Das Volkshaus der Arbeiterbewegung in Deutschland: Gemeinschaftsbauten zwischen Alltag und Utopie 9783412508494, 9783412507343


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Das Volkshaus der Arbeiterbewegung in Deutschland: Gemeinschaftsbauten zwischen Alltag und Utopie
 9783412508494, 9783412507343

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Anke Hoffsten

Das Volkshaus der Arbeiterbewegung in Deutschland Gemeinschaftsbauten zwischen Alltag und Utopie

2017

Böhlau Verlag Wien Köln Weimar

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung, der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein, der Konzentration GmbH, der Verwaltungsgesellschaft Bürohaus Berlin mbH und der Johannes Sassenbach Gesellschaft.

© 2017 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com

Umschlagabbildung: Rudi Hechler, Mörfelden-Walldorf

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat: Ulrike Weingärtner, Gründau Gesamtherstellung: Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-412-50734-3

Inhalt 1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9 2. Geschichte der Volkshäuser. . . . . . . 2.1 Historischer Zusammenhang . . . . . . . 2.2 Entstehung. . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Entwicklung und Verbreitung. . . . . . . 2.4 Gründung, Finanzierung und Verwaltung . 2.5 Schicksal der Volkshäuser nach 1933 . . . 2.6 Internationaler Kontext. . . . . . . . . .

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3. Architektur der Volkshäuser.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Allgemeine Aspekte.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Gattungsgeschichte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Funktions- und Nutzungsspektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3 Entwurfsfindung und Ausführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Annäherung an eine Typologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 »Bollwerke« und »Waffenschmieden«  : Arbeiterzentralen in Groß- und Mittelstädten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 »Heimstätten« der Arbeiterkultur  : Saalbauten in Dorf und Kleinstadt . . . 3.2.3 Architektur der Mittellosigkeit  : Provisorien und Einfachbauten . . . . . . 3.2.4 »Ein Zeugnis der Kraft der aufstrebenden, organisierten Arbeiterschaft«  : Ankäufe, Teilneubauten und Umgestaltungen . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Architekturhistorischer Kontext. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Ideal und Praxis – Das Volkshaus zwischen erzieherischem Anspruch und sozialer Realität.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2 Repräsentation und Emanzipation – Das Volkshaus als Reflex der bürgerlichen Hegemonialkultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.3 Tradition und Avantgarde – Das Volkshaus im Kontext des Architekturdiskurses um die Moderne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.4 Propaganda und Gefolgschaftsideologie – Die Pervertierung des Volkshausgedankens im Nationalsozialismus. . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.5 Erbe und Erinnerung – Das Volkshaus im Wandel der Zeit . . . . . . . .

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4. Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 Abbildungsteil I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 5. Katalog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 5

I nhalt

Abbildungsteil II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 607 Anhang . . . . . . . . Quellen. . . . . . . . Bibliographie . . . . . Abbildungsnachweis. . Abkürzungen . . . . .

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Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 710 Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 710 Orte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 718 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 724

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»Bauen wir selber die Welt, die wir wünschen  ! Reden wir nicht nur, zürnen wir nicht nur über die schlechte Welt, die der profitwütige Kapitalismus erzeugt, bauen wir unsere schönere Gesellschaft, nicht erst morgen, sondern schon heute  !« Heinrich Peus  : Das Volkshaus wie es sein sollte, Berlin 1912, S. 16

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1. Einleitung

»Die von der Arbeiterschaft für ihre kulturellen und ideellen Zwecke errichteten Volkshäuser sind Bauten eigener Art  ; sie dienen nicht wie die Burgen der Unterdrückung der Menschen, nicht wie die Kirchen der geistigen Knechtung der Gläubigen, nicht wie die Banken und Handelshäuser dem Geldverdienen und der Ausbeutung anderer. Sie dienen den Besitzlosen zur geistigen und kulturellen Hebung  ; sie sind eine Schmiede, in der das Rüstzeug hergerichtet wird für den täglichen Kampf um die Verbesserung der Lebenshaltung der arbeitenden Menschen. Gleichzeitig sind sie Bildungsstätten der Jugend und des Alters, um sie vorzubereiten und zu festigen für den Kampf  ; sie sind Brutstätten einer neuen Ideenwelt. Sie dienen aber auch der Freude und der Geselligkeit.«1

Hinter dem Begriff »Volkshaus« verbirgt sich ein Bautypus, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts innerhalb weniger Jahrzehnte zu außerordentlicher Bedeutung gelangte, dessen Tradition jedoch heute weitgehend vergessen ist. Den historischen Hintergrund des Architekturphänomens Volkshaus bildet der Industrialisierungsprozess und  – damit einhergehend – das Aufkommen der Industriearbeiter als neuer sozialer Schicht. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts manifestierte sich das Volkshaus in den meisten Industrienationen  : Ob in Italien, der Schweiz, Belgien oder Skandinavien, in der Tschechoslowakei oder Australien – überall gab es Volkshäuser, die dort »Casa del Popolo«, »Maison du Peuple«, »Narodny Dom« oder »Folkets Hus« genannt wurden. Im deutschsprachigen Raum steht der Begriff Volkshaus für ein breites Spektrum von Erscheinungsformen und Bedeutungen.2 Er bezeichnet nicht nur einen Bautypus, sondern zugleich ein 1 Aus dem Vorwort der anlässlich der Eröffnung des Volkshauses in Bremen erschienenen Festschrift Das Volkshaus in Bremen. Erbaut in den Jahren 1926–1928, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Bremen [Bremen 1928], S. 7 f. 2 Allein der Begriff »Volk« ist bereits vieldeutig  : Spätestens seit seiner inflationären Verwendung im 19. Jahrhundert war er ein Bedeutungskomplex mit zum Teil gegensätzlichen Konnotationen politischer, gesellschaftlicher und ideeller Art. Im Allgemeinen bezeichnet »Volk« die Gemeinschaft aller Individuen einer Nation im politischen Sinne. Daneben kann der Begriff kulturell oder biologisch verstanden werden, d. h. die Zusammengehörigkeit von Individuen aufgrund von Abstammung, Sprache, Sitte und Bildung, oder aber ihre gemeinsame »Rasse« beschreiben. Abgesehen davon bezeichnet »Volk« die minderbemittelte, unterprivilegierte Masse, also den »beherrschten« Teil einer Bevölkerung im Gegensatz zur gesellschaftlichen Führungselite. Nicht zuletzt wohnt dem Begriff auch eine übernationale Bedeutung inne, die alle Menschen unabhängig von Nation, Geschlecht und Stand integriert. Im Untersuchungszeitraum dieser Arbeit war der Begriff des »Volks« ein zentraler Terminus des bürgerlichen Denkens, insbesondere der nationalistischen Ideologie. Je nach Verwendungszusammenhang war er mit unterschiedlichen Wertungen verbunden und z. B. patriotisch, abfällig, paternalistisch oder auch idealisierend gemeint. Diese Oszillation des Begriffs findet sich auch im Sprachgebrauch der Arbeiterbewegung, gleichwohl die Sozialdemokratie

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Einleitung

ideen­geschichtliches Phänomen. Das Volkshaus war Sinnbild und Projektionsfläche für eine schillernde Vielzahl von Gesellschaftsentwürfen und Gemeinschaftsvorstellungen. Als architektonische Idee hat es die miteinander konkurrierenden gesellschaftlichen und politischen Gruppen der Industriegesellschaft in der ersten Hälfte des 20.  Jahrhunderts in ihrem Ringen um eine Antwort auf die »Soziale Frage« intensiv beschäftigt und beflügelt. Sozialdemokraten, Linksliberale, »Kathedersozialisten« und Anarchisten, aber auch christlich-nationalkonservative und völkische Kreise entwickelten eigene Volkshausideen.3 Die einen wollten mit ihren »Volksheimen«, »Arbeiterheimen« oder eben »Volkshäusern« einen ganz konkreten Beitrag zur Reform der Gesellschaft leisten. Andere strebten nach totaler Erneuerung und ersannen dazu den »Großen Bau« oder die »Zukunftskathedrale«. Die unterschiedlichen Konzepte, Ideale, Utopien und Ideologien beeinflussten sich gegenseitig. Besonders stark wurde der Volkshausgedanke durch den sozialen und politischen Antagonismus zwischen der bürgerlichen Elite und der aufsteigenden sozialistischen Arbeiterbewegung im Wilhelminischen Kaiserreich geprägt. Das führte dazu, dass sich mit dem Begriff und Bautypus Volkshaus bestimmte kulturelle und gesellschaftliche Leitbilder und politische Ideen verbanden. Um die Jahrhundertwende zeichneten sich innerhalb der vielgestaltigen Erscheinungen des Volkshauses zwei Hauptrichtungen ab  : Das Volkshaus der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung und das Volkshaus der bürgerlichen Sozialreform.4 Das Volkshaus war die Antwort der deutschen Arbeiterbewegung5 auf die so genannte Lokalfrage. Mit dem Wegfall des »Sozialistengesetzes« im Jahr 1890 wuchs die Sozialdemokratie schnell zu einer Massenbewegung heran und sprengte die bisher von ihr besetzte inoffizielle Sphäre der Kneipen(hinterzimmer) und Privatwohnungen. Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich die sozialistisch-marxistiversuchte, den Begriff »Volk« von seinen Bindungen zu befreien und neu zu prägen, wohnte ihm doch das Versprechen einer absoluten Egalität der Individuen inne. Ebenso zentral war im sozialdemokratischen Denken die Vorstellung vom Volk als einem politisch souveränen Subjekt, sei es im revolutionären oder republikanischen Sinne. Vgl. hierzu Volk, Nation, Nationalismus, Masse, in  : Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 7, hrsg. von Otto Brunner u.a., Stuttgart 1992, S. 141–430  ; Volk, in  : Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 11 (U–V), hrsg. von Joachim Ritter u.a., Darmstadt 2001, Spalte 1080–1090. 3 Für Volkshauskonzepte konservativer Prägung s. z. B. Morres, Wilhelm  : Volksgesundheit und Volksheim, Hermannstadt 1909 u. Schicketanz, Karl  : Das Volkshaus. Ein Beitrag zur deutschen Volksbildungsbewegung im tschechoslowakischen Staate, Eger 1920. 4 Die Definition des »Weimarer Brockhaus« belegt, dass in der Zeit vor 1933 mit dem Begriff »Volkshaus« diese beiden zwar verwandten, aber dennoch voneinander zu unterscheidenden Baugattungen bezeichnet wurden  ; vgl. Der Große Brockhaus. Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, 15., völlig neu bearbeitete Auflage, 19. Bd. (Tou–Wam), Leipzig 1934, S. 658. 5 Der Begriff »Arbeiterbewegung« bezeichnet den organisatorischen Zusammenschluss abhängiger Lohnarbeiter, um mit vereinten Kräften eine Verbesserung ihrer ökonomischen, politischen und kulturellen Lage unter den Bedingungen des Kapitalismus herbeizuführen.

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Einleitung

sche bzw. sozialdemokratische Richtung als dominierende politische Kraft innerhalb der Arbeiterschaft des Deutschen Reichs etabliert. Nun erhielt die Bewegung, die organisatorisch auf den drei Säulen Partei, Gewerkschaften und Genossenschaften beruhte, rasanten Zulauf. Daneben entstand ein vielfältiges Netz aus Kultur-, Sport-, Bildungsund Freizeitvereinen. Diese Entwicklung versuchte, die Obrigkeit im Wilhelminischen Kaiserreich durch eine repressive Versammlungspolitik zu behindern. Sozialdemokratischen Vereinen und Vorfeldorganisationen wurde der Zugang zu öffentlichen Lokalen und Sälen erheblich erschwert oder gar verweigert. Um sich weiter entfalten zu können, benötigten die Arbeiterorganisationen dringend eine eigene räumliche Infrastruktur. Der Mangel an Versammlungsräumen erschwerte die Ausbreitung der Bewegung. Zudem wuchs mit der Mitgliederzahl der Verwaltungsapparat, vor allem der Gewerkschaften, was wiederum neuen Raumbedarf mit sich brachte. Auch das Fehlen sauberer und billiger Herbergen für die vielen nichtsesshaften Industriearbeiter stellte ein gravierendes soziales Problem dar.6 Darüber hinaus verlangten die auflebenden sozialdemokratischen Vorfeldorganisationen nach funktionalen und repräsentativen Räumen. Die Wurzeln des »bürgerlichen« Volkshauses liegen in der Volkswohlfahrt, welche sich in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19.  Jahrhunderts etablierte.7 Ab der Jahrhundertmitte verdichteten sich die anfangs vereinzelten Bemühungen um das »Arbeiterwohl«8 zu einer regelrechten Welle bürgerlicher Wohltätigkeit. Neben Indus­ triellen9 engagierten sich die Kirchen10 und die Abstinenzbewegung auf dem Gebiet der »Volksveredelung«. Daneben formierte sich die »freie«, konfessionell und parteipolitisch ungebundene Volksbildungsbewegung, die intensiv für eine bürgerlich-unternehmerische Stiftungskultur nach amerikanischem Vorbild warb. Um 1900 ergriffen nicht   6 Tatsächlich war die Schaffung sauberer und günstiger Herbergen für wandernde Arbeiter um die Jahrhundertwende einer der Hauptgründe, weshalb in Großstädten Volkshäuser geschaffen wurden. In den Weimarer Jahren trat das Herbergswesen jedoch zugunsten von Verwaltungsräumen und Büros allmählich in den Hintergrund. Vgl. Kap. 2.2.   7 Eine Vorreiterrolle nahm in diesem Zusammenhang das früher industrialisierte Großbritannien ein, wo bereits in den 1820er Jahren so genannte »Mechanics Institutes« als berufliche Fortbildungsstätten für die Arbeiterschaft ins Leben gerufen wurden  ; zu diesen und weiteren Bauten aus der Arbeiterbewegung in Großbritannien vgl. Mansfield, Nick  : Buildings of the Labour Movement, Swindon 2013.   8 Vgl. den Eintrag »Arbeiterwohl«, in  : Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 1, Leipzig 1905, S. 684 f.   9 Angeregt durch den 1844 im Reflex auf den schlesischen Weberaufstand gegründeten »Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen« gingen Unternehmer und Industrielle verstärkt dazu über, für »ihre« Arbeiter Wohlfahrtseinrichtungen aller Art zu schaffen. Als bekanntestes Beispiel sei auf die Wohlfahrtseinrichtungen der Firma Krupp in Essen verwiesen, vgl. Günter, Roland  : Krupp und Essen, in  : Das Kunstwerk zwischen Wissenschaft und Weltanschauung, hrsg. von Martin Warnke, Gütersloh 1970, S. 128–174, hier S.  154 ff. 10 Als Begründer der katholischen Gesellenvereine trat 1849 Adolph Kolping in Erscheinung. Auf evangelischer Seite war es Johann Hinrich Wichern, der zur gleichen Zeit die Innere Mission, das karitative Werk der evangelischen Kirche ins Leben rief  ; vgl. Granvogl, Heinz  : Adolph Kolping und die christlich-soziale Bewegung, Augsburg 1987, S. 70 f.

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Einleitung

wenige Industrielle die Chance, mit der Stiftung von Sozial- oder Kulturbauten Gutes zu tun, sich die »Achtung und Liebe« eines »tüchtigen und zufriedenen Arbeiterstamms«11 zu sichern und dem eigenen Namen ein Denkmal zu setzen. Auch kommunale Bauträger zeigten eine wachsende Bereitschaft, Kultur- Freizeit- und Gesellschaftsbauten für die breite Bevölkerung als zentrale Bauaufgaben zu begreifen. Es entstanden Einrichtungen ganz unterschiedlicher Art  : Lesehallen, Volksbäder, alkoholfreie Gasthäuser oder eben Volkshäuser, die viele Funktionen in sich vereinten. Gemeinschaftsbauten wurden allmählich ein fester Bestandteil von Siedlungsprojekten.12 Trotz der zeitweise großen Popularität der Bauaufgabe »Volkshaus« ist die Zahl der kommunalen oder von bürgerlichen Stiftungen getragenen Bauten relativ klein geblieben. Es war die Arbeiterbewegung, die sich das Volkshaus mehr und mehr zu eigen machte, so dass der Bautypus gegen Ende der Weimarer Republik überwiegend mit dem linken politischen Lager assoziiert wurde. Misst man den Stellenwert der bürgerlichen und der sozialdemokratischen Volkshaus-Bestrebungen an der Zahl und an der öffentlichen Präsenz der tatsächlich entstandenen Bauten, so ist ein deutliches Übergewicht der Volkshäuser der Arbeiterbewegung zu erkennen. Ihnen ist die vorliegende Studie gewidmet, eingebettet in den ideengeschichtlichen und architekturhistorischen Gesamtzusammenhang dieses facettenreichen Bautyps. Die ersten Volks- und Gewerkschaftshäuser auf sozialdemokratischer Basis wurden noch vor der Jahrhundertwende eingerichtet, zunächst in gemieteten oder angekauften Gebäuden. Wenig später entstanden dann die ersten, eigens für die Zwecke der Arbeiterorganisationen entworfenen Neubauten. Bis 1914 verfügte die sozialdemokratische Arbeiterbewegung in den wichtigsten Großstädten über selbstverwaltete Versammlungsstätten und Organisationszentralen.13 Den Höhepunkt erreichte die Ausbreitung der Volkshäuser in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre. Am Ende der Weimarer Republik erstreckte sich ein Netz von rund Volkshäusern im Eigentum der Arbeiterbewegung von den urbanen Ballungsgebieten bis hinein in die schwächer industrialisierten Regionen. Die Entwicklung der Volkshäuser endet abrupt mit der Zerschlagung der Arbeiterbewegung durch das nationalsozialistische Regime. 11 Zitate aus einer Rezension Victor Böhmerts der Schrift »Musterstätten persönlicher Fürsorge von Arbeitgebern für ihre Geschäftsangehörigen« von Julius Post, in  : Der Arbeiterfreund, 1889, S. 201–203. 12 Dies trug besonders im genossenschaftlichen Bauen Früchte, wo neben den eigentlichen Wohnhäusern in der Regel auch ein Gemeinschaftsbau (meist Genossenschaftshaus genannt) als Bestandteil von Wohnsiedlungen mit errichtet wurde. Vgl. Mahn, Klaus-Dieter  : Volkshäuser. Studienmaterial zur Designgeschichte, gedr. Manuskript (auch erschienen als Phil. Diss. Halle 1983), S. 91 ff. 13 Vgl. Hopfgarten, Heinz  : Volkshäuser in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Leipzig 1965, S. 2  ; Niess, Wolfgang  : Volkshäuser, Freizeitheime, Kommunikationszentren. Zum Wandel kultureller In­ fra­struktur sozialer Bewegungen. Beispiele aus deutschen Städten von 1848 bis 1984, Hagen 1984, S. 118 ff.; Brunner, Detlev u.a.: Sozialdemokratische Partei und sozialdemokratisches Vereinswesen  : SPD – Arbeitersport – Volkshäuser, Gutachten für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Marburg 1995, insbes. S.  50 ff.

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Einleitung

Dass das Volkshaus als Bautypus fassbar ist14, liegt weniger an gemeinsamen architektonischen Merkmalen. Die verbindenden Elemente sind vor allem bei den Bauherren, bei den Nutzern und Nutzungen der Häuser zu suchen. Die Hauptkriterien zur Eingrenzung des Forschungsgegenstands waren demnach die Frage nach der Bauherren- und Nutzerschaft und die Frage nach den Funktionen der Bauten. Als Bezeichnung setzten sich die Begriffe »Volkshaus« und »Gewerkschaftshaus« durch, sie sind als gleichbedeutend anzusehen und wurden synonym gebraucht. Daneben sind seltenere Sonderbezeichnungen, z. B. »Volksheim« oder »Saalbau«, überliefert.15 Da der Begriff »Volkshaus« prägnanter und umfassender als die anderen Bezeichnungen ist, bietet er sich als Oberbegriff an. Alle Volkshäuser waren multifunktionale Bauten und erfüllten verschiedene Aufgaben. Zunächst hatten sie »all jenen Kommunikationsbedürfnissen Rechnung zu tragen, für die die Arbeiterwohnung zu eng war und zu deren Befriedigung ein einfaches Einkommen nicht ausreichte«.16 Eine Hauptfunktion war die Bereitstellung von Sälen und Versammlungsräumen. Hinzu kamen – je nach Größe – Verwaltungsräume, Büros und Sprechzimmer, Herbergen, Gaststätten, Aufenthaltsräume, Bibliotheken, Bäder, Jugendzimmer und weitere Funktionsbereiche. Anders dargestellt  : In den Volkshäusern konnten die organisierten Arbeiter ihren politischen, gewerkschaftlichen, bildenden, kulturellen, sportlichen und sozialen Aktivitäten nachgehen. Es handelt sich um Bauten, die von einzelnen oder mehreren Arbeiterorganisationen der sozialdemokratischen Richtung für gemeinschaftliche Zwecke aller organisierten Arbeiter errichtet wurden. Die Versammlung, sei es aus politischem, organisatorischem, kulturellem oder festlichem Anlass, ist dabei als zentraler Nutzungszweck anzusehen. So kann eine Abgrenzung von den reinen Verwaltungs- oder Parteigebäuden und von den Bauten einzelner Vorfeldorganisationen wie beispielsweise Turnhallen Genossenschaftsheimen oder Naturfreundehäusern erfolgen. Nur etwa 120 der hier dokumentierten Volkshäuser sind als echte Neubauten anzusehen. Bei den übrigen handelt es sich um ältere, umgebaute Gebäude, die je nach Bedarf durch mehr oder weniger aufwendige Erweiterungen und Teilneubauten wie Säle, Herbergs- und Verwaltungsflügel ergänzt wur-

14 Das Volkshaus hat Eingang in einschlägige Lexika gefunden, z. B. Lexikon der Weltarchitektur, hrsg. von Nikolaus Pevsner, Hugh Honour und John Fleming, 3. Auflage, München 1992, S. 800/801  ; Lexikon der Kunst, Bd. 7, hrsg. von Harald Olbrich, München 1996, S. 662  ; Lexikon der Bautypen. Funktionen und Formen der Architektur, hrsg. von Ernst Seidl, Stuttgart 2006, S. 542. 15 Zum Beispiel Volksheim (Göttingen), Volkspark (Halle), Volksgarten (Wernigerode), Vereinshaus (Alfeld), Vereinsgarten (Pößneck), Saalbau (Hanau), Arbeiterheim (Bannewitz), Eigenheim (Egelsbach). Siehe hierzu. auch Brunner, Sozialdemokratische Partei, S. 54. 16 Hain, Simone  : Die Salons der Sozialisten. Geschichte und Gestalt der Kulturhäuser in der DDR, in  : Die Salons der Sozialisten. Kulturhäuser in der DDR, hrsg. von Simone Hain u.a., Berlin 1996, S. 89–149, hier S. 91.

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Einleitung

den.17 Der Bestand der Volkshäuser ist in architektonischer Hinsicht äußerst heterogen, allein schon wegen des zeitlich und räumlich stark divergierenden Entstehungszusammenhangs. Kleinere Volkshäuser hatten zwangsläufig ein vergleichsweise schmales Raumprogramm aufzuweisen, das in manchen Fällen nicht über einen Saal und dessen Nebenräume hinausging. Bei den großen Häusern und Gebäudekomplexen wiederum konnten die jeweiligen Nutzungsbereiche sehr unterschiedlich gewichtet sein. Hinzu kommt, dass sich diese gemäß den sich wandelnden Ansprüchen und Anforderungen im Laufe der Zeit vielfach änderten und verlagerten. Um es vorwegzunehmen  : Die baugeschichtliche Bedeutung des Volkshauses ist vergleichsweise gering geblieben.18 In einer von politischen Umbrüchen und wirtschaftlichen Problemen geprägten Epoche konnte der Bautyp Volkshaus letztlich keine nachhaltige Wirkung entfalten, sei es auf ästhetischem, sozialem oder politischem Gebiet. Seine symbolische und kulturhistorische Bedeutung wird dadurch jedoch nicht geschmälert. So spiegelt das Volkshaus wie kaum eine andere Bauaufgabe die gesellschaftlichen und politischen Realitäten seiner Entstehungszeit, die komplexen Prozesse der Industrialisierung und Demokratisierung zu Beginn des 20.  Jahrhunderts. Das Volkshaus wurde im Kaiserreich zu dem maßgeblichen Ort proletarischer Öffentlichkeit, einer »Gegenöffentlichkeit«19 zur damals der Arbeiterschaft unzugänglichen bürgerlichen Lebenswelt. In der Weimarer Republik hingegen hatte die Arbeiterbewegung politische Akzeptanz und Relevanz erlangt, und die sozialdemokratische Volkshausidee fand Eingang in den gesellschaftspolitischen und städtebaulichen Diskurs.20 Die Volkshäuser sind eine bedeutende Errungenschaft institutionalisierter Arbeiterkultur21 und ein Beleg für die große historische Dimension und Bedeutung der sozialdemokratischen Emanzipationsbewegung in Deutschland, die international herausragend war. In ihnen manifestiert sich das weitgehend vergessene idealistische und kulturelle Erbe der organisierten Arbeiterschaft, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in der Hochphase der Industrialisierung, einen so entscheidenden Beitrag zur Herausbildung demokratischer Gesellschaftsordnungen geleistet hat. All das macht sie zu erhaltenswerten Kulturdenkmalen und forschungswürdigen Objekten. 17 Daneben gab es auch Volks- bzw. Gewerkschaftshäuser, die kein Eigentum der Arbeiterbewegung, sondern gepachtet waren. Diese Bauten sind im Katalog nicht berücksichtigt worden. 18 Zu diesem Schluss kommt auch Schneider, Romana  : Volkshausgedanke und Volkshausarchitektur, in  : Kat. Moderne Architektur in Deutschland 1900 bis 1950. Reform und Tradition, Ausstellung des Deutschen Architektur-Museums Frankfurt am Main, hrsg. von Vittorio Magnago Lampugnani und Romana Schneider, Stuttgart 1992, S. 185–199, hier S. 185. 19 Düding, Dieter  : Politische Öffentlichkeit – politisches Fest – politische Kultur (Einleitung), in  : Öffentliche Festkultur. Politische Feste in Deutschland von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg, hrsg. von Dieter Düding u.a., Reinbek bei Hamburg 1988, S. 10–24, hier S. 21. 20 Vgl. Welzbacher, Christian  : Die Staatsarchitektur der Weimarer Republik, Berlin 2006, S. 45. 21 Vgl. Ritter, Gerhard A.: Arbeiterkultur im Deutschen Kaiserreich. Probleme und Forschungsansätze, in  : Arbeiterkultur, hrsg. von Gerhard A. Ritter, Königstein i. Ts. 1979, S. 15–39, hier insbes. S. 22.

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Einleitung

Wenngleich das Volkshaus in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ins Blickfeld der Forschung gerückt ist, liegt zu diesem Bautyp bisher keine architekturhistorische Bestandsaufnahme vor. Die bisherigen Forschungsarbeiten, die sich mit dem Volkshaus beschäftigen, sind im fachlichen Spektrum von Kunst- bzw. Architekturgeschichte, Kulturgeschichte, Soziologie und allgemeiner Geschichte angesiedelt. Die umfangreichste architekturhistorische Studie zum Thema »Volkshaus« wurde bislang von Klaus-Dieter Mahn vorgelegt.22 Mahn widmet sich architektonischen, ideellen und theoretischen Aspekten verschiedener Volkshauskonzeptionen und zeigt diese an »typischen Stellvertreterbauwerken« auf.23 Im Zentrum seiner detail- und quellenreichen Arbeit stehen idealistische, utopische und siedlungstheoretische Volkshausideen sowie die »pervertierten Volkshausgedanken«24 des Nationalsozialismus. Im Rahmen einer französischsprachigen Aufsatzsammlung befasste sich Marco de Michelis25 1984 mit Volkshausentwürfen bekannter deutscher Architekten. Auf die Volkshäuser der Arbeiterbewegung richtet er sein Augenmerk nur am Rande. Als dritte Arbeit ist in diesem Kontext die kulturhistorisch und soziologisch angelegte Dissertation von Wolfgang Niess26 zu nennen, die sich mit dem »Wandel kultureller Infrastruktur sozialer Bewegungen« befasst. Niess stellt das Volkshaus als ein »exemplarisches Beispiel für die Verräumlichung politisch-kultureller Initiativen« vor. Seinen Schwerpunkt legt er auf die kultur- und gesellschaftspolitischen Aspekte dieses Bautypus, die Architektur selbst betrachtet er vergleichsweise oberflächlich. Dabei gelangt Niess zu der Feststellung, dass die Arbeiterschaft »keine Vorstellungen zur architektonischen Gestalt der Volkshäuser«27 entwickelt habe.28 Auf die genannten Publikationen stützen sich einige 22 Vgl. Mahn, Volkshäuser, Halle 1987. 23 Ebd., S. 6. 24 Ebd., S. 210. 25 Michelis, Marco de  : La maison du peuple allemand. Une halte sur les chemins des avant-gardes, in  : Architecture pour le Peuple. Maisons du Peuple. Belgique, Allemagne, Autriche, France, Grande-Bretagne, Italie, Pays-Bas, Suisse, hrsg. von Annick Brauman u.a., Brüssel 1984, S. 73–116. De Michelis war auch Herausgeber einer Publikation, die einige der schon in dem von Brauman u.a. 1984 herausgegebenen Sammelband erschienenen Aufsätze in italienischer Fassung enthält  : Case del popolo. Un’architettura monumentale del moderno, hrsg. von Marco de Michelis u.a., Venedig 1986. Als später erschienene, länder­übergreifende Darstellung mit Schwerpunkt Frankreich sei noch die Arbeit von Mario Scascighini genannt  : La maison du peuple  : Le temps d’une édifice de classe, Lausanne 1991 sowie dessen später erschienener Aufsatz La Maison du Peuple. Auto-émancipation ou mise sous tutelle  ?, in  : Kunst + Architektur in der Schweiz, 60. Jg., 2009, Nr. 1, S. 6–11. 26 Niess, Volkshäuser. 27 Ebd., S. 164. 28 Auch die Historikerin Elisabeth Domansky befasste sich Mitte der 1980er Jahre in zwei Aufsätzen mit den Bauten der Vorkriegszeit und bewertet sie in ihrer knappen Stilkritik als bedeutungslos. Vgl. Domansky, Elisabeth  : Le origini e lo sviluppo delle case del sindacato in Germania dalla fine del XIX secolo alla prima guerra mondiale, in  : Le case del popolo in Europa. Dalle origini alla seconda guerra mondiale, hrsg. von Maurizio Degl’Innocenti, Florenz 1984, S. 149–166  ; Dies.: Repräsentationsbauten der Arbeiterbewegung.

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seitdem erschienene Aufsätze und Teilabhandlungen, die die bisherigen Erkenntnisse zum Themenkomplex Volkshaus zusammenfassen und einzelne Aspekte verdichten.29 Hervorzuheben ist der Beitrag von Simone Hain, die im Rahmen ihrer Untersuchung der Kulturhäuser der DDR auch das Volkshaus als Vorläufergattung beleuchtet. Im Gegensatz zum Volkshaus der Arbeiterbewegung kann sowohl das »Volkshaus als bürgerliches Gesamtkunstwerk« (Nerdinger)30 als auch das Volkshaus des expressionistischen Utopismus31 im Hinblick auf deren geistesgeschichtliche Bedeutung als aufgearbeitet gelten. Die Baugeschichte der bedeutenden, von Bruno und Max Taut sowie Erich Mendelsohn entworfenen Gewerkschaftshäuser ist in den neuesten Werkkatalogen und Sammelbänden zu diesen Architekten detailliert bearbeitet worden.32 Auf dem Gebiet der Arbeiter- bzw. Arbeiterbewegungsgeschichte liegen nur einige kürzere Arbeiten vor, die sich auf grundsätzlicher Ebene mit den sozialen und politischen Aspekten des Bautypus Volkshaus befassen.33 Das 1995 im Auftrag der SPD von Detlef Brunner erarbeitete zwanzigseitige »historische Gutachten« ist vor dem Gewerkschaftshäuser in Westeuropa vor dem Ersten Weltkrieg, in  : Gewerkschaftsbewegung im 20. Jahrhundert im Vergleich, hrsg. vom Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung der Ruhr-Universität Bochum, Bochum 1985, S. 17–33. 29 Vgl. das Kapitel »Das Volkshaus als bürgerliches Gesamtkunstwerk« bei Nerdinger, Winfried  : Theodor Fischer. Architekt und Städtebauer 1862–1938, Berlin 1988, S. 47–64  ; Schneider, Volkshausgedanke, S. 185– 199  ; Hain, Salons  ; Buddensieg, Tilmann  : Man klammert sich ans Erreichte. Zum Tag der Arbeit  : Die Zeit großer Gewerkschaftsbauten ist lange vorbei, in  : Süddeutsche Zeitung, 30.  April/1./2.  Mai 2004, S. 14  ; Jaeger, Falk  : Schönheit, Pathos, Stil und Anspruch. Hundert Jahre Bauen für die Gewerkschaftsbewegung, in  : Kat. Mittel.Punkt. 100 Jahre Architektur und Identität von Gewerkschaftszentralen 1904–2004, hrsg. von ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Berlin 2004, S. 6–13  ; Sturm, Hermann  : Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit. Geschichte und Gegenwart eines Mythos, Essen 2007  ; Nicolai, Bernd  : Volkshäuser und Reformarchitektur, in  : Kunst + Architektur in der Schweiz, 60. Jg., 2009, Nr. 1, S. 12–17. 30 Nerdinger, Theodor Fischer, S. 47. 31 Zum Beispiel Junghanns, Kurt und Joachim Schulz  : Das Volkshaus als Stadtkrone 1918–1920, in  : Deutsche Architektur, 1964, Nr. 8, S. 492–497  ; Junghanns, Kurt  : Die Idee des »Großen Baues«, in  : Wissenschaftliche Zeitschrift der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar, 26. Jg., Nr. 4/5, 1979, S. 304–308  ; Pehnt, Wolfgang  : Die Architektur des Expressionismus, 3.  erw. und neubearb. Auflage, Ostfildern-Ruit 1998 [1.  Auflage 1973]  ; Whyte, Iain Boyd  : Bruno Taut. Baumeister einer neuen Welt. Architektur und Aktivismus 1914–1920, Stuttgart 1981  ; Sturm, Industriearchitektur. 32 Vgl. Erich Mendelsohn. Architekt 1887–1953. Gebaute Welten. Arbeiten für Europa, Palästina und Amerika, hrsg. von Regina Stephan und Charlotte Benton, Ostfildern-Ruit 1998  ; Bruno Taut 1880–1938. Architekt zwischen Tradition und Avantgarde, hrsg. von Winfried Nerdinger u.a., Stuttgart/München 2001  ; Menting, Annette  : Max Taut. Das Gesamtwerk, München 2003. S. auch  : Speidel, Manfred  : Das Haus des Deutschen Verkehrsbundes in Berlin. Ein Werk von Bruno Taut, in  : Architektur und Kunst im Abendland. Festschrift für Günter Urban, hrsg. von Michael Jansen und K.  Wienands, Rom 1992, S. 179–188 und Rehm, Robin  : Max Taut. Das Verbandshaus der Deutschen Buchdrucker, Berlin 2002. 33 Die älteste Arbeit stammt von Heinz Hopfgarten, verfasst 1965 am Institut für Kulturforschung beim Zentralhaus für Kulturarbeit in Leipzig und wegen ihrer ideologischen Befangenheit aus heutiger Sicht nur bedingt brauchbar (vgl. Hopfgarten, Volkshäuser).

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Hintergrund der Geltendmachung von Restitutionsansprüchen entstanden und umreißt die Geschichte der sozialdemokratischen Volkshäuser in ihren Grundzügen.34 Auf die wirtschaftliche Bedeutung der Gemeinschaftsbauten gehen Klaus Novy und Michael Prinz in ihrer »Illustrierten Geschichte der Gemeinwirtschaft« von 1991 ein.35 Vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit wurde dem Volkshaus in den Untersuchungen zur Arbeiterkultur zuteil. Seit den 1990er Jahren sind wohl vereinzelt kultur- und sozialhistorische Arbeiten mit lokalem bzw. regionalem Schwerpunkt erschienen, die Gemeinschaftsbauten der Arbeiterbewegung zumindest am Rande als wichtigen Beitrag zum Ausbau der kulturellen Infrastruktur und als »Austragungsorte« von Arbeiterkultur würdigen.36 Abgesehen davon gibt es keine Überblickswerke, die sich systematisch mit den von der Arbeiterbewegung realisierten Bauten und Bautypen auseinandersetzen.37 Selbst in der umfangreichen Untersuchung Wilhelm L. Guttsmans zur Arbeiterkulturbewegung der 1920er Jahre findet die Architektur kaum Beachtung.38 So stellt das Bauschaffen der Arbeiterbewegung jenseits der viel beachteten Siedlungsbauprojekte der 1920er Jahre ein bislang weitgehend unentdecktes Forschungsgebiet dar. So war es das Hauptziel der diesem Buch zugrunde liegenden Dissertation39, die vor 1933 existierenden Volkshäuser der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Deutschland möglichst umfassend zu dokumentieren und zu analysieren und ihre historische Bedeutung zu würdigen. Dabei galt es, die Bauten auf verschiedenen Ebenen zu betrachten  : als Zeugnisse kulturellen Schaffens, als Ausdrucksträger künstlerischer Absichten, als Identitäts- und Aktionsraum der Arbeiterbewegung und als Stätten his34 Brunner, Sozialdemokratische Partei, insbes. S. 48–72. 35 Novy, Klaus und Michael Prinz  : Illustrierte Geschichte der Gemeinwirtschaft, Wirtschaftliche Selbsthilfe in der Arbeiterbewegung von den Anfängen bis 1945, Berlin/Bonn 1985. 36 Zum Beispiel Schönberger, Klaus  : Arbeitersportbewegung in Dorf und Kleinstadt. Zur Arbeiterbewegungskultur im Oberamt Marbach 1900–1933, Tübingen 1995, S. 299 ff.; Heidenreich, Frank  : Arbeiterkulturbewegung und Sozialdemokratie in Sachsen vor 1933, Weimar u.a. 1995, S. 104 ff.; Lieske, Adina  : Arbeiterkultur und bürgerliche Kultur in Pilsen und Leipzig, Bonn 2007, insbes. S. 363 ff. 37 Lediglich für Nordrhein-Westfalen liegt mit dem von Klaus Novy, Arno Mersmann und Bodo Hombach herausgegebenen »Reformführer« ein architekturgeschichtliches Überblickswerk vor, das sich explizit mit den Bauten »sozialer Bewegungen« befasst  : Reformführer Nordrhein-Westfalen. Soziale Bewegungen, Sozialreform und ihre Bauten, hrsg. von Klaus Novy, Arno Mersmann und Bodo Hombach, Köln/Wien 1991. Eine Annäherung an den Gegenstand bieten  : Faulenbach, Bernd  : Bauhaus and Labor Movement in the Political and Cultural Discussion during the Weimar Republic, in  : Social Utopias of the Twenties. Bauhaus, Kibbutz and the dream of the new man, hrsg. von Jeannine Fiedler, Wuppertal 1995, S. 48–55  ; s. auch Miller Lane, Barbara  : Architektur und Politik in Deutschland 1918–1945, hrsg. von Heinrich Klotz, Braunschweig 1986. 38 Guttsman, Wilhelm Leo  : Art for the workers. Ideology and the Visual Arts in Weimar Germany, Manchester u.a. 1997. 39 Die im Jahr 2014 an der Technischen Universität München eingereichte und 2015 angenommene Dissertation wurde für die Veröffentlichung maßvoll überarbeitet. Der Abbildungsteil wurde gekürzt.

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torischer Ereignisse, politischen Handelns und sozialen Denkens. Zur Dokumentation des Forschungsgegenstands und als Datenbasis für die Beschreibung, Auswertung und Analyse wurde neben dem Darstellungsteil ein Katalog erarbeitet, in dessen 338 Einträgen (von Aachen bis Zwönitz) alle zwischen 1890 und 1933 als Ankäufe oder Neubauten bzw. Neubauplanungen nachweisbaren Volkshäuser erfasst sind. In geografischer Hinsicht umfasst die Dokumentation das Gebiet des ehemaligen Deutschen Reiches in den Grenzen der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und während der Weimarer Republik.40 Für die vorliegende Studie wurde ein interdisziplinärer Ansatz gewählt, der architekturgeschichtliche und sozialgeschichtliche Elemente verbindet und die Volkshäuser als Monumente der Alltags- und Arbeiterkultur würdigt. Demnach galt es, nicht nur die Architektur der Volkshäuser, sondern auch die Geschichte ihrer Bauherren und Nutzer, deren Vorstellungen, Wünsche und Haltungen sowie die Bewertung und Rezeption der Bauten zum Zeitpunkt ihrer Entstehung zu ergründen. Auch der größere Zusammenhang – die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen und die Entwicklung der Arbeiterbewegung  – war stets mit zu bedenken.41 Eine rein objektbezogene kunsthistorische Betrachtung kam schon deshalb nicht in Frage, da es sich nur bei einem Teil der Häuser um Neubauten (bzw. Teilneubauten) handelt. Nicht zuletzt sind auch die meisten dieser Bauten lediglich von durchschnittlicher architektonischer Qualität, weshalb sie sich einer tieferen formalästhetischen Analyse entziehen. Sieht man das Volkshaus als ein »Produkt« der sozialen, kulturellen und politischen Spannungen seiner Entstehungszeit, so wirft dies unterschiedliche Fragestellungen auf, die im Rahmen der Analyse genauer beleuchtet werden. Im analytischen Teil wird die Volkshausarchitektur insbesondere vor den Hintergrund der traditionellen bürgerlichen Baukultur vorgestellt und dabei auf Mechanismen wie Imitation, Reflexion und Abgrenzung hin untersucht. Darauf aufbauend wird das Volkshaus im Kontext der vorherrschenden Architekturdebatten um die angemessene Form des modernen Bauens untersucht. Die Architektur einzelner Bauten wurde dahingehend befragt, welcher Ausdrucksgehalt etwa durch die Anlehnung an gewisse Vorbilder, durch die Übernahme oder Ablehnung von Bauformen und Baustilen oder andere Gestaltungsmittel angestrebt bzw. gewonnen wurde. Neben der vergleichenden Betrachtung der Bauten flossen Selbstzeugnisse der Arbeiterbewegung und zeitgenössische Urteile von Außenstehenden in die Untersuchung ein. Ein maßgeblicher Grund für die bisherige Vernachlässigung der Geschichte der Volkshäuser wird die dürftige Quellenlage zur Gewerkschafts- und Arbeiterbewegung 40 Dies schließt die ehemaligen preußischen Provinzen Pommern, Westpreußen, Ostpreußen, Posen und Schlesien sowie das zur damaligen Provinz Brandenburg gehörende Gebiet östlich der Oder mit ein. Für Elsaß-Lothringen konnten vor 1914 keine Volkshausneubauten nachgewiesen werden. 41 Vgl. Tenfelde, Klaus  : Anmerkungen zur Arbeiterkultur, in  : Erinnerungsarbeit. Geschichte und demokratische Identität in Deutschland, hrsg. von Wolfgang Ruppert, Opladen 1982, S. 107–134, hier S. 110.

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vor 1933 sein. Die ehemaligen Archive der sozialdemokratischen Arbeiterorganisationen – bestehend aus Vereinsdokumenten, Verwaltungsakten, Briefwechseln, Sitzungsprotokollen etc.  – wurden mit der Zerschlagung der Arbeiterbewegung im National­ sozialismus sowohl auf Bundes- als auch auf lokaler Ebene fast vollständig vernichtet.42 Daraus ergab sich für die vorliegende Arbeit die Notwendigkeit, auch angrenzende Aktenbestände aus der NS-Zeit und der Nachkriegszeit einzubeziehen.43 Darüber hinaus wurden der Verfasserin auf Anfrage Teile der Aktenbestände der Gesellschaft für Immobilienrestitution im Osten GmbH (GIRO) in Berlin zugänglich gemacht, die bei der Verifizierung der Eigentumsverhältnisse der auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gelegenen Volkshäuser sehr hilfreich waren.44 Die geringe Verfügbarkeit von aussagekräftigem, unpubliziertem Quellenmaterial zwang dazu, sich auf historische und zeitgenössische Druckschriften zu konzentrieren. Als ergiebig erwies sich der Bestand an »grauer« Arbeiterbewegungsliteratur in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn-Bad Godesberg und in der Bibliothek der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO) im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde.45 Um möglichst viele Bauten zu erfassen, wurde in Adressverzeichnissen, Statistiken46 und anderen einschlägigen Quellen47 nach Orten gesucht, an denen Volkshäuser namentlich nachweisbar waren. Für die Annäherung an die Baugeschichte der einzelnen Häuser dienten die sozialdemokratischen Tageszeitungen, die in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung als Mikrofilme einsehbar 42 Die minimalen Reste des ADGB-Archivs (Restbestand der Akten des Bundesvorstands des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes im Archiv der sozialen Demokratie der FES sowie weitere Splitter im Bundesarchiv) enthalten für die Rekonstruktion der Geschichte der Volkshäuser so gut wie kein relevantes Material. 43 So konnten den – wenngleich ebenfalls lückenhaften – Aktenbeständen des Reichsministeriums des Inneren, der Vermögensverwaltungen der Deutschen Arbeitsfront und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Berliner Abteilung des Bundesarchivs manche Daten zum Grundstücksvermögen der Arbeiterorganisationen vor 1933 entnommen werden. Gleiches gilt für den Nachkriegsbestand des Düsseldorfer Gewerkschaftsprüfungsausschusses in der Abteilung B des Bundesarchivs in Koblenz, der Dokumente aus den Restitutionsverfahren einiger der in der ehemaligen britischen Besatzungszone gelegenen Gewerkschaftshäuser enthält. Vgl. Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde, Signaturgruppen R 1501, NS 5 II, DY 34 und Bundesarchiv Koblenz, Abt. B, Signaturgruppe Z 36 II. 44 An dieser Stelle sei Klaus Hübner, Niko Hüwe sowie nicht zuletzt Holger Gorr von der GIRO für ihre große Unterstützung im Rahmen der Recherchen nochmals herzlich gedankt. 45 Der dortige teils im Original, teils in verfilmter Form überlieferte Bestand an inoffiziellen und halboffiziellen Druckschriften wie Hand- und Jahrbücher, Jahres-, Geschäfts- und Rechenschaftsberichte, Broschüren oder Festschriften wurde flächendeckend ausgewertet. 46 Die Statistiken wurden bis 1919 im Correspondenzblatt der Gewerkschaften Deutschlands, danach in der Gewerkschaftszeitung und in den Jahrbüchern des ADGB veröffentlicht. 47 Als wichtige Quelle dienten die Jahrgänge 1938 und 1939 des Deutschen Reichsanzeigers und Preußischen Staatsanzeigers, in denen Listen der Trägergesellschaften derjenigen Volks- und Gewerkschaftshäuser veröffentlicht wurden, in deren Vermögen die Deutsche Arbeitsfront eingewiesen worden war.

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sind, als Quellen. Schließlich wurden zahlreiche lokalhistorische Studien, Chroniken, Festschriften und Quellensammlungen zur Geschichte der Weimarer Republik und der NS-Zeit gesichtet. Wegen der großen Anzahl zu prüfender Einzelobjekte war es nur in Einzelfällen möglich, persönliche Recherchen in weiteren Archiven vorzunehmen. Es wurden etwa 250 schriftliche Anfragen an Archive, Verbände und Einzelpersonen gerichtet. Eine beachtliche Zahl der angeschriebenen Institutionen und Personen steuerte Quellen, Bilder und Dokumente sowie hilfreiche Auskünfte bei.48 Leider hat sich herausgestellt, dass so gut wie keines der Bauobjekte einigermaßen intakt erhalten ist  : Ein beträchtlicher Teil der Bauten ging bereits im Zweiten Weltkrieg unter, viele weitere wurden in den Jahrzehnten danach aufgegeben und abgerissen. Auch die erhaltenen Objekte sind in der Regel stark, teilweise bis zur Unkenntlichkeit verändert.

48 Die vielen Unterstützerinnen und Unterstützer werden im Quellennachweis der einzelnen Katalogeinträge jeweils namentlich genannt.

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2. Geschichte der Volkshäuser

2.1 Historischer Zusammenhang Politische, soziale und kulturelle Wandlungsprozesse um 1900

Im Deutschen Reich setzte die Industrialisierung etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein, also mit deutlicher Verspätung gegenüber anderen Industrienationen wie England oder Frankreich.1 Dafür wirkte sich die industrielle Revolution in dem bislang agrarisch-handwerklich geprägten Staat umso schneller und massiver aus. Bisher bäuerliche Landstriche wandelten sich innerhalb kürzester Zeit zu industriellen und urbanen Zentren. Aus dem Stand der Handwerker, Bauern und Kleinbürger bildete sich eine neue, schnell wachsende Gesellschaftsschicht  : die Industriearbeiterschaft.2 Die Bevölkerung explodierte und die Industriebetriebe drängten aus dem inneren Kern der Großstädte in die Vororte hinaus. In den umliegenden Dörfern siedelten sich die in den Fabriken der Großstädte beschäftigten Arbeiter an und veränderten die dortige Bevölkerungsstruktur.3 Das »Arbeiterdorf« wurde zu einem weit verbreiteten Phänomen. Dieser vergleichsweise abrupte Prozess führte dazu, dass die Entwicklung der Infrastruktur an vielen Orten den demografischen Veränderungen hinterherhinkte.4 Das Leben der wirtschaftlich abhängigen und politisch machtlosen Lohnarbeiter war 1 Als Quellen für die folgenden Ausführungen dienten sofern nicht anders angegeben  : Schönhoven, Klaus  : Expansion und Konzentration. Studien zur Entwicklung der Freien Gewerkschaften im Wilhelminischen Deutschland 1890 bis 1914, Stuttgart 1980  ; Grebing, Helga  : Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 11. Auflage, München 1981 [1. Auflage 1970]  ; Ritter, Gerhard A. und Klaus Tenfelde  : Arbeiter im Deutschen Kaiserreich 1871 bis 1914, Bonn 1992  ; Winkler, Heinrich August  : Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918 bis 1924, 2. durchges. und korr. Auflage, Bonn 1985  ; Winkler, Heinrich August  : Der Schein der Normalität. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1924 bis 1930, Berlin/Bonn 1985  ; Winkler, Heinrich August  : Der Weg in die Katastrophe. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1930 bis 1933, Berlin/Bonn 1987  ; Schulze, Hagen  : Weimar. Deutschland 1917–1933, 4., durchges. Auflage, Berlin 1993  ; Hoffmann, Jürgen  : Politisches Handeln und gesellschaftliche Struktur. Grundzüge deutscher Gesellschaftsgeschichte. Vom Feudalsystem bis zur Vereinigung der deutschen Staaten 1990, Münster 1996  ; Kuhn, Axel  : Die deutsche Arbeiterbewegung, Stuttgart 2004. 2 Im Folgenden wird immer wieder von »der Arbeiterschaft« die Rede sein, wodurch der falsche Eindruck entstehen könnte, es habe sich dabei um eine politisch oder sozial homogene Schicht gehandelt. Auch in anderer Hinsicht werden in den folgenden Abschnitten historisch komplexe Zusammenhänge stark vereinfacht dargestellt. Dies erscheint zulässig, da aus Mangel an Raum vielfach nur eine schlaglichtartige Betrachtung möglich ist. 3 Reulecke, Jürgen  : Geschichte der Urbanisierung in Deutschland, Frankfurt am Main 1985, S. 78 ff. 4 Ebd., S. 80.

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Geschichte der Volkshäuser

geprägt von sozialen Missständen wie Hunger, Krankheit, Wohnungsnot und fehlenden Bildungs- und Aufstiegschancen. Es spielte sich zwischen Fabrik, Mietswohnung und Wirtshaus ab. Bildung, Kulturpflege, Freizeit und Erholung waren den bürgerlichen Schichten vorbehalten. Allmählich wurde die fortschreitende Massenarmut zu einer Bedrohung für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und den gesellschaftlichen Frieden des Landes. 1848 kam es zum Ausbruch der Märzrevolution. Zwar konnte diese niedergeschlagen werden, die Politisierung und Selbstorganisation des Proletariats waren langfristig jedoch nicht aufzuhalten. In den 1860er Jahren setzte eine Gründungswelle von Arbeitervereinen und Gewerkschaften ein. Aus den verschiedenen sozialistischen Zusammenschlüssen ging schließlich die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) hervor. Sie sollte zum stärksten politischen Arm der deutschen Arbeiterbewegung werden. Auf die »Soziale Frage« reagierten Staat und Bürgertum mit unterschiedlichen Lösungsversuchen. Bismarck begegnete dem politischen Aufbegehren der Arbeiterschaft auf zwei Ebenen  : Mit sozialpolitischen Reformen und mit vehementer Repression. Das 1878 eingeführte und bis 1890 geltende »Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie« stellte jegliche sozialdemokratisch ausgerichtete Partei- oder Gewerkschaftsarbeit unter Strafe. Alle der Sozialdemokratie zugeneigten oder unter diesem Verdacht stehenden Sport- und Kulturvereine wurden aufgelöst, lediglich die sozialdemokratische Reichstagsfraktion durfte weiterbestehen. Unter dem »Sozialistengesetz« konnte die Agitation nur mithilfe von Tarnorganisationen, darunter Lesezirkel, Spar- oder Tanzvereine, fortgesetzt werden. Trotzdem ging die sozialdemokratische Bewegung gestärkt aus der Zeit der politischen Verfolgung hervor. Nach 1890 wurden innerhalb kürzester Zeit zahlreiche neue Gewerkschaften und Parteivereine gegründet. Ihr Mitgliederzuwachs war enorm, und es bildeten sich schnell feste organisatorische Strukturen aus. Auch in den Bereichen Sport, Kultur und Freizeit blühte das sozialdemokratische Vereinsleben auf. Darüber hinaus entfaltete sich das Genossenschaftswesen. Der Wilhelminische Staat hingegen behielt seine Unterdrückungstaktik gegenüber der Arbeiterbewegung bei. Repressalien seitens Polizei und Behörden blieben an der Tagesordnung. Bis 1908 erschwerte vor allem das autoritäre preußische Vereins- und Versammlungsrecht die Werbearbeit der sozialdemokratischen Bewegung. Auch die nach wie vor bestehenden sozialen und ökonomischen Gräben zwischen den beiden großen gesellschaftlichen Milieus, der Arbeiterschaft und dem Bürgertum, vergifteten weiterhin das politische und gesellschaftliche Klima. Trotz oder vielleicht gerade wegen seines obrigkeitsstaatlichen Charakters kam es in der Spätphase des Kaiserreichs zu einem weitgreifenden gesellschaftlichen Aufbruch. Die Revolutionsfurcht der Eliten mündete in eine breite Reformbewegung, deren Hauptaugenmerk auf eine »Versöhnung der Stände« gerichtet war. Reformer und Philanthropen schufen allerorten Einrichtungen zur sozialen und kulturellen »Veredelung« der Arbeiterschaft. Zugleich wuchs im Bürgertum selbst das Unbehagen gegen22

Historischer Zusammenhang

über dem bürgerlichen Lebensstil der Gründerzeit. Die »Unkultur«5 der »Parvenüs« wurde als dekadent, geschmacklos und unnatürlich verurteilt. Das neu erwachte kulturelle und ästhetische Problembewusstsein wurde zu einem Reformmotor in nahezu allen Lebensbereichen.6 Die Träger dieser Bewegung entstammten meist dem liberalen Bildungs- oder Kleinbürgertum. Ihr Engagement war zu einem erheblichen Teil von negativen Empfindungen motiviert, von Zivilisationsskepsis, Großstadtfurcht und einer diffusen Angst vor einer »Vermassung« und »Proletarisierung« der Gesellschaft. Dabei war die weltanschauliche Gemengelage dieser Intellektuellenbewegung durchaus komplex. Um den »Gesinnungskern« eines ethischen Idealismus gruppierten sich u.a. antikapitalistische und fortschrittsfeindliche Denkmuster. Auch ökonomische und nationalstaatliche Aspekte spielten eine Rolle.7 Zu einem zentralen Betätigungsfeld wurde das Bemühen um eine neue ästhetische Qualität der künstlerischen und kunstgewerblichen Produktion. Darin äußerte sich zugleich ein Ringen nach kultureller Identität in der Krise der durch den Historismus der Gründerzeit »korrumpierten« bürgerlichen Kultur. Ein Schlüssel versprach die Rückkehr zum Lebensstil des »einfachen Volkes« zu sein, der als unverdorben und »echt« empfunden wurde. Durch die ästhetische und existenzielle Annäherung an ein kleinbürgerliches Lebensideal sollte nicht nur das Bürgertum gesunden, sondern auch das Proletariat aus seinem Elend befreit werden.8 Die von pädagogischem Sendungsbewusstsein getragenen Protagonisten dieser Reformbewegung, darunter viele Architekten, entwickelten eine intensive publizistische Tätigkeit mit erstaunlicher Breitenwirkung. Auf dem Gebiet der Architektur  – ein zentrales Thema der Heimatschutzbewegung – wurden traditionalistische Bauformen propagiert, die eine bewährte, überzeitliche Ästhetik mit moderner Zweckmäßigkeit verbinden sollten. Das bürgerliche Wohnhaus der Goethezeit wurde zum Vorbild und Orientierungsmodell erklärt. »Gediegenheit«, »Einfachheit« und »Ehrlichkeit« wurden zu ästhetischen Schlüsselbegriffen einer an die Lebensanforderungen der Moderne angepassten Bautradition. Daneben bildete sich eine weitere Strömung heraus, die ebenfalls den Eklektizismus bekämpfte, den Weg aber im technischen Fortschritt und der industriellen Gestaltung suchte. Auch diesen Vertretern ging es darum, »Ethik und Ästhetik zu versöhnen«.9 5 Muthesius, Hermann  : Kunstgewerbe und Architektur, Jena 1907, S. 1. 6 Hierzu grundlegend  : Handbuch der deutschen Reformbewegungen 1880–1933, hrsg. von Diethart Kerbs und Jürgen Reulecke, Wuppertal 1998. 7 Kratzsch, Gerhard  : Kunstwart und Dürerbund. Ein Beitrag zur Geschichte der Gebildeten im Zeitalter des Imperialismus, Göttingen 1976, S. 36 ff. 8 Ringbeck, Birgitta  : Architektur und Städtebau unter dem Einfluss der deutschen Heimatschutzbewegung, in  : Antimodernismus und Reform. Zur Geschichte der deutschen Heimatbewegung, hrsg. von Edeltraud Klueting, Darmstadt 1991, S. 216–287, hier S. 283. 9 Damus, Martin  : Architekturform und Gesellschaftsform. Architektur und Städtebau unter dem Einfluss von Industrialisierung, Großvergesellschaftung und Globalisierung, 1. Band 1890–1945, Berlin 2010, S. 114 f.

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Geschichte der Volkshäuser

Mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg erlebte das Deutsche Reich einen tiefen historischen Einschnitt, der sich auf politischer, sozialer und auch auf kultureller Ebene auswirken sollte. Die Arbeiterbewegung durchlebte in dieser Phase ihre folgenreiche Spaltung in einen reformistischen und einen revolutionären Flügel. Mit dem Ausbruch der Novemberrevolution schien für kurze Zeit die Errichtung eines sozialistischen Staates möglich. Innenpolitische Zerrissenheit und drohender Bürgerkrieg führten dann jedoch zu dem fragilen Kompromiss der parlamentarischen Demokratie. Die sozialdemokratische Arbeiterbewegung wurde zu einer der wichtigsten Stützen der Weimarer Republik. Die einstige Revolutionsbewegung hatte sich mit den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen arrangiert, verbunden mit der Hoffnung auf ein »Hineinwachsen« in einen sozialistischen Staat. Sie kämpfte weiterhin für die Teilhabe aller an der politischen Freiheit und den sozialen, ökonomischen und kulturellen Bürgerrechten. Die Dynamik der Novemberrevolution setzte sich in der kulturellen Aufbruchstimmung der 1920er Jahre fort. Zugleich hielten maßgebliche Teile der Gesellschaft an den konservativ-reaktionären Wertvorstellungen des Kaiserreichs fest. Auf dem Gebiet der Architektur äußerte sich der Bruch mit den tradierten Formen zunächst im Expressionismus, der den Weg für eine neue Ästhetik bereitete. Die kurze, intensive Phase der Architekturutopie, deren Protagonisten vom Impetus der Weltveränderung erfüllt waren, mündete schließlich in die Gründung des Bauhauses. In dessen Kraftfeld entwickelte sich in den folgenden Jahren das von der Forderung nach Sachlichkeit und Funktionalität bestimmte »Neue Bauen«. Einige Vertreter der Avantgarde verfolgten mit den neuartigen Bau- und Wohnformen auch eine Gesellschaftsveränderung und beschworen die Schaffung eines »Neuen Menschen«. Doch nur die wenigsten hatten dabei konkrete politische  – sei es sozialistische oder kommunistische  – Absichten.10 Manch ein Gegner der funktionalistischen Moderne hingegen fürchtete, die neue Architektur bewirke eine »Vermassung« und »Proletarisierung« der Gesellschaft. Die zu Tage tretende Verquickung von Kunst und Weltanschauung war nicht vollkommen neu.11 Der Begriff der »Moderne« wurde bereits im 19. Jahrhundert von verschiedenen gesellschaftlichen Richtungen zum Programm erhoben.12 Die künstlerischen Bewegungen traten zu Beginn des 20. Jahrhunderts in »immer engere Beziehungen zu den vorherrschenden sozialen Bewegungen und Ideologien«.13 In der aufgeheizten Endphase der Weimarer Republik kam es zu einer Zuspitzung der Positionen. Nun standen 10 Vgl. Petsch, Joachim  : Eigenheim und gute Stube. Zur Geschichte des bürgerlichen Wohnens. Städtebau – Architektur – Einrichtungsstile, Köln 1989, S. 140. 11 Vgl. hierzu Beyme, Klaus von  : Das Zeitalter der Avantgarden. Kunst und Gesellschaft 1905–1955, München 2005, S. 33. 12 Vgl. ebd., S. 31. Zum Begriff der Moderne s. auch Schäfers, Bernhard  : Soziologie der Architektur, der Stadt und des Wohnens, Opladen 2003, S. 85 ff. 13 Schäfers, Soziologie, S. 106.

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Historischer Zusammenhang

sich auch in der Architektur das linke und das rechte Lager unversöhnlich gegenüber.14 Was das praktische Bauen betrifft, behielten die Reformbewegungen der Vorkriegszeit ihre einflussreiche Wirkung, so dass ein Großteil des Bauschaffens der 1920er Jahre durch konservative Haltungen bestimmt blieb. Das Spannungsfeld zwischen Umbruch und Kontinuität war ein prägendes Merkmal der Kultur der Weimarer Republik und kennzeichnete das architektonische Schaffen dieser Epoche. Auch in Bezug auf die Gemeinschaftsbauten der Arbeiterbewegung sind diese Verwerfungen spürbar. Entwicklung und Struktur der deutschen Arbeiterbewegung

Die deutsche Arbeiterbewegung war im 19. und 20. Jahrhundert eine der bedeutend­ sten sozialen Massenbewegungen weltweit. Ihre Geschichte ist komplex und nicht frei von Widersprüchen.15 Wenngleich hier keine differenzierte Betrachtung stattfinden kann, so seien an dieser Stelle zumindest einige Schlaglichter auf die wichtigsten Entwicklungsphasen, Merkmale und Anschauungen der sozialdemokratischen Bewegung gesetzt. Zunächst ist festzuhalten, dass die Anhänger und Protagonisten der Sozialdemokratie keineswegs ausschließlich dem Proletariat im streng marxistischen Sinne, sondern auch anderen Schichten wie dem Handwerkerstand, Kleinbürgertum und zum Teil sogar dem Bürgertum entstammten.16 Gleichwohl stimmten die dem sozialdemokratischen Milieu angehörenden Personen und Gruppen hinsichtlich ihrer weltanschaulich-politischen Haltung und ihrer alltagskulturellen Praxis weitgehend miteinander überein.17 Kulturell prägend wirkten in den Arbeiterorganisationen die Facharbeiter und Gesellen. Die organisatorische Struktur der Arbeiterbewegung stellte sich als ein weit verzweigtes Geflecht von Vereinen und Verbänden dar, die personell 14 Vgl. Miller Lane, Architektur  ; Beyme, Zeitalter, S. 559. 15 Um der Heterogenität der Arbeiterbewegung gerecht zu werden, müsste man streng genommen von »Arbeiterbewegungen« und ebenso von »Arbeiterkulturen« sprechen  ; vgl. Langewiesche, Dieter  : Zur Geschichte der Arbeiterkultur in Deutschland, in  : Trotz alledem  ! Arbeiteralltag und Arbeiterkultur zur Zeit der Weimarer Republik in Duisburg, hrsg. von der Stadt Duisburg, Essen 1992, S. 7–21, hier S. 9. 16 Vgl. Ritter, Gerhard A.: Die Sozialdemokratie im Deutschen Kaiserreich in sozialgeschichtlicher Perspektive, in  : Ders.: Arbeiter, Arbeiterbewegung und soziale Ideen in Deutschland. Beiträge zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, München 1996, S. 183–226  ; s. auch Schulze, Weimar, S. 51. 17 Zum sozialdemokratischen Milieu vgl. Lepsius, M. Rainer  : Parteiensystem und Sozialstruktur. Zum Problem der Demokratisierung der deutschen Gesellschaft, in  : Wirtschaft, Geschichte und Wirtschaftsgeschichte, Festschrift zum 65. Geburtstag von F. Lütge, hrsg. von Wilhelm Abel u.a., Stuttgart 1966, S. 371– 393  ; Walter, Franz und Helge Matthiesen  : Milieus in der modernen deutschen Gesellschaftsgeschichte. Ergebnisse und Perspektiven der Forschung, in  : Anpassung, Verweigerung, Widerstand. Soziale Milieus, Politische Kultur und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Deutschland im regionalen Vergleich, hrsg. von Detlef Schmiechen-Ackermann, Berlin 1997, S. 46–75  ; Hübinger, Gangolf  : Sozialdemokratisches Milieu. Ein Grundbegriff der deutschen Geschichte, in  : Soziale Konstellation und historische Perspektive, Festschrift für M. Rainer Lepsius, hrsg. von Steffen Sigmund u.a., Wiesbaden 2008, S. 207–227.

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und ideell eng miteinander verwoben waren. Zwar waren die einzelnen Gruppierungen finanziell und organisatorisch voneinander unabhängig, nach außen traten sie jedoch geschlossen auf. Sie kooperierten auf vielfache Weise solidarisch an der Verwirklichung der gemeinsamen Ziele und Ideale. Von den verschiedenen Sparten der Arbeiterbewegung spielten die Gewerkschaftsorganisationen die wohl wichtigste Rolle bei der Errichtung der Volkshäuser. Daneben ergriffen in der Weimarer Zeit vor allem die lokalen Kulturorganisationen die Initiative zur Realisierung von Gemeinschaftsbauten. Daher soll im Folgenden etwas näher auf diese beiden »Säulen« der Arbeiterbewegung eingegangen werden. Am Beginn der Entwicklung der freigewerkschaftlichen Organisation stand die Gründung branchenspezifischer Interessenverbände auf lokaler und regionaler Ebene. Nach Aufhebung des Verbots formierten sich die ersten reichsweiten Dachverbände in Kernbranchen wie der Metall-, Holz- und Bauindustrie. Vor Ort schlossen sich die verschiedenen Berufsverbände zu Kartellen (später Ortsausschüsse genannt) zusammen. Durch Zusammenschlüsse und Eingliederungen wuchsen diese im Laufe der Zeit zu Industrieverbänden heran. Als Dachorganisation der Berufs- und Industrieverbände fungierte ab 1890/91 die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands. 1919 wurde sie durch den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) als Kontroll- und Aufsichtsorgan abgelöst. Während der Weimarer Republik war der ADGB die einflussreichste Massenorganisation der deutschen Arbeiterbewegung. Die größte Mitgliederzahl wurde im Jahr 1920 erreicht, damals repräsentierte der ADGB 52 Einzelgewerkschaften mit insgesamt über acht Millionen Mitgliedern.18 Die größten der dem ADGB am Ende der Weimarer Republik angeschlossenen Verbände waren der Deutsche Metallarbeiter-Verband, der Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs, der Deutsche Baugewerksbund und die Verbände der Fabrikarbeiter, Holzarbeiter und Textilarbeiter. Als eine besonders traditionsreiche und selbstbewusste Gewerkschaft sei noch auf den Verband der Deutschen Buchdrucker hingewiesen, der trotz geringerer Mitgliederzahlen aufgrund der höheren Einkommen seiner Mitglieder zu den finanzstärksten Berufsverbänden zählte. Auf einige Verbandshäuser dieser großen Einzelgewerkschaften wird im Katalog eingegangen. Die großen Verbandszentralen hatten, ebenso wie das Bundeshaus des ADGB in Berlin, eine herausgehobene repräsentative Funktion, weshalb ihnen besondere architektonische Bedeutung zukommt. Manche der lokalen Verbandshäuser übernahmen die Funktion eines Volkshauses, etwa wenn ein bestimmter Industriezweig und damit einhergehend ein bestimmter Berufsverband am jeweiligen Ort dominierten.19 18 Potthoff, Heinrich  : Freie Gewerkschaften 1918–1933. Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund in der Weimarer Republik, Düsseldorf 1987, S. 42, 52. 19 Zum Beispiel das Gesellschaftshaus »Eintracht« des Deutschen Tabakarbeiter-Verbands in Nordhausen oder die »Eisenhütte« des DMV in Bielefeld.

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Im Folgenden wird der Begriff »Arbeiterbewegung« historisch vereinfachend als Synonym für die sozialdemokratische Arbeiterbewegung verwendet. Die weitgehende Ausblendung der politisch anders ausgerichteten Arbeitervereinigungen für die vorliegende Untersuchung erscheint aus verschiedenen Gründen opportun  : Auf gewerkschaftlichem Gebiet konnten neben den dominierenden sozialdemokratischen (so genannten »freien«) Gewerkschaften nur die christlichen und die freiheitlich-nationalen Verbände in nennenswertem Umfang Mitglieder gewinnen.20 Sie standen zahlenmäßig jedoch stets weit abgeschlagen hinter den freien Gewerkschaften und erlangten nicht annähernd so großen gesellschaftlichen und politischen Einfluss. Die 1919 aus der Abspaltung des linken Flügels der SPD hervorgegangene Kommunistische Partei Deutschlands war die zweite große linke Arbeiterpartei der Weimarer Republik. Sie stand wie alle anderen genannten Richtungen der Sozialdemokratie ablehnend bis feindselig gegenüber. In der Arbeiterkulturbewegung vollzog sich hingegen bis etwa 1929 keine strikte Trennung zwischen SPD- und KPD-Anhängern, die Organisationen wurden gemeinsam, meist unter sozialdemokratischer Führung, fortgeführt.21 Die nichtsozialistischen Gewerkschaften haben entsprechend ihrer geringeren Bedeutung weitaus weniger Häuser errichtet. Auch die kommunistische Bewegung hat kaum eigene Gemeinschaftsbauten geschaffen.22 Daher bleiben die Gemeinschaftsbauten der nichtsozialistischen Arbeiterbewegung im Rahmen der vorliegenden Untersuchung ausgeklammert. Lediglich das architektonische Erbe des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands soll schlaglichtartig beleuchtet und den Bauten der Arbeiterbewegung gegenübergestellt werden. Wegen ihrer scharfen ideologischen Opposition bietet es sich an, das Bauschaffen dieser beiden Fraktionen miteinander zu kon­ trastieren. Der DHV war die größte Einzelorganisation unter den christlich-nationalen 20 Vgl. dazu die statistischen Angaben bei Potthoff, Heinrich  : Freie Gewerkschaften und sozialistische Parteien in Deutschland, in  : Archiv für Sozialgeschichte, 26. Band, 1986, S. 49–85, hier S. 53  : Demnach verliefen die Mitgliederanteile der einzelnen Gewerkschaftsrichtungen an der gewerkschaftlich organisierten Arbeiterschaft während der Weimarer Republik auffallend konstant. Der prozentuale Anteil der Freien Gewerkschaften lag in der Weimarer Republik bei etwa 85 % (hochgerechnet entspräche dies einer Sympathisantenzahl von etwa 13 Millionen Menschen). 21 Saldern, Adelheid von  : Die Arbeiterkulturbewegung in der Weimarer Republik. Höhepunkt der Solidargemeinschaft oder Niedergang der Klassenkultur  ?, in  : Die roten Turnbrüder. 100 Jahre Arbeitersport, Dokumentation der Tagung vom 1. bis 3. April 1993 in Leipzig, hrsg. von Franz Nitsch und Lorenz Pfeiffer, Marburg 1995, S. 69–75, hier S. 69 f. 22 Da in manchen Arbeiterkulturvereinen keine strikte Trennung zwischen den politischen Fraktionen vollzogen wurde, waren an einigen Orten kommunistische und sozialdemokratische Arbeiter gemeinsam am Volkshausbau beteiligt, z. B. im hessischen Mörfelden. An anderen Orten machte sich die Spaltung der Arbeiterbewegung dahingehend bemerkbar, dass manches ursprünglich sozialdemokratische Volkshaus gegen Ende der Weimarer Republik in kommunistischer Hand war, z. B. in Bockwitz, Büttelborn und Crumstadt. Gleichzeitig gab es Fälle, in denen KPD-Anhänger explizit des Volkshauses verwiesen wurden (z. B. in Flensburg) bzw. es zu einer Trennung kam (z. B. Pößneck).

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Gewerkschaften der Weimarer Republik und bewegte sich ideologisch am rechten äußeren Rand des konservativen Spektrums.23 Als Interessenvertretung kaufmännischer Angestellter vertrat er eine ständisch-obrigkeitsstaatlich ausgerichtete Politik. Seine nationalkonservative Weltanschauung war durchdrungen von Antiliberalismus, Imperialismus, Rassismus und völkischem Antisemitismus. Die politische Gegnerschaft des DHV zur Sozialdemokratie und den freien Gewerkschaften äußerte sich in Anfeindungen und öffentlichen Auseinandersetzungen. Sozialdemokratische Weltanschauung und kulturelle Praxis

Die politischen Ideen und Forderungen der frühen Sozialdemokratie folgten der marxistischen Lehre. Der wissenschaftliche Sozialismus, zu dessen Gründungsschriften das 1848 von Karl Marx und Friedrich Engels verfasste Kommunistische Manifest zählt, wurde von der Sozialdemokratie im Laufe der Zeit unterschiedlich rezipiert und modifiziert.24 Das von Marx formulierte Ziel, die revolutionäre Durchsetzung des Sozialismus durch die Herbeiführung des Zusammenbruchs der kapitalistischen Eigentumsund Produktionsverhältnisse, blieb bis 1933 Bestandteil des sozialdemokratischen Parteiprogramms. Im angestrebten System sollten alle besitzmäßigen, sozialen und kulturellen Klassengegensätze aufgehoben sein. Als Mittel zur Erreichung des sozialistischen Gesellschaftsideals wurde der »Klassenkampf«, geführt von den »Kampforganisationen« Partei, Gewerkschaften und Genossenschaften, propagiert. Das wissenschaftlich-sozialistische Denken bildete die theoretische Basis für die agitatorische Anleitung des »Proletariats«. Auch bekannte sich die Sozialdemokratie zum Internationalismus. Tatsächlich verfügte die Arbeiterschaft nur bedingt über das in der marxistischen ­Theorie beschriebene »Klassenbewusstsein«. Der Widerspruch zwischen revolutionärer Weltanschauung und reformistischer Praxis gilt als ein wesentliches, epochenübergreifendes Charakteristikum der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Er prägte ihr Denken und Handeln sowohl auf politischem wie kulturellem Gebiet.25 Als wichtigste Stütze der reformistischen Richtung innerhalb der Arbeiterbewegung gelten gemeinhin die Gewerkschaften, die neben der Verwirklichung des Selbsthilfegedankens eine praktische Politik der Integration und Modifikation betrieben, um sich allmählich dem Sozialismus anzunähern.26 In der Weimarer Republik bekannten sie sich zur parlamen23 Zur Ideologie des DHV s. Hamel, Iris  : Völkischer Verband und nationale Gewerkschaft. Der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband 1893–1933, Frankfurt am Main 1967. 24 Grebing, Geschichte (1981), S. 91 ff. 25 Vgl. Adam, Thomas  : Wie proletarisch oder wie bürgerlich war das sozialdemokratische Milieu  ? Die Leipziger Arbeiterkulturbewegung, in  : Sachsen in Deutschland. Politik, Kultur und Gesellschaft 1830–1918, hrsg. von James Retallack, Bielefeld 2000, S. 97–113, hier S. 113. 26 Vgl. Grebing, Helga  : Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Von der Revolution 1848 bis ins 21. Jahrhundert, Berlin 2007, S. 50  ; Kuhn, Deutsche Arbeiterbewegung, S. 114.

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tarischen Demokratie. Vom revolutionären Erlösungsglauben hatten sie sich damals bereits weit entfernt.27 Im Gegensatz zu anderen politischen Strömungen verstand sich die Sozialdemokratie als eine umfassende Kulturbewegung, als Künderin und Trägerin einer neuen, »wahren« Menschheitskultur28, deren Kern der sozialistische »Gemeinschaftsgedanke« war.29 Wilhelm Liebknecht erklärte die »allgemeine menschliche Solidarität« zum »höchsten Kultur- und Moralbegriff«.30 Neben einer solchen ethisch-moralischen Definition der sozialdemokratischen Kultur ist diese auch im künstlerisch-materiellen Sinne fassbar, wobei die Grenzen zwischen den Bereichen fließend sind. Die Sozialdemokratie verstand sich als Künderin des Kulturfortschritts31 und prophezeite die baldige Ablösung des Bürgertums in seiner kulturellen Führungsrolle durch das Proletariat.32 Schöpferische Kultur wurde in vielen Bereichen praktiziert, in Literatur, Musik und im Theater sowie in der wohl spezifischsten Sparte, der proletarischen Festkultur.33 Das Bauschaffen der Arbeiterbewegung gehört wie die bildende Kunst zu den materiellen Ausprägungen der Arbeiterkultur. Während die Arbeiterkulturvereine als die eigentlichen Träger proletarischer Kulturarbeit eine breite Basis ansprachen und sich als maßgeblicher Teil der politischen

27 Vgl. Grebing, Geschichte (2007), S. 82. 28 Ritter/Tenfelde, Arbeiter, S. 794. 29 Vgl. Radbruch, Gustav  : Kulturlehre des Sozialismus. Ideologische Betrachtungen, Berlin 1922 (auch abgedruckt in  : Arbeiterkulturbewegung in der Weimarer Republik. Texte, Dokumente, Bilder, hrsg. von Wilfried van der Will und Rob Burns, Frankfurt am Main u.a. 1982, S. 41 f. S. auch Guttsman, Workers’ Culture in Weimar Germany. Between Tradition and Commitment, New York u.a. 1990, S. 20. 30 Liebknecht, Wilhelm  : Zum Schutz und Trutz. Festrede auf dem Stiftungsfest des Crimmitschauer Volksvereins am 22. Oktober 1871, in  : Liebknecht, Wilhelm  : Kleine Politische Schriften, hrsg. von Wolfgang Schröder, Frankfurt am Main 1976, S. 99. 31 Vgl. hierzu Kaschuba, Wolfgang  : 1900  : Kaiserreich, Arbeiterkultur und die Moderne, in  : Von der Arbeiterbewegung zum modernen Sozialstaat, Festschrift für Gerhard A. Ritter, hrsg. von Jürgen Kocka, HansJürgen Puhle und Klaus Tenfelde, München 1994, S. 71–92. 32 Tenfelde, Klaus  : Vom Ende und Erbe der Arbeiterkultur, in  : Gesellschaftlicher Wandel – Soziale Demokratie – 125 Jahre SPD. Historische Erfahrungen, Gegenwartsfragen, Zukunftskonzepte, hrsg. von Susanne Miller und Malte Ristau, Köln 1988, S. 155–172, hier S. 155  ; s. auch Ritter, Arbeiterkultur im Deutschen Kaiserreich, S. 16, und Guttsman, Workers’ Culture, S. 16. Vgl. hierzu auch die zeitgenössische sozialdemokratische Flugschrift Volksbildung, Wissenschaft, Kunst und Sozialdemokratie, Berlin 1907 [o. V.]. 33 Von den zahlreich vorhandenen Titeln zur Arbeiterkulturbewegung sei hier stellvertretend nur eine enge Auswahl genannt  : Lidtke, Vernon  : Die kulturelle Bedeutung der Arbeitervereine, in  : Kultureller Wandel im 19. Jahrhundert, hrsg. von Günter Wiegelmann, Verhandlungen des 18. Deutschen Volkskunde-Kongresses in Trier vom 13. bis 18. September 1971, Göttingen 1973, S. 146–159  ; Arbeiterkultur  ; Guttsman, Workers’ Culture  ; Solidargemeinschaft und Milieu. Sozialistische Kultur- und Freizeitorganisationen in der Weimarer Republik, 4 Bde., hrsg. von Peter Lösche, Bonn 1990–1993  ; Guttsman, Art for the workers  ; Warstat, Matthias  : Theatrale Gemeinschaften. Zur Festkultur der Arbeiterbewegung 1918–1933, Tübingen 2005.

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Bewegung verstanden34, herrschte bei den Parteistrategen vor allem in der Frühzeit große Skepsis gegenüber der politisch-gesellschaftlichen Wirkungskraft des Kulturellen.35 Demnach bestand auch kein größeres Interesse daran, eine exakt umrissene, inhaltlich eigenständige Kultur- oder Kunsttheorie zu entwickeln.36 Zwar gab es einzelne Vorstöße für eigene kunsttheoretische Konzepte auf dem Gebiet der Literatur und des Theaters. Im Ergebnis gelangten diese jedoch nicht über die Grundannahme hinaus, dass »echte« proletarische bzw. sozialistische Kunst erst mit der Verwirklichung des Sozialismus zu erwarten sei und dann gewissermaßen automatisch eintreten werde  : »Die Kunst darf ihre Wiedergeburt erst von dem ökonomisch-politischen Sieg des Proletariats erwarten, in seinen Befreiungskampf vermag sie nicht tief einzugreifen.«37 Während der Begriff »Arbeiterkultur«38 die Kultur und Alltagskultur aller, also auch der nichtorganisierten Arbeiter umfasst, beziehen sich die Kategorien »Arbeiterbewegungskultur« und »Arbeiterkulturbewegung« auf die soziokulturelle Praxis des sozialdemokratisch organisierten Teils der Arbeiterschaft.39 Im Urteil der Sozialgeschichte sind es insbesondere die ureigenen Merkmale der »Kollektivität« und »Solidarität«, die das Wesen der Arbeiterkultur bestimmen.40 In diesem Zusammenhang sind auch die Volkshäuser als architektonische Manifestationen bzw. »institutionelle Verfestigungen kollektiver Denk- und Verhaltensmuster«41 anzusehen, denn sie spiegeln den besonderen Charakter der Arbeiterbewegung und sind tradierfähiger Ausdruck ihrer W ­ erte.42 Schon ihre bloße Realisierung war in jeder Hinsicht eine Gemeinschaftsleistung, zu34 Wunderer, Hartmann  : Arbeitervereine und Arbeiterparteien. Kultur- und Massenorganisationen in der Arbeiterbewegung (1890–1933), Frankfurt am Main/New York 1980, S. 34, 75. 35 Ebd., S. 32. Für den Arbeitersport vgl. hierzu Wheeler, Robert  F.: Organisierter Sport und organisierte Arbeit. Die Arbeitersportbewegung, in  : Arbeiterkultur, S. 58–73, hier S. 61 u. 69. 36 Rüden, Peter von  : Anmerkungen zur Kulturgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung vor dem Ersten Weltkrieg, in  : Beiträge zur Kulturgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1848–1918, hrsg. von Peter von Rüden, Frankfurt am Main u.a. 1981, S. 9–42, hier S. 28. 37 Mehring, Franz  : Kunst und Proletariat (1898), in  : Gesammelte Schriften, hrsg. von Thomas Höhle, Bd. 11, Berlin 1961, S. 445–449, hier S. 449  ; vgl. auch Rüden, Anmerkungen, S. 30 ff. 38 Gerhard A. Ritter versteht unter dem Begriff Arbeiterkultur den »Gesamtzusammenhang einer schichtenspezifischen Lebensweise, die ihren Ausdruck nicht nur und nicht vor allem in künstlerischen Manifestationen der Arbeiterschaft und ihren Bildungsbestrebungen, sondern im sozialen und politischen Verhalten, in Wertvorstellungen und eigenen Institutionen findet«. Vgl. Ritter, Gerhard A.: Einleitung, in  : Arbeiterkultur, S. 1–14, hier S. 1. Siehe auch Guttsman, Workers’ Culture, S. 11. 39 Arbeiterbewegungskultur meint die kulturellen Errungenschaften der in der Arbeiterbewegung organisierten Arbeiter. Unter »Arbeiterkulturbewegung« wird wiederum das Netzwerk aus Bildungs-, Kultur- und Freizeitvereinen verstanden. 40 Vgl. Langewiesche, Dieter  : Politik – Gesellschaft – Kultur. Zur Problematik von Arbeiterkultur und kulturellen Arbeiterorganisationen in Deutschland nach dem 1.  Weltkrieg, in  : Archiv für Sozialgeschichte, Bd. 22, 1982. S. 359–402, hier S. 374. 41 Vgl. Ritter, Arbeiterkultur im deutschen Kaiserreich, S. 19. 42 Ritter/Tenfelde, Arbeiter, S. 801 f.

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dem dienten sie vornehmlich gemeinschaftlichen Zwecken. Entsprechend offenbart sich in ihnen per se das solidarisch-kollektive Prinzip der Arbeiterkultur. Nicht zuletzt deshalb erscheint es angemessen, bei den Volkshäusern von »Gemeinschaftsbauten« und nicht etwa von Gesellschaftsbauten oder Vereinsbauten  – auch wenn diese Termini technisch korrekt sein mögen – zu sprechen. Ihren wichtigsten Einflussbereich fand die Arbeiterkulturbewegung in der Gestaltung der Freizeit, für die auf politisch-gewerkschaftlicher Ebene hart gekämpft wurde. Hier konkurrierte sie im Wilhelminischen Kaiserreich mit bürgerlich-philanthropischen Freizeitangeboten43, später mit der kommerziellen Massenkultur, dem Sport, dem Kino und dem Rundfunk. Diese Konkurrenzsituation äußerte sich in verschiedenen Abschottungs- und Adaptionsversuchen.44 Auch führten die sozialistischen Kulturorganisationen einen zähen Kampf um die ästhetische Reform der Lebens- und Alltagswelt des Arbeiters.45 Ob Bücher, Kleider, Möbel oder Wandschmuck  : Auf vielen Ebenen bemühte man sich, den »billigen Schund« durch das »Wertvolle«, »Vorbildliche« und »Klassenbewusste« zu verdrängen. Das dominierende Kunstideal innerhalb der Sozialdemokratie der Vorkriegszeit war die klassische, humanistische bürgerliche Hochkultur. Ebenfalls hoch geschätzt wurde die sozialkritische, engagierte Kunst der Realisten. Der künstlerischen Avantgarde hingegen begegnete man zumeist mit Skepsis oder gar Ablehnung. Auch wenn diese konservativen Tendenzen in der Weimarer Republik fortexistierten, so setzte mit der Novemberrevolution ein allmählicher Wandel ein.46 Die Organisatoren und Ideologen der Arbeiterkulturvereine setzten sich für eine »sozialistische Kulturmission« in neuer Qualität ein und ernteten damit nun auch größere Anerkennung in der Partei.47 Selbstbewusst propagierten sie das Leitbild des »Neuen Menschen«, das im Schnittfeld von Aufklärungsgeist, Lebensreformideal und Sozialismusidee angesiedelt war.48 Gemeinhin werden die verschiedenen Äußerungen der Arbeiterkultur als ein kontinuierlicher Prozess der aneignenden Veränderung gesehen. Demzufolge hat die Arbeiterschaft bzw. die Arbeiterbewegung kulturelle Vorbilder  – vornehmlich aus der bürgerlichen Kultur  – adaptiert, modifiziert und für die eigene Kulturausübung nutzbar 43 Siehe hierzu Reulecke, Jürgen  : »Veredelung der Volkserholung« und »Edle Geselligkeit«. Sozialreformerische Bestrebungen zur Gestaltung der arbeitsfreien Zeit im Kaiserreich, in  : Sozialgeschichte der Freizeit. Untersuchungen zum Wandel der Freizeitkultur in Deutschland, hrsg. von Gerhard Huck, Wuppertal 1980, S. 141–160. 44 Winkler, Von der Revolution, S. 120 ff. 45 Vgl. Langewiesche, Politik, S. 392. 46 Guttsman, Workers’ Culture, S. 36 ff. 47 Saldern, Arbeiterkulturbewegung, S. 70. 48 Ebd. Siehe auch Walter, Franz  : Auf der Suche nach dem Neuen Menschen. Sozialismus als Solidargemeinschaft und Kulturbewegung, in  : Mythen, Ikonen, Märtyrer. Sozialdemokratische Geschichten, hrsg. von Franz Walter und Felix Butzlaff, Berlin 2013, S. 190–202.

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gemacht hat. So trug das Vereinswesen der Arbeiterbewegung strukturell unverkennbar bürgerliche Züge, während bürgerliche Werte und Normen in mancherlei Hinsicht explizit abgelehnt wurden, was sich etwa in der Ächtung des Wettkampfprinzips im Arbeitersport oder im Liedgut der Gesangvereine niederschlug. Die Standardliteratur zur Geschichte der Arbeiterkultur der 1970er und 1980er Jahre geht von einer »negativen Integration«49 der Arbeiterklasse aus, d.  h. von der Existenz einer weitgehend abgeschotteten, antibürgerlichen und antikapitalistischen »Gegenkultur«.50 Die Hochzeit dieser Gegenkultur wird von der älteren Forschung im Wilhelminischen Kaiserreich angesiedelt51, während für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ein kontinuierlicher Auflösungs- und Integrationsprozess konstatiert wird.52 Die Zeit- und Sozialhistoriker haben die Eigenständigkeit dieser Gegenkultur im Laufe der Zeit jedoch ganz unterschiedlich eingeschätzt.53 Auch Ausbreitung und Wirkungsgrad der Arbeiterkulturbewegung wurden vielfach hinterfragt und verschieden bewertet. Im Bezug auf das Organisationsnetz der Arbeiterbewegung wurde konstatiert, dass sich dieses in der Weimarer Republik sowohl quantitativ als auch qualitativ erweiterte oder gar einem Höhepunkt zustrebte.54 Der »Erosionsthese« wurde 1989 insbesondere auch von Peter Lösche und Franz Walter widersprochen  : Demnach sei in der Weimarer Republik nicht von einem Niedergang der Arbeiterkulturbewegung, sondern vielmehr von ihrer eigentlichen Blüte auszugehen.55 Als ein Indiz für den »forcierten Ausbau« der kulturellen Aktivi49 Der Begriff wurde geprägt durch Groh, Dieter  : Negative Integration und revolutionärer Attentismus, Frankfurt am Main u.a. 1973  ; zur Frage nach der Eigenständigkeit der Arbeiterkultur und ihrer Bedeutung als Untersuchungsgegenstand vgl. auch  : Ritter, Arbeiterkultur im Deutschen Kaiserreich, S. 15 ff. 50 Vgl. Langewiesche, Dieter  : Arbeiterkultur in Österreich  : Aspekte, Tendenzen und Thesen, in  : Arbeiterkultur, S. 40–57, hier S. 40 ff.; Wunderer, Arbeitervereine, S. 33  ; Emig, Brigitte  : Die Veredelung des Arbeiters. Sozialdemokratie als Kulturbewegung, Frankfurt am Main/New York 1980, S. 278 f. 51 Vgl. Ritter, Einleitung, S. 7  ; Langewiesche, Zur Geschichte der Arbeiterkultur, S. 7. 52 Walter/Matthiesen, Milieus, S. 47. 53 Während Gerhard A. Ritter davon ausgeht, dass die »Arbeiterkultur als eine eigenständige Kultur im Rahmen der Gesamtgesellschaft, mit der sie aber eng verknüpft blieb«, existierte, erachtet Brigitte Emig alle sozialdemokratischen Versuche, eine eigenständige Kultur zu entwickeln, als »völlig misslungen«. Klaus Tenfelde ist der Ansicht, die Eigenständigkeit der Arbeiterkultur sei »nachgerade erzwungen« worden. Überzeugend erscheint in diesem Zusammenhang die Kritik von Raymond Williams, der schon die Frage nach der Unabhängigkeit bzw. Abhängigkeit von Arbeiterkultur für verfehlt hält  : »Menschen, die eine gemeinsame Sprache sprechen, teilen auch das Erbe einer intellektuellen und literarischen Tradition, die notwendigerweise und beständig mit jeder Veränderung in der Erfahrung ihren Wert erneuert. Die Schaffung einer künstlichen Kultur der Arbeiterklasse als Gegensatz zu dieser verbreiteten Tradition ist schlechthin dumm.« Diskussion und Nachweise bei Langewiesche, Zur Geschichte der Arbeiterkultur. 54 Peukert, Detlev J. K.: Die Weimarer Republik. Krisenjahre der klassischen Moderne, Frankfurt am Main 1987, S. 155. 55 Lösche, Peter und Franz Walter  : Zur Organisationskultur der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik. Niedergang der Klassenkultur oder solidargemeinschaftlicher Höhepunkt  ?, in  : Geschichte und Gesellschaft, Bd. 15, Nr. 4, 1989, S. 511–536  ; s. auch Walter/Matthiesen, Milieus. Trotz der in den 1990er Jahren von der Göttinger Forschergruppe vorgelegten materialreichen Einzelstudien

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täten der Arbeiterkulturbewegung hatten Lösche und Walter die seit Mitte der 1920er Jahre »geradezu hektische Bautätigkeit« fast aller sozialdemokratischen Organisationen angeführt.56 Diese Beobachtung trifft auch auf die Errichtung der Volkshäuser zu. Zwar erhebt die vorliegende Arbeit nicht den Anspruch einer nach den Methoden der empirischen Sozialforschung erstellten repräsentativen Untersuchung. Gleichwohl vermag die umfassende Katalogdokumentation einen Beitrag zur Beantwortung der Frage zu leisten, wann und wo die verschiedenen Arbeiterorganisationen gefestigt genug waren, um ein gemeinsames Bauprojekt in Angriff zu nehmen und zu realisieren.

2.2 Entstehung Herbergs- und Lokalfrage

Die ersten Volkshäuser wurden eingerichtet, um zwei Dauerproblemen der Arbeiterbewegung zu begegnen  : dem Mangel an geeigneten Versammlungsräumen und dem Mangel an sauberen, preiswerten Herbergen.57 Unmittelbar nach dem Wegfall des Parteiverbots benötigte die sozialdemokratische Bewegung für ihre Aktivitäten dringend geeignete Räume. Zuvor hatten Zusammenkünfte meist im geheimen, kleinen Kreis in Privatwohnungen, in Hinterzimmern von Kneipen und Wirtshäusern oder im Freien stattgefunden. Insbesondere das Wirtshaus als ungezwungener Ort des Alltags war damals das soziokulturelle Zentrum der nichtbürgerlichen Schichten. Dort verbrachte der Arbeiter den größten Teil seiner knapp bemessenen freien Zeit. Der »Salon der Armen«58 wurde zum Kommunikationsraum par excellence, so wie die gehobene Gaststätte es für die Schicht der bürgerlichen Honoratioren war.59 Hier konnte der Arkonnte sich diese These nicht gegen die bisherige Forschungsmeinung durchsetzen. Kontrovers äußerte sich beispielsweise Wunderer, Hartmann  : Noch einmal  : Niedergang der Klassenstruktur oder solidargemeinschaftlicher Höhepunkt  ? Anmerkungen zu einem Beitrag von Peter Lösche und Franz Walter, in  : Geschichte und Gesellschaft, Bd. 18, 1992, S. 88–93. Zu der Debatte s. auch Saldern, Arbeiterkulturbewegung. 56 Lösche/Walter, Organisationskultur, S. 515 f. 57 Annähernd alle gewerkschaftlichen Jahresberichte der Vorkriegszeit enthalten Klagen über die ungelöste »Herbergsfrage«. Stellvertretend für viele andere Quellen sei hier auf die Schilderung des Problems in Kiel verwiesen  : Das Gewerkschaftsleben in Kiel 1916 bis 1919, Berichte über die Jahre 1916 bis 1919, erstattet vom Arbeiter-Sekretariat und dem Gewerkschaftskartell sowie der Gewerkschaftsherberge und der Arbeiter-Zentralbibliothek in Kiel, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Kiel, Kiel 1920, S. 45 f. Vgl. hierzu auch Fn. 6. 58 Levenstein, Adolf  : Die Arbeiterfrage. Mit besonderer Berücksichtigung der sozialpsychologischen Seite des modernen Großbetriebes und der psycho-physischen Einwirkungen auf die Arbeiter, München 1912, S. 244, zit. nach Ritter/Tenfelde, Arbeiter, S. 660. 59 Owzar, Armin  : Konfliktscheu und beredtes Schweigen. Die Kneipe als Kommunikationsraum im deutschen Kaiserreich, in  : Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen. Forschungen und Forschungsberichte, hrsg. vom Institut für Soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum, Bochum 2004, Bd. 31, S. 43–58.

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beiter sein Geselligkeitsbedürfnis – meist verbunden mit dem Konsum alkoholischer Getränke  – befriedigen. Die Kneipe diente der sozialdemokratischen Bewegung als halböffentlicher Schutzraum vor dem Zugriff der Obrigkeit,60 sie wurde zum Ort der politischen Vorarbeit der Sozialdemokratie. Karl Kautsky prägte das Schlagwort vom Wirtshaus als dem einzigen »Bollwerk der politischen Freiheit des Proletariers«, ohne das der Arbeiter im Deutschen Reich »nicht bloß kein geselliges, sondern auch kein politisches Leben«61 habe.62 Die »Lokalfrage« blieb vor dem Ersten Weltkrieg eine ständige Herausforderung der Arbeiterbewegung, die den weiteren Ausbau, insbesondere der gewerkschaftlichen Organisation, bedrohte.63 Die Hauptursachen dieses Missstands waren die anhaltende obrigkeitsstaatliche Repression, aber auch die weitgehende gesellschaftliche Ausgrenzung der Sozialdemokratie während des Wilhelminischen Kaiserreichs. Dies führte zur so genannten Saalabtreiberei, der Verweigerung von Sälen und Räumen für sozialdemokratische Versammlungen und Zusammenkünfte (Abb. 1). Eine gängige Schikane war dabei das polizeilich verhängte »Militärverbot«, durch das Lokale, in denen Sozialdemokraten verkehrten und Versammlungen abhielten, für Angehörige des Militärs gesperrt wurden. Da betroffene Wirte mit erheblichen Umsatzeinbußen rechnen mussten, war dies ein wirksames Druckmittel. So konnten die Arbeiterorganisationen mancherorts jahrelang »von den Gastwirten von einem Lokal zu dem andern getrieben«64 werden. Gegen den Opportunismus der Wirte setzten sich die Arbeiter wiederum mit »Saal- und Bierboykotts« zur Wehr65, solche Aktionen hatten jedoch nur wechselhaften Erfolg.66 Größere 60 An Absurdität grenzende Ausmaße nahm die Überwachungspolitik in Hamburg an, wo Polizisten in besonders schäbiger Aufmachung inkognito den Gesprächen in Arbeiterkneipen lauschten und darüber regelmäßige Lageberichte zur politischen Stimmung verfassten  ; vgl. Evans, Richard J.: Kneipengespräche im Kaiserreich. Die Stimmungsberichte der Hamburger Politischen Polizei 1892–1914, Reinbek bei Hamburg 1989. 61 Kautsky, Karl  : Der Alkoholismus und seine Bekämpfung, in  : Die Neue Zeit, 9.  Jg., 1891, 2.  Bd., S. 1–8, 46–55, 77–89, 105–116, hier S. 107. 62 Siehe auch Roberts, James S.: Wirtshaus und Politik in der deutschen Arbeiterbewegung, in  : Sozialgeschichte der Freizeit. Untersuchungen zum Wandel der Freizeitkultur in Deutschland, hrsg. von Gerhard Huck, Wuppertal 1980, S. 123–139. 63 1892 wurde die Lokalfrage auf dem ersten reichsweiten Gewerkschaftskongress diskutiert, vgl. Grundstein einer Erfolgsgeschichte. Der erste Kongress der Gewerkschaften Deutschlands vom 14. bis 18. März 1892 in Halberstadt, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund und der Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf 1992. 64 Zit. nach Die Zittauer Gewerkschaften im Jahre [1906 u. 1907], hrsg. vom Gewerkschaftskartell für Zittau und Umgegend, Zittau [1907 u. 1908], hier  : 1907 [1908], S. 22. 65 »Gebt Ihr Euren Saal nicht zu Versammlungen her, dann besuchen wir Euch auch sonst nicht, dann trinkt Euer Bier selbst  !«, Boykottaufruf aus einem Flugblatt von 1894 für den Berliner Stadtteil Gesundbrunnen, LArch Berlin, A Pr.Br.Rep. 030 13128, Bl. 74. 66 1906 verpflichteten sich mehrere Breslauer Saal- und Gastwirtschaftsbesitzer nach zehnwöchigem Boykott per Vertrag zur künftigen Überlassung ihrer Säle an die Arbeiterorganisationen. In Zerbst hingegen musste 1911 ein über ein Jahr aufrechterhaltener Saalboykott »wegen Aussichtslosigkeit« wieder aufgegeben werden. Vgl. Jahres-Bericht des Arbeiter-Sekretariats Breslau für das 7. Geschäftsjahr 1906, hrsg. vom

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Versammlungen mussten nicht selten im Freien abgehalten werden, dies allerdings möglichst heimlich, da öffentliche Aufzüge und Versammlungen unter freiem Himmel zum »Schutz von Ruhe und Ordnung« jederzeit »vorbeugend« verboten und aufgelöst werden konnten.67 Angesichts der schwierigen Lage wurde 1894 auf dem Parteitag in Frankfurt am Main gar beantragt, für die Agitations- und Versammlungsarbeit in kleineren Städten und auf dem Land, wo sich der Lokalmangel besonders auswirkte, Zelte anzuschaffen. Der Antrag wurde abgewiesen, ebenso wie alle späteren Anträge, die eine finanzielle Unterstützung aus der zentralen Parteikasse für die Beschaffung von Versammlungslokalen forderten.68 Damals entstanden an vielen Orten »Schnapskasinos« – genossenschaftlich geführte Lokale, in denen nur Genossenschaftsmitglieder, die meisten von ihnen sozialdemokratisch eingestellt, verkehrten.69 Aus der Not geboren waren auch die vielen »Parteibudiken«, deren Wirte häufig gemaßregelte Sozialdemokraten oder Gewerkschafter waren.70 Auch der spätere Reichspräsident Friedrich Ebert betrieb zwischen 1894 und 1900 in der Bremer Neustadt eine »Restauration und Bierhalle«, die der örtlichen Arbeiterbewegung als festes »Verkehrslokal« zur Verfügung stand.71 Üblicherweise wurden in den Gaststuben oder Nebenräumen der Parteilokale zu bestimmten Zeiten Versammlungen, Sprechstunden, Unterstützungsauszahlungen und Beitragskassierungen abgehalten. Für die Aufbewahrung der Kassenbücher und Mitgliederlisten standen Kisten oder Schränke zur Verfügung. Die politische Gesinnung des Lokalbetreibers war bisweilen an gewissen Indizien abzulesen, etwa an der Auslage sozialdemokratischer Tageszeitungen und am Wandschmuck in Gestalt von Portraits verehrter Parteigranden wie Lassalle, Liebknecht oder Bebel, manchmal aber auch – etwas weniger offensichtlich – an roten Gardinen.72 Mit der Errichtung der Volkshäuser wurde das Phänomen »Parteibudike«

Arbeiter-Sekretariat Breslau, Breslau 1907, S. 21  ; Bericht über das 6. Geschäftsjahr 1911 nebst Berichten der Gewerkschaftskartelle Dessau, Roßlau, Zerbst, Coswig, hrsg. vom Arbeiter-Sekretariat Dessau, Dessau 1912, S. 16. 67 Vgl. Lerch, Edith  : Die Maifeiern der Arbeiter im Kaiserreich, in  : Öffentliche Festkultur. Politische Feste in Deutschland von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg, hrsg. von Dieter Düding u.a., Reinbek bei Hamburg 1988, S. 352–372, hier S. 355. 68 Vgl. Handbuch der sozialdemokratischen Parteitage von 1863–1909, bearb. von Wilhelm Schröder, München 1910, S. 279. 69 Diese Nischen sozialdemokratischer Selbstbestimmung wurden jedoch bald als »Brutstätten der sozialdemokratischen und aufständischen Bewegungen« erkannt und durch die Schließung der entsprechenden gesetzlichen Lücken wieder abgeschafft. Vgl. Brüggemeier, Franz-Josef  : Leben vor Ort. Ruhrbergleute und Ruhrbergbau 1889–1919, München 1983, S. 143 ff.; s. auch Ritter/Tenfelde, Arbeiter, S. 660. 70 1894 berichtete der Vorwärts im Berliner Lokalteil  : »Die sozialdemokratischen Restaurationen nehmen in einer Weise zu, dass es selbst in Parteikreisen Bedenken erregt«  ; Vorwärts, 11. Jg., Nr. 25, 29. September 1894 [o. S.]  ; s. auch Ritter/Tenfelde, Arbeiter, S. 661 f. 71 Vgl. Mühlhausen, Walter  : Friedrich Ebert 1871–1925, Reichspräsident der Weimarer Republik, Bonn 2006, S.  47 f. 72 Vgl. Owzar, Konfliktscheu, S. 48.

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keineswegs abgelöst.73 Im Gegenteil, die alteingesessenen Parteilokale erfreuten sich oft einer ungebrochenen Anziehungskraft und unter manchen Genossen war man sich einig  : »Beim fidelen Ede an der krummen Ecke ist es doch gemütlicher.«74 Neben dem Mangel an Versammlungsräumen war die »Herbergsfrage« ein mindestens ebenso drängendes, wenn nicht gar noch gravierenderes Raumproblem. Denn damals zog noch eine große Zahl nichtsesshafter Arbeiter als »moderne Nomaden« auf der Suche nach Arbeit unfreiwillig zwischen den Großstädten, Industrieregionen, Berg- und Hüttenwerken oder auch großen Baustellen hin und her.75 Das gewerbliche Herbergswesen war in sozialer und hygienischer Hinsicht mehr als unzulänglich. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts rief dies die konfessionellen Sozialreformer auf den Plan. Schon 1853 schuf Adolph Kolping, der Begründer der katholischen Gesellenvereine, in Köln das erste Gesellen-Hospitium, ein Jahr später wurde auf Initiative von Clemens Theodor Perthes im Rahmen der Inneren Mission der evangelischen Kirche die erste »Herberge zur Heimat« in Bonn eröffnet.76 Perthes hatte sich dem Kampf gegen die »allgemeine Verrohung« und »religiöse Verwilderung« verschrieben und machte zugleich keinen Hehl aus seiner Furcht vor einem Wiederaufflammen der Revolution  : »In erregter Zeit wird es einem gewandten Agitator niemals schwer sein, den zündenden Funken hier oder dort in einen größeren oder kleineren Kreis der jungen urteilslosen Arbeitsgesellen eines Ortes zu werfen, […]. Jeder Einzelne findet jeden Abend einen Kreis auf der Herberge, welchem er die kaum empfangene Lehre verkündet, und am folgenden Morgen gehen zehn und zwanzig neue Missionäre des Umsturzes nach allen vier Weltgegenden hin, um am Abend in einer Anzahl verschiedener Herbergen neue Anhänger zu gewinnen  ; […].«77

Innerhalb weniger Jahrzehnte baute Perthes ein weit reichendes Netz christlicher Herbergen auf, in denen Alkoholkonsum und Kartenspiel ebenso verboten waren wie politische Gespräche  ; stattdessen erwarteten die Besucher »strenge Zucht und […] Frömmelei«.78 Diese Mischung aus intensiver religiöser Betreuung, Bevormundung und 73 Zur unerwünschten Konkurrenzsituation zwischen Parteilokalen und Volkshäusern vgl. Joho, Michael  : »Dies Haus soll unsere geistige Waffenschmiede sein«. 100  Jahre Hamburger Gewerkschaftshaus 1906– 2006, Hamburg 2006, S. 21. Siehe auch Jahres-Bericht Arbeiter-Sekretariat Dessau für das Geschäftsjahr 1908 nebst Berichten der Gewerkschafts-Kartelle Dessau, Roßlau, Zerbst und Coswig, hrsg. vom ArbeiterSekretariat Dessau [Dessau 1909], S. 28. 74 Zit. nach Worte und Taten, in  : Das Gewerkschaftshaus, 6. Jg., Nr. 5, Mai 1931, S. 34 [o. V.]. 75 Vgl. Reulecke, Geschichte, S. 70 ff., Zit. S. 74. 76 Zur Geschichte der Herbergen zur Heimat vgl. 100  Jahre »Herberge zur Heimat« Detmold 1885–1985, hrsg. von der Stiftung Herberge zur Heimat Detmold/Lippischer Heimatbund, Detmold 1985. 77 Perthes, Clemens Theodor  : Das Herbergswesen der Handwerksgesellen, Gotha 1856, S. 28 f. 78 Vgl. Ostwald, Hans  : Von der Landstraße und aus der Herberge, in  : Die Neue Zeit, 18. Jg., Bd. 1, Nr. 17, 1899/1900, S. 564–568, Zit. S. 567.

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Gängelung war aus sozialdemokratischer Sicht untragbar. So wurde das Herbergswesen zu einem politisch heiß umkämpften Feld, zumal die Errichtung eines eigenen Herbergssystems nicht nur Unabhängigkeit von christlich-patriarchalischer Wohltätigkeit, sondern auch eine Erweiterung des Agitationsfeldes versprach. Trägerschaft

In den bisherigen Ausführungen wurde die Trägerschaft der Volkshäuser pauschal »der« Arbeiterbewegung oder »den« Arbeiterorganisationen zugeschrieben. Da »die« Arbeiterbewegung jedoch keine Institution oder Körperschaft war, gilt es, in diesem Zusammenhang genauer zu differenzieren. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Entstehung der deutschen Volkshäuser nicht nur einer Sparte der Arbeiterbewegung zu verdanken ist, vielmehr handelt es sich um eine Gemeinschaftsleistung all ihrer Zweige, wobei die Gewerkschaftsbewegung die maßgeblichste Rolle spielte. Abgesehen von den mitgliederstarken Gewerkschaften hatte kaum eine Einzelorganisation der Arbeiterbewegung die finanziellen Mittel, um ein Volkshaus im Alleingang zu realisieren. In den meisten Fällen beteiligten sich alle der Arbeiterbewegung angehörenden Korporationen je nach Mitgliederzahl und Finanzkraft an einem Volkshausprojekt, wobei die Zahl der vertretenen Vereine und Verbände und ihr jeweiliger Anteil von Ort zu Ort stark variierten. Im Allgemeinen ist festzustellen, dass die Gewerkschaften unter den Volkshausinitiatoren, -trägern und -bauherren vor allem zur Zeit des Kaiserreichs und in den Großstädten dominierten. Die Partei und die Konsumgenossenschaften waren in der Regel die kleineren Partner bei Bauprojekten und traten nur in seltenen Fällen als alleinige Eigentümer auf.79 Dort, wo die SPD sich um Immobilieneigentum bemühte, handelte es sich meist um Verlags- und Druckereigebäude für die parteieigenen Betriebe, die auch als Parteizentralen dienten.80 Meistens schlossen sich die freien Gewerkschaften, der sozialdemokratische Ortsverein und die Arbeiterkulturvereine vor Ort zusammen, um ein Projekt gemeinsam zu realisieren. Die vergleichsweise vermögenden Gewerkschaften trugen oft den Hauptteil der Kosten. Immerhin hatten Sie aufgrund ihres enormen Mitgliederverkehrs den größten und vielfältigsten Raumbedarf. An kleineren Orten waren es in den 1920er Jahren hingegen nicht selten die Arbeiterturnvereine, die für ihre Betätigung geeignete Säle benötigten und den Bau eines Volkshauses initiierten und realisierten. In den Städten hatten alle Sparten der Arbeiterbewegung ein Interesse daran, ihre Zahlstellen und Büros möglichst an einer Adresse zu konzentrieren. Die Zusammen79 Von den parteieigenen Volkshäusern sind der Volkspark Halle, das »Partei- und Gewerkschaftshaus« in Goslar und das Volkshaus in Weimar zu nennen. 80 Vgl. Danker, Uwe u.a.: Am Anfang standen Arbeitergroschen. 140 Jahre Medienunternehmen der SPD, Bonn 2003  ; Lehmann, Christoph, Angelika Petruschat und Klaus Wettig  : Die Zinnen der Partei, Berlin 2005.

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führung der Unterstützungsleistungen und Hilfsangebote an einem Ort war dabei von größtem Vorteil  : Der reisende Arbeiter konnte alle seine akuten Bedürfnisse wie Unterkunft, Verpflegung, Stellenvermittlung und Rechtsberatung an einer Stelle befriedigen und gleichzeitig direkten Kontakt mit der gewerkschaftlichen und parteipolitischen Interessenvertretung aufnehmen. Da viele der sozialen und gemeinnützigen Angebote auch von nichtorganisierten Arbeitern angenommen werden konnten, eröffnete sich damit die Chance, die bislang politisch und gewerkschaftlich ungebundene Arbeiterschaft für die Organisation zu gewinnen. Die Volks- und Gewerkschaftshäuser dienten demnach als wichtige Rekrutierungsstellen der Arbeiterbewegung. Anders war die Situation im kleinstädtischen oder ländlichen Raum  : Dort wurde die Rolle des Bauherren vor allem in den Jahren der Weimarer Republik in vielen Fällen von den Organisationen der Arbeiter-Sport- und Kulturbewegung übernommen. Insbesondere die Arbeitersportbewegung als der bedeutendste81 und mitgliederstärkste Zweig der Arbeiterkulturbewegung hatte ein großes Bedürfnis nach geeigneten Übungs- und Versammlungsstätten. Dagegen fanden politische Großversammlungen und Massenveranstaltungen auf dörflicher Ebene eher selten statt. Auch für die Verwaltungsarbeit der Gewerkschaften und der Parteivereine bestand kein allzu großer Raumbedarf. Im Gegensatz zur bürgerlichen Turnbewegung hatte die Arbeitersportbewegung bis in die Weimarer Zeit hinein nur beschränkten Zugang zu öffentlichen Übungsstätten.82 Der Mangel an Räumen für die täglichen Turnübungen wurde als »Zwangslage« empfunden, die insbesondere dem weiteren Ausbau der Sportbewegung hemmend entgegenstand.83 Vor dem Hintergrund der allgemeinen Konjunktur des Arbeitersports in der Weimarer Republik war die Schaffung von Turnhallen oder eben Volkshäusern eine notwendige Voraussetzung dafür, die Arbeitersportbewegung für neue Mitglieder attraktiv zu machen und sich gegenüber der bürgerlichen Konkurrenz zu behaupten.84 In der Weimarer Republik schlossen sich – nach dem Vorbild der Gewerkschaftsbewegung – immer häufiger sämtliche Sport- und Kulturvereine eines Orts oder Bezirks zu Sport- und Kulturkartellen bzw. so genannten Zentralvereinen zusammen.85 Diesen Kartellen gehörten in selteneren Fällen neben den Sport- und Kulturvereinen oder anderen Vor-

81 Zu diesem Urteil kommt Wheeler, Organisierter Sport, S. 58. 82 Vgl. ebd., S. 68. 83 Vgl. Paatz, Alfred  : Turnhallenbauten, in  : Ratgeber für Spiel- und Sportplatz-Anlagen. Bau von Turnhallen, Schwimmbädern, Bootshäusern, bearb. von Max Schulze, Leipzig [1930], S. 152–167, hier S. 152. 84 Vgl. hierzu Wheeler, Organisierter Sport, S. 67 ff. 85 Vgl. Hauk, Gerhard  : Kartelle des Kapitals und Kartelle der Arbeit, in  : Illustrierte Geschichte des Arbeitersports, hrsg. von Hans Joachim Teichler und Gerhard Hauk, Bonn 1987, S. 31–40  ; s. hierzu auch am Beispiel des Ruhrgebiets Ueberhorst, Horst u.a.: Arbeitersport- und Arbeiterkulturbewegung im Ruhrgebiet, Opladen 1989, insbes. S. 77–113. S. auch Franken, Paul  : Vom Werden einer neuen Kultur. Aufgaben der Arbeiter-Kultur- und -Sportorganisationen, Berlin 1930, S. 80 ff.

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feldorganisationen auch die örtlichen Parteivereine an.86 Mit dem Bau eines Volkshauses ergriffen die Arbeitersportvereine, die trotz ihrer zahlenmäßigen Dominanz als »Stiefkinder«87 der Arbeiterbewegung anzusehen sind, die Chance, sich als tragende Säule der Bewegung zu beweisen, indem sie sich ebenbürtig neben den Gewerkschaften und der Partei um die Schaffung räumlicher Infrastruktur verdient machten.88 Volkshauspläne führten jedoch auch zu Zwist und Uneinigkeit zwischen den Arbeiterorganisationen. Meist stritten sich die Beteiligten über die Notwendigkeit und Machbarkeit eines Projekts.89 Im schlimmsten Fall führten die Auseinandersetzungen zum Austritt einzelner Verbände aus dem Gewerkschaftskartell. So traten beispielsweise 1908 in Bremen die Maurer unter Protest aus, weil sie der Überzeugung waren, die Arbeiterschaft sei beim Ankauf und Umbau des Gewerkschaftshauses übervorteilt worden. Die vom Kartell eingesetzte Gewerkschaftshausverwaltung weigerte sich jedoch, die Finanzen offenzulegen.90 In Rostock waren es ebenfalls die Bauarbeiter, die sich wegen des Erwerbs des Tanzlokals »Philharmonie« mit den übrigen Gewerkschaften überwarfen.91 In Sebnitz weigerte sich der Fabrikarbeiterverband zur Zahlung des vollen Lokalfondsbeitrags, da er die Notwendigkeit eines eigenen Gewerkschaftslokals nicht einsah.92 Am häufigsten waren es die Metallarbeiter, die sich bei der Finanzierung von Gemeinschaftsbauten verweigerten und sich stattdessen als »günstigere Lösung für die eigenen Bedürfnisse«93 Verbandshäuser schufen, etwa in Stuttgart. An anderen Orten wiederum war der DMV bereit, sein Verbandshaus auch anderen Gewerkschaften zur Verfügung zu stellen, wie beispielsweise in Mainz, wo das Metallarbeiterheim zeitweise auch das Arbeitersekretariat, die Arbeiterbibliothek, eine Filiale der Arbeiterbank sowie zehn weitere Gewerkschaftsverbände aufnahm.94

86 So waren z. B. an dem 1912 in Forchheim gegründeten Arbeiter-Sportkartell der Sozialdemokratische Wahlverein, die Freie Turnerschaft, der Arbeiter-Gesangverein »Freiheit«, der Radfahrerverein »Solidarität« und die Naturfreunde beteiligt. 87 Wheeler, Organisierter Sport, S. 69. 88 Vgl. Hauk, Kartelle, S. 34. 89 Um solchen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen und die Entscheidung auf eine möglichst breite Zustimmungsbasis zu stellen, wurde über die Entscheidung für oder gegen ein Volkshaus an manchen Orten auf hierfür einberufenen Volksversammlungen abgestimmt, z. B. in Dresden oder Braunschweig  ; vgl. Jahresbericht des Gewerkschafts-Kartells Braunschweig für das Geschäftsjahr [1899 bis 1914], hrsg. vom Gewerkschaftskartell Braunschweig, Braunschweig [1900 bis 1915], hier 1899 [1900], S. 42. 90 Vgl. Jahresbericht für 1908, hrsg. vom Arbeitersekretariat Bremen, Bremen 1909, S. 46. 91 Vgl. Geschäftsbericht für das Jahr 1913, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Rostock, Rostock 1914. 92 Vgl. Bericht Gewerkschaftskartell Sebnitz in Sachsen für das Geschäftsjahr 1912/13, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Sebnitz, Sebnitz 1914, S. 6. 93 Geschäftsbericht für 1912, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Stuttgart, Stuttgart 1913 [o. S.]. 94 Mülbach, Paul  : Gewerkschaftshäuser in Mainz, in  : Das neue Mainz, 1954, Nr. 9, S. 7 f.

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Widerstände und Schikanen

Mit den ersten Volkshäusern wurde eine Lösung für beide genannten Probleme, die Lokalfrage und die Herbergsfrage, geschaffen. Diese boten der Arbeiterbewegung die für die Agitations- und Organisationsarbeit dringend benötigte räumliche Eigenständigkeit und Kontinuität. Zugleich ging von dem Besitz eigener Organisationszentralen eine große symbolische Strahlkraft aus  : Anziehend und stärkend für die eigene Anhängerschaft, irritierend und bedrohlich für den politischen Gegner. Mit dem Besitz eigener Versammlungsgebäude kratzte die Arbeiterbewegung unübersehbar an der gesellschaftlichen Hoheit des Bürgertums. Die Eroberung des öffentlichen Territoriums durch die sozialdemokratische Bewegung alarmierte Bürger und Behörden, die sich dieser Entwicklung zum Teil mit großer Verbissenheit entgegenstellten. In den Jahresberichten, Festschriften und Jubiläumsrückblicken der Arbeiterbewegung wird immer wieder von Schikanen im Zusammenhang mit Grundstücksankäufen oder Bauvorhaben berichtet. Um zu verhindern, dass Kaufverhandlungen durch Preistreiberei, öffentlichen Protest oder Einschüchterung sabotiert wurden, sahen sich die Arbeiterorganisationen oft gezwungen, Mittelsmänner einzuschalten, um als Käufer unerkannt zu bleiben. Zum Beispiel bemühten sich die Partei und die Gewerkschaften 1908 in Hannover vergeblich um den Ankauf eines zentral gelegenen Baugrundstücks – »man könne doch den Sozialdemokraten kein städtisches Grundstück verkaufen«, lautete damals die Haltung der Stadtdirektion, wie der »Volkswille« 1930 rückblickend konstatierte.95 Da der Privateigentümer eines weiteren in Frage kommenden Grundstücks ebenso wenig an Sozialdemokraten verkaufen wollte, wurde pro forma eine Brauerei als Käuferin zwischengeschaltet, die das Grundstück direkt im Anschluss an die »Solidarität« Partei- und Gewerkschaftshaus GmbH weiterverkaufte. In Wismar wurde der Hafenarbeiter Franz Kober als Treuhänder mit dem Kauf des dortigen Objekts beauftragt, um die tatsächliche Herkunft der Kaufsumme zu verschleiern. Nachdem später publik wurde, dass die SPD die eigentliche Käuferin des Saalbaus gewesen war, protestierte die Wismarer Bürgerschaft und forderte – wenn auch vergebens – eine Aufhebung des Kaufvertrags.96 Ein anderes probates Mittel der Behörden, um Volkshaus- und Herbergsprojekten einen Riegel vorzuschieben, war die Verweigerung der Schank- oder Herbergskonzession. Zur Begründung hieß es meist lapidar, es liege »kein Bedürfnis« vor.97 Dieses Vorgehen erwies 95 Leinert, Robert  : Das Partei- und Gewerkschaftshaus, in  : Volkswille [Hannover], 1. Oktober 1930 (Jubiläumsausgabe), S. 55. 96 Dem Morgenrot entgegen. Geschichte der Wismarer Arbeiterbewegung, hrsg. von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Stadtleitung Wismar [Wismar 1956], S. 15 f. 97 So z. B. in 1906 Bochum oder 1903 in Hildesheim  ; vgl. Jahrbuch für 1905/06, hrsg. vom Verband der Bergarbeiter Deutschlands [Bochum 1907], S. 55  ; Brenneke, Otto  : Zur Geschichte der Gewerkschaften in Niedersachsen, in  : Sonderdruck aus »Neues Archiv für Landes- und Volkskunde von Niedersachsen«, 1948, Nr. 6, S. 301–339 (Nachdruck der Originalausgabe von 1929), S. 326.

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sich als äußerst effektiv, da ein Volkshausprojekt ohne die Erlaubnis zum Betrieb einer Herberge, eines Ausschanks oder zur Abhaltung von Versammlungen hinfällig wurde. Ausführlich dokumentiert sind diese behördlichen Verhinderungsmanöver im Zusammenhang mit dem 1893 von den Arbeiterorganisationen in Angriff genommenen Saalbauprojekt in Hanau.98 Dort machte die Polizeidirektion keinen Hehl aus den politischen Beweggründen ihrer Blockadehaltung und lehnte die Konzession wegen des »notorische[n] Charakter[s] des Lokals«99 ab. In einer Protestschrift hat der Hanauer SPD-Reichstagsabgeordnete Gustav Hoch den Verlauf der langwierigen Auseinandersetzungen mit den Bau- und Polizeibehörden festgehalten. Erst das Oberverwaltungsgericht beendete die Streitigkeit, woraufhin sich die Saalbaugesellschaft hohen Bauauflagen fügen musste. Demnach durfte nur ein kleiner Saal auf dem rückwärtigen Grundstücksteil errichtet werden, die ursprünglich weitaus großzügigeren Pläne für ein Volkshaus musste man aufgeben. Vergleichbare Schwierigkeiten sind für die Zeit nach 1918 weitaus seltener dokumentiert, in Einzelfällen kam es jedoch auch in der liberaleren Atmosphäre der Weimarer Republik noch zu Konfrontationen zwischen Arbeiterbewegung und bürgerlichen Kreisen. So geriet der in Frankfurt am Main im Umfeld einer Villenanlage am Mainufer geplante Gewerkschaftshauskomplex 1930 zum Zankapfel der Öffentlichkeit. Auf eine Beschwerde der bürgerlichen Anwohner hin verweigerte der Magistrat die Erteilung der Baugenehmigung, obwohl die Bauarbeiten bereits in Gang waren. Die Beschwerdeführer beriefen sich auf ein mündlich überliefertes Servitut, wonach auf dem ehemaligen Parkgrundstück kein Geschäftshaus, Hotel oder Wirtschaftsbetrieb errichtet werden dürfe. Man fürchtete Belästigungen durch »Lärm und Gerüche«, wollte sich aber auch vor demonstrierenden Menschenmengen, gewaltsamen Zusammenstößen und Polizeieinsätzen schützen. Zur Bekräftigung ihrer Einwände führten die Gegner eine Umfrage unter den Anwohnern des bereits bestehenden Gewerkschaftshauses durch, in der das Vorkommen und die Häufigkeit von Lärm, Versammlungen, Menschenmengen, Demonstrationen, Schlägereien und Polizeieinsätzen abgefragt wurden. Die sozialdemokratische Volksstimme sah in dem Bauprojekt hingegen eine Aufwertung des Bezirks  : »Wenn jetzt die Gewerkschafter mit ihrem Neubau des Mainhotels Licht und Leben an das Flussufer bringen, so sollte man ihnen dafür Dank zollen, denn sie bestätigen sich dabei wieder einmal als Pioniere des Fortschritts.«100 Selbst die bürgerliche Presse hatte die Belebung des bisher unbebauten Mainufers zunächst begrüßt und es »geradezu als einen Glücksfall« gefeiert, »dass die Baulücke durch einen Bauherrn geschlossen wird, dessen Programmforderung schon wirtschaftlich eine monu 98 Vgl. Hoch, Gustav  : Der Kampf der Polizei gegen den Saalbau in Hanau. Ein Appell an das Rechtsbewusstsein der Einwohnerschaft Hanaus, Hanau 1897 [auch abgedr. in  : Fischer, Heinrich  : Der Saalbau zu Hanau. Ein bedeutsamer Abschnitt aus der Geschichte der Hanauer Arbeiterbewegung, Hanau am Main 1966, S. 63–109].  99 Ebd., S. 8. 100 Ebd.

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mentale Gestaltung im Sinne des überkommenen Stadtbildes gestattet.«101 Nach der Veröffentlichung einer Ansicht des von Max Taut entworfenen Gebäudekomplexes mit 36 m hohem Turmbau schlug die Stimmung um  : Jetzt wurde »gejammert« »über die ›Millionen Arbeitergroschen‹, die mit diesem ›modernen Palast‹ – von dem sie aber im nächsten Atemzug behaupten, dass er das ganze Mainufer verunstalte – verschwendet würden«.102 In der Folge kam es zur Einschaltung des Regierungspräsidenten und des Wohlfahrtsministeriums, schließlich auch zur Anrufung der Gerichte. Erst auf Weisung des Regierungspräsidenten stimmte der Magistrat am 28. Juli 1930 der Fortsetzung der Bauarbeiten am Bürogebäude zu. Die im Bauplan vorgesehene Errichtung eines Saalbaus und Hotels mit Restaurant sowie die Bewirtschaftung des Gartens wurden jedoch vom Oberlandesgericht untersagt103, wodurch zentrale Funktionen des Volkshauskomplexes ausgehebelt waren.104

2.3 Entwicklung und Verbreitung Entwicklungsphasen

Entstehung und Verbreitung der Volkshäuser verliefen weitgehend parallel zum Wandel der historischen Bedingungen.105 Aus nahe liegenden Gründen bedurfte es nach 101 Frankfurter Nachrichten, Nr. 237, 27. August 1929, zit. nach Volksstimme [Frankfurt am Main], 41. Jg., Nr. 163, 16. Juli 1930 [o. S.]. 102 Des Weiteren berichtete die Volksstimme über die »Hetze« der »reaktionären Presse« (bezogen auf die Frankfurter Nachrichten vom 28. Mai 1930, die rechtskonservative Frankfurter Post und den Sachsenhauser Anzeiger)  : »Proleten machen sich breit in einem Garten, in dem einst, abgeschlossen von der gemeinen Welt, wohlhabende Patrizier wandelten  ! […] Welch freche Anmaßung  ! Das Volk möge in seinen Löchern bleiben. Der Lärm seines Lebens beleidigt zarte Ohren«  ; vgl. Volksstimme [Frankfurt am Main], 41. Jg., Nr. 163, 16. Juli 1930 [o. S.]. 103 Kampf um das Mainhotel, wie ihn die Arbeiterfeinde führen, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 41.  Jg., Nr.  163, 16.  Juli 1930 [o.  S., o.  V.]  ; Der Kampf gegen das neue Gewerkschaftshaus, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 41. Jg., Nr. 175, 30. Juli 1930 [o. S., o. V.]  ; vgl. auch Hahn, Helmut und Franz Neuland  : Ein Denkmal seiner Zeit, in  : Das Haus der Besitzlosen. 90 Jahre Gewerkschaftskartell, 80 Jahre Gewerkschaftshäuser, 50 Jahre Neues Gewerkschaftshaus in Frankfurt am Main, hrsg. von der Vermögensverwaltungs- und Treuhandgesellschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes mbH, Verwaltungsstelle Südwest, 2., überarb. Auflage, Frankfurt am Main 1982, S. 7–32, hier S. 12 f. 104 Vermutlich hätte die hereinbrechende Wirtschaftskrise ohnedies eine Realisierung der weiteren Bauabschnitte verhindert  : Trotz einer Hypothek der Volksfürsorge in Höhe von 700 000 Mark war die Volks­ haus GmbH während der letzten Ausbauarbeiten nicht mehr in der Lage, sämtliche Honorare an die Handwerker und Architekten zu zahlen. Die Architekten Max Taut und Franz Hoffmann stellten deshalb ihre Restforderung in Höhe von 35 620 Mark zurück, damit die Zahlungen an kleinere Handwerksmeister geleistet werden konnten  ; vgl. Schreiben Rechtsanwalt Dr. Walter Menzel an den Reichsminister des Innern vom 12. März 1937, BArch Berlin, R 1501/10632. 105 Aufgrund der schwierigen Datenlage stützt sich die Darstellung zu großen Teilen auf Annäherungswerte, daher können hier lediglich die großen Entwicklungslinien und Tendenzen aufgezeigt werden. Lokale

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der Legalisierung der SPD im Jahr 1890 noch einiger Jahre, bis die ersten Häuser gebaut werden konnten.106 Darauf folgte dann ein erster Boom, wobei viele dieser Häuser vergleichweise unüberlegt und ohne solide Finanzgrundlage geschaffen wurden  : »Die Sehnsucht, aus der Lokalkalamität herauszukommen, schaltete alle nüchternen Berechnungen aus.«107 Im Zuge des massiven Drangs nach Immobilien kam es in der Anfangszeit zu spektakulären Konkursfällen, etwa in Fürth (1901), Pforzheim (1902), Kassel (1909) und Köln (1912). Schon der frühe Zusammenbruch des Fürther Saalbauunternehmens hatte innerhalb der Arbeiterbewegung schnell die Runde gemacht und diente der Partei- und Gewerkschaftsführung fortan als mahnendes Beispiel, wenn es darum ging, die Pläne anderer Ortsvereine, ein Gewerkschaftshaus trotz schwacher Finanzbasis zu schaffen, abzuwehren. »Mit einigen lumpigen Tausend Mark gesparter Gelder darf man eben keinen luxuriösen Millionenbau errichten wollen«, schimpfte die Arbeiterpresse über das allgemeine »Gründungsfieber« und mahnte, »mit dem glühendsten Idealismus« könne »auch nicht die kleinste Hypothek verzinst werden«.108 Zum wirtschaftlichen Schaden gesellte sich dann noch der schmerzhafte Verlust von Glaubwürdigkeit und Ansehen, denn wirtschaftliche Schwierigkeiten waren stets »ein gefundenes Fressen« für die politischen Gegner, und zwar »von links und von rechts«.109 So wurden die Volkshausunternehmungen vielerorts von der bürgerlichen Öffentlichkeit kritisch beäugt, mit Häme überschüttet oder gar diffamiert.110 und regionale Zusammenhänge können nur exemplarisch berücksichtigt werden. Eine differenzierte Untersuchung der infrastrukturellen Entwicklung der Arbeiterbewegung kann im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht geleistet werden. 106 Der 1893 errichtete Volksgarten in Wernigerode ist als erster sozialdemokratischer Volkshausneubau anzusehen  ; vgl. Kap. 3.2.3. 107 So das Urteil der Volksstimme Chemnitz über die gewagte Gründung des Chemnitzer Volkshausunternehmens  ; vgl. 25 Jahre Volkshaus Chemnitz, in  : Volksstimme Chemnitz, 37. Jg., Nr. 129, 4. Juni 1927 [o. S., o. V.]. 108 Einem Rundschreiben des Vorstands der Sozialdemokratischen Partei entnommen, das in diversen Arbeiterblättern veröffentlicht und zitiert wurde, u.a. in der Volksstimme (Frankfurt am Main) und im Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands  ; hier zit. nach Deutsche Metallarbeiter-Zeitung, 20. Jg., Nr. 1, 4. Januar 1902, S. 5. 109 Konferenz der Arbeitsgemeinschaft deutscher Gewerkschafts- und Volkshäuser vom 10. bis 12.  September 1929 im Dresdner Volkshaus, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft deutscher Gewerkschafts- und Volkshäuser [Berlin 1929], S. 18. 110 Zum Beispiel führten die Hamburger Nachrichten 1909 eine regelrechte Pressekampagne gegen das Hamburger Gewerkschaftshaus, in der die mangelhaften Arbeitsbedingungen (zu lange Arbeitszeiten, mangelnde Bezahlung, Logiszwang) und die unhygienischen und »unmoralischen« Zustände im Gewerkschaftshaus angeprangert wurden  ; vgl. Domansky, Elisabeth  : Der Zukunftsstaat am Besenbinderhof, in  : Arbeiter in Hamburg. Unterschichten, Arbeiter und Arbeiterbewegung seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, hrsg. von Arno Herzig u.a., Hamburg 1983, S. 373–385, hier S. 382  ; vgl. auch Neumann, Fritz Stephan  : Die Sozialdemokratie als Arbeitgeberin und Unternehmerin, Berlin 1909.

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Geschichte der Volkshäuser

All das änderte jedoch nichts daran, dass weitere Ankäufe und Neubauprojekte in Angriff genommen wurden, so dass es zu Beginn des Ersten Weltkriegs im Deutschen Reich etwa 80 Volkshäuser gab. Der Krieg, die Niederlage und die darauf folgende Wirtschaftskrise hatten eine deutliche Zäsur dieser Entwicklung zur Folge. Zu dieser Zeit entstanden kaum neue Volkshäuser. Etwa ab der Mitte der 1920er Jahre, unter günstigeren politischen Bedingungen und bei relativer wirtschaftlicher Erholung, stieg jedoch die Zahl der neugeschaffenen Volkshäuser stetig an – und so blieb es bis zum Zusammenbruch der Weimarer Republik. Beim ADGB-Bundesvorstand gingen 1925 »ganze Stöße« von Zuschriften ein, in denen Ortsauschüsse um finanzielle Unterstützung ihrer Gewerkschaftshausprojekte baten – eine Entwicklung, die dort freilich sehr kritisch gesehen wurde  : »Wir mussten doch in den letzten Wochen erleben, dass selbst Orte mit wenig mehr als 100 Mitgliedern erklärten, ohne ein eigenes Gewerkschaftshaus nicht mehr auskommen zu können.«111 Diese Aussage bezog sich wohlgemerkt allein auf die Hausbauwünsche, die von gewerkschaftlicher Seite gehegt wurden. Daneben wuchsen auch in den lokalen Arbeiterkulturorganisationen die Begehrlichkeiten und Aktivitäten zur Schaffung eigener Häuser. Der ablehnenden Haltung der ADGB-Führung und der einsetzenden Wirtschaftskrise zum Trotz kam es ab 1929 noch einmal zu einem deutlichen Zuwachs an Immobilienankäufen, möglicherweise auch aus Furcht vor einer neuen Inflation. Wie überstürzt manches Volkshausprojekt in Angriff genommen wurde, zeigt sich beispielsweise an der Region rund um die Stadt Oelsnitz im Erzgebirge. Dort sind zwischen 1926 und 1929 in einem Umkreis von gerade einmal 15 Kilometern Durchmesser insgesamt sechs Volkshäuser entstanden, darunter Neubauten und Ankäufe.112 Die Hälfte dieser Volkshausunternehmungen befand sich Anfang der 1930er Jahre in Konkurs.113 Am Ende der Weimarer Republik existierte im gesamten Reich eine nennenswerte Zahl von Bauprojekten in unterschiedlich weit gediehenen Planungsstadien, die nicht mehr fortgeführt werden konnten.114 Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme endete die Entwicklung 1933 dermaßen abrupt, dass bei einer Reihe von begonnenen Bauten weitere Bauabschnitte nicht mehr realisiert werden konnten, wie beispielsweise in Frankfurt am Main und in Riesa.

111 Bundesmitteilung für die Ortsausschüsse des ADGB, 31.  Juli 1924 (Nr.  9) [o.  S.], und 27.  März 1925 (Nr. 4), S. 3 f., BArch Berlin, RY 23/7. 112 Siehe die Katalogeinträge zu Lichtenstein/Sa., Neuwiese, Niederwürschnitz, Oberwürschnitz, Oelsnitz/ Erzgeb. und Stollberg/Erzgeb. 113 Es handelt sich um die Volkshausgenossenschaften in Oberwürschnitz, Oelsnitz und Stollberg/Erzgeb. 114 Neben den im Katalog aufgeführten Bauprojekten in Bayreuth, Bielefeld, Demitz-Thumitz, Dresden, Gera, Greiz, Langendreer, Pleißa (Limbach-Oberfrohna), Wandsbek und Zwickau sind Volkshausprojekte u.a. belegt für Alsfeld, Bernsdorf, Gütersloh, Hemelingen, Niesky und Schweinfurt, wo bereits Grundstücke und zum Teil gar Baumaterial erworben worden waren.

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Geografische Verbreitung

Auch die geografische Verteilung der Volkshäuser weist Verdichtungen und Leerstellen auf. Bei Betrachtung aller am Ende der Weimarer Republik existierenden Bauten stellt Mitteldeutschland die flächenmäßig größte Region mit hoher Volkshausdichte dar. Neben den Städten mit mehreren hunderttausend Einwohnern sind unter den Verdichtungszonen auch das Ruhrgebiet, das Ballungs- und Einzugsgebiet um Frankfurt am Main und allen voran die Erzgebirgsregion mit Chemnitz als wirtschaftlichem Zentrum zu nennen. Dagegen erstrecken sich große weißen Flecken über weite Teile von Bayern, Niedersachsen, Hessen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sowie die ehemaligen preußischen Provinzen Posen, West- und Ostpreußen. Daraus lassen sich zwei generelle Entwicklungslinien ableiten  : Zum einen zeigt sich, dass Volkshäuser meist dort realisiert wurden, wo ein hoher Industrialisierungs- und Urbanisierungsgrad vorherrschte. Zum anderen ist auch ablesbar, dass diese Koinzidenz aus Volkshausdichte und Industrialisierungsgrad keineswegs ausschließlich oder gar zwangsläufig gegeben war. So ist anzunehmen, dass es gerade in den Großstädten, wo ein gewisses Angebot an kommerziellen Lokalen und Sälen vorhanden war, wesentlich leichter fiel, Versammlungsorte zu finden, und die Schaffung eigener Häuser nicht unbedingt notwendig war. In kleineren Städten oder Gemeinden hingegen fehlte dieses Angebot, oder es gab überhaupt keine Säle, und zwar insbesondere gerade dort, wo der industrielle Aufschwung schlagartig über eine Region hereingebrochen war. An diesen Orten mussten die Arbeiterorganisationen sich umso mehr im Wege der Selbsthilfe erst die benötigte räumliche Infrastruktur schaffen. Die Feststellung, dass die meisten der Volkshäuser in Hochburgen der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung realisiert wurden, wird nicht überraschen.115 Nur bei vergleichsweise hohem Mitgliederstand hatten die Arbeitervereine eines Ortes auch die finanzielle Leistungsfähigkeit zur Schaffung eines Volkshauses. Dies dürfte aber nicht die alleinige Rolle gespielt haben, ob ein Projekt erfolgreich in Angriff genommen wurde. Wollte man den Zusammenhang zwischen Volkshausdichte und Organisationsgrad genauer untersuchen, müsste allerdings nach den einzelnen Sparten der Arbeiterbewegung differenziert werden. Wegen des Mangels an gesicherten Daten116 und aufgrund 115 Es gibt durchaus Ausnahmen  : So ist es beispielsweise im sächsischen Freital, einer jungen, durch und durch »roten« Arbeiterstadt mit einer lebendigen sozialdemokratischen Milieukultur nicht gelungen, ein Volkshaus zu errichten. S. hierzu Walter, Franz  : Freital. Das »Rote Wien Sachsens«, in  : Walter, Franz, Tobias Dürr und Klaus Schmidtke  : Die SPD in Sachsen und Thüringen zwischen Hochburg und Diaspora. Untersuchungen auf lokaler Ebene vom Kaiserreich bis zur Gegenwart, Bonn 1993, S. 39–181. 116 Vgl. Schönhoven, Klaus  : Die regionale Ausbreitung der deutschen Gewerkschaften im Kaiserreich 1890– 1918, in  : Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung. Sozialdemokratie und freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreichs, hrsg. von Gerhard A. Ritter, München 1990, S. 345– 378, insbes. S. 345 f.

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der Fragestellung dieser Untersuchung muss es bei einigen grundlegenden Feststellungen bleiben. Generell ist davon auszugehen, dass der Organisationsgrad der Arbeiterschaft in gewisser Abhängigkeit zur industriellen Entwicklung einer Region stand. Die Arbeiterbewegungskultur entwickelte sich zunächst in den von der Sozialdemokratie eroberten Großstädten und Industrieregionen und strahlte von dort auf die kleineren Städte und ländlichen Regionen aus.117 Deutliche Parallelen zwischen der Volkshausdichte und dem Entwicklungsstand der Arbeiterbewegung zeigen sich am Beispiel der mitteldeutschen Gebiete wie Sachsen und Thüringen, die schon im Kaiserreich – neben den Groß- und Hansestädten – zu den Gebieten mit der höchsten gewerkschaftlichen Organisation zählten.118 Auch der Schwerpunkt der proletarischen Sport- und Kulturbewegung war in der Weimarer Zeit dort angesiedelt.119 Insbesondere Westsachsen war zur Zeit der Weimarer Republik eine Domäne des Arbeiter-Turn- und Sportbundes und gerade dort sind während der 1920er Jahre auffallend viele Volkshäuser in Trägerschaft der Arbeiterkultur- und Sportorganisationen entstanden.120 Dagegen waren Teile des Rheinlandes sowie Bayern, Oberschlesien und Ostpreußen Diasporagebiete der sozialdemokratischen Kulturbewegung, was wiederum in einer geringen Zahl von Volkshäusern seine Entsprechung findet. Auch gibt es kleinere, regional begrenzte Verdichtungen, etwa im Marbacher Raum oder auch im heutigen Landkreis Groß-Gerau in Hessen, wo zwischen 1926 und 1930 in acht Städten und Gemeinden Volkshäuser entstanden sind.121 Es ist nicht auszuschließen, dass sich darin ein gewisser »Dominoeffekt« ausdrückt  : Hatte sich die Arbeiterschaft des einen Ortes ein Volkshaus geschaffen, wollte man in der Nachbargemeinde nicht nachstehen und nahm seinerseits ein Projekt in Angriff. Wie angedeutet, zeugt die Verteilung der Gemeinschaftsbauten der Arbeiterbewegung zugleich vom historischen Stand der industriellen Entwicklung und Wirtschaftsstruktur des Deutschen Reichs. Dabei werden Städte und Regionen ins Blickfeld gerückt, deren einst große industrielle Bedeutung heute kaum mehr gegeben ist  : so etwa Frechen bei Köln, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Zentrum der Brikett- und Steinzeugindustrie war, oder Marienberg im Oberwesterwald, wo neben dem Erzbergbau einst die Basaltindustrie dominierte. Nordhorn, Meerane und Zittau sind nur drei Beispiele einer ganzen Reihe von ehemals bedeutenden Standorten der Textilindus­trie. In Nordhausen im Südharz florierte seit dem frühen 19. Jahrhundert die Branntweinindustrie, der dann bald die Tabakproduktion den Rang ablief. Diese Dominanz spiegelte sich auch in der überragenden Stellung des Tabakarbeiterverbandes in der Gewerk117 Vgl. Kaschuba, Kaiserreich, S. 83. 118 Vgl. Schönhoven, Regionale Ausbreitung, S. 352. 119 Vgl. Walter/Matthiesen, Milieus, S. 61. 120 Lösche/Walter, Organisationskultur, S. 525. 121 Siehe Katalogeinträge zu Büttelborn, Crumstadt, Klein-Gerau, Groß-Gerau, Mörfelden-Walldorf, Nauheim, Rüsselsheim und Trebur.

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schaftsbewegung wider. Folglich war es der Tabakarbeiter-Verband, der vor Ort die notwendige Mitgliederstärke und Finanzkraft hatte, um einen Gemeinschaftsbau zu errichten. Bei dem 1926 eröffneten »Gesellschaftshaus Eintracht« handelt es sich demnach genau genommen um ein Verbandshaus der Tabakarbeiter, es stand jedoch ebenso anderen Gewerkschaften offen und war als eine »Stätte der Belehrung, der Erziehung, aber auch eine Waffenschmiede« der gesamten Nordhäuser Arbeiterschaft gewidmet.122 Die grobe, rein quantitative Sichtung der zeitlichen und regionalen Verteilung der Volkshäuser scheint die These von Peter Lösche und Franz Walter tendenziell zu bestätigen  : Demnach erlebten die sozialdemokratischen Milieus ihre Blütezeit nicht im Kaiserreich, sondern in der Weimarer Republik, genau genommen in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre und in Mitteldeutschland.123 Es erscheint durchaus plausibel, dass der Aufschwung der Volkshausbauprojekte in den 1920er Jahren ein Indiz für das hohe organisatorische Potenzial und die Binnenkohäsion der örtlichen Sozialdemokratie darstellt. Nicht zuletzt erforderte ein Volkshausbau die aktive Mitarbeit der Vereinsmitglieder, eine hohe Bereitschaft zur Leistung freiwilliger Extrabeiträge sowie nicht zuletzt Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen auf lokaler Ebene. Dabei dürfen jedoch die wirtschaftlichen und politischen Faktoren, die während des Kaiserreichs und nach dem Ersten Weltkrieg hemmend auf die Volkshausentwicklung wirkten, nicht außer Acht gelassen werden. Gerade im Kaiserreich waren die politischen Bedingungen in den einzelnen Staaten des Deutschen Reichs unterschiedlich günstig. So waren etwa die Vereinsgesetze in Hamburg und Süddeutschland wesentlich liberaler als in Sachsen oder Preußen, wo der Argwohn gegen das Arbeitervereinswesen eine äußerst restriktive Politik zur Folge hatte, die auch nach der Einführung des einheitlichen Reichsvereinsgesetzes im Jahr 1908 nicht sofort aufgegeben wurde.124 Dieser Umstand war mitverantwortlich dafür, dass Städte wie Hamburg, Stuttgart oder auch die aufstrebende Industrie- und Arbeiterstadt Fürth zu frühen Zentren der sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Organisation wurden und dort auch viele der frühen Volkshäuser entstanden. In Hamburg hatte es bereits 1863 seitens der organisierten Arbeiterschaft Pläne gegeben, eine zentrale Anlaufstelle mit Versammlungsmöglichkeiten und Herberge für alle Arbeiter zu schaffen.125 1906 wurde dort das Gewerkschaftshaus als eines der größten im Reich eröffnet. Auch der Zentral122 Eintracht, in  : Nordhäuser Volkszeitung, 21. Jg., Nr. 224, 25. September 1926 [o. V.]  ; Das eigene Heim der Nordhäuser Tabakarbeiter, in  : Der Tabakarbeiter, 30. Jg., Nr. 41, 9. Oktober 1926 [o. S., o. V.]. 123 Vgl. Lösche/Walter, Organisationskultur 1989. 124 Ritter/Tenfelde, Arbeiter, S. 819 f.; vgl. auch Pollender, Otto  : Die Vorgeschichte zur Gründung eines eigenen Versammlungs- und Verkehrslokals der Leipziger Arbeiterschaft, in  : Trotz Alledem  ! Das Leipziger Volkshaus im Wandel der Zeit. Volkshaus Leipzig 1904–1929, bearb. von Max Hentschel, Leipzig [1929] [o. V.], S. 11–22, hier S. 18 ff. 125 Protokoll der Verhandlungen des sechsten Kongresses der Gewerkschaften Deutschlands, abgehalten zu Hamburg vom 22. bis 27. Juni 1908, Berlin 1908–1910 [Nachdruck der Originalausgabe, hrsg. von Dieter Dowe, Berlin/Bonn 1979], S. 129.

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verband der Maurer, der spätere Baugewerksbund, nahm seine Arbeit in Hamburg auf und errichtete dort 1910/11 einen beachtlichen Neubau, der als Hauptsitz diente. Der Deutsche Metallarbeiter-Verband, der damals die mitgliederstärkste und bedeutendste unter den Gewerkschaften war, hatte seine Zentrale seit der Verbandsgründung 1891 zunächst in Stuttgart und zog erst 1930 nach Berlin um. Hannover blieb bis 1933 der Stammsitz des Fabrikarbeiterverbands, der dort 1930 ein ehemaliges Bankgebäude als Verbandszentrale erwarb. In der Weimarer Republik erlangte Berlin eine große politische und kulturelle Anziehungskraft. Zum einen versprach ein Umzug in die Reichshauptstadt eine größere Nähe zum politischen Geschehen, insbesondere auch zum Parteivorstand, und somit größere Einflussmöglichkeiten. Zum anderen war Berlin attraktiv, weil dort »das geistige Leben pulsierte«126. Entsprechend verlegten der ADGB und viele Gewerkschaftsverbände ihre Hauptsitze während der 1920er Jahre dorthin und errichteten im Zuge dessen zum Teil bemerkenswerte Neubauten. Lokale Akteure

Letztlich waren jedoch die lokalen Begebenheiten und Akteure vor allen anderen Faktoren dafür entscheidend, ob an einem Ort ein Volkshaus errichtet bzw. erworben wurde oder nicht. Um ein Volkshausprojekt in Angriff zu nehmen und zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, brauchte es starke, entschlossene Persönlichkeiten, um die Mitglieder der örtlichen Arbeiterorganisationen für ein Bauvorhaben zu begeistern und zu finanzieller und aktiver Unterstützung zu bewegen. Obschon die Volkshäuser generell eine kollektive Leistung darstellen, so verdanken doch viele ihre Entstehung dem persönlichen Einsatz Einzelner. Kaum ein Haus ist so eng mit dem Namen einer Person verknüpft wie das Berliner Gewerkschaftshaus mit dem von Leo Arons. Der Bankierssohn Arons war Physiker, Privatdozent, sozialdemokratischer Stadtverordneter (ab 1904) und engagierter Philanthrop. Als Angehöriger des revisionistischen Flügels der Partei war er ein Befürworter der Gewerkschafts- und Genossenschaftsbewegung. Als »Abstinenzler« galt sein besonderes Engagement der Einrichtung von Gaststätten ohne Trinkzwang und mustergültigen Herbergen.127 In seinem privaten »Salon«, wo sich 126 Den Sitzverlegungen gingen in der Regel größere Debatten innerhalb der Verbände voraus, bei denen sich keineswegs immer die Umzugsbefürworter durchsetzen konnten, vgl. z. B. den Zentralverband der Maurer, der eine Sitzverlegung von Hamburg nach Berlin 1908 nach ausführlicher Diskussion zunächst ablehnte – vgl. Protokoll über die Verhandlungen des zehnten (außerordentlichen) Verbandstages. Abgehalten in Hannover-Linden vom 30. August bis 5. September 1908, hrsg. vom Zentralverband der Maurer Deutschlands, Hamburg 1908, insbes. S. 285–315 (Zit. auf S. 285). 127 Arons machte 1909 der Gewerkschaftshausverwaltung das Angebot, vierteljährlich 500 Mark zu spenden, wenn dafür jeglicher Schnapsverkauf eingestellt würde. Ob diese Abmachung tatsächlich zustande kam, ist allerdings ungeklärt  ; vgl. Brief von Leo Arons an Johannes Sassenbach vom 6. November 1909, BArch Berlin, SAPMO NY 4494/5.

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Gewerkschafter, Parteigenossen und »Gelehrte« regelmäßig zu zwanglosem Austausch zusammenfanden, reifte Ende der 1890er Jahre die Idee zum Bau des Gewerkschaftshauses.128 Dessen Realisierung unterstützte er nicht nur ideell, sondern auch mit einem privaten Darlehen in Höhe von 500  000  Mark. Als Mitglied des Aufsichtsrats nahm Arons selbst aktiv an der Gestaltung des Geschäftsbetriebs im Gewerkschaftshaus Anteil. Ein weiterer »Geburtshelfer« des Berliner Gewerkschaftshauses war Johannes Sassenbach. Als Geschäftsführer von 1898 bis 1923 prägte er das geistige und kulturelle Leben im Gewerkschaftshaus.129 Zu den prominenten Arbeiterführern, die sich um die Schaffung von Versammlungsstätten verdient gemacht haben, gehörte auch Carl Severing. Severing war in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die zentrale Figur der Bielefelder Arbeiterbewegung130 und trug maßgeblich dazu bei, dass der Metallarbeiterverband am Textilstandort Bielefeld vor dem Ersten Weltkrieg mit 70 bis 80 Prozent einen weit überproportionalen Organisationsgrad erreichte.131 Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass der DMV 1906 ein eigenes Grundstück erwerben und an dessen Stelle 1912/13 einen Verbandshausneubau errichten konnte. Die so genannte »Eisenhütte« sollte zugleich »allen Gewerkschaftlern […] eine freundliche Heimstätte sein« und »alle Gewerkschaften zu ernster Beratung und zum geselligen Verkehr« vereinigen.132 Bezeichnenderweise trug die als Eigentümerin und Bauherrin auftretende Firma seinen Namen  : Handelsgesellschaft Severing & Co. oHG. Auch an vielen anderen Orten sind einzelne Persönlichkeiten namentlich in die Entstehungsgeschichte der Volkshäuser eingegangen  : In Weimar z. B. war es der Publizist und SPD-Politiker August Baudert, auf dessen maßgebliche Initiative hin 1906 die Gründung einer Volkshausgenossenschaft erfolgte. Der Sozialdemokrat und Gewerkschafter Wilhelm Bock war die treibende Kraft hinter dem Ankauf des Gothaer Gasthofs und späteren Volkshauses »Zum Mohren« im Jahr 1907. In Rostock waren es der Kartellvorsitzende Julius Asch und der SPD-Vorsitzende Emil Werner, die 1913 auf den Ankauf des Tanzlokals »Philharmonie« hinwirkten. Das Volkshaus in Cotta ist dem großen Engagement des Parteifunktionärs Richard Gärtner zu verdanken. In Herzogenaurach gilt dasselbe für den Gewerkschafter und Sozialdemokraten Karl Welker. In 128 Vorwärts, 17. Jg., 31. März 1900, Nr. 76, 1. Beilage [o. S.]. 129 Neben der täglichen Verwaltungsarbeit stellte er ein vielfältiges Kulturprogramm mit Vorträgen, Filmvorführungen, Unterrichtskursen, Kunst-, Bücher- und Möbelausstellungen auf die Beine  – dies alles gemeinsam mit dem Arbeiterkulturkartell und weiteren Förderern des Hauses. Vgl. Scheugenpflug, Otto  : Johann Sassenbach, Hannover/Frankfurt am Main 1959, S. 61 ff. 130 Vgl. Alexander, Thomas  : Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen mit preußischen Tugenden, Bielefeld 1992. 131 Anfang 1906 waren der 1891 begründeten DMV-Verwaltungsstelle bereits 6 000 Mitglieder angeschlossen  ; vgl. Metallarbeiter-Zeitung, 24. Jg., Nr. 2, 13. Januar 1906, S. 15. 132 Geschäftsbericht über das Jahr 1913, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Bielefeld, in  : Sammelband von Geschäfts-Berichten, 1907–1914, hrsg. vom Deutschen MetallarbeiterVerband, Stuttgart [1928], S. 787 f.

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Geschichte der Volkshäuser

die Reihe dieser markanten Persönlichkeiten gehört auch der Sozialdemokrat Heinrich Peus aus Dessau.133 Er war dominierender politischer Kopf, ja eine Art »Kultfigur der anhaltischen Sozialdemokratie«134. Als leitender Redakteur des Dessauer Volksblattes prägte er das Meinungsbild innerhalb der Partei. Alle maßgeblichen Parteiunternehmungen  – Arbeiterdruckerei, Konsumverein, Siedlungsbau und eben das Dessauer Volkshaus – wurden von ihm angestoßen und vorangetrieben.135 Die Liste solcher markanten Persönlichkeiten aus dem lokal- und regionalpolitischen Spektrum ließe sich weiter fortsetzen. In der Überschau zeichnet sich ab, dass es sich bei den Initiatoren – und im Übrigen auch bei den Gremienmitgliedern und Geschäftsführern136  – der Volkshausunternehmen typischerweise um »Multifunktionäre«137 gehandelt hat. Multifunktionäre übernahmen neben ihrem parteipolitischen und gewerkschaftlichen Engagement viele weitere Funktionen und Aufgaben in anderen Arbeitervereinigungen, so z. B. in den Konsumgenossenschaften, der Kulturbewegung oder der Parteipresse. Sie fungierten als »Schnittstellen« des sozialdemokratischen Milieus und zählten zur Elite innerhalb der Arbeiterbewegung. Für die Entstehung der Volkshäuser waren sie von maßgeblicher Bedeutung.

2.4 Gründung, Finanzierung und Verwaltung Die zur Errichtung und zum Betrieb der Volkshäuser geschaffenen Unternehmensformen, Finanzierungsmodelle und Verwaltungskonstruktionen waren beinahe ebenso wie vielfältig, wie die Volkshäuser selbst.138 Neben einer Vielzahl lokaler und regionaler Einzellösungen bildeten sich einige typische Verfahren heraus.

133 Zu Peus s. auch Kap. 3.3.1. 134 Scheiffele, Walter  : Bauhaus, Junkers, Sozialdemokratie. Ein Kraftfeld der Moderne, Berlin 2003, S. 25. 135 Ebd. 136 Neben den genannten – und stellvertretend für viele weitere – seien noch namentlich genannt  : Christian Blome (um 1914 Vorsitzender der Gesellschaft des Bremer Gewerkschaftshauses), Peter Berten (1927 Aufsichtsratsmitglied des Düsseldorfer Volkshauses), Otto Braß (1914 Geschäftsführer der Volkshausgenossenschaft Remscheid), Heinrich Deist (ab 1910 nebenamtlicher Leiter des Volkshauses Dessau), Wilhelm Gaack (Aufsichtsratsmitglied des Hamburger Gewerkschaftshauses), Emil Gaudlitz (Vorstandsmitglied der Volkshausgenossenschaft Bunzlau)  ; vgl. Biographien Sozialdemokratischer Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867–1933, hrsg. von Wilhelm H. Schröder, http://zhsf.gesis.org/ ParlamentarierPortal/biosop_db/biosop_db.php (Abruf am 28. März 2014). 137 Zum Begriff des Multifunktionärs vgl. Weichlein, Siegfried  : Multifunktionäre und Parteieliten in Katholizismus und Sozialdemokratie zwischen Kaiserreich und Republik, in  : Parteien im Wandel. Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, hrsg. von Dieter Dowe u.a., München 1999, S. 183–210. 138 Vgl. Protokoll der Konferenz der Vertreter der Gewerkschaftshäuser. Abgehalten im Berliner Gewerkschaftshaus am 29. und 30. Juni 1909, Berlin 1909, S. 5 ff. [o. V.].

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Gründung, Finanzierung und Verwaltung

Rechtliche Rahmenbedingungen

Als nichtrechtsfähige Vereine konnten (und können) sich Gewerkschaften und Parteien nicht unmittelbar an Personen- oder Kapitalgesellschaften beteiligen oder Grundbesitz erwerben. Unter der Rechtsform des eingetragenen Vereins wäre ihnen dies zwar möglich gewesen, es hätte sie aber auch einem weitergehenden Zugriff des Staates ausgesetzt. Zur Umgehung des Problems boten sich verschiedene Wege an. Die einfachste Möglichkeit war, Einzelpersonen zu Treuhändern zu bestimmen, die das Vermögen persönlich erwerben und verwalten oder aber sich als Gesellschafter und Geschäftsführer an Vermögensverwaltungs- und Treuhandgesellschaften beteiligen konnten.139 Was die Volkshäuser betrifft, kam es allerdings nur selten vor, dass Treuhänder als Grundeigentümer oder Bauherr auftraten.140 In der weit überwiegenden Zahl der Fälle riefen die Arbeiterorganisationen stattdessen Trägergesellschaften ins Leben. Dabei galt es, die steuer- und haftungsrechtlichen Vor- und Nachteile der gewählten Unternehmensform abzuwägen. Die Genossenschaft und die Gesellschaft mit beschränkter Haftung setzten sich schließlich gegen andere Rechtsformen wie die offene Handelsgesellschaft, die Aktiengesellschaft oder den eingetragenen Verein durch.141 Das »Urmodell sozialdemokratischer unternehmerischer Tätigkeit«142 stellt die eingetragene Genossenschaft (eGmbH) dar. Die auf kollektiver Selbsthilfe basierende Genossenschaft kam den Idealen der Arbeiterbewegung mit ihrem demokratischen, solidarischen und zumindest formell antikapitalistischen Unternehmensprinzip am nächsten  : An ihr konnten sich auch wirtschaftlich Schwache mit geringen Beiträgen beteiligen, jedes Genossenschaftsmitglied war gleichberechtigt und haftete nicht mit seinem Privatvermögen. Aus unternehmerischer Sicht barg das genossenschaftliche Modell allerdings eine Reihe von Nachteilen, etwa die kleinteilige Verteilung des Vermögens auf viele Einzelne und die Verpflichtung zur Verzinsung und Rückzahlung der Einlagen. Die bevorzugte Rechtsform der Volkshausgesellschaften war demnach die GmbH.143 Die GmbH konnte zu jedem gesetzlich zulässigen Zweck 139 In der Regel wurden die Vorstandsmitglieder, die meist zugleich Hauptkassierer waren, zu Treuhändern bestimmt  ; vgl. Loesch, Achim von  : Die gemeinwirtschaftlichen Unternehmen der deutschen Gewerkschaften. Entstehung – Funktionen – Probleme, Köln 1979, S. 148. 140 Zum Beispiel in Stuttgart (1898) und Neuhaldensleben (1929). 141 Offene Handelsgesellschaften gab es z. B. in Gießen und Offenbach, Aktiengesellschaften in Augsburg und Zwickau, eingetragene Vereine in Stralsund, Mannheim, München oder Rüsselsheim. Als Vermögensverwaltungsgesellschaft des Deutschen Metallarbeiter-Verbands fungierte in der Regel die Alexander Schlicke & Co. oHG., benannt nach dem bekannten Gewerkschafter und SPD-Politiker Alexander Schlicke, der von 1895 bis 1919 DMV-Vorsitzender war. 142 Danker, Arbeitergroschen, S. 208. 143 Die GmbH wurde 1909 auf der Konferenz der Gewerkschaftshausvertreter als Rechtsform empfohlen. In den 1920er Jahren bemühten sich die Bundesgremien der Gewerkschaften, die genossenschaftlich aufgebauten Betriebe nach und nach in GmbHs umzuwandeln, vgl. Die Konferenz der Arbeitsgemeinschaft

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Geschichte der Volkshäuser

errichtet werden und hatte neben steuerlichen auch gesellschaftsrechtliche Vorteile. Sie ermöglichte die Beteiligung verschiedener Körperschaften und Personen, die jedoch nicht uneingeschränkt mit ihrem Privatvermögen, sondern nur in Höhe ihrer Stammeinlage hafteten. Detaillierte Bilanzen oder interne Vorgänge wie eine Änderung der Eigentumsverhältnisse mussten weder von einem Aufsichtsrat geprüft noch veröffentlicht werden. Die in den Satzungen der Trägergesellschaften festgeschriebenen Gesellschafts- bzw. Vereinszwecke variierten.144 In der Regel wurde die Schaffung und Unterhaltung von Versammlungsräumen und die Versorgung der Arbeiterschaft mit preiswerten Speise- und Übernachtungsmöglichkeiten zum Hauptzweck bestimmt. In manchen Fällen ging man darüber hinaus und schloss die Förderung von Kultur- und Bildungsangeboten oder auch die Schaffung von billigem Wohnraum mit ein. Auch die Definition der Zielgruppe war keineswegs einheitlich  : Mal sollte sich ein Unternehmen nur an die in den freien Gewerkschaften organisierte Arbeiterschaft richten, mal an die »minderbemittelte Bevölkerung«, dann wiederum an »jedermann«. An manchen Orten war der Beitritt an keinerlei Vorbedingungen geknüpft, an anderen war die gleichzeitige Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft oder einem Arbeiterverein erforderlich.145 Es ist davon auszugehen, dass neben ideellen auch praktische und taktische Beweggründe den Inhalt der Satzungen bestimmten, etwa um eine Anerkennung der Gemeinnützigkeit und damit Steuervorteile zu bewirken.146 Hinzu kamen, vor allem im Kaiserreich, Überlegungen, wie schon bei der Festlegung der Satzung einer politischen Diskriminierung vorzubeugen sei. Während also der Gesellschaftszweck der Wohnraumbeschaffung für die »minderbemittelte Bevölkerung« den Gemeinnützigkeitsstatus und somit steuerliche Vorteile versprach, konnte die Ausweitung der Nutzergruppe auf die gesamte Bevölkerung dabei helfen, den linksorientierten Charakter des Unternehmens zu verschleiern und ihm stattdessen den Anschein politischer Neutralität zu geben. Gesellschaften hingegen, die Deutscher Gewerkschafts- und Volkshäuser, in  : Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., Nr. 9/10, November 1927, S. 1–20 [o. V.], hier S. 11. 144 Parallelentwicklungen gab es beispielsweise im Bezirk Chemnitz, wo das Statut der 1902 gegründeten Volkshausgenossenschaft Chemnitz noch Jahrzehnte später vorbildlich für eine ganze Reihe nachfolgender Volkshausprojekte wurde, so u.a. in Neukirchen (1920), Frankenberg (1922), Auerswalde (1925) und Adorf (1926)  ; vgl. Synopse der kennzeichnenden Merkmale der Volkshausgenossenschaften im Raum Chemnitz, nachgewiesen in den Beständen der GIRO Berlin. 145 Diese Darstellung basiert auf der stichpunktartigen Auswertung verschiedener Satzungen, wie sie beispielsweise in den diversen Objektakten des Archivs der GIRO Berlin dokumentiert sind. 146 Beispielsweise wurde die Satzung des Münchener Gewerkschaftshauses e. V. am 6. Februar 1929 aus steuerlichen Gründen dahingehend geändert, dass die Mitgliedschaft künftig nur noch Gesellschaften und Einzelpersonen erwerben konnten, die ihre Gesellschafter- oder Mitgliederrechte als Treuhänder von Gewerkschaften oder Gewerkschaftsverbänden ausübten  ; Jahrbuch der Münchener Gewerkschafts-Bewegung [1927 bis 1929], hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss München, München [1928 bis 1930], hier 1929 [1930], S. 143.

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Gründung, Finanzierung und Verwaltung

lediglich der Verwaltung des Vermögens nicht rechtsfähiger Berufsverbände dienten, waren komplett von der Körperschaftsteuer befreit. Restriktive Haltung der Führung

Laut dem Musterstatut von 1919 gehörte es zu den zentralen Aufgaben der ADGBOrtsausschüsse, das Herbergswesen zu regeln, das Bildungswesen zu fördern, das Vergnügungswesen zu kontrollieren und Lokale für Versammlungen der Arbeiterschaft zu sichern.147 Indem die Ortsausschüsse Volkshäuser errichteten, kamen sie diesen Aufgaben nach. Gleichwohl war die Gewerkschaftsführung im Allgemeinen der Auffassung, dass die Volks- und Gewerkschaftshäuser »Gesamteigentum der Arbeitnehmerbewegung« und nicht Eigentum einzelner Ortsausschüsse seien.148 Im Lauf der Jahrzehnte wurden verschiedene Versuche unternommen, um der Unübersichtlichkeit und Unwirtschaftlichkeit der Häuser in gewerkschaftlicher Trägerschaft Herr zu werden, wenn auch mit bescheidenem Erfolg. Schon 1909 galten die Volkshäuser als »Schmerzenskinder der Bewegung«, und man warnte vor in »blindem Eifer« getätigten Ankäufen und Bauprojekten  : »Bei Gründung von Volkshäusern ist also die größte Vorsicht geboten, denn sie fressen oft sämtliche verfügbaren Gelder am Orte und im Kreise, so daß für eine wirklich zweckmäßige Agitation nichts übrig bleibt. Vielfach müssen sogar hohe Extrabeiträge für die Partei- und Gewerkschaftsgenossen eingeführt werden, die zu bezahlen sich viele sträuben, und dadurch wird nur innerer Zwist in unsere Reihen getragen, so daß zum Schlusse die ganze Bewegung in der Volkshausmisere zu ersticken droht. Denn das Volkshaus ist nun einmal da, zugrunde darf es nicht gehen, schon ›um den Gegnern kein Material zu liefern‹, und so wird fortgewurstelt – und der Schaden immer größer.«149

Damals wurde bei der Generalkommission der Gewerkschaften eine Zentralstelle geschaffen, die als Kontrollinstanz fungieren sollte, indem sie regelmäßig Konferenzen150 und statistische Erhebungen unter den bestehenden Volkshausunternehmen durchführte. 1922 ging daraus die »Arbeitsgemeinschaft Deutscher Gewerkschafts- und 147 Vgl. Brunner, Detlev  : Bürokratie und Politik des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes 1918/19 bis 1933, Köln 1992, S. 64. 148 So wurde es auf dem Gewerkschaftskongress in Breslau ausdrücklich festgestellt  ; zit. nach  : Die Konferenz der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Gewerkschafts- und Volkshäuser, in  : Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., Nr. 9/10, November 1927, S. 1–20, hier S. 8. 149 Schreiter, Richard  : Der Erwerb von Volks- und Gewerkschaftshäusern, in  : Die neue Zeit, 27. Jg., Nr. 50, 10. September 1909, S. 869 f. 150 An der ersten Konferenz am 29./30. Juni 1909 in Berlin nahmen Vertreter aus 40 Städten teil, in denen Volks- bzw. Gewerkschaftshäuser entweder bereits bestanden oder in Planung waren.

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Volkshäuser«151 hervor  ; ihre Hauptaufgabe bestand darin, die Verwaltungen steuerlich und rechtlich zu beraten. Ab 1926 gab die Arbeitsgemeinschaft das Mitteilungsblatt »Das Gewerkschaftshaus« heraus, in dem Probleme und Erfolge besprochen sowie rechtlicher Rat und Muster für Statuten, Gesellschafts- und Arbeitsverträge veröffentlicht wurden.152 Alle gewerkschaftlich finanzierten Volkshäuser waren aufgefordert, sich der Arbeitsgemeinschaft anzuschließen. Dem kamen bis 1929 etwa 130 Verwaltungen nach, in den Augen der Arbeitsgemeinschaft zu wenige.153 1927 wurde seitens des ADGB die »Gesellschaft für Vermögensverwahrung und -verwaltung (Treuhand und Revision) mbH« gegründet, die als »allein berufene Rechtsstelle« für steuer- und gesellschaftsrechtliche Fragen und Bilanzen zuständig sein und holdingähnliche Funktionen erfüllen sollte.154 1930 beschloss der ADGB-Bundesausschuss die Gründung der »Verwaltungsgesellschaft Deutscher Gewerkschaftshäuser AG«, einer reinen Vermögensverwaltungsgesellschaft (nach dem Vorbild der sozialdemokratischen Konzentration AG), auf die alle Gewerkschaftshausgrundstücke übertragen werden sollten. Bei allen neu zu schaffenden Häusern sollte fortan die Gesellschaft als Grundstückseigentümerin auftreten und beratend auf die Bauausführung Einfluss nehmen, um künftig Planungsfehler zu vermeiden.155 Der Betrieb der Häuser sollte weiterhin vor Ort durch neu zu gründende »Restaurations-Betriebs-GmbH« geführt werden. So hoffte man, »die Gründung neuer lokaler Gesellschaften oder Genossenschaften zum Erwerb von Grundstücken zu Wirtschaftszwecken überflüssig zu machen« und die »weitere planlose Einrichtung neuer Gewerkschaftshäuser« zu verhindern.156 Ein weiteres Ziel war es, das seit Jahrzehnten unkontrolliert gewachsene, schwer durchschaubare und unsichere Treuhändersystem durch klare Gesellschaftsstrukturen zu ersetzen. Die Aussicht, das Grundeigentum an den Dachverband abzutreten und sich einem 151 Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft fungierte der langjährige Geschäftsführer des Hamburger Gewerkschaftshauses Karl Odenthal. Er wurde 1929 durch Ernst Schulze abgelöst. Der Arbeitsgemeinschaft schlossen sich bis 1929 134 Volkshäuser an. Sie finanzierte sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge (in der Regel 1 % des Umsatzes, im Durchschnitt 50 bis 60 Mark jährlich)  ; vgl. Konferenz der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Gewerkschafts- und Volkshäuser, in  : Gewerkschafts-Zeitung, 37. Jg., Nr. 36, 3. September 1927 [o. V.], S. 504–506, hier S. 504 f. 152 Siehe z. B. B., F.: Das Gewerkschaftshaus als Arbeitgeber, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1. Jg., Nr. 2, März 1926, S.  1 f. 153 Zahl genannt bei Odenthal, Karl  : Die Deutschen Gewerkschafts- und Volkshäuser, in  : Die Gemeinwirtschaft, 1929, Nr. 7/8, S. 277–281, hier S. 279. 154 Die GVV übernahm bei allen neu gegründeten Gesellschaften als Treuhänderin für die im jeweiligen ADGB-Ortsausschuss zusammengeschlossenen Verbände das gesamte Stammkapital im Rahmen eines Treuhandrückvertrags  ; vgl. Heidlberg, Hans  : Treuhand- und Revisionsgesellschaft und Gewerkschaftshäuser, in  : Gewerkschafts-Zeitung, 40. Jg., Nr. 20, 17. Mai 1930, S. 305–307, hier S. 307. 155 Auer, Otto  : Ist eine Rationalisierung in den Gewerkschaftshäusern möglich  ?, in  : Das Gewerkschaftshaus, 6. Jg., Nr. 8, August 1931, S. 60–62, insbes. S. 62. 156 Rundschreiben des ADGB-Bundesvorstands Nr. 48 an die Vorstände der Zentralverbände vom 31. März 1931, gez. von Ernst Schulze, AdsD Bonn, ADGB-Restakten, NB 82, Bl. 57.

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Revisionszwang zu unterwerfen, stieß allerdings auf lokaler Ebene nicht überall auf Gegenliebe.157 Eine sächsische Initiative vom April 1930, die sich um einen Zusammenschluss der Gewerkschafts-, Volkshäuser, Sportler- und Turnerheime im Bezirk Erzgebirge-Vogtland zu einer regionalen Interessengemeinschaft bemühte, mag eine Reaktion darauf gewesen sein.158 Jedenfalls konnten die Zentralisierungsbemühungen vor dem Zusammenbruch der Weimarer Republik keine nennenswerte Wirkung entfalten.159 Unabhängig von diesen konkreten Regulierungsversuchen zeigten die gewerkschaftlichen Dachverbände  – ebenso wie die Parteiführung  – zunächst »kein sonderliches Interesse«160 an den Volks- und Gewerkschaftshäusern. Während die SPD das Thema weitgehend zu ignorieren schien, nahm die Gewerkschaftsspitze im Laufe der Zeit eine immer ablehnendere Haltung ein.161 Die wiederkehrende Forderung nach der Schaffung eines Zentralfonds für die Errichtung von Versammlungslokalen und Verwaltungsgebäuden durch Erhebung eines Sonderbeitrags unter allen Gewerkschaftsmitgliedern konnte sich nie durchsetzen.162 In den 1920er Jahren klagte der ADGBBundesvorstand, er werde von Bittschreiben für die finanzielle Unterstützung von Gewerkschaftshausprojekten »förmlich überschüttet«163, und machte deutlich, man werde alle Anfragen dieser Art mit gleich bleibender Härte zurückweisen  :

157 Beispielweise sahen die Vereinigten Gewerkschaften Reutlingens 1931 »keinen Grund«, ihr Gewerkschaftshaus auf die Aktiengesellschaft zu übertragen, da »für jedes Gewerkschaftshaus die örtliche Struktur ausschlaggebend sei«  ; vgl. Geschäfts-Bericht der Vereinigten Gewerkschaften, Ortsausschuss des ADGB Reutlingen für 1929/30, hrsg. von Vereinigte Gewerkschaften Reutlingen, Reutlingen 1931. 158 Sächsisches Volksblatt, Nr. 86, 11. April 1930 [o. S.]. 159 Kurz nach Gründung der AG ging bei dieser eine Reihe von Anträgen auf Übernahme von Gewerkschaftshäusern ein  ; bei zweien wurde eine Prüfung des baulichen Zustands und Werts der Objekte vorgenommen, die jedoch in beiden Fällen negativ ausfiel, so dass eine Übereignung auf die AG von dieser abgelehnt wurde  ; vgl. Bericht des Vorstands der Verwaltungsgesellschaft Deutscher Gewerkschaftshäuser AG, in  : Das Gewerkschaftshaus, 7. Jg., Nr. 4, April 1932, S. 25 [o. V.]. 160 Pickerodt, Ernst  : Überblick über die Entwicklung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Gewerkschaftsund Volkshäuser in den letzten Jahren, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., 1928, Nr. 1/2, S. 2 f., hier S. 2. 161 Bezeichnend sind die wiederholten Warnungen vor der Gründung weiterer Gewerkschaftshäuser in den zwischen 1921 und 1930 vom ADGB-Vorstand herausgegebenen Bundesmitteilungen für die Ortsausschüsse des ADGB, vgl. BArch Berlin, RY 23/7. 162 Solche Forderungen wurden beispielsweise auf den Gewerkschaftskongressen 1909 und 1925 abgelehnt  ; vgl. Sozialistische Monatshefte, 1909, Bd.  2, Nr.  16, S. 1057 u. Schwarz, Salomon  : Handbuch der deutschen Gewerkschaftskongresse. Kongresse des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, Berlin 1930, S. 238. Auch 1929 wurde der Vorschlag, einen generellen, für alle Gewerkschaftskollegen obligatorischen jährlichen Sonderbeitrag von 1 Mark für Hausbauzwecke einzuführen, vergebens an den Bundesvorstand herangetragen  ; vgl. Antwortbrief von Ernst Schulze an Stadtrat Emil Weber (Baden-Baden) vom 21. August 1929, AdsD Bonn, NB 461, Bl. 010. 163 Vgl. Bundesmitteilung für die Ortsausschüsse des ADGB, Nr. 9, 31. Juli 1924 [o. S.] und Nr. 4, 27. März 1925, S. 3 f., Nr. 8, hrsg. vom Bundesvorstand des ADGB, BArch Berlin, RY 23/7.

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»Wo die Möglichkeit dazu fehlt, ist der Gedanke der Errichtung eines eigenen Gewerkschaftshauses oder die Absicht einer Erweiterung des schon bestehenden Unternehmens, ein völlig verfehltes Beginnen, dessen Unterstützung dem Bundesvorstand oder den Vorständen der Verbände nicht zugemutet werden darf.«164

Neben der eindringlichen Warnung vor Neugründungen sprach der Vorstand ein Verbot für die eigenmächtige Durchführung von Spendenaufrufen und Sammelaktionen seitens der Ortsverbände aus und schränkte die Möglichkeiten zur Erhebung von Sonderbeiträgen ein.165 An der »Sucht der Errichtung von Gewerkschafts- und Volkshäusern an jedem kleineren Ort«166 änderte der »moralische« und »sachliche« Druck, den die Bundesgremien auf die lokalen Organisationen auszuüben versuchten, offenbar wenig.167 So musste der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft , Ernst Schulze, 1929 feststellen  : »Hätten wir nur den dritten Teil eigener Gewerkschaftshäuser, die wir in der Tat besitzen, hätten wir wahrlich eine ganze Reihe Sorgen und unangenehme Auseinandersetzungen weniger.«168 Finanzierungsmodelle

Am Beginn eines Volkshausprojekts stand häufig ein »Sammelfonds«, der über den Verkauf von »Bausteinen« gespeist wurde. Die Methode des Bausteinverkaufs war keine Erfindung der Arbeiterbewegung, sondern auch in bürgerlichen Kreisen zur Finanzierung von Bauprojekten gebräuchlich. Der Wert solcher Bausteine oder »Hauspfennige«, die als Marken in die Mitgliedsbücher eingeklebt wurden, rangierte zwischen 5 Pfennigen und 5 Mark (Abb. 2). Die Gewerkschaften erhoben für den Hausbau 164 Bundesmitteilung für die Ortsausschüsse des ADGB, Nr. 2, 13. März 1929, S. 6 f., hrsg. vom Bundesvorstand des ADGB, BArch Berlin, RY 23/7. 165 Die Frage der Erhebung von Extrabeiträgen zur Schaffung oder dauerhaften Bezuschussung eines Volks­ hauses war den örtlichen Organisationen zunächst selbst überlassen. 1921 waren Sammlungen für Gewerkschaftshäuser nur noch unter den Mitgliedern des eigenen Bezirks erlaubt (gem. § 59 der Satzung des ADGB und § 13 der Mustersatzungen für die Ortsausschüsse)  ; vgl. Bundesmitteilung für die Ortsausschüsse des ADGB, Nr.  1, 24.  August 1921, hrsg. vom Bundesvorstand des ADGB, BArch Berlin, RY 23/7 [o. S.]. Ab 1925 wurde durch § 68 der Bundessatzung und § 17 der Mustersatzungen für die Ortsausschüsse bestimmt, dass vor Errichtung eines Gewerkschaftshauses die Zustimmung des jeweiligen Bezirksausschusses eingeholt werden müsse oder aber eine Urabstimmung stattzufinden habe  ; vgl. Extrabeiträge für Gewerkschaftshäuser, in  : Das Gewerkschaftshaus, 6. Jg., Nr. 9, September 1931, S. 68 [o. V.] und Bundessatzung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes nach den Kongressbeschlüssen von 1925, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Berlin 1925. 166 Der langjährige Geschäftsführer des Hamburger Gewerkschaftshauses Karl Odenthal, zit. nach Konferenz der Arbeitsgemeinschaft (Nov. 1927), S. 505. 167 Vgl. hierzu  : Konferenz der Arbeitsgemeinschaft (Nov. 1927), S. 9. 168 Brief von Ernst Schulze an Stadtrat Emil Weber (Baden-Baden) vom 21. August 1929, AdsD Bonn, NB 461, Bl. 10.

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meist Sonderbeiträge unter ihren Mitgliedern, diese konnten freiwillig oder obligatorisch, einmalig oder regelmäßig sein. Handelte es sich um Pflichtbeiträge, so lag der einzuzahlende Betrag bei etwa fünf bis zehn Pfennigen pro Woche und Mitglied.169 Teilweise verpflichteten sich die Vorstände der beteiligten Verbände und Vereine, innerhalb eines bestimmten Zeitraums einen gewissen Betrag unter ihren Mitgliedern zugunsten des Baufonds einzutreiben. Dies geschah offensichtlich nicht immer im Einvernehmen mit der Basis, denn die Sonderleistungen waren »ständig Gegenstand des Streites«.170 Auch ist vielfach belegt, dass die finanziellen Versprechen keineswegs immer eingehalten werden konnten.171 Parallel zum Bausteinverkauf wurden auch Schuldscheine, Genossenschafts- bzw. Geschäftsanteile in unterschiedlicher Höhe, etwa von 10 bis 200 Mark, ausgegeben (Abb. 3).172 Um den Erwerb für das einzelne Mitglied zu erleichtern, konnten die Scheine bei einem geringem Einstiegsbeitrag auf Raten abbezahlt werden. Bei allen Schwierigkeiten leisteten manche Mitglieder mit Beharrlichkeit und Opferbereitschaft teilweise jahrzehntelang Volkshausbeiträge. Auf diese Weise konnten Beträge in Millionenhöhe beschafft werden, was eine beachtliche kollektive Leistung darstellt.173 Überhaupt zeigte man sich – unabhängig von Bausteinverkäufen und Son169 Zum Vergleich  : Um 1900 verdiente ein Arbeiter im Jahr durchschnittlich 784  Mark, woraus sich ein Wochenlohn von ungefähr 15 Mark ergibt (vgl. Ritter/Tenfelde, Arbeiter, S. 475). Die wohl höchsten Baufondsbeiträge (20 Pfennige pro Woche und ein einmaliger Beitrag von 1 Mark pro Mitglied) erhob der Verband der Deutschen Buchdrucker Anfang der 1920er Jahre für seinen Berliner Verbandshausneubau. Eine solche Belastung der Mitglieder war allerdings nur bei den vergleichsweise gut verdienenden Buchdruckern möglich  ; vgl. Protokoll vom zwölften Verbandstag der Deutschen Buchdrucker 1924 in Hamburg, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Berlin [1924], S. 139 ff. 170 Brief von Ernst Schulze (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Gewerkschafts- und Volkshäuser) an Stadtrat Emil Weber (Baden-Baden) vom 21. August 1929, AdsD Bonn, NB 461, Bl. 010. 171 Zum Beispiel in Karlsruhe hielten sich die Verbände nicht an den vereinbarten Absatz von Volkshausmarken im Wert von 25 Pfennig pro Mitglied und Vierteljahr  ; vgl. Jahresbericht Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund Arbeiter-Sekretariat Karlsruhe für 1928, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Karlsruhe [Karlsruhe 1929], S. 17. Von den vielen Fällen, in denen über den Mangel an Bereitschaft seitens der organisierten Arbeiter, Genossenschaftsanteile oder Volkshausbausteine zu erwerben, geklagt wurde, sei der Fall Chemnitz herausgegriffen  : Am 29. Mai 1902 erfolgte dort die optimistische Gründung der Volkshausgenossenschaft. Durch die »verhältnismäßig geringe Höhe des Stammanteils sowie die bequeme Art der Aufbringung (Genossenschaftsanteil in Höhe von 30 Mark, zu zahlen in jährlichen Raten fünf Mark, Anm. d. Verf.)« hatte man »einem möglichst großen Teil der Bevölkerung die Möglichkeit zur Mitgliedschaft« geben wollen. Nach den ersten Monaten der Mitgliederwerbung sah man sich jedoch über den erwarteten Mitgliederzustrom »getäuscht«, und auch »von den Gewerkschaften gingen die Gelder nicht in dem Maße ein, wie man gehofft hatte«  ; 25 Jahre Volkshaus Chemnitz. 172 Genau genommen handelte es sich um verzinsliche oder unverzinsliche Spar- oder Geschäftseinlagen. Demnach stellte der Einzahler sein Geld im Prinzip nur leihweise zur Verfügung und konnte es unter bestimmten Voraussetzungen wieder zurückfordern. 173 Der 1909 vom Deutschen Transportarbeiterverband für einen Verbandshausbau eingerichtete zentrale Baufonds, an den die Lokalkassen verpflichtend erhobene Sonderbeiträge abführten, erreichte bis Ende

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derbeitragserhebungen  – bei der Geldbeschaffung erfinderisch. So veranstaltete man Lotterien174 und Feste, startete landesweite Spendenaufrufe und verkaufte Gedenkmünzen und Ansichtskarten, auf denen ein Entwurf des zukünftigen Hauses abgebildet war (Abb. 4). Der Gewinn aus diesen Werbeaktionen floss dem Hausbaufonds zu. Seltener trugen einzelne Persönlichkeiten aus den Reihen der Arbeiterbewegung größere Spenden oder Darlehen aus ihrem Privatvermögen bei.175 Trotz allem blieb die Arbeiterbewegung bei der Schaffung der Volkshäuser auf weitere Geldquellen angewiesen. Die nächstliegende Methode war die hypothekarische Beleihung der Grundstücke. Nicht in jedem Fall konnten Geldgeber aus den eigenen Reihen gefunden werden, etwa bei den Konsumvereinen, den Baugenossenschaften oder der Volksfürsorge. Auch versuchten es die »chronisch finanzschwachen Arbeiterorganisationen«176 bisweilen bei den öffentlichen Körperschaften. In den 1920er Jahren hatte man damit manches Mal Erfolg, allerdings war die finanzielle Förderung in der Regel an Bedingungen geknüpft.177 Da die Gemeindeverwaltungen oft selbst nicht über ausreichende Mittel verfügten, um öffentliche Turnhallen oder Festsäle zu errichten, kam ihnen eine solche Initiative der Arbeiterorganisationen entgegen. Einige stellten Baugrundstücke in Erbbaupacht zur Verfügung.178 Die wohl häufigsten und großzügigsten Kreditgeber für Volkshausunternehmen waren jedoch Brauereien. Offenbar hegten sie große Erwartungen an den zu erwartenden Bierkonsum und hofften auf lukrative Absatzstätten.179 Die 1928 eine Gesamthöhe von über 1,3 Millionen Mark  ; vgl. Urkunde zur Grundsteinlegung für das Verwaltungsgebäude des Deutschen Verkehrsbundes zu Berlin, in  : Deutscher Verkehrsbund, 7. Jg., Nr. 38, 21. September 1929 [o. S., o. V.]. 174 Eine kritische Beschreibung dieser Lotterieverfahren in  : Bundesmitteilung für die Ortsausschüsse des ADGB, Nr.  4, 27.  März 1925, S. 3 f. sowie Nr.  1, 18.  Januar 1926, S. 6, hrsg. vom Bundesvorstand des ADGB, BArch Berlin, RY 23/7. 175 Neben dem bereits erwähnten Beispiel von Leo Arons in Berlin gewährte etwa auch in Rostock ein SPDGenosse für den Ankauf des Gewerkschaftshauses ein Darlehen von 20 000 Mark (vgl. Geschäftsbericht für das Jahr 1913, S. 3). Weitere private Finanzierungshilfen gab es in Frankfurt am Main, Harzgerode und Herne. 176 Lösche/Walter, Organisationskultur, S. 518. 177 So übernahm die Gemeinde Enkheim für den Bau des Volkshauses eine Bürgschaft und erhielt dafür das Recht, den Saal des Neubaus künftig als Schulturnhalle zu nutzen  ; vgl. Reul, Walter  : Das Volkshaus in Enkheim, Frankfurt am Main 2003, S. 18 f. Städtische Finanzierungshilfen gab es beispielsweise auch in Gornsdorf, Vilbel, Kahla und Steinheim an der Murr, um nur einige zu nennen. In Stuttgart löste die Übernahme einer Bürgschaft für den Gewerkschaftshausneubau durch die Stadtverwaltung in den 1920er Jahren den Ärger der bürgerlichen Fraktionen aus  ; E., W.: Neues Gewerkschaftshaus in Stuttgart, in  : Das Gewerkschaftshaus, 5. Jg., Nr. 3, März 1930, S. 5. 178 Das wohl früheste Beispiel für eine Grundstücksüberlassung in Erbbaupacht stellt das Düsseldorfer Verbandshaus des Deutschen Werkmeisterverbands dar. Allein in Sachsen wurden in der Weimarer Zeit Erbbaupachtverträge in Bannewitz, Dresden-Cotta, Hainichen, Leubsdorf, Löbau, Rabenstein und Riesa geschlossen. 179 So die Begründung für die finanzielle Unterstützung des Volksheims Gröbzig durch die Aktien-Brauerei Köthen, BArch Berlin, R 1501/10637.

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chronische Abhängigkeit der Volkshäuser vom »Brau- und Spritkapital« wurde innerhalb der Arbeiterbewegung zwar allgemein als »unerträglich«180 empfunden. Sie war jedoch in der Praxis oft die einzige Möglichkeit, ein eigenes Grundstück zu erwerben. Oft verschlossen die Beteiligten die Augen vor dem offensichtlichen finanziellen Risiko. Der Hang der Arbeiterorganisationen zu waghalsigen Finanzierungsmodellen lässt sich am Beispiel Meerane verdeutlichen  : Dort stellte die Stadtverwaltung 60 000 Mark aus Mitteln der Mietzinssteuer für den Einbau von acht Wohnungen zur Verfügung. Darü­ ber ­hinaus wurde eine Hypothek in Höhe von 265 000 Mark gewährt, die wiederum die Volksfürsorge AG durch Vermittlung der Volkshausgenossenschaft der Stadt darlehensweise überlassen hatte. 15 000 Mark stellte die Sächsische Wohlfahrtshilfe zur Verfügung und für insgesamt 75 000 Mark übernahmen drei Brauereien Bürgschaften.181 Als Besonderheit sei hier noch der Umstand gewürdigt, dass an vielen kleineren Orten die Mitgliedern der beteiligten Organisationen üblicherweise einen Großteil der Bauarbeiten selbst leisteten, wodurch die Baukosten maßgeblich gesenkt werden konnten (s. Abb. 38–40). Während die Zahlung von Extrabeiträgen für den Baufonds zum Teil auf passiver Organisationsdisziplin basierte, war die Mitarbeit am Bau eine aktive Form der Beteiligung an der Verwirklichung des kollektiven Ziels. Spagat zwischen Gemeinnützigkeit und Unternehmertum

Allen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zum Trotz betonten gerade die Gewerkschaften stets den unternehmerischen Anspruch ihrer Volkshäuser und propagierten diese gerne als Vorwegnahme der sozialistischen Wirtschaftsordnung. Wenn in zeitgenössischen Quellen vom Volkshaus als »Stätte sozialistischer Kultur«, »Kulturspiegel der Arbeiterbewegung« oder »Zukunftsstaat«182 die Rede ist, dann bezog sich das in erster Linie auf den gemeinwirtschaftlichen Charakter der Volkshausbetriebe.183 Die Gemeinwirtschaft wurde von der Arbeiterbewegung als ein Mittel der Unterwanderung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung und als Markstein auf dem Weg zum Sozialismus propagiert. Die Volkshäuser waren ein Teil der auf Gemeinnützigkeit basierenden sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Unternehmensfamilie, zu denen neben den Konsum- und Baugenossenschaften auch die Arbeiterbank sowie Produktionsbetriebe wie die Büropa oder die Lindcar-Fahrradwerke zählten. Konkret dienten viele Volkshäuser 180 Konferenz der Arbeitsgemeinschaft (Sept. 1927), S. 505. 181 Vgl. Volkshaus Meerane, in  : Meeraner Zeitung, 5. bis 7. Juli 1930 [o. S., o. V.]. 182 Der Begriff des Zukunftsstaats geht auf eine Reichstagsrede August Bebels mit dem Titel »Zukunftsstaat und Sozialdemokratie« vom 3. Februar 1893 zurück, vgl. Kuhn, Deutsche Arbeiterbewegung, S. 304–307. 183 Zschätzsch, Bruno  : Stätten sozialistischer Kultur, in  : Urania 1925/26, Nr. 7, S. 214–216  ; Stätten sozialistischer Kultur, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1. Jg., Nr. 4, 1926, S. 5 [o. V.]  ; Odenthal, Gewerkschafts- und Volkshäuser  ; Die Gewerkschafts- und Volkshäuser und die freigewerkschaftlichen Organisationen, in  : Schwäbische Gewerkschafts-Zeitung, Nr. 17, 12. Juni 1930 [o. S., o. V.].

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der Sicherung des Organisationsvermögens. Darüber hinaus sollten die Mitglieder von den günstigen Preisen profitierten und dabei die Gewissheit haben, dass ihre Ausgaben der Bewegung zugute kamen. Mancherorts, etwa in Mörfelden, gestaltete man den Volkshausbetrieb ganz bewusst so, dass »keine übermäßigen Gewinne erzielt« würden  ; der Reingewinn sollte lediglich zur Unterhaltung und zum weiteren Ausbau verwendet werden.184 Die Hoffnung, durch die gemeinwirtschaftlichen Betriebe den Beweis liefern zu können, dass auch ein ohne Gewinnstreben geführtes Unternehmen mit besseren und billigeren Produkten und Dienstleistungen marktfähig war, konnte durch die Volkshaus­ betriebe allerdings nicht erfüllt werden. Die wichtigste Einnahmequelle der Volkshäuser waren ihre gastronomischen Einrichtungen, deren Größe und Leistungsfähigkeit stark variierte. Neben dem klassischen Wirtshausbetrieb, dessen Geschäft, abgesehen von wenigen Gehilfen, in den Händen eines Wirtes lag, gab es Volkshäuser, die ihrem Charakter nach zu den mittleren Unternehmen zählten. Eines der größten Gewerkschaftshäuser wie das in Hamburg beschäftigte neben einer dreiköpfigen Geschäftsleitung und vier Büroangestellten an die hundert weitere Personen, darunter ­Küchen- und Servicepersonal, Schlosser, Elektriker, Tischler, Klempner und Hilfsarbeiter, um den Betrieb des Hauses aufrechtzuerhalten.185 An konkreten Einnahmequellen bot sich für die Volkshausverwaltungen neben den Einnahmen aus der Saal- und Bürovermietung die Einrichtung von Läden an. Tatsächlich entfalteten nur die wenigsten Häuser gewinnbringende unternehmerische Aktivitäten, die über die üblichen Einnahmequellen aus dem Gastronomiebetrieb und der Vermietung von Räumen hinausgingen.186 Beachtliche Umsatzzahlen in Millionenhöhe wie die des Leipziger Volkshauses waren unter den Volkshäusern die Ausnahme.187 Trotz aller Bemühungen um unternehmerisches Wirtschaften waren die meisten Volkshäuser von Zuschüssen abhängig. Mancher Konkurs konnte nur durch dauerhafte Subventionierung, Kredite der Arbeiterbank oder Hypotheken der Volksfürsorge verhindert werden.188 Offenbar waren die hohen Ansprüche 184 Ergänzung des Statuts der Vereinigung zur Errichtung eines Arbeitervereinshauses e.  V. Mörfelden, 31.  April 1930, zit. nach Das Mörfelder Volkshaus. »…als Bauherren die Bauleute  !«, bearb. von Rudi Hechler, hrsg. von der Deutschen Kommunistischen Partei, Mörfelden-Walldorf, Mörfelden 2007, S. 4. 185 Vgl. 25 Jahre Gewerkschaftshaus Hamburg, in  : Das Gewerkschaftshaus, 7. Jg., Nr. 2, Februar 1932, S. 10 [o. V.]. 186 An einigen wenigen Orten waren zur Kapitalbeschaffung volkshauseigene Sparkassen geschaffen worden, beispielsweise in Leipzig, Forst und Liegnitz. Zur Volkshaus-Sparkasse Forst vgl. BArch Berlin, R 1501/10631  ; zur Volkshaus-Sparkasse Leipzig vgl. Wicklein, Karl  : 25 Jahre Volkshaus Leipzig, in  : Trotz Alledem  !, S. 23–81, hier S. 76. 187 Zahl von 2 Millionen genannt bei Odenthal, Karl  : Gewerkschaftshäuser (Freie Gewerkschaften), in  : Internationales Handwörterbuch des Gewerkschaftswesens. Abe–Koalition, hrsg. von Ludwig Heyde, 1. Bd., Berlin 1931, S. 669–677, hier S. 675. 188 Vgl. Hirche, Kurt  : Die Wirtschaftsunternehmen der Gewerkschaften, Düsseldorf/Wien 1966, S. 53  ; z. B. wurde in Köln 1908 zur Subventionierung des Volkshauses ein einheitlicher Kartellbeitrag von zwei Mark

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und Erwartungen der Nutzer, die bei vorbildlichen Arbeitsbedingungen und Löhnen zugleich geringe Preise und hervorragende Qualität erwarteten, letztlich nicht mit dem Prinzip der Gewinnorientierung zu vereinbaren.189 Bruno Zschätzsch, Herausgeber der Zeitschrift »Die Gemeinwirtschaft«, stellte 1926 in verhaltenem Optimismus fest  : »In dem Kräftespiel von der Rentabilität und der Betonung sozialistischer Kulturnotwendigkeiten muss eben der Volkshaustyp überhaupt erst entstehen.«190 Tatsächlich waren allein schon die Betriebskosten für Säle und Herbergen so hoch, dass an eine Rentabilität der Häuser kaum zu denken war. Neben den Ausgaben für Instandhaltung und Modernisierung der stark frequentierten Räume belastete zusätzlich die ab 1924 geltende Hauszinssteuer die Trägergesellschaften.191 Wie bereits angedeutet, litten die Volkshäuser aber vor allem unter einem grundlegenden Problem  : dem mangelnden Interesse seitens der Arbeiter selbst  : »Es ist leider eine unbestreitbare Tatsache, dass an den meisten Plätzen, wo Gewerkschaftshäuser sich befinden, diese seitens der organisierten Arbeiterschaft nicht diejenige Würdigung und Unterstützung finden, auf die sie Anspruch zu machen berechtigt und angewiesen sind.«192 Es existiert kaum ein Rechenschaftsbericht eines Volkshausunternehmens, in dem nicht über schlecht frequentierte Gaststätten oder mäßig gebuchte Versammlungsräume geklagt wird.193 In den Berichten der Ortskartelle wiederholten sich Jahr um Jahr

pro Mitglied pro Jahr festgelegt  ; vgl. achter Bericht des Arbeiter-Sekretariats und des Kartells der freien Gewerkschaften in Köln a. Rh., erstattet für das Geschäftsjahr 1908, hrsg. vom Kartell der freien Gewerkschaften in Köln a. Rh., Köln 1909, S. 57  ; vgl. auch Chevallerie, Otto de la  : Die Gewerkschaften als Unternehmer. Eine Übersicht über die hauptsächlichen wirtschaftlichen Unternehmungen der Gewerkschaften im Deutschen Reiche, 3. Auflage, Berlin 1930, S. 18. 189 »Die Arbeiterschaft erwartet von den eigenen Einrichtungen alles billiger und besser, bei vorbildlichen Arbeitsbedingungen. Unsere Betriebe sind aber keine Wirtschaftsinseln.«, Karl Odenthal zit. nach Konferenz der Arbeitsgemeinschaft (Sept. 1927), S. 505  ; vgl. auch Domansky, Zukunftsstaat, S. 382. 190 Zschätzsch, Stätten, S. 215. 191 Zum Beispiel ist für Bremen dokumentiert, dass der »geradezu riesige Verkehr der Gewerkschaftsbüros« zu einer starken Abnutzung der Gebäude führte, so dass »fortlaufend wirklich erschreckende Summen zur Ausbesserung und Instandhaltung« aufgewendet werden mussten. Vgl. Jahresbericht für [1906 bis 1913], hrsg. vom Arbeiter-Sekretariat Bremen, Bremen [1907 bis 1914], hier für 1912 [1913], S. 36. 192 Die Gewerkschafts- und Volkshäuser. 193 Von den vielen Klagen über den mangelnden Zuspruch der Mitglieder gegenüber den Volkshäusern seien hier stellvertretend nur zwei – nämlich aus Kiel und Dortmund – wiedergegeben  : »Der Verkehr im Hause von Seiten der Gewerkschaftsgenossen lässt sehr zu wünschen übrig.«, vgl. Das Gewerkschaftsleben in Kiel im Jahre 1920, Bericht über das Jahr 1920, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Kiel, Kiel 1921, S. 53 f.; wortgleich wurde 1929 aus Darmstadt berichtet, wo man außerdem klagte  : »Die Arbeiterschaft beider Orte [Darmstadt und Arheilgen] ist sich noch immer nicht bewusst, dass ihr Platz nur in denen für sie und durch ihre eigene Kraft geschaffenen Eigenheime sein kann.«, vgl. Jahresbericht 1928, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Bezirks-Gewerkschaftskartell und Arbeiter-Sekretariat Darmstadt, Darmstadt [1929], S. 9.

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die Appelle194  : »Arbeiter und Arbeiterinnen, benutzt, was euer ist  !«195 Diesen Quellen zufolge blieb ein nicht geringer Teil der organisierten Arbeiter den Versammlungen und Bildungsveranstaltungen im Volkshaus fern und zog es vor, das Feierabendbier in der angestammten Eckkneipe zu konsumieren.196 Doch auch die Vereine und Verbände sträubten sich häufig, ihre regelmäßigen Treffen im Gewerkschaftshaus abzuhalten, weil sie ihren Stammwirten die Treue halten wollten. Um einer solchen Entwicklung vorzubeugen, verabschiedeten 1910 in Dessau die Vorstände des Konsumvereins, der Arbeiterdruckerei, des Volkshaussparvereins, der Volkshausbaugenossenschaft, des Gewerkschaftskartells, der Gewerkschaften und des Sozialdemokratischen Vereins eine gemeinsame Resolution, wonach alle Arbeitervereine dazu verpflichtet wurden, ihre Veranstaltungen im neu geschaffenen Volkshaus abzuhalten, größere Kongresse, Veranstaltungen und Feste nach Dessau zu holen und unter ihren Mitgliedern darauf hinzuwirken, dass sie auch privat vornehmlich das Volkshaus besuchten.197 Die Gründe für das vielfach belegte Desinteresse oder gar eine ablehnende Haltung der Arbeiter gegenüber den Volkshausgaststätten dürften ebenso banal wie schwer zu beeinflussen gewesen sein, wie das Ergebnis einer Umfrage der Verwaltung des Metallarbeiterheims in Bielefeld aus dem Jahr 1908 vermuten lässt  : »Dem einen ist es zu abgelegen, obwohl es nur 10 m von der Hauptverkehrsstraße liegt, dem anderen passt der Wirt nicht, der dritte will größere Gläser haben usw.«198 Über das Berliner Gewerkschaftshaus berichtet beispielsweise Johannes Sassenbach, »so richtige Sympathie« hätten die Arbeiter für ihr eigenes Lokal nie gehabt.199 Tatsächlich standen einige großstädtische Volkshäuser vor dem Problem, durch ihre zentrale Lage zugleich weit von 194 Typisch für viele nachfolgende, sinngemäß gleich lautende Appelle war die Aufforderung des Stuttgarter Gewerkschaftshausverwalters Leonhard Krafft im Jahr 1902  : »Es muss jedes Mitglied durch Besuch und Empfehlung sein Bestes zur Unterstützung des Gewerkschaftshauses beitragen […,] damit die Schuldenlast, die der Zukauf und die Erweiterung des Hauses mit sich gebracht haben, abgetragen werden kann. […] Das Stuttgarter Gewerkschaftshaus verdankt sein Entstehen nicht etwa der Idee oder dem Wohlwollen Einzelner […] [es ist] echte Frucht und Beweis des Erfolges praktisch betätigter Solidarität und es muss deshalb auch jedes Mitglied bereit sein, sein Möglichstes zu tun, um dies Unternehmen der Vereinigten Gewerkschaften Stuttgarts in seinem heutigen Umfang und Ansehen zu erhalten, zu vervollkommnen und zu weiterem Aufblühen mit beizuhelfen.«, Rechnungs-Abschluß des Gewerkschaftshauses pro 30. Juni 1902, hrsg. vom Verein Stuttgarter Gewerkschaftshaus, Stuttgart 1902 [o. S.]. 195 Vgl. auch den Artikel über das Gewerkschaftshaus in Plauen  : Benutzt, was euer ist  !, in  : Volkszeitung für das Vogtland, Nr. 3, 3. Januar 1921 [o. S., o. V.]. 196 »Wenn man beobachtet, in welchen elenden Nordhäuserbuden die Arbeiter – oft mit ihren Familien  ! – sitzen, dann möchte man sagen  : Sie sind es nicht wert, ein solches Haus wie den ›Schillergarten‹ zu besitzen  !«, zit. nach ebd. 197 Bericht über das [1. bis 8.] Geschäftsjahr [1906 bis 1913], hier 5/1910 [1991], S. 31 f. 198 Geschäftsbericht für das Jahr 1908, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Bielefeld, Bielefeld 1909, abgedr. in  : Sammelband von Geschäfts-Berichten, 1907–1914, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Stuttgart [1928], S. 448. 199 Vgl. Sassenbach, Johannes  : Erinnerungen, BArch Berlin, SAPMO SgY 30-1118, S. 38.

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den Arbeiterquartieren und damit von ihrer Klientel entfernt zu sein.200 Unabhängig von diesen materiellen Widrigkeiten beklagten viele Volkshausverwaltungen eine allgemeine Gleichgültigkeit seitens der Arbeiterschaft gegenüber dem Erhalt ihrer eigenen Einrichtungen.201 Dies ist insofern unverständlich, wenn man bedenkt, dass von den einzelnen Arbeitern für die Errichtung der Häuser zum Teil erhebliche Sonderbeiträge geleistet worden waren, oft auch auf freiwilliger Basis.202 Die Rentabilitätsproblematik war Wasser auf die Mühlen derjenigen Kräfte innerhalb der Arbeiterbewegung, die die Schaffung von Volkshäusern sowie generell eine über das nötigste hinausgehende unternehmerische Betätigung ablehnten.203 Vom linksradikalen Lager wurde Grundbesitz als »Pakt mit der bürgerlichen Gesellschaft«204 angesehen, die Nachahmung kapitalistischer Methoden als »Verrat am proletarischen Gedanken«205. Während die Gegner der Volkshäuser eine finanzielle und personelle Schwächung der Bewegung befürchteten, sahen die Befürworter den verbandseigenen Grundbesitz als »steinerne Sparkassen«206 an. Neben einer soliden Finanzierungsbasis lag der Erfolg oder Misserfolg eines Volkshausbetriebs oft in den Händen der Verwaltung. Die Bewirtschaftung der Häuser in eigener Regie wurde schon aus ideellen Gründen meist als beste Lösung angesehen, auch wenn sich herausstellte, dass bei solchen Betrieben nur in wenigen Ausnahmefällen Gewinn zu machen war.207 Generell bestand die Schwierigkeit darin, für die Verwaltung eine Kompromisslösung zu finden, die sowohl den Idealen einer kollektiven Trägerschaft mit demokratischen Entscheidungswegen als auch dem Bedürfnis nach zweckmäßigen und ökonomisch sinnvollen Betriebsstrukturen Rechnung tragen würde  : »Überschüsse könnten nur erzielt werden, wenn man es mit dem demokratischen Prinzip nicht gar zu weit treibe, sondern etwas Autokratie einfließen lasse.«208 Oder wie Ignaz Auer diese 200 Karl Odenthal, Geschäftsführer des Hamburger Gewerkschaftshauses, machte 1931 den Vorschlag, in den großen Städten eine Verwaltungszentrale mit »ganz großen Versammlungssälen« beizubehalten und diese durch dezentrale Zweigbetriebe mit kleineren Versammlungsräumen und Wirtschaftsbetrieben zu ergänzen  ; vgl. Odenthal, Gewerkschaftshäuser (Freie Gewerkschaften), S. 676. 201 Vgl. die Ausführungen von Karl Odenthal in  : Konferenz der Arbeitsgemeinschaft (Sept. 1927)  ; s. auch Gewerkschafts- und Volkshäuser [o. S., o. V.]. 202 Odenthal, Gewerkschaftshäuser (Freie Gewerkschaften), S. 671  ; Häupel, Beate  : Das Vermögen der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Aufbau, Enteignung und Wiedergutmachung, in  : Frau. Macht. Zukunft, Festschrift für Inge Wettig-Danielmeier, hrsg. von Helga Grebing, Marburg 2001, S. 359–374, hier S. 360. 203 Heftige Widerstände gegen den Erwerb bzw. Bau eines Gewerkschaftshauses gab es z. B. in Hamburg, s. Domansky, Zukunftsstaat, S. 377–379. 204 E., F.: Die Berliner Partei- und Gewerkschaftsbauten, in  : Volk und Zeit, 6. Jg., 1924, Nr. 24 [o. S.]. 205 Chevallerie, Gewerkschaften als Unternehmer, S. 12. 206 Vgl. Die Arbeiter in Feld und Wald und ihr Verband, hrsg. vom Deutschen Landarbeiter-Verband, Berlin 1929, S. 11. 207 Protokoll der Konferenz der Vertreter der Gewerkschaftshäuser, S. 9. 208 So der Genosse Wilhelm Knoblauch aus Darmstadt auf der Konferenz der Vertreter der Gewerkschaftshäuser 1909 in Berlin, s. ebd., S. 11.

