N. Y. 1961; Trends in the American Economy in the 19th Century, Hg. National Bureau of Economic Research, Princeton 1960; T. C. Codiran u. W. Miller, The Age of Enterprise, N . Y. 1961*; W. Miller, The Realm of Wealth, in: J. Higham Hg., The Reconstruction of American History, N . Y. 1962, 137—56; M. Josephson, The Robber Barons, 1861—1901, N . Y. 1962=; H . U.Faulkner, American Economic History, N . Y. 1960®; G. C. Fite u. J. E. Reese, An Economic History of the United States, N . Y. 1959; J. W. Oliver, History of American Technology, N. Y. 1956, dt. Geschichte der amerikaniscJien Technik, Düsseldorf 1959, 302—451; P. d'A. Jones, An Economic History of the United States Since 1783, London 1956; H. С. Smith, Economic History of the United States, N . Y. 1955; R. W. Goldsmith, The Growth of Reproducible Wealth of the USA 1805—1950, in: S. 286

Anmerkungen

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17—19

Kuznets Hg., Income and Wealth of the United States, Cambridge 1952; R. McGrane, The Economic Development of the American Nation, N . Y. 1950^; J. Dorfman, The Economic Mind in American Civilization, 5 Bde, N . Y. 1946/59; V. S. Clark, History of Manufactures, 3 Bde, Ν . Y. 1949^; F. Redlich, The Molding of American Banking, Men and Ideas, 2 Bde, N . Y. 1968^; ders., History of American Business Leaders, Ann Arbor 1940; H . F. Williamson Hg., The Growth of the American Economy, N . Y. 19462; F. A. Shannon, America's Economic Growth, N . Y. 1940; I. M. Tarbell, The Nationalizing of Business, 1878—1898, N . Y. 1936; W. I. King, The Wealth and Income of the People of the USA, N . Y. 1915; A. D. Noyes, 40 Years of American Finance, 1865—1907, N . Y. 1909«. Wichtige Quellenstücke und Studien finden sidi in: A. D. Chandler u. a. Hg., The Changing Economic Order, N . Y . 1968; S. Cohen u. F. G. Hill Hg., American Economic History, Philadelphia 1966; T. C. Cochran u. T. B. Brewer Hg., Views of American Economic Grwoth, 2 Bde, N . Y. 1966; R. M. Robertson u. J. L. Pate Hg., Readings in United States Economic and Business History, Boston 1966; R. Andreano Hg., N e w Views on American Economic Development, Cambridge/Mass. 1965; G. D. Nash Hg., Issues in American Economic History, Boston 1964; H . N . Scheiber Hg., United States Economic History, N. Y. 1964. Grundlegende Hilfsmittel: Historical Statistics of the United States, Colonial Times to 1957, Washington 1961^; United States Department of Commerce Hg., LongTerm Economic Growth, 1860—1965, Washington 1966. 2 H . S. Commager, The American Mind, New H a v e n 1962', 41. Ähnlich, aber allgemeiner J. Α. Schumpeter, Theorie der wirtsdiaftlichen Entwicklung (1911), Berlin 1964', 102. Vgl. J. Weinstein, The Corporate Ideal in the Liberal State, 1900—18, Boston 1968; S. Fine, Laissez-Faire and the General Weifare State. A Study of Conflict in American Thought, 1865—1901, Ann Arbor 1956; Η . Α. Winkler Hg., Organisierter Kapitalismus, Göttingen 1973 (darin Puhle über USA). 3 T. A. Bailey, America's Emergence as a World Power, P H R 30. 1961, 1—16. Zur Staatshilfe: С. Goodrich, Government Promotion of American Canals and Railroads, 1800—1890, N . Y. 1960; J. M. Primm, Economic Policy and Development of a Western State: Missouri 1820—60, Cambridge/Mass. 1954; M. S. Heath, Constructive Liberalism: The Role of the State in the Economic Development of Georgia to 1860, ebd. 1954; L. Hartz, Economic Policy and Democratic Thought: Pennsylvania 1776—1860, ebd. 1948; О. u. M. F. Handlin, Commonwealth. A Study of the Role of Government in the American Economy: Massachusetts 1776—1861, N . Y. 1947 (s. dazu R. A. Liverley, The American System, B H R 29. 1955, 81—96); F. K. Henrich u. a.. The Development of American Laissez Faire, J E H Suppl. 3. 1943, 51—100; H . W. Broude, The Role of the State in American Economic Development 1820—90, in: H . G. J. Aitken Hg., The State and Economic Growth, N . Y. 1959, 4—25; F. Freidel, The Role of the State in United States Economic Life, Moskau 1970, sowie L. E. Davis u. J. Legier, The Government in the American Economy 1815—1902, J E H 24. 1966, 514—52. * B. Adams, The New Empire, N . Y. 1902; dt. Das H e r z der Welt, Wien 1908. ' Vgl. hierzu Wehler Hg., Imperialismus, 11—38, auch in: ders., Krisenherde des Kaiserreichs 1871—1918, Göttingen 1970, 113—34; W. J. Mommsen, Der moderne Imperialismus als innergesellschaftliches Phänomen, in: ders. Hg., Der moderne Imperialismus, Stuttgart 1971, 14—30; T. J. McCormick, The State of American Diplomatie History, in: H . J. Bass Hg., The State of American History, Chicago 1970, 119—41; S. P. Hays, The Response to Industrialism, 1885—1914, Chicago 1957; ders.. Social Analysis of American Political History, 1880—1920, PSQ80.1965, 373—94. Allg. vor allem W. A. Williams, The Tragedy of American Diplomacy, Ν . Y. 1962^; dt. Die Tragödie der amerikanischen Diplomatie, Frankfurt 1974; LaFeber; Schönberger; W. S. Cole, An Interpretive History of American Foreign Relations, Homewood 1968, 122—65; R. Ginger, The Age of Excess 1877—1914, London 1965. 287

Anmerkungen

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« E. Fraenkel, USA-Weltmadit wider Willen, Berlin 1957, 6; H . S. Commager, Einleit. zu F. R. Dulles, America's Rise to World Power, 1898—1945, N. Y. 1955, XIII (dt. Amerikas Weg zur Weltmadit, Stuttgart 1957). ' Vgl. hierzu M. Plesur, America's Outward Thrust, 1865—1890, DeKalb 1971; ders., America Looking Outward: The Years from Hayes to Harrison, Historian 22. 1959/ 60, 280—95; ders., Rumblings Beneath the Surface: America's Outward Thrust, in: H . W. Morgan Hg., The Gilded Age, Syracuse 1963, 140—68; ders.. Across the Wide Pacific, P H R 28. 1959, 73—80; P. S. Holbo, Economics, Emotion, and Expansion: An Emerging Foreign Policy, in: H . W. Morgan Hg., The Gilded Age, 1970^; D. M. Pletdier, The Awkward Years: American Foreign Relations Under Garfield and Arthur 1881—85, Columbia 1961; R. Seager, Ten Years Before Mahan, 1880—90, MVHR 40. 1953, 491—512; audi C. A. Beard, The Idea of National Interest, N . Y. 19672; L. Perla, What is „National Honor"? N. Y. 1918; E. R. May, Imperial Democracy, N. Y. 1961. Arbeitsbücher: R. H . Miller Hg., American Imperialism in 1898, N. Y. 1970; T. P. Greene Hg., American Imperialism in 1898, Boston 1955. Viele Quellenstücke finden sidi in: J. B. Moore Hg., A Digest of International Law, 8 Bde, Washington 1906. L5 ' Grundlegend: W. A. Williams, The Roots of the Modern American Empire, N . Y . 1969; ihm folgend: E. P. Crapol u. H . Schönberger, The Shift to Global Expansion 1865—1900, in: Williams Hg., Colony to Empire, 135—202 (137, 139); E. P. Crapol, America for Americans: Economic Nationalism and Anglophobia in the Late 19th Century, Westport 1972; Sdionberger. 2 M. Rothstein, The American West and Foreign Markets, 1850—1900, in: The Frontier in American Development, Hg. D. M. Ellis, Ithaca 1969, 387, 394; ders., America in the International Rivalry for the British Wheat Market, 1860—1914, MVHR 57. 1960, 401—18; HS, 546 f., 64; W. Trimble, Historical Aspects of the Surplus Food Production of the United States, 1862—1902, Annual Report of the AHA 1918, I, Washington 1921, 223; Crapol/Schonberger, 137; Hession/Sardy, 411—20; S. Kuznets, National Income, N. Y. 1946, 43. Vgl. allg. R. E. Lipsey, Price and Quantity Trends in the Foreign Trade of the United States, Princeton 1963. Zur ΑξταττνίΗΒώαΙΐ s. vor allem: P. W. Gates, The Farmer's Age: Agriculture 1815—60, N . Y. 1960; F. A. Shannon, The Farmer's Last Frontier, 1860—97, N . Y. 1954; F. Strauss u. L. H . Bean, Gross Farm Income and Indices of Farm Production and Prices in the United States, 1869—1937, Washington 1940; M. W. Towne u. W. D. Rasmussen, Farm Gross Product and Gross Investment in the 19th Century, in: Trends, 291—94; W. N . Parker u. J. L. V. Klein, Productivity Growth in Grain Production in the United States 1840—60 and 1900—10, in; Output, Employment, and Productivity in the United States After 1800, N. Y. 1966, 523—80. — G. Brandau, Erntesdiwankungen u. wirtsdiaftlidie Wedisellagen 1874—1913, Jena 1936; W. A. Coults, Agricultural Depressions in the United States, Ann Arbor 1897; A. P. Andrew, The Influence of Crops Upon the Business of America, QJE 20. 1906, 323—52; L. Cox, The Agricultural Wage Earner 1865—1900, A H 22. 1948, 95—114. ' M. J. Ulmer, Trends and Cycles in Capital Formation by United States Railroads, 1870—1950, N. Y. 1954, 11; vgl. ders., Capital in Transportation, Communications, and Public Utilities, Princeton 1960. — S. Kuznets, Secular Movements in Production and Prices, N. Y. 1930, 191, 526; HS, 427; J. M. Clapham, An Economic History of Modern Britain, II, Cambridge 1963^, 213. Vgl. Shannon, 217, 190—92. Allg. G. R. Taylor, The Transportation Revolution, 1815—60, N . Y. 1951; ders. u. J. D. Neu, The American Railroad Network, 1861—90, Cambridge 1956; H . Barger, The Transportation Industries, 1889—1946, N . Y. 1951; T. C. Codiran, Railroad Leaders, 1845—1890, Cambridge/Mass. 1953; L. Benson, Merchants, Farmers, and Rail288

Anmerkungen

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21—23

roads, 1850—87, Cambridge/Mass. 1955; L. H . Jenks, Railroads as an Economic Force in American Development, J E H 4. 1944, 1—20. K a r t e : Fite/Reese, 327 (1870—1900). " Hession/Sardy, 438; W. Z. Ripley, Railroad-Rates and Regulation, Ν . Y. 1917.— D. С. N o r t h , Ocean Freight Rates and Economic Development 1750—1913, J E H 18. 1958, 537—55; H . Soetbeer, Kosten der Beförderung von Getreide u. Sinken der Getreidepreise seit 1870, Jahrbücher f ü r Nationalökonomie u. Statistik 66. 1896, 866— 81; Crapol/Schonberger, 137, 171, 144. Vgl. Präs. Garfields Lob auf die exportierenden Farmer: Ridiardson, V I I I , 10 (1881). United States Department of Agriculture, Report 1883, 342 (Peez); Rothstein, West, 398; W. H . Bremer in: Report on the Cereal Production of the United States, 10. Census, Washington 1880, III, Ag., 9; Trimble, 227—30; Shannon, 415—17; L. Benson, Turner and Beard, Glencoe 1960, 48. Über die Wirkung in Deutschland: Wehler, Bismarck u. der Imperialismus, 87—94. ® Die ausführlichste Analyse der zeitgenössischen Debatte findet sich jetzt bei Williams, Roots, 132—268; auch Schönberger, 3—119; Crapol/Schonberger, 152 f. Boutwell: Annual Report of the Secretary of the Treasury 1872, Washington 1873, X I X f.; vgl. G. S. Boutwell, Reminiscences of 60 Years in Public Affairs, II, N . Y. 1902. W i n d o m : Senate Report 307, 43:1, 2 Bde, Washington 1874; C R 4 7 : 2 : 1 4 / 4 : App. 64—69 (Berry, 17.2. 1883). « Vgl. Crapol/Schonberger, 139—68, 177—85; Schönberger, 119—234; Α. Bogue, Money at Interest: The Farm Mortgages on the Middle Border, Ithaca 1955. Zur Handelsmarine: J. G. В. Hutdiins, The American Maritime Industries and Public Policy, 1789—1914, Cambridge/Mass. 1941, 462—80; H . Keiler, American Shipping, Jena 1913; M. McKee, The Ship Subsidy Question in United States Politics, N o r t h a m p t o n 1922; J. E. Saugstadt, Shipping and Shipbuilding Subsidies, Washington 1932, 59—63; P. M. Zeis, American Shipping Policy, Princeton 1938. Zum Bimetallismus s. u. a.: M. Friedman u. A. Schwartz, A Monetary History of the United States, 1867—1960, Princeton 1965, 89—134; D. R. Dewey, Financial H i story of the United States, N . Y. 1 9 3 1 " ; W. J. Shultz u. M. R. Caine, Financial Development of the United States, N . Y. 1937; M. Prager, Die Währungsfrage in den Vereinigten Staaten von N o r d a m e r i k a , Stuttgart 1897; J. A. Barnes, J. G. Carlisle, N . Y. 1931; J. P. Nichols, Silver Diplomacy, P S Q 48. 1933, 565—88; W. E. Beach, British International Gold Movements and Banking Policy, 1881—1913, Cambridge/ Mass. 1935; B. Adams, The Gold Standard, Washington 1896^; W. Barker, Bimetallism, Philadelphia 1896; E. B. Andrews, The Bimetallist Committee of Boston and N e w England, Q J E 8. 1894, 319—27; W. C. Ford, Silver in Commerce," P S Q 11. 1896, 478— 92; F. W. Taussig, The Crisis in the United States and the Repeal of Silver Purchases, Economic Journal 3. 1893, 733—45. Vgl. auch die Lit. I. 6, Anm. 16. Zur Kriegsflotte vgl. außer Seager, Pletcher, LaFeber vor allem W. R. Herrick, The American N a v a l Revolution, Baton Rouge 1867; D. J. Garrison, The N a v y from Wood to Steel, 1860—90, N . Y. 1965; H . u. M. Sprout, The Rise of American N a v a l Power, 1776—1918, Princeton 1946^; dies. Hg., Foundations of National Power, N . Y. 1951^; C. O . Pauliin, A H a l f Century of N a v a l Administration in America, 1861 — 1911, Proceedings of the United States N a v a l Institute 39. 1913, 1217—67; E. M. Earle, The N a v y ' s Influence on O u r Foreign Policy, Current History 23. 1926, 648— 55; S. W. Livermore, American N a v a l Development, 1898—1914, phil. Diss. H a r v a r d Univ. 1944, MS; E. B. Potter Hg., Sea Power, Englewood Cliffs 1961; ders. u . a . , The United States and World Sea Power, ebd. 1955, 393—413; A. Westcott Hg., American Sea Power Since 1775, Philadelphia 19522, 206—36; D. W. Mitchell, History of the Modern America N a v y , N . Y. 1946; C. S. Alden u. A. Westcott, The United States N a v y , N . Y. 1943; G. T. Davis, A N a v y Second to N o n e : The Development of Modern American N a v a l Policy, N . Y. 1940; E. S. Maclay, A History of the United States N a v y , 1775—1901, 3 Bde, N . Y. 1901; E. A. Falk, From Perry to Pearl H a r bor: The Struggle for Supremacy in the Pacific, G a r d e n City 1943; J. P. Baxter, The Introduction of the Ironlad Warship, Cambridge/Mass. 1933; C. J. Bernardo u. E. H .

289 19 Wehlcr, Amerik. Imperialismus

Anmerkungen

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Bacon, American Military Policy Since 1775, Harrisburg 1955, 257—89; Α. Rappaport, The Navy League of the United States, Detroit 1962. — Dazu auch über die Entwicklung des Navy Department und der Marinepolitik: L. White, The Republican Era 1861—1901, Ν. Y. 1958; L. В. Richardson, W. E. Chandler, Ν. Y. 1940, 570—87; С. G. O'Gara, T. Roosevelt and the Rise of the Modern Navy, Princeton 1943; J. D. Long, The New American Navy, 2 Bde, N. Y. 1903; The Journal of J. D. Long, Hg. M. Long, Ridge 1956; Papers of J. D. Long, 1897—1904, Hg. G. W. Allen, Boston 1939; W. D. Garrett, J. D. Long, Secretary of the Navy 1897—1902, N E Q 31. 1958, 291—311; A. Gleaves, Life and Letters of Rear Admiral S. B. Luce, N . Y. 1925; N. Sargent Hg., Adminal Dewey and the Manila Campaign, Washington 1947; R. S. West, Admirals of the American Empire, N . Y. 1948. Von A. T. Mahan vor allem: The Influence of Sea Power Upon History, 1660—1783, Boston 1890; The Influence of Sea Power Upon the French Revolution and Empire, 1793—1812, 2 Bde, ebd. 1892; Sea Power in Its Relations to the War of 1812, ebd. 1905; Major Operations of the Navies in the War of American Independence, ebd. 1913; The Navy in the Civil War, N . Y. 1883; The Interest of America in Sea Power, Boston 1897; Lessons of the War with Spain, ebd. 1899; The Problem of Asia, ebd. 1900; Naval Administration and Warfare, ebd. 1908; Die weiße Rasse u. die Seeherrschaft, Leipzig 1909; Interest of America in International Conditions, ebd. 1910; Armaments and Arbitration, N . Y. 1912; Retrospect and Prospect, ebd. 1902; From Sail to Steam, N. Y. 1907. — Über Mahan s. u. 1. 8, Anm. 2. ^ Vgl. Annual Report of the Secretary of Agriculture 1890, 8, 55; 1891, 16, 21, 23, 62; 1892, 7—9 (J. M. Rusk); 1893, 47; 1894, 5; 1895, 63 (J. S. Morton, vgl. J. C. Olson, J. S. Morton, Lincoln 1942); 1896, X X X I I — I V ; 1897, 179. — United States Department of Agriculture, Section of Foreign Markets, Circular 3 (19. 8. 1895), 1; dass.. Bulletin 1, 1895, 3 f.; Yearbook of the Department of Agriculture 1897, 270 f.; F. H . Hitchcock Hg., Our Foreign Trade in Agricultural Products, 1890—99, Washington 1900. — CR 52:1:23/2:2094 f. (Scott, 15. 3. 1892); 23/3:2103 (Dockery, 15. 3. 1892); 23/4:3108—14 (Simpson, 8. 4. 1892); 24/3:2289 (Watson, 28. 2. 1893); 53:2:26/ 1:773—76, 954 (Simpson, 12. u. 17. 1. 1894).

1.6 ' Über die „langen Wellen" siehe die Literatur in: Wehler, Bismarck u. der Imperialismus, 39—III, sowie speziell zu Amerika und seinen Konjunkturzyklen seit den 1840er Jahren: Long-Term Economic Growth; Α. F. Burns, Business Cycles, lESS 2. 1968, 226—45; J. Α. Schumpeter, Konjunkturzyklen, I, Göttingen 1961, 314—408; E. Mandel, Der Spätkapitalismus, Frankfurt 1972, 101—37; Hession/Sardy, 411—503; M. Abramovitz, Long Swings in Economic Growth in the United States, National Bureau of Economic Research, 41. Annual Report, N. Y. 1961, 27—30; 42. Annual Report, 1962, 46—48; ders.. Resource and Output Trends in the United States Since 1870, AER 46. 1956 (Papers), 5—13; R. D. Easterlin, Long Swings in United States Demographic and Economic Growth, Demography 2. 1965, 490—507, dt. in: W. Köllmann u. P. Marschaldc Hg., Bevölkerungsgeschichte, Köln 1972, 45—68; A. Achinstein, Economic Fluctuations, in: S. E. Harris Hg., American Economic History, N. Y. 1961, 162—80; R. Fels, American Business Cycles, 1865—97, Chapel Hill 1959; ders-. Long Ware Depression 1873—97, RES 31. 1949, 69—73; E. Ames, Trends, Cycles and Stagnation in United States Manufacturing Since 1860, OEP 11. 1959, 270—81; В. Weber u. S. J. Hanfield-Jones, Variations in the Rate of Economic Growth in the USA, 1869—1939, O E P 6. 1954, 101—31, auch in: B. Supple Hg., The Experience of Economic Growth, Ν . Y. 1963; D. Creamer u. M. Bernstein, Capital and Output Trends in Manufacturing Industries, 1880—1948, N . Y. 1954; W. C. Mitchell, What Happens During Business Cycles? N . Y. 1951; ders.. Business 290

Anmerkungen

zu Seite 24—25

Cycles and Their Causes, Berkeley 1960^ dt. Der Konjunkturzyklus, Leipzig 1931; A. Hansen, Business Cycles and the National Income, N. Y. 1951; Α. F. Burns u. W. С. Mitdiell, Measuring Business Cycles, N. Y. 1946; N. J. Silberling, The Dynamics of Business: An Analysis of Trends, Cycles and Time Relationships in American Economic Activity Since 1700, N. Y. 1943; E. Fridcey, Economic Fluctuations in the United States 1866—1914, Cambridge/Mass. 1942; P. Barnett, Business Cycle Theories in the United States, 1860—1920, Chicago 1941 ; N. S. B. Gras u. H . Larson Hg., Casebook in American Business History, N. Y. 1939, 661—743; W. B. Smith u. A. H. Cole, Fluctuations in American Business 1790—1860, Cambridge/Mass. 1935; A. F. Burns, Production Trends in the United States Since 1870, N. Y. 1934; J. B. Hubbard, Business Volumes During Periods of Decline and Recovery, RES 12. 1930, 181—85; T. E. Burton, Financial Crisis and Periods of Industrial and Commercial Depression, N. Y. 19312; Q H. Hull, Industrial Depressions, N. Y. 1926^; O. C. Lightner, The History of Business Depressions, N. Y. 1922; O. M. W. Sprague, History of Crises, Washington 1910; C. Juglar, A Brief History of Panics and Their Periodical Occurance in the United States, N. Y. 1893; M. Wirth, Geschichte der Handelskrisen, Frankfurt 1890S 450—706. — Einige Leser werden vielleicht merken, wie ich im folgenden eine Anschauung gewonnen habe, die dann in „Bismarck u. der Imperialismus" genauer entwickeltwurde. 2 HS, 7, 56 f., 409; E. Frickey, Production in the United States, 1860—1914, Cambridge/Mass. 1947; R. E. Gallraan, Gross National Product in the United States 1834— 1909, in: Output, 3—76; J. Kendridi, Productivity Trends in the United States, Princeton 1961; W. Persons u. a., Business and Financial Conditions Following the War in the United States, RES 2. 1920, Suppl. 1—55; ders.. An Index of General Business Conditions 1875—1913, RES 9. 1927, 20—29; P. B. Kenen, A Statistical Survey of Basic Trends, in: Harris Hg., 72; E. E. Day, An Index of the Physical Volume of Production, RES 2. 1920, 246—50, 287—99, 309—37, 361—67; 3. 1921, 19—23; S. Lebergott, Earnings of Non-Farm Employees in the United States, 1890—1946, JASA 43. 1948, 74—93; С. D. Long, Wages and Earnings in the United States, 1860—90, Princeton 1960; E. H. Phelps Brown u. M. H. Browne, A Century of Pay. The Course of Pay and Production in France, Germany, Sweden, the United Kingdom, and the United States of America, 1860—1960, London 1968; H . Barger, Distribution's Place in the American Economy Since 1869, N. Y. 1955; J. R. Commons, The Distribution of Wealth, N. Y. 1893; Hession/Sardy, 411, 414, 416, 422, 424 f.; R. F. Martin, National Income in the United States, 1799—1938, N. Y. 1938; S. Kuznets, National Product Since 1869, N. Y. 1946; ders.. Income, passim; ders.. Capital in the American Economy, Princeton 1961, 553; D. C. North, The United States in the International Economy, 1790—1950, in: Harris Hg., 181—206; E. R. Johnson u. a.. History of Domestic and Foreign Commerce of the United States, 2 Bde, Washington 19222. 5 Ulmer, Trends, 11; P. Temin, Iron and Steel in 19th Century America. Cambridge/Mass. 1964, 3 f.; A. Fishlow, Productivity and Technological Change in the Railroad Sector 1840—1910, in: Output, 583—646; A. H. Cole, A Monthly Index of Railroad Earnings, 1866—1914, RES 18. 1936, 31—41; T. Hultgren, American Transportation in Prosperity and Depression, N. Y. 1948; E. G. Campbell, The Reorganisation of the American Railroad System 1893—1900, N. Y. 1938; J. E. Partington, Railroad Purchase and the Business Cycle, Washington 1929, sowie die Lit. in I. 5, Anm. 3. Aus der anschwellenden neueren Lit. vor allem: R. W. Fogel, Railroads and American Economic Growth, Baltimore 1964; A. Fishlow, American Railroads and the Transformation of the Ante-Bellum Economy, Cambridge/Mass. 1965; S. Lebergott, United States Transport Advance and Externalities, J E H 26. 1966, 437—61 ; P. D. McClelland, Railroads, American Growth, and the New Economic History, J E H 28. 1968, 102—23. Zur Kritik: H.-U. Wehler, Geschichte u. Ökonomie, in: ders., Geschichte als Historische Sozialwissenschaft, Frankfurt 1973, 61—74. * F. R. Macaulay, The Movement of Interest Rates, Bond Yields, and Stock Prices 291 19·

Anmerkungen

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in the United States Since 1856, N. Y. 1938, 108 f.; J. G. Smith u. D. E. Montgomery, An Aggregative Index of Wholesale Prices, 1859—66, RES 7. 1925, 38—43; C. Snyder, A New Index of the General Price Level from 1875, JASA 19. 1924, 189—95; J. H. Williams, The Role of Prices in the Business Cycle, RES 1. 1919, 206— 10; W. L. Crum, Cycles of Rates of Commercial Paper, RES 5. 1923, 17—27; R. Zevin, An Interpretation of American Imperialism, J E H 32. 1972, 339—42; Hession/Sardy, 444—53; HS, 115, 117. ® Burns, 231; Burns/Mitchell, 78; Adiinstein, 168; H . Adams, The Education of H. Adams, Boston 1961, 286 (dt. Die Erziehung des H . Adams, Züridi 1953). ° Vgl. zur Depressionsphase von 1873 bis 1879 außer der Lit. in I. 6, Anm. 1 : A. 6 . Auble, The Depressions of 1873 and 1882, phil. Diss. Harvard Univ. 1949, MS; R. Fels, American Business Cycles, 1865—79, AER 41. 1951, 325—49; O. V. Wells, The Depression of 1873—79, A H 11. 1937, 237—49; E. R. McCartney, The Crisis of 1873, Minneapolis 1935; S. Rezneck, Distress, Relief, and Discontent During the Depression of 1873—78, JPE 58. 1950, 494—512. Von einem Schüler von H . Rosenberg: M. Simon, The Great Depression, 1873—79, and American Foreign Policy, MA. Thesis Columbia Univ. 1941, MS; J. O. J. Scott, A Comparison of Production During the Depression of 1873 and 1929, AER 42. 1952, 569—76; A. R. Edler, A Measure of the Severity of Depressions, 1873—1932, RES 15. 1933, 75—81; J. L. Snider, Wholesale Prices in the United States, 1866—91, RES 6. 1924, 93—118; E. Frickey, Bank Clearings Outside New York City, 1875—1914, RES 7. 1925, 252—62; I. Mintz, American Exports During the Business Cycles, 1879—1958, N. Y. 1961; H . White, The Financial Crisis in America, FoR 25. 1876, 810—29; Causes of General Depression in Labor and Business (House Misc. Doc. 5, 46:2), Washington 1879; Depression in Labor and Business (House Misc. Doc. 29, 45:3), Washington 1878; H. White, Commercial Crisis, in: J. J. Lalor Hg., Cyclopaedia of Political Science, Political Economy and Political History of the United States, I, Chicago 1881, 523—26; C. D. Wright, Industrial Depressions (1. Annual Report of the Commissioner of Labor), Washington 1886; ders., The Industrial Evolution of the United States, N . Y. 1897; J. W. Jenks, The Cause of the Fall in Prices Since 1872, Journal of Social Science 35. 1897, 31—49. Vor allem audi: D. A. Wells, Recent Economic Changes, N . Y. 1889; ders., The Great Depression of Trade, CoR 59. 1887, 275—93; ders.. The Economic Disturbances Since 1873, Popular Science Monthly 31. 1887, 32 u. 33. 1888; ders., H o w Shall the Nation Regain Prosperity? N A R 125. 1877, 110—32, 283—308. VgL T. E. Terrill, D. A. Wells, the Democracy, and Tariff Reduction 1877—94, J A H 56. 1969, 540—55. Über die frühen Krisen bzw. Depressionen von 1837 и. 1857159 vgl. nur R. C. McGrane, The Panic of 1837, Chicago 1965^; S. Rezneck, The Social History of an American Depression, 1837—43, A H R 40. 1935, 662—87. — G. W. Van Vleck, The Panic of 1857, Ν. Y. 1951; S. Reznetk, The Influence of Depression Upon American Opinion, 1857—59, J E H 2. 1942, 1—23. ' Eckler; Fritkey; W. M. Persons u. E. S. Coyle, A Commodity Price Index of Business Cycles, RES 3. 1921, 353—69; ders., The Iron and Steel Industry During the Business Cycles, ebd., 378—83; ders., Bank Loans and the Business Cycle, ebd., 30—33; ders., Cyclical Fluctuations of the Ratio of Bank Loans to Deposits, 1867—1924, RES 6. 1924, 260—83; ders., Money Rates and Pig Iron Production, 1877—1924, RES 7. 1925, 44—47; ders.. Money Rates, Bond Yields, and Security Prices, RES 9. 1927, 93— 102; C. Snyder, A New Clearings Index of Business for 50 Years, JASA 19. 1924, 329—35; A.A.Young, An Analysis of the Bank Statistics for the United States, Cambridge/Mass. 1928; Rezneck, 1873, 495—98, 508 f.; Hessions/Sardy, 456—487, R. V. Bruce, 1877 — Year of Violence, Indianapolis 1959; H.George, Progress and Poverty. An Inquiry into the Cause of Industrial Depressions, N . Y. 1879 u. ö. Vgl. zur Entwicklung von Arbeiterbewegung u. Sozialismus: N . Ware, The Labor Movement in the United States, 1860—95, N . Y. 1964^; I. Kipnis, The American Socialist Movement, 1897—1912, N . Y. 1952; H . H . Quint, The Forging of American

292

Anmerkungen

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Socialism; Origins of the Modern Movement, Columbia 1953; ders., American Socialists and the Spanish-American War, American Quarterly 10.1958, 131—41; D. A. Shannon, The Socialist Party of America, N . Y. 1955; J. R. Commons u. a., History of Labor in the United States, 4 Bde, N . Y. 1918/35 (hier II, 219 f., 290); J. Laslett, Reflections on the Failure of Socialism in the AF of L, M V H R 50.1964,634—51 ; K.-T. Humbach, Kommunismus, Sozialismus u. Arbeiterbewegung in den USA, Saeculum 13. 1962, 71—120; H . Pelling, American Labor, Chicago 1962^; G. N . Grob, Workers and Utopia, 1865—1900, Evanston 1961; H . W . M o r g a n , E. V. Debs, Socialist for President, Syracuse 1962; R. Ginger, The Bending Cross. A Biography of E. V. Debs, New Brunswick 19632; R. Berthofï, The Working Class, in: J. Higham Hg., 119—36; W. Sombart, Warum gibt es in den Vereinigten Staaten keinen Sozialismus? Tübingen 1906, Darmstadt 1969; Lipset, First New Nation. 8 Vgl. Grant in: FR 1873, X I ; 1874, III f.; Bulletin of the American Iron and Steel Association 2 5 . 6 . 1 8 7 4 ; N . Y . T i m e s 11. 12. 1874; N . Y. Tribune 27. 3. 1875; Commercial & Financial Chronicle 4 . 1 2 . 1 8 7 5 ; Iron Age 6 . 4 . 1 8 7 6 ; 19. 7., 23. 8. 1877; 2. 10. 1879; Wells, N A R 125; Seward: FR 1877, 2 f . , 343 f.; P. A. Chadbourne, The Commercial Wealth of the United States, Proceedings of the New England Cotton Manufacturers' Association, Boston 1879. Zur Außenhandelsentwicklung: С. L. Bullock u. a., The Balance of Trade in the United States, RES 1. 1919, 215—66; ders. u. H . L. Micoleau, Foreign Trade and the Business Cycle, RES 13. 1931, 138—59; G. B. Roorbach. Some Recent Tendencies in the Development of the Foreign Trade of the United States, RES 2. 1920, 125—37. 5 W. M. Evarts an J. J. Randall, 1. 5. 1880, Evarts P. LC; Evarts an Marineminister Thompson, 31. 3. 1880, Domestic Letters 132:352, R G 59; Shufeldt an Thompson, 2. 8. 1878, Letters from Commodore Shufeldt, RG 45; vgl. С. О. Paullin, The Opening of Corea by Commodore Shufeldt, Boston 1910. FR 1877, App. 1-3. Bradstreet's 2, 3 (7. 8. 1880); House Executive Documents 102, 45:2:52 f., 1877/78, N r . 1814; FR 1880, 3 (1. 7. 1880). Vgl. hierzu В. Dyer, The Public Career of W. M. Evarts, Berkeley 1933, 234—8; C. L. Barrows, W. M. Evarts, Chapel Hill 1941; C. Bowers u. H . D. Reid, W. M. Evarts, in: Bemis Hg., VII, 217—59; W. Barnes u. J. H . Morgan, The Foreign Service of the United States, Washington 1961, 147—52; W. F. Wharton, Reform of the Consular Service, N A R 158, 1894, 412—22; H . White, Consular Reforms, ebd., 159. 1894, 711—21; E. Sdiuyler, American Diplomacy and the Furtherance of Commerce, N . Y. 18952; CR 45:2:7/2:1608—22 (Hubbell, 1617; McCarthy, 1608, 9. 3. 1878); 51:1:21/5:4198 (McAdoo, 3. 5. 1890); Cleveland 1895: Ridiardson, IX, 639 f. Vgl. zur Depression von 1882 bis 1886 außer der Lit. in I. 6, Anm. 1 u. : R. Fels, seas Trade, 1 8 2 5 - 1 9 1 5 , . E H R 15. 1963, 494—512;Deutschland: Wehler, Bismarck u. der Imperialismus, 231—34. '» HS, 529—40; Brandau, 36 f., 59—62, 87 f., vgl. 73 f.; Simon, 9 f.; Ridiardson, V m , 10; Wells, Changes, 6—12; Noyes, 40 Years, 53—65; PletcJier, 4—6; Fels, 222. Vgl. zur Depression von 1882 bis 1886 außer der Lit. in I. 6, Anm. 1 u.; R. Fels, The American Business Cycle of 1879—85, J P E 60. 1952, 60—75; S. Rezneck, Patterns of Thought and Action in an American Depression, 1882—86, A H R 61. 1956, 284—307; E. W. Axe u. R. Houghton, A Bi-Monthly Index of Business Activity Since 1884, Annalist 25. 1926, 115 f.; H . George, Overproduction, N A R 137. 1883, 584—93; U. H . Crocker, The Depression in Trade and Wages of Labor, Boston 1886; ders.. Overproduction and Commercial Distress, Boston 1887; ders.. The Cause of H a r d Times, Boston 1895; E. Wiman, An Economic Revolution, N . Y. 1893; C. H . Cramp, Commercial Supremacy and Other Papers, Philadelphia 1894. Eine Feinanalyse und Interpretation der amerikanischen Geschidite zwischen 1873 und 1897 unter der Leitperspektive der Konjunkturentwicklung (wie sie für Mitteleuropa H . Rosenberg, Große Depression u. Bismarckzeit, Berlin 1967, vorgelegt hat) steht m. W. noch aus. Am deutlichsten wird dieser Zusammenhang für die Außenpolitik herausgearbeitet bzw. berücksichtigt in: Williams, Contours; ders.. Tragedy; ders.. Roots; Schönberger; Crapol/

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Anmerkungen

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Schönberger; Ginger; Simon; Fletcher; LaFeber, N e w Empire; T. J. McCormick, China Market, Chicago 1967. " Vgl. Rezneck, 1882, 284—86, 288, 294; N a t i o n 43, 419 ( 2 0 . 5 . 1 8 8 6 ) ; C . D . B r e mer, American Bank Failures, N . Y. 1935, 25—32; L. H . Feder, Unemployment Relief in Periods of Depression, N . Y. 1936; P. H . Douglas u. A. Director, The Problem of Unemployment, Ν . Y. 1931. Streikzahlen: H S , 99. Ober die Gewerkschaftsentwicklung seit dieser Zeit vgl. Commons u. a.. History of Labor; P. T a f t , The AF of L in the Time of Gompers, N . Y. 1957; S. Gompers, 70 Years of Life and Labor, N . Y. 1957^; B. Mandel, S. Gompers, Yellow Springs 1963; R. H . H a r v e y , S. Gompers, S t a n f o r d 1935; H . L u f t , S. Gompers, Berlin 1928; s. auch: A F of L, Reports of the Proceedings of the Annual Conventions, 10. 1890—20. 1900. H . D a v i d , The History of the H a y m a r k e t Affair, N . Y. 1958^; B. Barnard, Eagle Forgotten: The Life of J. P. Altgeld, Indianapolis 1962^; R. Ginger, Altgeld's America, N . Y. 1958. Über die Streik- und allgemeiner die sozialen Protestbewegungen seit den 70er J a h ren vgl. R. M. Brown, Historical Patterns of Violence in America, in: Violence in America, H g . H . D. Graham u. T. R. Gurr, N . Y. 1970, 45—84; G. Levy, A 150-Year Study of Political Violence in the United States, ebd., 84—107; A. de Grazia, The Political Community, Chicago 1963^, 115—22; C. Kerr u. A. Siegel, The Intermediary Propensity to Strike, in: A. Kornhauser Hg., Industrial Conflict, N . Y. 1954, 189— 212; A. Rees, Industrial Conflict and Business Fluctuations, J P E 60. 1952, 371—82; D . Yoder, Economic Changes and Industrial Unrest in USA, J P E 48. 1940, 222—37; P. H . Douglas, An Analysis of Strikes, 1881—1921, JASA 18. 1923, 866—72; A. Hansen, Cycles of Strikes, A E R 11. 1921, 616—21; W. T. Stead, Der Krieg zwischen Arbeit u. Kapital in den Vereinigten Staaten, Stuttgart 1894; M. Sullivan, O u r Times, 6 Bde, N . Y. 1926; Bruce, 1877; D . L. Murry, The Great Burlington Strike of 1888, C a m bridge/Mass. 1956; Α. Lindsey, The Pullman Strike, Chicago 1942; W. G. Broehl, The Molly Maguires, Cambridge/Mass. 1964; R. W. Smith, The Coeur d'Alene Mining War of 1892, Corvallis 1961; D. L. McMurry, Coxey's Army, Seattle 19682. Vgl. noch G. Kolko, Railroads and Regulation, 1877—1916, N . Y. 1970^; H . D. Lloyd, Wealth Against Commonwealth, Boston 1894; ders., Mazzini and Other Essays, N . Y. 1910; C. A. Lloyd, H . D. Lloyd, 2 Bde, N . Y. 1918; C. M. Destler, American Radicalism, 1865—1901, N e w London 1946; L. Bellamy, Looking Backward, N . Y. 1888 u. Ö.; Reznedc, 1882, 294 f., 299 f. " Banker's Magazine Sept. 1884; Commercial & Financial Chronicle 16. 8. 1884; Bradstreet's 12. 4. 1884, 7. 2. 1885 (zit. American M a n u f a c t u r e r ) ; First Annual Report of the United States Commissioner of Labor, Washington 1886; Vgl. Commercial & Financial Chronicle 17. 12. 1887; 12. 10., 16. 11. 1889; Bradstreet's 20. 7. 1889. Eingehend: Williams, Roots. » C R 48:1:15/2:1378 (Morgan, 26. 2. 1884; vgL Harrison an Morgan, 8. 2. 1892, Morgan P. L C ) ; House Executive Document 247, 48:2, 1884/85, N r . 2304; Senate Miscellaneous Document 59, 48:1; Senate Journal 45:2:33, 259; 48:1:195. Vgl. W . W . Halligan, The Berlin West African Conference of 1884/85 f r o m the Viewpoint of American Participation, M. A. Thesis Univ. of Virginia 1949, MS, u. Wehler, Bismarck u. der Imperialismus, 373—90, mit der Lit. Blaine an W. Reid, 16. 5. 1886 (mit Auszug einer Rede), Reid P. L C ; N . Y. Daily Tribune 30. 8. 1890; auch: J. L. Laughlin u. H . P. Willis, Reciprocity, N . Y. 1903, 186; vgl. В. Harrison, Speedies, H g . С. Hedges, Ν . Y. 1892, 68 f.; Richardson, I X , 10, 35 f., sowie Fletcher; CR 48:1:15/6:6158—63 (7. 7. 1884); 49:1:17/3:2999—3001 (1. 4. 1886, Zit. 3000); 49:2:18/2/1401 f., 1438—41 (5. u. 7. 2. 1887); s. aber D. M. Fletcher, Inter-American Shipping in the 1880's: A Loosening Tie, Inter-American Economic Affairs 10. 1956, 14—41. — Gage: Presidential Address, Proceedings of the American Bankers' Association 1886, 16; vgl. L. J. Gage, Memoirs, N . Y. 1937; E. C. Kirkland, D r e a m and Thought in the Business Community, 1860—1900, Ithaca 1956, 142.

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Anmerkungen

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Abgesehen von der inneren Problematik waren Exporte audi widitig, um die Zinsen f ü r ausländisches Leihkapital (vor allem in Eisenbahnwesen, Bergbau und Viehzudit) zu bezahlen. 1874—1895 mußten 870, jährlich 40 Mill. Dollar d a f ü r aufgebracht werden. D a z u kamen die Kosten f ü r ausländische Schiffe, Banken usw. 1873 befanden sich in den U S A ausländische Investitionen in H ö h e von 1,5, 1897 aber von 3,4 Mrd. Dollar. Vgl. dazu M. Simon, The United States Balance of Payments, 1861—1900, in: Trends, 629—711; C. C. Spence, British Investment and the American Mining Frontier, 1860—1901, Ithaca 1958; R. V. Clements, British Investments and American Legislative Restrictions in the Trans-Mississippi West, 1880—1900, M V H R 42. 1955, 207—28; ders., The Farmer's Attitude T o w a r d British Investment in American Industry, J E H 15. 1955, 151—59. M c M u r r y ; M. Wirth, The Crisis of 1890, J E P 1. 1893, 214—36. Zur dritten Depressionsphase von 1893 bis 1896 vgl. außer der Lit. in I. 6, Anm. 1, 6, 10, vor allem C. H o f f m a n , The Depression of the Nineties, Westport 1970; ders., dass., J E H 16. 1956, 137—64; G. T. White, The United States and the Problem of Recovery A f t e r 1893, phil. Diss. Univ. of California 1938, MS; D. W. Steeples, The Panic of 1893, Mid-America 47. 1965, 155—75; S. Rezneck, Unemployment, Unrest, and Relief in the United States During the Depression of 1893—97, J P E 61. 1953, 324—45; allg. W. Whitney, The Structure of the American Economy in the Late 19th Century, N . Y. 1973; E. H . Phelps Brown u. S. J. Hanfield-Jones, The Climacteric of the 1890s, O E P 4. 1952, 266—307; F. S. Philbrick, The Mercantile Conditions of the Crisis of 1893, Nebraska University Studies I I / 4 , Lincoln 1902,299— 320; W. J. Lauck, The Causes of the Panic of 1893, Boston 1907; F. B. Weberg, The Background of the Panic of 1893, phil. Diss. Catholic Univ. Washington 1929; D . C. Bacon, A Monthly Index of Commodity Prices, 1890—1900, RES 8. 1926, 177—83; W. W. Stewart, An Index N u m b e r of Production, 1890—1919, AER 1921, 57—69; A. Chavannes, The Causes of H a r d Times, N . Y . I 8 9 3 ; C. Smith u. a.. The Business Outlook, N A R 157. 1893, 385—98; A. C. Stevens, Phenomenal Aspects of the Financial Crisis, F 16. 1893, 22—32; С. St. Smith u. F. B. Thurber, What Will Bring Prosperity? N A R 164. 1897, 422—40; J. H . Eckels, The Financial Situation, N A R 157. 1893, 129—39; F. H . Cooke, Industrial Depressions, A J P 3. 1893, 597—603; A. B. Farquhar, The Panic and the Silver Movement, A J P 5. 1894, 84—89; D . M. Frederickson, The Panic of 1893 in the United States, Banker's Magazine 1894, 49—60; A. C. Stevens, Phenomena of the Panic of 1894, Q J E 8. 1894, 117—45; E. v. Halle, Die wirtschaftliche Krisis des Jahres 1893 in den Vereinigten Staaten, Schmollers Jahrbuch 18. 1894, 1181—1249; F. С. H o w e , Commercial Depressions and Business Crisis, A J P 5. 1894, 453 f,; H . C. Ager, Causes of the Present Business Depression, A J P 5. 1894, 233—49; A. D . Noyes, The Banks and the Panic of 1893, P S Q 9 . 1 8 9 4 , 1 2 — 3 0 ; V. C. Brown, The Crisis in the United States, Canadian Bankers' Association Journal 1. 1894, 237—64; W. C. Ford, Commerce and Industry U n der Depression, Banker's Magazine 1895, 480—86; ders.. The Turning of the Tide, N A R 161. 1895, 187—95; J . S . M o r t o n u. a.. The Financial Muddle, N A R 160.1895,129—65; F. T. Newbery, O u r Foreign Trade, C M 51. 1895/96, 786—90; E. V. Grabil, The Periodicity of Commercial Crisis, American Magazine of Civics 8. 1896, 366—75; C. A. Conant, Crisis and Their Management, Yale Review 4. 1901, 374—98; das Material in: Annual Banquets of the Chamber of Commerce of the State of N e w York, 1890—· 98; Annual Conventions of the N . Y. State Bankers' Association 1. 1894—5. 1898; Proceedings of the American Bankers' Association 16. 1890—24. 1898·; C. D. Wright, The Relation of Production t o Productive Forces, F 22. 1897, 660—75; R. S. Baker, O u r N e w Prosperity, N . Y. 1900; T. C. Cochran, The American Business System, 1900—55, N . Y. 1962; H . U. Faulkner, Politics, Reform, and Expansion, 1890— 1900, N . Y. 1959; ders., The Decline of Laissez Faire, 1897—1917, Ν . Y. 1959^. Aus der anhaltenden Exportdebatte im Rahmen der Überproduktionstheorie vgl. bis 1893 n u r : U. D. Eddy, O u r Chance for Commercial Supremacy, F П . 1891,

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Anmerkungen

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419—28; R. Q. Mills, Reciprocity-Why Southward Only? ebd., 268—75; С. H . Cramp, American Shipbuilding and Commercial Supremacy, F 12. 1891/92, 387—98; W. L Wilson, The Republican Policy of Reciprocity, F 14. 1892, 255—64; W. M. Springer, Tariff Reform, N . Y. 1892; A. D. Pentz, Our Outlook for Foreign Markets, EM 4. 1892/93, 506—12; Iron Age 6. 2. 1890, 21. 1. 1892; Bradstreets 23. 5. 1891, 10. 10. u. 26. 11. 1892; South American Journal 22. 2. 1892; House Executive Document 52:1 :XII, 30 f. "(Marineminister Tracy 1892); CR 52:1:23/5:4056 f. (Simpson, 7. 5. 1892); W. H . Page an T. F. Bayard, 30. 5. 1891 (Bayard P. LC), daß die USA „im Begriff seien, die kommerzielle Suprematie der Welt zu gewinnen". Vgl. B. J. Hendrick, The Life and Letters of W. H . Page, 3 Bde, N. Y. 1922/25; ders., The Training of an American: The Earlier Life and Letters of W. H . Page, 1855—1913, Boston 1928. — D. A. Wells in: World 9. 8. 1893. Kritisch: и . H . Crocker, The ,Overproduction' Fallacy, QJE 6. 1892, 352—63, u. T. B. Vehlen, dass., ebd., 484—93. " Rezneck, 1893, 324, 326; Hession/Sardy, 459; Hoffman, JEH, 138—42; A. G. H a r t u. P. Kenen, Money, Debt, and Economic Activity, N . Y. 1964', 259—63; W. H . Shaw, Value of Commodity Output Since 1869, N . Y. 1947; J. Steindl, Maturity and Stagnation in American Capitalism, Oxford 1952; Ripley, 34 f.; Campbell, 24—29, HS, 202 f.; Partington, 222; Hultgren, 148—57; Mitdiell, Cycles, 136. " Rezneck, 1893, 327; Hoffman, 138, 149, 151; Douglas/Director; Feder, 71—88; Hubbard; A. R. Tebbutt, The Behavior of Consumption in Business Depression, in: Publications of the Harvard Graduate School of Business Administration 20. 1933, 1—21; P. H . Douglas, Real Wages in the United States, 1890—1926, Boston 1930; Long, Wages, 68, 109, 115; A. Rees, Real Wages in Manufacturing, 1890—1914, Princeton 1961; Lebergott, Earnings. Higginson an C. Hamlin, 22. 6. 1893, vgl. 13. 5. 1893, Hamlin P. LC; W. E. D. Stokes an D. Lamont, 19. 6. 1893, Lamont P. LC; J. H . Hill an G. Cleveland, 24. 6. 1893, Cleveland P. LC, vgl. J. G. Pyle, The Life of J. J. Hill, 2 Bde, N. Y. 19362; д_ Carnegie, The Silver Problem, N A R 157. 1893, 355; ebenso С. Depew (von der „N. Y. Central") an W. Reid, 11. 6. 1896, Reid P. LC, vgl. С. Depew, My Memoirs of 80 Years, N . Y. 1922; H . C. Lodge an J. Hay, 24. 7. 1893, Hay P. Brown Univ.; E. Atkinson an D. A. Wells, 9. 6. 1897, Wells P. LC, vgl. H . F. Williamson, E. Atkinson, Boston 1934; H . Adams, The Selected Letters, Hg. N. Arvin, N. Y. 1951, 184 (an C. M. Gaskell, 28. 4. 1894). Vgl. Mark Twains persönliche Erfahrungen mit der Depression: Autobiography, N . Y. 1959, 257 f., sowie die zahlreichen Belege für die Depressionsstimmung in der Lit. in L 6. Anm. 6, 11, 12.

