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German Pages [241] Year 2020
Classica et Orientalia 21
CLeO
Claudia Horst (Hg.)
Der Alte Orient und die Entstehung der Athenischen Demokratie Harrassowitz
© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11284-0 - ISBN E-Book: 978-3-447-19908-7
Classica et Orientalia Herausgegeben von Ann C. Gunter, Wouter F. M. Henkelman, Bruno Jacobs, Robert Rollinger, Kai Ruffing und Josef Wiesehöfer Band 21
2020 Harrassowitz Verlag . Wiesbaden
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Der Alte Orient und die Entstehung der Athenischen Demokratie Herausgegeben von Claudia Horst
2020 Harrassowitz Verlag . Wiesbaden
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Umschlagabbildung: Gustav Graef (1821–1895), „Solon lässt den Senat von Athen seine Gesetze beschwören“. Öl auf Leinwand. Foto: Antje Zeis-Loi. © Stiftung Sammlung Volmer, Wuppertal.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available on the internet at http://dnb.dnb.de.
Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter http://www.harrassowitz-verlag.de © Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Verarbeitung: Memminger MedienCentrum AG Printed in Germany ISSN 2190-3638 ISBN 978-3-447-11284-0 e-ISBN 978-3-447-19908-7
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Inhalt Vorwort........................................................................................ VII Claudia Horst Einleitung: Demokratie und agonale Politik in Mesopotamien und Griechenland.... IX Marc Van De Mieroop Popular Participation in the Political Life of the Ancient Near East....................
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Sebastian Fink Criticizing the King in Ancient Mesopotamia: An Overview. . ......................... 11 Johannes Haubold Politische Redekultur im griechischen und akkadischen Epos.......................... 37 Wolfgang Oswald Die politischen Konzeptionen des Deuteronomiums als Teil des politischen Denkens der antiken Mittelmeerwelt.................................... 55 Kurt A. Raaflaub Der ,grosse Sprung‘ in Politik und politischem Denken der frühen Griechen und das Εnde einer Ost-West-koinē......................................................... 71 Karen Radner & Alexander Vacek The Site of Al-Mina, the Port of Aḫtâ and Mediterranean Trade in the Age of the Assyrian Empire...................................................................... 107 Winfried Schmitz Die Welt in der Mitte. Naturwissenschaftliche und politische Konzepte am Übergang von aristokratischen zu demokratischen Ordnungen.................... 173 Hans Kloft Die attische Demokratie ein Verteilungsmodell........................................... 195 Wilfried Nippel Die athenische Demokratie und wir........................................................ 213
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Vorwort Der vorliegende Sammelband „Der Alte Orient und die Entstehung der Athenischen Demokratie“ ist das Ergebnis einer internationalen und interdisziplinären Tagung, die vom 3. bis 4. Juni 2016 am Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst stattgefunden hat. Die Tagung, die im Kontext meines Habilitationsprojektes entstanden ist, wurde durch ein vom Hanse-Wissenschaftskolleg ausgeschriebenes Associate Junior Fellowship gefördert. In diesem Zusammenhang sei Dr. Susanne Fuchs, die das Projekt betreute, ebenso wie den an der Organisation beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kollegs zu danken. Darüber hinaus gilt ein besonderer Dank der Fritz Thyssen Stiftung, die die Reisekosten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer übernommen hat. Die Drucklegung dieses Bandes wurde durch Mittel der Alexander von Humboldt-Professur von Prof. Dr. Karen Radner ermöglicht. Allen, die an der Tagung mit Vorträgen und Diskussionen teilgenommen und zur Entstehung des vorliegenden Buches beigetragen haben, sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt. München, Juni 2020 Claudia Horst
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Einleitung: Demokratie und agonale Politik in Mesopotamien und Griechenland Claudia Horst
Athen gilt nach klassischer Auffassung als Wiege Europas und als Wegbereiterin der modernen Demokratie. Bereits Perikles hat im 5. Jahrhundert v. Chr. in seiner von Thukydides referierten Gefallenenrede die Besonderheit Athens hervorgehoben: „Die Verfassung, nach der wir leben, vergleicht sich mit keiner der fremden; viel eher sind wir für sonst jemand ein Vorbild als ein Nachahmer anderer.“ 1 Diese Aussage des Perikles ist problematisch, nicht weil sie die politischen Leistungen der Athener hervorhebt, die zu Recht bis heute Bewunderung finden, sondern aufgrund der verwendeten Strategie, die das Ziel hat, mit einer Abgrenzung von anderen Kulturen ein möglichst positives Athenbild zu konstruieren. Obwohl Perikles Athen mit dieser Aussage vom oligarchisch regierten Sparta abhob, ist es nicht unwahrscheinlich, dass er in einem größeren Kontext, wie viele andere Zeitgenossen, an monarchische Systeme sowohl in der griechischen Vergangenheit als auch im Osten gedacht haben wird. 2 Die von Perikles verwendete kommunikative Strategie, mit der eine Distanz zu anderen Kulturen geschaffen werden sollte, hat letztlich die Dichotomie zwischen der Athenischen Demokratie und der östlichen Despotie begründet, die teilweise noch in unserer Zeit wirkmächtig ist. 3
1 Thuk. 2,37 (Übers. von Georg P. Landmann). 2 Vgl. dazu Will, Wolfgang, Thukydides und Perikles. Der Historiker und sein Held, Bonn 2003, 203–208, bes. 207. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang der Hinweis von Lynette Mitchell, dass Perikles im Jahr 472 v. Chr. als chorēgos (IG ii2 2318.9–11) finanziell verantwortlich für die Aufführung der Aischyleischen Tragödie Die Perser war. Die Arbeiten von Mitchell weisen überzeugend nach, wie konstitutiv der im politischen Denken des 5. Jahrhunderts wiederholt aufgegriffene Gedanke der Monarchie für die Entstehung und Institutionalisierung der Athenischen Demokratie war. Vgl. Mitchell, Lynette, Political Thinking on Kingship in Democratic Athens, in: Polis. The Journal for Ancient Greek and Roman Political Thought 36, 2019, 442–465, bes. 444–452 m. Anm. 10; Mitchell, Lynette, Thucydides and the Monarch in Democracy, in: Polis. The Journal for Ancient Greek Political Thought 25.1, 2008, 1–30, 10–16. 3 Vgl. dazu den Beitrag von Robert Rollinger, Old Battles. New Horizons: The Ancient Near East and the Homeric Epics, in: Robert Rollinger, Erik van Dongen (Hg.), Mesopotamia in the Ancient World. Impact, Continuities, Parallels (Melammu Symposia 7), Münster 2015, 5–34.
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Obwohl die moderne Forschung seit der Mitte des 20. Jahrhunderts und insbesondere seit den in den 1980er Jahren entstandenen postcolonial studies den Gegensatz zwischen Ost und West vielfach hinterfragt und zahlreiche Berührungspunkte zwischen den Kulturen nicht nur in den Bereichen Religion, Literatur und Mythos, sondern zunehmend auch im Bereich des Politischen erkannt hat, wird die Frage, ob es demokratische Strukturen außerhalb von Griechenland gegeben hat, trotz der beobachteten Parallelen weiterhin kontrovers diskutiert. Es erscheint immer wieder problematisch oder sogar unmöglich zu sein, die Demokratie in ihrer Art und Weise, wie sie sich in Griechenland entwickelt und im 5. Jahrhundert in ihrer radikalen Form etabliert hat, mit den Verhältnissen im Nahen Osten in Beziehung setzen zu können. Aufgrund der Beharrungskräfte der Palast- und Tempelstrukturen fällt es schwer, den städtischen Versammlungen (puḫru) im Osten eine vergleichbare Wirkungsmacht zuzugestehen wie der insbesondere aus Athen bekannten Volksversammlung, die Beschlüsse für die gesamte Gemeinschaft treffen konnte. 4 Die Ausbildung egalitärer Strukturen und die damit verbundene Abgrenzung von Hierarchien sowohl in monarchischen als auch in aristokratischen Systemen, wird fast ausnahmslos als spezifische Leistung der griechischen Kultur begriffen. 5 Vor dem Hintergrund der zweifellos vorhandenen Differenzen hat es immer wieder Versuche gegeben, den Blick auf mögliche Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen und den politischen Systemen zu lenken. So hat Thorkild Jacobsen bereits in den 1940er Jahren darauf hingewiesen, dass sich im alten Mesopotamien städtische Versammlungen gebildet haben, die auf die Wahl des Königs und auf dessen Entscheidungen Einfluss nehmen und insofern seine absolute Macht begrenzen konnten. Jacobsen bezieht sich vor allem auf die mesopotamischen Stadtstaaten des frühen 3. Jahrtausends, in denen sich noch vor den großen Reichsbildungen Strukturen städtischer Selbstverwaltung ausbilden konnten, die er als Form einer „primitive democracy“ bezeichnet. 6 4 Vgl. dazu auch Anm. 25. 5 So beobachtet Christian Meier, nachdem er in seinem im Jahr 2009 erschienenen Buch „Kultur, um der Freiheit willen“ vielfältige Berührungspunkte und Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West dargestellt hat, tiefgreifende Unterschiede zwischen den Kulturen gerade im Politischen. Die von den Griechen hervorgebrachten politischen Organisationsformen seien letztlich völlig anders, völlig neu gewesen. Im Osten sei Herrschaft der Motor für die Entstehung von Politik, Mentalität, Mythos, Religion und Wissenschaft gewesen, im Westen hingegen die Freiheit, die sich gegen die Zumutungen richtete, derer die Griechen während der Perserkriege gewahr geworden seien. Meier, Christian, Kultur, um der Freiheit willen. Griechische Anfänge – Anfang Europas, München 2009, 333. 6 Jacobsen, Thorkild, Early Political Development in Mesopotamia, in: Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie 52.1, 1957, 91–140, 99–112; Jacobsen, Thorkild, Primitive Democracy in Ancient Mesopotamia, in: Journal of Near Eastern Studies 2.3, 1943, 159–172, 160–166, bes. 170. Die Arbeiten von Jacobsen werden trotz der Kontroversen, die sie ausgelöst haben, in manch einer Hinsicht noch immer als bahnbrechend betrachtet. Vgl. dazu die Kommentare von Daniel E. Fleming, Democracy’s Ancient Ancestors. Mari and Early Collective Governance, Cambridge 2004, 15–16 und von Marc Van De Mieroop, Democracy and the Rule of Law, the Assembly, and the First Law Code, in: Harriet Crawford (Hg.), The Sumerian World, London, New York 2013, 277–289, 285–286. Siehe auch die Hinweise zu Jacobsen von Marc Van De Mieroop und Kurt A. Raaflaub in diesem Band, S. 1–2, 6–7 und 79.
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Demokratie und agonale Politik in Mesopotamien und Griechenland
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In Anknüpfung an Jacobsen sind seither weitere, zahlreiche Beiträge zu den städtischen Versammlungen und zu der Frage entstanden, ob und in welchem Umfang sich im Nahen Osten demokratische Strukturen entwickeln konnten. Aus der jüngeren Forschung ist an dieser Stelle nur auf die Monographien von Daniel E. Fleming und Kristoffer Momrak hinzuweisen. Wie Daniel E. Fleming zeigen konnte, hat es in Mari Formen kollektiven Entscheidens sogar unabhängig von der patronalen Macht eines Monarchen gegeben. Das politische Handeln der Gemeinschaft und das Handeln des Königs müssten, so Fleming, als zwei Elemente desselben politischen Systems verstanden werden, die sich konkurrierend oder komplementär zueinander verhalten konnten. Die in den städtischen Strukturen von Mari zu beobachtenden Entscheidungsformen, die ohne das Konzept eines Oberhaupts oder eines Königs auskamen, hätten bereits kulturelle Merkmale besessen, die später ebenfalls für die demokratische Polis in Athen wesentlich waren. 7 Dass das Volk und die städtischen Versammlungen im Osten zwar nicht einen den aus Griechenland bekannten Versammlungen vergleichbaren, aber dennoch beträchtlichen Einfluss auf die bestehenden Machtstrukturen nehmen konnten, indem sie beispielsweise einen König durch einen neuen König ersetzen konnten, hält auch die vergleichende Untersuchung von Kristoffer Momrak als Ergebnis fest. 8 Auf die Frage, ob die Versammlungen im Osten ebenso wie jene in Griechenland mitunter weitreichende Entscheidungen treffen konnten, die die gesamte Gemeinschaft betrafen, nimmt der Aufsatz von Sebastian Fink in diesem Sammelband kurz Bezug. Ausgehend von der Beobachtung, dass eine städtische Gemeinschaft gegen einen König rebellieren und seine Absetzung erzwingen konnte, wird schließlich die vielfach diskutierte Frage angesprochen, ob nur das Verhalten einzelner Könige oder auch das Königtum als Institution infrage gestellt werden konnte. 9 Ein Problem, das jeden Versuch, die politischen Systeme miteinander zu vergleichen, erschwert, ist die Quellenlage, die sich für Griechenland sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht gegenüber der aus Mesopotamien bekannten Überlieferung weitaus besser darstellt. Während die griechischen Quellen relativ gut über die Institutionen, Verfahren und komplexen Entscheidungsprozesse innerhalb der Athenischen Demokratie Auskunft geben, sind den altorientalischen Quellen teilweise nicht einmal grundlegende Informationen wie über die Zusammensetzung oder den Ablauf von Versammlungen zu entnehmen. Die unterschiedliche Qualität der Überlieferung, die sich nicht wesentlich ändern wird, spricht jedoch nicht dagegen, auch in Zukunft nach möglichen Gemeinsamkeiten zwischen den politischen Systemen zu fragen. Inwieweit es möglich ist, die politischen Verhältnisse in Mesopotamien mit der Entstehung der Demokratie in Griechenland in 7 Fleming, Democracy’s Ancient Ancestors, 170–241. 8 Momrak, Kristoffer, Popular Power in Ancient Near Eastern and Archaic Greek Polities. A Reappraisal of Western and Eastern Political Cultures, Bergen 2013, 419–504, bes. 432–435, 544–546. 9 Vgl. dazu Radner, Karen, Revolts in the Assyrian Empire. Succession Wars, Rebellions Against a False King and Independence Movement, in: John J. Collins, Joseph G. Manning (Hg.), Revolt and Resistance in the Ancient Classical World and the Near East, Leiden, Boston 2016, 41–54, 54; Pongratz-Leisten, Beate, Herrschaftswissen in Mesopotamien (State Archives of Assyria Studies 10), Helsinki 1999, 3.
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Verbindung zu bringen, ist nicht allein von der Quellenlage, sondern auch von der Fragestellung und der Definition des Demokratiebegriffes abhängig. Jeder Perspektivwechsel führt schließlich zu einer Neuinterpretation der Quellen und vielleicht dazu, bislang unberücksichtigt gebliebene Quellen als relevante Untersuchungsgegenstände zu erkennen. In dem vorliegenden Band wurde die Demokratie nicht wie allgemein üblich ausschließlich als Verfassungsform untersucht. Dies hat zur Folge, dass sich das Interesse nicht in erster Linie auf die Institutionen der Demokratie richtete, sondern auch auf die in ihrem Tiefengewebe verankerten sozialen Praktiken und mentalen Strukturen sowie auf die ihr zugrunde liegenden Macht- und Herrschaftsverhältnisse, die konstitutiv sind für die zwischen Repräsentanten und Repräsentierten stattfindenden Interaktionen. Diese Perspektive knüpft an neuere politikwissenschaftliche Überlegungen an, die zwischen Macht- bzw. Herrschaftsbeziehungen und demokratischen Strukturen keinen Widerspruch, sondern einen notwendigen Zusammenhang erkennen. So hat Juliane Rebentisch betont, dass hierarchische Strukturen auch für Demokratien unumgänglich sind, da es „den demos der Demokratie niemals jenseits der damit zugleich etablierten Trennung zwischen Repräsentanten und Repräsentierten, Produzierenden und Rezipierenden, Regierenden und Regierten gibt. Es gibt ihn (den demos) nie als solchen“ 10. Da es zwischen den gemeinschaftlich definierten und den individuellen Interessen einer heterogenen Menge immer einen unüberbrückbaren Abstand geben wird, wird der Streit als ein für die Beziehungen zwischen Repräsentanten und Repräsentierten konstitutives Element betrachtet. Vor dem Hintergrund des Streits, der im Rahmen agonaler Politiktheorien als wesentliches Merkmal demokratischer Politik beschrieben wird, stellen sich hierarchische Beziehungen zwar als ein Faktum, aber niemals als ein unumstrittenes Faktum dar. Bestehende Machtbeziehungen und die aus ihnen resultierenden Ungleichheiten sind nicht statisch und unveränderbar, sondern relational und dynamisch. Ausgehend von diesen Überlegungen wird erkennbar, dass die demokratische Politik mit ihren agonalen Formen nicht nur auf der Ebene der Institutionen, sondern in dem zwischen Regierenden und Regierten bestehenden Spannungsverhältnis ihren Ort hat. 11 Die Art und Weise, wie demokratische Politik mit autoritärer Macht und mit Herrschaftsbeziehungen umgeht, sie einhegt und begrenzt, war auch eine grundlegende Frage des vorliegenden Buches. Ein wesentliches Instrument, mit dem demokratische Politik sicherzustellen versucht, dass sich die Regierenden nicht von den Interessen derjenigen entfernen, die sie repräsen10 Rebentisch, Juliane, Die Kunst der Freiheit. Zur Dialektik demokratischer Existenz, Berlin 2012, 22–23. 11 Rebentisch, Juliane, Masse – Volk – Multitude. Überlegungen zur Quelle demokratischer Legitimität, in: WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung 8.2, 2011, 3–18, 15. Zu agonalen Politiktheo rien vgl. Laclau, Ernesto, Mouffe, Chantal, Hegemony and Socialist Strategy. Towards a Radical Democratic Politics, 2. Aufl., London, New York 2014 (1. Aufl. 1985); Mouffe, Chantal, Agonistik. Die Welt politisch denken, Berlin 2014, 21–42 (engl. Originalausgabe London, New York 2013); Mouffe, Chantal, Das demokratische Paradox, Wien, Berlin 2008, durchgesehene Nachauflage 2015, 85–106 (engl. Originalausgabe London, New York 2000); Vardoulakis, Dimitris, Stasis before the State. Nine Theses on Agonistic Democracy, New York 2018.
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Demokratie und agonale Politik in Mesopotamien und Griechenland
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tieren, ist die Rechenschaftspflicht. Die an die Regierenden gerichtete Forderung, Rechenschaft für ihr Handeln und für ihre Entscheidungen abzulegen, wird in der politischen Theorie als ein grundlegendes Merkmal jeder Demokratie bezeichnet. 12 Aus Athen sind durch die Euthynai und die Dokimasie verschiedene Formen der Amtsüberprüfung bekannt. Bemerkenswert ist, dass es auch in Mesopotamien eine gesetzlich fixierte Rechenschaftspflicht gab. So wurde bereits im 5. Paragraphen des Codex Hammurapi festgelegt, dass einem Richter, der sich nicht an das Gesetz hält, der Sitz in der Versammlung entzogen werde. 13 Darüber hinaus gab es gesetzlich verankerte Strategien, die den exkludierenden Auswirkungen von Macht- und Herrschaftsstrukturen entgegenwirken sollten. Hierfür ist wiederum der Codex Hammurapi ein Beispiel, der sich von despotischen Herrschaftsformen distanziert, indem er die Forderung aufstellt, dass der Schwache nicht vom Starken geschädigt werden dürfe. 14 Dass es die Forderung nach einer Rechenschaftslegung in monarchischen Systemen geben kann, scheinen Beobachtungen der neueren Monarchieforschung ebenfalls zu bestätigen. Wie ihre Ergebnisse zeigen, habe die Monarchie zu der nach Autonomie strebenden politischen Ordnungsform der Polis, der Stadt und des Stadtstaates, stets in einem latent konfliktträchtigen Spannungsverhältnis gestanden. 15 Eine monodirektionale Kommunikation, bei der alle Entscheidungen ihre Ursache in der Person des Herrschers haben, ist auch in monarchischen Systemen nicht möglich. Der permanent den Erwartungen und Forderungen seiner Subjekte ausgesetzte Monarch, muss seinen Herrschaftsanspruch immer wieder neu begründen und seine Legitimität unter Beweis stellen, wenn er seine Akzeptanz nicht verspielen möchte. 16 Für die Gewinnung politischer Akzeptanz wird der Kommunikation eine entscheidende Rolle beigemessen, die für die zwischen dem Monarchen und den Menschen stattfindende Interaktion vermittelnde Funktionen übernehmen konnte. 17 Diese Form der Kommunikation wird vielfach als affirmativ charakterisiert, da sie bestehende Herrschaftsstrukturen eher stabilisierte als infrage stellte. Darüber hinaus wird ihr ein subversives Potential beigemessen, das ihr allerdings nur im
12 Cheneval, Francis, Demokratietheorien zur Einführung, Hamburg 2015, 149; Rosa, Hartmut, Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung, 2. Aufl., Berlin 2016, 364–365 (1. Aufl. 1995). 13 CH §5 (Roth, Martha R., Law Collections from Mesopotamia and Asia Minor, Atlanta, Georgia 1997, 82). 14 CH i 27–49 (Roth, Law Collections, 76). Hierfür finden sich weitere Beispiele aus anderen Kulturen, zum Beispiel auch aus Ägypten. 15 Rebenich, Stefan, Wienand, Johannes, Monarchische Herrschaft im Altertum. Zugänge und Perspektiven, in: hg. von Stefan Rebenich unter Mitarbeit von Johannes Wienand, Monarchische Herrschaft im Altertum, Berlin, Boston 2017, 1–41, 3–4. 16 Rebenich, Wienand, Monarchische Herrschaft, 7,13,15. 17 Rebenich, Wienand, Monarchische Herrschaft, 14–15, 17. Das wechselseitige Verhältnis zwischen Macht und Kultur in monarchischen Strukturen wird auch beschrieben in dem Kapitel „Kulturgeschichte des Politischen“ in der Dissertation von Claudia Horst, Marc Aurel. Philosophie und politische Macht zur Zeit der Zweiten Sophistik, Stuttgart 2013, 40–45.
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Falle einer Usurpation Einflusschancen versprach, in dem die Regierbarkeit eines politischen Systems ohnehin schon an seine Grenzen gestoßen war. 18 Inwieweit diese Kommunikation agonale Formen übernehmen konnte und es berechtigt ist, die gegen autoritäre Machtambitionen gerichteten Interventionen auch in monarchischen Verhältnissen als Ausdruck einer demokratischen Politik zu verstehen, wird kontrovers diskutiert und ist letztlich davon abhängig, ob Monarchie und Demokratie ausschließlich als Verfassungsformen voneinander unterschieden werden. Als Verfassungsform unterscheidet sich die Monarchie, in der nur eine Person an der Spitze steht, von der Demokratie formal dadurch, dass diese eine Politik mit gespaltener Spitze betreibt und sich die politische Macht auf Viele verteilt. 19 Demnach unterscheiden sich die einzelnen Verfassungen, wie schon Aristoteles behauptet hat, vor allem der Zahl nach voneinander. 20 Aus verfassungstheoretischer Perspektive erscheint auch der Streit zunächst einen deutlichen Unterschied zwischen Monarchie und Demokratie darzustellen. Dies wird insbesondere anhand der modernen Demokratie erkennbar. Hier hat der Streit durch die Differenzierung von Regierung und Opposition eine institutionalisierte Form erhalten und ist somit selbst ein Teil des politischen Systems geworden. 21 Und auch in Athen wurde der Streit durch die Volksversammlung als zentrale Organisation des Gemeinwesens in das politische System integriert. Sie gab jedem Bürger die Möglichkeit, seinen Willen formulieren und für seine Durchsetzung kämpfen zu können. Demgegenüber scheint es in Monarchien einen institutionalisierten Dissens nicht zu geben. Dies wird besonders deutlich anhand des Regierungswechsels. Während die Demokratie mit der Einführung von Wahlen und Verfahren Bedingungen dafür geschaffen hat, den Regierungswechsel kampflos zu gestalten und die Inhaber der höchsten Macht ins Amt zu wählen oder abzuwählen, wenn diese die Interessen des Volkes nicht mehr repräsentieren, ist in der Monarchie häufig die Usurpation das einzige Mittel, um einen Regierungswechsel herbeiführen zu können. 22 Auch die gegenüber dem König geäußerte Kritik sei fast immer konturlos und wirkungslos geblieben, da es letztlich von dem Belieben des Königs abhing, ob er auf sie reagierte. Im Gegensatz zu der hier dargestellten verfassungstheoretischen Perspektive gehen agonale Demokratietheorien davon aus, dass sich der Streit nicht auf die Institutionen begrenzen lässt und die politische Macht nicht nur in den Händen der Repräsentanten liegt. Macht konstituiert vielmehr einen Raum, in dem Regierende und Regierte über soziale und politische Einflusschancen verhandeln und ihre Lebenswelt betreffende Deutungskämpfe führen. Ob politische Entscheidungen durchsetzbar sind, ist letztlich
18 Luhmann, Niklas, Die Politik der Gesellschaft, Frankfurt am Main 2002, 101; Luhmann, Niklas, Theorie der politischen Opposition, in: Zeitschrift für Politik. Neue Folge 36.1, 1989, 13–26, 14–16. 19 Luhmann, Theorie der politischen Opposition, 17–18. 20 Aristot. pol. 1279a 22–1279b 19. 21 Luhmann, Theorie der politischen Opposition, 13. 22 Luhmann, Politik der Gesellschaft, 98.
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Demokratie und agonale Politik in Mesopotamien und Griechenland
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davon abhängig, dass sie in diesem Raum Anerkennung finden. 23 Vergleichbare Strukturzusammenhänge lassen sich ebenfalls in monarchischen Verhältnissen beobachten. Wie die Abhängigkeit des Herrschers von der Akzeptanz seitens der Regierten verdeutlicht, waren es vor allem machtpolitische und keineswegs nur normative Gründe, die einzelne Könige dazu veranlassten, sich nicht über Kritik und den Rat der städtischen Versammlungen hinwegzusetzen. Zu deutlich stand ihnen das Beispiel solcher Könige vor Augen, die permanenten Unruhen während ihrer Herrschaft und dem Risiko, eines unnatürlichen Todes zu sterben, ausgesetzt waren, weil sie die an sie gerichteten Erwartungen gezielt ignorierten. 24 Die Kritik an religiösen und politischen Strukturen konnte in Mesopotamien einen großen Raum in der städtischen Öffentlichkeit einnehmen. Ein Beispiel, mit der sich das Volk Gehör verschaffte, sind die Straßen und Plätze, die ursprünglich der königlichen Repräsentation dienen sollten, dann aber für Proteste genutzt wurden. 25 Hinweise auf eine Institutionalisierung des Streits geben insbesondere die verschiedenen Versammlungen, die die Möglichkeit hatten, Verhandlungen mit königlichen Gesandten zu verweigern, und teilweise unabhängig vom König zu entscheiden, gegen eine andere Stadt Krieg zu führen, sodass das Monopol über die physischen Gewaltmittel in ihrem Gemeinwesen in ihren Händen lag. 26 Schließlich gab es neben der bereits genannten Form der Rechenschafts23 Vgl. auch Horst, Marc Aurel, 44–45. 24 Ein Beispiel ist der sog. babylonische Fürstenspiegel, der als „‚warning‘ text“ bezeichnet wurde, weil er dem König unmissverständlich vor Augen führt, welche Konsequenzen sein Handeln hat, wenn er sich über die Interessen des Volkes hinwegsetzt: „Wenn der König auf das Recht nicht achtet, werden die Leute revolutioniert, sein Land wird zerstört werden. Wenn er auf das Recht seines Landes nicht achtet, wird Ea, der König der Geschicke, sein Geschick ändern, ein widriges werden die Götter ihn leiten. Wenn er auf seinen Ratgeber nicht achtet, werden seine Tage verkürzt werden. Wenn er auf den Künstler nicht achtet, wird sein Land von ihm abfallen.“ (Meissner, Bruno, Babylonien und Assyrien, 2 Bde., Heidelberg 1920/1925, 65f.) Vgl. dazu Finn, Jennifer, Much Ado about Marduk. Questioning Discourses of Royalty in First Millennium Mesopotamian Literature, Boston, Berlin 2017, 85–95. 25 Vgl. dazu Horst, Claudia, The Greek agora in the Context of Sites of Political Assembly in the Ancient Near East, in: Constanze Graml, Annarita Doronzio, Vincenzo Capozzoli (Hg.), Rethinking Athens before the Persian Wars. Proceedings of the International Workshop at the Ludwig-Maximilians-Universität München, München 2019, 239–250; Amélie Kuhrt hat darauf hingewiesen, dass die geringe Berücksichtigung der städtischen Topographie nicht nur in politischen Ideologien ihre Ursache hat, sondern auch das Ergebnis der archäologischen Forschung ist, die ihre Aufmerksamkeit zunächst vor allem auf die großen Palastanlagen und Tempel und nicht auf die in ihrem Schatten liegenden städtischen Strukturen gerichtet hat. Im Gegensatz zu den innerhalb des Ruinengeländes deutlich erkennbaren Erhöhungen und Kuppen, die bedeutende Gebäude erwarten ließen, blieben die tiefgelegenen Senken in der Regel von den Grabungsschnitten unberücksichtigt. Dies hat sich in der jüngeren Forschung grundlegend geändert, die zunehmend auch Wohnbezirke sowie Häuser und Straßen in den Blick nimmt. Kuhrt, Amélie, ‚Even a Dog in Babylon is Free‘, in: Tim Cornell, Oswyn Murray (Hg.), The Legacy of Arnaldo Momigliano (Warburg Institute Colloquia 25), London 2014, 77–87, 77f. 26 Über welchen Einfluss die städtischen Versammlungen verfügten und wie autonom sie waren, zeigt die Untersuchung von Goijko Barjamovic, Civic Institutions and Self-Government in Southern
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pflicht eine aus Griechenland bekannten Verfahren vergleichbare Begrenzung von Amtszeiten, die ebenfalls Machtakkumulationen verhindern sollte. 27 Diese Beispiele mögen Indizien dafür sein, dass die Kommunikation zwischen Regierenden und Regierten in der Monarchie nicht nur affirmative, sondern auch agonale Funktionen übernehmen konnte, die dem Volk Handlungsräume eröffnen, bestehende Machtverhältnisse infrage stellen und den König veranlassen konnten, auf Forderungen reagieren zu müssen. 28 Die Frage, welche Wirkungsmacht agonale Politik in informellen und institutionalisierten Kontexten entfalten konnte und welche Verfahren geschaffen wurden, um Machtakkumulationen und der Ausbildung hierarchischer Strukturen entgegenzuwirken, wird auch in dem vorliegenden Band diskutiert, in dem Demokratie und Monarchie ebenfalls nicht nur als Verfassungsformen und auf der Grundlage ihrer Institutionen untersucht werden. Die agonalen Strukturen demokratischer Politik stellen sich in heuristischer Hinsicht als ein geeigneter Ausgangspunkt dar, um Mesopotamien und Griechenland miteinander vergleichen und Spezifika der jeweiligen Kulturen benennen zu können. In den Beiträgen dieses Buches wurden aus Mesopotamien bekannte politische Strukturen nicht nur zur archaischen Zeit, sondern vor allem auch zur Athenischen Demokratie des 5. Jahrhunderts in Beziehung gesetzt, die mit der Ausbildung radikaldemokratischer Formen einen extremen Vergleichsmaßstab darstellt. 29 Der Beitrag von Marc Van De Mieroop zeigt, dass verschiedene Formen politischer Partizipation ein Strukturmerkmal der Geschichte des Nahen Ostens bildeten. Möglichkeiten, die Herrscher mit ihrem autoritären Machtanspruch zu hinterfragen, habe es ebenso wie die damit verbundenen Strukturen städtischer Selbstverwaltung nicht nur in den mesopotamischen Stadtstaaten des 3. Jahrtausends, sondern auch während des Assyrischen Reiches im 1. Jahrtausend gegeben. Obwohl die assyrische Herrschaft als eine besonders extreme Form der Despotie beschrieben wurde, sei sie allein aufgrund ihrer Größe nicht fähig gewesen, die vielen, vom Zentrum meist weit entfernten Städte, Dörfer und Stammesgesellschaften direkt zu regieren und vollständig zu kontrollieren. Stattdessen sei es immer wieder zu Verhandlungen mit diesen Städten gekommen, die teilweise auf eine lange Tradition kollektiven Entscheidens zurückblicken konnten. Wie sich ausgehend von dem kollektiven Handeln, das sich über die städtische Versammlung hinaus in weiteren Versammlungen und vielfältigen Gruppierungen Ausdruck verschafft habe, Mesopotamia in the Mid-First Millennium BC, in: Jan G. Dercksen (Hg.), Assyria and Beyond. Studies Presented to Mogens T. Larsen, Leiden, Istanbul 2004, 47–98, 63–65, 83–84. 27 Der Begriff līmum bezeichnet in Assyrien den eponymen bzw. den Jahresbeamten, der jährlich durch ein Losverfahren bestimmt wurde. Mario Liverani spricht in diesem Zusammenhang von einer „Mischverfassung“, die sich nach seiner Auffassung zusammensetzte aus „a monocratic power represented by the king, an aristocratic power represented by the līmum, and a democratic power represented by the city assembly”. Liverani, Mario, From City-State to Empire. The Case of Assyria, in: Jóhann P. Arnason, Kurt A. Raaflaub (Hg.), The Roman Empire in Context. Historical and Comparative Perspectives, Oxford 2011, 251–269, 262. 28 Rosa, Resonanz, 364–365. 29 Zu der Konzeption von Athen als Modell, vgl. Nippel, Wilfried, Antike oder moderne Freiheit? Die Begründung der Demokratie in Athen und in der Neuzeit, Frankfurt am Main 2008, 11–12.
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Demokratie und agonale Politik in Mesopotamien und Griechenland
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eine „people’s history of the Ancient Near East“ weiterentwickeln ließe, wird in diesem Aufsatz bereits angedeutet. Mit der Frage nach der politischen Wirkungsmacht agonaler Strukturen befassen sich auch die Aufsätze von Sebastian Fink und Johannes Haubold. So zeigt Sebastian Fink, dass in Mesopotamien die von Schreibern und Gelehrten verfassten Texte nicht nur die Herrschaft des Königs legitimierten, sondern auch vom herrschenden Diskurs abweichende Meinungen und Kritik enthielten. Besonderes Interesse gilt der Frage, unter welchen machtpolitischen Voraussetzungen die freie Äußerung von Kritik erlaubt, verboten oder und unter Strafe gestellt wurde. Gezeigt wird schließlich, dass Kritik nicht nur von Einzelnen, sondern von der gesamten Gemeinschaft gegen den Herrscher gerichtet werden konnte. Die vergleichende Analyse von Johannes Haubold untersucht ausgehend von Homers Ilias und dem babylonischen Weltschöpfungsepos Enūma eliš die Frage, welche unterschiedlichen Funktionen die politische Redekultur in Griechenland und in Mesopotamien übernommen hat. Beide Epen waren fest in der sozialen und politischen Interaktion der Gesellschaft verankert. Während Homer regelmäßig an den Panathenäen aufgeführt werden sollte, wurde das Enūma eliš stets zum Neujahrsfest rezitiert. Idealtypisch wird dem institutionalisierten Streit in der Demokratie mit dem Recht der freien (parrhēsia) und gleichberechtigten Rede (isēgoria) eine autokratische Beschwichtigungs- und Beratungskultur gegenüberstellt, um vor diesem Hintergrund und in Hinblick auf verschiedene Machtstrukturen nicht nur die Unterschiede, sondern auch die Gemeinsamkeiten der politischen Redekultur in Ost und West herauszustellen. In den Beiträgen von Wolfgang Oswald und Kurt A. Raaflaub bilden das politische Denken in der antiken Mittelmeerwelt und die institutionellen Voraussetzungen demokratischer Politik den Gegenstand der Analyse. Wolfgang Oswald unterzieht in seinem Beitrag das Deuteronomium nicht, wie allgemein üblich, einer theologischen Exegese, sondern einer politischen Lesart. Die politische Konzeption des Deuteronomiums, die die Rolle des Bundes bzw. des Vertrags, der Gesetze und des Königs in Juda darlegt, habe griechischen Poliskonzeptionen wesentlich nähergestanden als politischen Ordnungsvorstellungen im Nahen Osten. Dieser Befund sei ein Indiz dafür, dass das Deuteronomium nicht im Rahmen einer traditionellen altorientalischen Monarchie betrachtet werden könne, die Juda bis zum Jahr 587 v. Chr. war. Wenn das Deuteronomium erst nach der Abschaffung des Königtums in einem bürgerverbandlichen Gemeinwesen entstehen konnte, sei es entgegen der allgemeinen Auffassung schließlich nicht in das ausgehende 7., sondern frühestens ins 6. Jahrhundert zu datieren. In dieser Zeit seien die Deuteronomisten, die Teil einer ostmediterranen Koinē waren, vermutlich von griechischen Polisvorstellungen beeinflusst worden. Kurt A. Raaflaub zeigt in seinem Beitrag, dass die Frage, welche Analogien und Unterschiede sich in Hinblick auf die politische Praxis und das politische Denken in Mesopotamien und Griechenland feststellen lassen, für verschiedene Zeiten ganz unterschiedlich zu beantworten sei. Während es in der frühen ostmediterranen koinē gemeinsame Traditionen zwischen der griechischen und nahöstlichen Welt gegeben habe, hätten sich die Griechen bereits seit dem späten 7. Jahrhundert aus der koinē gelöst und eigene Wege
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beschritten. Diese Entwicklung wird sowohl auf die Entstehung neuer Institutionen und Verfahren als auch auf das damit in engem Zusammenhang stehende politische Denken zurückgeführt, das eine soziopolitische Kausalität entdeckt habe, die nicht mehr von einer natürlichen oder göttlichen Ordnung hergeleitet worden, sondern vollkommen vom Menschen abhängig gewesen sei. Sämtliche Untersuchungen, die sich mit den Beziehungen zwischen Griechenland und Mesopotamien befassen, führen irgendwann zu der Frage, auf welchen Wegen politische Ideen oder das Wissen über institutionelle Strukturen vermittelt werden konnten. Mittlerweile wird allgemein davon ausgegangen, dass diese Frage aufgrund der Quellenlage niemals zu beantworten sein wird. Ebenso werden sich individuelle Abhängigkeiten kaum feststellen lassen. Wie Wolfgang Oswald in diesem Buch hervorhebt, sei dies jedoch auch nicht notwendig, wenn gezeigt werden kann, dass die einzelnen Kulturen Teil einer ostmediterranen koinē waren. Enge Beziehungen zwischen Ost und West ließen sich bereits seit dem 2. Jahrtausend anhand eines dichten Netzes von Handelsbeziehungen nachweisen. Vor dem Hintergrund eines zu beobachtenden intensiven Austausches materieller Güter, gewinnt schließlich die Annahme an Plausibilität, dass es in diesem Zusammenhang auch einen Austausch immaterieller Güter gegeben haben wird. Wie eng die Verflechtungen zwischen den Kulturen waren, zeigt der Beitrag von Karen Radner und Alexander Vacek am Beispiel der Levanteküste und des Handelshafens Al-Mina. Al-Mina hatte insbesondere während der assyrischen Herrschaft eine herausragende Bedeutung. Der Hafen habe den Assyrern, die Al-Mina ökonomisch unterstützt haben, nicht nur die Chance geboten, anderen einen Zugang zu den eigenen Märkten herzustellen, sondern auch ihre eigenen Aktivitäten im mediterranen Handel zu vergrößern und ihre militärischen Interessen zu sichern. Nach dem Ende der assyrischen Herrschaft hat Al-Mina seine zentrale Bedeutung schließlich wieder zugunsten der sich weiter im Süden befindenden phönizischen Hafenstädte verloren. Während die genannten Aufsätze die mesopotamische Geschichte und den Vergleich zwischen Ost und West zum Gegenstand hatten, befassen sich die weiteren Beiträge vor allem mit der Geschichte des politischen Denkens in Griechenland. Sie gehen ebenfalls der Frage nach, inwieweit eine Abgrenzung von hierarchischen Strukturen grundlegend für die Institutionalisierung der Demokratie in Athen war. Wie radikal sich das Denken im klassischen Griechenland nicht nur von monarchischen Weltbildern, sondern auch von einer Vorrangstellung der Aristokratie abgrenzte, zeigt Winfried Schmitz anhand naturphilosophischer und medizinischer Diskurse, die von gleichen charakteristischen Ordnungsvorstellungen wie die politischen Diskurse auszugehen scheinen. In der milesischen Naturphilosophie habe es im Unterschied zu früheren kosmologischen und kosmogonischen Vorstellungen nicht mehr eine die gesamte Welt ordnende Gestalt, sondern nur noch verschiedene Kräfte gegeben, die sich in ihrer Vorherrschaft abwechselten und aufgrund der zwischen ihnen bestehenden Geometrie und Harmonie die Erde in der Mitte hielten. Diese Vorstellungen haben im Politischen einer isonomen Ordnung entsprochen. Noch weiter als das kosmologische Modell der Naturphilosophen habe sich das Modell der Atomisten vom Prinzip der Vorherrschaft und damit verbundenen hierarchi-
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Demokratie und agonale Politik in Mesopotamien und Griechenland
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schen Strukturen entfernt. Die Regellosigkeit, mit der sich die Atome scheinbar im leeren Raum bewegen, erinnere an die von mehreren Tausend Bürgern immer wieder anders zusammengesetzte Volksversammlung, in der es ebenfalls keine Mitte, kein Oben und Unten mehr gab. Ohne leitende Kraft sei es weder einem Einzelnen noch der Aristokratie mehr möglich gewesen, für sich einen politischen oder durch die natürliche Ordnung legitimierten Vorrang in Anspruch zu nehmen. Dass Demokratien nicht auf hierarchischen Entscheidungsstrukturen aufbauen können, sondern ihre Stabilität responsiven und partizipativen Strukturen verdanken, weist Hans Kloft anhand eines für die Athenische Demokratie wesentlichen Verteilungsmodells nach. In Athen sei die Teilhabe am politischen Gemeinwesen nicht nur durch politische Rechte, sondern auch durch materielle Unterstützung garantiert worden, wodurch insbesondere die unteren Schichten abgesichert und integriert werden konnten. Dazu gehörten das Tagegeld für den Besuch der Volksversammlungen (ekklēsiastikon) ebenso wie die theōrika, die den Besuch der Theater ermöglichten. Die finanzielle Unterstützung des Demos, die in der altertumswissenschaftlichen Forschung des 19. Jahrhunderts als Alimentierung der Massen verpönt wurde, leistete nach Hans Kloft einen entscheidenden Beitrag zur sozialen Stabilität. Denn die materielle Absicherung habe nicht nur den unteren Einkommensschichten, sondern auch dem politischen System Vorteile versprochen, das auf die Unterstützung der Politen angewiesen war, die mit Handwerkern, Bauleuten und Amtsträgern den Bestand der Polis sicherten. Wie unterschiedlich die Rezeptionen waren, die die Athenische Demokratie im Verlauf der Geschichte erfahren hat, verdeutlicht der abschließende Beitrag von Wilfried Nippel. Herausgestellt wird, dass der Demokratiebegriff, der auf ganz verschiedenartige soziale und politische Realitäten angewendet wurde, inhaltlich einem permanenten Wandel unterlag. Zudem müssten grundlegende Unterschiede zwischen der antiken und der modernen Demokratie stets berücksichtigt werden. Weder die moderne Repräsentativverfassung, die erst seit den 1830er Jahren in den USA als Demokratie bezeichnet wurde, noch die Formen direkter Demokratie, die vor allem zur Ergänzung parlamentarischer Systeme eingeführt wurden, seien von ihren historischen Wurzeln aus dem athenischen System herzuleiten. Die in Athen verteidigten Ideale der Freiheit und der Selbstbestimmung einer Bürgergesellschaft, die nach wie vor eng mit den Aktivitäten der mindestens vierzigmal im Jahr zusammentretenden Volksversammlung verbunden werden, eigneten sich nicht im Rahmen einer politischen Pädagogik als Vorbild für die Gestaltung moderner Demokratien. Für ein Nachdenken über die Bedingungen der eigenen Rechts- und Verfassungsordnung, bildeten sie jedoch noch immer einen geeigneten Ausgangspunkt. Wie die Ausführungen von Wilfried Nippel gezeigt haben, ist das Ergebnis jeder Untersuchung abhängig von der ihr zugrunde gelegten Definition des Demokratiebegriffs. In der vorliegenden Einleitung wurde die These formuliert, dass die agonalen Formen demokratischer Politik einen Ausgangspunkt dafür bilden können, das politische Handeln in Mesopotamien und Griechenland miteinander in Beziehung zu setzen, da sich der Blick aus dieser Perspektive nicht nur auf die Verfassungen richtet, sondern auch auf die zwischen Regierenden und Regierten bestehenden Formen der Interaktion. Es gab in beiden Kulturen Formen städtischer Selbstverwaltung und Verfahren, die der Konzen
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tration von Macht entgegenwirken sollten, und die Möglichkeit, politische Machthaber zu kritisieren und hierarchische Strukturen infrage zu stellen. Inwieweit die in Mesopotamien zu beobachtenden Formen agonaler Politik als Ausdruck demokratischen Handelns bezeichnet werden können, ist eine Frage, die weiterhin diskutiert werden wird. Dass es sich lohnt, die politischen Verhältnisse in Athen im Kontext ihrer Nachbarkulturen zu betrachten, hat bereits Aristoteles angedeutet, der im Gegensatz zu der anfangs zitierten Aussage des Perikles Athen nicht als Sonderfall begreift. Stattdessen behauptet er in seiner Politik, dass „fast alle anderen Einrichtungen [...] in der langen uns vorausgegangenen Zeit schon viele Male oder vielmehr schon unzählige Male erfunden worden sind.“ 30 Und dies gilt für Aristoteles auch für die Entwicklung der politischen Organisationsformen und Institutionen. Literatur Barjamovic, Goijko, Civic Institutions and Self-Government in Southern Mesopotamia in the Mid-First Millennium BC, in: Jan G. Dercksen (Hg.), Assyria and Beyond. Studies Presented to Mogens T. Larsen, Leiden, Istanbul 2004, 47–98 Cheneval, Francis, Demokratietheorien zur Einführung, Hamburg 2015 Finn, Jennifer, Much Ado about Marduk. Questioning Discourses of Royalty in First Millennium Mesopotamian Literature, Boston, Berlin 2017 Fleming, Daniel E., Democracy’s Ancient Ancestors. Mari and Early Collective Governance, Cambridge 2004 Horst, Claudia, Marc Aurel. Philosophie und politische Macht zur Zeit der Zweiten Sophistik, Stuttgart 2013 Horst, Claudia, The Greek agora in the Context of Sites of Political Assembly in the Ancient Near East, in: Constanze Graml, Annarita Doronzio, Vincenzo Capozzoli (Hg.), Rethinking Athens before the Persian Wars. Proceedings of the International Workshop at the Ludwig-Maximilians-Universität München, München 2019, 239–250 Jacobsen, Thorkild, Primitive Democracy in Ancient Mesopotamia, in: Journal of Near Eastern Studies 2.3, 1943, 159–172 Jacobsen, Thorkild, Early Political Development in Mesopotamia, in: Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie 52.1, 1957, 91–140 Kuhrt, Amélie, ‚Even a Dog in Babylon is Free‘, in: Tim Cornell, Oswyn Murray (Hg.), The Legacy of Arnaldo Momigliano (Warburg Institute Colloquia 25), London 2014, 77–87 Laclau, Ernesto, Mouffe, Chantal, Hegemony and Socialist Strategy. Towards a Radical Democratic Politics, 2. Aufl., London, New York 2014 (1. Aufl. 1985) Liverani, Mario, From City-State to Empire. The Case of Assyria, in: Jóhann P. Arnason, Kurt A. Raaflaub (Hg.), The Roman Empire in Context. Historical and Comparative Perspectives, Oxford 2011, 251–269
30 Aristot. pol. 1329b 25–27 (Übers. von Eugen Rolfes).
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Demokratie und agonale Politik in Mesopotamien und Griechenland
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Luhmann, Niklas, Theorie der politischen Opposition, in: Zeitschrift für Politik. Neue Folge 36.1, 1989, 13–26 Luhmann, Niklas, Die Politik der Gesellschaft, Frankfurt am Main 2002 Meier, Christian, Kultur, um der Freiheit willen. Griechische Anfänge – Anfang Europas, München 2009 Meissner, Bruno, Babylonien und Assyrien, 2 Bde., Heidelberg 1920/1925 Mitchell, Lynette, Thucydides and the Monarch in Democracy, in: Polis. The Journal for Ancient Greek Political Thought 25.1, 2008, 1–30 Mitchell, Lynette, Political Thinking on Kingship in Democratic Athens, in: Polis. The Journal for Ancient Greek and Roman Political Thought 36, 2019, 442–465 Momrak, Kristoffer, Popular Power in Ancient Near Eastern and Archaic Greek Polities. A Reappraisal of Western and Eastern Political Cultures, Bergen 2013 Mouffe, Chantal, Das demokratische Paradox, Wien, Berlin 2008, durchgesehene Nachauf lage 2015 (engl. Originalausgabe London, New York 2000) Mouffe, Chantal, Agonistik. Die Welt politisch denken, Berlin 2014 (engl. Originalausgabe London, New York 2013) Nippel, Wilfried, Antike oder moderne Freiheit? Die Begründung der Demokratie in Athen und in der Neuzeit, Frankfurt am Main 2008 Pongratz-Leisten, Beate, Herrschaftswissen in Mesopotamien (State Archives of Assyria Studies 10), Helsinki 1999 Radner, Karen, Revolts in the Assyrian Empire. Succession Wars, Rebellions Against a False King and Independence Movement, in: John J. Collins, Joseph G. Manning (Hg.), Revolt and Resistance in the Ancient Classical World and the Near East, Leiden, Boston 2016, 41–54 Rebenich, Stefan, Wienand, Johannes, Monarchische Herrschaft im Altertum. Zugänge und Perspektiven, in: hg. von Stefan Rebenich unter Mitarbeit von Johannes Wienand, Monarchische Herrschaft im Altertum, Berlin, Boston 2017, 1–41 Rebentisch, Juliane, Masse – Volk – Multitude. Überlegungen zur Quelle demokratischer Legitimität, in: WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung 8.2, 2011, 3–18 Rebentisch, Juliane, Die Kunst der Freiheit. Zur Dialektik demokratischer Existenz, Berlin 2012 Rollinger, Robert, Old Battles. New Horizons: The Ancient Near East and the Homeric Epics, in: Robert Rollinger, Erik van Dongen (Hg.), Mesopotamia in the Ancient World. Impact, Continuities, Parallels (Melammu Symposia 7), Münster 2015, 5–34 Rosa, Hartmut, Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung, 2. Aufl., Berlin 2016 (1. Aufl. 1995) Roth, Martha R., Law Collections from Mesopotamia and Asia Minor, Atlanta, Georgia 1997 Van De Mieroop, Marc, Democracy and the Rule of Law, the Assembly, and the First Law Code, in: Harriet Crawford (Hg.), The Sumerian World, London, New York 2013, 277–289 Vardoulakis, Dimitris, Stasis before the State. Nine Theses on Agonistic Democracy, New York 2018 Will, Wolfgang, Thukydides und Perikles. Der Historiker und sein Held, Bonn 2003
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Popular Participation in the Political Life of the Ancient Near East Marc Van De Mieroop
All historical surveys of the ancient Near East – my own included 1 – use the rise and fall of states as their basic structure. Chapters and their subdivisions are named after dynasties (Ur III period, Neo-Babylonian period, for example) or imperial moments (Neo-Assyrian empire, for example) and the peoples of the ancient Near East are primarily categorized on the basis of the states in which they lived, however diverse they may have been (Hittites, Assyrians, etc.). This is not unique to the study of the ancient Near East, of course, but applies to every other field where political history provides the structure into which to develop other arguments: Tudor England, Ming China, colonial America, et cetera. The structure is often imposed upon us by the sources with states and their agents leaving behind the bulk of the evidence, and that is certainly the case for the ancient Near East. In this narrative of a succession of states in the ancient Near East there is a teleology with increasingly large entities from the city-states of the late fourth millennium to the empires of the first millennium bc, culminating in Alexander of Macedon’s astounding unification of vast territories in the late 300s, the moment that is usually considered to have ended ancient Near Eastern history. In the 1950s the famous scholar of ancient Mesopotamia Thorkild Jacobsen explicitly laid out this teleology in an article entitled “Early Political Development in Mesopotamia” 2, and he argued that a consequence of this evolution was the increased loss of popular participation in the political life of the region. He repeated an idea he had formulated fifteen years earlier (first in a lecture in 1941, and then in an article in 1943), that is, the idea of Primitive Democracy, and I quote the first sentence of his conclusions there: “Our material seems to preserve indications that prehistoric Mesopotamia was organized politically along democratic lines, not, as was historic Mesopotamia, along autocratic.” 3 The earlier article appeared in the middle of World War II and it is not farfetched to imagine that the young Danish scholar living in the USA 1 Van De Mieroop, Marc, A History of the Ancient Near East, ca. 3000–323 B.C., 3rd Edition, Oxford 2016. 2 Jacobsen, Thorkild, Early Political Development in Mesopotamia, in: Zeitschrift für Assyriologie 52, 1957, 91–140. 3 Jacobsen, Thorkild, Primitive Democracy in Ancient Mesopotamia, in: Journal of Near Eastern Studies 2, 1943, 159–172, 172.
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Marc Van De Mieroop
wrote it in response to the Nazi invasion of his country 4 – we often seek solace in the utopian world of the prehistoric past. Jacobsen argued that the mythological material of ancient Mesopotamia preserved the memory of a time when people elected their kings in moments of crisis. But “primitive democracy” vanished when those men refused to hand back their powers to the people. Jacobsen was remarkably silent about historical parallels. While he pointed out that even the Teutonic tribes of western Europe made decisions on the basis of popular consultation – a stab at Nazi abuse of the Germanic past, perhaps – and that Biblical Judges had the same powers as elected Mesopotamian kings in mythology, he did not remark on other obvious similar cases, such as the rise of the Median state as recounted by Herodotus or the end of the Roman republic, both examples where “elected officials” assumed autocratic powers. But just as imperial Rome continued to have a senate, Jacobsen could point at some remnants of popular decision-making bodies in Mesopotamian materials. “Assemblies” in the early second millennium, for example, had powers in what he called “the judiciary branch of government” 5. For decades after Jacobsen coined the phrase “primitive democracy” scholars of ancient Mesopotamia repeated it, oftentimes expressing skepticism about its validity. 6 Typical is the discussion by the French scholar Paul Garelli in his volume in the series L’histoire et ses problèmes. He concludes a five-page summary of the issue with the statement that all over the world representative assemblies can be recognized, but the extent of their prerogatives is questionable. “Partout la monarchie c’est affirmée très tôt.” 7 He and many others opposed popular participation in political life to monarchy, the system in which one person makes all decisions, as if they are mutually exclusive. It was only in the last decade of the 20th century that scholars started to investigate bodies of popular representation seriously and a floodgate opened up in the early 2000s with in depth studies of urban and non-urban organizations in the early second and first millennia. Scholars learned to read “between the lines” so to speak of the rich documentation left to us by the states to discover how these had to negotiate with “the people”. The table of contents of the Proceedings of the 54th Rencontre Assyriologique Internationale held in Würzburg in the summer of 2008 shows how the focus has shifted, albeit not too far.
4 Liverani, Mario, “Nelle pieghe del despotismo. Organismi rappresentativi nell’antico Oriente”, in: Studi Storici 34, 1993, 7–33, 11 called the article “a Sumerological contribution to the fight against Nazism”. 5 Jacobsen, Primitive Democracy, 161. 6 For a brief survey of reactions, see Van De Mieroop, Marc, Democracy and the Rule of Law, the Assembly, and the First Law Code, in: Harriet Crawford (ed.), The Sumerian World, London 2013, 277–289, esp. 286–87. See also the comments by Liverani, Mario, Immaginare Babele. Due secoli di studi sulla città orientale antica, Rome 2013, 151–55 (English translation Liverani, Mario, Imagining Babylon. The Modern Story of an Ancient City (Studies in Ancient Near Eastern Records 11), Berlin, Boston 2016, 138–42). 7 Garelli, Paul, Le proche-orient asiatique. Des origines aux invasions des peuples de la mer, Paris 1969, 252.
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Popular Participation in the Political Life of the Ancient Near East
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Entitled “Organization, Representation, and Symbols of Power in the Ancient Near East” 8 the volume of more than 800 pages contains an abundance of articles with the words “king” or “royal” in various European languages in the title, but there are also nine essays that emerged from two workshops at the conference, “Collective government and the role of the palace” and “The Public and the State”. The organizer of one such workshop, Eva von Dassow, provides a programmatic survey of previous scholarship on the question and amply demonstrates that throughout ancient Near Eastern history there existed collective decision-making procedures by public bodies. Even if the latter were restricted to adult males, these practices show popular participation in political life and they indicate that people wanted their concerns to be addressed by the executive powers. She points out correctly that we should not expect descriptive sources of such entities in action – although there are some examples – and that even repetitive administrative lists can show their existence. 9 The other papers in the workshops address the topic of popular participation in political life with various degrees of detail, but all give one or more examples from many periods and regions of the ancient Near East where the people’s voice can be heard. There exist thus a good number of case studies where such evidence can be found. What I propose to do here is somewhat of a thought experiment in which I turn the usual state – people hierarchy upside-down and provide a (admittedly highly reductive) picture that focuses on the subjects of the states we tend to study, the men and women who lived in them. My aim is thus to provide an outline of “a people’s history of the ancient Near East”, which does not use the vicissitudes of state organization into account but starts from the basic characteristics of Near Eastern societies that existed irrespective of the diverse political conditions. The states were ephemeral, but the underlying social structures endured. 10 Throughout the historical periods of the ancient Near East societies were organized on the basis of two principles: tribal and urban, and I use the latter term very broadly to include small settlements – as the ancient Mesopotamians did. A person’s social identity could be formulated either through lineage or through locality. These two elements intersected oftentimes and real and fictional tribal identities were acknowledged in urban settings. In most areas of the ancient Near East there was no full-scale nomadism, but semi-nomadic pastoralists spent part of the year in settled communities, places in which the state powers could more easily interact with them. At the same time, a fundamental aspect of most ancient Near Eastern societies was their urban character. Mesopotamian civilization especially was rooted in an urban setting and the development of cities there was the result of multiple communities gathering in the same place. They gave up their existing, mostly kinship-related ties, to establish new ones, such as professional and residential ones. 11 The boundaries between these various associations were not clear-cut: kinship groups could easily have settled and for generations continued to live in the same 8 Wilhelm, Gernot (ed.), Organization, Representation, and Symbols of Power in the Ancient Near East, Winona Lake, Indiana 2012. 9 Dassow, Eva von, The Public and the State, in: Wilhelm, Organization, 171–190. 10 Sanders, Seth, From People to Public in the Iron Age Levant, in: Wilhelm, Organization, 191–211. 11 Adams, Robert McC., The Evolution of Urban Society, Chicago 1966.
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neighborhoods. People with the same professions likewise may have sought each other’s company and archaeological evidence shows that certain areas of Mesopotamian cities were centers of particular crafts and other trades. Both lineage and locality established ties between individuals or individual families and it is clear that the associations thus created were numerous and had many different characteristics. We find large entities such as entire cities – the people of Assur, for example – or tribal associations – the Yahruru, for example. These were often subdivided into smaller units such as the residents of a neighborhood or specific professionals like goldsmiths or merchants. They could be immigrants or deportees in the empires of the first millennium, such as Egyptians in Babylonia. Oftentimes people associated with a particular temple were considered a unit. Other associations were smaller kinship groups, which could be ascriptive. In first millennium Babylonia members of the same profession regularly claimed a common ancestor, thus creating artificial extended families. In Seleucid Uruk, for example, all lamentation singers claimed descent from Sîn-leqe-unninni, the alleged author of the Gilgamesh epic in its late version. The divisions were not rigorous as exorcists claimed membership of multiple families named after Ekur-zakir, Hunzû, and Shangu-Ninurta. 12 Artificial kinship groups were not unique to ancient Mesopotamia: in classical Greek cities, too phratries and phylae had no genuine tribal roots. 13 There was an astounding heterogeneity to these “groups”, to use a neutral term. Some seem to have ancient roots, others were created at the time of the documentation. The boundaries between them were also very fluid and there must have been overlap. From an outsider’s perspective trying to create order they are confusing and confused. Scholars mostly fixate on specific terms or names to determine the nature and composition of such “groups”, but these were also often applied inconsistently. Again, this situation is not unique to ancient Mesopotamia – think how difficult and controversial it is to explain south Asian castes and jatis. The Mesopotamian “groups” all seem to have had practices of consulting their members, which seem equally varied to us. A central problem for the historian is that they are rarely recorded in writing, certainly not explicitly. Most often the available documentation relates to legal decisions, which had repercussions such as the transfer of property or the imposition of financial penalties. Ancient Mesopotamians seem to have had the right to be judged by their peers and court records often show communal action. But the people who made up the bodies that decided court cases had other powers as well. As Barjamovic documented for first millennium southern Mesopotamia they also chose to some extent who to recognize as representatives and overlords, they could draft an army and wage war, they could represent themselves in interactions with outsiders and in official occasions, and they had cultic functions. 14 Most of these activities 12 Beaulieu, Paul-Alain, Late Babylonian Intellectual Life, in: Gwendolyn Leick (ed.), The Babylonian World, New York, London 2007, 473–484, 475. 13 Van De Mieroop, Marc, The Ancient Mesopotamian City, Oxford 1997, 109. 14 Barjamovic, Gojko, Civic Institutions and Self-Government in Southern Mesopotamia in the MidFirst Millennium BC, in: Jan G. Dercksen (ed.), Assyria and Beyond. Studies Presented to Mogens Trolle Larsen, Leiden 2004, 47–96.
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seem to have been arranged in oral discussions. This was not because verbal consultation is more democratic – or perhaps better less absolutist – than communicating in writing as western tradition often suggests – based on classical Greek ideas about writing as a tool of oppression. 15 It was because the matters decided did not fall into the areas of life that needed recording. When a representative was selected, it was unimportant how that decision came about – what counted was that he could claim the title assigned to him. Whenever we find terminology that may suggest an institutionalization of decision-making bodies, it is confusing. The Akkadian language has a word, puḫru, that we can translate as “assembly” but it is usually unclear what exactly it indicates. In certain cases, it does seem to show a body of people whose membership was determined on the basis of certain rules and which had specific prerogatives. It had thus powers akin to those of the Athenian assembly in which all citizens – however restricted that category was – could speak. But the verb from which the Akkadian word puḫru derives, paḫāru, appears in many contexts where it just means “to meet” and an assembly can be a meeting of any type – as is the case in English. It can be a very restricted group of people, an ad hoc meeting, and probably also something more institutionalized with rules and regulations. The problem for us is that we cannot derive that information from the Akkadian term. When the code of Hammurabi declares that a judge who reverses his opinion will be “unseated from his judgeship in the assembly (puḫru)” 16, does that mean that he will no longer be a judge or will he lose his right to participate in other areas of political life as well? How did he gain his seat in the assembly? What did he decide when he held it? How long would he have had the position if he had not been punished? Et cetera. Those are all questions we cannot answer. We can say, however, that the tidbits of information available show that practices differed over time and in different locales at the same time and within the same political structures. 17 On the other hand, collective government organizations were a constant feature in ancient Mesopotamian and ancient Near Eastern life throughout the ages. Some type of communal organization is attested in the earliest texts of the third millennium bc 18, while the Parthian overlords of Mesopotamia in the late first millennium bc sent letters written in Greek to civic bodies. 19
15 Steiner, Deborah Tarn, The Tyrant’s Writ. Myths and Images of Writing in Ancient Greece, Princeton 1994. 16 CH §5: Roth, Martha T., Law Collections from Mesopotamia and Asia Minor, 2nd Edition, Atlanta 1997, 82. 17 Fleming, Daniel E., Democracy’s Ancient Ancestors. Mari and Early Collective Governance, Cambridge 2004 shows how multiple arrangements existed simultaneously in the Mari kingdom of the early second millennium. 18 Diakonoff, Igor M., The Rise of the Despotic State in Ancient Mesopotamia, in: Igor M. Diakonoff (ed.), Ancient Mesopotamia. Socio-Economic History, Moscow 1969, 173–203. 19 Sciandra, Roberto, The Babylonian Correspondence of the Seleucid and Arsacid Dynasties. New Insights into the Relations between Court and City during the Late Babylonian Period, in: Wilhelm, Organization, 225–248.
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There is no evidence that there ever was a truly republican government in the ancient Near East, with elected officials, term limits, and clearly defined spheres of authority – although the case of Assur in the early second millennium, and perhaps some other states at the time, comes close. 20 All the states attested in our sources were officially monarchies, but their powers varied enormously. We tend to track this power only in a regional context, however. For example, we clearly distinguish the political fragmentation under the 20-some city-states of early third millennium Babylonia from the unification of that region and a vast territory beyond it under the Akkad dynasty in the 24th century. We see moments of grandeur when a single dynasty ruled a large area with previously independent states: Akkad under Sargon and Naram-Sin, Ur under its Third Dynasty, Babylon under Hammurabi, the Assyrian, Babylonian, and Persian empires of the first millennium. What we do not, perhaps cannot, determine is how autocratic their rule was over the people they considered to be their subjects. Just because the Assyrians were masters over an area stretching from western Iran to the Mediterranean Sea does not mean that they paid no attention to their subjects’ wishes at all. Even if they accept that there had been popular input in political life at some time in early Near Eastern history, modern scholars seem to assume that this had long vanished by the time of the Neo-Assyrian empire. That certainly is how Jacobsen’s narrative of political development in ancient Mesopotamia reads. That idea fits, of course, the Greek portrayal of the Oriental despot, which not only historians of the Graeco-Roman world but also those of the ancient Near East readily repeat. But is this necessarily true? Let me reiterate that our sources on all matters political present the point of view from the center of the states, that is, the monarchical government. Grand inscriptions like the prologue of the code of Hammurabi depict a master whose powers extend over the inhabitants of many cities for whom he guarantees peace and prosperity. The metaphor “shepherd” Hammurabi applied to himself shows that he cared for his people, but allowed no room for self-determination. But this was a mirage, an aspiration rather than a reality. We know that Hammurabi brought together under his rule a set of previously independent regions and that he and his successors tried to impose common administrative practices on their kingdom. Yet, they never fully succeeded in doing so. 21 Early Mesopotamian states have been aptly called presumptive states. “Less than the sum of their attributes, Mesopotamian polities were more aspirational than operational in their geographic, legal and communitarian sovereignty.” 22 They may have wanted to look like homogeneous entities with uniform control over every bit of land they claimed and every person living on it, but the state organizations were far from able to realize those claims. The discrepancy between rhetoric and reality was probably even more pronounced in kingdoms with less urbanized territories, such as the kingdom of Mari contemporary with Hammurabi. Located on the edge of the Syrian Desert and with tentacles reaching out over hundreds of 20 von Dassow, The Public and the State, 173–174. 21 Harris, Rivkah, Some Aspects of the Centralization of the Realm under Hammurapi and His Successors, in: Journal of the American Oriental Society 88, 1968, 727–732. 22 Richardson, Seth, Early Mesopotamia. The Presumptive State, in: Past and Present 215, 2012, 3–49, 4.
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kilometers and a territory that included many villages and tribal groups, its ability to exert direct power on the multiple communities it claimed to control was limited. There was constant negotiation with these communities, some of which maintained long traditions of collective political participation. This was not because they had stronger tribal roots than those of Babylonia; some of the most prominent guardians of collective government were old cities of northern Syria. 23 We can say with little hesitation that throughout ancient Near Eastern history state powers had to negotiate with their “citizens” – and I use that term in a neutral sense – and from a world historical perspective this can be said for all ancient societies. 24 This required a balancing act of needs and abilities. Assyrian emperors needed the loyalty of their subjects at home before they could set off with their armies to distant destinations. So, they bought them off by giving them urban privileges. A famous letter of the people of Babylon to Esarhaddon reminds the emperor of that: “Whoever enters inside Babylon, his privileged status is secured […] Babylon’s very name is set up for protection. Not even a dog that enters inside it is killed.” 25 I have been justly criticized for suggesting in an earlier publication that there was a gradual evolution with greater attention to popular concerns over time – turning Jacobsen’s teleology on its head – 26 when I stated that the Assyrian emperors were more in need of popular support at home than their predecessors who ruled small city-states. Certainly, there was no unilinear evolution and all states, not only in the ancient Near East but also elsewhere, needed to negotiate with their citizens taking into account the existing power relations. At times, popular influence was only perfunctory, at other times the voice of the people was strong and had to be heeded. But just as the state was never fully absent in the historical periods of the ancient Near East – I do realize there were dark ages when this is hard to ascertain – collective decision making was never nonexistent either. Can we call the ancient Near East practices democratic, however? The question whether or not democracy was a Classical Greek invention has inspired many bitter exchanges, oftentimes with little effort by opposing parties to find common ground. Opinions depend a lot on how one defines the term democracy. If it is indeed restricted to the ideal so eloquently described by Thucydides in Pericles’s funerary oration and more or less successfully institutionalized in fifth century Athens (albeit with great limitations), then I do not think we can speak of democracy in the ancient Near East. The ideas Pericles expressed were based on concepts of equality and human rights and duties that we
23 Fleming, Democracy’s Ancient Ancestors. 24 Liverani, Mario, Power and Citizenship, in: Peter Clark (ed.), The Oxford Handbook of Cities in World History, Oxford 2013, 164–180. 25 Reynolds, Frances S., The Babylonian Correspondence of Esarhaddon and Letters to Assurbanipal and Sin-šarru-iškun from Northern and Central Babylonia (State Archives of Assyria 18), Helsinki 2003, no. 158; see Kuhrt, Amélie, ‘Even a dog in Babylon is free’, in: Tim Cornell, Oswyn Murray (ed.), Legacy of Momigliano, London, Turin 2014, 77–87 for a discussion of this passage. 26 Fleming, Democracy’s Ancient Ancestors, 227 in response to Van De Mieroop, The Ancient Mesopotamian City, 135–138.
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cannot document in the ancient Near Eastern sources. It is clear that Pericles’s statements were utopian even in classical Athens and they remain so in the modern systems that claim to be inspired by Athenian ideals. But we can also take a looser approach. In his book The Theft of History 27, Jack Goody has pointed out that every democratic institution in the modern world needs to be seen contextually. Every nation on earth today calls itself democratic and often argues that its system of democracy is superior to that of others. The practices involved are remarkably varied, even if we exclude those of sham claimants to the title, such as the Democratic People’s Republic of Korea. The extent of scholarly literature on the concept of democracy that continues to be published by itself shows how unstable the term is and how many variants there are. 28 Even in a single system there exist regional and ideological differences about how democracy is turned into practice. In the USA, for example, there are several ways in which states select party delegates in presidential primaries. Some adhere to the ideals of communal decision-making by using caucuses where people deliberate and vote in the open. Those public debates probably resemble what happened in ancient Near Eastern assemblies more than the secret ballots in which the one man, one vote-principle is followed. Jack Goody writes that, “most political regimes of whatever kind have some mode of representation” 29 and he calls the claim that democracy was invented in the Greek city-states a gross simplification. 30 He has a point but if we historicize the picture, we do have to acknowledge that Greek societies of the classical period accomplished something unprecedented with the institutionalization of principles of popular participation in political life that were truly innovative. Anyone reading Pericles’s speech must appreciate the beauty of the ideas expressed in it. His ideal of democracy is indeed worth striving for. It has never been attained and will probably never be. But it reflects a deep human desire of how societies should function, a desire that cannot be fully repressed. Therefore, we should not be surprised that we find it in the ancient Near East as well. Bibliography Adams, Robert McC., The Evolution of Urban Society, Chicago 1966 Barjamovic, Gojko, Civic Institutions and Self-Government in Southern Mesopotamia in the Mid-First Millennium BC, in: Jan G. Dercksen (ed.), Assyria and Beyond. Studies Presented to Mogens Trolle Larsen, Leiden 2004, 47–96 Beaulieu, Paul-Alain, Late Babylonian Intellectual Life, in: Gwendolyn Leick (ed.), The Babylonian World, New York, London 2007, 473–484
27 Goody, Jack, The Theft of History, Cambridge, New York 2006. 28 For various forms of democracy, see, for example, Keane, John, The Life and Death of Democracy, New York 2009. 29 Goody, The Theft of History, 252. 30 Goody, The Theft of History, 256.
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Dassow, Eva von, The Public and the State, in: Gernot Wilhelm (ed.), Organization, Representation, and Symbols of Power in the Ancient Near East, Winona Lake, Indiana 2012, 171–190 Diakonoff, Igor M., The Rise of the Despotic State in Ancient Mesopotamia, in: Igor M. Diakonoff (ed.), Ancient Mesopotamia. Socio-Economic History, Moscow 1969, 173–203 Fleming, Daniel E., Democracy’s Ancient Ancestors. Mari and Early Collective Governance, Cambridge 2004 Garelli, Paul, Le proche-orient asiatique. Des origines aux invasions des peuples de la mer, Paris 1969 Goody, Jack, The Theft of History, Cambridge, New York 2006 Harris, Rivkah, Some Aspects of the Centralization of the Realm under Hammurapi and His Successors, in: Journal of the American Oriental Society 88, 1968, 727–732 Jacobsen, Thorkild, Primitive Democracy in Ancient Mesopotamia, in: Journal of Near Eastern Studies 2, 1943, 159–72 Jacobsen, Thorkild, Early Political Development in Mesopotamia, in: Zeitschrift für Assyriologie 52, 1957, 91–140 Keane, John, The Life and Death of Democracy, New York 2009 Kuhrt, Amélie, ‘Even a dog in Babylon is free’, in: Tim Cornell, Oswyn Murray (ed.), Legacy of Momigliano, London, Turin 2014, 77–87 Liverani, Mario, Nelle pieghe del despotismo. Organismi rappresentativi nell’antico Oriente, in: Studi Storici 34, 1993, 7–33 Liverani, Mario, Immaginare Babele. Due secoli di studi sulla città orientale antica, Rome 2013 Liverani, Mario, Power and Citizenship, in: Peter Clark (ed.), The Oxford Handbook of Cities in World History, Oxford 2013, 164–180 Liverani, Mario, Imagining Babylon. The Modern Story of an Ancient City (Studies in Ancient Near Eastern Records 11), Berlin, Boston 2016 Reynolds, Frances S., The Babylonian Correspondence of Esarhaddon and Letters to Assurbanipal and Sin-šarru-iškun from Northern and Central Babylonia (State Archives of Assyria 18), Helsinki 2003 Richardson, Seth, Early Mesopotamia. The Presumptive State, in: Past and Present 215, 2012, 3–49 Roth, Martha T., Law Collections from Mesopotamia and Asia Minor, 2nd Edition, Atlanta 1997 Sanders, Seth, From People to Public in the Iron Age Levant, in: Gernot Wilhelm (ed.), Organization, Representation, and Symbols of Power in the Ancient Near East, Winona Lake, Indiana 2012, 191–211 Sciandra, Roberto, The Babylonian Correspondence of the Seleucid and Arsacid Dynasties. New Insights into the Relations between Court and City during the Late Babylonian Period, in: Gernot Wilhelm (ed.), Organization, Representation, and Symbols of Power in the Ancient Near East, Winona Lake, Indiana 2012, 225–248 Steiner, Deborah Tarn, The Tyrant’s Writ. Myths and Images of Writing in Ancient Greece, Princeton 1994
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Van De Mieroop, Marc, The Ancient Mesopotamian City, Oxford 1997 Van De Mieroop, Marc, Democracy and the Rule of Law, the Assembly, and the First Law Code, in: Harriet Crawford (ed.), The Sumerian World, London 2013, 277–289 Van De Mieroop, Marc, A History of the Ancient Near East, ca. 3000–323 B.C., 3rd Edition, Oxford 2016 Wilhelm, Gernot (ed.), Organization, Representation, and Symbols of Power in the Ancient Near East, Winona Lake, Indiana 2012
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Criticizing the King in Ancient Mesopotamia: An Overview* Sebastian Fink
Critique and Opposition For this paper, I understand critique as a fundamental need of every viable system, be it a whole society, a government, or an enterprise. Critique offers the system an opportunity to reflect on its own functioning in order to identify malfunction and to adapt itself to changing circumstances. In order to make critique work, there needs to be someone who criticizes something and someone with the power to make use of the critique in order to optimize the system in general, or his or her own behavior in particular. From the various examples of totalitarian states in the 20th century we know quite well that the first thing totalitarian states abolished was the possibility to openly formulate critique against the ruling class, which often led to paradoxical situations. 1 People criticizing totalitarian or authoritarian regimes always had to face the threat of heavy punishment. Today’s liberal democracies are proud of “freedom of speech”, a right that theoretically allows everyone to formulate critique against the powerful without the threat of being punished. Brought to a simple formula we can state that the most liberal democracies allow any critique, while totalitarian regimes nearly completely prohibit critique. This is a fact that might also have contributed to the downfall and the relative short lifespans of most totalitarian states. However, what does that mean for our investigation regarding the Ancient Near East? In democracies, we expect to find a lot of critique while in totalitarian states we expect only well-hidden critique or no visible critique at all. Therefore, what do we expect from Mesopotamia? If we take a Hegelian evolutionary perspective things seem clear. In the Ancient Near East, everyone, except the king, was unfree and only during Hegel’s life* In first place, I have to thank Claudia Horst for inviting me to a stimulating and highly interesting conference. Additionally, I have to thank Simo Parpola and Jason Silverman for their constructive criticism on the content and language of this article. 1 Numerous examples can be found in Aleksandr Solzhenitsyn’s book: The Gulag Archipelago, 1918–1956. An Experiment in Literary Investigation, New York et al. 1974. When critique was expressed, persons were punished for the critique, if it was not expressed and something went wrong, they were punished for sabotage.
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time people could live in freedom. 2 According to Henri Limet we still have to struggle to get rid of the view of the Mesopotamian rulers as tyrants without limits. 3 However, can we really understand the Mesopotamian political entities, be it 3rd millennium city states or the Neo-Assyrian Empire, as a 20th century totalitarian state avant la lettre? Probably no. Rather, the level of control executed over the population seems to have been on a very low level compared even to today’s democracies. There was no public education, no public healthcare, no centrally organized police, nor secret service – institutions which have the potential to systematically gather and evaluate information and punish non-conformity and critique. Jasper’s theory of the Axial Age also indicates that we cannot expect critique in pre-axial Mesopotamia. 4 The Axial Age is the age of the great divide, it is an age where the foundations of our, modern times are laid and in which worldviews, religion, science, and philosophy change dramatically. Mesopotamia is usually declared pre-Axial and therefore we cannot expect any meta-thinking there. No matter how attractive such easy explanations seem at first sight, 5 the historian always faces problems when looking at the sources and comparing them with theoretical models. These models can have the disadvantage that we might not be able to see what we can find in our sources because the predictions of the model tell us that these things do not exist. I tried to demonstrate in two earlier papers that deviating opinions and criticism of fundamental religious issues did exist in Ancient Mesopotamia, that traditional views were challenged, alternative worldviews and values were formulated, and that the king was subject to critique in literary texts, 6 a fact that 2 In his “Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie” Hegel stated: “Der Orient wußte und weiß nur, daß einer frei ist, die griechische und römische Welt, daß einige frei seien, die germanische Welt weiß, daß alle frei sind. Die erste Form, die wir daher in der Weltgeschichte sehen, ist der Despotismus, die zweite ist die Demokratie und Aristokratie, und die dritte die Monarchie.” Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, in: Eva Moldenhauer, Karl Markus Michel (ed.), Werke in 20 Bänden, Bd. 12, Frankfurt am Main 1986, 134. 3 “La tyrannie sans limite des souverains orientaux était, pour les historiens modernes, presque un dogme, renforcé par l’idée, fort répandue, de l’immobilisme de l’Orient, rebelle à tout changement. C’est un point de vue qu’il faudra réviser.” Limet, Henri, Réflexions sur la nature et l’efficacité d’une opposition, in: André Finet (ed.), La voix de l’opposition en Mesopotamie, Brussels 1973, 66–83, 66. 4 See Jaspers, Karl, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, Frankfurt am Main, Hamburg 1956, and the contributions in Eisenstadt, Shmuel N. (ed.), The Origins and Diversity of Axial Age Civilizations, Albany 1986, Árnason, Johann P., Eisenstadt, Shmuel N., Wittrock, Bjorn (ed.), Axial Civilizations and World History, Leiden 2005. 5 See the humorous but devastating critique of such over-simplifying approaches in Larsen, Mogens Trolle, The Babylonian Lukewarm Mind. Reflections on Science, Divination and Literacy, in: Francesca Rochberg-Halton (ed.), Language, Literature, and History. Philological and Historical Studies presented to Erica Reiner, New Haven 1987, 203–225. 6 Fink, Sebastian, Gegenkultur im Alten Orient?, in: Timo Heimerdinger, Eva-Maria Hochhauser, Erich Kistler (ed.), ‚Gegenkultur‘, Würzburg 2013, 77–101; Fink, Sebastian, Intellectual Opposition in Mesopotamia between Private and State, in: Rients de Boer, Jan Gerrit Dercksen (ed.), Proceedings of the 58th Rencontre Assyriologique Internationale at Leiden 16–20 July 2012, Winona Lake 2017, 73–83. When I was finishing this paper Finn’s 2017 monograph “Much Ado About Marduk. Questioning Discourses of Royalty in First Millennium Mesopotamian Literature” appeared
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Criticizing the King in Ancient Mesopotamia: An Overview
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often was disregarded in Assyriological studies. 7 The fact that we are actually able to find this critique in texts is rather astonishing on first sight, as many of the texts in which this critique is formulated come from royal libraries. We can be sure that most of the texts officially stored in royal libraries were intended to praise and legitimate the rule of a king. 8 An introductory section presents some literary texts with critical potential. In a first case study, I will treat the inscriptions from third millennium Lagaš, in which the population of a city “criticizes” its ruler by killing him. Rebellion obviously is a harsh form of critique and usually hard to reconstruct from the cuneiform records, but in this case, the rebellion seems to be regarded as legitimate because the ruler of the enemy city deserves this punishment as he has broken an oath. Therefore, it seems that the whole population could act as a political and critical agent when it became necessary. 9 As this article aims at presenting some interesting texts from different source-groups as evidence for criticizing the king, I cannot treat the discussed phenomena and their development through time here. I decided to begin with the texts from Lagaš because they present a highly interesting example of questioning the legitimation of a ruler, or rather: the decision that a ruler is not legitimate anymore because he obviously lost the favor of the gods. Similar cases could be found in quite a number of Royal Inscriptions, here it should suffice to hint at those of Assurbanipal, in which a great number of evil enemy rulers suffer death for various reasons. 10 The subject of the next case study are the scribes and scholars of the Neo-Assyrian king as agents of criticism. Fortunately, the Neo-Assyrian letters allow us detailed insight into the ongoing discussions between the king and his scholars. Sanctioned by their abil-
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which I try to integrate mainly in the footnotes of this article. The book gives a detailed treatment of critique in literary texts in the Neo-Assyrian period. Due to the biased nature of the sources, it is hard to answer the question if the Mesopotamian’s really never questioned the institution of kingship, as for example Pongratz-Leisten, Beate, Herrschaftswissen in Mesopotamien (State Archives of Assyria Studies 10), Helsinki 1999, 3 states. I think the texts discussed below clearly demonstrate that they were aware of the problematic aspects of the institution of kingship – as we are aware of the problematic aspects of democracy – but this does not mean that they developed an alternative system. For a more detailed discussion of the question of the nature of available and possible lost sources, see Fink, Gegenkultur im Alten Orient?, 80–82. See Barjamovic, Gojko, Civic Institutions and Self-government in Southern Mesopotamia in the Mid-First Millennium BC, in: Jan Gerrit Dercksen (ed.), Assyria and Beyond. Studies Presented to Mogens Trolle Larsen, Leiden, Istanbul 2004, 47–98. In these highly elaborate and ideological texts, the focus shifts away from the population as the agent of punishment to the gods, who govern the whole world with their moral laws. Their punishment of evil behavior seems to become unavoidable. Thereby Assurbanipal becomes a king – but obviously, he only thinks of himself as the real king – who criticizes other kings for their hubris, for being bad shepherds of their population and for finally being responsible for the downfall of their cities and their own death because of their malign actions. The examples throughout Assurbanipals inscriptions are numerous. See Borger, Rykle, Beiträge zum Inschriftenwerk Assurbanipals, Wiesbaden 1997 for an edition and translation of these texts.