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Problematik im Zusammenhang mit dem Betrieb der Hamburger Parteizeitung auf den Punkt gebracht haben soll  : »Mit Volksversammlungsbeschlüssen lässt sich kein geschäftliches Unternehmen leiten.«209 Es erwies sich als dauerhaftes Problem, geeignete besoldete oder ehrenamtliche Geschäftsführer für die Volkshausverwaltungen zu finden, die sowohl kaufmännische Kompetenz als auch das notwendige Maß an Engagement und Durchsetzungsvermögen mitbrachten. Bei Volkshäusern mit größerem Wirtschaftsbetrieb bot es sich daher an, die Betriebsführung in professionelle Hände zu legen und an einen Wirt zu verpachten.210 Die Überwachung des Geschäftsbetriebs besorgte im Idealfall ein mit Fachleuten aus den eigenen Reihen besetzter Aufsichtsrat, wie er bei der GmbH bis heute ohnehin gesetzlich vorgeschrieben ist. Was die konkrete Ausgestaltung der Betriebe betrifft, so wurden die Verwaltungen seitens der Arbeitsgemeinschaft dazu angehalten, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten um die Einhaltung gewisser Standards zu bemühen. Die Volkshäuser sollten vor allem in hygienischer Hinsicht vorbildliche Einrichtungen sein. Von den Herbergen wurde erwartet, dass sie ordentlich möbliert, sauber und mit Waschgelegenheiten ausgestattet waren. In manchen Häusern standen Desinfektionsapparate zur Verfügung. Überhaupt bemühte man sich soweit möglich um eine zeitgemäße technische Ausstattung, etwa was Heizungs- und Belüftungsanlagen betraf. Doch nicht nur die Gäste, auch das Personal sollte mustergültige Arbeitsbedingungen vorfinden. Dazu gehörten neben trockenen und gut beleuchteten und belüfteten Arbeitsräumen auch Aufenthalts- und Waschräume. Bei den großen Häusern wurde im Allgemeinen darauf geachtet, dass diese Prinzipien schon beim Bau verwirklicht wurden. In mancher Eröffnungsfestschrift wurden neben den üblichen Repräsentationsräumen ganz selbstverständlich auch die Arbeits- und Funktionsräume wie Küchenanlagen und Aborte voller Stolz präsentiert. Ob tatsächlich jedes Haus diese hohen Ansprüche erfüllte, darf jedoch bezweifelt werden. Was die Besucher der Volkshäuser in jedem Fall erwarten durften, waren günstige Preise für Speisen, Getränke und Übernachtungen. Eine wichtige Maxime war der Verzicht auf den in herkömmlichen Lokalen üblichen Verzehrzwang. Räume und Säle soll209 Zit. nach Geschäftsbericht für das Jahr 1903, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1904, S. 106. Die Äußerung stammt vermutlich aus der Zeit der Auseinandersetzungen um die sozialdemokratische Tageszeitung »Hamburger Echo«, die ab dem 1. Januar 1891 als Organ der Gesamtpartei erschien und auf den Parteivorstand, vertreten durch Ignaz Auer, August Bebel, Karl Hermann Förster und Paul Singer, übertragen worden war. Dies hatte um die Jahreswende 1890/91 zu Auseinandersetzungen mit der Hamburger Parteibasis über die Gewinnbeteiligung geführt, da es die einfachen Parteigenossen gewesen waren, die die Existenz des Unternehmens während der Zeit des Sozialistengesetzes gesichert hatten (Berliner Volkszeitung, 28. Dezember 1890 und 1. Januar 1891). 210 So wurde beispielsweise für das Augsburger Volkshaus der Gastwirt Schlimmer engagiert, welcher zuvor die Münchener Großgaststätten »Mathäser« und »Haus der Landwirte« geführt hatte  ; vgl. Können wir das nicht auch  ? Das neue Volkshaus der freien Gewerkschaften, in  : Neue Augsburger Zeitung, Nr. 207, 8. September 1928, S. 5 [o. V.].

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ten für Versammlungen und Veranstaltungen kostenfrei oder gegen eine geringe Miete zur Verfügung stehen. Grundsätzlich wurde Wert darauf gelegt, den Wareneinkauf bei Konsum- und Produktivgenossenschaften211 sowie den übrigen gewerkschaftlichen Eigenbetrieben zu tätigen. Entsprechendes galt für die Abwicklung der Geldgeschäfte über die Arbeiterbank. Hohe Ansprüche wurden auch an die Ausgestaltung der Lohnund Arbeitsverhältnisse gestellt.212 Eine zeitweise hitzig diskutierte Frage war, ob die Volkshäuser nicht generell auf jeden Alkoholausschank verzichten sollten.213 Der Arbeiter-Abstinentenbund übte immer wieder scharfe Kritik an den Volkshausleitungen und verurteilte es, dass in den Volkshäusern mithilfe der »skrupellosen Reklame des Alkoholkapitals« auch noch zum Alkoholgenuss »animiert« wurde.214 Auch die finanzielle Abhängigkeit vieler Volkshausunternehmen von Brauereien war den Alkoholgegnern verständlicherweise ein Dorn im Auge.215 Tatsächlich gab es einige wenige Gewerkschaftshäuser ohne Gastronomie oder Ausschank, was jedoch eher auf bauliche Beschränkungen oder das Fehlen einer Konzession zurückzuführen gewesen sein dürfte.216 Bei den entscheidenden Stellen traf die Idee eines alkoholfreien Volkshauses schon aus ökonomischen Gründen auf wenig Gegenliebe, so dass Alkoholverbot in den Volkshäusern nicht durchsetzbar war und es nur in einigen Fällen gelang, den Schnaps­ ausschank einzuschränken.217 Also zog das sozialdemokratisch-lebensreformerische 211 Die Zusammenarbeit zwischen den Volkshausverwaltungen und den Konsumgenossenschaften vollzog sich nicht immer konfliktfrei. In den 1920er Jahren hatte sich die Arbeitergemeinschaft beim Zentralverband deutscher Konsumvereine darum bemüht, alle Volkshausbetriebe in die Konsumgenossenschaftsbewegung einzugliedern, was jedoch von konsumgenossenschaftlicher Seite abgelehnt wurde  ; vgl. Konferenz der Arbeitsgemeinschaft (Nov. 1927), S. 4, 12. Offenbar war die Belieferung von Gewerkschaftshäusern durch die Konsumgenossenschaften gegen Ende der 1920er Jahre aus steuerlichen Gründen untersagt  ; vgl. Das Gewerkschaftshaus, 5. Jg., Nr. 11, November 1930, S. 2. 212 Nach vielfältigen Auseinandersetzungen zwischen den Geschäftsführungen und Vertretern des Gastwirtsgehilfen-Verbandes, des Verbands der Hotel-, Restaurant- und Café-Angestellten und des Musikerverbandes wurden in den 1920er Jahren hierzu »Richtlinien für die Regelung der Lohn- und Arbeitsbedingungen des gastwirtschaftlichen Personals in den Volks- und Gewerkschaftshäusern« erarbeitet, in denen eine maximale Arbeitszeit von acht Stunden täglich, die Höhe der Löhne, Urlaubsregelungen und andere Punkte festgelegt waren. 213 Zum Beispiel Handbuch der sozialdemokratischen Parteitage (1910), S. 26 ff. 214 Lösche/Walter, Organisationskultur, S. 531. 215 Volkshäuser – Trinkhäuser, in  : Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., Nr. 1/2, 1927, S. 6 [o. V.]. 216 Ein Beispiel ist das zweite Fürther Gewerkschaftshaus, wo man zufrieden feststellte, dass die »Versammlungen, Sitzungen und Vorträge ohne Verabreichung von Alkohol leidenschaftsloser, ohne Störung und von kürzerer Dauer« waren  ; vgl. [Dritter bis achter] Jahresbericht für [1907 bis 1912] nebst Bericht des Gewerkschaftskartells, hrsg. vom Arbeitersekretariat Fürth, Fürth [1908 bis 1913], hier achter Jahresbericht für 1912, S. 13. 217 1925 erklärte die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Gewerkschafts- und Volkshäuser zwar ihre Entschlossenheit, den Alkoholmissbrauch zu bekämpfen, lehnte jedoch eine gesetzlich geregelte »Trockenlegung nach amerikanischem Muster« strikt ab  ; vgl. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Gewerkschafts- und Volkshäuser Deutschlands, in  : Gewerkschafts-Zeitung, 35. Jg., Nr. 45, 7. November 1925, S. 647–649, hier S. 649.

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Kulturethos in mancherlei Hinsicht den Kürzeren gegenüber materiellen Zwängen und Interessen.218 Mit Rücksicht auf die Existenzfähigkeit des Geschäftsbetriebs waren der Verwirklichung der vielfach bekundeten Ideale natürliche Grenzen gesetzt, denn ein Volkshaus musste, um konkurrenzfähig zu sein, nach denselben Prinzipien geführt werden wie jedes andere Gastronomieunternehmen. Die Praxis der Geschäftsbetriebe mündete daher zwangsläufig in die schmerzhafte, aber realistische Feststellung  : »Gewerkschaftshäuser sind nicht der Zukunftsstaat«.219

2.5 Schicksal der Volkshäuser nach 1933 Im Laufe der Weimarer Republik wurden die Volks- und Gewerkschaftshäuser zu Symbolen der sozialdemokratischen Bewegung und galten nicht weniger als die Parteihäuser selbst als Zentren des linken politischen Lagers (Abb. 5).220 Schon in den 1920er Jahren und zunehmend ab 1932 wurden sie zu Zielscheiben verbaler und tätlicher Angriffe von rechts (Abb.  6).221 Die Gewalt richtete sich auch gegen andere Einrichtungen der sozialdemokratischen Bewegung, auf Verlagshäuser, Genossenschaftsgebäude und Turnhallen. Spätestens seit dem 10. Juli 1932, als bei einem Überfall von SA und SS auf das Gewerkschaftshaus in Eckernförde die Landarbeiter Johann Buhs und Hinrich Junge ermordet wurden222, war die Arbeiterbewegung alarmiert. Sie warnte vor einem »Heer von Gespenstern in braunen Hemden«, das im Begriff sei, die Volks- und Gewerkschaftshäuser niederzureißen.223 Durch die Reichstagsbrandverordnung »zum Schutz von Volk und Staat« vom 28. Februar 1933 verschärfte sich die Situation weiter, denn der rechte Terror war damit quasi staatlich sanktioniert. Nun weiteten sich die Aktionen gegen SPD, KPD, Gewerkschaften, Arbeitervereine und andere linke Organisationen zu einer regelrechten Verhaftungs- und Beschlagnahmewelle aus, die nach den Reichstagwahlen vom 5. März 1933 und der Gleichschaltung der Länder einen ersten 218 Siehe hierzu auch de Michelis, Maison du peuple, S. 79. 219 Genosse Bunzel aus Liegnitz auf der Konferenz der Vertreter der Gewerkschaftshäuser 1909 in Berlin, s. Protokoll der Konferenz der Vertreter der Gewerkschaftshäuser, S. 17. 220 Zur Identifikation von Ort und Partei vgl. auch Kössler, Till  : Die Parteizentrale, in  : Orte der Moderne. Erfahrungswelten des 19. und 20. Jahrhunderts, hrsg. von Alexandra Geisthövel u.a., Frankfurt am Main u.a. 2005, S. 99–108. 221 Zum Beispiel am 12. August 1928 überfielen Nationalsozialisten das Gewerkschaftshaus in Lehrte  ; vgl. Hitler-Krawall in Lehrte, in  : Vorwärts, 45. Jg., Nr. 381, 14. August 1928, Abendausgabe [o. S., o.V.]. 222 Eine genauere Schilderung der Ereignisse des 10.  Juli 1932 bei Schunck, Karl-Werner  : Der Sturm auf das Gewerkschaftshaus in Eckernförde. Wie die Nazis die Landarbeiter Buhs und Junge ermordeten, in  : Hamer, Kurt, Karl-Werner Schunck und Rolf Schwarz, Vergessen + verdrängt. Eine andere Heimatgeschichte. Arbeiterbewegung in den Kreisen Rendsburg und Eckernförde, Eckernförde 1984, S. 104–110. 223 Sozialdemokratischer Pressedienst, 11. Juli 1932, http://library.fes.de/spdpdalt/19320711.pdf (Abruf am 29. März 2014).

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Höhepunkt erreichte.224 Wenn die Übergriffe zuvor noch den Charakter von Einzelaktionen hatten, steigerten sie sich nun zu systematischem Terror. Die zur Hilfspolizei erhobene SA und SS durchsuchten und plünderten zusammen mit Polizeikräften im ganzen Reich Volkshäuser und andere Einrichtungen der Arbeiterbewegung.225 Auch vor Misshandlung und Mord wurde nicht zurückgeschreckt. Die Übergriffe erfolgten meist unter dem Vorwand, die Veruntreuung von Geldern aufzudecken oder illegale Waffenlager auszuheben. Hilferufe aus über 160 Orten gingen in der Berliner ADGBZentrale ein. An vielen Orten waren Angehörige des Reichsbanners zur Bewachung der Volkshäuser eingesetzt worden, diese konnten die gewalttätigen Übergriffe jedoch kaum verhindern. Ohne Erfolg blieben auch die Brandbriefe, mit denen sich der Bundesvorstand des ADGB im März und April 1933 an den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und die Reichsminister Wilhelm Frick und Hermann Göring gewandt h ­ atte.226 Mit der reichsweiten Besetzung der Gewerkschaftshäuser am 2.  Mai 1933 wurde die von den Nationalsozialisten wochenlang vorbereitete Zerschlagung der Arbeiterbewegung zu einem öffentlichkeitswirksamen Abschluss gebracht. Schätzungsweise zwei Drittel der Volkshäuser waren zuvor bereits »wild« besetzt worden (Abb. 7, s. auch Abb. 219).227 Die »Gleichschaltungsaktion gegen die Freien Gewerkschaften« war von langer Hand geplant. Joseph Goebbels, seit 1930 Reichspropagandaleiter der NSDAP, hatte schon am 17. April 1933 in seinem Tagebuch notiert  : »Den 1. Mai werden wir zu einer Demonstration deutschen Volkswillens gestalten. Am 2.  Mai werden dann die Gewerkschaftshäuser besetzt.«228 In den Tagen vor dem 2.  Mai hatten die hilflosen »Anpassungs- und Unterwerfungsgesten«229 des ADGB einen Höhepunkt erreicht  : 224 Einen Eindruck von der Häufung und dem Ausmaß der Angriffe gibt der Sozialdemokratische Pressedienst der Monate Januar bis April 1933  ; vgl. http://library.fes.de/cgi-bin/populo/spdpdalt.pl  ?t_jahr&f_ JAH=1933 (Abruf am 29. März 2014)  ; ebenso anschaulich wie repräsentativ ist die Dokumentation der regionalen Ereignisse in Nordrhein-Westfalen von Scheibe, Dietrich und Margit Wiegold-Bovermann  : »Morgen werden wir die Gewerkschaftshäuser besetzen.« Die Zerschlagung der Gewerkschaften in Rheinland-Westfalen-Lippe am 2. Mai 1933, Essen 2003. 225 Skrzypczak, Henryk  : Das Ende der Gewerkschaften, in  : Die nationalsozialistische Machtergreifung, hrsg. von Wolfgang Michalka, Paderborn u.a. 1984, S. 97–110. 226 Abgedr. in  : Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …«, S. 120–136. 227 Einige der im Laufe des März besetzten und geschlossenen Gewerkschaftshäuser in Bayern und Sachsen wurden per Anordnung vom 8. April 1933 kurzfristig wieder freigegeben, die Wiederaufnahme der regulären Gewerkschaftsarbeit wurde aber durch harte Auflagen unmöglich gemacht. Nach Materialien des ADGB sind bis zum 25. März 1933 in 45 Städten Gewerkschaftseinrichtungen entweder von SA- und SS-Leuten oder von der Polizei besetzt worden  ; vgl. Schneider, Michael  : Unterm Hakenkreuz. Arbeiter und Arbeiterbewegung 1933 bis 1939, Bonn 1999, S. 64, 89. 228 Zit. nach Chronologie der Machtübertragung 1933. Was geschah in Niedersachsen, Bremen, SachsenAnhalt  ?, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund Niedersachsen [o. O., o. J.], S. 18 (veröffentlicht als PDF-Datei auf http://niedersachsen-bremen-sachsenanhalt.dgb.de/-/KoV [Abruf am 27. März 2014]). 229 Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …«, S. 51 u. S. 61.

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Die Mitglieder der freien Gewerkschaften waren zur Teilnahme an dem nationalsozialistischen Propagandaspektakel zum 1.  Mai aufgerufen worden.230 Im Anschluss an den »Tag der deutschen Arbeit«, mit dem sich die NSDAP als »Heilsbringerin« eines »wahren« Sozialismus inszenierte, wurden die demoralisierten und paralysierten Arbeiterfunktionäre abgesetzt und die sozialdemokratischen Organisationen gleichgeschaltet. Schon am 21. April 1933 hatte die Reichsleitung der NSDAP alle Gauleitungen per Rundschreiben über den Ablauf der Besetzungsaktion informiert, die sich auf alle wichtigen Gebäude des ADGB, der Einzelgewerkschaften, der SPD und anderer Organisationen der Arbeiterbewegung erstrecken sollte.231 Das Anfang April eingerichtete »Aktionskomitee zum Schutz der deutschen Arbeit« mit Robert Ley, dem Reichsorganisationsleiter der NSDAP, an der Spitze koordinierte und überwachte die Aktion, die planmäßig um zehn Uhr im gesamten Reich durchgeführt wurde.232 Allein im Duisburger Stadtgebiet marschierten bewaffnete SA- und SS-Mannschaften bei 20 verschiedenen Geschäftsstellen der Arbeiterbewegung auf. Sie drangen überfallartig in die Gebäude ein, nahmen die anwesenden Verbandsvorsitzenden, Bezirkssekretäre und Parteifunktionäre in »Schutzhaft« und ersetzten sie durch Kommissare der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO).233 Im Zuge der Beschlagnahme wurde auf den Gebäuden die Hakenkreuzfahne gehisst. An manchen Fassaden wurden improvisierte Transparente mit der Aufschrift »SA-Heim« oder »SSKaserne« angebracht. Die meisten Belegschaftsmitglieder der Volkshäuser wurden, sofern sie nicht ohnehin verhaftet worden waren, auf der Stelle entlassen. Inventar wurde demoliert und auf die Straße geworfen, Dokumente, Schriften, Bücher und Fahnen fortgeschafft und stellenweise öffentlich verbrannt.234 Zum Teil stießen die Besatzer auf Gegenwehr. In Wurzen verteidigten Arbeiter mit Gewehren und Handgranaten das örtliche Gewerkschaftshaus.235 In Dresden traten Arbeiter aus Protest gegen die

230 Siehe Gewerkschafts-Zeitung, 1. Jg., 22. April 1933, S. 241. 231 Oberste Leitung der Politischen Organisation der NSDAP, Stabsleiter Dr. Robert Ley  : Rundschreiben Nr. 6/33 vom 21. April 1933, abgedr. in  : Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …«, S. 167 f. Wie aus einem Tagebucheintrag Goebbels’ vom 17. April 1933 hervorgeht, hatte Hitler den Beschluss zur Besetzung der Häuser am 2. Mai schon am 16. April getroffen. 232 Die Beschlagnahmeaktion am 2. Mai 1933 betraf auch die Häuser der nichtsozialistischen Gewerkschaften. Einige der von Arbeiterkulturvereinen getragenen Volkshäuser wurden hingegen erst nach dem offiziellen Verbot der SPD am 22. Juni 1933 beschlagnahmt. 233 Tatort Duisburg 1933–1945. Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus, 2 Bde., hrsg. von Rudolf Tappe und Manfred Tietz, Essen 1989. 234 Vgl. Brunner, Detlev  : 2. Mai 1933 – Der Sturm auf die Gewerkschaftshäuser und das Schicksal der Gewerkschaftsbibliotheken, in  : Verbrannt, geraubt, gerettet  ! Bücherverbrennungen in Deutschland, hrsg. von der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2003, S. 23–30. 235 100 Jahre ATSV »Frisch Auf« Wurzen 1898 bis 1998, hrsg. vom Arbeiter-Turn- und Sportverein »Frisch Auf« Wurzen, Wurzen 1998.

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Volkshausplünderung in Streik.236 Mancherorts kam es zu Demütigungen, Misshandlungen oder gar Mord. Viele der Arbeiterführer wurden in improvisierte Gefangenenlager für politische Schutzhäftlinge verschleppt. Auch in einigen Volkshäusern wurden solche frühen Konzentrationslager eingerichtet, z. B. in Reichenbach im Vogtland (Abb. 8).237 Besonders brutal gingen SA und SS in Duisburg vor, wo die Gewerkschafter Johann Schlösser, Julius Birck, Michael Rodenstock und Emil Rentmeister im Keller des Metallarbeiterverbandshauses ermordet wurden.238 In Weinheim nahm sich der Geschäftsführer des Lederarbeiter-Verbandes Michael Jeck während der Besetzung des Volkshauses auf dem Dachboden das Leben.239 Die Tageszeitungen und Propagandablätter berichteten tags darauf über den »reibungslosen« Ablauf der »Säuberungsaktion« und stilisierten das Ereignis zu einem historischen Akt der Befreiung.240 Nach der geltenden Gesetzeslage stellten die Übergriffe seitens SA und SS Rechtsbrüche dar. Um der teilweise aufkommenden Empörung in der Bevölkerung entgegenzuwirken, wurden an den folgenden Tagen vielerorts »Aufklärungsveranstaltungen« abgehalten, um die Taten zu legitimieren.241 In den gewundenen Rechtfertigungen der nationalsozialistischen Propaganda zeigt sich die Paradoxie des Versuchs, die Ereignisse zugleich als Revolution von unten wie auch als reguläre staatliche Maßnahme darzustellen  : »Die revolutionäre Aktion steht also auf dem legalen Boden geltenden Rechts  ! Ein völliges Novum in der Geschichte revolutionärer Zugriffe  ! Und noch nie in der Geschichte hat eine revolutionäre Aktion derart riesigen Ausmaßes mit so schlagartiger Wucht unter völliger Überraschung der Gegner derart fehlerlos geklappt wie diese  !«242

Dass es in den meisten Fällen nicht zu Gewaltexzessen kam, dürfte jedoch nicht der vorgeblichen Disziplin der Besatzertrupps geschuldet gewesen sein. Vielmehr war es im 236 Kuba, Karlheinz  : Das Lehrstück von der großen Kapitulation und ihrer Überwindung. Eine Dokumentation zur Geschichte der Gewerkschaften, Berlin 1983 (Typoskript), BArch Berlin, SAPMO DY 34/27135. 237 In Berlin-Charlottenburg, Roßlau, Planitz, Reichenbach, Glauchau, Hainichen, Halberstadt (Schutzhaftlager), vgl. Drobisch, Klaus und Günther Wieland  : System der NS-Konzentrationslager 1933–1939, Berlin 1993. 238 Vgl. Die »Gleichschaltung« der Gewerkschaften. Die Ereignisse um den 2. Mai 1933 in Duisburg. Berichte und Dokumente, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund Kreis Duisburg, Duisburg 1983, S. 23 f. 239 Vgl. Bräunche, Ernst Otto u.a.: Die Stadt Weinheim zwischen 1933 und 1945, hrsg. im Auftrag der Stadt Weinheim, Weinheim 2000, S. 21. 240 Vgl. hierzu auch Krüger, Oskar  : 2. Mai 1933. Die Befreiung des deutschen Arbeiters. Ein Rechenschaftsbericht der NSBO, München 1934. 241 Vgl. Anzeige für die NSBO-Veranstaltung »Warum wurden die Gewerkschaftshäuser besetzt und die Führer in Schutzhaft genommen  ?«, in  : Westfälische Neueste Nachrichten, 3. Mai 1933 [o. S.]. 242 Der 2. Mai 1933. Der Zugriff der NSBO. Ein Rechenschaftsbericht, in  : Arbeitertum, 4. Jg., Folge 3, 1. Mai 1934, S. 8–10, hier S. 10.

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Sinne der NSDAP-Führung, den Organisationsapparat und das Vermögen der Gewerkschaften möglichst unbeschädigt zu übernehmen, ohne dabei den Zorn innerhalb der Arbeiterschaft noch weiter zu schüren.243 Das Aktionskomitee hatte schriftlich dazu angewiesen, »dass dem Arbeiter und Angestellten das Gefühl gegeben wird, dass diese Aktion sich nicht gegen ihn, sondern gegen ein überaltertes und mit den Interessen der deutschen Nation nicht übereinstimmendes System richtet«.244 Beschlagnahme zugunsten der Deutschen Arbeitsfront

Nach der Besetzung der »marxistischen Brutstätten«245 begann auf Veranlassung des Preußischen Justizministeriums am 9.  Mai 1933 die Beschlagnahme des gesamten Vermögens des ADGB, der freien Gewerkschaften, des AfA-Bundes, der SPD und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Um die Öffentlichkeit über die Rechtswidrigkeit dieses Vorgehens zu täuschen, wurde ein »Ermittlungsverfahren wegen Untreue« gegen den ADGB-Vorsitzenden Theodor Leipart »und Genossen« eingeleitet.246 Mit dem »Gesetz über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens« vom 14. Juli 1933 wurde die Beschlagnahme nachträglich auch legitimiert.247 Das Vermögen der SPD und ihrer Vorfeldorganisationen ging auf den Preußischen Staat bzw. die nicht-preußischen Landesbehörden über.248 Die Grundstücke wurden in der Regel im Grundbuch auf den Namen des Reiches umgeschrieben  ; beschlagnahmte Unternehmen wurden aus dem Handelregister gelöscht und Vereine, Genossenschaften und Verbände aufgelöst. Den größten Gewinn aus der Beschlagnahmeaktion zog neben dem Staat die aus dem Aktionskomitee hervorgegangene Deutsche Arbeitsfront (DAF). Deren Leiter Robert Ley war zum »Pfleger« und Treuhänder der gewerkschaftlichen Vermögenswerte bestimmt worden, was einer Übertragung auf die DAF gleichkam.249 243 Kampflose Kapitulation. Arbeiterbewegung 1933, hrsg. von Manfred Scharrer, Reinbek bei Hamburg 1984, S. 74. 244 So der Wortlaut eines Rundschreibens des Aktionskomitees, zit. nach  : Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …«, S. 168. 245 Ein neues Heim der DAF-Kreiswaltung Glauchau, in  : Der Deutsche, 14. Jg., Nr. 267, 15. November 1934 [o. S., o. V.]. 246 Vgl. Dappner, Beate und Hans-Peter Rouette  : Zum Ermittlungsverfahren gegen Leipart und Genossen wegen Untreue vom 9. Mai 1933, in  : Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 20. Jg., 1984, Nr. 4, S. 509–535  ; Grahn, Gerlinde  : Die Enteignung des Vermögens der Arbeiterbewegung 1933–1945, in  : 1999. Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, 12. Jg., 1997, Nr. 3, S. 13–38, hier S. 16 f. 247 Vgl. Grahn, Enteignung, S. 18. 248 Vgl. ebd., S. 29. 249 Das Vermögen der Konsumgenossenschaftsbewegung, die organisatorisch nicht zerschlagen, sondern gleichgeschaltet wurde, wurde ab 1941 in das Gemeinschaftswerk der DAF eingegliedert. Die Eingliederung erfolgte per »Einweisung«, ähnlich wie es bei den Gewerkschaften der Fall war  ; vgl. Korf, Jan-Fre-

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Der Beschlagnahmevorgang hatte nicht nur »ungeheure Erbitterung in den betroffenen Arbeiterkreisen«, sondern auch Unmut bei den Schuldnern der Volkshausunternehmen ausgelöst.250 Dies wurde als kontraproduktiv für die ideologische »Eroberung« der knapp vier Millionen ehemaligen Gewerkschaftsmitglieder erkannt, so dass die NS-Führung ab 1935 bemüht war, eine weitere gesetzliche Regelung herbeizuführen. Nach mehrjährigen legislativen Beratungen wurde am 9. Dezember 1937 das »Gesetz über die Gewährung von Entschädigungen bei der Einziehung oder dem Übergang von Vermögen«251 verabschiedet. Mit diesem Gesetz wurde die DAF rückwirkend in das Vermögen der Volkshaus-Trägergesellschaften »eingewiesen« und diese damit aufgelöst. Die DAF wurde zum neuen Rechts- und Vermögensträger, ohne jedoch die Rechtsnachfolge und die damit verbundene Verpflichtung zur Übernahme der Verbindlichkeiten anzutreten.252 Das übernommene Gewerkschaftsvermögen und die zwangsweise Mitgliedschaft aller Arbeitnehmer und Arbeitgeber machten die DAF zur größten und finanzkräftigsten Massenorganisation des »Dritten Reichs«.253 Als »Pseudogewerkschaft« war sie eine der wichtigsten politisch-pädagogischen Vorfeldorganisationen der NSDAP. Eine ihrer Hauptaufgaben war zunächst, das »marxistische Gift« des Klassenkampfes aus der »Seele des Volkes« zu tilgen und durch die nationalsozialistische Idee der »Volksgemeinschaft« zu ersetzen.254 Nicht der Kampf um ökonomische und politische Rechte der Arbeitnehmer, sondern die umfassende ideologische »Betreuung des deutschen Volkes am Arbeitsplatz, beim Feierabend, in der Freizeit, in Heim und Familie« war das derik  : Von der Konsumgenossenschaftsbewegung zum Gemeinschaftswerk der Deutschen Arbeitsfront. Zwischen Gleichschaltung, Widerstand und Anpassung an die Diktatur, Norderstedt 2008, S. 185. 250 Brief des Ministerialrats im Reichsministerium des Inneren Hans Erbe an Reichsminister Wilhelm Frick vom 29. Oktober 1936, Kopie in den Akten der Reichskanzlei und des Reichsjustizministeriums, BArch, R 43 II/715 und R 22/1497, zit. nach Boberach, Heinz  : Die Regelung der Ansprüche von Gewerkschaftlern auf beschlagnahmtes Vermögen durch die Reichsfeststellungsbehörde 1938 bis 1944, in  : Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 25. Jg., 1989, Nr. 2, S. 188–194, hier S. 188. 251 Reichsgesetzblatt, 1937, I, S. 1333. 252 Geregelt wurde dieses Verfahren durch eine Durchführungsverordnung vom 18. März 1938, die vorsah, dass die betroffenen Vermögensträger im Reichsanzeiger zu veröffentlichen waren (vgl. Reichsgesetzblatt, 1938, I, S. 317). Im Reichsanzeiger wurden zwischen 1938 und 1942 die Namen der aufgelösten Volkshaus-Trägergesellschaften abgedruckt (vgl. BArch Berlin, Bestand NS 5 III 86). Innerhalb einer gewissen Frist konnten Gläubiger zu den veröffentlichten Posten Entschädigungsanträge stellen, ohne jedoch einen Rechtsanspruch auf Entschädigung zu haben. Zwischen 1938 und 1944 sind allein das Gewerkschaftsvermögen betreffend etwa 1200 Anträge bei der zuständigen Reichsfeststellungsbehörde eingegangen (vgl. Boberach, Regelung der Ansprüche, S. 189 ff.). 253 Ein Koloss auf tönernen Füßen. Das Gutachten des Wirtschaftsprüfers Karl Eicke über die Deutsche Arbeitsfront vom 31. Juli 1936, hrsg. von Rüdiger Hachtmann, München 2006. 254 Ebd., S. 15  ; Ley, Robert  : Durchbruch der sozialen Ehre. Reden und Gedanken für das schaffende Deutschland, Berlin 1935, S. 9.

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»oberste Arbeitsgesetz« der DAF.255 Zu den zahlreichen Aufgaben der verschiedenen DAF-Unterorganisationen gehörten neben dem Bau von Siedlungen und Volkswohnungen auch der Fabrikbau und dessen künstlerische Ausgestaltung, der Bau von Gemeinschafts- und Kameradschaftshäusern sowie Freizeit- und Urlaubsheimen. Um nach der Übernahme der Volkshäuser den Anschein der Kontinuität zu wahren, wurde erklärt, das Gewerkschaftsvermögen solle auf »ausdrücklichen Willen des Führers« »der arbeitenden Volksgemeinschaft erhalten bleiben«.256 Die DAF-Gliederungen waren angehalten, die Volkshäuser als Dienst- und Versammlungsorte fortzuführen  ; die Aufgabe eines ehemaligen Volkshauses zugunsten eines neuen Standorts bedurfte einer ausdrücklichen Genehmigung aus Berlin. Gleichwohl wurde beschlossen, alle nicht rentablen Objekte so schnell wie möglich abzustoßen,257 so dass nur etwa 60 Volks- und Gewerkschaftshäuser langfristig im Besitz der DAF blieben.258 Die Inbesitznahme der Volkshäuser wurde nicht nur durch Hakenkreuzflaggen und DAF-Symbole verdeutlicht. Zugleich wurden die Volkshäuser konsequent umbenannt, meist in »Haus der deutschen Arbeit« bzw. »der deutschen Arbeitsfront«259 (s. Abb. 194, 239). Eine Reihe von Häusern wurde dem Führer selbst (Niederhaßlau), einem der »Blutzeugen der Bewegung« oder auch einzelnen Parteifunktionären, NSBOLeitern und DAF-Obmännern gewidmet   : Reinhold-Muchow-Haus260 (Bielefeld), Wilhelm-Decker-Haus261 (Bremen), Walter-Schuhmann-Haus262 (Altenburg), Fritz-­ 255 Zit. nach Strauch, Hans  : Vorwort, in  : Die wirtschaftlichen Unternehmungen der Deutschen Arbeitsfront, hrsg. von der Deutschen Arbeitsfront, Zentralstelle für die Finanzwirtschaft, Amt für die wirtschaftlichen Unternehmungen, Berlin 1939, [o. S.]. 256 Abschrift der Anordnung 4/1934 des DAF-Schatzmeisters Brinckmann, Privatarchiv Hans Wagner, Gefrees. 257 Tatsächlich war die DAF in eine gewisse Zahl von Vermögensträgern gar nicht erst eingewiesen worden. Ein weiterer Teil der Häuser war bereits kurz nach der Beschlagnahme wegen Unrentabilität verkauft worden. 258 Der Schatzmeister der DAF, Paul Brinkmann, nannte auf einer Reichstagung der DAF im April 1935 eine Zahl von 143 übernommenen Volks- und Gewerkschaftshäusern  ; vgl. Grahn, Enteignung, S. 30. Im Gutachten des DAF-Wirtschaftsprüfers Karl Eicke aus dem Juli 1936 werden noch »rund 60« beschlagnahmte Gewerkschaftshäuser in treuhänderischer Verwaltung der DAF genannt, die übrigen Häuser waren demnach zu diesem Zeitpunkt bereits veräußert oder an andere Körperschaften abgegeben worden  ; vgl. Ein Koloss, S. 218. 259 Auch  : Haus der Arbeit, Haus der (Deutschen) Arbeitsfront, Haus des deutschen Arbeiters. 260 Reinhold Muchow  : Mitglied des »Geheimen Aktionskomitees zum Schutze der deutschen Arbeit« und Organisationsleiter der Deutschen Arbeitsfront  ; 1933 auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen und danach zu einem der »Blutzeugen der Bewegung« stilisiert. 261 Die Bezeichnung kann sich auf zwei Personen gleichen Namens beziehen  : Wilhelm Decker hieß ein SAMann, der einer NS-Legende zufolge angeblich am 9.  November 1931 durch ein Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold erschossen worden war. Wilhelm »Will« Decker war NSDAP-Politiker und Publizist und ab 1935 Generalarbeitsführer im Reichsarbeitsdienst. 262 Walter Schuhmann  : Ab 1933 Reichsleiter der NSBO.

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Plattner-­Haus263 (Freiburg, Karlsruhe), Maikowski-Haus264 (Charlottenburg), HorstWessel-Haus265 (Detmold, Quedlinburg), Jakob-Sprenger-Haus266 (Hanau) oder Dr.Otto-Hellmuth-Haus267 (Würzburg). In Vilbel (dem heutigen Bad Vilbel) wurde das Volkshaus schlicht zu einem unverfänglichen »Kurhaus« umgemodelt, als das es bis heute fungiert. Die Übernahme der Volkshäuser durch das nationalsozialistische Regime ging mit der Herabsetzung der Leistungen der Arbeiterbewegung einher. Besonders repräsentative Bauten wurden in reißerischen Zeitungsartikeln und Druckschriften als »Bonzenburgen«268 und »Paläste« diffamiert und mussten dazu herhalten, die Gewerkschaftsfunktionäre als korrupte Verschwender von »Arbeitergroschen« zu verunglimpfen.269 Waren die Volkshäuser schlicht und bescheiden, wurden sie als »Ställe« bezeichnet und ihr Zustand als erbärmlich und verwahrlost geschildert.270 Andere Volks- und Gewerkschaftshäuser wurden wegen ihrer Sachlichkeit als »Armeleutearchitektur« verhöhnt.271 In einer als »Rechenschaftsbericht des NSBO« deklarierten Hetzschrift des DAF-Propagandaleiters Oskar Krüger hieß es über den von Bruno Taut entworfenen Berliner Neubau des »Gesamtverbands«  : »Für die ›künstlerische Ausgestaltung‹ des Hauses werden Riesensummen zum Fenster hinausgeworfen  ; es werden nebenher Plastiken angekauft, 263 Fritz Plattner  : Ab 1933 NSBO-Landesobmann für Südwest und Gau-Betriebszellenleiter von Baden bzw. bis 1938 DAF-Gauobmann von Baden. 264 Hans Maikowski  : SA-Mann  ; am 30. Januar 1933 bei einer Straßenschlacht in der Berlin-Charlottenburger Wallstraße ums Leben gekommen, seitdem »Blutzeuge der Bewegung«  ; vgl. Fohsel, Hermann-Josef  : Das Volkshaus der Charlottenburger SPD in der Rosinenstraße 3 (heute Loschmidtstraße 6–8), Berlin 1995, S. 32. 265 Der durch das Horst-Wessel-Lied verewigte SA-Mann Horst Wessel kam ebenfalls unter nicht eindeutige geklärten Umständen gewaltsam ums Leben  ; laut einem Gerichtsurteil und gemäß der Nazi-Propaganda wurde er am 14. Januar 1930 von dem Kommunisten Albrecht Höhler ermordet. 266 Jakob Sprenger  : Ab dem 5.  Mai 1933 Reichsstatthalter des Volksstaates Hessen und Leiter des neuen Gaues Hessen-Nassau. 267 Otto Hellmuth  : NSDAP-Gauleiter und Regierungspräsident von Mainfranken. 268 Am 3.  Mai 1933 berichtete der Lippische Kurier unter der Überschrift »Wieder eine Bonzenburg gestürmt« von der Besetzung des Volkshauses Detmold  ; vgl. Herrmann, Paul-Wolfgang  : Die Anfänge der organisierten Arbeiterbewegung in Detmold, in  : Detmold um 1900. Dokumentation eines stadtgeschichtlichen Projekts, hrsg. von der Stadt Detmold, Bielefeld 2004, S. 285–327, hier S. 636. 269 Zum Beispiel berichtete die gleichgeschaltete Zeitung des Zentralverbandes Christlicher Holzarbeiter Deutschlands im Juli 1933 in einem Hetzartikel unter dem Titel »Wie die Bonzen mit den Arbeitergroschen umgingen« über den Umbau von zwei Etagen im Berliner Holzarbeiter-Verbandshaus  ; vgl. Der Holzarbeiter, 1933, Nr. 29, 22. Juli 1933, abgedr. in  : Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …«, S. 255  ; vgl. auch Speidel, Manfred  : Haus des Deutschen Verkehrsbundes, in  : Bruno Taut 1880–1938 (2001), S. 375/376, hier S. 376. 270 Vgl. den Artikel »Bonzenställe«, National-Zeitung [Essen], 4. Jg., Nr. 123, 6. Mai 1933, zit. nach  : Steinberg, Hans-Josef  : Widerstand und Verfolgung in Essen 1933–1945, Hannover 1969, S. 55. 271 Vgl. Teut, Anna  : Architektur im Dritten Reich 1933–1945, Berlin/Frankfurt am Main/Wien 1967, S. 10.

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für die keine Verwendung ist.«272 Unter den Abbildungen des ADGB-Gebäudes sowie der Verbandshäuser des DMV und des Gesamtverbands stand die empörte Unterschrift  : »Trotz materiellen Niederbruches der Gewerkschaften  – Palastbauten  !«.273 Im Zusammenhang mit dem Metallarbeiterverbandshaus von Erich Mendelsohn wurden minutiös die Preise für die Innenausstattung wiedergegeben, um den verschwenderischen Umgang mit den Verbandsgeldern zu unterstreichen.274 Auch das Honorar für Erich Mendelsohn, den jüdischen Architekten des Neubaus, gab Anlass zu Schmähungen  : »Das Verbandshaus musste selbstverständlich von einem Juden gebaut werden  ; da dieser eine besonders große Liebe zu den Arbeitern hatte, erhielt er an reinem Architektenhonorar die bescheidene Summe von 270 000 Mark, – die Metallarbeiter konnten das ruhig sich und ihren Frauen und Kindern vom Munde absparen, – was hat das den Bonzen und den Juden gekümmert  ?«275

Dem Problem, dass die Gliederungen der Partei in Häuser einzogen, »die so gar nicht dem neuen Geiste entsprechen«, versuchte man durch Umgestaltungsmaßnahmen beizukommen, um »allmählich diesen Häusern auch äußerlich den Geist zu geben, der im Innern herrscht«.276 Es war vorgesehen, in jedem Haus eine »Ehrenhalle« sowie ein Mahnmal für die Toten des Weltkriegs und der Bewegung einzurichten und »Sinnbilder der Arbeit« innen und außen anzubringen. Inwieweit solche Umgestaltungsmaßnahmen vorgenommen wurden, ist nicht überliefert. Immerhin lässt sich am Beispiel des Magdeburger Gewerkschaftshauses nachvollziehen, wie zu Beginn des »Dritten Reichs« versucht wurde, selbst einem modernistischen Bau die nationalsozialistische Ideologie überzustülpen (s. Abb. 239). Der Bau wurde vor seiner Fertigstellung beschlagnahmt, wobei die Arbeiten bereits weit fortgeschritten waren. Mit dem ab 1925 nach einem Entwurf von Carl Krayl geplanten Neubau legte der ADGB als Bauherr ein weiteres Bekenntnis zur internationalen Strömung des Funktionalismus ab. Als der Bau 1934 als »Haus der deutschen Arbeit« eröffnet wurde, hieß es in der Festschrift  : 272 Krüger, 2. Mai 1933, S. 86. 273 Ebd., S. 58 ff  ; Abbildungen S. 128 f. und 112 f. 274 »Demgegenüber kostete z. B. allein die Wandbekleidung für ein einziges Vorstandszimmer 7 700 Mark, für ein Sekretärzimmer 5 700 Mark, der Veloursbelag für ein Sitzungszimmer 6 000 Mark. Für das Treppengeländer am Haupteingang, das für die hohen Herren unbedingt aus Silberbronze sein musste, wurden 26 000 Mark hinausgeworfen. Damit die edelsten Teile dieser Herrschaften eine gute Unterlage hatten, wurden Schreibtischsessel Stück für Stück für 215 Mark beschafft. Damit die mit dem Brustton der Überzeugung gepredigte ›Gleichheit‹ so recht zum Ausdruck kam, mussten sich die Sekretäre mit Sesseln für 85 Mark pro Stück ›begnügen‹.«, ebd., S. 92 f. 275 Ebd., S. 93. 276 Zit. nach Schulte-Frohlinde, Julius  : Baukultur im Dritten Reich, in  : Bauten der Bewegung, Bd. I, Buchreihe des Zentralblatts der Bauverwaltung, hrsg. vom Preußischen Finanzministerium, Berlin 1938, S. 5–9, hier S. 7 f.

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»Diese äußeren Formen des Gebäudes, herausgewachsen aus dem Grundriss, waren bereits gegeben, als am 2. Mai die Machtübernahme erfolgte. Dem Nationalsozialismus sollte es vorbehalten bleiben, der inneren Ausgestaltung des Gebäudes seinen Stempel aufzudrücken«.277

Dies geschah allerdings nur in begrenztem Rahmen, denn ein Teil der Ausstattung dürfte noch auf der ursprünglichen Planung beruhen. So schmückte die Schwemme der Gaststätte sowohl eine konstruktivistisch-abstrakte Wandverkleidung aus Keramik als auch ein geschnitztes Holzrelief, dessen Titel »Familie – Die Zelle des Staates« bereits der nationalsozialistischen Ideologie verpflichtet war (Abb. 9). Auch die Eisenklinkerreliefs der Künstlerin Katharina Heise dürften vor der »Machtergreifung« in Auftrag gegeben worden sein. Die Bildhauerin war eine Vertreterin der Avantgarde, die zum Umkreis der Novembergruppe gehörte. Während ihre Arbeiten für das Gewerkschaftshaus 1934 noch als »treffliche Leistungen modernen Kunstwillens«278 gelobt wurden, galten ihre Werke später, nach der Festigung der nationalsozialistischen Kunstideologie, als »entartet«.279 Zur Restitutionsproblematik nach 1945

Aus der Beschlagnahme und Einziehung des Vermögens der Arbeiterbewegung zur Zeit der NS-Diktatur erwuchs nach dem Krieg eine komplexe und konfliktträchtige Rechtsproblematik um die Frage der Rückerstattung und Wiedergutmachung. Infolge der Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands reichen die Verfahren um Entschädigungsansprüche der enteigneten Arbeiterorganisationen bzw. deren Nachfolgeorganisationen in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone bis in die heutige Zeit. In den westlichen Besatzungszonen hatte der Alliierte Kontrollrat mit der Direktive Nr.  50 vom 29. April 1947 festgelegt, das durch den NS-Staat beschlagnahmte Organisationsvermögen an die aufgelösten Vereinigungen wie Gewerkschaften, Genossenschaften und Parteien zurückzuerstatten.280 In der britischen Zone wurde von der Militärregierung ein »Gewerkschafts-Prüfungsausschuss« eingesetzt, der über gerichtliche Entscheidungsbefugnis verfügte und einen Teil der Restitutionsansprüche regelte. 277 Müller, Ferdinand  : Form und Kunst am »Haus der Deutschen Arbeit«, in  : Haus der Deutschen Arbeit Magdeburg, [Magdeburg 1933], [o. S., o. V.]. 278 Ebd. 279 Bruns, Jörg-Heiko  : Heise, Katharina, in  : Onlineausgabe Magdeburger Biographisches Lexikon, http:// www.uni-magdeburg.de/mbl/Biografien/0775.htm (Abruf am 24. August 2016). Siehe auch Kat. 188. 280 Die eigentlichen gesetzlichen Regelungen zur Durchführung dieser Anordnungen erfolgten dann auf Zonenebene. Während die in diesem Zusammenhang von den Alliierten erlassenen Gesetze in der Regel auf die Rückübertragung der Grundstücke abzielten, stellten die erst 1956 und 1957 erlassenen bundesdeutschen Gesetze verstärkt auf die Zahlung von Schadenersatz ab  ; vgl. Belz, Marian  : Die Restitution des Weimarer Gewerkschaftsvermögens nach dem Vermögensgesetz, Baden-Baden 2007, S. 20 ff.

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Über beschlagnahmtes Vermögen, das während der NS-Zeit weiterveräußert worden war, mussten hingegen die Wiedergutmachungsbehörden entscheiden. Es gab auch Fälle, etwa in Kiel, in denen die Gewerkschaftsorganisationen ihr Haus zurückkaufen mussten.281 Trotz des Bemühens um schnelle Abwicklung kam es in manchen Fällen zu langwierigen Prozessen, bis die eingezogenen Vermögenswerte zurückerstattet oder die Antragssteller entschädigt waren.282 Ohne das juristische Problemfeld im Detail ausloten zu können, sei an dieser Stelle auf einige Aspekte im Rahmen der Wiedergutmachungsproblematik hingewiesen.283 Große Schwierigkeiten bestanden bei der Bestimmung der legitimen Rechtsnachfolge der einstigen Eigentümer, denn die vor 1933 existierende Organisations- und Vermögensstruktur der Arbeiterbewegung ist nach dem Krieg nicht in derselben Form wiedererstanden. Nur in Ausnahmefällen wurde die durch den NS-Staat erzwungene Auflösung der einstigen Trägergesellschaften der Volkshäuser rückgängig gemacht. Als Anspruchsberechtigte bzw. Teilanspruchsberechtigte traten vielfach neu gegründete Vereinigungen in Erscheinung. Auch standen einer Restitution in manchen Fällen private und öffentliche Interessen entgegen. Während die einst voneinander getrennten, richtungsgebundenen Gewerkschaftsorganisationen in den 1949 gegründeten Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) eingegliedert werden konnten, erfuhr der Großteil der ehemaligen sozialdemokratischen Vorfeldorganisationen und Volkshausgenossenschaften keine Neugründung. Als Nachfolgeorganisation des ADGB stellte der DGB Ansprüche auf das gesamte Vermögen der DAF, ohne jedoch die formale und politische Rechtsnachfolge anzutreten. Ein gewerkschaftsinternes Treuhandkollegium hatte wiederum die Aufgabe, die zurückerstatteten Vermögensteile jeweils einer der neu gegründeten Branchengewerkschaften oder dem DGB zuzusprechen. Mancherorts sträubten sich die Gewerkschafter erfolgreich 281 Vgl. Köpke, Karl-Heinz  : Zur Geschichte des Kieler Gewerkschaftshauses, in  : Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Bd. 79, Nr. 6, 1999, S. 280  ; Unser Haus 1907–1957. Festschrift aus Anlaß der 50jährigen Wiederkehr der Einweihung des Kieler Gewerkschaftshauses, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Kiel, Kiel 1957, S. 45. 282 1961 berichtete der DGB, die grundstücksbezogenen Rückgabeverfahren seien bis auf drei noch schwebende Verfahren abgeschlossen. Es bleibt festzuhalten, dass die nach 1945 zurückgegebenen Vermögensteile nur einen Teil des 1933 enteigneten Gesamtvermögens darstellten  ; vgl. Hirche Wirtschaftsunternehmen, S.  95 f. 283 Zu Streitpunkten in den Restitutionsverfahren der 1950er Jahre in der BRD vgl. Steingens, Franz-Josef  : Der Gewerkschaftsprüfungsausschuss für die Britische Zone, in  : Gewerkschaftliche Monatshefte, 1952, Nr. 9, S. 559–564. Zur Lage nach 1990  : Watermann, Reiner  : Volkshausgenossenschaften im Raum Chemnitz. Eine Fallstudie zum Anspruch des DGB auf Rückübertragung 1933 enteigneten Vermögens in West und Ost aus sozialgeschichtlicher und politologischer Sicht, in  : Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 38. Jg., 2002, Nr. 1, S. 23–82. Siehe auch  : Limbach, Jutta  : Rechtliche Aspekte der deutschen Wiedervereinigung, Electronic ed., Electronic ed., Bonn 1999, http://library.fes.de/fulltext/bueros/seoul/00517toc.htm (Abruf am 16. August 2014).

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gegen eine Übernahme durch den Dachverband, so blieben beispielsweise die Häuser in Hamburg, Wiesbaden und Kiel im Eigentum der örtlichen Gewerkschaftsorganisationen. Demnach hatte (und hat) offenbar der schon vor 1933 ausgeprägte »Lokalpatriotismus« unter den Gewerkschaften in Bezug auf »ihre« Volkshäuser überlebt. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands gewann die Wiedergutmachungsproblematik in Bezug auf das auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gelegene Grundstücksvermögen erneut an Aktualität.284 In der sowjetischen Besatzungszone war das NSDAPVermögen in aller Regel den staatlichen Instanzen unterstellt worden, um wenig später in das Vermögen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) bzw. des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) überzugehen. Nach dem SED-Parteitagsbeschluss von 1952 zum »Aufbau des Sozialismus« wurden viele Bauten in Volkseigentum überführt, was konkret bedeutete, dass die städtische Verwaltung oder ein volkseigener Produktionsbetrieb zu Rechtsträgern wurden. Nach der Wende konnten die Gewerkschaften285 und die SPD ihre Ansprüche an den ostdeutschen Grundstücksobjekten als Rechtsnachfolger der einstigen Arbeiterorganisationen erneut geltend machen.286 Die unklaren Eigentumsverhältnisse und der Verlust des zentralen Quellenmaterials stellten die Antragssteller und Gerichte vor die schwierige Aufgabe, die Beteiligungs- und Treuhandverhältnisse der seinerzeit finanziell beteiligten Organisationen, Verbände und Personen zu rekonstruieren bzw. durch Auslegung zu ermitteln und im Rahmen von Entschädigungsverfahren entsprechend aufzuschlüsseln. Erst heute, im Jahr 2016, nähern sich die Bemühungen um die Durchsetzung der Restitutions- und Entschädigungsansprüche allmählich ihrem Ende.287

284 Die Grundlage hierfür wurde mit dem am 29. September 1990 in Kraft getretenen Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen (VermG) geschaffen, das sich im Wesentlichen an den bundesdeutschen Wiedergutmachungsgesetzen orientierte, jedoch dem Grundsatz »Rückgabe vor Entschädigung« folgte. 285 Nach 1990 ging der DGB bei der Befriedigung seiner vermögensrechtlichen Ansprüche im Osten »mehrgleisig« vor und versuchte frühzeitig, über die Bank für Gemeinwirtschaft sowie verschiedene gewerkschaftliche Immobiliengesellschaften an Immobilienteile des FDGB zu gelangen und nahm einzelne Ankäufe aus dem Treuhandvermögen vor  ; vgl. Hertle, Hans-Hermann und Rainer Weinert  : Die Auflösung des FDGB und die Auseinandersetzung um sein Vermögen, Berlin 1991. 286 Nach 1990 haben SPD und DGB einen Teil ihrer Ansprüche bzw. Teilansprüche an Volks- und Gewerkschaftshäusern in eine Gewerkschaftliche Immobiliengesellschaft für Restitutionsobjekte mbH (GIRO) eingebracht. Diese hat die Aufgabe, die jeweiligen Ansprüche gerichtlich durchzusetzen und eventuelle Entschädigungsleistungen bzw. rückübertragene Vermögensteile entsprechend der jeweiligen Eigentums­ anteile intern aufzuteilen  ; vgl. hierzu Röbel, Sven und Andreas Wassermann  : Diskretes Vermögen, in  : Der Spiegel, 2008, Nr. 32, S. 28 f. 287 Etliche Volkshäuser waren durch Hypotheken finanziert worden, die die Gewerkschaften oder deren Treuhandverwaltungen vergeben hatten. Diese Hypotheken mussten bei der Rückgabe bzw. bei der Entschädigung der Volkshäuser abgezogen werden, sind aber selbst wiederum als gewerkschaftlicher Vermögenswert entschädigungsfähig. Auch wegen dieser Komplexität konnten die Vefahren noch nicht vollständig abgeschlossen werden  ; frdl. Hinweis von Holger Gorr, GIRO (April 2014).

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2.6 Internationaler Kontext Das Volkshaus ist ein architektonisches Phänomen, das sich im 19. und 20. Jahrhundert auf internationaler Ebene als Ergebnis des Transformationsprozesses der europäischen, insbesondere »westlichen« Nationen zu modernen Industriegesellschaften manifestierte. Der Bautypus »Volkshaus« entwickelte sich in den verschiedenen Ländern mehr oder weniger analog, in Abhängigkeit vom jeweiligen Fortschrittsgrad der Industrialisierungs- und Modernisierungsprozesse und von den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen.288 Da das Deutsche Reich in seiner Entwicklung lange Zeit ökonomisch, politisch und gesellschaftlich hinter anderen Nationen zurückstand, hatten andere Länder in Bezug auf die Entstehung der Volkshäuser zunächst einen gewissen Vorsprung. Belgien

Im Allgemeinen wird Belgien als das »Mutterland« der Volkshäuser angesehen.289 Tatsächlich nehmen die belgischen »Maisons du Peuple«, die ab den 1870er Jahren in großer Zahl durch die Arbeiterbewegung errichtet wurden, eine Sonderstellung ein. Als finanzierender Bauherr trat dort überwiegend die Genossenschaftsbewegung auf, die integraler Bestandteil und »wirtschaftliches Rückgrat«290 der belgischen Arbeiterpartei (Parti Ouvrier Belge) war, eine Besonderheit der belgischen Arbeiterbewegung, bedingt durch eine zersplitterte und schwache Gewerkschaftsbewegung.291 Die Genossenschaftsbauten entstanden im ganzen Land und erregten nicht nur durch ihre Zahl und Größe, sondern auch durch ihre moderne Ästhetik Aufsehen. Das wohl bekannteste unter ihnen ist neben Ferdinand Dierkens’ »Vooruit«-Festgebäude in Gent (1911– 1914)292 das Maison du Peuple in Brüssel, das 1895–1899, finanziert durch die Brüsse288 Peter Ludvigsen unterscheidet innerhalb Europas drei maßgebliche Entwicklungsmodelle für Arbeiterversammlungshäuser, ein britisches, ein deutsch-nordeuropäisches und ein südeuropäisches Modell, vgl. Ludvigsen, Peter  : Workers’ assembly halls as a proposition for UNESCO’s World Heritage, in  : International Journal of Heritage Studies, Bd. 19, Nr. 5, Juli 2013, S. 408–438, hier S. 410 ff. 289 Brauman, Annick und Brigitte Buyssens  : Voyage au Pays des Maisons du Peuple, in  : Architecture pour le Peuple. Maisons du Peuple. Belgique, Allemagne, Autriche, France, Grande-Bretagne, Italie, Pays-Bas, Suisse, hrsg. von Annick Brauman u.a., Brüssel 1984, S. 33–62  ; s. auch Stallaerts, Rik/Schokkaert, Luc  : Onder Dak. Een eeuw Volks- en Gildehuizen, Gent 1987  ; Ludvigsen, Workers’ assembly halls, S. 426  ; Scascighini, La Maison du peuple. Auto-émancipation, S. 6. 290 Aus eigener Kraft – Die Schöpfungen der belgischen Arbeiterbewegung, in  : Volk und Zeit, 10. Jg., Nr. 32, 5. August 1928 [o. S., o. V.] 291 Vgl. Ludvigsen, Workers’ assembly halls, hier S. 412. 292 Schediwy, Robert  : Städtebilder  – Reflexionen zum Wandel in Architektur und Urbanistik, Wien 2004, darin  : Gent. Ein Festpalais der Arbeiterschaft, S. 93 f.; Nys, Lisbeth  : Vooruit Gent. Feestlokaal – Kunstencentrum 1913–2013, Veurne 2013.

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ler Genossenschaftsbäckerei, nach Plänen Victor Hortas als Glas-Eisen-Konstruktion mit spektakulär geschwungenen Jugendstilformen errichtet wurde (Abb. 10).293 Horta entwarf den Bau als einen »Palast, der keiner sein sollte«, als »ein Haus, dessen Luxus in dem Licht und der Luft bestand, die der Arbeiterklasse in den Elendsquartieren so lange gefehlt hatten«.294 Er beließ alle funktionalen Bauteile sichtbar, sowohl an der Fassade als auch im Inneren.295 Auf Traufhöhe trug der Bau, der als erster der Stadt eine Fassade nur aus Glas und Eisen trug, die Namensinschriften bedeutender sozialistischer Führer. Der eindrucksvollste Raum des Gebäudes, das Büros, Läden, ein alkoholfreies Café sowie Konferenzsäle und Sitzungszimmer enthielt, war der von geschwungenen Eisenträgern geprägte große Festsaal. Die mutige architektonische Geste des Brüsseler Volkshauses machte großen Eindruck auf die Sozialisten – und Nichtsozialisten –, weit über Belgiens Grenzen hinaus. Man sah darin eine gelungene Demonstration des neuen Selbstbewusstseins der Arbeiterbewegung als politische, ökonomische und kulturelle Kraft.296 Von den mehrtägigen Einweihungsfestlichkeiten berichtete der französische Sozialist Jean Jaurès in den Sozialistischen Monatsheften  : »Und als am folgenden Tage im Festsaale ein Chor von jungen Arbeitern Wagnersche Weisen sang, als das Volk in seinem eigensten Hause bekundet hatte, dass auch die Schönheit ihm gehöre, […] da sahen wir in diesem Augenblick ein Stück Zukunft vor uns  : es schien uns, als sei ein Theil der neuen Gesellschaft verwirklicht durch eine kühne Vorwegnahme, worin Geschichte und Nationen ihre Kraft versuchen.«297

Seit seiner Abtragung Mitte der 1960er Jahre ist der einzigartige Bau endgültig zu einem Mythos geworden.298 In Deutschland verfügte die Arbeiterbewegung um die Jahrhundertwende über keinen auch nur annähernd vergleichbaren Bau in Bezug auf Ästhetik, Modernität und städtebauliche Präsenz. Es ist eine belgische Besonderheit, dass sich die dortige Arbeiterbewegung – zumindest in den Industrie- und Handelszentren wie Brüssel, Gent und Antwerpen – eine bestimmte architektonische Ausdrucksform, nämlich den Jugendstil, 293 Vgl. Delhaye, Jean  : La Maison du Peuple de Victor Horta, Brüssel 1987  ; Borsi, Franco  : Victor Horta et la Maison du Peuple de Bruxelles, in  : Architecture pour le Peuple. Maisons du Peuple. Belgique, Allemagne, Autriche, France, Grande-Bretagne, Italie, Pays-Bas, Suisse, hrsg. von Annick Brauman u.a., Brüssel 1984, S. 11–31. 294 Curtis, William J. R.: Moderne Architektur seit 1900, 3. Auflage, Berlin 2002, S. 55 ff. 295 Stallaerts/Schokkaert, Onder Dak, S. 35. 296 Jaurès, Jean  : Auf der Warte des Brüsseler Volkshauses, in  : Sozialistische Monatshefte, 3. Jg., 1899, Nr. 5, S. 197–199. 297 Ebd., S.  197 f. 298 Vgl. Stallaerts/Schokkaert, Onder Dak, S. 29.

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zu eigen machte.299 Für diese markante Stilwahl dürften mehrere Aspekte maßgeblich gewesen sein  : Generell war die Ästhetik des Art Nouveau in Belgien mehr als in anderen Ländern assoziativ mit dem Aufstieg der sozialistischen Bewegung verknüpft. Dort waren die künstlerischen Ideen und insbesondere die sozialistischen Forderungen des Jugendstil-Wegbereiters William Morris frühzeitig auf fruchtbaren Boden gefallen.300 Insbesondere Henry van de Velde adaptierte als gemäßigter Sozialist das utopischschwärmerische Gesellschaftsideal des Begründers der britischen Arts and CraftsBewegung.301 Doch auch die neue, im Kolonialismus zu Reichtum gelangte belgische Oberschicht bediente sich des Jugendstils, um sich als Kraft des Fortschritts und der Zukunft darzustellen.302 Mit der demonstrativen Vereinnahmung des Jugendstils annektierte die sozialistische Arbeiterbewegung ein ästhetisches Privileg der herrschenden Klasse. Letzteres Prinzip kam durchaus auch hierzulande zum Tragen, indem die deutsche Sozialdemokratie einige demonstrativ »großbürgerlich« anmutende Prachtbauten errichtete, etwa in Hamburg und Leipzig (s. Abb. 44, 45). Gleichwohl bekannte sich die deutsche Arbeiterbewegung damals zu keiner bestimmten Stilrichtung, sondern bediente sich für ihre Volks- und Gewerkschaftshäuser im gesamten Spektrum der zeitgenössischen Architekturströmungen. Zu einer mit der belgischen Situation vergleichbaren Verquickung von Jugendstil und sozialistischem Gedankengut kam es nicht, zumal der Jugendstil bald durch neue Gestaltungsimpulse verdrängt wurde  : Der Deutsche Werkbund verwarf die florale Ausprägung des Jugendstils als dekadente Modewelle und stellte ihm die Idee der »Zweckform« entgegen, verbunden mit einem »sozialen Gedanken« nationaler Prägung.303 Niederlande

Auch die niederländische Arbeiterbewegung hat einen Schlüsselbau der Moderne hervorgebracht  : das Verbandshaus der Niederländischen Diamantarbeitergewerkschaft (Algemene Nederlandse Diamantbewerkersbond – ANDB) in Amsterdam, errichtet 1898– 1900 nach Plänen von Hendrik Petrus Berlage und in seiner Bedeutung vergleichbar mit dem Maison du Peuple in Brüssel.304 Der Diamantarbeiterverband war damals eine 299 Dem relativ geschlossenen Bild der großstädtischen Volkshausarchitektur Belgiens steht in der Provinz eine Vielfalt an Erscheinungsformen des Volkshauses gegenüber, die der deutschen Situation durchaus vergleichbar ist, vgl. hierzu Stallaerts/Schokkaert, Onder Dak, S. 77 ff. 300 Tibbe, Lieske  : Art Nouveau en Socialisme. Henry van de Velde en de Parti Ouvrier Belge, Amsterdam 1981. 301 Vgl. Kruft, Hanno-Walter  : Geschichte der Architekturtheorie. Von der Antike bis zur Gegenwart, 5. Auflage, München 2004, S. 440. 302 Curtis, Moderne Architektur, S. 55 ff.; Schäfers, Soziologie, S. 100. 303 Posener, Julius  : Werkbund und Jugendstil, in  : Kunst und Alltag um 1900, Werkbund-Archiv 3, hrsg. von Eckardt Siepmann, 1978, S. 46–57. 304 Zum ANDB-Gebäude s. Bock, Manfred, Jet Collee und Hester Coucke  : H.  P. Berlage en Amsterdam,

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der stärksten und fortschrittlichsten Gewerkschaften der Niederlande, dessen Anhänger zugleich den harten Kern der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei stellten.305 Berlage schuf für den ANDB einen richtungsweisenden Bau, bei dem Funktion und Repräsentation, Material, Farbe und Form, Dekoration und bildende Kunst in Einklang gebracht sind. Der Bau verdeutlicht Berlages Streben nach einem architektonischen Gesamtkunstwerk.306 Mit der stilistischen Anlehnung an mittelalterliche italienische Palazzi gelang es dem Architekten, das Selbstbewusstsein der Arbeiterschaft zum Ausdruck zu bringen. Die »Wehrhaftigtkeit« des Verbandsgebäudes – sowohl im gestalterischen wie im übertragenen Sinn – verhalf dem Bauwerk zu dem Beinamen »De Burcht« (die Burg). H. P. Berlage schuf – wie Horta – eine »Verbindung von Arbeiterschaft und modernem Bauen im Kampf gegen die historistische Stilarchitektur.307 Als »Vaterfigur der Modernen Bewegung«308 propagierte er Ehrlichkeit in der Konstruktion, Einfachheit im Detail und Sparsamkeit in der Ausführung. Diese Hinwendung zur Sachlichkeit beeinflusste auch deutsche Architekten wie Bruno und Max Taut. Die Brüder studierten Berlages Bauten bei einer gemeinsamen Reise in die Niederlande im Jahr 1912.309 Insbesondere das Buchdruckerhaus von Max Taut in Berlin (s. Abb. 76) erscheint bei vergleichender Betrachtung beinahe wie eine Hommage an das Amsterdamer Verbandshaus des Niederländers, auch wenn Taut Mitte der 1920er Jahre den Sprung zur Moderne bereits vollzogen hatte. Charakteristisch für beide Bauten ist die gekonnte Selbstverständlichkeit der Verwendung des Materials Backstein, die Differenzierung der Fassaden gemäß ihrer Funktion, die Expressivität der Innenraumgestaltung mit buntfarbigen Keramikverkleidungen und die absichtsvolle Intergration bildhauerischer Arbeiten von höchster Qualität. Skandinavien

Neben Belgien waren auch die skandinavischen Länder der deutschen Entwicklung voraus.310 1878/79 wurde in Kopenhagen das erste »Folkets Hus« eröffnet. Der ArbeiAmsterdam 1987 und Bakker, M. M. und F. M. van de Poll  : Architectuur en stedebouw in Amsterdam 1850–1940, Zwolle 1990. 305 Bock, Manfred  : Berlage en Amsterdam, in  : Bock/Collee/Coucke, H. P. Berlage, S. 9–32, hier S. 27–28. 306 Buch, Joseph  : Ein Jahrhundert niederländischer Architektur 1890–1990, München 1997, S. 33. 307 Menting, Max Taut, S. 79. 308 Buch, Ein Jahrhundert, S. 36. 309 Menting, Max Taut, S. 32–33 u. 38. 310 Gustavsson, Per u.a.: Mera ljus  ! Socialdemokratins Kultursyn fram till andra världskriget, Stockholm 1979  ; Berntsen, Harald  : 100 år med Folkets Hus, Oslo 1987  ; Leffler, Marion  : Die Bildungseinrichtungen der schwedischen Arbeiterbewegung. Hintergründe und Forschungsübersicht, in  : Mitteilungsblatt des Instituts zur Erforschung der europäischen Arbeiterbewegung, 1990, Nr. 10, S. 74–89  ; Tuomisto, Tero  : Hartes Geld für die politische Arbeit. Zur Erforschung der Wirtschaftstätigkeit der Arbeiterbewegung, in  : Mitteilungsblatt des Instituts zur Erforschung der europäischen Arbeiterbewegung, 1992, Nr. 12, S. 52–57.

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terverein der finnischen Stadt Turku schuf 1889 den ersten Volkshausneubau.311 Um die Jahrhundertwende entstanden dann in den übrigen Metropolen eindrucksvolle Großbauten, so in Stockholm (1901), Oslo (1907) und Helsinki (1906–1908, Architekt Karl Lindahl). Bald erstreckten sich die Volkshäuser in großer Zahl bis in die Provinzregionen. Nach den Statistiken der Sozialdemokratischen Partei Finnlands existierten dort im Jahr 1916 bereits 940 Gemeinschaftsbauten, »Työväentalo« (Arbeiterhaus) genannt.312 Auf die zeitgenössische deutsche Arbeiterbewegung dürfte vor allem diese flächendeckende Verbreitung der Volkshäuser in den vergleichsweise dünn besiedelten skandinavischen Ländern Eindruck gemacht haben.313 Hohe Zahlen sind auch für Schweden überliefert, wo im Laufe der Zeit zwischen 1 000 und 2 000 Volkshäuser entstanden sind.314 Dort verbreitete sich parallel zum Volkshaus der »Folkets Park« (Volkspark). Diese Parkanlagen mit Selbstbedienungsrestaurants, Musikpavillons, Tanzböden und Freiluftbühnen boten der Arbeiterschaft die Möglichkeit, einen erholsamen Aufenthalt in der Natur mit Kulturgenuss und Geselligkeit zu verbinden. Architektonisch zeigen die skandinavischen Volkshäuser eine ähnlich große Bandbreite wie die deutschen, wobei ein großer Teil der kleineren Häuser in traditioneller ländlicher Holzbauweise errichtet wurde. In den 1920er und 1930er Jahren erfolgte eine Hinwendung zur Moderne. Anders als in Deutschland sind in Schweden und Norwegen auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch Volkshäuser und Volksparks als unabhängige, soziokulturelle Gemeinschaftszentren errichtet worden. Die in der Arbeiterbewegung wurzelnde Volkshaustradition lebt vor allem in Schweden bis heute fort.315 Gleichwohl ist auch dort nur ein Bruchteil der Bauten erhalten, wie sich überhaupt ein fortschreitender Niedergang abzeichnet.316 Deutschsprachiger Raum

In der Schweiz und in Österreich entwickelte sich der Bautypus »Volkshaus« in der Zeit zwischen der Jahrhundertwende und 1933 ziemlich parallel zu Deutschland.317 In 311 312 313 314 315

Bjørnson, Øyvind  : På klassekampens grunn 1900–1920, Oslo 1990. Tuomisto, Hartes Geld, S. 55. Martua, M.: Finnische Arbeiter-Vereinshäuser, in  : Die neue Welt, 1914, Nr. 28, S. 219–221. Ståhl, Margareta  : Möten och människor i Folkets Hus och Folkets Park, Stockholm 2005, S. 7. In Schweden (Riksorganisation Folkets Hus och Parker, www.fhp.nu) und Norwegen (Folkets Hus Landsforbunds, www.folketshus.no) existieren noch heute Dachorganisationen der Volkshäuser. 316 2001 riefen verschiedene Institutionen aus dem Bereich Gewerkschaften, Arbeiterbildung und Arbeitergeschichte eine Initiative ins Leben, die der Erforschung, Dokumentation und Vermittlung der Geschichte der schwedischen Volkshäuser und deren Erhalt gewidmet ist. Für diesen Hinweis und weitere Auskünfte sei an dieser Stelle der Projektleiterin Margareta Ståhl, Ph. D. herzlich gedankt. 317 Zu den Gemeinschaftsbauten der österreichischen Arbeiterbewegung, für die sich die Bezeichnung Arbeiterheim durchsetzte, liegt keine Überblicksliteratur vor. Für die Schweiz gibt es eine Reihe von Darstellungen, die sich ausführlicher mit dem Thema befassen, z. B. Rieger, Hans Joerg  : Volkshäuser in der

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beiden Nachbarländern existierte vor 1933 eine starke sozialdemokratische Arbeiterbewegung mit ausgeprägter Milieukultur. Unter der in Österreich gängigen Bezeichnung »Arbeiterheim« schufen sich die lokalen Organisationen der österreichischen Arbeiterbewegung auch in vielen kleineren Städten und Gemeinden eigene Gemeinschaftsbauten. Größere Verbreitung fand das Volkshaus auch in den böhmischen, mährischen und schlesischen Industriegebieten, die bis 1918 dem österreichisch-ungarischen Staatenbund angehörten.318 Ähnlich wie in Deutschland engagierte sich auch das Schweizer Bürgertum in der Volkswohlfahrt und Abstinenzbewegung, weshalb auch dort eine beachtliche Zahl nichtsozialistischer Volkshäuser entstand. Die bedeutendsten sozialdemokratischen Volkshäuser entstanden in den Großstädten und industriellen Zentren. In Wien-Favoriten folgte die Sozialdemokratie dem Brüsseler Vorbild und errichtete 1901/02 ein dezidiert modernes Arbeiterheim nach einem Entwurf des Otto Wagner-Schülers Hubert Gessner, der siegreich aus einem Wettbewerb hervorgegangen war (Abb.  11). Die zeitgenössische Berichterstattung attestierte ihm die Fähigkeit zur »Verkörperung des sozialen Gedankens«  : »Eine strenge Zucht gehört dazu, um das rechte Maß zu finden, groß zu wirken, ohne brutal zu sein, schlicht ohne armselig zu scheinen, streng, ohne herb zu werden.«319 Auch das 1913/14 nach einem Entwurf des Architekten Otto Ernst Ingold errichtete Volkshaus in Bern hob sich hinsichtlich seiner architektonischen Strenge und Modernität von den damals vergleichsweise konventionellen Bauten der deutschen Arbeiterbewegung ab (Abb. 12). Die monumentale, giebelbekrönte Säulenfassade, an der erstmals in der Berner Altstadt Vorsatzbeton zur Anwendung kam, wurde von den Zeitgenossen als »künstlerisches Wagnis« empfunden.320 Bemerkenswert ist auch das einheitliche Gestaltungskonzept, das der Architekt dem gesamten Bau, bis hin zu den Details der Innenausstattung, zugrunde legte.321 Der Fassadenschmuck stammte von dem Bildhauer Bernhard Hoetger322  : Zwei Schweiz, in  : Kulturmagazin [Basel], 1979, Nr. 14, S. 4–17  ; Claude, Alex  : Volkshaus. Ein Kulturdenkmal in Gefahr. Notizen zu einer wenig beachteten Bauaufgabe des 20. Jahrhunderts am Beispiel von Bern und Biel, in  : Unsere Kunstdenkmäler, 34.  Jg., 1983, Nr.  3, S. 346–354  ; Eigenheer, Susanne  : Bäder, Bildung, Bolschewismus. Interessenskonflikte rund um das Zürcher Volkshaus 1890–1920, Zürich 1993. 318 Windrich, Rudolf  : 25 Jahre Volkshalle Eulau. Festschrift aus Anlass des 25jährigen Bestehens der Volkshalle Eulau, des Arbeiter-Gesang- und Theater-Vereines sowie des 30jährigen Gründungsfestes des Arbeiter-Radvereines Eulau [Eulau] 1936  ; Volkshaus Aussig. Grösstes und modernstes Restaurations- und Saal-Unternehmen, Aussig [1925] [o. V.]. 319 Zit. nach Lux, Joseph August  : Das Wiener Arbeiterheim, in  : Deutsche Bauzeitung, 37. Jg., Nr. 33, 25. April 1903, S. 209–210 u. 213, hier S. 209. 320 Zit. nach Rieger, Volkshäuser, S. 12. 321 Die Innenausstattung ist heute verloren, vgl. Claude, Volkshaus, S. 348  ; s. auch Crottet, Regula  : »Dreck und Eisen«. Die Fassadengestaltung des Berner Volkshauses und ihre Rezeption, in  : Kunst und Architektur in der Schweiz, 60. Jg., 2009, Nr. 1, S. 18–24. 322 1928 schuf Hoetger einen Figurenzyklus für die Fassade des Volkshauses in Bremen, s. hierzu den Eintrag im Katalog.

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weibliche und männliche Figurenpaare symbolisierten die »Kraftquelle des Volkes«.323 In Österreich wie in der Schweiz begünstigten sozialdemokratische Stadtverwaltungen zwischen 1918 und 1933 die Verwirklichung sozialer Bauaufgaben in modernen Bauformen.324 In Biel, einem Zentrum der Uhrenindustrie, entstand 1930–1932 ein markantes Volkshaus im Bahnhofsquartier als städtebaulich exponierter Hochhausbau mit Saal, Versammlungs- und Verwaltungsräumen, Restaurant und Hotel. Die Modernität und Expressivität des bedeutenden Bauwerks wollten der Architekt Eduard Lanz und die sozialdemokratischen Bauherren als Ausdruck der demokratischen, zukunftsorientierten Ideale der Arbeiterbewegung verstanden wissen.325 Bis heute gilt der rote Backsteinbau, der die Dimensionen der Kleinstadt größenmäßig wie ästhetisch zu sprengen scheint, als architektonisches Symbol der schweizerischen Arbeiterbewegung.326 Russland/Sowjetunion

Es ist im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht möglich, im Detail auf alle Überschneidungen, Unterschiede und Besonderheiten der einzelnen nationalen Volkshaustypen einzugehen.327 Dennoch sei noch ein weiteres Beispiel eines Gemeinschaftsbautypus vorgestellt, der zu den bemerkenswertesten Erscheinungen im Umfeld der Volkshaus-Thematik gehört  : Die Rede ist vom russischen Arbeiterklub, der sich in Russland nach der Revolution von 1905 zunächst auf Initiative der dortigen Arbeiterbewegung weitgehend spontan und selbstbestimmt herausbildete und dann unter dem Einfluss der »Proletkult«328-Bewegung und des Konstruktivismus zu einem markanten architektonischen Sonderphänomen avancierte.329 Nach den Vorstellungen der russischen Avantgarde, als deren wichtigster Vertreter El Lissitzky zu nennen ist, sollte der

323 Vgl. Crottet, »Dreck und Eisen«, S. 21. 324 Vgl. Eigenheer, Bäder, S. 164  ; Kat. Wagner-Schule  : Rotes Wien. Architektur als soziale Utopie, Ausstellung des Wagner-Werk Museum Postsparkasse, hrsg. von Monika Wenzl-Bachmayer, Wien 2010. 325 Vgl. Roth, Rudolf  : Das Volkshaus Biel und das Werden der Arbeiterbewegung, Biel 1959, insbes. S. 109, S. 114  ; s. auch Eintrag zum Volkshaus Biel in  : Daguerre, Mercedes  : Birkhäuser Architekturführer Schweiz – 20. Jahrhundert, Basel u.a. 1997, S. 154. 326 Walker, Robert  : Expressiv oder sachlich modern. Das Volkshaus Biel und das Limmathaus Zürich im Vergleich, in  : Kunst + Architektur in der Schweiz, 60. Jg., 2009, Nr. 1, S. 25–31, hier S. 31. 327 Es sei noch darauf hingewiesen, dass Volkshäuser in großer Zahl u.a. auch in Italien, Frankreich und Lettland (wo es auch eine Art Dachverband der Volkshäuser gab) errichtet wurden. 328 Russisches Kurzwort für »Proletarische Kultur« bzw. »Proletarische Organisation für kulturelle Aufklärung«. 329 Neben dem Arbeiterklub entstand im nachrevolutionären Sowjetrussland auch eine Reihe von »Palast«Bautypen (»Palast der Arbeit«, »Palast des Arbeiters«, »Palast der Sowjets« und »Kulturpalast«), welche die Volkshaus-Thematik berühren  ; vgl. hierzu Post, Christiane  : Arbeiterklubs als neue Bauaufgabe der sowjetischen Avantgarde, Berlin 2004, S. 38 ff.

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»Klub als soziales Kraftwerk«330 ein wesentliches architektonisches Mittel sein, um die Transformation der Gesellschaft zum Sozialismus zu beschleunigen. Ab 1917 bemühte sich die von Aleksandr Bogdanow, Maxim Gorkij und Anatoli Lunačarskij konzipierte antibourgeoise Arbeiterkulturbewegung in Allianz mit den Gewerkschaften um den Bau solcher proletarischer Gemeinschaftszentren, deren überzeugendste Beispiele zwischen 1927 und 1930 in Moskau entstanden.331 In Bezug auf das Funktionsspektrum und das Raumprogramm wurden die typologischen Merkmale des Volkshauses für die Konzeption der Arbeiterklubs im Wesentlichen übernommen.332 Die architektonische Gestaltung der Klubs basierte jedoch auf den kulturrevolutionären und kollektivistischen Absichten des »Proletkults«, wonach der Konstruktivismus die Grundlage für die Entwicklung neuer Ausdrucksformen der sozialistischen Kultur und Lebensweise war  : »Hier ist in der inneren und äußeren Gestalt der Klubs unsere Auffassung von der geistigen Form und Ästhetik des sozialen Menschen zum Ausdruck zu bringen.«333 Nach Lissitzkys eigener Vorstellung jedoch gab es in der Vergangenheit keinen Bau, »der in seiner sozialen Bedeutung als Vorstufe gelten könnte«. Im Gegensatz zur puritanischen Privatwohnung sollte im Klub im Sinne einer »öffentlichen Wohnung der größtmögliche Luxus allen zugänglich sein.« Der Moskauer Arbeiterklub Zuev, errichtet 1927–1930 nach Entwurf des Architekten I. A. Golosow, zeigt die typischen Merkmale eines demonstrativen Maschinenfetischismus, wie er dem sowjetischen Architektur-Konstruktivismus zu eigen war (Abb. 13). In solchen nach rationellen und funktionellen Gesichtspunkten konzipierten Bauten sah man die zukünftige Formensprache einer rationalisierten und kollektivierten Arbeits- und Lebenswelt verwirklicht. Von der Radikalität der Gestaltung versprach man sich eine ebenso radikale, gesellschaftsverändernde Wirkung. Anders als in den übrigen europäischen Ländern wurde in der Sowjetunion der Versuch gemacht, eine konkrete, wissenschaftliche Theorie für die Architektur der sozialistischen Gesellschaft zu entwickeln. Die Protagonisten dieser Bewegung wurden von der Grundannahme geleitet, dass eine Umgestaltung der architektonischen Umgebung den Menschen selbst im Sinne der sozialistischen Revolution verändern würde. Die Vorstellungen der 330 Lissitzky, El  : Russland. Die Rekonstruktion der Architektur in der Sowjetunion, Wien 1930 (Nachdruck unter dem Titel Lissitzky, El  : Russland. Architektur für eine Weltrevolution, hrsg. von Ulrich Conrads, Braunschweig 1989), S. 25–27. 331 Gorzka, Gabriele  : Arbeiterkultur in der Sowjetunion. Industriearbeiter-Klubs 1917–1929, Berlin 1990  ; Die Konstruktion der Utopie. Ästhetische Avantgarde und politische Utopie in den 1920er Jahren, hrsg. von Hubertus Gaßner, Karlheinz Kopanski und Karin Stengel, Marburg 1992  ; Post, Arbeiterklubs. 332 Schmidt, Dietrich W.: Der sowjetische Arbeiterklub als Paraphrase des deutschen Volkshauses. Konzeptionelle Verbindungen bei der Entwicklung eines Bautyps für die Arbeiterbildung, in  : Kat. Avantgarde II 1923–1937. Sowjetische Architektur, hrsg. vom Ščusev-Architekturmuseum Moskau u.a., Stuttgart 1993, S.  76–91  ; Post, Arbeiterklubs. 333 Wie alle nachfolgenden Zitate nach  : Lissitzky, Russland, S. 27.

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Geschichte der Volkshäuser

Konstruktivisten von einer Kultur- und Menschheitswende strahlten wiederum nach Deutschland aus.334 Ihre Theorieversuche wurden von gleichgesinnten Architekten, die einen ebensolchen gesellschaftsverändernden Anspruch an die Kunst postulierten, rezipiert und aufgegriffen.335 Sie teilten die Hoffnung, dass es zu einem »Gleichklang von Revolution und Kunstentwicklung kommen werde«.336 In der Sowjetunion selbst endete diese kurze Phase der intensiven Umsetzung konstruktivistischer Ideen jedoch kurz nach der Machtübernahme Stalins und wurde schließlich durch die staatlich verordnete Hinwendung zum Sozialistischen Realismus bewusst verdrängt.

334 Vgl. Beyme, Zeitalter, S. 652  ; Berichte über Architektur und Städtebau in der UdSSR 1928–1933, in  : Lissitzky, Russland, S. 135–207. 335 Schädlich, Christian  : Das deutsche Echo auf die russisch-sowjetische Avantgarde der Kunst und Architektur, in  : Kat. Avantgarde 1900–1923. Russisch-sowjetische Architektur, hrsg. vom Ščusev-Archi­tek­ turmuseum Moskau u.a., Stuttgart 1991, S. 128–143. 336 Beyme, Zeitalter, S. 618.

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3.1 Allgemeine Aspekte 3.1.1 Gattungsgeschichte

Das Volkshaus war eine Bauaufgabe, die sich mit der Entstehung, Ausdifferenzierung und Expansion der Arbeiterorganisationen herausbildete. Die Architekten bzw. Planer der ersten Volkshäuser standen vor der Herausforderung, zum Teil hoch komplexe, multifunktionale Gebäude planen zu müssen, für die kein tradierter Typus als Vorbild zur Verfügung stand. Sie waren gezwungen, sich an funktionell verwandten Bauaufgaben zu orientieren, die ihnen geeignet schienen, die praktischen und ästhetischen Ansprüche der Auftraggeber zu erfüllen. Um den von Ort zu Ort stark differierenden baulichen Anforderungen und Möglichkeiten Rechnung zu tragen, wurden Baugattungen abgewandelt oder miteinander kombiniert. Neben der formalen Ähnlichkeit gibt es auch funktionsgeschichtliche und ideelle Gemeinsamkeiten, die das Volkshaus mit einer Reihe anderer Bautypen verbindet. Frühes Vorbild  : Zunfthaus

Unter den Vorläufergattungen des Volkshauses ist zunächst das mittelalterliche Zunfthaus zu nennen. Bei aller Verschiedenheit erscheint es legitim, die Arbeiterbewegung und insbesondere die Gewerkschaften in der Nachfolge der Zünfte zu verorten. Auch die Zünfte waren berufsständische Interessenvertretungen mit dem Ziel, ihre Mitglieder durch organisatorischen Zusammenschluss und solidarisches Handeln wirtschaftlich zu stützen und zu fördern. Nicht zuletzt nahm die Arbeiterbewegung einige Elemente aus dem Brauchtum der Zünfte in ihre Organisationskultur auf, etwa die Verwendung und Gestaltung von Fahnen und Abzeichen oder auch Gemeinschaftsrituale wie Festumzüge und Weihezeremonien. Die Zunfthäuser waren die Organisationszentralen der Handwerkerzünfte. Wie die späteren Volkshäuser hatten sie halböffentlichen Charakter und vereinten ähnliche Funktionen unter einem Dach  : Sie dienten als Versammlungsort, als Gasthaus mit Herberge, als Ort der Bildung, Kulturpflege und Verwaltung. Jedes Zunfthaus verfügte über einen meist reich geschmückten Versammlungssaal im OG.1 Auch Verkaufs- und Warenschauräume waren weit verbreitet. Während manche Zunfthäuser regelrecht »palastartigen«2 Charakter 1 Vgl. Hesse, Michael  : Handbuch der neuzeitlichen Architektur, Darmstadt 2012, S. 120 f. 2 Mummenhoff, Ernst  : Die Handwerker in der deutschen Vergangenheit, Jena 1924, S. 24, zit. nach Kluge, Arnd  : Die Zünfte, Stuttgart 2007, S. 337.

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Architektur der Volkshäuser

­hatten und über reich dekorierte Fassaden mit inhaltlichem Bezug auf das jeweils vertretene Handwerk verfügten, war die Mehrzahl von ihnen eher einfach ausgestattet. Zwar verloren die Zünfte mit Einführung der Gewerbefreiheit am Ende des 18. Jahrhunderts rasch an Bedeutung, ihre einstige historische Größe jedoch blieb in den Bauten überliefert. Die Häuser waren Ausdruck berufsständischen Stolzes und zünftischer Autonomie.3 Es war nicht zuletzt auch dieses architektonische Erbe, das zur Herausbildung eines beinahe mythisch überhöhten Idealbilds der Zünfte in der modernen Industriegesellschaft beitrug. Bürgerlicher Gesellschaftsbau

Parallel zum Niedergang der Zünfte trat im Laufe des 18. Jahrhunderts eine neue Form der gesellschaftlich-bürgerlichen Organisation in Erscheinung  : der Verein. Das bürgerliche Vereinswesen entwickelte sich mit dem sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg des Bürgertums binnen kurzem zu einer Massenbewegung und wurde zum Inbegriff für das vielfältige und ausgedehnte Spektrum bürgerlichen Kulturlebens.4 In der Zeit des Vormärz entstanden so genannte Geselligkeits-, Harmonie und Museumsvereine, deren Betätigungsfeld sich über alle Gebiete der Bildung und Geselligkeit, Kunst und Wissenschaft sowie Wirtschaft und Wohltätigkeit erstreckte.5 Wenige Jahre später setzte eine zunehmende Differenzierung ein. Es konstituierten sich Vereine für jeden erdenklichen Bereich der kulturellen, künstlerischen, intellektuellen, sportlichen oder sozialen Betätigung. Diese neuartige Form gesellschaftlicher Organisation und Betätigung brachte als neuen Bautypus den bürgerlichen Gesellschaftsbau hervor.6 Die frühen repräsentativen 3 Bezeichnenderweise wurde es den Zünften nach dem Scheitern des Handwerkeraufstands 1348/49 in manchen Städten wie z. B. in Nürnberg verboten, eigene Häuser zu besitzen. Dies belegt den Machtfaktor, den diese Organisationszentralen darstellten  ; vgl. Kluge, Zünfte, S. 336. 4 Vgl. Hardtwig, Wolfgang  : Strukturmerkmale und Entwicklungstendenzen des Vereinswesens in Deutschland 1789–1848, in  : Vereinswesen und bürgerliche Gesellschaft in Deutschland, hrsg. von Otto Dann, München 1984, S. 11–50. 5 Vgl. Tenfelde, Klaus  : Die Entfaltung des Vereinswesens während der industriellen Revolution in Deutschland (1850–1873), in  : Vereinswesen und bürgerliche Gesellschaft in Deutschland, hrsg. von Otto Dann, München 1984, S. 55–114, hier S. 65. 6 Die folgenden Ausführungen zum Gesellschaftsbau folgen im Wesentlichen Gruber-Ballehr, Helmut Maximilian  : Die Bauten der Museums- und Harmoniegesellschaften in Südwest-Deutschland. Studien zum Gesellschaftsbau im 19.  Jahrhundert, Tübingen 1981. Als weitere Quellen dienten Wagner, Heinrich  : Saalbauten, Vereinshäuser und verwandte Anlagen, in  : Deutsches Bauhandbuch, Bd.  II, Baukunde des Architekten, veranstaltet von den Herausgebern der Deutschen Bauzeitung und des Deutschen Baukalenders, Berlin 1884, S. 738–767, hier S. 738, sowie Ders.: Gebäude für Erholungs-, Beherbergungs- und Vereinszwecke, Handbuch der Architektur, IV. Band, 4. Halbband, Hefte 1 u. 2, hrsg. von Joseph Durm u.a., Darmstadt/Stuttgart 1885  ; Sobania, Michael  : Vereinsleben. Regeln und Formen bürgerlicher Assoziationen im 19. Jahrhundert, in  : Bürgerkultur im 19. Jahrhundert. Bildung, Kunst und Lebenswelt, hrsg. von Dieter Hein und Andreas Schulz, München 1996, S. 170–190.

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Allgemeine Aspekte

Vereinsgebäude dienten der exklusiven Betätigung ihrer Mitglieder, die damals noch überwiegend dem Adel oder dem emanzipierten Bürgertum angehörten. Die Bauten wurden in der Regel von privater Seite durch Mitgliedsbeiträge, Geldsammlungen und Großspenden wohlhabender Einzelner finanziert. Manche standen nur einem bestimmten Verein, manche auch allen örtlichen Vereinen zur Verfügung. Die Vereine benötigten in der Regel »eine(n) oder mehrerer Säle in Verbindung mit Nebenräumen zur gemeinsamen oder getrennten Benutzung für gesellige Zwecke, musikalische Aufführungen, Vorträge und dergleichen«.7 Kennzeichnend für die frühen bürgerlichen Vereinsbauten sind blockhafte, geschlossene Baukörper. Das Zentrum eines jeden Gesellschaftsbaus war stets ein großer Saal, dem je nach Größe mehrere kleinere Säle sowie die erforderlichen Nebenräume wie Garderobe, Foyer und Buffet angegliedert waren. Je nach Ausrichtung und Umfang der Tätigkeit des Vereins schlossen sich weitere Räumlichkeiten an  : Restaurationsräume (diese vor allem in städtischen Bauten), Spiel- und Unterrichtsräume, Lese- und Bibliothekszimmer, Billardzimmer und Salons, Musikzimmer, Bade- und Waschgelegenheiten. Gegen Ende des 19.  Jahrhunderts entstanden Vereinshäuser und halböffentliche Gesellschaftsbauten wie Fest- und Konzertsäle in größerer Zahl. Vor allem das Großbürgertum der Gründerzeit stellte sich mit prächtigen Großbauten in der städtischen Öffentlichkeit offensiv als Kulturträger dar. Aus einfachen, multifunktionalen Saalbauten entwickelten sich im Laufe der Zeit komplexe Anlagen mit vielfältigen aufeinander bezogenen Sälen und Saalgruppen. Es setzte sich eine monumentale, breit lagernde Architektur durch, bei der man – je nach Größe der Anlage – häufig die verschiedenen Baukörper malerisch gruppierte (s. Abb. 119). Als Variante des Vereinshauses bildete sich schließlich die Stadthalle heraus, die für Großveranstaltungen mit einem weiter gefassten Nutzerkreis gedacht war.8 In der Regel handelte es sich dabei um repräsentative Anlagen aus einem großen und mehreren kleineren Sälen, umgeben von einem größeren Garten oder Park. Parallel zur privaten und kommunalen Infrastruktur entstand auch eine kommerzielle Sparte von Saalbauten. Diese bestanden zumeist aus einem Restaurantbetrieb und einem daran anschließenden Saalbau, der für Veranstaltungen aller Art vermietet wurde. Um die Jahrhundertwende entwickelten sich diese Saalbetriebe von ursprünglich reinen Versammlungsund Festhallen zu multifunktionalen »Ball- und Vergnügungsetablissements«, die je nach Größe neben verschieden großen Konzert- und Festsälen auch über Gesellschafts7 Wagner, Saalbauten, hier S. 738. 8 Während die ersten Stadthallen nicht von kommunaler Seite, sondern von der bürgerlichen Elite einer Stadt initiiert und finanziert wurden, entstand daraus im Laufe der Zeit eine feste kommunale Bauaufgabe, die schließlich in der Weimarer Republik auch der gesamten städtischen Öffentlichkeit zur Verfügung stehen sollte und nicht mehr nur auf gehobene Schichten beschränkt war  ; vgl. hierzu ausführlich  : Wieck, Anke  : Die Stadthalle. Eine Bauaufgabe im Deutschland der Jahrhundertwende, Phil. Diss. Univ. Kiel, Kiel 1998.

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räume, Läden oder gar einen Hotelbetrieb verfügten.9 Auch die sozialdemokratischen Organisationen nutzten solche kommerziellen Saalbauten für Massenversammlungen, Festveranstaltungen und Kongresse, wenn ihnen kein eigener Saal zur Verfügung stand (s. Kap. 3.2.4). Gasthaus und Kneipe

Die vorstehend beschriebenen, repräsentativ ausgestatteten Saalbauten beschränkten sich um 1900 auf die städtische Sphäre. Sie standen in aller Regel nur dem bürgerlichen und kleinbürgerlichen Publikum offen. Der einfache Arbeiter verbrachte seine ohnehin knapp bemessene Freizeit hingegen an einem weitaus bescheideneren Ort  : im Gasthaus. Auch dieser – bis in das Mittelalter zurückreichende – Bautypus ist mit dem Volkshaus verwandt. Verpflegung und Beherbergung waren die beiden Grundfunktionen, die ein einfaches Gasthaus zu erfüllen hatte und die seine architektonische Form bestimmten.10 Neben der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung und Verstädterung trug die Entwicklung des Vereinswesens seitens kleinbürgerlicher und nichtbürgerlicher Schichten zu einem sprunghaften Anstieg des Bestands an Gasthäusern bei und führte zu einer weiteren Ausdifferenzierung des Raumangebots.11 War das Gasthaus ohnehin schon immer ein »Mehrzweckraum par excellence«12, so passte es sich damals den wachsenden Ansprüchen einer sich stetig ausweitenden Freizeitkultur an. Das Gasthaus wurde zur Kulisse einer neuen Volkskultur und war für das dörfliche Zusammenleben bald so wichtig wie einst die Kirche.13 Dort fanden Vereinsversammlungen, Vorstandssitzungen und Kassierabende statt, es wurde geturnt, gesungen, musiziert, rezitiert und gespielt. Die Wirte profitierten von den neuen Formen der Freizeitgestaltung und Geselligkeit und erweiterten ihr Raumangebot entsprechend den Bedürfnissen ihrer Klientel. Am Ende des 19.  Jahrhunderts zeichnete sich eine für ganz Deutschland gültige bauliche Entwicklung im Gasthauswesen ab, wobei sich die äußere Gestalt der Bauten in der Regel nicht wesentlich vom Typus des Wohn- oder Bürgerhauses unterschied.14   9 Zum Beispiel der Kaiserhof in Hamburg, errichtet 1901/02 nach Entwurf des Architekten Georg Kallmorgen  ; Abb. in  : Hamburg und seine Bauten unter Berücksichtigung der Nachbarstädte Altona und Wandsbek, hrsg. vom Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hamburg, Hamburg 1914, S. 633 f. 10 Vgl. Meider, Simone  : Gasthaus, in  : Lexikon der Bautypen. Funktionen und Formen der Architektur, hrsg. von Ernst Seidl, Stuttgart 2006, S. 178 f., hier S. 179. 11 Vgl. Hahn, Darijana  : Treu und fest. Vereine und Gaststätten, in  : Kat. Gasthäuser. Geschichte und Kultur, Ausstellung des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim, hrsg. von Herbert May und Andrea Schilz, Petersberg 2004, S. 253–260. 12 May, Herbert und Andrea Schilz  : Einführung, in  : Kat. Gasthäuser. Geschichte und Kultur, Ausstellung des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim, hrsg. von Herbert May und Andrea Schilz, Petersberg 2004, S. 7–12, hier S. 8. 13 Hahn, Treu und fest, S. 256, S. 259. 14 Teuteberg, Hans-Jürgen  : Von der alten Schankwirtschaft zum feinen Restaurant. Streifzüge durch die Ge-

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Neben abgetrennten Club- und Vereinszimmern gehörten Tanzsäle nun zum Pflichtprogramm eines jeden Gasthauses, wobei ihre Nutzung keineswegs auf das Tanzen beschränkt war, sondern auf Turnen, Ausstellungen, kinematographische Vorführungen und Darbietungen aller Art ausgeweitet wurde. Selbst die Radfahrer absolvierten ihre Reigen vor Zuschauern im Saal. Es war nicht unüblich, dass der Wirt seine Lokalitäten auf die Bedürfnisse eines bestimmten Vereines zuschnitt, indem er ein Clubzimmer einem Verein exklusiv zur Verfügung stellte oder die Decke in der Mitte des Tanzsaals erhöhte, damit dort Turnübungen am Reck stattfinden konnten. Die massiven Bauten wurden häufig durch weitere Anlagen in Holzbauweise wie Kegelbahnen, Veranden, Terrassen, Konzertbühnen, Lauben und Pavillons ergänzt. Naturgemäß spielte bei der Gestaltung des Gasthauses die ortsübliche Bautradition eine weitaus größere Rolle, als dies etwa bei großstädtischen Bauaufgaben der Fall war. Gelegentlich wurde aber auch die eine oder andere »Baumode« aufgegriffen.15 Wenngleich das Volkshaus also über keinen direkten baulichen Vorläufer verfügt, so steht es doch in gewisser Verwandtschaft zu den beschriebenen Bautypen Zunfthaus, Vereinshaus und Gasthaus. Davon abgesehen spielten auch andere Bauaufgaben, etwa der Turnhallenbau und die Bürohausarchitektur, für die Gestaltung einzelner Gebäudeteile des Volkshauses eine Rolle. Die Übernahme architektonischer Elemente anderer Gebäudetypen ist meist einer Übereinstimmung hinsichtlich Funktion und Nutzung geschuldet. Gleichzeitig konnten mit dem Rückgriff auf wiedererkennbare Bauformen auch ideelle Zwecke verbunden sein. So sind Anleihen bei den Dekorationsformen der Zunfthäuser dem Bedürfnis der Arbeiterbewegung nach Identitäts- und Traditionsstiftung zuzuschreiben. Das Rekurrieren auf bürgerliche Repräsentationsarchitektur wiederum spiegelt den Selbstbehauptungswillen der Arbeiterbewegung gegenüber dem Bürgertum. Auf Aspekte wie diese wird in Kapitel 3.3.2 anhand ausgewählter Beispiele noch näher einzugehen sein. 3.1.2 Funktions- und Nutzungsspektrum

Das wohl prägendste aller Kennzeichen des Volkshauses ist seine Multifunktionalität. Die Volkshäuser hatten einer Vielzahl von Anforderungen zu genügen, die im Einzelfall in jeweils unterschiedlichem Umfang zum Tragen kamen. Die komplexen Nutzungsanschichte deutscher Gaststättenkultur, in  : Kat. Gasthäuser. Geschichte und Kultur, Ausstellung des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim, hrsg. von Herbert May und Andrea Schilz, Petersberg 2004, S. 27–50, hier S. 31/32  ; s. auch Meider, Gasthaus, S. 178. 15 So erfreute sich phasenweise in unterschiedlichen Variationen der »Schweizerhaus«-Stil selbst in Flachlandregionen großer Beliebtheit  ; vgl. May, Herbert  : Größer, höher, moderner. Die bauliche Entwicklung der Gasthäuser um 1900, in  : Kat. Gasthäuser. Geschichte und Kultur, Ausstellung des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim, hrsg. von Herbert May und Andrea Schilz, Petersberg 2004, S. 103–118, hier S. 114.

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forderungen waren der wichtigste strukturbildende Faktor bei der architektonischen Ausgestaltung der Gebäude. Der Anspruch der Multifunktionalität richtete sich dabei nicht nur an das Gebäude als Ganzes, sondern auch an seine einzelnen Bauteile. Nachfolgend seien die wichtigsten Funktionen und Aufgaben der Volkshäuser und zugleich einige damit zusammenhängende architektonische Aspekte vorgestellt. Versammlungswesen und Festkultur

Das Versammlungswesen war die essentielle Grundlage der arbeitervereinsmäßigen Organisation. Für die Kommunikation und den Informationsfluss innerhalb der Vereine und Verbände waren regelmäßige Versammlungen unerlässlich. Abgesehen davon gebot der basisdemokratische Anspruch der sozialdemokratischen Bewegung, dass grundlegende, alle Mitglieder betreffende Beschlüsse nach Möglichkeit im Plenum getroffen werden sollten. Den Bedarf an Versammlungsräumen teilten alle Zweige der Arbeiterbewegung gleichermaßen, wobei die Gewerkschaftsorganisationen die wohl umfangreichste Versammlungstätigkeit pflegten.16 Dazu gehörten geschlossene Mitglieder- und Funktionärssitzungen, die der internen Berichterstattung, Strategiebesprechung und Entscheidungsfindung dienten, ebenso wie große, öffentliche Massenversammlungen, in denen vorwiegend Agitations- und Mobilisierungsarbeit geleistete wurde. Hinzu kamen regelmäßige Sitzungen zwischen Partei- und Gewerkschaftsvorständen, Bezirksleitungen, Kartellvertretern, Ausschüssen und anderen Instanzen sowie die in größeren zeitlichen Abständen auf regionaler und auf Bundesebene stattfindenden Parteitage und Gewerkschaftskonferenzen. Zu bestimmten Anlässen, etwa im Wahlkampf oder während Streiks, fanden Großveranstaltungen und Kundgebungen statt, zu denen häufig auswärtige Funktionäre und Arbeiterführer als »Zugpferde« anreisten. Für Massenveranstaltungen wie diese wurden Säle mit einem Fassungsvermögen von über 1 000 Personen benötigt. Allerdings wandelte sich im Laufe der Zeit das Versammlungswesen und mit ihm der Bedarf an Versammlungsräumen. So wurden gegen Ende der Weimarer Republik »ganz große Versammlungssäle […] immer weniger gebraucht«, da gerade die Gewerkschaften »nicht mehr wie früher so oft und so große Versammlungen« einberiefen.17 Im Idealfall verfügte ein Volkshaus über genügend verschieden große Räume und Säle, um der gesamten Bandbreite der Zusammenkünfte Raum zu bieten. Für viele Veranstaltungen wurde zudem eine Bewirtschaftung gewünscht. Hierzu bedurfte es neben Einbauten und Nebenräumen wie Essensausgaben, Buffets und Ausschankstellen entsprechender Verbindungswege zu den Küchenanlagen. Für die Säle wurden oft eigene 16 Aufschlussreich für die Beurteilung der Vielfalt und Häufigkeit von Versammlungen sind die in den lokalen sozialdemokratischen Tageszeitungen regelmäßig veröffentlichten Versammlungskalender. 17 Odenthal, Gewerkschaftshäuser (Freie Gewerkschaften), S. 767.

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große Zugänge geschaffen, damit die Besucherströme ungehindert fließen konnten. Dem großen Saal und den großen Sitzungszimmern kam im Raumgefüge des Volkshauses eine herausgehobene Bedeutung zu. Diese Räume waren in der Regel in einem der oberen Geschosse untergebracht, was sich nicht selten an der Fassade ablesen ließ. Zudem waren die Säle und Sitzungszimmer gegenüber den anderen Räumen besonders aufwendig dekoriert und gehoben ausgestattet (Abb. 14)  : »Wo über Taktik, Probleme und Wege zum Ziel gestritten wird, wo klassenbewusste Arbeiter ihr Wissen zu bereichern, in ernsten Beratungen ihre Lebenslage zu verbessern suchen, da müssen auch die Räume dem angepasst sein. Ein abschweifender Blick in den Raum muss dem Teilnehmer wieder neue Kraft und Zuversicht einflößen.«

So hieß es 1926 in der Zeitschrift »Das Gewerkschaftshaus«.18 Dazu gehörte auch, dass an den Wänden Porträts bedeutender Arbeiterführer, agitative Inschriften und Plakate sowie Sinn- und Wahlsprüche hingen (Abb.  15, 16, s. auch Abb.  87). Im Saalbau in Offenbach hingen neben Vereinsfahnen links und rechts des Bühnenausschnitts die Por­träts von Karl Marx und Wilhelm Liebknecht (s. Abb. 105). Für den Saal des Münchener Gewerkschaftshauses (s. Abb.  61) wurden 1914 zwei Porträtgemälde des im Krieg gefallenen Reichstagsabgeordneten Ludwig Frank und des belgischen Sozialistenführers Jean Jaurès, der in Paris einem nationalistischen Attentat zum Opfer gefallen war, angekauft.19 Zum Versammlungswesen der Arbeiterbewegung zählt auch ihre ­einzigartige Festkultur.20 Die sozialdemokratischen Feste waren »geballte Zeugnisse von Arbei­ter­kultur«21 und umfassten ein vielfältiges Repertoire. Der wichtigste Festtag war der »Weltfeiertag der Arbeit« am 1. Mai. Hinzu kamen weitere politische Gedenk- und Feiertage22 sowie aus der religiösen Tradition abgeleitete festliche Anlässe wie Sonnwendfeiern und Jugendweihen, Jubiläen, Agitations- und Bildungsfeste, Sänger- und Sportfeste sowie einfache Feste ohne besonderen Anlass, die vornehmlich zur Unterhaltung und Geselligkeit gedacht waren.23 Auch die Einweihungsfeiern der Volkshäuser selbst sind zu nennen. 18 Th., P.: Die Deutschen Gewerkschaftshäuser in der Statistik des ADGB, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1. Jg., Nr. 10/12, 1926, S. 13 f., hier S. 13. 19 Vgl. Gerstenberg, Günther  : Eine rote Burg des Proletariats. Das alte Gewerkschaftshaus in der Pestalozzistraße, hrsg. vom DGB-Bildungswerk Bayern Kreis München, München 1997, S. 24 (dort als Quelle angegeben  : Münchener Post, 4. Jg., Nr. 293, 17. Dezember 1914). 20 Zur sozialdemokratischen Festkultur vgl. Düding, Politische Öffentlichkeit, und Schneider, Gerhard  : Politische Feste in Hannover 1866–1918, Teil 1  : Politische Feste der Arbeiter, Hannover 1995. 21 Ritter/Tenfelde, Arbeiter, S. 834. 22 Dazu gehörten auf die politischen Ereignisse der März- und Novemberrevolution, die Abschaffung des Sozialistengesetzes bezogene oder der Verfassung und der Republik gewidmete Feiern, Lassallefeiern, Feiern zum Gedenken an Marx, Engels, Liebknecht und Bebel. 23 Matthias Warstat unterscheidet zwischen Festen der Agitation, der Bildung, Unterhaltung und Feierlich-

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Hinsichtlich des Ablaufs der Feste lehnte man sich an volkstümliche Traditionen an und übernahm Elemente aus bürgerlichen Festzeremonien.24 Zum Programm gehörten neben Ansprachen, Rezitationen und Sprechchören feierliche Fahnenweihen, heroische Tableaux vivants sowie musikalische und theatralische Darbietungen. Dabei bildete sich eine originäre Festsymbolik heraus, die zu einem wichtigen Werkzeug der Traditionsbildung und -bewahrung wurde und den Zusammenhalt stärkte.25 In all den Ehrungen und Lustbarkeiten feierte die Arbeiterbewegung »sich selbst, demonstrierte ihre Vielfalt und die von ihr umschlossenen Fähigkeiten«.26 Große Feste boten zudem die Gelegenheit, neben der bürgerlichen eine »proletarische Öffentlichkeit«27 zu schaffen und den politischen Gegner damit zu provozieren, indem man offensiv auf Außenwirkung setzte. Bei Festen und Kongressen oder Parteitagen wurden die Volkshäuser nicht nur im Inneren, sondern auch außen festlich geschmückt. Fahnen und Transparente demonstrierten den politischen Charakter der Veranstaltung (Abb. 17). Insbesondere das öffentliche Zurschaustellen der roten Flagge – das Ursymbol allen linken Protests und seit jeher für das Bürgertum ein buchstäblich rotes Tuch – galt im Kaiserreich, wo selbst rote Schleifen an Revers und Grabkränzen polizeilich geahndet wurden, als offene Provokation.28 So überrascht es nicht, dass 1909 in Jeßnitz die Polizei einschritt, als auf dem Dach des neu erbauten Volkshauses eine rote Fahne gehisst wurde.29 Anlässlich des Parteitags in Kiel wurde 1927 die Fassade des dortigen Gewerkschaftshauses über und über mit einer elektrischen Festbeleuchtung aus Glühbirnen versehen.30 Zu den heißen Wahlkampfzeiten der 1920er Jahre wurde an vielen Partei- und Gewerkschaftsbauten mit Spruchbändern und Transparenten großflächige Wahlpropaganda für die SPD betrieben (s. Abb. 5).31 keiten aus lebensgeschichtlichen und jahreszeitlichen Anlässen  ; vgl. Warstat, Theatrale Gemeinschaften, S.  49 ff. 24 Dessen ungeachtet wurden über die Art und Gestaltung der Arbeiterfeste, insbesondere der Maifeiern, in Partei und Gewerkschaften immer wieder Diskussionen geführt  ; vgl. Lerch, Maifeiern. 25 Vgl. Düding, Politische Öffentlichkeit, S. 21. 26 Vgl. Ritter/Tenfelde, Arbeiter, S. 836. 27 Wyrwa, Ulrich  : Branntewein und »echtes« Bier. Die Trinkkultur der Hamburger Arbeiter im 19. Jahrhundert, Hamburg 1990, S. 196 f. 28 Vgl. Schüler, Bernd  : Farben als Wegweiser der Politik, in  : Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 20, 15. Mai 2006, S. 31–38, hier S. 33. 29 Vgl. Festschrift zum Kreisparteifest am 8. Juni und 9. Juni 1929 in Jeßnitz anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Ortsvereins Jeßnitz in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, 1904–1929, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Jeßnitz, Jeßnitz 1929, S. 21. 30 »Das Gewerkschaftshaus ist zu einem neuen Gebäude geworden. Es ist überhaupt kein Steingebäude mehr, denn unwirklich groß und weit türmen sich die von tausenden elektrischen Birnen umschlossenen Flächen aufeinander. Die perlenden Lichtlinien werfen sich über ein Gesims und steigen dann glühend rot und so leicht und hoch in den Raum, dass jeder bedingungslos mitgerissen wird.«, in  : Kiel empfängt den Parteivorstand, in  : Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung, Nr. 118, 21. Mai 1927 [o. V.], zit. nach Warstat, Theatrale Gemeinschaften, S. 90. 31 Zur politischen Propaganda an Parteibauten vgl. Kössler, Parteizentrale, S. 99–108.

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Sozialdemokratische Feste wurden auch durch ihre Verbindung mit Umzügen und Demonstrationsmärschen zur Waffe im öffentlichen Meinungskampf  : Öffentlichkeitswirksam versammelte sich die Masse der Feiernden oder Demonstranten vor dem Festlokal – sofern vorhanden meist das Volkshaus –, das als Ausgangs- und Endpunkt der Umzüge diente (Abb. 18). Insbesondere in der Weimarer Zeit drängte die Festkultur der Arbeiterbewegung aus den Sälen in den Außenraum.32 Körperbetonte Masseninszenierungen lösten politische Ansprachen als Höhepunkt des Festprogramms ab.33 Dementsprechend waren bei einer ganzen Reihe von Planungen für größere Volkshausneubauten aus den späten 1920er Jahren auch große Sport- und Festplätze im Bauprogramm vorgesehen, so in Gera und in Zwickau. Verwaltung und Organisation

Durch die fortschreitende Institutionalisierung der Arbeiterbewegung und die Ausdehnung des Verwaltungsapparats stieg der Bedarf an Büroräumen und Geschäftszimmern. Bevor in den ersten Städten Volkshäuser als »Hauptquartier(e) und Befehlsstellen«34 zur Verfügung standen, hatte die Arbeiterbewegung vielerorts eine »heillose Zersplitterung«35 zu beklagen. Häufig waren die einzelnen Verbände und Organisationen gezwungen, sich mit unzureichenden, nur angemieteten Verwaltungsstellen zu begnügen, die zudem oft auf das gesamte Stadtgebiet verteilt waren. An manchen Orten gelang es erst mit dem Erwerb oder Neubau eines Volkshauses, eine Zentrale für alle Organisationen und Einrichtungen der Arbeiterbewegung zu schaffen. Während an kleineren Orten für die Organisationsarbeit einige einfache Räume ausreichen mochten, so bedurfte es in den Großstädten funktionaler Verwaltungskomplexe, die an die vorherrschenden Bedürfnisse angepasst und entsprechend sorgfältig geplant werden mussten. Bei Neubauten kam es darauf an, die einzelnen Funktionsbereiche möglichst praktisch anzuordnen und miteinander zu verbinden. Oft schlossen beengte Grundstücksverhältnisse eine großzügige Anlage von vornherein aus. Auch war der im Laufe der Jahre stark ansteigende Publikumsverkehr mancherorts zum Zeitpunkt der Planung des ersten Hauses noch nicht abzuschätzen. Eine besondere Herausforderung war stets die Lenkung des Publikumsverkehrs durch getrennte Zugänge und Treppenhäuser. Dies bedeutete in der Regel, dass die Räume mit dem größten Publikumsverkehr im Erdgeschoss und die übrigen Verwaltungsräume und Vorstandszimmer in den ruhigeren oberen Geschossen angeordnet wurden. In einem größeren Volkshaus standen den einzelnen Vereinen und Verbänden ein Geschäftszimmer oder auch mehrere Büroräume zur Verfügung. Bei einem mitglie32 Vgl. Warstat, Theatrale Gemeinschaften, S. 92. 33 Vgl. ebd., S. 108 ff. 34 Chevallerie, Gewerkschaften als Unternehmer, S. 14. 35 Pollender, Vorgeschichte, S. 18.

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derstarken Verband wie dem DMV konnte sich die Geschäftstelle gar über eine ganze Etage erstrecken, auf der sich Schreibstuben, Abfertigungsräume und entsprechende Wartebereiche befanden. Die Hausverwaltung konnte eine Reihe weiterer Einrichtungen wie Kartotheken, Archive, Registraturen, Expeditionen, Redaktionen oder gar Post- und Telefonzentralen umfassen. Besonders hohe räumliche Anforderungen stellten zudem die gewerkschafts- oder parteieigenen Druckereibetriebe, in denen in der Regel sämtliche Drucksachen, von den Mitgliedsbüchern und Verbandszeitschriften über Plakate, Flugblätter, Taschenkalender und Jahresberichte bis hin zu Beitragsmarken hergestellt wurden. Für die Unterbringung der großen und schweren Druckmaschinen bedurfte es bisweilen eigener Druckereitrakte, die den statischen Anforderungen genügten (so z. B. beim Gewerkschaftshaus Darmstadt und bei den Berliner Verbandshäusern des Buchdrucker- und des Metallarbeiterverbands). Soziale Fürsorge

Innerhalb der Arbeiterbewegung waren es vor allem die Gewerkschaften, die sich über ihren Charakter als sozialpolitische Interessenvertretung hinaus als Hilfs- und Selbsthilfeorganisationen verstanden. Die Volkshäuser boten dem breiten Spektrum dieses gewerkschaftlich-sozialdemokratischen »Versorgungssystems« den notwendigen Raum. Wie oben bereits ausgeführt wurde, war die Notwendigkeit von Herbergen für die Errichtung der ersten Häuser maßgeblich gewesen. Eine Herberge hatte jedoch nicht nur Unterkunft zu bieten.36 Neben einfacher Verpflegung sollte auch eine Aufenthaltsmöglichkeit ohne Trink- und Verzehrzwang geboten sein (Abb.  19). Manchmal gab es für die Herbergsgäste auch eigene Leseräume. Als selbstverständlich galt die Einrichtung von Wasch- und Baderäumen, nicht zuletzt hoffte man damit, erzieherisch auf die Hygiene des Arbeiters einzuwirken.37 Bisweilen waren auch Desinfektionsapparate für Kleidung und Reisegepäck vorhanden. In der als mustergültig angesehenen Herberge des Berliner Gewerkschaftshauses wurden die Schlafsäle mit eigens angefertigten Bettgestellen ausgestattet, unter denen aufgrund ihrer hohen Beine kein Schmutz unentdeckt blieb  ; vergleichbares Mobiliar wurde auch in Hannover verwendet (Abb. 20). Allerdings verlor das Herbergswesen im Laufe der Jahrzehnte an Bedeutung. Viele der gewerkschaftlich geführten Herbergen gerieten zu »Sorgenkindern«38, deren Betrieb auf 36 Eine ausführliche Beschreibung des Berliner Herbergsbetriebs bei Sassenbach, Johannes  : Die Herberge des Berliner Gewerkschaftshauses, in  : Die neue Welt. Illustriertes Unterhaltungsblatt, 1912, Nr. 41, S. 323. 37 Zum Beispiel hieß es zum Gewerkschaftshaus Halle  : »Fayencewaschbecken regen in jedem Zimmer zur körperlichen Sauberkeit an.«, in  : Das Haus der Gewerkschaften zu Halle an der Saale. Gedenkblätter zur Eröffnung des Hauses im Dezember 1914, Halle 1914, S. 9 [o. V.]. 38 So in Darmstadt, wo die Herberge allerdings nicht im Gewerkschaftshaus selbst, sondern 1924 mit städtischer Hilfe am Herdweg 28 eingerichtet worden war  ; Jahresbericht über das Geschäftsjahr 1927, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Darmstadt, Darmstadt [1928] S. 10.

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hohe Zuschüsse von mehreren tausend Mark jährlich angewiesen war. So wurden in der Weimarer Zeit an manchen Orten die Volkshausherbergen aufgelöst und in Büro- und Versammlungsräume umgewandelt, beispielsweise in Karlsruhe, Hamburg und Leipzig. Man ging bei großstädtischen Neubauten dazu über, Hotelbetriebe einzurichten. Ob diese jemals Aussicht auf Rentabilität hatten, bleibt fraglich. Für einfache Arbeiter war die Übernachtung im Hotelzimmer schon aus finanziellen Gründen undenkbar. Demnach scheint es sich bei den Volkshaushotels um ein Angebot an jene besser gestellten Arbeiter gehandelt zu haben, die es sich leisten konnten, eine Bildungs- oder Erholungsreise zu unternehmen. Solche Reisen wurden von den Freizeitorganisationen der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik zunehmend propagiert und angeboten.39 Zu dieser Zeit entstanden in den Gewerkschaftshäusern in Hamburg, Bremen und Heidelberg gar »Verkehrsbüros«, die in Fragen der Reiseplanung und Feriengestaltung berieten und organisierte Reisen vermittelten. Die Hotelübernachtung im Volkshaus war dabei Teil des Konzepts, wonach der Arbeiter »seine Ferien im Sinne seiner Weltanschauung zu verleben und zu genießen« hatte.40 Demgegenüber waren die Volkshaushotels bemüht, durch neutrale Werbung auch eine der Arbeiterbewegung fernstehende Klientel anzusprechen. Kritiker hielten die Hotelbetriebe für unnötige Luxuseinrichtungen, von denen eine vermeidbare wirtschaftliche Belastung der Volkshäuser ausging.41 All dies lässt den Schluss zu, dass die Einrichtung von Hotels weniger eine Antwort auf ein tatsächliches Bedürfnis war, sondern eher Anzeichen einer neuen Strategie  : Man wollte die Volkshäuser nicht mehr als Fürsorge- und Wohltätigkeitsbauten verstanden wissen, sondern als sozialistisch geführte und betriebswirtschaftlich funktionierende Unternehmen, die fähig sind, sich im Kapitalismus zu behaupten. Der im Hotel residierende Arbeiter war indes keineswegs gesellschaftliche Realität, sondern Teil des Wunschbilds einer sozialistischen, von allgemeinem Wohlstand geprägten Zukunft. Neben temporären Unterkunftsmöglichkeiten wollten einige Volkshäuser mit so genannten Ledigenheimen auch dauerhafte Wohnmöglichkeiten als Alternative zum »gesundheitlichen und sittlichen Elend« des Schlafgängerwesens anbieten.42 Als Beispiel aus Wilhelminischer Zeit sei hier das Metallarbeiterheim in Stuttgart genannt, für die Weimarer Jahre die Volkshausneubauten in Bremen, Rüsselsheim und Magdeburg. Das Ledigenheim sollte junge Arbeiterinnen und Arbeiter vor der »skrupellosen Ausbeutung« und den »sittlichen und gesellschaftlichen Gefahren der Großstadt« schützen und ihnen zugleich eine neue Form des »Gemeinschaftslebens« bieten.43 39 Wendel, Friedrich  : Arbeiter-Reise- und Wanderführer. Ein Führer für billige Reise und Wanderung, Berlin 1932. 40 Freizeitkultur, in  : Die Gemeinwirtschaft, 9. Jg., Nr. 9, 1929, S. 360. 41 Auer 1931, S. 62. 42 Baut Ledigenheime  ! Gegen das »gesundheitliche und sittliche Elend« des Schlafgängerwesens, in  : Volksstimme Chemnitz, 36. Jg., Nr. 280, 2. Dezember 1926 [o. S., o. V.]. 43 Aus einer Rede des sozialdemokratischen Stadtverordneten Rank in Chemnitz »Baut Ledigenheime  !«, abgedr. in  : Volksstimme Chemnitz, 38. Jg., Nr. 298, 22. Dezember 1928 [o. S.].

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Womöglich verband sich mit dem fürsorgerischen Aspekt des Wohnheims auch die Hoffnung, die im Kapitalismus gelösten Bindungen des Arbeiters an Familie und Heimat mittels sozialistisch-kollektiver Wohnformen zu kompensieren. Eine vergleichbare Funktion kam der Jugendarbeit zu, die in der Arbeiterbewegung große Bedeutung hatte. Übergeordnetes Ziel der Jugendarbeit war es, den Arbeiter schon in jungen Jahren »dem geisttötenden Einfluss der Pfafferei, der öden Vereinsmeierei und des Wirtshauslebens zu entreißen«44 und zu einem klassenbewussten Mitglied der Bewegung zu erziehen. Die Volkshäuser waren wichtige Orte dieser Form der »Erziehungsarbeit«  : Wo es möglich war, wurden so genannte »Jugendheime« in sie integriert.45 Dabei handelte es sich zumeist um ein oder zwei Zimmer, die den sozialdemokratischen Jugendorganisationen zu bestimmten Zeiten als Aufenthalts-, Spiel- und Schulungsräume offen standen und mit Büchern, Spielen und Lehrmaterial ausgestattet waren. Bei der Einrichtung der Jugendheime wurde neben Sauberkeit und einem freundlichen Ambiente Wert auf »belehrenden« Wandschmuck gelegt. Ein jugendgerechtes Veranstaltungsprogramm erhöhte zudem die Attraktivität des Volkshauses als Freizeittreffpunkt (Abb. 21). Eine wichtige soziale Einrichtung in den Volkshäusern waren die Arbeitersekretariate. Sie erteilten Rechtsberatung in allen arbeits- und sozialrechtlichen Fragen.46 Für Gewerkschaftsmitglieder waren die Auskünfte, die durch hauptberufliche, in der sozialpolitischen Gesetzgebung geschulte Arbeitersekretäre erteilt wurden, kostenlos.47 Teilweise begleitete das Sekretariat die Ratsuchenden bis vor Gericht. Das erste Arbeitersekretariat wurde 1894 vom Nürnberger Gewerkschaftskartell begründet, danach stieg die Zahl der Sekretariate schnell an. Mit diesen Einrichtungen verwirklichte die Arbeiterbewegung ihren Anspruch, eine Kampf- und Selbsthilfeorganisation für alle Arbeiter zu sein, denn auch nichtorganisierte Arbeiter konnten sich beraten lassen. Dabei bot sich auch die Chance, im direkten Kontakt weitere Mitstreiter für die sozialdemokratisch-gewerkschaftliche Sache zu gewinnen. Für die Rekrutierung neuer Mitglieder war es von Vorteil, wenn sich das Arbeitersekretariat mit den Anmelde- und Zahlstellen der Gewerkschaften unter einem Dach, nämlich im Volkshaus, befand. Anfangs mussten die Sekretariate unter erschwerten räumlichen Bedingungen in gemieteten Räumen untergebracht werden, während sich die übrigen Geschäftsstellen der Arbeiterbewe44 Zur Geschichte der sozialdemokratischen Partei in Mannheim 1867–1906, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands [Mannheim 1906] [Reprint Mannheim 1975], S. 22. 45 M., K.: Das Jugendheim im Gewerkschaftshaus, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1. Jg., Nr. 2, März 1926, S. 2. 46 Zur Ausgestaltung und Tätigkeit der Arbeitersekretariate vgl. Shin, Myoung-Hoon  : Die Arbeitersekretariate in der deutschen Arbeiterbewegung. Eine Institution für die gewerkschaftliche Sozialpolitik in Wechselbeziehungen zur staatlichen Sozialpolitik im Kaiserreich, im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik, Tönning 2007. 47 In München wurde 1903 von nichtorganisierten Arbeitern eine Rechtsberatungsgebühr zwischen 20 und 50 Pfennigen erhoben  ; vgl. Sechster Jahresbericht des Arbeitersekretariats München und Geschäftsbericht des Gewerkschafts-Vereins München pro 1903, hrsg. vom Arbeitersekretariat München, München 1904.

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gung auf andere angemietete Räumlichkeiten verteilten. In München war das 1898 eröffnete Arbeitersekretariat zunächst in »zwei primitiven Räumen« untergebracht, von denen einer auf eigene Kosten zu einem Wartezimmer ausgebaut worden war.48 Bei solch provisorischen Verhältnissen, wie sie auch an vielen anderen Orten herrschten, drohte stets die Gefahr einer kurzfristigen Kündigung, denn die wenigsten Vermieter oder Mitmieter waren bereit, eine sozialdemokratische Einrichtung unter ihrem Dach zu tolerieren. Ganz abgesehen davon war der enorme Publikumsverkehr, der mit dem Aufstieg der Bewegung einherging, in vielen Fällen für Mieträume nicht mehr tragbar. Dank der Volkshäuser konnten die Sekretariate zu großzügigen und funktionalen Einrichtungen ausgebaut werden. Darüber hinaus unterhielten die freien Arbeiterorganisationen an vielen Orten eigene Arbeitsvermittlungsstellen, so genannte Arbeitsnachweise. Damit emanzipierte sich die Arbeiterbewegung von vergleichbaren Einrichtungen der Kommunen und Unternehmer, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts existierten und zum Teil als arbeitspolitische Repressionsinstrumente missbraucht wurden.49 Insbesondere die Arbeitsnachweise der Unternehmer galten den Gewerkschaften als »Maßregelungsbureaus«50, denn dort wurden »schwarze Listen« über organisierte Arbeiter geführt, um diese bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle zu behindern. Die von gewerkschaftlicher Seite geführten Arbeitsnachweise dienten nicht nur der Stellenvermittlung, sondern auch der Auszahlung der gewerkschaftlichen Reiseunterstützung sowie der Rechtsauskunft. Als weitere gewerkschaftliche Unterstützungsleistung fand in den Volkshäusern die Auszahlung des Streik- und Arbeitslosengeldes an die Mitglieder statt. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurden in manchen Großstädten für die Beratung, Abfertigung und Auszahlung ganze Schalterhallen notwendig, um den Publikumsverkehr zu bewältigen. Einer der wohl größten freigewerkschaftlichen Arbeitsnachweise wurde seinerzeit von der Berliner Ortsverwaltung des Metallarbeiterverbands betrieben. In dessen Verwaltungsneubau von 1911/12 war dafür ein über 500 qm großer »Arbeitslosensaal« eingeplant worden. An dieser Stelle sei noch auf eine Ausnahmeerscheinung unter den Volkshauseinrichtungen hingewiesen, auf den Betrieb des Gemeinwirtschaftlichen (später  : Gemeinnützigen) Bestattungsinstituts (Ge-Be-In) im Bremer Volkshaus. Der Ortsausschuss des ADGB hatte das Ge-Be-In 1923 als Solidaritätskasse, die ihren Mitgliedern unentgeltliche Bestattungen ermöglichte, gegründet. Angesichts der prekären sozialen 48 Vgl. Jahres-Bericht des Arbeitersekretariates München und Geschäfts-Bericht des Gewerkschaftsvereins München pro [1898 bis 1907], hrsg. vom Arbeitersekretariat München, München [1899 bis 1908] (von »primitiven Räumen« ist im Bericht für 1907 die Rede). Das Münchener Arbeitersekretariat befand sich 1898 zunächst im Haus Isartor 6, dann 1901 in der Baaderstraße 1 und ab 1908 in der Holzstraße. 49 Vgl. hierzu am Beispiel Leipzig  : Brandmann, Paul  : Leipzig zwischen Klassenkampf und Sozialreform. Kommunale Wohlfahrtspolitik zwischen 1890 und 1929, Köln u.a. 1998, S. 108 ff. 50 Ebd., S. 111.

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Architektur der Volkshäuser

und wirtschaftlichen Lage vieler Arbeiter, stellten die anlässlich eines Todesfalls eintretenden Bestattungskosten eine kaum tragbare finanzielle Belastung dar. Im Laufe der Jahre wuchs das Ge-Be-In zu einer der größten sozialen Selbsthilfeorganisationen Bremens mit über 100 000 Mitgliedern – nicht nur aus der Arbeiterschaft – im Jahre 1930 heran. Nach Ausweitung des Geschäftsfelds auf einen Steinmetzbetrieb und eine Friedhofsgärtnerei wurden schon Mitte der 1920er Jahre dringend größere Räumlichkeiten benötigt, so dass der Vorstand beschloss, sich am neu zu errichtenden Volkshaus finanziell zu beteiligen. Die Räume, die das Ge-Be-In dort erhielt und noch bis in die 1960er Jahre hinein nutzte, lagen im Kellergeschoss und umfassten einen Empfangsraum, einen Ausstellungsraum und zwölf Aufbahrungsräume. Mit dem Ge-Be-In erhielt die milieuspezifische Idee und Redensart vom weltanschaulich geprägten Leben des Sozialisten »von der Wiege bis zur Bahre« im Raumprogramm des Bremer Volkshauses konkrete Gestalt  : »So soll dieses Haus für die Jugend eine Heimstätte der Freude, der Unterhaltung und der Belehrung sein. Es soll dem erwachsenen Mann Gelegenheit geben, sich in den Räumen und Sälen das Rüstzeug zu holen für den harten Lebenskampf. Es soll dem Arbeitnehmer in den Räumen seiner Organisation eine Schutzstätte bieten, und es wird ihm, wenn er ausgekämpft hat, auch noch eine Ruhestätte für die letzten Tage nach dem Ende seines Erdendaseins bieten.«51

Zusätzlich zu solchen dauerhaften Angeboten, die sich konkret im Raumprogramm der Volkshäuser niederschlugen, übernahmen manche Volkshausbetriebe zeitweise noch weitere Aufgaben der sozialen Fürsorge. Während des Ersten Weltkriegs wurden einige Gewerkschaftshäuser, nicht immer freiwillig, oft auch »teils aus Patriotismus, teils aus Geschäftsgeist«52, als Lazarette zur Verfügung gestellt.53 Damals standen in den Herbergen und großen Sälen, die wegen des Kriegseinsatzes vieler Arbeiter ohnehin ungenutzt waren, lange Reihen von Krankenbetten. In Dresden waren zu dieser Zeit 51 Volkshaus in Bremen, S. 8. 52 Sassenbach geht davon aus, dass die Gewerkschaftshäuser an manchem Ort durch die Einrichtung von Lazaretten ihre Existenz über die Kriegszeit hinweg retten konnten, da der Herbergsverkehr ohnehin so gut wie zum Erliegen gekommen war  ; Sassenbach, Johannes  : Erinnerungen, BArch Berlin, SAPMO SgY 301118, S. 77. Einen regelrechten Aufschwung erlebte zu dieser Zeit das Gewerkschaftshaus in Kiel, das nun von zahlreichen Militärangehörigen besucht wurde und sich aus den Einnahmen von der Hypothekenlast befreien konnte  : »Der Verkehr an Sonntagen ist ein so gewaltiger, dass sämtliche Nebenräume des großen Saales mit in Betrieb genommen werden mussten und an diesen Tagen 27 Kellner beschäftigt werden.«  ; vgl. Das Gewerkschaftsleben in Kiel 1914 und 1915, Berichte über das 14. und 15. Geschäftsjahr, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Kiel, Kiel 1916, S. 33. 53 Als Kriegslazarette zur Verfügung gestellt wurden u.a. die Volks- und Gewerkschaftshäuser in Berlin, Breslau, Bromberg, Dortmund, Flensburg, Frankfurt am Main, Halle, Hanau (Saalbau), Kiel, Köln, Königsberg, Leipzig, Offenbach und Stuttgart (Metallarbeiterheim), um nur einige zu nennen.

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außerdem Sammelstellen für Metallgegenstände, Stoffe und Kleidung für Kriegszwecke eingerichtet und auch im Münchener Gewerkschaftshaus wurde für das Rote Kreuz und »die Krieger im Felde« gesammelt.54 In Hamburg unterhielt die Kriegshilfe im Gewerkschaftshaus eine Obdachlosenunterkunft. Auch nach dem Krieg blieben soziale Hilfsaufgaben ein fester Bestandteil vieler Volkshausbetriebe. In Leipzig, Solingen und Coswig unterhielten die Volkshäuser in wirtschaftlich angespannten Zeiten und während Aussperrungen und Streiks so genannte Volksküchen, in denen kostenloses Essen an bedürftige Arbeiter und deren Familien abgegeben wurde. Auch in München bot die Arbeiterwohlfahrt 1931 regelmäßige Speisungen für die Kinder von Arbeitslosen an, die dafür an bestimmten Tagen mit dem Bus aus verschiedenen Stadtbezirken ins Gewerkschaftshaus gefahren wurden (Abb. 22).55 Bildungs- und Kulturarbeit

Wie schon aus dem von Wilhelm Liebknecht popularisierten Slogan »Wissen ist Macht – Macht ist Wissen« hervorgeht, galt der Sozialdemokratie insbesondere die Bildung als wichtiges, wenn nicht gar wichtigstes »Kampfmittel« zur Befreiung der Arbeiterklasse.56 Die Volkshäuser waren ein wesentlicher Aktionsraum der vielfältigen Bildungs- und Kulturarbeit der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Dies rückt sie in die Nähe der klassischen Bildungs- und Kulturbauten wie Bibliotheken, Theater und Konzerthäuser. Vom Bildungsverständnis des Bürgertums übernahm die Arbeiterbewegung die hohe Wertschätzung des Lesens als dem vorzüglichsten aller Bildungsmittel. Als Gegengründungen zu den Einrichtungen der bürgerlichen Volksbildungsbewegung hatten die Partei- und Gewerkschaftsbibliotheken den Wissensdrang und das Bildungsniveau der Arbeiter zu heben und in die gewünschte klassenkämpferische Richtung zu lenken. Auch wenn nicht anzunehmen ist, dass die Arbeiterbibliotheken den erhofften Anteil an der Förderung des proletarischen Klassenbewusstseins hatten, so spielten sie doch eine nicht unbedeutende Rolle in Bezug auf die Verbreitung bürgerlichen Kulturguts innerhalb der Arbeiterschaft.57 Bereits um die Jahrhundertwende verfügte beinahe jeder örtliche Partei- oder Gewerkschaftsverein über eine mehr oder weniger gut ausgestattete Bibliothek. Eine Arbeiterbibliothek verfügte in der Regel neben einem breiten 54 Vgl. Russig, Peter  : Das Dresdner »Volkshaus« der Gewerkschaften 1902 bis 1999. Vom ADGB-Haus über das DAF- und FDGB-Gebäude zum Haus des DGB, 2., erw. Auflage, Dresden 1999, S. 33  ; Gerstenberg, Eine rote Burg, S. 23. 55 Vgl. Das Ende von Weimar. Artikel aus dem »Freien Gewerkschafter«. Mitteilungsblatt des ADGB München, hrsg. von Georg Ledig, München 1997, S. 47–56. 56 Langewiesche, Dieter  : Zur Freizeit des Arbeiters. Bildungsbestrebungen und Freizeitgestaltung österreichischer Arbeiter im Kaiserreich und in der Ersten Republik, Stuttgart 1980, S. 367. 57 Vgl. Ritter, Arbeiterkultur im Deutschen Kaiserreich, S. 26.

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Bestand an politischer und sozialistischer Literatur, Fachbüchern und Belletristik über Berichte und Protokolle aus den Verbänden der Arbeiterbewegung sowie einschlägige Tageszeitungen und Zeitschriften. Mit der Schaffung von Kartellen und der Einrichtung von Arbeitersekretariaten kam es zunehmend zu einer Zusammenführung der Bestände in so genannten Arbeiterzentralbibliotheken. Je nach Mitgliederstärke und Bedeutung der lokalen Arbeiterbewegung wurden für die Unterbringung der Bibliotheken eigene Räume notwendig, nach Möglichkeit nicht nur für die Aufbewahrung und Ausgabe der Bücher, sondern auch für Aufenthalt und Lektüre. Zur Unterbringung der Bibliotheken wird in kleineren Volkshäusern ein einzelner Raum ausgereicht haben. In größeren Häusern wurden weitläufigere Abteilungen oder Gebäudeflügel geschaffen, die über Ausleihschalter, Magazine und separate Räume für die Zeitungs- oder Buchlektüre verfügten. Zum Bibliothekswesen gesellten sich weitere Bildungsangebote  : Neben Vorträgen wurden vielfach auch Kurse und Seminare angeboten, für die zusätzliche Räume benötigt wurden. Im Berliner Gewerkschaftshaus hatte die ArbeiterBildungsschule ein ständiges Lokal für Vorträge und Schulungen. In Hamburg nutzte die Zentralkommission für das Arbeiterbildungswesen im Hinterhaus mehrere Räume sowie einen Hörsaal, der wegen seiner Lage im Kellergeschoss »Bildungskeller« genannt wurde.58 Von besonderer Bedeutung waren die Volkshäuser für die Arbeiterkulturbewegung. Gerade deren größte Sparte, die Turn- und Sportbewegung, benötigte geeignete Räume, um ihren vielfältigen sportliche Aktivitäten nachzugehen. Entsprechend wurden die Säle der Volkshäuser üblicherweise so eingerichtet, dass sie sich zum Turnen oder sogar zum Radfahren eigneten. Denn selbst der Radsport fand zu großen Teilen im Saal statt  : Das Kraft und Geschicklichkeit erfordernde Kunstradfahren war im ArbeiterRadfahrerbund besonders beliebt, denn der Wettkampfcharakter des Rennsports war im Arbeitersport eher verpönt.59 Selbst die Saalbühnen wurden von den Arbeitersportlern genutzt  : Bei Festen zeigten sie dort ihr Können und erhoben den Sport damit in den Rang einer »Kulturleistung«. Dies versprach eine größere Anerkennung bei den Bildungs- und Kulturexperten der Arbeiterbewegung, die dem Sport vielfach mit »intellektuellen Vorbehalten« begegneten.60 Damit raumgreifenden Darbietungen wie der beliebten Menschenpyramide genügend Platz zur Verfügung stand, musste ein Bühnenraum mindestens 8 x  10 m umfassen.61 Auch die zu einem Turnsaal gehörenden Nebenräume wie Umkleiden, Waschgelegenheiten, Geräte- und Abstellräume waren in das Raumprogramm der Volkshäuser einzubeziehen. 58 Vgl. Schult, Johannes  : Geschichte der Hamburger Arbeiter 1890–1919, Hannover 1967, S. 146. 59 Beduhn, Ralf  : Solidarität auf zwei Rädern. Der Arbeiter-Radfahrerbund, in  : Illustrierte Geschichte des Arbeitersports, hrsg. von Hans Joachim Teichler und Gerhard Hauk, Bonn 1987, S. 119–131, insbes. S. 126 f. 60 Vgl. Hauk, Kartelle, S. 34 sowie Ueberhorst u.a., Arbeitersport- und Arbeiterkulturbewegung, S. 289. 61 Ratgeber für Spiel- und Sportplatz-Anlagen. Bau von Turnhallen, Schwimmbädern, Bootshäusern, bearb. von Max Schulze, Leipzig [1930], S. 150.

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Allgemeine Aspekte

Zum Betrieb eines Volkshauses gehörte im Allgemeinen ein breit gefächertes kulturelles und lehrreiches Veranstaltungsprogramm, das meist von den Kultur- und Bildungsausschüssen zusammengestellt wurde.62 An der Gestaltung solcher Abende waren die verschiedenen Kulturvereine beteiligt, bisweilen wurden auch externe Künstler, Redner oder Darsteller engagiert. Da nicht jede Veranstaltung den gleichen Rahmen benötigte und dieselbe Zahl an Zuschauern anzog, waren Säle unterschiedlicher Größe oder solche, die möglichst flexibel nutzbar waren, von Vorteil. Fast überall war man daher bemüht, die Räume so anzulegen, dass kleinere bei Bedarf miteinander verbunden und größere geteilt werden konnten. Bei den Sälen der großen Volkshäuser ermöglichte der Einbau von Galerien ein maximales Fassungsvermögen. Generell galt es bei kleineren Häusern, darauf zu achten, dass der Saal sowohl den praktischen Bedürfnissen des Sportbetriebs als auch den ästhetischen Anforderungen der Fest- und Kulturveranstaltungen gerecht wurde und ein entsprechend »würdiges« Ambiente bot (Abb. 23). Auf den Bühnen wurden nicht nur Ansprachen gehalten, sondern auch gesungen, rezitiert, Theater gespielt oder auch die berühmten Tableaux vivants63 und Sprechchöre aufgeführt. Für diese Formen der kulturellen Nutzung mussten sie mit Vorhängen und Kulissen ausgestattet sein (Abb. 24). Säle, die eigens musikalischen Darbietungen vorbehalten waren, gab es nur in wenigen großen Häusern, etwa dem Hamburger Gewerkschaftshaus. Spätere bauliche Veränderungen wurden vielerorts durch den Aufstieg des Kinos zum Massenmedium notwendig. Zwar standen die Arbeiterkultur- und -bildungsexperten dem Kino anfangs ablehnend gegenüber. Sie mussten jedoch erkennen, dass man sich dem »Theater der armen Leute«64 auf Dauer nicht verschließen konnte und bemühten sich allmählich um die »Förderung guter belehrender kinematographischer Aufführungen«.65 In den 1920er Jahren nutzten die Arbeiterorganisationen den Film verstärkt als Mittel der Aufklärung, Bildung und Agitation und gaben eigene Doku62 Eine ausführliche Schilderungen eines solchen Arbeiterkulturprogramms am Beispiel des Volksparks Halle bei  : Trieder, Simone  : 100 Jahre Volkspark. Parkett für Politik und Privates, in  : 100 Jahre Volkspark Halle. Utopien, Legenden, Visionen, hrsg. vom Volkspark Halle e. V., Halle 2007, S. 145–155. 63 Zur Tradition der Tableaux vivants vgl. Wagner, Monika  : Selbstbegegnungen. Lebende Denkmäler in den Maifeiern der Sozialdemokratie um 1900, in  : Mo(nu)mente  : Formen und Funktionen ephemerer Denkmäler, hrsg. von Michael Diers, Berlin 1993, S. 93–112. 64 Zit. nach Glaessner, Gert-Joachim  : Wissen ist Macht – Macht ist Wissen. Die Kultur und Bildungsarbeit der Berliner Arbeiterbewegung, in  : Studien zur Arbeiterbewegung und Arbeiterkultur in Berlin, hrsg. von Gert-Joachim Glaessner u.a., Berlin 1989, S. 237–269, hier S. 264. 65 Das neue kommerzielle Massenmedium ließ sich nur schwer mit ihren hehren Bildungsvorstellungen, nach denen das Theater stets als höherwertig galt, vereinbaren  ; vgl. Langewiesche, Dieter  : Das neue Massenmedium Film und die deutsche Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik, in  : Von der Arbeiterbewegung zum modernen Sozialstaat, Festschrift für Gerhard A. Ritter, hrsg. von Jürgen Kocka u.a., München 1994, S. 114–130. Siehe auch Timm, Richard  : Filme als Mittel gewerkschaftlicher Werbe- und Bildungsarbeit, in  : Gewerkschaftszeitung, 38. Jg., Nr. 20, 19. Mai 1928, S. 318–320.

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mentar- und Werbefilme in Auftrag.66 1929 wurde anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Dresdener Volkshauses gar ein Filmbericht produziert, der die Einrichtungen und den Betrieb des Volkshauses zeigte.67 In vorhandene Volkshaussäle konnten nachträglich Projektorenräume eingebaut werden, indem man etwa eine vorhandene Publikumsempore umfunktionierte. Bei manchen in den 1920er Jahren erbauten Häusern war von Anfang an ein entsprechender Vorführraum mit Projektionsanlage in die Planung einbezogen worden.68 Auch wenn das Verhältnis der Arbeiterbewegung zum Kino gespalten blieb, verfügten in der Weimarer Republik viele der Volkshäuser über Filmvorführapparate oder gar einen eigenen Kinobetrieb. Geselligkeit, Unterhaltung und Erholung

Mit der Durchsetzung von mehr Freizeit für ihre Klientel stand die Arbeiterbewegung vor der Aufgabe, diese aktiv zu gestalten. Es galt, ein Alternativprogramm zu »sittlich fragwürdigen« und kommerziellen Vergnügungen anzubieten, das für die ganze Arbeiterfamilie attraktiv war.69 Neben Entspannung und Erholung sollte dabei vor allem auch dem Wunsch nach Geselligkeit unter Gleichgesinnten Rechnung getragen werden. Dies versprach nicht zuletzt eine Stärkung des Gruppengefühls und Klassenbewusstseins. Das Volkshaus hatte in diesem Zusammenhang vor allem auch die gravierenden Defizite der Wohnungen der Arbeiter zu kompensieren. Dem erwachsenen Arbeiter stand in jedem Volkshaus eine gastronomische Einrichtung zur Verfügung, wo er sich ohne Trink- und Verzehrzwang treffen und aufhalten konnte. Art und Umfang der Gastronomie wichen je nach Lage und Größe eines Hauses stark voneinander ab  : Angefangen von der einfachen Schankwirtschaft, über einen regulären Gaststätten- und 66 Zu den bedeutenderen Beispielen sozialdemokratischer Filmarbeit gehört der Film »Am Anfang war das Wort«, der 1927 von dem bekannten Regisseur Ernő Metzger gedreht wurde. Die Kinderfreunde brachten einen Film über das Zeltlager Seekamp heraus, die Arbeitersportler ein Werk über die Arbeiter-Olympiade in Frankfurt am Main. Zu den gewerkschaftlichen Film- und Kinoambitionen vgl. z. B. die Ausführungen zur Förderung eines gewerkschaftlichen Filmverleihbetriebs und der Anschaffung von Vorführapparaten, insbesondere durch die Gewerkschaftshausverwaltungen bzw. ADGB-Ortsausschüsse in  : Jahrbuch 1928, hrsg. vom Deutschen Textilarbeiter-Verband, Berlin 1929, S. 276–279. 67 Soweit bekannt, ist der Film nicht erhalten  ; vgl. Filmdokumente zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1911–1933. Bestandskatalog, hrsg. von Hans-Gunter Voigt, Berlin 1991, S. 82. 68 Das Filmprogramm umfasste offenbar keineswegs nur Lehrreiches und Politisches, sondern orientierte sich am Geschmack des Publikums. Im Frechener Volkshaus wurde kurz nach der Eröffnung 1925 ein dem Saal nahe liegender Toilettenraum zum Projektionsraum umgebaut. Der unter dem Namen »KosmosLichtspiele« laufende Kinobetrieb wurde offenbar verpachtet  ; 1929 wurden u.a. die Filme »Die weiße Sklavin«, »Gährendes Blut«, »Mensch unter Menschen« (nach Victor Hugos »Les Miserables«), »Waterloo« und »Der Mann mit der eisernen Faust« gezeigt  ; vgl. StArch Frechen, (Bau-)Akte Nr. 8677, Marienstraße bzw. Keimesstraße 22 sowie Fundstellen Frechener Tageblatt. 69 Saldern, Adelheid von  : Massenfreizeit im Visier, in  : Archiv für Sozialgeschichte, Bd. 33, 1993, S. 21–58.

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Restaurantbetrieb bis hin zu mehrgeschossigen Großrestaurants mit unterschiedlich gestalteten Speiseräumen, Gesellschaftszimmern, Bier- und Weinstuben sowie Cafés gab es unter den Volkshäusern vielfältige Formen der gastronomischen Versorgung (Abb. 25, 26, 27). Den meisten Volkshäusern waren zudem bewirtschaftete Gärten angeschlossen, die Möglichkeiten der Erholung und Vergnügung unter freiem Himmel boten. Zu den weitläufigsten Anlagen dieser Art gehörte der Volkspark in Halle, der auf einem Parkgrundstück namens »Tinzer Garten« errichtet worden war (Abb. 28). Dort gab es drei Terrassen, mehrere Veranden, einen Musikpavillon und Kolonnaden. Die Parkanlagen waren elektrisch beleuchtet und boten bis zu 3 800 Personen Platz. Manche Volkshäuser verfügten auch über Kinderspielplätze (Abb. 29).70 Die Volkshausverwaltungen bemühten sich um ein unterhaltsames Veranstaltungsprogramm. Dazu gehörten beispielsweise kostenlose Konzerte für Arbeitslose ebenso wie »Volksunterhaltungen« rein vergnüglicher Art wie Schlachtfeste, Tanztees oder Bälle. Im Berliner Gewerkschaftshaus fand in den Vorkriegsjahren regelmäßig im Winter in allen Sälen ein »Unteroffizier-Ball« »mit leichteren künstlerischen Veranstaltungen« statt, um den »Genossen und Genossinnen die Möglichkeit zu geben, einander kennen zu lernen und sich näher zu treten«71. Solche Veranstaltungen hatten natürlich auch einen ökonomischen Hintergrund  : Ein attraktives Unterhaltungsprogramm lockte ein größeres Publikum ins Haus und belebte das Geschäft. Der große Aufwand, der an manchen Orten betrieben wurde, zeigt ganz offenbar das Bemühen, mit gängigen Freizeitvergnügungen des Bürgertums zu konkurrieren. Doch ganz unabhängig von aller organisierten Zerstreuung und Vergnüglichkeit war das Volkshaus, zumal in kleineren Gemeinden, einfach nur der Ort, an man sich traf, um nach der Arbeit Bier zu trinken oder Karten zu spielen (Abb. 30). Einem ganz besonders beliebten Freizeitvergnügen der Arbeiterschicht wurde so gut wie überall Rechnung getragen  : dem Kegeln. Es gab kaum ein Volkshaus, das nicht über eine oder mehrere Kegelbahnen verfügte (Abb.  31). Dort, wo Gasthöfe zu Volkshäusern umgenutzt wurden, gehörte eine Kegelbahn ohnehin zum festen Bestandteil des Raumprogramms. Wo keine vorhanden war, musste sie geschaffen werden  : so beispielsweise in Dessau, wo man 1910 das vornehme Saaletablissement »Tivoli« erwarb, dessen ehemals bürgerliche Klientel offenbar kein Bedürfnis nach diesem Volkssport verspürt hatte. Zwei Kegelbahnen waren – neben dem Einbau von Versammlungsräumen und einer Zentralheizung – die ersten baulichen Verbesserungen, die die Arbeiterorganisationen aus dem Gewinn des ersten Geschäftsjahres finanzierten.72

70 Kinderspielplätze sind belegt in Brandenburg a. d. Havel, Chemnitz, Gefrees, Kahla und Leipzig. 71 Sassenbach, Johannes  : Erinnerungen, BArch Berlin, SAPMO SgY 30-1118, S. 40. 72 Jahresbericht für das 6. Geschäftsjahr 1911, hrsg. vom Arbeitersekretariat Dessau [Dessau 1912], S. 31.

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Architektur der Volkshäuser

Gemeinwirtschaft

Die Bedeutung der Volkshäuser als gemeinwirtschaftliche Betriebe wurde bereits im Kapitel  2.4 angesprochen. Demnach wurden vielerorts über den Gastronomie- und Herbergsbetrieb hinausgehende Einnahmequellen erschlossen. Dazu gehörte zum einen die Lebensmittelproduktion. Das Leipziger Volkshaus war diesbezüglich ein Vorzeigebetrieb  : In hauseigenen Betrieben fertigte es in großen Mengen Back- und Fleischwaren, baute auf eigenen Ländereien in Franken und der Pfalz Obst, Gemüse und Wein an und betrieb eine Kellerei.73 Manche gastronomischen Betriebe engagierten sich in den 1920er Jahren auch außerhalb der Volkshäuser. Vom 22. bis 25. Juli 1922 bewirtete das Leipziger Volkshaus das erste Deutsche Arbeiter-Turn- und Sportfest, eines der bis dahin in Deutschland größten öffentlichen Feste überhaupt, auf dem u.a. 1 219 Hektoliter Bier ausgeschenkt und hunderttausende Wurst- und Backwaren des Konsum-Vereins Leipzig-Plagwitz unters Volk gebracht wurden. Eine beachtliche Leistung, die auch in der bürgerlichen Presse lobende Erwähnung fand.74 In Dresden führte das Volkshaus 1928 die Gaststätte des im Rahmen der Ausstellung »Die Technische Stadt« errichteten Kugelhauses, welches als erstes Bauwerk seiner Art eine architektonische Attraktion darstellte und internationale Aufmerksamkeit genoss. Solche Aktivitäten konnten helfen, Auslastung und Umsatz der meist chronisch finanzschwachen Volkshausbetriebe zu verbessern. Zum anderen bot sich die Gelegenheit, gegenüber der bürgerlichen Öffentlichkeit die eigene Leistungsfähigkeit zu demons­trieren und der »Geschäftswelt und [den] politischen Gegnern Achtung« abzuringen.75 Die meisten der großstädtischen Häuser waren im Erdgeschoss mit einer Ladenzone ausgestattet. In einigen Fällen waren dort Zigarrenläden und Parteibuchhandlungen untergebracht, die gerade im Kaiserreich wichtige Agitationszentralen waren. Durch den Aushang von politischen Zeitungsartikeln und Flugblättern in den Schaufenstern wirkte man gar in den öffentlichen Raum hinaus. So überrascht es nicht, dass die Obrigkeit im Kaiserreich vor den Schaufenstern Polizeiwachen postierte, deren Aufgabe es war, insbesondere Frauen und Kinder an der Lektüre der Auslage zu hindern.76 In der Weimarer Republik wurden in einigen Volkshäusern Filialen der Arbeiterbank eingerichtet, deren Zentrale sich ab 1923 im Verbandshaus des ADGB in Berlin befand (Abb. 32), und der genossenschaftlichen Eigenbetriebe eingerichtet, so etwa der Lindcar-Fahrradwerke, der örtlichen Konsumvereine oder auch Volksbuchhandlungen 73 Vgl. Wicklein, 25 Jahre Volkshaus Leipzig, S. 45 f., sowie Odenthal, Gewerkschaftshäuser (Freie Gewerkschaften). 74 Wicklein, 25 Jahre Volkshaus Leipzig, S. 61. 75 Ebd., S. 76. 76 Vgl. Abbildung einer Polizeiwache vor dem Schaufenster der Volksstimme in Magdeburg im Jahr 1897/98, in  : Unser Weg zur Macht, in  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1928, Nr. 43 [o. S., o. V.].

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Allgemeine Aspekte

(Abb.  33). Läden wie diese unterstützten Vertrieb und Absatz der gemeinwirtschaftlichen Betriebe und sorgten für eine positive Außenwirkung  : »Diese Eigenunternehmen der Gewerkschaften geben unserem Haus ein starkes Gepräge wirtschaftlichen Wollens«77, wie die Betreiber des Münchener Gewerkschaftshauses 1930 feststellten. An einigen Orten, etwa in Leipzig, Forst und Liegnitz, gab es sogar volkshauseigene Sparkassen. Dahinter stand die Idee, dass die Arbeiter ihr Geld dort gewinnbringend anlegen konnten und dabei gleichzeitig halfen, den Volkshausbetrieb »von fremdem Kapital« freizumachen. Auch nutzten die Konsum- und Produktivgenossenschaften die Volkshäuser als Plattform, um ihre Güter der Arbeiterklientel näher zu bringen. 1921 fand z. B. in Jena eine von 10 000 Menschen besuchte Ausstellung der Konsumgenossenschaft Thüringen-Jena statt. An 81 Ständen wurden genossenschaftlich produzierte Waren »unter Gegenüberstellung von Konkurrenzfabrikaten und Preisen« präsentiert.78 Veranstaltungen wie diese dienten der Stärkung des Genossenschaftsgedankens innerhalb der Arbeiterschaft und der Vergewisserung der eigenen Leistungsfähigkeit. Identifikation und Tradition

»Die Halle war unsere Heimat«79  – in dieser Feststellung des Zeitzeugen Wilhelm Glunz über »Spielplatzhalle«, das Marbacher Volkshaus, manifestiert sich die große ideelle Bedeutung, die die Volkshäuser für die Mitglieder der Arbeiterbewegung hatten. Sie waren eben keine reinen Zweckbauten, sondern emotional besetzte kollektive Identifikationsorte. Besonders deutlich wird dies an einigen Beispielen für eine rituelle, quasireligiöse Nutzung der Volkshäuser, die sie gar in die Nähe von Weiheorten und »Heiligtümern«80 rückt. So ist die Praxis, verstorbene oder getötete Mitglieder der Arbeiterbewegung im Volkshaus aufzubahren, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen, mehrfach belegt. Während der mehrtägigen, in ihrem Aufwand an ein Staatsbegräbnis grenzenden Trauerfeier für August Bebel im Jahr 1913 wurde dessen Leichnam im Züricher Volkshaus aufgebahrt.81 Im Berliner Gewerkschaftshaus wurden 1911 die zu Paul Singers Beerdigung gestifteten Trauerschleifen ausgestellt.82 Die am 15. März 1920 in Weimar beim Kapp-Putsch getöteten Arbeiter wurden für mehrere Tage im 77 ADGB, Ortsausschuss München [1930], S. 143. 78 Volk und Zeit, 1921, Nr. 23 [o. S.]. 79 Zit. bei Beck, Stefan u.a.: Spielplatzhallen aus der Weimarer Republik in Erdmannhausen, Marbach und Steinheim. Die Zentren der Arbeiterbewegungskultur in der proletarischen Provinz, in  : Ludwigsburger Geschichtsblätter, 38. Jg., 1985, S. 104–131, S. 116 80 Als »Heiligtum der Leipziger Arbeiterschaft« bezeichnete der Geschäftsführer Otto Wicklein das Leipziger Volkshaus, s. Wicklein, 25 Jahre Volkshaus Leipzig, S. 47. 81 Fischer, Norbert  : Von Krematisten und Sozialisten. Zur Geschichte weltlicher Bestattungskultur, in  : Humanistische Bestattungskultur, hrsg. von Horst Groschopp, Aschaffenburg 2010, S. 66–78, hier S. 69. 82 Die neue Welt, 1911, Nr. 9, S. 72.

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Architektur der Volkshäuser

Volkshaus aufgebahrt.83 Ebenso verfuhr man in Eckernförde mit den beiden bei einem SA-Überfall auf das Gewerkschaftshaus am 10.  Juli 1932 ermordeten Landarbeitern Johann Buhs und Hinrich Junge.84 Dieselbe Ehre wurde dem Reichsbanner-Mitglied Johannes Lücke zuteil, der am 1. März 1933 von Nationalsozialisten ermordet worden war  ; an seinem in der Wandelhalle des Bremer Volkshauses aufgebahrten Leichnam hielten sechs Reichsbannerkameraden die Ehrenwache.85 In manchen Volkshäusern wurden für verdiente Genossen und herausragende Persönlichkeiten feste Gedenkstätten eingerichtet, so z. B. im Münchener Gewerkschaftshaus, in dessen Innenhof 1920 eine Gedenktafel für den ermordeten Kurt Eisner angebracht wurde (Abb. 34).86 Wohl einzigartig dürfte der Fall Leo Arons sein, dessen Urne am 20. Juli 1920 auf eigenen Wunsch auf dem Grundstück des von ihm maßgeblich mit geschaffenen Berliner Gewerkschaftshauses beigesetzt wurde.87 Die Volkshäuser beherbergten in aller Regel die gesamte schriftliche und materielle Überlieferung und waren somit der Ort des historischen Gedächtnisses der lokalen Arbeiterorganisationen. Auch diese Funktion als »Schatzkammern« der Arbeiterbewegung hebt sie über ihre rein praktische Bedeutung als Zweckbauten hinaus. Die großen Häuser enthielten neben den zum Teil sehr umfangreichen Bibliotheken, Kartotheken und Verwaltungsarchiven der einzelnen Organisationen regelrechte Sammlungen, in denen neben historischem Schriftgut auch Erinnerungs- und Traditionsstücke der Bewegung wie Flaggen, Abzeichen oder Urkunden aufbewahrt wurden. Im Leipziger Volkshaus wurden neben einer wertvollen Bibliothek und einer Sammlung von Flaggen und anderen Erinnerungsstücken auch eine große druckgraphische sowie eine geologische Sammlung aufbewahrt.88 Solche Archive hatten über ihren funktionalen Nutzen hinaus eine große symbolische Bedeutung, denn sie enthielten Memorabilia und Insignien, die einen großen ideellen Wert für die Tradition, Identität und Kontinuität der Bewegung hatten.89 Die öffentlichkeitswirksame Plünderung und Vernichtung dieser Bestände durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 unterstreicht – ex negativo – diese Geltung. 83 Bettenhäuser, Matthias  : Gegen den Kapp-Putsch in Weimar, März 2000, http://archive.is/F8Ut (Abruf am 29. März 2014). 84 Vgl. Schunck, Sturm auf das Gewerkschaftshaus. 85 Dahlke, Detlef  : 81 Jahre Volkshaus, in  : Wir in den Gewerkschaften in Bremen und Bremerhaven, April 2009, Nr. 11, S. 14 f., http://www.aulbremen.de/downloads/wir-11-2009.pdf (Abruf am 29. März 2014). 86 Vgl. Gerstenberg, Eine rote Burg, S. 30. 87 Das Urnengrab mit Gedenktafel befand sich vermutlich in den Gartenanlagen des ersten Innenhofes, es wurde im Dritten Reich zerstört  ; Blumenthal, Wolfgang, Elke Keller und Karlheinz Kuba  : Mit den Groschen der Mitglieder. Gewerkschaftshäuser in Berlin 1900 bis 1933. Ein Stadtführer, Berlin 2004, S. 44. 2002 wurde erneut eine Gedenktafel für Arons am ehemaligen Gewerkschaftshaus angebracht. 88 Angelegt von den Verbänden der Lithographen, Steindrucker und Steinarbeiter  ; vgl. Wicklein, 25 Jahre Volkshaus Leipzig, S. 51 und Geschäftsbericht über die Tätigkeit in den Jahren 1917, 1918, 1919, hrsg. vom Zentralverband der Steinarbeiter Deutschlands, Leipzig 1920, S. 109 ff. S. auch Kat. Nr. 174. 89 Vgl. hierzu Lieske, Arbeiterkultur, S. 306 f.

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Allgemeine Aspekte

3.1.3 Entwurfsfindung und Ausführung

Bei vielen Volkshäusern handelt es sich um einfache Saalbauten ohne komplexes Raumprogramm. Diese meist von Handwerkern oder Facharbeitern aus den Reihen der Arbeiterbewegung geplanten Bauwerke sind dem »anonymen Bauen« zuzurechnen (Abb. 35, 36). Mit der Planung größerer Häuser wurden in der Regel lokal tätige Architekten engagiert. Die beauftragten Entwerfer standen nicht selten der Arbeiter­ bewegung nahe und verzichteten bisweilen sogar auf ihre Bezahlung.90 Von den SPD-­nahen Architekten91 seien hier zwei Beispiele herausgegriffen  : der Architekt des zweiten Stuttgarter Gewerkschaftshauses Karl Beer (1886–1965) und der Architekt des Riesaer Volks­hausneubaus Hans Waloschek (1899–1985). Beer war langjähriges Mitglied der SPD und für diese von 1926 bis 1933 im Stuttgarter Gemeinderat tätig.92 Zugleich fungierte er als Architekt und Geschäftsführer des 1924 auf freigewerkschaft­ licher Basis gegründeten Stuttgarter Bau- und Heimstättenvereins sowie Mitarbeiter der städtischen Bauabteilung.93 In Waloscheks Person verband sich eine avantgardistische Kunstauffassung mit seiner sozialdemokratischen Gesinnung. Er war Mitglied der SPD und im Reichsbanner aktiv94, zudem Leiter des Architekturbüros der 1928 gegründeten Gemeinnützigen Wohnungs- und Heimstättengesellschaft für Arbeiter, Angestellte und Beamte (GEWOG) in Dresden.95 In den 1920er Jahren ging man dazu über, die Planung und Bauausführung den vielerorts neu gegründeten, gewerkschaftseigenen Baubetrieben  – den so g­ enannten Bau­hütten96 – zu übertragen  ; diese wurden auch vielfach zu Umbaumaßnahmen herangezogen. Für Großprojekte wurde es im Zuge des Bedeutungszuwachses der Arbei90 In Marienberg übernahm der Architekt Schlehbaum die Bauleitung unentgeltlich  ; vgl. Festschrift Volkshaus-Einweihung Marienberg am 6., 7. und 8. Sept. 1930 [Marienberg 1930], S. 9. 91 Zur Gruppe der Volkshausarchitekten, die der Arbeiterbewegung nahe standen, gehörten außerdem Albert H. W. Krüger (Haus des Deutschen Bauarbeiter-Verbands Hamburg), Hermann Bartsch (Wiederaufbau Volkshaus Altenburg), Kurt Bärbig (Volkshaus Dresden-Cotta)  ; s. hierzu auch die jeweiligen Katalogeinträge. 92 Die enge Bindung Beers an die Arbeiterbewegung ließ ihn zur Zielscheibe rechter Angriffe werden. So wurde er in einer polemischen antimodernen Broschüre der »Deutschen Bauhütte« als »SPD-Vertrauensarchitekt«, der durch sein »rotes Parteibuch« geschützt werde, diskreditiert  ; vgl. Bausünden und Baugeldverschwendung, hrsg. von Curt R. Vincentz, 5. Auflage, Hannover 1935, S. 22 (dort fälschlich »Behr«). 93 Als es 1929 um die Besetzung des Postens eines Stadtbaudirektors für die Stadt Stuttgart ging, wurde Beer, der im Übrigen ein konsequenter Befürworter der Werkbund-Ausstellung am Weißenhof von 1927 war, von der SPD als Kandidat vorgeschlagen  ; vgl. Schwäbische Tagwacht, 13. u. 14. November 1929 sowie 10. April 1930. 94 Zur Person Hans Waloschek vgl. Das Volkshaus Riesa und sein Architekt. Eine Informationsschrift, hrsg. von Pedro Waloschek, Hamburg 2001. 95 Die GEWOG war eine Tochter der gewerkschaftlichen DEWOG – Deutsche Wohnungsfürsorge AG für Beamte, Angestellte und Arbeiter. 96 Zur Tätigkeit der Bauhütten vgl. Bauhüttenarbeit, hrsg. vom Verband sozialer Baubetriebe, Berlin 1928 und Ellinger, August  : Zehn Jahre Bauhüttenbewegung. Eine kurze Geschichte des Verbandes sozialer Baubetriebe, Berlin 1930.

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terverbände üblich, Wettbewerbe unter renommierten, auch überregional bekannten Architekten auszuschreiben. An den großen Volkshaus-Wettbewerben der 1920er Jahre, die u.a. in Bremen, Berlin, Frankfurt am Main, Stuttgart und Zwickau ausgeschrieben wurden, beteiligten sich bedeutende Architekten wie Max Taut, Erich Mendelsohn, Otto Rudolf Salvisberg, Carl Krayl und Richard Döcker (Abb. 37). Neben diesen wurde meist auch eine Reihe örtlicher Architekten zur Teilnahme aufgefordert. In den Jurys saßen Vertreter der Bauherrenseite sowie Fachleute von lokaler bis hin zu internationaler Bedeutung  : Seitens der Architektenschaft sind hier Modernisten wie Ernst May97 und Martin Wagner98, aber auch konservativere Vertreter wie Heinrich Tessenow99, Fritz Schumacher100 und Paul Bonatz101 zu nennen. An verschiedenen Orten waren die Vorstände bemüht, ihre Mitgliederbasis nicht nur für die Finanzierung der Volkshäuser zu gewinnen, sondern sie auch – soweit dies möglich war  – bei der Auftragsvergabe und der Entwurfsfindung einzubeziehen. Offenbar war es der Führungsebene wichtig, sich einer breiten Zustimmungsbasis für die jeweiligen Bauprojekte zu versichern. Schon 1894 waren in Hanau die Baupläne für den dortigen Saalbau öffentlich präsentiert worden.102 In Vilbel hatten sich 1927 dreizehn Architekten am Wettbewerb beteiligt. Deren Entwürfe wurden im Saal des Gasthauses »Zum Pfau« ausgestellt und in einer öffentlichen Bürgerversammlung diskutiert.103 Im sächsischen Rötha wurden für einen Gewerkschaftshausneubau fünf Vorschläge eingereicht, vier davon durch Röthaer Architekten. Drei der Entwürfe wurden in die engere Auswahl genommen und in den Schaufenstern der örtlichen Konsumverkaufsstelle ausgestellt. Dort lag auch eine Liste aus, in der sich jeder Besucher mit seiner Stimme für einen der Entwürfe aussprechen konnte. Der Entwurf des Röthaer Architekten Matthes erhielt den größten Zuspruch und wurde daher zur Ausführung bestimmt. Beim Volkshauswettbewerb in Zwickau wurde ähnlich verfahren  : Die eingereichten Beiträge wurden im Gewerkschaftslokal »Goldener Becher« ausgestellt und den Ausstellungsbesuchern durch Führungen und Lichtbildvorträge erklärt.104 Wie das Sächsische Volksblatt berichtet, wurden die Besucher aufgefordert, unter den vier von der Jury preisgekrönten Entwürfen per Stimmabgabe zu wählen, um der Baukommission bei ihren  97 1929 in Frankfurt am Main.  98 1926 in Bremen, 1929 in Frankfurt am Main, in Berlin (Erweiterungsbau für das ADGB-Bundeshaus) und Greiz.  99 1929 beim Erweiterungsbau für das ADGB-Bundeshaus in Berlin. 100 1926 in Bremen. 101 1930 in Stuttgart. 102 Vgl. Hoch, Der Kampf der Polizei, S. 5. 103 Giegerich, Willi  : Das Kurhaus Bad Vilbel. Eine soziale Tat der Bürger vor fünfzig Jahren, in  : Bad Vilbeler Heimatblätter, Oktober 1978, Nr. 18, S. 5–28, hier S. 14. 104 Unser Volkshaus am Freiheitsplatz – wie soll es gebaut werden  ?, in  : Sächsisches Volksblatt, 37. Jg., Nr. 287, 10. Dezember 1928 [o. S., o. V.].

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weiteren Entscheidungen einen »Leitfaden« an die Hand zu geben.105 Inwieweit die Ergebnisse solcher basisdemokratischer Abstimmungsprozesse tatsächlich in die Bauplanungen eingeflossen sind, lässt sich allerdings nicht rekonstruieren. Zur Überwachung der Bauarbeiten wurde in der Regel ein Bauausschuss mit Vertretern der beteiligten Organisationen eingesetzt. Der Bauausschuss übernahm die Abstimmung mit den Architekten und Baufirmen und war dafür zuständig, dass der Bau gemäß der Entwürfe unter Einhaltung der veranschlagten Bausumme umgesetzt wurde. Manches Mal besuchten die Vertreter eines solchen Ausschusses bereits bestehende Bauten, um aus deren architektonischen Vorzügen und Schwächen für den eigenen geplanten Bau zu lernen.106 Als 1930 auf Betreiben des ADGB-Vorstands die »Verwaltungsgesellschaft Deutscher Gewerkschaftshäuser AG« gegründet wurde, war vorgesehen, dass diese bauberatend wirken und so konkreten Einfluss auf die Gestaltung und Ausstattung der Volkshäuser nehmen sollte  : »Am besten sollte diese Beratung schon bei der Frage erfolgen, ob die Hereinnahme von Gastwirtsbetrieben, Hotels, Sälen usw. überhaupt wünschenswert ist. Schon die Wahl des Bauplatzes trägt mitunter den Keim des Misserfolges in sich. Und wenn dann erst ein ahnungsloser Architekt mit einer noch ahnungsloseren Baukommission losrast, dann ist meist Hopfen und Malz verloren.«107

Was die Bauausführung betrifft, so wurde Wert darauf gelegt, dass nur solche Betriebe beauftragt werden, bei denen faire Arbeitsbedingungen herrschten. 1899 wurde die mit dem Neubau des Berliner Gewerkschaftshauses beauftragte Aktiengesellschaft für Bauausführung zur Einhaltung eines Mindeststundenlohns von 60 Pfennigen und einer maximal neunstündigen Arbeitszeit verpflichtet.108 Im Vorfeld der Ausschreibung der einzelnen Gewerke bat der die Bauarbeiten koordinierende Geschäftsführer Johannes Sassenbach bei allen betroffenen Gewerkschaftsverbänden um Vorschläge, welche Firmen mit bekanntermaßen fairen Arbeitsbedingungen beauftragt werden sollten, und um Auskunft, welche in schlechtem Ruf standen.109 Als sich 1910 der Zentralverband 105 Wie soll unser Volkshaus aussehen  ?, in  : Sächsisches Volksblatt, 37. Jg., Nr. 291, 14. Dezember 1928 [o. S., o. V.]. 106 Eine solche »Studienreise« wurde z. B. im Vorfeld der Errichtung des Volkshauses Leipzig unternommen, s. Wicklein, 25 Jahre Volkshaus Leipzig, S. 29. Auch in Halle wurde die Baukommission anlässlich des Gewerkschaftshausneubaus aufgefordert, Erkundigungen bei anderen Gewerkschaftshausverwaltungen einzuholen  ; vgl. Ad., Th.: Das Haus der Gewerkschaften in Halle a. d. Saale, in  : Die Neue Welt, 1915, Nr. 50, S. 400. 107 Auer 1931, S. 62. 108 Die Arbeitszeit der Maurer wurde auf neun Stunden festgelegt  ; der Stundenlohn wurde später durch gewerkschaftliche Zuschüsse auf 65 Pfennige erhöht, so dass der Bau nicht vom Streik der Berliner Maurer 1899 betroffen war  ; Vermerk des Bundesvorstands des FDGB mit Materialsammlung über das Berliner Gewerkschaftshaus vom 22. November 1982, BArch Berlin, SAPMO DY 34 / 27135. 109 AdsD Bonn, ADGB Restbestand, NB 541, z. B. Bl. 29 u. Bl. 30.

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der Maurer sein erstes Verbandshaus in Hamburg errichtete, war es selbstverständlich, dass die Maurerarbeiten in eigener Regie ausgeführt wurden. Aber auch sonst wurden nur solche Firmen beauftragt, die auf eine so genannte Streikklausel verzichteten und tarifliche Lohn- und Arbeitsbedingungen garantierten. 1930 war beim Um- und Teilneubau des Volkshauses in Forst (Lausitz) während der gesamten Bauzeit die 40-Stunden-Woche verbindlich – eine am Ort offenbar erstmalig durchgesetzte Errungenschaft. Zudem hatte der Aufsichtsrat der Forster Volkshaus GmbH bestimmt, »dass nur organisierte Arbeitskräfte an der Baustelle Arbeit fanden« und »nur arbeiterfreundliche Unternehmer und Lieferanten für das Volkshaus arbeiten durften«.110 Zur Weimarer Zeit galt es als selbstverständlich, die gewerkschaftlichen Eigenbetriebe, allen voran die Bau- und Malerhütten, bei der Bauausführung zu berücksichtigen. Da dies aber nicht immer möglich oder ökonomisch sinnvoll war, kam es regelmäßig zu Streitigkeiten  : So zog der ADGB-Ortsausschuss in Frankfurt am Main den Zorn des Bauarbeiterverbandes auf sich, da er beim Neubau des Gewerkschaftshauses 1929 einer privaten Baufirma gegenüber der Bauhütte den Vorzug gegeben hatte.111 Die Baukommission legitimierte ihre Entscheidung mit Zeit- und Kostengründen und beschwichtigte die Proteste mit dem Hinweis, dass die Bauhütte ohnehin gut beschäftigt sei und bei den später auszuführenden Bauabschnitten immer noch berücksichtigt werden könne. Nicht zuletzt beteiligten sich an vielen kleineren Orten die dort ansässigen Arbeiter persönlich an den zu leistenden Bauarbeiten und errichteten die Häuser zum Teil mit ihren eigenen Händen. Die freiwilligen Arbeitseinsätze nach Feierabend, am Wochenende oder sogar nachts zeugen mehr noch als ein finanzieller Beitrag von dem beachtlichen Engagement der Beteiligten (Abb. 38, 39, 40).112 Die gemeinsam geleistete Bauarbeit trug als ein Stück »gelebter Solidarität« maßgeblich zur Identifikation mit den vollendeten Volkshäusern bei und verlieh ihnen eine besondere Symbolkraft.

3.2 Annäherung an eine Typologie »Die deutschen Volkshäuser sind rein lokale sporadische Erscheinungen, von einer Bewegung kann deshalb noch gar nicht gesprochen werden.«113 So lautete Mitte der 1920er Jahre das nüchterne Urteil des Sozialdemokraten und Genossenschafters Bruno 110 Vgl. Vorwärts aus eigener Kraft. Zur Eröffnung des Volkshauses in Forst, in  : Lausitzer Volkszeitung, Sonderausgabe, 14. November 1931 [o. S., o. V.]. 111 Offenbar hatte deren Angebot das der gewerkschaftseigenen Bauhütte um rd. 13 000 Mark unterschritten und deshalb den Zuschlag bekommen  ; vgl. Der Grundstein, 43. Jg., Nr. 31, 2. August 1930, S. 296, und Volksstimme [Frankfurt am Main], 41. Jg., Nr. 131, 7. Juni 1930 [o. S.]. 112 Von Nachtarbeit wird im Zusammenhang mit dem Bau des Saals für das Volkshaus Crumstadt berichtet, vgl. Hessischer Volksfreund, 23. Jg., Nr. 191, 17. August 1929 [o. S.]. 113 Zschätzsch, Stätten, S. 214.

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Zschätzsch. Auch aus historischer Perspektive lag er mit dieser Einschätzung richtig  : Zwar hatte es zeitweise den Anschein, als würden die Volkshäuser im ganzen Land wie Pilze aus dem Boden schießen, insgesamt ist das Volkshaus jedoch ein kurzlebiges und diffuses Architekturphänomen geblieben. Von einer »Entwicklung« im Sinne einer evolutionären oder gar planvollen Erschaffung und Verbreitung eines architektonischen Typus kann folglich nicht gesprochen werden. In der Nahsicht ergibt eine Gesamtschau aller Häuser zunächst ein buntes und uneinheitliches Bild. Bei größerem Abstand zeichnen sich darin jedoch gewisse Muster ab. Es zeigt sich, dass die in einem vergleichbaren Kontext entstandenen Volkshäuser häufig ähnlich dimensioniert sind und sich im Raumprogramm gleichen. Die eigentlichen architektonischen Unterschiede sind dann oft nur gradueller, etwa stilistischer oder konstruktiver Art. Das Ziel der folgenden Überblicksdarstellung ist die Annäherung an eine Typologie  : Als typisch erkannte Erscheinungsformen des Volkshauses sollen über die Epochengrenzen und siedlungsgeografischen Zusammenhänge hinweg verfolgt und anhand ausgewählter Beispiele herausgearbeitet werden. Dabei werden Volks­hausbauten, die sich hinsichtlich ihrer Größe und Ausstattung gleichen, miteinander gruppiert und in den historischen Gesamtzusammenhang gestellt. 3.2.1 »Bollwerke« und »Waffenschmieden«  : Arbeiterzentralen in Groß- und Mittelstädten

In einigen deutschen Großstädten hatte es schon sehr bald nach der Abschaffung der Sozialistengesetze erste Bemühungen um die Errichtung großer Volkshäuser gegeben, etwa 1891 in Leipzig und 1894 in Hamburg.114 Uneinigkeit unter den Gewerkschaftsverbänden und Finanzierungsschwierigkeiten führten jedoch dazu, dass diese Bauprojekte erst einige Jahre nach der Jahrhundertwende, dann jedoch in eindrucksvoller Größe, realisiert werden konnten. Die großstädtischen Volkshäuser waren Zeit ihres Bestehens einem ständigem Ausbau, vielfachen Veränderungen und Modernisierungen unterworfen. Manche von ihnen wuchsen bis 1933 zu weitläufigen Gebäudekomplexen aus Verwaltungs-, Restaurations-, Wirtschafts-, Herbergs- und Saaltrakten an. Die Epochengrenzen überschreitende Baugeschichte dieser Großbauten mit all ihren Erweiterungen und Umgestaltungen spiegelt den Geschmacks- und Wertewandel auf dem Gebiet der Architektur und des Kunstgewerbes von der Jahrhundertwende bis in die 1920er Jahre. Repräsentation und Tradition im Kaiserreich

Die erste Großstadt, in der es gelang, einen eigenen Neubau zu errichten, war Berlin. Das im Jahr 1900 fertig gestellte Gewerkschaftshaus zeigte bereits alle Merkmale e­ iner 114 Vgl. de Michelis, Maison du peuple, S. 79, 82.

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großstädtischen Arbeiterzentrale in voller Ausprägung, obschon es im Vergleich zu später folgenden Neubauten von relativ bescheidenen Dimensionen war (Abb. 41). Das hier festgelegte Raumprogramm behielt im Wesentlichen bis zum Ende der Weimarer Republik seine Gültigkeit. Es handelte es sich um eine für Berlin typische Gebäudeanlage, bestehend aus einem Vorderhaus und zwei rückwärtig liegenden, über Höfe erschlossenen Quergebäuden samt Seitenflügeln. Das für halböffentliche Bauten wie Partei- und Verbandsgebäude kennzeichnende strukturelle Element der Aufteilung in einen repräsentativen, öffentlichen Bereich und eine nichtöffentliche Sphäre trat auch hier in Erscheinung.115 Die einzelnen Nutzungsbereiche waren (soweit rekonstruierbar) innerhalb des Komplexes wie folgt angeordnet  : Im Erdgeschoss des Vorderhauses und des daran rückwärtig anschließenden, linken Seitenflügels befanden sich zwei Läden und ein Restaurant sowie ab 1907 eine Stehbierhalle. In den drei Geschossen darüber waren Gewerkschaftsbüros untergebracht. Das vierte Obergeschoss enthielt sechs Wohnungen. Das erste Quergebäude enthielt im Erdgeschoss Küchenräume, eine Waschküche und drei Kegelbahnen sowie ein Vestibül. Von dort führte eine breite Treppe ins Hochparterre, wo sich eine Garderobe, zwei kleine Säle und ein Versammlungszimmer befanden. Im Obergeschoss lag der große Saal (Abb. 42) samt Nebenräumen. Darüber befand sich noch eine Wohnung für den Hausverwalter. Der zweite Querflügel und die damit verbundenen kurzen Seitenflügel dienten dem Herbergsbetrieb, zu dem es einen eigenen Zugang von der Straße aus gab. Ebenerdig waren u.a. die Küche und die Badeeinrichtung, der Desinfektionsraum und die Waschküche der Herberge untergebracht. Darüber befanden sich im Hochparterre ein Restaurationssaal und ein Lesesaal. Die übrigen Stockwerke enthielten Herbergszimmer mit zwei bis zwölf Betten samt Waschgelegenheiten. 1908 wurde im Anschluss an das Vorderhaus ein Erweiterungsbau für Bürozwecke errichtet. Als »Fassadenstil« wählten die Architekten Reimer & Körte die märkische Backsteingotik. Anfangs hatte man überwiegend im Fabrik- und Gewerbebau auf diese betont einfache und bodenständige Gestaltungsweise zurückgegriffen. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die »Schul- und Reichspostgotik«116 in Berlin zu einem beliebten maßvollen Repräsentationsstil, der bei vielen öffentlichen Bauaufgaben von nachrangiger Bedeutung verwendet wurde. Die Erbauer des Berliner Gewerkschaftshauses hofften offenbar, durch diese konventionelle und unverfängliche Form der Gestaltung »mit der […] gebotenen Einfachheit möglichste Schönheit der Ausführung zu verbinden«.117 Tatsächlich wurde diese »städtische Bau-Uniform der absoluten 115 Dieser Gedankengang am Beispiel der Parteibauten ausgeführt bei Kössler, Parteizentrale. 116 Beyme, Klaus von  : Politische Ikonologie der Architektur, in  : Architektur als politische Kultur, hrsg. von Hermann Hipp und Hermann Seidl, Berlin 1996, S. 19–34, hier S. 28. 117 Wie die folgenden Zitate nach  : Das Gewerkschaftshaus, in  : Vorwärts, 17. Jg., Nr. 76, 31. März 1900, 1. Beilage [o. S., o. V.].

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Backstein-Periode« um die Jahrhundertwende von manchen bereits als überholt angesehen.118 Unmittelbar auf das Berliner Gewerkschaftshaus folgten Neubauten in Frankfurt am Main (1900/01) und Charlottenburg (1901/02). In Frankfurt am Main (Abb.  43) entschied man sich ebenfalls für eine unverputzte Backsteinfassade. Das Charlottenburger Volkshaus hatte straßenseitig die Anmutung eines unscheinbaren Mietshauses (s. Abb. 184). Der rückwärtige Saalbau war hingegen mit Anklängen an barocke Schloss­ architektur deutlich anspruchsvoller gestaltet. Ausgesprochen repräsentativ fielen die Neubauten der folgenden Jahre aus, allen voran die beiden größten und wohl bekanntesten Arbeiterzentralen der Kaiserzeit, das Gewerkschaftshaus in Hamburg (Abb. 44, 47) und das Volkshaus in Leipzig (Abb. 45, beide 1906 eröffnet). Danach wurden weitere Neubauten in den Großstädten Kiel (1904–1907, s. Abb.  125), Halle (1906/07, s.  Abb.  120), Düsseldorf (1907–1909, Abb.  46), Hannover (1909/10, s.  Abb.  33) und München (1911/12, s. Abb. 247) errichtet. Wie kaum ein anderes Volkshaus wurde insbesondere das Hamburger Gewerkschaftshaus als eine sozialdemokratisches Zentrum von reichsweiter Bedeutung zu einem Symbol des Kampfes für eine selbstbestimmte, sozialistische Zukunft. August Bebel bezeichnete den Bau nach Entwurf des Architekten Heinrich Krug in seiner Einweihungsrede im Jahr 1906 als »geistige Waffenschmiede« der Sozialdemokratie und prägte damit einen Begriff, der sich auf alle Volkshäuser übertragen sollte (Abb. 47).119 Neben den üblichen lokalen Arbeiterorganisationen fand in dem Neubau auch die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands als Dachorganisation aller deutschen Industrie- und Berufsverbände ihren Sitz. Die gestaffelte, neobarocke Prachtfassade mit Natursteinelementen aus Granit und Porphyr, allegorischem Schmuck, Giebeln und Turmaufbauten enthob das Gewerkschaftshaus dem profanen Bereich des Zweckbaus und adelte es zu einem Bau höherer Bedeutung. Neben der Fassade waren auch die Repräsentationsräume opulent ausgestattet. Der große gewölbte Saal verfügte über eine umlaufende Galerie und fasste bis zu 2 000 Personen. Die weniger repräsentativen Gebäudeteile, wie Büros, Sprechzimmer oder Herbergsräume, waren einfach und zweckmäßig angelegt und gestaltet. Insgesamt wurde großer Wert auf eine sorgfältige Verarbeitung hochwertiger Materialien und eine technisch fortschrittliche Ausstattung hinsichtlich Hygiene, Ventilation und Beheizung gelegt. Vor allem deshalb  – weniger aus ästhetischen Gründen  – galt den Erbauern das Gewerkschaftshaus seinerzeit als »Hauch der Zukunft«120. Der rasant steigende Raumbedarf der Arbeiterorganisationen, allen voran der Gewerkschaften, führte dazu, dass dem 118 Vgl. Rapsilber, M.: Die neuen Hochbauten der Stadt Berlin, in  : Berliner Architekturwelt, 2.  Jg., 1900, H. 12, S. 429–435, hier S. 433. 119 Zit. nach Joho, »Dies Haus …«, S. 30. 120 Hamburger Echo, 6. Januar 1907, zit. nach Joho, »Dies Haus …«, S. 25.

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Bau schon 1908/09 ein weiterer Verwaltungstrakt und dann ab 1912 ein großer Erweiterungsbau zur Seite gestellt wurden. Hatte schon der Altbau Versammlungsmöglichkeiten für über 3 000 Personen geboten, so wurde der Hamburger Gebäudekomplex mit dem Erweiterungsbau von 1912/13, der den Abriss einiger Meter vom linken Teil des ursprünglichen Gebäudes notwendig machte, zum damals größten Gewerkschaftshaus in Deutschland (Abb. 48).121 Der Erweiterungsbau (s. Abb. 47) entstand auf einem zuvor vom Zentralverband der Maurer genutzten Altbaugrundstück, war im Inneren mit dem rechts gelegenen Altbau verzahnt und schloss links an das Verwaltungsgebäude der Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumgenossenschaften (GEG) (ebenfalls von Heinrich Krug) an, das dieser nur wenig später (1906/07) in den Bauformen eines vornehmen Kontorhauses errichtete.122 Die geschlossene Straßenfront des Bauensembles war über 100 m lang.123 Mit dem Erweiterungsbau wurden architektonisch neue Wege eingeschlagen. Im Inneren umfasste er mehrere, für hunderte von Gästen ausgelegte Restaurants, Cafés und Säle. Wie schon im Altbau waren diese kaum weniger aufwendig ausgestattet als vergleichbare Etablissements der Oberschicht, nun allerdings in einem modernisierten Stil, der die neueren Entwicklungen im Kunsthandwerk, wie sie der Deutsche Werkbund propagierte, aufnahm. Die Repräsentationsräume und öffentlichen Bereiche waren üppig mit Wandbildern, geschnitzten Holzfriesen, Figuren und Glasmalereien geschmückt (Abb.  49). Bei der Motivwahl griff man vorzugsweise auf Genredarstellungen und Allegorien mit Bezug auf Themen der Arbeitswelt, des Handwerks und der Gewerkschaftsbewegung zurück. Im Restaurant waren die Wappen und Embleme traditioneller Handwerksberufe wie Weinküfer, Bäcker, Bierbrauer, Fleischer, Tabakarbeiter, Schlachter, Tapezierer, Schneider, Kürschner und Sattler abgebildet. Bei der figürlichen Dekoration wurde meist auf die Lebenswelt der vorindustriellen Handwerkerschaft rekurriert (Abb. 50). Der Versuch, das anachronistische und zudem äußerst fragwürdige Idyll des Handwerkerdaseins wiederzubeleben, prägte eine Reihe von Gewerkschaftsbauten der wilhelminischen Kaiserzeit. Tatsächlich standen diese Darstel121 75 Jahre Gewerkschaftshaus Hamburg, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund/Kreis Freie und Hansestadt Hamburg, Hamburg [1983], S. 75. Das Gewerkschaftshaus verfügte um 1913 über 83 Büros und 23 Gewerkschaftszahlstellen  ; es war Sitz der dreier Zentralverbandsvorstände, des Arbeitersekretariats, des Gewerkschaftskartells, der örtlichen Rechnungsstelle der Volksfürsorge, der Bauarbeiterschutzkommission, mehrerer Krankenkassen und Arbeitsnachweise und der Bibliothek der Zentralbibliothek für das Arbeiterbildungswesen (vgl. Joho, »Dies Haus …«, S. 45/46). 122 Zum GEG-Haus s. Hillig, Hugo  : Aus dem Verwaltungsgebäude der Verlagsgesellschaft Deutscher Konsumvereine zu Hamburg, in  : Fachblatt für Holzarbeiter, 9. Jg., Nr. 10, Oktober 1914, S. 181–184. 123 Ergänzt wurde der Großkomplex noch durch die 1926 am Nagelsweg eröffnete »Heimstätte« (eine Herberge für jugendliche Arbeiter) und das 1927–29 auf dem Nachbargrundstück errichtete Ledigenheim für Frauen und Mädchen nach Plänen der Architekten Hermann Distel und August Grubitz am Nagelsweg 16 mit 70 Einzimmerappartements, Bibliothek, Lesesaal, Aufenthaltsraum, Gemeinschaftsräumen und Kindertagesheim.

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lungen in einem krassen Widerspruch zur Lebenswirklichkeit der Industriearbeiter, die die Gaststuben, Säle und Flure der Gewerkschaftshäuser bevölkerten. Was die Dekorationsprogramme betrifft, so lässt sich feststellen, dass gerade in der Frühzeit der Gewerkschaftshäuser jener heimelig-heitere Stil bevorzugt wurde, wie er seit dem 19.  Jahrhundert bei öffentlichen, »volksnahen« Bauaufgaben, etwa Schulen, Krankenhäusern und Schwimmbädern oder auch Kaffeehäusern, weit verbreitet war. Demgegenüber finden sich aber auch gravitätische Elemente, die gewissen Schlüsselräumen wie Foyers oder Sälen einen offiziöseren Charakter gaben. Nur selten gab der Bauschmuck der Volkshäuser Aufschluss über die politische Ausrichtung ihrer Besitzer  ; Anspielungen auf den Kampfcharakter der Arbeiterbewegung stellen die Ausnahme dar (Abb.  51). Beispielsweise ist für das Gewerkschaftshaus Kiel ein Schmuckfenster im Treppenhaus überliefert  : Die Glasmalerei bestand aus Emblemen, allegorischen Elementen und Inschriften, darin u.a. der Leitspruch »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«, eine Allegorie der internationalen Solidarität der Arbeit sowie die verschränkten Hände mit dem Spruch »Einigkeit macht stark« (Abb. 52). Ein vergleichbares Buntglasfenster gab es im Gewerkschaftshaus Halle, dort mit einer Allegorie zu Wilhelm Liebknechts Parole »Wissen ist Macht« (Abb. 53). Die Art solcher Darstellungen erinnert bisweilen an die Arbeiten des Künstlers und Sozialisten Walter Crane, der als Vertreter der englischen »Arts and Craft« Bewegung seinerzeit auch in Deutschland einige Bekanntheit erlangte. Seine 1891 geschaffene Grafik »The Triumph of Labour« (»Der Triumph der Arbeit«) wurde in mehrere Sprachen übersetzt und u.a. auch in Deutschland vertrieben (Abb. 54). Bezeichnenderweise verzichtete auch Crane zugunsten von Pathos und Emblematik auf realistische Bezüge zur industrialisierten Arbeitswelt. Hierzulande avancierte das Blatt zu einer Art Blaupause für vergleichbare Darstellungen agitatorisch-sozialistischen Inhalts, aus der andere Künstler und Kunsthandwerker vielfach Elemente und Motive für ihre eigenen illustratorischen, dekorativen oder künstlerischen Entwürfe entlehnten. Im Übrigen gingen »sinnhafte«, auf die Erbauer und Nutzer verweisende Darstellungen zu dieser Zeit kaum über Emblematisches hinaus bzw. bewegten sich im Harmlos-Genrehaften. Was heute den Anschein von Eskapismus hat, erschien den Erbauern offenbar angemessen und unproblematisch. Auch von außen erschloss sich die eigentliche Bestimmung der Bauten dem Betrachter meist nur durch Beschriftung oder Beflaggung. Politische Botschaften vermittelten die Volkshausfassaden in den wenigsten Fällen. Eine Ausnahme bildete das Hamburger Gewerkschaftshaus (s. Abb.  44), über dessen Haupteingang sich in Sandstein gemeißelte Portraits der Arbeiterführer Lassalle, Liebknecht, Marx und Engels befanden.124 Das Giebelfeld schmückte eine allegorische Figurengruppe zum Thema »Wert und Bedeutung der Arbeit«. Beim Kölner Volkshaus 124 Vermutlich wurden diese in der NS-Zeit entfernt, vgl. Hamburger Fremdenblatt, 30. Dezember 1906, zit. nach Joho, »Dies Haus …«, S. 25.

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(s. Abb. 55) und beim ersten Bremer Gewerkschaftshaus (s. Abb. 111) waren an den Fassaden immerhin Reliefs von verschränkten Händen, dem Symbol der sozialistischen Arbeiterverbrüderung schlechthin, angebracht, allerdings weit oben und relativ klein.125 Insgesamt ging der Bauschmuck der Volkshäuser nicht über die Grenzen dessen hinaus, was im öffentlichen Bauen der damaligen Zeit üblich war, und beschränkte sich auf zentrale Fassadenbereiche wie die Portalzone. Motivisch handelte es sich meist um unverfängliche Allegorien, Männer- und Frauengestalten – so etwa in Köln und Hannover (Abb. 56) – oder auch die Köpfe von Arbeitern – so etwa in Kassel (Abb. 57) und München (a. Abb. 247). Über dem Portal des Münchener Gewerkschaftshauses waren zudem Embleme der Industrie und des Kunsthandwerks sowie vier Putten angebracht, die mithilfe bestimmter Attribute das Recht (Waage), den Rat (aufgeschlagenes Buch), die Hilfe (Füllhorn) und die Kraft (Kampf mit einer Schlange) darstellten. Die allegorischen Figuren verwiesen auf Aufgaben, Eigenschaften und Motive der Gewerkschaftsbewegung und verliehen somit »dem Gedanken der Organisation Ausdruck«.126 Eine vergleichbare Symbolik kam an den Haupteingängen der Metallarbeiter-Verbandshäuser in Berlin und Stuttgart zum Tragen (Abb. 58, 59, s. auch Abb. 122)  : Dort finden sich zwei ähnliche Reliefs127 mit allegorischen Darstellungen zu den zentralen Aufgaben des Verbandes  – Aufklärung, Solidarität und Hilfeleistung. Für die Mittelfigur mit ausgebreiteten Armen – den Sozialismus – bediente sich der Entwerfer einmal der üblichen stehenden weiblichen Figur mit Jakobinermütze und einmal einer thronenden Gestalt, in der das Motiv von Christus als Weltenrichter anklingt. Vor ihrem Körper reichen sich zwei Arbeiter, ein jüngerer und ein älterer, die Hände. Das Figurenrepertoire umfasst außerdem eine Männergestalt, die einen lesenden Jüngling belehrt, einen gebeugten Greis sowie eine kräftige Figur, die sich um einen hinabgesunkenen, offenbar kranken Kameraden kümmert. In Stuttgart wurde die zentrale Figurengruppe um zwei weitere Figurenpaare ergänzt  : links eine Mutter mit Kind, rechts eine Mutter mit einem Ster125 Die verschränkten Hände befanden sich auch über dem Eingang des Gewerkschaftsheims Altenburg und in der Wanddekoration im Vestibül des Leipziger Volkshauses  ; vgl. Abb. in Reeg, Gerhard  : Der (alte) »Goldene Pflug« in Altenburg. Das politische und kulturelle Leben im Volkshaus, Altenburg 2004, S. 13, Der Profanbau, 15. Dezember 1906, Nr. 24, S. 365. 126 Jahres-Bericht des Arbeitersekretariates München und Geschäfts-Bericht des Gewerkschaftsvereins München 1912, hrsg. vom Arbeitersekretariat München, München 1913, S. 27. 127 Das Relief existierte offenbar auch als Wandschmuck im Zimmer des DMV-Vorstands. Abb. in  : Fünfundsiebzig Jahre Industriegewerkschaft 1891–1966. Vom Deutschen Metallarbeiter-Verband zur Indus­ triegewerkschaft Metall. Ein Bericht in Wort und Bild, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall für die Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt am Main 1966, S. 280. Das Motiv wurde möglicherweise dem inhaltlich und formal ähnlichen Portalrelief am Verwaltungsgebäude der Berliner Landesversicherungsanstalt entlehnt (dort die Inschrift »Einer für alle, alle für einen), die 1903/05 von Alfred Messel errichtet wurde  ; Abb. in  : Stark, Hans Joachim  : Bürohäuser der Privatwirtschaft, in  : Berlin und seine Bauten, Teil IX, Industriebauten – Bürohäuser, hrsg. vom Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin, Berlin/ München/Düsseldorf 1971, S. 115–219, hier S. 127.

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bendem – jeweils im Gestus einer Muttergottes mit Kind bzw. einer Pietà. Motivisch sind die Reliefs zudem der historischen Bildtradition von Lebensalterdarstellungen entlehnt. Mithilfe dieser Anleihen verlieh der Künstler dem quasireligiösen Anspruch der Sozialdemokratie Ausdruck, den Menschen »von der Wiege bis zur Bahre« zu begleiten und in allen Phasen seines Lebens der Leitstern des Handels zu sein. Auch das Element der Solidargemeinschaft kommt zum Tragen. Parallel zu ihren großstädtischen Genossen bemühten sich auch die Arbeiterorganisationen in den Mittelstädten um die Schaffung eigener Häuser. Noch vor der Jahrhundertwende gelang es den Sozialdemokraten Fürth (1898/99), mithilfe eines Kredits der Evora-Brauerei einen eigenen Saalbau zu errichten (Abb. 60). Für bayerische Verhältnisse war die sozialdemokratische Arbeiterbewegung in der aufstrebenden fränkischen Industriestadt überaus stark. Die Beauftragung des renommierten Architekten Fritz Walter und die Entscheidung für eine sehr aufwendige Ausführung sprechen für ihr Selbstbewusstsein und bezeugen den Wunsch, dass das Gewerkschaftshaus in eine Reihe mit vergleichbaren bürgerlichen Etablissements zu stellen sei. Walter war einer der »künstlerisch qualifiziertesten und zugleich meistbeschäftigten Fürther Architekten des Historismus«128, dessen repräsentative Neobarock- und Neorenaissancebauten insbesondere die Wohnviertel des industriellen Bürgertums rund um Hornschuchpromenade und Königswarterstraße prägten. Walter hatte 1895 bereits den bis dahin größten Saalbau Fürths, den Saal der Brauerei Geismann in der Bäumenstraße, errichtet und war somit für diese Bauaufgabe prädestiniert. Der für die Gewerkschaften errichtete Saalbau zählt zu den ambitioniertesten Gewerkschaftshausneubauten des Kaiserreichs. Die neobarocke Prachtfassade scheint den etwa gleichzeitig errichteten Neubau des Fürther Amtsgerichts geradezu herauszufordern. Im Vorfeld der Eröffnung äußerte sich die sozialdemokratische Fürther Bürgerzeitung zuversichtlich, die aus der kostspieligen Bauweise resultierende Etatüberschreitung durch die Unterstützung der Arbeiterschaft ausgleichen zu können. Zum damaligen Zeitpunkt waren dem Saalbauverein rund 500 Mitglieder angeschlossen. Da die Fürther Arbeiterbewegung insgesamt etwa 3 500 Mitglieder umfasste, erschien die Hoffnung, die Mitgliederzahl des Saalbauvereins in absehbarer Zeit verdoppeln zu können, nicht völlig unberechtigt.129 So überwog zunächst die Freude über den Bau, von dem man stolz berichtete  : »Viele Kunstkenner sieht man in der Pfisterstraße den Bau von außen bewundern und ab und zu sich nach dem Architekten erkundigen, von dem der Entwurf des bis jetzt als schönstes Haus der Stadt hergestellten Baues stammt. Aber hier trügt nicht der äußere Schein, denn 128 Habel, Heinrich  : Denkmäler in Bayern, Bd. V.61, Stadt Fürth, München 1994, S. XXXI. 129 Vgl. die Zahlen in der Fürther Bürgerzeitung, 28. Jg., Nr. 178, 1. August 1899 und Nr. 199, 26. August 1899.

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auch auf die innere Ausstattung wurde von der Verwaltung im Verein mit ihrem Architekten Alles aufgeboten, um den Saal der Neuzeit entsprechend so zu gestalten, dass weder hier noch in Nürnberg derselbe übertroffen sein wird.«130

Obwohl die großen Verbände alle ihre alten Lokale aufgaben und ihren Sitz im August 1899 in den Saalbau verlegten, litt das Unternehmen – wie viele Gewerkschaftshäuser – von Anfang an unter mangelndem Zuspruch innerhalb der Arbeiterschaft, so dass das Saalbauunternehmen bereits 1901 in Konkurs ging. In Fürth scheint insbesondere auch der Unterhalt des großen Saals, dessen Bühne angeblich größer als die des Nürnberger Stadttheaters war, für das Scheitern des Projektes verantwortlich gewesen zu sein – ein Missgriff, den man andernorts nicht wiederholen wollte.131 Tatsächlich entschied man sich bei der Planung des Münchener Gewerkschaftshauses von Anfang gegen den Einbau eines großen Versammlungssaals, da der Unterhalt eines solchen zu kostspielig erschien.132 Der ausgeführte Saal war nur mittelgroß und verfügte über eine Empore (Abb.  61). Seine Ausgestaltung mit üppiger barockisierender Dekorationsmalerei zeigt die typisch volkstümliche Atmosphäre der zeitgenössischen Münchener Bierpaläste. Der Münchner Saal ist ein Beispiel für ein weiteres Merkmal, das sich bei den Volkshäusern wie beim zeitgenössischen Bauen überhaupt feststellen lässt  : In der Übergangsphase nach der Jahrhundertwende, als sich die Architektur allmählich vom Historismus hin zur Moderne bewegte, wurde häufig an lokale oder regionale Bauformen angeknüpft. So wurden von Stadt zu Stadt unterschiedliche Varianten des Volkshauses errichtet, deren Größe, Anlage und Stilwahl auf die lokalen Begebenheiten Bezug nahmen. Demgemäß entschied man sich in Weimar für ein Volkshaus mit klassizistischem Charakter (Abb. 62), während für das Flensburger Gewerkschaftshaus das norddeutsche Bürgerhaus Pate stand (Abb. 63). Hinwendung zur Moderne in der Weimarer Zeit

Die Tatsache, dass letztlich in vielen Fällen die örtlichen Umstände entscheidend für die Gestalt eines Volkshausneubaus waren, bestätigt sich auch bei den während der Weimarer Republik entstandenen Neubauten. So wurden die Forderungen des Neuen Bauens an manchen Orten vergleichsweise zögerlich umgesetzt, während an anderer Stelle geradezu zukunftsweisende Bauten geschaffen wurden. Zu den Großprojekten der 1920er Jahre gehört der Neubau des Volkshauses in Bremen (1926–1928) (Abb. 64), der einen älteren Vorgängerbau an anderer Stelle ablöste. Seine Erbauer wollten der eigenen Aus130 Fürther Bürgerzeitung, 28. Jg., Nr. 178, 1. August 1899. 131 Der Fall Fürth kam bei der Gründungsversammlung des Dresdener Volkshauses als abschreckendes Beispiel zur Sprache, vgl. Sächsische Arbeiter-Zeitung, 13. Jg., 1902, Nr. 83, 12. April 1902. 132 Jahres-Bericht des Arbeitersekretariates München (1912), S. 27.

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sage nach eine »Trutzburg«, einen »Macht- und Prachtbau« schaffen, der sich in die Riege der bürgerlichen Baudenkmale Bremens einreihen würde, so etwa an den Schütting (das ehemalige Gilde- und Kosthaus der Bremer Kaufleute), das Rathaus und das Gewerbehaus.133 Allerdings zeigte sich schon während der Wettbewerbsausschreibung von 1925 eine gewisse Unentschlossenheit der Bauherren in ihrer Haltung gegenüber den aktuellen Architekturströmungen. Gestalterisch blieben die Angaben äußerst vage  : So wurde eine Ausführung der Außenansichten »in einfacher Weise« verlangt. Werkstein sollte »nur in allerbescheidenstem Umfang« Anwendung finden und die Architektur »bremischen bezw. norddeutschen Charakter« haben.134 Als wesentliche Forderung wurde angegeben, die Hauptfunktionen »in sich abgeschlossen« unterzubringen, so »dass keinerlei Störung für irgendeine Abteilung« entstehen w ­ ürde.135 Die Schwierigkeit war also, »vielerlei verschiedene Dinge auf engem Raum zu vereinigen«.136 Das Preisgericht kam zu dem Ergebnis, dass der Entwurf des Architekten Richard Jansen mit dem Titel »Der Arbeit« die »glücklichste Lösung«137 dieser Vorgaben darstellte. Jansens Wettbewerbsentwurf wurde, was die Gesamtform und die Grundrissanlage betrifft, im Wesentlichen übernommen  : Der komplexe Grundriss umfasst ein trapezförmiges, aus vier an den Straßenzügen orientierten Flügeln zusammengesetztes Hauptgebäude, an das sich rückwärtig zwei weitere, zu einem T gruppierte Flügel (Büro- und Saalbau) anschließen (Abb.  65). Allerdings war die biedermeierlichbarocke Formensprache von Jansens Entwurf, der von der Jury »liebenswürdige(r), zurückhaltende(r) Charakter ohne besondere Eigenartigkeit« zugeschrieben wurde, den Bauherren letztlich wohl nicht »bremisch« und repräsentativ genug. So entschied man sich für eine expressionistisch-gotisierend angehauchte Gestaltung unter dem starken Einfluss der norddeutschen Reformarchitektur, wie sie Fritz Schumacher – der im Übrigen im Preisgericht saß  – von Hamburg ausgehend in bürgerlich-liberalen Kreisen populär gemacht hatte. Mit seiner monumentalen Grundform ohne konkretes historisches Vorbild und der zitathaften Verwendung einzelner tradierter Architekturelemente greift das Bremer Volkshaus die wesentlichen Merkmale dieser Architekturschule auf. Auch die Wahl des Backsteins als Baumaterial in Verbindung mit sparsam gesetztem hellem Naturstein sowie die pseudosakrale Überhöhung bestimmter Schlüsselräume (hier der Wandelhalle, s. Abb. 177) können als typische Merkmale gelten.138 133 Zit. nach Unser Volkshaus. Die neue Trutzburg der bremischen Arbeiterschaft, in  : Bremer Volkszeitung, 39. Jg., Nr. 241, 13. Oktober 1928 [o. S.] 134 Bauwettbewerbe, Oktober 1926, Nr. 7, S. 29. 135 Ebd., S. 3. 136 Ebd., S. 30. 137 Verdonck, G.: Neubau eines Gewerkschaftshauses in Bremen, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1. Jg., Nr. 3, 1926, S. 4. 138 Vgl. Hipp, Hermann  : Fritz Schumachers Hamburg. Die reformierte Großstadt, in  : Kat. Moderne Architektur in Deutschland, S. 150–183, hier S. 152.