Vgl. zum Konzentrationsprozeß in „Pools", Trusts und Großunternehmen nur: R. L. Nelson, Merger Movements in American Industry, 1895—1956, Princeton 1959; T. Vogelstein, Organisationsformen der Eisenindustrie u. Textilindustrie in England u. Amerika, I, Leipzig 1910; P. Tafel, Die nordamerikanischen Trusts, Stuttgart 1913; A. D. Chandler, The Beginnings of ,Big Business' in American Industry, BHR 33. 1959, 4—14; A. T. Mason, Business Organized as Power: The New Imperium in Imperio, American Political Science Review 44. 1950, 323—42; H . Bridges, The Robber Baron Concept in American History, BHR 32. 1958, 1—13; E. C. Kirkland, The Robber Barons Revisited, A H R 66. 1960/61, 68—73; den Anfang von H . Jaeger, Geschichte der amerikanischen Wirtschaft im 20. Jh., Wiesbaden 1973. Zur steigenden Immobilität des Kapitals der Großunternehmen frühzeitig A. Carnegie, The Bugaboo of Trusts, N A R 148. 1889, 141—50. Lindsey; Ginger, Cross, 97 f.; Report of the Industrial Commission, VII, Washington 1900, 615; Debs wurde übrigens seit 1900 der Präsidentschaftskandidat der neuen „Social Democratic Party". Rezneck, 1893, 335—38, 342 f.; Olney an E. Walker, Aug. 1894, Olney P. LC; Proceedings of the AF of L 1894; Laslett. — MEW 39, 245 (Engels an Sorge, 12. 5. 1894); Lipset, First New Nation; Sombart; S. M. 296

Anmerkungen

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33—3Í

Lipset u. R. Bendix, Social Mobility in Industrial Society, Berkeley 1962. Zur überschätzten Offenheit und Mobilität dex wirtschaftlichen und politischen Eliten vor allem: F. W. Gregory u. I. D. Neu, The American Industrial Elite in the 1870's. Their Social Origins, in: W. Miller Hg., Men in Business, N . Y. 1962, 193—211; W. Miller, The Recruitment of the American Business Elite, ebd., 329—38; ders., American Historian and the Business Elite, ebd., 309—28; E. N . Saveth, The American Patrician Class, American Quarterly 15. 1963, Suppl. 235—52; С. W. Mills, The American Business Elite: A Collective Portrait, in: ders., Power, Politics, and People, H g . I. H o r o w i t z , N . Y. 1963, 110—39; ders., The American Political Elite: A Collective Portrait, ebd., 196—207. R. M. Williams, American Society, N . Y. 1952, 115—25. 21 McMurry, Coxey's A r m y ; White, 1893, 37. Vgl. über Mobilität und Urbanisierung: S. Kuznets u. a., Population Redistribution and Economic G r o w t h , 3 Bde, Philadelphia 1957/60; C. u. J. B. Taeuber, The Changing Population of the United States, N . Y. 1958; R. Heberle, Über die Mobilität der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten, Jena 1929; B. McKelvey, The Urbanization of America 1860—1915, N e w Brunswick 1963. D a z u : Easterlin; A. R. Eckler, Occupational Changes in the United States, 1850—1920, RES 12. 1930, 77—89; R. K. Whelpton, Occupational Groups in the United States, 1820—1920, JASA 21. 1926, 335—42; В. Thomas Hg., Economics of International Migration, London 1958; ders., Migration and Economic G r o w t h , Cambridge/Mass. 1954; H . Jerome, Migration and Business Cycles, N . Y. 1936. Zur Diskussion über die Einwanderungsprobleme s. u. I. 8. G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte, I, H a m burg 1955=, 205 f. Vgl. aus der sdiier unübersehbaren Lit. zum f r o n t i e r - P r o b l e m außer der Lit. über Turner (unter I. 8, Anm. 2) vor allem: Extra Census Bulletin 2, Washington 1891; den brillanten Aufsatz von W. A. Williams, The Frontier Thesis and American Foreign Policy, P H R 24. 1955, 379—95; D. Gerhard, Alte u. Neue Welt in Vergleichender Geschichtsbetraditung, Göttingen 1962, 108—40; O. Lattimore, The Frontier in History, in: ders.. Studies in Frontier History, London 1962, 469—91; P. F. Sharp, Three Frontiers: Some Comparative Studies of Canadian, American, and Australian Settlement, P H R 24. 1955, 369—78; W. P. Webb, The Great Frontier, Boston 1952 (dazu G. Barraclough, Past & Present 3. 1954, 77—90; P. Marshall, ebd., 4. 1955/7, 55—62); E. v. N a r d r o f f , The American Frontier as Safety-Valve, A H 36. 1962, 123—42; F. Shannon, A Post Mortem on the Labor-Safety-Valve Theory, A H 19. 1945, 31—37; C. Goodrich u. S. Davison, The Wage Earner in the Westward Movement, P S Q 50. 1935, 161—85; 51. 1936, 61—116; M. Kane, Some Considerations of the Safety Valve Doctrine, M V H R 23. 1936/37. Strauss/Bean, 32; Report of the Industrial Commission, X I , 110 f.; H o f f m a n , 144. Vgl. über den Populismus und die Agrarhewegungen: H . - J . Puhle, Politische Agrarbewegungen, Göttingen 1974; ders., Populismus, Krise u. N e w Deal, in: Die Große Krise in Amerika 1929—39, Hg. H . A. Winkler, Göttingen 1973, 107—17, statist. Angaben: 135. Beide Studien mit viel Lit. S. M. Lipset, The Background of Agrarian Radicalism, in: R. Bendix u. S. M. Lipset Hg., Class, Status, and Power, Glencoe 1953. Vorzüglich ist: С. F. Emerick, An Analysis of Agricultural Discontent, P S Q 11. 1896, 432—63, 601—39; 12. 1897, 93—127. Vgl. E. W. Bemis, The Discontent of the Farmer, J P E 1. 1893, 193—213; В. F. Clayton, Politics and the Farmer, N A R 160. 1895, 166—70; J. L. Laughlin, Causes of Agricultural Unrest, AM 78. 1896, 577—85; H . Herbert, Reciprocity and the Farmer, N A R 154. 1892, 414—23. — F. L. McVey, The Populist Movement, Economic Studies 1. 1896/11, 135—209; F. E. Haynes, J. B. Weaver, Iowa City 1919; A. M. Arnett, The Populist Movement in Georgia, N . Y. 1922; L. W. Fuller, Colorado's Revolt Against Capitalism. M V H R 21. 1934, 343—60; H . Farmer, The Economic Background of Frontier Populism, ebd.,

297

Anmerkungen

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10. 1924, 406—27; ders., The Economic Background of Southern Populism, SAQ 29. 1929, 77—91; F. В. Simkins, The Tillman Movement in South Carolina, Durham 1926; ders.. Pitchfork B. Tillman, Baton Rouge 1944; R. C. Martin, The People's Party in Texas, Austin 1933; W. D. Sheldon, Populism and the Old Dominion. Virginia Farm Politics 1885—1900, Princeton 1935; C. V. Woodward, T. Watson, Agrarian Rebel, N. Y. 1938; N . Fine, Labor and Farm Parties in the United States, 1828—1928, N. Y. 1928; W. B. Hesseltine, The Rise and Fall of Third Parties, Washington 1948; M. S. u. S. W. Stedman, Discontent at the Polls. A Study of Farmer and Labor Parties 1827—1948, N. Y. 1950; C. C. Taylor, The Farmers' Movement 1620—1920, N. Y. 1953; F. A. Shannon, American Farmers' Movements, Princeton 1957; J. D. Hicks, The Populist Revolt, Minneapolis 1961^; ders., The Legacy of Populism in the Middle West, A H 23. 1949, 225—36; ders.. The Persistence of Populism, Minnesota History 12. 1931, 3—20; G. H. Knoles, Populism and Socialism 1892, P H R 12. 1943, 295—304; C. M. Hardin, Farm Politics and American Democracy, Journal of Politics 17. 1955, 651^—63; E. Walters, Populism: Its Significance in American History, in: Essays in American Historiography, Hg. D. Sheehan u. H . C. Syrett, N . Y. 1960, 217—30; T. Saloutos, Farmer Movements in the South 1865—1933, Berkeley 1960; ders. u. J. D. Hicks, Agricultural Discontent in the Middle West, 1900—39, Madison 1951. Aus der neueren Diskussion: R. H o f stadter, The Age of Reform, N . Y. 1955 (dazu kritisch u. a.: W. Α. Williams, Nation, Juni 1956; Α. Scott, Journal of Politics 21. 1959, 685—701 ; С. V. Woodward, American Scholar 29. 1959/60, 55—73; N. Pollack, Hofstadter on Populism, JSH 26. 1960, 478—500); V. C. Ferkiss, Populist Influences on American Fascism, W P Q 10. 1957, 350—73; ders.. Populism: Myth, Reality, Current Danger, ebd., 14. 1961, 737— 40; P. S. Holbe, Wheat or What? Populism and American Fascism, ebd., 727—36; N. Pollack, The Myth of Populist Anti-Semitism, A H R 68. 1962, 76—80; ders.. The Populist Response to Industrial America, Cambridge/Mass. 1962; T. K. Nugent, The Tolerant Populists: Kansas Populism and Nativism, Chicago 1963; R. F. Durden. The Climax of Populism: The Elections of 1896, Lexington 1965; vgl. weitere Lit. bei Puhle, Populismus, 138 f. Über die Wahlen von 1896, zugleich über die beiden Kontrahenten Bryan und McKinley vgl. Durden; S.L.Jones, The Presidential Elections of 1896, Madison 1964; P. W. Glad, McKinley, Bryan, and the People, N. Y. 1964; J. R. Hollingsworth, The Whirligig of Politics: The Democracy of Cleveland and Bryan, Chicago 1963; J. L. Bristow, Fraud and Politics at the Turn of the Century, N. Y. 1952; M. Josephson, The President Makers, 1896—1919, N . Y. 1940; T. Beer, The Mauve Decade, N. Y. 1926; ders., Hanna, N . Y. 1929; E. Stanwood, A History of the Presidency, II, Boston 1912; E. H . Roseboom, A History of Presidential Elections, N. Y. 1957; E. E. Robinson, The Presidential Vote 1896—1932, Stanford 1934; W. Diamond, Urban and Rural Voting in 1896, A H R 46. 1941, 281—305; E. Ellis, The Silver Republicans in the Election of 1896, MVHR 18. 1932, 519— 43; H . Wish, J. P. Altgeld and the Background of the Campaign of 1896, MVHR 24. 1938, 503—18; J. A. Barnes, Gold-Standard Democrats and Party Conflict, MVHR 17. 1930, 422—50; ders.. Myths of the Bryan Campaign, MVHR 34. 1947, 367—404; T. Roosevelt, The Issues of 1896, CM 51. 1895, audi in: ders.. Works 15. 1925, 337—50. — Bryan: A. Johnson u. J. S. Basset, W. J. В., DAR I I / l , 191—97; P. Coletta, W. J. В., 3 Bde, Lincoln 1964/69; P. W. Glad, The Trumpet Soundeth: W. J. B. and His Democracy, 1896—1912, Lincoln 1960; W. C. Williams, W. J. В., N . Y. 1936; P. Hibben, The Peerless Leader: W. J. В., N . Y. 1929; M. R. Warner, В., Ν . Y. 1929; J. С. Long, В., Ν. Y. 1928. — McKinley; H. W. Morgan, W. M. and His America, Syracuse 1963; M. Leech, In the Days of M., Ν. Y. 1959; W. С. Spielman, W. M., N. Y. 1954; C. S. Olcott, The Life of W. M., 2 Bde, Boston 1916. Stimmenverschiebung 1896: M. Josephson, The Politices, N. Y. 1963^, 706 f. Vgl. 298

Anmerkungen

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Beer, H a n n a ; E. D. Feit, The Rise of M. Hanna, phil. Diss. Michigan State Univ. 1960, MS; H . Croly, M. A. Hanna, N . Y. 1912; DAB IV/2, 225—28. Vgl. dazu die breit angelegten Analysen von Williams, Roots; LaFeber, New Empire; Schonberger/Crapol; Schönberger; McCormick; Ginger. Dazu: D. E. Novack u. M. Simon, Some Dimensions of the American Commercial Invasion of Europe 1871—1914, J E H 24. 1964, 591—608; dies.. Commercial Responses of the American Export Invasion, 1871—1914, Explorations in Entrepreneurial History 3. 1966, 121—47; M. Fisk, Die Handelspolitik der Vereinigten Staaten, 1890—1900, Schriften des Vereins für Sozialpolitik 90, Leipzig 1900, 1—101 (speziell: A. Vagts, Deutschland u. die Vereinigten Staaten in der Weltpolitik, 2 Bde, N . Y. 1935, passim; J. L. Gignilliat, Pigs, Politics, and Protection, 1871 — 1891, A H 35. 1961, 3—12; L. L. Snyder, The American-German Pork Dispute, 1879—91, J M H 17. 1945, 16—28); M. Prager, Die amerikanische Gefahr, Berlin 1902; W. T. Stead, The Americanization of the World, N . Y. 1902, dt. Die Amerikanisierung der Welt, Berlin 1902; F. Α. Vanderlip, The American ,Commercial Invasion' of Europe, N. Y. 1904®; dt. Amerikas Eindringen in das europäische Wirtschaftsleben, Berlin 1903-; R. Calwer, Die Meistbegünstigung der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Berlin 1902. Zur Zollpolitik; F. W. Taussig, Tariff History of the United States, N . Y. 19318; ders.. Free Trade, the Tariff, and Reciprocity, N . Y. 1920; E. Stanwood, American Tariff Controversies, 2 Bde, N . Y. 1903; A. Berglund u. P. G. Wright, The Tariff on Iron and Steel, Washington 1929; z. T. auch zur Problematik; W. Y. Elliott, The Political Economy of American Foreign Policy, N . Y. 1955; W. Feuerlein u. E. Hannan, Dollars in Latin America, N . Y. 1941; C. Lewis, America's Stake in International Investments, Washington 1938; J. W. Angeli, Financial Foreign Policy of the United States, N . Y. 1933; B. H . Williams, Economic Foreign Policy of the United States, N . Y. 1929^; P. D. Dickens, American Direct Investments in Foreign Countries, Washington 1930; C. W. Phelps, The Foreign Expansion of American Banks, N . Y. 1927; R. W. Dunn, American Foreign Investments, N . Y. 1926, H . F. Fraser, Foreign Trade and World Politics, N . Y. 1926. — Wieder nur „mit spitzen Fingern" aus der ausufernden Exportdebatte: J. R. Procter, America's Battle for Commercial Supremacy, F 16. 1893/94, 315—24; R. Q. Mills, The Wilson Bill, N A R 158, 1894, 235—44; W. L. Wilson, The Principle and Method of the New Tariff Bill, F 16. 1894, 544—46; F. P. Summers, W. L. Wilson and Tariff Reform, New Brunswick 1953, 152—86; W. Hill, Comparison on the Votes on the McKinley and Wilson Bills, J P E 2. 1894, 290—92; G. Gunton, The Search for New Markets, GM 6. 1894, 257—62; ders.. The Foreign Markets' Delusion, ebd., 11. 1896, 249—53; P. Leroy-Beaulieu, The Condition for American Commercial and Financial Supremacy, F 20. 1895, 385—400; T. E. Eddy u. С. Schurz, The Growth of American Export Trade, EM 9. 1895, 413—20; E. Atkinson, Jingoism, EM 1895/96, 801—10; Philadelphia Commercial Museum, Pamphlets, Philadelphia 1895—1900; dass.. Meeting of the International Advisory Board, ebd. 1897; dass.. The World's Commerce and the United States' Share of It, ebd. 1899; С. R. Flint, Our Export Trade, F 28. 1897, 290; T. Α. Eddy, The Significance of Our Expanding Export Trade, EM 13. 1897, 1—9; E. Levasseur, The Concentration of Industry and Machinery in the United States, Annals 9. 1897, 178—97; S. S. Jeans, The Shifting Site of National Industrial Supremacy, EM 15. 1898, 1—8; ders.. Future Supremacy in the Iron Markets of the World, EM 4. 1897, 196—204, 393—401, 583—92, 842—52; ders. Hg., American Industrial Conditions and Competition, London 1902, vor allem 278—82; W. С. Ford, New Opportunities for American Commerce, AM 82. 1898, 321—29; ders.. Commercial Superiority of the United States, N A R 166. 1898, 75—84; J. B. Osborne, The Development of the Policy of Reciprocity, F 25. 1898, 683—92; M. Warren, The Ascendancy of the United States' Export Trade and Its Significance, Westminster Review 151. 1899, 28—37; C. D. Wright, The Commercial Ascendancy of the United States, CM 60. 1900, 422—27;

299

Anmerkungen

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R. T. Hill, Foreign Policy of the United States: Political and Commercial, Annals 1899, SuppL; B. Adams, The New Struggle for Life Among Nations, FoR 71. 1899, 274—83, audi: McClure's Magazine 12. 1899, 558—64; ders.. The New Industrial Revolution, AM 87. 1901, 157—65; ders.. The Meaning of the Recent Expansion of Foreign Trade of the United States, Washington 1902; ders., War as the Ultimate Form of Economic Competition, Proceedings of the United States Naval Institute 29. 1903, 829—81; N. W. Aldridi, The Industrial Ascendancy of the United States, Annals 15. 1900, 153—68; G. C. Seiden, An Approximate Method of Measuring Excessive Production, QJE 15. 1900; A. T. Headley, Economics, N . Y. 1900, 147 f.; schließlich die wichtigen Aufsätze von С. Α. Conant, z.B. Can New Openings be Found for Capital? AM 84. 1899, 600—8, auch in: ders.. The United States in the Orient, N. Y. 1900, 91—120; ders.. The Struggle for Commercial Empire, F 27. 1899, 427—40, Orient: 61—90; ders.. Recent Economic Tendencies, AM 85. 1900, 737—48, Orient: 121—55; ders.. The United States as a World Power, F 29. 1900, 608 f., 673 ff.. Orient: 156—89; 190—227. 2» Proceedings of the NAM 1895, 10—13 (McKinley); Proceedings of the 1. Annual Convention 1896, 2, 4, 8—10, 49, 60—7, 75, 90—6, 100; 2. Annual Convention 1897, 16 (Zit. Search), 3—24, 51—65, 72; 3. Annual Convention 1898, 3—26, 37, 45—8, 57—9, 92—6. Vgl. A. K. Steigerwalt, The National Association of Manufacturers, 1895—1914, Ann Arbor 1964; J. M. Stalker, The Americanism of the NAM, M. A. Thesis Univ. of Wisconsin, Madison 1947, MS; M. J. Sklar, The NAM and Foreign Markets on the Eve of the Spanish-American War, Science & Society 23. 1959, 133—62; C. E. Bonnett, History of Employers' Association in the United States, N . Y. 1957. Vgl. von den Handelskammern nur: Chamber of Commerce of N . Y., 127. Banquet, N. Y. 1895 (Finanzminister Carlisle, 26—38; Senator Burrows 39—50, audi in: W. D. Orcutt, Burrows of Midiigan, II, N . Y. 1917, 76; Gesandter С. S. Smith, 54—56); Proceedings of the Annual Conventions of the American Bankers' Association 1893—98 (typ. 1898, 8 f., Präs. J. С. Hendrick). S. audi Α. Beveridges Reden von 1894, Okt. 1896, Beveridge P. LC; Bowers, 57, 68—76; J. Brudcer an W. Holls, 19. 10. 1897, Holls P., Butler Library, Columbia Univ. Vgl. Review of the World's Commerce, in: Commercial Relations of the United States With Foreign Countries, Hg. Bureau of Commerce, Dept. of State, 1894/95, Washington 1896, 9 f., 13, 76—78; 1895/96, ebd., 1897, 9 f., 15, 129—33, 150—53; 1896/97, ebd., 1898, 15—24; 1897/98, ebd., 1899.— Annual Report of the Secretary of the Treasury on the State of Finances, 1893—1898, z.B. 1893, L X X X f.; 1894, L X X V I f . ; 1895, LXXIV—VI; 1896, LXXV, LXXXVI, XCL (Zit.); The Foreign Commerce and Navigation of the United States, Hg. Bureau of Statistics, Treasury Department, Washington 1896 ff.; House Report 2263, 54:1, 1896, 5, 15 f., 147—52, 154 f., 159—62, 178, 182 f., 193, 265—9, 296—300, 308, 319—53; House Report 1355, 55:2, 1898, 62; House Document 536, 55:2, 1898. — Bei Mintz (App. Α., 72) eine instruktive Tabelle der vierteljährlichen Exportleistungen; Hoffman, 153; White, 1893, 147 f., vgl. 165 f., 176; N . Potter u. F. T. Christy, Trends in Natural Resource Commodities: Statistics of Prices, Output, Consumption, Foreign Trade, and Employment in the United States 1870—1957, Baltimore 1962, 157—65.

I. 7 ' Vgl. eingehender zum Sozialimperialismus: Wehler, Bismardc u. der Imperialismus, 112—55; ders. Hg., Imperialismus, 11—36, 83—96, 259—88; ders.. Das Deutsdie Kaiserreidi 1871—1918, Göttingen 1973, III. 6. — R e z n e à , 1873, 500, 510 (J. Hay, The Breadwinners, N. Y. 1916); W. T. Hutdiinson, С. H . McCormidc, II, Ν. Y. 1935, 615; Bruce, 1877, 26, 310 f., 317. — Rede von J. M. Rusk von 1886, Rusk P., Wisconsin State Historical Society, Madison; Orcutt, I, 224 (Rede v. 18. 5.

300

Anmerkungen

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38—42

1886), vgl. 227—9, 283—9, 322; II, 73, 104 f.; Cleveland: Richardson, VIH, 776 (3. 12. 1888); Rezneck, 1882, 303; H . С. Lodge, Speedies, Boston 1892, 46. 2 НШ an Cleveland, 24. 6. 1893, ebenso J. B. Crouch an Cleveland, 23. 6. 1893, Cleveland P, LC; Hill an D. Lamont, 7. 7. 1894, Lamont P. LC; F. L. Stetson an Cleveland, in: Hession/Sardy, 499; B. R. Tillman an W. Barker, 3. 5. 1894, Barker P. LC, vgl. Simkins u. Woodward sowie die Revolutionsangst des Republikanisdien Senators J. D. Cameron (an A. B. Humphrey, 11. 4. 1894) in: Studies on the Left I. 1959, 1. R. G. Rolston an Cleveland, 27. 7. 1894, Cleveland P. LC J. C. Chambers vom „N. Y. Recorder" bat Cleveland (7. 7. 1895, Lamont P. LC) vor dem „Attentat eines Schurken" auf der H u t zu sein. „Was wir schönfärberisch .Arbeitskonflikt' nennen, ist Anarchie". — W. Q. Gresham an J. S. Cooper, 26. 7. 1894 (ähnlich an M. Ross, 1. 8. 1893); an C. E. Dyer, 2. 5. 1894 (wörtlich auch an W. MacVeagh, 7. 5. 1894), Gresham P. LC; Memo. J. B. Moores über Gesprädie mit Gresham, Mai 1894, Moore P. LC (ähnlich Gresham an MacVeagh; W . H . P h i l l i p s an W. H . Taft, 15. 4. 1895, T a f t P. LC; A. White an F. W. Holls, 25. 6. 1896, Holls P., Butler Library, Columbia Univ.). Dolliver: CR 53:2:26/1:738; Olney: Entwurf einer Rede an der H a r v a r d Univ., 28. 6. 1893, Olny P. L C ; Philadelphia Daily Evening Telegraph 20. 6. 1894; R. Olney, Growth of American Foreign Policy, AM 85. 1900, 577—88; ders., The Nation's Parting of the Ways, H a r v a r d Graduate's Magazine 13. 1904/5, 48—51. Zu Gresham und Olneys Politik vgl. Teil II u. III. ' V g l die Lit. über B. Adams: I. 8, Anm. 2. H . an B. Adams, 3. 10. 1885, in: H . Adams, Letters, Hg. W. C. Ford, II, Boston 1938, 82; B. an H . Adams, 23. 1., 13. 6. 1896 („mir sdieint Revolution in der Luft zu schweben"); 12. 7. 1896 (Chicago); 19. u. 26. 7., 12. 9. 1896; 9. 8. 1896 („ich wittere Blut"); 17., 25. 8., 11. 9. 1896 („Pöbel"), alle B. Adams P., Houghton Library, H a r v a r d Univ. Ähnlich C. A. Adams an C. Schurz, 10. 9. 1896 („unermeßlich verhängnisvolle Konsequenzen von Bryans Sieg", die er nicht „überleben zu können hoffe"!). Rede Tracys, Sommer 1896, Tracy P. LC; Lodge an Hay, 21. 8. 1896, H a y P., Brown Univ.; an T. Roosevelt, 1. 8. 1896, Roosevelt P. LC; an Chandler, 3. 9. 1896, Chandler P. LC; J. S. Morton, 1896, in: Polladc, Response, 130; G. S. Boutwell an J. S. Morrill, 4. 9. 1896, Morill P. LC. « Reznedi, 1893, 344; S. Bancroft an T. F. Bayard, 12. 1896, Bayard P. LC; H a y an W. Reid, 7. 11. 1896, Reid P. LC; an H . Adams, 20. 10., auch 4. 8. 1896, H a y P. L C ; vgl. auch Hays Briefe zwischen dem 4. 8. u. 20. 10. 1896 in: J. Hay, Letters, III, Washington 1908, 69-;-79. Noch Jahre später nannte Mahan (an F. V. Greene, 17. 9. 1900, Mahan P. LC)'Bryan, ein Dutzend Jahre danach Wilsons Außenminister. „einen zutiefst verdorbenen Menschen". Zur Wahl von 1896 mit zahlreichen anderen Quellenzeugnissen die Lit. in I. 6, Anm. 24. 5 Lodge an Chandler, 23. 10. 1897, Chandler P. L C ; an Hayes, 18. 5. 1898, Lodge P., M H S ; H . Ν . Fisher an J. D. Long, 9. 5., 13. 7. 1898, Long P. M H S (Long hatte Fisher soeben als Direktor des panamerikanischen „Büros der amerikanischen Republiken" vorgeschlagen); vgl. auch H . N . Fisher, The Development of Our Foreign Policy, AM 83. 1898, 558. Watterson: LD 17, 214 (2. 7. 1898), vgl. I. F. Marcosson, „Marse Henry", N . Y. 1951, J. Wall, H . Watterson, N . Y. 1956; H . Watterson, Marse Henry. An Autobiography, 2 Bde, N . Y. 1919. Ahnlich vorher Adm. Chadwick an Nelson (?), 23. 8. 1897, Roosevelt P. LC, sowie die auf denselben Zusammenhang zielenden Äußerungen seit 1895 unten II. 7. Allg. zum Zusammenhang von „psydiischer Krise" und Aggression, aber ohne hinreichende Berücksichtigung der sozioökonomisch-politischen Konstellation: R. Hofstadter, Cuba, the Philippines, and Manifest Destiny, in: ders.. The Paranoid Style in American Politics, N . Y. 1965', 145—87. Williams, Tragedy, 26 (Frye); Journal of Commerce 21. 3. 1899, Zahlreiche weitere Belege jeweils in den darstellenden Kapiteln. • C. A. Conant, The United States in the Orient, N . Y . 1901, III, VII, 3, 301

Anmerkungen

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25, 63, 79 f., 94, 116, C., der darin Aufsätze (audi den bekannteren unter dem Titel: The Economic Basis of Imperialism, N A R 167. 1898, 326—40, hier 1—33) zusammenfaßte, hat auch die „Oversaving"-Theorie von Keynes und zahlreiche Gedanken von Hobson vorweggenommen, Webers These vom modernen Großbetrieb in Politik und Wirtschaft geteilt und alle monetären Krisentheorien abgelehnt. Vgl. 5, 10, 29 f., 73, 92, 98, 195, 160. Noch heute ist dieses höchst interessante Budi eines a u f m e r k samen Beobachters, der auch die Ähnlichkeit der Problematik der 1830/40er Jahre in England und der 1880/90er Jahre in Europa und Amerika gesehen hat, von der Historiographie des Imperialismus nicht hinreichend berücksiditigt worden. Vgl. vorerst nur D A B II/2, 334 f., u. ESS II/2, 153, da m. W. Spezialuntersuchungen fehlen.

I. 8 ' T. Schieder, Über Ideen u. Ideologien in der Geschichte, in: Fs. P. H . Pfeiffer, Düsseldorf 1965, 521—30. Vgl. M. Weber, Religionssoziologie, Tübingen 1963^, I, 252. 2 Mahan: 1840—1914. D A B VI/2, 206—8; ESS X, 46 f.; F. Duncan, Α. T. Mahan, lESS 9. 1968, 528—30; W. LaFeber, A N o t e on the ,Mercantilist Imperialism' of Α. T. Mahan, M V H R 48. 1962, 674—85 (dt. in: Imperialismus, 389—99); S. P. Huntington, The Soldier and the State, N . Y. 1957, vor allem 270—79; W. E. Livezey, Mahan on Sea Power, N o r m a n 1954^; ders., A. T. Mahan, American Expansionist, phil. Diss. Ohio State Univ. 1937, MS; M. Sprout, Mahan, in: E. M. Earle Hg., Makers of M o d e m Strategy, Princeton 1971', 415—445; J. W. Pratt, A. T. Mahan, in: W. T. Hutchinson Hg., The M. W. Jernegan Essays, Chicago 19582, 207—26; T. Dennett, Mahan's ,The Problem of Asia', Foreign Affairs 13. 1935, 464—72; L. M. Hacker, The Incendiary Mahan, SM 35. 1934, 263—68, 311— 20; V. Puleston, Mahan, N e w H a v e n 1946«; C. C. Taylor, The Life of Admiral Mahan, N . Y. 1920; C. O. Paullin, A. T. Mahan, M V H R 1. 1915, 613 f. Turner: 1861—1932. D A B X / 1 , 62—64; K. D. Bradier, Der ,Frontier-Gedanke': Motiv des amerikanischen Fortschrittsbewußtseins, Zeitschrift f ü r Politik 2. 1955, 228—36; R. H . Beck, Die Frontiertheorie von F. J. Turner, Zürich 1955; Williams, P H R 24. 1955, 379—95; Benson, T u r n e r ; H . Stretton, The Political Sciences, London 1969, 90—95; P. S. Anderson, Westwards Is the Course of Empires. F. J. Turner's Frontier, Oslo 1956; H . C. Allen, F. J. Turner and the Frontier in American History, in: ders. u. Hill Hg., 145—66; L. S. Kaplan, F. J. Turner and Imperialism, Social Science 28. 1952, 12—16; R. H o f s t a d t e r , Turner and the Frontier Myth, American Scholar 18. 1949, 433—43; J. C. Malin, Essays on Historiography, Lawrence 1946, 1—44; F. Mood, The Concept of the Frontier, 1871—1898, A H 19. 1945, 24—30; ders., Notes on the Use of ,Frontier', ebd., 22. 1948, 78—83; H . С. Nixon, Precursors of Turner in the Interpretation of the American Frontier, S A Q 28. 1929, 83—89 (vgl. z . B . J. J. Ingalls, ,Westward the Course of Empires Takes Its Way', LM 49. 1892, 716—20). Adams: 1848—1927. D A B I / l , 38 f., ESS I / l , 429 f.; W. A. Williams, O n the Restoration of B. Adams, Science & Society 20. 1956, 247—53; ders., B. Adams and American Expansion, N E Q 25. 1952, 217—32; ders., P H R 24, 379—95; C. Vevier, B. Adams and the Ambivalence of American Foreign Policy, W A Q 30. 1959, 3—18; C. Hirsdifeld, B. Adams and American Nationalism, A H R 69. 1964, 371—92; A. F. Beringause, B. Adams, N . Y. 1955; T. Anderson, B. Adams, Ithaca 1951; M. Childs, Einl. zu В. Adams, America's Economic Supremacy, N . Y. 1947, 1—60; C. Madison, B. Adams, American Scholar 9. 1940, 214—27, auch in: ders., Critics and Crusaders, N . Y. 19592, 285—307; C. Rossiter, Conservatism in America, N . Y. 1962^, 157 f., 213, 224; W. C. Ford, Memoir of B. Adams, Massachusetts Historical Society Proceedings 60. 1927, 345—48; C. A. Beard, Einl. zu В. Adams, The Law of Civili-

302

Anmerkungen

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44—49

zation and Decay, N. Y. 1955, V I I — L X I I ; T. P. Donovan, Henry Adams and В. Adams: The Education of Two American Historians, Norman 1961; R. Kirk, History Without Providence: H. and B. Adams, Dublin Review 226. 1952, 457, 16—33; D. Aaron, The Unusable Man: An Essay on the Mind of B. Adams, N E Q 22. 1948, 3—33; auch in: ders.. Men of Good Hope, N. Y . 1961^, 252—80; H. E. Barnes, B. Adams on World Utopia, Current History 6. 1944, 1—6; R. P. Blackmur, H. Adams and B. Adams, Southern Review 5. 1939/40, 308—34. Vgl. von Adams selber vor allem: America's Economic Supremacy, N. Y. 1900; dt. Amerikas ökonomische Vormacht, Wien 1909; The Law of Civilization and Decay, N. Y. 1896; dt. Das Gesetz der Zivilisation u. des Verfalls, Wien 1907 (dazu Rez. von T. Roosevelt, F 22. 1896, 575—589, audi: ders., Works 14. 1924, 129—50); The New Empire, N. Y . 1902; dt. Das Herz der Welt, Wien 1908. — Instruktive Zusammenfassungen: Williams, s. o.; LaPeber, Empire, 62—101. Eine Monographie über die amerikanischen Imperialismusideologien steht nodi aus. Dieser Mangel scheint wesentlidi durdi die Sdieu bedingt zu sein, die große Teile der amerikanisdien Historikerzunft dagegen hegen, den weltweiten amerikanischen Expansionismus kritisdi zu analysieren. Die klarste Einordnung in: Williams, Contours; Van Alstyne, American Empire; der Lit. in: I. 2, Anm. 2, 5, u. R. Hofstadter, Social Darwinism in American Thought, 1860—1915, N. Y. 19552. ' Strong: 1847—1916. DAB I X / 2 , 150 f.; D. R. Muller, J . Strong und American Nationalism, J A H 53. 1966, 487—503; May, Imperialism, 217 f.; Merk, 238—41, allg. 228—64; E. T. Root, J . Strong, New Churdi Review 29. 1922, 47—54. Vgl. С. H. Hopkins, The Rise of the Social Gospels in American Protestantism, 1865— 1915, New Haven 1940, 113, 258—63; A. Abell, The Urban Impact on American Protestantism, 1865—1900, Cambridge/Mass. 1943, 82, 90 f.; H. F. May, Protestant Churdies and Industrial America, N. Y. 1949, 113—16, 207, 254 f.; J . Higham, Strangers in the Land, Patterns of American Nativism, 1860—1925, New Brunswidi 1955, 39, 138. — J . Strong, Our Country, N. Y. 1885; 2. Überarb. Aufl. 1891, nadi der allg. zitiert wird, aus dem Vorwort auch das Zitat. Knapp 20 Jahre nadi dem Erstdrude überstieg die Auflage 175 ООО Exemplare. 1893 verfolgte Strong in „The New Era" dasselbe Thema nodi einmal. Im Nadidruck von „Our Country" (Cambridge/Mass. 1963, Hg. J . Herbst) trägt die Einleitung zu unseren Fragen nidits bei. ^ Our Country, 11, 13 f. (Phelps: DAB VII/2, 526 f.); 15, 16—20, 42. Die Vorstellung vom Wandern der Weltreidie nadi Westen besaß ihre Wurzeln in antiken und europäischen Vorstellungen und sdion einen festen Platz in der vorrevolutionären Tradition des amerikanischen politisdien Denkens (s. o. I. 2). Sie wurde bald nach Strong besonders kraftvoll von Brooks Adams verfochten. — Our Country, 25, 27 f. Strongs Einfluß auf Turner, aber audi auf J . Bryce und A. D. White madit Benson (Turner, 76—78) ziemlich wahrsdieinlidi. — Die 2. Aufl. von „Our Country" berüdísichtigt ausdrücklidi die Volkszählung von 1890. — Our Country, 54 f., 45, 47, 53, 56—59. Vgl. Higham, 4 f.; Our Country, 62 ff., 179 ff.; New Era 80. 9 Our Country, 62ff., 92ff., I I I ff., 139, 153, 156, 171; sehr deutlidi: 230. 1898 gründete Strong seine „League for Social Service", vgl. H. F. May, 194; New Era, 203—363. Zum Verhältnis von Reformbewegung und Imperialismus vgl. C. Vevier, The Progressives and Dollar Diplomacy, M. Α. Thesis, Univ. of Wisconsin 1949, MS; W. E. Leuditenburg, Progressivism and Imperialism, 1898—1916, MVHR 39. 1952, 483—504; P. C. Kennedy, La Follette's Imperialist Flirtations, P H R 29. 1960, 131—44; ders.. La Follette's Foreign Policy: From Imperialism to Anti-Imperialism, Wisconsin Magazine of History 46. 1963, 287—93; R. Seager, The Progressives and American Foreign Policy 1898—1917, phil. Diss. Ohio State Univ. 1956, MS; B. J. Bernstein u. F. A. Leib, Progressive Republican Senators and American Imperialism, 1898—1916, Mid-America 50. 1968, 163—205; J . M. Cooper, Progressivism and American Foreign Policy, ebd., 51. 1969, 260—77. R. Hofstadter, The Age of Reform, N. Y. 1955; Williams, Tragedy, 53—83.