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ity to understand the signs of the gods the scribes were involved in nearly all decisions of the king and had the potential to guide and criticize him. In the last case study, I will deal with the prophets as agents of critique. As the corpus of prophetic texts from the Ancient Near East is not huge, I will treat the Old Babylonian as well as the Neo-Assyrian texts in order to get a more complete picture of what prophetic critique looks like in the Ancient Near East. In a final chapter I will try to answer the question whether we have any evidence for a punishment for criticizing kings and gods, something that is rather well documented in the Greek sources, with Socrates as the most famous victim of such a trial. 11 This is a rather important issue for the agents of critique and an assessment of this question should help us to finally understand why and how critique was formulated in a certain way. Criticizing the King in Literary Texts When openly criticizing rulers seems dangerous, a critique via literary texts is a welcome opportunity to formulate one’s critique in an understandable but not offensive way. As nearly all literary texts from the ANE deal with kings, all these texts have a potential for criticizing kings, as – generally speaking – none of the protagonists of these texts is without failure. They all are human beings with their errors, fears, and sorrows and, in the best cases, they become good kings, either in the human or divine sphere. As I discussed quite a number of literary texts and their critique in earlier publications, and the recent book of Jennifer Finn provides a detailed discussion of the critical potential of numerous literary texts, I will only refer to some examples here. In a series of articles Jan Keetman discussed the critical potential of the Gilgameš-stories. 12 Gilgameš is, together with Sargon of Agade, the prototypical king of Ancient Mesopotamia and thereby a role model for all kings. Keetman points out that literary texts give an opportunity to criticize tyrannical behavior of the king in general. Even if the examples of suppression and abuse of power are clearly exaggerated – maybe even exaggerated in a ridiculous way 13 – the texts criticize suppression by using an example, not 11 It has been argued that these trials were mostly of political nature but nevertheless it was accepted that someone was sentenced to death on the basis of Asebia. For a discussion of these trials see Haake, Matthias, Asebie als Argument. Zur religiösen Fundierung politischer Prozesse im klassischen und frühhellenistischen Griechenland. Das Beispiel der athenischen Philosophenprozesse, in: Daniela Bonanno, Peter Funke, Matthias Haake (ed.), Rechtliche Verfahren und religiöse Sanktionierung in der griechisch-römischen Antike, Stuttgart 2016, 208–222. 12 Keetman, Jan, König Gilgamesch reitet auf seinen Untertanen. Gilgamesch, Enkidu und die Unterwelt politisch gelesen, in: Bibliotheca Orientalis 64, 2007, 5–31, Keetman, Jan, Der Kampf im Haustor. Eine der Schlüsselszenen zum Verständnis des Gilgameš-Epos, in: Journal of Near Eastern Studies 67, 2008, 161–173, Keetman, Jan, Akka von Kiš und die Arbeitsverweigerer, in: Babel und Bibel 6, 2012, 15–30. 13 “Im Zentrum der Handlung von GEU steht das absurde Polospiel, das Gilameš treibt, indem er ‚den Söhnen der Witwen‘ auf die Hüften steigt. Dass ein König auf seinen schwitzenden Untertanen
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Criticizing the King in Ancient Mesopotamia: An Overview
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in an abstract way, and all the kings who read or heard this text should have understood its message. 14 Keetman discusses three examples of such a critique. The first one is the tyrannical, young Gilgameš who abuses his subjects as mounts in order to play a kind of Polo. The second is a discussion of the significance of Gilgameš and Enkidu’s fight in the house door, which is obviously an open rebellion against the powerful king Gilgameš. 15 The third text treated by Keetman is Gilgameš and Aga, where the critique aims at Aga, the king of Kiš. Once more, the text stresses the limits of royal power and reminds the king that he is king because his subjects follow him. Here – quite contrary to a lot of other texts, where the ultimate legitimation does not derive from the subjects but from the gods – the king becomes king by the proclamation of his people, who provide him with me.lám – usually translated as “frightening splendor”. 16 It is a well-known literary technique not to formulate the moral of the story but to leave this to the audience, in order to give them the conviction that they created this insight on their own – seemingly this also applied to the critique formulated in these stories. Additionally, most literary texts were seen as age-old anonymous texts, and no author could be made responsible for their content. The scribes presented themselves as guardians of these old texts and even if they would have composed a new text in order to criticize the king, they surely would have told him that the text is age-old in order to increase its authority. For my treatment of critique in literary texts, I divided these texts into two groups. One group of texts challenges established customs and views, 17 and another group of texts
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jemals in dieser Weise geritten ist, ist wohl kaum anzunehmen. Die soziale Zuordnung seiner Reit opfer lässt die beabsichtigte Kritik überdies klar erkennen. Das Ganze wirkt fast wie eine Karikatur auf einen König, der seine Untertanen nach Laune unterdrückt.” Keetman, Gilgamesch reitet auf seinen Untertanen, 5. Obviously, the mentioning of the widows should hint at the well-known obligation of the king to take care of the widows and the weak. See Weinfeld, Moshe, Social Justice in Israel and the Ancient Near East, Jerusalem 1995 and the discussion below. “Als literarischer Text kann das Gilgameš-Epos sein Anliegen in verfremdeter Gestalt darstellen. Statt Unterdrückung ganz abstrakt oder am konkreten Gegenstand aufzuzeigen (z.B. übertriebener Arbeitsdienst, Steuern), ist es möglich, dass die Unterdrückung in einen anderen Bereich trans poniert wird, etwa als sexuelle Unterdrückung. An einem solchen Beispiel lässt sich Unterdrückung klarer ächten, und zugleich ist die Gefahr eines Affronts gegen den König oder die bestehende Ordnung gemildert. Was geschildert wird, gibt es ja so nicht, aber man könnte es doch als Beispiel gebrauchen.” Keetmann, Der Kampf im Haustor, 162 n. 13. “Das Thema der Grenzen königlicher Macht, von dem wir meinen, dass es durch den Kampf und das Umkehren im Haustor symbolisiert wird, gerät also in der ganzen Komposition mehr in den Hintergrund und beim jungbabylonischen Epos vielleicht sogar noch mehr als in der altbabylonischen Form. […] Trotzdem steht auch der Kampf im Haustor am Anfang im Text, und die Schilderung eines so deutlichen Widerstandes gegen den Herrscher wäre nicht unbedingt notwendig gewesen, wenn es nur darum gegangen wäre, dem König die Vorzüge einer Politik im Dienste der Gemeinschaft vorzuführen.” Keetman, Der Kampf im Haustor, 173. “Das alles macht vorzüglich Sinn, wenn man mit me-lám hier in erster Linie die Ehrfurcht der eigenen Untertanen verbunden sieht, die die Voraussetzung für das Königtum ist. […] Das me-lám des Gilgameš wirkt offensichtlich nicht auf einen Fremden.” Keetman, Akka von Kiš, 24. Fink, Intellectual Opposition in Mesopotamia, 175–177.
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makes fun of the king. 18 Maybe the latter category was a little bit too narrow and it mainly applies to the depiction of the king in the Poor Man of Nippur: 72. mŠU-d⸢MAŠ⸣ ana ma-har mal-ku ina e-re-bi-šú 73. uš ! -kín-ma! iš-ši-iq qaq-qaru ma-har-šú 74. u[l-l]a-[m]a? ŠU.2.MEŠ-šú MAN kiš-šá-te i-kar-rab 75. e-til-l[u b]al-ti UN.MEŠ MAN šá šu-ru-hu dLAMMA 76. 1-et ⸢GIŠ.GIGIR⸣ ina qí-bi-tika li-di-nu-nim-ma 77. UD-1-KAM e-ma ⸢ú⸣-ṣa-am-ma-ru i-⸢zi⸣-im-tú lu-uk!-šúdu 78. [š]a DU-me-ia a-⸢pil⸣-[t]i 1 MA.NA ⸢ru⸣-uš-šá-a K[UG].GI 79. [u]l i-šal-šu mal-ku [i-z] i-im-ta-ka mì-nu-⸢um⸣-ma 80. šá ina 1-et ⸢GIŠ⸣.GIGIR ta-r[ak-ka-b]a kal-⸢UD⸣-me 19 When Gimil-Ninurta entered into the presence of the king, he prostrated (and) kissed the ground before him. (He) raised his hands, blessing the king of the world: “O Sire, pride of the people, king whom Lamassu extolled, let them give me one chariot at your command. For one day, let me achieve my desire wherever I plan, my daily compensation is one pound of red gold.” The king did not ask him, “Why do you desire to ride a whole day in a chariot?” (72–80) 20 The king in this text does not fulfill his obligation as a guarantor of a just world order, his greed for gold makes him forget about justice, and he gives the chariot to the Poor Man, who is able to make use of the king’s weakness for his own plans. If this passage was considered funny, which I assume, the humor arose out of the expectations of the audience: the fact that the king did not do what the audience expected him to do, namely turn down the poor man’s desire for the chariot. 21 The notion “Making fun of the king” also applies to other texts, one of them a very explicit text about the sexual powers of Ištar, 22 which contains, as Wilfrid Watson has argued convincingly, 23 at least a side blow on the sevenfold prostration in front of the king. 18 Fink, Intellectual Opposition in Mesopotamia, 177–180. 19 Ottervanger, Baruch, The Tale of the Poor Man of Nippur (State Archives of Assyria, Cuneiform Texts 12), Helsinki 2016. 20 Ottervanger, The Tale of the Poor Man of Nippur, 17. 21 Foster, Benjamin, Humor and Cuneiform Literature, in: The Journal of the Ancient Near Eastern Society 6, 1974, 69–85 gives a general account of humor in cuneiform literature. Frahm, Eckhard, Humor in assyrischen Königsinschriften, in: Jiři Prosecký (ed.), Intellectual Life of the Ancient Near East. Papers presented at the 43rd Rencontre assyriologique international Prague, July 1–5, 1996, Prague 1998, 147–162 discusses humor in Royal Inscriptions. 22 This text was first edited by Soden, Wolfram von, Ein spät-altbabylonisches pārum-Preislied für Ištar, in: Orientalia NS 60, 1991, 339–343 and discussed in more detail by Victor Avigdor Hurowitz who called this text a “Bawdy Ballad”, see Hurowitz, Victor Avigdor, An Old Babylonian Bawdy Ballad, in: Ziony Zevit, Seymour Gitin, Michael Sokoloff (ed.), Solving Riddles and Untying Knots. Biblical, Epigraphic, and Semitic Studies in Honor of Jonas C. Greenfield, Winona Lake 1995, 543–548. 23 Watson, Wilfried, Further Comments on the Prostration Formula, in: Nouvelles Assyriologiques Brèves et Utilitaires 2003, 65 (74).
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Obviously, there are texts, which make fun of the king, or better, of a negative stereotype of a king, but there are also other texts which criticize kings without ridiculing them. The main feature these texts share is the warning against hubris. If the king stops listening to the word of gods – whose signs are explained to him by his scholars or directly brought to him through prophets – he runs great danger of losing the favor of the gods and thereby his legitimacy. This warning is repeated in numerous literary texts and various different examples are given which all share the warning against hubris and the obligation of the king to listen to the messages of the gods. The prototypical “Unheilsherrscher” is Naram-Sin, who became the negative role-model of a king: 72. alsi mārē bārê umaʾʾir 73. [7 ana pān] 7 puḫādī alputu 74. ukīn guḫšê ellūti 75. ašālma […] ilāni rabûti 76. Ištar [Ila]ba Zababa Annunītum 77. Šul[lat Ḫaniš] Šamaš qurādu 78. namzaq ilāni rabûti ana alākija u zaqīqīja ul iddinamma 79. kiam aqbi ana libbīja umma lū anākūma 80. ajû nēšu bīri ibri 81. ajû barbaru išʾal šāʾiltu 82. lullik kī mār ḫabbāti [ina] migir libbīja 83. u luddi ša ilimma jāti luṣbat 24 I summoned the diviners and instructed (them). I designated seven lambs, one lamb for each of the seven. I set up pure reed altars. I queried the great gods: Ištar, Ilaba, Zababa, Annunītum, Šullat, Haniš, and Šamaš, the hero. The “latch-hook” of the great gods did not give me permission for my going and my demonical onrush. Thus, I said to my heart (i.e., to myself), these were my words: “What lion (ever) performed extispicy? What wolf (ever) consulted a dream-interpreter? I will go like a brigand according to my own inclination. And I will cast aside that (oracle) of the god(s); I will be in control of myself.” (72–83) 25 This short passage contains the basic warnings: Listen to the gods! Do not believe in your own powers! Do not forget that the gods grant all power! Beyond Critique: Killing the King in the Third Millennium Royal inscriptions often stress the close connection between the king and divine beings; some even establish family chains between the king and the gods. If the gods installed all the rulers, a naïve inhabitant of 3rd millennium Mesopotamia could ask himself why the gods installed the wrong person from time to time and had to rely on other rulers in order to get rid of them. Exactly this situation is described in a number of Presargonic inscriptions from Lagaš. Interestingly enough it often is not an outer foe, or the victorious king of Lagaš, who is killing the enemy king, but the murder of the “wrong king” is carried out
24 Westenholz, Joan Goodnick, Legends of the Kings of Akkade (Cuneiform Monographs 7), Winona Lake 1987, 316. 25 Westenholz, Legends of the Kings of Akkade, 317.
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by the population of the city, obviously, a case of rebellion. 26 Unlike other rebellions, of which we know mainly through reports of those who suppressed them, 27 these rebellions are described in a rather neutral or even positive way, as they are interpreted as a just punishment of an evildoer. The available inscriptions inform us about the famous Lagaš-Umma border conflict from the Lagašite point of view. 28 The first inscription relevant for the topic is E-anatum 1. 29 The text describes the history of the conflict and makes clear that it is a result of the numerous sins and the unreliability of the leader of Umma, who is a notorious oath-breaker, as he claimed the fields of Ninĝirsu, the city god of Lagaš, for himself. This makes Ninĝirsu intervene in the human world, by creating E-anatum with the help of other gods as a tool for his revenge. 30 In a dream (vii 1 – viii 5) the future is revealed to E-anatum, and it is foretold that he will win the war and that his enemy will be killed by his own people. 31 Seemingly, the actual description of this event is lacking in the text, which has many lacunas. In the end of the text E-anatum restores the borders and makes the leader of Umma swear an oath in order to solve the border conflict for all future. Unfortunately, E-anatum’s plan does not work out and so the conflict continues. In E-anatum 4, we can find another inscription with a curse on any future leader of Umma who dares to violate the border. The text reads: iii´ 15) uru me:te (TE.ME)-na 16) šu ḫé-na-zi May (the people) rebel against him in his (very) own city! 32 Again, the text uses the verb šu --zi (“raise the hand”) to describe rebellion and does not speak of a certain group rebelling, but it rather seems that the rebellion is carried out by the city as a whole.
26 For rebellions in Mesopotamia, see the contributions in Richardson, Seth, Writing Rebellion Back into the Record, in: Seth Richardson (ed.), Rebellions and Peripheries in the Cuneiform World, New Haven 2010, 1–27. 27 Obviously, it takes a refined methodology to understand the nature of these events when using such biased sources. In his introductory article to the abovementioned volume Richardson speaks of “writing rebellion back into the record” and provides a methodological toolkit for that. 28 On the history of this conflict, see Cooper, Jerrold S., Reconstructing History from Ancient Inscriptions. The Lagash-Umma Border Conflict. Sources from the Ancient Near East 2/1, Malibu 1983. 29 The numbers are those of The Royal Inscriptions of Mesopotamia (RIME). 30 The Royal Inscriptions of Mesopotamia 1.9.3.1, iii 23 – v 12. 31 The beginning of the passage is in a lacuna, the available text reads: “viii 1) šu e-na-zi 2) šà-ĝišKÚŠU. KI-ka 3) i-gaz”. Frayne translates “[his people] will raise hand against him, and he will be killed within Ĝiša (itself).” The verb šu --zi, which is translated “to raise the hand” in this instance, seems to refer to rebellion quite clearly, and is translated as “to rebel” by Frayne in other instances. 32 The Royal Inscriptions of Mesopotamia 1.9.3.4.
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In the inscriptions of En-metena it is mentioned that Ur-LUM-ma, another ruler of Umma, who does not respect the borders between Lagaš and Umma, is defeated by En-metena, escapes from the battle but finally finds his deserved punishment by the hand of the population of Umma. 33 The inscription closes with the curse that the population of his own city should kill any ruler who violates the border of Lagaš. 34 In an extraordinary text, the so called Urukagina-lament, it is described how the enemy from Umma destroyed and sacked Lagaš, and it is stated at the end of the text that the gods shall not punish Urukagina for these crimes, but rather the guilty Lugalzagesi. 35 Here the intended punishment is not mentioned, but it seems quite possible that it is hoped that he would be killed in a rebellion. Our survey has shown that in the inscriptions of Lagaš the murder of a ruler by the population of his city seems to be an acceptable punishment for unjust rulers who break treaties and thereby lead their population into disaster. If the rule of a king is thought to be supported by the city god, then losing a battle might also be understood as a revelation of the divine will, namely the withdrawal of divine favor. Fittingly En-metena reports that after Ur-LUM-ma escaped, a saĝa-priest took rulership for himself. 36 If this priest was involved in murdering Ur-LUM-ma is not mentioned in the text, but it seems to be rather possible. Obviously, it was more rewarding from an ideological point of view to let Ur-LUM-ma die by an anonymous hand. This threat of being killed by one’s own population in case of wrong behavior is obviously a very harsh, but maybe effective, form of critique for unethical or rather unsuccessful behavior of the king. Fear of rebellion is also present in the letters and texts of the Neo-Assyrian kings, but the critique in letters and prophecies is formulated in a more elegant way than threatening murder. But basically, the letters contain the same warning to the king: do not stray from the path of the gods! Criticizing the King in Scholarly Letters The examples I discuss here come from State Archives of Assyria 10, 37 a collection of letters from scholars 38 to Esarhaddon and Assurbanipal. These scholars were “attached to the 33 iii 15) ur-LUM-ma 16) ba-da-kar 17) šà ĝišKÚŠU.KI-ka 18) e-gaz. Frayne translates: “Ur-LUM-ma escaped, but was killed in Ĝiša (Umma) itself.” The Royal Inscriptions of Mesopotamia 1.9.5.1. 34 vi 26) nam-lú-ùlu uru-na 27) šu ù-na-zi 28) šà-uru-na-ka 29) ḫa-ni-gaz-zex (ÁB.ŠA.GE) “May the people of his own city, after rising up against him, kill him there within his (own) city!” The Royal Inscriptions of Mesopotamia 1.9.5.1. The use of nam-lú-ùlu is remarkable, as it rather designates “humanity, mankind” than population for which usually “ùĝ” is used. 35 The Royal Inscriptions of Mesopotamia 1.9.9.5. 36 The Royal Inscriptions of Mesopotamia 1.9.5.1, iii 28–37. 37 For a discussion of the different scholars and their duties at the Assyrian court, see the introduction to the volume by Simo Parpola. 38 In earlier days, these scholars were often described as magicians but in the last thirty years several scholars pointed out that we should separate divination and magic. So for example Beate Pon-
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service of the Assyrian king as his spiritual guardians and advisers.” 39 The high esteem in which these scholars were held in posterity is demonstrated by the fact that their memory was celebrated in a Hellenistic list, in which they were paired with famous kings. Therefore, each important king was considered to have a wise man at his side. 40 That the responsibility of this wise man was enormous and that the king really depended on good advice in different matters is self-evident. Giovanni Lanfranchi’s discussion of a letter of Bel-ušezib to king Esarhaddon provides insights into the way scholars tried to guide the king. In the letter (K. 1353), analysed by Lanfranchi, Bel-ušezib turns a bad portent into a good portent for the king by using sophisticated exegetical methods. Lanfranchi concludes that “the usual image of the NA (and Mesopotamian) scholars as mere appliers of an age-old, immovable system, needs to be seen in a more colorful and dynamic way.” 41 Another conclusion we can draw from this also is that the Mesopotamian system of divination was not so strict that it did not give scholars the room to maneuver, to interpret the portent, or maybe better, to adjust the portent to their actual knowledge of the political situation. They could encourage the king or criticize intended actions by giving different interpretations. Karen Radner has shown that especially Esarhaddon, most probably due to his much-disputed illness 42 and the bloody events when he became king in 681, “met his environs as a rule with overwhelming distrust” 43 and might have suffered from psychological problems. In addition, Esarhaddon’s son and successor Assurbanipal – it is not always very clear to whom the letters are addressed – was surely not free of distrust and sometimes was overwhelmed by the feeling of being treated badly by fate. 44 Obviously, these
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gratz-Leisten who points out: “Mit diesem Ansatz wird der Bereich der Divination endgültig aus dem Bereich der Magie herausgelöst und unter dem Aspekt der Kommunikation zwischen König und Gott als politisches Instrument der Herrschaft, d.h. als Herrschaftswissenschaft, definiert.” Pongratz-Leisten, Herrschaftswissen in Mesopotamien, 5. Parpola, Simo, Letters from Assyrian and Babylonian Scholars (State Archives of Assyria 10), Helsinki 1993, XIII (Introduction to State Archives of Assyria 10). See Lenzi, Alan, The Uruk List of Kings and Sages and Late Mesopotamian Scholarship, in: Journal of Ancient Near Eastern Religions 8, 2008, 137–169 for a discussion of such a list from Hellenistic times. Lanfranchi, Giovanni B., Scholars and Scholarly Tradition in Neo-Assyrian Times. A Case Study, in: State Archives of Assyria Bulletin 3/2, 1989, 99–114, 114. Radner, Karen, The Trials of Esarhaddon. The Conspiracy of 670 BC, in: Izimu 6, 2003, 165–183, 169–170. Radner, The Trials of Esarhaddon, 167. In a text that can be attributed with certainty to Assurbanipal he questions his fate: r. 2. a-na DINGIR u a-me-lu-tum ana ÚŠ.MEŠ u TI.MEŠ MUN DÙ-⸢uš⸣ 3. am-mì-ni GIG HUL ŠÀ-bi È u hulu-uq-qu rit-ku-sa KI-iá 4. ina KUR ṣal-ta ina É pu-uh-pu-hu-u la ip-ra-ra-su ⸢Á⸣.[2.MEŠ-a]-⸢a⸣5. du-lu-uh-hu-u a-mat HUL-tim su-ud-du-ru-u-ni ka-a-a-an 6. la DÙG.GA ŠÀ-bi la DÙG.GA UZU ik-ta-pa-ap la-a-ni 7. ina u8-a a-a ag-da-mar UD-me 8. ina UD-um DINGIR URU UD-um iš-šin-ni ana-ku dal-ha-ku 9. ú-kal-la-an-ni ÚŠ ú-šap-šá-aq 10. ina ku-u-ri ni-is-sa-ti ur-ra u MI a-na-as-su-us 11 a-ta-na-ah DINGIR ana la pa-li-hi SUM-in lu-mur ZALÁG-⸢ka⸣ 12. EN im-mat DINGIR anna-a te-ep-pu-šá-an-⸢ni⸣ 13. ki-i la pa-li-ih DINGIR ù dINNIN ana-ku ep-šá-⸢ku⸣” (Novotny, Jamie, Inscriptions of Assurbanipal (State Archives of Assyria, Cuneiform Texts 10), Helsinki 2014, 80–
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anxious and powerful men with their distrust were not easy to handle even for the most experienced scholars, as their wrath might theoretically have ended up in the execution of a scholar, even if we are not aware of such a case. 45 From the letters and the questions formulated in them it becomes obvious that the king heavily relied on the advice of his scholars and that he encouraged them to show him the right way, which actually means to inform him about the will of the gods. Despite the fact that this critique was seen as their duty by the scribes, they clearly try to formulate their critique in a way that makes it acceptable for the king. In the following example, Adad-šumu-uṣur, one of the most important and most trusted exorcists at the court, openly criticizes the king’s behavior – who is in a kind of depressive mood and decided not to leave his room – yet, by comparing the king to Šamaš, he flatters him at the same time. 15. an-ni-e GIŠ.BANŠUR ina pa-an 16. LUGAL be-lí-ia la e-rab e.17. a-na dUTU 18. LUGAL DINGIR.MEŠ 19. man-nu ⸢id-du-ru⸣ r.1. UD-mu k[al] ⸢mu-šú⸣ 2. e-daar- tu-ú-ra 3. ši-it-ta ú-ma-ti 4. LUGAL EN KUR.KUR ṣa-al-mu 5. šá dUTU šu-ú mi- ši-il 6. UD-me ú-ta-da-ar Why, today already for the second day, is the tablet not brought to the king, my lord? Who (now) stays in the dark much longer than Šamaš, the king of the gods; stays in the dark a whole day and night, and again two days? The king, the lord of the world, is the very image of Šamaš. He (should) keep in the dark for half a day only! (State Archives of Assyria 10,196,15-r. 6) In order to convince the king, the scribe also reminds him that it is necessary to listen to good advice, a statement that is well known from wisdom literature 46: r.14. mi[l! -ku dam-q]u ih-ḫa-sa-a 15. ka-[ru-u i]k-ki 16. la a-[ka]-lu la šá-tu-u 17. ṭè.e.mu ú-šá-šá 18e. mur-ṣu ú-rad 19e. an-ni-tu s.1. LUGAL a-na ⸢ARAD!⸣-[šu] ⸢liš⸣[m]i! 81) “I have done good for god and man, for the dead and the living. (So) why are illness, grief, demise and loss entangled with me? Discord in the country and strife in the family do not depart from [m]y side. Disorder and evil matters constantly beset me. Unhappiness and bad health have bent my body. I finish my days in woe and alas. I am troubled on the day of the city god, the festival day. Death holds and constricts me. Day and night, I moan in depression and worry. I am exhausted, my god, give (these things) to the irreverent, and let me see your light! For how long, O god, will you treat me this way? I have been treated like someone who does not revere god and goddess.” (Novotny, Inscriptions of Assurbanipal, 99, Text 19, r. 2–13) 45 There were a lot of executions of officials during revolts. See the numerous examples in Radner, Revolts in the Assyrian Empire. 46 So for example in the Instructions of Šuruppak, where Šuruppak shares his wisdom with his son: 9. dumu-ĝu10 na ga-ri na-ri-ĝu10 ḫé-dab5 10. zi-u 4-sud-rá inim ga-ra-ab-d[ug4] ĝizzal ḫé-em-ši-ak 11.nari-ga- ĝu10 šu nam-bí-bar-re 12. inim dug4-ga- ĝu10 na-ab-ta-bal-e-dè 13. na-ri ab-ba-sa10 érin-zu ša-
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G[ood ad]vice is to be heeded: restlessness, not eating and not drinking disturbs the mind and adds to illness. In this matter the king should listen to [his se]rvant. (State Archives of Assyria 10,196, r. 14-s.1) That also other scholars saw the fasting of the king as a problem is demonstrated by a letter written by Balasî and Nabû-ahhe-eriba (State Archives of Assyria 10,43) in which they urge the king to give up fasting after three days. Now I want to discuss two letters which try to convince the king that he should refrain from interpreting the omens himself and rather should rely on the expertise of his scholars, who are able to distinguish between irrelevant and relevant signs. In the first example, the king is troubled because someone reported that a lightning struck a field in Hariḫumba 10. ⸢LUGAL!⸣ a-ta-a ú-ba-’a-a 11. [ina] ⸢É⸣ LÚ.qa-tin-ni LUGAL 12. [a]-ta-a ú-ba-’aa-ma 13. ⸢HUL!⸣ ina ŠÀ É.GAL la me-me-ni 14. ⸢LUGAL⸣ ina URU. ḫa-ri-ḫum-ba 15. im-ma-te il-lik-ma Why does the king look for (trouble), and why does he look (for it) [in the ho]me of a tiller? There is no evil inside the palace, and when has the king ever visited Hariḫumba? (State Archives of Assyria 10,42,10–15) A similar case is found in a letter concerning earthquakes, written by Balasî to the king. The king is concerned because of an earthquake. Balasî answers that a ritual should be performed, but then he starts to relativize the earthquake and declares it a “natural” event, which should not cause too many worries: r.13. ina ŠÀ AD.MEŠ-šu AD–AD.MEŠ-šu 14. šá LUGAL ri-i-bu-u 15. la-áš-šú a-naku 16. ki-i qa-al-la-ku-ni 17. ri-i-ba-né-e 18. la a-mur DINGIR šu-u 19. uz-ni šá LUGAL 20. up-ta-at-ti s.1. ma-a up-ni-šú a-na DINGIR lip-ti ma-a 2. NAM.BÚR.BI le-pu-uš ma-a lu e-ti-ik Was there no earthquake in the times of the king’s fathers and grandfathers? Did I not see earthquakes when I was small? The god has (only) wanted to open the king’s ears: “He should pray (literally ‘open his fists’) to the god, perform the apotropaic ritual and be on his guard.” (State Archives of Assyria 10,56, r. 13-s.2) These and a lot of other letters clearly demonstrate that the scribes acted as “guardians” of the king and tried to take care of his wellbeing, which implies also the wellbeing of the ra-ab-si-il-le “My son, let me give instructions, let my instructions be taken! Ziusudra, let me speak a word to you; let attention be paid to them! Don’t neglect my instructions! Don’t transgress the words I speak! The instructions of an old man are precious, you should comply with them!” Alster, Bendt, Wisdom of Ancient Sumer, Bethesda 2005, 57–58, lines 9–13.
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Assyrian empire as a whole. They obviously were aware of the problems and fears of their king, they seem to have been an authority for the king, and this was in line with royal ideology, as these scribes were not powerful themselves. They rather were able to criticize the kings because, thanks to the divine knowledge laid down in age-old tablets 47 and oral traditions, 48 they were considered to be able to interpret the god’s messages to the king in the right way. 49 Criticizing the King in Prophecies Prophets seem to be the ideal agents of critique, because – similar to the scribes discussed above – they are not personally responsible for their critique. 50 They only act as a mouthpiece of a god and as long as the king shares this conviction, they are theoretically able to formulate any critique without endangering themselves, as the critique does not come from a subject of the king, but directly from a god. In contrast to the scribes, who are a part of the elite of the Assyrian Empire, the prophets often were of relatively low social status, so that Eva Cancik-Kirschbaum suggests understanding prophetic critique as a critique from below, as an alternative to the more technical disciplines of divination. 51 47 Reiner, Erica, The Babylonian Fürstenspiegel in Practice, with an Appendix by Miguel Civil, in: Muhammad A. Dandamayev et al. (ed.), Societies and Languages of the Ancient Near East. Studies in Honor of Igor M. Diakonoff, Warminster 1982, 320–326 discusses the use of the Babylonian Fürstenspiegel in a letter to the king and states: “It has not so far been observed that scribes, to use Oppenheim’s term, the intellectuals of Mesopotamian society – used these texts not only for pedagogical purposes, and copied them not solely to enlarge their own tablet collections, but would also draw on them to influence contemporary event, just as the scholars who cited the compendia of divinatory texts in their reports to the kings attempted to influence the king.” Reiner, The Babylonian Fürstenspiegel, 322. 48 This knowledge was mostly seen as revealed by the gods. See Pongratz-Leisten, Herrschaftswissen, 293–301. 49 See the chapter on the “Counterdiscoursive Scholar” in Finn, Jennifer, Much Ado about Marduk. Questioning Discourses of Royalty in First Millennium Mesopotamian Literature (Studies in Ancient Near Eastern Record 16), Boston, Berlin 2017, 16–19. Finn focuses on the involvement of scholars in rebellions and she sees them and their texts as “corrosive forces within the system itself ” (Finn 2017, 16) rather than a part of the system itself. Pongratz-Leisten, Beate, Religion and Ideol ogy in Assyria (Studies in Ancient Near Eastern Records 6), Boston, Berlin 2015, 448–467 devotes a chapter to “the voice of the scholar” in Neo-Assyrian texts and tries to establish their and the king’s role in the establishment of Neo-Assyrian ideology. 50 “In prophecy, the divine word is allegedly received intuitively, typically in an altered state of consciousness, and this clearly sets prophecy apart from astrology or extispicy, which are based on observation of physical objects and their scholarly interpretation.” Nissinen, Martti, Ancient Prophecy. Near Eastern, Biblical and Greek Perspectives, Oxford 2017, 257. 51 “Welche Rolle spielte die prophetische Divination für die Politik im Vergleich mit anderen divinatorischen Formen? Prophetie war immer auch eine Alternative zu den ‚technischen‘ Disziplinen der Divination: ihre Vertreter gehörten – anders als die Gelehrten und Spezialisten der technischen Disziplinen – gerade nicht zur etablierten politischen Klasse, sie können in einem stabilen System
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Martti Nissinen basically thinks along the same lines but puts more weight on the fact that the prophets also were part of the system, or as he formulates it: Herrschaftswissen enables Herrschaftskritik. 52 Nissinen treated the topic of prophets as agents of critique in detail and the following considerations are mainly based on his work. 53 The corpus of prophecies from Mesopotamia is rather small; 54 the main corpora are the Old-Babylonian texts from Mari and texts from Neo-Assyrian times. 55 Nissinen gives a detailed treatment of Biblical, Greek, and Mesopotamian prophecy, and he is convinced that “[d]ivination, in its different forms, is one of the key constituents of what Walter Burkert calls the ‘Near Easter-Mediterranean koine of forms and traditions’ […]”. 56 But what was the reason for such an obscure thing as divination to spread all over this region? Nissinen’s answer basically is because divination makes critique possible in dangerous situations as it provides a tool for the ruler to have his decisions sanctioned by divine will: What unites different divinatory practices is their function in guiding decision-making in the society by means of revealing the divine will. […] Prophets, like other diviners, acted as instruments of divine encouragement and warning, and they were typically consulted in situations of war and crisis. 57 The best example for the use of divination in times of crisis is provided by a text from the very end of the Assyrian empire in 611. The text documents the payment of an augur and
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eine wichtige Alternative darstellen.” Cancik-Kirschbaum, Eva, Prophetismus und Divination. Ein Blick auf die keilschriftlichen Quellen, in: Matthias Köckert, Martin Nissinen (ed.), Propheten in Mari, Assyrien und Israel (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 201), Göttingen 2003, 33–53, 51–52. “Dies bedeutet natürlich, dass die Propheten wie auch die anderen Götterbefrager ohne Zweifel im Dienst des Herrschaftssystems standen, innerhalb dessen ihnen eine Rolle als Vertreter des Herrschaftswissens zukam. Eben in dieser Rolle waren sie aber auch geradezu dazu verpflichtet, den König zu mahnen, zu warnen und nötigenfalls auch zu kritisieren. Herrschaftswissen ermöglichte also Herrschaftskritik, die wohl nicht nur aus ideologischen, sondern auch aus praktischen Gründen angeregt wurde. Wie oft und in welcher Weise diese Kritik in konkreten Situationen ausgesprochen werden konnte, ist eine andere Frage, die aufgrund der uns zur Verfügung stehenden Quellen nur sehr lückenhaft beantwortet werden kann.” Nissinen, Martti, Das kritische Potential in der altorientalischen Prophetie, in: Matthias Köckert, Martin Nissinen (ed.), Propheten in Mari, Assyrien und Israel (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 201), Göttingen 2003, 1–32, 30. See Nissinen, Das kritische Potential and Nissinen Martti, Ancient Prophecy. Near Eastern, Biblical and Greek Perspectives, Oxford 2017. A detailed description and discussion of the available sources is found in Nissinen, Ancient Prophecy, 57–115. Simo Parpola published the Neo-Assyrian prophecies in 1997 with an extensive commentary. Nissinen, Ancient Prophecy, 257. Nissinen, Ancient Prophecy, 258.
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a prophet before the battle against the advancing Babylonian army. 58 I would suggest that this seemingly extraordinary text is simply an instance of having a standard procedure documented that took place before every battle. 59 Stefan Maul’s studies on divination put an emphasis on the rational background of this arcane discipline. Maul is convinced that divination was part of the success of Mesopotamian kingship, as the obligatory use of divination prolonged the decision making process and prevented rulers from taking rash actions without consulting their experts. 60 But what topics were brought up when the gods criticized the king via the mouth of their prophets? As we would expect, cultic matters, especially the king’s duty to support the gods and their temples play an important role here and the demand of the gods are often formulated in a commanding tone. 61 The religious obligations of the Assyrian king, who was always also a priest, are of utmost importance, but here I want to present two texts, which deal with the main duty of the king, namely to establish and maintain a just order in the civilized world. Both come from early 2nd millennium Mari, and in the first one the god Adad asks the king Zimri-Lim for some land. 62 As the king obviously hesitated to fulfill this, somehow legally justified wish, it is therefore re-formulated in a somewhat more general way by a prophet, who asks the king to establish justice: 46. [ša-n]i-tam LÚ a-pí-lum ša ⸢d⸣IŠKUR be-el ha-la-abki 47. [IGI a-bu]-ha-lim illi-kam-ma ki-a-am iq-bé-e-em 48. ⸢um-ma-a-mi⸣ a-na be-lí-ka ⸢šu-pu⸣-ur 49. umma-a-mi dIŠKUR be-el ha-la-abki ú-[ul] a-na-ku-⸢ú⸣ 50. ša i-na ⸢sú-ha-ti-ia⸣ ú-ra-ab58 Nissinen, Ancient Prophecy, 258. An edition of the text is given by Parpola, Simo, Cuneiform Texts from Yizaret Tepe (Tušḫan), 2002–2003 (State Archives of Assyria Bulletin 17), Helsinki 2008, 1–113. 59 Finding divine approval before going to battle seems to be a wide-spread, if not universal phenomenon in antiquity (see the discussion below) that can also be found in nearly every battle description in classical sources. Especially detailed descriptions of these procedures are given in connection with Alexander’s battles with the Great King. What Lloyd is saying about the Macedonians also holds true for the Assyrians: “In such a conceptual world it was inevitably of great importance to feel that projected actions had divine approval so that at any critical point in an enterprise the participants, particularly the leaders, would be acutely, even desperately, anxious to conciliate the good will of the gods and establish their attitudes and intentions. At such psychological crises, there would also be a heightened mental or psychic attunement to pick up any hints which the gods might send on the future course of events, so that oracles, dreams, omens, and portents tend to cluster thickly in our tradition about such points.” Lloyd, Allan B., Phillip II and Alexander the Great. The Moulding of Macedon’s Army, in: Alan B. Lloyd (ed.), Battle in Antiquity, Swanesa 2009 (2nd edition), 169–198, 184. 60 See Maul, Stefan M., Die Wissenschaft von der Zukunft. Überlegungen zur Bedeutung der Divination im Alten Orient, in: Eva Cancik-Kirschbaum, Margarethe van Ess, Joachim Marzahn (ed.), Babylon. Wissenskultur in Orient und Okzident, Berlin, Boston 2011, 135–152 or, in more detail, Maul, Stefan M., Die Wahrsagekunst im Alten Orient. Zeichen des Himmels und der Erde, München 2013. 61 See Nissinen, Das kritische Potential, 4–14. 62 See Nissinen, Ancient Prophecy, 270–272 for the context of the text.
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bu-ka-ma 51. ⸢a⸣-na gišGU.ZA É a-bi-ka ú-te-er-ru-k[a] 52. [m]i-im-ma it-ti-ka ú-ul e-er-r[i-i]š 53. [i]-nu-ma LÚ ha-ab-lum ù MUNUS ha-bi-i[l-tum] 54. i-ša-as-sé-ekkum i-zi-iz-ma di-i[n]-šu-nu di-in 55. [a]n-ni-tam ša it-ti-ka e-ri-šu 56. an-ni-tam ša aš-pu-ra-kum te-ep-pé-eš-ma 57. a-na a-wa-ti-ia ta-qa-al-ma 58. ma-a-tam iš-tu ṣ[íti-š]a a-na er-pé-ša 59. ù ma-a-at-k[a ma-t]ám a-na-ad-di-na-kum 60. [a]n-ni-tam LÚ a-[pí-lum ša] dIŠKUR be-el ha-la-abki 61. IGI a-[b]u-ha-lim iq-bé-e-em 62. anni-tam be-lí lu-ú i-di 63 [More]over, a prophet of Adad, lord of Aleppo, came [with Abu]-ḫalim and spoke as follows: “Write to your lord the following: ‘Am I not Adad, lord of Aleppo, who raised you in my lap and restored you to your ancestral throne? I do not demand anything from you. When a wronged man or wo[man] cries out to you, be there and judge their case. This only I have demanded from you. If you do what I have written to you, I will give you the land from the r[is]ing of the sun to its setting, [your] land [greatly in]creased!’” This is what the pr[ophet of] Adad, lord of Aleppo, said in the presence of Abu-ḫalim. My lord should know this. (46–62) 64 The second one offers critique in a more general way, or maybe better, to use a category established by Finn, an “outright criticism” 65 of the king: 3. I a-bi-ia a-pí-lum ša dIŠKUR be-el ha-la-a[bki]4. il-li-kam-ma ki-a-am iq-bé-e-em 5. um-ma-a-mi dIŠKUR-ma ma-a-tum ka-la-ša 6. a-na ia-ah-du-li-im ad-di-in 7. ù i-na gišTUKUL.MEŠ-ia ma-hi-ra-am ú-ul ir-ši 8. i-ia-tam i-zi-ib-ma ma-a-tam ša ad-di-nu-šu[m] 9. a-na sa-am-si-dIŠKUR ad-[di-i]n 10. [I]sa-am-si-dIŠKUR […] (lacuna) r.1’ lu-t[e-e]r-ka a-na gišG[U.ZA É a-bi-ka] 2’ ú-te-er-ka gišTUKUL.[MEŠ] 3’ ša it-ti te-em-tim am-ta-ah-ṣú 4’ ad-di-na-ak-kum Ì ša nam-ri-ru-ti-ia 5’ ap-šu-úš-ka-ma ma-am-ma-an a-na pa-ni-ka 6’ ú-ul iz-z[i-iz a]-wa-ti iš₇-te-et ši-me 66 Abiya, the prophet of Adad, the Lord of Alep[po], came to me and said: “Thus says Adad: ‘I have given the whole country to Yaḫdun-Lim. Thanks to my weapons, he did not meet his equal. He, however, abandoned my cause, so I g[av]e to ŠamšiAdad the land I had given to him […] (Break) … let me re[st]ore you! I restored you to the th[rone of your father’s house], and the weapon[s] with which I fought the Sea I handed to you. I anointed you with the oil of luminosity, nobody will offer resistance to you.’” (3–6’) 67 63 Florilegium Marianum 7 39 (A. 1121+A. 2731). Transliterations from http://www.archibab.fr. This site also contains references to earlier editions and translations of the texts mentioned in this chapter. 64 Translation from Nissinen, Ancient Prophecy, 271. 65 See Finn, Much Ado about Marduk, 34–35. 66 Florilegium Marianum 7 38 (A.1968). Transliteration from http://www.archibab.fr. 67 Translation from Nissinen, Ancient Prophecy, 272–273.
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In this passage, the king is obviously warned not to abandon the cause of Adad and not to forget that all his power ultimately derives from and depends on Adad, as Yaḫdun-Lim obviously had done. 68 So critique is not formulated directly but in a more polite, indirect, way, even if it must have been obvious that the actual king is the target of the criticism and that abandoning the god’s cause will cause him experience the same fate as Yaḫdun-Lim. Then the letter continues and now the god gives direct advice to the king: 6’ ú-ul iz-z[i-iz a]-wa-ti iš₇-te-et ši-me 7’ i-nu-ma ma-am-ma-an ša di-nim 8’ i-ša-assí-ik um-ma-[a]-mi 9’ h[a-ab-t]a-ku i-zi-iz-ma di-in-šu di-in 10’ [i-ša]-ri-iš a-p[u-ul-šu] 11’ [an]-ni-tam ša it-ti-ka e-[er-ri-šu] 12’ i-nu-ma gi-ir-ra-am tu-u[ṣ-ṣú-ú] 13’ [b]a-lum te-er-tim la t[u]-u[ṣ-ṣí] 14’ [i]-nu-ma a-na-ku i-na te-[e]r-ti-i[a] 15’ [a] z-za-[az-z]u gi-ir-ra-am ta-ṣí 16’ [š]um-ma [la k]i-a-am-ma ba-ba-am 17’ [la] tu-[u] ṣ-ṣí an-ni-tam a-pí-lum iq-bé-[e]m 69 Now hear a single word of mine: If anyone cries out to you for judgement, saying: “I have been wr[ong]ed,” be there to decide his case, an[swer him fai]rly. [Th]is is what I desire from you. If you go [off] to the war, never do so [wi]thout consulting an oracle. [W]hen [I] become manifest in [my] oracle, go to the war. If it does [not] happen, do [not] go out of the city gate. (6’-17’) 70 The first part of this texts obviously repeats what we also encountered in the former letter. The king should establish and keep up justice in his land. The second part contains a warning also found in literary texts. The king should not go to war without establishing the divine will by consulting an oracle. The whole Cuthaean Legend, a text that describes the unsuccessful war of Naram-Sin against the enemy hordes and explains his lost battles with his hubris of going to war without the approval and even against the will of the gods, could be seen as an elaboration on this one sentence. 71 This kind of critique cannot be found in the Neo-Assyrian sources, although the ideal of the king as guarantor of justice and defender of the weak and poor was obviously also present in the first millennium. 72 Nissinen sees no reason why the “Neo-Assyrian prophets would not have reminded the king of his royal obligations” and explains this by hinting at Royal Ideology:
68 This motif of rulers abandoning their obligations and thereby losing their throne is the main topic of the Weidner Chronicle. See Finn, Much Ado about Marduk, 130–138 for a detailed treatment of the text and further references. 69 Florilegium Marianum 7 38 (A.1968). Transliteration from http://www.archibab.fr. 70 Translation from Nissinen, Ancient Prophecy, 273. 71 The critical potential of this text is discussed by Finn, Ancient Prophecy, 58–71. An edition and translation of the several versions of this text is found in Westenholz, Joan Goodnick, Legends of the Kings of Akkade (Cuneiform Monographs 7), Winona Lake 1987, 263–368. 72 See Nissinen, Ancient Prophecy, 275–276 with references to literature.
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That this kind of criticism is not attested in the Neo-Assyrian prophecies preserved to us may be due to the reason why they were filed in the archives, that is, the legitimacy of Esarhaddon and Assurbanipal as chosen kings, who had a special relationship with the goddess Ištar – and with her prophets. The eventual manifestations of prophetical criticism cannot be expected to have served this purpose. 73 Obviously, scholars and prophets were in the position to criticize and thereby influence the king. Therefore, the king either had to put blind trust in his scholars and prophets, or he had to control them, make use of their messages for his own legitimation and avoid that others might do the same. The king obviously was anxious that his scholars could be afraid of informing him about bad portents, 74 and therefore he openly encouraged them to report to him about negative portents also, in other words, he encouraged them to openly criticize him. 75 This means that the kings were aware of the need for honest people around them who dared to hint at possible dangers and prevent him from taking wrong actions. Prophetic messages could be used in rebellions, 76 and the Neo-Assyrian kings obviously were aware of the danger that their Herrschaftswissen could be used by their enemies. This leads us to our next question – was there any punishment for criticizing the king that goes beyond the level of avoiding rebellion? Critique and Punishment: Was there a punishment for criticizing Kings and Gods? It is obvious that one of the central aims of every ruler is to keep his rule intact, but there are different ways to achieve this aim. Avoiding rebellions by presenting oneself as a just and legitimate king is a common strategy of Mesopotamian kings. Lending an ear to the weak and suppressed and establishing justice for them are important duties of the Mes-
73 Nissinen, Ancient Prophecy, 275. 74 Lanfranchi hints at the general tendency to formulate omen more positive than they actually were according to the written tradition. “The ‘astrological’ procedure performed by Bel-ušezib may be fitted into the general framework of the scholar’s attempts to give the king as good omens as possible, and may be viewed as an elaborate attempt to ‘turn bad into good’.” Lanfranchi, Giovanni B., Scholars and Scholarly Tradition in Neo-Assyrian Times. A Case Study, in: State Archives of Assyria Bulletin 3/2, 1989, 99–114, 111. 75 That the kings usually decided to control their scholars is demonstrated by the numerous letters in State Archives of Assyria 10 in which the king asks about the meaning of events that were reported to him by other scholars. In one instance, he even makes his scribes swear that they never concealed anything from the king: “[When] the king, my lord, [former]ly two or three times asked his servant about malformed births or anything at all, did I conceal (anything), be it good or bad, from the king, my lord?” (State Archives of Assyria 10,265, r 7–13). 76 As the king is chosen by the gods, the god might change their will, nominate someone else, and announced that in an oracle. The famous case of a certain Sasï, who was proclaimed king by favour of Nusku in an oracle, is discussed in Nissinen, Ancient Prophecy, 276–277.
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opotamian king, documented in texts from the third millennium onwards. 77 It seems that these duties were inevitably connected with the ability of the king to accept critique. Although he himself was maybe not directly responsible for the grievances, he had to face the fact that they occurred under his rule and that his kingship was not perfect, but an ongoing process of (re)establishing order and justice. 78 A way to deal with critique is simply to ignore it. If the one who criticizes the powerful is not heard, he might turn to more efficient means of opposition or give up criticizing at all. For a powerful king, it was irrelevant if some ordinary people mocked or criticized him. However, critique can become dangerous when it comes from the mouth of influential people, and then the king tried to control it, as shown in the succession treaties, which are discussed below. In contrast to the succession treaties we can find no regulations concerning lèse-majesté in the law-codes, but there are some paragraphs mentioning blasphemy. 79 The reason to forbid evil words from all kinds of diviners and prophets against Assurbanipal, the future king, is obvious – all these people could be exploited in order to initiate or ideologically support a revolt against the king. 80 That the kings were aware of the danger of critique or slander, 81 especially in the fragile situation of the transfer of power to their successor, is amply demonstrated in the treaties edited in State Archives of Assyria 2. The treaty of Šamši-Adad V with Marduk-zakir-šumi obligates both parties not to say “evil words” 82 about each other. Sennacherib’s Succession Treaty mentions slander against Sennacherib and declares the obligation to inform the king about it, 83 something that is also mentioned in the Accession Treaty of Esarhaddon, where the passage is somewhat better preserved and reads:
77 See Dassow, Eva von, Freedom in Ancient Near Eastern Societies, in: Karen Radner, Eleanor Robson (ed.), The Oxford Handbook of Cuneiform Culture, Oxford 2011, 205–224 and Weinfeld, Moshe, Social Justice in Israel and the Ancient Near East, Jerusalem 1995, especially 75–96, for an overview of “proclamations of ‘freedom’ in Mesopotamia”. 78 Maul, Stefan M., Der assyrische König. Hüter der Weltordnung, in: Kazuko Watanabe (ed.), Priests and Officials in the Ancient Near East, Heidelberg 1999, 201–214 describes the Assyrian king as the guardian of the world order. 79 So, for example in the Middle Assyrian Law Codes (A §2, translation in Roth, Martha, Law Collections from Mesopotamia and Asia Minor (Writings from the Ancient World 6), Atlanta 1995, 155, B § 3: Roth, Law Collections, 176) or in the Middle Assyrian Palace Decrees (§ 18) Roth, Law Collections, 204. For more references see CAD Š2 s.v. šillatu. 80 The use of prophecy in Neo-Assyrian sources is analyzed in Nissinen, Martti, References to Prophecy in Neo-Assyrian Sources (State Archives of Assyria Studies 7), Helsinki 1998. Nissinen, Martti, Prophecy against the King in Neo-Assyrian Sources, in: Klaus-Dietrich Schnuck, Matthias Augustin (ed.), „Lasset uns Brücken bauen …“: Collected Communications to the XVth Congress of the International Organization for the Study of the Old Testament, Cambridge 1995 (Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des antiken Judentums 42), Frankfurt am Main 1998a, 157–170 discusses prophecies against kings in the Neo-Assyrian evidence. 81 Richardson, Writing Rebellion, 4–7 analyses the vocabulary of illegitimate speech against the king in connection with rebellions. 82 a-mat MÍ.HUL (State Archives of Assyria 2,1,8’). 83 State Archives of Assyria 2,3,2’-4’.
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4’ [ù šúm-ma a-na]-⸢ku⸣ a-bat-su la ⸢de-iq-tú⸣ [TA* pi]-i NUMUN-šú a-šammu-[u-ni] 5’ [ú-la-a šúm-ma] TA* pi-i ša 01-en ⸢TA*⸣ [ŠÀ] ⸢LÚ⸣.GAL-MEŠ [LÚ. NAM-MEŠ] 6’ [TA* pi-i 1-en] ⸢TA*⸣ ŠÀ LÚ.šá—ziq-ni ú-la-a TA* pi-⸢i⸣ [1-en LÚ.SAG-MEŠ] 7’ [a-šam-mu-u-ni] ù a-na maš-šur—PAB!—[SUM]-na EN-ía la a-qab-⸢bu⸣-[u-ni] Should I he[ar an ug]ly word about him [from the mou]th of his progeny, [should I hear it] from the mouth of one of the magnates or [govenors], [from the mouth of one o]f the bearded or from the mouth of [the eunuchs], I will go and tell it to Esarhaddon, my lord. (4’-7’) 84 In the famous and well preserved text known as Esarhaddon’s Succession Treaty, 85 the importance of good advice is stressed, as it is mentioned that the contracting party should give sound advice (milku) to Assurbanipal. 86 Additionally the contracting party is once more obligated to report slander: 73. šum-ma at-tu-nu a-bu-tú la DÙG.GA-tú la ba-ni-tú 74. la ta-ri-su ša e-peš LUGAL-te šá ina UGU maš-šur—DÙ—A 75. DUMU—MAN GAL-u šá É—UŠ-te la tar-ṣa-tú-u-ni la ṭa-bat-u-ni 76. lu-u ina pi-i ŠEŠ-MEŠ-šú ŠEŠ-MEŠ—AD-MEŠšú DUMU—ŠEŠ-MEŠ—AD-MEŠ-šú 77. qin-ni-šú NUMUN É—AD-šú lu ina pi-i LÚ.GAL-MEŠ LÚ.NAM-MEŠ 78. lu ina pi-i LÚ.šá—ziq-ni LÚ.SAG-MEŠ 79. lu-u ina pi-i LÚ.um-ma-ni lu-u ina pi-i nap-ḫar ṣal-mat—SAG.DU 80. ma-la ba-šu-u ta-šam-ma-a-ni tu-pa-za-ra-a-ni 81. la ta-lak-a-ni-ni a-na maš-šur—DÙ—A DUMU—MAN GAL-u 82. šá É—UŠ-ti la ta-qab-ba-a-ni If you hear any improper, unsuitable or unseemly word concerning the exercise of kingship which is unseemly and evil against Assurbanipal, the great crown prince designate, either from the mouth of his brothers, his uncles, his cousins, his family (var. his people), members of his father’s line; or from the mouth of magnates and governors, or from the mouth of the bearded and eunuchs, or from the mouth of the scholars or from the mouth of any human being at all, you shall not conceal it but come and report it to Assurbanipal, the great crown prince designate. (73–82) 87
84 State Archives of Assyria 2,4. 85 The treaty was distributed to all the provinces of the Assyrian empire, as demonstrated by a copy of the text in ancient Kullania (todays Tell Tayinat in Turkey). See Radner, Karen, Assur’s “Second Temple Period”. The Restoration of the Cult of Aššur, c. 538 BCE, in: Christopher Levin, Reinhard Müller (ed.), Herrschaftslegitimation in vorderorientalischen Reichen der Eisenzeit (Orientalische Religionen in der Antike 21), Tübingen 2017, 77–96, 80–81. 86 “You shall speak with him in the truth of your heart, give him sound advice loyally, and smooth his way in every respect.” (State Archives of Assyria 2,6,51–54). 87 State Archives of Assyria 2,6.
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A very similar passage is inserted only some 20 lines later. The repetition obviously stresses the importance of avoiding “evil words” against the crown prince: 108. ⸢šum⸣-ma a-bu-tú la DÙG.GA-tú la de-iq-tú 109. la ba-ni-tú ina UGU maššur—DÙ—A DUMU—MAN GAL ša É—UŠ-ti 110. DUMU maš-šur—PAB— AŠ MAN KUR—aš-šur EN-ku-nu la tar-ṣa-at-u-ni 111. la ṭa-bat-u-ni lu-u ina pi-i LÚ.KÚR-šú 112. lu-u ina pi-i sal-me-šú 113. lu ina pi-i ŠEŠ-MEŠ-šú 114. ŠEŠ-MEŠ— AD-MEŠ-šú DUMU—ŠEŠ-MEŠ—AD-MEŠ-šú 115. qin-ni-šu NUMUN É—ADšu lu-u ina pi-i ŠEŠ-MEŠ-ku-nu 116. DUMU-MEŠ-ku-nu DUMU.MÍ-MEŠ-ku-nu lu ina pi-i LÚ.ra-gi-me 117. LÚ.maḫ-ḫe-e DUMU šá-ʾi-li a-mat DINGIR 118. lu-u ina pi-i nap-ḫar ṣal-mat—SAG.DU mal ba-šú-u 119. ta-šam-ma-a-ni tu-pa-za-raa-ni 120. la ta-lak-a-ni-ni a-na maš-šur—DÙ—A DUMU—MAN GAL-u 121. šá É—UŠ-te DUMU maš-šur—PAB—AŠ MAN KUR—aš-šur 122. la ta-qab-ba-a-ni If you hear any evil, improper, ugly word which is not seemly nor good to Assurbanipal, the great crown prince designate, son of Esarhaddon, king of Assyria, your lord, either from the mouth of his enemy or from the mouth of his ally, or from the mouth of his brothers or from the mouth of his uncles, his cousins, his family, members of his father’s line, or from the mouth of your brothers, your sons, your daughters, or from the mouth of a prophet, an ecstatic, an inquirer of oracles, or from the mouth of any human being at all, you shall not conceal it but come and report it to Assurbanipal, the great crown prince designate, son of Esarhaddon, king of Assyria. (108–122) 88 In a treaty of Assurbanipal with his Babylonian allies, the allies have to swear that they will not listen to persons who speak evil words against Assurbanipal. 89 The treaties, which were sworn by the elites of the whole Neo-Assyrian Empire, obviously tried to prevent rebellion by taking appropriate measures to prevent evil words against the crown prince. As it is not entirely clear on first sight what is actually meant by those phrases, we luckily can improve our understanding with examples. 90 Barjamovic mentions one example (State Archives of Assyria 18,125) which quotes such “evil words” that made the writer of the letter write to the king, 91 so we can assume that for the writer of the letter it was obvious that the following were indeed “evil, improper, and ugly” words about the king:
88 State Archives of Assyria 2,6. 89 State Archives of Assyria 2,18,10’-13’. 90 Barjamovic, Gojko, Civic Institutions and Self-government in Southern Mesopotamia in the MidFirst Millennium BC, in: Jan Gerrit Dercksen (ed.), Assyria and Beyond. Studies Presented to Mogens Trolle Larsen, Leiden, Istanbul 2004, 47–98, 66 refers to several cases of political agitation in front of assemblies. 91 Another example of denouncing slander is discussed in Nissinen, Ancient Prophecy, 276.
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o. 10’ um-ma mim-ma ma-la LUGAL it-ti-ka ù it-ti LÚ.UNUG.KI-a-a i-⸢dáb⸣-[bubu] 11’ gab-bi pi-ir-ṣa-a-ta LÚ.SAG—LUGAL a-na pa-an mḫi-in-nu-mu šá UD-mešú il-⸢la⸣-[ka] 12’ at-ta i-na GÌR.2-MEŠ šá LUGAL la ta-ṣab-bat mim-ma LUGAL ul ip-pu-⸢šak⸣-[ka] 13’ ul i-nam-dak-ka ina GÌR.2-ME šá mḫi-in-nu-mu ṣa-bat-ma bu-lu-⸢ṭu⸣ [x x x] “Everything that the king is sp[eaking] to you and the Urukians is but a big lie. The chief eunuch com[es] daily into the presence of Hinnumu. As for you, do not grasp the feet of the king, (as) the king will not do anything [for you], but grasp the feet of Hinnumu and stay alive [...]!” (o 10’-o 13’) 92 Obviously, all these words aimed at inciting revolution and therefore were of central interest to the king; on the other hand, the succession treaty also asks to give good advice to Assurbanipal, which surely might also have included critique. Therefore, we can conclude that the Assyrian kings distinguished between destructive critique that aimed at overthrowing the actual political order and positive critique that helped to keep the king on the right way and to prevent him of becoming a victim of hubris – the omnipresent threat of all those who are in charge of power. Conclusion I hope that I could establish what I already claimed in the beginning, namely that critique is a necessary ingredient of every successful social organization. The omnipresence of the warnings against hubris and unjust behavior, be it in proverbs, myths, rituals, 93 folktales, legends about the kings of old or historiographic texts, letters, prophecies or rituals, clearly demonstrates that the king was reminded on many occasions that he was responsible for the well-being of his people. This responsibility could only be fulfilled if the king headed good advice, if he listened to the words of wise men and – in the case of the prophets – wise woman, who were the mouthpieces of the gods.
92 State Archives of Assyria 18,125. 93 I did not include a study of “ritualized” critique here, but one can refer to Pongratz-Leisten, Beate, Das „negative Sündenbekenntnis“ des Königs anläßlich des babylonischen Neujahrsfestes und die kidinnūtu von Babylon, in: Jan Assmann, Theo Sundermeier (ed.), Schuld, Gewissen und Person. Studien zur Geschichte des inneren Menschen (Studien zum Verstehen fremder Religionen 9), Gütersloh 1997, 83–101, where she analyses the negative confession of sins in the Babylonian New-Year-Festival. During this ritual, the king is slept in his face and reminded of his duties and the limits of his power are made explicit here. Also in the Assyrian Royal Coronation Ritual the king is reminded that the true ruler is Aššur: 27’ [L]Ú.SANGA 28’ aš-šur ina pa-ni-šú-n[u TE LUGAL] i-mah-aṣ a-ki-a i-[q]a-bi 29’ LUGAL aš-šur MAN [a-di] KÁ d a-zu-e i-qab-bi “The priest of Aššur slaps [the king’s cheek] in their presence and says thus: ‘Aššur is king, Aššur is king!’ He says so [as far as] the Anzû gate.” State Archives of Assyria 20,7.
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What can be observed in all the texts discussed above is that the proponents of critique avoid formulating their critiques directly. They rather prefer to present themselves only as the mediators of a critique that comes either from an age-old, seemingly holy “tradition” or directly from the gods, as in the case of the prophets. Also, the scholars present themselves as the guardians of a tradition, as the messengers of the gods, and if they give direct advice or criticism they stress their role as servants of the king. Henri Limet 94 obviously was right. The view of the Mesopotamian rulers as tyrants without limits should be abandoned in the light of the evidence discussed above, as we can clearly see that an elaborate system of critique and feedback-loops existed that was intended to prevent the king from becoming a tyrant. However, no system is without failure and we can doubt that this goal was always achieved. Literatur Alster, Bendt, Wisdom of Ancient Sumer, Bethesda 2005 Árnason, Johann P., Eisenstadt, Shmuel N., Wittrock, Bjorn (ed.), Axial Civilizations and World History, Leiden 2005 Barjamovic, Gojko, Civic Institutions and Self-Government in Southern Mesopotamia in the Mid-First Millennium BC, in: Jan Gerrit Dercksen (ed.), Assyria and Beyond. Studies Presented to Mogens Trolle Larsen, Leiden, Istanbul 2004, 47–98 Borger, Rykle, Beiträge zum Inschriftenwerk Assurbanipals, Wiesbaden 1997 Cancik-Kirschbaum, Eva, Prophetismus und Divination. Ein Blick auf die keilschriftlichen Quellen, in: Matthias Köckert, Martin Nissinen (ed.), Propheten in Mari, Assyrien und Israel (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 201), Göttingen 2003, 33–53 Cooper, Jerrold S., Reconstructing History from Ancient Inscriptions. The Lagash-Umma Border Conflict. Sources from the Ancient Near East 2/1, Malibu 1983 Dassow, Eva von, Freedom in Ancient Near Eastern Societies, in: Karen Radner, Eleanor Robson (ed.), The Oxford Handbook of Cuneiform Culture, Oxford 2011, 205–224 Eisenstadt, Shmuel N. (ed.), The Origins and Diversity of Axial Age Civilizations, Albany 1986 Finet, André (ed.), La voix de l’opposition en Mesopotamie, Brussels 1973 Fink, Sebastian, Gegenkultur im Alten Orient?, in: Timo Heimerdinger, Eva-Maria Hochhauser, Erich Kistler (ed.), ‚Gegenkultur‘, Würzburg 2013, 77–101 Fink, Sebastian, Intellectual Opposition in Mesopotamia between Private and State, in: Rients de Boer, Jan Gerrit Dercksen (ed.), Proceedings of the 58th Rencontre Assyriologique Internationale at Leiden 16–20 July 2012, Winona Lake 2017, 73–83
94 Limet, Henri, Réflexions sur la nature et l’efficacité d’une opposition, in: André Finet (ed.), La voix de l’opposition en Mesopotamie, Brussels 1973, 66–83, 66, cited in the introduction.
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Politische Redekultur im griechischen und akkadischen Epos Johannes Haubold
In diesem Aufsatz geht es um demokratische und nicht-demokratische Kulturen der politischen Rede. Mich interessiert, welche Modelle politischer Kommunikation in antiken Gesellschaften zur Verfügung standen, und wie diese Modelle in kanonischen Texten niedergelegt und weitervermittelt wurden. Mein Schwerpunkt liegt auf Homer’s Ilias im klassischen Athen und Enūma eliš im Babylon des ersten Jahrtausends vor Christus. Was diese zwei Gedichte zur Ausformung einer demokratischen Streitkultur einerseits und einer autokratischen Beschwichtigungs- und Beratungskultur andererseits beitrugen, das ist die Frage, der ich hier nachgehen möchte. Epos und Demokratie: Die Ilias in Athen Zentral für das Verständnis der athenischen Demokratie ist die Rolle des homerischen Epos. Junge Männer lasen Homer in der Schule, Redner zitierten ihn in der Versammlung und vor Gericht, Intellektuelle diskutierten seine Werke, Dichter imitierten sie. 1 Es gab sogar ein Gesetz, wonach Homer regelmäßig an den Panathenäen aufgeführt werden musste. 2 Damit waren die homerischen Epen im klassischen Athen nicht einfach nur das Erbe einer versunkenen Zeit, sondern vielmehr ein zentraler Bestandteil der kulturellen und politischen Realität. Wir vergessen das manchmal, wenn wir von der homerischen Welt des achten oder siebten Jahrhunderts sprechen.
1 Die Rezeption Homers im klassischen Athen kann hier nicht erschöpfend referiert werden. Einige Anhaltspunkte bei Nagy, Gregory, Plato’s Rhapsody and Homer’s Music, Washington 2002; Nagy, Gregory, Homer the Classic, Washington 2008; Graziosi, Barbara, Inventing Homer. The Early Reception of Epic, Cambridge 2002; Graziosi, Barbara, The Ancient Reception of Homer, in: Lorna Hardwick, Christopher Stray (Hg.), A Companion to Classical Receptions, Malden, Oxford 2008, 26–57; Roisman, Hanna, Reception, Archaic and Classical, in: Margalit Finkelberg (Hg.), The Homer Encyclopedia, Malden, Oxford 2011, 706–708; Hunter, Richard, The Measure of Homer. The Ancient Reception of the Iliad and the Odyssey, Cambridge 2018. 2 Lykurg. 1,102; vgl. Plat. Hipparch. 228b-c. Diskussion bei Hanink, Johanna, Lycurgan Athens and the Making of Classical Tragedy, Cambridge 2014, 53–55.
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Nun war Homer kein Demokrat, und die homerische Gesellschaft in vieler Hinsicht ganz anders strukturiert als die des klassischen Athen. Insofern man überhaupt bei Homer von einer kohärenten Gesellschaft sprechen kann, trägt sie autoritäre Züge, mit Königen (basilēes), deren Privilegien im Prinzip nicht zur Debatte stehen und einer Population von laoi, die sich zwar zu Versammlungen trifft, aber formal nichts beschließt und auch von ihren Führern keine Rechenschaft fordert. 3 Dennoch spielten die homerischen Epen bei der Ausbildung einer demokratischen Kultur eine wichtige Rolle. Wenn die Demokratie insgesamt institutionalisierter Streit ist, dann ist das erst recht der Fall im klassischen Athen. 4 Die großen demokratischen Politiker, von Perikles bis Demosthenes, waren allesamt Redner und mussten es sein, denn in den demokratischen Institutionen – in der Versammlung etwa, oder in den Gerichten – zählte vor allem der öffentliche Redestreit. Auch die führenden Intellektuellen der Demokratie, die Gruppe, die wir heute die Sophisten nennen, waren zunächst einmal Redner, Rhetoriktheoretiker und Rhetoriklehrer, die ihre Kunst in Redeagonen auch öffentlich zur Schau stellten. 5 Die Tragödie als demokratische Kunstform schlechthin kleidete diese Praxis in ein mythologisches Gewand. 6 All das basierte letztlich auf Homer. Gefragt, was denn Homer Besonderes weiß, antwortet der Rhapsode Ion im gleichnamigen platonischen Dialog (Ion 540b): ἃ πρέπει, οἶμαι ἔγωγε, ἀνδρὶ εἰπεῖν καὶ ὁποῖα γυναικί, καὶ ὁποῖα δούλωι καὶ ὁποῖα ἐλευθέρωι, καὶ ὁποῖα ἀρχομένωι καὶ ὁποῖα ἄρχοντι. Ich denke (Homer weiß), wie ein Mann reden soll und wie eine Frau, ein Sklave und ein freier Bürger, ein Untergebener und ein Vorgesetzter.
3 Dazu Raaflaub, Kurt A., Homeric Society, in: Ian Morris, Barry Powell (Hg.), A New Companion to Homer, Leiden 1997, 624–648 und Raaflaub, Kurt A., Society, Homeric, in: Margalit Finkelberg (Hg.), The Homer Encyclopedia, Chichester 2011, 810–813; Osborne, Robin, Homer’s Society, in: Robert Fowler (Hg.), The Cambridge Companion to Homer, Cambridge 2004, 206–219. 4 Zu Demokratie und Streitkultur siehe grundsätzlich Dahrendorf, Ralf, Gesellschaft und Demokratie in Deutschland, München 1965; Sarcinelli, Ulrich (Hg.), Demokratische Streitkultur. Theoretische Grundpositionen und Handlungsalternativen in Politikfeldern, Opladen 1990. 5 Zu der komplizierten Mischung von Traditionen und Interessen, die in die sogenannte erste Sophistik einflossen vgl. Guthrie, William K. C., The Sophists, Cambridge 1969; Kerferd, George B., The Sophistic Movement, Cambridge 1981; de Romilly, Jacqueline, Les grandes sophistes dans l’Athène de Periclès, Paris 1988. 6 Zur Tragödie als demokratischer Form siehe Meier, Christian, Die politische Kunst der griechischen Tragödie, München 1988; Goldhill, Simon, The Great Dionysia and Civic Ideology, in: John J. Winkler, Froma I. Zeitlin (Hg.), Nothing to do with Dionysos? Athenian Drama in its Social Context, Princeton 1990, 97–129; Vorbehalte bei Rhodes, Peter J., Nothing to do with Democracy. Athenian Drama and the polis, in: Journal of Hellenic Studies 123, 2003, 104–119. Zur Tragödie und den Sophisten vgl. Goldhill, Simon, Reading Greek Tragedy, Cambridge 1986, 1–32; Conacher, Desmond, Euripides and the Sophists, London 1998; Egli, Franziska, Euripides im Kontext zeitgenössischer intellektueller Strömungen, München, Leipzig 2003, bes. 191–197.
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Politische Redekultur im griechischen und akkadischen Epos
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Im klassischen Athen war Homer vor allem zweierlei: Dichter des Krieges 7 und Dichter der gesprochenen Rede. Das ist zunächst eine Frage der Rezeption und ist doch ganz im Sinne Homers. Die Ilias, auf die ich mich hier konzentriere, besteht zu beinahe 50% aus direkter Rede. Wie schon antike Leser wussten, und wie Dieter Lohmann und Richard Martin eindrucksvoll bestätigt haben, ist das nicht nur eine Frage der Quantität: Homers Reden sind mit geradezu unheimlicher Präzision formuliert. 8 Der Dichter selbst preist seine Redner. Nestor spricht honigsüß (Il. 1,247–249), Odysseus’ Worte fallen wie Schneeflocken (Il. 3,209–324), Achill erweckt Staunen mit seinen ‚mächtigen‘ Worten (Il. 9,430f.). Solche Beschreibungen legen nahe, dass die großen Reden der Ilias von vornherein als Bravour- und Modellstücke konzipiert waren. Man konnte von ihnen lernen. Was genau man von ihnen lernen konnte, lässt sich am Beispiel des homerischen Achilleus ablesen, der seinerseits hatte lernen müssen, ‚ein Sprecher von Worten zu sein und ein Vollbringer von Werken‘ (Il. 9,438–443): 440
... σοὶ δέ μ᾽ ἔπεμπε γέρων ἱππηλάτα Πηλεὺς ἤματι τῶι ὅτε σ᾽ ἐκ Φθίης Ἀγαμέμνονι πέμπε νήπιον οὔ πω εἰδόθ᾽ ὁμοιΐου πολέμοιο οὐδ᾽ ἀγορέων, ἵνα τ᾽ ἄνδρες ἀριπρεπέες τελέθουσι. τοὔνεκά με προέηκε διδασκέμεναι τάδε πάντα, μύθων τε ῥητῆρ᾽ ἔμεναι πρηκτῆρά τε ἔργων.
440
„[...] Der alte Ritter Peleus sandte mich zu dir, am Tag als er dich weg aus Phthie und zu Agamemnon schickte, naiv noch, ohne Wissen um den bösen Krieg und die Versammlungen, wo Männer Ansehen gewinnen. Deswegen sandte er mich auf den Weg mit dir, dich alles dies zu unterrichten: ein Sprecher sein von Worten und ein Werkvollbringer.“
Mit den ‚Werken‘ (erga), die Achilleus lernen muss, sind militärische Taten gemeint, wie Phoinix ausdrücklich erklärt. Was das Reden betrifft, so bietet er eine mindestens ebenso aufschlussreiche Erklärung an: worum es geht, in Achills Erziehung, ist nicht irgendeine Art der Rede, sondern die Intervention in der agorē, dem Versammlungsort, wo öffentlich diskutiert und – in der Ilias wichtig – auch gestritten wird. Tatsächlich ist der Streit in der homerischen Versammlung nicht nur geduldet, sondern themis, also gesellschaft-
7 Dazu Graziosi, Barbara, Inventing Homer. The Early Reception of Epic, Cambridge 2002, 172–180. 8 Lohmann, Dieter, Die Komposition der Reden in der Ilias, Berlin, New York 1970; Martin, Richard P., The Language of Heroes. Speech and Performance in the Iliad, Ithaca 1989; vgl. auch Griffin, Jasper, Homeric Words and Speakers, in: Journal of Hellenic Studies 106, 1986, 36–57.
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lich garantierte Norm. 9 Nicht jeder griechische Dichter sah das so. Für Hesiod etwa ist die agorē ein Ort des sinnlosen Gezänks, wo der Faulpelz Perses seine Tage vertrödelt anstatt zu arbeiten. 10 Die wirklichen ‚Werke‘ (erga) geschehen anderswo, im Haus und auf dem Feld. Bei Homer ist es ganz umgekehrt: in der agorē zeichnen sich Männer aus, sagt Phoinix (Il. 9,441), dort verwirklicht sich das heldische Ideal, das Achill als ‚bester der Achäer‘ vor allen anderen verkörpert. 11 Nach dem bisher Gesagten ist es nicht verwunderlich, dass Homer den öffentlichen Streit immer wieder in den Mittelpunkt seiner Erzählung stellt. 12 In der Tat ist das zentrale Problem der Ilias, die mēnis des Achill, kein militärisches, sondern ein politisches – und es wird mit den politischen Mitteln des Streitgespräches verarbeitet. Steck dein Schwert ein, sagt Athene zu Achilleus im ersten Buch der Ilias, und streite mit Worten (Il. 1,210f.): 210
ἀλλ᾽ ἄγε λῆγ᾽ ἔριδος, μηδὲ ξίφος ἕλκεο χειρί: ἀλλ᾽ ἤτοι ἔπεσιν μὲν ὀνείδισον ὡς ἔσεταί περ:
210
Jetzt komm, lass ab vom Kampf und ziehe nicht dein Schwert, doch sollst du ihn mit Worten schelten wie es geht.
Athenes Intervention signalisiert, dass die Rede und nicht der bewaffnete Kampf das entscheidende Mittel der Konfliktbewältigung in diesem Text sein wird. Außerdem bestätigt sie, dass die homerische Redekultur vor allem Streitkultur ist. Elton Barker hat zurecht herausgestellt, dass Homer die öffentliche Auseinandersetzung in der agorē nicht nur ausführlich beschreibt, sondern auch positiv bewertet – trotz der manchmal verheerenden Folgen. 13 Antike Leser haben ähnliche Beobachtungen gemacht. ‚Dieses hier‘, schreibt einer, ‚ist keine Tyrannei‘ (Schol. bT ad Hom. Il. 1,54) und bezieht sich damit auf das Recht eines jeden Achäers, spontan eine Versammlung (agorē) einzuberufen. Andere zogen Vergleiche mit der Demokratie, besonders im Zusammenhang mit einer Stelle in Ilias 9, wo Diomedes sein Recht auf freie Meinungsäußerung verteidigt (Zeilen 31–33):
9 So Il. 9,33; siehe dazu Snell, Bruno et al. (Hg.), Lexikon des frühgriechischen Epos, Göttingen 1955– 2010 s.v. θέμις mit Literaturhinweisen und vgl. außerdem Hammer, Dean, The Iliad as Politics. The Performance of Political Thought, Norman 2002, 122–134. 10 Hes. erg. 29f., vgl. West, Martin L., Hesiod. Works and Days, Oxford 1978, 148f. 11 Einschlägig dazu ist eine Stelle gleich nach dem Schiffskatalog, wo der Dichter die Frage nach dem Besten der Achäer ausdrücklich stellt (Il. 2,761f.) und auch beantwortet (Il. 2,768f.): Achilleus ist der Beste, danach kommt Ajax. Weiteres dazu bei Nagy, Gregory, The Best of the Achaeans. Concepts of the Hero in Archaic Greek Poetry, Neuausgabe Baltimore 1999. 12 Das beginnt schon im Proöm; vgl. Il. 1,6–8. 13 Barker, Elton T. E., Entering the Agon. Dissent and Authority in Homer, Historiography and Tragedy, Oxford, New York 2009, 40–88; vgl. Raaflaub, Kurt A., Aristocracy and Freedom of Speech, in: Ralph Rosen, Ineke Sluiter (Hg.), Free Speech in Classical Antiquity, Leiden 2004, 41–62, 44–46.
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ὀψὲ δὲ δὴ μετέειπε βοὴν ἀγαθὸς Διομήδης· Ἀτρεΐδη σοὶ πρῶτα μαχήσομαι ἀφραδέοντι, ἣ θέμις ἐστὶν ἄναξ ἀγορῆι· σὺ δὲ μή τι χολωθῆις. Nach langer Pause sprach da Diomedes, Rufer in der Schlacht: „Atride, da du den Verstand verloren hast, will ich dich erst einmal bekämpfen, in öffentlicher Rede, wie es Recht ist, Herr, drum nimm es mir nicht übel.“ Ein früher Kommentator schreibt dazu (Schol. D ad Hom. Il. 9,33): ἣ θέμις ἐστὶν ἄναξ ἀγορῇ· ὡς νόμος ἐστὶν ἐν ἐκκλησίαι τὸν βουλόμενον λέγειν ἀκωλύτως, ὥσπερ ἐν δημοκρατίαι. ‚in öffentlicher Rede, wie es Recht ist, Herr‘: d.h. wie es Sitte ist, dass jeder, der will, ungehindert in der Versammlung reden kann wie in der Demokratie. Diomedes, so der antike Homerkommentator, besteht auf der freien Meinungsäußerung in der Versammlung ‚wie in der Demokratie‘ (ὥσπερ ἐν δημοκρατίαι). Ein weiterer Scholiast bemerkt, dass besonders die griechische Seite in der Ilias eine geradezu demokratisch anmutende Redefreiheit genießt (parrhēsia). Auch er zitiert die besagte Stelle in Ilias 9 (Schol. bT ad Hom. Il. 12,215a): […] τὰ δὲ Ἑλληνικὰ πλησίον δημοκρατίας, καὶ παρρησία πολλὴ τοῖς ἡγεμόσι· πρὸς γοῦν τὸν Ἀγαμέμνονα Διομήδης φησὶν “Ἀτρείδη, σοὶ πρῶτα μαχήσομαι ” ( Il. 9,32), ὁ δὲ Ὀδυσσεὺς “οὐλόμεν’, αἴθ’ ὤφελλες ἀεικελίου στρατοῦ ” ( Il. 14,84–85). […] Die griechische Seite (im Gegensatz zu den Trojanern) 14 ist nahe an der Demokratie und ihre Herrschenden genießen viel Redefreiheit (parrhēsia). Diomedes, zum Beispiel sagt: ‚Atride, da du den Verstand verloren hast, will ich dich erst einmal bekämpfen‘. Und Odysseus sagt (zu Agamemnon): ‚Verfluchter Mann, ich wünschte, du regiertest über andre Leute ohne Wert, nicht über uns‘. Homers Helden sind keine Demokraten und wurden in der antiken Rezeption auch nicht als solche wahrgenommen. Zu deutlich sah man ihre Defizite auf dem Gebiet der gleichberechtigten Rede (isēgoria). 15 Dennoch hat ihr Beharren auf Redefreiheit (parrhēsia) schon antike Leser an die Demokratie erinnert. 14 Der Scholiast hatte zuvor bemerkt, dass Hektor kein Freund der gleichberechtigten Rede ist (isēgoria). Zur weniger offenen Redekultur der Trojaner siehe Mackie, Hilary S., Talking Trojan. Speech and Community in the Iliad, Lanham 1996. 15 Spätestens im zweiten Buch der Ilias, wo Odysseus sein berühmtes Machtwort spricht (Il. 2,198– 206), zeigen sich die Grenzen homerischer Isegorie. Vgl. besonders Il. 2,203f.: ‚Hier werden wir
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Homer kannte selbstverständlich auch andere Formen der politischen Rede, nicht nur die freie Meinungsäußerung. Nestor zum Beispiel tritt schon im ersten Buch der Ilias als kompetenter Schlichter in Erscheinung, 16 und Odysseus fungiert immer wieder als Ratgeber und Diplomat. 17 Aber der Hauptredner in der Ilias ist kein kluger Schlichter oder erfahrener Berater, kein Nestor oder Odysseus, sondern vielmehr Achilleus. Seine Reden haben bei Lesern aller Epochen den größten Eindruck hinterlassen. 18 Achilleus spricht unverblümt und ohne Rücksicht auf bestehende Hierarchien. Das Reden ‚ohne Rücksicht‘ (apēlegeōs) ist bei ihm geradezu Programm (Il. 9,308–314): 310
„διογενὲς Λαερτιάδη πολυμήχαν’ Ὀδυσσεῦ χρὴ μὲν δὴ τὸν μῦθον ἀπηλεγέως ἀποειπεῖν, ἧι περ δὴ φρονέω τε καὶ ὡς τετελεσμένον ἔσται, ὡς μή μοι τρύζητε παρήμενοι ἄλλοθεν ἄλλος. ἐχθρὸς γάρ μοι κεῖνος ὁμῶς Ἀΐδαο πύληισιν ὅς χ’ ἕτερον μὲν κεύθηι ἐνὶ φρεσίν, ἄλλο δὲ εἴπηι. αὐτὰρ ἐγὼν ἐρέω ὥς μοι δοκεῖ εἶναι ἄριστα·“
310
„Edler Sohn des Laertes, ideenreicher Odysseus, ich muss hier ohne Rücksicht sprechen, frei heraus, so wie ich denke, und wie’s auch geschehen wird, damit ihr mir nicht in den Ohren liegt von allen Seiten. Denn gleich den Toren in die Unterwelt ist mir der Mann verhasst,
Achäer nicht alle auf einmal herrschen. Nicht gut ist die Vielherrschaft. Einer nur soll Herrscher sein.‘ Ein Scholiast paraphrasiert: ‚Hier wird es keine Demokratie geben.‘ (Schol. bT ad Hom. Il. 2,203b). Im klassischen Athen war die Stelle politisch brisant. So wurde Sokrates als tyrannisch verschrien, weil er sie angeblich gebilligt hatte; Xen. mem. 1,2,58 mit Graziosi, Inventing Homer, 178–180. Zum Mangel an isēgoria in Homer vgl. auch Il. 1,187 mit Schol. bT zur Stelle. Zu Isegorie und Parrhesie als zentralen Bestandteilen der athenischen Demokratie siehe Foucault, Michel, The Government of Self and Other. Lectures at the Collège de France, 1983–1984, Basingstoke, New York 2011, 149–186. 16 Il. 1,247–284. Siehe außerdem 2,20–35 (ein Traum berät Agamemnon in der Form des Nestor); 2,336–374 (Nestor berät Agamemnon); 4,292–326 (Nestor ordnet die Truppen); 9,93–113 (Nestor berät Agamemnon); 10,72–226 (Nestor organisiert den Spähgang zu den Trojanern); 14,1–134 (Nestor organisiert einen Kriegsrat). Später gibt Nestor auch anderen Ratschläge: Patroklos/Achilleus (11,655–803), Antilochus (23,304–350). 17 So etwa schon im ersten Buch, wo Odysseus die Chryseis zurückerstattet (Il. 1,308–311, 430f. und 440–447); außerdem Il. 2,166–335 (Odysseus hält die Achäer von der Flucht zurück), 3,204–324 (Gesandtschaft zu den Trojanern), 9,163–696 (Gesandtschaft zu Achilleus), Buch 10 (Spähgang zu den Trojanern), 19,215–237 (Odysseus berät Achilleus in der Versammlung). Odysseus ist allerdings auch zu Kritik fähig, vgl. Il. 14,82–108. 18 Das zeichnet sich schon in den Homerscholien ab und zieht sich bis in die neueste Forschung; siehe Hainsworth, Bryan, The Iliad. A Commentary, Bd. 3, Cambridge 1993, 99–102 mit Literaturhinweisen. Homer selbst lädt dazu ein, Achill’s Rede in Ilias 9 als etwas Besonders zu betrachten; vgl. den abschließenden Kommentar in Il. 9,430f.