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Einzelne Gestaltungselemente wie die Blendarkadenzone und der Blendgiebel wurden kurzerhand anderen Wettbewerbsbeiträgen entnommen.139 Am Ende kam dabei eben jene »Mischung aus sachlich nüchterner Gestaltung mit einer festlich-monumentalen Wirkung« heraus, wie sie »dem kulturellen Selbstverständnis der Sozialdemokraten« entsprach.140 Der Baukomplex umfasste das volle Spektrum des Raumprogramms für ein großstädtisches Volkshaus mit Läden, Restaurant, Café, Hotel, Jugend- und Ledigenheim, Filmsaal, Bibliothek, Büros und Versammlungsräumen sowie – eine Bremer Besonderheit  – Verwaltungs- und Aufbahrungsräumen für das Gemeinwirtschaftliche Bestattungsinstitut Ge-Be-In. Der für einen zweiten Bauabschnitt vorgesehene große Saalbau konnte allerdings nicht mehr realisiert werden. In der Eröffnungsfestschrift wurde der Bau als »Kulturdenkmal« gefeiert, in dem »der Mensch als Arbeiter« und seine »sozialen Ideen von der Gemeinschaftsarbeit« Ausdruck finden.141 Erreicht werden sollte dieses zum einen durch die »Gediegenheit«142 der Bauausführung und zum anderen durch die Sinnhaftigkeit des bemerkenswerten Skulpturenschmucks von Bernhard Hoetger, der den von ihm geschaffenen Figurenzyklus »Lebensstufen unter der Last schwerer Arbeit und Not«143 nannte (Abb. 66).144 Der Zyklus mit seinen ausgemergelten, gequälten Figuren nimmt Bezug auf die Nöte des Proletariats und den kämpferischen Charakter der Arbeiterbewegung. Die Drastik dieser Darstellung stellt eine Ausnahme dar, war 139 Die Gewerkschaftshaus GmbH hatte sich in den Ausschreibungsunterlagen das Eigentum und eine »freie Hand über die Benutzung« aller preisgekrönten oder angekauften Entwürfe gesichert. Vgl. Bauwettbewerbe, S. 2. 140 Zit. nach Nerdinger, Winfried  : Sich versammeln. Architektur und öffentliches Leben, in  : Kat. Architektur im 20. Jahr-hundert. Deutschland, Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt am Main, hrsg. von Romana Schneider u.a., München/New York 2000, S. 265–271, hier S. 268, der sich damit auf die Magdeburger Stadthalle von Johannes Göderitz bezieht. 141 Volkshaus in Bremen, S. 8. 142 Als gediegen kann z. B. die Materialwahl gelten  : Oldenburger Klinker, Muschelkalkstein, Osterwalder und Mainsandstein für Architekturteile, Granit in den Treppenhäusern, Solnhofener Platten für die Fußböden, Keramik für die Wände, Messing für Türen und Geländer. Die innere Ausstattung des Hauses ist mit Wort und Bild ausführlich in der Eröffnungsfestschrift dokumentiert, vgl. Volkshaus in Bremen. 143 Schmoll gen. Eisenwerth spricht auch von einem »Zyklus des Lebens unter dem Stigma der Arbeit«, Schmoll gen. Eisenwerth, Josef A.: Denkmäler der Arbeit. Entwürfe und Planungen, in  : Denkmäler im 19.  Jahrhundert. Deutung und Kritik, hrsg. von Hans-Ernst Mittig und Volker Plagemann, München 1972, S. 253–281, hier S. 275  ; vgl. auch Mielsch-Manske, Beate  : Architektur und Kunst. Der Figurenzyklus »Lebensstufen unter der Last schwerer Arbeit und Not« von Bernhard Hoetger, in  : Das Volkshaus in Bremen, bearb. von Heidrun Gode-Luerßen, hrsg. vom Senator für Bildung Wissenschaft u. Kunst in Bremen, Fischerhude 1985, S. 21–27. 144 Vgl. auch Wübbena, Thorsten  : Das Volkshaus und die Skulpturen Bernhard Hoetgers. Eine Bremer Architekturgeschichte, Delmenhorst/Oldenburg 2001 und Coelen, Peter van der  : Die Interpretationsgeschichte von Hoetgers »Volkshausfiguren«, in  : Kat. Deutsche Bildhauer 1900–1945. Entartet, Ausstellung des Nijmeegs Museum Commanderie van Sint-Jan, hrsg. von Christian Tümpel, Königstein 1992, S. 170–173.

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der Bauschmuck bei den meisten Volkshäusern – sofern überhaupt vorhanden – in der Regel doch eher gewöhnlich.145 Neben Bremen sind weitere beachtliche Volkshausneubauten u.a. in Augsburg, Rüsselsheim und Stuttgart entstanden. Sie alle zeigen  – mehr oder weniger ausgeprägt  – die Intention der Erbauer, sich an neuere Architekturströmungen anzuschließen. Wenngleich keiner der Bauten aus dem allgemeinen Bauschaffen der Entstehungszeit besonders hervorsticht  – im jeweiligen örtlichen Zusammenhang wurden sie durchaus als zukunftsweisende Bauprojekte wahrgenommen. Das in den Jahren 1927/28 in Augsburg entstandene Volkshaus (Abb. 67) ist schon deshalb erwähnenswert, als es im Werk seines Architekten Heinrich Sturzenegger eine Sonderstellung einnimmt  : Gegenüber dessen anderen zeitnah entworfenen Bauten, wie etwa dem AOK-Gebäude mit seiner neoklassizistischen, monumentalen Pfeilerfront (1929–1931), zeichnet es sich durch überraschend moderne Bauformen aus. Das Kompliment des Vorsitzenden der Volkshaus-AG, Karl Wernthaler, die Architekten hätten sich »die erdenklichste Mühe gegeben, unserer Auffassung gerecht zu werden«146, lässt darauf schließen, dass die Auftraggeber an der Gestaltung des Entwurfs mitwirkten. Am Außenbau sind grundlegende Elemente des Neuen Bauens verwirklicht worden  : asymmetrischer Aufbau des Baukörpers, flaches Dach, horizontale Gliederung der Backsteinfassade durch helle Bänder, Ablesbarkeit der Nutzungsbereiche an der Fassade und Verzicht auf tradierten Bauschmuck. Hingegen zeigen die wenigen überlieferten Innenaufnahmen, dass bei der Gestaltung der Innenräume eine konservativere Haltung zum Tragen kam  : Rundbögen, dunkel abgesetztes Gebälk, Wand- und Deckenvertäfelungen sowie geraffte Vorhänge verbreiteten typisch bayerisch-ländliche Wirtshausatmosphäre. Auch beim Rüsselsheimer Volkshaus (1928–1930) ist die moderne Anmutung des Bauwerks wesentlich durch die asymmetrische und in unterschiedlicher Höhe gestaffelte Gruppierung der Baukörper wie auch die Schmucklosigkeit der Fassaden bestimmt (Abb. 68). Der Turm, der das Volkshaus in Anlehnung an Rathausbauten als ein Gebäude von öffentlicher und politischer Bedeutung auszeichnete, war konsequent modernistisch gestaltet. Auch wenn diese Modernität durch die geneigten Dächer der beiden anderen Bauteile abgeschwächt wurde, setzte sich das Volkshaus mit seiner sachlichen Ästhetik deutlich von der umliegenden Bebauung ab. Der architektonisch herausragendste Neubau unter den Volkshäusern der Weimarer Jahre entstand in Frankfurt am Main  : Es handelt sich um den viel beachteten Hochhausbau, der ab 1929 nach Plänen von Max Taut für den Frankfurter Ortsausschuss des ADGB errichtet wurde (s. Abb. 43).147 Der ursprünglich geplante umfang145 Näheres zum Hoetger-Zyklus s. Katalogeintrag Nr. 47. 146 Das »Rote Haus« ist eröffnet  !, in  : Schwäbische Volkszeitung, 28. Jg., Nr. 207, 10. September 1928, S. 1 [o. V.]. 147 Diese herausgehobene Bedeutung wurde zuletzt im Rahmen einer Initiative deutlich, die den Bau als

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reiche Baukomplex aus Bürohaus, Saalbau und Hotel stellt einen Höhepunkt in der Zusammenarbeit Tauts mit den Gewerkschaften als Bauherren dar. Insbesondere an seinen Projekten für die Gewerkschaften entwickelte Taut seine charakteristische Rahmenbauweise, die nicht nur für ihn als Architekten, sondern in gewissem Sinn auch für die Gewerkschaften als Bauherren zu einer Art Markenzeichen wurde.148 Obwohl das Urteil der Preisrichter zunächst einstimmig für Tauts Entwurf ausgefallen war, kam es innerhalb des ADGB zu einer Diskussion um den Ausführungsentwurf. Die Wettbewerbsbeiträge waren der Öffentlichkeit im Rahmen einer Ausstellung präsentiert worden, und die Besucher wurden zur Abgabe ihrer Meinung aufgefordert. Die verschiedenen in der Frankfurter Volksstimme wiedergegebenen Äußerungen belegen, dass über die angemessene architektonische Gestalt des Volkshauses, das als Bauaufgabe von »geschichtlicher« Bedeutung gewürdigt wurde, keineswegs Einigkeit bestand.149 Als gelungenste Außenansicht lobte man »die wirklich vornehme Front von Rösch & [Eduard] Ziegler«, und nicht etwa die sachliche Form des von der Jury ausgewählten Taut-Baus. Besonders hart fiel die Kritik am Entwurf des Architekten Gottlob Schaupp aus, weil dieser »Überbleibsel kapitalistischer Unkultur« in Gestalt von Lichthöfen vorgesehen hatte. Hauptkritikpunkt an dessen Entwurf war jedoch die fehlende städtebauliche Wirkung. Taut sah an der Bürgerstraße ursprünglich einen breit gelagerten Baukörper von maximal sieben Geschossen ohne Turmakzent vor.150 Anders der Hochhausentwurf des Architekten Ernst Balser, der dem Wunsch mancher Gewerkschafter nach einem weithin sichtbaren Symbolbau entgegenkam  : »Zum Dom, zum Rathaus, zum Schauspielhaus, zur Paulskirche, zum Städelmuseum gehört als neue vertikale Dominante das Gewerkschaftshaus. Wenn wir bauen, soll man uns auch sehen. […] Die Gewerkschaftsbewegung hat ein Anrecht darauf, im zwanzigsten Jahrhundert auch im Städtebau eine besondere Rolle zu spielen.«

Die Baukommission war von Anfang an davon ausgegangen, dass aufgrund der baupolizeilichen Bestimmungen »eine Hochhausentwicklung außer Betracht« bleiben müsse,

einzigen von allen erhaltenen deutschen Volkshäusern ausgewählt hat, um in einen internationalen Sammelantrag zur Eintragung von weltweit neun Arbeiterversammlungshäusern in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen zu werden  ; s. Ludvigsen, Workers’ assembly halls. 148 Vgl. Hochhaus. Der Beginn in Deutschland, hrsg. von Rainer Stommer und Dieter Mayer-Gürr, Marburg 1990, S. 60–62 u. Menting, Max Taut, S. 144 ff. 149 Diese und alle folgenden Stellen zit. nach  : Quink, O.: Um das neue Frankfurter Gewerkschaftshaus. Kritik an den Entwürfen – Landschaft und Monumentalbau, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 40. Jg., Nr. 202, 30. August 1929 [o. S.]. 150 Abb. des Wettbewerbsmodells s. Bauwelt, 20. Jg., Nr. 41, 10. Oktober 1929, S. 977.

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und sah daher für Balsers Lösung »keine Aussicht auf Verwirklichung«.151 Die lauter werdende Fraktion der Hochhausbefürworter forderte in der Volksstimme schließlich konkret, den baupolizeilichen Spielraum zur Schaffung eines »Hochhauses in Nordsüd-Richtung« erneut zu prüfen. Unabhängig von einigen weiteren Kritikpunkten und Änderungswünschen wurde Tauts Entwurf als »allen anderen bei weitem überlegen« bewertet, weil er geeignet sei, »die Bedingungen eines modernen Gewerkschaftshauses in einem architektonischen Gewande zu lösen, das den lebendigen Gestaltungsbedingungen unserer Zeit entspricht«.152 Schließlich wurde ein Teil der Vorschläge und Forderungen von Taut im Rahmen einer Umplanung berücksichtigt (Abb.  69). Mit der neungeschossigen, 31 m hohen Hochhausscheibe in Nord-Süd-Ausrichtung, die einen niedrigeren Querbau durchdringt, griff er u.a. den Wunsch nach einer Hochhauslösung auf. Da Saalbau und Hoteltrakt nicht realisiert werden konnten, ist das Gebäude nur der Torso des ursprünglich geplanten, multifunktionalen Volkshauskomplexes geblieben. Gleichwohl ist das Frankfurter Gewerkschaftshaus durch seinen konsequenten Verzicht auf jede historische Verbrämung und seine großzügige Verglasung ein singuläres Beispiel für den frühen Hochhausbau in Deutschland (Abb. 70).153 Eine klare Hinwendung zur Moderne war jedoch nicht nur im großstädtischen Rahmen möglich. Dies zeigt sich am Beispiel des Volkshauses im sächsischen Riesa, das in den Jahren 1929/30 errichtet wurde (Abb. 71, 72). Ornamentlosigkeit, asymmetrische Gruppierung kubischer Baukörper, Entwicklung der Fassade aus dem Grundriss, Schaffung funktionaler, heller und gut belüfteter Räume – der Bau erfüllt alle zentralen Kriterien der funktionalistischen Moderne. Dass in einer kleinen Stadt wie Riesa ein ästhetisch wie funktional so überzeugender Neubau geschaffen werden konnte, ist wohl der besonders günstigen Konstellation aus einer mutigen und fortschrittlich gesinnten Bauherrenschaft, einem fähigen Architekten und einer kooperationsbereiten Stadtverwaltung zu verdanken. Die städtischen Behörden brachten dem Bau nicht nur »Interesse und Verständnis« entgegen, sie stimmten auch der Ausführung in dem »in Riesa erstmalig« angewendeten »modernen sachlichen Baustil« ohne Widerstände zu.154 Für den Architekten Hans Waloschek war es »selbstverständlich, dass das Volkshaus als reiner Zweckbau mit keinerlei Ornamentik belastet wurde, sondern den modernen Grundsätzen nach einfacher klarer Architektur entspricht«.155 Die Sachlichkeit stand für ihn nicht im Widerspruch zur 151 Das neue Heim der Frankfurter Arbeiter. Das Ergebnis des Wettbewerbs für das neue Gewerkschaftshaus am Untermainkai, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 40. Jg., Nr. 198, 26. August 1929 [o. S., o. V.]. 152 Ebd. 153 Vgl. Menting, Max Taut, S. 125 ff. 154 Zit. nach Kiß, Alfred  : Warum Neubau, in  : Festschrift zur Eröffnung des Volkshauses Riesa am 1. März 1930, hrsg. Volkshaus Riesa GmbH, Riesa [1930], S. 3–9, hier S. 8 f. 155 Zit. nach Waloschek, Hans  : Baubeschreibung, in  : Festschrift zur Eröffnung des Volkshauses Riesa am 1. März 1930, hrsg. Volkshaus Riesa GmbH, Riesa [1930], S. 13–31, hier S. 16.

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Bestim­mung des Baus für kulturelle und ideelle Zwecke, sah er sich doch vor die Aufgabe gestellt, »der Riesaer Arbeiterschaft ein Haus der Zukunft«156 zu bauen. Wie in Frankfurt konnte auch in Riesa der als zweiter Bauabschnitt geplante große Saalbau nicht mehr in Angriff genommen werden. Trotz seiner Unvollständigkeit kann der Bau als richtungweisend für eine mögliche weitere Entwicklung des Volkshausbaus gelten. Eine Reihe von Volkshausprojekten ist in den späten 1920er Jahren zwar noch geplant, aber nicht mehr realisiert worden. Die unvollendeten Projekte lassen den Schluss zu, dass das Volkshaus im Begriff war, sich als Bauaufgabe weiter zu etablieren und zu konturieren, wäre es nicht zum wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruch der Weimarer Republik gekommen. u.a. sind für Zwickau, Greiz, Gera und Bielefeld Wettbewerbe und Planungen für moderne, multifunktionale Volkshäuser überliefert. Großprojekte wie diese wären dazu geeignet gewesen, Vorbildcharakter für die Umsetzung eventuell nachfolgender Bauten in aufstrebenden Klein- und Mittelstädten zu erlangen. Die dort weniger beengten Bauverhältnisse eröffneten andere bauliche Möglichkeiten als in den Großstädten. Für Zwickau beispielsweise entwarf Erich Mendelsohn ein Vorprojekt für ein dreiflügeliges Volkshaus (Abb. 73). Die Hauptfront gestaltete er als »repräsentative Wand eines sehr großen Platzes«157 mit einem Büroturm als Höhendominante sowie einer Terrasse mit halbrund vorspringender Rednerkanzel als Ecklösung. Der Bau war als Organisationszentrale der Arbeiterbewegung für die gesamte Zwickauer Wirtschaftsregion geplant und sollte neben Verwaltungs- und Versammlungsräumen für alle Sparten der örtlichen Arbeiterbewegung auch den Verlags- und Druckereibetrieb des Sächsischen Volksblatts aufnehmen. Auch ein großer Saalbau, eine Gaststätte mit Restaurant und Café sowie ein Herbergs- und Hotelbetrieb waren vorgesehen. Als weitere Bestandteile der Anlage sollten ein Volkspark und ein Sport- und Festplatz angelegt werden. Das Projekt schloss demnach alle erdenklichen Funktionen eines Volkshauses der Arbeiterbewegung ein  : Es hätte nicht nur die Funktion einer Verwaltungszentrale für die Partei- und die Gewerkschaftsarbeit erfüllt, sondern auch der Arbeiter-Sport- und Kulturbewegung den benötigten räumlichen Entfaltungsspielraum geboten. Darüber hinaus wirkte Mendelsohns Entwurf bewusst ins öffentliche Leben hinein, gab der Bau doch an prominenter Stelle die Möglichkeit, vor großen Volksversammlungen Ansprachen zu halten. Das Verbandshaus als Sonderform des Volkshauses

Eine mit den Volks- bzw. Gewerkschaftshäusern eng verwandte Gruppe von Bauten entwickelte in der Weimarer Republik eine besondere Strahlkraft und darf deshalb hier 156 Zit. nach ebd., S. 31. 157 Erich Mendelsohn. Das Gesamtschaffen des Architekten. Skizzen Entwürfe Bauten, Berlin 1930 [Nachdr. der Originalausgabe Braunschweig/Wiesbaden 1988] [o. V.], S. 190.

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nicht unberücksichtig bleiben  : Die Rede ist von den in den 1920er Jahren errichteten Berliner Gewerkschaftszentralen, die zum Zeitpunkt ihrer Erbauung große öffentliche Anerkennung fanden, und zwar weit über die Kreise der Arbeiterbewegung hinaus. Auch wenn sie mehr Verwaltungsgebäude als Versammlungsstätten waren, gehören die großen Verbandshäuser der Einzelgewerkschaften zu den bedeutenden Arbeiterzentralen ihrer Zeit. Dies drückt sich u.a. darin aus, dass sie in zeitgenössischen Quellen eine vielfältige Würdigung erfahren haben. Beispielsweise sind in der 1930 von Emanuel J. Margold herausgegebenen Publikation über »Bauten der Volkserziehung und Volksgesundheit« unter der Rubrik »Wohlfahrtsbauten« neben dem Frankfurter Gewerkschaftshaus von Max Taut auch dessen Berliner Verwaltungsgebäude für den ADGB und den Buchdruckerverband berücksichtigt.158 Die Schwierigkeit der typologischen Einordnung der Verbandszentralen ist ebenfalls an der von Walter Müller-Wulckow publizierten Reihe der »Blauen Bücher« ablesbar  : Das Buchdruckerhaus wird unter die »Bauten der Arbeit und des Verkehrs« eingereiht159, das ADGB-Bundeshaus hingegen den »Bauten der Gemeinschaft« zugeschlagen.160 Daran zeigt sich, dass bei den großen Verbandshäusern der Gewerkschaften wie bei den Volkshäusern die Grenze zwischen Zweckbau und Kulturbau schwer zu ziehen war. Vor dem Ersten Weltkrieg hatten schon der Deutsche Metallarbeiter-Verband (DMV) in Stuttgart161 (1901/02, s. Abb. 277), der Zentralverband der Maurer in Hamburg (1910/11, s. Abb. 129) und der Holzarbeiter-Verband in Berlin (1912/13  ; Abb. 74) große Verwaltungsneubauten errichtet. Bis auf wenige Ausnahmen – etwa das Haus des DMV-Ortsverbands in Berlin (1911/12  ; s. Abb. 121) – handelt es sich dabei um konventionelle, mal mehr, mal weniger repräsentative Verwaltungsgebäude. Erst mit jenen Aufsehen erregenden Bauten der 1920er Jahre präsentierten sich die Gewerkschaftsverbände – und damit stellvertretend auch die Arbeiterbewegung – als eine die Zukunft aktiv mitgestaltende Kraft, die entschlossen war, nicht nur auf politischem, sondern auch auf kulturellem Gebiet neue Wege zu beschreiten. Den Auftakt zu dieser Reihe markanter Verbandszentralen bildete das Bundeshaus für den Dachverband der deutschen Gewerkschaften ADGB, das nach Entwürfen von Max Taut in den Jahren 1922/23 an der Inselstraße in Berlin errichtet worden war (Abb.  75). In seinem Originalzustand zeigte das ADGB-Bundeshaus mit sich verjüngenden, prismen- und sternförmig gestalteten Profilierungen der Betonrahmenkon­ 158 Bauten der Volkserziehung und Volksgesundheit, hrsg. von Emanuel Josef Margold, Berlin 1930, S. 279 u. 281. 159 Müller-Wulckow, Walter  : Deutsche Baukunst der Gegenwart, Bauten der Arbeit und des Verkehrs, Königstein i. Ts./Leipzig 1929, S. 23. 160 Müller-Wulckow, Walter  : Deutsche Baukunst der Gegenwart, Bauten der Gemeinschaft, Königstein i. Ts./ Leipzig 1928, S. 10. 161 Siehe in diesem Zusammenhang auch die Verwaltungsbauten der Berliner Ortsverwaltung des DMV, Katalogeinträge Nr. 26 u. insbes. 27.

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struktion und intensiver Farbgebung noch eine deutliche Nähe zu der gotisch-expressionistischen Phase Tauts unter dem Einfluss des Arbeitsrats für Kunst und der Gläsernen Kette. Der Einsatz dieser Gestaltungsmittel war jedoch weder künstlerische Spielerei noch dekorative Verbrämung, sondern im funktionalistischen Sinne begründet, indem die konstruktive und statische Funktion der einzelnen Bauteile und der Gerüstcharakter des Baus klar hervorgehoben wurde. Die zeitgenössische Architekturkritik lobte das ADGB-Bundeshaus »allgemein als das schönste neuzeitliche Gebäude Berlins«.162 Der Bau verhalf dem Büro von Max Taut und Franz Hoffmann gerade in Gewerkschaftskreisen zu einem »gewissen Ruf« als »künstlerisch und auch sonst zuverlässige Architekturfirma«.163 So entschied der Verband der deutschen Buchdrucker 1924, sein neues Verbandshaus ebenfalls bei Taut und Hoffmann in Auftrag zu geben (Abb. 76).164 Das 1926 fertig gestellte Buchdruckerhaus an der Dudenstraße folgt der in Berlin üblichen Grundstücksaufteilung, wonach das Vorderhaus Wohnzwecken dient und das Hinterhaus gewerblich genutzt wird. Im Erdgeschoss des Vorderhauses richtete der Verband einen Laden und einen »Buchgewerbesaal« ein, in dem handwerklich vorbildliche Buchdruckerarbeiten gezeigt wurden – eine Reminiszenz an die Schauräume der einstigen Zunfthäuser. In den Obergeschossen befanden sich Wohnungen für Verbandsangestellte. Die eigentlichen Verbandseinrichtungen – Büros, Druckerei- und Sitzungssäle – waren hingegen im Rückgebäude und den Seitenflügeln untergebracht. Folgerichtig hatte die Straßenfront die Anmutung eines Wohnhauses und das Rückgebäude die eines Industriebaus. Zwei auf Traufhöhe angebrachte Flaggenmasten und der über dem Erdgeschoss in Klinkerrelief ausgeführte Schriftzug »Verband der Deutschen Buchdrucker« waren die einzigen Elemente, die an der Fassade auf den halböffentlichen Charakter eines Verbandshauses hindeuteten. Unter Verzicht auf konventionelle Würdemotive ist es Taut gelungen, dem Bau durch geschickte Gliederung, Material- und Farbeinsatz eine repräsentative Wirkung zu verleihen. Adolf Behne schrieb dazu in der Weltbühne  : »Seine von allen Formeln, Motiven und Interessantheiten absehende Gesinnung baute ein Haus, das sich als vollkommen überzeugender, urgesunder Organismus frisch, lebendig und kraftvoll darstellt  – und keinerlei Mitteln als architektonischen seine starke Wirkung verdankt.«165

Wie schon beim ADGB-Gebäude blieben die konstruktiven Bauteile als sichtbare, mit dem »Scharriereisen« bearbeitete Betonflächen stehen. Zu den weiteren Baumaterialien 162 163 164 165

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Vgl. Protokoll vom zwölften Verbandstag der Deutschen Buchdrucker 1924, S. 138. Vgl. ebd. Vgl. ebd. Behne, Adolf  : Tempelhofer Feld und Wedding, in  : Weltbühne, 22. Jg., Nr. 9, 2. März 1926, S. 346.

Annäherung an eine Typologie

gehörten einfache gelbe und schwarze Klinker, Glasbausteine, grauer und schwarzer polierter Kunststein und schwarze Terracotta. Neben bunt glasierten Keramikplatten kamen im Innern auch wertvolle Materialien wie Bronze, Messing und Teakholz zum Einsatz. Im Sitzungssaal des Rückgebäudes, wo das Rahmenwerk sternförmig und rot akzentuiert in Erscheinung trat und eine Art expressionistisches Gewölbe bildete, gab Taut der sichtbaren Konstruktion eine »dekorative« Qualität (Abb. 77). Diese zu »Pathos« und »Wucht« gesteigerte Wirkung durch »Hervorkehrung der Eisenbetonkonstruktion« erschien den Zeitgenossen für diesen »Repräsentationsraum zweifellos angemessen«.166 Der Bildhauer Rudolf Belling fertigte für den Bau mehrere plastische Arbeiten an, u.a. im Sitzungssaal ein Denkmal für den 1903 verstorbenen Verbandsgründer Richard Härtel.167 Unter einer Bildnismaske war – wie zur Mahnung an die dort tagenden Vorstände  – die Härtel zugeschriebene, reformistische Sentenz angebracht  : »Fassen wir keine zwecklosen Resolutionen mehr. Nur praktische Arbeit führt zum Ziel«. Max Taut hatte im Zuge der Zusammenarbeit die volle Unterstützung des Verbandsvorstandes.168 So lobte er später die »mitschaffende Förderung der verständnisvollen Bauherrnschaft«169 und dankte der vierköpfigen Baukommission unter Leitung des Vorstandsmitglieds Bruno Schweinitz für »das stets gezeigte Entgegenkommen in baukünstlerischer Beziehung«.170 Auch der Kunstkritiker Max Osborn sprach dem Verbandsvorstand »einen Teil des Verdienstes an der vorbildlichen Lösung« zu, da diese »so unbefangen und vertrauensvoll ihre Künstler walten ließ«.171 Tauts Gestaltungsweise, die »auf jeden formalistischen Kram und auch äußerliche traditionelle Form«172 verzichtete, war offenbar ganz im Sinne der Bauherren. Man folgte dem Rat des Architekten, »nur erstklassiges, gutes Material zu verwenden«.173 Zugleich war man sich einig, dass kein »Luxusbau«, aber ein Haus »in bester Ausstattung«174, eine Art »Musterbau« mit »Musterbuchdruckwerkstätte«175 errichtet werden sollte. Der hohe An166 Das Haus der Buchdrucker, in  : Das Kunstblatt, 10. Jg., Nr. 7, Juli 1926, S. 250. 167 Nerdinger, Winfried  : Rudolf Belling und die Kunstströmungen in Berlin 1918–1923, mit einem Katalog der plastischen Werke, Berlin 1981. 168 Platz, Gustav Adolf  : Die Baukunst der neuesten Zeit, Berlin 1927, S. 74. 169 Zit. nach ebd., S. 75. 170 Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer, 64. Jg., Nr. 40, 22. Mai 1926, S. 207. 171 Osborn, Max  : Das Haus der Buchdrucker. Max Tauts neuer Bau, in  : Vossische Zeitung, 15. Mai 1926, Nr. 116, Erste Beilage [o. S.] 172 Zit. nach dem in der zur Einweihung des Hauses herausgegebenen Broschüre abgedruckten Beschreibungstext der Architekten  : Das Haus des Verbandes der deutschen Buchdrucker in Berlin, hrsg. vom Verband der deutschen Buchdrucker Berlin 1926 [o. S.] 173 Vgl. Protokoll vom zwölften Verbandstag der Deutschen Buchdrucker 1924, S. 138. 174 Vgl. ebd. 175 Protokoll vom dreizehnten Verbandstag der Deutschen Buchdrucker 1926 in Berlin, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Berlin [1927], S. 51.

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spruch des Vorstands ging mit einer Kostenüberschreitung einher, die auf dem Verbandstag 1926 zu kritischen Äußerungen unter den Delegierten führte.176 Gegenüber den Delegierten verteidigte sich der Verbandsvorstand, man habe sich bemüht, »dort, wo der künstlerische Geist des Herrn Taut zu große Seitensprünge machen wollte, ihn auf das Maß des Möglichen und Erträglichen zurückzuführen«.177 Das von Seiten der Verbandsführung mit Nachdruck bekundete »Hochgefühl der Befriedigung« über das gelungene Ergebnis übertönte schließlich die Kritik. Man war stolz, »mit Hilfe der Opferfreudigkeit der Organisation« ein »Denkmal« errichtet zu haben, das, »wenn man den Ausführungen Tauts glauben darf, Jahrhunderte als Wahrzeichen der Kraft der Deutschen Buchdrucker bestehen wird«.178 Die architektonische Bedeutung ihres Neubaus haben die Bauherren damals nicht überschätzt  : Dem Architekturhistoriker Julius Posener zufolge ist das Haus »wie kein anderes« als »erste Verwirklichung der neuen Architektur« anzusehen.179 Einen Bau mit ausgeprägtem Symbolcharakter ließ sich 1929/30 der Deutsche Metallarbeiter-Verband von Erich Mendelsohn errichten (Abb. 78).180 Die von dem markanten Kopfbau geprägte, in einem Flaggenmast gipfelnde Ansicht des Hauses kommt dem Bedürfnis nach einem unverwechselbaren Aushängeschild entgegen und entspricht damit einem Prinzip, wie man es heute allgemein mit dem Begriff »Corporate Identity« bezeichnet. Die Schaffung einer »plakathaft einprägsamen Silhouette«, was Paul Westheim 1923 an Mendelsohns Entwürfen als »gesuchte Effektwirkung«181 kritisierte, scheint jedenfalls die Vorstellungen der Auftraggeber erfüllt zu haben, denn der Verband lobte Mendelsohns Fähigkeit, »den Zweck zum Symbol zu erheben«.182 Es liegt im Ermessen des Betrachters, den Bau gar im Sinne einer »architecture parlante« zu interpretieren  : Regina Stephan assoziiert den Kopfbau mit dem Bild eines D ­ emonstrationszuges, ange176 Dabei erregte weniger der Endbetrag von knapp über 3 Millionen Mark, sondern vielmehr die gravierende Fehleinschätzung durch das Architekturbüro Ärger, denn dieses hatte dem Bauherren anfangs eine Bausumme von nur 800 000 Mark genannt  ; vgl. Protokoll vom dreizehnten Verbandstag der Deutschen Buchdrucker 1926, S. 45 ff. 177 Ebd., S.  47 f. 178 Ebd., S. 42. 179 Posener, Julius  : Vorlesungen zur Geschichte der Neuen Architektur  (II), Die Architektur der Reform (1922–1924), in  : ARCH+, 1980, Nr. 53, S. 2–80, hier S. 71  ; Hervorhebung im Original. 180 Im Rahmen eines Wettbewerbs hatte sich Erich Mendelsohn zwar zunächst nicht allein durchsetzen können, übernahm aber offenbar im Zuge der weiteren Ausführungsplanung die Federführung  ; vgl. hierzu ausführlich Katalogeintrag Nr. 33. 181 Westheim bezieht sich hierbei zwar auf den 1918, also in der expressionistisch beeinflussten Werkphase Mendelsohns errichteten Einstein-Turm, dennoch bleibt diese aus dem Entwurfsprozess heraus begründete Charakterisierung auch für dessen Architektur der späten 1920er Jahre zutreffend, im Besonderen für das DMV-Haus  ; vgl. Westheim, Paul  : Mendelsohn, in  : Das Kunstblatt, 7. Jg., Nr. 10, 1923, S. 305–309, hier S.  306 f. 182 Vorstehendes zit. nach Metallarbeiter-Zeitung, 48. Jg., Nr. 35, 30. August 1930, S. 1.

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führt von einem »die Interessen der Arbeiter skandierend[en]« Fahnenträger und deutet den hierarchischen Aufbau der Gesamtanlage als Abbild der Verbandshierarchie.183 So wird das Gebäude zum Symbolträger des »gesellschafts- und sozialpolitischen Anspruchs der Gewerkschaft«.184 In jedem Fall war der markante Bau hervorragend geeignet, um als Signet eingesetzt zu werden. So erscheint der Bau zwischen 1930 und 1933 in zahlreichen Zeitschriften, Agitationsbroschüren und Anzeigen als Graphik (Abb. 79). Darin steht das Haus wie eine Art Logo für den Verband selbst und verweist beispielsweise auf die sozialen und ökonomischen Vorteile seiner Mitglieder. Auf das unübersehbare Selbstbewusstsein, das der DMV mit seinem neuen Verbandshaus zum Ausdruck brachte, reagierte die kommunistische und die deutschnationale Presse mit Polemik und ätzte gegen den »Prunkbau«185, ein Vorwurf, den bereits die verbandsinterne kommunistische Opposition im Vorfeld des Baus erhoben hatte.186 Der DMV-Vorstand verteidigte die neue Zentrale hingegen als »sachlichen Zweckbau«, der absichtlich etwas zu groß errichtet worden war, um »Reserveräume« für die zukünftige Entwicklung des Verbandes zu erhalten.187 Die Ausstattung der Repräsentationsräume wurde als »sehr geschmackvoll, aber keineswegs prunkvoll«188 angesehen. Aus Kostengründen wurden gar zum Teil die »nicht mehr ganz modernen Möbel« aus dem alten Stuttgarter Verbandssitz wieder verwendet  ; um ihnen ein neues Gepräge im Sinne der »modernen Sachlichkeit« zu geben, wurden »in wochenlanger Arbeit« »die Gesimse, Ausladungen und sonstigen Zierrate« entfernt.189 Als letzte der großen Berliner Gewerkschaftszentrale der Weimarer Republik wurde 1932 das Gebäude für den Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs fertig gestellt (Abb. 80). Der Bau entstand am 183 Zu einem ähnlichen Urteil gelangt Bushart, Magdalena  : Adolf Behne, »Kunst-Theoretikus«, in  : Adolf Behne. Essays zu seiner Kunst- und Architekturkritik, hrsg. von Magdalena Bushart, Berlin 2000, S. 11– 88, hier S. 56. 184 Wie die folgenden Stellen zit. nach  : Stephan, Regina  : »Wir glauben an Berlin  !« Das Metallarbeiterhaus, das Columbushaus und andere Geschäftshäuser in Berlin, in  : Erich Mendelsohn. Architekt 1887–1953. Gebaute Welten. Arbeiten für Europa, Palästina und Amerika, hrsg. von Regina Stephan und Charlotte Benton, Ostfildern-Ruit 1998, S. 144–164, hier insbes. S. 149 f. u. 152. 185 Zit. nach  : Einigkeit ist das Gebot der Stunde. Arbeiterrechte sind in Gefahr. Wer sie verteidigen will – hinein in den Deutschen Metallarbeiter-Verband  !, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Berlin [1931], S. 30. 186 Protokoll vom 18. Verbandstag des DMV im Jahr 1928, abgedr. in und zit. nach  : 50 Jahre Metallarbeiterverbandshaus. Dokumentation zum 50. Jahrestag der Einweihung des Verbandshauses des DMV am 17. August 1930, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Berlin, Berlin 1980, S. 15. 187 Etwa 36 Laden- und Büroräume wurden zunächst anderweitig vermietet  ; vgl. Einigkeit ist das Gebot der Stunde, S. 31. 188 Ordentlicher Verbandstag des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes. Protokoll vom 19. ordentlichen Verbandstag, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Berlin 1930, S. 165. 189 Vgl. Schwäbische Tagwacht, Nr. 190, 16. August 1930 [o. S.]

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Architektur der Volkshäuser

Engelufer, unweit des Gewerkschaftshauses, wodurch an dieser Stelle eine regelrechte Front aus Gewerkschaftshäusern geschaffen wurde. Bruno Taut, der damals im Architekturbüro seines Bruders Max mitarbeitete, hat für den Bau zwei Vorentwürfe angefertigt190  : eine strengere Variante mit Rasterfassade und eine mit gerundeter Ecke und breiten, horizontal durchlaufenden Bändern. Die Rasterfassade wurde vom Verbandsvorstand schließlich abgelehnt.191 Der in drei Bauabschnitten ausgeführte Bau zeichnet sich durch seine elegante und ausgesprochen repräsentative Gestaltung aus. Das Verbandshaus stand Geschäftsbauten an Aufwand und Ausstattung in nichts nach. Die Fensterbrüstungen waren mit Muschelkalk verkleidet. Das 1. Obergeschoss hebt sich durch seine größere Höhe als Vorstandsetage von den übrigen Geschossen ab. An der Fassade zum Engelufer markierte ein Mittelrisalit den Haupteingang. Darüber thronte auf dem Dach weithin sichtbar das Verbandsemblem mit dem plastischen Schriftzug »Gesamtverband«, flankiert von zwei Flaggenmasten. Laut Manfred Speidel haben die Architekten mit diesen eher »traditionellen« Elementen den »Repräsentationswillen« der Bauherren zum Ausdruck gebracht.192 Mit dem im 4. und 5. Obergeschoss gelegenen Sitzungssaal wurde ein ausgesprochen edler Raum geschaffen, der sich durch seine Form und das Zusammenspiel hochwertiger Materialien auszeichnete  : Mobiliar und Wandelemente in dunklem Holz, Verkleidung in graugrünem Marmor, Oberlichter aus Opalglas und bronzene Fensterrahmen (Abb. 81). An der Stirnseite des Saals, wo sich das Vorstandspodium befand, ermunterte der gewerkschaftliche Wahlspruch »Vereinte Kraft – Großes schafft« die Sitzungsteilnehmer. In die Seitenwände war ein sechsteiliger Relieffries Rudolf Bellings eingelassen. Belling hatte die Auftragsarbeit aus Bronze-, Messing- und Kupferguss in Zusammenarbeit mit Bruno Taut konzipiert.193 Der nicht erhaltene Fries zeigte figürliche Szenen von Arbeitsprozessen aus den dem Gesamtverband angeschlossenen Berufszweigen (Abb.  82).194 Was die Ausführung betrifft, hatten die Bauherren offenbar sehr genaue Vorstellungen hinsichtlich der Gestaltung des Frieses, die »anschaulich und allgemeinverständlich« sein sollte.195 Taut lobte Bellings 190 Zur Frage der Autorschaft s. Katalogeintrag Nr. 31. 191 Vgl. Speidel, Das Haus des Deutschen Verkehrsbundes (1992), S. 185 und Speidel, Haus des Deutschen Verkehrsbundes (2001). 192 Speidel, Haus des Deutschen Verkehrsbundes (2001), S. 376. 193 Vgl. ebd. 194 Öffentliche Gärtnerei, Straßenreinigung, Kanalisation, Fensterputzer, Feuerwehr, Unglückshilfe, Heilpflege  ; individuelle Fischerei, Ozeanschifffahrt alter und neuer Zeit, Hafenarbeit, Zoll, Dampfschiffferei  ; Güterspedition, Fahrstuhlbedienung, Bankwesen, Engrosgeschäft, Boten  ; Lastentransport alter Zeit, Reiseverkehr alter Zeit, Lastentransport und Verkehr moderner Zeit  ; Wasserwerk und Wasserverbrauch, Gasanstalt, elektrische Krafterzeugung und Schaltung  ; Eisenbahn, Personenauto, Straßenbahn und Autobus, Flugzeug und Luftschiff, Telegrafie und Post  ; nach Taut, Bruno  : Plastik und Malerei in der modernen Architektur, 24. August 1933, abgedr. in  : Ders.: Ex oriente lux. Die Wirklichkeit einer Idee. Eine Sammlung von Schriften 1904–1938, hrsg. von Manfred Speidel, Berlin 2007, S. 227–237, hier S. 235 f. 195 Vgl. hierzu die Schilderungen Bruno Tauts in ebd., S. 234 ff.

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­ rbeit für den Gesamtverband als »durchaus sachliche und natürliche Schilderungen A des Volkslebens«, die trotz ihres »hohen künstlerischen Eigenwerts« nicht mit der Architektur in unerwünschte Konkurrenz traten, sondern mit dieser korrespondierten. Bellings Plastik trug nicht nur formalästhetisch zu einer Steigerung der architektonischen Wirkung bei, sondern verlieh dem Bauwerk zudem eine neue Bedeutungsebene.196 Die Reliefs sind in Bellings figurativerem Stil »einer knapp formulierenden, leicht geometrisierenden Sachlichkeit«197 gestaltet, wie er ihn damals im Zusammenhang mit verschiedenen gewerkschaftlichen Auftragsarbeiten entwickelte. Dieser »Gewerkschafts-Realismus« (Nerdinger), enthielt ein didaktisches und propagandistisches Element198, das dem Geschmack der Bauherren mehr entsprochen haben dürfte als die Werke aus Bellings avantgardistischer Phase. 1932 stellte Belling jedenfalls im Gespräch mit Werner Hegemann fest, dass »viele Mitglieder der Gewerkschaften […] noch gar nicht reif für die neue Kunst« seien und eine skeptische Haltung gegenüber den neuen »tektonischen Formen« in der Bildhauerei an den Tag legten.199 3.2.2 »Heimstätten« der Arbeiterkultur  : Saalbauten in Dorf und Kleinstadt

Im dörflichen und kleinstädtischen Bereich, am Rande und fernab der Großstädte, bildete sich ein eigener Typus des Volkshauses heraus. Dieser ist in zahlreichen Variationen in allen Teilen des Landes zu finden. Die meisten dieser Bauten sind in den 1920er Jahren entstanden. Maßgeblich für die architektonische Ausgestaltung der einzelnen Objekte waren die jeweiligen lokalen Bedürfnisse der Bauherren und Nutzer. Letztere waren hauptsächlich die in den örtlichen Sport- und Kulturvereinen aktiven ortsansässigen Arbeiter. Sie hatten einen ganz konkreten Raumbedarf für die Ausübung ihrer Vereinstätigkeit und benötigten einen mittelgroßen, multifunktionalen Saal, eine Gaststätte sowie einige Nebenräume. Die räumlichen Anforderungen der Gewerkschaftsund Parteiarbeit hielten sich jenseits der Großstädte in Grenzen  : Weder wurden große Säle für Volksversammlungen noch Restaurants, spezielle Geschäfts- und Büroräume, Druckereien oder Herbergen benötigt. Bei einem nichtgroßstädtischen Volkshaus handelte es sich demgemäß zumeist um einen einfachen, massiven Saalbau, der von einem mehrgeschossigen Kopfbau ergänzt wurde. Was die Gewichtung der einzelnen Bauteile betrifft, wurden unterschiedliche Lösungen gefunden. Neben geschlossenen Baukörpern gab es Beispiele, bei denen der Saalbau oder aber der Kopfbau dominierte (Abb.  83, 84, 85). Letzterer diente in der 196 Vgl. Welzbacher, Staatsarchitektur, S. 114. 197 Schmoll gen. Eisenwerth, Josef Adolf  : Zum Werk von Rudolf Belling, in  : Kat. Rudolf Belling, hrsg. von der Galerie Wolfgang Ketterer, München 1967, S. 3–10, hier S. 9. 198 Vgl. Nerdinger, Rudolf Belling, S. 206. 199 Hegemann, Werner  : Der Bildhauer als Teufelsbeschwörer der Architektur. Ein Gespräch mit Rudolf Belling, in  : Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, 16. Jg., Nr. 8, August 1932, S. 382–388.

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Architektur der Volkshäuser

Regel der Gaststätte und nahm weitere Nebenräume wie Sitzungs- und Vereinszimmer sowie gelegentlich eine Verwalterwohnung auf. Die größeren dieser Bauten verfügten außerdem über ein Bühnengebäude. An die Mehrzahl dieser Volkshäuser grenzten Turn- und Sportplätze. Als nahezu obligatorisch kann der Einbau von Kegelbahnen gelten. Weiterhin gehörten Geräteräume, Umkleiden und Brausebäder, die meist im Untergeschoss angelegt wurden, zum Bauprogramm. Der große Saal verfügte üblicherweise über eine Bühne. Eine Ausstattung mit Emporen oder gar Galerien war hingegen die Ausnahme. Vielerorts gab es an den Wänden und unter der Decke feste Installationen für Turngeräte (Abb. 86, 87, s. auch Abb. 23). Die Ausstattung der Gaststuben entsprach in der Regel den Gepflogenheiten für einfache Wirtshäuser mit Lamperien, schablonierten Wanddekorationen oder Tapeten und schlichten Möbeln. Sie hatte vor allem preiswert, praktisch und gemütlich zu sein (s. Abb. 25). Das Volkshaus in Enkheim (bzw. Bergen-Enkheim) bei Frankfurt am Main zeigt alle wesentlichen Merkmale des dörflich-kleinstädtischen Typus (Abb.  88). Vom architektonischen Standpunkt aus betrachtet wird dem gruppierten Walmdachbau lediglich durchschnittliche Qualität zuzuschreiben sein. Seine an die Forderungen des Heimatschutzes anknüpfende Formensprache ist ebenso unspezifisch wie konventionell. Allerdings beeindruckt das Volkshaus durch seine Größe, denn es sollte nicht nur den Arbeitern Enkheims als Versammlungsstätte dienen, sondern als Ausflugsziel und Veranstaltungsort auch die Arbeiter der umliegenden Orte, insbesondere aus Frankfurt, anziehen.200 Das Gebäude umfasste eine Gaststätte mit Nebenräumen, Sitzungszimmer, einen großen multifunktionalen Saal mit Empore, Vorraum, Garderobe und Buffet sowie eine Verwalterwohnung, ein Café und einen Filmvorführraum. In den Nebenräumen des Bühnenhauses war seinerzeit noch die Einrichtung von Brausebädern vorgesehen. Im Keller befand sich eine Doppelkegelbahn. Eine erhöhte Terrasse zum angrenzenden Sportplatz hin und ein Wirtschaftsgarten mit Baumbestand komplettierten das Bauprogramm. Auch bei dem unweit von Enkheim gelegenen Vilbeler Volkshaus handelte es sich um ein größeres Bauprojekt (Abb.  89). Die dortigen Rahmenbedingungen können durchaus als typisch gelten  : Die Stadt hatte im 19. Jahrhundert vom Aufschwung der nahen Metropole Frankfurt am Main profitiert und sich vom Dorf zur Kleinstadt entwickelt. Der strukturelle Ausbau der Gemeinde hinkte dem wirtschaftlichen Wachstum und dem sozialen Wandel zu Beginn des 20. Jahrhunderts allerdings in manchem nach. Vor allem mangelte es an Kultur- und Freizeiteinrichtungen für das rege Vereinsleben des Städtchens, in dem seit den 1870er Jahren die sozialdemokratisch orientierten Vereine mit ihren hohen Mitgliederzahlen dominierten. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg mangelte es in Vilbel an einem Versammlungssaal, einer Turnhalle und einem Volks200 Vgl. Ein Denkmal proletarischer Solidarität. Das Sport- und Volkshaus in Bergen-Enkheim, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 39. Jg., Nr. 126, 1. Juni 1928 [o. S., o. V.].

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Annäherung an eine Typologie

bad. Diese Bedürfnisse wurden vom Gemeinderat zwar erkannt und diskutiert, sie mussten jedoch aus finanziellen Gründen zurückgestellt werden.201 Mitte der 1920er Jahre entschloss sich die sozialdemokratisch organisierte Arbeiterschaft Vilbels, die Raumnot der Vereine selbst zu lösen. Treibende Kraft für das Volkshausprojekt war der langjährige sozialdemokratische Gemeinderat und Vorsitzende des Gewerkschaftskartells, Martin Reck, der schließlich auch als Geschäftsführer der Volkshaus GmbH fungierte.202 Neben Reck waren Bernhard Rechthien, von 1919 bis 1928 amtierender sozialdemokratischer Bürgermeister Vilbels, und sein Amtsnachfolger Kurt Moosdorf maßgeblich an der Umsetzung der Idee beteiligt. Wenn die sozialdemokratischen Initiatoren des Volkshauses den unpolitischen Charakter ihres Unternehmens und die Bestimmung des Volkshauses »zum Wohle und zur Nutzung durch die gesamte Einwohnerschaft«203 betonten, so dürfte dies auch folgendem Umstand geschuldet gewesen sein  : Weder die sozialdemokratisch regierte Stadtverwaltung noch die örtliche Arbeiterbewegung waren in der Lage, ein solches Projekt im Alleingang zu finanzieren, sondern waren vielmehr auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. Dass die Stadtverwaltung die Nutzung des Volkshauses durch alle Bürger als Bedingung an die Erteilung einer Bürgschaft knüpfte, dürfte als Argumentationshilfe gedient haben, um das Projekt auch den bürgerlichen Kreisen schmackhaft zu machen. Maßgebliche Unterstützung erfuhr das Bauprojekt auch durch den Sozialdemokraten und Staatsbankpräsidenten a. D. Walter Loeb aus Frankfurt, der im Aufsichtsrat der Volkshaus-GmbH saß.204 Gleichwohl wird bei der integrativen, Gemeinnützigkeit anstrebenden Haltung der Erbauer des Volkshauses neben der Entschlossenheit zu verantwortungsvoller Mitgestaltung des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der Stadt auch das Bedürfnis nach Anerkennung eine Rolle gespielt haben  : »Wer baut, macht Geschichte und schafft Denkmäler«, wie Martin Reck anlässlich der Eröffnung konstatierte.205 201 Zur Entstehungsgeschichte vgl. ausführlich  : 75 Jahre SPD-Ortsverein Bad Vilbel. 1863–1968, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Bad Vilbel, Bad Vilbel 1968  ; Giegerich, Das Kurhaus Bad Vilbel  ; Giegerich, Willi  : Ergänzungen, Berichtigungen und Nachträge zum Aufsatz »Das Kurhaus Bad Vilbel, eine soziale Tat vor fünfzig Jahren«, in  : Bad Vilbeler Heimatblätter, 1979, Nr. 19, S. 26 und Nr. 20, S. 24 sowie 1980, Nr. 21, S. 19 f.; Giegerich, Willi  : Bad Vilbel. Landschaft, Geschichte, Kultur, Bad Vilbel 1986. 202 Der Sozialdemokrat Martin (Wilhelm Heinrich) Reck (1874–1945) war von 1911 bis 1929 im Gemeinderat als Mitglied und bis 1933 als Erster Beigeordneter tätig. Im »Dritten Reich« wurde er politisch verfolgt und verbrachte 1944 mehrere Monate in Gefangenschaft im Konzentrationslager Dachau. Bereits 1912 hatte der »Ausschuss für Volksvorlesungen« – dem auch Reck angehörte – einen Antrag im Gemeinderat für den Bau einer Volksbildungseinrichtung mit Vortragssaal, Volksbibliothek und Lesesaal gestellt, der damals jedoch mit 7  :7 Stimmen abgelehnt worden war  ; vgl. Vilbeler Anzeiger vom 13. August 1912, erw. bei Giegerich, Ergänzungen, Nr. 19, S. 26. 203 Zit. nach Giegerich, Das Kurhaus Bad Vilbel, S. 9. 204 Volkshausweihe in Vilbel, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 17. September 1928 [o. S., o. V.]. 205 Ebd.

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Architektur der Volkshäuser

Der Anspruch der Erbauer, mit dem Volkshaus ein würdiges Zeichen zu setzen, korrespondiert mit dessen Architektur. Im Rahmen eines Wettbewerbs hatte sich 1927 der Entwurf der Frankfurter Architekten Hans Bäppler und Wilhelm Müller durchgesetzt. Entstanden ist ein relativ monumentaler, symmetrischer und geschlossener Baukörper, der von einem die beiden Obergeschosse umfassenden Fest- und Turnsaal unter hoch aufragendem Walmdach bestimmt wird. Im Erdgeschoss waren um eine zentrale Halle ein Saal für Volksbildung, ein Singsaal, ein Vereinszimmer, ein Restaurant samt Nebenräumen und eine Wirtswohnung gruppiert. Die auf den Kanon der Schlossarchitektur zurückgehenden Bauelemente wie Freitreppe, Balkon und die portikusartige Pfeilerstellung im Bereich des Eingangs charakterisieren das Gebäude als respektablen Kulturbau. Besonders häufig stand bei dem hier beschriebenen Volkshaustypus die so genannte Reformarchitektur Modell. Diese ließ Überschneidungen sowohl mit historistischen wie modernen Strömungen zu. Dabei handelte es sich nicht um ein Phänomen des Übergangs, sondern um eine eigenständige Architekturrichtung, die eingängige Dekorations- und Würdeformeln aus Heimatschutz und Klassizismus mit modernisierenden Elementen verband.206 In vielen Fällen lehnte sich die Architektur der dörflich-kleinstädtischen Volkshäuser an die zeit- und ortstypische Bauweise von Gasthausbauten an. Manche Beispiele spiegeln die Ideale der Siedlungsreformbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts (Abb. 90, s. auch Abb. 83, 141). Sie zeigen die an das bürgerliche Wohnhaus des Spätbarock und Biedermeier angelehnten, typischen ästhetischen Forderungen dieser Architekturströmung  : Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Gediegenheit. Häufig beobachten lässt sich auch das Festhalten an prägenden, regionalen Bautraditionen, womit ein »Sich-Einfügen« der Gebäude in die Landschaft – etwa durch die Verwendung heimischer Baumaterialien – angestrebt wurde (Abb. 91, 92, s. auch Abb. 84). Dieser Rückgriff auf bewährte Bauformen entsprach einer weit verbreiteten Grundhaltung unter den so genannten Handwerkerarchitekten, von denen die Entwürfe für die kleineren Volkshäuser meist stammten, so beispielsweise im Falle des »Eigenheims« in Egelsbach im Landkreis Offenbach (s. Abb. 36). Architektonisch mögen diese Bauten wenig bedeutend sein, trotzdem wurde mancherorts durch die Bescheidenheit der Form und des Materials eine eigene ästhetische Qualität erreicht. Zum Beispiel bediente sich der Entwerfer des Rumpenheimer Volkshauses der Grundform »Haus«, befreite diese vertraute Form von historisch gebundener Dekoration und akzentuierte sie durch einfache Gliederungselemente (Abb. 93). Das Ergebnis besticht durch seine unprätentiöse, klare und zeitlose Form. Eine bemerkenswerte Ausnahme unter den provinziellen Volkshäusern stellt das im hessischen Mörfelden (heute Mörfelden-Walldorf) errichtete Volkshaus dar (Abb. 94, 95). Der dort in den Jahren 1928–1930 realisierte Bau hat noch heute die Anmutung 206 Hofer, Sigrid  : Reformarchitektur 1900–1918. Deutsche Baukünstler auf der Suche nach dem nationalen Stil, Stuttgart 2005, S. 7 f.

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eines kulturpolitischen und ästhetischen Manifests. Neben den beiden Industriestandorten Groß-Gerau und Rüsselsheim gelegen, war Mörfelden als typisches Arbeiterdorf mit damals rund 5 000 Einwohnern eine Hochburg der linken Arbeiterbewegung. Die KPD erreichte hier in den 1930er Jahren die absolute Mehrheit, was dem Ort einen kommunistischen Bürgermeister und den Spitznamen »Klein-Moskau« einbrachte.207 Das Volkshaus war jedoch kein reines Parteiprojekt, sondern wurde von allen Arbeitern des Ortes unterstützt, den Sozialdemokraten, den Kommunisten wie den nichtorganisierten.208 Mit dem angeblich rund 2 000 Personen fassenden Saal hatte der Bau ein Volumen, das die Kirche und das Gemeindehaus Mörfeldens übertraf.209 Diese Überdimensionierung war, wie bereits angedeutet, kein Einzelfall, so hatte man beispielsweise auch im bereits erwähnten Enkheim, in Gornsdorf oder Steinheim über die örtlichen Größenverhältnisse hinaus gebaut.210 Die Tatsache, dass der Großteil der Mörfeldener Einwohner im Baugewerbe arbeitete, trug zum Gelingen des Bauprojekts bei, denn es wurde maßgeblich in Eigenarbeit realisiert.211 Konstruktiv lag dem Bau ein Stahlgerüst zugrunde, das die Mitglieder des Bauvereins mit herkömmlichem Mauerwerk umbauten. Der Entwurf stammte von dem Architekten Georg Feick (geb. 1892 in Gonzenheim). Wie der Kontakt zustande kam, ist nicht dokumentiert. Zu seiner fachlichen Biographie ist bekannt, dass er seine Ausbildung an der Technischen Lehranstalt in Offenbach und vor dem Ersten Weltkrieg ein Praktikum im Büro von Clemens Musch und Ernst May in Frankfurt absolviert hat.212 Diese frühe Zusammenarbeit mit einer der späteren Schlüsselfiguren des Neuen Bauens lässt darauf schließen, dass Feick nicht als durchschnittlicher Provinzarchitekt anzusehen ist. Auch die radikalen Formen, die er im Auftrag seiner Bauherren für das Mörfelder Volkshaus wählte, legen dies nahe. Bei aller Monumentalität der symme­ trisch aufragenden Schaufront zeichnet sich Feicks Entwurf durch die sparsame Gestaltung der Fassade aus, wobei er die Fenster als kompositorische Gestaltungsmittel frei und spielerisch einsetzte. Die Ausgewogenheit der filigranen, vertikalen Fensterbänder gegenüber dem durch horizontale Elemente markierten Eingangsbereich verleiht dem an sich robusten Bauwerk eine gewisse Leichtigkeit. Ganz unabhängig von ihrem künstlerischen Wert, stellten die Volkshäuser einen wesentlichen strukturellen Beitrag der Arbeiterschaft im Rahmen des Wandels agrarisch 207 Vgl. »Die Stadtfarbe ist rot  !«. Berichte aus der Arbeiter- und Sportgeschichte Mörfeldens, hrsg. von der Deutschen Kommunistischen Partei, Mörfelden-Walldorf, Mörfelden 1976, und Mörfelder Volkshaus. 208 »Die Stadtfarbe ist rot  !«, S. 3. 209 Hessischer Volksfreund, 24. Jg., Nr. 92, 19. April 1930 [o. S.] 210 Vgl. Abschrift aus Protokollbuch über die amtlichen Schätzungen des Wertes von Grundstücken, 29. Dezember 1933, Stadtarchiv Steinheim  : A.2211, zit. nach Schönberger, Arbeitersportbewegung, S. 373. 211 Vgl. Mörfelder Volkshaus, S. 3. 212 Angeblich im Jahr 1912, May gründete das Büro allerdings erst 1913  ; vgl. »Besser ein Denkmal für Bauarbeiter, als neue Kriegerdenkmäler  !«, in  : blickpunkt EXTRA, Februar 2008, S. 8 [o. V.].

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geprägter Dorfgemeinden zu modernen Industriegemeinden dar. Außerhalb der großstädtischen Sphäre war die Arbeiterschicht entweder mehr oder weniger »unter sich«, so etwa in einem Arbeiterdorf wie Mörfelden, oder aber sie stellte eine Minderheit dar, die in der Enge der ländlich-kleinstädtischen Gemeinde umso mehr auf Anerkennung und Integration angewiesen war. In letzterem Fall konnte die Errichtung eines Volkshauses zu einer Art »Integrationsschleuse« werden  : Indem sie sich aktiv am Ausbau der Infrastruktur beteiligte, bot sich der Arbeiterbewegung die Chance, sich als gesellschaftlich relevante Kraft in einer kleinstädtischen Gemeinschaft zu etablieren. Gleichzeitig war gerade dort, wo die sozialdemokratische Arbeiterbewegung dominierte, auch die notwendige politische Unterstützung vorhanden, um ein größeres Bauprojekt wie ein Volkshaus überhaupt realisieren zu können. 3.2.3 Architektur der Mittellosigkeit  : Provisorien und Einfachbauten

Die Notwendigkeit zu einfachsten baulichen Konstruktionen und Behelfslösungen zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Volkshäuser. An vielen kleineren Orten entstanden während des gesamten Untersuchungszeitraums schlichte Bauwerke, bei denen es vorwiegend um einen geeigneten Saal für das Versammlungs- und Vereinswesen der Arbeiterbewegung ging. Was sie verbindet, ist eine meist handwerklich einfache, zum Teil geradezu improvisierte Bauweise. Ihre bescheidene Form und Ausgestaltung sind dem Umstand geschuldet, dass diese Gebäude innerhalb sehr kurzer Zeit, mit geringem Kosten- und Materialaufwand, teilweise auch mit eigenem Knowhow und eigener Arbeitskraft errichtet wurden. Zu dieser Gruppe einfacher Versammlungssäle gehört auch das erste als reiner Neubau zu qualifizierende Volkshaus der deutschen Arbeiterbewegung213, der »Volksgar213 Als »erstes Volkshaus« bzw. »erstes Gewerkschaftshaus« werden in den Quellen verschiedene Häuser definiert. Häufig wird in diesem Zusammenhang der Rechtsschutzsaal in Bildstock bei St.  Johann im Saarland genannt. Tatsächlich handelt es sich wohl um den ersten von organisierten Arbeitern errichteten Gemeinschaftsbau, dessen Bauherr, der »Rechtsschutzverein für die bergmännische Bevölkerung des Oberbergamtsbezirks Bonn«, eine Interessen- und Selbsthilfevereinigung der Bergleute, war. Der Verein distanzierte sich jedoch von der Sozialdemokratie, weshalb es sich im engeren, hier definierten Sinn beim Rechtsschutzverein nicht um eine Gewerkschaft und beim Rechtsschutzsaal nicht um ein Volkshaus, sondern um ein Vereinshaus handelt. Als die erste, allerdings auf Miete basierende volkshausähnliche Einrichtung der sozialistischen Arbeiterbewegung dürfte das 1849 durch den Leipziger Arbeiterverein geschaffene »Versammlungs-, Lehr- und Wirthschafts-Local« der Arbeiterschaft am Peterschießgraben anzusehen sein. Das Unternehmen war allerdings nur von kurzer Dauer  : Mit dem Verbot aller Arbeitervereine Preußens im Juni 1850 wurde auch der sozialistischer Tendenzen verdächtige Leipziger Arbeiterverein verboten und das Lokal geschlossen. Vgl. Heinz, Joachim  : 100 Jahre Rechtsschutzsaal. Gewerkschaftshaus wurde am 11. September 1892 eingeweiht, in  : Saarbrücker Bergmannskalender, 1992, S. 23–32  ; Slotta, Detlef  : Wahrzeichen des Saarbergbaus. Ältestes deutsches Gewerkschaftsgebäude, Rechtsschutzsaal in Friedrichsthal-Bildstock, in  : Steinkohle, Mitarbeitermagazin Deutsche Steinkohle

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ten« in Wernigerode (Abb. 96). Er wurde 1893, nur drei Jahre nach der Legalisierung der sozialdemokratischen Bewegung, errichtet. Die Stadt hatte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem regionalen Wirtschaftszentrum mit etwa 10 000 Einwohnern entwickelt. Am Bau maßgeblich beteiligt war offenbar die dortige Bauarbeitergewerkschaft, während als Eigentümerin die Sozialdemokratische Partei überliefert ist.214 Der Volksgarten wurde am 20. August 1893 nach wenigen Monaten Bauzeit eröffnet.215 Es handelt sich um einen eingeschossigen, bewirtschafteten Versammlungssaal in Fachwerkkonstruktion für etwa 300 Personen mit angeschlossener Gaststätte und Nebenräumen. Darüber hinaus war ein großer Garten vorhanden, der bis zu 1 000 Menschen Raum bot. Nach dem Ersten Weltkrieg reichte das Gebäude nicht mehr aus und wurde verkauft  ; stattdessen erwarb die Arbeiterbewegung das größere Anwesen des Hotels »Monopol«. An einer ganzen Reihe von Orten musste man sich mit solch einfachen Konstruktionen begnügen, um Platz für die Vereinsarbeit zu schaffen. Architektonisch unterscheidet sich der Volksgarten in Wernigerode nur unwesentlich von vergleichbaren Nachfolgebauten, wie sie rund 30 Jahre später etwa in Langenweddingen (1927/28, Abb. 97) oder Reinheim (1928, Abb. 98) entstanden sind. Als weiteres Beispiel kann das in den Jahren 1925/26 errichtete Volkshaus im sächsischen Rabenstein gelten. Anstelle eines zunächst geplanten größeren Vereinshauses mit Turnhalle entstand ein einfacher Holzbau, der gerade einmal den notwendigsten Raumbedarf der Arbeitervereine abdeckte (Abb. 99). 1928 gelang es schließlich doch noch, einen größeren Gasthof zu erwerben. Das hölzerne Volkshaus wurde dem Arbeiter-Turn- und Sportverein als Sportlerheim überlassen.216 Ein ähnliches Provisorium entstand 1930 in Zeitz, wo der Ortsausschuss des ADGB ein 14 000 qm großes Grundstück erwarb, um dort später ein Volkshaus zu errichten. Da die Mittel für die Inangriffnahme eines größeren Bauprojekts fehlten, wurde 1931 lediglich ein von der Bauhütte entworfenes Kolonnadengebäude mit Holzverbretterung errichtet, an das sich ein gemauertes Küchen- und Abortgebäude

AG, 2002, Nr. 9, S. IV  ; Kapp, Arno  : Das erste Leipziger Arbeiterheim, in  : Trotz Alledem  ! Das Leipziger Volkshaus im Wandel der Zeit. Volkshaus Leipzig 1904–1929, bearb. von Max Hentschel, Leipzig [1929] [o.  V.], S. 3–10  ; Rudloff, Michael und Thomas Adam  : Leipzig. Wiege der deutschen Sozialdemokratie, Berlin 1996. 214 25 Jahre Ortsverein Wernigerode im Verband der deutschen Buchdrucker 1904–1929, hrsg. vom Verband der deutschen Buchdrucker, Ortsverein Wernigerode [Wernigerode 1929]  ; Mattern, Ralf  : Der erste »Volksgarten« in Deutschland, http://www.harzkaleidoskop.de/harz%20volksgarten.htm (Abruf am 29. März 2014). 215 Mattern, Ralf  : »Die schwarze Grafschaft ist rot  !« oder »… die im Stande sind, alle Dinge nüchtern, kühl und sachlich zu betrachten  !«. Die Chronik der Wernigeröder Sozialdemokratie 1848–2005, Norderstedt 2005. 216 Kämpfe, Hans  : Ein Haus im Wandel der Zeiten, in  : Rabensteiner Blätter, 4. Jg., Nr. 7, Dezember 1998, S. 18– 22  ; Volksstimme Chemnitz, 36. Jg., Nr. 78, 3. April 1926, 2. Beilage u. 37. Jg., Nr. 99, 29. April 1927 [o. S.]

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anschloss.217 Vergleichbare Konstruktionen fanden sich seinerzeit häufig auch bei Veranden und Kegelbahnen, also bei für Gasthäuser typischen Ergänzungsbauten. Auf Einfachbauweise griffen die Arbeiterorganisationen auch bei der Konstruktion des Volkshauses Neuwiese (um 1927, Abb.  100) und des Arbeiterheims Erdmannhausen (1930/31) zurück. Letzteres wurde von den Mitgliedern vollständig in Eigenarbeit errichtet. Die Neckar-Post beschrieb den einfachen Bau als hell und geräumig und lobte den »gediegene(n) und geschmackvolle(n) Charakter« der Innenausstattung.218 1923 schlossen sich die Arbeiterorganisationen der Gemeinde Sieker, heute ein Stadtteil von Bielefeld, zu einem Vereinskartell zusammen, aus dem schließlich die »Baugesellschaft Sieker« hervorging. Die Gesellschaft erwarb ein Grundstück aus Gemeindebesitz und baute dort eine aus zweiter Hand erworbene Militärbaracke neu auf. Unter dem Namen »Volkshalle« diente das Gebäude fortan als kulturelles Zentrum. Bis zu seiner Beschlagnahme 1933 fanden dort Parteiversammlungen, Kulturveranstaltungen und Feste statt.219 Das Volkshaus in Büttelborn wiederum wurde 1930–1932 auf der Basis einer angekauften ehemaligen Flughalle errichtet. Die Eisenkonstruktion wurde auf einem erworbenen Baugrundstück neu aufgebaut, mit Mauerwerk verstärkt und durch ein massives Gaststättengebäude ergänzt. Das ursprünglich unter dem Namen »Eigenheim« eröffnete Bauwerk wurde im Laufe der Jahre mehrfach um- und ausgebaut. Als Volkshaus existiert es bis heute. In Mörsch gelang es 1929, aus der Not eine Tugend zu machen  : Die beim dortigen Volkshaus angewandte Zollbauweise verband materielle Sparsamkeit mit ästhetischem Anspruch (Abb. 101). Das von Friedrich Zollinger zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte Konstruktionsprinzip aus Holzlamellen war damals für Fest- und Hallenbauten weit verbreitet. So sparte die Bauherrin, die Freie Turnerschaft Mörsch, die für das Projekt zwei Architekten eingeschaltet hatte, sowohl Material als auch Montagekosten. In Marbach am Neckar und in Niederhaßlau konnten die zunächst errichteten einfachen Unterkunftshallen im Laufe der Jahre zu massiven Gebäuden ausgebaut werden. Im sächsischen Niederhaßlau hatten sich schon 1911 der Arbeitergesangverein »Harmonie«, der Arbeiterradfahrerverein »Solidarität« und der Arbeiterturnverein zum »Zentralsportverein Niederhaßlau« zusammengeschlossen.220 Damals erwarben zwei 217 GIRO Berlin (Objektakte Zeitz, Freiligrathstraße 44)  ; StArch Zeitz (schriftl. Auskunft Sibylle Pentzek). 218 Neckar-Post, 20. Juli 1931, zit. nach Schönberger, Arbeitersportbewegung, S. 375. 219 Nach dem Krieg setzte die Baugesellschaft Sieker die Rückübertragung des Grundstücks durch. Bis zu ihrem Abriss 1961 diente die Halle wieder kulturellen Zwecken  ; vgl. 100 Jahre SPD Sieker, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsvereine Obersieker und Untersieker Bielefeld [1991]  ; 90 Jahre SPD Bielefeld und Sieker, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Stadtverband Bielefeld-Mitte und Ortsverein Obersieker, Bielefeld 1981. 220 Vgl. Aus eigener Kraft  ! Das neue Heim der Niederhaßlauer Arbeiterschaft, in  : Sächsisches Volksblatt, 36. Jg., Nr. 262, 10. November 1926, Beilage [o. S., o. V.]  ; Zur Weihe des Volkshauses in Niederhaßlau, in  : Sächsisches Volksblatt, 36. Jg., Nr. 138, 16. Juni 1927 [o. S., o. V.].

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Treuhänder des Zentralsportvereins ein 4 000 qm großes Feldgrundstück am Sandberg, auf dem ein Turnplatz und Schrebergärten angelegt wurden. Anfangs diente nur eine Bretterbude für die Veranstaltungen und Zusammenkünfte der Vereine. Auch die Partei- und Gewerkschaftsmitglieder versammelten sich dort zu »ernster organisatorischer Arbeit«, um gemeinsam »vorwärtszustreben im Sinne des Sozialismus«.221 1915 wurde die Bude zu einer Unterkunft mit zwei Zimmern erweitert  ; sechs Jahre später folgten der Anbau einer Küche und eines Sitzungszimmers. In den Jahren 1926/27 wurde der Anlage schließlich ein massives Gebäude hinzugefügt (Abb.  102). Planung und Ausführung der Bauarbeiten oblagen der Bauhütte Zwickau. Zusätzlich wurden seitens der Vereine freiwillige Arbeitsstunden geleistet. Erst mit dem Bau des eigentlichen Volks­ hauses entstand die von den Arbeitervereinen ersehnte »Stätte proletarischer G ­ eistesund Körperkultur, der Befreiung der Arbeiterklasse im Sinne des Sozialismus«.222 Inzwischen hatten sich dem Zentralverein auch der Konzertinaklub, der Obst- und Gartenbauverein, der Dramatische Verein »Alpenrose« (später »Volksspielkunst«), der Sportverein »Vorwärts« und die Arbeitersamariterkolonne angeschlossen.223 Dort konnten die Vereine nun »gedeihlich arbeiten« oder sich »zu festlicher Stunde« treffen, »um neuen Mut und Erholung nach des Tages Plackereien zu schöpfen«, wie es 1926 im Sächsischen Volksblatt hieß.224 3.2.4 »Ein Zeugnis der Kraft der aufstrebenden, organisierten Arbeiterschaft«  : Ankäufe, Teilneubauten und Umgestaltungen

Von den im Katalog aufgelisteten Volkshäusern fällt nur etwa ein Drittel unter die Kategorie Neubau. Bei den übrigen rund 200 Objekten handelt es sich um Gebäude, die von der Arbeiterbewegung erworben und für ihre Zwecke umgewidmet wurden. Dabei wurde die vorhandene Bausubstanz je nach Bedarf durch mehr oder weniger aufwendige Umbauten und Anbauten nutzbar gemacht. Bei den meisten Ankäufen handelte es sich um ehemalige Gasthöfe oder Gaststätten (möglichst samt bestehender Schankund Herbergskonzession), da deren Raumangebot den Zwecken der Arbeiterbewegung am nächsten kam. Durch Inschriften und Beflaggung wurden die Gebäude als Arbeiterzentralen kenntlich gemacht (Abb. 103). Bei etwa 40 der angekauften Häuser wurden umfangreiche Teilneubauten vorgenommen. Vor allem die Errichtung eigener Saalbauten war bis in die 1920er Jahre hinein gängige Praxis, gehörte doch ein großer Saal zur Grundausstattung eines Volkshauses. Meistens wurden die Säle auf rückwärtigen oder benachbarten Grundstücksteilen 221 222 223 224

Aus eigener Kraft  !. Wie alle folgenden Zitate nach  : ebd. Vgl. ebd. Wie alle folgenden Zitate nach  : ebd.

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errich­tet. Dabei wurde gestalterisch kaum auf die ältere Bausubstanz eingegangen, vielmehr wurde der Saal als eigenständiger Bauteil nach den jeweils zeitgemäßen oder regional üblichen Gestaltungsregeln oder aber nach den individuellen Vorstellungen der Bauherren entworfen. Mancherorts mangelte es hingegen nicht an einem Saal, sondern an Büroräumen, so dass man zusätzliche Verwaltungsgebäude errichtete (z. B. in Gotha 1907, Görlitz 1924/25 und Minden 1924/25). Nur selten entschloss man sich, eigene Herbergstrakte zu errichten, so etwa in Brandenburg a. d. Havel (1910). Prinzipiell gilt für die architektonische Gestalt der Teilneubauten ebenso wie für die echten Neubauten, dass die gefundenen Lösungen von Ort zu Ort variierten. Was die Saalbauten betrifft, so orientierte man sich im Kaiserreich stark am Vorbild der vornehmen Säle des Bürgertums. Als frühe Beispiele sind Lübeck (1899/1900, Abb. 104), Offenbach (1900, Abb. 105), Pirna (1903, Abb. 253) und Stuttgart (um 1902) zu nennen. In Offenbach machte sich die herausgehobene Bedeutung des Saals schon im Namen bemerkbar, denn das dortige Lokal wurde mal Saalbau, mal Gewerkschaftshaus, aber auch »Saalbau Gewerkschaftshaus« genannt.225 Der Saal verfügte über eine umlaufende Galerie und bot Sitzplätze für rund 1 200 Personen. Über der Bühne war laut Überlieferung der Schriftzug »Proletarier alle Länder vereinigt euch« angebracht226, links und rechts von ihr hingen Porträts von Karl Marx und Ferdinand Lassalle. Im Vorderhaus befanden sich eine Gaststätte mit Herberge sowie Büroräume. Der zwischen den Gebäudeteilen liegende Garten wurde bewirtschaftet. Von den örtlichen Arbeiterorganisationen wurde es als besonderer Erfolg im Kampf mit dem bürgerlichen Gegner verzeichnet, wenn gar der Ankauf des »schönsten und größten Etablissements«227 am Platze gelang. Der Übernahme eines bekannten bürgerlichen Vergnügungslokals kam eine besondere Qualität zu, wurde doch auf diesem Wege ein Stück Territorium des Gegners von der Arbeiterschaft in Besitz genommen. Nicht von ungefähr wurde in den Festschriften und illustrierten Beilagen der Arbeiterpresse der kontinuierliche Aufstieg der Bewegung anhand der Schaffung eigener Häuser belegt und illustriert.228 Ankäufe wurden nicht weniger gefeiert als Neubauten  : »Einst im Winkel der Stadt, heute im Bankenviertel – ein Symbol des Aufstiegs«, hieß 225 Als Trägergesellschaft fungierte die »Gewerkschaftshaus Offenbacher Saalbaugesellschaft J.  Orb & Co. oHG«. 226 Vgl.  Uslular-Thiele, Christina  : Heim für Gewerkschafts- und Parteigenossen. Der Saalbau in der Au­ straße, in  : Sahm, Winfried B. und Christina Uslular-Thiele  : Offenbach  : was für eine Stadt, hrsg. von der Volkshochschule der Stadt Offenbach, 2., erw. und aktual. Auflage, Offenbach 2004, S. 90–91, hier S. 90. 227 Festschrift zur Einweihung des Volkshauses Goldener Pflug. Maifeier 1921, hrsg. vom Genossenschaftsheim Goldener Pflug Volkshaus eGmbH, Altenburg 1921, S. 8. 228 Zum Beispiel  : Krüger, G.: Gewerkschaftshaus und Gewerkschaftsmacht, in  : Illustrierte ReichsbannerZeitung, 2. Jg., Nr. 37, 12. September 1925, S. 582–584  ; Kampfrufer und Kampfstätten, in  : Volk und Zeit, 1926, Nr. 43 [o. S., o. V.]  ; Heime und Häuser der Thüringer Arbeiterschaft, in  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1927, Nr. 20 [o. S., o. V.]  ; Unsere wirtschaftlichen Organisationen – einst und jetzt, in  : Volk und Zeit, 10. Jg., Nr. 43, 21. Oktober 1928 [o. S., o. V.].

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es etwa 1930, als es dem Fabrikarbeiterverband gelang, in Hannover ein eigenes Verbandshaus zu erwerben.229 Zu den herausragenden Beispielen solcher Ankäufe gehören das »Colosseum« in Chemnitz (1904, Abb. 106), das »Tivoli« in Dessau (1910, s. Abb. 189), die »Philharmonie« in Rostock (1913, s. Abb. 266) und der »Goldene Pflug« in Altenburg (1920). Bei dem in Chemnitz erworbenen Colosseum handelte es sich um ein viergeschossiges Gasthofgebäude mit großem Ball- und Versammlungssaal aus den 1880er Jahren. Der ab 1908 auf dem Nachbargrundstück errichtete Erweiterungsbau, ein viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus, wurde schließlich zum eigentlichen Hauptbau des Ensembles, das neben den Geschäftsstellen und Büros der Arbeiterorganisationen über mehrere Aufenthalts- und Versammlungsräume sowie einen Restaurantbetrieb verfügte. Nach dessen Fertigstellung wurde das ältere Gasthofgebäude zu einer Herberge umgebaut. Im Laufe der Zeit folgten weitere bauliche Anpassungen. So wurden die im Gastgarten vorhandenen Kolonnaden Mitte der 1920er Jahre in Büroräume umgewandelt – ein Zeichen des stetig wachsenden Bedarfs an Verwaltungsräumen, wie er sich auch an vielen anderen Orten bemerkbar machte.230 Selbst das berühmte Volkshaus in Leipzig (s. Abb. 45) war kein reiner Neubau, sondern ging aus dem Ankauf eines Grundstücks, auf dem sich bereits ein Saalbau befand, hervor. Es handelte sich um das »Saal- und Gartenetablissement Tivoli«, das man 1904 erwarb und durch ein größeres Vorderhaus ergänzte.231 Der 1906 fertig gestellte Bau galt seitdem als das eigentliche Volkshaus. 1908–1910 wurde schließlich der alte Saal durch einen Neubau ersetzt. Im Laufe der Jahre folgten weitere bauliche Ergänzungen und Hinzukäufe. Auch im Zuge des Wiederaufbaus in den Jahren 1921–1923, der durch die Zerstörung während des Kapp-Putsches erforderlich geworden war (s. hierzu auch Kap. 3.3.3), wurde das Haus bedeutend vergrößert.232 Ähnlich verhielt es sich in Dresden, wo »das Volkshaus« genau genommen ein innerhalb von knapp drei Jahrzehnten stetig angewachsener Gebäudekomplex war (Abb. 107).233 1902 hatten die Arbeiterorganisationen anlässlich einer Zwangsversteigerung das Hotelanwesen »Zum Schwan« erworben und dort neben dem Restaurantund Herbergsbetrieb die ersten Verwaltungsräume eingerichtet. Schon nach wenigen Jahren erwies sich die Fläche als nicht ausreichend, weshalb mehrere benachbarte 229 Vgl. Volk und Zeit, 12. Jg., 1930, Nr. 31 [o. S.]. 230 BArch Berlin (R 1501/1607, SAPMO DY 34 5088)  ; GIRO Berlin (Objektakte Chemnitz, Zwickauer Straße 152). 231 Baudaten s. Russig, Das Dresdner »Volkshaus«  ; weitere Nachweise s. Katalogeintrag. 232 1929 gehörten zum Volkshaus die Grundstücke Zeitzer Straße 26, 28, 30, 32, Fürstenstraße 1 bis 7, Brauerstraße 17 und 19  ; alle Grundstücke und Gebäude umfassten eine Fläche von mehr als 15 000 qm  ; vgl. die Angaben bei Wicklein, 25 Jahre Volkshaus Leipzig, S. 75. 233 1933 gehörten zum Volkshauskomplex die Grundstücke Ritzenbergstraße 2–6, Schützenplatz 10–16, Laurinstraße 4 sowie Maxstraße 9a, 9b und 13.

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Grundstücke hinzugekauft wurden. Dort entstand 1914/15 nach Plänen des Architekten Carl F. Richter ein Erweiterungsbau für Verwaltungszwecke. Ab Mitte der 1920er Jahre konnten weitere Grundstücksankäufe getätigt werden, so dass 1929/30 ein zweiter Teilneubau desselben Architekten im direkten Anschluss an den ersten realisiert wurde. Architektonisch stehen die Bauten noch heute mehr oder weniger unvermittelt nebeneinander, von einer einheitlichen Gesamtplanung kann also nicht die Rede sein. Zumindest mit dem letzten Erweiterungsneubau am Schützenplatz wurde 1929 versucht, eine städtebauliche Dominante zu setzen und dem Volkshaus eine gewisse Signalwirkung zu verleihen (s. Abb. 146). Dies entsprach dem Anspruch der Erbauer, nicht nur ein Bürohaus, sondern ein »Rathaus des Arbeiters«234 zu schaffen, an dessen regelmäßig gegliederter Schauseite der Sitzungssaal als monumentalisierender Aufbau ablesbar war. Selbstbewusst schreiben die Betreiber des Volkshauses in der Eröffnungsfestschrift  : »In heimatlichem Sandsteinmaterial hergestellt, überragt das wuchtige Bauwerk weithin sichtbar den westlichen Teil der Stadt und wird bekrönt durch die in vergoldeten Buchstaben ausgeführte Schrift Dresdner Volkshaus, die nachts in blauem Neon-Licht erstrahlt. […] In seiner äußeren Gestaltung kennzeichnet das monumental durchgebildete Bauwerk die Größe, Macht und Geschlossenheit der freien Gewerkschaften.«235

Aus der Zeit der Weimarer Republik gibt es neben einer Reihe architektonisch konventioneller bis anspruchsloser Bauten auch einige individuelle Lösungen. Dazu gehören die Säle in den beiden etwa 20 Kilometer voneinander entfernten hessischen Gemeinden Trebur und Crumstadt. Beide Säle hat der Crumstädter Bauführer Heinrich Renker, Sozialdemokrat und aktives Mitglied des Volkshausbauvereins seiner Gemeinde, entworfen. Von Renker stammten schon die Pläne für die Turnhalle des bürgerlichen Turnvereins in Crumstadt aus dem Jahr 1925, was ihn mit der Bauaufgabe vertraut gemacht hatte. Nachdem sich 1926 auch der bürgerliche Treburer Turnverein »1886« eine eigene Turnhalle errichten hatte lassen, waren die Arbeitervereine beider Orte angespornt, sich ihrerseits eigene Wirkungsstätten zu schaffen. So stellten die »berufenen Leiter der freien Vereine« fest, dass der Mangel an einem geeigneten Lokal sowohl die Arbeitersportbewegung wie auch »die Bewegung im Allgemeinen« nicht eben fördere, sondern dass vielmehr die Gefahr bestünde, dass diese »allmählich zu Grunde gehen« würden, wenn hier keine Abhilfe geschaffen wird.236 Der »Eigenheim« genannte Saal234 Dresdner Volkshaus. Gewidmet den Funktionären der freien, dem ADGB Dresden angeschlossenen Gewerkschaften von der Volkshaus GmbH, hrsg. von der Volkshaus GmbH Dresden, Dresden 1930, S. 25. 235 Ebd., S. 28. 236 GemArch Trebur, Sonderbestand Eigenheimgenossenschaft  ; SB 93-4, Konv. 1, Fasc. 4 – Denkschrift zur Grundsteinlegung vom 26. Juni 1927.

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bau (Abb. 108), den Renker für Trebur entwarf, zeigt das Bemühen, den Bau nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch den Einsatz populärer architektonischer Würdeformeln aus der umgebenden, dörflichen Wohnbebauung herauszuheben. Vor allem das Portal wurde durch seine kräftige Rahmung besonders ausgezeichnet. In den Dreiecksgiebeln der Fenster klingen gar expressionistische Einflüsse an. Ein gewisser Seltenheitswert kommt den emblematischen Ornamenten in den Giebelmedaillons zu, denn figürlicher oder allegorischer Bauschmuck ist für die wenigsten der kleineren Volkshäuser nachweisbar. Die ursprünglich unverputzte Fassade schmücken die Embleme der am Bau beteiligten Arbeitervereine  : Die verschränkten Hände mit drei Blumen sind das Symbol der Naturfreunde. Das Emblem des Arbeiter-Turn- und Sport-Bundes bilden die mit Eichenlaub geschmückten Buchstaben F, S und T – die Anfangsbuchstaben des Leitspruchs der Arbeitersportler »Frisch, frei, stark und treu«.237 Den ArbeiterRadfahrer-Bund »Solidarität« repräsentiert das Monogramm aus einem großen S und den Initialen ARB. Das mit Lorbeer geschmückte Kreuz mit den Initialen ASB ist das Emblem des Arbeiter-Samariter-Bundes und die Lyra steht für den Arbeiter-SängerBund. Während die Gestaltung des Treburer Saalbaus insgesamt ein wenig unbeholfen wirkt, ist Renker mit dem Crumstädter Volkshaussaal wenig später ein ausgesprochen stimmiger Entwurf gelungen (Abb. 109). Der unverputzte Backsteinbau mit expressionistisch anmutender, 16 m hoher Giebelfront hebt sich positiv vom heimatlich inspirierten Einheitsstil vergleichbarer Bauten ab. Dies schlug sich auch im zeitgenössischen Urteil des Hessischen Volksfreunds nieder, der den Bau als »sehenswert« und »modern« würdigte.238 Es bleibt festzuhalten, dass der gestalterische Anspruch der Bauherrenschaft keineswegs nur den reinen Volkshausneubauten vorbehalten blieb. So gibt es einige Beispiele dafür, dass bei angekauften Gebäuden über die funktionell bedingten baulichen Änderungen und Erweiterungen hinaus auch eine durchgreifende ästhetische Umgestaltung vorgenommen wurde. Ein frühes Beispiel dafür ist das erste Gewerkschaftshaus in Bremen. Dort hatten die Gewerkschaften ein historistisches Wohnhaus erworben, das 1907 im Zuge einer ersten Baumaßnahme mehr oder weniger entkernt und durch einen Neubau nach Plänen des Bremer Architekten Heinrich W. Behrens (1873–1956) ersetzt wurde. Die Neorenaissance-Fassade des Ursprungsbaus blieb dabei zunächst in großen Teilen erhalten (Abb. 110).239 Als das Gebäude 1912 außerdem aufgestockt 237 Der ATSB hatte seinen Leitspruch in Abwandlung der Parole der bürgerlichen Turn- und Sportbewegung gebildet (»Frisch, fromm, fröhlich, frei«). 238 Vgl. Hessischer Volksfreund, 23. Jg., Nr. 191, 17. August 1929 [o. S.]. 239 An verschiedenen Stellen wird gar von einem Neubau ausgegangen, es dürfte sich jedoch um einen stark eingreifenden Umbau und Teilneubau gehandelt haben, vgl. Volkshaus in Bremen, S. 13 f.; Paulmann, Christian  : Die Sozialdemokratie in Bremen 1864–1964, Bremen [1964], S. 87  ; Schwarzwälder, Herbert  : Das große Bremen-Lexikon, Bremen 2002, S. 259  ; Wübbena, Das Volkshaus, S. 29.

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werden sollte, ergriffen die Gewerkschaften die Gelegenheit einer völligen Neugestaltung, um nun auch »die Bedeutung des Gebäudes in angemessener und würdiger Weise architektonisch zum Ausdruck«240 zu bringen. Die neue Backsteinfassade (Abb. 111), möglicherweise ebenfalls nach Entwurf von Heinrich Behrens241, verlieh dem Bau das Gepräge eines modernen Geschäftshauses mit klarer Gliederung und einheitlicher Gesamtwirkung  : »Die angrenzenden Nachbarhäuser hoch überragend, mit seiner großzügigen, monumentalen Fassade das ganze Straßenbild beherrschend, bietet es gleichsam ein Zeugnis der Kraft der aufstrebenden, organisierten Arbeiterschaft Bremens«, hieß es 1913 im Jahresbericht des Arbeitersekretariats.242 Auch das Volkshaus Herford gehört zu jenen angekauften Bauten, bei deren Umbau die Arbeiterorganisationen dem Vorgängerbau gestalterisch einen neuen Stempel aufdrückten. Mit der Aufstockung des gegen Ende der 1920er Jahre durch den örtlichen Konsumverein übernommenen Hotels »Stadt Berlin« erfolgte eine gründliche Fassadenbereinigung, der der gesamte historistische Bauschmuck sowie das Mansarddach zum Opfer fielen (s. Abb. 214). So entstand ein sachlicher Zweckbau in gemäßigt modernen Formen mit expressionistischen Baudetails, wie sie im Umfeld des genossenschaftlichen Bauens damals typisch waren. Auch beim Teilneubau des Volkshauses in Detmold zeigt sich das Bestreben der Bauherren, nicht nur ein vergrößertes und verbessertes Raumangebot zu schaffen, sondern dem Bau insgesamt ein neues, einheitliches und zeitgemäßes Äußeres zu geben. Die vorhandene Bausubstanz wurde in Bezug auf das Volumen etwa verdoppelt und zu einem kubischen, allerdings nicht ganz regelmäßigen Baukörper mit flachem Dach und einheitlicher Fassadengestaltung zusammengefasst (Abb. 112). Die graphische Gliederung der weißen Putzfassade durch rote Reliefstreifen und Gesimse in Kombination mit teilweise hochrechteckig, teilweise breit gelagerten Fenstern verweist auf eine Gestaltungsauffassung, die expressionistische und modernistische Elemente verbindet. Einen ungewöhnlichen Akzent bildete der an der Gebäudeecke angebrachte quadratische Turmaufbau mit Fahnenmast, dem die Funktion einer Litfaßsäule zukam. Die Architekten berichten in der Eröffnungsfestschrift, dass »sowohl bei der Bearbeitung der Raumordnung als auch besonders bei der Raumausstattung« mit dem Vorstand der Volkshaus GmbH »unermüdlich darauf hingearbeitet« worden sei, »unter Vermeidung jeglicher Pracht und alles Aufdringlichen den Gästen behagliche Räume und den Beamten helle und luftige Büroräume zu schaffen«.243 Die sparsame Ausführung war jedoch sicherlich auch den begrenzten

240 241 242 243

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Die neue Welt, 1913, Nr. 32, S. 256. S. Katalogeintrag Nr. 46. Jahresbericht für 1913, hrsg. vom Arbeitersekretariat Bremen, Bremen [1914], S. 39. Volkshaus, das Haus der freien Gewerkschaften, Detmold. Am 1. Juni 1930, Einweihung und offizielle Eröffnung, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Detmold, Detmold 1930 [o. S.].

Annäherung an eine Typologie

Mitteln geschuldet. Gleichwohl zeugt die »moderne Linienführung«244 des Volkshauses vom Willen der Erbauer, dem Haus eine explizit fortschrittliche Erscheinung zu geben und es so aus dem Stadtbild herauszuheben. Das Volkshaus sei zwar »kein Prunkbau«, schrieb das Volksblatt zur Eröffnung, aber doch »das modernste und schönste Bauwerk Detmolds«245, ein Urteil, dem sich auch die Lippische Landeszeitung anschloss.246 Zwar war der Ankauf von Saalbauten und Gasthöfen die Regel, es gab aber auch Ausnahmen. Ein markantes Beispiel für eine ungewöhnliche Umnutzung ist das 1931 geschaffene Volkshaus in Forst in der Lausitz. Dort erwarben die Arbeitervereine das Gebäude einer ehemaligen Textilfabrik (Abb. 113) und ließen sie von der örtlichen Bauhütte für ihre Zwecke umbauen. Der umfassende Um- und Ausbau des Fabrikgebäudes kam einem Neubau nahe, da dabei »buchstäblich kein Stein auf dem anderen geblieben ist«.247 So entstand ein Bau mit herbem, modernistischem Charakter, dessen Ästhetik seine industriellen Wurzeln nicht verleugnet (Abb. 114). Die Volkshausverwaltung hatte sich entgegen dem Wunsch einiger Beteiligter gegen den Einbau eines großen Saals entschieden, denn man wollte nur Räume schaffen, »die sich selbst bezahlen«. Im Erdgeschoss wurden ein Restaurant mit Tanzboden und eine Bierstube eingerichtet. Darüber hinaus gab es zwei Säle mit eigenen Bühnen. Im 1.  Obergeschoss stand ein Raum für Versammlungen von bis zu 350 Personen zur Verfügung. Neben den üblichen Büro- und Geschäftsräumen waren in den anderen Obergeschossen mehrere Sitzungszimmer und Aufenthaltsräume, ein Jugendheim, elf Fremdenzimmer, drei Räume für die Arbeiterwohlfahrt und eine Bibliothek vorhanden. Auf dem flachen Dach befand sich ein Garten. Alle Räume waren mit einer Rundfunk- und Musikübertragungsanlage ausgestattet. Die Beschreibung des Hauses in der Lausitzer Volkszeitung lässt auf das fortschrittliche Architekturverständnis der Erbauer schließen und weckt gar gewisse Assoziationen zur Architektur von Max Taut  : »Das reine Äußere des Volkshauses zeigt schon, wenn man den alten Zustand berücksichtigt, dass der Umbau des früheren Fabrikgebäudes an moderne Architektur angelehnt ist. Gegebene äußere Konstruktionen zwangen die bauausführende Firma (Bauhütte), Kompromisse zu schließen. Hellgrauer Fassadenanstrich und die rote Farbe der Fenster, dazu strenge, sachliche Architektur, geben dem Gebäude schon von außen eine besondere Note.«

Im Inneren zeige »gediegene, einfache Arbeit […], dass das Volkshaus, genau so wie außen, auch innen einen Zweckbau darstellt«. Im Restaurationsraum, heißt es weiter, haben 244 Unser neues Volkshaus, in  : Volksblatt – Lippische Zeitung Detmold, 11. Jg., Nr. 27, 1. Februar 1930 [o. S., o. V.]. 245 Ein Haus des Volkes, in  : Volksblatt – Lippische Zeitung Detmold, 11. Jg., Nr. 126, 2. Juni 1930 [o. S., o. V.]. 246 Der modernste Bau Detmolds, in  : Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung, 1. Juni 1930 [o. S., o. V.]. 247 Dieses und die folgenden Zitate aus  : Das Innere unserer Waffenschmiede, in  : Lausitzer Volkszeitung, 14. November 1931, Sonderausgabe [o. S., o. V.].

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Architektur der Volkshäuser

»Architektur und Malerei […] so geschickt zusammengearbeitet, dass die großen Deckenträger dieses Raumes hineingesetzt sind, als wenn eine andere Lösung undiskutierbar wäre. Sie sind nicht wegzudenken, ohne dem Raum Schaden zuzufügen.«248

3.3 Architekturhistorischer Kontext 3.3.1 Ideal und Praxis – Das Volkshaus zwischen erzieherischem Anspruch und sozialer Realität

Um 1900 verband sich das bürgerliche Streben nach einer umfassenden Gesellschaftsreform mit dem Ziel einer »Veredelung« des Arbeiters. Das Volkshaus wurde zu einem Austragungsort und Sinnbild dieser Bemühungen, sowohl auf bürgerlicher wie auf sozialdemokratischer Seite. Die Idee, Bauten und Denkmale könnten gleichsam als »stumme Lehrer« schon durch ihre vorbildliche Gestaltung den Geschmack des Volkes schulen und dessen Kunstsinn fördern, wurzelt im geistigen Umfeld der bürgerlichen Sozialreform.249 In bildungsbürgerlichen Kreisen verbreitete sich bald die Auffassung, dass die Pflege des guten Geschmacks im Alltag auch dem einfachen Volk nicht vorenthalten bleiben solle, zumal sich mit den ästhetischen auch ethisch-sittliche Ziele verbanden. Aber die Orte, an denen der Arbeiter jenseits seiner Wohn- und Arbeitsstätte erreicht werden könnte, mussten erst geschaffen werden  : Neuartige Gesellschaftsbauten versprachen hier eine Lösung zu sein. Einer der ersten, der sich an die Umsetzung dieses ambitionierten Vorhabens machte, war der »Arbeiterfreund«250 und Begründer der Volksheim-Bewegung Victor Böhmert.251 Böhmert war ein typischer Repräsentant des philanthropisch gestimmten, engagierten Bürgertums und ein Gegner des Sozialismus.252 Wie viele seiner Zeitgenossen sah er in der »socialen Frage« weniger ein politisches oder ökonomisches Problem als eine »Geselligkeitsfrage, eine Frage der persönlichen Beziehungen von Mensch zu Mensch, eine Bildungs- und Erziehungsfrage«.253 Auf seine Initiative hin wurde 1888 in Dresden das erste so genannte Volksheim eröffnet, als Treffpunkt für »alle Mitbürger, arme und reiche, gelehrte und ungelehrte« zur Pflege einer »harmlos-fröhlichen und bildenden 248 249 250 251

Wie alle vorstehenden Zitate aus  : ebd. Vgl. Reulecke, Geschichte, S. 91. So der Titel einer von Böhmert ab 1873 mitherausgegebenen Zeitschrift. Weber, Danny  : Karl Victor Böhmert (1829–1918), in  : Statistik in Sachsen, 2006, Nr. 1, S. 18–27  ; Böhmert, Victor  : Der Dresdener Volksklub »Volkswohl« mit seinen Volks-Unterhaltungsabenden und Volksheimen, in  : Der Arbeiterfreund, 31. Jg., 1893, S. 21–37. 252 Die nachfolgend zitierten Textstellen stammen aus folgenden Programmschriften Böhmerts  : Böhmert, Victor  : Der Sozialismus und die Arbeiterfrage, Zürich 1872  ; Ders.: Volksheime zur Pflege der Volksgeselligkeit und Volksbildung, in  : Der Arbeiterfreund, 1895, S. 421–436  ; Ders.: Die Förderung des Arbeiterwohls durch eine Reform der Volksgeselligkeit, in  : Der Arbeiterfreund, 1889, S. 1–18. 253 Böhmert, Die Förderung des Arbeiterwohls, S. 2  ; s. auch  : Ders., Volksheime.

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Geselligkeit«.254 Die »Volksheim«-Idee folgte den Vorstellungen der in den 1860er Jahren in England aufgekommenen »Settlement-Bewegung«. Gemäß der von Samuel Barnett erstmals 1883 vorgebrachten Idee entstanden in den Arbeitervierteln Londons »Settlements«, wo sich Angehörige der gebildeten und der ungebildeten Schichten in täglicher Bildungs- und Kulturarbeit zusammenfinden sollten, um der Verwahrlosung der Arbeiterschicht entgegenzuwirken und die Kluft zwischen den Ständen zu überbrücken.255 Die Settlement-Pioniere vertraten ein vorindustrielles, feudalistisches Gesellschaftsideal mit »natürlicher« hierarchischer Ordnung. Dies drückte sich auch in der Wahl der Architekturformen aus  : Nach dem Prinzip »The Best for the Lowest« wurden hohe Ansprüche an die architektonische Gestaltung und künstlerische Ausstattung der Settlements gestellt  : Inmitten der Arbeiterviertel im Stil vornehmer Manor Houses errichtet, boten die Anlagen eine Atmosphäre feudaler Großmut, die ihren Besuchern Demut und Respekt abgefordert haben mag. Auch Victor Böhmert propagierte die Auffassung, für das Volk sei »nur das Beste gut genug«.256 Man müsse dem Arbeiter »nach des Tages Last und Schmutz schöne, reinliche und luftige Aufenthalts- und Leseräume bieten und dadurch in ihm den Sinn für das Schöne und für edle und geistige Genüsse wecken«. Unabhängig davon forderte er, bei der Ausstattung und Gestaltung der Volksheime Bescheidenheit walten zu lassen und auf »die Lebensgewohnheiten und Mittel der Bedürftigen« einzugehen, damit »sich auch die minderbemittelten Klassen darin wohl und heimisch fühlen«  : »Der Volksklub verträgt wie der vornehme Klub keine aufdringliche Geldverschwendung […].« Demnach sollte die Architektur und Ausstattung des Volksheims den bürgerlichen Tugenden Sparsamkeit, Reinlichkeit und Ordnungssinn Ausdruck verleihen, ohne freilich dabei das Moment der Ästhetik zu vernachlässigen. Dem Dresdener Beispiel folgend entstanden bald in anderen Städten ähnliche Initiativen, etwa 1894 in Bremen oder auch ab 1901 in Hamburg.257 Dort war es der Theologe und Pädagoge Walther Classen, der die bis heute bestehende Volksheim-Vereinigung initiierte. Die Vereinigung schuf mehrere Volksheime, darunter Neubauten in den Arbeiterwohnvierteln Hammerbrook und Rothenburgsort (Abb. 115).258 254 Weil man Männer und Frauen »aller Stände« zusammenführen wollte, entschied man sich bewusst dafür, die Häuser »Volksheim« und nicht etwa »Arbeiterheim« zu nennen  ; Böhmert, Die Förderung des Arbeiterwohls, S. 13. 255 Vgl. Wendt, Wolf Rainer  : Geschichte der Sozialen Arbeit, Bd. 1. Die Gesellschaft vor der sozialen Frage, Stuttgart 2008, insbes. Kapitel 10 »Der soziokulturelle Impuls – Settlement Work«, S. 367–408  ; s. auch Weiner, Deborah E. B.: Architecture and social reform in late-Victorian London, Manchester/New York 1994, insbes. S. 157 ff. 256 Dieses und die folgenden Zitate aus  : Böhmert, Volksheime, S. 424 f. 257 Bergeest, Michael  : Bildung zwischen Commerz und Emanzipation. Erwachsenenbildung in der Hamburger Region des 18. und 19. Jahrhunderts, Münster/New York 1995, S. 307–309  ; Brekenfelder, Ulf und Gerald Geib  : Festschrift anlässlich des 100jährigen Bestehens der Kulturellen Vereinigung Volksheim e. V., Hamburg 2001. 258 Hamburg und seine Bauten, S. 385 f.

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Architektur der Volkshäuser

Auch einzelne Industrielle begründeten Volkshaus-Stiftungen. Für ihre Bauten bevorzugten sie meist jene volkstümliche Monumentalität der Jahrhundertwende, wie sie in Süddeutschland von Theodor Fischer maßgeblich entwickelt und schließlich von anderen Architekten übernommen wurde. Diese Architekturrichtung war eindrucksvoll und imposant, verzichtete aber weitgehend auf die tradierten Formen und Symbole, die für politische oder gesellschaftliche Macht standen. Der wohl größte und bekannteste Bau dieser Art ist das Jenaer Volkshaus von 1901–1903, das auf eine Stiftung Ernst Abbes, einem Teilhaber der von Carl Zeiss und Otto Schott gegründeten Glaswerke, zurückgeht. Der malerisch gruppierte Gebäudekomplex des Architekten Arwed Rossbach umfasste einen Flügel mit Lesehalle sowie einen großen Saalbau und beherbergte außerdem eine Gewerbeschule, eine Kunsthalle und ein technisch-physikalisches Museum. Der Komplex entsprach damaligen Vorstellungen von »Stattlichkeit« und galt als Musterbeispiel eines Volkshauses. Kurz nach der Eröffnung lobte man die »schlichte, allem Scheine abholde Größe und Gediegenheit« des Bauwerks und sah darin »echt deutschen Geist und bürgerlichen Gemeinsinn« ausgedrückt.259 Das Jenaer Volkshaus setzte den Maßstab für viele nachfolgende Bauten wie z. B. das Berolzheimerianum in Fürth (Otto Holzer, 1904–1906) oder das Bestehornhaus in Aschersleben (1906–1908). Nicht zuletzt hatten sich auch die Erbauer des Hamburger Gewerkschaftshauses am Jenaer Vorbild orientiert, insbesondere an dessen großem Saal (Abb. 116).260 Die Bemühungen um Volkswohlfahrt und -bildung verbanden sich mit der im gebildeten Bürgertum aufkommenden Sehnsucht nach einer umfassenden Erneuerung.261 Die Lebensreformbewegung erhob die Schönheit zur Weltanschauung und versprach sich von der »Verschönerung des Alltags« die Herausbildung eines neuen, geläuterten Menschen.262 Der Volkshausgedanke wurde zu einem verbreiteten Topos innerhalb der von Idealismus, Ästhetizismus und Utopismus geleiteten Künstlerschaft, sozusagen »Gefäß und […] Ausdruck der Reform«263 schlechthin. Theoretiker und Praktiker aus den Bereichen der Kunstgewerbe- und der Siedlungsreform sowie Vertreter der Gartenstadtbewegung erdachten neuartige Hallen- und Saalbauten.264 Die Erwartungen an diese Gebäude waren zum Teil sehr unterschiedlich. Ein wiederkehrendes Motiv war der Wunsch, die Menschen und die Künste wieder zu harmonischer Einheit zusam259 Hartmann, Konrad  : Das Volkshaus in Jena, in  : Concordia, 12. Jg., Nr. 15, 1905, S. 189–194, hier S. 193 f. 260 S. Krause, Emil  : Das Hamburger Gewerkschaftshaus, in  : Die neue Welt, 1913, Nr. 48, S. 380–382. 261 Vgl. de Michelis, Maison du peuple, S. 88 f. 262 Buchholz, Kai  : Lebensreform und Lebensgestaltung. Die Revision der Alltagspraxis, in  : Kat. Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. 1, hrsg. von Kai Buchholz u.a., Darmstadt 2001, S. 363–368, hier S. 363. 263 Hartmann, Kristiana  : Deutsche Gartenstadtbewegung. Kulturpolitik und Gesellschaftsreform, München 1976, S. 39. 264 Vgl. Mahn, Volkshäuser, S. 45 ff.; Hartmann, Deutsche Gartenstadtbewegung, S. 39 f.

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Architekturhistorischer Kontext

menführen. Der neue Bautypus sollte zum Symbol einer ästhetisch und sozial geläuterten Gemeinschaft werden. Damit verband sich die Hoffnung, die Nation möge sich im Zuge der Realisierung der neuartigen architektonischen Konzepte politisch, gesellschaftlich und ökonomisch, aber auch kulturell und spirituell erneuern. Zu einem zentralen Thema wurde das Volkshaus insbesondere bei den Architekten und Künstlern, die sich der Idee des Gesamtkunstwerks verschrieben hatten.265 Die Wurzeln dieser Konzeption liegen in der Romantik.266 Karl Friedrich Schinkel war einer der ersten Architekten, der seine Hoffnung auf eine Bündelung der architektonischkünstlerischen Kräfte durch die Erschaffung eines Gemeinschaft stiftenden Gesamtkunstwerks Ausdruck verliehen hatte.267 In seinen Schriften zog er als Vorbild und zugleich Antitypus dieses »Großen Baus« das Idealbild der mittelalterlichen Kathedrale heran. Die von Schinkel um 1815 entwickelte Idee eines »preußischen Freiheitsdoms« war ganz der damals aufkommenden nationalen Gemeinschaftsideologie verpflichtet. Mit ihr verband er nicht nur die Wiederbelebung der Bauhüttenkultur, sondern auch die Vorstellung, dass ein solcher Bau als geistig-kulturelles Kraftzentrum »volkserzieherisch« und stilbildend auf die Nation wirke. Ähnliche, ins Sakrale hineinreichende Vorstellungen kamen erneut in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg auf. Noch vor der Jahrhundertwende hatte Hugo Höppener alias Fidus, der als schillernde Künstlerpersönlichkeit bekannt wurde, für eine von den »Alltagsfrohnen« befreite, reine und hohe Festkunst plädiert. Diese von ihm »TempelKunst« genannte Kunst müsse wieder »Gemeingut des Volkes« werden, schrieb er 1897. In ironischer und dennoch für das Kaiserreich gewagter demokratischer Diktion fordert er gewissermaßen eine Sozialisierung der Kunst  : »In Tempeln, Museen, Festspielhäusern, überhaupt an Fest- und Weihestätten müssen ihre Kräfte wieder zu organischen ›Gesammtkunstwerken‹ zusammenwirken, anstatt sich im ›Privatbesitze‹ zu zerstreuen. […] Aber das führte ja schließlich noch auf ’s Politische. – – – Also bleiben wir einstweilen bei unseren stylvollen Bürger- und Staatskasernen, bei unseren Bilderjahrmärkten und Goldrahmenauktionen mit gebildetem Publikum […] und beim ›Privatbesitz‹  ! – Wovon sollte unsereiner auch inzwischen leben  !«268

265 Vgl. Mahn, Volkshäuser, S. 130 ff. 266 Bushart, Magdalena  : Am Anfang ein Missverständnis. Feiningers Kathedrale und das Bauhaus-Manifest, in  : Modell Bauhaus, Ausstellung im Martin-Gropius-Bau, hrsg. vom Bauhaus-Archiv Berlin/Museum für Gestaltung, der Stiftung Bauhaus Dessau und der Klassik-Stiftung Weimar, Ostfildern 2009, S. 29–32, hier S. 30. 267 Vgl. Fornoff, Roger  : Die Sehnsucht nach dem Gesamtkunstwerk. Studien zu einer ästhetischen Konzeption der Moderne, Hildesheim u.a. 2004, S. 97–157. 268 Vgl. Höppener, Hugo (Fidus)  : Tempel-Kunst, in  : Deutsche Kunst und Dekoration, 1.  Jg., 1897, Nr.  3, S. 68 f., hier S. 68.

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1899 beschrieb der liberale Politiker und Sozialreformer Friedrich Naumann in einem Essay seine Vorstellung von der »Kirche der Zukunft«. Dieses Idealbauwerk sollte »ein Gebäude mitten im Garten, ohne Turm, frei und offen für Jedermann«, »in guter, moderner Konstruktion gebaut, ohne Luxus, aber geschmackvoll« sein.269 Ihr Hauptsaal sollte keiner bestimmten Konfession dienen, sondern »allen Gemeinschaften, die sich um das Kreuz versammeln« möchten, offen stehen. Mehrere Nebenräume waren für Unterricht und Vereine bestimmt, die »verschieden« sein durften »in ihrer Haltung und Art«. Naumann wollte mit seiner »Kirche« ästhetisch reformieren und sozial versöhnen, indem er die asketische Grundhaltung des Protestanten mit den Werten des liberalen Politikers verbindet. Eine weitere Volkshausvision stammt vom bereits erwähnten Theodor Fischer. In einem Aufsatz mit dem persönlichen Titel »Was ich bauen möchte« skizzierte er sein architektonisches und letztlich auch gesellschaftliches Ideal, das – so schreibt er – »vorläufig […] in Stein nicht aufgeführt werden kann« und dessen »Typus […] erst noch geschaffen werden muss«.270 Voller Enthusiasmus beschwor Fischer ein architektonisches Gesamtkunstwerk als »Zentrum der Volksbildung und Kulturpflege«271  : »Ein Haus, nicht zum Bewohnen für Einzelne und Familien, aber für Alle, nicht zum Lernen und Gescheitwerden, sondern nur zum Frohwerden, nicht zum Anbeten nach diesem oder jenem Bekenntnis, wohl aber zur Andacht und zu innerem Erleben. Also keine Schule, kein Museum, keine Kirche, kein Konzerthaus, kein Auditorium  ! Und von allen diesen doch etwas und außerdem noch etwas anderes  !«272

Ein großer Saal sollte das Herzstück des Volkshauses sein, dessen monumentale Anlage und Gestaltung eine feierliche Stimmung erwecken sollte, die den Mann dazu zwingt, »den Hut abzunehmen, und die Frau, ihre Stimme zu zügeln«. Um den Menschen im Volkshaus »aus der nüchternen Alltagswelt in die schönere der Kunst« zu erheben, sollten »alle bildenden, die redenden und tönenden Künste, selbst die geheimnisvollen Mittel der rhythmischen Bewegung« in Anspruch genommen werden. In dem Text offenbart sich die Gedankenwelt Fischers, in der idealisierte Vorstellungen von Natur, Heimat und Volkskunst eine zentrale Rolle spielten273. Der Architekt erhoffte sich eine Gesundung der Beziehung zwischen Volk und Kunst  :

269 Naumann, Friedrich  : Die Kirche der Zukunft (1899), abgedr. in  : Naumann, Friedrich  : Form und Farbe, Berlin-Schöneberg 1909, S. 189/190  ; Naumanns Aufsatz erschien erstmals 1899 in der von ihm mitbegründeten Zeitschrift »Die Hilfe«. 270 Fischer, Theodor  : Was ich bauen möchte, in  : Hohe Warte, 1906/07, Nr. 3, S. 326–328, S. 326. 271 Nerdinger, Theodor Fischer, S. 48. 272 Fischer, Was ich bauen möchte, S. 327. 273 Vgl. hierzu Nerdinger, Theodor Fischer, S. 48 ff.

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»Die werdende Kunst soll das Volk wieder verstehen und ohne die spießbürgerliche Frechheit von heute beurteilen und lieben lernen. Diese Volkskunst, die nicht in gemalten Schränken und gestickten Hauben besteht, diese Kunst des ganzen Volkes soll lebendig werden. Sie ist da, aber ihr fehlt der Ort, wo sie offenbar werde.«274

Neben Theodor Fischer beschäftigten sich die Architekten Joseph Maria Olbrich, Peter Behrens und Fritz Schumacher mit ähnlichen Volkshausideen.275 Fischer war jedoch einer der wenigen, der tatsächlich eine Reihe konkreter Bauwerke im Auftrag verschiedener Stifter realisierte, darunter die Pfullinger Hallen, das Cornelianum in Worms und das Gustav-Siegle-Haus in Stuttgart. Bei den außerhalb der Stadt gelegenen und harmonisch ins freie Gelände eingebetteten Pfullinger Hallen (1904–1907) handelt es sich um einen Saalbau mit Festsaal und Turnhalle, bei dem die Nebenräume auf ein Minimum reduziert wurden. Der Gedanke des Zusammenwirkens aller Künste durchdringt den gesamten Bau. Auf ein Café oder Restaurant war verzichtet worden, »da nach bürgerlichem Kunstempfinden ›der ästhetische Genuss‹ von derart körperbezogenen Dingen freigehalten werden sollte«276. Das wohl herausragendste Beispiel für diese »vergeistigte« Spielart des Volkshauses ist das »Festspielhaus« von Heinrich Tessenow in Hellerau bei Dresden (Abb. 117). Dieses im Auftrag der Deutschen Werkstätten errichtete Gebäude wurde in den Jahren 1910–1912 am Rande einer für die Arbeiter und Angestellten des Unternehmens errichteten Werkssiedlung, die als ein Musterbeispiel des Gartenstadtgedankens galt, realisiert. Nachdem die Pläne für ein Volkshaus am Marktplatz der Siedlung nicht weiter verfolgt wurden, übernahm das Festspielhaus die Funktion einer kulturellen Begegnungsstätte.277 Genau genommen, handelte es sich bei dem Saalbau um eine Lehranstalt für die von dem Genfer Musikpädagogen Émile Jaques-Dalcroze entwickelte rhythmische Gymnastik. Tessenow fand dafür eine in ihrer Klarheit und Eindringlichkeit unverwechselbare Form, die den Bau als »Laboratorium künftigen Lebens«278 international bekannt machte. Die strenge, ausgewogene Symmetrie der Anlage in Verbindung mit schmucklosen klassizistischen Formen verlieh dem Gebäude einen neuartigen Ausdruck sakraler Monumentalität. Das »Festspielhaus« sollte als architektonisches Symbol der Lebensreformbewegungen weit über seine Entstehungszeit hinaus wirksam bleiben.279 274 275 276 277 278

Fischer, Was ich bauen möchte, S. 328. Vgl. de Michelis, Maison du peuple, S. 88 f. Nerdinger, Theodor Fischer, S. 53. Vgl. Mahn, Volkshäuser, S. 65. Durth, Werner  : Utopie der Gemeinschaft. Überlegungen zur Neugestaltung deutscher Städte 1900–1950, in  : Macht und Monument, Ausstellung des Deutschen Architektur-Museums Frankfurt am Main, hrsg. von Romana Schneider und Wilfried Wang, Stuttgart 1998, S. 135–161, hier S. 137. 279 Mahn, Volkshäuser, S. 66  ; Hamann, Richard und Jost Hermand  : Deutsche Kunst und Kultur von der Gründerzeit bis zum Expressionismus, Bd. IV, Stilkunst um 1900, Berlin 1960, S. 538.

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Architektur der Volkshäuser

Schließlich erhielt der Volkshausgedanke weitere Verbreitung durch die Siedlungsreform- und Gartenstadtbewegung. In diesem Umfeld wurde am 2. Dezember 1917 der Deutsche Volkshausbund gegründet, um die bislang vereinzelten Volkshausbestrebungen zu einer Bewegung zu bündeln und zu professionalisieren.280 Zu den Initiatoren gehörte der Gartenstadt-Pionier Hans Kampffmeyer, in seinen Artikeln und Broschüren281 hat er die Ziele des Bundes formuliert  : »Der Deutsche Volkshausbund tritt dafür ein, dass in deutschen Landen allerorten Volkshäuser entstehen als Sammelstätten des Gemeinschaftslebens, als Wahrzeichen deutscher Einigkeit in der Zeit des Krieges und zum Gedächtnis unserer Gefallenen. In den Volkshäusern und auf Grünflächen, die sie umgeben, sollen Männer und Frauen aller Stände, aller Parteien und Bekenntnisse, jung und alt, verständnisvoll zusammenarbeiten, um unsere seelische und körperliche Bildung zu fördern, um unser öffentliches, unser politisches Leben zu durchgeistigen und unsere Geselligkeit zu veredeln.«282

1918 publizierte Kampffmeyer unter dem Titel »Friedenstadt« das Konzept einer gartenstadtähnlichen Siedlung für Kriegsheimkehrer. Ein Volkshaus sollte der »Mittelpunkt aller kulturellen und sozialen Bestrebungen dieser Stadt« sein.283 Abgesehen von dem utopisch-visionären Element in Kampffmeyers Publikationen war das Programm des Volkshausbundes den nationalistischen und sozialversöhnerischen Ansätzen der Volkswohlfahrt des 19. Jahrhunderts sowie den Idealen der Volksbildungsund Lebensreformbewegung verpflichtet, aus deren Umfeld auch seine Protagonisten kamen.284 Hinter der Forderung nach Offenheit gegenüber den »kulturellen, religiö280 Vgl. hierzu  : Aufruf zur Mitarbeit am Deutschen Volkshausbund, hrsg. vom Deutschen Volkshausbund e. V., Ausschuss für freie Volkshochschulen, Berlin-Wilmersdorf [1919]. 281 Vgl. Kampffmeyer, Hans  : Volkshäuser als Kriegerdenkmäler, in  : Die Bauwelt, 8. Jg., 1916, Nr. 38, S. 9–11  ; Kampffmeyer, Hans  : Friedenstadt. Ein Vorschlag für ein deutsches Kriegsdenkmal, 2. Auflage, Jena 1918  ; Kampffmeyer, Hans  : Die Volkshausbewegung, in  : Die Tat, 11. Jg., 1919, Nr. 7, S. 550/551. 282 Kampffmeyer, Volkshausbewegung, S. 550/551 f. 283 Kampffmeyer, Friedenstadt, S. 33. 284 Paul Ladewig, einer der Vorkämpfer der Bücherhallenbewegung und Direktor des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht, hatte zeitweise den Vorsitz des Volkshausbundes inne. Als Geschäftsführer fungierte ab 1919 der Volkswirt Ferdinand Goebel, der zuvor in dieser Funktion für den Deutschen Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke tätig und auch Leiter des Hamburger Wandervereins war. Auch Wilhelm Wetekamp, linksliberaler Politiker, Reformpädagoge und Begründer der Naturschutzbewegung, engagierte sich im Volkshausbund (vgl. Wetekamp, Wilhelm  : Schafft Volksheime  !, in  : Comenius-Blätter für Volkserziehung, 7.  Jg., Nr.  1/2, 1899, S. 5  ; Ders.: Volksbildung, Volkserholung, Volksheime. Neue Wege zu ihrer Förderung, Berlin 1900). Als weitere »eifrige Förderer« traten der Heimatdichter und Begründer der ländlichen »Wohlfahrts- und Heimatpflege« Heinrich Sohnrey und der Schriftsteller und Kulturhistoriker Richard Benz in Erscheinung  ; vgl. Benz, Richard  : Volk und Kultur. Rede, gehalten zur Eröffnung des Volkshauses Karlsruhe, Berlin 1919  ; Goebel, Ferdinand  : Der Volkshausgedanke und seine Verwirklichung, in  : Der Vortrupp, 9. Jg., Nr. 9, Mai 1920, S. 222–225  ; Schicketanz, Volkshaus, S. 9  ;

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Architekturhistorischer Kontext

sen, sozialen und politischen Bestrebungen aller Richtungen«285 verbarg sich eine Ablehnung jeder politischen Betätigung. Insbesondere den freigewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Volkshäusern stand der Volkshausbund kritisch gegenüber. Als »reine Parteihäuser« gäben diese dem Namen Volkshaus einen »schlechten Klang«, hieß es gar 1926 in einem Bericht. Auch bemühte sich der Volkshausbund darum, den ADGB dazu zu bringen, den Begriff Volkshaus für seine Einrichtungen nicht mehr zu verwenden.286 Der Volkshausbund suchte auch den Kontakt zu den Bauschaffenden. Kampffmeyer erhielt Zuschriften von Unterstützern, darunter einige nahmhafte Architekten. Neben Hermann Muthesius, Martin Wagner und Bruno Taut äußerte sich beispielsweise Paul Schmitthenner begeistert zur Idee des Volkshauses als dem »Herz« der Stadt, »von dem alles Geistige ausströmt«  : »Das müsste ein Bau sein, so gewaltig im Ausdruck wie ein gotischer Dom. Er müsste jedenfalls den Ausdruck höchster Empfindung in sich tragen.«287 Einem 1919 eingerichteten Bauausschuss gehörten – zumindest zeitweise – Muthesius und Taut sowie Bruno Paul, Peter Behrens, Mies van der Rohe und Walter Schilbach an. Die Aufgaben und Aktivitäten des Ausschusses sind jedoch nur bruchstückhaft überliefert. Mit einer schriftlichen »Eingabe« forderte er Städte und Gemeinden auf, lokale Volkshauswettbewerbe auszuschreiben  : »Da das Volkshausproblem für die deutschen Architekten manche ne u e n G e s i cht s pu n kte bietet, empfiehlt es sich, einige ideale Entwürfe durch einen Wettbewerb für die verschiedenen Volkshäuser – für die Großstadt, Mittelstadt, Kleinstadt und für das Land – herstellen zu lassen. Diese idealen Entwürfe sollen den Volkshaus-Gedanken im allgemeinen klären  – insbesondere hinsichtlich des Bauprogramms und der Gruppierung der Räume – dann aber auch Fingerzeige für die zur Ausführung gelangenden lokalen Entwürfe bieten.«288

Der Volkshausbund bemühte sich um die Ausarbeitung eines standardisierten Bauprogramms für ein Mustervolkshaus in einer mittelgroßen Stadt. Die architektonischen

Böhme, Günther  : Das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht und seine Leiter, Neuburgweier 1971  ; Politik der Bücherei. Paul Ladewig und die jüngere Bücherhallenbewegung, hrsg. von Wolfgang Thauer, Wiesbaden 1975  ; Reulecke, Jürgen  : Wo liegt Falado  ? Überlegungen zum Verhältnis von Jugendbewegung und Heimatbewegung vor dem Ersten Weltkrieg, in  : Antimodernismus und Reform. Zur Geschichte der deutschen Heimatbewegung, hrsg. von Edeltraud Klueting, Darmstadt 1991, S. 1–19, hier S. 9). 285 Aufruf zur Mitarbeit am Deutschen Volkshausbund [o. S.]. 286 Vgl. Zur deutschen Volkshausbewegung. Bericht über das Jahr 1926, hrsg. vom Deutschen Volkshausbund e. V., Hamburg-Ahrensburg 1926, S. 8. 287 Zit. von Paul Schmitthenner abgedr. in  : Kampffmeyer, Friedenstadt, S. 63. 288 Der Städtebau, 16. Jg., 1919, Heft 9/12, S. 118  ; Hervorhebung im Original.

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Vorstellungen des Bundes blieben jedoch vage.289 Der wichtigste Raum eines Volkshauses sollte ein großer Saal sein  : »Auf die würdige Gestaltung und Ausstattung dieses Saales ist besondere Sorgfalt zu verwenden. Dann werden sich die Menschen, die an diesen Veranstaltungen teilnehmen, dem Zauber schöner Raumwirkung und guter Kunstwerke willig hingeben, und alles Tüchtige und Gute wird durch die edle Form, in der es zum Ausdruck gebracht wird, in seiner Wirkung gesteigert werden. […] Wir denken bei einem Volkshaus an ein stattliches Gebäude in schlichten edlen Formen. Der Entwurf möge dem besten Baukünstler übertragen werden, der hierfür gewonnen werden kann.«290

Robert von Erdberg, der »Vater« des freien Volksbildungswesens, stellte 1918, gleichwohl er mit dem Volkshausbund sympathisierte, kritisch fest, dass dieser »im Grunde ein ganz konkretes Ziel überhaupt nicht« habe und sich auf eine »bunte Reihe« von Vorbildern berufe, die »kaum eine gewisse Familienähnlichkeit« aufwiesen.291 Tatsächlich gelangte der Volkshausbund Zeit seines Bestehens nicht zu greifbaren Resultaten, sein Wirken erschöpfte sich in publizistischer Werbearbeit. Als eine Interessengemeinschaft konzentrierte man sich auf Beratung und ideelle Förderung und trat selbst nicht als Träger oder Bauherr auf. Zudem war das stark fürsorgerisch anmutende Volkshausmodell des Volkshausbundes offenbar wenig geeignet, um Architekten und Bauherren zu großen Ideen und Bauprojekten zu inspirieren. Zur gleichen Zeit, als auf bürgerlicher Seite mit viel Idealismus über Volkshausbauten und architektonische Erneuerung nachgedacht und geschrieben wurde, stand die Arbeiterbewegung vor der Aufgabe, sich endlich eigene Versammlungsstätten und Verwaltungzentralen zu schaffen. Die »Klassenversöhner« – zu denen auch die Vertreter des Volkshausbundes gerechnet werden können – belächelte man auf sozialdemokratischer Seite als »ehrlich-unehrliche Naivlinge« und ihre Bemühungen als »Sündflut von Geschwätz und Salbe«.292 Schließlich hatte man zuallererst praktische Raumprobleme zu lösen, um das Fortkommen der Bewegung zu sichern. Gleichwohl blieb die sozialdemokratische Kulturarbeit von der bürgerlichen Idee einer »Veredelung« des Proletariats durch Kunst und Architektur nicht unbeeindruckt. Nicht nur durch gezielte 289 Tatsächlich bemühte sich der Volkshausbund nicht nur um Volkshäuser, sondern auch um verwandte Gebäudetypen und Anlagen, z. B. Jugendheime, Stadthallen, Volksbüchereien, Lese- und Turnhallen, Volkshochschulen und Gemeindehäuser, Schwimmbäder sowie Sport- und Spielplätze. 290 Aufruf zur Mitarbeit am Deutschen Volkshausbund [o. S.]. 291 Vgl. Erdberg, Robert von  : Ein Volkshaus Berlin-Ost, Vortrag, gehalten auf der Tagung der Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost in Trieglaff in Pommern am 25. Mai 1918, abgedr. in  : Ders.: Freies Volksbildungswesen. Gedanken und Anregungen, Berlin 1919, S. 137–153, hier S. 138. 292 Vgl. Wiedergabe eines Artikels aus dem Vorwärts mit dem Titel »Die Klassenversöhner«, zit. nach  : Das Volkshaus, 2. Jg., Nr. 3/4, März 1921, S. 51.

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Erziehungsarbeit, auch durch die Architektur und Ausstattung der Volkshäuser selbst sollte der ästhetische Sinn der Arbeiterschaft gehoben werden. So hieß es anlässlich der Eröffnung des Berliner Gewerkschaftshauses, der Bau solle »auch auf den Geschmack der Arbeiter bildend« einwirken und durch seine »Schönheit und Solidität […] den Ordnungs- und Reinlichkeitssinn« des Publikums fördern.293 Noch in den 1920er Jahren findet sich die Auffassung, dass die Gewerkschaftshäuser »ein wesentliches Erziehungsmittel der Arbeiterschaft«294 seien, und durch »schöne« Form und »gediegene« Ausführung, helle, klare und hygienische Räume und dekorativen, künstlerischen und symbolischen Schmuck ihre Wirkung entfalten. Demnach sollten die Repräsentationsräume der Volkshäuser gerade nicht in »nüchterne(r) geschäftshausmäßige(r) Aufmachung« daherkommen, sondern durch »Symbole der Arbeit«, Berufs- und Genredarstellungen sowie Sinnsprüche ihren spezifischen »Charakter« erhalten. In diesem Sinne wollte man beispielsweise mit der Innenausstattung des 1928 eröffneten Bremer Volkshauses ganz »bewusst ein Stück erziehlicher Arbeit« leisten, »indem man Vorbild und Anhalt zu der Gestaltung des eigenen Heimes gibt«295. Denn nach dem Wunsch der Erbauer sollte »der Proletarier […] auch bei sich zu Haus ein aktiver Verkünder der neuen Zeit sein«296. Neben dem vielfach unübersehbaren Hang zur »Volkstümlichkeit« erhoben die Bauherren zugleich Anspruch auf repräsentative Bauformen und -materialien, gemäß dem auf die Settlement-Bewegung zurückgehenden Motto  : »Das Beste ist für den Arbeiter gerade gut genug.« Diesen Grundsatz schrieben sich beispielsweise die Erbauer des 1914 fertiggestellten Gewerkschaftshauses in Halle auf die Fahnen.297 »Geschmackvoll und gediegen« sollte die Inneneinrichtung sein, besonderer Wert wurde auf die künstlerische Ausstattung gelegt.298 Denn immerhin sei der klassenbewusste Arbeiter der »Vorkämpfer« des Sozialismus, unter dem »Kunst und Arbeit« wieder vereint sein würden, wie es in der Eröffnungsfestschrift hieß. Demgemäß sollten die architektonische Gestaltung und künstlerische Ausstattung des Neubaus »kräftige Schritte auf diesem Wege« sein. Tatsächlich blieb der Bauschmuck des Halleschen Gewerkschaftshauses formal den zeitgenössischen Konventionen verhaftet. Auch in Regensburg verfolgte man die Absicht, mit der Schaffung des Volkshauses den Anspruch der Arbeiterschaft auf eine ihrer Bedeutung angemessene architekto293 Zit. nach  : Das Gewerkschaftshaus. Siehe hierzu auch Domansky, Repräsentationsbauten, S. 25. 294 Dieses und die nachfolgenden Zitate aus  : Herre, Alfred  : Ein Wort zur Ausstattung des Volkshauses, in  : Leipziger Volkszeitung, 27. Jg., Nr. 180, 13. September 1920 [o. S.] 295 Volkshaus in Bremen, S. 52. 296 Ebd. 297 Geschäftsbericht über das Jahr 1914, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Halle, Halle 1915, abgedr. in  : Sammelband von Geschäfts-Berichten, 1907–1914, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Stuttgart [1928], dort S. 436. 298 Diese und die nachfolgenden Zitate aus  : Das Haus der Gewerkschaften zu Halle an der Saale, S. 12.

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nische Repräsentation zu untermauern. Anlässlich seiner Eröffnung am 1.  Mai 1926 jubelte die Volkswacht  : »Das Schönste, das Geschmackvollste, das Hervorragende ist für den Arbeiter gerade gut genug  ! Und zum Schönsten, zum Geschmackvollsten, zum Gediegensten unter allen Verkehrslokalen Regensburgs darf das Volkshaus ›Paradiesgarten‹ mit Fug und Recht wohl gezählt werden  !«.299

Von den Räumen des Volkshauses gehe »jene Atmosphäre ausgesuchter Behaglichkeit aus, die auch dem Arbeiter […] zum Bewusstsein bringt, dass auch er das Recht hat, Ansprüche an das Leben zu stellen, dass die Form und das Milieu des täglichen Daseins auch für ihn bessere sein können, als eine egoistische Klassenherrschaft ihm zubilligt«. Aussagen dieser Art finden sich  – in einen größeren Zusammenhang gestellt  – in einer 1910 erschienenen Broschüre mit dem Titel »Das Volkshaus wie es sein sollte«. Die Publikation ist die einzige nennenswerte Schrift aus dem Umfeld der Arbeiterbewegung, die sich grundsätzlich mit dem Volkshaus der Arbeiterbewegung befasst. Ihr Verfasser, der Dessauer Sozialdemokrat Heinrich Peus300, war ein glühender Anhänger der Abstinenzbewegung und Verfechter der Bodenreform. Seine Vision des Volkshauses ist unverkennbar den Gedanken der Sozial- und Lebensreformbewegung verpflichtet301  : »Das Volkshaus der Zukunft soll das schönste Haus der Stadt oder des Ortes sein. Es muss schöner sein als die Kirchen der Vergangenheit. […] Das Volkshaus wird ja auch die Kirche der Zukunft sein. In seinem äußeren Aufbau sei es so prachtvoll, wie seine hohe Bestimmung es verlangt. Seine Säle seien ein Muster von Solidität und Eleganz  ! Jedes Bild, das eine Wand schmückt, sei ein schönes Kunstwerk  ! Man dulde keine häßlichen Plakate, am wenigsten solche geschäftlichen Charakters. Das Volkshaus soll auf Schritt und Tritt die Seele seiner Besucher den Idealen zuwenden, die das menschliche Gemeinschaftsleben adeln.«302

Peus stellte sich das Volkshaus mit viel hellem Licht vor, das die »Arbeiterseelen« belebt. Für das Raumprogramm wünschte er sich eine »Bibliothek«, ein »stilles Lesezimmer mit guten Büchern, wertvollen Zeitschriften und den täglichen Zeitungen«, »Säle mit Unterrichtsmitteln aller Art«, ferner »Gelegenheit zu allerlei Spielen«, einen Konzertsaal und ein Theater, über deren Programme die Leitung der organisierten Arbeiter selbst entscheiden solle.303 Aus dem Volkshaus, »der gleichsam heiligen Stätte edelsten 299 Dieses und die nachfolgenden Zitate und Angaben aus  : Ein Volkshaus in Regensburg, in  : Volkswacht für Oberpfalz und Niederbayern, 19. Jg., Nr. 98, 2. Beilage, 30. April 1926 [o. S., o. V.] 300 Zu Peus s. auch Kap. 3.3.1. 301 Vgl. Eigenheer, Bäder, S. 148. 302 Peus, Heinrich  : Das Volkshaus wie es sein sollte, Berlin 1912, S. 13. 303 Ebd., S. 14.

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Gesellschaftslebens«, solle »der Alkohol in jeder Gestalt« verbannt sein.304 Selbst hinsichtlich der Garderobe der Gäste hatte Peus seine Vorstellungen  : »Man besuche das Volkshaus möglichst nicht in Arbeitskleidung  ! Nicht weil das Kleid der Arbeit an sich nicht würdig wäre  ! Aber im Volkshause sollen wir Genossen und Staatsbürger sein.«305 Sein Volkshausentwurf ist in einem ähnlich lebens- und realitätsfernen Bereich angesiedelt wie das Pendant der bildungsbürgerlichen Zeitgenossen.306 Mit der Wirklichkeit der Volks- und Gewerkschaftshäuser hatten Peus’ Forderungen demnach wenig gemein. So überrascht es nicht, dass seine Ideen von jenen, die sich mit der praktischen Finanzierung und Verwaltung der Volkshäuser zu befassen hatten, als »Überschwenglichkeit und Anmaßung«307 abgetan wurden. Indes zeigen auch die Berichte über Volkshäuser, wie sie sich in Zeitungen und Druckschriften der Arbeiterbewegung anlässlich von Einweihungs- und Jubiläumsfeiern finden, den starken Einfluss der von den zeitgenössischen Reformbewegungen formulierten Architekturkritik. Die allerdings meist nur knappen und allgemein gehaltenen Beschreibungen reproduzieren in Diktion und Argumentation unverkennbar die Positionen der bürgerlichen »Geschmackserzieher«. So schreibt etwa der Lübe­ cker Volksbote über den 1900 eingeweihten großen Saal im Lübecker Vereinshaus  : »Nirgends ist gespart worden, überall kommt der Gedanke zum Ausdruck, dass etwas Gutes, Dauerhaftes geboten werden müsse. Nirgends aufdringliche Anhäufung von Schmuck, nirgends grelle Farbenwirkungen – licht, luftig baut sich das Ganze auf …« (s. Abb. 104).308 Als 1908 in Darmstadt auf Basis eines angekauften Gebäudes ein Gewerkschaftshaus eingerichtet wurde, lobte der Volksfreund dessen »luftige helle geschmackvolle Räume«, »frei von allem überflüssigen Pomp«.309 In Düsseldorf wurde 1909 ein großer Volkshausneubau eröffnet, mit dem man deutlich den Anschluss an die neuesten, sachlicheren Architekturströmungen suchte (s. Abb. 46). Die sozialdemokratische Presse feierte den Bau überschwänglich als ein architektonisches Symbol der Arbeiterbewegung, sichtlich bemüht, den Widerspruch zwischen der Repräsentationsarchitektur und dem proletarischen Bescheidenheitsanspruch zu überbrücken  : »Nicht Prunk und Putzsucht schmückt die Tempelhallen, darinnen die Arbeit ihrer Göttin Opferfest feiert. Ihr klarer jungfräulicher Blick erfreut nicht Flitter und Tand, der die Gebrechlichkeit und den Moder verbirgt. In festem Grunde wurzelnd, erheben sich die im vulkanischen Feuer gehärteten Pfeiler, nur wenig gegliedert, als Sinnbild unvergänglicher 304 Ebd., S. 11. 305 Ebd., S.  14 f. 306 Nerdinger, Theodor Fischer, S. 53. 307 Chevallerie, Gewerkschaften als Unternehmer, S. 14. 308 Lübecker Volksbote, 7. Jg., Nr. 202, 31. August 1900 [o. S.]. 309 Das Heim der Darmstädter Arbeiter, in  : Hessischer Volksfreund, 2.  Jg., Nr.  15, 18.  Januar 1908 [o.  S., o. V.].

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Geschlossenheit und Kraft, trotzig sich spannende Bogen verbinden sie zur Einheit, die gewaltige Last gemeinsam zu tragen  ; dazwischen streben, getragen von die Würde und den Edelsinn symbolisierenden Löwen, die schlanken Pilaster mächtig empor, der sich geschwungenen Fläche mit ihnen aufwärts stehenden Halt verleihend. Das Ganze überspannt der gewaltige Bogen des Allumfassenden.«310

Der bürgerlichen Presse entging der zumindest latente Gegensatz zwischen der eleganten Ausstattung der Räumlichkeiten und dem proletarischen Publikum nicht  : So lobte sie den Bau als »eine Zierde der Altstadt«, bei dem »mit verhältnismäßig einfachen Mitteln […] schöne, gediegene Räume« von »anheimelnder« Atmosphäre geschaffen worden seien, »die den Besucher festlich stimmen«, das aber, »ohne ihm die Unbefangenheit durch ungewohnte Eindrücke zu nehmen«.311 Die »Geschmackserziehung« wurde innerhalb der Arbeiterbewegung phasenweise mit großem Nachdruck betrieben, sowohl publizistisch als auch mittels Ausstellungen, etwa von Möbeln, Hausrat oder Wandschmuck.312 Einen regelrechten Boom erlebten diese »Aufklärungskampagnen« in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Die – offenbar auf Anregung des Schriftstellers und Werkbund-Mitarbeiters Robert Breuer – ab 1910 veranstalteten Wettbewerbe und Ausstellungen der »Kommission für vorbildliche Arbeitermöbel« im Berliner Gewerkschaftshaus erreichten besonderen Bekanntheitsgrad.313 Die publizistische Aufmerksamkeit, die dem Projekt zuteil wurde, war erheblich. 1912 konnte sogar Peter Behrens zur Mitarbeit im sozialdemokratischen Kampf gegen Zierrat, Nippes, Plüsch und Spitzendeckchen gewonnen werden  : »Ehrliche, schlichte Arbeit  ; gutes, doch bescheidenes Material, lieber sorgsam ausgesuchtes Kiefernholz als nachgeahmte ›bessere‹ Sorten  ; behagliche Gestaltung jedes Stückes  ; muntere Farben ohne grelle Übertreibungen  ; vor allem keine falsche Kopie ›reicher‹ Meublements mit unzulänglichen Mitteln, sondern eine charaktervolle, solide gearbeitete, dem Geist und Stand der Bewohner entsprechende Einrichtung – das muss hier unter allen Umständen verlangt werden, und das hat Peter Behrens mit außerordentlichem Feingefühl beherzigt.«314

310 Volkszeitung [Düsseldorf], 20. Jg., Nr. 305, 31. Dezember 1909 [o. S.]. 311 Ebd. Es handelt sich um dort wiedergegebene Zitate aus dem Düsseldorfer General-Anzeiger, der Düsseldorfer Zeitung und dem Düsseldorfer Tageblatt (Hervorhebung durch die Verf.). 312 Zum Ausstellungswesen der Arbeiterorganisationen vgl. Lieske, Arbeiterkultur, S. 309. Foto aus einer Wandschmuckausstellung des Kölner Bildungsausschusses in  : Die Neue Welt, 1912, Nr. 24, S. 192. 313 Breuer als Ideengeber genannt bei Heuss, Theodor  : Der Hausrat des Proletariers, in  : Die Hilfe, 17. Jg., Nr. 20, 18. Mai 1911, Beiblatt, S. 318 f. Zu den Ausstellungen vgl. auch Sassenbach, Johannes  : Erinnerungen, BArch Berlin, SAPMO SgY 30-1118, S. 39. 314 Osborn, Max  : Arbeiter-Typenmöbel, in  : Bauwelt, 3. Jg. 1912, Kunstbeilage Nr. IX (9. Mai 1912), S. 65–69, hier S. 69.

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Inhalt und Aufbau der Ausstellungen wurden von den Bildungsausschüssen oder eigens eingerichteten Kommissionen didaktisch aufbereitet. Denn nicht zuletzt verband sich mit der geschmacklich-ästhetischen Bildung das Ziel, den Arbeiter zu einer »klassenbewussten« Wohnkultur zu erziehen. Insofern kommt darin das Ringen der Arbeiterbewegung um eine eigene proletarische Kultur zum Ausdruck. Tatsächlich entsprachen die propagierten Wohnvorschläge dem bürgerlichen Reformgeschmack, wie er von der Kunstgewerbebewegung und dem Werkbund vertreten wurde. So urteilte Theodor Heuss mit einem Anflug von Sarkasmus  : »Natürlich unterscheiden sich diese klassenbewussten Möbel in ihrer Grundform keineswegs von den anständigen der bürgerlichen Gesellschaft […].«315 Die Gestaltung der Arbeiterwohnung blieb auch in der Weimarer Republik ein wiederkehrendes Thema der sozialdemokratischen Kulturarbeit, nun unter den Vorzeichen des »Neuen Wohnens«.316 All die sozialdemokratischen Anstrengungen um proletarische Ästhetik und Geschmackssichertheit änderten am Ende jedoch nur wenig daran, dass das Arbeiterpublikum gewisse »Berührungsängste« gegenüber allzu vornehmen oder auch sachlichen Interieurs hatte. Vom Berliner Gewerkschaftshaus ist bekannt, dass dessen gastronomische Einrichtungen bei den örtlichen Arbeitern nicht den gewünschten Anklang fanden. Während das Schanklokal einigermaßen gut besucht war, fand vor allem das Restaurant wenig Zuspruch. Deshalb experimentierte die Hausverwaltung zeitweise mit der Ausstattung, »um das Lokal der Arbeiterschaft mundgerecht zu machen«  : Mal wurde im Restaurant nur teilweise mit Tischtüchern, mal mit bunten Tischtüchern und mal ganz ohne Tischtücher eingedeckt (Abb. 118), wie der Geschäftsführer Johannes Sassenbach berichtet.317 Doch diese Versuche blieben ebenso wie bauliche Maßnahmen, etwa die Verlegung des Ausschankes in den vorderen Teil des Lokals und die Errichtung einer Stehbierhalle, ohne durchschlagenden Erfolg. Sassenbach war überzeugt, es seien neben der ungünstigen Lage des Gewerkschaftshauses abseits der Arbeiterwohngebiete »die weißen Tischtücher im Restaurant« gewesen, an die sich »große Teile der Berliner Arbeiterschaft […] nur schwer« gewöhnen konnten  : »Die Geschichte war ihnen zu fein.«318 In solchen Beschreibungen offenbart sich die Diskrepanz zwischen dem Anspruch der Verwaltung, dem Arbeiter im Gewerkschaftshaus ein Stück gehobenen Lebensstil zu bieten, und der Lebensrealität der Besucher, denen dieser fremd, wenn nicht gar suspekt war. 315 Heuss, Hausrat. 316 Vorwärts und nicht vergessen. Arbeiterkultur in Hamburg um 1930. Materialien zur Geschichte der Weimarer Republik, Katalog zur Ausstellung der Projektgruppe Arbeiterkultur Hamburg vom 1. Mai bis 30. September 1982, bearb. von Hans-Michael Bock, Berlin 1982, S. 80  ; dort die Abbildung einer Ausstellung des SPD-Bildungsausschusses im Hamburger Gewerkschaftshaus mit »gewünschten« (schlichten) und »unerwünschten« (verzierten) Arbeitermöbeln unter der Überschrift ›Der Unterricht durchs Beispiel. Die gute Stube – Die schlechte Stube‹, 1926/27«, in  : Volk und Zeit, 1927, Nr. 1 [o. S.] 317 Vgl. Sassenbach, Johannes  : Erinnerungen, BArch Berlin, SAPMO SgY 30-1118, S. 37 f. 318 Zitate ebd.

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Wie bereits berichtet, fand ein nicht unerheblicher Teil der Volkshäuser beim Arbeiterpublikum erstaunlich wenig Anklang.319 Unter den vielfältigen Gründen dürfte allerdings die Gestaltung der Interieurs vermutlich eine nachrangige Rolle gespielt haben. Entscheidender war, dass es die arbeitereigenen Betriebe gerade in den Städten, wo es aufgrund einer reichhaltigen Kneipen- und Gaststättenstruktur zahlreiche Alternativen zu den Volkshäusern gab, oft schwer hatten, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Offenbar ließ auch die Qualität mancher Einrichtung stark zu wünschen übrig. So wurde 1926 in der Zeitschrift »Das Gewerkschaftshaus« kritisch konstatiert, dass in den Gewerkschaftshäusern »manches geändert und verbessert« werden müsse, »was man als Kulturmensch in verschiedenen Häusern noch vermisst«.320 Auch Karl Odenthal, langjähriger Geschäftsführer des Hamburger Gewerkschaftshauses und ein Kenner des Volkshauswesens, musste 1929 eingestehen, dass »hier und da […] auch heute noch mal so irgend was hergerichtet und dann Gewerkschaftshaus genannt« werde.321 Die Erbauer der Volkshäuser standen nicht zuletzt aus Gründen des Klassenkampfes vor einem wiederkehrenden Dilemma  : Man hatte meist wenig Geld, wollte aber höchsten Ansprüchen genügen. Gleichzeitig durfte man sich nicht dem Verdikt »bourgeoiser« Protzigkeit aussetzen. Die aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg überlieferten Äußerungen in der Arbeiterpresse belegen, dass man beim Bau der Volkshäuser zumindest publizistisch-agitatorisch stets bemüht war, diesen Spagat zwischen hoher Qualität und bescheidener Zweckmäßigkeit zu bewältigen. Die gebauten Beispiele wiederum zeigen, dass in der Realität keinem fest umrissenen Gestaltungsideal gefolgt wurde, sondern man sich innerhalb der Konventionen und Möglichkeiten der zeitgenössischen Baukultur bewegte. Für den konkreten Einzelfall bedeutet dies, dass bei der Entwurfsfindung die Notwendigkeiten, Bedürfnisse und Ansprüche der jeweiligen Bauherren und Nutzer maßgeblich waren und nicht etwa ein übergeordnetes, wie auch immer geartetes Formkonzept. 3.3.2 Repräsentation und Emanzipation – Das Volkshaus als Reflex der bürgerlichen Hegemonialkultur

Im Laufe des 19. Jahrhunderts eroberte das Bürgertum nicht nur »die überwiegende materielle und moralische Macht«322, es löste den Adel auch in seiner kulturellen Führungsrolle ab. Den Arbeitern wurde damals im Allgemeinen keine oder nur eine archaisch-unbewusste Kulturfähigkeit zugesprochen. Die politische, soziale und kul319 Vgl. Kap. 2.4. 320 Th., Die Deutschen Gewerkschaftshäuser, S. 13. 321 Odenthal, Gewerkschafts- und Volkshäuser, S. 278. 322 Riehl, Wilhelm Heinrich  : Die bürgerliche Gesellschaft (1852), zit. nach Gründerzeit 1848–1871. Industrie & Lebensträume zwischen Vormärz und Kaiserreich, Ausstellung im Deutschen Historischen Museum, hrsg. von Ulrike Laufer und Hans Ottomeyer, Berlin 2008, S. 30.

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turelle Ausgrenzung der nichtbürgerlichen Schichten hatte widersprüchliche Auswirkungen auf die Kulturauffassung der Sozialdemokratie im Kaiserreich. Auf der einen Seite lehnte sie die Kultur der »Bourgeoisie« ab. Der Begriff der »bürgerlichen Kultur« war im sozialdemokratischen Sprachgebrauch negativ konnotiert und stand in vielerlei Hinsicht für Maßlosigkeit, Dekadenz und Lüge  – allesamt Eigenschaften, von denen man sich selbst unbedingt distanzieren wollte. Auf der anderen Seite strebte die Arbeiterbewegung nach kultureller Teilhabe und Anerkennung. In der Praxis wurde in vielerlei Hinsicht den Kulturleistungen des Bürgertums nachgeeifert  : »Die ignorierten Repräsentanten der sozialdemokratischen Kultur trachteten demgegenüber danach, der ihnen entgegengebrachten Missachtung dadurch zu begegnen, […] dass man nicht nur Elemente der hegemonialen Kultur aufgriff, sondern diese geradezu zu ›überwinden, zu überbieten, zu überflügeln‹ suchte, um auf diese Weise die heimlich bewunderte, aber gelangweilte bürgerliche Geliebte (freilich völlig erfolglos) zu beeindrucken.«323

Gestaltung und Bewertung der vor 1914 entstandenen Volkshäuser lassen unter verschiedenen Aspekten Rückschlüsse auf den gesellschaftlichen und politischen Antagonismus zwischen Bürgertum und Arbeiterschaft zu. In den Großstädten konkurrierte die Arbeiterbewegung mit den ihre Macht und gesellschaftliche Bedeutung demons­ trierenden Bauten von Staat, Industrie und Großbürgertum. Die jungen gesellschaftlichen Eliten der Gründerzeit, Industrielle, hohe Beamte und Gebildete, inszenierten sich mit monumentalen Saalbauten selbstbewusst als stolze Träger von Kultur und Bildung, als kulturelles und ökonomisches Rückgrat der Gesellschaft. Schon in der ständischen Gesellschaft bestimmte der Status eines Bauherrn die Größe und den Schmuckreichtum seines Hauses.324 Dieses ungeschriebene Gesetz hatte auch um 1900 durchaus noch seine Gültigkeit. Gleichwohl hatte damals die Kohärenz zwischen bestimmten Baustilen und Bauaufgaben an Verbindlichkeit verloren. In Anlehnung an feudale Schlossarchitektur rief die historistische Prachtarchitektur des späten 19. Jahrhunderts »Erinnerungen an signifikante Vorbilder« wach und meldete durch solcherlei fremde Zitate ähnliche Machtansprüche an.325 Zum üblichen Repertoire der Würdeformeln gehörten Türme, Kuppeln, Giebel, Risalite und üppiger plastischer Fassadenschmuck. Als typisches Beispiel für diese großbürgerliche Repräsentationsarchitektur kann der Saalbau in Essen gelten, ein 1904 eröffnetes Konzert- und Festgebäude (Abb. 119). Das außergewöhnlich 323 Wunderer, Hartmann  : Die Arbeiter-Kultur-Bewegung in der Weimarer Republik  : Höhepunkt der Solidar-Gemeinschaft oder Niedergang der Klassenkultur  ? Eine falsche Gegenüberstellung, in  : Die roten Turnbrüder, hier S. 67. 324 Hesse, Handbuch, S. 174. Im Kontext der Gewerkschaftshäuser vgl. hierzu Domansky, Repräsentationsbauten, S.  20 f. 325 Warnke, Martin  : Einführung, in  : Politische Architektur in Europa vom Mittelalter bis heute. Repräsentation und Gemeinschaft, hrsg. von Martin Warnke, Köln 1984, S. 7–18, hier S. 14.

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üppig und festlich dekorierte Bauwerk zeigt Einflüsse der zeitgenössischen ephemeren Architektur der Industrie- und Gewerbeausstellungen, der ureigenen Bühne industrieller und kapitalistischer Selbstdarstellung.326 Im Umfeld des Hauptgebäudes wurde ein weit gefasstes »Terrain« mit Aussichtsplattformen, Restaurationsterrassen und Parkanlagen geschaffen. Nur ein Teil der Anlage diente also der Erfüllung seiner Kernfunktionen, während große Bereiche allein der Zerstreuung und Erholung gewidmet waren – auch dies eine demonstrative Zurschaustellung von Überfluss und Luxus. Um sich gegen die politische und gesellschaftliche Elite zu behaupten, musste die Arbeiterbewegung mit vergleichbarem Aufwand, wenn nicht gar noch größer und prächtiger bauen. Dabei ging es den Bauherren weniger um die Formulierung eines ästhetischen Manifests, sondern um gesellschaftliche Selbstdarstellung.327 Der Volkspark Halle zeigt geradezu frappierende Ähnlichkeit mit dem Essener Saalbau, indem er die großspurige Architektur des Bürgertums kopiert (Abb. 120). Durch seine Größe und die exponierte Lage in unmittelbarer Nähe eines Villenquartiers forderte er die bürgerliche Öffentlichkeit und deren kulturelle Hegemonie heraus. Das von den Architekten Albert und Ernst Giese entworfene Bauwerk hat die architektonische Wirkung einer Festkulisse  : Verschiedenartige Turm- und Giebelmotive und spielerisch angeordneter Fassadenschmuck aus Pflanzenmotiven, Festons und Masken suggerieren Fülle und Reichtum. Der um Aufmerksamkeit heischende Fest- und Schaucharakter der Volksparkarchitektur erinnert gar an zeitgenössische Ausstellungsbauten der Großindustrie, bei denen dieselben »Architekturgedanken und Motive«, in denen sich Vorstellungen von »Öffentlichkeit, Größe und Macht« niederschlugen, Verwendung fanden.328 Mit dem Volkspark erhob die Arbeiterschaft also sichtbaren Anspruch auf die bislang den bürgerlichen Schichten vorbehaltenen Werte und Annehmlichkeiten wie Kultur, Freizeit und Zerstreuung. Das Prinzip des Nachahmens und Übertrumpfens bürgerlicher Vorbilder trifft auch auf andere Großbauten der Arbeiterbewegung zu, beispielsweise das Gewerkschaftshaus in Hamburg (Abb.  44 u.a.), das Volkshaus in Leipzig (Abb.  45) oder das DMVVerbandshaus in Berlin (Abb.  121, 122).329 Bei der Gestaltung dieser Häuser stand 326 Vgl. Großbölting, Thomas  : »Im Reich der Arbeit«. Die Repräsentation gesellschaftlicher Ordnung in den deutschen Industrie- und Gewerbeausstellungen 1790–1914, München 2008, S. 263. 327 Zu diesem Gedanken in Bezug auf die Architektur der Gründerzeit vgl. Ottomeyer, Hans  : Vom Kunstgewerbe zur Kunstindustrie. Rückbezug und Fortschritt. Wege des Historismus 1848–1880, in  : Kat. Gründerzeit 1848–1871, S. 319–327, hier S. 327. 328 Koch, Georg Friedrich  : Die Bauten der Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung in Düsseldorf 1902 in der Geschichte der Ausstellungsarchitektur, in  : Kunstpolitik und Kunstförderung im Kaiserreich. Kunst im Wandel der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, hrsg. von Ekkehard Mai u.a., Berlin 1982, S. 149–165, hier S. 160 f.; vgl. auch die dort abgebildeten Ausstellungsgebäude der Eisenbahndirektion zu Köln, Elberfeld und Essen sowie der Firma Friedrich Krupp. 329 Selbst dort, wo keine direkte architektonische Ähnlichkeit vorhanden war, waren die bürgerlichen Großbauten der Maßstab, an dem man sich beim Bau vieler Volkshäuser orientierte  : So rühmten sich noch

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nicht die Suche nach einer ureigenen, unverwechselbaren Bauform im Vordergrund, sondern eine »machtpolitische Willensbekundung«330 der Arbeiterbewegung im großstädtischen Umfeld der Geschäfts-, Verwaltungs- und Gesellschaftsbauten des Bürgertums (vgl. Abb. 123, 124). Ein wiederkehrendes Motiv bei der Errichtung der großen Volkshausbauten war es, diese als Mustereinrichtungen zu konzipieren und zu propagieren. Damit stellte man sich bewusst in Konkurrenz zu bestehenden Fürsorgeeinrichtungen, etwa Volksküchen oder Herbergsbetrieben. Das im Jahr 1900 eröffnete Berliner Gewerkschaftshaus (s. Abb. 41 u.a.) galt als eine solche »Sehenswürdigkeit«331. Es fanden öffentliche Besichtigungstage und regelmäßige Besucherführungen statt, in deren Rahmen die vorbildlichen Einrichtungen des Hauses stolz präsentiert wurden. Zu diesen Anlässen wurden neben Arbeiterfunktionären aus dem ganzen Reich vielfach auch Vertreter der bürgerlichen Kreise, darunter Politiker, Fachleute und Honoratioren eingeladen.332 Wohlwollende Beachtung erntete vor allem die technische und hygienische Ausstattung der großen Volkshäuser. Das Urteil des Bürgertums über die architektonische Qualität der von der aufstrebenden Arbeiterbewegung geschaffenen Neubauten war hingegen ambivalent, es umfasste gleichermaßen Lob wie Häme. Üblicherweise wurde in der Arbeiterpresse auf lobende Erwähnungen seitens bürgerlicher Persönlichkeiten und Zeitungen besonders hingewiesen – ein Beleg für das ausgeprägte Bedürfnis nach Anerkennung seitens des poltischen Gegners. Stolz zitierten etwa die Hamburger Sozialdemokraten Alfred Lichtwark mit dem Ausspruch, der Staat möge »seine Techniker und Architekten einmal in das Gewerkschaftshaus schicken, damit sie lernten, wie man zweckmäßig und schön baue«333. Die Erbauer hatten Lichtwark und weitere Persönlichkeiten der »bürgerlichen Kreise aus der Bauwelt und der Bürgerschaft« zu einer Besichtigung des eben eröffneten Hauses eingeladen.334 Damals habe, so heißt es in einem Bericht, die »Größe und die zweckmäßige Einrichtung, vor allem der dem Volkshaussaal in Jena nachgebildete große Versammlungssaal« das »Erstaunen« der Gäste hervorgerufen.335 Zwar können diese Berichte letztlich wenig über das tatsächliche Urteil der bürgerlichen Fachwelt aussagen. Sie zeigen aber, dass Lichtwark den Sozialdemokraten als »ei1925 die Erbauer des Gewerkschaftshauses in Gelsenkirchen-Buer, dass dessen geplanter Saal »um rund ein Achtel umfangreicher« gewesen wäre als »der große Essener Saalbau.« Vgl. Das Gewerkschaftshaus Buer, Buer 1925 [o. V.], S. 12. 330 Warnke, Einführung, S. 14. 331 Sassenbach, Johannes  : Erinnerungen, BArch Berlin, SAPMO SgY 30-1118, S. 37. 332 Unter den Besuchern von Gewerkschaftshäusern finden sich im Laufe der Jahre neben bürgerlichen Politikern, internationalen Sozialisten und anderen Honoratioren klingende Namen wie Werner Sombart und Anatole France  ; vgl. Sassenbach, Johannes  : Erinnerungen, BArch Berlin, SAPMO SgY 30-1118, S. 37. 333 Vgl. Ein Führer durch das Hamburger Gewerkschaftshaus, hrsg. von der Gesellschaft Gewerkschaftshaus mbH, Hamburg 1914, S. 12. 334 Krause, Hamburger Gewerkschaftshaus, S. 380 ff. 335 Ebd.

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ner der feinsten und eindringlichsten Lehrer in allen Fragen der Ausdruckskultur«336 und somit als kulturelle Leitfigur galt –, ungeachtet seiner bekannten antisozialistischen Haltung337. Andere Teile der bürgerlichen Öffentlichkeit Hamburgs wiederum gingen weniger wohlwollend mit dem Gewerkschaftshausneubau um. Sie deuteten das Anknüpfen an gründerzeitliche Prachtarchitektur als Beleg für die ästhetische Unmündigkeit seiner Erbauer  : »Die ganze Front des Gewerkschaftshauses und sein Dach sind eine einzige große Kulisse, nur nicht aus Farbe auf Leinwand gepinselt, sondern aus teurem Material, das in dieser Art angewandt nichts mehr und nichts weniger als eine namenlose Verschwendung von Geld und Schweiß ist. So baut der Parvenu, der Emporkömmling, der Gernegroß  : so baut einer, der zeigen will, dass er es auch so kann, wie die Leute, die er als Protzen und seine Feinde bekämpft. […] Das Gewerkschaftshaus ist so recht der Ausdruck des gegenwärtigen Standesbewußtseins im Arbeiterstand. Naserümpfen über das verfaulte Bürgertum, aber sich mit den Formen bepacken, die dieses Bürgertum längst nicht mehr für anständig hält […].«338

In dieser Kritik des Heimatschutzverfechters Paul Bröcker339 klingt – neben einer gewissen Überheblichkeit  – das neu erwachte kulturelle und ästhetische Gewissen des liberalen und gebildeten Bürgertums an. Dieses verurteilte den Lebensstil der Großindustriellen als dekadente, unnatürliche und stillose »Unkultur«340 und wurde zum Motor der nahezu alle Lebensbereiche umfassenden Reformbewegungen. Bezeichnenderweise vereinten sich damals sowohl linke als auch rechte Strömungen in ihrer Gegnerschaft zum Historismus.341 In den 1890er entwickelte sich die Bescheidenheit zum neuen Leitbegriff des bürgerlichen Wohnens  : »›Sauberkeit‹, ›Helligkeit‹ und ›Ordnung‹, ›Einfachheit‹, ›Harmonie‹ und ›Gediegenheit‹ der ›Zweckmäßigkeit‹, ›Behaglichkeit‹ und ›Ruhe‹ waren die Zauberformeln, mit denen man sich gegen den gründerzeitlichen Pomp richtete.«342 Die Wiederannäherung an ein kleinbürgerliches, als unverdorben 336 Ein Führer durch das Hamburger Gewerkschaftshaus, S. 12. 337 Zu Lichtwarks Haltung gegenüber den Sozialdemokraten vgl. Kiyonaga, Nobumasa  : Alfred Lichtwark. Kunsterziehung als Kulturpolitik, München 2008, S. 100 ff. 338 Bröcker, Paul  : Unsere Arbeiterklasse als Baumeister, in  : Ders.: Über Hamburgs neue Architektur. Zeitgemäße Betrachtungen eines Laien, Hamburg 1908, S. 71–77, hier  : S. 72 f. Ähnlich kritisch-herablassender Tenor bei  : Heuss, Hausrat. 339 Bröcker gilt als einer der führenden Verfechter der Heimatschutzbewegung in Hamburg  ; vgl. Turtenwald, Claudia Ingrid  : Fritz Höger 1877–1949. Architekt zwischen Stein und Stahl, Glas und Beton, Phil. Diss. Univ. Münster, 2003, S. 70, http://repositorium.uni-muenster.de/document/miami/cf9f2a6e-b7a8-43b7a956-fb0af3649ff6/14_Titel-Band_2.PDF (Abruf am 4. April 2016). 340 Vgl. Muthesius, Kunstgewerbe, S. 1. 341 Vgl. Nipperdey, Thomas  : Wie das Bürgertum die Moderne fand, Berlin 1988, S. 66. 342 Buchholz, Lebensreform, S. 365.

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und ehrlich empfundenes Gestaltungsideal der Zeit »um 1800« – des Klassizismus und des Biedermeier – sollte die Krise der bürgerlichen Kultur überwinden helfen und zugleich zur Veredelung des Proletariats beitragen.343 So hatte beispielsweise der bereits erwähnte Alfred Lichtwark, der als eine Art »Vorläufer und natürlicher Verbündeter des Werkbunds« anzusehen ist, die Vorstellung, die ästhetische Erziehung und »Geschmacksveredelung« des Bürgertums werde auch in die unteren Gesellschaftsschichten einsickern.344 Die Hochschätzung der klassischen Werke der bürgerlichen Kunst und Kultur war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein zentrales Leitbild der Bildungs- und Kulturauffassung der Arbeiterbewegung.345 Demnach konnte das Endziel einer sozialistischen Kultur nur erreicht werden, indem sich das Proletariat die »wahren« Errungenschaften der bürgerlichen Kultur – also die »Trias von Kunst, Bildung und Wissenschaft« – zu eigen machte.346 Folglich zeigen die damaligen kulturellen Aktivitäten der Arbeiterbewegung ein deutlich stärkeres Bemühen, »den kulturellen Rückstand aufzuholen, als sich kritisch mit dem bürgerlichen Kulturerbe auseinanderzusetzen«.347 Dabei stand der Wunsch nach Teilhabe an den klassischen Werten bürgerlicher Kultur in krassem Gegensatz zu der vor allem vom revolutionären Flügel innerhalb der Arbeiterbewegung während des Kaiserreichs praktizierten Polemik gegen alles »Bürgerliche«.348 Gleichwohl zeigten sich sozialdemokratische Bildungs- und Kulturexperten empfänglich gegenüber den Gedanken und Forderungen des reformwilligen Bildungsbürgertums.349 Politisch betrachtet deckte die bürgerliche Reformbewegung, aus der u.a. Vereinigungen wie der »Dürerbund«, der »Deutsche Werkbund« und die »Gartenstadtgesellschaft« hervorgingen, ein breites Spektrum zwischen liberal-konservativem Lager und sozialdemokratischem Revisionismus ab.350 Nicht zuletzt engagierten sich neben Arbeitern auch Bildungsbürger und Intellektuelle in der sozialdemokratischen Bewegung und beeinflussten deren Theoriebildung.351 So finden sich die Ideen der bildungsbürgerlichen Kulturreform auch 343 Vgl. Huse, Norbert  : »Neues Bauen« 1918 bis 1933. Moderne Architektur in der Weimarer Republik, München 1985, S. 121 und Maciuika, John V.: Before the Bauhaus. Architecture, Politics, and the German State 1890–1920, Cambridge 2005, S. 15 f., S. 118. 344 Vgl. Großkopff, Rudolf  : Alfred Lichtwark, Hamburg 2002, S. 78 f. 345 Guttsman, Workers’ Culture, S. 24  ; Sheppard, Richard  : The SPD, its Cultural Policy and the German Avant-garde 1917–1922, in  : Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 20. Bd., 1995, Nr. 1, S. 16–66, hier S. 49 ff. 346 Tenfelde, Anmerkungen, S. 108. 347 Kuhn, Deutsche Arbeiterbewegung, S. 253 f. 348 Vgl. Emig, Veredelung des Arbeiters, insbes. S. 161 u. 239. 349 Walter, Franz  : Sozialistische Gesundheits- und Lebensreformverbände, Bonn 1991. 350 Whyte, Bruno Taut, S. 18. 351 Vgl. z. B. Gilcher-Holtey, Ingrid  : Intellektuelle in der sozialistischen Arbeiterbewegung  : Karl Kautsky, Heinrich Braun und Robert Michels, in  : Marxismus und Demokratie. Karl Kautskys Bedeutung in der sozialistischen Arbeiterbewegung, hrsg. von Jürgen Rojahn, Frankfurt am Main 1991, S. 373–390.

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in den Äußerungen der Arbeiterbewegung wieder. Schon 1879 nahm August Bebel in seiner Schrift »Die Frau und der Sozialismus« werkbündlerische Ideale vorweg, als er die qualitativen und ästhetischen Vorteile der künftigen Gemeinwirtschaft pries  : »Man wird nur das Beste erzeugen, das dadurch umso länger hält und umso weniger Kraftaufwand erfordert. Die Tollheit der Moden, durch die ebenso sehr Verschwendung wie Geschmacklosigkeit begünstigt wird, hört ebenfalls auf oder wird doch ganz bedeutend eingeschränkt.«352

In seinen Ausführungen verband Bebel den Begriff des Zweckmäßigen mit dem der Schönheit und ging davon aus, dass das »Bedürfnis, seinen Reichtum zur Schau zu tragen« zusammen mit dem Kapitalismus obsolet werden würde.353 Darin klingt bereits jene Auffassung an, die zu Beginn des 20.  Jahrhunderts den Diskurs um Kunst, Kunstgewerbe und Architektur beherrschte, nämlich, dass die Kunst, insbesondere die Architektur, stets auch Ausdruck einer Weltanschauung bzw. eines gesellschaftlichen und politischen Zustands sei. Clara Zetkin war eine jener gebildeten Arbeiterführerinnen und Arbeiterführer, die diesen Gedanken weiter popularisierten.354 1905 entwickelte sie mit Heinrich Schulz im Auftrag des Parteivorstands neue Leitlinien für die Volksbildung, die dem Kampfcharakter des Proletariats entsprechen sollten.355 Insofern vertrat sie bildungspolitisch einen revolutionären Gegenkurs zur humanistisch-liberalen Richtung der so genannten Revisionisten innerhalb der sozialdemokratischen Partei und forderte eine »Umwertung« der »bürgerlichen Geisteskultur« durch das Proletariat »gemäß seiner eigenen Weltanschauung«.356 Von Zetkin stammt die wohl bekannteste sozialdemokratische Einschätzung zur frühen Volkshausarchitektur, geäußert in einem 1911 gehaltenen Vortrag zum Thema »Kunst und Proletariat«. Zetkin übte scharfe Kritik an der »bürgerlichen« Formensprache der Volkshäuser und sah darin einen Beleg für das unterentwickelte Klassenbewusstsein der Arbeiterschaft  : »Die Räume, die das Heim des kämpfenden Proletariats sein sollen, in denen sich ein wichtiger Teil seines geschichtlichen Lebens abspielt, die den Zwecken seiner Organisation dienen und seine Versammlungen aufnehmen, diese Häuser sind nicht aus seiner sozialistischen Weltanschauung heraus künstlerisch gestaltet. Unsere Gewerkschafts-, Volks- und Geschäfts352 Diese und die folgenden Zitate aus  : Bebel, August  : Die Frau und der Sozialismus, 9., gänzlich umgearb. Auflage, Stuttgart 1891, S. 274 ff. 353 Vgl. ebd., S. 272. 354 Vgl. Guttsman, Workers’ Culture, S. 28 f. 355 1906 wurden diese dem Parteitag als Resolution »Volkserziehung und Sozialdemokratie« vorgelegt  ; vgl. Guttsman, Workers’ Culture, S. 28 f. u. S. 37 f. 356 Rüden, Anmerkungen, S. 37.

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häuser unterscheiden sich in ihrem Stil  – Stil als äußere Form inneren Lebens gefaßt  – in nichts von irgendwelchen bürgerlichen Geschäfts- oder Verkehrshäusern. […] Kurz, das geistige Leben der Arbeiterklasse hat bis jetzt noch nicht den geringsten Ausdruck in der architektonischen Formensprache gefunden.«357

In ihren weiteren Ausführungen meint Zetkin, dass erst das klassenbewusste Proletariat in der Lage sein werde, eigene schöpferische Leistungen zu vollbringen und die »Perioden des Stillstandes, ja des Verfalles der Kunst zu überwinden«.358 Aber auch sie sah in der Rezeption und Übernahme bürgerlicher Kulturwerte den einzig möglichen Weg zur Veredelung der Arbeiterklasse.359 Die kommende Kunst des Sozialismus, so ihre Vision, die sie mit anderen teilte, sei »die Fortbildung der großen, klassischen, bürgerlichen Kunst«360. Die spezifische Verbindung von bildungsbürgerlicher Kulturkritik mit marxistischsozialistischer Ideologie schlug sich auch in der Arbeiterpresse nieder, wenn allgemein über Architektur geschrieben oder aber über Gewerkschaftsbauten berichtet wurde. So feierte das Verbandsblatt des Zentralverbands der Maurer den 1911 in Hamburg errichteten Verbandshausneubau (Abb.  129) als Überwindung der »Parvenu-Architektur« des vielkritisierten Gewerkschaftshauses.361 Die neuartige »Selbstbescheidung und strenge Zucht« der Architektur des Bauarbeiterhauses wurde als treffender Selbstausdruck der Arbeiterbewegung gelobt  : »Groß und klar muss die Wirkung eines Baues sein, ohne brutal und plump zu werden, schlicht und einfach, ohne armselig zu sein, wenn sie das Wesen einer Arbeiterorganisation verkörpern soll.« Auch das Hamburger Echo, die sozialdemokratische Tageszeitung, sah in dem Neubau einen zeitgemäßen Ausdruck des »Kulturwille[ns] des aufstrebenden Volkes«  : »Es wäre zu wünschen, dass die zukünftigen Bauten der Arbeiterschaft sich [Albert H. W.] Krügers Schöpfung zum Muster nähmen, dass sie im Geiste seiner geschmackvollen Einfachheit und stilvollen Solidität ihre Bauten errichteten. Nicht die kahle Nüchternheit der Produktionshäuser, nicht die imitierte Bourgeois-Architektur des Gewerkschaftshauses kann der Ausgangspunkt einer wirklichen Baukultur werden, die aus dem treuen Zusammenwirken der Arbeiter mit dem Künstler-Architekten hervorgehen muss.«362 357 Zetkin, Clara  : Kunst und Proletariat. Vortrag, gehalten am ersten Künstlerabend des Bildungsausschusses der Stuttgarter Arbeiterschaft, Stuttgart 1911, S. 14 f. 358 Ebd., S. 6. 359 Ünlüdağ, Tânia  : Clara Zetkin. Bürgerlichkeit und Marxismus. Eine Biographie, Essen 2003, S. 186 ff. 360 Zetkin, Kunst und Proletariat, S. 14. 361 Dieses und die nachfolgenden Zitate aus  : Klupp, Wilhelm  : Die Architektur des Bauarbeiterhauses, in  : Der Grundstein, 24. Jg., Nr. 12, 25. März 1911, S. 136. 362 Hamburger Echo, 18.  November 1910, zit. nach  : Der Grundstein, 23.  Jg., Nr.  50, 10.  Dezember 1910 [o. S.].

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Dementsprechend bemühte man sich wenige Jahre später beim Erweiterungsbau des Hamburger Gewerkschaftshauses, diese Grundsätze in eine Form zu bringen. Mit der Fassade des Altbaus ging man nun selbst hart ins Gericht  ; diese streife »hart an Geschmacklosigkeit«, schrieb das Hamburger Echo.363 »Kein protziger Prunk, aber Gediegenheit in Material und Ausführung« sollte jetzt die Devise sein – allerdings nicht, ohne beim Außenbau gänzlich auf »monumentale Wucht« zu verzichten.364 Die »Gediegenheit«, auf die sich auch die Kunstgewerbereform in ihrem Kampf gegen Pomp und »Ungeschmack« stets berief365, wurde zu einem zentralen Begriff, den die Arbeiterbewegung immer wieder bemühte, um die von ihr angestrebte ästhetische und soziale Abgrenzung zu erreichen.366 Nicht protzig, aber auch nicht armselig wollte man bauen, sondern einfach und bescheiden, aber doch hochwertig und würdig, mit »gediegener, zweckmäßiger Einfachheit, in der sich sicheres Kulturbewusstsein ausdrückt«, zu der sich die Arbeiterschaft »in heißem Bildungsstreben emporgerungen« hat.367 Während des gesamten Untersuchungszeitraums finden sich in den Charakterisierungen der Volkshäuser auffallend häufig die Begriffe »Gediegenheit« und »Zweckmäßigkeit« als austauschbare Versatzstücke  – zum Teil angereichert mit schwärmerischem sozialistischem Gedankengut.368 In diesen Zusammenhang gehört auch das folgende wiederkehrende Merkmal bei der Ausstattung von Volks- und Gewerkschaftshäusern dieser Zeit  : der explizite Rekurs auf die Handwerkstradition, sei es bei der Wahl des Baumaterials, bei der Ausführung oder Ausstattung. Auch das Zitieren von Zunftsymbolen und -motiven im Rahmen der dekorativen Gestaltung von Fassaden und Räumen war weit verbreitet (Abb. 125–128). In ihrem Streben nach kultureller Anerkennung griff die Arbeiterbewegung somit auf allgemein wertgeschätzte und zugleich (vorgeblich) ideologisch unbelastete Vorbilder zurück. Dies erschien auch dadurch legitimiert, dass der traditionellen bäuerlichen Kultur und dem Handwerk seitens der damaligen Volkskunde immerhin ein gewisses Maß an kultureller Bedeutung zugestanden wurde.369 Darüber hinaus ergriff man mit der Anknüpfung an die Tradition des einstigen zünftischen Handwerks die Chance, 363 V., O.: Zur Eröffnung des Gewerkschaftshaus-Neubaues, in  : Hamburger Echo, 5. Oktober 1913, Nr. 234, Erste Beilage [o. S.]. 364 Ebd. 365 Vgl. Großkopff, Lichtwark, S. 77 ff. 366 Zum proletarischen Raumideal der Einfachheit und Würde und zum Bemühen um soziale und ästhetische Abgrenzung vgl. Warstat, Theatrale Gemeinschaften, S. 70 f. 367 Zit. nach Ein Führer durch das Hamburger Gewerkschaftshaus, S. 38. 368 Beispielsweise attestierte das Detmolder Volksblatt 1930 dem dort neu eröffneten Volkshaus die »gediegene und würdige Ausstattung« der Gast- und Versammlungsräume  ; die Büroräume seien »schlicht, aber praktisch eingerichtet, entsprechend ihrer sachlichen Zweckbestimmung«, die Fremdenzimmer »einfach, aber geschmackvoll«  ; zit. nach Unser neues Volkshaus u. Ein Haus des Volkes. 369 Vgl. Bausinger, Hermann  : Bürgerlichkeit und Kultur, in  : Bürger und Bürgerlichkeit im 19. Jahrhundert, hrsg. von Jürgen Kocka, Göttingen 1987, S. 121–142, hier S. 137.

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die vergleichsweise junge gewerkschaftliche Bewegung aufzuwerten. Bei der Bauausführung des Verbandshauses der Holzarbeiter in Berlin wurde beispielsweise besonders großer Wert auf die handwerklich gediegene Ausführung der Holzarbeiten gelegt und somit »solide Handwerkskunst«370 unter Beweis gestellt. Dieser Aspekt des bewussten Anknüpfens an das traditionelle Handwerk war ähnlich schon beim Neubau des Zentralverbands der Maurer in Hamburg zum Tragen gekommen, bei dessen Klinkerfassade handwerklich-künstlerische Maurerarbeit anhand traditioneller Motive wie »Mühle« und »Donnerbesen« im Zierverband demonstriert wurde (Abb. 129).371 Auf diese Weise inszenierten sich die Gewerkschaftsverbände als Nachfolgeorganisationen der handwerklichen Zunft- und Gesellenverbindungen,372 wobei man darüber hinwegsah, dass deren Blüte zum Zeitpunkt der Entstehung der modernen Berufsverbände bereits Jahrhunderte zurücklag. Der Brückenschlag ins Mittelalter diente dazu, sich selbst den Anschein von Historizität zu verleihen. Dementsprechend tauchen bei der dekorativen Ausstattung von Volkshäusern immer wieder, und das sogar noch in den Jahren der Weimarer Republik, die Symbole des alten Handwerks wie Zirkel, Klöppel und Winkeleisen auf, obwohl diese aus dem Alltag der meisten Industriearbeiter längst verschwunden waren. Der politisch neutrale Wert der »Gediegenheit« blieb bis in die Weimarer Zeit hinein der wohl gängigste Begriff im positiven Urteil der Arbeiterbewegung über ihr eigenes Bauschaffen. Gleichwohl wuchs noch im Kaiserreich die Überzeugung, dass die Arbeiterklasse beizeiten eine neue, ihrer Weltanschauung angemessene ureigene Architektur entwickeln werde  : »Wie das Volk daran geht, das unnatürlich mißstaltete Haus des Staates umzubauen, bis es sein eigenes Wesen recht und ehrlich zum Ausdruck bringt, so wird es auch aus eigener Kraft und Macht zu den Häusern und Bauformen kommen, die uns, und nur uns gehören.«373

Die »kultursozialistischen« Vordenker der 1920er Jahre schließlich wähnten die Erfüllung ihrer Hoffnungen nach einer eigenen sozialistischen Kultur in greifbare Nähe gerückt. So schrieb Gustav Radbruch 1922 in seiner »Kulturlehre des Sozialismus«  : »Eine Klasse, die sich noch nicht als berufene Trägerin eigener Kultur weiß, ahmt die Kulturformen höherer Klassen beflissen nach  : So war bisher der Arbeiter als Kulturträger, der 370 Das Haus des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes, hrsg. vom Deutschen Holzarbeiter-Verband, Berlin 1914 [o. S.] 371 Vgl. Protokoll über die Verhandlungen des elften Verbandstages, abgehalten in Leipzig vom 7. bis 12. Februar 1910, hrsg. vom Zentralverband der Maurer Deutschlands, Hamburg 1910, S. 26. 372 Zur expliziten Herstellung dieses Traditionszusammenhangs vgl. etwa Das Haus des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes (1914). 373 Gangolf, Paul  : Bauformen der Gegenwart, in  : Die Neue Welt, 1913, Nr. 8, S. 59–61, hier S. 61.

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Arbeiter am Sonntag nichts anderes gewesen als ein täuschend ähnlich imitierter Kleinbürger. Jetzt erst lehnte im Bewusstsein ihrer eigenen Sendung die Arbeiterschaft es ab, die abgelegten Kleider bürgerlicher Kultur zu tragen. Das Volk erwacht zum kulturellen Selbstbewusstsein, Volk will wieder Volk sein.«374

Der Begriff der Kultur bezog sich dabei nicht nur auf den Bereich von Kunst und Ästhetik, sondern auf »die ganze Lebensführung des Proletariers«, welche es völlig neu zu formen galt.375 Dieses Streben nach einem neuen – sozialistischen – »Menschentyp«376 teilte die Arbeiterkulturbewegung der Weimarer Republik mit den Vertretern der künstlerischen Avantgarde. 3.3.3 Tradition und Avantgarde – Das Volkshaus im Kontext des Architekturdiskurses um die Moderne

Der Begriff der »Moderne« war bereits im 19.  Jahrhundert politisch konnotiert und wurde von verschiedenen gesellschaftspolitischen Strömungen zum Programm erhoben.377 Schon damals fand die Auffassung Verbreitung, es gebe einen – mehr oder weniger ausgeprägten  – Zusammenhang zwischen bestimmten Formen der Kunst oder Architektur und bestimmten weltanschaulichen Haltungen. Auch das Volkshaus wurde von den Zeitgenossen vor diesem Hintergrund rezipiert. Nachdem die Hoffnung auf eine neue, vom Volk ausgehende Kunst im Kaiserreich nicht eingelöst worden war, flammte diese mit dem Zusammenbruch der alten Ordnung umso heftiger auf. Erfasst von den politischen, sozialen und moralischen Impulsen der Novemberrevolution wagten Künstler und Intellektuelle einen radikalen Neuanfang.378 In den Augen vieler Linksintellektueller war die Arbeiterklasse nach der Novemberrevolution schlagartig zum »historisch legitimierten Subjekt« politischen und gesellschaftlichen Handelns aufgestiegen, von dem man sich nunmehr ein Nachholen der Versäumnisse des Bürgertums seit 1848 erhoffte.379 Für kurze Zeit schien der Vorgriff auf eine sozialistische Gesellschaft und damit auch auf eine dieser Gesellschaft 374 Radbruch, Kulturlehre, S. 28 f. 375 Kestenberg, Leo  : Sozialismus und Kunst, Referat auf der Leipziger Arbeiterkulturwoche, in  : Die Tat, 16. Jg., 1925, S. 902, zit. nach Langewiesche, Politik, S. 385. 376 Aus einem Plädoyer für den Ausbau der proletarischen Festkultur als Mittel zur »Begeisterung der Massen«  ; Heilbut, Kurt  : Neue Formen proletarischer Festkultur, in  : Sozialistische Bildung, 1931, S. 205–210, hier S. 205, zit. nach Langewiesche, Politik, S. 386. 377 Vgl. Beyme, Zeitalter, S. 31. 378 Hüter, Karl-Heinz  : Architektur in Berlin 1900–1933, Stuttgart 1988, S. 84. 379 Zu diesem und den nachfolgenden Gedanken zur Verortung der Novemberrevolution im historischen Prozess vgl. Saldern, Adelheid von  : »Nur ein Wetterleuchten«. Zur historischen Komponente des »Novembergeistes«, in  : Von der Arbeiterbewegung zum modernen Sozialstaat, Festschrift für Gerhard A. Ritter, hrsg. von Jürgen Kocka u.a., S. 93–113, hier S. 98.

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angemessene Formensprache möglich zu sein. Ein Teil der Avantgarde sah sich als Geburtshelfer dieser geistig-gesellschaftlichen Revolution und machte es zu seiner Sache, die im Volk vermuteten schöpferischen Kräfte freizusetzen.380 Die Arbeiterklasse als Trägerin der politischen Revolution sollte der Motor für die seit langem ersehnte, fundamentale Erneuerung von Kunst und Kultur sein. Bruno Taut und Adolf Behne waren die wohl wichtigsten Wortführer jener Künstler- und Architektenkreise, die sich damals mit den linken Revolutionären solidarisch erklärten.381 Beide vertraten auf ihre jeweils eigene Weise, der eine als Künstler, der andere als Kunstkritiker und -theoretiker, einen engagierten Sozialismus mit humanistisch geprägtem, egalitärem Gemeinschaftsideal.382 Soziokulturell betrachtet gehörten sie zur bildungsbürgerlichen Intelligenzija, die die Arbeiterbewegung als weiter und offener Kreis umgab und deren Vertreter eher im Ausnahmefall aktiv an der politischen Bewegung teilnahmen.383 Gleichwohl begehrten beide Gruppen gegen dieselben antimodernen, antiliberalen und antidemokratischen Kräfte auf, die die damalige Gesellschaft noch zu großen Teilen beherrschten.384 Mit der Schrift »Die Stadtkrone« publizierte Bruno Taut385 1919 seine visio­näre Idee eines Volkshauses, die in der Folgezeit große Wirkung entfalten sollte.386 Die Publikation – mit Beiträgen von Paul Scheerbart, Erich Baron und Adolf Behne – trug maßgeb­ lich dazu bei, dass das Volkshaus zu einem zentralen Thema der Architekturentwürfe 380 Vgl. Nerdinger, Winfried  : Zwischen Kunst und Klassenkampf  – Positionen des Funktionalismus der zwanziger Jahre, in  : Ders., Architektur – Macht – Erinnerung. Stellungnahmen 1984 bis 2004, hrsg. von Christoph Hölz und Regina Prinz, München u.a. 2004, S. 43–57. 381 Die ideelle Basis der verschiedenen Künstlergruppen war ihre Auflehnung gegen den Krieg und gegen die Staatsmacht als selbstherrliche, ungeistige Größe  ; vgl. Literaturrevolution 1910–1925. Dokumente – Manifeste – Programme, Bd. 2, Zur Begriffsbestimmung der Ismen, hrsg. von Paul Pörtner, Neuwied am Rhein/Berlin-Spandau 1961, S. 26 ff. 382 Behne, der wie Taut der Sozialdemokratie nahe stand, ohne Mitglied der SPD zu sein, bezeichnete sich selbst gar einmal selbstironisch als »Lenin der Kunstgeschichte«  ; s. Bushart, Adolf Behne, S. 11. 383 Vgl. Faulenbach, Bauhaus, S. 53. 384 Ebd., S. 54. 385 Die Literatur zu Bruno Tauts theoretischem und archtektonischem Schaffen ist umfangreich. Was die Analyse seines publizistischen und kunsttheoretischen Werks betrifft, sind folgende Beiträge als grundlegend anzusehen  : Junghanns, Kurt  : Bruno Taut 1880–1938, 2., erw. Auflage, Berlin 1983 (Erstauflage 1970)  ; Bollerey, Franziska und Kristiana Hartmann  : Bruno Taut. Vom phantastischen Ästheten zum ästhetischen Sozial(ideal)isten, in  : Bruno Taut 1880–1938, Ausstellung der Akademie der Künste Berlin, hrsg. von Barbara Volkmann, Berlin 1980, S. 15–85, und Whyte, Bruno Taut. Aus der jüngeren Zeit seien folgende Titel genannt  : Symposium Bruno Taut. Werk und Lebensstadien. Würdigung und kritische Betrachtung. Dokumentation, hrsg. von Ute Schmidt-Kraft, Magdeburg 1995  ; Bruno Taut 1880–1938 (2001)  ; Musielski, Ralph  : Bau-Gespräche. Architekturvisionen von Paul Scheerbart, Bruno Taut und der »Gläsernen Kette«, Berlin 2003. 386 Taut, Bruno  : Die Stadtkrone, Jena 1919  ; s. auch die unter der Überschrift »Der Bau – Das architektonische Kunstwerk nach der Revolution« zusammengefassten Texte in  : Taut, Ex oriente lux, S. 113 ff.

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der »Novemberzeit« avancierte. Der in den Kriegsjahren verfasste und von Taut in zahlreichen weiteren Aufsätzen variierte Text knüpfte an die pazifistisch-utopischen Gedanken der Gartenstadtbewegung an.387 Bruno Taut dachte sich die Stadtkrone als ein »nach großartigem Plan« zu errichtendes Ensemble aus öffentlichen Bauten und Parks, als kulturelles, gesellschaftliches und geistiges Zentrum neuer Zukunftssiedlungen, die überall auf dem freien Land, außerhalb der bestehenden Städte und »mit geringen Mitteln« entstehen sollten. Als Sinnbild des »Stolz(es) der sozialen Republik« sollten sie der »erste Versuch der Einigung zwischen den Volkskräften und den Künstlern sein.«388 Mit der Neuerrichtung von Siedlungen verband Taut die Forderung einer »Auflösung der Städte«389 und damit einhergehend einer Abkehr von der kapitalistisch-hierarchischen Gesellschaftsordnung.390 Das in der »Stadtkrone« skizzierte Bauprogramm wurde zum Prototyp einer Architekturutopie, die als Katalysator und Symbol eines neuen Gemeinschaftsideals diente. Mittels Zeichnungen veranschaulichte Taut seine Idee  : Ein Ensemble gestaffelter Kultur- und Gemeinschaftsbauten für Theaterdarbietungen, Opernaufführungen, Konzerte, Ausstellungen und Vorträge, das in einem zentralen, hoch aufragenden Kultbau kulminierte (Abb. 130). Vor diesem waren eine Freitreppe und ein »geneigter großer Rasenplatz« für Volksversammlungen vorgesehen, auf dem »die Menge sich vor dem Sprecher auf der Kanzel« lagern könne.391 Das kubische Bauwerk sollte »nichts als einen wunderschönen Raum« enthalten. Die architektonische Gestaltung der Stadtkrone würde bei den Menschen »alle innigen und alle großen Empfindungen«, also »höchste Heiterkeit«, »reinsten Seelenfrieden« und »das reine Glück der Baukunst« erwecken.392 In dieser Beschreibung klingen Euphorie und Idealismus jener Worte Paul Scheerbarts393 an, mit denen Taut 1914 sein Glashaus auf der Kölner Werkbundausstellung geschmückt hatte  : »Das bunte Glas / Zerstört den Haß« – »Ohne einen Glaspalast / Ist das Leben eine Last« – »Das Glas bringt uns die neue Zeit

387 Nerdinger, Winfried  : Architekturutopie und Realität des Bauens zwischen Weimarer Republik und Drittem Reich, in  : Utopie und politische Herrschaft in der Zwischenkriegszeit, hrsg. von Wolfgang Hardtwig, München 2003, S. 269–286. 388 Taut, Bruno  : Ein Architektur-Programm, Dez. 1918, verbreitet als Flugschrift sowie abgedr. u.a. in  : Mitteilungen des Deutschen Werkbundes, Nr.  4, 1918, S. 16 f. und in  : Schweizerische Bauzeitung, Bd.  73, Nr. 15, 12. April 1919, S. 178 f., hier zit. nach Kat. Arbeitsrat für Kunst 1918–1921, hrsg. von der Akademie der Künste Berlin, Berlin 1980, S. 86. 389 Taut, Bruno  : Die Auflösung der Städte, oder die Erde, eine gute Wohnung, oder auch  : Der Weg zur Alpinen Architektur, Hagen 1920. 390 Durth, Utopie der Gemeinschaft, S. 139. 391 Taut, Stadtkrone, S. 66. 392 Ebd., S. 67 u. S. 69. 393 Vgl. Ikelaar, Leo  : Einleitung, in  : Paul Scheerbart und Bruno Taut. Zur Geschichte einer Bekanntschaft. Scheerbarts Briefe der Jahre 1913–1914 an Gottfried Heinersdorff, Bruno Taut und Herwarth Walden, hrsg. von Leo Ikelaar, Paderborn 1996, S. 8–69, hier S. 52.

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/ Backsteinkultur tut uns nur leid«.394 Das mit dem Glashaus verbundene Programm einer kommenden, Frieden und Freude stiftenden Glasbaukunst fand auch Eingang in die »Stadtkrone«.395 Wenngleich sich Taut mit dem Glashaus »von dem ihn umgebenden und prägenden wilhelminischen Kompromiss – die Reform mit konservativen Mitteln anzustreben –«396 zu lösen begann, sind in der »Stadtkrone« noch einige Reminiszenzen an den Reformglauben und die Erneuerungsforderungen der bürgerlichen Lebens- und Kunstreformbewegungen der Vorkriegszeit spürbar.397 Insbesondere künden die darin abgedruckten Texte mit ihren schwärmerischen Weltverbesserungsideen vom Einfluss der so genannten Literaturrevolution, einer breit gestreuten Strömung linker Intellektueller und Künstler.398 Die widerstreitenden, teilweise auch miteinander unvereinbaren Ideen dieser Gruppierungen, zu der etwa der Sturm-Kreis um Herwarth Walden gehörte, kreisten um Begriffe wie »Geist«, »Kunst«, »Erneuerung«, »Natur« und »Freiheit«. Was sie einte, war eine entschieden antibürgerliche, teilweise auch antikapitalistische Haltung und der Wille zum Bruch mit der Tradition. Der »Arbeitsrat für Kunst«, ein loser Zusammenschluss von Künstlern, Publizisten und Intellektuellen, wurde in den Jahren 1918 bis 1921 zum Zentrum einer breiten utopisch-expressionistischen Künstlerströmung. In seinem Umfeld399 erblühte rund um den Gedanken des »Großen Baues« ein Kaleidoskop idealistisch-utopischer Entwürfe, die ästhetische und gesellschaftliche Fragen miteinander verbanden.400 Der Ideenüberschuss schlug sich in einer Fülle von Texten401 und Zeichnungen nieder, meist in pathetisch-expressivem Stil. Bizarr geformte, kristalline Kult- und Kuppelbauten wurden als Kollektivsymbole einer neuen harmonischen – wenn auch nicht unbedingt demokratischen402 – Gemeinschaft zur Diskussion gestellt. 394 Alle Aphorismen abgedruckt bei Whyte, Bruno Taut, S. 37. 395 Vgl. Lindahl, Göran  : Von der Zukunftskathedrale bis zur Wohnmaschine. Deutsche Architektur und Architekturdebatte nach dem ersten Weltkrieg, in  : Figura, New Series, Nr. 1, 1959, S. 226–282, insbes. S.  227 ff. 396 Hartmann, Kristiana  : Bruno Taut, in  : Baumeister – Architekten – Stadtplaner. Biographien zur baulichen Entwicklung Berlins, hrsg. von Wolfgang Ribbe und Wolfgang Schäche, Berlin 1987, S. 407–426, hier S. 414. 397 Hartmann, Deutsche Gartenstadtbewegung, S. 39. 398 Vgl. Literaturrevolution, Bd. 1, Zur Ästhetik und Poetik, S. 5 (Vorwort) sowie insbes. S. 26–28. 399 Hier sind zum Teil personell eng verflochtene Gruppen wie die Novembergruppe, der Choriner Kreis oder die »Gläserne Kette« zu nennen. 400 Vgl. Junghanns, Idee des »Großen Baues«, S. 304 ff. 401 Das eigentliche Programm des Arbeitsrats wurde erstmals im Dezember 1918 als Flugschrift mit dem Titel »Ein Architektur-Programm« veröffentlicht. Ein weiteres wichtiges Manifest des Arbeitsrats stellt die 1919 publizierte Schrift »Ja  ! – Stimmen des Arbeitsrats für Kunst« dar, die als programmatisches Bekenntnis und als Werbeschrift konzipiert ist. Weiterhin zu nennen sind die 1920 in Berlin erschienene Schrift »Ruf zum Bauen« mit einem Vorwort von Adolf Behne, Bruno Tauts Publikationen unter eigenem Namen sowie die zwischen 1920 und 1922 erschienene Zeitschrift »Frühlicht« als Beilage zu »Stadtbaukunst alter und neuer Zeit«. 402 Vgl. Damus, Architekturform und Gesellschaftsform, S. 218.

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Zum engeren Kreis des Arbeitsrats gehörten neben Bruno Taut und Adolf Behne auch César Klein und Walter Gropius.403 Hans Scharoun, Wassili und Hans Luckhardt, Otto Bartning, Max Taut und weitere Architekten beteiligten sich mit eigenen Volkshaus-, Kathedral- und Tempelentwürfen aktiv an den Publikationen und Ausstellungen des Arbeitsrates. Die Mitglieder des Arbeitsrats teilten eine Abneigung gegenüber dem Wilhelminismus in Kunst und Gesellschaft. Doch ebenso wenig wie Taut als Einzelner einem homogenen Lehrgebäude verpflichtet war, war der Arbeitsrat als Kollektiv frei von Differenzen und wechselseitigen Distanzierungen der einzelnen ihm angeschlossenen Künstler.404 Ihr zentrales Ziel war die Wiederherstellung der Einheit von Kunst und Volk, welche man durch die Verwerfungen der Industrialisierung und die Schrecken des Kriegs verloren glaubte. Zu diesem Zweck wurden eine Reform des Kunstgewerbes und der Künstlerausbildung sowie die Befreiung der Kunst aus ihrer staatlichen Abhängigkeit gefordert. Die »Novemberkünstler« griffen auf das utopische Werk von Frühsozialisten wie Henri de Saint-Simon, Charles Fourier und Robert Owen sowie auf ältere Idealstadtentwürfe zurück. Auch die Utopien von William Morris und Ebenezer Howard wurden – vermittelt durch die Gartenstadtbewegung – rezipiert. Bruno Taut war überzeugt, die Gesellschaft könne durch eine Revolution von Kunst und Architektur zum Besseren verändert werden. Seine Architekturauffassung schwankte »zwischen einem übersteigerten Ästhetizismus und sozialistischem Engagement«405.406 Tauts Äußerungen und Texte offenbaren eine Gedankenwelt, in der die markantesten gesellschaftlichen und kulturellen Strömungen des frühen 20.  Jahrhunderts wie in einem Brennglas gebündelt sind.407 Geleitet von Empathie und Idealismus, Gerechtigkeitssinn und Verantwortungsgefühl wollte Taut mit seinem antihierarchischen architektonischen Ideal dem Gemeinschafts- und Lebensgefühl des »Fünften Standes« Ausdruck verleihen.408 Während Taut in erster Linie eine ästhetische, soziale und spirituelle Vision hatte, verband sein wichtigster Mitstreiter Adolf Behne auch eine politische Hoffnung mit der neu zu schaffenden »Kathedrale der Zukunft«  : Nämlich 403 Insgesamt stellten sich über 100 Architekten, Maler, Bildhauer und Kunstkritiker hinter das Programm des Arbeitsrates. Unter ihnen befanden sich sowohl Vertreter der Avantgarde als auch eher konservative sowie unbekannte Künstler. Zu den bekanntesten gehörten (neben den oben genannten)  : Rudolf Belling, Lyonel Feininger, Erich Heckel, Erich Mendelsohn, Emil Nolde, Hans Poelzig, Käthe Kollwitz, Karl Schmidt-Rottluff, Heinrich Tessenow und Paul Schmitthenner. 404 Vgl. Bohnen, Uli  : Zwischen Utopie und Konfusion. Einige Anmerkungen zum Berliner Arbeitsrat für Kunst, Kat. Arbeitsrat für Kunst 1918–1921, Ausstellung der Akademie der Künste Berlin, 29. Juni bis 3. August 1980, Konzeption und Katalog Manfred Schlösser, hrsg. von der Akademie der Künste Berlin, Berlin 1980, S. 7 f.; s. auch Whyte, Bruno Taut, S. 18, 39. 405 Kruft, Geschichte der Architekturtheorie, S. 429. 406 Vgl. Pehnt, Architektur, S. 73, der Tauts Vorstellungswelt um 1920 als »eine Enzyklopädie der damals umlaufenden Gedanken über Bauen, Kunst, Gesellschaft und Zukunft« beschreibt. 407 Vgl. Whyte, Bruno Taut, S. 186. 408 Hermand, Jost und Frank Trommler  : Die Kultur der Weimarer Republik, Frankfurt am Main 1988, S. 419.

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die Überwindung der Klassengesellschaft.409 Behne sah einen direkten Zusammenhang zwischen dem »Befreiungskampf der Arbeiterklasse« und dem Durchbruch der Moderne in der Kunst wie im Bauen, für ihn war die Kunst der Motor der sozialen und politischen Erneuerung  : »Wer nicht an der Oberfläche der Kunst haften bleibt, muss erkennen, dass die neue Kunst Kämpfer ist für einen kommenden Sozialismus.«410 Gedanken wie diese hatte er schon vor dem Krieg in Aufsätzen und Broschüren an das linke Lager herangetragen.411 Im »Volk« spürte Behne jenen »Geist der Nähe«, aus dem heraus eine neue auf Reinheit, Einfachheit und Bescheidenheit gegründete Kunst entstehen könne. Um die künstlerische Produktivität des Volkes wiederzubeleben, gelte es, in der Architektur »alles zu vermeiden, was von neuem der Masse die Tyrannei der gebildeten, fremden, angefühlten Formen auferlegt, sie einschüchtert und mutlos macht«.412 Eine parteipolitische Indienstnahme der Kunst lehnten jedoch Behne wie Taut ab.413 In Behnes Augen erwuchs die politische Relevanz der Kunst allein aus ihrer ästhetischen Intention, nicht aus ihrer Befrachtung mit politischen Inhalten.414 Am 18. November 1918, unmittelbar nach Ausbruch der Revolution, verkündete Bruno Taut im »Vorwärts«  : »Die Anbetung des Materiellen ist vorbei und mit ihr die Überschätzung des Materials.«415 Von den revolutionären Arbeiterorganisationen versprach er sich maßgebliche Impulse für die Erneuerung der Baukunst. Er richtete seine Appelle gar direkt an die »sozialistische Regierung«, von der er sich den entscheidenden Anstoß zu einer kulturellen Revolution erwartete.416 Allerdings vertrat er schon in seinen frühen Texten eine ausgesprochen elitäre Haltung und sah im Künstler eher das nur sich selbst verpflichtete Genie denn einen Volkspädagogen  : »Jeder Gedanke sozialer Absichten soll vermieden werden. Das Ganze muss sich exklusiv geben, wie eben große Kunst immer erst im Künstler allein da ist. Das Volk möge sich dann von selbst an ihr erziehen oder warten, bis seine Erzieher kommen.«417 409 Vgl. Bushart, Am Anfang, S. 30. 410 Behne, Adolf  : Von Kunst zur Gestaltung. Einführung in die moderne Malerei, Berlin 1925, S. 3 (Vorwort datiert August 1924). 411 In der Vorkriegszeit schrieb Behne gelegentlich für die »Arbeiterjugend« und »Die neue Zeit«, nach 1918 für die »Sozialistischen Monatshefte« und das USPD-Organ »Freiheit«. 412 Behne, Adolf  : Die Wiederkehr der Kunst, Leipzig 1919, S. 103, zit. nach Hüter, Architektur in Berlin, S. 87. 413 Guttsman, Art for the workers, S. 85. 414 Vgl. Bushart, Adolf Behne, S. 44. 415 Taut, Bruno  : Was bringt die Revolution der Baukunst  ?, in  : Vorwärts, 18. November 1918 (auch abgedr. in  : Taut, Ex oriente lux). 416 »Die neue Kultur muss das Ziel sein. […] Wir dürfen es aber nicht wie die alten Ideale bloß anhimmeln, wir müssen beginnen.«, vgl. Taut, Bruno  : An die sozialistische Regierung, in  : Die Neue Zeit, 24. Jg., Bd. 2, 26. November 1918, S. 1050–1052. 417 Taut, Bruno  : Eine Notwendigkeit, in  : Der Sturm, 4. Jg., Nr. 196/197, Februar 1914, S. 174 f.

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Diese herablassende Tendenz findet sich auch bei Behne, der »im Volk, in der Masse, im Proletariat« nicht den eigentlichen Schöpfer der neuen Kultur sah, sondern lediglich das »frische, fruchtbare, unerschöpfte Erdreich«, das erst noch gepflügt werden müsse, bevor die von den Künstlern der Avantgarde eingepflanzte Saat aufgehen würde.418 Der ethisch motivierte Künstleraktivismus mündete schließlich  – ebenso wie die Idee des Gesamtkunstwerks  – in die Entstehung des Funktionalismus.419 Walter Gropius, der als Nachfolger Bruno Tauts zeitweise Vorsitzender des Arbeitsrates war, überführte den in der Revolutionszeit neu formulierten Bauhüttengedanken und die Idee einer allumfassenden, vom Volk getragenen Kunst in das Gründungsprogramm des Bauhauses.420 Das »proletkultische Produktionsethos«421, das das frühe Bauhaus mitbestimmte, sah sein Fernziel im Bau der »Zukunftskathedrale«422.423 Gropius’ Programm für das Bauhaus endete mit dem Aufruf  : »Bilden wir also eine neue Zunft der Handwerker ohne die klassentrennende Anmaßung, die eine hochmütige Mauer zwischen Handwerkern und Künstlern errichten wollte  ! Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird  : Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens.«424

Den Titel des Werbeprospekts, auf dessen Rückseite dieser programmatische Text abgedruckt war, zierte ein Holzschnitt von Lyonel Feininger, eine in ein diagonales Geflecht aus Strahlen und Facetten aufgelöste Kathedrale. Die visuelle Aussagekraft dieses Bildes korrespondierte auf ideale Weise mit den Worten des Programms. Obwohl Feininger selbst eine ganz andere, persönliche Position mit dem Sinnbild der Kathedrale verband425, avancierte dieser Holzschnitt zur wohl bekanntesten Bildmetapher für die avantgardistische Sehnsucht nach dem »Gesamtkunstwerk aus Architektur, 418 Die Zitatstellen stammen aus einem unter dem Eindruck der holländischen Architektur verfassten Aufsatz Behnes, der bereits auf dessen Abkehr von der utopisch-expressionistischen Phase verweist  ; vgl. Behne, Adolf  : Die Zukunft unserer Architektur, in  : Sozialistische Monatshefte, 27. Jg., Nr. 56, 27. Januar 1921, S. 90–94, hier S. 92 f. 419 Zur Bedeutung der aktivistischen Phase der Avantgarde für die weitere Entwicklung der architektonischen Moderne vgl. Whyte, Bruno Taut, S. 182 ff. Zum Gesamtkunstwerkgedanken bei Bruno Taut und in seinem Umfeld, bis hin zum Bauhaus vgl. Fornoff, Sehnsucht, S. 379–475. 420 Vgl. Jaeggi, Annemarie  : Modell Bauhaus, in  : Kat. Modell Bauhaus, S. 13–20, hier S. 14. 421 Hermand/Trommler, Kultur, S. 375. 422 Gropius verwendete den Begriff der Zukunftskathedrale im Frühjahr 1919 in einem ersten Textentwurf für das spätere Bauhaus-Manifest, s. Bushart, Am Anfang, S. 30. 423 Vgl. Junghanns, Idee des »Großen Baues«, S. 304. 424 Gropius, Walter  : Bauhaus-Manifest, abgedr. in Kat. Modell Bauhaus, S. 30. 425 Bushart, Am Anfang, S. 31.

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Malerei, Bildhauerei und für das Aufgehen des Individuums in Gemeinschaft, Nation, Menschheit«426. Spätestens Mitte der 1920er Jahre ebbte das städtebauliche Interesse an den utopischen Phantasien des »Großen Baus« bereits wieder ab.427 Die Auflösung des Arbeitsrates am 30.  Mai 1921 läutete den Niedergang des revolutionären »Künstlersozialismus« ein. Mancher begegnete den phantastischen Entwürfen der »Idealistenrotten«428 nun mit Unverständnis und tat sie als belanglose »Feuilletonismen«429 ab.430 Selbst ehemalige Mitstreiter wie Adolf Behne und Alfred Kuhn kehrten ihrer expressionistisch-utopischen Phase den Rücken.431 Auch am Bauhaus schlugen Gropius und seine Nachfolger bald andere Wege ein, ohne dass das kollektive Gesamtkunstwerk realisiert wurde. Das Thema »Gemeinschaftsbau« aber blieb über die gesamte Zeit der Weimarer Republik hinweg virulent.432 Im »Dritten Reich« übersteigerte die nationalsozialistische Ideologie die »Stadtkrone« zur gigantomanischen, alles überragenden »Volkshalle« (s. hierzu das folgende Kapitel). Die Vorstellung aber, dass sich »bei einem gemeinsamen Symbol für ein gemeinsames Erhabene(s) […] auch die Menschen wieder zusammenfinden«433 würden, wirkt als architekturtheoretischer Topos im Zusammenhang mit unterschiedlichen Bauaufgaben bis heute fort. Mit dem Volkshaus verbindet man im Allgemeinen die Vorstellung einer bürgernahen, »demokratischen« Kultureinrichtung, die nicht elitär, aber doch kulturell anspruchsvoll im Sinne klas426 Jaeggi, Modell Bauhaus, S. 15. 427 Vgl. Fuhrmann, Christine  : Eine Stadtkrone für Halle Saale, in  : Kat. Eine Stadtkrone für Halle, Saale. Walter Gropius im Wettbewerb, Ausstellung der Stiftung Moritzburg und des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Halle-Wittenberg, hrsg. von Christine Fuhrmann und Leonhard Helten, Halle (Saale) 2011, S. 19–53, hier S. 32, und Junghanns, Idee des »Großen Baues«, S. 307. 428 Rubiner, Ludwig  : Die Gewaltlosen, Potsdam 1920, zit. nach Literaturrevolution, Bd. 2, S. 28. 429 So das Urteil des Kunstkritikers Paul Westheim, eines Verfechters des sachlichen Bauens. Ihm erscheine »eine Siedlung, wie Salvisberg sie phrasenlos und bis ins Letzte durchdacht zu organisieren versteht, wichtiger als neun Zehntel von dem, was der Arbeitsrat für Kunst seiner Zeit auf der Ausstellung unbekannter, man kann auch sagen  : unbegabter Architekten vorzuweisen hatte«, schrieb er 1923 im »Kunstblatt«  ; vgl. Westheim, Mendelsohn, S. 309. 430 Zum Beispiel Fries, Heinrich de  : Ansprache an eine imaginäre Versammlung der jungen Architekten, in  : Das Kunstblatt, 4. Jg., 1920, S. 65–72. 431 Alfred Kuhn spricht vom »peinlichen Expressionismus«, den er insbesondere an Tauts Bürohaus für den ADGB bemängelt  : »Die sehr unterstrichene Betonbearbeitung an Wänden und Decke im Sitzungssaal, die übertriebene Betonung der Beleuchtungskörper ebenda, die verwirrende Unruhe des kleinen Sitzungssaales, hervorgerufen durch eine in voller Bewegung befindliche Decke – das alles sind Dinge, die viel zu rauschhaft, zu sehr aus Sturm und Drang geboren wurden […]«, in  : Kuhn, Vorwort [o. S].; vgl. auch Menting, Max Taut, S. 70. 432 Nerdinger, Sich versammeln, S. 267. 433 Das Zitat stammt aus einem Aufsatz zum Entwurf einer Stadthalle (Lüdecke, Gustav  : Entwurf zur einer Stadthalle, in  : Stadtbaukunst alter und neuer Zeit, 16. Jg., 1921, S. 252 f.), einer kommunalen Bauaufgabe, die in der Weimarer Republik zeitweise mit Volkshausideen verquickt wurde.