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Anmerkungen

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' Our Country, 180; J. Bryce, The American Commonwealth (1886), Hg. L. M. Hacker, N . Y. 1959, I, 171 ff. Möglidierweise ist sein Urteil von Strong beeinflußt gewesen (s. Anm. 5). — Man kann diese Entwicklung deutlich an Strongs Büchern verfolgen: Our Country, 179—94; New Era, 178—202; The Twentieth Century City, N . Y. 1898; The Challenge of the City, Ν. Y, 1911. 8 Benson, Turner, 52—78. — Our Country, 203, 228—67; dafür spricht auch, daß in „The New Era" der Westen eine untergeordnete Rolle spielt. — Our Country, 205 f., 208—27; z. T. neugedruckt in: W. Thorp u. a. Hg. American Issues, I, N. Y. 1944^ 894—902; R. Hofstadter Hg., Great Issues in American History, N . Y. 1958, II, 184—87; L L. Snyder, The Imperialism Reader, Princeton 1962, 122 f. Sdion 1936 hat J. W. Pratt (1898) auf Strong hingewiesen; vgl. auch Hofstadter, Darwinism, 178 f. " Our Country, 208—10; „Offensichtlich", folgerte er daher wieder, müsse man von den Engländern und Amerikanern die Christianisierung der Erde erwarten. Ebd., 209, 210—14, 216—21. Vgl. C. Darwin, The Descent of Man, N . Y . 1871, I, 172; Our Country, 222 f., 224 f. U. a. berief sich Strong dabei auf den bekannten Prediger Horace Bushneil (DAB Π/1, 350—54), der vor nahezu einer Generation bereits erklärt hatte (Christian Nurture, N . Y. 1861, 213); „Es ist sdion jetzt sehr die Frage, ob die schwächeren und verworfenen Rassen degeneriert und emporgehoben werden können. Wenn es nun Gottes Plan sein sollte, die Welt mit besseren und edleren Menschen zu bevölkern? Es ist sicher . . ., daß die Macht der christlichen Nationen förmlich überschäumt und die anderen Völker, falls sie nicht sehr schnell höhere Fähigkeiten entwickeln, unvermeidlich und für immer unter sich begraben wird. Was tun denn die großen Völker der Christenheit anders, als überall Kolonien einzurichten und sich sozusagen vermittels ihres Bevölkerungsüberschusses in den Besitz aller Länder zu setzen?" — Our Country, 226 f. New Era, N . Y . 1893. Noch im selben Jahr wurden mehr als 40 000 Exemplare verkauft. — Es war nur folgerichtig, daß Strong die Expansion von 1898 begrüßte. Vgl. sein Buch „Expansion under New World Conditions" von 1900; New Era 79; Our Country, 222. Die zweite Hälfte von „The New Era" widmete Strong den Fragen des modernen Protestantismus im engeren religiösen Sinn, 203—363. " Burgess: 1844—1931, DAB XI/1, Suppl. 1, 132—34; J. W. Burgess, Reminiscences of an American Scholar, N. Y. 1934; W. R. Shepard, J. W. Burgess, in: H . Odum Hg., American Masters of Social Science, N. Y. 1927, 23—57; H . U. Wehler, Nachwort zu J. W. Burgess, Uncle Sam, JbA 8. 1963, 261—66. Der Nachlaß in der Butler Library der Columbia Universität enthält nichts zu den hier behandelten Fragen. — Vgl. N. M. Butler, Vorwort zu Burgess, Reminiscences, VI; ders.. Across the Busy Years, Ν . Y. 1939, I, 68; С. Α. Beard, Public Policy and the General Welfare, N.Y. 1941, 141—43; W. A. Dunning, Truth in History, N. Y. 1937, 157; B. J. Loewenberg, J. W. Burgess, the Scientific Method, and the Hegelian Philosophy of History, MVHR 52. 1955, 490; Pratt, 1898; ders.. The ,Large Policy' of 1898, MVHR 19. 1932, 219—42; B. Brown, American Conservatives: The Political Thought of F. Lieber and J. W. Burgess, N . Y . 1951, 130—35; C. E. Merriam, American Political Ideas, 1865—1917, N . Y . 1920, 379—81; R.Cohen, American Thought, Glencoe 1954, 129—31; A. P. Grimes, American Political Thought, N . Y. 1955, 285; S. Persons, American Minds: A History of Ideas, N . Y. 1958, 283; H . Wish, The American Historian, N . Y. 1960, 86 f., 226—31; J. G. Randall u. G. Haines, Controlling Assumptions in the Practice of American Historians, Theory and Practice in Historial Study (Social Science Research Council, Bulletin 54), N . Y. 1946, 23 f., 35—37. J. W. Burgess, Political Science and Comparative Constitutional Law, 2 Bde, Boston, 1890 u. Ö., gekürzt: Foundations of Political Science, Hg. N . M. Butler, N. Y. 1933. Burgess widmete die Bände dem Gedächtnis seines „ehemaligen Freundes und Lehrers" Johann Gustav Droysen, was deshalb nidit ohne Ironie ist, da Burgess (I, VI) mit seiner Arbeit die Politische Wissenschaft in den Rang einer den Naturwissen304

Anmerkungen

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Schäften ebenbürtigen exakten „Science" erheben wollte, offensiditlidi ohne Droysens heftige Abwehr der Bemühungen Buddes zu kennen. Für Burgess' Verhältnis zur Geschichte s. ders., Political Science and History A H R 2. 1897, 401—8. Vgl. Loewenberg, 492 ff.; W. Willoughby, The Political Theories of Prof. J. W. Burgess, Yale Review 12. 1908, 59—84; W.Wilson, A System of Political Science and Constitutional Law, AM 67. 1891, 694—99; audi in: ders., The Public Papers, Hg. R. S. Baker u. W. Dodd, N . Y. 1925, I, 187—98. " Political Science, I, 85, 52 ff., 57. Vgl. G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Redits, Hg. J. Hoffmeister, Berlin 1956^ 288—97, §§ 341—60. Political Science, I, 4, 21, 37 f., vgl. 39, 44; auch ders., The Ideal of American Commonwealth, PSQ 10. 1895, 406. Ganz verwandt ist die Auffassung, die 1889 der damalige Geschiditsprofessor an der Wesleyan Universität, Woodrow Wilson, äußerte: Character of Democracy in the United States, AM 65. 1889, 582; vgl. ders., PSQ 4. 1889, 169. Political Science, I, 45, 48; auch wieder: ders., Great Britain and the United States, PSQ 19. 1904, 19; ders.. Recent Pseudo-Monroeism, PSQ 11. 1896, 55; Political Science, I, 5—48; 43 f. — Reminiscences, 211—14. Vgl. F. H . Hankins (The Racial Basis of Civilization, N . Y. 1926, 172), der diese Verbindung deutlich kritisiert. T. Roosevelt blieb Burgess dauernd verbunden und schlug ihn 1904 als ersten T.-Roosevelt-Professor in Berlin vor. Burgess empfand das als höchste Ehrung seiner Laufbahn (Reminiscences 322 ff.; Butler, ebd., 344). Burgess, The American Commonwealth, PSQ 1. 1886, 12. Vgl. E. N . Saveth, American Historians and European Immigrants, 1875—1925, N . Y. 1948, 42—51; ders.. Race and Nationalism in American Historiography: The Late 19th Century, PSQ 54. 1939, 430; R. Mayo-Smith, Control of Immigration, PSQ 3. 1888, 46—77, 197—225, 409—25; ders.. Emigration and Immigration, N. Y. 1890; ders.. Die Einwanderung in die Vereinigten Staaten von Amerika, Leipzig 1896; DAB VI/2, 467. Von Lodge selber z . B . : The Distribution of Ability in the United States, CM 42. 1891, 687—94, auch in: ders., Historical and Political Essays, Boston 1892, 142—66; The Census and the Immigration, CM 46. 1893, 737—39; The Restriction of Immigration, N A R 152. 1891, 27—36; dass., Washington 1896, audi in: Speedies, 1909, 245—66. Über die unrühmlidie Zusammenarbeit mit Gompers vgl. Mann, Gompers, 203—13. Vgl. M. A. Jones, American Immigration, Chicago 1960, 258; M. A. Bennett, American Immigration Policies, Washington 1963; B. M. Solomon, Ancestors and Immigrants, Cambridge/Mass. 1956, 77—81, 104, 108; dies., The Intellectual Badíground of the Immigration Restriction Movement in New England, N E Q 25. 1952, 47—59; J. P. Shalloo, United States Immigration Policy, 1882—1948, in: Fs. G. H . Blakcslee, 126—52; J. Higham, Origins of Immigration Restriction, 1882—1897, M V H R 39. 1952, 77—88; ders.. Strangers, 41, 139; M. Heald, Business Attitudes toward European Immigration, 1880—1900, J E H 13. 1953, 291—304; H . Sdimidt, Die versdiiedenen Einwanderungswellen in die Vereinigten Staaten von Nordamerika bis zur Quotengesetzgebung, Historisches Jahrbudi 85. 1965, 323—61. S. auch S. Nearing, The Super Race, N . Y. 1912. E. Mims (American Historians and Immigration, Bronxville 1950, 18 f., 19, Anm. 14) zieht zu Redit eine direkte Linie von Burgess zu den (ebd.) aufgezählten Rassentheoretikern der 1920er Jahre. — Political Science, I, 43 f.; W. Wilson, AM 64. 1889, 585: Amerika „erfahre jährlich eine partielle Korruption durch ausländisches Blut". Die Schwierigkeiten mit dem „immer minderwertigeren Mensdienmaterial" nähmen stetig zu. Der von der Ideologie des Angelsachsentums getragene Rassismus Wilsons verdiente einmal — z. B. im Hinblick auf dessen mexikanische und karibisdie Politik, jedodi auch auf den Völkerbund! — untersucht zu werden. Vgl. H . H . Boyesen, Dangers of Unrestricted Immigration, F 1887, 534. Hier auch über die xenophobe Mobaktion von 1891: J. A. Karlin, The Indemnifaction of Aliens Injured by Mob Violence, Southwestern Social Science Quarterly 25. 1945, 235—246; ders., The Italo-American Incident of 1891, J S H 8. 1942, 242—46; J. E. Coxe, The New Orleans Mafia Incident, Louisiana Historical Quarterly, 20. 1937, 1067—1110.

305 20

Wehler, Amerik. Imperialismus

Anmerkungen

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" PSQ 10, 406; Political Science, I, 44 f.; Reminiscences, App. III, 397 (Burgess' Vortrag von 1906 in Berlin). PSQ 10, 410—14, 408, 419; ders., Private Corporations from the Point of View of Political Science, PSQ 13. 1898, 201—12; Reminiscences, 12; Brown, 150, 158—61, 163. Zur „Wasserscheide": Commager, American Mind, VIII. " Fiske: 1840—1901. DAB Ш / 2 , 420—23; M. Berman (J. Fiske, Cambridge/Mass. 1961) bietet jetzt die beste Biographie. Wichtig ist: Hofstadter, Darwinism, passim, vor allem 176—78. Vgl. H . St. Commager, J. Fiske, Proceedings of the Massachusetts Historical Society 66. 1942, 332—45; Saveth, Historians, 32—42; Solomon, 62, 66—69, 104, 106; Higham, Strangers, 33, 102; Persons, 282, 288. Durch Berman überholt: J. S. Clark, Life and Letters of J. Fiske, 2 Bde, Boston 1917; J. B. Sanders, J. Fiske, MVHR 17. 1930, 264—77; ders., J. Fiske, in: Fs. Jernegan, Chicago 1958, sowie die im DAB aufgezählte Literatur. " Fiske, Outlines of Cosmic Philosophy, Boston 1874, II, 256 ff., 263; ders., The Destiny of Man, Boston 1884, 85; ders., Our Aryan Forefathers, in: ders.. Excursions of an Evolutionist, Boston 1884, 93, 86; Outlines, II, 341. — Berman, 126 f. 136 f.; Clark, II, 105—10, 139—141 (1879); 179 f. (1880); Fiske, American Political Ideas, Boston 1885, 7, 125 (vgl. 6—8 u. 103 ff.); 115, 130—32, 139—41, 145, 127, 143 f., 151 f., vgl. 8. " H M 70. 1885, 578—90; dann im selben Jahr: American Political Ideas, 101 — 152, 9, 148 f. Vgl. Berman, 140, 145, 205—19, 251 f., 267 f.; Clark, II, 165—67. J. Fiske, The Letters, Hg. E. F. Fiske, N . Y . 1940, 635 (Brief der IRL an F., 15. 11. 1894); vgl. 638 (Antwort Fiskes, 7.3.1895); 666—71 (Fiske an W.L.Garrison, 1.2. 1898). Vgl. Solomon, 104, 106; Berman, 250 f.; Saveth, 38—40; Higham, 102; E. P. Oberholtzer, A History of the United States Since the Civil War, V, N. Y. 1937, 740. 2» Hosmer: 1834—1927. DAB V/1, 244 f. Vgl. Higham, Strangers, 138; Saveth, Historians, 23 f.; ders., PSQ 1939, 434, Solomon, 65—67. J. K. Hosmer, A Short History of Anglo-Saxon Freedom, N. Y. 1890; ders.. The Last Leaf, N. Y. 1912 (seine Autobiographie), 188 f.; ders., S. Adams, The Man of the Town Meeting, Baltimore 1884, 15—17, 60; ähnlich ders., S. Adams, Boston 1885, 375—77; 429 f.; W. St. Holt, Historical Sdiolarship in the United States (1876—1901). As Revealed in The Correspondence of H . B. Adams, Baltimore 1938, 110 (Hosmer an Adams, 6. 2. 1888). " Short History, 15, 2—10, 271—73; 308, 312. Von Zincke übernahm audi Hosmer die üblichen Zahlenspekulationen über die Vermehrung der Amerikaner. In diesem Fall sollte man 1990 rund 800 Millionen zählen können. Übrigens führte audi Strong in „Our Country" F. B. Zincke (Last Winter in the United States, London 1868) an. — Short History, 301, 324, 326, 313 ff., 352, 354, IX; vgl. 354—63; 343. Vgl. Solomon, 106; Hosmer, Last Leaf, 168—78; W. E. Davies, Patriotism on Parade, Cambridge/Mass. 1955, 313. Hosmer, The American Evolution: Dependence, Independence, Interdependence, AM 82. 1898, 29—36. Adams: 1851—1925. DAB I / l , 59 f.; ESS I / l , 431; R. E. Rabb, G. B. Adams, in: H . Ausubel Hg., Some Modern Historians of Britain, Ν . Y. 1951, 177—91. — G. В. Adams, The Rise of Imperial Federalism, AHA, Annual Report 1894, Washington 1895, 25—27; ders.. The Origins and the Results of the Imperial Federation Movement in England, Proceedings of the State Historical Society of Wisconsin 66. 1899, 93—116. Adams, The United States and the Anglo-Saxon Future, AM 78. 1896, 35—44; 36 f., 42, 35, 44; vgl. 38—41, 42—44; 40; ders., A Century of Anglo-Saxon Expansion, AM 69.1897, 529, 536 f. Kidd: 1858—1916. ESS 1/2, 563; B. Semmel, Imperialism and Social Reform, 1885—1914, Cambridge 1960, 31—35; C. Brinton, English Political Thought in the 19th Century, N . Y. 1962^, 282—92; Langer, Diplomacy, 87; Hofstadter, Darwinism, 306

Anmerkunzen

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70—77

99—102; R. Madcintosh, From Comte to В. Kidd, London 1899, 258—77; Α. S. Pringle-Pattison, The Philosophical Radicals and Other Essays, London 1907, 47— 77; F. Brie, Der Einfluß der Lehren D a r w i n s auf den britischen Imperialismus, Freiburg 1927, 10—12. Eine deutsche Übersetzung von Kidds Erstling erschien 1895, es folgten Übertragungen ins Französische, Russische, Italienische, Chinesische, Schwedische, Dänische, Tschechische, Arabische. — B. Kidd, Social Evolution, London (1894, 18952, i89g3) 1920^, wonach zit. wird. — T. Roosevelt, Rez., N A R 96. 1895, 94— 109; auch in; ders., Works 14. 1924, 107—28; J. Dewey, Social Psychology, The Psychological Review 1. 1894, 408—10; J. A. Hobson, Mr. Kidd's „Social Evolution", American Journal of Sociology 1. 1895—96, 299—312. Vgl. Α. W. Small an L. F. Ward, 12. 3. 1895, in: B. J. Stern Hg., The Letters of Α. W. Small to L. F. Ward, Social Forces 12. 1933, 170; Brinton, 282; H o f s t a d t e r , 90. " Social Evolution, 34, 40, 22, 79, 102, 316; vgl. 60—82, 90—120; 46—48; 53—57, 283, 287, 308, 319, 315, 328 f.; vgl. 316. 29 Ebd., 328, vgl. 292; ders., The Control of the Tropics, Ν . Y. 1898 (63—101 entsprechen 307—331 von „Social Evolution"); ders., The United States and the Control of the Tropics, AM 82. 1898, 721—27.

II. ^ Senate Journal 46:1:25 (24. 3. 1879); 20th Annual Report of the Chamber of Commerce of the State of N e w York 1877/78; Richardson, VII, 570, 612; FR 1879, XV. 2 Pletcher, 6. Vgl. ders., Mexico Opens the Door to American Capital, 1877—80, The Americas 16. 1959, 1—14; ders., Mexico, campo de inversiones norteamericanos, 1867—80, Historia Mexicana 2. 1953, 564—74; ders.. Rails, Mines, and Progress. 7 American Promoters in Mexico, 1867—1911, Ithaca 1958. — C R 47:1:13/6:5652 (Ellis, 5. 7. 1882); FR 1881, 761 (Blaine an Morgan, 1. 6. 1881, vgl. ebd., 538 f., 555, 557); Richardson, V I I , 585 f.; s. H . Barnard, R. В. Hayes and His America, N . Y. 1954; D i a r y and Letters of R. B. Hayes, H g . C. R. Williams, Columbus 1922, 568; C R 48:1:15/2:1461 (Sewell, 28. 2. 1884). ' Pletcher, Years, 170—91; P. K n a p l u n d u. C. M. Clewes Hg., Private Letters from the British Embassy in Washington 1880—85, Annual Report of the A H A 1941, 160 f.; C R 48:1:15/2:1454 (Miller, 28. 4. 1884); N . Y. Tribune' 3. 10. 1883. ^ Über den wirtschaftlichen Einfluß in der Gegenwart vgl. das instruktive Buch von J. Gerassi, The Great Fear. The Reconquest of Latin America by Latinamericans, N . Y. 1963 u. ö., sowie die neuere Lit. in: D . Senghaas Hg., Imperialismus u. Strukturelle Gewalt, F r a n k f u r t 1972, 379—403.

IL 1 ' D. S. Muzzey, J. G. Blaine, N . Y. 1934, 206; Α. F. Tyler, The Foreign Policy of J. G. Blaine, Minneapolis 1927; J. B. Lockey, J. G. Blaine, in: Bemis Hg., VII, 263—97; V I I I , 109—84; G. H a m i l t o n (d. i. M. A. Dodge), Biography of J. G. Blaine, Norwich 1895, 439; E. Stanwood, J. G. Blaine, Boston 1905; C. E. Russell, Blaine of Maine, N . Y. 1931. — C R 54:2:7/5:4134 (Blaine, 8. 6. 1878); 46:3:961 — 964 (27. 1. 1881), ähnlich Hubbell (CR 45:2:7/2:1622, 9. 3. 1878); J. G. Blaine, Political Discussions, Norwich 1887, 300—310; ders., T w e n t y Years of Congress, N o r wich 1886, Π, 613 f. 2 Vgl. G. Bulnes, Guerra de Pacifico, 3 Bde, Santiago 1955^; H . Millington, American Diplomacy and the War of the Pacific, N . Y. 1948; H . C. Evans, Chile and Its Relations with the United States, D u r h a m 1927, 97—199. Beste Zusammenfassung: 307 20*

Anmerkungen

zu Seite 77—80

K. W. Crosby, The Diplomacy of the United States in Relation to the War of the Pacific, 1879—1884, phil. Diss. George Washington Univ. 1949, MS, u. Fletcher, 40— 58, 89—101. Vgl. O. Hardy u. G. S. Dumke, A History of the Pacific Area in Modern Times, Boston 1949; J. F. Rippy, Latin-America in World Politics, N . Y. 1928. ' Pletdier, Years, 6; T. F. McGann, Argentina, the United States, and the InterAmerican System, 1880—1914, Cambridge/Mass. 1957, 88 f., 92; J. F. Rippy, The British Investment Boom of the 1880's in Latin America, H A H R 29. 1949, 281 — 83; ders., British Investments in the Chilean Nitrate Industry, Inter-American Economic Affairs 8. 1954, 3—11; ders.. Prendi Investments in Latin America, ebd., 2. 1948; ders., Latin America and the Industrial Age, N . Y. 1947^. * Bulnes, III, 55—70; H . R. Necodiea, Balmaceda y la contrarevolución de 1891, Santiago 1958, 41—65; ders., Englands wirtschaftlidie Vorherrschaft in Chile, 1810 bis 1914, in: Lateinamerika zwischen Emanzipation u. Imperialismus, Berlin 1961, 112 bis 152; ders., Historia del Imperialismo en Chile, Santiago 1960; ders., La Guerra Civil de 1891, Santiago 1951; L. W. Beales, Balmaceda, Liberal Dictator of Chile, in: A. C. Wilgus Hg., South American Dictators, N. Y. 1963, 198—211; A. C. Wilgus Hg., Argentina, Brazil, and Chile Since Independence, Washington 1935, 354—59; Lodkey, in: Bemis Hg., VII, 278—87; V. G. Kiernan, Foreign Interests in the War of the Pacific, H A H R 35. 1955, 14—36; W. F. Bedí, A Comparison of British and United States Relations with Chile, 1879—1883, phil. Diss. Univ. of Pittsburgh, 1942, MS; O. L. Burnette, The Senate Foreign Relations Committee and the Diplomacy of Garfield, Arthur, and Cleveland, phil. Diss. Univ. of Virginia, 1952, MS; J. F. Rippy, Economic Enterprises of the Nitrate King and His Associates in Chile, P H R 17. 1948, 457—65; H . Blakemore, J. T. North, the Nitrate King, History Today 12. 1962, 467—75; J. R. Brown, The Frustration of Chile's Nitrate Imperialism, P H R 32. 1963, 383—96; F. B. Pike, Chile and the United States, 1880—1962, Notre Dame 1963, 54. Zeitgenöss.: H . Birkedal, The Late War in South America, OM 3. 1884, 77—94, 188 —98, 2-25—34; 4. 1884, 534—53, 640—57; ders., Chile, Bolivia, Peru, OM 3. 1884, 637—46; 4. 1884, 76—89, 177—90, 319—27, 411—27. 5 House Report 1790, 47:1:217 (Nr. 2070); N . Y. Tribune 30. 1. 1882. Vgl. Millington, 42 f.; Pletdier, 42; Tyler, 165—90. β Ausführlidi: Pletdier, 51—58; Millington, 97—105; Pike, 51—55, Bradstreet's 2. 4. (15. 9. 1880); Christiancy an Blaine, 4. 5. 1881; Blaine an Didiman, 26. 5. 1881, RG 59; PR 1881, 899—904, 356 f. ' Vgl. J. F. Rippy, J. R. Barrios and the Nicaragua Canal, H A H R 20. 1940, 190— 92; ders., J. R. Barrios, in: A. C. Wilgus Hg., Hispanic-American Essays, Durham 1942, 280—98; Pletdier, 33—39; A. D. White, Autobiography, N . Y. 1905, I, 596; (z.T. dt. Aus meinem Diplomatenleben, Leipzig 1906);· Vagts, II, 1682; PR 1881, 427 f.; Blaine, Discussions, 401 f.; Davis, Navy, 31 f. 8 Blaines Sdireiben vom 29. 11. 1881: FR 1881. 13—15; Ridiardson, VIH, 98 f.; audi in: Commager Hg., II, 108 f. Vgl. McGann, 87; T. C. Smith, The Life and Letters of J. A. Garfield, II, New Haven 1925, 1166—68; R. G. Caldwell, J. A. Garfield, N. Y. 1931, 333; Tyler, 165 ff. ® Pletdier, 83 f. Vgl. R. H . Bastert, A New Approacb to the Origins of Blaine's Pan American Policy, H A H R 39. 1949, 375—412; ders.. Diplomatic Reversal: Frelinghuysen's Opposition to Blaine's Pan-American Policy 1882, MVHR 42. 1955/56, 653—71; audi schon ders., J. G. Blaine and the Origins of the First International Conference of American States, phil. Diss. Yale Univ. 1952, MS; ebenso: J. B. Lockey, The Pan-Americanism of Blaine, in: ders.. Essays in Pan-Americanism, Berkeley 1939, 51—69; ders., Pan-Americanism and Imperialism, ebd., 143—57; audi D. Perkins, The United States and Latin America, Baton Rouge 1961, 59; H . C. Haring, South America Looks at the United States, N . Y . I 928; F. J. Rippy, Pan-Hispanic Propaganda in Hispanic America, PSQ 37. 1922, 389—414; ders., Literary Yankeephobia in Hispanic America, Journal of International Relations 12. 1922, 351 fí. 308

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»» Offener Brief vom 3. 2. 1882, in: Blaine, Discussions, 410; Ν . Y . Tribune 4. 2. 1882; ζ. T . in Williams Hg., Shaping, I, 380 f. " G. F. Howe, С. Α. Arthur, Ν. Y . 1934, 194 f.; Ridiardson, V I H , 97 f. Den Begriff Panamerikanismus soll die „N. Y . Evening Post" (27. 6. 1882) zum erstenmal verwendet haben. Vgl. J . B. Lockey, Pan-Americanism: Its Beginnings, Ν. Y. 1920, 2; Α. О. Whitaker, The Western Hemisphere Idea, Ithaca 1954, 74; J . L. Mecham, The United States and the Inter-American Security 1889—1960, Austin 1961, 48. — Blaine: Chicago Weekly Magazine, 16. 9. 1882, auch in: Blaine, Discussions, 411—19. N. Y . Herald, 3. 7. 1882; Pike, 55, 6 3 ; House Report 1790, 352; Carnegie an Blaine, 14. 1. 1882, Blaine P. LC. " C R 4 0 : 2 : 2 : 1 2 2 0 (Banks, 17. 2. 1868); 47:1:1555 (Whitthorne); J . Sherman, Recollections of 40 Years, Chicago 1896, 693, Lockey, in: Bemis Hg., V I I I , 111; Fletcher, 81; Bastert, M V H R 42, 664—66. » Vgl. E. T. Parks, Columbia and the United States, 1765—1934, Durham 1935, 2 6 4 — 6 7 ; McGann, 8 6 — 9 8 ; W. S. Robertson, Hispanic-American Relations With the United States, N . Y . 1923, 423—25 (Ex- u. Importtabelle). Vgl. auch ders.. History of the Latin-American Nations, N. Y . 1943®. — Anträge ζ. В. von D. Davis, 1880; J . T. Morgan, 1882; J . Sherman, 1883; ein guter Überblick übr die legislative Entwicklung in: A. C. Wilgus, J . G. Blaine and the Pan-American Movement, H A H R 5. 1922, 685—92, u. l A C Reports, Washington 1890, IV, 255—375; Helper: D A B I V / 2 , 517; Helper an R. Hitt, 7. 7. 1892, Hitt P. L C ; J . A. Caruso, The Pan American Railway, H A H R 31. 1951, 6 0 8 — 3 9 ; J . D. Garrison, The Pan-American Railway Surveys, EM 4. 1892/93. " Richardson, V I I I , 251; C R 4 5 : 2 : 7 / 2 : 1 6 0 8 — 2 2 ; Sdiuyler; W. Barnes/Morgan, 147—52; l A C , IV, 294; Wilgus, H A H R 5, 678. " 24th Annual Report of the Chamber of Commerce of Ν. Y., Ν. Y . 1882, 13; J . A. Kasson, The Monroe-Doctrine in 1881, N A R 133. 1881, 5 2 3 — 3 3 ; E. Younger, J . A. Kasson, Iowa City 1955, 294; C R 47:1:13/App. 115 (Moulton, 11. 4. 1882), vgl. N. Y . Tribune 30. 10. 1883; C R 47:2:14/4, App. 46—51 (Beiford, 15. 2. 1882); 4 8 : 1 : 1 5 / 2 : 1 4 5 4 (Miller, 28. 2. 1884); ähnlich: Commercial & Financial Chronicle, 16. 8. 1884. " l A C , IV, 294 f.; 298—308 (Antrag Cocirell, 24. 4. 1882; 3. 3. 1884); Ridiardson, V m , 218, 2 5 0 — 5 2 ; House Ex. Doc. 50, 49:1:100 (Nr. 2392); Curtis: D A B I I / 2, 620 f.; С. faßte seine Erfahrungen noch einmal in einer halboffiziösen, von der Regierungsdruckerei verlegten Darstellung zusammen: Trade and Transportation Between the United States and Spanish America, Washington 1889, vgl. 9 — 1 2 ; Richardson, VITI, 239, 276, 370; Parks, 264, 26é f.; McGann, 98—103, 108; Howe, 270 f.; Robertson, 213 f.; Whitaker, 79 f. House Ex. Doc. 226, 4 8 : 2 : 3 — 5 , 15 f. (Nr. 2304, Bericht vom 31. 12. 1884 über die Informationsgespräche seit 15. 9. 1884); Senate Ex. Doc. 39, 48:2. Vgl. P. De Witt, The Commercial Relations Between the United States and Argentina, S P S S Q 11. 1920, 163—65; H . S. Ferns, Britain's Informal Empire in Argentina, 1806—1914, Past & Present 3. 1953, 6 0 — 7 5 ; ders.. Investment and Trade Between Britain and Argentina in the 19th Century, E H R 3. 1950, 2 0 8 — 1 8 ; ders., Britain and Argentina in the 19th Century, Oxford 1960, 323—435; McGann 85f. Entwürfe vom 23. 2. u. 29. 3. 1886, Wilgus, H A H R 5, 688 f.; lAC, IV, 311—73. " Thacker: Williams Hg., Shaping, I, 381 f.; House Report 1648, 49:1 ! l — 1 2 (Nr. 2440); Wilgus, H A H R 5, 690—92. " Gesetz v. 24. 5. 1888 (ausgeführt 13. 7. 1888), F R 1888, 1658.

309

Anmerkungen

zu Seite 87—90 II. 2

' Harrison an Blaine, 17. 1. 1889, Hamilton, 652 f.; Harrison, Speeches, 68 f.; vgl. H . Bernardo, The Presidential Elections of 1888, phil. Diss. Georgetown Univ. 1949, MS. — Spanish-American Commercial Union, N . Y . (1889), 7, 13—16, 18, 17: Harrisons Brief V. 28. 3. 1889; Export & Finance, Juni 1889—Juni 1890, vgl. 2. 11. 1889. Zum Presseecho: Spanish-American Commercial Union, 24—29; Bradstreet's 17. 213, 455, 631, 694 (6. 4., 20. 7., 5. 10., 2. 11. 1889); McGann, 123—125, Spanish-American Commercial Union an H . Fish, 15. 3. 1889, Fish P. LC.; an Rusk, 5. 4. 1889, Rusk P. Wisconsin State Historical Society, Madison; Clyde an Tracy, 30. 3. 1889, Tracy P. LC. 2 Carnegie an Blaine, 22. 7. 1889, Akten zur 1. Panam. Konferenz 161, RG 59; dort audi die Zusagen der anderen Delegierten; Blaine an Stevens, 30. 3., 26. 4. 1890; Stevens an Blaine, 9. 4. 1890. Vgl. N. Y. Times 14. 2. 1890, die Hawaii „einen Teil Amerikas" nannte; Coolidge an Lodge, 12. 4. 1889, Lodge P. MHS; McGann, 131, 169; С. R. Flint, Memoirs of an Active Life, N. Y. 1923, 43—46, 148—61; Flint an Tracy, 24. 3. 1889, Tracy P. LC (Bitte um Ernennung an den Marineminister, Flints New Yorker Geschäftsbekannten); DAB XI/Suppl. I, 305 f.; Blaine an Harrison, 25. 8. 1889, in: A. T. Volwiler Hg., The Correspondence Between В. Harrison and J. G. Blaine, 1882—93, Philadelphia 1940, 79 f.; M. Romero, The Pan-American Conference, N A R 151. 1890, 411—14. ® Hamilton, 691; Blaine an Delegierte, 13. 6. 1889, an die Handelskammern usw., 17. 6. 1889, RG 59, alle Antwortschreiben ebd. Zur Agrarfrage vor allem Williams, Roots of Empire, 175—348. * С. Α. O'Rourke, Congreso Internacional Americano, N . Y . 1890, 12; lAC, III: Excursion App.; McGann, 136; Pike, 63. ® lAC, Minutes of the Conference, Washington 1890; The International Conferences of American States, 1882—1928, Hg. J. B. Scott, N . Y . 1931, 3—47. Gute Uberblidce in: McGann, 129—65; Pike, 62—66; Ramirez Necochea, Vorherrschaft, 156 f.; Pan-American Conferences and Their Significance, Annals 1906, Suppl. Zeitgenössische Analysen: A. Peez, Der allamerikanische Tag 1889/90 u. seine Bedeutung füt Europa, in: ders., Zur neuesten Handelspolitik, Wien 1895, 37—64; A. Zimmermann, Der Panamerikanismus, in: ders.. Weltpolitisches, Berlin 1901, 212—37. Vgl. weiter: A. Spetter, Harrison and Blaine: Foreign Policy 1889—93, Indiana Magazine of History 65. 1969, 215—27; Moore, Digest, VI, 599—602; Vagts, II, 1642—46; Lockey, Blaine, in: Bemis Hg., VIII, 164—81; E. Stanwood, J. G. Blaine, Boston 1905, 311, 315—17; Rüssel, 382, 418—20; Robertson, 389—94; D. G. Munro, The Latin American Republics, N . Y . 19422, 551; J. H . Latané, The United States and Latin America, N . Y. 1920, 300 f.; J. B. Moore, Principles of American Diplomacy, Ν . Y. 1918^, 385—89; S. F. Bemis, The Latin American Policy of the United States, N. Y. 1943, 126, 232—34; J. F. Rippy, The Historical Evolution of Hispanic America, N. Y. 1932, Kap. 23; ders., Latin America, Ann Arbor 1958, 383—85; Whitaker, 74—85; W. H . Calcott, The Caribbean Policy of the United States, 1890—1920, Baltimore 1942, 49, 61—63; C. B. Casey, The Disposition of Political Proposals of the Various Pan American Conferences 1889—1928, phil. Diss. Univ. of Texas, Austin, 1931, MS; J. Pentmann, Die Zollunionsidee, Jena 1917, 109—14; R. Büdii, Die Geschichte der panamerikanischen Bewegung, Breslau 1914, 23—54; Α. Aguilar, Pan-Americanism, N. Y. 1968. « Coolidge an Flint, 26. 5. 1890, Beilage zu Flint an Curtis, 27. 5. 1890, vgl. 15. 9., I. 12. 1890, RG 59; House Report 2561, 51:1 (Nr. 2814); Richardson, IX, 33, 70 f.; Scott Hg., 40; lAC, Reports, II, 875. ' Bradstreet's 18. 134, 149, 165, 805 (1., 8., 15. 3., 20. 12. 1890), 19. 821 (26. 12. 1891); Hamilton, 680; McGann, 181—84; L. Guilaine, L'Amérique Latine et l'Impérialisme Américaine, Paris 1928, 38—48; E. Boutmy, Les Etats Unis et l'Impérialisme, 310

Anmerkungen

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90—92

Annales des Sciences Politiques 17. 1902, 1—18; Α. Sartorius ν. Waltershausen, Deutschland u. die Handelspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika, Berlin 1898, 62; R. Mayo-Smith u. E. R. A. Seligman, ТЪе Commercial Policy of the United States, 1860—1890, in: Sdiriften des Vereins für Sozialpolitik, Leipzig 1892, 58—62; Scoft Hg., 36—39; lAC, Reports I, 404—408; Bureau of American Republics, 1. Annual Report, 1891, Washington 1892; International Bureau of American Republics, Washington 1906; zahlreidie Mahnungen in den Instrukt. nadi Lateinamerika, RG 59. 8 lAC, Reports, I, 158—261; Flints und Hendersons Reden, 17. und 24. 3. 1890, RG 59. 9 Bradstreet's 18. 231 (17. 4. 1890); N . Y. Herald 4. 10. 1889; vgl. Public Opinion 13. 4. 1889; R. D. Bald, The Development of Expansionist Sentiment in the United States, 1885—1895, phil. Diss. Univ. of Pittsburgh, 1953, MS, 135—37. Im Zeichen soldier Regierungsaktivität stellte „Export & Finance" das Erscheinen ein. — V. G. Quesada, Recuerdos de mi Vida Diplomatica, Buenos Aires 1904, II, 7; N . Y. Times 1. 10. 1889; Harper's Weekly 12. 10. 1889. Peez, 60, 63; R. Calwer, Die Meistbegünstigung der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Berlin 1902, 8—12 (Zit. aus „La Paix"); N . Y. Tribune 20. 4. 1890; F. Clow, South American Trade, Q J E 7. 1893, 193—204; E. Francke, ZollpolitisAe Einigungsbestrebungen in Mitteleuropa, Leipzig 1900, 193; K. Ballod, Die deutschamerikanisdien Handelsbeziehungen, in: Schriften des Vereins für Sozialpolitik, 91, Leipzig 1901, 173—222; Vagts, I, 544; s. auch G P 7. 1923, 243, N r . 1526. Vgl. für das Interesse in den folgenden Jahren: C. F. Z. Caracristi, Business Opportunities in Columbia, EM 9. 1895, 883—907; E. M. Amores, Trade and Industry of South America, EM 10. 1896, 811—20; T. C. Search, O u r Trade with South America, N A R 163. 1896, 716—24; C. D. Warner, Our Foreign Trade and Our Consular Service, N A R 162. 1896, 274—86. Zur Reziprozitätspolitik: United States Tariff Commission, Reciprocity and Commercial Treaties, Washington 1919; O. P. Austin, Reciprocity Treaties and Agreements between the United States and Foreign Countries since 1850, in: Treasury Dept., Bureau of Statistics, Monthly Summary of Commerce and Finance, III/2, Sept. 1901, 939—68; A. P. C. Griffin Hg., List of References on Reciprocity, Washington 1910®; Reciprocity Treaties and Trade, Bureau of American Republics, Monthly Bulletin 1, März 1894, 9—21; M. M. Trumbull, Reciprocity and South America, Open Court 7. 1893, 3543—44; S.M.Davis, American Reciprocity and What It Means, A J P 2. 1893, 113—20; W . C . F o r d , Reciprocity Under the Tariff Act of 1890, Washington 1893; F. W. Taussig, Reciprocity, Q J E 7. 1892, 26—39.

П. 3 ' Vgl. R. G. Osterweis, Romanticism and Nationalism in the Old South, New H a ven 1949, 172—85; O. Crenshaw, The Knights of the Golden Circle, A H R 47. 1941/ 42, 23—50; С. Α. Bridges, The Knights of the Golden Circle, a Filibustering Fantasy, Southwestern Historical Quarterly 44. 1941, 287—302; C. S. Urban, The Abortive Quitman Filibustering Expedition, 1853—55, J M H 18. 1956, 175—96; ders.. The Ideology of Southern Imperialism; New Orleans and the Caribbean, 1845—60, Louisiana Historical Quarterly 39. 1956, 48—73. Vgl. auch R. F. Durden, J. D. B. DeBow: Convolutions of a Slavery Expansionist, J S H 17. 1951, 441—61; J. H . Franklin, The Southern Expanionists of 1846, J S H 25. 1959, 323—38. ^ Richardson, VI, 688. Vgl. D. M. Dozer, Anti-Expansionism During the Johnson Administration, P H R 12. 1943, 253—75; J . P . S m i t h , The Republican Expanionists of the Early Reconstruction Era, Chicago 1933; T. C. Smith, Expansion after the Civil War, PSQ 16. 1901, 412—36. •Ч Ridiardson, V H , 61 f., vgl. 32, 129, 412; Congressional Globe 41:3:1:225—31 (Zit. Bayard, 225, 21. 12. 1871); U. S. Grant, Personal Memoirs, N . Y. 1886, II,

311

Anmerkungen

zu Seite 92—9У

550; G. Welles, The Diary, Hg. J. T. Morse, I, Boston 1911, 378 f.; W. B. Hesseltine, U. S. Grant, N . Y. 1935, 196—206, 224—27, 247—49; Perkins, Monroe Doctrine, 1867 —1907, 22—26, 111 f.; Α. Nevins, Η . Fish, N . Y . 1957^, I, 240—64, 318, 335; allg. С. Tansill, The United States and Santo Domingo, 1798—1873, Baltimore 1938, 338 f., 393, 442; Congressional Globe 40:3:1:317—19, 333—40; 41:3:1:225—31, App. 25—34. ^ Harrison an Blaine, 11. 10. 1891, in: Correspondence, 222; Ridiardson, IX, 10; A. T. Voiwiler, Harrison, Blaine, and American Foreign Policy, 1889—93, Procedings of the American Philosophical Society 79.1938,637—48; ders., The Early Empire Days of the United States, West Virginia History 18. 1957, 116—27; Spetter, passim. Vgl. Munro, Republics, 519, G. H . Stuart, Latin America and the United States, N. Y. 1943^ 285; H . Römer, Die Vereinigten Staaten u. Haiti, Zeitschrift für Geopolitik 10. 1933, 141—49; allg. D. Perkins, The United States and the Caribbean, Cambridge 1947; E. M. Bordiard, Commercial and Financial Interests of the United States in the Caribbean, Proceedings of the Academy of Political Science 7. 1917/18, 383—91; D. G. Munro, Intervention and Dollar Diplomacy in the Caribbean, 1900—21, Princeton 1964; D. A. Gräber, Crisis Diplomacy, a History of US Intervention Policies and Practices, Washington 1959. 5 Sen. Ex. Doc. 69, 50:2:189, 262, 148 f., 167—69, 177—79; L. L. Montague, Haiti and the United States, 1714—1938, Durham 1940, 129—84. Ausführlidier u. audi auf haitianische Archivalien gestützt: R. W. Logan, The Diplomatie Relations of the United States with Haiti, 1776—1891, Chapel Hill 1941, 408—57; knapp: Vagts, I, 64— 69; LaFeber, Empire, 127—30; vgl. Tyler, Blaine, 21—97; FR 1888, 932 £f.; 1889, 487 fr.; Moore an Bayard, 15. 11. 1888, Bayard P. LC. « Clyde an Tracy, 8. 1. 1891, Tracy P. LC; Gherardi an Blaine, 31. 1. 1891; Nemours u. Preston an Bayard, 2. 12. 1888, 2. u. 25. 8. 1889; Bayard an Thompson, 27. 2. 1889, RG 59; FR 1889, 494; Moore, Digest, VII, 792 f. ' Gherardi an Tracy, 27. 3. 1889, Bureau of Navigation File, RG 24; Logan, 414— 24, 412; 430; vgl. DAB IV/1, 232; Tracy, ebd., IX/2, 622 f.; J. K. Mahon, B. F. Tracy, Secretary of the Navy, N. Y. Historical Society Quarterly 44. 1960, 179— 201; T. C. Piatt, Autobiography, Hg. L. J. Lang, N . Y. 1910; Clyde an Tracy, 28. 12. 1889; Tracy an Piatt, 14. 12. 1889; Piatt an Tracy, 15. 5. 1890, Tracy P. LC. « Clyde an Tracy, 20. 3. 1889, Area 8 File, 12, RG 49; Logan, 416; Gherardi an Tracy, Secretary of the Navy, N. Y. Historical Society Quarterly 44. 1960, 179— 1889, RG 59; Tracys öffentliches Lob für Gherardi: N. Y. Tribune, 3. 11. 1889; Logan, 422; Clyde an Tracy, 31. 5. 1889, Tracy P. LC.; vgl. Preston an Blaine, 28. u 30. 3., 18. 4. 1889, RG 59. ' Logan 425 f.; F. Douglass, Life and Times, Boston 1892; ders., Haiti and the United States: Inside History of the Negotiations for the Môle St. Nicholas, NAR 153. 1891, 337—45, 450—59; P. S. Foner, The Life and Writings of F. Douglass, N.Y. 1955, IV, 128—39; 455—68; L. M. Sears, F. Douglass and the Mission to Haiti, H A H R 21. 1941, 222—38; Gherardi an Tracy 30. 6. 1889, Cipher Messages Received, RG 45; 10. 7., 8. 8. 1889, Bureau of Navigation File, RG 24; vgl. Gherardi an Tracy, 10. 7. 1889; Tracy an Blaine, 13. 7. 1889; G. S. Boutwell (zu der Zeit Rechtsberater für Légitime, daher kritisch) an Harrison, 6. 7. 1889, Harrison P. LC. Gherardi an Blaine, 9. 9. 1889, RG 59; Gherardi an Tracy, 29. 10. 1889, Tracy P. LC; Memo. Adees für Harrison, 17. 2. 1889, Harrison P. LC; F. Platt an Tracy, 18. 10. 1889; Clyde an Tracy, 29. u. 31. 10., 29. П., 28. 12. 1889, Tracy P. LC; Montague, 157; Blaine an Harrison, 26. 8. 1891, Correspondence, 81. " Vagts, I, 65 f.; Gherardi an Tracy, 21. 12. 1889, Cipher Mess. Ree., RG 45; Douglass an Blaine, 20. 12. 1889, RG 59; Admiral Ramsay an Gherardi, 28. 1. 1890, Letters to Commanders, RG 45; Gherardi an Tracy, 22. 1. 1890, Bureau of Navigation File, RG 24; s. audi Gherardi an Tracy, 24. 3. 1891, Area 8 File, 13, RG 45. " Clyde an Tracy, 18. 5. 1891; Gherardi an Tracy, 29. 7. 1891, Tracy P. LC; Logan, 433—37; Douglass an Blaine, 13. 2. 1890, Area 8 File, 13, RG 45; Blaine an 312

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97—10Í

Douglass, 28. 3. 1890, R G 59; Clyde an Tracy, 20., 24. 2., 30. 9., 3. 10. 1890, Tracy P. LC. " Vagts, I, 67; falsdi: Logan (413) u. Tyler (177). — Clyde an Tracy, 20. 11. 1890, Tracy P. LC; Clyde an Blaine, 7. 10. 1890, Area 8 File, 13, RG 45; ähnlich Clyde an Adm. Ramsay, 7. 10. 1890, ebd., wo C. besonders die französische Gefahr audi hinsichtlidi St. Nicholas' hervorhob. Logan, 436—40; Clyde an Tracy, 23. 12. 1890; Tracy an Clyde, 23. 12. 1890, Tracy P. L C ; Blaine an Gherardi, 1. 1. 1891; Blaine an Douglass, 1. 1. 1891, RG 59 (das Projekt, „dem die Regierung ihre volle Energie zukommen lassen werde", müsse unterstützt werden); Clyde an Tracy, 8. 1. 1891, Tracy P. LC; Douglass an Blaine, 6. 1. 1891, RG 59; Douglass, Life, 732 ff. " Berichte über die Verhandlungen am 29. 1. 1891: Douglass an Blaine, 29. 1. 1891; Gherardi an Blaine, 31. 1. 1891; Blaine an Douglass, 12. 2. 1891; an Gherardi, 27. 2. 1891, RG 59. Vgl. Montague, 146—62; Logan, 440—43; Sears, H A H R 21, 232—36. 1« Verhandlungen am 2. 2. 1891: Gherardi an Blaine, 7. 2. 1891; Douglass an Blaine, 9. 2. 1891; Blaine an Douglass, 28. 2. 1891, RG 59. " Gherardi an Blaine, 16. 2. 1891; Blaine an Gherardi, 18. 2. 1891, RG 59; Gherardi an Blaine, 17. 2. 1891; an Tracy, 26. 2. 1891, Area 8 File, 13, RG 45; Douglass an Blaine, 18. 2. 1891 ; Gherardi an Blaine, 21. 2. 1891, RG 59; Logan 444—47. Gherardi an Tracy, 18. 4. 1891, Bureau of Navigation File, R G 24; Gherardi an Tracy, 9. 4. 1891, Area 8 File, 13, R G 45; Tracy an Gherardi, 1. 3. 1891, Cipher Messages Sent, RG 45; Clyde an Tracy, 21. 4. 1891, Tracy P. LC. Noch als es zu spät war, telegrafierte Tracy an Walker, „daß die Regierung an den gegenwärtigen Verhandlungen sehr interessiert" sei und sich auf seine Kooperation mit Gherardi verlasse, 23. 4. 1891, Cipher Mess. Sent, RG 45. Douglass an Blaine, 21. u. 23. 4. 1891: darin Beilage, Firmin an Douglass u. Gherardi, 22. 4. 1891; Blaine an Douglass, 20. 5. 1891, RG 59; Logan, 447—51; Vagts, I, 67. 2» Logan, 451; Douglass an Blaine, 2. 5. 1891, RG 59; Clyde an Tracy, 4. 5. 1891, Tracy P. LC; über den dominikanischen A u f t r a g s. u. П. 2. 2. " Clyde an Tracy, 2., 4., 14., 27. 5. 1891, Tracy P. LC; Vagts, L 67; Harrison an Blaine, 14., 17., 22. 7. 1891; Blaine an Harrison, 16., 27. 8. 1891, Correspondence, 174—81; Tracy an Clyde, 10. 9. 1891, Tracy P. LC. Wharton an Durham, 11. 9. 1891, 11. 3. 1892, vgl. 30. 4. u. 4. 8. 1892, RG 59; Vagts, I, 67 f.; Durham an Blaine, 25. 2., 31. 5. 1892, R G 59; RoR 2. 242 (Okt. 1891). Durham an Foster, 8. 2. 1892; Clyde an Tracy, 18. V. 1892, Tracy P. LC; Vagts, I, 68. Im Dezember 1891 bot sich für Gherardi keine Gelegenheit, in Port-au-Prince Tracys Instruktion (15. 12. 1891) auszuführen, „stets wacJisam die amerikanischen Interessen zu schützen". Cipher Mess. Sent, RG 45. N . Appleton an Blaine, 4. 11. 1889, Area 8 File, 12, R G 45; Durham an Blaine, 16. 1. 1892; an Wharton, 14. 10. 1890, RG 59. Vgl. Vagts, I, 63—65; Callcott, 64— 66; S. Welles, Naboth's Vineyard, The Dominican Republic, 1844—1924, Ν . Y. 1928, I, 467—96 (der spätere Außenminister hatte damals bereits die Lateinamerikanische Abteilung des State Dept. geleitet). " Tracy an Gherardi, 24. 4. 1891, Cipher Messages Sent, 1888/95, R G 45 u. Tracy P. LC; Gherardi an Tracy, 27. 4., 3. 5. 1891, Area 8 File, 13, R G 45. 2« Blaine an Durham, 28. 1. 1892; Durham an Blaine, 16. 1. 1892, RG 59; Richardson, IX, 152—55, 180; Vagts, I, 64; Laughlin/Willis, 210 f.; Welles, I, 464 f., 477, 479; Callcott, 62; J. W. Foster, Diplomatie Memoirs, II, Boston 1909, 9; Tyler, 97 f.; Lodiey, Blaine, in: Bemis Hg., VIII, 166; W. R. Castle, J. W. Foster, ebd., VIII, 191. " Durham an Foster, 22. 7., 25. 8. 1891; vgl. DAB I I I / 2 551 f.; Durham an Blaine, 16. 1. 1892; Blaine an Durham, 19. 12. 1891; 28. 1., 11. 2. 1892, RG 59; J. F. Rippy, The Caribbean Danger Zone, N. Y. 1940, 121—23. Welles, I, 468—71, 493 f.; Callcott, 65; Munro, Republics, 538 f.; ders., The

313

Anmerkungen

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United States and the Caribbean Area, Boston 1934, 103 f.; Dentex-Bondt an Durham, 19. 3. 1892, Beilage zu: Durham an Foster, 1. 7. 1892, RG 59; Welles, I, 487. 2» Holls an Elkins 26. 2., 10. 3. 1892, Holls P., Butler Library, Columbia Univ.; DAB V/1, 155 f.; Welles, I, 495. Die schwachen Biographien von O. D. Lambert (S. B. Elkins, Pittsburgh 1955) u. H . A. Gibbons (J. Wanamaker, N. Y. 1926, 2 Bde) enthalten auch hierzu nichts. 3» Durham an Foster, 12. 3. 1892, Beilage zu: Durham an Blaine, 27. 3. 1892; 13. 2. u. 19. 4. 1892; Durham an Wharton, 16. 4. 1892; Durham an Blaine, 25. 4. 1892, RG 59; Welles, I, 481 f., 486 f. Durham an Blaine, 28. 4., 3. u. 23. 5. 1892; an Foster, 23. 1. 1892; vgl. Wharton an Durham, 11. 2. 1892, RG 59. 32 Welles, I, 495 f., 483 ff.; Wharton an Durham, 10. 6. 1892; Durham an Wharton, 2. 7. 1892; an Foster, 13. 8. 1892; an Blaine, 14. 6. 1892, RG 59. " Durham an Foster 1. 7. 1892; Foster an Durham, 6. 8. 1892, RG 59; dort u. bei Welles (I, 488—90) auch der Vertragsentwurf. Vgl. Vagts, I, 64 f.; Durham an Foster, 9. u. 17. 9., 6. 10. 1892, RG 59; Welles, I, 491. Durham an Foster, 8., 27. u. 29. 10. 1892; ausführlidi Holls an A. D. White, 27. 2. 1893, 15. 11. 1892, Holls P.; Welles, L 495 f. Dominikan. Chargé an State Dept., 5. 2. 1894; Uhi an Herbert, 13. 2. 1895; Herbert an Meade, 9. 3. 1895, alle Navy Dept., Confidential Correspondence, RG 45; Durham an Foster, 28. 1. 1893, RG 59; Welles, I, 495 f.; II, 506, 508; Callcott, 79; Munro, US and Caribbean Area, 104; Vagts, II, 1476—78; FR 1895, l, 397—402; 1905, 344—49. 3» Gresham an Durham, 15. 3. 1893, RG 59; RoR 7. 134 (März 1894). Für die Folgezeit: Moore, Digest, I, 163—64; Welles, II; M. M. Knight, The Americans in Santo Domingo, N . Y. 1928; J. F. Rippy, The British Bondholders and the Roosevelt Corollary of the Monroe Doctrine, in: A. C. Wilgus Hg., Modern Hispanic America, Washington 1933, 415—44, auch: PSQ 49. 1934, 195—206; ders.. Antecedents of the Roosevelt Corollary of the Monroe Doctrine, P H R 9. 1940, 267—79; C. L. Jones, The Caribbean Since 1900, N. Y. 1936; ders., Caribbean Backgrounds and Prospects, N. Y. 1931; ders., Caribbean Interests of the United States, N . Y. 1916; ders.. The United States and the Caribbean, Chicago 1929, sowie die Lit. II. 3, Anm. 4.