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der eines heimlich denkt und etwas andres sagt – doch will ich sagen wie es mir am besten scheint.“
Man soll nicht wie Odysseus reden, indirekt und diplomatisch, sondern frei von der Leber weg. 19 Damit begründet Achilleus eine Tradition, die in der Demokratie fortlebte, wonach man allzu geschickten Rednern nicht trauen konnte. 20 Vor allem aber begründet er den typisch demokratischen Anspruch auf freie Rede (parrhēsia) auch in Konfliktsituationen. 21 Homer war kein Demokrat, aber er zeigt uns eine Redekultur, die für die athenische Demokratie prägend wurde. Enūma eliš oder die Kunst der unfreien Rede Man kann bezweifeln, ob die athenische Demokratie in der Antike ihresgleichen hatte, wohl aber gab es auch anderswo epische Dichtung. Das Gilgameschepos in Babylon weist besonders enge Parallelen mit der Ilias auf, was Inhalte und Erzähltechnik betrifft. 22 Wie diese Parallelen zustande kamen, ist in letzter Zeit viel diskutiert worden. 23 Mich interessiert das hier weniger als die Frage, was griechische und babylonische Epen zur Ausprägung einer bestimmten politischen Kultur beitrugen. Dazu hätte man wieder die Ilias mit Gilgamesch vergleichen können, denn die zwei Gedichte teilen ein Interesse an Problemen der politischen Führung, die sie im Bild des Völkerhirten konkretisieren. Gilgamesch als Völkerhirte, Agamemnon als Völkerhirte – wie diese strukturell so ähnliche 19 Dass Achilleus hier seinen Vorredner Odysseus kritisiert, ist lange gesehen worden, doch haben seine Worte auch eine breitere Resonanz; siehe Hainsworth, The Iliad, 102. Ein antiker Kommentator bemerkt zu der Stelle, die Wut sei „voll von schmuckloser Parrhesie“ (Schol. bT ad Hom. Il. 9,309a). 20 Hesk, Jon, The Rhetoric of Anti-Rhetoric in Athenian Oratory, in: Robin Osborne, Simon Goldhill (Hg.), Performance Culture and Athenian Democracy, Cambridge 1999, 201–230. 21 Zur Redefreiheit in der athenischen Demokratie siehe allgemein Foucault, The Government of Self and Other, außerdem Raaflaub, Kurt A., Des freien Bürgers Recht der freien Rede, in: Werner Eck, Hartmut Galsterer, Hartmut Wolff (Hg.), Studien zur Antiken Sozialgeschichte. Festschrift Friedrich Vittinghoff, Köln, Wien 1980, 7–57; Monoson, Sara S., Frank Speech, Democracy and Philosophy. Plato’s Debt to a Democratic Strategy of Civic Discourse, in: J. Peter Euben, John Wallach, Josiah Ober (Hg.), Athenian Political Thought and the Reconstruction of American Democracy, Ithaca, New York 1994, 172–197; Monoson, Sara S., Plato’s Democratic Entanglements. Athenian Politics and the Practice of Philosophy, Princeton 2000; Rosen, Ralph, Sluiter, Ineke (Hg.), Free Speech in Classical Antiquity, Leiden 2004; Markovits, Elizabeth, The Politics of Sincerity. Plato, Frank Speech, and Democratic Judgement, University Park 2008. 22 West, Martin L., The East Face of Helicon. Western Asiatic Elements in Greek Poetry and Myth, Oxford 1997, 334–401 gibt einen Überblick. 23 Kelly, Adrian, The Babylonian Captivity of Homer. The Case of the Dios Apate, in: Rheinisches Museum 151, 2008, 259–304; Haubold, Johannes, Greece and Mesopotamia. Dialogues in Literature, Cambridge 2013; Metcalf, Christopher, The Gods Rich in Praise. Early Greek and Mesopotamian Religious Poetry, Oxford 2015; Bachvarova, Mary R., From Hittite to Homer. The Anatolian Background of Ancient Greek Epic, Cambridge 2017; Currie, Bruno, Homer’s Allusive Art, Oxford 2016, mit älterer Literatur.
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Problematik zu ganz unterschiedlichen Lösungen geführt wird, das hätte man sicherlich mit Gewinn verfolgen können. 24 Aber im Gegensatz zur homerischen Ilias stand das Gilgameschepos nicht im Zentrum der babylonischen Gesellschaft. Die Palme geht hier vielmehr an das Weltschöpfungsepos Enūma eliš, das noch öfter abgeschrieben wurde, als Schultext noch größere Beliebtheit genoss und in Babylon kulturell und institutionell noch fester verankert war. 25 Enūma eliš ist oft mit Hesiod’s Theogonie verglichen worden, 26 und erzählerisch hat das Sinn: Beide Epen beschreiben die Frühphase des Universums in der Form eines Sukzessionsmythos unter den Göttern. Zwei ganz ähnliche Texte also, rein inhaltlich betrachtet – aber nach ihrer Rezeption und sozialen Einbettung waren sie doch sehr unterschiedlich. Die Theogonie nahm in Griechenland, und besonders im demokratischen Athen, eine viel weniger zentrale Stellung ein als Enūma eliš in Babylon. Hesiod war immer nur der zweite Dichter nach Homer, und von den hesiodischen Gedichten waren die Werke und Tage im klassischen Athen deutlich einflussreicher als die Theogonie. 27 In dieser Hinsicht stand Enūma eliš der Ilias näher. Und noch in einer anderen Hinsicht ähneln sich diese zwei Gedichte: Wie Homer in der Ilias, aber ganz anders als Hesiod in der Theogonie, setzt auch der Dichter des Enūma eliš auf die gesprochene Rede. In der Theogonie nimmt die Rede gerade einmal 34 von 1022 Zeilen ein, also knapp über drei Prozent. In der Ilias sind es knapp 50%, in Enūma eliš sogar knapp 55%, noch mehr also als in der Ilias. Wichtiger als die nackten Zahlen, die immerhin erstaunlich genug sind, scheint mir die Qualität der Behandlung zu sein. Obwohl das heute wenig bekannt ist, sind die Reden in Enūma eliš ebenso sorgfältig gearbeitet wie bei Homer, und entfalten eine ähnlich starke didaktische Wirkung. 28 Während aber die Redekultur der Ilias vor allem Streitkultur ist, lenkt Enūma eliš das Augenmerk 24 Einige Überlegungen dazu bei Haubold, Johannes, “Shepherds of the People”. Greek and Mesopotamian Perspectives, in: Robert Rollinger, Erik Van Dongen (Hg.), Mesopotamia in the Ancient World. Impact, Continuities, Parallels, Münster 2015, 245–254. 25 Kämmerer, Thomas R., Metzler, Kai A., Das babylonische Weltschöpfungsepos Enūma elîš, (Alter Orient und Altes Testament, Bd. 375) Münster 2012 und Lambert, Wilfred, Babylonian Creation Myths, Winona Lake 2013 sammeln die Textzeugen. Zu Enūma eliš als Schultext siehe Gesche, Petra D., Schulunterricht in Babylonien im ersten Jahrtausend v. Chr. (Alter Orient und Altes Testament, Bd. 275), Münster 2001, bes. 173f.; Gabriel, Gösta, Enūma elîš. Weg zu einer globalen Weltordnung. Pragmatik, Struktur und Semantik des babylonischen „Lieds auf Marduk“, Tübingen 2014, 70–106 untersucht die institutionelle Einbettung des Textes im Mardukkult. 26 Walcot, Peter, Hesiod and the Near East, Cardiff 1966; West, Martin L., Hesiod. Theogony, Oxford 1966 und West, The East Face of Helicon; López-Ruiz, Carolina, When the Gods were Born. Greek Cosmogonies and the Near East, Cambridge/MA 2010; Van Dongen, Erik, The “Kingship in Heaven”-Theme of the Hesiodic Theogony. Origin, Function, Composition, in: Greek Roman and Byzantine Studies 51, 2011, 180–201; Haubold, Johannes, Conflict, Consensus and Closure in Hesiod’s Theogony and Enūma eliš, in: Paola Bassino, Lilah Grace Canevaro, Barbara Graziosi (Hg.), Conflict and Consensus in Early Greek Hexameter Poetry, Cambridge 2017, 17–38. 27 Dazu mehrere Beiträge in Boys-Stones, George R., Haubold, Johannes (Hg.), Plato and Hesiod, Oxford 2010. 28 Einzeluntersuchungen dazu, wie überhaupt zur Rede im akkadischen Epos, stehen leider noch aus.
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auf Situationen, wo nicht gestritten werden kann oder darf. Hier geht es darum, Spielräume aufzutun zwischen den Extremsituationen der verbalen Konfrontation einerseits und der Schmeichelei andererseits. In diesem Spannungsfeld entwickelt der Dichter sein gesellschaftliches Programm, ein Programm der Erziehung zur unfreien Rede. Beginnen wir am Anfang des Textes. Die Götter sind gerade entstanden und stören Vater Apsu und Mutter Tiamat mit ihrem Lärm. Tiamat, so hören wir, leidet stumm (E.e. I,26). Da bricht Apsu das Schweigen und ruft seinen Wesir (E.e. I,29–32): inūšu Apsû zāri ilāni rabûti 30 issī-ma Mummu sukkallašu izakkaršu Mummu sukkallu muṭibba kabattīya alkamma ṣēriš Tiāmtu i ni[ll]ik 30
Zu dieser Zeit rief Apsu, Ahn der großen Götter, Mummu, seinen Wesir und sprach zu ihm: „O Mummu mein Wesir, der mir das Herz erfreut, komm, lass uns zu Tiāmtu gehen.“
Zeitlich stark markiert (I.29, inūšu) haben wir hier die erste Rede in der Geschichte der Welt wie sie der Dichter erzählt. Mit der Rede beginnt die Politik: Apsu ruft seinen Wesir und initiiert eine Debatte mit Tiamat. Dass der Wesir dem Herrn genehm ist (muṭibba kabattīya), wird uns später noch beschäftigen. 29 Doch sehen wir zunächst, wie sich das Gespräch mit Tiamat entwickelt (E.e. I,35–42): 35 Apsû pâšu īpušam-ma ana Tiāmti †ellītam-ma izakkarši im[ta]rṣam-ma alkassunu elīya urriš lā šupšuḫāku mūšiš lā ṣallāku lušḫalliq-ma alkassunu lusappiḫ 40 qūlu liššakin-ma i niṣlal nīni 35 Apsu machte mit dem Mund und sagte laut zu Tiamat: 30 „Ihr Tun ist mir ein Greuel, tagsüber hab’ ich keine Ruhe, nachts kann ich nicht schlafen. Ich will ihr Tun zerstören und zerstreuen. 40 Ruhe soll sein, so dass wir schlafen können.“
29 Unten, S. 47. 30 Der Text ist etwas unklar an dieser Stelle.
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Man beachte die Einleitung dieser zweiten Rede, ganz streng, im epischen Stil. 31 Es geht um etwas, und demgemäß präzise formuliert der Sprecher: zwei Zeilen beschreiben das Problem, eine Zeile, wie Apsu darauf reagieren will. Eine weitere Zeile umreißt das erhoffte Ergebnis. Obwohl nur kurz, ist diese Rede sorgfältig gestaltet. Da wiegt es um so schwerer, dass Tiamat den Plan verwirft (E.e. I,41–46): Tiāmtu annīta ina šemêša īzuz-ma iltasi elu ḫarmēša issī-ma marṣiš uggugat ēdiššīša lemutta ittadi ana karšīša 45 mīnâ nīnu ša nibnû nušḫallaq-ma alkassunu lū šumruṣat-ma i nišdud ṭābiš Als Tiamat das hörte war sie verstimmt und klagte über ihren Partner, sie klagte bitterlich und tobte ganz alleine, Böses nahm sie sich zu Herzen: 45 „Wie können wir zerstören, was wir selbst geschaffen haben? Ihr Tun mag bitter sein, doch wollen wir’s mit gutem Sinn ertragen.“ Tiamat sagt, was sie denkt, mit wünschenswerter Deutlichkeit. Trotzdem verfehlt die Rede ihr Ziel, denn hier bricht die Kommunikation zusammen. Apsu antwortet nicht, und tatsächlich werden die zwei Partner nie wieder ein Wort miteinander wechseln. Sie gehen getrennt in den Untergang, jeder auf seine Weise. Wenn wir uns ansehen, wie es zu diesem kommunikativen Debakel kommen konnte, so fällt auf, dass Apsu zunächst einmal nur von sich selber spricht (vgl. elīya, lā šupšuḫāku lā ṣallāku). Ein Eingeständnis, dass sein Plan auch Tiamat betrifft, findet sich erst ganz am Ende der Rede (i niṣlal), zu spät, um sie wirklich in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Apsu kam zwar, um Rat zu halten (amâti imtallikū, E.e. I,34), spricht aber vollkommen in eigener Sache. Tiamat ihrerseits redet überhaupt nur im Plural (nīnu, ša nibnû, nušḫallaq, i nišdud). Das wirkt rhetorisch schlüssig, so wie ihre Rede auch von der Sache her unangreifbar ist: der Kindesmord, um den es hier geht, ist in Babylon ein absolutes Tabu. 32 Aber Tiamat ist außer sich vor Wut und versäumt es, auf Apsu einzugehen (man bemerke ēdiššīša, ‚ganz alleine‘). Damit fehlen die Voraussetzungen für ein erfolg31 Das ist weniger selbstverständlich als etwa im Gilgameschepos, wo Redeeinleitungen weitgehend standardisiert sind. Antike Leser waren für solche Nuancen durchaus sensibel; vgl. Jiménez, Enrique, The Babylonian Disputation Poems, Leiden 2017, 92–94. 32 Tiamat streicht das heraus, indem sie die erste rhetorische Frage in der Geschichte von Göttern und Menschen stellt (‚Wie können wir zerstören, was wir selbst geschaffen haben?‘). Ähnliche Formulierungen tauchen auch in anderen Texten auf (Jiménez, The Babylonian Disputation Poems, 81 mit Fußnote 221), literaturgeschichtlich ist das Motiv also älter; vgl. besonders die ganz ähnliche Frage
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reiches Gespräch. Das Vakuum füllen andere. Nachdem die Kommunikation zwischen Apsu und Tiamat zusammengebrochen ist, springt der Wesir Mummu in die Bresche. Mummu ist das Urbild des Schmeichlers. Er wiederholt wörtlich was Apsu zu Tiamat sagte, fungiert also als einfacher Resonanzkörper seines Herrn. 33 Apsu reagiert begeistert, aber der Dichter gibt zu verstehen, dass dies die falsche Alternative zum entfesselten Streit ist. 34 Mummu ist nur scheinbar ein guter Wesir; muṭīb kabatti zu sein (vgl. E.e. I,31) bedeutet nicht, dass man immer das sagen sollte, was der Herr hören möchte. Im Gegenteil wird Mummu genau durch seine Schmeichelei zum sukallu lā māgiru, einem aufsässigen oder feindlichen Wesir (I.48). Zwischen dem wütenden aber letztlich hilflosen Protest Tiamats und der Schmeichelei des Mummu bewegt sich das erzieherische Programm unseres Dichters. Es geht dabei nicht um die freie Meinungsäußerung, sondern um Rat, Akkadisch milku, aufgefasst als effektive Kommunikation in festen Hierarchien. Wie das funktionieren kann, auch in Konfliktsituationen, zeigt sich an einer Stelle in Tafel II. Tiamat hat gerade ihre Monster geschaffen und eine Armee rebellischer Götter aufgestellt. Anschar ist außer sich vor Entsetzen und macht Ea für die drohende Katastrophe verantwortlich (E.e. II,49–73): išmē-ma An amātu magal dalḫat 50 ū’a ištasi šapassu ittaška ezzet kabtassu lā nāḫat karassu eli Ea b[u]krīšu šagimmašu uštaḫḫaḫ mārī ša te[gr]û tuquntu mimmû idukka [tē]pušu itašši atta 55 ta’īram-[m]a Apsâ tanāra u Tiāmtu ša tu[š]āgigu ali māḫirša āšiš milki rubê tašīmti bānû nēmequ ilu Nudimmud amātu tapšuḫtu seqar tanēḫi 60 Anšar abašu ṭābiš ippal abī libbu rūqu mušimmu šīmti ša šubšû ḫulluqu bašû ittīšu Anšar libbu rūqu mušimmu šīmti ša šubšû u ḫulluqu bašû ittīšu der Muttergöttin in der elften Tafel des Gilgameschepos (SB XI,121f.) und in ihrem altbabylonischen Quellentext, dem Flutepos Atra-ḫasīs (OB III iii 37 und 45). 33 Vgl. E.e. I,38 (urriš lā šupšuḫāku mūšiš lā ṣallāku) und I,50 (urriš lū šupšuḫāta mūšiš lū ṣallāta). Zur Theorie und Praxis der Schmeichelei in der klassischen Antike siehe Edwards, Anthony T., Tyrants and Flatterers. kolakeia in Aristophanes’ Knights and Wasps, in: Philipp Mitsis, Christos Tsagalis (Hg.), Allusion, Authority, and Truth. Critical Perspectives on Greek Poetic and Rhetorical Praxis, Berlin, New York 2010, 303–338; Kapust, Daniel J., Flattery and the History of Political Thought. That Glib and Oily Art, Cambridge 2018, 30–63. 34 Das Bild von Mummu auf dem Schoß seines Herrn ist deutlich als Karikatur des korrupten Beraters gedacht: E.e. I,53–4.
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65 enimmê atammūka surriš nūḫam-ma kī amāt dunqu ēpušu šudud libbukka lām anāku Apsâ anāram-ma [m]anna ītamar-ma inanna annâti lām urriḫam-ma uballû šuāti 70 lū šâši ušḫalliqa mī[n]a bašī-ma išmē-ma Anšar amātu iṭīb el[š]u ipšaḫ libbašū-ma ana Ea izak[ka]r mārī epšētaka iliš naṭ[â-m]a 50 Das hörte Anschar, und die Lage schien verzweifelt. Er rief „O weh!“ und biss sich auf die Lippe. Sein Herz war voller Wut, im Innern fand er keine Ruhe. Vor Ea, seinem Sohn, erstarb sein Ruf: „Mein Sohn, der du den Krieg begonnen hast, trag’ nun Verantwortung für das, was du getan hast! 55 Du bist gegangen, um den Apsu zu erschlagen, doch Tiamat, die du verärgert hast, wer bietet ihr Paroli?“ Der Ratverständige, der kluge Prinz, der Schöpfer aller Weisheit, Gott Nudimmud, mit sanften Worten und beschwichtigendem Ausdruck 60 antwortete er höflich seinem Vater Anschar: „Mein Vater, dessen Sinn umfassend ist, der Schicksale bestimmt, der Macht hat, zu erschaffen, zu zerstören, O Anschar, dessen Sinn umfassend ist, der Schicksale bestimmt, der Macht hat, zu erschaffen und auch zu zerstören, 65 ich will dir etwas sagen, so beruhige dich und höre, dass ich vorteilhaft gehandelt habe. Bevor ich Apsu tötete, wer hätte dieses hier vorausgesehen? Wenn ich, bevor ich eilends ihn auslöschte, 70 erst sie getötet hätte, was wäre denn jetzt?“ Die Rede hörte Anschar und sie überzeugte ihn. Sein Sinn beruhigte sich, er sprach zu Ea: „Mein Sohn, was du getan hast, nenn’ ich wahrhaft göttlich!“ Die Welt, wie wir sie kennen, steht vor dem Aus. Da reißt Ea das Ruder in einer brillianten Rede herum: er beruhigt Anschar, verteidigt sein eigenes Tun und schafft so die Voraussetzungen für die Rettung der Götter und die Entstehung der Welt. 35 Was sich hier zeigt,
35 Detailanalyse bei Haubold, Johannes, From Text to Reading in Enūma eliš, in: Journal of Cuneiform Studies 69, 2017, 219–243, 226–234.
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ganz programmatisch, ist eine Auffassung von Politik als Suche nach der Synthese. 36 Hier steht Wille nicht gegen Wille, sondern wird ein Wille an alle Beteiligten vermittelt. Der Dichter zeigt uns, was das in der Praxis bedeutet, ja bedeuten muss, damit die Welt, wie wir sie kennen, existieren kann. Zunächst einmal müssen Hierarchien geklärt und Konfliktpotentiale beseitigt werden. Zentral dabei ist die Kunst der beschwichtigenden Rede, des amāt tapšuḫti, wie sie Ea in Tafel II des Gedichtes exemplarisch vorführt. Nach der Beschwichtigung folgt dann der Rat (amāt milki) als Mittelweg zwischen Schmeichelei und Streit. Funktionierender Rat ist dabei nicht nur ein gelungener Sprechakt, sondern vielmehr ein komplexer sozialer Vorgang, in dem jeder seine feste Rolle hat. 37 Die Aufgabe des Ratsuchenden ist es, eine echte Willensbildung möglich zu machen, also nicht einfach nur Zustimmung einzufordern. Der Berater wiederum muss zwei Dinge im Auge behalten. Erstens steht die Machtfrage nicht zur Debatte – effektive Beratung kann nur dann stattfinden, wenn die Machtverhältnisse schon geklärt sind. Zweitens redet der Berater nicht in eigener Sache. Er hat vielmehr das Wohl des Ratsuchenden im Auge, und der Gemeinschaft, die dieser vertritt. Ein gutes Beispiel der erfolgreichen Beratung findet sich in der sechsten Tafel des Enūma eliš, wo Marduk seinen Plan verkündet, Menschen zu erschaffen. Hier ist zunächst seine eigene Rede (E.e. VI,5–10): 5 dāmī lukṣurma eṣmēta lušabšī-ma lušziz-ma lullâ (lú.u18.lu-a 3/4 Textzeugen) lū amēlu (geschrieben lú) šumšu lubnī-ma lullâ (geschrieben lú.u18.lu-a) amēlu lū endū dullu ilānī-ma šunu lū pašḫū lušannī-ma alkakā[t] ilāni lunakkil 10 ištēniš lū kubbutū-ma ana šina lū zīzū 5 „Fleisch will ich formen und auch Knochen machen, will Lullu konstruieren, ‚Mensch‘ soll man ihn nennen. Den Lullu-Menschen will ich schaffen, die Last der Götter sollen Menschen übernehmen und die Götter Ruhe haben. Auch will ich das System der Götter wundersam verändern: 10 Gemeinsam sollen sie verehrt sein, doch geteilt sein in zwei Gruppen.“ 36 Dazu kritisch Dahrendorf, Ralf, Gesellschaft und Demokratie in Deutschland, München 1965, 151–231. 37 Diese Charakteristik des Rates kann kulturübergreifend beobachtet werden, und ist für die europäische Tradition gut dokumentiert; vgl. Braun, Harald E., Counsel, in: Mark Bevir (Hg.), Encyclopedia of Political Theory, Thousand Oaks 2010, 326f., besonders s.v. Counsel 326: ‚The term (counsel) encompasses knowledge technologies and intellectual cultures as well as […] procedures and processes of communication‘.
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Es gibt erstaunliche Parallelen zwischen dieser Rede und derjenigen Apsus in Tafel I. Wie schon Apsu redet auch Marduk vor allem in der ersten Person (lukṣur, lušabši, lušziz usw.), ja der Dichter verknüpft die entsprechenden Formen durch ein ausführliches Wortspiel direkt mit seiner Kreation: lu- (‚ich will‘), lū (‚es soll(en)‘), lú (‚der Mensch‘), lú.u18.lu (‚Lullu-Mensch‘). Marduk besteht also durchaus auf seinem souveränen Willen, so wie es schon Apsu tat. Aber anders als Apsu spricht er nicht in eigener Sache, sondern reagiert vielmehr auf die Wünsche der anderen Götter. 38 Der ‚Plan‘ (milku), den Marduk vorstellt, ist darum nicht so sehr freie Meinungsäußerung als vielmehr gesellschaftlicher Auftrag. Als solcher kann, ja muss, er gesellschaftlich vermittelt werden. Diese Aufgabe fällt an den klugen Berater Ea (E.e. VI,11–16). īpulšū-ma Ea amātu iqabbīšu aššu tapšuḫti ša ilāni ušannâššu ṭēmu linnadnam-ma ištēn aḫūšun šū li’’abbit-ma nišū lippatqū 15 lipḫurūnim-ma ilāni rabûti ša anni linnadin-ma šunu liktūnū 15
Ea antwortete ihm und sprach, zum Wohl des Götterfriedens riet er ihm: „Lass einen unter ihnen ausgeliefert werden, er soll getötet werden, dass man Leute schaffe. Die großen Götter mögen sich versammeln, der Schuldige soll ausgeliefert werden und der Rest im Amt bestätigt.“
Was Ea hier vorträgt, ist schon aus dem Flutepos Atra-ḫasīs bekannt, wo er zentral an der Schöpfung des Menschen beteiligt ist. 39 Der Leser weiß also, dass Marduks Plan nicht wirklich neu ist, und dass er für seine Umsetzung Hilfe benötigt. Ea handhabt diese potentiell heikle Situation auf eine Weise, die als modellhaft gelten kann. Zwei Beobachtungen bieten sich an. Erstens benutzt Ea fast ausschließlich den passiven N-Stamm linnadnam, li’’abbit, lippatqū usw. Im Gegensatz zum König artikuliert er keinen eigenen Willen. Das ist das eine. Das andere ist, dass Ea sich auf soziale Abläufe konzentriert, also auf die Frage, wie der Wille der Gemeinschaft über den König an die Gemeinschaft zurückvermittelt werden kann: die Götter sollen sich versammeln, über den Rebellen Gericht halten, und dann in ihrem Amt bestätigt werden. Gösta Gabriel bemerkt zu Recht, dass hier so etwas entsteht wie eine konstitutionelle Monarchie. 40 Aber Eas System beruht nicht auf ‚checks and balances‘, es geht hier nicht darum, einen politischen Willen gegen andere zu setzen. Am Ende gibt es nur einen Willen, von der Gemeinschaft gewünscht, 38 Vgl. E.e. V,157 ‚er soll (für uns) planen‘ (līpuš iṣrēti). 39 Atra-ḫasīs OBV I,198–260. 40 Gabriel, Enūma elîš, 355–392.
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vom König verkörpert und von Beratern vermittelt. Politisches Handeln, politische Kommunikation, und politische Erziehung zielen darauf ab, diese Synthese zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Schluss Die Ilias wurde zum Grundtext der athenischen Demokratie schlechthin, auch wenn Homer kein Demokrat und die Ilias kein demokratisches Gedicht im eigentlichen Sinn war. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist die freie Rede in der Versammlung (agorē), auch in Konfliktsituationen. In der Ilias, wie später im demokratischen Athen, ist der Streit in der Versammlung nicht nur legitim, sondern von den Göttern gewollt und von der Gesellschaft gebilligt – trotz der schrecklichen Konsequenzen im Falle Achills und Agamemnons. Deren Beispiel zeigt, dass man politischen Streit steuern und institutionell eingrenzen muss, nicht aber, dass man ihn unterbinden oder in Hierarchien aufheben sollte. In Enūma eliš liegt die Sache anders. Hier geht es nicht um die freie Auseinandersetzung unter Gleichen, sondern um die Formulierung einer Synthese, die an alle Beteiligten vermittelt wird – von der Gemeinschaft an den König und über Berater zurück an die Gemeinschaft. Dieses hierarchische Modell der politischen Willensbildung kann nur gelingen, wenn jeder seine Rolle spielt. Erfolgreiche Politik basiert somit auf effektiver Kommunikation unter Ungleichen, wobei dem Rat (milku) eine besondere Rolle zukommt. Damit hätten wir ein Ergebnis, das herkömmliches Denken in politischen Schemata anscheinend wunderbar bestätigt: hier die athenische Demokratie mit ihrer Streitkultur, dort die babylonische Monarchie mit ihrer Kultur der Beschwichtigung und Beratung. Das Bild ist aber in Wirklichkeit differenzierter. Erstens sehen wir sowohl in der Ilias als auch in Enūma eliš die ganze Bandbreite politischer Kommunikation von Beschwichtigung zu Rat und offenem Streit. Die Unterschiede sind also graduell, eine Frage der Gewichtung, nicht von absoluten Alternativen. Zweitens ist die Alternative zur demokratischen Streitkultur nicht einfach eine Unkultur des Schweigens oder der Schmeichelei. Die politische Rede wurde in Babylon ebenso gepflegt wie in Athen, und wurde in gesellschaftlichen Grundtexten wie Enūma eliš genauso sorgfältig durchdacht – allerdings mit anderen Ergebnissen. Indem wir die zwei vergleichen, entdecken wir zwar keine babylonischen Vorläufer der athenischen Demokratie, gewinnen aber ein besseres Verständnis dafür, was politische Redekultur in der Antike bedeuten konnte. Literatur Bachvarova, Mary R., From Hittite to Homer. The Anatolian Background of Ancient Greek Epic, Cambridge 2017 Barker, Elton T. E., Entering the Agon. Dissent and Authority in Homer, Historiography and Tragedy, Oxford, New York 2009
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Die politischen Konzeptionen des Deuteronomiums als Teil des politischen Denkens der antiken Mittelmeerwelt Wolfgang Oswald
Einführung und Forschungsgeschichte Die Frage nach den politischen Konzeptionen lag und liegt nicht im Zentrum der exegetischen Forschung am Buch Deuteronomium (Dtn). Die atl. Forschung hat das Deuteronomium wie den gesamten Pentateuch ganz überwiegend als religiöse Überlieferung verstanden, deren Sinn durch theologische Exegese erhoben werden kann. Prägend für viele Generationen war etwa das Urteil von Gerhard von Rad. Er verstand das Deuteronomium als „Abschiedspredigt Moses“, in welcher die „umfassende Willensoffenbarung“ 1 Jahwes, des Gottes Israels, zu Wort komme. Das Buch folge in seinem Aufbau dem liturgischen Ablauf eines vermuteten Bundeserneuerungsfest am Heiligtum von Sichem, in dem es ursprünglich seinen Sitz im Leben gehabt haben soll. Nun sind die forschungsgeschichtlichen Voraussetzungen, unter denen Gerhard von Rad seine Theologie verfasst hat, längst überholt, doch die überwiegend unpolitische Haltung gegenüber dem Deuteronomium ist nach wie vor Standard. Ein illustratives Beispiel dafür ist eine jüngst geführte Debatte um die Datierung des Deuteronomiums. Juha Pakkala begründete in seinem Beitrag die Entstehung des Dtn in der Zeit nach dem Untergang der judäischen Monarchie unter anderem mit dem Fehlen jeglicher Bezugnahmen auf the state, its administration, organization and other structures. These are all missing and instead the document contains only laws that are irrespective of any state structures. 2
1 Rad von, Gerhard, Theologie des Alten Testaments, Bd. 1: Die Theologie der geschichtlichen Überlieferungen Israels, 10. Aufl., München 1992 (1. Aufl., München 1960), 233. 2 Pakkala, Juha, The Date of the Oldest Edition of Deuteronomy, in: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 121, 2009, 388–401, hier 393.
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Wolfgang Oswald
Nathan MacDonald verteidigte demgegenüber die gängige Auffassung, das Dtn sei in spätmonarchischer Zeit (etwa unter König Josia von Juda) entstanden. Dabei stimmte er jedoch dem Argument von Pakkala, das Dtn zeige einen vollständigen „lack of state infrastructure“ 3 ohne Abstriche zu. Diese Fehlstelle spricht aber seiner Meinung nach für eine spätmonarchische Entstehung des Dtn. Pakkala entgegnete darauf wiederum, unter anderem mit folgenden Argumenten: If Deuteronomy was written as a document for a state that was being planned, one would perhaps expect to find them [state structures, W.O.], but MacDonald seems to exclude the possibility that the book was written mainly to guide religious conduct in a non-state situation. 4 So sehr sich die beiden Kontrahenten auch über die Datierung des Dtn uneins sind, so einig sind sie sich darüber, dass dem Dtn jeglicher Bezug auf eine wie auch immer geartete Staatlichkeit fehle. Das Dtn beinhaltet nach MacDonald „unrealizable elements“ 5, nach Pakkala ist das Dtn ein „fantastic and unrealistic plan“ 6. Nun gibt es aber auch Stimmen, die den politischen Charakter des Dtn betonen. Im deutschsprachigen Raum sind zunächst Rainer Albertz und Frank Crüsemann zu nennen, die ähnliche Modelle entwickelt haben. Danach entstand das Dtn in den Reihen der bürgerlichen Mittelschicht Judas, die nach dem Mord an König Amon im Jahr 640 v. Chr. die Minderjährigkeit von dessen Sohn Josia ausnutzten und eine konstitutionelle Monarchie einführten. 7 Bernard Levinson und Eckart Otto haben einige Jahre später alternative Modelle entwickelt, in denen sie die antimonarchischen Konzeptionen des Dtn noch sehr viel stärker herausarbeiteten, zugleich aber die Vorstellung ablehnten, das Dtn sei tatsächlich im politischen Raum praktiziert worden. 8 Nach Otto ist das Deuteronomium eine
3 MacDonald, Nathan, Issues in the Dating of Deuteronomy. A Response to Juha Pakkala, in: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 122, 2010, 431–435, hier 432. 4 Pakkala, Juha, The Dating of Deuteronomy. A Response to Nathan MacDonald, in: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 123.3, 2011, 431–436, hier 433. 5 MacDonald, Issues, 435. 6 Pakkala, Response, 433. 7 Zu Darstellung und Kritik dieser Erklärungsmodelle vgl. Oswald, Wolfgang, Das Gesetz, das Volk und der König. Zum gesellschaftlichen Status und zur Funktion der Gesetze im Pentateuch, in: Die Welt des Orients 44, 2014, 76–108, hier 84–87, sowie die referierten Autoren selbst: Albertz, Rainer, Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit, Bd. 1 (Grundrisse zum Alten Testament, Bd. 8.1), Göttingen 1992, 313–317; Crüsemann, Frank, Die Tora. Theologie und Sozialgeschichte des alttestamentlichen Gesetzes, München 1992, 249–259; Crüsemann, Frank, „Theokratie“ als „Demokratie“. Zur politischen Konzeption des Deuteronomiums, in: Kurt Raaflaub (Hg.), Anfänge politischen Denkens in der Antike. Die nahöstlichen Kulturen und die Griechen (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 24), München 1993, 199–214. 8 Zu Darstellung und Kritik dieser Erklärungsmodelle vgl. Oswald, Gesetz, 87–95.
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Die politischen Konzeptionen des Deuteronomiums als Teil des politischen Denkens
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„Programmschrift“ 9 für „die Idee der religiösen Gemeinde“ 10, nach Levinson „a utopian legal program for cultural renewal“ 11. Levinsons historische Verortung des Dtn und seine Charakterisierung als Utopie ist zwar ganz unwahrscheinlich, aber seine Ausarbeitung der politischen Konzeptionen dagegen ausgesprochen scharfsinnig. 12 Ähnliches gilt für die Arbeiten von Dean McBride und Joshua Berman. 13 Dieser kurze Streifzug durch einen Aspekt der Forschungsgeschichte zeigt, wie grundsätzlich die Divergenzen im Blick auf die politische Dimension des Dtn sind. So steht schon in Frage, ob das Dtn überhaupt von Politik handelt oder nicht allein von Religion. Unter denen, die diese Frage bejahen, ist umstritten, ob das Dtn lediglich eine politische Programmschrift war oder tatsächlich einem Gemeinwesen als Verfassung diente. Weiter ist umstritten, ob das Dtn, sei es als Programm oder als Verfassung, in die Zeit der judäischen Monarchie zu datieren sei oder in eine der nachmonarchischen Epochen, entweder die babylonische oder die persische. Die folgenden Darlegungen gehen davon aus und suchen zu belegen, dass das Dtn im perserzeitlichen Juda dem judäischen Gemeinwesen als Verfassung zu Grunde lag. Die politischen Konzeptionen des Deuteronomiums Das Deuteronomium als Teil des Alten Orients Eine grundlegende Konzeption des Dtn ist der Bund oder Vertrag, hebräisch berīt. Das ganze Dtn ist, wie seit den 60-Jahren immer wieder beschrieben, nach dem Muster eines altorientalischen Vertrages gestaltet. Am Anfang werden die geschichtlichen Umstände rekapituliert (Dtn 1–5), dann folgen Ermahnungen (Dtn 6–11). Im Zentrum stehen die Vertragsklauseln, in diesem Falle die gesetzlichen Bestimmungen (Dtn 12–27). An diese 9 Otto, Eckart, Theologische Ethik des Alten Testaments (Theologische Wissenschaft, Bd. 3.2), Stuttgart 1994, 83. 10 Otto, Eckart, Staat – Gemeinde – Sekte. Soziallehren des antiken Judentums, in: Zeitschrift für altorientalische und biblische Rechtsgeschichte 12, 2006, 312–343, hier 319; ähnlich auch Perlitt, Lothar, Der Staatsgedanke im Deuteronomium, in: Samuel Balentine, John Barton (Hg.), Language, Theology, and the Bible, FS J. Barr, Oxford 1994, 182–198, wieder abgedruckt in: Perlitt, Lothar, Allein mit dem Wort. Theologische Studien. Zum 65. Geburtstag herausgegeben von Hermann Spieckermann, Göttingen 1995, 236–248. 11 Levinson, Bernard, The Reconceptualization of Kingship in Deuteronomy and the Deuterono mistic History’s Transformation of Torah, in: Vetus Testamentum 51, 2001, 511–534, hier 527. 12 Levinson, Bernard, The First Constitution. Rethinking the Origins of Rule of Law and Separation of Powers in Light of Deuteronomy, in: Cardozo Law Review 27, 2006, 1853–1888. 13 McBride, S. Dean, Polity of the Covenant People. The Book of Deuteronomy, in: Interpretation 3, 1987, 229–244, wieder abgedruckt in: John Strong, Steven Tuell (Hg.), Constituting the Community. Studies on the Polity of Ancient Israel in Honor of S. Dean McBride jr., Winona Lake 2005, 17–33; Berman, Joshua, Created Equal. How the Bible Broke with Ancient Political Thought, Oxford 2008, 51–80.
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schließen sich Segensverheißungen und Fluchandrohungen an (Dtn 28). Endlich erfolgen der Bundes- bzw. Vertragsabschluss sowie weitere Ermahnungen (Dtn 29–30). 14 Die Entdeckung dieser Analogie hat in den vergangenen Jahrzehnten eine Fülle von Arbeiten hervorgebracht, die das Dtn im Rahmen der altorientalischen Vertragstraditionen zu erklären suchen. D.h. der primäre Deutungshorizont war und ist für die Dtn-Forschung eine politische Konzeption, für die man Analogien aus dem Hethiterreich, aus Mari und Assyrien sowie aus dem aramäischen Königreich Arpad herangezogen hat. 15 Diese Verträge sind grob gesagt so gestaltet, dass ein Oberherr (Suzerän) einem Vasallen bestimmte Verpflichtungen auferlegt, etwa die Leistung von Tributen oder die Anerkennung eines Thronfolgers. Seit man diese Analogien erforscht hat, ist aber auch klar, dass sich das Dtn in mindestens einem markanten Punkt von diesen Verträgen unterscheidet. Der oberherrliche Vertragsgeber ist im Dtn kein Großkönig, sondern der Gott Israels selbst. Das vorgegebene Modell wird mithin an einem wichtigen Punkt modifiziert. Ein breit diskutierter Erklärungsversuch für diesen Sachverhalt lautet etwa so: Die Ersetzung des Großkönigs durch den Gott Israels sei als subversiver Gegenentwurf zum assyrischen Weltherrschaftsanspruch zu verstehen. Die Adepten des Dtn verweigern dem assyrischen Großkönig die Loyalität und geben sie insgeheim dem eigenen Gott. 16 Dieses Erklärungsmodell ist ein weiterer und auch weitergehender Versuch, das Dtn im Rahmen altorientalischer politischer Konzeptionen zu erklären. Es ist aber – das möchte ich von meiner Seite dazu bemerken – sehr fraglich, ob dieses Szenario wirklich wahrscheinlich zu machen ist. Das vorgestellte Modell rechnet mit einer intellektuellen Oppositionsgruppe, die am Königshof und/oder am Königstempel gegen den eigenen König, der ja Vasall des Assyrerkönigs war, agiert und agitiert haben soll. Und dies nicht etwa durch Intrigen, was vielleicht noch wahrscheinlich gemacht werden könnte, sondern durch die Abfassung äußerst umfangreicher visionärer Erzähl- und Gesetzeswerke. Dafür gibt es keine Analogien, jedenfalls wurden bislang keine benannt. Dagegen haben selbst Vertreter dieses oder ähnlicher Erklärungsmodelle zum Dtn darauf aufmerksam gemacht, dass die politische Konzeption des Dtn den Rahmen altorientalischer Herrschaftsmodelle sprengt. So schrieb der Bonner Alttestamentler Udo Rüterswörden im Jahr 1987:
14 Zenger, Erich u. a., Einleitung in das Alte Testament, 9., aktualisierte Aufl., hg. von Christian Frevel (Studienbücher Theologie 1/1), Stuttgart 2015 (1. Aufl., Stuttgart 1995), 158 (Georg Braulik). 15 Die neueste Untersuchung dazu ist Koch, Christoph, Vertrag, Treueid und Bund. Studien zur Rezeption des altorientalischen Vertragsrechts im Deuteronomium und zur Ausbildung der Bundestheologie im Alten Testament (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Forschung, Bd. 383), Berlin 2008. 16 Otto, Eckart, s.v. Deuteronomium, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 2, 4. Aufl., Tübingen 1999, 693–696. Eine profunde Kritik dieses von Otto und anderen favorisierten Erklärungsmodells bietet Crouch, Carly L., Israel and the Assyrians. Deuteronomy, the Succession Treaty of Esarhaddon, and the Nature of Subversion (Ancient Near East Monographs, Bd. 8), Atlanta 2014.
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Die politischen Konzeptionen des Deuteronomiums als Teil des politischen Denkens
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In der Typik steht seine [des Dtn] Staatsvorstellung dem mediterranen Bereich, vorwiegend der griechischen Polis, näher als dem vorderasiatischen; der Vergleich mag zeigen, dass das Deuteronomium nicht völlig analogielos dasteht; genetische Abhängigkeiten können hingegen bei dem derzeitigen Stand unserer Kenntnisse nicht postuliert werden. 17 Auch der frühere Münchner Alttestamentler und Rechtshistoriker Eckart Otto kommt in seinem umfangreichen Œvre auf die griechische Rechtstradition zu sprechen: In bezug auf den präskriptiven Charakter steht das Alte Testament rechtshistorisch dem archaischen Recht Griechenlands näher als dem Keilschriftrecht Mesopotamiens, ‚exkarniert‘ sich doch, wie es J. Assmann bezeichnet hat, die Rechtsfunktion des Königs hier wie dort in das verschriftete Recht. Wird der griechische Nomos aber in seiner Autorität durch den Volkswillen der Polis legitimiert, so geschieht dies im biblischen Recht durch die Gottheit als Rechtsquelle. 18 Die Gegenüberstellung hie Volk, da Gott als Subjekt der Gesetzgebung wird jedoch dem differenzierten Befund nicht gerecht. Weder das archaische noch das klassische griechische Recht waren einfach säkular. In der archaischen Zeit bezeichnete nomos die Grundordnung der Welt und der Götter, aber auch das althergebrachte Gewohnheitsrecht, das ganz selbstverständlich eine religiöse Dimension hatte. 19 Und wenn eine Polis Beschlüsse fasste, was nur in gewissen Grenzen möglich war, wurden diese häufig mit Anrufungen an die Götter eingeleitet und regelmäßig im Tempel aufgestellt. 20 Umgekehrt ist die Gesetzgebung des AT viel zu verkürzt dargestellt, wenn nur Gott als Rechtsquelle genannt wird. Denn der Gott Israels oktroyiert die Gesetze seinem Volk nicht auf. Vielmehr legt er die Gesetze zunächst vor (Ex 21,1; Dtn 4,44; 11,32), und dann fasst das Volk einen Beschluss über die Gesetze, so in Ex 24,3 bzw. 24,7 im Rahmen der
17 Rüterswörden, Udo, Von der politischen Gemeinschaft zur Gemeinde. Studien zu Dt 16,18–18,22 (Bonner Biblische Beiträge, Bd. 65), Frankfurt am Main 1987, 95f. 18 Otto, Eckart, Das Recht der Hebräischen Bibel im Kontext der antiken Rechtsgeschichte, in: Theologische Rundschau 71, 2006, 389–421, hier 406. Zur Hypothese einer Theologisierung des Rechts im alten Israel vgl. auch Albertz, Rainer, Die Theologisierung des Rechts im Alten Israel, in: Rainer Albertz unter Mitarb. von Susanne Otto (Hg.), Religion und Gesellschaft. Studien zu ihrer Wechselbeziehung in den Kulturen des antiken Vorderen Orients (Alter Orient und Altes Testament, Bd. 248; Arbeitskreis zur Erforschung der Religions- und Kulturgeschichte des Antiken Vorderen Orients, Bd. 1), Münster 1997, 115–132. 19 Hölkeskamp, Karl-Joachim, (In-)Schrift und Monument. Zum Begriff des Gesetzes im archaischen und klassischen Griechenland, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 132, 2000, 73–96. 20 Thomas, Rosalind, Writing, Law, and Written Law, in: Maichael Gagarin, David Cohen (Hg.), The Cambridge Companion to Ancient Greek Law, Cambridge 2005, 41–60, hier 55–57.
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Gottesberg-Gesetzgebung, und abermals in Dtn 26,16–19. Das heißt, es wird stets so etwas wie ein Verfassungskonsens hergestellt. 21 Das Deuteronomium als Teil der Mittelmeerwelt Der letzte Punkt, die Beteiligung des Volkes am Akt der Gesetzgebung, macht unmissverständlich klar, dass das Dtn den Rahmen der politischen Konzeptionen des Alten Orients sprengt. 22 Aber nicht nur dies, auch die Tatsache, dass der Gegenstand des Vertrages Gesetze sind und keine politischen Verpflichtungen, setzt das Dtn – wie von Eckart Otto zurecht bemerkt – von altorientalischen Konventionen ab. Man könnte übrigens auch fragen, ob es für das Vertragsmodell wirklich nur im Alten Orient Parallelen gibt. Auch das alte Griechenland kannte Verträge, zum einen Staatsverträge, und zum anderen die Vorstellung vom Gesetz als Vertrag. 23 Aber diese Beziehungen sind von alttestamentlicher Seite aus noch nicht untersucht worden. 24 Der Althistoriker Jürgen Stahl hat das mediterrane und das altorientalische Staatsmodell als zwei Paradigmen beschrieben: 25 Auszugehen ist dabei von den beiden grundsätzlich verschiedenen Formen der Zugehörigkeit zu einem staatlichen Verband, wie sie die alte Welt des mediterranen und des vorderasiatischen Kulturkreises gekannt hat. In den Monarchien Ägyptens, Mesopotamiens oder Kleinasiens war die staatliche Macht in der Institution des Monarchen konzentriert. Alle, die in seiner Reichweite lebten, waren im Prinzip seine Untertanen und gehörten zu dem durch die Monarchie verkörperten Staat. Demge-
21 Vgl. Markl, Dominik, Gottes Volk im Deuteronomium (Beihefte zur Zeitschrift für Altorientalische und Biblische Rechtsgeschichte, Bd. 18), Wiesbaden 2012, 301. 22 Zur Einordnung des Deuteronomiums in die Geschichte Israels und in die Literaturgeschichte des Alten Testament vgl. Oswald, Wolfgang, Staatstheorie im Alten Israel. Der politische Diskurs im Pentateuch und in den Geschichtsbüchern des Alten Testaments, Stuttgart 2009, insb. 102–120. 23 Zur Vertragsform der altgriechischen Gesetze vgl. Avilés, Domingo, Altgriechische Gesetze. Natur und Entwicklung eines Rechtsinstituts (Diss.), Freiburg (Schweiz) 2010. 24 Einstweilen ist heranzuziehen Rollinger, Robert, Die Verschriftlichung von Normen. Einflüsse und Elemente orientalischer Kulturtechnik in den homerischen Epen, dargestellt am Beispiel des Vertragswesens, in: Robert Rollinger, Christoph Ulf (Hg.), Griechische Archaik. Interne Entwicklungen – externe Impulse, Berlin 2004, 369–425. 25 Inwieweit die Rede von diesen zwei Paradigmen den vielfältigen historischen Belegen gerecht wird, muss gefragt werden, und nicht zuletzt diese Frage war Gegenstand der Tagung. Ich übernehme die Darstellung von Stahl in heuristischer Absicht, um zu klären, inwieweit das Dtn Anteil an diesen beiden Paradigmen hat. Gleichwohl ist zu konzedieren, dass die Verfasser des Dtn ihre Vorbilder auch in orientalischen Formen von kollektiver Herrschaftsausübung gehabt haben können. Welche historischen Vermittlungswege es dafür gegeben haben könnte, kann hier nicht untersucht werden und bleibt eine Aufgabe der atl. Forschung.
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genüber ging in der erstmals bei den Griechen erscheinenden Form von Staatlichkeit alles staatliche Handeln allein von der Gesamtheit der Bürger aus. 26 Stahl nennt hier ein weiteres, wesentliches Merkmal der frühen Staatskonzeptionen, das auch im Dtn eine gewisse Rolle spielt: das Königtum. Im Alten Orient war die Monarchie die selbstverständliche Staatsform, und umso mehr fällt auf, dass der König nicht nur im Dtn, sondern im gesamten Pentateuch praktisch keine Rolle spielt (auf die einzige Ausnahme, das Königsgesetz des Dtn, komme ich unten zu sprechen). Die Königlosigkeit der pentateuchischen Überlieferungen hat man früher weit überwiegend mit einer Erinnerung an die vorstaatliche Zeit Israels zu erklären versucht. Daran ist natürlich so viel richtig, dass es vor der judäischen Monarchie, die im 10. Jahrhundert v. Chr. ihren Anfang nahm, eine andere Form bzw. andere Formen von gesellschaftlicher Verfasstheit gegeben haben muss. Soweit wir das überhaupt rekonstruieren können, waren die Bewohner des palästinischen Berglandes eine traditionale Stammesgesellschaft. Solche Gesellschaften sind aber himmelweit unterschieden von der höchst differenzierten und fortgeschritten literaten Gesellschaft, die das Dtn und andere Pentateuchtexte konzipieren. Das Dtn ist ein im höchsten Maße innovativer Text, der ein ganz modernes Gemeinwesen entwirft und konstituiert. Die Bedeutungslosigkeit des Königs ist etwas Neues und ebenso die personenverbandliche Konstituierung des Gemeinwesens auf Basis von Gesetzen. Königlosigkeit und Gesetzesbasiertheit sind die beiden Seiten derselben Medaille und insofern gehört das Dtn – nach der Begrifflichkeit von Jürgen Stahl – ganz eindeutig zum mediterranen Kulturkreis. Doch zögert man zumeist, das Staatsmodell des Dtn dem griechischen Paradigma zuzurechnen, und zwar wegen der prominenten Rolle Gottes, die das Dtn auszeichnet. Tatsächlich ist das ein Element im Dtn, das dem Alten Orient näher steht als dem griechischen Mittelmeerraum – aber wohl auch das einzige. Nach altorientalischer Vorstellung waren Herrschaft und Recht kosmische Prinzipien und damit Teil der Schöpfungsordnung. Diese kosmische Wohlordnung nannten die Ägypter maʿat, die Babylonier kittu u mišarum, die Perser arta und die Israeliten ṣædæq bzw. mišpāṭ u-ṣedāqāh. 27 Im Alten Orient stellte man sich das Königtum, man kann sogar sagen, jede Art von legitimer Herrschaft als gleichsam vom Himmel gekommen vor. Es ist daher vollkommen konsequent, wenn im Dtn die Gesetze im Munde Gottes eingeführt werden. In der gesellschaftlichen Realität des im Dtn konzipierten Gemeinwesens sind die Unterschiede zwischen Israel/Juda und Griechenland/Mittelmeerraum jedoch wesentlich geringer. Denn die Funktion Gottes ist mit der Übermittlung der Gesetze an Mose 26 Stahl, Michael, Gesellschaft und Staat bei den Griechen. Klassische Zeit, Paderborn 2003, 51. 27 Die griechischen Konzeptionen themis und eunomia sind trotz gewisser Ähnlichkeiten anders gestaltet. Vgl. dazu ausführlich Barta, Heinz, Solons Eunomia und das Konzept der ägyptischen Ma‛at. Ein Vergleich zu Volker Fadingers Übernahme-These, in: Robert Rollinger, Brigitte Truschnegg (Hg.), Altertum und Mittelmeerraum. Die antike Welt diesseits und jenseits der Levante. Festschrift für Peter W. Haider zum 60. Geburtstag (Oriens et Occidens, Bd. 12), Stuttgart 2006, 409–443, sowie kurz und kritisch Raaflaub, Kurt A., Zwischen Ost und West. Phönizische Einflüsse auf die griechische Polisbildung?, in: Rollinger, Ulf, Archaik, 271–290, hier 274.
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zunächst erledigt. Mose legt die Gesetze dem Volk vor und das Volk beschließt diese. Letzteres ist gewissermaßen der griechische Normalfall. Man mag einwenden, dass gemäß dem Dtn die Gottesliebe eine tragende Säule des politischen Handelns der Israeliten ist: „Und du sollst Jhwh, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ (Dtn 6,5). Aber „Liebe“ meint im altorientalischen und auch im israelitischen Kontext die unbedingte Treue und Loyalität zum Oberherrn. 28 Und nach Maßgabe des Dtn realisiert sich diese Gottesliebe schlicht im Praktizieren der Gesetze. Die Rolle des Königs als Aufrichter und Bewahrer der Rechtsordnung übernimmt im Dtn nicht Mose, denn dazu sind seine Aufgaben viel zu begrenzt. Aber auch nicht Gott, denn Gott bleibt Gott: Er bewirkt das Wohlergehen, wenn die Gesetze bewahrt werden, und er lässt den Fluch Realität werden, wenn die Gesetze nicht praktiziert werden. Die Funktion des Königs in Bezug auf die Rechts- und Staatsordnung übernehmen vielmehr die Gesetze bzw. die Mosetora. Die anderen Funktionen des Königs übernehmen die verschiedenen Ämter des Gemeinwesens. Aber die umfassende Loyalität, die der Untertan in einer Monarchie dem König schuldet, gilt im bürgerverbandlichen Gemeinwesen des Dtn den Gesetzen. Bekannt ist die Rede des Spartaners Demaratos an den Perserkönig Xerxes (Hdt. 7,104,4): „Sie [die Spartaner, aber das Gesagte gilt für alle Griechen, W.O.] sind zwar frei, aber nicht in allem. Über ihnen steht nämlich das Gesetz als Herr, das sie vielmehr fürchten als deine Untertanen dich. Sie handeln stets, wie ihnen das Gesetz befiehlt.“ Demaratos hat mit diesen Worten jedem Deuteronomisten aus dem Herzen gesprochen. Nach diesen Darlegungen zu den Grundkonzeptionen des Dtn, sollen einige weitere, eher politisch-praktische Konzepte erläutert werden. Die Volksversammlung des Deuteronomiums Eine immer wieder vorkommende Phrase im Dtn lautet „ganz Israel“ (kål jiśrāʾel). Sie erscheint bezeichnenderweise sowohl im ersten als auch im letzten Vers des Dtn, insgesamt 11-mal. Diese zunächst unscheinbare Formulierung bringt aber eine wesentliche Konzeption zum Ausdruck. Israel ist ein Gemeinwesen und nicht etwa ein föderaler Verband von Stämmen. Anders als in den Konzeptionen des Buches Genesis oder in den priesterlichen Texten des Pentateuch spielen die Stämme Israels im Dtn keine konstitutive Rolle. Es
28 Vgl. dazu Moenikes, Ansgar, s.v. Liebe, Liebesgebot (AT), online in: http://www.bibelwissenschaft.de/stichworte/24991/, insb. Abschnitt 2.1.1.4. (Zugriffsdatum 3.2. 2017)
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gibt sie, daran kann kein Zweifel sein, aber die meisten werden nicht einmal namentlich erwähnt. 29 Ganz im Gegenteil, sie werden gezielt entmachtet, und zwar in Dtn 1,9–15. 30 Mose rekapituliert das Geschehen so: „Und ich nahm die Oberhäupter eurer Stämme, weise und anerkannte Männer, und setzte sie als Oberhäupter über euch ein, als Oberste über Tausend und Oberste über Hundert und Oberste über Fünfzig und Oberste über Zehn und als Amtleute gemäß euren Stämmen.“ (Dtn 1,15) Die Oberhäupter der Stämme, die ihr traditionales Amt bereits innehaben, werden von Mose in ein neues Amt eingesetzt. Sie fungieren ab jetzt als Oberhäupter von neu eingerichteten Teileinheiten des Gemeinwesens. Der traditionellen Stammesgliederung wird eine künstliche Gliederung in Analogie zu militärischen Einheiten entgegengesetzt. Zudem wird ein neues Amt eingeführt, die Amtleute oder Amtsschreiber (šoṭerīm). Deren Aufgabe bestand wohl in der Dokumentation öffentlicher und gerichtlicher Angelegenheiten, zudem übernahmen sie geschäftsführende Aufgaben im Gemeinwesen (vgl. Dtn 20,5–9). Auch dieses Amt stammt nicht aus der traditionalen Stammesstruktur, vielmehr werden dessen Inhaber nach zentraler Vergabe den Stämmen zugeordnet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die interne Struktur Israels neu definiert wird. Die Stämme werden entmachtet zugunsten des Gemeinwesens als Ganzem und zugunsten neu geschaffener Substrukturen. Damit werden aber auch die traditionalen Stammesführer entmachtet zugunsten von „weisen und verständigen und anerkannten Männern“ (Dtn 1,13), die ihre Macht weder ererben noch erwerben, sondern durch Ernennung erhalten. Letztlich wurden dadurch die Mitwirkungsrechte aller Vollbürger gestärkt. 31 Da in allen politischen Belangen „ganz Israel“ die Primäreinheit darstellt, kommt dem Begriff „Versammlung“ (qāhāl, 5,22) eine erhebliche Bedeutung zu. Dieser erscheint auch in den Fügungen „Versammlung Jhwhs“ (qehal jhwh, 23,2.3.4.9), „Versammlung Israels“ (qehal jiśrāʾēl, 31,30) und „Tag der Versammlung“ ( jōm ha-qāhāl, 9,10; 10,4; 18,16). Im Übrigen übersetzt die Septuaginta qāhāl mit ἐκκλησία, also dem üblichen Ausdruck für die politische Volksversammlung. Die Aufgabe der Volksversammlung besteht zunächst in der Resolution über den Vertrag mit Jhwh und damit einhergehend in der Verabschiedung der Gesetze (Dtn 5,27; 26,16–19, vgl. auch Ex 24,3.7 und Neh 10,1). Aber auch die regelmäßigen Ernennungen werden durch die Versammlung vollzogen. Das entsprechende Gesetz in Dtn 16,18 lautet: „Richter und Amtleute sollst du dir einsetzen in allen deinen Toren, die Jhwh, dein Gott, dir nach deinen Stämmen gibt, damit sie 29 Im sog. Mosesegen Dtn 33 wird zwar jeder Stamm mit einem Spruch bedacht, aber dieser Text ist eine späte nachpriesterliche Einfügung. Dies wird u.a. daran ersichtlich, dass der Stamm Joseph aufgeteilt ist in Ephraim und Manasse. Diese Revision des Stämmesystems führen die priesterlichen Texte des Pentateuch ein, und Dtn 33 baut darauf auf. 30 Vgl. dazu Berman, Joshua, Constitution, Class, and the Book of Deuteronomy, in: Hebraic Political Studies 1, 2006, 523–548. Vgl. auch Heckl, Raik, Moses Vermächtnis. Kohärenz, literarische Intention und Funktion von Dtn 1–3 (Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte, Bd. 9), Leipzig 2004, 74–128, der den Abschnitt allerdings anders interpretiert. 31 Nur als Frage sei angemerkt, ob es für diese Revision der inneren Struktur des Gemeinwesens Parallelen – und seien sie auch nur weitläufig – in der antiken Welt gibt, etwa in der Phylenreform des Kleisthenes.
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das Volk richten mit gerechtem Gericht.“ Das angesprochene Du ist hier wie auch sonst im Dtn Israel als Ganzes, also die Volksversammlung. Die Inhaber zwei der wichtigsten Ämter, der Richter und der Amtleute/Amtsschreiber, werden durch die Volksversammlung bestimmt. Ging es in Dtn 1,15 um die erstmalige Einsetzung durch Mose, geht es in Dtn 16,18 um die regelmäßige Einsetzung durch die Volksversammlung. Die Funktionen der Volksversammlung sind zusammengefasst folgende: Bestellung von Amtsträgern, Beschlussfassung über Gesetze und Abgabe von Eiden. Es scheint, als ob die Kompetenzen der Volksversammlung des Dtn eher dem mediterranen Modell als dem altorientalischen Modell entsprachen. 32 Die Ämtergesetze des Deuteronomiums Die soeben besprochene Passage Dtn 16,18 ist der Auftakt zu den sog. Ämtergesetzen. Der erste Abschnitt dieser Ämtergesetze ist dem Gerichtswesen gewidmet. Den Anfang machen – wie gesagt – die Richter, und zwar die Ortsrichter, die einfache Fälle entscheiden können, sowie die Amtsschreiber. Des Weiteren ist ein Obergericht vorgesehen, an dem schwierige Fälle verhandelt werden (Dtn 17,8–13). Dieses tagt am Zentralort und besteht aus einem levitischen Priester und einem Richter. Festzuhalten ist, dass hiermit ein umfassendes Gerichtssystem etabliert wird, in dem für einen König gar keine Funktion mehr bleibt. Damit sind wir schon beim nächsten der Ämtergesetze, dem sog. Königsgesetz. Dtn 17,14–20 regelt gewisse Pflichten des Königs. Dass es ein solches Gesetz überhaupt gibt, entfernt das Dtn weit von den Herrschaftskonzeptionen des Alten Orients. Die Vorstellung, ein schriftliches Gesetz regele die Befugnisse des Königs und dieser habe sich dem Gesetz unterzuordnen, ist zwar höchst modern – es handelt sich um eine konstitutionelle Monarchie –, nach den Maßstäben der altorientalischen Königsideologie jedoch absurd. Die Sache wird aber noch absurder, wenn man sich anschaut, welche Regelungen für den König im Königsgesetz des Dtn getroffen werden. Denn dieser König hat überhaupt gar keine Rechte, sondern nur Pflichten: Er darf sich nicht bereichern, nicht zu viele Frauen haben, etc. Man könnte nun einwenden, die Rechte werden eben nicht geregelt, sondern nur die Pflichten. Aber welche positiven Pflichten bzw. Aufgaben sollte der König denn haben? Alle Aufgaben des Gemeinwesens sind auf die verschiedenen Ämter verteilt. Daher ist das Königsgesetz auch das einzige optionale, denn es beginnt mit einer langen Protasis (Dtn 17,14f.): „Wenn du in das Land kommst, das Jhwh, dein Gott, dir gibt, und es in Besitz genommen hast und darin wohnst und sagst: ‚Ich will einen König über mich setzen, wie alle Nationen, die rings um mich
32 Vgl. dazu Dandamaev, Muhammad, Babylonian Popular Assemblies in the First Millennium B.C., in: The Canadian Society for Mesopotamian Studies. Bulletin 30, 1995, 23–29, aber auch den Beitrag von Marc Van De Mieroop in diesem Band.
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her sind!‘, dann sollst du […].“ Das Königsgesetz des Dtn ist ein Scheingesetz, fast schon eine Satire, die den König zu einer funktionslosen Zutat degradiert. 33 Auf das Königsgesetz folgt das Priestergesetz (Dtn 18,1–8), das vor allem die Anteile der Priester an den Opfergaben regelt. Darauf folgt das sog. Prophetengesetz (Dtn 18,9– 22), das wohl besser Divinatorengesetz heißen sollte. Im ersten Teil werden mehrere traditionelle Divinationsmethoden verboten, im zweiten Teil dann die einzig zulässige Form der Divination eingeführt (Dtn 18,15): „Einen Propheten aus der Mitte deiner Brüder wie mich wird dir Jhwh, dein Gott, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören!“ Divination soll also künftig nur noch in Anlehnung an Mose geschehen, und das heißt in Anlehnung an die Mosetora, und das wiederum heißt in Anlehnung an die beschlossenen und gültigen Gesetze, wie sie im Dtn niedergelegt sind. Das nächste ist das Asylstädtegesetz (Dtn 19,1–13), worin das Verfahren in Fällen von ungeklärten Tötungsdelikten geregelt wird. Das letzte der Ämtergesetze ist das Kriegsgesetz (Dtn 20). Die für unsere Fragestellung wichtigste Regelung im Kriegsgesetz ist die Bestellung der Heerführer. Die Amtleute, die nach Dtn 16,18 von der Volksversammlung bestimmt werden, haben zunächst die Aufgabe, Hinderungsgründe zur Teilnahme am Kampf festzustellen (Dtn 20,5–8). Sind sie damit fertig, sollen sie „Heeresoberste an die Spitze des Volkes einsetzen“ (Dtn 20,9b). Der Unterschied, ja Widerspruch dieser Verfahrensweise zur traditionell monarchischen ist flagrant. Oberster Feldherr ist dort selbstverständlich der König selbst und seinen Heeresobersten bestimmt er selbst – oft einen nahen Verwandten. Im Fall von König Saul war es sein Vetter Abner (1Sam 14,50–51), im Fall von König David sein Neffe Joab (2Sam 2,18). Ganz modern ist dagegen die Verfahrensweise im Dtn. Die Heerführer werden von den Amtleuten aus dem Volk bestimmt und die Amtleute ihrerseits durch die Volksversammlung. Nochmals: ein König ist hier vollkommen überflüssig. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass überhaupt die Ämter rein sachlich definiert werden. Nur das Priestergesetz beschränkt das Amt auf einen Personenkreis aus den Israeliten, und zwar die Leviten. Alle anderen Ämter sind unabhängig von Herkunft und Stand. Das Amt wird allein von seinen Aufgaben her definiert, und die Amtsträger müssen „aus deiner Mitte“, d.h. aus der Volksversammlung, kommen. Diese Auffassung vom Amt war ein typisches Merkmal der mediterranen personenverbandlichen Gemeinwesen, im Alten Orient jedoch weitgehend unbekannt. Abschließende historische Überlegungen Der Durchgang durch das Dtn hat ergeben, dass die politischen Konzeptionen – vielleicht sollte man angesichts der Kohärenz des Ganzen sogar im Singular von der politischen 33 Vgl. auch die jüngste Behandlung des Königsgesetzes bei Müller, Reinhard, Israel’s King as Primus Inter Pares. The „Democratic“ Re-conceptualization of Monarchy in Deut 17:14–20, in: Ehud Ben Zvi, Diana Edelman (Hg.), Leadership, Social Memory and Judean Discourse in the Fifth–Second Centuries BCE (Worlds of the Ancient Near East and Mediterranean), Sheffield 2016, 57–76.
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Konzeption sprechen – des Dtn in vielerlei Hinsicht dem staatstheoretischen Paradigma der griechischen bzw. mediterranen Welt entsprechen. Die Frage stellt sich natürlich, wie es zu diesen Konvergenzen kommen konnte. Dazu ist zu klären, wann das Dtn überhaupt verfasst wurde – eine umstrittene Angelegenheit. Die gegenwärtige Standardtheorie geht davon aus, dass die Anfänge des Dtn in den letzten Jahrzehnten der judäischen Monarchie liegen, also im ausgehenden 7. Jahrhundert. Dieses Basisdokument sei dann in exilischer Zeit mehrfach erweitert und mit einem narrativen Kontext versehen worden. 34 Diese historische Hypothese berücksichtigt aber in keiner Weise die soeben aufgezeigten staatstheoretischen Konzeptionen, die im Rahmen einer traditionellen altorientalischen Monarchie, die Juda bis zum Jahr 587 war, nicht wahrscheinlich zu machen sind. Die wichtigste Voraussetzung dafür, dass sich diese ausgeprägten bürgerstaatlichen Konzeptionen in Juda etablieren konnten, ist die Abschaffung des Königtums in Juda. Dieser Bruch mit der Tradition, der sich im Jahr 587 bei der Eroberung und Zerstörung Jerusalems ereignet hat, kann gar nicht hoch genug veranschlagt werden. Solange es einen König in Juda gab, macht das Dtn (aber auch die Erzählung von der Gesetzgebung am Gottesberg in Ex 18–24) schlichtweg keinen Sinn. 35 Man ist gut beraten, die Abfassung des Dtn in einen historischen Kontext zu stellen, in dem die politischen Voraussetzungen in Juda die Abfassung derartiger Gesetzeswerke nahelegte, oder anders ausgedrückt: eine gewisse Notwendigkeit für eine bürgerstaatliche Verfassung bestand. Und das ist frühestens im 6. Jahrhundert der Fall. Damit sind wir aber in einer Zeit, in der die Polis im Mittelmeerraum schon recht weit verbreitet war. Zwischen den Entwicklungen im Mittelmeerraum und dem Dtn besteht offenkundig eine Beziehung. Doch welche waren die Wege, auf denen diese Konvergenz zu Stande kam? Die Vorstellung, das Dtn habe die griechischen Poliskonzeptionen beeinflusst, ist weitgehend auszuschließen, nicht zuletzt deshalb, weil Juda ohnehin zu klein war, um international wirksam zu sein. Eher scheint die Abhängigkeit umgekehrt verlaufen zu sein: Die judäischen Deuteronomisten hatten von den Verfassungen der griechischen Gemeinwesen im östlichen Mittelmeerraum Kenntnis erhalten. Individuelle Abhängigkeiten können auf Basis der gegenwärtigen Quellenlage natürlich nicht namhaft gemacht werden. Aber das ist auch nicht notwendig, denn es genügt und ist bereits sehr aussagekräftig, wenn gezeigt werden kann – und dies ist m. E . auch der Fall –, dass die Deuteronomisten Teil einer ostmediterranen Koiné waren. 36
34 Vgl. etwa Gertz, Jan Christian (Hg.), Grundinformation Altes Testament. Eine Einführung in Literatur, Religion und Geschichte des Alten Testaments, 5. Aufl., Göttingen 2016, §7.2B; Zenger, Einleitung, C.IV.2. 35 Vgl. dazu Oswald, Wolfgang, Die Verfassungsdebatten bei Herodot (3,80–82) und im Samuelbuch des Alten Testaments (1Sam 8), in: Historia 62, 2013, 129–154, hier 138f. 36 Nochmal: Inwiefern die Deuteronomisten auch auf Vorbilder aus der altorientalischen Umwelt zurückgreifen konnten, ist eine wichtige Frage, zu deren Klärung diese Tagung sicher einen Beitrag leistet, die ich aber in meinem Vortrag nicht thematisieren konnte und wollte.
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Literatur Albertz, Rainer, Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit, Bd. 1 (Grundrisse zum Alten Testament, Bd. 8.1), Göttingen 1992 Albertz, Rainer, Die Theologisierung des Rechts im Alten Israel, in: Rainer Albertz unter Mitarb. von Susanne Otto (Hg.), Religion und Gesellschaft. Studien zu ihrer Wechselbeziehung in den Kulturen des antiken Vorderen Orients (Alter Orient und Altes Testament, Bd. 248; Arbeitskreis zur Erforschung der Religions- und Kulturgeschichte des Antiken Vorderen Orients, Bd. 1), Münster 1997, 115–132 Avilés, Domingo, Altgriechische Gesetze. Natur und Entwicklung eines Rechtsinstituts (Diss.), Freiburg (Schweiz) 2010 Barta, Heinz, Solons Eunomia und das Konzept der ägyptischen Ma‛at. Ein Vergleich zu Volker Fadingers Übernahme-These, in: Robert Rollinger, Brigitte Truschnegg (Hg.), Altertum und Mittelmeerraum. Die antike Welt diesseits und jenseits der Levante. Festschrift für Peter W. Haider zum 60. Geburtstag (Oriens et Occidens, Bd. 12), Stuttgart 2006, 409–443 Berman, Joshua, Constitution, Class, and the Book of Deuteronomy, in: Hebraic Political Studies 1, 2006, 523–548 Berman, Joshua, Created Equal. How the Bible Broke with Ancient Political Thought, Oxford 2008 Crouch, Carly L., Israel and the Assyrians. Deuteronomy, the Succession Treaty of Esarhaddon, and the Nature of Subversion (Ancient Near East Monographs, Bd. 8), Atlanta 2014 Crüsemann, Frank, Die Tora. Theologie und Sozialgeschichte des alttestamentlichen Gesetzes, München 1992 Crüsemann, Frank, „Theokratie“ als „Demokratie“. Zur politischen Konzeption des Deuteronomiums, in: Kurt Raaflaub (Hg.), Anfänge politischen Denkens in der Antike. Die nahöstlichen Kulturen und die Griechen (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 24). Oldenbourg, München 1993, 199–214 Dandamaev, Muhammad, Babylonian Popular Assemblies in the First Millennium B.C., in: The Canadian Society for Mesopotamian Studies, Bulletin 30, 1995, 23–29 Gertz, Jan Christian, Die Gerichtsorganisation Israels im deuteronomischen Gesetz (FRLANT 165), Göttingen 1994 Gertz, Jan Christian (Hg.), Grundinformation Altes Testament. Eine Einführung in Literatur, Religion und Geschichte des Alten Testaments, 5. Aufl., Göttingen 2016 (1. Aufl. 2006) Heckl, Raik, Moses Vermächtnis. Kohärenz, literarische Intention und Funktion von Dtn 1–3 (Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte, Bd. 9), Leipzig 2004 Hölkeskamp, Karl-Joachim, (In-)Schrift und Monument. Zum Begriff des Gesetzes im archaischen und klassischen Griechenland, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 132, 2000, 73–96 Koch, Christoph, Vertrag, Treueid und Bund. Studien zur Rezeption des altorientalischen Vertragsrechts im Deuteronomium und zur Ausbildung der Bundestheologie im Alten
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Wolfgang Oswald
Testament (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Forschung, Bd. 383), Berlin 2008 Levinson, Bernard, The Reconceptualization of Kingship in Deuteronomy and the Deuteronomistic History’s Transformation of Torah, in: Vetus Testamentum 51, 2001, 511–534 Levinson, Bernard, The First Constitution. Rethinking the Origins of Rule of Law and Separation of Powers in Light of Deuteronomy, in: Cardozo Law Review 27, 2006, 1853–1888 MacDonald, Nathan, Issues in the Dating of Deuteronomy. A Response to Juha Pakkala, in: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 122, 2010, 431–435 Markl, Dominik, Gottes Volk im Deuteronomium (Beihefte zur Zeitschrift für Altorientalische und Biblische Rechtsgeschichte, Bd. 18), Wiesbaden 2012 McBride, S. Dean, Polity of the Covenant People. The Book of Deuteronomy, in: Interpretation 3, 1987, 229–244, wieder abgedruckt in: John Strong, Steven Tuell (Hg.), Constituting the Community. Studies on the Polity of Ancient Israel in Honor of S. Dean McBride jr., Winona Lake 2005, 17–33 Moenikes, Ansgar, s.v. Liebe, Liebesgebot (AT), online in: http://www.bibelwissenschaft.de/ stichworte/24991/ (Zugriffsdatum 3.2.2017) Müller, Reinhard, Israel’s King as Primus Inter Pares. The „Democratic“ Re-conceptualization of Monarchy in Deut 17:14–20, in: Ehud Ben Zvi, Diana Edelman (Hg.), Leadership, Social Memory and Judean Discourse in the Fifth–Second Centuries BCE (Worlds of the Ancient Near East and Mediterranean), Sheffield 2016, 57–76 Oswald, Wolfgang, Staatstheorie im Alten Israel. Der politische Diskurs im Pentateuch und in den Geschichtsbüchern des Alten Testaments, Stuttgart 2009 Oswald, Wolfgang, Die Verfassungsdebatten bei Herodot (3,80–82) und im Samuelbuch des Alten Testaments (1Sam 8), in: Historia 62, 2013, 129–154 Oswald, Wolfgang, Das Gesetz, das Volk und der König. Zum gesellschaftlichen Status und zur Funktion der Gesetze im Pentateuch, in: Die Welt des Orients 44, 2014, 76–108 Otto, Eckart, Theologische Ethik des Alten Testaments (Theologische Wissenschaft, Bd. 3.2), Stuttgart 1994 Otto, Eckart, s.v. Deuteronomium, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, Band 2, 4. Aufl., Tübingen 1999, 693–696 Otto, Eckart, Staat – Gemeinde – Sekte. Soziallehren des antiken Judentums, in: Zeitschrift für altorientalische und biblische Rechtsgeschichte 12, 2006, 312–343 Otto, Eckart, Das Recht der Hebräischen Bibel im Kontext der antiken Rechtsgeschichte, in: Theologische Rundschau 71, 2006, 389–421 Pakkala, Juha, The Date of the Oldest Edition of Deuteronomy, in: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 121, 2009, 388–401 Pakkala, Juha, The Dating of Deuteronomy. A Response to Nathan MacDonald, in: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 123.3, 2011, 431–436 Perlitt, Lothar, Der Staatsgedanke im Deuteronomium, in: Samuel Balentine, John Barton (Hg.), Language, Theology, and the Bible, FS J. Barr, Oxford 1994, 182–198, wieder abgedruckt in: Perlitt, Lothar, Allein mit dem Wort. Theologische Studien, zum 65. Geburtstag herausgegeben von Hermann Spieckermann, Göttingen 1995, 236–248
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Die politischen Konzeptionen des Deuteronomiums als Teil des politischen Denkens
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Raaflaub, Kurt A., Zwischen Ost und West. Phönizische Einflüsse auf die griechische Polisbildung?, in: Robert Rollinger, Christoph Ulf (Hg.), Griechische Archaik. Interne Entwicklungen – externe Impulse, Berlin 2004, 271–290 Rad von, Gerhard, Theologie des Alten Testaments, Band 1: Die Theologie der geschichtlichen Überlieferungen Israels, 10. Aufl., München 1992 (1. Aufl., München 1960) Rollinger, Robert, Die Verschriftlichung von Normen. Einflüsse und Elemente orientalischer Kulturtechnik in den homerischen Epen, dargestellt am Beispiel des Vertragswesens, in: Robert Rollinger, Christoph Ulf (Hg.), Griechische Archaik. Interne Entwicklungen – externe Impulse, Berlin 2004, 369–425 Rüterswörden, Udo, Von der politischen Gemeinschaft zur Gemeinde. Studien zu Dt 16,18– 18,22 (Bonner Biblische Beiträge, Bd. 65), Frankfurt am Main 1987 Stahl, Michael, Gesellschaft und Staat bei den Griechen. Klassische Zeit, Paderborn 2003 Zenger, Erich u. a., Einleitung in das Alte Testament, 9., aktualisierte Aufl., hg. von Christian Frevel (StTh 1/1), Stuttgart 2015 (1. Aufl., Stuttgart 1995)
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Der ,grosse Sprung‘ in Politik und politischem Denken der frühen Griechen und das Εnde einer Ost-West-koinē* Kurt A. Raaflaub
The world before democracy was not bereft of inclusive political process, and we do well to examine the democratic tradition against these independent customs, if only to understand better where the innovation truly lies. Daniel E. Fleming In einem grundlegenden Artikel über repräsentative Institutionen im antiken Nahen Osten argumentiert Mario Liverani für folgende These: Infolge der Expansion der nahöstlichen Reiche seit 750 v. Chr. bildeten sich ausgeprägte Machtdifferenzen heraus, die manchen Gemeinwesen, besonders in Randgebieten wie der Levante, mehr Raum gaben, neue Möglichkeiten lokaler Herrschaft zu erproben. In dieser Periode, die etwa das zweite und dritte Viertel des 6. Jahrhunderts v. Chr. umfasste, experimentierten die Phönizier von Tyros mit einer Folge von ,Richtern‘ statt Königen – einem Amt, das vermutlich gewisse Ähnlichkeiten mit dem im biblischen Buch der Richter bezeugten aufwies. In Israel fanden Verfassungsdebatten statt, die die Vor- und Nachteile der Monarchie gegenüber denen kollektiver Herrschaftsformen ausloteten; solche Debatten wurden in spezielle Epi-
* In einer englischen Version ist dieses Kapitel 2018 in einer Festschrift für Paul Cartledge erschienen (Raaflaub, Kurt A., The Great Leap in Early Greek Politics and Political Thought. A Comparative Perspective, in: Danielle Allen, Paul Christesen, Paul Millett (Hg.), How to Do Things with History. New Approaches to Ancient Greece, Oxford 2018, 21–54). Den Teilnehmern an einer Tagung in Cambridge zu Ehren seines Rücktritts; meinen Freunden und Kollegen im ,European Network for the Study of Ancient Greek History‘ und im ,Midwestern Consortium of Greek Historians and Political Theorists‘; Kollegen und Studenten im ,Cultures and Religions of the Ancient Mediterranean‘ Workshop an der Brown University und in einem Workshop in Ancient Near Eastern Studies an der Harvard University; sowie den Teilnehmern an der Bremer Tagung zum Thema ,Der Alte Orient und die Entstehung der athenischen Demokratie‘ danke ich für konstruktive Kritik und wertvolle Anregungen. Besonderen Dank schulde ich Gojko Barjamovic, Mogens Herman Hansen, Mogens Trolle Larsen und Irad Malkin für hilfreichen Rat sowie Daniel E. Fleming und Peter Machinist für grundsätzliche Bemerkungen, auf die ich an anderer Stelle eingehen muss. Claudia
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Kurt A. Raaflaub
soden und diese wiederum in die ,Gründungsgeschichte‘ des Staates eingebettet. 1 Auch in Griechenland fanden folgenreiche Entwicklungen im Verfassungsbereich statt. Liverani denkt, dass als Reaktion auf die ,Dampfwalze‘ imperialer Eroberungen diese Periode vom Euphrat bis zur Aegaeis eine wahre Explosion politischer Reflexion erlebte, auch wenn aus klar definierbaren Gründen die Konsequenzen in den betroffenen Gesellschaften sehr verschieden ausfielen. Zweifellos ist es wichtig, Parallelen in der kulturellen Entwicklung in Ost und West zu untersuchen. Ebenso wichtig ist es, die Möglichkeit des Fortbestehens einer ,kulturellen koinē‘ in der ostmediterranen Welt der frühen Eisenzeit ernstzunehmen. Aber in den Bereichen, die uns hier interessieren – dem politischen Denken und der politischen Praxis – scheint es kaum möglich anzunehmen, dass eine solche koinē bis in die zweite Hälfte des sechsten Jahrhunderts andauerte. Ich werde die These vertreten, dass in Griechenland politische Grundmuster, die Denken, Leben und Institutionen der Gemeinde prägten und wichtige Gemeinsamkeiten mit nahöstlichen Gesellschaften aufwiesen, noch in den Epen Homers und Hesiods und somit bis ins frühe siebte Jahrhundert sichtbar sind. Bald danach jedoch brachen die Griechen mit diesen gemeinsamen Traditionen. Sie betraten einen Weg radikaler Neuerung, der ihr noch in den Anfängen steckendes politisches Leben und Denken in eine ganz neue Richtung führte und sie befähigte, Ideen, Werte, Institutionen und Prozeduren zu entdecken, die die Entwicklung politischer Traditionen in der westlichen Welt tief und dauernd beeinflussten. Ich werde in einem ersten Teil die frühe Ost-West-koinē in politischem Denken und politischen Strukturen beschreiben, dann das Wegbrechen der Griechen von dieser koinē und dessen historische Bedeutung diskutieren, und in einem dritten Teil versuchen, diese Entwicklung zu erklären. Unter ,politischer Theorie‘ verstehe ich direktes, systematisches und mindestens teilweise abstraktes Denken über politische Gegenstände. Im Gegensatz dazu ist ,politisches Denken‘ im wesentlichen pragmatisch: Es schließt jede Art von Reflexion über Politik, Institutionen, die Gemeinde oder den Staat, sowie Beziehungen unter Bürgern oder Bewohnern und zwischen Gemeinden und Staaten ein. 2 Des weiteren gehe ich von folgenden Prämissen aus. Zum ersten entwickelte sich politisches Denken in unmittelbarer und notwendiger Wechselwirkung mit sozialen und politischen Veränderungen (besonders der Polis und ihren Institutionen). Dasselbe gilt natürlich auch für politische Termini Horst danke ich für Ihre Einladung, mein Referat an dieser Stelle auf deutsch zu publizieren, und für redaktionelle Hilfe, sowie Paul Christesen für seine Zustimmung zu dieser Doppelpublikation. Zu dem dem Aufsatz vorangestellten Zitat von Fleming s. Anm. 25. 1 Liverani, Mario, Nelle pieghe del despotismo. Organismi rappresentativi nell’antico Oriente, in: Studi Storici 34, 1993, 7–33. Verfassungsdebatten: s. bes. ‚Jothams Fabel‘ (Ri 9,8–15) und die ,Verfassungsdebatte‘ in 1Sam 8,11–20. 2 Zu politischem Denken, politischer Theorie und ,dem Politischen‘ s. Meier, Christian, Die Entstehung des Politischen bei den Griechen, Frankfurt am Main 1980, 13–24 und Teil A; Cartledge, Paul, Greek Political Thought. The Historical Context, in: Christopher Rowe, Malcolm Schofield (Hg.), The Cambridge History of Greek and Roman Political Thought, Cambridge 2000, 11–22; Cartledge, Paul, Ancient Greek Political Thought in Practice, Cambridge 2009, 1–10; s. auch Balot, Ryan K., Greek Political Thought, Malden MA, Oxford, 2006, 1–15.