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sischer Bildungsvorstellungen ist. Was die jüngere Gegenwart betrifft, so wurde der Begriff des »Volkshauses« durch die Debatte um den Abriss des Palasts der Republik und den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses als Kulturforum wieder aktuell.434 Die größte Aufmerksamkeit genoß der Volkshausgedanke jedoch in der ersten Hälfte der 1920er Jahre.435 Viele Stadtverwaltungen und Architekten schmiedeten seinerzeit Pläne für kommunale Foren, welche neben Verwaltungsgebäuden auch Bildungs- und Kulturbauten wie Volkshäuser umfassen sollten.436 In mehreren Großstädten wurden Wettbewerbe ausgeschrieben, in deren Rahmen die Bauaufgaben Stadthalle, Theater, Oper, Bibliothek, Museum und Sporthalle zu großen Monumentalanlagen im Sinne einer »Stadtkrone« verbunden werden sollten. Die Planungen blieben allerdings meist unrealisiert. Schon 1920 hatte die Stadt Halle einen Wettbewerb für den Bau eines Volkshauses auf dem Gelände am Roßplatz ausgeschrieben. Dieser wurde zwar nicht weiter verfolgt, mündete jedoch 1927 in einen weiteren Wettbewerb für eine Stadthalle auf dem Lehmannsfelsen. Neben lokalen Architekten wurden damals Architekturgrößen wie Emil Fahrenkamp, Hans Poelzig, Paul Bonatz, Wilhelm Kreis, Peter Behrens und Walter Gropius eingeladen, um ein neues städtisches Wahrzeichen zu entwerfen.437 Die eingereichten Vorschläge dokumentieren das Streben der teilnehmenden 434 Zum Beispiel Julian Nida-Rümelins (damaliger Staatsminister im Bundeskanzleramt mit dem Aufgabengebiet Kultur und Medien) Forderung im rekonstruierten Schloss »die Traditionslinie fort[zu]führen, die im Palast der Republik wichtig war  : nämlich die Idee einer Agora, des Volkshauses« in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 15. Mai 2002, S. 47. 435 Dies schlug sich in der Berichterstattung der Architektur- und Kunstzeitschriften und im Wettbewerbswesen nieder. 1922/23 ließ der traditionsbewusste Berliner Architekten- und Ingenieurverein im Rahmen seines jährlichen Schinkelwettbewerbs ein Volkshaus für eine Mittelstadt entwerfen (schon für das Jahr 1915 hatte man mit einer Volkshochschule eine verwandte Bauaufgabe projektieren lassen)  ; vgl. Die Bauwelt, 4. Jg., Nr. 51, 18. Dezember 1913, S. 11 f.; Zentralblatt der Bauverwaltung, 13. September 1919, S. 452, 14. Januar 1922, S. 6. 436 1919 hatte beispielsweise die Stadt Gelsenkirchen einen Wettbewerb für die Errichtung eines Baukomplexes aus Stadttheater, Volkshaus sowie verschiedenen Verwaltungsgebäuden ausgeschrieben  ; vgl. Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, 5.  Jg., Nr.  3/4, 1920/21, S. 92–110. Vgl. auch Volkshausentwurf von Fritz Schumacher innerhalb des Bebauungsplanes für den ehemaligen Festungsrayon der Stadt Köln, in  : Stadtbaukunst alter und neuer Zeit, 1920, 1. Jg., Nr. 3, S. 39  ; Lageplan von Bräuning für die Bebauung der Sandscholle in Nowawes bei Potsdam, in  : Stadtbaukunst alter und neuer Zeit, 1920, 1. Jg., Nr. 17, S. 259. 437 Vgl. Bebauungsplan für Halle Saale, in  : Stadtbaukunst alter und neuer Zeit, 1920, 1. Jg., Nr. 19, S. 290 und zugehöriger Volkshausentwurf von Eugen Kaufmann, in  : Stadtbaukunst alter und neuer Zeit, 1921, 2. Jg., Heft 6  ; Bauwelt, 1928, Nr. 13, S. 327  ; Lorius, Sabine und Sebastian Schönfeld  : Ein Volkshaus für Halle, in  : 100 Jahre Volkspark Halle. Utopien, Legenden, Visionen, hrsg. vom Volkspark Halle e. V., Halle (Saale) 2007, S. 73–79  ; Fuhrmann, Christine  : Akropolis und hängende Gärten – eine Stadtkrone für Halle, in  : 100 Jahre Volkspark Halle. Utopien, Legenden, Visionen, hrsg. vom Volkspark Halle e. V., Halle (Saale) 2007, S. 80–88  ; Kat. Eine Stadtkrone für Halle, Saale. Walter Gropius im Wettbewerb, Ausstellung der Stiftung Moritzburg und des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Halle-Wittenberg, hrsg. von Christine Fuhrmann und Leonhard Helten, Halle (Saale) 2011.

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Architekten, visionäre Phantasie, technische und ästhetische Innovation sowie sozialen Anspruch miteinander zu verbinden.438 Die Vorstöße fortschrittlicher Planer, Volkshäuser als kollektive Zentren konsequent in städtische Neubausiedlungen zu integrieren, blieben ambitionierte Einzelerscheinungen. Bemerkenswert war in diesem Zusammenhang die Tätigkeit von Ernst May in Frankfurt am Main, dessen von kollektivistischen Ideen geprägte Städtebautheorie von der linksliberalen Stadtregierung gefördert wurde.439 Nach May stellten Volkshäuser die »wichtigste Kollektiveinrichtung« unter den »Wohnungsergänzungen« einer Siedlung dar.440 Mit großem Saal, Kino, Volksbücherei und Gemeinschaftsräumen waren die Volkshäuser als »Mittelpunkt des geistigen Lebens« gedacht (Abb. 131). Zum Teil hatten sie auch soziale und wirtschaftliche Versorgungseinrichtungen wie Kindergärten, Waschräume oder Heizungsanlagen aufzunehmen. Als prioritäre kommunale Bauaufgabe setzte sich das Volkshaus also nicht durch, gab es doch weitaus drängendere soziale Bauten wie Schulen, Krankenhäuser und nicht zuletzt Wohnungen zu schaffen. In den Großstädten konkurrierte das Volkshaus zudem mit neuen massentauglichen und kommerziellen Freizeit- und Kulturangeboten, für die multifunktionale Gebäudekomplexe mit Kino- und Theatersälen, Läden, Hotels, Cafés und Restaurants entstanden. Doch inwiefern wurden die Arbeiterorganisationen von den kulturellen und ästhetischen Umwälzungen und Volkshausideen der Novemberzeit beeinflusst  ? Die Neuerungshoffnungen der Avantgarde in die Arbeiterklasse wurden insbesondere bei zwei Volkshausprojekten öffentlich postuliert  : Beim Wiederaufbau des Leipziger Volkshauses und beim Neubau des ADGB-Bundeshauses in Berlin. Bruno Taut und Adolf Behne schalteten sich damals als kritische Beobachter und Mahner in die Debatten ein.441 Als eine der größten und bekanntesten Arbeiterzentralen war das Volkshaus in Leipzig während des Kapp-Putsches 1920 von Freikorps-Angehörigen in Brand gesteckt und bis auf wenige Mauerreste zerstört worden (Abb. 45, 132). Kurz danach betrauten die Leipziger Arbeiterorganisationen den Architekten des Ursprungsbaus, Oskar Schade, mit dem Wiederaufbau. Anstatt jedoch einen neuen Entwurf zu wagen, der die jüngeren Entwicklungen auf dem Gebiet der Architektur aufgenommen hätte, plante Schade, sein historistisches Volkshaus von 1908 wiederauferstehen zu lassen und legte hierzu 438 Vgl. Fuhrmann, Stadtkrone, S. 43 ff. 439 Vgl. Risse, Heike  : Frühe Moderne in Frankfurt am Main 1920–1933. Architektur der zwanziger Jahre in Frankfurt a. M., Traditionalismus – Expressionismus – Neue Sachlichkeit, Frankfurt am Main 1984, S.  31 ff. 440 May, Ernst  : Fünf Jahre Wohnungsbautätigkeit in Frankfurt am Main, in  : Das Neue Frankfurt, 4.  Jg., Nr. 2/3, Februar/März 1930, S. 21–70, insbes. S. 45 f. 441 Vor allem Behne äußerte sich im Laufe der Jahre immer wieder publizistisch über das Bauschaffen der Arbeiterbewegung, mal voller Lob, mal mit deutlicher Kritik  ; vgl. Behne, Adolf  : Saison 1930, in  : Sozialistische Monatshefte, 36. Jg., Nr. 10, 27. Oktober 1930, S. 995 f. und Behne, Adolf  : Bundesschule in Bernau bei Berlin, in  : Zentralblatt der Bauverwaltung, 51. Jg., Nr. 14, 1931, S. 211–222.

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vier Entwurfsvarianten vor (Abb. 133). Diese unterschieden sich lediglich in Bezug auf ihre monumentalisierenden Dachaufbauten. Schades Skizzen wurden in der Leipziger Volkszeitung veröffentlicht und der Arbeiterschaft zur Abstimmung vorgelegt.442 Von den vier Varianten setzte sich ein Entwurf mit mächtigem Mittelturm durch, der den Vorgängerbau an Größe und Monumentalität noch übertraf (s. Abb. 231).443 Zuvor hatte Bruno Taut im USPD-Organ »Die Freiheit« dringend für einen ästhetischen Neuanfang plädiert und Schades Entwürfe mit scharfer Kritik bedacht.444 Taut hielt die Deutung des Turms als Symbol der Stärke und der Einheit des Proletariats nicht für einleuchtend, vielmehr wachse dieser »wie ein Geschwür aus dem schwächlichen Dach« heraus. Der Rest sei »schlimmster Fassadenrummel«, »um 50 Jahre zurück, Kuppel, Säulen über Säulen, falsche Dächer, Pilaster, Bögen und gar keine Proportionen«, die architektonische Sprache des »parvenühaften Bürgertums«. Seinem vernichtenden Urteil fügte er einen leidenschaftlichen Appell hinzu  : »Proletarier  ! Wisst ihr denn nicht, dass sich in der Kunst eine Revolution vollzieht, und dass diese Revolution von der gleichen Gesinnung getragen ist, wie die politische  ? […] Das Proletariat aber, das von einer neuen Gesinnung getragen ist […], muss alles, was es in eine Form bringt, seien es Bauten oder Bilder, auch in eine neue Form bringen. […] Der revolutionäre Wille ist unecht, wenn er nicht in a l l e m revolutionäre Formen verlangt.«445

Wie berechtigt die Kritik Tauts auch sein mochte, sie ging im Fall des zerstörten Leipziger Volkshauses am Kern der Sache vorbei, denn die Bauherren folgten damals nicht ästhetischen Gesichtspunkten, sondern wünschten sich eine symbolträchtige Rekonstruktion des zerstörten Ursprungsbaus. Das Volkshaus sollte ganz bewusst und »der Bourgeoisie zum Trotz« noch »imposanter und größer« wieder aufgebaut werden.446 Als Memorialbau hatte das neue »alte« Leipziger Volkshaus das kollektive emotionale Bedürfnis nach bildhaft-symbolischer Kontinuität zu befriedigen.447 Der Rückgriff auf 442 Vgl. Herre, Alfred  : Das Heim der Leipziger Arbeiterschaft. Zum Wiederaufbau des Volkshauses, in  : Leipziger Volkszeitung, 27. Jg., Nr. 180, 13. September 1920 [o. S.] 443 Der neue Bau konnte durch Einbeziehung des Nachbargrundstücks Nr. 30 um fünf Achsen erweitert werden, wodurch sich die Frontlänge um 21 m auf 68 m verlängerte. Die bürgerliche Presse frotzelte über den »Riesenpalast, wie ihn der Sonnenkönig nicht prunkhafter und kostspieliger erbauen konnte«, und bezeichnete die Bauherren als »wahnsinnig gewordene Verschwender«  ; vgl. Leipziger Abendpost, 11. Juni 1921 [o. S.] 444 Taut, Bruno  : Der Neuaufbau des Leipziger Volkshauses, in  : Die Freiheit, 3. Jg., Nr. 409, 29. September 1920 [o. S.] 445 Ebd., Sperrungen im Original. 446 Zwanzig Jahre Leipziger Volkshaus, in  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1924, Nr. 42 [o. S.] 447 Nerdinger, Winfried  : Zur Einführung – Konstruktion und Rekonstruktion historischer Kontinuität, in  : Kat. Geschichte der Rekonstruktion  – Konstruktion der Geschichte, Ausstellung des Architekturmuse-

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die inzwischen überholten Architekturformen des Kaiserreichs war demnach vor allem »erinnerungspolitisch« motiviert und nicht (allein) dem rückständigen Architekturgeschmack der Arbeiterbewegung geschuldet. Durch seine Rekonstruktion in wieder erkennbaren Formen wurde das Volkshaus zum Erinnerungsträger und Mahnmal für die seit dem Kaiserreich durchlittenen und gewonnenen Kämpfe der Arbeiterbewegung  : »Stolz und trotzig ragt das wiedererrichtete Volkshaus an der Zeitzer Straße über alle anderen Gebäude hinweg … . Ja, der blödeste Spießer richtet seine Blicke scheu und fragend empor  ! Der Bau, den nationalistisch aufgepeitschte Bubenhände zum Teil zerstört hatten, ist prächtiger aus den Brandruinen entstanden, von dem Willen und der Tatkraft der sozialistischen Arbeiterschaft Zeugnis ablegend.«448

Der Wiederaufbau war also ein triumphierender Akt der »Affirmation des eigenen Überlebens und der eigenen Identität«.449 Dies manifestiert sich auch in der am Fuße des Kuppelturms angebrachten Inschrift »Trotz alledem  !«. Die auf Ferdinand Freiligrath zurückgehenden Worte waren an dieser Stelle eine an die eigene Anhängerschaft gerichtete Durchhalteparole und eine trotzig-kämpferische Botschaft an die Adresse der Reaktion.450 Während das Plädoyer der künstlerischen Avantgarde in Leipzig ignoriert wurde, hatte die Arbeiterbewegung wenig später in Berlin erneut die Chance, sich mit einem richtungweisenden Neubau als eine gestaltende Kraft der Zukunft zu positionieren. Und in der Tat gelang dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund 1923 mit seinem von Max Taut entworfenen Bürohaus ein geradezu programmatisches Bekenntnis zur Moderne (s. Abb. 75). Der Neubau war wegweisend nicht nur für die weitere Entwicklung des gewerkschaftlichen Bauens, sondern auch für die Entwicklung der modernen Architektur überhaupt. Als Schlüsselwerk des frühen Rasterbaus steht das ADGB-Haus im Gesamtwerk von Max Taut am Beginn einer Entwicklung, innerhalb derer die allein aus der Konstruktion abgeleitete Baugliederung zum charakteristischen Merkmal seines Schaffens werden sollte.451 Adolf Behne hatte die Bauherren, vermutlich noch unter ums der TU München in der Pinakothek der Moderne, hrsg. von Winfried Nerdinger, München [u.a.] 2010, S. 10–14. 448 Geschäftsbericht über die Tätigkeit in den Jahren 1920/21, hrsg. vom Zentralverband der Steinarbeiter Deutschlands, Leipzig 1922, S. 17. 449 Assmann, Aleida  : Rekonstruktion – Die zweite Chance, oder  : Architektur aus dem Archiv, in  : Kat. Geschichte der Rekonstruktion, S. 16–23, hier S. 18. 450 Freiligrath übersetzte die Zeile »For a’ that and a’ that« aus dem Gedicht »Is there for honest poverty« von Robert Burns mit den Worten »Trotz alledem und alledem«. Für ein eigenes, unter dem Eindruck der Revolution von 1848 geschriebenes Gedicht verkürzte Freiligrath die Zeile im Titel zu »Trotz alledem«. Dieses Gedicht wurde schließlich zum Wahlspruch der sozialdemokratischen Bewegung  ; vgl. Büchmann, Georg  : Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes, Berlin 1915, S. 307 f. 451 Vgl. Platz, Baukunst, S. 54. Siehe auch Kuhn, Vorwort, S. 8–9, 32–34, und Buddensieg, Adolf Behne, S. VI.

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dem Eindruck der Enttäuschung über das rückwärts gewandte Volkshaus in Leipzig, gemahnt  : »Genossen, wenn Ihr jetzt einen neuen Bau errichtet, so muss er unter allen Umständen der beste moderne Bau in Berlin werden. Das zu erzwingen, heißt auch an seinem Teile den Sozialismus verwirklichen  !«452 Behne verwies damals bezeichnenderweise ins Ausland, nämlich auf das Vorbild der spektakulären Bauten, die Victor Horta und H. P. Berlage in Brüssel und Amsterdam für sozialistische Arbeiterorganisationen errichtet hatten (vgl. hierzu Kap. 2.6).453 In dem ADGB-Projekt sah Behne mehr als nur ein Bürogebäude, nämlich ein »Versammlungs-, Verwaltungs- und Festhaus« für »ein sozialistisches Kollektivum« – kurzum  : den »in künstlerischer Hinsicht wichtigste(n) Neubau Berlins«.454 Angesichts dieses mutigen Gewerkschaftsneubaus nach den Plänen seines Bruders Max ergriff auch Bruno Taut erneut die Gelegenheit, sich öffentlich für ein Bekenntnis der Arbeiterbewegung zur Gegenwartsarchitektur auszusprechen und den Blick auf die »natürliche Parallele zwischen dem Willen der modernen Architekten und dem Geiste einer neuen Volksbewegung« zu richten.455 Die Arbeiterschaft müsse sich auch bei ihren Bauten »als Vorkämpfer[in] einer neuen Gesinnung« zeigen, um ihr »Existenzrecht« zu beweisen. Tatsächlich war das ADGB-Gebäude für die weitere Entwicklung des gewerkschaftlichen Bauens wegweisend. Der Bau entwickelte innerhalb der Arbeiterbewegung eine Symbolkraft, die über seine reine Funktion, dem gewerkschaftlichen Dachverband auf Reichsebene eine Zentrale zu sein, weit hinausging. 1927 widmete das Verbandsblatt der Tabak-Arbeiter dem »roten Haus« eine Art Hommage, in der es heißt  : »Denn Arbeiterbewegung heißt auch auf dem Gebiete der Baukunst  : Abkehr vom Alten, neuen Weg. Heißt, den Takt der Schritte der marschierenden Millionenheere der Arbeiterschaft gestalten in Stein und Beton. Heißt, dem größten Gedanken unserer Zeit bleibenden Ausdruck schaffen.«456

Als weiterer Schritt der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen den Gewerkschaften und Max Taut entstand in den Jahren 1924 bis 1926 in der Berliner Dudenstraße das Haus des Buchdruckerverbands. Als eine Art Vollendung kann in diesem Zusammenhang Tauts ab 1929 im Auftrag des Frankfurter Ortsausschusses des ADGB geplanter 452 Behne, Adolf  : Eine Gelegenheit, die nicht verpasst werden darf, in  : Die Freiheit, 5. Jg., Nr. 174, 12. April 1922, Beilage, S. 2. 453 S. hierzu auch Menting, Max Taut, S. 79. 454 Behne, Eine Gelegenheit, S. 2  ; vgl. auch Buddensieg, Tilmann  : Adolf Behne  – Max Taut. Die Gewerkschaften als Bauherren, in  : Max Taut. Bauten und Pläne, mit einer Einl. von Adolf Behne, hrsg. von Roland Jaeger, Berlin 1996 [Nachdruck der Originalausgabe Berlin 1927] [o. V.], S. I–XI, hier S. IV. 455 Taut, Bruno  : Die Architektur der Arbeiterbewegung, in  : Soziale Bauwirtschaft, 4.  Jg., Nr.  17, 1924, S. 179–182, hier S. 182. 456 Schreiner, L.: Das rote Haus, in  : Der Tabakarbeiter, 4. Juni 1927, Nr. 23, Beilage [o. S.].

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Gewerkschaftshausneubau gelten (Abb. 5, 69).457 Taut selbst sah in dessen ornamentfreiem, rein zweckmäßigem Charakter das »Wesen der deutschen Arbeiterschaft« zum Ausdruck gebracht.458 Auch für den Verfasser eines Beitrags für die illustrierte Beilage des »Vorwärts« sprach aus der funktionalistischen Gestaltung des Frankfurter Gewerkschaftshausneubaus die sozialdemokratische Idee  : »In klarer und zweckbewusster Gestaltung, ohne Pomp und Firlefanz eines ›braunen Palastes‹ entsprechen diese Gemeinschaftsgebäude einer neuen Macht dem Ernst und der Würde unseres Zieles.«459 Adolf Behne rühmte das Gewerkschaftshaus als gelungenen »Auftakt für das Turmpanorama der Stadt«, wie er »kaum glücklicher« hätte sein können, und das »ohne jeden monumentalen Krampf«  : »Das Haus distanziert sich von dem billigen Barocklärm der neueren Türme und Kuppeln, die bedenkenlos den Turm beeinträchtigen. Es steht ruhig und selbstverständlich da und ist von allen deutschen Hochhäusern vielleicht dasjenige, das am wenigsten den ›Wolkenkratzer‹ markiert. […] Nirgends gibt es hier ein Ausrutschen in hohle Repräsentation, auch nicht in den Sitzungssälen.«460 Dieses Urteil hatte Bestand  : So erblickte der Architekturhistoriker Julius Posener noch Jahrzehnte später in dem Bau »das formgewordene Programm der Neuen Sachlichkeit«.461 Das Frankfurter Gewerkschaftshaus zählt neben der Bundesschule des ADGB in Bernau von Hannes Meyer zu den herausragenden Leistungen, die die Gewerkschaften als Bauherren im Bereich des Neuen Bauens realisiert haben.462 Bei beiden handelt es sich um Schlüsselbauten innerhalb des sich im Laufe der 1920er Jahre abzeichnenden Vorhabens, die gewerkschaftliche Bautätigkeit einer eigenen, unverkennbaren architektonischen Sprache als Ausdrucksträger der sozialdemokratischen bzw. sozialistischen Kulturauffassung zuzuführen. In diesem Sinne forderte der damalige Vorsitzende des ADGB Theodor Leipart anlässlich der Einweihung der Bundesschule, »dass die Gewerkschaften auch vor der Öffentlichkeit darlegen, welche Kulturauffassungen sie beherrschen«463, wobei für ihn der Neubau der Bundesschule ein »Symbol« dieser Absicht war. 457 Vgl. Kuhn, Alfred  : Vorwort, in  : Max Taut. Bauten, hrsg. von Roland Jaeger, Berlin 1996 [o. S.] [Nachdruck der Originalausgabe Berlin 1932], und Buddensieg, Adolf Behne, S. VI. 458 So Taut bei der Einweihung des Hauses am 12. Juli 1931, zit. nach Weihe des neuen Gewerkschaftshauses, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 42. Jg., 13. Juli 1931 [o. S., o. V.]. 459 Volk und Zeit, 1931, Nr. 33 [o. S.]. 460 Behne, Adolf  : Max Taut’s Gewerkschaftshaus in Frankfurt am Main, in  : Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, 15. Jg., Nr. 11/12, November/Dezember 1931, S. 481–496, hier S. 481 f. 461 Posener, Julius  : Texte, in  : Kat. Max Taut, Ausstellung der Akademie der Künste Berlin, 19. Juli bis 9. August 1964, hrsg. von Peter Pfankuch, Berlin 1964, S. 50. 462 Vgl. Hüter, Architektur in Berlin, S. 127, u. Nerdinger, Winfried  : »Anstößiges Rot«. Hannes Meyer und der linke Baufunktionalismus, in  : Hannes Meyer 1889–1954. architekt – urbanist – lehrer, hrsg. Deutsches Architekturmuseum Frankfurt am Main in Verbindung mit dem Institut für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich und dem Bauhaus-Archiv Berlin, Berlin 1989, S. 12–29. 463 Leipart, Theodor  : Die Kulturaufgaben der Gewerkschaften, Vortrag in der Aula der Bundesschule in Bernau am 14. Oktober 1932, Berlin 1932, S. 9.

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Sozialdemokratisch dominierte Kommunalverwaltungen und Arbeiterverbände wurden an vielen Orten zu Förderern und Partnern der Avantgarde.464 Neben den großen Wohnsiedlungen entstanden zahlreiche Sozialbauten in konsequent moderner Formensprache, etwa Krankenhäuser, Schulen, Ledigen- und Jugendheime und Verwaltungsgebäude für Arbeitsämter und Krankenkassen. Gleiches gilt für die neu errichteten parteieigenen Verlags- und Druckereibauten. Die SPD nutzte die ästhetische und visuelle Wirkkraft des Neuen Bauens als Agitationsmittel, das sozialdemokratischer Gesinnung und Politik ein Gesicht geben sollte (Abb. 135). Auch wurde das Neue Bauen in der sozialdemokratischen Presse immer wieder positiv gewürdigt und zum Teil in einen direkten Zusammenhang mit sozialdemokratischen Werten und sozialdemokratischer Politik gestellt (Abb. 136, 137).465 Ist es den Arbeiterorganisationen in der Weimarer Republik also gelungen, ihre ureigene »gesellschaftliche Physiognomie« als »stabile Brücke zur Öffentlichkeit«466 zu finden, wie Tilman Buddensieg es für die Gewerkschaften annimmt  ? Ohne Zweifel haben sich die Gewerkschaften durch Aufsehen erregende Großprojekte im Wohnungs- und Siedlungsbau und mit bedeutenden Verwaltungszentralen zum sachlichen und funktionalen Bauen bekannt.467 Auch die eben genannten beiden Beispiele fungierten als Leuchtturmprojekte.468 Sie verschafften den Gewerkschaften in ihrer Rolle als Bauherr die Anerkennung der Fachwelt und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit.469 Die überlieferten Planungen für weitere, nicht mehr realisierte Volkshausprojekte aus der Endphase der Weimarer Republik lassen vermuten, dass die Arbeiterbewegung auf dem besten Weg war, sich auch außerhalb der Metropolen zu einer konsequenten Förderin des Neuen Bauens zu entwickeln (Abb. 138– 140). Ihre ausgesprochen modernistischen Projekte in Klein- und Mittelstädten können 464 Hüter, Architektur in Berlin, S. 88  ; Hermand/Trommler, Kultur, S. 418 ff. 465 Zum Beispiel Vorwärts, 46. Jg., Nr. 540, 16. November 1929, Abendausgabe [o. S.]  ; vgl. auch H., J.: Das Haus der Nichtwähler, in  : Vorwärts, 46. Jg., Nr. 541, 17. November 1929, Morgenausgabe, Beilage »Unterhaltung und Wissen« [o. S.]. In der Bücherwarte (»Zeitschrift für sozialistische Buchkritik«) werden in den Jahren 1926 bis 1928 unter der Rubrik »Baukunst« wichtige zeitgenössische Architekturpublikationen lobend besprochen, u.a. Behne, Adolf  : Der moderne Zweckbau, München 1925  ; Behne, Adolf  : Neues Wohnen – neues Bauen, Leipzig 1927  ; Platz, Baukunst  ; Oud, J. J. P.: Holländische Architektur, München 1926. 466 Buddensieg, Man klammert sich, S. 14. 467 Guttsman, Wilhelm Leo  : Bildende Kunst und Arbeiterbewegung in der Weimarer Zeit. Erbe oder Tendenz, in  : Archiv für Sozialgeschichte, Band 22, 1982, S. 331–358, hier S. 358  ; Miller Lane, Architektur, S. 17  ; Guttsman, Art for the workers, S. 136  ; Baukultur, hrsg. von Werner Durth und Paul Sigel, Berlin 2010, S. 209–219. 468 Jaeger, Schönheit, S. 13. 469 Abgesehen von zahlreichen Veröffentlichungen in der Fach- und Tagespresse wurden die Verbands- und Gewerkschaftshäuser in verschiedenen Schlüsselpublikationen des Neuen Bauens abgebildet und behandelt  : Müller-Wulckow, Bauten der Arbeit  ; Behne, Der moderne Zweckbau  ; Hilberseimer, Ludwig  : Großstadtarchitektur, Stuttgart 1927  ; Müller-Wulckow, Bauten der Gemeinschaft  ; Bauten der Volkserziehung  ; Werner, Hermann  : Moderner Berliner Zweckbau, Berlin 1931 [Nachdr. der Originalausgabe Berlin 1999].

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zugleich als ein Ausdruck der soziologischen Tendenz zur »Imitation der Großstadt«470 betrachtet werden, galt diese doch als »moderner Lebensraum schlechthin«471. Dementsprechend bildet beispielsweise ein herausragendes Gebäude wie das Volkshaus in Mörfelden (vgl. Kap.  3.2.2) das spezifische »Leben in zwei Welten«472, dem viele Arbeiter unterworfen waren, ab, pendelten diese doch häufig zwischen ihrem hochmodernen Arbeitsplatz in Fabrik und Großstadt und ihrem unterentwickelten, agrarisch geprägten Wohnort. Eine Übernahme von für die ländliche Bauweise atypischen Bauformen zeugte somit nicht allein von der Erziehungsarbeit der sozialdemokratischen Kulturbewegung, sondern war zugleich Ausdruck der Ambivalenzen, Brüche und Übergangsphänomene, wie sie die Lebenswelt weiter Teile der Arbeiterschicht in der Phase der Hochindustrialisierung prägten.473 So betrachtet waren die Akteure der mittelstädtischen Arbeiterbewegungsorganisationen mit ihren an großstädtischen Maßstäben orientierten Bauten und Bauplänen Pioniere einer noch in ihren Anfängen befindlichen siedlungsgeografischen Entwicklung. Überdies boten urbanistisch anmutende Bauprojekte wie etwa das Volkshaus in Zwickau den Bauherren die Gelegenheit, sich als aufstrebende, fortschritts- und zukunftsgerichtete Kraft zu präsentieren. Trotz dieser Tendenzen war die Haltung des sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Publikums gegenüber dem »Fabrikcharakter« der sachlichen Architektur gespalten.474 Die Heterogenität der Volkshausarchitektur lässt berechtigte Zweifel daran zu, dass die Basis der organisierten Arbeiterschaft den Formenkanon des Funktionalismus als Richtschnur sozialdemokratischen Bauens verinnerlicht hatte. So lässt sich bei einer Reihe von Bauten eine anhaltende Affinität zum kleinbürgerlich-ländlichen Bauidyll feststellen, wie es die konservativen Vertreter der Gartenstadtbewegung propagierten (s. Abb. 90, 141). Die deutschen Arbeiter waren ideologisch und ästhetisch weniger gefestigt, als es weithin behauptet bzw. von der Arbeiterbewegung selbst erhofft wurde.475 Die jahr470 Schmidt-Lauber, Brigitta  : Urbanes Leben in der Mittelstadt. Kulturwissenschaftliche Annäherungen an ein interdisziplinäres Forschungsfeld, in  : Mittelstadt. Urbanes Leben jenseits der Metropole, hrsg. von Brigitta Schmidt-Lauber, Frankfurt/New York 2010, S. 11–36, hier S. 27. 471 Peukert, Weimarer Republik, S. 181. 472 Kaschuba, Wolfgang und Carola Lipp  : Dörfliches Überleben. Zur Geschichte materieller und sozialer Reproduktion ländlicher Gesellschaft im 19. und frühen 20.  Jahrhundert, Tübingen 1982, hier insbes. S. 149–176. 473 Zur Ambivalenz der Arbeiterkulturbewegung im Zusammenhang mit der These vom Übergangscharakter der Gesellschaft und des Staates in der Weimarer Zeit vgl. den Redebeitrag von Dieter Langewiesche bei einer Podiumsdiskussion, in  : Die roten Turnbrüder, S. 82. 474 Faulenbach, Bauhaus, S. 52  ; vgl. auch Victor, Walther  : Ein modernes Haus der Arbeit, in  : Sächsisches Volksblatt, 19. Mai 1927, Nr. 116 [o. S.]  ; Richtfest in Bernau, in  : Gewerkschafts-Zeitung, 39. Jg., Nr. 22, 1. Juni 1929, S. 349–350 [o. V.], hier S. 350  ; Leipart, Kulturaufgaben, S. 8. 475 So zeigte eine zwischen 1929 und 1931 von Erich Fromm am Frankfurter Institut für Sozialgeschichte durchgeführte Umfrage unter der Berliner Arbeiter- und Angestelltenschaft, dass sich diese in ihren kulturellen Prägungen und Verhaltensmustern kaum von kleinbürgerlichen Gruppen unterschied  ; Fromm,

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zehntelange sozialistische Aufklärungsarbeit hatte allem Anschein nach kleinbürgerliche Denkweisen und Ansichten nur in geringem Maße verdrängt476 und der »Homo socialisticus« blieb eine Fiktion der sozialistischen Kulturutopie.477 Die Architektur des reinen Funktionalismus war offenbar nicht dazu geeignet, der in der Arbeiterschaft weit verbreiteten »Sehnsucht nach bürgerlicher Wohlhäbigkeit«478 entgegenzukommen.479 Womöglich entsprach das Festhalten an regionalen Bauformen und -traditionen auch einem Bedürfnis nach »Heimat« im Sinne eines »Kompensationsraum(s), in dem die Versagungen und Unsicherheiten des eigenen Lebens ausgeglichen werden, in dem aber auch die Annehmlichkeiten des eigenen Lebens überhöht werden«.480 Im Laufe der 1920er Jahre wurde das »Neue Bauen« von manchen als architektonische Antizipation der kommenden sozialistischen Gesellschaft propagiert. So übertrug sich in der Weimarer Republik die extreme Polarisierung im politischen Bereich auf das kulturelle Leben  : »Auch die Architektur wurde in einem bisher nicht gekannten Umfange politisch interpretiert und damit Kampfobjekt in öffentlichen Auseinandersetzungen. Der neue Baugedanke war mit dem Anspruch aufgetreten, einer neuen Gesellschaft zu dienen, die man mit der Revolution im Vormarsch glaubte. Damit zog er eine verbissene reaktionäre Opposition auf sich. […] Das Ringen um neue ästhetische Normen bedeutete zugleich weltanschauliche Propaganda und Überzeugungsarbeit  : Änderung des Menschen, um die Welt zu ändern  ; Änderung der Welt, um den Menschen zu ändern.«481

Etwa ab 1928 verschärfte sich zunehmend die weit über Fachkreise hinaus geführte Debatte um die soziale und politische Bedeutung der Architektur.482 Teils waren es Erich  : Arbeiter und Angestellte am Vorabend des Dritten Reiches. Eine sozialpsychologische Untersuchung, bearb. und hrsg. von Wolfgang Bonß, Stuttgart 1980  ; vgl. auch Langewiesche, Politik, S. 372 f.; Hermand/ Trommler, Kultur, S. 119 f., 125 f.; Glaessner, Wissen ist Macht, S. 265  ; Hartmann, Kristiana  : Neugier auf die Moderne, in  : Trotzdem modern. Die wichtigsten Texte zur Architektur in Deutschland 1919–1933, ausgew., kommentiert und hrsg. von Kristiana Hartmann, Braunschweig/Wiesbaden 1994, S. 7–49, hier S. 34 f. 476 Winkler, Schein der Normalität, S. 146 f. 477 Vgl. Langewiesche, Zur Geschichte der Arbeiterkultur, S. 12. 478 Siemsen, Anna  : Proletarische Lebensgestaltung, in  : Urania, Jena 1929, S. 5–8 u. 46–52, hier S. 7. 479 Zum »unstillbare[n] Sehnen, gerade der sozialistisch organisierten Arbeiter, nach bürgerlicher Sicherheit, nach Respektabilität und nach Ehrenhaftigkeit« vgl. Redebeitrag von Klaus Tenfelde bei einer Podiumsdiskussion, in  : Die roten Turnbrüder, S. 96. 480 Bausinger, Hermann  : Heimat in einer offenen Gesellschaft. Begriffsgeschichte als Problemgeschichte, in  : Heimat. Analysen, Themen, Perspektiven, hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1990, S. 76–90, hier S. 80, zit. nach Cremer, Will und Ansgar Klein  : Heimat in der Moderne, in  : Heimat. Analysen, Themen, Perspektiven, hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1990, S. 33–55, hier S. 33  ; s. auch Kaschuba, Kaiserreich, S. 90. 481 Hüter, Architektur in Berlin, S. 90. 482 Grundlegend hierzu  : Miller Lane, Architektur  ; s. auch Voigt, Wolfgang  : Die Stuttgarter Schule und die

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Archi­tekten, die in Stellungnahmen und Traktaten auf einer Analogie von Politik und Architektur insistierten, teils waren es Vertreter der verschiedenen politischen Lager. Wer traditionalistisch baute, galt der Linken als reaktionär und antidemokratisch. Wer funktionalistisch baute, wurde von den Konservativen zum »Kulturbolschewist«483 abgestempelt.484 Ausgeprägt modernistische bzw. traditionalistische Bauformen wurden als Symptome und Katalysatoren einer vermeintlichen »Proletarisierung« bzw. »Verbürgerlichung« der Gesellschaft denunziert.485 Doch abseits des Getöses gab es auch differenziertere Stimmen, darunter beispielsweise Alexander Schwab. In seinem 1930 unter dem Pseudonym Albert Sigrist erschienenen »Buch vom Bauen« sprach er vom »Doppelgesicht« der neuen Architektur, die beides sei, »großbürgerlich und proletarisch, hochkapitalistisch und sozialistisch« zugleich.486 Nur eines sei sie nicht mehr, nämlich bürgerlich individualistisch, denn sie habe im bürgerlichen Mittelstand und im Kleinbürgertum ihre erbittertsten Feinde. Schwabs Befund, das Bauen seiner Zeit sei ambivalent, spiegelt den Übergangscharakter der Epoche.487 Nur wenige unter den renommierten Vertretern der Avantgarde betrachteten die Architektur als »Teil eines politisch-ökonomischen Systems«, als Mittel oder Ergebnis gesellschaftlicher Veränderung oder gar als Waffe im Klassenkampf.488 Ohnehin hatten die ideologischen Auseinandersetzungen um die Architektur nur geringen Einfluss auf weite Teile des tatsächlichen Baugeschehens. Als ein Indiz dafür kann neben der Vielfältigkeit des gewerkschaftlich-sozialdemokratischen Bauens auch die Bautätigkeit des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes (DHV) angeführt werden. Der 1893 gegründete Verband war die stärkste unter den Angestelltenorganisationen im Kaiserreich und in der Weimarer Republik.489 Als unternehmernahe wirtschaftspolitische Alltagsarchitektur des Dritten Reiches, Faschistische Architekturen, hrsg. von Hartmut Frank, Hamburg 1985, S. 234–250, hier S. 245. 483 Der Kampfbegriff »Kulturbolschewismus« findet sich z. B. bei Senger, Alexander von  : Die Krisis der Architektur, Zürich u.a. 1929 u. Ders.: Die Brandfackel Moskaus, Zurzach 1931. 484 Miller Lane, Architektur, S. 138 ff., Warnke, Martin  : Bau und Gegenbau, in  : Architektur als politische Kultur, hrsg. von Hermann Hipp und Ernst Seidl, Berlin 1996, S. 11–18, hier S. 16, Laser, Björn  : Kulturbolschewismus  ! Zur Diskurssemantik der »totalen Krise« 1929–1933, Frankfurt am Main 2010. 485 »Neusachliche Siedlungen bauen heißt, das Bürgertum zu proletarisieren, Schmitthennersche Siedlungen Bauen heißt, das Proletariat zu verbürgerlichen.« (Pfister, Rudolf  : Paul Schmitthenner und seine Arbeit, in  : Die Baukunst, 1931, Nr. 6, S. 329, zit. nach Lampugnani, Vittorio Magnago  : Architektur und Städtebau des 20.  Jahrhunderts, Stuttgart 1980, S. 131). S. auch Huse, »Neues Bauen«, S. 12, und Laser, Kulturbolschewismus  !, S. 259. Zu den Schlagworten von der »Proletarisierung des Mittelstandes« und der »Verbürgerlichung des Proletariats« s. auch Winkler, Weg in die Katastrophe, S. 100 ff., insbes. S. 112. 486 Sigrist, Albert (i. e. Alexander Schwab)  : Das Buch vom Bauen, Berlin 1930, S. 65. 487 Hüter, Architektur in Berlin, S. 325 f. 488 Nerdinger, Zwischen Kunst und Klassenkampf, S. 51. 489 Ab 1919 bezeichnete sich der Verband als »Gewerkschaft kaufmännischer Angestellter« und schloss sich dem neu gründeten, christlich orientierten Deutschen Gewerkschaftsbund an. Damals verdreifachte er seine Mitgliederzahl. Vgl. Hamel, Völkischer Verband, S. 11.

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Spitzenorganisation vertrat er ein völkisch-nationalistisches Programm mit chauvinistisch-imperialistischem Herrschaftsanspruch und stand somit in scharfer ideologischer Opposition zur sozialdemokratischen Arbeiterbewegung.490 Er rekrutierte seine Mitglieder insbesondere aus jenem Teil des konservativen Mittelstandes, der sich vor einem »Abgleiten« ins Proletariat fürchtete. Zur Zeit der Weimarer Republik betrieb der Verband offensiv antisemitische, rassistische, antisozialistische und frauenfeindliche Hetze.491 Umso erstaunlicher ist es, dass sich die vom DHV beauftragten Architekten bei den verbandseigenen Bauten im Laufe der Zeit einer ausgesprochen avantgardistischen Formensprache bedienten. Handelte es sich bei dem ersten in Hamburg errichteten Verbandsgebäude von 1902–1904 noch um eine festungsartige Dreiflügelanlage mit einer 60 m breiten Hauptfront in Neorenaissanceformen, so errichteten die Architekten Ferdinand Sckopp und Wilhelm Vortmann schon 1912–1915 für den Verband ein Verwaltungsgebäude in Berlin, das mit den zu horizontalen Bändern zusammengefassten Fensterflächen und der farbigen Keramikplattenverkleidung seiner Zeit weit vo­ raus war.492 Auch im zeitgenössischen Urteil galt der Bau als »verantwortungsvoll« und »kulturfördernd«, ja als Beispiel einer »Baugesinnung für die Zukunft«.493 Dieselben Architekten unterzogen den Hamburger Verbandssitz 1920–1922 einem radikalen, modernisierenden Umbau494, so dass – noch vor dem Chile- oder dem Ballin-Haus – ein völlig verändertes, sachlich-expressionistisches Kontorhaus mit Klinkerverkleidung im Sinne der »Hamburger Schule« entstand (Abb. 142).495 1929–1931 folgte noch die Erweiterung zu einem mehrfach gestaffelten Kontorhausblock, dem damals höchsten Profangebäude Hamburgs. Fritz Höger sah in dem Bau »deutschen Kaufmannsgeist« ausgedrückt.496 Paul Bröcker, der Autor der Einweihungsfestschrift, sprach von einem »Ehrenmal der Arbeit« und erhob die Stahlskelettkonstruktion zum Ausdruck eines 490 Vgl. König, Mario  : Die Angestellten unterwegs. Vom Berufsstand zur modernen Gewerkschaft 1890– 1990, Köln 1991, S. 31. 491 So überrascht es nicht, dass der DHV seine »Gleichschaltung« im Jahr 1933 in eilfertigem Gehorsam selbst organisierte. Auch im DHV gab es jedoch unterschiedliche Flügel, darunter einen an der traditionellen, völkischen Weltanschauung festhaltenden und einen jüngeren, auf eine »volkskonservative Neuorientierung« hinwirkenden Flügel  ; vgl. Hamel, Völkischer Verband, S. 12. 492 Adresse Oberwasserstraße Nr. 11/12/Ecke Kreustraße 1/2. Vgl. Stark, Bürohäuser, hier S. 134. 493 Koch, Hugo  : Wettbewerb für den Neubau eines Geschäftshauses für den Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband in Berlin, in  : Baurundschau, Nr. 50, 11. Dezember 1913, S. 483 f., hier S. 484. 494 F., W.: Das neue Verwaltungsgebäude des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes in Hamburg, in  : Die Bauzeitung, Nr. 2, 1923, S. 11–14. 495 Gefroi, Claas  : Hamburgs Brahms Kontor zeigt die Faszination eines mehrfach umgestalteten Bürobaus, in  : Deutsches Architektenblatt, 2008, 14. Jg., Nr. 11, S. 16–19  ; Jaeger, Schönheit, S. 10  ; Lange, Gunter  : Die braune Gewerkschaft, in  : Die Zeit, 23. Mai 2013, S. 17. 496 Höger, Fritz  : Das neuzeitige Kontorhaus als Stilschöpfung, in  : Deutsche Handels-Wacht, 36. Jg., Nr. 24, 25. Dezember 1929, S. 470–472, hier S. 472.

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im »Volkstum« wurzelnden, »germanischen Baugedanken(s)«.497 Während die schiere Wucht des Hamburger Verbandshauses durchaus nicht in Widerspruch zum nationalistischen Gedankengut des DHV zu stehen scheint, finden sich in anderen Städten durchaus Beispiele, die in ihrem konsequenten Modernismus keine solchen einfachen Assoziationen nahelegen. In Magdeburg und Erfurt beispielsweise präsentierte sich der Verband mit den dynamisch-eleganten Formen einer fortschrittlichen, internationalen Moderne (Abb. 143, 144). Auch andernorts, etwa in Dresden, Düsseldorf, Beuthen (Bytom) und Breslau (Wrocław), errichteten die jeweiligen Ortsgruppen des DHV mehr oder weniger dezidiert sachliche Bauten. Dies lässt den Schluss zu, dass der Verband von den ideologischen Grabenkämpfen zwischen Traditionalisten und Modernisten unbeeindruckt geblieben ist und sich mit seinem wirtschaftlichen Fortschrittsund Aufstiegsdenken durchaus in den Formen der sachlichen Moderne aufgehoben sah. Die Bauten spiegeln »exakt die moderne, auf den Methoden der wissenschaftlichen Betriebsführung aufgebaute Organisation des Angestelltenverbandes wider, nicht aber seine Ideologie«.498 Umgekehrt bediente sich wiederum auch der eine oder andere Gewerkschaftsbau der üblichen Repräsentativformeln »kapitalistischer« Macht- und Prunkarchitektur  : Symmetrie, Naturstein, kolossale Fassadengliederungen, Baukörper und Raumeindrücke von monumentalem Pathos. Das wohl bekannteste Beispiel für eine solche »künstlerische Apotheose des Machtanspruchs«499 der Gewerkschaften ist das Berliner Verbandshaus der Metallarbeiter von Erich Mendelsohn. Aber auch andere gewerkschaftliche Großbauten der späten 1920er Jahre erhoben einen repräsentativen Gestaltungsanspruch, wie er auch für zeitgenössische Konzernzentralen oder Bankgebäude charakteristisch war, so etwa der Erweiterungsbau für das ADGB-Bundeshaus in Berlin von Walter Würzbach (Abb. 145). Gleiches gilt für den Erweiterungsbau des Volkshauses in Dresden (Abb. 146). Dass dies als völlig unproblematisch empfunden wurde, belegen die anlässlich der Einweihung geäußerten Worte des ADGB-Vorstandsmitglieds Alexander Knoll  : »Das neue Haus steht da als Ausdruck unserer Gesinnung, unseres Kulturstrebens, unserer Weltanschauung und der Gesellschaftsordnung, die wir erstreben.«500 Bedenkt man, dass es sich bei dem solchermaßen gerühmten Gebäude nur um einen durchschnittlichen Zweckbau handelte, so wird mit dem Zitat zugleich die zuweilen 497 Bröcker, Paul  : Das Hochhaus des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes (DHV) in Hamburg. Eine Betrachtung, hrsg. vom Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband Hamburg [Hamburg ca. 1932], S. 16 u. S. 32. 498 Höhns, Ulrich  : Das Erbe der Handlungsgehilfen, in  : Architektur in Hamburg. Jahrbuch 1992, hrsg. von der Hamburger Architektenkammer, Hamburg 1992, S. 126–129, Zit. auf S. 129  ; s. auch Jaeger, Schönheit, S. 10. 499 Jaeger, Schönheit, S. 6. 500 Fortschritt in schwerer Zeit. Die Weihe des Volkshaus-Erweiterungsbaues am Schützenplatz, in  : Dresdner Volkszeitung, 41. Jg., Nr. 221, 22. September 1930 [o. S., o. V.].

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plumpe Bauherrenrhetorik offenbar, die sich nicht scheute, auch das Mittelmäßige mit tieferer Bedeutung aufzuladen. 3.3.4 Propaganda und Gefolgschaftsideologie – Die Pervertierung des Volkshausgedankens im Nationalsozialismus

Um die sozialdemokratische Volkshaus-Tradition zu tilgen und den linksrevolutionären Ideen der Avantgarde etwas entgegenzusetzen, versuchten die Nationalsozialisten zu Beginn des »Dritten Reichs« eigene Gemeinschaftsbauten nationalsozialistischen Typs zu entwickeln. Dafür wurde der Egalität und Gemeinschaft stiftende »Große Bau«, wie ihn die Novemberkünstler ersehnt hatten, kurzerhand umgedeutet. Unter Verwendung der entsprechenden Terminologie wurden eben die Forderungen und Gedanken aufgegriffen, die von den Vertretern der Reformbewegungen und dem Arbeitsrat für Kunst vertreten worden waren. Erneut war vom »Gemeinschaftsausdruck« der Kunst und der Architektur als »Mutter der Künste« die Rede, wurden die »Abtrennung der bildenden Kunst aus der Erlebniswelt breitester Schichten des Volkes« und die »furchtbare Vereinsamung des Künstlers« beklagt.501 Auch der altbekannte Topos von der mittelalterlichen Kathedrale wurde ideologisch vereinnahmt. Überhaupt wurde die Baukunst im Nationalsozialismus in höchstem Maße instrumentalisiert. Als ästhetisches »Erziehungsmittel« hatte sie die Aufgabe, der »Beeinflussung des deutschen Menschen auf kulturellem Gebiete« zu dienen.502 Hierbei kam den wuchtigen Partei- und Propagandabauten der NSDAP als »gebautem Nationalsozialismus«503 große Bedeutung zu. Die Leitideologie von der »Volksgemeinschaft« als der »auf Blut und Rasse gegründete(n) […] Verbundenheit aller Volksgenossen untereinander und mit dem Führer«504 sollte nicht zuletzt in den »Bauten der Gemeinschaft«505 sichtbar werden  : »Seit den frühen deutschen Domen entstehen zum ersten Mal wieder Gemeinschaftsbauten, die völlig von jeder Zweckbestimmung des Alltags losgelöst sind, Selbstdarstellung der urei501 Die Zitate stammen aus zwei im Februar 1934 in der Zeitschrift »Die Bauwelt« erschienenen Propagandaartikeln, die sich mit der Frage von »Kunst und Gemeinschaft« im neuen nationalsozialistischen Staat befassten  : Wendland, Winfried  : Gemeinschaftsbauten, in  : Die Bauwelt, 25. Jg., Nr. 6, 8. Februar 1934, Beilage, S. 2 f.; Meunier, Franz  : Die Architektur als Mutter der Künste, in  : Die Bauwelt, 25.  Jg., Nr.  6, 8. Februar 1934, Beilage, S. 4–8. 502 Schulte-Frohlinde, Baukultur, S. 8. 503 Troost, Gerdy  : Das Bauen im Neuen Reich, Bd. 1, 3. Auflage, Bayreuth 1941 [Erstausgabe 1938], S. 10. 504 Berning-Schmitz, Cornelia  : Vokabular des Nationalsozialismus, 2., durchges. u. überarb. Auflage, Berlin/ New York 2007, S. 261. 505 Tatsächlich wurden so gut wie alle öffentlichen Bauaufgaben zu »Bauten der Gemeinschaft« erklärt, da­ runter die verschiedenen Bauten der Parteiorganisationen, der städtischen und staatlichen Verwaltungen, der Wehrmacht sowie Mustersiedlungen und selbst die »Reichsverkehrswege«  ; vgl. Troost, Bauen im Neuen Reich, S. 14.

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gensten Kulturkräfte eines erwachten, rassebewussten Volkes, Stein gewordene Verkörperung eines Glaubens. […] In ihnen wird die Baukunst zum Erzieher eines neuen Volkes.«506

Die Krönung dieses Bautyps sollte Albert Speers »Große Halle« (auch »Ruhmeshalle« oder »Halle des Volkes«) werden, die als Zentrum des zur Welthauptstadt »Germania« umgebauten Berlin gedacht war und alle bisher dagewesenen Baudimensionen gesprengt hätte. Unabhängig von diesen nicht zu Ende geführten Großplanungen entstanden während des nationalsozialistischen Regimes kleinere Gemeinschaftsbautypen in beachtlicher Zahl, darunter die eigentlichen Parteibauten, die SA- und SS-Heime, Hitlerjugend-, Kameradschafts- und Gefolgschaftsheime, Schulungs- und Ordensburgen, Thingstätten sowie eine Reihe weiterer Bautypen. Als Symbole des NS-Staats und Zeichen der Allgegenwart der Partei sollten Bauten wie diese das ganze Reichsgebiet wie ein Netz umspannen.507 Auch das »Haus der Arbeit« (bzw. »Haus der deutschen Arbeit«508) gehört in diese Reihe. Es kann als direkter Nachfolger des Volkshauses gelten. Der Volkshausgedanke als Ausdruck einer demokratischen Solidargemeinschaft wurde durch »die militärisch organisierte Zwangs- und Gesinnungsgemeinschaft des Nationalsozialismus« pervertiert.509 Zeitgenössischen Presseberichten zufolge hatte der Architekt Clemens Klotz die Anregung zur Entwicklung des Bautyps »Haus der Arbeit« gegeben, indem er dem Leiter der Deutschen Arbeitsfront (DAF) Robert Ley eine schriftliche Initiative zukommen ließ.510 Jedenfalls wurde im Dezember 1933 vom damaligen Leiter des Kulturamts der DAF, Hans Weidemann, ein Ideenwettbewerb für »Häuser der Arbeit« ausgeschrieben.511 In der Zeitschrift »Die Bauwelt« wurde das »Haus der Arbeit« zum bedeutendsten Bauvorhaben »für die Verwirklichung des völkischen Sozialismus, wie für die Zukunft der deutschen Baukunst«, ja zur »wichtigste(n) geistig-kulturellen Aufgabe«

506 Ebd., S. 10. 507 Vgl. Brenner, Hildegard  : Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus, Reinbek bei Hamburg 1963, S. 122. 508 In der Bezeichnung kommt die nationalsozialistische Überhöhung der Arbeit zu einer »sittlichen Aufgabe« zum Ausdruck. Da »Arbeitshaus« aber bereits im Sinne einer »Korrektionsanstalt« negativ konno­ tiert war, entschied man sich für »Haus der Arbeit«  ; vgl. Paulsen, Friedrich  : Das Haus der Arbeit. Zur Ausstellung der Wettbewerbsentwürfe in Berlin, in  : Die Bauwelt, 25. Jg., Nr. 29, 19. Juli 1934, S. 699/700, hier S. 699. 509 Nerdinger, Sich versammeln, S. 268. 510 Vgl. Leser, Petra  : Der Kölner Architekt Clemens Klotz (1886–1969), Köln 1991, S. 275. 511 Zum Wettbewerb vgl. neben den unten angegebenen zeitgenössischen Quellen  : Mattausch, Roswitha  : Siedlungsbau und Stadtneugründungen im deutschen Faschismus, Frankfurt am Main 1981, insbes. S. 100 ff.; Nerdinger, Winfried  : Versuchung und Dilemma der Avantgarde im Spiegel der Architekturwettbewerbe 1933–35, in  : Faschistische Architekturen, hrsg. von Hartmut Frank, Hamburg 1985, S. 65– 87  ; Hain, Salons, S. 104 ff.

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überhaupt erklärt.512 In der Ausschreibung wurde unverhohlen der sozialdemokratische Volkshausgedanke mit nationalsozialistischem Gedankengut angereichert  : »Das ›Haus der Arbeit‹ wird nicht allein gemeinsamer Erholung und künstlerischem Genuss, gleichsam als Klubhaus, sondern auch gemeinsamen Festakten und Feiern, gleichsam als Kultstätte deutschen Arbeitsgeistes dienen. Es soll damit eine bleibende und eindringliche Verkörperung einer neuen, keine Klassenunterschiede kennenden Gemeinschaftsidee darstellen. Die Gestaltung dieses Hauses wird eine Formung nationalsozialistischer Weltanschauung sein.«513

Es liegt auf der Hand, dass diese Bezugnahme auf die Idee einer egalitären Gesellschaft in krassem Widerspruch zum ständischen Charakter des nationalsozialistischen Staates stand. Auch die gestalterischen Rahmenbedingungen für das »Haus der Arbeit« waren nichts anderes als ein Plagiat des Volkshauses  : »Es muss äußerlich architektonisch das Schönste sein, was die Stadt zu bieten hat. Und im Inneren, vornehm und zweckmäßig, vor allem alle Einrichtungen enthalten, die zur Freude und zur Ausspannung der Menschen dienen sollen. Spielzimmer, Klubzimmer, Sportsäle, Bäder, Theater, auch Schlaf- und Heimstätten für durchwandernde Volksgenossen und in der Mitte ein großes Forum, wo 10 und 15 000 Menschen zusammengerufen werden können, wo eine Freilichtbühne vorhanden ist, […].«514

Die Idee des Gesamtkunstwerks ging ebenfalls in die Konzeption des »Hauses der Arbeit« ein, indem parallel zwei Wettbewerbe für die Gestaltung von Wandbildern und für ein Massenschauspiel sowie ein Chorwerk zur Bespielung der Freilichtbühnen ausgeschrieben wurden. Den ersten Preis unter den über 800 Einsendungen für Wandbildgestaltungen erhielt der Bildhauer Ludwig Gies, dessen expressionistische Arbeiten aus der Weimarer Zeit wenige Jahre später als »entartet« verfemt werden sollten. Sein Entwurf stellte die Errichtung eines gewaltigen Adlermonuments dar, als Sinnbild für das »erwachte« Deutschland »im Wiederaufbau«.515 Trotz oder gerade wegen der offenkundigen Anleihen beim sozialdemokratischen Volkshaus scheute sich Ley nicht, offen gegen das Vorbild zu polemisieren und forderte 512 Wettbewerbs-Nachrichten, Die Bauwelt, 25. Jg., Nr. 2, 11. Januar 1934, S. 46  ; s. auch Wettbewerbs-Nachrichten, Die Bauwelt, 24. Jg., Nr. 52, 28. Dezember 1933, S. 1418. 513 Wettbewerbs-Nachrichten, Die Bauwelt, 25. Jg., Nr. 2, 11. Januar 1934, S. 46. 514 Zit. nach Ley, Durchbruch, S. 36  ; auch abgedruckt als Zitat aus einer Rede Leys in  : Schupp, Fritz  : Zum Wettbewerb  : »Häuser der Arbeit«, in  : Die Bauwelt, 25. Jg., 1934, Nr. 4, 25. Januar 1934, S. 77 f., hier S. 77. 515 Bei den übrigen preisgekrönten Arbeiten handelte es sich zumeist um idealisierte Szenen einer überholten Arbeits- und Lebenswelt fern von Industrie und Großstadt  ; vgl. Wandbilder der Arbeitsfront, in  : Die Bauwelt, 25. Jg., Nr. 16, 19. April 1934, S. 388 und 403 [o. V.].

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eine Abkehr »von dem Kitsch der Gewerkschafts- und Volkshäuser«.516 Im Bauprogramm hieß es, man habe bewusst kein detailliertes Bauprogramm und keine stilistische Richtung vorgegeben, um »die künstlerische Freiheit« möglichst wenig einzuschränken.517 Das war freilich kein Ausdruck von Liberalität, sondern davon, dass der nationalsozialistische Baugedanke zu diesem Zeitpunkt noch nicht »ausgereift« war. Zwar war der Begriff des »Kulturbolschewismus« seit Jahren als Kampfbegriff gegen alle modernen Kunstformen eingesetzt worden.518 Insbesondere das Neue Bauen wurde in der NS-Propaganda der späten Republik als »rein bolschewistische Angelegenheit«, als Gefahr der »Entseelung« der Welt und der Vernichtung von »Heimatliebe, Volksgefühl, geschichtliche(m) Sinn, Familie, Vergangenheit und Zukunft« verleumdet.519 Gleichwohl existierte in den eigenen Reihen noch bis 1934 eine nicht unbedeutende kunstpolitische Opposition, die auf der Suche nach einer neuen nationalen Gemeinschaftskunst den Expressionismus als vermeintlichen Ausdruck einer völkischen Weltanschauung entdeckt zu haben meinte.520 Die Auseinandersetzung fand 1933/34 einen Höhepunkt in dem Streit zwischen Joseph Goebbels und Alfred Rosenberg, in dem es um die Entscheidung zwischen einer »völkisch expressiv« oder »völkisch bodenständig« geprägten nationalsozialistischen Kunst ging.521 Die endgültige Absage an eine wie auch immer geartete Vereinnahmung der künstlerischen Moderne erfolgte dann ab der Mitte des Jahres 1934. Obschon der Wettbewerb für das »Haus der Arbeit« mit 692 eingereichten Entwürfen eine zahlenmäßig hohe Resonanz hatte, geriet er angesichts der Ergebnisse zu einer Blamage.522 Selbst die konservativ bis reaktionär eingestellte »Deutsche Bauhütte« war von den mittelmäßigen Entwürfen nicht begeistert und machte sich über die »Millionen verschlingende Hocharchitektur«, »Erfrischungsanstalten« und »redliche[n] 516 Zit. nach Ley, Durchbruch, S. 36. 517 Dies kritisierte die Architektenschaft und forderte die Auslober auf, genauere Angaben zum Bauprogramm zu machen oder dem Wettbewerb »drei verschiedene Typen« zugrunde zu legen, ein Haus der Arbeit für die Großstadt, eines für die Mittel- und Kleinstadt und eines für ländliche Verhältnisse  ; vgl. Die Bauwelt, 25. Jg., Nr. 2, 11. Januar 1934, S. 32. 518 Teut, Architektur im Dritten Reich, S. 9. 519 Zit. nach Senger, Brandfackel, S. 25, S. 38, S. 42, S. 47  ; s. auch Senger, Krisis. 520 Vgl. zu diesem Themenzusammenhang  : Brenner, Kunstpolitik, S. 63–86  ; Nerdinger, Versuchung, S. 74 f.; Durth, Werner  : Übergänge  – Seitenwechsel. Orientierungspläne zwischen Kunst und Politik, in  : Kat. Brüder Luckhardt und Alfons Anker. Berliner Architekten der Moderne, Ausstellung der Akademie der Künste Berlin, 2. September bis 28. Oktober 1990, hrsg. von der Abteilung Baukunst der Akademie der Künste Berlin, Berlin 1990, S. 57–74, inbes. S. 62–66. 521 Nerdinger, Versuchung, S. 65. 522 Zu den Wettbewerbsergebnissen vgl. Paulsen, Haus der Arbeit  ; Ders.: Häuser der Arbeit. Das Ergebnis des Wettbewerbs der Deutschen Arbeitsfront, in  : Die Bauwelt, 25. Jg., Nr. 32, 9. August 1934, Architekturbeilage, S. 1–12  ; Stephan, Hans  : Der Wettbewerb »Haus der Arbeit« in Berlin, in  : Zentralblatt der Bauverwaltung, 54. Jg., Nr. 42, 17. Oktober 1934, S. 632–636.

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Kunstscheunen« lustig.523 Immerhin hatten sich nicht wenige Vertreter der Architekturelite der 1920er Jahre, darunter auch einige Verfechter der Moderne, an dem Wettbewerb beteiligt.524 Viele der eingereichten Entwürfe belegen, dass einige Künstler aus dem Umfeld des ehemaligen »Arbeitsrates« längst von den in Tauts »Stadtkrone« formulierten gesellschaftsutopischen und philosophischen Ideen abgerückt waren. Unter den Teilnehmern des Wettbewerbs befremden insbesondere drei Architekten, da diese mehr als andere mit dem utopisch-sozialistischen Volkshausgedanken verbunden sind  : Walter Gropius, die Brüder Hans und Wassili Luckhardt und Bernhard Hoetger. Ihre Beiträge legen ein trauriges Zeugnis von dem nach 1933 weit verbreiteten »korrumpierenden Gesinnungsumschwung«525 innerhalb der Künstlerschaft ab. Gropius entwarf mit Rudolf Hillebrecht ein »Haus der Arbeit« nach modernistischen Prinzipien, dem er im Entwurf – gewissermaßen als »ideologische Garnitur«526 – kurzerhand ein Spalier von Hakenkreuzfahnen hinzufügte. Die Brüder Luckhardt legten einen Entwurf vor, in dem die Kristallform – bei Bruno Taut das Sinnbild der Reinheit und Erneuerung schlechthin  – zum deutschnationalen Symbol umgedeutet wurde.527 Auch Bernhard Hoetger sah sich veranlasst, die einstigen revolutionären Ideale auf plumpe Weise in nationalsozialistisches Gedankengut umzuwandeln.528 1918 hatte er das Manifest des Arbeitsrates unterzeichnet, 1922 in Bremen ein Denkmal für die gefallenen Verteidiger der Räterepublik entworfen und 1927 die expressionistischen Bronzefiguren am Bremer Volkshaus geschaffen. Nun steuerte er zusammen mit dem Architekten Herbert Helfrich zum Wettbewerb für das »Haus der Arbeit« ein gigantisches Projekt für ein »Deutsches Forum« mit einem hakenkreuförmigen Kultbau bei. Mit der Auszeichnung 523 Häuser der Arbeit. Zum Ergebnis des Plan-Wettbewerbs, in  : Deutsche Bauhütte, 38. Jg., Nr. 17, 15. August 1934, S. 200–202, hier S. 200 [o. V.]. 524 Unter den Teilnehmern waren Otto Bartning, Martin Elsässer, Walter Gropius mit Rudolf Hillebrecht, Hans und Wassili Luckhardt, Walter Schwagenscheidt mit Ernst Graeff, und Hans Schwippert  ; vgl. Nerdinger, Versuchung. 525 Honisch, Dieter  : Überlebensfries des arbeitenden Menschen, in  : Der Tagesspiegel, 37.  Jg., Nr.  10 734, 15. Januar 1981, S. 4. 526 Vgl. hierzu Nerdinger, Winfried  : Bauhaus-Architekten im »Dritten Reich«, in  : Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus. Zwischen Anbiederung und Verfolgung, hrsg. von Winfried Nerdinger, München 1993, S. 153–178, hier insbes. S. 156, und Ders., Versuchung. 527 Bezeichnenderweise verleugneten die Brüder Luckhardt in der Erläuterung zum Projekt die revolutionären Wurzeln und beriefen sich nicht auf das kristallin-phantastische Glashaus im Sinne Scheerbarts, sondern auf den Polyeder in Albrecht Dürers Melencolia sowie auf die »deutsche« Romanik  ; vgl. Pehnt, Architektur, S. 313 sowie Nerdinger, Versuchung. Erklärungsversuche für die »desolate(n) Orientierungsversuch(e)« und die »widersprüchlich national(e) und sozialistisch(e)« Haltung der Avantgarde am Beispiel der Brüder Luckhardt bei Durth, Übergänge, S. 60 ff. 528 Zu Hoetgers Haltung im Dritten Reich vgl. Hirthe, Thomas  : »Besondere Leistungen für die Bewegung hat er nicht aufzuweisen« – Bernhard Hoetger im Nationalsozialismus, in  : Bernhard Hoetger. Skulptur Malerei Design Architektur, Ausstellung der Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen, hrsg. von Maria Anczykowski, Bremen 1998, S. 278–299.

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des Berliner Architekten Walter Kratz, der eine anspruchslose »Mischung aus Scheune, Barackenlager und Klosterhof«529 eingereicht hatte, traf die Jury eine Verlegenheitsentscheidung. Als »Bauten des Volkes« waren die »Häuser der Arbeit« offenbar des offiziellen neoklassizistischen Staatsbaustils nicht würdig.530 Man wolle die »Freizeitgestaltung« nicht »in eine bestimmte anspruchsvolle Haltung« zwängen, hieß es in den Kommentaren der Jury. Eine »übersteigerte Monumentalität in der architektonischen Haltung« erschien »mit dem Begriff der Gestaltung des Feierabends« »schwer vereinbar«.531 Bei den Entwürfen für eine Reichszentrale der Deutschen Arbeitsfront in Köln sollten hingegen wenig später alle Register der nationalsozialistischen Einschüchterungs- und Pathosarchitektur, wie sie den »Führerbauten« vorbehalten war, gezogen werden. Hitler hatte die Pläne des Architekten Clemens Klotz für ein gigantisches »Nationalhaus der Arbeit«, eine kuppelbekrönte Kongresshalle für 100 000 Menschen als Höhepunkt eines Gauzentrums, 1934 persönlich abgesegnet. Die Gesamtanlage hätte 1,6 Millionen Kubikmeter umbauten Raum eingenommen.532 Obwohl die Pläne nicht weiterverfolgt wurden, arbeitete Klotz noch bis 1941 an der Modifizierung der Entwürfe weiter. Daneben plante er ein »Haus des deutschen Handwerks« als Erweiterung für Max Tauts Gewerkschaftshochhaus in Frankfurt am Main. Der riesenhafte Komplex hätte Tauts gewerkschaftlichen Musterbau zu einem Seitenflügel degradiert.533 Das als gewaltiges, reichsweites Bauvorhaben angekündigte »Haus der Arbeit« blieb jedoch eine kurzlebige Propagandamaßnahme, denn die »Wiederwehrhaftmachung des deutschen Volkes« hatte schon bald vor allen anderen Bauaufgaben Priorität.534 1940 wurde die Idee im Auftrag Hitlers nochmals aufgewärmt, nun unter den Etiketten »Volksgemeinschaftshaus« bzw. »Partei- und Gemeinschaftsheim«. Als »volksbetreuende, volkskulturelle, sportliche und gesellschaftliche Mittelpunkte«535 jeder Ortsgruppe sollten die Gemeinschaftsheime, insbesondere im Zuge der Errichtung neuer Wohn- und Siedlungsgebiete, die politische Lage in der Heimat und in den besetzten Gebieten stabilisieren. 1941 legten Reichsschatzmeister Franz Xaver Schwarz und Generalbauinspektor Albert Speer »Richtlinien für die Errichtung von Gemeinschaftshäusern der NSDAP in den Ortsgruppen« vor. Hauptzweck der Häuser sollte »die Zusammenfassung aller Dienststellen der Partei« sein  ; an zweiter Stelle stand die »Abhaltung von Kundgebungen, Mitgliederversammlungen und Appellen«, gefolgt von 529 Nerdinger, Versuchung, S. 76. 530 Vgl. hierzu die Aufteilung bei Teut, Architektur im Dritten Reich, S. 5. 531 Stephan, Wettbewerb, S. 633 und S. 635. 532 Vgl. Die Bauwelt, 25. Jg., Nr. 39, 27. September 1934, S. 953, und Nr. 40, 4. Oktober 1934, S. 962  ; Leser, Kölner Architekt, S. 272 ff. 533 Vgl. Buddensieg, Man klammert sich, S. 14. 534 Vgl. Nerdinger, Bauhaus-Architekten, S. 157. 535 Richtlinien für die Errichtung von Gemeinschaftshäusern der NSDAP in den Ortsgruppen, hrsg. von Robert Ley, München 1941, S. 4.

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»Führerbesprechungen« und der »Durchführung von Feierstunden«. Von nachrangiger Bedeutung waren kulturelle, bildende, gesellige und soziale Zwecke. Im Ergebnis handelte es sich dabei um eine Verquickung der Bauaufgaben HJ-Heim, »Haus der Arbeit« und »Braunes Haus«. Für die »baukünstlerische Gestaltung sämtlicher Gemeinschaftshäuser« sollte der Reichsschatzmeister verantwortlich sein, die Entwürfe sollten freien Architekten oder dem »Architekturbüro der DAF« übertragen werden.536 Die ästhetischen Maßgaben für das Gemeinschaftshaus entsprachen der nationalsozialistischen Blut- und Boden-Architektur  : Wuchtige symmetrische Baukörper, »heimisches« Baumaterial und »handwerkliche« Ausführung sollten Dauerhaftigkeit und »Deutschtum« vermitteln. Im Ergebnis waren für die Gemeinschaftshäuser einfache, monumentalisierte Satteldachbauten vorgesehen, angereichert mit diffusen Verweisen auf frühmittelalterliche Sakralarchitektur.537 Zur Ausführung kamen diese Grundsätze in dem 1937/38 errichteten NSDAP-Gemeinschaftshaus für das Zentrum der DAF-Mustersiedlung Braunschweig-Mascherode (s. Abb.  147). Ein angrenzender Aufmarschplatz als Erfüllungsort der Einschwörung der »Volksgemeinschaft« war obligatorischer Bestandteil der Anlage. Das Gemeinschaftshaus selbst wurde damit zur Kulisse für den Vollzug der Unterwerfungsgeste des Volkes gegenüber seiner Führung.538 3.3.5 Erbe und Erinnerung – Das Volkshaus im Wandel der Zeit

Der Bedeutungsverlust des Volkshauses als Bauaufgabe ist der allgemeinen historischen Entwicklung Deutschlands geschuldet. Unter den verschiedenen politischen Vorzeichen der beiden deutschen Staaten bildeten sich jedoch neue Gebäudetypen heraus, die als Nachfolger des Volkshauses anzusehen sind. 536 1933 war für die Bau- und Kunstprojekte der DAF zunächst das Amt »Schönheit der Arbeit« als Bestandteil der »Kraft durch Freude«-Gemeinschaft eingerichtet worden. Unter der Leitung von Albert Speer widmete es sich ab 1934 überwiegend der »Verbesserung und Verschönerung der Arbeitsstätten«. 1937 wurde durch Zusammenlegung der Planungsabteilung des Amtes »Schönheit der Arbeit« und der DAF-Bauabteilung noch ein »Architekturbüro der DAF« geschaffen, welches Julius Schulte-Frohlinde unterstand. Vgl. Walesch, Annegret  : Das Amt »Schönheit der Arbeit« in der NS-Organisation »Kraft durch Freude« 1933–1939, Hannover 1973  ; Friemert, Chup  : Produktionsästhetik im Faschismus. Das Amt »Schönheit der Arbeit« von 1933–1939, München 1980  ; Flagmeyer, Michael  : Die Architekturen der Deutschen Arbeitsfront. Eine nationalsozialistische Kontrollorganisation als Planungsinstrument, Diss. Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, 2 Bde., Flagmeyer, Michael  : Die Architekturen der Deutschen Arbeitsfront. Eine nationalsozialistische Kontrollorganisation als Planungsinstrument, 2 Bde., Braunschweig, Techn. Univ., Diss., 2009. S. auch  : Schönheit der Arbeit, in  : Die Bauwelt, 25. Jg., Nr. 4, 25. Januar 1934, S. 101 [o. V.]  ; Das Bauen in der Deutschen Arbeitsfront, in  : Die Bauwelt, 27. Jg., Nr. 45, 5. November 1936, S. 1100 [o. V.]. 537 Mittmann, Markus  : Bauen im Nationalsozialismus. Braunschweig, die »Deutsche Siedlungsstadt« und die »Mustersiedlung der Deutschen Arbeitsfront« Braunschweig-Mascherode, Hameln 2003, S. 118. 538 Ebd., S. 112  ; Mattausch, Siedlungsbau, S. 89 ff.

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Im Westen erlangte die vom Nationalsozialismus zerschlagene Arbeiterbewegung ihre einstige Bindungskraft nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht zurück, wie sich überhaupt die Klassengesellschaft mehr und mehr aufzulösen begann. Aufgrund der zunehmenden Akzeptanz der 1949 installierten parlamentarischen Demokratie und der sozialen Marktwirtschaft verlor sich allmählich der Milieucharakter der Arbeiterschaft. Die sozialdemokratischen Organisationen knüpften nicht an ihre Vorkriegstraditionen an539 und gaben ihr Streben nach einer alternativen, politisch geprägten Gemeinschaftskultur weitgehend auf.540 Die SPD überwand nach und nach ihre charakteristische »Lagermentalität« und entschied, die einst so bedeutende Arbeiterkulturbewegung nicht wieder zu erneuern.541 Auch die Gewerkschaften lösten sich unter dem neu gegründeten Dachverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) von ihrer politisch-weltanschaulichen Bindung. Wirtschaftswunder, Konkurrenzgesellschaft, Konsumfreuden und nicht zuletzt der Siegeszug des Massenmediums Fernsehen trugen ihr Übriges dazu bei, dass die Notwendigkeit von Versammlungsstätten für die Arbeiterschaft entfiel. Die Forderung nach »Kultur und Bildung für alle« wurde allgemeiner gesellschaftlicher Konsens und ihre Durchsetzung als öffentliche Aufgabe anerkannt.542 Nun übernahmen der Staat und die Kommunen in großem Rahmen die Aufgabe, den Raumbedarf für Vereinsarbeit, Kultur- und Bildungswesen durch Bautypen wie Bürgerhaus, Gemeindezentrum oder Mehrzweckhalle abzudecken.543 Das ursprüngliche Funktionsspektrum der Volks- und Gewerkschaftshäuser wurde damit, abgesehen von ihrem Verwendungszweck als Büro- und Verwaltungsgebäude, obsolet. Auch wenn der Begriff Volkshaus als Bezugsgröße gelegentlich noch einmal »aus der Schublade herausgeholt«544 wurde, hat sich die Bauaufgabe »Gemeinschaftshaus« inhaltlich stark gewandelt. Meist handelt es sich um Mehrzweckhallen ohne ständigen Betrieb, deren Räume von Vereinen, Gruppen und Kulturveranstaltern günstig gemietet werden können. Zur Erfüllung des kommunalen Kulturauftrags entstanden darüber hinaus in den Städten großzügige Bildungs- und Kulturzentren, die in der R ­ egel 539 Langewiesche, Zur Geschichte der Arbeiterkultur, S. 17  ; Kuhn, Deutsche Arbeiterbewegung, S. 199 ff. 540 Tenfelde, Ende und Erbe, S. 167  ; Kuhn, Deutsche Arbeiterbewegung, S. 214 ff. 541 Vgl. Woller, Hans  : Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone. Die Region Ansbach und Fürth, hrsg. von Hans Woller, München 1986, darin der Exkurs »›Heraus aus dem Ghetto‹ – Die Auseinandersetzung um die Wiedergründung der Arbeitervereine«, S. 181–186  ; Walter/Matthiesen, Milieus, S. 61. 542 Vgl. Pappermann, Ernst  : Rahmenbedingungen kommunaler Kulturarbeit, in  : Kulturarbeit in der kommunalen Praxis, hrsg. von Ernst Pappermann u.a., Köln 1984, S. 3–11, hier S. 3. 543 Eine Sonderform des Bürgerhauses stellt das so genannte Dorfgemeinschaftshaus dar, das als soziales, kulturelles und einst auch wirtschaftliches Zentrum eines Dorfes gedacht war. Vor allem in Hessen wurde die Einrichtung von Dorfgemeinschaftshäusern zeitweise forciert, so dass dort mit rd. 1 500 solcher Bauten von einer nahezu flächendeckenden Versorgung ausgegangen werden kann. 544 Vgl. Diskussion Wettbewerb Volkshaus, in  : Die Bauwelt, 56. Jg., Nr. 22, 31. Mai 1965, S. 624, 629, 636, hier S. 624.

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einen Konzertsaal, eine öffentliche Bibliothek sowie eine Reihe von Veranstaltungsund Ausstellungsräumen umfassen. Von Ausnahmen abgesehen, wurde und wird die Architektur dieser Bauten vor allen anderen Faktoren vom Mehrheitsgeschmack der Preisgerichte und dem schmalen Budget der öffentlichen Bauträger bestimmt. Mit dem Aufkommen der neuen sozialen Bewegungen zu Beginn der 1970er Jahre entstanden an vielen Orten zudem unabhängige, selbstverwaltete Gemeinschaftseinrichtungen. Diese bürgerschaftlich initiierten und nicht selten öffentlich geförderten »soziokulturellen Zentren« verstanden sich als Alternative zu offiziellen und kommerziellen Kulturangeboten.545 Für Einrichtungen dieser Art sind Neubauten eher die Ausnahme. Stattdessen hat sich durchgesetzt, aufgelassene Industrie- und Gewerbebauten zu solchen kulturellen Begegenungsstätten umzubauen. Auch in der DDR wurde die Tradition der sozialdemokratischen Volkshäuser nicht fortgeführt. Im Gegenteil  : Einhergehend mit der Verfolgung der Sozialdemokratie im SED-Staat wurde die Erinnerung an sie regelrecht aus dem kollektiven Bewusstsein getilgt. Bezeichnend dafür sind die Vorgänge in Leipzig, wo zwischen 1948 und 1953 eine Gruppe von Sozialdemokraten, die den Stalinisierungstendenzen kritisch gegenüberstand, unter dem Vorwand der Verschwörung aus der SED ausgeschlossen und mundtot gemacht wurde. Es handelte sich um ehemalige Gewerkschaftsfunktionäre, die sich als Gleichgesinnte zusammengefunden hatten, um den Wiederaufbau des Volkshauses zu bewerkstelligen (Abb. 148). Für die Mitglieder dieser losen Gruppe wurde die Bezeichnung »Volkshauskreis« geprägt, die auf SED-Seite bald zum Synonym für den verhassten »Sozialdemokratismus«546 wurde.547 Im Zentrum dieser vermeintlichen Verschwörer stand Erich Schilling, der 1948 von seinem Amt als FDGB-Vermögensverwalter suspendiert und aus der SED ausgeschlossen wurde.548 Die staatliche Denkmalpflege, die das »Denkmal der Arbeiterbewegung« als offizielle Denkmalgattung einführte, negierte das gebaute Erbe der sozialdemokratischen Bewegung weitestgehend. In einigen Fällen, in denen eine Weiternutzung der Volkshäuser als Kulturhäuser stattfand, wurde kurzerhand in deren Entstehungsgeschichte eine kommunistische Traditionslinie hineingedeutet, so etwa beim Volkspark Halle.549 Aus denselben ideologischen Motiven wurden einige der ehemals sozialdemokratischen Volkshäuser umbenannt  : So wurde das Leipziger Volkshaus zum »Ernst-Thälmann-­ 545 Vgl. Niess, Volkshäuser, S. 212 ff. 546 Koppelmann, Günter  : 25 Jahre SED und die revolutionären Traditionen der Leipziger Arbeiterbewegung, in  : Sächsische Heimatblätter, 17. Jg., 1971, Nr. 4, S. 145–149, hier S. 149. 547 Vgl. Russig, Das Dresdner »Volkshaus«, S. 101. 548 Vgl. Adam, Thomas  : Erich Schilling (1882–1962). »Es kommt nicht auf … den Wortschwall von Einheit und Brüderlichkeit an…«, in  : »Solche Schädlinge gibt es auch in Leipzig«. Sozialdemokraten und die SED, hrsg. von Michael Rudloff und Mike Schmeitzner, Frankfurt am Main u.a. 1997, S. 186–201, s. auch das dortige Vorwort S. 9. 549 Vgl. Festschrift Halle 1957, s. dort z. B. die Geschichtschronik auf S. 61 f.

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Haus«550, das Chemnitzer Volkshaus zum FDGB-Klubhaus »Fritz Heckert«551 und das Volkshaus in Weimar zum Kulturhaus »Michael Niederkirchner«552 (Abb. 149). Zwar gab es in der DDR durchaus Einrichtungen, die unter der Bezeichnung »Volkshaus« oder »HOG-Volkshaus« firmierten, dabei handelte es sich jedoch mit wenigen Ausnahmen nicht um vor 1933 gegründete Volkshäuser, sondern um neu eingerichtete Gaststätten- und Hotelbetriebe der staatlichen Handelsorganisation. Der DDR-Staat beraubte demnach den Begriff Volkshaus seiner politischen und kulturellen Komponente und reduzierte ihn auf eine rein gastronomische und touristische Bedeutung. Gleichwohl war das Volkshaus ein wichtiger Ausgangspunkt für die Einführung des Kulturhauses als dem neuen, offiziellen Gemeinschaftsbautypus des Sozialismus in den fünfziger Jahren.553 Zwar hatte es in der Gründungsphase des neuen Staates durchaus noch Versuche gegeben, an Leitsätze aus der Zeit der Reformbewegungen und des Spätexpressionismus anzuknüpfen.554 So wurde etwa in den Plänen für ein monumentales »zentrales Gebäude« in Berlin für kurze Zeit der Gedanke des »Großen Baues« wieder aufgegriffen.555 Als »Ort und Symbol der Volksherrschaft« sollte es für Zusammenkünfte und Begegnungen zwischen Volk und Volksvertretern dienen.556 Das kurzlebige Projekt mündete in Planungen für ein Regierungshochhaus nach sowjetischem Vorbild, aus denen schließlich der Palast der Republik, der wohl prominenteste Staatsbau der DDR, hervorgehen sollte. Wie Bruno Flierl vermutet, dürften das kurze Wiederaufleben und dann Verwerfen der Volkshausidee durch den DDR-Staat nicht zuletzt der politisch gewollten »Überwindung« des sozialdemokratischen Erbes geschuldet gewesen sein.557 Auch die wenigen anderen, noch unmittelbar nach dem Krieg ausgeschriebenen Volkshauswettbewerbe, etwa für Berlin-Bohnsdorf (1946–1948) und Nordhausen (1947/48), fanden keine Nachfolge.558 Stattdessen wurde das Kulturhaus 550 Ernst Thälmann, 1925 bis 1933 Vorsitzender der KPD. 551 Fritz Heckert, Gründungsmitglied der KPD und Funktionär der Kommunistischen Internationale (Komintern). 552 Michael Niederkirchner, Mitglied der KPD und Funktionär der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO). 553 Zu den verschiedenen »Traditionsmustern« des Kulturhauses vgl. Groschopp, Horst  : Kulturhäuser in der DDR. Vorläufer, Konzepte, Gebrauch. Versuch einer historischen Rekonstruktion, in  : Kulturhäuser in Brandenburg. Eine Bestandsaufnahme, hrsg. von Thomas Ruben und Bernd Wagner, Potsdam 1994, S. 97–178. 554 Vgl. Hain, Salons, hier S. 106 ff. 555 Vgl. Kuhrmann, Anke  : Der Palast der Republik Geschichte und Bedeutung des Ost-Berliner Parlamentsund Kulturhauses, Petersberg 2006, S. 12 ff. 556 Vgl. Flierl, Bruno  : Der Zentrale Ort in Berlin – Zur räumlichen Inszenierung sozialistischer Zentralität (1996), in  : Ders.: Gebaute DDR. Über Stadtplaner, Architekten und die Macht. Kritische Reflexionen 1990–1997, Berlin 1998, S. 121–171, hier S. 123 f. 557 Vgl. ebd., S. 129 ff. 558 In Nordhausen setzte sich Gustav Hassenpflug durch (im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft an der Staatlichen Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar mit den Architekten Räder, Lange,

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zur »wichtigsten gesellschaftlichen Bauaufgabe«559 erklärt, gewidmet der »Formung des sozialistischen Menschen«560 »im Sinne der Weltanschauung und Wertvorstellung der Arbeiterklasse«561. Die Kulturhäuser hatten in erster Linie dem staatlich organisierten Kulturbetrieb und der parteipolitischen Selbstdarstellung zu dienen. Als Stätten der politisch-ideologischen Bildung entstanden die meisten der frühen Beispiele in Kleinund Mittelstädten, oft im Anschluss an volkseigene Industriebetriebe.562 Neben den Kommunen traten staatsnahe Organisationen wie der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) als Träger auf.563 Zumeist handelte es sich um einfache Verwaltungsgebäude mit Kinosaal, Bibliothek, Lese- und Radioräumen.564 Bald setzte sich ein biederer Klassizismus als bevorzugter Stil durch, der je nach Anspruch durch eine Giebelfront mit Portikus nobilitiert werden konnte. Anfang der fünfziger Jahre bemühte sich der Staat, die Architektur des Kulturhauses zu kanonisieren. Nachdem sich ein inmitten des Formalismusstreits ausgeschriebener Ideenwettbewerb als wenig hilfreich erwies, wurde eine Forschungsgruppe der Deutschen Bauakademie mit dem Problem befasst. Diese legte 1953 »Schemapläne« für den Bau von Kulturhäusern vor565, die sich am Vorbild von Theater- und Kinobauten orientierten. Daraus resultierte eine funktionale und strukturelle Dominanz des großen Saals innerhalb des Baukörpers, der entweder kompakt oder als symmetrische Flügelanlage gestaltet werden konnte.566 Nur wenige Bauten wurden als Variationen dieses Typus errichtet. Unabhängig von der um Bürgerlichkeit bemühten »Musentempel«-Architektur der fünfziger Jahre, mit der sich die frühe DDR als Kulturstaat präsentierte567, blieb das Poetzsch)  ; vgl. Grohn, Christian  : Gustav Hassenpflug. Architektur, Design, Lehre 1907–1977, Düsseldorf 1985, S.  74 f. 559 Sutthoff, Lutger J.: Kulturhäuser. Zentren des politischen und kulturellen Lebens in der DDR, in  : Verfallen und vergessen oder aufgehoben und geschützt  ? Architektur und Städtebau in der DDR. Geschichte, Bedeutung, Umgang, Erhaltung, hrsg. vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz, Bonn 1995, S. 84–88, hier S. 86. 560 Bühl, Harald  : Kulturhaus – interessant, lehrreich, unterhaltend. Aufgaben der Kulturhäuser der Gewerkschaften bei der Formung der allseitig gebildeten sozialistischen Persönlichkeit und der Lösung der ökonomischen Aufgaben, Berlin 1962, S. 5. 561 Aus einem kulturpolitischen Wörterbuch von 1978, zit. nach Sutthoff, Kulturhäuser, S. 85. 562 Meyer, Christine  : Vom Kulturhaus zum Freizeitzentrum. Entwicklungslinien von Kulturbauten in der DDR, in  : Grammatik sozialistischer Architekturen, hrsg. von Holger Barth, Berlin 2001, S. 187–198, hier S. 187 f. 563 Hain, Salons, S. 111  ; s. auch Schuhmann, Annette  : Kulturarbeit im sozialistischen Betrieb. Gewerkschaftliche Erziehungspraxis in der SBZ/DDR 1946 bis 1970, Köln u.a. 2006. 564 Hain, Salons, S. 122 ff. 565 Thunert, Hellmut und Herbert Reichert  : Schemapläne für Kulturhäuser. Aus der Arbeit der Abteilung Kulturbauten des Forschungsinstitutes für die Architektur der Bauten der Gesellschaft und Industrie der Deutschen Bauakademie, in  : Deutsche Architektur, 1953, Nr. 4, S. 167–172. 566 Meyer, Vom Kulturhaus, S. 188. 567 Hartung, Ulrich  : Arbeiter- und Bauerntempel. DDR-Kulturhäuser der fünfziger Jahre. Ein architekturhistorisches Kompendium, Berlin 1997, S. 39.

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Kulturhaus bautypologisch und stilistisch uneinheitlich. Mit der fortschreitenden Industrialisierung und Rationalisierung des Bauwesens in der DDR erfolgte eine Absage an die Adaption historischer Bauformen. In den 1960er Jahren wandelte sich das architektonische Konzept der Kulturhäuser  : Im Rahmen der vielen Neuplanungen für Stadtzentren entstanden nun komplexe Repräsentationsgebäude in Gestalt modernistischer Dominanten. Als anspruchsvolle, großstädtische Variante setzte sich neben dem Kulturhaus der »Kulturpalast« durch. Mit dem bekanntesten aller Kulturpaläste, dem Palast der Republik in Berlin, wurde noch einmal »die alte Vision einer ›Selbstdarstellung der Werktätigen in lichtdurchfluteten Volkshäusern‹« aufgegriffen.568 Der monumentale, kubische Bau mit der markanten bronzefarbenen Glasfassade war im Sinne eines Gesamtkunstwerks konzipiert.569 Der Palast der Republik nahm in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung unter den Kulturhäusern ein  : Er repräsentierte den Wandel im Kunst- und Kulturverständnis der DDR in den 1970er Jahren und war somit ein Stück »gebaute Kulturpolitik«.570 Der ursprünglichen Planung nach sollte er Parlamentsgebäude und Stadthalle, also »Volkspalast und Staatspalast zugleich« sein.571 Diese Doppelfunktion machte ihn zu einer architekturhistorischen Besonderheit von internationalem Rang.572 Der Bestand der Volkshäuser in Deutschland ist inzwischen stark dezimiert. So gut wie keines der Gebäude ist intakt oder unverändert geblieben (Abb. 150–152). Neben Kriegsverlusten ist im Laufe der Jahrzehnte, bedingt durch fehlende Nutzungs- und Sanierungsmöglichkeiten, eine beachtliche Anzahl der Häuser den ökonomischen Zwängen des Immobilienmarkts zum Opfer gefallen. Besitzwechsel, Umnutzungen und Leerstände haben tief greifende Schäden oder irreversible Veränderungen hinterlassen. Vergleichsweise gut erhalten sind allenfalls jene Häuser, die in öffentliches Eigentum übergegangen sind und als Bürgerhäuser von der jeweiligen Kommune unterhalten werden, so etwa in Enkheim (heute Frankfurt am Main). Ihre spezifische Bedeutung als einstiges kollektives Eigentum des organisierten Arbeitermilieus haben sie allerdings eingebüßt. Doch es gibt auch Ausnahmen  : Der allgemeinen Entwicklung des Niedergangs der Volkshausbewegung zum Trotz wurden nach dem Krieg an einigen Orten die Volkshaus-Vereinigungen als Träger der Häuser wieder gegründet und haben sich teilweise bis heute erhalten, wie z. B. in Frankfurt-Sossenheim573, Büttelborn und im 568 Palutzki, Joachim  : Architektur in der DDR, Berlin 2000, S. 380 f., mit einem Zitat aus Graffunder, Heinz und Martin Beerbaum  : Der Palast der Republik, Leipzig 1977, S. 15. 569 Vgl. Kuhrmann, Palast, S. 187. 570 Ebd., S. 185 ff., Zit. auf S. 186. 571 Flierl, Bruno  : Das Kulturhaus in der DDR (1994), in  : Ders.: Gebaute DDR. Über Stadtplaner, Architekten und die Macht. Kritische Reflexionen 1990–1997, Berlin 1998, S. 108–120, hier S. 117 f. 572 Kuhrmann, Palast, S. 187. 573 In Sossenheim setzte sich 1947 der Sozialdemokrat Wilhelm Beckel für die Rückgewinnung des Volkshauses ein  ; vgl. hierzu Festschrift anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Volkshauses Sossenheim, hrsg.

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fränkischen Gefrees. Aber auch jene Häuser, die nach wie vor eine soziale und kulturelle Nutzung erfahren, sind in den 1950er bis 1980er Jahren meist unsensiblen Sanierungen unterzogen worden, so dass sie ihr ursprüngliches architektonisches Gepräge eingebüßt haben. Was die reinen Gewerkschaftshäuser betrifft, stellt sich die Situation ähnlich dar. An der Spitze der Verbände herrscht in Bezug auf die tradierten Häuser weitgehend Gleichgültigkeit  ; bei der Entscheidung für oder gegen den Erhalt eigener Immobilien setzen sich gegenüber denkmalschützerischen Interessen und Traditionsbewusstsein meist ökonomische Überlegungen durch. Noch 2006 verkaufte der DGB mehrere seiner OstImmobilien und einige westdeutsche Grundstücke als Paket an einen Immobilieninvestor, darunter auch die ehemaligen Volkshäuser in Leipzig, Dresden und Chemnitz574, wobei die DGB-Führung die Proteste der Basis ignorierte. Immerhin kam es in Leipzig, wo besonders vehement gegen den Verkauf protestiert worden war, 2009 zu einem Rückkauf des Volkshauses durch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft. 2012 kaufte die Immobiliengesellschaft der IG Metall das Volkshaus in Dresden zurück.575 Letztlich aber ist die Zahl der Gebäude, die bis heute im Eigentum der Gewerkschaftsverbände sind, gering. Meist handelt es sich um historisch oder architektonisch herausragende Bauten, wie etwa das Hamburger Gewerkschaftshaus. Über Jahrzehnte war es eine bedeutende Zentrale der Arbeiterbewegung und als solche Schaltstelle und Schauplatz ihrer vielfältigen Aktivitäten auf nationaler wie internationaler Ebene. Es war ein Symbol des gemeinsamen Strebens nach sozialer, ökonomischer, politischer und kultureller Gleichberechtigung, nicht nur für die Arbeiter der Stadt Hamburg, sondern weit darüber hinaus. Nach starken Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde die Fassade nur teilweise wiederhergestellt und durch eine Aufstockung in den 1960er Jahren zusätzlich entwertet. 1976 wurde der mittlerweile funktionslos gewordene große Versammlungssaal, der seit der Nachkriegszeit als Theater genutzt worden war, abgerissen. Offenbar war das historische Bewusstsein der damaligen Generation der Gewerkschafter nicht ausgeprägt genug, um dieses geschichtsträchtige Bauteil, das einstige Herz des Gebäudes, zu erhalten. In den 1990er Jahren hat man die letzten Reste der einst repräsentativen Innenausstattung entfernt oder unkenntlich gemacht, obwohl die erhaltenen Teile des Bauensembles zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellt worden waren. vom Volkshausverein e. V. Ffm.-Sossenheim [Frankfurt am Main-Sossenheim 1999], S. 38 ff. Heute befindet sich das Haus in Trägerschaft der städtischen Saalbau Betriebsgesellschaft mbH. 574 Kohl, Christiane  : DGB verkauft seine Ost-Immobilien, in  : Süddeutsche Zeitung, 23.  September 2006, S. 23  ; Widerstand gegen Verkauf des DGB-Volkshauses, in  : Sächsische Zeitung, 25. September 2006, S. 15 [o. V.]  ; Haufe, Kay  : Protest gegen den Verkauf des Volkshauses in Dresden, in  : Sächsische Zeitung, 27. September 2006, S. 15  ; Lasch, Henrik  : Volkshäuser in Privatbesitz. Gewerkschaften trennen sich von Immobilien und ihrem Erbe, in  : Neues Deutschland, 61.  Jg., Nr.  245, 20.  Oktober 2006, S. 3  ; Bartsch, Michael  : Gewerkschaftsbund verkauft Häuser, in  : TAZ, 20. Dezember 2006, S. 6. 575 Raatz, Christiane  : Gewerkschaft kauft Volkshaus zurück, in  : Sächsische Zeitung, 19. Juni 2012, S. 14.

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Architekturhistorischer Kontext

Noch heute ist das Gebäude der Hauptsitz der Hamburger Gewerkschaften, wird aber überwiegend für administrative Zwecke genutzt. So hat es seinen ursprünglichen Stellenwert als pulsierendes Zentrum des sozialen, politischen und kulturellen Emanzipationskampfes der Arbeiterschaft weitgehend verloren. Sucht man unter den Volkshäusern nach Baudenkmalen von überragender Bedeutung, so wird man unter jenen Objekten fündig, die als exemplarisch für das Neue Bauen anzusehen sind. Hierbei sind insbesondere Max Tauts Gewerkschaftshäuser in Berlin (Abb. 75, 76) und Frankfurt am Main (Abb. 5) hervorzuheben, auch wenn es sich bei diesen typologisch eher um Verwaltungsgebäude als um Versammlungsstätten handelt. Doch selbst bei manchen der Bauten von unbestrittenem architektonischem Rang kann oder will man die Sanierungskosten, die für eine Weiternutzung notwendig wären, nicht aufbringen. So stand das baukünstlerisch herausragende ehemalige Verbandshaus des Gesamtverbands von Bruno Taut in Berlin über zehn Jahre leer, wobei sich die gewerkschaftliche Eigentümerin ver.di eine neue Zentrale am Spreeufer baute. 2014 wurden Sanierung und Umbau des Taut-Baus zu einem Wohn- und Geschäftshaus abgeschlossen. Das benachbarte ehemalige Gewerkschaftshaus am Engeldamm wurde schon Ende der 1990er Jahre privatisiert und in Wohneigentum umgewandelt. Doch nicht nur unter den Gewerkschaften tut man sich schwer, die mehr schlecht als recht erhaltenen Volkshäuser als bedeutende Kulturdenkmäler wahrzunehmen. So ist etwa das künftige Schicksal des Volkshauses in Riesa seit Jahren ungeklärt (Abb. 71). Dort haben die jahrzehntelange Fremdnutzung als sowjetische Kaserne und der darauf folgende Leerstand der Substanz wie auch der öffentlichen Wertschätzung des Gebäudes schwer geschadet. 1998 protestierte die Riesaer Stadtverwaltung gegen die Eintragung in die Denkmalliste, und auch von vielen Bürgern wurde ein Abriss befürwortet.576 Erst 2012 gelang es der Stadt, das Gebäude an einen Investor zu verkaufen, der es nun sanieren und zu einem Wohn- und Geschäftshaus umbauen will.577 Das Beispiel Riesa zeugt davon, dass große Teile der Öffentlichkeit der funktionalistischen Architektur nichts abgewinnen können, die Denkmalwürdigkeit eines Bauwerks allein aufgrund seiner kulturhistorischen Bedeutung kommt für sie nicht in Betracht. So bleibt es für die Denkmalpflege eine Herausforderung, nachdrücklich für die Erhaltungswürdigkeit von Bauwerken zu werben und dabei die vielfältigen Aspekte sichtbar zu machen, unter denen Architektur als schützenswert betrachtet werden kann.578 Als Zeugnisse der Industriekultur gehören die Volkshäuser der Arbeiterbewegung zu den 576 Große Kreisstadt Riesa  : Stadtruinen unter Denkmalschutz  ?, http://www.riesa.de/deu/leben_in_riesa/riesenpreistraeger/stinkstiefel/Kopie_1_von_index.php (Abruf am 29. März 2014)  ; Trappe, Thomas  : Riesas Denkmäler sind bedroht, in  : Sächsische Zeitung, 26. Juni 2010, S. 17. 577 Reuther, Robert  : Stadträte beschließen Verkauf des Volkshauses, in  : Sächsische Zeitung, 8. März 2012, S. 15. 578 Vgl. Escherich, Mark  : Erklären, Inszenieren, Provozieren – Strategien der Vermittlung ungeliebter Denkmale, in  : Die Denkmalpflege, 67. Jg., Nr. 1, 2009, S. 60–65, hier S. 61 f.

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Architektur der Volkshäuser

»unbequemen Denkmalen« (Huse).579 Die meisten von ihnen sind weder monumental noch prunkvoll noch künstlerisch oder technologisch wegweisend und deshalb nur unter dem Gesichtspunkt eines erweiterten Denkmalbegriffs, wie er sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchgesetzt hat, von Interesse.580 Demzufolge sind es nicht nur seine materiellen oder ästhetischen Qualitäten, die ein Objekt als Denkmal auszeichnen, darüber hinaus ist auch das »Zerstörte, Verlorene und Vergessene, das Unterdrückte und Verdrängte« in den Blick zu nehmen, denn auch dieses ist geschichtlich bedeutsam und, obwohl es sich historisch nicht durchgesetzt hat, konstitutiv für das historisch Gewordene.581 Der erweiterte Denkmalbegriff hält auch Bauten für schutzwürdig, die »nur« von historisch-symbolischem Wert sind. So sind heute neben feudalen Palästen und bürgerlichen Prachtbauten auch Industriegebäude und proletarische Hütten als Kulturdenkmale anerkannt. Allerdings ist dieser Prozess der zunehmenden Wertschätzung in der denkmalpflegerischen Praxis und erst Recht in der Öffentlichkeit noch unabgeschlossen.582 Das kulturelle Vermächtnis der sozialen Gruppen jenseits der Eliten ist in den Denkmal- und Kulturerbelisten nach wie vor stark unterrepräsentiert.583 Wie kaum eine andere Hinterlassenschaft repräsentieren die Volkshäuser als Kollektivsymbole die Entstehung und den Kampf der Arbeiterbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Als solche sind sie eingebettet in die von Emanzipationshoffnungen, Höhepunkten, Krisen und Zusammenbrüchen geprägte gesellschaftliche und politische Wirklichkeit dieser Epoche. Sie zeugen von den Ausschlägen und Entwicklungslinien der politischen Geschichte Deutschlands im 20.  Jahrhundert  : Kaiserreich, Krieg, Revolution, Inflation, Demokratisierung, Diktatur und Neuanfang. Darüber hinaus wurden einzelne Bauten als Schauplätze von konkreten Ereignissen zu Kristallisationsorten der allgemeinen historischen Entwicklung, was sie zu Monumenten nationalen Ranges erhebt  : Im Kieler Gewerkschaftshaus konstituierte sich am 3. und 4. November 1918 der erste Arbeiter- und Soldatenrat (Abb. 125).584 Von hier aus sprang der Funke der Revolution innerhalb weniger Tage auf das ganze Land über, was am 9. November 1918 zur Ausrufung der ersten deutschen Republik führte. Im Weimarer Volkshaus wurden 579 Huse, Norbert  : Unbequeme Denkmale. Entsorgen  ? Schützen  ? Pflegen  ? München 1997. 580 Alfrey, Judith und Tim Putnam  : The Industrial Heritage  : Managing Resources and Uses, London 1992, S. 41. 581 Scheurmann, Ingrid  : Mehr Substanz – Bemerkungen zum Geschichtsbild der modernen Denkmalpflege oder  : Warum sind Baudenkmale unbequem  ?, in  : Denkmalwerte. Beiträge zur Theorie und Aktualität der Denkmalpflege (Festschrift für Georg Mörsch zum 70. Geburtstag), hrsg. von Hans-Rudolf Meier und Ingrid Scheurmann, Berlin/München 2010, S. 59–74, hier S. 68. 582 Vgl. Smith, Laurajane  : Uses of heritage, London 2006  ; Scheurmann, Mehr Substanz, S. 63. 583 Vgl. Smith, Laurajane, Paul Shackel und Gary Campbell  : Class still matters (Einleitung), in  : Heritage, labour and the working classes, hrsg. von Laurajane Smith u.a., London 2011, S. 1–16. 584 Unser Haus 1907–1957, S. 24–27  ; Köpke, Zur Geschichte des Kieler Gewerkschaftshauses.

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im Februar 1919 folgenreiche Entscheidungen über die Zukunft der Republik getroffen  : Während die Nationalversammlung in Weimar tagte, um ein »vorläufiges Staatsgesetz« zu verabschieden, trafen sich dort die wichtigsten Amtsträger der Republik, Reichspräsident Friedrich Ebert, Reichsministerpräsident Philipp Scheidemann und Eduard David, der für kurze Zeit das Amt des Präsidenten der Nationalversammlung innehatte (Abb. 153). Im Hamburger Gewerkschaftshaus wurde im Rahmen des ersten Internationalen Sozialistischen Arbeiter-Kongresses am 21. Mai 1923 die Sozialistische Arbeiter-Internationale gegründet (Abb. 154).585 Die Volkshäuser symbolisieren die immateriellen Werte, Hoffnungen, Anstrengungen und Errungenschaften der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, die maßgeblich zur Verwirklichung eines freiheitlich-demokratischen Gesellschaftssystems beigetragen hat. Insofern birgt ihre Geschichte ein nicht zu vernachlässigendes Potenzial für die Wiederentdeckung und Vermittlung von gesellschaftlichen Grundwerten wie Solidarität, Gleichberechtigung und Gemeinschaft. Auch auf internationaler Ebene nehmen die deutschen Volkshäuser – ebenso wie die deutsche Arbeiterbewegung – eine herausgehobene Stellung ein. Eine angemessene historische Würdigung der Volkshäuser kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, der »Vielstimmigkeit«586 von Geschichte Rechnung zu tragen.587 Eine nachhaltige Erhaltungsstrategie seitens der Eigentümer und Denkmalschutzbehörden erscheint dringend notwendig, denn die ohnehin nur noch geringe Zahl der Volkshausbauten ist weiter rückläufig.

585 Vgl. Volk und Zeit, Nr. 5, 2. Juni 1923 [o. S.]. 586 Scheurmann, Mehr Substanz, S. 68. 587 Siehe hierzu Ludvigsen, Workers’ assembly halls.

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4. Resümee

Der Umfang, in dem zwischen 1890 und 1933 sozialdemokratische Volkshäuser errichtet wurden, ist beachtlich, nicht zuletzt angesichts der zahlreichen Hemmnisse wie obrigkeitsstaatliche Repression, innere Widerstände, wirtschaftliche Krisen und politische Instabilität. Volkshäuser existierten in fast allen deutschen Großstädten, wurden aber in nicht unbeträchtlicher Zahl auch in kleinen Industriedörfern errichtet. Die Schwerpunkte lagen in den stark industrialisierten Regionen, wie dem Ruhrgebiet, dem Erzgebirge, der Region um Chemnitz oder auch Frankfurt am Main, wo die sozialen und politischen Voraussetzungen für die Herausbildung einer Industriearbeiterschaft mit hohem Organisationsgrad gegeben waren. Schon während des Kaiserreichs entstand – dem staatlichen Verfolgungsdruck zum Trotz – eine bemerkenswerte Anzahl großer Häuser. Doch auch der Volkshausboom, der die vergleichsweise liberalen Jahre der Weimarer Republik kennzeichnete, ist keineswegs ein selbsterklärendes Phänomen, war doch gerade diese Zeit geprägt von Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Not. Dass seitens der organisierten Arbeiterschaft dennoch erhebliche finanzielle Beiträge in den Bau von Gemeinschaftsbauten investiert wurden, legt die Vermutung nahe, die Ankäufe und Bauprojekte seien von oberer Stelle, also seitens der Partei- und Gewerkschaftsführungen, gefördert und vorangetrieben worden. Tatsächlich jedoch war die zu beobachtende »Sucht der Errichtung von Gewerkschafts- und Volkshäusern an jedem kleineren Ort«1 den Vorständen stets ein Dorn im Auge. Ihre Bemühungen, die Volkshausambitionen der Basis durch eindringliche Warnungen und die Verweigerung jeglicher finanzieller Unterstützung zu zügeln, verfehlten jedoch meist ihre Wirkung. Von einer eigentlichen »Volkshausbewegung« kann demnach keine Rede sein, waren es doch in aller Regel lokale Initiativen, die zum Bau eines Volkshauses führten. Dabei verfolgten die örtlichen Akteure ihr Ziel häufig gegen jede wirtschaftliche Vernunft. Neben den durch ihre Größe und Gestaltung herausragenden großstädtischen Volkshausbauten kommt gerade den vielen an kleineren Orten realisierten Volkshäusern eine besondere Bedeutung zu. Diese architektonisch meist unscheinbaren Bauten wurden üblicherweise von den Vereinsmitgliedern selbst in eigenhändiger ehrenamtlicher Arbeit errichtet. Damit können sie als besonderer Beleg für einen ausgeprägten Gemeinschaftsgeist innerhalb der Arbeiterorganisationen gelten. Mehr noch als in den meist fremdfinanzierten Großbauten manifestiert sich in ihnen der enorme Wille der Arbeiterbewegung zur Verwirklichung der ihr zugrunde liegenden »fundamentalen, kollektiven Idee«2. 1 Karl Odenthal, zit. nach Konferenz der Arbeitsgemeinschaft (Nov. 1927), S. 505  ; vgl. auch S. 39. 2 Williams, Raymond  : Gesellschaftstheorie als Begriffsgeschichte, München 1972, S. 392, zit. nach Langewiesche, Politik, S. 374  ; s. auch Tenfelde, Anmerkungen, S. 124.

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Resümee

Die Ausbildung des in seiner Ausprägung historisch einzigartigen sozialdemokratischen Milieus gehört zu den großen kulturellen Leistungen der deutschen Arbeiterbewegung.3 In dem weit verzweigten Vereinswesen4 konnten der organisierte Arbeiter und seine Familie eine feste ideologische Heimat finden. Die Volkshäuser sind als »institutionelle Erscheinungsform« bzw. architektonische Manifestation dieser starken Milieukultur anzusehen.5 Die Verfügbarkeit von Versammlungslokalen war im Wilhelminischen Kaiserreich eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass sich gewerkschaftlich-sozialdemokratische Organisationen in einer Stadt oder Gemeinde weiterentwickeln konnten. Eigene, zentral gelegene Gemeinschaftsbauten boten die räumliche Sicherheit und Konstanz, die für die dauerhafte Etablierung und Institutionalisierung der Arbeiterbewegung notwendig waren. Mit der Schaffung eigener Gemeinschaftsbauten überwanden die Arbeiterorganisationen die ständige »Lokalmisere«6 aus eigener Anstrengung. Sie waren ein wichtiger Bestandteil der »innerverbandlichen Sozialpolitik«7. Gleichzeitig kann der gemeinsame Bau eines Hauses ein wichtiges Instrumente im ständigen Ringen um die Kohärenz der sozialdemokratischen Solidargemeinschaft betrachtet werden.8 Die Volkshäuser fungierten als Schnittstellen zwischen den Sphären Alltagswelt, Vereinskultur und Politik.9 Hier konnte sich das vielfältige politische, kulturelle und soziale Leben der Vereine entfalten. Mit dem Bau eines Volks­ hauses übernahm die Arbeiterschaft nicht zuletzt eine aktive Rolle beim Ausbau der sozialen und kulturellen Infrastruktur am betreffenden Ort. Sie leistete damit – nach bürgerlichem Vorbild – einen bewussten Beitrag, der der örtlichen Gemeinschaft als Ganzes zugutekommen sollte. Das Volkshaus war somit ein Signal, mit dem die Arbeiterschaft ihren Gestaltungswillen und ihre Bereitschaft, Mitverantwortung zu tragen, bekundete. Mithilfe ihrer Volkshäuser ist es der Arbeiterbewegung gelungen, einen festen Platz im öffentlichen Raum zu besetzen, von dem aus sie dauerhaft und sichtbar ihre Anliegen propagieren konnte.10 Der »Lokalfrage« wohnte für sie also neben der Befriedigung der praktischen Raumbedürfnisse eine weitere Komponente inne  : die Eroberung des öffentlichen Raums, nachdem zuvor der Aufbau der Organisation in Hinterzim  3 Tenfelde, Klaus  : Milieus, politische Sozialisation und Generationenkonflikte im 20. Jahrhundert. Vortrag vor dem Gesprächskreis Geschichte der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn am 11. Juni 1997, Bonn 1998, S. 12.   4 Vgl. Ritter, Arbeiterkultur im Deutschen Kaiserreich (1996), S. 120.   5 Ebd., S. 22.   6 Zit. nach  : Bericht über das 5. Geschäftsjahr 1910, S. 31.   7 Kuhn, Deutsche Arbeiterbewegung, S. 113.   8 Zum Begriff der Solidargemeinschaft vgl. Solidargemeinschaft und Milieu.   9 Zum soziologischen Blickwinkel vgl. Weichlein, Multifunktionäre, S. 184, 204, 205. 10 Zum Bestreben moderner sozialer und politischer Bewegungen, im öffentlichen Raum sichtbar zu werden vgl. Warstat, Theatrale Gemeinschaften, S. 92 f.

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mern von Kneipen und in Privatwohnungen versteckt stattgefunden hatte. Mit dem Recht und der Möglichkeit, sich zu versammeln, trat nach dem Bürger nun auch der Arbeiter in die Öffentlichkeit, um aktiv an den gesellschaftlichen politischen Auseinandersetzungen der Zeit teilzunehmen.11 Mithin bot das Volkshaus die Chance, eine »proletarische Öffentlichkeit« als konkurrenzfähigen Gegenentwurf zur dominierenden »bürgerlichen Öffentlichkeit« zu schaffen.12 Demnach war das Volkshaus der Arbeiterbewegung nicht nur eine öffentliche Bühne, auf der Arbeiterkultur stattfand, sondern darüber hinaus eine identitätsstiftende Kulturleistung wie auch in einigen Fällen ein eigenständiger Beitrag zum Bauwesen der Moderne.13 Hier sollte das Streben des Proletariats nach Gleichberechtigung, Teilhabe und Autonomie seinen Mittel- und Ausgangspunkt finden. Die Bauten waren Ausdruck und Kraftfeld der gemeinsamen Ideale  ; sie hatten – wie die Arbeitervereine selbst – den Charakter sozialer und kultureller Nischen, in denen sich ein Stück »vorweggenommener Zukunft«14 der kommenden sozialistischen Gesellschaft, so zumindest die Hoffnung, verwirklichen ließ. Insofern waren die Volkshäuser der Arbeiterbewegung der materiell-greifbare Beweis für die Wirkungsmacht der Solidarität, das sichtbare, nach innen wie außen strahlende Zeichen ihres erstarkenden Selbstbewusstseins der Bewegung und kündeten von ihrem wachsenden Einfluss. Sie waren ein wichtiger Teil der sozialdemokratischen Infrastruktur, förderten das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Mitgliederzulauf der Arbeiterbewegung und wirkten lebensverbessernd und milieustärkend auf die sozialdemokratische Anhängerschaft ein.15 Unabhängig von ihrem künstlerischen Rang oder ihrem materiellen Wert sind die Volkshäuser der Arbeiterbewegung aussagekräftige Monumente der Kulturgeschichte und Erinnerungsorte der politischen Geschichte Deutschlands. Sie sind eine architektonische Manifestation des Ringens der Industriearbeiter um Selbstbestimmung und Gleichberechtigung, um demokratische Rechte und politische Freiheit. Die Arbeiterpresse feierte die Volkshäuser als »Bollwerke« und »Waffenschmieden der Arbeiterschaft«, als Zeichen des »Willens«, der »Macht« und »Stärke« der Bewegung sowie ihrer »Disziplin« und »Solidarität«. Fest steht, dass die hymnischen Beschreibungen der Häuser als »Stätten sozialistischer Kultur« ein Idealbild zeichneten, das bisweilen in krassem Widerspruch zur Realität stehen musste. Was die wirtschaftliche Seite der Volkshausbetriebe betrifft, so scheiterte der Versuch der Arbeiterbewe11 Vgl. dazu Nerdinger, Sich versammeln, S. 265. 12 Düding, Politische Öffentlichkeit, S. 21. 13 Zu einer anderen Auffassung gelangt Leiske, Adina  : Arbeiterkultur und bürgerliche Kultur in Pilsen und Leipzig, Bonn 2007, insbes. S. 363 ff. 14 Langewiesche, Zur Freizeit, S. 300. 15 Saldern, Adelheid von  : Parteizentren und Parteiprovinzen. Zentralisierungs- und Hierarchisierungstendenzen innerhalb der wilhelminischen SPD, in  : Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 28. Jg., 1992, Nr. 1, S. 1–21, hier S. 11.

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gung, eine »Gegenökonomie«16 im Sinne eines Vorgriffs auf das sozialistische System aufzubauen. Die Betriebe hatten von Anfang an nicht nur den Spagat zwischen Kommerz und Gemeinnützigkeit zu bewältigen, sondern litten auch unter Gleichgültigkeit und Desinteresse ihrer Erbauer. Dass das Volkshaus nach dem Zweiten Weltkrieg als Bautypus im Sinne eines autonomen und kollektiv getragenen Gemeinschaftsbaus nicht wieder aufgelebt ist, dürfte neben den einschneidenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen dieser Jahre sicherlich auch diesen »Geburtsfehlern« geschuldet sein. In Anbetracht des Fehlens einer überordneten, die Bauvorhaben zentral steuernden Instanz ist es nicht überraschend, dass die Volkshäuser von äußerst heterogener äußerer Gestalt sind. Aber noch weitere Faktoren haben die Herausbildung eines einheitlichen Typs verhindert  : Zum einen war der vier Dekaden umfassende Untersuchungszeitraum  – einhergehend mit den technologischen, sozialen, ökonomischen und politischen Umwälzungen  – von radikalen Veränderungen auf ästhetischem und architektonischem Gebiet gekennzeichnet.17 Ein weiterer Grund für die Verschiedenartigkeit der Architektur ist der weite, teilweise gegensätzliche geografische Zusammenhang, in dem die Bauten entstanden sind. Dieser reicht vom Dorf bis zur Großstadt und umfasst nahezu alle Regionen Deutschlands. Hinzu kommt, dass die Anforderungen der Bauherren an Größe und Aufwand des zu errichtenden Bauwerks wie auch ihre finanziellen und gestalterischen Möglichkeiten von Ort zu Ort ganz unterschiedlich ausgeprägt waren. Rein formal betrachtet hat sich das Volkshaus also nicht zu einem Typus entwickelt, der sich anhand eines festen Katalogs charakteristischer architektonischer Merkmale definieren ließe.18 Als multifunktionale Bauten hatten die Volkshäuser ein weites Spektrum von Aufgaben zu erfüllen, das Verwaltung und Organisation, Versammlungswesen und Festkultur, Fürsorge und Gemeinwirtschaft, Bildung und Kultur, Freizeit und Erholung sowie Repräsentation und Identitätsstiftung umfasste. Doch das Raumprogramm der Volkshäuser folgte nicht zwangsläufig einem festen Schema, sondern orientierte sich an den örtlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten der jeweiligen Erbauer. Deren ästhetische Ansprüche und Vorgaben konnten von Fall zu Fall völlig unterschiedlich sein, ebenso die künstlerischen Fähigkeiten des beauftragten Architekten. Staatliche Repression und gesellschaftliche Ausgrenzung führten – insbesondere zur Zeit des Kaiserreichs – dazu, dass die Arbeiterbewegung auch auf kulturellem Gebiet zwischen der strikten Ablehnung des bestehenden Wertesystems und dem Wunsch, sich eben darin zu behaupten und daran teilzuhaben, schwankte. Bei aller Gespaltenheit in ihrem Denken und Handeln überwog doch die Bereitschaft zur Integration, wes16 Redebeitrag von Adelheid von Saldern auf der Podiumsdiskussion, in  : Die roten Turnbrüder, S. 95. 17 Curtis, Moderne Architektur, S. 13. 18 Jaeger, Schönheit, S. 12.

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halb zumeist die Konventionen und Traditionen der Eliten explizit gepflegt wurden, um auf diesem Wege die Zugehörigkeit zur Gesellschaft unter Beweis zu stellen. Die auf die feudale Architektur aufbauende bürgerliche Baukultur war der Arbeiterbewegung Vor- und Feindbild zugleich. Zwar wurde von der Arbeiterbewegung wiederholt ein ästhetischer Autonomieanspruch postuliert, mit dem man sich rhetorisch vom »charakterlosen« Bauen des parvenühaften Großbürgertums distanzierte.19 In der Praxis überwog jedoch – von wenigen Einzelfällen abgesehen – die Anlehnung an die zeitgenössischen architektonischen Gepflogenheiten. So handelte es sich bei den prächtigen großstädtischen Volkshäusern der Vorkriegszeit um rivalisierende Nachschöpfungen bürgerlicher Vorbilder. Auf diese Weise reklamierte die Arbeiterbewegung für sich einen gesellschaftlichen und politischen Status, der ihr in der Realität damals noch gar nicht zugestanden wurde. In Anlehnung an zeitgenössische Kulturbauten des Bürgertums, das sich seinerseits an feudalen Prachtbauten orientierte, schufen die Sozialdemokraten einen selbstbewussten »Gegenbau«, der über die mimetische Annäherung die offene Konfrontation mit dem gesellschaftlichen und politischen Gegner suchte. Nach der Jahrhundertwende zeichnen sich im gewerkschaftlich-sozialdemokratischen Bauen erste Versuche ab, sich von der bislang in vielen Fällen adaptierten großbürgerlichen Repräsentationsarchitektur abzugrenzen. Stattdessen wurden allmählich die Ideale der »antibürgerlichen« bzw. bildungsbürgerlichen Reformbewegung zum Maßstab, wobei allerdings deren Kritik an Kultur und Lebensgewohnheiten der Gründerzeit im marxistisch-sozialistischen Sinne umgedeutet wird. Vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeigten sich die Exponenten der Arbeiterbewegung besonders empfänglich für die Reformkonzepte des Werkbunds, zumal dieser zur damaligen Zeit noch »linke« und »rechte« Strömungen im gemeinsamen »Aufbruch gegen Historismus und Wilhelminismus« in sich vereinte.20 In der Kulturarbeit der Arbeiterbewegung, etwa den Wohnungsausstellungen, verband sich die bürgerliche Erziehung zu Geschmack, Bescheidenheit und Sauberkeit mit der sozialdemokratischen Kernaufgabe, beim Proletariat die Entwicklung eines Klassenbewusstseins zu fördern. Auch das Volkshaus war ein Teil dieses sozialdemokratischen Programms einer »sanften Disziplinierung«21 der Arbeiterklasse auf ästhetisch-kulturellem Gebiet. Die Gestaltungsvorstellungen und geschmacklichen Leitlinien der sozialdemokratischen Führerschaft blieben indes uneindeutig. Man schwankte zwischen einer übertrieben wirkenden Anspruchshaltung (das Beste ist »für den Arbeiter gerade gut genug«) und dem strikten Verbot von »überflüssigem Luxus«. Ein Kompromiss zwischen diesen beiden sich ausschließenden 19 Vgl. z. B. Gangolf, Bauformen. 20 Nipperdey, Wie das Bürgertum, S. 66. 21 Saldern, Adelheid von  : »Daheim an meinem Herd«. Die Kultur des Wohnens, in  : Jahrhundertwende. Der Aufbruch in die Moderne 1880–1930, Bd. 2, hrsg. von August Nitschke u.a., Reinbek bei Hamburg 1990, S. 34–60, hier S. 57.

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Prinzipien bestand in der Anlehnung an die Forderungen der Kunstreformbewegung, insbesondere »Gediegenheit« als deren wichtigster Maxime. Dementsprechend zeigen viele Bauten der Vorkriegszeit eine Überbetonung des Traditionell-Handwerklichen in Ausführung und Dekoration, war doch die »vermeintliche Ganzheitlichkeit des Handwerks« die Negation zu den im Kapitalismus herrschenden Bedingungen entfremdeter Arbeit.22 Nicht zuletzt handelt es sich bei einem großen Teil der Häuser um einfache Zweckbauten, bei denen das Repräsentationsbedürfnis eine untergeordnete Rolle spielte. Ihre Erbauer legten Wert auf eine praktische und solide Bauweise  ; im Hinblick auf Konstruktion und Gestaltung orientierten sie sich an den lokalen Bautraditionen. Bisweilen bediente man sich in dem zur Verfügung stehenden Repertoire an architektonischen Würdezeichen, Pathosformeln und Modeerscheinungen der vergangenen Jahrhunderte, um ein gestalterisches, vielleicht gar sinnfälliges Zeichen zu setzen. Die Mehrzahl der Bauten bewegte sich freilich in konventionellen Bahnen und blieb von den neuesten ästhetischen Entwicklungen unbeeindruckt. Insgesamt spiegelt die Volks­ hausarchitektur jener Jahre also die »verwirrende Fülle«23 von Stilen und Richtungen wider, wie sie überhaupt das Kennzeichen der Epoche »um 1900« war. Den ersten Gemeinschaftsbauten der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung standen jene Volkshäuser gegenüber, die auf bürgerlichen Stiftungen beruhten. Der »Veredelung« der »minderbemittelten Volksschichten« gewidmet, waren diese »Gemeinschaftsbauten« kulturelle Zugeständnisse und als solche Teil der bürgerlichen Daseinsvorsorge für die unterprivilegierten Schichten. Sie sollten Bildung und Freizeit der Arbeiterschaft in möglichst apolitische Bahnen lenken und dadurch die bürgerliche Vormachtstellung wie auch den politischen und wirtschaftlichen Frieden stützen.24 Unter dem Einfluss der Lebensreformbewegungen erwuchsen daraus mannigfaltige Entwürfe von idealen Volkshausbauten, auf die zum Teil recht widersprüchliche Vorstellungen und Hoffnungen projiziert wurden. Zu den frühen pragmatisch-reformorien­tierten Ansätzen gesellte sich ein breites Spektrum idealistischer, nationalistischer, völkischer, antibürgerlicher, antikapitalistischer, anarchistischer oder auch mystizistischer Tendenzen. Schließlich verzerrte die architektonische Gigantomanie des Nationalsozialismus die Idee des »Großen Baues« zu einer Stätte der Unterwerfung der Massen unter die sich als gottgleich inszenierende Führung.25 In der DDR diente das Kulturhaus als Schauplatz und Instrument der Identitätsstiftung und Selbstlegitimierung des sozialistischen Staates. 22 Zu diesem Zitat und Gedankengang vgl. Thamer, Hans-Ulrich  : Der Januskopf der Moderne, in  : 1910. Halbzeit der Moderne. Van de Velde, Behrens, Hoffmann und die anderen, hrsg. von Sembach, KlausJürgen, Stuttgart 1992, S. 169–183, hier S. 178. 23 Hamann/Hermand, Stilkunst um 1900, S. 540. 24 Vgl. Nerdinger, Theodor Fischer, S. 47 f.; Nerdinger, Sich versammeln. 25 Zum Wandel und zur Inanspruchnahme der Volkshausideen von der Jahrhundertwende bis zum »Dritten Reich« vgl. Nerdinger, Architekturutopie, insbesondere S. 274.

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Das »Volkshaus« war also ein »beweglicher Begriff«26, eine Art »ideologische Schnittstelle« innerhalb der intellektuell und politisch so heterogenen Diskurse in der Weimarer Republik und darüber hinaus.27 Auch wenn das bezüglich des Volkshauses verwendete Vokabular – »Volk«, »Gemeinschaft«, »Einheit«, »Zukunft« – oft identisch war, so unterschieden sich doch die Ziele und Erwartungen, die seine jeweiligen Befürworter damit verbanden. Das Volkshaus diente den verschiedenen, sich gegenüberstehenden, aber auch gegenseitig überlagernden und miteinander vermengenden Strömungen als Projektionsfläche für ihre unterschiedlichen politisch-gesellschaftlichen Interessen.28 Als Bauaufgabe der Zukunft sollte es im Sinne seiner Erbauer ein ganzheitlicher Beitrag zur Lösung der als krisenhaft empfundenen Veränderungen der Lebenswelt am Übertritt in die Moderne sein. Das Volkshaus versinnbildlicht jenen politischen, sozialen und kulturellen »Hunger nach Ganzheit« (Gay), wie er die Jahre der Weimarer Moderne prägte.29 Wenngleich die sozialdemokratische Bewegung in Bezug auf architektonische Fragen kein eigenes signifikantes Konzept entwickelt hat, ist der häufig geäußerte Vorwurf, die Arbeiterbewegung sei über kleinbürgerliche Geschmacksideale nicht hinausgekommen, keineswegs zutreffend. Zumindest in den 1920er Jahren war die Arbeiterkulturbewegung durchaus darum bemüht, die sozialdemokratische Weltanschauung in eine eigene Bild- und Formensprache zu überführen. So überrascht es nicht, dass sie mit ihren Bauten jene Künstler und Architekten der Avantgarde beauftragte, die sich im Zuge der Novemberrevolution zu sozialistischen und kommunistischen Ideen bekannt hatten, allen voran Max und Bruno Taut.30 So vage und politisch beliebig bzw. »überpolitisch«31 der »Sozialismus« der »Revolutionskünstler« auch gewesen sein mag, er hatte zur Folge, dass die Kunst – insbesondere die Architektur – in den Jahren der Weimarer Republik in einem bisher nicht gekannten Ausmaß politisch aufgeladen wurde. Das Neue Bauen mit seiner Sachlichkeit, Internationalität und Egalität propagierenden Ästhetik verband sich mit einem wenn auch undeutlichen Zukunftsbild des 26 Im »Handwörterbuch der Soziologie« von 1931 ist vom »Volk« als »beweglichem Begriff« die Rede, demnach ist »Volk« »kein feststehendes, unveränderliches, sondern ein lebendiges, d. h. einem fortdauernden Wechsel unterworfenes und in seiner Vielfältigkeit nicht erfaßbares Vorstellungsgut der Menschen«, vgl. Mitscherlich, Waldemar  : Volk und Nation, in  : Handwörterbuch der Soziologie, hrsg. von Alfred Vierkandt, Stuttgart 1931, S. 644–652, hier S. 646. 27 Zum Diskursthematik und zum Begriff der »ideologischen Schnittstelle« s. Gangl, Manfred  : Vorwort, in  : Intellektuellendiskurse in der Weimarer Republik. Zur politischen Kultur einer Gemengelage, hrsg. von Manfred Gangl, Frankfurt am Main [u.a.] 1994, S. 9–11, hier S. 11. 28 Ebd., S. 9. 29 Gay, Peter  : Die Republik der Außenseiter. Geist und Kultur in der Weimarer Zeit 1918–1933, Frankfurt am Main 2004 [Erstausgabe 1970], S. 9. 30 Vgl. Guttsman, Workers’ Culture, S. 44, Whyte, Bruno Taut, u. West, Shearer  : The visual arts in Germany 1890–1937. Utopia and despair, Manchester, Manchester 2000, S. 107–133. 31 Posener, Vorlesungen, S. 56.

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Resümee

»Neuen Menschen«32, um schließlich in ein »kollektives Bewusstsein«33 zu münden. Dieses wiederum wurde als Vorbote eines kommenden Sozialismus betrachtet, dessen Ausgestaltung allerdings nicht weniger diffus war.34 Die freien Gewerkschaften und die Sozialdemokratie förderten das Neue Bauen und wussten dessen Symbolwirkung wiederum für ihre propagandistischen Zwecke einzusetzen. Im Verlauf der 1920er Jahre zeichnete sich bei den Großprojekten des sozialdemokratischen Bauens eine steigende Tendenz zur sachlichen Moderne ab. Dies gilt für die Aufsehen erregenden Siedlungsprojekte ebenso wie für andere soziale und kommunale Bauaufgaben. Auch die mit großem repräsentativem Anspruch errichteten Verbandsbauten sowie die am Ende der Weimarer Republik aus finanziellen und politischen Gründen nicht mehr zum Abschluss gebrachten Volkshausprojekte belegen diese Entwicklung. Sie zeugen von einem wachsenden Macht- und Selbstbewusstsein wie auch einem dezidierten Gestaltungswillen. Die betreffenden Bauherren und Architekten – gleichermaßen beflügelt von kulturellem Sendungsbewusstsein – sahen im Neuen Bauen den Ausdruck eines kollektiv-egalitären, sozialistischen Bewusstseins.35 Hier hofften sie, ihr Streben nach ökonomischer, sozialer und kultureller Teilhabe sowie einem neuen Gemeinschaftsideal verwirklichen zu können. Die sozialdemokratischen Arbeiterorganisationen wurden so zu »Schrittmachern der Moderne«36 und trugen maßgeblich zur Identifikation des Neuen Bauens mit linken, sozialistischen Ideen bei. Die Suche nach einer dezidierten, ureigenen »Baugesinnung« ist als ein Element des »Kultursozialismus« zu verstehen, wie er sich in den 1920er Jahren in neuer Qualität und Breite herausbildete.37 Dessen Protagonisten übertrugen ihre politischen Hoffnungen zunehmend auf den kulturellen Bereich, was auch als Kompensation des »Utopieverlusts« verstanden werden kann, wie er mit dem politischen Machtzuwachs und der fortschreitenden gesellschaftlichen Integration der Arbeiterbewegung einherging.38

32 Vgl. Miller-Lane, Architektur und Politik, S. 51–76, Pehnt, Wolfgang  : Deutsche Architektur seit 1900, München 2005, S. 128–139, Poppelreuter, Tanja  : Das Neue Bauen für den Neuen Menschen. Zur Wandlung und Wirkung des Menschenbildes in der Architektur der 1920er Jahre in Deutschland, Hildesheim u.a. 2007. 33 Behne, Adolf  : Einige Bemerkungen zum Thema Moderne Baukunst, in  : Max Taut. Bauten und Pläne, Berlin 1927 [Nachdr. der Originalausgabe hrsg. von Roland Jaeger, Berlin u.a. 1996], S. 5–22. 34 Vgl. Wedemeyer, Bernd  : Die neue Zeit, der neue Mensch und die neue Kultur. Zur Geistes- und Kulturgeschichte der Weimarer Republik, in  : Kat. Neues Bauen – Neues Leben. Die 20er Jahre in Magdeburg, hrsg. von Christian Antz u.a., München/Berlin 2000, S. 15–28. 35 Vgl. hierzu (in Bezug auf die Gewerkschaften) Jaeger, Schönheit, S. 7, 12. 36 Vgl. Bushart, Adolf Behne, S. 50. 37 Vgl. Langewiesche, Politik, S. 383  ; Guttsman, Workers’ Culture, S. 56  ; Saldern, Arbeiterkulturbewegung, S. 70. 38 Vgl. Langewiesche, Politik, S. 383.

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Resümee

Es ist nicht davon auszugehen, dass die Ideale und Positionen des »linken Bau­funk­ tionalismus«39 von der sozialdemokratischen Bauherrenschaft übernommen oder gar verinnerlicht worden sind. Die »sozialdemokratische Modernität, die in jedem Schiebefenster schon ein Stück Zukunftsstaat«40 verwirklicht sehen wollte, blieb eine Vision weniger Bauherren und Architekten. Die von Künstlern und Vordenkern wie Behne und Taut angestoßene und für eine gewisse Zeit leidenschaftlich geführte Architekturdebatte entfaltete im Adressatenkreis der Arbeiterbewegung keine Breitenwirkung, ja sie scheint an den meisten Bauschaffenden vorbeigegangen sein und – abgesehen von einigen Bauprojekten programmatischen Charakters – wenig Einfluss auf das konkrete Bauen ausgeübt zu haben. An der Basis zeigte man sich weitgehend resistent gegen die Versuche, die Avantgarde zur neuen ästhetischen Identität der sozialdemokratischen Bewegung zu erklären. Man orientierte sich weitaus häufiger an der seit der Jahrhundertwende von Seiten der bürgerlichen Geschmacksreformer mit Nachdruck propagierten Heimatschutz- bzw. Reformarchitektur, denn dieses Gestaltungsideal bot einen »gediegenen Kompromiss zwischen Modernität und Tradition, internationalen Tendenzen und deutscher Eigenart«41. Wenn sich also gegen Ende der 1920er Jahre unter den Volkshäusern eine Tendenz zum Neuen Bauen zeigt, so ist dies eher allgemeinen Entwicklungslinien zuzuschreiben  : Die architektonische Moderne stieß vor allem in den Großstädten zunehmend auf Akzeptanz, die an bürgerlichen Traditionen und Werten orientierte Wohn- und Baukultur hatte jedoch nach wie vor Bestand, und dem Neuen Bauen gelang es nicht, den »Massengeschmack« zu prägen.42 Letztlich sah sich die Arbeiterbewegung wie andere Bauherren auch den mannigfaltigen »künstlerischen Erscheinungsformen der sich he­ rausbildenden Moderne gegenüber, die sich innerhalb von zehn Jahren ständig transformierte, ohne jedoch das Versprechen eines neuen ›Zeitstils‹ zu erfüllen«43. In seinen Erscheinungsformen blieb das Volkshaus ebenso ambivalent, wie es auch die gesellschaftliche und politische Lage seiner Auftraggeber war. Die Volkshäuser der Arbeiterbewegung entstanden in einem komplexen Gefüge aus Annäherung und Opposition, aus dem Streben nach Teilhabe und Anerkennung wie auch dem Wunsch nach Emanzipation und Unabhängigkeit. So standen sich auch innerhalb der Arbeiterbewegung verschiedene Haltungen gegenüber bzw. durchdrangen und überlagerten sich  : Es gab das kleinbürgerliche Bedürfnis nach Behaglichkeit und sozialistische Ideale, affirmative und oppositionelle Tendenzen, kulturkritisches Anknüpfen an verschüttete 39 Nerdinger, »Anstößiges Rot«, S. 12–29  ; s. auch Ders., Zwischen Kunst und Klassenkampf. 40 Ernst Bloch, zit. nach Nerdinger, Zwischen Kunst und Klassenkampf, S. 52. 41 Bergmann, Klaus  : Agrarromantik und Großstadtfeindschaft, Meisenheim am Glan 1970, S. 134. 42 Vgl. Peukert, Weimarer Republik, S. 184  ; Petsch, Eigenheim, S. 142  ; Spiegel, Erika  : Baukultur oder Baukulturen  ? Zum Verhältnis von Architektur und »anonymem Bauen« in Tradition, Moderne und Nachmoderne, in  : Die Alte Stadt, 30. Jg., 2003, Nr. 4, S. 309–323, hier S. 316. 43 Welzbacher, Staatsarchitektur, S. 3.

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Resümee

Traditionen und optimistischen Fortschrittswillen.44 Diese ausgeprägte Ambiguität ist allerdings keineswegs als Zeichen von Schwäche oder Unvermögen anzusehen, denn sie war das wesentliche strukturelle Kennzeichen der Moderne.45 Gleichwohl spiegelt sich im Volkshaus der Umstand, dass die Arbeiterkultur keine einheitlichen, widerspruchsfreien Wertorientierungen ausgebildet hat46, sondern vielmehr eine »Kultur des Kompromisses«47 war, die sich mit der vorgefundenen Ordnung arrangierte. Auch zeigt sich eine ausgeprägte Ambivalenz zwischen Wollen und Können, die ein Merkmal der Arbeiterkulturbewegung der Weimarer Republik, aber auch der im Übergang begriffenen staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen selbst war.48 Das Volkshaus als Bauaufgabe bewegt sich also in mehrfacher Hinsicht in einem weiten und nach vielen Seiten offenen Spannungsfeld zwischen den beiden Polen Alltag und Utopie.

44 Zur Parallele zwischen dem »bürgerlichen Zivilisationsunbehagen« und dem »Traditionellen« in der Arbeitervereinskultur, vgl. Kaschuba, Kaiserreich, S. 90, der darin gewissermaßen ein anthropologisches Grundbedürfnis nach kultureller Kontinuität erkennt. 45 Siehe hierzu Thamer, Januskopf, S. 171. 46 Vgl. Ritter/Tenfelde, Arbeiter, S. 802. 47 Wunderer, Arbeiter-Kultur-Bewegung, S. 66. 48 Vgl. Redebeitrag von Dieter Langewiesche auf der Podiumsdiskussion, in  : Die roten Turnbrüder, S. 82  ; zur Ambivalenz der Arbeiterkultur vgl. auch Kaschuba, Kaiserreich, S. 85.

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Abbildungsteil I

1. Versammlungsanzeige der Bau-­ und Erwerbsgenossenschaft »Arbeitergesellschaftshaus« Mülheim am Rhein, Rheinische Zeitung, Oktober 1905

2. Bausteinmarke für ein Volks- und Gewerkschaftshaus in Wilsdruff (Sachsen) im Wert von 50 Pfennigen

3. Quittung für die Einzahlung von 800 Mark in das Volks­ hausunternehmen in Borna (Kat. Nr. 42)

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Abbildungsteil I

4. Werbekarte für ein Arbeiterheim in DresdenNordwest, um 1930 (Kat. Nr. 73) 5. Frankfurt am Main, Gewerkschaftshaus, errichtet 1929–1931, Max Taut, mit Wahlpropaganda anlässlich der Reichstagswahlen, Juli 1932 (Kat. Nr. 99)

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Abbildungsteil I

6. Halle (Saale), Gewerkschaftshaus, nach nächtlichem Anschlag durch Stahlhelm-Angehörige am 12./13. Oktober 1924 (Kat. Nr. 128) 7. Bautzen, Gewerkschaftshaus »Goldene Sonne«, Besetzung mit gehissten Hakenkreuzflaggen am 2. Mai 1933 (Kat. Nr. 21) 8. Reichenbach, Volkshaus, als »SS-Kaserne« und frühes Konzentrationslager, nach Besetzung im März 1933 (Kat. Nr. 250)

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Abbildungsteil I

9. (r.) Magdeburg, Haus der deutschen Arbeit, Schwemme mit keramischer Wandverkleidung und Holzschnitzereien (»Familie – Die Keimzelle des Staates«), 1933 (Kat. Nr. 188) 10. (u.) Brüssel, Maison du Peuple, errichtet 1895–1899, Victor Horta 11. (o.) Wien, Arbeiterheim Favoriten, errichtet 1901/02, Hubert Gessner

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Abbildungsteil I

12. (o.r.) Bern, Volkshaus, errichtet 1913/14, Otto Ernst Ingold 13. (o.l.) Moskau, Zuev-Klub, errichtet 1927– 1930, I. A. Golosow 14. Berlin, Verbandshaus des Deutschen Holzarbeiter-Verbands, errichtet 1912/13, Sitzungssaal (Kat. Nr. 28) 15. Elberfeld, Volkshaus, Innenraum mit Inschrift »Proletarier aller Länder vereinigt euch«, um 1900 (Kat. Nr. 86)

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Abbildungsteil I

16. Zeulenroda (ZeulenrodaTriebes), Gewerkschaftshaus, mit Agitationsplakaten »Nicht betteln, nicht bitten, nur mutig gestritten« und »Großes Werk gedeihet nur in Einigkeit« (Kat. Nr. 332) 17. Lübeck, Gewerkschaftshaus mit Festschmuck anlässlich des »Republikanischen Tages« 1925 (Kat. Nr. 185) 18. Köln, Maikundgebung vor dem Volkshaus, um 1910 (Kat. Nr. 162)

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Abbildungsteil I

19. Kiel, Gewerkschaftshaus, errichtet 1904–1907, Fremdenstube der Herberge, um 1910 (Kat. Nr. 160) 20. Hannover, Gewerkschaftshaus, Schlafsaal der Herberge, um 1930 (Kat. Nr. 133) 21. München, Gewerkschaftshaus, Filmabend der Metallarbeiterjugend, 1920er Jahre (Kat. Nr. 206)

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Abbildungsteil I

22. München, Gewerkschaftshaus, Kinderspeisung, 1920er Jahre (Kat. Nr. 206) 23. Trebur, Eigenheim, Saal, errichtet 1927/28 (Kat. Nr. 302) 24. Coswig, Volkshaus, großer Saal (Kat. Nr. 60)

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Abbildungsteil I

25. Gornsdorf, Volkshaus, errichtet 1927/28, Gastzimmer und Vereinszimmer (Kat. Nr. 117) 26. Chemnitz, Volkshaus »Kolosseum«, errichtet 1908/09, Gastzimmer (Kat. Nr. 57) 27. Leipzig, Volkshaus, Bayerische Bierstube, um 1929 (Kat. Nr. 174)

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Abbildungsteil I

28. Halle (Saale), Volkspark, Plakat zur Eröffnung 1907 (Kat. Nr. 127) 29. Leipzig, Volkshaus, Garten mit Kinderspielplatz, um 1929 (Kat. Nr. 174) 30. Marienberg (Bad Marienberg), Volkshaus, Arbeiter beim Kartenspiel, 1933 (Kat. Nr. 193) 31. Hamburg, Gewerkschaftshaus, errichtet 1905/06, Kegelbahnen (Kat. Nr. 130)

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Abbildungsteil I

32. Berlin, Haus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, errichtet 1922/23, Schalterhalle der Arbeiterbank (Kat. Nr. 29) 33. Hannover, Gewerkschaftshaus, errichtet 1909/10, Rudolf Schröder, Straßenfront mit Ladenzone, links Restaurant, rechts Volksbuchhandlung und Zigarrengeschäft (Kat. Nr. 133)

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Abbildungsteil I

35. Maurerpolier Philipp Becker aus Egelsbach, Entwerfer des Eigenheims (Kat. Nr. 80) 34. München, Gewerkschaftshaus, Einweihung einer Gedenktafel für Kurt Eisner, 7. November 1920 (Kat. Nr. 206)

36. Egelsbach, Eigenheim, errichtet 1925/26 (Kat. Nr. 80)

229

Abbildungsteil I

37. Stuttgart, Gewerkschaftshaus II, nicht ausgeführter Wettbewerbsentwurf, Richard Döcker, 1930 (Kat. Nr. 297) 38. Frechen, Volkshaus, Bauarbeiten, Aufnahme 1923 (Kat. Nr. 101) 39. Sossenheim (Frankfurt am Main), Volkshaus, freiwillige Bauhelfer der Freien Turner mit Architekt Ernst Hulftegger (Mitte), um 1924 (Kat. Nr. 282)

230

Abbildungsteil I

40. Mörfelden (MörfeldenWalldorf), Bauarbeiten am Volkshaus, ca. 1928/29 (Kat. Nr. 203) 41. Berlin, Gewerkschaftshaus, errichtet 1899/1900, Konrad Reimer und Friedrich Körte (Kat. Nr. 25) 42. Berlin, Gewerkschaftshaus, großer Saal (Kat. Nr. 25)

231

Abbildungsteil I

43. Frankfurt am Main, Gewerkschaftshaus, errichtet 1900/01, Ansicht Am Schwimmbad (heute Klingerstraße) (Kat. Nr. 98) 44. Hamburg, Gewerkschaftshaus, errichtet 1905/06, Heinrich Krug (Kat. Nr. 130) 45. Leipzig, Volkshaus, errichtet 1905/06, Oskar Schade (Kat. Nr. 174) 46. Düsseldorf, Volkshaus, errichtet 1907/09, Ansicht von der Flingerstraße (Kat. Nr. 76)

232

Abbildungsteil I

47. Hamburg, Gewerkschaftshaus, Abbildung des Erweiterungsbaus (links), der »Heimstätte« und dem Zweigbetrieb auf der Veddel (Kat. Nr. 130) 48. Hamburg, Gewerkschaftshaus, Grundriss Erdgeschoss, 1914 (Kat. Nr. 130)

233

Abbildungsteil I

49. Hamburg, Gewerkschaftshaus, Erweiterungsbau, tief liegendes Restaurant, Klubzimmer mit Kunstverglasung, Berufsdarstellungen (Kat. Nr. 130) 50. Hamburg, Gewerkschaftshaus, Hauptrestaurant, Holzfries, Kindheit in der Weberwerkstatt (Kat. Nr. 130) 51. Hamburg, Gewerkschaftshaus, Wandgemälde, Französische Revolution, von A. Knopp (München) (Kat. Nr. 130)

234

Abbildungsteil I

52. Kiel, Gewerkschaftshaus, Schmuckfenster im Treppenhaus, Glasmalerei Ferdinand Müller, 1907 (Kat. Nr. 160) 53. Halle (Saale), Gewerkschaftshaus, errichtet 1913/14, Otto Streicher, Eingangshalle (Kat. Nr. 128)

54. Holzschnitt nach Walter Cranes »The Triumph of Labour«, Gedenkblatt zur Erinnerung an die Internationale Feier des 1. Mai 1891

235

Abbildungsteil I

55. Köln, Volkshaus, errichtet 1905/06 (Kat. Nr. 162) 56. Hannover, Gewerkschaftshaus, Portal (Kat. Nr. 133) 57. Kassel, Gewerkschaftshaus I, Portal (Kat. Nr. 158)

236

Abbildungsteil I

58. Darstellung des Portalreliefs vom Haus der Berliner Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiter-Verbands II (Kat. Nr. 27) 59. Stuttgart, Metallarbeiterheim »Hotel am Stadtgarten«, errichtet 1913/14, Gustav Prinz, Portal (Kat. Nr. 296) 60. Fürth, Gewerkschaftshaus I »Saalbau«, errichtet 1898/99, Fritz Walter (Kat. Nr. 104) 61. München, Gewerkschaftshaus, errichtet 1911/12, Saal (Kat. Nr. 206)

237

Abbildungsteil I

62. Weimar, Volkshaus, errichtet 1907/08, Bruno Röhr (Kat. Nr. 315) 63. Flensburg, Gewerkschaftshaus, errichtet 1910–1912, Carl Voß (Kat. Nr. 95) 64. Bremen, Volkshaus, errichtet 1926–1928, Richard Jansen (Kat. Nr. 47) 65. Bremen, Volkshaus, Wettbewerbsbeitrag von Richard Jansen, 2. Preis, Grundriss Erdgeschoss, 1926 (Kat. Nr. 47)

238

Abbildungsteil I

66. Bremen, Volkshaus, Fassadenfigur »Müder Arbeiter« von Bernhard Hoetger (© VG Bild-Kunst, Bonn 2017), Aufnahme 2005 (Kat. Nr. 47) 67. Augsburg, Volkshaus, errichtet 1927/28, Heinrich Sturzenegger u. Anton Horle (Kat. Nr. 17) 68. Rüsselsheim, Volkshaus, errichtet 1928–1930, Friedrich Schütz, Aufnahme 1933 (Kat. Nr. 266) 69. Frankfurt am Main, Gewerkschaftshaus II, überarbeitetes Ausführungsmodell, 1930 (Kat. Nr. 99)

239

Abbildungsteil I

70. Frankfurt am Main, Gewerkschaftshaus II, errichtet 1929–1931, Haupttreppenhaus (Kat. Nr. 99) 71. Riesa, Volkshaus, errichtet 1929/30, Hans Waloschek (Kat. Nr. 259) 72. Riesa, Volkshaus, Saal (Kat. Nr. 259) 73. Zwickau, Volkshaus, Vogelschauperspektive nach Projekt von Erich Mendelsohn, um 1929 (Kat. Nr. 336)

240

Abbildungsteil I

74. Berlin, Haus des Deutschen HolzarbeiterVerbandes, errichtet 1912/13, Paul Imberg (Kat. Nr. 28) 75. Berlin, Haus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, errichtet 1922/23, Max Taut, Ansicht Wallstraße (Kat. Nr. 29) 76. Berlin, Haus des Deutschen BuchdruckerVerbands, errichtet 1924– 1926, Max Taut (Kat. Nr. 30)

241

Abbildungsteil I

77. Berlin, Haus des Deutschen BuchdruckerVerbands, großer Sitzungssaal mit Denkmal für Richard Härtel von Rudolf Belling (© VG Bild-Kunst, Bonn 2017), 1926 (Kat. Nr. 30) 78. Berlin, Haus des Deutschen MetallarbeiterVerbands, errichtet 1929/30, Erich Mendelsohn (Kat. Nr. 33) 79. Berlin, Haus des Deutschen MetallarbeiterVerbands, Zeichnung aus einer Werbeschrift des Verbandes, 1931 (Kat. Nr. 33)

242

Abbildungsteil I

80. Berlin, Haus des Gesamtverbands der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs, errichtet 1926–1932, Bruno Taut (Kat. Nr. 31) 81. Berlin, Haus des Gesamtverbands, großer Sitzungssaal, mit Relieffries von Rudolf Belling (© VG Bild-Kunst, Bonn 2017) (Kat. Nr. 31) 82. Berlin, Haus des Gesamtverbands, Relieffries mit Berufsdarstellungen  : Güterspedition, Fahrstuhlbedienung, Bankwesen, Engrosgeschäft, Boten, von Rudolf Belling (© VG Bild-Kunst, Bonn 2017) (Kat. Nr. 31)

243

Abbildungsteil I

83. Durlach-Aue (Karlsruhe), Volkshaus, errichtet 1926 ff. (Kat. Nr. 78) 84. Gornsdorf, Volkshaus, errichtet 1927/28 (Kat. Nr. 117) 85. Meerane, Volkshaus, errichtet 1927/28 (Kat. Nr. 195)

244

Abbildungsteil I

86. Hainichen, Volks- und Sportheim, errichtet um 1926, Saal (Kat. Nr. 125) 87. Rumpenheim (Offenbach am Main), Volkshaus, Saal (Kat. Nr. 267) 88. Enkheim (Frankfurt am Main), Volkshaus, errichtet 1926–1929 (Kat. Nr. 90)

245

Abbildungsteil I

89. Vilbel (Bad Vilbel), Volkshaus, errichtet 1927/28 (Kat. Nr. 309) 90. Michendorf, Volkshaus, errichtet 1927/28, Walter Grüneberg (Kat. Nr. 199) 91. Auerswalde, Volkshaus, errichtet 1927/28 (Kat. Nr. 14)

246

Abbildungsteil I

92. Eibenberg (Burkhardtsdorf), Volkshaus, errichtet 1928, Max und Fritz Genge (Kat. Nr. 81) 93. Rumpenheim (Offenbach am Main), Volkshaus, errichtet 1930 (Kat. Nr. 267) 94. Mörfelden (MörfeldenWalldorf), Volkshaus, errichtet 1928–1930, Georg Feick (Kat. Nr. 203)

247

Abbildungsteil I

95. (o.l.) Mörfelden (Mörfelden-Walldorf), Volkshaus, Saal, nach 1945 (Kat. Nr. 203) 96. (l.) Wernigerode, Volksgarten, errichtet 1893, Aufnahme um 1955 (Kat. Nr. 319) 97. (o.r.) Langenweddingen (Sülzetal), Gewerk­ schaftshaus, errichtet 1927/28 (Kat. Nr. 170) 98. (l.) Reinheim (Odenwald), Volkshaus, errichtet 1928 (Kat. Nr. 252)

248

Abbildungsteil I

99. Rabenstein (Chemnitz), Volkshaus I, errichtet 1925/26 (Kat. Nr. 244) 100. Neuwiese, Volkshaus, errichtet um 1927 (Kat. Nr. 217) 101. Mörsch (Rheinstetten), Volkshaus, errichtet 1928/29 (Kat. Nr. 204)

249

Abbildungsteil I

102. Niederhaßlau (WilkauHaßlau), Volkshaus, errichtet 1926/27 (Kat. Nr. 218) 103. Mannheim, Volkshaus (ehem. Hotel Kaiserhof), Aufnahme 1920er Jahre (Kat. Nr. 191) 104. Lübeck, Gewerkschaftshaus (ehem. Vereinshaus der Genossenschaftsbäckerei), errichtet 1899/1900, Julius Schöß, Saal (Kat. Nr. 185) 105. Offenbach am Main, Gewerkschaftshaus »Saalbau«, errichtet 1900 (Kat. Nr. 225)

250

Abbildungsteil I

106. Chemnitz, Volkshaus »Colosseum«, Vogelschau der Gesamtanlage, links vorne der Neubau, rechts anschließend der angekaufte Altbau mit dahinter liegendem Saal (Kat. Nr. 57) 107. Dresden, Volkshaus, Grundriss, 1930 (Kat. Nr. 72) 108. Trebur, Eigenheim, rechts der Saalbau, errichtet 1927/28, Heinrich Renker (Kat. Nr. 302)

251

Abbildungsteil I

109. (o.l.) Crumstadt (Riedstadt), Volkshaus, Saalbau, errichtet 1929/30, Heinrich Renker (Kat. Nr. 63) 110. (o.r.) Bremen, Gewerkschaftshaus, vor dem Umbau, um 1910 (Kat. Nr. 46) 111. (u.r.) Bremen, Gewerkschaftshaus, nach dem Umbau 1912/13 (Kat. Nr. 46) 112. Detmold, Volkshaus, nach Um- und Teilneubau von 1929/30, Friedrich und Karl Richts, Aufnahme um 1940 (Kat. Nr. 70)

252

Abbildungsteil I

113. Forst (Lausitz), Volkshaus, vor dem Umbau (Kat. Nr. 97) 114. Forst (Lausitz), Volkshaus, nach dem Umbau von 1930/31 (Kat. Nr. 97) 115. Hamburg-Rothen­ burgsort, Volksheim am Billhorner Mühlenweg, errichtet 1904/05, Hugo Groothoff

253

Abbildungsteil I

116. Jena, Volkshaus, großer Saal 117. Hellerau, Lehranstalt Émile Jaques-Dalcroze für rhythmische Gymnastik bzw. Festspielhaus, errichtet 1910–1912, Heinrich Tessenow 118. Berlin, Gewerkschaftshaus, Restaurant (Kat. Nr. 25)

254

Abbildungsteil I

119. Essen, Saalbau, errichtet 1902–1904, Skjold Neckelmann 120. Halle (Saale), Volkspark, errichtet 1906/07, Albert und Ernst Giese (Kat. Nr. 127) 121. Berlin, Haus der Berliner Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiter-Verbands II, errichtet 1911/12, Friedrich Kristeller, Ansicht Elsässer Straße (Kat. Nr. 27)

255

Abbildungsteil I

122. Berlin, Haus der Berliner Ortsverwaltung des Deutschen MetallarbeiterVerbands II, Hauptportal (Kat. Nr. 27) 123. Berlin, Nationalbank für Deutschland, errichtet 1906/07, Alfred Messel 124. Berlin, Nationalbank für Deutschland, errichtet 1906/07, Hauptportal

256

Abbildungsteil I

125. Kiel, Gewerkschaftshaus, errichtet 1904–1907, Carl Voß (Kat. Nr. 160) 126. Kiel, Gewerkschaftshaus, errichtet 1904–1907, Fassadendetail (Kat. Nr. 160) 127. Berlin, Haus des Deutschen HolzarbeiterVerbandes, Intarsien an den Verbindungstüren zwischen Restauration und Vereinszimmer (Kat. Nr. 28)

257

Abbildungsteil I

128. Karlsruhe, Volkshaus, Relief am Eingang, Bildhauer Karl Wahl, 1927 (Kat. Nr. 157) 129. Hamburg, Haus des Deutschen Bauarbeiter-Verbands, errichtet 1910/11, Albert Krüger, Aufnahme 2014 (Kat. Nr. 131) 130. Stadtkrone, Bruno Taut, 1919

258

Abbildungsteil I

131. Frankfurt am Main-Niederrad, Gemeinschaftshaus der Siedlung Bruchfeldstraße, errichtet 1926/27, Ernst May 132. Leipzig, Volkshaus, nach seiner Zerstörung am 19. März 1920 (Kat. Nr. 174) 133. Leipzig, Volkshaus, Entwurf für den Wiederaufbau, Oskar Schade (Kat. Nr. 174)

259

Abbildungsteil I

134. Berlin, Haus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, großer Sitzungssaal, Deckengemälde von Franz Mutzenbecher (Kat. Nr. 29) 135. Wahlflugblatt der SPD mit Abbildung der Hufeisensiedlung in Berlin-Britz, errichtet nach Plänen von Bruno Taut und Martin Wagner, 1929 136. Titel der Zeitschrift Kulturwille, Oktober 1929

260

137. Darstellung eines sozialdemokratisch geförderten Wohnungsbauprojekts im Geist des Neuen Bauens, Vorwärts, 1929

Abbildungsteil I

138. (o.l.) Langendreer (Bochum), Entwurf für ein Volkshausprojekt, Schloenbach und Jacobi, um 1929 (Kat. Nr. 168)

140. (o.r.) Greiz, Volkshaus, Wettbewerbsbeitrag von Paul Schraps, 1. Preis, Perspektive, um 1929 (Kat. Nr. 121)

139. (u.) Wandsbek, Volkshaus, Planung um 1928 (Kat. Nr. 313)

141. Forchheim b. Karlsruhe (Rheinstetten), Volkshaus, errichtet 1928 (Kat. Nr. 96)

261

Abbildungsteil I

142. Hamburg, Verbandshaus des Deutschnationalen HandlungsgehilfenVerbands, Ferdinand Sckopp und Wilhelm Vortmann, Aufnahme nach 1931 143. Magdeburg, Ortsgruppenheim des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands, 1932, Ludwig Thiele 144. Erfurt, Ortsgruppenheim des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands, 1932

262

Abbildungsteil I

145. Berlin, Haus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, Erweiterungsbau für die Arbeiterbank, errichtet 1929/30, Walter Würzbach (Kat. Nr. 29) 146. Dresden, Volkshaus, Erweiterungsbau II, 1929/30, Carl F. Richter (Kat. Nr. 72) 147. Braunschweig-Mascherode, NSDAP-Gemeinschaftshaus der DAFMustersiedlung, errichtet 1937/38, Rudolf Rogler

263

Abbildungsteil I

148. Leipzig, Volkshaus, Aufnahme vom 1. Mai 1946 (Kat. Nr. 174) 149. Weimar, Volkshaus, Ansichtskarte mit neuen Bezeichnungen »Haus des FDGB«, »Klubhaus der Metallarbeiter« bzw. handschriftlich ergänzt »Klubhaus Michael Niederkirchner«, 1957 (Kat. Nr. 315) 150. Stuttgart, Gewerkschaftshaus II, errichtet 1930–1933, Karl Beer, Aufnahme 1948 (Kat. Nr. 297) 151. Mörsch (Rheinstetten), Volkshaus, Abriss 2003 (Kat. Nr. 203)

264

Abbildungsteil I

152. Chemnitz, Volkshaus, Leerstand, Aufnahme 2014 (Kat. Nr. 57) 153. Weimar, Volkshaus, Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Eduard David verlassen das Gebäude, 16. Februar 1919 (Kat. Nr. 315) 154. Hamburg, Gewerkschaftshaus, Ansprache der österreichischen Sozialistin Adelheid Popp vom Balkon während des Ersten Internationalen Sozialistenkongresses im Mai 1923 (Kat. Nr. 130)

265

Abbildungsteil I

155. Übersichtskarte der vor 1933 bestehenden Gewerkschaftshäuser in Deutschland

266

5. Katalog

Im Katalog1 sind die zwischen 1890 und 1933 auf dem Gebiet des Deutschen Reichs nachweisbaren Häuser erfasst. Sofern an einem Orten mehrere Bauten gleichzeitig oder nacheinander existierten, ist jedem Objekt ein eigener Eintrag gewidmet. Es ist davon auszugehen, dass die angestrebte größtmögliche Vollständigkeit mit den vorliegenden 338 Einträgen zumindest annähernd erreicht ist. Aufgenommen wurden neben den Neubauten auch Teilneubauten und angekaufte Objekte sowie einige nicht realisierte, jedoch durch Pläne belegte Bauprojekte. Der Katalog ist durchlaufend nummeriert und alphabetisch nach Orten sortiert, wobei die zum Entstehungszeitpunkt geltenden historischen Ortsnamen verwendet wurden (auf spätere Eingemeindungen wird hingewiesen). Ein Katalogeintrag umfasst – soweit quellenmäßig dokumentierbar – eine tabellarische Darstellung der wichtigsten Baudaten, eine Baugeschichte in Stichworten sowie eine Bemerkung, in der auf historische und architektonische Besonderheiten eingegangen wird. Jeder Eintrag verfügt über einen eigenen Quellen- und Literaturnachweis, wobei Titel, die Aufnahme in die Hauptbibliographie gefunden haben, nur als Kurztitel aufgeführt werden. Bei Häusern, denen aus Platzgründen keine Abbildung gewidmet werden konnte, wird im Quellen- und Literaturnachweis des jeweiligen Katalogeintrags auf archivalisch nachweisbare oder bereits an anderer Stelle publizierte Abbildungen hingewiesen (»Abb.«). 1. Aachen/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus Kleinkölnstraße 18 Ankauf Um 1922 Träger Gewerkschaftshaus des ADGB GmbH, Aachen Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Spätestens 1922 Ankauf des Patrizierhauses Kleinkölnstraße  18 aus Privatbesitz (erbaut 1735 vom Stadtmaurer Laurenz Messerdatis für Leonhard Joseph Lamberts von Cortenbach  ; nach dessen Tod 1765 zwischenzeitlich als Gasthof »Schwarzer Löwe«, später »Londoner Hof« genutzt2). Sitz des Ortsausschusses des ADGB, des Arbeitersekretariats und von 35 Einzelgewerkschaften.3 Am 11. März 1933 von Nationalsozialisten geplündert  ; später im Besitz der DAF  ; 1941 Verkauf an private Eigentümer. Am 7. Mai 2008 anlässlich der 75. Wiederkehr 1 Für die Sortierung der Ortsnamen im Katalog wurden die Umlaute gemäß der »Telefonbuch-Sortierung« (Norm DIN 5007-2) aufgelöst (ä = ae). 2 Eine ausführliche Darstellung der Hausgeschichte bei Quadflieg, Eberhard  : Spaziergänge durch Alt-Aachen. Straßen, Häuser, Familien, Heft 3, Aachen 1941, S. 17 f. 3 Laut Aachener Adressbuch von 1922.

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Katalog

der Zerschlagung der freien Gewerkschaften Antrag der SPD-Fraktion im Aachener Stadtrat auf Anbringung einer Gedenktafel. Beschreibung  : Zweigeschossiges Patrizierhaus, Dreiflügelanlage mit eingefriedetem Vorhof. Quellen  : StArch Aachen (schriftl. Auskunft Margarethe Dietzel) Literatur  : Quadflieg, Eberhard  : Spaziergänge durch Alt-Aachen. Straßen, Häuser, Familien, Heft  3, Aachen 1941 (Sonderdruck aus Aachener Anzeiger  – Politisches Tageblatt)  ; SchmidBurgk, Max  : Zur Geschichte des bürgerlichen Hausbaus in Aachen, in  : Die Kunstdenkmäler der Stadt Aachen, Teil 3, Die profanen Denkmäler und die Sammlungen der Stadt Aachen, bearb. von Karl Faymonville, Düsseldorf 1924, S. 145–182 (Abb. S. 166) Abb. 156 2. Adorf/Vogtl./Sachsen Volkshaus »Feldschlösschen« Burkhardtsdorfer Straße 35 Ankauf 1926 Träger Verein Volkshaus für Adorf (Erzgeb.) und Umgegend eGmbH Verbleib Abriss 2000 Geschichtliche Daten  : 1926 Ankauf des traditionellen Arbeiterlokals »Feldschlösschen« durch die Verein Volkshaus für Adorf (Erzgeb.) und Umgegend eGmbH (am 30. August 1926 Grundbucheintragung). 1933 Beschlagnahme, fortan von NSDAP und Königin-Luise-Bund unter dem Namen »Neue Welt« genutzt  ; 1934 Auflösung der Volkshausgenossenschaft und Zwangsversteigerung  ; Ankauf durch Privatmann  ; während des Zweiten Weltkriegs Nutzung als Zwangsarbeiterunterkunft. 1948 SED-Parteivermögen, 1958 Eigentum des Volkes (Rechtsträger  : Rat der Gemeinde Adorf), 1995 Eigentum der Gemeinde Adorf, Anfang 2000 Abriss. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Adorf, Burkhardtsdorfer Straße 35)  ; Museum Adorf (schriftl. Auskunft Anette Fickert) Literatur  : Lenk, Johannes  : Adorf im Vogtland. Die Entwicklung der Stadt und ihrer Ortsteile, dargelegt an historischen Fakten der Plätze, Straßen und Wege, Plauen 1993 Abb. 157 3. Alfeld (Leine)/Niedersachsen Vereinshaus/Gewerkschaftshaus »Zur Heimat« Winzenburger Straße 60/Am Sindelberg 1a Neubau 1908 Träger Baugenossenschaft für Alfeld und Umgegend eGmbH (vermutl. Anfang der 1920er Jahre Eigentümerwechsel  : Verein Solidarität Gewerkschaftshaus-Alfeld e. V.) Entwurf und Bauleitung Arch. Otto Erweiterung 1924/25 Entwurf Arch. Fritz Roediger Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Ab 1903 wegen anhaltender Lokalquerelen Überlegungen zum Bau eines Arbeitervereinshauses in Alfeld durch das sozialdemokratische Provinzial-Komitee in Hannover  ; 1907 Ankauf eines außerhalb des Stadtzentrums gelegenen Grundstücks in der Winzenburger Straße durch den Verein Solidarität e.  V.; 1908 Neubau eines »Vereinshauses«  ; 268

Katalog

Ausführung vermutl. durch die Bauhütte (Bauantrag 1. Juli 1907, Baugenehmigung 6. Mai 1908, Schlussabnahme 12./13. November 1908)  ; am 14. November 1908 Einweihung. 1924/25 Erweiterungsbau. Ab März 1933 Durchsuchungen der Polizei  ; nach dem 2. Mai 1933 zunächst »Haus der Deutschen Arbeitsfront«, zwischenzeitlich Eigentum der Kreissparkasse Alfeld, 1943 Verkauf an Privatmann. Nach dem Krieg Rückübertragung auf die Gewerkschaften, Neugründung der SPD Alfeld im Vereinshaus  ; seit 1950 in Privatbesitz, zwischenzeitlich Kino (»Schauburg«)  ; in den 1970er Jahren Fassadenumgestaltung  ; heute Nutzung als Gaststätte, Wohnhaus und Tanzschule. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte, im KG Jugendheim der SAJ  ; Saal im Hinterhaus. Bemerkung  : Im Zuge seiner Entwicklung zu einer ländlichen Industriestadt wurde Alfeld bereits in den 1990er Jahren des 19. Jahrhunderts zu einer Hochburg der Sozialdemokratie. Das vergleichsweise früh errichtete Gewerkschaftshaus (ursprünglich »Vereinshaus« genannt) war das Versammlungs- und Veranstaltungszentrum aller Arbeiterorganisationen. Die Tatsache, dass beim Richtfest auf dem Dachstuhl die rote Flagge gehisst worden war, brachte das Bauprojekt zeitweise in Schwierigkeiten. Beispielsweise beschloss der kaisertreue Veteranenverein »Alfelder Krieger« im Mai 1909, alle Mitglieder, die zugleich dem Bauverein Solidarität angehörten, auszuschließen. Als Ökonom fungierte August Merges, der damalige Vorsitzende des Alfelder sozialdemokratischen Wahlvereins. Quellen  : AdsD Bonn (5/DGAI001502, 24/9861)  ; StArch Alfeld (schriftl. Auskunft Ina Gravenkamp)  ; Bauamt Alfeld (schriftl. Auskunft Gunter Albrecht) Literatur  : 115 Jahre SPD Alfeld (Leine). 1874–1989, hrsg. vom SPD Stadtverband Alfeld, Alfeld 1989  ; Lauenroth, Bernd und Wolfgang Schäfer  : Das andere Alfeld. Industriekultur im Leinetal. Bilder, Berichte und Dokumente, Holzminden 2008  ; Müller, Julius Eduard  : Hundert Jahre Alfelder Leben im Rahmen des Weltgeschehens, Alfeld 1935  ; Wecke, Burkhard  : Die Kiste. Ein Haus mit Geschichte. Das Alfelder Gewerkschaftshaus, Alfeld (Leine) 2014 (Abb.) 4. Altenburg/Thüringen Gewerkschaftsheim »Zum Rautenkranz« Hillgasse 4 Ankauf Um 1909 Eigentümer Konsum- und Produktivverein Altenburg Träger Gewerkschaftsheim zum Rautenkranz eGmbH, Altenburg Geschichtliche Daten  : Um 1909 Ankauf des Gasthofs »Zum Rautenkranz« durch den Konsumund Produktivverein Altenburg  ; am 14. Mai 1909 Gründung der Betriebsgesellschaft »Gewerkschaftsheim zum Rautenkranz eGmbH« durch Vertreter des Gewerkschaftskartells, Einrichtung eines Betriebsfonds, Ausgabe von Anteilscheinen innerhalb der organisierten Arbeiterschaft  ; Ausbau der oberen Geschosse zum Gewerkschaftsheim mit Restaurationsräumen, Sitzungszimmern, Herberge und Badegelegenheit  ; am 16. November 1909 Eröffnung. 1920 Kündigung durch den Konsumverein wegen Eigenbedarfs. Bemerkung  : Während des Ersten Weltkriegs diente das Gewerkschaftsheim als Behelfskaserne, Flüchtlingsunterkunft und Lazarett. 1918/19 war es Sitz des Arbeiter- und Soldatenrats, und während des Kapp-Putsches wurden dort die putschenden Offiziere festgehalten. Quellen/Literatur  : Siehe Kat. Nr. 5.

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5. Altenburg/Thüringen Volkshaus »Goldener Pflug« Beim Goldenen Pflug 2 Ankauf 1920 Träger Genossenschaftsheim Goldener Pflug, Volkshaus eGmbH, Altenburg4 Teilneubau nach Brand 1926/27 Entwurf Arch. Hermann Bartsch Ausführung Bauhütte Ostthüringen Verbleib Abriss 2002 Geschichtliche Daten  : Am 25.  November 1920 Ankauf des Traditionsgasthofs »Goldener Pflug«5 durch die »Genossenschaftsheim Goldener Pflug, Volkshaus eGmbH in Altenburg« (erbaut 1874 durch den Maurermeister Wilhelm Wagenbreth, Umbauten in den 1880er Jahren  ; Vorbesitzer Altenburger Aktienbrauerei  ; Kaufpreis 500 000 Mark, Finanzierung überwiegend durch Pflichtbeiträge und Hypotheken  ; am 18. Juni 1921 Grundbucheintragung)  ; im Anschluss Instandsetzung, Um- und Ausbau. Am 1. Mai 1921 Einweihung als »Volkshaus Goldener Pflug«. Am 4. November 1926 Totalzerstörung des großen Saals und Beschädigung der übrigen Räume, im Anschluss Um- und Wiederaufbau, am 10./11. Dezember 1927 Eröffnung des nunmehr vergrößerten Volkshauses. Am 2. Mai 1933 von SA besetzt und beschlagnahmt, Umbenennung in »Walter-Schuhmann-Haus«6, von NSDAP und DAF genutzt  ; 1936 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Volksfürsorge Lebensversicherungs-AG  ; 1938 Eigentum des Gaues Thüringen  ; während des Zweiten Weltkriegs Lazarett und TBC-Beratungsstelle. 1945 Ankauf durch den FDGB, 1953 HO-Gaststättenbetrieb, 1957 »Klubhaus der Metallarbeiter«, 1962 »Klubhaus der Gewerkschaften« bzw. Kreiskulturhaus. Nach 1989 Verfall, im Frühjahr 2002 Abriss  ; 2004 Neubau einer Mehrzweckhalle mit dem Namen »Goldener Pflug«. Beschreibung  : Großzügiges Gasthofanwesen mit dreigeschossigem Hauptgebäude, Saalbau und Nebengebäuden. Raumprogramm (nach Wiederaufbau 1927)  : Im EG und 1. OG großer Saal mit 1 200 Sitzplätzen und Galerie, indirekter Beleuchtung, moderner Bühne, Kinoapparat und Ventilationsanlage  ; durch Doppeltüren in Verbindung stehend mit kleinem Festsaal (für 200 Personen) und Speisesaal, die Galerie mit Café und Buffet verbunden  ; im EG weitere Restaurationsräume, u.a. Bauernstube. Im 1.  OG Versammlungsräume und Sitzungszimmer, Aufenthaltsraum, Schreib- und Lesezimmer, Stationszimmer der Arbeitersamariter und des ArbeiterRadioklubs. Im 2. und dem neu aufgestockten 3. OG Büroräume, Wohnung für Geschäftsführer und Personal sowie 30 Fremdenzimmer  ; Jugendheim und -herberge. Im KG Garderobe, Wandelgänge, Tunnelwirtschaft, Kegelbahn und Wirtschaftsräume. Garten. 4 Es handelt sich um die 1922 umfirmierte Gewerkschaftsheim zum Rautenkranz eGmbH von 1909. 5 Die Tradition eines Schanklokals an diesem Ort reicht zurück bis ins 17. Jahrhundert. 1772 wird erstmals ein Gasthof mit dem Namen »Goldener Pflug« erwähnt. Veränderungen und Erweiterungen der Bauten des 18. Jahrhunderts sind für das Jahr 1848 – erweiterter Wiederaufbau nach Brand im Gestalt eines großen und zwei kleiner Säle – und die Zeit zwischen 1878 und 1888 – durchgreifende Erneuerung und Erweiterung zum »größten und schönsten Verkehrslokal in und um Altenburg« – überliefert (Zur Geschichte Goldener Pflug, Recherche  : Bärbel Schneller, http://www.stadt-altenburg.de/sixcms/detail.php?id=5783&_ nav_id1=2590&_navid2=5186&_nav_id3= 5936&lang=de, Abruf am 29. März 2014). 6 Walter Schumann  : ab 1933 Reichsleiter der NSBO.

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Bemerkung  : Der »Goldene Pflug« in Altenburg gehört wie beispielsweise das Dessauer »Tivoli« oder die »Philharmonie« in Rostock zu den großen und vornehmen Saalbauten, die von Arbeiterorganisationen käuflich erworben und zu Volkshäusern umgenutzt wurden. Das Volkshaus war der Altenburger Arbeiterbewegung eine »Zentralwerkstätte auch in geistiger und kultureller Beziehung«7. Als das Gebäude 1926 bei einer Brandkatastrophe starke Schäden erlitt, gelang es den Altenburgern – ähnlich wie wenige Jahre zuvor in Leipzig – durch eine groß angelegte Spendenaktion unter den freien Arbeiterorganisationen Deutschlands das für den Wiederaufbau notwendige Geld zu sammeln. Der Wiederaufbau lag in den Händen des Architekten Hermann Bartsch, der Mitglied der örtlichen SPD war. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Altenburg, Beim Goldenen Pflug 2) Literatur  : Festschrift zur Einweihung des Volkshauses Goldener Pflug  ; Goldenes Buch  ; Jahres-Bericht für das Jahr 1909 nebst einem Bericht über die Gewerkschaftsbewegung, hrsg. vom Arbeitersekretariat Altenburg S.-A., Altenburg [1910]  ; Reeg, »Goldene Pflug« (Abb.)  ; »… und neues Leben blüht aus den Ruinen«, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1928, Nr. 3/4, S. 6  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 14. Februar 1932 [o. S.] (Abb., Versammlung der Eisernen Front im Volkshaus)

6. Altona (Hamburg)8/Freie und Hansestadt Hamburg Gewerkschaftshaus »Republikanischer Hof« Bahnhofstraße 24 Ankauf 1928 Träger Gewerkschaftshaus Hamburg GmbH, Hamburg Um- und Saalanbau 1928 Geschichtliche Daten  : Bereits um 1900 Pläne zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses im Gewerkschaftskartell Altona diskutiert  ; die Mehrzahl der Mitglieder lehnt jedoch die Schaffung eines Hauses per Abstimmung ab.9 1928 Ankauf des Hotels »Prinzenhof«, Bahnhofstraße  24, durch die Gewerkschaftshaus Hamburg GmbH  ; durchgreifender Umbau und Saalanbau (finanziert mithilfe eines Darlehens der Stadt)  ; am 23. Dezember 1928 Einweihung unter dem Namen »Republikanischer Hof«. 1933 Beschlagnahme und Zwangsverwaltung, 1936 »Wilhelm-Göldnitz-Haus«, 1939 Übertragung auf die DAF, Nutzung der oberen Geschosse durch die Heeresstandortverwaltung. 1949 Rückübertragung auf die IG Metall. Beschreibung  : Dreigeschossiges Vorderhaus mit mehreren Nebengebäuden und rückwärtigem Saalbau  ; Wirtschafts- und Saalbetrieb, Büros, Wohnung. Bemerkung  : Eine zeitgenössische Beschreibung schildert das Gewerkschaftshaus in Altona nach dem Umbau im Jahr 1928  : »Aus den alten, wenig schönen Räumen ist ein Lokal entstanden, 7 Goldenes Buch zur Eintragung der Spenden zum Wiederaufbau des am 4. November 1926 durch Feuer zerstörten Volkshauses in Altenburg Thüringen, Altenburg 1. März 1927, S. 10. 8 1938 nach Hamburg eingemeindet. 9 »Die Nothwendigkeit des Hauses ist von den meisten Gewerkschaften anerkannt, aber die großen finanziellen Kosten und sonstigen Schwierigkeiten, vor Allem auch die jetzige Zeit des wirtschaftlichen Niederganges, waren die Gründe, die die Mitglieder veranlassten, es abzulehnen.«, zit. nach  : Bericht für das Geschäftsjahr 1900 und Jahresbericht des Gewerkschaftskartells Altona-Ottensen, hrsg. vom Arbeitersekretariat Altona-Ottensen, Altona-Ottensen 1901, S. 31.

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das in jeder Beziehung Behaglichkeit ausströmt. Helle Holztäfelung, moderne Beleuchtungskörper und freundlicher Farbenanstrich geben den Restaurationsräumen ein anheimelndes Gepräge. Mehrere kleine Räume und abgetrennte Nischen bieten Gelegenheit, im vertrauten Kreise zu verweilen. In dem hinteren Teil des Erdgeschosses befinden sich zwei Versammlungsräume, ein kleinerer und ein mittelgroßer Saal, beide mit besonderen Zugängen versehen.«10 Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968)  ; BArch Koblenz (Abt. B, Z 36 II/35, GPA I/31/49) Literatur  : Bericht für das Geschäftsjahr 1900  ; Hamburger Echo, 54. Jg., Nr. 356, 24. Dezember 1928, Beilage 7. Annaberg (Annaberg-Buchholz)/Sachsen Volkshaus Rathenaustraße 3 (ehem. König-Albert-Straße) Ankauf 1924 Träger Verein Volkshaus eGmbH, Annaberg Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Bereits am 24. Februar 1908 fasst eine öffentliche Volksversammlung eine Resolution zur Schaffung eines Arbeiterheims  ; erst am 1. März 1924 gelingt der Ankauf des Wohnhauses König-Albert-Straße  3 (errichtet 1887, Baumeister Karl Friedrich Walther, Kaufpreis 60 000 Mark) durch Otto Roscher (Geschäftsführer des DMV und Stadtverordneter) und Otto Heyne (Geschäftsführer des Textilarbeiterverbands, Bezirksvorstand der SPD und Stadtverordneter) als Treuhänder des Gewerkschaftskartells  ; im Anschluss Umbau für Zwecke eines Restaurationsbetriebs (Kosten 24 000 Mark)  ; am 11. März 1924 Gründung der Vereins Volkshaus eGmbH auf Initiative des Gewerkschaftskartells (als Eigentümerin am 14. Juni 1924 im Grundbuch eintragen)  ; am 13. November 1927 Einweihung eines neu erbauten »Salons«. Im Mai 1933 Beschlagnahme zugunsten des Landes Sachsen, 1935 Anordnung der Zwangsverwaltung und Zwangsversteigerung, Ankauf durch Privatmann. 1948 Überführung in FDGB-Vermögen, 1959 Eigentum des Volkes, 1996 Eigentum der Stadt Annaberg-Buchholz. Beschreibung  : Vier- bzw. dreigeschossiges Wohnhaus in Ecklage  ; im EG Gastraum, Buffet und Sitzungszimmer (durch Umbau geschaffen). Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Annaberg-Buchholz, Rathenaustraße 3)  ; StArch AnnabergBuchholz (schriftl. Auskunft Regina Pollmer) Literatur  : Volksstimme Chemnitz, 37. Jg., Nr. 264, 12. November 1927 8. Apolda/Thüringen Volkshaus Bernhardstraße 27 Ankauf 1922 Träger Volkshaus Apolda eGmbH Saalanbau Um 1924 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Ab 1920 Erhebung von Extrabeiträgen zur Schaffung eines Gewerkschaftshausfonds  ; am 25. Mai 1922 Gründung der Volkshaus Apolda eGmbH, am 11. September 10 Hamburger Echo, 54. Jg., Nr. 356, 24. Dezember 1928, Beilage.

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1922 Ankauf der Gastwirtschaft »Zur Linde« (damals als Tischlerei genutzt)  ; Renovierung  ; Anfang 1924 Schaffung einer Herberge  ; im selben Jahr Saalanbau und Erweiterung der Gaststube. Am 9. Mai 1933 Eröffnung des Konkursverfahrens, jedoch vor dessen Abschluss Beschlagnahme zugunsten des Landes Thüringen, 1934 Zwangsversteigerung zugunsten der Vereinsbrauerei Apolda AG. 1948 Eigentum des Volkes, vom Deutschen Rote Kreuz genutzt  ; nach 1990 Eigentum der Bundesfinanzverwaltung. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte, Herberge, Saalanbau und Nebengebäuden. Bemerkung  : In den Jahren 1895 bis 1919 stand der Apoldaer Arbeiterbewegung das Lokal »Vorwärts« am Heidenberg 101 als gepachtetes Gewerkschaftshaus zur Verfügung. Den neu renovierten Saal des Volkshauses in der Bernhardstraße schmückten die Worte »Proletarier aller Länder vereinigt euch« und »In der Vereinigung liegt die Stärke«. In DDR-Zeiten erhielt der ehemalige Saalbau des Bürgervereins die Bezeichnung »Volkshaus« (heute an dieser Stelle die Stadthalle). Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Apolda, Bernhardstraße 27) Literatur  : 40 Jahre Ortsausschuss Apolda des ADGB 1889–1929, hrsg. vom Ortsausschuss Apolda des ADGB [Apolda 1930]  ; Dornheim, Martin und Manfred Toegl  : Bürgerverein – Volks­ haus  – Stadthalle, in  : Apoldaer Heimat. Beiträge zur Natur und Heimatgeschichte der Stadt Apolda und ihrer Umgebung, 13. Jg., 1995, S. 1–6  ; Das eigene Heim der organisierten Arbeiterschaft, in  : Apoldaer Volkszeitung, 1. Januar 1924  ; Die Eröffnungsfeier des Apoldaer Volkshauses, in  : Apoldaer Volkszeitung, 5. September 1922 [o. S.] 9. Arheilgen (Darmstadt)/Hessen Gewerkschaftshaus »Zum Goldenen Löwen« Ankauf 1925 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Darmstadt Verbleib Heute Bürgerzentrum Geschichtliche Daten  : 1926 Ankauf des Traditionsgasthofs »Zum Goldenen Löwen« an der Landstraße nach Frankfurt durch die Gewerkschaftshaus GmbH Darmstadt aus dem Besitz der Brauerei J. Dischinger (errichtet 1774/75  ; mit neubarockem »Löwensaal« von 1905)  ; 1925–1927 Renovierung. 1933 beschlagnahmt  ; 1937 Verkauf an Privatmann  ; zeitweise Unterkunft für Zwangsarbeiter. 1989 Ankauf durch die Stadt Darmstadt, 1995–1997 Renovierung, seit 1997 Nutzung als Bürgerhaus. Bemerkung  : Arheilgen entwickelte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts durch den Einfluss der Darmstädter Industrie von einem Bauern- und Handwerkerdorf zu einem lebendigen, 1914 etwa 6 000 Einwohner zählenden Vorort. Das politische Klima der nun überwiegend von Arbeitern bewohnten Siedlung war bis 1933 sozialdemokratisch geprägt.11 Literatur  : Jahresbericht des ADGB Bezirk Darmstadt und des Arbeiter-Sekretariats für [1925 bis 1930], hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Bezirksausschuss Darmstadt, Darmstadt [1926 bis 1931]  ; Arheilgen, Zwangsarbeiterunterkunft, Gasthaus »Zum Goldenen Löwen«, in  : Topographie des Nationalsozialismus in Hessen http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/ idrec/sn/nstopo/id/1181 (Stand  : 14.2.2011) (Abruf am 22. Juli 2014)  ; Stadtlexikon Darmstadt 11 Vgl. Stadtlexikon Darmstadt, hrsg. vom Historischen Verein für Hessen, Stuttgart 2006, S. 42.

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10. Arnstadt/Thüringen Gewerkschaftshaus Gothaer Straße 5 Ankauf 1925 (Nutzung bis ca. 1931) Träger Vermutl. ADGB Geschichtliche Daten  : Für 1922 erste Pläne zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses überliefert. Anfang März 1925 Ankauf das Restaurants »Zur Stadt Gotha«, Gothaer Straße 5, durch die Arnstädter Gewerkschaften, anschließend Umbau  ; am 30. April/1. Mai 1925 als Gewerkschaftshaus eröffnet. Beschreibung  : Viergeschossiges Vorderhaus mit Gaststätte und Verwaltungsräumen sowie zweigeschossiger Saalbau (rückwärtig). Bemerkung  : Das Gewerkschaftshaus wurde offenbar bereits im Oktober 1931 wieder aufgegeben, zumindest wurde der Gasthof ab da wieder unter den Namen »Zur Stadt Gotha« geführt und diente u.a. auch Nationalsozialisten für Veranstaltungen. Literatur  : Fakten zur Geschichte der Arbeiterbewegung des Kreises Arnstadt von 1848–1946, hrsg. von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Kreisleitung Arnstadt, Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung [Arnstadt 1982]  ; Die Feier des 1. Mai, in  : Tribüne Erfurt, 37. Jg., Nr. 101, 2. Mai 1925  ; Reinhold, Klaus  : Chronik Arnstadt 704– 2000, insbes. S. 85, 90, 103 f., 388, 920, 938, www.arnstadt.de/index.php?structureID=168&sid =7a61eca1db66cc740d29dfb4b7a7364a (Abruf am 29. März 2014) Abb. 158 11. Aschaffenburg/Bayern Volkshaus Fischergasse 24 Ankauf 1922 Träger Bauhütte für Aschaffenburg und Umgebung, Soziale Baugesellschaft mbH Umbau 1922 ff. Ausführung Bauhütte für Aschaffenburg und Umgebung, Soziale Baugesellschaft mbH Verbleib Abriss 1957 (nach Kriegsschäden) Geschichtliche Daten  : Zum Jahreswechsel 1921/22 Ankauf des Brauereianwesens Fischergasse 24 durch die Bauhütte im Auftrag des Gewerkschaftskartells  ; ab Januar 1922 Teilabriss der bestehenden Bebauung, durchgreifender Umbau des ehem. Brau- und Sudhauses zum Volkshaus mit Wohnungen, Büros und Geschäftsstellen und Verkehrslokal  ; Umbau des Wohnhauses mit Gastwirtschaft »Wurstbendel« (Ecke Fischergasse/Kranengasse)  : Vergrößerung der Wirtschaftsräume, Einbau von Herbergszimmern und Schlafsaal  ; geplante Vergrößerung des vorhandenen Saals nicht realisiert  ; Finanzierung durch Extrabeiträge der Gewerkschafts- und Parteimitglieder in Höhe von insgesamt 65 Mark pro Mitglied (zahlbar innerhalb von zwei Jahren) sowie durch staatliche und gemeindliche Wohnungsbauzuschüsse und Darlehen. Am 27.  März 1922 Richtfest, am 1. Mai 1922 Einweihung. Im März 1933 wiederholt polizeiliche Durchsuchungen nach Waffen  ; bis 1940 Eigentum der Bauhütte  ; später Neue Heimat (1941), Gemeinnützige Wohnungsund Siedlungsgesellschaft (1953) und Gesellschaft für Wohnungsbau und Häuserverwaltung im Stadtgebiet (1957 ff.). 1944/45 teilw. zerstört  ; 1957 die erhaltenen Bauteile durch Neubau ersetzt. 274

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Beschreibung  : 3 000 qm großes Grundstück, bebaut mit verschiedenen älteren Gebäuden  ; das eigentliche Volkshaus ein massives viergeschossiges Gebäude, erbaut um 1853, erhöht 1886  ; nach Umbau bzw. Teilneubau (den man angebl. »nach seiner ganzen Art des Ausführung mit Recht einen Neubau nennen« konnte12) von 1922 einfacher Bau mit Wohnhauscharakter, Putzfassade mit stark reduzierter Gliederung. Bemerkung  : Ein erstes, dauerhaft von privat gepachtetes Gewerkschaftshaus befand sich in Aschaffenburg spätestens ab 1914 in der Riesengasse 5a. Als Träger des 1922 geschaffenen Volkshauses fungierte zwar offiziell die Bauhütte, es handelt sich jedoch letztlich um ein Unternehmen des Gewerkschaftskartells. Man bediente sich der Bauhütte als Rechtsträgerin, da diese als GmbH die Form einer rechtsfähigen Körperschaft hatte und somit als Käuferin und Eigentümerin auftreten konnte. »›Bauhütte‹ und ›Gewerkschaftskartell‹ sind eins« hieß es hierzu in einem Artikel der Volkszeitung.13 Das Volkshaus sollte eigentlich durch einen größeren Saalbau für Massenversammlungen und Festlichkeiten »für mindestens 1 000 Personen«14 ergänzt werden, dieser Ausbau kam jedoch nicht zustande. Gegen Ende der 1920er Jahre versuchte das Gewerkschaftskartell ein besser geeignetes Gewerkschaftshausobjekt zu erwerben, jedoch scheiterte 1928 der Ankauf eines Grundstücks in der Frohsinnstraße. Die Aschaffenburger Zahlstelle des Fabrikarbeiterverbandes erwarb am 4. April 1928 ein eigenes Verbandshaus in der Elisenstraße 23. Literatur  : Allgemeine Zeitung Wunsiedel, 6.  Jg., Nr.  70, 23.  März 1933  ; Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 24.  Jg., Nr.  40, 3.  Oktober 1914, S. 568  ; Grimm, Alois  : Aschaffenburger Häuserbuch. Dalbergstraße  – Stiftsgasse  – Fischerviertel, Bd.  1, Aschaffenburg 1985  ; Jubiläums-Ausgabe 1904–1929. 25 Jahre Zahlstelle Aschaffenburg einschließlich Geschäftsbericht für das Jahr 1928, hrsg. vom Verband der Fabrikarbeiter Deutschlands, Bezirkszahlstelle Aschaffenburg, Aschaffenburg 1929   ; Soziale Bauwirtschaft, 6. Jg., Nr. 22, 15. September 1926, S. 276 f. (Abb.)  ; Schmittner, Monika  : Vor 75 Jahren  : Die Zerschlagung der Gewerkschaften unterm Hakenkreuz, Vortrag DGB Aschaffenburg am Mittwoch, 29. April, 18  :30 Uhr im Jukuz Aschaffenburg, Goldbach 2008  ; Volkszeitung Aschaffenburg, 4. Jg., Nr. 5, 7. Januar 1922, Nr. 7, 10. Januar 1922, Nr. 50, 1. März 1922, Nr. 71, 25. März 1922, Nr. 72, 27. März 1922, Nr. 73, 28. März 1922, u. Nr. 99, 31. April/1. Mai 1922 Abb. 159

12. Aschersleben/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus Tie 16 Ankauf 1931 Träger Gewerkschaftshäuser GmbH, Aschersleben Umbau 1931 u. 1932 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 31.  Juli 1931 Ankauf des zweigeschossigen Wohnhauses Tie  16 (Baujahr 1857) durch die Gewerkschaftsvertreter Nageli und Klanert als Treuhänder für den Ortsausschuss des ADGB aus privater Hand  ; am 26. September 1931 Gründung der Gewerk12 Volkszeitung Aschaffenburg, 4. Jg., Nr. 99, 31. April/1. Mai 1922 [o. S.]. 13 Volkszeitung Aschaffenburg, 4. Jg., Nr. 50, 1. März 1922. 14 Volkszeitung Aschaffenburg, 4. Jg., Nr. 7, 10. Januar 1922.

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schaftshäuser GmbH Aschersleben, am 15. Oktober 1931 Eintragung ins Handelsregister. 1931 Einbau einer Treppe, 1932 Ladenvorbau für die Buchhandlung der Magdeburger Volksstimme (Entwurf Albert Thiemann, Aschersleben). Am 9. Dezember 1938 Übertragung auf die DAF, 1941 Verkauf an Privat. 1950 Übergang in FDGB-Vermögen, 1951 Eigentum des Volkes. 1998 Rückerstattung an die GIRO. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohnhaus (19. Jahrhundert)  ; überwiegend für Bürozwecke genutzt, im EG Laden. Bemerkung  : Das Ascherslebener Gewerkschaftshaus gehört zu jenen Objekten, bei denen rückblickend fraglich ist, ob es diesen Namen tatsächlich verdient, da dort weder eine Gastronomie noch größere Versammlungsräume vorhanden waren. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 152, SAPMO DY 34 5080 u. ZGA FDGB, Nr. 3522)  ; GIRO Berlin (Objektakte Aschersleben, Tie 16) 13. Attendorn/Nordrhein-Westfalen »Sauerländisches Volkshaus« Finnentroper Straße 14 Ankauf 1919 (Nutzung bis 1928/29) Eigentümer Sauerländisches Volkshaus GmbH, Attendorn Umbau 1924 Verbleib Abriss 1987 Geschichtliche Daten  : 1919 Ankauf Restaurationsanwesens »Brauhaus« an der Finnentroper Straße 14 (errichtet 1908/09 durch die Brauerei Schneidersmann) durch die SPD-Kreisvereine für Olpe, Siegen und Meschede bzw. die von Parteigenossen getragene Gesellschaft Sauerländisches Volkshaus GmbH. Im November 1920 Gründung der Lichtspiel-Theater GmbH und Einrichtung eines Kinobetriebs im Volkshaus  ; 1924 Anbau eines weiteren Saalzugangs seitlich des Restaurants. Anfang 1929 Aufgabe des Volkshausunternehmens und Übernahme der Trägergesellschaft durch die Katholische Kirchengemeinde. Beschreibung  : Restaurationsgebäude mit großem Saal. Bemerkung  : Attendorn gehört zu den wenigen größeren Industrieansiedlungen im Olper Land, das protestantisch-katholisch geprägt war und wo die Arbeiterbewegung nur partiell Fuß fassen konnte. Als die SPD-Kreisvereine sich um den Ankauf des Grundstücks Finnentroper Straße 14 bemühten, um dort ein Parteisekretariat mit Druckerei und Versammlungsräumen einzurichten, mussten sie mit der Katholischen Kirchengemeinde Attendorn konkurrieren. Nur mit Unterstützung der Attendorner Firma Ursell gelang es, das Kaufpreisangebot der Kirche zu überbieten.15 Die Katholische Kirchengemeinde versuchte allerdings weiterhin, in den Besitz des Anwesens zu gelangen, und zwar »hauptsächlich aus dem Grunde, um es der staats- und religionsfeindlichen sozialdemokratischen Partei zu entwinden und auf diese Weise Einfluss zu gewinnen auf

15 Der jüdische Fabrikbesitzer Albert Ursell war seit 1915 Mitglied der städtischen Körperschaften, zuerst als Stadtverordneter, dann als Mitglied des Magistrats  ; bei seiner Beerdigung am 26. September 1928 erwies ihm u.a. eine Abordnung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold die Ehre  ; vgl. Chronik der Stadt Atten­ dorn, Bd.  3, S. 59, wiedergegeben auf http://www.attendorn.de/stadtinfo/historisch/archiv/ (Abruf am 29. März 2014).

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die Bevöl­kerung von Attendorn«.16 Schließlich gelang das Vorhaben, das Volkshaus ging Anfang 1929 in Kirchenbesitz über. Es diente fortan als »St.-Anno-Haus« der Kirchengemeinde und wurde von der 1922 gegründeten Lichtspiel-Theater GmbH geführt. Die Kirche verkaufte das Haus schließlich 1942 an die Imbert-Generatoren GmbH in Köln  ; in der Folge wechselte es noch mehrfach die Besitzer und hieß ab 1956 »Lux-Lichtspieltheater«. 1987 wurde das Gebäude abgerissen. Literatur  : Stichworte »Volkshaus«, »Annohaus« in  : Historisches Tagebuch, hrsg. von der Stadt Attendorn, http://www.attendorn.de/stadtinfo/historisch/archiv/ (Abruf am 14. August 2014)  ; Höffer, Otto  : Zur Geschichte des Annohauses, in  : Attendorn – gestern und heute, 1987, Nr. 11, S. 20–22  ; Scherer, Wingolf  : Sauerländisches Volkshaus GmbH Attendorn 1919–1929, in  : Attendorn – gestern und heute, 1988, Nr. 12, S. 53–60 Aue (bei Durlach) s. → Durlach-Aue Auerbach/Vogtl. s. → Reumtengrün 14. Auerswalde (Lichtenau)/Sachsen Volkshaus Auerswalder Hauptstraße 26–30 (ehem. Obere Hauptstraße 3, 3c, 3d) Neubau 1927/28 Bauherr Verein Volkshaus für Auerswalde und Umgegend eGmbH, Auerswalde Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Mit Statut vom 8. November 1925 Gründung der Verein Volkshaus für Auerswalde und Umgegend eGmbH mit dem Zweck der »Erwerbung oder Errichtung und Bewirtschaftung eines Gasthauses mit Versammlungslokalen und Fremdenverkehr für Jedermann«17 durch Mitglieder der freien Gewerkschaften von Auerswalde. 1927 Ankauf eines Grundstücks an der Oberen Hauptstraße (u.a. mithilfe eines Darlehens des Allgemeinen Consumvereins für Chemnitz und Umgegend eGmbH). 1927/28 Neubau eines Volkshauses, am 1. April 1928 Eröffnung. 1933 Beschlagnahme, das Ministerium des Innern sieht von der Einziehung des Grundstücks wegen Überschuldung ab, Auflösung der Genossenschaft, 1935 Zwangsversteigerung und Zuschlag an die Actien-Lagerbier-Brauerei zu Schloßchemnitz, später in Privatbesitz. 1948 Übergang in SED-Besitz, 1953 Eigentum des Volkes. Heute Eigentum der Gemeinde Auerswalde. Beschreibung  : Dreigeschossiges Gastwirtschafts- und Wohngebäude in vom Heimatschutz beeinflussten Bauformen  ; Putzfassaden mit teilweise über die halbe Gebäudehöhe reichendem Sockel aus grobem Natursteinmauerwerk  ; die eigentliche Eingangsfront seitlich gelegen, dort Risalit mit Dreiecksgiebel. Bemerkung  : Das Volkshaus in Auerswalde wurde als Vereinshaus mit Gaststätte konzipiert und umfasste keinen Saalbau. Architektonisch ist das Volkshaus einer traditionsbezogenen Auffassung, wie sie überwiegend für die im ländlichen und kleinstädtischen Bereich tätigen Bauge16 Pfarrarchiv Attendorn, A 37, zit. nach Höffer, Otto  : Zur Geschichte des Annohauses, in  : Attendorn – gestern und heute, 1987, Nr. 11, S. 20–22, hier S. 20. 17 Statut und Mitgliedsbuch der Verein Volkshaus für Auerswalde und Umgegend eGmbH, nachgewiesen im Archiv der Gemeinde Lichtenau.

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nossenschaften charakteristisch ist, einzuordnen. Bei der Gestaltung der Fassade mit unbearbeitetem Feldsteinmauerwerk kommen regionalistische Tendenzen zum Tragen. Quellen  : Gemeinde Lichtenau (schriftl. Auskunft und Zusammenstellung von Kopien aus dem gemeindlichen Aktenbestand)  ; GIRO Berlin (Objektakte Auerswalde, Hauptstraße 30) Abb. 91 15. Augsburg/Bayern Gewerkschaftshaus Auf dem unteren Kreuz 14/Ecke Frauentorstraße (F 313) Ankauf Circa 1911 Träger Gesellschaftsbrauerei Augsburg GmbH, Augsburg Geschichtliche Daten  : Am 31.  Dezember 1907 Gründung der gewerkschaftseigenen Gesellschaftsbrauerei Augsburg GmbH durch den Zentralverband Deutscher Brauereiarbeiter18  ; kurz darauf Ankauf des Gasthofs »Blumenschein« (Auf dem unteren Kreuz, F 313) durch die Brauerei  ; ab 1911 Nutzung als Gewerkschaftshaus (mietweise). Sitz von Arbeitersekretariat, Zentralherberge und Zentralbibliothek, der Geschäftsstellen der meisten Gewerkschaftsverbände und des sozialdemokratischen Parteisekretariats (zeitweise). Quellen  : AdMA München (Bestand zur Ausstellung »8 Stunden sind kein Tag«) Literatur  : Bayern in der NS-Zeit, Bd. 3, Herrschaft und Gesellschaft im Konflikt, Teil B, hrsg. von Martin Broszat u.a., München u.a. 1981  ; Hengge, Max  : Die Gewerkschaftsbewegung in Augsburg, München 1913 16. Augsburg/Bayern Haus des Deutschen Textilarbeiter-Verbands Auf dem mittleren Kreuz (F 280/83) Ankauf und Umbau 1919 Bauherr Bildungsverein der Textilarbeiter e. V. Geschichtliche Daten  : 1919 Ankauf des Grundstücks F 280/83 (Auf dem mittleren Kreuz) und Umbau zum Verbandshaus der Verwaltungsstelle Augsburg des Textilarbeiter-Verbands. Zeitweise ebenfalls Sitz des Eisenbahnerverbands, der Schuhmacher, des Verkehrsbunds und des sozialdemokratischen Parteisekretariats. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus  ; im Innern zum Verbandshaus mit Büro- und Beratungsräumen umgebaut  ; mit Neorenaissance-Interieurs nach dem Vorbild historischer Zunftstuben. Bemerkung  : Die traditionelle Weberstadt Augsburg entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Standorte der Textilindustrie in Deutschland. Naturgemäß vollzog auch der Textilarbeiterverband hier einen erfolgreichen Aufstieg. Der durch die Novemberrevolution bedingte Mitglieder- und Bedeutungszuwachs machte die Schaffung eines eigenen Verbandshauses 18 Der Grund für die Gründung einer Brauerei war ein im selben Jahr ausgetragener Arbeitskampf, bei dem etwa 70 Braugehilfen entlassen worden waren. Diese sollten in der gewerkschaftseigenen Brauerei tarifgemäße Beschäftigung finden. Laut Correspondenzblatt der Gewerkschaften, 24. Jg., Nr. 38, 19. September 1914, S. 544, befand sich auch der Bürgersaal in Kempten im Eigentum der Gesellschaftsbrauerei des Brauarbeiterverbands.

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in Augsburg notwendig und realisierbar. Von architekturhistorischem Interesse ist die ehemalige aufwendige Innenausstattung, mit der die Textilarbeiter das angekaufte Wohnhaus zu ihrem Verbandshaus umprägten. Diese orientierte sich an der Gestaltung der Zunfthäuser in Mittelalter und Renaissance. Die dort eingerichteten Räume waren in Anlehnung an die »Alt-Augsburger Geschlechter- und Handwerkszeit« wie Weber- und Spinnerstuben dekoriert. Die Wände zierten Wappen der Fugger und anderer Augsburger Familiengeschlechter sowie der Weberzünfte. Wand- und Glasmalereien (»Handweber am Stuhl«, »Gretchen am Spinnrad«) sowie »originelle Sinnsprüche« stellten weitere inhaltliche Bezüge zum vorindustriellen Weberhandwerk her. Im Flur befand sich die Inschrift  : »In schwerer Zeit – Durch Einigkeit – Treu im Verband – Dies Haus entstand.« Bemerkenswert ist hier vor allem die Diskrepanz zwischen der damals herrschenden Aufbruchstimmung kurz nach der Revolution, als die Gründung eines sozialistischen Staats unmittelbar bevorzustehen schien, und der rückwärtsgewandten, heimeligen Zunfthausatmosphäre. 1928 erwarb der Textilarbeiter-Verband (Gau und Ortsgruppe Augsburg) außerdem ein Grundstück in erhöhter Waldlage und errichtete dort ein Erholungsheim (»Karl-Hübsch-Haus«) für seine Mitglieder. Literatur  : Das Verbandshaus der Augsburger Textilarbeiter, in  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1924, Nr. 37 Abb. 160 17. Augsburg/Bayern Volkshaus (»Rotes Haus«) Heinrich-von-Buz-Straße 26/28 (ehem. Eisenhammerstraße) Neubau (weitgehend) 1927/28 Träger Augsburger Volkshaus AG Entwurf Architekturbüro Heinrich Sturzenegger u. Anton Horle, Augsburg Ausführung Bauhütte Schwaben und Neuburg GmbH Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Im Frühjahr 1924 Beschluss des Gewerkschaftskartells über die Erhebung eines Extrabeitrags zur Schaffung eines Gewerkschaftshauses  ; im August 1927 Ankauf der Aktienanteile der Augsburger Walzengusswerke AG durch Treuhänder der Augsburger Gewerkschaften (Kaufpreis rd. 200 000 Mark)  ; im Anschluss weitgehender Volkshausneubau unter Einbeziehung von Bauteilen der ehem. Fabrikationsanlage an der Eisenhammerstraße nach Plänen des Architekten Heinrich Sturzenegger (als Bauherr trat offenbar zunächst noch die Augsburger Walzengusswerke AG auf, vermutl. wurde diese später in Augsburger Volkshaus AG umbenannt  ; Um- und Neubaukosten rd. 365 000 Mark)  ; am 15. November 1927 Beginn der Bauarbeiten, am 2. Januar 1928 Beginn des Saalneubaus, am 14. April 1928 Hebauf-Feier (Richtfest)  ; am 28. Juli 1928 provisorische Eröffnung des Wirtschaftsbetriebs und Bezug der Büroräume  ; am 8./9. September 1928 Einweihung  ; zum Zeitpunkt der Einweihung die vorgesehene »Jugend- und Reisenden-Herberge« noch nicht fertig gestellt. Sitz von ADGB, Arbeitersekretariat, Zentralbibliothek, diversen Einzelgewerkschaften19, SPD-Orts- und Landesgruppen und anderen Organisationen. 19 Baugewerksbund, Einheitsverband der Eisenbahner, Verbände der Bekleidungs-, Fabrik-, Gemeinde-, Holz-, Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter, der Schuhmacher, Maschinisten und Heizer, sowie der ZdA und der Verkehrsbund.

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Am 10.  März 1933 Besetzung und ergebnislose Durchsuchung nach Waffen durch ein Polizeiaufgebot  ; 2. Mai 1933 von SA besetzt  ; danach Verwaltungsgebäude des Gauamtes Schwaben der DAF. Das Hauptgebäude durch Kriegseinwirkung total zerstört, der beschädigte Saalbau nach 1945 zur Garage umgebaut, später abgerissen. Beschreibung  : Aus älteren und neueren Bauteilen bestehender Baukomplex auf rd. 7 000 qm großem Eckgrundstück, entstanden aus einer ehem. Fabrikanlage  ; dominierend der nach Maßgaben des Neuen Bauens gestaltete Neubau von 1928 an der ehem. Eisenhammerstraße  : Dreigeschossiger Flachdachbau mit unverputzten Backsteinfassaden  ; markant der asymmetrisch platzierte, turmartig erhöhte Risalit mit Fahnenstangen  ; ebenfalls asymmetrisch angeordnet die beiden schlicht eingefassten, überdachten Eingänge (zum Saal und zum Büro- und Gastwirtschaftsbereich)  ; starke Betonung der kubischen Form des Baukörpers durch geschlossene Wandflächen im Bereich der Gebäudekanten und sonst sparsam gesetzte Fensteröffnungen  ; Horizontalgliederung durch schmale helle Bänder, die Fenster im 1. und 2. OG durch diese bandartig zusammengefasst  ; nordseitig gelegen der bei gleicher Traufhöhe nur zweigeschossige Saalbau, dort straßenseitig vier hochformatige, schmale Sprossenfenster. Raumprogramm  : Im EG des Vorderhauses rechts Gaststätte, Restaurant und Nebenzimmer (»gediegene, gesundheitlich einwandfreie, einfache, aber zweckentsprechende Wirtschaftsräume«20), im 1. und 2.  OG insges. 22 »prächtige helle Büroräume mit Parkettbelag«, »sehr vornehmes« Sitzungszimmer des Gewerkschaftsvereins mit 12-flammigem Kronleuchter21 sowie Geschäftsführerwohnung  ; links Saal mit Bühne für rd. 600 Personen (Saalfläche 28 x  14 m)  ; im EG des viergeschossigen Hinterhauses (Altbau von 1864) Vereinszimmer (»ein Schmuckkästchen«22)  ; im Keller Metzgerei, Kühlanlage, Bierdepot, Batterienraum, Exhaustoranlage  ; Doppelkegelbahn. Wirtschaftsgarten für 2 000 Personen mit Terrasse und Musikpodium. Innenausstattung  : Der Eingangsbereich mit dunkelgetöntem Plattenbelag auf halber Wandhöhe  ; die meisten der übrigen Räume zur Hälfte mit braunem Holz vertäfelt, die oberen Wandhälften weiß  ; Parkettboden. Bemerkung  : Zunächst planten die Augsburger Gewerkschaften, ein am Königsplatz in der Stadtmitte gelegenes Volkshausobjekt zu erwerben. Von einem »Eindringen« »in das Zentrum der Stadt« versprach sich die Arbeiterbewegung nicht zuletzt eine starke »moralische Wirkung«.23 Durch das neue Volkshaus in der ehem. Eisenhammerstraße positionierte sich die Arbeiterbewegung zwar nicht im Zentrum, dafür jedoch im größten Industrieviertel Augsburgs, »an der rechten Seite des rücksichtslosesten Gegners«24  – gemeint ist die Maschinenfabrik AugsburgNürnberg  AG (M.A.N.) –, deren Betriebsgelände sich in unmittelbarer Nähe des Volkshauses befand. Mit Heinrich Sturzenegger wählte man einen renommierten Augsburger Architekten, der für das Bauen in der ersten Hälfte des 20.  Jahrhunderts in Schwaben von nicht geringer Bedeutung ist. Er ist ein Vertreter jener Generation, die sich im Laufe der Weimarer Republik von ihren im Jugendstil geprägten, reformerischen Anfängen lösten und der Neuen Sachlichkeit zuwandten. Schon als Mitarbeiter des Augsburger Architekturbüros von Heinrich Buchegger 20 Edelmann, Hans  : Dem »Roten Haus« zur Eröffnung  !, in  : Schwäbische Volkszeitung, 28.  Jg., Nr.  206, 8. September 1928, S. 2 f., hier S. 2. 21 Beschreibung zit. nach  : Können wir das nicht auch  ?. 22 Edelmann, Dem »Roten Haus« zur Eröffnung  !, S. 2. 23 F., J.: Beginn einer neuen Epoche  ?  !, in  : Schwäbische Volkszeitung, 28. Jg., Nr. 206, 8. September 1928, S. 3. 24 Das »Rote Haus« ist eröffnet  !, S. 2.