II. 4 ' Pike, 58—62 (ganz aus chilenischem Material, auch Archivalien, leider ohne die amerikanische Forschung mit einzubeziehen); Pletcher, 89—101; Vagts, II, 1646—64; P. M. Brown, F. T. Frelinghuysen, in: Bemis Hg., VIII, 14; Richardson, VIII, 173. — Über den „Salpeter"- oder Pazifikkrieg s. II. 1. 1. 2 Pike, 31—46; J. C. Jobet, Ensayo critico del desarollo économico-social de Chile, Santiago 1955, 76—113; L. Galdames, A History of Chile, Chapel Hill 1941, 326— 35, sowie die Lit. II, 1. 1, Anm. 4. O. Hardy, British Nitrates and the Balmaceda Revolution, P H R 17. 1948, 178 f.; Necochea, Balmaceda, 41—65; ders., Vorherrschaft, 52—59 (wegen der englischen Arctivalien wichtig); Beck, 231 ff. Ausgezeichnete Rechtfertigung Balmacedas durch einen deutschen Diplomaten: Vagts, II, 1652 f. Vgl. noch J. F. Rippy, British Investments in Latin America, 1822—1949, Minneapolis 1959, 36— 137; Necochea, Historia; ders.. Guerra Civil; H . Blakemore (The Chilean Revolution and Its Historiography, H A H R 45. 1965, 393—421) gibt einen instruktiven Überblick. 3 Hardy, 166 f.; London Times 28. 4. 1891; Pike, 44 ff.; Rippy, Economic Enterprises, 459; S. L. Gwynn Hg., The Letters and the Friendships of Sir С. Α. SpringRice, I, Boston 1929, 118; an., The Chilean Revolution, CoR 60. 1891, 122—38; Thompson an FO, 22. 10. 1891, in: Necochea, Vorherrsdiaft, 159. 4 Über die Unterstützung: Hardy, 180; Vagts, II, 1650 f.; F. W. Fetter, The Chilean 314

Anmerkungen

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Debt Payment of 1891, Economic History, 2. 1930/33, 6 0 9 — 1 6 ; South American Journal, Bd. 30 u. 31; Kennedy an FO, 15. u. 21. 9. 1891, in: Necodiea, Vorherrschaft, 158; ebenso der deutsche Gesandte: Vagts, II, 1652; Necodiea (Balmaceda, 21) berechnet, daß um 1890 70 % der Salpeterbetriebe in englischer Hand gewesen seien. Vgl. H . Blakemore, Chilean Revolutionary Agents in Europe 1891, P H R 33. 1964, 425—46. 5 W. E. Curtis, The Capitals of Spanish America, N. Y . 1888, 4 5 4 — 5 6 ; ders.. From the Andes to the Ocean, N. Y . 1907, 4 0 8 — 1 9 ; Devoy, Breslin: in Carroll an W. Barker, 24. 6. 1888, W. Barker P. L C ; Tyler, Blaine, 128 f.; Kennedy an FO, 13. 6. 1890, in: Necochea, Vorherrsdiaft, 156; ausführlich: Pike, 6 2 — 6 6 ; H. C. Evans, Chile and Its Relations with the United States, Durham 1927, 135—54; W. R. Sherman, The Diplomatic and Commercial Relations of the United States and Chile, 1820—1914, Boston 1926; A. B. Hart, The Chilean Controversy, in: ders.. Practical Essays in American Government, N. Y . 1905, 9 8 — 1 3 2 ; Moore, Digest, II, 1107—12; ders.. The Late Chilean Controversy, P S Q 8. 1893, 4 6 7 — 9 4 ; audi in: ders.. Papers, I, 2 8 5 — 3 0 7 ; Munro. Republics, 2 3 3 — 3 5 ; Latané, Latin America, 301 f.; Stanwood, Blaine, 318—20; LaFeber, Empire, 130—36. ' Pike, 67 f.; О. Hardy, Was P. Egan a ,Blundering Minister'?, H A H R 8. 1928, 6 5 — 8 1 ; ders., P H R 17, 179; E. Manby, Note on Affairs in Chile, FoR 56. 1891, 101; Vagts, II, 1649, 1653; L o i e y , Blaine, in: Bemis Hg., V I I I , 155—63; Egans Beridite vom 13. 2., 17. 3., 21. u. 23. 4. 1891, R G 59; Kennedy an FO, 12. 4. 1891, in: Nccochea, Vorherrschaft, 159. Ähnliches schrieb der deutsche Gesandte Gutschmid nach Berlin: Vagts, П, 1649 f. ' Pike, 6 6 ; den gleichen Eindruck gewannen deutsche Diplomaten: Vagts, II, 1650. Adee an Harrison, 28. 5. 1891, Harrison P. L C ; Memo. Gespräch J . B. Moores mit Blaine, 29. 5. 1891, Correspondence, 158; Wharton an Egan, 1. 6. 1891; Egan an Blaine, 9. 6. 1891, R G 59. 8 Foster, Memoirs, II, 280; Plumb an Tracy, 29. 7. 1891, Tracy P. L C ; R. D. Evans, A Sailor's Log, N. Y . 1901, 277 f.; О. Hardy, The Itata Incident, H A H R 5. 1922, 206 f., 225; F R 1892, 311—15 (Blaines Standpunkt). D A B , Suppl. I, 305 f. ° G. E. Wingate an Chief, Bureau of Navigation, 12. 6. 1891; House Ex. Doc. 91, 52:1 (Nr. 2954); McCann an Tracy, 12. 5., 13. u. 22. 6. 1891, Area 9 File, 15, R G 45; Harlow an W. E. Curtis, 9. 6. 1891, Harrison P. L C ; Pike, 66; Tyler, 128— 41; Evans, 138 f.; Volwiler, Harrison, 639; Evans, 2 7 0 — 9 5 ; E. A. Falk, Fighting B. Evans, N . Y . 1931, 145—64; Hardy, H A H R 5, 222; T. S. Woolsey, America's Foreign Policy, N . Y . 1898, 6, 180—88; R . Trumbull, The Chilian Struggle for Liberty, F 11. 1 8 9 1 , 6 4 5 — 5 1 . Pike, 331; Necodiea, Balmaceda, 230; H . C. Evans, 141 f.; Tracy an McCann, 4. 3. 1891, Cipher Mess. Sent; Adm. Brown an Tracy, 15. 9. 1891, Area 9 File, 16 R G 45; Pike, 68; Ridiardson, V I I I , 183; Egan an Blaine, 17. 9. 1891, R G 59; Vagts, II, 1649; Plumb an Tracy, 29. 7. 1891, Tracy P. L C ; Hardy, H A H R 8, 68 f.; House Ex. Doc. 91, 5 2 : 1 ; Moore, Papers, I, 287 f. " Wharton an Egan, 1. 10. 1891, R G 59; Harrison-Blaine, Correspondence, 197, 201, 208 f. Wie sehr Egan das delikate Asylredit strapazierte, zeigte kritisch J . В. Moore, Asylum in Legations and Consulates and in Vessels (PSQ 7. 1892), in: Papers, I, 194—98; ders., ebd., 294—96. Als Egan im Frühjahr 1893 nodi einmal Balmacedisten Asyl gewährte, zwang ihn Gresham sofort dazu, es zu widerrufen. Cleveland unterstützte G. in seiner 1. Jahresbotsdiaft. H . C. Evans, 153; C. E. Martin, The Policy of the United States as Regards Intervention, Ν. Y . 1921, 127 f. J . W. Foster an W. H . H. Miller, 2. 9. 1891; Egan an Wharton, 22. 10. 1891, Harrison P. L C ; Egan an Wharton, 24. 9. 1891, R G 59. Blaine an Harrison, 31. 8. 1891, Harrison an Blaine, 26. 9. 1891, in: Correspondence, 182, 184, 196; Kennedy an FO, 15. 9. 1891, in: Necodiea, Vorherrschaft 159. Egan an Wharton, 18. u. 19. 10. 1891, R G 59; Sdiley an Tracy, 17., 22., 26., 315

Anmerkungen

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30. 10. 1891, Cipher Mess. Sent; ausführlich: 30. 10., 2. 11. 1891, Area 9 File, 16, RG 45; Volwiler, Harrison, 640; Vagts, II, 1654 ff.; Pike, 73 f.; R. D. Evans, 258— 94; Tyler, 150—65; J. M. Barros Franco, El Caso de „Baltimore", Santiago 1950. Zur Auffassung vor dem 16. 10.: Egan an Blaine, 24. 9. 1891, RG 59; Sdiley an Tracy, 25. 9. 1891, Cipher Mess., Entry 19, 1888/95; 18. 12. 1891, Area 9 File, 16, RG 45; Moore, Papers, I, 289 f., 296 f. Die amerikanischen diplomatiegeschichtlichen ,Textbooks' sehen in der „Baltimore"-Affaire die Ursache für die folgende Zuspitzung u. gehen über die Vorgeschichte ganz hinweg; so auch.wieder D. W. Knox, A History of the United States Navy, N. Y. 1948^, 326 f.; anders (1893) Moore und (1963) Pike u. LaFeber. Vgl. noch H . Lindsell, The Chilean-American Controversy of 1891/2, phil. Diss. New York Univ. 1942, MS. " Harrison an Blaine, 26. 9., 1. 10. 1891, Correspondence, 196 f., 201; Wharton an Egan, 21. 10. 1891, RG 59; H . Sievers, B. Harrison, 3, N . Y. 1968; Wharton an Egan, 23. 10. 1891, RG 59; J. B. Moore, The Responsibility of Governments for Mob Violence (Columbia Law Times V/8, Mai 1892), in: Papers, I, 217—22; vgl. ebd. 300 —303. " Egan an Wharton, 28. 10., 3. 11. 1891, RG 59; Pike, 332; Richardson, VIII, 183—86; Vgl. Harrison an Blaine, 31. 10. 1891, Correspondence, 208, vgl. 209; Tracy nannte schon am 29. 10. 1891 die „Lage sehr ernst", an Schley, Cipher Mess. Sent, RG 45. " Pike, 76, 332; Egan an Wharton, 12. 12. 1891, RG 59; Tracy an zahlreiche Kommandeure u. Dienststellen, 19. 12. 1891—25. 1. 1892; Soley an Brown, 19. 12. 1891; Cipher Mess. Sent; Brown an Tracy, 14. 12. 1891, Area 9 File, 16, RG 45; F. D. Grant an Blaine, 7. 1. 1892, Harrison P. LC; Evans an Tracy, 17. 1. 1892, Cipher Mess. Entry 19, RG 45; Mitchell, Navy, 45; Volwiler, Harrison, 643; Vagts, II, 1655 —1658. ' ' Curtis, From the Andes, 411—13 (Tracys Kriegspläne); Blaine an Harrison, 2., 5., 9., 11. 1. 1892; Harrison an Blaine, 9. 1. 1892, Correspondence, 226, 232—36; Volwiler, Harrison, 644; LaFeber, Empire, 134; Pike, 77; Lambert (Elkins) enthält auch hierüber nichts. " Pike, 77—79; Vagts, II, 1658 f.; R. D. Evans, 277 f.; Moore, Papers, I, 303—6; Bradstreet's 20. 4. (2. 1. 1892); Blaine an Egan, 18. 1. 1892; Egan an Blaine, 30. 12. 1891, RG 59; FR 1891, 284. »8 Gwynn Hg., I, 118 (19. 1. 1892); H a y an H . Adams, 6. 1. 1892, H a y P. LC; В. Adams an Lodge, 1. 1. 1892, Lodge P. MHS; H. Pringle, T. Roosevelt, N . Y . 1956^ 167 (Vgl. über T. Roosevelt: F. L. Paxson, T. R., DAB VIII/2, 135—44; H . K. Beale, T. R. and the Rise of America to World Power, Baltimore 1962^; D. Burton, T. R.: Confident Imperialist, Philadelphia 1968; ders., dass.. Review of Politics 23. 1961, 356—77; ders.. The Influence of the American West on the Imperialism Philosophy of T. R., Arizona and the West 4. 1962, 5—26; W. H . Harbough, Power and Responsibility: The Life and Times of T. R., N . Y. 1963^; J.M.Blum, The Republican R., Cambridge/Mass. 1963^; E. Wagenknedit, The Seven Worlds of T. R., N . Y. 1958; R. Hofstadter, T. R., in: ders., The American Political Tradition, N . Y. 1948, 206—37; P. Renouvin, T. R., in: C. A. Julien Hg., Les Politiques d'Expansion Impérialiste, Paris 1949, 207—50; C. Putnam, T. R., I: 1858—86, N . Y. 1958; J. B. Bishop, T. R. and His Time, 2 Bde, N. Y. 1920). — A. Corbin an Tracy, 18. 1. 1892, Tracy P. LC; Corbin: DAB II/2, 436 f.; J. Α. Garraty, Η . С. Lodge, Ν . Y. 1953, 148 f. " Harrison an Blaine, 4. 1. 1892, Correspondence, 231; Volwiler, Harrison, 645 f.; Adee an Halford, 13. 1. 1892; Montt an Blaine, 20. 1. 1892; Memo Harrisons 20. 1. 1892, Harrison P. LC; Harrison an Blaine, 21. 1. 1892, Correspondence, 237; Blaine an Egan, 16. 1. 1892, RG 59. 2» Blaine an Egan, 21. 1. 1892, RG 59; Volwiler, Harrison, 646 f.; Pike, 84; 172 f.; Vagts, II, 1659; Richardson, VIII, 215—26; LaFeber, Empire, 135; D. S. Barry, Forty Years in Washington, Boston 1924, 233—35. 316

Anmerkungen

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120—12^

" Vagts, II, 1659; Blaine an Harrison, 29. u. 30. 1. 1892; Harrison an Blaine, 29. 1. 1892, Correspondence, 238 f.; Blaine an Egan, 30. 1. 1892, RG 59; Moore, Papers, I, 307; Richardson, IX, 315. Chile zahlte sdiließlidi statt der von Blaine für angemessen gehaltenen 5000 insgesamt 75 ООО Dollar als Entschädigung. Harrison-Blaine, Correspondence, 231; N . Y. Times, 27. 1. 1892; N . Y. Tribune, 22. 1. 1892; LaFeber, Empire, 136; Α. В. Atkin an Tracy, 1. 2. 1892, dabei Ausschnitt aus dem „Brooklyn Eagle", ca. 1. 2. 1892, Tracy P. LC; Vagts, II, 1655, 1660; B. Adams an Lodge, 26. 1.; Lodge an В. Adams, 28. 1. 1892, Lodge P. MHS. 23 Hurlburt an Blaine, 5. 10. 1881, FR 1881, 938; S. W. Livermore, American Strategy Diplomacy in the South Pacific, 1890—1914, P H R 12. 1943, 33 f., 36; Hides an Blaine, 27. 5. 1889; Blaine an Hicks, 21. 12. 1889, RG 59; Harrison an Blaine, 11. 10. 1891, Correspondence, 202; so schon in seiner Inauguralbotsdiaft (4. 3. 1889), Ridiardson, IX, 10; Volwiler, Harrison, 638 f. 2^ Harrison an Blaine, 31. 12. 1891, Correspondence, 223 f.; Hicks an Blaine, 23. И . 1891, RG 59; Blaine an Harrison, 2. 1. 1892, Correspondence, 227; Vagts, Π, 1654—60; West, Admirals, 171; Bradstreet's 20. 65 (30. 1. 1892); RoR 4. 125 f. (Sept. 1891), 5. 2. (Febr. 1892). 2= Gwynn Hg., I, 118 (April 1892); B. Adams an Lodge, 1. 1. 1892, Lodge P. MHS. Vgl. auch T. Roosevelt, The Foreign Policy of President Harrison, Independent 11. 8. 1892, auch in: ders.. Works 16. 1925, 208—26; T. S. Woolsey, An Inquiry Concerning Our Foreign Relations, Yale Review 1. 1892, 162—74; audi in: ders., America's Foreign Policy, N . Y. 1898, 169—91. — D. M. Dozer, Harrison and the Presidential Campaign of 1892, A H R 54. 1948/49, 49—72; G. H . Knoles, The Presidential Campaign and Election of 1892, Stanford 1942. — May (Imperial Democracy, 10) übersieht diesen symptomatisdien Charakter des Chilekonflikts völlig.

II. 5 ' L. F. Hill, Diplomatie Relations Between the United States and Brazil, Durham 1932, 263—66; J. F. Rippy, The United States and the Establishment of the Republic of Brazil, SPSSQ 3. 1922, 39—53; P. A. Martin, Causes of the Collaps of the Brazilian Empire, H A H R 4. 1921, 4—48; ders., Brazil, in: A. C. Wilgus Hg., Argentina, Brazil, and Chile Since Independence, Washington 1935, 225—33; Harrison—Blaine, Correspondence, 54 f. 2 Ausführlidie Analyse: Adams an Bayard, 16. 8. 1889 (Außenhandelszahlen für 1889 u. Statistiken), R G 59; Blaine an Harrison, 7. 2. 1891, Correspondence, 137—40, vgl. 157; Hill, 266—73; Laughlin Willis, 208 f., 218 f., Text: 475—79; Ridiardson, IX, 141 f.; 180 f.; Bradstreet's 19. 8., 99 f., 164 (7., 14. 2., 14. 3. 1891); Conger an Blaine, 6. 2. 1891, R G 59. — Harrisons Rede v. 18. 4. 1891 in Galveston, Texas, in: Rusk P. Wise. State Hist. Soc.; vgl. Harrison, Speeches, 287. Petition des Philadelphia Board of Trade, Febr. 1891, Ardiiv des House Committee of Foreign Affairs, 51 A-H-8. 4, RG 233. ' lAC, Report of Committes, Washington 1890, IV, 36—63; Conger an Blaine, 11., 26. 2., 2. 4., 18. 6., 7. 7., 28, 9, 13. 11. 1891; Blaine an Conger, 23. 5., 13. 11. 1891, RG 59; Vagts, I, 63; A. Gérard, Memoirs, Paris 1928, 193—208; E. Baasdi, Die Handelskammer zu Hamburg, Hamburg 1915, II, 22 f., 316 f.; G. Brunn, Deutschland u. Brasilien 1889—1914, Köln 1971. •· Harrison an Blaine, 17. 12. 1891, Correspondence, 214, vgl. 157, 166, 172; Chargé W. H . Lawrence an Blaine, 10. 2. 1892, R G 59; Ridiardson, IX, 313; Thompson an Gresham, 6. 9. 1893, R G 59; Kapt. Pidùng an Herbert, 7. 10. 1893, Area 4 File, 22, RG 59. — Hill, 273—81; F. Freire, Historia da revolta de 6 de setembro de 1893, Rio de Janeiro 1896, 1—186; Vagts, II, 1680—84; Munro, 292 f.; Stuart, 472 f.; Α. С. Wilgus, The Development of Hispanic America, N . Y. 1947, 327; Α. В. H a r t ,

317

Anmerkungen zu Seite 12S—132 The Monroe Doctrine, Boston 1916, 192; Dulebohn, 3 5 — 7 ; J . P . Calogeras, A History of Brazil, Chapel Hill 1939, 2 8 9 — 9 5 ; P. Calmon, Historia da Civiiizaçâo Brasileíra, Sao Paulo 1937^, 3 2 5 — 2 9 ; ders., Brasil e America, R i o de Janeiro 1944^, 79; Moore, Digest, II, 1 1 1 3 — 2 0 ; С. A. Timm, The Relations between the United States and Brazil During the N a v a l Revolt of 1893, S P S S Q 5. 1924/25, 1 1 9 — 3 7 ; C. E. Martin, The Policy of the United States as Regards Intervention, N . Y . 1921, 1 1 9 — 2 3 ; nach M. R . McCloskey (The United States and the Brazilian Naval Revolt 1893/94, The Americas 2. 1946, 2 9 6 — 3 2 1 ) zuletzt: W . LaFeber, The Latin American Policy of the Second Cleveland Administration, phil. Diss. Univ. o f Wisconsin, 1959, MS, 1 5 — 2 3 ; ders., American Depression Diplomacy and the Brazilian Revolution, 1893—94, H A H R 40. 1960, 1 0 7 — 1 8 ; ders.. Empire, 2 1 0 — 1 8 . 5 Bradstreet's 21. 241 (22. 4. 1893); Thompson an Gresham, 8., 18., 19. 9. 1893, R G 59. Ein großer Teil der diplomatischen Korrespondenz ist auch in F R 1893, 26 bis 148; 1894, 5 7 — 8 6 ; wie auch sonst wird hier wegen gelegentlicher Unvollständigkeit stets nach den Originalen zitiert. — Gresham an Thompson, 8. 9., 11. 11. 1893; M. Gresham, Life o f W. Q . Gresham, Chicago 1919, I I , 777. » Thompson an Gresham, 14. u. 28. 9., 13. 10. 1893; Strobel an Thompson, 28. 9. 1893; Gresham an Thompson, 11. 10. 1893; Thompson an Gresham, 12. u. 13. 10., auch 10. 11. 1893; Gresham an Thompson, 19. 10. 1893, R G 5 9 ; Stanton an Herbert, 20. 10. 1893; Picking an Herbert, 20. 10. 1893, Area 4 File, 22, R G 4 5 ; Vagts, I I , 1685; Calogeras, 292. ' Herbert an Stanton, 23. 10. 1893 Ciph. Mess. Sent, 1888/95, u. Area 4 File, 2 2 ; 21. 12. 1893, Confidential Letters Sent, 1 8 9 3 / 9 7 ; Stanton an Herbert, 25. 10. 1893, Area 4 File, 2 2 ; Picking an Herbert, 4. u. 17. 11., 15. 12. 1893, Area 4 File, 23, R G 4 5 ; Thompson an Gresham 10. 11. 1893; Gresham an Thompson, 20. 12. 1893, R G 59; Vagts, II, 1 6 8 6 — 8 9 ; Hill, 2 7 4 — 7 6 ; Thompson an Gresham, 24. 10. 1893; Gresham an Thompson, 25. 10. 1893, R G 59. 8 Townes an Picking, 6. 11. 1893, Area 4 File, 2 3 ; Picking an Herbert, 13. 11., 16. u. 23. 12. 1893, Ciph. Mess. Received, R G 4 5 ; Thompson an Gresham, 30. 10., 23. 11., 5., 13., 14., 18., 25., 26. 12. 1893; Gresham an Thompson, 1. 11. 1893, 6. 1. 1894, R G 5 9 ; Picking an Herbert, 11. 12. 1893, Ciph. Mess. Ree., R G 4 5 ; Richardson, I X , 435. » Thompson an Gresham, 17., 21., 31. 11. 1893, R G 59; Thompson an Picking, 22. 12. 1893, Area 4 File, 2 3 ; Herbert an Benham, 15. 12. 1893, Ciph. Mess. Sent, R G 4 5 ; L D 8. 277 (25. 11. 1893); Public Opinion 16. 117, 329, 352, 495 (2. 11. 1893, 4., 11. 1., 22. 2. 1894); LaFeber, Empire, 2 1 3 ; Hill, 2 8 0 ; Vagts, I I , 1687 f., 1690. Gresham an O . Straus, 14. 12. 1893, O. Straus P. L C ; s. D A B I X / 2 , 1 3 0 — 3 2 ; Gresham an Bayard, 18. 12. 1893, R G 59; M. Schuyler, W . Q . Gresham, in: Bemis Hg., V I I I , 253 f.; Vagts, I I , 1689 f. (1690 mit falschem Akzent); Bayard an Gresham 30. 12. 1893; Thompson an Gresham, 31. 10., 6. 11., 13. 12. 1893, R G 5 9 ; Gresham an Herbert, 20. 12. 1893, Area 4 File, 23, R G 4 5 ; Thompson an Gresham, 19. 12. 1893, R G 59; Herbert an Picking, 20. 12. 1893, Ciph. Mass. Sent; Picking an Herbert, 24. u. 28. 12. 1893, Area 4 File, 23, R G 4 5 ; vgl. audi 8. 1. 1894, Ciph Mess. R e ceived, R G 45 (der Handel leide schließlich allgemein). " Gresham an I. Straus, 6. 1. 1894, Gresham P. L C ; D A B I X / 2 , 128 f.; Gresham, П, 778 f.; W. Rockefeller an Gresham, 4. 1. 1894, Beilage zu Uhi an Herbert, 10. 1. 1894, Area 4 File, 23, R G 4 5 ; R . W. u. M. E. Hidy, History of the Standard Oil Company, N . Y . 1955, I, 1 2 2 — 4 4 ; H . F. Williamson u. A. R . Daum, The American Petroleum Industry, Evanston 1959; A. Nevins, J . D . Rockefeller, N . Y . 1953^, I I , 111, 118; I, 3 9 4 — 9 8 ; Bradstreet's (19. 486, 1. 8. 1891) hatte schon früh den südamerikanischen Petroleumhandel erörtert; J . O . Kearbey an McKinley, 19. 10. 1896, McKinley P. L C ; Flint, 179 ff. Herbert an Picking, 6. 1. 1894, Ciph. Mess. Sent, R G 4 5 ; ähnlich Gresham an Thompson, 9. 1. 1894, R G 5 9 ; Memo. A. A. Adee, 16. 7. 1901, J . B. Moore P . L C 318

Anmerkungen

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132—138

(Kabinettsitzung am 9. oder 10. 1. 1894); Gresham, II, 778; unergiebig: G. S. Hunsberger, The Diplomatie Career of Α. Α. Adee, M. Α. Thesis, American University Washington, 1953, MS. — Gresham an Thompson, 10. 1. 1894, R G 59, audi Area 4 File, 23, R G 45 (fälsdilidi auf den 11. 1. 1894 datiert: FR 1893, 99; Moore, Digest, II, 1113); Adees Memo, oben. " Thompson an Gresham, 12. 1. 1894, RG 59; Benham an da Gama, 24. 1. 1894; Benham an amerik. Kapitäne, 26. 1. 1894, Area 4 File, 23, R G 45. " Benham an Herbert, 29. 1. 1894, Ciph. Mess. Ree., R G 45; Thompson an Gresham, 29. u. 31. 1. 1894, R G 59; Herbert an Benham, 1. 2. 1894, Ciph. Mess. Sent, RG 45; Gresham an Thompson. 1. 2. 1894, RG 59; Vagts, II, 1691; Hill, 279; ganz apologetisch: Knox, 327. Benham an Herbert, 2., 16., 21. 2. 1894; Philip an Herbert, 19. 3. 1894, Ciph. Mess. Ree., RG 45; Thompson an Gresham, 31. 1., 2. 2. 1894; Bayard an Gresham, 7. 2. 1894 (Beilage „Times", 2. 3. 1894), RG 59; Public Opinion 16. 615 (29. 2. 1894); Vagts, II, 1695, 1698 f. " Herbert an Benham, 1. 2. 1894, Ciph. Mess. Sent, RG 45; Gresham an Thompson, 1. u. 14. 2. 1894; Thompson an Gresham, 23. 2., 12. u. 13. 3. 1894, RG 59; Gresham an Townes, 4. 1. 1894, Area 4 File, 23; Herbert an Benham, 30. 1. 1894, Ciph. Mess. Sent; Benham an Herbert 1. 2. 1894, Ciph. Mess. Ree., RG 45. " Ridiardson, IX, 524; Ramsay an Walker (La Guayra), 8. 10. 1892, Ciph. Mess. Sent, R G 45; Thompson an Gresham, 5. 12. 1893, R G 59; Calógeras, 292; Calmon, Brasil, 79; Wilgus, 327; Hill, 280; Moore, Digest, II, 1119 f.; Timm, 137; C. E. Martin, 121—23; J. W. Foster, A Century of American Diplomacy, Boston 1901, 466 f.; Vagts, II, 1691—1700; LaFeber, Empire, 216—18. '8 CR 53:2:26/2:1579 (Teller, 29. 1. 1894); ebd., 26/4:3976 (Washburne, 23. 4. 1894); ebd., 26/7:6994 f. (Higgins, 29. 6. 1894); C R 53:3:27/4:3109 f. (Higgins). " C R 53:3:27/1:2310 f. (Talbott); W. McAdoo, The N a v y and the Nation, US Naval Institute Proceedings 20. 1894, 418 f.; CR 53:3:27/3:2307 (Washington, 16. 2. 1895); ebd., 2461 (Simpson, 20. 2. 1895); ebd., 2306 (Adams, 16. 2. 1895). Burke an Cleveland, 11. 6. 1894, Cleveland P. LC; Thompson an Gresham, 1. 2. 1894, R G 59; Bradstreet's 22. 65, 546 (3. 2., 1. 9. 1894); LD 9. 115 (26. 5. 2894: Did England Assist the Brazilian Insurgents?); Bureau of American Republics, Special Bulletin, März 1894, 22—6; Baltimore Sun 27. u. 28. 5. 1895, Beilage zu Emory an Bayard, 28. 5. 1895, Bayard P. LC; RoR 9. 259—61 (März 1894); Gresham, II, 778; Foster, Century, 466 f.; Hill 280; The Outlook 49. 1894, 258 f., 521 f. Vgl. 1. V. Brown, L. Abbott, Cambridge/Mass. 1953, u. L. Abbott, Reminiscences, Boston 1915. 21 Vagts, II, 1692, 1694, 1699 f.; Gresham an Bayard, 6. 2. 1894, R G 59; vgl. T. C. Thompson, Brazil, Its Commerce and Resources, F 25. 1898, 46—58; R. Mitdiell, Our Trade with South America, with Special Reference to Brazil, H M 94. 1897, 796—802.

П. 6 ' M. W. Williams, Anglo-American Isthmian Diplomacy, 1815—1915, Baltimore 1916; R. W. Van Alstyne, British Diplomacy and the Clayton-Bulwer Treaty, 1850 —60, J M H 11. 1939, 149—83; R. A. Humphreys, Anglo-American Rivalries in Central America, T R H S V, 18. 1968, 174—208; K. Bourne, The Foreign Policy of Victorian England, 1830—1902, London 1970; Moore, Digest, III, 222—7 (Vertrag v. 28. 1. 1860); ders.. History and Digest of the International Arbitrations, Washington 1898, V, 4954—66 (Schiedssprudi 2. 7. 1881); H . Kraus, Die Monroe-Doktrin, Berlin 1913, 183—207. 2 L. M. Keasbey, The Nicaragua Canal and the Monroe Doctrine: a Political History of Isthmus Transit, N . Y. 1896, 437—39 (gekürzte dt. Fassung: Der Nikaraguakanal, Straßburg 1893). Mitglieder (Keasbey, 438; Senate Ex. Doc. 2234, 51:2): D.

319

Anmerkungen

ζ» Seite 138—142

Ammen (DAB I / l , 258 f.; ders., American Isthmian Canal Routes, Franklin Institute Journal 128. 1889, 409—39), A. S. Crowninshield (Advantages of the Nicaragua Canal, CM 57. 1899, 458—466), Η. С. Taylor (The Control of the Pacific, F 3. 1887, 407—16), R. D. Evans (vgl. П. 4, DAB III/2, 210), A. Menocal (ebd., VI/2, 537), Ch. P. Daly (Anwalt, ebd., I I I / l , 41 f.), H. L. Hotdikiss (Finanzier, ebd., V/1, 247), F. Billings (Eisenbahnpräsident u. Anwalt, ebd., 1/2, 265 f.), H . Fairbanks (Industrieller, ebd., III/2, 250 f.), A. B. Cornell (Western-Union-Direktor, Ex-Gouverneur von N . Y., ebd., II/2, 442 f.). Zeitgenöss. Lit.: H . Α. Morrison, List of Books and Articles in Periodicals Relating to Interoceanic Canal and Railway Routes, Washington 1900. Vgl. noch: M. P. DuVal, Cadiz to Cathey, Stanford 1947^; G. Mack, The Land Divided: A History of the Panama Canal and Other Isthmian Projects, N . Y. 1944; J. H . Kemble, The Panama Route 1848—69, Berkeley 1943; ders.. The Panama Routes to the Pacific Coast, P H R 7. 1938. ' Bayard an Hitchcock, 5. 11. 1887, Bayard P. LC; Keasbey, 439, 449; S . T . M a thews, The Nicaraguan Canal Controversy, phil. Diss. John Hopkins Univ. 1947, MS, 39 if. Edmunds: Bayard an Phelps, 10. 5. 1888, Bayard P. LC; vgl. S. Adler, The Senatorial Career of G. F. Edmunds, 1866—1891, phil. Diss. Univ. of Illinois, 1934, MS. * Vertrag V. 19. 4. 1850: W. M. Malloy Hg., Treaties, Conventions, International Acts Between the United States and Other Powers (1776—1937), Washington 1910, I, 659—63 (gültig bis zum Hay-Pauncefote-Vertrag v. 18. 11. 1901!); K. Bourne, The Clayton-Bulwer Treaty and the Decline of British Opposition to the Territorial Expansion of the United States, 1857—60, J M H 33. 1961, 287—91; ders., Britain and the Balance of Power in North America, 1815—1908, London 1967, 170—205; A. Howe, The Clayton-Bulwer Treaty, A H R 42. 1937, 484—90. Über den Vertragsentwurf von 1884: S. G. Walton, The Frelinghuysen-Zavala Treaty 1884—85, M. Α. Thesis, Univ. of Virginia 1953, MS; G. R. Dulebohn, Principles of Foreign Policy Under the Cleveland Administrations, Philadelphia 1941, 61 f.; J.B.Henderson, American Diplomatic Questions, N.Y. 1901, 159—67. 5 Memo. 25. 5. 1888; ähnlich 30. 7. 1888, vgl. 10. 2. 1888, Gespräche mit Guzman, Bayard P. LC; Bayard an Phelps, 23. 11. 1888, RG 59; FR 1888, I, 759—767; Moore Digest, III, 228; C. C. Tansill, The Foreign Policy of T. F. Bayard, 1885— 1897, N . Y . 1940, 665—72; L. B. Shippee, T. F. Bayard, in: Bemis Hg., VIII, 92 f.; Keasbey, 445—48; J. R. Mock, Panama and Nicaragua Canal Rivalry, 1870—1903, phil. Diss. Univ. of Wisconsin, 1930, MS, 217—19; Bayard an Phelps, 23. 11. 1888, Bayard P. LC; Salisbury 7. 3. 1889, FR 1888, I, 468 f. β Keasbey, 449 ff.; CR 50:2:20/1:338, 597 (Edmunds, 19. 12. 1888); J. W. Miller an Tracy, 27. 2. 1890, Tracy P. LC; H . C. Taylor an J. M. Rusk, 21. 5. 1889, Rusk P. Wise. State Hist. Soc.; DAB VIII/2, 235 f.; Keasbey, 451—6; CR 51:2:22/3:2226 (Morgan, 6. 2. 1891), s. ebd., 2786 (17. 2. 1891); J. Sherman, The Nicaragua Canal, F 11. 1891, 1—9; Richardson, IX, 188 f., 317. Vgl. D. Ammen, The Nicaragua Canal, LM 46. 1890, 349—59; S. F. Weld, The Isthmus Canal and Our Government, AM 63. 1889, 341—53; 64.1889, 289—303. ' Keasbey, 457—60; Mock, 220 f.; zahlreiche Petitionen von 1891/92 im Archiv des „Senate Foreign Relations Comm.", 52 A—J. 11, RG 46; von 1893, 53 A—J. 11. 1., ebd.; H . Davis, The Nicaragua Canal, OM 19. 1892, 248; W. L. Merry, The Nicaragua Canal — Its Political Aspects, F 12. 1891/92, 727; Senate Report 1142, 51:2; Senate Ex. Doc. 20, 53:3; RoR 3. 327 (Mai 1891). β CR 52:2:23/2:1526, 1529 f. (Morgan); ebd., 23/1:61 f., 650—52 (die Briefe audi: Morgan P. LC); J. T. Morgan, Government Aid to the Nicaragua Canal, N A R 156. 1893, 200; Α. L. Venable, J. T. Morgan, Father of the Inter-Oceanic Canal, SPSSQ 19. 1939, 376—87; DAB V I I / l , 128 f. Ähnlich wie M. über das „Näherrücken Asiens" u. die Gewinnung des südamerikanischen Handels: J. W. Miller, The Nicaragua Canal and Commerce, F 12. 1891/92, 714—20; CR 52:2:23/2:513—18 (Frye). 320

Anmerkungen

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143—146

9 House Report 226, 53:2:1—4 (Nr. 3269); 1201, 53:2:11 f. (Nr. 3272); C R 52:1:23/ 3:2430 (Stout, 23. 3. 1892); Senate Report 331, 53:2:7—13 (Nr. 3183), mit vielem wichtigem Material. Vgl. A. C. Radke, J. T. Morgan, An Expansionist Senator, 1877— 1907, phil. Diss. Univ. of Washington 1953, MS, 313—57; ders., Senator Morgan and the Nicaragua Canal, The Alabama Review 12. 1959, 5—43; House Doc. 279, 54:1; J. W. Miller, America's Need for the Nicaragua Maritime Canal, EM 4. 1893, 804; Keasbey, 462; Tansill, 673—77; Mode, 221 f.; D. G. Munro, The United States and the Caribbean Area, Boston 1934, 64; E. R. Johnson, Inland Waterways (Suppl. der Annals), Philadelphia 1893, 133—46. R. L. Morrow, A Conflict between the Commercial Interests of the United States and Its Foreign Policy, H A H R 10. 1930, 2—4; M. W. Williams, 292; Tansill, 672; Foster an Lincoln, 8. 2. 1893, R G 59; FR 1893, 313; Moore, Digest, III, 238—41; RoR 7. 135 f. (März 1893); R. N . Keely, Nicaragua and the Mosquito Coast, Popular Science Monthly 45, 160—75; F R 1894, App. I, 289; L. M. Keasbey, The N i c a ragua Canal and the Monroe Doctrine, Annals 7. 1896, 23. " Gresham an Herbert, 8. 5. 1893, Area 8 File, 20; 2. 9. 1893, ebd., 23, R G 45; FR 1894, App. I, 234—7; D. G. Munro, The Five Republics of Central America, N . Y. 1918, 88; Stuart, 258 f.; A. A. Powell, Relations Between the United States and N i caragua, 1898—1916, H A H R 8. 1928, 43—46; H . v. Cramon, Der diplomatische Kampf Englands u. der Vereinigten Staaten um Nicaragua, Europäische Gespräche 5. 1927, 353 f.; F. D. Parker, The Central American Republics, O x f o r d 1964, 222— 25; Keasbey, 499—510. Baker an Gresham, 9. 2. 1894, R G 59; FR 1894, App. I 245—49, 261—67, 187. Zum Folgenden: Moore, Digest, III, 242—53; Moorow, 5—13; M. Sdiuyler, Gresham, in: Bemis Hg., V I I I , 254—61; Tansill, 677—90; A. Nevins, G. Cleveland, N . Y. 1932, 607 f.; Perkins, Monroe Doctrine, 1867—1907, 65—135; Dulebohn, 30—35, 60—62; A. Steel, The British Empire and the United States of America, 1870—1914, C H B E , III, 305; Callcott, 75—78; Keasbey, Annais 7, 23—31; J. C. Dunning (Die neuesten Anwendungen der Monroe-Doktrin, phil. Diss. Heidelberg 1908) enthält nidits hierzu; zuletzt LaFeber, N e w Empire, 218—29. — Smith M. Weed an Cleveland, 2. 11. 1893, Cleveland P. L C ; Baker an Gresham, 11. 1. 1894, R G 59; Mode, 100—3; Senate Doc. 184, 54:2:86—102 (Nr. 3471). Frye an W. Baker, 18. 12. 1893; als B. ihm am 16. 12. sdirieb (so vorher ders. an Li, 9. 8. 1893), N i k a r a g u a solle „amerikanisdier Besitz" werden, antwortete F. am 18. 12., er sei f ü r „absolute Kontrolle", Barker P. L C ; s. audi Peffer, 17. 12. 1894: CR 53:3:27/1:347—51. Petition der Handelskammer San Francisco, 16. 1. 1894, Cleveland P. L C ; Keasbey, 470 f.; D. C. Miner, The Fight for the P a n a m a Route, N . Y . 1940, 25—29; H . Petersen, Das Projekt eines mittelamerikanischen Kanals als Problem englisch-amerikanisdier Politik um die Jahrhundertwende, phil. Diss. H a m b u r g 1959, 27—34; R. M. Hill, The Nicaragua Canal Idea to 1913, H A H R 28. 1948, 205—8; К . E. Imberg, Der Nikaraguakanal, Berlin 1920, 78—87. FR 1894, App. I, 245, 253 f., 237—41; ausführlidi State Dept. Memo, 30.4. 1894 (The Course of Events in Nicaragua); Baker an Gresham, 6. u. 8. 2. 1894, R G 59; Morrow, 6 f.; Williams, 293. Vgl. L. M. Penson, Foreign Affairs under the Third Marquis of Salisbury, London 1962; H . Temperley u. L. M. Penson, Foundations of British Foreign Policy, 1792—1902, Cambridge 1938. Gresham an Bayard, 9. 3. 1894, R G 59; F R 1894, App. I, 250; Gresham an Baker, 14. 3. 1894, R G 59; FR 1894, App. I, 250; Gresham an Baker, 14. 3. 1894, R G 59; H e r b e r t an Benham, 10. u. 15. 3. 1894, Ciph. Mess. Sent, R G 45; Morgan an Gresham, 29. 3. 1894 Gresham P. L C ; N . Y. H e r a l d 15. 2. 1894; N . Y. Tribune 31. 3. 1894; D o l p h : Bayard an Gray, 28. 4. 1894, Bayard P. LC. Vgl. D. Waddell, British H o n d u r a s and Anglo-American Relations, Caribbean Quarterly 5. 1957, 50— 59; ders., British Honduras, O x f o r d 1961; ders.. Great Britain and the Bay Islands, Historical Journal 2. 1959, 59—77. 321 21