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Der ,große Sprung‘ in Politik und politischem Denken
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und für Institutionen oberhalb einer sehr elementaren Ebene. 3 Solche politischen Phänomene entstanden nicht zufällig, weil etwa jemand das Bedürfnis hatte, etwas Neues auszuprobieren, sondern in Reaktion auf Veränderungen und Herausforderungen, die die betreffende Gesellschaft umtrieben. Es ist deshalb notwendig, nicht nur die expliziten schriftlichen Zeugnisse, sondern auch diesen weiteren sozialen, politischen und insti tutionellen Kontext zu berücksichtigen. Mit andern Worten: die Polis, ihre Politik, ihre Institutionen und ihr politisches Denken entwickelten sich zusammen und in ständiger enger Wechselwirkung. Meine zweite Prämisse ist, dass Veränderungen in Politik und Institutionen politische Reflexion voraussetzen. Umgekehrt können Grundzüge politischen Denkens aus in den Quellen bezeugten politischen Neuerungen (wie neuen Gesetzen, Institutionen oder gar umfassenden Reformen) extrapoliert werden. Solche Zeugnisse für politisches Denken sind bisher meist vernachlässigt worden. Es ist in den Reformen Solons oder des Kleisthenes offenkundig, muss aber auch in früheren und weniger komplexen gesetzlichen Neuerungen sichtbar sein. 4 Zum dritten muss diese notwendige Verknüpfung zwischen Politik, politischer Veränderung und politischem Denken auch für die Gesellschaften des antiken Nahen Ostens gelten. Politisches Denken als solches war nicht auf die Griechen beschränkt oder von diesen erfunden. Es wurde von allen antiken Gesellschaften gebraucht, wenn diese eine gewisse Entwicklungsstufe erreicht hatten, nur in je verschiedener Intensität und für je verschiedene Zwecke. Es ist deshalb durchaus möglich, dass das politische Denken und Handeln der Griechen, wie so vieles andere in der frühgriechischen materiellen und intellektuellen Kultur, von den älteren und höher entwickelten nahöstlichen Kulturen beeinflusst wurden. Zum Beispiel fehlt es nicht an Zeugnissen dafür, dass nahöstliche Könige (wie übrigens auch die im frühen China) viel Mühe und Geld dafür einsetzten, den Rat von Experten zu gewinnen, wenn es darum ging, ihre Macht (sowohl gegen innen wie gegen außen) zu konsolidieren oder auszudehnen, oder ihre Selbstdarstellung als verantwortliche, fürsorgliche und gerechte Herrscher überzeugend zu propagieren. Umgekehrt verbreiteten gewisse Kreise Ansichten, die die Herrscher kritisch beurteilten und alternative Grundlagen der Gerechtigkeit propagierten. 5
3 Politische Terminologie: s. z.B. Raaflaub, Kurt A., The Discovery of Freedom in Ancient Greece, first English ed., revised and updated from the German, Chicago 2004. Es ist zu betonen, dass es sich bei der griechischen Polis nicht um einen ,Stadtstaat‘, sondern um eine ,Bürgergemeinde‘ (,citizen-state‘) handelt; s. Hansen, Mogens H., Introduction. The Polis as a Citizen-State, in: Hansen, Mogens H., (Hg.), The Ancient Greek City-State, Kopenhagen 1993, 7–29. 4 Politisches Denken und politische Reform: Raaflaub, Kurt A., Poets, Lawgivers, and the Beginnings of Political Reflection in Archaic Greece, in: Rowe, Schofield, The Cambridge History of Greek and Roman Political Thought, 23–59, hier: 42–48. 5 Z.B. Weber-Schäfer, Peter, Einführung in die antike politische Theorie, Bd. 1, Darmstadt 1967; Raaflaub, Kurt A. (Hg.), Anfänge politischen Denkens in der Antike. Die nahöstlichen Kulturen und die Griechen, München 1993; Oswald, Wolfgang, Staatstheorie im Alten Israel. Der politische Diskurs im Pentateuch und in den Geschichtsbüchern des Alten Testaments, Stuttgart 2009; Col-
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Abgesehen von der fast universellen Sorge um die Gerechtigkeit waren freilich jene königlichen Probleme für die Griechen kaum von Bedeutung. Dennoch wäre es falsch, die Möglichkeit von vornherein auszuschließen, dass gewisse Formen politischen Denkens auch in anderen Zusammenhängen und auf anderen Ebenen mesopotamischer Gesellschaften existierten. Man denkt besonders an die Städte, die oft ihre eigene Rechtsprechung hatten, Entscheidungen in politischen und wirtschaftlichen Fragen fällten und versuchten, Bereiche lokaler Autonomie in der Beziehung zu höheren Mächten zu definieren und zu verteidigen. 6 In der erhaltenen Überlieferung Spuren solchen politischen Denkens zu finden, ist freilich ein schwieriges Unterfangen. Nicht weniger schwierig ist die Frage zu beantworten, ob und wie die Griechen davon wissen konnten. Die Frage nach Ursprüngen und Einflüssen spielt in meinem größeren Projekt, die Entstehung des griechischen politischen Denkens im interkulturellen Rahmen der ostmediterranen Welt zu untersuchen, eine wichtige Rolle. Aber für meine gegenwärtige Diskussion hat sie wenig Bedeutung. 7 Hier geht es vor allem um die Nützlichkeit des Vergleichs bei der Herausarbeitung von Analogien und Unterschieden. Dass der Vergleich nicht dazu dienen darf, Werturteile zu fällen oder zu untermauern, ist selbstverständlich. ,Anders‘ besagt weder ,besser‘ noch ,schlechter‘, nur ,anders‘. Mein Gegenstand ist groß und komplex, und der zur Verfügung stehende Raum ist beschränkt. Ich muss mich deshalb kürzer fassen als es wünschbar wäre. Der Zweck dieses Kapitels ist es vor allem, eine Idee zu formulieren, argumentativ zu stützen und damit eine Diskussion auszulösen. Ich bin kein Altorientalist und ermangle der notwendigen sprachlichen und sachlichen Aus-
lins, John J., Manning, Joseph G. (Hg.), Revolt and Resistance in the Ancient Classical World and the Near East. In the Crucible of Empire, Leiden 2016. 6 Ich denke hier z.B. an die Rechte und Privilegien, die gewissen Städten von neuassyrischen Königen gewährt und die mit großer Entschlossenheit verteidigt wurden; s. auch den ,Rat für einen Fürsten‘ (Anm. 10), in dem es genau um die Verletzung solcher Privilegien geht. S. Reviv, Hanoch, Kidinnu. Observations on Privileges of Mesopotamian Cities, in: Journal of Economic and Social History of the Orient 31, 1988, 286–298; Van De Mieroop, Marc, The Ancient Mesopotamian City, Oxford 1997, 135–138; Barjamovic, Gojko, Civic Institutions and Self-Government in Southern Mesopotamia in the Mid-first Millennium BC, in: Jan G. Dercksen (Hg.), Assyria and Beyond. Studies Presented to Mogens Trolle Larsen, Leiden 2004, 47–98, hier: 73–77. 7 Für erste Resultate im Rahmen dieses Projektes s. Raaflaub, Kurt A., Zeus und Prometheus. Zur griechischen Interpretation vorderasiatischer Mythen, in: Monika Bernett, Wilfried Nippel, Aloys Winterling (Hg.), Christian Meier zur Diskussion, Stuttgart 2008, 33–60; Raaflaub, Kurt A., Early Greek Political Thought in its Mediterranean Context, in: Ryan K. Balot (Hg.), A Companion to Greek and Roman Political Thought, Malden MA, Oxford 2009, 37–56; Raaflaub, Kurt A., Ideen im Reisegepäck? Sachliche und methodologische Überlegungen zu frühgriechischen Gerechtigkeitsvorstellungen im interkulturellen Zusammenhang des östlichen Mittelmeerraumes, in: Robert Rollinger, Kordula Schnegg (Hg.), Kulturkontakte in antiken Welten. Vom Denkmodell zum Fallbeispiel, Leuven 2014, 403–440; Raaflaub, Kurt A., Lion’s Roar and Muses’ Song. Social and Political Thinking in Early Greek Poets and Early Israelite Prophets, in: Robert Rollinger, Erik van Dongen (Hg.), Mesopotamia in the Ancient World. Impact, Continuities, Parallels, Münster 2015, 433–458.
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Der ,große Sprung‘ in Politik und politischem Denken
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bildung. Ich bin deshalb auf gute Übersetzungen und guten Rat angewiesen. Ich bitte meine Leser um Geduld, Verständnis und konstruktive Kritik. Ich beginne mit der Diskussion von zwei Elementen, die meines Erachtens Teil einer frühen ost-westlichen koinē waren: Analogien in politischem Denken und politischer Praxis. Eine frühe griechisch-nahöstliche Analogie in politischem Denken In einer Vignette in seinen ,Werken und Tagen (Erga)‘ beschreibt der Dichter Hesiod (frühes siebtes Jahrhundert) die Konsequenzen gerechten und ungerechten Handelns. Die Polis derjenigen, „die Fremden und Einheimischen gerades Recht sprechen und den Pfad der Gerechtigkeit nicht verlassen“, ist mit reichen Ernten, Fruchtbarkeit in Herden und Familien, Gewässern voller Fische, Wohlstand, Festen und „jugend-nährendem Frieden“ gesegnet. Im Gegensatz dazu hat schon oft das von einem einzigen Mann verursachte Unrecht eine ganze Polis ruiniert. Gewaltige Stürme, die Überschwemmungen und Erdrutsche verursachen und die Felder zerstören; Hungersnöte, Missernten und Epidemien; Unfruchtbarkeit in Herden und Familien; Kriege, die Armeen, Flotten und Stadtmauern vernichten: solche Katastrophen, von Zeus selber verursacht, verfolgen die Gemeinde, die Unrecht zulässt. 8 Auch in den homerischen Epen finden sich Gleichnisse, die die Segnungen und Strafen, die Zeus über gerechte oder ungerechte Gemeinden bringt, in Form von Naturereignissen und Kriegen beschreiben. 9 Gemäß einem ins erste Jahrtausend v. Chr. datierten babylonischen ,Fürstenspiegel‘ wird die Ungerechtigkeit des Königs göttliche Strafe in Form von Naturkatastrophen, Angriffen von Feinden, Revolten und Verlust von Reichtum, Herrschaft und Leben verursachen. Ich zitiere nur einige Zeilen: (1) Hat der König nicht auf das Recht geachtet, so werden die Leute revolutioniert, sein Land wird verwüstet werden. (11) Hat er, wenn man ihm Bürger von Nippur zur Rechtsprechung herbeigebracht hat, ein Bestechungsgeschenk angenommen und sie ungerecht behandelt: (12) so wird Enlil, der Herr der Länder, einen ausländischen Feind (13) gegen ihn aufbieten und seinem Heere eine Niederlage bereiten. (14) Der Anführer und der General werden als Flüchtlinge auf den Gassen einherschweifen. (15) Hat er Geld von Bürgern von Babylon in Empfang genommen, sodass man es der Schatzkammer einverleibt hat, (16) hat er (sodann) die Rechtssache der Babylonier angehört, wonach sie ihm zu gering waren, darauf zu achten: (17) so 8 Hes. Erga 225–247. 9 Hom. Il. 16,384–392; s. auch Hom. Od. 19,109–114: „[der Ruf] eines untadligen Königs, der in Scheu vor den Göttern unter vielen und starken Männern herrscht und die guten Rechtsweisungen hochhält, und es trägt die schwarze Erde Weizen und Gerste, beladen sind die Bäume mit Frucht, und es gebären beständig die Schafe und das Meer gibt Fische dar, wegen der guten Herrschaft, und es gedeihen unter ihm die Männer des Volkes“ (Übers. W. Schadewaldt).
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wird Marduk, der Herr des Himmels und der Erden, seinen Feind über ihn setzen (18) und so seine Habe und Schatz seinem Feinde schenken. 10 Ein drittes Beispiel findet sich bei den frühen israelitischen Propheten, die oft als Zeitgenossen der frühgriechischen Dichter betrachtet werden. 11 Auch ihre Funktion entspricht zum Teil derjenigen dieser Dichter, was nützliche Vergleiche möglich macht. 12 Propheten beanspruchen, Boten Jahwehs zu sein; sie kritisieren Herrscher, Elite und Gesellschaft und wollen Änderungen zum Besseren bewirken. Sie verurteilen die Verehrung fremder Götter und soziales Unrecht (von allgemein unmoralischem und ungerechtem Verhalten zu ausschweifendem Luxus und der Misshandlung der Schwachen und Armen durch die Mächtigen). Solche Missbräuche verletzen Jahwehs Vorschriften und ziehen seine Strafe nach sich, die Volk und Land trifft in Form von Naturkatastrophen (Erdbeben, Dürre oder Überschwemmung, Hungersnot oder Unfruchtbarkeit von Frauen und Tieren), lebensbedrohendem Unvermögen (Essen ohne satt zu werden, Trinken ohne den Durst löschen zu können), Unglück in der Familie (Tod von Kindern oder Verlust von Land oder Reichtum) oder Krieg (der Armeen und Land zerstört und das Exil der Elite oder ganzer Bevölkerungen verursacht). 13 All dieses persönliche oder gemeinschaftliche Elend wird von Jahweh gesandt, der die Stürme auslöst, Tod oder Zerstörung verursacht oder 10 Übers. Böhl, Franz M. Th., Der babylonische Fürstenspiegel, Leipzig 1937, 3–4 (in Teil 1 z.T. ersetzt durch die Version von Meissner, Bruno, Babylonien und Assyrien, Bd. 1, Heidelberg 1920, 65 f.). S. Lambert, Wilfred G., Babylonian Wisdom Literature, Oxford 1960, 110–115; Cole, Steven W., The Early Neo-Babylonian Governor’s Archive from Nippur, Chicago 1996. S. auch Reiner, Erica, The Babylonian Fürstenspiegel in Practice, in: Muhammad A. Dandamayev, Ilya Gershevitch, Horst Klengel u.a., Societies and Languages of the Ancient Near East. Studies in Honour of Igor M. Diakonoff, Warminster 1982, 320–326 für den ,Sitz im Leben‘ dieses Textes. 11 U.a. besprechen Blenkinsopp, Joseph, Sage, Priest, Prophet. Religious and Intellectual Leadership in Ancient Israel, Louisville KY 1995; Nissinen, Martti (Hg.), Prophecy in Its Near Eastern Context. Mesopotamian, Biblical, and Arabian Perspectives, Atlanta 2000; Nissinen, Martti, Prophets and Prophecy in the Ancient Near East, Peter Machinist (Hg.), Atlanta 2003; Kratz, Reinhard G., Die Propheten Israels, München 2003; Schmid, Konrad, Literaturgeschichte des Alten Testaments. Eine Einführung, Darmstadt 2008, 93–101, 128–137 die komplexen Probleme, mit denen uns die biblischen Bücher der Propheten konfrontieren. 12 Für Vergleiche zwischen den Schriften der Propheten und frühgriechischer Dichtung s. Kaiser, Otto, Gerechtigkeit und Heil bei den israelitischen Propheten und griechischen Denkern des 8.–6. Jahrhunderts, in: Neue Zeitschrift für systematische Theologie 11, 1969, 312–328; Bremmer, Jan N., Prophets, Seers, and Politics in Greece, Israel, and Early Modern Europe, in: Numen 40, 1993, 150–183; Seybold, Klaus, Ungern-Sternberg, Jürgen von, Amos und Hesiod. Aspekte eines Vergleichs, in: Raaflaub, Anfänge politischen Denkens in der Antike, 215–239. 13 Z. B. Amos 4,6–10: „Ich ließ euch hungern in all euren Städten, ich gab euch kein Brot mehr in all euren Dörfern, und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir, spricht der Herr. Ich versagte euch den Regen drei Monate vor der Ernte. Über der einen Stadt ließ ich es regnen, über der anderen nicht; das eine Feld bekam Regen, das andere nicht, so dass es verdorrte. Zwei, drei Städte taumelten zu der einen; sie wollten Wasser trinken und blieben doch durstig. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir, sagt der Herr […] Ich ließ die Pest gegen euch los wie gegen Ägypten, eure jungen Männer tötete ich mit dem Schwert und gab eure Pferde (den Feinden) zur Beute; den Leichenge-
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Der ,große Sprung‘ in Politik und politischem Denken
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fremde Armeen aufbietet, und nur Jahweh kann dieses Unglück aufhalten oder rückgängig machen. Diese drei Beispiele weisen wichtige Gemeinsamkeiten auf. 14 (1) Weil Ungerechtigkeit ein potenziell die ganze Gemeinde betreffendes Übel ist, geht es hier um politisches Denken. (2) Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit werden von den höchsten Göttern belohnt oder bestraft, selbst wenn eine Gottheit (wie die griechische Dikē) speziell für Gerechtigkeit zuständig ist. (3) Trotz der soziopolitischen Natur des betreffenden Verhaltens sind Segnungen wie Strafen unpolitisch; sie sind im Naturbereich angesiedelt oder von auswärtigen Mächten verursacht und entziehen sich deshalb der Kontrolle der Gemeinde. (4) Mit wenigen und nur teilweisen Ausnahmen stehen die Formen der Bestrafung in keiner direkten Beziehung zum Unrecht, das sie auslöst; sie scheinen vielmehr fast willkürlich aus einer Liste von Katastrophen ausgewählt zu sein, von denen eine Gemeinde betroffen werden kann. (5) Aus dem weiteren Kontext der zitierten Stellen ergibt sich, dass die Autoren selber machtlos sind; sie können nur belehren und predigen, mutig ausdrücken, was sie glauben oder wissen, die Mächtigen ermahnen, Unrecht zu vermeiden, und im übrigen darauf hoffen, dass die Götter wie erwartet reagieren werden. (6) Keiner dieser Texte erwägt die Möglichkeit, dass die Gemeinde selbst mehr tun kann, als ihre übeln Sitten abzulegen: sie scheint unfähig, den Lauf der Ereignisse zu beeinflussen oder Maßnahmen zu treffen, die künftige Missbräuche korrigieren und katastrophale Folgen verhindern könnten. (7) Insgesamt spiegeln sich in all diesen Texten Formen unspezifischen politischen Denkens, die vermutlich in sehr alten Traditionen wurzeln. 15 Frühgriechische und nahöstliche Analogien in politischen Strukturen und Praktiken Eine ähnliche Analogie ist meines Erachtens in politischen Strukturen und Praktiken zu beobachten, zumal in der Funktion von Räten und Versammlungen und in ihrer Beziehung zueinander. Wieder beginne ich mit dem frühen Griechenland. Die Erzählung der homerischen Epen bietet als Teil der Schilderung des sozialen und politischen Hintergrunds, in den die heroisch übersteigerten Handlungen eingebettet sind, spezifische Auskünfte zu der genannten Thematik. In früheren Arbeiten habe ich dafür argumentiert, dass dieser Hintergrund im wesentlichen realistisch und historisch ist, um 700 datiert
stank von eurem Heerlager ließ ich euch in die Nase steigen. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir, sagt der Herr.“ 14 Der babylonische Fürstenspiegel passt freilich nur teilweise in dieses Schema. In mehreren Fällen erleiden Männer, Land oder der König selber dasselbe Unrecht, das er anderen beschert hat. Teilweise sind diese Strafen politisch und entsprechen den Vergehen, die sie auslösen. Eine direkte Korrespondenz zwischen Vergehen und Strafe, guter Tat und Belohnung findet sich z.B. auch im Hymnos für Šamaš, Gott des Rechts (Lambert, Babylonian Wisdom Literature, 121–138). 15 Verbindungen solcher Denkformen mit denen der Weisheitsliteratur müssten genauer untersucht werden.
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werden kann und eine Welt früher Poleis beschreibt, die noch keine formal festgelegten Institutionen kennen. Der oberste Anführer ist ein primus inter pares; seine Position ist fest in der Gemeinde verankert. 16 Die Privilegien, die er genießt, verpflichten ihn, sie durch herausragende Leistungen im Dienst der Gemeinde zu rechtfertigen. Agamemnon und Hektor illustrieren Erfolg und Versagen in diesen Rollen. 17 Die Agora ist das Zentrum der Polis; dort spielen sich alle Aktivitäten der Gemeinde ab. Die Versammlung ist fester Bestandteil des Gemeindelebens: die Männer, die sich dort zusammenfinden, kämpfen auch in der Armee und spielen deshalb eine für die Gemeinde sehr wichtige Rolle. Die Versammlung steht also zumindest allen freien Männern offen, die auch die für den Dienst in der Armee notwendige Qualifikation erbringen. Eine Versammlung wird auf Initiative eines Anführers einberufen, wenn eine Entscheidung zu fällen oder ein Problem zu lösen ist. Sie befasst sich mit Gemeindeangelegenheiten (dēmion); Ausnahmen müssen gerechtfertigt werden. Üblicherweise sprechen die Anführer, aber jeder, der guten Rat anbietet, kann angehört werden – solange er die geltenden Normen (kosmos) respektiert. Es gibt weder allgemeine Debatten noch Abstimmungen, und die Versammlung hat keine eigene Initiative, aber die Männer geben ihrer Meinung unmissverständlich Ausdruck – mit Stimme oder Füßen. Die Hauptfunktion der Versammlung besteht darin, Aktionen der Gemeinde zu legitimieren und den Anführer zu befähigen, die vorherrschende Stimmung einzuschätzen. Er kann die Meinung der Versammlung ignorieren (wie es Agamemnon tut), aber wenn er erfolglos bleibt, gerät er in Schwierigkeiten, und in manchen Situationen scheint es nahezu unmöglich, gegen den festen Willen der Versammlung zu handeln. Herstellung von Konsens und Beilegung von Konflikten sind entscheidende Voraussetzungen für den kommunalen Frieden. Deshalb ist rhetorische Brillianz eine der wichtigsten Fähigkeiten des Anführers. Die Anführer treffen sich häufig im Rat oder zu Mahlzeiten im Haus des obersten Anführers. Oft besprechen sie Gemeindeangelegenheiten in diesem Kreis, bevor sie diese in der Versammlung auch öffentlich diskutieren oder dort ihren Konsens verkünden. Auch der Rat stimmt nicht ab und kann keine bindenden Beschlüsse fällen, aber er hat große Autorität, und der oberste Anführer geht großes Risiko ein, wenn er die Meinung seiner Kollegen ignoriert. Die Institutionen der ,epischen Gesellschaft‘ sind somit fest etabliert, funktionieren nach wohlbekannten Normen und sind für die Gemeinde un16 Ich brauche das Wort ‚Anführer‘ für griech. basileus; dass dies keine Könige sind, steht längst fest. Es sind die Anführer militärischer Kontingente oder die Häupter der angesehensten Familien. 17 S. (auch zum Folgenden) ‚Agora‘, ‚Boule‘, ‚Historicity of Homer‘, ‚Polis‘, ‚Society‘ in Finkelberg, Margalit (Hg.), Homer Encyclopedia, 3 Bde., Malden MA, Oxford 2011. Detaillierte Diskussion in Raaflaub, Kurt A., Politics and Interstate Relations in the World of Early Greek Poleis. Homer and Beyond, in: Antichthon 31, 1997, 1–27; Raaflaub, Kurt A., A Historian’s Headache. How to Read ,Homeric Society‘?, in: Nick Fisher, Hans van Wees (Hg.), Archaic Greece. New Approaches and New Evidence, London, Swansea 1998, 169–193; Raaflaub, Kurt A., Political Thought, Civic Responsibility, and The Greek Polis, in: Johann P. Arnason, Peter Murphy (Hg.), Agon, Logos, Polis. The Greek Achievement and Its Aftermath, Stuttgart 2001, 72–117, hier: 80–83. Zu ,epischen‘ Räten s. Schulz, Fabian, Die homerischen Räte und die spartanische Gerusie, Düsseldorf 2011. Zur für die Teilnahme an der Versammlung notwendigen Qualifikation: Text zu Anm. 23.
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verzichtbar. Die Politik ist nicht institutionalisiert und durch Gesetze reguliert: sie wird in der kommunalen Interaktion von Anführern, Rat und Versammlung durchgespielt. Wenden wir uns nun dem antiken Nahen Osten zu, so sehen wir uns mit Schwierigkeiten und Unklarheiten konfrontiert, die teils auf fehlender Präzision in biblischen und mesopotamischen Texten und Übersetzungen beruhen, teils von der dünnen und ungleichmäßigen Quellengrundlage und unklarer Terminologie verursacht sind. Diese Probleme sind von verschiedenen Experten gründlich besprochen worden. 18 Ich kann hier lediglich eine kurze Zusammenfassung geben und einen speziellen Fall eingehender diskutieren. Zuerst jedoch ein kurzes Wort zur Idee einer ,primitiven Demokratie‘, die die Interpretation der Rolle von Versammlungen im antiken Nahen Osten und Israel nachhaltig beeinflusst hat. 19 Die Idee wurde von Thorkild Jacobsen entwickelt, der damit auf eine verbreitete Tendenz reagierte, mesopotamische Politik zu exklusiv aus einer monarchischen Perspektive zu beurteilen. 20 Jacobsen argumentierte dafür, dass Versammlungen, an denen jeder Bürger teilnehmen und sprechen durfte, zu Beginn der mesopotamischen Geschichte eine wichtige Rolle spielten. Erst als sich zentralisierte Herrschaft und Monarchien herausbildeten, wurde die Macht der Versammlung eingeschränkt, die aber etwa im Bereich der Justiz weiterhin bedeutend blieb. Jacobsens Beobachtungen und Schlüsse sind zweifellos in mancher Hinsicht korrekt. Aber die Terminologie, die er verwendete (besonders in seinem Verständnis von ,Demokratie‘ und ,Bürgern‘) verleitete zu oberflächlichen Analogien mit der griechischen Demokratie, und die Quellen (größtenteils ,Epen‘ und Mythen), auf die er sich wegen des Fehlens von historischer oder dokumentarischer Überlieferung zu verlassen hatte, sind höchst problematisch. Das Konzept einer ,primitiven Demokratie‘ wird deshalb heute meist skeptisch beurteilt. 21 18 S. z.B. Van De Mieroop, Marc, The Government of an Ancient Mesopotamian City. What we Know and why we Know so Little, in: Kazuko Watanabe (Hg.), Priests and Officials in the Ancient Near East, Heidelberg 1999, 139–161.; Larsen, Mogens T., The City-states of the Early Neo Babylonian Period, in: Mogens H. Hansen (Hg.), A Comparative Study of Thirty City-State Cultures, Kopenhagen 2000, 117–127; Barjamovic, Civic Institutions („opaque terminology“: 51); Momrak, Kristoffer, Identifying Popular Power. Who were the People of Ancient Near Eastern City-States?, in: Rollinger, Van Dongen, Mesopotamia in the Ancient World, 417–432. 19 Für Israel s. z.B. Umhau Wolf, Carl, Traces of Primitive Democracy in Ancient Israel, in: Journal of Near Eastern Studies 6, 1947, 98–108; Gordis, Robert, Primitive Democracy in Ancient Israel, in: Gordis, Robert (Hg.), Poets, Prophets, and Sages. Essays in Biblical Interpretation, Bloomington 1971, 45–60. Oswald, Wolfgang, Early Democracy in Ancient Judah. Considerations on Ex 18–24 with an Outlook on Dtn 16–18, in: Communio Viatorum 52, 2010, 121–135 ist kritischer, spricht aber ebenfalls von einer frühen Demokratie. 20 Jacobsen, Thorkild, Primitive Democracy in Ancient Mesopotamia, in: Journal of Near Eastern Studies 2, 1943, 159–172; Jacobsen, Thorkild, Early Political Development in Mesopotamia, in: Zeitschrift für Assyriologie 52, 1957, 91–140. ND in: Jacobsen, Thorkild, Toward the Image of Tammuz and Other Essays on Mesopotamian History and Culture, Cambridge 1970, 132–156, 157–170. 21 Für Kritik s. z.B. Liverani, Nelle pieghe del despotismo, 9–12; Robinson, Eric W., The First Democracies. Early Popular Government outside Athens, Stuttgart 1997, 16–20; Van De Mieroop, Marc, Democracy and the Rule of Law, the Assembly, and the First Law Code, in: Harriet E. W.
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Meines Erachtens haben Wort und Konzept der ,Demokratie‘ die Erforschung antiker nahöstlicher Institutionen überhaupt eher negativ beeinflusst. Dass sie Assoziationen an die klassische athenische Demokratie wecken, ist nur natürlich. Dabei wird jedoch übersehen, dass diese Verfassung selbst sehr außergewöhnlich war (zu einem gewissen Grad sogar in Griechenland), dass nur eine seltene Konstellation historischer Umstände sie möglich gemacht hatte, und dass sie in ihrer voll entwickelten Form wenig mehr als ein Jahrhundert dauerte. Schlimmer noch, die Assoziation mit Athen verleitet zur Annahme, dass nahöstliche Versammlungen allen erwachsenen männlichen ,Bürgern‘ zugänglich waren und dass jeder ,Bürger‘ das Wort ergreifen und an Entscheidungen teilnehmen durfte. Dabei ist es genau „die Identität der Bürger und wie inklusiv oder exklusiv diese Gruppe war“, die „ein ungelöstes Problem darzustellen scheint“. 22 Gewiss, alle griechischen Poleis hatten eine Art von Versammlung, aber während ihrer Frühgeschichte waren Teilnahme, Mitsprache und Mitbestimmung auf gewisse Schichten der Bürgerschaft beschränkt, die üblicherweise durch wirtschaftliche und militärische Kapazität definiert waren. 23 Auch während der Blütezeit der athenischen Demokratie blieb dies in vielen, wenn nicht den meisten, Poleis unverändert. Im fünften und vierten Jahrhundert waren Demokratien zwar nicht selten, aber in der Minderheit. 24 Deshalb sollte man es vermeiden, sich bei der Untersuchung politischer Institutionen in anderen Gesellschaften am athenischen Modell als einem Vorbild oder Vorläufer zu orientieren; auf keinen Fall darf dieses Modell dazu dienen, fehlende Quelleninformationen zu ersetzen. Vielmehr sollte es zum Zweck des Vergleichs erst dann beigezogen werden, wenn Struktur, Zusammensetzung und Funktion der zu untersuchenden Versammlung aufgrund der je eigenen Quellen und des je bestehenden Kontexts so genau wie möglich bestimmt worden sind. 25 Zweifellos sind in den letzten Jahrzehnten wichtige Fortschritte in Interpretation und Verständnis der Formen und Funktionen von Versammlungen und ihrer Beziehung
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Crawford (Hg.), The Sumerian World, London 2013, 277–289, hier: 285–287 (mit weiterer Lit.); Momrak, Identifying Popular Power. Momrak, Identifying Popular Power, 418 (meine Übers.); Raaflaub in Vorbereitung, gegen Dassow, Eva von, Freedom in Ancient Near Eastern Societies, in: Radner, Robson, The Oxford Handbook of Cuneiform Culture, 205–224. S. auch Barjamovic, Civic Institutions, 55–59. S. Raaflaub, Kurt A., Early Greek Citizen-Soldiers. Connections between the Citizens’ Social, Economic, Military, and Political Status in Archaic Polis States, in: Waldemar Heckel, Sabine Müller, Graham Wrightson (Hg.), The Many Faces of War in the Ancient World, Cambridge 2015, 90–116. Überblicke über die Entwicklung der Demokratie bei Hansen, Mogens H., The Athenian Democracy in the Age of Demosthenes, rev. und erw. Fassung, Norman OK 1999, 27–54; Cartledge, Paul, Democracy. A Life, Oxford 2016, 49–90; für eine Diskussion demokratischer Anfänge s. Raaflaub, Kurt A., Ober, Josiah, Wallace, Robert W., Origins of Democracy in Ancient Greece, mit Kap. von Paul Cartledge, Cynthia Farrar, Berkeley, Los Angeles 2007. Für eine Diskussion griechischer Demokratien vor und außerhalb derjenigen Athens s. Robinson, The First Democracies; Robinson, Eric W., Democracy beyond Athens. Popular Government in the Greek Classical Age, Cambridge 2011. Ich stimme hier im wesentlichen Daniel E. Fleming zu: Democracy’s Ancient Ancestors. Mari and Early Collective Governance, Cambridge 2004, xiv (zitiert am Anfang dieses Kapitels); s. auch 235, 238–241.
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zu Räten in antiken nahöstlichen Gesellschaften gemacht worden. Dennoch sind es im wesentlichen immer noch die gleichen Probleme – ungleichwertige und weit zerstreute Quellen und das Fehlen genauer Beschreibungen oder klar definierter Terminologie in den bestehenden Quellen wie auch oft ein mangelndes Bewusstsein der sich aus dieser Quellenlage ergebenden methodologischen Konsequenzen – die der Forschung weiterhin Schwierigkeiten bereiten. 26 Um mit Israel zu beginnen, so finden sich in den üblichen Bibel-Übersetzungen Phrasen wie ,ganz Israel‘, ,die ganze Gemeinde Israels‘, ,das ganze Volk‘, nicht zuletzt in politischen Zusammenhängen wie der Bestätigung dynastischer Nachfolge. 27 Wer aber ist mit solchen Kollektivtermini gemeint? Welche Leute umfasst dieses „ganze Volk“? Welchen Zwecken dient seine Versammlung? Die Bibel selber definiert solche Versammlungen nie genau; in der Forschung ist man sich über ihren Charakter, ihre Zusammensetzung und Funktion uneinig. Ein wichtiges Bibel-Lexikon wie der Anchor Bible Dictionary hat nicht einmal einen Eintrag dafür. Die Institution hatte ihren Ursprung zweifellos in der Frühzeit der Stämme, vor der Monarchie. Manche Gelehrte interpretieren ihre häufige Erwähnung dahin, dass sie im gesamten Verlauf der israelitischen Geschichte eine wichtige Rolle spielte. 28 Andere sehen in der Betonung der ,pan-israelitischen‘ Zusammensetzung von Versammlungen eine ideologische oder idealisierende Tendenz der Autoren oder Redaktoren. 29 Wieder andere gestehen der Versammlung eine wichtige legitimierende Funktion zu, die der König akzeptieren musste, betonen aber deren Grenzen und die Notwendigkeit, das Verhältnis – oder gar die Unterordnung – der Versammlungen gegenüber den Ältesten-Räten in Rechnung zu stellen. 30 26 S. Anm. 35 für eine Auswahl der relevanten Lit. Die sorgfältige Auswertung eines kompakten Quellenkorpus von einem Ort oder einer Gesellschaft (wie bei Fleming, Democracy’s Ancient Ancestors, über Mari oder Larsen, Mogens T., The Old Assyrian City-State and Its Colonies, Kopenhagen 1976; Larsen, Morgens T., Ancient Kanesh, Cambridge 2015 sowie Hertel, Thomas K., Old Assyrian Legal Practices. Law and Dispute in the Ancient Near East, Leiden 2013 über Assur und Khanum) oder die umfassende Untersuchung der Quellen von vielen Orten und verschiedenen Epochen (wie bei Schemeil, Yves, La politique dans l’ancien Orient, Paris 1999; Barjamovic, Civic Institutions, oder Momrak, Popular Power) scheint am ergiebigsten, auch wenn solche Bestandesaufnahmen immer vorläufig bleiben müssen. Zu methodologischen Problemen s. Raaflaub in Vorbereitung. 27 Z.B. 1Kön 12,1–19. Ich stütze mich hier auf die Zwingli-Bibel sowie auf die maßgebenden englischen Übersetzungen. 28 S. Anm. 19. 29 Z.B. Reviv, Hanoch, The Pattern of the Pan-Tribal Assembly in the Old Testament, in: Journal of North-Semitic Languages 8, 1980, 85–94; Reviv, Hanoch, The Elders in Ancient Israel. A Study of a Biblical Institution, Jerusalem 1989. Ich bin mir bewusst, dass die Probleme, die ich hier berühre, letztlich nicht von der viel-debattierten Frage zu trennen sind, wie die von der Bibel gelieferten Informationen zeitlich und historisch einzuordnen sind. Darauf einzugehen, ist hier unmöglich; s. dazu z.B. Römer, Thomas C., The so-called Deuteronomistic History. A Sociological, Historical and Literary Introduction, London 2005; Schmid, Literaturgeschichte des Alten Testaments; Fleming, Daniel E., The Legacy of Israel in Judah’s Bible, Cambridge 2012. 30 So z.B. Halpern, Baruch, The Constitution of the Monarchy in Israel, Chico CA 1981, 187–216. „[T]he kings accepted, however reluctantly and with whatever exceptions in cases of individual po-
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Sorgfältige philologische und historische Analyse scheint jedoch zu zeigen, dass ,Versammlung‘ in den meisten Fällen eine irreführende Übersetzung ist. Selbst Ausdrücke, die generell das Volk, eine nicht genau definierte Ansammlung von Menschen oder gar Landbesitzer bezeichnen können, weisen in politischen Kontexten oft auf die Reichen und Einflussreichen, die Ältesten, die Stammesführer hin, die Autorität haben, zu handeln und öffentliche Angelegenheiten zu beeinflussen. 31 Im Gegensatz zu der schwer fassbaren Versammlung ist denn auch die Rolle der Ältesten in der Bibel gut bezeugt und sorgfältig untersucht. 32 Ihre spezifische Vollmacht und Verantwortung liegen auf der lokalen und Stammesebene und sind durch traditionelle Normen definiert. Auf der staatlichen Ebene ist ihr Einfluss begrenzt, aber wichtig, weil er einen Aspekt betrifft, der für die Regierungsfähigkeit des Königs entscheidend ist: Unterstützung oder Ablehnung durch das Volk. Die Anwesenheit ,des Volkes‘, das stimmstark seine Zustimmung oder Kritik bekundet, gibt der Entscheidung der Ältesten wichtigen Rückhalt. Der König muss sich nicht danach richten, ist aber wohlberaten, es zu tun. Andernfalls läuft er Gefahr, die Unterstützung des Volkes und allenfalls seinen Thron zu verlieren. 33 Die Anwesenheit des Volkes ist zudem im Kontext von Gesetzgebung unabdingbar. Alle, die zu Jahwehs Volk gehören, akzeptieren das Gesetz, das Moses von Jahweh erhalten hat. 34 Sie sind Zeugen und geben vermutlich lautstark ihre Zustimmung. Im Gegensatz zur aktiven Rolle der Räte liegt somit die Bedeutung von Versammlungen des Volkes, in welcher Größe und Zusammensetzung auch immer diese stattfinden, auf einer anderen Ebene. Sie fungieren als Zeugen bei für die Gesamtgemeinde wichtigen Vorgängen und unterstützen durch ihre Gegenwart und kollektive Meinungsäußerung
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licies, the rein of the assembly, the creator of kingship. The assembly, for the most part, also accepted the kings. […] Between them, by and large, there must have existed a sort of council of peace: the monarch was under legal constraint to respect the customary tribal rights and systems“ (216). Z.B. 2Sam 5,1–3: „alle Stämme Israels“ erscheint im selben Kontext als „alle Ältesten Israels“ (s. McCarter, P. Kyle, II Samuel. A New Translation with Introduction, Notes, and Commentary, Garden City NY 1984: ad loc.: eine bessere Etymologie ersetzt „all the tribes of Israel“ mit „all the staff-bearers of Israel“ = all the men with authority). Räte in Israel: Reviv, The Elders in Ancient Israel. U.a. verbindet Malamat, Abraham, Kingship and Council in Israel and Sumer, in: Journal of Near Eastern Studies 22, 1963, 247–253 Rehoboams Konsultation von zwei Gruppen von Ratgebern (Ältesten und seinen Altersgenossen: 1Kön 12,1–15) mit Gilgameschs Befragung von zwei Versammlungen vor seinem Feldzug gegen Akka (in: Gilgamesch und Akka; s. Katz, Dina, Gilgamesh and Akka, Groningen, Broomall PA 1993) und betont, dass die zwei Berichte nicht nur ähnliche Terminologie, sondern auch ähnliche episch-literarische Stilmerkmale verwenden. Parallelen finden sich auch in der Ilias (s. Anm. 80). Dies deutet auf einen literarischen Topos hin und spricht gegen die Authentizität der Episode. Rofé, Alexander, Elders or Youngsters? Critical Remarks on 1Kings 12, in: Reinhard G. Kratz, Hermann Spieckermann (Hg.), One God, One Cult, One Nation, Berlin 2010, 79–90 interpretiert sie als paradigmatische Legende. Wie es Rehoboam in der Nachfolge Salomons geschieht (s. Anm. 27). Für die Bedeutung der Akklamation des Volkes s. Halpern, Baruch, Between Elective Autocracy and Democracy. Formalizing Biblical Constitutional Theory, in: Vanderhoft, Winitzer, Literature as Politics, 165–83; weitere Lit. bei McCarter, II Samuel, 116; s. auch de Vaux, Roland, Ancient Israel. Its Life and Institutions. Übers. John McHugh, New York 1961. S. z.B. Ex 24,3; Dtn 26,17–18, 29,10–12.
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das Handeln der Ältesten. Obschon das Volk keine Initiative hat und keine Entscheidungen fällt, ist seine positive oder negative Reaktion auf wichtige Vorgänge für die Entscheidungsträger höchst wichtig. Dennoch ist klar, dass diese Rolle, wie auch immer sie in den weit zurückliegenden Anfängen ausgesehen haben mochte, in den für uns fassbaren historischen Kontexten kaum etwas mit dem gemein hatte, was wir unter ,Demokratie‘ verstehen. Ein ähnliches Bild ergibt sich aus der Zusammensicht weit verstreuter Quellen im antiken Mesopotamien. Untersuchungen individueller Aspekte und einige Versuche einer umfassenden Analyse erlauben die folgende Zusammenfassung. 35 Trotz einer enormen Variationsbreite in Zeit und Ort dominiert in großen Königtümern oder Reichen politisch und ideologisch das ,monarchische Grundmuster‘: Könige suchen Rat, aber entscheiden allein. Auf dieser Ebene gibt es keine institutionalisierten Räte oder ,Parlamente‘, und Versammlungen, vor denen der König allenfalls seine Entscheidung proklamiert, sind informell und aufs Zuhören beschränkt. Offiziell haben Meinung und Reaktion solcher Körperschaften keinen Einfluss auf seine Handlungen, auch wenn sich unter der Oberfläche solcher königlicher Proklamationen und Ideologien (und wenn wir tief eingesessene „orientalistische Stereotype“ überwinden) eine kompliziertere Realität verbirgt. 36 Im Gegensatz dazu ist in Stadtstaaten der König oft in die ,Stadtversammlung‘ (city assembly) integriert and fällt Entscheidungen als das Haupt, aber zusammen mit den Ältesten und denen, die die Tempelhierarchie repräsentieren. Hier zumindest haben die Häupter der im Rat vertretenen Familien beträchtlichen Einfluss. 37 Auf unteren Ebenen in Königs- oder in ländlichen Städten, in Randgebieten und Stämmen sind Räte und gelegentliche Versammlungen ,der Stadt‘ oder ,des Volkes‘ gut bezeugt. Das größte bisher ungelöste Problem betrifft auch hier die Größe, Zusammensetzung, Funktion und Macht solcher Versammlungen. In der Forschung besteht eine 35 Zu Räten und Versammlungen im antiken Nahen Osten s. bes. Macdonald, John B., An Assembly at Ugarit?, in: Ugarit Forschungen 11, 1979, 515–526; Beckman, Gary, The Hittite Assembly, in: Journal of the American Oriental Society 102, 1982, 435–442; Dandamayev, Muhammad A., The Neo-Babylonian Elders, in: Dandamayev, Gershevitch, Klengel u.a., Societies and Languages, 38–41; Dandamayev, Muhammad A., Babylonian Popular Assemblies in the First Millennium BC, in: Bulletin of the Canadian Society for Mesopotamian Studies 30, 1995, 23–29; Liverani, Nelle pieghe del despotismo; Schemeil, La politique dans l’ancien Orient; Durand, Jean-Marie, Les anciens de Talhayûm, in: Revue d’Assyriologie 82, 1988, 97–113; Durand, Jean-Marie, L’assemblée en Syrie à l’époque pré-armorite, in: Pelio Fronzaroli (Hg.), Miscellanea Eblaitica, Bd. 2, Florenz 1989, 27–44; Durand, Jean-Marie, „Se réunir“ en Syrie. Au temps du royaume de Mari, in: Marcel Detienne (Hg.), Qui veut prendre la parole?, Paris 2003, 259–272; Barjamovic, Civic Institutions; Fleming, Democracy’s Ancient Ancestors; Seri, Andrea, Local Power in Old Babylonian Mesopotamia, London 2005; Momrak, Popular Power; Momrak, Identifying Popular Power. 36 Eine gute Diskussion bei Van De Mieroop, The Ancient Mesopotamian City, 118–141 (Zitat: 118); Van De Mieroop, The Government of an Ancient Mesopotamian City. 37 S. zum Beispiel von Alt-Assur Anm. 43; Larsen, The Old Assyrian City-State: Teil 2; Hertel, Old Assyrian Legal Practices, 35–42. Mehrere Kapitel in Finet, André (Hg.), La voix de l’opposition en Mésopotamie, Brüssel 1973, illustrieren die Verpflichtung des Königs, die Meinung von Rat und Versammlung zu berücksichtigen.
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zunehmend einflussreiche Meinung, dass Formulierungen wie ,die Stadt‘, ,die Söhne der Stadt‘ oder die ,Stadtversammlung‘ sich wahrscheinlich auf eine Art Rat beziehen, der aus führenden Persönlichkeiten der sozio-ökonomischen Elite bestand und dass solche Räte auf jeden Fall an kommunalen Entscheidungen und Regierungsfunktionen beteiligt waren. 38 Die logische Konsequenz ist, dass größere Versammlungen, die wahrscheinlich ebenfalls bestanden, keine unabhängige Macht, Initiative oder Entscheidungskapazität hatten. Sie hörten zu, dienten (nicht zuletzt in Prozessen) als Zeugen, drückten ihre Meinung durch Zurufe aus, unterstützten durch ihre Akklamation die Entscheidungen des Rats oder Königs und beteiligten sich allenfalls an der Ausführung solcher Entscheidungen (besonders in Gerichtsfällen). Solche vermutlich informellen Versammlungen des ,Volkes‘ waren somit fähig, kommunale Entscheidungen zu beeinflussen, aber nicht sie zu fällen. Die Institution, die wirklich Bedeutung hatte, war wiederum der ,Rat‘, der aus ,Ältesten‘, Reichen und eminenten Mitgliedern der Gemeinde, Stammesführern und ähnlichen Würdenträgern bestand. Diese Räte funktionierten gemeinhin auf der Grundlage konventioneller Normen, nicht von spezifischen Regeln oder gar Gesetzen. Sie fungierten als Ratgeber und hatten oft unabhängige Verantwortung in der Rechtsprechung, der lokalen Verwaltung und der Kommunikation mit dem König. Die Mitglieder waren weder formell gewählt noch entschieden sie durch Abstimmung, auch wenn letztere in einem speziellen Fall bezeugt ist und eindrucksvolle Zeugnisse keine Zweifel daran lassen, dass gelegentlich recht raffinierte Methoden zur Herstellung von Konsens verwendet wurden. 39 Insgesamt waren solche Organe kollektiver Mitbestimmung grundlegend für das Funktionieren von Gemeinden und Stämmen. Als Gegenargument zu solchen Folgerungen wird in der Forschung oft auf den alt assyrischen Stadtstaat und seine Handelskolonien in Anatolien im neunzehnten Jahrhundert v. Chr. verwiesen. Kanesh (das moderne Kültepe in der Nähe von Kayseri in der Türkei) war der Hauptort eines weit verzweigten Netzes relativ kleiner und kompakter Ansiedlungen assyrischer Händler, die sich auf den Export von Zinn (für die Produktion von Bronze) und feiner Textilien im Tausch gegen Silber spezialisierten. Diese assyrischen ,Kolonien‘ bildeten offenbar sich selbst verwaltende Geschäftsquartiere in lokalen Siedlungen. Ausgrabungen in Kanesh brachten zahlreiche Texte aus kommunalen und priva-
38 Eine gute Diskussion bei Momrak, Identifying Popular Power, die auf seiner umfassenden Untersuchung von 2013 basiert. Barjamovic, Civic Institutions, 55–73 vertritt das Argument, dass „larger civic organisations termed ,the citizens of the city‘, ,the city elders‘ and/or ,the city assembly‘ […] were controlled by (if not entirely made up of) the prominent families in the city, and that they formed self-governing civic units holding considerable authority in the community“ (55; s. auch 77–79). Van De Mieroop, The Ancient Mesopotamian City, 120–127 vermutet eine größere Variationsbreite. 39 S. Schemeil, La politique dans l’ancien Orient; eine Art von Abstimmung ist in den Statuten von Kanesh bezeugt (s. den Text zu Anm. 47).
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ten Archiven zum Vorschein, die unter vielem anderen auch Informationen über Verwaltungsstrukturen und Entscheidungsprozesse in Assur und besonders in Kanesh liefern. 40 In Dokumenten, die sich auf Assur beziehen, wird die ,Stadtversammlung‘ von den ,Ältesten‘ (den Häuptern der führenden Familien) unterschieden, die, obschon Teil der Versammlung, die Entscheidungen zu fällen scheinen; oft sind sie in spezielle Komitees aufgeteilt. Aufgrund einer erneuten Überprüfung des gesamten Quellenmaterials folgert Mogens Trolle Larsen, dass aufgrund des gegenwärtigen Informationsstandes nicht definitiv entschieden werden kann, „whether the terse terminology in a phrase like ,the City has rendered a verdict‘ should be understood to refer to a plenary assembly (all adult males) or to a much smaller group such as the elders.“ 41 In jedem Fall, schreibt er, Assur „constitutes […] a very clear example of the commercial city-state whose entire governmental structure was pervaded by the power and interests of the great merchant dynasties.“ Die sozio-politische Struktur von Assur war im wesentlichen oligarchisch. 42 Wenn dies richtig ist, umfasste auch die Plenarversammlung wahrscheinlich nicht alle erwachsenen freien Männer der Stadt, wie in der Forschung oft angenommen wird, 43 sondern nur die Männer, die einem beschränkten Kreis von Familien angehörten, die eng mit den Machtzentren verbunden waren (der reichen Handelsaristokratie, dem König und der Tempelhierarchie), vermutlich mit ihren Gefolgsleuten. 44 Diese Folgerung findet nun eine Bestätigung in der Struktur der Selbstverwaltung und dem ausgeklügelten Entscheidungsprozess, die in der viel kleineren Gemeinde der Assyrer in Kanesh bezeugt sind. Dort wird ein Rat der ,big men‘ oder ,men of accounts‘ von einer Plenarversammlung der ,big and small (men)‘ unterschieden. Die ,big men‘ sind offenbar die führenden Repräsentanten der mächtigen Handelsfamilien, die verpflichtet sind, einen großen Beitrag an die Verwaltung der Kolonie zu leisten. Die Kriterien, die die ,small men‘ definieren, sind weniger klar: es müssen entweder die freien Männer (im Gegensatz zu den Sklaven) oder (wahrscheinlicher) die jüngeren Mitglieder und Gefolgsleute der Handelsfamilien sein. 45 Jedenfalls war in einer Handelskolonie mit etwa 40–50 assyrischen Männern der Kreis derer, die ,dazugehörten‘ und berechtigt waren, an der
40 Ein kurzer Überblick bei Veenhof, Klaas R., Kanesh. An Assyrian Colony in Anatolia, in: Jack M. Sasson (Hg.), Civilizations of the Ancient Near East, Bd. 2, New York 1995, 859–871; Larsen, Mogens T., The Old Assyrian City-State, in: Hansen, A Comparative Study, 77–87; Larsen, Ancient Kanesh; Hertel, Old Assyrian Legal Practices. 41 Larsen, Ancient Kanesh, 145. Zur Stadtversammlung s. auch Larsen, The Old Assyrian City-State and its Colonies, 160–191; Hertel, Old Assyrian Legal Practices, 31. 42 Larsen, The Old Assyrian City-State, 86. S. Hertel, Old Assyrian Legal Practices, 45, der zusätzlich die Rolle des Königs heraushebt: „The institution of the City Assembly combined the powers of the ruler and the elders into a single institution capable of collective decision-making in both political and legal matters.“ Such „collective decision making and the balancing of powers at government level is […] aptly described in terms of oligarchy.“ 43 S. z.B. Larsen, The Old Assyrian City-State and its Colonies, 165–166. 44 Zur Bestätigung dieser Annahme s. das Beispiel, das Larsen, Ancient Kanesh, 145 anführt. 45 Dercksen, Jan G., Old Assyrian Institutions, Leiden 2004: Kap.12; Hertel, Old Assyrian Legal Practices, 32, 45–49.
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Plenarversammlung teilzunehmen, beschränkt und wohlbekannt; weitere spezifische Definitionen waren kaum nötig. 46 Statuten, die auf leider sehr fragmentarischen Tontafeln festgehalten sind, regeln, wann und wie die Plenarversammlung einberufen wird und wie sie ihre Entscheidungen fällt. Anfallende Geschäfte werden vom Rat der ,big men‘ geprüft. Aufgeteilt in drei Gruppen, entscheidet dieser Rat durch Mehrheitsabstimmung. Falls der Rat nicht zu entscheiden vermag oder wenn eine Mehrheit der Anwesenden andere Gründe vorbringt, die Entscheidung an die Plenarversammlung weiterzuleiten, wird der Sekretär angewiesen, diese Versammlung einzuberufen. (Falls er dies auf Anweisung nur eines ,big man‘ tut, hat er eine schwere Buße zu bezahlen.) Die Plenarversammlung wird in sieben Gruppen geteilt und entscheidet durch Mehrheitsabstimmung. 47 Diese Prozeduren sehen ein Zweikammersystem und Entscheidung durch Mehrheitsabstimmung vor, wobei die Mehrheit innerhalb der Gruppen offenbar die Abstimmung unter den Gruppen entscheidet. 48 Als solche sind sie höchst bemerkenswert und bedeutend; nicht zuletzt widerlegen sie eine lange für sicher gehaltene Meinung, dass die Abstimmung vor den Griechen unbekannt war. 49 Sie bestätigen aber auch, dass das System klar zugunsten des Rates gewichtet war, der Entscheidungen fällen konnte und üblicherweise auch fällte. Die Plenarversammlung wurde nur einbezogen, wenn der Rat ein Geschäft nicht selber erledigen konnte oder wollte, weil die Meinungen zu weit ausein andergingen oder, vermutlich, weil das Geschäft die Beteiligung der ganzen Gemeinde erforderte. Von Anfang an oligarchisch ausgerichtete Institutionen wurden somit in ihrer Funktion durch die Autorität einer engen Gruppe von reichen und sozial dominierenden Familienhäuptern noch weiter begrenzt. Larsen führt in diesem Zusammenhang einen Vergleich mit dem System der Vorberatung (probouleusis) ein, das in Athen und Sparta gut bezeugt ist. 50 Dies ist insofern korrekt, als griechische Poleis ebenfalls die politische Verantwortung zwischen einem Rat und einer Versammlung aufteilten und, zumindest in diesen beiden Poleis, der Rat dafür zuständig war, anstehende Geschäfte vorzuberaten, die Agenda für die Versammlung vorzubereiten und Anträge zu formulieren, die der Versammlung vorgelegt werden sollten. Aber die Analogien enden hier. Weder in Athen noch in Sparta setzte sich der Rat nur aus reichen und aristokratischen Mitgliedern der Gemeinde zusammen, und das pro46 Zur Zahl: Hertel, Old Assyrian Legal Practices, 121 Anm. 474. 47 Larsen, The Old Assyrian City-State and its Colonies, 282–287; Larsen, Ancient Kanesh, 159–168; Hertel, Old Assyrian Legal Practices, 115–122. Daniel E. Fleming schreibt mir, dass für eine so kleine Gemeinde „this degree of structure seems too formal to be necessary and suggests possible imitation of the mother city.“ 48 Die Abstimmung nach Gruppen ist in der Antike selten bezeugt und von Rom am besten bekannt (s. Taylor, Lily R., Roman Voting Assemblies from the Hannibalic War to the Dictatorship of Caesar, Ann Arbor 1966; Staveley, Eastland S., Greek and Roman Voting and Elections, London 1972, Teil 2). 49 So z.B. Malamat, Kingship and Council, 250 Anm.12. 50 Larsen, The Old Assyrian City-State, 296; Larsen, Ancient Kanesh, 161; erwähnt auch von Hertel, Old Assyrian Legal Practices, 46.
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bouleuma bestimmte lediglich, ob ein Geschäft der Versammlung vorgelegt, nicht aber, ob die Versammlung überhaupt einberufen werden sollte. In beiden Poleis waren die Daten und Häufigkeit von Versammlungen durch Gesetz oder Konvention festgelegt und deshalb weitgehend vom Rat unabhängig. 51 In Sparta konnte die Versammlung nur Anträge debattieren und entscheiden, die vom Rat vorgelegt worden waren, der überdies das Recht hatte, einen Antrag zurückzuziehen, wenn ihm der Verlauf der Debatte missfiel. Im Gegensatz dazu war in Athen die Versammlung berechtigt, die Anträge des Rates zu ignorieren oder zu ändern oder neue ohne ein probouleuma zu formulieren. Entscheidend ist, dass in beiden Fällen, obwohl in Sparta weniger ausgeprägt als in Athen, die Funktion des Rates der der souveränen Versammlung untergeordnet war, die allen Vollbürgern offenstand und die Entscheidungen fällte. 52 Trotz einiger elementarer struktureller Analogien sind somit die Unterschiede zwischen Athen und Sparta einerseits, Assur und Kanesh andererseits sehr substantiell. Es gibt keinen Grund zu denken, dass Assur und seine Kolonien einzigartig waren, ob in ihrer Zeit oder später. Es ist zum Beispiel durchaus möglich, dass die phönizischen Stadtstaaten des ersten Jahrtausends, ebenfalls erfolgreiche Handelsstädte, ähnliche Regierungsstrukturen aufwiesen. Ob und wieweit dies der Fall war, können wir nicht ausmachen, weil uns die notwendigen Quellen fehlen. 53 Dass wir generell so wenig über phö51 Larsen (vorige Anm.) scheint hier das, was ein anderer Larsen (Larsen, Jacob A.O., Representative Government in Greek and Roman History, Berkeley, Los Angeles 1955, 16–17) über die Vollmachten des athenischen Rates sagt, falsch zu verstehen. In einer Krise war der Rat natürlich verpflichtet, eine außerordentliche Versammlung einzuberufen (s. z.B. Dem. 18,169–170). 52 Zum athenischen Rat (boulē), s. Rhodes, Peter J., The Athenian Boule, Oxford 1972; zu Rat und Versammlung Hansen, The Athenian Democracy, 125–60, 246–265. Zu Rat (gerousia) und Versammlung Spartas s. Thommen, Lukas, Lakedaimonion Politeia. Die Entstehung der spartanischen Verfassung, Stuttgart 1996, 30–44; Cartledge, Paul, Sparta and Lakonia. A Regional History 1300 to 362 BC, 2. Aufl., London 2002, 116–117; Schulz, Die homerischen Räte und die spartanische Gerusie. S. ferner u. im Text zu Anm. 65. 53 Alle Diskussionen phönizischer Verfassungsentwicklungen sind höchst spekulativ und basieren auf wenigen, oft späten und unklaren Quellen, die zudem größtenteils von nichtphönizischen Autoren geliefert werden. Im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit eigenständiger Entwicklungen unter kolonialen und später imperialen Bedingungen vermögen uns griechische theoretische Diskussionen der karthagischen Verfassungsstrukturen im vierten oder gar zweiten Jahrhundert (Aristot. Pol. 2,11, 1272b24–1273b26; Polyb. 6,51–52) keinen Aufschluss über Bedingungen in Tyros im achten Jahrhundert zu geben (pace Gschnitzer, Fritz, Die Stellung der Polis in der politischen Entwicklung des Altertums, in: Oriens antiquus 27, 1988, 287–302; Gschnitzer, Fritz, Phoinikisch-karthagisches Verfassungsdenken, in: Raaflaub, Anfänge politischen Denkens, 187–198; Kuhrt, Amélie, The Ancient Near East c. 3000–330 bc, Bd. 2, London 1995, 403, ist zu Recht vorsichtig). Ägyptische, assyrische, israelitische und später griechische Quellen vom elften Jahrhundert zu den AlexanderHistorikern und Diodor (im Durchschnitt eine pro Jahrhundert) erwähnen verschiedene Räte oder Versammlungen, ohne je spezifische Informationen zu liefern. Dass solche Institutionen existierten, ist nicht zu bezweifeln, aber wir wissen nichts über deren Zusammensetzung, Modus der Wahl, Funktionen und Vollmachten. Phönizische Inschriften sind selten, beziehen sich meist auf Gräber und Weihungen und erwähnen oft nur den König. Meines Wissens besitzen wir keine einzige Inschrift mit einem Gesetz, und wir wissen nichts über gesetzliche Regelungen von Institutionen oder
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nizische Politik und Verfassungen wissen, ist höchst bedauerlich, nicht zuletzt weil diese Städte eine wichtige Vermittlerrolle im intensiven kulturellen Austausch zwischen den nahöstlichen Kulturen und der griechischen in der frühen Eisenzeit gespielt haben müssen. 54 Wenn griechische Entwicklungen im Bereich von Verfassungen und politischem Denken durch die Kenntnis nahöstlicher Modelle angeregt waren, müssten solche Impulse vorwiegend von den Phöniziern ausgegangen oder vermittelt worden sein. 55 Aufgrund des gegenwärtigen Kenntnisstandes können wir schlichtweg nicht wissen, ob und in welcher Weise dies der Fall war. Jedenfalls bestärkt das in Assur/Kanesh bezeugte System meine Überzeugung, dass im antiken Nahen Osten Funktion und Macht von Volks- oder Plenarversammlungen, wie auch immer diese zusammengesetzt waren, hinter denen der Räte weit zurückstanden. Um nun Charakteristika der politischen Praxis zusammenzufassen, die dem frühen Griechenland, Israel und Mesopotamien gemeinsam waren, so fanden ,Volksversammlungen‘ überall statt. Aber diese waren, mit einer einzigen bekannten und teilweisen Ausnahme, 56 weder formalisiert noch reguliert, hatten keine Initiative, stimmten nicht ab und fällten keine bindenden Entscheidungen. Dennoch war ihre Rolle von großer kommunaler Bedeutung, weil sie den Machthabern Gelegenheit gaben, die Volksstimmung einzuschätzen und ihre Handlungen allenfalls entsprechend anzupassen; außerdem dienten die Versammlungen als Zeugen bei wichtigen Ereignissen und Entscheidungen, denen sie damit erhöhte Legitimität verliehen. Aber im Hinblick auf Macht und Verantwortung waren die Räte, welches auch immer ihre Größe und Zusammensetzung war, unvergleichlich wichtiger. Hier debattierten die prominenten Mitglieder der Gemeinde
politischen Prozeduren. Im Hinblick auf die Gesetzessammlungen im Alten Testament und auf die dort bezeugten nahen Beziehungen zwischen Hebräern und Phöniziern ist es gewiss möglich, dass die Phönizier ebenfalls Gesetze oder gar Gesetzessammlungen hatten, aber gegenwärtig können wir nichts darüber wissen. Es ist deshalb unverantwortlich, von oligarchischen oder demokratischen Verfassungselementen oder einer entwickelten Gesetzeskultur zu sprechen, wie es z.B. S. Stockwell tut (in Isakhan, Benjamin, Stockwell, Stephen (Hg.), The Secret History of Democracy, London 2011, 35–48; Stockwell, Israel and Phoenicia, in: Isakhan, Stockwell (Hg.), The Edinburgh Companion to the History of Democracy. From Pre-History to Future Possibilities, Edinburg 2012, 71–81); s. auch Sommer, Michael, Europas Ahnen. Ursprünge des Politischen bei den Phönikern, Darmstadt 1999, bes. 238–285. Ebenfalls werden Verfassungsaspekte von Bondì, Sandro F., Les institutions, l’organisation politique et administrative, in: Véronique Krings (Hg.), La civilisation phénicienne et punique. Manuel de recherche, Leiden 1995, 290–302; Markoe, Glenn E., Phoenicians, Berkeley, Los Angeles, 2000, 87–91 diskutiert. 54 S. die ausgezeichneten Beobachtungen von López-Ruiz, Carolina, When the Gods were Born. Greek Cosmogonies and the Near East, Cambridge MA 2010, 23–47. 55 Es gab auch andere Routen für die Übermittlung von Kulturgütern: von und durch Anatolien und die Nachfolgestaaten der Hethiter zur ägäischen Ostküste (eine Route, die offenbar für die Übermittlung epischer Dichtung wichtig war: s. Bachvarova, Mary R., From Hittite to Homer. The Anatolian Background of Ancient Greek Epic, Cambridge 2016 und, allgemeiner, Collins, Billy-Jean, Bachvarova, Mary R., Rutherford, Ian C. (Hg.), Anatolian Interfaces. Hittites, Greeks, and Their Neighbours, Oxford 2008) oder von Kilikien und Lykien nach Karien und der Ägäis. 56 Die Ausnahme ist die Plenarversammlung in Khanesh (s. Text zu Anm. 47).
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die anstehenden Geschäfte und formten einen Konsens, den sie dem Machthaber oder dem Volk übermittelten oder der das Leben der Gemeinde bestimmte. Sie waren üblicherweise durch die Autorität langer Tradition bevollmächtigt und operierten aufgrund konventioneller Normen. Sie hatten beträchtlichen Einfluss und waren unerlässlich für das Funktionieren der Gemeinde, aber auch sie blieben informell und ihre Kompetenzen waren oft und in verschiedener Weise durch die Macht der Gemeindehäupter oder Könige begrenzt. Der ,große Sprung‘ in politischer Praxis und politischem Denken der Griechen Die in den Epen enthaltenen Informationen erlauben den Schluss, dass die soeben beschriebenen Grundmuster politischen Denkens und Handelns – mit ihren nahen Analogien zu nahöstlichen Mustern – in Griechenland bis ins frühe siebte Jahrhundert Geltung hatten. Dann kam es ziemlich plötzlich und rasch zu grundlegenden Veränderungen. Innerhalb etwa eines halben Jahrhunderts (vom späten siebten zum frühen sechsten Jahrhundert) wurden in Griechenland drei große Neuerungen eingeführt, die im Nahen Osten keine Parallelen hatten: (a) Gesetzgebung durch die Gemeinde; (b) die Regulierung kommunaler Entscheidungsprozesse, in denen die Versammlung der Vollbürger die Macht hatte, kommunale Entscheidungen zu fällen; (c) die Entdeckung einer sozio-politischen Kausalität, die ganz auf der menschlichen Ebene operierte, das politische Denken auf eine höhere Ebene hob und ihm ganz neue Möglichkeiten eröffnete. 57 (a) Kommunale Gesetzgebung. Das früheste erhaltene griechische Gesetz beginnt mit den Worten: „Dies fand Gefallen in der Polis“ (had’ ewade poli). Mit anderen Worten: „Dies wurde von der Polis beschlossen.“ 58 Ähnliche Formulierungen, gelegentlich mit Erwähnung des dēmos, finden sich in anderen frühen Gesetzen. Die Körperschaft, die 57 Alle drei Neuerungen sind nur in einzelnen Fällen bezeugt. Aber zahlreiche Hinweise im Bereich der Gesetzgebung und des politischen Denkens erlauben den Schluss, dass diese Entwicklungen sich schnell in der ganzen griechischen Welt verbreiteten. 58 Meiggs, Russell, Lewis, David (Hg.), A Selection of Greek Historical Inscriptions to the End of the Fifth Century B.C., Oxford 1988: Nr. 2; ähnliche Formulierungen in anderen Gesetzen: Effenterre, Henri van, Ruzé, Françoise (Hg.), Nomima. Recueil d’inscriptions politiques et juridiques de l’archaïsme grec, Bd. 1, Paris 1994: Nr. 32, 34, 47, 64. Zu frühgriechischer Gesetzgebung und der Bedeutung der Verschriftlichung s. z.B. Gagarin, Michael, Early Greek Law, Berkeley, Los Angeles 1986; Gagarin, Michael, Writing Greek Law, Cambridge 2008; Hölkeskamp, Karl-Joachim, Tempel, Agora und Alphabet. Die Entstehungsbedingungen von Gesetzgebung in der archaischen Polis, in: Hans-Joachim Gehrke (Hg.), Rechtskodifizierung und soziale Normen im interkulturellen Vergleich, Tübingen 1994, 135–164; Hölkeskamp, Karl-Joachim, Schiedsrichter, Gesetzgeber und Gesetzgebung im archaischen Griechenland, Stuttgart 1999; Thomas, Rosalind, Written in Stone? Liberty, Equality, Orality, and the Codification of Law, in: Lin Foxhall, Andrew D. E. Lewis (Hg.), Greek Law in its Political Setting, Oxford 1996, 9–31; Gehrke, Hans-Joachim, Verschriftung und Verschriftlichung sozialer Normen im archaischen und klassischen Griechenland, in: Edmond Lévy (Hg.), La Codification des lois dans l’antiquité, Strassburg 2000, 141–159; Eder, Walter, The Political Significance of the Codification of Law in Archaic Societies, in: Kurt A. Raaflaub (Hg.),
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das Gesetz beschließt, ist somit die Polis, das Volk, die Männer, die die Versammlung bilden – welches auch immer die Kriterien sind, die sie dazu berechtigen. Frühgriechische Gesetze geben dem gemeinsamen Willen und der Stimme der Polis Ausdruck; sie sind Mittel, diesen Willen in die Tat umzusetzen. Sie setzen politische Reflexion und ein Bewusstsein der Möglichkeiten voraus, die in politischem Denken und Handeln liegen. Gesetze wurden öffentlich diskutiert und beschlossen und inschriftlich festgehalten, oft auf Monumenten in Heiligtümern. Sie wurden dadurch wörtlich ,festgeschrieben‘, also fixiert, wie auch öffentlich zugänglich gemacht, was die Gesetzessicherheit verbesserte. 59 Gleichzeitig wurde das Gesetz veränderbar. Im Gegensatz zu Mesopotamien war in Griechenland das Gesetz nicht statisch, sondern dynamisch: Poleis passten die Gesetze ihren jeweiligen Bedürfnissen an. Gesetze befähigten somit die Gemeinde, ihre Ordnung selbst zu bestimmen. All dies erleichterte kreative Reformen und führte letztendlich zur Einsicht, dass die Polis die Souveränität des Gesetzes akzeptieren musste, um zu gedeihen: nomos basileus, „das Gesetz ist König“, sagt Pindar. 60 Im Gegensatz dazu waren in Mesopotamien, soweit wir dies aufgrund der gegenwärtigen Quellenlage beurteilen können, normative Gesetze, die Verhalten oder Prozeduren für die Zukunft strikt regelten, selten. Traditionen und Konventionen einerseits, Präzedenzfälle und von den höchsten Autoritäten erlassene Dekrete andererseits bildeten die Grundlagen für Rechtsprechung, kommunale Ordnung und Beziehungen zu anderen. ,Gesetzescodices‘ wie der des Hammurapi bestanden nicht aus Gesetzen, sondern aus königlichen Rechtsentscheidungen, die in kasuistischer Kategorisierung und Differenzierung aufgezeichnet wurden, um die Leistung und Fürsorge des Königs als Richter zu demonstrieren. 61 Die Griechen ließen sich vermutlich von solchen Modellen dazu inspirieren, ihre Gesetze inschriftlich festzuhalten, und sie waren offenkundig in manchen Social Struggles in Archaic Rome. New Perspectives on the Conflict of the Orders, erweiterte und auf den neuesten Stand gebrachte Ausg., Malden MA, Oxford 2005, 239–267. 59 Zur Verschriftlichung und Monumentalisierung frühgriechischer Gesetze s. Hölkeskamp, KarlJoachim, Tempel, Agora und Alphabet; Thomas, Written in Stone?; Gesetzessicherheit: Eder, The Political Significance of the Codification of Law. 60 Nomos basileus: Pindar, F169 Snell-Maehler; vgl. Hdt. 7,104; Gigante, Marcello, Nomos Basileus. Morals and Law in Ancient Greece, New York 1979. Zum Konzept der Souveränität des Gesetzes s. Ostwald, Martin, From Popular Sovereignty to the Sovereignty of Law. Law, Society, and Politics in Fifth-century Athens, Berkeley, Los Angeles 1986; Sealey, Ralph, The Athenian Republic. Democracy or the Rule of Law?, University Park PA 1987; Cacciari, Massimo, Dionigi, Ivano u.a., Nomos Basileus. La legge sovrana, Mailand 2006. Mesopotamisches Gesetz statisch: s. Westbrook, Wells (nächste Anm.); ich bin mir bewusst, dass diese Interpretation umstritten ist. 61 Zu Gesetzen und ,Gesetzescodices‘ im antiken Nahen Osten s. die Einleitung in Westbrook, Raymond (Hg.), A History of Ancient Near Eastern Law, 2 Bde., Leiden 2003, sowie Wells, Bruce, Law and Practice, in: Daniel C. Snell (Hg.), A Companion to the Ancient Near East, Malden MA, Oxford 2005, 183–195. Ein Vergleich zwischen nahöstlichen und griechischen Gesetzen auch bei Raaflaub, Early Greek Political Thought in its Mediterranean Context, 37–56, hier: 41–48; individuelle Fallstudien: Westbrook, Raymond, Ex Oriente Lex. Near Eastern Influences on Greek and Roman Law, hg. von Deborah Lyons, Kurt A. Raaflaub, Baltimore 2015. Der König war natürlich durch seine eigenen Dekrete (wie diejenigen, die bestimmten Städten Privilegion und Schutz zugestanden:
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Details von nahöstlichem Rechtsdenken beeinflusst, aber für normative Gesetzgebung durch die Gemeinde fanden sie dort keine Vorbilder. Auch die ,Statuten‘ von Kanesh, welche mit ihrer Formulierung von Regeln für die von Rat und Plenarversammlung zu befolgenden Prozeduren eindeutig normativ waren, wurden vermutlich nicht von dieser Gemeinde selbst verabschiedet, sondern von der höchsten Autorität in Assur, d.h. der von den Ältesten und dem König besetzten ,Stadtversammlung‘. 62 Biblische Gesetze (in den ,Gesetzescodices‘ und andernorts) dagegen sind normativ. Sie haben mit griechischen Gesetzen gewisse Merkmale gemein, die sich am besten durch die Wirkung einer ostmediterranen kulturellen koinē erklären. Aber solche Gemeinsamkeiten dürfen uns nicht dazu verleiten, fundamentale Unterschiede zu übersehen. Insbesondere betrifft dies den Gesetzgeber. 63 In Israel erhält das Volk das Gesetz von oben: in der Ideologie von Jahweh selber, in Wirklichkeit vermutlich vom König. Das Volk akzeptiert das Gesetz, hat aber mit der Beschlussfassung darüber nichts zu tun. Es kann das Gesetz auch nicht weiterentwickeln. Was Jahweh auf die Tafeln geschrieben hat – die konzeptionelle Analogie mit dem mesopotamischen König ist unübersehbar –, kann das Volk nicht ändern. Nur die Propheten und Priester am Zentralheiligtum in Jerusalem können dies tun. Anders als in Griechenland ist die Rechtskultur in Israel, wie wir sie in der Bibel fassen, nicht in der Mitte der Gemeinde verwurzelt. 64 (b) Kommunale Entscheidungsprozesse. Die ,Kommunalisierung‘ von Gesetzgebung ist Ausdruck der Macht des Volkes, eine frühe Form von Volkssouveränität, wie sie in der Regulierung der kommunalen Entscheidungsprozesse in Spartas ,Großer Rhetra‘ formell etabliert ist. 65 Mitglieder der gerousia (dem Rat, der aus dreissig Ältesten einschließlich der beiden basileis besteht, unter denen man besser ,Anführer‘ als ,Könige‘ versteht) bringen in der Versammlung Anträge ein (und bestimmen damit die Agenda) und sprechen
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s. Anm. 6) gebunden, aber diese bezogen sich auf spezifische Fälle, Individuen oder Kollektive und überdauerten nicht unbedingt die Regierung des betreffenden Königs. S. Anm. 47 mit zugehörigem Text. Zum Vergleich zwischen biblischem und griechischem Gesetz s. Hagedorn, Anselm, Between Moses and Plato. Individual and Society in Deuteronomy and Ancient Greek Law, Göttingen 2004; Burckhardt, Leonhard, Seybold, Klaus, Ungern-Sternberg, Jürgen von (Hg.), Gesetzgebung in antiken Gesellschaften. Israel, Griechenland, Rom, Berlin 2007; s. auch Westbrook, Ex Oriente Lex. McBride, S. Dean, Polity of the Covenant People. The Book of Deuteronomy, in: Interpretation 3, 1987, 229–244, betont freilich, dass trotz dieser göttlichen Autorisierung das Gesetz sich an „ganz Israel“ richtet und deshalb allen Israeliten zugänglich ist; die ganze Gesellschaft trägt die Verantwortung für die Wahrung des Rechts; s. auch Oswald, Wolfgang, Das Gesetz, das Volk und der König. Zum gesellschaftlichen Status und zur Funktion der Gesetze im Pentateuch, in: Die Welt des Orients 44, 2014, 76–108. Zur ,Großen Rhetra‘ (,Verkündung‘) s. Tyrt. F4 West; Plut. Lyc. 6. Die Rhetra (vermutlich in die zweite Hälfte des siebten Jahrhunderts zu datieren) wird in der Forschung intensiv debattiert; s. z.B. Thommen, Lakedaimonion Politeia, 30–44; Van Wees, Hans, Tyrtaeus’ Eunomia. Nothing to Do with the Great Rhetra, in: Stephen Hodkinson, Anton Powell (Hg.), Sparta. New Perspectives, London 1999, 1–41; Cartledge, Paul, Spartan Reflections, London 2001, 29–36; Cartledge, Sparta and Lakonia, 115–117; Welwei, Karl-Wilhelm, Sparta. Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht, Stuttgart 2004, 59–69.
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als erste in der folgenden Debatte; sie können Anträge auch zurückziehen, wenn ihnen der Gang der Diskussion missfällt, aber sie können nicht entscheiden. Sieg (nikē) und Macht (kratos) gehören dem Volk (damos): das Kollektiv der landbesitzenden, waffentragenden Bürger entscheidet. Andere Neuerungen betreffen die Wahl der Ältesten (gerontes), die zwar erst später bezeugt ist, sich aber zwingend aus der relativ kleinen festen Zahl ergibt, und die Institutionalisierung der Versammlung, die fortan an einem festgelegten Ort und an festgelegten Tagen zusammentritt, was ihre Abhängigkeit von Anführern und Aristokratie reduziert. All dies hatte weitreichende Folgen für die Entwicklung von Institutionen und Politik. (c) Politisches Denken. Wie eingangs postuliert, setzen die Neuerungen in Gesetzund Verfassungsgebung politisches Denken voraus. Jemand (ein Anführer oder ein Kollektiv, z.B. eine Gruppe von Ratsmitgliedern) muss aufgrund eigener Reflexion, vielleicht der Kenntnis von Maßnahmen, die anderweitig versucht wurden, und im Gespräch mit Standesgenossen in anderen Poleis, und nach Diskussion im Rat die Gemeinde davon überzeugt haben, dass es in der vorliegenden Situation vorteilhaft, ja zwingend notwendig war, die Basis für politische Entscheidungen zu verbreitern, politische Prozeduren zu regeln und diese Regeln in Form von Gesetzen festzuschreiben. Dazu kamen bald wichtige Entwicklungen in der Kapazität politischen Denkens, die wir im Werk des athenischen Gesetzgebers Solon (kurz nach 600) fassen können. In einem Gedicht erklärt dieser die konzeptionelle Grundlage seiner Maßnahmen. 66 Die Beobachtung regelmäßig auftretender sozio-politischer Krisenphänomene (wirtschaftliche Krise, Bürgerzwist und Tyrannis), veranlasst ihn, eine direkte kausale Verbindung zwischen von Bürgern begangenem Unrecht und dem Unglück und Leiden der Gemeinde zu postulieren. Anders als Homer und Hesiod lokalisiert Solon diese Verbindung ganz auf der menschlichen Ebene, innerhalb der in einer Gemeinde üblichen sozialen und politischen Beziehungen, und betont ihre zwingende, mit der Abfolge von Blitz und Donner vergleichbare Stringenz. 67 Menschliches, namentlich von der Elite begangenes Unrecht (ausschweifender Luxus, der auf der Ausbeutung von Abhängigen und Machtmissbrauch beruht) hat Folgen (Schuldsklaverei, Bürgerzwist und Bürgerkrieg, Tyrannis und individueller wie kollektiver Freiheitsverlust), die in direkter Beziehung zum verursachenden Unrecht stehen; sie sind logisch, spezifisch, unvermeidlich und deshalb voraussehbar – wiederum anders als bei Homer und Hesiod. Im Gegensatz zur hesiodischen Göttin des Rechts (Dikē), die sich auf Zeus’ Unterstützung verlassen muss, handelt So-
66 Solon F4 West = F3 Gentili-Prato; dazu Raaflaub, Poets, Lawgivers, 39–42; Lewis, John D., Solon the Thinker. Political Thought in Archaic Athens, London 2006; Cartledge, Ancient Greek Political Thought in Practice, 46–54; Meier, Christian, Kultur, um der Freiheit willen. Griechische Anfänge – Anfang Europas? München 2009, 260–273. Generell zu Solons Reformen: z.B. An drewes, Antony, The Growth of the Athenian State, in: Cambridge Ancient History, Bd. 3.3, 2. Aufl., Cambridge 1982, 360–391; Welwei, Karl-Wilhelm, Athen. Vom neolithischen Siedlungsplatz zur archaischen Großpolis, Darmstadt 1992, 150–206. 67 Homer und Hesiod: s. Text zu Anm. 8–9. Stringenz der politischen Kausalität: Solon, F9 West = F12 Gentili-Prato.
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lons Dikē selbstständig, als ein schweigender aber unfehlbarer Rachedämon, fast als ein abstraktes Prinzip: das Recht wird sich mit Sicherheit (pantōs) durchsetzen; das Leiden, das sie verursacht, provoziert von menschlichem Unrecht, ist unvermeidbar und wird die gesamte Gemeinde und jedes Mitglied treffen. 68 Obschon Solon traditionelle Formulierungen und Bilder benützt, macht seine Erkenntnis einer rein sozio-politischen Kausalität göttliche Intervention unnötig. Wohl aber ermöglicht sie menschliche Intervention durch Maßnahmen, die die verhängnisvolle Kausalität durchbrechen und durch Eliminierung der Ursachen die schlimmen Folgen vermeidbar machen. Solons Appell an seine Mitbürger basiert deshalb auf Wissen, nicht auf Glauben oder Hoffnung. Diese haben jetzt eine Wahl zwischen Leiden unter einer ,schlechten Ordnung‘ (dysnomia) und der Wiederherstellung einer ,guten Ordnung‘ (eunomia). Wiederum sind es die Bürger, die in die kommunale Mitverantwortung einbezogen und von manchen solonischen Reformen bevollmächtigt werden. Bedeutung und Erklärung Betrachten wir diese drei Neuerungen in politischem Handeln und Denken aus der vergleichenden Perspektive, die ich hier gewählt habe, und vor dem Hintergrund der Grundmuster, die zuvor Griechenland und dem Nahen Osten weitgehend gemeinsam waren, so wird klar, wie massiv die Unterschiede sind. Es ist zum Beispiel leicht, den Übergang von den informellen Institutionen, die in den homerischen Epen beschrieben sind, zu der in der spartanischen Rhetra umrissenen ,Verfassung‘ als einen logischen, geradlinigen und relativ kleinen Schritt von informellen zu formalisierten Bedingungen zu verstehen. 69 Logisch und geradlinig war er wohl, aber es war ein Riesenschritt, ein Durchbruch in unbekanntes Gelände, der ,große Sprung‘ in meinem Titel. Niemand in der gesamten Welt der Griechen (und weit darüber hinaus) hatte je etwas Vergleichbares unternommen. Es hatte tiefe und weitreichende Konsequenzen und bestimmt bis heute wesentliche elementare Aspekte politischen Denkens und Handelns in der westlichen Welt. Konzepte und Prozeduren wie Volkssouveränität, ,checks and balances‘, Mehrheitsabstimmung, Stimmenzählung, geheime Abstimmung, Repräsentation und Bürgerrecht gehen alle unmittelbar und notwendig auf die Entscheidung zurück, dem dēmos die Verantwortung für
68 Solon, F4,14 ff. West: „sie missachen dreist Dikes erhabnes Gesetz / Dikes, die schweigend begreift was geschieht und was früher geschehn ist, / und die gewisslich (pantōs) einmal kommen wird, strafend die Schuld [mit Versklavung, innerem Streit und schlummerndem Krieg, Tod der Männer, Zerstörung der Polis, Schuldknechtschaft und Verkauf der Armen in die Fremde]. / Solcher Art kommt das Unglück des Volks in das Haus eines jeden, / und die Tore des Hofs halten es nicht mehr zurück; / über die höchsten Zäune hinüber springt es, und findet / sicherlich jeden, auch den der sich im Innern verkriecht“ (Übers. Fränkel 1962, 254–255). Hesiod’s Dikē: Erga 256–262. 69 S. z.B. Schulz, Die homerischen Räte und die spartanische Gerusie.