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(1906 bis 1914) und auch danach als selbständiger Architekt in Bürogemeinschaft mit Anton Horle (1914 bis 1930) hatte Sturzenegger den Part des zeichnerisch versierten Entwerfers inne. In der Tradition des »Künstlerarchitekten« entwarf er neben den Bauten auch Ausstattungsteile, Gebrauchsgegenstände und Möbel. Der gebürtige Schweizer absolvierte seine Ausbildung an der Ingenieurschule Winterthur. Als Gasthörer nahm er 1904 an der Technischen Hochschule in München die Lehren Friedrich von Thierschs und Theodor Fischers auf. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte er hauptsächlich Wohnbauten entworfen  ; in der Weimarer Republik wandte er sich verstärkt dem Industrie-, Schul- und Verwaltungsbau zu. Unter dem Beinamen »Rotes Haus« diente das Volkshaus der Augsburger Arbeiterschaft als »Sammelpunkt, Kulturstätte, Bastion im Kampfe, Denkmal der Arbeit, Knotenpunkt unseres Wirkens, Stätte der Erholung«.25 Der Neubau war durchaus geeignet, den Neid anderer hervorzurufen – so schrieb die bürgerliche Neue Augsburger Zeitung anlässlich der Eröffnung  : »Heute nun wird den Augsburger Katholiken vordemonstriert, wie man mit wenig, bezw. schwer zu beschaffendem Geld, ein solches Haus errichten kann, und das nicht von bürgerlichen Vereinigungen, sondern von den roten Gewerkschaften. Das neue, durchaus modern, wenn auch nicht luxuriös ausgestattete Volkshaus in der Eisenhammerstraße, der ehemalige ›Eisenhammer‹, ist nicht durch große Spenden und Schenkungen, sondern Wochensonderabgaben der frei organisierten Arbeiterschaft Augsburgs in jeweiliger Höhe von 5 (lies fünf) Rentenpfennigen finanziert worden. […] Sollte denn, was auf der anderen Seite möglich ist, nicht auch in den Reihen der Katholiken Augsburgs durchführbar sein  ? Der Ansporn wäre doch jetzt gewiss da.«26 Der örtliche DMV besaß ab 1910 ein eigenes Verbandshaus in der Lindenstraße  9, dem Deutschen Werkmeisterverband gehörte das Haus Klinkerberg 26a/28a und in der Sieglindenstraße 12 befand sich das Haus des christlichen Eisenbahnerverbandes. Die KPD unterhielt ein Arbeiterheim in der Mittelstraße 4 (ehem. Gastwirtschaft »Roter Löwe«). Quellen  : AdsD Bonn (Bildarchiv 6/FOTB001746)  ; AdMA München (VTG-Bestand, Ordner 28 »Zentraltreuhänder für das ehem. Gewerkschaftsvermögen in Bayern  – A«)  ; Architekturmuseum Schwaben (Baubuch, Bestand Heinrich Sturzenegger)  ; BArch Berlin (NS 5 II 1968) Literatur  : A., W.: Die Übernahme der freien Gewerkschaften durch die NSBO, in  : Neue National-Zeitung, Ausgabe B, 3. Jg., Nr. 102, 3. Mai 1933, Beilage Augsburger Lokal-Anzeiger  ; Bauzeitung, 11. Jg., Nr. 36, 6. September 1930, Beilage, S. 429 (Abb.)  ; Edelmann, Hans  : Dem »Roten Haus« zur Eröffnung  !  ; F., J.: Beginn einer neuen Epoche  ?  !  ; Gewerkschaftliche Wohnungsfürsorge. Schluß-Hebauf bei der »Gebas«  – Teil-Eröffnung des Volkshauses, in  : Schwäbische Volkszeitung, 28. Jg., Nr. 173, 30. Juli 1928, S. 7  ; Hengge, Max  : Die Gewerkschaftsbewegung in Augsburg, München 1913  ; Jahresberichte der Augsburger Gewerkschaftsbewegung 1915/1928, Augsburg 1929, hrsg. vom Gewerkschaftsverein Augsburg (nicht eingesehen)  ; Können wir das nicht auch  ?  ; Lutz, Werner  : Reformarchitektur in Augsburg. Das Baubüro Sebastian Buchegger, Augsburg 1997  ; Nerdinger, Eugen  : Brüder zum Lichte empor. Ein Beitrag zur Geschichte der Augsburger Arbeiterbewegung, Augsburg 1984  ; Das »Rote Haus« ist eröffnet  !  ; Schwäbische Volkszeitung, 28.  Jg., Nr. 206, 8. September 1928 (Abb.), Nr.  207, 10. September 1928  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 10. März 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330310.pdf (Abruf am 15. August 2014)  ; Soziale Bauwirtschaft, 10. Jg., Nr. 20/21, 25. Oktober 1930, S. 444 (Abb.)  ; 25 F., J.: Beginn einer neuen Epoche  ?  !, in  : Schwäbische Volkszeitung, 28. Jg., Nr. 206, 8. September 1928, S. 3. 26 Können wir das nicht auch  ?.

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Das Volkshaus besetzt, in  : Neue National-Zeitung, 3. Jg., Nr. 59, 10. März 1933, Beilage Augsburger Lokal-Anzeiger, S. 6  ; Und über sich keinen Herrn. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Augsburg 1848–1954, 3 Bde., Augsburg 1988, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Augsburg Abb. 67, 161 Aumund-Fähr s. → Vegesack Bad Langensalza s. → Langensalza Bad Marienberg s. → Marienberg 18. Bad Salzuflen/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Grabenstraße 17 Ankauf und Umbau 1930 Träger Volkshaus GmbH, Bad Salzuflen Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Bereits vor dem Ersten Weltkrieg und erneut danach Überlegungen zur Lösung der Lokalfrage, u.a. gemeinsam mit dem Gewerkschaftskartell des damals noch selbständigen Nachbarorts Schötmar. Anfang 1930 schließlich Beschluss im Ortsausschuss Bad Salz­ uflen des ADGB über die Schaffung eines Gewerkschaftshauses und die Ausgabe verzinslicher Anteilscheine und »Bausteine«  ; Anfrage an den Stadtrat hinsichtlich des zum Verkauf stehenden städtischen Grundstücks Grabenstraße 17 (errichtet 1895 als Gemeindehaus der Reformierten Kirchengemeinde Salzuflen, 1927 Ankauf durch die Stadt, 1928 ff. Umbau, seitdem Nutzung als Handwerker-Fortbildungsschule)  ; am 25.  Februar 1930 einstimmiger Beschluss des Stadtrats über den Verkauf der Grundstücke Grabenstraße 17 und Woldemarstraße an den ADGB-Ortsausschuss (Kaufpreis 30 000 Mark)  ; am 22. Mai 1930 Gründung der Volkshaus GmbH als Trägergesellschaft  ; bis August 1930 Umbau  ; am 24. August 1930 Einweihung. 1933 Besetzung  ; 1934 »Heim der Deutschen Arbeit« der DAF. Nach Kriegsende zeitweise von den Stadtwerken genutzt, dann bis 1967 vom DGB  ; seit 1968 private bzw. gewerbliche Nutzung. Beschreibung  : Zweigeschossiges Gemeindehaus (erbaut 1895)  ; durch Umbau ein Gastraum, vier miteinander verbundene Versammlungsräume und eine Wohnung geschaffen. Im Inneren Wandmalereien mit naiv-volkstümlich anmutenden Ortsansichten des vorindustriellen Bad Salz­uflen (Entstehungszeit unbekannt). Quellen  : StArch Bad Salzuflen (schriftl. Auskunft Franz Meyer)  ; Heimatverein Bad Salzuflen/ Lippischer Heimatbund (schriftl. Auskunft Dr. Stefan Wiesekopsieker) Literatur  : 100 Jahre GHK Lippe. Skizzen eines Jahrhunderts. Der Weg vom Deutschen Holzarbeiter-Verband zur Gewerkschaft Holz und Kunststoff, hrsg. von der Gewerkschaft Holz und Kunststoff, Geschäftsstelle Lippe, Detmold 1993  ; Volksblatt Detmold, 11. Jg., Nr. 41, 18. Februar 1930, Nr. 47, 25. Februar 1930, Nr. 49, 27. Februar 1930, Nr. 55, 6. März 1930, Nr. 73, 27. März 1930, Nr. 92, 19. April 1930, Nr. 115, 19. Mai 1930, Nr. 177, 1. August 1930, Nr. 196, 23. August 1930 Abb. 162 282

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Bad Vilbel s. → Vilbel 19. Bannewitz/Sachsen Arbeiterheim Mühlenweg 3 Neubau 1929–1931 Bauherr Arbeitsgemeinschaft Bannewitz e. V. Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Im März 1925 Gründung der Arbeitsgemeinschaft Bannewitz e.  V. durch den Arbeiter-Turn- und Sportverein, den Arbeiter-Radfahrerbund, den Touristenverein Naturfreunde, den Verein Volksgesundheit und den Arbeiter-Samariterbund zum Zweck der Planung und Errichtung eines Arbeiterheims  ; im Dezember 1929 Baubeginn auf einem Erbbaugrundstück der Gemeinde Bannewitz neben dem Sportplatz  ; Leistung zahlreicher freiwilliger Arbeitsstunden durch die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft  ; Finanzierung durch Beiträge, Anteilscheine und Darlehen  ; am 9. Mai 1930 Richtfest  ; vom 31. Mai bis 7. Juni 1931 Einweihungsfeierlichkeiten. Am 7. März 1933 von bewaffneten SA-Angehörigen besetzt  ; 1934 der Gemeinde Bannewitz überlassen, 1935 Umbau für Zwecke der Gemeindeverwaltung und der Spar- und Girokasse, bis 1945 Nutzung als Gemeindeamt. Zur DDR-Zeit »Karl-Marx-Haus«. Heute Sportheim. Beschreibung  : Zweigeschossiger verputzter Walmdachbau mit Gaststätte, Schankraum, Veranstaltungsraum, kleinem Sitzungszimmer, Vereinszimmer, Umkleide- und Waschräumen sowie Küche  ; daran anschließend eingeschossiger Hallenbau mit Mehrzwecksaal und Bühne. Halle mit kleinem Dachreiter und Stuckrelief im Dreiecksgiebel über dem Eingang zum Sportplatz (Entstehungszeit unbekannt). Bemerkung  : Das expressiv gestaltete Giebelrelief über dem Halleneingang stammt möglicherweise aus der Bauzeit. Es zeigt drei männliche Brustfiguren  : Die beiden äußeren reichen sich die Hand als Zeichen der Solidarität. Aus diesem Handschlag im Bildzentrum scheint die mittlere Figur, deren Haupt von einem Strahlenkranz umgeben ist und die den Blick erwartungsvoll nach oben gerichtet hat, die Kraft zur Sprengung ihrer Ketten zu ziehen. Quellen  : Gemeinde Bannewitz (schriftl. Auskunft Bauamt, Frau Heller)   ; BArch Berlin (R 1501/10004) Literatur  : 85 Jahre Fußball in Bannewitz 1913–1998, hrsg. von der Sportvereinigung Bannewitz e. V. [Bannewitz 1998]  ; Bannewitz in historischen Bildern, zsgest. vom Kultur- und Sozialamt der Gemeinde Bannewitz, Horb am Neckar 1995  ; Dresdener Volkszeitung, 11. Oktober 1930, 6. Mai 1931 u. 8. Juni 1931  ; Freitaler Volkszeitung, 18. Januar 1931 (Artikel zur Eröffnung, nicht eingesehen)  ; Neuling, Siegfried  : Das »Rote Bannewitz«, Bannewitz 2003  ; Walter, Freital. Abb. 163 20. Barmen-Elberfeld (Wuppertal)/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus Wittensteinstraße/Ecke Grotestraße Ankauf und Umbau 1926/27 Träger und Bauherr Verwaltung der Bürohäuser der Gewerkschaften eGmbH, Barmen-Elberfeld 283

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Entwurf und Ausführung Bauhütte Barmen-Elberfeld Bauschmuck Bildhauer Wilhelm Koopmann, Elberfeld (Kunststeinrelief) Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Nach dem Krieg Gründung der Verwaltung der Bürohäuser der Ge-

werkschaften eGmbH (später Gewerkschaftshäuser-Verwaltung eGmbH Barmen-Elberfeld) durch die damalige Gewerkschaftskommission (später ADGB-Ortsausschuss Barmen-ElberfeldVohwinkel)  ; wenig später Erwerb der zusammenhängenden Grundstücke Haspelerstraße 42/44, Auerstraße  4/4q und Wittensteinstraße  1/1a/1b aus den Mitteln eines 1899 begründeten Baufonds (dieser somit über die Inflation gerettet)  ; erste Pläne, den erworbenen Häuserblock zu einem Gewerkschaftshauskomplex umzubauen, werden aus »finanziellen und wohnungspolitischen Gründen«27 verworfen. Im Dezember 1926/April 1927 stattdessen Ankauf des 2 026 qm umfassenden Anwesens der Textilfabrik H. G. Grote GmbH am damaligen Wittensteinplatz mithilfe von Darlehen der Volksfürsorge AG, Hamburg, und der Konsumgenossenschaft »VorwärtsBefreiung«  ; im Anschluss Umbau des Betriebsgrundstücks zum Gewerkschaftshaus durch die Bauhütte Barmen-Elberfeld (u.a. Aufstockung des Eckgebäudes um ein Mezzaningeschoss)  ; am 10. September 1927 Einweihung  ; damals noch der Aus- und Umbau des Saalbaus mit weiteren Versammlungssälen sowie für Herbergs- und Jugendheimzwecke vorgesehen. Sitz verschiedener Gewerkschaftsverbände, des SPD-Unterbezirksverbands, des Reichsbunds der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Hinterbliebenen, des 3. Bezirks der Freien Westdeutschen Spielvereinigung sowie der Büchergilde Gutenberg. Anfang März 1933 wegen angeblicher Waffenfunde durch die Polizei geschlossen  ; im Dritten Reich von der DAF genutzt. 1943 bei Bombenangriff zerstört. Beschreibung  : Zum Gewerkschaftshaus umgebauter Gebäudekomplex (ehem. Fabrikanwesen), bestehend aus einem viergeschossigen Eckgebäude sowie einem anschließenden, dreigeschossigen Saalbau  ; auf der turmartig gerundeten Gebäudeecke Aussichtsplattform mit Fahnenmast. Raumprogramm  : Saalbau an der Grotestraße mit Sitzungssaal für 60 Personen und Versammlungssaal mit Bühne für 300 Personen. Im linken Flügel des Eckgebäudes im EG Wirtschaftsräume (Stehbierhalle und Restaurant), im rechten Flügel acht Büroräume, im 1. OG insgesamt zwölf Büros und zwei Sitzungszimmer zu je 35 qm, im 2.  OG 15 Büros, im 3.  OG drei Wohnungen, zwei Fremdenzimmer und Küche mit Vorratsraum. Künstlerische Ausstattung  : Am Haupteingang an der Wittensteinstraße Kunststeinrelief »Mann der Arbeit« in Kunststein, von Wilhelm Koopmann. Bemerkung  : Sowohl in Barmen als auch in Elberfeld gab es seit der Jahrhundertwende Gewerkschafts- bzw. Volkshäuser, jedoch waren diese den Quellen zufolge »Häuser primitiv­ster Art« und  – zumindest was die beiden nacheinander existierenden Gewerkschaftshäuser in Barmen (Parlamentstraße  328 und Allee  237) betrifft  – »nicht ausgesprochenes Eigentum der

27 Das so projektierte Gewerkschaftshaus hätte angeblich der »Größe des Elberfelder Rathausterrains« entsprochen und »in die Reihe der größten Gewerkschaftshäuser Deutschlands« gestellt werden können  ; vgl. Freie Presse Elberfeld-Barmen, 43. Jg., Nr. 211, 9. September 1927. 28 Zur Geschichte des Gewerkschaftshauses Parlamentstraße  3 vgl. Rhefus, Reiner  : Spurensicherung 1920. Der Arbeiteraufstand gegen den Kapp-Putsch und die damalige Arbeiterkultur im Bergischen Land. Stadthistorische Wanderungen und Touren durch Remscheid, Wuppertal und Velbert, Essen 2000, S. 290.

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Gewerkschaften«29. Erst mit dem Haus an der Wittensteinstraße wurde ein Gewerkschaftshaus geschaffen, das der Bedeutung der Arbeiterbewegung der wichtigsten Industrieregion des Bergischen Landes gerecht wurde. Es lag günstig am Schnittpunkt der beiden Stadtteile und in dessen Umfeld siedelten sich weitere Organisationen der Arbeiterbewegung an. Dass die Fassade des angekauften Verwaltungsgebäudes nicht modernisiert wurde, war offenbar finanziellen Gründen sowie den Auflagen der Baubehörde geschuldet  : »Abhängig von der alten Fassade mit ihren ungleich hohen Fensteröffnungen, an denen wegen des hohen Kostenpunktes nichts geändert werden sollte, weiter abhängig von dem neu aufgestockten Geschoss, dessen Höhe in keinem Verhältnis zu den unteren Geschossen stand, musste versucht werden, dennoch zu einem annehmbaren Gesamtbilde zu gelangen. […] Auch die Bedingung, dass die Front nicht den Stempel der Fremdheit tragen sollte, sondern sich dem örtlichen Geschmack anzupassen habe, ist erfüllt worden.«30 Quellen  : StArch Wuppertal (schriftl. Auskunft Susanne Fiedler) Literatur  : Freie Presse Elberfeld-Barmen, 43.  Jg., Nr.  211, 9. September 1927 u. Nr.  212, 10. September 1927  ; Herberts, Hermann  : Zur Geschichte der SPD in Wuppertal. Ein Beitrag zum Hundertjahr-Jubiläum 1963, Wuppertal-Elberfeld 1963 (Abb.)  ; Das neue Gewerkschaftshaus Barmen-Elberfeld, in  : Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., Nr. 11/12, Dezember 1927, S. 1 f.; Reformführer Nordrhein-Westfalen (Abb.  S. 486)  ; Rhefus, Spurensicherung 1920  ; Scheibe/WiegoldBovermann, »Morgen werden wir …« (Abb.)  ; Soziale Bauwirtschaft, 19. Jg., 1930, Nr. 6, 1. März 1930, S. 102 (Abb.) Siehe auch → Elberfeld 21. Bautzen/Sachsen Gewerkschaftshaus »Goldene Sonne« Dr.-Maria-Grollmuß-Straße 1 (ehem. Nordstraße) Ankauf und Umbau 1925 Träger Bautzener Gewerkschaftszentrale GmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 27. Januar 1921 Gründung der Bautzener Gewerkschaftszentrale GmbH durch ADGB-Vertreter  ; 1925 Ankauf des Hotels und Restaurants »Goldene Sonne«  ; im Anschluss durchgreifender Umbau (u.a. Hotelzimmer im 1. OG zu Bürozwecken eingerichtet). Am 4. Juli 1925 Eröffnung. Sitz von ADGB-Ortsausschuss, elf Einzelgewerkschaften, der Volksbücherei sowie weiterer Arbeiterorganisationen (ab 1931 auch der SPD). Am 7./8.  März 1933 erstmals durch SS besetzt  ; am 2. Mai 1933 endgültige Besetzung und Beschlagnahme, bis 1937 Sitz der DAF, danach Hotel. Am 1. Oktober 1945 Übertragung auf den FDGB. Ab 1. Januar 1991 vom DGB genutzt  ; 2007 Verkauf an Immobilieninvestor. Beschreibung  : Dreigeschossiges Gasthofgebäude (im Kern Anfang 19. Jahrhundert, 1886 wesentlich ausgebaut)  ; im EG drei Gaststuben und Büros, im 1. OG weitere Gewerkschaftsbüros und Hotelbetrieb, darüber Mietwohnung. Bemerkung  : Dem Bautzener Gewerkschaftskartell dienten vor Ankauf des Gewerkschaftshau29 Freie Presse Elberfeld-Barmen, 43. Jg., Nr. 211, 9. September 1927. 30 Freie Presse Elberfeld-Barmen, 43. Jg., Nr. 212, 10. September 1927.

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ses verschiedene Lokale überwiegend sozialdemokratisch orientierter Wirte als Verwaltungsund Versammlungszentralen. Auch erwarb der ADGB bereits 1922 eine Immobilie am Hauptmarkt (Heringstraße 2), die sich jedoch nicht zu einem Gewerkschaftshaus entwickelte.31 Literatur  : Vogel, Sebastian und Swen Steinberg  : Aspekte zur Geschichte des Gewerkschaftshauses in Bautzen, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Region Ostsachsen, Bautzen 2003  ; Vogel/Steinberg, Neue Aspekte Abb. 7 22. Bayreuth/Bayern Gewerkschaftshaus (nicht realisiert) Planung Um 1927 Auftraggeber Volkshausgesellschaft Bayreuth mbH Entwurf Arch. Christian Ritter von Popp, Bayreuth Geschichtliche Daten  : Im Mai 1921 Beratung über die Schaffung eines Gewerkschaftshausbaufonds im Ortsausschuss des ADGB, daraufhin einstimmiger Beschluss, der Fonds jedoch wenig später durch die Inflation vernichtet. Im Dezember 1926 befassen sich Vertreter aller Arbeitervereine Bayreuths erneut mit der Gewerkschaftshausfrage  ; eine eingesetzte Baukommission prüft daraufhin die Eignung eines Baugrundstücks der Oberfränkischen Bauhütte (RichardWagner-Straße32), kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass das Gewerkschaftshaus an »zentraler zwischen den Arbeitervierteln gelegenen Stelle«33 errichtet werden solle  ; am 9. September 1927 Gründung der Volkshausgesellschaft Bayreuth mbH  ; am 28. Oktober 1927 und 3. Dezember 1927 Ankauf der Grundstücke Harburger Straße 4/6 aus dem Besitz des Schmiedemeisters Jakob Weiß  ; ab dem 1. Januar 1928 Erhebung eines wöchentlichen Extrabeitrags in Höhe von 5 Pfennigen, weiterhin Ausgabe von Bausteinen und verzinslichen Anteilscheinen  ; 1928 Planerstellung durch Architekt Ritter von Popp, Bayreuth34  ; am 15. Juli 1928 berichtet die Fränkische Volkstribüne über den »erfreulichen Fortgang« der Vorarbeiten und hofft auf eine baldige Grundsteinlegung  ; letztlich scheitert das Projekt, nicht zuletzt an der einsetzenden Wirtschaftskrise. 1933 Einziehung des Vermögens der Volkshausgesellschaft. Bemerkung  : In Bayreuth stand der Arbeiterbewegung ab 1897, dem Gründungsjahr des Gewerkschaftskartells, die Centralhalle im Stadtteil Kreuz zur Verfügung, die sich bis 1910 im Besitz des damaligen Vorsitzenden des Holzarbeiter-Verbands Fritz Görl befand. Auch unter den späteren Besitzern diente die Centralhalle bis 1933 den Gewerkschaften und der Partei als Treffpunkt und Organisationszentrale. Quellen  : StArch Bayreuth (schriftl. Auskunft Walter Bartl)  ; Auskunft Wolfgang Hasibether Literatur  : Die Centralhalle im Stadtteil Kreuz. Ein Denkmal der Bayreuther Sozialgeschichte, 31 Vgl. hierzu ausführlich Vogel, Sebastian und Swen Steinberg  : Neue Aspekte zur Geschichte des Gewerkschaftshauses in Bautzen, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Region Ostsachsen, Bautzen 2006, S. 12–22. 32 Dort entstand stattdessen das Evangelische Gemeindehaus (Grundsteinlegung am 15. Juli 1928). 33 Seeser, Adam  : Bayreuths werdendes Volkshaus, in  : Fränkische Volkstribüne, 25. Jg., Nr. 305, 29. Dezember 1927 (Jubiläumsausgabe). 34 Die Baupläne befanden sich bis 1994 im Archiv des DGB Bayreuth  ; durch mehrere Umzüge sind diese inzwischen abhanden gekommen (freundl. Hinweis Wolfgang Hasibether, Bayreuth).

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hrsg. von Wolfgang Hasibether, Bayreuth 1996  ; Fränkische Volkstribüne, 25. Jg., Nr. 198, 25. August 1927, S. 7 und 26. Jg., 15. Juli 1928  ; Seeser, Bayreuths werdendes Volkshaus  ; Die Sozialdemokratie Bayreuths im Jahre 1927, in  : Fränkische Volkstribüne, 26. Jg., Nr. 56, 6. März 1928, S. 6  ; Stracke-Neumann, Susanne  : Gewerkschaftskartell entstand vor 100 Jahren, in  : Nordbayerischer Kurier, 14. März 1997  ; Trotz alledem… Streifzüge durch 100 Jahre Gewerkschaftsgeschichte in Bayreuth, hrsg. vom DGB-Bildungswerk, Kreis Bayreuth, Bayreuth 1990 23. Bensheim/Hessen Volkshaus Rodensteinstraße 90 Ankauf und Umbau 1927–1929 Träger Arbeiter-Wohlfahrt e. V., Bensheim Verbleib Abriss 2008 Geschichtliche Daten  : Am 15. September 1927 Ankauf des Grundstücks Rodensteinstraße 90 durch die örtlichen Arbeitervereine, als Träger tritt aus formellen Gründen die ArbeiterWohlfahrt auf  ; fortan Nutzung als »Arbeiter-Eigenheim«  ; am 2. Februar 1929 Eröffnung nach Um- und Ausbau (Arch. Ludwig Kessler B.D.A.), nun unter dem Namen »Volkshaus«. Sitz und Treffpunkt des Gewerkschaftskartells und der Arbeitervereine. Am 5. März 1933 durch SS und SA besetzt und geplündert, Verbrennung von Fahnen, Druckschriften und Büchern vor dem Volkshaus  ; nach zwischenzeitlicher Freigabe endgültige Besetzung und Beschlagnahme am 2. Mai 1933  ; fortan Sitz der NSBO  ; 1935 im Eigentum des Volksstaats Hessen, später Privatbesitz (»Bensheimer Hof«). Am 30. September 1945 Wiedergründung der SPD im Volkshaus  ; 1951 Restitution an die Arbeiter-Wohlfahrt Hessen  ; später Privatbesitz (1957 Umbau zum Lichtspieltheater »Apollo«). Abriss 2008  ; 2011 Neubau eines Ärztehauses. Beschreibung  : Im EG Gastwirtschaft  ; über dem Buffet der Spruch »Arbeiter, hier macht Rast, da seid ihr eigner Gast«35, im 1. OG Lehrsaal sowie Büro- und Vereinsräume und Gewerkschaftsbibliothek  ; großer Saal mit Kinobetrieb. Bemerkung  : Im Rahmen der Umbauten wurde auch die Fassade einer Modernisierung unterzogen, wodurch das Haus »ein anderes Gesicht«36 erhielt, wie es im Hessischen Volksfreund hieß. An der Einweihungsfeier nahmen neben den Gewerkschaftsfunktionären auch die Spitzenvertreter der örtlichen Behörden, u.a. der der Zentrumspartei angehörende Bürgermeister Dr. Rudolf Angermeier, teil. Der zentrumsnahme »Starkenburger Bote« hatte allerdings die Veröffentlichung eines Inserats zur Einweihung des Volkshauses in der »Bensheimer Zeitung« aufgrund seiner »politischen und religiösen Einstellung« verweigert, wie der Hessische Volksfreund  – empört über die »Intoleranz dieses bürgerlich-zentrümlichen Lokalblattes« – berichtete.37 Literatur  : Blüm, Diether  : Aus der Geschichte der Stadt Bensheim 1918 bis 1932, Bensheim 1991  ; Ergänzungen zum antifaschistischen Wegweiser Bensheim 1933/1945, Teil 1, hrsg. vom 35 Angegeben im Bergsträßer Anzeigeblatt, 4.  Februar 1929, abgedr. in Schäfer, Franz Josef und Rudolf Schmitt  : Die Geschichte der Bensheimer SPD vor 1933 und des »Volkshauses« – Heimstätte der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, in  : Mitteilungen des Museumsvereins Bensheim e. V., 2. Halbjahr 2013, Nr. 68, S. 6–26, hier S. 19 f. 36 Hessischer Volksfreund, 23. Jg., Nr. 27, 1. Februar 1929. 37 Hessischer Volksfreund, 23. Jg., Nr. 31, 6. Februar 1929.

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Arbeitskreis »Gewerkschafter gegen Faschismus«, Bensheim (heute  : Geschichtswerkstatt Jakob Kindinger) und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Kreis Berstraße, Bensheim 1993  ; Hesse, Klaus und Philipp Springer  : Vor aller Augen. Fotodokumente des nationalsozialistischen Terrors in der Provinz, Essen 2002 (Abb.)  ; Hessischer Volksfreund, 23. Jg., Nr. 27, 1. Februar 1929, Nr. 30, 5. Februar 1929 u. Nr. 31, 6. Februar 1929  ; Schäfer, Franz Josef und Rudolf Schmitt  : Die Geschichte der Bensheimer SPD vor 1933 und des »Volkshauses« – Heimstätte der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, in  : Mitteilungen des Museumsvereins Bensheim e. V., 2. Halbjahr 2013, Nr. 68, S. 6–26, sowie 1. Halbjahr 2014, Nr. 69, S. 6–23 Abb. 164 24. Bergedorf (Hamburg)/Freie und Hansestadt Hamburg Gewerkschaftshaus Am Pool 41 (ehem. Nr. 11)/Vierlandenstraße 27 Ankauf 1926 Träger Gewerkschaftshaus Bergedorf eGmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Seit dem Kaiserreich diente die Gaststätte von Christian Piehl Am Pool 11 (heute Nr. 41) als Treffpunkt der Arbeiterbewegung  ; im Oktober 1926 Ankauf durch den Verein der »Anteilsinhaber Bergedorf-Sander Volksblatt«, wenig später Übernahme des Grundstücks durch die Gewerkschaften  ; März 1927 Inbetriebnahme. Am 2. Mai 1993 von SA besetzt. Heute Sitz des Kreisbüros der SPD Bergedorf mit Lokal »Zum Gewerkschaftshaus«. Beschreibung  : Wohnhaus mit Gaststätte (errichtet um 1900). Bemerkung  : Um 1930 war Bergedorf ein »glückliches Gemisch eines großhamburgischen ­Villen- und Wohnvorortes und andererseits eines Städtchens, dem ein lebhafter Handel und Verkehr und eine aufblühende Industrie das äußere Gepräge« gaben.38 Die Arbeiterbewegung hatte hier frühzeitig Fuß gefasst, 1890/91 erfolgten die Hauptgründungen der Gewerkschaften, die sich 1892 erstmals zu einem Kartell zusammenschlossen. Direkt neben dem Gewerkschaftshaus befand sich die Druckerei des sozialdemokratischen »Bergedorf-Sander Volksblatts«. Literatur  : Dahms, Geerd  : Das vergessene Bergedorf neu entdeckt, Hamburg 1990  ; Ders.: Bergedorf, Hamburg 2003  ; Denkhaus, Markus  : Wo »Hindenburgs Ehrentag« zu sehen war. Politische Versammlungslokale in Bergedorf in der Zeit der Weimarer Republik, in  : Dahms, Geerd (Red.)  : Bergedorf im Gleichschritt. Ein Hamburger Stadtteil im »Dritten Reich«, Hamburg 1995, S.  37–54  ; Hoffmann, Bergedorf Bergen-Enkheim s. → Enkheim 25. Berlin Gewerkschaftshaus Engeldamm 62/64 (ehem. Engelufer 14/15 bzw. 24/25) Neubau 1899/1900 38 Gramkow, Adolf  : Bergedorfs Einwohnerschaft in wirtschaftlich-sozialer Beziehung 1830 und 1930, in  : Das neue Bergedorf, hrsg. vom Rat der Stadt Bergedorf, Kiel 1931, S.14 f., zit. nach Hoffmann, Gerd  : Bergedorf bei Hamburg. Eine reichillustrierte Stadtteilgeschichte, 2. Aufl., Hamburg 1994, S. 81.

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Bauherr Gewerkschaftshaus GmbH, Berlin Entwurf und Bauleitung Regierungsbaumeister Konrad Reimer & Friedrich Körte Ausführung Aktiengesellschaft für Bauausführung Erweiterungsbau 1907/08 Entwurf und Ausführung Wie zuvor Verbleib Teilw. erhalten Geschichtliche Daten  : Überlegungen zum Bau eines Gewerkschaftshauses in Berlin ab Mitte

der 1890er Jahre  ; am 29. Dezember 1897 Beschluss über das Gesellschaftsstatut sowie am 2. Februar 1898 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH  ; zum 1. Oktober 1898 Ankauf des Grundstücks Engelufer 15 (heute Engeldamm) (Kaufpreis 535 000 Mark). Februar 1899 Vertragsschluss mit der Schultheiß-Brauerei über die Verpachtung und Ausstattung der Säle und des Restaurants. Entwicklung der Baupläne durch die Regierungsbaumeister Reimer & Körte nach den Vorgaben der Bauherren  ; im Frühjahr Beauftragung der »Aktiengesellschaft für Bauausführung« mit der Ausführung der Bauarbeiten unter Leitung von Reimer & Körte  ; Baukosten rd. 900 000 Mark, zu einem großen Teil finanziert durch Darlehen des Sozialdemokraten Leo Arons (500 000 Mark) und der Landesversicherungsanstalt39 sowie Beiträge der einzelnen Gewerkschaftsverbände40  ; im Übrigen gedeckt durch Hypothek. Einweihung am 31. März 1900  ; 1907 Einbau einer Stehbierhalle im EG  ; 1907/08 Ausführung eines Erweiterungsbaus auf einem hinzugekauften Nachbargrundstück (ehem. Nr. 14, Planung bereits seit 190441) durch die Aktiengesellschaft für Bauausführung erneut unter Leitung von Reimer & Körte. Am 20. Juli 1920 Beisetzung der Urne Leo Arons’ auf dem Gewerkschaftshausgrundstück, vermutlich in den Gartenanlagen des ersten Innenhofes.42 Im Dezember 1921 Renovierung und Umgestaltung des Restaurants durch »künstlerische Verzierungen«43 und Wandfresken. Am 2. Mai 1933 von den Nationalsozialisten verwüstet, besetzt und beschlagnahmt, fortan »Haus der deutschen Arbeit« der DAF. Im Zweiten Weltkrieg Zerstörung des Saalbaus sowie weitere Beschädigungen  ; Umwandlung in ein Notkrankenhaus, später Städtisches Krankenhaus Mitte  ; ab 1992 Landesamt für Tropenmedizin  ; seit 1997 in Privatbesitz, Umbau zum Wohn- und Geschäftshaus. Beschreibung  : Fünfgeschossiger Bau in modernisierten Formen der Märkischen Backsteingotik  ; symmetrischer Fassadenaufriss aus Rotziegeln und Kunstsandsteingliederungen mit dreiachsigem Mittelrisalit, dieser mit hohem, das Satteldach überragendem Ziergiebel  ; die äußeren Gebäudekanten durch kleinere Turmaufbauten betont  ; überwiegend Rund- und Stichbogenfenster unterschiedlicher Größe und Gruppierung  ; große rundbogige Toreinfahrt mit Reliefschmuck 39 Über die Hypothek der Landesversicherungsanstalt entbrannte Anfang 1900 eine innerbehördliche Auseinandersetzung. Man fürchtete im Nachhinein, mit dem Bau nicht, wie angenommen, ein gemeinnütziges Wohlfahrtsprojekt, sondern vielmehr ein »neues Agitationsmittel« der Sozialdemokratie unterstützt zu haben. Der Streit endete mit der Abtretung der Hypothek an die Berliner Sparkasse  ; vgl. Schwarz, HannsAlbrecht  : Das Rathaus der Freien Gewerkschaften in Berlin. Zur Entstehung und Entwicklung des vor hundert Jahren gegründeten Berliner Gewerkschaftshauses, in  : Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 41. Jg., Nr. 4, 1999, S. 82–105, S. 89 ff. 40 Arons übernahm zudem die Bürgschaft für ein Darlehen des Unternehmers Caesar Wollheim  ; vgl. Schwarz, Rathaus der freien Gewerkschaften, S. 85. 41 Soziale Praxis, 14. Jg., Nr. 8, 24. November 1904, Spalte 198. 42 Grabstätte im Dritten Reich zerstört  ; 2002 Anbringung einer Gedenktafel für Arons. 43 Volk und Zeit, 1922, Nr. 27 [o. S.].

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in den Zwickelfeldern  ; ausgebautes DG  ; errichtet auf gleichmäßig rechteckigem Grundstück (Frontlänge 34 m, Tiefe 102 m), bestehend aus einem Vorderhaus, zwei Quergebäuden und Seitenflügeln  ; insgesamt drei innenliegende Höfe. Auf dem Nachbargrundstück fünfgeschossiger Erweiterungsbau von 1907/08 mit an den Altbau angepasster Fassadengestaltung. Raumprogramm  : Vorderhaus mit links anschließendem Seitenflügel  : Im EG zwei Läden und Restaurant, im 1. bis 3. OG Gewerkschaftsbüros, im 4. OG sechs Wohnungen. Im ersten Hof Gartenanlage. 1. Quergebäude  : Im EG Küchenräume, Waschküche und drei Kegelbahnen  ; Vestibül mit breiter Treppe zum Hochparterre, dort Garderobe, zwei kleine Säle und ein Versammlungszimmer  ; im OG großer Saal mit Nebenräumen für bis zu 1 300 Personen, dieser mit Stichkappengewölbe, Emporen an den Schmalseiten und Bühnennische in der Mitte der den Fenstern gegenüber liegenden Längsseite (zunächst wohl weiß getüncht und vermutl. später mit üppiger figürlicher Dekorationsmalerei ausgestattet)  ; über den Nebenräumen Wohnung des Ökonomen. 2.  Quergebäude mit zwei kurzen Seitenflügeln  : Herberge mit eigenem Zugang von der Straße  ; im EG u.a. Herbergsküche und Badeeinrichtung, Desinfektionsraum und Waschküche  ; im Hochparterre Restaurationssaal und Lesesaal, in den übrigen Stockwerken Herbergszimmer mit zwei bis zwölf Betten und Waschgelegenheit. Erweiterungsbau  : Reine Büronutzung. Technische Ausstattung  : Elektrische Beleuchtung mit »Accumulatoren-Batterie«, Ventilationseinrichtung für die Säle, Zentralheizung, elektrische Bier- und Speisenaufzüge. Bemerkung  : Das Berliner Gewerkschaftshaus ist, anders als die etwas später entstandenen Gewerkschaftsbauten in Hamburg und Leipzig, von vergleichsweise bescheidener Gestalt. Wie bei dem etwa zeitgleich errichteten Frankfurter Gewerkschaftshaus dürfte die Bescheidenheit der Ausführung zu allererst dem engen finanziellen Rahmen geschuldet sein, dies jedoch nicht ausschließlich. Was die Wahl der Architekten betrifft, so hofften die Erbauer zunächst auf keinen Geringeren als Alfred Messel.44 Dieser erfolgreichste, vielbeschäftigtste und vielleicht modernste der Berliner Architekten engagierte sich zugleich  – was für einen akademischen Architekten der Zeit ungewöhnlich war – als Vorstandsmitglied des genossenschaftlichen Berliner Spar- und Bauvereins für die Reform der Arbeiterwohnung.45 Was ihn in den Augen der Sozialdemokraten ausgezeichnet haben dürfte, war demnach nicht nur sein fachliches Renommee, sondern auch sein soziales Engagement und womöglich sein Verdienst, für die architektonische Integration der unteren Schichten in die bürgerlichen Wohnviertel eine neue ästhetische Sprache entwickelt zu haben, die von den starren Konventionen der bürgerlichen Repräsentationsarchitektur befreit war, ohne auf Geschmack und Gediegenheit zu verzichten. Messel wies den Auftrag der Gewerkschaften jedoch aus Zeitgründen zurück und empfahl stattdessen die Kollegen Reimer & Körte. Quellen  : AdsD Bonn (ADGB Restakten, NB  539–542, 544–546  ; Bildarchiv 6/FOTB001679, 6/FOTB004610, 6/FOTB023990)   ; BArch Berlin (NS  5  II  1968, SAPMO DY  34/27135, SAPMO SgY 30-1118 [Sassenbach, Johannes  : Erinnerungen], Sassenbach NY 4494/5)  ; Landesbildstelle Berlin Literatur  : 33.  Geschäftsbericht über die Jahre 1922 bis 1924, hrsg. von der Gewerkschafts44 Arons hatte mit Messel Verhandlungen geführt, vgl. Sassenbach, Johannes  : Erinnerungen, S. 36, BArch Berlin, SAPMO SgY 30-1118, S. 36. 45 Buddensieg, Tilmann  : Von der Akademie zur Avantgarde, in  : Kat. Berlin 1900–1933. Architecture and Design, Ausstellung des Cooper Hewitt Museums und des Smithsonian Institution’s National Museum of Design, hrsg. von Tilmann Buddensieg, Berlin 1987, S. 124–167, hier S. 134.

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Kommission Berlin, Berlin 1925  ; 35. Geschäftsbericht für das Jahr 1926, hrsg. vom ADGB Ortsausschuss Berlin, Berlin 1927 (Abb. Jugendzimmer)  ; Berlin. Bauwerke der Neugotik, hrsg. von Reinhard Schneider  ; Berlin 1984  ; Blumenthal u.a., Mit den Groschen  ; Borchardt, Bruno  : Das Berliner Gewerkschaftshaus, in  : Sozialistische Monatshefte, 4. Jg., Nr. 4, 1900, S. 216–218  ; Eberhardt, Frank  : Die rote Burg am Engelufer, in  : Berlinische Monatsschrift Luisenstadt, 2. Jg., Nr. 4, April 1993, S. 61–63  ; Das Gewerkschaftshaus, in  : Vorwärts, 17. Jg., Nr. 76, 31. März 1900, 1. Beilage  ; Im Berliner Gewerkschaftshause, in  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1922, Nr.  27  ; Legien, Carl  : Leo Arons und die Gewerkschaftsbewegung, in  : Sozialistische Monatshefte, 25.  Jg., Nr.  14, 1919, S. 1064–1066  ; Link, G.: 25 Jahre Berliner Gewerkschaftshaus, in  : Gewerkschafts-Zeitung, 35. Jg., Nr. 14, 1925, S. 198/199  ; Sassenbach, Johannes  : Die Herberge des Berliner Gewerkschaftshauses, in  : Die neue Welt, 1912, Nr. 41, S. 321, 323–325  ; Scheugenpflug, Otto  : Johann Sassenbach, Hannover/Frankfurt am Main 1959  ; Scholz, Dieter  : Rede anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel für Leo Arons am 6. September 2002, http://archiv.spd-berlin.de/geschichte/personen/a-k/arons-leo/ (Abruf am 12. August 2015)  ; Schwarz, Rathaus der freien Gewerkschaften  ; Sombart, Werner  : Das Berliner Gewerkschaftshaus, in  : Die Eule, 1900, Nr. 1, S. 133–137  ; Soziale Bauwirtschaft, 10. Jg., Nr. 7, 1. April 1930, S. 118–120  ; Vorwärts, 17.  Jg., Nr.  88, 15. April 1900  ; Wörner, Martin u.a.: Architekturführer Berlin, 6., überarb. und erw. Auflage, Berlin 1997 Abb. 41, 42, 118, 165 26. Berlin Haus der Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiter-Verbands I Charitéstraße 3 Neubau 1905–1907 Bauherr Alexander Schlicke & Co. oHG, Stuttgart Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1905 Ankauf des Grundstücks Charitéstraße durch den DMV  ; bis 1907 Neubau eines Verbandshauses für die Berliner DMV-Ortsverwaltung  ; 1913 Umzug der Ortsverwaltung in den Neubau Elsässer Straße (s. Kat. 27)  ; das Haus Charitéstraße bleibt Eigentum des DMV, ab 1932 Sitz der Konsumgenossenschaft Berlin und Umgegend sowie Einrichtung eines Hotelbetriebs. 1933 Beschlagnahme zugunsten der DAF, später Verkauf an Privat. 1945 Volkseigentum  ; 1997 Rückübertragung auf die IG Metall  ; heute Wohn- und Geschäftshaus. Beschreibung  : Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus des reformorientierten Späthistorismus  ; plastisch gegliederte Putzfassade mit Loggien, Erkern und »Verkündungsbalkon«  ; im EG Ladenzone mit Putzrustika. Raumprogramm  : Büroräume, Wohnungen, Sitzungsraum für 76 Personen, Abfertigungsraum für die Krankenkasse und für den Arbeitsnachweis. Bemerkung  : Allein die Bauten des Berliner DMV zeugen von der Erfolgsgeschichte der Gewerkschaftsbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wenige Jahre nachdem die Ortsverwaltung des DMV mehrere Räume im neu errichteten Gewerkschaftshaus (1900) bezogen hatte, wurde der Platz dort bereits zu knapp. Mit dem Bau eines eigenen Verbandshauses in der Charitéstraße sollte durch eine Vervierfachung der Bürofläche 1905 eine langfristige Lösung herbeigeführt werden. Tatsächlich genügte der dort vorhandene Raum dem DMV-Berlin gerade einmal für sieben weitere Jahre. 1912 entstand wiederum eine neue, größere Verbandszentrale an der Elsässer-/Linienstraße (Kat. Nr. 27). Das DMV-Haus in der Charitéstraße hat den Cha291

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rakter eines repräsentativen Wohn- und Geschäftshauses. Auf seine Funktion als Verbandshaus weist der übergiebelte »Verkündungsbalkon« über dem Haupteingang hin. Von dort konnten die Gewerkschaftsführer Ansprachen an die Verbandsmitglieder halten, etwa bei Massenstreiks oder anderen Volksversammlungen. Literatur  : Blumenthal u.a., Mit den Groschen  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1924, Nr. 9 [o. S.] (Abb.) Abb. 166 27. Berlin Haus der Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiter-Verbands II Torstraße 140–144 (ehem. Elsässer Straße 84/85)/Linienstraße 83/85 Neubau 1911/12 Bauherr Alexander Schlicke & Co. oHG, Stuttgart Entwurf Arch. Friedrich Kristeller Verbleib Mit Veränderungen erhalten Geschichtliche Daten  : 1911 Ankauf des Grundstücks der ehem. Königlichen Taubstummenanstalt zwischen Elsässer und Linienstraße  ; bis 1912 Neubau eines Verbandshauses nach Plänen des Architekten Friedrich Kristeller  ; 1922 Einbau von Räumen für Archiv und Zentralregis­tratur sowie Vergrößerung der Bibliothek  ; 1930/31 Einbau eines Kino- und Restaurantbetriebs im EG. 1933 Beschlagnahme, danach Sitz der Vermögensverwaltung der DAF. Im Krieg leicht beschädigt, danach zunächst Polizeipräsidium, 1956 Verkauf an die Deutsche Reichsbahn  ; 1998 Rückübertragung auf die IG Metall, heute als Bürohaus vermietet. Beschreibung  : Büro- und Geschäftshauskomplex, bestehend aus einem fünf- und einem viergeschossigen Vorderhaus sowie einem dazwischen liegenden Mittelflügel  ; die symmetrisch aufgebauten Bautrakte schließen mehrere Lichthöfe ein  ; die repräsentative Hauptfront des verputzten Ziegelbaus an der Elsässer Straße sachlich-rastermäßig gestaltet durch enge vertikale Lisenengliederung  ; der mittig platzierten Haupteingang flankiert durch kanellierte dorische Säulen ohne Basis, darüber Relief mit allegorischem Bezug zur Verbandstätigkeit  ; die schlichte Nebenfassade an der Linienstraße durch Gurtgesimse horizontal gegliedert, im EG stichbogenförmige Blendarkaden. Raumprogramm  : Im EG großer »Arbeitslosensaal« (über 500 qm) und Läden  ; im 1. OG Räume für die Mitgliederabfertigung, Büros, Betriebs- und Mitgliederkartothek, Registratur und Telefonzentrale  ; im 2. OG großer Sitzungssaal, Sitzungszimmer, Jugendsekretariat und Jugendheim sowie Bibliothek  ; im 3. OG Büroräume  ; im 4./5. OG Büros und Wohnungen (?)  ; Dachgarten. Bemerkung  : Ausgelöst durch eine Aussperrungskampagne der Berliner Metallindustrie erfuhr der DMV 1911 einen »springflutartigen«46 Mitgliederzuwachs. Insoweit reichten die Räumlichkeiten in dem erst 1907 errichteten Verbandshaus in der Charitéstraße nicht mehr aus, um den gestiegenen Verkehr des Arbeitsnachweises aufzunehmen, weshalb der Beschluss zu einem größeren und verbesserten Neubau gefasst wurde. Der Vorstand berücksichtigte bei der Erstellung des Baus auch die Möglichkeit, hier die damals noch in Stuttgart befindliche Hauptver46 Jahresbericht für das Geschäftsjahr 1913, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Berlin, S. 5, in  : Sammelband von Geschäfts-Berichten, 1907–1914, hrsg. vom Deutschen MetallarbeiterVerband, Stuttgart [1928].

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waltung des Verbandes unterzubringen, sollte eine Sitzverlegung nach Berlin einmal in Angriff genommen werden.47 Hatte der erste Bau noch das vergleichsweise bescheidene Gesicht eines Wohn- und Geschäftshauses, so entstand nun an der Elsässer Straße ein großes und modernes Büro- und Verwaltungsgebäude. Es sollte neben den verschiedenen Abteilungen des DMV (Ortsverwaltung, Arbeitsnachweis, Druckerei, Bibliothek) auch die Geschäftsstellen einiger anderer Gewerkschaftsverbände sowie weiterer der Arbeiterbewegung nahe stehender Organisationen aufnehmen.48 Der große, mit 24 Schaltern ausgestattete »Arbeitslosensaal«, in dem u.a. die Unterstützungsleistungen ausgezahlt wurden, diente ursprünglich dem Arbeitsnachweis. Diese Funktion übernahm nach 1919 der nur wenige Straßen entfernte paritätische Arbeitsnachweis in der Gormannstraße. Neben einer Rechtsauskunftsstelle befand sich im Haus auch eine Nebenstelle der »Wucherabteilung« des Polizeipräsidiums. Ab 1926 unterhielt der DMV in der schräg gegenüber liegenden Linienstraße Nr. 197 ein Kino, das er zu einem Kultur- und Kunstfilmbetrieb ausbaute.49 1931 musste der dortige Betrieb aus Kostengründen eingestellt werden. Stattdessen wurde das Erdgeschoss des Verbandshauses zu Kinozwecken umgebaut. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968) Literatur  : Die Bauwelt, 2. Jg., Nr. 118, 18. November 1911, S. 15  ; Blumenthal u.a., Mit den Groschen  ; Jahresbericht für das Geschäftsjahr [1912, 1913, 1929, 1931], hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Berlin, Berlin [1913, 1914, 1930, 1932]  ; Fünfundsiebzig Jahre Industriegewerkschaft  ; Die neue Welt, 1912, Nr. 49, S. 393 (Abb.)  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1924, Nr. 9 [o. S.] (Abb.) Abb. 58, 121, 122 28. Berlin Haus des Deutschen Holzarbeiter-Verbands Am Köllnischen Park 2/Rungestraße 30 Neubau 1912/13 Bauherr Verlagsanstalt des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes GmbH, Berlin Entwurf Reg.-Baumeister a. D. Paul Imberg und Dipl.-Ing. Walter Croner50 Bauschmuck Bildhauer Max Janke (Reliefs am Außenbau) Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : 1908 auf dem Verbandstag in Stettin Beschluss des Deutschen Holz47 Ordentlicher Verbandstag des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes. Protokoll vom 18.  ordentlichen Verbandstag, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Berlin 1928, S. 229  ; als schließlich 1928 die Sitzverlegung beschlossen wurde, erschien ein Um- und Ausbau des Verbandshauses an der Linienstraße allerdings nicht rentabel und der Vorstand entschied sich für den Neubau an der Alten Jakobstraße (s. Kat. Nr. 33). 48 Hier hatten zeitweise auch der Verband der Lithographen und Steindrucker (1924), der Zentralverband der Hotel-, Café- und Restaurantangestellten, der Verband der Kupferschmiede und der Arbeiter-Turn- und Sportbund ihren Sitz (1932). 49 Das Kino stellte der DMV auch den Ortsverwaltungen der übrigen Gewerkschaften und anderen Arbeiterorganisationen für die Vorführung »wirklich kultureller und bildender Filme« zur Verfügung  ; vgl. Deutscher Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Berlin  : Jahresbericht für das Geschäftsjahr 1929, Berlin [1930], S. 204–206. 50 Als Vertreter der Baufirma »Technische Treuhandgesellschaft für Grundstücks- und Bauinteressenten Pernet u. Imberg«.

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arbeiter-Verbandes über die Verlegung des Verbandssitzes von Stuttgart nach Berlin  ; zunächst Bezug eines gemieteten Bürohauses in der Friedrichstraße 2  ; 1910 auf dem Verbandstag in München Ermächtigung des Vorstands zum Kauf bzw. Bau eines eigenen Verbandsgebäudes  ; im September 1911 Entschluss zu einem Neubau und Ankauf des 1 266 qm großen Eckgrundstücks Rungestraße 30/Am Köllnischen Park 2 durch die am 29. Oktober 1929 gegründete Verlagsanstalt des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes GmbH  ; am 29. März 1912 Grundbucheintragung  ; Ausschreibung eines engeren Wettbewerbs, Auftragsvergabe an die Baufirma Technische Treuhandgesellschaft für Grundstücks- und Bauinteressenten Pernet u. Imberg, vertreten durch Paul Imberg und Walter Croner  ; am 1. April 1912 Baubeginn  ; im Juni 1913 Fertigstellung (Baukosten einschließlich Grundstückspreis 1 200 000 Mark). In den 1920er Jahren Neuausstattung der Innenräume.51 1933 Beschlagnahme und Nutzung als Bürohaus der DAF. Nach 1945 auf den FDGB übertragen und von diesem genutzt  ; der Flügel in der Rungestraße im Krieg teilweise zerstört, das Rückgebäude durch Neubau ersetzt und die Fassade vereinfacht wiederhergestellt  ; die Innenausstattung weitgehend verloren  ; nach 1990 Rückübertragung auf den DGB, Nutzung als Bürohaus. Beschreibung  : Fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit schlichter Klinkerfassade aus dunklen Rathenower Handstrichsteinen, das Sockelgeschoss mit Platten aus Kirchheimer Muschelkalk verkleidet  ; die regelmäßige Fensterreihe des Mezzanins bandartig abgesetzt  ; hohes Walmdach mit Dreiecks- und Schleppgauben  ; an der Fassade vier als Loggien gestaltete, überdachte Erker mit dekorativer Terracottaverkleidung aus der Liegnitzer Kunsttöpferei, figürlicher Bauschmuck an Erkern und Eingängen  ; Vorderhaus in Ecklage über L-förmigem Grundriss, daran rückwärtig anschließend ein Seitenflügel. Raumprogramm  : Im EG Restauration, Vereinszimmer und Zigarrenladen, sonst überwiegend Büros und Geschäftsstellen, zugänglich über den Eingang Rungestraße (Krankenabfertigung, Zahlstelle, Arbeitslosenaufenthaltsraum mit Waschgelegenheit und Trinkbrunnen)  ; im 1. OG Verwaltungsräume und Bibliothek  ; im 2. und 3. OG überwiegend Mietwohnungen  ; im 4. OG Büros des Verbandsvorstandes, großer Sitzungssaal (70 qm), Redaktions- und Verwaltungsräume der Verlagsanstalt (zugänglich über den Eingang Am Köllnischen Park)  ; im Hinterhaus Verbandsdruckerei. Technische Ausstattung  : Im ganzen Gebäude Kalt- und Warmwasserleitungen, Gas- und Elektrizitätsleitungen, Vakuumreinigungsanlage. Bemerkung  : Mit seiner relativen Nähe zum Zentrum und der dennoch ruhigen Umgebung verfügte das Grundstück Rungestraße/Am Köllnischen Park über eine für die Zwecke eines Verbandshauses gute Lage. Das Grundstück grenzt links an die 1903/04 von Alfred Messel errichtete Landesversicherungsanstalt  ; direkt gegenüber liegt das ab 1899 nach Plänen Ludwig Hoffmanns in einer kleinen Grünanlage errichtete Bauensemble des Märkischen Museums, genauer gesagt dessen Renaissance-Trakt. Da mit diesen beiden Monumentalbauten nur »schwer zu wetteifern« war, entschied man sich, das Verbandshaus in »freundlichem, gediegenem Wohnhausstil«52 zu errichten  : Ein »monumentaler Stil« wäre dafür »sinnwidrig« gewesen, denn das Verbandshaus sollte 51 Die aufwendige Neugestaltung wurde in einem nationalsozialistischen Hetzartikel als »sinnlose Verschwendungssucht« angeprangert  ; vgl. Wie die Bonzen mit den Arbeitergroschen umgingen, in  : Der Deutsche Holzarbeiter, Nr. 29, 22. Juli 1933 (abgedr. bei Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …«, S. 255). 52 E., F.: Die Berliner Partei- und Gewerkschaftsbauten.

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bewusst »kein Prunkgebäude werden«.53 Die Anpassung an die genannte Nachbarbebauung erfolgte in erster Linie durch die Wahl des Backsteinmaterials für die Fassade. Renaissancemotive in Terracotta an den Ziererkern nehmen Bezug auf das Märkische Museum. Auffallend ist die starke Flächigkeit der Fassade. Die wenigen erhabenen Motive wie die regelrecht appliziert erscheinenden Erker oder die einzelnen, nur leicht hervortretenden groben Quader im ansonsten glatten Kalksteinsockel tragen noch zur Verstärkung dieser Flächigkeit bei. Der baukünstlerische Schmuck der Fassade bezog sich auf die Tradition der Holzverarbeitung und die durch den Holzarbeiter-Verband repräsentierten Berufe. Im Inneren setzte sich diese Art der dekorativen Ausgestaltung fort. Im Aufenthaltsraum für arbeitslose Mitglieder wurde mit »launigen Bildern« auf den »Werdegang des Holzarbeiters« Bezug genommen, darunter »Szenen aus der Lehrzeit« und »charakteristische Städtebilder«, die der Handwerksbursche auf der Wanderschaft durchstreift.54 Im Grundriss zeigte das Holzarbeiter-Verbandshaus die typischerweise getrennte räumliche Unterbringung der Publikums- und der Verwaltungsräume  : Im Erdgeschoss befanden sich zunächst die von der Straße aus zugänglichen Büros der Zahlstelle Berlin, ein Laden und ein kleines Restaurant mit Vereinszimmer. Dieser war über die Durchfahrt zu erreichen. Das 4.  OG stand überwiegend dem Verbandsvorstand zur Verfügung und nahm u.a. auch das Archiv, die Redaktion, Verlagsanstalt und das literarische Büro des Verbandes auf. Einen Großteil der Gebäudefläche nahmen zunächst Mietwohnungen ein, welche später bei gestiegenem Raumbedarf sukzessive zu Büroraum umgenutzt werden sollten. Um den regen Publikumsverkehr zu kanalisieren und größere Menschenansammlungen auf der Straße zu vermeiden, wurde der Zugang zu den Lokalbüros auf die Rückseite in den Hinterhof des Hauses verlegt, der über die Tordurchfahrt an der Rungestraße zugänglich war. Wie in dem etwa zeitgleich errichteten Berliner Verbandshaus der Metallarbeiter wurde im Erdgeschoss hofseitig ein großer Aufenthaltssaal für Arbeitslose mit Arbeitsnachweis eingerichtet, neben dem sich der Maschinensaal der Druckerei befand. Die Einrichtung eines Restaurantbetriebs im Holzarbeiterhaus stellt eine Besonderheit unter den großen Verbandshäusern dar.55 Besonders aufwendig gestaltet wurden die Hauseingänge in Mahagoni, das gedrechselte Treppengeländer und das mit Parkett ausgelegte und mit Eichenholzpaneelen vertäfelte Sitzungszimmer des Vorstands. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968) Literatur  : Blumenthal u.a., Mit den Groschen  ; Die Bauwelt, 2. Jg., Nr. 118, 18. November 1911, S. 15, Nr. 122, 16. Dezember 1911, S. 14/15 und 3. Jg., Nr. 7, 17. Februar 1912, S. 14  ; Das Haus des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes (1914)  ; Das Haus des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes, in  : Bau-Rundschau, 30. Jg., Nr. 29/30, 22. Juli 1915, S. 109–114 [o. V.]  ; Holzarbeiter-Zeitung, 20. Jg., Nr. 15, 13. April 1912, S. 1 f. und 22. Jg., Nr. 17, 25. April 1914, S. 147  ; Wie die Bonzen mit den Arbeitergroschen umgingen, in  : Der deutsche Holzarbeiter, Nr. 29, 22. Juli 1933 (abgedr. in Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …«, S. 255) Abb. 14, 74, 127

53 Das Haus des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes. 54 Das Haus des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes (1914). 55 Während die Einrichtung von Gaststätten etwa bei Häusern einzelner DMV-Verwaltungsstellen durchaus vorkam, verfügte unter den Bundeshäusern der Gewerkschaftsverbände keines über eine Gastronomie (z. B. Baugewerksbund in Hamburg, DMV in Stuttgart und die später entstandenen Häuser von ADGB, Buchdruckerverband, Gesamtverband und DMV in Berlin).

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29. Berlin Bundeshaus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Wallstraße 61–65/Inselstraße 6–6A/Märkisches Ufer 26, 32/34 (ehem. Neukölln am Wasser) Neubau 1922/23 Bauherr Verlagsgesellschaft des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes mbH, Berlin56 Entwurf Arch. Max Taut (Büro Taut und Hoffmann), Berlin Statik Karl Bernhard Bauschmuck Franz Mutzenbecher (Deckengestaltung) Ausführung Bauhütte Berlin GmbH57 Erweiterungsbau58 1930–1932 Entwurf Arch. Walter Würzbach Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Nach Kriegsende Beschluss zur Errichtung eines eigenen Verwaltungsgebäudes für den ADGB  ; Beauftragung des Architekturbüros Taut und Hoffmann mit der Ausarbeitung der Pläne  ; 1921/22 nicht realisiertes Vorprojekt für ein Grundstück in Treptow  ; Ankauf eines den Straßenblock Wallstraße/Inselstraße/Märkisches Ufer/Neukölln am Wasser umfassenden, verkehrsgünstig59 gelegenen Baugrundstücks unweit des Holzarbeiter-Verbandshauses  ; erneute Ausarbeitung von Plänen für einen Gebäudekomplex durch Max Taut, davon zunächst nur der erste Bauabschnitt Inselstraße/Ecke Wallstraße zur Ausführung bestimmt  ; Ausführung durch die Bauhütte Berlin GmbH  ; im Sommer 1922 Baubeginn, im Frühjahr 1923 Fertigstellung des Rohbaus, bis zum Herbst 1923 Innenausbau  ; durch den Einbruch der Wirtschaftskrise die Fortführung des Baus zwischenzeitlich stark gefährdet, mithilfe von Beitragserhöhungen und Darlehen der dänischen Gewerkschaften wird der Bau im Dezember 1923 vollendet. 1929 engerer Wettbewerb für einen Erweiterungsbau  ; Jury  : Adolf Behne, Theodor Leipart, Heinrich Tessenow, Martin Wagner u.a.; Teilnehmer  : Max Taut (1. Preis), Walter Würzbach (2. Preis), Paul Mebes u. Paul Emmerich (3. Preis), Richard Döcker, Fred Forbat, Hannes Meyer, Hugo Häring  ; Würzbachs Entwurf wird zur Ausführung bestimmt  ; Bauzeit 1930–1932  ; vermutl. damals der urspr. rote Fassadenanstrich des Taut-Baus durch einen hellgelben Farbton ersetzt. Am 2. Mai 1933 von SA besetzt und beschlagnahmt. Nach dem Krieg Wiederherstellung des beschädigten Gebäudes durch Max Taut  ; bis 1990 Sitz des FDGB-Bezirksvorstands Berlin (»HermannSchlimme-Haus«)  ; zu DDR-Zeiten Erweiterungsbau (am Märkischen Ufer). 1997/98 Sanierung  ; seit 1998 u.a. Sitz der IG Bergbau, Chemie, Energie  ; Gedenktafel für den ehem. ADGB-Vorsitzenden Theodor Leipart. Beschreibung  : Verwaltungsgebäudekomplex, bestehend aus einem kleineren, an der Insel-/ Ecke Wallstraße gelegenen älteren Bauteil (1922/23, nur teilw. ausgeführt) und einem Erweite56 1921 als Verlags-, Treuhand- und Verwaltungsgesellschaft des ADGB gegründet  ; zu ihren Aufgaben zählte auch der Erwerb und die Verwaltung von Grundstücken. 57 Am 18. November 1919 gegründet unter dem Namen »Bauhütte, soziale Baugesellschaft mbH«, gemäß Beschluss der Gesellschafterversammlung vom 9. März 1923 in »Bauhütte Berlin GmbH« umbenannt. 58 Die zweite Erweiterung aus der Zeit der DDR wird hier vernachlässigt. 59 Anders als heute, wo das ehem. ADGB-Gebäude in vergleichsweise unbelebter Umgebung steht, galt die Lage »im alten Berlin« zur Erbauungszeit als »ausgezeichnet«  ; vgl. Die Bauwelt, 15. Jg., Nr. 9, 28. Februar 1924, S. 145.

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rungsbau (1930–1932). Erster Bau  : Bis zu siebengeschossiges Bürogebäude mit aus der Eisenbetonrahmenkonstruktion heraus entwickelter, aus einzelnen quadratischen Zellen aufgebauter Fassadenstruktur  ; die Gebäudehöhe im Eckbereich Insel-/Wallstraße aus statischen Gründen (U-Bahn-Tunnel) um drei Geschosse reduziert, das oberste Geschoss an der Wallstraße zurückgestaffelt  ; kathedralartige Fenster mit Dreiecksabschlüssen markieren im 4.  OG an der Inselstraße die Lage der Sitzungssäle, sonst Verwendung hochrechteckiger Standardfenster (finanziell bedingt)  ; die Ausfachungen urspr. backsteinrot verputzt und jeweils von einem Klinkerband gerahmt. Am Übergang zum Erweiterungsbau von 1930–1932 an der Wallstraße ein durch schmale Rippen vertikal gegliederter Treppenhausturm, die Fassaden des Erweiterungsbaus in gestalterischer Anlehnung an die gerasterte Gliederung der Bauteile  ; auf der Uferseite strenge, vertikal gegliederte Fassade mit enger Kolossalpfeilerstellung. Raumprogramm  : Erster Bau  : Rund 80 Büro- und Verwaltungsräume  ; im Sockelgeschoss Bankraum und Raum für mehrere Läden60 sowie Wohnung des Hauswarts  ; im 3. OG großer, von beiden Längsseiten belichteter Sitzungssaal und kleiner Sitzungssaal mit Oberlicht in sternförmiger Betonbalkenkonstruktion  ; in einem der oberen Geschosse Wohnungen des Bundesvorsitzenden und des Bundeskassierers (hofseitig mit Balkonen)  ; im DG (Staffelgeschoss) vier Übernachtungszimmer  ; im Keller Tresorraum, Kantine, Heizungs- und Lagerräume  ; Räume für Archiv, Bibliothek und Registratur. Erweiterungsbau  : Büroräume, Schalterhalle, Sitzungssaal. Innenausstattung  : Im Sitzungssaal Eichenholzmöbel, sonst einfache Möblierung aus Kiefernholz  ; das Betonrahmenwerk im Inneren sichtbar belassen und steinmetzartig behauen (scharriert), die Wandflächen der einzelnen Räume unterschiedlich farbig gestaltet (im Vorraum an der Inselstraße zinnoberrote Decke, im Anschluss daran Flur in Blau  ; im Bankraum an den Decken sattes Zitronengelb, an den Wänden Grün  ; Arbeitszimmer Leiparts in Blau, Vorzimmer in Braun  ; kleiner Saal in lichtem Gelb)61  ; im großen Sitzungssaal graue Wände, die durch sichtbare Balken in vier Felder geteilte Decke mit abstrakt-bunter Deckenmalerei von Franz Mutzenbecher in blauen, grünen, gelbbraunen und rotbraunen Haupttönen62 (rekonstruiert)  ; eigens entworfene Beleuchtungskörper (vermutl. von Max Taut). Technische Ausstattung  : Personenaufzug. Bemerkung  : Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) ging als Dachverband aus der 1890 begründeten Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands hervor, die ihren Sitz seit dem 1. Januar 1903 im Berliner Gewerkschaftshaus hatte. Mit dem Aufstieg der Gewerkschaften nach dem Ersten Weltkrieg – ab 1919 bemühte man sich vergebens um den Ankauf eines geeigneten Gebäudes – wurde die Errichtung eines eigenen Verwaltungsgebäudes für den ADGB unabdingbar. Das von Max Taut entworfene ADGB-Gebäude steht am Anfang der Reihe großer Gewerkschaftszentralen, die in der Folge bis 1931 in Berlin und anderen deutschen Großstädten errichtet worden sind. Zunächst war Taut mit der Ausarbeitung eines Vorprojekts für ein Grundstück in Treptow befasst, welches im Sommer 1922 in der Zeitschrift »Frühlicht« vorgestellt wur-

60 Das Verbandshaus beherbergte zum Zeitpunkt seiner Einweihung den Bundesvorstand des ADGB, die Verlagsgesellschaft, die Deutsche Kapitalverwertungsgesellschaft, die Reichswohnungsfürsorge-Gesellschaft (Rewog) und den Verband sozialer Baubetriebe  ; an Läden waren ein Zigarrengeschäft der GEG, eine Buchhandlung sowie eine große Filiale der Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten vorhanden. 61 Beschreibung der Farbgestaltung bei  : Schreiner, Das rote Haus. 62 Vgl. Beschreibung bei Osborn, Das Haus der Buchdrucker.

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de.63 Dieser aufgrund der ungünstigen Lage nicht ausgeführte Gebäudekomplex war ebenfalls als Rahmenbau geplant, sollte aber im Gegensatz zum flachgedeckten, ausgeführten Bau eine pyramidale Dachlandschaft erhalten. Auch am ausgeführten Bau zeigt sich in den kielförmigen Profilierungen der Rahmenkonstruktion an der Wallstraße, den verjüngten, prismen- und sternförmig gestalteten Betonbalken und -stützen sowie der Verwendung kräftiger Farben am Außen- und Innenbau ein Nachwirken der gotisch-expressionistischen Phase Tauts unter dem Einfluss des Arbeitsrats für Kunst. Was für den Laien allerdings noch fremd und unmotiviert erschien – »Bei aller Einfachheit hat der Architekt durch eigenartige Anwendung moderner Formen recht seltsame Wirkungen erzielt.«64 – waren für Taut selbst keineswegs gestalterische Spielereien, sondern gezielt eingesetzte Mittel, um die konstruktive und statische Funktion der einzelnen Bauteile und den Gerüstcharakter des Baus zu unterstreichen.65 Das kräftige, dunkle Rot am Außenbau korrespondierte zudem mit den in der Nähe befindlichen monumentalen Backsteinbauten wie dem Märkischen Museum, der Landesversicherungsanstalt von Messel und dem Köllnischen Gymnasium. Der dort vorherrschende Backstein erscheint zitathaft auch an Tauts Bau, in Gestalt unverputzter Backsteinrahmungen am Innenrand der Füllungsfelder der Eisenbetonkonstruktion. Die quadratische Form dieser Felder scheint wiederum auf die Rahmenstruktur der Fassade des Köllnischen Gymnasiums Bezug zu nehmen. Womöglich war manche Gestaltungsentscheidung auch eine gezielte Maßnahme, um die Bedenken der Behörden zu entkräften, der Bau werde sich durch das Fehlen eines hohen Daches und das Zeigen der Konstruktion nicht in das vorhandene Stadtbild einfügen.66 Da der Neubau in einer wirtschaftlich äußerst schwierigen Zeit errichtet wurde – als negative Auswirkungen des eben beendeten Kriegs und der hereinbrechenden Wirtschaftskrise mussten Baustoffmangel, hohe Materialpreise, unsichere Lieferfristen und die Geldentwertung überwunden werden –, war die sparsame Gesamtausführung nicht allein dem neuen ästhetischen Programm geschuldet, sondern ein »Zwangsgebot«, so dass »auf manches Geplante« verzichtet werden musste.67 Bei aller Sparsamkeit und Funktionalität zeigt sich am Bau der Anspruch des Architekten, die Künste zu einem Gesamtkunstwerk zusammenzuführen. Dies zeigt sich zum einen in den von Taut sorgfältig entworfenen und handwerklich gedachten Architekturdetails (z. B. der steinmetzartigen Bearbeitung des Betons oder der gestalterischen Modifizierung der Eisenbetonkonstruktion), zum anderen in der Heranziehung bildender Künstler für die Schaffung architekturgebundener Kunstwerke, in diesem Fall des Malers Franz Mutzenbecher (1880–1968). Der Kontakt zu Mutzenbecher dürfte durch Bruno Taut hergestellt worden sein, der diesen aus Stuttgart kannte und mehrfach mit ihm zusammengearbeitet hatte.68 Mutzenbecher war ebenfalls Mitglied im Arbeitsrat für Kunst. Sein abstraktes Deckengemälde im Sitzungssaal nimmt Rück63 Taut, Max  : Das Bürohaus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Berlin, in  : Frühlicht, 1922 (Sommer), Nr. 4, S. 108–112. 64 Das neue Haus an der Inselbrücke, in  : Vorwärts, 41. Jg., Nr. 27, 17. Januar 1924, Beilage. 65 »Ein solches Gerüst hat keine innere Verwandtschaft mehr mit der aus Quadern aufgeschichteten Mauer, muss dagegen in sich steif sein. Den Ausdruck dieses Gedankens sollen die kielartigen Verstärkungen der Pfeiler an der Wallstraße geben.«, Die Bauwelt, 15. Jg., Nr. 9, 28. Februar 1924, S. 145. 66 Taut, Bürohaus, hier S. 111. 67 Im eigenen Heim, in  : Gewerkschafts-Zeitung, 34. Jg., Nr. 1, 5. Januar 1924, S. 4. 68 Zusammenarbeit bei der Renovierung der Kirche in Unterriexingen (1906), bei den Industriepavillons in Leipzig (1913) und Köln (1914)  ; vgl. Bollerey/Hartmann, Bruno Taut, S. 33.

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sicht auf die Konstruktionselemente und Bezug auf das Farbkonzept der übrigen Räume. So erfüllt die Malerei eine die Architektur verstärkende und ergänzende Funktion, ganz im Sinne der Forderung des Arbeitsrats nach der Zusammenführung der Künste unter dem Primat der Architektur. Für den seinerzeit nur teilweise ausgeführten Baukomplex wurde 1929 ein begrenzter Erweiterungswettbewerb ausgeschrieben. Obwohl Taut diesen gewann, wurde der Bau schließlich durch den Kollegen Walter Würzbach ergänzt, eine Entscheidung, die vom Jurymitglied Behne und von Hannes Meyer, der sich mit seinem radikalen Neubaukonzept über die Wettbewerbsvorgaben hinweggesetzt und quasi außer Konkurrenz teilgenommen hatte, mit Unverständnis aufgenommen wurde.69 Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Mutzenbecher von den Gewerkschaften den Auftrag, seine während der NS-Zeit übertünchten und durch Brand beschädigten Deckengestaltungen wiederherzustellen und ein zusätzliches monumentales Wandbild für den Sitzungssaal zu schaffen, welches jedoch heute nicht erhalten ist.70 Im Rahmen der jüngsten Renovierungsmaßnahme wurden zwar einzelne Beleuchtungskörper aufwendig rekonstruiert, essentielle Bestandteile der Architektur wie die originale dunkelrote Fassadenfassung, die offene Stützenkonstruktion des obersten Geschosses sowie das sternförmige Oberlicht im kleinen Sitzungssaal wurden hingegen nicht wiederhergestellt.71 Quellen  : AdK Berlin (MTA-01-645 u. 2078  ; MTF-20-45, F. 1-22  ; MUT–01–14, 15, 39, 45–50, 53–55, 60/61, 75/76)  ; FES Bonn (Bildarchiv 6/FOTB023989) Literatur  : Die Bauwelt, 13. Jg., Nr. 17, 27. April 1922, S. 293, Nr. 19., 11. Mai 1922, S. 328, Nr. 34, 24. August 1922, S. 584/585, 15. Jg., Nr. 9, 28. Februar 1924, S. 145, 20. Jg., Nr. 31, 1. August 1929, S. 725, Nr. 43, 24. Oktober 1929, S. 1041 u. Nr. 44, 31. Oktober 1929, S. 1073  ; Behne, Eine Gelegenheit  ; Behne, Adolf  : Neubauten und Antiquitäten, in  : Die Weltbühne, 20. Jg., Nr. 19, 8. Mai 1924, S. 625–627  ; Bernhard, Karl  : Vom Bürohaus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes zu Berlin, in  : Deutsche Bauzeitung, 58. Jg., 1924, Nr. 9/10, S. 17–21 und Nr. 27, S. 49–54  ; Buddensieg, Adolf Behne  ; Hajos, E. M. und Leopold Zahn  : Berliner Architektur der Nachkriegszeit, Berlin 1928  ; Hellwag, Fritz  : Das Bureauhaus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes. Erbaut von Max Taut, in  : Fachblatt für Holzarbeiter, 19. Jg., August 1924, S. 113–118  ; Hüter, Architektur in Berlin  ; Im eigenen Heim (1924)  ; Jahrbuch für 1923, herausgegeben vom ADGB, Berlin 1924, S. 179/180  ; Max Taut. Bauten und Pläne  ; Max Taut. Bauten (1932)  ; Menting, Max Taut, insbes. S. 257–260  ; Neubau des Bürohauses des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, in  : Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, 8. Jg., 1924, Nr. 5/6, S. 163–174  ; Das neue Haus an der Inselbrücke  ; Nicolai, Bernd  : Der weiße Kristall. Der berlinische Weg vom Expressionismus zum neuen Bauen, in  : Kat. Bauen in Berlin 2000, S. 121–131  ; Platz 1927  ; Schreiner, Das rote Haus  ; Stark, Bürohäuser  ; Taut, Bürohaus  ; Wörner, Martin u.a.: Architekturführer Berlin, 6., überarb. und erw. Auflage, Berlin 1997 69 Der Wettbewerbsentwurf von Würzbach wurde nur modifiziert und verkleinert ausgeführt  ; vgl. Menting, Max Taut, S. 295. 70 Briefe von Franz Mutzenbecher an seine Schwester Ebbeth (eigentlich Elsbeth) Richter-Mutzenbecher vom 12. Februar 1947 (AdK Berlin, MUT-01-39), vom 6. September 1947 (AdK Berlin, MUT-01-45), vom 12. Februar 1948 (AdK Berlin, MUT-01-48)  ; ein weiteres Wandgemälde mit dem Thema »Produktion – Transport – Verbrauch« für einen der Korridore wurde nicht zur Ausführung gebracht (Adk Berlin, MUT01-49 und MUT-01-53). 71 Vgl. Menting, Max Taut, S. 259.

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Abb. 32, 75, 134, 145, 167 30. Berlin Haus des Verbands der Deutschen Buchdrucker Dudenstraße 10 (ehem. Dreibundstraße) Neubau 1924–1926 Bauherr Treuhandverwaltung des Verbandes der Deutschen Buchdrucker GmbH Entwurf Arch. Max Taut (Büro Taut und Hoffmann), Berlin Bauleitung Franz Hoffmann Statik Karl Bernhard Ausführung Bauhütte Berlin GmbH Bauschmuck Rudolf Belling (Buchdruckerwappen, Härtel-Denkmal, Trinkbrunnen) Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1920 Beschluss auf dem Verbandstag in Nürnberg über die Verlegung des Verbandssitzes von Leipzig nach Berlin  ; zunächst Bezug gemieteter, ab 1921 angekaufter Büroräume  ; am 12. Mai 1924 Beschluss des Vorstands zum Ankauf72 eines rd. 7 000 qm großes Baugrundstücks an der Dreibundstraße 5/6 (heute Dudenstraße) zur Errichtung eines Neubaus (Kaufpreis 277 500 Feingoldmark)  ; Beauftragung des Architekturbüros Max Taut und Franz Hoffmann mit der Ausarbeitung des Entwurfs  ; Bauausführung durch die Bauhütte Berlin und andere gemeinwirtschaftliche Betriebe73  ; am 8. Oktober 1924 Beginn der Aushubarbeiten  ; am 8. November 1924 Grundsteinlegung  ; im Dezember 1925 Fertigstellung des Wohnhauses  ; im März 1926 Bezug der ersten Büroräume  ; im Juni 1926 Fertigstellung des großen Sitzungssaals. 1930 Planung einer Aufstockung der Seitenflügel durch Max Taut (nicht ausgeführt). Am 2. Mai 1933 Besetzung und Beschlagnahme  ; im Dritten Reich die Kunstwerke Bellings entfernt74. Im November 1949 Rückübertragung, bis 1954 Instandsetzung nach Kriegsschäden  ; 1953–1955 Ergänzungsbau von Max Taut (Wohnzeile an der Dudenstraße und zehngeschossigem Wohnhochhaus an der Methfesselstraße)  ; 1987–1999 etappenweise Renovierung. Beschreibung  : Multifunktionale, mehrflügelige Anlage um einen rechteckigen Innenhof75  ; bestehend aus einem an der Straße gelegenen, sechsgeschossigen Wohnhaus, zwei zweigeschossigen Seitenflügeln und einem rückwärtigen Druckerei- und Verwaltungsgebäude. Vorderhaus  : Symmetrisch gegliederte, mit ledergelben Klinkern verkleidete Straßenfront mit mittlerer Durchfahrt zum eigentlichen Verbandsgebäude und Dachterrasse. Seitengebäude  : Fassaden 72 Weitere Details zum Ankauf in  : Urkunde zur Grundsteinlegung für das Heim des Verbandes der Deutschen Buchdrucker zu Berlin, Berlin 1924, auch abgedr. in  : Bericht 1924, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Berlin 1925, S. 81. 73 Neben der Bauhütte waren die Malerhütte, die Elektriker-Genossenschaft und die Hawag, ein genossenschaftliches Unternehmen für Be- und Entwässerungsanlagen am Bau beschäftigt  ; vgl. Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer, 64. Jg., Nr. 49, 23. Juni 1926, S. 273. 74 Einzig im Original erhalten die Maske von Richard Härtel. 75 Ein weiterer Hof, dessen Fläche für eine Erweiterung des Gebäudes zur Verfügung stehen sollte, schließt sich an das Hintergebäude an. Noch während der Bauarbeiten stellte sich ein Bedarf nach weiteren Räumen heraus, so dass im hinteren Hof zwei erdgeschossige Anbauten errichtet wurden, welche so konstruiert waren, dass sie im Bedarfsfall um weitere fünf Stockwerke erhöht hätten werden können  ; Rehm, Max Taut, S. 19.

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weiß verputzt über Klinkersockel. Rückgebäude  : Fassade in scharriertem Beton, die Stützen der Stahlkonstruktion treten als durchgehende Vertikalen sichtbar hervor  ; großzügige Befensterung, insbesondere die Treppenhäuser weitgehend verglast  ; der über die doppelte Geschosshöhe reichende Sitzungssaal im obersten Geschoss an den großen Fensterflächen ablesbar, diesem auf der straßenabgewandten Seite eine offene Loggia vorgelagert. Raumprogramm  : Im EG des Vorderhauses Läden und Ausstellungsraum76 sowie mittig Durchfahrt zum Hof, im 1. bis 4. OG jeweils vier Drei-Zimmer-Wohnungen, im 5.  OG zwei weitere Wohnungen sowie mittig Trockenböden und offene Aussichtsplattform  ; im EG des linken Seitenflügels (Sozialtrakt) Garagen und Waschräume, darüber Kantine mit Speiseraum und Kleiderablage  ; gegenüber liegend Büroräume (Druckereikontor und Redaktionsräume des »Korrespondent«)  ; im EG des Rückgebäudes Druckmaschinensaal, Expedition und Buchbinderei, darüber Stereotypie, Handsetzraum, Maschinensetzerei und Nebenräume, im 2. u. 3. OG Büroräume77 und Sitzungszimmer, im darüber liegenden Saalgeschoss großer und kleiner Sitzungssaal sowie Sitzungszimmer und überdachte Aussichtsplattform  ; der große Konferenzsaal für 80 bis 100 Personen geeignet, von Fensterm an beiden Längsseiten belichtet, mit Betonsterngewölbe. Innenausstattung  : Treppenhäuser mit buntfarbigen Keramikverkleidungen in Kombination mit Schwarz, die teilweise von Geschoss zu Geschoss variierenden Farbakkorde umfassen Zitronengelb, Rot, Gold, Silber und Blau  ; im großen Sitzungssaal Teakholzverkleidung78. Künstlerische Ausstattung  : Mehrere bildhauerische Arbeiten von Rudolf Belling  : In der Eingangshalle zum Verbandsgebäude BuchdruckerwappenRelief, im Vorraum zum Sitzungssaal Wandtrinkbrunnen79 und an der Stirnwand des großen Sitzungssaals Monument mit Maske des Verbandsgründers Richard Härtel  ; im Sitzungssaal von Max Taut entworfene Beleuchtungskörper aus Milchglas und Soffittenlampen. Technische Ausstattung  : Personenaufzug. Bemerkung  : Die Gründung des Deutschen Buchdrucker-Verbandes erfolgte 1866 in Leipzig als eine der ersten branchenspezifischen Gewerkschaften überhaupt. Den Buchdruckern kann eine Sonderstellung unter den vor 1933 bestehenden Gewerkschaften zugeschrieben werden  : Hoch bezahlt und gut ausgebildet, mit ausgeprägtem Traditionsbewusstsein und elitärem Auftreten hoben sie sich als Berufsgruppe deutlich ab. Die organisierten Buchdrucker verfügten über ein besonders hohes Maß an Solidarität und Disziplin, wodurch ihr Verband meist finanziell besser gestellt war als andere Arbeiterorganisationen.80 Der Traditionssitz des Verbandes war seit 1866

76 Die beiden Läden wurden vom Bildungsverband der Deutschen Buchdrucker als Verlagsbuchhand­lung und Ausstellungsraum (Buchgewerbesaal) und von der Konsumgenossenschaft genutzt. 77 Für Bildungsverband, Büchergilde, Redaktionen der »Typographischen Mitteilungen« und des »Gra­phi­ schen Betriebes« und Verbandsleitung. 78 Ausstattung des Saals gestiftet von den 22 Gauen des Verbandes, diese urspr. in einem umlaufenden, intarsierten Schriftband verewigt. 79 Gestiftet vom Verband der Graphischen Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen. 80 Für den Bau des Verbandshauses einigte man sich im Verband ohne großen Widerspruch auf einen einmaligen Extrabeitrag von 1 Mark und später einen vergleichsweise hohen zusätzlichen Pflichtbeitrag von wöchentlich 20 Pfennigen pro Mitglied, der »bei Wahrung der Verbandsdisziplin« selbstverständlich »ohne Murren« bezahlt werden solle, denn auf den »schwankenden Boden der Freiwilligkeit« wollte man das Projekt dann doch nicht stellen  ; vgl. Protokoll vom zwölften Verbandstag der Deutschen Buchdrucker 1924 in Hamburg, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Berlin [1924]  ; Rehm, Max Taut, S. 11.

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die Buchdruckerstadt Leipzig.81 Mit dem Umzug nach Berlin musste sich der Verband zunächst mit gemieteten Büros am Chamissoplatz 5 (ab 1921 Verbandseigentum) begnügen, ein Zustand, den man als »beschämend«82 empfand, zumal andere Gewerkschaften wie etwa der DMV, der Holz- und der Bergarbeiterverband sich zum Teil schon vor dem Krieg eigene Häuser erworben oder errichtet hatten. Bald erwies sich ein Neubau als unumgänglich, sollten alle zentralen Verbandsabteilungen – darunter Vorstand, Bildungsverband, die Redaktionen der verschiedenen Verbandspublikationen und die verbandseigene Druckerei – in einem Haus versammelt werden. Für die Planung des Neubaus war dem Buchdruckerverband das Büro von Max Taut, das 1923 für den ADGB das zukunftsweisende Verwaltungsgebäude an der Inselstraße errichtet hatte, offenbar vom ADGB ausdrücklich empfohlen worden.83 Die modern ausgestatteten Wohnungen im Vorderhaus waren »durchweg gediegen und äußerst geschmackvoll«84 eingerichtet und dienten Gewerkschaftsangestellten. Im Mai 1926 wurden Funktionäre, Pressevertreter und andere Persönlichkeiten aus ganz Deutschland zum Besuch des neuen Berliner Verbandshauses eingeladen, woraufhin das Haus einen regelrechten Besucheransturm erlebte, der sich in zahlreichen lobenden Berichten niederschlug.85 So würdigte beispielsweise Gustav Adolf Platz das Buchdruckerhaus als eigenständige künstlerische Leistung  : »Wenn das klassenbewusste Proletariat solche Werke zu schaffen im Stande ist – denn der Architekt rühmt die mitschaffende Förderung der verständnisvollen Bauherrenschaft –, dann müssen alle Einwände derjenigen verstummen, die immer noch die Kultur als alleinige Domäne der so genannten ›besseren‹ Kreise betrachten.«86 Nach dem Bau des ADGB-Hauses verschaffte gerade das Buchdruckerhaus, insbesondere wegen seiner hohen ästhetischen Qualität, den Gewerkschaften in ihrer Rolle als Bauherren neue Aufmerksamkeit und Anerkennung im Rahmen einer breiten Öffentlichkeit. Quellen  : AdK Berlin (MTF–20–53, F. 1–53) Literatur  : Die Bauwelt, 17. Jg., Nr. 31, 5. August 1926, Beilage »Der neue Bau«  ; Bernhard, Rudolf  : Haus des Verbandes der Deutschen Buchdrucker zu Berlin, in  : Deutsche Bauzeitung, 60. Jg., Nr. 39, 15. Mai 1926, Beiblatt Konstruktion und Bauausführung, Nr. 60, S. 73–79  ; Behne, Tempelhofer Feld und Wedding  ; Bericht [1924, 1926], hrsg. vom Verband der deutschen Buchdrucker, Berlin [1925, 1927]  ; Das Buchdruckerhaus. Ein großes Werk der Organisation, in  : Vorwärts, 43. Jg., Nr. 226 (Abendausgabe), 15. Mai 1926  ; Das Buchdruckerhaus in Berlin. Ein großes Werk der Organisation, in  : Volksblatt [Solingen], 18. Mai 1926  ; Buddensieg, Adolf Behne  ; F., A.: Verbandshaus der Buchdrucker, in  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den

81 1894 verlegte man den Hauptsitz von Leipzig zwischenzeitlich nach Berlin in gemieteten Räumen am Chamissoplatz 5. 1906 zog der Verband wieder nach Leipzig. Nach dem erneuten Beschluss, den Verbandssitz endgültig nach Berlin zu verlegen, erwarb der Verband 1921 das Eckhaus Chamissoplatz 5/Willibald-Alexis-Straße 16 und nutzte dieses bis zum Neubau an der Dudenstraße (vgl. Rehm, Max Taut, S. 10). 82 Protokoll der zehnten Generalversammlung vom 14. bis 24. Juni 1920 in Nürnberg, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Berlin [1921], S. 321. 83 Vgl. Protokoll vom dreizehnten Verbandstag der Deutschen Buchdrucker 1926, S. 47. 84 F., A.: Verbandshaus der Buchdrucker, in  : Volk und Zeit, 22. Mai 1926, Nr. 22 [o. S.]. 85 Jubiläum des Verbandes und Verbandshaus im Urteil der Presse, in  : Korrespondent, 64. Jg., Nr. 44, 5. Juni 1926 u. Nr. 45, 9. Juni 1926, S. 240 f. 86 Platz, Baukunst, S. 75.

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Donaugau], 22. Mai 1926 (Nr. 22)  ; Gearbeitet, gewerkschaftet, gewohnt. 75 Jahre Verbandshaus der Deutschen Buchdrucker von Max Taut, hrsg. von der Industriegewerkschaft Medien, Druck und Papier, Publizistik und Kunst, Berlin 2000  ; Gewerkschafts-Zeitung, 36.  Jg., Nr.  21, 1926, S. 298  ; Hajos, E. M. und Leopold Zahn  : Berliner Architektur der Nachkriegszeit, Berlin 1928  ; Das Haus der Buchdrucker, in  : Das Kunstblatt, 10.  Jg., Nr.  7, Juli 1926, S. 250  ; Das Haus des Verbandes der Deutschen Buchdrucker  ; Hüter 1988  ; Kl.: Der asketische Bau. Eine Arbeitsstätte der modernen Sachlichkeit, in  : Die Welt am Abend, 4. Jg., Nr. 120, 27. Mai 1926  ; Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer, 64. Jg., Nr. 1, 6. Januar 1926, Nr. 40, 22. Mai 1926, Nr. 44, 5. Juni 1926, Nr. 45, 9. Juni 1926 u. Nr. 49, 23. Juni 1926  ; Max Taut. Bauten und Pläne  ; Max Taut. Bauten (1932)  ; Menting, Max Taut, insbes. S. 267–270  ; Osborn, Das Haus der Buchdrucker  ; Platz, Die Baukunst der neuesten Zeit  ; Protokoll vom [10. bis 14.] Verbandstag des Verbandes der Deutschen Buchdrucker, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Berlin [1920 bis 1929]  ; Rehm, Max Taut  ; Soziale Bauwirtschaft, 9. Jg., Nr. 24, 15. Dezember 1929  ; Taut, Bruno  : Zur Bauplastik, in  : Die Form, 1927, Heft 1, S. 60 f.; Urkunde zur Grundsteinlegung (1924)  ; Wörner, Martin u.a.: Architekturführer Berlin, 6., überarb. und erw. Auflage, Berlin 1997. Abb.76, 77, 168, 169, 170 31. Berlin Haus des Gesamtverbands der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs Michaelkirchplatz 1/2/Engeldamm 70/71 (ehem. Engelufer 27–31) Neubau 1926–1932 Bauherr Verlagsanstalt Courier GmbH, Berlin Entwurf Arch. Bruno Taut (Büro Taut und Hoffmann), Berlin Bauleitung Franz Hoffmann, Max Taut Ausführung Bauhütte Berlin GmbH Bauschmuck Rudolf Belling (Relieffries)  ; Fritz Pietsch (Bronzestatue) Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : 1909 Einrichtung eines Hausbaufonds zum Zweck des Erwerbs bzw. der Errichtung eines Verbandshauses  ; 1911/12 Ankauf der Grundstücke Engelufer 28, 29, 30, 31 und Michaelkirchplatz 1/2 (nach Hinzukauf der Grundstücke Michaelkirchplatz 4 im Jahr 1926 sowie der Nr. 5 u. 6 in 1929 insges. 3 510 qm Grundstücksfläche vorhanden)  ; 1926 Entwurf von Bruno Taut für einen Bürohausneubau  ; Beginn der Arbeiten 1927  ; erst am 19. September 1929 Grundsteinlegung  ; Anfang 1932 Fertigstellung (Baukosten rd. 4,5 Millionen Mark)  ; Sitz der Hauptverwaltung, der Verlagsanstalt Courier und weiterer Eigenbetriebe des Gesamtverbands. Am 17. März 1933 erstmals von SA durchsucht und polizeilich geschlossen  ; am 2. Mai 1933 erneut von SA gestürmt und endgültig beschlagnahmt, in der Folgezeit von NSBO und DAF genutzt (u.a. Sitz des Schatzamts und des sog. »Amts für Selbsthilfe«, Nachfolgeinstitution des beschlagnahmten gewerkschaftlichen Unterstützungswesens)  ; im Krieg schwer beschädigt, der Sitzungssaal zerstört. 1948 FDGB-Besitz  ; bis 1951 Wiederherstellung (dabei Fassade und Inneres z. T. stark verändert, Wiederaufbau des Sitzungssaals, Nutzung als Kantine)  ; bis 1987 Sitz des FDBG-Bundesvorstands. 1993 Ankauf durch die ÖTV, 1996–1998 Sanierung und Umbau (dabei u.a. die urspr. Fensterteilung wiederhergestellt)  ; 2001 bis 2009 Leerstand  ; 2009 Verkauf an Privatinvestor, Umbau für Wohnzwecke (Eigentum) und Geschäftszwecke, heute »Taut-Haus« genannt. 303

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Beschreibung  : Regelmäßige, sechsgeschossige und um zwei Innenhöfe geführte Bürohausanlage mit filigraner, aus der Stahlskelettkonstruktion entwickelter Fassadengliederung  ; leichte Betonung der Horizontalen durch um die gerundete Gebäudeecke geführte Fensterbrüstungen mit ursprünglich vermutlich dunkel getönter Muschelkalkverkleidung  ; das erste OG über der verglasten Sockelzone etwas höher als die übrigen Bürogeschosse, das oberste Geschoss als zurückgesetztes Staffelgeschoss ausgebildet  ; an der Längsseite flacher Mittelrisalit über drei Achsen, dort Haupteingang  ; Straßenfronten mit Muschelkalkverkleidung, Hoffassaden in Keramik. Raumprogramm  : Im EG Läden87  ; im 4./5.  OG großer Sitzungssaal (Lage in der Mitte des Gebäudes zwischen den Höfen) mit schräger Eisenbinderkonstruktion und Oberlicht, geeignet für 160 Personen  ; kleines Sitzungszimmer für 60 Personen sowie vier weitere für je 25 Personen. Sonst überwiegend Büro- und Verwaltungsräume (5 500 qm Nutzfläche) für den Verband und die verbandseigene Verlagsanstalt »Courier« samt Druckerei  ; im DG Archiv (930 qm Nutzfläche). Technische Ausstattung  : Zwei Personenaufzüge und ein Paternoster. Künstlerische Ausstattung  : Im Eingangsbereich lebensgroße Bronzestatue eines Arbeiters (Bildhauer Fritz Pietsch88)  ; mehrere Muschelkalkreliefs89  ; im großen Sitzungssaal sechsteiliger Relieffries90 von Rudolf Belling an dem Konstruktionsbalken, der die geknickten Seitenwände des Saals in einen vertikalen und einen schrägen Abschnitt unterteilt  : Darstellungen von Arbeitsprozessen aus den dem Gesamtverband angeschlossenen Berufen91  ; wegen des starken Lichteinfalls durch die oben und unten anschließende Verglasung mit besonders tiefem Relief ausgeführt, zusammengesetzt aus mehreren einzeln modellierten, gegossenen und getönten Schichten aus Bronze, Messing und Kupfer (teilweise geätzt und versilbert)  ; an der Stirnseite des Saals (über dem Vorstandspodium) Sinnspruch »Vereinte Kraft – Großes schafft« und Emblem. Bemerkung  : Der Gesamtverband ging auf hunderte kleinere Vereine zurück und war das Ergebnis eines jahrzehntelangen kontinuierlichen Konzentrationsprozesses, wie ihn sonst keine andere Einzelgewerkschaft vollzogen hat. Zu Beginn des Bauprojekts handelte es sich beim Bauherren um den Deutschen Verkehrsbund, der 1922 aus dem 1896 gegründeten Zentralverband der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands (ab 1907 Deutscher Transportarbeiterverband genannt) hervorgegangen war. Am 9. Oktober 1929, noch vor Vollendung des Verbandshauses, schloss sich der Verkehrsbund mit drei weiteren Einzelgewerkschaften (Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter, Verband der Gärtner und Gärtnereiarbeiter, Verband Deut87 Unter anderem für Buchhandlung und Filialen der Lindcar-Fahrradwerke und des Gewerkschaftskaufhauses »Wi-Wo« (Wirtschafts- und Wohlfahrtseinrichtungen des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes)  ; diese und die folgenden Flächenangaben aus  : Vorwärts, 46.  Jg., Nr.  532, Abendausgabe, 12.  November 1929. 88 Gestiftet von der Internationalen Föderation des Personals in öffentlichen Diensten und Betrieben  ; Abb. in  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 22. Mai 1932 (Abb., dort der Name »Petsch« angegeben)  ; vgl. auch Schwarz, Jacques  : Engeldamm 70. Ein Gewerkschaftshaus und seine wechselvolle Geschichte, in  : Vereinte Kraft – Großes schafft, S. 15–47, hier S. 32. 89 Eines dieser Reliefs (»Mole im Hamburger Hafen«), von denen ehemals angeblich auf jeder Etage eines vorhanden war, kam zu Beginn der Sanierung in den 1990er Jahren hinter einer Holzverkleidung zum Vorschein, ging dann aber im Laufe der weiteren Arbeiten endgültig verloren  ; vgl. Schwarz, Engeldamm 70, S. 43. 90 Nicht erhalten. 91 Aufzähung der dargestellten Berufe s. Taut, Plastik und Malerei, S. 235 f.

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scher Berufsfeuerwehrmänner) zum »Gesamtverband« (Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs) zusammen und avancierte so mit knapp 700 000 Mitgliedern zur zweitgrößten Einzelgewerkschaft nach dem DMV. Das erste Büro des Zentralverbands wurde am 1. Februar 1897 in der Berliner Heiligengeiststraße 15 eröffnet und im darauf folgenden Jahr in die Bischofstraße 13 verlegt. Ab 1900 hatte der Verband seinen Hauptsitz im neu errichteten Gewerkschaftshaus. 1903 wurden die dort gemieteten Räume zu eng und der Verbandsvorstand zog um in das Eckgebäude am Engelufer 21/Michaelkirchplatz 1, zunächst nur als Mieter. Mit dem Ankauf der Baugrundstücke am Michaelkirchplatz  1910/11 wurde sogleich der Bau eines neuen Verbandshauses in Angriff genommen und der Architekt Alexander Weiß mit der Anfertigung eines Entwurfs beauftragt, die Ausführung scheiterte allerdings mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Erst 1926 konnten die Neubaupläne wieder aufgegriffen werden, diesmal wurde ein neuer Auftrag an das Büro Taut und Hoffmann erteilt, in dem zur damaligen Zeit Max und Bruno Taut sowie Franz Hoffmann tätig waren. Der Bau gilt als Entwurf Bruno Tauts.92 Da sich dieser während der letzten Bauphase allerdings bereits in Moskau aufhielt, wurde er bei der Überwachung der Fertigstellung des Baus von seinem Bruder Max vertreten. Die laufenden Verhandlungen über den Zusammenschluss des Verkehrsbundes mit den Verbänden der Gemeinde- und Staatsarbeiter und der Eisenbahner verzögerten jedoch die Baupläne, da der tatsächliche Raumbedarf vom Ergebnis der Verhandlungen abhing. Erst als Ende 1928 feststand, dass der Einheitsverband der Eisenbahner sich dem neuen Großverband nicht anschließen würde, konnte der Bau vorangetrieben werden. In das neue Haus sollten dem Verkehrsbund bzw. Gesamtverband, der Verband der Gemeinde und Staatsarbeiter und der Verband der Gärtner und Gärtnereiarbeiter einziehen. Der Bau nimmt in Bruno Tauts Gesamtwerk eine gewisse Sonderstellung ein, gibt es darin doch kaum Geschäfts- und Bürohäuser. Der Entwurf erfüllte die allgemeinen zeitgenössischen Ansprüche an repräsentative Verwaltungs- oder Geschäftsbauten. Der Bau- und Ausstattungsaufwand entsprach durchaus dem, was auch für eine Unternehmensverwaltung oder einen Industrieverband angemessen gewesen wäre. Was den aufwendigen und kostspieligen Holzausbau des Sitzungssaals im Fall des Gesamtverbandshauses betrifft, ist belegt, dass dieser nicht etwa durch die Architekten, sondern vom Verbandsvorstand selbst in Auftrag gegeben wurde.93 Demnach hatten Taut und Hofmann die ausführende Firma Fischer & Co. lediglich mit der Herstellung der Fenster und Türen beauftragt und der Vorstand hingegen alle übrigen Arbeiten, so die Tischlerarbeiten im Sitzungssaal und die Büromöbel, »unter Ausschaltung der Architekten« direkt bestellt und in diesem Zusammenhang von Fischer & Co. »das auserlesenste Material« und »allerbeste Werkmannsarbeit« gefordert.94 Die anspruchsvolle Haltung des Vorstands führte 92 Angesichts der widersprüchlichen Quellenlage ging Kurt Junghanns davon aus, dass Max Taut wesentliche Änderungen an Brunos Entwurf vornahm (vgl. Junghanns, Kurt  : Bruno Taut 1880–1938, 2., erw. Auflage, Berlin 1983, S. 92)  ; dieser Auffassung haben Speidel, Das Haus des Deutschen Verkehrsbundes (1992), S. 180, und Menting, Max Taut, S. 287, widersprochen. 93 Dies geht aus den Akten eines in den Jahren 1933 bis 1936 geführten Gerichtsstreits hervor, in dessen Rahmen die Firma Fischer & Co. die Bezahlung offener Rechnungen gegenüber der Verlagsanstalt Courier GmbH einklagte, vgl. BArch Berlin, R 1501/10681 (dort ist auch der Beginn der Bauarbeiten für das Jahr 1927 angegeben). 94 Dies geht aus den Akten eines in den Jahren 1933 bis 1936 geführten Gerichtsstreits hervor, in dessen

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zu einer nicht unerheblichen Verteuerung des Baus, was letztlich personelle Konsequenzen nach sich zog95 und später von der nationalsozialistischen Propaganda als Beispiel für die Verschwendungssucht der »Gewerkschaftsbonzen« ausgeschlachtet wurde.96 Quellen  : AdK Berlin (BTS–28–270)  ; BArch Berlin (R 1501/10681, NS 5 II 1968) Literatur  : Arbeitertum, 4. Jg., Folge 3, 1. Mai 1934, S. 8  ; Deutscher Verkehrsbund, 7. Jg., Nr. 38, 21. September 1929, S. 307 f.; Hegemann, Der Bildhauer als Teufelsbeschwörer  ; Jahrbuch [1928, 1929], hrsg. vom Deutschen Verkehrsbund, Bundesvorstand, Berlin [1929, 1930]  ; Junghanns, Bruno Taut  ; Kiehl, Walter  : Michaelkirchplatz 1  : Amt für Selbsthilfe, in  : Der Deutsche, 14. Jg., Nr.  246, 21. Oktober 1934  ; Menting, Max Taut  ; Nerdinger, Rudolf Belling  ; Bruno Taut 1880– 1938 (2001)  ; Schmoll gen. Eisenwerth, Zum Werk von Rudolf Belling  ; Speidel, Das Haus des Deutschen Verkehrsbundes (1992)  ; Speidel, Haus des Deutschen Verkehrsbundes  ; Taut, Plastik und Malerei in der modernen Architektur  ; Unser Verbandshaus – GV, bearb. von Jacques Schwarz, hrsg. von der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, Bezirksverwaltung Berlin, Berlin 1993  ; Urkunde zur Grundsteinlegung für das Verwaltungsgebäude  ; Vorwärts, 46. Jg., Nr. 532, Abendausgabe, 12. November 1929  ; Wörner, Martin u.a.: Architekturführer Berlin, 6., überarb. und erw. Auflage, Berlin 1997  ; Zur Grundsteinlegung des Verbandshauses am 19. September 1929, in  : Deutscher Verkehrsbund, 7. Jg., Nr. 40, 5. Oktober 1929, S. 321 f. Abb. 80, 81, 82, 171 32. Berlin Haus des Deutschen Baugewerksbundes Friedrichstraße 5/6 Ankauf und Umbau 1928/29 Träger Treuhandgesellschaft des Deutschen Baugewerksbundes mbH Entwurf Arch. Beeser (Architekturbüro des Dt. Baugewerksbundes) Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : Mitte der 1920er Jahre Beschluss zur Verlegung des Verbandssitzes (s. Kat. Nr. 131) von Hamburg nach Berlin  ; vermutl. um 1928 Ankauf des Bürohausgrundstücks Friedrichstraße 5/6 (errichtet 1913), im Anschluss umfangreicher Umbau nach Plänen des verbandseigenen Architekturbüros  ; am 3. Dezember 1929 Einweihung des neuen Bundeshauses. Beschreibung  : Fünfgeschossiges Geschäftshaus mit Sandsteinfront in Formen eines modernisierten Neoklassizismus. Raumprogramm  : Im EG Ausstellungsräume und Expedition  ; in den oberen Geschossen Räume für die einzelnen Verbandsabteilungen (Vorstand, Kasse, Unterstützungswesen, Architekturbüro, Jugendabteilung, Lichtbild- und Filmabteilung, Redaktion des »Grundstein«, Archiv, Kantine im DG) sowie mittelgroßer Konferenzsaal mit »gediegener Ausstattung« und Filmvorführsaal. Bemerkung  : Wie viele andere gewerkschaftliche Institutionen sah sich auch der Baugewerksbund am Ende der 1920er Jahre veranlasst, seine bisher in Hamburg gelegene Zentrale nach Rahmen die Firma Fischer & Co. die Bezahlung offener Rechnungen gegenüber der Verlagsanstalt Courier GmbH einklagte, vgl. BArch Berlin, R 1501/10681 (dort ist auch der Beginn der Bauarbeiten für das Jahr 1927 angegeben). 95 Schwarz, Engeldamm 70, S. 27 f. 96 Vgl. Speidel, Haus des Deutschen Verkehrsbundes, S. 376.

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Berlin zu verlegen. Das für diesen Zweck erworbene Haus wurde im Rahmen eines Umbaus sowohl innen als auch außen stark verändert. Die wuchtige Sandsteinfassade zeigt den Versuch, das klassische Repräsentationsmotiv der Tempelfront in eine moderne Gestaltung zu übertragen. Das Innere war nach eigener Aussage »solide und geschmackvoll«97 eingerichtet. Der Ausstellungsbereich im Parterre war für informative Ausstellungen zum Bauarbeiterschutz vorgesehen. Den Umbau konzipierte der Architekt und SPD-Genosse Beeser, der das verbandseigene Architekturbüro des Baugewerksbundes leitete. Literatur  : Anders, Karl  : Stein auf Stein, Frankfurt am Main u.a. 1969  ; Bundeseigener Haus- und Grundbesitz, hrsg. vom Deutschen Baugewerksbund Berlin 1930 (Abb.)  ; Einweihung des Hauses des Deutschen Baugewerksbundes, in  : Gewerkschaftszeitung, 39. Jg., Nr. 50, 1929, S. 795  ; Ereignisreiche Tage unseres Baugewerksbundes Abb. 172 33. Berlin Haus des Deutschen Metallarbeiter-Verbands Alte Jakobstraße 148–155 Neubau 1929/30 Bauherr Alexander Schlicke & Co. oHG, Stuttgart bzw. Berlin Entwurf Erich Mendelsohn, Berlin, mit Rudolf W. Reichel, Stuttgart Bauleitung Ernst Sagebiel98 Ausführung Industriebau Held & Francke AG, Berlin (Eisenbetonkonstruktion)  ; Bauhütte Berlin GmbH (u.a. Maurerarb.) Bauschmuck Vermutl. Ludwig Gies (Wandgemälde) Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Auf dem Verbandstag in Karlsruhe im August 1928 endgültiger Beschluss zur Sitzverlegung der Hauptverwaltung von Stuttgart (s. Kat. Nr. 295) nach Berlin. Nach ausführlicher Prüfung der Möglichkeiten eines Umbaus des Verbandshauses an der Linienstraße und weiterer Ankaufsmöglichkeiten Beschluss zur Errichtung eines Neubaus  ; Erwerb eines »kostengünstigen« Grundstücks an der Alten Jakobstraße. Ausschreibung eines begrenzten Wettbewerbs unter den Architekten Paul Bonatz, Erich Mendelsohn, Rudolf W. Reichel (Stuttgart), Max Taut und Franz Hoffmann  ; Mendelsohn und Reichel mit der Ausarbeitung eines gemeinsamen Entwurfs beauftragt. Am 20. Juli 1929 Grundsteinlegung  ; am 17. August 1930 Einweihung. Am 2. Mai 1933 von SA besetzt und beschlagnahmt, fortan Sitz der DAF  ; 1944 ausgebrannt. Nach der Wiederherstellung ab 1952 Sitz der Verwaltungsstelle Berlin der IG Metall  ; bis 1995 Restaurierung. Beschreibung  : Repräsentatives, multifunktionales Verbandsgebäude  ; aus mehreren Bauteilen gruppierter, leicht asymmetrischer Komplex auf spitzwinkeligem Dreiecksgrundstück mit 97 Ereignisreiche Tage unseres Baugewerksbundes, in  : Der Grundstein, 42. Jg., Nr. 50, 14. Dezember 1929 [o. S., o. V.]. 98 Sagebiel war ab 1. Januar 1929 als Geschäftsführer in Mendelsohns Büro angestellt  ; zu seiner Beteiligung an der Ausführung des DMV-Hauses s. Dittrich, Elke  : Ernst Sagebiel. Leben und Werk 1892–1970, Berlin 2005, S. 43–46  ; überliefert ist außerdem ein Bauführer namens Eugen Mayer (Metallarbeiter-Zeitung, 30. August 1930).

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Vorplatzsituation  : Sechsgeschossiger, konkav geschwungener Kopfbau mit Versammlungsräumen und Vorstandsbüros, davon ausgehend zwei fünfgeschossige Bürotrakte entlang der Straßenzüge, diese auf mittlerer Höhe durch einen segmentbogenförmig geschwungenen Druckereitrakt mit zwei gestaffelten Geschossen verbunden, woraus sich ein kleiner, abgeschlossener Schmuckhof und ein größerer, offener Betriebshof ergeben  ; Ausführung in Eisenbetonskelettbauweise  ; an dem mit Canstätter Travertin verkleideten Kopfbau horizontale Fensterbänder mit Bronzerahmen, das oberste Geschoss (Sitzungssaal) doppelt so hoch ausgeführt, hier mittig hervortretend ein teilverglaster Runderker mit Fahnenmast  ; die Seitentrakte mit einfachen hochrechteckigen Holzfenstern auf durchlaufenden Sohlbänken, die Fassaden bis auf das mit Travertin verkleidete Sockelgeschoss weiß verputzt  ; an den weiß verputzten Hoffassaden Flure und Treppenhäuser als Erschließungslinien in Form horizontaler bzw. vertikaler Fensterbänder ablesbar. Raumprogramm  : Im Kopfbau niedrige Eingangshalle, direkt auf das offene Haupttreppenhaus zuführend, darüber Bibliothek, Büroräume des Vorstandes, Hauptkasse und großer Sitzungssaal  ; im EG der Seitentrakte Ladenräume (u.a. Filiale der Lindcar-Fahrradwerke), im 1. OG Büroräume, Zeitungs-Expedition, Buchhandlung, Kantine  ; im 2. OG Büroräume, Archiv, Hausmeisterwohnung  ; im 3.  OG Beratungszimmer, Büroräume, Telefonzentrale, Registratur  ; im 4. OG Büroräume  ; im Keller Wirtschaftsräume, Wasch- und Umkleideräume, Lagerräume  ; Druckereitrakt mit Maschinensaal, Packraum, Buchbinderei, Setzerei und Verwaltungsräumen. Innenausstattung  : Eingangshalle mit Travertinverkleidung  ; das als verglaste Eisenbetonspirale ausgebildete Haupttreppenhaus durch ein Geländer aus Silberbronze und eine stockwerksübergreifende Hängelampe99 aus gläsernen Halbkugeln besonders ausgezeichnet  ; im großen Sitzungssaal Wandgemälde mit Arbeitsdarstellungen von Metallindustriearbeitern vermutl. nach Entwurf von Ludwig Gies100 (nicht erhalten), an den Seitenwänden Holzpaneele mit senkrecht montierten Leuchtstoffröhren, Mobiliar nach Entwurf Mendelsohns  ; Büroräume mit cremeweißem Anstrich, Einbauschränken und Waschgelegenheit. Technische Ausstattung  : Warmwasserheizung, alle Büroräume mit Wasseranschluss  ; Personenruf- und Lichtsignalanlage  ; Haustelefon  ; Personenaufzüge. Bemerkung  : Die seit 1913 immer wieder debattierte Sitzverlegung nach Berlin war im DMV nicht unumstritten.101 1928 setzten sich die Befürworter mit dem Hauptargument durch, die politischen Interessen des Verbands könnten nur in der Hauptstadt angemessen vertreten werden. Nachdem der Umbau der bestehenden Berliner Verbandsimmobilien und der Ankauf eines weiteren Geschäftshauses für unzweckmäßig befunden wurden, veranstaltete der Verband einen be-

 99 Die Lampe hatte der politische Gegner, der Verband deutscher Druck und Papierfabrikanten, gestiftet  ; vgl. Buddensieg, Man klammert sich, S. 14. 100 Abb. in  : Volk und Zeit, 1930, Nr. 35 [o. S.]  ; das Bildthema bezeichnet bei Stephan, Regina  : Studien zu Waren- und Geschäftshäusern Erich Mendelsohns in Deutschland, zugl. Phil. Diss. Ludwig-Maximilians-­ Universität München 1992, München 1992, S. 155  ; Gies als Autor des Wandgemäldes genannt bei Pavel, Thomas  : Haus des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes. Erich Mendelsohn  –  Georg Kolbe, in  : Barcelona-Pavillon. Mies van der Rohe & Kolbe. Architektur & Plastik, Berlin 2006, S. 162–166, hier S. 163. 101 Gegen die Verlegung des Sitzes äußerte sich der kommunistische Flügel des DMV, der eine größere Nähe zu den Vorständen von ADGB und SPD nicht willkommen war  ; andere sprachen sich aus finanziellen Gründen gegen einen Umzug aus  ; vgl. Verbandstag der Metallarbeiter, in  : Vorwärts, 45. Jg.Nr. 385, 16. August 1928, Morgenausgabe.

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grenzten Wettbewerb, zu dem »vier namhafte Architekten«102 eingeladen wurden  : Paul Bonatz, Rudolf W. Reichel (beide Stuttgart), Erich Mendelsohn sowie Max Taut103 und Franz Hoffmann (Berlin). Die eingesetzte Baukommission104 wählte die Entwürfe Mendelsohns und des unbekannteren Reichel aus, die als »in ihren Grundzügen einigermaßen gleich« angesehen wurden. Die beiden Architekten wurden beauftragt »aus beiden Plänen das Beste« zu gewinnen und gemeinsam ein neues Modell anzufertigen.105 Der schließlich ausgeführte Bau trägt allerdings unzweifelhaft die Handschrift Mendelsohns, in dessen Büro auch die Ausarbeitung vorgenommen wurde. Reichels gestalterischer Einfluss hielt sich offenbar in Grenzen.106 Mendelsohn hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mit den Gewerkschaften als Bauherren zu tun gehabt – allerdings hatte sich sein 1927 für den ADGB in Zwickau ausgearbeitetes Volkshausprojekt zu diesem Zeitpunkt offenbar bereits wieder zerschlagen. Die Ausführung der Eisenbetonkonstruktion wurde nicht wie üblich der Bauhütte übertragen, sondern an den Mitbewerber Held & Francke vergeben, der die Bauhütte um 43 000 RM unterboten hatte. Dieses Vorgehen brachte dem DMV den Vorwurf des Baugewerksbunds ein, sich dem Privatkapitalismus »ausgeliefert« zu haben.107 Der Bauplatz für die neue DMV-Zentrale lag städtebaulich einigermaßen günstig an der Einmündung der Alten Jakobstraße in eine an dieser Stelle neu projektierte Entlastungsstraße, unweit des Belle-Alliance-Platzes (heute Mehringplatz) und des Zeitungsviertels, wo sich auch das »Vorwärts«-Haus, die Parteizentrale der SPD, befand. Der DMV erwarb das Grundstück von der Lindenhaus-AG, der Grundstücksverwaltungsgesellschaft des »Vorwärts«, dessen Zentrale sich weiter nördlich in der Lindenstraße  6 befand. Die Frankfurter Volksstimme berichtete im August 1929, dass das im Bau begriffene Verbandshaus mit den dicht angrenzenden, »der Sozialdemokratischen Partei gehörigen Gebäude(n)« »in absehbarer Zeit einen geschlossenen Komplex bilden« solle, 102 Jahr- und Handbuch für Verbandsmitglieder über das Jahr [1927 bis 1931], hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Berlin [1928 bis 1932], hier 1928 [1929], S. 318. 103 Während in der Bauwelt, 20. Jg., 1929, Nr. 33, S. 765, Max Taut genannt wird, ist in der Bauzeitung, 63. Jg., Nr. 34, 1930, S. 304 fälschlich von dessen Bruder Bruno Taut die Rede. Zu Tauts Wettbewerbsentwurf vgl. Menting, Max Taut, S. 119 (Abb. 116) u. S. 290. 104 Der Baukommission gehörten die DMV-Vorstandsmitglieder Karl Schott, Alwin Brandes und Schäfer sowie die Ausschussmitglieder Weißig und Siegel an  ; vgl. Ordentlicher Verbandstag, S. 163. 105 Ebd. 106 Im Vergleich zu dem ausgeführten konsequent modernen Bau Mendelsohnscher Prägung erscheint Reichels ursprünglicher Wettbewerbsbeitrag behäbig. Formal zeigen beide Entwürfe zwar eine ähnliche Gliederung der Baumassen in Kopfbau und Seitenflügel, allerdings könnten sie was Ästhetik, Detailausbildung und Proportion betrifft, kaum unterschiedlicher sein. Werner Hegemann polemisierte 1930 gegen Reichels Entwurf im »Teutonenstil« und stichelte, dieser werde »sicher heute dankbar sein, daß ihn Mendelsohn vor der Ausführung bewahrte« (vgl. Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, 14. Jg., Nr. 10, 1930, S. 467, mit Abb.). Zur Frage, warum der vergleichsweise unbekannte Bonatz-Schüler Reichel (vgl. Werner 1931, S. 15) überhaupt zum Wettbewerb eingeladen und schließlich sogar an der Planung beteiligt worden war, mutmaßt Regina Stephan, der Architekt habe in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zum damaligen DMV-Vorsitzenden Georg Reichel gestanden (vgl. Stephan, »Wir glauben an Berlin  !«, S. 323, Anm. 10). 107 Die Bauhütte Berlin GmbH wurde schließlich immerhin mit den Maurer-, Rabitz- und Putzarbeiten und die Steinmetzhütte Berlin mit der Ausführung der Travertinverkleidungen an der Fassade und im Foyer beauftragt  ; vgl. Soziale Bauwirtschaft, 10. Jg., Nr. 20/21, 25. Oktober 1930, S. 422 f.

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um »ein rotes Viertel im roten Berlin« zu schaffen.108 Ob Mendelsohns durch Skizzen und eine Modellfotografie überlieferte Gesamtplanung für das Baugelände am Durchbruch der Lindenstraße tatsächlich für den »Vorwärts« bestimmt war, ist nicht gesichert.109 Die Planung umfasste einen langen, geschwungenen Gebäuderiegel entlang der gegenüber liegenden Straßenlinie, der durch eine viergeschossige Überbrückung mit dem Metallarbeiter-Verbandshaus verbunden werden sollte. Infolge der Nichtausführung des Komplexes sah Mendelsohn »das Gesamtbild erschüttert«.110 Der Entwurf für das DMV-Gebäude musste zu einem freistehenden Bau abgewandelt werden. Die von Werner Hegemann als »etwas schmächtig und fast willkürlich angeklebt wirkend«111 kritisierten Seitenteile sind als eine Folge dieser Planungsänderung anzusehen. Für die Eingangshalle waren künstlerische Wandgestaltungen vorgesehen, die allerdings nicht zur Ausführung kamen. Mendelsohn hatte gefordert, für ein Kunstwerk an einer solchen »hervorragende(n) Stelle« sollten »nur Künstler von Rang« in Frage kommen.112 Konkret stellte er sich eine »große figürliche Darstellung in einer flachen Technik« vor.113 Am 2. Mai 1930 wurde ein »interner« Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich Oskar Schlemmer, Rudolf Belling und Ludwig Gies beteiligten. Gies entwarf offenbar ein nicht dokumentiertes Stuckrelief »Arbeiter am Dampfhammer« sowie ein metallverkleidetes Holzrelief.114 Schlemmers überlieferter Wettbewerbsbeitrag zeigt eine abstrakte Wandgestaltung aus montierten Metallplatten und plastischen Elementen in geometrisch-technischen Formen rund um das DMV-Emblem.115 Dass der 108 Volksstimme [Frankfurt], 40. Jg., Nr. 134, 9. August 1929 [o. S.]. 109 Regina Stephan geht von einem Vorwärts-Komplex aus und stützt sich auf einen Brief Mendelsohns an seine Frau Luise vom 22. Juli 1928, Mendelsohn-Archiv, Briefe 44, zit. bei  : Erich Mendelsohn. Architekt 1887–1953, S. 323, Anm. 12. Eine bei Bruno Zevi zitierte Erinnerung Mendelsohns lässt darauf schließen, dass der dem DMV-Haus gegenüber liegende Gebäudeteil für die Reichsdruckerei gedacht war (vgl. Zevi, Bruno  : Erich Mendelsohn, Zürich 1983, S. 111). Dies scheint auch ein anderes Schreiben Mendelsohns zu bestätigen (vgl. Erich Mendelsohn. Architekt 1887–1953, S. 146 f.). Die im August 1929 in der Frankfurter Volksstimme abgebildete Zeichnung zeigt das Verbandshaus freistehend, obwohl die VorwärtsPlanung laut des Begleittextes noch aktuell ist (Volksstimme [Frankfurt], 40. Jg., Nr. 134, 9. August 1929). Dies spricht dagegen, dass das Modellfoto von 1928 die Vorwärts-Planung wiedergibt. Demnach müsste es sich um ein anderes, verworfenes Bauprojekt, womöglich für die Reichsdruckerei, handeln. 110 Zit. nach Zevi, Erich Mendelsohn (1983), S. 111. 111 Hegemann, Werner  : Erich Mendelsohn’s Kaufhaus Schocken-Chemnitz, in  : Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, 14. Jg., Nr. 8, 1930, S. 345–350 (hier S. 346). 112 Vgl. Brief Mendelsohns an Georg Kolbe, 25. Februar 1931, zit. nach Pavel, Haus des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes, S. 163. 113 Offenbar hatte Mendelsohn diese Vorgaben Gies’ gegenüber geäußert  ; ob auch die anderen Wettbewerbsteilnehmer ähnliche Hinweise zur Ausführung bekamen, ist nicht bekannt  ; Brief von Mendelsohns Rechtsanwalt Siegfried Moses an Georg Kolbe, 15. Mai 1931, zit. nach Pavel, Haus des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes, S. 165 sowie Anm. 12, S. 187 (Anhang). 114 Letzteres ist durch eine im Juni 1932 durch Theo Bechteler und Kurt Schumacher angelegte Kohlezeichnung überliefert, vgl. Ludwig Gies 1887–1966, Ausstellung im Museum Morsbroich Leverkusen und im Georg-Kolbe-Museum Berlin, hrsg. von Bernd Ernsting, Leverkusen u.a. 1990, S. 75. 115 Vermutlich war von Schlemmer eine doppelte Ausführung in symmetrischer Anbringungen links und rechts des Treppenaufgangs geplant  ; vgl. Maur, Karin von  : Oskar Schlemmer. Œuvrekatalog der Gemälde, Pastelle und Plastiken, 2 Bde., München 1979, Bd. 1, S. 207, Bd. 2, S. 302 f. (Kat.-Nr. A 398). Vom ästhetischen Standpunkt aus wäre der ausgeführte Entwurf dem »Buchdruckerwappen« Bellings im Ver-

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Entwurf, der von Mendelsohn als »entsprechend und gut« beurteilt wurde, »trotz beiderseitigem besten Willen« nicht zur Ausführung kam, mag an mangelndem Entgegenkommen des DMV gelegen haben.116 Überliefert ist außerdem ein ebenfalls nicht ausgeführter Entwurf117 des Bildhauers Georg Kolbe, der eine Wettbewerbsbeteiligung zunächst abgelehnt hatte, aber dann im Juni 1930 auf persönlichen Wunsch Mendelsohns doch zwei Pinselzeichnungen und ein (nicht erhaltenes) Gipsmodell anfertigte  ; die Zeichnungen zeigen zwei dynamisch angelegte Großfiguren, für die linke Wand eine Prometheusfigur, für die rechte einen aufsteigenden Phönix.118 Die Symbolik von Kolbes Entwurf entsprach dem architektonischen Anliegen Mendelsohns, einen Bau zu schaffen, der »mehr als eine Arbeitsstätte [ist], die nur reibungslos funktioniert, mehr als ein Zweckbau, der nur seine Voraussetzungen restlos zu erfüllen hat – sondern […] gleichzeitig ein Symbol der großen Macht des arbeitenden Volkes, das sich anschickt, selbst frei zu sein und der eigene Träger seines Schicksals […]«.119 1933 erhoben die Nationalsozialisten im Zusammenhang mit dem Verbandshausbau den Vorwurf der Verschwendung »vom Munde abgesparte(r)« Arbeitergroschen, um die inzwischen gleichgeschaltete Gewerkschaft bei ihrer Klientel zu diffamieren. Im Dritten Reich mussten die beiden DMV-Embleme an den »Schläfen« des Kopfbaus den Insignien der Deutschen Arbeitsfront weichen, die sich des traditionellen Symbols des DMV, des Zahnrades, bemächtigte, indem sie die Initialen des Verbandes durch ein Hakenkreuz ersetzte. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968)  ; AdK Berlin (EMF–28–27–1 bis EMF–28–27–19  ; MTF– 20–72, F. 1a–b) Literatur  : 50 Jahre Metallarbeiterverbandshaus   ; 75 Jahre Industriegewerkschaft 1891–1966. Vom Deutschen Metallarbeiter-Verband zur Industriegewerkschaft Metall, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall für die Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt 1966  ; 100 Jahre im Wort. Die Metall-Zeitung von 1883–1983. Ein Querschnitt in Faksimiles, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Frankfurt am Main 1983  ; Arbeitertum, 4.  Jg., Folge  4, 15.  Mai 1934, S. 20  ; Bauwelt, 20. Jg., Nr. 33, 1929, S. 765 u. 21. Jg., Nr. 41, 1930, S. 1–9  ; Blumenthal, Mit den bandshaus der Deutschen Buchdrucker nicht unähnlich gewesen  : Hier wie dort verbanden sich farbige und bronzefarbene Elemente zu einem weitgehend abstrakten, kubistisch-konstruktivistisch aufgebauten Relief. Während allerdings Bellings Relief mit seinem quadratischen Rahmen wenig Bezug auf die architektonische Raumsituation nimmt, wäre Schlemmers Arbeit untrennbar mit der Architektur des Treppenhauses verbunden gewesen. 116 Zitate aus Briefen Schlemmers an seine Frau vom 11. Mai 1930 und an den Wiesbadener Museumsdirektor Freiherr von Schenk zu Schweinsberg vom 19. Juni 1930, zit. nach Maur, Oskar Schlemmer, Bd. 1, S. 360, Anm. 24. 117 Verantwortlich für das Scheitern einer Ausführung von Kolbes Entwürfen waren offenbar Missverständnisse und Uneinigkeiten über die Auftragsvergabe und die Höhe des Honorars  ; vgl. Pavel, Haus des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes, S. 165 f. 118 Pavel deutet diese Darstellungen als »Sinnbilder« für den politisch-sozialen Anspruch des DMV, der den Menschen wie Prometheus »das Feuer und die Kultur« bringt und sich wie Phönix im Feuer stets erneuert. Er spekuliert, dass die Sinnbilder dem Verband »zu wenig realistisch erschienen«, da sie »dem einfachen Verständnis nicht leicht zugänglich« waren  ; vgl. Pavel, Haus des Deutschen MetallarbeiterVerbandes, Anm. 17, S. 187 (Anhang). 119 Zit. nach Der neunzehnte Verbandstag. Die Einweihung des neuen Verbandshauses in Berlin, in  : Metallarbeiter-Zeitung, 48. Jg., Nr. 35, 30. August 1930, S. 1 [o. V.].

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Groschen  ; Einigkeit ist das Gebot der Stunde  ; Erich Mendelsohn. Das Gesamtschaffen des Architekten  ; Erich Mendelsohn 1887–1953. Ideen Bauten Projekte, Ausstellung zum 100. Geburtstag aus den Beständen der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, bearb. von Sigrid Achenbach, Berlin 1987  ; Hermann, Moderner Berliner Zweckbau  ; Hüter, Architektur in Berlin 1900–1933  ; Jahrund Handbuch für Verbandsmitglieder  ; Krüger, 2. Mai 1933  ; Maur, Oskar Schlemmer  ; Menting, Max Taut  ; Der neunzehnte Verbandstag  ; Ordentlicher Verbandstag des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes. Protokoll vom [18., 19.] ordentlichen Verbandstag, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Berlin [1928, 1930]  ; Pavel, Haus des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes  ; Petry, Wilhelm  : Fortschritte im Eisenbeton-Hochbau im Jahre 1929, in  : Deutsche Bauzeitung, 64. Jg., Beilage Konstruktion und Ausführung, Nr. 6/7, S. 41–59  ; Rechenschaftsbericht an den [18., 20.] ordentlichen Verbandstag. Ausschuß des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes für die Geschäftsperiode [1926/28, 1930/32], hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Frankfurt am Main [1928, 1932]  ; Seeger, Hermann  : Bürohäuser der privaten Wirtschaft, 3. Auflage, Leipzig 1933  ; Soziale Bauwirtschaft, 10. Jg., Nr. 20/21, 25. Oktober 1930, S. 422 f.; Stark, Bürohäuser  ; Stephan, Studien zu Waren- und Geschäftshäusern Erich Mendelsohns  ; Stephan, »Wir glauben an Berlin  !«  ; Timm, Richard  : Das Haus des DMV in Berlin, in  : Gewerkschaftszeitung, 40.  Jg., 1930, S. 536/537  ; Verwaltungsgebäude des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes. Eröffnet am 17. August 1930, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband [Berlin 1930]  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1929, Nr. 30, 1930, Nr. 17 u. Nr. 35  ; Vorwärts, 46. Jg., Nr. 533, Morgenausgabe, 13. November 1929  ; Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, 14. Jg., Nr. 10, 1930, S. 467  ; Wörner, Martin u.a.: Architekturführer Berlin, 6., überarb. und erw. Auflage, Berlin 1997  ; Zevi, Erich Mendelsohn (1983)  ; Zevi, Bruno  : Erich Mendelsohn. The complete works, Basel/Boston/Berlin 1990 Abb.78, 79 Siehe auch → Charlottenburg 34. Bernburg (Saale)/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus Schulstraße 13–17/Wettinerstraße 14 Ankauf 1909 Träger Gewerkschaftshaus eGmbH, Bernburg Geschichtliche Daten  : 1909 Ankauf des »Thüringer Hof« (erbaut um 1900), Schulstraße 17, durch die Bau- und Erwerbsgenossenschaft eGmbH (1923 umfirmiert in Gewerkschaftshausgenossenschaft eGmbH)  ; 1916 und 1919 Zukauf weiterer Grundstücke  ; u.a. Sitz von Arbeitersekretariat und Parteisekretariat  ; während des Ersten Weltkriegs Reservelazarett. Im Dritten Reich »Haus der Deutschen Arbeit«  ; 1939 offizielle Übertragung auf die DAF. Nach 1945 FDGB-Vermögen  ; 1949 vollständige Erneuerung der Fassade Steinstraße und des Saals sowie Umbau im Inneren. Beschreibung  : Schulstraße 13–17  : Dreigeschossiges Wohngebäude mit Restaurant im EG, daran angrenzend Saalbau, der Saal mit Galerie und Bühne, geeignet für 650 Personen  ; im Hofraum Garten, Nebengebäude und Kegelbahn. Wettiner Straße 14  : Dreigeschossiges Wohnhaus mit Seitengebäude. 312

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Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 188 [Abb., Innen und Außenaufnahmen, Lageplan], SAPMO DY 34 5059, SAPMO DY 34 16/1137/4934, SAPMO Bild Y1-23281 N-P)

35. Bielefeld/Nordrhein-Westfalen Haus des Deutschen Metallarbeiter-Verbands »Eisenhütte« Marktstraße 8 Ankauf 1906 Neubau 1912/13 Bauherr Handelsgesellschaft Severing & Co. oHG, Bielefeld (später übertragen auf Alexander Schlicke & Co. oHG) Entwurf Arch. Alwin Haus, Bielefeld Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Zum 1.  Mai 1906 Ankauf des Hotels »Stadt Bielefeld« in der Marktstraße 8 samt Inventar durch den DMV bzw. die Handelsgesellschaft Severing & Co., gegründet durch den damaligen DMV-Geschäftsführer und späteren Reichsinnenminister Carl Severing und weitere fünf Verbandsmitglieder (Kaufpreis 115 000 Mark  ; das Grundstück später übertragen auf die Alexander Schlicke & Co. oHG)  ; beim anschließenden Umbau u.a. der ehem. Pferdestall zum Versammlungssaal für 250 Personen ausgebaut, im Hauptgebäude ein Restaurant, Gewerkschaftsbüros und Sitzungszimmer eingerichtet (Kosten 30 000 Mark)  ; Umbenennung in »Eisenhütte«  ; 1912/13 Abriss der alten Gebäude und Neubau eines Verbandshauses nach Plänen des Architekten Alwin Haus, Bielefeld (Kosten rd. 230 000 Mark)  ; am 19. April 1913 Eröffnung. Nutzung als Zentrale des DMV sowie Sitz sieben weiterer Gewerkschaftsverbände (u.a. Textilarbeiter, Buchdrucker und Eisenbahner), ebenso Sitz von Arbeitersekretariat (ab 1. April 1913), Gewerkschaftskartell, Zentralbibliothek und Volksfürsorge. Am 2. Mai 1933 Besetzung  ; nachfolgend Sitz von NSBO und DAF, Umbenennung in »Reinhold-Muchow-Haus«  ; am 17. Dezember 1938 offizielle Übertragung auf die DAF  ; im Krieg zerstört. Nach 1945 an gleicher Stelle Errichtung eines Neubaus durch die IG Metall. Beschreibung  : Dreigeschossiger Bau mit geschwungenem Mansardwalmdach in den Formen eines reduzierten Neobarock  ; Wände aus Ziegelmauerwerk, Decken überwiegend in Eisenbeton  ; die Straßenfront mit Tuffstein verblendet, hofseitig mit Zementmörtel verputzt  ; die Obergeschosszone gleichförmig-rasterartig durch schmucklose Kolossalpilaster gegliedert  ; das EG arkadenartig aufgebaut mit unorganisch »aufgeklebten« Pilastern, diese mit figürlichen Kapitellen, symbolisch auf die drei Hauptaufgaben des Hauses Erholung, Bildung und Erziehung anspielend. Im EG Gastwirtschaft und Saal für 350 Personen  ; im 1. OG entlang der Straßenfront Büros und kleinerer Saal mit etwa 150 Plätzen  ; im 2. OG Jugendheim und Büros  ; in allen Geschossen auch Beratungs- und Sitzungsräume  ; ebenfalls vorhanden ein kleiner Hotelbetrieb sowie Wohnräume. Bemerkung  : Für den DMV hatte die Errichtung der »Eisenhütte« große symbolische Bedeutung. Man wollte »Zeugnis ablegen« »von der wachsenden Macht und den Kulturbestrebungen der Arbeiterbewegung«, wie Carl Severing bei seiner Eröffnungsansprache am 19.  April 1913 betonte. Seinem Urteil nach wurde der Bau dieser »ideellen Zweckbestimmung« gerecht  : »Kraft und Schönheit atmet jede Linie, im Innern wie im Aeußern des Hauses. Die Statuen in den Lisenen der Tuffstein-Fassade versinnbildlichen im einzelnen seine Zweckbestimmung  : es soll der Erholung, der Bildung und Erziehung der Arbeiter gewidmet sein, den Gemeinsamkeitssinn fördern, aber auch für kommende Stürme und Kämpfe in seinen Räumen tüchtige Kämpfer und 313

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Strategen heranbilden lassen.«120 Im Laufe der Jahre siedelten sich rund um die Eisenhütte weitere Arbeiterorganisationen an (z. B. Geschäftsstelle des ADGB im AOK-Gebäude Marktstraße 19 und des Musiker-Verbandes in Brunnenstraße 5). Da der DMV mit dem 1922–1924 errichteten Ausflugs- und Festlokal bzw. Waldheim »Rütli«121 über eine weitere eigene Versammlungs- und Erholungsstätte verfügte, bestand für ihn 1926 kein Interesse am geplanten Bau eines gemeinschaftlichen Gewerkschaftshauses und er lehnte eine finanzielle Beteiligung ab (s. Kat. Nr. 36). Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968)  ; BArch Koblenz (Abt. B, Z 36 II/34, GPA I/21/49) Literatur  : »Es gilt die Arbeit zu befreien«  ; Geschäftsbericht [Jahresbericht] für das Jahr [1907 bis 1913, 1925], hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Bielefeld, Bielefeld [1908 bis 1914, 1926]  ; Potthoff, Heinz  : Werden und Wirken. Die Verwaltungsstelle Bielefeld des Deutschen Metallarbeiterverbandes, Bielefeld 1974 (Abb.)  ; Rath, Jochen  : 2. Mai 1933. Zerschlagung der freien Gewerkschaften in Bielefeld durch die Nationalsozialisten, http://www. bielefeld.de/de/biju/stadtar/rc/rar/01052008.html (Abruf am 15.  August 2014)  ; Reformführer Nordrhein-Westfalen (Abb.)  ; Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …« (Abb.)  ; Schreck, 40 Jahre Volkswacht Bielefeld  ; Vogelsang, Reinhard u.a.: Im Zeichen des Hakenkreuzes. Bielefeld 1933–1945, Katalog zur Ausstellung des Stadtarchivs in der Studiengalerie der Kunsthalle, Bielefeld 1983  ; Der Weg der Bielefelder Gewerkschaftsbewegung 1905–1984. Eine Dokumentation gewerkschaftlicher Tätigkeit in Selbstzeugnissen, bearb. von Gisbert Brenneke, Heinrich Lienker und Willi Vogt, 2 Bde., Bielefeld 1986  ; Zerschlagung der freien Gewerkschaften am 2. Mai ’33 in Bielefeld, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Bielefeld-Gütersloh, Bielefeld [o. J.] Abb. 173 36. Bielefeld/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus (nicht realisiert) Herforder Straße 20–24 Planung 1925 ff. Auftraggeber Bielefelder Gewerkschaftshausgesellschaft mbH Wettbewerbsausschreibung 1929/30 Geschichtliche Daten  : Bereits um 1900 Planungen im Gewerkschaftskartell, ein eigenes Gewerkschaftshaus zu errichten, diese jedoch nicht durchführbar. Ende 1925 Ausarbeitung eines umfangreichen Bauprojekts (Bürogebäude mit Gaststätte und Restaurant, großer Saalbau, Herbergs- und Hotelbetrieb sowie Ledigenheim  ; Kostenaufwand 1 500 000 Millionen Mark)  ; dieses scheitert an der ablehnenden Haltung des DMV (s. Kat. Nr. 35). Daraufhin Beschluss im Kartell, ein neues, weniger aufwendiges und ohne DMV finanzierbares Projekt auszuarbeiten  ; Verpflichtung der Gewerkschaften zur Erhebung von Sonderbeiträgen in Höhe von 10 Mark pro Mitglied. 1928 Ankauf der 120 Geschäftsbericht über das Jahr 1913, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Bielefeld, in  : Geschäftsbericht über das Jahr 1913, Bd. 2, S. 787 f. 121 1909 erwarb die DMV-Verwaltungsstelle Bielefeld ein erhöht gelegenes Grundstück im Teutoburger Wald, das unter dem Namen »Rütli« für Erholungszwecke, Versammlungen und Festlichkeiten genutzt wurde. 1922–25 wurde dort durch den DMV nach Entwurf von Alwin Haus ein Waldheim-Neubau errichtet  ; vgl. Jahresbericht 1925 der Verwaltungsstelle Bielefeld des DMV, hrsg. von der Verwaltungsstelle Bielefeld des DMV, Bielefeld 1926.

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bebauten Grundstücke Herforder Straße 20–24 (Größe rd. 2 000 qm) zur Errichtung des geplanten Gewerkschaftshauses. 1929 trotz schlechter Wirtschaftslage Ausschreibung eines Bauwettbewerbs (reduziertes Bauprogramm für ein Bürohaus mit Restaurant- und Herbergsbetrieb)  ; von 34 eingereichten Entwürfen 1. Preis für Stadtbaurat Theodor Streich, 2., 3. und 4. Preis für den Bielefelder Architekten Alwin Haus (den Architekten der »Eisenhütte« und des »Rütli«, s. Kat. 35) sowie ein zweiter 4. Preis für Professor Richard Woernle. 1933 Beschlagnahme des Vermögens der Bielefelder Gewerkschaftshausgesellschaft mbH. Projektbeschreibung  : Ursprünglich geplant ein umfangreicher Gebäudekomplex mit Bürohaus, Gaststätte und Restaurant, großem Saalbau, Herbergs- und Hotelbetrieb sowie Ledigenheim  ; später reduziert auf ein Bürohaus mit Restaurant- und Herbergsbetrieb. Bemerkung  : Bielefeld verfügte über eine äußerst starke Arbeiterbewegung mit einer ausgeprägten Infrastruktur. Dennoch gelang es nicht, den Bau eines großen Gewerkschaftshauses zu realisieren, in dem alle Gewerkschaftsbüros, zentralen Einrichtungen wie Arbeiterbibliothek und Arbeiterbank und die Geschäftsstellen weiterer sozialdemokratischer Organisationen hätten vereint werden können. Dieser Umstand mag u.a. darin begründet sein, dass dem Raumbedürfnis der Bewegung durch verschiedene kleinere, allmählich entstandene Einrichtungen Rechnung getragen wurde. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang neben der Volkshalle Sieker und dem Volkshaus Sudbrack die Turnhalle »Ost« der Baugenossenschaft Freie Scholle (1913/14) an der Bleichstraße 149 und das Genossenschaftsheim der Freien Scholle Friedrich-Ebert-Haus in der Siedlung Heeper Fichten (1930/31, Arch. Gustav Vogt). Zu einem wichtigen Treffpunkt der Arbeiterbewegung zählte neben dem DMV-Haus »Eisenhütte« auch das 1912 durch die SPD errichtete Volkswacht-Gebäude122 in der Arndtstraße  6/8 (Arch. Carl Horn). Die im Rahmen des Gewerkschaftshauswettbewerbs von 1930 ausgezeichneten Arbeiten zeigen trotz moderner Formensprache einen gewissen Hang zu monumentaler Geste und pathetischer Übersteigerung.123 Der preisgekrönte Entwurf des Stadtbaurats Theodor Streich verfügt über eine unruhig gegliederte Fassade mit übermäßig betonter und turmartig überhöhter Eingangsachse. Der Architekt Alwin Haus bot dreierlei Lösungen an  : Eine klassizistisch-monumentalisierende, eine asymmetrisch-modernistische sowie eine Kompromisslösung aus diesen beiden Tendenzen. Die Grundrissanlage des Siegerentwurfs von Streich sah im Erdgeschoss die Räume der Gaststätte samt Küche und eine großzügige Eingangshalle vor. Im 1., 2. und 3.  OG sollten sich die Säle, Sitzungszimmer, Büros und Verwaltungsräume befinden. Das 4. Geschoss war den Räumen des Hotelsbetriebs und des Ledigenheims vorbehalten. Der Wohn- und der Verwaltungsbereich sollten durch voneinander getrennte Eingänge zugänglich sein. Der Bau scheiterte nicht zuletzt an

122 Vgl. »Es gilt die Arbeit zu befreien«. Geschichte der Bielefelder Gewerkschaftsbewegung, hrsg. von Gisbert Brenneke u.a., Köln 1989, S. 185 f. Die SPD zog erstmals am 1.  Oktober 1893 in einen eigenen Neubau an der Schulstraße 20/Ecke Lützowstraße, der in erster Linie als Redaktions- und Druckereigebäude für die Volkswacht diente. Durch Zukauf angrenzender Grundstücke an der Arndtstraße wurde 1912 das noch heute bestehende imposante Volkswacht-Gebäude, auch »roter Regierungspalast« genannt, errichtet  ; vgl. Schreck, Carl  : 40 Jahre Volkswacht Bielefeld, in  : Volksblatt. Lippische Zeitung Detmold, 11. Jg., Nr. 150, 1. Juli 1930. Neben Partei und Volkswacht hatten dort auch die Volksbühne, die SAJ, das Arbeitersport-Kartell, der Arbeiter-Bildungsausschuss, die AW sowie zeitweise einige Gewerkschaften ihren Sitz. 123 Abb. in Deutsche Bauzeitung, 63. Jg., 1930, Nr. 22, S. 208.

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der Nichtbeteiligung des DMV, am mangelnden Engagement der anderen Verbände und an der schlechten Wirtschaftslage.124 Literatur  : 50 Jahre Ortsverein Bielefeld, hrsg. vom Vorstand des Ortsvereins Bielefeld des Verbandes der Deutschen Buchdrucker, Bielefeld 1927  ; 75 Jahre Freie Scholle 1911–1986. Geschichte und Gegenwart genossenschaftlicher Selbsthilfe in Bielefeld, hrsg. von der Baugenossenschaft Freie Scholle, Bielefeld 1986  ; Bauwelt, 20. Jg., Nr. 15, 11. April 1929, S. 367  ; Bericht über die gewerkschaftliche Tätigkeit in den Jahren [1922/26, 1926/29], hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Bielefeld, Bielefeld [1927, 1930]  ; Deutsche Bauzeitung, 63. Jg., Nr. 22, 1930, S. 208  ; Geschäftsbericht [Jahresbericht] für das Jahr [1907 bis 1913, 1925], hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Bielefeld, Bielefeld [1908 bis 1914, 1926]  ; Der Weg der Bielefelder Gewerkschaftsbewegung 1905–1984. Eine Dokumentation gewerkschaftlicher Tätigkeit in Selbstzeugnissen, 2 Bde., bearb. von Brenneke, Gisbert, Heinrich Lienker und Willi Vogt, Bielefeld 1986 Siehe auch → Brackwede, Sieker, Sudbrack 37. Bitterfeld/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus Bahnhofstraße 3/4 (ehem. Steinstraße) Ankauf Um 1919 Träger Alexander Schlicke & Co. oHG, Stuttgart (ab 1919) Umbauten 1929 und 1950 Geschichtliche Daten  : Um 1919 Ankauf des Wohnungsgrundstücks Bahnhofstraße 3/4 (errichtet um 1887), 1912 Umbau und Errichtung eines Hofflügels zu Nr. 4), Kaufvertrag zwischen Ingenieur Maximilian Berthold aus Bromberg und Gewerkschaftssekretär Karl Spengler aus Bitterfeld (Kaufpreis 70 000 Mark)  ; im Oktober 1919 übertragen auf die Alexander Schlicke & Co. oHG (Vermögensverwaltungsgesellschaft des DMV). 1929 sechs Großwohnungen zu Büroräumen umgebaut. Am 28. Februar 1933 Überfall von SA- und SS-Angehörigen  ; im Mai 1933 Beschlagnahme. Nach 1945 FDGB-Vermögen  ; 1950 Abriss und Neubau des Seitenflügels zu Nr. 3 sowie Umbau. Beschreibung  : Dreigeschossige Wohn- bzw. Bürogebäude, jeweils mit Seitenflügel. Im EG Laden. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 219 [Abb.], NS 5 II 1968, SAPMO  DY 34 5059, SAPMO DY 34 16/1137/4934) Literatur  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1924, Nr. 46 Abb. 174 124 1930 waren im Baufonds zwar 215 715 Mark zusammengekommen, das Grundstück allerdings noch mit Hypotheken in Höhe von über 140 000 Mark belastet. Die bestehenden Bauten waren nur zum Teil vermietet und verursachten zusätzlich Reparaturkosten. Im Bericht des ADGB-Ortsausschusses für die Jahre 1926 bis 1929 heißt es  : »Hätten alle Gewerkschaften den im Jahre 1925 gefassten Beschluss, pro Mitglied 10 Mk. für den Bau des Gewerkschaftshauses aufzubringen, durchgeführt, hätte mit dem Bau bereits begonnen werden können.«, Bericht über die gewerkschaftliche Tätigkeit in den Jahren 1926/29, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Bielefeld, Bielefeld [1930], S. 59.

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Blumenthal s. → Vegesack 38. Bochum/Nordrhein-Westfalen Haus des Verbands der Bergbauindustriearbeiter Deutschlands ­»Sachsenburg« Universitätsstraße 40 (ehem. Wiemelhauser Straße 38 u. 40/42) Neubau 1903/04 Bauherr H. Hansmann & Co., Bochum125 Entwurf Arch. Fritz Erweiterungen 1905/06 und 1920 Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1903 Beschluss der Generalversammlung des Verbands der Bergbauindustriearbeiter Deutschlands (sog. »Alter Verband«126) zum Erwerb eines Grundstücks an der Wiemelhauser Straße, um dort ein Verbandshaus zu errichten  ; zwischen Herbst 1903 und Juni 1904 Bau eines Verwaltungs- und Druckereigebäudes (bezogen im Juli 1904) sowie zweier Doppelwohnhäuser mit Konsumvereinsladen (in Nr. 38a)  ; im Juli 1905 Zukauf eines angrenzenden Grundstücks, um dort ein Gewerkschaftshaus zu errichten  ; 1905/06 Neubau eines Wohnhauses im Anschluss an ein dort bereits vorhandenes Haus  ; dieses war auf die Einrichtung einer Schankwirtschaft mit Vereinszimmern, somit für eine Nutzung als Gewerkschaftshaus, ausgelegt  ; die Pläne, in dem älteren Haus eine Herberge einzurichten und auf dem Hinterland ein Saalgebäude mit einem großen und zwei kleineren Sälen und Vereinszimmern zu bauen, wurden verworfen, nachdem die Stadt die Konzessionserteilung für ein Gewerkschaftshaus verweigerte  ; stattdessen Nutzung der Wohnhäuser für Wohnzwecke der Verbandsvorsitzenden u. Vorstandsmitglieder bzw. Vermietung  ; 1920 Aufstockung des Verbandshauses um ein zusätzliches Geschoss. Sitz zahlreicher Verbandseinrichtungen   : Hauptverwaltung, Druckereiverwaltung H.  Hansmann & Co., Redaktion, Beratungsstellen, Jugendzentrale, Hauptkasse, Bücherei, Archiv, Expedition, Registratur. Am 28. Februar 1933 polizeiliche Beschlagnahme der im Druck befindlichen Verbandszeitschrift »Die Bergbauindustrie« in den Druckereiräumen  ; am 10./11.  März 1933 von SA-Trupps besetzt und verwüstet, Verbrennung von Büchern und Druckschriften im Hof  ; am 2.  Mai 1933 endgültige Besetzung und Umbenennung in »Hermann-Göring-Haus«. Im Krieg weitgehend zerstört  ; Wiederaufbau des Wohnhauses über dem erhaltenen Sockel. Beschreibung  : Weitläufiger Grundstückskomplex, mehrere Wohngebäude unterschiedlicher Provenienz und ein Verwaltungs- und Druckereigebäude umfassend. Bemerkung  : Die Mitgliederschaft des Bergarbeiterverbands war seinerzeit zu etwa zwei Drit-

125 Vermögensverwaltungsgesellschaft des Verbandes der Bergbauindustriearbeiter Deutschlands. 126 Als erste feste Organisation der deutschen Bergarbeiter ist der 1889 gegründete »Verband zur Wahrung und Förderung der bergmännischen Interessen in Rheinland und Westfalen« anzusehen. Der Verband (ab 1890  : Verband deutscher Bergarbeiter) wuchs rapide und gewann vor allem im Ruhrgebiet um 1900 viele Mitglieder. 1894/95 vollzog sich eine Spaltung der Bergarbeiterbewegung, aus der der Gewerkverein christlicher Bergarbeiter und der freie bzw. sozialdemokratisch orientierte Verband deutscher Bergarbeiter (auch genannt »Alter Verband«, später umbenannt in Verband der Bergarbeiter Deutschlands und ab 1928 offiziell Verband der Bergbauindustriearbeiter Deutschlands genannt) hervorgingen.

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teln im Ruhrgebiet ansässig.127 Wegen seiner zentralen Lage inmitten der Region war Bochum als Hauptverbandssitz prädestiniert. Der ab 1903 durch Neubauten und Ankäufe geschaffene Grundstückskomplex an der Wiemelhauser Straße lag günstig unweit des Hauptbahnhofs. Auch wenn sich das Bergarbeiterverbandshaus ebenso wenig wie das Gewerkschaftshaus (Kat. Nr. 39) zu einem echten »Volkshaus« für Bochum entwickelte, so war es doch unter dem Namen »Sachsenburg« (nach dem damaligen Vorsitzenden Hermann Sachse) eines der wichtigsten und bekanntesten Zentren der deutschen Arbeiterbewegung. Literatur  : Bildgeschichte der deutschen Bergarbeiterbewegung, bearb. von Wolfgang Jäger, mit Texten von Wolfgang Jäger und Klaus Tenfelde, München 1989 (Abb.)  ; Reformführer NordrheinWestfalen (Abb.)  ; Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …« (Abb.)  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 28. Februar 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330228.pdf (Abruf am 15. August 2014)  ; Jahrbücher für [1905/06 bis 1930], hrsg. vom Verband der Bergarbeiter [bzw. Bergbauindustriearbeiter] Deutschlands, Bochum [1907 bis 1931]  ; Wagner, Johannes Volker  : Hakenkreuz über Bochum. Machtergreifung und nationalsozialistischer Alltag in einer Revierstadt, 3. Auflage, Bochum 1993 (Abb.) 39. Bochum/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus Viktoriastraße 34 (vor 1932 Kaiserstraße 22)/Ecke Rottstraße Ankauf Um 1920/21 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Bochum Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Am 30. Oktober 1920 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH  ; um 1920/21 Ankauf des Grundstücks Kaiserstraße 22/Ecke Rottstraße 23 (ehem. Hotel Bergischer Hof bzw. Zur Glocke) durch das Gewerkschaftskartell und Nutzung als Gewerkschaftshaus. Sitz von ADGB-Ortsausschuss, sozialdemokratischem Ortsverein, Arbeitersekretariat, Gemeinnütziger Siedlungsgenossenschaft des Baugewerksbundes, der Arbeiter-Sportler, der Arbeiter-Sänger, des Reichsbanners sowie verschiedener Einzelgewerkschaften. Am 10./11.  März 1933 von SATrupps besetzt und verwüstet  ; am 19. Januar 1939 offizielle Übertragung auf die DAF. Im Krieg zerstört. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte im EG. Bemerkung  : Bochum gehört zu den Bergbaugemeinden des Ruhrgebietes, die innerhalb kürzester Zeit explosionsartig zu Industriestädten heranwuchsen. Im Allgemeinen galt Bochum lange Zeit als »echtes Muckernest«, wo die Sozialdemokratie nur schwer Fuß fassen konnte, auch weil die Behörden sich hier besonders schikanös verhielten.128 Lokale waren hier noch schwerer zu bekommen als anderswo und mussten innerhalb weniger Monate bis zu viermal gewechselt

127 Der Organisationsgrad der Bergarbeiter in den anderen Bergbauregionen wie dem Saarland und Schlesien war wesentlich geringer. 128 Bericht über die Tätigkeit 1902–1905, hrsg. vom Bochumer Arbeiter-Sekretariat, S. 5, zit. nach Buschak, Willy  : Vergessen wir keinen Augenblick, dass wir in Bochum sind. Gewerkschaften und Sozialdemokratie vor 1914, in  : Struktureller Wandel und kulturelles Leben. Politische Kultur in Bochum 1860–1990, hrsg. von Peter Friedemann und Gustav Seebold, Essen 1992, S. 130–140, S. 132.

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werden.129 Ein erster, 1905 unternommener Versuch, ein eigenes Gewerkschaftshaus in Bochum zu errichten, scheiterte an der Willkür der Behörden. Das Gewerkschaftskartell hatte bereits einen Baufonds gegründet, in den pro Mitglied monatlich 10 Pfennig eingezahlt werden sollten. Der Bergarbeiterverband hatte sich bereit erklärt, gegen entsprechende Garantien ein Gewerkschaftshaus auf dessen eigenem Grundstück zu errichten und den Gewerkschaften pachtweise zur Verfügung zu stellen. Baupläne wurden ausgearbeitet und nach anfänglichen Schwierigkeiten vom Bauamt genehmigt. 1905/06 erfolgte bereits der Neubau eines Wohnhauses auf dem vorgesehenen Grundstück, welches auf die mögliche Einrichtung einer Schankwirtschaft mit Vereinszimmern ausgerichtet war und in Verbindung mit dem benachbarten älteren Haus, das wiederum als Herberge geeignet war, als Gewerkschaftshaus genutzt werden sollte. Auch plante man, auf dem hinteren Grundstück einen größeren Saalbau zu errichten. Allerdings scheiterte das gesamte Projekt an der Stadtverwaltung  : Das Konzessionsgesuch wurde mit der Begründung, es sei kein Bedürfnis für ein Gewerkschaftslokal vorhanden, abgelehnt.130 Als nächste Instanz hatte der Bezirksausschuss in Arnsberg die Angelegenheit zu prüfen, doch auch dieser wies den Antrag nach langwieriger Prüfung 1907 ab.131 Die Baupläne mussten also verworfen werden  ; im Übrigen waren inzwischen auch innerhalb der Gewerkschaften Bedenken wegen der relativ unzentralen Lage des gewählten Grundstücks aufgekommen. Erst in den 1920er Jahren gelang dem Gewerkschaftskartell schließlich der Ankauf des Hauses Kaiserstraße 22/Ecke Rottstraße 23 als Gewerkschaftshaus, das neben dem Haus des Verbands der Bergarbeiter zu einer weiteren Organisationszentrale der Bochumer Arbeiterschaft wurde. Im Nachbarhaus Rottstraße 25 befand sich eine Verkaufsstelle des »Konsumvereins Wohlfahrt eGmbH«. Da das Gewerkschaftshaus jedoch »den Ansprüchen der Gewerkschaften bezüglich Versammlungsmöglichkeit, Herbergswesen usw. in keiner Weise« entsprach, begann man 1928 erneut, Sonderbeiträge zu erheben.132 Obwohl der Vertrieb der Baufondsmarken nur schleppend voranging, kündigte der ADGB in seinem Jahresbericht für 1930 für das kommende Jahr »eine wesentliche Erweiterung des Gewerkschaftshauses« an. Auch in den Stadtteilen Langendreer, Linden-Dahlhausen und GertheHarpen wolle man jeweils Gewerkschaftshäuser errichten, hieß es.133 Diese Vorhaben wurden allerdings nicht realisiert. Literatur  : 1892–1927. Festschrift aus Anlass des 35-jährigen Bestehens  ; Das Bochumer Arbeiter-Sekretariat  ; Grebing, Helga und Ludger Hinse  : Träume waren Partner der Tränen. 100 Jahre 129 Vgl. die Schilderungen in  : 1892–1927. Festschrift aus Anlass des 35-jährigen Bestehens der Verwaltungsstelle Bochum des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes am 23. Oktober 1927, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Bochum, Bochum 1927 (Nachdruck der Industriegewerkschaft Metall Bochum, Bochum 1992). 130 Buschak, Vergessen wir keinen Augenblick, S. 132. 131 Der Bezirksausschuss hatte zuvor angekündigt, die Bedürfnisfrage vom dem Ergebnis einer Umfrage bei verschiedenen Städten, wo bereits Gewerkschaftshäuser existierten, abhängig zu machen. Obwohl diese Umfrage zugunsten eines Gewerkschaftshauses ausfiel, wurde das Gesuch abgelehnt  ; vgl. Bericht des Vorstands des Gewerkschaftskartells über den gescheiterten Bau des Gewerkschaftshauses in  : Das Bochumer Arbeiter-Sekretariat und die Gewerkschaften Bochums im Jahre 1906, hrsg. vom Bochumer ArbeiterSekretariat, Bochum [1907], teilw. abgedr. in Struktureller Wandel und kulturelles Leben, S. 500 f. 132 Jahresbericht 1928, hrsg. vom Ortsausschuss des ADGB Bochum, Bochum [1929], S. 7. 133 Jahresbericht 1930, hrsg. vom Allgemeinen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Bochum, Bochum [1931], S. 5.

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Gewerkschaft Metall Bochum 1892 bis 1992  ; Jahresberichte für [1928, 1930], hrsg. vom Allgemeinen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Bochum, Bochum [1929, 1931]  ; Jahrbücher für [1905/06, 1907/08], hrsg. vom Verband der Bergarbeiter Deutschlands, Bochum [1907, 1909]  ; Reformführer Nordrhein-Westfalen (Abb.)  ; Struktureller Wandel und kulturelles Leben Siehe auch → Langendreer 40. Bockwitz (Lauchhammer)/Brandenburg Volkshaus Kleinleipischer Straße 5/6 (ehem. Nr. 10/12) Ankauf und Umbau 1920/21 Träger Konsum-Produktiv-Genossenschaft »Volkshaus« eGmbH, Bockwitz Saalneubau 1927 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 6. September 1920 Eintragung der Konsum-Produktiv-Genossenschaft »Volkshaus« mbH Bockwitz ins Genossenschaftsregister  ; im selben Jahr Ankauf des Reinholdschen Gasthofs  ; 1920/21 Umbau des Stallgebäudes zu Büro- und Herbergszwecken (Arch. E. Rademacher). 1927 Saalanbau. Ab 1928 Betrieb der »Central-Lichtspiele« im Volkshaus. 1933 Besetzung und Anordnung der Zwangsversteigerung  ; 1936 Löschung der eGmbH aus dem Genossenschaftsregister  ; 1938 Ankauf durch Privatmann. 1953 »Kulturhaus der Bergarbeiter Otto Hurraß« (in Eigentum des Volkes). Beschreibung  : Wohngebäude  ; Saalbau  ; Herberge. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Lauchhammer, Kleinleipischer Straße 5/6) Literatur  : Unser rotes Ländchen. Aus dem Kampf der Arbeiterklasse im Lauchhammer-Gebiet, hrsg. von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Kreisleitung Senftenberg, Senftenberg 1960 (Abb.) Abb. 175 41. Bonn/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Sandkaule 13 Ankauf Circa 1907 (Nutzung bis ca. 1920) Träger Volkshaus Bonn GmbH Verbleib Abriss 1949 Geschichtliche Daten  : Ab 1907 Nutzung der Gastwirtschaft Sandkaule 13 als Volkshaus (ehem. Gasthof »Großer Kurfürst«, traditionell auch August-Wilhelm-von-Schlegel-Haus genannt)  ; als Eigentümer spätestens ab 1910/11 die »Freie Gewerkschaft« bzw. die Volkshaus Bonn GmbH (gegr. am 20.  Dezember 1907) belegt  ; am 26.  Oktober 1907 Erteilung der Schankkonzession, allerdings Ablehnung des Antrags auf Herbergskonzession, da kein Bedürfnis bestehe und die Raumhöhe der Gast- und Wirtschaftszimmer nicht den Anforderungen entspreche  ; am 24. Februar 1911 schließlich Konzessionserteilung für die Einrichtung von zwei im 1. OG gelegenen Zimmern als Herberge für sechs Personen. Nutzung bis ca. 1919, dann Verkauf an die Zigarettenfabrik Savas Fitos & Co. und Umzug der Gewerkschaften in das Pachtobjekt »Phönixhalle«, Kölnstraße 15–19. 1949 Abriss nach Kriegsschäden  ; 1955 Gewerkschaftshausneubau durch den 320

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DGB in der Martinstraße, im »schlichten, praktischen Bürohausstil«134 mit Rasterfassade, Satteldach und Relieffries über dem EG mit symbolischen Arbeitsdarstellungen (Arch. Paul Perrin, Düsseldorf). Beschreibung  : Ehem. Patrizierhaus des Klassizismus mit Schankwirtschaft im EG, günstige Lage in der Nähe des traditionellen Handwerker- und Arbeiterviertels Kuhle. Bemerkung  : Im katholisch geprägten Rheinland konnte die sozialdemokratische Gewerkschaftsbewegung nur schwer Fuß fassen und stand stets in harter Konkurrenz zu den katholischen Arbeiterorganisationen. Von 1920 bis zur Machtergreifung diente den Bonner Gewerkschaften die gemietete Saalgaststätte »Phönixhalle«  : Diese war 1918/19 aus dem durch Brand teilweise zerstörten Gesellenheim des Katholischen Gesellenvereins entstanden, der das Heim 1858 errichtet hatte, um dort »die jungen Handwerksgesellen heranzubilden zu braven Christen, denen die Religion Herzenssache und Richtschnur des Lebens ist, – zu treuen Bürgern, die unentwegt stehen zu der von Gott gesetzten Obrigkeit und die Lehren verabscheuen, welche Unglaube und Unzufriedenheit säen, um Umsturz zu ernten, – zu ehrenwerthen Meistern, welche die Arbeit als eine von Gott gewollte heilige Pflicht betrachten«.135 Dass dieses Haus ab 1919 überwiegend von Sozialdemokraten genutzt wurde, ist ein ironisches Detail der Geschichte. Ab 1883 bestand außerdem das Katholische Vereinshaus in der Josephstraße  ; ein weiteres christliches Gewerkschaftshaus betrieb der Zentralverband christlicher Holzarbeiter im Cassiusgraben 28. Quellen  : StArch Bonn (Adressbücher  ; Akten Sign. Pr 24/331, Pr 24/332, Pr 24 238 [Objektakten]  ; B 351 [Politische Polizei]  ; 10/439 [ADGB]  ; 10/190 [DAF]  ; Pr 90/0247, Pr 90/91 [Schankkonzessionen]) Literatur  : 100 Jahre SPD in Bonn. Aufsätze zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Bonn, hrsg. vom SPD-Unterbezirk Bonn, Bonn 1989  ; 125 Jahre Gewerkschaft in Bonn. IG Medien 1867– 1992, hrsg. von der IG Medien, Ortsverein Bonn, Bonn [1992]  ; Zwölf Symbole der Arbeit am Gewerkschaftshaus, in  : General-Anzeiger, 24. März 1955 42. Borna/Sachsen Volkshaus Sachsenallee 28/30 (ehem. Stofenstraße) u. Angerstraße 29 Ankauf 1921 Träger Volkshaus GmbH, Borna Um- und Saalneubau 1921 ff. Entwurf Arch. Otto Gerstenberger, Leipzig Geschichtliche Daten  : 1921 Ankauf eines Gastwirtschaftanwesens an der ehem. Stofenstraße durch die von Partei- und Gewerkschaftsvertretern am 16.  September 1921 gegründete Volks­ haus GmbH  ; im Anschluss Errichtung eines Saalbaus (Baupläne vom 7.  Oktober 1921, Arch. Otto Gerstenberger, Leipzig)  ; 1925 Hinzukauf eine unbebauten Gartengrundstücks  ; 1929 Einbau eines »Bildwerferraums« auf der Saalgalerie  ; 1932 Einbau eines Schießstandes im Saalkeller für den Kleinkaliber-Schützenverein »Republik« (im März 1933 auf behördliche Anordnung 134 Zwölf Symbole der Arbeit am Gewerkschaftshaus, in  : General-Anzeiger [Bonn], 24. März 1955. 135 Jahres-Bericht des Kath. Gesellen-Vereins zu Bonn vom 41. Stiftungsfeste Anfangs August 1891 bis zum 42. Stiftungsfeste Ende Juli 1892, StArch Bonn, Bestand Polizeiverwaltung – Pr 5274 (»Kath. Gesellenverein«).

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­ emontiert). Sitz von ADGB-Ortsausschuss und Unterbezirkssekretariats der SPD. 1933 Bed schlagnahme, Umbenennung in »Deutsches Haus«136, 1936/37 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Stadt Borna. 1949 Übergang in FDGB-Vermögen. Beschreibung  : Gebäudekomplex aus zweigeschossigem Wohn- und Gastwirtschaftsgebäude (Altbau) und Saalneubau in formaler Anlehnung an die Bautradition süddeutscher Bauernhäuser. Altbau  : Im EG Gaststube, zwei Versammlungsräume, kleiner Saal und Küche, im OG und DG vermutl. Wohn-, Herbergs- und Büroräume  ; Neubau  : Niedriger Verbindungstrakt mit Buffet, Vorraum, Eingangshalle und Garderobe, daran anschließend Festsaal mit umlaufender Galerie, Bühne und Nebenräumen. Wirtschaftsgarten. Bemerkung  : Der 1921 entworfene Erweiterungsbau knüpft in der Tonart an den Schweizerhausstil des Altbaus an und gibt der Gesamtanlage das volkstümlich-rustikale Erscheinungsbild eines Bauerngehöfts. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Borna, Stofenstraße 28/30 und Angerstraße 29) Literatur  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 22. Mai 1932 (Abb., von Nationalsozialisten eingeschlagenes Fenster am Volkshaus Borna) Abb. 3, 176 43. Brackwede137 (Bielefeld)/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus Wikinger-/Ecke Gotenstraße (ehem. Osningstraße 18/Teutoburger Straße 1) Neubau Um 1928 Bauherr Freie Gewerkschaft Brackwede Entwurf Arch. Ewald Krüger Ausführung Bauhütte Teutoburg Geschichtliche Daten  : Um 1928 Neubau einer Gewerkschaftszentrale, wegen der öffentlichen Gewerkschaftsbibliothek auch »Bildungszentrale« (im Volksmund auch »Universität«) genannt. Am 2. Mai 1933 von SA besetzt und beschlagnahmt, später von der Ortspolizeibehörde Brackwede genutzt. Beschreibung  : Expressionistisch gestaltetes Wohnhaus mit Büros, Laden (Volksbuchhandlung  ?) und Gewerkschaftsbibliothek. Literatur  : Beckmann, Karl und Rolf Künnemeyer  : Brackwede 1151–2001. Stationen einer 850-jährigen Geschichte, Bielefeld 2001 (Abb.)  ; Vogelsang, Reinhard u.a.: Im Zeichen des Hakenkreuzes. Bielefeld 1933–1945, Katalog zur Ausstellung des Stadtarchivs in der Studiengalerie der Kunsthalle, Bielefeld 1983 44. Brandenburg a. d. Havel/Brandenburg Volkshaus Steinstraße 42/Heidestraße 70/71 136 Offenbar erfolgte die Umbenennung im Juli 1933 noch durch die sozialdemokratischen Geschäftsführer Rößler und Immerthal, um die Gesellschaft vor einer Beschlagnahme durch die Nationalsozialisten zu retten  ; vgl. Vermerk vom 4. Januar 1996, GIRO Berlin, Objektakte Borna, Stofenstraße 28/30 und Angerstraße 19. 137 1973 nach Bielefeld eingemeindet.

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Ankauf 1909 Träger Volkshaus GmbH, Brandenburg a. d. Havel Erweiterungsbau 1910 (Herberge) Geschichtliche Daten  : Am 4. November 1909 Beschluss mehrerer örtlicher Gewerkschaftsver-

bände zum Ankauf der Grundstücke Steinstraße 42 (ehem. »Stadtpark«, erbaut im 19. Jahrhundert) und Heidestraße 70/71 zur Einrichtung eines Volkshauses mit Herberge  ; am 11. November 1909 Gründung der Volkshaus GmbH und Eintragung ins Handelsregister  ; am 24.  Dezember 1909 Konzessionserteilung  ; offizieller Ankauf im Januar 1910, ab März 1910 Neubau einer Herberge (Eröffnung am 1. Oktober 1910) sowie Umgestaltung des Gartens. 1910/11 Einrichtung eines Bades und eines Kinderspielplatzes. Sitz der Ortsauschüsse von ADGB und AfA-Bund und des Parteisekretariats  ; u.a. vom Arbeiterbildungsausschuss für Lichtbildvorträge, Rezitationsabende, Kinovorführungen und Ausstellungen genutzt, beliebtes Ausflugslokal. 1933 beschlagnahmt, die DAF jedoch nicht in das Grundstück eingewiesen  ; als Pachtwirtschaft »Märkisches Haus« fortgeführt. In der DDR Jugendclubhaus »Philipp Müller«. Beschreibung  : Im Stadtzentrum gelegenes Grundstück (3 680 qm), mit verschiedenen Gebäuden bebaut. Altbau  : Dreigeschossiges, klassizistisches Vorderhaus (Steinstraße 42), im EG Restaurationsräume und (Kino-)Saal  ; im 1. OG großer Saal, Buffet, zwei Gesellschaftszimmer und Wirtswohnung  ; im 2.  OG Gesellschaftssaal, Buffet, zwei Vereinszimmer sowie weitere Nebenzimmer und Wirtschaftsräume. Neubau  : Dreigeschossiger Herbergsbau von 1910 (an der Heidestraße)  : Putzbau mit hohem klinkerverblendetem Sockel und Satteldach in reduzierten Formen. Im Restaurationsgarten Kolonnaden und Musikpavillon. Bemerkung  : Ausschlaggebend für den Ankauf des Stadtparks waren die katastrophalen Herbergsverhältnisse in Brandenburg. Die Zustände in der durch unterschiedliche private Besitzer geführten Zentralherberge in der Wollenweberstraße waren 1907 derart schlecht geworden, dass vom Gewerkschaftskartell eine Kommission damit beauftragt wurde, eine langfristige Lösung zu finden. In der Folge wurden unterschiedliche Pläne gefasst und mehrere Versuche unternommen, ein eigenes Domizil anzukaufen oder zu errichten, was zunächst an verschiedenen Hindernissen scheiterte. Da eine Anfrage bei der Generalkommission der Gewerkschaften in Berlin um finanzielle Unterstützung abgelehnt worden war und ein Teil der Gewerkschaften dem Projekt »nicht sympathisch« gegenüberstand, war eine Realisierung nur mithilfe der finanziellen Beteiligung der Bockbrauerei möglich.138 Auch die Partei beteiligte sich mit 2 000 Mark an dem Unternehmen. Für den Ankauf des Stadtgartens wurde schließlich eine neutrale »Mittelsperson« eingeschaltet, um politisch begründete Schwierigkeiten von Seiten des Bürgertums oder der Behörden zu vermeiden. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10604, NS 5 II 256/257)  ; GIRO Berlin (Objektakte Brandenburg, Steinstraße 42) Literatur  : Heß, Klaus  : Brandenburg so wie es war, Düsseldorf 1992  ; Jahresberichte des Arbeitersekretariats in Brandenburg a. d. Havel für die Jahre 1909–1913, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Brandenburg a. d. Havel, Brandenburg a. d. Havel [1910–1914] (Abb. im Jg. 1910 [1911])   ; Kusior, Wolfgang  : Die Stadt Brandenburg im Jahrhundertrückblick. Streiflichter durch eine bewegte Zeit, Berlin 2002 (Abb.  S. 79)  ; Wolf, Moritz (Bearb.)  : Brandenburg (Havel), hrsg. vom 138 Vierter Jahresbericht über die Tätigkeit des Arbeitersekretariats Brandenburg a. H. für 1909, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Brandenburg a. d. Havel, Brandenburg a. d. Havel [1910], S. 21.

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Magistrat der Stadt Brandenburg, 2.  Auflage, Berlin u.a. 1926 (= Schriftenreihe Deutschlands Städtebau) (Abb. S. 172)  ; Zeitz, Alfred  : Zur Geschichte der Arbeiterbewegung der Stadt Brandenburg vor dem Ersten Weltkrieg, Potsdam 1965 45. Braunschweig/Niedersachsen Gewerkschaftshaus Werder 32 Ankauf 1899 (Nutzung bis mind. 1919) Träger Einzelpersonen als Treuhänder Umbau und Erweiterung 1899 Geschichtliche Daten  : Am 30.  Juni 1899 Ankauf des Gasthofs »Zur Börse« am Werder  32 (Grundstücksgröße rd. 2 000 qm  ; Kaufpreis 195 000 Mark)  ; die Genossen Heinrich Rieke und Heine als treuhänderische Eigentümer für die Gewerkschaften ins Grundbuch eingetragen  ; kurz darauf Zustimmung zum Kauf durch eine zu diesem Zweck einberufene Volksversammlung  ; zusätzlich Erwerb des Inventars des ehem. Schloß-Restaurants am Bohlweg  ; finanzielle Unterstützung durch die Brauerei Steger  ; der anfangs geplante Bau eines 1 000 qm großen Saals auf dem zugehörigen Hofgelände verworfen, stattdessen »Errichtung« (bzw. Einrichtung) zweier durch eine Doppeltür getrennter Säle für rd. 600 Personen mit Buffet und Garderobe  ; außerdem Schaffung einer Herberge für etwa 60 Personen mit weiterem Buffet. Am 24. Dezember 1899 Einweihung. 1909 beschließen die Gewerkschaften nach einem Bierboykott mit dem Brauereiring eine gemeinsame »Volkshaus-Gesellschaft« GmbH zur Beschaffung eines großen Versammlungssaals zu gründen, zu der die Arbeiter 10 000 Mark und die Brauereien insg. 75 000 Mark beitragen sollen  ; die Arbeiterschaft ist an der GmbH durch zehn Treuhänder (Gewerkschafts- und Parteimitglieder) vertreten  ; 1914 wird der Plan, ein Volkshaus mit großem Versammlungssaal zu bauen, aufgegeben  ; der angesparte Baufonds wird in den Bau des Volksfreund-Hauses investiert. 1949 Neubau eines Gewerkschaftshauses in der Wilhelmstraße 5, 2003 Abriss dieses Gebäudes und 2004 ff. Neubau eines Gewerkschaftshauses durch die IG Metall an gleicher Stelle. Beschreibung  : Fünfgeschossiger Gasthofbau, erbaut um 1898. Raumprogramm  : Im EG großes Gastzimmer und Buffet sowie Sitzungszimmer  ; im 1. OG Versammlungssaal, drei Sitzungszimmer und Verwalterwohnung  ; im 2. OG weiterer Saal sowie drei Sitzungs- und vier Schlafräume bzw. Herbergszimmer  ; im 3. und 4. OG 18 Schlafräume. Bemerkung  : Das Gewerkschaftshaus wurde zu einem ungeklärten Zeitpunkt, in jedem Fall noch vor 1933 aufgeben, frühestens allerdings 1919. Das 1912–1914 durch die SPD errichtete Volksfreund-Haus an der Schloßstraße/Ecke Ölschlägern (Architekten Karl Munte und Josef M. Kerlé) war eine weitere Arbeiterzentrale Braunschweigs. Das im Volksmund wegen seiner neobarocken Bauformen auch »Rotes Schloss« genannte Geschäftshaus nahm zwar neben den Büros der SPD und dem Geschäftsbetrieb des Volksfreunds139 auch mehrere Gewerkschaftsbüros, eine Volksbuchhandlung, einen Konsumvereinsladen sowie ein Jugendheim auf. Es ist allerdings trotzdem eher den Parteizentralen als den Gewerkschaftshäusern zuzurechnen. Quellen  : StArch Braunschweig (schriftl. Auskunft Olof Piontek) 139 Der 1871 erstmals im Verlag von Wilhelm Bracke erschienene Braunschweiger Volksfreund ist eine der ältesten Sozialdemokratischen Zeitungen Deutschlands. 1898 ging die Zeitung in Parteibesitz über  ; ab 1907 wurde sie in parteieigener Druckerei hergestellt.

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Literatur  : 90 Jahre SPD Braunschweig 1865–1955, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Bezirk Braunschweig, Braunschweig 1955  ; Brennecke, Otto  : Zur Geschichte der Gewerkschaften in Niedersachsen. Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (A.D.G.B.), Sonderdruck aus  : Neues Archiv für Landes- und Volkskunde von Niedersachsen, 1948, Nr.  6, S. 301–339  ; Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen, Bd. 1.1 (Stadt Braunschweig, Teil 1), hrsg. von Christiane Segers-Glocke, Hannover 1993  ; Jahresbericht des Gewerkschafts-Kartells Braunschweig für das Geschäftsjahr [1899 bis 1914]  ; Kirchner, Gustav  : Die freien Gewerkschaften in Braunschweig, in  : Volksfreund, 15. Mai 1931  ; Die neue Welt, 1914, Nr. 19, S. 144  ; Rupprecht, Adolf  : Wie die Nazis das Eigentum der SPD raubten und zerstörten, Berlin 1960  ; Soziale Praxis, 9. Jg., Nr. 18, 1. Februar 1900, Sp. 452  ; Vorwärts, 17. Jg., Nr. 4, 6. Januar 1900

46. Bremen/Freie Hansestadt Bremen Gewerkschaftshaus Faulenstraße 58/60 Ankauf 1906 (Nutzung bis 1928) Teilneubau 1907 Träger und Bauherr Gewerkschaftshaus Bremen GmbH (ab 1910) Entwurf Architekturbüro Heinrich Wilhelm Behrens, Bremen Ausführung Baufirmen F. K. Isermeyer und Heinrich Timmerberg Aufstockung und Fassadenneugestaltung 1912/13 Geschichtliche Daten  : 1906 Beschluss zur Errichtung einer Zentralherberge und zur Zusammenlegung sämtlicher Gewerkschaftsbüros mit dem Arbeitersekretariat  ; Ankauf des Wohnhausgrundstücks Faulenstraße 58 sowie weiterer kleinerer Grundstücke am Geeren, zunächst finanziert durch eine Privatperson (möglicherweise durch den Wirt Johann Meyer, erster sozialdemokratischer Abgeordneter in der Bremer Bürgerschaft), dabei ein späterer Eigentumsübergang auf das Gewerkschaftskartell samt Vorkaufsrecht vertraglich vorgesehen  ; 1. Juni bis 1. Oktober 1907 im Wesentlichen Neubau eines Gewerkschaftshauses (unter Einbezug von Teilen der Fassade des Vorgängerbaus) nach Plänen des Bremer Architekten Heinrich W. Behrens  ; am 1. Oktober 1907 Bezug durch mehrere Gewerkschaften und die Partei  ; am 24. November 1907 Einweihung. 1908 Einrichtung eines Fonds für den geplanten Erwerb des Hauses  ; im August 1910 Annahme des Antrags auf Übernahme durch das Gewerkschaftskartell  ; am 1. Oktober 1910 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH140  ; vermutl. 1912 Übernahme durch die Gewerkschaftshaus GmbH  ; ab Dezember 1912 Aufstockung und Umbau des Vorderhauses an der Faulenstraße und Neugestaltung der Fassade (vermutl. erneut durch Arch. Behrens). Am 10. Januar 1919 nach Ausrufung der Bremer Räterepublik Besetzung des Gewerkschaftshauses durch linksradikale Demonstranten (am 4. Februar 1919 wieder freigegeben)  ; ab 1922 Sitz der Arbeiterkammer141. 1924 angebl. er-

140 Als Gesellschafter sind der Kartellvorsitzende, der Kassierer des Konsumvereins »Vorwärts« sowie zehn Vertrauensleute verschiedener Gewerkschaften überliefert. Der Gesellschaftszweck war der »Betrieb des Gewerkschaftshauses in Bremen, […] ferner der Erwerb, die Bebauung und Ausnutzung von Grundstücken zur Ausdehnung des Betriebes des Gewerkschaftshauses«  ; zit. nach Wübbena, Das Volkshaus, S. 29. 141 Zur Arbeiterkammer s. Katalogeintrag Nr. 47.

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neuter Umbau142  ; 1928 Umzug der Gewerkschaften in das neu errichtete Volkshaus in der Nordstraße  ; Verkauf des alten Gewerkschaftshauses an das Textilhaus Gebr. Leffers, 1928 Kaufhausneubau durch H. W. Behrens (1946–1953 nach Plänen von Behrens und W. Zaag wieder aufgebaut). Beschreibung  : Urspr. dreigeschossiges historistisches Wohnhaus in Neorenaissanceformen  ; 1907 Teilneubau als Gewerkschaftshaus unter Beibehaltung der Fassade  ; 1912/13 Aufstockung und völlige Umgestaltung der Fassade des Vorderhauses  : Viergeschossiger Walmdachbau mit Geschäftshauscharakter  ; aufwendig gestaltete Backsteinfassade im Zierverbund, das EG verputzt  ; in den oberen Geschossen straffe vertikale Aufteilung durch gemauerte Kolossalpilaster  ; kräftiges Gurtgesims  ; großzügige Befensterung durch hohe Sprossenfenster, das ausgebaute DG mit Gaubenfenstern  ; über den Fenstern des 2. OG drei Relieffelder  ; flache Balkone mit Eisenbrüstung in den beiden linken Achsen des 2. OG. Raumprogramm  : Büroräume, Herberge (für 186 Personen), Badeeinrichtung (zwölf Brause-, elf Wannenbäder, Desinfektionsapparat) und Stehbierhalle im EG. Bemerkung  : Das Bremer Gewerkschaftshaus gehört zu jenen angekauften Bauten, bei denen die Gewerkschaften mehrfach durchgreifende Baumaßnahmen vorgenommen haben. Der 1907 mit der ersten Baumaßnahme beauftragte Architekt Heinrich W. Behrens ist ein bedeutender Vertreter der Bremer Architektenschaft, dessen Werk die Überwindung des Historismus und den Einzug der frühen Moderne in das Stadtbild markiert. Damals stand er noch am Anfang seiner beruflichen Laufbahn.143 In Bürogemeinschaft mit Friedrich Neumark schuf er später bedeutende Bauten wie das Amerika-Haus (1909/10), das Lichtspielhaus Metropol (um 1927) und das Karstadt-Gebäude (1930–1932). Die beim ersten Umbau des Gewerkschaftshauses erhalten gebliebene historistische Fassade wurde 1912/13 im Zuge einer Aufstockung neu gestaltet. Wer für den neuen Fassadenentwurf verantwortlich war, ist nicht überliefert. Aufgrund seiner Qualität und Modernität ist eine Autorschaft Behrens’ durchaus wahrscheinlich. Auch die Tatsache, dass Behrens 1928, nach dem Wegzug des Gewerkschaften, für die Gebrüder Leffers an derselben Stelle einen Neubau plante, mag ein Hinweis auf seine langjährige Verbundenheit mit dem Bauplatz sein. Quellen  : StArch Bremen (schriftl. Auskunft Herr Vogel) Literatur  : Gätsch, Helmut  : Die freien Gewerkschaften in Bremen 1919–1933, Bremen 1969  ; Häuser der Großstadt  ; Jahresbericht für [1906 bis 1913]  ; Die neue Welt, 1913, Nr.  32, S. 256  ; Paulmann, Christian  : Die Sozialdemokratie in Bremen 1864–1964, Bremen [1964]  ; Schwarzwälder, Das große Bremen-Lexikon, S. 206 u. S. 259 (Abb.)  ; Sozialistische Monatshefte, 1907, Bd. 2, 142 Die Angabe bei Schwarzwälder, Das große Bremen-Lexikon, S. 258 f., das Haus Faulenstraße habe seine neue Fassade bei einem Umbau 1924 erhalten, ist falsch  ; die Fassade stammt aus dem Jahr 1913 und wurde damals auch veröffentlicht (Die neue Welt, 1913, Nr. 32, S. 256). Möglicherweise hat jedoch 1924 ein weiterer Umbau stattgefunden, der sich allerdings nicht auf die Fassade bezogen hat. Den Bauakten im StArch (Sign. 4,125/1-11858 u. 11859) sind keine Informationen zu einem Umbau zu entnehmen. 143 Einen ersten großen Erfolg verzeichnete Behrens gemeinsam mit Friedrich Neumark (1876–1957) mit dem 1909 errichteten Wohnhauskomplex an der Rembertistraße  28/32  ; 1912 begründeten die beiden ihre überaus erfolgreiche und vielseitige Bürogemeinschaft, deren Schwerpunkt im Bereich des Geschäftsund Kontorhausbaus lag  ; vgl. Klatte, Elisabeth  : Friedrich Neumark 1876–1957, in  : Häuser der Großstadt. Die Architekten Behrens & Neumark in Bremen 1899–1957, hrsg. von Nils Aschenbeck, Delmenhorst 1996, S. 15–20, und Bubke, Karolin  : Heinrich Wilhelm Behrens 1873–1956, in  : Häuser der Großstadt, S. 21–23.

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Nr. 7 u. 1908, Bd. 1, Nr. 3  ; Das Stephaniviertel. Die westliche Altstadt 1860–1960. Ein photographischer Streifzug, hrsg. vom Geschichtskontor, Kulturhaus Walle Brodelpott e. V., Bremen 2008  ; Wübbena, Das Volkshaus Abb. 110, 111 47. Bremen/Freie Hansestadt Bremen Volkshaus Hans-Böckler-Straße 9 (ehem. Nordstraße 45)/Ecke Auf dem Kamp Neubau 1926–1928 (teilweise realisiert) Bauherr Gewerkschaftshaus Bremen GmbH Entwurf Arch. Richard Jansen u. Arch. Gustav Heuß (Mitarb.), Bremen Ausführung Bauhütte »Hansa«, Soziale Baugesellschaft mbH, Bremen Bauschmuck Bernhard Hoetger (Fassadenfiguren)  ; Franz Bloß, Bremen (Steinbildhauerarbeiten)  ; Abteilung Steinbildhauerei des Gemeinnützigen Bestattungs-Instituts (Ausführung von Sandsteinarbeiten)  ; Gustav Adolf Schreiber (Wandbild) Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Ab 1924 Erhebung von Extrabeiträgen in Höhe von 10 Pfennigen pro Woche für den Bau o. Kauf eines größeren Gewerkschafts- bzw. Volkshauses (sog. »Ziegelpfennige«)  ; 1925 Entschluss zu einem Neubau  ; Abschluss eines Erbbaupachtvertrags mit der Stadt Bremen für die Dauer von 50 Jahren über die Nutzung eines zwischen den Straßen Nordstraße, Germaniastraße und Auf dem Kamp gelegenen Grundstücks im Stadtteil Walle (ehem. Kistenfabrik, 4 317 qm)  ; Ende 1925 Ausschreibung eines Wettbewerbs zur Erlangung von Vorentwürfen unter allen im bremischen Staatsgebiet ansässigen sowie fünf auswärtigen Architekten (Einlieferfrist 15.  Februar 1926)  ; im Preisgericht neben Fritz Schuhmacher (Hamburg) und Martin Wagner (Berlin), der Geschäftsführer der Bauhütte »Hansa« J. W. Berner, Baudirektor Wilhelm Knop, Oberbaurat Friedrich Lempe, Syndikus der Arbeiterkammer und GEWOBA-Vorstandsmitglied Emil Sommer sowie der Geschäftsführer der Gewerkschaftshaus GmbH G. Verdonck (alle Bremen)  ; am 27. Februar 1926 einstimmiges Urteil des Preisgerichts  : Von 50 eingereichten Entwürfen zwei 2. Preise für Rudolf Jacobs und Richard Jansen (auch  : Janssen), zwei 3. Preise für Karl Falge und Hermann und Eberhard Gildemeister sowie Ankäufe der Beiträge von Heinz Stoffregen, Karl Rotermund, Otto Blendermann sowie Heinrich W. Behrens & Friedrich Neumark  ; Beauftragung von Richard Jansen und modifizierte Ausführung von dessen Entwurf (Baukosten rd. 1,7 Millionen Mark, u.a. finanziert durch Sonderbeiträge, den Erlös aus dem Verkauf des Gewerkschaftshausgrundstücks Faulenstraße sowie ein staatliches Darlehen i. H. v. 100.000 RM144)  ; am 4. Dezember 1926 Grundsteinlegung, am 17. September 1927 Richtfest und am 13.  Oktober 1928 Einweihung des ersten Bauabschnitts (Hauptgebäude)  ; der zweite Bauabschnitt (Saalanlagen) nicht realisiert  ; acht Fassadenfiguren in Bronze von Bernhard Hoetger (1928). Sitz mehrerer Gewerkschaftssekretariate, der Zentralbibliothek, des Jugendheims, der Arbeiterkammer und der Arbeiterbank sowie des Gemeinwirtschaftlichen Bestattungs-Instituts (Ge-Be-In). Am 8. März 1933 von SA und Polizei durchsucht145, am 25. März 1933 von SA und 144 Vgl. Schreiben Dr. jur. Müllershausen (Bremen) an Staatsrat Dr. Große (Lübeck) vom 28. November 1927, StArch Lübeck, Senatsakten, Abt. IV.1.K., Gruppe 7b, Nr. 34. 145 Im Vorfeld der Besetzung des Volkshauses waren fünf Vorstandsmitglieder der Bremer Arbeiterkammer

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SS besetzt  ; am 29. März 1933 Beschluss des Bremer Senats über die Beseitigung der Fassadenfiguren146  ; am 18. April Besetzung und »kommissarische« Übernahme durch die NSBO, im selben Monat die Hoetger-Skulpturen und die Eingangsreliefs entfernt  ; am 2. Mai 1933 endgültige Besetzung, fortan von der DAF genutzt  ; am 9. Juni 1933 in Wilhelm-Decker-Haus147 umbenannt  ; 1938 Löschung der Gewerkschaftshaus Bremen GmbH im Handelsregister und Gründung einer neuen Volkshaus-GmbH, 1939 Ankauf durch die Stadt und Sitz verschiedener Behörden. 1949 Gewerkschaftshausneubau des DGB am Bahnhofsplatz 22–28/Ecke An der Weide, Entwurf Arch. Joseph  W. Ostwald  ; das 1944 bei Luftangriffen schwer beschädigte Volkshaus bleibt im Besitz der Stadt, 1949/50 veränderte Wiederherstellung, 1955 Entfernung der Blendgiebel und Dachaufbauten und Errichtung eines Anbaus  ; 1979 Anbringung von sechs Repliken der ehem. Fassadenfiguren148  ; am 2. Mai 1983 Tafel zum Gedenken an die Besetzung des Hauses im Jahr 1933 angebracht  ; 2005–2008 Sanierung  ; 2015 Fassadensanierung abgeschlossen  ; heute durch das Amt für Soziale Dienste genutzt. Beschreibung  :149 Viergeschossiger, fünfzehnachsiger Stahlbetonbau mit Klinkerverkleidung  ; trotz des komplexen, aus mehreren Flügeln zusammengesetzten Grundrisses Herausbildung einer in sich geschlossene Hauptansicht an der Nordstraße  ; ausgebautes Steildach mit Dachgauben, in der Mitte der Hauptfassade Zwerchhaus, dort Blendgiebel mit gotisch-expressionistischem Muschelkalksteinornament  ; weitgehend schmucklose Lochfassade mit zarter Reliefstruktur durch einzelne, scheinbar zufällig hervortretende Backsteine  ; einfache rechteckige Sprossenfenster mit hell abgesetzten Natursteinrahmen  ; das EG als Blendarkadenzone mit stumpfen Spitzbögen über schmalem Sandsteinsockel ausgebildet, in der mittleren Arkade der durch Gewändereliefs ausgezeichnete Haupteingang  ; die Fassadenlinie an der Schmalseite zur ehem. Germaniastraße im Bereich der beiden äußeren Fensterachsen abgeschrägt und der mittlere Bereich dadurch zurückversetzt  ; dort über den Eingängen zum Ge-Be-In (links) und zum Ledigenheim (rechts) zwei Treppenhauserker mit Natursteinreliefs. Das Innere aufgeteilt in vier Bereiche, den eigentlichen Volks­ hausbereich (Restaurant, Kegelbahn, Hotel, Bibliothek, Büro- und Versammlungsräume), den Bereich des Jugend- und Ledigenheims, den des Ge-Be-In und den (nicht realisierten) Saalbau mit verhaftet worden  ; ihnen wurde vorgeworfen, der Volkshausverwaltung ohne rechtmäßigen Beschluss 200 000 Mark überwiesen zu haben  ; vgl. Sozialdemokratischer Pressedienst, 20. März 1933, http://library. fes.de/spdpdalt/19330320.pdf (Abruf am 29. März 2014). 146 Der seinerzeit im Volkshauswettbewerb unterlegene Architekt Otto Blendermann hatte im März 1933 einen Antrag an den Bremer Senat gestellt, wonach die Hoetger-Figuren von der Fassade entfernt werden sollten, da diese »in ihrer aufreizenden Darstellung unserem wieder gesundeten Volksempfinden nicht entsprechen«. Hoetgers Mäzen Ludwig Roselius versuchte noch, die Abnahme der Figuren zu verhindern, was jedoch nicht gelang  ; vgl. Wübbena, Das Volkshaus, S. 61. 147 Der SA-Mann Wilhelm Decker war am 9. November 1931 bei einer politischen Auseinandersetzung in der Bremer Bornstraße getötet worden und galt den Nationalsozialisten als einer der »Blutzeugen der Bewegung«. 148 Die Repliken schuf der Künstler Manfred Lohrengel anhand von Fotos und der erhaltenen 80 cm hohen Modelle neu. Die zwei Figuren »Junges Mädchen« und »Junger Mann« befanden sich an der heute verbauten Ostseite des Gebäudes und wurden daher nicht rekonstruiert  ; vgl. Mielsch-Manske, Architektur und Kunst, S. 60. 149 Die Beschreibung basiert auf den 1926 veröffentlichten Wettbewerbsunterlagen (Bauwettbewerbe, Oktober 1926, Nr. 7) und den Angaben aus der Eröffnungsfestschrift.

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großem und kleinem Saal. Raumprogramm  : Im EG und Zwischengeschoss  : An der Nordstraße Läden, Restaurant, Frühstücksstube, zwei Caféräume und Küche mit Nebenräumen  ; hinter dem Hauptportal Eingangshalle, Rotunde und Wandelhalle (Überleitung zu den in einem rückwärtigen Flügel vorgesehenen Saalanlagen)  ; an der ehem. Germaniastraße Geschäftsräume des Ge-Be-In. Im 1. OG Büros, drei Versammlungssäle, Sitzungszimmer, Jugendheim (fünf große Zimmer und Film- und Vortragssaal) und Bibliotheksräume sowie Angestelltenwohnungen. Im 2.  OG Büros, Sitzungszimmer, Archiv, Telefonzentrale und Wohnungen. Im 3.  OG Büros, Kanzlei und Kammersaal der Arbeiterkammer150, Hotel- und Ledigenheim mit 116 Betten und umfangreichen Nebenräumen. Im DG Herbergs- und Aufenthaltsräume, Wäschereianlagen und Trockenböden. Im Tiefkeller Heizungsanlage  ; im Keller Nebenräume des Wirtschaftsbetriebs, Kegelbahnen, Betriebsund Lagerräume der Ge-Be-In mit Aufbahrungshalle (in zwölf Zellen aufgeteilt). Zwischen Saalbau und Hauptgebäude ein zum »Kamp« hin geöffneter Gartenhof mit Terrassenanlage vorgesehen. Innenausstattung  :151 Eingangshalle mit Wandverkleidung aus lilarotem Mainsandstein und Fußboden aus Solnhofener Platten  ; Wandelhalle mit zwei Säulenreihen aus behauenem Muschelkalk, Wände ebenfalls in Mainsandstein  ; im Restaurant Gestühl, Treppe und Wandverkleidung in rauchgrauer, unlackierter Eiche  ; Filmsaal mit Wandverkleidung aus rostbraunen, mattglänzenden Keramikplatten und Parkettfußboden  ; Kammersaal mit Wandverkleidung und Gestühl in Eiche, die Sessel mit roten Lederpolstern, Parkettfußboden, silberne Beleuchtungskörper und Stuckdecke. Bauschmuck  : Am Außenbau im EG acht bronzene Fassadenfiguren, die »Lebensstufen unter der Last schwerer Arbeit und Not« darstellend (Bernhard Hoetger, 1928)  ; im Gewände des Hauptportals figürliche Sandsteinreliefs, die »Menschliche Familie« bzw. Adam und Eva darstellend  ; an den Erkern abstrakte Sandsteinreliefs in expressionistischer Manier  ; im Restaurant  : Bacchusstele aus Gussstein152 (Bernhard Hoetger, 1928)  ; an der Stirnseite des Flures zu den Aufbahrungsräumen des Ge-Be-In  : Wandbild »Mutter mit Kind« (Gustav Adolf Schreiber, 1928)  ; im Kammersaal »allegorische, aus der Poesie entlehnte« Wandmalereien in Spritzdekortechnik. Technische Ausstattung  : Warmwasserheizung, Paternosteraufzug, Be- und Entlüftungsanlagen in Restaurant und Café, Fernsprechzentrale, Sargaufzug für das Ge-Be-In. Bemerkung  : Was das Bremer Volkshaus vor anderen Häusern auszeichnet ist weniger die Architektur selbst als die Bauplastik. Denn erst in den Skulpturen von Bernhard Hoetger (1874– 1949) (ergänzt durch weiteren Reliefschmuck) kommt die ideelle Bedeutung des Volkshauses zum Tragen. Hoetger schuf 1927/28 für die Fassade einen Zyklus von acht überlebensgroßen 150 Bei der Arbeiterkammer handelt es sich um die öffentlich-rechtliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer in Bremen. Sie wurde nach dem Krieg gegründet und war mit den Unternehmerkammern gleichberechtigt. Die Kammer bestand aus 30 gewählten Mitgliedern und musste bei allen die Arbeitsverhältnisse betreffenden Gesetzen gutachterlich angehört werden. Sie vertrat die sozialen und wirtschaftlichen Interessen der Arbeitnehmerschaft gegenüber den Behörden und Unternehmern, unterhielt eine Rechtsauskunftsstelle sowie eine Lehrlingsschutz- und Beratungsstelle. Den freien Gewerkschaften galt sie als wichtiger Schritt auf dem Weg zur Wirtschaftsdemokratie. Vgl. Volkshaus in Bremen, S. 35 ff. 151 Eine ausführliche Darstellung der Ausstattung ist in der Eröffnungsfestschrift überliefert, diese wird hier nur kursorisch wiedergegeben. 152 Kat. Bernhard Hoetger, S. 391  ; andere Quellen nennen Sandstein als Material, Volkshaus in Bremen, S. 52, sowie Bernhard Hoetger. Gedächtnisausstellung zu seinem 90. Geburtstag, bearb. von Dieter Honisch, Recklinghausen 1964, Kat.-Nr.  176. Möglicherweise handelte es sich um einen Gußstein auf Sandstein­ basis.

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Bronzefiguren.153 Konkrete Details über das Zustandekommen des Auftrags sind nicht überliefert. Es wird spekuliert, dass der Auftrag über Alfred Faust, Bürgerschaftsabgeordneter der SPD, vermittelt wurde, der als Werbefachmann für Hoetgers damaligen Mäzen, den Kaffee-Unternehmer Ludwig Roselius gearbeitet hatte.154 Jedenfalls wählte man mit Hoetger einen etablierten Vertreter der modernen Bildhauerei und einen der Exponenten des Expressionismus in Deutschland. In Bremen war Hoetger, der von 1924 bis 1929 im benachbarten Worpswede lebte, durch seine »Pietà« für das 1922 errichtete Denkmal der Gefallenen der Räterepublik auf dem Waller Friedhof und seinen Aufsehen erregenden, umstrittenen Entwurf des Paula-Becker-ModersohnHauses in der Boettcherstraße für Roselius 1926/27 in Erscheinung getreten. Im Übrigen hatte Hoetger bereits 1912/13 vier Fassadenfiguren für das Volkshaus in Bern geschaffen, die seine Arbeiten am Bremer Volkshaus in gewissem Sinn thematisch vorwegnehmen.155 Hoetgers Ruf, in seinem Werk – zumindest dem architektonischen – die niedersächsische Tradition mit der Avantgarde zu vereinen, passte zudem bestens in das Ausschreibungskonzept der Gewerkschaften.156 Darüber hinaus galt seine politische Gesinnung seit der Revolutionszeit, in der er sich u.a. dem Aufruf des Arbeitsrats für Kunst anschloss, als sozialistisch im weitesten Sinne.157 Was seine politische Haltung betrifft, gilt Hoetger allgemein als »undurchsichtig«.158 Bei der ihm attestierten ideologischen Nähe zur Revolution in den Jahren 1918/19 hat es sich wohl – wie bei vielen anderen Künstlern auch – in gewissem Sinn um eine Art »Mode-Sozialismus« gehandelt. Bereits 1920 distanzierte er sich von »kommunistischen Experimenten« und näherte sich allmählich dem nordisch-völkischen Gedankengut. Offensichtlich wurde dies allerdings erst 1933, als er sich für die nationalsozialistische Bewegung begeisterte und schließlich 1935, den Angriffen gegen seine als »rassisch-minderwertig« und »bolschewistisch« verfemte Kunst zum Trotz, 153 Die drei Arbeiterfiguren und die Frau mit Kind an der Nordstraßenfassade, die beiden »Alten« an der Rückseite links und rechts der Einfahrt zum Ge-Be-In (Auf dem Kamp) und die beiden »Jungen« an der heute verbauten Ostseite. Schmoll gen. Eisenwerth geht davon aus, dass zunächst nur die vier Figuren an der Nordstraßenfassade und die anderen erst nachträglich angebracht worden waren (Schmoll gen. Eisenwerth, Denkmäler der Arbeit, S. 259). Die Beschreibung aller Figuren in der Festschrift legt jedoch die Annahme nahe, dass zum Zeitpunkt der Eröffnung bereits alle acht Figuren aufgestellt waren  ; vgl. Volkshaus in Bremen, S. 8 f. 154 Wübbena, Das Volkshaus, S. 54. 155 Es handelt sich um zwei madonnenhafte Frauenfiguren mit Kind und zwei an antike Kuroi erinnernde Männerfiguren in hieratischer Siegerpose, die Hoetger zufolge zusammen »die Volkskraft« symbolisieren (Wübbena, Das Volkshaus, S. 52). Im Unterschied zu den Bremer Figuren sind diese streng symme­ trischen und stilisierten Arbeiten von der Absicht einer Sakralisierung des Themas und einer gewissen Sentimentalität geprägt  ; Theile, Albert  : Bernhard Hoetger, Recklinghausen 1960, S. 21. 156 Van Alphen, Dirk  : Ein Kaufmann und sein »Steckenpferd«. Bemerkungen zur Geschichte des PaulaBecker-Modersohn-Hauses in Bremen, in  : Bernhard Hoetger. Skulptur Malerei Design Architektur, Ausstellung der Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen, hrsg. von Maria Anczykowski, Bremen 1998, S. 206–215, hier S. 207. 157 Vgl. Die neue alte Böttcherstraße in Bremen, in  : Bremer Volkszeitung, 12.  Oktober 1926, zit. nach van Alphen, Dirk  : Ein Kaufmann und sein »Steckenpferd«, S. 210  ; vgl. auch Hirthe, »Besondere Leistungen …«. 158 Honisch, Überlebensfries, S. 4  ; vgl. hierzu auch Coelen, Peter van der  : Biographie zu Bernhard Hoetger, in  : Kat. Deutsche Bildhauer 1900–1945. Entartet, Ausstellung des Nijmeegs Museum Commanderie van Sint-Jan, hrsg. von Christian Tümpel, Königstein 1992, S. 214–217.

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in die Partei eintrat.159 1926 hatte die Bremer Volkszeitung Hoetger im Zusammenhang mit dem das damals noch im Bau befindlichen Paula-Becker-Modern­sohn-Haus zu erwartende Angriffe aus dem rechten Lager vorausgesagt, dies wohl auch deshalb, weil man ihn damals nach wie vor politisch »links« einordnete. In einem Brief – mit dem Hoetger wohlgemerkt 1933 die Entfernung seiner Figuren verhindern wollte, indem er sich von seinen sozialdemokratischen Auftraggebern distanziert – gab er an, die Gewerkschaften hätten von ihm ursprünglich einen Figurenzyklus gewünscht, der »den Aufstieg und die Verherrlichung des damaligen Systems [also der Republik] bekunden« sollte. Hoetger habe jedoch, so führte er aus, den Auftrag nur unter der Bedingung angenommen, dass er »künstlerisch ganz frei« arbeiten dürfe.160 Dass ihm die Gewerkschaften dies ermöglichten, hatte er auch in der Eröffnungsfestschrift erwähnt, wo er den »einsichtigen Gewerkschaften« dankte, dass sie ihm »bei der Auftragserteilung unbeschränkte Gestaltungsfreiheit« zugebilligt hatten.161 Die von Hoetger als Einzeltitel für die Figuren gewählten Bezeichnungen lassen mehrere Bedeutungsebenen zu und schließen insbesondere Bezüge zum Kampf der Arbeiterklasse (welche Hoetger 1933 zu leugnen versuchte) nicht aus  : »Jüngling«, »Junges Mädchen«, »Alter Mann«, »Alte Frau«, »Müder Arbeiter«, »Arbeiter mit Kind« und »Erwachender Arbeiter«. Als übergeordnetes Thema der Figurenserie ist die Bezeichnung »Lebensstufen unter der Last schwerer Arbeit und Not«162 überliefert. Aber über die Bedeutung eines Lebenszyklus hinaus ist Hoetgers Serie auch als ein »Denkmal der Arbeit«163 zu verstehen. Dieses große bildhauerische Thema des späten 19.  Jahrhunderts geht zurück auf den Belgier Constantin Meunier und beschäftigte neben Künstlern wie Auguste Rodin und Jules Dalou vor allem auch die Öffentlichkeit.164 In Meuniers großen Entwürfen für sein »Denkmal der Arbeit« erhebt der Bildhauer selbst– und nicht etwa ein Auftraggeber – das Thema »Arbeit« zum denkmalwürdigen Gegenstand. Damit paart sich die Suche nach einer angemessenen Darstellung des Arbeiters als Typus, die sowohl die Realität des harten Arbeitslebens als auch den Charakter der Arbeit im ideellen Sinne in sich vereinen würde mit dem sozialen Gewissen des Künstlers. Meunier, Dalou und Rodin verwendeten in ihren Entwürfen noch die klassischen Mittel der Denkmalgestaltung wie Monumentalisierung, idealisierendes Pathos, Allegorisierung der Figuren und attributive Symbolik, sie verbanden diese jedoch mit einem neuen, realistischen Blick auf den arbeitenden Menschen, der sein leidvolles Schicksal der lebenslangen harten Arbeit mit Würde trägt. Hoetger, der sich ab 1900 längere Zeit in Paris aufhielt, hatte damals die Werke Meuniers und Rodins intensiv studiert und in sein eigenes Schaffen integriert.165 Mit den Bre159 Zu Hoetgers Haltung im Dritten Reich vgl. Hirthe, »Besondere Leistungen …«. 160 Zit. nach Wübbena, Das Volkshaus, S. 63. 161 Volkshaus in Bremen, S. 25. 162 Schmoll gen. Eisenwerth spricht auch von einem »Zyklus des Lebens unter dem Stigma der Arbeit«, Schmoll gen. Eisenwerth, Denkmäler der Arbeit, S. 275  ; vgl. auch Mielsch-Manske, Architektur und Kunst, S. 21–27. 163 Vgl. den Artikel des Verlegers und Hoetger-Förderers Georg Biermann  : Hoetgers Denkmal der Arbeit, in  : Cicerone, 21. Jg., Nr. 2, 1929, S. 49/50. 164 Schmoll gen. Eisenwerth, Denkmäler der Arbeit  ; Hunisak, John M.: Rodin, Dalou, and the monument to labor, in  : Art the ape of nature, New York u.a. 1981, S. 689–705. 165 Berger, Ursel  : Bernhard Hoetger in Paris, in  : Bernhard Hoetger. Skulptur Malerei Design Architektur, Ausstellung der Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen, hrsg. von Maria Anczykowski, Bremen 1998, S. 8–17, hier S. 9.