Wehler, Amerik. Imperialismus

Anmerkungen

zu Seite 146—152

" Gresham an Baker, 28. 3. 1894, u. Course of Events RG 59. Wegen seines öffentlidien Widerstandes entzog Nikaragua Braida bald das Exequatur: Baker an Gresham, I. 4. 1894, RG 59; FR 1894, App. I, 273—75; Morrow, 7—11; Bayard an Gresham, 15., 26., 29. 3. 1894, RG 59; 21. 3. 1894, Bayard P. LG. " Watson an Herbert, 19. 4. 1894, Ciph. Mess. Ree. Herbert an Watson, 21. 4. 1894, Ciph. Mess. Sent, RG 45; Gresham an Bayard, 30. 4. 1894, RG 59; FR 1894, App. I, 271—73; Moore, Digest, III, 244 f.; audi Gresham an Bayard, 2. 5. 1894, Gresham P. LC; McAdoo an Watson, 11. 5. 1894, Ciph. Mess Sent RG 45; Gresham an Baker, 13. 6. 1894, audi sdion 12. 5. 1894, RG 59; Morrow, 11. Gresham an Herbert, 12. 5. 1894, Area 8 File, 15, RG 45; Gresham an Baker, 12. 5. 1894, RG 59; McAdoo an Watson, 14. 5. 1894, Ciph. Mess. Sent; Watson an Herbert, 7. u. 9. 5. 1894, Ciph. Mess. Ree., RG 45; Baker an Gresham, 11. 6. 1894, RG 59. ^^ Gresham an Bayard, 2. 5. 1894, Gresham P. LC; Bayard an Gresham, 22. 5. (Antwort auf 2. 5.), 28. 5. 1894, RG 59; 29. 5. 1894, Bayard P. LC. In Washington wies Gresham Botsdiafter Pauncefote auf die nikaraguanisdie Souveränität hin und betonte den Clayton-Bulwer-Vertrag, Gresham an Bayard, 7. 6. 1894, Bayard P. LC. Gresham an Baker, 2. 6.; Baker an Gresham, 3., 4. 5., 30. 6. 1894, RG 59; FR 1894, App. I, 426 ff.; Senate Doc. 184, 54:2:96 f.; Ridiardson IX, 527 f. N. Y. Tribune 8. 4., 5. 5. 1894; RoR 9. 896 (April 1894); 9. 515 (Mai 1894); C. DeKalb, The Nicaragua Canal — Ours or England's? F 16. 1893/94, 695; F. L. Winn, The Nicaragua Canal. Military Advantages to the United States, OM 23. 1894, 495; W. L. Merry, The Nicaragua Canal. The Political Aspects, ebd., 497—501. O'Neil an Herbert, 17. 7. 1894, Ciph. Mess. Ree.; 9., 10., 13., 14. 7. 1894, Area 8 File, 16; 21. 7. 1894, Area 9 File, 25; Sumner an Herbert, 23./27. 8. 1894, Area 8 File, 16, RG 45; FR 1894, App. I, 302—5, 316—18; Keasbey, 503 f.; ders., Annals 7, 24; Tansill, 628 £F. Gresham an Bayard, 19. u. 23. 7. 1894; Baker ^n Gresham, 27. 7., 11. 8. 1894, RG 59, N A ; FR 1894, App. 1, 311—13, 317 f.; Morrow, 12 f.; Williams, 296 f.; Callcott, 77; Gresham, II, 782. Gresham an Baker, 4. u. 29. 8. 1894, RG 59; Matus an Sumner, in; Sumner an Herbert, 28. 8. 1894, s. audi 16. 8. 1894; Baker an Matus, 30. 8. 1894, Area 8 File, 16, RG 45; Baker an Gresham, 2. 9. 1894, RG 59; O'Neil an Herbert, 30. 10. 1894, Area 8 File, 16; 10. 9. 1894, Ciph. Mess. Sent; O'Neil an Sumner, 11. 9. 1894, Area 9 File, 25; Seat an Hill, 18. 8. 1894, Area 8 File, 16, RG 45; audi Bayard meinte (an Gresham, 10. 8. 1894, RG 59), Nikaragua solle „mit der desinteressierten, freundsdiaftlichen Haltung, die die amerikanisdie Regierung zeigt, zufrieden sein". Bayard an Gresham, 10. 8. 1894, RG 59; 16. 1. 1895, Moore P. LC; Baker an Gresham, 4. 12. 1894; Gresham an Bayard, 17. 11. 1894, RG 59; O'Neil an Sumner, I I . 9. 1894, Area 9 File, 25, RG 45; FR 1894, App. I, 322 f., 326—43; Senate Ex. Doc. 53:3:3 (Nr. 3275); Keasbey, Annais 7, 24. Vgl. LD 9. 1894 (18. 8.), 453 f.; The Outlook, 49. 1894, 615 f., 858, 905. 2» Public Opinion 17.867 (6. 12. 1894), audi 17.89 (26. 4. 1894), 18.28 (20. 1. 1895); Ν. Y. Sun 29. 11. 1894; CR 53:3:27/l :341 f. (Cullom, 19. 12. 1894). Vgl. J. W. Neilson, S. R. Cullom, Prairie State Republican, Urbana 1962, 153 f. 2' Bayard an Gresham, 24. 11. 1894, RG 59; Memo. v. 23. 11. 1894, Bayard P. LC; Gresham an Bayard, 24. 11. 1894; Bayard an Gresham 27. 11. 1894, RG 59; Memo. 26. 11. 1894; Bayard an Gresham 30. 11. u. 10. 12. 1894, Bayard P. LC; 30. 11. 1894; RG 59; FR 1894, App. I, 354—7; Moore, Digest, III, 249; Gresham an Bayard, 3. u. 20. 12. 1894, RG 59; 24. 12. 1894, Gresham u. Bayard P. LC; RoR 10.362, 601—3 (Okt., Dez. 1894); Nevins, Cleveland, 632. 2β Bayard an Gresham 27. 2. 1895, RG 59 u. Moore P. LC; Kopie von Kimberley an Barrios, 26. 2. 1895, Moore u. Bayard P. LC; FR 1895, II. 1028; Memo. v. 20. 3. 1895 (Kommission); Gresham an Bayard, 31. 3. 1895, Bayard P. LC; Baker

322

Anmerkungen

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152—156

an Gresham, 15. 4. 1895, R G 59 (darin Matus an Baker, 11. 4. 1894, f ü r FR gestridien, audi Bakers A n t w o r t v. 15. 4. 1894, ebd., daß der Kanal jetzt keine Rolle spiele); Memo. o. D. (wohl von Gresham), bei Baker an Gresham, 13. 4. 1895, R G 59; A. G. Gardiner, The Life of Sir W. H a r c o u r t , N . Y. 1923, II, 330—32; RoR. 11.620—22 (Jan. 1895). 29 RoR 11.9 f. (Jan. 1895); Morgan an Olney, 6. 3. 1895, Olney P. L C ; Bradstreet's 23. 195 f. (30. 3. 1895); Resolution der Handelskammer San Francisco, 16. 4. 1895, Cleveland P. L C ; N . Y. Tribune, 20. 4. 1895; Memo. März 1895 (Gesprädi mit Gresham, 22. 3. 1893), Moore P. LC. Gresham an Bayard, 24. 4^ 1895, R G 59 u. Bayard P. L C ; Bayard an Gresham, 26. 4. 1895, R G 59 (darin — u. Bayard P. L C — Kimberley an Bayard, 25. 4. 1895); Baker an Gresham, 24., 27., 29. 4. 1895, R G 59; State Dept. Memo. 10. 8. 1895, Olney P. L C ; FR 1895, 696; N . Y. World, 26. 4. 1895. Vgl. The Outlook 49. 1894, 615 f., 858, 905; 51. 1895, 765. N . M. Blake, Background of Cleveland's Venezuelan Policy, A H R 47. 1942, 263—66; J. A. Sloan, Anglo-American Relations and the Venezuela Boundary Dispute, H A H R 18. 1938, 487 f. Vgl. T. J. Woolsey, An Interoceanic Canal in the Light of Precedent, Yale Review 4. 1895, 246—55, auch: ders.. Foreign Policy, 133— 49; A. Gosling, Central America and Its Resources, N A R 162. 1896, 96—102. Public Opinion 18. 468 f., 502 (2. u. 9. 5. 1885); C R 53:2:26/3:2665 (Morgan); Resolution der Landtage von N e w York, Missouri, Connecticut: Cleveland P. L C ; RoR 11. 620—22 (Juni 1895) — häufig in England zitiert: vgl. W. T. Stead, Jingoism in America, CoR 68. 1895, 338 f.; A. R. Colquhoun, The Key of the Pacific: The Nicaragua Canal, N . Y. 1898, 293; Nation 60. 333 (2. 5. 1895); Gresham, II, 787; Moore, P a pers, I, 346 f.; ders.. The Monroe Doctrine, P S Q 11. 1896, 28 f.; ders.. Papers, II, 23. Bayard an Gresham, 17. 5. 1895, Bayard P. L C ; Uhi an Bayard, 2. 5. 1895; Bayard an Gresham, 2., 3., 7. 5. 1895, R G 59; 4., 17. 5. 1895, Bayard P. LC; Bericht Barrios' 25. 4. 1895, Olney u. Moore P. LC, FR 1895, II, 1033 f.; Keasbey, Annals 7, 25; Richardson, IX, 634; zur dort — Dez. 1895 — erhobenen Behauptung von „guten Diensten" der Vereinigten Staaten während der Corinto-Affaire s. die gegenteilige Feststellung von Unterstaatssekretär Grey, 2. 5. 1895, Parliamentary Debates, Serie 4, 33.277. Bayard an Olney, 5. 11. 1895, mit Memo. Bayards (nik. Gesandter Medina); 4. 11. 1895, mit Marginal Adees, Olney P. L C ; 2. 12. 1895, R G 59; (Entsdiädigungsvertrag V. 1. 11. 1895). Vgl. FR 1896, 307—10; Baltimore Sun 28. 5. 1895, H . C. Lodge, England, Venezuela, and the Monroe Doctrine, N A R 160. 1895, 651 (Juni); ders., Heroes, 244 f.; ähnlidi Lodge an A. J. Balfour, 1. 2. 1896, Lodge P. M H S ; C. H . Grosvenor, Our D u t y in the Venezuela Crisis, N A R 161. 1895, 633; G. H . D. Gossip, England in Nicaragua and Venezuela, FoR 64. 1895, 829—31, 838; A. S. White, O u r Benefits from the Nicaragua Canal, N A R 161. 1895, 720—25; A. T. Mahan an B. J. Clark, 17. 1. 1896, Mahan P. L C ; Woolsey, Foreign Policy, 161; A. Carnegie an Duke of Devonshire, 26. 12. 1895, Carnegie P. L C ; vgl. Bayard an Gresham, 25. 5. 1896, Bayard P. L C ; Keasbey, 506—8, 582, 584, 597; ders. Annals 7, 1 f., 26—31; Blake, 266; C. Depew an W. Reid, 27. 12. 1895, Reid P. LC. Baker an Olney, 3. 5. 1896, Area 9 File, 27; H a n f o r d an Herbert, 8. 5. 1896, Ciph. Mess. Ree.; Beridite in Area 8 File, 18, R G 45; Moore, Digest, IV, 590 f.; FR 1897, 94—7, 425 f. Keasbey, Annals 7, 1—31; J. W. Miller, Advantages of the Nicaragua Route, ebd., 32—37 (36: „Unsere Aufgabe in der westlichen Hemisphäre" verlange einen amerikanisch kontrollierten Kanal und Regierungsgelder f ü r seinen Bau); E. R. Johnson, The Nicaragua Canal and the Economic Development of the United States, ebd., 38—48; J. Nimmo, The Nicaragua Canal, an Impracticable Scheme, F 21. 1896, 21—33; J. G. Whiteley, The Diplomacy of the United States in Regard to Central American Canals, N A R 165. 1897, 364—78; A. W. Greeley, The Present State of the 323 21·

Anmerkungen

zu Seite 1^6—1S9

Nicaragua Canal, National Geographical Magazine 7. 1896, 73—76; T. S. Woolsey, An Interoceanic Canal from the Standpoint of Self-interest, Yale Rev. 4. 1896, 357—64, auch in: ders.. Foreign Policy, 153—65. 'β Memo. Konferenz v. 25. 1. 1897; H . Hitchcock an Morgan, 9. u. 11. 4., 24. 11. 1897, Morgan P. LC; Senate Report 1109, 54:1:21 (Nr. 3367); Doc. 224, 54:1; FR 1896, 374, 1897, I, 417—19; Radke, Alabama Rev. 12. 14 f.; D. Turpie, Projects for an Isthmian Canal, H M 96. 1898, 351—8; W. L. Merry, The Nicaragua Canal, OM 30. 1897, 407—9; RoR 15. 138 (Febr. 1897); 16. 135 (Aug. 1897: Shaw forderte einen regierungseigenen Kanal, das Gelände ringsum sei zu annektieren). Im Juli befürwortete audi ein „Trans-Mississippi-Congress" in Salt Lake City unter Vorsitz Bryans den Bau des Nikaraguakanals. " H . D. S. Money, The Nicaragua Canal, M 18. 1898, 751; Johnson, Annals 7, 41 f., 43, 36. Vgl. ders., The Nicaragua Canal and Our Commercial Interests, RoR 18. 1898, 571—76; L. M. Keasbey, The Nicaragua Canal and the Monroe Doctrine, ebd., 566—70; W. H. Hunter, The American Isthmus and the Inter-Oceanic Canal, EM 16. 1898/99, 711—28; ders., A Review of the Nicaragua Canal Scheme, ebd., 972—90; L. M. Haupt, National Influence and the Isthmian Canal, EM 15. 1898, 550—57; С. Ν . Stadden, The Latest Aspects of the Nicaragua Canal Project, N A R 167. 1898, 698—709. W. Ludlow, The Trans-Isthmian Canal Problem, H M 96. 1898, 837—46; J. W. Miller, The Nicaragua Canal, F 26. 1898, 331—42; J. Nimmo, The Nicaragua Canal in Its Commercial and Military Aspects, EM 15. 1898, 720—26; ders., The Nicaragua Canal, Washington 1898; S. C. Cobb, The Nicaragua Canal, Bliss' Quarterly Mag. 4. 1898, 43—51; C. E. Stockton, The American Interoceanic Canal, a Study of the Commercial, Naval, and Political Conditions, US Naval Institute Proceedings 25. 1899, 753—97. Vgl. auch W. E. Curtis, Central America: Its Resources and Commerce, F 25. 1898, 166—77, 354—65. H . L. Abbott, The New Panama Canal, F 26. 1898, 343—53; ders.. The Present Status of the Panama Canal, EM 40. 1898, 210—13. W. C. Ford, Commercial Aspects of the Panama Canal, HM 96. 1898, 761—69; audi McKinleys Urteil vom Dez. 1897 (Ridiardson, X. 40), daß der „Wert" des Kanals „für den amerikanischen Handel allgemein anerkannt" werde. Allg. J. A. S. Grenville, Great Britain and the Isthmian Canal, 1898—1901, A H R 61. 1955, 48—69; R. M. Hill, The Nicaragua Canal Idea to 1913, H A H R 28. 1948, 197—211.

11.7 Í Vagts, I, 513 f. Frelinghuysens Brief 27. 8. 1884, House Ex. Doc. 50, 49:1:9; Beridite 4.2. u. 14.3.1885, ebd., 95 ff., 118 ff. Zur Kommission s. II. 1. Vgl. P. R. Fossum, The Anglo-Venezuelan Boundary Controversy, H A H R 8. 1928, 300—20; G. Cleveland, Presidential Problems, N . Y. 1904, 177—242; Moore, Principles 246—51; ders.. Digest, VI, 533—83; G. L. Burr, The Guiana Boundary, A H R 6. 1900, 49—64; W. Mommsen, Die letzte Phase des britisdien Imperialismus auf den amerikanisdien Kontinenten, 1880—96, Leipzig 1933, 55—103; W. D. u. A. L. Marsland, Venezuela Through Its History, Ν. Y. 1954; L. Lameda u. M. L. Rosales, Historia militar y politica del General J. Crespo, Caracas (1897); R. A. Rondon Marquez, G. Blanco, 2 Bde, Caracas 1944; J. M. Siso Martinez, Historia de Venezuela, Mexico 1956^; R. T. Smith, British Guiana, Oxford 1962, 51—54. 2 British Accounts and Papers, 1896, 97, 314—21, 372—78; Tansill, Bayard, 621— 649; Senate Ex. Doc. 226, 50:1:47 f., 67 f. (Nr. 2514); Bayard an Phelps, 17. 2. 1888, FR 1888, I, 698—702; H . James, R. Olney and His Public Service, N. Y. 1923, 221 f.; Memo. Gesprädi mit kolumb. Gesandten Bercerra, 15. 4. 1887; mit Olavarria, 17. 2. 1888, Bayard P. LC; Shippee, 99—103; Perkins, 40—60, 136—252. ' Bayard an H . White, 25. 2. 1889; Blaine an White, 30. 12. 1889, RG 59; FR 324

Anmerkungen

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1Í9—164

1889, 322; Blaine an Lincoln, 1., 6., 26. 5., 5. 10. 1890, R G 59; l A C , Reports, Washington 1890, II, 1084 ff.; Blaine an Scruggs, 28. 10. 1891, R G 59; Tyler, 86 f.; einen Monat später Harrisons frostiger Hinweis: Ridiardson, I X , 181; Cleveland, 243—47; Tansill, 645—48. Lobo an Gresham, 26. 10. 1893; audi A n d r a d e an Gresham, 31. 3. 1894, Notes from Venezuela; Partridge an Gresham, 15. 11. 1893, vgl. 17. 10. 1893, R G 59; FR 1894, 803—5, 810—40; Vagts, I, 513; Fossum, 320 f.; Tansill, 661 f.; Cleveland, 247 f. — Partridge an Gresham, 10. 7. 1893; Bartleman an Gresham, 30. 4., 9., 18., 30. 5. 1894; Haselton an Gresham, 5. 9., 19. 11., 10. 12. 1894; Gresham an Haselton, 25. 10. 1894, R G 59; P. F. Fenton, Diplomatie Relations of the United States and Venezuela, 1880—1914, H A H R 8. 1928, 350; FR 1894, 800; Bradstreet's 23. 257 (27. 4. 1895); Tansill, 633, 643. 5 Gresham an Bayard, 13. 7. 1894, R G 59; F R 1894, 250—52; Tansill, 662 f.; Gresham an Bayard, 1. 12. 1894, R G 59; Ridiardson, I X , 526; audi 1893: ebd., 441; RoR 10. 362, 601—3 (Okt., Dez. 1894), 11. 10. (Jan. 1895); Cleveland, 248—51; Gresham an Bayard, 3. u. 16. 1. 1895, R G 59. Vgl. LaFeber, N e w Empire, 242— 78; ders., The Badcground of Cleveland's Venezuelan Policy, a Reinterpretation, A H R 66. 1960/61, 947—67; May, Democracy, 33—65; Blake, A H R 47, 259—77; Sloan, 486—500; Vagts, I, 72, 510—17; Munro, Republics, 377 f.; J. F. Rippy, Latin America, Ann Arbor 1958, 359—62; Martin, 111—15; Dennis, Adventures, 17—62; Dulebohn, 16—30; Henderson, Questions, 411—48; Foster, Century, 467—74; W. A. Dunning, The British Empire and the United States, N . Y. 1914, 300—21; B. Willson, America's Ambassadors to England, 1785—1928, 402—11; A. Steel, The British Empire and the United States of America, C H B E 3, 1959, 304—12; L. M. Gelber, The Rise of Anglo-American Friendship, N . Y. 1938, 2—4; H . C. Allen, Great Britain and the United States, N . Y. 1955, 522—41. ' W. L. Scruggs, The Venezuelan Question: British Aggressions in Venezuela, or The Monroe Doctrine on Trial, Atlanta 1894 (zit. 1896^), 31—33; ders.. The Columbian and Venezuelan Republics, Boston 1900, 296 ff.; T. D. Jervey, W. L. Scruggs, a Forgotten Diplomat, S A Q 27. 1928, 292—309; D A B V I I I / 2 , 520 f.; Barnes/Morgan, 144; Tansill, 663—65; Scruggs an Cleveland, 16. 2. 1895, Cleveland P. L C ; an Olney, 17. 6. 1895, Olney P. L C ; an Moore, 3. 9. 1895, Moore P. L C ; Gresham an Bayard, 31. 3. 1895, Bayard P. L C ; Blake, 262. Über den Einfluß auf die Presse: Gwynn, I, 175; J. B. Moore, The Relations Between the United States and Great Britain, in: ders.. Papers, II, 84—97 (917: Scruggs: „ H a u p t q u e l l e " ; f ü r die Presse von „historisdier Bedeutung"). ' A n d r a d e an Gresham, 19. 12. 1894, FR 1894, 841—3; N o t e Rojas v. 7. 12. 1894, Beilage zu Haselton an Gresham, 15. 1. 1895; v g l 19. 1. 1895; Gresham an Bayard, 16. 1. 1895; R G 59; 31. 3. 1895, Bayard P. L C ; 9. 4. 1895, R G 59; 23. 4. 1895, Bayard P. L C ; Bayard an Gresham, 5. 4. 1895, R G 59; British Accounts, 97, 1062; vgl. Cleveland, 244—57; Tansill, 695 f. 8 Gresham, II, 793—95; Moore an Bayard, 1. 11. 1895, Moore P. L C ; Uhi an Andrade, 25. 5. 1895, Olney P. L C ; C. C. H a m l i n Tagebudi, 9. 6. 1896 (Olney über Mai-Juli 1895), H a m l i n P. L C ; T. C. Smith, Secretary Olney's Real Credit in the Venezuela Affair, Proceedings of the Massachusetts Historical Society 65. 1940, 112—46; G. B. Young, Intervention Under the Monroe-Doctrine: The Olney Corollary, P S Q 57. 1942, 247—80; ausführlicher ders.. The Motives for American Intervention in Venezuela, MA Thesis Yale Univ. 1937, MS; M. Sdiuyler, R. Olney, in: Bemis Hg., V I H , 291—319; James, 103—42. » C R 53:3:27/2:1832—34 (Livingston, Dingley, Coombs, 6. 2. 1895); 2113 (13. 2. 1895); Scruggs an Cleveland, 16. 2. 1895, Cleveland P. L C ; Jervey, 302. Vgl. A. S, Heidelbadi, W h y Gold is Exported, F 18. 1895, 647—51. J. Wheeler, Our duty in the Venezuelan Crisis, N A R 161. 1895, 630 f.; С. H . Grosvenor, dass., ebd., 632 f.; Chandler: Α. Nevins, G. Cleveland, N . Y . 1947, 637; 325

Anmerkungen

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Tansill, 713; N . Y. World, 5. 10. 1895; Edmunds; Moore an W. L. Wilson, 10. 12. 1895, Moore P. LC; Hoar an C. F. Adams, 14. 1. 1896, C. F. Adams P. MHS. " CR 53:3:27/4:3048 (Lodge 2. 3. 1895), auch in: ders., Speeches, Boston 1909, 184 f.; CR 54:1:28/1:420 (30. 12. 1895); ders., Heroes, 248, 244 f.; ders., Our Blundering Foreign Policy, F 19. 1895, 8—17; ders., England, Venezuela, and the Monroe Doctrine, N A R 160. 1895, 652 f., 657 f.; Alger an Lodge, 11. 6. 1895; Lodge an Storrow, 13. 3. 1896, Lodge P. MHS. Vgl. T. Roosevelt an Lodge, 5. 6. 1895, in: H . C. Lodge Hg., Selections from the Correspondence of T. Roosevelt and H . C. Lodge, 1884—1918, N . Y. 1925, I, 148; auch T. Roosevelt, The Monroe Doctrine, Badielor of Arts 2. 1896, 437—54, bzw. in: ders., Works 15. 1925, 224—39; LD 10. 1895 (6. 4.), 661—63, 665 f. A. Adams an B. Adams, B. Adams P., Houghton Library, Harvard Univ.; Letters of H . Adams, Π, 69; G. H . D. Gossip, England in Nicaragua and Venezuela, FoR 64. 1895, 833, 840 f. Die Vereinigten Staaten könnten nicht weiter „passiv" bleiben, forderte im Mai 1895 der RoR (11, 504). 13 Nevins, 631 f., vgl. 629—48; R. McElroy, G. Cleveland, N. Y. 1923, II, 173— 202; D i à i n s o n : DAB I I I / l , 295—97; Rede: Detroit Free Press, 10. 5. 1895; Dickinson an Cleveland, 15. 5. 1895; Cleveland an Dickinson, 31. 7. 1895, Cleveland P. LC; auch A. Nevins Hg., Letters of G. Cleveland, Boston 1933, 402; darüber auch Bayard an Gresham, 25. 5. 1895; an G. F. Parker, 25. 5. 1895, Bayard P. LC. Ganz schwach May (35—38), der bei Cleveland nur verletztes Rechtsgefühl und Mitleid mit Venezuela findet. Vgl. Blake, 267; LaFeber (Empire, 245—55) ist der einzige amerikanische Historiker, der die Orinokofrage richtig erkannt hat. " Lodge an Storrow, 13. 3. 1896, Lodge P. MHS Boston; DAB IX/2, 99 f.; James, 132; Moore an Wilson, 10. 12. 1895, Moore P. LC; Bayards Memo. 10. 1. 1896, Bayard P. LC. Vgl. H. L. Stoddard, As I Knew Them: Presidents and Politics from Grant to Coolidge, N. Y. 1927, 223—28. Nadi N . Y. Times, 29. 12. 1895; vgl. Bureau of American Republics, Bulletin, August 1895, 94—96. — Adee an O b e y , 2. u. 19. 8. 1895, Olney P. LC; Zeitungsausschnitte über Trinidad in Olney u. Bayard P. LC; J. R. Roosevelt an Olney, 14. 8. 1896, RG 59; FR 1895, I, 63—70; J. F. Rippy, Some Contemporary Mexican Reactions to Cleveland's Venezuelan Message, PSQ 39. 1924, 289. (Dieses Trinidad ist nicht zu verwechseln mit dem seit dem Frieden von Amiens englischen karibischen T.). 1» Uhi an Haselton, 1. u. 28. 5. 1895; Uhi an Bayard, 22. 6. 1895; Bayard an Olney, 8. 8. 1895, 14. 8. 1896, RG 59; I, 422—24; über Domingo s. II, 3. 2. — Bayard an Olney, 25. 10. 1895, RG 59; Economist 23. 3. 1895; Adee an Olney, 12. 7. 1895, Olney P. LC; May, 34 f.; K. E. Imburg, Die Stellung der Vereinigten Staaten von Nordamerika zur internationalen Schiedsgerichtsfrage, Berlin 1914, 7—38. " K. Schriftgiesser, The Gentleman from Massachusetts, H . C. Lodge, Boston 1945, 141; Stead, Jingoism, 334—47; RoR 19. 362; E. Ν. Dingley, The Life and Times of Ν. Dingley, Kalamazoo 1902, 385; Lodge an T. Roosevelt, 10. 3. 1895, Selections, I, 163; darauf T. Roosevelt an Lodge, 27. 8. 1895, ebd., 168; Letters of T. Roosevelt, Hg. E. E. Morison, Cambridge/Mass. 1951, I, 475—77; A. T. Mahan, The Future in Relation to American Naval Power, H M 91. 1895, 767—75, auch in: ders.. The Interest of America in Sea Power, Boston 1897, 137—72; V. Puleston, Mahan, New Haven 1946^, 168—71. Vgl. Herbert an Thurber, 25. 8. 1895: W. C. Whitney sei für „feste Behauptung der Monroe-Doktrin in der Venezuelafrage", Cleveland P. LC; J. B. Moore, The Monroe Doctrine, in: ders.. Papers, I, 334—47; Moore an Bayard, 4. 5. 1895, Bayard P. LC; ders., The Monroe Doctrine, PSQ 11. 1896, 1—29; auch in: ders.. Papers, II, 1—23; v g l ebd., 91—95; J. W. Burgess, Recent Pseudo-Monroeism, PSQ 11. 1896, 44—67; T. S. Woolsey, The President's Monroe Doctrine, F 20. 1896, 705—12, auch in: ders., Foreign Policy, 223—38; H . White an 326

Anmerkungen

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W. H . Buckler, 21. 2. 1896, White P. L C ; vgl. A. Nevins, H . White, N . Y. 1930^, 109 f. 'S Bayard an Gresham, 5. 4. 1895, R G 59; Gresham an Moore, 18. 4. 1895, Moore P. L C ; Gresham, Life, 794; Bayard an Cleveland, 11. u. 18. 5. 1895, Cleveland P. L C ; 12. 2. 1896; Nevins, Letters, 429; an R. T. Lincoln, 9. 5. 1895, Bayard P. LC; Gossip, 833 f.; Sloan, 493; Tansill, 697 f. Cleveland an C. S. Fairdiild, 9. 5. 1895, Letters, 392; Rüssel an Cleveland, 12. 4. 1895; Rives an Cleveland, 9. 5. 1895; Moore an Cleveland, 20. 5. 1895; Cleveland P. L C ; Cleveland an Moore, 17. 5. 1895, Moore P. LC; DAB I X / 2 , 420. 2» A n d r a d e an Olney, 10. 8. 1895, Olney P. L C ; Bayard an Cleveland, 11. u. 18. 5. 1895, Cleveland P. L C ; Tansill, 695 ff.: ganz einseitig; J. R. Roosevelt an Lamont, 22. 6. 1895, Cleveland P. L C ; H . L. Bryan an Bayard, 25. 12. 1895, Bayard P. L C ; zahlreidie Briefe von Roosevelt im N a d i l a ß von Kriegsminister Lamont, Lamont P. LC. Vgl. T. J. Coolidge, Autobiography, Boston 1923, 256, 265; W. H . Phillips an W. H . T a f t , 24. 1. 1895, T a f t P. LC. " Cleveland an Olney, 7. 7. 1895, Cleveland u. Olney L. P C ; James, 110 f.; Clev e b n d an H a r m o n , 2. 7. 1895 (Letters, 400); Olney an H a r m o n , H e r b e r t u. C t r lisle, 18. 7. 1895; Lamont an Olney, 2. 8. 1895, Olney P. L C ; J. H a r m o n an T a f t , 16. 11. 1896, T a f t P. LC. VgL Nevins, Cleveland, 634 f.; Cleveland, Problems, 259—69; Dennis, 23; Dulebohn, 20; George F. Parker, Recollections of Cleveland, Ν . Y. 1909, 198; May, Democracy, 40—42. FR 1895, I, 545—62, vor allem 557 f.; auch in: Kraus, 427—46; Moore, Digest, VL 535—59; z. T. Bartlett, Hg., 341—45; vorzüglidi LaFeber, Empire, 255—62. — Perkins, Monroe-Doctrine, 153—68; ders.. History 171—68; f.: Α. E. Campbell, Great Britain and the United States, 1895—1902, London 1960, 11—15; ders.. The United States and the Old World, N C M H 11. 1962, 669; Tansill, 703—9, Young, 279, RoR 12, 132—34, 502, 644—6 (Aug., Nov., Dez. 1895); A. B. H a r t , The Monroe Doctrine, Boston 1916, 192—204; A. Ross, Lehrbuch des Völkerredits, Stuttgart 1951, 178 f.; Α. Wegner, Gesdiidite des Völkerrechts, Stuttgart 1936, 238—49; A. Alvarez, Latin America and International Law, A J I L 3. 1909, 269; L. Oppenheim u. H . Lauterpacht, International Law, London 1935®, II, 130 f. Vgl. auch S. Planas-Suarez, Les principes américaines de politique international et de la doctrine de Monroe, Basel 1960; C. Barcia Trelles, La Doctrina de Monroe, Madrid 1931; A. Alvarez, The Monroe Doctrine, N . Y. 1924; H . Römer, Gestaltwandel der Monroedoktrin, IberoAmerikanisches Archiv 6. 1932, 151—73; J. M. Callahan, The Modern Meaning of the Monroe Doctrine, in: Latin America, H g . G. E. Blakeslee, N . Y. 1914, 161 — 71; D. Y. Thomas, One H u n d r e d Years of the Monroe Doctrine, 1823—1923, Ν . Y. 1927. Bayard an Olney, 5. 8. 1895, R G 59; an Cleveland, 10. 9. 1895, Bayard P. L C ; Adee an Olney, 14. 8. 1895; Olney an Adee, o. D. (Aug. 1895), Olney P. L C ; an Bayard, 8. 10. 1895 (nach N . Y. World, 5. 10. 1895), R G 59; Tansill, 711; Olney an Bayard, 16., 20. 11. 1895, R G 59; Bayard an Olney, 23. 11. 1895, Olney P. L C ; 26., 30. 10., 2. 11. 1895, R G 59. 2^ Salisbury an Palacio, 14. 10. 1895; A n d r a d e an Olney, 11. 11. 1895; Palacio an Andrade, 27. 11. 1895; Bayard an Olney, 21. 10. 1895 (mit Ausschnitten), Olney P. LC; 22., 23. 10. 1895, R G 59; FR 1895, И, 1483—88; Lodge an T. Roosevelt, 23. 11. 1895, Selections, I, 193; zur nikarag. Frage s. IL 6; Bradstreet's 23. 678 (26. 10. 1895); Tansill, 712; Sloan, 493; A. L. Kennedy, Salisbury, 1830—1903, London 1953, 258; Blake, 270 f. 25 Salisbury an H . D. Wolff, 17. 7. 1899, in: May, Democracy, 32, vgl. 43—55; Kennedy, 257—63; auch: J. A. Grenville, Lord Salisbury and Foreign Policy, London 1964, 54—73. 2» Bayard an Olney, 15. u. 18. 10. 1895, R G 59; Adee an Olney, 14., 19., 30. 8. 2. 9. 1895, Olney P. L C ; Cleveland an Olney, 6. 10. 1895, Cleveland P. L C ; N e 327

Anmerkungen

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vins, Letters, 412, H. M. Stanley, Issue Between Great Britain and America, N C 39. 1896, 1; Tansill, 711 f.; Perkins, Monroe Doctrine, 169—71; Blake, 270—72; Public Opinion 19. 585 f. (7. 11. 1895); Bradstreet's 23. 657, 678 (19., 26. 10. 1895); RoR 12. 502 f. (Nov. 1895); vgl. H, Adams an B. Adams, Sept. 1895, H . Adams, Letters, II, 82; The Outlook 51. 1895, 508 f.; 52. 1895, 6, 49, 85, 654, 694, 1057, 1125—27, 1129—31. W. C. Whitney an O b e y , 16. 8. 1895, Olney P. LC; M. D. Hirsdi, W. C. Whitney, N . Y. 1948, 481; Blake, 272; J. O'Neil an Olney, 31. 10. 1895; J. K. Cowan an Olney, 9. 11. 1895; G. P. Ikirt an Olney, 25. 10. 1895; T. A. Paschal an Olney, 23. 10. 1895, Olney P. LC. Vgl. Vagts, I, 511; C. A. Beard, The Open Door at Home, N. Y. 1934, 100 f.; Josephson, Politicos, 624 f. Memo. Marz 1895, Gesprädi Moores mit Gresham, J. F. Moore, P. LC; DAB IX/2, 635 f.; Tree an Cleveland, 5. 12. 1895, Cleveland P. LC; Moore an Bayard, 26. 11. 1895, vgl. 1. 9. 1895; Gray an Moore, 15. 11. 1895; Moore an Gray, 16. 11. 1895, Moore P. LC; Paschal an Olney, 23. 10. 1895, Olney P. LC; W. L. Wilson an Moore, 12. 12. 1895; Moore, P. LC; DAB X/2, 35 f. Vgl. Depew an Reid, 25. 1. 1896, Reid P. LC; C. F. Adams an Lodge, 28. 12. 1896, Lodge P. MHS, mit ähnlichen Argumenten. Olney an Chamberlain, 28. 9. 1896, Olney P. LC; J. Garvin, J. Chamberlain, London 1934, III, 167; Olney an P. C. Knox, 29. 1. 1912; an A. E. Keet, 15. 1. 1897, Olney P. LC; Brief eines anon. Verf. über Cleveland, ca. Sept. 1896, Cleveland P. LC; Cleveland an Bayard, 29. 12. 1895, Cleveland u. Olney P. LC; Nevins, Letters, 417—20; Nevins, Cleveland, 647; Cleveland, Problems, 259, 278 f. Vgl. H . S. Merrill, Bourbon Leaderí G. Cleveland and the Democratic Party, Boston 1957; Blake, 259 f., 275 f.; Hofstadter (Paranoid Style, 145—87), der audi hier wieder den RückgrifF auf die grundlegenden Quellen vermeidet, ist in diesem Sinn zu korrigieren. '» FR 1895, I, 557 f.; Kraus, 441; Cleveland an Bayard 29. 12. 1895, Cleveland P. LC; Lodge, Heroes, 250 f.; Lodge an S. B. Clarke, 20. 12. 1895, ähnlich an H . C. Higginson, 21. 12. 1895, Lodge P. MHS; CR 54:1:28/1:25, 108 f. (Cullom, 3., 10. 12. 1895); Neilson, 154 f.; Parker, 195. Vgl. Hamlin Tgb. 15. 12. 1895, Hamlin P. LC: Cleveland habe ihm gesagt, daß mit der Monroe-Doktrin „ein großes Prinzip" auf dem Spiel stehe; T. S. Woolsey, Our Foreign Policy and Its Relation to Domestic Problems, in: ders., Foreign Policy, 1—21. ä» Bayard an Olney, 21., 23. 10. 1895, Bayard P. LC; 26. 11. 1895, RG 59; Olney an Cleveland, 20., 22. 11. 1895, Olney P. LC. Cecil, Salisburys Toditer, gibt zu, daß S. bewußt solange gezögert habe: Campbell, 26. Richardson, IX, 632; Livingston an Cleveland, 4. 12. 1895, Cleveland P. LC; CR 54:1:28/2:24—36, 108—26; im März 1896 wurde schließlich ein Tadelsvotum für Bayard angenommen, ebd., 28/4:3034; Tansill, 721—23, 745 f.; May, Democracy, 43—48. " Salisbury an Pauncefote, 26. 11. 1895, FR 1895, I, 1. 563—67, 2. 567—76 1. audi in: Kraus, 446—51). Moore, Digest, VI, 559—65, 565—75; Bayard an Cleveland, 4., 18. 12. 1895, Bayard u. Cleveland, P. LC; White, Autobiography, II, 123; Kennedy, 259 f. Der sonst von Abscheu gegen die oft zitierten „europäisdien Zyniker" erfüllte Hofhistoriograph der Monroe-Doktrin, D. Perkins (181 f.) u. Tansill (718), stimmen Salisbury zu. Beider Urteil ist auffallend unhistorisdi, da es die in der Zeit als sehr real empfundene, von England ausgehende Gefahr für die „Wohlfahrt" der Vereinigten Staaten lädierlidi madit, anstatt die amerikanisdie Auffassung zu analysieren. Olney an Pauncefote, 10. 12. 1895, Olney P. LC; Cleveland, Problems, 262— 69; Parker, 191—99; Cleveland an Olney, 3. 12. 1895, Cleveland P. LC; Nevins, Letters, 416; Nevins, Cleveland, 639—42; May, Democracy, 42; Hamlin Tgb. 5. 1., 11. 7. 1896, Hamlin P. LC (Carlisle zu H.). " Ridiardson, IX, 655—58; ganz sdiief: Perkins, 190; May, Democracy, 42; С. Sdiurz, G. Cleveland's Second Administration, in: ders., Speedies, N . Y. 1913, V, 328

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365—67; dagegen: Calcott, 96. Der Republikaner Holls sprach von der „entsetzlidi frivolen Kriegsbotschaft", an Th. Barth, 26. 12. 1895, Holls P., Columbia Univ.; A. Nevins Hg., Selected Writings of Α. S. Hewitt, Ν . Y. 1965^, 360 f.; Moore an Wilson, 10. 12. 1895, Moore P. LC; McElroy, II, 183—86; Tansill, 718—20; Nevins, Cleveland, 642 f.; Dennis, 33—35; Lodge an Storrow, 13. 1. 1896; an A. J. Balfour, 1. 2. 1896; an M. Frewen, 9. u. 17. 1. 1896; an H . L. Higginson, 21. 12. 1895; an F. L. Sanford, 20. 12. 1895; Lodge P. M H S ; Mahan an Thursfield, 10. 1. 1896; an B. J. Clark, 17. 1. 1896, Mahan P. LC; T. Roosevelt an Olney, 20. 12. 1895; H . Adams an Olney, Dez. 1895, Olney P. LC; S. F. Bemis, The Latin American Policy of the United States, N . Y. 1943, 119; W. Wilson, Mr. Cleveland as President, AM 79. 1897, 299; O. Straus an Cleveland, 18. 12. 1895; an H . O. Dwight, 24. 12. 1895, 0 . Straus P. LC (vgl. zu St.: H . M. Hower, History of Macy's of Ν . Y., 1858—1919, Cambridge/Mass. 1946, 211—310; О. S. Straus, Under Four Administrations, Boston 1922, 175 f.). Als St. einen englandkritischen Artikel für das „Forum" schrieb, (Lord Salisbury and the Monroe Doctrine, F 20. 1896, 713—20) las Staatssekretär Adee (an St., 16. 1. 1896) Korrekturfahnen und veränderte den Text. — RoR 12. 644 f. (Dez. 1895), vgl. 13, 6—9 (Jan. 1896); Public Opinion 19, 837 (26. 12. 1895); С. H . Grosvenor, Our Duty in the Venezuelan Crisis, N A R 161. 1895, 631—33; LD 11. 1895 (20.7.), 331 f.; ebd., (7.9.), 549; 12, 271—73, 277—79, 339 f., 502 (4. 1., 22.2. 1896); 13. 1896 (30. 5.), 152; Barry, 176, 181—85; Adams, Why Americans Dislike England. Woolsey, F 20, 707; G. Gunton, The Philosophy of the Monroe Doctrine, GM 10. 1896, 1 f.; H . С. Higginson an Lodge, 23. 12. 1895, Lodge P. LC; L L. Rice, The D u t y of Congress, F 20. 1896, 721 f.; J. W. Miller, Rumors of War and Resultant Duties, F 21. 1896, 239; vgl. С. Schurz, The Venezuelan Question, Speeches, V, 249—59; A. C. Cassatt, The Monroe Doctrine, F 20. 1895, 456—64; E. J. Phelps, Arbitration and Our Relations with England, AM 78. 1896, 26—34; G. Gunton, The Legal Merits of Venezuela's Case, GM 9. 1895, 339—45; Bryce an T. Roosevelt, 1. 1. 1896, in: A. L. Fisher, J. Bryce, N . Y. 1927, I, 318 f.; J. Bryce, British Feeling on the Venezuelan Question, N A R 162. 1896, 145—53; E. Dicey, Common Sense and Venezuela, N C 39. 1896, 7—15; S. Low, The Olney Doctrine and America's New Foreign Policy, ebd., 40. 1896, 849—60; G. Gunton, English Views of the Monroe Doctrine, GM 10. 1896, 84—90; H . Norman, The Quarrel of the English-Speaking Peoples, SM 19. 1896, 513—18; Reid an H a y , 31. 12. 1895, Reid P. LC. Villard an T. Spaeth, 30. ' l . 1896, Villard P., H a r v a r d Univ. Vgl. Perkins, 196—98; Tansill, 727 f.; Vagts, II, 512, falsch auch II, 1701—6; Α. D. Noyes, The Market Place, Boston 1938, 121. Dagegen jetzt die ausgezeichnete Analyse von LaFeber, The American Business Community and Cleveland's Venezuelan Message, B H R 34. 1960, 393—402, ihr schließe ich mich an. Vgl. dazu noch: A. D. Noyes, Methods and Leadership in Wall Street Since 1893, Journal of Economic and Business History 4. 1931/32, 1—17; ders., The Financial Record of the Second Cleveland Administration, P S Q 12. 1897, 189—211, 561—88; A. M. Matthews, N e w York Bank Clearings and Stock Prices, 1866—1914, RES 8. 1926, 184—98; E. Fridiey, A Statistical Study of Bank Clearings 1875—1914, ebd., 12. 1930, 90—99, 112—38; M. Simon, Cyclical Fluctuations and the International Capital Movements of the United States, 1866—97, Diss. Columbia Univ. 1955, MS. " Richardson, IX, 645; Bradstreet's 23. 819 (28. 12. 1895); Olney an J. W. Foster, 23. 12. 1895, Olney P. LC. Vgl. M. G. Myers u. a.. The N . Y. Money Market, I, N . Y. 1931, 213—428; M. Simon, The H o t Money Movement and the Private Exchange Pool Proposal of 1896, J E H 20. 1960, 31—50; O. K. Burrell, The Behavior of Bond Prices in Modern Business Cycles, University of Oregon Studies in Business 13. 1932, 1—64; W. C. Ford, Foreign Exdiange and the Movement of Gold, 1894/95, Yale Review 4. 1895/96, 128—46; J. Martin, A Century of Finance, Boston 1898, 89—91; Third Annual Convention of the N . Y. State Bankers' Association 1896, 81. A. Hewitt an Olney, 8. 1. 1896, Olney P. LC; vgl. Ch. St. Smith an Carnegie,