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kommunale Entscheidungen zu geben – ungeachtet der enormen Unterschiede zwischen dem antiken und modernen Verständnis solcher Konzepte. 70 Es bleibt zu fragen, weshalb dies alles geschah und weshalb in Griechenland. Zahlreiche Antworten liegen bereit und sind wohlbekannt. 71 Einerseits war man gezwungen, auf unmittelbare Krisen zu reagieren: so in Sparta, wo das Engagement der waffentragenden Bürger für Überleben und Erfolg der vom Helotenaufstand und anderen sozialen Problemen bedrohten Polis unabdingbar war, oder in Athen, wo durch verbreitete Schuldabhängigkeit und Machtmissbrauch der Elite verursachte tiefe soziale Konflikte durch kommunale Integration überwunden werden mussten, indem man die Beteiligung der Bürger an Rechtsprechung und Politik erhöhte. Andererseits denkt man an fundamentale Charakteristika der archaischen Poliswelt: das Fehlen zentralisierter Territorialstaaten oder hierarchischer, durch enge Verbindungen mit der Götterwelt zusätzlich sank tionierter Strukturen; das Fehlen äußerer Bedrohungen, die Begrenzung der Kriege auf Lokalkonflikte und das Fehlen großer kommunaler Projekte, die starke, zentralisierte Führungsstrukturen nötig gemacht hätten; des weiteren die egalitären Grundlagen, auf denen die Polis aufruhte und die die Herausbildung einer starken und abgehobenen Aristokratie verhinderten; schließlich die Vielzahl von Poleis, die Vergleiche erlaubte und den Wettbewerb animierte, und die Gründung zahlreicher neuer Poleis in neuen Gebieten, die die Siedler jeweils dazu zwang, neue Lösungen zu finden. 72 Eine andere Antwort auf die Frage nach den Ursachen geht von der Erfahrung aus, dass derart tiefgreifende Veränderungen nicht über Nacht stattfinden. Sie werden durch Entwicklungen vorbereitet, die sich oft über lange Zeit hinziehen. Für das archaische Griechenland machen es jedoch zwei Gründe fast unmöglich, solche Entwicklungen zu identifizieren: das Fehlen von Texten vor den homerischen Epen und der begrenzte Wert archäologischer Zeugnisse für die Beantwortung solcher Fragen. Dennoch vermag uns ein erneuter Blick auf das politische Denken in den Epen und besonders auf die Rolle, die es der Versammlung zuweist, einen Hinweis zu geben. In einem bemerkenswerten Beispiel früher politischer Konzeptualisierung beschreibt der Odyssee-Dichter die Kyklopen als eine jeder Zivilisation entbehrende ,Nicht-Gemeinde‘: sie leben in autonomen Familien und kennen weder gemeinsame Normen noch kommunale Versammlungen. 73 In grellem Gegensatz dazu erscheinen die Phäaken als 70 Eine detaillierte Diskussion in Raaflaub, The Historical ,Needle’s Eye‘ of Modern Politics; kritische Analyse in Cartledge, Democracy. A Life. 71 Zusammengefasst in: Raaflaub, Poets, Lawgivers, 57–59. 72 Zu den egalitären Grundlagen der griechischen Polis s. Morris, Ian, Archaeology and Cultural History, Malden MA, Oxford 2000: Teil 3; Raaflaub, Kurt A., Wallace, Robert W., ‚People’s Power‘ and Egalitarian Trends in Archaic Greece, in: Raaflaub, Ober, Wallace, Origins of Democracy, 22–48. Zur schwachen religiösen Dimension von Herrschaft: Raaflaub, Kurt A., Polis, the ,Political‘, and Political Thought. New Departures in Ancient Greece, 800–500 v. Chr., in: Johann P. Arnason, Shmuel N. Eisenstadt, Björn Wittrock (Hg.), Axial Civilizations and World History, Leiden 2005, 253–283. Allgemein zu den Charakteristika der archaischen griechischen Poliswelt s. Meier, Kultur, um der Freiheit willen. 73 Hom. Od. 9,112–15.
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ideale Gemeinde mit allen Charakteristika einer frühgriechischen Polis; sie haben einen mit Steinen ausgelegten Platz für ihre Versammlungen, umrahmt von polierten Steinen als Sitze für die Ratsmitglieder, und die Beziehungen zwischen Anführer, Rat und Versammlung funktionieren, wie es sich gehört. Die Odyssee gibt uns zudem auf Ithaka eine detaillierte Beschreibung des Verlaufs einer Versammlung. 74 In der Erzählung der Ilias bildet die Rolle der Versammlung ein wahres Leitmotiv: praktisch alle wichtigen Entwicklungen beginnen in einer Versammlung. Die ,historisierende‘ Erzählung des Epos hat exemplarischen Wert und Zweck: sie befähigt die Zuhörer zum Beispiel, gute und schlechte Führung und die damit verbundenen Eigenschaften und Verhaltensweisen sowie deren Konsequenzen zu erkennen, und sie betont die grundlegende Bedeutung einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Anführern, Rat und Versammlung. Hier fassen wir frühes politisches Denken. 75 Dies mag als Widerspruch zu dem erscheinen, was ich früher über die begrenzte politische Macht der Versammlung sagte. 76 Um klarzustellen: In der ,epischen Gesellschaft‘ spielt die Versammlung eine enorm wichtige kommunale Rolle, die sich in der epischen Erzählung spiegelt, aber ihre Macht ist noch sehr beschränkt und der der Anführer und Ratsmitglieder untergeordnet. Paradoxerweise ist die Versammlung wichtig, ohne formelle Macht zu besitzen. Dies ist es, was sich innerhalb weniger Jahrzehnte ändern wird. Vergleiche zeigen, dass diese Betonung eines politischen Leitmotivs einzigartig ist. In der Bibel enthält die ,Verfassungsdebatte‘ in 1Sam 8, bevor Saul König wird, Elemente, die einigen Argumenten in Herodots ,Verfassungsdebatte‘ bemerkenswert ähnlich sind. Ich denke besonders an die für die Königsherrschaft typischen Untugenden und ihre negativen Auswirkungen für die Gemeinde. 77 Wir müssten erwarten, dass diese Argumente in der ,epischen‘ Geschichte der von Problemen geplagten Herrschaft vieler Generationen von Königen eine wichtige Rolle spielen. 78 Dies ist jedoch nur selten der Fall. Stattdessen konzentriert sich die Erzählung vorwiegend auf die Fähigkeit oder Unfähigkeit der Könige, den Geboten Jahwehs zu gehorchen. In der Logik der biblischen Politik ist dies nicht weniger ,politisch‘, aber es marginalisiert Institutionen und die Rolle von Volk und Versammlung.
74 Versammlungsplatz der Phäaken: Hom. Od. 6,266–67; 8,5–7; ihre Gesellschaft: Bb. 6–8, 13; Versammlung auf Ithaka: 2,1–257. 75 Politisches Denken bei Homer: Raaflaub, Poets, Lawgivers, 27–34; Hammer, Dean, The Iliad as Politics. The Performance of Political Thought, Norman OK 2002; Cartledge, Ancient Greek Political Thought: Kap. 3. 76 S. den Text nach Anm. 17. 77 1Sam 8,1–18; Hdt. 3,80. Ein Vergleich mit Herodot bei Oswald, Wolfgang, Die Verfassungsdebatten bei Herodot (3,80–82) und im Samuelbuch des Alten Testaments (1Sam 8), in: Historia 62, 2013, 129–145 (ein Artikel, der eine gründliche Diskussion verdient). 78 Zum ,epischen Charakter‘ biblischer Erzählungen s. Niditch, Susan, Epic and History in the Hebrew Bible, in: David Konstan, Kurt A. Raaflaub (Hg.), Epic and History, Malden MA, Oxford 2010, 86–102.
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Wichtige Charakteristika des großen mesopotamischen Epos Gilgamesch werden oft mit der Ilias verglichen. 79 Dies trifft zweifellos auf die Suche des Helden nach einer Art von Unsterblichkeit und vielleicht auch auf anderes zu. Aber das mesopotamische Epos schenkt politischen Aspekten wenig Beachtung und die Versammlung wird kaum erwähnt. Gewiss, sie spielt in einem anderen Epos (Gilgamesch und Akka) eine Rolle. Dort ist der Held entschlossen, einen Krieg gegen den König von Akka zu führen, ist aber unfähig, die Zustimmung des Ältestenrates zu gewinnen. Er wendet sich daraufhin an die Versammlung seiner Altersgenossen, die ihn begeistert unterstützen. Im Kontrast zwischen den weisen und vorsichtigen Ältesten und den wagemutigen jungen Kriegern hat diese Geschichte thematische Analogien in der Ilias und der Bibel, 80 weshalb wir sie vielleicht als ein paradigmatisches Wandermotiv verstehen sollten. Auf keinen Fall aber macht sie die Versammlung zu einem thematischen Fokus der Gilgameschgeschichte. Dazu kommt, dass die griechischen Epen mehrmals andeuten, dass Volk und Versammlung kurz davor stehen, politische Kräfte zu werden, mit denen man rechnen muss. 81 Wie die zuvor diskutierten institutionellen Neuerungen tauchten auch die politischen Aspekte, die der Dichter hier beschreibt, nicht unvermittelt auf. Dahinter steht eine lange Entwicklung, die vielleicht sogar mit den Anfängen der Polis beginnt. Wenn dies zutrifft, liegen die Wurzeln der dramatischen Veränderungen, die die Griechen auf ihren politischen Sonderweg führten, im Charakter der Polis selbst als einer einzigartigen Form von Bürgergemeinde ohne ausgeprägte Hierarchien, in denen die Anführer trotz ihres Reichtums und Einflusses nicht weit über der Gemeinde freier und unabhängiger Bürger (Bauern und Soldaten) standen 82 – einer Gemeinde, in der das Kollektiv der Bürger seine Probleme selber lösen musste, in der diese Bürger ihrer gemeinsamen Verantwortung für das Gemeinwohl in öffentlicher Versammlung, offener Debatte und politischer Reflexion nachkamen. 83 Diese politische Prädisposition wurde mit der Zeit stärker, auch innerhalb der griechisch-nahöstlichen koinē, die ich eingangs beschrieb. Demzufolge wäre es die Kombination dieser zunehmend drängenden Prädisposition mit dem je von unmittelbaren Krisen ausgeübten Druck und Zwang gewesen, die den ,großen Sprung‘ in Politik und politischem Denken des späten siebten Jahrhunderts auslöste. 84 79 S. z.B. Schein, Seth, Mortal Hero, Berkeley, Los Angeles 1984, 17; Finkelberg, Homer Encyclopedia, 313–314 mit Hinweisen auf M.L. Wests Arbeiten. 80 1Kön 12 (Rehoboam); Hom. Il. 15,721–723 mit 18,243–314, bes. 310–313 (Hektor); s. Anm. 32. 81 S. z.B. Hom. Il. 13,663–670; 24,397–400; Hom. Od. 14,235–241 (Stellen, an denen eine Entscheidung durch die Gemeinde vorausgesetzt wird); des weiteren Hom. Od. 16,374–383, 424–430. S. auch Raaflaub, Politics and Interstate Relations, 22–23. 82 S. Anm. 72. In einer treffenden Formulierung bezeichnet Starr, Chester G., The Economic and Social Growth of Early Greece, 800–500 B.C., New York, Oxford 1977, 123–124 „the middling, self-sufficient range of the rural population“ als „semi-aristocrats“. S. auch Raaflaub, Kurt A., Soldiers, Citizens, and the Evolution of the Early Greek Polis, in: Lynnette G. Mitchell, Peter J. Rhodes (Hg.), The Development of the Polis in Archaic Greece, London 1997, 49–59. 83 Dies ist ein Hauptthema von Meier, Kultur, um der Freiheit willen. 84 Auch wenn meine Untersuchung der Anfänge griechischen politischen Denkens im interkulturellen Kontext der ostmediterranen Welt noch längst nicht abgeschlossen ist, ist es aufgrund der Resul-
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Schluss Meine vergleichenden Forschungen haben mich dazu gebracht, in der politischen Entwicklung einen griechischen Sonderweg zu betonen. Dies ist heutzutage nicht populär. Einige Leser werden mich vermutlich bezichtigen, hoffnungslos in überholten gräkooder eurozentrischen Ansichten befangen zu sein. Einige Forscher haben versucht, demokratische Elemente in praktisch allen antiken Gesellschaften zu finden – auch bei den Phöniziern und Hebräern –, oft aufgrund völlig unzureichender Quellen und extrem vager Definitionen von ,Demokratie‘. 85 Aus Gründen, die ich im vorliegenden Kapitel erläutert habe, scheint dies mir mehr als fragwürdig. Ich bin jedoch weit davon entfernt, neue ,Kulturkonflikte‘ von der Art anzustreben, wie sie vor dreißig Jahren von Martin Bernal ausgelöst wurden, aber glücklicherweise hinter uns liegen und in der Tat überholt sind. 86 Die Prioritätsfrage als solche, d.h. die Frage, welche antike Gesellschaft welche kulturelle Leistung zuerst erbrachte, ist für mich von beschränktem Interesse. Ich gebe gerne zu, dass ich auf dieser Stufe meiner Untersuchungen möglicherweise die Rolle und Bedeutung von Volksversammlungen im antiken Nahen Osten unterschätzt habe. (Dass ich umgekehrt die Macht und Rolle des dēmos in der frühgriechischen Polis überschätzt habe, glaube ich kaum.) Ich hoffe, dass künftige Forschungen und die Veröffentlichung neuer Quellen es möglich machen werden, spezifischere Antworten auf Fragen zu geben, die heute noch unbeantwortbar erscheinen. 87 Ich anerkenne die Bedeutung des von Daniel E. Fleming als „collective governance“ bezeichneten Phänomens in den antiken nahöstlichen Gesellschaften und bin mir voll bewusst, dass die Kenntnis nahöstlicher Traditionen in Rechtsdenken und Rechtsprozeduren die Griechen in mancher Weise zu ihren eigenen Leistungen befähigten. 88 Obschon ich selbst in den Dokumenten von Kanesh keinen Hinweis auf wirklich inklusive Volksversammlungen entdecke, finde ich die Regelung kommunaler Beschlussfassung durch Mehrheitsabstimmung hochbedeutend – auch wenn unser gegenwärtiger Kenntnisstand uns nicht erlaubt zu beurteilen, ob derartige Regeln auch anderswo bestanden. 89
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tate der hier vorgelegten Arbeit unwahrscheinlich, dass nahöstliche Impulse zu dieser Entwicklung beitrugen. Eine ähnliche Vermutung bei Meier, Kultur, um der Freiheit willen, 275: Man sollte „mit spezifisch griechischen Ansätzen dort rechnen, wo Fragen und Antworten dicht auf Probleme der Polis bezogen sind.“ Beispiele sind z.B. bei Isakhan, Stockwell, The Secret History of Democracy; Dies., The Edinburgh Companion, leicht zu finden. Bernal, Martin, Black Athena. The Afroasiatic Roots of Classical Civilisation, 3 Bde, New Brunswick NJ 1987–2006; contra z.B. Lefkowitz, Mary, Not Out of Africa. How Afrocentrism Became an Excuse to Teach Myth as History, New York 1996; Dies., Rogers, Guy M. (Hg.), Black Athena Revisited, Chapel Hill NC 1996; als Antwort: Bernal, Martin, Black Athena Writes Back. Martin Bernal Responds to His Critics, Durham NC 2001. S. den Text zu Anm. 22, 38. Fleming, Democracy’s Ancient Ancestors. Nahöstlicher Einfluss auf griechische Gesetze: s. Text zu Anm. 62. S. den Text zu Anm. 47–49.
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Dennoch: das Hauptresultat meiner Untersuchung bleibt fest und klar. Niemand in der ganzen Welt des früheisenzeitlichen Altertums außer den Griechen übertrug die Verantwortung für normative Gesetzgebung dem Kollektiv der Bürger (in welcher Weise auch immer dieses Kollektiv am Anfang definiert war), die in offener Versammlung und öffentlicher Debatte die Gesetze der Polis festlegten. Dies ist ein ungeheuer wichtiger weltgeschichtlicher Wendepunkt – oder eher: Anfangspunkt –, das ,Nadelöhr‘, von dem aus sich westliche Traditionen politischen Denkens und Handels entwickelten. 90 Es wäre unsinning zu bezweifeln, dass dieser Punkt nicht in Niniveh, Assur oder Babylon lag, noch in Memphis am Nil oder Tyros in der Levante, noch gar im antiken China, sondern in einem kleinen Land weit abseits der großen Reiche und Zivilisationen, wo Bürger kleiner Gemeinden, streit- und kriegslustig und in mancher Beziehung wenig bewundernswert, aus ihren eigenen Gründen beschlossen, die Dinge anders zu tun – ohne natürlich zu wissen, welche Konsequenzen dies für sie selber und die Welt haben würde. Es ist gewiss für diese Diskussion auch relevant, dass es diese selben Griechen waren, die, wiederum allein in der ganzen Welt der Antike, ein explizit politisches Konzept der Freiheit entwickelten. 91 Literatur Andrewes, Antony, The Growth of the Athenian State, in: Cambridge Ancient History, Bd. 3.3, 2. Aufl., Cambridge 1982, 360–391 Arnason, Johann P., Exploring the Greek Needle’s Eye. Civilizational and Political Transformations, in: Arnason, Johann P., Kurt A. Raaflaub, Peter Wagner (Hg.), The Greek Polis and the Invention of Democracy, Malden MA, Oxford 2013, 21–46 Bachvarova, Mary R., From Hittite to Homer. The Anatolian Background of Ancient Greek Epic, Cambridge 2016 Balot, Ryan K., Greek Political Thought, Malden MA, Oxford, 2006
90 Für das Konzept des Nadelöhrs s. Meier, Die Entstehung des Politischen, 13; s. die Diskussion in Arnason, Johann P., Exploring the Greek Needle’s Eye. Civilizational and Political Transformations, in: Arnason, Johann P., Kurt A. Raaflaub, Peter Wagner (Hg.), The Greek Polis and the Invention of Democracy, Malden MA, Oxford 2013, 21–46. 91 Allein: außer natürlich den Erben der Griechen. S. Raaflaub, The Discovery of Freedom. Snell, Daniel C., Flight and Freedom in the Ancient Near East, Leiden 2001; Martin III, Matthew, Snell, Daniel C., Democracy and Freedom, in: Snell, A Companion to the Ancient Near East, 397–407; Dassow, Eva von, Freedom in Ancient Near Eastern Societies, in: Radner, Robson, The Oxford Handbook of Cuneiform Culture, 205–224 bestehen zu Recht darauf, dass ,Freiheit‘ im Sinn des freien Personenstandes und der Freiheit von Abgaben und Verpflichtungen im antiken Nahen Osten wohlbekannt war. Die Einzigartigkeit der Griechen liegt ausschließlich auf der politischen Ebene. Für eine Diskussion dieser Unterschiede s. Raaflaub, Kurt A., Worin liegt die Bedeutung antiker Freiheit – und welcher Freiheit? welcher Antike?, in: Schmid, Alfred u.a. (Hg.), Zur Archäologie der Moderne. Antike und Antike-Rezeption als Paradigma und Impuls, Basel, im Druck.
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The Site of Al-Mina, the Port of Aḫ tâ and Mediterranean Trade in the Age of the Assyrian Empire* Karen Radner & Alexander Vacek
Introduction A passage in the inscription of an Assyrian royal stele found in Iran provides key information for the historical geography of the Orontes estuary in the 8th century BC. Composed in the eighth year of Tiglath-pileser III of Assyria (738 BC), the so-called Iran Stele features a geographical summary of the king’s conquests. In a passage that arranges toponyms from south to north, there is a sequence of places stretching from the Lebanon mountains in the south along the shore of the Mediterranean onwards to the plain of Maraş (that is, the land of Gurgum) in the north: “Iran Stele” = Tadmor and Yamada 2011, no. 35 ii 11’-14’: 1 11’ URU.el-li-šú URU.ṣi-mì-ra šá GÌR.II KUR.lab-na-na 12’ URU.SAG-ṣur-ri KUR.ṣa-pu-na URU.aḫ-ta-a 13’ É ka-ri šá UGU tam-tim É ṣa-bu-ta-te MAN-ti KUR GIŠ.TÚG 14’ URU.tu-ʾa-am-mu EN URU.DU6-kar-me šá KUR.gúr-gu-me * The idea for a joint paper that would combine the authors’ respective expertise in Archaic Greek and Assyrian studies in order to assess Al-Mina’s role in the Assyrian Empire goes back to discussions after a lecture on “Assyria and the Greeks” by Karen Radner, then based at University College London, in Oxford in November 2013 for a seminar series organised by Irene Lemos and Alexander Vacek. The basic outline of the argument put forward here was sketched by the authors during Alexander Vacek’s stay in Munich at the invitation of Karen Radner in July 2016 and then developed in detail in Bursa and Munich, respectively. The discussions of Al-Mina’s archaeology and finds are based on research undertaken for Vacek’s unpublished Oxford D.Phil. thesis Greek and Related Pottery from Al Mina. A Case Study of Production, Consumption and Distribution of Greek Pottery in the Eastern Mediterranean from the 9th to the End of the 7th Century BC, supervised by Irene Lemos and completed in 2012. We thank Claudia Horst for including our paper in the present volume and Andrea Squitieri for preparing the map. 1 Previous edition: Tadmor, Hayim, The Inscriptions of Tiglath-pileser III, King of Assyria, Jerusalem 2007, 137–138.
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Karen Radner & Alexander Vacek
Map of the principal geographical features of the Orontes estuary and the Amuq plain, with Iron Age sites indicated by black dots and sites from other periods by white dots. Prepared by Andrea Squitieri (LMU Munich) after a sketch by Karen Radner.
According to the translation by Tadmor and Yamada, the list is as follows: “the cities Ellišu (and) Ṣimirra, which are at the foot of Mount Lebanon (URU.el-li-šú URU.ṣi-mìra šá GÌR.II KUR.lab-na-na), the city Rēši-ṣūri, Mount Ṣapūna, the city Aḫtâ (URU. SAG-ṣur-ri KUR.ṣa-pu-na URU.aḫ-ta-a), the emporium(s) on the seashore, the royal ‘storehouse’, the boxwood mountain (É ka-ri šá UGU tam-tim É ṣa-bu-ta-te MAN-ti KUR GIŠ.TÚG), the city Tuʾammu, as far as the city Tīl-karme of the land Gurgum (URU.tu-ʾa-am-mu EN URU.DU6-kar-me šá KUR.gúr-gu-me).” A number of sites in this list can be identified. Mount Lebanon is of course the Lebanon mountain range, and Mount Ṣapūna 2 is modern Jebel al-Aqra (Fig. 1), south of the Orontes estuary. The designation “boxwood mountain” refers to the tree-rich Amanus mountain range. 3 Ṣimirra is a city in the kingdom of Hamath, and since 738 BC the cap2 Bagg, Ariel M., Die Orts- und Gewässernamen der neuassyrischen Zeit, Teil 1: Die Levante (Répertoire géographique des textes cunéiformes 7.1), Wiesbaden 2007, s.v. Ṣapūna, 225. 3 Zadok, Ran, Geographical and Onomastic Remarks on Hayim Tadmor, The Inscriptions of Tiglath-Pileser III King of Assyria, in: Nouvelles Assyriologiques Brèves et Utilitaires 17, 1996, 11–12. Besides boxwood, juniper, cedar and cypresses grow in the Amanus: Katz, Hayah, The Ship from Uluburun and the Ship from Tyre. An International Trade Network in the Ancient Near East, in: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 124, 2008, 128–142, 131–132; Watson-Treumann,
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The Site of Al-Mina, the Port of Aḫtâ and Mediterranean Trade
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ital of one of the four Assyrian provinces created after the conquest of this kingdom, 4 while Tuʾammu is a city in the kingdom of Bit-Agusi / Arpad, and since 740 BC the capital of one of the two Assyrian provinces created after that kingdom’s conquest. 5 Ṣimirra is situated on the coast, with Tell Kazil at the Nahr al-Abraš being the most likely candidate. 6 Tuʾammu is certainly located inland, and probably not far from Aleppo. 7 The land of Gurgum 8 with its capital city Marqasu is centred on the plain of Maraş. Due to its name with the first element rēšu “head; headland, cape”, Rēši-ṣūri is certainly located on a cape extending into the Mediterranean Sea; the toponym is mentioned again later in the inscription and then specified as being situated “on the shore of the Great Sea of the Setting Sun” 9. Another inscription of Tiglath-pileser III specifies that the place is part of the kingdom of Hamath. 10 There are several possible candidates in the coastal region between the mouth of the Nahr al-Abraš and the Jebel al-Aqra, with the exact identification being a matter of debate. 11 We are here most interested in the passage URU.aḫ-ta-a É ka-ri šá UGU tam-tim É ṣa-bu-ta-te MAN-ti. As already Tadmor’s and Yamada’s translation indicates, its meaning is ambiguous: “the city Aḫtâ, the emporium(s) on the seashore, the royal ‘storehouse’.” There are several ways to interpret the passage. The first option is that the entire passage refers to the city Aḫtâ, which would then be qualified as “the emporium / trading place (kāru 12) on the seashore (and) the royal storehouse”. Another possibility is to understand this as a reference to two places: “Aḫtâ, the trading place on the seashore” and “the royal storehouse”. Alternatively, one could interpret the passage as three separate entries to,
4 5 6 7 8 9 10 11 12
Brigitte, Beyond the Cedars of Lebanon. Phoenician Timber Merchants and Trees from the ‘Black Mountain’, in: Die Welt des Orients 31, 2000/2001, 75–83, 77. The tree-rich Amanus inspired the landscape parks built in the Assyrian capital cities in the heartland: Bagg, Ariel M., Die Assyrer und das Westland. Studien zur historischen Geographie und Herrschaftspraxis in der Levante im 1. Jt. v. u. Z., Leuven 2011, 29–30, 81–82. Radner, Karen, s.v. Provinz. C. Assyrien, in: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie 11.1–2, Berlin et al. 2006, 42–68, 62 no. 60. Radner, Provinz, 63 no. 63. Bagg, Orts- und Gewässernamen, s.v. Ṣimirra, 231–232. Bagg, Orts- und Gewässernamen, s.v. Tu’immu, 259–260. Bagg, Orts- und Gewässernamen, s.v. Gurgum, 80–81. Tadmor, Hayim, Yamada, Shigeo, The Royal Inscriptions of Tiglath-pileser III (744–727 BC) and Shalmaneser V (726–722 BC), Kings of Assyria (Royal Inscriptions of the Neo-Assyrian Period 1), Winona Lake IN 2011, no. 35 ii 22’-23’. Tadmor, Yamada, Royal Inscriptions, no. 43 ii 16’-24’: The cities Ḫatarikka, Gabala, Ṣimirra, Arq[â, ...], Usnû, Siannu, [...], Rēši-ṣūri, [...], Arâ, Nuqudi[na], Ašḫani, Yaṭa[bi], Ellitarbi, Zi[tānu], Turanu, (and) [...] — cities of the land Ha[math]. Bagg, Orts- und Gewässernamen, s.v. Ri’isi-ṣurri, 203–204. We prefer the less specific translation “trading place” over “emporium”. For kāru in the Neo-Assyrian Empire see Yamada, Shigeo, kārus on the Frontiers of the Neo-Assyrian Empire, in: Orient 40, 2005, 56–90. Also just recently published: Yamada, Shigeo, Neo-Assyrian Trading Posts on the East Mediterranean Coast and “Ionians”. An Aspect of Assyro-Greek Contact, in: Ichiro Nakata, Yoshihiro Nishiaki, Takahiro Odaka, Masamichi Yamada, Shigeo Yamada (ed.), Prince of the Orient. Ancient Near Eastern Studies in Memory of H. I. H. Prince Takahito Mikasa, Tokyo 2019, 221–235.
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firstly, the city Aḫtâ, secondly, an unnamed trading place (or possibly even several) on the seashore, and thirdly, an unnamed royal storehouse. We will return to this below. 13 What is certain is that according to the internal logic of the passage, this place or these places must be located north of the Jebel al-Aqra, 14 and because of the mention of the seashore, on the Mediterranean coast. The site of Al-Mina, famous for the rich finds of Greek pottery that the excavations under Leonard Woolley yielded, fulfils these criteria and has therefore long been considered a candidate for identification with Aḫtâ. 15 In our view, this place name, which occurs only in the Iran Stele, is very possibly of Greek origin, as Gk. ἀκτή means “headland” 16. The term was certainly used in the regional toponymy, as Leukê Aktê (Λευκή ἀκτή) “White cape”, which was the previous name of the Seleucid foundation Laodikeia (modern Latakia). 17 In the following paper, we will propose and hopefully strengthen the identification of Al-Mina with Aḫtâ and position it, firstly, in the context of the historical and strategic assessment of the Orontes estuary and the Amuq plain, secondly, in the context of a re-evaluation of the archaeological evidence of Al-Mina and, thirdly, in the context of a discussion of Mediterranean trade during the time of the Assyrian Empire. To this end, we will first discuss the sites of Al-Mina and Sabuniye and then widen our focus for a historical survey of the political and strategic importance of the Orontes estuary before 13 See p. 115–118. 14 Nevertheless, some scholars have suggested locations south of the Jebel al-Aqra. Lipinski, Edward, The Aramaeans, Leuven et al. 2000, 291–292 considers an identification of Aḫtâ with Ras al-Bassit, and Bredow, Iris von, Kontaktzone Vorderer Orient und Ägypten, Stuttgart 2017, 83, 94 states that “Die Verbindung mit Kašpuna legt die Vermutung nahe, dass sich der Ort südlich des Gebel al-Aqra befand”. This is a curious argument as Aḫtâ and Kašpuna (for which see Bagg, Orts- und Gewässernamen, s.v. Kašpūna, 138) are nowhere mentioned together in the extant Assyrian sources, while the Iran Stele lists Aḫtâ after Mount Ṣapūna / Jebel al-Aqra. 15 Zadok, Ran, Geographical and Onomastic Remarks on Hayim Tadmor, The Inscriptions of Tiglath-Pileser III King of Assyria, in: Nouvelles Assyriologiques Brèves et Utilitaires 17, 1996, 11–12; Parpola, Simo, Porter, Michael, The Helsinki Atlas of the Near East in the Neo-Assyrian Period, Helsinki 2001, s.v. Aḫtâ, 5 (Gazetteer), Map 24. Bagg, Orts- und Gewässernamen, s.v. Aḫtâ, 3, conveniently sums up the argument and is undecided between identification with Ras al-Bassit and Al-Mina, but against a third opinion offered by Tadmor, Inscriptions of Tiglath-pileser III, 104. 16 The word is already attested in Linear B tablets from Knossos and Pylos as formative element of the personal name Aktaios (a-ka-ta-jo): Ventris, Michael, Chadwick, John, Documents in Mycenaean Greek, Cambridge 1959, 96–97, 249, 415. This considerably broadens the chronological options available for the establishment of the place name. Possible scenarios are during the Late Bronze Age, a time of intensive trade between the Aegean and the Levant, or after the collapse of the Hittite Empire when the kingdom of Palistin was established in North Syria (see p. 119–120). The time between 900 and 750 BC seems a less plausible scenario at a first glance since the trading contacts between Greece and the Levant were only at a moderate level, but it is of course possible that Greek speakers from Cyprus were responsible for the introduction of ἀκτή into the local toponymy. Considering the ecological changes in the estuary (see below), a Late Bronze Age/Early Iron Age I horizon for the adoption of the name seems more likely. 17 According to Stephanos of Byzantium: Billerbeck, Margarethe, Stephani Byzantii Ethnica, vol. 3, Kappa - Omikron, Berlin et al. 2014, 198–199 no. 37.
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The Site of Al-Mina, the Port of Aḫtâ and Mediterranean Trade
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turning to Greeks and Greek imported pottery in the Assyrian Empire; we conclude with an analysis of Al-Mina’s role in the Mediterranean trade during the time of the Assyrian Empire. The Site of Al-Mina The small mound of Al-Mina (Fig. 1) is located in the Orontes estuary at the village Liman Mahallesi in the modern Turkish province of Hatay. It is situated 250 m to the north of the Orontes riverbank, ca. 1,8 km inland from the present-day shoreline. On its northeastern edge rises the tomb of Sheikh Yusuf al-Moghrabi, an Alawite saint. 18 With a size of about 1.6 ha and a height ranging between 2 and 5 metres, the mound of Al-Mina is today relatively small. 19 However, the settlement’s original dimensions must have been considerably larger, as the results of the re-investigation of Al-Mina by the Orontes Delta Survey, carried out in the area from 1999 to 2002 highlighted. 20 Over the years, the tell suffered from agricultural activities carried out on the mound itself and around its immediate environs. Additionally, a modern road that divides the site today caused further damage, and the river Orontes may have washed away parts of the eastern section. 21 18 Woolley, C. Leonard, Excavations at Al Mina, Sueidia, in: Journal of Hellenic Studies 58, 1938, 1–30, 133–170, 5 Pl. I. 19 For the exact location and coordinates of the tell see Pamir, Hatice, Nishiyama, Shin’ichi, The Orontes Delta Survey. Archaeological Investigation, in: Ancient West & East 1.2, 2002, 294–314, 298; Pamir, Hatice, The Orontes Delta Survey, in: K. Aslıhan Yener (ed.), The Amuq Valley Regional Projects, vol. 1, Surveys in the Plain of Antioch and Orontes Delta, Turkey, 1995–2002, Chicago 2005, 67–97, 72–73; Pamir, Hatice, Al Mina and Sabuniye in the Orontes Delta, in: Gocha R. Tsetskhladze (ed.), Greek Colonisation. An Account of Greek Colonies and Other Settlements Overseas, vol. 1, Leiden, Boston 2006, 535–543, 538. The old Ottoman name of Al-Mina is el-Eskele, which means harbour and is still present in the modern Turkish name Liman Mahallesi. During Woolley’s excavations of Al-Mina there was a small river port, a warehouse and a customs bureau: Woolley, Excavations at Al Mina, 4. Also Dussaud, René, Topographie historique de la Syrie antique et médiévale, Angers 1927, 431: “… Eskelé, òu se trouve de nos jours le «bureau de port» et qui constitue le port de Souweidiyé [today called Samandağ].” 20 For the estimated size of the tell see Pamir, Nishiyama, Orontes Delta, 300–302; Pamir, Orontes Delta, 73 with Fig. 3.10; Pamir, Al Mina, 539–540. This hypothesis was primarily based on the sherd distribution. These results have to be considered carefully since the natural and cultural formation processes described in this section all had an impact on the sherd distribution and perhaps distort the picture. Thus, the exact dimension of the site is hard to establish without further excavations and / or geophysical prospection. Finally, Pamir, Orontes Delta, 73 mentions architectural fragments such as Corinthian capitals (shown in Pamir, Nishiyama, Orontes Delta, 302 Fig. 7) that she dates to the second century AD. These are most likely spolia from the nearby site of Seleucia ad Piereia and not additional evidence that the town extended further to the west or that it was still occupied during this period. 21 Woolley, Excavations at Al Mina, 8; Pamir, Nishiyama, Orontes Delta, 300, 303 Fig. 8. This “long cut” mentioned by Pamir looks more like a man-made product in order to make way for the agricul-
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Leonard Woolley’s excavation at Al-Mina, conducted in 1936 and 1937, and later his work at Tell Atçana / Alalakh in the Amuq plain, was driven by his research goal to trace the connections between the centres in the Aegean and Mesopotamia in the Bronze Age. 22 The Orontes estuary seemed to him the logical point of contact. 23 Already in 1932, members of the Oriental Institute (OI) of the University of Chicago had started to conduct a survey and excavations at several mounds in the Amuq plain, which gave the impetus for his research question as Woolley noted that they had recovered sherds of “Minoan affinities” from the Amuq site Tchakaltepe in 1935. 24 Facilitated by the French control of Syria and Lebanon after the First World War, the whole region had become a focus point for archaeological projects. 25 The excavation of Mahadu / Minet el-Beida, the port of Ugarit / Ras Shamra, had already begun in 1929. 26 The Danish Institute excavated ancient Hama from 1931–38. 27 In 1934, Bryn Mawr College briefly investigated Tell Sukas, a site excavated in 1958–63 by the Danish Carlsberg expedition. 28 In 1938, Robert Braidwood conducted trial excavations on behalf of the OI at the site of Tabbat al-Hammam. 29 Ras al-Bassit (Fig. 1), another coastal town in the region, was first excavated only in 1972. 30 From 1995 onward, after the political relations between Turkey and Syria had improved, a string of survey and excavation projects were conducted in the Amuq plain and the Orontes estuary, including at Al-Mina, and some of these are still ongoing in the
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tural fields, a river can hardly produce such a neat straight “cliff”. The destruction of archaeological sites is a common phenomenon in the area: Casana, Jesse J., Wilkinson, Tony J., Settlement and Landscapes in the Amuq Region, in: K. Aslıhan Yener (ed.), The Amuq Valley Regional Projects, vol. 1, Surveys in the Plain of Antioch and Orontes Delta, Turkey, 1995–2002, Chicago 2005, 25– 65, 31. Woolley, C. Leonard, Excavations near Antiochia in 1936, in: Antiquaries Journal 17, 1937, 1–15; Woolley, Excavations at Al Mina; Woolley, C. Leonard, A Forgotten Kingdom, Melbourne et al. 1953. Woolley, Excavations at Al Mina, 1. Woolley, Excavations at Al Mina, 4. Hourani, Albert, A History of the Arab Peoples, London 1991, 318. The foreign western expeditions benefited from the new political setup. It also explains how a large number of finds were transferred to western museums. In the case of Al-Mina, it led to the distribution of material between the British Museum in London, Antakya, Aleppo and Damascus. Schaeffer, Claude F.-A., Dussaud, René, Les fouilles de Minet-el-Beida et de Ras Shamra (champagne du printemps 1929), Rapport sommaire, in: Syria 10, 1929, 285–303. Fugmann, Ejnar, L’architecture des périodes pré-hellénistiques, Hama 2.1, Copenhagen 1958, 7. Forrer, Emil, Eine unbekannte griechische Kolonie des sechsten Jahrhunderts v. Chr. in Phönikien, in: Max Wegner (ed.), Bericht über den VI. internationalen Kongress für Archäologie, Berlin 1940, 360–365 Pl. 32–33; Riis, Poul J., Sukas I. The North-East Sanctuary and the First Settling of Greeks in Syria and Palestine, Copenhagen 1970, 7 with no. 4. 10. For Forrer’s trench and test pit see Riis, The North-East Sanctuary, 13 Fig. 4, 14. Braidwood, Robert J., Report on Two Sondages on the Coast of Syria, South of Tartous, in: Syria 21, 1940, 183–221. Courbin, Paul, Bassit, in: Syria 63, 1986, 175–220.
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Amuq plain and in the Kara Su valley. 31 Importantly, the hitherto unpublished excavation records of many settlements received new attention in the wake of these new field projects, among them Tell Tayinat, Çatal Höyük (also known as Chatal Höyük), Tell Judaidah (all indicated in Fig. 1) and also Al-Mina. 32 The Geographic Context: the Orontes Estuary The Orontes, today called Nahr el-Asi in Arabic and Asi Nehri in Turkish, was known to the Assyrians as Arantu. Triangular in shape, the Orontes estuary measures ca. 40 km2 with a shoreline of about 15 km. Often designated as the “Orontes delta” (e.g. by the Orontes Delta Survey project), the environmental setting is more appropriately described as an estuary since the river does not split up into different branches (as e.g. the Nile does) and the vegetation close to the seashore and around the river is a marshy habitat. The Orontes estuary is defined in the north by Mount Amanus / Nur Dağları, with Musa dağı (1355 m) as the most prominent peak, in the south by the Jebel al-Aqra / Kel dağı (1736 m) and in the east by the Jebel Seman / Seman dağı, with Sheikh Barakāt (867 m) as its highest peak (all indicated in Fig. 1). These mountains locked off the sea and the estuary from the interior. 33 At the same time, the mountains provided key raw materials, above all timber, as the already discussed regional designation “Boxwood Mountain” in the Iran Stele highlights. 34 In the Iron Age, timber is likely to have constituted an important export material for the region, similar to the cedar trees of the Lebanon for the Phoenician cities. 35 Moreover, the Amanus contains sources of gold, serpentinite and copper; 31 Yener, K. Aslıhan, The Amuq Valley Regional Projects, in: K. Aslıhan Yener (ed.), The Amuq Valley Regional Projects, vol. 1, Surveys in the Plain of Antioch and Orontes Delta, Turkey, 1995–2002, Chicago 2005, 1–23. 32 Osborne, James F., Spatial Analysis and Political Authority in the Iron Age Kingdom of Patina, Turkey (PhD thesis Harvard University), Cambridge MA 2011; Vacek, Alexander, Greek and Related Pottery from Al Mina. A Case Study of Production, Consumption and Distribution of Greek Pottery in the Eastern Mediterranean from the 9th to the End of the 7th Century BC. (PhD thesis University of Oxford), 2012; Pucci, Marina, Chatal Höyük in the Amuq. Material Culture and Architecture during the Passage from the Late Bronze Age to the Early Iron Age, in: K. Aslıhan Yener (ed.), Across the Border. Late Bronze-Iron Age Relations Between Syria and Anatolia, Leuven 2013, 89–112. 33 Discussed e.g. by Lane Fox, Robin, Travelling Heroes. Greeks and their Myths in the Epic Age of Homer, London 2008, 257–261; cf. Alkim, U. Bahadir, The Amanus Region in Turkey, in: Archaeology & History in the Lebanon 22, 1969, 280–289, 280 for routes across the Amanus and Woolley, Excavations at Al Mina, 2 for the visibility of Cyprus from the Jebel al-Aqra. 34 Tadmor, Yamada, Royal Inscriptions, no. 35 ii 13’: KUR GIŠ.TÚG. 35 A letter from the correspondence of Tiglath-pileser III shows that the Assyrians imposed taxes on timber from Lebanon and controlled its export: Luukko, Mikko, The Correspondence of Tiglath-pileser III and Sargon II from Calah/Nimrud (State Archives of Assyria 19), Helsinki 2012, no. 22. An analogous mechanism imposed on timber exports from Mount Amanus after 738 BC seems conceivable.
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so does the Jebel al-Aqra which additionally has silver deposits. 36 To what extent these raw materials were exploited during the Iron Age is currently unclear, although trade clearly played an important role at the regional sites, including Al-Mina in the Orontes estuary and Kinet Höyük in the Gulf of Iskenderun. The Orontes Delta Survey identified a total of 55 archaeological sites in the estuary, mostly dating to the Hellenistic, Roman and Islamic periods; just five sites were occupied in the Iron Age, and only two of these existed already during the Bronze Age. 37 All are located in the foothills − except for Al-Mina, which is the only Iron Age settlement on the plain. We can only speculate about the reasons for this: environmental conditions, security and health concerns and economic strategies are all possible contributing factors. Due to a lack of palaeo-environmental data, it is currently impossible to reconstruct the conditions of the Orontes estuary in the Iron Age. Over time, tectonic movements led to a rise of the seacoast, and sedimentation caused by the Orontes made the shoreline move westwards. 38 Recent research indicates that at the beginning of the Bronze Age, the site of Al-Mina was still underwater and the Orontes estuary was a bay. 39 It has been suggested that at its foundation, Al-Mina was situated directly on the Mediterranean coast. 40 But this has not been conclusively demonstrated, and given the strong west wind and the heavy surf at the beach, which makes loading operations for ships very difficult, 41 we would argue that this is unlikely. However, the uncertainty surrounding the matter highlights the fact that establishing the exact chron ology of the physical transformation of the Orontes estuary is an important issue because of its ramifications for our understanding of the history of Al-Mina from foundation to abandonment and its relationship to other sites in the estuary.
36 Kuruçayırlı, Emre, Özbal, Hadi, New Metal Analysis from Tarsus-Gözlükule, in: Ünal Yalcın (ed.), Anatolian Metal III, Bochum 2005, 49–61, 52–53; Wilkinson, Tony, Geoarchaeology of the Amuq Plain, in: American Journal of Archaeology 104, 2000, 168–179, 168. There are also gold deposits in the nearby Melas valley and the mercury found at Al Mina is seen as a sign for gold extraction: Maxwell-Hyslop, Kathleen R., Western Asiatic Jewellery, c. 3000–612 B.C., London 1971, 230; Woolley, Excavations at Al Mina, 24. 37 Pamir, Orontes Delta, 70–75 with Fig. 3.2; 3.4; 3.9. 38 Pamir, Orontes Delta, 68 (with further literature); Pamir, Al Mina, 536 with n. 6; Pamir, Sabuniye. A Late Bronze-Iron Age Port Settlement on the Northeastern Mediterranean Coast, in: K. Aslıhan Yener (ed.), Across the Border. Late Bronze-Iron Age Relations Between Syria and Anatolia, Leuven 2013, 173–194, 174. 39 Pamir, Nishiyama, Orontes Delta, 311–312; Pamir, Orontes Delta, 72; Pamir, Al Mina, 536 n. 6. Cores were taken close to Sabuniye, along the Orontes, and at the current coastline: Pamir, Sabuniye, 174 n. 3. According to Yener, The Amuq Valley Regional Projects, 10 twelve cores were taken but their precise location and the results have not yet been published. 40 Pamir, Sabuniye, 174 n. 4. 41 As described in the British Admiralty Naval Staff Intelligence Department’s 1919 Handbook of Asia Minor, vol. 4, Part 2. Cilicia, Antitaurus, and North Syria, 154 (henceforth: Handbook).
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The modern riverbed regulations undertaken at Antakya changed the original appearance of the Orontes drastically. 42 Previously, shifts in the riverbed and periodic flooding were likely common phenomena while the dimensions of the stream made it navigable, at least during certain times of the year. 43 Past scholarship generally assumed that until Late Roman times when this was no longer possible, 44 there was river traffic as far as Antioch / Antakya, 45 but this assumption is based solely on Hellenistic and Roman sources. Although the river was in all likelihood navigable for most of the year as far as Sabuniye, 46 up-river traffic beyond that site was probably very difficult and perhaps even restricted during specific periods of the year. 47 Al-Mina and Sabuniye Apart from Al-Mina, Sabuniye (Fig. 1) is the most important known Iron Age settlement in the estuary. It occupies a small hilltop on the northern bank of the Orontes, approximately 5 km upriver from the modern coastline. 48 The western and northern flanks of the hummock resemble that of a precipitous cliff, which today lies about 30 m above the
42 Schmidt, Johanna, Honigmann, Ernst, s.v. Orontes, in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft 18.1, 1939, 1160–1164. According to the Handbook, 522–523, the river was about 3–5 feet (ca. 1–3 m) deep and about 100 yards (ca. 91 m) wide at Al-Mina, with twice that at the river’s mouth. According to Hartmann, Martin, Das Liwa Haleb (Aleppo) und ein Teil des Liwa Dschebel Bereket, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 29, 1894, 142–188, 475–550, 159, it took him about 20 minutes to cross the Orontes in 1894, which he calls a stream. 43 Particularly during the period from February to March, the river was known for high floods: Wilkinson, Geoarchaeology, 169. For the frequently changing direction and position of the river mouth after floods: Handbook, 523. While excavating Level 4 at Al-Mina’s southern boundary, evidence for frequent flooding was encountered: Woolley, Excavations at Al Mina, 18 n. 18; Woolley, A Forgotten Kingdom, 178. 44 Vorderstrasse, Tasha, Al Mina. A Port of Antioch from the Late Antiquity to the End of the Ottomans, Leuven 2005, 12–13 with n. 40 with sources. 45 E.g., Downey, Glanville, A History of Antioch in Syria from Seleucus to the Arab Conquest, Princeton NJ 1961, 18; Pamir, Al Mina, 536. Note that contrary to Pamir, Al Mina, 536 n. 5, the Gorub Papyrus (Holleaux, Maurice, Les Guerres Syriennes. Le papyrus de Gourob, in: Études d’épigraphie et d’histoire grecques 3, 1942, 281–309, 281–309) does not explicitly state that the Egyptian forces reached Antioch by river in 246 BC, as already stressed by Downey, A History of Antioch, 89 n. 13. 46 Locals report that small river boats sailed upriver to Sabuniye until the early 20th century where cargo was loaded onto boats: Pamir, Orontes Delta, 69. According to Mediterranean Pilot, vol. 5, 2005, 178, the Orontes is navigable for about 3 miles (ca. 4,8 km) in winter while in summer it is hard to enter even in a small boat. 47 Strab. 16,2,7; Paus. 8,29,3. On the other hand, Lib. or. 11,41 refers to overland travel, as noted also by Downey, A History of Antioch, 53 n. 29. 48 Pamir, Nishiyama, Orontes Delta, 304–305; Pamir, Sabuniye, 173, 187 Fig. 1. 3.
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plain. 49 Given its shape, one could designate Sabuniye a cape. 50 Woolley conducted a trial excavation at the site in 1936/37, recovering pottery dating from the Bronze Age to the medieval period and the remnants of a fortification wall predating the 4th century BC. 51 He interpreted the site as the residence for the local traders working at the port of Al-Mina and compared the relationship between Sabuniye and Al-Mina to that between Athens and its port Piraeus or Ugarit and its port Minet el-Beida. The available historical, archaeological and geomorphologic information allows us to sketch the estuary’s development as follows. During the Bronze Age, Sabuniye was controlled by Alalakh and functioned as the main entrepot for Aegean trade with that kingdom and the wider region. 52 In the Iron Age, this role was occupied by Al-Mina where pottery demonstrates Aegean connections from around 825/800 BC onwards. Most likely, the control of this port lay in the hands of Kullania / Tell Tayinat, the capital of the regional kingdom of Pattin / Unqi. 53 Because of a royal stele of Adad-nerari III of Assyria (r. 811–783 BC), the so-called Antakya Stele (discussed below 54) it has been speculated that the inland kingdom of Arpad was responsible for the foundation of Al-Mina or that it gained control of the port around 800 BC, 55 but this is unlikely. Once Tiglath-pileser III conquered Pattin / Unqi, and also Arpad in 738 BC, the Assyrians controlled the Orontes estuary until the end of the 7th century BC when the Empire collapsed. 56 The archaeological record of Sabuniye and its geographic position suggest that it continued to play a role as a logistic hub between Al-Mina and the Amuq even after the foundation of Al-Mina. The transport of the commodities from Al-Mina, and later from Seleucia to Antioch (indicated in Fig. 1) and beyond, probably depended on a flexible logistic system that could react to the changing environment, in particular the flooding of the river.
49 Pamir, Orontes Delta, 81 Fig. 3. 5; Pamir, Sabuniye, 187 Fig. 1. 3. 50 The shoreline was possibly close to Sabuniye during the Bronze Age and the site was another 10 m higher above the plain than nowadays: Pamir, Sabuniye, 174. 51 Woolley, Excavations near Antiochia, 11. Unfortunately, he never published the results from his excavation on the hill. Concerning the fortification wall see Woolley, Excavations at Al Mina, 9 with n. 11. Sabuniye has been re-investigated recently: Pamir, Nishiyama, Orontes Delta; Pamir, Sabuniye. The renewed excavations confirmed Woolley’s preliminary results partially but failed to discover any remains of a fortification wall. 52 Pamir, Sabuniye, 182–184. 53 For the shift of the political centre from Alalakh to Kullania / Tell Tayinat see e.g. Yener, K. Aslıhan, New Excavations at Alalakh. The 14th to 12th centuries BC, in: K. Aslıhan Yener (ed.), Across the Border. Late Bronze-Iron Age Relations Between Syria and Anatolia, Leuven 2013, 11–35, 22. 54 See p. 120–122. For the stele and its inscription see Grayson, A. Kirk, Assyrian Rulers of the Early First Millennium BC II (858–745 BC), (The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Assyrian Periods 3), Toronto 1996, no. A.0.104.2. 55 von Bredow, Kontaktzone, 91 speculates that Al-Mina was founded by the kingdom of Arpad, assuming a foundation date of ca. 750 BC. Already Lane Fox, Travelling Heroes, 109–110 considered the possibility of a relationship between the foundation of Al-Mina and a change in the political landscape in the estuary. 56 See p. 122–126.
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Currently, the prevalent position is that Al-Mina was founded as a replacement for Sabuniye, which environmental changes had cut off from the sea. 57 However, we argue that the two sites co-existed and may even have formed an integrated functional unit. As already discussed, 58 the Orontes was most likely navigable as far as Sabuniye for most of the year. If Sabuniye was not completely locked off from the sea but reachable through the Orontes then geomorphological changes can hardly be considered as the primary driving force to establish a new port. But there are good reasons to separate a settlement and its port. For once, keeping port and city geographically separated from each other was a good way of controlling not only the import of goods but also the contact with alien people and ideas. After all, Classical authors routinely portray harbour cities, full of foreign sailors, as morally compromised locations. 59 As we have mentioned above, 60 the passage in Tiglath-pileser’s Iran Stele may refer to one settlement or two or even more: Aḫtâ, the trading place(s) on the seashore, (and) the royal ‘storehouse’. However, it must be stressed that toponym lists in Assyrian inscriptions generally do not use descriptions without giving the proper name of a place. It is therefore most likely that the entire passage refers to Aḫtâ. It remains of course perfectly possible that in the Assyrian inscription, Al-Mina and Sabuniye, which we call by two distinct names, were considered as a unit with one name 61 but whose separate functions were described in the two specifications attached to the place name Aḫtâ. We therefore suggest that the trading quay of Aḫtâ corresponds to the port of Al-Mina and that the royal ‘storehouse’ is Sabuniye and translate the passage: “Aḫtâ (consisting of) the trading place on the seashore (and of) the royal storehouse.” Al-Mina certainly fits the description of a trading place at the seashore while inland Sabuniye is located on a hill and has a fortified position that is eminently suitable for a state-controlled storage facility. For the latter, the Iran Stele uses the term bīt ṣabûtāte, which is singular in the Assyrian sources. The first element bītu can be used for any type of permanent building structure while the second element is the plural of term ṣibûtu / ṣabûtu “that what is needed; desired”; an interpretation as “house of merchandise; storehouse” is certainly convincing. It is not clear to which ruler the specification šarri “of the 57 Pamir, Al Mina, 542: “Sabuniye may once have been the port for Atchana, displaced by Al-Mina for political and geological reasons.” 58 See p. 115. 59 See discussion in Velissaropoulos, Julie, Le monde de l’emporion, in: Dialogues d’histoire ancienne 3, 1977, 61–85, esp. 70. For the dubious morals of port cities see e.g. Plat. leg. 4, 704b-705a; Aristot. pol. 7, 1327a11–35; 27–31; 1327b1–19; Cic. rep. 2,7–10; Libanius of Antioch: Lib. or. 11,35. Cf. Eckert, Martin, Die Aphrodite der Seefahrer und ihre Heiligtümer am Mittelmeer. Archäologische Untersuchungen zu interkulturellen Kontaktzonen am Mittelmeer in der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit, Berlin 2016, 5, 7–9, 66 with further literature. It must be emphasized that the picture conveyed especially by Plato and Aristotle illustrates an aristocratic viewpoint, which favours the ideal of a primarily agrarian dominated autarkic society. See further the discussion in Reed, Charles M., Maritime Traders in the Ancient Greek World, Cambridge 2003, 64–68. 60 See p. 109–110. 61 Cf. also Lane Fox, Travelling Heroes, 106.
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king; royal” refers in the Iran Stele: already to Tiglath-pileser himself or still to the previous local ruler, at that time of the Assyrian conquest Tutammu of Pattin / Unqi. 62 But it is clearly a place where things were being stored under state control. We have already mentioned our suggestion that Aḫtâ represents the Greek word for “cape; headland”, 63 and as discussed earlier in this section, this fits the location of Sabuniye well. We therefore envisage the harbour on the plain and the town on the promontory as one extended settlement with one name whose component units serve different functions: Al-Mina as the trading port and Sabuniye as the storage facility under state control. Exactly this functional and spatial division can also be demonstrated for the Bronze Age site of Kaneš, where the foreign traders operated in the kārum in the lower town while the merchandise was stored in the storehouses of the palace of the ruler of Kaneš on the acropolis. 64 Much later, Al-Mina and Sabuniye were still seen as a unit, then known under the name Potamoi Karon, with the second element deriving from the Akkadian term kāru “trading place”. 65 According to Diodorus, it was conquered by Ptolemy I in 313/312 BC: ‘…καλουμένης Ποσείδιον καὶ Ποταμοὺς Καρῶν ἐκπολιορκήσας.’. The use of the verb ἐκπολιορκέω implies that both Posideion and Potamoi Karon were besieged and forced to surrender. As Al-Mina did not have any fortification walls, we take this to refer to Sabuniye. With the foundation of Seleucia nearby, the settlement vanishes again from the written records, and also Al-Mina’s archaeological record bears witness to a deterioration of economic activities if life at the port did not come to a complete halt. In the 11th century AD, Al-Mina either took the name of Scala Boamundi or “St Symeon’s Port” (Portus Sancti Symeonis), 66 after the famous stylite saint whose monastery was situated not far away in the Jebel Seman / Seman Dağı. 62 See p. 122. 63 See p. 110. 64 Özgüç, Tahsin, Kültepe Kaniš-Neša. The Earliest International Trade Center and the Oldest Capital City of the Hittites, Istanbul 2003; Kulakoǧlu, Fikri, Kültepe-Kaneš. A Second Millennium B.C.E. Trading Center on the Central Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (ed.), The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), Oxford, New York 2011, 1012–1030. 65 Diod. 19,79,6. Interpretation by Lane Fox, Travelling Heroes, 107; ignored in the discussion of von Bredow, Kontaktzone, 83–84. The earlier interpretation of Woolley, Excavations near Antiochia, 13–14; Woolley, Excavations at Al Mina, 28–30 that Al-Mina was the Posideion mentioned by Herodotus (Hdt. 3,91) was refuted by Courbin, Bassit, 187–188, 207, 208–209; Courbin, Paul, Bassit-Posideion in the Early Iron Age, in: Jean-P. Descoeudres, Arthur D. Trendall (ed.) Greek Colonists and Native Populations. Proceedings of the First Australian Congress of Classical Archaeology Held in Honour of Emeritus Professor A.D. Trendall, Sydney, 9–14 July 1985, Oxford 1990, 503–509, 505, 509. For the two different places called Posideion see Lane Fox, Travelling Heroes, 84. 66 Vorderstrasse, Al Mina, 112–113; see also Dussaud, René, Topographie Historique de la Syrie antique et médiévale, Angers 1927, 431. The suggestion that Al Mina took the name of Betyllion in the Late Roman / Early Byzantine period is far from certain, see Vorderstrasse, Al Mina, 43. For the identification of the ancient Betyllion with Ras Shamra / Ras Ibn Hani see Lane Fox, Travelling Heroes, 96.
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The Orontes estuary: historical and strategic perspectives Situated just 40 km east of Al-Mina, lies in the basin of the Orontes the fertile Amuq plain where the river changes its course from flowing south to northwest towards the Mediterranean coast. Until the 1940s, the Amuq was dominated by a large freshwater lake (known as the Lake of Antioch) and its surrounding marshlands, fed by the Orontes and its northern tributaries Afrin and Kara Su (all indicated in Fig. 1). The drainage of that lake destroyed this rich and fertile habitat 67 to enable cotton production and also combat malaria. The ancient landscape was changed irrevocably. In the ancient overland route network, the Amuq plain (together with the Afrin valley that connects it with the Euphrates region) hold a key position, as all traffic from south-eastern Anatolia to Syria and Palestine must pass through this area and as it is also situated on the shortest route connecting northern Mesopotamia (and the Assyrian heartland) to the Mediterranean. The Kingdom of Palistin / Pattin / Unqi Archaeological surveys identified over 80 settlement mounds in the Amuq plain, 68 among them the major political centres of the region. In the Iron Age, the most notable sites were Çatal Höyük and Tell Judaidah and especially Tell Tayinat. 69 The latter is the ancient city of Kinalua / Kunalia (or Kullania; metathesis in Assyrian and also Hebrew: klnh / klnw), the centre of the regional kingdom of Pattin / Unqi and after 738 BC an Assyrian provincial capital. Recent advances in the understanding of the sound values of Hieroglyphic Luwian have led to the realisation that the original name of this kingdom was Palistin, a name that was rendered as Pattin in Assyrian sources from the 9th century BC onwards. 70 The alternative name of this kingdom is a Semitic term meaning “low-lying (plain)”, in Aramaic ‘mq and in Assyrian Unqi; the modern name Amuq preserves this ancient toponym. 71 The place name Palistin is not of Semitic origin; a connection with the name of one of the so-called Sea Peoples mentioned in Egyptian sources of the late New Kingdom (Egyptian prst, Hebrew plšt) is widely held plausible, also because archaeological evidence demon-
67 Ancient sources confirm the fertility of the Amuq: Klengel, Horst, s.v. Mukish, in: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie 8, 1997, 411–412. 68 Wilkinson, Geoarchaeology; Casana, Wilkinson, Settlement and Landscapes. 69 Casana, Wilkinson, Settlement and Landscapes, Fig. 2.17. All three sites revealed relatively large quantities of Greek pottery, which remain mostly unpublished: Swift, Gustavus F. Jr., The Pottery of the Amuq Phases K to O, and its Historical Relationships (PhD thesis University of Chicago), Chicago 1958, 153. 70 For sources and secondary literature see Hawkins, John David, s.v. Unqi, in: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie 14, 2016, 338. 71 Hawkins, Unqi, 338 (with attestations).
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strates that the Amuq and Tell Tayinat had close connections to the Aegean from the 12th century onwards. 72 In the 11th and 10th centuries BC, Palistin was ruled by two kings named Taita, whose inscriptions demonstrate that their dominion extended far beyond the Amuq to Aleppo and to the vicinity of Hamath. 73 When the Assyrian Empire came into direct contact with the kingdom in ca. 870 BC, its territorial control was more limited and its land consisted of the Amuq, including the lower courses of Afrin and Kara Su, and the Orontes estuary, with the kingdoms of Sam’al (capital in Zincirli), Bit-Agusi / Arpad (capital probably in Tell Rifat) and Hamath (capital in Hama) adjoining it in the north, east and south, respectively. 74 By that time, the kings of Pattin, as the Assyrians called it, identified very much as heirs to the Hittite Empire (Ḫatti) that had controlled their lands in the second millennium BC, proudly taking the names of the Hittite rulers (Labarna, Šuppiluliuma 75) and writing their inscriptions in the traditional Luwian Hieroglyphic script. The so-called Antakya Stele, a fragmentary royal stele of Adad-nerari III of Assyria (r. 811–783 BC), 76 adds an element of confusion to the reconstruction of the regional history. According to its inscription, the kingdoms of Hamath and Bit-Agusi / Arpad agreed to a border at the Orontes, and ownership of the town Nahlasi (mentioned only here) was transferred to Bit-Agusi. If the stele had originally been set up in the estuary, where it was found in 1968, 77 one would have to assume that the Orontes constituted the border between Hamath and Arpad in the estuary. However, this conflicts with the contemporary political organisation as we understand it, which sees the Orontes estuary under the control of the kingdom of Pattin. In order to divide that territory between Hamath and Arpad, Pattin would first have had to lose control of the estuary, and it is difficult to see how landlocked Arpad could ever have had any claim to the estuary while Pattin was still in command of the Amuq. Manfred Weippert therefore suggested that the entire territory of Pattin / Unqi was carved up between Hamath and Arpad and connected this
72 Janeway, Brian, Sea Peoples of the Northern Levant. Aegean-Style Pottery from Early Iron Age Tell Tayinat, Winona Lake IN 2017 (with previous literature). 73 Hawkins, Unqi, 338 (with attestations); also Weeden, Mark, After the Hittites. The Kingdoms of Karkamish and Palistin in Northern Syria, in: Bulletin of the Institute of Classical Studies 56, 2011, 1–20, 11–19 (with illustrations). 74 Hawkins, John David, Corpus of Hieroglyphic Luwian Inscriptions, Vol. 1, Inscriptions of the Iron Age, Berlin, New York 2000, 362. 75 Hawkins, Hieroglyphic Luwian Inscriptions, 363. 76 For the stele and its inscription see Donbaz, Veysel, Two Neo-Assyrian Stelae in the Antakya and Kahramanmaraș Museums, in: Annual Review of the Royal Inscriptions of Mesopotamia Project 8, 1990, 5–24, 5–8, 11–14 (photos) and Grayson, Assyrian Rulers of the Early First Millennium BC II, no. A.0.104.2. 77 “Found by a peasant digging a new well near the Orontes, at an approximate depth of six metres, to the left of the road about half-way between Antakya and Samandağ (3 km)”: Donbaz, Two Neo-Assyrian Stelae, 5.
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to the events of 796 BC when Zakkur of Hamath faced a North Syrian coalition, which included Arpad and Unqi. 78 The early 8th century BC was certainly a period of short-lived political alliances and military gambles and the cities in the border regions between the North Syrian kingdoms changed overlord on occasion. 79 Zakkur, the king of Hamath, was originally from the Euphrates island of Ana near the border of Iraq with Syria and somehow managed to ascend to the throne of the ancient kingdom of Hamath, centred on modern Hama. One may therefore entertain the notion that the successful usurper did away with the royal house of Pattin, just as he had at Hamath. After all, there was undoubtedly animosity, as according to Zakkur’s stele from Tell Afis, the king of Pattin / Unqi (Aramaic ‘mq) was, like Arpad, a member of the Syrian coalition against the usurper of Hamath. 80 But there are many issues that render Weippert’s hypothesis implausible. Firstly, an early date for the Antakya inscription is excluded due to its prominent mention of the Assyrian commander-in chief Šamši-ilu, which places this inscription firmly in the final years of Adad-nerari’s reign. 81 Secondly, it remains unclear how landlocked Arpad would have had any claims to areas in the Orontes estuary. Thirdly, all other evidence points to the continuing existence of the kingdom of Pattin / Unqi. Crucially, the archaeological record of Unqi’s capital Kullania / Tell Tayinat indicates that the city had access to Aegean imports from the middle of the 9th down to the end of the 8th century BC; 82 there is therefore no reason to suppose that it ever lost its connection to the Mediterranean trade during that time. In addition, by 738 BC, when Tiglath-pileser III conquered the region, the kingdom of Pattin was very much in existence.
78 Weippert, Manfred, Die Feldzüge Adadnararis III. nach Syrien. Voraussetzungen, Verlauf, Folgen, in: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 108, 1992, 42–67, 58. One must stress that any connection between the arrangements as documented in the Antakya Stele and the events of 796 BC is purely hypothetical. The scenario is unsatisfactory in the present context as it leaves many open questions, most importantly in regard to Arpad’s role. Why should Arpad gain new territory? Had Arpad gained control over the estuary some time before 796 BC and then lost part of it to Hamath? See also Batiuk, Stephen, Harrison, Timothy P., Pavlish, Lawrence, The Ta’yinat Survey, 1999–2002, in: K. Aslıhan Yener (ed.), The Amuq Valley Regional Projects, vol. 1, Surveys in the Plain of Antioch and Orontes Delta, Turkey, 1995–2002, Chicago 2005, 171–192, 174; von Bredow, Kontaktzone, 72–73. 79 Ikeda, Yutaka, ‘They Divided the Orontes River between Them’. Arpad and Its Borders with Hamath and Patin/Unqi in the Eighth Century BCE, in: Eretz-Israel 27, 2003, 91*-99*, 94*-96* discusses some such instances in the first half of the 8th century BC. 80 A recent edition of the Zakkur Stele is Noegel, Scott B., The Zakkur Inscription, in: Mark W. Chavalas (ed.), The Ancient Near East. Historical Sources in Translation, Malden MA 2006, 307–311. 81 Siddall, Luis Robert, The Reign of Adad-nīrārī III. A Historical and Ideological Analysis of an Assyrian King and His Times, Leiden, Boston 2013, 35, 45–46 Tab. 7, 55, 69, 118. 82 Osborne, Spatial Analysis and Political Authority, Pl. 34; Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina, 4 (Part B: Appendix 3). If we consider that Çatal Höyük in the Amuq was part of Palistin, then the record stretches even back to the Protogeometric period.
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All of this makes it far more likely that the Antakya Stele was at some point moved from its original context, as already J.D. Hawkins had suggested. 83 The Orontes border mentioned in the Antakya Stele should therefore refer to a location further upstream, where the territories of Arpad and Hamath adjoin each other. In that scenario, Nahlasi is of course not located in the Orontes estuary. 84 Its location cannot be established from the inscription alone, but as vineyards are located in the city’s territory, we can assume a position somewhere along the foothills rather than in the plain; Yutaka Ikeda suggested a location in Idlib. 85 When Tiglath-pileser III came to the throne of the Assyrian Empire, the kingdom of Pattin / Unqi was ruled by a king called Tutammu whose breaking the treaty with the Empire in 739 BC prompted the Assyrian invasion of 738 BC according to Tiglath-pileser’s Annals. 86 An incomplete list of items looted from the royal palace of Kullania illustrates the wealth of the kingdom and the far reach of its trade as linen and aromatics were certainly items sourced from abroad, including Egypt (linen) and the south of the Arabian peninsula (incense): “[...], 300 talents of silver (measured) by the heavy (standard), 100 talents of [...], battle equipment, multi-coloured garments, linen garments, all types of aromatics, the furnishings of his palace.” 87 Another fragmentary booty list preserves the beginning of this enumeration, “twenty talents of gold” 88. At Al-Mina, the signs of destruction by fire observable in an ash layer associated with Level 8 might be connected to acts of violence in connection with the invasion. 89 The Assyrian conquest spelled the permanent end of Patin’s independence. The Assyrian Province of Kullania In 738 BC, the conquered kingdom of Pattin / Unqi was turned into an Assyrian province called Kullania, after the capital city where the Assyrian governor resided henceforth. The province was affected by the resettlement strategy routinely employed by the Assyrian Empire. According to Tiglath-pileser’s Annals, thousands of people from northern Babylonia, specifically from Dēr and the Damunu tribe, were settled in Kullania and the other cities of Unqi:
83 Hawkins, John David, The Political Geography of North Syria and South-East Anatolia in the Neo-Assyrian Period, in: Mario Liverani (ed.), Neo-Assyrian Geography, Rome 1995, 87–101, 95– 96 who suggested Jisr al-Suğur in Syria as the original location; accepted by e.g. Ikeda, Arpad and Its Borders, 91* and Siddall, The Reign of Adad-nīrārī III, 69. 84 Contra von Bredow, Kontaktzonen, 87; Lipiński, Edward, The Aramaeans, Leuven et al. 2000, 202. 85 Ikeda, Arpad and Its Borders, 94*. 86 Tadmor, Yamada, Royal Inscriptions, no. 12: 3’-6’. 87 Ibid. no. 12: 9’-10’. 88 Ibid. no. 49: 26’. 89 See p. 142–143.
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I settled 600 captives of the city Amlatu of the (tribe) Damunu (and) 5,400 captives of the city Dēr in the cities Kunalia, [...], Ḫuzarra, Tae, Tarmanazi, Kulmadara, Ḫatatirra, (and) Irgillu, [cities] of the land Unqi. 90 The influx of people from northern Babylonia certainly went hand in hand with the deportation of people from Unqi, although the only fragmentarily preserved inscriptions of Tiglath-pileser contain no mention of their destinations; the Assyrian heartland was of course always the most likely place to send highly trained professionals including craftsmen and military. 91 Below, we will discuss the activities of North Syrian shipwrights who had been deported to Nineveh. 92 The recent excavations of the University of Toronto at Tell Tayinat have brought to light rich evidence for the Assyrian stewardship of the city of Kullania. 93 Of particular interest is a small shrine with a pedestal that was used to display the sacred tablet bearing the loyalty oaths imposed by Esarhaddon in 672 BC on the provincial governor on behalf of the entire province. In its first part, the Tell Tayinat version of the succession treaty of Esarhaddon lists the members of the Assyrian provincial administration: The treaty of Esarhaddon, king of Assyria, son of Sennacherib, king of Assyria, with the governor of Kunalia, with the deputy (governor), the major-domo, the scribes, the chariot drivers, the third men (of a chariot crew), the village managers, the information officers, the prefects, the cohort commanders, the charioteers, the cavalrymen, the exempt, the outriders, the specialists, the shi[eld bearers], the craftsmen, (and) with [all] the men [of his hands], great and small, as many as there a[re]. 94 Headed by the governor and his deputy, this list contains a mix of administrative officials (major-domo, scribes, village managers), military personnel (information officers, prefects, cohort commanders, charioteers, chariot drivers, third men, cavalrymen, outriders,
90 Composite text created from two parallel fragmentary passages: Tadmor, Yamada, Royal Inscriptions, no. 14: 3–5 // no. 26: 2–3. 91 Cf. Radner, Karen, The ‘Lost Tribes of Israel’ in the Context of the Resettlement Programme of the Assyrian Empire, in: Shigeo Hasegawa, Christoph Levin, Karen Radner (ed.), The Last Days of the Kingdom of Israel, Berlin, New York 2018, 101–123. 92 See p. 130–131. 93 Note especially Harrison, Timothy P., Temples, Tablets and the Neo-Assyrian Provincial Capital of Kinalia, in: Journal of the Canadian Society for Mesopotamian Studies 6, 2011, 29–37; Harrison, Timothy P., The Neo-Assyrian Provincial Administration at Tayinat (Ancient Kunalia), in: John MacGinnis, Dirk Wicke, Tina Greenfield (ed.), The Provincial Archaeology of the Assyrian Empire, Cambridge 2016, 253–264; Harrison, Timothy P., Osborne, James F., Building XVI and the Neo-Assyrian Sacred Precinct at Tell Tayinat, in: Journal of Cuneiform Studies 64, 2012, 125–143; Lauinger, Jacob, Esarhaddon’s Succession Treaty at Tell Tayinat. Text and Commentary, in: Journal of Cuneiform Studies 64, 2012, 87–123; Lauinger, Jacob, Iqqur īpuš at Tell Tayinat, in: Journal of Cuneiform Studies 68, 2016, 229–248. 94 Lauinger, Esarhaddon’s Succession Treaty at Tell Tayinat, ll. i 1–12.
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shield bearers, freemen) as well as “specialists” (LÚ.um-ma-a-ni) and “craftsmen” (LÚ. kit-ki-tu-u). This enumeration makes it perfectly clear that the military formed a large part of the Assyrian provincial administration. The wars of Tiglath-pileser III from 740–732 BC had succeeded in permanently connecting the Assyrian holdings on the Euphrates with the Mediterranean, and this fundamentally transformed Al-Mina’s role within the trading network. The Assyrian Empire was now in direct control both of Al-Mina and the important traffic junction in the Amuq that allowed passage from the Mediterranean to northern Mesopotamia without the need to cross any mountains. The environmental conditions along this “northern highway” were far more favourable than the west-east links located further to the south, which traversed more arid regions. Furthermore, the connection commencing at the Orontes estuary is the shortest route from the Mediterranean to the Euphrates 95 and onwards to the Assyrian heartland on the Tigris. As a trading port, Al-Mina therefore had an ideal position in relation to the Empire’s central region. Instead of supplying a local North Syrian kingdom with merchandise from the Mediterranean, Al-Mina became a trading hub for the unprecedentedly large market of the Assyrian Empire, 96 whose territory linked up the Levant with Western Iran and the Persian Gulf. There is evidence for a rebuilding of the port during the Assyrian occupation, corresponding to Al-Mina’s Level 7 (or already in Level 8). 97 Especially if our identification of Al-Mina and Sabuniye as “Aḫtâ (consisting of) the trading place on the seashore (and of) the royal storehouse” in Tiglath-pileser’s Iran Stele is accepted, 98 the Assyrian king openly acknowledged that the settlement offered great potential for the Empire’s trade interests. Its position at the very edge of the Assyrian provincial system, linking up profitable interregional trade routes with the main traffic arteries of the Assyrian Empire, can be compared to that of Gaza in southern Palestine. This Philistine city is ideally positioned at the nexus of the converging trade routes from Egypt and the Arabian Peninsula at the Empire’s southwestern border, and sometimes 95 The distance from the harbours at the bay of Alexandretta / Iskenderun to Thapsacus on the Euphrates was 65 parasangs, covered by Cyrus the Younger’s army in 12 days in 401 BC: Xen. an. 1,4,11. The distance from Seleucia ad Pieria to Zeugma constituted 175 Roman miles (ca. 259 km): Plin. nat. 5,13,67. 96 The exchange routes connecting the Mediterranean with the Assyrian heartland had been established much earlier but they were of lesser significance, as indicated by the few Greek pots discovered at Tell Halaf (PSC skyphos: Kearsley, Rosalinde A., The Pendent Semi-Circle Skyphos. A Study of its Development and Chronology and an Examination of it as Evidence for Euboean Activity at Al Mina, London 1989, 64; Hrouda, Barthel, Tell Halaf 4. Die Kleinfunde aus historischer Zeit, Berlin 1962, Pl. 69, 188) and Nineveh (Greek Sub-Protogeometric import: Boardman, John, The Early Greek Sherd at Nineveh, in: Oxford Journal of Archaeology 16.3, 1997, 375; Riis, The NorthEast Sanctuary, 144; Kearsley, The Pendent Semi-Circle Skyphos, 56); Coldstream, Nicolas, Greek Geometric Greece, London 2003, 72. Although one may concur with von Bredow, Kontaktzonen, 87 that the role of Al-Mina has been overestimated, her suggestion that the site was not of international significance can be rejected due to the archaeological record. 97 See p. 142–143. 98 See p. 117–118.
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after 734 BC, Tiglath-pileser established it as a “trading place of the land of Assyria” 99. We must assume that both Gaza and Aḫtâ enjoyed special privileges that allowed them to fulfil the prominent role in international trade that the king envisaged for them. At the time of Tiglath-pileser, Gaza was situated outside of the Assyrian provincial system. But it is not clear whether also Aḫtâ was administratively placed outside of the routine organisation of the provinces, perhaps under the direct control of the crown. The use of the term “royal storehouse” may well indicate such a setup. Tiglath-pileser’s successors Shalmaneser V (r. 726–722 BC) and Sargon II (r. 721– 705 BC) built on their predecessor’s territorial gains and further strengthened the Empire’s control over the eastern Mediterranean from the Brook of Egypt and Gaza in the south to the region of Adana (Assyrian Que) in the north, 100 leaving only the Phoenician coast under independent rule. Assyrian textual sources show how the Empire took steps to secure its economic, political and military interests. 101 A letter from the state corres pondence of Tiglath-pileser III 102 highlights that already during that time, the Empire was able to impose trade embargoes on certain enemies, in this instance Egypt and the Philistine cities. His successors consistently protected and furthered Assyrian interests in the Mediterranean. 103 From the reign of Sargon II onwards, the political control over Cyprus shifted gradually from Tyre, the most important of the Phoenician ports, to the Assyrian Empire. 104 This change must have further intensified the economic relationship between Cyprus and Al-Mina, as did the Empire’s annexation of Sidon in 677 BC. 105 The Assyrian Empire did not seek to strongly interfere in the trading activities of its allies, but despite this ‘soft’ trading policy, its interest in the Mediterranean trade impacted the framework of actions available to all other parties. By the time of Esarhaddon, 99 “[I considered] his (i.e., Ḫanunu of Gaza’s) [cit]y as an Assyrian trading place”: Tadmor, Yamada, Royal Inscriptions, no. 49 r. 16: [UR]U-šú a-na É ka-a-ri ša KUR aš-šur.KI [am-nu], accepting the restoration suggested there in n. 21 by Eckart Frahm. 100 Radner, Provinz, 57–63 for the new provinces. 101 Radner, Karen, Assyrische Handelspolitik. Die Symbiose mit unabhängigen Handelszentren und ihre Kontrolle durch Assyrien, in: Robert Rollinger, Christoph Ulf (ed.), Commerce and Monetary Systems in the Ancient World. Means of Transmission and Cultural Interaction, Wiesbaden 2004, 152–169; Yamada, kārus on the Frontiers of the Neo-Assyrian Empire: 57 (on the title rab kari); also; Bagg, Die Assyrer und das Westland, 175. It is unclear why the atmosphere of settlements or trade in an Assyrian dominated region would be any different than before, as insinuated by Fantalkin, Alexander, Low Chronology and Greek Protogeometric and Geometric Pottery in the Southern Levant, in: Levant 33, 2001, 117–125, 201. 102 Luukko, The Correspondence of Tiglath-pileser III, no. 22. 103 Note e.g. Sargon’s claim to have opened a previously closed trading port (kāru kangu) of Egypt, where he enabled Assyrians and Egyptians to trade: Fuchs, Andreas, Die Inschriften Sargons II aus Khorsabad, Göttingen 1994, 88, 314: Khorsabad Annals 17. 104 Radner, Karen, The Stele of Sargon II of Assyria at Kition. A Focus for an Emerging Cypriot Identity?, in: Robert Rollinger, Birgit Gufler, Martin Lang, Irene Madreiter (ed.), Interkulturalität in der Alten Welt. Vorderasien, Hellas, Ägypten und die vielfältigen Ebenen des Kontakts, Wiesbaden 2010, 429–449. 105 Radner, Assyrische Handelspolitik, 160.
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along the eastern Mediterranean coast only the three Phoenician island strongholds of Tyre, Arados (Arwad) and Samsimuruna (perhaps Tripoli) were left under independent rule, bound to the Empire by oath and treaty. 106 Although the fragmentarily preserved treaty between Ba’alu, king of Tyre, and Esarhaddon of ca. 675 BC 107 did not impose any geographical limits on the activities of Tyrian merchants, their influence in the eastern Mediterranean was diminished as the Empire increasingly had taken direct control over key resources, including the metal sources on Cyprus and the timber from Lebanon and Amanus, and had more generally secured its own access to the Mediterranean. On the other hand, Al-Mina, as a port within the Assyrian provincial system, only stood to gain from these developments. In the final part of this paper, 108 we will link up these observations with the results of the analysis of the materials found at Al-Mina. 109 The Strategic Significance of the Orontes Estuary While we have already emphasised the importance of the Orontes estuary as an economic artery for long-distance trade, 110 we must not overlook its strategic importance for military operations. Historical sources from different periods demonstrate the vulnerability of the ports along the North Syrian coast to raids and naval attacks and further highlight the gateway function of the Orontes estuary and the trading route leading to inner Syria. This potential exposure to invading armies and, resulting from that, the need for defensible measures is well illustrated by the available textual sources. The so-called Idrimi Stele was recovered by Woolley in 1939 at Alalakh / Tell Atçana (Fig. 1), the dominant site in the Amuq during the Bronze Age. Its inscription accounts how the 15th century BC usurper Idrimi won the crown of Alalakh for himself, a feat that he achieved with the help of a fleet. First, he sailed with an army from Canaan across the sea to the land of Mukiš, which he reached at Mount Hazzi (later Mount Ṣapūna, modern
106 For Tyre: Parpola, Simo, Watanabe, Kazuko, Neo-Assyrian Treaties and Loyalty Oaths (State Archives of Assyria 2), Helsinki 1988, no. 5; for Arados: Luukko, Mikko, Van Buylaere, Greta, The Political Correspondence of Esarhaddon (State Archives of Assyria 16), Helsinki 2002, nos. 127 and 128; for Samsimuruna: Leichty, Erle V., The Royal Inscriptions of Esarhaddon, King of Assyria (680–669 BC), (Royal Inscriptions of the Neo-Assyrian Period 4), Winona Lake IN 2011, no. 1: v 61; no. 5: viii 13’. 107 Parpola, Watanabe, Neo-Assyrian Treaties, no. 5. Cf. Na’aman, Nadav, Esarhaddon’s Treaty with Baal and Assyrian Provinces along the Phoenician Coast, in: Rivista di Studi Fenici 22, 1994, 3–8; Yamada, Shigeo, The Construction of the Assyrian Empire. A Historical Study of the Inscriptions of Shalmaneser III (859–824 BC) Relating to his Campaigns to the West, Leiden 2000, 7–12. 108 See p. 149–157. 109 See p. 143–149. 110 See p. 119.