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mer Volkshausfiguren knüpft er 1927 inhaltlich nochmals an seine frühen großen Vorbilder an, formal hat er sich damals bereits weit von ihnen entfernt. Der Vergleich mit seiner zahmen Genrefigur »Grubenarbeiter« von 1900 zeigt die große Entwicklung, die der inzwischen 53-Jährige als Bildhauer vollzogen hatte. Im Volkshauszyklus steigerte Hoetger seine Sprache wie in kaum einer anderen seiner Arbeiten zu jäher Ausdruckskraft. Mit drastischen Formen zeigt er den von Arbeit und Unterdrückung gezeichneten Menschen. Trotzdem werden heutige Begriffe wie »Sozialkritik« oder »sozialistischer Realismus« den Figuren kaum gerecht.166 Ohne Heroisierung und Idealisierung – anders als noch in Bern – zeigt Hoetger die körperliche und seelische Deformation des arbeitenden Menschen. Es verwundert kaum, dass seine Arbeit aus den verschiedenen Lagern mit Kritik bedacht wurde  :167 Den bürgerlichen Bremer Nachrichten erschienen Hoetgers Figuren als zu dominant und »verfehlt«168. Doch auch das Urteil innerhalb der Sozialdemokratie war offenbar gespalten. Zum einen hieß es in der Volkszeitung ablehnend  : »Wir Arbeiter können uns jedenfalls an dieser Kunst Hoetgers nicht erbauen […] solche Leute findet man hauptsächlich in Krüppelhäusern und Krankenhäusern.« An anderer Stelle hingegen wurden die Figuren verteidigt  : »›Schön‹ modellierte Arbeiter mit Hacke oder Schippe, oder Schmied mit Hammer usw. in einer idealisierten Form, wie sie in der Darstellung alltäglich sind, bei denen nichts zu sehen ist von den Zeichen der Arbeit und der Not, unwahr bis in die Zehenspitzen, passen nicht mehr in unsere Zeit und wären nichts mehr als eine über die Not der Zeit hinwegtäuschende passive Geste.« und  : »Anstoßend wirkt unser Werk. Und eben das soll es. Hoetgers Kunstwerk ist unsere Sprache. […] In der ausdrucksvollen Plastik klingt der Schrei der Opfer der kapitalistischen Wirtschaftsform«.169 1933 äußerte Hoetger, die Gewerkschaften wären mit seiner Arbeit zunächst »absolut nicht einverstanden und zufrieden« gewesen, denn man habe »kraftvolle Arbeitergestalten, Klassenkämpfer, vielleicht auch Symbole der Arbeit« erwartet.170 Dass Hoetgers drastische Figuren nicht jedermanns Erwartungen erfüllten, davon kann wohl ausgegangen werden. Die Gewerkschaften jedenfalls nahmen den Zyklus ohne Beanstandung an, brachten ihn in prominenter Position an der Fassade an und äußerten sich überwiegend lobend darüber.171 Insgesamt ist festzuhalten, dass der Volkshauszyklus viele Interpretationsmöglichkeiten zulässt. Peter van der Coelen geht davon aus, dass die Figuren »eher aus der 166 Vgl. Ranfft, Erich  : Über Bernhard Hoetger und den Expressionismus – ein komplizierter Fall, in  : Bernhard Hoetger. Skulptur Malerei Design Architektur, Ausstellung der Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen, hrsg. von Maria Anczykowski, Bremen 1998, S. 72–83, hier S. 73  ; zuvor ähnlich im Urteil  : Schubert, Dietrich  : Bernhard Hoetger, in  : Skulptur des Expressionismus, hrsg. von Stephanie Barron, München 1984, S. 98–101  ; vgl. auch Honisch, Überlebensfries. 167 Vgl. hierzu Coelen, Interpretationsgeschichte. 168 Vgl. ein Artikel von Robert Kain in den Bremer Nachrichten vom 10. September 1928, abgedr. in  : Asseln, Heiko  : Alternative Stadtrundfahrt. Stätten der demokratischen Bewegung und der Arbeiterbewegung in Bremen, Bremen 1982. 169 Alle vorstehenden Zitate nach Honisch, Überlebensfries  ; vgl. auch Bartsch, Karl  : Verfehlte Plastik oder verfehlte Kritik  ? Eine Betrachtung zu Hoetgers Figuren am Volkshaus, in  : Bremer Volkszeitung, 10. September 1928, abgedr. in  : Asseln, Alternative Stadtrundfahrt. 170 Zit. nach Wübbena, Das Volkshaus, S. 63. Zehn Jahre später hatte Hoetger keine Hemmung, sich als Künstler opportunen Themen und heroisch-idealisierenden Posen zu widmen, wie seine ohne Auftrag (!) entstandene Arbeit »Empor« von 1936 zeigt. 171 Vgl. Honisch, Überlebensfries, S. 4.

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Begeisterung für die Wiederbelebung des nationalen oder niederdeutschen Gedankengutes hervorgegangen [sind], als aus der Affinität zum internationalen Klas­sen­kampf«.172 Demnach hatte Hoetger, als er die Figuren schuf, andere Vorstellungen von ihrem Sinngehalt, als jenen, den seine Auftraggeber später hineinlasen.173 Hoetger fasste seine künstlerische Auffassung, die geprägt war von der Suche nach der reinen Ideen- und Ausdruckskunst, in einem kurzen Text für die Eröffnungsfestschrift zusammen  : »Reine Form erzwingt der Geist im Ebenbild seiner Eingebung, eine reine Wahrheit tendenzlos, ohne Spekulation und ohne Sentimentalität. […] Es gilt in das Leben zu schauen, sich bewusst zu werden, dass es Dinge gibt, die durch ihre lebendige Wahrheit Schönheit ausstrahlen, und dass diese, die keine illustrative Schönheit ist, allein den Wert und elementare Kraft besitzt, sich in eine produktive Form zu gießen. Es gilt zu wissen, dass diese elementare Wahrheit unsere Zeit bedeutet, und dass im Gegensatz die gemessene Schönheit einer historischen Zeit angehört.«174 Neben den Räumen des Ge-Be-In gehört die Arbeiterkammer zu den Besonderheiten des Bremer Volkshauses. Der Kammersaal war als »Thronsaal der Arbeit« der eigentliche Prachtraum des Volkshauses galt als »ein besonderes Dokument des machtpolitischen Willens« der Arbeiterbewegung.175 Er war gestaltet in »wundervoll leuchtende(m) Rot«, der »Farbe des internationalen Proletariats«.176 Quellen  : StArch Lübeck (Senatsakten, Abt. IV.1.K., Gruppe 7b, Nr. 34) Literatur  : Asseln, Alternative Stadtrundfahrt  ; Bauwettbewerbe, Oktober 1926, Nr. 7  ; Bernhard Hoetger. Gedächtnisausstellung  ; Kat. Bernhard Hoetger. Skulptur Malerei Design Architektur  ; Die Besetzung der Gewerkschaftshäuser im Mai 1933 durch die Nationalsozialisten in Bremen und Bremerhaven, hrsg. vom DGB Region Bremen Bremerhaven, Bremen 2008  ; Biermann, ­Georg  : Hoetgers Denkmal der Arbeit, in  : Cicerone, 21. Jg., 1929, S. 49 f.; Coelen, Interpretationsgeschichte  ; Dahlke, 81 Jahre Volkshaus  ; Kat. Deutsche Bildhauer 1900–1945  ; Gätsch, Helmut  : Die Freien Gewerkschaften in Bremen 1919–1933, Bremen 1969  ; Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung, Bd.  6 (Stadt Bremen, BremenNord, Bremerhaven), hrsg. vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945, Frankfurt am Main 1992  ; Honisch, Überlebensfries  ; Hunisak, Rodin, Dalou, and the monument to labor  ; Kain, R.: Verfehlte Plastik am Volkshaus Nordstraße, in  : Bremer Nachrichten, 7.  September 1928 (nicht eingesehen)  ; Keisch, Claude  : Zum sozialen Gehalt und zur Stilbestimmung deutscher Plastik 1550–1650, Brandenburg 1971  ; Mielsch, Beate  : Kunst im Bremer Stadtbild. Ein Führer zu den öffentlichen Kunstwerken in der Freien Hansestadt Bremen, Bremen 1984  ; Schubert, Bernhard Hoetger  ; Schwarzwälder, Das große Bremen-Lexikon  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 20. März 1933, http://library.fes.de/ spdpdalt/19330320.pdf (Abruf am 15.  August 2014)  ; Soziale Bauwirtschaft, 10.  Jg., Nr.  20/21, 25. Oktober 1930, S. 449  ; Theile, Bernhard Hoetger  ; Unser Volkshaus. Die neue Trutzburg der Bremischen Arbeiterschaft  ; Verdonck,  G.: Neubau eines Gewerkschaftshauses in Bremen, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1. Jg., Nr. 3, 1926, S. 4  ; Das Volkshaus in Bremen, bearb. von Heidrun 172 Vgl. Coelen, Interpretationsgeschichte, S. 172. 173 Vgl. Coelen, Biographie zu Bernhard Hoetger, S. 216. 174 Volkshaus in Bremen, S. 24. 175 Ebd., S. 58. 176 Ebd.

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Gode-Luerßen, hrsg. vom Senator für Bildung Wissenschaft u. Kunst in Bremen, Fischerhude 1985  ; Das Volkshaus in Bremen. Erbaut in den Jahren 1926–1928  ; Wübbena, Das Volkshaus Abb. 64, 65, 66, 177 Siehe auch → Vegesack 48. Bremerhaven/Freie Hansestadt Bremen Gewerkschaftshaus »Eintracht« Deichstraße 51–55 (ehem. Deich) Neubau 1911/12 Bauherr Baugenossenschaft »Eintracht« eGmbH, Bremerhaven Entwurf Arch. Jon Knudsen, Geestemünde Ausführung Firma Carl Brandt, Bremen Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1911 Gründung der Baugenossenschaft »Eintracht« eGmbH durch das Gewerkschaftskartell und den Konsum- und Sparverein Unterweser177  ; Entwurf eines Gewerkschaftshausneubaus unter dem Namen »Eintracht« durch Arch. Jon Knudsen, Geestemünde  ; am 27. Juli 1911 Baugenehmigung, am 2. August 1911 Baubeginn  ; ab Januar 1912 Bezug des Neubaus. Von Gewerkschaften, SPD und diversen Arbeitervereinen genutzt (Arbeitersänger, -jugend, -Turn- und Sportbund, Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Eiserne Front), Sitz der Arbeiterbibliothek. Am 23. März 1933 von Polizei und SA durchsucht  ; am 2. Mai 1933 endgültig besetzt, die Gewerkschaftsfunktionäre verhaftet und die Bücher der Arbeiterbibliothek am 6. Mai 1933 auf dem Marktplatz (heute Theodor-Heuss-Platz) verbrannt  ; im selben Jahr die Baugenossenschaft durch Senatsbeschluss unter dem Vorwurf des »Missbrauchs der Genossenschaftsbewegung zu marxistischen Zwecken« aufgelöst  ; in der Folgezeit Nutzung des Hauses durch die DAF und andere NSDAP-Dienststellen  ; 1935 Übergang in Privatbesitz  ; im September 1944 bei Bombenangriffen zerstört. Beschreibung  : Viergeschossiger, verputzter Mansarddachbau in schlichter Reformarchitektur (Vorderhaus mit Rückgebäude)  ; fassadenbeherrschend der zweiachsige, giebelbekrönter Erker, vom 1. OG bis ins DG reichend  ; dieser in seiner linken Achse mit Loggien versehen und auf Traufhöhe als Balkon ausgebildet  ; Hinterhaus. Im 1. OG des Vorderhauses knapp 270 qm großer Saal (bzw. Turnhalle) für 600 Personen  ; im 2. OG Sitzungszimmer  ; Verwaltungsräume  ; Bibliothek und Lesezimmer  ; Jugendheim  ; sonst überwiegend Wohnungen  ; im EG Laden. Bemerkung  : Der DMV besaß in Bremerhaven ein eigenes Verbandshaus in der Sonnenstraße/ Ecke Grazer Straße. Nach Kriegsende diente das ehemalige Redaktionsgebäude der sozialdemokratischen »Norddeutschen Volksstimme« in Bremerhaven-Geestemünde, Friedrich-EbertStraße1/Ecke Elbestraße (ehemals Hohenzollernring 1) dem DGB als Gewerkschaftshaus. 2007 177 Laut. Handbuch der Deutschen Gesellschaften mit beschränkter Haftung [1917] wurde 1911 ebenfalls eine Gesellschaftshaus Eintracht GmbH gegründet, vermutlich als Betreibergesellschaft. Deren Zweck war die »Veranstaltung, Förderung und Beteiligung gemeinnütziger Bestrebungen für Belehrung, Erquickung, Erholung sowie Betreibung von Handelsgeschäften«. Als Gesellschafter sind E. Dreyer, E. Reddeck und G. Stolt genannt  ; vgl. Handbuch der Deutschen Gesellschaften mit beschränkter Haftung, hrsg. von C. Greulich, Berlin [1917], 1925, 1932].

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erfolgte der Umzug des DGB in ein städtisches Gebäude an der Hinrich-Schmalfeldt-/Ecke Dionysiusstraße (Stadthaus 7). Quellen  : StArch Bremerhaven (schriftl. Auskunft Dr. Hartmut Bickelmann)  ; Bauordnungsamt Bremerhaven (schriftl. Auskunft Werner Kirschstein) Literatur  : Berichte für das Geschäftsjahr 1911, hrsg. vom Gewerkschaftskartell für Bremerhaven und Umgegend, Bremerhaven [1912]  ; Geschichte der Bremerhavener Arbeit und Arbeiterbewegung zwischen 1818 und heute, http://www2.igmetall.de/homepages/bremerhaven/ dieigmetallstelltsichvor/arbeitergeschichtebremerhavens.html (Abruf am 15.  August 2014)   ; Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung, Bd. 6 (Stadt Bremen, Bremen-Nord, Bremerhaven), hrsg. vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945, Frankfurt am Main 1992  ; Herbig, Rudolf  : Wirtschaft, Arbeit, Streik, Aussperrung an der Unterweser. Aus der Wirtschafts-, Sozialund Gewerkschaftsgeschichte zwischen 1827 bis 1953, Wolframs-Eschenbach 1979  ; Jahrgang 1864, aber nicht von gestern. Geschichts-, Geschichten-, Bilder- und Lesebuch der SPD Bremen und Bremerhaven. 125 Jahre Bremer SPD, hrsg. vom SPD-Landesvorstand Bremen, Bremen 1989 Abb. 178 49. Breslau (Wrocław)/Polen (ehem. Provinz Niederschlesien) Gewerkschaftshaus Ul. Mazowiecka 17 (ehem. Margarethenstraße) Ankauf 1907 Neubau 1912/13 Bauherr Gewerkschaftshaus-Baugesellschaft mbH, Breslau Entwurf Arch. Max Mathis, Breslau Erweiterungsbau 1922/23 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1889 gründet der Sozialdemokrat Bruno Geiser die Monatsschrift »Staat und Bürger«, um aus deren Ertrag den Grundstock für die Schaffung eines Gewerkschaftshauses in Breslau zu schaffen – das Unternehmen scheitert noch im selben Jahr  ; 1890 Einsetzung einer Lokalkommission zur Sicherung von Versammlungsräumen für die Arbeiterbewegung  ; Schaffung eines Baufonds  ; im April 1901 pachten die freien Gewerkschaften das Saaletablissement Margarethenstraße 17 auf sechs Jahre (Jahresmiete 16 000 Mark)  ; am 26. April 1901 nach Umbauten Eröffnung als Gewerkschaftshaus  ; nach Ablauf des Pachtvertrags Zwangsversteigerung des heruntergekommenen Grundstücks am 2. Mai 1907 und Ankauf durch die am 29. April 1907 gegründete Gewerkschaftshaus-Baugesellschaft mbH (Kaufpreis 356 000 Mark)  ; Erhebung eines Extrabeitrags in Höhe von 3 Mark pro Mitglied  ; im Juni 1907 erste Baupläne ausgearbeitet, diese scheitern jedoch an der ungelösten Finanzierung  ; daher 1909 Einführung eines regelmäßigen Sonderbeitrags und 1910 Verpflichtung aller organisierten Arbeiter zur Zeichnung verzinslicher Anteilscheine in Höhe von mind. 5 Mark  ; Anfang 1912 gemeinsame Sitzung des Gewerkschaftskartells, des Parteivorstands und der Vorstände aller Gesang- und Sportvereine zur Projektierung des Gewerkschaftshausneubaus  ; die Volkswacht erwirbt einen Teil des Grundstücks, um dort zu gegebener Zeit ein Verlags- und Druckereigebäude zu errichten  ; am 22. Februar 1912 wird nach wiederholter Prüfung und Umänderung der Baupläne der Breslauer Arch. 335

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Max Mathis mit dem Bau betraut178  ; am 11. Juni 1912 bis März 1913 Baubeginn  ; an den Ostertagen 24./25. und 29. März 1913 Einweihungsfeierlichkeiten. Im Ersten Weltkrieg Nutzung der Säle für Lazarettzwecke  ; nach dem Krieg rasanter Anstieg des Bedarfs an Büroräumen (Umnutzung der Herbergs-, Hotel- und Jugendräume)  ; Ende 1920 Beschluss über die Errichtung eines Erweiterungsbaus  ; 1922/23 Ausführung des Erweiterungsbaus in formaler Anlehnung an den Bau von 1912/13 (Fertigstellung im Februar 1923)  ; 1925 Renovierung der Säle und oberen Vereinszimmer (anlässlich des in Breslau tagenden 12. Gewerkschaftskongresses, vermutl. durch die gemeinnützige Malereigesellschaft Breslau179)  ; 1926 Umbau, Renovierung und Modernisierung der Restaurationsräume. Am 2.  März 1933 Hausdurchsuchung und Beschlagnahme von Druckschriften  ; am 8.  März 1933 Besetzung und Verwüstung durch rd. 250 SA-Männer mit Unterstützung der Hilfspolizei, dabei mehrer Tote, Verbrennung von Plünderungsgut vor dem Haus  ; am 2. Mai 1933 Beschlagnahme. Das Gebäude heute nur teilw. genutzt und weitgehend dem Verfall preisgegeben. Beschreibung  :180 Großes Geschäftshaus mit rückwärtig anschließendem Saalbau. Das Vorderhaus181 ein fünfgeschossiger, vielachsiger Satteldachbau mit zwei flachen Risaliten  ; die Fassade aus hellem Terranova-Edelputz, in den oberen Geschossen durch verschieden breite, lisenenartige Wandvorlagen zwischen den Fensterachsen rhythmisiert  ; im EG Sandsteinrustika  ; lang gezogener Balkon auf Höhe des Mezzanins im gesamten Mittelteil, auf Höhe des 3. OG jeweils zwei gerundete Balkone mit Eisenbrüstung im Bereich der Risalite  ; die Öffnungen im EG korbbogig geschlossen, die übrigen Fenster hochrechteckig. Links anschließend der gleich hohe, fünfachsige Erweiterungsbau von 1922/23, dessen symmetrische Fassade durch vier vom 1. bis zum 3. OG reichende Kolossalpilaster ausgezeichnet  ; zentraler, turmartiger Dachaufbau mit Aussichtsplattform und Fahnenmast. Raumprogramm und Ausstattung  : Im EG des Vorderhauses Vestibül (mit breiter Mosaiktreppe, großen Pilastern, Stuckdecken und farbigen Fußböden), Durchgang zum Foyer des Saalbaus und zur darunter liegenden Garderobe  ; ebenfalls im EG Restaurant, Stehbierhalle, Zigarrenhandlung, Sitzungszimmer, Billardzimmer. Im 1.  OG sechs Versammlungsräume sowie Büroräume, im 2. und 3. OG weitere Büroräume, Bibliothek, Hausverwaltung und Angestelltenwohnungen  ; im 4. OG modern ausgestattete Herberge mit Desinfektions- und Baderäumen, acht Fremdenzimmern und zwei Schlafsälen, weiterhin zwei Angestelltenwohnungen. Rückwärtig gelegen ein über breite Außentreppen im Hof von der Straße aus zugänglicher Saalbau mit zwei Hauptsälen und Nebenräumen  : Der kleine Saal (Grundfläche 260 qm) mit verziertem Tonnengewölbe und buntem Oberlicht, die Wände im unteren Teil holzverkleidet, darüber perlblau gefelderter Anstrich, Parkettfußboden und Podium  ; großer, über zwei Geschosse 178 In den Quellen ist kein Urheber der ersten Pläne von 1907 genannt. Ob der ausgeführte Bau im Wesentlichen noch diesen ersten Planungen entspricht bzw. ob Mathis diese 1912 umgearbeitet oder neu angefertigt hat, bedürfte einer weiteren Prüfung. Jedenfalls wurden in den Neubau offenbar ältere Bauteile mit einbezogen. 179 Vgl. Abb. des Bühnenraums in Soziale Bauwirtschaft, 10. Jg., Nr. 14/15, 21. Juli 1930, S. 340 u. 351. 180 Die Beschreibung folgt zeichnerischen Darstellungen und zeitgenossischen Beschreibungen  ; vgl. Das Breslauer Gewerkschaftshaus. Festschrift und Programm zur Einweihung des neuen Eigenheims der Breslauer freien Arbeiterschaft. Ostern 1913, hrsg. von Max Wiener, Breslau 1913. 181 In den Quellen ist mehrfach von drei Vorderhäusern die Rede  ; hier wird der Einfachheit halber von einem Vorderhaus ausgegangen, da der Außenbau einheitlich in Erscheinung tritt.

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reichender Saal (Grundfläche 700 qm) mit tiefer, über drei Seiten laufender Galerie (an der Querseite dreifach terrassiert)  ; großzügige Fensterflächen an den Längsseiten  ; die Wände »in zarten Elfenbeintönen mit weißen Absetzungen« gestrichen, die Decke »mit diskreten Stuckornamenten in geschmackvoller Aufteilung dekoriert«  ; die Säle durch Flügeltüren und Rolljalousien zu einem Raum zu verbinden  ; beide in Verbindung mit Buffeträumen und Küche. Bemerkung  : Das Breslauer Gewerkschaftshaus stellt in der Reihe der Gewerkschaftshäuser der späten Kaiserzeit keine Ausnahme dar. Wie bei vielen anderen Häusern lautete auch hier das Schlüsselwort »Gediegenheit«182  : Man wollte mit bescheidenen Mitteln einen einigermaßen repräsentablen und zweckmäßigen Bau errichten. Architektonisch gab man sich Mühe, in der Gestaltung und Ausstattung des Baus neuere Versachlichungstendenzen aufzunehmen, ohne mit traditionellen Gliederungs- und Dekorationsmustern zu brechen. Zum einen lehnt sich die Fassadengestaltung an barocke Schlossanlagen an, zum anderen wird der Versuch gemacht, diesen Rückgriff auf feudale Herrschaftsarchitektur mit Elementen des sich seit kurzem in den Großstädten herausbildenden, modernen Geschäftshausbaus zu verbinden. Die unaufwendige Fassadengliederung mit ihrem verhältnismäßig flachen Relief aus vertikalen und horizontalen Elementen erzielt ihre Wirkung durch die nur andeutungsweise rhythmisierte gleichförmige Reihung der Fensterachsen. Durch die Betonung der Vertikalen werden zwar konstruktive Elemente an der Fassade hervorgekehrt, ein Bezug auf die dahinter liegende Raumverteilung wird jedoch nicht hergestellt. Zum Zeitpunkt der Einweihung plante man die Aufstellung von drei großen Steinfiguren über dem Haupteingang, die Freiheit, Wissenschaft, und Arbeit darstellen sollten, man begnügte sich zunächst jedoch mit Laternenaufsätzen. Vom Bühnenraum des Saals ist eine Fotografie überliefert, die dessen Ausgestaltung mit moderner Dekorationsmalerei zeigt.183 Das Breslauer Gewerkschaftshaus verfügte zeitweise über eine eigene Sparkasse, die die in den Baufonds eingezahlten verzinslichen Spareinlagen verwaltete. Sie ging 1925 in der Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten auf. Quellen  : AdsD Bonn (Bildarchiv 6/FOTA124990, 6/FOTB001666, 6/FOTB005506)  ; BArch Berlin (Bildarchiv Bild 146-2008-0267 bis -0274)  ; DHM Berlin (GOS-Nr.  96003577)  ; schriftl. Auskunft Jacques Schwarz, Berlin Literatur  : Das Breslauer Gewerkschaftshaus (Abb.)  ; Gewerkschaftshaus-Baugesellschaft m.b.H., Breslau, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1. Jg., Nr. 10/12, 1926, S. 12  ; Hallama, Georg  : Breslau und Umgebung, [Sonderausg. des Ortsausschuss Breslau des ADGB für den 12.  Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands], Breslau [ca. 1925] (Abb.)  ; Jahresbericht des Arbeitersekretariats Breslau  ; R., F.: 25 Jahre Breslauer Gewerkschaftshaus, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1.  Jg., Nr.  3, 1926, S. 2 f.; R.,  F.: Das Breslauer Gewerkschaftshaus, in  : Dem Gewerkschaftskongress zum Gruß  !, Flugschrift, hrsg. anlässlich des 12. Gewerkschaftskongresses in Breslau vom 31. August bis 4. September 1925 [Breslau 1925] [o. V.] (Abb.)  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 8. März 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330308.pdf (Abruf am 15. August 2014)  ; Soziale Bauwirtschaft, 10. Jg., Nr. 14/15, 21. Juli 1930, S. 303, 340, 351 (Abb.) Abb. 179

182 Jahresbericht des Arbeitersekretariats Breslau nebst Bericht über die Breslauer Gewerkschaften für das 13. Geschäftsjahr 1912, hrsg. vom Arbeitersekretariat Breslau, Breslau 1913, S. 14. 183 Soziale Bauwirtschaft, 10. Jg., Nr. 14/15, 21. Juli 1930, S. 340.

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50. Brünlos184 (Zwönitz)/Sachsen Volkshaus Volkshausstraße 23 (ehem. Haus Nr. 90) Neubau 1928/29 Bauherr Verein Volkshaus Brünlos i. Erzgebirge u. Umgegend eGmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Angeblich ab 1925 Projektierung eines Volkshauses durch die Arbeitersportbewegung  ; 1928 Gründung der Genossenschaft »Verein Volkshaus Brünlos i. Erzgebirge u. Umgegend eGmbH« durch 25 Gründungsmitglieder, im Vorstand die drei Strumpfwirker Paul Brunner, Johannes Schmidt und Georg Möckel  ; im selben Jahr Ankauf eines Grundstücks  ; 1928/29 Neubau eines Volkshauses. 1933 Beschlagnahme  ; 1936 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Volksfürsorge, 1937 Löschung der Genossenschaft und Verkauf an die Gemeinde Brünlos  ; 1942 dienen der Saal als Schulturnhalle, die Parterreräume des Gastwirtschaftsgebäudes den NSDAP- und NSV-Geschäftsstellen, der Gemeinschaftsraum für HJ und BDM. 1947 Übergang in SED-Vermögen, 1954 Eigentum des Volkes. 1992 Übertragung auf die Gemeinde Brünlos  ; 1994 Privatbesitz. Beschreibung  : Zweigeschossiges Gastwirtschaftsgebäude mit anschließendem eingeschossigem Saalbau185 in den einfachen Formen des genossenschaftlich-ländlichen Bauens  ; ausgebautes Walmdach mit holzverschindelten Dachgauben  ; Putzfassaden über Natursteinsockel, die Sprossenfenster im OG des Kopfbaus durch Kratzputzfelder optisch zu Bändern zusammengefasst. Im EG des Kopfbaus Gemeinschaftsraum  ; der Saal für Turn-, Versammlungs- und Festzwecke geeignet. Bemerkung  : Das Volkshaus Brünlos ist ein typisches Beispiel für jene Art von Bauten, wie sie gegen Ende der 1920er Jahre an vielen kleineren Orten entstanden sind (beispielsweise in Michendorf, Auerswalde und Hainichen). Das Raumprogramm ist auf das Wesentliche reduziert  : Einem Gasthof als Kopfbau mit Gast- und Vereinszimmern schließt sich – meist rückwärtig – ein Mehrzecksaal an. Architektonisch weisen diese Bauten in der Regel die typischen Merkmale des genossenschaftlichen Bauens im ländlichen Raum auf. Sie orientieren sich an der traditionellen Gestalt des »deutschen« Wohnhauses, das meist ohne besondere lokale oder regionale Merkmale auf eine quasi allgemeingültige Grundform reduziert wird. In den gestalterischen Details, etwa im Bereich der Sohlbänke, Fensterstürze und Portalrahmungen, macht sich durchaus der Einfluss der Moderne bemerkbar. Am Brünloser Volkshaus zeigt sich dies beispielsweise an der Gestaltung der Fenster im oberen Geschoss, wo das überlieferte Bauelement der Fensterläden nur als Motiv aufgegriffen und durch breite, die Fenster verbindende bandartige Rahmen graphisch umgesetzt bzw. abstrahiert wird. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Brünlos, Volkshausstraße 23 sowie Bauakte)  ; BArch Berlin (R 1501/10605) 184 1999 nach Zwönitz eingemeindet. 185 Wann der Saal errichtet wurde, ist unklar. Am 27. August 1928 wurden die Pläne für den Saalbau bei der Amtshauptmannschaft Stollberg eingereicht, allerdings mit dem Hinweis, dass dieser erst »später« zur Ausführung kommen soll. Aus einem Schreiben des Bürgermeisters von Brünlos an den Landrat vom 12. Dezember 1942 geht hervor, dass eine Turnhalle, also der Saal, vorhanden war  ; vgl. Kopien aus den Bauakten des Kreisarchivs Oelsnitz bei GIRO Berlin, Bauakte Brünlos, Volkshausstraße 23.

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Literatur  : Hessel, Klaus-Dietmar  : Von oben gesehen. Das Zwönitztal mit seinen Orten und Ortsteilen, Meerane 2005 (Abb.) Abb. 180

51. Buer i. W. (Gelsenkirchen)/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus »Goldberghaus« Goldbergstraße 84 Neubau 1923/24 Bauherr Gewerkschaftshaus Buer i. W. GmbH, Buer i. W. Entwurf Arch. Wilhelm Eckenrath und Wilhelm Schurig, Dortmund Ausführung Bauhütte Buer-Gladbeck GmbH Verbleib Abriss 1966 Geschichtliche Daten  : Ab 1909 Überlegungen im Gewerkschaftskartell zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses  ; 1923 Antrag der freien Gewerkschaften beim Stadtmagistrat auf Zurverfügungstellung eines Erbbaupachtgrundstücks auf der Kaiserau zum Zweck der Errichtung eines Gewerkschaftshauses  ; in der Folge rege Förderung des Bauprojekts durch Oberbürgermeister Emil Zimmermann und Baurat Hermann Fuchslocher  ; Entwurf durch das Dortmunder Architekturbüro Eckenrath und Schurig  ; am 4.  Mai 1923 Beginn der Ausschachtungsarbeiten, am 24. November 1923 Grundsteinlegung  ; Bauausführung durch die Bauhütte Buer-Gladbeck, unterstützt durch freiwillige Arbeitseinsätze der organisierten Maurer  ; Finanzierung u.a. durch den Vertrieb von Bausteinen  ; 1924 Fertigstellung des 1.  Bauabschnitts  ; vom 2.  Bauabschnitt, dem Saalbau, nur die Grundmauern ausgeführt  ; am 5. Mai 1924 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH. Anfang der 1930er Jahre während der Wirtschaftkrise Übergang in städtischen Besitz, fortan Nutzung u.a. durch das Arbeitsamt und die Arbeitslosenfürsorgestelle. Nach 1933 von der Stadtverwaltung und NSDAP-Gliederungen genutzt  ; Teilumbau zu Wohnzwecken. Nach 1945 Rückkauf durch die IG Bergbau und von dieser sowie weiteren Gewerkschaften genutzt  ; 1966 Abriss wegen Baufälligkeit und Bergschäden, im Anschluss Neubau. Beschreibung  : Dreigeschossiger Walmdachbau mit dominantem, überhöhtem Mittelrisalit und Pfeilerportikus, dieser im 1. OG mit vasengeschmückter Balustrade als Balkon ausgebildet. Gliederung der Fassade durch weitgehend schmucklose, pilasterartige Wandvorlagen und Putzfelder zwischen hohen rechteckigen Sprossenfenstern. Im Zentrum des Daches stumpfer Aussichtsturm mit schmiedeeiserner Brüstung und Fahnenmast. Dem Gesamteindruck nach an Schlossarchitektur orientierter, neoklassizistischer Bau, jedoch in den ornamentalen Details und vor allem im Inneren mit expressionistischen Anklängen in Gestalt zackig-kristalliner Ornamentik. Ursprünglich links und rechts durch Torbogen mit zwei Wohngebäuden verbunden.186 Raumprogramm  : Hinter dem Haupteingang Vestibül mit Freitreppe zum Vorraum des Saalbaus (ehem. als Café genutzt), darunter Garderobe  ; im EG des linken Gebäudeteils Tageswirtschaft mit Nebenzimmern  ; rechts Konferenz- und Sitzungszimmer, Jugendsaal, Bibliothek und Lesezimmer. Im Mittelteil des 1. OG weitere Garderobe und zur Straße hin gelegen ein Sitzungszimmer für 50 Personen mit Fenstertüren zum Balkon  ; im linken Gebäudeteil Fremdenzimmer, rechts Büros. Im 2. OG zwei Woh186 Die Wohngebäude wurden zeitgleich und ebenfalls nach Entwurf von Eckenrath und Schurig durch die freigewerkschaftliche Genossenschaft »Bau- und Sparverein Eigenheim eGmbH Buer« errichtet und in den Folgejahren noch ergänzt.

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nungen sowie Badeeinrichtung des Herbergsbetriebs. Im DG Jugendherberge mit 114 Betten. Im dahinter liegenden Anbau (Überleitung zum nicht realisierten Saalbau) von beiden Seiten befensterter, 8 m hoher Kammermusiksaal für rd. 400 Personen, mit ornamentierter Decke, hölzernen Wandverkleidungen und Kronleuchtern. Die nicht realisierte Saalbauplanung sollte einen großen Saal für 2 000 Personen mit Empore und ein Bühnenhaus mit Nebenräumen umfassen sowie durch ein rundum anschließendes Foyer, zwei überdachte Terrassen entlang der Längsseiten sowie eine breite Gartenterrasse an der Westseite (darunter zwei Kegelbahnen) ergänzt werden. Großer Wirtschaftsgarten für rd. 3 000 Personen. Bemerkung  : Die seit 1908 bestehende Architektengemeinschaft Eckenrath und Schurig, deren Büro sich seit 1918 in Dortmund befand, hatte sich durch zahlreiche öffentliche Bauaufträge in den 1920er Jahren einen Namen gemacht. Wilhelm Eckenrath und Wilhelm Schurig zählten damals zu »den ersten Architekten des Bezirkes«187. Wie es zu ihrer Beauftragung durch die Gewerkschaften kam, ist nicht überliefert, ausschlaggebend dürfte deren Renommee gewesen sein, wonach sie dem Ruhrgebiet »schon manchen mustergültigen Großbau geschenkt« hätten, wie es in der Eröffnungsfestschrift hieß.188 Es ist anzunehmen, dass Eckenrath und Schurig das 1919/20 von Alfred Fischer im benachbarten Rotthausen errichtete »Volkshaus« gekannt haben. Die 1924 nach Gelsenkirchen eingemeindete Gemeinde Rotthausen plante zunächst den Bau einer »Jugendhalle«, wandelte das Projekt jedoch in der Nachkriegszeit unter dem Eindruck der starken Werbearbeit der Volkshausbewegung zu einem Bürger- und Kulturhaus um. Ähnliches hatte die Stadt Gelsenkirchen im Sinn, als sie den Bau des Goldberghauses maßgeblich unterstützte, denn insbesondere dessen Saalbau sollte »auch der Allgemeinheit für Theater, Konzerte, Versammlungen und sonstige Veranstaltungen dienen«.189 Die beiden Bauten sind ihrem Zweck nach also durchaus vergleichbar und auch in ihrer Grundform als Dreiflügelanlage mit mittlerem Walmdachbau sind sich beide nicht unähnlich. Was die ästhetische Haltung betrifft, könnten sie jedoch kaum unterschiedlicher sein  : Während Fischers Klinkerbau sich für die damalige Zeit weit hinauswagt auf architektonisches Neuland und expressionistische Details mit frühen Elementen des Neuen Bauens verbindet, bleibt das Goldberghaus mit Portikus, Risalit, Dachreiter und Gauben weitgehend der Konvention verhaftet. Zwar greifen Eckenrath und Schurig im Inneren den Expressionismus als neue Entwicklung auf, außen dominiert jedoch die Formensprache des biedermeierlichen Neoklassizismus der Vorkriegszeit, wie er damals dem Geschmack des liberalen Bürgertums entsprach  : »Alles atmet sichere Ruhe, nirgendswo etwas Aufdringliches, alles ordnet sich dem Ganzen ein zu einem harmonischen Bild.«190 Wenn die Einweihungsfestschrift gleichzeitig die »Wucht« und »Monumentalität des gewaltigen Gebäudes« lobt, ist dieser Eindruck heute nicht mehr ganz nachvollziehbar. Zum stilistischen Vergleich bietet sich das 1910–1912 errichtete Rathaus in Buer (Arch. Josef Peter Heil) an, das bei einer durchaus mit dem Goldberghaus verwandten Formensprache durch großzügig proportionierte Baumassen, eine hoch aufragende Dachlandschaft und insbesondere den hohen Turm tatsächlich die erwünschte »Wucht« entwickelt und so das Selbstbewusstsein der jungen Industriestadt 187 Cremers, Paul Joseph  : Einleitung, in  : W. Eckenrath – W. Schurig, Berlin/Leipzig/Wien 1928, S. VII–XI, hier S. VIII. 188 Gewerkschaftshaus Buer, S. 12. 189 Ebd., S. 7 (Grußwort des Oberbürgermeisters Emil Zimmermann). 190 Ebd., S. 10.

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angemessen zum Ausdruck brachte. Derselben Repräsentationsformen bediente sich auch der politische Gegner der Gewerkschaften, so die Gelsenkirchener Gussstahl- und Eisenwerke AG mit ihrem Verwaltungsgebäude von 1916–1919 (Arch. Theodor Waßer). Am Außenbau des Goldberghauses wurde versucht, an solche bürgerlichen Großbauten anzuknüpfen. Nur im Inneren und bei einigen Baudetails wurde es gewagt, der neuesten, expressionistischen Richtung zu folgen – die Ausführung sollte jedoch »gediegen und geschmackvoll«191 sein. Bemerkenswert ist diese Diskrepanz zwischen der betont konservativen Grundhaltung nach außen hin und der moderneren Formensprache im Inneren auch deshalb, weil sich der Bau auch im Gesamtwerk der beiden Architekten ausgesprochen rückständig ausnimmt. Aus heutiger Sicht ist diese formale Widersprüchlichkeit des Baus insofern spannend, als sie den Facettenreichtum der Architektur der frühen 1920er Jahre auf markante Weise widerspiegelt. Ein weiteres Gewerkschaftshaus ist in Gelsenkirchen für 1927 in der Overwegstraße 47 belegt. Der DMV unterhielt in der Augustastraße 8 ein Metallarbeiterheim und die in Gelsenkirchen stark vertretene KPD ein Volkshaus in der Liebfrauenstraße 36–40 im Stadtteil Schalke. Literatur  : Bildgeschichte der deutschen Bergarbeiterbewegung, bearb. von Wolfgang Jäger, mit Texten von Wolfgang Jäger und Klaus Tenfelde, München 1989 (Abb.)  ; Cremers, Einleitung in W. Eckenrath – W. Schurig  ; Gewerkschaftshaus Buer  ; Herzmanatus, Klaus  : Rund um die Zeche Hugo. Buer in Westfalen. Die Zeche, die Siedlung, die Bergleute, die Gewerkschaft, Gelsenkirchen 1998  ; Historische Spuren vor Ort – Gelsenkirchen im Nationalsozialismus, hrsg. vom Institut für Stadtgeschichte, Essen 1998  ; Reformführer Nordrhein-Westfalen  ; Sozial und demokratisch. Ein Lesebuch zur Geschichte der sozialdemokratischen Bewegung in Gelsenkirchen, Bd. 1, 1869 bis 1949, hrsg. von Heinz-Jürgen Priamus u.a., Gelsenkirchen 1988  ; Soziale Bauwirtschaft, 6. Jg., 1926, Nr. 8, S. 90 (Abb.) Abb. 181 52. Büttelborn/Hessen Eigenheim/Volkshaus Mainzer Straße 85 Neubau 1930–1932 (auf Basis einer Fertigbauhalle) Bauherr Eigenheim Büttelborn eGmbH Verbleib Stark verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Im Oktober 1929 Eröffnung einer Unterkunftshalle der Arbeiterturner (sog. »Heisje«) mit in Eigenregie betriebener Wirtschaft auf dem Turnplatz an der Weiterstädter Straße (neben der Sauerkrautfabrik)  ; um diese Zeit Gründung einer Eigenheim-Genossenschaft auf Betreiben der freien Turnerschaft192 (am 2. Oktober 1929 Eintragung ins Genossenschaftsregister) und Ankauf eines Baugrundstücks von dem Weiterstädter Landwirt Georg Feldmann  ; Ankauf der Flughalle Mainz-Gonsenheim (ehem. auf dem Gonsenheimer Sand gelegen), ab Anfang 1930 Wiederauf- und Ausbau in Selbsthilfe zum sog. »Eigenheim«  ; am 20. Februar 1930 Zusammenschluss der örtlichen Arbeitervereine zur Freien Sport- und Sänger-Vereinigung Büttelborn, zum Vereinslokal wird das bereits begonnene Eigenheim der freien Turner bestimmt  ; 191 Ebd. 192 Der Gründung der Genossenschaft waren politisch bedingte Unstimmigkeiten mit dem Wirt des damaligen Vereinslokals »Zum Schwanen« vorausgegangen, frdl. Mitteilung von Werner Veith.

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weiterer Ausbau unter Mitwirkung aller Vereine  ; Eröffnung des Betriebs anlässlich der »Kerb« (Kirchweih) im September 1931  ; an Pfingsten 1932 offizielle Einweihungsfeier. Im März 1933 Zusammenstöße zwischen Nationalsozialisten und Linken, wobei ein NSDAP-Mitglied durch Messerstiche verletzt wird  ; daraufhin Durchsuchung des Eigenheims und erste Festnahmen  ; am 1. Mai 1933 Schließung des Wirtschafts- und Saalbetriebs  ; am 6. Mai 1933 Einziehung des Genossenschaftsvermögens zugunsten des Landes Hessen, Veräußerung an die Lohndrescherei Göller und Niemeyer und Nutzung als Maschinenhalle (während des Kriegs Matratzenfabrik der Firma Tusch)  ; die ehemaligen Genossenschaftsmitglieder werden für die Zinsschulden der Genossenschaft über Lohnpfändungen haftbar gemacht. 1947 Rückgabe an die neu gegründete Volkshaus Genossenschaft eGmbH  ; 1953 Anbau eines Kinosaals auf hinzugekauftem Grundstück (Arch. Philipp Jockel, bis 1963 Kinobetrieb, heute »Hochzeitssaal«)  ; Ende der 1950er Jahre Einbau einer Saalempore  ; in der Folgezeit Anbau weiterer Nebenräume. Beschreibung  : Ursprünglich einfacher längsrechteckiger, unverputzter Walmdachbau, im vorderen Bereich zweigeschossiges Gaststättengebäude, direkt in einen Saalbau übergehend (dieser auf Grundlage einer durch Backsteinvermauerung verstärkten Militärhalle errichtet)  ; der Haupteingang mit Freitreppe tief in das Gebäude eingeschnitten  ; im EG große quadratische Sprossenfenster  ; großer Saal mit 450 Sitzplätzen. Bemerkung  : Die beiden Büttelborner Volkshäuser bzw. »Eigenheime« in den ehemals eigenständigen Ortsteilen Büttelborn und Klein-Gerau (Kat. Nr. 161) entstanden beide etwa zeitgleich und unter ähnlichen Voraussetzungen. Bei beiden Gebäuden wurden bestehende Hallen- bzw. Barackenbauten angekauft und auf dem eigenen Baugrundstück unter Verstärkung der Holz- bzw. Eisenkonstruktion durch Mauerwerk neu aufgebaut. Diese als Säle dienenden Gebäudeteile wurden wiederum durch ein angebautes, massives Gaststättengebäude ergänzt. Auch wenn die Volkshäuser ihr Aussehen im Laufe der Jahrzehnte stark verändert haben, so befinden sich jedoch beide noch heute im Eigentum einer Volkshausgenossenschaft und erfüllen als Bürgerhäuser nach wie vor ihre ursprüngliche Zweckbestimmung. Die Büttelborner Volkshausgenossenschaft ist auch heute noch eng mit der örtlichen Sport- und Kulturvereinigung verbunden. Nachdem das Haus nur zwei Jahre nach seiner Fertigstellung beschlagnahmt wurde, erlebte es in der Nachkriegszeit eine zweite Blüte als Mittelpunkt des geselligen und kulturellen Lebens  ; zumindest ein Teil des Geistes der Arbeiterbewegung der Weimarer Republik wurde so in die Zeit nach 1945 hinübergerettet. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/1606)  ; GemArch Trebur (SB 93-4 Konv. 1 Fasc. 1)  ; Heimat- und Geschichtsverein Büttelborn e. V. (mündl. Auskunft Werner Veith  ; Bildbestand) Literatur  : Hessischer Volksfreund, 23. Jg., Nr. 172, 26. Juli 1929 u. Nr. 250, 25. Oktober 1929 sowie 24. Jg., Nr. 42, 19. Februar 1930  ; Martin, Charlotte  : »Hier könnte viel mehr passieren«, in  : Groß-Gerauer Echo, 4. April 2009  ; Veith, Werner und Werner Schäfer  : 75 Jahre Volkshaus Büttelborn, in  : Heimatbote, hrsg. vom Heimat- und Geschichtsverein Büttelborn e. V., 13. Jg., Nr. 1, Frühling 2006, S. 2–5 Abb. 182 Siehe auch → Klein-Gerau 53. Bunzlau (Bolesławiec)/Polen (ehem. Provinz Niederschlesien) Volkshaus Ehem. Görlitzer Straße 18 342

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Ankauf und Umbau Um 1927 Träger Volkshaus Bunzlau in Schlesien eGmbH Ausführung Bauhütte Bunzlau Geschichtliche Daten  : Vermutlich in den 1920er Jahren Ankauf durch die Volkshaus Bunz-

lau in Schlesien eGmbH  ; ca. 1928/30 Umbau durch die Bauhütte Bunzlau. Zugleich Sitz der Volksstimme. Am 21. Juli 1932 bewaffneter SA-Überfall auf das Volkshaus und Ermordung eines Reichsbannermitglieds  ; 1933 Beschlagnahme  ; am 25.  Februar 1935 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die DAF  ; im Dritten Reich »Deutsches Volkshaus« genannt. Raumprogramm  : Unter anderem Restaurant und Hotel. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/1607, NS 5 II 302 [Abb.]) Literatur  : Bauhütte Bunzlau, in  : Soziale Bauwirtschaft, 10. Jg., Nr. 14/15, 21. Juli 1930, S. 330– 334  ; Die Gewerkschaftshäuser in den Provinzen Nieder- und Oberschlesien, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3.  Jg., Nr.  6, Juni 1928, S. 2  ; Naziüberfall auf das Volkshaus in Bunzlau, in  : Das Gewerkschaftshaus, 7. Jg., Nr. 7, Juli 1932, S. 54  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 23. Juli 1932, http://library.fes.de/spdpdalt/19320723.pdf (Abruf am 15.  August 2014)  ; Unsere Betriebe von 1890 bis 1925, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Berlin 1926 54. Burgstädt/Sachsen Volkshaus Am Lindengarten 1/1a (ehem. Nr. 5) Ankauf 1928 Träger Verein Volkshaus eGmbH, Burgstädt Umbau 1929 Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Spätestens 1925 Gründung der Genossenschaft »Verein Volkshaus Burgstädt und Umgegend eGmbH« auf überwiegend freigewerkschaftlicher Basis  ; mit Kaufvertrag vom 8. September 1928 Ankauf des ehem. Schützenhauses (errichtet 1886 ff. als Gasthaus zum Lindengarten) (am 5. Februar 1929 Grundbucheintragung). Am 8. April 1933 Eröffnung des Konkursverfahrens über die Genossenschaft, wenig später Beschlagnahme des Grundstücks  ; 1935 Anordnung der Zwangsversteigerung, Zuschlag an die Stadtbrauerei Burgstädt, Schüller & Böttger oHG. 1948 SED-Vermögen, 1955 Eigentum des Volkes, 1995 Eigentum der Stadt Burgstädt  ; die ehem. Turnhalle heute als Wohnhaus genutzt. Beschreibung  : Großes Gasthofanwesen mit Gastwirtschaftsgebäude, Saalbau (beide errichtet 1886 ff.) und freistehender Turnhalle (errichtet 1902) umfassend  ; insgesamt sieben Versammlungsräume für 30 bis 700 Personen vorhanden. Bemerkung  : In gewerkschaftlichen Adressenverzeichnissen wird um 1928/31 auch ein »Gewerkschaftshaus« in der Böttchergasse 17 genannt, dabei handelte es sich jedoch nicht um Gewerkschaftseigentum, sondern um eine privat geführte Herberge. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Burgstädt, Am Lindengarten 5  ; Bauakte) Abb. 183 Burkhardtsdorf s. → Eibenberg, Meinersdorf

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55. Celle/Niedersachsen Gewerkschaftshaus »Solidarität« Neustadt 64 Ankauf Um 1926 Träger Gewerkschaftshaus Solidarität GmbH, Celle Geschichtliche Daten  : Am 2. September 1924 Gründung der Gewerkschaftshaus Solidarität GmbH durch Vertreter von 16 Einzelgewerkschaften, des ADGB, der Sozialen Bauhütte und der Gesangvereine Thalia und Vereinigte Liedertafel Celle  ; um 1926 Ankauf des Grundstücks Neustadt 64 als Gewerkschaftshaus. Am 2. Mai 1933 von Nationalsozialisten besetzt. Quellen  : StArch Celle (schriftl. Auskunft Sabine Maehnert  ; insbes. Conzessions-Akt Neustadt 64, Sign. 25 H Nr. 324) Literatur  : Schädlich, Ernst  : Im Kreuzfeuer der Ereignisse, Celle 1949  ; Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …« 56. Charlottenburg (Berlin)/Berlin Volkshaus Loschmidtstraße 6–8 (ehem. Rosinenstraße 3) Neubau 1901/02 Bauherr Volkshaus Charlottenburg GmbH Entwurf Arch. Kurt Berndt u. Ernst Scharnke, Berlin Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1901/02 Neubau (Bauantrag vom 4. Juli 1901, genehmigt am 26. Juli und 19. August 1901  ; im November 1901 Fertigstellung des Rohbaus)  ; am 1. Mai 1902 Eröffnung und am 4. Mai 1902 feierliche Einweihung  ; am 13. Juni 1902 Gründung der Volkshaus Charlottenburg GmbH. 1921 Ankauf durch die Konsumgenossenschaft Berlin und Umbau des Saalbaus zu einem Warenhaus  ; damals zugleich Sitz der Hauptverwaltung des Deutschen Eisenbahnerverbands. Ende März 1933 von SA-Angehörigen besetzt  ; Missbrauch der Kellerräume als frühes Konzentrationslager, Umbenennung in »Maikowski-Haus«  ; in den Folgejahren Nutzung des Saals u.a. als Sporthalle, am 26. September 1939 Ankauf durch die Automobil-Ersatzteile-Firma A. Feldmann & Co. GmbH  ; im November 1943 bei Bombenangriff zerstört. 1958 Ankauf des Grundstücks durch das Bezirksamt Charlottenburg  ; heute an selber Stelle Verkehrsübungsplatz der Jugendverkehrsschule. Beschreibung  : Gebäudekomplex aus Vorderhaus mit Seitenflügel und Saalgebäude mit Anbauten. Vorderhaus  : Viergeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte mit Putzfassade im Stil der Jahrhundertwende  ; breite Stichbogenfenster im 1. Stock lassen auf eine gewerbliche Nutzung schließen. Saalbau  : Zweigeschossiger Neubarockbau mit Bandrustika und geschwungenem Karniesgiebel  ; der mittlere, fünfachsige Bereich eingezogen, der dadurch geschaffene Vorplatz um fünf Treppenstufen erhöht  ; hohe Rundbogenfenster im 1. OG verweisen auf den dahinter liegenden Saal. Raumprogramm  : Im EG des Vorderhauses Restaurant mit Stehbierhalle, im 1. OG Büros, ansonsten Wohnungen. Im EG des Saalbaus Restaurationssaal sowie Versammlungssaal für rd. 300 Personen  ; darüber großer Saal (9 m hoch) mit Galerie für rd. 600 Personen193 sowie Neben193 Das Fassungsvermögen der Säle ist im Vorwärts (19. Jg., Nr. 104, 6. Mai 1902, 1. Beilage) mit 600 bzw. 1 200 Personen angegeben, dabei jedoch wohl etwas zu großzügig bemessen  ; laut Bauakte waren der klei-

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räume wie Buffet und Garderobe. Im Saal üppige neubarocke Ausstattung, Wanddekoration durch stuckierte Rundbögen und Pilaster, Bühnenaufbau in Rokokoformen. Hofraum mit Garten. Bemerkung  : Die Errichtung des Charlottenburger Volkshauses erfolgte zunächst durch vier »sozialdemokratische Führer« »im Auftrage der gewerkschaftlich und politisch organisierten Arbeiter«.194 Das Volkshaus war von den Gesellschaftern offenbar anfangs in Generalpacht übernommen worden, um es später käuflich zu erwerben. Der beauftragte Berliner Architekt Kurt Berndt war eigentlich ein renommierter Spezialist für Gewerbehöfe. Er errichtete mit seiner 1887 gegründeten Baugesellschaft ebenfalls 1902/03 das Haus der »Vorwärts-Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer & Co.«  – zugleich Parteizentrale der SPD  – in der Lindenstraße  69 sowie 1913/14 das berühmte Vorwärts-Haus in der Lindenstraße 3.195 Während es sich bei diesen späteren Bauten jedoch um repräsentative Geschäftshäuser handelt, hat sein Bau für die Charlottenburger Arbeiterbewegung den Charakter eines durchschnittlichen Wohnhauses. Der rückwärtig gelegene, über den gartenartigen Hof zugängliche Saalbau, der als eigentliches Volkshaus anzusehen ist, tritt an der Straßenfassade überhaupt nicht in Erscheinung, lediglich die beiden großen Hofzugänge verweisen darauf, dass dahinter ein weiterer Bauteil liegt. Diese straßenseitig vergleichsweise unscheinbare Gestalt des Volkshauses war aber keineswegs im Sinne des Architekten. Damit sich das Vorderhaus besser »vor den umliegenden Baulichkeiten abhebt und als ein der Allgemeinheit dienendes auch durch die Facade kenntlich wird«196 setzte er die Straßenfront um 3 m hinter die Baufluchtlinie zurück. Damit verband er die Hoffnung, das Haus nun in einer Höhe von 18 m statt der erlaubten 15 m errichten zu können.197 Sein diesbezüglicher Antrag stieß jedoch bei der Baupolizei nicht auf Zustimmung  : Eine ausnahmsweise Genehmigung einer höheren Bebauung sei nur dann möglich, wenn gleich »ein ganzer Straßenteil eine Verbreiterung erfährt« oder »ein stärkeres Hervorheben des mittleren Gebäudeteils aus ästhetischen Gründen angezeigt erscheint«, heißt es im Ablehnungsbescheid. Ob die Hervorhebung eines für sozialdemokratische Auftraggeber errichteten Gebäudes der Behörde nicht allein aus ästhetischen Gründen missfiel, sondern auch politische Ressentiments für die Ablehnung ausschlaggebend waren, muss offen bleiben. Nach einigem erfolglosen Hin und Her zog Berndt seinen Antrag jedenfalls zurück und begnügte sich mit der bescheidenen Ausführung einer »hübschen Fassade« von »sympathischem, anheimelndem Eindruck«, wie der Vorwärts anlässlich der Eröffnung schrieb.198 Der Saal sei »mit seiner einfachen und doch künstlerisch vornehmen Architektonik« ein »würdiges, ernstes Heim«, heißt es dort weiter. Im Vorderhaus hatte die Ortskrankenkasse nere Saal offiziell für 300 Personen und der große für 628 Personen zugelassen (vgl. Fohsel, Volkshaus der Charlottenburger SPD, S. 28). 194 Als Treuhänder fungierten die Genossen Curt Baake, Paul Hirsch und Görke, die vermutlich auch später als Gesellschafter der Volkshaus GmbH Charlottenburg auftraten  ; vgl. Soziale Praxis, 11. Jg., Nr. 27, 3. April 1902, Sp. 702. Im Baugesuch des Architekten Berndt vom 15. September 1901 wird die »sozialdemokratische Fraction Charlottenburg unter persönlicher Haftung der drei Stadtverordneten Hirsch, Baake und Görke« als Auftraggeber genannt  ; zit. nach Fohsel, Volkshaus der Charlottenburger SPD, S. 15. 195 Vgl. Lautermann, Klaus und Günter Markscheffel  : Bonn, Ollenhauerstraße 1, hrsg. vom Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Bonn [1975] [o. S.]. 196 LArch Berlin, Bauakte Rosinenstraße 3, zit. nach Fohsel, Volkshaus der Charlottenburger SPD, S. 15. 197 Gemäß den Baupolizeilichen Bestimmungen war in der nur 15 m breiten Rosinenstraße auch nur eine Bauhöhe von 15 m erlaubt. 198 Die Einweihung des Charlottenburger Volkshauses, in  : Vorwärts, 19. Jg., Nr. 104, 6. Mai 1902, 1. Beilage.

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das 1. OG auf zehn Jahre gemietet  ; auch die SPD, und das Jugendheim der SAJ, der Porzellanarbeiterverband und der Charlottenburger Volksbühnenverein hatten dort (zumindest zeitweise) ihren Sitz. Der Saalbau wurde in der Folgezeit überwiegend für Partei- und Kulturveranstaltungen genutzt. Bedauerlicherweise konnte der Saalbetrieb des Volkshauses bei einer lediglich extensiven Nutzung durch die Arbeitervereine langfristig nicht aufrechterhalten werden, weshalb er 1921 aus Kostengründen in ein Warenhaus der Konsumgenossenschaft umgewandelt wurde. Das Vorderhaus behielt jedoch den Namen Volkshaus (von 1919 bis 1937 war auch die Straße unter dem Namen »Am Volkshaus« bekannt) und blieb bis 1933 Sitz der Charlottenburger SPD. Quellen  : Museum Charlottenburg-Wilmersdorf (historische Ansichtskarten, Außen- und Innenaufnahmen) Literatur  : Die Einweihung des Charlottenburger Volkshauses  ; Fohsel, Volkshaus der Charlottenburger SPD  ; Lautermann/Markscheffel, Bonn, Ollenhauerstraße  1  ; Petersen, Jan  : Unsere Straße, München 1978  ; Soziale Praxis, 11. Jg., Nr. 27, 3. April 1902, Sp. 702  ; Wörmann, HeinrichWilhelm  : Widerstand in Charlottenburg, Berlin 1998 Abb. 184 57. Chemnitz/Sachsen Volkshaus »Colosseum« Zwickauer Straße 152 Ankauf 1904 Erweiterungsbau 1908/09 Bauherr und Träger Verein Volkshaus für Chemnitz u. Umg. eGmbH Entwurf Arch. Alfred Löser, Chemnitz199 Ausführung Müller & Rösch Umbauten 1925–1927 Ausführung Gemeinnützige Baugesellschaft Chemnitz Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 15.  Mai 1902 Zusammenkunft gewerkschaftlich und politisch organisierter Genossen und Beschluss zur Schaffung eines Volkshauses  ; am 29.  Mai 1902 Gründung der Genossenschaft Verein Volkshaus für Chemnitz u. Umg. eGmbH durch Partei- und Gewerkschaftsvertreter zum Zweck der »Erwerbung oder Errichtung und Bewirtschaftung eines Gasthauses mit Versammlungslokalen und Fremdenverkehr für Jedermann«200  ; Erhebung eines Mitgliedsbeitrags in Höhe von 30 Mark, zu leisten in jährlichen Raten von 5 Mark. Mehrere Versuche zum Ankauf eines Hauses scheitern, u.a. wegen der Nichterteilung einer Schankkonzession durch die Ortspolizei  ; am 1. April 1904 schließlich Ankauf des Saalbauanwesens »Colosseum« im Stadtteil Kappel (errichtet 1886, Arch. Robert Schober, Grundstücksgröße 5 650 qm  ; Kaufpreis 300 000 Mark)  ; am 1. April 1905 das Arbeitersekretariat im nunmehrigen »Volkshaus Colosseum« eröffnet  ; 1906 Beschluss der Generalversammlung der Volkshausgenossenschaft zu einem 199 In den Bauakten sind auch umfangreiche Baupläne des Architekten Oscar Güntner aus dem Mai 1908 erhalten, die offenbar nicht zur Ausführung kamen, vgl. Kopien aus dem Städtischen Bauaktenarchiv Chemnitz in  : GIRO Berlin, Bauakte Chemnitz, Zwickauer Straße 152. 200 Mitgliedsbuch für die Verein Volkshaus Chemnitz und Umgegend eGmbH von Herrn Georg Max Neubauer, BArch Berlin, R 1501/1607.

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Erweiterungsbau  ; 1908/09 Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses mit Büroräumen und Herbergsbetrieb (Baukosten rd. 500 000 Mark)  ; 15. Juli 1910 Eröffnung der Herberge im Altbau. 1933 Beschlagnahme und Treuhandverwaltung durch die DAF  ; 1936 Anordnung der Zwangsversteigerung, Zuschlag an die Volksfürsorge Lebensversicherungs AG  ; 1939 Übergang in gewerbliches Eigentum. 1949 Eigentum des Volkes, u.a. Nutzung als FDGB-Klubhaus »Fritz Heckert«. 1990–2002 Jugendkulturhaus »Haus Einheit« (Kraftwerk e. V.)  ; seitdem Leerstand. Beschreibung  : Altbau (errichtet 1886)  : Ursprünglich bestehend aus einem viergeschossigen Gasthofgebäude (1909/10 Umbau zur Herberge mit 21 Schlafräumen und 66 Betten, Aufenthaltsraum, Waschküche, Badeeinrichtung und Desinfektionsraum) und einem Ball- bzw. Versammlungssaal mit Nebengebäude sowie Gartengelände. Neubau (errichtet 1908/09)  : Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus im Reformstil der Jahrhundertwende mit gerundeten Gebäudeecken, Dachreiter, Erkern, Gauben und Zwerchhäusern mit Schweifgiebeln  ; an beiden Erkern und an den unteren Geschossen Natursteinverkleidung  ; die Erker mit figürlichem Bauschmuck (muskulöse Arbeiterfiguren an den Konsolen). Raumprogramm  : Restaurant, mehrere verschieden große Gastzimmer, Vereinszimmer, Aufenthalts- und Versammlungsräume, fünf Hotelzimmer mit neun Betten  ; in EG, 1. und 2. OG außerdem zahlreiche Geschäftsstellen und Büroräume  ; im 2. und 3. OG sowie DG insgesamt 18 Wohnungen. Großer Festsaal für rd. 1 200 Personen. Garten mit Kolonnaden (1926/27 zu Büroräumen umgebaut) und Kinderspielplatz. Bemerkung  : Chemnitz, das »sächsische Manchester«, wurde im 19.  Jahrhundert zum Zen­ trum einer der bedeutendsten Industrieregionen Deutschlands, insbesondere der Textilindustrie. Das benachbarte Dorf Kappel entwickelte sich durch die Ansiedlung mehrerer Textilfabriken sowie weiterer Industriebetriebe zu einem bedeutenden Industrievorort und wurde schließlich am 1.  Oktober 1900 eingemeindet. Um die Jahrhundertwende erlebte die Arbeiterbewegung in Chemnitz einen starken Mitgliederzuwachs. Nicht zuletzt wegen der strengen sächsischen Vereins- und Versammlungsgesetze machte sich der Mangel an geeigneten Versammlungslokalen hier besonders bemerkbar, weshalb sich die Arbeiterorganisationen trotz knapper finanzieller Mittel zur Gründung einer Volkshausgenossenschaft entschlossen. Der Genossenschaft wurde zunächst das »Waldschlösschen« zum Kauf angeboten, was man jedoch wegen dessen Abgelegenheit verwarf. Nach weiteren Kaufangeboten brachte das »Colosseum« in Kappel schließlich den entscheidenden Standortvorteil  : Die meisten Industriebetriebe befanden sich an der Zwickauer Straße und es war durch die Straßenbahn gut an die Innenstadt angebunden. Der neu errichtete Erweiterungsbau des Chemnitzer Volkshauses von 1909 gehört zu den großen Gewerkschaftsneubauten der Kaiserzeit. Das Statut der Chemnitzer Volkshausgenossenschaft war Vorbild für viele nachfolgende Volkshausgenossenschaften in Sachsen. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/1607, SAPMO DY 34 5088)  ; GIRO Berlin (Objektakte Chemnitz, Zwickauer Straße 152) Literatur  : 25 Jahre Volkshaus Chemnitz, in  : Volksstimme Chemnitz, 37.  Jg., Nr.  129, 4.  Juni 1927  ; Arbeiterführer Chemnitz für 1913/14, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Chemnitz, Chemnitz 1913  ; Berichte für [1905–1910], hrsg. vom Gewerkschaftskartell Chemnitz, Chemnitz [1906–1911]  ; Elias, Roswitha  : Das Volkshaus in Chemnitz-Kappel, Chemnitz 2009 (nicht eingesehen)  ; Heilmann, Ernst  : Geschichte der Arbeiterbewegung in Chemnitz und dem Erzgebirge, Chemnitz o. J. [1911] (Abb.)  ; Kassner, Jens und Christine Weiske  : Reformarchitektur in Chemnitz. Ein Architekturführer durch die Sozial- und Baugeschichte der Stadt, Chemnitz 2003 (Abb.)  ; Krause, Robert  : Die Gewerkschaftsbewegung in Chemnitz, in  : Die neue Welt, 1912, 347

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Nr. 37, S. 291–293  ; Richter, Jörn und Stefan Weber  : Vom Klosterdorf zur Industrievorstadt. Eine Chemnitzer Stadtteilgeschichte zu Kappel und Umgebung, Chemnitz 1999  ; Verein Volkshaus für Chemnitz und Umgegend eGmbH, in  : Begleitheft zur Genossenschaftswoche im Volkshaus Chemnitz, 14. bis 21. September 1924 [Chemnitz 1924] Abb. 26, 106, 152 Siehe auch → Rabenstein 58. Coburg/Bayern Volkshaus Judengasse 5 Ankauf 1922201 Träger Genossenschaftsheim Volkshaus eGmbH, Coburg (ab 1927) Umbau und Saalneubau 1922/23 Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : Ab 1902 Pläne im Coburger Gewerkschaftskartell zur Schaffung eines Gewerkschaftshauses und Begründung eines Baufonds  ; ab ca. 1918 Nutzung der ehem. »Sturm’s Bierhalle«202 in der Judengasse 5 als Vereinslokal der Arbeiterbewegung  ; 1922 Ankauf des Gastwirtschaftsanwesens durch den Bezirkskonsumverein vom Vorbesitzer, der Brauerei Anton Sturm (Inflations-Kaufpreis 2 000 000 Mark)  ; bis 1923 Ausbau der Wirtschaftsräume und Einrichtung von Gewerkschaftsbüros sowie Errichtung eines rückwärtigen Saalneubaus  ; spätestens ab 1922 Ausgabe von Anteilscheinen durch das Gewerkschaftskartell Coburg bzw. den Ortsausschuss des ADGB für die Finanzierung eines Volkshausneubaus  ; am 5.  November 1927 Verkauf des Grundstücks an die am 28. September 1927 gegründete Trägergesellschaft Genossenschaftsheim Volkshaus eGmbH (Kaufpreis 50 000 Mark). Im April 1933 Beschlagnahme, den Vorständen der Volkshausgenossenschaft Hermann Bätz, R. Tanner und W. Smolinski wird Hausverbot erteilt  ; fortan Verwaltungssitz der DAF sowie Gasthaus »Deutsche Arbeitsfront«  ; 1937 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an Privatperson (danach »Gasthaus Otto Will Coburg«). Um 1946 Nutzung der Büros als Wohnraum, des Saals als Gemeinschaftsküche und Speiseraum. 1958–1962 und 1968 Umbau des Vorderhauses, 1993 Abriss des Saalbaus zugunsten der Schaffung eines Parkplatzes, 2000/01 Sanierung der Fassade des Vorderhauses. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus (errichtet 1896/97) mit Gastwirtschaft, im 1. OG Hotelbetrieb mit sechs bis acht Zimmern, sonst Büros  ; Saalbau (errichtet 1923). Quellen  : AdMA München (Bestand VTG, »C«, Hefter Coburg)  ; BArch Berlin (R 1501/609) Literatur  : Boseckert, Christian  : Eine Straße erzählt Coburgs Geschichte. Aus der Vergangenheit der Judengasse und deren Bewohner, Coburg 2008, S. 76–81 (Abb. S. 79)  ; Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 12. Jg., Nr. 6, 10. Februar 1902  ; Denkmäler in Bayern, Bd. IV.48, Stadt Coburg, hrsg. vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, München 2005  ; Schmehle, Coburg  ; http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Denkm%C3%A4ler_ in_Coburg/J (Abruf am 22. Juli 2014) 201 Bei Schmehle ist das Jahr 1920 angegeben  ; vgl. Schmehle, Günther  : Coburg und die deutsche Arbeiterbewegung, Diss. Univ. Bamberg, Bamberg 1980, S. 148 f. 202 Errichtet 1896 durch Johannes Köhler für den Brauereibesitzer Anton Sturm.

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59. Colbitz/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus »Alter Krug« Lindhorster Straße 17/19 Ankauf 1913 Träger Gewerkschaftshaus Alter Krug Colbitz eGmbH Saalneubau Nach 1913 Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : 1913 Ankauf der Dorfgaststätte »Alter Krug« durch Christian Niemann als Treuhänder der freigewerkschaftlich organisierten Arbeiter von Colbitz  ; in der Folgezeit Hinzukauf eines Gartengrundstücks und Saalanbau  ; 1926 Übertragung auf die neu gegründete Gewerkschaftshaus Alter Krug Colbitz eGmbH  ; u.a. Sitz des Arbeiter-Sport- und Gesang-Vereins, einer Theatergruppe und zeitweise eines Konsumvereinsladens. 1933 Beschlagnahme und Einziehung zugunsten des Landes Preußen  ; 1939 Übertragung auf die Gemeinde Colbitz  ; im Dritten Reich Nutzung als Berufsschule, Sommerkindergarten und Schulturnhalle. 1948 Rückübertragung auf die neu gegründete Genossenschaft Volkshaus »Alter Krug« eGmbH  ; 1971 Eigentum des Volkes. 1998/99 Sanierung und Teilrekonstruktion, seitdem Dorfgemeinschaftshaus. Beschreibung  : Zweigeschossiges Gaststättengebäude mit Laden und Saalanbau. Bemerkung  : Auch wenn die Gewerkschaftshausgenossenschaft in Colbitz überwiegend von sozialdemokratisch organisierten Arbeitern gegründet worden war, konnten gemäß deren Statut ebenso Unorganisierte die Mitgliedschaft erwerben. Da die Genossenschaft neben der »Beschaffung von geeigneten und schönen Räumlichkeiten zu Versammlungs- und Festlichkeitszwecken« auch konsumgenossenschaftliche Zwecke verfolgte, indem sie die »Herstellung von Lebens- und Genussmitteln auch für Nichtmitglieder«203 betrieb, stellte die DAF 1933 keine Ansprüche auf das Genossenschaftsvermögen, denn sie sah diese nicht als gewerkschaftliches, sondern als konsumgenossenschaftliches Unternehmen an. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Colbitz, Lindhorster Straße 17/19) Literatur  : Hellmann, Gunther u.a.: Colbitz. Dorf zwischen den Wiesen 1197–1997, Colbitz 1997 (Abb.) 60. Coswig (Anhalt)/Sachsen-Anhalt Volkshaus Puschkinstraße 52 (ehem. Schützenstraße) Neubau 1911/12 Bauherr und Träger Consum-Produktiv-Genossenschaft »Volkshaus« eGmbH, Coswig Verbleib Abriss um 1994 Geschichtliche Daten  : Am 2. Juli 1905 Eröffnung eines ersten, einfachen Volkshauses durch den Konsumverein Coswig auf dem 1904 angekauften Grundstück Baderstraße 22204  ; 1906 Gründung der Consum-Produktiv-Genossenschaft »Volkshaus« eGmbH zur Schaffung eines größeren Volkshauses  ; vermutl. um 1910 Ankauf des ehem. Schützenhauses (errichtet um 1832)  ; 1911/12 203 Zit. nach Vermerk vom 29. November 2000, GIRO Berlin, Objektakte Colbitz, Lindhorster Straße 17/19. 204 Albrecht, Ernst  : Die Arbeiterbewegung im Kreise Zerbst (einschließlich Roßlau und Coswig). Teil  I, 1871–1914, Zerbst 1958, S. 95 ff.; Abb. in Grzech, Heidemarie  : Coswig (Anhalt) in alten Ansichten, Zaltbommel (Niederlande) 1991, Nr. 40.

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Neubau eines »geschmackvoll ausgeführten und der Neuzeit entsprechend eingerichteten«205 Volkshauses (Finanzierung durch die Ausgabe von Anteilscheinen und mithilfe einer Hypothek des Konsumvereins). 1917–1920 Betrieb einer Volksküche im Volkshaus. 1933 Beschlagnahme  ; im Verlauf des Dritten Reichs Nutzung der Restaurationsräume und des Saals als Ledigenwohnheim für Arbeiterinnen der Westfälisch-Anhaltinischen Sprengstoff AG (WASAG) in Piesteritz  ; Um- und Anbauten  ; 1939 Löschung der Konsum-Produktiv-Genossenschaft und Übereignung an die DAF  ; gegen Kriegsende Nutzung als Lazarett. 1949 Rückübertragung auf die neugegründete Konsum-Produktiv-Genossenschaft  ; 1956 Übergabe an den Konsumgenossenschaftsverband Kreis Roßlau  ; zur DDR-Zeit unterschiedliche Nutzungen, ein geplanter Ausbau zum Kulturhaus verläuft im Sande. Nach 1994 Abriss. Beschreibung  : Zweigeschossiger verputzter Bau in Formen eines geometrisierenden Jugendstils  ; die Fassade einem Knick in der Straßenführung folgend und dadurch zweigeteilt, beide Fassadenflächen jeweils mit zwei- bzw. dreiachsigem Risalit, diese durch Lisenen vertikal gegliedert und jeweils durch einen Giebel überfangen. Raumprogramm  : Restauration mit Gaststube und Café, großem Saal (u.a. als Versammlungs-, Fest- und Kinosaal genutzt), kleinem Saal (als Turnhalle genutzt), Vereins- und Jugendzimmer, Fremdenzimmern, Wohnungen für Geschäftsführer und Ökonom, Veranda, Geschäftszimmer für Zeitungsexpedition (später Buchhandlung mit Bibliothek und Lesezimmer). Bemerkung  : Das Schützenhaus, auf dessen Gelände später das Volkshaus errichtet wurde, war offenbar bereits um 1904 von dem Sozialdemokraten Franz Heinrich erworben worden. Im Vorfeld der Gründung der Consum-Produktiv-Genossenschaft hatte im Juni 1906 eine Volksversammlung stattgefunden, auf der auch der Dessauer Sozialdemokrat und Volksblatt-Redakteur Heinrich Peus sprach. Von ihm stammt die 1910 veröffentlichte Schrift »Das Volkshaus wie es sein sollte«, in der er seine Vorstellungen eines idealen Arbeiter-Volkshauses darlegte. Die Entstehung des Volkshauses in Coswig ist – untypisch für die deutsche Arbeitervolkshausbewegung, die auf überwiegend freigewerkschaftlicher Basis entstand – eng mit der konsumgenossenschaftlichen Bewegung verbunden. Möglicherweise schwebte den Gründern des Coswiger Volkshauses ein Unternehmen nach dem Vorbild Belgien vor, wo, ausgehend von der Genter Konsumgenossenschaft »Vooruit« zahlreiche »Maisons du Peuple« enstanden. Bezeichnend ist jedenfalls, dass das in schlichten Jugendstilformen errichtete Volkshaus in Coswig auch architektonisch betrachtet unter den deutschen Volkshäusern eine Seltenheit darstellt, während der Jugendstil in Belgien zum Markenzeichen der Volkshausbewegung wurde. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Coswig, Puschkinstraße 52)  ; BArch Berlin (R 1501/1610) Literatur  : Albrecht, Arbeiterbewegung im Kreise Zerbst  ; Bericht über das [1. bis 8.] Geschäftsjahr [1906 bis 1913]  ; Grzech, Coswig (Anhalt)  ; Werner, Ernst  : Geschichte der Stadt Coswig in Anhalt, 3. erw. Auflage, Coswig 1929 Abb. 24, 185 61. Cottbus/Brandenburg Volkshaus Straße der Jugend (ehem. Dresdener Straße 13/14) Ankauf 1924 205 Bericht über das [1. bis 8.] Geschäftsjahr [1906 bis 1913], hier 6/1911, S. 14.

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Träger Volkshausgenossenschaft Cottbus eGmbH Verbleib Abriss 1998 Geschichtliche Daten  : Am 1. Oktober 1924 Ankauf des Gasthofs und Hotels »Schlesischer

Hof« (Dresdener Straße  14, errichtet Ende 19.  Jahrhundert, 1907 und 1912 ausgebaut) durch die vom Gewerkschaftskartell Cottbus gegründete Volkshausgenossenschaft (Finanzierung u.a. durch »Volkshauswertmarken«)  ; am 4.  Oktober 1924 Einweihung  ; 1927 Hinzukauf des Nachbargrundstücks Nr.  13. Sitz des Arbeitersekretariats, des ADGB und mehrerer Einzelgewerkschaften sowie des Mieterbunds und der Volksfürsorge  ; im Hofgebäude Auslieferungslager der Lindcar-Fahrradwerke Berlin-Lichtenrade. März 1933 SA-Überfall auf das Volkshaus, Verbrennung entwendeter Gewerkschaftsfahnen und -embleme  ; 2.  Mai 1933 endgültige Besetzung  ; Übernahme durch die DAF als »Haus der (deutschen) Arbeit« mit »Reichskanzler Gaststätte«  ; 1936 Abriss des Hauses Nr. 13. Nach 1945 FDGB-Besitz  ; 1955 Übernahme durch den Bezirksvorstand, etwa zeitgleich Neubau des Hauses Nr.  13 als Bildungsstätte  ; 1970 Umwandlung in ein betriebliches Kulturhaus des Textilkombinats Cottbus  ; ab 1984 Kulturhaus des Braunkohlewerks Cottbus-Jänschwalde »Haus der Bergarbeiter«. 1994 Ankauf durch die Vermögens- und Treuhandgesellschaft der IG Bergbau und Energie aus Treuhandeigentum  ; 1998–2000 Abriss der gesamten Bebauung mit anschließendem Neubau. Beschreibung  : Komplex aus mehreren Grundstücken (rd. 1 000 qm). Nr. 14  : Dreigeschossiges Wohnhaus, errichtet 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (überwiegend als Bürogebäude genutzt), mit zweigeschossigem Gaststättenanbau, eingeschossigem Küchenflügel und rückwärtig anschließendem, eingeschossigem Saalbau. Restaurant- und Hotelbetrieb. Garten mit Veranda und Orchesterbühne. Bemerkung  : Das 1927 hinzuerworbene Grundstück Dresdener Straße 13 wollte die Volkshaus­ genossenschaft zu einem modernen Hotel- und Herbergsbetrieb ausbauen, was jedoch nicht mehr realisiert werden konnte. Quellen  : StArch Cottbus (schriftl. Auskunft Brigitte Bullmann)  ; Deutscher Gewerkschaftsbund Region Südbrandenburg/Lausitz (schriftl. Auskunft Marion Scheier)   ; BArch Berlin (R 1501/10611, NS 5 II 408/409, SAPMO SgY 30 3179 [Erinnerungen von August Wirth, Cottbus]) Literatur  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1924, Nr. 46 Abb. 186 62. Crimmitschau/Sachsen Volkshaus »Apollotheater« Hohlstraße 2a (ehem. Schützenplatz/Schützenanger 5) Ankauf Um 1928/29 Träger Verein Volkshaus Crimmitschau e. V. Verbleib Abriss 1938 Geschichtliche Daten  : 1902 Beschluss zum Bau eines Gewerkschaftshauses für die organisierte Arbeiterschaft und Einrichtung eines Baufonds  ; in den Folgejahren Aufgabe des Projekts, stattdessen Errichtung eines »Jugendhauses« im Jahr 1914  ; zur Jahreswende 1928/29 Ankauf des Apollotheaters (vor 1919 ehem. Gasthaus Grünthal bzw. Bechstedt’s Theaterlokal) am Schützenplatz bzw. Schützenanger 5 durch das Gewerkschaftskartell bzw. den Ortsausschuss des ADGB 351

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Crimmitschau vom Vorbesitzer Theodor Zöllner (erst am 6. März 1930 der wohl nachträglich gegründete Trägerverein Volkshaus Crimmitschau e. V. ins Grundbuch eingetragen)  ; räumliche Vergrößerung vorgesehen. Spätestens ab März 1931 Bezeichnung als Volkshaus. Am 10. März 1933 Schließung durch die Polizei  ; am 2. Mai 1933 Beschlagnahme und Übernahme durch die DAF  ; 1935/36 mehrfache Eigentümerwechsel, jeweils durch Zwangsversteigerung herbeigeführt  ; 1937/38 Abriss. Beschreibung  : Gaststätte mit Schankwirtschaft, Tanz- und Theatersaal. Bemerkung  : Neben dem Volkshaus hatte die »Konsum- Spar- und Produktiv-Genossenschaft ›Eintracht‹ eGmbH für Crimmitschau u. Umgegend« ein eigenes Haus mit Restaurant in der Herrengasse 13  ; dort waren auch der Textilarbeiter-Verband, der DMV und eine Expedition des Sächsischen Volksblatts ansässig. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10612)  ; GIRO Berlin (Objektakte Crimmitschau, Schützenplatz 5) Literatur  : Arbeiter-Jugend, 6. Jg., Nr. 11, 23. Mai 1914, S. 166  ; Geschäftsbericht des Gewerkschaftskartells für Crimmitschau und Umgegend für das Jahr 1902, hrsg. vom Gewerkschaftskartell für Crimmitschau und Umgegend [Crimmitschau 1903]  ; Holm, Günther  : Wissenswertes über historische Gaststätten unserer Stadt, http://www.fuer-crimmitschau.de/index. php?menuid=25&reporeid=25 (Abb.) (Abruf 24. Juli 2016)  ; Sächsisches Volksblatt, 1928, 37. Jg., Nr. 296, 20. Dezember 1928 sowie 38. Jg., Nr. 3, 4. Januar 1929 63. Crumstadt (Riedstadt)/Hessen Volkshaus Friedrich-Ebert-Straße 21 (ehem. Kaiserstraße) Ankauf 1929 Saalneubau 1929/30 Bauherr Volkshausverein e. V., Crumstadt Entwurf Bauführer Heinrich Renker, Crumstadt, u. Theodor Scherf Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Um 1924/25 Gründung der Arbeiter-Sportvereinigung unter Zusammenschluss des Arbeiter-Athletenclubs »Eiche« und des Arbeiter-Radfahrerbunds »Solidarität«  ; im Sommer 1929206 Gründung eines Volkshausbauvereins auf Initiative der Arbeiter-Sportvereinigung und Ankauf der ehem. Wilkenschen Apotheke, bestehend aus Wohnhaus, Scheune und einem rd. 1 900 qm großen Gartengrundstück  ; Einrichtung einer Gastwirtschaft im Vorderhaus und Neubau eines Saals auf dem hinteren Grundstücksteil nach Plänen des Bauführers Heinrich Renker in freiwilliger Eigenarbeit der Vereinsmitglieder  ; am 10. August 1929 Eröffnung der Gastwirtschaft  ; Fertigstellung des Saals im Rohbau zum 1.  September 1929  ; am 18.  Mai 1930 Saaleinweihung. 1933 Beschlagnahme und Schließung des Volkshauses  ; während des Zweiten Weltkriegs Kriegsgefangenenlager  ; Beschädigung des Saals bei Fliegerangriff. Nach 1945 Wiederherstellung und Wiedereröffnung durch den Volkshausverein, 1954 Übernahme der Trägerschaft durch die Sportvereinigung 1946 Crumstadt e. V., bauliche Veränderungen  ; 1978/79 Neubau eines Wirtschaftsgebäudes im Hof. 206 Bei Wenner, Georg Karl  : Crumstadt im Ried. Bilder aus vergangenen Tagen, Horb am Neckar 1987, S. 25, ist als Ankaufsjahr 1927 angegeben.

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Beschreibung  : Zweigeschossiges Vorderhaus mit Gastwirtschaft (Altbau) und Saalbau (Neu-

bau von 1929/30, rd. 364 qm Grundfläche)  ; der Saalbau urspr. ein unverputzter Backsteinbau, die expressionistisch gestaltete, 16 m hohe Schaufront mit Treppengiebel, fialenartig aufragenden Lisenen und schmalen Sprossenfenstern. Im Inneren kastenartig gewölbte Decke, dort großformatige Wandgemälde mit Sportmotiven (ausgeführt durch örtliche Handwerker  ; nicht erhalten). Quellen  : GemArch Trebur (SB 93-4 Konv. 1 Fasc. 1)  ; Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Best. P 11 Nr. 8353/2-8, Grund- und Aufrisse sowie Querschnitte und P 11 Nr. 8352/1, Lageplan vom August 1929 [nicht eingesehen]) Literatur  : Aus der Geschichte des Ortsvereins Crumstadt der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Crumstadt, http://www.spd-riedstadt.de/uploads/media/100_Jahre_SPD.pdf (Abruf am 22. Juli 2014)  ; Hessischer Volksfreund, 23. Jg., Nr. 149, 29. Juni 1929 u. Nr. 191, 17. August 1929 [o. S., o. V.]  ; Walter, Helmut  : Heimatbuch Crumstadt im Ried, Riedstadt 1979  ; Wenner, Crumstadt im Ried (Abb.) Abb. 109 64. Dachau/Bayern Volksheim Brunngartenstraße 7 (ehem. Fabrikstraße 6) Ankauf 1925 Träger Volksheim e. V., Dachau Saalanbau 1928 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1906 erste Bemühungen der Dachauer Gewerkschaften um ein eigenes Haus  ; 1925 Ankauf des Grundstücks Fabrikstraße 6 durch die Freien Gewerkschaften Dachaus bzw. den zu diesem Zweck gegründeten Verein Volksheim e. V. (am 12. Juni 1925 Grundbucheintragung)  ; Umbau zum Gewerkschaftshaus  ; 1928 Anbau eines Turnsaals (Baugenehmigung vom 18. September 1925) und Einbau eines Kinobetriebs (Tonfilmschau Volksheim). 1933–1936 von der DAF genutzt  ; am 1. Mai 1936 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Stadt Dachau, Umbenennung in »Gastwirtschaft zum Stadtkeller« bzw. Stadt-Lichtspiele Dachau. 1948 Rückübertragung auf die Gewerkschaften (Vermögens- und Treuhandgesellschaft der Gewerkschaften in Bayern), Nutzung als Gewerkschaftsheim  ; 1959 erneut von der Stadt angekauft. Beschreibung  : Wohnhaus mit Saal, Waschhaus, Schuppen, Hofraum und Wirtschaftsgarten. Quellen  : AdMA München (VTG-Bestand B–D, Hefter Dachau Volkslichtspiele)  ; StArch Dachau (schriftl. Auskunft Andreas R. Bräunling) Literatur  : Richardi, Hans-Günter  : Dachauer Zeitgeschichtsführer, Dachau 1998 65. Darmstadt/Hessen Gewerkschaftshaus Bismarckstraße 19 Ankauf und Umbau 1907 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Darmstadt Um- und Erweiterungsbau 1921/22 Entwurf Arch. Joseph Schlippe, Freiburg/Darmstadt Geschichte  : 1901 Schaffung eines »Vereinshausfonds« im Gewerkschaftskartell mithilfe frei353

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williger Beiträge, Überschüssen aus Gewerkschaftsfesten etc.; 1907 Gründung des Hessischen Volksfreunds (Erstausgabe 28. September 1907)  ; am 7. Juli 1907 Ankauf des ehem. Verwaltungsgebäudes der Hessisch-Thüringischen Lotterie-Gemeinschaft Bismarckstraße  19 durch drei Treuhänder des Gewerkschaftskartells (Vorbesitzer Fabrikant Hermann Heimüller, Kaufpreis 160 000 Mark), kurz darauf Gründung einer Gewerkschaftshaus GmbH und Übertragung des Grundstücks auf diese  ; September bis Dezember 1907 Umbau und Renovierung  ; am 18. Januar 1908 Einweihung der Gaststätte. Sitz von Arbeitersekretariat, Parteisekretariat, Volksfreund, Gewerkschaftskartell und Einzelgewerkschaften. 1921/22 das Seitengebäude um zwei Geschosse aufgestockt und zum Bürogebäude umgebaut (Planung Arch. Joseph Schlippe)  ; am 1. April 1924 Eröffnung einer städtischen Herberge (»Wandererheim«, Herdweg 28) auf Initiative des ADGB, der die Bewirtschaftung übernimmt  ; 1925/26 umfangreiche Renovierung  ; 1930 Umwandlung des Vorgartens in einen Wirtschaftsgarten. 1933 Beschlagnahme. Am 1. Oktober 1952 Einweihung eines Gewerkschaftshausneubaus in der Rheinstraße 50. Beschreibung  : Im Vorderhaus Wirtschaftsbetrieb, im 1. OG drei Versammlungszimmer und Gewerkschaftsbüros  ; kleiner und großer Saal207  ; im EG des rückwärtigen Seitengebäudes Redaktion, Expedition und Druckerei des Volksfreunds (1921/22 zum Büroflügel aufgestockt). Bemerkung  : Die Schaffung des Darmstädter Gewerkschaftshauses im Jahr 1907 ist eng mit der kurz zuvor erfolgten Gründung des Hessischen Volksfreunds verknüpft, für dessen Druckerei und Expedition geeignete Räume gefunden werden mussten. Da – nicht zuletzt wegen des massiven bürgerlichen Widerstands – kein geeignetes Mietobjekt zu finden war, wandte sich die Partei hilfesuchend an das Gewerkschaftskartell, das bereits seit 1901 für ein eigenes Heim sparte. 1920 zog der Betrieb des Hessischen Volksfreunds aus dem Gewerkschaftshaus in ein eigenes Druckereigebäude in der Neckarstraße 4 um. Quellen  : StArch Freiburg (K1/44-1039, schriftl. Nachlass Architekt Joseph Schlippe, Erweiterungspläne [nicht eingesehen]) Literatur  : Arbeiterorganisationen zwischen Verbot und Wiederaufbau, hrsg. von Arbeiterwohl­ fahrt, Deutscher Gewerkschaftsbund, Die Naturfreunde, RKB Solidarität, [Darmstadt 1983] (Abb.)  ; Battenberg, Friedrich und Eckhardt G. Franz  : Darmstadts Geschichte. Fürstenresidenz und Bürgerstadt im Wandel der Jahrhunderte, Darmstadt 1980  ; Hessischer Volksfreund, 2. Jg., Nr. 15, 18. Januar 1908 u. Nr. 16, 20. Januar 1907  ; Jahresbericht des ADGB Bezirk Darmstadt  ; Jahresbericht des Arbeiter-Sekretariats und Gewerkschaftskartells Darmstadt für das […] Geschäftsjahr [1899 bis 1916, 1926], hrsg. vom Arbeitersekretariat Darmstadt, Darmstadt [1900 bis 1917, 1927 (Abb.)]  ; Stadtlexikon Darmstadt  ; Wanderheim in Darmstadt, in  : Der Grundstein, 40. Jg., Nr. 13, 26. März 1927, S. 10 Abb. 187 Siehe auch → Arheilgen

207 Der große Saal diente vormals als Verlosungsraum der hessischen Staatslotterie, später als Büroraum und (mit Zwischendecke) als Treibriemenfabrik, vgl. Jahresbericht des ADGB Bezirk Darmstadt und des Arbeiter-Sekretariats für 1926, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Bezirksausschuß Darmstadt, Darmstadt [1927], S. 15.

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66. Delmenhorst/Niedersachsen Gewerkschaftshaus/Volkshaus Orthstraße 30/31 Neubau 1929/30 Bauherr Gewerkschaftshaus Delmenhorst GmbH Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Am 16. Januar 1929 Gründung der Gewerkschaftshaus Delmenhorst GmbH durch die dem Gewerkschaftskartell Delmenhorst angeschlossenen Einzelgewerkschaften  ; im Februar/März 1929 Ankauf des Grundstücks Orthstraße  30/31  ; 1929/30 Neubau des Volkshauses. 1933 Beschlagnahme, danach von der DAF als »Haus der deutschen Arbeit« genutzt  ; 1938 Übertragung auf die DAF. 1947 Rückübertragung auf die Vermögensverwaltungsund Treuhand-Gesellschaft des DGB mbH  ; am 31. August 1947 Wiedereinweihung als Gewerkschaftshaus  ; 1958 Umbau nach Plänen des Architekten Ernst Behrens (u.a. Umbau des EG mit Fenstererweiterungen)  ; 1966 Aufgabe des Gewerkschaftshauses durch den DGB und Umzug in einen Neubau am Kirchplatz  1  ; 1968 Übergang des ehem. Volkshauses in Privatbesitz, heute Nutzung als Wohnhaus mit Gaststätte  ; 2003 Umzug des DGB in das Gebäude der Krankenkasse IKK, Lange Straße 72. Beschreibung  :208 Schlichter kubischer Flachdachbau zu vier Geschossen  ; im EG Gaststätte  ; rückwärtig niedriger Saalbau. Quellen  : BArch Koblenz (Abt. B, Z 36 II/38, GPA I/72/49)  ; StArch Delmenhorst (schriftl. Auskunft Werner Garbas)  ; Stadtverwaltung Delmenhorst (Bauakte Nr. 170/58) Literatur  : Grundig, Edgar  : Geschichte der Stadt Delmenhorst von 1848 bis 1945, Delmenhorst 1960 (unveröff. Typoskript)  ; Mehrtens, Jürgen u.a.: Wann  ? Was  ? Wo  ? Delmenhorst im Wandel der Zeit, Delmenhorst 1989 (Abb. S. 158) 67. Demitz-Thumitz/Sachsen Gewerkschaftshaus Hauptstraße 47 Ankauf 1913 Bauherr Bauverein Demitz GmbH Geschichtliche Daten  : 1913 Ankauf des Grundstücks Hauptstraße  47 in Demitz durch die Bauverein Demitz AG (1925 in eine GmbH umgewandelt), ein Unternehmen des SteinarbeiterVerbandes209  ; fortan Gewerkschaftshaus  ; ab 1925 Planung eines Neubaus und Hinzukauf weiterer Grundstücke. 1933 Beschlagnahme, 1935 Eigentum der DAF. Quellen/Literatur  : Siehe Kat. Nr. 68.

208 Da die historischen Bauakten der Stadtverwaltung Delmenhorst im Krieg vernichtet wurden, muss die Baubeschreibung dürftig ausfallen. Sie orientiert sich an Umbauplänen aus dem Jahr 1958 und einer wenig aussagekräftigen Fotografie aus dem Jahr 1967. 209 Als Geschäftsführer der Gesellschaft fungierte der örtliche Vorsitzende des Steinarbeiter-Verbands Alwin Schuster.

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68. Demitz-Thumitz/Sachsen Gewerkschaftshaus (nicht realisiert) Hauptstraße 47/49 Planung Ab 1925 Auftraggeber Bauverein Demitz GmbH Entwurf Arch. Kurt Bärbig Geschichtliche Daten  : Im Laufe der 1920er Jahre Hinzukauf des Grundstücks Hauptstraße 49 sowie eines weiteren Grundstücks an der Friedhofstraße, vermutlich zur Errichtung eines nicht realisierten Gewerkschaftshausneubaus nach Entwurf des Architekten Kurt Bärbig. Bemerkung  : Zwischen 1925 und 1927 erweiterte die Bauverein Demitz GmbH ihren Grundbesitz durch Hinzukauf von Nachbargrundstücken zur Hauptstraße 47. Möglicherweise sollte dort ein Gewerkschaftshausneubau errichtet werden, von dem eine Entwurfsansicht des Dresdener Architekten Kurt Bärbig überliefert ist. Ungewöhnlich ist der Ensemblecharakter der Anlage, die im Wesentlichen aus zwei langgestreckten Baukörpern zusammengefügt ist. Stilistisch stellen die Bauteile mit ihren nicht unterbrochenen Steildächern und der gleichförmigen Reihung von Gauben und Sprossenfenstern Variationen eines stark vereinfachten dörflich-ländlichen Wohnhaustypus dar. Als Schaufassade ist die über einem als Haupteingang dienenden Arkadengang aufragende Giebelwand des Saalbaus ausgebildet. Zwar wird sie von einem quadratischen Türmchen mit Fahnenmast zusätzlich betont, die kleinteilige Befensterung verhindert jedoch weitgehend die Ausbildung einer monumentalen Wirkung. Durch die rechtwinklige Anordnung der Hauptbauten wird ein quadratischer Sport- und Festplatz geschaffen. Durch einen kleineren, als Konsumvereinsladen konzipierten vorspringenden Bauteil sollte außerdem ein erhöhter Vorhof geschaffen werden. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Demitz-Thumitz)  ; Gemeinde Demitz-Thumitz (schriftl. Auskunft und Quellenzusammenstellung Jörg Nadolny) Literatur  : Kurt Bärbig [o. V.] (Abb.) Abb. 188 69. Dessau210 (Dessau-Roßlau)/Sachsen-Anhalt Volkshaus »Tivoli« Amalienstraße 1 Ankauf 1910 Träger Tivoli-Säle GmbH, Dessau Verbleib Erhalten (schlechter Bauzustand) Geschichtliche Daten  : Am 6.  Mai 1907 Gründung eines »Sparvereins Volkshaus« (Beitrittsgeld 10 Pfennige)  ; am 28. Oktober 1907 Gründung der Volkshausgenossenschaft für Dessau und Umgebung eGmbH unter maßgeblicher Beteiligung von Heinrich Peus (1913 aufgelöst)  ; 1909 Gründung einer Lokalkommission  ; 1910 Ankauf des Saal- und Gartenlokals »Tivoli« (Amalienstraße 1, Grundstücksgröße rd. 6 700 qm) durch die am 17. Oktober 1910 gegründete Tivoli-Säle GmbH (Kaufpreis rd. 245 000 Mark, Finanzierung zunächst durch Arbeiterdruckerei und Konsumverein, später Anteilserwerb durch verschiedene Gewerkschaftsverbände, vorwiegend über Sonderbeiträge finanziert)  ; am 4. November 1910 Eröffnungsfeier. Mit dem Gewinn des ersten Geschäftsjahres der Einbau zweier Kegelbahnen, zusätzlicher Versammlungszimmer und einer 210 2007 mit Roßlau zur Doppelstadt Dessau-Roßlau verschmolzen.

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Zentralheizung finanziert. Im Ersten Weltkrieg Nutzung als Reservelazarett. Am 12. März 1933 polizeiliche Durchsuchung  ; am 2. Mai 1933 endgültige Beschlagnahme. 2008 Dachstuhlbrand des im Verfall begriffenen Gebäudes. Beschreibung  : Ehemahliges Vergnügungslokal in erhöhter Lage am Rande der Dessauer Altstadt (errichtet 1888 auf der Grundlage von »Dambachers Bierkeller« von 1849). Raumprogramm  : Unter anderem großer Saal für über 2 000 Personen mit zweigeschossiger Galerie, kleiner Saal, zwei Versammlungszimmer (Wintergarten und Gutenbergstube), mehrere Geschäftsräume, Restaurant und Kegelbahn  ; Konzertgarten mit Orchesterpodium. Bemerkung  : Das Vergnügungslokal Tivoli galt einst als »Perle des Dessauer Bürgertums« und verfügte sogar über einen Sonderaufgang für den Herzog.211 1910 bot die Eigentümerin das Etablissement der Arbeiterbewegung aufgrund eigener wirtschaftlicher Schwierigkeiten zum Kauf an. Der Ankauf des bürgerlichen Großlokals wurde seinerzeit als großer Triumph der örtlichen Sozialdemokratie bewertet. Der solidarische Zusammenschluss aller Gliederungen der Arbeiterbewegung – Partei, Genossenschaft und Gewerkschaft – hatte ihn ermöglicht. Das Orchesterpodium im Konzertgarten trug die programmatische Aufschrift »Die Kunst dem Volke  !«. Vor dem Erwerb des Tivoli bestand in Dessau ein gepachtetes Gewerkschaftsheim in der Ballenstedter Straße  1. Die Ortsverwaltung des DMV erwarb 1928 das Haus Akazienstraße  7 für Verbandszwecke. Um 1929 kauften die Gewerkschaften außerdem das bebaute Grundstück Franzstraße 15, welches der räumlichen Ergänzung des »Tivoli« durch Verwaltungsräume diente, da diese dort nur begrenzt zur Verfügung standen. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 554 [Abb. DMV-Haus Akazienstraße 7])  ; Krüger, Alfred  : Zur Geschichte des Volkshauses »Tivoli« in Dessau (unveröff. Typoskript vom 8. Dezember 1991 u. Krüger, Alfred  : Heinrich Peus und das Volkshaus (unveröff. Typoskript vom 6. April 1992) (jeweils frdl. Zurverfügungstellung von Erhardt Berner, Dessau-Roßlau) Literatur  : Jahresbericht für das [3. bis 6.] Geschäftsjahr [1907 bis 1911], hrsg. vom Arbeiter­ sekretariat Dessau, Dessau [1908 bis 1912]  ; Friedrich, »Tivoli« (Abb.)  ; Krüger, Alfred  : »Man dulde keine häßlichen Plakate«. Sozialdemokrat setzte sich maßgeblich für die Entstehung ­eines Volks­hauses in Dessau ein, in  : Mitteldeutsche Zeitung, Ausgabe Dessau, Bd.  3, 1992, Nr.  86, S. 11  ; Peus, Heinrich  : Das Volkshaus wie es sein sollte, Berlin 1913  ; Peus, Heinrich  : Tivoli – Ein Stück Sozialismus, in  : Volksblatt Dessau, 7. Januar 1930 (nicht eingesehen)  ; Scheiffele, Bauhaus  ; Festschrift zur 60-Jahr-Feier des Ortsvereins Dessau im Verband der Deutschen Buchdrucker im Tivoli zu Dessau am 6. und 7. Oktober 1928, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Ortsverein Dessau [Dessau 1928] Abb. 189 Siehe auch → Roßlau (Elbe) 70. Detmold/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Lagesche Straße 66/Ecke Paulinenstraße Pacht Ab 1920 211 Friedrich, Holger  : »Tivoli«. Das erste Volkshaus der Dessauer Arbeiterklasse, in  : Dessauer Kalender, hrsg. vom Rat der Stadt Dessau, 29. Jg., Dessau 1985, S. 80–87, hier S. 82.

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Ankauf 1928 Weitgehender Neubau 1929/30 Bauherr Volkshaus GmbH, Detmold Entwurf und Bauleitung Arch. Friedrich und Karl Richts, Lage Ausführung Bauhütte Land Lippe Verbleib Abriss 1985 Geschichtliche Daten  : Etwa ab der Jahrhundertwende dient die zeitweise von führenden So-

zialdemokraten212 betriebene Saalwirtschaft »Centralhalle« in der Freiligrathstraße der Arbeiterbewegung als Verkehrs- und Versammlungslokal (errichtet in den Jahren 1855 und 1890)  ; am 19. Juli 1920 Gründung der Volkshaus GmbH Detmold durch Vertreter des ADGB, am 18. August 1920 Eintragung ins Handelsregister, als Gesellschafter werden mehrere Gewerkschafts- und Arbeitersekretäre treuhänderisch für die von ihnen vertretenen Gewerkschaften eingesetzt, Gesellschaftszweck  : »Errichtung eines Gast- und Versammlungshauses (Volkshaus) durch Pachtung oder Erwerb und Betrieb einer Wirtschaft in demselben«213  ; am 15. September 1920 Abschluss eines Pachtvertrags mit der Stadt Detmold für das Lokal »Stadt Detmold« (Lagesche Straße 66, Laufzeit bis 1. Januar 1930) und notdürftige Einrichtung als Volkshaus  ; ab 1922 signalisieren die Gewerkschaften Kaufinteresse, nach langwierigen Verhandlungen 1928 Ankauf des Grundstücks durch die Volkshaus GmbH (Kaufvertrag vom 1.  Oktober 1928  ; Grundbucheintragung am 14. Dezember 1928)  ; 1929 Um- und Teilneubau nach Plänen der Lagenser Architekten Friedrich und Karl Richts (am 27. Mai 1929 Grundsteinlegung)  ; am 31. Mai/1. Juni 1930 Einweihung214. 1932 Eröffnung des Konkursverfahrens über die Volkshaus GmbH (Hauptgläubiger  : Volksfürsorge, Stadtgemeinde und Dortmunder Aktien-Brauerei)215  ; ab dem 15.  Juli 1932 Zwangsverwaltung. Am 2. Mai 1933 Besetzung, Beschlagnahme und treuhänderische Verwaltung durch die DAF bzw. konkret durch den SA-Führer und »Gleichschaltungsbeauftragten« Friedrich Grüttemeyer, danach »Horst-Wessel-Haus«  ; im Herbst 1934 Antrag auf Zwangsversteigerung durch die Volksfürsorge, 1935 Ankauf durch die DAF. Nach dem Krieg zunächst von den Alliierten genutzt, 1948/49 Rückübertragung auf den DGB und Instandsetzung des beschädigten Gebäudes  ; 1972 Verkauf des Volkshauses an die Stadt und Beginn eines Gewerkschaftshausneubaus an der Gutenbergstraße  ; 1985 Abriss des ehem. Volkshauses nach langjährigem Leerstand  ; 2015 Einweihung einer Gedenktafel zur Erinnerung an das ehem. Volkshaus. Beschreibung  :216 Dreigeschossiger, breit gelagerter Flachdachbau auf Eckgrundstück, bestehend aus einem dem Straßenverlauf folgenden Wohn- und Bürogebäude sowie einem Saalanbau  ; die Fassaden horizontal gegliedert durch Gesimsbänder und Reliefstreifen  ; überwiegend schmale, 212 Mit Mathias Zeiner und Heinrich Albeke (ab März 1906) fungierten jeweils die Vorsitzenden des »Socialdemokratischen Vereins für Lippe, Ortsverein Detmold« als Wirte der Centralhalle  ; vgl. Herrmann, Anfänge, S. 323. 213 HR-Auszug Amtsgericht Detmold, HRB Nr. 65, in  : BArch Koblenz, Abt. B., Z 36 II/33, GPA I/2/49. 214 Die Eröffnungsrede hielt der damalige Präsident der Lippischen Landesregierung, der SPD-Politiker Heinrich Drake. 215 Das Konkursverfahren über die Volkshaus GmbH wurde durch Beschluss vom 5. Januar 1937 aufgehoben und die Gesellschaft schließlich am 9. Mai 1938 aufgelöst. Eine Liquidation fand nicht statt  ; vgl. BArch Koblenz, Abt. B, Z 36 II/33, GPA I/2/49. 216 Die zitierten Textteile aus  : Unser neues Volkshaus u. Ein Haus des Volkes.

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hochrechteckige Fenster, im niedrigeren 2. OG zu bandartigen Gruppen zusammengefasst  ; die dem Platz zugewandte Gebäudeecke durch einen das Dach überragenden, quadratischen Reklameturm akzentuiert  ; drei nicht weiter hervorgehobene Eingänge mit schlichter Rahmung und kleinen Vordächern. Massive Ziegelbauweise. Raumprogramm  : Im EG mehrere Gast- und Versammlungsräume, durch Schiebtüren zu einem Raum zu vereinigen (»gediegene und würdige Ausstattung«, »lichte, große Räume […] in frohen Farben«)  ; im 1. OG Büroräume (»schlicht, aber praktisch eingerichtet, entsprechend ihrer sachlichen Zweckbestimmung«)  ; im 2.  OG 18 Fremdenzimmer mit 28 Betten (»hell und geschmackvoll gestaltet«, die weiß lackierten Möbel »einfach, aber geschmackvoll«) sowie zwei Schlafsäle für Wanderarbeiter  ; kleiner und großer Saal, letzterer eingeschossig und mit Bühne ausgestattet. Kegelbahn  ; Musikhalle  ; Wirtswohnung. Bemerkung  : Das von den Gewerkschaften zunächst als Volkshaus gepachtete Lokal war bereits 1923 in einem äußerst schlechten Bauzustand, demnach war ein durchgreifender Umbau bzw. Teilneubau über kurz oder lang unumgänglich. Allerdings führte die über Anleihen und Hypotheken mühsam finanzierte Baumaßnahme zum Konkurs der Volkshaus GmbH im Jahr 1932. Die Stadtverwaltung hatte eine Bürgschaftsübernahme abgelehnt, und die Volkshaus GmbH musste sich für die Realisierung des Umbaus hoch verschulden. Zum Zeitpunkt der Beschlagnahme im Mai 1933 war das Konkursverfahren über die Volkshaus GmbH bereits eröffnet, allerdings noch nicht abgeschlossen worden. In der Folge entspann sich ein Konflikt zwischen dem Amtsgericht, das das Konkursverfahren regulär fortsetzen wollte, und den neuen nationalsozialistischen Machthabern, die sich mit ihren Gleichschaltungsmaßnahmen über diese gesetzlichen Normen hinwegsetzten, um das Vermögen der gleichgeschalteten Organisationen in ihren Besitz zu bringen. Während seiner Existenz als »Horst-Wessel-Haus« waren die scheinbar dafür prädestinierten breiten horizontalen Putzbänder der Volkshausfassade mit nationalsozialistischen Parolen plakatiert. Nach dem Krieg wurden das flache Dach durch ein hohes Walmdach mit Gauben ersetzt und die ehemals roten Fassadenglieder weiß überstrichen. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968)  ; BArch Koblenz (Abt. B, Z 36 II/33, GPA I/2/49)  ; StArch Bielefeld (SPD 3911 [Festschrift Detmold 1930])  ; StArch Detmold (schriftl. Auskunft Dr. ­Andreas Ruppert) Literatur  : Der modernste Bau Detmolds, in  : Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung, 1.  Juni 1930 [o. S., o. V.]  ; Dütting, Heinz  : Vom Deutschen Holzarbeiter-Verband zur Gewerkschaft Holz und Kunststoff. 90 Jahre 1893–1983. Ein Streifzug durch die Geschichte der lippischen Holzarbeiter, Detmold 1983 (Abb.)  ; Ein Haus des Volkes, in  : Volksblatt – Lippische Zeitung Detmold, 11. Jg., Nr. 126, 2. Juni 1930 [o. S., o. V.]  ; Festschrift Detmold 1930  ; 100 Jahre GHK Lippe. Skizzen eines Jahrhunderts. Der Weg vom Deutschen Holzarbeiter-Verband zur Gewerkschaft Holz und Kunststoff, hrsg. von der Gewerkschaft Holz und Kunststoff, Geschäftsstelle Lippe, Detmold 1993  ; Gewerkschaftsbewegung in der britischen Besatzungszone (Abb.)  ; Herrmann, Paul-Wolfgang  : Die Zerschlagung der Gewerkschaften, in  : Nationalsozialismus in Detmold. Dokumentation eines stadtgeschichtlichen Projekts, hrsg. von der Stadt Detmold und dem Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe, Bielefeld 1998, S. 621–644  ; Herrmann, Anfänge  ; Die Vergangenheit begreifen um die Zukunft zu bewältigen. Eine Dokumentation zur Geschichte der lippischen Arbeiterbewegung, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Detmold, Detmold 1984  ; Fr. u. K. Richts – Architekten – Lage in Lippe, hrsg. von Friedrich und Karl Richts, Lage 1929 (nicht eingesehen)  ; Ruppert, Andreas  : Das »Volkshaus« in Detmold. Ein Ort lippischer Geschichte, in  : Heimatland Lippe, 2016, Nr. 109, Seite 8–10 (nicht 359

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eingesehen)  ; Unser neues Volkshaus, in  : Volksblatt – Lippische Zeitung Detmold, 11. Jg., Nr. 27, 1. Februar 1930 [o. S., o. V.] Abb. 112 71. Dortmund/Nordrhein-Westfalen Volkshaus 1. Kampstraße 88–94/Ecke Paulsgasse Weitgehender Neubau 1928–1930 Bauherr Volkshaus GmbH, Dortmund Entwurf und Bauleitung Arch. Gustav Nier, Bochum Ausführung Vereinigte Bauhütten GmbH, Bochum-Witten-Dortmund Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Am 8. August 1925 Gründung einer aus elf Gesellschaftern bestehenden Volkshaus GmbH Dortmund  ; Ankauf der bebauten Grundstücke 1.  Kampstraße  88–94 (das Haus Nr. 88 Ecke Paulsgasse gelegen)  ; in der Folge Abriss der Gebäude Nr. 92 u. 94 sowie Um- und Ausbau des Eckhauses  : Bauantrag vom Oktober 1928, Baubeginn 1. April 1929, Ausführung durch die Vereinigte Bauhütten GmbH, Bochum-Witten-Dortmund nach Plänen des Architekten Nier  ; Finanzierung u.a. mithilfe einer selbstschuldnerischen Bürgschaft der Stadt bei der Stadtsparkasse von 150 000 Mark  ; am 15. Februar 1930 Eröffnung. Am 10. Oktober 1931 Eröffnung des Konkursverfahrens über die Volkshaus GmbH wegen Überschuldung, Ende 1932 Abschluss des Verfahrens im Wege eines Vergleichs und durch finanzielles Entgegenkommen der Stadtverwaltung. Am 18. April 1933 Besetzung des Volkshauses durch SA und Verhaftung der Geschäftsführer Ziegler und Grüttler wegen angeblich nicht einwandfreier Finanztransaktionen217, Mitte Mai 1933 Beschlagnahme, treuhänderische Übernahme und Nutzung durch die DAF, im April 1934 Einweihung als »Haus der deutschen Arbeit«, 1936 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die DAF. 1949 Rückübertragung auf die IG Metall. Beschreibung  : Fünfgeschossiges Bürogebäude in modernen Formen, an der Gebäudeecke gerundet und um ein Geschoss erhöht  ; die Fenster zu horizontalen Bändern zusammengefasst und durch helle Rahmungen von der dunkleren Fassade abgesetzt  ; links und rechts der Gebäudeecke vertikale Leuchtreklameschilder mit dem Schriftzug »Volkshaus«, darüber kleine halbrunde Balkone, jeweils mit Eisenbalustrade und Fahnenmast. Raumprogramm  : Im EG Wirtschaft und Restaurant, Versammlungssaal für 250 Personen, Gesellschaftszimmer (mit eigenem Eingang an der Paulsgasse) und Küche  ; in den OGs Saal für 100 Personen, Konferenzzimmer, 65 Büros sowie Fremdenzimmer. Im Keller Lager- und Kühlräume, Zentralheizung, Kegelbahn, Toiletten und Garderobe. Ausstattung  : Im Restaurant Wandverkleidungen in Eiche, Kiefer und kaukasischem Nußbaum sowie Parkettböden  ; die gesamte Ausstattung »in geraden Linien gehalten«218. Bemerkung  : Die äußere Gestaltung des Volkshauses entspricht – vermutlich aus Rücksicht auf die umliegende Bebauung – eher der eines Wohnhausblocks als der eines Geschäfts- und Bürohauses. Obwohl es sich um einen Um- und Teilneubau handelt, hatte das Volkshaus mit seiner 217 Vgl. Volkshaus in Dortmund beschlagnahmt, in  : Westfälische Post, 19.  April 1933, abgedr. in  : Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933–1945. Katalog zur ständigen Ausstellung des Stadtarchivs Dortmund in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, hrsg. von Günther Högl, Dortmund 2002, S. 114. 218 Im eigenen Heim, in  : Westfälische Allgemeine Volkszeitung, 41. Jg., Nr. 40, 17. Februar 1930 [o. S.]

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einheitlich gestalteten, modernen Fassade die Erscheinung eines völligen Neubaus. Die Bauverwaltung begrüßte den Umbau der Grundstücke an der 1. Kampstraße als »Anfang einer neuzeitlichen Bebauung« in dem bis dahin durch »verschiedene, alte unschöne Gebäude und Gassen« geprägten Quartier219. Um das Bauprojekt zu ermöglichen hatte die Stadt eine selbstschuldnerische Bürgschaft in Höhe von 150 000 Mark für einen von der Stadtsparkasse Dortmund gewährten Zwischenkredit in Höhe von 285 000 Mark übernommen. Dieser Umstand führte 1933 zu Anschuldigungen durch die Nationalsozialisten wegen angeblichen Betrugs und zur Verhaftung des damaligen ADGB-Vorsitzenden Ziegler und des SPD-Stadtverordneten Grüttner.220 Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10615)  ; BArch Koblenz (Abt. B, Z 36 II/35, GPA I/30/49) Literatur  : Döring, Lokalfrage  ; Im eigenen Heim (1930)  ; Reformführer Nordrhein-Westfalen (Abb.)  ; Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …« (Abb.)  ; Widerstand und Verfolgung in Dortmund (Abb.) Abb. 190 Siehe auch → Hörde, Wellinghofen 72. Dresden/Sachsen Volkshaus Ritzenbergstraße 2–6/Schützenplatz 10–16221 Ankauf 1902 Träger und Bauherr Dresdner Volkshaus GmbH (ab 1907) Erweiterungsbau I 1914/15 Entwurf und Bauleitung Arch. Carl F. Richter Erweiterungsbau II 1929/30 Entwurf und Bauleitung Arch. Carl F. Richter Bauschmuck Atelier Prof. Paul Rößler (Glasmalerei) Ausführung Dresdner Bauhütte, Soziale Baugesellschaft mbH (Erd-, Maurer- und Zimmererarbeiten) Sanierung 1997/98 Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : 1892/93 erste Pläne zur Schaffung einer Zentralherberge durch Erwerb eines eigenen Hauses, diese 1901 vom Gewerkschaftskartell wieder aufgegriffen  ; am 11.  April 1902 einstimmiger Beschluss einer Volksversammlung in den Trianon-Sälen zum Ankauf eines Volkshausobjekts  ; Gründung einer oHG (im Februar 1907 in die Dresdner Volkshaus GmbH umgewandelt), als Geschäftsführer der Vorsitzende des Sozialdemokratischen Vereins Karl Sindermann sowie die Genossen Friedrich und Hoffmann eingesetzt  ; Finanzierung des Vorhabens 219 Zit. nach Döring, Peter  : Lokalfrage – Gewerkschaftshaus – Volkshaus. Ein Kapitel aus der Dortmunder Gewerkschaftsgeschichte, in  : Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, 90, 1999, S. 101–144, S. 129. 220 Vgl. Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933–1945, hrsg. vom Stadtarchiv Dortmund, Bönen 2002, S. 114 und Döring, Lokalfrage, S. 133 f. 221 Zum Volkshauskomplex gehörten außerdem die Grundstücke Laurinstraße 4 sowie Maxstraße 9a, 9b und 13 (Stand 1933).

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mittels eines Fonds, der über den Verkauf von verzinsten Schuldscheinen angesammelt wurde, sowie Sonderbeiträgen, Hypotheken und Darlehen  ; zur Verwaltung eine Volkshauskommission eingesetzt  ; am 4.  Mai 1902 Ankauf des günstig gelegenen Hotels »Zum Schwan« (Ritzenbergstraße  2 und Maxstraße  13) bei Zwangsversteigerung (Kaufpreis 485 000 Mark)  ; aufwendiger Umbau  ; am 7.–9.  Juni 1902 Einweihung der Restaurationsräume, am 29.  Juli 1902 Eröffnung der übrigen Räume für den Verkehr. Sitz der meisten Gewerkschaften, des Arbeitersekretariats, des Arbeitsnachweises und des sozialdemokratischen Bezirkssekretariats für Ostsachsen. 1908 Ankauf der angrenzenden, bebauten Grundstücke Ritzenbergstraße 4 und 6  ; 1913 Ankauf der »Claußschen Gewerbeschule«, Schützenplatz 14 und 20, Maxstraße 9a und 9b sowie Schützenplatz  16 und 17 zum Zweck eines Erweiterungsneubaus nach Plänen des Architekten Carl F. Richter  ; Anfang 1914 Grundsteinlegung, gleichzeitig Modernisierung und Umbau der älteren Gebäude, am 1. April 1915 Fertigstellung. Nach dem Krieg besteht die Notwendigkeit zur Schaffung weiterer Büroräume, hierzu Aufgabe des Hotel- und Herbergsbetriebs und Umwandlung in Büroraum  ; 1924/25 Hinzukauf der Grundstücke Schützenplatz 18 u. 16  ; im Oktober 1927 Beschluss zur Inangriffnahme eines Erweiterungsbaus für Verwaltungs-, Versammlungs-, und Hotelzwecke  ; hierzu Erhebung eines einmaligen Sonderbeitrags in Höhe von 5 Mark für männliche und 3 Mark für weibliche Mitglieder sowie Ausgabe von Darlehensscheinen, Übernahme einer Hypothek durch die Volksfürsorge sowie Bewilligung eines Darlehens in Höhe von 500 000 Mark, für das die Stadtgemeinde eine Bürgschaft übernimmt  ; im Mai 1928 Ankauf des Grundstücks Schützenplatz  12  ; Juni 1929 Beginn der Abbrucharbeiten222  ; am 8. September 1929 Grundsteinlegung223  ; am 8. Februar 1930 »Hebefest« anlässlich der Fertigstellung des Rohbaus  ; am 20. September 1930 offizielle Einweihung anlässlich der ADGB-Bundeskonferenz  ; 1930 Umbau des Hauses Maxstraße 13 zum Fremdenheim mit 60 Betten, eigenen Aufenthalts- und Wirtschaftsräumen sowie moderner Brausebadanlage. Am 4.  März 1932 Überfall von Nationalsozialisten auf das Gewerkschaftshaus  ; am 8. März 1933 von SA-Trupps gestürmt, bei einem Schusswechsel wird ein SA-Mann getötet  ; auf dem Dach Anbringung eines Schildes mit der Aufschrift »SAHeim Sturm 100« und Umbenennung des Schützenplatzes in »Platz der SA«. Im Krieg ein Großteil der ehem. Volkshausgrundstücke, darunter das ehemalige Hotel »Zum Schwan«, zerstört  ; die Erweiterungsbauten von 1914/15 und 1930 beschädigt  ; Wiederherstellung der erhaltenen Bauteile  ; sukzessive Übertragung der Grundstücke auf den FDGB. Nach der Wende teilweise Übertragung auf den DGB  ; 2006/07 Verkauf des »Volkshauses« (ehem. Erweiterungsbau Schützenplatz 14) an einen Immobilieninvestor. Beschreibung  : Altbauten (Ankauf von 1902)  : Aus zwei viergeschossigen Häusern bestehendes, um 1875 erbautes Hotelanwesen mit rückwärtigem Saalbau sowie Wohnhaus. Erweiterungsbau  I (Neubau von 1914/15)  : Viergeschossiges Geschäftshaus mit hohem ausgebautem Walmdach  ; Sandsteinfassade mit Pfeilergliederung über rundbogig gestalteter Sockelzone. Erweite222 Die abzubrechenden Häuser unterlagen der Zwangsbewirtschaftung, weshalb vor deren Abbruch für die 42 dort lebenden Mietparteien Ersatzwohnraum geschaffen werden musste, was mit großen finanziellen und zeitlichen Opfern für die Volkshausgesellschaft einherging  ; vgl. Dresdner Volkshaus, S. 16, 20. 223 Dem Grundstein wurden neben einer Urkunde weitere Dokumente der lokalen Arbeiterbewegung wie Geschäfts- und Jahresberichte der Volkshaus GmbH und verschiedener Einzelgewerkschaften, eine Ausgabe der Dresdner Volkszeitung vom 7. September 1927 und Fotografien der abgerissenen Häuser beigefügt  ; vgl. Dresdner Volkshaus, S. 18–22.

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rungsbau  II (Neubau von 1929/30)  : Siebengeschossiges, flachgedecktes Bürogebäude mit zwei Seitenflügeln   ; ornamentlose, monumentalisierende Lochfassade mit Sandsteinverkleidung   ; Ausführung überwiegend in Eisenbeton  ; die beiden obersten, die Nachbarbebauung überragenden Geschosse seitlich um eine Achse eingezogen, im höher ausgeführten Saalgeschoss elf schmale, hohe und durch Gesimse verbundene Fenster  ; das um den Fahrstuhl herumgeführte Treppenhaus auf der Gebäuderückseite komplett verglast. Raumprogramm  : Altbau (Ritzenbergstraße)  : Im EG Läden, Restaurantsaal für 200 Personen und Vereinszimmer für 80 Personen  ; im 1. OG Gewerkschaftsbüros, Sitzungszimmer und Versammlungsraum  ; im 2. OG Hotelzimmer  ; ein Teil des 2.  OG u. das 3.  OG zunächst vermietet, später für Bürozwecke verwendet  ; ehem. Ballsaal mit dreiseitiger Galerie (Sitzplätze für rd. 600 Personen). Altbau (Maxstraße 13)  : Überwiegend für Herbergszwecke genutzt, im EG Wärme- und Lesestube, das 1. OG zeitweise zum Versammlungsraum umgebaut  ; nach weiterem Umbau 1929/30 im EG Aufenthalts- und Wirtschaftsräume, im 1. und 4. OG Hotelbetrieb mit gehobener Ausstattung, im 2. und 3. OG Fremdenzimmer für zwei bis sechs Personen  ; Brausebäder. Erweiterungsbau I  : Im EG Restaurant, in den oberen Geschossen Büro- und Herbergsräume. Erweiterungsbau  II  : Im EG Gaststube, Vorführraum für Lichtbilder und zwei Versammlungsräume (über breite Durchgänge zu einem großen Raum zu verbinden), im Zwischengeschoss Fleischereianlage, im 1. bis 4. OG Büroräume, im 4. und 5. OG Hotelbetrieb, im 6. OG Versammlungssaal (für Sitzungen, Kongresse und Bildungszwecke) für 400 Personen mit Nebenräumen  ; im Keller zwei Kegelbahnen  ; begrünte Dachterrassen und Aussichtsplattform. Innenausstattung  : Altbau  : Restaurationssaal mit einem »pompösen aber doch gemütlichen Eindruck« durch rotbraune Holzverkleidung, brillante Beleuchtung, freundliche Malerei, eichene Stühle und Tische sowie Divans224  ; ehem. Ballsaal »ein wahres Schmuckstückchen mit seiner schönen Dekoration und seiner geradezu einzigartigen Beleuchtungseinrichtung«225. Erweiterungsbau II  : Eingangs- und Treppenhalle mit römischem Travertin verkleidet  ; im Haupttreppenhaus orangefarbene Keramikverkleidung in Kopfhöhe und Bodenbelag aus Granit  ; rustikale Terrakottaverkleidung in der Gastwirtschaft  ; Versammlungssäle mit Kiefernholztäfelung  ; Holzdiele mit farbigem Velours-Fußbodenbelag, einfachen Eichenholzmöbeln und Polstersesseln  ; im Vortragssaal Vertäfelung »in edlen Hölzern«  ; im Saal hellfarbige, figürliche Glasmalerei aus dem Atelier von Paul Rößler226. Technische Ausstattung  : Erweiterungsbau  II mit Schnellfahrstuhl für 10 Personen, vollautomatischer Fernsprechzentrale, Pumpenwarmwasserheizung sowie neuzeitlicher Be- und Entlüftungsanlage. Bemerkung  : Ein erstes, gepachtetes Gewerkschaftshaus existierte in Dresden ab dem Jahr 1900 in der Albrechtstraße  41, wo neben Versammlungs- und Verwaltungsräumen auch Gast- und Herbergslokalitäten sowie eine Wärme- und Lesestube zur Verfügung standen. Als die dortigen Räume nicht mehr ausreichten, behalf man sich durch den Ankauf eines bereits bestehenden Gebäudes, welches zunächst umgebaut und dann im Laufe der Jahre durch Hinzukauf weiterer 224 Zit. nach  : Das Dresdener Volkshaus, in  : Deutsche Metallarbeiter-Zeitung, 20. Jg., Nr. 33, 16. August 1902 [o. S.] 225 Hierzu heißt es weiter  : »Der frühere Besitzer war Ingenieur für elektrische Anlagen und hat offenbar seinen Liebhabereien hier freien Lauf gelassen. Die Elektrizität wird im Grundstück selbst erzeugt. Ein 16pferdiger Gasmotor und die übrigen Anlagen liefern den Strom für 400kerzige Glüh- und 10 Bogenlampen.«, zit. nach  : ebd. [o. S.] 226 Planung nachgewiesen, tatsächliche Ausführung nicht gesichert  ; vgl. Dresdner Volkshaus, S. 26.

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Grundstücke sukzessive ausgebaut wurde. Im Rahmen dieses Ausbaus entstanden 1914/15 und 1929/30 zwei große Erweiterungsbauten nach Entwürfen des Architekten Carl  F. Richter, die jeweils als eigenständige Verwaltungsgebäude angesehen werden können. Besondere Bedeutung kommt dabei dem Erweiterungsbau von 1930 zu, der die bereits bestehenden älteren Bauteile höhenmäßig überragt und durch seine markante Gestalt seit seiner Entstehung als das eigentliche Volkshaus wahrgenommen wird. In der Eröffnungsfestschrift hieß es über den Neubau  : »Die Bauleitung war bemüht, durch Sorgfalt, Solidität und Zweckmäßigkeit des Innenausbaues ein neuzeitliches Haus der Gewerkschaften zu schaffen, das ein vorbildliches Beispiel für gediegene handwerkliche Arbeit sein und bleiben soll. In seiner äußeren Gestaltung kennzeichnet das monumental durchgebildete Bauwerk die Größe, Macht und Geschlossenheit der freien Gewerkschaften.«227 Rund um den Schützenplatz errichteten bzw. erwarben im Laufe der Zeit außerdem mehrere Einzelgewerkschaften eigene Verbandshäuser, so dass im Umkreis des Volks­ hauses ein regelrechtes Gewerkschaftsviertel entstand. Für größere Versammlungen mietete die Volkshausgesellschaft den ehemaligen, bis zu 1 800 Personen fassenden Trianonsaal228 am Schützenplatz 4, anfangs nur sporadisch und in den 1920er Jahren mittels eines über sechs Jahre laufenden Pachtvertrags.229 Damit kompensierten die Arbeiterorganisationen den Mangel eines großen Saals, dessen Erbauung aus Raum- und Kostengründen nicht möglich war, ohne dabei die finanzielle Belastung des Bauunterhalts tragen zu müssen. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968, SAPMO DY 34/5112)  ; Deutsche Fotothek Dresden (Aufnahmen df_0107395, df_0178271, df_0746628) Literatur  : 25 Jahre Volkshaus, in  : Dresdner Volkszeitung, 38. Jg., Nr. 209, 7. September 1927 [o.  S., o.  V.]  ; Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 10. Jg., Nr. 15, 14. April 1900  ; Das Dresdener Volkshaus (1902)  ; Jahrbuch [1928 bis 1930] der freien Gewerkschaften in Dresden, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Dresden, Dresden [1929 bis 1931]  ; Die Errichtung eines Dresdner Gewerkschaftshauses, in  : Sächsische Arbeiter-Zeitung, 13. Jg., Nr. 83, 12. April 1902 [o. S., o. V.]  ; Dreißig Jahre Dresdner Volkshaus  ; Erweiterungsbau des Dresdener Volkshauses, in  : Gewerkschaftszeitung, 40. Jg., 27. September 1930, S. 622/623  ; Dresdner Volkshaus  ; Fortschritt in schwerer Zeit. Die Weihe des Volkshaus-Erweiterungsbaues am Schützenplatz, in  : Dresdner Volkszeitung, 41. Jg., Nr.  221, 22.  September 1930 [o.  S., o.  V.]  ; Fremdenheim im Volkshaus Dresden, in  : Das Gewerkschaftshaus, 6. Jg., Nr. 6, Juni 1931, S. 42  ; Jahrbuch der Dresdner Gewerkschaften [6. bis 8.] Jahresbericht des Arbeiter-Sekretariats und [6. bis 8.] Jahresbericht des Gewerkschafts-Kartells [1910 bis 1912], hrsg. vom Gewerkschaftskartell Dresden, Dresden [1911 bis 1913]  ; Kukula, Ralf  : Ballhäuser in Dresden, Dresden 1997  ; Naziüberfall im Dresdner Volkshaus, in  : Das Gewerkschaftshaus, 7. Jg., Nr. 3, März 1932, S. 22  ; Riem, Gustav  : Aus der Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung, Dresden [1911]  ; Russig, Das Dresdner »Volkshaus«  ; Soziale Bauwirtschaft, 1930, S. 465  ; Das Trianon. Entwicklung der Volkshausgesellschaft – Das Rathaus der Dresdner Arbeiter, in  : Dresdner Volkszeitung, 37. Jg., Nr. 239, 13. Oktober 1926 [o. S., o. V.]  ; Ein Volks227 Dresdner Volkshaus, S. 28. 228 Um 1878 erbaut, Anfang des 20. Jahrhunderts im Besitz des philanthropisch gesinnten, 1888 gegründeten Vereins »Volkswohl«  ; von 13. bis 20. September 1903 tagte hier der SPD-Parteitag (Verabschiedung der »Resolution gegen den Revisionismus«). 229 Dreißig Jahre Dresdner Volkshaus, in  : Dresdner Volkszeitung, 43. Jg., Nr. 131, 7. Juni 1932, S. 5.

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hausfilm, in  : Dresdner Volkszeitung, 38. Jg., Nr. 212, 10. September 1927 [o. S., o. V.]  ; Vorwärts, 4. Mai 1902  ; W., H.: Das Dresdner Volkshaus, in  : Sächsische Arbeiter-Zeitung, 16. Jg., Nr. 200, 30. August 1905, Beilage 1 [o. S.] Abb. 107, 146 73. Dresden/Sachsen Volkshaus »Dresden-Nordwest« (nicht realisiert) Projekt Um 1930 Entwurf Arch. Robert Weber, Dresden Abb. 4 74. Dresden-Cotta/Sachsen Volkshaus »Dresden-West« Hebbelstraße 35b Neubau 1925/26 Bauherr Ortskartell Arbeiterheim der freien Organisationen von Cotta und Umgegend e. V.230 Um- und Erweiterungsbau Um 1927/28 Entwurf Arch. Kurt Bärbig, Dresden Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1923 Zusammenschluss verschiedener sozialdemokratischer Vereine und Verbände zum Ortskartell Arbeiterheim der freien Organisationen von Cotta und Umgegend e.  V. zum Zweck der Errichtung eines Volkshauses231  ; 1925/26 Neubau eines Versammlungshauses auf dem rd. 1 000 qm großen städtischen Grundstück Hebbelstraße 35b (neben dem Licht- und Luftbad »Hebbelbad«) aufgrund Erbbaurechts (dieses am 14. September 1928 für die Dauer von 50 Jahren im Grundbuch eingetragen), am 24.  Juli 1926 Baubeginn, am 1. August 1926 Grundsteinlegung  ; Finanzierung durch Spenden und freiwilligen Arbeitseinsatz der Vereinsmitglieder. Ab ca. 1927 Errichtung eines Erweiterungsbaus nach Plänen des Architekten Kurt Bärbig und vergrößernder Umbau des bestehenden Saalbaus, am 28. Oktober 1928 Einweihung. Im Mai 1933 Beschlagnahme des Vereinsvermögens, am 29.  Juni 1933 Auflösung des Vereins und Nutzung als SA-Heim (Umbenennung in »Killingerheim«, nach dem damaligen sächsischen SA-Obergruppenführer und Ministerpräsidenten Manfred von Killinger), 1938 Zwangsversteigerung des Erbbaurechts mit Zuschlag an die Stadt Dresden. 1964–1990 Stadtbezirkskulturhaus »Richard Gärtner«. 1995 als städtisches »Kulturhaus Cotta« wiedereröffnet  ; seit 2001 mit Gaststätte »Hebbel’s Schank- und Gartenwirtschaft«. Beschreibung  : Erster Bau  : Einfacher, eingeschossiger Versammlungsraum für ca. 200 Personen mit Satteldach, Sprossenfenstern, Putzfassade und Lisenengliederung an den Längsseiten. Nach der Erweiterung  : Dreigeschossiger Walmdachbau mit eingeschossigem Saalanbau in den Formen einer fortschrittlich gesinnten Heimatschutzarchitektur  ; im EG große dreigeteilte Sprossenfenster, umlaufende Mansarde. Raumprogramm  : Gastwirtschaft, großes und kleines 230 Am 28.  August 1930 umbenannt in Verein »Volkshaus Dresden West« der freien Organisationen von Cotta e. V. 231 Vereinssatzung vom 28. August 1923, Eintragung ins Vereinsregister am 18. Dezember 1923  ; am 28. August 1930 Umbenennung in Verein »Volkshaus Dresden West« der freien Organisationen von Cotta e. V.

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Sitzungszimmer, Jugendraum, Saal mit Bühne und Lichtwerferraum für bis zu 300 Personen, im Keller Kegelbahn und Jugendzimmer. Über 5 000 qm großer Garten. Bemerkung  : Mit seinem hohen Arbeiteranteil war der Stadtteil Cotta ein Zentrum der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Dresden. Die maßgebliche Initiative zum Bau des Volks­ hauses (später auch Volkshaus Dresden-West genannt) geht auf den SPD-Funktionär Richard Gärtner zurück. Zur Grundsteinlegung berichtete die Dresdner Volkszeitung  : »Das Heim, das hier errichtet werden soll, wird in einfacher, schlichter Form gehalten. Aufgabe der Cottaer Arbeiterschaft wird es sein, alles daranzusetzen, dieses Heim zu vollenden und seiner Zweckbestimmung dauernd zu erhalten. Katholische und evangelische Kirchgemeinden errichten zur gleichen Zeit in Cotta Vereinshäuser, um ihre Anhänger zu sammeln. Die Arbeiterschaft schafft sich nun auch unter schweren Opfern ein Heim, um eine Stätte zu haben, in der sie nach des Tages Last und Mühe sich ihren Bildungsbestrebungen, sportlichen Veranstaltungen und der Pflege der Kinder tagsüber hingeben [kann].«232 Der zunächst in Eigenleistung errichtete, einfache Versammlungsraum erwies sich bereits kurz nach seiner Fertigstellung als zu klein, weshalb man sich zu einem Erweiterungsbau mit weiteren Gast- und Versammlungsräumen sowie einer Vergrößerung des Saals entschloss. Die Wahl des Architekten fiel mit Kurt Bärbig auf einen  – nicht nur für Dresden  – bedeutenden Vertreter der Moderne, auch wenn dieser heute zu jenen Architekten gehört, die trotz ihres Erfolges und ihrer Leistungen für die Verbreitung der Ideen des Neuen Bauens weitgehend unbekannt geblieben sind. Zu seinen Hauptwerken zählt die Betriebszentrale der Dresdener Konsumgenossenschaft »Vorwärts« (Fabrikstraße) von 1927–1930, bei der er sich im Wettbewerb gegen Walter Gropius durchsetzte. Einem Bericht in der Illustrierten »Volk und Zeit« zufolge war Bärbig Mitglied der SPD233  ; für seine Affinität zur politischen Linken spricht nicht zuletzt sein Werkkatalog, widmete er sich doch überwiegend sozialen Bauaufgaben wie dem Kleinwohnungsbau, Jugenderholungsheimen und Arbeitsämtern. Beim Volkshaus in Cotta bediente sich Bärbig anders als bei seinen Industriebauten nicht der streng sachlichen Formensprache des Neuen Bauens, sondern schuf einen Bau mit dem bescheidenen Habitus kleinstädtischer Siedlungsarchitektur. In dem Entwurf zeigt sich insbesondere der Versuch, durch das Anknüpfen an einfache überlieferte Hausformen einen neuen Bautypus zu finden, in dem sich heimatliche Bezüge mit einer modern-sachlichen Bauauffassung verbinden. Ähnliche Motive zeigt Bärbigs Entwurf eines Gewerkschaftshauses für Demitz-Thumitz (Kat. Nr. 68). Eben diese Verbindung von Traditionsbezug und Modernität wurde schon im zeitgenössischen Urteil an Bärbigs Architektur erkannt und geschätzt  : »Ohne modern sein zu wollen, wurde er es wahrhaft und zuverlässig, indem er den alten Baugedanken belebte und ohne die stilistische Zwangsläufigkeit früherer Epochen aufrichtig entwickelte. Nirgends überschreitet er das zweckvoll und organisch entstandene Gehäuse, nirgends bemüht er sich um Schönheit oder Stil  : Beides ist immer wie von selbst als Begleiterscheinung da.«234 Quellen  : Deutsche Fotothek Dresden (Aufnahmen df_0410761, df_0410762)  ; GIRO Berlin 232 Dresdner Volkszeitung, 37. Jg., Nr. 178, 3. August 1926, S. 6. 233 Volk und Zeit, 11. Jg., Nr. 10, 1929 [o. S.] (letzte Seite)  ; Burzan, Thomas und Heike Kofahl  : Kurt Bärbig. Zum 100. Geburtstag des Städtebauers und Landschaftsarchitekten, in  : Architektur der DDR, 38. Jg., 1989, Nr.  6, S. 52–54, hier S. 52, verweisen gar auf eine aktive politische Tätigkeit und Mitgliedschaft Bärbigs in der KPD. 234 Möbius, Martin Richard  : Einleitung zu Kurt Bärbig, Berlin/Leipzig/Wien 1930 [o. V.], S. X f.

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(Objektakte Dresden, Hebbelstraße 35b) Literatur  : Ein Bollwerk der Arbeiterschaft in Dresden-Cotta, in  : Volk und Zeit, 11. Jg., Nr. 10, 1929 [o.  S., o.  V.]  (letzte Seite)  ; Burzan/Kofahl, Kurt Bärbig  ; Dresdner Volkszeitung, 37.  Jg., Nr. 169, 23. Juli 1926, S. 7, 26. Juli 1926, Nr. 176, 31. Juli 1926, S. 6, Nr. 178, 3. August 1926, S. 6  ; Herrmann, Lars  : Volkshaus Cotta, www.dresdner-stadtteile.de/West/Cotta/Strassen_Cotta/Hebbelstrasse/hebbelstrasse.html (Abruf am 15. August 2014)  ; Kregelin, Karlheinz  : Das Namenbuch der Strassen und Plätze im Westen der Stadt Dresden, Halle/Saale 1996  ; Kukula, Ralf  : Ballhäuser in Dresden, Dresden 1997  ; Kurt Bärbig [o. V.]  ; Russig, Das Dresdner »Volkshaus«  ; Volkshaus Cotta, http://dresden.stadtwiki.de/wiki/Volkshaus_Cotta (Abruf am 14. August 2014) Abb. 191 75. Dresden-Striesen/Sachsen Volkshaus »Dresden-Ost« Schandauer Straße 73/Ecke Altenberger Straße Vermutl. Ankauf Um 1925 Träger Einzelpersonen als Treuhänder235 Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : Vermutl. Ankauf spätestens 1925  ; bis 1933 Versammlungs- und Bildungsstätte der Striesener Sozialdemokraten. 1933 Beschlagnahme und Umbenennung in »Altenberger Hof«  ; 1936 Einrichtung eines Kinos im Rückgebäude. Nach der Wende Rückübertragung auf die SPD. Ab 2008 Teilabriss der Altbebauung und Neubau eines Kinos (»Programmkino Ost«). Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Dresden, Schandauer Straße 73) Literatur  : http://www.dresdner-stadtteile.de/Ost/Striesen/Strassen_Striesen/Schandauer_Stras se/schandauer_strasse.html (Abruf am 22. Juli 2014) 76. Düsseldorf/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Flingerstraße 11–17/Wallstraße 10 Neubau 1907–1909 Bauherr Volkshaus-GmbH, Düsseldorf Entwurf Regierungsbaumeister Carl Moritz und Werner Stahl, Düsseldorf Neue Innendekoration Um 1925 Umbau 1929 Entwurf Arch. Carlo Schloenbach und Carl Jacobi Ausführung Gemeinnütziger Arbeiter-Bauverein »Freiheit« eGmbH Verbleib Stark verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Ab 1900 Nutzung eines gepachteten Lokals in der Bergerstraße 8 (ehem. »Kaufhaus«) als Gewerkschaftshaus  ; ca. 1904 Suche nach besseren Versammlungsmöglichkeiten und Planung der Errichtung eines Volkshauses  ; am 5. Juni 1907 Gründung der Volkshaus Düsseldorf GmbH (als Gesellschafter 47 Vertreter von SPD, Gewerkschaften, Allgemeinem Consumverein für Düsseldorf und Umgebung u.a.)  ; bis 1907 sukzessiver Ankauf der Baugrundstücke Flin235 Als Eigentümer die Treuhänder August Robert Fischer, Paul Arno Haufe und Karl Richard Rösch belegt (vgl. GIRO Berlin, Objektakte Dresden, Schandauer Straße 73).

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gerstraße  11–17 und Wallstraße  10  ; Grunderwerbs- und Baukosten insges. 1 200 000 Mark236  ; Finanzierung überwiegend durch Hypotheken (u.a. der Stadt Düsseldorf und der Volksfürsorge) und durch das über Extrabeiträge, Spenden und Anteilsverkäufe angesammelten Eigenkapital der Gesellschaft (rd. 150 000 Mark)  ; am 19. Februar 1907 Einreichung des ersten Baugesuchs (Baurat Johannes Radke), jedoch schließlich die Pläne der Architekten Werner Stahl und Carl Moritz zur Ausführung bestimmt  ; im August 1909 Richtfest  ; am 24. Dezember 1909 Einweihung. 1918/19 Sammelpunkt der revolutionären Arbeiterverbände  ; die Fassade damals bei Auseinandersetzungen beschädigt. Um 1925 Renovierung der Innenräume und Neugestaltung durch die Malerfirma Th. Wehrmann. Sitz von zeitweise bis zu 34 unterschiedlichen politischen, gewerkschaftlichen und kulturellen Arbeiterorganisationen (1925). 1929 Umbau durch die Architekten Carlo Schloenbach und Carl Jacobi (Umbaugesuch vom 2. Februar 1929). 1931 Konkurs der Volkshaus GmbH und Zwangsversteigerung mit Übergang des Vermögens auf die Volksfürsorge als Hauptgläubigerin. Am 2. Mai 1933 von SA-Angehörigen besetzt  ; die Gaststätte im selben Jahr in »Haus der Deutschen Stände« umbenannt (im Volksmund »Haus der deutschen Stenze«, ab 1940 offiziell »Haus der Altstadt«) und später u.a. als Vergnügungslokal der SS genutzt. Nach 1945 zunächst Theater- und Kinobetrieb (zeitweise unter dem Namen »Haus Vaterland«, später »Theater in der Altstadt«)  ; Rückübertragung auf die Volksfürsorge  ; 1954 Ankauf durch das Möbelhaus »Berges«  ; 1989 Entkernung und Fassadenrenovierung237  ; seit Mitte der 1990er Jahre Kaufhaus. Beschreibung  : Viergeschossiger Geschäfts- und Saalbau mit monumentalisierender Fassade zur Flingerstraße in graurotem Pfälzer Sandstein in den Formen eines späten, tektonisch verfestigten Jugendstils mit klassizistischen Tendenzen  ; Ausführung überwiegend in Eisenbeton  ; die Hauptfront an der Flingerstraße um 6,5 m von der Straßenflucht zurückversetzt, dadurch Schaffung eines Vorplatzes  ; Hauptfassade gegliedert durch viergeschossige Kolossalpilaster, plastisch aufgelockert durch alternierende Rücksprünge, die fünf Achsen großzügig befenstert  ; im Erdgeschoss segmentbogige Ladenzone mit Stützen aus Niedermendinger Basalt  ; am Mezzaningeschoss durchlaufender Balkon mit ornamentierter Eisenbrüstung, dort der Schriftzug »Volkshaus« angebracht  ; oberer Abschluss durch großen Segmentgiebel. An der Wallstraße Terranova-Putzfassade (»entsprechend dem Charakter der dort befindlichen Räumlichkeiten« einfach gehalten). Raumprogramm  : Im Gebäudeteil an der Flingerstraße im EG Restaurant mit anschließendem Versammlungssaal  ; im 1. OG Café, dahinter der zweigeschossige Hauptsaal mit dreiseitiger Galerie und Bühne  ; im 2. OG Sitzungszimmer für 20 bis 120 Personen, davon zwei mit Bühne  ; im DG Küchenanlagen (später in den Keller verlegt). Im Gebäudeteil an der Wallstraße Büro- und Verwaltungsräume, Herbergs­ zimmer und -säle mit rd. 100 Betten, Jugendheim sowie Geschäfts- und Druckereibetrieb der Volkszeitung238  ; im Keller Bade- und Waschräume sowie Desinfektionsraum. Auf dem Vorplatz an der Flingerstraße hölzerner Terrassenvorbau (im Sommer). Technische Ausstattung  : Zentralheizung und elektrisches Licht in allen Räumen  ; Ventilationsanlage in den Sälen  ; vier elektrische Speiseaufzüge zwischen Küche und Restaurationsräumen. Bemerkung  : Das Düsseldorfer Volkshaus ist einer jener Bauten, die die allgemeine Annahme, 236 Grundstückskaufpreis 480 000 Mark laut Soziale Praxis, 16. Jg., Nr. 13, 27. Dezember 1906, Sp. 343. 237 Bei der Entkernung des Hauses für die Zwecke eines Möbelkaufhauses wurde 1989 der Grundstein mit der darin eingemauerten Gedenkkassette gefunden, die Dokumente zur Gründung und zum Bau des Hauses enthält. 238 Spätestens 1929 zog die Druckerei der Volkszeitung in ein eigenes Gebäude in der Klosterstraße.

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die deutsche Arbeiterbewegung hätte sich erst in der Weimarer Republik neueren Entwicklungen in der Architektur zugewandt, widerlegen. Der mit einer Prachtfassade aus Sandstein verkleidete Stahlbetonbau greift die in der Vorkriegszeit die repräsentative Großstadtarchitektur bestimmende ästhetische Strömung des versachlichten und vom Jugendstil beeinflussten Neoklassizismus auf, wie er später in das Art Déco münden sollte. Der zunächst abgelieferte altertümliche Entwurf des Baurats Johannes Radke – ein burgähnlicher Bau in byzantinisch-romanischen Formen – wurde ebenso verworfen wie ein weiterer, zwar sachlicher, dafür aber spröder Entwurf mit wenig ansprechendem Gewerbehofcharakter.239 Stattdessen entschied man sich für den Vorschlag der Architekten und Regierungsbaumeister Carl Moritz und Werner Stahl240 mit repräsentativer Front, der sich an der Architektur zeitgenössischer eleganter Waren- und Kontorhäusern orientiert. Angeblich genehmigte die Stadtverwaltung ihre Hypothek nicht zuletzt deshalb, »weil der Bau eine Zierde in der Nähe des Rathauses« darzustellen versprach.241 Die Baugrundstücke befanden sich in hervorragender Lage an einer der Hauptverkehrs- und Geschäftsstraßen Düsseldorfs. Mit einem Umbau des Volkshauses wurden 1929 die Architekten Carlo Schloenbach und Carl Jacobi beauftragt. Die Düsseldorfer Architektengemeinschaft war durch das im Januar 1928 eröffnete luxuriöse Lichtspieltheater Titania-Palast in Berlin-Steglitz (mit Arch. Ernst Schöffler), das als »Triumph des neuen Stils« gefeiert wurde, berühmt geworden.242 Ihre zahlreichen Kino-Umbauten im rheinisch-westfälischen Raum fanden ebenfalls große Beachtung in der Fachpresse, die meinte, man müsse »eigentlich von neuen, nicht von umgebauten Lichtspielhäusern sprechen«.243 Mangels Abbildungsmaterial kann nur gemutmaßt werden, dass der Umbau des Volkshauses nach Plänen von Schloenbach und Jacobi einer durchgreifenden technischen und ästhetischen Modernisierung entsprach, wie sie Ende der 1920er Jahre auch bei den Bauten in Hamburg und Leipzig vorgenommen wurden. Der DMV unterhielt in der Duisburger Straße 58/Ecke Sternstraße ein Metallarbeiterheim. Literatur  : Arbeitsgemeinschaft der Architekten  ; Bericht des Gewerkschafts-Kartells und des Arbeiter-Sekretariats für das Geschäftsjahr [1903 bis 1906], hrsg. vom Gewerkschaftskartell Düsseldorf, Düsseldorf [1904 bis 1907]  ; Beucker, Wilhelm  : Volkshaus GmbH, Düsseldorf, in  : Die deutschen Gaststätten. Bilder aus ihrer Vergangenheit und Gegenwart, Bd. I., Westdeutsche Ausgabe, hrsg. von Wilhelm Bredehorn, Düsseldorf 1925, S. 73  ; Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 10. Jg., Nr. 45, 12. November 1900  ; Das Gewerkschaftshaus, 7. Jg., Nr. 2, Februar 1932, S. 14  ; Jahresbericht 1930, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Düsseldorf, Düsseldorf 1931  ; Kuntz-Stahl, Das Volkshaus in Düsseldorf  ; Reformführer Nordrhein-Westfalen  ; S., Das Volkshaus Düsseldorf  ; 239 Abgebildet bei Kuntz-Stahl, Andreas  : Das Volkshaus in Düsseldorf. Annäherung an seine Biographie, in  : Transformationen der Arbeiterkultur, hrsg. von Peter Assion, Marburg 1986, S. 149–166, S. 150. 240 Der ausgeführte Fassadenentwurf trägt die Unterschrift von Werner Stahl  ; später tritt als ausführender Architekt auch Carl Moritz auf  ; vgl. Kuntz-Stahl, Das Volkshaus in Düsseldorf, S. 154. 241 S., G.: Das Volkshaus Düsseldorf, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1. Jg., Nr. 6/7, August 1926, S. 1  ; angeblich belief sich die Hypothek auf stattliche 600 000 Mark  ; Kuntz-Stahl bezweifelt jedoch die Existenz einer solchen Zuschusses, vgl. Kuntz-Stahl, Das Volkshaus in Düsseldorf, S. 155. 242 Um 1928 planten Schloenbach und Jacobi ein Volkshaus für den Bochumer Stadtteil Langendreer. 243 Die vorangehenden Zitate aus  : Schreiner, Gerth  : Betrachtungen zu den Bauten der Arbeitsgemeinschaft Carlo Schloenbach und Carl Jacobi, in  : Arbeitsgemeinschaft der Architekten DWB Carlo Schloenbach Carl Jacobi, Berlin/Leipzig/Wien 1929, S. V–VIII, hier S. VII.

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Sartorius, Hans-Christian  : Vom »Volkshaus« zum Design-Zentrum, in  : Düsseldorfer Hefte, 34. Jg., 1989, S. 14 f.; Soziale Praxis, 16. Jg., Nr. 13, 27. Dezember 1906, Sp. 343  ; Volkshaus-Eröffnung, in  : Volkszeitung [Düsseldorf], 20. Jg., Nr. 300, 24. Dezember 1909 [o. S.]  ; Volkszeitung [Düsseldorf], 20. Jg., Nr. 305, 31. Dezember 1909 [o. S.] Abb. 46, 192 77. Düsseldorf/Nordrhein-Westfalen Haus des Deutschen Werkmeisterverbands Stromstraße 8/Ecke Moselstraße Neubau 1908/09 Bauherr Deutsche Werkmeister-Sparbank AG, Düsseldorf Entwurf Arch. Peter Paul Fuchs, Düsseldorf Ausführung Kaiser-Steinbruch-AG, Köln Um- und Erweiterungsbau 1929–1931 Entwurf Arch. Gustav August Munzer, Düsseldorf Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : 1907 Beschluss der Delegiertenversammlung des Deutschen Werkmeisterverbands in Mainz zum Bau eines Verbandshauses am Hauptsitz Düsseldorf  ; am 27. September 1907 Abschluss eines Erbbauvertrags mit der Stadt Düsseldorf für das Gelände Stromstraße/Ecke Moselstraße (vorgesehene Vertragsdauer bis 1.  Januar 1968  ; tatsächlich Ankauf des Grundstücks durch den Verband wenige Jahre nach Fertigstellung des Gebäudes)  ; Wettbewerbsausschreibung unter den Architekten Baurat Johannes Radke, Peter Paul Fuchs und Tönges  ; Entscheidung für den Entwurf von Fuchs  ; am 10. Mai 1908 Zustimmung der außerordentlichen Delegiertenversammlung  ; am 27. September 1908 Grundsteinlegung  ; am 1. April 1909 Einweihung. 1920 Ankauf des Nachbargrundstücks zum Zwecke eines Erweiterungsbaus  ; erst im Dezember 1928 nach langen Überlegungen Zustimmung des DWV-Vorstands  ; 1929 Wettbewerbsausschreibung für einen Um- und Erweiterungsbau unter acht Düsseldorfer Architekten  : 1. Preis Hans Tietmann u. Karl Haake, 2. Preis Karl Wach, 3. Preis Gustav August Munzer  ; Ankauf der Entwürfe der Architekten Huhn, Schmalhorst und Stahl  ; am 20. Mai 1929 Beschluss zur Ausführung des Entwurfs von Munzer  ; Fertigstellung 1931. Am 2. Mai 1933 von SA-Angehörigen besetzt und beschlagnahmt  ; fortan Sitz der DAF-Gauverwaltung  ; 1939 Übertragung auf die DAF. 1949 Rückübertragung auf den DGB und Instandsetzung der Kriegsschäden, bis 1967 Sitz des DGB-Bundesvorstands (Hans-Böckler-Haus)  ; inzwischen abgerissen. Beschreibung  :244 Altbau von 1908/09  : Fünfgeschossiges Verwaltungsgebäude über dreieckigem Grundriss  ; Eisenbetonbau mit Fassadenverkleidung in Muschelkalk und Ettringer Tuff, monumentale Wirkung durch Rundturm mit Kupferbedachung als Eckabschluss  ; Fassadengliederung durch Lisenen in Analogie zur Stützenkonstruktion  ; an Sockelgeschoss und Hochparterre Zyklopenbossenwerk. Erweiterungsbau von 1929–1931  : Modernistischer Büroblock in Verlängerung des Altbaus, mit diesem durch ein neues, gemeinsames OG verschränkt  ; Fassade mit Natursteinplatten verkleidet  ; Lichthof. Raumprogramm  : Im Sockelgeschoss Garderobe, Früh244 Die Darstellung folgt zum Teil einer vorläufigen Beschreibung, wie sie der DWV vor dem eigentlichen Baubeginn veröffentlicht hat (Das Verbandshaus des Deutschen Werkmeister-Verbandes, hrsg. vom Deutschen Werkmeister-Verband [Düsseldorf 1908], S. 7 ff.).

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stückszimmer, Aktenraum, Bibliothek, Expedition, Buchhandlung, Hausmeisterwohnung  ; im Hochparterre Haupträume der Geschäftsstelle, an der Rheinseite Großraumbüro für 25 Beamte, rechts davon im Eckturm Direktions- und Sitzungszimmer, links Kassenraum  ; an der Moselstraße Sprechzimmer, Schreibmaschinenzimmer und weitere Räume  ; alle übrigen Geschosse mit vermietbaren Büroflächen. Innere Ausstattung  : Eingangs- und Treppenhalle mit Bodenbelag und Wandverkleidung in Marmor  ; in der Bogennische des Haupteingangs und im Flur zur Buchhandlung Fußboden aus scharrierten Granitplatten, sonst Terrazzo, Tonplatten oder Linoleum  ; die Direktions- und Sitzungszimmer mit Eichenparkett und -lambris  ; »reichere Deckendurchbildung« in den Repräsentationsräumen  ; über der Treppe zwischen Haupt- und 1.  OG Zwischendecke mit Kunstverglasung  ; Fenster zum Teil mit ornamentaler Bleiverglasung in Buntglas. Technische Ausstattung  : Personenaufzug und Aktenaufzug, Zentralheizungsanlage, elektrisches Licht in allen Räumen, Briefschachtanlage »nach amerikanischem System«, Uhrenanlage, Saugentstaubungsanlage, Telefon- und Klingelanlage, feuer- und einbruchsichere Tresorräume. Bemerkung  : Bei dem 1884 gegründeten Deutschen Werkmeisterverband (DWV) handelt es sich um die älteste und ehemals größte Organisation der technischen Betriebsangestellten. Nach inneren Auseinandersetzungen um die politische Ausrichtung entwickelte sich der DMV nach 1890 von einer anfänglich unpolitischen Berufs- und Selbsthilfeorganisation zu einem Verband der freien, sozialdemokratischen Gewerkschaftsbewegung. Ab 1921 war er Mitglied des damals gegründeten AfA-Bundes. 1931 umfasste der DWV rd. 130 000 Mitglieder. Der in den Jahren 1907–1909 errichtete Düsseldorfer Hauptsitz macht sich unter den wenigen Verbandshäusern der Vorkriegszeit besonders repräsentativ aus. Der Abschluss des Erbbauvertrags mit der Stadt ist eines der ersten Beispiele für eine derartige Kooperation zwischen Gewerkschaften und städtischen Behörden. Zudem übernahm die Stadt eine Bürgschaft für den bei der Landesversicherungsanstalt aufgenommenen Baukredit. Im Vorfeld der Auswahl der Wettbewerbsentwürfe wurden ausführliche Rentabilitätsberechnungen vorgenommen, die den Delegierten zur Abstimmung vorgelegt wurden. Demnach hatte der Architekt Tönges auch ein Projekt mit Schankwirtschaft und Saalbetrieb vorgelegt, welches jedoch vom Verband als baupolizeilich nicht genehmigungsfähig verworfen wurde. Auf den kostspieligen Saalbau sollte auch wegen des damals im Bau befindlichen Volkshauses, in dem mehrere Säle vorgesehen waren, verzichtet werden. An Tönges’ Vorschlag wurde ebenfalls die zu niedrig bemessene Kostenschätzung bemängelt, die »eine über das allerbescheidenste Maß hinsichtlich Solidität und Ausstattung hinausgehende Ausführung« nicht zulassen würde  : »Die Ausführung kann sich lediglich im Sinne eines Vorstadtarbeiterhauses mit Holzbalkenlage und kleinbürgerlichem Ausbau bewegen. […] Zweifellos erscheint es jedoch, dass ein Haus im Sinne der vorstehenden Ausführungen, […] als Sitz der Geschäftsstelle eines achtunggebietenden Verbandes ganz unmöglich ist.« Im Fuchs’schen Entwurf sah man hingegen ein »dem Ansehen des Verbandes entsprechendes erstklassiges Bureauhaus«, das alle Ansprüche hinsichtlich Solidität und Repräsentation erfüllen würde.245 Den Delegierten war vom Vorstand zudem dargelegt worden, dass auch die Stadt für den prominent am Ende der Rheinpromenaden gelegenen Bauplatz »ein würdiges Gebäude« verlange246. Laut Erbbau-

245 Die vorstehenden Zitate aus  : Zahlen beweisen  ! Wichtige Materialien für den außerordentlichen Delegiertentag über die Hausbaufrage, hrsg. vom Deutscher Werkmeister-Verband [Düsseldorf 1908] [o. S.] 246 Das Verbandshaus des Deutschen Werkmeister-Verbandes, S. 6.

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vertrag hätte die Fassade allerdings auch »eine einfache« sein können.247 Man entschied sich trotzdem für eine aufwendigere Natursteinfassade mit monumentalem Eckturmabschluss. Die Konstruktion erfolgte überwiegend in Eisenbeton, was neben dem Vorteil der Feuersicherheit in den zur Vermietung vorgesehenen Obergeschossen eine innere Raumaufteilung »ganz nach den Bedürfnissen der Mieter« erlaubte.248 Die Eisenbetonkonstruktion wurde bei bestimmten konstruktiven Elementen an der Fassade sichtbar zur Schau gestellt, so an den Fensterstürzen und Auskragplatten im Bereich der Eckrundung. Diese sichtbaren Betonteile wurden durch eine Behandlung mit Drahtbürste und Meißel an die Struktur der Natursteinverkleidung angepasst. Was den Um- und Erweiterungsbau von 1929–1931 betrifft, so zeigt die Auswahl der preisgekrönten Entwürfe, dass man bestrebt war, den Monumentalbau aus der Vorkriegszeit in seiner ursprünglichen Grundform und Wirkung zu erhalten. Die Entscheidung fiel aus Kostengründen zugunsten des mit dem 3. Preis bedachten Gustav August Munzer (Schüler von Wilhelm Kreis) aus, der einen geschlossenen, modernistischen Gebäudeblock mit Lochfassade vorsah, welcher in Verlängerung der Fassadenlinien an den Altbau anschloss und mit diesem durch ein gemeinsames weiteres Obergeschoss verklammert wurde. Im Zentrum des Erweiterungsbaus entstand ein großer Lichthof. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968)  ; BArch Koblenz (Abt. B, Z 36 II/37, GPA I/55/49)  ; StArch Düsseldorf (Nachlass G. A. Munzer [nicht eingesehen]) Literatur  : Bau-Wettbewerbe, Nr.  43, Oktober 1929  ; Entwürfe zum Erweiterungsbau des Verbandshauses D.W.V., hrsg. vom Deutschen Werkmeister-Verband [Düsseldorf 1929] (Abb.)  ; Das neue Hans Böckler Haus, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Bundesvorstand, Düsseldorf 1967  ; Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …« (Abb.)  ; Das Verbandshaus des Deutschen Werkmeister-Verbandes  ; Wettbewerbsnachrichten, in  : Bauwelt, 25. April 1929 u. 12. September 1929  ; Zahlen beweisen  ! Duisburg s. → Hamborn-Marxloh 78. Durlach-Aue (Karlsruhe)/Baden-Württemberg Volkshaus Kärntnerstraße/Ecke Bergstraße Neubau 1926 ff. Bauherr Turnverein Aue e. V. Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1922 Ankauf eines an der Bergstraße neben dem Sportplatz gelegenen Baugrundstücks. Ab 1926 Errichtung des Volkshauses u.a. in Eigenarbeit der Mitglieder des Turnvereins Aue (im KG die Einrichtung von Bädern vorgesehen, Fertigstellung bis 1928  ?)  ; am 4.–6. September 1926 Eröffnung. 1933 Beschlagnahme des Volkshauses sowie Verbot und Auflösung des Turnvereins, Vernichtung der Vereinsakten  ; 1944 Zerstörung bei Bombenangriff. 1945 Verkauf des ehem. Vereinsgrundstücks durch die Stadt Karlsruhe. Beschreibung  : Langgestreckter, zweigeschossiger Putzbau mit Satteldach über rechteckigem Grundriss  ; stockwerksübergreifende Blendpilaster am gesamten Außenbau. Raumprogramm  : 247 Ebd., S. 22. 248 Ebd., S. 6.

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Im vorderen Bauteil Gastwirtschaft, Nebenzimmer, im OG fünf Wohnungen, ausgebautes DG  ; daran rückwärtig anschließend geschossübergreifender Turn- und Festsaal mit Parkettboden (für rd. 1 000 Personen). Sportplatz nebenan. Bemerkung  : Das ehemals selbständige Durlach war einst Sitz zweier bedeutender Industriebetriebe, der Badischen Maschinenfabrik (gegr. 1855) und der Nähmaschinenfabrik Gritzner (gegr. 1872), welche die Ackerbürgerstadt zu einem Industriestandort von Weltruf machten. In der Weimarer Republik war Durlach eine »rote« Arbeitergemeinde.249 Das Volkshaus mit seinem Saal, angeblich der größte am Ort, war das Zentrum des blühenden Arbeitervereinslebens. Literatur  : 90 Jahre Turngemeinde Durlach-Aue 1895 e.  V., hrsg. von der Turngemeinde Durlach-Aue 1895 e. V. [Karlsruhe 1985]  ; Asche, Susanne und Olivia Hochstrasser  : Durlach. Staufergründung, Fürstenresidenz, Bürgerstadt, Karlsruhe 1996 (Abb.)  ; Ertel, Zündholzmaschinen  ; Festschrift anlässlich der Einweihung der neuen Sporthalle der Turngemeinde Aue am 12. bis 15. Juni 1987, hrsg. von der Turngemeinde Durlach-Aue 1895 e. V. [Karlsruhe 1987]  ; Jahresbericht für 1931, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Ortsverwaltung Karlsruhe, Karlsruhe 1932  ; Sportarchiv des Stadtarchivs Karlsruhe, Eintrag »Turngemeinde Aue 1895 e.  V.«, http://web2.karlsruhe.de/sportarchiv/detail.php?verein=TGDU (Abruf am 22. Juli 2014)  ; Volksfreund [Karlsruhe], 7. September 1926 (nicht eingesehen) Abb. 83 79. Eckernförde-Borby250/Schleswig-Holstein Gewerkschaftshaus Vogelsang Pacht Ab 1911 Ankauf 1919 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Eckernförde Umbau 1926/27 Verbleib Abriss in den 1980er Jahren Geschichtliche Daten  : Ab 1911 Pacht des Etablissements »Germania« für die Zwecke eines Gewerkschaftshauses  ; 1919 Ankauf durch den Treuhänder Ludwig Ratje  ; am 1.  April 1925 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH  ; 1926/27 Umbau und Hinzukauf eines benachbarten Grundstücks. Sitz von rd. 32 Organisationen der Arbeiterbewegung. Am 10. Juli 1932 Überfall von SA- und SS-Leuten und Ermordung der Landarbeiter Johann Buhs und Hinrich Junge251  ; im Mai 1933 Übernahme durch die NSBO  ; später unter dem alten Namen »Germania« als Zwangsarbeiterlager genutzt. Nach dem Krieg dort zunächst ein Kasino der Alliierten einge-

249 Die NSBO erhielt bei den Betriebsratswahlen im März 1933 in Durlach keine einzige Stimme, vgl. Ertel, Konstanze  : Zündholzmaschinen und Gerbereianlagen, Nähmaschinen und Fahrräder. Zwei Durlacher Weltfirmen – die Badische Maschinenfabrik und Gritzner-Kayser, in  : Fabrik im Museum. Industrie und Gewerbe in Durlach, hrsg. von Susanne Asche u.a. für das Stadtarchiv Karlsruhe, Karlsruhe 2003, S. 47– 113, S. 70. 250 Genau genommen befindet sich das Gewerkschaftshaus in dem bis 1934 selbständigen Badeort Borby in der Eckernförder Bucht. Es wurde jedoch schon vor der Eingemeindung Borbys nach Eckernförde als »Gewerkschaftshaus Eckernförde« bezeichnet. 251 Eine genauere Schilderung der Ereignisse des 10. Juli 1932 bei Schunck, Sturm auf das Gewerkschaftshaus.

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richtet, schließlich Rückkauf durch die Gewerkschaften und Nutzung als Gewerkschaftshaus bis zum Verkauf wegen Umzugs der DGB-Kreisverwaltung nach Schleswig  ; in den 1980er Jahren abgerissen. Beschreibung  : Schlichter zweigeschossiger Backsteinbau mit Gaststätte, Büroräumen, Sitzungszimmern, einem großen und zwei kleinen Sälen sowie Herbergsbetrieb (in einem Seitenflügel). Literatur  : Das Gewerkschaftshaus in Eckernförde, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., Nr. 6, Juni 1928, S. 1, 3 (Abb., Ansicht und Saal)  ; Hamer/Schunck/Schwarz, Vergessen + verdrängt (Abb.)  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 31. Juli 1932 [o. S.] Abb. 193 80. Egelsbach/Hessen Eigenheim Kirchstraße 17 Neubau 1925/26 Bauherr Genossenschaft zur Erbauung eines Eigenheims eGmbH, Egelsbach Entwurf Maurerpolier Philipp Becker, Egelsbach Ausführung Gemeinnützige Baugenossenschaft Egelsbach eGmbH Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : 1924 Gründung der Genossenschaft zur Erbauung eines Eigenheims eGmbH zur Errichtung eines »Verkehrslokals aller der freien Arbeiterbewegung angeschlossenen Korporationen«  ; Ausgabe von Anteilscheinen  ; 1925/26 Neubau des Eigenheims nach Plänen des Maurerpoliers Philipp Becker  ; Eröffnung am 12./13. Juni 1926, Einweihung am 23./24. Oktober 1926  ; 1927 Einweihung eines Sportplatzes am Eigenheim. 1943 Auflösung der Genossenschaft und Verkauf des Grundstücks an die Gemeinde  ; im Zweiten Weltkrieg Lazarett  ; 1943 Ankauf durch die Gemeinde in Ausnutzung ihres Vorkaufsrechts. Nach dem Krieg zunächst Kino, 1952 nach Renovierung Wiedereröffnung als Vereinsheim  ; 1967/68 Umbau  ; 1985 Sanierung und erneuter Umbau. Beschreibung  : Unverputztes Gastwirtschaftsgebäude mit Saalanbau in schlichten, traditionellen Bauformen  ; großer Saal für 1 200 Personen mit dreiseitiger Galerie und Bühne, Wirtschaftszimmer und »Kolleg« für je 100 Personen, Kegelbahn. Bemerkung  : 1908 war in Egelsbach bereits eine Genossenschaft für die Erbauung eines Gewerkschaftshauses gegründet worden. Diese konnte ihre Pläne damals jedoch nicht realisieren. Quellen  : Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Best. G 28 Langen Nr.  R 87/1-2 u. 103) (nicht eingesehen) Literatur  : 75 Jahre Eigenheim-Saalbau, hrsg. vom Geschichtsverein Egelsbach, Egelsbach 2001 (Abb.)  ; Wittrock, Christine  : Egelsbach in politisch bewegter Zeit 1914–1950, Frankfurt am Main 1991 Abb. 35, 36 81. Eibenberg (Burkhardtsdorf)/Sachsen Volkshaus Dittersdorfer Weg 3 Neubau 1928 374

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Bauherr Arbeiterturnverein Eibenberg Bauleitung (vemutl. auch) Entwurf Arch. Max und Fritz Genge B.D.A., Flöha Ausführung Baugeschäft Robert Kraft, Chemnitz Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1927/28 Neubau eines Volkshauses durch den Arbeiterturnverein,

vermutlich nach Entwurf der Architekten Max und Fritz Genge aus Flöha  ; Ausführung u.a. in Eigenarbeit. Nach der Gleichschaltung Schließung und Übernahme durch die Gemeinde  ; Zwangsversteigerung mit Zuschlag an eine Kommanditgesellschaft. Nach 1945 schenkungsweise Übertragung an die Gemeinde  ; nach 1948 Eigentum der Sachsengrundstück GmbH, Dresden, später der Jugendheim GmbH Kreisgeschäftsstelle Chemnitz sowie schließlich Eigentum des Volkes (Rechtsträger  : Rat der Gemeinde Kemtau). Nach 1990 Privatbesitz  ; 2005 Zwangsversteigerungstermin ohne Kaufinteressent. Beschreibung  : Dreigeschossiges Gaststättengebäude mit zweigeschossigem Saalanbau in Hanglage  ; traditionell-regionalistische Bauformen (Sockel in Natursteinverkleidung, das 2. OG mit Holz verkleidet, Fenster mit Läden, Walmdächer mit Turmaufbauten), in Kombination mit wenigen expressionistisch anmutenden Baudetails (dreieckige Fensterabschlüsse, pyramidale Haube am Dachreiter). Bemerkung  : In Eibenberg, wo der Arbeitersportverein als Bauherr des Volkshauses auftrat, gehörte die Mehrheit der Turnerschaft der SPD an oder stand dieser zumindest nahe. Ein großer Teil der sozialdemokratischen Gemeinderatsmitglieder einschließlich des Bürgermeisters waren Mitglieder des Arbeitersportvereins. Quellen  : Heimatverein Burkhardtsdorf (schriftl. Auskunft Werner Claußner) Literatur  : Hessel, Klaus-Dietmar  : Von oben gesehen. Das Zwönitztal mit seinen Orten und Ortsteilen, Meerane 2005 Abb. 92 82. Eilenburg/Sachsen Volkshaus Mühlplatz 5 (ehem. Nr. 3) Ankauf 1928 Träger Treuhandgesellschaft des Deutschen Baugewerksbundes (früher Deutscher Bauarbeiterverband) GmbH, Hamburg Um- und Erweiterungsbau Um 1929 Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Ab 1912 Nennung eines »Gewerkschaftshaus Tivoli« in der Halleschen Straße. Am 19. Oktober 1928 Ankauf des ehem. Direktorenwohnhauses der Schloss- und Neumühle (mit Speicher, sämtlichen Nebengebäuden und Garten) Mühlplatz 3 durch die Mitteldeutsche Wohnungsfürsorge Gesellschaft mbH in Leipzig aus dem Besitz der Stadt Eilenburg (am 11. Dezember 1928 übertragen auf die Treuhandgesellschaft des Deutschen Baugewerksbundes  ; Grundbucheintragung 1930). 1929 durchgreifender Umbau des Wohngebäudes, Einbau einer Gaststätte und mehrere Büroräume, vermutl. auch Saalneubau. Am 6. Februar 1939 Übertragung auf die DAF  ; 1945 zerstört. Beschreibung  : Zweigeschossiger Walmdachbau mit Gaststätte und Büroräumen (urspr. Wohnhaus um 1800, 1929 komplett umgebaut)  ; rückwärtig angebaut eine Kegelbahn  ; im Hofraum 375

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Saalbau, Scheune bzw. Stall, Schlacht- und Waschhaus  ; Konzertgarten.

Quellen  : BArch (NS 5 II 611 [Abb.] u. 612, SAPMO DY 34 5046)  ; GIRO Berlin (Objektakte

Eilenburg, Mühlplatz 5)

83. Eisenach/Thüringen Volkshaus »Zur Eiche« Ehem. Wörthstraße 5/Hospitalstraße 6 Ankauf 1923 Träger Eisenacher Volkshaus GmbH (1930 übertragen auf Alexander Schlicke & Co. oHG) Geschichtliche Daten  : 1. April 1922 Ankauf des Gasthofs »Zur Eiche« (ehem. Wörthstraße 5 und Hospitalstraße 6) durch die Eisenacher Volkshaus GmbH aus privater Hand (am 25. Januar 1923 Grundbucheintrag)  ; am 16. Oktober 1930 Übertragung auf die Alexander Schlicke & Co. oHG. 1939 Übertragung auf die DAF. Zu DDR-Zeiten FDGB-Haus »Karl Marx«. Beschreibung  : Wörthstraße 5  : Dreigeschossiges Wohnhaus (erbaut um 1874, Um- und Erweiterungsbauten 1893 und 1901), im EG Gastzimmer, Küche, in den oberen Geschossen 27 Büroräume  ; mit rückseitigem Saalanbau (erbaut 1906, zwei Säle zu 50 und 80 qm). Hospitalstraße 6  : Zweigeschossiges Wohnhaus (erbaut 1888)  ; im EG Verkaufsraum mit Ladenstube, die übrigen Geschosse für Bürozwecke eingerichtet.252 Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10627, NS 5 II 636 u. 642, NS 5 II  3490, NS  5 II 1968a, SAPMO DY 34 5073)  ; GIRO Berlin (Objektakte Eisenach, Hospitalstraße 6/Wörthstraße 5) Literatur  : Brunner, Reinhold  : Bewegte Zeiten. Eisenach 1919–1945, Gudensberg-Gleichen 1994 (Abb.) 84. Eisenberg/Thüringen Volkshaus »Altenburger Hof« Steinweg 8 Ankauf 1922 Träger Volkshaus Altenburger Hof eGmbH, Eisenberg i. Thür. Umbau 1927 Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : 1922 Ankauf des Gasthofes »Altenburger Hof« (ehem. »Schwar­zer Bär«, ins 16. Jahrhundert zurückgehend) durch die Eisenberger Gewerkschaften bzw. die Volkshaus Altenburger Hof eGmbH (1922 Eintragung ins Genossenschaftsregister)  ; Finanzierung durch Anteilsscheine. 1927 Umbau, u.a. Umgestaltung der Fassade, Vergrößerung des Gastzimmers und der Fenster im EG des Vorderhauses. Im Dritten Reich »Haus der Deutschen Arbeitsfront«  ; 1937 Auflösung der Volkshausgenossenschaft. Nach 1945 Haus des FDGB  ; 1972 Sanierung. 1992 ff. Leerstand und Abriss der Säle  ; 2004 Wiedereröffnung als Hotel. Beschreibung  : Im EG des Vorderhauses Gast- und Schankwirtschaft sowie Wirtschaftsräume, im 1.  OG Gastzimmer und Büffet. Im 1.  OG des rückwärtigen Seitenflügels großer Saal mit Bühne und kleiner Saal sowie Garderobe  ; im 2. OG zwei Gastzimmer, vier Büros, Ausschank  ; im Hof zur Mittelgasse hin Kegelbahn. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 532, NS 5 II 632 [Abb.], NS 5 II 3490)  ; GIRO Berlin (Objektakte 252 Beschreibung gem. Wertgutachten von 1952, vgl. BArch Berlin, SAPMO DY 34 5073.

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Eisenberg, Steinweg 8)  ; StArch Eisenberg (Schriftl. Auskunft Frau Leißner) Literatur  : Rüttger, Marco  : 100 Jahre Sozialdemokratische Partei Deutschlands in Eisenberg, Eisenberg 2000 (Abb.) Abb. 194 85. Eisleben (Lutherstadt Eisleben)/Sachsen-Anhalt Volkshaus Lindenallee 30 (ehem. Lindenstraße 21) Ankauf 1920 Träger Volkshaus eGmbH, Eisleben Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : Am 12.  August 1920 Eintragung der Volkshaus GmbH Eisleben ins Genossenschaftsregister   ; am 3.  September 1920 Ankauf des Gastwirtschaftsanwesens Lindenstraße  21 durch die Volkshausgenossenschaft zum Zweck eines Volkshauses (Kaufpreis rd. 200 000 Mark). 1933 Übergang in Privateigentum. 1948 Eigentum des Volkes. Beschreibung  : Gasthaus mit Saalanbau, Nebengebäuden und Garten. Quellen  : BArch Berlin (SAPMO DY 34 16/1137/4934)  ; GIRO Berlin (Objektakte Eisleben, Lindenallee 30) Literatur  : 25 Jahre Ortsverein Eisleben im Verband der Deutschen Buchdrucker. Ein kurzer Rückblick über die Tätigkeit des Ortsvereins in den ersten 25 Jahren, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Ortsverein Eisleben [Eisleben 1929] Abb. 195 86. Elberfeld (Wuppertal)/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Hombücheler Straße 6–10 Ankauf Um 1900/01 (Nutzung bis ca. 1918) Träger Volkshaus GmbH, Elberfeld Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Um 1900/01 Ankauf des Lokals »Wilhelmshöhe« an der Hombücheler und Hochstraße durch eine zu diesem Zweck durch zehn Partei- und Gewerkschaftsmitglieder gegründete Volkshaus GmbH (Finanzierung durch einen über Sonderbeiträge angesparten Baufonds)  ; 1901/02 Planung eines Neubaus anstelle des älteren Lokales mit Restaurant und zehn Sälen bzw. Räumen verschiedener Größe für Versammlungen im Parterre sowie einem für ca. 2 000 Personen geeigneten Saal nebst Galerie im 1. OG (Realisation ungewiss). 1943 zerstört. Bemerkung  : Das Volkshaus in der Hombücheler Straße war seit der Zeit der Sozialistengesetzes Treffpunkt der Elberfelder Sozialdemokratie und der ihr angeschlossenen Arbeitervereine. Noch unter dem Sozialistenverbot wurde dort der »Volksbildungsverein Elberfeld« gegründet, der sich eine Bibliothek einrichtete und ein Kultur- und Bildungsprogramm entfaltete. Auch der Arbeiterchor »Liederlust 1884« hatte hier bis zum Ersten Weltkrieg sein Vereinslokal. Es gelangte zunächst unter den Einfluss der USPD und wurde dann im Verlauf der Weimarer Republik zu einem kommunistischen Zentrum, wodurch das Volkshaus allmählich seine Breitenwirkung verlor. Literatur  : Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 10.  Jg., Nr.  50, 17.  Dezember 1900  ; Jahresbericht für [1899/1900, 1900/1901], hrsg. von der 377

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­Gewerkschaftskommission Elberfeld [Elberfeld 1900, 1901]  ; Rhefus, Spurensicherung 1920 Abb. 15 Siehe auch → Barmen-Elberfeld 87. Elbing (Elbląg)/Polen (ehem. Provinz Westpreußen) Volkshaus Holzstraße 4 Vermutl. Ankauf Spätestens 1912 Träger Bau- und Erwerbsgenossenschaft f. Elbing und Umgebung GmbH Raumprogramm  : Unter anderem Restauration. Literatur  : Handbuch des Vereins Arbeiterpresse [1914, 1927]  ; Matull, Wilhelm  : Ostdeutschlands Arbeiterbewegung. Abriß ihrer Geschichte, Leistung und Opfer, Würzburg 1973 88. Elmshorn/Schleswig-Holstein Gewerkschaftshaus Schulstraße 58 Ankauf 1931 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Elmshorn Geschichtliche Daten  : Am 16. April 1931 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH in Elmshorn, im selben Jahr Ankauf der ehem. Fabrikantenvilla Schulstraße 58 und Umbau zum Volkshaus. Am 11. April 1933 Nazi-Überfall, am 2. Mai 1933 von SA und SS besetzt und von der NSBO als »Haus der Arbeit« übernommen  ; 1937 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Spar- und Leihkasse Elmshorn. Nach dem Krieg Rückkauf durch die Gewerkschaften und Nutzung als Gewerkschaftshaus  ; 1963 Übergang auf die Stadt Elmshorn im Wege eines Grundstückstauschs für die Realisierung eines DGB-Neubaus in der Schulstraße 3. Beschreibung  : Zweigeschossige Gründerzeitvilla (erbaut um 1890)  ; Garten. Bemerkung  : Das etwa 30 Kilometer nördlich von Hamburg gelegene Elmshorn entwickelte sich erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts zu einer Industriestadt, in der viele Industriezweige vertreten waren, wobei die Lederindustrie einen Schwerpunkt setzte. Ein erstes Gewerkschaftskartell wurde hier 1894 gegründet. Zu einem zentralen Treffpunkt der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung entwickelte sich das »Gast- und Logierhaus« im Flamweg 39, das später viele Jahre von dem SPD-Vorsitzenden und Stadtrat Hermann Krause als Wirt geführt wurde. 1918 hatte hier auch der Arbeiter- und Soldatenrat von Elmshorn, dessen Vorsitzender Krause wurde, seinen Sitz. Bei dem 1931 angekauften Volkshaus handelte es sich um die in einem großbürgerlichen Wohnviertel gelegene ehemalige Villa eines Ölmühlenbesitzers. Quellen  : AdsD Bonn (5/DGAI001502) Literatur  : 40 Jahre DGB Kreis Pinneberg, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Pinneberg [Elmshorn 1988]  ; 125 Jahre Sozialdemokratische Arbeiterbewegung in SchleswigHolstein, hrsg. von Uwe Danker u.a., Kiel 1988 (Abb.)  ; Sluzalek, Ralf  : Gewerkschaftsgeschichte Elmshorn und nähere Umgebung, Elmshorn 1991

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89. Emmendingen/Baden-Württemberg Gewerkschaftsheim Karl-Friedrich-Straße Ankauf 1924 Träger Genossenschaft Eigenheim eGmbH Emmendingen Geschichtliche Daten  : 1924 Ankauf des Anwesens »Sinnerhalle« durch die Genossenschaft Eigenheim eGmbH in Emmendingen, fortan »Gewerkschaftsheim«. Am 9. März 1933 von SA besetzt  ; am 15. Mai 1933 durch Verfügung des Bezirksamts Emmendingen offiziell beschlagnahmt und dem Kreisbetriebszellenleiter Müller in Teningen unterstellt  ; zunächst durch NSDAP-Kreisleitung und DAF genutzt, später auch durch Arbeitsdienst und HJ  ; im September 1934 Eröffnung des Konkursverfahrens über die Genossenschaft Eigenheim eGmbH  ; am 9. Mai 1935 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Löwenbrauerei Freiburg. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10628) 90. Enkheim253 (Frankfurt am Main)/Hessen Volkshaus Borsigallee 40 (ehem. Max-Hirsch-Straße 34) Neubau 1926–1929 Bauherr Sportvereinigung Enkheim e. V. Entwurf Philipp Fischer Söhne, Dörnigheim Sanierung 2003 Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Am 1.  Mai 1925 Zusammenschluss der »Turngesellschaft Enkheim 1887«254, des Arbeitergesangvereins »Standhaftigkeit«, der Freien Volksbühne »Fidelitas« und des Arbeiter-Radfahrer-Vereins »Solidarität« zur »Sportvereinigung Enkheim e. V.« mit dem Ziel, ein Volkshaus zu errichten (30 Gründungsmitglieder)  ; nach langwierigen Verhandlungen räumt die Gemeinde der Sportvereinigung das Erbbaurecht für ein am Südrand Enkheims gelegenes Baugelände ein  ; Finanzierung des Bauvorhabens durch Pflichtbeiträge, Spendengelder, Darlehensscheine, Bürgschaften und freiwillige Arbeitsleistung  ; Wahl einer neunköpfigen Baukommission  ; am 26. September 1926 Grundsteinlegung  ; Bauausführung gemäß der Baupläne vom Januar 1927  ; Maurer- und Zimmerarbeiten in Eigenleistung erbracht  ; Weihnachten 1927 Aufnahme des Betriebs im provisorisch hergestellten Saal  ; am 15./16. Juni 1929 offizielle Einweihung. 1933 Beschlagnahme, 1934 Auflösung der Sportvereinigung und Zwangsversteigerung des Gebäudes mit Zuschlag an die Gemeinde Bergen  ; während des Zweiten Weltkriegs Soldatenunterkunft und Getreidelager  ; 1944 der rückwärtige Teil durch Bomben zerstört. Nach dem Krieg Verzicht der neu gegründeten Sportvereinigung auf Rückübertragung aus finanziellen Gründen, stattdessen Abschluss eines Pachtvertrags mit der Gemeinde unter Einräumung großzügiger Nutzungsrechte  ; 1956 Verputz und Fassa253 Das Dorf Enkheim gehörte seit dem 19. Jahrhundert zu seiner Nachbargemeinde Bergen. 1968 erfolgte die Erhebung zur Stadt Bergen-Enkheim  ; die Eingemeindung nach Frankfurt erfolgte 1977. 254 Die am 1. Juni 1887 gegründete Turngesellschaft Enkheim 1887 war zunächst Mitglied der Deutschen Turnerschaft, also der bürgerlichen Turnbewegung  ; sie schloss sich aber 1895 aus ideellen Gründen dem Arbeiter-Turnerbund (später Arbeiter-Turn- und Sportbund) an, dem Dachverband der sozialdemokratisch geprägten Arbeiterturnbewegung  ; vgl. Reul, Volkshaus, S. 5 f.

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denanstrich  ; 1974 Umbaumaßnahmen  ; 1977 bei der Eingemeindung Bergen-Enkheims Übergang auf die Stadt Frankfurt  ; 1981 Übertragung des Pachtvertrags der Sportvereinigung auf die Saalbau GmbH255  ; 2003 Sanierung  ; heute Stadtteilkultur- und Veranstaltungszentrum. Beschreibung  : Freistehender, aus Kopfbau, Saalbau und Bühnenhaus gruppierter, langgestreckter Walmdachbau im Stil der an die Zeit »um 1800« angelehnten Heimatschutzarchitektur  ; am Kopfbau dreieckiger Giebelaufbau mit Mittelrisalit, das Bühnenhaus zum sonst zweigeschossigen Bau um ein Stockwerk erhöht  ; am Haupteingang Freitreppe  ; an den Seitenfassaden der Kopfbauten im EG Rundbogenfenster, sonst einfache quadratische und im Saalbereich hochrechteckige Sprossenfenster. Raumprogramm  : Im EG rechts Gaststätte mit Nebenräumen, links Sitzungszimmer, Saalvorraum, Garderobe und Buffet  ; im OG rechts Verwalterwohnung, Café und Filmvorführraum, links Vereinszimmer  ; der große Saal von beiden Längsseiten her belichtet, Empore an der Stirnseite  ; Bühnenhaus mit Nebenräumen (Einrichtung von Brausebädern vorgesehen)  ; im Keller Doppelkegelbahn. Erhöhte Terrasse zum angrenzenden Sportplatz hin  ; Wirtschaftsgarten mit Baumbestand. Bemerkung  : 1924 plante die »Turngesellschaft Enkheim 1887« zunächst die Errichtung einer einfachen Turnhalle. Dem Bauvorhaben, das als schlichte Fachwerkskonstruktion in Eigenarbeit realisiert werden sollte, blieb jedoch die Genehmigung der Baubehörden verwehrt. Erst daraufhin nahm der Turnvereinsvorstand mit den anderen örtlichen Arbeitervereinen Kontakt auf und fand Gleichgesinnte, die bereit waren, ein größeres, massives und genehmigungsfähiges Bauwerk gemeinsam in Angriff zu nehmen. Zu diesem Zweck erfolgte der Zusammenschluss zur »Sportvereinigung«. Aus dem Juni 1926 existiert ein Satz Baupläne, in denen nur ein einfacher Saal ohne integrierte Vorräume und ohne Bühnenhaus vorgesehen war. Die Ausführung mit dem großen Bühnenhaus als Pendant zum Kopfbau ist das Ergebnis umgearbeiteter Pläne aus dem Januar 1927. Zur Eröffnung würdigte die Volksstimme die vielen am Bau geleisteten freiwilligen Arbeitsstunden  : »Dieses Gemeinschaftswerk ist umso mehr anzuerkennen, als es sich um die Arbeit von Proletariern handelt, die nicht nur tagsüber in Fabrik und Werkstatt fronen, sondern die fast alle auch noch ein kleines Stück Land zu versehen haben, um den Unterhalt ihrer Familien herauszuwirtschaften. Da musste man schon früh morgens, noch ehe die Sonne über dem schönen Enkheimer Ried blutrot leuchtend hervorstieg, aus den Federn kriechen und das eigene Feld beackern. Dann nahm sie die kapitalistische Fronarbeit für eine volle Tagesleistung gefangen und wenn so schon ein überreichlich Tagwerk vollendet war, so eilten unsere Genossen hinzu, um den Mörtel zu rühren, das schwere Material an Ort und Stelle zu schleppen, einen Stein an den anderen zu fügen, bis schließlich das stolze Werk vollendet war.«256 Die heutige gelb-weiße Putzfassade des Volkshauses wurde nachträglich ausgeführt  ; zur Bauzeit blieb der Bau (wohl aus Kostengründen) zunächst unverputzt. Die einst idyllische Lage auf einem Gartengrundstück mit Baumbestand am Ortsrand ist heute nicht mehr gegeben. Quellen  : Auskünfte und Quellenzusammenstellung Jürgen Geisel, Frankfurt-Enkheim  ; mündl. Auskunft Kurt Kempf, Frankfurt-Enkheim Literatur  : Ein Denkmal proletarischer Solidarität  ; Kratz, Sabine  : Symbol für die Solidarität der Proletarier. Vor 75 Jahren wurde das Enkheimer Volkshaus eingeweiht, in  : Frankfurter Rund255 Eine Tochtergesellschaft des städtischen Wohnungs- und Immobilienkonzerns ABG Frankfurt Holding GmbH. 256 Ein Denkmal proletarischer Solidarität.

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schau, 8. Januar 2004  ; Reul, Das Volkshaus in Enkheim  ; Schembs, Hans-Otto  : Vom Saalbau zu den Bürgerhäusern. Die Geschichte der Saalbau-Aktiengesellschaft und der Saalbau GmbH in Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1989  ; Sundermann, Detlef  : Mehr Feiern im Volkshaus. Nach Sanierung will die Saalbau den Festsaal häufiger vermieten, in  : Frankfurter Rundschau, 27. Oktober 2003  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1926, Nr. 46 (Abb. Grundsteinlegung)  ; Volkshausweihe in Enkheim, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 40. Jg., Nr. 138, 17. Juni 1929 [o. S., o. V.] Abb. 88, 196 91. Erdmannhausen/Baden-Württemberg Arbeiterheim Neubau 1930/31 Bauherr Arbeiterverein Erdmannhausen e. V. Ausführung Bau- und Sparverein Kornwestheim Geschichtliche Daten  : Um 1930/31 Ankauf mehrerer Grundstücke am Ortsausgang Richtung Affalterbach zur Errichtung eines Arbeiterheims durch den Arbeiterverein Erdmannhausen  ; Vertragsschluss mit der Gemeinde betreffend die Übernahme einer Darlehensbürgschaft durch die Gemeinde und die Abtretung eines Teilgrundstücks durch den Arbeiterverein  ; Anfang März 1931 Genehmigung des Baugesuchs  ; Fertigstellung im Herbst 1931 (Leistung freiwilliger Arbeitsstunden). Im März 1933 von SA-Angehörigen besetzt, kurz darauf Auflösung des Arbeitervereins und Beschlagnahme des Vereinsvermögens. 1989 Neubau einer Mehrzweckhalle (»Halle auf der Schray«) anstelle des ehemaligen Arbeiterheims. Beschreibung  : Erdgeschossiger Hallenbau mit großem Saal, Nebenräumen und flachem Anbau. Bemerkung  : Der 1911 gegründete Erdmannhäuser Arbeiterverein ist ein ungewöhnliches Beispiel für einen sozialdemokratischen Zentralverein, der zugleich Parteiverband und Kulturorganisation war. In der Weimarer Republik, als die parteipolitischen und kulturellen Sparten der Arbeiterbewegung üblicherweise organisatorisch klar getrennt waren, rief der Zentralverein eine eigene Sänger- und Fußballabteilung ins Leben (1924 und 1930). Die Planung des »Arbeiterheims« war daher von Anfang an auf die Bedürfnisse der Arbeiterbewegungskultur insgesamt ausgerichtet.257 Das neu eröffnete Arbeiterheim wurde in der Neckar-Post als »hell, geräumig, geschmackvoll« beschrieben, mit einer Innenausstattung von »gediegene(m) und geschmackvolle(m) Charakter«.258 Literatur  : Beck u.a., Spielplatzhallen (Abb.)  ; Schönberger, Arbeitersportbewegung 92. Erfurt/Thüringen Volkshaus »Zum Regenbogen« Johannesstraße 55/Waldengasse 21a Ankauf 1925 Träger Volkshaus Erfurt GmbH, Erfurt Verbleib Erhalten 257 Beck u.a., Spielplatzhallen, S. 109. 258 Neckar-Post, 20. Juli 1931, zit. nach Schönberger, Arbeitersportbewegung, S. 375.

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Geschichtliche Daten  : Am 12. Februar und 4. März 1925 einstimmiger Beschluss der Gewerk-

schaftsvorstände und ADGB-Delegierten zum Ankauf des Gasthauses »Zum Regenbogen«, Johannesstraße 55/Waldengasse 21a, durch die von ADGB, AfA-Bund und ADB am 28. März 1925 gegründete Volkshaus Erfurt GmbH  ; am 9. April 1925 Eröffnung  ; im Mai 1929 Beschluss zur Erweiterung des Volkshauses (vermutl. nicht ausgeführt). Im Mai 1933 Beschlagnahme, in der Folge Umbenennung in »Horst-Wessel-Haus«  ; 1937 Zwangsversteigerung und Zuschlag an die Volksfürsorge, danach mehrfach Eigentümerwechsel. 1948 Eigentum des FDGB, 1952 Eigentum des Volkes. 1992 Eigentum der Stadt Erfurt. Beschreibung  : Viergeschossiges Wohn- und Gastwirtschaftsgebäude  ; Hofraum mit Nebengebäuden  ; mit Bierhalle, Restaurant, Saal, Kegelbahn. Bemerkung  : Schon 1905 gab es im Erfurter Gewerkschaftskartell Pläne für den Ankauf eines Gewerkschaftshauses. Zwischen 1913 und ca. 1920 diente das Tivoli in der Magdeburger Straße 51 pachtweise als Gewerkschaftshaus. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Erfurt, Johannesstraße  55)  ; Abb.  im Stadtgeschichtl. Museum Leipzig Literatur  : Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 15.  Jg., Nr.  4, 28.  Januar 1905  ; Dahl, Wilhelm  : Ortsverein Erfurt im Verband der Deutschen Buchdrucker. 50 Jahre Gewerkschaftsarbeit und Arbeitskämpfe. Januar 1883–1933 [Erfurt 1933]  ; Raßloff, Steffen  : Volkshaus Johannesstraße, Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine vom 28. September 2013, http://www.erfurt-web.de/Volkshaus_Gewerkschaften_2._Mai_1933 (Abruf am 15.  August 2014)  ; Tribüne Erfurt, 37.  Jg., Nr.  84, 9.  April 1925, Beilage  ; Tribüne Erfurt, 38. Jg., Nr. 73, 27. März. 1926, Beilage  ; Volk und Zeit, 1927, Nr. 20 [o. S.] (Abb.) 93. Erlangen/Bayern Volksheim Nürnberger Straße 10/Ecke Henkestraße Ankauf 1932 Träger Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH, Nürnberg Verbleib Abriss 1972 Geschichtliche Daten  : Am 5. September 1932 Ankauf des Grundstücks Nürnberger Straße 10 (ehem. Tabakfabrik Caspari Erben, errichtet um 1853) durch die der SPD gehörende Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH, Nürnberg  ; im Anschluss Umbau  ; am 1. Februar 1933 Eröffnung als »Volksheim« (Sitz der SPD, des Erlanger Volksblattes, der SAJ und verschiedener Gewerkschaften). Am 9.  März 1933 von SA besetzt und verwüstet, danach sog. »Braunes Haus« bzw. »Adolf-Hitler-Haus«. Ab April 1945 Sitz der amerikanischen Militärregierung  ; bis 1953 Nutzung als »Amerika-Haus«  ; Rückgabe an die Fränkische Verlagsanstalt, danach zeitweise erneut Sitz der Volksblatt-Redaktion  ; 1972 Verkauf und Abriss. Bemerkung  : Neben dem Volksheim der SPD gab es in Erlangen weitere kulturelle Treffpunkte der Arbeiterschaft. Erwähnung verdienen in diesem Zusammenhang der 1927 durch die Baugenossenschaft errichtete »Volksgarten« an der Nürnberger Straße, der als Vereinslokal und Turnhalle der Arbeitervereine bzw. als Genossenschaftshaus diente, sowie das so genannte Volkshaus am Martin-Luther-Platz 9, einer vom Volksbildungsbund initiierten und maßgeblich durch die Stadtverwaltung finanzierte Bildungsstätte. Der ADGB hatte seinen 382

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Sitz zur Weimarer Zeit in der Helmstraße 4. 1928 erwarb der DMV ein Verwaltungsgebäude in der Friedrichstraße 7.259 Literatur  : »… daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist …« 1870–1990, 120 Jahre Sozialdemokratie in Erlangen, hrsg. von Walter Schweigert und Klaus Treuheit, Erlangen 1990  ; Fouse, Gary C.: Erlangen. An American’s history of a German town, Lanham 2005  ; Hinter unzerstörten Fassaden. Erlangen 1945–1955, hrsg. von Jürgen Sandweg, Erlangen u.a. 1996  ; http://stadtar: Arbeitervereine, Baugenossenschaft, Erlanger chiv-erlangen.iserver-online2.de/ (Stichworte   Volksblatt, SPD, Tabakfabrik Caspari Erben, Volkshaus  ; Abruf am 22. Juli 2014)  ; Sandweg, Jürgen  : Erlangen. Von der Strumpfer- zur Siemens-Stadt. Beiträge zur Geschichte Erlangens vom 18. zum 20. Jahrhundert, Erlangen 1982 (Abb.)  ; Vom Deutschen Metallarbeiter-Verband zur Industriegewerkschaft Metall 94. Euskirchen/Nordrhein-Westfalen Volkshaus »Zum Goldenen Pflug« Wilhelmstraße 59 Ankauf Um 1924 Bemerkung  : Das 1933 beschlagnahmte Haus wurde am 9. Februar 1934 als »Haus der Deutschen Arbeit« neu eingeweiht. Die Renovierung des angeblich »verlotterten Volkshauses« stilisierte die nationalsozialistische Propaganda dabei zum »Kulturkampf«.260 Literatur  : Der Deutsche, 14.  Jg., 1934, Februar  ; Nationalsozialismus im Kreis Euskirchen, 2 Bde., hrsg. vom Geschichtsverein des Kreises Euskichen e. V., Euskirchen 2006/2007  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1925, Nr. 44 [o. S.] (Abb.) Abb. 197 95. Flensburg/Schleswig-Holstein Gewerkschaftshaus Schloßstraße 44/46, Duburger Straße 23 Neubau 1905 ff. (Baupläne), 1910–1912 (Ausführung) Bauherr Gewerkschaftshaus GmbH, Flensburg Entwurf Arch. Carl Voß, Kiel Ausführung Firma Schwarck & Körner, Flensburg Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Ende der 1890er Jahre Beschluss des Flensburger Gewerkschaftskartells zum Bau eines Gewerkschaftshauses  ; 1901 Bewilligung zur Erhebung eines Extrabeitrags in Höhe von 50 Pfennigen pro Mitglied und Quartal im Verband der Deutschen Buchdrucker261  ; am 2. September 1903 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH durch 20 Gesellschafter, unter maß259 Abb. in  : Vom Deutschen Metallarbeiter-Verband zur Industriegewerkschaft Metall. 100 Jahre Metallgewerkschaft in Erlangen 1892–1992, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Erlangen, Erlangen 1992, S. 47. 260 Zit. nach Der Deutsche, 14. Jg., 1934, Februar. 261 Der Betrag wurde 1907 auf 1 Mark angehoben und 1908 für die folgenden fünf Jahre im Voraus entrichtet  ; vgl. Lembke, Ulla  : Freie Gewerkschaften und SPD in Flensburg bis 1933, in  : 125 Jahre SPD in Flensburg, hrsg. von der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 1993, S. 99–125, S. 103.

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geblicher Beteiligung des Kartellvorsitzenden Waldemar Sörensen  ; Verkauf von Anteilsmarken (»Bausteinen«)  ; ab spätestens 1905 Anfertigung der Baupläne durch Arch. Carl Voß  ; 1907 Ankauf der drei zusammenhängenden Grundstücke Schloßstraße 40, 42 und 44 des Stadtrats August Holm (Kaufpreis 85 000 Mark)  ; 1908 Genehmigung der Baupläne und Erteilung der Schankkonzession  ; wegen der Notwendigkeit eines zweiten Zugangs aufgrund feuerpolizeilicher Auflagen Hinzukauf des Grundstücks Duburger Straße 23 durch die Schloßbrauerei  ; erst 1910 der Baubeginn mit inzwischen angewachsenem Baufonds möglich (Baukosten rd. 300 000 Mark)  ; im Juni 1911 die Grundmauern gesetzt, am 14.  Oktober 1911 Richtfest  ; am 30.  Juni 1912 Einweihung (Fertigstellung des großen Saals erst nach 1918)  ; u.a. Nutzung durch Gewerkschaftskartell, Einzelgewerkschaften, SPD, Jugendverein, Arbeiterzentralbibliothek und Arbeiterbildungsausschuss. 1911/12 Bau eines Wohnhauses auf dem Grundstück Duburger Straße 23. Im Herbst 1914 zeitweise von den Militärbehörden beschlagnahmt und bis 1919 Nutzung eines Teils der Räume für Lazarettzwecke  ; 1919/20 Renovierung. Am 17. März 1933 polizeiliche Durchsuchung, am 1. April 1933 Besetzung und zeitweise Schließung durch Polizei und SA  ; am 1. Mai 1933 endgültige Besetzung  ; später im Besitz der DAF. Nach dem Krieg zunächst in Treuhandverwaltung, 1950 Rückübertragung auf den DGB  ; 1973 Umzug des DGB in einen Neubau in der Roten Straße 1–7. Beschreibung  : Schloßstraße 44/46  : Viergeschossiger Klinkerbau mit heller Putzglie­derung und neoklassizistischem Dekor  ; malerisches Erscheinungsbild durch plastisch-­asymmetrische Fassadenaufbau mit hohem Zwerchhaus mit Doppelgiebel und Erker. Raumprogramm  : Im EG zwei Läden, Restaurant (Küche im KG) und rückwärtig zwei Säle  ; im 1. OG Gewerkschaftsbüros, Herbergs- sowie Sitzungszimmer, Garderobe und ein weiterer Saal  ; im 2. und 3. OG Wohnungen und weitere Zimmer. Ausstattung  : Heizungsanlage, Brausebädern und Desinfektionsanlage. Großer Garten mit doppelter Kegelbahn. Duburgerstraße 23  : Viergeschossiges, verputztes Wohnhaus in schlichter Reformarchitektur  ; rechts große Durchfahrt zum dahinter liegenden Gewerkschaftshaus-Grundstück. Bemerkung  : Die ersten Baupläne für das 1910–1912 errichtete Gewerkschaftshaus stammen aus dem Jahr 1905. Anfang Dezember 1905 wurden Pläne beim Bauamt eingereicht, in die bereits behördlich geforderte Änderungen eingearbeitet waren. Das Baugesuch wurde an das Ministerium für öffentliche Arbeiten in Berlin weitergegeben worden, da der projektierte Versammlungssaal für rd. 3 000 Personen vorgesehen war und damit die gesetzlich festgelegte Zahl von 1 200 bedeutend überschritt.262 Dieser Umstand führte offenbar zu erheblichen Verzögerungen in der Bauausführung. Demnach erhielt der Kieler Architekt Carl Voß den Auftrag zur Errichtung des Flensburger Gewerkschaftshauses bevor er 1907 auch das Gewerkschaftshaus in Kiel entwarf. Voß gehört zu den erfolgreichsten Architekten seiner Generation in Schleswig-Holstein. Der Vertreter der Heimatschutzbewegung war zum Zeitpunkt seiner Beauftragung durch das Gewerkschaftskartell bereits durch große öffentliche Bauaufgaben wie das betont volkstümliche Backsteinrathaus in Burg auf Fehmarn 1900/01 in Erscheinung getreten. Wie in Kiel griff Voß für das Flensburger Gewerkschaftshaus erneut auf die traditionellen Bauformen des vornehmen Bürgerhauses zurück. Er entschied sich für die heimatliche, weiß verfugte Klinkerbauweise mit weißer Putzgliederung. Vier Giebel verleihen dem Bau repräsentative Wirkung  ; große Fensterflächen lassen auf eine Nutzung als Büro- und Geschäftshaus schließen. Die Schmuckfor262 Bericht des Vorstandes des Flensburger Gewerkschafts-Kartells für das Geschäftsjahr 1905, hrsg. vom Gewerkschaftskartell für Flensburg und Umgegend [Flensburg 1906], S. 3.

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men sind weitgehend dem Klassizismus entlehnt, darunter rein dekorative und florale Motive sowie Köpfe mit verschiedenen Attributen (in den Dreiecksgiebel der Fenster im ersten OG). Die Erdgeschossrustika aus unregelmäßig geformten Natursteinen, die zu den verfeinerten historistischen Dekorationsformen der oberen Geschosse nicht recht passen mag, ist zum einen architektonische Würdeformel, zum anderen – ebenso wie die Asymmetrie der Fassade – dem Einfluss des Heimatschutzes zuzuschreiben. Großen Wert legten die Bauherren insbesondere auf die Funktionalität ihres Neubaus, so berichtete die Flensburger Volkszeitung noch während der Bauphase  : »Unter den größeren Etablissements am Platz wird keines sein, das sich in Bezug auf praktische und moderne Anlage sowie in vorteilhafter Ausnutzung der Räumlichkeiten mit dem Arbeiterheim messen kann.«263 Die Lage des Gewerkschaftshauses inmitten des Arbeiterviertels auf der Duburger Höhe war für die Zwecke der Arbeiterbewegung äußerst günstig. Das 1911/12 auf dem Grundstück Duburger Straße 23 errichtete Wohnhaus diente Gewerkschafts- und Parteifunktionären, so dass sich um die Ecke des Gewerkschaftshauses eine weitere »heimliche SPDund Gewerkschaftszentrale«264 befand. Literatur  : 125 Jahre SPD in Flensburg, darin insbes. Lembke, Freie Gewerkschaften und SPD (Abb.)  ; Andresen, Hans-Günther  : Bauen in Backstein. Schleswig-Holsteinische HeimatschutzArchitektur zwischen Tradition und Reform, Heide in Holstein 1989  ; Bericht des Vorstandes des Flensburger Gewerkschafts-Kartells  ; Jahres-Bericht des Arbeiter-Sekretariats und des Gewerkschaftskartells für Flensburg und Umgegend 1911 bis 1914, 1919, hrsg. vom Arbeiter-Sekretariat für Flensburg und Umgegend, Flensburg [1912 bis 1915, 1920]  ; Joho, Michael  : Die Geschichte der Metallarbeiterbewegung und ihrer Gewerkschaften in Flensburg, hrsg. von der Verwaltungsstelle Flensburg der Industriegewerkschaft Metall, Hamburg 1992 (Abb.)  ; Rust, Wilhelm  : Chronik 1388–1966. Das Flensburger Bauhandwerk von 1388 bis 1966  : Ein Beitrag zur Baugeschichte der Stadt, Flensburg 1967 Abb. 63 96. Forchheim b. Karlsruhe (Rheinstetten)/Baden-Württemberg Volkshaus Hauptstraße 15 Ankauf 1921 Träger Freie Turnerschaft e. V., Forchheim b. Karlsruhe Saalneubau 1921/22 Entwurf Arch. W. Deck, Durmersheim Neubau des Vorderhauses 1928 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1912 Zusammenschluss der sozialdemokratischen Arbeitervereine Forchheims zu einem Arbeiter-Sportkartell (Sozialdemokratischer Wahlverein, Freie Turnerschaft, Arbeiter-Gesangverein »Freiheit«, Radfahrerverein »Solidarität«, Naturfreunde)  ; auf einer Generalversammlung des Arbeiter-Gesangvereins am 17. Dezember 1920 wird zur Lösung der seit langem diskutierten Lokalfrage eine Volkshauskommission eingesetzt  ; auf einer Kartellsitzung am 30.  Januar 1921 Beschluss zur Ausgabe von zinslosen, auf 10 Jahre unkündbaren An263 Flensburger Volkszeitung, 18. April 1912, zit. nach Lembke, Freie Gewerkschaften und SPD, S. 104. 264 Ebd., S. 103.