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Anmerkungen

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24. 12. 1895, Carnegie P. LC; Depew an Reid, 27. 12. 1895, auch 25. 12. 1895, Reid P. LC; R. Cortissoz, The Life of W. Reid, N. Y. 1921, II, 201 f.; P. B. Olney an Olney, 30. 12. 1895; ähnlich G. F. Peabody an Olney, 21. 1. 1896, Olney P. LC; Hamlin Tgb. 17. 12. 1895, Hamlin P. LC; G. S. Boutwell an Lodge, 20. 12. 1895; H . L. Higginson an Lodge, 23. 12. 1895; Lodge an F. L. Sanford, 20. 12. 1895; an H. C. Higginson, 21. 12. 1895; an W. S. Manning, 1. 1. 1896; an H . H . Fay, 25. 1. 1896; an Storrow, 13. 1. 1896, Lodge P. MHS; Roosevelt an „Harvard Crimson", 2. 1. 1896, Letters, I, 506, vgl. 500 f., 503 f. Ν. Y. World, 20. 12. 1895; Bradstreet's 23. 801, 813 (21. 12. 1895); ähnlich T. M. Roche an Lamont, 19. 1. 1896, Lamont P. LC; Petition der Handelskammer Cincinnati, 19. 12. 1895, Archiv des Senate For. Rei. Comm. 54 A—J. 12. 2, RG 46; LaFe'ber, BHR 34, 399 f.; Carnegie an John G. A. Leishman (Präsident der Carnegie Steel Co.), o. D. (Ende Dez. 1895); an Duke of Devonshire, 26. 12. 1895; an London „Times", 22. 12. 1895; an „N. Y. Sun", Dez. 1895, Carnegie P. LC: ders.. The Venezuelan Difficulty, N A R 162. 1896, 141 f. Vgl. В. J. Hendrick, Life of A. Carnegie, N . Y. 1932, I, 425—27; ders. Hg., Miscellaneous Writings of A. Carnegie, N. Y. 1933, I, 42 f.; L. Hacker, A. Carnegie, Philadelphia 1968. Nevins, White, 119; Olney an R. H . Dana, 19. 9. 1910, Olney P. LC; LaFeber, BHR 34, 395 f., 398, 401; F. W. Higginson an Lodge, 21., 24. 12. 1895, Lodge P. MHS; LD 12. 278 (4. 1. 1896); Public Opinion 19, 843 (26. 12. 1895). " LaFeber, BHR 34, 396 f.; Lodge an H . L. Higginson, 21. 12. 1895, Lodge P. MHS; Richardson, IX, 659 f.; darüber Hay an Reid, 24. 12. 1895, Reid P. LC; Olney an Chargé Somow, 24. 12. 1895; Somow an Olney, 29. 12. 1895; Olney P. LC; James, 122 f.; Hamlin Tgb. 25. 12. 1895, Hamlin P. LC; Vagts, I, 517; Morgan an Cleveland, 14. 1. 1896, Cleveland P. LC; Depew an Reid, 25. 1. 1896, Reid P. LC; F. Summers Hg., The Cabinet Diary of W. L. Wilson, Chapel Hill 1957, 23; Cleveland, Problems, 159—69; Banker's Magazine 52, 106 f. (Jan. 1896); Depew an Reid, 27. 12. 1895, Reid P. LC; The Outlook 53. 1896, 12 f., 17 f., 85 f., 90, 193; 54. 1896, 126, 678, 1069. Cleveland an Olney, 25. 12. 1895, Nevins, Letters, 416 f.; White, Autobiography, II, 117—30; Young, 256—60; F. B. Loomis, The Position of the United States on the American Continent, Annals 22. 1903, 1—19. — C R 54:1:28/1:234 f., 240—47, 255 —65, 529—31, 783—88; Lodge an Roosevelt, 11. 1. 1896, Roosevelt P. LC; Roosevelt an Lodge, 15. 1. 1896, Selections, I, 209; Lodge an H . H. Fay, 25. 1. 1896, Lodge P. MHS; G. Gunton, The American Doctrine, GM 10. 1896, 81—83; Tansill 726, 736; Kraus, 162, 182 f. " Salisbury an Hicks Beach, 2. 1. 1896, Campbell, 32 f.; H . С. Taylor, The Fleet, Proceedings of the United States Naval Institute 29. 1903, 799—808; J. A. S. Grenville. Diplomacy and War Plans in the United States, 1890—1917, T R H S V/2. 1961, 1—21; A. J. Marder (The Anatomy of British Sea Power, N . Y. 1940, 255) irrt. — Lodge an M. Frewen, 9. 1. 1896, Lodge P. MHS; J. R. Roosevelt an Bayard, 30. 11. 1895; Bayard an Olney, 3. 12. 1895; D. Wells an Bayard, 9. 1. 1896, Bayard P. LC; Bayard an Olney, 3., 7., 11., 15. 1. 1896, RG 59; an Cleveland, 29. 1., 12. 2. 1896, Cleveland P. LC; Nevins, Letters, 429; Tansill, 737 f.; W. A. Langer, The Diplomacy of Imperialism, N. Y. 1960^, 230—44; O. J. Hale, Publicity and Diplomacy, With Special Reference to England and Germany, N. Y. 1940, 124—35; Bayard an Olney, 13., 15. 1. 1896; Olney an Bayard, 14., 15., 16. 1. 1896, RG 59; W. Reid, Memoirs and Correspondence of Lyon Lord Playfair, N . Y. 1900, 405—26; Tansill, 740—44. " Instr. Venez. 1895/6, RG 59; DAB IX/2, 420; Richardson, IX, 657 f.; Stanley, 4. Vgl. Cleveland, Problems, 256 (Washington „mußte während des Streits Venezuelas Stelle einnehmen"); Young, 251; Α. P. Whitaker, The United States and South America: The Western Republics, Cambridge/Mass. 1948, 160 f.; Olney an Bayard, 14., 15., 16., 28. 1. 1896, RG 59; 22. 1. 1896, Olney P. LC; Bayard an

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Anmerkungen

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Olney, 15., 16., 17., 18., 20. 1. 1896, RG 59; Memo. März 1896 (Kritik an der Niditberücksiditigung Venezuelas), Bayard P. LC. « Smalley an Olney, 21., 25., 27., 28., 31. 1., 5., 21. 2. 1896; Norman an Olney o. D., 1., 10. 1. 1896, Olney P. LC; G. W. Smalley, Anglo-American Memoirs, Π, London 1912, 66—69, 76—176; James, 128 f.; Kennedy, 261; Olney an Bayard, 21., 27. 2. 1896, R G 59; J. R. Roosevelt an Olney, 28. 1. 1896; Olney an Roosevelt, 16. 3. 1896; an M. Low, 20. 9. 1899, Olney P. LC; an Bayard, 21., 27. 2., 25. 3. 1896; Bayard an Olney, 12., 19., 21., 25., 26., 29. 2., 4., 27. 3. 1896, R G 59; 24. 3. 1896, Olney P. LC; Lodge an H . C. Higginson, 25. 3. 1896, Lodge P. M H S ; Tansill, 744—76; James, 133, 249—51; R. B. Mowat, The Life of Lord Pauncefote, Boston 1929, 173—202; A. G. Gardiner, The Life of Sir W. Harcourt, N . Y. 1928, II, 395— 404; Nevins, White 107—17; Campbell, 17—41; Garvin, III, 159—68; R. B. O'Brien, The Life of Lord Russell of Killowen, London 1901, 309; A. R. D. Elliot, The Life of G. J. Goschen, London 1911, II, 204. Ausführlich: J. J. Matthews, Informal Diplomacy in the Venezuelan Crisis of 1896, M V H R 50. 1963, 195—212. Vgl. Ν . M. Blake, The Olney-Pauncefote Treaty of 1897, A H R 50. 1944/45, 228—43; Olney, Growth, 299. ^^ Olney an Thomas, 8. 2. 1896; Thomas an Olney, 17. 2. 1896, R G 59; Olney an Pauncefote, 21. 3., 9. 4. 1896; an H . White, 30. 6. 1896, H a y an Olney, 21. 7. 1896, Olney P. LC; H a y an White, 5. 8. 1896, White P. LC; Norman an H a y , 20. 3. 1896, H a y P., Brown Univ.; RoR 14. 269, 647—9 (Sept., Dez. 1896); Vagts, II, 1704; Ridiardson, IX, 722; Moore, Digest, I, 296 f.; FR 1896, 232—36; 249— 253; R O R 13. 132, 139, 264, 267 (Febr., März 1896); Nevins, White, 113—16; Gardiner, II, 401—4; Smith, Olney's Credit, 140—43; Tansill, 776; Young, 276—78; Andrage an Olney, 7. 12. 1896, Cleveland P. LC; Olney an Pauncefote, 1. 2. 1897, Olney P. LC; Fenton, 354; Whitaker, 161 f. Vgl. Report and Accompagnying Papers of the Commission Appointed by the President of the United States (Venezuela), 9 Bde, Washington 1896/97; British Guiana Boundary. Arbitration with the United States of Venezuela. The Case on Behalf of the Government of Her Britannic Majesty, London 1898; British Guiana and Venezuela Boundary Arbitration. Case for the United States of Venezuela, 3 Bde, N . Y. 1898. " G. de Martens Hg., Nouveau Recueil Général de Traites, 2. Serie, Leipzig 1903, 29, 581—87; G. Pariset, Historique sommaire du conflit Anglo-Vénézuélien en Guyane, Paris 1898; O. Schoenrich, The Venezuela-British Guiana Boundary Dispute, AJIL 43. 1949, 523—30 (dort Memo. Mallet-Prevosts); vgl. dazu auch С. J. Child, The Venezuela-British Guiana Boundary Arbitration of 1899, ebd., 44. 1950, 682—93; W. C. Dennis, dass., ebd., 720—27. — Ridiardson, X, 112; Cleveland, Problems, 277. II. 8 > O M 15. 1890, 382. Adams, 1823, in: Bartlett Hg., 231—34; Buchanan, 1848, ebd., 234—47; Marcy, 1854, ebd., 239 f.; Fish, ebd., 370, vgl. Nevins, Fish, 615—37, 667— 94,-871—87; Grant, 1875, in: Bartlett Hg., 371—73. Einen guten O b e r b l i à über die Entwicklung der amerikanischen Kubapolitik bis 1895 gewinnt man aus: P. S. Foner, History of Cuba and Its Relations With the United States, I: 1492—1848, N . Y. 1962, I I : 1 8 4 5 - 9 4 , 1963; I I I : 1895—1958, 1966; H . Thomas, Cuba, London 1971, 245—92; Van Alstyne, American Empire; Weinberg, Manifest Destiny; Bemis, Latin American Policy; J. H . Latané, The Diplomatic Relations of the United States and Spanish America, Baltimore 1900; ders.. The United States and Latin America, Garden City 1920; W. H . Goetzmann, When the Eagle Screamed. The Romantic Horizon in American Diplomacy, 1800—1860, N . Y. 1966, audi die Lit. 117—19; R. T. Ely, The Old Cuba Trade, B H R 38. 164, 456—78; G . B . H e n d e r s o n , Southern Designs on Cuba, J S H 5. 1939, 371—85; B. Rauch, American Interests in Cuba,

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Anmerkungen

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1848—55, Ν . Y. 1948; Α. Α. Ettinger, The Mission to Spain of P. Soulé, New H a ven 1932; Dozer, P H R 12. 1943, 253—75; ders., Anti-Imperialism; J. P. Smith, Expansionists; T. C. Smith, Expansion; A. B. Hart, A Century of Cuban Diplomacy, 1795—1895, H M 97. 1898, 127—34; J. H . Latané, The Diplomacy of the United States in Regard to Cuba, Annual Report of the A H A 1897, Washington 1898, 219—77; ders.. Intervention of the United States in Cuba, N A R 166. 1898, 350—61. Vgl. die Lit. in Anm. 4, 5, 7. Überholt sind: В. Zims, Die Großmädite u. der Spanisch-Amerikanische Krieg, Quakenbrück 1929; H . T. Collings, Die Kapitalexpansion der Vereinigten Staaten von Amerika nach Lateinamerika, Jena 1927. Enttäuschend hierzu: D. Ahrens, Der Karibische Raum als Interessensphäre der Vereinigten Staaten, Stuttgart 1965; J. Hell, Kleine Geschichte des Kubanischen Volkes, Berlin 1966. 2 Hierüber am besten: W. A. Williams, The United States, Cuba, and Castro, N. Y. 1962; L. Huberman u. P. Sweezy, Cuba, Anatomy of a Revolution, N . Y. 1961, dt. Frankfurt 1970; В. Goldenberg, Lateinamerika u. die kubanische Revolution, Köln 1963; R. F. Smith, What Happened in Cuba? A Documentary History, 1776—1960, N . Y. 1963; ders., Cuba: Laboratory for Dollar Diplomacy, 1898—1917, Historian 28. 1965/66, 586—609; D. F. Healy, The United States in Cuba, 1898— 1902, Madison 1963; A. C. Wilgus Hg., The Caribbean, Gainesville 1954; vgl. С. E. Chapman, A History of the Cuban Republic, N . Y. 1927; J. Crokaert, La Mediterranée Américaine, Paris 1927, 223—43. ' L. H . Jenks, Our Cuban Colony, N. Y. 1928, 26—40; J. M. Callahan, Cuba and International Relations, Baltimore 1899, 457; B. Allen, A Story of the Growth of E. Atkins & Co. and the Sugar Industry of Cuba, N. Y. 1925; Frelinghuysen an A. G. Curtin, 26. 12. 1884, House Committee on Foreign Affairs P., RG 233. — Zeitgenöss. Lit.: A. P. C. Griffin u. P. P. Lee, A List of Books Relating to Cuba, Washington 1898. < Laughlin u. Willis, 217 f.; Bradstreet's 19. 517 (15. 8. 1891); P.G.Wright, Sugar in Relation to the Tariff, N. Y. 1924, 272; F. A. Burr, The Future of Cuba, LM 48. 1891, 83—86; vgl. T. Jordan, Why We Need Cuba, F 11. 1891, 559—67; R. P. Porter, Report on the Commercial and Industrial Conditions of the Island of Cuba, Washington 1898, App. 258, 273 f.; ders., Industrial Cuba, N . Y. 1899, 45, 312. Vgl. F. Α. Hitchcock, Our Trade with Cuba, 1887—97, Washington 1897; W. J. Clark, Commercial Cuba, N . Y. 1898; R. T. Hill, Cuba and Porto Rico, N. Y. 1898; ders., Cuba and Its Value as a Colony, F 25. 1898, 403—15; G.B. Waldron, The Commercial Promise of Cuba, McClure's Magazine 11. 1898, 481— 484; Lewis, 615; J. S. Cox, The Mineral Resources of Cuba, EM 16. 1899, 755; E. J. Chibas, Business Opportunities in Cuba, ebd., 4. 1892/93; Journal of the Iron and Steel Institute 53. 1898, 351; S. Alvarez, The Situation in Cuba, N A R 161. 1895, 362—65; J. H . Beale, The Recognition of Cuban Belligerency, Harvard Law Review 9. 1895, 406—19; J. F. Clark, Cuba's Struggle for Freedom, Cosmopolitan 19. 1895; C. King, Shall Cuba be Free? F 20. 1895, 50—65; С. Α. Harris, Economic Aspects of the Cuban Insurrection, Economic Journal 7. 1897, 436—39; A. Barcan, American Imperialism and the Spanish-American War, M. A. Thesis, Columbia Univ. 1940, MS; E. N . Saveth, The Economic Background of the Spanish-American War, M. A. Thesis, ebd., 1937, MS; Foner, II, 332—59; R. B. Gray, J. Marti, Cuban Patriot, Gainesville 1962; ders., J. Marti and Social Revolution in Cuba, Journal of Inter-American Studies 4. 1962; Thomas, 293—414. 5 R. O. Williams an Cleveland, 27. 2. 1895, Cleveland P. LC; FR 1895, 1177— 1184; E. J. Benton, International Law and Diplomacy of the Spanish-American War, Baltimore 1908, 22—34; Richardson IX, 591. Vgl. R. Guerra у Sanchez u. a.. Historia de la Nación Cubana, Havanna 1952, V u. VI; ders., La Expansion Territorial de los Estados Unidos, Havanna 1935; H . Porteil Vilá, Historia de Cuba en sus Relaciones con los Estados Unidos y España, Havanna 1941, III u. IV; 332

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194—197

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334

Anmerkungen

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Anmerkungen

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Anmerkungen

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218—221

(Rußland u. Amerika, Mündien 1953) führt nicht so weit; H . Miller, Russian Opinion on the Cession of Alaska, A H R 47. 1943, 521—31; О. W. Freeman, Alaska, in: W. H . H a a s Hg., The American Empire, Chicago 1940; V. H . Reid, The Purchase of Alaska in Contemporary Opinion, Long Beach 1940; R. L. Luthin, The Sale of Alaska, The Slavonic and East Eureopan Review 16. 1937, 168—82; V. J. Parrar, The Annexation of Russian America to the United States, Washington 1937; T. A. Bailey, Why the United States Purchased Alaska, P H R 3. 1934, 39—49. E. C. Hill, Leading American Treaties, N . Y. 1922, 250—75; J. M. Callahan, The Alaska Purchase and American-Canadian Relations, Morgantown 1908, 27 f.; W. A. Dunning, Paying for Alaska, PSQ 17. 1912, 385—98; audi in: ders., Truth in History, N . Y. 1937, 118—33; F. A. Colder, The Purchase of Alaska, A H R 25. 1920, 411—25; F. H . Harrington, Fighting Politician Major General N . P. Banks, Philadelphia 1948, 186; Sen. Ex. Doc. 79, 40:2; Cong. Globe 40:3:2:1454—57.

in. 1 ' Moore, Four Phases, 187; ders.. Principles, 355; dieselbe Stelle im Entwurf zur Autobiographie, Moore P. LC; ders., Papers, IV, 432; vgl. ebd., I, 323 f.; III, 67— 101; VI, 396—400; ders., The United States as a World Power, Cambridge Modern History VII. 1905, 661—63; ders., Digest, I, 536—54. ^ G. H . Ryden, The Foreign Policy of the United States in Relation to Samoa, New Haven 1933, 44—74; Dulles, Pacific, 98—108; Pletdier, 126—28. Zeitgenössische Literatur: Α. P. С. Griffin, А List of Books on Samoa and Guam, Washington 1901. ' H . D. Mclntyre, Anglo-American Rivalry in the Pacific and the British Annexation of the Fiji Islands in 1874, P H R 29. 1960, 370—76; K. G. Tregonning, American Activity in N o r t h Borneo, 1865—1881, P H R 23. 1954, 366; vgl. audi J. W. Gould, Americans in Sumatra, Den H a a g 1961; J. M. Sdiofield u. B. S. Alexander, Report on Pearl Harbor, 1873, A H R 30. 1925, 561—69; Ridiardson, VII, 168 f., 162, 361, 428; Moore, Digest, I, 536 f. Vgl. F. С. Langdon, Expansion in the Pacific and the Scramble for China, N C M H X I , 641—644; W. Windelband, Die Vereinigten Staaten u die Südsee, in: ders.. Gestalten u. Probleme der Außenpolitik, Essen 1937, 8 9 — I I I ; C. H . Grattan, The United States and the Southwest Pacific, Cambridge/ Mass. 1961; H . J. Wiens, Pacific Island Bastions of the United States, N . Y. 1962. * House Journal 43:1:1027; C. E. Hamlin, The Life and Times of Η . Hamlin, Cambridge/Mass. 1899, 543; J. A. Garfield, The Works, Hg. B. A. Hinsdale, Boston 1883, II, 280—282; Shufeldt an Marineminister Thompson, 13. 10. 1880, Letters from Shufeldt, O k t . 1878 — N o v . 1880, R G 45. Vgl. M. Plesur, Across the Wide Pacific, P H R 28. 1959, 73—80. ® F. W. Seward, Reminiscences of a War-Time Statesman and Diplomat, 1830— 1915, N . Y . 1916, 438 f.; Ryden, 173—206; Ridiardson, VII, 481, 469, 497, 570; Text: Malloy u. a. Hg., II, 1574—76; United States Statutes at Large 20, Washington 1879, 704 f. Vgl. Bartlett Hg., 367; Sen. Misc. Doc. 58, 50:2 (Nr. 2615); C. O. Paullin, Diplomatic Negotiations of American N a v a l Officers, 1778—1883, Baltimore 1912, 302. ' Bülow zu Saint Vallier, 21. 11. 1878, Documents Diplomatiques Français, 1871 —1914, 1. Serie, II, 402; Ridiardson, VII, 611; Reports of the Diplomatie Bureau, State Dept. V, 61 1/2 (ca. 1. 5. 1888), vgl. ebd., zwei Memo, von Adee über Samoa, 30. 3. 1880, RG 59; F. Wharton, A Digest of International Law of the United States, Washington 1886, I, 436—41; FR 1881, 635—39. ' Über die Vorgeschichte der internationalen Rivalität: R. P. Gilson, Samoa, 1830 —1899, Melbourne 1970; J. 1. Brookes, International Rivalry in the Pacific Islands, 1800—1875, Berkeley 1941; S. Masterman, The Origins of International Rivalry in Samoa, 1845—84, Stanford 1934; J. W. Ellison, Opening and Penetration of Foreign Influence in Samoa to 1880, Corvallis 1938; G. H . Sdiofield, The Pacific, Its Past 337 22

Wehler, Amerik. Imperialismus

Anmerkungen

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and Future, London 1919, 148—78. Über die deutsche Politik zuletzt Wehler, Bismarck u. der Imperialismus, 206—23. Vgl. dazu R. Hertz, Das Hamburger Seehandelshaus J. C. Godeffroy u. Sohn, Hamburg 1922; E. Wiskemann, Hamburg u. die Welthandelspolitik, Hamburg 1929, 122; K. Schmadi, J. C. Godefifroy u. Söhne, Hamburg 1938, 284—295; E. Suchan, Die deutsche Wirtschaftstätigkeit in der Südsee vor der ersten Besitzergreifung, phil. Diss. Berlin, Hamburg 1940; A. Weck, Deutsdilands Politik in der Samoafrage, phil. Diss. Leipzig, Waldenburg 1933, 16—75; M. E. Townsend, Origins of Modern German Colonialism, 1871—1885, N . Y. 1921; dies., The Rise and Fall of Germany's Colonial Empire, 1884—1918, Ν. Y. 1930; Α. Zimmermann, Geschichte der deutschen Kolonialpolitik, Berlin 1914, 288—299; M. v. Hagen, Bismarcks Kolonialpolitik, Stuttgart 1923, 70—90; G. W. F. Hallgarten, Imperialismus vor 1914, Mündien 1963^, I, 213 f., 217. Die englische Seite: J. M. Ward, British Policy in the South Pacific, 1786—1893, London 1950^, 303—310; Cecil, Salisbury, IV, 36. Allg. J. W. Foster, American Diplomacy in the Orient, Boston 1903, 386—98; R. Van Alstyne, American Diplomacy in Action, Gloucester 1968®, 609— 12; D. N . Lefí, Uncle Sam's Pacific Islets, Stanford 1940; F. M. Keesing, Modern Samoa, Stanford 1934; J. A. C. Gray, American Samoa, Annapolis 1960; H . Pétin, Les Etas-Unis et la doctrine de Monroe, Paris 1900, 375—91. ® Vagts, I, 637; Sackville-West an Salisbury, 6. 11. 1885; Hervey an Pauncefote, 29. 12. 1885, in: A. Stolberg-Wernigerode, Deutschland u. die Vereinigten Staaten im Zeitalter Bismarcks, Berlin 1933, 262 f.; vgl. 247—65; Tansill, Bayard, 24—31; Shippee, Bayard, in: Bemis Hg., VIII, 71—81; Dulebohn, 44—50. Vgl. auch G. H . Knoles, G. Cleveland on Imperialism, MVHR 37. 1950, 303 f. » Ridiardson, VIII, 503 f.; Bayard an Pendieton in Berlin, 1. 6. 1886; Chargé Coleman an Bayard, 7, 8. 6. 1886, RG 59; Stolberg, 266 f.; Memo. 30. 4. 1886, Bayard P. LC; Tansill, 31—53; Bates Bericht, 10. 12. 1886, Special Agents Series, RG 59; House Ex. Doc. 238, 50:1 :App. 137—191 (Nr. 2560), Bayards Instrukt., 22. 7. 1886, 29—33, u. Instr. Special Missions, RG 59. Vgl. Williams Hg., Shaping, I, 373 —75; FR 1889, 237—48; DAB 1/2, 50 f.; J. M. Callahan, American Relations in the Pacific and the Far East, 1784—1900, Baltimore 1901, 135—48; CR 49:2:18/3:App. 81 f. (Townshend, 3. 2. 1887). VgL Consular Reports, 2. 1881, 179 f., 341, 779; 8. 1882, 16 f., 18 f., 10. 1883, 98—101, 778—80; И . 1883, 227; 12. 1884, 351, 427 f.; 13. 1884, 551 f., 624; 14. 1884, 100 f., 192 f., 768; 15. 1885, 403; 16. 1885, 203 f., 409—411, 488—92. Protokoll der 2. Sitzung der Samoakonferenz, 2. 7. 1887, Moore P. LC; Memo. 2. u. 26. 7. 1887, Bayard P. LC; GP IV, 76 (H. v. Bismarck bei Salisbury, 24. 8. 1887); H . V. Bismarck an K. Rantzau, 29. 7. 1887, in: W. Bussmann Hg., Staatssekretär Graf H . V. Bismarck, Göttingen 1964, 464 f.; British Documents on the Origins of the World War, III, 409 (Memo. Eyre Crowes, 1. 1. 1907); Senate Ex. Doc. 102, 50:2; Ryden, 173—321; Tansill, 53—67; LaFeber, Empire, 34 f., 55 f.; Weck, 76—80; Stolberg 272—274. " House Ex. Doc. 238, 91—116; Senate Ex. Doc. 31, 50:2:115—124 (Nr. 2610); Stolberg, 274—278; Moore, Digest, I, 542—544; Bayard an Whitney, 3. 10. 1887; Adee an Bayard, 4. 11.1887, Bayard P. LC; Bayard an Cleveland, 6. 1. 1888 („unser Hafen" ungefährdet), Cleveland P. LC; Bayard an Sewall, 6. 1. 1888, Bayard P. LC; Bayard an Pendleton, 17. 1. 1888, RG 59; Richardson, VIII, 500; DAB VIII/2, 606 f.; Consular Reports 27. 1888, 409—11; 31. 1889, 194—96; Tansill, 68 —96. Ш. 2 1 CR 50:2:20/1. 108 (Frye, 10. 12. 1888); ebd., 136; Petition der Handelskammer San Francisco, 20. 12. 1888, Archiv des Senate Foreign Relations Committee, RG 46, u. Mise. Letters, RG 59; Stolberg, 282; Bayard an Sewall, 14. 11. 1888;

338

Anmerkungen

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224—228

Cleveland an Bayard, 4. 12. 1888; Bayards Memo (19. 11. 1888) zur Unterrichtung des Kabinetts; Bayard an Cleveland, 15. 9. 1888, Bayard P. L C ; Bayard an Whitney, 15. 9. 1888, Domestic Letters, R G 59; Whitney an Bayard, 17. 9. 1888, Executive Letter Book, R G 45; Bayard an E. M. Shepard, 8. 11.; an M. V. Bacard, 28. 11. 1888, Bayard P. LC. 2 Telegr. der „Nipsic", Eingang 5. 1. 1889; Bayard an Cleveland, 5. 1. 1889, Bayard P. L C ; Whitney an Kimberiey, 5. 1. 1889, Cipher Mess. Sent, 1888/95, R G 45; M. D. Hirsdi, W. C. Whitney, N . Y. 1948, 347; Memo. Stellvertr. Staatssekr. G. L. Rives, 8. 1. 1889; Rives an Bayard, 8. 1. 1889; A r n o an Bayard, 9. 1. 1889, Bayard P. L C ; Entwurf des Tel. v. 11. 1. 1889, Cleveland an Bayard P. L C ; Whitney an Kimberiey, 11. 1. 1889, Cipher Mess. Sent, R G 45; Hirsch, 348; Nevins, Cleveland, 445; Whitneys Einfluß: Memo, vom Mai 1894 (Gesprädi Moores mit Gresham), Moore P. L C ; Wistar an Bayard, 11. 1. 1889, Bayard P. LC; Tansill, 96—104; Vagts, I, 636—695; I. Keim, Forty Years of German-American Political Relations, Philadelphia 1919, 112—215; C. E. Schieber, The Transformation of American Sentiment toward Germany, 1870—1914, Boston 1923, 39—88; A. Steel, The British Empire and the United States of America, 1870—1914, C H B E III, 324—26; Langdon, 648 f. 3 Richardson, V I I I , 804 f.; vgl. 503 f., 612, 782, 800; Senate Ex. Doc. 68, 50:2 (Nr. 2611); Hirsdi, 347 f.; der E n t w u r f : Cleveland P. LC. u. R. McElroy, G. Cleveland, N . Y. 1923, I, 257—259; N a t i o n 48. 84, 108 (31. 1.; 7. 2. 1889); Bradstreet's 16. 69 (2. 2. 1889); vgl. Tansill, 99 f. * Villard an Dernburg, 29. 1. 1889, Villard P. H o u g h t o n Library, H a r v a r d U n i v . ; D A B X / 1 , 273—75; A. Villard, Memoirs, 1835—1900, Boston 1904 (dt. Lebenserinnerungen, Berlin 1906); J. B. Hedges, H . Villard and the Railways of the N o r t h west, N e w H a v e n 1930; A. Nevins, The Evening Post, N . Y. 1922. C R 50:2:20/ 2:1291 (Sherman, 29. 1. 1889; vgl. 1119; 1372 u. Sherman an Harrison, 9. 3. 1889, Harrison P. LC); ebd., 1335 (Dolph, 30. 1. 1889); ebd., 1374 (Frye, 31. 1. 1889); ebd., 1375 (Hale, 31. 1. 1889); ebd., 1439—441 (McAdoo, 2. 2. 1889); Statutes at Large 25. 699, 814 (26. 2., 2. 3. 1889); Dulles, 118; Vagts, I, 648—650; Stolberg, 283 f. In seinem Buch (American Diplomatic Questions, N . Y. 1901) geht J. B. Henderson auf sein Schreiben nidit ein, vgl. D A B IV/2, 527—29; s. IL 2 über seine Teilnahme an der 1. Panamerikanischen Konferenz. — Zur Flotte: Senate Ex Doc. 43; 51:1 (Nr. 2682); E. F. Qualtrough, O u r N a v a l Necessities, О М 13. 1889, 429; H . P. Peck, Twenty Years of the Republic, 1885—1905, N . Y. 1907, 189, wo der Zusammenhang klar erkannt wird. Über deutsche Marinepläne wegen einer Kriegsgefahr dank Samoas: H . S. Herwig u. D. F. Trask, N a v a l Operation Plans Between Germany and the United States 1898—1913, Militärgeschichtlidie Mitteilungen 1970 / I I , 7. 5 Memo. Adees, 21. 1. 1889; Memo, Bayards, 28. 1. 1889, Bayard P. L C ; Sdiurz an Bayard, 30. 1. 1889, Schurz P. L C ; Arco an Bismarck, 30. 1. 1889, Stolberg, 285; Memo. Bayards, 31. 1. 1889, u. Whartons, o. D., Bayard P. L C ; Richardson, VIII, 806 f. (30. 1. 1889); Senate Ex. Doc. 92, 50:2 (Nr. 2612); House Ex. Doc. 118, 50:2 ( N r . 2651); Vagts, I, 654—658; ders., Hopes and Fears of an AmericanGerman War, 1871—1915, P S Q 54. 1939, 517—20; Tansill, 105—19. « Bayard an Arco, 31. 1. 1889, Bayard P. L C ; Bayard an Schurz, 1. 2. 1889, Schurz u. Bayard P. L C ; Schurz, Speeches, V, 1—10, 15—18; Schurz an Bayard, 3 . 2 . ; an Arco, 3. 2. 1889, Schurz P. L C ; Arco an AA, 5. 2. 1889, Vagts, I, 656; Bismarck an Arco, 24. 2. 1889, ebd., 658 f.; Stolberg, 2 8 5 - 2 8 7 ; Sdiurz an Arco, 5. 2. 1889; Bayard an Sdiurz, 6. 2. 1889 (mit der Kopie der Zusage: Bayard an Arco, 5. 2. 1889, R G 59) Sdiurz P. L C ; Ridiardson, V I I I , 812. Pressestimmen: Public Opinion 6. 365 f. (9. 2. 1889); H a m p t o n an Bayard, 4. 2. 1889; A n t w o r t 5. 2. 1889; Bayard an Emory u. Wright, 8. 2. 1889, Bayard P. L C ; vgl. Vagts, I, 659—671; Wedt, 90 bis 99. Fragwürdig ist: Frhr. v. Eckardstein, Lebenserinnerungen, Leipzig 1919, II, 34. 339 22·

Anmerkungen

2u Seite 228—23Í

Hierzu nichts in: C. Sdiurz, Reminiscences, N. Y. 1917^ 3 Bde, (dt. Lebenserinnerungen, Berlin 1923—19302, 3 p_ Bancroft u. W. A. Dunning, Schurz" Politische Laufbahn, ebd., III, 339—488; O. v. Dannehl, C. Schurz, Berlin 1928; A. Erkelenz u. F. Mittelmann Hg., C. Sdiurz, Berlin 1929: J. Schafer, C. Schurz, N. Y. 1930. ' L. A. Kimberley, Samoa and the Hurricane of March 1889, Papers of the Military Historical Society of Massachusetts, X I I ; R. L. Stevenson, A Footnote to History, 8 Years of Trouble in Samoa, London 1892; Richardson, IX, 44 f.; Stolberg, 287 f.; Vagts, I, 659; Ward, 310, Cecil, IV, 126—128; Knox, N a v y , 325. 8 Tyler, Blaine, 226—53; Lockey, Blaine, in: Bemis Hg., VIII, 119—27; Dulles, 124—27; Stolberg, 288—91; Vagts, 669—81; Week, 103—07; LaFeber, 138—40; Younger, Kasson, 349—60; DAB V/2, 2602 f.; Η. M. Herrick, William W. Phelps, N. Y. 1904, 43, 209—17; DAB VII/2, 533 f.; Memo. Bayards, 25. 2. 1889, Bayard P. LC. Vgl. R. Lucius V. Ballhausen, Bismarck-Erinnerungen, Stuttgart 1920, 500 f. ® Bates, Some Aspects of the Samoan Question, CM 37. 1889, 945—49; Vagts, I, 674 f.; Younger, 353 f.; Ryden, 431—433; Schurz an Arco, 2. 4. 1889; deutsche Gesandt, an Schurz,'8. 4. 1889, Schurz P. L C ; vgl. С. M. Fuess, С. Schurz, 1829— 1906, Ν. Y. 19632; Reid ^n Blaine, 3. 4. 1889; H a y an Reid, 16. 4. 1889, Reid P. LC. ^^ Blaine an Harrison, 5., 8. 4. 1889, Correspondence, 58 f.; Memo. Harrisons, 22. 5. 1893, ebd., 302, 317; Blaines Instruktionen 11. 4. 1889; Samoan Conference at Berlin, 1889, Kasson Draft, RG 59; vgl. FR 1889, 201; Muzzey, 398—401; Ryden, 434—41. " Kasson an Blaine, 24., 27. 4. (Salisbury), 3. 5. 1889 (darin Blaine an Kasson, 3. 5. 1889), Samoan Conference, Despatches from United States Commissioners, Protocols, RG 59; Younger, 355—59. Blaine an Harrison, 2. 5. 1889, Correspondence, 61; Kasson an Blaine, 4. 5. 1889 (darin Blaine an Kasson, 4. 5. 1889), 5. und 6. 5. 1889 (darin Blaine an Kasson, 6. 5. 1889), RG 59. " Protokoll der Sitzung, 11. 5. 1889; Kasson an Harrison, 5. 6. 1889; Phelps Bericht 14. 5. 1889, ebd.; Harrison-Blaine, Correspondence, 61; Moore an Schurz, 4. 3. 1898, Schurz P. L C ; Blaine an Harrison, 20. 5. 1889, Harrison P. L C ; Phelps an Blaine, 24. 5. und 4. 9. 1889, Blaine P. LC. Malloy, II, 1576—89; vgl. Bartlett Hg., 367 f.; Sen. Misc. Doc. 81, 51:1 (Nr. 2698); FR 1889, 349—53; Richardson, IX, 34, 110. Presseurteile: Public Opinion 8. 403 (25. 1. 1890); Stolberg, 291—294; Vagts, I, 681—95; Lockey, 126; Tyler, 236— 51; Ryden, 452—521; K. Strupp u. H. J. Schlochauer, Wörterbuch des Völkerrechts, Art. Condominium, I, Berlin 1960, 297—99; Art. Protektorat, II, 1961, 908—10; К. Strupp, Wörterbuch des Völkerrechts (I, 1924, 654—56; III, 1925, 324—29) ist hierzu allerdings ergiebiger. Dozer, Anti-Imperialism, 179; Younger, 360; Tyler, 252; Henderson, 209; Schurz an Arco, 4. 4. 1889, Vagts, I, 662; Gresham, 9. 5. 1894, FR 1894, App. I, 504; Commercial & Financial Chronicle 49. 455 f., 631—633 (12. 10. u. 16. 11. 1889); CR 51:1:21/5:4196 (Chipman, 3. 5. 1890). le H. C. Lodge, G. Washington, II, N. Y. 1889, 129; A. T. Mahan, The United States Looking Outward, AM 66. 1890, 816—824; auch in: ders., Interest of America, 7 f. " Vagts, L 698 f., 701; Stolberg, 294; Foster an H. White, 21. 11. 1892, RG 59; — FR 1894, App. I, 504—13; Vagts, I, 732 f., 701; Richardson, IX, 439, 477, 531 f., 635; Senate Ex. Doc. 93 u. 132, 53:2, 97, 53:3; RoR 9. 518 (Mai 1894)-, W. F. Draper, Importance of H a w a i i und Samoa, GM 6. 1894, 352—61; Lodge, Heroes, 233 f., 237 f.; DAB VI/1, 346—9; The Outlook 49. 1894, 858. Moore, Principles, 356; Bradford (Bureau of Equipment) an Long, 28. 12. 1898, Office of the Secretary of the N a v y File, 3931/415, RG 80; H. C. Ide, Our Interest in Samoa, N A R 165. 1897, 155—73; Moore, Digest, I, 550—54; Richardson, 340

Anmerkungen

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23S—238

X, I I I , 150 f.; Malloy Hg., II, 1589 f.; Vagts, I, 695—938; Braisted, N a v y 58; Foster, 466 f.; Ryden, 522—81; J. W. Ellison, The Partition of Samoa, P H R 8. 1939, 259—88; S. W. Livermore, American Strategy Diplomacy in the South Pacific, 1890 — 1914, P H R 12. 1943, 33—51; vgl. auch P. E. Quinn, The Diplomatie Struggle for the Carolines, 1898, P H R 14. 1945, 290—302; E. S. Pomeroy, American Policy Respecting the Marshalls, Carolines, and Marianas, 1898—1941, P H R 17. 1948, 43— 53; W. R. Thayer, The Life and Letters of J. H a y , Boston 1915, II, 282 f.; A. L. P. Dennis, Adventures in American Diplomacy, 1896—1906, N . Y. 1928, 101—16; H . Leusser, Ein Jahrzehnt deutsdi-amerikanischer Politik, 1897—1906, München 1928, 29—42; Hallgarten, I, 376, 473, 483—87; Week, 108—52; F. J. West, Political A d vancement in the South Pacific: A Comparative Study of Colonial Practice in Fiji, Tahiti, and American Samoa, Melbourne 1961.

III. 3 > H . W. Bradley, The American Frontier in Hawaii, 1789—1843, Stanford 1942; ders., H a w a i i and the American Penetration of the Northeastern Pacific, 1800— 1845, P H R 12. 1943, 277—86; R. S. Kuykendall, The H a w a i i a n Kingdom, 1778— 1854, Honolulu 1938; N . Melier, Missionaries to Hawaii, Western Political Q u a r terly 11. 1958, 788—99; S. K. Stevens, American Expansion in H a w a i i , 1842—1898, Harrisburg 1945, 3—76; Moore, Digest, I, 475—510. 2 Richardson, V, 120 f.; Stevens, 43, 64—83; Kuykendall, 416—27; ders.. The H a waiian Kingdom, 1854—74, Honolulu 1953, 41—46, 209—29; ders. u. A. G. D a y , Hawaii, N . Y. 1950', 23—101; T. Dennett, Americans in Eastern Asia, N . Y. 1963', 609 f.; R. W. Van Alstyne, Great Britain, the United States, and H a w a i i a n Independence, P H R 4. 1935, 15—25; M. Tate, Slavery and Racism as Deterrents to the Annexation of Hawaii, 1854—44, Journal of Negro History 47. 1962, 1—18; ders.. Great Britain and the Sovereignty of H a w a i i , P H R 31. 1962, 327—33; ders., Australasian Interest in the Commerce and Sovereignty of Hawaii, Historical Studies (Australia and N e w Zealand) 11. 1963/65, 499—512; ders.. Twisting the Lion's Tail over Hawaii, P H R 36. 1967, 27—46; ders., H a w a i i : Reciprocity or Annexation, East Lansing 1968; I. D. Spencer, The Victor and the Spoils. A Life of W. L. Marcy, Providence 1959, 388—96; Marcy an Gregg, 4. 4. 1894, FR 1894, App. II, 121 — 23; ebd., 127—29, 133; О. E. Hooley, H a w a i i a n Negotiations for Reciprocity, 1855 —57, P H R 7. 1938, 128—46. ' McCook an Seward, 29. 5. 1867, Senate Doc. 231, 56:2:8, 153—55; Seward an Spalding, 12. 9. 1867, Senate Ex. Doc. 77, 55:2:137; 5. 7. 1868, FR 1895, App. II, 144; Dennett, 610; Moore, Digest, I, 484; Dozer, Anti-Imperialism 1—28; Stutz, Seward, 12; J. Patterson, The United States and H a w a i i a n Reciprocity, 1867—70, P H R 7. 1938, 14—26; Stevens, 86—89, 95—105. Vgl. A. F. Rolle, California Filibustering and the H a w a i i a n Kingdom, P H R 19. 1950, 251—63. Dennett, 610; Stevens, 90—95,108—20; Schofield/Alexander, 561—69; Kuykendall, Hawaii, 105—45; T. Morgan, H a w a i i : a Century of Economic Change, 1778—1876, Cambridge/Mass. 1948; M. Tate, British Opposition on the Cession of Pearl H a r bor, P H R 29. 1960, 381—84; Foster, 365—70; J. M. Callahan, American Relations in the Pacific and the Far East, 1784—1900, Baltimore 1901, 114—34. Vgl. die Diskussion in: W. M. Armstrong, E. L. Godkin and American Foreign Policy, 1865— 1900, N . Y. 1957. Zeitgenöss. Lit.: A. P. C. Griffin, List of Books Relating to H a waii, Washington 1898. 5 Malloy Hg., I, 915—17; Stevens, 120—35; Laughlin/Willis, 70—83; C . R o b i n son, A History of T w o Reciprocity Treaties, N e w H a v e n 1904, 134. Vgl. dazu J. A. Owen-Visger, The Story of Hawaii, N . Y. 1898; C. Strover, The H a w a i i a n 341

Anmerkungen

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238—243

Problem, with an Appendix on Cuba and the Sugar Trust, Chicago 1898; P. L. Vogt, The Sugar Refining Industry in the United States, Philadelphia 1908; J. R. Musick, Hawaii, N . Y. 1898. — Radke, Morgan, 195—215; Garfield, II, 20—23; Dozer, 10—31. ' Stevens, 141—51; R. H . Anderson, Some Aspects of Tariff Remissions on Sugar, 1876—1927, Annals 141. 1929, 152; W. A. Russ, The Hawaiian Revolution, Selingsgrove 1959, 33 f.; Senate Ex. Doc. 76, 52:2:67—69. ' FR 1881, 82, 631; Blaine an Comly, 2. 12. 1881, ebd., 635—39; Richardson, VIII, 43; Lockey, Blaine, in: Bemis Hg., VIII, 115—21; Smith, Garfield, II, 167 f.; Caldwell, Garfield, 333; Stevens, 156—59; Plesur, Outward, 83—95; Tyler, 191— 217. 8 Senate Report 76, 48:1; Radke, 215; House Report 1860, 47:2:2; Senate Executive Journal 24, 289; Richardson, VIII, 237; Stevens, 160—73; D. M. Dozer, The Opposition to Hawaiian Reciprocity, 1876—88, P H R 14. 1945, 157—72. 9 Bayard an W. M. Morrison, 16. 3. 1886, Bayard P. LC; Tansill, 374; Richardson, VIII, 500; Senate Ex. Journal 25, 419, 690, 694, 708—10; Senate Doc. 231, 56:2:8, 244; House Ex. Doc. 130, 49:2; Stevens, 173—86; Dulebohn, 39—43. '» Malloy Hg., I, 917—20; Sen. Misc. Doc. 64, 50:1; Laughlin/Willis, 84—96; Tansill, 376—80, 397—402; Shippee, Bayard in: Bemis Hg., VIII, 82—84; Tate, P H R 29, 385—92; LaFeber, Empire, 53 f.; N . Y. Herald, 22. 8. 1887; Bayards Memo., 7. 12. 1887, Bayard P. LC; Senate Doc. 231, 56:2:260; Richardson, VIII, 783. " Blaine an Harrison, 10. 8., 16. 11. 1891, Correspondence, 174, 187; N . Y. Tribune, 15. 9. 1891 (auch ebd., 187—89); S. E. Bishop, The Hawaiian Queen and Her Kingdom, RoR 4. 1891, 146—63; Bradstreet's 19. 36 (17. 1. 1891); Russ, 19— 30, 36, 41; Pratt, 1898, 37—42; LaFeber, Empire, 140—49; Stevens, 151—53, 187— 217; Kuykendall, Hawaii, 149—79. Vgl. M. Tate, The United States and the H a waiian Kingdom, New H a v e n 1965; H . E. Chambers, Constitutional History of Hawaii, Baltimore 1896; W. D. Alexander, History of the Later Years of the H a waiian Monarchy, Honolulu 1896; Scholefield, 32—49; Petin, 392—401; Vagts, I, 75 f. Stevens an Blaine, 20. 3., 20. 5. 1890; an Foster, 20. 11. 1892, R G 59; Russ, 14 f., 32—36; Laughlin/Willis, 97—101; Pratt, 43—46; Richardson, IX, 110; House Rep. 3422, 51:2; M. Tate, The Myth of Hawaii's Swing toward Australasia and Canada, P H R 33. 1964, 273—93; C. Spreckels, The Future of the Sandwich Islands, N A R 152. 1891, 287—91. Vgl. S. M. Mark u. J. Adler, С. Spreckels in Hawaii, Explorations in Entrepreneurial History 10/1, 22—32; J. Adler, С. Spreckels, The Sugar King in Hawaii, Honolulu 1966; ders., C. Spreckels and the Hawaiian Revolution of 1893, Journal of the West 5. 1966, 71—81. Einseitig: J. W. Pratt, The H a waiian Revolution, a Re-interpretation, P H R 1. 1932, 273—94; dagegen W. A. Russ, The Role of Sugar in Hawaiian Annexation, P H R 12. 1943, 339—50; ders,, Hawaiian Labor and Immigration Problems before Annexation, J M H 15. 1943, 207—22; noch differenzierter: R. D. Weigle, Sugar and the Hawaiian Revolution, P H R 16. 1947, 41—58, auch in: Williams Hg., Shaping, I, 344—56; D. Arganian, McKinley and Commercial Reciprocity, M. A. Thesis, Univ. of Wisconsin, Madison 1958, MS; L. Sydenham, McKinley Reciprocity, 1897—1903, M. A. Thesis, Univ. of Virginia 1953, MS. Vgl. D. Rowland, Orientals and the Suffrage in Hawaii, P H R 12. 1943, 11—21; ders.. The United States and the Contract Labor Question in Hawaii, 1862—1900, P H R 2. 1933, 273—96; H . Conroy, The Japanese Frontier in Hawaii, 1868—1898, Berkeley, 1953; L. A. Thurston, Memoirs of the Hawaiian Revolution, Hg. A. Farrell, Honolulu 1936, 235 f.; DAB 19/11, 517 f. Stevens an Blaine, 25. 3. 1892, R G 59. " Stevens an Blaine, 20. 3. 1890, RG 59; FR 1894, App. II, 315—17; 5. 11. 1891, RG 59; Stevens, 194—213; vgl. DAB 8/II, 618 f. Wiltse an Tracy, 12. 10. 1892, Area 9 File, 19, R G 45; Harrison an Blaine, 18. 11., 14. 10. 1891, Correspondence,