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Jebel al-Aqra). 111 After ascending Mount Hazzi, 112 the lands of Nihi, Amae and Mukiš, with its capital Alalakh, fell into Idrimi’s hands within one day. The Orontes estuary 113 is the ideal starting point for an attack against the unprepared cities in the Amuq if they did not maintain a surveillance system on the coast. Perhaps this fact is alluded to in Idrimi’s narrative when he claims to have seized the kingdoms in a day. Several centuries later, during the reign of Tiglath-pileser III (r. 744–727 BC), Assyrian sources for the first time mention the appearance of “Ionian” pirates, 114 perhaps just one of several hostile forces attacking from the sea. These raids on coastal settlements and ports occurred from Cilicia down to the Phoenician coast and must have reached a significant level, probably featuring several ships operating in a concerted manner, as they eventually prompted Sargon II of Assyria (r. 721–705 BC) to dispatch a fleet in order to directly engage the “Ionians” in a sea battle. 115 A fragmentary wall painting from Til-Barsip / Tell Ahmar on the Euphrates depicts an oared ship and soldiers, probably involved in a sea battle between Assyrians and another party and may refer to this or a similar encounter. 116 During the wars marking the collapse of the Assyrian Empire towards the end of the 7th century BC, when the Saite Egyptian army under Psammetichus I and, from 610 BC onwards, under Necho II operated against the Babylonian troops in North Syria between 616–605 BC, its headquarters were at Carchemish on the Euphrates. 117 The Orontes estu111 For the inscription see Smith, Sidney, The Statue of Idri-Mi, London 1949; Dietrich, Manfried, Loretz, Oswald, Die Inschrift der Statue des König Idrimi von Alalah, in: Ugarit-Forschungen 13, 1981, 201–268 (with further literature). For the historical background see e.g. Klengel, Horst, Untersuchungen zu Statue und Inschrift des Königs Idrimi von Alalah. Historischer Kommentar zur Inschrift des Idrimi von Alalah, in: Ugarit Forschungen 13, 1981, 269–278; Mayer, Walter, Die historische Einordnung der “Autobiographie” des Idrimi von Alalah, in: Ugarit Forschungen 27, 1995, 333–350. 112 When later rulers visit the peak of Jebel al-Aqra, they landed and departed on the north side of the mountain in the Orontes estuary, providing a strong argument for considering the estuary also as Idrimi’s landing point: Seleucus I before the foundation of his capital city Seleucia ad Pieria: Ioh. Mal. 8,12; Trajan: Anth. Pal. 6,332; Ioh. Mal. 11,3 and other references (see Downey, A History of Antioch, 213 n. 57); Julian: Ioh. Mal. 13,19. Depending on the location of Betyllion, Trajan may have landed south of the Jebel al-Aqra. See Lane Fox, Travelling Heroes, 97. 113 Note that Klengel, Untersuchungen zu Statue und Inschrift des Königs Idrimi von Alalah, 275 states that Idrimi could have also arrived south of Jebel al-Aqra at Ras al-Bassit. However, a landing point at the Orontes estuary seems more likely, also as Alalakh seems to have been the main goal of the attack. 114 See p. 132–133. Luukko, The Correspondence of Tiglath-pileser III and Sargon II, no. 25. 115 Fuchs, Die Inschriften Sargons II, 109, 319–320: Khorsabad Annals 117–119; cf. Rollinger, Robert, Überlegungen zur Frage der Lokalisation von Jawan in neuassyrischer Zeit, in: State Archives of Assyria Bulletin 16, 2007, 63–90, 68. 116 As suggested by Dezsö, Tamás, Vér, Ádám, Assyrians and Greeks. The Nature of Contacts in the 9th–7th Centuries B.C., in: Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae 53, 2013, 325–359, 336. 117 According to the Babylonian Chronicles: Glassner, Jean-Jacques, Mesopotamian Chronicles, Atlanta 2004, 218–229.
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ary is extremely likely to have played a role in the strategic planning of the Egyptian military campaign. 118 The Orontes, via the already discussed Amuq and the Afrin route 119 provides the shortest and most reliable supply route from the Mediterranean to Carchemish, making the estuary also a key relay point for communication with Egypt or other Egyptian garrisons along the coast. Additionally, the Egyptians must have had an evacuation strategy in case their position became untenable at Carchemish (as was eventually the case). A fall-back to the Orontes estuary had several advantages over the traditionally used land route across inner Syria. The most obvious reason is that any remaining forces could withdraw quickly out of the reach of the Babylonian army since the latter lacked naval forces in the region. Moreover, the flat estuary, despite unfavourable nautical conditions (strong swell and surf, relatively shallow waters) provides enough landing space for the great number of ships needed during a quick evacuation, and that the retreat could be defended at the bottleneck in the estuary between the Seman dağı and the Samandağ. Thus we would argue that the headquarters at Carchemish were not only chosen because of its strategic advantages for military operations east of the Euphrates against the Babylonian forces but also because the position offered easy and quick access to the Mediterranean via the Orontes estuary. Hellenistic and Roman sources confirm the important strategic military role of the connection between the estuary and the Euphrates crossings, as well as the vulnerability and need to defend coastal towns. Diodorus’ story about the raid of Ptolemy I on Posideion and Potamoi Karon (that is, Al-Mina) in 312 BC exemplifies this well. 120 The foundation of Seleucia ad Pieria by Seleucus Nicator in 300 BC underlines the importance of the estuary. Together with Antioch, the city of Seleucia functioned as an anchor that connected the Mesopotamian core of the Seleucid Empire with the Mediterranean, the ideological focal point of the dynasty. 121 The newly founded city quickly gained economic importance as one of two major harbours in the region and also served as a key military base, which was almost impossible to capture from the land. 122 Yet when Ptolemy III intervened in North Syria on behalf of his sister Berenice in 246 BC, he landed his fleet
118 Spalinger, Anthony, Egypt and Babylonia. A Survey (c. 620 B.C.–550 B.C.), in: Studien zur alt ägyptischen Kultur 5, 1977, 221–244; Wiseman, Donald J., Babylonia, 605–539 B.C., in: John Boardman, Iorwerth E. S. Edwards, Edmond Sollberger, Nicholas G. L. Hammond (ed.), The Assyrian and Babylonian Empires and Other States of the Near East, from the Eighth to the Sixth Centuries BC (Cambridge Ancient History 3.2), Cambridge 1991, 229–251, 230; Klengel, Horst, Syria. 3000 to 300 BC, Berlin 1992, 230–231. 119 See p. 119. 120 Diod. 19,79,6. Lane Fox, Travelling Heroes, 107. The destruction of Level 3 at Al-Mina might be related to this event. 121 Downey, A History of Antioch in Syria, 56–57. For the economic importance of North Syria for the Seleucids see Jähne, Armin, Die “Syrische Frage”, Seleukeia in Pierien und die Ptolemäer, in: Klio 56, 1974, 501–519. 122 Pol. 5,58 for the strategic importance of Seleucia. Cf. also Hölbl, Günther, A History of the Ptolemaic Empire, London 2001, 51.
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at the Orontes and, like Idrimi before him, quickly succeeded in securing control over the estuary and the Amuq, and its centres Seleucia ad Pieria and Antioch. 123 For the Romans, the Orontes estuary continued to be of strategic importance due to the ancient route connecting it to the Euphrates river: the crossing at Zeugma / Apameia constituted the gateway to the Parthian and later to the Sasanian Empire. 124 As shown by the Parthian campaign of Trajan in 114 BC, Antioch was fit to serve as the Roman headquarters during military expeditions, and played, together with Seleucia ad Pieria, a major role in the deployment of troops and their supplies. 125 In conclusion, the Orontes estuary constituted an important military node connecting the Mediterranean and the Euphrates, and therefore Mesopotamia. Further, the success of the seaside attacks on the Orontes estuary by Idrimi in the 15th century BC and Ptolemy III in the 3rd century BC as well as more generally the Assyrian sources of the second half of the 8th century BC highlight the vulnerability of leaving the coast unguarded, and its protection must have constituted a major concern to whoever was in control of the region. 126 All this raises the question whether there were Assyrian security measures in place to protect seaside access to the Orontes estuary, to the Amuq plain and to the route to the Euphrates. That the Assyrian Empire would not provide any protection seems inherently unlikely, given the level of awareness shown by the already discussed sources. At least for the area of Tyre and Sidon, the aforementioned letter from the state correspondence of Tiglath-pileser III bringing the Ionian raiders to the king’s attention suggests the exist123 According to the Gorub Papyrus: Holleaux, Maurice, Les Guerres Syriennes. Le papyrus de Gourob, in: Études d’épigraphie et d’histoire grecques 3, 1942, 281–309, 281–309; for a recent English translation see Bagnall, S. Roger, Derow, Peter, The Hellenistic Period. Historical Sources in Translation, 2nd ed., Malden MA et al. 2004, 53–55 (Doc. 27). For the Third Syrian War see e.g. Heinen, Heinz, The Syrian-Egyptian Wars and the New Kingdoms of Asia Minor, in: Frank W. Walbank, Alan E. Astin, Martin W. Frederiksen, Robert M. Ogilvie (ed.), The Hellenistic World (Cambridge Ancient History 7.1), Cambridge 1984, 412–445, 420–421. 124 There is no concise history of the Parthian wars; for an overview see Longden, Robert P., The Wars of Trajan, in: Stanley A. Cook, Frank E. Adcock, Martin P. Charlesworth (ed.), The Imperial Peace, A.D. 70–192 (Cambridge Ancient History 11), Cambridge 1936, 223–252, 240–250 and for the Roman army in the east see e.g. Isaac, Benjamin, The Limits of Empire. The Roman Army in the East, Oxford 1990. For the wars between the Romans and Sasanians see Dignas, Beate, Winter, Engelbert, Rome and Persia in Late Antiquity, Cambridge 2007. 125 For Trajan’s Parthian campaign see e.g. Bivar, Adrian D. H., The Political History of Iran under the Arsacids, in: Ehsan Yarshater (ed.), The Cambridge History of Iran 3.1, Cambridge 1983, 21–99, 86–91; for logistics see Van Berchem, Denis, Le Port de Seleucie de Pierie et l’infrastructure logistique des guerres parthiques, in: Bonner Jahrbücher 185, 1985, 47–87; Pollard, Nigel, Soldiers, Cities, and Civilians in Roman Syria, Ann Arbor 2000, 185–187. For the epigraphic evidence of the classis Syriaca, a naval unit perhaps stationed at Seleucia ad Pieria, and for the presence of the Roman fleet in North Syria see Thomsen, Peter, Die römische Flotte in Palästina-Syrien, in: Bei träge zur Biblischen Landes- und Altertumskunde 68, 1949, 73–89, 255–271 (on logistics and troop movements). 126 Note that Libanius, writing in the 4th century AD, did not perceive a sea attack on Antioch as a likely danger: Lib. or. 11,41,158–162.
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ence of a rapid alert system guarding the coast that allowed the Empire to react quickly to seaborne threats. It is likely that the coastline of the Assyrian provinces on the Mediterranean was similarly protected, with the Assyrian fort at Tel Qudadi at the mouth of the Yarkon river (in modern Tel Aviv) providing an excavated example in Palestine. 127 As we have stressed before, 128 evidence for the existence of any military presence is missing at Al-Mina itself. 129 But protective measures established in the region of the province of Kullania could have ranged from maintaining a maritime base in the estuary (perhaps at Sabuniye 130) to the creation of a series of forts and watch posts guarding the route to the Euphrates. 131 As a final point in this section, we want to stress that it is entirely possible that an Assyrian naval detachment was stationed in the Orontes estuary, comparable to later fleets. Given the appearance of pirates in Assyrian sources since the reign of Tiglath-pileser III, there was a demonstrable need to develop a maritime defence strategy. The far reach of the Empire would have easily allowed the crown to remedy the lack of relevant know-how in the heartland by drawing on seafaring specialists from the Mediterranean ports in order to build up the necessary navy. Written sources demonstrate that the Empire was not only able and determined to set up such a fleet building programme, but that such a fleet was indeed created. However, the available evidence concerns not the Mediterranean but the Persian Gulf. Sennacherib’s Annals recount how in 693/4 BC, he had a fleet built on the Tigris in preparation of a surprise attack on the Iranian kingdom of Elam from the Persian Gulf, which was constructed by people from Ḫatti (in the Assyrian use of the toponym, the region west of the Middle Euphrates, including northern Syria) and manned by men from the cities of Sidon, Tyre and “Ionians”: I settled in Nineveh the people of the land Ḫatti plundered by my bow and they skilfully built magnificent ships, a product characteristic of their land. I gave or-
127 Fantalkin, Alexander, Tal, Oren, Re-discovering the Iron Age Fortress at Tell Qudadi in the Context of Neo-Assyrian Imperialistic Policies, in: Palestine Exploration Quarterly 141, 2009, 188– 206, 188, 200. 128 See p. 115–118. 129 The suggestion of Kearsley, Rosalinde A., Greeks Overseas in the Eighth Century BC. Euboeans, Al Mina and Assyrian Imperialism, in: Gocha R. Tsetskhladze (ed.), Ancient Greeks West and East, Leiden et al. 1999, 109–134, 119 that Al-Mina was a Greek mercenary base is unproven. 130 For the fortification wall discovered by Woolley at Sabuniye see above, p. 116. 131 See Wilkinson, Tony, Wilkinson, Eleanor, The Iron Age of the Middle Euphrates in Syria and Turkey, in: John MacGinnis, Dirk Wicke, Tina Greenfield (ed.), The Provincial Archaeology of the Assyrian Empire, Cambridge 2016, 213–228, 223–224 for the establishment of Assyrian forts along the inland route to the Euphrates crossing at Carchemish. For the construction of Assyrian forts in newly conquered territory see Parker, Bradley J., Aspects of the Construction and Maintenance of Forts on the Assyrian Frontier, in: Iraq 59, 1997, 77–87.
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ders to sailors of the cities Tyre (and) Sidon, (and) the land Io[n]ia, 132 whom I had captured. 133 If one accepts Andreas Fuchs’ restoration of a fragmentary passage in the Khorsabad Annals regarding Sargon II’s victory over the “Ionians” in a sea battle in 715 BC, the Assyrian forces were dispatched on ships from the land of Ḫatti. 134 As also Sennacherib’s Tigris fleet was built by men from Ḫatti, Fuchs’ reading is an eminently likely restoration. That the former kingdom of Pattin / Unqi was very much part of Ḫatti not only to the Assyrian mind but also in the local view is beyond doubt. 135 We can therefore emphasise the existence of North Syrian shipbuilding expertise and see local North Syrian ships as a credible alternative to the use of Phoenician vessels for Assyrian naval operations in the Mediterranean during Sargon’s reign. To conclude, while there are no explicit references in the preserved sources that demonstrates that a permanent fleet under Assyrian control was ever stationed in the Orontes estuary, circumstantial evidence can be harnessed to argue for its existence. Like the later Persians, the Assyrians may well have relied heavily on the well-equipped fleets of the independent Phoenician city-states for their supra-regional naval operations. However, we would argue that its known appreciation of the local North Syrian expertise makes it very likely that the Assyrian Empire was utilising it to raise ships and crews to protect its 132 Although a reading KUR.ia-[ad]-na-a-a is in theory possible instead of KUR.ia-[am]-na-a-a this is extremely unlikely, given that Iadnana is never attested with the nisbe -āyu. Despite the fragmentary state of preservation of the word in both known versions of this passage, we can therefore assume with certainty that it is “Ionians”, rather than men from Cyprus, who crewed Sennacherib’s Tigris fleet. 133 Grayson, A. Kirk, Novotny, Jamie, The Royal Inscriptions of Sennacherib, King of Assyria (704– 681 BC), Part 2 (Royal Inscriptions of the Neo-Assyrian Period 3.2), Winona Lake IN 2014: no. 46: 57–60: LÚ.ERIM.MEŠ⸣ KUR.[ḫa]-at-ti ḫu-bu-ut (58) [GIŠ.PAN.MEŠ]-ia i-na NINA.KI ú-še-šib-ma GIŠ.MÁ.MEŠ ṣi-ra-a-ti (59) e-piš-ti KUR-šu-un ib-nu-ú nak-liš LÚ.MÁ.LAḪ₅.MEŠ URU.ṣur-ra-a-a (60) URU.ṣi-du-un-na-a-a KUR.ia-[am]-na-a-a ki-šit-ti ŠU.II-ia ú-šá-ḫi-su-nu-ti. A parallel passage, which is very badly broken, is found in Grayson, A. Kirk, Novotny, Jamie, The Royal Inscriptions of Sennacherib, King of Assyria (704–681 BC), Part 1 (Royal Inscriptions of the Neo-Assyrian Period 3.1), Winona Lake IN 2012: no. 20 i’ 3–8, with [KUR.ia-am]-na-a-a in l. 7. Cf. Frahm, Eckart, Einleitung in die Sanherib-Inschriften, Wien 1997, 116–118; Rollinger, Robert, The Ancient Greeks and the Impact of the Ancient Near East. Textual Evidence and Historical Perspective, in: Robert M. Whiting (ed.), Mythology and Mythologies. Methodological Approaches to Intercultural Influences, Helsinki 2001, 233–264, 242 n. 61; Lanfranchi, Giovanni B., The Ideological and Political Impact of the Assyrian Imperial Expansion on the Greek World in the 8th and 7th Centuries BC, in: Sanno Aro, Robert M. Whiting (ed.), The Heirs of Assyria, Helsinki 2000, 7–34, 28. 134 Fuchs, Die Inschriften Sargons II, 109, 320: Khorsabad Annals 119; cf. Rollinger, The Ancient Greeks and the Impact of the Ancient Near East, 240; Rollinger, Überlegungen zur Frage der Lokalisation von Jawan, 68; Luraghi, Nino, Traders, Pirates, Warriors. The Proto-History of Greek Mercenary Soldiers in the Eastern Mediterranean, in: Phoenix 60, 2006, 21–47, 31–32 with n. 46. 135 Cf. above, especially regarding the use of Hieroglyphic Luwian script and the rulers’ choice of Hittite imperial names.
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interests on the Mediterranean and to guard the coastal towns of the Assyrian provinces against sudden seaborne attacks. Such a policy would ensure a shorter response time and moreover significantly reduce the Empire’s dependency on the Phoenician city-states, on whose loyalty the Assyrians could not always reliably count. If this argument is accepted, the Orontes estuary certainly qualifies as a location that would have deserved the prime focus for Assyrian investment in a fleet that we would chiefly imagine as a defensive tool. Greeks and Greek Pottery in the East From the reign of Tiglath-pileser III onwards, Assyrian texts mention people called KUR.ia-man-a-a (and variants), and these sources 136 add an interesting twist to the issue of the Greek presence in the Levant. The connection of the Yamanayu with Old Persian Yauna and with Biblical Yawan and therefore the identification with the Greek term “Ionian” is generally accepted. 137 Examination of these sources goes back to the first pioneers of Assyriology in the 19th century, including Edward Hincks, 138 and they have since been reviewed on many occasions. 139 However, due to the complex construction of ethnic identity, the specific identification of the Yamanayu and the location of the land of Yaman (mentioned only once in an inscription of Esarhaddon of Assyria, r. 680–669 BC) remain an open question. 140 Although concrete suggestions have been offered on occa136 For full references see Bagg, Orts- und Gewässernamen, s.v. Jaman, 123–124. 137 Cf. Brinkman, John A., The Akkadian Word for “Ionia” and “Ionian”, in: Robert F. Sutton (ed.), Daidalikon. Studies in Memory of Raymond V. Schoder, S.J., Wauconda IL 1989, 53–71; Rollinger, Robert, Zur Bezeichnung von “Griechen” in Keilschrifttexten, in: Revue d’Assyriologie et d’archéologie orientale 91, 1997, 167–172; Parker, Bradley J., The Earliest Known References to the Ionians in the Cuneiform Sources, in: Ancient History Bulletin 14, 2000, 69–77; Rollinger, Ro bert, Der Blick aus dem Osten. ‘Griechen’ in vorderasiatischen Quellen des 8. und 7. Jahrhunderts v. Chr. Eine Zusammenschau, in: Hartmut Matthäus, Norbert Oettinger, Stephan Schröder (ed.), Der Orient und die Anfänge Europas. Kulturelle Beziehungen von der Späten Bronzezeit bis zur Frühen Eisenzeit, Wiesbaden 2011, 267–282, 267–268. 138 Cathcart, Kevin J., The Correspondence of Edward Hincks, vol. 2, 1850–1856, Dublin 2008, 126– 128, 136–137. 139 Helm, Peyton R., “Greeks” in the Neo-Assyrian Levant and “Assyria” in Early Greek Writers (PhD thesis University of Pennsylvania), Ann Arbor MI 1980; Braun, Thomas F.R.G., The Greeks in the East, in: John Boardman, Nicholas G. L. Hammond (ed.), The Expansion of the Greek World. Eighth to Sixth Centuries BC (Cambridge Ancient History 3.3), Cambridge 1982, 1–31; Brown, Richard B., Greeks in Assyria. Some Overlooked Evidence, in: The Classical World 77, 1984, 300– 303; Lanfranchi, The Ideological and Political Impact of the Assyrian Imperial Expansion, 13 with no. 20, Kuhrt, Amélie, Greek Contact with the Levant and Mesopotamia in the First Half of the First Millennium BC. A View from the East, in: Gocha R. Tsetskhladze, Anthony M. Snodgrass (ed.), Greek Settlements in the Eastern Mediterranean and the Black Sea, Oxford 2002, 17–25, 20; Luraghi, Traders, Pirates, Warriors; Rollinger, The Ancient Greeks and the Impact of the Ancient Near East; Rollinger, Überlegungen zur Frage der Lokalisation von Jawan; Dezsö, Vér, Assyrians and Greeks. 140 See p. 155.
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sion 141 most commentators argue against a precise topographical or ethnic definition and connect the term to a broad region in the Aegean, including the west and south coast of Asia Minor. What is clear from the Assyrian sources is that these “Ionians” were in direct contact with Cilicia and the Levant, including the Canaan littoral. While the 8th century Assyrian sources emphasise their piratical activity, the Biblical Book of Ezekiel portrays them as traders. 142 Related to the attestation of “Ionians” on the western fringes of the Assyrian Empire is the question as to when Greek mercenaries first were employed in the eastern armies. 143 For a long time, scholars agreed that while the kings of Babylon and Saite Egypt certainly employed them in the second half of the 7th century BC, 144 earlier evidence for the phenomenon seemed to be missing. This changed when a new edition of a letter from the correspondence of Esarhaddon became available, mentioning a man called PNad-di-ik-ritú-šú among prisoners of war from the conflicts with Elam, Assyria’s rival in southwestern Iran; 145 this provides evidence for a man with the Greek name Antikritos (whose phonology points to a Pamphylian or Cypriot origin) operating as a soldier on the eastern border of the Assyrian Empire. 146 Recent scholarship is therefore open to the possibility that
141 Yaman equated with Cilicia and Cyprus: Helm, “Greeks” in the Neo-Assyrian Levant, 162–165; further Hall, Jonathan M., Hellenicity. Between Ethnicity and Culture, Chicago 2002, 70 with no. 72. Yaman equated with the Aegean and the western and southern coast of Anatolia: e.g. Kuhrt, Greek Contact with the Levant and Mesopotamia, 20; Rollinger, Robert, Zur Herkunft und Hintergrund der in altorientalischen Texten genannten ‘Griechen’, in: Robert Rollinger, Andreas Luther, Josef Wiesehöfer (ed.), Getrennte Wege? Kommunikation, Raum und Wahrnehmung in der Alten Welt, Frankfurt am Main 2007, 259–330, 260. The various individuals called Yamani “The Ionian” amply testify that different Anatolian ethnic groups might have been subsumed under the term “Ionian”: see e.g. Braun, The Greeks in the East, 22–23; Kuhrt, Greek Contact with the Levant and Mesopotamia, 20–23; Rollinger, Zur Herkunft und Hintergrund, 266–267, 293–297. 142 Ezek 27,13. See Liverani, Mario, The Trade Network of Tyre According to Ezek 27, in: Mordechai Cogan, Israel Eph’al (ed.), Ah, Assyria… Studies in Assyrian History and Ancient Near Eastern Historiography Presented to Hayim Tadmor, Jerusalem 1991, 65–79; Diakonoff, Igor M., The Naval Power and Trade of Tyre, in: Israel Exploration Journal 42, 1992, 168–193; Katz, The Ship from Uluburun. 143 See discussion in Haider, Peter W., Griechen im Vorderen Orient und in Ägypten, in: Christoph Ulf (ed.), Wege zur Genese Griechischer Identität, Berlin 1996, 59–115; Niemeier, Wolf-Dietrich, Archaic Greeks in the Orient. Textual and Archaeological Evidence, in: Bulletin of the American Schools of Oriental Research 322, 2001, 11–32, 16–24; Luraghi, Traders, Pirates, Warriors; Dezsö, Vér, Assyrians and Greeks, 341–347. 144 Written sources: Hdt. 2,152–154; Diod. 1,66,12–67.2; Str. 13,3,2; Alcaeus Fr. 48; 350. Fantalkin, Alexander, Lytle, Ephraim, Alcaeus and Antimenidas. Reassessing the Evidence for Greek Mercenaries in the Neo-Babylonian Army, in: Klio 98, 2016, 90–117 with a critical reassessment of the literary evidence. For the archaeological evidence see e.g. discussion in Niemeier, Archaic Greeks in the Orient, 16–24. 145 Luukko, Van Buylaere, The Political Correspondence of Esarhaddon, 2002, no. 136 r. 2. 146 See Rollinger, The Ancient Greeks and the Impact of the Ancient Near East, 252; Rollinger, Ro bert, Korenjak, Martin, Addikritusu. Ein namentlich genannter Grieche aus der Zeit Asarhaddons (680–669 v. Chr.), in: Altorientalische Forschungen 28, 2001, 325–337.
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already the Assyrian Empire employed Greek and Carian mercenaries, perhaps as early as the late 8th century BC. 147 The cultural impact of the Near East on the Greek world is today widely accepted, and intricate and at times controversial debates have transformed our understanding of the relationship between these regions remarkably over the past 60 years. The previously dominant classicist assumption of a superior Greek culture and its leading role in the eastwest trade during the 8th and the early 7th century BC has given way to a more nuanced view that acknowledges and incorporates the contributions of non-Greeks. 148 However, many problems remain unsolved. 149 One key question concerns the nature of the contacts between the Greeks and the Near Eastern polities after the collapse of the Bronze Age palaces. Some have credited Al-Mina with a central role within these processes, while others consider it just another port on the North Syrian coast. 150 In the context of the present contribution, we will briefly highlight some of the most significant issues to have shaped research on Al-Mina and, more generally, the distribution of Greek pottery in the Near East over the last 50 years. 151 After Woolley’s excavation reports, which were published in 1937 and 1938, Boardman’s 1964 book “The Greeks Overseas” had a long-lasting impact on the interpretation of Al-Mina and the presence of Greeks in the Levant. His view, that Al-Mina was a port that became important only after Euboeans established themselves there, was based mainly on the Greek pottery and has been challenged since then. 152 Various interpretations of the site have been suggested: a Canaanite / Phoenician settlement, a Greek colony
147 Luraghi, Traders, Pirates, Warriors, 36–41. A similar view is supported by e.g. Haider, Griechen im Vorderen Orient und in Ägypten, 92–93. The suggestion by Kearsley, Greeks Overseas in the Eighth Century BC, 119 that Al-Mina was founded as a Greek mercenary encampment finds no support in the archaeological record. 148 For representatives of the many contributions and different views concerning this subject see e.g. Boardman, The Greeks Overseas, London 1964, 8; Buchner, Giorgio, Pithekoussai. Oldest Greek Colony in the West, in: Expedition 8, 1966, 4–12, 12; Morris, Sarah P., Daidalos and the Origins of Greek Art, Princeton 1992; West, Martin L., The East Face of Helicon, Oxford 1997. 149 See e.g. Niemeyer, Hans G., Phoenicians or Greeks. Is There a Reasonable Way Out of the Al Mina Debate?, in: Ancient West & East 3.1, 2004, 38–50; Boardman, John, Al Mina. Notes and Queries, in: Ancient West & East 4.2, 2005, 278–291. 150 A useful overview of the debate is provided by Descoeudres, Jean P., Al Mina across the Great Divide, in: Mediterranean Archaeology 15, 2002, 49–72; for a list of relevant publications until 2005 see Lehmann, Gunnar, Al Mina and the East. A Report on Research in Progress, in: Alexandra Villing (ed.), The Greeks in the East, London 2005, 61–92 no. 11. 151 For an alternative summary of the research history concerning Al-Mina see e.g. Descoeudres, Al Mina across the Great Divide; Hodos, Tamar, Local Responses to Colonization in the Iron Age Mediterranean, London, New York 2006, 37–40. 152 Other settlements have been credited with Greek presence on account of the Greek pottery found there, among them: Tell Sukas, Tabbat al-Hammam and Tell Abu Hawam, while sites such as Ras al-Bassit, Ras Ibn Hani, Tell Kabri and Mezad Hashavyahu were later included within the circle of sites containing a limited group of Greeks: see e.g. Riis, Sukas I. The North-East Sanctuary, 163; Niemeier, Archaic Greeks in the Orient, 12–13.
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(apoikia), a neutral trading station (port of trade), a local harbour (emporium 153) with a small Greek community (enoikismos), a local harbour with no Greeks at all, or a Greek camp of mercenaries that was later turned into a port of trade. 154 Most recently, the theory that Al-Mina was a port of trade under the control of local authorities has gained popularity, 155 in particular since, with the notable exception of the Greek pottery, all aspects of its material culture (small finds, architecture, the few inscrip-
153 For the use of the term emporium in Greek sources see discussion in Hansen, Mogen H., Emporion. A Study of the Use and Meaning of the Term in the Archaic and Classical Periods, in: Gocha R. Tsetskhladze (ed.), Greek Colonisation. An Account of Greek Colonies and Other Settlements Overseas, vol. 1, Leiden, Boston 2006, 1–39; also Velissaropoulos, Le monde de l’emporion. 154 Apoikia: Woolley, Excavations at Al Mina, 15, 24; Dunbabin, Thomas J., The Greeks and their Eastern Neighbours. Studies in the Relations between Greece and Countries of the Near East in the Eighth and Seventh Centuries BC, London 1957, 25. Emporium with Greek presence: e.g. Boardman, The Greeks Overseas, 43; Ridgway, David, The First Western Greeks, Cambridge 1992, 24–25. Greek emporium: Riis, Sukas I. The North-East Sanctuary, 163; Coldstream, Greek Geometric Greece, London 2003, 398. Phoenician settlement: Prausnitz, Moshe (Max) W., Culican, William, Diskussion, in: Hans G. Niemeyer (ed.), Phönizier im Westen, Mainz am Rhein 1982, 78–82, 79. Port of trade: Polanyi, Karl, Ports of Trade in Early Societies, in: The Journal of Economic History 23, 1963, 30–45, 33; Luke, Joanna, Ports of Trade, Al Mina, and Geometric Greek Pottery in the Levant, Oxford 2003, 21. Local trading port without Greeks: e.g. Saltz, Diane L., Greek Geometric Pottery in the East. The Chronological Implications (unpubl. Diss. Harvard University), Cambridge MA 1978, 18; Graham, John, The Historical Interpretation of Al Mina, in: Dialogues d’histoire ancienne 12, 1986, 51–65; Perreault, Jean Y., Les emporia grecs du Levant. Mythe ou réalité?, in: Alain Bresson, Pierre Rouillard (ed.), L’Emporion, Paris 1993, 59–83. Greek mercenary camp: Kearsley, Greeks Overseas in the Eighth Century BC, 116–131. Further referen ces in Descoeudres, Al Mina across the Great Divide, 51–53. 155 Already stated by Saltz, Greek Geometric Pottery, 42, this seems to be the communis opinio now adays: e.g. Luke, Ports of Trade, 21; Niemeier, Archaic Greeks in the Orient, 14; Lehmann, Al Mina and the East, 84–86; Hodos, Local Responses to Colonization, 40; Boardman, John, Greeks in the East Mediterranean (South Anatolia, Syria, Egypt), in: Gocha R. Tsetskhladze (ed.), Greek Colonisation. An Account of Greek Colonies and Other Settlements Overseas, vol. 1, Leiden, Boston 2006, 507–534, 507, 518. Luke assigns Al-Mina to her Type A ports of trade, an administered port of trade, where the flow of goods to the hinterland, the prices etc. are regulated by the local authorities. Noteworthy in this respect, we do not possess any concrete evidence that would allow us to define the organization, administration and control of Al-Mina more precisely. For the various types of port of trade see Luke, Ports of Trade, 5–10. Concerning the port of trade-model and its characteristics see Polanyi, Ports of Trade, 30–31; Möller, Astrid, Naukratis. Trade in Archaic Greece, Oxford, New York 2000, 20–23.
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tions 156) firmly establish Al-Mina as a site inhabited by local ethnic groups. 157 A number of publications since 1997 have questioned the old equation “pots equal people” when identifying ethnic groups in the archaeological record of Al-Mina, 158 and as a result, Greek fine painted pottery is considered nowadays a bad indicator for a Greek presence. 159 The changing views about the significance of Greek pottery imports in the east have affected also the interpretation of other sites, for which a Greek foundation or Greek presence has been supposed. 160 At Al-Mina, the quantity of recovered pottery is a key point of debate. John Boardman in particular claimed that the amount was unprecedented in the east and represented primarily the chattels of resident Greeks, while others argue that this picture is the result
156 Considering that the majority of the inscriptions are written in Phoenician and Aramaic alphabets and derive from Levels 4 and above, thus dating to the 5th century BC at the earliest, non-Greek inscriptions are hardly a good argument for the origin of the residents living at the port in Levels 10 to 5. The earliest Greek inscription, a graffito on an Attic sherd comes from Level 6–7, dated to ca. 675/70–620/10 BC (chronology based on Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina, Pl. 167). For the Phoenician and Aramaic inscriptions see Bron, François, Lemaire, André, Inscriptions d’Al Mina, in: Consiglio Nazionale delle Ricerche (ed.), Atti del I Congresso internazionale di studi fenici e punici, Roma, 5–10 novembre 1979, Rome 1983, 677–686; Greek graffito from Level 6–7: Boardman, John, An Inscribed Sherd from Al Mina, in: Oxford Journal of Archaeology 1, 1982, 365–367. 157 Already Helm, “Greeks” in the Neo-Assyrian Levant, 86–89 highlighted this fact; cf. Graham, The Historical Interpretation of Al Mina, 54–55. The validity of the arguments is questionable to some degree. See e.g. the case of the Anatolian Bronze Age site of Kaneš / Kültepe, where, apart from Assyrian cuneiform texts, almost nothing of the local material culture would indicate the presence of Assyrian traders. 158 Hall, Jonathan M., Ethnic Identity in Greek Antiquity, Cambridge 1997; Hall, Jonathan M., Hellenicity; Jones, Sian, The Archaeology of Ethnicity. Constructing Identities in the Past and Present, London, New York 1997; also Papadopoulos, John, Phantom Euboians, in: Journal of Mediterranean Archaeology 10, 1997, 191–219. Already Robertson, Martin, The Excavations at Al Mina, Sueidia, IV. The Early Greek Vases, in: Journal of Hellenic Studies 60, 1940, 2–21, 20 had warned against drawing too wide-ranging conclusions from the record of Greek pottery from Al-Mina. 159 Greek decorated pottery as poor indicator for Greek presence: Papadopoulos, Phantom Euboians, 195–197, 205; Waldbaum, Jane C., Greeks in the East or Greeks and the East? Problems and Recognition of Presence, in: Bulletin of the American Schools of Oriental Research 305, 1997, 1–17, 5–6; Hodos, Local Responses to Colonization, 61–62. For Greek pottery as a commodity see already Graham, The Historical Interpretation of Al Mina, 56. Cooking pots on the other hand are considered a good indicator, see Niemeier, Archaic Greeks in the Orient, 16; but note the evidence from Ashkelon (Waldbaum, Greek Pottery) where at least by the late 7th century BC cooking pots were traded as commodities. 160 Compare e.g. the contrasting views in Riis, Sukas I. The North-East Sanctuary, and Perreault, Les emporia grecs du Levant.
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of a distorted selection process during the exploration of the site, which favoured Greek pottery over local plain ware. 161 So far no conclusion has been reached in this argument. 162 Equally hotly debated are the date of Al-Mina’s foundation and the chronology of its archaeological levels, for which various positions have been put forward. 163 In this context, we must briefly address the issue of the absolute chronology of Geometric and Archaic Greek pottery. The former is still based on the standard work published by Nicolas Coldstream in 1968. 164 His absolute chronology rests mainly on four Near Eastern destruction contexts containing Greek imports, which he connected with recorded historical events. 165 Al-Mina, although lacking a clearly defined context connected to such an event, has been used to help define the boundary between Late Geometric (LG) and Early Pro-
161 Arguing for a unique situation at Al-Mina see generally Boardman, John, Al Mina and History, in: Oxford Journal of Archaeology 9, 1990, 169–190; Boardman, John, The Excavated History of Al Mina, in: Gocha R. Tsetskhladze (ed.), Ancient Greeks West and East, Leiden et al. 1999, 135–161, 143 Tab. 1, 150–153; Boardman, Al Mina. Notes and Queries, 279, 287–288. Predominant Greek imports vs. local shapes in early levels (level 10 to 8), Boardman, The Excavated History of Al Mina, 153; Kearsley, Rosalinde A., The Greek Geometric Wares from Al Mina Levels 10–8 and Associated Pottery, in: Mediterranean Archaeology 8, 1995, 7–81, 76. Contra this view e.g. Saltz, Greek Geometric Pottery in the East, 19; Papadopoulos, Phantom Euboians, 196; Waldbaum, Greeks in the East, 5–6; Descoeudres, Al Mina across the Great Divide, 54–55. The preserved documents from Woolley do not provide any clue whether pottery has been discarded. Further, no consideration has been given how the theory of a seasonally occupied port theoretically could have affect the preserved pottery assemblage. The argument for a selection rests on the pottery assemblages from other sites where Greek imports never exceed 10 to 20 % as e.g. at Tarsus: Goldman, Hetty, Excavations at Gözlü Kule. The Iron Age, Tarsus 3, Princeton 1963, 33 Tab. II. At Tyre the imports amount to 4 % of the total retrieved assemblage: Bikai, Patricia, The Pottery of Tyre, Warminster 1978, 53. However, Tarsus is an inland town, and Tyre a large city, hardly comparable to a port of trade. For other sites such as Ras al-Bassit, Ras Ibn Hani or Tell Sukas, which offer better compari sons, no statistics have been reported. For the problems concerning ceramic densities and their interpretation see also Hodos, Relative Ceramic Densities in the North-Eastern Mediterranean Iron Age, in: Olba 16, 2008, 57–72. 162 Niemeyer, Hans G., There is No Way Out of the Al Mina Debate, in: Ancient West & East 4.2, 2005, 292–295. 163 E.g. Woolley, Excavations at Al Mina, 16–18; Robertson, The Excavations at Al Mina, 21; Du Plat Taylor, Joan, The Cypriot and Syrian Pottery from Al Mina, in: Iraq 21, 1959, 62–92, 91–92; Gjerstad, Einar, The Stratification at Al Mina (Syria) and its Chronological Significance, in: Acta Arch aeologica 45, 1974, 107–123, 121–122; Coldstream, Nicolas, Greek Geometric Pottery, 2nd rev. ed., Exeter 2008, 312–316; Descoeudres, Jean P., Euboeans in Australia. Some Observations on the Imitations of Corinthian Kotylai Made in Eretria and Found in Al Mina, in: Eretria 6, 1978, 7–19, 15–17; Kearsley, The Greek Geometric Wares from Al Mina, 67–68; Boardman, John, Al Mina. The Study of a Site, in: Ancient West & East 1.2, 2002, 315–331, 315; Lehmann, Al Mina and the East, 82; Lehmann, Gunnar, North Syria and Cilicia, c. 1200–330 BCE, in: Claudia Sagona (ed.), Beyond the Homeland. Markers in Phoenician Chronology, Leuven, Paris et al. 2008, 205–246, 246 Tab. 2; Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina, 70 Fig. 3 (Part A), Pl. 167 (Part C). 164 Coldstream, Greek Geometric Pottery (revised second edition). 165 Coldstream, Greek Geometric Pottery, 302–316.
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to-Corinthian (EPC) at around 720 BC. 166 Since Coldstream’s work, the reliability of the few key archaeological assemblages, or their link to a specific known historical incident, has been called into question while new Middle Geometric (MG) contexts at sites such as Tel Rehov have emerged, which seem to confirm Coldstream’s framework. 167 Additionally, since 1995 there is a controversial discussion over the existing Syro-Palestine (high or conventional) chronology, with severe repercussions for the Greek chronology. 168 As a result, a series of 14C studies was set up to clarify the matter. 169 Although the issue has not been settled completely yet, the gap between the conventional (high) and the low chro166 Coldstream, Greek Geometric Pottery, 312–316. Coldstream’s placement of the boundary between LG and EPC at around 720 BC is based on Du Plat Taylor’s dating of the end of Al-Mina level VIII (Coldstream, Greek Geometric Pottery, 313. 316). 167 Saltz, Greek Geometric Pottery in the East; Francis, Eric D., Vickers, Michael, Greek Geometric Pottery at Hama and its Implications for Near Eastern Chronology, in: Levant 17, 1985, 131–138. For a critical answer to Francis and Vickers see Cook, Robert M., The Francis-Vickers Chronology, in: Journal of Hellenic Studies 109, 1989, 164–170, 164–165; Forsberg, Stig, Near Eastern Destruction Datings as Sources for Greek and Near Eastern Iron Age Chronology. Archaeological and Historical Studies. The Cases of Samaria (722 BC) and Tarsus (696 BC), Uppsala 1995, 49–50. It is widely accepted nowadays among archaeologist that the MG sherds from the sites of Samaria, Megiddo and Tell Abu Hawam all derive from unreliable contexts: see discussion in Fantalkin, Alexa nder, Low Chronology and Greek Protogeometric and Geometric Pottery in the Southern Levant, in: Levant 33, 2001, 117–125. Tel Rehov: Coldstream, Nicolas, Some Aegean Reactions to the Chronological Debate in the Southern Levant, in: Tel Aviv 30, 2003, 247–258; Bruins, Hendrik J., Van Der Plicht, Johannes, Mazar, Amihai, Bronk Ramsey, Christopher, Manning, Sturt W., The Groningen Radiocarbon Series from Tel Rehov. OxCal Bayesian Computations for the Iron IB- IIA Boundary and Iron IIA Destruction Events, in: Thomas E. Levy, Thomas Higham (ed.), The Bible and Radiocarbon Dating. Archaeology, Text and Science, London, Oakville 2005, 271–293; Coldstream, Nicolas, Mazar, Amihai, Greek Pottery from Tel Reḥov and Iron Age Chronology, in: Israel Exploration Journal 53, 2003, 29–48; Mazar, Amihai, Bruins, Hendrik J., Panitz-Cohen, Nava, Van Der Plicht, Johannes, Ladder of Time at Tel Rehov. Stratigraphy, Archaeological Context, Pottery and Radiocarbon Dates, in: Levy, Higham (ed.), The Bible and Radiocarbon Dating, 237–242. Concerning the problems with the chronology at Tarsus see Boardman, John, Tarsus, Al Mina and Greek Chronology, in: Journal of Hellenic Studies 85, 1965, 5–15, 5–12. 168 The bibliography concerning this topic is vast; see e.g. Finkelstein, Israel, The Date of the Settle ments of the Philistines in Canaan, in: Tel Aviv 22, 1995, 213–239; Finkelstein, Israel, The Archaeology of the United Monarchy. An Alternative View, in: Levant 28, 1996, 177–187. For a proponent of the high chronology see e.g. Mazar, Amihai, Iron Age Chronology. A Reply to I. Finkelstein, in: Levant 29, 1997, 157–167; Mazar, Amihai, The Debate over the Chronology of the Iron Age in the Southern Levant. Its History, the Current Situation, and a Suggested Resolution, in: Levy, Higham (ed.), The Bible and Radiocarbon Dating, 16–30 (with an updated point of view: Modified Conventional Chronology). 169 For an overview of the 14C dates from sites in Palestine see e.g. Finkelstein, Israel, Piasetzky, Eli, Radiocarbon Dating the Iron Age in the Levant. A Bayesian Model for Six Ceramic Phases and Six Transitions, in: Antiquity 84, 2010, 374–385; Gilboa, Ayelet, Sharon, Ilan, Early Iron Age Radiometric Dates from Tel Dor. Preliminary Implications for Phoenicia and Beyond, in: Radiocarbon 43, 2001, 1343–1351; Sharon, Ilan, Gilboa, Ayelet, Jull, Timothy A. J., Boaretto, Elisabetta, Report on the First Stage of the Iron Age Dating Project in Israel. Supporting a Low Chronology, in:
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nology has been narrowed down. 170 Importantly, Coldstream’s chronological system is in alignment with the low chronology, which is now backed up by substantial 14C data from Palestine but still conflicts with 14C data from the central and western Mediterranean. 171 The absolute chronological framework of Greek pottery dated to the 7th century BC is unreliable, apart from the last quarter of the century when our data is more secure. 172 For the first approximately 75 years, we still rely on cross-dating of pottery assemblages through Corinthian pottery, which itself is mainly based on the foundation dates of Greek colonies on Sicily where Corinthian pottery appears frequently. 173 This is also true for the chronological development of East Greek pottery, a class of imports that appears at Al-Mina in vast quantities from Level 7 onwards. As new excavation data has become available, this has led to new relative and absolute dates for some leading types. 174
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Radiocarbon 49, 2007, 1–46; Mazar, Amihai, A Response to Finkelstein and Piasetzky’s Criticism and ‘New Perspective’, in: Radiocarbon 52, 2010, 1681–1688. Boaretto, Elisabetta, Jull, Timothy A. J., Gilboa, Ayelet, Sharon, Ilan, Dating the Iron Age I/II Transition in Israel. First Intercomparison Results, in: Radiocarbon 47, 2005, 39–55; Mazar, Amihai, Ramsey Bronk, Christopher, 14C Dates and the Iron Age Chronology of Israel. A Response, in: Radiocarbon 50, 2008, 159–180; Finkelstein, Israel, Piasetzky, Eli, The Iron I/IIA Transition in the Levant. A Reply to Mazar and Bronk Ramsey and a New Perspective, in: Radiocarbon 52, 2010, 1667–1680; Summary of the debate: Finkelstein, Israel, Piasetzky, Eli, The Iron Age Chronology Debate. Is the Gap Narrowing?, in: Near Eastern Archaeology 74, 2011, 50–54. Coldstream, Some Aegean Reactions to the Chronological Debate, 255–256. For results deriving from other parts in the Mediterranean, including central Europe, which favour a high chronology, and concerning methodological issues when interpreting 14C data sets see e.g. Nijboer, Albert J., The Iron Age in the Mediterranean. A Chronological Mess or “Trade Before the Flag”, Part II, in: Ancient West & East 4.2, 2005, 255–277; Nijboer, Albert J., Is the tangling of Events in the Mediterranean around 770–760 BC in the Conventional Absolute Chronology (CAC) a Reality or a Construct?, in: Lieve Donnellan, Valentino Nizzo, Gert-J. Burgers (ed.), Contexts of Early Colonization, Rome 2016, 35–47; Nijboer, Albert J., Van Der Plicht, Johannes, The Iron Age in the Mediterranean. Recent Radiocarbon Research at the University of Groningen, in: Dirk Brandherm, Martin Trachsel (ed.), A New Dawn for the Dark Age? Shifting Paradigms in Mediterranean Iron Age Chronology, Oxford 2008, 103–118; Van Der Plicht, Johannes, Bruins, Hendrik J., Nijboer, Albert J., The Iron Age around the Mediterranean. A High Chronology Perspective from the Groningen Radiocarbon Database, in: Radiocarbon 51, 2009, 213–242. See e.g. Waldbaum, Jane C., Magness, Jodi, The Chronology of Early Greek Pottery. New Evidence from Seventh-Century BC Destruction Levels in Israel, in: American Journal of Archaeology 101, 1997, 23–40. For the dated contexts of the Athena Assesia sanctuary located in the territory of Miletus at Assesos see Kalaitzoglou, Georg, Assesos. Ein geschlossener Befund südionischer Keramik aus dem Heiligtum der Athena Assesia, Milesische Forschungen Band 6, Mainz am Rhein 2008. For older research on absolute dating of East Greek pottery see e.g. Cook, Robert M., A Note on the Absolute Chronology of Eighth and Seventh Centuries BC, in: Annual of the British School at Athens 64, 1969, 13–15; Cook, Robert M., Dupont, Pierre, East Greek Pottery, London 1998, 8–10. The problems concerning the interpretation of the foundation dates warrants a separate study. For now, see Nijboer, The Iron Age in the Mediterranean. Kerschner, Michael, Schlotzhauer, Udo, A New Classification System for East Greek Pottery, in: Ancient West & East 4.1, 2005, 1–56. The evidence for the absolute dates, however, has not been provided in this study. New data comes in particular from the latest research on the archaic settle
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In conclusion, although the conventional chronological framework for Geometric Greek pottery has been shaken, it has not been shattered by recent research and remains largely intact. The chronology of early Archaic Greek pottery of the 7th century BC, on the other hand, has found confirmation by new data, although the reliability of the Thucididean foundation dates still has not yet been confirmed by independent evidence. Assessing the Evidence from Al-Mina Woolley’s excavation methods, his record keeping and documentation of the finds are one of the biggest obstacles concerning the reconstruction of Al-Mina’s material culture and its historical development. 175 Given the limited available documentation, it is almost impossible to comprehend the excavation process in detail. In addition to Woolley’s two published reports from 1937 and 1938, we have a few pages of field notes and four objects lists. 176 The field notes record some observations that are not known from the published reports, but they are only available for the year 1936. 177 The selective and incomplete publication status of the finds is another problem, although recent publications and research projects have done much to remedy this. 178 Partly responsible for this situation is the fact that the recovered artefacts are dispersed around
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ment of Kalabaktepe at Miletos, which offered a stratigraphy from the end of the 8th until the 5th century BC. Also in this case the absolute chronology depends on imports from Corinth (7th century BC) and from Attica (6th century BC). See Käufler, Steffen, Die archaischen Kannen von Milet (PhD thesis Ruhr-Universität Bochum 2004); http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de/ netahtml1/HSS/Diss/KaeuflerSteffen/diss.pdf (last accessed 18/10/2018), 17–18; Schlotzhauer, Udo, Die südionischen Knickrandschalen. Eine chronologische Untersuchung zu den sog. Ioni schen Schalen in Milet (PhD thesis Ruhr-Universität Bochum), 2001; http://www-brs.ub.ruhruni-bochum.de/netahtml/HSS/Diss/SchlotzhauerUdo/diss.pdf (last accessed: 18/10/2018). For an overview of publications see e.g. the list in Lehmann, Al Mina and the East, no. 11. A shortcoming that concerns also other tells in the Amuq excavated by the OI of Chicago. The field notes and the object lists are in the UCL library special collection. Three of the object lists document the distribution of finds between the British Museum and the French mandatory administration. The fourth list contains sketches and descriptions of 223 pottery fragments compiled in 1937. See e.g. the discussion in Boardman, The Excavated History of Al Mina. Through the help of the distribution list, Kearsley, The Greek Geometric Wares from Al Mina, was able to identify Greek sherds originally assigned to Level 10 but marked as deriving from Level 9. Lehmann, Al Mina and the East; Pamir, Al Mina and Sabuniye in the Orontes Delta; Vacek, Alexander, Euboean Imports at Al Mina in the Light of Recent Studies on the Pottery Finds from Woolley’s Excavation, in: Michael Kerschner, Irene S. Lemos (ed.), Archaeometric Analyses of Euboean and Euboean Related Pottery. New Results and their Interpretations, Wien 2014, 141–156; Hölbl, Günther, A History of the Ptolemaic Empire, London 2001. A project to publish a full record of the Greek imports from the main collections and museums in the United Kingdom is currently underway. For preliminary results see Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina; Vacek, Euboean Imports at Al Mina; Vacek, Al Mina and Changing Patterns of Trade. The Evidence from the Eastern Mediterranean, in: Xenia Charalambidou, Catherine Morgan (ed.), Interpreting the Seventh Century BC. Tradition and Innovation, Oxford 2017, 47–59.
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the globe and sometimes stored in museums that are currently inaccessible. 179 Despite the vast literature on the subject, all published articles on the finds from Al-Mina are selective or overviews, which only provide a small part of the evidence. 180 Al-Mina is a multi-period site, which covers an occupation history that starts at ca. 825/800 BC and ends in the Mamluk period. Woolley identified 10 levels, starting with Level 1 on the top (the youngest level) and ending with Level 10 (the oldest). But these so-called levels are not separate units of stratification in the modern sense. Rather, they combine several stratigraphic units into one phase. 181 The architectural remains and some of the artefacts have been assigned to these levels, although the majority of the finds remained without any level attribution. 182 In some cases, artefacts could not be assigned to a specific level and were therefore attributed to two or three levels, e.g. Levels 6–7 or Levels 5–7. 183 Thus, we cannot conduct a contextual analysis of the artefacts nor can we trace the chronological development of the individual buildings. Nevertheless, despite all these limitations, the available evidence allows us to compile a rough chronological sketch of the settlement’s evolution. 184 The early architectural remains (Levels 10–8) are so few and badly preserved that not even one complete building can be reconstructed. 185 The houses were built according to local traditions and contained multiple small rooms, which were limited to the ground floor. 186 Judging from the architectural ruins alone, there is no evidence for a mercantile
179 Such as the archaeological museums of Damascus and Aleppo. For a list of museums housing finds from Al-Mina see Lehmann, Al Mina and the East, 61 with n. 9. 180 See e.g. Robertson, The Excavations at Al Mina, 2–21; Du Plat Taylor, The Cypriot and Syrian Pottery; Boardman, The Greeks Overseas; Descoeudres, Euboeans in Australia; Kearsley, The Greek Geometric Wares from Al Mina. 181 The first to discuss the implication of Woolley’s recording method was Boardman, The Excavated History of Al Mina. 182 E.g. in the case of the Greek pottery (sample size: 4880 fragments), only 33 % can be associated with one or more levels. Except for Levels 10 and 7, the percentage of marked sherds for each level comes to at least 2 % of the whole pottery assemblage. 183 A case in point are two monochrome jugs published in Woolley, Excavations near Antiochia, 1–15, Pl. 8 Fig. 2. They were discovered in a well that was detected at Level 7, but which had been cut at a higher level. In the publication the jugs are said to come from Levels 6 and 5. Thus, Woolley, who failed to detect the precise level of the well in the first place, could not be sure whether the well was cut into Level 6 or 5 and therefore attributed the finds to both levels. For a different interpretation of the marks see Du Plat Taylor, The Cypriot and Syrian Pottery, 92; Saltz, Greek Geometric Pottery in the East, 21–23; Boardman, The Excavated History of Al Mina, 137. 184 See Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina, Pl. 167 (Part C). 185 See discussion and plans in Woolley, Excavations at Al Mina. Given the deficiencies of the published plans (e.g. elevations are missing) and the apparent mistakes in the reconstruction of walls, all interpretations have to be considered critically. 186 As a good comparison for the agglutinated layout of Al Mina one may mention Çatal Höyük in the Amuq plain (Phase O Middle: 750–600 BC). See Pucci, Excavations in the Plain of Antioch III, Pl. 196.
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character of the settlement. 187 The remains of Level 7 show no radical change. On the other hand, the houses in Levels 6 and 5 are more spacious and, in some cases, contain a court. There is also evidence for storage units. 188 One may speculate whether some of these rooms also functioned as small taverns. 189 The identification of several hearths, some of them portable, demonstrates that the buildings were not only magazines but also served as living quarters. 190 Throughout the site’s history, the rooms lack any luxury embellishments. No public buildings or religious shrines were detected in any level. 191 It seems that the settlement grew in size consistently from Level 10 onwards. 192 Past researchers have identified breaks in the occupation based on the architectural development, but no conclusion has yet been reached as to when they occurred. 193 While Woolley’s description in his published reports does not indicate any settlement break due to destruction, an ash layer associated with Level 8 in the eastern part of Al-Mina is mentioned several times in his field notes. 194 This not only points to a conflagration but also to a possible unrecorded sub-phase of Level 8. 195 The ash layers probably mark a destruction 187 However, in his field notes Woolley recorded a pottery hoard detected in Room 4 (Square G7–H8), which probably belonged to Level 9. In his notes he explicitly states: “... whereas the big pottery hoard must as definitely be of Level 9”. Perhaps this hoard consisted of Greek pottery stored in Room 4, as marked on his ground plan 10–7. Further, in Level 7 Woolley noted also “Remains of big store jars in room 5”, which he interpreted as part of a magazine; see Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina: Part B: Appendix 1, Field note page 10. 188 The Level 5 rooms in e.g. Squares D 5–6, E–F 3–4 or F 6 may be identified as storage facilities, given their long narrow layout. 189 In situ finds from storage jars in Squares C 7, D 6, E 7 could be interpreted in that way. See also Woolley, Excavations at Al Mina, 18. 190 The presence of graves in Level 3 within the settlement is difficult to interpret but may show that the port also contained living quarters, at least at this time. 191 The settlement’s character has always been used to argue against any presence of Greeks. For a theoretical discussion see e.g. Stein, Gil J., Rethinking World-Systems. Diasporas, Colonies, and Interaction in Uruk Mesopotamia, Tucson 1999, 71–73. 192 The site expanded slightly to the east in Level 9, to the north in Level 8, to the northwest in Level 7 and to the northeast in Levels 6 and 5. 193 Boardman, John, Greek Potters at Al Mina, in: Anatolian Studies 9, 1959, 163–169, 167 n. 15; Boardman, Tarsus, 14; Boardman, The Greeks Overseas, 39–40, 44–46, 49–50; Du Plat Taylor, The Cypriot and Syrian Pottery, 87, 91–92 argued for a break in the settlement between Levels 7 and 6. Robertson, The Excavations at Al Mina, 2, 21 and Saltz, Greek Geometric Pottery in the East, 21–24, 45–49 suggested a break between Levels 8 and 7. Their suggestion is supported by the marking of the finds. While many sherds are marked 6–7 almost none are marked 7–8. Thus, while there was no difficulty in differentiating between Levels 8 and 7, Levels 6 and 7 could hardly be separated. The only clear break in the settlement, which is supported by the finds, actually occurred after the end of Level 5, an interruption that lasted for no more than 60 to 80 years. 194 Woolley, Excavations at Al Mina, 16. Woolley’s statement has to be considered carefully given the clear destruction visible in Level 3. The ash layer is mentioned in Woolley’s field notes; see Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina (Part B: Appendix 1, Field note page 1. 8. 9. 11). 195 Additional evidence supports this interpretation: intersecting wall fragments assigned to Level 8 (e.g. Square H 8) and fully preserved vessels such as a Cypriot krater: Woolley, Excavations at Al Mina, 155. The only other level where complete vessels were recovered is Level 3, which has been
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and reconstruction during Level 8, or at its end, and a rebuilding of the settlement in Level 7. 196 The cause of the conflagration is unclear. This could either be due to a simple house fire or evidence for destruction associated with the Assyrian conquest of Pattin / Unqi in 738 BC under Tiglath-pileser III. 197 If the latter scenario applies, the year 738 BC would not only provide a fixed absolute terminus post quem for Level 7 but also a terminus ante quem for Levels 9 and 10. 198 Although the link between the signs of destruction observable in Al-Mina’s archaeological record and the Assyrian military operations in the region in 738 BC cannot be further substantiated, it is worth keeping the possible connection in mind throughout the discussion. 199 Against the background of destruction signs in the eastern part of Al-Mina, the new layout of the settlement in Level 8, as described by Woolley, together with the expansion to the north of the tell may indicate that the harbour was rebuilt during the Assyrian occupation of Al-Mina. If the destruction is associated with the end of Level 8, then the newly constructed Assyrian port should be assigned to Level 7. Greek Pottery Imports at Al-Mina While the Greek imports at Al-Mina 200 constitute the largest single pottery group ever recovered in the Levant, we must not ignore the other material, which includes Cypriot,
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destroyed. Also the number of small finds assigned to Level 8 is significantly high suggesting that this level could be easily distinguished from the succeeding Level 7, something already suggested by Saltz, Greek Geometric Pottery in the East, 15–16. According to Alexander Vacek’s count, about 33 objects (4,4 % of the total) of small finds were retrieved from Level 8 as compared to 15 from Level 7 (ca. 2 %) or 6 marked with Level 9–8 (ca. 0,8 %). These numbers have to be treated carefully though since Woolley did not publish the full number of the recovered objects in his reports. Rather he “suppressed what was redundant”: Woolley, Excavations at Al Mina, 133. The latter scenario has been proposed by Saltz, Greek Geometric Pottery in the East, 48–49. An alternative interpretation was proposed by Boardman, The Greeks Overseas, 46 who connected the signs of destruction at Al-Mina with Assyrian operations against Cilician rebels in 696 BC, which led to the destruction of Tarsus; there is no evidence for this. If our interpretation of an unrecorded subphase of Level 8 is correct, then the terminus post quem of 738 BC would also apply to this phase. However, since Woolley did not separate the material from this level, we cannot allocate the finds appropriately and the events of 738 BC would have occurred at some time during Level 8. This would also affect the current absolute chronology for Greek pottery since Level 9 contains Euboean LG II pottery, which is considered to start at around 735 BC (see Verdan, Samuel, Kenzelmann, Pfyffer A., Léderrey, Claude, Céramique géométrique d’Érétrie, Eretria, Fouilles et recherches 20, Lausanne 2008, 109.). If Al-Mina Level 8 was destroyed in 738 BC, the Euboean LG II threshold needs to be raised to at least this absolute date, if not more (to 740 BC?), and in consequence the beginning of the LG period needs to be raised accordingly. Alexander Vacek’s PhD thesis deals with the Greek pottery from Al-Mina Levels 10–5 (Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina) and is currently prepared for publication.
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North Syrian, Phoenician and Egyptian objects. We will therefore begin this section with a summary of this evidence. Cypriot pottery appears in large numbers although the hitherto published amount does not convey the full picture. 201 The range of attested shapes includes drinking, serving and storage vessels. A variety of Cypriot fabrics, namely White Painted ware, Bichrome ware and a small proportion of Black on Red ware, have been identified. 202 Cypriot pottery appears at Al-Mina in the 8th century BC (Level 9) and slowly declines towards the second half of the 7th century BC (Levels 6 to 5). 203 Also Cypriot terracotta figurines were recovered at the site, 204 but it is unclear whether they were merchandise or perhaps the personal belongings of Cypriot traders. Syrian and Canaanite pottery was also found at Al-Mina. Exact quantities have not been published but the amount distributed in the various museums does not come anywhere close to the quantity of the Greek and Cypriot imports. 205 Again, also Syrian terracotta figurines were discovered at Al-Mina. 206 Bronze objects or other artefacts of precious metal are rare. However, a slate mould found in Level 8, for which there is a close parallel in Zincirli, 207 demonstrates that Al-Mina was not only an import-export harbour but also a place of production for jewellery during the late 8th century BC. Of the many scarabs found at Al-Mina, some were perhaps produced at Tell Tayinat, 208 while others originated in Egypt and the Phoenician region. 209 Very striking is the complete lack of finds that would point to the presence of woman or children. For example, no loom weights or spindle whorls have been recovered (in contrast to e.g. Tell Sukas). 210 The only objects pointing to the female sphere are all luxuries that are better understood as trade commodities. Moreover, there is limited evidence that 201 As already noted, the published amounts in Boardman, Greeks in the East Mediterranean, 515, 517 Fig. 2. are not reliable given the publication status of the Cypriot pottery from the site. That said, the so-far published information fits Woolley’s descriptions as reported in his reports and in his field notes. 202 For an overview see Du Plat Taylor, The Cypriot and Syrian Pottery; Gjerstad, Einar, The Cypro-Geometric, Cypro-Archaic and Cypro-Classical Periods (The Swedish Cyprus Expedition 4.2), Stockholm 1948, 255–256. 203 E.g. Gjerstad, The Cypro-Geometric, Cypro-Archaic and Cypro-Classical Periods, 256. 204 Terracotta figurines reportedly derive from Levels 5, 6 and 8. See e.g. Woolley, Excavations at Al Mina, 19 Fig. 6 (bottom right corner, MN 372), Pl. 11 (MN 426). 205 This assessment is based on the hitherto published record and on Alexander Vacek’s studies in the various British collections. 206 E.g. Boardman, Griechische Plastik. Die archaische Zeit, Mainz am Rhein 1981, 17–18 Fig. 23. 207 Treister, Michael Y., North Syrian Toreutes in Greek Archaic Settlements, in: Vestnik Drevnei Istorii 228, 1999, 104–121, 105 Fig. 1, 121 (English summary). The connection between this particular type of mould found in North Syria and the city Miletus is interesting, given that city’s probable involvement in trade with Al-Mina. 208 Hölbl, Aegyptiaca aus Al Mina und Tarsos, 17–19, 21. This type of scarab has a wide distribution, with other examples found at Eretria on Euboea, Pithekussai and Capua in Italy. 209 Hölbl, Aegyptiaca aus Al Mina und Tarsos. 210 Riis, Sukas I. The North-East Sanctuary, 157 Fig 53. d.
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would point to the existence of a fully-fledged settlement, as detected hearths and containers for local consumption are few. These observations impact the reconstruction of the settlement’s social composition. 211 They go well with Woolley’s interpretation that Al-Mina served only as a port while the local traders lived in nearby Sabuniye. 212 Absent is also any evidence for the presence of a local or Assyrian administration, as detected in e.g. Kinet Höyük 213 in the Gulf of Iskenderun and as known from written sources for other ports along the Levantine coast under Assyrian control. Let us now turn to the Greek imports. Euboean open vases dominate the spectrum of Greek imports in Levels 10–8 (ca. 825/800–675/670 BC). 214 A few fragments, among them Cycladic skyphoi with meander patterns, probably from Naxos, and the well-known Pendent Semicircle (PSC) skyphoi reached the site already at around 800 BC. 215 The PSC skyphos has a notably wide distribution in the Near East, comparable to Attic material, although within a different chronological framework. 216 Results from the study of Syrian and Phoenician pottery confirm that Al-Mina must have been founded around 800 BC, and certainly before 750 BC. 217 Nevertheless, a regular exchange between Al-Mina and Greece occurred only after 750 BC.
211 This further complicates comparisons between the pottery assemblage of Al-Mina with that of settlements in Greece, as conducted e.g. by Descoeudres, Al Mina across the Great Divide. 212 Woolley, Excavations at Al Mina, 13–14. 213 Gates, Marie-Henriette, 2006 Season at Kinet Höyük (Yesil-Dörtyol, Hatay), in: Kazı Sonuçları Toplantısı 29, 2008, 281–298, 289; Hodos, Tamar, Knappett, Carl, Kilikoglou, Vassilis, Middle and Late Iron Age Painted Ceramics from Kinet Höyük. Macro, Micro and Elemental Analyses, in: Anatolian Studies 55, 2005, 61–87, 65. 214 Vacek, Euboean Imports at Al Mina. The dominance of the Euboean material was questioned e.g. by Papadopoulos, Phantom Euboians, 194, 197. 215 Concerning the Cycladic skyphoi see Coldstream, Corpus Vasorum Antiquorum, Great Britain 25, The British Museum 11. Greek Geometric Pottery, London 2010, Pl. 71, 165 Fig. 14. For the PSC skyphoi in general see Kearsley, The Pendent Semi-Circle Skyphos. For the latest type and its date see Kearsley, The Pendent Semi-Circle Skyphos, 8–14, 101–104; Kearsley, The Greek Geometric Wares from Al Mina, 19–20, 67–68. The chronology of the latest PSC skyphos type 6 is a controversial topic. Kearsley, The Pendent Semi-Circle Skyphos, 128; Kearsley, Rosalinde A., The Greek Geometric Wares from Al Mina, 20 n. 24 suggested that this type lasted until the Late Geometric period while e.g. Popham, Mervyn, Lemos, Irene S., Review: Kearsley, Rosalinde, The Pendent Semi-Circle Skyphos, in: Gnomon 64, 1992, 152–155, 154 argued that it vanished around 750 BC. For its appearance already between 800 and 750 BC see Rizzo, Maria A., Ceramica greca e di tipo greco da Cerveteri, in: Gilda Bartolini, Filippo Delpino (ed.), Oriente e Occidente. Metodi e discipline a confronto. Riflessioni sulla cronologia dell’età del ferro in Italia, Pisa, Rome 2005, 333–378; Verdan, Kenzelmann, Léderrey, Céramique géométrique d’Érétrie, 81 with n. 417; Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina, 2 (Part B: Appendix 2). 216 See e.g. Kearsley, The Pendent Semi-Circle Skyphos; Coldstream, Greek Geometric Greece, 73 Fig. 29; Lemos, Irene S., The Changing Relationship of the Euboeans and the East, in: Alexandra Villing (ed.), The Greeks in the East, London 2005, 53–60. 217 Lehmann, Al Mina and the East, 81. Previously, Du Plat Taylor, The Cypriot and Syrian Pottery, 91 arrived at a similar conclusion. Kearsley, The Greek Geometric Wares from Al Mina, considers Al-Mina as a foundation of around or after 750 BC.
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Generally, in Levels 9–8, Euboean pottery comes to over 50 % of the Greek pottery while the remaining Greek imports never amount to more than 10 %. The number and the chronological spread of the imports suggest a continuous flow of Euboean imports until the end of the 8th century BC, probably even reaching into the beginning of the 7th century BC. Although they enjoyed a wide distribution in previous centuries, Attic imports arrived only in limited quantities, which is not surprising since the evidence from Al-Mina is part of a wider trend. 218 East Greek (mostly Ionian) fabrics outnumber Attic imports in the early levels clearly. 219 Interestingly, Attic SOS 220 amphorae dominate the amphorae discovered at Al-Mina during this period. 221 Euboean SOS amphorae, which have a wide distribution in the Mediterranean during the late 8th and throughout the whole 7th century BC, have not yet been identified at Al-Mina. 222 So far, only one Euboean amphora from Level 8 could be identified with certainty but this piece demonstrates that alongside pots agrarian products from Euboea were also exported to Al-Mina. 223 Corinthian pottery, so frequent in the western Mediterranean, was only shipped in low quantities to Al-Mina in the second half of the 8th century BC (Levels 9–8). 224 Other products such as skyphoi from the Argolid or Thapsos class skyphoi, probably from several production centres, are limited to a handful of pieces. 225 With its import record Al-Mina reflects only the general picture obtained from the distribution of Greek pottery in the Levant: from ca. 750 to 700 BC Euboean material dominates the Greek imports with other wares only appearing in small quantities. Local imitations of Greek pottery have not been identified so far, 226 as the so-called Al-Mina ware turned out to be of east Cypriot origin. 227
218 See e.g. Coldstream, Greek Geometric Pottery, 312. Note that the piece mentioned in Coldstream, Greek Geometric Pottery, 312 n. 3 was said to be Attic but NAA analysis proved that it is Euboean: Vacek, Euboean Imports at Al Mina, 147–148. 219 In Level 9, Cycladic pottery amounts to 4 %, East Greek to 8 % and possible Attic 2 % (sample size = 105). In Level 8, Cycladic pottery amounts to ca. 6 %, East Greek ca. 7 % and possible Attic to ca. 3/7 % (sample size = 121). 220 “SOS” is not an abbreviation but refers to the distinctive shapes of the decorative pattern of these vessels that resemble these letters. 221 Johnston, Alan W., Jones, Richard E., The “SOS” Amphora, in: Annual of the British School at Athens 73, 1978, 103–141. 222 For the distribution of Euboean and Attic amphorae in the Levant see Pratt, Catherine E., The “SOS” Amphora. An Update, in: Annual of the British School at Athens 110, 2015, 213–245. 223 Vacek, Euboean Imports at Al Mina, 148–149, 154 Fig. 6. 224 In Level 9, Corinthian ware amounts to 1 %, and in Level 8 to ca. 3 %. 225 For the Thapsos class skyphos see Gadolou, Anastasia, Thapsos-Class Ware Reconsidered. The Case of Achaea in the Northern Peloponnese. Pottery Workshop or Pottery Style?, Oxford 2011, esp. 54–55. 226 Boardman, Greek Potters at Al Mina, 166; Boardman, The Greeks Overseas, 42; Jones, Richard E., Greek and Cypriot Pottery. A Review of Scientific Studies, Athens 1986, 694–696; Vacek, Euboean Imports at Al Mina. 227 Most recently, Alexander Vacek and Hans Mommsen carried out a detailed analysis on the socalled Al-Mina ware, which is still unpublished: 19 skyphoi from the British Museum were sampled and could be demonstrated to belong to the same fabric group, which Mommsen locates on
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Perhaps at the beginning of the 7th century BC, but certainly at around or slightly after 670 BC at the latest (Level 7), the situation changed markedly. From now on, Ionian pottery dominates the spectrum of fine-painted ware while Euboean imports drop dramatically to about 10–12 % in Level 7 and to around 5 % in Levels 6 to 5. 228 In particular, Teos in North Ionia and other cities from South Ionia, perhaps Samos and Miletus, were the major suppliers of pottery during the 7th century BC. 229 The long-held assumption that Rhodian imports constitute the majority of Greek imports in the 7th century BC has to be rejected. 230 Other pottery products such as Chian, Aeolian, and probably Lesbian pots were shipped from Ionia to Al-Mina as well, although in low numbers. Specifically, Chian closed vases, amphorae, and jugs together with a few chalices could be recognised among the Ionian imports from Al-Mina. 231 Nevertheless, compared to the record from e.g. Naukratis the quantities were surprisingly low at Al-Mina indicating that the export of Chian fine painted pottery to the east did not reach any significant volume before the last decades of the 7th century BC. Besides imports from Asia Minor, other categories such as Corinthian or Attic products continued to show up during the 7th century BC (Levels 7 to 5) but the numbers were relatively low. 232 Coinciding with the change from primarily Euboean to Ionian imports is a diversification of shapes and product quality. A remarkable quantity of simple monochrome painted one-handled cups and one-handled juglets can be found. They appear only at Al-Mina and are lacking at any other site in the Levant or in Cilicia. Further, a large quantity of the so-called wavy line pottery was discovered at Al-Mina, among them also amphorae and
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Cyprus (CypI). For previous analyses on some of this material see Jones, Greek and Cypriot Pottery, 694–696. In Level 7, Euboean imports come to ca. 13 %, in Level 6 to ca. 4 %, and in Level 5 to ca. 6 %. Among sherds marked with Levels 6–7, they represent ca. 11 % and among sherds marked Levels 5–6 about 3 %. For the sudden disappearance of Euboean imports at Al-Mina see recently Vacek, Alexander, Al Mina and Changing Patterns of Trade. The Evidence from the Eastern Mediterranean, in: Xenia Charalambidou, Catherine Morgan (ed.), Interpreting the Seventh Century BC. Tradition and Innovation, Oxford 2017, 47–59. This was a general trend, which can be observed also in the west: Coldstream, Greek Geometric Greece, 181. For the Bird Kotyle workshop see Kerschner, Michael, Ostgriechische Kalottenschalen (Vogelkotylen, Vogel-, Rosetten-, Mäander- und Reifenschalen) und Vogelkannen, in: Meral Akurgal, Michael Kerschner, Hans Mommsen, Wolf-Dietrich Niemeier (ed.), Töpferzentren der Ostägäis. Archäometrische und archäologische Untersuchungen zur mykenischen, geometrischen und archaischen Keramik aus Fundorten in Westkleinasien, Wien 2002, 63–72; Coldstream, Greek Geometric Pottery, 277–279; Kadıoğlu, Musa, Özbil, Canan, Kerschner, Michael, Mommsen, Hans, Teos im Licht der neuen Forschungen, in: Ünsal Yalcin, Hans-D. Bienert (ed.), Anatolien. Brücke der Kulturen. Aktuelle Forschungen und Perspektiven in der deutsch-türkischen Altertumswissenschaft, Bochum, Bonn 2015, 345–366. Woolley, Excavations at Al Mina; Robertson, The Excavations at Al Mina, 8; Descoeudres, Euboeans in Australia, 12. Chian closed vases have not been noted in the past. For a Chian chalix see e.g. Robertson, The Excavations at Al Mina, 9 Fig. 4k. Corinthian imports for example make up ca. 8 % of the total of the retrieved Greek pottery and fragments were identified from Levels 9 to 5.
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hydriae. 233 This type of pottery appears more frequently in the later 7th century BC in the northern Levant and Cilicia at a time when it was also imitated at Kinet Höyük and perhaps at other Cilician sites. 234 Additionally, many Wild Goat style fragments, mainly from southern Ionia (SiA Ia-d), turned up at Al-Mina, including examples that can be dated to ca. 670–650 BC, which are even rare in Ionia itself. 235 The coexistence of high and low-quality products may illustrate a new “economic strategy”: by diversifying the qualitative spectrum of the commodities, new consumer groups were probably targeted. A similar process was suggested by Irene Winter for ivory production, which also developed a product range suitable for various categories of consumers. 236 At least during the 7th century BC, an almost complete range of sympotic vessels was available at Al-Mina and the residents (or their customers) could enjoy wine à la grecque if they wished. 237 The chronological spread shows that East Greek products arrived at 233 This category was produced widely along the west coast of Asia Minor suggesting several production centres. The fabric of the fragments discovered at Al-Mina is homogeneous, suggesting only a limited number of suppliers, which may not be different from the suppliers of other categories of pottery. 234 See Lehmann, Gunnar, Untersuchungen zur späten Eisenzeit in Syrien und Libanon. Stratig raphie und Keramikformen zwischen ca. 720 bis 300 v. Chr., Münster 1996, 479–480; Mersin: Barnett, Richard D., The Greek Pottery, in: Annals of Anthropology and Archaeology 26, 1939–1940, 98– 130, 122, Pl. 51, 1; Tarsus: Hanfmann, George, The Iron Age Pottery of Tarsus, in: Hetty Goldman (ed.), Excavations at Gözlü Kule. The Iron Age, Tarsus 3, Princeton 1963, 18–332, Fig. 105, 1565. For the local production of wavy line pottery at Kinet Höyük see Gates, Marie-Henriette, Kinet Höyük in Eastern Cilicia. A Case Study for Acculturation in Ancient Harbours, in: Olba 2, 1999, 303–312, 308 n. 7; Songu, Filiz, Wave-line Pottery from the Late Iron Age Levels of Kinet Höyük (M.A. thesis Bilkent University), Ankara 1997, 13–16. 235 For the class and the new classification system see Kerschner, Schlotzhauer, A New Classification System for East Greek Pottery. For the old classification see Cook, Dupont, East Greek Pottery. For published fragments from Al-Mina see Robertson, The Excavations at Al Mina, Fig. 7, l; Descoeudres, Euboeans in Australia, Pl. 2, 8; Kardara, Chrysoula P., Rhodiake angeiographia, Athens 1963, 68–78, 114, 239. 236 Winter, Irene J., On Art in the Ancient Near East, vol. 1, Of the First Millennium BCE, Leiden, Boston 2010, 610–611. The alternative, to interpret this change in the ceramic composition as an indicator of change in the social composition of the trading agents involved, is less likely given the fact that pottery was never the primary commodity and probably affordable to anybody who was able to undertake a long distance voyage across the Aegean. 237 Whether the range of vessels was used in the same way as in Greek cities is another matter. Lynch, Kathleen M., The Symposium in Context. Pottery from a Late Archaic House near the Athenian Agora, Princeton 2011, 77–79 defined three shapes essential for the Greek symposium of the late Archaic period: a drinking vessel, a krater and an oinochoe or kyathos / laddle to pour the wine into the individual cups. Other forms such as table amphora or hydria are neglectable and could be substituted by any shape of similar functional design. Although the symposium and the used shape repertoire changed over time, these three shapes also seem to be important during the Late Geometric and early Archaic period. All three vessel types are present at Al-Mina, including the oinochoe, for which De Vries, Keith, Attic Pottery in the Achaemenid Empire, in: American Journal of Archaeology 101, 1977, 544–548 postulated that this form did not play any role in Near Eastern banquet practices.
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Al-Mina regularly throughout the whole 7th century BC. The flow of imports reached a peak at around 640 BC and from then forth the amount declined continuously until it came to an end around 600 or 580 BC by at the latest. This quantitative import profile indicates a slow economic demise towards the end of the 7th and beginning of the 6th century BC, rather than a sudden break-down in the economic relations between Asia Minor and North Syria. Al-Mina and Mediterranean Trade in the Shadow of the Assyrian Empire The archaeological evidence from Al-Mina allows us insight into how the existing Medi terranean exchange networks of the Early Iron Age were affected by the increasingly direct control of the Assyrian Empire over the eastern Mediterranean coast since the 830s and, from the late 670s onwards, also over the Nile Delta. However, we have to keep the methodological constraints of such an investigation in mind: Many items do not leave traces in the archaeological record and therefore our picture is necessarily fragmentary and often one-sided. Similarly, distribution patterns of objects might be the result of different processes. Further, the results of many relevant sites still await full publication. Consequently, important questions cannot be answered precisely, such as the identity of the providers of certain commodities or the scale of commerce between cities and regions. However, in addition to the extant textual sources of the Assyrian Empire, which only allow us a glimpse of the importance of the Orontes estuary for international trade, the archaeological evidence from Al-Mina is an excellent source to investigate Mediterranean trade in the shadow of empire. The following is an attempt to link up the very different bodies of sources into a narrative, despite all the open questions that cannot be answered with certainty. The collapse of the Late Bronze Age “World System” resulted in a structural change in Greece’s economy, but contacts with the Near East have resumed already during the late 11th / early 10th century BC. 238 The Near East was not left untouched by the political, social and economic changes of that time, but the Canaanite / Phoenician cities seem to have
238 Evidence for this derives in particular from the necropoleis at Lefkandi. For the deep bowl found at Tel es-Safi / Gath dated to some time between the second half of the 11th and the 10th century BC see Maeir, Aren M., Fantalkin, Alexander, Zukerman, Alexander, The Earliest Greek Import in the Iron Age Levant. New Evidence from Tell Es-Safi/Gath, Israel, in: Ancient West & East 8, 2009, 57–80, 71. A comparable early piece was identified at Tyre: Bikai, The Pottery of Tyre, 65, Pl. 39, 20. Its precise date is disputed although it is probably slightly later than the piece from Gath: Coldstream, Nicolas, Early Greek Pottery in Tyre and Cyprus. Some Preliminary Comparisons, in: RDAC, 1988, 35–44, 38 n. 31. For an overview of Near Eastern sites with Greek pottery see Luke, Ports of Trade; Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina. For the Near Eastern imports at Lefkandi see Popham, Mervyn, Sackett, L. Hugh, Themelis, Petros G., Boardman, John, Lefkandi I. The Iron Age, London 1980, 360–363; Popham, Mervyn, Lemos, Irene S., Lefkandi III. The Toumba Cemetery. The Excavations of 1981, 1984, 1986 and 1992–1994, Athens 1996.
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survived relatively intact. 239 As often noted before, the distribution pattern, quantity, and origin of Greek vessels identified in the Levant in the Protogeometric (PG) period suggest an early link between these Canaanite ports and a few regions in the Aegean, mainly Attica and Euboea, with Lefkandi playing an important role from early on. 240 The Orontes estuary, now part of a kingdom called Palistin whose reach went as far as Aleppo and Hamath, 241 participated in this exchange network, as indicated by the finds from Ras al-Bassit and Çatal Höyük in the Amuq. 242 However, exchange between the Aegean
239 Lipiński, On the Skirts of Canaan in the Iron Age, Leuven et al. 2006, 163–166. The Account of Wenamun is always cited as key evidence in support of this; for a detailed analysis see Schipper, Bernd U., Die Erzählung des Wenamun. Ein Literaturwerk im Spannungsfeld von Politik, Geschichte und Religion, Fribourg, Göttingen 2005. 240 Crielaard, Jan P., Basileis at Sea. Elites and External Contacts in the Euboean Gulf Region from the End of the Bronze Age to the Beginning of the Iron Age, in: Sigrid Deger-Jalkotzy, Irene S. Lemos (ed.), Ancient Greece. From Mycenaean Palaces to the Age of Homer, Edinburgh 2006, 271–297, 286; Lemos, The Changing Relationship of the Euboeans and the East, 53–54. Concerning imports from Tyre see Nitsche, Andreas, Bemerkungen zu Chronologie und Herkunft der Protogeometrischen und Geometrischen Importkeramik von Tyros, in: Hamburger Beiträge zur Archäologie 13.14, 1986–1987, 7–49; Coldstream, Early Greek Pottery in Tyre and Cyprus; Lemos, The Changing Relationship of the Euboeans and the East, 53. The origin of one hitherto unpublished MPG/LPG cup and probably another PG closed vase from Tel Dor has to be left open: see Coldstream, Some Aegean Reactions to the Chronological Debate, 253; Lemos, The Changing Relationship of the Euboeans and the East, 54 with no. 26. Among the earliest pieces found so far is an Euboean lebes of possible MPG date (first half of the 10th century BC, probably close to 950 BC) discovered at Tel Hadar. See Coldstream, Nicolas, The First Exchange Between Euboeans and Phoenicians. Who Took the Initiative?, in: Trude K. Dothan, Seymour Gitin, Amihay Mazar, Ephraim Stern (ed.), Mediterranean Peoples in Transition. Thirteenth to Early Tenth Centuries BCE, Jerusalem 1998, 353–359, 357–358, pl. 1. Lemos, The Changing Relationship of the Euboeans and the East, 54 n. 23. Further imports of LPG to Sub-Protogeometric date (950 to 875 BC) were discovered at Tel Rehov: Coldstream, Mazar, Greek Pottery from Tel Reḥov, 32 no. 1 (no. 56111/37). For a list of imports in the Levant see also Luke, Ports of Trade, 32–35. 241 See p. 120. 242 For a possible Greek PG belly handled amphora from Çatal Höyük see now Pucci, Marina, Excavations in the Plain of Antioch III. Stratigraphy, Pottery, and Small Finds from Chatal Höyük in the Amuq Plain, Chicago 2019, 120 Pl. 122, b. Also Saltz, Greek Geometric Pottery in the East, 81–82; Lemos, The Changing Relationship of the Euboeans and the East, 54 n. 20. Neither the parallels offered by Saltz, Greek Geometric Pottery in the East, nor by Lemos, The Changing Relationship of the Euboeans and the East, fit the piece accurately, its provenance and precise date are therefore open but a PG date seems certain. For the amphora fragments from Ras al-Bassit see Courbin, Paul, Fragments d’amphores protogéometriques grecques à Bassit (Syrie), in: Hesperia 62, 1993, 95–113; Lemos, The Changing Relationship of the Euboeans and the East, 53.