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teilscheinen in Höhe von 200 Mark und Baufondsmarken in Höhe von 1 Mark  ; am 2. Mai 1921 Ankauf des Gasthauses »Zum Schwanen« aus dem Besitz der Brauerei Sinner (seit 1767 bestehendes Gasthaus, zweigeschossiger Fachwerkbau), als Treuhänder für alle Arbeiter-Vereine tritt die Freie Turnerschaft auf (Kaufpreis 31 500 Mark)  ; 1921/22 Neubau eines Saals in Eigenarbeit (Entwurf Arch. W. Deck, Durmersheim)  ; am 1. Juli 1922 Einweihung  ; 1928 Abbruch und Neubau des Wirtshausgebäudes. 1933 Beschlagnahme  ; 1938 Übergang in Privatbesitz. 1950 Rückübertragung auf die »Freien Turner«, bis 1976 Nutzung als Versammlungs- und Vereinslokal  ; seitdem in Privatbesitz. Beschreibung  : Zweigeschossiges, verputztes Gastwirtschaftsgebäude mit hohem Walmdach, Gauben, Sprossenfenstern und Natursteinsockel (errichtet 1928). Saalbau (errichtet 1921/22). Bemerkung  : Beim Neubau des Vorderhauses im Jahr 1928 wurden in Forchheim traditionelle Architekturformen gewählt. Im Giebelrelief, das einen Schwan mit Rankenschmuck zeigt, wird auf die Tradition des Gasthauses »Zum Schwanen« Bezug genommen  ; kein Baudetail verweist hingegen auf die Zugehörigkeit zur Arbeiterbewegung bzw. zur Freien Turn- und Sportbewegung. Stattdessen wird an die bürgerlich-biedermeierliche Bautradition angeknüpft, für die sich in Forchheim prominente Vorbilder in Gestalt wichtiger öffentlicher Gebäude wie dem Rathaus und der alten Schule finden. Quellen  : StArch Forchheim (schriftl. Auskunft und Zusammenstellung von Quellen durch Annelie Lauber  ; Sign. Abt. 5/PKS Forchheim/69 u. 22, Abt. 5/FS 8/1-2851, Abt. 5/Bibl. E 56) Literatur  : 25 Jahre Rheinstetten. Eine Stadt, drei Ortsteile, viele Gesichter, hrsg. von der Stadt Rheinstetten, Ubstadt-Weiher 2000  ; Ell, Heinrich  : Geschichte von Forchheim bei Karlsruhe, Rheinstetten-Forchheim 1978  ; Fest-Buch zur Einweihung des Volkshauses der freiorganisierten Arbeiterschaft Forchheims am 1. und 2. Juli 1922, hrsg. vom Arbeiter-Sportkartell Forchheim b. Karlsruhe, Forchheim 1922 Abb. 141 97. Forst (Lausitz)/Brandenburg Volkshaus Uferstraße 6 Ankauf 1928 Um- und Teilneubau 1930/31 Bauherr Volkshaus GmbH, Forst Ausführung Bauhütte Forst Verbleib Abriss ca. 2002 Geschichtliche Daten  : Ab der Jahrhundertwende Überlegungen innerhalb der Forster Arbeiterbewegung zur Schaffung eines Volkshauses  ; am 27. August 1928 Ankauf einer ehem. Tuchfabrik durch die Volkshaus GmbH (gegründet am 13.  August 1928 durch die örtlichen freien Gewerkschaften, SPD sowie die Arbeiter-Turn- und Sport-Verbände  ; Gesellschaftszweck  : Förderung der Volkswohlfahrt)  ; am 3. Juni 1930 Beauftragung der Forster Bauhütte mit dem radikalen Umbau der Fabrikgebäude zum Volkshaus  ; am 26. Juni 1930 Grundsteinlegung  ; am 14. November 1931 Einweihung. 1933 Beschlagnahme, danach »Haus der Deutschen Arbeit« und Sitz der Kreisverwaltung der DAF  ; am 22. Mai 1936 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die DAF. In der DDR Ausbau zum Sitz der SED-Kreisleitung. Ab 1990 Leerstand, 2002 »marode und unnutzbar«, in der Folgezeit Abriss der gesamten Anlage. 386

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Beschreibung  : Durchgreifender Umbau eines Textilfabrikgebäudes der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (urspr. unverputzter Backsteinbau in den typischen, schlossartigen Bauformen der frühen Industriearchitektur). Nach dem Umbau kubischer, flach gedeckter Baukörper (Souterrain, Hochparterre, zwei OGs, Mezzanin), links mit niedrigerem Anbau  ; die Hauptfront durch lisenenartige Wandvorlagen gegliedert (ähnlich bereits am Vorgängerbau vorhanden)  ; große, breit gelagerte Fenster mit roten Sprossen, kontrastierend zur hellgrau verputzten Fassade  ; schmales, vertikales Fensterband in der Achse des Haupteingangs und Treppenhauses. Raumprogramm  : Im EG Restaurant mit Tanzboden (für 200 Personen), Bierstube, zwei Säle mit Bühnen, Garderobe  ; im 1. OG größerer Versammlungsraum (für 350 Personen, mit Bühne), Jugendheim (bestehend aus drei Räumen, mit eigenem Eingang), Sitzungszimmer, mehrere Büro-, Geschäfts- und Aufenthaltsräume  ; im 2. OG elf Fremdenzimmer, drei Räume für die Arbeiterwohlfahrt  ; Bibliothek, Gartenanlage und Dachgarten. Ausstattung der Räume mit Fußböden aus Estrich, Korklinoleum und Parkett (in den Sälen), an den Wänden mit Linkrusta-Sockel sowie mit »modernen Beleuchtungskörpern«, »geschmackvollen Fenstervorhängen«. Technische Ausstattung  : Zentralheizung  ; moderne Rundfunk- und Musikübertragungsanlage in allen Räumen. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10631)  ; StArch Forst (Lausitz) (schriftl. Auskunft Dr. Jan Klußmann)  ; Kreisarchiv Forst (Lausitz) (schriftl. Auskunft Frau Barthel) Literatur  : Alte SED-Kreisleitung vor Abriss, in  : Forster Wochenblatt, 11. Januar 2002, S. 7  ; Auferstanden aus Ruinen. Ein Beitrag zur Geschichte des Kreises Forst von 1945–1959, Forst 1959  ; Das Forster Volkshaus, in  : Märkische Volksstimme, 42. Jg., Nr. 267, 13. November 1931, 3. Beilage [o. S., o. V.]  ; Ritschel, Hartmut  : Von einer Nadlermeisterfamilie und dem Forster Volkshaus, in  : Forster Wochenblatt, 14. Februar 1997, S. 8  ; Das Volkshaus von Forst, in  : Aus der Heimat. Forster Geschichten, Forst (Lausitz) [ca. 1991], S. 58 f.; Vorwärts aus eigener Kraft. Zur Eröffnung des Volkshauses in Forst, in  : Lausitzer Volkszeitung, Sonderausgabe, 14. November 1931 [o. S., o. V.] Abb. 113, 114

98. Frankfurt am Main/Hessen Gewerkschaftshaus I Am Schwimmbad/Stoltzestraße/Allerheiligenstraße265 Neubau 1900/01 Ankauf weiterer Grundstücke 1901–1912 Bauherr Arbeiter-Herberge GmbH, Frankfurt am Main Ausführung Baufirma Junior Verbleib Teilw. erhalten Geschichtliche Daten  : 1890 erstmals Erwägungen zur Errichtung einer zentralen Gewerkschaftsherberge in Frankfurt  ; nach schlechten Erfahrungen mit einem Pachtmodell 1894 Beschluss zur Verwirklichung einer Zentralherberge in Eigenregie  ; am 29. März 1897 Gründung der Arbeiter-Herberge GmbH, finanziert durch Extrabeiträge sowie Spenden und Darlehen privater Förderer  ; am 1.  Oktober 1897 Bezug des auf drei Jahre gemieteten städtischen Hotelanwesens »Erlanger Hof« in der Borngasse (Restauration, Herberge und Fremdenstube)  ; wegen steigendem 265 Genau genommen setzte sich der Gewerkschaftshauskomplex aus den Grundstücken mit den Adressen Am Schwimmbad 8/14, Stoltzestraße 13, 15, 17, Allerheiligenstraße 51, 53 und 57 zusammen.

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Raumbedarf Einsetzung einer Neubaukommission und Beschluss zu einem Gewerkschaftshausneubau auf einem zwischen Stoltzestraße und Am Schwimmbad (heute Klingerstraße) gelegenen Grundstück  ; am 10. Juli 1900 Beauftragung der Baufirma Junior266, am 22. September 1900 Grundsteinlegung, am 13. Dezember 1900 Richtfest, am 17. August 1901 Einweihung. Zwischen 1901 und 1912 Ausweitung zu einem Gebäudekomplex durch Hinzukauf der angrenzenden Grundstücke sowie der Grundstücke Allerheiligenstraße 51/53 und 57. Beschreibung  : Gebäudekomplex aus mehreren Altbauten und einem Neubau im Bereich Allerheiligenstraße, Am Schwimmbad und Stoltzestraße. Am Schwimmbad/Stoltzestraße (Neubau von 1900/01)  : Viergeschossiges, großzügig befenstertes Gebäude mit asymmetrischem Fassadenaufbau in schlichten historisierenden Bauformen267  ; das EG durch Segmentbogenöffnungen arkadenartig gestaltet und durch ein Gurtgesims von den oberen Geschossen abgesetzt  ; im rechten Bereich verweisen drei hohe, über das 1. und 2.  OG reichende Segmentbogenfenster auf den dahinter liegenden großen Saal, auch das Treppenhaus an der Fensteranordnung ablesbar  ; die äußeren Fensterachsen durch Dachaufbauten mit Ziergiebeln betont. Raumprogramm  : Im EG Tageswirtschaft mit großem Restaurationsraum und Kegelbahnen  ; im 1. OG ein kleiner (teilbar) und ein großer Saal (rd. 300 qm), letzterer mit einer von Säulen getragenen Galerie und flacher Stuckdecke, für bis zu 1 000 Personen geeignet und von beiden Straßenfronten aus zugänglich  ; im 2. OG überwiegend Gewerkschaftsbüros und Sitzungszimmer  ; im 3. OG und DG Herbergsbetrieb (100 Betten, Bade- und Desinfektionsräume, Aufenthaltsraum) und Verwalterwohnung. Garten. Technische Ausstattung  : Zentralheizung, Kühlanlage, Haustelefon. Baublock Allerheiligenstraße (Ankäufe bis 1912)  : Viergeschossige Mietshäuser (erbaut 1891)  ; überwiegend Nutzung für Verwaltungszwecke  ; im EG zumeist Ladengeschäfte, im 1909 erworbenen Haus Nr. 53 eine Stehbierhalle mit Aufenthaltsraum. Bemerkung  : Überlieferte Zeichnungen der Innenräume des Gewerkschaftshauses zeigen prächtig ausgestaltete Repräsentationsräume, die dem damaligen Zeitgeschmack von bürgerlicher Eleganz entsprechen.268 Die Fassade hingegen machte sich neben der benachbarten Gründerzeitbebauung bescheiden aus. Das heute meist als erstes Frankfurter Gewerkschaftshaus identifizierte markante Eckgebäude Allerheiligenstraße Nr. 57 wurde tatsächlich erst als letztes hinzu gekauft.269 Die einzelnen Grundstücke wurden im Laufe der Zeit durch zahlreiche Umbauten, Durchbrüche, Verbindungsgänge und -treppen zu einem Komplex verbunden. So fanden zumindest zeitweise alle wichtigen Einrichtungen der Arbeiterbewegung hier ihren Platz. Das allmähliche Heranwachsen zu einem umfangreichen Gebäudekomplex brachte allerdings neben allgemeiner Unübersichtlichkeit auch starke Behinderungen im hausinternen Verkehr mit sich. Auch 266 Auch von den Baufirmen Löhnhold, Seeger und Holzmann hatte man Angebote eingeholt  ; vgl. Erinnerungsblatt zum 30jährigen Bestehen des Frankfurter Gewerkschaftshauses Arbeiterherberge GmbH. 30 Jahre Frankfurter Gewerkschaftshaus, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1927, S. 6. 267 Beschreibung der Fassade Am Schwimmbad  ; die gegenüber liegende Fassade Stoltzestraße ähnlich aufgebaut, jedoch mit regelmäßiger Fensteraufteilung. 268 Abgedr. in der Volksstimme anlässlich der Einweihung 1901 sowie bei Neuland, Franz  : 100 Jahre Gewerkschaftshaus Frankfurt am Main. 100 Jahre Engagement für Frieden, Demokratie und soziale Sicherheit, Frankfurt am Main 2001, S. 33, 35. 269 Zum Beispiel in  : Hahn/Neuland, Ein Denkmal seiner Zeit, S. 9.

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stieg der Raumbedarf Mitte der 1920er Jahre erneut an, so dass zusätzliche Verwaltungsgebäude an anderen Stellen der Stadt hinzugemietet werden mussten, wodurch die zeitweise Zentralisierung der wichtigsten Gewerkschaftseinrichtungen wieder zunichte gemacht war. 1927 galt der Komplex als »in keiner Hinsicht mehr erweiterungsfähig und in erheblichem Maße veraltet«.270 Die Unpraktikabilität und nicht zuletzt auch der wenig repräsentative Gesamteindruck des Gewerkschaftshauskomplexes mögen ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass sich der ADGB gegen Ende der Weimarer Republik für einen völligen Neubau entschied, der nun auch an einer städtebaulich markanten Stelle entstehen sollte. Die Sozialdemokratische Partei, die ihren Sitz bislang im Gewerkschaftshaus gehabt hatte, errichtete damals für die Buchdruckerei und Verlagsanstalt der Volksstimme ebenfalls einen modernen Neubau. Quellen  : AdsD Bildarchiv, Sign. 6/FOTB007518 Literatur  : Denkmaltopographie. Materialien zum Denkmalschutz in Frankfurt am Main, Bd. 1, Baudenkmäler, hrsg. vom Denkmalamt der Stadt Frankfurt am Main, 2., überarb. Aufl., Frankfurt am Main 1994  ; Erinnerungsblatt zum 30jährigen Bestehen des Frankfurter Gewerkschaftshauses  ; Das Haus der Besitzlosen  ; Jahresbericht [1900 bis 1914 u. 1915/1916/1917], hrsg. vom Arbeitersekretariat Frankfurt am Main, Frankfurt am Main [1901 bis 1915 u. 1918]  ; Neuland, 100 Jahre Gewerkschaftshaus Frankfurt am Main  ; Soziale Praxis, 10. Jg., Nr. 28, 11. April 1901, Sp. 704 und Nr. 47, 22. August 1901, Sp. 1196 Abb. 43 99. Frankfurt am Main/Hessen Gewerkschaftshaus II Wilhelm-Leuschner-Straße 69–77 (ehem. Bürgerstraße) Neubau 1929–31 (teilweise realisiert) Bauherr Volkshaus GmbH, Frankfurt am Main Entwurf Arch. Max Taut (Büro Taut und Hoffmann) Bauleitung Arch. Wilhelm Hill, Frankfurt Ausführung Fa. Holzmann AG (Eisenbetonrahmenbau)271 Erweiterung 1949 durch Max Taut (nicht erhalten) Verbleib Im Detail verändert erhalten, Nutzung als Bürohaus Geschichtliche Daten  : Mitte der 1920er Jahre Überlegung zu einer langfristigen Vergrößerung des Gewerkschaftshaus-Komplexes an der Allerheiligenstraße, ein Umbau kommt jedoch aus Rentabilitätsgründen nicht in Frage, auch verschiedene Kaufobjekte werden geprüft und verworfen, daraufhin Entschluss zu einem Neubau  ; 1927 Umfirmierung der Arbeiter-Herberge GmbH in Volkshaus GmbH (als Unternehmen des ADGB)  ; im Juni 1929 Ankauf eines zentral gelegenen, ehem. Gartengrundstücks aus dem Besitz des Bankiers Späth (urspr. Eigentum des Baurats Philipp Holzmann  ; Größe 8 500 qm  ; Kaufpreis rd. 1,2 Millionen Mark)  ; 1929 Ausschreibung eines engeren Wettbewerbs unter den Architekten Carl Krayl (Magdeburg), Max Taut und F.  Hoffmann (Berlin) sowie den in Frankfurter ansässigen Architekten Ernst Balser, 270 Erinnerungsblatt zum 30jährigen Bestehen des Frankfurter Gewerkschaftshauses, S. 12. 271 Laut Risse, Frühe Moderne, S. 133. Laut Volksstimme wurden die Bauarbeiten den Firmen Züpplin (Züblin  ?) und Hochtief AG für Hoch- und Tiefbauten übertragen, vgl. Volksstimme [Frankfurt am Main], 41. Jg., Nr. 131, 7. Juni 1930, Beilage.

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Eduard und D.  ­Fucker, Rösch & [Eduard] Ziegler, Karl Hermann Rudloff, Gottlob Schaupp272 und Franz Schuster  ; 1. Preis für Max Taut. Am 2. Juni 1930 Baubeginn des ersten Bauabschnitts (Verwaltungstrakt)  ; mehrfache Unterbrechung der Arbeiten aufgrund von Einsprüchen der Anwohner273  ; die Ausführung der weiteren Bauabschnitte Saal- und Hotelbau schließlich durch Gerichtsurteil vollständig untersagt, die übrigen Bauteile genehmigt  ; ab 1.  April 1931 Einzug der Organisationen und am 12.  Juli 1931 Einweihung des Verwaltungsgebäudes (Baukosten rd. 1,7 Millionen Mark, davon rd. 360 000 Mark aus dem über Mitgliedbeiträge angesammelten »Hausbaufonds«, außerdem Hypothek der Volksfürsorge in Höhe von 770 000 Mark). Am 2. Mai 1933 Besetzung, in der Folgezeit Nutzung als »Haus der Arbeit« durch die DAF  ; 1934 neoklassizistischer Umbauvorschlag im Rahmen des »Wettbewerbs für Häuser der Arbeit« der Architekten Karl und Stefan Blattner (nicht realisiert). Nach 1945 zunächst Nutzung des weitgehend unbeschädigt gebliebenen Hauses durch die amerikanische Besatzungsmacht, am 26. November 1946 Wiedereinzug der Gewerkschaften  ; 1948/49 Versuch einer Wiederbelebung des ursprünglichen Gesamtkonzepts inkl. Saalbau mit erneuter Planung von Max Taut, davon jedoch nur ein fünfgeschossiges Bürogebäude realisiert  ; 1966–1968 Abriss des Erweiterungsbaus von 1949 und Neubau eines Verwaltungsgebäudes auf dem ehemals für den Saalbau vorgesehenen Gelände durch die IG Metall  ; dieses 2001–2003 durch einen weiteren Neubau in Gestalt einer 22-geschossigen Hochhausscheibe ersetzt (Architekten Martin Gruber und Helmut Kleine-Kraneburg). Beschreibung  : In drei Funktionsbereiche gegliederter Gebäudekomplex aus Bürohochhaus, Saalbau und Hoteltrakt (die beiden letzteren nicht realisiert). An der Straßenfront ein neungeschossiger Büroturm, einen dreigeschossigen Querriegel mittig durchdringend  ; beide als großzügig verglaste Eisenbetonrahmenbauten ausgeführt  ; diesem Bauteil sollte ein fünfgeschossiger Hotelbau an der mainseitigen Grundstücksseite gegenüberstehen  ; ein bis zu einer maximalen Höhe von vier Geschossen gestaffelter Saalbau mit seitlich vorgelagerter Terrasse sollte als vermittelnder Bauteil dazwischengeschaltet werden. Die Fassadengliederung der Verwaltungsgebäude basiert auf der Struktur der Rahmenkonstruktion, die Fenster überwiegend zu Vierergruppen zusammengefasst  ; die Rahmenfelder zum Teil ausgefacht und mit Platten aus hellem Donaumuschelkalk verkleidet  ; das steinmetzartig bearbeitete Sichtbetongerüst in Kontrastwirkung zu den dunkel gefassten Kunststeinrahmungen der Fenster  ; sparsam gesetzte farbliche Elemente in roter Keramik (Vordachstützen und Portalrahmung)  ; im Bereich der rechten Gebäudeecke des Hochhauses durchgehend verglastes Treppenhaus als vertikaler Akzent  ; das symmetrische Erscheinungsbild durch leichte Asymmetrien in der Fassadengliederung belebt, etwa durch den aus der Mittelachse gerückten Haupteingang. Raumprogramm  : Bürotrakt mit großer Eingangshalle, Kassenraum, Läden, Bibliothek und Leseraum im EG, sonst überwiegend Büroflächen, durch nichttragende Leichtbauelemente in verschieden große Büro- und Sitzungszimmer teilbar  ; im Seitenflügel Wohnung des Hauswartes  ; im Keller Garagen, Werkstätten, Garderoben, Fahr272 Gottlob Schaupp als Teilnehmer genannt in Volksstimme [Frankfurt am Main], Nr. 161, 13. Juli 1929, nicht jedoch in den Wettbewerbsnachrichten in Bauwelt, Nr. 38, 19. September 1929, S. 909, Deutsche Bauzeitung, 63. Jg., Nr. 78, 1929, S. 672, Zentralblatt der Bauverwaltung, 49. Jg., Nr. 41, 9. Oktober 1929, S. 674 und Bau-Wettbewerbe, Nr. 43, Oktober 1929. 273 Von den Anliegern sind Professor Pfeiffer, Landrat a. D., von Grunelius und Prof. Dr. Gramberg namentlich überliefert  ; Streit um den Neubau des Gewerkschaftshauses, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 41. Jg., Nr. 152, 3. Juli 1930, Beilage [o. S., o. V.].

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rad- und Lagerräume, Heizung und Tresoranlagen der Arbeiterbank  ; Hochhausabschluss mit Dachgarten  ; Saalbau (nicht ausgeführt) mit Vestibül und Kleiderablage im EG, einem darüber liegenden mehrgeschossigen Saal (für 1 300 Personen) sowie Terrasse  ; Hoteltrakt (nicht ausgeführt) mit Restaurant im EG und großräumigem, in einzelne Konferenzzimmer teilbarem Café im 1. OG sowie rd. 40 Hotelzimmern in den darüber liegenden drei Geschossen  ; im Souterrain Bierschwemme und Kegelbahnen. Park und Wirtschaftsgarten. Raumnutzung  : Im EG Arbeiterbank, Läden der gewerkschaftlichen Eigenbetriebe (u.a. Büropa, Lindcar-Fahrradwerke), Rechtsauskunftsstelle und Bibliothek, im 1. und 2. OG Büros der größten Gewerkschaftsverbände mit dem meisten Publikumsverkehr, in den folgenden Geschossen die Büros der mittleren und kleineren Verbände sowie in den oberen Geschossen die Gau- und Bezirksleitungen. Innenausstattung  : Ohne »hohle Repräsentation«, sondern »solide, hell, frisch und kraftvoll-heiter«274  ; im Haupttreppenhaus Bodenbelag aus Muschelkalk (Blaubank), in den Nebentreppenhäusern aus Zechitkunststeinplatten, in den Fluren Gummifußboden und in den Zimmern Linoleum  ; die Wände der Treppenhäuser mit gelben Industrieplatten, die der Korridore alle zwei Stockwerke abwechselnd mit weißen, gelben, blauen und grünen Kacheln verkleidet, die Wände der Zimmer mit einfarbigen Tapeten. Technische Ausstattung  : »Modernste« Anlagen (Uhren-, Wächterkontroll-, Feuermelde-, Ruf- und Notbeleuchtungsanlage, Be- und Entlüftungsanlage), Personenaufzug, Paternoster, Fernsprechanlage mit 140 Sprechstellen, Zentralheizung, Papierund Müllschlucker, Warmwasserversorgung auf allen Geschossen, Waschtischanschlüsse in allen Zimmern. Bemerkung  : Obwohl sich Taut mit dem ADGB-Gebäude und dem Buchdruckerhaus in Berlin sowie zahlreichen kleineren Aufträgen bereits als eine Art »Hausarchitekt« der Gewerkschaften etabliert hatte, musste er sich für den Frankfurter Auftrag im Rahmen eines Wettbewerbs gegen Carl Krayl und sechs Frankfurter Architekturbüros durchsetzen. Zwar ging der Entwurf von Taut und Hoffmann bereits im Rahmen der ersten Ausschreibung als Sieger hervor, ihnen wurde daraufhin jedoch nicht direkt der Auftrag erteilt. Denn den örtlichen Vertretern im Bauausschuss war es »nicht genehm«, dass auswärtige Architekten den Frankfurter Bau ausführen sollten, weshalb »entgegen jeder Regel« eine anonyme Stichwahl zwischen Taut und Ernst Balser durchgeführt wurde, zu der neue Preisrichter ernannt wurden. Aber auch in diesem zweiten Wettbewerb überzeugte der Entwurf von Taut, so dass die lokalpatriotischen Einwände entkräftet wurden.275 In der Jury saßen neben dem Frankfurter Ernst May auch dessen Berliner Kollege Martin Wagner sowie als weitere Fachrichter der Architekturprofessor Hugo Eberhardt aus Offenbach am Main und Fritz Wichert, damals Leiter der Frankfurter Schule für freie und angewandte Kunst. Der ADGB war durch Otto Misbach, Wilhelm Repecks, Wilhelm Schneider I und Georg Hertel vertreten. Quellen  : AdK Berlin (MTA-01-2077, 2076, 2099  ; MTF-20-76, F. 1-14  ; MTF-20-99, F. 1-8)  ; BArch Berlin (R 1501/10632) Literatur  : Architektur in Deutschland 1919–1939. Die Vielfalt der Moderne, hrsg. von John Zukowsky, München/New York 1994  ; Behne, Max Taut’s Gewerkschaftshaus  ; Der Kampf gegen das neue Gewerkschaftshaus, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 41. Jg., 30. Juli 1930 [o. S., 274 Behne, Max Taut’s Gewerkschaftshaus, S. 482. 275 Vgl. Schreiben Rechtsanwalt Dr. Walter Menzel an den Reichsminister des Innern vom 12. März 1937, BArch Berlin, R 1501/10632.

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o. V.]  ; Deutsche Bauzeitung, 65. Jahrgang, Nr. 73/74, 9. September 1931, Beilage Nr. 11, S. 49–51  ; Gewerkschaftshaus in Frankfurt/Main 1929–1949. Entwurf  : Professor Max Taut und Franz Hoffmann, hrsg. von der Vermögensverwaltung der Gewerkschaften in Hessen GmbH, Frankfurt am Main 1949  ; Das Haus der Besitzlosen  ; Kampf um das Mainhotel  ; Lehr, J. W.: Um das neue Frankfurter Gewerkschaftshaus. Das Urteil eines unparteiischen Architekten, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 40. Jg., Nr. 207, 5. September 1929 [o. S.]  ; Ludvigsen, Workers’ assembly halls  ; Max Taut. Bauten (1932)  ; Menting, Max Taut  ; Menting, Der zweite Blick  : Das Frankfurter Gewerkschaftshaus, in  : Deutsches Architektenblatt, 35. Jg., Nr. 11, 3. November 2003, S. 18  ; Mißbach, Otto  : Das neue Gewerkschaftshaus in Frankfurt a.  M., in  : Das Gewerkschaftshaus, 6. Jg., Nr. 8, August 1931, S. 58  ; Das Neue Frankfurt, 5. Jg., Nr. 9, September 1931, S. 159–170  ; Das neue Heim der Frankfurter Arbeiter  ; Neuland, 100 Jahre Gewerkschaftshaus Frankfurt am Main  ; Quink, Um das neue Frankfurter Gewerkschaftshaus  ; Risse, Frühe Moderne in Frankfurt am Main  ; Seeger, Hermann  : Bürohäuser der privaten Wirtschaft, 3. Auflage, Leipzig 1933  ; Stommer/Mayer-Gürr, Hochhaus  ; Streit um den Neubau des Gewerkschaftshauses  ; Volksstimme [Frankfurt am Main], 40.  Jg., Nr.  161, 13.  Juli 1929 [o.  S., o.  V.]  ; Volksstimme [Frankfurt am Main], 23.  Juni 1930 [o.  S.] (Abb.)  ; Weihe des neuen Gewerkschaftshauses, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 42. Jg., 13. Juli 1931 [o. S., o. V.]  ; Westfälische Allgemeine Volkszeitung, 22. Februar 1930  ; Zentralblatt der Bauverwaltung, 49. Jg., Nr. 41, 9. Oktober 1929, S. 674 Abb. 5, 69, 70 Siehe auch → Enkheim, Sossenheim 100. Frankfurt (Oder)/Brandenburg Gewerkschaftshaus Große Oderstraße 45–49 (ehem. Nr. 51) Ankauf und Umbau 1905 Träger Gewerkschaftshaus Frankfurt-Oder GmbH Umbau 1926 u. 1929 Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : 1905 Ankauf des vornehmen Stadthauses Große Oderstraße 51 (errichtet im 18. Jahrhundert) und Umbau für die Zwecke der Arbeiterbewegung  ; am 12. September 1905 Gründung der Gewerkschaftshaus Frankfurt-Oder GmbH  ; 19.–21. Mai 1906 Einweihung  ; 1907 »Logiergelegenheiten« für gewerkschaftlich organisierte Arbeiter eingerichtet  ; 1926/27 Ausbau des DGs (Arch. Willy Schoenfelder)  ; 1929 Einbau einer Herberge im Seitenflügel. Sitz mehrerer Arbeiter- und Angestelltenverbände, des Unterbezirks- und Ortsvereins der SPD sowie des Konsumvereins für Frankfurt (Oder) und Umgebung. Am 9. Juni 1932 Angriff nationalsozialistischer Steinewerfer  ; 1933 Beschlagnahme  ; 1937 Verkauf durch die DAF. 1949 Eigentum des FDGB, 1954 Eigentum des Volkes. Beschreibung  : Wohnhaus mit Seitenflügel und weiteren Nebengebäuden. Raumprogramm  : Büros, Gast- und Versammlungsräume, darunter drei Säle für 20 bis 200 Personen, sowie Herbergszimmer. Bemerkung  : Obwohl Frankfurt (Oder) um 1900 noch weitgehend agrarisch und nicht indus­ triell geprägt war, konnte sich die Sozialdemokratie hier eine solide Basis schaffen. Als wichtiger Treffpunkt diente u.a. das Arbeiterlokal »Neu-Carthaus« (Halbe Stadt 13), wo 1890 erstmals der 392

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1. Mai als Feiertag begangen wurde. Ein erstes eigenes Vereinslokal pachteten die Sozialdemokraten 1893 in der Breiten Straße 33 unter dem Namen »Vorwärts« (später »Alter Vorwärts«). Größere Veranstaltungen mit angeblich bis zu 2 000 Teilnehmern, bei denen Parteigrößen wie August Bebel (1898), Paul Singer (1901), Lily Braun (1905) sprachen, fanden im »Eldorado«, einem Gartenlokal am Buschmühlenweg statt. Das 1906 erworbene Grundstück Große Oderstraße 51 war im 18. Jahrhundert im Besitz des Königlich Preußischen Kriegsrates Friedrich Ferrari, welcher das Gebäude 1734 im damaligen Zeitgeschmack errichten ließ. Über die dreitägige Einweihungsfeier als Gewerkschaftshaus berichtete 1906 die nationalliberale »Frankfurter OderZeitung« anerkennend, aber dennoch mit leicht paternalistischem Unterton  : »Die Beteiligten haben dafür gesorgt, dass sowohl diese Feier wie das vornehm und stattlich dreinschauende Gewerkschaftshaus selbst als eine aufdringliche Demonstration gegen die marxistische Hauptlehre des sozialdemokratischen Parteikatechismus dastehen  : Von der ›fortschreitenden Verelendung der Massen‹ als ›notwendiger Folge des kapitalistischen Wirtschaftsbetriebes‹  ! Freuen wir uns mit den Arbeitern, dass dank dem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung und den vortrefflichen Arbeitsgelegenheiten das Gegenteil der Fall ist  !«. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Frankfurt [Oder], Große Oderstraße 51)  ; StArch Frankfurt (Oder) (Schriftl. Auskunft Herr Targiel) Literatur  : Aldenhoff-Hübinger, Rita und Gangolf Hübinger  : Frankfurt an der Oder von der ersten 1848er Revolution bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, in  : Frankfurt an der Oder 1253– 2003, hrsg. von Ulrich Knefelkamp und Siegfried Griesa, Berlin 2003, S. 139–173  ; Bericht über die Einweihung des Gewerkschaftshauses, in  : Frankfurter Oder-Zeitung, 22.  Mai 1906  ; Das Frankfurter Gewerkschaftshaus von Nazis demoliert, in  : Märkische Volksstimme, 11. Juni 1932  ; Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. Stadt Frankfurt a. O., Bd. VI, Teil 2, hrsg. vom Brandenburgischen Provinzialverband, Berlin 1912 (Abb.)  ; Targiel, Ralf-Rüdiger  : Frankfurt (Oder)  – so wie es war, Düsseldorf 1994  ; Winkler, Joachim  : Gründungsdaten und Ereignisse in der Stadt Frankfurt (Oder), insbesondere zur Sozialdemokratie, von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis 1914, in  : Jahrbuch 1995 Museum Viadrina, hrsg. vom Museum Viadrina Frankfurt (Oder), S. 57–136 Abb. 198 101. Frechen/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Keimesstraße 22 (ehem. Blumen- bzw. Marienstraße) Neubau 1924/25 Bauherr Firma Gebr. Schaaf, Frechen Träger Volkshausverwertungsgesellschaft mbH, Köln Entwurf Arch. Matthias Flamm, vermutl. Düsseldorf Ausführung Firma Gebr. Schaaf, Frechen Verbleib Heute Nutzung als Wohnhaus mit Buchhandlung Geschichtliche Daten  : 1923 Anregung zum Volkshausbau durch den Sozialdemokraten Karl Schaaf, zugleich Geschäftsführer der Baufirma Gebrüder Schaaf  ; in Kooperation mit den örtlichen Arbeiterorganisationen wird der Volkshausbau durch die Firma Gebrüder Schaaf in Angriff genommen  ; Gründung einer Volkshausverwertungsgesellschaft mbH mit Sitz Köln zum Zweck der Bewirtschaftung des Volkshauses  ; am 24. August 1923 Einreichung des Baugesuchs des Archi­ 393

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tekten Matthias Flamm  ; am 14. August 1924 Grundsteinlegung  ; Baufinanzierung mithilfe eines Darlehens der Landesbank der Rheinprovinz (später Übergang auf die Kreissparkasse der Landkreise Köln, Bergheim und Mühlheim)  ; am 1./2.  August 1925 Eröffnung. Treffpunkt und Veranstaltungsort der Arbeiterorganisationen, Nutzung für politische, kulturelle und unterhaltende Veranstaltungen (u.a. avantgardistische Lesungen, »Kosmos-Lichtspiele«). Im April 1932 Zwangsversteigerung wegen Überschuldung des Unternehmens  ; Ankauf durch die Kreissparkasse  ; Verpachtung an die Adler- und Hirschbrauerei AG, Köln-Bayenthal, die Bewirtschaftung bleibt in Händen der Familie Schaaf (zunächst Jakob Schaaf, später Christian Schaaf). 1934 Kündigung des Pachtverhältnisses durch die Brauerei und Zwangsräumung auf Betreiben der Kreissparkasse  ; mit Regierungsbeschluss vom 12. September 1934 Einziehung des Gründstücks als staatsfeindliches Vermögen zugunsten des Preußischen Staates und Übertragung der Verwaltung auf die Gemeinde unter der Bedingung, dass ein Teil der Räume mietfrei den verschiedenen NSDAP-Gliederungen zur Verfügung gestellt wird  ; am 15. Dezember 1935 Einweihung als HJ-Heim nach Umbau (Einrichtung von Schreibstuben in den Gaststättenräumen des EG)  ; Sitz des Wirtschaftsamts. Nach 1945 wechselnde und gemischte Nutzung  : Zunächst weiterhin Ernährungsamt, zugleich von der IG Bergbau genutzt  ; später der ehem. Kegelbahnanbau für Versammlungszwecke der Gewerkschaften ausgebaut  ; kulturelle Nutzung des Saals (»Mariensaal«), später Kinobetrieb »Apollotheater« bzw. »Rheingold«  ; seit den 1960er Jahren Buchhandlung von Curt Brauns, der das Volkshaus schließlich in den 1970er Jahren aus städtischem Besitz erwirbt und bis heute als Wohnhaus mit Buchhandlung nutzt. Beschreibung  : Symmetrisch aufgebauter, freistehender Walmdachbau in Formen eines modernisierten Neoklassizismus  ; fünfachsiger Mittelrisalit mit schmalen, über zwei Geschosse führenden Saalfenstern  ; Dachterrasse. Im EG Gastraum, Buffet, Küche mit Nebenräumen, Gewerkschaftsbüro und Kegelbahn (bei Veranstaltungen als Garderobe zu nutzen und durch Rollladen in drei einzelne Gesellschaftszimmer teilbar)276. Treppen- und Deckenkonstruktionen in Eisenbeton. Bemerkung  : Das im Rheinischen Braunkohlerevier südwestlich bei Köln gelegene Frechen war ein Zentrum der Brikett- und Steinzeugindustrie. Das Volkshaus in Frechen ist eng mit der sozialdemokratisch engagierten Familie Schaaf, insbesondere dem SPD-Genossen Karl Schaaf, der als »Schöpfer des Volkshauses«277 galt, verknüpft. Zum einen fungierte die Baufirma der Gebrüder Schaaf, deren Geschäftsführer Karl Schaaf war, gleichzeitig als Bauherrin und als ausführendes Bauunternehmen, zum anderen übernahmen Mitglieder der Familie Schaaf die Bewirtschaftung des Volkshauses. Nichtsdestotrotz wurde der Bau als »Eigenheim des Volkes« und der Frechener Arbeiterschaft propagiert und ist somit als Volkshaus der Arbeiterbewegung anzusehen.278 Inwieweit die Beteiligung der Baufirma Schaaf am Volkshausbau durch Vertrag oder mündliche Absprache mit den sozialdemokratischen Arbeiterorganisationen (Gewerkschaften und SPD) geregelt war, ist nicht näher bekannt.279 Es hieß jedoch, die »mutige Anregung des 276 Diese Planung entspricht den überlieferten Bauplänen von 1923  ; offenbar wurde jedoch die Kegelbahn doch nicht innen liegend, sondern links im Anschluss an das Gebäude angebaut  ; 1931 wurde darüber in einem weiteren Geschoss eine Wohnung eingerichtet (vgl. StArch Frechen, Bauakte Nr. 8677). 277 Rheinische Zeitung, 34. Jg., Nr. 179, 3. August 1925. 278 Rheinische Zeitung, 34. Jg., Nr. 177, 31. Juli 1925 und Nr. 179, 3. August 1925. 279 Im Gespräch mit der Verf. erinnerte sich der Frechener Zeitzeuge Robert Promper im Jahr 2007 an die Familie Schaaf als eine bekannte kommunistische Familie  ; er vermutete, dass die Baufirma der Gebrüder

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Genossen Schaaf« habe »den Anstoß zum Bau« gegeben, und »ebenso mutig« habe die Frechener Arbeiterschaft »zugegriffen«.280 Offenbar fand eine Kooperation statt, aus der sowohl die Arbeiterorganisationen als auch die Schaafs profitieren sollten  : Möglicherweise machte die Baufirma den Sozialdemokraten das Angebot, ein Volkshaus zunächst auf eigene Kosten zu errichten. Sie verschaffte sich damit selbst einen potentiell lukrativen und namhaften Bauauftrag, ging aber zugleich ein hohes finanzielles Risiko ein. Im Gegenzug könnten die Sozialdemokraten sich dazu verpflichtet haben, das Volkshaus zu gegebener Zeit zu übernehmen und somit die private Vorinvestition der Baufirma später abzuzahlen. Offensichtlich waren beide Parteien zum Zeitpunkt der Erbauung zuversichtlich, dass es gelingen würde, die vorgestreckten Baukosten in absehbarer Zeit durch Anteilscheine, Extrabeiträge und Einnahmen aus dem Betrieb des Volkshauses decken zu können. Noch vor Fertigstellung des Neubaus gingen den Erbauern die Mittel aus, woraufhin sich Karl Schaaf zusammen mit verschiedenen SPD-Funktionären bei der Landesbank der Rheinprovinz erfolgreich um ein Darlehen in Höhe von 50 000 Mark bemühte. Schließlich scheiterte das optimistische Unternehmen »Volkshaus« doch noch an den wirtschaftlichen und politischen Ereignissen. Offenbar geriet das Volkshaus, das ursprünglich in erster Linie für die Zwecke der freien Gewerkschaften errichtet worden war, in den 1930er Jahren verstärkt unter den Einfluss der örtlich sehr aktiven KPD, der auch einige Vertreter der Schaaf-Sippe angehörten. Im Dritten Reich wurde das Volkshaus als »Hochburg des Untermenschentums«281 verhöhnt und, obwohl es offiziell kein Eigentum »staatsfeindlicher Organisationen« war, dennoch als staatsfeindliches Vermögen eingezogen. Am Frechener Volkshaus lobte die Rheinische Zeitung seinerzeit »die kunstvolle Fassade mit ihren hohen Fensterrahmen« und brachte seine Gestalt mit der »Stilart moderner Konzerthallen und Museen« in Verbindung. Aus heutiger Sicht erscheint das Frechener Volkshaus vergleichsweise konventionell und architektonisch unspektakulär, dies nicht zuletzt im Vergleich mit der Wohnbebauung der Keimesstraße, die die Gemeinde wenige Jahre später in qualitätvollen modernen Bauformen errichtete (Arch. Julius Gatzen). Das schwere Kranzgesims, die Fensterrahmungen mit ihren angedeuteten Schlusssteinen und plastischen Sohlbänken sowie die Gesimsstücke über den Saalfenstern sind Versatzstücke der klassischen Architektur, mit denen das Volkshaus »dekoriert« wurde. Offensichtlich wollte der Architekt an die bürgerliche Hochkultur anknüpfen. Die Farbtönung und Gestaltung des Inneren werden in zeitgenössischen Quellen als »modern, aber immer zurückhaltend« beschrieben. Die Wandverkleidung mit Frechener Keramikfliesen ist im Treppenhaus erhalten. Zur festlichen Einweihung des Hauses fand ein großer Festumzug unter Beteiligung der Frechener und Kölner SPD- und Gewerkschaftsorganisationen, der Arbeitersportler und sogar der KPD statt. Um auch die Gewerkschaftskollegen und Parteigenossen aus Köln möglichst zahlreich teilnehmen zu lassen, wurden Sonderwagen von Köln nach Frechen organisiert. Im Saal Schaaf am Bau des Volkshauses bankrott gegangen sei. Karl Schaaf habe stets geklagt, dass »die Sozialdemokraten« nicht bezahlt hätten. Ein anderer »Flügel« der Schaaf-Sippe sei jedoch traditionell sozialdemokratisch organisiert gewesen – spätestens seit dem Parteibeitritt von Leonhard Schaaf 1900. Auch Karl Schaaf sei zum Zeitpunkt der Erbauung des Volkshauses Mitglied der SPD gewesen. Er führte später als Wirt die Schaaf ’sche Arbeiterkneipe »Am Treppche« (auch  : Om Treppchen), Hauptstraße 169, fort. 280 Rheinische Zeitung, 34. Jg., Nr. 179, 3. August 1925. 281 Polizeilicher Bericht vom 2. Januar 1934, StArch Frechen, 01-197, Nr. 2549, Bl. 6.

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fanden Turn- und Gesangsdarbietungen statt, auf der Dachterrasse wurden sozialistische Märsche gespielt, »ein großes Flammenschwingen« der Arbeitersportler aufgeführt und ein »großes Brillant-Feuerwerk« gezündet.282 Quellen  : StArch Frechen (01-110 [Nr. 1025], 01-197 [Nr. 2549] und Bauakte Nr. 8677  ; mündl. Auskunft Robert Promper) Literatur  : Frechener Tageblatt, 3. August 1925  ; Festbuch für das Arbeiter-Volksfest in Frechen. Eröffnung des Volkshauses am 1. und 2.  August 1925, Frechen 1925 [o.  V.]  ; Heeg, Egon  : Frechener Straßen. Spiegel Frechener Geschichte, Bd. 1, Innenstadt, Köln 1984 (Abb.)  ; Rheinische Zeitung, 34. Jg., Nr. 177, 31. Juli 1925 und Nr. 179, 3. August 1925 Abb. 38, 199 102. Freiburg im Breisgau/Baden-Württemberg Gewerkschaftshaus Schwabentorplatz 3/Schwabentorstraße 2 Ankauf 1920 Träger Freiburger Gewerkschaftshaus eGmbH Verbleib Abriss 1971 Geschichtliche Daten  : Anfang 1920 Ankauf der Grundstücke Schwabentorplatz 3 und Schwabentorstraße 2 (1887–1889 als Hotel »Germania« errichtet, später »Josephs Keller«, dann Wohnund Geschäftshaus) und Nutzung als Gewerkschaftshaus. Am 7. März 1933 polizeiliche Durchsuchung nach Waffen, zwei Tage später Schließung  ; im Mai 1933 offizielle Beschlagnahme und Umbenennung in »Fritz-Plattner-Haus«, fortan Sitz der NSDAP-Kreisleitung und der NSBO bzw. DAF  ; 1939 offizielle Übertragung auf die DAF. Nach dem Krieg Sitz städtischer und staatlicher Dienststellen, später erneut Geschäftshaus und Hotel  ; 1971 Abriss. Beschreibung  : Viergeschossiger Hotelbau des Historismus in prominenter Stadtlage. Raumprogramm  : Gastwirtschaft mit Restaurant, überwiegend Büroräume, Wohnungen (vermutlich auch Säle und Herbergszimmer). Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 862, NS 5 II 1968a) Literatur  : Lux, Hans-Peter  : Die Ausschaltung der Arbeiterbewegung durch den Nationalsozialismus im Frühjahr 1933, in  : »…die Freiheit ist noch nicht verloren«. Zur Geschichte der Arbeiterbewegung am Oberrhein 1850–1933, hrsg. vom Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg, Freiburg i. Br. 1983, S. 127–137  ; Müller-Schilling, Helmut  : Alte Photos erzählen Freiburger Stadtgeschichten 1840–1944, Freiburg i. Br. 1976 (Abb.) 103. Fürstenwalde/Spree/Brandenburg Volkshaus (Alte) Neuendorfer Straße 2–3 Ankauf 1929 Träger Volkshaus GmbH, Fürstenwalde Verbleib Nicht Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 19.  Juni 1929 Gründung der Volkshaus GmbH in Fürstenwalde 282 Eine ausführliche Darstellung der zweitägigen Feierlichkeiten in  : Rheinische Zeitung, 34.  Jg., Nr.  179, 3. August 1925, und Festschrift Frechen 1925.

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(Gesellschaftszweck  : Vermögensverwaltung der dem Ortsausschuss des ADGB angeschlossenen Verbände)  ; 1929 Ankauf des Grundstücks Neuendorfer Straße 2/3 (am 23. September 1929 Grundbucheintragung)  ; am 8. September 1932 das Konkursverfahren über die Volkshaus GmbH eröffnet, am 10.  Januar 1933 die Zwangsversteigerung angeordnet, Zuschlag an die Städtische Sparkasse. In den 1990er Jahren Abriss. Beschreibung  : Zweigeschossiges verputztes Wohnhaus auf Eckgrundstück (erbaut um 1894), mit Seitengebäude. Raumprogramm  : Im EG Gasträume, Saal (über zwei Geschosse) mit Bühne, Versammlungsraum und Sitzungszimmer  ; im OG zehn Büroräume und Wohnung  ; im DG zwei Zimmer.283 Quellen  : BArch Berlin (SAPMO DY 34 5134 [Abb.])  ; GIRO Berlin (Objektakte Fürstenwalde, Alte Neuendorfer Straße 2–3) 104. Fürth/Bayern Gewerkschaftshaus I »Saalbau« Pfisterstraße Nr. 3–7/Ecke Blumenstraße Neubau 1898/99 (1902 Aufgabe wegen Konkurs) Bauherr Saalbauverein a. V., Fürth284 Entwurf Arch. Fritz Walter, Fürth Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Am 23. Januar 1898 Gründung eines Saalbauvereins a. V. durch Fürther Sozialdemokraten285  ; kurz darauf Ankauf der Grundstücke Pfisterstraße 3–7 und Neubau eines Saalbaus nach Plänen des Architekten Fritz Walter  ; am 7. August 1899 Eröffnung der Schankwirtschaft im »Saalbau« (nach der finanziell beteiligten Brauerei auch »Evora-Saal« genannt). Vom Sozialdemokratischen Verein, rd. 28 gewerkschaftliche Organisationen, der Gesellschaft »Die Franken«, dem Arbeitergesangverein »Unter Uns«, dem Arbeiter-Turn- und dem Radfahrerverein genutzt  ; Sitz der Gewerkschaftsbibliothek und der Zentralherberge. Am 12. Dezember 1901 meldet das Unternehmen Konkurs an  ; im Dezember 1902 Zwangsversteigerung und Ankauf durch die Brauerei Evora & Meyer, 1921 Einbau eines Kinobetriebs (»Kristallpalast«). Abriss nach Kriegsschäden. Beschreibung  :286 Saalbau mit aufwendig gestalteter dreigeschossiger Sandsteinfront in neobarocken Formen. Raumprogramm  : Im EG Restaurant (»geräumig, hoch und sehr geschmackvoll hergerichtet«  ; dort eine Wandtafel mit Inschrift »Volk der Arbeit sei willkommen, hier in 283 Beschreibung gem. Wertermittlungsgutachten von 1952, BArch Berlin, SAPMO DY 34 5134. 284 A. V. = Anerkannter Verein. 285 In den Fürther Adressbüchern von 1899 und 1901 ist als Vorsitzender des Saalbauvereins a. V. (= anerkannter Verein, eine in Bayern damals übliche Bezeichnung für einen rechtsfähigen Verein) der Metallwarenfabrikant Georg Brandstätter angegeben. Er übernahm 1908 den 1876 von seinem Vater, dem Schlossermeister Andreas Brandstätter, gegründeten Betrieb, der sich später unter dem Namen geobra Brandstätter, besser bekannt als Hersteller von Playmobil, zum umsatzstärksten deutschen Spielwarenhersteller entwickelt hat. Brandstätters Rolle im Saalbauverein und seine Haltung zur Sozialdemokratie bedürften weiterer Prüfung. Offenbar war es den Gründern des Saalbauvereins gelungen, auch in bürgerlichen bzw. bürgernahen Kreisen Förderer zu finden. 286 Beschreibung gem. Fassadenentwurf (abgedr. in  : Habel, Denkmäler, S. 330)  ; Raumprogramm gem. Fürther Bürgerzeitung, 28. Jg., Nr. 205, 2. September 1899 [o. S.].

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Deinem eignen Heim  !«), drei Gesellschaftszimmer, ein großes Gesangszimmer, ein Requisitenraum, Garderobe und kleiner Saal mit Theaterbühne. Im 1. OG großer, eher quadratisch angelegter großer Saal für rd. 3 000 Personen mit dreiseitiger Galerie und Bühne sowie drei Vereinszimmer. Im 2. OG großes Vereinslokal, Wirtswohnung und sechs Wohnräume für das Personal. Im 3. OG sieben Fremdenzimmer mit 24 Betten. Im Souterrain Restaurationsküche (mit Aufzügen zur Bewirtschaftung in allen Geschossen), Wurstküche, Spülküche, Wein- und Bierkeller sowie Niederdruck-Dampfheizungsanlage. Literatur  : 80 Jahre Fürther Sozialdemokratie 1872–1952, hrsg. vom SPD-Kreisverband Fürth, Fürth 1952  ; 90 Jahre Fürther Sozialdemokratie 1872–1962, hrsg. vom SPD-Kreisverband Fürth, Fürth 1962  ; 120 Jahre SPD Fürth, hrsg. vom SPD-Kreisverband Fürth, Fürth [1992]  ; Erster Jahresbericht für 1905 nebst Bericht des Gewerkschaftskartells Fürth, hrsg. vom Arbeitersekretariat Fürth, Fürth 1906  ; Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 12. Jg., Nr. 3, 20. Januar 1902  ; Fürther Bürgerzeitung, 28. Jg., Nr. 178, 1. August 1899, und Nr. 199, 26. August 1899 sowie Nr. 205, 2. September 1899  ; Geschäftsbericht für 1900, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Fürth, Fürth 1901  ; Habel, Denkmäler (Abb.)  ; Rupprecht, Fritz  : 110 Jahre Fürther SPD 1872–1982, Fürth 1982 Abb. 60 105. Fürth/Bayern Gewerkschaftshaus II Hirschenstraße 24 Ankauf 1907 Träger Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH, Nürnberg (ab 1926) Umbau 1911 Entwurf Arch. Karl Peringer und Hans Rogler, Nürnberg/Fürth Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1907 Ankauf des Anwesens Hirschenstraße 24 zur Nutzung als Parteiund Gewerkschaftshaus durch den Genossen Friedrich (Fritz) Gaum als Treuhänder  ; am 1. Juli 1908 Bezug durch das sozialdemokratische Parteibüro, das Arbeitersekretariat, den Metall- und Fabrikarbeiterverband sowie die Redaktion und Expedition der »Fürther Bürgerzeitung«  ; am 5. September 1908 auch die Zentralbibliothek dorthin verlegt  ; 1910/11 Aufstockung zum Zweck der Einrichtung eines Jugendheims durch das Architekturbüro Peringer und Rogler (Finanzierung aus der Kartellkasse und durch freiwillige Extrabeiträge der Gewerkschaftsmitglieder)  ; am 22. September 1911 Eröffnung des Jugendheims  ; 1912 Umbau des bis dahin an die Handwerkerfachschule vermieteten Rückgebäudes für Versammlungszwecke  ; am 27. Dezember 1926 Übernahme durch die »Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH« in Nürnberg, handelnd als Treuhänderin für den Ortsausschuss des ADGB, den sozialdemokratischen Verein Fürth sowie die jeweiligen Ortsvereine der Verbände der Holz-, Metall- und Fabrikarbeiter und des Verkehrsbunds, die am Gewerkschaftshaus zu jeweils gleichen Teilen beteiligt waren  ; Finanzierung durch lokale Sonderbeiträge, so genannte Hauspfennige. Am 10. März 1933 von SA besetzt, in der Folgezeit Beschlagnahme und Übertragung auf die DAF. Nach dem Krieg restituiert und von Gewerkschaften, der SPD und anderen Arbeiterorganisationen genutzt  ; heute Haus der AWO. Beschreibung  : Ehem. zweigeschossiges spätklassizistisches Wohnhaus von 1857, beim Umbau 1911 aufgestockt und durch ein Mansardgeschoss mit Zwerchhaus erweitert  ; Nutzung für Ver398

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waltungs-, Versammlungs- und Wohnzwecke, im 2.  OG Jugendheim mit Versammlungsraum (77 qm) und Nebenzimmer (25 qm)  ; eingeschossiges Rückgebäude. Bemerkung  : Das Gewerkschaftshaus in der Hirschenstraße befand sich von 1907 bis 1926 im Eigentum des Sozialdemokraten und Zeitungsexpedienten Fritz Gaum, welcher offensichtlich als Treuhänder der Arbeiterorganisationen fungierte.287 Auch der Umbau zum Jugendheim und die Errichtung des Rückgebäudes wurden im Gewerkschaftskartell beschlossen und höchst wahrscheinlich durch die Verbände finanziert. Beim Um- und Ausbau 1911 erhielt die Fassade eine neoklassizistische Gestaltung mit dominantem Dreiecksgiebel, die das Gebäude aus der umliegenden Bebauung heraushebt und den öffentlichen Charakter des Hauses als Sitz sozialpolitischer und kultureller Organisationen unterstreicht. Die beauftragten Architekten Peringer und Rogler gehören zu den wichtigen Vertretern der frühen Moderne in Fürth und Nürnberg, sind heute allerdings mehr für ihre opulent gestalteten Jugendstilwohnhäuser bekannt. Das Jugendheim wurde auch von den anderen Arbeiterorganisationen für Versammlungen und Veranstaltungen rege genutzt. Anfang 1913 wurde auf einer Kartellversammlung beschlossen, den Organisationen die Lokalitäten unter »minimaler« Erhöhung des Kartellbetrags künftig unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Allerdings verfügte das Haus in der Hirschenstraße weder über eine Gastwirtschaft noch standen dort größere Säle zur Verfügung. Um diesen Mängeln durch einen Neubau abzuhelfen, wurde ein »Gewerkschaftshaus Fürth ›Neubaufonds‹« bei der Stadtsparkasse Fürth angelegt, der 1933 der Beschlagnahme durch die Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Der Fabrikarbeiterverband erwarb 1927 das Haus Sonnenstraße 12 und ließ es zum Verbandshaus umbauen. Bei dem heutigen Gewerkschaftshaus Königswarterstraße 16 handelt es sich um das ehemalige Gebäude des nationalliberalen Gewerkschaftsbundes der Angestellten (GdA). Quellen  : AdMA München (Bestand VTG, Hefter Fürth) Literatur  : 80 Jahre Fürther Sozialdemokratie 1872–1952, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Kreisverband Fürth, Fürth 1952   ; 90 Jahre Fürther Sozialdemokratie 1872–1962, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Kreisverband Fürth, Fürth 1962  ; Allgemeine Zeitung Wunsiedel, 6. Jg., Nr. 60, 11. März 1933  ; Habel, Denkmäler (Abb.)  ; Rupprecht, Fritz  : 110 Jahre Fürther SPD 1872–1982, Fürth 1982  ; [Dritter bis achter] Jahresbericht für [1907 bis 1912] nebst Bericht des Gewerkschaftskartells  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 10. März 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330310.pdf (Abruf am 22. Juli 2014) 106. Gefrees/Bayern Volkshaus Schulstraße 23 (ehem. Haus Nr. 179) Ankauf 1913 Träger Volkshausgenossenschaft Gefrees u. Umg. eGmbH Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Am 13. April 1913 Gründung der Volkshausgenossenschaft für Gefrees

287 Das Gebäude wurde ausschließlich durch Arbeiterorganisationen genutzt  ; auch ist im Jahresbericht des Arbeitersekretariats für 1907 die Rede vom Umzug in »ein eigenes Heim«, vgl. [Dritter bis achter] Jahresbericht für [1907 bis 1912] nebst Bericht des Gewerkschaftskartells, hrsg. vom Arbeitersekretariat Fürth, Fürth [1908 bis 1913], hier dritter Jahresbericht für 1907, S. 4.

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und Umgegend durch organisierte Steinarbeiter288  ; im selben Jahr Ankauf des ehem. evangelischen Vereinshauses durch die Volkshausgenossenschaft mithilfe eines Kredits der Exportbierbrauerei Gefrees, Müller Lochmüller & Co.; nach Um- und Ausbau Einweihung als Volkshaus am 22. Juni 1913. Am 10. August 1933 Beschlagnahme als »marxistische Hochburg« und Zwangsverwaltung durch den Bürgermeister von Gefrees  ; 1934 verweigern die Mitglieder des Aufsichtsrats und Vorstands eine »freiwillige« Auflösung und Liquidation der Genossenschaft, auch ein Kauf­ angebot der Stadt zu einem Preis von 4 000 Mark wird abgelehnt  ; schließlich Zwangsauflösung und Einziehung des Genossenschaftsvermögens zugunsten des Staates mit Beschluss des Bezirksamts Münchberg vom 9. August 1934. 1947 Wiedergründung der Volkshausgenossenschaft, 1951 Rückübertragung des Volkshauses  ; 1952 Erweiterung  ; 1970er Jahre Umbau und Neueinrichtung der Gaststätte  ; 1980er und 1990er Jahre Neugestaltung des Saals. Bis heute unter dem Namen Volkshaus als solches genutzt  ; die 22 Genossenschaftsanteile befinden sich überwiegend in privater Hand, vier davon gehören Vereinen und Verbänden, u.a. der IG Bau. Beschreibung  : Ehem. Vereinshaus (errichtet 1905), bestehend aus einem zweigeschossigen Vorderhaus mit Gast- und Schankwirtschaft sowie einem eingeschossigen Saalbau  ; Badeeinrichtung  ; Garten und Spielplatz. Bemerkung  : Das spätere Gefreeser Volkshaus wurde 1905 als Vereinshaus des Evangelischen Arbeiter- und Jünglingsvereins errichtet. Dieser bot es 1913 zum Verkauf an, woraufhin sich einige Arbeiter zur Volkshausgenossenschaft zusammenschlossen und das Haus erwarben. Neben Einzelpersonen traten auch der Arbeiter-Turnerbund Gefrees, der Konsumverein Gefrees und Umgebung, die Sozialdemokratische Sektion und die örtlichen Zahlstelle des Steinarbeiterverbandes und des DMV als Mitglieder der Genossenschaft bei. Der Saal des Volkshauses stand nicht nur Organisationen der Arbeiterbewegung mietweise zu Verfügung, sondern u.a. auch den örtlichen Schulen für Turnzwecke. Für Volksversammlungen und Bildungsabende erhob die Verwaltung keine Gebühr. Unter dem Druck der Beschlagnahme des Hauses sah sich der Vorstand der Genossenschaft 1933 gezwungen, die sozialdemokratische bzw. »marxistische« Ausrichtung der Volkshausgenossenschaft zu verleugnen. Quellen  : Archiv der Volkshausgenossenschaft Gefrees (frdl. Zusammenstellung von Quellen durch Hans Wagner, Gefrees) Literatur  : »Zu stolz und Ehre der Stadt Gefrees«. Volkshaus wird 100 Jahre alt – als evangelisches Vereinshaus erbaut, in  : Frankenpost/Münchberg-Helmbrechtser Tageszeitung, 23. August 2005 Abb. 200 107. Gelsenkirchen/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus Overwegstraße 47/Essener Straße 17 Ankauf Um 1922 Träger Gewerkschaftshaus Gelsenkirchen GmbH 288 1926 leistete der Zentralverband der Steinarbeiter Deutschlands ein zinsloses Darlehen in Höhe von 3 000 Goldmark zugunsten der Volkshausgenossenschaft  ; vgl. Abschrift aus dem Grundbuch der Gemeinde Gefrees beim Amtsgericht Berneck, Bd.  5, S. 394/398, Bl.  Nr.  386 (Privatarchiv Hans Wagner, Gefrees).

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Geschichtliche Daten  : Am 7. August 1922 Gründung der Gewerkschaftshaus Gelsenkirchen

GmbH  ; vermutlich um diese Zeit Ankauf der Grundstücke Overwegstraße 47/Essener Straße 17 zur Nutzung als Gewerkschaftshaus  ; 1927 als Sitz des ADGB-Ortsausschusses, des Arbeitersekretariats, des Baugewerksbundes, des Eisenbahner- und Bergarbeiterverbands sowie des Arbeitersportkartells nachgewiesen.289 Literatur  : Adressbuch der Stadt Gelsenkirchen für 1927  ; Handbuch der Deutschen Gesellschaften mit beschränkter Haftung [1925]  ; Handbuch des Vereins Arbeiterpresse [1927]

108. Gelsenkirchen/Nordrhein-Westfalen Metallarbeiterheim Augustastraße 18 Ankauf Vermutl. 1920er Jahre Träger Metallarbeiterverein e. V., Gelsenkirchen Saalanbau 1928 Geschichtliche Daten  : Am 30. März 1933 von SA gestürmt. Heute erneut Sitz der IG Metall. Beschreibung  : Geschäftsgrundstück mit Gastwirtschaft bestehend aus einem Vorderhaus (errichtet 1877), einem Mittelhaus (errichtet 1899) und einem Saalanbau (errichtet 1928). Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968a) Literatur  : Adressbuch der Stadt Gelsenkirchen für 1927  ; Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …« Siehe auch → Buer 109. Gera/Thüringen Gewerkschaftshaus I Enzianstraße 11 Ankauf 1917 Träger Gewerkschaftshaus Gera GmbH (ab 1930) Geschichtliche Daten  : Ab 1912 Erhebung eines freiwilligen Extrabeitrags in Höhe von 3 Mark zur Schaffung eines Gewerkschaftshauses  ; 1917 Ankauf des Grundstücks Enzianstraße 11 durch Treuhänder der Gewerkschaften290  ; 1930 Übertragung auf die 1925 gegründete Gewerkschaftshaus Gera GmbH. Literatur  : Geschäftsbericht für 1930, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Gera, Gera 1931 110. Gera/Thüringen Gewerkschaftshaus II (nicht realisiert) De Smit-Straße 6 289 Die Gründung einer Volkshaus Gelsenkirchen GmbH ist für den 31.  Mai 1929 belegt (Gesellschaftszweck  : Schaffung billiger Wohn- und Versammlungsräume)  ; vgl. Handbuch der Deutschen Gesellschaften mit beschränkter Haftung [1932], S. 1285. 290 Als Treuhänder für die einzelnen Gewerkschaften des ADGB sind die Gewerkschafter Ackermann, Schönfeld und Beyer überliefert.

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Planung Ab 1924 Auftraggeber Gewerkschaftshaus Gera GmbH Wettbewerbsausschreibung 1927 Geschichtliche Daten  : Am 23. Oktober 1924 Beschluss über die Erhebung eines Extrabeitrags

von 5 Pfennigen pro Woche zur Errichtung eines neuen Gewerkschaftshauses (1925 erhöht auf 10 Pfennige)  ; am 24. Februar 1925 Gründung der Gewerkschaftshaus Gera GmbH durch ADGB, AfA-Bund und ADB (Eintragung ins Handelsregister am 1. Mai 1925)  ; 1925 Ankauf eines Baugrundstücks an der De Smit-Straße  6 gemeinsam mit der Ostthüringer Volkstribüne bzw. der Leipziger Buchdruckerei AG291 (Grundstücksgröße 9 591 qm, Kaufpreis 230 000 Mark, davon 155 000 Mark durch die Gewerkschaften mithilfe eines Darlehens des Konsumvereins geleistet  ; Grundbucheintragung am 11. November 1925)  ; 1927 Wettbewerbsausschreibung  : 1. Preis für Johannes Koppe, Leipzig  ; 2. Preis für Thilo Schoder, Gera  ; 3. Preis für Paul Schraps, Gera  ; Ankäufe  : Stadtbauamtsrat Kurt Stock u. Hermann Stock, Gera, und Kurt Schiemichen, Leipzig. 1928 Auftragsvergabe an Paul Schraps  ; im Juni 1928 Beginn der Erdarbeiten  ; am 1.  Juli 1928 Grundsteinlegung zum Druckereigebäude  ; September/Oktober 1929 Fertigstellung des ersten Bauabschnitts (Geschäfts-, Druckerei-, und Betriebsgebäude für die Ostthüringer Tribüne). 1933 Beschlagnahme. Projektbeschreibung  : Multifunktionaler Verwaltungs- und Gesellschaftsbau bestehend aus einem Verwaltungs- und Betriebsgebäude für die Ostthüringer Tribüne mit Druckerei und Setzerei und einem weitläufigen Gewerkschaftshauskomplex mit Bürotrakten, Gaststätte und Saalbau. Bemerkung  : Der Architekt Paul Schraps (1894–1961) aus Gera erreichte im Wettbewerb zwar nur den dritten Platz, setzte sich aber gegen seine Konkurrenten  – allen voran Thilo Schoder, der Geraer »Architekt der oberen Zehntausend«292  – durch und wurde mit dem Auftrag betraut. Dies dürfte seinen guten Kontakten zur Arbeiterbewegung zu verdanken gewesen sein, immerhin saß er für die SPD im Geraer Stadtrat und hatte als Architekt der Sozialen Bauhütte für Gera und Umgebung bereits verschiedene Projekte für sozialdemokratische Arbeiterorganisationen übernommen. Der Geraer, selbst Mitglied der SPD, etablierte sich Ende der 1920er Jahre zu einer Art Stammarchitekt der Gewerkschaften in der Region. So gelang es ihm, sich bei den Volkshauswettbewerben in Gera (ab 1927) und Greiz (ab 1929) durchzusetzen. Darüber hinaus wurde er 1932 mit der Umbauplanung in Sonneberg beauftragt. Die Tragik an dieser Erfolgsgeschichte ist, dass sich sämtliche genannten Bauprojekte zunächst aus finanziellen Gründen verzögerten und dann im Zuge der Machtergreifung nicht mehr ausgeführt wurden (abgesehen vom ersten Bauabschnitt in Gera). Schraps vereinte in seiner Arbeit bodenständiges Handwerk mit einer anpassungsfähigen, aufgeschlossenen Gestaltung. Sein Wettbewerbsbeitrag für das Gewerkschaftshaus zeigte zunächst ein zurückhaltendes Bekenntnis zur Moderne  : Es handelt sich um einen vergleichsweise konservativ gegliederten Baublock mit Lochfassade, der durch expressionistische Fassadenskulpturen »mit Zeitgeist aufgeladen«293 werden sollte. Für die Ausführung überarbeitete Schraps jedoch nochmals seine Pläne, wobei er sich offensichtlich am modernistischen Projekt des unterlegenen Konkurrenten Schoder orientierte und zu einer

291 Als Treuhänder traten Paul Schmidt (ADGB), Paul Mengel (AfA) und Fritz Dörnemann (ADB) auf. 292 Lorenz, Ulrike  : Thilo Schoder. Ein Architekt im Spannungsfeld der Moderne, Jena 2001, S. 144. 293 Ebd., S. 145.

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»bodenständigen Sachlichkeit«294 gelangte. Schraps entwarf einen gestaffelten, einen Festplatz umrahmenden Gebäudekomplex mit einem siebengeschossigen Büroturm als Eckdominante.295 Zwar steigerte Schraps den Modernismus der Fassade, indem er die Fenster des mit dunklen Buca-Eisenklinkern verblendeten Baus durch Rahmungen aus Ehringsdorfer Muschelkalk zu horizontalen Bändern und Füllungen aus helleren Klinkern zusammenfasste, verzichtete aber nicht auf ein herkömmliches Traufgesims und eine Betonung der Mittelachse. Von dem geplanten Komplex wurde schließlich nur der erste Bauabschnitt, das Verwaltungs- und Druckereigebäude der Ostthüringer Tribüne, ausgeführt. Der Innenausbau erfolgte unter konsequenter »Ausschaltung von Luxus«, statt edler Materialien wurde Wert auf eine »liebevolle, farbenfreudige Ausgestaltung aller Räume« gelegt.296 Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968a)  ; StArch Gera (schriftlich. Auskunft Frau Meyer) Literatur  : Bauwelt, 19.  Jg., Nr.  4, 26.  Januar 1928, S. 81  ; Bau-Wettbewerbe, Heft  23, Februar 1928, Umschlag  ; Festschrift 125 Jahre Geraer Sozialdemokratie, hrsg. vom SPD-Kreisverband Gera [Gera 1994]  ; Gera (Abb.)  ; Geschäftsbericht für [1925 bis 1930], hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Gera, Gera [1926 bis 1931]  ; Lorenz, Thilo Schoder (Abb.)  ; Ostthüringer Tribüne, 40. Jg., Nr. 239, 12. Oktober 1929 (darin u.a.: Meißner, Das neue Haus der Ostthüringer Tribüne, sowie  : Gewerkschaftshaus Gera GmbH [o. S., o. V.]) Abb. 201 111. Gevelsberg/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus Hagener Straße 2 Ankauf Spätestens 1920 Träger Deutscher Metallarbeiter-Verband Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Spätestens 1920 Ankauf des ehem. Hotels Hagener Straße  2 (erbaut Anfang des 20. Jahrhunderts, Arch. Richard Wellershaus aus Hagen) durch den DMV297. Sitz und Treffpunkt zahlreicher Arbeiterorganisationen und -vereine einschließlich der SPD. Am 2. Mai 1933 Besetzung und Beschlagnahme, zunächst von NSBO und DAF genutzt, dann Übergang in Privatbesitz. Nach dem Krieg u.a. Hotel »Deutsches Haus«  ; heute Wohnhaus mit Spielhalle. Mitte der 1950er Jahre Neubau der IG Metall auf dem Grundstück Großer Markt 9. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte im EG  ; zwei Hotelzimmer. Quellen  : StArch Gevelsberg (schriftl. Auskunft Detlef Raufelder)

294 Ebd., S. 406. 295 Für diese überarbeitete Planung sind zwei leicht abweichende Varianten, eine vergleichsweise moderne Ansicht und ein konservativerer Aufriss im Stadtarchiv Gera überliefert  ; die Ansicht abgedr. in  : Gera, bearb. von Wilhelm Luthardt, 3.  Auflage, Berlin-Halensee 1930, S. 47  ; die Baupläne in StArch Gera, III C/10494. 296 Meißner, A.: Das neue Haus der Ostthüringer Tribüne, Gewerkschaftshaus Gera GmbH, in  : Ostthüringer Tribüne, 40. Jg., Nr. 239, 12. Oktober 1929 [o. S.] 297 Der DMV hatte seinen Sitz zuvor im Haus Mittelstraße 10, das sich spätestens ab 1912 im Eigentum des DMV bzw. im Eigentum des damaligen Kassierers Hermann Doodt als Treuhänder für den Verband befand.

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Literatur  : Herrmann, Walter  : Gevelsberg wie es einmal war. 2. Teil – Bilder der Stadt und ihrer Ortsteile, Meinerzhagen 1981 (Abb.)  ; Polixa, Karl u.a.: Rote Sirene. Streiflichter der Gevelsberger Arbeiterbewegung und des antifaschistischen Widerstandes im Ennepe-Ruhr-Kreis Süd, Neuss [1979]  ; Wendel, Arbeiter-Reise- und Wanderführer

112. Gießen/Hessen Volkshaus Schanzenstraße 18 Ankauf 1907 Träger Gewerkschaftshaus des Herrn Fritz & Co. (Zipp) oHG, Gießen Um- und Erweiterungsbauten 1925/26 u. 1929/30 Ausführung Bauhütte Gießen Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1907 Ankauf von »Lony’s Bierkeller« in der Schanzenstraße (errichtet 1889, Arch. Ludwig Seuling, Kaufpreis rd. 82 000 Mark)  ; am 29.  September 1907 Einweihung. 1925/26 Aufstockung um zwei Geschosse, Erweiterung des Saals auf rd. 180 qm  ; 1929/30 weiterer Anbau für Sanitäranlagen und Büroräume (späterer Saalbau vorgesehen), Ausführung durch die Bauhütte  ; u.a. Sitz von ADGB, ADB und SPD. Am 2. Mai 1933 Besetzung, am 22. Januar 1935 Zwangsversteigerung zugunsten der DAF. Bei Bombenangriffen beschädigt, nach verändertem Wiederaufbau (Arch. Heinrich Fischer) 1949 Wiedereinweihung als Gewerkschaftshaus  ; 1955 Gewerkschaftshausneubau in der Walltorstraße 7. Beschreibung  : Auf vier Geschosse aufgestocktes Wohnhaus mit Gaststätte (errichtet 1889), daran rückwärtig anschließend ein dreigeschossiger Bürohausanbau und ein eingeschossiger Saal­ anbau. Raumprogramm  : Unter anderem großer und kleiner Saal sowie vier Hotelzimmer mit acht Betten. Bemerkung  : Der zweite Anbau im Jahr 1930 wurde hinsichtlich der Fundamente und Mauern im Erdgeschoss so ausgeführt, dass darauf später noch ein großer Saal von ca. 400 qm erstellt werden konnte, dessen Ausführung jedoch durch Wirtschaftskrise und Machtergreifung verhindert wurde.298 Im Nachbargebäude Schanzenstraße 16 hatte der Konsumverein seinen Sitz. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968a) Literatur  : Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Band  I/2 (Hessen  II, Regierungsbezirke Gießen und Kassel), hrsg. vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945, Frankfurt am Main 1996  ; »Und Einigkeit ist Macht«. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Gießen 1867–1949, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Gießen, Gießen 1985 (Abb.)  ; Universitätsstadt Gießen, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Braunschweig u.a. 1993  ; »Wer nicht kämpft, hat schon verloren«

298 Bericht zur Geschichte der Gewerkschaften in Gießen anlässlich des 40jährigen Jubiläums des Giessener Gewerkschaftshauses, veröffentlicht in  : Gießener Freie Presse, 27. September 1947, abgedr. in  : »Wer nicht kämpft, hat schon verloren«. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Gießen 1949– 1990, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Gießen, Gießen 1994, S. 59 f.

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113. Glauchau/Sachsen Volkshaus Agricolastraße 5 (ehem. Augustinerstraße) Ankauf und Umbau 1930/31 Träger Volkshaus GmbH, Glauchau Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : In Glauchau existierte spätestens 1901 ein Verein mit dem Ziel der Schaffung eines Gewerkschaftshauses. Am 1.  Juni 1929 Gründung der Volkshaus GmbH Glauchau durch ADGB-Vertreter  ; mit Kaufvertrag vom 27.  März 1930 Ankauf der Villa des Fabrikanten Friedrich Elias Pöge und Umbau zum Volkshaus. Im Februar 1933 Eröffnung des Konkursverfahrens über die Volkshaus GmbH  ; im Mai 1933 Beschlagnahme  ; im Herbst 1934 Neueröffnung als Sitz der DAF-Kreiswaltung Glauchau und »Heimstätte für alle Volksgenossen der Stirn und der Faust«  ; am 23. April 1937 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an den Hauptgläubiger, die Stadtbank- und Stadtgirokasse Glauchau, ab 1939 Eigentum der Stadt Glauchau, in der Folge Aufteilung des Grundstücks. Während der DDR »Pionierhaus«. Heute »Freizeitparadies«, u.a. von Vereinen für kulturelle und andere Zwecke genutzt. Beschreibung  : Ehem. Fabrikantenvilla, erbaut 1. Hälfte 19. Jahrhundert, mit großem Parkgelände (12 000 qm). Raumprogramm  : Unter anderem zwei Gasträume, der größere mit Bühne, zahlreiche Zimmer und Büroräume (nach Umbau). Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10633)  ; GIRO Berlin (PL 1 Nr.  979, PL 3 Nr.  334)  ; StArch Glauchau (schriftl. Auskunft W. Ulbrich) Literatur  : Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 11. Jg., Nr. 7, 18. Februar 1901  ; Ein neues Heim der DAF-Kreiswaltung Glauchau, in  : Der Deutsche, 14. Jg., Nr. 267, 15. November 1934 (Abb.) Abb. 202 114. Görlitz/Sachsen Volkshaus Dr.-Friedrichs-Straße 4 (ehem. Mittelstraße 36) Ankauf 1924 Träger Volkshaus GmbH, Görlitz Erweiterung 1924/25 Entwurf Arch. Alfred Hentschel, Görlitz Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 17. Mai 1924 Gründung der Volkshaus GmbH Görlitz durch verschiedene Organisationen der Arbeiterbewegung299  ; 1924/25 Ankauf des vermutl. mit einem Vorderhaus bebauten Grundstücks Mittelstraße  36 (heute Dr.-Friedrichs-Straße  4) durch die

299 Die Arbeiterdruckerei Görlitz eGmbH brachte in die Volkshaus GmbH u.a. einen Teil ihres Grundstücks Louisenstraße 8 als Stammeinlage ein. Außerdem beteiligten sich die Bauhütte für die Oberlausitz, ADGB, ADB, ZdA, DMV, Textilarbeiter-Verband, SPD-Bezirksvorstand, Baugewerksbund, die Helenenbad Volksbadeanstalt GmbH sowie eine Privatperson an der Genossenschaft.

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Volkshaus GmbH Görlitz aus städtischem Besitz300  ; 1924/25 Neubau eines Seitenflügels und eines Hinterhauses nach Plänen des Architekten Alfred Hentschel, Görlitz (Finanzierung u.a. über »Bausteine« und Spenden)  ; am 19. Juli 1924 Grundsteinlegung  ; 1927 Hinzukauf eines weiteren Grundstücks301. Am 13.  März 1933 mit Unterstützung der Kommunalpolizei von SA besetzt, Hissen der Hakenkreuzfahne und Verbrennung von Akten und Büchern im Hof  ; im Mai 1933 Beschlagnahme  ; 1939 Übertragung auf die DAF  ; im Dritten Reich laut Adressbuch »Haus der Deutschen Arbeit«, Umbenennung der Volkshaus GmbH in Horst-Wessel-Haus GmbH  ; 1941 Schließung der Gaststätte. 1948 Übernahme durch die Vermögensverwaltung des FDGB (Sitz des FDGB-Kreissekretariats). Beschreibung  : Grundstücksgröße 1 480 qm. Vorderhaus (erbaut 1914 mit Seitenflügel von 1924)  : Viergeschossiger Putzbau. Raumprogramm  : Im EG des Vorderhauses Restaurationsräume (im Keller Küche), im 1. und 3. OG einschließlich des dreigeschossigen Seitenflügels überwiegend Wohnungen. Hinterhaus (Neubau von 1925)  : Viergeschossiges, verputztes Bürogebäude mit ausgebautem DG  ; expressionistische Details. Raumprogramm  : Im EG großer Versammlungsraum mit Büffet, im 1. bis 3. OG je ein Sitzungszimmer und zehn Büroräume  ; im DG Wohnung und Nebenräume. Hotelbetrieb mit 10 Zimmern und 15 Betten. Bemerkung  : Das Görlitzer Volkshaus lag in direkter Nachbarschaft des Gebäudes der Arbeiterdruckerei Görlitz eGmbH in der Luisenstraße 8, wo sich neben der Redaktion und Druckerei der Volkszeitung auch das Parteisekretariat der SPD befand. Im Volkshaus befanden sich der Ortsausschuss des ADGB, das Arbeitersekretariat und die Volksfürsorge  ; zeitweise wohnten hier auch verschiedene Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre.302 1926 richtete der Arbeiter-Samariterbund eine »Rettungswache Volkshaus« ein, die rund um die Uhr ehrenamtlich besetzt war und medizinische Hilfe anbot.303 Die Besetzung des Volkshauses am 13. März 1933 beschrieb die Oberlausitzer Frühpost triumphierend als »Sturm auf die Görlitzer Bonzenbehausung« »in feldmarschmäßiger Ausrüstung und mit klingendem Spiel«.304 Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10643, SAPMO DY 34 5112)  ; GIRO Berlin (Objektakte Görlitz)  ; StArch Görlitz (schriftl. Auskunft und Zusammenstellung von Quellen durch Roland Otto) Literatur  : Bericht für 1925, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Görlitz, Görlitz 1926  ; Koksch/Ohlig (Abb.)  : Chronikdokumentation Görlitzer Arbeiterbewegung  ; Kretzschmar, Görlitz  ; Traditions- und Erinnerungsstätten der Arbeiterbewegung und des antifaschistischen Widerstandskampfes in Görlitz, hrsg. vom Rat der Stadt Görlitz, Görlitz 1989 (Abb.)

300 Im Grundstückskaufvertrag mit der Stadt wurde die Verpflichtung zur unverzüglichen Erstellung weiterer Gebäude festgeschrieben, die insgesamt elf Wohnungen enthalten mussten. 301 1927 waren vier einzelne Grundstücksparzellen im Eigentum der Volkshaus GmbH. 302 Überliefert sind die Namen von Otto Buchwitz, Hugo Eberle (Parteisekretär für Niederschlesien) und Wilhelm Baumgart (Redakteur der Görlitzer Volkszeitung). 303 Koksch, Erich und Gustav Ohlig  : Chronikdokumentation Görlitzer Arbeiterbewegung, 2 Bde. (1818– 1918 und 1918–1945), hrsg. von der Kreiskommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Kreisleitung Görlitz, Görlitz [1984], Bd. 2, S.  89 f. 304 Oberlausitzer Frühpost, 14.  März 1933, zit. nach Kretzschmar, Ernst  : Görlitz unter dem Hakenkreuz, Görlitz 1982, S. 5.

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115. Göttingen/Niedersachsen Volksheim Maschmühlenweg 14/16 Ankauf 1921 Träger Verein »Solidarität« Göttingen und Umgegend e. V. Umbau 1921 ff. u. 1928 Ausführung Soziale Bauhütte Göttingen Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Am 11. April 1921 Gründung des Vereins Verein »Solidarität« e.  V. und Ankauf des Ausflugslokals »Bürgerpark« (Kaufpreis 325 000 Mark)  ; am 11.  September 1921 Eröffnung nach Umbau, im Anschluss Bau eines zweiten Saals, einer neuen Küche sowie weiterer Büroräume anstelle des alten Mittelbaus  ; 1923/24 Neubau eines Verlags- und Druckereigebäudes für das »Volksblatt« auf dem Nebengrundstück Nr. 12, Ausführung sämtlicher Bauarbeiten durch die Soziale Bauhütte  ; Finanzierung durch Spenden und Mitgliedsbeiträge  ; 1928 Schaffung weiterer Büroräume und Wohnungen durch den Ausbau des DGs. In den frühen 1930er Jahren wiederholt SA-Überfälle, endgültige Besetzung am 26. April 1933, am 5./6. Mai 1933 Verschleppung von Sozialdemokraten zu Misshandlungen in den Keller des Volksheims  ; am 18. Juni 1933 in »Haus der Deutschen Arbeit« umbenannt und von der DAF genutzt  ; 1937 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an das NSDAP-Organ »Göttinger Nachrichten« (NS Gauverlag Süd-Hannover-Braunschweig GmbH)  ; im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiterlager  ; im November 1944 weitgehend zerstört. Nach dem Krieg Restitution und Verkauf des VolksheimGrundstücks an die Stadt, am 12. Oktober 1955 Einweihung eines Gewerkschaftshausneubaus Obere Masch  10  ; das beschädigte Volksblatt-Gebäude instandgesetzt, 1958 bis 2003 SPD-Geschäftsstelle und Sitz der »Göttinger Presse«  ; im Mai 1990 Errichtung eines Gedenksteins am Maschmühlenweg. Beschreibung  : Großes, aus mehreren Gebäuden bestehendes Gasthofanwesen (ehem. Ausflugslokal), bestehend aus Vorderhaus, Saalbau und mehreren Nebengebäuden. Raumprogramm  : Unter anderem Restaurant mit Kegelbahn, mehrere Club- und Versammlungsräume, Büros, Arbeiterbibliothek, kleiner und großer Saal für bis zu 1 000 Personen, Wohnungen. Garten mit Pavillon. Bemerkung  : Vor dem Volksheim diente die »Kaiserhalle« (Wilhelmplatz  3, heute »Alte Mensa«) als Versammlungslokal der Göttinger Arbeiterbewegung, die dort einige Räume für Geschäftszwecke gemietet hatte und das Haus als »Gewerkschaftshaus« bezeichnete. Wegen des bevorstehenden Verkaufs der Kaiserhalle begannen im Frühjahr 1921 die Vorarbeiten für den Erwerb eines eigenen Hauses, denn durch den sprunghaften Anstieg der Mitgliederzahlen seit Kriegsende war auch der Raumbedarf der Arbeiterbewegung stark angewachsen. Die Um- und Ausbauarbeiten am Volksheim waren die ersten Bauaufträge der neu gegründeten Sozialen Bauhütte Göttingen, die auch 1923/24 auf dem Nachbargrundstück das Betriebsgebäude für das »Volksblatt« und die eigene Verwaltung errichtete. Quellen  : BArch Koblenz (Abt. B, Z 36 II/39, GPA I/74/49) Literatur  : »Allein bist du nichts …«. Bilder, Berichte und Dokumente zur Sozialgeschichte der Metallgewerkschaft in Südniedersachsen, hrsg. von Gerd-Uwe Boguslawski u.a., Göttingen 1993 (Abb.)  ; Bons, Joachim u.a.: Bohnensuppe und Klassenkampf. Das Volksheim, Gewerkschaftshaus der Göttinger Arbeiterbewegung von der Entstehung im Jahre 1921 bis zu seiner Zerstö407

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rung 1944, Göttingen 1986  ; Tollmien, Cordula  : Nationalsozialismus in Göttingen 1933–1945, Phil. Diss., Univ. Göttingen 1999, Digitale Bibliothek der SUB Göttingen, http://webdoc.gwdg. de/diss/1999/tollmien/dissertation.pdf (Abruf am 22. Juli 2014)  ; Wettig, Klaus  : Das Volksheim. Der historische Ort »Maschmühlenweg«, in  : 1873–2003. 130 Jahre Sozialdemokratie in Göttingen, hrsg. von Klaus Wettig, Göttingen 2003, S. 41–49 (Abb.) 116. Gollnow (Goleniów)/Polen (ehem. Provinz Pommern) Volkshaus Ehem. Heidestraße Ankauf Spätestens 1927 Träger Verein Volkshaus e. V., Gollnow Geschichtliche Daten  : Spätestens 1927 nachgewiesen. 1933 Beschlagnahme  ; 1937 Verkauf  ; 1939 Löschung des Vereins aus dem Vereinsregister. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10636) 117. Gornsdorf/Sachsen Volkshaus Am Andreasberg 5 Neubau 1927/28 Bauherr Verein Volkshaus für Gornsdorf u. Umg. eGmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Im September 1924 Beschluss zum Bau eines Volkshauses  ; am 7. Dezember 1926 Gründung der Genossenschaft »Verein Volkshaus für Gornsdorf u. Umg. eGmbH« und Ausgabe von Bausteinen  ; im Sommer 1927 Baubeginn auf einem Grundstück am Andreasberg, am 2. September 1928 Eröffnungsball, 1.–3. Juni 1929 feierliche Einweihung. 1933 Beschlagnahme und Umbenennung der Volkshausgenossenschaft in Adolf-Hitler-Haus eGmbH, 1937 Umbenennung in »Hotel Andreasberg« Gornsdorf i. E. eGmbH  ; 1939 Nutzung als Umsiedlerlager im Rahmen der nationalsozialistischen Volkstumspolitik  ; 1942 Liquidation der Genossenschaft und Übertragung des Grundstücks auf die Gemeinde Gornsdorf. 1953 SED-Eigentum, 1956 Eigentum des Volkes. Seit 1996 Eigentum der Gemeinde Gornsdorf, Nutzung als Bürgerhaus. Beschreibung  : Stattlicher Walmdachbau in erhöhter, ortsbeherrschender Lage  ; kompakte Baugruppe aus einem dreigeschossigen Kopfbau mit daran anschließenden Saalbau. Unverputzter Backsteinbau über Natursteinsockel mit typischen Merkmalen der Heimatschutzarchitektur  ; am zweigeschossigen Saal Rundbogenfenster  ; Dachreiter mit Turmzwiebel. Bemerkung  : Laut Statut war der Zweck der Gornsdorfer Volkshausgenossenschaft »die Förderung der Wirtschaft ihrer Mitglieder mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes durch Erzielung von Ersparnissen bei genossenschaftlicher Bedarfsversorgung«. Als Unternehmensgegenstand war zudem »die Beschaffung und Herstellung von Lebens- und Genussmitteln und Verkauf derselben im eigenen Restaurant und Hotelbetrieb, auch an Nichtmitglieder« angegeben. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Gornsdorf, Am Andreasberg 5) Literatur  : Scheibner, Helmut  : Weil du auch ein Arbeiter bist. Der Kampf der Arbeiterklasse des Kreises Stollberg gegen das Wiedererstarken des Imperialismus und Militarismus in der Weimarer Republik, gegen Faschismus und Kriegsgefahr (1924–1933), hrsg. von der Sozialis408

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tischen Einheitspartei Deutschlands, Kreisleitung Stollberg, Kommission zur Erforschung der Geschichte der Örtlichen Arbeiterbewegung, Stollberg 1986 Abb. 25, 84 118. Goslar/Niedersachsen Partei- und Gewerkschaftshaus Bergstraße 6 Ankauf 1919 Träger Partei- und Gewerkschaftshaus Goslar und Harzer-Volkszeitung GmbH Umbau 1919/20 u. 1925/26 Geschichtliche Daten  : 1919 Ankauf des Anwesens Bergstraße 6 durch die am 9. Mai 1919 von der Sozialdemokratische Partei und den Gewerkschaften gegründete »Partei- und Gewerkschaftshaus Goslar und Harzer-Volkszeitung GmbH«  ; am 1. Juli 1919 Einzug der Harzer Volkszeitung. Nach Umbau 1920 Einrichtung der ersten Gewerkschaftsbüros. Im Oktober 1925/26 umfassende Renovierung und Erweiterung des Gewerkschaftshauses  : Einbau eines großen Versammlungsraums, im Nebengebäude ein Laden mit Geschäftsräumen für die »Harzer Volkszeitung« eingerichtet  ; am 26. Juni 1926 Einweihung nach Umbau. Am 7. März 1933 erstmals von bewaffneten Nationalsozialisten besetzt, jedoch mithilfe der Polizei wieder geräumt  ; am darauf folgenden Tag erneute Stürmung unter der Leitung des SA-Oberführers Sauke aus Braunschweig sowie Räumung und Versiegelung des Hauses wegen angeblicher Waffen- und Munitionsfunde  ; am 10.  Mai 1933 offizielle Beschlagnahme305  ; am 1.  Oktober 1933 die Geschäftsräume der »Harzer Volkszeitung« von der »Harz-Wacht« übernommen, später auch von der DAF genutzt. Beschreibung  : Ehem. Patrizierhaus, im Wesentlichen aus der Zeit um 1500/10. Raumprogramm  : Im EG Restauration, Geschäftsräume der »Harzer Volkszeitung«, »in frohen Farben gehaltener Saal« für 400 Personen und zwei Klubzimmer  ; in den oberen Geschossen Büros und Hotel-/Herbergsbetrieb, Wohnungen. Konzertgarten für 1 000 Personen. Bemerkung  : Ein erstes »Gewerkschaftshaus« in Goslar ist für das Jahr 1902 belegt306, dabei dürfte es sich jedoch um eine als Vereinslokal genutzte Gastwirtschaft und nicht um gewerkschaftlichen Eigenbesitz gehandelt haben. Zum Ankauf des Anwesens Bergstraße 6 leistete der Handwerksmeister Wilhelm Söffge, führendes SPD-Mitglied und als Senator im Magistrat der Stadt vertreten, neben vier weiteren Parteigenossen bei der Stadtsparkasse eine Bürgschaft in Höhe von 20 000 RM.307 An der feierlichen Einweihung im Juni 1926 nahm u.a. der sozialdemokratische Oberbürgermeister von Magdeburg Hermann Beims teil. Im »reaktionären Goslar, der ›1000jährigen Kaiserstadt‹« war die Arbeiterbewegung besonders stolz auf das eigene Heim, das, 305 Detaillierte Schilderung der Ereignisse vom März bis Mai 1933 in  : Rundgang durch die »Reichsbauernstadt«. Stätten der NS-Herrschaft in Goslar, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsverband Goslar, 2. Auflage, Goslar 2002. 306 Vgl. Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 22. August 1903. 307 Der NSDAP-Fraktionschef und spätere Bürgermeister Heinrich Droste versuchte 1935, Söffge zu ruinieren, indem er die Stadtsparkasse drängte, diese Bürgschaft bei dessen Sohn einzufordern  ; vgl. Schyga, Peter  : Goslar 1918–1945. Von der nationalen Stadt zur Reichsbauernstadt des Nationalsozialismus, Bielefeld 1999, S. 113, Anm. 3  ; S. 138.

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wie 1927 mit Genugtuung berichtet wurde, den »wachsenden Neid« des »Spießertums« auf sich zog.308 Quellen  : StArch Goslar (schriftl. Auskunft Herr Albers) Literatur  : Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 22. August 1903  ; Goslarsche Zeitung, 9. März 1933  ; P., E.: Einweihung des Partei- und Gewerkschaftshauses zu Goslar, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1. Jg., Nr. 6/7, 1926, S. 1 f.; Partei- und Gewerkschaftshaus Goslar  ; Rundgang durch die »Reichsbauernstadt«  ; Schyga, Goslar 1918–1945  ; Werner, Jochen-Thomas  : Zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Wirtschaftsraum Goslar 1848–1949, Goslar 1990 Abb. 203 119. Gotha/Thüringen Volkshaus »Zum Mohren« Mohrenstraße 18/18a/Ecke Hoher Sand Ankauf 1907 Träger Volkshaus mit Herberge GmbH, Gotha Erweiterungsbau Um 1907 ff. Entwurf Arch. Carl Stehmann Umbau und Aufstockung 1928 Entwurf Arch. Bruno Tamme Verbleib Abriss 2007 Geschichtliche Daten  : 1907 Ankauf des Traditionsgasthofs »Zum Mohren« durch den Sozialdemokraten Wilhelm Bock als Treuhänder  ; nach Renovierung Verkauf an die am 15.  März 1907 gegründete, SPD-eigene Volkshaus mit Herberge GmbH. 1907 ff. mehrgeschossiger Neubau für Druckerei und Gewerkschaften zwischen dem Gasthof und dem Flutgraben nach Plänen des Architekten Carl Stehmann. 1921 Umbau sowie 1928 Umbau und Aufstockung um ein Mansardgeschoss nach Plänen des Architekten Bruno Tamme. Sitz von SPD, zahlreichen Gewerkschaftsverbänden sowie weiteren Arbeiterorganisationen. Im Frühjahr 1932 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Volksfürsorge, Gewerkschaftlich-Genossenschaftliche Versicherungs-AG als Hauptgläubigerin. Am 2. Mai 1933 Besetzung, in der Folge in »Haus der Deutschen Arbeitsfront« umbenannt und von NSBO und DAF genutzt  ; 1935 Saalumbau und -erweiterung. 1947 Übertragung auf die Landesversicherungsanstalt Thüringen  ; 1951 Eigentum der FDGBVermögensverwaltung und Wiedereröffnung als HO-Gaststätte. 1990 Treuhandvermögen  ; 2007 Zwangsversteigerung, Ankauf durch die Stadt, am 6. Juni 2007 Beschluss zum Abriss, dieser im Oktober 2007 vorgenommen. Beschreibung  : Hauptbau  : Ursprünglich zweigeschossiges Gasthofgebäude des 17.  Jahr­ hunderts mit zahlreichen späteren Umbauten, insbesondere Saalanbau und neubarocker Aufstockung von 1928. Raumprogramm  : Im EG des Hauptbaus drei große Gasträume, Billardzimmer, Eingangshalle mit Treppe, Küche sowie weitere Nebenräume  ; im OG u.a. zehn Büros, zwei Säle, Clubraum  ; im Mansardgeschoss Herberge mit 27 Fremdenzimmern. Kegelbahn, Musikpavillon, offene Kolonnade  ; im EG des Saalanbaus Restaurationssaal (sog. »Klause«), Abstellräume, weitere sechs Räume für Restaurations- und Hotelbetrieb sowie Nebenräume  ; im OG großer Saal mit 308 Partei- und Gewerkschaftshaus Goslar, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1927, Nr. 4/5, S.3/4, hier S. 4 [o. V.].

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Bühne, zwei Bühnenzimmer sowie weitere Nebenräume. Druckerei- und Verwaltungsgebäude  : Viergeschossiger Neubau in den Formen eines heimatlichen Reformstils (errichtet 1907 ff.). Bemerkung  : Der Ankauf des Gasthofs »Zum Mohren« ist maßgeblich der Initiative des Sozialdemokraten und Gewerkschafters Wilhelm Bock zu verdanken. Mit dem »Mohren« gelangte eines der geschichtsträchtigsten (erstmals erwähnt 1553) und vornehmsten Gasthäuser Gothas (zu den überlieferten Persönlichkeiten, die hier logierten, gehören Napoleon I. und Goethe) in den Besitz der Sozialdemokratie. Als Volkshaus wurde der Bau zum Zentrum der Gothaer Arbeiterbewegung. Nach der Beschlagnahme 1933 instrumentalisierte der nationalsozialistische Staat das Haus für die Zwecke der DAF. Zur DDR-Zeit fanden dort neben privaten Festlichkeiten politische Großveranstaltungen der SED statt. In der jüngeren Vergangenheit wurde das Volkshaus erneut zum Politikum  : Als das Haus im Mai 2007 zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben und dem drohenden Abriss ausgesetzt war, gaben die Parteien des linken wie rechten Lagers, von der PDS bis zur NPD, Appelle zur Rettung des Hauses ab und bezichtigten den jeweiligen Gegner der Vernachlässigung von Kultur und Geschichte. Die NPD stilisierte sich in diesem Zusammenhang gar zur »Partei der sozialen Gerechtigkeit«, die sich »der deutschen Arbeiterbewegung verpflichtet« fühle.309 Der Abriss im Jahr 2007 konnte indes nicht verhindert werden. Quellen  : BArch Berlin (SAPMO DY 34/5073)  ; GIRO Berlin (Objektakte Gotha, Mohrenstraße 18 und 18a) Literatur  : Das Gewerkschaftshaus, 7.  Jg., 1932, Nr.  4, S. 30  ; https://de.wikipedia.org/wiki/ Volks­haus_zum_Mohren (Abruf am 22. Juli 2014)  ; https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Bock (Abruf am 22. Juli 2014)  ; www.zummohren.elnos.de (Abruf am 22. Juli 2014) 120. Greifswald/Mecklenburg-Vorpommern Gewerkschaftshaus Stralsunder Straße 27/28 Ankauf 1921 Träger und Bauherr Arbeiterkasino e. V., Greifswald Saalneubau 1924 Ausführung Baugeschäft für Hoch- und Tiefbau Erich Lüdecke (Bauleiter R. Roch) Um- und Erweiterungsbau 1929 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1904 Gründung des Arbeiterkasino e. V. Greifswald zur Schaffung eines Versammlungslokals für die freigewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaft  ; ab 1906 Anmietung der Hansa-Halle für regelmäßige Veranstaltungen, später Anmietung des »Orpheums«. 1921 Forcierung des Unternehmens durch die Ausgabe von Anteilscheinen und Ankauf des Grundstücks Stralsunder Straße 27/28 (ehem. »Wenzels Garten«, Kaufpreis 120 000 Mark). 1924 rückwärtig Anbau eines eingeschossigen Saals mit Bühne, Einweihung am 13. September 1924  ; 1929/30 Um- und Erweiterungsbau. 1933 Besetzung und Beschlagnahme  ; 1934 Anordnung der Zwangsversteigerung  ; 1936 Verkauf an Privat. Nach 1945 wechselnde Eigentumsverhältnisse (FDGB-Vermögen, Volkseigentum)  ; seit 1993 in Privatbesitz. Beschreibung  : Eingeschossiges Wohnhaus mit Krüppelwalmdach und ausgebautem DG und Saalanbau (Saalfläche 525 qm). Im EG Gastzimmer, Nebenzimmer, im OG Wirtswohnung. 309 Zit. nach Beitrag auf https://de.indymedia.org/2007/05/178084.shtml (Abruf am 2. September 2016).

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Bemerkung  : Die Gründung des Greifswalder Vereins »Arbeiterkasino« erfolgte nach dem Vor-

bild des vier Jahre zuvor ins Leben gerufenen, gleichlautenden Bauvereins in Stralsund, dessen Satzung weitestgehend übernommen wurde. Auch in Stralsund musste man sich zunächst mit einem Pachtobjekt behelfen, bevor 1903 der Ankauf eines eigenen Grundstücks möglich wurde (Kat. 291). In Greifswald gelang dies allerdings erst zu Beginn der Weimarer Republik. Das 1921 erworbene Anwesen Stralsunder Straße 27/28 war jedoch für die Zwecke eines Gewerkschaftshauses nur bedingt geeignet  : »Das Haus ist zu Versammlungszwecken absolut zu klein, die Räume sind niedrig und das Gebäude ist in keiner Weise für die Gewerkschaft ausreichend.«, hieß es im Erläuterungsbericht zu dem notwendigen Um- und Erweiterungsbau.310 »Um dem hauptsächlichsten Bedürfnisse abzuhelfen« wurde daher 1924 zuallererst ein neuer Saalbau errichtet, ein Neubau des Vorderhauses sollte folgen, »sowie die wirtschaftlichen Verhältnisse der Gewerkschaft den Bau möglich machen, wahrscheinlich schon im nächsten Jahre«. Diese langfristige Bauplanung wurde bereits in die Anlage des Saals einbezogen, weshalb der Saalbau 12,50 m von der Straßenfront entfernt errichtet wurde, damit später genug Fläche für das neue Vorderhaus zur Verfügung stehen würde. Gemäß einer zeitgenössischen Beschreibung machte der Saal »gerade durch seine Schlichtheit einen vornehmen und gediegenen Eindruck«.311 Das Vorderhaus konnte nicht mehr realisiert werden. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Stralsund, Sarnowstraße  14)   ; Stadtarchiv Greifswald (schriftl. Auskunft und Zusammenstellung von Quellen durch Frau Schult  ; Rep.  6 VI  d Nr.  6, Erläuterungsbericht zum Neubau eines Saals auf dem Grundstück Stralsunder Str. No. 27/28 zu Greifswald für die Greifswalder Gewerkschaft) Literatur  : 25 Jahre Verein »Arbeiter-Kasino«, in  : Greifswalder Volkszeitung, 8.  Jg., Nr.  125, 31. Mai 1929 [o. S.]  ; Die Einweihung des Gewerkschaftshauses Abb. 204 121. Greiz/Thüringen Volkshaus (nicht realisiert) Planung Ab 1923 Auftraggeber Volkshaus GmbH, Greiz Wettbewerbsausschreibung 1929 Geschichtliche Daten  : Ab ca. 1923 Erhebung eines Pflichtbeitrags in Höhe von 5 Pfennigen pro Mitglied für einen Volkshausbau312  ; im August 1928 Gründung einer Volkshaus GmbH durch fünf Treuhänder des Ortsausschusses und Ankauf eines Grundstücks an der Brauereistraße von 4 500 qm, allerdings gebunden an eine Bierabnahmeverpflichtung der örtlichen Vereinsbrauerei AG  ; Ende 1929 Ausschreibung eines Bauwettbewerbs für den Bau eines Volkshauses auf einem Grundstück 310 Erläuterungsbericht zum Neubau eines Saals auf dem Grundstück Stralsunder Str. 27/28 zu Greifswald für die Greifswalder Gewerkschaft, StArch Greifswald, Rep. 6 VI d Nr. 6 (das vorstehende und die folgenden Zitate stammen soweit nicht anders angegeben aus diesem Bericht). 311 Die Einweihung des Gewerkschaftshauses, in  : Greifswalder Volkszeitung, 3.  Jg., 16.  September 1924 [o. S.]. 312 Bereits 1923 Ankauf eines 6 500 qm großen Grundstücks an der Friedrich-Arnold-Straße durch den Ortsausschuss des ADGB, über dessen ungünstige Lage man allerdings nicht glücklich war, weshalb es wieder verkauft wurde.

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im Bereich der damaligen Brauerei-, Listner- und Talstraße unter allen Greizer Architekten sowie den Architekten Paul Schraps (Gera), Oskar Francke (Tremnitz b. Elsterberg), Max Werner Feistel (Chemnitz), Friedhold Tamm u. Max Richard Grobe (Zwickau), Willy Kieshauer (Leipzig), Jaeger u. Hertel (Leipzig), Bruno Kalitzki (Chemnitz) und Walter Bayer (Leipzig)  ; 21 Entwürfe eingesandt  ; im Preisgericht  : Stadtbaurat Hugo Hüfner (Greiz), Baumeister Hugo Sträßner (Greiz), Stadtbaurat Martin Wagner (Berlin), Aufsichtsratsmitglied der Volkshaus-GmbH Ernst Weber (Greiz) und der Geschäftsführer der Volkshaus-GmbH  ; Vergabe des 1. und 3. Preises an Schraps sowie Auftrag zur Umarbeitung des mit dem 3.  Preis ausgezeichneten Entwurfs »2111«  ; 2.  Preis an Francke. 1930 scheitert die Verwirklichung der Baupläne am Ausbruch der Wirtschaftskrise. 1933 Enteignung der Volkshaus GmbH und Übertragung des Vermögens auf den Staat Thüringen. Projektbeschreibung  : Verwaltungs- und Versammlungsgebäude mit Saalbau. Raum­pro­ gramm  : Büro- und Sitzungszimmer, zwei Säle für 800 und 250 Personen mit Bühne und Galerie, Restaurationsbetrieb mit Weinstube, Stehbierhalle und Kegelbahn, Hotel- und Herbergsbetrieb, Bibliothek mit Lesezimmer, Jugendheim. Bemerkung  : In Greiz nutzte die Arbeiterbewegung ab ca. 1919 pachtweise das städtische »Lyceum« (errichtet 1802 als Knabenschule) als Volkshaus. Da der Pachtvertrag nur eine Laufzeit bis Mitte der 1930er Jahre hatte und das Haus keinen Saal und keine Unterbringungsmöglichkeiten für die einzelnen Gewerkschaftsverbände bot, fasste der Ortsausschuss des ADGB in Greiz frühzeitig Pläne zur Errichtung eines eigenen Volkshauses. Ähnlich wie in Gera (Kat. 110) und Zwickau (Kat. Nr. 336) sollte auch hier ein regionales Zentrum der Arbeiterbewegung entstehen. Von den zu dem beschränkten Wettbewerb eingeladenen Architekten hatten sich Paul Schraps und Bruno Kalitzki bereits an anderen Orten für den Bau von Volkshäusern beworben, Kalitzki in Zwickau und Schraps in Gera. Obwohl er im Wettbewerb nur den dritten Platz belegt hatte, war Schraps 1928 mit dem Bau des Gewerkschaftshauses in Gera beauftragt worden, wobei von ihm eine modernisierende Umarbeitung der Wettbewerbsentwürfe verlangt worden war. In Greiz trat er mit zwei »forciert modernen«313 Vorschlägen an und traf auf Anhieb den Nerv der Jury, die vor allem die Entwicklung der Architektur »aus dem Grundriss« lobte. Die Entscheidung fiel schließlich auf die Ausführung des mit dem 3. Preis ausgezeichneten Entwurfs »2111«. Der Jury gefiel der »schlichte, wohl abgewogene Aufbau« des Projekts, doch auch hier sollten »größere und kleinere Änderungen«314 vorgenommen werden. Die endgültige Beauftragung von Schraps mit der Anfertigung baupolizeilicher Zeichnungen erfolgte im Oktober 1930. Allerdings musste kurz darauf die weitere Bauvorbereitung aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung zurückgestellt werden. Noch im selben Jahr wurde die Erhebung der Sonderbeiträge für den Volkshausbau eingestellt. Als das Projekt auch noch die Unterstützung der wichtigen Gewerkschaftsverbände der Bau- und Metallarbeiter verlor, schwanden die letzten Hoffnungen auf eine Realisierung des ambitionierten Baus. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Greiz) Literatur  : Berichte des Gewerkschaftskartells für Greiz  ; Brandes, Gerhard  : Eine neue Volkshaus-GmbH in Greiz, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1928, Nr. 9/10, S. 8 f.; Bau-Wettbewerbe, 5. Jg., 313 Lorenz, Thilo Schoder, S. 145. 314 Berichte des Gewerkschaftskartells für Greiz und Umgebung (Ortsausschuss des ADGB) und des Arbeitersekretariats für das Jahr [1928–1930], hrsg. vom Gewerkschaftskartell für Greiz und Umgebung, Greiz [1929–1931], hier Bericht 1930, Greiz 1931, S. 11.

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1930, Nr. 54, S. 3–13  ; Festschrift zum 25jährigen Bestehen 1900–1925, hrsg. vom Allgemeinen Consum-Verein für Greiz und Umgegend [Greiz 1925]  ; Lorenz, Thilo Schoder Abb. 140 122. Gröbzig/Sachsen-Anhalt Volksheim Köthener Straße 15 Neubau 1926/27 Bauherr Volksheim-Genossenschaft eGmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1925 Gründung der Volksheimgenossenschaft unter maßgeblicher Beteiligung der seit 1920 bestehenden »Freien Turnerschaft«. 1926 Ankauf eines rd. 1 000 qm großen, mit einer Scheune bebauten Grundstücks der Konsumgenossenschaft Bernburg und Neubau des Volksheims (unter Verwendung der gut unterhaltenen Außenwände der Scheune)  ; 1927 Saalbau  ; Finanzierung über Bausteine und Darlehen der Volksfürsorge Hamburg, der Kreiskommunalverwaltung Dessau-Köthen sowie der Aktien-Brauerei Köthen  ; Bauausführung mithilfe freiwilliger Bauhelfer. 1933 Übernahme durch die NSDAP, Umbenennung in »Deutsches Haus«  ; am 9. Januar 1939 offizielle Einweisung der DAF in das Vermögen  ; 1943 Veräußerung an Privatmann. Am 10. Februar 1946 Antrag auf Rückübertragung beim Landrat des Kreises Dessau-Köthen  ; am 23. September 1949 Übertragung auf den FDGB  ; am 1. April 1951 Übergang in Volkseigentum (Rechtsträger  : Rat der Stadt Gröbzig). Seit 8. April 1993 in Privatbesitz, heute Restaurant und Hotel »Stadt Gröbzig«. Beschreibung  : Massive zweigeschossige Gastwirtschaft mit Krüppelwalmdach und ausgebauter Mansarde  ; über dem Eingang Köthener Straße massiver Erker mit achteckigem Turmaufbau in Fachwerk mit zwiebelförmigem Turmhelm  ; Spritzputzfassade über 90 cm hohem Sockel aus Löbejüner Quarzporphyr. Im EG Gastraum, Küche und Versammlungszimmer, darüber Wohnung und Empore für den anschließenden Saalanbau  ; dieser ein Ziegelrohbau mit Pappdach  ; der Saal mit Bühne, flacher Decke und Schrägriemenparkett. Nebengebäude mit Waschküche, Stall, darüber Heuboden. Bemerkung  : Der Volksheimsaal war zum Zeitpunkt seiner Erbauung der größte Veranstaltungsraum in Gröbzig. Da der Ort jedoch nicht an den Bahnverkehr angeschlossen war, war das Volksheim für Besucher schlecht erreichbar. Auch aufgrund baulicher Mängel war das Haus für die DAF ohne Wert, weshalb es so schnell wie möglich abgestoßen werden sollte. Ein Wertgutachten des FDGB aus den 1950er Jahren fiel nicht besser aus  : Der Turm wird darin als »sinnloser Aufbau« bezeichnet, der »nur toten, unbenutzbaren Raum im Dachboden« umschließe und »eine Quelle für ständige Dachundichtigkeiten und bauliche Schäden« sei. Über den Saalbau heißt es  : »Das rohe äußere Mauerwerk des Saalbaues macht den unfertigen Eindruck einer mit billigsten Mitteln und ohne Sorgfalt errichteten Scheune.«315 Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10637, NS 5 II 1033, SAPMO DY 34 5046)  ; Kappes, Otto  : Das Gröbziger Volksheim (ungedr. Typoskript von 2007  ; mit frdl. Zurverfügungstellung des Autors)

315 BArch Berlin, SAPMO DY 34 5046.

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123. Groß-Gerau/Hessen Eigenheim Elisabethenstraße 21 Ankauf 1927 Träger Freie Sport- und Sängervereinigung, Groß-Gerau Umbau 1928 Saalanbau Um 1931 Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1927 Ankauf des Grundstücks Elisabethenstraße  21 durch die Freie Sport- und Sängervereinigung  ; 1928 Umbau zum »Eigenheim« (Einbau einer Gaststätte)  ; 1931 Anbau eines Saals  ; Finanzierung durch Bausteinverkauf, ein Darlehen der Kreissparkasse und Eigenarbeit. Ab dem 30. Januar 1933 wiederholt Übergriffe von Nationalsozialisten  ; am Pfingstsamstag 1933 Beschlagnahme durch SA. Am 25. August 1944 von Bomben zerstört. Beschreibung  : Vereinsheim mit Gaststätte und Saalanbau. Quellen  : GemArch Trebur (SB 93-4 Konv. 1 Fasc. 1) Literatur  : Spuren der Groß-Gerauer Arbeiterbewegung. Bilder – Erinnerungen – Dokumente, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortskartell Groß-Gerau, Groß-Gerau 1985 124. Guben (Gubin)/Polen (ehem. Provinz Brandenburg) Gewerkschaftshaus Ehem. Lange Straße 4 Ankauf Um 1925 (Nutzung ab ca. 1914) Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Guben Geschichtliche Daten  : Zentraler Treffpunkt der Arbeiterbewegung ab spätestens 1914 in der Langen Straße  4 (Sitz des Arbeitersekretariats, des Gewerkschaftskartells, der Zentralbibliothek, der Märkischen Volksstimme, des Hutarbeiter- und Textilarbeiterverbands sowie des Jugendheims).316 Um 1925 Ankauf des Anwesens durch die Gewerkschaften  ; am 30. Juni 1930 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH in Guben. Am 6. März 1933 erstmals von SA-Leuten besetzt  ; nach zwischenzeitlicher Räumung durch die Regierung endgültige Besetzung am 2. Mai 1933  ; ab 15. September 1933 Sitz der Kreisleitung der NSDAP. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 III 86) Literatur  : Guben in der Zeit des Nationalsozialismus 1933–1935. Eine Dokumentation, hrsg. von ACOL Gesellschaft für Arbeitsförderung mbH Cottbus, Cottbus [o. J.], https://www.yumpu. com/de/document/view/5394489/guben-in-der-zeit-des-nationalsozialismus-1933-acol- (Abruf am 15.  August 2014)  ; Gunia, Gerhard  : Wo einst das Gewerkschaftshaus stand, in  : Lausitzer Rundschau, 7. Juni 2003, http://www.lr-online.de/regionen/guben/Wo-einst-das-Gewerkschafts haus-stand;art1051,228512 (Abruf am 14. August 2014)  ; Reschke, Horst  : Auf Straßen und in Fabriken. Zur Geschichte der Arbeiterbewegung in der Geburtsstadt Wilhelm Piecks, Guben 1965 Gusow-Platkow s. → Platkow 316 Mieter gem. Adressbuch für Guben von 1928  : ADGB-Ortsausschuss, Arbeitersekretariat, DMV und fünf weitere Einzelgewerkschaften, Freie Turnerschaft, Verein der Freidenker für Feuerbestattung e. V.

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125. Hainichen/Sachsen Volks- und Sportheim Oederaner Straße 14 Neubau Um 1926 Bauherr Arbeiter-Turn- und Sportverein Hainichen Verbleib Mit Veränderungen erhalten Geschichtliche Daten  : 1924 Abschluss eines Erbbaupachtvertrags zwischen der Stadt Hainichen und dem Arbeiter-Turn- und Sportverein (Gültigkeit 1. Mai 1924 bis 30. April 2023) mit der Auflage, das Grundstück bis spätestens 30. April 1927 mit einer Turnhalle zu bebauen  ; um 1926 Bau einer Turnhalle mit Wirtschaftsgebäude  ; am 24.  August 1931 Anordnung der Zwangsversteigerung, im Dezember 1931 Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vereinsvermögen, am 1. September 1932 Zuschlag an die Stadt Hainichen. Von April bis Juni 1933 NS-Schutzhaftlager bzw. frühes Konzentrationslager für politische Gefangene. Heute Vereinsheim des Hainichener Karnevalsklub e. V. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wirtschaftsgebäude mit anschließender Turnhalle  ; verputzte Walmdachbauten in den schlichten Formen einer modern beeinflussten Heimatschutzarchitektur. Bemerkung  : Über der Bühne des Volkshaussaals war die Inschrift »Dem Volke gilt’s, während wir zu spielen scheinen« angebracht. Dabei handelte es sich um eine Abwandlung des Theoderich dem Großen zugeschriebenen Zitats »Dem Vaterlande gilt es, während wir zu spielen scheinen.«, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts häufig über dem Eingang zu Spiel- und Turnplätzen der bürgerlichen Turnbewegung angebracht war.317 Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Hainichen, Oederaner Straße 14) Literatur  : Drobisch/Wieland  : System der NS-Konzentrationslager Abb. 86, 205 126. Halberstadt/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus Gerberstraße 15 Nutzung Ab ca. 1896 Ankauf 1932 Träger Volksfürsorge, Gewerkschaftlich-Genossenschaftliche Versicherungs AG, Ham­burg Umbau und Modernisierung 1932 Entwurf Arch. Hermann Distel und August Grubitz, Hamburg Bauleitung Arch. Augustin, Halberstadt Ausführung Firma C. Werner u.a. Zerstört 1945 Geschichtliche Daten  : 1932 Ankauf des Gasthauses durch die Volksfürsorge (Vorbesitzer seit 1896 Gastwirt Gustav Bollmann)  ; im Anschluss Modernisierung und Ausbau nach Plan der Architekten Hermann Distel und August Grubitz, Hamburg318. 30.  Oktober 1932 Einweihung. Fortan u.a. Sitz der Ortsausschüsse des ADGB und des ADB, des Arbeitersekretariats, mehrerer 317 Vgl. Lautenbach, Erich  : Latein – Deutsch. Zitatenlexikon. Quellennachweise, Münster 2002, S. 546. 318 S. Kat. Nr. 130.

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Einzelgewerkschaften und der AW. Am 2. Mai 1933 von SA- und NSBO-Angehörigen besetzt und als Schutzhaftlager genutzt, in der Folgezeit zunächst »Haus der deutschen Arbeit«, ab ca. 1939 Rossschlachterei. 8. April 1945 Zerstörung bei Luftangriff. Beschreibung  : Wohnhaus mit Gaststätte. Beim Umbau 1932 des angeblich zum Teil bis ins 14. Jahrhundert zurückreichenden Vorgängerbaus wohl nur die Umfassungsmauern und der Saal belassen. Raumprogramm  : Nach dem Umbau im EG Vorhalle, Gaststube und drei Klubräume sowie neues Treppenhaus  ; Verbindung der beiden früheren Schankzimmer zu einem großen Restaurant  ; im 1. OG Büroräume  ; ein neuer Saalbau und der Ausbau der Rückgebäude zur Jugend- und Zentralherberge wohl nicht mehr realisiert. Konsumvereinsladen. Der Außenbau beim Umbau nur geringfügig verändert, im Inneren »moderne Raumgestaltung« mit »hellen und freundlichen Anstrichen«. Bemerkung  : Halberstadt spielt in der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung eine besondere Rolle  : Hier fand 1892 der erste deutsche Gewerkschaftskongress nach dem Fall des Sozialistengesetzes statt, auf dem die Generalkommission der deutschen Gewerkschaften gegründet wurde. Zwar wurde das Gewerkschaftshaus in der Gerberstraße erst 1932 durch die Volksfürsorge käuflich erworben, das Lokal stand jedoch schon seit 1896 den verschiedenen Organisationen der Arbeiterbewegung als Organisationszentrale zur Verfügung. Zu verdanken war dies dem Schankwirt Gustav Bollmann, der ab 1896 in der Gerberstraße 15 eine Gastwirtschaft mit dem Namen »Münchener Bierhalle« betrieb. Die Gastwirtsfamilie Bollmann war selbst sozialdemokratisch engagiert und der Arbeiterbewegung eng verbunden. In Bollmanns früherer Gastwirtschaft in der Bakenstraße 63 wurden 1862 der erste örtliche Arbeiterbildungsverein, 1863 eine Lokalgruppe des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins sowie 1871 der erste Ortsverein der Sozialdemokratischen Partei ins Leben gerufen. Ab 1873 war die Gaststätte offizielles Parteilokal und blieb auch während des Sozialistengesetzes inoffizieller Treffpunkt (damals geführt von der Wirtin Johanna Bollmann). Hinsichtlich des Zeitpunkts, wann das Haus Gerberstraße 15 offiziell in gewerkschaftlichen Besitz überging, widersprechen sich die Quellen. Entweder erwarben die Gewerkschaften das Haus bereits 1905319, oder das Haus befand sich bis 1932 im Privatbesitz der Gastwirtsfamilie Bollmann. In einer Quelle heißt es, der Wirt Gustav Bollmann habe eine Turnhalle für den Arbeitersport-Verein in seine Gastwirtschaft eingebaut.320 Im Laufe der Zeit sei es ihm gelungen, auch die meisten Gewerkschaftsbüros in seiner Gaststätte zu unterzubringen, so dass sich schließlich die Bezeichnung »Gewerkschaftshaus« durchsetzte. Quellen  : Historisches Archiv Halberstadt (schriftl. Auskunft Gabriele Bremer) Literatur  : Krummhaar, Daten zur Geschichte der Arbeiterbewegung, S. 93–116  ; Löblich, Eberhard  : Bei Bollmann zum Bier, in  : Vorwärts 2003, Nr.  5, http://www.vorwaerts.de/artikel/bollmann-bier (Abruf am 22. Juli 2014)  ; Spiller, Unser Gewerkschaftshaus Abb. 206 Haldensleben s. → Neuhaldensleben

319 Krummhaar, Ingeborg  : Daten zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Stadt und Kreis Halberstadt, in  : Nordharzer Jahrbuch 1967, Bd. III, S. 93–116, hier S. 100. 320 Spiller, K.: Unser Gewerkschaftshaus. Das neue Heim der Halberstädter Arbeiterschaft, in  : Halberstädter Zeitung und Intelligenzblatt, 29. Oktober 1932 [o. S.].

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127. Halle (Saale)/Sachsen-Anhalt Volkspark Burgstraße 27 Neubau 1906/07 Bauherr Volkspark GmbH, Halle a. S. Entwurf Arch. Albert und Ernst Giese, Halle Bauschmuck Theatermaler Heymann, Leipzig (Bühnenmalerei) Erweiterungsbauten 1912–1914 Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Ab 1903 Überlegungen zum Bau einer eigenen Versammlungsstätte in der Halleschen Arbeiterschaft. Am 22.  Januar 1906 Ankauf des Grundstücks »Tinzer Garten« in der Burgstraße durch den Sozialdemokraten Franz Kretschmann als Treuhänder für den Sozialdemokratischen Verein zu einem Kaufpreis von 135 000 RM (mit Kaufvertrag vom 9.  Juni 1911 Übertragung auf die am 22.  Mai 1911 gegründete Volkspark GmbH)  ; Finanzierung u.a. durch Anteilscheine (»Bausteine«) und Spenden  ; am 1. Februar 1906 Beschluss über den Bau des Volksparks  ; am 25.  Februar 1906 Einreichung der Baupläne der Architekten Albert und Ernst Giese  ; in der Folge Schwierigkeiten bei der Erteilung der Baukonzession durch Widerstände der bürgerlichen Anwohnerschaft und der Behörden  : Am 25. Februar 1906 Erteilung der Bauerlaubnis für die Ausschachtungsarbeiten, am 28.  März 1906 diese wieder zurückgezogen (Begründung  : die Größe des Saals für über 1 200 Personen mache eine weitere Prüfung durch das Regierungspräsidium in Merseburg und das Ministerium in Berlin erforderlich), dadurch Verzögerung des Baubeginn bis September 1906  ; am 2. Juli 1907 Bauabnahme  ; am 13. Juli 1907 Eröffnung. 1912/13 Anbau eines kleinen Saals (heute Fritz-Weineck-Saal) und einer Kegelbahn  ; 1914 Bau einer Turnhalle. Während des Ersten Weltkriegs Nutzung als Lazarett  ; 1920 als Zen­ trum der revolutionären Bewegung während des Kapp-Putsches unter Beschuss und beschädigt  ; vom 12. bis zum 18. Oktober 1920 Tagungsort des sog. USPD-»Spaltungsparteitags«, aus diesem Anlass Umgestaltung nach Entwurf des Architekten Martin Knauthe321  ; am 13. März 1925 nach einer KPD-Kundgebung mit Ernst Thälmann zehn Tote bei gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. 1933 Enteignung durch die Nationalsozialisten  ; Umbenennung in »Reichshof«  ; Nutzung als Versammlungs- und Veranstaltungslokal der NSDAP, Umbaupläne zur Stadthalle und für KdF- und DAF-Zwecke (nicht realisiert)  ; im Zweiten Weltkrieg Nutzung u.a. als Musterungsstelle der Wehrmacht und als Unterkunft für Zwangsarbeiter der Leunawerke. 1946 Geltendmachung eines Restitutionsanspruchs durch die SED, später Übergang in Volkseigentum und Nutzung als Kultur- bzw. Klubhaus  ; 1953–1955 Umbauten, dabei gravierende Eingriffe in die Bausubstanz  ; 1981–1983 »Restaurierung und Rekonstruktion«, u.a. Beseitigung einiger der späteren Einbauten, Wiederherstellung von Stuckornamenten an den Fassaden. 1998 Restitution 321 Im Rahmen dieser fotografisch nicht überlieferten Umgestaltung erfuhren die Stirnwand des Saals und die Empore eine rote Ausmalung  ; die Stirnwand schmückten außerdem links und rechts zwei Monumentalmalereien eines Proletariers und einer Proletarierin (Ausführung Karl Völker), zwischen denen der Schriftzug »Die Internationale wird die Menschheit sein« angebracht war  ; vgl. Fuhrmann, Christine  : Der Hallesche Volkspark, in  : 100 Jahre Volkspark Halle. Utopien, Legenden, Visionen, hrsg. vom Volkspark Halle e. V., Halle (Saale) 2007, S. 25–40, hier S. 35, unter Bezugnahme auf Scharfe, Jürgen  : Der Architekt Martin Knauthe (1889–1942). Materialien zu Leben und Werk, Halle 1979, S. 27.

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an die SPD  ; seitdem Teilsanierung des inzwischen denkmalgeschützten Hauses  ; seit 2000 von der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein als Galerie, Tagungs- und Veranstaltungsort genutzt  ; weiterer Ausbau zum Kulturzentrum vorgesehen. Beschreibung  : Exponierte städtebauliche Lage auf einer Porphyrhöhe über der Saaleaue  ; repräsentative Baugruppe in Neobarockformen  ; im Zentrum großer Saalbau, an den sich die notwendigen Nebenräume anschließen (die Anlage im Laufe der Zeit durch weitere Säle und Anbauten ergänzt)  ; zwischen zwei turmartige, helmbekrönte Risalite eingespannte Schaufront mit großem Schweifgiebel und Thermenfenster  ; vom Jugendstil beeinflusster Fassadendekor mit Voluten, Blattwerk, Ranken, Festons und Fruchtgehängen sowie zwei kämpferisch dreinblickenden Männerköpfen  ; Ziegelputzbau in Kombination mit Stahlskelettkonstruktion. Raumprogramm  : Im EG großer Gastraum (448 qm) und Küche, zwei kleinere Sitzungszimmer und weitläufige Garderobe sowie mehrere Vereins- und Sitzungszimmer  ; im 1. OG großer, von zwei Seiten belichteter Saal mit gewölbter Decke und umlaufender Galerie (insgesamt 560 qm), daran offen anschließend ein kleiner Saal (210 qm). Im 2. OG großes Restaurant und kleiner Saal. Bibliothek, Kegelbahn (errichtet 1913), Turnhalle (errichtet 1914), Herbergsbetrieb (1932 nachgewiesen). Parkähnlicher Garten (geeignet für 3 800 Menschen) mit mehreren Terrassen, Veranden, Musikpavillon und Kolonnaden. Neuzeitliche technische Ausstattung (Zentralheizung, elektrisches Licht – auch im Garten). Ausstattung  : Großer Saal mit neubarocker Stuckdekoration, künstlerische Ausmalung (teilweise mit allegorischen Darstellungen  ; Bühnenvorhang und -hintergrund durch den Leipziger Theatermaler Heymann gestaltet), Buntverglasung und Eichenholzstabfußboden  ; sonst Terrazzo- und Linoleumböden  ; Wandverkleidungen in Holz und glasierter Keramik. Bemerkung  : Durch die exponierte Lage des Bauplatzes in einer bürgerlichen Villengegend geriet das sozialdemokratische Bauprojekt Volkspark seinerzeit zum Politikum. Insbesondere der Bankier Lehmann, dessen Gründerzeitvilla gegenüber dem zu errichtenden Volkspark lag, versuchte den Bau der »protzigen Arbeiterbudicke«322 zu verhindern. Der Volkspark war gedacht als »eine Stätte belebender, bildender und einigender Bestrebungen, eine Stätte für Hebung der geistigen und materiellen Lage der Arbeiter, ein Vorbild für das Proletariat an anderen Orten, eine Schutzund Trutzburg für das hallesche Proletariat«.323 Neben seiner Funktion als Versammlungs-, Fest-, Erholungs- und Bildungsstätte sollte der Volkspark demnach vor allem ein Symbolbau für die wachsende Macht der Arbeiterbewegung sein. Die für mehrere hundert Sänger geeignete Konzertbühne an der Nordseite des großen Saals konnte sich mit der des Stadttheaters messen. Trotz der Aufnahme von Jugendstileinflüssen ist der Volkspark strukturell noch im historistischen Formenschatz verwurzelt – dies zeigt sich etwa an den üppigen Turmaufbauten, den Fensterformen und dem Dekor des Großen Saals, die in einer modernisierten Variation des Neobarock gehalten sind. Der Volkspark ist eines der seltenen Beispiele für einen großen Versammlungsbau der Arbeiterbewegung, bei dem die Sozialdemokratische Partei als alleinige Bauherrin auftrat. Das prak322 Eine satirische Sammlung fiktiver Aussprüche des Volkspark-Gegners Lehmann findet sich in der anlässlich der Eröffnung des Volksparks herausgegebenen Festschrift, teilw. abgedr. in  : 50 Jahre Volkspark Halle. Festschrift dem 50jährigen Bestehen des Halleschen Volkspark, hrsg. vom Rat der Stadt Halle, Halle [1957], S. 20. 323 Festschrift zur Eröffnung des Volksparkes Halle a./S. am 13. Juli 1907, Halle 1907 [o. V.], zit. nach Piechocki, Werner  : Der Volkspark als Kultur- und Bildungsstätte der Halleschen Arbeiter 1907–1914, hrsg. von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Stadtleitung Halle, Halle 1968, S. 13.

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tische Raumbedürfnis der gewerkschaftlichen Organisationen, insbesondere nach Verwaltungsund Herbergsräumen, wurde erst 1913/14 mit dem Bau des Gewerkschaftshauses (Harz 42/44) berücksichtigt (Kat. 128). Literatur  : 50 Jahre Volkspark Halle  ; 100 Jahre Volkspark Halle  ; Die neue Welt, 1915, Nr.  50, S. 393  ; Fehr, Hildegard  : Denkmale und Gedenkstätten der Geschichte der Arbeiterbewegung, des antifaschistischen Widerstandskampfes und des Aufbaus des Sozialismus, in  : Denkmale in Sachsen-Anhalt. Ihre Erhaltung und Pflege in den Bezirken Halle und Magdeburg, hrsg. vom Institut für Denkmalpflege Berlin, 2. Auflage, Weimar 1986, S. 77–92  ; Festschrift zur Eröffnung des Volksparkes Halle (nicht im Original eingesehen)  ; Fuhrmann, Christine  : »Ein Volkshaus, wie es sein sollte« – Der Volkspark in Halle, in  : Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt, 16. Jg., Nr. 1/2, 2008, S. 133–145  ; Lehmann/Petruschat/Wettig, Zinnen  ; Madei, Peter  : Überlieferungen für morgen. Zur Pflege der revolutionären Traditionen der deutschen Arbeiterbewegung im Klubhaus »Volkspark« Halle, in  : kultur und freizeit, 1976, Nr. 5, S. 3–5  ; Piechocki, Der Volkspark als Kultur- und Bildungsstätte  ; Stein, Ruth  : Der »Volkspark« in Halle. Rekonstruktion eines Geschichtsdenkmals, in  : Bauten der Kultur, 1983, Nr. 3, S. 22–26  ; Walch, Josef  : 90 Jahre Volkspark Halle, in  : Die Burg, 1997, Nr. 12, S. 69 f. Abb. 28, 120, 207 128. Halle (Saale)/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus Harz 42/44 Neubau 1913/14 Bauherr Genossenschaftsbuchdruckerei eGmbH, Halle a. S.324 Verwaltung Gewerkschaftshaus GmbH, Halle a. S. Entwurf Arch. Otto Streicher, Halle Ausführung Fa. Lerche (Maurerarbeiten)  ; Fa. Schöne (Betonarbeiten) Bauschmuck Glasermeister Köstner (Glasmalerei), H. Merkel (Stuck- und Bildhauerarbeiten), Bildhauer Julius Obst (Bronzefigur) Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1912 Ausarbeitung von Entwürfen für ein Gewerkschaftshaus auf dem hinteren Gartengrundstück des Volksparks (zum Advokatenweg hin), diese Planung jedoch aufgrund der schlechten Bahnanbindung und der weiten Entfernung zu den Arbeiterwohnquartieren verworfen  ; am 13. August 1913 erweitert die sozialdemokratische Genossenschaftsdruckerei ihr seit 1904 bestehendes Druckereigrundstück (Harz  42/43) durch Hinzukauf des vorderen Grundstücksteils (Harz 44) und stellt den Bauplatz den Gewerkschaften zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses unentgeltlich zur Verfügung  ; am 13. September 1913 Einsetzung einer gemeinschaftlichen Baukommission auf einer Sitzung der Partei-, Druckerei- und Gewerkschaftsvorstände. Einholung von Entwürfen bei fünf Architekten  ; Auftragsvergabe an Arch. Otto Streicher gemäß Beschluss vom 3. November 1913  ; im Januar 1914 Abbruch der Vorgängerbebauung  ; kurz darauf Baubeginn (Einmauerung einer Kassette mit Druckschriften der Halleschen Arbeiterbewegung sowie einer Hülse mit Dokumenten zur Entstehung des Bauwerks)  ; Baukos-

324 1931 geändert in Gemeinnützige Grundstücks-Verwertungs-Genossenschaft eGmbH Halle S.

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ten rd. 220 000 Mark  ; am 7.  Juni 1914 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH325 durch die Gewerkschaften zum Zweck der Pacht und Verwaltung des Hauses (24. April und 5. Juni 1914 vorbereitende Kartellversammlungen). Am 15. Dezember 1914 Einweihung. Am 13. März 1933 von SA besetzt und auf Anordnung der Polizei geschlossen  ; am 2. Mai 1933 von NSBO gestürmt und verwüstet, später von der Gauleitung der DAF als »Haus der deutschen Arbeit« genutzt  ; 1939 Übertragung auf die DAF. 1949 Übergang in FDGB-Eigentum  ; 1960 Eigentum des Volkes (mehrfacher Rechtsträgerwechsel)  ; am 17. November 1989 Anbringung einer Gedenktafel zur Gründung des Arbeiter- und Soldatenrats von Halle am 9. November 1918. Beschreibung  : Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus über asymmetrischem Grundriss  ; aufgrund der abknickenden Straßenführung und eines Gebäuderücksprungs Eckhauscharakter  ; linker Seitenflügel dreigeschossig  ; hohes, ausgebautes Mansarddach  ; Ausführung massiv in Ziegelsteinmauerwerk. Der Haupteingang mit Säulenstellung und Segmentgiebel im Bereich des Fassadenrücksprungs gelegen  ; dort ein oktogonaler Turmerker mit Kuppelhaube in die eingezogene Gebäudecke integriert, der die Lage des Treppenhauses anzeigt. Im EG niedrige Sockelrustika aus Werksteinverblendung, sonst gegliederte Putzfassaden. Bauschmuck  : Am Turmerker sinnbildlicher Schmuck  : Putten, verschiedene Gewerke darstellend, und Kartusche nebst Wappen der Industrie und Baugewerke. Halbfigur eines nackten Arbeiters aus Bronze rechts am Portal (Bildhauer Obst). Buntglasfenster in »altdeutschen« Formen, im Flur Glasmalerei zum Thema »Wissen ist Macht« und Kassettendecke »in kunstgerechter Ausführung« mit den »Kennzeichen der Gewerkschaften in kräftiger Farbentönung«  ; weitere Buntglasfenster mit Sinnsprüchen im Haupttreppenhaus. Dekorativer Werksteinkamin im Vestibül. Raumprogramm  : Im EG zwei Läden für Volksbuchhandlung und Volksblatt-Verlag sowie »kaffeehausmäßiges« Gastzimmer und »Kneipzimmer«. Im 1. und 2. OG Gewerkschaftsbüros und Sitzungszimmer, Arbeiter- und Parteisekretariat (insg. 30 Räume), Versammlungs- und Sitzungszimmer  ; im 3. und 4. OG Herbergs- und Hotelbetrieb (zugänglich über gesonderten Aufgang, zwölf Herbergszimmer mit über 100 Betten, fünf Hotelzimmer, Aufenthaltsraum) sowie Wohnung des Hausverwalters  ; im ausgebauten DG Mietwohnung  ; im Keller zehn Brause- und zwei Wannenbäder sowie technische Anlagen. Ausstattung  : Elektrisches Licht  ; eiserne Bettgestelle mit Patentfedermatratzen  ; Zentralheizungsanlage, Heißluft-Desinfektionsapparat, Lüftungsanlage und »Staubsaugeanlage«.326 Bemerkung  : Das Gewerkschaftshaus in Harz 42/44 war die organisatorische Zentrale der Halleschen Arbeiterbewegung. Hier befand sich der Sitz des »Volksblattes«, der SPD, des Arbeitersekretariats, des Arbeiterbildungsausschusses, des ADGB und des AfA-Bundes sowie zahlreicher anderer Einzelgewerkschaften. Beim dem beauftragten Architekten Otto Streicher handelt es sich offenbar um den Sohn eines Parteigenossen, an dessen Entwurf die Bauherren insbesondere die Binnenorganisation, Bauflächenausnutzung und Fassadengestaltung lobten. Das Mansarddach wurde »absichtlich so hoch aufstrebend«327 gestaltet, um dem Gebäude in der schmalen Straße zu größerer Dominanz zu verhelfen. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1068 u. 1968a, SAPMO DY  34 5047, SgY  30 3460 u. 1497, SAPMO Bild Y 1-530) 325 1920 wurde die Gewerkschaftshaus GmbH aufgelöst und ihre Anteile auf die Genossenschaftsbuchdruckerei übertragen. 326 Alle voran stehenden Zitate aus  : Ad., Das Haus der Gewerkschaften in Halle a. d. Saale, S. 400. 327 Das Haus der Gewerkschaften zu Halle an der Saale, S. 12.

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Literatur  : Ad., Das Haus der Gewerkschaften  ; Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Bd. 4, Stadt Halle, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Petersberg 1993, S. 205 (Abb.)  ; Durch Kampf zum Sieg. 1889–1914. Jubiläumsschrift der Sozialdemokratischen Partei in Halle und dem Saal(e)kreis, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Halle, Saale, Vereinsvorstand, Halle [1914]  ; Geschäftsbericht der Verwaltungsstelle Halle a. S. des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes über das Jahr 1914, in  : Sammelband von Geschäfts-Berichten, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Stuttgart 1928, insbes. S. 435 f.; Das Haus der Gewerkschaften zu Halle an der Saale [1914]  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 13.  März 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330313.pdf (Abruf am 23.  Juli 2014) Abb. 6, 53, 208

129. Hamborn-Marxloh328 (Duisburg)/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Friedrich-Engels-Straße 21 (ehem. Mittelstraße) Ankauf 1927 Umbau 1927 Architekt Georg Olie B.D.A. Bauträger Volkshaus GmbH, Hamborn Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Am 9. Februar 1927 Gründung der Volkshaus GmbH, Hamborn (Gesellschaftszweck  : Unterhaltung und Verwertung eines freigewerkschaftlichen Volkshauses), im selben Jahr Ankauf einer ehemaligen Zigarrenfabrik im Hamborner Stadtteil Marxloh und Umbau nach Plänen des Architekten Georg Olie B.D.A. zum Volkshaus. Am 10. März 1933 stürmt die SS das Volkshaus und zerstört und verschleppt das Inventar  ; das Volkshaus wird Folterstätte  ; die nationalsozialistische Presse verhöhnt das Haus als »Stätte der Unzucht« und »Freudenhaus«. Nach dem Krieg erneut Gewerkschaftshaus  ; in den 1970er Jahren Verkauf. Beschreibung  : Dreigeschossiger Bau mit Geschäftshauscharakter. Raumprogramm  : Im EG Tageswirtschaft und Sitzungszimmer  ; im 1. OG »Blauer Saal«, im 2. OG Büroräume und Wirtswohnung. Bemerkung  : Im Stadtgebiet von Duisburg existierten im Laufe der Jahrzehnte mehrere Gewerkschafts- bzw. Volkshäuser. Das 1927 geschaffene Volkshaus in Hamborn ist jedoch offenbar das einzige, das sich vor 1933 im Eigentum der Arbeiterbewegung befand. Das Arbeitersekretariat, die Arbeiterbank und die Arbeiterbibliothek waren in den 1920er Jahren im Haus der Volksstimme in der Marienstraße  29 untergebracht. Von 1923 bis 1933 unterhielt der ADGBOrtsausschuss ein gepachtetes Gewerkschaftshaus in der Beekstraße 61, welches allerdings als »Provisorium«329 betrachtet wurde. 1929 wurde fast einstimmig beschlossen, in den kommenden zehn Jahren pro Gewerkschaftsmitglied und Quartal einen zusätzlichen Sonderbeitrag von 20 Pfennigen an die Kasse des Ortsausschusses abzuführen, um endlich zu einem eigenen, zen­ 328 Die Stadt Hamborn wurde am 1. August 1929 zu Duisburg-Hamborn verschmolzen (1935 in Duisburg umbenannt). 329 Bericht für 1929, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Duisburg, Duisburg 1930, S. 5.

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tralen Gewerkschaftshaus zu gelangen. Im Falle des Scheiterns sollten die Beträge an die einzelnen Gewerkschaftsverbände zurückgezahlt werden. Literatur  : Bericht für 1929  ; Reformführer Nordrhein-Westfalen  ; Tatort Duisburg 1933–1945 (Abb.)  ; Thüer, Heinz  : Von der Einheitsgewerkschaft Deutsche Arbeitnehmer Groß-Duisburg zum Deutschen Gewerkschaftsbund Ortsausschuss Duisburg. Der gewerkschaftliche Wiederaufbau in Duisburg von 1945–1947, Duisburg 1985 130. Hamburg Gewerkschaftshaus Besenbinderhof 56–59 Neubau 1905/06 Bauherr Gewerkschaftshaus Hamburg GmbH Entwurf Arch. Heinrich Krug, Hamburg Erweiterungsbau I 1908/09 Entwurf Arch. Heinrich Krug und Albert H. W. Krüger, Hamburg Erweiterungsbau II 1912/13 Entwurf Arch. Wilhelm Schröder, Hamburg Ausführung Hoffmann & Bernhardt (Eisenbeton)330 Bauschmuck Xaver Pielmaier (Figürliche Kunstglasfenster)  ; Walter Zehle (Holzschnitzereien) Umbau und Modernisierung 1929 Entwurf Arch. Hermann Distel und August Grubitz, Hamburg Verbleib Nur teilweise und stark verändert erhalten Geschichtliche Daten  : 1894 Einsetzung einer Gewerkschaftshauskommission  ; 1900 Anmietung der »Lessinghalle« am Gänsemarkt  35 für die Einrichtung des Arbeitersekretariats  ; im selben Jahr Schaffung eines Baufonds (bis 1902 ca. 55 000 Mark eingezahlt)  ; 1904 wird dem Gewerkschaftskartell ein Kaufangebot über die rd. 2 300 qm umfassenden Grundstücke Besenbinderhof 60–66331 unterbreitet, welches schließlich angenommen wird  ; am 12. Juni 1904 Gründung der Gewerkschaftshaus Hamburg GmbH unter Beteiligung der Gewerkschaften, der Konsum-, Bau- und Sparverein »Produktion« eGmbH, der Sozialdemokratischen Partei332 und des »Hamburger Echos«  ; Ende 1904 Ausschreibung eines Wettbewerbs für ein Gewerkschaftshaus mit Büroräumen, Versammlungs- und Festsälen, Restaurants und Herberge, zu dem 25 Entwürfe eingereicht werden  ; Beauftragung der Architekten Heinrich Krug und Albert Krüger mit der Ausarbeitung eines gemeinsamen Entwurfs, dieser nach Einarbeitung mehrfacher Änderungs-

330 Alle ausführenden Firmen genannt in Ein Führer durch das Hamburger Gewerkschaftshaus, S. 68. 331 Noch während der Bauzeit durch Hinzukauf weiterer Grundstücke auf insgesamt 4 390 qm erweitert. 332 Die SPD stand dem Projekt anfangs eher zurückhaltend gegenüber, zumal damals nur etwa ein Drittel der Gewerkschaftsmitglieder auch Mitglied der SPD war. Daher führte die Partei zuvor eine Abstimmung unter allen Hamburger Parteimitgliedern durch, die mit 2 540 gegen 1 191 Stimmen zugunsten des Projekts ausging. Vor allem der erste Wahlkreis (Altstadt, St. Georg), in dem die anzukaufenden Grundstücke lagen, stimmte – wohl nicht zuletzt aufgrund des werbenden Einsatzes von August Bebel, der dort Reichstagsabgeordneter war – mit großer Mehrheit für das Projekt. Im zweiten Wahlkreis wurde das Projekt abgelehnt, im dritten knapp befürwortet  ; vgl. Domansky, Zukunftsstaat, S. 380. Das Stammkapital der Firma betrug im August 1904 200 000 Mark.

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wünsche bausachverständiger Gewerkschaftsmitglieder zur Ausführung angenommen  ; nach Abriss der Vorgängerbebauung Baubeginn am 18. August 1905, am 11. Mai 1906 Richtfest (Erwerbs- und Baukosten rd. 1,5 Millionen Mark, Finanzierung u.a. durch Darlehen der Konsumgenossenschaft »Produktion«, der Gewerkschaften und der gewerkschaftlichen Krankenkassen)  ; am 29. Dezember 1906 Einweihung mit Festrede von August Bebel. 1908/09 Erweiterung um ein Hinterhaus nach Plänen Heinrich Krugs333. 1909/10 Hinzukauf des mit einem dreigeschossigen Wohnhaus bebauten Grundstücks Besenbinderhof 68 zur Einrichtung eines Hotelbetriebs (bereits 1911 in Büros umgewandelt). 1911 Ausschreibung eines Wettbewerbs für die Errichtung eines zweiten Erweiterungsbaus  ; ab Oktober 1912 Erweiterungsbau nach Plänen des Architekten Wilhelm Schröder  ; am 3. Oktober 1913 Einweihung (Baukosten rd. 1,3 Millionen Mark). 1920 Schließung der Herberge mangels Rentabilität  ; 1922 Auflösung des Arbeitersekretariats und Eingliederung in die staatlichen Auskunftsstellen des Wohlfahrtsamtes. 1929 Modernisierung des Saalbaus von 1905/06 nach Plänen des Architekturbüros Distel & Grubitz. Am 13.  März 1933 ergebnislose Hausdurchsuchung  ; am 2.  Mai 1933 von SA und SS besetzt und beschlagnahmt, Verbrennung von Flaggen vor dem Haus  ; am 10. Mai 1933 Verbrennung großer Teile der Gewerkschaftsbibliothek am Kaiser-Friedrich-Ufer  ; das Gewerkschaftshaus wird Sitz der DAF-Gauverwaltung  ; im September 1938 Löschung der Gewerkschaftshaus Hamburg GmbH im Handelsregister  ; im Sommer 1943 schwere Zerstörungen bei Bombenangriffen. Ende 1945 Wiedereinzug der ersten Gewerkschaftsverbände und sukzessive Renovierung  ; ab 1945 provisorische Nutzung des großen Saals durch Schauspielhaus und Staatsoper (1956–1976 »Theater am Besenbinderhof«), 1976 Abriss des Saals  ; am 12. Mai 1977 Grundsteinlegung für einen Erweiterungsbau (Ecke Repsoldstraße) und Beginn der Altbausanierung  ; am 15. Februar 1982 Wiedereinweihung nach durchgreifenden Umbaumaßnahmen  ; 1991 Abriss des Hinterhauses (ehem. Erweiterungsbau I) zugunsten eines Erweiterungsbaus der Volksfürsorge an der Norderstraße  ; 1992/93 Renovierung und Umbau der Säle des ehem. Erweiterungsbaus II zu Büros und Schulungsräumen sowie Errichtung eines weiteren Rückgebäudes parallel zur Repsoldstraße  ; 2001/02 ff. Umbau des linken Gebäudeteils zum »ver.di-Center«. Beschreibung  : Umfangreicher Gebäudekomplex in günstiger Lage unweit des Hauptbahnhofs, bestehend aus mehreren, in verschiedenen Bauphasen errichteten Vorderhäusern, Rückgebäuden und Saalbauten (Grundstücksfläche insges. rd. 4 300 qm). Erster Bau (1904–1906)  : Historistischer Monumentalbau mit dreifach zurückgestufter Front  ; der Mittelteil mit Schweifgiebel vor pavillonartig erhöhtem Walmdach, flankiert von zwei hohen Turmaufbauten mit Schweifhelmen  ; an der teils in Granit und Porphyr, teils in Backstein ausgeführten Fassade überwiegend neobarocke Schmuckformen, zum Teil mit Jugendstilanklängen  ; die dreigeteilte Fassadengliederung verweist auf die Verteilung der Funktionsbereiche Verwaltungsbau (links, mit Redebalkon), Restaurant- und Versammlungssaal (Mitte) und Herbergsbetrieb (rechts), wobei der Mittelteil die anderen an gestalterischem Aufwand überbietet. Erweiterungsbau  II (1912/13)  : Fünfgeschossiges Restaurations- und Verwaltungsgebäude mit rückwärtig anschließendem, dreigeschossigem Saalbau  ; monumentale Fassade in geklärten Neubarockformen mit kräftig rustiziertem, über zwei Geschosse reichendem Granitsockel und segmentbogig ausschwingendem Mittelteil in Cot333 Voß, Angelika  : 75 Jahre Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof, in  : 75 Jahre Gewerkschaftshaus Hamburg, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund/Kreis Freie und Hansestadt Hamburg, Hamburg [1983], S. 14.

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taer Sandstein  ; Walmdach mit zwei hohen Schweifgiebeln  ; im 1. OG breiter Redebalkon. Raumprogramm  : Erster Bau  : Im EG des linken Bauteils Restaurant und zwei Klubzimmer, in den

OG überwiegend Büros sowie acht Übernachtungszimmer für Referenten und Delegierte  ; im Mittelteil großer Versammlungssaal mit Galerie (726 qm u. 240 qm Fläche, für insg. 2 000 Personen geeignet), im EG ein Vorsaal, ein kleinerer Saal und mehrere Klubräume angegliedert sowie im 1. OG eine Wandelhalle und zwei weitere Säle  ; im EG des Herbergsflügels Herbergsrestaurant, in den OG Unterkunftsräume mit 156 Betten, im 1.  OG Lesezimmer.334 Im Keller Garderobe, Küchenanlagen, Bierlager, Desinfektions- und Baderäume. Erweiterungsbau I (1908/09)  : Büros, Wohnung des Herbergsökonomen, Unterkunftsräume und Badeeinrichtung für das weibliche Küchenpersonal sowie Räume für die Zentralkommission für das Arbeiterbildungswesen samt Hörsaal im KG (sog. »Bildungskeller«335). Erweiterungsbau II  : Im EG und 1. OG des Vorderhauses weitläufige Restaurations- und Caféräume, in den übrigen OG und im ausgebauten DG Büroräume  ; im Saalbau auf tiefer liegender und höherer Ebene zwei weitere Restaurantsäle (je über 300 qm) darüber ein über zwei Geschosse reichender, von beiden Längsseiten belichteter Gesellschaftssaal (Musiksaal). Ausstattung und Bauschmuck  : Erster Bau  : An der Fassade über dem Haupteingang in Sandstein gemeißelte Portraits der Arbeiterführer Lassalle, Liebknecht, Engels und Marx sowie weiterer figürlich-allegorischer Bauschmuck, u.a. im Giebelfeld Figurengruppe zu »Wert und Bedeutung der Arbeit«  ; im Inneren Wandgemälde mit Straßenszene aus der Französischen Revolution. Erweiterungsbau  II  : In den Restauranträumen Eichenholzvertäfelungen, geschnitzter Holzfries mit Darstellungen aus dem Arbeitsleben (Kindheit in der Weberwerkstatt, Auf der Wanderschaft, In der Fremde, Heimkehr von der Arbeit) und Holzfiguren (Arbeiter mit Glücksschwein, Arbeiter mit Unglücksrabe)  ; in vielen Räumen figürliche Kunstverglasung336 (überwiegend Handwerks-, Berufs- und Arbeitsdarstellungen, symbolische Darstellungen der Gewerke und Berufsverbände, im Restaurant Wappen und Embleme der Weinküfer, Bäcker, Bierbrauer, Fleischer und Tabakarbeiter, im tief liegenden Restaurant Embleme der Schlachter, Tapezierer, Schneider, Kürschner und Sattler sowie Darstellungen des Bäcker- und Konditorenhandwerks und im Musiksaal weitere Verbandsdarstellungen337, Darstellungen aus der Tätigkeit der deutschen genossenschaftlichen Großeinkaufsorganisation338 sowie Glasfenster mit Allegorie »Proletarier aller Länder vereinigt euch« und stuckierte Portraitmedaillons)  ; im Café an den Wänden Rüsterpaneele und Stoffbespannung  ; in den Treppenhäusern farbig glasierte Keramikverkleidung, weitere figürliche Holzschnitzereien (Putten, Hamburger Fischfrau, Hafenarbeiter, eingeschlafener Polizist, Handwerksbursche mit Butterbrot) und allegorische Kunstverglasungen339  ; in den Gewerkschaftsbüros einzelne Wandgemälde. Technische Ausstattung  : Erwei334 Die Herberge wurde am 1.  Januar 1920 wegen Unrentabiliät geschlossen. Die Übernachtungszimmer wurden in Gewerkschaftsbüros und das Herbergsrestaurant in eine Filiale der Arbeiterbank umgewandelt. Nach der Währungsreform erholte sich das Gewerkschaftshaus wirtschaftlich wieder, auch erwuchs ein erneuter Bedarf an Herbergsräumen, weshalb 1925/26 die »Heimstätte« am Nagelsweg errichtet wurde (vgl. Kap. 3.2.1). 335 Vgl. Schult, Geschichte, S. 146. 336 Größtenteils von einzelnen Gewerkschaftsverbänden gestiftet. 337 Gemeinde- und Staatsarbeiter, Handelsgehilfen, Textilarbeiter, Metallarbeiter, Handels- und Transportarbeiter, Fabrikarbeiter. 338 Gestiftet von der GEG. 339 Ausführlichere Beschreibung in  : Ein Führer durch das Hamburger Gewerkschaftshaus.

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terungsbau  II  : Fahrstuhl, Lüftungsanlage, modernste Küchen- und Wirtschaftseinrichtungen, Baderäume für das Personal. Bemerkung  : Hamburg war seit der Frühzeit der Arbeiterbewegung eine Hochburg der Sozialdemokratie.340 Bereits 1863, im Gründungsjahr des ADAV, kam innerhalb der organisierten Arbeiterschaft die Idee auf, durch Ankauf oder Bau eine zentrale Anlaufstelle einzurichten, die als Versammlungsort und Herberge dienen sollte.341 Die zahlreichen in den kommenden Jahren in den einzelnen Berufszweigen gegründeten Gewerkschaften schlossen sich 1873 zu einem Kartell zusammen, welches 1876 den Ankauf eines Grundstücks am Zippelhaus beschloss, der dann jedoch aus finanziellen Gründen nicht zustande kam. Das Vorhaben konnte erst nach Ablauf des Sozialistengesetzes wieder aufgegriffen werden, wenn auch nicht alle Organisationen hinter dem Projekt standen, das angesichts der schlechten Wirtschaftslage vielen riskant erschien.342 1894 ergab eine Umfrage unter den Gewerkschaften, dass die Idee der Schaffung eines Gewerkschaftshauses zwar grundsätzlich begrüßt werde, aber aus finanziellen Gründen noch für einige Jahre zurückgestellt werden solle. Priorität sollte die Einrichtung eines Arbeitersekretariats haben, das am 1.  September 1900 in gemieteten Räumen in der »Lessinghalle« am Gänsemarkt eröffnet wurde. Die »Lessinghalle« beherbergte neben dem Arbeitersekretariat und dem Arbeitsnachweis auch mehrere gewerkschaftliche Geschäftsstellen. Es bot den Organisationen Versammlungsmöglichkeiten und avancierte trotz der dort herrschenden »primitiven Verhältnisse«343 zu einem wichtigen Treffpunkt der Hamburger Arbeiterbewegung. Ungelöst blieben allerdings die Herbergsfrage und der Wunsch nach einem eigenen, möglichst zentral gelegenen Haus, das die Arbeiterschaft des ganzen Stadtgebiets anziehen und versorgen sollte. Im Rahmen des Bauwettbewerbs für das neu zu errichtende Gewerkschaftshaus gingen 25 Entwürfe ein, von denen jedoch keiner als ausführungsreif erachtet wurde. Man kombinierte die Beiträge der Architekten Heinrich Krug und Albert Krüger, denen die Bauausführung gemeinsam übertragen wurde, wobei Krug nach Differenzen allein federführend war.344 1929 wurde durch die Umgestaltung und technische Erneuerung des großen Saals und des Foyers der Anschluss an die Moderne vollzogen. Das renommierte Hamburger Architekturbüro Hermann Distel und August Grubitz345 beseitigte das »Gewirr von Ornamenten, von Kreuzge340 Um die Jahrhundertwende beherbergte keine Stadt so viele gewerkschaftliche Zentralverbände mit ihren Hauptverwaltungen. Auch die Generalkommission der Gewerkschaften, die Vorläuferorganisation des ADGB als Dachverband aller freien Gewerkschaftsorganisationen in Deutschland hatte ihren Sitz von 1890 bis 1903 in Hamburg. 341 Protokoll der Verhandlungen des sechsten Kongresses der Gewerkschaften Deutschlands, S. 129. 342 Zu den anhaltenden Widerständen gegen das Gewerkschaftshausprojekt s. Domansky, Zukunftsstaat, S. 377–379. 343 Gaack, Wilhelm  : Zum 25jährigen Jubiläum des Gewerkschaftshauses, in  : 25 Jahre Gewerkschaftshaus Hamburg GmbH, hrsg. anläßlich der Jubiläumsfeier am Mittwoch, dem 12. Juni 1929 [Hamburg 1929] [o. V.], S. 21 f., zit. nach Joho, »Dies Haus …«, S. 18. 344 Vgl. 25 Jahre Gewerkschaftshaus Hamburg (1932), S. 1 f., hier S. 2  ; Domansky, Zukunftsstaat, S. 384, Anm. 4. 345 Die Architekten Distel und Grubitz zählen zu den renommierten, der Moderne aufgeschlossenen Architekten der Weimarer Republik in Hamburg (vgl. Architekt Hermann Distel in Arbeitsgemeinschaft mit Architekt A. Grubitz, mit einer Einleitung von Carl Anton Piper, Berlin/Leipzig/Wien 1929 [o. V.]). Sie arbeiteten mehrfach für Organisationen, die der Arbeiterbewegung nahe standen. Unter anderem ent-

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wölben, von Stichkappen« und »Rabitzphantasien«346, so dass Räume mit sachlichen, klaren Linien entstanden. Geometrische »Röhrenglaskörper«, Eichen- und Föhrenholzvertäfelungen und eine farbliche Gestaltung in verschiedenen Grautönen mit silbernen Akzenten sorgten für eine zeitgemäße, gehobene Eleganz. Ab 1909 hatte es Bestrebungen gegeben, weitere Saalbauten in den entlegenen Stadtteilen zu erwerben oder zu errichten. In den 1920er Jahren wurden zwei Zweigbetriebe am Lerchenfeld und auf der Veddel347 eröffnet. Ein 1927 geplanter Volkshaus-Neubau für Barmbek (Entwurf Distel & Grubitz  ?) kam nicht zustande. Die mit der Größe des Hauses einhergehenden hohen Unterhaltskosten, insbesondere durch »die Zinsen und Unkosten fressenden Säle«348, bescherten der Verwaltungsgesellschaft 1929 schwere Verluste. Damals wurde die Buchhaltung der neu gegründeten Gesellschaft für Vermögensverwahrung und -verwaltung mbH übertragen, welche den Betrieb durch Personalminderung straffte und u.a. entschied, sich aus den erst wenige Jahre zuvor ins Leben gerufenen, dezentralen Gewerkschaftshausfilialen zurückzuziehen.349 Nachdem ein Großteil der historischen Ausstattung bereits im Zuge der Umbaumaßnahmen Ende der 1970er Jahre verloren gegangen war, wurden die einstigen kulturellen und sozialen Kernräume des Hauses, die weitläufigen Versammlungssäle, in den 1990er Jahren in Büros und Seminarräume aufgeteilt. Die Warnungen Einzelner vor dem Verlust der »baukulturellen Tradition des Hauses« und die Kritik an der »ausschließlich nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten und ohne gewerkschaftskulturelle Bezüge« erfolgenden Umnutzung gingen damals offenbar im Lärm der Baumaßnahmen unter.350 Quellen  : DGB Hamburg (mdl. Auskünfte Heinrich-Joachim Schümann) Literatur  : 25 Jahre Gewerkschaftshaus Hamburg GmbH (1929)  ; 25 Jahre Gewerkschaftshaus Hamburg (1932)  ; 75 Jahre Gewerkschaftshaus Hamburg  ; Hamburg und seine Bauten unter warfen sie für den Hamburger ADGB 1926 ein Heim für ledige Frauen. An Modernisierungen und Umgestaltungen älterer Bauten, die nach ihren Plänen ausgeführt wurden, sind der Umbau des Hamburger Stadttheaters 1927 sowie der Einbau neuer Sitzungssäle im Dachgeschoss der Hamburger Allgemeinen Ortskrankenkasse zu nennen. 1927 erarbeiteten sie Entwürfe für zwei Volkshäuser im Stadtteil Eilbeck und im Arbeiterviertel Barmbek (letzteres zusammen mit dem Architekturbüro Rudolf Klophaus, August Schoch und Erich zu Putlitz), die offenbar nie ausgeführt wurden (vgl. ebd.). Es folgten 1927–1929 das Ledigenheim für Frauen und Mädchen am Nagelsweg 16 und 1929–1931 im Auftrag der Volksfürsorge ein achtgeschossiger Bürohausneubau an der Alster (Ausführung durch die Bauhütte Bauwohl GmbH  ; Abb. in  : Soziale Bauwirtschaft, 11. Jg., Nr. 17, 31. August 1931, S. 269 u. Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1931, Nr. 24). Mit dem 1935–1937 für das Standortkommando der Wehrmacht entworfenen Monumentalbau an der Sophienterrasse bewiesen Distel und Grubitz, dass sie die Sprache der offiziellen nationalsozialistischen Repräsentationsarchitektur beherrschten und zeigten damit die unschöne Seite ihrer Wandlungsfähigkeit. 346 Brandt, Dr.: Neue Hamburger Säle, in  : Deutsche Bauzeitung, 63. Jg., Nr. 16, 23. Februar 1929, S. 153–159 u. Nr. 17, 27. Februar 1929, S. 161–163, zit. auf S. 153 u. S. 156. 347 Abb. in  : Volk und Zeit, Beilage zum Hamburger Echo, 1928, Nr. 36 [o. S.]. 348 Die Lage des Hamburger Gewerkschaftshauses, in  : Gewerkschafts-Zeitung, 40. Jg., 1930, S. 45. 349 Ebd. 350 So Wolfgang Bartnicki, der ehem. Geschäftsführer der Abteilung Kulturelle Einrichtungen in der ÖTVBezirksverwaltung Hamburg in einem Schreiben an den DGB-Kreis vom 25. April 1991, zit. nach Joho, »Dies Haus …«, S. 210.

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Berücksichtigung der Nachbarstädte  ; Hamburg und seine Bauten mit Altona, Wandsbek und Harburg-Wilhelmsburg. 1918–1929, hrsg. vom Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hamburg, Hamburg 1929  ; Architekt Hermann Distel in Arbeitsgemeinschaft mit Architekt A.  Grubitz  ; Bau-Rundschau [Hamburg], 1921, Nr. 12, S. 241 ff. (nicht eingesehen)  ; Brandt, Neue Hamburger Säle  ; Bröcker, Unsere Arbeiterklasse als Baumeister  ; Domansky, Zukunftsstaat  ; Domansky, Repräsentationsbauten der Arbeiterbewegung  ; Ein Führer durch das Hamburger Gewerkschaftshaus  ; Das Haus der Hamburger Gewerkschaften. Festschrift zur fünfzigjährigen Wiederkehr der Einweihung, Hamburg 1956 [o. V.]  ; Hamburger Echo, 25. Dezember 1906, 1. Januar 1907, 6. Januar 1907, 18. November 1910, 5. Oktober 1913  ; Hillig, Hugo  : Hamburgische Architektur, in  : Die Neue Gesellschaft, 3. Jg., Bd. 4, Nr. 4, 1907, S. 100–107  ; Hillig, Hugo  : Aus dem Verwaltungsgebäude der Verlagsgesellschaft Deutscher Konsumvereine zu Hamburg  ; Joho, »Dies Haus …«  ; Krause, Emil  : Das Hamburger Gewerkschaftshaus  ; Lange, Ralf  : Architekturführer Hamburg, Stuttgart 1995  ; Marg, Volkwin und Reiner Schröder  : Architektur in Hamburg seit 1900, Hamburg 1993  ; Protokoll der Verhandlungen des sechsten Kongresses der Gewerkschaften Deutschlands, insbes. S. 129  ; Schult, Geschichte der Hamburger Arbeiter  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 13. März 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330313.pdf (Abruf am 23. Juli 2014)  ; Kat. Vorwärts und nicht vergessen  ; Waffenschmieden der Hamburger Arbeiterschaft, in  : Volk und Zeit [Beilage zum Hamburger Echo], 1928, Nr. 36 [o. S.]  ; Kat. Wir sind die Kraft Abb. 31, 44, 47, 48, 49, 50, 51, 154 131. Hamburg Haus des Deutschen Bauarbeiter-Verbands351 Jungestraße 1/Klaus-Groth-Straße 1 (ehem. Wallstraße) Neubau 1910/11 Bauherr Treuhandgesellschaft des Deutschen Baugewerksbundes GmbH Entwurf Arch. Albert H. W. Krüger, Hamburg Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1908 Beschluss zur Errichtung eines eigenen Verbandshauses auf dem Verbandstag in Hannover-Linden  ; Ankauf eines mit drei Häusern bebauten Grundstückensembles in der Nähe des Bahnhofs Berliner Tor zunächst durch den Verbandsvorsitzenden Theodor Bömelburg als Treuhänder, später auf die Treuhandgesellschaft des Deutschen Baugewerksbundes GmbH (Größe rd. 1 000 qm, Kaufpreis 130 000 Mark)  ; Beauftragung des Architekten Albert Krüger mit den Entwürfen für einen Verbandshausneubau  ; Mitte Januar 1910 Beginn der Abbrucharbeiten, ab 18. Februar 1910 Ausschachtung, im März 1910 Grundsteinlegung, im Dezember 1910 Bezug der Büroräume, Anfang 1911 Fertigstellung. 1929 Verlegung des Verbandssitzes nach Berlin in das Haus Friedrichstraße 5–6. 1933 Beschlagnahme, 1936 Umbau, am 15. April 1939 offizielle Übertragung auf die DAF. Heute Sitz der IG Bau – Steine – Erden. Beschreibung  : Eckgebäude mit einer an einer Platzsituation gelegenen Hauptfront von 23 m an der Wallstraße und einer Nebenfront von 27,4 m Länge. Fünfgeschossiger Backsteinbau mit hohem Mansarddach  ; regelmäßig gegliederte Fassade mit aufgemauerten Kolossalpilastern und Mauerwerk im Zierverband über einem Sockel aus graubraunem Basalt  ; acht paarweise überei351 Zum Zeitpunkt der Grundsteinlegung noch Zentralverband der Deutschen Maurer genannt  ; 1911 Umbenennung in Deutscher Bauarbeiter-Verband, ab 1923 Deutscher Baugewerksbund.

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nander plazierte Balkone mit gemauerter elliptischer Brüstung verweisen auf die Nutzung der oberen Geschosse als Wohnraum  ; ein kräftiges Kranzgesims teilt das mit einem umlaufenden Balkon versehene Mezzaningeschoss von den übrigen Geschossen  ; Turmaufbau mit Aussichtsplattform und Fahnenmast. Raumprogramm  : Im EG Packräume, Expedition und Wohnung  ; im 1.  OG Vorstandsbüros, Sitzungssaal, Redaktion des »Grundstein« und Wohnung (bei Bedarf in Büros umzuwandeln)  ; im 2. bis 4.  OG insg. 14 Vier- und Drei-Zimmer-Wohnungen. Bauschmuck  : An der Fassade grüne Keramikeinlagen, u.a. an den Pilasterkapitellen stilisierte Pflanzenmotive, und an den Brüstungen der Erdgeschossfenster Sandsteinreliefs mit symbolischen Darstellungen der einzelnen Baugewerke und dem Schriftzug »Einigkeit macht stark«. Die Rückseite des Hauptflügels in Kunstsandstein ausgeführt, dort ein »großer vorgebauter Erker, der auf einer antiken Säulenhalle ruht«, darüber zwischen den Fenstern des Sitzungssaals Reliefs mit Darstellungen von Maurer und Zimmermann bei der Arbeit und auf der Wanderschaft.352 Innenausstattung  : Überwiegend »einfach, zweckmäßig und solide«353  ; der Eingangsbereich an der Wallstraße prächtiger gestaltet, Wandverkleidung mit Sockel aus weißgrauem Marmor, darüber braungelber Marmor zwischen Stucklisenen, Stuckdecke und Keramik-Wandbrunnen  ; der zweite Eingang schlichter, die Wände gefliest und mit »Glasolin«-Belag, die Böden in Linoleum (auch in den Büros)  ; der Sitzungssaal im 1. OG als einziger Repräsentationsraum mit dunkelbrauner Holzvertäfelung, Marmorkamin, Stuckdecke und elektrischen Kugellampen aus mattem Glas ausgestattet. Technische Ausstattung  : Heizungs- und Warmwasseranlage  ; elek­ trische und Gasbeleuchtung, Vakuum-Entstaubungsanlage. Bemerkung  : Der Deutsche Bauarbeiterverband war eine der ersten Gewerkschaften, der es gelang, einen eigenen Verbandshausneubau zu errichten. Der ehemalige Zentralverband der Maurer hatte seit Aufnahme seiner Tätigkeit in Hamburg 1891 mehrfach den Sitz gewechselt. Ab 1905 hatte der Verband das Haus Besenbinderhof 56 gemietet. Als dieses Grundstück um 1910 für den Erweiterungsbau des benachbarten Gewerkschaftshauses verwendet werden sollte, fiel die Entscheidung für einen eigenen Neubau. Bereits zu diesem Zeitpunkt stand eine Sitzverlegung nach Berlin im Raum, was zu Diskussionen im Verband führte, jedoch lehnte die Mehrheit damals einen Umzug ab. Der mit dem Neubau beauftragte Architekt Albert Krüger war schon am Bau des Gewerkschaftshauses beteiligt gewesen und hatte als ehemaliges Mitglied des Zen­tralverbands der Maurer gute Kontakte zur Gewerkschaftsbewegung. Die Maurerarbeiten wurden in eigener Regie ausgeführt, während man für die übrigen Arbeiten neben Genossenschaftsunternehmen nur solche Firmen auswählte, die auf eine so genannte Streikklausel verzichteten und tarifliche Lohn- und Arbeitsbedingungen garantierten. Die damit einhergehende Verteuerung nahm man in Kauf. Die im Bauprogramm enthaltenen Wohnungen sollten nur zum Teil Verbandsmitarbeitern zur Verfügung stehen, die meisten wurden zu einem hohen Preis an Dritte vermietet, womit man die Mehrkosten des Baus zu decken beabsichtigte. Das Haus gibt sich durch die Pilastergliederung und den monumentalen Dachaufbau die würdevolle Wirkung eines öffentlichen Verwaltungsgebäudes, was allerdings durch die vorhandenen Balkone leicht abgeschwächt wird. In der beinahe rastermäßig ausgewogenen Gliederung der Fronten findet sich die Tendenz zur Versachlichung, wie sie in Hamburg von Fritz Schumacher vertreten wurde und sich 352 Beschreibung in  : Hamburger Echo, 18. November 1910, zit. nach  : Der Grundstein, 23. Jg., Nr. 50, 10. Dezember 1910, o. S. 353 Der Grundstein, 24. Jg., Nr. 12, 25. März 1911, S. 138.

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zu dieser Zeit insbesondere im Kontorhausbau durchsetzte. Damit wurde gewissermaßen aus der Not eine Tugend gemacht, denn eine anfangs angedachte Sandsteinfassade war vermutlich aus Kostengründen nicht zu realisieren gewesen.354 Das Hamburger Echo schrieb, das Verbandshaus übertreffe »fast alles, was die Bourgeoisie mit viel reicheren Mitteln an Kontorhäusern und Etagen-Wohnhäusern in den letzten Jahrzehnten schuf. Kein Pracht- und Prunkbau, sondern ein Haus der Arbeit, ein Profanbau im ernsten und strengen Stile ist das neue Haus geworden.«355 Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1125) Literatur  : Klupp, Die Architektur des Bauarbeiterhauses  ; Lange, Ralf  : Architekturführer Hamburg, Stuttgart 1995  ; Die neue Welt, 1910, Nr. 42, S. 336 (mit Abb.)  ; Protokoll über die Verhandlungen des elften Verbandstages  ; Protokoll über die Verhandlungen des zehnten (außerordentlichen) Verbandstages, insbes. S. 285–315  ; Über unser Verbandshaus, in  : Der Grundstein, 23. Jg., Nr.  50, 10.  Dezember 1910, S. 548  ; Unser Verbandshaus, in  : Der Grundstein, 23.  Jg., Nr.  11, 12. März 1910 u. 24. Jg., Nr. 12, 25. März 1911, S. 135–139 Abb. 129 Siehe auch → Altona, Bergedorf, Wandsbek 132. Hanau/Hessen Saalbau Mühlstraße 2 bzw. 2 a–c Neubau 1895–97 Bauherr Saalbau-Gesellschaft mbH, Hanau Entwurf und Ausführung Arch. u. Bauunternehmer Wilhelm Kolbe jr. Erweiterung 1907/08 (Anbau an den Saalbau) Entwurf und Ausführung Maurermeister Hermann Mesenberg, Hanau Erweiterung 1913 (drei Vorderhäuser mit Seitengebäude) Entwurf Arch. Wilhelm Knieling, Hanau Ausführung Maurermeister Hermann Mesenberg, Hanau Umbauten 1929/30 Entwurf und Ausführung Arch. Max Mesenberg, Hanau Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Am 19.  Oktober 1892 Wahl einer Baukommission auf einer Volksversammlung zur Lösung der Lokalfrage  ; am 20.  März 1893 Gründung eines Saalbauvereins  ; am 1.  Juni 1894 Gründung einer Saalbaugesellschaft mbH (Gesellschaftszweck  : Soziale und kulturelle Förderung der Arbeiterschaft, Gewährung von billigen Wohnungen)  ; erste Planungen für ein großes Saalbauanwesen mit Gaststätte, Festsaal und Turnhalle auf dem Grundstück Mühlstraße 2 werden nach monatelangen, erfolglosen Verhandlungen mit den Behörden über die Erteilung einer öffentlichen Konzession verworfen  ; schließlich Ausarbeitung eines kleineren Projekts (Turnhalle mit Vereinswirtschaft) durch den Bauunternehmer Wilhelm Kolbe jr. (Finan­ 354 Vgl. Protokoll über die Verhandlungen des zehnten (außerordentlichen) Verbandstages. Abgehalten in Hannover-Linden vom 30. August bis 5. September 1908, hrsg. vom Zentralverband der Maurer Deutschlands, Hamburg 1908, S. 303. 355 Hamburger Echo, 18. November 1910, zit. nach  : Der Grundstein, 23. Jg., Nr. 50, 10. Dezember 1910.

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zierung u.a. durch Extrabeiträge und Zuschüsse verschiedener Arbeiterorganisationen356)  ; am 11. September 1895 Bauantrag, am 22. Oktober 1895 Baugenehmigung  ; im November 1897 Rohbauabnahme  ; 1899 Einweihung357. 1907/08 Erweiterung des Saalbaus durch einen Anbau (Bauausführung Maurermeister Hermann Mesenberg, Hanau). 1913 Errichtung dreier Vorderhäuser samt Seitengebäude für Büro- und Wohnraumnutzung entlang der Straßenfront (Arch. Wilhelm Knieling und Maurermeister Hermann Mesenberg). 1929 Einbau eines Filmvorführraumes im Übungszimmer des 1. OG und Umbau der Wirtschaftsräume und des Saaleingangs (Arch. und Maurermeister Max Mesenberg). Am 2.  Mai 1933 von SA und SS besetzt, in der Folgezeit in Jakob-Sprenger-Haus umbenannt. Im Krieg zerstört  ; am 4. März 1965 beschließt die wieder gegründete Saalbaugesellschaft ihre Auflösung und schenkt ihr Gesellschaftsvermögen der Stadt Hanau für soziale Zwecke  ; auf dem ehem. Saalbaugrundstück heute AOK-Gebäude. 1958/59 Gewerkschaftshausneubau am Freiheitsplatz 6 (Arch. Paul Perrin, Düsseldorf). Beschreibung  : Gebäudekomplex aus drei Vorderhäusern und einem Saalbau sowie Nebengebäuden. Saalbau  : Aus drei unterschiedlich hohen Gebäudeteilen  – Gastwirtschaft, Saalvorbau und Saal – gruppierter Bau  ; am dreigeschossigen Gastwirtschaftsgebäude asymmetrisch gestaltete Putzfassade mit Sandsteingliederungen in frei variierten Neorenaissanceformen, dominiert durch einen hohen Stufengiebel. Raumprogramm  : Im EG Vestibül, Treppenhaus, Buffet und Garderobe  ; Saalbau eingeschossig, innen mit flachem Tonnengewölbe und Bühne. Weitere Bebauung  : Fünfgeschossige Vorderhausbebauung (zeitgenössische Reformarchitektur). Raumprogramm  : Insgesamt rd. 30 Büroräume und 22 Wohnungen. Im Garten Kegelbahn. Bemerkung  : Der Hanauer Saalbau ist einer der ersten in Deutschland entstandenen Gewerkschaftshausneubauten. Die Kämpfe, die zwischen den Gewerkschaften und den Behörden um die notwendigen Genehmigungen, insbesondere die Erteilung der Wirtschaftskonzession, ausgefochten werden mussten, sind anschaulich dokumentiert. Um Schwierigkeiten vorzubeugen, hatte sich der am 20. März 1893 gegründete Saalbau-Verein vorsorglich ein betont neutrales Statut gegeben, demnach verfolgte er den Zweck, »die nötigen Mittel zu beschaffen, um dem von der Hanauer Bevölkerung schon lange empfundenen Lokalmangel durch Erbauung und Instandhaltung eines Saals abzuhelfen.«358 Dennoch versuchten die Bau- und Polizeibehörden das Projekt zu verhindern. Die Auseinandersetzung über die Bedürfnisfrage und die Konzessionserteilung endete erst vor dem Oberverwaltungsgericht.359 Die ursprünglichen Absichten des Saalbauvereins zur Errichtung eines »für alle Zwecke und alle Kreise berechneten Vergnügungs-Etablissements im großen Stile«, mussten verworfen werden, obschon die Baufirma Elzenheimer & Müller bereits entsprechende Pläne ausgearbeitet hatte.360 Die Nähe des Saalbaugrundstücks zum geplanten Bau des Landeskrankenhauses verhinderte die Erlangung einer Konzession für einen solchen gastronomischen Großbetrieb. Der Saalbauverein entschied sich schließlich für den Bau 356 Darunter der Markenkonsum-Verein, der Turn-Verein, der Verein Arbeiterschutz, die Turngesellschaft, der Sanitäts-Verein, die Fachvereine der Goldarbeiter, Schuhmacher, Schneider, Schreiner und Diamantarbeiter, der Verein für Arbeiterinnen und der Arbeiter-Gesangverein »Vorwärts«  ; vgl. Hoch, Der Kampf der Polizei, S. 66. 357 Cipa o. J., S. 43. 358 Hoch, Der Kampf der Polizei, S. 3. 359 Ausführlich dokumentiert in ebd. 360 Die Baupläne von Elzenheimer & Müller aus dem Jahr 1894 sind im StArch Hanau vollständig erhalten.

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eines kleineren Turnhallengebäudes mit Vereinsräumen auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks, womit man sich eine Umgehung der behördlichen Hindernisse bei der Konzessionserteilung erhoffte. Auf dem vorderen, an der Straße gelegenen Teil erfolgte 1913 eine geschlossene Bebauung mit Wohnhäusern als einer Art Lärmschutzriegel zwischen Saalbau und Krankenhaus. Der später Gewerkschaftshaus genannte Saalbau stellt demnach die stark reduzierte Form eines ursprünglich sehr aufwendigen Bauprojekts dar. In seiner überlieferten Gestalt zeigt sich nichtsdestotrotz das Bemühen um eine markante und repräsentative Wirkung. An dem Bau verbinden sich einzelne Elemente aus dem Formenkanon des Renaissancepalasts (Rundbogenfenster, Säulenstellungen, Ädikula) und mit Motiven aus dem mittelalterlichen Schloss- und Burgenbau (Stufengiebel, Sandsteinquadereinfassungen an den Gebäudekanten) sowie eigensinnigen Neuschöpfungen des Architekten (Giebelbekrönungen). Es bleibt offen, ob dem unkonventionellen Umgang mit dem architektonischen Formenkanon eine spielerische Unbefangenheit oder nicht doch eher eine gewisse Unbeholfenheit des Architekten zugrunde lag. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1158, NS 5 II 1968a) Literatur  : 1867–1987. 120 Jahre SPD Hanau [Hanau 1987] [o.  V.]  ; Cipa, Angelika (u.a.)  : Hanauer Stadtführer. Dreißig Stätten demokratischer Geschichte und antifaschistischen Widerstandes, Hanau [o. J.]  ; Fischer, Der Saalbau zu Hanau  ; Hoch, Der Kampf der Polizei Abb. 209 133. Hannover/Niedersachsen Gewerkschaftshaus mit Volksheim Goseriede 4 (ehem. Nikolaistraße 7361) Neubau 1909/10 Bauherr Gewerkschaftshaus und Volksheim GmbH, Hannover362 Entwurf Arch. Rudolf Schröder, Hannover Hinzukäufe 1921/22 Um- und Erweiterungsbau 1922 u. 1926 Verbleib Im Krieg teilweise zerstört, die erhaltenen Teile stark verändert Geschichtliche Daten  : 1908 Beschluss zur Schaffung eines Gewerkschaftshauses und Gründung der »Solidarität« Partei- und Gewerkschaftshaus GmbH, Ankauf eines Grundstücks im Bereich Nikolaistraße (Nr.  7), Artillerie- und Odeonstraße  ; am 15.  März 1909 Gründung der Gewerkschaftshaus und Volksheim GmbH  ; am 5. November 1909 Grundsteinlegung nach Plänen des Architekten Rudolf Schröder  ; im Oktober 1910 Einweihung  ; am 17./19. November Aufnahme des Restaurations- und Herbergsbetriebs  ; 1919 Ankauf des benachbarten Vereinsheims der Kriegervereine (Nikolaistraße 10/Odeonstraße 12) und Umbau zum »Volksheim«  ; 1921/22 Zukauf der Grundstücke Odeonstraße 9 und 10, 1922 Anbauten, 1926 Um- und Erweiterungsbau der Herberge an der Odeonstraße. Sitz zahlreicher Gewerkschafts- und Arbeiterorganisation sowie Verlagshaus des »Volkswille«.363 1932 erste SS-Übergriffe auf das Gewerkschaftshaus, 361 Zum Partei- und Gewerkschaftshauskomplex gehörten später auch die Grundstücke Odeonstraße 12, 15/16 (bzw. 9, 10, 12) und Artilleriestraße 36. 362 Zunächst »Solidarität« Partei- und Gewerkschaftshaus GmbH genannt. 363 Ihren Sitz im Gewerkschaftshaus hatten  : Ortsausschuss des ADGB, fast sämtliche Orts-, Gau- und Bezirksleitungen der Gewerkschaften, Hauptverwaltung des Verbands der Fabrikarbeiter Deutschlands (bis

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daraufhin das Haus vom Reichsbanner regelmäßig bewacht  ; am 28. Februar und 1. März 1933 polizeiliche Durchsuchungen nach Waffen  ; am 6. März 1933 Auflösung einer Versammlung der »Eisernen Front« von Polizei und SA  ; am 1.  April 1933 von der SS besetzt, dabei Misshandlung anwesender Personen und öffentliche Verbrennung von Arbeiterfahnen  ; das Haus bleib bis zur offiziellen Beschlagnahme geschlossen  ; in »Haus der Deutschen Arbeit« umbenannt  ; 1939 Übertragung auf die DAF, bis 1945 Sitz verschiedener NSDAP-Gliederungen. Im Krieg teilweise zerstört  ; am 15. Juni 1951 Rückübertragung auf den DGB  ; 1952/53 DGB-Hochhausneubau Am Klagesmarkt (Arch. Friedrich Lindau)  ; am 1. April 1983 Errichtung eines Gedenksteins am alten Gewerkschaftshaus (Adresse nun Goseriede 4)  ; 1998/99 Sanierung des alten Gewerkschaftshauses und entstellender Ausbau zu einem Geschäftszentrum mit Läden, Gastronomie und Büros (Arch. Georg Klaus). Beschreibung  : Umfangreicher Gebäudekomplex zwischen Nikolai-, Artillerie- und Odeonstraße.364 Neubau ehem. Nikolaistraße 7  : Viergeschossiges Geschäftshaus mit drei Straßenfronten, bestehend aus Haupt-, Mittel- und Herbergsgebäude  ; repräsentative Sandsteinfassade an der Nikolaistraße, die vertikal betonte Gliederung zeigt Modernisierungstendenzen bei sparsamem Dekor mit Historismus- und Jugendstileinflüssen  ; kräftig rustizierte Arkadenzone im EG, rechts und links des zentralen Haupteingangs zwei Fassadenfiguren  ; die oberen Geschosse mit großen Fensterflächen zwischen Lisenengliederung  ; Abschluss durch hohes Walmdach mit Gauben und zentralem Uhrturm  ; an der Rückseite schlichte, vornehmlich durch die regelmäßige Reihung von Fenstern und Stützen gegliederte Putzfassade. Raumprogramm  : Im Hauptgebäude Restaurant nebst Speisesaal, Stehbierhalle, Kegelbahnen, Hotelbetrieb (rd. acht Zimmer), Sitzungszimmern, Volksbuchhandlung, Zigarrengeschäft, zahlreiche Büros und Geschäftszimmer, Jugendheim, Wohnungen, Zentralbibliothek und öffentliche Lesehalle. Im Mittelbau Betriebsräume und Druckerei der sozialdemokratischen Druckerei und Verlagsanstalt E.A.H. Meister u. Ko., Geschäftsräume des Fabrikarbeiterverbandes, photografisches Atelier und Wohnungen. Technische Ausstattung  : Eigene Licht- und Elektrizitätsanlage, Zentralheizung, Brunnen- und Lüftungsanlage. Ankauf Nikolaistraße 10 (Volksheim)  : Großer Saal mit Bühne für rd. 2 000 Personen, kleiner Saal für rd. 300 Personen, drei Versammlungsräume, Restaurant und Garten. Um- u. Teilneubau Odeonstraße  : Im Herbergsbau Restaurations- und Tagesaufenthaltsraum, Lesesaal, Herbergsbetrieb mit zeitweise 103 Betten, Dusch- und Wannenbad, Desinfektionsraum, Wäscherei  ; dort auch Raum für Freie Volksbühne, Bauhütte und Fahrradhaus »Frisch auf« mit Reparaturwerkstatt  ; ferner Verwaltungsräume  ; im DG vier Wohnungen. Bemerkung  : Bereits 1905/06 erwarb die Partei für die Druckerei und Expedition des »Volkswille« ein Gebäude in der Münzstraße 5, in das auch das Gewerkschaftskartell und das Arbeitersekretariat übersiedelten. Fünf Jahre später errichteten Gewerkschaften und Partei gemeinsam das

zum Umzug in das 1930 erworbene eigene Haus Rathenauplatz 3), Bezirks- und Ortssekretariat der SPD, AWO, Arbeiterjugend, Kartell für Sport- und Körperpflege, Arbeitersamariter, Freie Volksbühne, Volksfürsorge, Buchdruckerei, Schriftleitung und Verlag des Volkswillen, Volksbuchhandlung, Fahrradhaus »Frischauf« mit Reparaturwerkstatt sowie eine Reihe weiterer Organisationen der Arbeiterbewegung (Stand 1927). 364 Gesamtkomplex von 7 726 qm, davon 4 943 bebaut (um 1927).

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große »Arbeiter-Rathaus«365 an der Nikolaistraße.366 Um an das zentral gelegene Baugrundstück zu gelangen, mussten die Arbeiterorganisationen zu einer List greifen. Zunächst hatte man sich für den Kauf eines schräg gegenüber liegenden städtischen Grundstücks entschieden. Nach anfangs Erfolg versprechenden Verhandlungen machte der Stadtdirektor jedoch mit der Erklärung »man könne doch den Sozialdemokraten kein städtisches Grundstück verkaufen«367 kurzfristig einen Rückzieher (1927/28 entstand dort stattdessen das Hochhaus des »Hannoverschen Anzeigers« von Fritz Höger). Zur gleichen Zeit stand das Grundstück Nikolaistraße 7 zum Verkauf, allerdings wollte der Besitzer, der Pferdehändler Oppenheimer, ebenso wenig an Sozialdemokraten verkaufen. Deshalb schalteten die Arbeiterorganisationen die Lindener und Herrenhäuser Brauerei ein, die dieses Grundstück zum Schein erwarb und im Anschluss direkt an die neu gegründete »Solidarität« Partei- und Gewerkschaftshaus GmbH weiter verkaufte. Der Architekt des Neubaus von 1910, Rudolf Schröder (1874–1929), der auch Lehrer an der Kunstgewerbeschule Hannover war, errichtete wenig später für den Konsumverein Hannover eine Betriebszentrale im benachbarten Laatzen.368 Während dieser mit mächtigem Mittelrisalit, ionischer Kolossalordnung und Dreiecksgiebel ausgestattete Backsteinbau die herrschaftlich-feudale Form eines klassizistischen Landschlosses aufwies, knüpfte der Architekt für das im Stadtzentrum gelegene Gewerkschaftshaus an eine zeitgemäße, explizit großstädtische Kontorhausarchitektur an. Den Geschäftshauscharakter überhöhte Schröder zudem durch Reminiszenzen an die Rathausarchitektur, wie das hohe Walmdach mit Aufbauten und Uhrturm. Gab es vor dem ersten Weltkrieg noch Bedenken, »ob nicht doch alles zu groß angelegt worden sei«369, wurde die Anlage im Laufe der Weimarer Republik mehrfach erweitert. Als Triumph über die Reaktion dürften insbesondere der Ankauf des benachbarten Kriegerheims und die Umwandlung dieses Saalbaus in ein »Volksheim« im Jahr 1919 empfunden worden sein. In der Vorhalle befand sich die von dem Sozialdemokraten Bernhard Wilhelm verfasste Inschrift  : »Was Gemeinheit, Niedertracht, Lug und Trug/uns auch immer für Wunden schlug,/ Schwellende Kraft und Selbstvertrau’n/Ließ uns dies stolze Haus erbauen  !«.370 Quellen  : BArch Koblenz (Abt. B, Z 36 II/42, GPA I/112/49)  ; StArch Hannover (schriftl. Auskunft Dr. Regin) Literatur  : Bericht 1925/1928, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Hannover, Hannover 1929  ; Feldmann, Friedrich  : Geschichte des Ortsvereins Hannover der sozialdemokratischen Partei Deutschlands vom Gründungsjahr 1864 bis 1933, Hannover 1952  ; [4., 6.] Geschäftsbericht 1911/12  ; Geschäftsbericht für die Zeit vom 1. Januar [1905, 1909] 365 [4., 6.] Geschäftsbericht für die Zeit vom 1. Januar [1905, 1909] bis 31. Dezember [1906, 1910], hrsg. vom Arbeiter-Sekretariat Hannover-Linden und Umgegend, Hannover [1907, 1911], hier Geschäftsbericht 1910, S. 31. 366 An der Träger-Gesellschaft waren Partei und Gewerkschaften ursprünglich zu jeweils 50 %, zum Zeitpunkt der Enteignung 1933 die Gewerkschaften ca. 90 % und die SPD zu ca. 10 % beteiligt  ; vgl. Geschäftsbericht 1911/12, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Hannover-Linden und Umgebung, Hannover 1913, S. 8 und BArch Koblenz, Abt. B, Z 36 II/42, GPA I/112/49. 367 Leinert, Das Partei- und Gewerkschaftshaus, S. 55. 368 Erbaut 1912/13, heute als Rudolf-Schröder-Haus Teil des Betriebsgeländes der Siemens AG. 369 Leinert, Das Partei- und Gewerkschaftshaus, S. 55. 370 Mertsching, Klaus  : Die Besetzung des Gewerkschaftshauses am 1. April 1933 und seine Vorgeschichte, hrsg. vom DGB Kreis Hannover, Hannover 1983, S. 5.

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bis 31. Dezember [1906, 1910]  ; Das Gewerkschaftshaus, 1926, Nr. 2, S. 3 u. Nr. 3, S. 4  ; Gewerkschaftshaus prägt heute noch das Stadtbild, in  : Maizeitung, Ausgabe 2008, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund Niedersachsen-Mitte, S. IX  ; Gewerkschaftshaus und Volksheim G.m.b.H. Hannover, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1927, Nr. 6, S. 2 f.; Haus der Arbeit –Volkswille Hannover  ; Jacobs, Terror  ; Leinert, Das Partei- und Gewerkschaftshaus, S. 55  ; Mertsching, Die Besetzung des Gewerkschaftshauses  ; Wörner, Martin u.a.: Architekturführer Hannover, Berlin 2000 Abb. 20, 33, 56 Siehe auch → Linden 134. Hartmannsdorf/Sachsen Volkshaus Carl-Kirchhof-Straße 23 Ankauf 1931 Turnhallenneubau 1931/32 Träger und Bauherr Verein »Volkshaus« für Hartmannsdorf u. U. eGmbH Geschichtliche Daten  : 1931 Ankauf des Grundstücks Carl-Kirchhof-Straße 23 durch die Verein »Volkshaus« für Hartmannsdorf u. U. eGmbH aus dem Besitz des Naturheilvereins Volksgesundheit (am 14. September 1931 Grundbucheintragung)  ; 1931/32 Ergänzung der vorhandenen Baulichkeiten (Naturbad und Wirtschaftsgebäude mit Gesellschaftsräumen, Unterkunftsräumen und Liegehallen) durch den Neubau einer Turnhalle mit Gastwirtschaft  ; Nutzung als Volkshaus. 1935 Anordnung der Zwangsversteigerung  ; 1937 zugunsten des Landes Sachsen eingezogen  ; von diesem an die Gemeinde Hartmannsdorf verkauft (am 19. Oktober 1937 Grundbucheintragung). 1946 Zentralkartell für Volksgesundheit, Kultur und Volksbildung e. V.; 1950 Übereignung an die Vermögensverwaltung der SED. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Hartmannsdorf, Carl-Kirchhof-Straße 23) Abb. 210 135. Harzgerode/Sachsen-Anhalt Volksheim Bergstadt 1 (ehem. Amalienstraße 1) Neubau 1926–1929 Bauherr Volkshausgenossenschaft eGmbH Harzgerode Verbleib Nur teilweise und mit Veränderungen erhalten Geschichtliche Daten  : 1926 Ankauf einer 1918 bei Brand zerstörten Villa durch die Volkshaus­ genossenschaft  ; Neubau eines Volkshauses (Finanzierung überwiegend durch Spendengelder), Einweihung 1929. 1933 Beschlagnahme zugunsten des Anhaltinischen Staates (»Gasthaus Deutsches Haus«), 1935 Löschung der Volkshausgenossenschaft im Genossenschaftsregister  ; in der Folgezeit Einrichtung eines Kinobetriebs (»Parklichtspiele«), später Verpachtung an die Eisenwerk L. Meyer Jun. & Co. AG. 1953 Eigentum des Volkes, vom VEB Metallwerke Harzgerode genutzt  ; Einbau einer Werksküche und eines Speisesaals  ; 1968 Anbau einer Schwimmhalle  ; ab 1970 Nutzung als Turnhalle und Schwimmbad, seit 2004 nur noch Schwimmbad. Beschreibung  : Zweigeschossiges Gastwirtschaftsgebäude mit eingeschossigem Saalbau. Raumprogramm  : Restauration, Hotelzimmer und Wohnung, Saal mit Bühne und Ankleidezimmer, 435

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Küchenanbau und Buffet, Kinovorführraum, Büro und Garderoben sowie weitere Nebenräume und -gebäude. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Harzgerode, Bergstadt 1)  ; StArch Harzgerode (schriftl. Auskunft Herr Kube) Literatur  : Mente, Heinz, Hans Engelhardt und Rolf Hohmann  : Harzgerode in alten Ansichten, Zaltbommel (Niederlande) 1992 (Abb. Nr. 24) Abb. 211 136. Haynau (Chojnów)/Polen (ehem. Provinz Niederschlesien) Volkshaus Ehem. Goldberger Straße 1 Ankauf Spätestens 1928 Literatur  : Die Gewerkschaftshäuser in den Provinzen Nieder- und Oberschlesien, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., Nr. 6, Juni 1928, S. 2 137. Heidelberg/Baden-Württemberg Gewerkschaftshaus »Artushof« Rohrbacher Straße 13/15/Ecke Hans-Böckler-Straße (ehem. Riedstraße 2) Ankauf 1921 Träger Vermutl. Gewerkschaftskartell Geschichtliche Daten  : 1921 Ankauf des Gasthofs »Artushof« an der Ecke Rohrbacher/Riedstraße durch die Gewerkschaften (Nutzung als Gewerkschaftshaus bereits ab Anfang 1920)  ; u.a. Sitz von Gewerkschaftskartell, SPD, Reichsbanner und AWO. 8./9. März 1933 das Hauses von SS und SA nach einer ergebnislosen Polizeidurchsuchung  ; am 11.  März 1933 Stürmung und Plünderung von SS und SA, Verbrennen von Büchern, Unterlagen und Fahnen vor dem Gewerkschaftshaus  ; am 2.  Mai 1933 endgültige Besetzung und Beschlagnahme  ; in der Folgezeit »Haus der Arbeit« der DAF. Nach 1945 Rückgabe an die Gewerkschaften  ; 1974 Umbenennung der Riedstraße in Hans-Böckler-Straße. Beschreibung  : Dreigeschossiges Eckhaus mit Gaststätte, Büros und Sitzungssälen für bis zu 200 Personen sowie Fremdenzimmern. Bemerkung  : In den Jahren vor dem Erwerb des Artushofs diente die gepachtete Gastwirtschaft »Deutsches Haus« in der Augustinergasse 5 als Gewerkschaftshaus. Literatur  : Damit nichts bleibt wie es ist. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Heidelberg 1845–1949, bearb. von Peter Merz, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Heidelberg, Kösching 1988 (Abb.)  ; Einweihung des Gewerkschaftshauses, in  : Volkszeitung [Heidelberg], 3. Jg., Nr. 170, 25. Juli 1921  ; Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Bd.  5 (Baden-Württemberg I, Regierungsbezirke Karlsruhe und Stuttgart), hrsg. vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945, Frankfurt am Main 1991  ; Mühlhausen, Walter  : Christian Stock 1910–1932. Vom Heidelberger Arbeitersekretär zum hessischen Ministerpräsidenten, Heidelberg 1996  ; Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933, hrsg. von Julius H. ­Schoeps und Werner Treß, Hildesheim u.a. 2008  ; Volkszeitung [Heidelberg], 3. Jg., 15. Februar 1921 (nicht eingesehen)  ; Volk und Zeit, 7. Jg., Nr. 44, 1925 [o. S.] (Abb.) Abb. 212 436

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138. Heilbronn/Baden-Württemberg Volkshaus »Zur Linde« Weinsberger Straße 1/Ecke Paulinenstraße Pacht Ab 1928 Ankauf 1930 Träger Volkshaus Heilbronn eGmbH Umbau 1928 u. 1931/32 Verbleib 1945 zerstört Geschichtliche Daten  : 1928 Anmietung des Gasthauses »Zur Linde« (errichtet 1831) durch die Heilbronner Gewerkschaften, im Anschluss Umbau  ; am 5. Oktober 1928 offizielle Eröffnung  ; Ende Mai 1930 Verkauf durch den Eigentümer Adolf Haag an die Volkshaus Heilbronn eGmbH  ; 1931/32 erneuter Umbau mit Verlegung des Haupteingangs von der Gebäudemitte an die westliche Ecke. Am 12. März 1933 für die Dauer von zwei Tagen von NS-Gruppierungen besetzt, am 2. Mai 1933 endgültige Beschlagnahme  ; 1934 Umbenennung in »Haus der deutschen Arbeit«  ; spätestens 1935 Zwangsversteigerung und erneuter Ankauf durch den Vorbesitzer Adolf Haag, Fortführung als Gasthaus »Zur Linde«. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus. Im EG Gastwirtschaft mit Saal, in den oberen Geschossen Büros und weitere Räume, u.a. Bibliothek, sowie Hotel- und Herbergsbetrieb (30 Betten). Bemerkung  : In Heilbronn besaß der DMV ab 1928 ein eigenes Verbandshaus in der Gartenstraße 62. Dort befand sich nach 1933 der Sitz der DAF. Nach Kriegszerstörung errichtete der DGB 1949/50 an dieser Stelle einen Neubau, welcher bis heute als Gewerkschaftshaus dient. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10640, NS 5 II 1198)  ; StArch Heilbronn (schriftl. Auskunft Walter Hirschmann/Prof. Dr. Christhard Schrenk) Literatur  : Geschäftsbericht für 1928, hrsg. vom Deutscher Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Heilbronn, Heilbronn 1929 (Abb.)  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 14.  März 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330314.pdf (Abruf am 23. Juli 2014)  ; Trau  ! Schau  ! Wem  ? Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Raum Heilbronn/Neckarsulm 1844–1949, bearb. von Susanne Stickel-Pieper, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Heilbronn/Neckarsulm, Heilbronn 1994 Abb. 213 139. Herford/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Bäckerstraße 33/Alter Markt Ankauf Um 1927/28 Träger Konsumverein Herford Umbau und Umgestaltung Um 1927/28 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Ende der 1920er Jahre Ankauf des Hotels »Stadt Berlin« durch den Konsumverein und Umbau zum Volkshaus (u.a. Ausbau der ehem. Mansarde zu einem weiteren Vollgeschoss sowie völlige Neugestaltung der Fassade  ; Einzug im Dezember 1928). Von Konsumverein, Gewerkschaften und verschiedenen Arbeiterkulturvereinen genutzt. Im Dritten Reich »Haus der Arbeit« der DAF. Nach dem Krieg zunächst im Besitz der britischen Besatzungskräfte, danach gewerbliche Nutzung. 437

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Beschreibung  : Ehem. dreigeschossiges, neoklassizistisches Hotelgebäude (errichtet um 1875), nach Umbau viergeschossiger, kubischer Zweckbau mit großen, schlicht gerahmten Sprossenfenstern  ; flach gedeckt, mit Kranzgesims und zwei expressionistisch anmutenden, flach abgetreppten Giebelaufbauten  ; Ladenzone im EG mit Natursteinplattenverkleidung. Raumprogramm  : Im EG Konsumvereinsladen und Parteibuchhandlung sowie Stehbierhalle, im 1. OG Restaurant und Festsaal, im 2.  OG Gewerkschaftsbüros, Bibliothek und Räume des Arbeitersportvereins, des Reichsbanners und des Arbeitersamariterbundes, darüber Wohnungen. Bemerkung  : In Herford wurde bereits 1911 eine Gewerkschaftshaus GmbH zum Betrieb einer (vermutlich gepachteten) Gast- und Schankwirtschaft gegründet, die sich in der Kurfürstenstraße 3 befand. Quellen  : Kommunalarchiv Herford (schriftl. Auskunft Christoph Laue) Literatur  : 25 Jahre Ortsverein Herford im Verband der Deutschen Buchdrucker, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Ortsverein Herford, Herford 1929 (Abb.) Abb. 214

140. Hermsdorf b. Dresden (Ottendorf-Okrilla)/Sachsen Volksheim Else-Sommer-Straße 3 Neubau 1925 Bauherr Turnverein zu Hermsdorf e. V. Verbleib Erhalten Baugeschichte  : 1925 Bau einer Turnhalle nebst Volksheim durch den 1921 gegründeten Turnverein von Hermsdorf auf einem von den Eheleuten Sommer gestifteten Bauplatz  ; Errichtung überwiegend in Eigenarbeit, Baukosten insgesamt 25.000 RM, staatlich bezuschusst mit 5.000 RM, Übernahme einer Bürgschaft von 10.000 RM durch die Gemeinde, die übrigen Kosten durch Anteilscheine gedeckt  ; am 15./16. August 1925 Einweihung. 1933 Beschlagnahme, 1934 Enteignung und Auflösung des Vereins, Übergang in Gemeindeeigentum  ; 1937 und 1950 Anbauten. Beschreibung  : Schlichter verputzter Turnhallenbau mit zweigeschossiger Front und Satteldach. Raumprogramm  : Unter anderem mehrere Vereinszimmer mit Ausschank und Bücherei. Bemerkung  : Die sächsische Gemeinde Hermsdorf (seit 1999 Ortsteil der Gemeinde OttendorfOkrilla) entwickelte sich als Vorort des etwa 15 Kilometer südlich gelegenen Dresden von einem Bauerndorf zu einer »Arbeiterwohnsitzgemeinde«, wenngleich es am Ort selbst kaum Industrieanlagen gab. Der Turnverein zu Hermsdorf ist schon allein aufgrund der Bevölkerungsstruktur als reiner Arbeiterverein anzusehen. Quellen  : GIRO Berlin (Objektunterlagen Hermsdorf b. Dresden) Literatur  : Otto, Robert  : Chronik von Hermsdorf, Hermsdorf [1963] (Abb.) Abb. 215 141. Herne/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Bahnhofstraße 1d u. 8b (ehem. 1–3) Ankauf 1919 Träger Volkshaus Karl Hölkeskamp & Co. GmbH, Herne 438

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Saalneubau 1919–1922 Entwurf und Bauleitung Arch. Johann Schulte Erweiterung 1929 (Bühnenanbau) Entwurf und Ausführung Bauhütte Vorwärts Bezirk Herne GmbH Verbleib Abriss 1973 Geschichtliche Daten  : 1919 Ankauf des traditionellen Arbeitervereinslokals von August

Bomm und des benachbarten, unbebauten Grundstücks durch die Sozialdemokraten Heinrich Crämer, Karl Hölkeskamp und Jakob Hilge als Treuhänder371  ; Finanzierung überwiegend durch Spenden von Partei- und Gewerkschaftsmitgliedern  ; am 10. Mai 1919 Grundsteinlegung zu einem Saalbau nach Entwurf des Architekten Johann Schulte  ; am 31. Oktober 1919 Gründung der Volkshaus Karl Hölkeskamp & Co. GmbH  ; 1922 Einweihung des Saalbaus. Wenig später Hinzukauf des Grundstücks Nr. 8b (bzw. 4) aus dem Eigentum des DMV, Nutzung für Parteisekretariat, Redaktionsbüro des »Volksblatts« (später »Herner Volkszeitung«) und Buchhandlung. Ab dem 25.  Januar 1923 zwischenzeitliche Beschlagnahme des Volkshaussaals durch die französische Besatzungsmacht. 1929 Saalerweiterung durch Bühnenanbau (Ausführung  : Bauhütte Vorwärts Bezirk Herne GmbH). 1933 von Nationalsozialisten besetzt und beschlagnahmt, Verkauf an Privat. Nach dem Krieg Rückübertragung und Nutzung unter den Namen Haranni-Gaststätte und Scala-Lichtspieltheater  ; 1973 Verkauf der Grundstücke durch die Volkshaus Karl Hölkeskamp & Co. GmbH und Investition des Vermögens in den Bau eines Wohnhauses mit Parteibüro in der Bochumer Straße  ; im selben Jahr Abriss der Gebäude an der Bahnhofstraße, dabei Bergung des Grundsteins samt Gründungsurkunde372. Beschreibung  : Altbau  : Zweigeschossiges Vorderhaus, daran rückwärtig anschließend ein kleinerer Saalbau  ; im EG Gastwirtschaft. Neubau  :373 Großer zweigeschossiger Saalbau mit neoklassizistischer Giebelfront  ; am Haupteingang Portikus mit drei dorischen Säulen, darüber Fries aus vier Rundfenstern  ; durch einen Verbindungsbau mit dem Nebengebäude des Vorderhauses verbunden  ; im Keller doppelte Kegelbahn, im EG links Buffet sowie kleiner Wirtschaftssaal, großer Saal mit Empore, Oberlicht und Parkettfußboden (Nutzfläche einschließlich Empore rd. 630 qm), Saalgewölbe in Rabitztechnik, die Zwischendecken und die Saalempore in Eisenbeton ausgeführt. Bemerkung  : Zwar stand der Herner Arbeiterbewegung die Gaststätte von August Bomm an der oberen Bahnhofstraße schon seit den 1980er Jahren des 19. Jahrhunderts zur Verfügung, dort gab es jedoch keinen Saal, der für größere Veranstaltungen geeignet gewesen wäre. Die Geschäftsstelle der Parteizeitung »Volksblatt« befand sich damals in der Privatwohnung des Vorsitzenden des Bergarbeiterverbandes Karl Hölkeskamp in der Mont-Cenis-Straße. Dieses Haus war vor 1919 ebenfalls ein Zentrum der örtlichen Partei- und Gewerkschaftsarbeit und stand demgemäß regelmäßig unter Polizeiaufsicht. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich ein »Aktionsausschuss« mit dem Ziel 371 Als »Sozialdemokraten der ersten Stunde« spielten Heinrich Crämer und Karl Hölkeskamp auch in der Nachkriegsgeschichte der Stadt Herne eine wichtige Rolle  : Crämer als Oberbürgermeister, Hölkeskamp als Bürgermeister und Stadtdirektor. Nach Hölkeskamp, der ab 1914 ehrenamtlich im Fürsorgebereich der Stadt und später als Sozialdezernent tätig war, ist das Karl-Hölkeskamp-Haus der Arbeiterwohlfahrt in der Breddestraße 14 benannt. 372 Heute im Stadtarchiv. 373 Beschreibung gem. der im StArch Herne vorhandenen Bauzeichnungen.