342

Anmerkungen

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243—249

190, 206, vgl. 211 f.; Richardson, IX, 316; N . Y . Tribune, 11. 12. 1891. Vgl. G. W. Baker, B. Harrison and Hawaiian Annexation, P H R 33. 1964, 295—309. Stevens an Blaine, 8. 2., 8. u. 25. 3. 1892 (Marginal Adees zu: 8. 2./11. 12. 1893, daß keine Antwort zu finden sei; unter den Instruktionen befindet sich tatsächlich keine); 20. 11. 1892, RG 59; FR 1894, App. II, 188—96; Memo, of Conversations with Secretary of State, 1893—98 (Gresham-Thurston, 14. 6. 1893), RG 59; Pratt, 1898, 56 f. 70—72; Thurston, 230—32; Vgl. A. H a u , Business Opportunities in Hawaii, EM 1. 1891, 283—301; W. L. Merry, Commercial Future of the Pacific States, 12. 1891/92, 410—17; T. G. Gribble, American Annexation of Hawaii, EM 4. 1892/93, 898—905. 'ä Willis an Gresham, 20. 9. 1894, Gresham P. LC; Stevens an Foster, 16. 1., 1. 2. 1893, RG 59; Wiltse an Tracy, 18. 1., 1., 8. 2. 1893, Area 9 File, 19, u. Cipher Mess. Ree., RG 45; Foster an Stevens, 28. 1., 1. 2. 1893, RG 59; Memo. 1. 2. 1893, Office of Naval Intelligence, Tracy P. LC; Russ, Revolution, 62—64, 85—96; Pratt, 1898, 76—109; Stevens, 214—30; Tate, 1965. In diesen vier Darstellungen findet sidi die hawaiianisdie Ereignisgeschichte in aller Ausführlichkeit. Zum „protonationalistischen" Protest vgl. R. Robinson u. a., Africa and the Victorians, Ν. Y. 1961; dies. The Partition of Africa, N C M H 11. 1962, 593—640. '6 Vertrag: FR 1894, App. II, 202—5; W. R. Castle, J. W. Foster, in: Bemis Hg., VIII, 210—19; Senate Misc. Doc. 36, 52:2; CR 52:2:24/2:998; Boston Journal, 31. 1. 1893; N . Y. Tribune, 29. 1., 11., 21. 2. 1893; RoR 7. 131—34 (März 1893); A. T. Mahan, Hawaii and Our Future Seapower, F 15. 1893, 1 —11, auch in: ders., Interest, 31—55; F. L. Winn, The Nicaragua Canal, OM 23. 1894, 496 (zit. Mahan); P O 14. 415—17, 439—41, 464 f., 489, 540 (4., П . , 18., 25. 2., 11. 3. 1893); LD 6, 389 f., 412 f., 500, 511 (4., 11. 2.; 4., 11. 3. 1893); May, Democracy, 13—19; Russ, Revolution, 113—63; Stevens, 234—39; Pratt, 1898, 110—51; J. Schouler, A Review of the Hawaiian Controversy, F 16. 1893/94, 670—89; S. E. Baldwin, The Historical Policy of the United States as to Annexation, A H A Reports 1893, 369—90; ders., dass., Yale Review 2. 1893/94, 133—58; C. Robinson, The Hawaiian Controversy in the Light of History, A J P 4. 1894, 477—90; G. Gunton, Philosophy of Immigration and Annexation, GM 4. 1893, 193—204; T. H . Davies, The Hawaiian Revolution, N C 33. 1893, 830—35. " Ridiardson, IX, 348 f.; Stevens an Foster, 1. 2. 1893; Lincoln an Foster, 3., 4., 10., 17. 2. 1893; Foster an Lincoln, 1. 2. 1893, RG 59; Nation 56. 75, 2. 2. 1893; Woodhull an Chandler, o. D., Chandler P. LC; J. W. Foster, Diplomatic Memoirs, Boston 1909, II, 166—68; ders.. Diplomacy, 370—82; Russ, Revolution, 346; Pratt, 1898, 120; Tate, P H R 31, 377—84. Vgl. E. M. Damon, S. В. Dole and His Hawaii, Palo Alto 1957; DAB I I I / l , 358 f. Richardson, IX, 393; Cleveland an Schurz, 19. 3. 1893, Schurz P. LC; Schurz, Speeches, V. 133 f.; republikanische Enttäuschung: Harrison an Foster, 1. 5. 1894, Foster P. .LC; Chandler an Woodhull, 13. 3. 1893, Chandler P. LC; Nevins, Cleveland, 133. T. M. Cooley, Grave Obstacles to Hawaiian Annexation, F 15. 1893, 389—406; G. T. Curtis, Is it Constitutional? N A R 156. 1893, 282—86; T. H . Davies, The Hawaiian Situation, N A R 156. 1893, 605—10; dagegen: L. A. Thurston, The Sandwich Islands, N A R 156. 1893, 265—81; RoR 7. 263, 399 f., 524 (April, Mai, Juni 1893). 19 House Ex. Doc. 47, 53:2; vgl. Senate Rep. 227, 53:2. (Nr. 3180); Memo, of Conversations (Gresham-Cantacuzene, 16. 3. 1893), R G 59; Adee an Gresham, 10. 3. 1893, ebd.; FR 1894, App. II, 459—63; Gresham an Willis, 18. 10. 1893, RG 59; an Schurz, 16., 21. 11. 1893, Schurz P. LC; Bradstreet's 22. 130 f. (3. 3. 1894); D. 5. Barry, 40 Years in Washington, Boston 1924, 177 f. Willis an Gresham, 16. 12. 1893, Cleveland P. LC; 20. 12. 1893, RG 59; Gresham an Willis, 2. 12. 1893, Cipher Mess. Sent, RG 45; 3. 12. 1893, Memo of Conversations (Gresham-Cantacuzene, 11. 11. 1893), RG 59; Olney an Gresham, 9. 10. 1893,

343

Anmerkungen

гн Seite 249—253

Gresham P. LC; James, Olney, 212—16, vgl. 81—95, 217—20; Hay an Lodge, 19. 5. 1893 (über Olney), Lodge P. MHS; Gresham, Life, II, 740—58; Sdiuyler, in: Bemis Hg., VIII, 242—50; Moore an Bayard, 13. 12. 1893, Bayard P. LC; Sdiurz an Gresham, 24. 11. 1893; J. D. Warner an G., 11. 10. 1893; H. Watterson an G., 12. 11. 1893; C. E. Dyer an G., 22. 11. 1893, Gresham P. LC; T. S. Woolsey, The Law and the Policy for Hawaii, Yale Review 2. 1894, 351, audi in: ders., Foreign Policy, 115—29; Richardson, IX, 441 f., 460—72. 21 CR 53:2:26/6:5499, vgl. 5193, 5369, 5434; Stevens, 261—67; Russ, Revolution, 281—330; Pratt, 1898, 146—87; Dozer, Diss., 220, 243 f.; Skerrett an Herbert, 31. 5. 1893, Area 9 File, 20, RG 45; Willis an Gresham, 24. 5., 21. 7., 20. 11. 1893, Gresham P. LC; CR 53:2:26/7:7057—69; Memo, of Conversations (Gresham-Tateno, Pauncefote, Cantacuzene, 16. 3. 1893), RG 59. Vgl. E. T. Chamberlin, The Invasion of Hawaii, NAR 157. 1893, 731—35; W. M. Springer, Our Present Duty, N A R 157. 1893, 745—52; F. R. Coudert, The Hawaiian Question NAR 158. 1894, 57— 63; dagegen J. L. Stevens, A Plea for Annexation, N A R 157. 1893, 736—45; L. A. Thurston, The Growing Greatness of the Pacific, N A R 160. 1895, 446—60; H . P. Baldwin, The Sugar Industry in Hawaii, OM 25. 1895, 663—68; R. Wildman, The Annexation of Hawaii, ebd., 648; T. G. Thrum, Commercial Development, H a waii, ebd., 613—27; P. C. Jones, Will It Pay the United States to Annex Hawaii?, ebd., 580—85; S. В. Bishop, How Has Hawaii Become Americanized? ebd., 597— 601; С. J. Swift, Practical and Legal Aspects of Annexation, ebd., 586—96; J. A. Palmer, Memoirs of Hawaii, Boston 1894; ders., Again in Hawaii, Boston 1895; L. Young, The Boston at Hawaii, Washington 1898. Vgl. The Outlook 48. 1893, 1177 f.; 49. 1894, 53, 111 f., 207 f., 439, 814, 1136 f. Bayard an Gresham, 28. 12. 1893; vgl. Gresham an J. S. Cooper, 5. 12. 1894; an Bayard, 22. 2. 1894; an J. O. Overmeyer, 25. 7. 1894; an R. Q. Mills, 23. 1. 1895, Gresham P. LC; Sdiurz an Cleveland, 27. 7. 1893, vgl. 11. 3. 1893; Gresham an Sdiurz, 14. 9., 10. 12. 1893, Sdiurz P. LC; D. Rowland, The Establishment of the Republic of Hawaii, 1893—94, P H R 4. 1935, 201—20; W. A. Russ, The Hawaiian Republic, 1894—98, Selingrove, 1961, 1—48; Clevelands Interview, 6. 1. 1895, Cleveland P. LC; Baltimore Sun, 28. 5. 1895, Bayard P. LC; DAB l / I I , 388 f. CR 53:2:26/2:1844—49; W. F. Draper, Importance of Hawaii and Samoa, GM 6. 1894, 352—61; ähnlich: J. A. Harman, The Political Importance of Hawaii, N A R 160. 1895, 374—77; CR, ebd., 1232, 1311; Ν . Y. Times, 27. 2. 1894 (Senator Butler); CR., ebd., 1574—79; RoR 8. 627—29 (Dez. 1893); 9. 8 f., 135—37, 392, 515 (Jan., Febr., Apr., Mai 1894). " CR 53:2:26/1:191; N . Y. Times 14. 3. 1893; Willis an Gresham, 9. 12. 1893, Cleveland P. LC; Irwin an Herbert, 2. 1. 1894, Bureau of Navigation File, 43691, RG 45; Belknap: Senate Rep. 227, 710; vgl. M. Manson, Naval Control of the Pacific Ocean, OM 25. 1895, 56—61; Resol. Handelskammer San Francisco, 31. 1. 1894, Ardiiv des Senate Foreign Relations Committee, 52 A—H 7. 1, RG 233; 1. 6. 1893 u. 16. 1. 1894, Cleveland P. LC; Garraty, Lodge, 151—53; Lodge, Speedies, 157— 77; CR 53:3:27/1:622—30; 27/2:1136, 1277, 1329 ff.; 27/4, App. 200—7; Senate Rep. 227, 2. 25 Russ, Republic, 130—77; ders., J M H 15, 210—21; P. J. Treat, Diplomatic Relations between the United States and Japan, 1895—1905, Stanford 1938, 25—55; Rowland, P H R 12, 19 f.; H. M. Madden Hg., Letters of S. В. Dole and J. W. Burgess, P H R 5. 1936, 71—75; Willis an Gresham, 4. 4. 1895, Gresham P. LC; Stevens, 283—86; Russ, Republic, 178—227; K. H . Johnson u. D. B. Johnson Hg., National Party Platforms, 1840—1960, Urbana 19612, io8; Foster, Memoirs, II, 168—74; L. B. Shippee u. R. B. Way, W. R. Day, in: Bemis Hg., IX, 34; Confidential Executive Message, 16. 6. 1897, Ardiiv des Sen. For. Rei. Comm., 55 B—В 6, RG 46; Senate Report 681, 55:2 (Nr. 3267); RoR 15. 528, 646; 16. 3—5, 138 (Mai, Juni, 344

Anmerkungen

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2Í3—2J7

Juli, Aug. 1897); The Outlook 56. 1897, 476 f., 521, 670, 722, 821 f.; 57. 1897, 263, 895, 936, 981 ; 58. 1898, 15 f., 208, 312 f., 558, 751 f. 2« Hoshi an Sherman, 18. 6. 1897, R G 5 9 ; Roosevelt an McKinley, 22. 4. 1897, in: Letters, I, 6 0 1 ; Sherman an Sewall, 10. 8. 1897, R G 59 u. Area 9 File, 30, R G 4 5 ; Long an Adm. Beardslee, 12. 7. 1897, Confidential Correspondence; Long an Barker, 13. 7. 1897, Area 9 File, 30, R G 4 5 ; T. Roosevelt an R. S. Hartwell, 7. 6. 1897, in: Letters, I, 6 2 2 ; an C. F. Goodridi, 28. 5. 1897, ebd., 6 1 8 ; Mahan an Roosevelt, 1. u. 6. 5. 1897, Roosevelt P. L C ; Roosevelt an Mahan, 9. 6. 1897, in: Letters, L 6 2 2 ; an Lodge, 3. 8. 1897, ebd., 6 3 7 ; Sherman an Sewall, 10. 9. 1897, R G 59; Long an McNair, 14. 7. 1897, Cipher Messages Sent, R G 45; C. K. Davis an Lodge, 25. 11. 1897, Lodge P. M H S . Vgl. Russ, Republic, 1 4 8 — 7 0 ; Dennett, 6 1 3 ; T. Α. Bailey, Japan's Protest Against the Annexation of Hawaii, J M H 3. 1931, 4 6 — 6 1 ; LaFeber, Empire, 3 6 3 — 7 0 ; Braisted, Navy 11 — 14. " L. Gorman, The Administration and Hawaii, N A R 165. 1897, 379 f.; S. M. White, The Proposed Annexation of Hawaii, F 23. 1897, 7 2 3 — 3 6 ; D. Agnew, Unconstitutionality of the Hawaiian Treaty, F 24. 1897, 4 6 1 — 7 0 ; J . W. Foster, Tiie Annexation of Hawaii, Washington 1897, 16, 2 1 4 ; J . R . Proctor, Hawaii and the Changing Front of the World, F 24. 1897, 3 4 — 4 5 ; F. L. Coombs, A Plea for the Annexation of Hawaii, O M 30. 1897, 2 7 3 — 7 5 ; H . D. Money, Our Mid Pacific Outpost, M M 18. 1897, 2 4 3 — 4 8 ; J . T. Morgan, The Duty of Annexing Hawaii, F 25. 1898, 11 — 1 6 ; Arthur C . James, Advantages of Hawaiian Annexation, N A R 165. 1897, 7 5 8 — 6 0 ; J . Musidc, Should Hawaii be Annexed? Arena 17. 1897, 4 6 1 — 6 8 ; L. A. Thurston, A Handbook on the Annexation of Hawaii, St. Joseph 1897; R o R . 16. 135 (Aug. 1897); 17. 142—44 (Febr. 1898); Bradstreet's 25. 386 (19. 6. 1897); Barrett an G. W. McBride, 2. 11. 1897, Barrett P. L C ; J . C . Appel, American Labor and the Annexation of Hawaii, P H R 23. 1954, 1 — 1 8 ; S. Gompers, Should Hawaii Be Annexed? American Federationist 4. 1897, 2 1 5 — 1 7 . Vgl. A. Mann, Gompers and the Irony of Racism, Antioch Review 13. 1953, 2 0 3 — 1 4 ; D . L. McKee, The A F of L and American Foreign Policy 1886—1912, phil. Diss. Univ. of Michigan 1952, MS. Lodge an J . Whitney, 5. 1. 1898; an E. J . Carpenter, 9. 12. 1897; an G. S. Chase, 28. 12. 1897; an O'Meara, 3., 11. 1. 1898; an H . Myridc, 10. 1. 1898, Lodge P. M H S ; Rede Tracys, 12. 11. 1898, Tracy P. L C ; Roosevelt an Mahan, 3. 1. 1898, Roosevelt P. L C ; Reid an Sedkendorff, 17. 1. 1898, Reid P. L C ; D A B V I I I / 1 , 482 — 8 6 . — Russ, Republic, 2 4 0 ; LaFeber, Empire, 365 f.; J . H . Wilson, America's Interests in China, N A R 166. 1898, 1 2 9 — 4 1 ; Pratt, 1898, 252—65. G. F. Hoar, Autobiography of 70 Years, N . Y . 1903, II, 3 0 6 — 8 ; H . F. Gillett, F. G. Hoar, Boston 1934, 2 0 5 — 5 4 ; vgl. R. E. Welch, Senator G. F. Hoar and the Defeat of Anti-Imperialism, Historian 26. 1964, 3 6 2 — 8 0 ; ders.. Opponents and Collegues: G . F. Hoar and H . С . Lodge 1898—1904, N E Q 39. 1966, 182—209. — S. M. Cullom, Fifty Years of Public Service, Chicago 1911, 2 8 8 ; Stoddard, 2 1 6 — 2 2 , 251 — 5 8 ; H . E. V. Holst, The Annexation of Hawaii, Chicago 1898; LaFeber, Empire, 267 f.; Lodge an O'Meara, 11. 1. 1898, Lodge P. M H S ; Holls an White, 4. 2. 1898, Holls P., Columbia Univ.: an McKinley, 3. 3. 1898, McKinley P. L C ; Stevens, 293 f. В. Α. Morin, The Reaction of Congress to the Annexation of Alaska and the Hawaiian Islands, MA Thesis, Smith College, 1944, M S ; M. M. Miller, Great Debates in American History, N . Y . 1913, I I I , 173—238. Am ausführlichsten über die Diskussion: Russ, Republic, 2 9 3 — 3 5 6 ; vgl. Pratt, 1898, 3 1 7 — 2 6 ; Stevens, 2 9 0 — 9 6 , vor allem audi McCormick, China Market; T. A. Bailey, The United States and Hawaii During the Spanish-American War, A H R 36. 1931, 5 5 2 — 6 0 ; L. A. Beardslee, Pilikias, N A R 167. 1898, 4 7 3 — 8 0 . C R 5 5 : 2 : 3 1 / 6 : 5 5 7 7 2 — 7 6 (u. Foster an Hitt. 19. 6. 1898, Hitt P. L C ) ; 5782 f.; vgl. 5 8 9 5 — 9 7 , 5917; 5932; 3 1 / 7 : 6 0 0 6 f.; vgl. 3 1 / 6 : 5 8 3 5 ; 3 1 / 7 : 6 0 1 7 , 5990; 5988 f.; Miller, I I I , 211. 345

Anmerkungen

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2W—239

32 House Report 1355, 55:2; CR 55:2:31/7:6016; 31/6: 5780; 5788—95; vgl. 31/ 7:6268 (R. F. Pettigrew, The Course of Empire, N . Y. 1920, 139—62), 6000; 31/ 6:5923 f.; 31/7:6019; W. A. Robinson, T. B. Reed, N . Y. 1930, 366 f.; S. W. McCall, The Life of T. В. Reed, Boston 1914. — Vgl. hierzu auch L. W. Walker, Guam's Seizure by the United States in 1898, P H R 14. 1945, 1—12; F. Portusach, History of the Capture of Guam, US Navel Institute Proceedings 43. 1917; O. K. Davis, The Taking of Guam, Harper's Weekly, 42. 1898, 289 f. (20. 8.). Lodge an Roosevelt, 15. 6. 1898, in: Selections, I, 311; Garraty, 197; Schurz, an McKinley, 8. 5. 1898, Schurz P. LC; CR 55:2:31/7:6347; 6483; vgl. 6141, 6353, 6526, 6661, 6712. З"· Woolsey, Foreign Policy, V I ; Foster, Diplomacy, 384; Russ, Republic, 300, 372. Vgl. W. E. Snowbarger, Pearl H a r b o r in Pacific Strategy, 1898—1908, Historian 19. 1957, 361—84. III. 4 ^ Vgl. allg. hierzu McCormick, China Market; Van Alstyne, Rising Empire; Dennett, Americans; ders., American ,Good Offices' in Asia, AJIL 16. 1922, 1—24; A. W. Griswold, The Far Eastern Policy of the United States, N . Y. 1962^; P. H . Clyde, United States Policy Toward China, 1839—1939, Durham 1964^; ders., The Far East, Englewood Cliffs 1958^; ders.. Historical Reflections on Continuity in United States Far Eastern Policy, in: P. Thayer Hg., Southeast Asia, Baltimore 1953, 17—32; ders., A History of the Modern and Contemporary Far East, N . Y. 1937; J. K. Fairbank, The United States and China, Cambridge/Mass. 1962; H . M. Vinacke, A History of the Far East, Washington 1961®; L. H . Battistini, The Rise of American Influence in Asia and in the Pacific, East Lansing 1960; ders.. The United States and Asia, N . Y. 1955; T. A. Bisson, America's Far Eastern Policy, N . Y., 1945; F. R. Dulles, China and America, Princeton 1946; R. Y. Koen, The China Lobby in American Politics, N . Y. 1960. — H . Franke u. R. Treuzettel, Das Chinesische Kaiserreich, Frankfurt 1968; В. Moore, Social Origins of Dictatorship and Democracy, Boston, 1967^ 102—227, dt. F r a n k f u r t 1969; W. Franke, China u. das Abendland, Göttingen 1962; W. L. Fan, Neue Geschichte Chinas I, Berlin 1959; S. H u , Imperialism and Chinese Politics, Peking 1955; J. M. Shukow, Die internationalen Beziehungen im Fernen Osten, 1870—1950, Berlin 1955; W. Eberhard, Chinas Geschichte, Berlin 1948; P. Renouvin, La Question d'Extrême-Orient, 1840— 1940, Paris 1946; S. W. Livermore, American Naval Base Policy in the Far East, 1850—1914, P H R 13. 1944, 113—35; Peffer, 1—14; G. Bienstock, The Struggle for the Pacific, N. Y. 1937; H . David, Zur Politik der Großmächte im Fernen Osten, Zürich 1932; G. Clark, Economic Rivalries in China, New H a v e n 1932; С. F. Remer, Foreign Investments in China, N . Y. 1933; ders., The Foreign Trade of China, Shanghai 1926; ders., American Investments in China, Honolulu 1929; Clark, Manifest Destiny, 1—17; E. R. Ware, Business and Politics in the Far East, New H a v e n 1932; W. W. Willoughby, Foreign Rights and Interests in China, Baltimore 1927^ I, 67— 105; E. Reinhard, Die imperialistische Politik im Fernen Osten, Bern 1926; S.-L. Pan, The Trade of the United States with China, N . Y. 1924; H . B. Morse, International Relations of the Chinese Empire, 3 Bde, London 1910/18; ders. u. H . F. McNair, Far Eastern International Relations, Boston 1931; T. W. Overlach, Foreign Financial Control in China, N . Y. 1919; J. Hashagen, Ostasienpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika, Bonn 1917; S. K. Hornbeck, Contemporary Politics in the Far East, Ν . Y. 1916; ders., The Attitude and Policy of the United States Toward China, Annals 132. 1927, 48—51; Foster, Orient; Callahan, Pacific; H . Cordier, Histoire des Relations de la Chine avec les Puissances Occidentales, 1860—1900, 3 Bde, Paris 1901/2; La Chine, Expansion des Grandes Puissances en Extrême-Orient, Paris 1899.

346

Anmerkungen

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260—263

2 M E W 2 3 , 1 2 ; E . J . H o b s b a w m , I n d u s t r y and E m p i r e , L o n d o n 1 9 6 8 , dt. 2 B d c , F r a n k f u r t 1 9 6 9 . V g l . M . M . G r e e n b e r g , B r i t i s h T r a d e and the O p e n i n g o f C h i n a , 1 8 0 0 — 1 8 4 2 , C a m b r i d g e 1 9 5 1 ; N . Α. P e l c o v i t s , O l d C h i n a H a n d s and the Foreign O f f i c e , N . Y . 1 9 4 8 ; R . S. M c C o r d o c k , British F a r E a s t e r n P o l i c y , N . Y . 1 9 3 1 ; V . B é r a r d , B r i t i s h Imperialism and C o m m e r c i a l S u p r e m a c y , L o n d o n , 1906. Allg. G a l l a g h e r / R o b i n s o n , Imperialism o f F r e e T r a d e . Z u l e t z t : J . C . Y . H s ü , C h i n a ' s E n trance I n t o the F a m i l y o f N a t i o n s : T h e D i p l o m a t i c P h a s e 1 8 5 8 — 1 8 8 0 , C a m b r i d g e / Mass. 1 9 6 0 . 3 C . M . Fuess, T h e L i f e o f C . Gushing, I , N . Y . 1 9 2 3 , 4 1 5 ff. D i e V e r t r ä g e : J . V . A. M c M u r r a y H g . , T r e a t i e s and Agreements with and C o n c e r n i n g C h i n a , 2 Bde, N . Y . 1 9 2 1 . V g l . G o e t z m a n n ; J . K . F a i r b a n k , T r a d e and D i p l o m a c y on the C h i n a C o a s t , 1 8 4 2 — 5 4 , 2 B d e , C a m b r i d g e / M a s s . 1 9 5 3 ; E . G r i f f i n , Clippers and Consuls, 1 8 4 5 — 6 0 , A n n A r b o r 1 9 3 8 ; W . L . N e u m a n n , R e l i g i o n , M o r a l i t y , and F r e e d o m . T h e I d e o l o g i c a ! B a c k g r o u n d o f the P e r r y E x p e d i t i o n , P H R 2 3 . 1 9 5 4 , 2 4 7 — 5 7 ; A . C . W a l w o r t h , Black Ships O f f J a p a n . T h e S t o r y o f C o m m o d o r e P e r r y ' s E x p e d i t i o n , N . Y . 1 9 4 6 ; Spencer, M a r c y , 3 8 8 — 9 6 ; B . H . L e a r n e d , W . L . M a r c y , in; Bemis H g . , V I , 1 4 5 — 2 9 4 ; L . G o r d o n , E a r l y A m e r i c a n R e l a t i o n s with F o r m o s a , 1849—70, H i s t o r i a n 19. 1 9 5 6 / 5 7 , 2 6 2 — 8 9 ; P . C . K u o , C . Gushing and the T r e a t y o f W a n g h i a , 1 8 4 4 , J M H 5. 1 9 3 3 , 3 4 / 5 4 ; F . W . W i l l i a m s , A . B u r l i n g a m e and the First Chinese Mission to Foreign P o w e r s , N . Y . 1 9 1 2 ; E . Swisher, C h i n a ' s M a n a g e m e n t o f the American Barbarians, 1 8 4 1 — 6 1 , N e w H a v e n 1951. '' V g l . hierzu С . S. C a m p b e l l , Special Business Interests and the O p e n D o o r P o l icy, N e w H a v e n 1 9 5 1 ; E . H . P r i t c h a r d , T h e O r i g i n s o f the M o s t - F a v o r e d - N a t i o n and the O p e n D o o r Policies in C h i n a , F E Q 1. 1 9 4 1 / 4 2 , 1 6 1 — 7 2 ; T . D e n n e t t , T h e O p e n D o o r , i n : J . B a r n e s H g . , E m p i r e in the E a s t , G a r d e n C i t y 1 9 3 4 ; ders.. T h e O p e n D o o r P o l i c y as I n t e r v e n t i o n , A n n a l s 168. 1 9 3 3 , 7 8 — 8 3 ; E . T . Y e n , T h e O p e n D o o r P o l i c y , B o s t o n 1 9 2 3 ; M . J . B a u , T h e O p e n D o o r D o c t r i n e , N . Y . 1 9 2 3 ; S. T o m i m a s , T h e O p e n D o o r P o l i c y and the T e r r i t o r i a l I n t e g r i t y o f C h i n a , N . Y . 1 9 1 9 ; vgl. auch E . О . Reischauer, T h e U n i t e d States and J a p a n , N . Y . 1 9 6 2 ; F . R . Dulles, 4 0 Y e a r s o f A m e r i c a n - J a p a n e s e R e l a t i o n s , N . Y . 1 9 3 7 ; P . J . T r e a t , D i p l o m a t i c R e l a t i o n s between the U n i t e d States and J a p a n , 1 8 5 3 — 1 9 0 5 , 3 B d e , S t a n f o r d 1 9 3 2 / 3 8 ; B . Siemers, J a p a n s E i n g l i e d e r u n g in den W e l t v e r k e h r , 1 8 5 3 — 6 9 , Berlin 1 9 3 7 ; F . S t e r n b e r g , J a p a n ' s E c o n o m i c I m p e r i a l i s m , S o c i a l Research 12. 1945, 3 2 8 — 4 9 ; E . H . N o r m a n , T h e G e n y o s h a , a S t u d y in the O r i g i n s o f J a p a n e s e Imperialism, Pacific Affairs 17. 1 9 4 4 , 2 6 1 — 8 4 ; S. T . T a k e u c h i , W a r and D i p l o m a c y in the J a p a n e s e E m pire, N Y . 1 9 3 5 , F . T . T s i a n g , S i n o - J a p a n e s e R e l a t i o n s , 1 8 7 0 — 1 8 9 4 , C S P S R 1 9 3 3 , 3-107. ® V g l . W e h l e r , B i s m a r c k u. der Imperialismus, 1 9 7 — 2 0 8 , H . Stoecker, Deutschland u. C h i n a im 19. J h . , B e r l i n 1 9 5 8 . E i n g e h e n d zur amerikanischen P o l i t i k vor allem M c C o r m i c k ( C h i n a M a r k e t ) , mit dessen Analyse und B e u r t e i l u n g der amerikanischen C h i n a p o l i t i k bis 1901 ich ganz übereinstimme. V g l . aber noch M . B . Y o u n g , T h e R h e t o r i c o f E m p i r e . A m e r i c a n C h i n a P o l i c y 1 8 9 5 — 1 9 0 1 , C a m b r i d g e / M a s s . 1 9 6 8 ; dies., A m e r i c a n E x p a n s i o n 1 8 7 0 — 1 9 0 0 : T h e F a r East, i n : В . J . Bernstein H g . , T o w a r d s a N e w P a s t , Ν . Y . 1 9 6 9 , 1 7 8 — 2 0 1 ; P . Α . V a r g , T h e M y t h o f the C h i n a M a r k e t , A H R 77. 1 9 6 8 , 7 4 2 — 5 8 ; ders.. T h e M a k i n g o f a M y t h . T h e U n i t e d States and C h i n a 1 8 9 7 — 1 9 1 2 , E a s t L a n d i n g 1 9 6 8 , dazu T . J . M c C o r m i c k , A m e r i c a n E x p a n s i o n in C h i n a , A H R 75. 1 9 6 9 / 7 0 , 1 3 9 3 — 9 6 . » V g l . D e n b y an B a y a r d , 10. 12. 1 8 8 5 , 9. 10. 1 8 8 6 ; an B l a i n e , 2 0 . 10. 1 8 8 9 ; an G r e s h a m , 2 6 . 12. 1 8 9 4 , 10. 5. 1 8 9 5 ; an O b e y , 16. 3. 1 8 9 6 ( H e b e l ) , R G 5 9 ; vgl. D A B I I I / l , 2 3 3 f . ; С . D e n b y , C h i n a and H e r Peoples, 2 Bde, B o s t o n 1 9 6 6 ; W . J . Cassey, T h e Mission o f C . D e n b y , 1 8 8 5 — 9 8 , phil. Diss. U n i v . o f S o u t h e r n C a l i f o r n i a , Los Angeles 1 9 5 9 ; A . V a g t s , D e r chinesisch-japanisdie K r i e g 1 8 9 4 / 9 5 , Europäische Gespräche, 9. 1 9 3 1 , 2 3 4 — 5 2 , 2 8 5 — 3 0 2 ; P . J . T r e a t , T h e Causes o f the S i n o - J a p a n e s e W a r , P H R 8. 1 9 3 8 , 1 4 9 — 5 8 ; H . C o n r o y , T h e J a p a n e s e Seizure o f C o r e a , 1 8 6 8 — 1 9 1 0 ,

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Anmerkungen

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263—264

Philadelphia 1960; F. H . Harrington, God, Mammon, and the Japanese. Dr. H . N . Allen and Korean-American Relations, 1884—1905, Madison 1944; P. J. Treat, China and Korea, 1885—1894, PSQ 49. 1934, 506—43; H . J. Noble, The United States and Sino-Korean Relations, 1885—87, P H R 2. 1932, 292—304; F. H . Hitchcock, The Treaty of Shimonoseki between China and Japan and O u r Possibilities of Trade •with Those Countries, Washington 1895; P. H . Clyde, International Rivalries in Manchuria, 1689—1922, Columbus 1966^; D. G. Munro, American Commercial Interests in Manchuria, Annals 39. 1912, 154—68; S. C. Y. Pan, American Diplomacy Concerning Manchuria, Providence 1938; N . Spinks, Origins of Japanese Interest in Manchuria, F E Q 2. 1943, 259—72. ' T. J. Jernegan an Gresham, 10. 5. 1895, R G 59; Campbell, Open Door; ders., American Business Interests and the Open Door Policy, FEQ 1. 1941/42, 43—58; W. R. Braisted, The United States and the American China Development Company, ebd., 9. 1952, 147—66. Eingehend hierzu McCormick, China Market. Vgl. A. Malozemofi, Russian Far Eastern Policy, 1881—1904, Berkeley 1958; D. J. Dallin, The Rise of Russia in Asia, New H a v e n 1949; A. Lobanow-Rostovsky, Russia and Asia, Ann Arbor 1951; B. H . Sumner, Tsardom and Imperialism in the Far East and Middle East, 1880—1914, Proceedings of the British Academy, London, 1941, 25— 65 (dt. in: Imperialismus, 321—50); В. Α. Romanov, Russia in Manchuria, Ann Arbor 1952 (dt. z . T . in: Imperialismus, 351—86); D. S. Christ, Russia's Far Eastern Policy in the Making, J M H 14. 1942, 317—42; K. Krupinski, Die russisch-japanischen Beziehungen von ihren Anfängen bis zum Frieden von Portsmouth, phil. Diss. Berlin, Tilsit 1939; F. v. Steinmann, Rußlands Politik im Fernen Osten, phil. Diss. Berlin, Leipzig 1931; S. Witte, Erinnerungen, Berlin 1923 (dazu T. v. Laue, S. Witte and the Industrialization of Russia, Ν . Y. 1963); R. Rosen, Forty Years of Diplomacy, 2 Bde, N . Y. 1921; G. Trubetzkoi, Rußland als Großmacht, Stuttgart 1913. Zur russisch-amerikanischen Rivalität: W. A. Williams, American-Russian Relations, 1781 —1917, Ν . Y. 1952; P. Tompkins, American-Russian Relations in the Far East, N . Y. 1949; E. H . Zabriskie, American-Russian Rivalry in the Far East 1895—1914, Philadelphia 19462. -ygl. E. Ames, A Century of Russian Railroad Construction, 1837—1936, The American Slavic and East European Review, 6. 1947, 57—74; W. Treue, Rußland u. die Eisenbahnen im Fernen Osten, H Z 157. 1938, 504—40; L. Chia-Pin, History of the Chinese Eastern Railrod, Pacific Affairs 3. 1930, 188—211; C. C. Wang, The Chinese Eastern Railway, Annals 122. 1925, 57— 69. Zu Frankreich: Cordier, Histoire; Α. Gérard, Ma Mission en Chine, 1894— 97, Paris 1918; J. Silvestre, La France à Kouang-Tchéou-Ouan, Annales des Sciences Politiques, 17. 1902, 473—93. ® Vgl. w . Siao, Die Entwicklung des Eisenbahnwesens in China, phil. Diss. Basel, Berlin 1927; P. H . Kent, Railway Enterprise in China, London 1907; H . Schumacher, Eisenbahnbau u. Eisenbahnpläne in China, Archiv für Eisenbahnwesen 22. 1899, 901—78, 1194—1226; 23. 1900, 1—151; С. Cary, China's Present and Prospective Railways, N . Y. 1899; ders., China and Chinese Railway Concessions, F 24. 1898, 591 —605; ders., China's Complications and American Trade, F 25. 1898, 35—45; С. Denby u. E. P. Allen, Chinese Railway Development, EM 16. 1898/99, 339—48; ders., America's Opportunity in Asia, N A R 166. 1898, 32—39. — Vgl. A. E. Campbell, Great Britain and the United States, 1895—1902, London 1960, 156—84; ders.. Great Britain and the United States in the Far East, 1895—1903, Historical Journal 1. 1958, 154—75; C. S. Campbell, Anglo-American Understanding, 1898—1903, Baltimore 1957; H . S. Hallett, Western Nations and Eastern Markets, N C 35. 1894, 379—96. Zuletzt: E. T. Ζ. San, Chinese Railways and British Interests 1898—1911, N . Y. 1954. 9 O b e y an Denby, 27. 2. 1897; 9. 12. 1896; 12. 1. 1897, R G 59. Vgl. T. J. McCormick, The Wilson-McCook Scheme of 1896/97, P H R 36. 1967, 47—58; Denby an Sherman, 15. 4. 1897, R G 59. Aus der zeitgenössischen Diskussion noch: W. C.

348

Anmerkungen

zu Seite 264

Ford, Our Trade with China, N A R 160. 1895, 63—71; T. R. Jernegan, A Hindrance to O u r Foreign Trade, N A R 163. 1896, 438—47; J. Barrett, America's Interest in Eastern Asia, N A R 162. 1896, 257—65; ders., The Cuba of the Far East, N A R 164. 1897, 173—80; W. Barker, The Industrial Interests of the United States in the Far East, EM 16. 1898, 7—12. '» Denby an Sherman, 10. 12. 1897; 31. 1., 21. 2., 9. 3. 1898; White an Sherman, 2. 3. 1898, R G 59. Vgl. hierzu: J. E. Schretker, Imperialism and Chinese Nationalism. Germany in Shangtung, Cambridge/Mass. 1971; Hallgarten, I, 450—58; A. S. Jerussalaminski. Der deutsche Imperialismus und die diplomatische Vorbereitung der internationalen Intervention in China, in: Fs. L. Stern, Berlin 1962, 237—88; ders.. Das Eindringen der deutschen Monopole in China an der Wende vom 19. zum 20. Jh., in: ders.. Der deutsche Imperialismus, Berlin 1968, 129—161; ders., Die Außenpolitik u. die Diplomatie des deutschen Imperialismus Ende des 19. Jhs., Berlin 1954^; F. Klein, Zur China-Politik des deutschen Imperialismus im Jahre 1900, Zeitschrift für Geschichtswissensdiaft 8. 1960, 817—43; G. Heidorn, Die Aggression des deutschen Imperialismus gegen China, Wiss. Zeitschrift der Univ. Rostock, Gesellschafts- u. sprachwiss. Reihe, 5. 1956, 259—67; G. Grote, Untersuchungen zur deutschen Kolonialpolitik um die Jahrhundertwende, Berlin 1940, 17—53; K. Kawai, Anglo-German Rivalry in the Yangtze Region, 1895—1902; P H R 8. 1939, 413—34; M. C. Bee, Origins of German Far Eastern Policy, CSPSR 21. 1937, 65— 97; R. A. Norem, Kiauchow Leased Territory, Berkeley 1936; F. D. Djang, The Diplomatic Relations Between China and Germany Since 1898, Shanghai 1936; C. L. Wood, Die Beziehungen Deutschlands zu China, 1894—1934, phil. Diss. Heidelberg 1934; A. J. Irmer, Die Erwerbung von Kiautschau, 1894—98, phil. Diss. Bonn, Köln 1930. Vgl. noch F. v. Richthofen, China, Berlin 1882, II, 266; ders., Kiautschau, Preußisdie Jahrbücher 91. 1898, 167—91; E. v. Heyking, Tagebüdier aus vier Weltteilen, 1886—1904, Leipzig 1926^; H . v. Moltke, Erinnerungen, Briefe, Dokumente, 1877—1916, Stuttgart 1922, 243; E. v. Halle, Die deutschen Kapitalinteressen in der ostasiatischen Inselwelt u. die politische Lage, in: ders.. Weltwirtschaftliche Aufgaben, 61—71; M. V. Brandt, 33 Jahre in Ostasien, 3 Bde, Leipzig 1901; ders.. Zeitfragen, Berlin 1900, 73—81; ders., China u. seine Handelsbeziehungen zum Ausland, Berlin 1899; ders.. Die politische u. kommerzielle Entwicklung Ostasiens, Berlin 1898; ders., Drei Jahre ostasiatisdier Politik, 1894—97, Stuttgart 1897; ders., Die Zukunft Ostasiens, Stuttgart 1895; H . v. Bülow, Der deutsche Besitz von Schantung, Leipzig 1898; R. Jannasch, Die Erschließung Chinas, Charlottenburg 1895. " Ausführlich hierzu McCormick, China Market; LaFeber, Empire, 365 f.; Campbell, Business Inte-ests; Denby an Sherman, 14. 2. 1898, RG 59. Vgl. E. Z. Sun, The Lease of Wei-hei-Wei, P H R 19. 1950, 227—83; Grenville, Salisbury; Langer, Diplomacy, 167—91, 385—412, 445—80, 677—705; M. J. Maki Hg., Conflict and Tension in the Far East, 1894—1960, Seattle 1961, 5—15; P. Joseph, Foreign Diplomacy in China, 1894—1900, London 1928; E. Verchau, Europa und der Ferne Osten, 1894—98, phil. Diss. Tübingen, 1957; H . Zühlke, Die Rolle des Fernen Ostens in den politischen Beziehungen der Mächte, 1895—1905, Berlin 1929; O. Franke, Die Großmächte in Ostasien, 1894—1914, Braunschweig 1923; W. Franke, Zum Verhältnis China zu den Vereinigten Staaten von Amerika, H Z 187. 1959, 49—75, J. O. P. Bland, Li-Hung-Chang, N . Y. 1917; ders., Recent Events and Present Policies in China, London 1912; ders. u. E. Backhouse, China Under the Empress Dowager, London 1911, dt. Berlin 1912; P. Reinsch, An American Diplomat in China, Garden City 1922; ders.. World Politics at the End of the 19th Century, N . Y. 1900; R. B. Hubbard, The United States in the Far East, Richmond 1899; W. E. Griffis, America in the East, N . Y. 1899; W. Dodsworth, Our Industrial Position and Our Policy in the Orient, N . Y. 1898; W. Ching, The Chinese Crisis From Within, London 1901; P. Leroy-Beaulieu, The Awakening of the East, London 1900; C. 349

Anmerkungen

zu Seite 264—266

Beresford, The Break-Up of China, N. Y. 1899; Α. Colquhoun, China in Transformation, N. Y. 1898; ders., The Far Eastern Crisis, N A R 167. 1898, 513—26; ders.. Eastward Expansion of the United States, H M 97. 1898, 932—38; ders., The Mastery of the Pacific, Ν . Y. 1902; E. Reclus, The Vivisection of China, AM 82. 1898, 329—38; О. P. Austin, Recent Developments in China, F 27. 1899, 730—39; V. Chirol, The Far Eastern Question, London 1896; G. N. Curzon, Problems of the Far East, London 1896; H. Norman, The Peoples and Politics of the Far East, N. Y. 1895. Vgl. ausführlidi hierzu: McCormick, China Market; LaFeber, Empire, sowie oben П. 8; Ν. M. Blake, England and the United States, 1897—99, in: Fs. G. H . Blakeslee, Worcester 1949, 257—83. Zum Zeitplan von Flotteneinsatz und Expeditionskorps: Correspondence Relating to the War With Spain, II, Washington 1902, 635; Senate Document 169, 55:3:1898; R. A. Alger, The Spanish-American War, N . Y. 1901, 326; Journal of J. D. Long, 169—82; O. K. Davis, Released for Publication, 1898—1918, N. Y. 1925, 3; G. Dewey, Autobiography, N . Y. 1913, 145, 179; A. M. Dewey, The Life and Letters of Admiral Dewey, N . Y. 1909^, 193 f.; M. Storey u. M. P. Lichauco, The Conquest of the Philippines by the United States, 1898—1924, N . Y. 1926. — Zeitgenöss. Lit.: A. P. C. Griffin, A List of Books on the Philippines, Washington 1903. Vgl. aus der Diskussion: С. Denby, Shall We Keep the Philippines? F 26. 1898, 279—81; F. F. Hilder, The Philippine Islands, F 25. 1898, 534—45; T. Beale, Strategical Value of the Philippines, N A R 166. 1898, 759 f.; G. W. Melville, Our Future on the Pacific, ebd., 281—96; J. Barrett, The Problem of the Philippines, N A R 167. 1898, 259—67; M. M. Hazeltine, What Shall Be Done About the Philippines? ebd., 385—92; 1. M. Elliott, Manila and the Philippines, SM 24. 1898, 12—22; Fisher, AM 82, 552—59; F. A. Vanderlip, Facts About the Philippines, CM 56. 1898, 555—63; T. S. Woolsey, The Future of the Philippines, in: ders.. Foreign Policy, 103—11. S. auch F. H . Hitchcock Hg., Trade of the Philippine Islands, Washington 1898. Ein Überblick: T. Bruce Hg., Views of the American Press on the Philippines, N. Y. 1898; A. A. Greenberg, Public Opinion and the Acquisition of the Philippine Islands, M. A. Thesis, Yale Univ. 1937, MS. " McCormick, China Market, 105—25; Grenville/Young, 239—96; W. R. Braisted. The Philippine Naval Base Problem, 1898—1909, MVHR 41. 1954, 21—40; ders.. Navy, 21—74; T. A. Bailey, Dewey and the Germans at Manila Bay, AHR 45. 1939/40, 59—81; J. K. Eyre, Japan and the Annexation of the Philippines, P H R 11. 1942, 55—71; ders., Russia and the Annexation of the Philippines, MVHR 28. 1942, 539—62; ders.. The Philippines, the Powers and the Spanish-American War. phil. Diss. Univ. of Michigan 1940, MS; Über die deutschen Marinepläne: Herwig/Trask, 8—11. Vgl. allg. hierzu: E. Aguinaldo u. V. A. Pacis, A Second Look at America, N . Y. 1957; G. F. Zaide, The Philippine Revolution, Manila 1954, 169—91; T. M. Kalaw, The Development of Philippine Politics, 1872—1920, Manila 1927, 99—163; ders., The Philippine Revolution, Manila 1925; G. E. Taylor, The Philippines and the United States, N. Y. 1964; G. Fisher, Un Cas de Décolonisation: Les Etats-Unis et les Philippines, Paris 1960; G. E. Grunder u. W. E. Livezey, The Philippines and the United States, Norman 1951. Vgl. allg. noch über die Wirkungen des Krieges von 1898 außer den Studien von May, Neale u. a.: J. F. Rippy, The European Powers and the Spanish-American War, J. Sprunt Historical Studies 19. 1927/11, 22, 52; G. Seed, British Reactions to American Imperialism, 1898—1900, PSQ 73. 1958, 254—72; R. G. Neale, BritishAmerican Relations During the Spanish-American War, Historical Studies (Australia-New Zealand) 6. 1953, 72—89; B. A. Reuter, Anglo-American Relations During the Spanish-American War, N. Y. 1924; L. M. Sears, French Opinion of the SpanishAmerican War, H A H R 7. 1927, 25—44; L. B. Shippee, Germany and the SpanishAmerican War, A H R 30. 1925, 754—77; С. С. Shelby, Mexico and the Spanish350

Anmerkungen

zu Seite

266—269

American War, in: T. E. Corner u. C. E. Castañeda Hg., Essays in Mexican History, Austin 1958, 209—28; N. R. Gilmore, Merico and the Spanish-American War, H A H R 43. 1963, 511—25; J . F. Rippy, Enthusiasms of 1898, SAQ 37. 1938, 139—49; L. О. Saum, The Western Volunteer and the „New Empire", Pacific Northwestern Quarterly 57. 1966, 18—27; J . R. Johnson, Imperialism in Nebraska, 1898—1904, Nebraska History 44. 1963, 141—66. i·· Vgl. hierzu außer McCormick (China Market, 105—25) noch: W. H. Morgan Hg., Making Peace with Spain. The War Diary of W. Reid, Austin 1964; P. E. Coletta, McKinley, the Peace Negotiations, and the Acquisition of the Philippines, P H R 30. 1961, 341—50; ders., Bryan, McKinley and the Treaty of Paris, P H R 26. 1957, 131—46; I. E. Newton, The Treaty of Paris, 1898, phil. Diss. Univ. of California 1927, MS; K. E. Hendrickson, Reluctant Expansionist: J . G. Schurman and the Philippine Question, P H R 36. 1967, 405—21; J . Daniels, Editor in Politics, 1893—1912, Chapel Hill 1941, 264—82. F. Emory, Our Commercial Expansion, MM 22. 1900, 544; Conger an Hay, 26. 8. 1898, RG 59. Auf die häufig überbewertete Rolle der Missionare ist hier nicht eingegangen worden. Vgl. aber allg. P. A. Varg, Missionaries, Chinese, and Diplomats, 1890—1952, Princeton 1958, 3^—85; ders., Missionaries and Relations Between the United States and China in the Late 19th Century, WAQ 27. 1956, 153—70; McKenzie, Robe; H. J. Bass, The Policy of the American State Department Toward Missionaries in the Far East, Research Studies of the State College of Washington 5. 1937, 179—90. — Aus der Zeit selber, vor allem über die Verquickung von Handel und Missionswesen: J . H. Barrows, The Christian Conquest of Asia, Ν. Y. 1899, X I , 237 f.; J. S. Dennis, Centennial Survey of the Foreign Missions, N. Y. 1902; ders.. Christian Missions and Social Progress, Chicago 1898, III, 248, 357 f., 386, 397, 459 f.; D. Gregg, The National Crisis or God's Purposes Worked Through International Relations, N. Y. 1898, 4, 9, 13; J. Johnston Hg., Report of the Centenary Conference Missions of the Protestant Missions of the World, N. Y. 1888, I, 112, 138; R. Storrs Hg., Adresses on Foreign Missions, Boston 1900, 38—40, 44. " Foster, Memoirs, II, 257; Griswold, 83. Vgl. F. R. Dulles, J . Hay, in: N. A. Graebner Hg., An Uncertain Tradition, N. Y. 1961, 22—39; R. A. Esthus, The Changing Concept of the Open Door, 1899—1910, M V H R 46. 1959, 435—54; P. A. Varg, Open Door Diplomat, W. W. Rockhill, Urbana 1952; ders., W. W. Rockhill and the Open Door Notes, J M H 22. 1952, 3 7 5 - 8 0 ; DAB VIII/2, 66 f.; T. Dennett, J . Hay, N. Y . 1933; DAB IV/2, 430—36; ESS VII, 284 f.; Α. L. P. Dennis, J . Hay, in: Bemis Hg., I X , 115—89; P. H. Clyde, The Open Door Policy of John Hay, Historical Outlook 22. 1931, 210—14; B. Adams, J. Hay, MM/19. 1902, 173—82. Allg. Hay, Letters; V. Purcell, The Boxer Uprising, Cambridge 1963; C. C. Tan, The Boxer Catastrophe, N. Y. 1955; W. Franke, Zur antiimperialistischen Bewegung in China, Saeculum 5. 1954, 337—58; M. E. Cameron, The Reform Movement in China, 1898—1912, Stanford 1931; G. N. Steiger, China and the Occident, New Haven 1927. " G. F. Kennan, American Diplomacy, 1900—1950, Chicago 1951, dt. Amerikas Außenpolitik, Stuttgart 1952. Zur Kritik vor allem Williams, Tragedy; McCormick, China Market. Über den Chinahandel: Dennett, Americans, 587—606; W. С. Ford, The Commercial Relations of the United States with the Far East, Annals 13. 1899, Suppl. 107—30; F. H. Hitchcock Hg., Our Trade with Japan. Vgl. J . B. Moore, A Review of Our Foreign Policy in the Far East, Annals 1899, Suppl. 163 ff., sowie neuerdings zusammenfassend: С.-M. Hou, Foreign Investment and Economic Development in China 1840—1937, Cambridge/Mass. 1965.