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and the Levant remained comparably low 243 whereas the inter-regional trade between the Phoenician coast, Cyprus and Egypt 244 probably quickly reached a substantial level again. Following the PG period, Greek exports to the Levant seemed to have stalled between ca. 900 and 850 BC. 245 Only afterwards can we observe a slight increase in quantities and a wider distribution of Greek pottery, reaching from North Syria down to Palestine. 246 Despite the observable growth, the volume of trade between North Syria, the Levant, and the Aegean was still low compared to the ensuing period. 247 Before 800/750 BC, the main function of North Syrian ports may have been only as relay stations for the east-west traffic. Methodologically, it is hard to establish with certainty whether we have to think about several independent trading hubs in the Levant that all maintained separate contacts with partners in the Aegean, or whether just one intermediary (e.g. Tyre) was responsible for the majority of the Aegean merchandise reaching the east. Where the carriers of these Aegean objects originate remains an open question. 248 It seems most probable that the networks were flexible and fluid, with several agents operating within them, alone or even as partners. 249
243 Lipiński, On the Skirts of Canaan in the Iron Age, 164. The archaeological record seems too meagre to propose a possible Cypriot role in these early long-distance contacts as suggested by Kourou, Nota, Cypriots and Levantines in the Central Aegean during the Geometric Period. The Nature of Contacts, in: Jan-P. Descoeudres, Stavros Paspalas (ed.), Zagora in Context. Settlements and Intercommunal Links in the Geometric Period (900–700 BC), Sydney 2015, 215–227, 216. Greek imports found on Cyprus postdate the earliest finds at Tyre: Lemos, Irene S., Hatcher, Helen, Early Greek Vases in Cyprus. Euboean and Attic, in: Oxford Journal of Archaeology 10, 1991, 197–208, 205. 244 The issue of direct Aegean-Egyptian trade relations at that time is unclear, but probably such a link was only properly developed after 650 BC: Villing, Alexandra, Greece and Egypt. Reconsidering Early Contact and Exchange, in: Alexander Mazarakis Ainian, Alexandra Alexandridou, Xenia Charalambidou (ed.), Regional Stories Towards a New Perception of the Early Greek World, Volos 2017, 563–596, 566. 245 Lemos, The Changing Relationship of the Euboeans and the East, 53–54. 246 Lemos, The Changing Relationship of the Euboeans and the East, 56; Kourou, Cypriots and Levantines, 218–219. The majority of PSC skyphoi of possible Euboean origin discovered at Tayinat and elsewhere all belong within this time frame (850–750 BC) and the same applies to Çatal Höyük. See Osborne, Spatial Analysis and Political Authority, pl. 34; Pucci, Excavations in the Plain of Antioch III, Pl. 27, b-c. 79, b. 89, a-b (?). At Al-Mina two types of PSC skyphoi are present: the SPG III version (Kearsley’s Type 5) and the SPG III-LG variant (Kearsley’s Type 6). The latter seems to outnumber the former but Type 6 is hard to distinguish from Type 5 if the base is not preserved. See Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina, 254 (Part A). 247 The few imports discovered at Al-Mina may simply be explained by the limited exposure of early structures at the site. The number of Greek imports in the Amuq dating to this period are reported to outnumber the pieces from Al-Mina but precise quantities have not been published so far. See comments in Swift, The Pottery of the Amuq Phases K to O, 153; Saltz, Greek Geometric Pottery in the East, 81–82. The now available record from Çatal Höyük allows to question these previous statements. See Pucci, Excavations in the Plain of Antioch III, 296. 248 For a critical discussion and further references see Fantalkin, Identity in the Making, 200 with n. 24. 249 Broodbank, Cyprian, The Making of the Middle Sea. A History of the Mediterranean from the Beginning to the Emergence of the Classical World, London 2013, 502.
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Whatever the exact situation, the finds of Phoenician pottery, Egyptian scarabs and Cypriot pottery recovered at Sabuniye and Al-Mina amply demonstrates that the Orontes estuary was participating in the Mediterranean and regional trading networks of that time. 250 It continued to be an integral part of the kingdom of Palistin (now known as Pattin / Unqi), which however had shrunk in size and now controlled only the estuary and the Amuq plain. Still, the Amuq’s importance as a key node in the inter-regional overland network combined with Sabuniye’s and later Al-Mina’s position on the Mediterranean coast gave the kingdom a significance that far exceeded its small territory. 251 At around 750 BC, the situation at Al-Mina changed significantly. The Greek (mostly Euboean) imports rose sharply. 252 This development may indicate a firmly established direct trade link between the Orontes estuary and Euboea as well as other Aegean settlements; its scale is hard to establish, 253 not least because the appearance of Euboean pottery on Cyprus and of Cypriot pottery at Al-Mina reminds us that this island must have played a crucial role within the long distance trading networks. 254 The distribution of Cypriot vases, which has a similar pattern to Greek imports in the Levant, is perhaps best explained as a byproduct of the island’s metal trade. 255 The amount of bronze appearing in Assyrian tribute lists from northern Syrian kingdoms such as Pattin / Unqi and Carchemish must have partly derived from Cyprus; this highlights the island’s importance but also the economic potential of the North Syrian kingdoms. 256 With the Assyrian expansion reaching the Mediterranean littoral under Tiglath-pileser III, the basic principles under which trade was conducted in the region must have changed. 257 As we have discussed above, 258 the kingdom of Pattin / Unqi was transformed 250 Note e.g. the claim of Yariri, king of Carchemish, to be known in Egypt, Urartu, Lydia, Phrygia and Tyre: Hawkins, Corpus of Hieroglyphic Luwian Inscriptions, 124–125. 251 See p. 119. 252 See p. 145–146. 253 Vacek, Euboean Imports at Al Mina. In absolute numbers, Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina, Pl. 160 (Part C) counts about 1480 fragments dating between 750 and 700/675 BC. 254 The connection between Cyprus and the Orontes estuary goes far back into the Bronze Age as attested by Cypriot so-called Milk Bowls discovered by Woolley at Sabuniye. They are unpublished and are currently stored in the British Museum at London. For more recent finds see Pamir, A Late Bronze-Iron Age Port Settlement, 177, 190 Fig. 7. For the Euboean imports on Cyprus see Lemos, Hatcher, Early Greek Vases in Cyprus. 255 For the distribution pattern of Cypriot pottery see Sorensen, Lone W., Travelling Pottery Connections Between Cyprus, the Levant, and the Greek World in the Iron Age, in: Stuart Swiny, Ro bert L. Hohlfelder, Helena W. Swiny (ed.), Res Maritimae. Cyprus and the Eastern Mediterranean from Prehistory to Late Antiquity, Atlanta 1997, 285–299, Fig. 1.2. The large amount of Al-Mina ware, an eastern Cypriot product, is another argument for the close relationship between Cyprus and Al-Mina. For the Al-Mina ware see Boardman, Greek Potters at Al Mina. 256 See e.g. Yamada, Shigeo, The Construction of the Assyrian Empire. A Historical Study of the Inscriptions of Shalmaneser III (859–824 BC) Relating to his Campaigns to the West, Leiden 2000, 239, 242. 257 See now also the latest contribution by Yamada, Neo-Assyrian Trading Posts on the East Mediterranean Coast and “Ionians”. An Aspect of Assyro-Greek Contact, 226–228. 258 See p. 122.
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into an Assyrian province called Kullania in 738 BC, and the Empire now controlled the Orontes estuary and Al-Mina directly. It remains unclear how the newly established Assyrian control affected Al-Mina’s trade, or for that matter that of other port cities in the Levant. 259 In any case, the ceramic record does not indicate any lengthy interruption in Al-Mina’s activities after 738 BC. Given the few marked Greek sherds, and due to the fact that the majority of unmarked fragments can be dated only broadly to the LG period (ca. 750–700 BC), the rise in LG Greek pottery found at Al-Mina could date to the period after 738 BC and may thus be a direct result of the newly established Assyrian control over Pattin and Al-Mina. On the other hand, it may also predate the conquest of Pattin / Unqu and perhaps reflect activities conducted under the aegis of Pattin’s last king Tutammu, who was condemned by Tiglath-pileser as a traitor, without providing further detail. 260 However, entering into any kind of international agreement with third parties that harmed Assyrian interests, including trade, was a well attested cause for such offense, and we can therefore speculate that it was Tutammu who had attracted new trade to his port. As intriguing as these hypotheses are, they are hard to verify. At around 700 BC we can observe a dramatic decrease in the absolute quantity of Greek imports. 261 Whether the exchange in other commodities suffered an equally signifi cant drop is hard to say since the trade in ceramics does not necessarily follow the same path as trade in bulk commodities. 262 There may be a connection with Sargon II and Sennacherib’s wars in nearby Cilicia and Tabal, notably the 696 BC campaign against Ḫilakku (Rough Cilicia). According to Sennacherib’s Annals, his treacherous ally Kirua of Illubru had: incited the population of Ḫilakku to rebel and prepare for battle. The people living in the cities Ingirâ and Tarsos (Tarzu) aligned themselves with him, then seized the road through the land Que (and) blocked (its) passage. 263
259 According to Frankenstein, Susan, The Phoenicians in the Far West. A Function of Neo Assyrian Imperialism, in: Mogens T. Larsen (ed.), Power and Propaganda. A Symposium on Ancient Empires, Copenhagen 1979, 263–294 it had a deep impact on Phoenician economic history. 260 See p. 122. 261 See Vacek, Al Mina and Changing Patterns of Trade, 50 Fig. 7.3. In this respect one has to consider the problematic excavation documentation, the limited amount of pottery that can be securely attributed to a specific level and the precision with which we can date ceramic assemblages today (ca. 20 years). In theory, the dramatic drop could have already happened earlier, e.g. at 738 BC. A later date is also possible if we consider the possibility that the LG pottery style did not come to a sudden end at 700 BC but slightly later. The claim by Yamada, Neo-Assyrian Trading Posts, 232 that a remarkable increase of Greek pottery occurred during the seventh century BC together with his interpretation of “… rapid progress of Greek settlement.”, cannot be corroborated by the archaeological record. 262 One might even suggest that the drop in pottery imports indicates a rise in imports of metal vessels. 263 Grayson, Novotny, The Royal Inscriptions of Sennacherib, no. 17 iv 61–91, quoted here: iv 65–68.
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The Assyrian forces were dispatched, and besieged and conquered Illubru, Tarsos and Ingirâ. War in Cilicia may well have impacted trade in Al-Mina and affected its luxury imports, especially if the port was heavily used to support the Assyrian war effort by shipping men, horses, equipment, food and fodder into the region. Between 700 and 675 BC, when Sennacherib and Esarhaddon ruled over the Assyrian Empire, another change is observable at Al-Mina, as Ionian imports rose substantially within a short period (Level 7), replacing Euboean pottery. 264 The former were already present before 700 BC but only now do they reach a significant quantity. 265 It is important to stress that this change happened only after the Assyrians had established control over the Orontes estuary for a considerable time. Thus, it would be wrong to speak of an Assyrian-triggered new orientation of Al-Mina’s trade away from mainland Greece to Asia Minor. 266 Rather, we have to consider an expansion of the existing trade network, in which the Ionian cities played an increasingly important part in the 7th century BC, not only in the Levant but also in the wider Mediterranean. 267 Whether the rise in Ion264 Vacek, Al Mina and Changing Patterns of Trade, 49–50 Fig. 7.1. Note that Fantalkin, Identity in the Making, 201 claims this change took place within Level 6. A similar process may be attested at other sites in the Aegean, e.g. at Kommos on Crete: Callaghan, Peter J., Johnston, Alan W., Bikai, Patricia M., Hayes, John W., Jones, Richard E., The Iron Age Pottery from Kommos, in: Joseph W. Shaw, Maria C. Shaw (ed.), Kommos IV. The Greek Sanctuary, Part 1, Princeton, Oxford 2000, 210–335, 211. 265 For the change and its possible causes see Vacek, Al Mina and Changing Patterns of Trade, 55–58. The connections between Euboea and Ionia can also be observed at Ionia where Euboean PSC skyphoi were identified. Other Euboean LG pottery was discovered at Kyme and in the Heraion on Samos. See Walter, Hans, Frühe samische Gefäße. Chronologie und Landschaftsstile ostgriechi scher Gefäße, Samos 5, Bonn 1968, Pl. 49, 282–289; Frasca, Massimo, Ceramiche greche d’importazione a Kyme eolica nell’VIII secolo a.C., in: Michel Bats, Bruno D’Agostino (ed.), Euboica. L’Eubea e la presenza euboica in Calcidica e in Occidente, Naples 1998, 273–279, 277 fig. 9–15; Kerschner, Michael, Euboean Imports to the Eastern Aegean and Eastern Aegean Production of Pottery in the Euboean Style. New Evidence from Neutron Activation Analyses, in: Kerschner, Michael, Lemos, Irene S. (ed.), Archaeometric Analyses of Euboean and Euboean Related Pottery, Wien 2014, 109–140. The well-known north Syrian horse front pieces and blinkers found at Milet, Samos and Eretria are another indicator of this network: Charbonnet, André, Le Dieu aux lions d’Eretrie, in: Archeologia e storia antica 8, 1986, 117–156; Eph’al, Israel, Naveh, Joseph, Hazael’s Booty Inscription, in: Israel Exploration Journal 39, 1989, 192–200. 266 As suggested by Fantalkin, Identity in the Making, 201. Ionian pottery started to appear roughly at the same time in increasing numbers in the whole of the Aegean: Vacek, Al Mina and Changing Patterns of Trade. 267 The continuing import of Corinthian pottery or the Attic SOS amphorae of 7th century BC date point in this direction. See Vacek, Al Mina and Changing Patterns of Trade, 54 Fig. 7.13. For East Greek pottery in the Mediterranean see Dominguez, Adolfo J., Greeks in the Iberian Peninsula, in: Gocha R. Tsetskhladze (ed.), Greek Colonisation. An Account of Greek Colonies and Other Settlements Overseas, vol. 1, Leiden, Boston 2006, 429–505, 436–442; Aubet, Maria Eugenia, East Greek and Etruscan Pottery in a Phoenician Context, in: Seymour Gitin, Sidnie W. Crawford, Amnon Ben-Tor (ed.), “Up to the Gates of Ekron”. Essays on the Archaeology and History of the Eastern Mediterranean in Honor of Seymour Gitin, Jerusalem 2007, 447–460. For the role of Phrygia within inland trade routes possibly connecting Ionia and North Syria see Matthäus, Hart-
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ian trade was to the disadvantage of mainland Greece is hard to ascertain, but of course possible. The expansion of the geographic spread of the Greek pottery imports at Al-Mina coincides with the cultivation of a more nuanced awareness in the Assyrian heartland regarding the political organisation of the Mediterranean. After Esarhaddon had conquered Egypt in 671 BC, he took steps to inform the interested parties in the Mediterranean, going far beyond the circles in communication with his predecessors Tiglath-pileser III and Sargon II: I wrote to all of the kings who are in the midst of the sea, from Cyprus (KUR. ia-da-na-na) (and) “Ionia” (KUR.ia-man) to Tartessos (KUR.tar-si-si), (and) they bowed down at my feet. I received [their] heavy tribute. 268 The Assyrian mental map now reached far beyond Cyprus and appreciated the extent of a maritime network that included the Phoenician port of Tartessos on the Iberian peninsula 269 and not just “Ionians”, but also the land of their origins. 270 As we have already stressed, 271 this is the only attestation for the land of “Ionia”. Considering the distribution pattern of Greek pottery in the Levant between ca. 700 and 650/40 BC, its almost complete absence in the Levant at sites other than at Al-Mina is striking 272 but tricky to interpret. 273 The quantitative record at Al-Mina is instructive: Ionian imports rose from 700 until 640 BC (end of Level 8 and level 7) and decreased slowly thereafter, only to disappear at about 600/580 BC (Levels 6 and 5). 274 Cypriot im-
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mut, Zur Rezeption orientalischer Kunst-, Kultur- und Lebensformen in Griechenland, in: Kurt Raaflaub (ed.), Anfänge politischen Denkens in der Antike, München 1993, 165–186, 170–172. Leichty, The Royal Inscriptions of Esarhaddon, no. 60, 9–11. Contra the translation by Leichty, The Royal Inscriptions of Esarhaddon, no. 60, KUR.tar-si-si refers to ancient Tartessos, identified with Huelva at the mouth of the Guadalquivir River in modern Andalusia (Spain), not Tarsos (written URU.tar-zi) in Cilicia. Cf. Lemaire, André, Tarshish−Tarsisi. Problème de topographie historique biblique et assyrienne, in: Gershon Galil, Moshe Weinfeld (ed.), Studies in Historical Geography and Biblical Historiography Presented to Zecharia Kallai, Leiden 2000, 44–62; Lipiński, Itineraria Phoenicia, Leuven et al. 2004, 225–266; Rollinger, Überlegungen zur Frage der Lokalisation von Jawan, 76–77. As also stressed by Rollinger, Überlegungen zur Frage der Lokalisation von Jawan, 85. See also Yamada, Neo-Assyrian Trading Posts, 232. See p. 132. Cilicia is a notable exception although the quantities are far lower than at Al-Mina. For an overview of Greek pottery at Levantine sites see the list in Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina (Part B: Appendix 3). The development put forward by Lanfranchi, The Ideological and Political Impact of the Assyrian Imperial Expansion, 9–10, does not find support in the current available published record. Note that the absence of pottery in the Levant is not limited to pottery from mainland Greece as stated by Fantalkin, Identity in the Making, 201, but includes also Ionian imports. Also because the evidence from many sites has not yet been published in full. Vacek, Al Mina and Changing Patterns of Trade, 50 Fig. 7.3. In this respect it is important to mention that Miletos, which was involved in trading relations with Al-Mina, probably faced economic
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ports show a similar development. 275 Just as striking as the distribution pattern that favours Al-Mina so markedly is the distribution curve of Ionian imports: it broadly mirrors that of the extent of the Assyrian Empire’s power in the Mediterranean. After decades of growth, with the zenith arguably in the late 670s with the capture of Egypt, the Empire was in decline since the last part of the reign of Ashurbanipal (r. 668–631 BC). Most importantly for our purposes, Egypt had quietly seceded from the Assyrian Empire’s fold under the leadership of the former Assyrian client Psammetichus I of Sais in the 650s, and the Empire had never attempted to reverse these events. The Assyrian Empire, and in particular its rich heartland with cities like Assur, Nin eveh, Kalhu, Dur-Šarruken and Arbela, constituted a large market for all sorts of raw materials, luxuries objects, and agrarian products. 276 Al-Mina was the Mediterranean harbour offering the shortest and easiest connection to this market. It would be reasonable to suggest that the Assyrian authorities favoured the port through tax privileges and other economic mechanisms to ensure better access to strategic goods and to participate more directly in Mediterranean trade. 277 This process may have opened up new possibilities for North Syrians, Cypriots and Ionians too. 278 Thus, the distribution pattern of Greek pottery may indicate that a hitherto unknown large amount of commerce between Asia Minor and the regions further east was directed to the Assyrian Empire via Al-Mina. 279 When this relationship came to an end around 600 BC (Al-Mina Level 5), Greek imports start to appear in larger numbers at other North Syrian ports such as Tell Sukas, 280 which lends further support to our argument that Al-Mina had played a key role within the now collapsed Assyrian Empire’s trade network.
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difficulties starting around 600 BC, possibly due to a long lasting civil war. This crisis is visible in the reduced amount of Milesian pottery distributed in the Aegean. See Niemeier, Wolf-Dietrich, ‘Die Zierde Ioniens’. Ein archaischer Brunnen, der jüngere Athenatempel und Milet vor der Perserzerstörung, in: Archäologischer Anzeiger 1999, 373–413, 404 with n. 264. One has to bear in mind that a large proportion of Cypriot imports in the UCL collection have not been completely counted yet. For the available numbers see Boardman, Greeks in the East Mediterranean, 517 Fig. 2. In particular resources for the Assyrian army, including metal and horses, were of strategic interest: Radner, Assyrische Handelspolitik, 157. That the Assyrians would favour one ethnic group over another, or that they conducted a trade policy that encouraged Greek settlers in North Syria and Cilicia, as suggested by Lanfranchi, The Ideological and Political Impact of the Assyrian Imperial Expansion, 12, 20–21 or by Yamada, Neo-Assyrian Trading Posts, 232, seems questionable. That said, evidence for Aramaean involvement in trade in the Aegean is meagre: Niehr, Herbert, Phoenicia, in: Herbert Niehr (ed.), The Aramaeans in Ancient Syria, Leiden, Boston 2014, 329– 331, 330. For possible North Syrian craftsman on Crete see Matthäus, Zur Rezeption orientali scher Kunst-, Kultur- und Lebensformen in Griechenland, 168–169. The same possibly holds true for trade with the Greek mainland. The underlying premise is that trade in fine painted pottery followed trade in other bulk commodities. Another assumption is that much of this trade was then in the hands of Ionians, Cypriots or North Syrians, or any other group, who did not sail further south. Vacek, Greek and Related Pottery from Al Mina, 40, 163–180 (Part B: Appendix 3).
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The collapse of the Assyrian Empire in the 610s BC and the emergence of the Baby lonian Empire led to a shift in power from northern to southern Mesopotamia, and the latter was far better served by the southern Phoenician and Philistine ports. This, as well as the settlement of Greek mercenaries in Egypt and their subsequent deployment in Palestine and the foundation of Naukratis in the western Nile Delta, may help explain the reappearance of Greek pottery in sites in the southern Levant. 281 Given the archaeological record, however, we may conclude that the Egyptian trade with the Orontes estuary was at a moderate level. 282 Perhaps the few Egyptian scarabs with the names of the pharaohs Psammetichus I and II may even indicate an Egyptian presence at the site towards the end of the 7th century BC. 283 The trading policy of the Saite Dynasty, which encouraged Ionian merchants to trade with Egypt, is perhaps best understood as a consequence of the collapse of the Assyrian Empire and the connected economic decline at Al-Mina, rather than its cause. 284 Bibliography Alkim, U. Bahadir, The Amanus Region in Turkey, in: Archaeology & History in the Lebanon 22, 1969, 280–289 Aubet, Maria E., East Greek and Etruscan Pottery in a Phoenician Context, in: Seymour Gitin, Sidnie W. Crawford, Amnon Ben-Tor (ed.), “Up to the Gates of Ekron”. Essays on the Archaeology and History of the Eastern Mediterranean in Honor of Seymour Gitin, Jerusalem 2007, 447–460 Bagg, Ariel M., Die Orts- und Gewässernamen der neuassyrischen Zeit, Teil 1: Die Levante (Répertoire géographique des textes cunéiformes 7.1), Wiesbaden 2007 Bagg, Ariel M., Die Assyrer und das Westland. Studien zur historischen Geographie und Herrschaftspraxis in der Levante im 1. Jt. v. u. Z., Leuven 2011 Bagnall, S. Roger, Derow, Peter, The Hellenistic Period. Historical Sources in Translation, 2nd ed., Malden MA et al. 2004 Barnett, Richard D., The Greek Pottery, in: Annals of Anthropology and Archaeology 26, 1939–1940, 98–130
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Die Welt in der Mitte Naturwissenschaftliche und politische Konzepte am Übergang von aristokratischen zu demokratischen Ordnungen Winfried Schmitz
Im 6. Jahrhundert v. Chr. vollzog sich in Griechenland eine bemerkenswerte Entwicklung. Naturforscher (physiológoi) und ihnen folgend Historiker (historikoí) stellten in ihren Modellen von der Entstehung des Kosmos theogonisch-monarchische Vorstellungen hintan und schufen Kreislaufmodelle, bei denen sich wie beim Ablauf der Jahreszeiten verschiedene Kräfte in ihrer Vorherrschaft abwechselten, Kräfte, die die Erde – und damit die Ordnung der Dinge – in der Mitte hielten. 1 Von der Theogonie zu einer Welt im Gleichgewicht In der Theogonie Hesiods, also in der Zeit um 700 v. Chr., begegnet man einer Schöpfungsgeschichte, die gleichzeitig Herrschaftsmythos und Herrschaftslegitimation ist. Nachdem Kronos den Uranos und Zeus seinen Vater Kronos in einem gewaltsamen Kampf gestürzt hat, sind fortan Zeus und die olympischen Götter Garanten der kosmischen und der gesellschaftlichen Ordnung. Doch diese Ordnung ist bedroht. Im Streit der göttlichen Mächte droht der Himmel einzustürzen und jegliche Ordnung hinwegzufegen. Zeus muss sich * Abkürzungen: DK = Diels, Hermann, Kranz, Walther, Die Fragmente der Vorsokratiker, 3 Bde., Berlin 91959 (Ndr. Zürich 2005); Gemelli Marciano, Laura, Die Vorsokratiker, Griechisch-Lateinisch-Deutsch, 3 Bde., Mannheim 2010; Löbl, Rudolf, Demokrit. Texte zu seiner Philosophie (Elementa-Texte, Bd. 4), Amsterdam, Atlanta 1989; Mansfeld, Jaap, Die Vorsokratiker, 2 Bde., Stuttgart 1983–1986; Wöhrle, Georg (mit Beiträgen von Oliver Overwien), Die Milesier. Anaximander und Anaximenes (Traditio Praesocratica, Bd. 2), Berlin 2012. 1 Auf Darstellungen von physiológoi und historikoí beruht die Kosmologie in der Universalgeschichte Diodors (1,6,2–1,7,3), die – vermittelt durch Hekataios aus Abdera (350–290 v. Chr.) – auf Demokrit zurückgeht (DK 68 B 5,1). Rechenauer, Georg, Leukipp und Demokrit, in: Hellmuth Flashar, Dieter Bremer, Georg Rechenauer (Hg.), Die Philosophie der Antike 1. Frühgriechische Philosophie, Basel 2013, 833–946, hier 882–884. Vgl. auch Vlastos, Gregory, On the Pre-History in Diodorus, in: American Journal of Philology 67, 1946, 51–59. Zur Anlage des Werks und zu den Intentionen und Methoden Diodors siehe Rathmann, Michael, Diodor und seine „Bibliotheke“. Weltgeschichte aus der Provinz (Klio Beihefte N.F., Bd. 27), Berlin 2016.
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erneut und immer wieder gegen die unheimlichen Mächte der Finsternis durchsetzen und seine Herrschaft neu etablieren. Am Ende dieses Kampfes sind die unheimlichen, die Ordnung bedrohenden Mächte besiegt und im Tartaros, in der Unterwelt, gebannt. 2 Gleichzeitig war damit auch die Herrschaft der basileís für einen weiteren Jahresumlauf gesichert, denn sie galten als Vermittler göttlichen Heils. Ohne diese Vermittlung, also ohne die basileís, brach jegliche Ordnung, die gesetzliche und die soziale, zusammen. Wenn die basileís Einheimischen und Fremden gegenüber Recht sprächen, gerade und schlicht – so Hesiod in den Werken und Tagen –, dann gedeihen ihnen die Gemeinden und Familien, herrsche Friede, bringe das Land reichen Ertrag, seien die wolligen Schafe schwer von lastenden Flocken und gebären die Frauen den Eltern gleichende Kinder. 3 Der basileús ist also Garant der Ordnung in Natur und Gesellschaft. Der oberste Gott ist Herr des Universums, steht an der Spitze einer Hierarchie von Mächten und sorgt dafür, dass die Welt nicht im Chaos untergeht. Übt der basileús eine auf das Recht ausgerichtete Herrschaft aus, so folgt das Jahr dem Ablauf der Jahreszeiten, laufen Sonne und Mond auf ihren gewohnten Bahnen und bringen Erde, Tiere und Menschen ihre Frucht hervor. Doch um 600 v. Chr. waren solche kosmologischen und kosmogonischen Vorstellungen obsolet geworden, weil es keinen Herrscher gab, der durch solche Modelle und jährlich sich wiederholende Rituale seine Herrschaft legitimieren musste. Der naturphilosophische Diskurs reagierte auf den politischen Diskurs und passte sich der Entstehung und Etablierung von aristokratischen, später von aristokratisch-isonomen Ordnungen an. 4 Die milesischen Naturphilosophen des 6. Jahrhunderts, Thales, Anaximandros und Anaximenes, wandten sich von älteren Theogonien und dem damit verbundenen mo-
2 Hes. theog. 104–120, 700–735. Dazu Gregory, Andrew, Ancient Greek Cosmogony, London 2007, 22–24; Kirk, Geoffrey S., The Structure and Aim of the Theogony, in: Kurt von Fritz (Hg.), Hésiode et son influence, Vandoeuvres, Genf 1962, 63–95; Kirk, Geoffrey S., Raven, John E., Schofield, Malcolm, Die vorsokratischen Philosophen. Einführung, Texte und Kommentare, Stuttgart, Weimar 1994 (engl. Originalausgabe Cambridge 1957), 37–50; Bremer, Dieter, Der Ursprung der Philosophie bei den Griechen, in: Flashar, Bremer, Rechenauer, Frühgriechische Philosophie, 61–96, hier 64f., 74f. Zu möglichen nahöstlichen Vorbildern für solche kosmogonischen und kosmologischen Vorstellungen siehe Seybold, Klaus, Ungern-Sternberg, Jürgen von, Amos und Hesiod. Aspekte eines Vergleichs, in: Kurt A. Raaflaub (Hg.), Anfänge des politischen Denkens in der Antike. Die nahöstlichen Kulturen und die Griechen, München 1993, 215–239; Raaflaub, Kurt A., Poets, Lawgivers, and the Beginnings of Political Reflection in Archaic Greece, in: Christopher Rowe, Malcolm Schofield (Hg.), The Cambridge History of Greek and Roman Political Thought, Cambridge 2000, 23–59, hier 50–57; Burkert, Walter, Frühgriechische Philosophie und Orient, in: Flashar, Bremer, Rechenauer, Frühgriechische Philosophie, 97–125. Aus methodischen Gründen zur Vorsicht mahnt Raaflaub, Kurt A., Zeus und Prometheus. Zur griechischen Interpretation vorderasiatischer Mythen, in: Monika Bernett, Wilfried Nippel, Aloys Winterling (Hg.), Christian Meier zur Diskussion, Stuttgart 2008, 33–60. 3 Hes. erg. 225–237 (nach der Übersetzung von Walter Marg). 4 Zu den folgenden Überlegungen siehe Schmitz, Winfried, Antike Demokratie und Atomistik. Politische Ordnungsvorstellungen im Spiegel antiker Kosmologien (Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse, Jahrgang 2015 Nr. 3), Stuttgart 2015.
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narchischen Weltbild ab. Statt einer einzelnen Gestalt, die zu einem bestimmten Zeitpunkt die Ordnung der Welt geschaffen hat und sie nach einem zyklischen Umlauf der Zeit jeweils wieder neu herstellte, setzten sie ein Elementarprinzip, einen Grundstoff an den Anfang, postulierten einen einheitlichen stofflichen Urgrund als arché: Thales das Wasser, Anaximenes die Luft, Anaximandros ein ‚Unbegrenztes‘, ‚Unbestimmtes‘ (ápeiron) als ein im zeitlichen Sinne Ewiges und Unvergängliches, im räumlichen Sinne ein Grenzenloses, das keine arché, keinen Anfang, habe, denn es habe schon immer existiert. 5 Aus dem ‚Unbegrenzten‘ entstehe alles und in dieses vergehe alles. Aus dem Einen, dem Ursprung, schieden sich die ‚Gegensätze‘ (enantiótētes) aus, und Gegensätze seien das Heiße, Kalte, Trockene, Feuchte und alles andere. 6 Die Welt bestehe aus Gegensätzen, die sich unvereinbar gegenüberstehen, so wie sich auch im politischen Kosmos verschiedene Kräfte und politische Anhängerschaften unvereinbar gegenüberstehen. „Feuer und Wasser sind Feinde, zwischen denen keine Verwandtschaft besteht, denn das Feuer ist warm und trocken, das Wasser kalt und feucht.“ 7 Wenn die Gegensätze unvereinbar sind, wie können sie dann in eine Ordnung gebracht werden? Bei Anaximandros geschieht dies durch ‚Absondern‘ und ‚Trennen‘. 8 Im Innern des Kosmos liege die Erde, darum die die Erde umgebende Luft, darum eine Feuerkugel. Es ist eine geometrisch gefasste Ordnung: am weitesten von der Erde entfernt die Sonne, ihr folgend der Mond, dann die Fixsterne und Planeten, wobei Größen, Positionen und Entfernungen der Himmelskörper im Verhältnis zueinander in ein geometrisches, in ein harmonisches System gebracht sind. 9
5 Dührsen, Niels Christian, Thales, in: Flashar, Bremer, Rechenauer, Frühgriechische Philosophie, 237–262; Dührsen, Niels Christian, Anaximenes, in: Flashar, Bremer, Rechenauer, Frühgriechische Philosophie, 321–338; Dührsen, Niels Christian, Anaximander, in: Flashar, Bremer, Rechenauer, Frühgriechische Philosophie, 263–320, hier 265f., 270f. Nach Dührsen sei die arché nicht nur Anfang und Ursprung aller Dinge, sondern auch göttlicher Lenker des Weltalls. Zum Vergleich von Hesiods Theogonie und Anaximanders Kosmogonie siehe Algra, Keimpe, Die Anfänge der Kosmologie, in: Anthony A. Long (Hg.), Handbuch frühe griechische Philosophie von Thales bis zu den Sophisten (engl. Originalausgabe 1999), Stuttgart, Weimar 2001, 42–60, hier 42–45. 6 Anaximandros DK 12 A 14 (Aetios 1,3,3; F 12 Mansfeld; Ar 53 Wöhrle). Vgl. dazu Dührsen, Anaximander, 280. Anaximandros DK 12 A 1 (Diog. Laert. 2,1). Zum Konzept widerstreitender Kräfte bei dem Mediziner und Philosophen Alkmaion Aristot. metaph. 1,5, 986a 22ff. mit Jones, William H. S., Philosophy and Medicine in Ancient Greece, Baltimore 1946, 4. 7 Turba philosophorum p. 110,11f. (Sermo 1) Ruska (F 8 Mansfeld): ignis igitur et aqua sunt inimici, inter quos nulla est consanguinitas, eo quod ignis est calidus et siccus, aqua vero frigida et humida. 8 Anaximandros DK 12 A 9/B 1: ἀποκρινομένων τῶν ἐναντίων; A 16: τὰς ἐναντιότητας ἐκκρίνεσθαι; vgl. A 10 (F 15–17 Mansfeld, Ar 1, 101, 163 Wöhrle). 9 Anaximandros DK 12 A 10; vgl. DK 12 A 11 (F 17f. Mansfeld; Ar 75, 101 Wöhrle); DK 12 A 18 (F 22 Mansfeld). Jean-Pierre Vernant spricht von einer „Geometrisierung des physischen Universums“, die die politische Neuordnung Griechenlands mitvollziehe (Vernant, Jean-Pierre, Die Entstehung des griechischen Denkens, Frankfurt a.M. 1982 [franz. Originalausgabe 1962], 121–131; vgl. Vernant, Jean-Pierre, Géométrie et astronomie sphérique dans la première cosmologie grecque, in: La Pensée 109, 1963, 82–92; auch Marcel Detienne spricht von einem ‚esprit géométrique‘ bei Anaximander, der in der kleisthenischen Reform seine Entsprechung findet: En Grèce archaïque. Géométrie, Politique et Société, in: Annales. Histoire, Sciences Sociales 20, 1965, 425–441, hier 425f.).
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Es gibt aber auch einige – so etwa von den Alten Anaximander –, die sagen, sie [die Erde] ruhe aufgrund ihres Gleichgewichts (homoiótēs). Denn wenn etwas in der Mitte (epí toú mésou) errichtet werde und zu den Außenpunkten durchweg in derselben Beziehung (homoíōs) stehe, dann könne es sich füglich um nichts mehr nach oben als nach unten oder als nach den Seiten hin bewegen; außerdem sei es unmöglich, dass es die Bewegung zugleich in entgegengesetzte Richtungen mache, so dass es notwendigerweise ruhe. 10 Statt eines Gegensatzes von Oben und Unten, statt einer klaren Hierarchie unter der allmächtigen Gestalt eines ‚königlichen‘ Dynasten postuliert Anaximandros eine Ordnung im Gleichgewicht als Strukturprinzip des Kosmos, ganz in Gegensatz zur Vorstellung der Babylonier, wonach der Sonnengott Šamaš der „Herr des Oben und des Unten“ ist. 11 Die frei in der Mitte schwebende Erde sei – so Anaximandros – keiner Herrschaft, gleich welcher Kraft, unterworfen (ὑπὸ μηδενὸς κρατουμένη), weil sie in gleichem Abstand von allem anderen steht. 12 Der Ablehnung monarchischer Herrschaft und einer Tyrannis im politischen Raum entspricht also im kosmologischen Denken ein Modell, das eine dauernde Herrschaft eines einzelnen Elements ablehnt. Kein einzelnes Element darf über 10 Anaximandros DK 12 A 26 (Aristot. cael. 2,13, 295b 10–11; Ar 6 Wöhrle). Dührsen, Anaximander, 302–307 äußert allerdings Zweifel an der Authentizität dieses Fragments. Zum Konzept der ‚Mitte‘ und dem semantischen Feld von τὸ μέσον Detienne, Géométrie. 11 In welcher Weise der babylonische Schöpfungsmythos Enūma eliš in das Neujahrsfest eingebunden ist, beschreibt in einer genauen Analyse Zgoll, Annette, Königslauf und Götterrat. Struktur und Deutung des babylonischen Neujahrsfestes, in: Erhard Blum, Rüdiger Lux (Hg.), Festtradition in Israel und im Alten Orient (Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie, Bd. 28), Gütersloh 2006, 11–80 mit einem Überblick über die Forschungsmeinungen der letzten zwei Jahrzehnte (S. 16f.). Das Hauptanliegen des babylonischen Neujahrsfestes und des Epos sei nicht die kosmische Erneuerung oder die Wiedergeburt der Natur, sondern Marduks Erhöhung zum Götterkönig, was henotheistische Tendenzen erkennen lasse. Davon abgesehen sei aber das Neujahrsfest auch auf die Bevölkerung ausgerichtet, um Stadt, Tempel und Volk Wohlergehen zu verschaffen (S. 51, 66, 68–70; vgl. 61). Zur Verbindung von König, Kosmos und politischer Legitimation in Mesopotamien und im alten Ägypten siehe Maul, Stefan, Der assyrische König. Hüter der Weltordnung, in: Jan Assmann, Bernd Janowski, Michael Welker (Hg.), Gerechtigkeit. Richten und Retten in der abendländlichen Tradition und ihren altorientalischen Ursprüngen, München 1998, 65–77; Maul, Stefan, Kosmologie und Kosmogonie in der antiken Literatur. Das sog. babylonische Weltschöpfungsepos Enūma eliš, in: Pascale Derron (Hg.), Cosmologies et cosmogonies dans la littérature antique, Vandœuvres, Genf 2015, 15–49; Hill, Jane A., Jones, Philip, Morales, Antonio J., Comparing Kingship in Ancient Egypt and Mesopotamia. Cosmos, Politics and Landscape, in: Hill, Jones, Morales (Hg.), Experiencing Power. Generating Authority. Cosmos, Politics, and the Ideology of Kingship in Ancient Egypt and Mesopotamia, Philadelphia 2013, 3–29, bes. 3–9; Frahm, Eckart, Rising Suns and Falling Stars. Assyrian Kings and the Cosmos, in: Hill, Jones, Morales, Experiencing Power, 97–120. Zu Unterschieden in den Ansätzen und Modellen des Alten Orients und Griechenlands Raaflaub, Zeus und Prometheus, und Van De Mieroop, Marc, Philosophy before the Greeks. The Pursuit of Truth in Ancient Babylonia, Princeton, Oxford 2016, 4–12; vgl. 135f. 12 Anaximandros DK 12 A 11 (F 18 Mansfeld; Ar 75 Wöhrle): „Die Erde sei schwebend, von nichts beherrscht, beharrend infolge ihres gleichen Abstandes von allen.“
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andere Teile der Welt herrschen. Besäße ein Element die Unendlichkeit des ápeiron, so müsste es die übrigen zerstören. Das ‚Unbegrenzte‘, das ápeiron, verhindere, dass sich ein einzelnes Element der dynasteía bemächtige, Herrschaft über andere erlange. 13 Damit die Welt in der Ordnung bleibt, müssten die Elemente unter sich stets in einem Verhältnis der ‚Gleichheit‘ stehen, eine ‚Gleichheit der Kraft‘ (isótēs tḗs dynámeōs) besitzen, – genau so, wie die frühen griechischen Gesetzgeber bemüht waren, einen politischen kósmos zu schaffen, der die gesellschaftlichen und politischen Kräfte in ein Gleichgewicht bringt. „In der Natur“, so schreibt Jean-Pierre Vernant, „tritt wie in der Stadt die Herrschaft der isonomia die Nachfolge der monarchia an“. 14 Durch Trennung der gegensätzlichen, sich feindlich gegenüberstehenden Elemente und Zuweisung des ihnen gebührenden Platzes wird eine geregelte, wenn auch in ihrer Stabilität stets gefährdete Ordnung hergestellt – und so wünscht man sich auch eine Einhegung der ungeregelten Konkurrenzkämpfe unter den Adeligen. 15 Wie stark kosmologische Modelle nach politischen Ordnungsvorstellungen konzipiert wurden, wird schließlich an dem einzigen wörtlich überlieferten Fragment Anaximanders nachvollziehbar: Aus welchen [seienden Dingen] die seienden Dinge ihr Entstehen haben, dorthin findet auch ihr Vergehen statt, gemäß der Notwendigkeit, denn sie leisten einander Strafe und Vergeltung für das Unrecht, nach der Ordnung der Zeit. 16 Jochen Martin erklärt dieses Fragment folgendermaßen: Hier wird also das Werden, d.h. das Sich-Absondern vom apeiron, als Unrecht interpretiert. Die Strafe für dieses Unrecht ist das Vergehen, nämlich die Rückkehr ins apeiron. Das Vergehen ist notwendig, es geschieht ‚nach der Schuldigkeit‘; und es ist unabhängig vom Eingreifen der Götter oder des Schicksals, denn es vollzieht sich ‚nach der Ordnung der Zeit‘. 17
13 Anaximandros DK 12 A 16 (Aristot. phys. 3,5, 204b 23f.; F 7 Mansfeld; Ar 3 Wöhrle). 14 Vernant, Griechisches Denken, 124. Vgl. Pichot, André, Die Geburt der Wissenschaft. Von den Babyloniern zu den frühen Griechen, Frankfurt, New York, Paris 1995 (zuerst franz. 1991), 553. 15 Martin, Jochen, Bedingungen der frühgriechischen Philosophie, in: Karen Piepenbrink (Hg.), Philosophie und Lebenswelt in der Antike, Darmstadt 2003 (wiederabgedruckt in: Martin, Jochen, Bedingungen menschlichen Handelns in der Antike. Gesammelte Beiträge zur Historischen Anthropologie, hrsg. von Winfried Schmitz, Stuttgart 2009, 449–463), 22–35: „Obwohl diese Gegensätzlichkeit beobachtbar ist, bleibt es alles andere als selbstverständlich, Natur primär unter diesem Gesichtspunkt wahrzunehmen“ (23). 16 Anaximandros DK 12 A 9/B 1 (F 15 Mansfeld; Ar 163 Wöhrle): ἐξ ὧν δὲ ἡ γένεσίς ἐστι τοῖς οὖσι, καὶ τὴν φθορὰν εἰς ταῦτα γίνεσθαι κατὰ τὸ χρεών; διδόναι γὰρ αὐτὰ δίκην καὶ τίσιν ἀλλήλοις τῆς ἀδικίας κατὰ τὴν τοῦ χρόνου τάξιν. 17 Martin, Frühgriechische Philosophie, 25. Vgl. Dührsen, Anaximander, 287–294; Algra, Kosmologie, 52f.
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Anaximandros begriff den Kosmos als System, als eine Ordnung, die den Regeln des Rechts und den Maximen der Gerechtigkeit unterliegt. Darin besteht eine Balance zwischen gegensätzlichen Kräften, für deren Ausgewogenheit das Recht sorgt. Herrschaft des einen Elements bedeutet unweigerlich ein Unrecht gegenüber den anderen und muss durch den Lauf der Zeit kompensiert werden. Diese Vorstellung kann auch für den politischen Kosmos zugrunde gelegt werden: Bei den so umkämpften höchsten Ämtern erhält einer der Adeligen für einen begrenzten Zeitraum eine höhere Gewalt, sondert sich von der Gruppe der anderen Adeligen ab, hat die Amtsgewalt aber „nach der Ordnung der Zeit“, nämlich nach einem Jahr, wieder abzugeben und in die Reihen der anderen zurückzutreten. Denn in einer isonomen, auf Gleichrangigkeit beruhenden Ordnung ist die Zuweisung größerer Gewalt prinzipiell ein Unrecht, dem das Zurücktreten gemäß der Zeit bereits innewohnen muss, damit dieses Unrecht vergolten wird. 18 So wie die Inhaber eines Amtes und die auf bestimmte Zeit berufenen Schlichter nach Ausübung ihrer Tätigkeit Rechenschaft zu leisten und die besonderen Befugnisse wieder abzugeben haben, so leisten auch im Universum die einzelnen konkurrierenden Kräfte einander Buße und Vergeltung. 19 In einem regelrechten Kreislauf wandere die Vorherrschaft von einer Kraft zur anderen, im Universum ebenso wie im Wechsel der Jahreszeiten und im Körper des Menschen. In seiner Schrift Über die Natur definiert Alkmaion, Arzt und Philosoph im frühen 5. Jahrhundert, die Gesundheit als isonomía tṓn dynámeōn (ὶσονομία τῶν δυνάμεων), als Kräftegleichgewicht zwischen dem Feuchten und dem Trockenen, dem Kalten und dem Warmen, dem Bitteren und dem Süßen usw. Krankheit ist die Folge der alleinigen Herrschaft eines einzelnen Elements über die anderen (ἐκατέρου μοναρχία). Die Gesundheit hingegen beruhe auf der „gleichmäßigen Mischung der Qualitäten“ (ἡ σύμμετρον τῶν ποιῶν κρᾶσις). 20 Das Fragment des Alkmaion und die Zitate aus Anaximandros’ Schrif18 Verletzt wurde dieses Ordnungsprinzip 582/1 v. Chr. in Athen durch Damasias, der ein zweites Jahr im Archontenamt blieb, bis er im dritten gewaltsam aus dem Amt getrieben wurde (Aristot. Ath. pol. 13,2). 19 Raaflaub, Poets, 49: „This view of the cosmos presupposes an analogous concept of social and pol itical order: it functions only on the basis of justice and the balance of power among equals (that is, isonomia, […]).“ 20 Alkmaion DK 24 B 4 (Aëtius 5,30,1). Alkmaion galt als Schüler bzw. Zeitgenosse des Pythagoras, wobei umstritten ist, ob seine Schaffenszeit um 500 oder um 450 v. Chr. anzusetzen ist (Diog. Laert. 8,83; Aristot. metaph. 1,5, 986a 22ff.). Vgl. Jones, Philosophy and Medicine, 3–6; er hält es für wahrscheinlich, dass κρᾶσις von Alkmaion in die medizinische Theorie eingeführt wurde (Jones, Philosophy and Medicine, 4 Anm. 13); Triebel-Schubert, Charlotte, Der Begriff der Isonomie bei Alkmaion, in: Klio 66, 1984, 40–50; Zhmud, Leonid, Pythagoras und die Pythagoreer, in: Flashar, Bremer, Rechenauer, Frühgriechische Philosophie, 375–438, hier 407–412. Vgl. Jouanna, Jacques, Hippocrates, Baltimore, London 1999 (franz. Paris 1992), 327 f. Zu Verbindungen im Konzept Alkmaions zu denen Anaximanders und Heraklits siehe Longrigg, James, Greek Rational Medicine. Philosophy and Medicine from Alcmaeon to the Alexandrians, London, New York 1993, 47–62. Nach Platons Timaios (82a–b) werden im Körper, der aus den vier Elementen Erde, Feuer, Wasser und Luft bestehe, Spannungen und Krankheiten (στάσεις καὶ νόσοι) durch ein widernatürliches Zuviel oder Zuwenig eines Elements (ἡ παρὰ φύσιν πλεονεξία καὶ ἔνδεια) oder durch die Veränderung des ihnen zukommenden Orts hervorgerufen. Siehe auch Diodor 1,10,4–5, wonach für die Ord-
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ten sind ein Beleg dafür, dass sich die Naturphilosophie auch in der Sprache von dem monarchistischen Vokabular des Mythos abgewandt und dass sie Begriffe aus dem politischen Kosmos ihrer Zeit adaptiert hat. In der Politik und in der Natur ist die gute Ordnung die isonomía, die auf der Gleichheit der Elemente und dem Ausgleich zwischen den Elementen beruht, genau so, wie nach dem Tod des Tyrannen Polykrates Maiandrios vor dem Volk von Samos verkündet hat: „Polykrates hatte nicht meine Zustimmung, wenn er als Despot über Männer herrschte, die seinesgleichen waren (ἄνδρες ὅμοιοι). [...] Ich für meinen Teil lege die Herrschaft (arché) in die Mitte (es méson) und verkünde unter euch isonomia“. 21 Die Ausübung politischer Macht beruht also auf einem Ausgleich, einem gleichen Zugang zur Macht und einem zeitlich festgelegten Zurücktreten von der Macht, wodurch die politische Ordnung in der Mitte gehalten wird. Analog dazu formuliert Anaximandros über den Kosmos: Die Erde ruhe aufgrund ihres Gleichgewichts (homoiótēs) „in der Mitte“ (epí toú mésou). Denn wenn sie zu den Außenpunkten in derselben Beziehung stehe, verharre sie unbeweglich an ihrer Stelle. Die Erde befinde sich in einem schwebenden Gleichgewicht und werde von keinem einzelnen Element beherrscht. Die neue politische und kosmische Ordnung ist geprägt durch die Vorstellung einer ‚Mitte‘, die selbst keine Herrschaft ausübt, sondern von einzelnen Kräften gehalten wird, die abwechselnd mal mehr und mal weniger Macht ausüben, sich wie in einem Kreislauf der Jahreszeiten abwechseln, so wie die Archonten, die nach einem Jahr wieder in die Gruppe der Aristokraten zurücktreten und im Archontat den Vertretern anderer Familien Platz machen, so wie die Phylen im Athener Rat, die für ein Viertel des Jahres, nach den Reformen des Kleisthenes für ein Zehntel des Jahres den Vorsitz innehaben und dann wieder in den Kreis des gesamten Rates zurücktreten. Durch die Ausgewogenheit der Kräfte ruht die ‚Mitte‘ im Zentrum, die man sich nur als Abstraktum vorstellen kann, als eunomía, als rechtliche Ordnung von díke und tísis oder in der Medizin als eukrasía, als gute Mischung der vier Körpersäfte. Die kosmische Ordnung folgt dabei mathematischen Proportionen und geometrischen Gesetzen: „Thales habe als erster gewusst und gesagt, dass in jedem gleichschenkligen Dreieck (isoskelḗs) die Winkel an der Grundlinie gleich (ísai) sind, womit er in altertümlicher Weise die gleichen Winkel (tás ísas) ‚gleichend‘ (homoías) nannte.“ 22 Und so wie die kosmische Ordnung mathematischen Proportionen folgt, so lassen sich im politischen Kosmos Partizipationsrechte nach mathematisch bestimmten Verhältnissen nung des Kosmos das Land Ägypten wegen der äußerst gut gemischten (εὐκρατότατος) Elemente des Bodens am günstigsten für die Genese von Mensch und Tier gewesen sei. 21 Hdt. 3,142,3: ἐγὼ δὲ ἐς μέσον τὴν ἀρχὴν τιθεὶς ἰσονομίην ὑμῖν προαγορεύω. Auch Kadmos hatte auf eine Tyrannenherrschaft auf Kos freiwillig verzichtet und um der Gerechtigkeit willen die archḗ den Koern „in die Mitte“ gelegt (Hdt. 7,164,1; ὑπὸ δικαιοσύνης ἐς μέσον Κῷοισι καταθεὶς τὴν ἀρχήν). Vgl. Hdt. 4,161. Der Naturphilosoph Thales soll angesichts der Bedrohung durch das lydische Reich den Ioniern den Rat gegeben haben, eine gemeinsame Ratsversammlung (βουλευτήριον) einzurichten, in der Stadt Teos, „das die Mitte Ioniens bildet“ (DK 11 A 4; Hdt. 1,170). Er schlug also einen Synoikismos aller Bewohner der ionischen Städte im Zentrum Teos vor. Siehe dazu Detienne, Géométrie, 426–428. 22 Thales DK 11 A 20 (Proklos in Eukl. p. 157,10f. und p. 250,22f.; F 8–9 Mansfeld).
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regeln. Solche gleichsam mathematischen Proportionen finden wir bei Solons Einteilung der attischen Bürger in vier Schatzungsklassen, die durch zahlenmäßig festgelegte Ertragsmengen geschieden waren, wobei Solon jedem Teil seinen Platz gemäß der Würdigkeit zubilligte, 23 finden wir bei seiner Reform der Maße und Gewichte – in beiden Fällen erfolgt eine mathematische Normierung – und finden wir bei der Aufgliederung der Bürgerschaft in Phylen, Trittyen und Naukrarien 24 und in noch abstrakterer Form bei der Phylenordnung des Kleisthenes, der sich von alten Traditionen gelöst hat und die Bürgerschaft in neu zusammengesetzten Trittyen und in zehn neuen Phylen ‚gemischt‘ hat. 25 Die kosmologischen Entwürfe der milesischen und der später daran anschließenden Naturphilosophen gleichen sich insofern, als sie alle nach einem Ursprung, einer arché, suchen, einer arché im Sinne eines Anfangs, aus dem alles hervorgeht und in das alles wieder vergeht, und einer arché im Sinne eines herrschenden, besser: regulierenden und steuernden Elements. Die Ordnung der wahrnehmbaren Welt ist durch Trennung von Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Land und Wasser etc. entstanden und jedes Element hat seiner Würdigkeit gemäß seinen Platz erhalten. Theseus soll – so berichtet Plutarch – alle Bewohner Attikas unter dem Versprechen gleicher Rechte (ἐπὶ τοῖς ἴσοις) herbeigerufen haben, um die Stadt zu vergrößern. Um die Verfassung nicht durch eine wahllos zusammengekommene Menge in Unordnung zu bringen, schied er (ἀποκρίνας) zwischen Adeligen (Eupatriden), Bauern und denen, die ihre Dienste allen zur Verfügung stellten, und wies ihnen bestimmte Rechte zu. 26 Im politischen wie im kosmischen Raum entsteht aus dem Ungeordneten durch Auseinandertreten und Trennen (apókrisis) eine Ordnung (táxis), eine geordnete Mischung, die von Regeln bestimmt in der Mitte gehalten wird. Strikte Hierarchien sind aufgelöst zugunsten eines Abwechselns begrenzter Macht. Damit ist, beruhend auf einer ‚Gleichheit‘, ein in sich ruhender, von den ausgeglichenen Kräften gehaltener Kosmos entstanden. Politisch gewendet ist das Elementarprinzip die eunomía, die gute und rechtlich gesicherte Ordnung, gedacht ebenfalls als ein Abstraktum, die die Welt „in der Mitte“ hält und durch deren Macht die extremen Kräfte ausgeglichen werden sollen. Euripides kleidet dies in die Worte: „Drei Arten Bürger gibt es ja: die Reichen sind niemandem nütze, trachten immer nur nach mehr. Der Arme, dem des Lebens Unterhalt gebricht, ist ungestüm und schnödem Neide zugewandt, […]. Doch der in beider Mitte steht (ἐν 23 Aristot. Ath. pol. 7,3–4; pol. 2,12, 1274a 15–21; Plut. Sol. 18,1–2. Vgl. Solon F 7 Gentili-Prato (5 West). 24 Nach Aristot. Ath. pol. fr. 2 (385 Rose; Lexicon Patmense 152 s.v. γεννῆται) waren die Athener in vier Phylen geteilt, womit sie die Jahreszeiten nachahmten, sodann jede Phyle in drei Trittyen wie die Monate im Jahr und jede Trittye in dreißig Geschlechter, so viele wie Tage im Monat. 25 Aristot. Ath. pol. 21,3: ἀναμίσγεσθαι τὸ πλῆθος. Zu mathematischen Proportionen in der Ausgestaltung politischer Ordnungen siehe auch Aristot. pol. 5,1, 1301b 30–39. 26 Plut. Thes. 25,1–3: οὐ μὴν ἄτακτον οὐδὲ μεμειγμένην περιεῖδεν ὑπὸ πλήθους ἐπιχυθέντος ἀκρίτου γενομένην τὴν δημοκρατίαν, ἀλλὰ πρῶτος ἀποκρίνας χωρὶς Εὐπατρίδας καὶ γεωμόρους καὶ δημιούργους – „Er duldete aber nicht, dass aus der herbeigeflossenen, ungeschiedenen Menge eine regellose und durchmischte Demokratie entstünde, und trennte daher zuerst zwischen Eupatriden, Bauern und denen, die ihre Dienste allen zur Verfügung stellen (dēmiourgoí).“
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μέσῳ), beschirmt die Stadt, die Ordnung wahrend (κόσμον φυλάσσειν), die das Volk sich selber gab.“ 27 Der politische Kosmos, der durch Gegensätze und Adelsrivalitäten, durch Eigennutz und Habgier geprägt ist, soll wie das Universum in eine Welt des Ausgleichs verwandelt werden. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, zur Zeit des Euripides, steht inzwischen das Volk, der dḗmos, „in der Mitte“, um die Ordnung zu bewahren, die es sich selbst gegeben hat. Naturphilosophische Texte lassen sich also auch als politische Diskurse lesen, oder genauer gesagt: Sie reflektieren politische Vorstellungen und Modelle und formen danach ihre naturphilosophischen Theorien von der Entstehung des Kosmos, seinen Wand lungen und seiner Stabilität. Dies gilt auch für frühe medizinische Texte und deren Vorstellungen von den Ursachen von Krankheiten und den Möglichkeiten einer Heilung. Ich möchte dies im zweiten Teil meines Beitrags erläutern und zwar vorrangig am Beispiel der hippokratischen Schrift De vetere medicina, die wie die frühen naturphilosophischen Texte ebenfalls eine politische Lesart erlaubt. 28 Der Ausgleich der Säfte. Medizinische Konzepte einer Ordnung der Welt Gemäß der bereits in hippokratischen Schriften nachzuweisenden Humoralpathologie wirken auf die Befindlichkeit des menschlichen Körpers ‚Säfte‘ (chymoí; lat. humores) ein. Polybos, der Autor der um 410 v. Chr. entstandenen Schrift De natura hominis, erläutert: „Der Körper des Menschen enthält Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle; von diesen Säften hängen die Konstitution des Körpers, Krankheit und Gesundheit ab. Am gesündesten ist der Mensch dann, wenn ihre gegenseitige Mischung (ἡ πρὸς ἄλληλα κρῆσις), Wirkung und Menge (δύναμις, πλῆθος) ausgewogen und wenn sie am innigsten verbunden sind (μετρίως […] καὶ μάλιστα μεμιγμένα), krank aber, wenn einer der Säfte in zu großer oder zu geringer Menge vorhanden ist oder sich im Körper absondert und nicht mit allen vermengt ist (ἢ χωρισθῇ ἐν τῷ σώματι καὶ μὴ κεκρημένον ᾖ τοίσι σύμπασιν)“. 29 So wie die
27 Eur. Hik. 238–245 (Übersetzung J. J. Donner, bearbeitet von Richard Kannicht). 28 Zu sprachlichen und inhaltlichen Übereinstimmungen in der Philosophie (insbesondere bei den Vorsokratikern) und der Medizin Longrigg, Greek Rational Medicine; López-Salvá, Mercedes, Hippokratische Medizin und aristotelische Handlungsphilosophie. Analogien und Parallelismen, in: Renate Wittern, Pierre Pellegrin (Hg.), Hippokratische Medizin und antike Philosophie, Hildesheim 1996, 203–217, hier 212–217; Stamatu, Marion, s.v. Philosophie, in: Karl-Heinz Leven (Hg.), Antike Medizin. Ein Lexikon, München 2005, 696–698; Schiefsky, Mark J., Hippocrates. On Ancient Medicine. Translated with Introduction and Commentary (Studies in Ancient Medicine, Bd. 28), Leiden 2005, 1–4 und passim. Einen Überblick über die medizinischen Konzepte im Vergleich zu anderen wissenschaftlichen Disziplinen gibt Pichot, Geburt der Wissenschaft, 497–546. 29 Hippokr. nat. hom. 4 (6,40 Littré; Übersetzung Walter Müri). Jouanna, Hippocrates, 325–327; Longrigg, Greek Rational Medicine, 85–93; Schiefsky, On Ancient Medicine, 247–249, vgl. 250. Zu Polybos siehe Grensemann, Hermann, Der Arzt Polybos als Verfasser hippokratischer Schriften (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, Geistes- und sozialwissenschaftliche Klasse 1968,2), Wiesbaden 1968, 53–95. Zur Humoralpathologie: Schöner, Erich,
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Jahreszeiten durchläuft die Zusammensetzung und Mischung der Säfte einen Zyklus mit einer jeweiligen Vorherrschaft und einem Zurücktreten. Der Schleim nehme im menschlichen Körper im Winter zu (αὔξεται), weil er von den Körpersäften als der kälteste dem Winter am engsten verwandt sei. Im Frühling behalte der Schleim zwar noch seine Kraft (μένει ἰσχυρόν), doch nehme jetzt das Blut zu, denn diese Jahreszeit entspreche durch Feuchte und Wärme am meisten seiner Natur. Im Sommer sei das Blut noch mächtig, doch hebe sich jetzt die Galle im Körper und überwiege bis in den Herbst, in dem das Blut abnehme, weil es seiner Natur entgegensteht. Die schwarze Galle erreiche dann im Herbst ihre größte Menge und Wirkung, nehme aber im Verlauf des Winters ab, wohingegen der Schleim infolge des ausgiebigen Regens und der langen Nächte wieder zunehme. 30 Auch in medizinischen Konzepten von Gesundheit und Krankheit und der ‚Ordnung‘ im menschlichen Körper steht wie in den naturphilosophischen kosmologischen und kosmogonischen Modellen des 6. Jahrhunderts nicht eine einzelne Macht oder eine einzelne Kraft an der Spitze, die die Ordnung garantiert. Es ist vielmehr ein autonomes, sich selbst regierendes und regulierendes System, bei dem sich verschiedene Substanzen, die chymoí, entsprechend des Durchlaufs des Jahres abwechseln. Auffällig ist, dass in der Sprache ‚Herrschaft‘, also von κράτος und κρατεῖν abgeleitete Worte, vermieden werden. Die Rede ist vielmehr von einer Zunahme (αὔξησις), „stark sein“ (ἰσχύειν) und „schwächer werden“ (ἐλάττειν). Die Abfolge vorherrschender Säfte entspricht dem Lauf der Natur; rückt sie im Laufe des Jahres vor, steht der bisher vorherrschende chymós in Gegensatz zur Natur (ἐναντίον τῇ φύσει) und muss zwangsläufig abnehmen. Gesundheit ist jeweils der Zustand, in dem alle vier Säfte in Hinsicht auf dýnamis und plḗthos – ins Politische gewendet: in Hinsicht auf politischen Einfluss und Menge der Anhänger – gegenseitig am stärksten gemischt und ausgewogen (μετρίως) sind. Jegliche ‚Zunahme‘ (aúxēsis) und jegliches ‚Stark-Sein‘ (ischýein) birgt eine gesundheitliche Gefahr in sich – und so kommt es in Sommer und Herbst, in Winter und Frühling zu spezifischen Krankheiten, bis ein Gleichgewicht wieder hergestellt wird und die Krankheiten
Das Viererschema in der antiken Humoralpathologie (Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Beih. 4), Wiesbaden 1964 (zur Viersäftelehre in Nat. Hom. S. 17–21); Nutton, Vivian, s.v. Humoralism, in: William F. Bynum, Roy Porter (Hg.), Companion Encyclopedia of the History of Medicine, Bd. 1, London 1993, 281–291; Nutton, Vivian, s.v. Säftelehre, in: Der Neue Pauly 10, 2001, 1208–1210; Gundert, Beate, s.v. Humoralpathologie, in: Leven, Antike Medizin, 436–441. 30 Nat. hom. 7 (6,46–50 Littré). Vgl. ähnlich de morbis 1,24 (6,236 Littré). Schiefsky, On Ancient Medicine, 23, 268 sieht in diesem Konzept eine Übereinstimmung mit dem kosmologischen Entwurf Anaximanders; vgl. 56–62. Zu den positiven Auswirkungen einer „guten Mischung des Klimas“ (εὐκρασία τῶν ὡρῶν) auf den Menschen Plat. Tim. 24c. Nach Platon sei ein widernatürliches Zuviel oder Zuwenig der vier körperlichen Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft oder die widernatürliche Vertauschung des ihnen zukommenden Ortes die Ursache von Krankheiten. Um dies zu vermeiden, sei eine Ausgewogenheit vonnöten (Plat. Tim. 82a-b). Die vier Elemente in der vorsokratischen Philosophie finden also ihre Entsprechung in den vier Säften des Körpers (dazu Nutton, Humoralism, 283). Zu Verbindungen medizinischer Lehren zu Konzepten des Aristoteles siehe López-Salvá, Hippokratische Medizin, 212–214.
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von selbst wieder nachlassen, weil auf eine temporär vorherrschende Kraft eine „entgegengesetzte“ einwirkt. 31 Ordnung stiften in einer komplexeren Welt Einem anderen Konzept folgt der Autor der medizinischen Schrift De vetere medicina. 32 In der älteren Forschungsliteratur wurde die Schrift Hippokrates selbst zugeschrieben, doch in der jüngeren Literatur sind wieder Zweifel geäußert worden. 33 Nach neueren philologischen Untersuchungen gehört die Schrift in das späte 5., eher noch in die ersten Dezennien des 4. Jahrhunderts v. Chr. 34 Der Autor leitet aus der Erkenntnis, dass
31 In De anima zitiert Aristoteles Pythagoreer, die lehrten, dass die Seele eine gewisse Harmonie sei; „denn die Harmonie sei eine Mischung und Zusammenfügung von Gegensätzlichem, und der menschliche Körper sei aus Gegensätzlichem zusammengesetzt. […]“ (Aristot. an. 1,4, 407b 31–408a 3). Zu Konzepten von Gleichförmigkeit und Gegensätzlichkeit in Medizin und Philosophie siehe Ferrini, Maria Fernanda, Τὸ ὅμοιον/τὸ ἐναντίον. Un aspetto del rapporto tra Corpus Hippocraticum e filosofia, in: Renate Wittern, Pierre Pellegrin (Hg.), Hippokratische Medizin und antike Philosophie, Hildesheim 1996, 15–36. „Nel C(orpus) H(ippocraticum), il metodo di cura coi contrari si appoggia al concetto di armonia e di equilibrio che la giusta κρᾶσις degli umori, degli elementi, delle qualità, delle δυνάμεις, interne ed esterne al corpo, assicura“ (ebd. 27) und „il principio dell’ ὅμοιον e dell’ ἐναντίον domina la diagnostica, la prognosi, la descrizione e l’osservazione della malattia“ (ebd. 35). 32 Herausgegeben wurde die Schrift nach Littré, Émile, Hippocrate. Œuvres complètes, Bd. 1, Paris 1839, 570–636 von Heiberg, Ioannes, De vetere medicina (Corpus Medicorum Graecorum), Berlin 1927; Jones, Philosophy and Medicine, und von Schiefsky, On Ancient Medicine (jeweils mit Einleitung, englischer Übersetzung und Kommentar). Deutsche Übersetzungen in: Hippokrates. Ausgewählte Schriften, aus dem Griechischen übersetzt und herausgegeben von Hans Diller (zuerst 1962), mit einem bibliographischen Anhang von Karl-Heinz Leven, Stuttgart 1994, 241–269; Walter Müri (Hg.), Der Arzt im Altertum, München, Zürich 51986, 150–182 (Kap. 3–21). 33 Zur Forschungsgeschichte siehe Diller, Hans, Hippokratische Medizin und attische Philosophie, in: Hermes 80, 1952, 385–409, hier 385f.; Schiefsky, On Ancient Medicine, 65–71 hält eine Zuschreibung an Hippokrates für voreilig, lässt die Frage letztlich aber in der Schwebe. 34 Maucolin, Brice, Untersuchungen zur hippokratischen Schrift „Über die alte Heilkunst“ (Beiträge zur Altertumskunde, Bd. 258), Berlin 2009, 8–12. Er widerspricht damit der Datierung von Jordi Redondo, der die Schrift um 350 v. Chr. ansetzte. Auch Hans Diller hatte die Schrift wegen der Einführung des Hypothesenbegriffs und der Forderung nach methodischer Weiterentwicklung der medizinischen Wissenschaft in die Mitte des 4. Jh. gesetzt (Diller, Hippokrates, 243; vgl. Müri, Arzt, 468). Jones, Philosophy and Medicine, 47 hatte die Schrift zwischen 430 und 400 v. Chr. angesetzt. Ralph M. Rosen sieht in De vetere medicina eine der ältesten Schriften des Corpus Hippocraticum; „it sits comfortably within the familiar philosophical and scientific debates of late fifthcentury Greece“ (Rosen, Ralph M., Towards a Hippocratic Anthropology. On Ancient Medicine and the Origins of Humans, in: Lesley Dean-Jones, Ralph M. Rosen [Hg.], Ancient Concepts of the Hippocratic. Papers presented at the 13th International Hippocrates Colloquium, Austin, Texas, August 2008 [Studies in Ancient Medicine, Bd. 46], Leiden, Boston 2016, 242–257, hier 242). Schiefsky, On Ancient Medicine, 63f. setzt die Schrift im letzten Viertel des 5. Jh. an und sieht „af finities with Democritus“. Zu den Verbindungen zwischen De vetere medicina und der platonischen und aristotelischen Philosophie Diller, Medizin.
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eine ausgewogene Mischung bestehen oder hergestellt werden sollte, ab, dass man durch eine entsprechende Ernährung, eine wissenschaftlich-medizinische Diätetik, auf die Säfte einwirken müsse. 35 Die diätetischen Behandlungsmethoden werden dabei mit evolutionären Kulturentstehungstheorien dieser Zeit in Verbindung gesetzt. 36 Ziel der ‚Alten Heilkunst‘ sei es, eine Ausgewogenheit zu schaffen, indem „das Starke und Ungemischte mit dem Schwächeren gemischt“ werde, 37 und so „alles der Natur des Menschen anzupassen“, 38 denn die menschliche Natur könne zu starke Nahrung nicht bewältigen – sie habe Schmerz, Krankheiten und Tod zur Folge –, wohingegen angemessene Nahrung zu Wachstum und Gesundheit führe. 39 So sei es prinzipiell förderlich, schwerer Nahrung viel Wasser zuzusetzen und ihr die Schwere zu nehmen, durch Mischen und Kochen. 40 Krankheit werde hervorgerufen durch Nahrung, die in ihrer rohen und ungemischten Form ‚heftige Kräfte‘ (megálai dýnameis) entfalte. 41 Mischung und jeweilige Mengung (krḗsis und plḗthos) bewirkten eine Ausgewogenheit (ὡς μετρίως ἔχοι); Absonderung einzelner Säfte rufe Krankheit hervor. 42 Der Autor der Schrift bringt dann allerdings eine weitere Differenzierung ins Spiel, denn nicht immer schade das allzu Starke. Es hänge vielmehr von der Konstitution des Körpers ab, ob er auch kräftige Nahrung vertrage und sich so weiter kräftige und stärke. 43 Das richtige Maß (μέτρον) darf sich nicht allein „nach Zahl und Gewicht“ (ἄριθμος, σταθμός) richten, sondern auch nach der „Empfindsamkeit des Körpers“ (ἡ αἴσθησις τοῦ 35 Hippokr., De vetere medicina (VM) 3–4 (1,574–580 Littré). Zu De vetere medicina allgemein Longrigg, Greek Rational Medicine, 82–85, 90; Jouanna, Jacques, Die Entstehung der Heilkunst im Westen, in: Mirko D. Grmek (Hg.), Die Geschichte des medizinischen Denkens. Antike und Mittelalter, München 1996 (ital. Rom, Bari 1993), 28–80, hier 60f. Zu Anlage und Argumentationsaufbau Schiefsky, On Ancient Medicine, 25–36. 36 Diller, Hippokrates, 241. Zu den ‚evolutionsgeschichtlichen‘ Aspekten der Schrift auch Miller, Harold W., On Ancient Medicine and the Origin of Medicine, in: Transactions and Proceedings of the American Philological Association 80, 1949, 187–202; Herter, Hans, Die kulturhistorische Theorie der hippokratischen Schrift von der Alten Medizin, in: Maia 15, 1963, 464–483; Triebel-Schubert, Charlotte, Evolution und politische Anthropologie im 5. Jh. v. Chr. Bemerkungen zu der hippokratischen Schrift De vetere medicina, in: Medizinhistorisches Journal 24, 1989, 203–213; Jouanna, Heilkunst, 52–54; Rosen, Hippocratic Anthropology. 37 VM 3 (1,578 Littré): […] καὶ ἔμιξαν καὶ ἐκέρασαν τὰ ἰσχυρά τε καὶ ἄκρητα τοῖς ἀσθενεστέροις. 38 Ebd.: πλάσσοντες πάντα πρὸς τὴν τοῦ ἀνθρώπου φύσιν τε καὶ δύναμιν […]. Jones, Philosophy and Medicine, 42f. 39 Schiefsky, On Ancient Medicine, 154–156, 168f.: „as in VM food is beneficial if the body ‚over comes‘ it, but harmful otherwise“ (169). 40 VM 5 (1,582 Littré): ἀφαιρεόμενοι τὸ ἰσχυρὸν τῇ κρήσει τε καὶ ἐφήσει. 41 VM 3 (1,576 Littré): δεινὰ ὑπὸ ἰσχυρῆς τε καὶ θηριώδεος διαίτης ὠμά τε καὶ ἄκρητα καὶ μεγάλας δυνάμιας ἔχοντα ἐσφερόμενοι. – „[…] Schlimmes von zu schwerer, für Tiere passender Nahrung, indem sie rohe, ungemischte Kost von starker Qualität zu sich nehmen“ (Übersetzung H. Diller). Schiefsky, On Ancient Medicine, 152–157. 42 VM 5 (1,582 Littré). Schiefsky, On Ancient Medicine, 176. Galen urteilte später, dass fast alle seine Vorgänger Gesundheit als gute Mischung (eukrasía) und Ausgewogenheit (symmetría) der Elemente definiert hätten (Jouanna, Hippocrates, 328). 43 VM 9 (1,588 Littré).
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σώματος). 44 Eine solche Ausrichtung des theoretischen Konzepts nicht nur auf die einzelnen Elemente im Körper, sondern auch auf die physische Konstitution findet eine Parallele in Überlegungen in der Politik des Aristoteles, dass es keine absolut beste Verfassung gibt, sondern dies von der ‚Konstitution‘ der Polis und damit insbesondere von der Zusammensetzung ihrer Bürgerschaft abhänge; daher passe zu manchen Gemeinwesen besser eine Monarchie, zu anderen eine Aristokratie oder Demokratie. So wie Aristoteles Unausgewogenheiten in der Verfassung vermeiden will, denn sie seien die Ursache von inneren Kriegen (stáseis) und gewaltsamen Verfassungsänderungen (metabolaí), 45 so bezeichnet der Autor von De vetere medicina das zu Kräftige und zu Starke, das die menschliche Konstitution nicht zu bewältigen vermag, als schädlich und krankheitserregend, so dass Mediziner versuchten, es „auszuscheiden“ und ein Zuviel des einen durch Zuführen eines anderen, des Entgegengesetzten (τὸ ὑπεναντίον), zu lösen. Falsch sei es aber, wie es die neue Medizin propagiere, allein in dem „Warmen, Kalten, Feuchten und Trockenen“ das „ursächliche Prinzip von Krankheit und Tod“ zu sehen und allen Erscheinungen gleichbleibend ein oder zwei Ursachen zugrunde zu legen. 46 Vielmehr gebe es vielfältigere Ursachen: So sei das Stärkste – das die menschliche Konstitution nicht zu bewältigen vermag – vom Süßen das Süßeste, vom Bitteren das Bitterste, vom Sauren das Sauerste und so von allen der höchste Grad des im Menschen Vorhandenen. 47 Die Welt ist also komplizierter geworden: Es sind nicht mehr nur die vier Elemente oder Qualitäten, die sich wie die vier Jahreszeiten abwechseln und in ihrer Stärke zunehmen und wieder abnehmen, der Natur folgend, und die man mit der Zuführung
44 VM 9 (1,588/590 Littré): δεῖ γὰρ μέτρου τινὸς στοχάσασθαι. – „Man muss sich nämlich nach einem Maß umsehen.“ (Übersetzung H. Diller). Zur Einbeziehung der Konstitutionen (φύσιες) der Körper VM 9–12 (1,588–596 Littré). Vgl. dazu Miller, Ancient Medicine, 199; Schiefsky, On Ancient Medicine, 199. 45 Z.B. Aristot. pol. 4,1, 1288b 10–1289a 25. Zu Absonderung und Mischung von Körpersäften in der medizinischen Literatur und von einzelnen Menschen in der politischen Gemeinschaft im Konzept des Aristoteles siehe López-Salvá, Hippokratische Medizin, 212f. In Sophista lässt Platon den Fremden gegenüber Theaitetos behaupten, Krankheit und Aufruhr (nósos und stásis) seien dasselbe Phänomen, denn stásis sei die Zerstörung des von Natur Verbundenen aus irgendeinem Zwist heraus (soph. 228a). 46 VM 1 (1,570 Littré): […] τὴν ἀρχὴν τῆς αἰτίης νούσων τε καὶ θανάτου. Ähnlich VM 13 (1,598 Littré) und 16 (1,606/608 Littré): „Kälte und Wärme aber üben nach meiner Meinung von allen Kräften am wenigsten eine Herrschaft im Körper aus (δυναστεύειν), und zwar aus folgenden Gründen: Solange das Warme und das Kalte miteinander vermischt (μεμειγμένα) im Körper enthalten sind, schaden sie nicht; denn das Warme bekommt die richtige Mischung und Temperatur (κρῆσις καὶ μετριότης) vom Kalten und das Kalte vom Warmen; wenn aber eins vom anderen sich absondert (ὅταν δ᾿ ἀποκριθῇ χωρὶς ἑκάτερον), dann schadet es.“ (Übersetzung H. Diller). Schiefsky, On Ancient Medicine, 267f.; Rosen, Hippocratic Anthropology, 244f.: „Whereas the author’s opponents believe they can analyse human φύσις in terms of the interaction of a few ingredients […], whether it be Empedoclean elements (air, fire, water, earth) or the related principles of hot, cold, wet and dry, the author of On An cient Medicine finds this approach both philosophically speculative and therapeutically misguided, as he almost petulantly demonstrates in chapter 13 with a hypothetical experiment.“ 47 VM 14 (1,602 Littré). Vgl. Miller, Ancient Medicine, 199f.
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von Entgegengesetztem ausgleichen kann. 48 Es sind vielmehr zahlreiche, unbestimmt viele (μυρία) Stoffe und Kräfte, die – wie in einem Körper so auch in einem Gemeinwesen – „drinnen sind“ (τὰ ἐνέοντα) und angemessen „gemischt“ sein müssen. 49 „Denn es ist im Menschen Salziges und Bitteres und Süßes und Saures und Herbes und Fades und unzähliges andere (ἄλλα μυρία) enthalten, das nach Quantität und Qualität die verschiedensten Kräfte besitzt.“ 50 Es sind also nicht mehr vier humores und vier Qualitäten von warm und kalt, feucht und trocken, die auf den menschlichen Körper einwirken, sondern unzählbar viele. 51 „Wenn diese Stoffe miteinander verbunden und vermischt sind, so machen sie sich nicht bemerkbar und schaden dem Menschen nicht; wenn aber etwas davon sich absondert und für sich allein steht, dann macht es sich bemerkbar und schadet dem Menschen.“ 52 Die meisten der gewohnten Speisen bewirken kaum je beim Genuss eine Störung oder eine Absonderung (ἀπόκρισις) der im Körper vorhandenen Qualitäten (δύναμεις); Stärkung, Wachstum, Ernährung sind ihre Folge, einzig darum, weil sie in sich ausgeglichen sind und nichts Ungemischtes und einseitig Starkes enthalten, sondern ein einheitliches Ganzes sind. 53 Das Verhältnis der Grundqualitäten untereinander stelle der Körper selbst wieder her, so dass für eine medizinische Behandlung der Krankheiten andere Qualitäten (dýnameis), nämlich die Säfte wichtiger seien, die als Geschmacksqualitäten (süß, bitter, sauer etc.) charakterisiert werden. 54 Heilung stellt sich ein durch Reifen (τὸ πεφθῆναι), und reif würden die Säfte (τὰ ῥεύματα) durch gegenseitige Mischung, Milderung und Verkochung. 55 Dadurch linderten sich Schmerz, Brennen und hitzige Entzündungen, milderten sich allzu Salziges, Feuchtes, Scharfes. In den scharfen Säften seien die Ursachen (αἴτια) der Krankheiten zu 48 VM 13 (1,598 Littré): τῷ ὑπεναντίῳ προσήκει λῦσαι. 49 VM 13–14 (1,598–604 Littré). Zum Konzept der Mischung Rosen, Hippocratic Anthropology, 246. Schiefsky, On Ancient Medicine, 268: „But this chapter [scil. Kap. 16] adds the idea of κρῆσις as a kind of dynamic equilibrium, a state that has the capacity to maintain itself and restore itself if disturbed.“ Siehe auch Schiefsky, Mark J., On Ancient Medicine on the Nature of Human Beings, in: Philip J. van der Eijk (Hg.), Hippocrates in Context, Leiden, Boston 2005, 69–85, hier 78f. 50 VM 14 (1,602 Littré): καὶ ἄλλα μυρία παντοίας δυνάμιας ἔχοντα πλῆθός τε καὶ ἰσχύν. 51 Bereits Alkmaion von Kroton hatte einige Jahrzehnte früher von zehn gegensätzlichen Prinzipien des Seienden gesprochen (Begrenztes und Unbegrenztes, Rechtes und Linkes, Männliches und Weibliches, Ruhendes und Bewegtes, Gerades und Krummes, Helles und Dunkles, Gutes und Böses, Gleichseitiges und Ungleichseitiges) (Aristot. metaph. 1,5, 986a 22ff.). Nach Jones, Philosophy and Medicine, 4, 42 vertritt die Schrift die bereits von Alkmaion in Grundzügen formulierte Theorie. Praxagoras von Kos, ein griechischer Arzt der zweiten Hälfte des 4. Jh., hat die Humoraltheorie insofern weiterentwickelt, als er von mindestens zehn Säften ausging, die nach Geschmack, Farbe, Konsistenz und Wirkung zu unterscheiden seien (Kollesch, Jutta, Zur Säftelehre in der Medizin des 4. Jahrhunderts v.u.Z., in: Acta Congressus Internationalis XXIV [Historiae Artis Medicinae, Bd. 2], Budapest 1974, 1339–1342). 52 VM 14 (1,602 Littré; Übersetzung H. Diller): ταῦτα μὲν μεμιγμένα καὶ κεκρημένα ἀλλήλοισιν οὔτε φανερά ἐστιν οὔτε λυπέει τὸν ἄνθρωπον, ὅταν δὲ τι τούτων ἀποκριθῇ καὶ αὐτὸ ἐφ᾿ ἑωυτοῦ γένηται, τότε καὶ φανερόν ἐστι καὶ λυπέει τὸν ἄνθρωπον. Triebel-Schubert, Evolution, 212. 53 VM 14 (1,604 Littré); ähnlich 16 (1,606 Littré). 54 VM 16 (1,608–612 Littré). Diller, Hippokrates, 241f.; Schiefsky, On Ancient Medicine, 268. 55 VM 19 (1,616 Littré): ἐκ τοῦ μιχθῆναι καὶ κρηθῆναι ἀλλήλοισι καὶ συνεψηθῆναι.