351

Anmerkungen

zu Seite 272—276 IV.

1 Olney, The Nation's Parting of the Ways, 48—51. ^ Foster nadi; William, Tragedy, 44; Emory: MM 22, 544; ebenso ders., Our Growth as a World Power, World's Work 1. 1900, 65; ders.. The Foreign Trade of the United States, Popular Science Monthly 58. 1901, 625—40; ders.. The United States in the World's Market, Independent 53. 1901, 1540—43. — Conant, Orient, 29 f. Vgl. als weiteres Beispiel die entschiedene Ablehnung „eines Systems weitausgedehnter Kolonien" durch Lodge, angeblich überzeugter Kolonialist im Sinn der orthodoxen These vom verhängnisvollen Einfluß einer kleinen, aber einflußreichen Kolonialpartei um 1898, und andererseits Schurz' ebenso energisch befürwortetes Programm freihändlerischer Expansion, wobei beide von derselben Gegenwartsanalyse ausgingen (HM 1893, 737—46; Sdiurz, Speedies, V, 284 f.; Schurz an Cleveland, 11. 3. 1893, Schurz u. Cleveland, P. L C ; Lodge: F 19; N A R 160). ä Welles nach: H. J. Schröder, Deutschland u. die Vereinigten Staaten 1933—39, Wiesbaden 1970, 211. Vgl. auch die nachdenkliche Kritik von R. Niebuhr, The Irony of American History, Ν. Y.' 1952, 29. Über die Phase des Durchbruchs an die Spitze vgl. die präzise Analyse von C. P. Parrini, Heir to Empire. United States Economic Diplomacy 1916—1923, Pittsburgh 1969.

352

3. Kritische Bibliographie: Historische Forschung und früher amerikanischer Imperialismus In der historischen Erforschung und Darstellung des modernen amerikanischen Imperialismus — hier geht es vor allem um die Zeit bis 1900 — kann man vier Perioden unterscheiden. Dabei handelt es sich selbstredend um einen groben Raster, wie überhaupt dieser knappe Überblick vor allem demjenigen, der sidi ohne Vorkenntnisse über diese Fragen zu informieren wünsdit, eine erste Orientierung bieten soll. I. Die Zeit der vorwiegend naiven Zustimmung reichte vom Spanisch-Amerikanischen Krieg bis zum Ende der 1920er Jahre. II. Seither gaben Charles A. Beard, neomarxistische Kritiker und kritische jüngere Historiker bis zum Zweiten Weltkrieg den Ton an. III. Die 1940er und 1950er Jahre dürfen als Zeit einer durchweg unkritischen, ja selbstgefälligen positivistischen Ereigniserzählung gelten. IV. Seit 1959/61 datiert die nodi anhaltende Phase eines neuen kritischen Revisionismus, der von neobeardianischen, aber auch von neomarxistisdien Positionen aus vorangetrieben wird. V. Abschließend sollen die deutschen Beiträge zur Imperialismusforschung im H i n blick auf die Vereinigten Staaten kurz erörtert werden. 7. Parallel zu dem weltweit sichtbaren Durchbruch des amerikanischen Imperialismus bis zur J a h r h u n d e r t w e n d e setzte sidi in zufälliger Koinzidenz auch die Professionalisierung der amerikanischen Geschichtsschreibung allmählich durch. Wie damals die deutsdie Universität weithin als Modell f ü r die U m w a n d l u n g der Colleges in wissenschaftliche Hochschulen galt, so drang audi der deutsche Seminarbetrieb mit kleineren Forschungsarbeiten und abschließender Dissertation — vermittelt durch hunderte von amerikanisdien Studenten und D o k t o r a n d e n an den deutschen Universitäten — seit den 1880er Jahren vor. In den zwanzig Jahren vor dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich daher ein neuer Stil akademischer Gesdiichtswissensdiaft, die von den literarisch-historischen Essays des gebildeten Amateurs früherer Jahre deutlich unterschieden war. Unmittelbar nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg begann eine lange Reihe von Veröffentlichungen über die amerikanische Expansion bzw. den Aufstieg der Vereinigten Staaten zur Weltmacht, in denen — gestützt auf publizierte Akten, Pressestimmen und Kongreßprotokolle — eigentlich ausnahmslos ein positives, wenn nidit gar enthusiastisch zustimmendes Urteil abgegeben wurde. Sdiwer zu verstehen ist das nicht bei Vertretern einer Nation, die sich seit jeher als das „Neue Zion" begriffen hatte und jetzt die „Providentia Americana" im Weltmaßstab wirken sah. Auf die frühe Darstellung des H a r v a r d - H i s t o r i k e r s A. B. Hart (The Foundations of American Foreign Policy, N . Y. 1901) folgten die eher populär gehaltenen Bücher von O. P. Austin, einem hohen Beamten der Bundesregierung (Steps in the E x p a n sion of O u r Territory, N . Y. 1903), E. J. Carpenter (The American Advance: A Study in Territorial Expansion, N . Y. 1903), W. F. Johnson (A Century of Expansion, N . Y. 1903), A. E. McKinley (Island Posessions of the United States, Philadelphia 1907), G. W. Crichfield (American Supremacy, 2 Bde, N . Y. 1908), S. Bonsai (The American Mediterranean, N . Y. 1912), auch ncxh J. Carter (Conquest: America's Painless Imperialism, Ν . Y. 1928). Mit den neuen „Textbooks" der Hochschulen, z . B . von J. H . Latané (America as a World Power, 1897—1907, N . Y. 1907, 1935^), J. B. Moore, dem langjährigen „Assistant Secretary" im State Department und Professor an der Columbia University (Principles of American Diplomacy, Ν . Y. 1905, 1918^; ders.. The United States as a World Power, in: Cambridge M o d e m History 7. 1905, 655—86), A. C. Coolidge (The United States as a World Power, N . Y. 1908; dt. Die Vereinigten Staaten als Weltmadit, Berlin 1908), W. F. Johnson (America's Foreign Relations, 2 Bde, N . Y. 1916, 1921^) und den jeweils letzten Bänden

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"Wehler, Amerik. Imperialismus

der „Amerikanischen Gesdiidite" von J. Schattier (History of the United States of America, 7 Bde, N . Y. 1894/1913), J. B. McMaster (A H i s t o r y of the People of the United States, 8 Bde, N . Y. 1895/1913), W. Wilson (A History of the American People, 5 Bde, N . Y. 1902), E. Charming (History of the United States, 6 Bde, N . Y. 1905/25, 1961/622) erschienen noch vor dem Ersten Weltkrieg einflußreidie H a n d bücher, deren Stil und Interpretation nach dem Krieg u. a. von D. J. Hill, Außenminister H a y s „First Assistant Secretary" (American World Policies, N . Y. 1920), M. Sullivan (Our Times, 6 Bde, N . Y. 1926), J. F. Rhodes (History of the United States, I X : 1896—1909, N . Y. 1922, 1929^), C. R. Fish, American Diplomacy, N . Y. 1922'; ders., The P a t h of Empire, N . Y. 1919), R. G. Adams (A H i s t o r y of the Foreign Policy of the United States, N . Y. 1924), J. H . Latané (A History of American Foreign Policy, Garden City 1927), L. M. Sears (A History of American Foreign Relations, N . Y. 1927), J. S. Basset (Expansion and Reform, 1889—1926, N . Y. 1929), insgesamt auch in S. F. Bemis Hg., The American Secretaries of State, 10 Bde, N . Y. 1927 (1958^), fortgesetzt wurde. In ihnen allen stand die Ereignisgeschichte der amerikanischen Außenpolitik seit der Mitte der 1890er Jahre ganz im Vordergrund. II. Gegen Grundtendenzen und -annahmen dieser Darstellungen: ihre Verklärung der amerikanischen Erfolgsgeschidite, das Übergewicht der diplomatisch-außenpolitischen Aspekte, die Ignorierung der sozialen Kosten f ü r die Unterlegenen und Eroberten usw. w a n d t e sich Charles A. Beard, wahrscheinlich der bedeutendste, sicher aber der einflußreidiste amerikanische Historiker der 1920er und 30er Jahre (vgl. H . K. Beale Hg., C. A Beard, an Appraisal, Lexington 1954). Seine Kritik deutete er schon 1914 an (Contemporary American History, N . Y. 1914, 1924^) und entwidcelte sie dann breit in seiner Amerikanisdien Geschidite von 1927 (mit M. R. Beard, The Rise of American Civilization, 2 Bde, N . Y. 1927 u. ö.), einem Bestseller seither. D o r t und in anderen Monographien (The N a v y : Defense or Portent? Ν . Y. 1932; The Idea of National Interest, N . Y. 1934, 1966^; A Foreign Policy for America, N . Y. 1940, vgl. dazu G. Stourzh, С. Α. Beard's Interpretation of American Foreign Policy, World Affairs Q u a r t e r l y 28. 1957, 111—48) hat er immer wieder auf die sozialökonomisdien Faktoren der Expansion hingewiesen und sdiließlidi auch explizit die allgemeine Konzeption des amerikanisdien „Imperialismus der Offenen T ü r " entwickelt (u. a. in: The Open Door at Home, Ν . Y. 1934, u. der Einleitung zu: M. M. Knight, Marocco as a French Economic Venture, N . Y. 1937, V — V I H ) . Die Wirkung der Beardschen Interpretation in ihrer Zeit kann schwerlich überschätzt werden. Sie w u r d e in mancher Hinsicht unterstützt durch neomarxistisdie Außenseiter wie S. Nearing (The American Empire, N . Y. 1921; ders., mit J. Freeman, Dollar Diplomacy. A Study in American Imperialism, N . Y. 1926 [1966^], dt. Dollar Diplomatie, Berlin 1927; ders., The Twilight of Empire, N . Y. 1930), aber audi eine Gruppe junger Sozialwissenschaftler, die — wie eine ganze Generation amerikanischer Wissenschaftler im Schatten der Dritten Weltwirtschaftskrise seit 1929 — auch vom Marxismus beeinflußt worden war. Abstand zur Politik des Republikanischen Establishments gewonnen hatte und nun in einer eigenen Reihe „Studies in American Imperialism" (Hg. H . E. Barnes, vgl. von dems., World Politics in Modern Civilization. The C o n tribution of Nationalism, Capitalism, Imperialism and Militarism to H u m a n Culture and International Anarchy, N . Y. 1930) sechs kritische Fallstudien vorlegte: L. H . Jenks, O u r Cuban Colony, Ν . Y. 1928; M. M. Knight, The Americans in Santo Domingo, N . Y. 1928; M. A. Marsh, The Bankers in Bolivia, N . Y. 1928; J. F. Rippy, The Capitalists and Colombia, N . Y. 1931; B. W. u. J. W. Diffie, P o r t o Rico, N . Y. 1931; C. D. Kepner u. J. H . Soothill, The Banana Empire, N . Y. 1935. Mit Beards Büchern und soldien Monographien, aber auch mit einigen Arbeiten von J. W. Pratt (Expansionists of 1898, Baltimore 1936, Gloucester 1959^; ders.. The Collapse of American Imperialism, American Mercury 31. 1934, 269—78; ders.. The Ideology of American Expansion, in: Fs. W. E. D o d d , Chicago 1935, 335—53), L. M. Hacker (z.B. The H o l y W a r of 1898, American Mercury 21. 1930, 316—26),

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Α. К . Wemberz (Manifest Destiny, Baltimore 1935, Gloucester 1958^) u. a. ( z . B . den speziellen Untersuchungen von Dennett, Griswold, Wilkerson, Wisan usw., die je in den ersten Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln a u f g e f ü h r t und in der Bibliographie enthalten sind) setzte sidi in den 30er Jahren insgesamt ein kritischeres, freieres Verhältnis zur eigenen Expansionsgesdiidite unter nachdrücklicher Betonung der innenpolitischen und sozioökonomischen Voraussetzungen durdi. Zumindest gilt das f ü r den aufgeschlosseneren, damals nidit kleinen Teil der „Academic Community" und eine ebenfalls nicht schmale linksliberale Öffentlichkeit (darin sehr wirksam: W. Millis, The Martial Spirit, Boston 1931). III. Der Zweite Weltkrieg bedeutete auch in dieser Hinsicht eine Zäsur. Die Entwidclung, die Amerika in dem Jahrzehnt zwischen Pearl H a r b o r und dem Koreakrieg zu einer fast auf dem ganzen Globus engagierten „Supermacht" werden ließ, übte einen direkten, vor allem aber einen vermittelten Einfluß auf die wissenschaftliche Analyse und Kritik des amerikanischen Imperialismus aus. Entweder erlahmte die Forschung ganz oder die Darstellung verlor diejenige kritisAe Distanz, die in den 30er Jahren möglich gewesen war, jetzt aber im Zeichen des „Kalten Krieges" im allgemeinen nicht gewahrt werden konnte. In den erfolgreichsten, sprich: meistgek a u f t e n „Textbooks" zur amerikanischen Außenpolitik (T. A. Bailey, A Diplomatie History of the American People, N . Y. 1964'; vgl. auch ders., The Man in the Street: The Impact of American Public Opinion on Foreign Policy, N . Y. 1964^, w o Baileys vulgärdemokratisches Denkschema der direkten Übertragung öffentlicher Meinungen in politische Entscheidungen besonders deutlich wird. — S. F. Bemis, A Diplomatie History of the United States, N . Y. 1955^ ders.. The United States as a World Power, 1900—50, N . Y. 1951; ders., A Short History of American Foreign Policy and Diplomacy, N . Y. 1959; ders., American Foreign Policy and the Blessing of Liberty, Cambridge/Mass. 1962. — J. W. Pratt, A History of United States Foreign Policy, N . Y. 1965^; ders., America's Colonial Experiment, N . Y. 1950; ders., America and World Leadership 1900—21, N . Y. 1970^. — In der nächsten Reihe d a n n : R. W. Leopold, The G r o w t h of American Foreign Policy, N . Y. 1962; Α. DeConde, A History of American Foreign Policy, N . Y. 1963; R. H . Ferrell, American Diplomacy, N . Y. 1959; R. J. Bartlett, Policy and Power. T w o Centuries of American Foreign Relations, N . Y. 1963) wurde und wird stets die farbige Beschreibung, die eingängige Formulierung der empirisch-theoretischen Analyse vorgezogen, Imperialismus möglichst nur auf die Zeit des Spanisch-Amerikanischen Kriegs (s. audi F. Freidel, The Splendid Little War, Boston 1958; W. E. Leuώtenburg, The Needless War with Spain, in: Times of Trial, H g . Α. Nevins, N . Y. 1958, 179—96), allenfalls noch auf die angeblich darauf folgende Dollar-Diplomatie in Lateinamerika bis zur Zeit Wilsons eingegrenzt. Selbst in dieser Einschrumpfung auf 1898 wird der Imperialismus womöglich noch als „Great Aberration" (so Bemis, Diplomatie History, Kap. 26) vom P f a d e amerikanischer Tugend gewissermaßen ausgeblendet oder weiter in ganz unbefangen positivistischer Erzählung sog. Fakten hingenommen (z. B. F. R. Dulles, America's Rise to World Power, 1898—1954, N . Y. 1955, dt. Amerikas Weg zur Weltmacht, Stuttgart 1957; ders., The Imperial Years, N . Y. 1956; ders., The N e w World Power 1865—1917, in: W. H . Cartwright u. R. L. Watson Hg., Interpreting and Teaching American History, Washington 1961, 215—30; ders.. Prelude to World Power 1860—1900, N . Y. 1965. — D. Perkins, The American Approach to Foreign Policy, Cambridge/Mass. 1962^; ders.. The United States and Latin America, Baton Rouge 1961; ders., Foreign Policy and the American Spirit, Ithaca 1958; ders.. Popular Government and Foreign Policy, N . Y. 1956; ders., The Evolution of American Foreign Policy, N . Y. 1954'. — H . U. Faulkner, American Political and Social History, N . Y. 1948 u. ö., daraus dt. Der Weg zur Weltmadit, Wiesbaden 1950). Einflußreiche Historiker der 1950er Jahre brachten es fertig, wenn sie die „zentralen Themen" der gesamten amerikanischen Geschichte erörterten, buchstäblich kein W o r t über den Imperialismus zu verlieren (O. Handlin, The Central Themes

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of American History, in: Metodologia, Problemi Generale, Florenz 1955, 139—66; episodenhaft aufgelöst von dems. in: Chance or Destiny: Turning Points in American History, Boston 1954, 121—42. — C. N . Degler, Out of Our Past, N . Y. 1962). Häufiger nodi wurde Imperialismus aussdiließlidi als Kolonialismus und dann als flüchtige Durchgangsphase amerikanisdier Ausbreitung verstanden (vgl. P. W. Bell, Colonialism as a Problem in American Foreign Policy, World Politics 5. 1952/53, 86—109; J. W. Pratt, Anticolonialism in United States Policy, in: R. Strausz-Hupe u. H . W. Hazard Hg., The Idea of Colonialism, Ν . Y. 1958, 114—51; L. S. Kaplan, Der Kolonialismus in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, Frankfurter Hefte 15. 1960, 705—14; nidit sehr hilfreich ist auch M. Beioff, American Foreign Policy and World Power, 1871—1956, in: H . C. Allen u. C. P. Hill Hg., British Essays in American History, N. Y. 1957, 297—315). Eine frühe kritische Dissertation (W. A. Williams, American-Russian Relations, 1781—1917, Ν . Y. 1952) löste eine giftige Polemik, verknüpft mit jahrelangem effektiven gesellschaftlichen und professionellem Ostrazismus, aus. IV. Die Jahre 1959/61 bedeuteten insofern einen Einsdinitt, als jetzt die drei Bücher erschienen, die für den kritischen Revisionismus seither die Ausgangsposition geschaffen haben: W. A. Williams' Tragedy of American Diplomacy (Ν. Y. 1959, 19622, T. in: Imperialismus, Hg. H.-U. Wehler, Köln 1972^, 415—42, vollst. Frankfurt 1974) und seine Darstellung der amerikanischen Geschichte: Contours of American History (Ν. Y. 1961, Chicago 1966^ vgl. ¿erj.. Hg., The Shaping of American Diplomacy, 2 Bde, Chicago 1956, 1969^) und R. W. Van Alstynes, The Rising American Empire (Oxford 1960, Chicago 1965^, vgl. ders., über die Frühzeit: Empire and Independence, N . Y. 1966; ders., The American Empire, London 1960). Während Van Alstynes Buch das Musterbeispiel einer kritischen Kontinuitätsdiskussion, freilich ohne eindeutige theoretische Sdiwerpunkte, darstellte, entwickelte Williams seine Interpretation im Rahmen theoretischer Vorstellungen, die anfangs stärker noch von Beard (W. A. Williams, C. A. Beard, in: H . Goldberg Hg., American Radicals, N . Y. 1961, 295—308; ders., A Note on С. Α. Beard's Search for a General Theory of Causation, A H R 62. 1956, 59—80) als von Marx (W. Α. Williams, The Great Evasion, An Essay on the Contemporary Relevance of K. Marx, Chicago 1964) bestimmt wurden. Zunächst um F. Α. Harrington, dann aber vor allem um Williams bildete sich die sog. „Wisconsin"-Schule (an der University of Wisconsin in Madison) heraus, die es in den vergangenen zwölf Jahren geschafft hat, in Monographien, Darstellungen, Aufsätzen ein neues kritisches Bild der amerikanischen Expansionsgeschichte zu entwerfen (vgl. I. Unger, The „New Left" and American Historiography, A H R 72. 1967, 1237—63). Zu nennen sind hier in erster Linie: von W. A. Williams noch: The Roots of the Modern American Empire. A Study of the Growth and Shaping of Social Consciousness in a Marketplace Society, 1865—1901, N . Y. 1969; ders., The Vicious Circle of American Imperialism, New Politics 4. 1965/IV, auch in: Readings in US Imperialism, Hg. K. T. Fann u. D. C. Hodges, Boston 1971, 117—26; ders.. The Large Corporation and American Foreign Policy, 1890—1958, The American Socialist 5. 1958, Nr. 9, 11—20; ders., American and the Middle East: Open Door Imperialism or Enlightened Leadership? N. Y. 1958. — W. LaFeher, The New Empire, Ithaca 1963; T. J. McCormick, China Market. America's Quest for Informal Empire 1893—1901, Chicago 1967; H . Schönberger, Transportation to the Seabord: The „Communication" Revolution and American Foreign Relations 1860—1900, Westport 1971; E. P. Crapol, America for Americans: Economic Nationalism and Anglophobia in the Late 19th Century, ebd., 1972; С. Vevier, The United States and China 1906—13, New Brunswick 1955; ders.. The Open Door: An Idea in Action, 1906—13, P H R 24. 1955, 49—62; J. Israel, Progressivism and the Open Door. America and China 1905—22, Pittsburgh 1971; L. C. Gardner, American Foreign Policy, 1900—21, in: B. J. Bernstein Hg., Towards a New Past, N. Y. 1969, 202—31; ders. Hg., A Dif356

ferent Frontier, 1870—1905, Chicago 1966; D. F. Healy, The United States in Cuba, 1898—1902, Madison 1963; R. F. Smith Hg., What Happened in Cuba? 1776—1960, N. Y. 1963; ders.. The United States and Cuba, 1917—60, N. Y. 1960; G. K. Lewis, Puerto Rico, N. Y. 1964; ders.. The Rise of the American Mediterranean, Studies on the Left 2. 1961/2, 42—58; N. G. Levin, W. Wilson and World Politics N. Y. 1968; M. J. Sklar, W. Wilson and the Political Economy of Modern United States Imperialism, ebd., 1. 1960/3, 17—47; W. A. Williams, American Intervention in Russia, 1917—20, ebd., 3. 1963/4, 24—48; 4. 1964/1, 39—57, dt. Die amerikanische Intervention in Rußland 1917—20, in: D. Horowitz Hg., Strategie der Konterrevolution, Darmstadt 1969, 32—92; С. P. Parrini, Heir to Empire. United States Economic Diplomacy 1916—23, Pittsburgh 1969; W. A. Williams, Latin America: Laboratory of American Foreign Policy in the 1920ies, Inter-American Economic Affairs 11. 1957, 3—30; ders.. The Legend of Isolationism in the 1920ies, Science & Society 18. 1954, 1—20; ders., A Note on American Foreign Policy in the 1920ies, e'bd., 22. 1958, 1—20; L. C. Gardner, Economic Aspects of New Deal Diplomacy, Madison 1964. Vgl. hierzu auch H . - J . Schröder, ökonomische Aspekte der amerikanischen Außenpolitik, 1900—1923, Neue Politische Literatur 1972, 298—321. Eine vorzüglidic Zusammenfassung bietet neuerdings der Sammelband: From Colony to Empire, Essays in the History of American Foreign Relations, Hg. W. A. Williams, N. Y. 1972. Mit dieser Richtung, die einmal die Bedürfnisse einer expandierenden kapitalistischen Marktgesellschaft in den Mittelpunkt gestellt und zugleich ihr Augenmerk vor allem auf die Entstehung eines amerikanischen „Informal Empire" gerichtet hat, sympathisieren weitere neuere Studien ( z . B . R. Ginger, The Age of Excess, 1877— 1914, London 1965; D. Α. Fletcher, The A w k w a r d Years. American Foreign Relations Under Garfield and Arthur, 1881—85, Columbia 1961; W. J. Pomeroy, American Neo-Colonialism. Its Emergence in the Philippines and Asia, N. Y. 1970; H. Ershkowitz, The Attitude of Business Toward American Foreign Policy 1900—16, University Park 1967; W. V. u. M. V. Scholes, The Foreign Policies of the Taft Administration, Columbia 1970) und ein gut Teil der „Neuen Linken" (z. B. V. Perlo, American Imperialism, N. Y. 1958; R. Steel, Pax Americana, Ν. Y. 1967; G. Liska, Imperial America, Baltimore 1967; D. Horowitz Hg., Containment and Revolution, N. Y. 1967, dt. Darmstadt 1969; R. Barnet, Intervention and Revolution, N. Y. 1968; G. Kolko, The Roots of American Foreign Policy, Boston 1969, dt. Die Hintergründe der US-Außenpolitik, Frankfurt 1971; H. M a g d o r f f , The Age of Imperialism, Ν. Y. 1969, dt. Das Zeitalter des Imperialismus, Frankfurt 1970; G. S. Jones, The American Empire, Modern Occasions 1. 1971, 182—208; vgl. auch C. Julien, Das amerikanische Imperium, Berlin 1969). Dabei kann und darf nidit übersehen werden, daß sich gleichläufig mit dieser Entwicklung audi das allgemeine historiographisdie Interesse an der Geschichte des amerikanischen Imperialismus neubelebte: z. B. C. S. Campbell, Special Business Interests and the Open Door Policy, New Haven 1951; R. Hojstadter, Cuba, the Philippines, and Aianifest Destiny (1952), in: ders.. The Paranoid Style in American Politics, N. Y. 1965, 145—86; H. K. Beale, T. Roosevelt and the Rise of America to World Power, Baltimore 1956, 1962-; ders.. Changing Attitudes in the United States Toward Overseas Expansion, 1895—97, in: 11. International Congress of Historical Sciences, VI, Uppsala 1960, 177—79; T. A. Bailey, America's Emergence as a World Power, P H R 30. 1961, 1 — 16; W. T. Perkins, Denial of Empire. The United States and Its Dependencies, Leyden 1962; H. W. Morgan, America's Road to Empire, N. Y. 1965; J. P. Nichols, The United States Congress and Imperialism, 1861—97, J E H 21. 1966, 526—38; J. A. S. Grenville u. G. B. Young, Politics, Strategy, and American Diplomacy, 1873—1917, New Haven 1966; J. R. Hollingsworth, American Expansion in the Late 19th Century, N. Y. 1967; P. A. Varg, The Making of a Myth, The United States and China 1897—1912, East Lansing 1968; R. W. Winks, Imperialism, in: A Comparative Approach to 357

American History, Hg. С. V. Woodward, Ν. Y . 1968, 277—94; M. В. Young, ТЬе Rhetoric of Empire. American China Policy 1895—1901, Cambridge/Mass. 1968; M. Vlesur, America's Outward Thrust, 1865—90, ОеКаШ 1971; ders.. Rumblings Beneath the Surface: America's Outward Thrust, in: H. W. Morgan Hg., The Gilded Age, Syracuse 1963, 140—68; ders., America Looking Outward: The Years From Hayes to Harrison, Historian 22. 1959/60, 280—95. Dabei wurden auch die anti-imperialistischen Gruppen und Ideen im Anschluß an ältere Studien (M. C. Lanzar, The Anti-Imperialist League, Philippine Social Science Review 3. 1931, 7—41, 118—32; 4. 1932, 182—98,239—54; 5.1933,222—30, 248—73; F. H. Harrington, The Anti-Imperialist Movement in the United States, 1898—1900, M V H R 22. 1935, 211—30; ders.. Literary Aspects of American Anti-Imperialism, 1898—1902, N E Q 10. 1937, 650—67; T. Α. Bailey, Was the Presidential Election of 1900 a Mandate on Imperialism? M V H R 24. 1937, 43—52; W. Gibson, M. Twain and Howells: Anti-Imperialists, N E Q 20. 1947, 435—70) neu untersucht: P. С. Newman, Democracy and Imperialism in American Political Thought, Philippine Social Sciences and Humanities Review 15. 1950, 351—67; H. Baron, Anti-Imperialism and the Democrats, Science & Society 21. 1957, 223—39; C. Lasch, The Anti-Imperialists, the Philippines, and the Inequality of Man, J S H 24. 1958, 319—33; P. Coletta, W. J . Bryan, 3 Bde, Lincoln 1964/69; ders., Bryan, Anti-Imperialism and Missionary Diplomacy, Nebraska History 44. 1963, 167—87; R. L. Beisner, Twelve Against Empire. The Anti-Imperialists 1898—1900, N. Y. 1968; E. B. Tompkins, Anti-Imperialism in the United States. The Great Debate 1890—1920, Philadelphia 1970; ders.. The Old Guard: A Study of Anti-Imperialist Leadership, Historian 30. 1968, 366— 88; ders., Scylla and Charybdis: The Anti-Imperialist Dilemma in the Election of 1900, P H R 36. 1967, 143—61. Modite in diesen Arbeiten auch nicht selten ein untheoretischer, konventioneller Eklektizismus vorherrschen, so erhielten doch öfters auch hier die inneren Antriebskräfte hohe Bedeutung zugemessen (z. B. bei Hofstadter, Young, Plesur). E. R. May hat in den 60er Jahren mehrfach — von Theorien der Meinungsforschung und Kommunikationssoziologie angeregt — die Analyse der Ausbreitung pro-imperialistischer Ideologien als neuen Forsdiungsschwerpunkt zu begründen versucht (Imperial Democracy, N. Y. 1961; ders.. Emergence to World Power, in: J . Higham Hg., The Reconstruction of American History, Ν. Y . 1962, 180—96; ders.. Hg., The American Foreign Policy, Ν. Y. 1963; ders.. An American Tradition in Foreign Policy: The Role of Public Opinion, in: W. H. Nelson u. F. L. Loewenheim Hg., Theory and Practice in American Politics, Chicago 1964, 101—22; ders., American Imperialism, an Reinterpretation, Perspectives in American History 1. 1967, 123—283, selbst. Ν. Y. 1968). Dabei verlegte er sich freilidi zu sehr auf die Analyse der Medianismen der Meinungsverbreitung und überging stillschweigend die sozialökonomisch-politisdien Antriebskräfte, die diese Auffassungen erst gesdiaffen oder ihnen doch erst Resonanz verschafft hatten, so daß bei ihm eine subtile Apologetik durchschlug. Vgl. W. A. Williams, The Acquitting Judge, Studies on the Left 3. 1963/2, 94—99. Die Debatte hält weiter an, wobei die neuerdings wieder vertretene triviale These, daß „die Verbindung von individuellen ökonomisciien Interessen mit den Eigeninteressen der Militärbürokratie für die Erklärung der überwiegenden Mehrheit aller Fälle des modernen amerikanischen Imperialismus" ausreiche (so R. Zevin, An Interpretation of American Imperialism, J E H 32. 1972, 316—60, Zit. 357) dem komplexen Erklärungsmodell der „Wisconsin"-SchuIe weit unterlegen ist. Geht man von der unlängst vorgelegten Zwischenbilanz (From Colony to Empire) und von den zahlreichen laufenden Forsdiungsprojekten aus, dann wird von dieser Richtung 1. eine Aufarbeitung der Expansionsgeschichte bis 1865, 2. eine fortlaufende Differenzierung des bereits erzielten Forschungsstands im Hinblick auf die Zeit von 1865 bis 1939/41 und der ihm angemessenen historischen Theorien, 3. die Analyse der Ent358

Wicklung seit 1945 (vgl. z. B. L. Gardner, Architects of Illusion: Men and Ideas in American Foreign Policy, 1941—49, Chicago 1970) am ehesten zu erwarten sein. V. Fast alle älteren deutschen Beiträge zur Diskussion des amerikanischen Imperialismus sind aus zweiter H a n d gearbeitet. Sie führen auch trotz des möglichen Vorteils der Perspektive von Ausländern im Interpretationsansatz nicht weiter. Das gilt f ü r spezielle Studien (z. B. A. Wirth, Das Wachstum der Vereinigten Staaten, Bonn 1899; E. v. Halle, Die Bedeutung des nordamerikanischen Imperialismus, in: ders., Weltwirtschaftlidie Aufgaben u. weltpolitische Ziele, Berlin 1902, 158—84. H . Oncken, Amerika u. die Großen Mächte, in: Es. M. Lenz, Berlin 1914, 421—80, auch in: ders., Historisch-Politische Aufsätze, I, München 1914, 39—94; ders., Amerikanisdier Imperialismus u. europäischer Pazifismus, Preußische Jahrbücher 144. 1911, 225—34; W. Drascher, Das Vordringen der Vereinigten Staaten im westindischen Mittelmeergebiet, H a m b u r g 1918; W. Meissner, Das wirtschaftliche Vordringen der N o r d a m e r i kaner in Südamerika, Göthen 1919; W. Bitter, Die wirtschaftliche Eroberung Mittelamerikas durch den Bananen-Trust, H a m b u r g 1921, D a r m s t a d t 1 9 7 P ; E. Kimpen, Die Ausbreitungspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika, Berlin 1923; L. Brentano, Die Entwicklung der Vereinigten Staaten zum Imperialismus, Archiv für Politik u. Geschichte 1. 1923, 224—43; A. Salz, Der Imperialismus der Vereinigten Staaten, Archiv f ü r Sozialwissenschaft 50. 1923, 565—616; G. v. Schulze-Gävernitz, Amerikas Überimperialismus, Fs. L. Brentano, I, München 1925, 107—26; A. Hasenclever, Der amerikanische Imperialismus, Vergangenheit u. Gegenwart 18. 1928, 265—80; H . Leusser, Ein Jahrzehnt deutsch-amerikanischer Politik 1897—1906, München 1928; B. Kortmann, Präsident T. Roosevelt u. Deutschland, Emsdetten 1933; I. Kunz-Lack, Die deutsch-amerikanischen Beziehungen 1890—1914, Stuttgart 1935; V. Koch-Weser, Einwirkungen der Regierung der Vereinigten Staaten auf die zentralamerikanischen u. westindischen Republiken, jur. Diss. Halle-Wittenberg, Berlin 1936), aber auch f ü r Darstellungen, z. B. P. Darmstädter, Die Vereinigten Staaten von Amerika, Leipzig 1909; F. Luckwaldt, Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, 2 Bde, Berlin 1920; F. Schönemann, Die Vereinigten Staaten von Amerika, 2 Bde, Berlin 1932; ders., Geschichte der Vereinigten Staaten von N o r d a m e r i k a , Leipzig 1942. Übrigens lagen dit Dinge in Frankreich zu dieser Zeit ganz ähnlich. Vgl. J. Patouillet, L'Impérialisme Américaine, Paris 1904; H . Hauser, L'Impérialisme Américaine, Paris 1905; A. Viallate, Essais d'Histoire Diplomatique Américaine, Paris 1905; R. Jeanroy, L'Impérialisme Américaine et la Lutte Pour la Paciphique, 1869—1925, Paris 1926. Die einzige große Ausnahme bildete die umfangreiche, obschon schwer lesbare, auf deutsche und amerikanische archivalische Quellen gestützte Arbeit von A. Vagts (Deutschland u. die Vereinigten Staaten in der Weltpolitik, 1890—1906, 2 Bde, N . Y. 1935), der freilich 1933 in den USA blieb, wo seine Bände dank der Vermittlung seines Schwiegervaters C. A. Beard auf deutsch erscheinen konnten. Das nationalsozialistische Regime förderte eine Reihe aggressiv-polemischer Propagandaschriften, seriöse Studien konnten bis 1945 in Deutschland nicht mehr erscheinen: F. Schönemann, Demokratie u. Außenpolitik der USA, Berlin 1939; P. H artig, Dollardemokratie USA, Berlin 1941; C. Ross, Die „Westliche Hemisphäre" als Programm u. Phantom des amerikanischen Imperialismus, Leipzig 1942; H. Rumpf, Die zweite Eroberung Ibero-Amerikas, Essen 1942; M. Andrade, Der Einbruch der Vereinigten Staaten in die Ibero-Amerikanische Welt, Essen 1942; F. Berber, Der Mythus der Monroedoktrin, Essen 1942; A. Kalb, USA u. die Philippinen, Essen 1942; ders.. Die Philippinen, Leipzig 1942, 419—34; ders.. Die Vereinigten Staaten u. der Stille Ozean, Geographische Zeitschrift 47. 1941, 153—79; G. Pfeifer, Die Vereinigten Staaten u. Mexiko, Essen 1943; H . Römer, Die Einmischung der USA in die Revolutionen u. Bürgerkriege der westindischen u. zentralamerikanischen Republiken, Essen 1943; R. Walter, Die amerikanische Politik der Offenen Tür in Ostasien, Essen 1943; O. Schäfer, Imperium Americanum. Die Ausbreitung des Machtbereichs der Vereinigten Staaten, Essen 1944. 359

In der Bundesrepublik Deutschland entstanden in den 50er Jahren einige Dissertationen über die hier zur D e b a t t e stehenden Probleme: W. Clement, Die amerikanisdie Samoapolitik u. die Idee des Manifest Destiny, phil. Diss. Marburg 1949, MS_; ders.. Die Monroedoktrin u. die deutsch-amerikanischen Beziehungen im Zeitalter des Imperialismus, J b A 1. 1956, 153—67; L. Tresp, Die Vereinigten Staaten, England u. Deutschland in ihren Beziehungen w ä h r e n d des Venezuela-Grenzstreits von 1895 u. 1902, phil. Diss. Würzburg 1952, MS; U. Копкгег, Die H e r k u n f t der MonroeDoktrin. Studien zur Idee des Manifest Destiny, phil. Diss. Marburg 1953, MS; U. Schottelius-Bock, Das Amerikabild der deutschen Regierung in der Ära Bülow, 1897—1909, phil. Diss. H a m b u r g 1956, MS; G. Deike, Das Amerikabild der deutschen öffentlidien Meinung 1898—1914, phil. Diss. H a m b u r g 1956, MS; N . Hammerstein, Deutschland u. die Vereinigten Staaten im Spiegel der führenden politischen Presse Deutschlands, 1898—1906, phil. Diss. F r a n k f u r t 1956, MS; H . Graf, Die Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika in Ostasien, 1905—14, phil. Diss. München 1956, MS; J. W. Gerhards, T. Roosevelt im Urteil der deutschen öffentlichen Meinung, phil. Diss. Mainz 1962, MS. Aber wie auch die ersten neuen Darstellungen der amerikanischen Geschichte (F. Lenz, Die Vereinigten Staaten im Aufstieg zur Weltmacht, Stuttgart 1946; H . G. Dahms, Geschichte der Vereinigten Staaten, München 1953; E. Samhaber, Geschichte der Vereinigten Staaten von N o r d a m e r i k a , München 1954; vgl. G. Stadtmüller, Rechtsidee u. Machtpolitik in der amerikanischen Geschichte, München 1957; auch M. Silberschmidt, Der Aufstieg der Vereinigten Staaten zur Weltmacht, Aarau 1941; K. Schoenthal, Amerikanische Außenpolitik, Köln 1964) beruhten sie alle auf einer ganz schmalen Basis an gedrucktem Material. In den 60er Jahren wurde die neue amerikanisdie Diskussion zu rezipieren versucht (vgl. meine in Anmerk. 1 aufgeführten Aufsätze), aber von einer breiteren wissenschaftlichen Beteiligung an der Analyse dieser relativ frühen Phase des amerikanischen Imperialismus kann bisher keine Rede sein. Die Bücher von D. Ahrens (Der Karibische Raum als Interessensphäre der Vereinigten Staaten, Stuttgart 1965) und K. Krakau (Missionsbewußtsein u. Völkerrechtsdoktrin in den Vereinigten Staaten von Amerika, F r a n k f u r t 1967) sind primär an rechtlichen bzw. ideologischen Aspekten interessiert; U. Küntzel (Der Dollar-Imperialismus, Neuwied 1968) bringt in seinem polemischen T r a k t a t nichts Neues. E. C. Kollmans Aufsatz (Imperialismus u. Anti-Imperialismus in der politischen Tradition Amerikas, H Z 196. 1963, 343—62) bewegt sich noch ganz in den konventionellen Schemata der 50er Jahre. E. Angermann, der in einem neuen Handbuch diese Zeit behandeln wird {ders. u. G. Kahle Hg., Handbuch der amerikanischen Geschichte, 2 Bde, Stuttgart demn.; völlig überholt ist ders., Die Vereinigten Staaten von Amerika vom Frieden von Gent [1814] bis zum Frieden von Versailles [1919], in: Historia Mundi 10. 1961, 253—331) hat unlängst (Der Imperialismus als Formwandel der amerikanischen Expansion, JbLA 4. 1967; 694—725, wie u. a. die dort nicht erwähnten Arbeiten von J. P. Shenton, Imperialism and Racism, in: Essays in American Historiography, H g . D. Sheehan u. H . C. Syrett, N . Y. 1960, 231—50; P. W. Kennedy, The Concept of Racial Superiority and United States Imperialism, phil. Diss. St. Louis Univ. 1962, MS) den Rassismus als neues Element unter den Antriebskräften des amerikanischen Imperialismus seit den 1890er Jahren hervorgehoben. Ein Einfluß auf das Entscheidungshandeln der leitenden Politiker ist nach meiner Kenntnis der Akten und Nachlässe aber nirgendwo nachweisbar. Als Rechtfertigungsideologie post factum, d. h. nach der Errichtung amerikanischer Kolonialherrschaft oder der Gewinnung kommerzieller Interessensphären, hat der Rassismus sicher manchmal gedient. Mindestens ebensooft hat aber die Furcht vor der Belastung durch neue Rassenprobleme in Kolonien auch abschreckend gewirkt, z. B. hinsichtlich der Annexion Kubas. Der Rassismus, der auch schon in der Expansion der 1840er Jahre eine Rolle spielte, bleibt aber ein ideologisches Moment und berührt nicht kausal den „Formwandel", d. h. den zeitweiligen

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Übergang zu formeller Kolonialherrschaft, anstatt bei dem bewährten „Informal Empire" zu bleiben. So didit aus den amerikanisdien Quellen gearbeitete Studien wie die von K. Schwabe (Deutsche Revolution u. Wilson-Frieden, Düsseldorf 1970), W. Link (Die amerikanisdie Stabilisierungspolitik in Deutschland, 1921—32, Düsseldorf 1970), H.J. Schröder (Deutschland u. die Vereinigten Staaten, 1933—39. Wirtschaft u. Politik in der Entwicklung des deutsdi-amerikanischen Gegensatzes, Wiesbaden 1970), trotz gravierender Mängel auch E. Krippendorf (Die amerikanische Strategie, Frankfurt 1970) stehen für die Zeit vor 1900 bzw. 1917 immer noch aus.

361

4. Quellen- und Literaturverzeichnis Akten Sämtlidie Materialien innerhalb des Zeitraums von 1865 bis 1900 in den Record Groups 24, 45, 46, 49, 59, 80, 233, 313, alle im Nationalardiiv Washington. 2. ΝαώΙα55ε 1. 2. 3. 4.

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