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suchen, in ihrem Umschlag in eine andere Mischung liege die Heilung. 56 Jegliche Krankheit entstehe aus den ‚Qualitäten‘, und so müsse der Körper sich des (zu) Bitteren entledigen – von selbst oder durch ein Heilmittel – und davon gereinigt werden (καθαιρόμενος). 57 Absondern und Abführen (ἀποκαθαρθεῖν) oder Mischen (μιχθεῖν) mit milderen Säften bewirkten Gesundheit. „Jede andere Qualität im Menschen wirkt um so wohltätiger und besser, je größer die Zahl derer ist, mit denen sie sich mischt. Das Befinden des Menschen ist dann am besten, wenn alle Säfte gereift und zur Ruhe gekommen sind und keine Qualität mehr vereinzelt vorkommt.“ 58 Da die Konstitutionen (αἱ φύσιες) des Menschen verschieden sind, reagiere der Körper auf bestimmte Nahrungsmittel unterschiedlich. Manche Säfte seien ihnen „feindlich“ (πολέμιος), würden von ihnen gereizt und in Unruhe versetzt. 59 Bei der Einwirkung des Arztes auf den Kranken gehe es darum, die Kräfte, also Säfte wie süß, bitter, salzig, herb, sauer etc., die sich in eine „Form“ des menschlichen Körpers einbetten und sie ausfüllen sollen, dazu zu bringen, dass sie „zum Stehen gebracht werden“, keine „Veränderungen und Bewegungen“ mehr verursachen. 60 Die „Formen“, die im Menschen vorhanden sind, sind dabei ähnlich vielfältig wie die „Kräfte“: das Hohle, Trichterförmige, Ausgebreitete, Feste, Runde, Flache, Hängende, Angespannte, Lange, Gedrungene, Pralle, Schwammige und Lockere und noch viele weitere Arten (ἄλλα μυρία) innen und außen am Körper, die sich sehr voneinander unterscheiden. 61 In der Vervielfachung der Substanzen (ἐνέοντα) und der Qualitäten (δύναμεις) auf ein Tausendfaches und mit der Behauptung des nicht Wahrnehmbaren, wenn nicht eine Substanz überwiegt, bewegt sich dieses Modell über einen Pluralismus auf einen Atomismus eines Leukipp und Demokrit zu, die von unendlich vielen, nicht sichtbaren und nicht teilbaren Atomen ausgehen, die nur in der Zusammenballung wahrnehmbar sind, Wahrnehmbares nur im Zusammentreten erscheint und im Auseinandergehen vergeht. Diese Fortentwicklung eines kosmologischen und medizinischen Konzepts von einem Monismus über einen Pluralismus 62 zu einer unendlichen Zahl von aufeinander
56 VM 19 (1,616 Littré): μεταβαλλόντων δὲ ἐς ἄλλην κρῆσιν παύεσθαι. Schiefsky, On Ancient Medi cine, 280–285: „The close link between πέψις and κρῆσις in VM reflects the author’s attempt to base the theory of human φύσις as a κρῆσις of humors on experience in the τέχνη of cooking.“ 57 Vgl. Plat. Prot. 322c-d: Zeus habe den Menschen in den Poleis eine Ordnung (kósmos) und Freundschaftsbande gegeben, indem er ihnen durch Hermes Ehrgefühl und Recht (αἰδώς und δίκη) geschickt habe. Daran sollten alle Anteil haben und Gesetz solle sein, dass derjenige „als Krankheit der Stadt“ (ὡς νόσον πόλεως) getötet werden solle, der an Ehrgefühl und Recht nicht teilzuhaben vermöge. 58 VM 19 (1,620 Littré): τὰ δὲ ἄλλα πάντα τὰ περὶ τὸν ἄνθρωπον, ὅσῳ ἂν πλείοσι μίσγηται, τοσούτῳ ἠπιώτερα καὶ βελτίω [...]. 59 VM 20 (1,624 Littré): ὑπὸ τούτου ἐγείρεταί τε καὶ κινεῖται. 60 VM 22 (1,632 Littré): ὅτε γὰρ ἄν μὴ ἀποπληρωθῇ οὕτως ὥστε στῆναι, ἀλλ᾽ ἔχῃ μεταβολάς τε καὶ κηνησίας. 61 VM 22–24. 62 Monistische Vorstellungen finden sich in der Medizin in der Schrift Über die Winde, deren Verfasser davon ausgeht, die Luft sei der alleinige Grund für die Krankheiten (De ventis 2ff.). In der
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einwirkenden „Kräften“ und deren Einbettung in unzählbar viele „Formen“ entspricht der veränderten Wahrnehmung und Konzeptualisierung auch des politischen Kosmos, bei der im späten 5. und im 4. Jahrhundert nicht mehr der jährliche Wechsel von Archonten und anderen Amtsträgern, nicht mehr der monatliche Wechsel von Phylen und Prytanen in der Ratsversammlung das Entscheidende ist, sondern im Zusammentreten und Auseinandergehen von Rat, Volksversammlung und Gerichten, also von mehreren Hundert bzw. mehreren Tausend Bürgern Politisches verhandelt wird. Leukipp und Demokrit gingen mit ihrem Modell noch einen Schritt weiter als der Autor von De vetere medicina, wenn sie von dem Grundsatz ausgingen: „Nur dem Herkommen nach gibt es Süßes, dem Herkommen nach Bitteres, dem Herkommen nach Warmes und Kaltes, dem Herkommen nach Farbe, in Wahrheit aber gibt es nur Atome und Leeres“. 63 Lag im kosmologischen Modell der ionischen Naturphilosophen und bei Anaximandros die Welt noch „in der Mitte“ und wurde von verschiedenen Kräften, die auf die Welt einwirkten, im Gleichgewicht gehalten, so gab es im Modell der Atomisten keine Mitte mehr, die den Kosmos zusammenhält oder ihn strukturiert. Es steht nicht mehr ein bestimmtes Element, nicht Wasser, nicht Luft, nicht ein ápeiron, am Anfang oder ‚herrscht‘ über andere, nicht einmal zeitweise und im turnusmäßigen Wechsel: Demokrit meint, daß die Atome ... im unendlichen Leeren, in dem es kein Oben und Unten, keine Mitte und keine äußerste Grenze gibt, sich so bewegten, daß sie infolge von Zusammenstößen untereinander zusammenhingen, woraus denn alle Dinge hervorgingen, die es in der sichtbaren Welt gibt, und diese Bewegung der Atome erfolge von keinem Anfang aus, sondern von Ewigkeit her. 64 Die Hierarchie in der frühen Theogonie eines Hesiod hatte Anaximander durch ein neues kosmologisches Kräftemodell ersetzt, in dem widerstreitende Kräfte ausgeglichen werden. Mediziner, die die Humoralpathologie propagierten, vertraten ein entsprechendes Modell. Demgegenüber ist das Modell der Atomisten regellos und weitgehend unstrukturiert. Das Wort arché wird bei den Atomisten nicht als Ursprung verstanden, von dem die Entstehung der Welt seinen Anfang nahm und in den sie wieder zurückkehrt, und nicht mehr als ein Element, das andere ‚beherrscht‘. 65 Arché ist bei Demokrit vielmehr im Sinne von Grundprinzip, von Grundelement gebraucht; eine zeitliche Dimension oder eine hierarchische Vorstellung wohnt ihm nicht inne.
Schrift Über die Diät (Regimen) sind es die gegensätzlichen Elemente des heißen und trockenen Feuers und des kalten und feuchten Wassers (Diaeta 1–4). Dazu Jouanna, Heilkunst, 59f. 63 Demokrit DK 68 B 9 (Sext. Emp. adv. math. 7,135): Νόμῳ – γάρ φησι – γλυκὺ καὶ νόμῳ πικρόν, νόμῳ θερμόν, νόμῳ ψυχρόν, νόμῳ χροιή· ἐτεῇ δὲ ἄτομα καὶ κενόν. Vgl. dazu Schmitz, Antike Demokratie, 3, 31. 64 DK 68 A 56 (Cic. fin. 1,6,17; F 41 Löbl). Dazu im Einzelnen Schmitz, Antike Demokratie, 26–41. 65 So Aristot. gen. an. 2,6, 742b 17 (F 43 Löbl; F 15B Gemelli Marciano): nach der arché des ápeiron zu forschen ist unmöglich; ähnlich F 44–46 u. 52c Löbl.
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Der Autor von De vetere medicina kommt dem insofern nahe, als er es ablehnt, dass es nur vier ‚Kräfte‘ seien, die sich im Laufe des Jahres ablösten, sondern im Menschen noch „tausend andere Qualitäten nach Menge und Stärke“ vorhanden seien, die bei einer ausgewogenen Mischung einzeln nicht wahrnehmbar seien. Mehr denn je fühlte man sich der Natur und den in ihr selbst liegenden mechanischen Prinzipien ausgeliefert. „Die Atome bewegen sich im leeren Raum, so wie der Zufall gerade will, und von selber stoßen sie zusammen infolge eines jeder Ordnung baren Antriebs.“ 66 Bei diesem rein mechanischen Prinzip fehlt ein leitender Geist (noús) vollständig. 67 Aber nicht nur das. Die Atomisten verfolgten auch nicht das Konzept eines Systems von ausgeglichenen Kräften weiter, denen nur zeitweilig eine größere Macht zugebilligt wurde und die nach der Ordnung der Zeit gezwungen waren, das Unrecht zeitweiliger Ungleichheit durch ein Zurücktreten zu büßen. Stattdessen trat eine Vorstellung in den Mittelpunkt, bei der Zusammentreten und Auseinandergehen Sichtbares hervorbringt und vergehen lässt, für den äußeren Beobachter regellos und ungeordnet. Eine klare Strukturierung des Raums und der Zeit gab es nicht mehr, und dies tendenziell auch für die Tausenden von Kräften und Formen in De vetere medicina. 68 Ein solches naturphilosophisches Modell konnte nicht in Einklang gebracht werden mit einer aristokratischen Ordnung, sie also auch nicht als gleichsam natürliche Ordnung legitimieren. Wie wollten Aristokraten ihre Vormachtstellung als Angehörige einer gebildeten und erfahrenen Oberschicht in politischen Angelegenheiten begründen, wenn es eine leitende und ordnende Kraft nicht mehr gab? Der Weg zur direkten Demokratie im Laufe des 5. Jahrhunderts hat den Blick frei gemacht für ein Modell jenseits aristokratisch-isonomer Ordnungen, auch in der Kosmologie und Kosmogonie. Politische Entscheidungen und politische Macht lagen nun weitgehend bei einer Volksversammlung von mehreren Tausend, unzählbar vielen Bürgern, die an jedem Versammlungstag anders zusammengesetzt sein konnte, die keine Einteilung nach Zensusgruppen, keine politische Rechte oder Linke, Fortschrittliche oder Konservative kannte, keine Mitte und kein Oben und Unten. In diese Veränderung naturphilosophischer und politischer Konzepte lassen sich auch medizinische Schriften dieser Zeit einordnen; der Verfasser von De vetere medicina begnügt sich am Ende des 5., Anfang des 4. Jh. nicht mehr mit einem Gleichgewicht von vier Körpersäften, sondern nennt eine ungeheure Vielzahl von beeinflussenden Faktoren, die die Gesundheit des Körpers beeinträchtigen und Krankheiten hervorbringen können. Medizinischer und politischer Diskurs treffen sich auch darin, dass nach De vetere medicina 66 DK 68 A 43. 67 Long, Philosophie, 17. 68 Waren die Könige in den frühen Schöpfungsmythen Garanten für den geregelten Ablauf der Tage und Jahreszeiten, heißt es bei Demokrit: „Zeit aber ist unentstanden, sie ist nichts anderes als eine tag- und nachtartige Vorstellung der Menschen“ (DK 68 A 71–72; F 16 Gemelli Marciano). Vgl. Rechenauer, Leukipp und Demokrit, 876: „Nach verbreiteter Auffassung stellt der kosmogonische Prozess für die Atomisten ein schlechthin zufälliges Ereignis dar. […] Ein separates lenkendes Prinzip wie Anaxagoras mit dem Nus oder Empedokles mit den Kräften von Liebe und Streit haben Leukipp und Demokrit nicht etabliert […], ja nicht einmal auf qualitative Kräfte wie Kalt und Warm greifen sie zurück.“ Vgl. allerdings die Einschränkungen ebd. 876–881.
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„Mischung und jeweilige Mengung“ (krḗsis und plḗthos) eine Ausgewogenheit bewirkten, 69 Qualitäten umso wohltuender auf den Menschen wirken, je mehr sie sich mischen. In ähnlicher Form vertritt Aristoteles in der Politik die Meinung, dass diejenige Oligarchie der idealen Verfassung, der sog. Politie, am nächsten stehe, die die „am besten gemischte“ ist. 70 Und bei der „gut gemischten Politie“ seien „drei Prinzipien der Zusammensetzung und Mischung“ zu unterscheiden: 71 Sie sei am besten eingerichtet, wenn man aus Oligarchie und Demokratie „das Gemeinsame und Mittlere“ (κοινὸν δὲ καὶ μέσον) mische. 72 Eine andere Art der Kombination sei es, die „Mitte“ (τὸ μέσον) von dem zu nehmen, was beide festsetzen, also z.B. die Mitte bei der Festlegung eines Zensus für das aktive und passive Wahlrecht. 73 In Abgrenzung zu Leukipp und Demokrit und in Abgrenzung zur radikalen, direkten Demokratie in Athen sucht Aristoteles, um eine stabile ‚Ordnung‘ herzustellen, wieder eine ‚Mitte‘, die ruht. So wie der Autor von De vetere medicina Krankheiten dadurch heilen will, dass er die „Kräfte“ in den „Formen“ „zum Stehen bringen“ will, Veränderungen und Bewegungen (metabolaí und kinḗseis) vermeiden will, so war Aristoteles in der Politik bemüht, eine solche Verfassung zu konzipieren, die eine hohe Stabilität aufwies und vor Umstürzen und Umschwüngen geschützt war. So wie der Körper vor schädlichen Qualitäten wie dem (zu) Bitteren gereinigt werden müsse, so müsse nach Meinung Platons derjenige, der unfähig sei, an Ehrgefühl und Recht teilzuhaben, aus der Bürgerschaft entfernt werden, um eine „Krankheit der Polis“ zu verhindern. 74 Fazit In den kosmologischen Modellen der griechischen Naturphilosophen wurden grundlegende politische Veränderungen reflektiert und können von der modernen Geschichtswissenschaft als Wahrnehmungen des Politischen und von politischen Strukturveränderungen analysiert werden. Die Selbstbeschreibungen der Gesellschaft zu Zeiten eines Hesiod, Solon, Kleisthenes und Perikles und zu Zeiten eines Platon und Aristoteles finden eine Entsprechung in Denkfiguren und Modellen, wie sie von Naturphilosophen und Medizinern zum Kosmos und zum menschlichen Körper formuliert wurden. Kosmologische, medizinische und politische Ordnungsvorstellungen lassen sich als Analogien begreifen, als eine Homologie, gegründet auf gleichen charakteristischen Denkfiguren. 75
69 S.o. Anm. 42. Vgl. dazu auch Stamatu, Marion, s.v. Krasis, in: Leven, Antike Medizin, 537. 70 Aristot. pol. 6,6, 1320b 19–21: ὀλιγαρχία, […], ἡ μὲν εὔκρατος μάλιστα τῶν ὀλιγαρχιῶν καὶ πρώτη – αὕτη δ᾽ ἐστὶν ἡ σύνεγγυς τῇ καλουμένῃ πολιτείᾳ. López-Salva, Hippokratische Medizin, 212–215. 71 Aristot. pol. 4,9, 1294b 35: ἡ πολιτεία ἡ μεμειγμένῃ καλῶς; 4,9, 1294a 35f.: ὅροι τρεῖς τῆς συνθέσεως καὶ μίξεως; vgl. b 13–17. 72 Aristot. pol. 4,9, 1294a 41-b 1. 73 Aristot. pol. 4,9, 1294b 1–3. 74 S.o. Anm. 57. 75 Homologie ist hier verstanden im Sinne von Hans-Dieter Gelfert, der die attische Tragödie „als eine Homologie zwischen Kultur und Gesellschaft“ deutet, da sich in der Tragödie „eine jeweils
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Die attische Demokratie ein Verteilungsmodell Hans Kloft
Dem englischen Historiker Robert George Collingwood (1889–1943) verdanken wir die weit verbreitete Sentenz: Jede Geschichte sei im Grunde Zeitgeschichte. 1 Er hat damit die Einsicht zugespitzt, dass in die Analyse historischer Personen und Prozesse immer auch Gesichtspunkte und Wertvorstellungen des jeweiligen Forschers und seiner Zeit einfließen. 2 Man mag an Edward Gibbons große „History of the Decline and Fall of the Roman Empire“, an Johann Gustav Droysens „Geschichte des Hellenismus“, an Theodor Mommsens populäre „Römische Geschichte“ denken, um Beispiele aus der Althistorie zu geben, die allesamt das Siegel der eigenen Zeit an ihrer Stirn tragen, aber darüber hinaus doch auch Einsichten zutage förderten, die heute noch Bestand haben. Zeitgebundenheit gilt auch für die meisten Darstellungen der attischen Demokratie, die in der Neuzeit vielfach Ausgangspunkt und Folie für eigene Staatsentwürfe waren, 3 neue Fragestellungen und Hinsichten an das Material herangetragen haben. Ich nenne als Beispiele nur Luciano Canforas umstrittene „Kurze Geschichte der Demokratie“ 4 oder auch Sebastian Schmidt-Hofners neueste Darstellung „Das klassische Griechenland“ von 2016. Schmidt-Hofner geht nachdrücklich auf die demokratischen Identitätsfaktoren ein, 5 die in der Polis über die sozialen Gruppierungen hinweg ein „Wir-Bewusstsein“ zu schaffen versuchten. Dabei ist der Begriff der Identität als historische Kategorie von Beginn an nicht unumstritten gewesen 6 und führt als politisches Schlagwort leicht zu
1 Collingwood, Robin G., The Idea of History, Oxford 1956, dazu Ricoeur, Paul, The Reality of the Historical Past, in: Adam Budd (Hg.), The Modern Historiography Reader, London, New York 2009, 365–378, 366f. 2 Marrou, Henri-Irénée, Über die historische Erkenntnis, Darmstadt 1973, 63–82. 3 Nippel, Wilfried, Antike oder moderne Freiheit? Die Begründung der Demokratie in Athen und in der Neuzeit, Frankfurt 2008. 4 Canfora, Luciano, Eine kurze Geschichte der Demokratie. Von Athen bis zur Europäischen Union, Köln 2007, 4. Auflage, dazu Kloft, Hans, Die athenische Demokratie. Standpunkte und Kontroversen, in: Vera V. Dement’eva, Tassilo Schmitt (Hg.), Volk und Demokratie im Altertum, Göttingen 2010, 31–52. 5 Schmidt-Hofner, Sebastian, Das klassische Griechenland. Der Krieg und die Freiheit, München 2016, 142–147, zur Identität: Angehrn, Emil, Geschichte und Identität, Berlin, New York 1985; Hillmann, Karl-Heinz, Wörterbuch der Soziologie, Stuttgart 1994, 350. 6 Wehler, Hans-Ulrich, Geschichtswissenschaft heutzutage. Aufklärung oder Sinnstiftung, in: ders., Die Gegenwart als Geschichte. Essays, München 1995, 189–201.
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Missverständnissen, wenn man den Begriff nicht konkretisiert und die fragwürdigen Traditionsbestände ausblendet. I Die folgende Überlegung zur attischen Demokratie als einem Verteilungsmodell ist natürlich auch von aktuellen Problemen mit angestoßen. Nicht nur in den modernen Parteiprogrammen spielen Themen der sozialen Gerechtigkeit eine wichtige Rolle. Die Entwürfe und Strategien, um die Schere zwischen Arm und Reich nicht zu groß werden zu lassen, entspringen letztlich der Intention, die demokratische Staatsform auch durch ökonomische Maßnahmen zu stabilisieren und akzeptabel zu machen. Die „Verteilungsgerechtigkeit“ als regulative Idee wurzelt in dem Grundgedanken einer Partizipationsdemokratie, welche die Teilhabe auch für die materiellen Güter reklamiert, die durch den gemeinsamen Staat erwirtschaftet werden. 7 Die aktuellen und in der Umsetzung durchaus umstrittenen Aktionen, die hier nur grob skizziert werden konnten, haben in den Größen Teilhabe und Verteilung durchaus ein gewisses Äquivalent in der griechischen Welt. Met hexis (μέθεξις), metechein (μετέχειν) – ,Teil/Anteil haben‘ sind nicht nur Kernbegriffe der griechischen, insbesondere der platonischen Philosophie, welche die Beziehung des Einzelnen zum übergeordneten Ganzen, der Art zur Gattung meinen, sie kennzeichnen auch in der Politik die Teilhabe des Bürgers am Gemeinwesens, μετέχειν τῆς πολιτείας, wie es bei Platon im Staat heißt – τὸ μετέχειν κρίσεως καὶ ἀρχῆς, wie Aristoteles es in der Politik formuliert, die Teilhabe an den Entscheidungen und den Ämtern als Umschreibung der bürgerlichen Partizipation im Staatswesen. 8 Die Polis ist eine gemeinsame Sache, an welcher der einzelne Bürger in unterschiedlichen Formen partizipiert. Die Vorstellung erstreckt sich, wie Kurt Latte vor über 70 Jahren in seiner Abhandlung „Kollektivbesitz und Staatsschatz in Griechenland“ gezeigt hat, auch auf die Einkünfte des Gemeinwesens. 9 Für das frühe Siphnos bezeugt Herodot, dass die Erträge der Gold- und Silberbergwerke nach Überweisung der Dekate an Delphi 7 Rawls, John, Eine Theorie der Gerechtigkeit, Frankfurt 1975; Höffe, Otfried, Zur Gerechtigkeit der Verteilung, in: ders. (Hg.), John Rawls. Eine Theorie der Gerechtigkeit, Berlin 2013, 153–170. Josten, Stefan D., Ungleichheit, Umverteilung und gesamtwirtschaftliches Wachstum, Berlin 2008. Der theoretische Hintergrund bei Schmidt, Manfred G., Demokratietheorien. Eine Einführung, Opladen 1995, 159–179. 8 Plat. rep. 557 mit negativer Konnotation; Aristot. pol. 1275a 22ff.; Gerhardt, Volker, s.v. Partizipation, in: Hans J. Sandkühler, Dagmar Borchers (Hg.), Enzyklopädie Philosophie. In drei Bänden, Bd. 2, 2. Aufl., Hamburg 2010, 1916–1920, 1916–1917; Gatzemeier, Matthias, s.v. Methexis, in: Jürgen Mittelstraß, Siegfried Blasche (Hg.), Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, Bd. 5, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 2013, 379. In größerem Zusammenhang Walter, Uwe, An der Polis teilhaben. Bürgerstaat und Zugehörigkeit im archaischen Griechenland, Stuttgart 1993. 9 Latte, Kurt, Kollektivbesitz und Staatsschatz in Griechenland (1948), in: ders., Kleine Schriften zu Religion, Recht, Literatur und Sprache der Griechen und Römer, hg. v. Olof Gigon u.a., München 1968, 294–312.
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jährlich an den einzelnen Bürger verteilt (διανέμεσθαι) wurden. 10 Der Anspruch war, wie man bei Latte nachlesen kann, kein Einzelfall. Der locus classicus für das Verfahren findet sich wieder bei Herodot und betrifft die Verwendung der Einkünfte aus den Silberbergwerken in Laureion. Die ursprüngliche Verteilung auf den einzelnen Bürger wurde durch einen Volksbeschluss auf Antrag des Themistokles dahingehend verändert, dass mit den Einkünften 200 Kriegsschiffe gebaut werden sollten, die für eine Auseinandersetzung mit Ägina gedacht waren. 11 An die Stelle der diffusen Kollektivverteilung tritt eine zielgerichtete Ausgabe der Mittel, die auch zur Stärkung einer gemeinsamen Kasse und einer Kassenverwaltung führte, die bei Herodot unter der Bezeichnung τὸ κοινόν erscheint. 12 Erst mit der Demokratie, so hat es Jochen Bleicken gesehen, 13 entwickelt sich im Athen des 5. und 4. Jahrhunderts ein halbwegs funktionierender Finanzsektor, wo in einem demokratischen Verfahren über Ein- und Ausgaben abgestimmt wird. Die Rechenschaftspflicht, εὐθύνη, ein Grundfaktor der attischen Demokratie, hatte wahrscheinlich im nachträglichen Nachweis über die Verwendung der Mittel ihren Ursprung. 14 II Es sind genau zweihundert Jahre her, dass Philipp August Boeckh in einem epochemachenden Werk „Die Staatshaushaltung der Athener“ die Ein- und Ausgaben Athens auf der Basis der damals bekannten Quellen zu bilanzieren versuchte und damit ein nüchternes Gegenbild zu den klassischen Elogen schuf, die zu dieser Zeit im Schwange waren. 15 Boeckh, einer der einflussreichsten Gelehrten seiner Zeit, ab 1811 Professor in Berlin, 1830 geheimer Regierungsrat in Preußen, ging es nicht allein um die Zusammenstellung der ökonomischen Daten. Er erkannte in der Ausgabenpolitik der attischen Demokratie nicht nur ein gefährliches Ungleichgewicht, in welcher die Kriegsaufwendungen zugunsten der Festausgaben und einer öffentlichen Kulturpolitik, wie er meinte, vernachlässigt
10 Hdt. 3,57, Latte, Kollektivbesitz, 296. 11 Hdt. 7,144, ergänzend Thuk. 1,14,2; Aristot. Ath. pol. 22,7 mit den Bemerkungen von Rhodes, Commentary, 277f. 12 Koinon bzw. dēmosion als Gemeinschaftskasse: dazu Spielvogel, Jörg, Wirtschaft und Geld bei Aristophanes. Untersuchungen zu den ökonomischen Bedingungen in Athen im Übergang vom 5. zum 4. Jh. v. Chr., Frankfurt am Main 2001, 87f. mit den Nachweisen. 13 Bleicken, Jochen, Die athenische Demokratie, Paderborn u.a. 1994, 247f. 14 Bleicken, Die athenische Demokratie, 277f. und 534. Kloft, Hans, Verantwortung und Rechenschaftspflicht. Überlegungen zu Mommsens Staatsrecht, in: Volker Losemann, Peter Kneißl (Hg.), Imperium Romanum. Studien zu Geschichte und Nachwirken. Festschrift für Karl Christ zum 75. Geburtstag, Stuttgart 1998, 410–430. 15 Boeckh, August, Die Staatshaushaltung der Athener. Vier Bücher; mit XXI Inschriften, Berlin 1817, 2. Aufl., Berlin 1851, 3. posth. erschienene Aufl. Berlin 1886, zur Person: Hanses, Mathias, s.v. August Boeckh, in: Der Neue Pauly Suppl. 6, 2012, 119–122.
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Hans Kloft
wurden. 16 In der Verteilung der öffentlichen Gelder sah er eine populistische Maßnahme, „um der Habsucht des genusssüchtigen Volkes“ zu schmeicheln; in den Werken für Religion und Kunst konstatierte er zwar einen „edlen Aufwand“; aber, wie er betonte, auch der „Bauch, der unterste der Stände, wollte Befriedigung“, eine Versorgungsmentalität, welche die Bürger in Friedenszeiten träge machte. 17 In der falschen Ausgabenpolitik zeigt sich nicht nur der fatale Charakter der Demokratie. Sie ist darüber hinaus auch verantwortlich für das generelle moralische Defizit des hellenischen Charakters. Und er ist sich sicher: „Nur die Einseitigkeit und Oberflächlichkeit schaut überall Ideale im Altertum.“ 18 Das Urteil des konservativen Altertumsforschers Boeckh hat lange nachgewirkt, es ist vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit der Französischen Revolution und den Befreiungskriegen zu sehen. In einer subtilen Untersuchung hat jüngst David M. Pritchard unter dem Titel „Public Spending and Democracy in Classical Athens“ die erreichbaren Daten zwischen 430 und ca. 350 v. Chr. zusammengestellt, die ein gewisses Profil der Ausgaben erkennen lassen, ein Profil, das sich naturgemäß von den Ausführungen Boeckhs stark unterscheidet. 19 Sie lassen bei aller Vorsicht Schlussfolgerungen zu, die der attischen Demokratie ein durchaus günstiges Zeugnis ausstellen. Dabei werden die normalen öffentlichen Einnahmen in ihrer oft kritisierten Praxis hier nicht eigens thematisiert. 20 Die notwendigen Informationen bieten immer noch das Standardwerk von Georg Busolt und Heinrich Swoboda, daneben Jörg Spielvogels Abschnitt über die öffentlichen Einnahmen des Staatshaushaltes in seiner Untersuchung über Wirtschaft und Geld bei Aristophanes, auf die im Folgenden zurückgegriffen wird. Sie werden flankiert von den Sondererhebungen (εἰσφοραί) und den privaten Zuschüssen in Form von Liturgien, die nicht nur in der Summe, sondern auch in der Sache zum System der Ausgaben und zum Profil der Verteilung innerhalb der attischen Demokratie gehören. 21
16 Boeckh, Staatshaushaltung, Bd. 2, 196; Pritchard, David M., Public Spending and Democracy in Classical Athens, Austin 2015, 2f. 17 Boeckh, Staatshaushaltung, Bd. 1, 161, 196; Bd. 2, 156, vgl. unten 201f. und 203f. 18 Boeckh, Staatshaushaltung, Bd. 2, 157 und 158. 19 Zu Pritchard meine kurze Rezension in der Historischen Zeitschrift: Kloft, Hans, Rezension zu: David M. Pritchard, Public Spending and Democracy in Classical Athens, Austin 2015, in: Historische Zeitschrift 303.3, 2016, 816–817. 20 Zu den Einnahmen: Busolt, Georg, Swoboda, Heinrich, Griechische Staatskunde, Bd. 1–2, München 1920 und 1926, 1221–1239; Spielvogel, Wirtschaft und Geld, 90–104. Vgl. auch Spielvogel, Jörg, Rezension zu: Loren J. Samons II, Empire of the Owl. Athenian Imperial Finance, in: Gnomon 77.1, 2005, 79–81. 21 Zu den eisphorai und den Liturgien, siehe Hansen, Mogens H., Die athenische Demokratie im Zeitalter des Demosthenes. Struktur, Prinzipien und Selbstverständnis, Berlin 1995, 112–117; Bleicken, Die Athenische Demokratie, 250f., 258f.; Möller, Astrid, Classical Greece. Distribution, in: Walter Scheidel u.a., The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World, Cambridge 2007, 362–384, 377f.
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III Thematisiert man den Bereich der Militärkosten, so fallen darunter nicht nur „the costs of war“ 22, die naturgemäß im konkreten Fall den Großteil der Einnahmen verschlangen. Den Hopliten, die zum größten Teil von den Zeugiten gestellt wurden, standen im 5. Jahrhundert eine tägliche Summe von drei bis fünf Obolen zu, die Angehörigen der Reiterei erhielten zuweilen das Doppelte, wobei zwischen dem Futtergeld für die Pferde (sitos) und dem Sold im engeren Sinne oftmals nicht zu unterscheiden ist. Die Flotte, deren Stärke die Bürgerschaft auf Antrag des Themistokles auf 200 Trieren festgesetzt hatte, wurde von den Theten gerudert, denen pro Tag in der Regel drei Obolen zustanden. 23 Die Baukosten der Flotte lassen sich nicht durchgängig berechnen. Die Anzahl der Schiffe betrug beim Ausbruch des Peloponnesischen Krieges 300 Trieren, 24 die Baukosten mögen bei 1 bis 1,2 Talenten pro Schiff gelegen haben. 25 Für Ausstattung und Führung sorgten die Triearchen, eine Liturgie, zu denen die reichen Mitbürger sich verpflichtet fühlten. Bau, Ausstattung und Wartung erfolgte auf Werften, in Werkstätten und Schiffshäusern, die dem Piräus das Gepräge gaben. 26 Pritchard hat große Mühe darauf verwandt, die Kriegskosten für einzelne Zeitepochen zu quantifizieren. Beispielhaft angeführt sei die Liste für das Jahrzehnt 433/2 bis 423/2 v. Chr., also zum Beginn des Peloponnesischen Krieges. Sie vermag einen Eindruck davon zu geben, wie kompliziert die Ermittlung der Ein- und Ausgaben ist, die sich aus verschiedenen Posten zusammensetzen. Public spending on the armed forces in the 420s (Pritchard, Public Spending, 97) 27
Archon year
Tribute
Other Imperial Income
Internal Surplus
War Tax
War Loans
TOTAL
433/2
388 t.
212 t.
100 t.
0
76 t.
776 t.
432/1
388 t.
212 t.
100 t.
0
1,145 t.
1,845 t.
22 Pritchard, Public Spending, 91–113. 23 Zum Sold der Ritter, Hopliten und Theten, siehe Busolt, Swoboda, Griechische Staatskunde, 1185f., 1220. 24 Thuk. 2,13,8, Busolt, Swoboda, Griechische Staatskunde, 1197f. 25 So Pritchard, Public Spending, 105f.; Busolt, Swoboda, Griechische Staatskunde, 1220: Ca. 1,5 Talente. 26 Busolt, Swoboda, Griechische Staatskunde, 1196f. Zum Piräus, siehe Traulos, Johannes N., Bildlexikon zur Topographie des antiken Attika, Tübingen 1988, 343f. 27 Zu den Tributberechnungen Spielvogel, Wirtschaft und Geld, 105–117; zu den Tempelgeldern Busolt, Swoboda, Griechische Staatskunde, 1211; Beloch, Karl Julius, Griechische Geschichte. Bis auf Aristoteles und die Eroberung Asiens, Bd. 3.1, Berlin, Leipzig 1922, 447f.
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Hans Kloft
Archon year
Tribute
Other Imperial Income
Internal Surplus
War Tax
War Loans
TOTAL
431/0
388 t.
212 t.
100 t.
0
1,370 t.
2,070 t.
430/29
388 t.
212 t.
100 t.
0
1,300 t.
2,000 t.
429/8
388 t.
212 t.
100 t.
0
600 t.
1,300 t.
428/7
388 t.
212 t.
100 t.
200 t.
200 t.
1,100 t.
427/6
388 t.
212 t.
100 t.
200 t.
100 t.
1,000 t.
426/5
388 t.
212 t.
100 t.
200 t.
261 t.
1,161 t.
425/4
1,200 t.
212 t.
100 t.
0
130 t.
1,642 t.
424/3
1,200 t.
212 t.
100 t.
0
163 t.
1,675 t.
423/2
1,200 t.
212 t.
100 t.
0
253 t.
1,765 t.
Annual Average
1,485 t.
Wichtig erscheinen im Hinblick auf unsere Fragestellung drei Aspekte: Zum einen gehörten in die Zuständigkeit der Volksversammlung die Entscheidungen über Krieg und Frieden und damit mittelbar auch die Bezahlungen des Soldes an die Ritter, die Hopliten und die Theten, welche die Schiffe ruderten und zugleich im 5. Jahrhundert die Mehrzahl der Ekklesia stellten. Zum anderen werden, wie oben gesagt, in die Rüstungskosten die reichen Mitbürger einbezogen und damit auch in Erfolg und Misserfolg der Kriegsentscheidungen. Damit setzt die Polis bewusst auf ihr Interesse und ihre Anteilnahme an den geplanten Unternehmungen. Zum Dritten stützten die Erstellungskosten der Flotte und der Hafenanlagen die Privatwirtschaft, wie wir heute sagen würden, und setzten viele Arbeiter in Lohn und Brot, förderten das lokale Handwerk und den lokalen Handel, 28 wie sie Aristophanes in den „Acharnern“ beim Ausbruch des Peloponnesischen Krieges anschaulich schildert: Löhnung! Zur Halle! Korn gemessen, Schläuche, Gefäße, Tonnen, Ruderriemen, Körbe, Knoblauch, Oliven, Netze voller Zwiebeln, Sardellen, Kränze, Flötenmädchen, Prügel, Die Schiffswerft dröhnt vom Konzert der Säge,
28 Beloch, Griechische Geschichte, 323ff.; Burford, Alison, Künstler und Handwerker in Griechenland und Rom, Mainz 1985, 75–78.
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des Bohrers, Hobels, Hammers, Beils, vom Fluchen, Befehlen, Pfeifen, Trällern, Flöten blasen! So macht ihr‘s. 29
IV Der Begriff misthos (μισθός), welcher in diesem konkreten Fall den Sold bezeichnet, der zu Beginn der Unternehmung ausbezahlt wird, leitet über zu den beiden anderen Bereichen, die bei Pritchard „the costs of festivals“ 30 und „the costs of democracy“ 31 heißen. Im ersten Falle muss man die Festivitäten um die Lokalitäten ergänzen, die für die großen Feiern den Rahmen abgeben; hier hat man in erster Linie an den Athenatempel und die Propyläen auf der Akropolis zu denken, deren Kosten sich auf ca. 760 Talente veranschlagen lassen. Nimmt man die kostbare, mit Gold und Elfenbein geschmückte Athenastatue hinzu, kommt man auf etwa 2.000 Talente, die für die grandiose Repräsentation der religiösen Festivitäten ausgegeben wurden, in etwa die Summe, die man als Obergrenze der athenischen Einkünfte im späten 5. Jahrhundert veranschlagen kann. 32 Das sind monetäre Schlaglichter auf einem Gebiet, das ansonsten weitgehend im Dunkeln bleibt. John K. Davies erinnert etwa an öffentliche Bauten wie das Odeion, den Tempel des Hephaistos auf der Agora, den Poseidontempel bei Kap Sounion, die alle aus der Staatskasse bezahlt wurden. 33 Rechnet man den Aufwand für die städtischen Dionysien und die großen Panathenäen hoch, dann lässt sich der Personal- und Sachaufwand für die großen Feiern auf etwa 100 Talente veranschlagen. 34 Das waren anschauliche und im gewissen Sinne werbewirksame städtische Kulturleistungen, zu deren Erfolg mannigfache Liturgien beitrugen, die den reichen Mitbürger in die Pflicht nahmen. Sie kündeten nicht nur von einem weit verbreiteten künstlerischen Mäzenatentum, sondern bedeuteten auch eine gewisse „Umverteilung des Reichtums an die ärmeren Leute“, die vom Euergetismus der Reichen profitierten. 35 Das ehrgeizige Kulturprogramm Athens, wie es sich vor allem in seinem Bauprogramm und seinen Festen darstellt, wird im 5. Jahrhundert vor allem dem Perikles zugesprochen; und es war der kaiserzeitliche Autor Plutarch, der in seiner Periklesvita sowohl 29 In der Übersetzung von Ludwig Seeger; zu dieser Stelle: Spielvogel, Wirtschaft und Geld, 118f. Zum Problem freie/unfreie Arbeit Eich, Armin, Die politische Ökonomie des antiken Griechenland (6.3. Jh. v. Chr.), Köln, Wien 2006, 257–342. 30 Pritchard, Public Spending, 27–51. 31 Pritchard, Public Spending, 52–90. 32 Davies, John K., Das klassische Griechenland und die Demokratie, München 1993, 119f. Zu der Höhe der Einnahmen Spielvogel, Wirtschaft und Geld, 104. 33 Davies, Das klassische Griechenland, 120; Boersma, Johannes S., Athenian Policy from 561/560– 405/404 v. Chr., Groningen 1970. 34 Pritchard, Public Spending, 49. 35 Davies, Das klassische Griechenland, 121; Veyne, Paul, Brot und Spiele. Gesellschaftliche Macht und politische Herrschaft in der Antike, Frankfurt am Main 1988, 200–205.
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in den Militäraktionen wie im Bauprogramm die Handschrift des großen Politikers ausmacht, mit dem Ziel, die attische Bevölkerung mit öffentlichen Mitteln zu alimentieren. Zu den technitai (τεχνῖται), die von den attischen Großbauten profitierten, zählt Plutarch: Bau- und Zimmerleute, Bildhauer, Kupferschmiede, Steinmetzen, Färber, Goldarbeiter, Elfenbeindreher, Maler, Sticker, Drechsler; um sie zu holen und herbeizuschaffen brauchte man zur See Kauffahrer, Matrosen, Steuerleute, zu Lande, Wagner, Fuhrleute, Maultierhalter, Seiler, Leinenweber, Sattler, Wegearbeiter und Bergleute. 36 Bei aller notwendigen Quellenkritik kann nicht zweifelhaft sein, dass die öffentlichen Gelder, die in die Bauten flossen, wirtschaftliche und soziale „Folgekosten“, besser gesagt „Folgeverdienste“ nach sich zogen. Der wirtschaftliche Zusammenhang ist uns heute sehr vertraut, wenn man an Rüstungsbetriebe wie Rheinmetall in Düsseldorf oder die Howaldtswerft in Kiel denkt, an große Baufirmen wie Hochtief oder Strabag, an deren öffentliche Aufträge viele Arbeitsverhältnisse hängen. Heute ist die Arbeitsorganisation naturgemäß in Qualität und Quantität eine andere, sind die Umsetzungen komplexer und oft umstritten. Aber die Grunddisposition lässt sich sehr wohl vergleichen. In ähnlicher Weise hatte seinerzeit Frank Kolb die Auswirkungen der kaiserlichen Großbauten in Rom auf Arbeit und Beschäftigung der Bevölkerung herausgestellt. 37 Die Rolle Athens als „leading cultural center of the classical Greek world“, so Pritchard, 38 war nur zu erreichen durch bedeutende Finanzmittel und den Einsatz von Handwerk und Handel, durch Arbeit auf allen Ebenen und, worauf die Kritiker immer wieder hinweisen, durch die Ausbeutung der Bundesgenossen: Ein Argument, das bereits Boeckh in seiner „Staatshaushaltung“ 1817 genannt hatte und seitdem zum festen Bestandteil der Kritik an der attischen archē gehörte. 39 Das Ansehen, die „Ansehnlichkeit“ Athens im 5. und 4. Jahrhundert ist ein Ergebnis verschiedener politischer, sozialer, ökonomischer Faktoren und nicht zuletzt religiös-kultureller Überzeugungen, deren glückliches Ineinandergreifen die demokratische Staatsform ermöglichte.
36 Plut. Per. 12,6, in der Übersetzung von Robert von Pöhlmann, Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt, 3. Aufl., München 1925, 276. Zur Quellenkritik Ameling, Walther, Plutarch. Perikles 12–14, in: Historia 34.1, 1985, 47–63, 53–55, der an eine Übertragung der Arbeitsverhältnisse aus der römischen Kaiserzeit denkt. 37 Kolb, Frank, Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike, München 1994, 482–488. 38 Pritchard, Public Spending, 49. 39 Boeckh, Staatshaushaltung, Bd. 1, 163; Bd. 2, 157. Schuller, Wolfgang, Die Herrschaft der Athener im Ersten Attischen Seebund, Berlin, New York 1974, Schmidt-Hofner, Das klassische Griechenland, 100–109.
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V Zum dritten größeren Ausgabeblock „the costs of democracy“ rechnet Pritchard die Ausgaben für die Magistrate, die Amtsinhaber der archai, die gemäß ihren Aufgaben im 5. und 4. Jahrhundert unterschiedlich entlohnt wurden. 40 Für die 30er Jahre des 4. Jahrhunderts errechnet Pritchard für 658 Amtsinhaber eine jährliche Gesamtsumme von 29,5 Talenten. Rund 100 Jahre vorher unter den Bedingungen des Bundesgenossensystems mögen die Anzahl an Magistraten und die Kosten höher gewesen sein und circa 70 Talente betragen haben. 41 Umstrittener als die Verwaltungsausgaben war der von Perikles eingeführte Richtersold, der zunächst 2, unter Kleon 3 Obolen pro Sitzung betrug; ihn hat man auf ca. 100–110 Talente pro Jahr veranschlagt. 42 Seit dem 5. Jahrhundert erhielten die Mitglieder des Rates (βουλή), die Ratsmänner, Sitzungsgelder, die im 4. Jahrhundert insgesamt 6 Obolen, also eine Drachme, ausmachten und die im Etat einen jährlichen Posten von ungefähr 53 Talenten betrugen. 43 Größere Kosten verursachten die zu Beginn des 4. Jahrhunderts eingeführten Tagegelder für den Besuch der Volksversammlung, das sogenannte ekklēsiastikon, das schrittweise erhöht werden sollte. 44 Die letztendliche Summe von 6 Obolen entsprach in etwa dem normalen Tagesverdienst eines einfachen Bürgers und sollte ihn animieren, seinen demokratischen Pflichten nachzukommen. 45 Dass man in dieser Hinsicht vom attischen Bürger nicht zu viel Uneigennützigkeit erwarten durfte, zeigt anschaulich Aristophanes in den Ekklesiazusen, wo die Entlohnung für den Besuch der Volksversammlung den Hauptanreiz bildet. 46 Bedeuteten schon die Gelder für die Volksversammlung den Kritikern der attischen Demokratie einen Stein des Anstoßes, so waren es die theōrika, die Schaugelder für den Besuch der Theater in noch höherem Maße. Sie kamen seit der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. zur Auszahlung und wurden zunächst für die großen Dionysien bereitgestellt, entwickelten sich aber später zu einem generellen Festgeld. 47 Boeckh nannte die theōrika, die „verderblichste Ausgeburt des Perikleischen Zeitalters“, den „Krebs der atheni-
40 Bleicken, Die athenische Demokratie, 228–245; Hansen, Die athenische Demokratie, 233–254; zur Entlohnung 249–251. 41 Pritchard, Public Spending, 78–80 mit den Zahlen. 42 Busolt, Swoboda, Griechische Staatskunde, Bd. 2, 1218; Spielvogel, Wirtschaft und Geld, 123. 43 So Pritchard, Public Spending, 53; etwas höher Busolt, Swoboda, Griechische Staatskunde, Bd. 2, 1218 (bis zu 75 Talenten; anders Hansen, Die athenische Demokratie, 264. Zur Hauptquelle Aristot. Ath. pol. 62,2 vgl. Rhodes, Commentary, 691f. 44 Busolt, Swoboda, Griechische Staatskunde, 921; Pritchard, Public Spending, 60–63. 45 Hansen, Die athenische Demokratie, 155. 46 Aristoph. Eccl. 175–180. Für das Tagegeld von 3 Obolen lassen sich acht Maß Getreide kaufen (χοίνικες, choinikes, ca. 9 kg); Eccl. 547f. 47 Aristot. Ath. pol. 43,1 mit den Bemerkungen von Rhodes, Commentary, 514–516; Hansen, Die athenische Demokratie, 100, 163, 273.
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schen Staatswohlfahrt“. 48 Wenn der Redner Demades (ca. 380–319 v. Chr.) die Schaugelder als „Leim der Demokratie“ (κόλλαν τῆς δημοκρατίας) genannt hat, 49 als Dotation, welche die Volksherrschaft zusammenhält, dann lässt sich die Feststellung sehr wohl auf die gesamten Entlohnungen ausweiten, welche die Demokratie ihren Bürgern zugestand. Die Demokratie bezahlt im Sinne der methexis ihre Teilhaber, der „Lohn“ fungiert als „Stütze“ und dies in doppelter Hinsicht: Als finanzielle Unterstützung des Demos, vor allem der kleinen Leute, und als Unterstützung der Staatsform, die auf die Zustimmung der Politen angewiesen war. VI Ob die Bezahlung für die Teilnahme am politischen Leben, die „Demokratie zur teuersten Staatsform“ machte, wie dies Hansen im Rückgriff auf Aristoteles gemeint hat, sei dahingestellt. 50 Es lohnt sich, in diesem Zusammenhang noch einmal den Begriff der Entlohnung, des misthos, aufzunehmen, der mit Lohn, Bezahlung übersetzt, die Bedeutungsweise des Begriffs nur unzulänglich wiedergibt. Als Entgelt für erbrachte Leistung regelt er das Arbeitsverhältnis, als Gewinn aus Bereitstellung von Grundstücken und Immobilien quantifiziert er das Nutzungsrecht und erfährt im Institut der misthosis seit dem 4. Jahrhundert eine allseitige rechtliche Ausformung. 51 In den Prozess der Erweiterung, welche das Geschäftsleben und die Dienstleistungen einschließlich der Militär- und Söldnerdienste erfahren, 52 gehört nun auch der misthos für die attischen Bürger hinein, die für die Wahrnehmung demokratischer Aufgaben entlohnt werden. In der Bezahlung drückt sich also die Anerkennung aus, dass eine Leistung, eine Art Arbeit, erbracht wird, die das Gemeinwesen honoriert: So hat Perikles den obelos hēliastikos, den Richtersold, eingeführt. 53 Ein reichlicher Sold (εὐπορία τῆς μισθοῦ) verschafft, so Aristoteles, dem Teilnehmer der Volksversammlung genügend Muße, sich zu versammeln und über alles zu entscheiden. 54 Die mistophoria (μισθοφορία) der Ratsherren, 55 die zur Zeit des Peloponnesischen Krieges 3 Obolen betrug, mag man mit Aristophanes auf 150 Ta48 Boeckh, Staatshaushaltung, Bd. 1, 196 und 235. Eingeführt hat die Schaubilder wohl nicht Perikles, sondern Eubulos; Hansen, Die athenische Demokratie, 273. 49 Plut. mor. 1011B, Busolt, Swoboda, Griechische Staatskunde, 427; Hansen, Die athenische Demokratie, 328. 50 Hansen, Die athenische Demokratie, 327 mit Bezug auf Aristot. pol. 1317b 35–38. Hier zählt freilich Aristoteles nur die Ämter und Institutionen auf, deren Mitglieder bezahlt werden. Von der „teuersten Staatsform“ sagt er nichts. 51 Schmitz, Winfried, s.v. misthos, in: Der Neue Pauly 8, 2000, 270f.; Thür, Gerhard, s.v. misthosis, in: Der Neue Pauly 8, 2000, 271–275. 52 Davies, Das klassische Griechenland, 352. 53 Der Ausdruck bei Aristoph. Nub. 853, Aristot. Ath. pol. 27,3 mit den Bemerkungen von Rhodes, Commentary, 338f. 54 Aristot. pol. 1300a 3–5. 55 Aristot. Ath. pol. 61,2; Pritchard, Public Spending, 53f.
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lente Jahresbudget veranschlagen – viel zu wenig, wie der populistische Antikleon bei Aristophanes beklagt, wenn man dagegen die gewaltigen attischen Einkünfte, nämlich ca. 2000 Talente dagegensetze. 56 Die öffentliche Bezahlung der politischen Teilnahme war schon bei den Zeitgenossen umstritten. Der alte Oligarch in Xenophons „Staat der Athener“ stellt nüchtern fest, dass die Begünstigung der Schlechten, der Armen und der „Volksfreunde“ (πονηροί καὶ πένητες καὶ δημοτικοί) ihren Ausdruck findet in der Bezahlung (μισθοφορία) der Ämter und dem daraus folgenden Nutzen für den Privathaushalt. 57 In der späten Komödie Die Ekklesiazusen liest die Heldin Praxagora dem attischen Volk in ganz ähnlicher Weise die Leviten: Ihr aber selbst, oh Volk, ihr seid an allem schuld! Denn ihr nehmt die öffentlichen Gelder als Lohn (μισθοφoροῦντες) und privat seht ihr darauf, was jeder Einzelne davon profitieren kann. Das Gemeinwesen hingegen torkelt dahin wie Arisimos. 58
VII Dass die Ausgaben für die Demokratie der Stadt Athen teuer zu stehen kommen und die Moral der Empfänger untergraben, dieses Urteil haben moderne Kritiker bereitwillig übernommen und in ihr politisches Weltbild eingebaut. Von August Boeckh war bereits die Rede. Für ihn addierten sich die Fehlleistungen des attischen Staates: Die Unterdrückung der Bundesgenossen, eine entwürdigende Sklaverei, die diversen öffentlichen Bezahlungen an die Bürger zu einem düsteren Bild – „ein tiefes, sittliches Verderben bis ins innere Mark des Volkes“, glaubte er feststellen zu können. Im Glanze der Kunst und in der Blüthe der Freiheit waren die Hellenen unglücklicher als die meisten glauben. Sie trugen den Keim des Untergangs in sich selbst, und der Baum musste umgehauen werden, als er faul war. 59 Der Anspruch der Masse auf staatliche Verpflegung und Versorgung, so Georg Busolt (1850–1920), führte zu einer „Proletarisierung der unteren Schichten“ und zu einer „fort-
56 Aristot. Vesp. 600–663, Spielvogel, Wirtschaft und Geld, 123f. Aufschlussreich an der Passage ist nicht nur der Vorschlag auf eine bessere Umverteilung der Gelder, sondern auch die Tatsache, dass die Höhe der Einnahmen in der Öffentlichkeit bekannt war und diskutiert wurde. 57 Ps. Xen. Ath. pol. 1,4; dazu Spielvogel, Wirtschaft und Geld, 18. 58 Aristoph. Eccl. 205–208 in der Übersetzung von Dieter Bremer und Niklas Holzberg; Spielvogel, Wirtschaft und Geld, 95 und ders., Die politische Position des athenischen Komödiendichters Aristophanes, in: Historia 52, 2003, 3–22, 16–19. Arisimos war möglicherweise ein lahmer Politiker der Zeit. 59 Boeckh, Staatshaushaltung, Bd. 2, 156f. und 159.
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schreitenden Entartung“ des Staatswesens: Die Menge gewöhnte sich an, so Busolt an anderer Stelle, Tagegelder für mühelose und unverantwortliche Staatsdienste zu empfangen. 60 So ähnele die Alimentierung der Masse im demokratischen Staat einem Selbstbedienungsladen, wie die Kritiker nicht müde werden zu betonen. Den Bogen zu den Problemen des ausgehenden 19. Jahrhunderts hat besonders nachdrücklich Robert von Pöhlmann (1852–1914) in seiner viel gelesenen materialreichen Studie „Geschichte des antiken Kommunismus und Sozialismus“ geschlagen, die ab der 2. Auflage „Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der Alten Welt“ hieß. 61 Von Pöhlmann sah als Nationalökonom die Interferenz von Staatsform und Wirtschaftsordnung genauer als die meisten seiner Kollegen. Für ihn bedeutete die Entlohnung attischer Bürger die „ökonomische Ergänzung des politischen Prinzips der Demokratie“ mit der Gefahr, dass der „demokratische Staatssozialismus“ in den „radikalen revolutionären Sozialismus umschlug“. 62 Bei von Pöhlmann lässt sich Collingwoods Satz von der Geschichte als Zeitgeschichte mit Händen greifen. 63 Wortgewaltig geißelt er die sozioökonomische Schieflage der Demokratie, die „materiellen Gelüste der Kanaille“ und „die durch die ‚Freiheit‘ entfesselte Begierde des großen Haufens“; und er fuhr fort: Die demokratische Gleichheit war zu einem sozialen Machtmittel der stimmberechtigen Mehrheit gegenüber der Minderheit, zu einer sozialdemokratischen Waffe gegen die sozial-aristokratische Gestaltung des Wirtschaftslebens geworden. 64 Damit wendet sich von Pöhlmann gegen Eduard Bernstein, den sozialdemokratischen Theoretiker seiner Zeit, der demokratische und ökonomische Teilhabe zusammengesehen hat. 65 Die zeitgenössische, mächtige sozialdemokratische Bewegung sei dabei, so Robert von Pöhlmann, die gleichen Fehler zu wiederholen, wie sie der antike „Staatssozialismus“ vorgeführt hatte.
60 Busolt, Swoboda, Griechische Staatskunde, Bd. 1, 427f. und 921f.; ähnlich Beloch, Griechische Geschichte, Bd. 3.1, 343f. (die demoralisierende Wirkung der Verteilung). 61 Pöhlmann, Robert von, Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt, 2 Bde., München 1912, 3. Aufl. posthum erschienen, München 1925 (mit Verbesserungen und einem wichtigen Nachwort von Friedrich Oertel). 62 Von Pöhlmann, Geschichte der sozialen Frage, Bd. 1, 251, 275. 63 Vgl. oben S. 1. 64 Von Pöhlmann, Geschichte der sozialen Frage, Bd. 1, 281. Hier steht von Pöhlmann durchaus auf den Schultern seines Lehrers, des einflussreichen Nationalökonomen Wilhelm Roscher (1817– 1894), vgl. Kloft, Hans, s.v. Sozialismus, in: Der Neue Pauly 15.3, 2003, 92–101. 65 Von Pöhlmann, Geschichte der sozialen Frage, Bd. 1, 267 und 297. Zu Eduard Bernstein (1850– 1932) und seinen modifizierten Ausführungen zu den Theorien von Marx vgl. Liedtke, Vernon L., s.v. Revisionismus, in: Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft. Eine vergleichende Enzyklopädie, Bd. 5, Freiburg 1972, 666–692.
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VIII Es ist heute einfach, die abschätzige Bewertung der Volksherrschaft gerade durch die deutschen Althistoriker zu kritisieren und sie in den zeitgenössischen Zusammenhang zu stellen. Man übersieht dabei, dass Gelehrte wie Boeckh, Beloch oder von Pöhlmann ein breites ökonomisches Quellenmaterial aufgeboten und erschlossen haben, freilich auf dem Hintergrund einer Staats- und Gesellschaftsauffassung, in welcher der Obrigkeitsstaat und ein tiefes Misstrauen gegen eine demokratische Zivilisation, die sich auf die „Massen“ stützte, Grundüberzeugungen waren. 66 Sie haben darüber hinaus die einzelnen Teilbereiche der Ausgaben nicht sauber gegeneinandergehalten und die mittelbaren Auswirkungen der Staatsaufgaben ausgeblendet, die bei den öffentlichen Kultur- und Militärausgaben auf der Hand liegen. Diese Kriegskosten verschlangen, wie Pritchard nachgewiesen hat, den Großteil der Staatsausgaben, in den wenigen Friedensjahren nahezu die Hälfte, in schwierigen Kriegszeiten meist das gesamte Budget und zwangen zu Staatsanleihen beim Tempelschatz der Athena, die auf Volksbeschluss nur zu einem ganz geringen Zinssatz berechnet wurden, aber den staatlichen „Reservefonds“ zeitweise bis an die Grenzen in Anspruch nahmen. 67 So lässt sich grosso modo nicht von einem „Zuwenig“ der Kriegsaufwendungen im Rahmen der staatlichen Ausgaben sprechen, sondern eher von einer Überforderung durch die permanenten Kriege, die mehr kosteten „als alle politischen Zahlungen zusammen“. 68 Wenn man an diesem Punkt die Größe „Verteilungsmodell“ ins Spiel bringt, so sind zwei Vorüberlegungen nötig. Modell meint in unserem Zusammenhang eine idealtypische Planungsgröße in dem Sinne, dass die zeitlich durchaus unterschiedlichen Aufwendungen zu einem halbwegs stimmigen Gesamtbild zusammengezogen werden. In diesem Gesamtbild figurieren die Militärkosten an erster Stelle, daneben die kulturpolitischen Aufwendungen, Festivitäten und Bauten, schließlich die Funktionskosten der Demokratie, die Bezahlungen an die Magistrate und an die Bürger in ihren unterschiedlichen Tätigkeiten. Zu den öffentlichen Auf- und Ausgaben werden die Reichen über Sondersteuern und Leiturgien mit hinzugezogen, eine Inanspruchnahme des privaten Reichtums, der sich von Ferne durchaus mit dem modernen Mäzenatentum bzw. Sponsoring vergleichen lässt. So addieren sich auf dem Hintergrund der methexis Distribution und Redistribution 69 zu einer umfänglichen Verteilung mit bedeutenden Auswirkungen auf Handwerk und Handel, auf Politik und Gesellschaft.
66 Ringer, Fritz K., Die Gelehrten, München 1987, 120f., 134f., 257f. (zu Wilamowitz-Moellendorff). 67 Die Einzelheiten bei Busolt, Swoboda, Griechische Staatskunde, 1233–1238, Pritchard, Public Spending, 18. 68 So Hansen, Die athenische Demokratie, 328f. Anders Beloch, Griechische Geschichte, 344 in seiner Kritik am theōrikon: „[…] es verschlang alle Überschüsse und machte den Staat zu jeder energischen Kriegsführung unfähig.“ 69 Zum durch Karl Polanyi populär gewordenen Begriff der Redistribution: Davies, Das klassische Griechenland, 370, 375–380.
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Man kann also von einer hochkomplexen ökonomischen Distribution sprechen, die hinter den staatlichen Ausgaben und seinen Auswirkungen erkennbar wird. Dahinter stand schwerlich ein geplantes Programm, das der Demos und seine politischen Führer langfristig umzusetzen versuchten. Man hat stattdessen eher mit konkreten Einzelaktionen zu rechnen, die der jeweiligen historischen Situation geschuldet waren, angefangen von der Gestellung einer Flotte unter Themistokles bis hin zu der Bewilligung von Schaugeldern in der Mitte des 4. Jahrhunderts. Erst in der Rück- und der Zusammenschau der einzelnen Elemente entstehen die Konturen eines Verteilungsmodells, dem man eine gewisse Sinnhaftigkeit nicht absprechen kann. Auch nach dem Wegfall der Beiträge der Bundesgenossen hat sich das Modell nicht grundsätzlich geändert. Der attische Bürger profitierte von der Demokratie und ihren Entscheidungen auf unterschiedliche Weise. Über den jeweiligen misthos wie über die außerordentlichen Sondersteuern befand die Volksversammlung. Sie bestand, wie Xenophon um 400 v. Chr. berichtet, aus Walkern, Schustern, Zimmerleuten, Schmieden, Bauern und Händlern. 70 Man darf davon ausgehen, dass sie auch ihre materiellen Interessen in die politischen Entscheidungen haben einfließen lassen. IX Teilhabe – methexis als Baustein der politischen und sozialen Ordnung im Athen des 4. und 5. Jahrhunderts: Sie erschien den Politen akzeptabel und verteidigungswert, weil sie die religiösen, kulturellen, militärischen und sozialen Aufgaben zu befriedigen wusste und sie in den Ausgaben offenbar angemessen zum Ausdruck brachte. Max Weber, dem auch die Geschichte der Alten Welt viel verdankt, hat in seiner Typologie von Herrschaft der Größe Legitimität einen zentralen Platz eingeräumt. Sie meint Zustimmung und Anerkennung einer Herrschaftsform, die als verlässliche und nachhaltige Überzeugung auch die jeweilige politische Ordnung stützt und stabilisiert. 71 Die Demokratie als Staatsform des attischen Bürgers trägt, worüber in der Forschung großenteils Einigkeit besteht, elitäre und exklusive Züge, sie schließt Frauen, Sklaven und Metöken von der Teilhabe aus und definiert als Anhänger des Demos die rund 30.000 männlichen Bürger, in etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung Attikas. 72 Diese Bürgerschaft ist es, de70 Pritchard, Public Spending, 16 zur Entscheidungskompetenz der Volksversammlung. Die Aufzählung der Handwerker bei Xen. Mem. 3,7,6. 71 Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft, Bd. 1–2, Köln, Berlin 1964, 157–160. Würtenberger, Thomas, Legitimität, Legalität, in: Otto Brunner u.a. (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 3, Stuttgart 1982, 677–740. Die Anwendung des Begriffs auf antike Verhältnisse diskutiert Kloft, Hans, Caesar und die Legitimität. Überlegungen zum historischen Urteil, in: Archiv für Kulturgeschichte 64/65, 1982/83, 1–39. 72 Hansen, Die athenische Demokratie, 87–95. Ober, Josiah, Inequality in Late-Classical Democratic Athens. Evidence and Models, in: George C. Bitros, Nicholas C. Kyriazis (Hg.), Democracy and an Open-Economy World Order, New York 2017, 125–146 mit einem Gesamtentwurf der attischen Bevölkerung und dem zugeordnet ein jährliches geschätztes Gesamteinkommen (7179,6 Talente).
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ren demokratische Überzeugung in den Quellenzeugnissen greifbar wird. Sie kann sich auf vielerlei stützen: Auf Institutionen wie Volksversammlung und Rat, auf Werte wie Gleichheit und Freiheit, auf militärische Tüchtigkeit, 73 auf kulturelle Errungenschaften, auf Mythos und Geschichte, die man unter identitätsstiftende Größen gerechnet hat. 74 Dieses demokratische Experiment im alten Athen hat zu Recht immer wieder die Bewunderung der Nachwelt gefunden, nicht zuletzt deshalb, weil in ihr Politik, Religion und Kultur in gegenseitiger Verflechtung verbunden waren. In diese Bewunderung darf man durchaus das hier thematisierte umfängliche Verteilungsmodell mit einbeziehen, das zur sozialen Stabilität des demokratischen Athen beigetragen hat. 75 Aus dem demokratischen Haushalt der Stadt war es nicht wegzudenken und schaffte Akzeptanz beim Demos. Dieser verstand das politische Geschäft offensichtlich besser, als viele seiner antiken und modernen Verächter uns glauben machen wollen. 76 Literatur Ameling, Walther, Plutarch. Perikles 12–14, in: Historia 34.1, 1985, 47–63 Angehrn, Emil, Geschichte und Identität, Berlin, New York 1985 Beloch, Karl Julius, Griechische Geschichte. Bis auf Aristoteles und die Eroberung Asiens, Bd. 3.1, Berlin, Leipzig 1922 Bleicken, Jochen, Die athenische Demokratie, Paderborn u.a. 1994 Boeckh, August, Die Staatshaushaltung der Athener. Vier Bücher; mit XXI Inschriften, Berlin 1817, 2. Aufl. Berlin 1851, 3. posth. erschienene Aufl. Berlin 1886 Boersma, Johannes S., Athenian Policy from 561/560–405/404 v. Chr., Groningen 1970 Burford, Alison, Künstler und Handwerker in Griechenland und Rom, Mainz 1985 Busolt, Georg, Swoboda, Heinrich, Griechische Staatskunde, Bd. 1–2, München 1920 und 1926 Canfora, Luciano, Eine kurze Geschichte der Demokratie. Von Athen bis zur Europäischen Union, 4. Aufl., Köln 2007 Collingwood, Robin G., The Idea of History, Oxford 1956 Davies, John K., Das klassische Griechenland und die Demokratie, München 1993
73 Pritchard, Public Spending, 120, spricht zutreffend von cultural militarism of the democracy. Das ökonomische Interesse des Demos an den kriegerischen, besonders den Seeaktionen bei Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 1019. 74 Vgl. oben S. 193f. 75 Ober, Inequality (s. hier Anm. 72). 76 Vgl. die Erörterung bei Aristot. Pol. 1320a 17–1320b 5, der die Verteilungspraxis der Demagogen mit einem durchlöcherten Fass vergleicht und für einen Fonds plädiert, aus dem für die aporoi der Erwerb eines kleinen Handelsgeschäftes oder eine Landpacht bezahlt werden soll. Die Reichen sollen ihren Beitrag zu diesem Modell leisten durch eine Vermögenssteuer unter gleichzeitiger Entlastung bei den Leiturgien. Zur Stelle von Pöhlmann, Geschichte der sozialen Frage, 279 und 299f. Die reale Verteilungspraxis kannte also durchaus Alternativen.
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Die athenische Demokratie und wir* 1 Wilfried Nippel
1992/1993 ist in Griechenland, diversen europäischen Ländern und in den USA mit Ausstellungen, Tagungen, Publikationen „2500 Jahre Demokratie“ gefeiert worden. Erinnert wurde an die Reformen, die Kleisthenes 508/507 v. Chr. in Athen durchgeführt hatte. Sie haben nach dem Konsens der modernen Forschung die entscheidenden Grundlagen zur Entwicklung der athenischen Demokratie gelegt, obwohl sie in der kollektiven Erinnerung der antiken Athener keine prominente Rolle gespielt hatten. Diese Ordnung zeichnete sich seit der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. dadurch aus, dass alle wichtigen Entscheidungen in den allen Bürgern zugänglichen Volksversammlungen und Volksgerichten getroffen, der Rat und die Magistraturen durch Losverfahren besetzt und den Bürgern bei Übernahme dieser Funktionen Tagegelder gezahlt wurden, somit ein Höchstmaß an politischer Partizipation erreicht wurde. Das Jubiläumsdatum steht nicht für institutionelle Kontinuität, wohl aber für eine die Epochen überbrückende Debatte über die Möglichkeit oder Wünschbarkeit von Volksherrschaft, die immer wieder auf das athenische Modell rekurrierte (das in dieser Form nur bis 322 v. Chr. bestanden hat). Bis an die Schwelle zur Moderne wurde es jedoch fast durchgängig verworfen, zum einen, weil politische Gleichheit als unvereinbar mit der natürlichen Ungleichheit der Menschen angesehen wurde, zum anderen, weil klassische Quellen wie Thukydides, Xenophon, Platon, Aristoteles ein kritisches Bild gezeichnet hatten. Wenn die Nachwelt auch die Leistungen der Athener in Literatur, Philosophie, Kunst und Architektur bewunderte, so erschien ihre politische Ordnung gerade nicht nachahmenswert. „Den seitherigen Jahrhunderten [...] ist nicht an Athen als Staat, sondern an Athen als Kulturpotenz ersten Ranges, als Quelle des Geistes etwas gelegen gewesen“, hat Jacob Burckhardt festgestellt. Als im Laufe des 18. Jahrhunderts die Selbstregierung von Bürgern wieder zum Thema wurde, haben schottische, französische und amerikanische Theoretiker dargelegt, warum das athenische Modell nicht wiederholbar sei. Eine Versammlungsregierung sei allenfalls unter kleinräumigen Bedingungen (wie in den Schweizer Kantonen) möglich; in großen Flächenstaaten könne der Wille des Volkes nur auf dem Weg über Repräsentativversammlungen umgesetzt werden. Repräsentation gilt aber nicht nur als technisches * Dieser bereits an einem anderen Ort erschienene Beitrag konnte aufgrund der freundlichen Genehmigung des S. Fischer Verlages hier aufgenommen werden. Erster Publikationsort: Wilfried Nippel, Die athenische Demokratie und wir, in: Neue Rundschau 4, 2014, 70–77.
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Mittel angesichts der Zahlen- und Größenverhältnisse in modernen Staaten. Sie entspreche vielmehr den Bedürfnissen einer arbeitsteiligen Gesellschaft, in der die Bürger vielfältigen wirtschaftlichen Aktivitäten nachgehen müssen. Eine dauernde Inanspruchnahme durch politische Funktionen passte nur zu den antiken Gesellschaften, die ihren Wohlstand auf dem Weg über kriegerische Expansion zu sichern suchten, aber gerade deshalb nicht jene Dynamik entwickeln konnten, die einer auf friedlichen Erwerbsmöglichkeiten basierenden Gesellschaft eigen ist. Repräsentation bedeutet auch ein Verfahren zur Filterung des Volkswillens. Wenn es nur um das praktische Problem ginge, dass sich nicht alle Bürger auf einem Platz versammeln können, hätte man in Analogie zu den Verfahren in Athen die Volksvertreter aus denjenigen Bürgern auslosen können, die sich für eine solche Aufgabe meldeten. Aber die Wahl sollte garantieren, dass nur für eine solche Aufgabe geeignete Bürger entsandt würden und ihre Freistellung von unmittelbaren Weisungen durch die Wählerschaft dafür sorgen, dem Gemeinwohl dienende Entscheidungen zustande zu bringen. Gerade die amerikanischen Verfassungsväter haben immer wieder betont, mit einem auf Repräsentation gründenden System eine Ordnung zu schaffen, in der die Defekte einer unmittelbaren Volksregierung à la Athen zu vermeiden seien. Nach Alexander Hamilton besaßen „die antiken Demokratien [...] nicht ein einziges Merkmal guter Regierung. [...] Wenn sich das Volk versammelte, befand sich am Ort der Debatte ein zügelloser Mob, der zur Beratung nicht fähig und zu jeder Ungeheuerlichkeit bereit war.“ Bei James Madison heißt es: „In allen Versammlungen mit sehr vielen Teilnehmern [...] gelingt es der Leidenschaft doch immer, der Vernunft das Zepter zu entreißen. Wäre auch jeder athenische Bürger ein Sokrates gewesen, so wäre doch immer noch jede Versammlung der Athener eine des Pöbels gewesen.“ Der für eine Versammlungsregierung à la Athen unterstellten Gefahr einer Tyrannei der Mehrheit sollte in einem Repräsentativsystem auf verschiedene Weise vorgebeugt werden: durch Gewaltenverschränkung zwischen Staatsorganen, die gleichermaßen aus der verfassunggebenden Gewalt des Staates hervorgehen; durch eine von Exekutive wie Legislative unabhängige Rechtsprechung; durch eine Verfassungsordnung, die ein höheres Recht gegenüber dem einfachen Recht darstellt; in der Garantie elementarer Bürgerrechte. Dass fundamentale Grundrechte in den Status naturrechtlich begründeter Menschenrechte erhoben wurden, deren Geltung – jedenfalls im Prinzip – nicht auf den Kreis der eigenen Bürger beschränkt ist, war erst Ergebnis einer langen Entwicklung, die mit der Menschenrechtserklärung der Französischen Revolution ihren theoretischen Anfang nahm. Die erste bewusste Neuschöpfung einer Volksregierung unter den Bedingungen der Neuzeit ging insofern mit einer eindeutigen Distanzierung vom Beispiel der Antike einher. Es dauerte einige Zeit, bevor sich für eine Repräsentativverfassung die Bezeichnung Demokratie eingebürgert hat. In den USA begann dies etwa seit den 1830er Jahren, in Europa wurde dies durch Tocquevilles Werk „Über die Demokratie in Amerika“ verbreitet, zu einer Zeit, als niemand mehr auf den Gedanken kam, die neue Ordnung habe irgendetwas mit dem athenischen Urbild zu tun. Charakteristisch für die Entwicklung im späteren 19. und vor allem im 20. Jahrhundert ist die Dynamisierung des Demokratiegedankens; Demokratie wurde zu einem erst in der
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Zukunft zu erreichenden Ziel und tendenziell auch als wünschenswertes Prinzip für die gesellschaftliche Ordnung insgesamt angesehen. Nachdem die Abschaffung von Wahlrechtsbeschränkungen für Männer und schließlich auch die politischen Rechte für Frauen erreicht worden waren, erhoben sich Forderungen nach der Demokratisierung aller Lebensbereiche oder nach Maßnahmen, die tatsächliche oder vermeintliche Ungleichheit sozialer Chancen für Einzelne oder Gruppen zu kompensieren. Der politischen Ordnung wurde auch die Aufgabe der Abdeckung elementarer Lebensrisiken, der Sicherung des materiellen Wohlstands und seiner gerechten Verteilung zugeschrieben, was wiederum tendenziell die Legitimität von den erwünschten sozialen und ökonomischen Ergebnissen und nicht von der politischen Teilhabeberechtigung als Wert an sich abhängig macht. Im Gegensatz dazu war „Demokratie“ für die Athener kein Zielbegriff und kein universalisierbares Prinzip. Die Herausbildung dieser politischen Ordnung vollzog sich im 5. Jahrhundert v. Chr. in einem intensiven Wechselspiel zwischen der Mitwirkung der Bürger und den außenpolitischen Erfolgen der Stadt – von der Abwehr der Perser bis zum Aufbau eines Hegemonialsystems über große Teile der griechischen Welt –, ohne dass man vorweg ein „Projekt Demokratie“ definiert hätte. Obwohl diese Ordnung einen fundamentalen Bruch mit dem Herkommen darstellte, gab es keine theoretisch elaborierte Begründung dafür, warum denn eigentlich jeder, unabhängig von sozialer Stellung und Sachkompetenz, mitreden und mitentscheiden konnte. Sokrates hat immer wieder darüber gespottet: Niemand komme auf die Idee, einen Steuermann, einen Zimmermann oder einen Flötenspieler durch das Los auszuwählen; nur bei den politischen Ämtern verfahre man so – trotz der ungleich gewichtigeren Folgen, die das für alle haben könne. Demokratie meinte in Athen immer die politische Teilhabe der eigenen, männlichen Bürger. Eine Einbeziehung der Frauen stand nicht zur Diskussion; die Existenz der Sklaverei war unbestritten; die Vorstellung universaler Menschenrechte existierte nicht. Als die Rechte und Pflichten der Bürger in vollem Ausmaße ausgestaltet waren, erfolgte Mitte des 5. Jahrhunderts eine scharfe Begrenzung des Bürgerrechts auf diejenigen, deren beide Elternteile Athener waren. Das Abstammungsprinzip garantierte die politische Berechtigung aller Athener, unabhängig von ihren Vermögensverhältnissen oder den Entscheidungen politischer Instanzen. Der Erwerb des athenischen Bürgerrechts für andere blieb auf Ausnahmen begrenzt, für die hohe Hürden zu überwinden waren. Die Metöken, die in Athen ansässigen Freien anderer Herkunft, blieben vom Bürgerrecht ausgeschlossen; sie genossen Rechtssicherheit und weitgehende Freiheit für wirtschaftliche Betätigung. Im Vergleich zur Stellung Fremder in anderen Gemeinwesen hatten die Metöken einerseits einen privilegierten Status, der viele Fremde zum Zuzug nach Athen motivierte, so dass ihre Zahl bis zur Hälfte der Bürgerzahl ausgemacht haben dürfte; andererseits wurde die Abgrenzung zu den Bürgern deutlich markiert, unter anderem durch die den Metöken auferlegte Kopfsteuer. Insgesamt galt Homogenität der Bürgerschaft als Grundbedingung der Demokratie. Auch wenn die Athener überzeugt waren, die beste aller politischen Ordnungen zu besitzen, so verspürten sie keinen missionarischen Trieb. Zwar haben sie in Städten in ihrem Herrschaftsbereich verschiedentlich für die Einrichtung von Verfassungen gesorgt, die sich an ihr eigenes System anlehnten. Aber dies geschah nach Maßgabe ihrer eigenen Interessen, folgte nicht, um den Satz des
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amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson von 1917 abzuwandeln, dem Motto, „to make the Greek world safe for democracy“. Das kann man einerseits als realistische, nicht durch Ideologie vernebelte Außenpolitik verstehen. Andererseits entwickelten die Athener für die vielen Mitgliedsstaaten in ihrem Bündnissystem keine Angebote (abgestufter) Integration, so dass ihre Dominanz zunehmend als Fremdherrschaft empfunden wurde, worauf sie dann wiederum mit zunehmender Rücksichtslosigkeit reagierten. Die politischen Entscheidungen betrafen im wesentlichen Außenpolitik, Krieg und Frieden, und damit gewiss auch komplexe finanzpolitische Fragen, aber der Großteil dessen, was heute Innen-, Wirtschafts-, Sozial- oder Bildungspolitik ausmacht, wurde kaum zum Gegenstand politischer Maßnahmen. Es gab kein politisches System mit einem administrativen Unterbau, das die Steuerungsfunktion gegenüber einer Vielzahl, nach jeweils eigenen Regeln verfahrender Teilsysteme zu übernehmen gehabt hätte. Bei politischen Entscheidungen war kein komplizierter Interessenausgleich zwischen diversen gesellschaftlichen Gruppen vorzunehmen, bedurfte es keiner Parteien und Verbände, die höchst heterogene Interessen zu entscheidbaren Alternativen zu bündeln gehabt hätten. Insgesamt ist die Differenz zwischen der athenischen und den heutigen Formen von Demokratie unüberbrückbar. Die einen stellen das welthistorisch einmalige Ausmaß der politischen Partizipation und das entsprechende Engagement der Bürger in Athen als vorbildlich dar. Die anderen kritisieren den Ausschluss von Frauen, Metöken und Sklaven. Deshalb zu sagen, wie man oft lesen kann, Athen sei gar keine „richtige Demokratie“ gewesen, heißt allerdings, gänzlich anachronistische Maßstäbe anzulegen. Nach dem Kriterium des Frauenwahlrechts dürfte man erst seit dem frühen 20. Jahrhundert von Demokratien sprechen, in Frankreich sogar erst seit 1946, in der Schweiz auf Bundesebene seit 1971. Dass die Staatsbürgerschaft Voraussetzung für das Wahlrecht ist, gilt auch in modernen Verfassungsstaaten. Die entscheidende Unvereinbarkeit liegt in der Sklaverei. Schließlich hat man es in Athen mit einer Gesellschaft zu tun, für die Politik und Kriegführung untrennbar zusammenhingen. Die (von Thukydides wiedergegebene) Lobrede des Perikles auf die athenische Demokratie ist bekanntlich eine Gedenkrede auf die athenischen Gefallenen im ersten Jahr des Peloponnesischen Kriegs (431 v. Chr.). Perikles singt das hohe Lied auf das politische und militärische Engagement der Bürger. Im öffentlichen Leben seien alle Bürger gleich; ihr Ansehen richte sich nicht nach ihrem sozialen Status, sondern nach ihrem politischen Engagement, das so gleichermaßen als moralische Verpflichtung wie als Recht erscheint. Dass in Athen alle Entscheidungen erst nach öffentlicher Debatte fallen, in der das Für und Wider erörtert worden ist, erweist sich laut Perikles als strategischer Vorteil; die freien athenischen Bürger sind in ihrer Kampfmoral den Vollzeitsoldaten der Spartaner überlegen. Dem Verfassungsvertrag der Europäischen Union, der 2005 an Volksabstimmungen in Frankreich und den Niederlanden gescheitert ist, sollte ursprünglich eine Präambel mit dem Satz aus dieser Rede vorangestellt werden, in dem Perikles die Demokratie als Herrschaft der Gesamtheit der Bürger bezeichnet. Nebenbei: ob die Formulierung hier Herrschaft für oder durch die Mehrheit bedeutet, ist durchaus nicht klar. Diese Präambel ist dann schließlich in der letzten Runde der Beratungen wieder entfernt worden. Wie die Verhandlungen in diesem Punkt genau verlaufen sind, scheint
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nicht klar zu sein. Vielleicht hat jemand rechtzeitig gemerkt, dass der Kontext des ganz Griechenland erfassenden, fast drei Jahrzehnte dauernden Peloponnesischen Kriegs sich nicht als Vorbild für eine europäische Friedensordnung eignet. Diejenigen, die 1915 die Siegesgewissheit der Briten dadurch ausgedrückt hatten, dass sie die Busse in London mit Zitaten aus der Rede des Perikles plakatierten, hatten ihn besser verstanden. Vor allem sprach in der Sache für den Verzicht auf diese Präambel, dass die Regeln der EU als eines Völkerrechtssubjekts sui generis nicht auf dem Demokratieprinzip im Sinne des Mehrheitsprinzips beruhen können. Das Wahlrecht zum europäischen Parlament ist der deutlichste Beleg. Die Stimmen aus den kleinen Mitgliedsstaaten haben nach dem Prinzip der „degressiven Proportionalität“ ein viel höheres Gewicht als die aus den größeren. (In Deutschland entfällt auf ca. 850.000 Einwohner ein Parlamentssitz, in Malta auf ca. 70.000). Das muss auch so sein, solange es keine neue Form transnationaler Demokratie gibt, vielleicht dann mit einem Zweikammersystem wie in den USA und in der Schweiz, bei dem in der einen Kammer die Gleichheit der Stimmbürger und in der anderen diejenige der Mitgliedsstaaten ungeachtet ihrer Größe gilt. Dies ist nicht nur ein verfassungstechnisches Problem, sondern setzte die Entstehung einer europäischen Bürgergesellschaft voraus, die ein bestimmtes Maß an Kommunikations- und Erfahrungsgemeinschaft erfüllen müsste; wie dies mit der Bewahrung sprachlicher und kultureller Vielfalt einhergehen kann, ist eine offene Frage. Sollte dies eines sehr fernen Tages doch der Fall sein, wird man sich dafür nicht auf Athen berufen können. Das gilt genauso für die aktuellen Probleme, die Kompetenzabgrenzung zwischen EU und Nationalstaaten so zu gestalten, dass die Übertragung von Zuständigkeiten auf die supranationale Ebene als Ergebnis demokratischer Legitimationsketten von den jeweiligen Bürgerschaften akzeptiert werden kann. Das Demokratiepostulat unmittelbar auf die Institutionen der EU zu übertragen bedeutet eine Überforderung, die zu Legitimitätsverlust führt. Strukturell bietet sich zur Zeit für die Europäische Union mit ihrem politischen Mehrebenensystem eher der Vergleich mit wohlwollenden Imperien wie dem antiken römischen an, wobei sich dies auf das Ergebnis, nicht auf das Zustandekommen bezieht, schließlich beruht die EU nicht auf militärischer Eroberung, sondern auf rechtlich unterfüttertem Konsens im Inneren und Attraktivität nach außen. Aber die Verankerung von Bürgerrechten sowie auf nationaler wie auf europäischer Ebene, die abgestuften Formen der Integration im Inneren und die diversen Kooperationen mit Staaten, die nicht Mitglieder sind, sprechen für diesen Vergleich. Nur ist der Begriff des Imperiums historisch so belastet, dass von ihm kaum legitimitätsstiftende Wirkung ausgehen kann. Man stößt hier auf das grundsätzliche Problem einer historisch argumentierenden „politischen Pädagogik“, ob man sich die Beispiele unter Weglassung der störenden Aspekte so zurechtschneiden darf, dass sie zu den eigenen hehren Absichten passen. „Jeder hat noch in den Alten gefunden, was er brauchte, oder wünschte; vorzüglich sich selbst“ (Friedrich Schlegel, 1798). Wer zum Beispiel (mehr) „direkte Demokratie“ fordert und in Volksabstimmungen das geeignete Instrument sieht, mag sich auf die im 19. Jahrhundert entwickelte Schweizer Referendums-Demokratie und ihre Übernahme in diversen Bundesstaaten der USA,
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schließlich auf die zahlreichen Volksabstimmungsformen berufen, die in jüngerer Zeit in einer Vielzahl von Fällen zur Ergänzung parlamentarischer Systeme eingeführt worden sind. Sie sind aber weder von ihren historischen Wurzeln aus dem athenischen System herzuleiten noch in ihrer Funktionsweise mit ihm gleichzusetzen, da in Athen sämtliche Entscheidungen in der – mindestens vierzig mal jährlich zusammentretenden – Volksversammlung getroffen wurden. Ob und wie sich eine „Internet-Demokratie“ praktizieren ließe, sei dahingestellt. (Aufstieg und Fall der deutschen Piraten-Partei haben das Problem deutlich gemacht). Wenn der amerikanische Vizepräsident Al Gore 1994 darin die Chance für ein „neues athenisches Zeitalter der Demokratie“ gesehen hat, ließ dies erkennen, welcher Zauber dem athenischen Modell immer noch innewohnt. Albernheiten bleiben dabei manchmal nicht aus. So war gelegentlich zu Beginn der griechischen Finanzkrise zu hören, man habe „den Griechen“ den Beitritt zur Euro-Zone nicht verweigern können, „da sie die Demokratie erfunden hätten“. Zum Glück ist das nicht weiter diskutiert worden, sonst hätte man noch Gerechtigkeit für die Spartaner fordern müssen, die nur eine eingeschränkte Geldwirtschaft gekannt haben. Das Ideal der Freiheit und Selbstbestimmung einer Bürgergesellschaft bleibt das Vermächtnis der Athener an die Nachwelt; hinsichtlich der Frage, wie dies in den komplexen Gesellschaften der Gegenwart zu verwirklichen sei, kann der Blick auf Athen nicht helfen, wohl aber dazu dienen, die Entstehung, Eigenart und Probleme der jeweils eigenen Rechts- und Verfassungsordnung zu reflektieren.
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