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der Errichtung eines Volkshauses befasst, doch erst nach Kriegsende, in der Aufbruchstimmung der Revolutionsjahre, erhielt das Projekt den nötigen Schub. Hölkeskamp, nach dem schließlich auch die Trägergesellschaft benannt wurde, stiftete einen großen Teil seines Privatvermögens. Der Aktionsausschuss wurde 1920 in die »Volkshaus Karl Hölkeskamp & Co. GmbH« umgewandelt, die fortan als Eigentümerin und Betreiberin des Volkshauses fungierte.374 Der Saalneubau wurde fast um die ganze Gebäudetiefe des benachbarten eigentlichen Volkshauses von der Straße zurück versetzt errichtet, so dass ein großzügiger Vorplatz entstand. Die Bauarbeiten wurden fast vollständig durch die sozialdemokratisch organisierte Arbeiterschaft an Feierabenden und Wochenenden in Eigenleistung erbracht. Alle Beteiligten gaben einmal monatlich einen Schichtlohn ab, von dem das Baumaterial gekauft wurde. Der Saalneubau knüpft an die neoklassischen Modernisierungstendenzen der Vorkriegszeit an und gibt sich als Kulturbau zu erkennen. 1922 hatte die Verwaltungsstelle des DMV ein Gaststättengrundstück an der Bahnhofstraße 4, also in der Nähe des Volkshauses, erworben, wo ein eigenes Metallarbeiterheim entstehen sollte. Das Projekt scheiterte an der Bewilligung der Konzession, woraufhin der DMV das Haus an die Volkshaus GmbH verkaufte, die dort das Parteibüro einrichtete. Später verfügte der DMV über ein eigenes Verbandshaus in der Schulstraße 28. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1968a), StArch Herne (schriftl. Auskunft Manfred Hildebrandt) Literatur  : Mehrjähriger Prozess beendet. SPD Herne wieder im Besitz des Volkshauses, in  : Westfälische Rundschau, Beilage zur Herner Rundschau, 30. April 1955 [o. S., o. V.]  ; Ohne Erinnerung hat die Zeit kein Gesicht. 100 Jahre IG-Metall Herne 1903–2003, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall Herne, Herne 2003  ; Ein Schichtlohn für Solidarität. Volkshaus schrieb SPD-Geschichte, in  : Westfälische Rundschau, 14.  April 1973, [o.  S., o.  V.]  ; Sozialdemokratie in Herne von den Anfängen bis zum Verbot 1933, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Unterbezirk Herne, Herne [1983] (Abb.) Abb. 216 Siehe auch → Wanne-Eickel 142. Hersbruck/Bayern Gewerkschaftshaus »Zum weißen Roß« Nürnberger Straße 25 (ehem. Nr. 13) Ankauf 1920 Träger GbR Um- bzw. Neubaupläne 1928 (nicht realisiert) Entwurf Arch. Hans Söll Geschichtliche Daten  : 1900 Ankauf des Gasthofs »Zum Hirschen« durch die Konsumgenossenschaft, Nutzung auch durch Partei und Gewerkschaften. 1920 Erwerb des Gasthauses »Zum weißen Roß« in der Nürnberger Straße 25 durch eine von SPD und Gewerkschaft gegründete Treuhandgesellschaft375  ; Finanzierung durch einen Kredit der Brauerei »Bürgerbräu« in Hers374 Die Volkshaus Karl Hölkeskamp & Co. GmbH fungiert noch heute als Vermögensverwaltungsgesellschaft des SPD-Kreisverbands. 375 Als treuhänderische Gesellschafter einer GbR traten die Gewerkschafter Friedrich Schmidt (Schreiner), Johann David Gerhart (Monteur), Andreas Honig (Telegrafenarbeiter) und Johann Blendinger (Fabrik-

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bruck in Höhe von 75 000 Mark und über den Verkauf von »Bausteinen«. Ab 1928 Umbau- und Erweiterungsplanung, Auftrag an den Architekten Hans Söll aus Hersbruck zum Neubau des Gasthofs mit Saalbau und öffentlicher Badeeinrichtung, Planerstellung und baupolizeiliche Genehmigung, jedoch im April 1930 das Projekt aus Kostengründen zurückgestellt  ; im Frühjahr 1933 Erwägungen im Gewerkschaftskartell zum Verkauf des Anwesens. Im Mai 1933 Beschlagnahme. Nach dem Krieg Restitution, 1958 Verkauf des Grundstücks. Quellen  : AdMA München (Bestand VTG, Schachtel Erlangen – Hersbruck  ; Ordner 28, Hefter Hersbruck)  ; BArch Berlin (R 1501/10291) Literatur  : Festschrift zum 80-jährigen Jubiläum 143. Herzogenaurach/Bayern Volkshaus Würzburger Straße 15 Ankauf 1921 Träger/Bauherr Saalbau- und Spargenossenschaft Herzogenaurach und Umgegend eGmbH Saalneubau 1925/26 Entwurf Zimmerermeister Thomas Krämer Verbleib Abriss 1986 Geschichtliche Daten  : 1921 Gründung der Saalbau- und Spargenossenschaft Herzogenaurach und Umgegend eGmbH auf maßgebliche Initiative des Gewerkschafters und Sozialdemokraten Karl Welker und der »Freien Union«, dem seit 1905 bestehenden Zusammenschluss der Herzogenauracher Arbeiter-Sport- und Arbeiter-Kulturvereine376  ; 1921 Ankauf des Grundstücks Würzburger Straße  15 in unmittelbarer Nähe der großen Industriebetriebe  ; am 30.  Juni 1925 Erteilung der Baugenehmigung für ein Gewerkschaftshaus und am 24. August 1925 Erteilung der Gastwirtskonzession durch den Stadtrat  ; am 6. September 1925 Grundsteinlegung und Bau des Volkshauses nach Plänen des örtlichen Zimmerermeisters Thomas Krämer unter Erhalt der Vorgängerbebauung (zweigeschossiges Wohnhaus)  ; Finanzierung durch Mitglieds­beiträge, Bankdarlehen und eine Beteiligung der Brauerei Hubmann, mit der ein Bierabnahmevertrag für fünf Jahre geschlossen wurde  ; am 30. Mai 1926 Einweihung anlässlich des 20-jährigen Stiftungsfestes der Gesangsabteilung der »Freien Union«. Am 2. Mai 1933 von SA besetzt  ; in der Folgezeit Enteignung des Vermögens und Auflösung der Saalbaugenossenschaft  ; von der Ortsgruppe der NSDAP genutzt. Nach 1945 zunächst Stützpunkt der US-Armee, 1956 Rückübertragung auf die Saalbaugenossenschaft, 1957 Umbau und Umbenennung in »Würzburger Hof«, Nutzung des Saals für Bürgerversammlungen, politische Versammlungen und Tanzveranstaltungen, 1960 Vermietung des Saals als Möbellager an die Firma Neupert, 1971 Tanzbar, 1978 Ausbau zur Diskothek, 1984 Verkauf an die Puma AG, 1986 Abriss zugunsten eines Verwaltungsneubaus. Beschreibung  : Zweigeschossiges Vorderhaus (Ankauf)  ; daran rückwärtig anschließend Nearbeiter) auf  ; vgl. AdMA München, Bestand VTG (Ordner 28, Hefter Hersbruck) und Festschrift zum 80-jährigen Jubiläum des SPD-Ortsvereins Hersbruck. Achtzig Jahre Sozialdemokraten in Hersbruck, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Hersbruck, Hersbruck [1976], S. 8. 376 1924 bestand die Freie Union aus dem Fahrradsportverein »Solidarität«, dem Turnverein »Frankonia«, der Fußballabteilung »Pfeil«, dem Gesangverein »Vorwärts«, der Theaterabteilung »Dilitanten«, einer Naturfreunde-, einer Wassersport- und einer Musikantenabteilung sowie einer Frauengruppe.

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bengebäude und Saalbau (Neubau). Im EG des Vorderhauses Gaststätte  ; Saal mit Bühne, für 800 Personen geeignet. Bemerkung  : Die in Herzogenaurach zu Beginn des 20. Jahrhunderts dominierende Schuhindustrie verhalf der Stadt zu dem Spitznamen »Schlappenschusterstadt«. Aufgrund der wirtschaftlichen Monostruktur der Stadt litt die Arbeiterschaft in den krisenhaften Jahren der Weimarer Republik unter hoher Arbeitslosigkeit. Umso bemerkenswerter ist es, dass es der Arbeitervereinigung »Freie Union« bereits kurz nach der Inflation gelang, sich ein eigenes Volkshaus zu errichten. Das Volkshaus wurde durch einen einheimischen Zimmerermeister in einfacher, traditioneller Bauweise errichtet. Quellen  : StArch Herzogenaurach (schriftl. Auskunft Irene Lederer)  ; Baupläne (Privatbesitz G. Lohmeier) Literatur  : 75 Jahre SPD Herzogenaurach, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Herzogenaurach, Herzogenaurach 1980  ; Erlanger Volksblatt, 2. Jg., Nr. 151, 2. Juli 1925, Nr. 205, 3. September 1925, Nr. 209, 8. September 1925 sowie 3. Jg., Nr. 119, 26. Mai 1926  ; Lohmeier, Gotthard  : »Brüder, zur Sonne, zur Freiheit  …« Ein Beitrag zur Geschichte der lokalen Arbeiterbewegung, in  : Herzogenauracher Heimatblatt, 34. Jg., Nr. 27, 25. Oktober 2007, S. 1–4  ; Lohmeier, Gotthard  : Im »Volkshaus« verkehrten die Genossen. Erinnerungen an ein verschwundenes Denkmal, in  : Jahrbuch 2008, hrsg. vom Heimatverein Weisendorf e. V., Weisendorf 2008, S. 116–121 Abb. 217 144. Hilden/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Benrather Straße 20/Ecke Berliner Straße (ehem. Apfelstraße) Ankauf 1920 Träger Vereinshaus-Genossenschaft »Volkshaus« eGmbH Renovierung und Umbau 1929/30 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Ab 1898 Erhebung von Sonderbeiträgen unter den Hildener Gewerkschaftsmitgliedern zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses  ; 1920 Gründung der VereinshausGenossenschaft »Volkshaus« eGmbH durch die freien Gewerkschaften  ; Ankauf des zentral gelegenen Lokals »Zur Postbrücke« aus dem Eigentum des Wirtes Franz Pestka  ; am 1. Juli 1920 offizielle Übernahme als Volkshaus  ; 1929/30 umfangreiche Renovierung und Einbau von Brausebädern im EG. Am 19. Februar 1933 von SA gestürmt, am 2. März 1933 polizeiliche Schließung, im Mai 1934 erzwungener Verkauf an einen von der NSDAP-Kreisleitung bestimmten Wirt, am 4.  September 1934 unter dem Namen »Deutsches Haus« als Parteilokal der NSDAP eröffnet. 1951 die Rückübertragung auf die wiedergegründete Genossenschaft vor Gericht erstritten, 1958 Überschreibung des Genossenschaftsvermögens auf die neu gegründete Grunderwerbsgesellschaft mbH Hilden, fortan Gaststätte »Zur Postbrücke«  ; 1970 Veränderung der Fassade (Begradigung der Fenster)  ; ab 2006 Verkauf des Grundstücksvermögens der Grunderwerbsgesellschaft mbH377, 2008 Auflösung der Gesellschaft. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte und Saal (errichtet 1901). Im EG des Vorderhauses Restauration mit Gastraum, Gesellschaftszimmer und Stehbierhalle, im hinte377 Benrather Straße 6 und 20 sowie Berliner Straße 2 und 4.

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ren Teil Vereinszimmer, Sportlerzimmer und Brausebad  ; im 1. OG Wohnung, Küche und Vereinszimmer sowie im hinteren Teil 321 qm großer Saal mit Bühne. Bemerkung  : Bei den Gründungsmitgliedern der Hildener Volkshausgenossenschaft handelte es sich maßgeblich um Gewerkschafter und Mitglieder der USPD – nichtsdestotrotz bemühte man sich ebenso in bürgerlichen Kreisen um Mitglieder. Da der Großteil der aktiven Genossenschaftsmitglieder Anfang der 1920er Jahre in die KPD eintrat, entwickelte sich das Volkshaus bereits kurze Zeit nach seiner Gründung von einem Lokal der freien Gewerkschaften zu einem Parteilokal der KPD. Das Volkshaus nutzten jedoch neben KPD und Gewerkschaften auch andere überparteiliche Arbeiterorganisationen wie der Arbeiter-Turn-Verein, dem ein eigenes Zimmer für die Aufbewahrung seiner Turngeräte zur Verfügung stand, der Mieterschutzverein und der Gemeinnützige Bauverein. Im Saal fand eine lebhaftes Kultur- und Unterhaltungsprogramm statt, zwischenzeitlich verfügte das Volkshaus sogar über eine eigene Hauskapelle. 1929/30 erfolgte der Einbau eines Brausebads, das nicht nur den Arbeitersportlern, sondern samstags auch der Öffentlichkeit zugänglich war. Anfang der 1930er Jahre geriet das Volkshaus mehr und mehr in den Brennpunkt der politischen Auseinandersetzungen, was im September 1929 zum offiziellen Auszug von SPD und Gewerkschaften aus dem Volkshaus und zum drohenden Konkurs des Unternehmens führte. Im März 1933 gelangte das Volkshaus auf legalem Wege in Privatbesitz und sollte in eine bürgerliche Gastwirtschaft umgewandelt werden. Jedoch erzwang die NSDAPKreisleitung, die aus symbolischen Gründen an einer Übernahme der ehemaligen »kommunistischen Urzelle« interessiert war, eine Umwandlung in ein offizielles NSDAP-Lokal.378 Quellen  : StArch Hilden (schriftl. Auskunft Oliver Müller) Literatur  : Demmer, Manfred  : Aus der Hildener Gewerkschaftsgeschichte von den Anfängen bis heute, Hilden 1989 (Typoskript)  ; Führer durch Hilden und Umgebung, [Hilden 1928] (Abb.)  ; Schmidt, Christoph  : Volkshaus-Vermögen veräußert, in  : Rheinische Post, 14. November 2007  ; Thielker, Volkshaus und Vereinshausgenossenschaft in Hilden  ; Wiberny, Daniel  : Treffpunkt Volkshaus, in  : Online-Portal »Der Westen«, 13. November 2007, http://www.derwesten.de/nrz/ staedte/duesseldorf/treffpunkt-volkshaus-id2073137.html (Abruf am 14. August 2014) 145. Hildesheim/Niedersachsen Gewerkschaftshaus Goschenstraße 24 Ankauf 1899 Träger Gast- und Gewerkschaftshaus Hildesheim GmbH (ab 1911) Umbau/Saalneubau 1899 ff. Erweiterung 1920er Jahre Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1899 Ankauf des Lokals »Deutsches Haus« durch den Sozialdemokraten und Gewerkschafter Evers und Umbau zum Gewerkschaftshaus  ; in der Folgezeit Neubau eines Saals  ; um 1903 Gründung eines Bauvereins zum Zweck der Errichtung einer Zentralherberge, das Projekt scheitert an der Verweigerung der Konzession  ; um 1911 Übernahme des Gewerkschaftshauses in der Goschenstraße durch die am 15. April 1911 gegründete Gast- und 378 Eine detaillierte Schilderung der parteipolitischen Auseinandersetzungen um das Volkshaus in  : Thielker, Gabriele  : Volkshaus und Vereinshausgenossenschaft in Hilden, in  : Hildener Jahrbuch, 1989, Nr. 7, S. 177–204.

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Gewerkschaftshaus Hildesheim GmbH. Vermutl. Hinzukauf und Umbau des Nachbargebäudes in den 1920er Jahren. Sitz des Parteisekretariats des SPD-Unterbezirks, der Ortsausschüsse von ADGB, AfA-Bund und ADB, des Arbeiterbildungsausschusses und der AWO. Am 13. März 1933 von SA und Stahlhelmtrupps durchsucht, am 4. April 1933 eine Versammlung von SA und SS überfallen, Misshandlung anwesender Reichsbannermitglieder, am 2.  Mai 1933 endgültige Besetzung  ; Umbenennung in »Haus der Deutschen Arbeit«  ; 1938 Übergang in Privateigentum. Am 22.  März 1945 durch Bomben zerstört  ; 1965–1968 Neubau eines Gewerkschaftshauses am Bischofskamp 24 (Arch. Friedrich Lindau, Hannover). Bemerkung  : Der Fabrikarbeiter-Verband besaß ein eigenes Haus in der Wiesenstraße 1. Literatur  : 80 Jahre Gewerkschaften in Hildesheim 1871–1950. Festschrift des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Kreisausschuss Hildesheim-Marienburg, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreisausschuss Hildesheim-Marienburg, Hildesheim 1950 (Abb.)  ; Brenneke, Zur Geschichte der Gewerkschaften in Niedersachsen  ; Deterding, Tobias  : Die Rache der Sieger. Der Überfall auf das Gewerkschaftshaus am 4. April 1933, in  : Hildesheim im Nationalsozialismus. Aspekte der Stadtgeschichte, hrsg. von Hans-Dieter Schmid, Hildesheim 2002, S. 27–32  ; Geschichte der Hildesheimer Arbeiterbewegung, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Hildesheim-Alfeld, Hildesheim 1995  ; Kemmerer, Hartwig  : Neustädter Geschichten. Auf Spurensuche in einem Hildesheimer Stadtteil, Hildesheim 1988  ; Müller, Angelika  : Geschichte der Hildesheimer Arbeiterbewegung, Hildesheim 1995  ; Thimm, Barbara  : Spuren des Nationalsozialismus in Hildesheim, Hildesheim 1999 146. Hindenburg (Zabrze)/Polen (ehem. Provinz Oberschlesien) Gewerkschaftshaus Ehem. Kronprinzenstraße 32 Vermutl. Ankauf Um 1923 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Zaborze (gegr. am 19. März 1923) Bemerkung  : In Hindenburg existierte bereits vor dem Ersten Weltkrieg ein Gewerkschaftshaus der Freien Gewerkschaften. Polnische Aufständische stürmten das Haus im Mai 1921 und vertrieben die dort untergebrachten Flüchtlinge. Nach der Teilung Oberschlesiens 1922, bei der Hindenburg deutsch blieb, ist das Gewerkschaftshaus mit der Adresse Kronprinzenstraße 23 belegt  ; dort befanden sich auch das Partei- und das Arbeitersekretariat. In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 1932 fand ein SA-Sturm auf das Gewerkschaftshaus statt. Literatur  : Deutsche Parteien und Gewerkschaften des Kreises Hindenburg O.-S. Denkschrift über den dritten Polen-Aufstand Mai–Juni 1921 im Kreise Hindenburg O.-S., Hindenburg O.-S. 1921  ; Handbuch des Vereins Arbeiterpresse [1927]  ; Sächsische Volkszeitung, 26. Juli 1932  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1921, Nr. 30 (Abb.) 147. Hörde379 (Dortmund)/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus »Zur Eisenhütte« Bollwerkstraße 11/Ecke Semerteichstraße Ankauf 1898 Träger Alexander Schlicke & Co. oHG, Stuttgart (ab 1927) 379 Die selbständige Industriestadt Hörde wurde 1928 nach Dortmund eingemeindet.

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Verbleib Abriss ca. 1984 Geschichtliche Daten  : 1898 Ankauf des Grundstücks Bollwerkstraße 11 vermutl. durch Treu-

händer des DMV (ab 1927 Alexander Schlicke & Co. oHG, Stuttgart).380 Nutzung als Metallarbeiterheim und Gewerkschaftshaus. 1933 von den Nationalsozialisten besetzt und beschlagnahmt, später Übergang in Privatbesitz. 1949 von der IG Metall zurückgekauft und genutzt  ; 1984 Verkauf, in der Folgezeit Abriss. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit Saalgebäude, Gastwirtschaft und Büroräumen. Quellen  : BArch Koblenz (Abt. B, Z 36 II/37, GPA I/59/49) Literatur  : Reformführer Nordrhein-Westfalen (Abb.  S. 291)  ; Widerstand und Verfolgung in Dortmund (Abb. S. 110) Siehe auch → Wellinghofen 148. Hof (Saale)/Bayern Volkshaus Weißenburgstraße 11 Neubau 1932/33 Bauherr Volkshaus-Bauverein Hof e. V. Entwurf Arch. Adolf Schenk, Hof Ausführung Baufirma Gebrüder Peters, Hof Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1893 erste Pläne zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses   ; am 11. März 1925 Wiederaufgreifen des Themas im Ortsausschuss des ADGB381 und einstimmige Verabschiedung einer Resolution, in der die Notwendigkeit eines Gewerkschaftshauses festgelegt wird382  ; am 8. Juli 1925 Gründung einer Baukommission im Ortsausschuss des ADGB383  ; 380 Im Reformführer Nordrhein-Westfalen heißt es auf S. 291, das Gewerkschaftshaus in Hörde sei 1898 »errichtet« worden  ; vermutlich handelt es sich jedoch um einen Ankauf. 381 Im Vorfeld war in mehreren anonymen Leserbriefen und Artikeln in der Oberfränkischen Volkszeitung für die Schaffung eines längst überfälligen Gewerkschaftshauses plädiert worden (Zur Frage eines Gewerkschaftshauses, in  : Oberfränkische Volkszeitung, 33. Jg., Nr. 39, 16. Februar 1925 sowie Leserbrief in  : Oberfränkische Volkszeitung, 33. Jg., Nr. 50, 28. Februar 1925). Aufgrund dessen befasste sich der Ortsausschuss des ADGB in einer darauf folgenden Sitzung mit dem Thema (Oberfränkische Volkszeitung, 33. Jg., Nr. 61, 13. März 1925). 382 »Der Ortsausschuss erkennt die Notwendigkeit des Baues eines Gewerkschaftshauses an. Die Gewerkschaften und die auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehenden Vereine verpflichten sich, bis längstens 15. Mai 1925 in ihren Versammlungen dazu Stellung zu nehmen und über die Kapitalbeschaffung, eventuell der Gründung einer GmbH, die nötigen Unterlagen zu schaffen.«, Oberfränkische Volkszeitung, 33. Jg., 1925, Nr. 61 (13. März 1925). 383 Mitglieder der Kommission waren der Bezirksleiter des Deutschen Transportarbeiter-Verbands, Max Raithel, der Bezirksvorsitzende des Baugewerksbundes, Konrad Opitz, der Sekretär des Eisenbahnerverbandes, Martin Linnemann, und der Arbeitersekretär Wilhelm Kleiter  ; vgl. Oberfränkische Volkszeitung, 33. Jg., Nr. 163, 16. Juli 1925 (nach Macht, Rudolf  : Niederlage. Geschichte der Hofer Arbeiterbewegung, Band III/2 (1924–1945), Hof 1996, S. 229).

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1929 Forcierung des Bauvorhabens durch die Einführung von Pflichtbeiträgen unter den Gewerkschaftsmitgliedern ab 1. Juli 1929 (5 Pfennige pro Mitglied pro Woche, am 24. Januar 1930 Erhöhung auf 10 Pfennige pro Mitglied pro Woche)  ; im Januar 1930 Gründung des Volkshausbauvereins Hof e. V. Am 9. August 1930 Mitteilung über den Erwerb des in Bahnhofsnähe gelegenen Grundstücks Weißenburgstraße durch den Volkshausbauverein  ; am 11. November 1932 Einreichung des Baugesuchs (Arch. Adolf Schenk, Baufirma Gebrüder Peters), am 15. November 1932 Genehmigung der Baupläne durch den Verwaltungssenat des Stadtrates, am 18.  November baupolizeiliche Genehmigung  ; am 8. Dezember 1932 Grundsteinlegung  ; Finanzierung u.a. durch Sonderbeiträge (insg. 52 000 Mark) sowie Anteilscheine (insg. 50 000 Mark). Am 2.  Mai 1933 Beschlagnahme des noch in Bau befindlichen Hauses  ; am 25. August 1933 Fertigstellung  ; am 29. Juni 1933 Einweihung und Übergabe an die NSDAP-Kreisleitung  ; zunächst unter Treuhandverwaltung, 1935 wohl auf die Ostmark-Selbsthilfe GmbH in Bayreuth (ein Unternehmen des NSDAP-Gaus Bayerische Ostmark) übertragen. Am 8.  April 1945 bei Bombenangriff abgebrannt  ; im September 1946 Antrag des wieder gegründeten Volkshaus-Bauvereins für den Neubau eines Gewerkschaftshauses am selben Ort, erneut mit Bauplänen der Firma Peters (genehmigt am 22. November 1946, im März 1949 bezugsfertig)  ; heute in Privatbesitz und zu Wohnzwecken ausgebaut. Beschreibung  : Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus in modernen Bauformen  ; schlichter Putzbau über niedrigem Natursteinsockel  ; der asymmetrische, gestaffelte Baukörper mit dreigeschossigem gerundetem Vorbau  ; Haupteingang und Treppenhaus an der rechten Gebäudekante hinter die Front zurückgesetzt  ; breitgelagerte, um die gerundete Ecke laufende Fenster am Vorbau, das Treppenhaus mit vertikalem Fensterband  ; Fahnenmasten. Raumprogramm  : Gastwirtschaft im EG, 15 Büroräume im 1. und 2. OG, im 1. OG außerdem »Zimmer der Jugend« und im 2. OG Bibliothek. Im 3. OG mehrere Wohnungen vorgesehen. Bemerkung  : In Hof wirkte sich die Industrialisierung wie an vielen anderen Orten durch einen enormen Bevölkerungszuwachs aus. Im Gegensatz zu anderen Industrieregionen hinkte hier allerdings die Entwicklung der Infrastruktur um Jahrzehnte hinterher, da die Textil- und Porzellanindustrie nicht die gleiche Produktions- und Umsatzstärke hatte wie etwa die Schwerindustrie im Ruhrgebiet. Das wirkte sich auch auf die Gewerkschaftsbewegung aus, dementsprechend spät ist es hier gelungen, das Geld für den Bau eines Volkshauses aufzubringen. So kommt es, dass das noch kurz vor der Machtergreifung in Hof errichtete Volkshaus von seinen Erbauern selbst nicht mehr in Betrieb genommen werden konnte. Als das Volkshaus am 29. Juni 1933 eingeweiht wurde, befand es sich bereits in den Händen der Nationalsozialisten und die Gewerkschaften waren gleichgeschaltet. Offiziell gab man dem von der NSDAP für Parteizwecke genutzten Haus nach 1935 erstaunlicherweise die Bezeichnung »Haus des Volkes« und nicht etwa »Haus der deutschen Arbeit«  ; im allgemeinen Sprachgebrauch setzte sich jedoch der Name »Braunes Haus« durch. Architektonisch ist das Hofer Volkshaus in die Gruppe jener Bauten einzuordnen, die über eine moderne Formensprache verfügen, wie sie im genossenschaftlichen Bauen der 1920er Jahre weit verbreitet war. An ihm lässt sich exemplarisch die Etablierung bestimmter Standardmotive des Neuen Bauens  – breit gelagerte Fenster, gerundete Gebäudekanten und vertikale Fensterbänder an Treppenhäusern – und deren Übernahme durch Architekten auch außerhalb der Zentren der Avantgarde gegen Ende der Weimarer Republik ablesen. Quellen  : StArch Hof (schriftl. Auskunft Dr. Arnd Kluge) Literatur  : Macht, Niederlage (Abb. S. 230)  ; Oberfränkische Volkszeitung, 33. Jg., 1925, Nr. 61, 446

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13. März 1925 und Nr. 163, 16. Juli 1925, 38. Jg., 1930, 9. August 1930, 40. Jg., 1932, Nr. 276, 23. November 1932 (»Bau eines Volkshauses«) und Nr. 290, 9. Dezember 1932 (»Haus des Volkes«) Abb. 218 149. Hohenlimburg (Hagen)/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus Schulstraße 9 Ankauf 1925 Träger Alexander Schlicke & Co. oHG, Stuttgart Geschichtliche Daten  : 1925 Ankauf des Grundstücks Schulstraße  9 durch den DMV (am 30.  Dezember 1925 Grundbucheintragung). Sitz des DMV, des Parteisekretariats, des ADGBOrtsausschusses, des Arbeitersekretariats und des Arbeiterbildungsausschusses. 1933 Beschlagnahme, am 23. Januar 1939 Übergang auf die DAF. 1949 Rückübertragung auf die IG Metall. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus (erbaut 1875) mit viergeschossigem Seitenflügel (erbaut 1905). Quellen  : BArch Koblenz (Abt. B, Z 36 II/35, GPA)  ; BArch Berlin (NS 5 II 1968a) 150. Hohenmölsen/Sachsen-Anhalt Volkshaus Ernst-Thälmann-Straße 19 (ehem. Südstraße 6) Neubau Um 1932 Bauherr Volkshausgenossenschaft eGmbH, Hohenmölsen Verbleib Mit Veränderungen erhalten Geschichtliche Daten  : Um 1931/32 überlässt die Stadt Hohenmölsen der kurz zuvor gegründeten Volkshausgenossenschaft eGmbH384 ein Baugrundstück zwischen Goethestraße und Südstraße  ; Errichtung eines Volkshauses. 1933 Beschlagnahme. 1947 Ankauf durch die Stadtgemeinde  ; heute Veranstaltungssaal. Beschreibung  : Turn- und Festhalle mit zweigeschossigem Gaststättengebäude mit Vereinszimmer. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Hohenmölsen, Ernst-Thälmann-Straße 19) Hohenstein-Ernstthal s. → Wüstenbrand 151. Ingolstadt/Bayern Gewerkschaftshaus Georg-Oberhäußer-Straße (ehem. Eselbräustraße 2) Ankauf 1920 Träger Gewerkschaftshaus Ingolstadt e. V. Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Um 1923 Ankauf und Umbau des Gasthofs »Eselbräu« in der Eselbräustraße 2 durch den Verein Gewerkschaftshaus e. V. Ingolstadt (als Trägerverein des ADGB384 Satzung vom 14. Juni 1931, am 21. September 1931 Eintragung ins Genossenschaftsregister.

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Ortsausschusses)  ; Finanzierung über den Erwerb von Anteilscheinen durch die dem ADGB angeschlossenen Organisationen, über freiwillige Spenden der Arbeiterschaft sowie Hypotheken. Am 10. März 1933 durch Ingolstädter SA- und SS-Angehörige besetzt, am 2. Mai 1933 endgültige Beschlagnahme, in der Folgezeit Übereignung an die DAF als »Haus der Deutschen Arbeit«. Am 21. April 1945 bei Luftangriff zerstört  ; 1964 Neubau eines Gewerkschaftshauses am Paradeplatz. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte. Raumprogramm  : Saal, Nebenzimmer, Büroräume, Wohnungen sowie Schlacht- und Waschhaus. Bemerkung  : Da Ingolstadt im 19. Jahrhundert von der Industrialisierung noch weitgehend unberührt blieb, fasste die sozialdemokratische Arbeiterbewegung hier nur schwer Fuß. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs entwickelte sich die Garnisonsstadt zu einem bayerischen Rüstungszentrum und zog Industriearbeiter aus allen Teilen Deutschlands an. Als sich nach Kriegsende die Arbeitsmarktlage schlagartig verschlechterte gewann die Ingolstädter Arbeiterbewegung an Bedeutung. In eben diese Zeit fällt auch die Schaffung des Gewerkschaftshauses. In Ingolstadt, wo die Nationalsozialisten bei den Betriebsratswahlen frühe Erfolge verzeichneten, kam es bereits 1923 zu einem Übergriff von NSDAP-Anhängern auf das Gewerkschaftshaus in der Eselbräustraße. Quellen  : AdMA München (Bestand VTG, Ordner 28, Hefter Ingolstadt) Literatur  : Kat. Acht Stunden sind kein Tag  ; Gerund, Katharina  : Die Entwicklung der Gewerkschaften in Ingolstadt, in  : Chronik 1250–2000, hrsg. von der Stadt Ingolstadt, Ingolstadt 2000, S. 90 f.; Straub, Theodor (Text)  : Denk-Stätten. Zur Geschichte der NS-Zeit in Ingolstadt 1918–1945. Ein anderer Stadtführer, Ingolstadt 1994  ; Treffer, Gerd  : Kleine Ingolstädter Stadtgeschichte, Regensburg 2004 Abb. 219 152. Jahnsdorf i. E./Sachsen Volkshaus Am Bahnhof 13 (ehem. Haus Nr. 15) Ankauf 1927 Träger Verein Volkshaus für Jahnsdorf i. E. und Umgegend eGmbH Umbau 1929 Verbleib Abriss 1996 Geschichtliche Daten  : Mit Kaufvertrag vom 29. Oktober 1927 Ankauf des Grundstücks Jahnsdorf, Haus Nr. 15 durch die Genossenschaft Verein Volkshaus für Jahnsdorf i. E. und Umgegend eGmbH (Kaufpreis 35 000 Mark) (am 3. Januar 1928 Grundbucheintragung)  ; 1929 Anbau eines Windfangs (Bauunternehmung Louis Thieme, Jahnsdorf). Im Mai 1933 Versiegelung des Volkshauses  ; am 27. April 1933 Eröffnung des Konkursverfahrens über die Volkshausgenossenschaft  ; Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die ehem. Vorbesitzerin. 1996 Abriss. Beschreibung  : Wohnhaus mit Restauration  ; im 1. OG zwei Vereinszimmer. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Jahnsdorf, Am Bahnhof 13) 153. Jena/Thüringen Gewerkschaftshaus »Zum Löwen« Johannisplatz 14/Krautgasse 22 Pacht Ab 1907 448

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Neubau 1911/12385 Ankauf 1921 Träger Gewerkschaftshaus zum Löwen GmbH, Jena Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Spätestens 1904 Einrichtung eines »Hausbaufonds« durch das Gewerk-

schaftskartell  ; um 1906 Beschluss, den »Löwen« – seit einigen Jahren Verkehrslokal verschiedener Arbeiterorganisationen  – zum offiziellen Gewerkschaftshaus auszubauen, das Haus bleibt jedoch zunächst in Privatbesitz (gemeinschaftliche Finanzierung der Baumaßnahmen durch das Gewerkschaftskartell, den Sozialdemokratischen Wahlverein, den Rad- und Turnverein sowie den Wirt als Privateigentümer)  ; Gründung einer Lokalkommission  ; April 1907 Eröffnung als Gewerkschaftshaus mit Saal und Herberge  ; 1911/12 Neubau  ; vermutl. am 1. Oktober 1912 Einweihung. Treffpunkt und Sitz unterschiedlicher Arbeiterorganisationen. Am 1. November 1920 Gründung der Gewerkschaftshaus zum Löwen GmbH (als Gesellschafter treten 20  Gewerkschaftsvertreter auf) und Ankauf des Gewerkschaftshauses (erst am 18.  Mai 1923 erfolgt die Grundbucheintragung gem. Übereignungsurkunde vom 8. Juni 1921). 1931 erstmals Übergriffe von Nationalsozialisten  ; im Mai 1933 Beschlagnahme und Nutzung als »Fritz-Triebel-Haus«386  ; 1935 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Städtische Brauerei AG  ; 1936–1945 NS-Gaststätte »Zum Schnapphans«  ; 1936 Antrag auf Abriss des Saals. Nach 1945 in FDGB-Besitz. 1999 ff. Renovierung und Umbau  ; 2000 Wiedereröffnung als »Haus der Gewerkschaften«  ; heute gastronomische Nutzung. Beschreibung  : Hauptbau von 1912/13  : Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit hohem, ausgebautem Mansarddach  ; Putzbau mit niedrigem Rustikasockel aus Naturstein  ; symmetrische Fassadengliederung durch schmale Eckrisalite und drei flache Runderker. Späthistoristische, stark reduzierte Formensprache. Raumprogramm  : Im EG Gaststätte mit zwei Gastzimmern, Bierstube und großem Saal, im 1. OG Saal mit Bühne (insg. acht unterschiedlich große Säle), im 2. OG Büroräume, im 3. OG rd. 23 Fremdenzimmer (mit 40 Betten) und Wohnraum  ; im Keller Kegelbahn und Küche. Bemerkung  : Bereits 1893 begründeten Partei- und Gewerkschaftsvertreter im Jenaer Vorort Wenigenjena ein Vereinshaus »Solidarität«, Wöllnitzer Straße  17/18. Das Gewerkschaftshaus »Zum Löwen« wurde vom Ortsausschuss des ADGB verwaltetdem Ende 1930 9 803 Gewerkschaftsmitglieder angeschlossen waren.387 Der Ortsausschuss selbst hatte seinen Sitz jedoch nicht im Gewerkschaftshaus, sondern in dem 1911 erworbenen Haus Teichgraben 4, wo neben dem Büro der SPD auch das Arbeitersekretariat und die meisten anderen Institutionen der Arbeiterbewegung untergebracht waren.388 385 Zwar befand sich das Grundstück zum Zeitpunkt des Neubaus nicht im Besitz der Arbeiterbewegung, allerdings ist davon auszugehen, dass der Neubau in baulicher Abstimmung (etwa in Hinblick auf den Raumbedarf) und mit finanzieller Unterstützung der Arbeiterorganisationen als »Langzeitpächtern« errichtet wurde. 386 Der NSDAP-Reichstagsabgeordnete Fritz Triebel war 1933/34 NSBO-Landesobmann in Mitteldeutschland bzw. DAF-Gauobmann und Gauamtsleiter in Thüringen. 387 Schulz, Erhard  : Rote Fahnen – braune Hemden. Arbeiterbewegung und Faschismus in Jena 1929 bis 1933, Weimar/Jena 2005, S. 14. 388 Träger des Hauses war die am 13. Dezember 1910 gegründete »Arbeiterheim GmbH«.

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Quellen  : BArch Berlin (SAPMO DY 34 5070)  ; GIRO Berlin (Objektakte Jena, Johannisplatz 14

u. Krautgasse 22)  ; StArch Jena (Spezialinventar des Stadtarchivs Jena zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, unveröff. Typoskript, 1969) Literatur  : Jahresbericht für 1908, hrsg. vom Arbeitersekretariat und Gewerkschaftskartell Jena, Jena [1909]  ; Schulz, Rote Fahnen Abb. 220 154. Jeßnitz/Sachsen-Anhalt Volkshaus Anger 88 (ehem. Nr. 71) Neubau 1908 Bauherr Konsum-Produktivgenossenschaft Volkshaus Jeßnitz eGmbH Ausführung Maurermeister Bierdümpel, Raguhn389 Verbleib Abriss 1983 Geschichtliche Daten  : Am 16. Dezember 1906 Gründung der »Konsum-Produktivgenossenschaft Volkshaus Jeßnitz eGmbH«  ; 1907 Ankauf des Wohnhausanwesens Anger 71 (Kaufpreis 7 500 Mark), zunächst Herrichtung der Wohnräume für Versammlungszwecke  ; 1908 Errichtung eines Volkshausneubaus (Gastwirtschaft mit Saal)  ; 1910 Bau einer Veranda und einer Kegelbahn. 1922 Ankauf des Lokals »Kühler Morgen« (Anger 95, ehem. Nr. 76) und Nutzung als weiteres Verkehrslokal der organisierten Arbeiterschaft (Kaufpreis 370 000 Mark, Finanzierung mithilfe eines Darlehens der Sternburg-Brauerei). Am 27. Juni 1933 Beschlagnahme des Vermögens der Konsum-Produktivgenossenschaft  ; Nutzung des Volkshauses u.a. als Arbeitsdienstlager  ; 1938 Eigentum der Gemeinde Jeßnitz. 1948 Rückübertragung auf die wiedergeründete Genossenschaft  ; 1950 Vertragsschluss mit der Stadt Jeßnitz über die Nutzung der ehemaligen Veranda als Kindergarten und Vorschule  ; 1956 Eigentum des Volkes, ab 1957 Nutzung des »Kühlen Morgen« durch die VEB Farbenfabrik Wolfen, Umbenennung in Klubhaus »Ernst Thälmann«  ; 1983 Abriss des baufälligen Volkshauses gegen den Protest der Bevölkerung  ; die ehem. Veranda noch bis zu ihrer Zerstörung durch Hochwasser 2002 als Kindergarten genutzt. Beschreibung  : Volkshaus (Neubau 1908)  : Saalbau mit Gastwirtschaft, ausgeführt als zweigeschossiger unverputzter Satteldachbau in einer Art Rundbogenstil  ; annähernd quadratischer Saal mit vorgelagertem Gastzimmer und Nebenräumen, wobei der Saal die Nebenräume samt Gastzimmer um ein Geschoss überragt. Im Garten eingeschossige Holzveranda (Kolonnade) und Kegelbahn.390 »Kühler Morgen« (Ankauf 1922)  : Wohnhaus mit Tanzsaal, Nebengebäude, Kegelbahn und Garten. Bemerkung  : Jeßnitz liegt im Zentrum des Bitterfelder Industriegebiets. Angezogen durch die aufstrebenden Industriebetriebe in den benachbarten Städten Wolfen und Greppin siedelten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend Arbeiter in Jeßnitz an. Der 1904 gegründete sozialdemokratische Verein musste seine Versammlungen wegen der üblichen Lokalschwierigkeiten 389 Vgl. Festschrift zum Kreisparteifest, S. 20  ; bei der Gemeinde Jessnitz sind zudem Entwurfspläne des Architekten Paul Stephan aus Jeßnitz vom Mai 1907 überliefert, die jedoch nicht der Saalbauausführung entsprechen. 390 Die Beschreibung folgt im Wesentlichen einer Bauaufnahme aus dem Jahr 1932 (im Besitz der Gemeinde Jeßnitz).

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zuerst in einem privaten Garten in der Angerstraße abhalten. Das Volkshaus wurde Sitz und Treffpunkt aller wichtigen Arbeiterorganisationen. In den ersten Jahren seines Bestehens wurde dem Lokal die Schankkonzession verweigert. Die Tatsache, dass der Name der Genossenschaft eine Zugehörigkeit zur Konsumgenossenschaftsbewegung nahe legte, führte 1933 dazu, dass sich Oberstaatsanwaltschaft und DAF darüber auseinandersetzten, wem das Vermögen der Genossenschaft nun zustehe. Die Oberstaatsanwaltschaft beharrte auf dem Standpunkt, dass es sich um eine rein politischen Zwecken dienende Organisation und nicht um genossenschaftliches oder gewerkschaftliches Vermögen gehandelt habe.391 Quellen  : Eckardt, Karl  : Zur Tradition des Klubhauses »Ernst Thälmann« in Jeßnitz (um 1960, Quelle unbekannt, frdl. Zurverfügungstellung als Kopie durch Helmut Ernst)  ; Ernst, Helmut  : Auswertung der Akte Oberstaatsanwalt Nr. 211 im Landeshauptarchiv Dessau (mit frdl. Zurverfügungstellung des Verf.)  ; Gemeinde Jeßnitz (mündl. und schriftl. Auskunft sowie Zusammenstellung von Quellen durch Helmut Ernst, Jeßnitz)  ; GIRO Berlin (Objektakte Jeßnitz, Anger 88) Literatur  : Festschrift zum Kreisparteifest Abb. 221 155. Kahla/Thüringen Volkshaus »Rosengarten« Am Sportplatz 2 Ankauf 1921 Träger Turnerbund e. V. bzw. Freie Turn- und Sportvereinigung, Kahla Saalneubau 1927/28 Bauherr Volkshaus Rosengarten GmbH Entwurf Arch. Otto Lo(o)ßmann, Kahla Ausführung Firma Joh. und Paul Jecke u.a. Ausmalung Firma Heinrich Bohmann, Jena Verbleib Mit Veränderungen erhalten Geschichtliche Daten  : Ab 1892 Nutzung der Gastwirtschaft »Rosengarten« durch die organisierte Arbeiterschaft  ; ab dem Frühjahr 1920 Pacht durch den »Turnerbund«, 1921 Ankauf (finanziert durch Anteilscheine) und Umbenennung in »Volkshaus Rosengarten«, Verwaltung durch den Turnerbund (später mit dem Turnverein 1860 zur »Freien Turn- und Sportvereinigung« verschmolzen). Bereits kurz nach Erwerb erste Pläne, die beiden älteren Säle durch einen großen Saalneubau zu ersetzen  ; aus finanziellen Gründen zunächst verworfen. Am 18. März 1927 Zerstörung des Saalbaus durch Brand  ; anlässlich des nun notwendigen Saalneubaus Gründung der Volkshaus Rosengarten GmbH am 1. Oktober 1927 unter Beteiligung des ADGB und Übertragung des Volks­ hausvermögens auf die GmbH (50 Prozent der Anteile bleiben im Besitz der »Freien Turn- und Sportvereinigung«). 1927/28 Wiederaufbau bzw. Saalneubau nach Plänen des Architekten Otto Loßmann (Finanzierung mithilfe von Anteilscheinen und Darlehen der Volksfürsorge und der Stadt Kahla)  ; im Sommer 1927 Wiedereröffnung der renovierten Gaststätte und der neu erbauten Kegelbahn, zu Neujahr 1928 Einweihung des kleinen Saals und der Gesellschaftsräume im Zwischenbau und am 17.–19. März 1928 Einweihung der Gesamtanlage. Am 2. Mai 1933 Beschlag391 Ernst, Helmut  : Auswertung der Akte Oberstaatsanwalt Nr. 211 im Landeshauptarchiv Dessau (mit frdl. Zurverfügungstellung des Verf.).

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nahme, in der Folgezeit zunächst vom Arbeitsdienst genutzt, am 25. August 1933 Wiedereröffnung als »Haus der Deutschen Arbeitsfront«  ; am 25.  Januar 1935 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die DAF als einziger Bieterin, in den 1940er Jahren Zwangsarbeiterlager des unterirdischen NS-Flugzeugwerks REIMAHG in der Porzellansandgrube Kahla-Großeutersdorf. Am 1. Dezember 1945 Wiedereinweihung des Rosengartens als Gewerkschaftshaus, ab 1948 FDGB-Vermögen, 1959 Eigentum des Volkes. 1991/92 umfassende Sanierung zum Vereins- und Kulturhaus durch die Stadt als neuer Eigentümerin  ; heute Gaststättenbetrieb mit Veranstaltungssaal und Pension. Beschreibung  : Altbau  : Zweigeschossiges Wohnhaus mit Restaurationsbetrieb (errichtet 1906 ff.) und Saalbau mit großem Konzertsaal und kleinem Saal (errichtet 1873, 1927 bei Brand zerstört)  ; im OG drei Fremdenzimmer, Kegelbahn  ; Gastgarten mit Spielplatz. Saalneubau (errichtet 1928)  : Kubischer, weiß verputzter Flachdachbau (heute mit Satteldach) in sachlicher Formensprache im Anschluss an das ältere Gastwirtschaftsgebäude  ; im vorderen Bereich horizontale Fassadengliederung durch schmale, umlaufende Gesimse, die Längsseite im hinteren Teil durch Lisenen gegliedert (heute dunkelrot abgesetzt)  ; an der in zwei Geschosse aufgeteilten Stirnseite überdachter Haupteingang  ; im Inneren großer multifunktionaler Saal für insg. 1 000 Personen, mit »Rotorbühne« (auch für Kinozwecke eingerichtet), gegenüber liegender Galerie (dort 100 Sitzplätze) und Nebenräumen  ; an den Bühnenwänden »sehr effektvolle«, »venezianische Stimmung darstellende« Malerei392  ; längs des Saals Wandelhalle mit Büffet  ; im vorderen, zweigeschossigen Teil des Saalbaus kleiner Saal sowie Sitzungs- und Vereinszimmer. Bemerkung  : Der »Rosengarten« in Kahla diente bereits seit den 1990er Jahren dem 1893 gegründeten Gewerkschaftskartell als Verkehrslokal. 1906 ff. kam es im Rahmen der baulichen Erweiterung des Rosengartens zu Auseinandersetzungen zwischen dem damaligen Eigentümer Friedrich Degen und der organisierten Arbeiterschaft. Die am Bau beteiligten Maurer forderten höhere Löhne und gingen dafür in Streik, während die Arbeiterschaft das Lokal boykottierte. Damals erwog der Eigentümer einen Verkauf an das Gewerkschaftskartell, was jedoch nicht zustande kam. Nachdem 1920 zunächst die Turnerschaft das Lokal übernommen hatte, wurde der Neubau des Saals im Jahr 1928 durch gewerkschaftliche Mitwirkung realisiert. Damals wurde das Volkshaus auch Sitz des Porzellanarbeiterverbandes, der größten örtlichen Einzelgewerkschaft. In der Festschrift zur Eröffnung wurde die kulturelle und sozialistische Funktion des Volkshauses in den Vordergrund gestellt  : »Er [der Rosengarten] öffnet seine Tore allen, die Achtung vor dem Menschen und seiner Überzeugung haben. Die Arbeiterschaft will die klassenlose Menschheit. Von dieser Idee soll auch das Leben im Volkshaus getragen sein. […] Das Volkshaus mag die Möglichkeit geben, den Willen des Proletariats zu eigener Kultur zu manifestieren.« Zum neuen Saal heißt es, hinsichtlich dessen architektonischer Wirkung sei »weit über Thüringens Grenzen hinaus wenig Gleichwertiges [zu] finden«. Der Architekt Loßmann sei »bestrebt gewesen, das Beste zu schaffen«. Aus mehreren, bei verschiedenen Architekten eingeholten Vorschlägen wurde der Entwurf Loßmanns ausgewählt, bei dem der »moderne Baustil« »in seiner geraden, horizontal wirkenden Linienführung die vier Fassadenansichten« beherrschte. Die Innenausstattung wird als »schlicht und geschmackvoll« und von »wohltuender Sachlichkeit« beschrieben. Die Jenaer Firma Heinrich Bohmann (»Werkstätten für Malerei und Anstrich – Moderne Raumkunst«) gestaltete die Wände des Volkshauses in Flächen, Formen und Farben in »besonders gediegener« Art, wie es in der Eröffnungsfestschrift heißt. 392 Zit. nach Festschrift zur Einweihung des Volkshauses Rosengarten Kahla, Jena [1928] [o. V.], S. 5.

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Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1265)  ; GIRO Berlin (Objektakte Kahla, Volkshaus Rosengarten,

darin u.a. Engelmann, Gerhard  : Zur Geschichte des Gewerkschaftshauses Rosengarten in Kahla, unveröff. Typoskript, 1993) Literatur  : Festschrift zur Einweihung des Volkshauses  ; Schilling, Willy  : Daten zur Geschichte der Stadt Kahla, Bd. 2/3, Horb am Neckar 1999 Abb. 222 156. Kaiserslautern/Rheinland-Pfalz Gewerkschaftshaus Dr.-Rudolf-Breitscheid-Straße 12/Ecke Parkstraße (ehem. Luitpoldstraße 12) Ankauf Um 1925/26 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Kaiserslautern Umbau 1928/29 Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Am 9.  Juli 1920 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH durch die freien Gewerkschaften  ; 1925/26 Ankauf des Grundstücks Luitpoldstraße  12. Sitz des Arbeitersekretariats, des ADGB-Ortsausschusses, mehrerer Einzelgewerkschaften, der Volksfürsorge, der Gemeinnützigen Bauarbeiter-Genossenschaft »Selbsthilfe« eGmbH und der Zentralbibliothek. Im März 1933 vorübergehend von der SA besetzt  ; am 2. Mai 1933 endgültige Beschlagnahme  ; im August 1933 Umbenennung in »Haus der Arbeit«, im EG nun »Gaststätte der Arbeitsfront«  ; 1936 Umbau der Gaststätte zu einem Büro mit Schalterraum. Am 28. September 1944 bei Luftangriff zerstört. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus mit Gastwirtschaft und Rückgebäude (errichtet 1897/98). Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1967a)  ; StArch Kaiserslautern (schriftl. Auskunft Dieter Kämmer  ; Adressbücher  ; Objektakte Dr.-Rudolf-Breitscheid-Straße 12  ; Bestand Bilder) Abb. 223 157. Karlsruhe/Baden-Württemberg Volkshaus Schützenstraße 16 Ankauf 1926 Träger Gewerkschaftshausgesellschaft mbH, Karlsruhe Umbau 1926/27 Entwurf und Bauleitung Arch. Hans Becker, Karlsruhe Ausführung Gemeinnützige Baugesellschaft, Bauhütte GmbH, Karlsruhe Bauschmuck Bildhauer Karl Wahl (Relief) Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Am 12. Juni 1926 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH durch die ADGB-Ortsausschüsse in Karlsruhe, Durlach und Ettlingen  ; am 2. November 1926 Ankauf des Anwesens Schützenstraße 16  ; am 18. Juni 1927 Einweihung als Volkshaus nach durchgreifendem Umbau. Sitz zahlreicher Gewerkschaften und weiterer Arbeiterorganisationen, u.a. Bauhütte Baden-Pfalz GmbH, Volksfürsorge AG. Am 6. März 1933 erstmals besetzt, am 2.  Mai 1933 endgültig von der SA beschlagnahmt  ; in der Folgezeit in »Fritz-Plattner-Haus« 453

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umbenannt und von der NSBO sowie verschiedenen DAF-Unterabteilungen genutzt. Im Krieg zerstört. Beschreibung  : Viergeschossiges Wohnhaus mit Seitentrakt und fünfgeschossiges, rechtwinkliges Rückgebäude. Raumprogramm (nach Umbau)  : Im EG des Vorderhauses und des seitlichen Anbaus Wirtschaftslokal (135 qm)  ; im 1. OG des Vorderhauses Wirtswohnung, im Seitentrakt Sitzungszimmer (mit dem Lokal verbunden) und Küche  ; im 2. und 3. OG insg. 14 Büroräume  ; im DG Wohn- und Schlafräume des Personals  ; im EG des Rückgebäudes Versammlungssaal (in drei Teile teilbar)  ; im 1.  und 2.  OG insg. zwölf Büroräume  ; im 3. und 4. OG Herberge mit Schlafsaal und Aufenthaltsraum  ; zwischen den Flügeln Sanitäranlagen  ; im Keller Lager- und Heizungsräume, Schlachtraum, Kühlanlage sowie Badeeinrichtung für Herbergsgäste. Künstlerische Ausstattung  : Im Eingangsbereich Relief von Karl Wahl im Stil des expressiven Realismus  : Zwei muskulöse Arbeiter errichten einen Pfeiler, der Symbole des Handwerks und der Arbeiterbewegung trägt.393 Technische Ausstattung  : Niederdruckdampfheizung, Warmwasseranlage, elektrische Licht- und Kraftanlage. Bemerkung  : In der Vorkriegszeit unterhielten die Gewerkschaften in Karlsruhe eine »Gewerkschaftszentrale« mit eigener Konzession (ab Oktober 1911) in der Gastwirtschaft »Alte Brauerei Heck«, Kaiserstraße 13. Eine Herberge unter gewerkschaftlicher Verwaltung befand sich in der Zähringerstraße 2. Bereits kurz nach Kriegsende wurde der Kauf verschiedener Objekte ins Auge gefasst, die Inflation verhinderte jedoch eine Umsetzung. Für die Zeit um 1926 ist ein vermutlich ebenfalls nur gepachtetes Gewerkschaftshaus in der Karl-Friedrich-Straße  28 (Friedrichshof) belegt. Als sich damals die Erwerbspläne konkretisierten, wurde den Gewerkschaften neben anderen Objekten zunächst das Palais Bürklin zum Kauf angeboten, was man jedoch verwarf. Schwierigkeiten bei der Umsetzung brachte zudem das herrschende Mieterschutzgesetz, wonach Wohnraum nicht für Bürozwecke oder andere Nutzungen verwendet werden durfte. Erst das dreizehnte Kaufobjekt, Schützenstraße  16, entsprach den Erwartungen, wenngleich ein durchgreifender Umbau unumgänglich war. Schwierigkeiten bereitete der Einbau des Wirtschaftsbetriebs in dem aus drei Einzelbauten bestehenden Altbau, wofür allein sieben Zwischenwände entfernt und durch Unterzüge ersetzt werden mussten. Im Rückgebäude wurde ein großer Versammlungssaal geschaffen, indem ein Treppenaufgang nach außen verlegt wurde. Die Straßenfassade des Hauses blieb bei all dem allerdings weitgehend unverändert. Trotz der massiven Umbaumaßnahmen erwiesen sich die Nutzungsmöglichkeiten des Volkshauses für Versammlungen als schlecht, denn der Saal war nur für eine Nutzung von maximal 300 Personen geeignet. Auch genügte der vorhandene Büroraum nicht, um alle Gewerkschaften unterzubringen, man behielt sich deshalb eine spätere Erweiterung vor.394 Das zum Hauskauf aufgenommene Darlehen sollte über den verpflichtenden Kauf von »Hausmarken« durch die Gewerkschaftsmitglieder getilgt werden (in Höhe von 25 Pfennigen pro Mitglied pro Vierteljahr), eine Absprache, der allerdings 393 Im Zusammenhang mit weiteren nicht näher bestimmbaren Bildhauerarbeiten wird Karl Schmitt genannt  ; vgl. Erb, G.: Unser Karlsruher Volkshaus, in  : Volksfreund Karlsruhe, 47. Jg., Nr. 139, 18. Juni 1927 (Sonderbeilage), S. 9 f., hier S. 9. 394 Der Verkehrsbund zog 1929 aus dem Volkshaus in ein eigenes Haus in der Gebhardtstraße 13. Der Zentralverband der Angestellten besaß ab 1930 ein eigenes Verbandshaus in der Gartenstraße 25. Der DMV hatte seinen Sitz bereits ab 1. August 1919 im eigenen Bürohaus am Friedrichsplatz 11/Lammstraße 15 (im Dritten Reich Sitz der DAF).

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nicht alle Verbände nachkamen. Wegen der mangelnden Auslastung wurde die unter großem finanziellem Aufwand eingerichtete Herberge bereits im April 1928 wieder geschlossen und in Büroraum umgewandelt. Etwa zeitgleich mit dem Volkshaus entstanden in Karlsruhe zwei weitere Stützpunkte der Arbeiterbewegung  : Wenige Wochen zuvor wurde das neue Heim der Arbeitersportler im Hardtwald geweiht und im Juni 1927 bezog der Volksfreund ein eigenes Verlagsgebäude in der Waldstraße. Quellen  : StArch Karlsruhe (schriftl. Auskunft Angelika Sauer) Literatur  : Erb, Unser Karlsruher Volkshaus   ; Das Gewerkschaftshaus Ausgabe März 1926, Heft  2  ; Jahresbericht [1927 bis 1929], hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Karlsruhe, Karlsruhe [1928 bis 1930] (1928  : Abb.)  ; Jahres-Bericht über die Thätigkeit des Gewerkschafts-Kartells in Karlsruhe und über die Entwicklung der Gewerkschaften pro 1899/1900, hrsg. vom Gewerkschafts-Kartell Karlsruhe, Karlsruhe [1900]  ; Stadtrundgang auf den Spuren des Dritten Reiches. Nationalsozialismus in Karlsruhe, Online-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Karlsruhe, hrsg. vom Stadtjugendausschuss e. V. Karlsruhe, http://www.ns-in-ka.de/de (Abruf am 22. Juli 2014) Abb. 128, 224 Siehe auch → Durlach-Aue 158. Kassel/Hessen Gewerkschaftshaus I Wolfhager Straße 5/7 Neubau 1906/07 (Nutzung bis ca. 1911) Bauherr Baugenossenschaft »Solidarität«, Kassel Entwurf Arch. Franz, Julius und Theodor Langenberg, Kassel Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Anfang des 20. Jahrhunderts Gründung einer Baugenossenschaft »Solidarität« durch das Gewerkschaftskartell mit dem Zweck der Errichtung eines Gewerkschaftshauses  ; 1906/07 Neubau eines Gewerkschaftshauses nach Plänen der Architekten Gebrüder Langenberg. 1909 Konkurs der Baugenossenschaft und Zwangsversteigerung des Gewerkschaftshauses. Im Krieg zerstört. Beschreibung  : Wohn- und Geschäftshaus mit fünf Geschossen  ; die teils verputzte, teils mit Naturstein verkleidete Fassade durch drei unterschiedlich hohe, jeweils übergiebelte Erker plastisch akzentuiert  ; abstrakt-ornamentaler Bauschmuck mit geometrisierenden Neobarock- und Jugendstilanklängen, das segmentbogige Hauptportal durch schweren, plastischen Schmuck besonders ausgezeichnet, am Schlussstein entschlossen dreinblickender Arbeiterkopf  ; an der steinernen Brüstung des darüber liegenden Balkons die gemeißelte Inschrift »Gewerkschaftshaus«. Raumprogramm  : Restaurant, Buchhandlung, Büroräume, Herberge. Quellen/Literatur  : Siehe Kat. Nr. 159. Abb. 57, 225 159. Kassel/Hessen Gewerkschaftshaus II Spohrstraße 6/8 455

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Ankauf 1921 Träger Vermögensverwaltung des Gewerkschaftsbundes für Kassel und Umgegend GmbH Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1921 Ankauf des Hotels »Golze« in der Spohrstraße  ; u.a. Sitz zahlrei-

cher Einzelgewerkschaften, des ADGB, ADB und ZdA, des Parteisekretariats (zeitweise), Arbeitersekretariats, Arbeiterbildungsausschusses, Reichsbunds für Kriegsbeschädigte, Jugendheims, Arbeitersportkartells, der Volksfürsorge und des Schlichtungsausschusses. Bereits am 25. April 1932 werfen Nationalsozialisten nach den preußischen Wahlerfolgen der NSDAP Fenster des Gewerkschaftshauses ein  ; im Februar und März 1933 von der SA unter Führung des NSDAPAbgeordneten Roland Freisler besetzt, dabei Verwüstungen und Plünderungen, Verbrennung von Fahnen auf dem Martinsplatz  ; am 2. Mai 1933 endgültige Beschlagnahme  ; danach Sitz von DAF, NSBO und KdF. Nach Kriegszerstörung DGB-Neubau 1953/54 an gleicher Stelle (Architekten W. Grüning und Paul Perrin). Beschreibung  : Ehem. Hotelgebäude, viergeschossig  ; im 1. bis 3. OG überwiegend Büro- und Verwaltungsräume sowie Jugendheim. Bemerkung  : In Kassel bestanden in der Zeit vor 1933 nacheinander drei Gewerkschaftshäuser. Mit dem ersten Haus in der Wolfhager Straße 5/7 schufen die Kasseler Gewerkschaften ein beachtliches Beispiel für einen Neubau, der zu den ersten Gemeinschaftsbauten gehört, die die freien Gewerkschaften Deutschlands überhaupt realisieren konnten. Kassel stand damit zu dieser Zeit in einer Reihe mit den Metropolen Berlin, Frankfurt, Leipzig und Hamburg. Dass in der Kasseler Arbeiterbewegung jedoch nicht die notwendige Substanz vorhanden war, um einen solchen der ambitionierten Großbau langfristig zu finanzieren, zeigt die Tatsache, dass das Haus bereits um 1909 Konkurs ging und zwangsversteigert werden musste. Bei den Architekten, den Brüdern Franz, Julius und Theodor Langenberg, handelt es sich um eine junge Architektengemeinschaft, die seit 1904 in Kassel tätig war. Franz Langenberg (1881–1935) war ebenfalls als Bildhauer tätig  ; möglicherweise stammt der Entwurf des Bauschmucks am Portal des Gewerkschaftshauses von ihm. Dort verbindet sich die Üppigkeit des Historismus der Gründerzeit mit dem Formenvokabular eines geometrisierenden Jugendstils. Im Scheitel des Portalbogens blickte ein kraftvoll modellierter Arbeiterkopf dem Eintretenden entschlossen entgegen. Nach dem Verlust des Hauses diente bis 1921 der »Kleine Stadtpark« in der Oberen Karlsstraße 17 pachtweise als Versammlungslokal und Verwaltungszentrale der Arbeiterbewegung. Erst mit dem Ankauf des Hotels Golze im Jahr 1921 gelangte die Arbeiterbewegung erneut in den Besitz eines eigenen Hauses. Quellen  : StArch Kassel (schriftl. Auskunft Frank-Roland Klaube)  ; mündl. Auskunft Julius Langenberg, Bonn Literatur  : Bericht für das Jahr [1905 bis 1910], hrsg. vom Arbeitersekretariat und Gewerkschaftskartell Kassel [Kassel 1906 bis 1911]  ; Faulstich, Peter  : Gewerkschaften in Kassel vor 1933, Kassel 1983  ; Langenberg, Julius  : Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Die Steinmetz- und Baumeisterfamilie Langenberg, Bonn 2004, http://home.arcor.de/stefan.langenberg/chronik/langenberg.pdf (Abruf am 5. April 2014)  ; Pinnow, Herbert  : »Hierauf Schluß der Versammlung um ½  11 Uhr…«. Die Protokolle des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes Zahlstelle Cassel 1911– 1932, Kassel 1991 (Abb.)  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 8. März 1933, http://library.fes.de/ spdpdalt/19330308.pdf (Abruf am 5. April 2014)  ; Sozialistische Monatshefte, XI. Jg., 1907, 2. Bd., S. 1046  ; Vor 45 Jahren. Der 7. März in Kassel. Nazis stürmen das Gewerkschaftshaus, bearb. von 456

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Christine Fischer-Defoy, hrsg. von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Kreisverband Kassel, Kassel 1980  ; Die Zerschlagung der Freien Gewerkschaften in Kassel 1933. Bilder, Dokumente, Kommentare, hrsg. von der Gesamthochschule Kassel, Kassel 1983  ; 160. Kiel/Schleswig-Holstein Gewerkschaftshaus Legienstraße 22/24 (ehem. Fährstraße) Neubau 1904–1907 Bauherr Gewerkschaftsherberge GmbH, Kiel Entwurf Arch. Carl Voß, Kiel Ausführung Fa. Paul Heitmann (Maurerarbeiten), Fa. Johannes Hagemann (Zimmerarbeiten) Erweiterungsbau 1925/26 Entwurf Arch. Arnold Bruhn, Kronshagen Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : Im Frühjahr 1902 Einsetzung einer Gewerkschaftshauskommission im Gewerkschaftskartell, im selben Jahr Beschluss zur Ausgabe von Anteilscheinen im Wert von 5 Mark (zu erwerben über Baustein-Marken zu 50 Pfennigen)  ; am 6. März 1903 Gründung der Gewerkschaftsherberge GmbH  ; Ankauf eines Baugrundstücks an der Fährstraße (heute Legienstraße)  ; Planerstellung durch Arch. Carl Voß  ; am 4. Oktober 1904 Grundsteinlegung  ; am 26. Juli 1907 Einweihung durch Carl Legien (damals Vorsitzender der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands). 1913 Wettbewerbsausschreibung für die dekorative Ausmalung des großen Saals unter allen Schleswig-Holsteinischen Künstlern (im Preisgericht Kunstmaler Julius Fürst, Handwerkerschüler Georg Zimmermann, Architekt Arnold Bruhn, Geschäftsführer E. Lewin und H. Riechers  ; Ausgang und Umsetzung des Wettbewerbs ungewiss)  ; 1914 Erweiterungspläne, dazu Hinzukauf des Nachbargrundstücks. Zur Jahreswende 1918/19 Hinzukauf des mit einer Villa bebauten Grundstücks Fähr-/Ecke Muhliusstraße und Nutzung für Bürozwecke (ab 1930 Nutzung als Jugendheim)  ; am 12. Juni 1925 Grundsteinlegung für einen Erweiterungsbau nach Plänen von Arnold Bruhn (erster Entwurf von 1919), gleichzeitig Beginn eines Restaurantumbaus im Altbau (bislang als Büros genutzte Räume dem Restaurant zugeschlagen)  ; am 12. November 1925 Richtfest des Erweiterungsbaus, am 25. Dezember 1925 Wiedereröffnung des Restaurants  ; im Juli 1926 Bezug des Erweiterungsbaus  ; Herbst 1928 Beschluss zum Bau eines Fest- und Versammlungssaals  ; Frühjahr bis Herbst 1929 Saalneubau  ; November 1929 Eröffnung einer Zweigstelle im Stadtteil Elmschenhagen durch die Gewerkschaftshaus GmbH in Zusammenarbeit mit der Konsumgenossenschaft (Gaststätte »Deutsches Haus«). Am 23. Februar 1933 Verbot einer SPD-Versammlung im Gewerkschaftshaus  ; am 13. März 1933 das Haus von der SA besetzt und am 2. Mai 1933 endgültig beschlagnahmt, dabei Verbrennung von Druckschriften, Dokumenten und Fahnen im Hof  ; in der Folgezeit »Haus der Arbeit« der DAF genannt  ; 1935 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Stadt Kiel, 1936 Umbau des Saals zum Konzertsaal. Am 2.  Mai 1945 Versammlung ehemaliger Gewerkschaftsfunktionäre im Gewerkschaftshaus und Gründung eines »Vorbereitenden Komitees zur Bildung von freien Gewerkschaften«  ; am 1. Juni 1945 Verbot des Komitees durch die Britische Militärregierung und Beschlagnahme des Gewerkschaftshauses am 9. Juni 1945 für eigene Zwecke (»Empire-Building«)  ; Ende April 1947 Rückkauf durch die Gewerkschaften  ; der Saal von 1941 bis in die 1960er Jahre als Kino genutzt, 457

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1975 der Saal und Teile der Restaurationsräume durch Brand zerstört und 1978/79 in veränderter Form wiederaufgebaut  ; 1978 Anbringung einer Gedenktafel an den Matrosenaufstand 1918  ; bis heute Nutzung als Gewerkschaftshaus. Beschreibung  : Erster Bau (Nr. 24, errichtet 1904–1907)  : Dreigeschossiges Wohn- und Geschäfts­ haus (Vorderhaus) mit Querflügel und Saalanbau, im Heimatschutzstil, stilistisch an ortstypischer Bürgerhausarchitektur orientiert  ; asymmetrisch-malerische Fassadengliederung durch breite Flacherker, Schweifgiebel und helmbekrönte Dachaufbauten  ; links breiter Durchgang zum Saal, rechts davon Restauranteingang  ; im Mittelteil der Fassade Redebalkon  ; das unverputzte Backsteinmauerwerk durch weiße Stuckfelder mit teils floralen, teils figürlichen Schmuckelementen unterbrochen (Wappen mit Berufsemblemen  : metallverarbeitendes Gewerbe, Buchdruck, holzverarbeitendes Gewerbe, Zimmerergewerbe, Schiffbau). Erweiterungsbau (Nr.  22, errichtet 1925/26)  : Fünfgeschossiges Bürohaus in Formen des norddeutschen, gotisierenden Backsteinexpressionismus  ; die Fassade über weitgehend geschlossenem Sockelgeschoss durch aufgemauerte, vorne spitz zulaufende Wandvorlagen vertikal gegliedert  ; leicht zurückgesetztes Mezzanin und Ziegeldach mit wellenförmig zusammengefassten Fledermausgauben  ; die Brüstungsfelder überwiegend durch Zierverband ornamental gestaltet. Bauschmuck  : Im mittleren Teil der Fassade vier figürliche Ziegelreliefs mit symbolischen Darstellungen von Landwirtschaft, Handel, Wissenschaft und Kultur sowie Industrie, darüber zwei vollplastische Köpfe (Kieler Kunstkeramik AG). Im Innern das Treppenhaus mit türkisfarbenen und dunkelgrünen Keramikplatten verkleidet, die Fenster dort in figürlicher Bleiverglasung. Raumprogramm  : Erster Bau  : Im EG Gaststätte, in den OGs Büroräume, Herberge (im Querflügel  ?), großer geschossübergreifender Saal mit freitragender Galerie (für rd. 1 100 Personen), kleiner Saal (für rd. 350 Personen) sowie Konzertgarten (mit 800 Sitzplätzen). Im Saal über der Bühne Relief mit allegorischer Darstellung des Sozialismus  ; in der Deckenkehle Stuckfries mit Sinnspruch. Erweiterungsbau  : Überwiegend Büroräume sowie Hotelbetrieb mit etwa 30 Betten. Bemerkung  : Der Architekt des Kieler Gewerkschaftshauses Carl Voß war kurz zuvor bereits von den Flensburger Gewerkschaften mit der Errichtung eines Gewerkschaftshauses beauftragt worden (Kat. Nr. 95). In die sich dort verzögernde Planungsphase fiel der Auftrag aus Kiel. Dem Repräsentationsbedürfnis der Gewerkschaften trug der Architekt durch eine gediegene Formensprache Rechnung, indem er sich an der Architektur vornehmer Bürger- und Kaufmannshäuser orientierte. Am Altbau verweist der emblematische Reliefschmuck der Fassade mit seinen traditionellen Handwerkssymbolen auf die Gestaltungstradition mittelalterlicher Zunft- und Gesellenhäuser. Neben dem Buchdruck sind die holz- und metallverarbeitenden Berufe als Hauptgewerke der Kieler Schiffsbauindustrie abgebildet. Im Inneren des Hauses, vornehmlich im Saal, waren Sinnsprüche und Parolen mit Bezug zur Arbeiterbewegung angebracht, die der ideologischen Orientierung und dem Einschwören auf die gemeinsame Sache dienten. Als das Gewerkschaftshaus während des Ersten Weltkriegs der Marine als Speiseanstalt für Mannschaften und Unteroffiziere zur Verfügung gestellt wurde, kommentierte hierzu die Metallarbeiter-Zeitung  : »Sie loben das Essen und keiner stößt sich an den zahlreichen Inschriften im Gebäude.«395 Der Erweiterungsbau nach Entwurf des fortschrittlichen Kieler Architekten Arnold Bruhn von 1926 mit seiner expressionistisch beeinflussten Backsteinfront belegt die Affinität zwischen der sozialistischen Bewegung und dem Expressionismus in den frühen Jahren der Weimarer Repu­ 395 Metallarbeiter-Zeitung, 32. Jg., Nr. 36, 5. September 1914, S. 275.

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blik. Der unverblendete Backstein wurde seinerzeit als besonders ehrliches, bodenständiges und volkstümliches Material betrachtet. Der markante Fassadenschmuck aus Zierverbandelementen, Reliefziegeln und Kunstkeramik griff die Tradition handwerklich-künstlerischer Maurerarbeit auf, übertrug sie in eine neue, zeitgemäße Form und machte sie somit für das Zeitalter der Moderne nutzbar. Figürliche Reliefs zeigen Allegorien von Landwirtschaft, Handel, Industrie, Wissenschaft und Kultur. Sie stehen sinnbildlich für den umfassenden gesellschaftsgestaltenden Anspruch der sozialdemokratischen Idee. In den Darstellungen verbinden sich Motive des traditionellen Handwerks auf eigentümliche Weise mit den neuen Insignien des Industriezeitalters  : So sind der Personifikation des Schmiedes, der die Industrie repräsentiert, als Attribute sowohl Zirkel und Winkelmaß als auch Zahnrad und Fabrikschlote zur Seite gestellt. Dem Kieler Gewerkschaftshaus kommt als Ort politischer Ereignisse von überregionaler Tragweite eine besondere historische Bedeutung zu. Hier konstituierte sich am 3. und 4. November 1918 der erste Arbeiter- und Soldatenrat und das Gewerkschaftshaus wurde zur Organisationszentrale der revolutionären Kräfte. Am 7. November erließ der Arbeiter- und Soldatenrat einen Aufruf an die Bevölkerung Schleswig-Holsteins, sich hinter die provisorische Provinzregierung zu stellen und deren Ziel, die Schaffung einer »freien, soziale Volksrepublik«, zu unterstützen.396 Von hier ausgehend erfasste die Revolution das ganze Land, was am 9. November 1918 zur Ausrufung der Republik und kurz darauf in die Abdankung des Kaisers mündete. Während des Kapp-Putsches hielten Angehörige der Freikorps-Brigade »Löwenfelder« das Gewerkschaftshaus zeitweise besetzt. Am 13. März 1933 nutzten die Nationalsozialisten ein im Gewerkschaftshaus hergestelltes Flugblatt, in dem die am Vortag von Nationalsozialisten verübte Ermordung des jüdischen Rechtsanwalts und Sozialdemokraten Wilhelm Spiegel angeprangert wurde, als Vorwand, um das Gewerkschaftshaus, wo sich auch das SPD-Büro befand, zu durchsuchen und zu besetzen. Literatur  : Andresen, Hans-Günther  : Bauen in Backstein. Schleswig-Holsteinische Heimatschutz-­ Architektur zwischen Tradition und Reform, Heide in Holstein 1989  ; Arbeiter-Führer für Kiel und Umgegend 1926, Kiel 1926  ; Bau-Rundschau, 1913, S. 111  ; Erweiterung des Gewerkschaftshauses in Kiel, in  : Die Bauwelt, 5. Jg., Nr. 30, 23. Juli 1914, S. 13  ; Geschäftsbericht 2001–2004, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Region KERN, Kiel [2005]  ; Das Gewerkschaftsleben in Kiel 1914 und 1915  ; Das Gewerkschaftsleben in Kiel 1916 bis 1919  ; H., P.: Das Gewerkschaftshaus in Kiel, in  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1927, Nr. 22  ; Jahresberichte des Ortsausschusses Kiel des ADGB über die Geschäftsjahre 1922–1928, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Kiel, Kiel 1929  ; JindraSüß, Doris  : Bernhard Pätau – Aus dem Leben eines kleinen Mannes. Ein Beitrag zur Geschichte der IG Bau-Steine-Erden, Frankfurt am Main 1985  ; Kalk, Wilfried  : 120 Jahre Metallarbeiterbewegung in Kiel. Die Geschichte der IG Metall Verwaltungsstelle bis 1989, Kiel 1989  ; Köpke, Zur Geschichte des Kieler Gewerkschaftshauses (Abb.)  ; Köpke, Karl-Heinz  : Erinnerungen an die Zukunft. Dokumentation des Kieler-Woche-Gesprächs »90 Jahre Kieler Gewerkschaftshaus«, Hamburg/Kiel 1998  ; Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Bd. 1, Landeshauptstadt Kiel, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, Neumünster 1995  ; Mehlhorn, Dieter396 Resolution im Wortlaut abgedr. in  : Unser Haus 1907–1957. Festschrift aus Anlaß der 50jährigen Wiederkehr der Einweihung des Kieler Gewerkschaftshauses, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Kiel, Kiel 1957, S. 27.

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J.: Architekturführer Kiel, Berlin 1997  ; Sozialdemokratischer Parteitag 1927 Kiel, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Berlin 1927 (darin  : Ehlers, H.: Ein Gruß der Kieler freien Gewerkschaften an den Parteitag) (Abb.)  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 23. Februar 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330223.pdf (Abruf am 23. Juli 2014)  ; Stamp, Friedrich  : Arbeiter in Bewegung. Die Geschichte der Metallgewerkschaften in Schleswig-Holstein, Malente 1997  ; Unser Haus 1907–1957 Abb. 19, 52, 125, 126, 226, 227 161. Klein-Gerau (Büttelborn)/Hessen Volkshaus Gartenstraße 16 Neubau 1930 Bauherr Arbeiter-Sport- und Sängervereinigung, Klein-Gerau Verbleib Abriss 1966 Geschichtliche Daten  : 1929 Beschluss der Arbeiter-Sport- und Sängervereinigung Klein-Gerau zur Schaffung eines Volkshauses  ; Ankauf eines Baugrundstücks an der Gartenstraße  ; im Frühjahr 1930 Errichtung einer angekauften Holzhalle397, Verkleidung der Holzverschalung mit Mauersteinen und Neubau eines massiven Gaststättengebäudes. 1933 Beschlagnahme des Vereinsvermögens, Nutzung des Gaststättengebäudes als Kindergarten, am 5. März 1936 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Gemeinde Klein-Gerau  ; 1939–1942 Nutzung des Saals als Ersatzteillager der Reichsbahn, 1944 Unterkunft für russische Kriegsgefangene, die an der Bahnlinie Mainz – Darmstadt Zwangsarbeit verrichteten, 1944/45 Lager für Wehrmachtsbestände. Nach dem Krieg Gründung einer Volkshausgemeinschaft e. V., 1950 Rückerstattung des Grundstücks an den Verein  ; 1966 Abriss des alten Gebäudes und Errichtung eines Neubaus nach Plänen von Hans Wolf (Stadtbauamt Rüsselsheim). Beschreibung  : Der Ursprungsbau ein schlichtes, massives Gaststättengebäude mit angebauter Holzhalle, diese als Saal mit Bühne eingerichtet. Quellen  : GemArch Trebur (SB 93-4 Konv. 1 Fasc. 1)  ; Klingler, Heinrich  : Das Volkshaus, unveröff. Typoskript, 1993 (mit frdl. Zurverfügungstellung durch Heinrich Klingler, Büttelborn) Abb. 228 Siehe auch → Büttelborn 162. Köln/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Severinstraße 197/199, Perlengraben 18/20 Ankauf 1902 Neubau 1905/06 Träger Volkshaus-Verwertungs-Gesellschaft mbH, Köln (ab 1919) Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1902 Gründung der Bau- und Erwerbsgenossenschaft »Arbeiter-Ge397 Dabei handelte es sich um eine ehemalige Unterkunftshalle des Truppenübungsplatzes Griesheim, die man von der Reichsvermögensverwaltung angekauft hatte.

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sellschaftshaus eGmbH«398 unter Beteiligung der Partei, der Gewerkschaften und der Konsumgenossenschaft  ; im selben Jahr Ankauf399 des an Severinstraße und Perlengraben gelegenen Lokals von Joseph Stauff (Kaufpreis 375 000 Mark  ; das Eigentum später aus praktischen Gründen formal auf eine Einzelperson übertragen)  ; provisorische Einrichtung als Volkshaus  ; ab 1905 Abbruch des alten Gebäudes und Errichtung eines Volkshausneubaus (maßgeblich finanziert durch die »Hamburger Krankenkassen«)  ; am 21. Januar 1906 Einweihung des Saalbaus, am 15. August 1906 allgemeine Eröffnung  ; 1912 Konkurs des Volkshausunternehmens wegen Zinsüberlastung durch die hohen Erwerbs- und Baukosten, in der Folge Zwangsversteigerung  ; nach Spendensammlung Rückkauf des Volkshauses durch die zu diesem Zweck gegründete Volkshaus-Verwertungs-GmbH400  ; um 1920 Umbauten für Bürozwecke. Am 2. Mai 1933 Besetzung und Beschlagnahme durch SS  ; 1940 Sammellager für von Deportation betroffene Sinti und Roma  ; im Krieg zerstört. Nach 1945 auf der Basis von Wiedergutmachungszahlungen Neugründung einer Volkshaus Köln GmbH durch die SPD und Neubau eines »Volkshauses« (Parteihaus) an der Magnusstraße (1963–1965, Arch. Knäpper). Beschreibung  : Gebäudekomplex, bestehend aus einem viergeschossigen Vorderhaus (Severinstraße), einem dreigeschossigen Seitenflügel (Saalbau) und einem viergeschossigen Quergebäude (Perlengraben). Vorderhaus  : Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit Sandsteinfassade in frei gotisierenden Bauformen, bekrönt durch drei geschweifte Giebel  ; im EG rechts Durchfahrt zum Saalbau  ; im 1.  OG Erker mit breitem Redebalkon. Bauschmuck  : An den Fensterbrüstungen der 2. und 3. OG Wappenreliefs mit Emblemen, im 3. OG außerdem zwei lebensgroße, sich einander zuwendende Ganzfiguren auf Konsolen, die eine mit hochgekrempelten Ärmeln, Schürze, Zange und Hammer als Arbeiter gekennzeichnet, die andere, offenbar nackte Männerfigur verweist mit der rechten Hand auf ein aufgeschlagenes Buch in ihrer Linken (möglicherweise Darstellungen der körperlichen und der geistigen Arbeit)  ; am Giebel Emblem der verschränkten Hände als Sinnbild der Arbeiterverbrüderung und Schriftband »Einigkeit macht stark«. Raumprogramm  : Im Vorderhaus Gaststätte mit Schänke und Restaurant, Küche, mehrere Büroräume und Sitzungszimmer, Bibliothek, zwei Kleinwohnungen  ; Hotel- und Herbergsbetrieb (vermutl. im Bauteil Perlengraben)  ; im EG des Saalbaues großer Saal für 600 Personen (durch Rollläden in mehrere Säle aufteilbar), darüber Hauptsaal für 1 250 Personen »in modernem Stile in reichem

398 In einer Festschrift des Buchdruckerverbands ist wohl fälschlich von einer GmbH die Rede, vgl. 25jährige Jubelfeier des Ortsvereins Köln des Verbands der Deutschen Buchdrucker 1881–1906, hrsg. vom Ortsverein Köln des Verbands der Deutschen Buchdrucker, [Köln 1906], S. 24  ; für den Beitritt in die Genossenschaft wurde eine Gebühr von 1 Mark erhoben, der eigentliche Genossenschaftsanteil in Höhe von 20 Mark konnte in Raten zu 50 Pfennigen abbezahlt werden, vgl. Rheinische Volkszeitung, 14. Jg., Nr. 217, 16. September 1905. 399 Der 1902 herausgegebene Jahresbericht des Arbeitersekretariats Köln für das Jahr 1901 berichtet bereits von dem erfolgreichen Ankauf  ; im Jahrbuch der Kölner Gewerkschaften für 1913 ist als Jahr des Ankaufs hingegen 1903 genannt  ; vgl. Jahresbericht des Arbeitersekretariats Köln für 1901, hrsg. vom Arbeitersekretariat Köln, Köln 1902, S. 72  ; Bericht des Gewerkschaftskartells, des Arbeitersekretariats, der ZentralBibliothek und der freien Gewerkschaften Kölns für das Geschäftsjahr [1910 bis 1918/19], hrsg. vom Gewerkschaftskartell Köln, Köln [1911 bis 1920], hier Geschäftsjahr 1913, Köln 1914, S. 33. 400 Unter Beteiligung der Gewerkschaften, des Sozialdemokratischen Vereins, der Rheinischen Zeitung und der Konsumgenossenschaft »Hoffnung«.

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Schmuck ausgeführt«401, mit Bühne und dreiseitiger Galerie, im KG zwei Kegelbahnen, Waschund Baderäume, Desinfektionsraum. Technische Ausstattung  : Saalbau mit Dampfheizung, elektrisches Licht in allen Räumen. Bemerkung  : Das katholische Köln war während des Wilhelminischen Kaiserreichs das Zen­ trum der christlichen Gewerkschaftsbewegung in Deutschland (1921 erfolgte die Verlegung der Verbandszentrale nach Berlin).402 Die starke Präsenz der christlichen Gewerkschaften wurde von den örtlichen freien Arbeiterorganisationen durchaus als Erschwernis empfunden.403 Der Ankauf des großen und zentral gelegenen Stauffschen Anwesens war eine große finanzielle Belastung. In den ersten Jahren seines Bestehens war das Kölner Volkshaus daher immer wieder in finanziellen Schwierigkeiten und Auslöser zahlreicher interner Debatten um Extrabeiträge und Zuschüsse. Trotz unablässiger Appelle an die Arbeiterschaft mussten die Gewerkschaften resigniert feststellen, dass es nicht gelang, »die Arbeiterschaft nur an ein Lokal zu fesseln«  : »In Köln mit seinen vielen Eigenarten und seiner lebenslustigen Bevölkerung war dieses erst recht unmöglich.«404 Als das Haus bei der Zwangsversteigerung im Jahr 1913 verloren zu gehen drohte, beschafften die Arbeitervertreter in einer spektakulären Rettungsaktion innerhalb kürzester Zeit die notwendigen Gelder, so dass das Volkshaus als Eigentum der Arbeiterorganisationen erhalten werden konnte.405 Von 1915 bis zum Ausbruch der Revolution diente das Volkshaus als Militärlazarett und Kaserne. Bis Februar 1920 belegten britische Truppen das Haus am Perlengraben  ; im Restaurant war ein Passbüro eingerichtet. In der Folgezeit wurden das Restaurant, die beiden Dachgeschosse und der Keller wegen des gestiegenen Bedarfs an Verwaltungsräumen zu Bürozwecken umgebaut  ; der Restaurantbetrieb wurde auf den Saalbau beschränkt. Das seit 1911 im Volkshaus befindliche SPD-Büro wurde in den Bauteil am Perlengraben verlegt, wo sich einst die Schlafräume des Herbergsbetriebs befunden hatten. Um dem stetig wachsenden Raumbedarf zu begegnen, begannen spätestens 1928/29 Planungen für einen Gewerkschaftshausneubau, welcher jedoch nicht mehr verwirklicht werden konnte.406 Architektonisch bemerkenswert ist die mit 401 Rheinische Volkszeitung, 14. Jg., Nr. 217, 16. September 1905. 402 1913 errichteten die Christlichen Gewerkschaften ein großes Verwaltungsgebäude mit 51 Büroräumen am Venloer Wall 9 (eröffnet im Mai 1913). 1924 entstand an der Franz-Hitze-Straße der »Franz-HitzeSaalbau«, benannt nach dem katholischen Sozialpolitiker. Die Anlage wurde später durch weitere Ergänzungen sowie eine Anzahl Wohnhäuser zu einem umfangreichen Gebäudekomplex ergänzt, in dem u.a. Filialen der »Deutschen Volksbank«, des »Deutschen Versicherungskonzerns« und der christlichen Konsumgenossenschaft »Eintracht« sowie die Geschäftsstellen der »Wohnungsgenossenschaft im Gesellenhospitium«, des »Wohlfahrtsausschusses der christlichen Arbeiterschaft« (das Gegenstück zur sozialdemokratisch geprägten AWO) sowie die Wirtschaftsschule des DGB untergebracht waren. Der 1933 beschlagnahmte Gebäudekomplex wurde im Krieg stark zerstört  ; in den 1950er Jahren entstand an gleicher Stelle das DGB-Haus. 403 2.  Jahresbericht des Arbeitersekretariats nebst Bericht über den Stand der Gewerkschaftsbewegung in Köln für das Geschäftsjahr 1902, hrsg. vom Arbeitersekretariat Köln, Köln 1903, S. 72. 404 Bericht des Gewerkschaftskartells, des Arbeitersekretariats, der Zentral-Bibliothek und der freien Gewerkschaften Kölns für das Geschäftsjahr 1913, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Köln, Köln 1914, S. 33. 405 Hierzu ausführlicher  : ebd., S. 33 f. sowie Wohnreform in Köln. Geschichte der Baugenossenschaften, hrsg. von Klaus Novy, Köln 1986, S. 152. 406 Geschäftsbericht über die Jahre 1928 und 1929, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Köln, Köln 1930, S. 53.

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plastischem Dekor versehene Sandsteinfront des Volkshauses, die durch gotisierende Schmuckformen – beinahe in einer Art Mimikri – an christliche Bauten anknüpft, während gleichzeitig an prominenter Stelle der Fassade unverkennbar die Symbole der Arbeiterbewegung prangen. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1967a)  ; StArch Köln (schriftl. Auskunft Manfred Huppertz) Literatur  : 2. Jahresbericht des Arbeitersekretariats  ; 25jährige Jubelfeier des Ortsvereins Köln  ; Bericht des Gewerkschaftskartells  ; Dietmar, Carl  : Chronik Köln, Rheda-Wiedenbrück 1997, S. 309  ; Fuchs, Peter  : Der große Coup gegen die Schaffenden. Rückblick nach 30 Jahren auf die Besetzung des Kölner Volkshauses und die Beseitigung der Gewerkschaften durch die Nationalsozialisten 1933, in  : Neue Rheinzeitung, Ausgabe Kölnische Nachrichten, 30. April bis 8. Mai 1963 (Nachdruck)  ; Geschäftsbericht über die Jahre 1928 und 1929  ; Jahrbuch des Ortsausschusses Köln des ADGB für [1920 u. 1921], hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Köln, Köln [1921 u. 1922]  ; Das neue Heim der organisierten Arbeiter Kölns, in  : Rheinische Zeitung, 14. Jg., Nr. 217, 16. September 1905 [o. S., o. V.]  ; Reformführer NordrheinWestfalen  ; Das Saalgebäude des Volkshauses, in  : Rheinische Zeitung, 15. Jg., Nr. 17, 20. Januar 1906 [o. S., o. V.]  ; Sozialdemokratie in Köln. Ein Beitrag zur Stadt- und Parteiengeschichte, hrsg. von Gerhard Brunn, Köln 1986  ; Wohnreform in Köln  ; Zum 25jährigen Bestehen der Kölner Christlichen Gewerkschaften, hrsg. vom Bezirkskartell Köln der Christlichen Gewerkschaften, Köln 1924 Abb. 18, 55 163. Königsberg (Kaliningrad)/Polen (ehem. Provinz Ostpreußen) Gewerkschaftshaus Ehem. Vorderroßgarten 61/62 Neubau 1913/14 Bauherr Volkshausgesellschaft mbH, Königsberg Entwurf Arch. Otto Walter Kuckuck, Königsberg Bauleitung Maurermeister Klein Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1893 Gründung einer Saalbaukommission und eines Saalbaufonds  ; 1903 Übergang des Saalbaufonds auf die neu gegründete Volkshausgesellschaft, als deren Gesellschafter eine Reihe von Sozialdemokraten eingesetzt werden  ; 1908 Einführung obligatorischer Sonderbeiträge  ; am 20. Oktober 1911 die Volkshausgesellschaft von den Gewerkschaften übernommen  ; im Frühjahr 1913 Grundsteinlegung für den Gewerkschaftshausneubau  ; Einweihung 1914. Am 13. März 1933 von SA besetzt, dabei fünf Reichsbannerleute durch Schüsse verletzt. Beschreibung  : Viergeschossiger, repräsentativer Geschäftshausbau (Vorderhaus mit Saalanbau und Druckereigebäude) in den Formen eines reduzierten Neoklassizismus  ; durch Lisenen, Gesimsbänder und Brüstungsfelder gegliederte Putzfassade mit schwach hervortretendem Mittelrisalit, dort Haupteingang bzw. Durchfahrt mit Säulenstellung  ; gestufter Ziergiebel mit halbrundem Abschluss. In der Vorhalle des Restaurantbetriebs an den Wänden Wappen mit berufsbezogenen Emblemen der Einzelgewerkschaften. Raumprogramm  : Im EG Parteibuchhandlung und Restaurantbetrieb  ; in den drei oberen Geschossen 22 Büroräume für Gewerkschaften, Partei und Arbeitersekretariat, Zentralbibliothek und Nebenräume  ; im hofseitigen Zwischentrakt (Saalbau) im OG großer Saal für 1 600 Personen mit Galerie, Podium und Bühne  ; mit diesem durch Schiebetüren verbunden kleiner Saal für 150 Personen und Wirtschaftsräume (Schwemme)  ; in einem 463

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zum Schlossteich gelegenen Seitenflügel Verlags-, Redaktions- und Druckereiräume der Königsberger Volkszeitung. Großer Garten (2 600 qm) mit Musikpavillon. Bemerkung  : Mit dem Königsberger Otto Walter Kuckuck wählte man einen überregional beachteten, reformorientierten Architekten, der neben seiner Erfahrung vor allem auch Aufgeschlossenheit gegenüber modernen Strömungen mitbrachte. Er hatte sich mit dem Umbau des Neuen Schauspielhauses, dem Neubau des Gesellschaftshauses im Tiergarten (errichtet 1911, heute Elefantenhaus) und dem Luisentheater (errichtet 1911/12) bereits einen Namen gemacht. Das Gesellschaftshaus im Tiergarten, das unter den Zeitgenossen als seine beste Leistung galt407, kam dem Raumprogramm des Gewerkschaftshauses nahe. Auch dort galt es, zwei Hauptsäle mit Gast- und Nebenräumen sinnvoll zu verbinden. Über den Gewerkschaftshausneubau schrieb 1914 »Die neue Welt«  : »Das Gebäude, das unsere ostpreußischen Genossen in Königsberg errichteten, präsentiert sich in seiner stattlichen und wirkungsvoll durchgearbeiteten Fassade als geschmackvolle Architektur, die prächtig Zeugnis für die kulturellen Bestrebungen ihrer Erbauer ablegt.«408 Das Gewerkschaftshaus war Sitz der Mehrzahl der örtlichen Institutionen der Arbeiterbewegung, vom Parteisekretariat über das Gewerkschaftskartell bis hin zur Arbeiterwohlfahrt. Dort befanden sich auch die Redaktions- und Druckräume der Königsberger Volkszeitung bis zu ihrem Umzug in den modernen Neubau des Otto-Braun-Hauses (2. Fließstraße 4/6) im Jahr 1930. Literatur  : Bauwelt, 3. Jg., Nr. 6, 10. Februar 1912, S. 17  ; Das Königsberger Gewerkschaftshaus. Festschrift und Programm zur Einweihung des neuen Eigenheims der Königsberger freien Arbeiterschaft am 25. April 1914, Königsberg 1914 [o. V.] (Abb.)  ; Körter, Baldur  : Königsberg. Architektur aus deutscher Zeit, Husum 2000  ; Leiser, Ostelbische Baukunst  ; Matull, Wilhelm  : Die Anfänge der Arbeiterbewegung in Ostpreußen, in  : Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg/Pr., 14. Jg., 1964, S. 220–241  ; Matull, Wilhelm  : Ostpreußens Arbeiterbewegung. Geschichte und Leistung im Überblick, Würzburg 1970  ; Die neue Welt, 1914, Nr. 23, S. 183 (Abb.)  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 13. März 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330313.pdf (Abruf am 23. Juli 2014) Abb. 229 164. Köslin (Koszalin)/Polen (ehem. Provinz Pommern) Gewerkschaftshaus Ehem. Buchwaldstraße 35 Vermutl. Ankauf Spätestens 1913 Bemerkung  : In Köslin ist ein Gewerkschaftshaus zwischen 1913 und 1932 in der Buchwaldstraße  35 nachgewiesen  ; dabei handelt es sich um das ehem. »Vahls Restaurant und Konzerthaus« genannte Anwesen, welches offenbar von den Arbeiterorganisationen zur Nutzung als Gewerkschaftshaus erworben wurde.409 1927 wurde ein Geschäftsführer für die Bau- und Erwerbs-Genossenschaft Gewerkschaftshaus eGmbH für Köslin und Umgegend gesucht. Am 407 Leiser, E.: Ostelbische Baukunst, Das neue Gesellschaftshaus im Königsberger Tiergarten, in  : Bauwelt, 3. Jg., 1912, Kunstbeilage Nr. IV (17. Februar 1912), S. 28–32, hier S. 28. 408 Die neue Welt, 1914, Nr. 23, S. 183. 409 Adressenverzeichnis für 1913, hrsg. vom Zentralverband der Maurer, [Hamburg 1913]  ; Versammlungskalender in der Zeitschrift »Luft- und Kraftfahrt«, 1. Januar 1932.

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22. Oktober 1929 wurde eine Volkshaus GmbH in Köslin gegründet, deren Zweck die Verwaltung des Vermögens der dem Ortsausschuss des ADGB angeschlossenen Verbände war. In das Gesellschaftsvermögen der Volkshaus GmbH wurde 1938 die DAF eingewiesen. Literatur  : Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 28.  April 1938  ; Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., 1927, Nr. 4/5  ; Handbuch der Deutschen Gesellschaften mit beschränkter Haftung [1932]  ; Handbuch des Vereins Arbeiterpresse [1914 u. 1927] 165. Köthen/Sachsen-Anhalt Volkshaus Schillerstraße 1/Ecke Aribertstraße Ankauf 1920 Träger Einzelperson als Treuhänder Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1911 und 1913 befasste sich das Gewerkschaftskartell mit der Schaffung eines Volkshauses in Köthen  ; spätestens ab 1914 führte der SPD-Vorsitzende Max Ohland eine Gastwirtschaft unter dem Namen Gewerkschaftshaus in der Schloßstraße 16. 1920 erfolgte der Ankauf des Hauses Schillerstraße 1 durch Ohland als Treuhänder für die Gewerkschaften (am 14. Dezember 1920 Grundbucheintragung). 1926 ist eine »Produktivgenossenschaft für das Gewerkschaftshaus« nachgewiesen. Nutzung des Volkshauses für Versammlungs- und Verwaltungszwecke (u.a. Geschäftsstellen von DMV, Holzarbeiter-, Fabrik-, Landarbeiterverband), eine Gaststätte offenbar nicht vorhanden, jedoch Wohnungen und eine Niederlassung der LindcarFahrradwerke. 1932 Ausbau der Hofdurchfahrt an der Aribertstraße zu Büroraum und Anbau einer Zugangstreppe mit Windfang. Am 5. April 1939 Übertragung auf die DAF. In der DDR vom FDGB genutzt  ; 1994 Rückübertragung auf den DGB. Beschreibung  :410 Dreigeschossiges Wohnhaus auf Eckgrundstück (errichtet 1905/06)  ; EG, 1. und 2. OG für Bürozwecke ausgebaut, im 3. OG zwei Wohnungen. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1437, 1967a [Abb.] u. 3490  ; SAPMO DY 34 5047 u. 5082)  ; GIRO Berlin (Objektakte Köthen, Schillerstraße 1) Literatur  : 60 Jahre Ortsverein Köthen im Verband der Deutschen Buchdrucker, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Ortsverein Köthen, Köthen 1929 166. Kranichfeld/Thüringen Volkshaus Jakobshöhe 3 Neubau 1930 Bauherr Volkshausgenossenschaft Kranichfeld eGmbH Verbleib Abriss ca. 1935 Geschichtliche Daten  : Am 29. Juni 1927 Gründung einer Volkshausgenossenschaft durch Vertreter sämtlicher Arbeiterorganisationen nach Streitigkeiten mit dem Wirt des damaligen Verkehrslokals »Kurhaus«  ; im März 1929 Ankauf des Grundstücks Jakobshöhe 3 (am 26. September 1929 Grundbucheintragung)  ; ab Mai 1930 Neubau eines Volkshauses (überwiegend in freiwilliger Eigenarbeit), am 8.–10. August 1930 Eröffnung, eine Vergrößerung des Hauses damals be410 Gem. Wertgutachten von 1952, BArch Berlin, SAPMO DY 34 5047.

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reits ins Auge gefasst. 1933 Beschlagnahme, mit Verfügung vom 13. August 1934 Auflösung der Volkshausgenossenschaft, ca. 1935 Abriss des Volkshauses und Bau eines Forstamts. Beschreibung  : Restaurationsgebäude mit Veranda, Nebengebäude, Sportplatz. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Kranichfeld, Jakobshöhe 3) Literatur  : Volkshaus Kranichfeld, in  : Ilmzeitung, Nr. 98, 13. August 1930 [o. S., o. V.] 167. Krefeld/Nordrhein-Westfalen Volkshaus »Präsidium« Nordwall 125 Vermutl. Ankauf 1924 Träger ADGB Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Etwa ab 1912 ein privat geführtes »Gewerkschaftshaus« in der Breiten Straße 25 belegt. 1924 vermutlich Ankauf des Grundstücks Nordwall 125 durch den ADGB zum Zwecke eines Volkshauses  ; Sitz von ADGB, Arbeiterbank, Volksfürsorge, Zentralbibliothek, der Verbände der Bekleidungs-, Holz-, Metall-, Textil-, Fabrik-, Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter sowie der Eisenbahner, des Gesamtverbands, des Baugewerksbunds und des Zentralverbands der Angestellten. 1933 Beschlagnahme, spätestens 1936 im Eigentum der DAF. Literatur  : Adressbuch der Stadt Krefeld-Uerdingen a.  Rh. 1936/37, Krefeld 1936  ; Scheibe/ Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …« (Abb. S. 208)  ; Zur Fertigstellung des neuen Gewerkschaftshauses in Krefeld Blumenstraße 2, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Krefeld, Krefeld 1963 [o. S.], darin insbes.: Weiss, Fritz  : Vom Hinterzimmer zum modernen Bürohaus Kriebitzsch s. → Zechau-Leesen 168. Langendreer (Bochum)/Nordrhein-Westfalen Volkshaus (vermutl. nicht realisiert) Planung Ab ca. 1929 Auftraggeber Gewerkschaftshaus Langendreer GmbH Entwurf Architekten Carlo Schloenbach und Carl Jacobi, Düsseldorf Geschichtliche Daten  : Am 19.  April 1922 Gründung der Gewerkschaftshaus Langendreer GmbH  ; um 1929/30 weitere Planungen im Gewerkschaftskartell für den Bau eines Volkshauses in Langendreer (1929 nach Bochum eingemeindet), Entwurfserstellung durch die Architekten Schloenbach und Jacobi. 1933 Beschlagnahme des Vermögens der Gewerkschaftshaus-GmbH. Projektbeschreibung  : Gruppierter Gebäudekomplex, bestehend aus einem niedrigeren Saalbaukubus und einem höheren, bis zu vier Geschosse umfassenden Verwaltungsgebäude  ; als markante Elemente ein gerundeter Vorsprung am Schnittpunkt zum Saalbau und eine Höhendominante mit Fahnenmast vorgesehen  ; die Putzfassade mit quadratischen Fenstern durch Vor- und Rücksprünge mit teils horizontaler, teils vertikaler Linienführung belebt. Über dem Saaleingang monumentale Arbeiterfigur. Literatur  : Jahresbericht für 1930, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Bochum, Bochum 1931  ; Arbeitsgemeinschaft der Architekten Abb. 138 466

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169. Langensalza (Bad Langensalza)/Thüringen Gewerkschaftshaus »Felsenkeller« Felsenkellerstraße 1 (ehem. Vor dem Klagetor 5) Ankauf 1925 Träger Verein »Solidarität« Langensalza und Umgegend e. V. Verbleib Abriss 2000 Geschichtliche Daten  : 1925 Ankauf der Bierwirtschaft »Unterer Felsenkeller« durch den von den Gewerkschaften Langensalzas gegründeten Verein »›Solidarität‹ Langensalza und Umgegend e. V.« (am 14. Mai 1926 Grundbucheintragung). 1933 Beschlagnahme, ab 1938 Brauereieigentum, zeitweise als »Haus der deutschen Arbeitsfront« geführt. 1949 Übertragung auf den FDGB, 1952 Verkauf an die Stadt, 1954 Eigentum des Volkes, Einrichtung als »Klubhaus der Jugend«. 2000 Abriss der Bebauung zum Zwecke der Errichtung von Wohnhäusern. Beschreibung  : Gastwirtschaftsanwesen mit Saal, Herberge und Kegelbahn (errichtet ab 1859, mit späteren Veränderungen). Bemerkung  : Als offizielle Eigentümer des Hauses sind 3 155 Gewerkschaftsmitglieder namentlich überliefert, die offenbar die gesamte Mitgliederschaft des Vereins »Solidarität« darstellten. Die Verwaltung des Gewerkschaftshauses setzte sich aus fünf Personen zusammen  : Den beiden Geschäftsführern Paul Zopf und Paul Spaar, dem Kassierer Albert Schrumpf (Steinmetz) und den beiden Beisitzern Emil Heublein (Lederarbeiter) und Kurt Hildebrandt (Maurer). Das Büro des Gewerkschaftskartells befand sich nicht im Gewerkschaftshaus, sondern in den Räumen des seit 1929 der Baugenossenschaft »Vorwärts« gehörenden Hauses Hüngelsgasse  11. Infolge der durch den Kapp-Putsch ausgelösten, bürgerkriegsähnlichen Unruhen wurde der »Felsenkeller« am 18. März 1920 Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und Militär.411 Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Langensalza, Felsenkellerstraße 1)  ; StArch Bad Langensalza (schriftl. Auskunft Fr. Hilbig) Literatur  : Gutbier, Beiträge zur Häuser-Chronik  ; Kampmann, Martin  : Chronik der Stadt Bad Langensalza, Bad Langensalza 2006 Abb. 230 170. Langenweddingen (Sülzetal)/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus Langestraße (ehem. Am Anger) Neubau 1927/28 Bauherr Verschiedene Arbeiterorganisationen Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Mit Gemeindebeschluss vom 16.  Februar 1925 erteilt die Gemeinde dem Ortskartell der freien Gewerkschaften als Vertreterin sämtlicher Arbeiterverbände, ein411 Der Überlieferung nach verübten »die Führer der Arbeiterpartei« (vermutlich der KPD) »in Erinnerung an den Berliner Aufruhr vom 18. März 1848« einen bewaffneten Überfall auf die Kaserne des Reiterregiments. Das Militär wehrte den Angriff ab und verfolgte die Arbeiter, welche zum »Felsenkeller« flüchteten. Die Fliehenden wurden unter Beschuss genommen, wobei fünf Menschen getötet und weitere sieben verletzt wurden  ; vgl. Gutbier, Hermann  : Beiträge zur Häuser-Chronik der Stadt Langensalza, Heft  14, Langensalza 1934, S. 73.

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schließlich des Turn- und Sportvereins »Jahn« und der Freien Volksbühne die Erlaubnis, auf der östlichen Seite des Festangers ein Gewerkschaftshaus zu errichten  ; 1927/28 Neubau eines Saals (finanziert durch Gewerkschaftsgelder und ein Darlehen des Wirts Pieper). 1933 Beschlagnahme und treuhänderische Übernahme durch die DAF, 1936 Übergang in Gemeindeeigentum. 1954 Eigentum des Volkes, bis 1989 kommunale Nutzung. Heute in schlechtem Bauzustand, Nutzung als Baustofflager. Beschreibung  : Schlichte massive Halle mit Satteldach. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Langenweddingen, Langestraße)  ; schriftl. Auskunft Peter Harnisch, Langenweddingen Abb. 97 171. Lauban (Lubań)/Polen (ehem. Provinz Niederschlesien) Volkshaus Ehem. Breite Straße 23 Vermutl. Ankauf Spätestens 1914 Träger Arbeiterdruckerei Görlitz eGmbH Bemerkung  : Im niederschlesischen Lauban, einem Zentrum der Textilindustrie (insbesondere der Taschentuchproduktion) ist ab 1908 ein Gewerkschaftshaus mit der Adresse Weberstraße 9 nachgewiesen  ; laut Handbuch des Vereins Arbeiterpresse für 1910 handelte es sich dabei um Eigentum der Arbeiterbewegung. Nach 1914 erscheint in den Quellen das Volkshaus unter der Adresse Breite Straße 23. Als Träger ist die Arbeiterdruckerei Görlitz eGmbH, das parteieigene Verlagsunternehmen der Görlitzer Volkszeitung, überliefert. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10641) Literatur  : Correspondenzblatt, 24. Jg., Nr. 43, 24. Oktober 1914  ; Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., 1928, Nr. 6, S. 2  ; Handbuch des Vereins Arbeiterpresse [1910, 1914, 1927]  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 6. Jg., 1924, Nr. 53 (Abb.) Lauchhammer s. → Bockwitz 172. Lauf a. d. Pegnitz/Bayern Gewerkschaftshaus Eckertstraße 15 (ehem. Haus Nr. 393) Ankauf 1910 Träger Gewerkschaftskartell Lauf Verbleib Abriss 1975 Geschichtliche Daten  : 1910 Ankauf der am Bahnhof gelegenen Restauration »Brauhaus Nürnberg« durch das Gewerkschaftskartell  ; am 1. November 1910 Aufnahme des Betriebs als Gewerkschaftshaus. Beschreibung  : Gasthaus mit Saalbau. Literatur  : Fürther Bürgerzeitung [Kopfblatt  : Fränkische Tagespost], 40. Jg., 3. November 1910, Nr. 258, 2. Beilage

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173. Lehrte/Niedersachsen Gewerkschaftshaus Burgdorfer Straße/Ecke Ringstraße Ankauf 1920 Träger Gewerkschaftshaus Lehrte eGmbH Verbleib Abriss 1975 Geschichtliche Daten  : 1918 Gründung der Gewerkschaftshaus Lehrte eGmbH durch 365 Gründungsgenossen  ; 1920 Ankauf des Gebäudes Burgdorfer Straße/Ecke Ringstraße (errichtet um 1899), das bislang mietweise der Stadtverwaltung als Rathaus diente und die Gastwirtschaft »Ratskeller« beherbergte  ; Umnutzung als Gewerkschaftshaus. Am 30. März 1933 polizeiliche Durchsuchung des Gewerkschaftshauses wegen angeblicher Waffenlieferungen, dabei Beschlagnahme der Mitgliederkartei  ; am 2. Mai 1933 Besetzung und Beschlagnahme  ; zunächst Umbenennung in »NSBO-Haus«, später in »Haus der Deutschen Arbeit«  ; während des Kriegs Unterbringung von Reichsbahn-Zwangsarbeitern aus Belgien und Holland  ; Zerstörung des Saals samt Nebenräumen durch Bombentreffer. Im Mai 1950 Rückübertragung auf eine neu gegründete Genossenschaft und Wiederherstellung der erhaltenen Gebäudeteile  ; nach drastischem Mitgliederschwund der Genossenschaft Übernahme durch den DGB im Jahr 1966, mit vertraglicher Zusage der Erhaltung als Gewerkschaftshaus  ; 1974 Verkauf an die Volksbank unter Missachtung der 1966 getroffenen Vereinbarung  ; Abriss im August 1975. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus mit Gastwirtschaft, Verwaltungs- und Versammlungsräumen  ; im 1. OG Saal für rd. 500 Personen. Bemerkung  : Im Zuge des Ausbaus von Lehrte zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt strömten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Arbeiter aus den umliegenden Dörfern in die 1898 zur Stadt erhobene Gemeinde. Vor dem Ersten Weltkrieg bestanden Zahlstellen der Verbände der Fabrikarbeiter, Metallarbeiter und Eisenbahner sowie ein Zigarrenmacher-Syndikat. Um die Mitgliedschaft in der Gewerkschaftshausgenossenschaft zu erwerben, musste man Mitglied eines der freien Gewerkschaftsverbände sein. Nach dem Ankauf des »Rathauses« durch die Genossenschaft, wurde der Pachtvertrag mit dem Magistrat nicht verlängert. Die Stadtverwaltung war gezwungen, in die Schule »An der Masch« umzuziehen  ; die politische Gremien durften ihre Sitzungen jedoch per Vereinbarung weiterhin im nunmehrigen Gewerkschaftshaussaal abhalten. Neben SPD, KPD und Arbeiter-Turn- und -Sport-Bund hatte auch der Konsumverein seine Verwaltungsstelle sowie Warenlager im Gewerkschaftshaus eingerichtet. Literatur  : Geschichte des Lehrter Gewerkschaftshauses, Artikel vom 8. November 2012, http://lehrte. dgb4u.de/ueber-uns/historisches/gewerkschaftshaus-in-lehrte (Abruf am 23.  Juli 2014)  ; Schweigart, Louise  : Das Gewerkschaftshaus in Lehrte, in  : Lehrter Land & Leute, 1996, Heft 7, S. 9–10  ; Schweigart, Louise  : Das Lehrter Rathaus, in  : Lehrter Land & Leute, 1995, Heft 4, S. 1–3 (Abb.) 174. Leipzig/Sachsen Volkshaus Karl-Liebknecht-Straße 30–34 (ehem. Zeitzer Straße) Neubau 1905/06 Bauherr Volkshaus GmbH, Leipzig Entwurf Arch. Oskar Schade, Leipzig Saalneubau 1908–1910 469

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Entwurf Arch. Neu und Voigt, Leipzig Wiederaufbau nach Brand 1921–1923 Entwurf Arch. Oskar Schade, Leipzig Um- und Erweiterungsbau 1927/28 Entwurf Arch. Kurt Schiemichen, Leipzig Ausführung Bauhütte Leipzig GmbH Bauschmuck Reinhold Vetter (Wandgemälde), Werkstatt Ernst Teichert, Leipzig (Kunstkeramik) Verbleib Nach Kriegsschäden vereinfacht wiederaufgebaut Geschichtliche Daten  : Am 2.  März 1891 einstimmiger Beschluss des Gewerkschaftskartells

und weiterer Arbeiterverbände zur Schaffung eines Gewerkschaftshauses, das Projekt kann jedoch zunächst nicht verwirklicht werden  ; am 12. April 1904 Ankauf des Saal- und Gartenetablissements »Tivoli«, Zeitzer Straße 32 (errichtet 1841–1843, Kaufpreis 560 000 Mark)  ; am 18. Mai 1904 Gründung der Volkshaus GmbH unter Beteiligung von 15 Gewerkschaftsverbänden, dem Gewerkschaftskartell, der Leipziger Volkszeitung und des Leipziger Arbeitervereins  ; im Februar 1905 Einreichung des Baugesuchs für das Vordergebäude nach Plänen des Architekten Oskar Schade  ; am 6. Mai 1905 Baubeginn, am 14. Juni 1905 Grundsteinlegung, am 15. April 1906 Inbetriebnahme der Gastwirtschaft im fertig gestellten Vordergebäude (Baukosten 390 900 Mark), Umbau des alten Tivoli-Saals zum Gesellschaftssaal  ; am 5. August 1906 Eröffnung der Herberge  ; am 18.  November 1908 werden der Arbeiterschaft die durch Preisausschreiben erlangten Entwürfe für den Saalneubau vorgestellt (Arch. Neu und Voigt), bis 7. Juni 1910 Fertigstellung des Saalneubaus  ; 1911 Aufstockung des Küchentrakts als Verbindungsbau zwischen Vordergebäude und Saalbau  ; 1912 Ankauf des Wohnhausgrundstücks Brauerstraße 17, Umbau zur Herberge und Errichtung eines Seitenflügels, Fertigstellung im Dezember 1912, zugleich die ehem. Herbergsräume im Hauptgebäude zu Bürozwecken umgestaltet und Einrichtung eines Hotelbetriebs im 4. OG  ; 1918 Hinzukauf des Grundstücks Zeitzer Straße 30. Am 19. März 1920 weitgehende Vernichtung des Vorderhauses nach Granatenbeschuss und Brandanschlag von Kapp-Putschisten  ; bis 1923 Wiederaufbau in abgewandelter und um erweiterter Form nach Plänen Oskar Schades (mühsam finanziert durch Bankkredite, Darlehen, Spenden und »Tumultschadenansprüche«), am 9.  November 1921 Richtfest, am 1.  Mai 1923 Wiedereinweihung  ; 1925 Umbau von sechs Sitzungszimmern im alten Tivoli-Bauteil  ; 1926 Hinzukauf der Grundstücke Zeitzer Straße  26 und Fürstenstraße 1–7 und 1927 des Grundstücks Zeitzer Straße 28  ; ab 1927 durchgreifender Umbau der übrigen Tivoli-Bauteile (Modernisierung des Gesellschaftssaals und der Wandelhalle sowie Einbau eines Sitzungszimmers, Einbau von 26 neuen Büroräumen im DG)  ; im Juni 1928 Fertigstellung des durch einen weiteren Brand am 1. Januar 1928 unterbrochenen Umbaus  ; im Anschluss Umbau von Eingangsbereich und Treppenhaus am Saalbau (Arch. Schiemichen)  ; 1929 Renovierung und Umgestaltung des Restaurants. Am 2. Mai 1933 Beschlagnahme und Plünderung, Verbrennung von Beständen der Arbeiter-Zentralbibliothek vor dem Volkshaus  ; Umbenennung der Zeitzer Straße in »Adolf-Hitler-Straße«, das Volkshaus in »Haus der Arbeit« bzw. »Haus Vaterland« umbenannt und von DAF, KdF und später der Wehrmacht, u.a. als Zwangsarbeiterlager, genutzt. Ab 1. August 1945 Karl-Liebknecht-Straße  ; 1946–1954 Wiederaufbau des im Krieg schwer beschädigten Gebäudes in stark vereinfachter Form (der zerstörte Saalbau nicht wiederhergestellt)  ; 1947 Errichtung eines Heinrich-Heine-Gedenksteins  ; in der Folgezeit Sitz des FDGB, 1951 Umbenennung in Ernst-Thälmann-Haus. Nach 1990 Rückbenennung in Volkshaus, Rückübertragung auf den DGB, Nutzung als Büro- und Gewerkschaftshaus, Sitz mehrerer 470

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DGB-Einzelgewerkschaften, 2005 Errichtung einer Gedenktafel im Eingangsbereich und Einrichtung eines »Geschichtsbodens« im DG durch den Verein KWI Kulturwissenschaftliches Institut e. V.; 2006 Verkauf des Gebäudes an einen Immobilieninvestor  ; 2009 Rückkauf durch Verdi. Beschreibung  :412 Weitläufiger Grundstückskomplex mit Bauteilen unterschiedlicher Erbauungszeit und Zweckbestimmung413  : im Wesentlichen bestehend aus einem Vorderhaus, einem dahinter liegenden, über einen Hof zugänglichen Saalbau, umgestalteten Bauteilen des ehem. Tivoli-Anwesens sowie einem weiteren Herbergsgebäude (Ankauf, Zugang Brauerstraße 17). Vorderhaus (Neubau von 1905/06, Wiederaufbau 1921–1923)  : Fünfgeschossiger Monumentalbau mit imposanter Natursteinfassade in den Formen einer »romanisierten italienischen Renaissance«414 (Sockel in Beuchaer Granit, OGs in Cottaer und Postaer Sandstein)  ; symmetrische Fassadengliederung mit breitem Mittelrisalit und zwei schmalen Risaliten im Bereich der beiden äußeren Achsen  ; romanisierender Bauschmuck in Gestalt von Säulen, Pilastern, Stützen und Pfeilern unterschiedlicher Art und Größe  ; rustiziertes, in Arkaden aufgelöstes Sockelgeschoss  ; segmentbogenförmige Erker in Betonung der drei Treppenhausachsen  ; über den Risaliten Turmaufbauten, der mittlere 16 m hoch (Gesamthöhe 36 m). Raumprogramm  : Vorderhaus  : In Keller, EG und 1. OG weitläufige Gasträume, bestehend aus Restaurant, Bierstube, Weinprobierstube, Café, Frühstücks- und Konferenzzimmer sowie Buchhandlung der Leipziger Volkszeitung, Ladenund Verwaltungsräume des Plagwitzer Konsumvereins  ; im 1. bis 3. OG Büroräume, Lesezimmer und Bibliothek sowie Herbergsbetrieb (1912 in Büroraum umgewandelt), Brause- und Wannenbäder, des weiteren Hotelbetrieb mit 60 Betten, mehrere Versammlungssäle und Sitzungszimmer, Weinkellerei, Konditorei, Schlachterei, Wäscherei  ; im Unterbau des Turms am wiederaufgebauten Haus hinter der Säulenstellung eine sog. »Ehrenhalle« (bzw. Kartell- und Archivsaal). Saalbau (Neubau von 1908/09)  : Großer Festsaal mit umlaufender Galerie und Bühne. Ehem. TivoliBauteil (errichtet Mitte 19. Jahrhundert., Umbau 1925 ff.)  : Sechs durch verschiebbare Lederwände getrennte und miteinander zu einem Saal zu verbindende Sitzungszimmer, Gesellschaftssaal (»Kleiner Saal«) sowie weitere Büroräume. Großer Restaurationsgarten mit Kolonnaden, Kinderspielplatz, Konzertpark und Freilichtkino. Technische Ausstattung  : Niederdruckdampfheizung, Personen- und Warenaufzüge, Telefonzentrale, Warmwasseranlage. Bauschmuck und künstlerische Ausstattung  :415 An der Fassade des Ursprungsbaus dekorative Steinmetzarbeiten, zwei bronzene Köpfe, einen Gesellen und einen Lehrling darstellend  ; im Inneren dekorative Wandmalereien und figürlicher Stuck im Bereich des Vestibüls mit Bezug auf die Bestimmung des Hauses  : Wappen mit Emblemen verschiedener Berufsgruppen sowie Motive aus dem Symbolschatz der Arbeiterbewegung (u.a. verschränkte Hände)  ; in der modernisierten Wandelhalle lebensgroße Figurengruppen »Lebensfreude« und »Lebensernst« (bzw. »Arbeit«) aus der Kera412 Das Volkshausgrundstück ist im Laufe der Zeit mehrfach um- und ausgebaut worden  ; die äußere und innere Anlage des Vorderhauses wurde insbesondere beim Wiederaufbau verändert. Die Beschreibung der äußeren Architektur und der Grundrissanlage bezieht sich auf den Ursprungsbau. Das hier beschriebene Raumprogramm hingegen gibt den Zustand zum Zeitpunkt des maximalen Ausbaus des Volkshauses gegen Ende der Weimarer Republik wieder. 413 1929 die Grundstücke Zeitzer Straße 26, 28, 30, 32, Fürstenstraße 1 bis 7, Brauerstraße 17/19 umfassend (insg. 15 450 qm). 414 Aus der Beschreibung des Architekten, wiedergegeben in  : Herre, Das Heim. 415 Der einst umfangreiche künstlerische Schmuck des Hauses ist komplett untergegangen.

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mik-Werkstatt Ernst Teichert (um 1928), im kleinen Saal Wandmosaik mit symbolischer Darstellung der Aufforderung zum Anschluss an die Organisation (Allegorie der sozialistischen Bewegung  : Ein nackter Bannerträger weist einem Arbeiter mit Frau und Kind den Weg in Richtung eines im Sonnenlicht blühenden Lebensbaumes) (um 1928)  ; Wandgemälde von Reinhold Vetter (um 1929) im Kartellsaal (verschiedene allegorische Sozialismus-Darstellungen in expressiv-realistischem Stil416) und in der Weinprobierstube (Landschaft). Bemerkung  : In Leipzig – der »Wiege der Sozialdemokratie« – eröffnete der hiesige Arbeiterverein 1849 mit dem »Versammlungs-, Lehr-, und Wirthschaftslocal« am Peterschießgraben die erste volkshausähnliche Einrichtung der organisierten Arbeiterschaft. Das Unternehmen war allerdings nur von kurzer Dauer  : Schon 1850 wurden der Verein wegen sozialistischer Tendenzen aufgelöst und das Lokal geschlossen. 50 Jahre später, um die Jahrhundertwende, ist für Leipzig die  – vermutlich gepachtete  – Gastwirtschaft »Coburger Hof« als das erste offizielle Gewerkschaftshaus dokumentiert. Mit dem 1906 eröffneten Volkshaus schufen die Leipziger Gewerkschafter und Sozialdemokraten schließlich einen eindrucksvollen Monumentalbau, der nicht nur zum »Heiligtum der Leipziger Arbeiterschaft«417 werden sollte, sondern zu einem Symbolbau der Arbeiterbewegung in ganz Deutschland. Seine ideelle Bedeutung und Wirkungskraft sind jedoch weniger der Architektur selbst, als seiner Geschichte geschuldet, insbesondere dem für die Arbeiterbewegung traumatischen Erlebnis der Zerstörung während des Kapp-Putsches und dem Kraftakt seines Wiederaufbaus.418 Am 19. März 1920 wurde der Bau während der durch den Kapp-Putsch ausgelösten Kämpfe als vermeintliches »Hauptquartier der Spartakisten« von Reichwehrsoldaten zunächst unter Artillerie- und Granatenbeschuss genommen, dann gestürmt, geplündert und in Brand gesteckt. Dabei brannte das Volkshaus bis auf die beiden unteren Geschosse ab. Um den Wiederaufbau entbrannte 1921 ein ästhetischer Streit um die weltanschaulich angemessene Ausdrucksform, in den sich Bruno Taut und Adolf Behne einschalteten, um eine historistische Rekonstruktion zu verhindern. Die damals vorgetragenen Argumente verwiesen bereits auf die kommende politische Zuspitzung der Architekturdebatten am Ende der Weimarer Republik. Das Leipziger Volkshaus war, neben den Bauten in Berlin und Hamburg, eine der imposantesten Arbeiterzentralen der Kaiserzeit. Ähnlich wie das Hamburger Gewerkschaftshaus, handelte es sich um ein im Laufe der Jahre gewachsenes Ensemble aus verschiedenen Bauteilen und einer weitläufigen Gartenanlag. Damit umfasste der Leipziger Bau das gesamte Spektrum eines großstädtischen Mustervolkshauses der Arbeiterbewegung und hatte insbesondere auch den Ruf eines erfolgreichen Wirtschaftsbetriebs. Das Innere des Volkshauses erfuhr mehrfache Umbauten und Modernisierungen. Der Bau wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört  ; 416 Vgl. Vetter, Reinhold  : Die Wandbilder im Kartellsaale des Volkshauses. Drei farbige Steinzeichnung des Künstlers, Leipzig [um 1930]. 417 Wicklein, 25 Jahre Volkshaus Leipzig, S. 47. 418 Traumatisch war die Erfahrung der Zerstörung des Gebäudes, weil damit nicht nur der materielle Schaden an Gebäude und Inventar verbunden war, sondern auch die Vernichtung sämtlicher Akten, Druckschriften und Insignien der Verbände, der Arbeiterbibliothek und weiterer historischer Sammlungen. Zum Wiederaufbau leisteten organisierte Arbeiter aus ganz Deutschland einen finanziellen Solidaritätsbeitrag. Vgl. Geschäftsbericht über die Tätigkeit in den Jahren 1917–1919, in  : Geschäftsbericht über die Tätigkeit in den Jahren [1917, 1918, 1919 und 1920/21], hrsg. vom Zentralverband der Steinarbeiter Deutschlands, Leipzig [1920 und 1922], S. 105 ff.

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die heute noch vorhandene Bausubstanz geht überwiegend auf den stark vereinfachten Wiederaufbau der Nachkriegszeit zurück und gibt keinen Aufschluss über die ursprüngliche Größe und Gestalt der Anlage. Quellen  : AdsD Bonn (ADGB Restakten, NB 219–221)  ; GIRO Berlin (Objektakte Leipzig, KarlLiebknecht-Straße 30–34)  ; mündl. Auskunft Dr. Monika Kirst (KWI e. V., Leipzig) Literatur  : Aus eigener Kraft  !, in  : Leipziger Betriebsrat, 1. Jg., Nr. 4, 1. Juni 1920 [o. S., o. V.]  ; Brand, Astrid und Dieter Schmidt  : 10 Jahre DGB in Sachsen 1990–2000, Dresden 2000  ; Curt Schiemichen B.D.A., mit einer Einleitung von Rudolf Stegemann, Berlin/Leipzig/Wien 1929 [o. V.] (Abb.)  ; Denkmale in Sachsen Bd. 2,1. Stadt Leipzig. Südliche Stadterweiterung, bearb. von Christoph Kühn und Brunhilde Rothbauer, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Berlin 1998  ; Geschäftsbericht über die Tätigkeit in den Jahren [1917, 1918, 1919 und 1920/21]  ; Herre, Das Heim  ; Herre, Ein Wort zur Ausstattung des Volkshauses  ; Hesse, Klaus und Philipp Springer  : Vor aller Augen. Fotodokumente des nationalsozialistischen Terrors in der Provinz, Essen 2002 (Abb.)  ; Hocquél, Wolfgang  : Leipzig. Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart, Leipzig 2002  ; Kallinich, Daniela  : Das Leipziger Volkshaus, »Eigenheim« der Leipziger Arbeiterschaft, in  : Mythen, Ikonen, Märtyrer. Sozialdemokratische Geschichten, hrsg. von Franz Walter, Berlin 2013, S. 87–95  ; Koppelmann, 25 Jahre SED  ; Landé, Richard  : Das Volkshaus in Leipzig, in  : Der Profanbau, 15. Dezember 1906, Nr. 24, S. 361–368  ; Leipzig wird braun. Das Jahr 1933 in Zeitungsberichten und Fotografien, hrsg. von Mark Lehmstedt, Leipzig 2008  ; Das Leipziger Volkshaus, in  : Leipziger Betriebsrat, 4. Jg., Nr. 3, 1. Mai 1923 [o. S., o. V.]  ; Lieske, Arbeiterkultur und bürgerliche Kultur  ; Michelis, La maison du peuple allemand  ; Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933, hrsg. von Julius H. Schoeps und Werner Treß, Hildesheim u.a. 2008  ; Riedel, Horst  : Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Leipzig 2005 (Abb.)  ; Rudloff, Leipzig. Wiege der Sozialdemokratie  ; Taut, Der Neuaufbau des Leipziger Volkshauses  ; Todtenberg, Harry  : Das Volkshaus in Leipzig und sein Notgeld, in  : Der Geldscheinsammler, 9.  Jg., Nr.  9, 1995, S. 24–26  ; Trotz Alledem  !  ; Um- und Erweiterungsbauten des Leipziger Volkshauses. Eine vorbildliche Arbeit der Bauhütte Leipzig, in  : Soziale Bauwirtschaft, 9. Jg., Nr. 8, 15. April 1929, S. 117–118, S. 119–122 [o. V.]  ; Vetter, Die Wandbilder im Kartellsaale des Volkshauses  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1931, Nr. 18  ; Wicklein, Karl  : Das Leipziger Haus, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1926, Nr. 10/12, S. 9–10  ; Zwanzig Jahre Leipziger Volkshaus, in  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1924, Nr. 42 [o. S., o. V.] Abb. 27, 29, 45, 132, 133, 148, 231, 232 Siehe auch → Möckern, Quasnitz 175. Leobschütz (Głubczyce)/Polen (ehem. Provinz Oberschlesien) Volkshaus Ehem. Coseler Straße 6 Vermutl. Neubau 1928/29 Bauherr Volkshaus Leobschütz GmbH Ausführung Bauhütte Oberschlesien GmbH Geschichtliche Daten  : Am 21. Juni 1921 Gründung der Volkshaus Leobschütz GmbH  ; 1929 vollendet die Bauhütte Oberschlesien GmbH in Leobschütz einen Bau mit 25 Wohnungen, Volks­ hausgaststätte und Versammlungsräumen. 473

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Literatur  : Bauhütte Oberschlesien, Hindenburg, in  : Soziale Bauwirtschaft, 10.  Jg., Nr.  14/15, 21. Juli 1930, S. 338 f.; Die Gewerkschaftshäuser in den Provinzen Nieder- und Oberschlesien, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., Nr. 6, Juni 1928, S. 2 [o. V.]

176. Leubsdorf/Sachsen Volkshaus Borstendorfer Straße 23 Vermutl. Neubau Um 1926/31 Träger Zentralverein Leubsdorf e. V. Geschichtliche Daten  : 1926 Eintragung eines Erbbaurechts für den Zentralverein e. V. in Leubsdorf (1. Januar 1931 bis 31. Dezember 2030) auf dem Grundstück Borstendorfer Straße 23  ; zwischen 1926 und 1931 vermutlich mit einem Volkshaus (Vereinsheim) und einer Turnhalle mit Bühne bebaut. 1933 Beschlagnahme, in der Folge Eigentum der Gemeinde Leubsdorf. 1952 Eigentum des Volkes. 2006 Löschung des Erbbaurechts. Bemerkung  : Der Zentralverein e. V. Leubsdorf ist als Zusammenschluss der örtlichen ArbeiterSport- und Kulturvereine anzusehen. Er war Mitglied des Arbeiter-Turn- und Sportbundes, des Arbeiter-Radfahrerbundes und des Arbeiter-Sängerbundes und hatte entsprechende Abteilungen. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Leubsdorf, Bostendorfer Straße 23) Abb. 233 177. Lichtenstein/Sa./Sachsen Gewerkschaftshaus Hartensteiner Straße Vermutl. Neubau Um 1926 Bauherr Verschiedene Arbeiterorganisationen Geschichtliche Daten  : Im April 1924 Ankauf eines Bauplatzes an der Hartensteiner Straße durch den Arbeiterturnverein und das Gewerkschaftskartell für die Errichtung eines Gewerkschaftshauses mit Turnhalle. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Auerswalde, Hauptstraße 30 [Notiz vom 4. Juli 1999]) Literatur  : Der Kämpfer. Organ der KPD (Bezirk Sachsen, Verbreitungsgebiet Chemnitz, Erzgebirge), 4. Mai 1926 178. Liebau i. Schles. (Lubawka)/Polen (ehem. Provinz Niederschlesien) Volkshaus Ehem. Landeshuter Straße 33 Vermutl. Ankauf Spätestens 1929 Träger Volkshausverein Liebau e. V. Raumprogramm  : Unter anderem Restauration, Hotelbetrieb. Literatur  : Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 5. September 1938  ; Protokoll der Konferenz der Vertreter der Gewerkschaftshäuser  ; Wendel, Arbeiter-Reise- und Wanderführer

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179. Liegnitz (Legnica)/Polen (ehem. Provinz Niederschlesien) Volkshaus I Ehem. Katzbachstraße 1 Ankauf 1903 Träger oHG bzw. Volkshaus GmbH, Liegnitz Geschichtliche Daten  : Am 1.  April 1903 Übernahme eines ersten Gewerkschaftshauses (vermutl. Katzbachstraße  1) durch eine von den Liegnitzer Gewerkschaften gegründete oHG (Kaufpreis 86 000 Mark)419. 1909 der Entwurf der Verwaltungskommission betr. eines Erweiterungsbaus nach lebhafter Debatte gutgeheißen  ; Ausführung später ungewiss, ein urspr. geplanter Saalneubau muss zurückgestellt werden.420 Nutzung bis ca. 1923. Literatur  : Siehe Kat. Nr. 180. 180. Liegnitz (Legnica)/Polen (ehem. Provinz Niederschlesien) Volkshaus II Bismarckstraße 4 Ankauf Um 1923 Träger Volkshaus GmbH, Liegnitz Geschichtliche Daten  : Am 5.  Januar 1923 Gründung der Volkshaus GmbH  ; um diese Zeit vermutl. Ankauf des Grundstücks Bismarckstraße  4 und Umnutzung als Volkshaus  ; Sitz von Parteisekretariat, ADGB, AfA-Bund, Arbeitersekretariat und Volksfürsorge. Raumprogramm  : Unter anderem Restauration, Hotelzimmer. Literatur  : Bericht des Liegnitzer Gewerkschaftskartells für das Jahr 1909  ; Die Gewerkschaftshäuser in den Provinzen Nieder- und Oberschlesien, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3.  Jg., Nr.  6, Juni 1928, S. 2 [o. V.]  ; Handbuch des Vereins Arbeiterpresse [1910]  ; Protokoll der Konferenz der Vertreter der Gewerkschaftshäuser 181. Limbach (Limbach-Oberfrohna)/Sachsen Volkshaus Pestalozzistraße 29 (ehem. Schützenplatz 1) Ankauf 1931 Träger Verein Volkshaus für Limbach und Umgegend eGmbH Verbleib Abriss 1941 Geschichtliche Daten  : Am 3. Februar 1931 Ankauf des 1870 errichteten Schützenhauses bei Zwangsversteigerung durch den Verein Volkshaus für Limbach und Umgegend eGmbH (Vors.: Richard Wiedemann). Am 25. Juli 1933 Beschlagnahme und Anordnung der Zwangsversteigerung, in der Folge Auflösung der Volkshausgenossenschaft  ; am 29. Oktober 1933 Zuschlag an die Sparkasse Oberfrohna, 1937 Verkauf an den Besitzer einer Molkerei, 1938 ff. Abriss der Gebäude und Neubau einer Molkerei mit Wohnhaus. Beschreibung  : Dreigeschossiges Gastwirtschaftsgebäude und Saalanbau  ; mit Gaststube, zwei

419 Protokoll der Konferenz der Vertreter der Gewerkschaftshäuser, S. 6. 420 Bericht des Liegnitzer Gewerkschaftskartells für das Jahr 1909, hrsg. vom Liegnitzer Gewerkschaftskartell [Liegnitz 1910], S. 6.

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Vereinszimmern, großem Festsaal sowie zwei Saalstuben. Garten, freistehende Kegelbahn und Musikpavillon. Quellen  : Adressbuch von Chemnitz für 1932  ; GIRO Berlin (Objektakte Limbach-Oberfrohna, Pestalozzistraße 29)  ; StArch Limbach-Oberfrohna (schriftl. Auskunft Christian Kirchner) Abb. 234 Siehe auch → Pleißa 182. Linden (Hannover)/Niedersachsen Volksheim Gartenallee 1/Ecke Blumenauer Straße Neubau 1902 Bauherr Arbeiter-Bildungs-Verein Linden e. V. Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1895 Gründung des Arbeiter-Bildungs-Vereins zu Linden  ; 1902 Eröffnung eines Saalneubaus »Volksheim« an der Gartenallee/Ecke Blumenauer Straße. Nutzung durch Gewerkschaftskartell, Arbeitersänger und -sportler sowie andere kulturelle Vereine. Ab 1918 Vermietung von Räumen an die städtische Fortbildungs- und Hilfsschule  ; 1922 Verkauf des Volksheims an die Stadtverwaltung aus finanziellen Gründen  ; in der Folgezeit u.a. Nutzung als städtischer Kindergarten, nach 1933 Berufsschule. 1943 bei Luftangriff zerstört. Bemerkung  : Das 1920 nach Hannover eingemeindete Linden wuchs im Verlauf des 19. Jahrhunderts von einer dörflich geprägten Gemeinde zu einem der größten Industriedörfer Preußens, das Arbeiter nicht nur aus der direkten Umgebung, sondern auch aus dem Harz und sogar dem ostelbischen Raum anzog. Noch während des Kaiserreichs etablierte sich ein dichtes Netz von Arbeitervereinen und Genossenschaften, das dem Städtchen bald den Titel »rotes Linden« einbrachte.421 Das »Volksheim« genannte Vereinshaus des 1895 gegründeten Arbeiter-BildungsVereins Linden war bis 1922 der zentrale Treffpunkt der Lindener Arbeiterbewegung. Da die Gastronomie damals von einer Familie Sander geführt wurde, war das Volksheim nach dem Verkauf an die Stadt unter dem Namen »Saalbau Sander« bekannt. Der Saalbau blieb auch in der Weimarer Republik ein wichtiger Treffpunkt der Lindener Arbeiter. Als eine Art Nachfolgebau des zerstörten Volksheims ist das 1961 eröffnete Stadtteilkulturzentrum »Freizeitheim Linden« in der Windheimstraße 4 anzusehen. Literatur  : Rabe, Linden  ; Linden zu Fuß. Ein Stadtteilspaziergang auf den Spuren der Lindener Geschichte gestern und heute, http://www.linden-entdecken.de/rundgaenge/linden-zu-fuss/linden-zu-fuss.pdf (Abruf am 23. Juli 2014)  ; Zeitzeugen der Arbeiterbewegung. »Von Kindesbeinen an…«, hrsg. vom Freizeitheim Linden, Hannover 1985 183. Lomnitz (Wachau b. Radeberg)/Sachsen Volksheim Am Volksheim 6 Neubau 1928/29 Bauherr Freien Turn- und Sport-Verein Lomnitz e. V. 421 Rabe, Bernd  : Linden. Der Charakter eines Arbeiterviertels vor Hannover, Hannover 1984, S. 27 ff.

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Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1928 Grundstücksankauf durch den Freien Turn- und Sport-Verein

Lomnitz e.  V.; 1928/29 Errichtung eines Volksheims. Einweihnung 1./2.  Juni 1929. Um 1936 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Sparkasse Ottendorf-Okrilla als Hauptgläubigerin  ; später Ankauf durch die Gemeinde. Heute Nutzung als Wohnhaus mit Gaststätte und Saal. Beschreibung  : Schlichter zweigeschossiger Walmdachbau mit eingeschossigem Turnhallenanbau mit stilistischen Reminiszenzen an Klassizismus und Heimatschutzarchitektur  ; am Haupteingang überdachter Vorbau mit darüber liegendem Balkon. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Lomnitz, Am Volksheim 6) Abb. 235 184. Ludwigshafen am Rhein/Rheinland-Pfalz Gewerkschaftshaus Ludwigsplatz 4 Ankauf 1925 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Ludwigshafen a. Rh. Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Am 28. November 1925 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH in Ludwigshafen a. Rh.; am 8. Dezember 1925 Ankauf des Grundstücks Ludwigsplatz 4 aus privater Hand. Sitz von Arbeitersekretariat, verschiedenen Einzelgewerkschaften und Zentralbibliothek. Am 10. März 1933 erstmals von Nationalsozialisten besetzt  ; Umbenennung in »Haus der Arbeit«. Nach Kriegszerstörung Errichtung eines Neubaus 1953 an derselben Stelle durch den DGB  ; 1994 Verkauf an die IHK. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus  ; im EG Weinstube. Bemerkung  : Schon 1901 befasste sich eine vom Gewerkschaftskartell eingesetzte Kommission mit der Frage der Errichtung eines Gewerkschaftshauses. Die Gründung einer ersten Gewerkschaftshaus GmbH erfolgte 1908 (Handelsregistereintragung am 13. Juni 1908), die Gesellschaft wurde jedoch bereits einige Jahre später wieder aufgelöst. Quellen  : StArch Ludwigshafen am Rhein (schriftl. Auskunft Dr. Klaus J. Becker) Literatur  : 100 Jahre Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Keramik. Von den Verbänden der ungelernten Fabrikarbeiter, der Glas- und Porzellanarbeiter zur modernen Gewerkschaftsorganisation 1890–1990, hrsg. vom Hauptvorstand der IG Chemie-Papier-Keramik, bearb. von Hermann Weber, Köln 1990 (Abb.)  ; Bericht des Gewerkschafts-Kartells Ludwigshafen a.  Rh. Geschäftsjahr 1901, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Ludwigshafen a. Rh., Mannheim 1902  ; Geschäfts- und Kassen-Bericht Gewerkschaftskartell Ludwigshafen a. Rh. [1906 bis 1913], hrsg. vom Gewerkschaftskartell Ludwigshafen a. Rh., Ludwigshafen [1907 bis 1914] 185. Lübeck/Schleswig-Holstein Gewerkschaftshaus Dr.-Julius-Leber-Straße 46–52 (ehem. Johannisstraße) Ankauf und Umbau 1896 Träger Lübecker Genossenschaftsbäckerei eGmbH bzw. ab 1922 Gewerkschaftshaus Lübeck GmbH Entwurf Arch. Carl Hahn 477

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Erweiterungsbau 1899/1900 (Saalbau) Entwurf Arch. Julius Schöß, Lübeck Um- und Teilneubau 1905/06 (Vorderhaus und Druckereigebäude) Entwurf Arch. Alfred Redelstorff, Lübeck Um- und Teilneubau 1928–1930 (Saalerneuerung und Bürogebäude) Entwurf Arch. Alfred Runge und Wilhelm Lenschow, Lübeck Verbleib Weitgehend zerstört Geschichtliche Daten  : Circa 1896 Ankauf des Grundstücks Johannisstraße 50 durch die Lü-

becker Genossenschaftsbäckerei zur Schaffung von Bäckerei-Verkaufsräumen sowie eines Vereinshauses für die organisierte Arbeiterschaft  ; Umbau des Vorderhauses und Teilneubau nach Plänen des Architekten Hahn  ; am 26. Dezember 1896 Eröffnung des Vereinshauses  ; um 1899 Ankauf des Grundstücks Nr.  52 und Neubau eines großen Saals (Architekt Julius Schöß), Einweihung am 1. September 1900  ; 1905/06 Hinzukauf der Grundstücke Nr. 46 und 48 zur Schaffung eines Gartens422  ; 1905/06 Errichtung eines Vorderhauses mit Büros und Wohnungen sowie Druckereianbau des Lübecker Volksboten (Wullenwever Druckverlag GmbH) auf dem Grundstück Nr. 46423 nach Plänen des Architekten Alfred Redelstorff  ; 1906 Eröffnung einer Bücherei mit Lesesaal424  ; 1910 Rückzug der Genossenschaftsbäckerei aus dem Betrieb des Vereinshauses und pachtweise Übernahme durch die freien Gewerkschaften zum 1.  Januar 1910, ab diesem Zeitpunkt Gewerkschaftshaus genannt. Am Abend des 5. November 1918 Gründung eines Soldatenrats im Gewerkschaftshaus. 1922 Gründung der Gewerkschaftshaus Lübeck GmbH425, am 4. November 1922 Eintragung der GmbH als Eigentümer im Grundbuch  ; ab 1925 Pläne für einen Um- bzw. Neubau des Gewerkschaftshauskomplexes, insbes. zur Schaffung einer Herberge und Badeeinrichtung für Arbeiter und Jugendliche sowie von Räumlichkeiten für die Jugend- und Fortbildungsarbeit der Gewerkschaften  ; Erhebung von Sonderbeiträgen (10 Pfennig für männliche, 5 Pfennig für weibliche Mitglieder) unter den Gewerkschaftsmitgliedern zur Schaffung eines Hausbaufonds426  ; im Dezember 1927 Ausschreibung eines Wettbewerbs für einen Gewerkschaftshausneubau unter den in Lübeck ansässigen selbständigen Architekten und der Bauhütte Nord  ; Fachmitglieder der Jury  : Oberbaudirektor Hans Baltzer und Oberbauräte Otto Hespeler und Hans Pieper (Lübeck), Arch. Carl von Ladiges, und Oberbaurat Emil Maetzel (Hamburg)  ; Ergebnis  : 1. Preis  : Julius Schöß und Alfred Redelstorff, 2. Preis  : Otto Siebert und Otto Schweinfurth, 3. Preis  : Wilhelm Schürer (alle Lübeck)  ; Ankäufe  : Arch. Wilhelm Glogner (Lübeck), Bauhütte Nord, Paul Peuckert (Lübeck)  ; am 28. Oktober 1927 Ersuchen um ein zinsloses bzw. zins422 Die Grundstücksgrößen betrugen für Nr. 46 709 qm, Nr. 48 419 qm und Nr. 50/52 1900 qm. 423 Ankauf zum 2. April 1906 durch die Kranken- und Sterbekasse gewerblicher Arbeiter. 424 Etwa 4 000 Bände umfassend, im Lesesaal waren 37 Tageszeitungen sowie zahlreiche Gewerkschafts- und Genossenschaftsblätter ausgelegt. 425 An der GmbH waren 26 Gewerkschaftsverbände beteiligt  ; als Geschäftsführer fungierten vor 1933 Adolf Heinrich Friedrich Warnke, Paul Otto Karl Meidel und Carl Schmidt  ; 1937 wurde die DAF in das Gesellschaftsvermögen eingewiesen und 1939 als Eigentümerin in das Grundbuch eingetragen  ; 1939 wurde die GmbH in Holstentor Grundstücksgesellschaft mbH umbenannt  ; vgl. Schreiben des Rechtsanwalts Hans Ewers vom 18. Dezember 1945, StArch Lübeck, Hauptamt, Sign. 309. 426 Laut eines Revisionsberichts vom 18. April 1933 waren in den Jahren 1925 bis 1931 insgesamt 430 584 RM in den Hausbaufonds eingeflossen (Anlage 5)  ; vgl. StArch Lübeck, Neues Senatsarchiv, Abt. I, Gruppe 1, Nr. 14, E.

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günstiges Darlehen i.H.v. 600 000 RM beim Senat unter Einreichung der vorläufigen Baupläne und Verweis auf die im Rahmen des Gewerkschaftshausneubaus vorgesehenen Einrichtungen zur Jugendfürsorge  ; der Neubau aus Mangel eines geeigneten Bauplatzes und vermutl. wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht ausgeführt, stattdessen ab 1928 Bürohaus-Erweiterungsbau sowie Saalmodernisierung nach Plänen der Architekten Runge und Lenschow (Ausführung  : Lübecker Baugesellschaft)  ; am 8. Oktober 1930 Einweihung des erneuerten und umgestalteten Saals. Bereits am 11. März 1933 von Polizei, SA und SS durchsucht, Hissen der Hakenkreuzflagge und Verbrennung von Dokumenten und Fahnen im Hof  ; bis zur endgültigen Besetzung am 2. Mai 1933 unter SA-Bewachung  ; danach von der DAF als »Haus der deutschen Arbeit« genutzt  ; am 13.  April 1938 Zerstörung der Bebauung der Hausnrn.  50/52 (Altbau mit Versammlungssaal) durch Brand, anschl. Bau eines Hochbunkers auf dem Grundstück  ; 1942 bei Luftangriff das Druckerei- und Verlagsgebäude teilweise zerstört. 1957 Gewerkschaftshausneubau am Holstentorplatz  ; im erhaltenen Gebäudeteil Hausnr. 48 (Erweiterungsbau von 1930) heute ein Teil der Stadtverwaltung (Meldestelle) untergebracht  ; eine Gedenktafel erinnert an das Vereinshaus. Beschreibung  : Drei- bis viergeschossiger Gebäudekomplex aus vier benachbarten, zu unterschiedlichen Zeiten errichteten Grundstücken  : Vereinshaus (Nr.  50)  : Im EG Läden und Gaststätte, im 1. OG kleiner Saal und Sitzungsräume  ; Saalbau (1899/1900, Nr. 52), großer Saal für über 2 000 Personen mit Galerie und Bühne  ; Erweiterungsbau (1929/30, Nr. 48)  : Sechsgeschossiges Bürogebäude in Eisenbeton-Rahmenbau mit expressionistisch beeinflusster Klinkerverblendung, die Fassade mit abgetreppt gemauerten, nach vorne spitz zulaufenden Pfeilerstellungen in den oberen Geschossen  ; insgesamt 26 Büroräume (teils mit Waschgelegenheiten und Einbauschränken)  ; Druckerei- und Verlagsgebäude (Haus Nr. 46  ?). Garten. Bemerkung  : In Lübeck waren es ausnahmsweise nicht die Gewerkschaften, Arbeiterkulturvereine oder die Partei, die eine Organisations- und Versammlungszentrale für die Arbeiterschaft der Stadt schufen, sondern die erfolgreiche Lübecker Genossenschaftsbäckerei427. Darin zeigt sich die enge Zusammengehörigkeit der drei Säulen der Arbeiterbewegung  – Partei, Gewerkschaften und Genossenschaften –, wie sie gerade im Kaiserreich noch vorhanden war. Das Prunkstück des Vereinshauses war der im Jahr 1900 geschaffene neubarocke Saal. Als sich hier 1901 die sozialdemokratischen Funktionäre des Reiches zum Parteitag trafen, lobten sie den »vornehmen und doch anheimelnden«428 Saal als den schönsten, der je für eine Zusammenkunft zur Verfügung gestanden habe. Auch ein schwedischer Berichterstatter hielt damals fest  : »Was für ein prächtiger Versammlungssaal  ! Die gewaltig Halle, ganz in weiß, mit gewölbtem Dach, wird außer durch Fenster von der Hofseite durch zehn runde Dachfenster beleuchtet und abends durch zwei prächtige Kronleuchter und eine Menge Wandlampen, die überreichlich Licht geben…«.429 Während der Saalbau noch dem Geschmack der Kaiserzeit verpflichtet war, so zeigt sich an den Um- und Neubauten der Weimarer Republik ein grundlegender Wandel der ästhetischen Prinzipien. So wurde im Saal der neubarocke Stuck entfernt und eine Umgestaltung in geradlinigen Formen vorgenommen. Der Bühnenausschnitt erhielt damals eine abstrakte, modernistische De427 Am 1. Dezember 1889 gegründet, Geschäftssitz am Töpferweg 2. 428 Vierzig Jahre Lübecker Genossenschafts-Bäckerei. Entstehung, Entwicklung, Leistung 1889–1929, Lübeck 1929, zit. nach Wiehmann, Otto  : Das Gewerkschaftshaus in der Dr.-Julius-Leber-Straße, in  : Lübeckische Blätter, 165. Jg., Nr. 7, 2000, S. 104–106, hier S. 105. 429 Zit. nach Wiehmann, Das Gewerkschaftshaus in der Dr.-Julius-Leber-Straße, S. 105.

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korationsmalerei. Auch im Rahmen des letztlich nicht ausgeführten Neubauwettbewerbs hatten sich die Gewerkschaften 1928 für einen, wenn auch nicht radikal avantgardistischen, so doch bodenständig-modernen Entwurf entschieden  : Der preisgekrönte Entwurf von Schöß und Redelstorff zeigt einen kompakten, fünfgeschossigen Baukomplex mit markanten gestuften Giebeln und sachlicher Backsteinfassade. Das vorgesehene Raumprogramm sollte umfassend sein  : Gaststätte, Café, Buffet, Vorhalle, Wandelgang, großer Saal mit Bühne und Galerie, drei weitere Säle (für 100, 250 und 400 Personen), Herberge, Hotel, Badeanstalt, Jugendheim und Büros. Offenbar konnte für diesen großzügigen Neubau kein geeigneter Bauplatz gefunden werden, weshalb lediglich ein Erweiterungsbau in Gestalt eines Bürohauses zur Ausführung kam.430 Auch dieser Bau, entworfen von der Architektengemeinschaft Runge und Lenschow, die auch das Kaufhaus des Konsumvereins in der Sandstraße schufen, trug mit seiner expressionistischen Klinkerfassade maßgeblich zur Modernisierung des Lübecker Stadtbilds bei. Die Gewerkschaftshaus Lübeck GmbH betätigte sich auch im Bereich Wohn- und Siedlungsbau und besaß vor 1933 über 20 Wohngrundstücke.431 Quellen  : FES Bonn (Bildarchiv 6/FOTB005517)  ; StArch Lübeck (Neues Senatsarchiv, Abt.  I, Gruppe 1, Nr. 14, E  ; Neues Senatsarchiv, Abt. IV, Gruppe 1, K., Untergruppe 7b, Nr. 34  ; Hauptamt, Sign. 309) Literatur  : Architekten Otto Schweinfurth  – Otto Siebert  – Lübeck  – Ausgeführte Bauten und Pläne, Berlin 1928 (nicht eingesehen)  ; Bauwelt, 18. Jg., Nr. 51, 22. Dezember 1927, S. 1279 und 19. Jg., Nr. 2, 12. Januar 1928, S. 40, Nr. 10, 8. März 1928, S. 254 sowie Nr. 16, 19. April 1928, S. 395  ; Ellinger, A.: Schöpfungen der Lübecker Arbeiterschaft. Was gewerkschaftliche Selbsthilfe zu leisten vermag, in  : Soziale Bauwirtschaft, 8. Jg., 1928, Nr. 16. S. 247–256  ; Das Heim der Lübecker Arbeiterschaft. Einweihung des neuen Saales, in  : Lübecker Volksbote, 37. Jg., Nr. 236, 9. Oktober 1930 [o. S., o. V.]  ; Heraus zum Kampf  !, Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Lübeck 1866–1949, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Lübeck, Lübeck 1987  ; Illustrierte Reichsbanner-Zeitung, 2. Jg., Nr. 31, 12. September 1925, S. 384  ; Lübeck – eine andere Geschichte. Einblicke in Widerstand und Verfolgung in Lübeck 1933–1945 und alternativer Stadtführer zu den Stätten der Lübecker Arbeiterbewegung, des Widerstandes und der nationalsozialistischen Verfolgung, bearb. von Werner Petrowsky, hrsg. vom Zentrum, Jugendamt der Hansestadt Lübeck, 2. Aufl., Lübeck 1986 (Abb. S. 146, 147)  ; Lübeck Lexikon. Die Hansestadt von A bis Z, hrsg. von Antjekathrin Graßmann, Lübeck 2006  ; Im neuen Gewande. Eine schöne Leistung der Gewerkschaften, in  : Lübecker Volksbote, 37. Jg., Nr. 235, 8. Oktober 1930 [o. S., o. V.]  ; Lübecker Volksbote, 3. Jg., Nr. 302, 25. Dezember 1896, 7. Jg., Nr. 202, 31. August 1900, und 32. Jg., Nr. 152, 3. Juli 1925  ; Osterroth, Franz  : Chronik der Lübecker Sozialdemokratie 1866–1972, Lübeck 1973  ; Stamp, Friedrich  : Arbeiter in Bewegung. Die Geschichte der Metallgewerkschaften in Schleswig-Holstein, Malente 1997  ; Wiehmann, Das Gewerkschaftshaus in der Dr.-Julius-Leber-Straße (Abb.)  ; Zen­ tralblatt der Bauverwaltung, 48. Jg., Nr. 4, 25. Januar 1928, S. 63 und Nr. 12, 21. März 1928, S. 203 Abb. 17, 104, 236 430 Adolf Kleinfeldt, Mitglied der Baukommission, am 8. Oktober 1930 zur Einweihung des Erweiterungsbaus  : »Wir hätten lieber gesehen, dass wir an hervorragender Stelle Lübecks das Haus hätten errichten könne, aber alle unsere Pläne scheiterten an der Platzfrage.«, zit. nach Wiehmann, Das Gewerkschaftshaus in der Dr.-Julius-Leber-Straße, S. 104. 431 Aufstellung des Rechtsanwalts Hans Ewers vom 18. Dezember 1945, StArch Lübeck, Hauptamt, Sign. 309.

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186. Lüdenscheid/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus Rathausplatz 21 (ehem. Karlsplatz) Ankauf 1929 Träger Deutscher Metallarbeiter-Verband432 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Ab 1927 Bemühungen des DMV um den Ankauf des »Kaffeehauses Germania« (errichtet 1913/14) am Karlsplatz (heute Rathausplatz)  ; Anfang März 1929 erfolgreicher Abschluss der Kaufverhandlungen und Einweihung als Gewerkschaftshaus am 30. März 1929. Am 2.  Mai 1933 Besetzung und Beschlagnahme, in der Folgezeit von der DAF genutzt. Nach 1945 wieder Gewerkschaftseigentum. Literatur  : 1889–1989. 100 Jahre Lüdenscheider Sozialdemokraten, hrsg. vom SPD-Stadtverband Lüdenscheid, Lüdenscheid [1989] (Abb.)  ; Fabrik, Verein und »Klassenkampf«. Arbeiterleben und Arbeiterorganisation in Lüdenscheid von 1820 bis 1950 in Bildern und Dokumenten, hrsg. von den Museen der Stadt Lüdenscheid, bearb. von Dietmar Simon, Lüdenscheid 1996 [Kat. ] (Abb.)  ; Simon, Dietmar  : Arbeiterbewegung in der Provinz. Soziale Konflikte und sozialistische Politik in Lüdenscheid im 19. und 20. Jahrhundert, Essen 1995 Abb. 237 187. Lüneburg/Niedersachsen Volkshaus Schröderstraße 16/Ecke Apothekenstraße Ankauf Um 1922/24 Träger Lüneburger Volkshaus GmbH Geschichtliche Daten  : Zwischen 1922 und 1924 Ankauf des Grundstücks Schröderstraße 16 aus städtischem Besitz und Nutzung als Volkshaus. Sitz von Parteisekretariat, ADGB, ZdA, Landarbeiter- und Fabrikarbeiterverband, Arbeiterbildungsausschuss, Arbeiter-Sport- und Kulturkartell, Gewerkschaftsbibliothek, Reichsbanner. Bereits am 24. April 1933 von der SA besetzt  ; in der Folgezeit Beschlagnahme und »Haus der Deutschen Arbeit«. 1945 zunächst Gaststätte des YMCA, 1958 Rückübertragung auf den DGB, 1976 Verkauf des ehem. Volkshauses und Umzug in einen Neubau (Heiligengeiststraße 28). Beschreibung  : Gebäudekomplex aus einem Hauptgebäude und zwei Flügelbauten (im Kern ein Patrizierhaus des 16. Jahrhunderts). Raumprogramm  : Gastwirtschaft und Café, zwei Säle für 30 bis 700 Personen und Sitzungszimmer. Bemerkung  : Vor dem Ankauf des Volkshauses in der Schröderstraße unterhielten die Gewerkschaften in der Schlosskaserne (Am Markt  7) ein so genanntes Gewerkschaftsheim. Die 1922 gegründete Lüneburger Volkshaus GmbH war auch im Wohnungsbau aktiv und ging 1941 in der Gemeinnützigen Lüneburger Wohnungsbau GmbH auf (heute Lüneburger Wohnungsbau GmbH). Quellen  : StArch Lüneburg (schriftl. Auskunft Dr. Uta Reinhardt) Literatur  : Aus der Geschichte Lernen  ! Lüneburg 1930–1933. Ein Beitrag zur Geschichte der Lüneburger Arbeiterbewegung, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Lüneburg-Dan432 Vermutlich Alexander Schlicke & Co. oHG.

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nenberg [Lüneburg 1983] (Abb.)  ; Baurundschau, 14. Jg., Nr. 6, 31. März 1924  ; Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung, Bd. 2 (Niedersachsen I), hrsg. vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945, Köln 1984  ; LüWoBau (Lüneburger Wohnungsbau GmbH) – Das Hausmagazin, Jubiläumsausgabe Nr.  14, Sommer 2007  ; Terlau-Friemann, Karoline  : Lüneburger Patrizierarchitektur des 14. bis 16. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Bautradition einer städtischen Oberschicht, Lüneburg 1994 Lützschena-Stahmeln s. → Quasnitz Lutherstadt Eisleben s. → Eisleben 188. Magdeburg/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus Ratswaageplatz 1/2 u. b/4, Julius-Bremer-Straße 15/16 (ehem. Apfelstraße) Neubau 1926 (erster Entwurf), 1932/33 (Ausführung) Bauherr Gewerkschaftshaus GmbH, Magdeburg Entwurf und Bauleitung Arch. Carl Krayl, Magdeburg Weitere Bauleitung Arch. Ferdinand Müller und Wilhelm Hill Statik Dr.-Ing. Heinrich Wilhelm Max Gaehme Ausführung Bauhütte Magdeburg GmbH Bauschmuck Bildhauerin Katharina Heise (Eisenklinkerreliefs), Bildhauer Göbel (Holzschnitzereien), Maurer Richard Buhtz (Wandgestaltung) Verbleib Stark verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Seit der Vorkriegszeit mehrfach Vorstöße Einzelner zur Schaffung eines Gewerkschaftshauses, diese allerdings im Gewerkschaftskartell bzw. ADGB-Ortsausschuss stets abgelehnt  ; 1925 Beschluss zur Erhebung von Sonderbeiträgen und Einrichtung eines Baufonds (ab April 1925  : 10 Pfennige wöchentlich für männliche Mitglieder, 5 Pfennige für weibliche)  ; im selben Jahr Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH durch den ADGB und Ankauf der im Stadtzentrum gelegenen Grundstücke Ratswaageplatz 1/2 und 3/4 sowie Apfelstraße 15 und 16 (Grundbucheintragungen am 19.  November 1925 und 6.  März 1926). 1925/26 erste Entwurfsplanung von Carl Krayl433  ; Verzögerung des Bauvorhabens wegen Finanzierungsschwierigkeiten, schließlich Reduzierung des Bauprogramms  ; am 1. Juli 1932 Beginn der Abbrucharbeiten, am 1. Oktober 1932 Grundsteinlegung. Am 5. März 1933 Hissen einer Hakenkreuzfahne auf dem Rohbau, diese nach Protesten zunächst wieder entfernt  ; nach dem 2. Mai 1933 von SA und SS besetzt  ; in der Folge Absetzung von Krayl als Bauleiter und Fortsetzung der Arbeiten unter dem Architekten Ferdinand Müller. Am 10. Oktober 1933 Einweihung in Gegenwart von Robert Ley als »Haus der Deutschen Arbeit« der DAF  ; 1937 Einweisung der DAF in das Vermögen der Gewerkschaftshaus GmbH. Im Krieg der Saalbau und der Hoteltrakt offenbar zerstört, das Hauptgebäude blieb weitgehend unbeschadet  ; der Hotelflügel in den 1960er Jahren neu errichtet  ; in 433 Vgl. Krayl, Bruno  : Carl Krayl. Ein Architekt des Neuen Bauens in Magdeburg, hrsg. von der Magdeburgischen Gesellschaft von 1990 zur Förderung der Künste Wissenschaften und Gewerbe, Magdeburg 1999, S. 21.

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der DDR Nutzung als FDGB-Haus mit Hotelbetrieb der HO (ab 1964 Eigentum des Volkes)  ; 1991–1993 Generalsanierung und Umbau zum Hotel, dabei entstellende, »postmoderne« Überformung, u.a. durch leuchtend gelben Fassadenputz und Aufstockung. Beschreibung  : Geschäftshauskomplex in hufeisenförmiger Anordnung entlang dreier Straßenzüge, bestehend aus Bürotrakt (Hauptbau), Hoteltrakt und Saalbau sowie in der Höhe gestaffeltem Treppenturm (Grundstücksgröße rd. 3 100 qm). Alle Bauteile in den sachlichen Formen des Neuen Bauens  ; Konstruktion in Stahlbeton mit Ziegelausfachung. Das sechsgeschossige Bürogebäude mit Schauseite am Ratswaageplatz  : 22-achsige Lochfassade mit annähernd qua­ dratischen Fenstern, überwiegend in weiß glasierten Keramikplatten (glasierte schlesische Spaltklinker) verblendet, lediglich das EG, die links außen liegende Treppenhausachse sowie der untere Teil des Treppenturms durch eine Verblendung mit rostroten Keramikplatten dunkel akzentuiert  ; ebenso die Sohlbänke der eingeschnittenen, ungerahmten Fenster mit roten Klinkern ausgelegt. Nördlich anschließend der trapezförmig geschnittene Saalbau, südlich teilverglaster Treppenturm als Bindeglied zum dreigeschossigen Hoteltrakt an der ehem. Apfelstraße. Raumprogramm  :434 125 Büro- und Geschäftsräume, Filiale der Arbeiterbank, Gaststätte mit Restaurant und Schwemme, mehrere Vereins- und Sitzungszimmer, diverse Nebenräume, Fest- und Kinosaal mit Bühne und Galerie (insgesamt 855 Plätze), Hotel- und Herbergsbetrieb, Wäscherei, Brause- und Wannenbäder und Neben- und Wirtschaftsräume. Ausstattung  : Treppenhaus mit Bodenbelag aus geschliffenem Muschelkalk, schmiedeeisernes Geländer aus zu einem konstruktivistisch-rasterartigen Muster gefügten Vierkantstäben  ; Bodenbelag aus Solnhofener Platten und Kieselitplatten in Schwemme, Saalvorraum und Garderobe, sonst Linoleum oder Gummi  ; in der Schwemme buntfarbige Wandverkleidung aus Keramikplatten und -stäben (Maurer Richard Buhtz), in die Wand eingelassenes Eisenklinkerrelief »Bauer und Bergarbeiter« und »Goldenes Rad des Lebens« (Bildhauerin Katharina Heise435, Salzelmen) sowie geschnitzter Holzbalken mit Darstellung »Familie, die Keimzelle des Staates« und Emblemen verschiedener Gewerke (Bildhauer Göbel, Magdeburg)  ; die Gaststätte komplett mit Eichen- und Kiefernholzvertäfelung, Fliesenbelag an den Wänden der Verkehrsräume  ; im Saal Holzdecke und Parkett  ; Treppenhaus- und Saalfenster sowie Oberlichter aus Luxfer-Prismen, am Hauptbau eigens konstruierte »Bürohausfenster« mit einem unteren Klapp- und einem oberen Drehflügel aus Holz436. Technische Ausstattung  : Strom- und Heizungsanlage, Zu- und Abluftanlage, Personenaufzug (Paternoster), Lasten- und Speisenaufzug, Fernsprechzentrale, elektrische Uhrenanlage, akustische Rufanlage, Müll- und Papierschluckanlage, Wächterkontroll- und Feuermeldeanlage, Fahnenstangen, Neonlichtreklame. Bemerkung  : Anders als bei vergleichbaren Gewerkschaftshausneubauten der 1920er Jahre wurde in Magdeburg offenbar kein Wettbewerb ausgeschrieben, sondern unmittelbar Carl Krayl – als ein lokal verwurzelter, herausragender Architekt der Avantgarde – mit der Ausarbeitung von Entwürfen beauftragt. Krayl bewegte sich im Umkreis des Arbeitsrats für Kunst und der Novembergruppe und beteiligte sich an den im »Frühlicht« veröffentlichten Visionen der 434 Laut Ausführungsplanung. 435 Die Bildhauerin Katharina Heise (1891–1964) gehörte zur linken Avantgarde  ; 1918 schuf sie für den Titel der Zeitschrift »Die Aktion« ein Holzschnittporträt von Karl Marx zu dessen 100. Geburtstag. Sie bewegte sich im Umkreis der Novembergruppe. Vgl. Bruns, Heise. 436 Konstruktion des Architekten Wilhelm Hill, Frankfurt.

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ersehnten »Zukunftskathedrale«. 1921 wurde Krayl, der auch als Grafiker, Maler und Plastiker tätig war, von Bruno Taut als Leiter des Entwurfsbüros ins Magdeburger Hochbauamt berufen, wo er dessen Ideen einer farbigen Stadt in abstrakt-expressiven Fassadenentwürfen umsetzte. Nach Tauts Weggang schied er 1923 ebenfalls aus und arbeitete als freier Architekt. In den Folgejahren war er verstärkt im Rahmen »linker« bzw. sozialer Bauprojekte tätig437 und wurde zu einem exponierten Vertreter der Moderne. Krayls Eintritt in die SPD im Jahr 1925438 zeigt, dass er der sozialdemokratischen Bewegung über seine berufliche Tätigkeit hinaus ideell verbunden war. Die von ihm ursprünglich konzipierte neue Verwaltungs- und Versammlungszentrale der Arbeiterbewegung sollte ein über verschiedene Höhen gestaffelter Gebäudekomplex werden. Dessen Hauptbau am Ratswaageplatz wäre als breiter, verglaster Turm in Erscheinung getreten und die Seitentrakte hätten sich weit in die seitlichen Straßenzüge hinein erstreckt.439 An der Straßenecke Apfelstraße/Ratswaageplatz sollte dem Bau durch eine gerundete Gebäudeecke noch ein dynamisch-großstädtisches Element hinzugefügt werden.440 In dem filigran gerasterten Baukörper wären über 3 000 qm Bürofläche, ein weitläufiger Versammlungstrakt mit großem Saalbau, Vereinszimmern und Sitzungssälen, eine Gastronomie mit Restaurant und Café sowie ein Hotelbetrieb untergebracht gewesen. Wäre der ursprünglich geplante Bau zur Ausführung gekommen, hätten sich die Gewerkschaften einen ebenso eleganten wie imposanten Monumentalbau geschaffen und einen bedeutenden Beitrag zum Image Magdeburgs als »Stadt des neuen Bauwillens« geleistet. Der Baubeginn verzögerte sich jedoch, wobei es »weniger die Geldbeschaffung an sich« war (der Bau wurde u.a. durch die Volksfürsorge finanziell gefördert), sondern die hohe Zinsbelastung, die der Verwaltung Kopfschmerzen bereitete.441 Infolgedessen musste das Bauprogramm stark reduziert werden, bevor das Bauvorhaben 1932 in Angriff genommen werden konnte. Der ausgeführte Bau ist in mehrfacher Hinsicht  – sowohl in Bezug auf seine Größe und Form als auch hinsichtlich der konstruktiven Ausführung und Materialwahl  – als Kompromisslösung anzusehen, mit der zwangsläufig auch ästhetische Abstriche einhergingen. Anstatt des verglasten Turmbaus wurde ein niedrigerer Baukörper mit Lochfassade und Keramikverblendung errichtet. Die fehlende Höhendominante führte dazu, dass der ausgeführte Bau wie in der historistischen Altbebauung eingekeilt und somit wie ein Fremdkörper wirkte. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden dem als »Kulturbolschewist« verfemten Krayl die Verantwortung für den noch nicht vollendeten Bau entzogen. 437 Zum Beispiel 1923/24 Bootshaus für den Freien Wassersportverein Magdeburg, ab 1926 Neubau der Allgemeinen Ortskrankenkasse und Wohnsiedlungen für die Magdeburger Bauhütte  ; 1927 Pavillon der Volksstimme Magdeburg  ; 1929 Beteiligung am Wettbewerb für das Gewerkschaftshaus in Frankfurt am Main  ; vgl. Deutsche Bauzeitung, 63. Jg., 1929, Nr. 78, S. 672. 438 Diese Information stammt von Bruno Krayl, dem Sohn Carl Krayls  ; vgl. Krayl, Carl Krayl, S. 17. An anderer Stelle, heißt es, Krayl sei parteipolitisch ungebunden gewesen  ; vgl. Schmidt 1987, S. 54. 439 Vgl. Abb. in Volksstimme Magdeburg, 37. Jg., 1926, Nr. 9, 28. November 1926, Beilage »Schauinsland«, S. 53–55. 440 Ein 1928 veröffentlichtes Modell des geplanten Gewerkschaftshauses zeigt eine Variation des Entwurfs von 1926, bei der das Gebäude in seiner Gesamtform durch die Glätte und die weitgehende Geschlossenheit der verglasten Wandflächen eher monolithisch erscheint  ; vgl. Abb. in  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 10. Jg., 1928, Nr. 43 [o. S.]. 441 Bericht über die Tätigkeit des Ortsausschusses und seiner Einrichtungen in den Jahren 1926, 1927 und 1928, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Magdeburg, Magdeburg 1929.

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Im Rahmen der jüngsten Sanierung 1991–1993 wurde der ursprünglich streng funktionalistisch gegliederte und von dem einfachen, aber wirkungsvollen Farbakkord aus Weiß und Dunkelrot geprägte Bau gegen den Protest der Denkmalpflege regelrecht entstellt.442 Infolgedessen lässt das heutige Hotelgebäude nur noch im Hinblick auf seine groben Abmessungen auf den Ursprungsbau von Carl Krayl schließen. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1764 u. 1768, SAPMO DY 34 5047, Bildarchiv 183-C0827-0007002)  ; GIRO Berlin (Objektakte Magdeburg, Ratswaageplatz, Bauakte)  ; StArch Magdeburg (Fotoalbum 1d, Nr. 10795/10832  ; 8a, Nr. 9649, 11582  ; 40a, Nr. 14054 [nicht eingesehen, Angaben bei Gisbertz 2000, S. 218]) Literatur  : 25 Jahre Gewerkschaftskartell. Bericht über die Tätigkeit des Ortsausschusses für die Jahre 1922–1925, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Magdeburg, Magdeburg [1926]  ; Bericht über die Tätigkeit des Ortsausschusses  ; Bauwelt, 22. Jg., Nr. 17, 28. April 1932, S. 435  ; Brülls, Ende eines Denkmals  ; Gisbertz, Olaf  : Bruno Taut und Johannes Göderitz in Magdeburg. Architektur und Städtebau in der Weimarer Republik, Berlin 2000  ; Haus der Deutschen Arbeit Magdeburg  ; Hüter, Karl-Heinz  : Neues Bauen in Magdeburg, in  : form+zweck, 15. Jg., 1983, Nr. 2, S. 25–40  ; Kat. Neues Bauen – Neues Leben  ; Krayl, Carl Krayl  ; Kunst der Zeit (Sonderheft), 3. Jg., 1928, Nrn. 1–3, S. 79  ; Maasberg, Ute  : Carl Krayl. Künstler und Architekt, in  : Symposium Bruno Taut. Werk und Lebensstadien. Würdigung und kritische Betrachtung. Dokumentation, hrsg. von Ute Schmidt-Kraft, Magdeburg 1995, S. 122–130  ; Peters, Hans Adolf  : Das Haus der Deutschen Arbeit in Magdeburg, in  : Bauen Siedeln Wohnen, 13. Jg., Nr. 21/22, 1933, S. 328–332  ; Das projektierte Gewerkschaftshaus, in  : Volksstimme [Magdeburg], 37. Jg., 1926, Nr. 9, 28. November 1926, Beilage »Schauinsland«, S. 53-55 [o. V.] (Abb.)  ; Richter, W.: Einst Gewerkschaftshaus – heute ein Hotel am historischen Platz, in  : Magdeburger Stadtjournal, 1999, Nr. 39, S. 9  ; Schmidt, Hanns H. F.: Bruno Taut, Carl Krayl in Magdeburg. Beiträge zur Architekturgeschichte Magdeburgs zwischen 1912 und 1933, hrsg. vom Rat der Stadt Magdeburg, Abt. Kultur, Magdeburg 1987  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 10. Jg., 1928, Nr. 43 [o. S.] (Abb.) Abb. 9, 238, 239, 240 189. Mainz/Rheinland-Pfalz Metallarbeiterheim Kaiser-Friedrich-Straße 7 Ankauf Um 1912/13 Bauherr Carl Tietze eGmbH Metallarbeiterheim Um- und Ausbau 1919/20 Entwurf Arch. Reinhard Weiße, Mainz Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : Um 1912 Ankauf durch den DMV bzw. die Carl Tietze eGmbH Metallarbeiterheim Mainz443  ; 1919/20 Um- und Ausbau zum Metallarbeiterheim nach Plänen des 442 Vgl. Brülls, Holger  : Ende eines Denkmals  : Das ehemalige »Haus der Arbeit« am Ratswaageplatz, in  : Denkmalpflege in Sachsen Anhalt, 2. Jg., Nr. 2, 1994, S. 176–178. 443 Laut Handbuch der Deutschen Gesellschaften mit beschränkter Haftung [1932] existierte auch eine Metallarbeiterheim GmbH (gegr. am 24. Oktober 1912).

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Architekten Reinhard Weiße. 1933 Beschlagnahme, in der Folgezeit unter dem Namen »Haus des deutschen Arbeiters« Gaststätte der DAF. Beschreibung  : Viergeschossiges Wohnhaus mit rückwärtig angebauter Kolonnade  ; im EG des Vorderhauses Gastwirtschaft  ; im 1.  OG Arbeiterbibliothek und drei Gewerkschaftsbüros mit Warteraum  ; darüber Wirtswohnung  ; im ausgebauten DG drei Schlafräume mit Waschraum. Hofraum mit Garten. Bemerkung  : In Mainz hat vor 1933 namentlich kein Gewerkschaftshaus existiert, es hat jedoch zahlreiche Arbeitertreffpunkte und Verwaltungsstellen gegeben, die allerdings über das Stadtgebiet verteilt blieben. Zwar war um 1905 eine Gewerkschaftshaus-GmbH gegründet worden, diese wurde jedoch 1906 wieder aufgegeben, weil damals die Einrichtung eines Arbeitersekretariats der Mehrheit der Gewerkschafter als dringlichere Aufgabe erschien. Schließlich gelang es dem DMV, mit dem Metallarbeiterheim in der Kaiser-Friedrich-Straße 7444 ein Verbandshaus zu schaffen, welches auch anderen Gewerkschaften für Verwaltungszwecke zur Verfügung stand und eine Restauration besaß.445 Als weitere zentrale Anlaufstelle der Sozialdemokraten ist das Gasthaus »Goldener Pflug«, Pfandhausstraße/Ecke Welschnonnengasse, überliefert, das sich im Besitz der SchöfferhofBrauerei befand.446 Im »Goldenen Pflug« standen den Arbeiterorganisationen nach einem Umbau 1906 ein Saal für 750 Personen mit Bühne sowie ein kleinerer, teilbarer Saal für 300 Personen zur Verfügung, so dass die Lokalfrage damals »auf Jahre hinaus geregelt« zu sein schien.447 Schon 1908 hatten die freien Gewerkschaften beschlossen, auch die Herbergsfrage in Angriff zu nehmen und eine gewerkschaftseigene Herberge zu errichten. Dies gelang allerdings erst in den 1920er Jahren mit Errichtung der Gewerkschaftsherberge »Zum Wandererheim« in der Freiligrathstraße 3. Quellen  : StArch Mainz (schriftl. Auskunft Dr. Frank Teske) Literatur  : Geschäfts-Bericht des Gewerkschafts-Kartells [Mainz]   ; Mülbach, Paul  : Gewerkschaftshäuser in Mainz Abb. 241 190. Mannheim/Baden-Württemberg Gewerkschaftshaus F 4, 8/9 Neubau 1906/07 (Nutzung bis ca. 1916) Bauherr Gewerkschaftskartell bzw. Brauereigesellschaft Eichbaum Entwurf und Ausführung Baufirma Werler & Hartmann, Mannheim 444 Während der 1920er Jahre zeitweise in Gerichtsstraße umbenannt. 445 Das Metallarbeiterheim beherbergte zeitweise das Arbeitersekretariat (bis 1931), die Arbeiterbibliothek und eine Filiale der Arbeiterbank. Neben dem Zentralverband der Angestellten, dem Bund Technischer Angestellter und dem Beamtenbund hatten hier auch die Verbände der Gemeinde- und Staatsarbeiter, Maler und Tüncher, Binnenschiffer, Eisenbahner und Bekleidungsarbeiter ihre Arbeitsräume und Sprechzimmer. 446 Im Handbuch des Vereins der Arbeiterpresse ist der »Goldene Pflug« gar mit der Bezeichnung »Gewerkschaftshaus« erwähnt  ; vgl. Handbuch des Vereins Arbeiterpresse, hrsg. vom Vorstand des Vereins Arbeiterpresse, Berlin 1914. 447 Geschäfts-Bericht des Gewerkschafts-Kartells, Arbeitersekretariats, Bildungsausschusses und der Zen­ tralbibliothek für das Jahr [1904 bis 1908], hrsg. vom Gewerkschaftskartell Mainz, Mainz [1905 bis 1909], hier für das Jahr 1906 [1907].

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Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : 1900 Begründung eines Gewerkschaftshaus-Baufonds  ; am 1. Mai 1901

Eröffnung eines gepachteten Gewerkschaftshauses mit Herberge und Gewerkschaftsbibliothek in der Gastwirtschaft »Weißes Lamm« in H  1, 4 (Breitestraße)  ; 1905 Beschluss des Gewerkschaftskartells, dem drohenden Verlust der bestehenden Gewerkschaftsherberge wegen Abriss mit der »Erstellung eines Neubaues beizukommen«, welcher zugleich »geeignete Räumlichkeiten zur Abhaltung großer und kleiner Versammlungen und Festlichkeiten, Bureaulokalitäten u.s.w.« enthalten sollte448  ; ab 1906 Planung eines Gewerkschaftshauses auf den Grundstücken F  4, 8 und 9 (veranschlagte Baukosten rd. 450 000 Mark)  ; am 1. Juli 1907 Fertigstellung eines Neubaus auf F 4, 8 und Umbau des Gebäudes F 4, 9 (Baufirma Werler & Hartmann)  ; Eigentumsverhältnisse ungeklärt (ab 1909 in Privatbesitz bzw. Eigentum der Brauereigesellschaft Eichbaum)  ; bis mindestens 1916 Nutzung als Gewerkschaftshaus (Sitz des Gewerkschaftskartells, des Arbeitersekretariats, verschiedener Gewerkschaftsverbände und der Gewerkschaftsbibliothek). Ab 1921 Eigentum der Bischöflichen Methodistischen Kirche Mannheims, fortan christliches Hospiz und Jugendheim  ; ab ca. 1927 Eigentum der Evangelischen Kirchengemeinde, Umbau zum »Wartburg-Hospiz«. 2005 als Hotel an einen privaten Investor verkauft. Beschreibung  : Viergeschossiges Eckhaus mit Gaststätte, Büros, Herberge, Saal (400 Sitzplätze). Bemerkung  : Den Quellen ist zu entnehmen, dass der Gewerkschaftshausneubau in Kooperation mit der Mannheimer Brauerei Eichbaum realisiert wurde. Zwar wurde der Bau auf Initiative des Gewerkschaftskartells errichtet, es ist jedoch nicht eindeutig nachgewiesen, ob sich das Grundstück tatsächlich im Eigentum der Gewerkschaften befand. Die Arbeiterbewegung jedenfalls propagierte den Neubau als eigenes Gewerkschaftshaus  ; vermutlich wurde das Haus bis zum Umzug der Gewerkschaften in das 1921 angekaufte »Hotel Kaiserhof« (Kat. Nr. 191) in dieser Funktion genutzt. Der Metallarbeiter-Verband hatte ab 1912 ein eigenes Gebäude in T 5. Quellen  : StArch Mannheim (schriftl. Auskunft Dr. Anja Gillen  ; Abb.: Städtisches Bildarchiv Mannheim, Sign. 07492, 12022) Literatur  : Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 11. Jg., Nr. 22, 3. Juni 1901  ; Jahres-Bericht des Arbeitersekretariats und Gewerkschafts-Kartells Mannheim  ; Das Wartburg-Hospiz in Mannheim, [Mannheim 1927] (nicht eingesehen)  ; Wennemuth, Udo  : Geschichte der evangelischen Kirche in Mannheim, Sigmaringen 1996  ; Zur Geschichte der Sozialdemokratischen Partei in Mannheim 191. Mannheim/Baden-Württemberg Volkshaus P 4, 4/5 u. 6 Ankauf 1921 Träger Verein Volkshaus Mannheim e. V. Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1921 Ankauf des Hotels »Kaiserhof« durch den auf freigewerkschaftlicher Grundlage begründeten Verein Volkshaus Mannheim e. V.; am 3. Juli 1922 durch Spreng448 Zit. nach Jahres-Bericht des Arbeitersekretariats und Gewerkschafts-Kartells Mannheim für das Jahr [1899/1900 bis 1911], hrsg. vom Arbeiter-Sekretariat Mannheim, Mannheim [1900 bis 1912], hier JahresBericht 1905 [1906], S. 69.

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stoffanschlag (Bombe mit Zeitzünder) innen verwüstet  ; in der Folgezeit vermutl. Hinzukauf des Nachbargebäudes P 4, 6. Sitz von ADGB, ADB, 19 Einzelgewerkschaften, Volksfürsorge, Jugendkartell und AWO (ab 1929). Am 13. März 1933 Verwüstung und Plünderung durch SA und SS  ; am 2. Mai 1933 Besetzung und Beschlagnahme  ; Umbenennung in »Haus der Arbeit«. Im Krieg zerstört. Beschreibung  : Viergeschossiges Eckwohnhaus mit ausgebautem DG. Quellen  : StArch Mannheim, Bildsammlung, Album 601, Sign. 04228 Literatur  : 100 Jahre SPD Mannheim. Eine Dokumentation, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Kreis Mannheim, Mannheim 1976  ; Jahresbericht 1929, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Mannheim, Mannheim 1930  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 13.  März 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330313.pdf (Abruf am 23. Juli 2014)  ; Volk und Zeit, 1922, Nr. 32  ; Wir mussten neu beginnen. 50 Jahre gewerkschaftlicher Wiederaufbau in Mannheim, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Mannheim, Mannheim 1995 (Abb.)  ; Gewerkschaftshaus, Stadtpunkte, https://www.mannheim. de/tourismus-entdecken/gewerkschaftshaus (Abruf am 23.  Juli 2014)  ; Volk und Zeit, 1922, Nr. 32 [o. S.] (Abb.) Abb. 103 192. Marbach am Neckar/Baden-Württemberg Spielplatzhalle Poppenweiler Straße Neubau 1913/14 Bauherr Spielplatzverein Marbach e. V. Entwurf Arch. Ernst Ruoff, Erdmannhausen Um- und Erweiterungsbauten u.a. Ende der 1920er Jahre Verbleib Abriss ca. 1978 Geschichtliche Daten  : Anfang August 1913 Gründung des Spielplatzvereins Marbach e.  V. durch den Arbeiterturnverein »Vorwärts« (ehem. Turn- und Kraftsportverein), den Arbeitergesangverein »Harmonie« und das Marbacher Gewerkschaftskartell zur Schaffung einer Turn- und Versammlungshalle mit Spielplatz  ; am 8.  August 1913 Ankauf zweier benachbarter Grundstücke an der Poppenweiler Straße (Kaufpreis 4 000 Mark) mit der Absicht, diese zu einem Treffpunkt und einer Erholungsstätte auszubauen  ; am 15. Dezember 1913 Baugenehmigung für eine Unterkunftshalle  ; Finanzierung durch Anteilscheine (»Bausteine«) und Spenden, Ausführung der Schreinerarbeiten in Eigenarbeit  ; am 21. Juni 1914 Einweihung  ; im Laufe der Jahre stetiger Ausbau  : 1919/20 Anbau einer Kegelbahn  ; 1924 Eröffnung eines Wirtschaftsraums mit eingeschränkter Schankkonzession  ; 1927/28 Hinzukauf weiterer angrenzender Grundstücke, 1928/29 umfassender Ausbau und Erweiterung (u.a. Einrichtung von Sanitäranlagen und Lagerräumen im UG, Anbau einer Theaterbühne). Im April 1933 symbolische Inbesitznahme durch SA  ; in der Folgezeit Plünderung des Inventars  ; später Übernahme des belasteten Grundstücks durch die Stadtverwaltung. 1978 Auflösung des nach dem Krieg wieder gegründeten Spielplatzvereins und Abriss des Gebäudes durch die Stadt. Beschreibung  : Ursprünglich hölzerne Versammlungshalle (120 qm) mit offener überdachter Veranda, im Laufe der Zeit teils in Fachwerk, teils massiv ausgebaut  ; Saal für 500 Sitzplätze mit Galerie und großer Theaterbühne, letztere als Versammlungsraum für 150 Personen abtrennbar  ; 488

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zwei als Sitzungszimmer nutzbare Nebenräume sowie »Galeriezimmer« für 50 bis 60 Personen  ; Wirtschaftsraum  ; Bibliothek  ; Kegelbahn  ; Sport- und Spielplatz. Bemerkung  : Die Bezeichnung »Spielplatzhalle« stellt eine regionale Besonderheit des Oberamts Marbach dar. Wie sie impliziert, stand bei den so bezeichneten Bauten die Freizeitfunktion im Vordergrund. Die Marbacher Region erlebte in den 1920er Jahren einen regelrechte »Bauboom«449 der Arbeiterorganisationen. Neben den Arbeiterheimen in Steinheim und Erdmannhausen existierten im Oberamt Marbach 1931 insgesamt 16 kleinere Turnstätten und Vereinsheime.450 Die Vereinsbauten samt der meist angeschlossenen Park- und Spielplatzanlagen sollten »dem von des Werktags harter Arbeit Ermüdeten« Gelegenheit bieten, »sich in freier Natur zu erholen und gesellig zu unterhalten«.451 Ihre Entstehung wurzelt in der Ausgrenzung der Arbeitervereine aus der bürgerlichen Öffentlichkeit, was sich im Falle Marbachs in dem Verbot der Mitbenutzung der städtischen Turnhalle äußerte. Die in Marbach und Steinheim errichteten Spielplatzhallen hatten jedoch nicht ausschließlich Spiel-, Erholungs- und Turnzwecken zu dienen, sondern erfüllten als multifunktionale Treffpunkte der verschiedenen örtlichen Arbeiterorganisationen die wesentlichen Merkmale eines Volkshauses.452 Bei dem Ursprungsbau von 1914 handelte es sich um eine einfache Holzhalle, die mangels Heizung im Winter nicht zu benutzen war. Anhaltende Differenzen zwischen den organisierten Marbacher Arbeitern und den örtlichen Wirten waren der Grund für den Ausbau der »roten Bretterbude«453 zu einem massiven Gebäude in den Jahren nach 1927. Literatur  : Arbeiterkultur in der proletarischen Provinz  ; Beck u.a., »Rote Bretterbude«  ; Beck u.a., Spielplatzhallen (Abb.)  ; Schönberger, Arbeitersportbewegung 193. Marienberg (Bad Marienberg)/Rheinland-Pfalz Volkshaus Triftstraße 1d Neubau 1929/30 Bauherr Verschiedene Arbeiterorganisationen Entwurf und Bauleitung Arch. Schlehbaum Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Am 27. Februar 1929 Antrag des Arbeiter-Turn- und Sportvereins, des Gewerkschaftskartells und der SPD-Ortsgruppe an die Gemeindeverwaltung, mit der Bitte um kostenlose Überlassung der Hälfte des alten Marktplatzes als Baugrundstück für die Errichtung eines Volkshauses mit Volksbad. 1929/30 Neubau nach Plänen des Architekten Schlehbaum. 1933 Beschlagnahme, 1938 durchgreifender Um- und Ausbau zum Sitz des Staatlichen Gesund449 Schönberger, Arbeitersportbewegung, S. 318. 450 Vgl. ebd., S. 325, Schönberger stützt sich auf Angaben der Neckar-Post vom 9. Januar 1931. 451 Marbacher Postillon, 19. Juni 1941, zit. nach Beck, Stefan u.a.: »Rote Bretterbude« und »Kriegsspiel« in Marbach. Zur Problematik der Arbeiterbewegungskultur im Kaiserreich, in  : Demokratie- & Arbeitergeschichte, Jahrbuch 3, hrsg. von der der Franz-Mehring-Gesellschaft Stuttgart, Weingarten 1983, S. 64–82, hier S. 325. 452 Vgl. auch Schönberger, Arbeitersportbewegung, S. 327. 453 Eine in bürgerlichen Kreisen geläufige Bezeichnung für die Spielplatzhalle, überliefert durch den Zeitzeugen Wilhelm Glunz, vgl. Beck u.a., »Rote Bretterbude«, S. 327 sowie Beck u.a., Spielplatzhallen, S. 106.

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heitsamts des Oberwesterwaldkreises. Nach dem Krieg Verzicht der Gewerkschafter Hermann Kempf und Robert Müller auf die Rückerstattungsansprüche unter der Bedingung, dass das Gesundheitsamt in Marienberg bleibt. Bis heute Nebenstelle des Gesundheitsamtes Montabaur. Beschreibung  : Baugruppe aus verputzten ein- und zweigeschossigen Sattel- und Walmdachbauten in Formen einer reduzierten Heimatschutzarchitektur  ; bestehend aus einem Wohn- und Gaststättengebäude mit niedrigem Vorbau und einem Saalbau, dort drei hohe Fenster mit Dreiecksabschluss. Raumprogramm  : Im EG des Vorderbaus zwei Büroräume (für das Arbeitsamt) mit Beratungszimmer und Warteraum, Vereinszimmer (mit dem Saal über eine Harmonikatür zu verbinden)  ; im OG zwei Lesezimmer und Hausmeisterwohnung  ; Turn- und Festsaal mit Podium  ; Umkleideraum  ; Badeeinrichtung mit 14 Brause- und fünf Wannenbädern. Bemerkung  : Die industrielle Entwicklung von Marienberg im Oberwesterwald ist eng mit der Entwicklung des Erzbergbaus und der Steinindustrie, insbesondere mit dem in der Region betriebenen Basaltabbau verknüpft. Galt Marienberg zwar 1890 mit nur 707 Einwohnern noch als Dorf, so verfügte es schon damals – bedingt durch die umliegenden Braunkohlen-, Eisen- und Tongruben  – über eine beachtliche Infrastruktur  : Trotz seiner geringen Größe beherbergte es bereits ein Landratsamt, ein Amtsgericht, ein Steuer- und Katasteramt sowie ein Post- und Telegraphenamt. Die Arbeiterbewegung formierte sich hier jedoch erst vergleichsweise spät. Ein Arbeitersekretariat wurde in Marienberg erst 1921 und ein offizielles Gewerkschaftskartell 1922 gegründet. Besonders stark vertreten war der Zentralverband der Steinarbeiter Deutschlands, der sein Bezirksbüro in der Adolfstraße  4 hatte. Im Bauantragsschreiben gegenüber der Stadtgemeinde betonten die Erbauer des Volkshauses die gemeinnützigen Aspekte des Projekts  : »Das Haus soll uns die Möglichkeit bieten, Volksbildungsarbeit verrichten zu können. Das Volksbad soll der Allgemeinheit gegen geringes Entgelt zur Verfügung gestellt werden. Die Finanzierung des Projektes in Höhe von 30 000,-- Mk. ist so gedacht, dass die Arbeiterbewegung die Erdbewegungsarbeiten selbst verrichtet und Rohmaterial (Basaltmauersteine) zum Sockel selbst verschafft. An Barmitteln werden 1 000,-- Mk. zur Verfügung gestellt. Seitens der Regierung ist uns weitgehendste Unterstützung zugesichert.«454 Wie angekündigt, leisteten zahlreiche organisierte Arbeiter auf der Baustelle unentgeltliche Arbeitsstunden und auch der Architekt Schlehbaum übernahm die Bauleitung unentgeltlich. Zudem unterstützte der Landrat Wilhelm von Nathusius das Bauvorhaben. Zu den Einweihungsfeierlichkeiten am 6. bis 8. September 1930 hielt Philipp Scheidemann, Reichskanzler a.  D., die Festrede. Die Westerwälder Zeitung schrieb zur Eröffnung  : »Ein Haus, das als Asyl des schaffenden, werktätigen Volkes in der Flucht aus dem Dienst der Arbeit und dem Bedürfnis nach Erholung und Entspannung und kulturellem Bildungsdrang der breiten Masse mit Fug und Recht den Namen Volkshaus trägt. Als Arbeiterheim vereinigt es die Arbeiterschaft zu einer Familie zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls im Kampf um die elementaren, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Belange.«455 Da das Volkshaus auf maßgebliche Anregung der Arbeiterturner in Angriff genommen worden war, wurde über dem Portal neben dem Schriftzug »Volkshaus« auch das Emblem der freien Turnerschaft angebracht. Im Saal über der Bühne standen die Worte »Einigkeit macht stark«. Quellen  : Antrag vom 27. Februar 1929 an die Gemeindeverwaltung Marienberg hinsichtlich 454 Antrag vom 27.  Februar 1929 an die Gemeindeverwaltung Marienberg hinsichtlich der Grundstücksüberlassung, mit freundlicher Überlassung von Otto Kleinschmidt. 455 Zit. nach http://gewchronik.mmk-online.eu/chronik/kap09.htm (Abruf am 10. Juli 2007).

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der Grundstücksüberlassung  ; Festschrift Volkshaus-Einweihung Marienberg am 6., 7. und 8. Sept. 1930 [Marienberg 1930] (sämtliche Dokumente mit frdl. Zurverfügungstellung von Otto Kleinschmidt, Bad Marienberg) Literatur  : Kleinschmidt, Otto  : Industrien, Dienstleistungsbetriebe und Gewerkschaften im Oberwesterwald, 3.  bericht. und erg. Auflage 2004, http://gewchronik.mmk-online.eu/pdf/gewerkschaftenoww-druck.pdf (Abruf am 23. Juli 2014)  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 12. Jg., 1930, Nr. 46 [o. S.] (Abb.) Abb. 30, 242 194. Markranstädt/Sachsen Volkshaus Hordisstraße 2 Ankauf und Umbau 1927 Träger Verein Volkshaus Markranstädt GmbH Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : Am 29.  Dezember 1926 Gründung der »Verein Volkshaus Markranstädt GmbH« durch Gewerkschaftsvertreter (am 19. Januar 1927 Handelsregistereintrag)  ; 1927 Ankauf des Hotel- und Restaurantanwesens Hordisstraße  2 (Grundbucheintrag am 26.  März 1927) und Umbau des ehem. Hotelbetriebs zu Büros und Wohnungen. 1933 Beschlagnahme  ; 1935 Anordnung der Zwangsversteigerung  ; Verkauf an die Bürgerliche Brauhaus Markranstädt GmbH. 1948 Übertragung auf die FDGB-Vermögensverwaltung  ; 1959 Eigentum des Volkes (Rechtsträger Kreisbetrieb HO-Gaststätten Leipzig-Land)  ; 1990 Übertragung auf die Treuhandanstalt, ab Anfang 2000 Leerstand des Saals  ; ca. 2002 Verkauf an Privat  ; 2007 Abriss des Saals aufgrund maroden Bauzustands, Sanierung des Vorderhauses vorgesehen. Beschreibung  : Hotelbau mit Gaststätte (errichtet 1909)  ; im EG Café, Restaurant, Gesellschaftsund Vereinszimmer, in den oberen Geschossen Büroräume und Wohnungen (ehem. Hotelbetrieb). Saalbau im Hofraum (errichtet 1884), im EG großer Ballsaal und im OG kleinerer Saal. Im Hof Kegelbahn. Quellen  : Stadtverwaltung Markranstädt (schriftl. Auskunft Frau Kämmer und Herr König) Literatur  : Markranstädter Tageblatt, 52. Jg., Nr. 21, 26. Januar 1927 Abb. 243 195. Meerane/Sachsen Volkshaus Friedhofstraße 5 Grundstückskauf 1906, 1913 Neubau 1927/28 Bauherr Verein Volkshaus für Meerane und Umgegend eGmbH Entwurf und Ausführung Soziale Bauhütte Glauchau (Arch. Uebel) Verbleib Heute Sportstätte und Jugendclub Geschichtliche Daten  : Im September 1906 Gründung der »Verein Volkshaus für Meerane und Umgegend eGmbH« durch das Gewerkschaftskartell, den Sozialdemokratischen Verein und die Freie Turnerschaft  ; im selben Jahr Ankauf eines 24 000 qm großen Grundstücks an der Friedhofstraße  ; dort zunächst ein Turn- und Spielplatz mit Schrebergärten angelegt, 1907 eine hölzerne 491

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Unterkunftshalle errichtet  ; 1913 Hinzukauf eines weiteren Grundstücks  ; 1926 Beschluss zum Bau eines Volkshauses  ; Planerstellung durch die Soziale Bauhütte Glauchau (Architekt Uebel)  ; am 1. Mai 1927 Grundsteinlegung, am 2. Juli 1927 Hebefeier  ; am 19. November 1927 Einweihung des ersten Bauabschnitts (Wohn- und Gaststättengebäude), am 23.  Dezember 1928 Einweihung des zweiten Bauabschnitts (Saalbau) (Baukosten rd. 600 000 Mark)  ; im Sommer 1929 Aufnahme des Turnbetriebs. 1933 Beschlagnahme  ; 1935 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Stadtgemeinde, in den Folgejahren Umnutzung als Berufsschule. 1952 Übergang in Eigentum des Volkes (Rechtsträger  : Rat der Stadt Meerane)  ; seit 1994 Eigentum der Stadt. Beschreibung  : Aus Kopfbau, Saalbau und Bühnenhaus gruppiertes Bauensemble in vornehmlich traditionellen Bauformen  : Dreigeschossiges Wohn- und Gaststättengebäude mit hohem Walmdach, Seitenrisaliten, rustiziertem Sockelgeschoss, Freitreppe und vorgelagerter Terrasse. Raumprogramm  : Im Hochparterre des Hauptgebäudes großes Gastzimmer, Vereinszimmer und Küche  ; im 1. OG weiteres Vereinszimmer, sonst Wohnraum, im 2. OG weitere Wohnungen  ; im Saalbau großer Saal mit Bühne (zugleich Turnhalle), im Keller des Saalbaus Schwimmbecken  ; Kegelbahn  ; Gartenanlage. Bemerkung  : Das Volkshaus in Meerane, einem der damals wichtigsten Standorte der Textilindustrie, ist ein prägnantes Beispiel für ein ehrgeiziges Volkshausprojekt der zweiten Hälfte der 1920er Jahre, wie sie in einigen mittelgroßen Städten mit großen finanziellen Aufwand  – hier mit maßgeblicher Unterstützung der Kommunalverwaltung – realisiert wurden (vgl. z. B. auch Gornsdorf oder Vilbel). Trotz einiger expressionistischer Baudetails wie den zackigen Putzrahmungen der Fenster zeugt das Volkshaus Meerane von einer eher konservativen Architekturauffassung. Dies zeigt sich insbesondere an dem symmetrisch aufgebauten Wohn- und Gaststättengebäude mit steilem Walmdach und traditioneller Fassadengliederung. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Meerane, Friedhofstraße  5)  ; Stadt Meerane (schriftl. Auskunft Abt. Untere Bauaufsicht) Literatur  : Krause, Willibald und Oskar Philipp  : Heimatbuch der Stadt Meerane, Meerane 1930 (Abb.)  ; Volkshaus Meerane  ; Volksstimme [Chemnitz], 37.  Jg., Nr.  151, 1.  Juli 1927 u. 38.  Jg., Nr. 298, 22. Dezember 1928 Abb. 85 196. Meinersdorf456 (Burkhardtsdorf)/Sachsen Arbeiterheim Sonnenstraße 19 Neubau 1926/27 Bauherr Zentralverein e. V., Meinersdorf Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Mit Satzung vom 21. Januar 1926 Gründung des Zentralverein e. V. als Kartell der Arbeiter-Sport- und Kulturvereine mit den Abteilungen Turnen und Sport, Gesang, Radfahren, Samariter, Theater, Musik und »Geistige Förderation«. Am 5. März 1927 Eröffnung des neu erbauten Arbeiterheims  ; am 18./19. Juni 1927 Einweihung. Am 8. Mai 1933 von der SA 456 Im Zuge der Sächsischen Verwaltungsreform 1994 schlossen sich die Gemeinden Burkhardtsdorf, Kemtau – mit dem Ortsteil Eibenberg – und Meinersdorf zu einer Verwaltungsgemeinschaft zusammen. Am 1. Januar 1999 entstand daraus die jetzige Gemeinde Burkhardtsdorf.

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übernommen, in der Folge Einziehung des Vereinsvermögens zugunsten des sächsischen Staates und Veräußerung des Grundstücks an einen Privateigentümer. Beschreibung  : Schlichtes Hallengebäude, bestehend aus einer Gaststätte mit Versammlungsraum und einem Turnsaal mit Bühne. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Meinersdorf, Sonnenstraße 19) Literatur  : Hessel, Klaus-Dietmar  : Von oben gesehen. Das Zwönitztal mit seinen Orten und Ortsteilen, Meerane 2005  ; Scheibner, Helmut  : Weil du auch ein Arbeiter bist. Der Kampf der Arbeiterklasse des Kreises Stollberg gegen das Wiedererstarken des Imperialismus und Militarismus in der Weimarer Republik, gegen Faschismus und Kriegsgefahr (1924–1933), hrsg. von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Kreisleitung Stollberg, Kommission zur Erforschung der Geschichte der Örtlichen Arbeiterbewegung, Stollberg 1986 (Abb.)  ; Volksstimme Chemnitz, 37. Jg., Nr. 137, 15. Juni 1927 197. Meißen/Sachsen Gewerkschaftshaus Martinstraße 6 Ankauf 1905 Träger Meißner Gewerkschaftshaus GmbH Um- und Erweiterungsbau 1911/12 Entwurf und Ausführung Firma Otto & Schlosser Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1905 Ankauf des Wohnhausanwesens Martinstraße 6 (Grundstücksgröße 1 060 qm) durch die Gewerkschaften zur Nutzung als Gewerkschaftshaus  ; am 23. Mai 1911 Gründung der Meißner Gewerkschaftshaus GmbH  ; 1911/12 Errichtung eines zweigeschossigen Bürogebäudes im Hofraum in Anschluss an das Seitengebäude sowie Umbau desselben (im EG Einbau eines Aufenthaltsraums für Arbeitslose und im OG eines Sitzungszimmers, eines Lesezimmers und einer Bibliothek  ; Ausführung durch die Firma Otto & Schlosser). Nutzung u.a. durch ADGB, Baugewerksbund, Arbeitersekretariat, DMV, Fabrikarbeiterverband, ZdA, Landarbeiterverband, Volksfürsorge, Volksbühne Meißen und Freidenkerverband. 1933 Beschlagnahme  ; 1939 Übertragung auf die DAF. 1948 Übernahme durch die FDGB-Vermögensverwaltung. Raumprogramm  : Viergeschossiges Vorderhaus  : Im EG und 1.  OG Laden, Kontor und Zeitungsausgabe sowie Büro- und Vereinsräume  ; im 2. bis 4.  OG Wohnungen  ; zweigeschossiges Seitengebäude  : Im EG Aufenthaltsraum, im OG Sitzungszimmer, Bibliothek und Lesezimmer sowie weitere Räume  ; zweigeschossiges Bürogebäude  : Im EG und OG jeweils vier Büroräume. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1967a  ; SAPMO DY 34 5112)  ; GIRO Berlin (Objektakte Meißen, Martinstraße 6)  ; StArch Meißen (schriftl. Auskunft Frau Petzold) 198. Michendorf/Brandenburg Gewerkschaftshaus Saarmunder Straße Neubau 1911 Bemerkung  : Die organisierten Michendorfer Arbeiter, von denen die meisten dem Zentralverband der Steinarbeiter Deutschlands angehörten, schufen sich bereits 1911 ein erstes Gewerk493

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schaftshaus in der Saarmunder Straße. Weil dieses in den 1920er Jahren zu klein geworden war, wurde ein weiterer Volkshausneubau beschlossen. Literatur  : Siehe Kat. Nr. 199. 199. Michendorf/Brandenburg Volkshaus Potsdamer Straße 42 (ehem. Nr. 51) Neubau 1927/28 Bauherr Volkshaus eGmbH, Michendorf Entwurf Arch. Walter Grüneberg, Michendorf Bauleitung Arch. Walter Grüneberg und Gustav Winkler Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Um 1925/26 Ankauf des zentral gelegenen Baugrundstücks Potsdamer Straße 51 durch drei Gewerkschaftstreuhänder (Finanzierung durch den Steinarbeiterverband)  ; am 13. Februar 1926 Gründung der Volkshaus eGmbH durch organisierte Bau- und Steinarbeiter  ; Beauftragung des Architekten Walter Grüneberg mit dem Entwurf für einen Volkshausneubau  ; am 24. Juli 1927 Grundsteinlegung, am 5. August 1928 Einweihung  ; im selben Jahr Einbau einer Wannenbadeanstalt im Souterrain des Vorderhauses. Von der gesamten frei organisierten Arbeiterschaft Michendorfs und Umgebung genutzt. 1932 Konkurs der Volkshausgenossenschaft und Übertragung auf die Vermögensverwaltung des Zentralverbands der Steinarbeiter Deutschlands, Zahlstelle Berlin GmbH. Nach 1933 »Haus der Deutschen Arbeit« der DAF (offizielle Überschreibung am 25. November 1938)  ; u.a. Nutzung des Saals als Zwangsarbeiterlager  ; 1944 Verkauf an Privatmann. Nach Kriegsende zunächst Unterkunft für Flüchtlinge und Soldaten  ; 1947 Übertragung auf den FDGB  ; 1967 Übernahme durch die HO Potsdam-Land, in der Folge Niedergang und Schließung in den 1980er Jahren. Heute in Privatbesitz, Nutzung als Gaststätte. Beschreibung  : Freistehender massiver Walmdachbau mit Wohnhauscharakter  ; bestehend aus zweigeschossigem Gaststättengebäude mit (unvollendet) ausgebautem DG und rückwärtig anschließendem Saalbau. Raumprogramm  : Im EG links Gastzimmer, rechts Versammlungsraum, dahinter Küche und Nebenräume und Durchgang zum Saal  ; im OG sechs Zimmer, eine Kammer und ein Kino-Vorführraum  ; Saal (315 qm groß) mit 7,25 m hoher, verputzter Holzbalkendecke, Bühnenraum, zwei Nebenräumen und Kegelbahn  ; im Keller öffentliche Wannenbadeanstalt  ; Einrichtung von Fremdenzimmern zum Zeitpunkt der Einweihung vorgesehen. Eingefriedeter Vorgarten  ; auf dem Grundstück offene, hölzerne Musikhalle. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1844, SAPMO DY 34 5070)  ; Bauamt Gemeinde Michendorf (schriftl. Auskunft Annette Schlegel)  ; GIRO Berlin (Objektakte Michendorf, Potsdamer Straße 42, dort insbes. in Kopie  : Festschrift anlässlich der Einweihung des Volkshauses am Sonntag, den 5. August 1928, hrg. von der Volkshaus eGmbH Michendorf/Mark, Michendorf 1928) Literatur  : Festschrift anlässlich der Einweihung des Volkshauses am Sonntag, den 5. August 1928, hrsg. von der Volkshaus eGmbH und Mark Michendorf, Michendorf 1928  ; Strich, HansJoachim  : 73 Jahre Volkshaus Michendorf – nun fast eine Ruine, in  : Märkischer Bogen, Januar 2002, S. 6 f.; Strich, Hans-Joachim  : Das Volkshaus in Michendorf (Teil I und II), in  : Märkischer Bogen, 2006 Abb. 90

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200. Minden/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus »Tonhalle« Domstraße 2 (ehem. Lindenstraße 1a)/Tonhallenstraße 1a Ankauf 1922 Träger Gewerkschaftszentrale GmbH, Minden Um- und Erweiterungsbau 1924/25 Entwurf Arch. Richard Moelle Ausführung Bauhütte Minden Verbleib Abriss 1982 Geschichtliche Daten  : Am 24. Dezember 1920 Gründung der Gewerkschaftszentrale GmbH in Minden und Ankauf des Gesellschaftshauses »Tonhalle« (errichtet 1868/69457)  ; nach Umbauten Eröffnung im September 1922  ; 1924/25 Umbauten und Erweiterungsbau (Bürogebäude). 1933 Beschlagnahme, fortan von NSDAP und DAF als »Haus der Deutschen Arbeit« mit Restaurant »Tonhalle« genutzt (u.a. Sitz der DAF-Regionalverwaltung)  ; 1938 Planungen für einen großen Saalbau im Bereich des Gartens (nicht ausgeführt). Ab 1945 erneut Sitz der Gewerkschaften  ; 1981/82 Gewerkschaftshausneubau am Marienwall 29  ; die noch bestehenden Tonhallen-Bauten in der Folgezeit abgerissen und durch ein Bankgebäude ersetzt. Beschreibung  : Mehrmals erweiterter und veränderter Gebäudekomplex458, zum Zeitpunkt des Ankaufs durch den ADGB im Wesentlichen bestehend aus dem erhaltenen nördlichen Rest des ehemaligen Kopfbaues (1869), dem Theatercafé (1881), zwei Saalanbauten (1895/96) sowie zwei weiteren (An-)Bauten im Bereich des alten Tonhallensaals (um 1906). Bürohaus (Neubau von 1924/25)  : nordwestlich an den Restaurantsaal (1895/96) angebaut  : Dreigeschossiger Putzbau mit hohem Kellersockel und ausgebautem Mansarddach  ; an der Fassade expressionistische Baudetails, flacher Ziergiebel mit zackiger Bekrönung und schmale vertikale Treppenhausfenster mit Dreiecksabschlüssen. Raumprogramm  : Im Tonhallen-Komplex Restaurant, Café, Stehbierhalle, Säle, Veranda, Wohnräume  ; im EG des Bürohauses kleiner Saal und drei Sitzungszimmer, in den oberen Geschossen jeweils vier Büroräume, außerdem zwei Kleinwohnungen. Bemerkung  : Mit den baulichen Resten des Gesellschaftshauses »Tonhalle« erwarb der ADGB im Jahr 1920 das ehemalige Zentrum der Kulturbestrebungen des Mindener Bürgertums. Der vielfach veränderte und umgebaute Baukomplex  – der ursprünglich in den Jahren 1868/69 auf Bürgerinitiative errichtete repräsentative Theatersaal war bereits 1906 abgerissen worden – wurde 1924/25 von den Gewerkschaften durch einen Bürohausneubau ergänzt, der die für das genossenschaftliche Bauen der 1920er Jahre typische traditionsbewusste, versachlichte und im Detail expressionistisch angehauchte Bauweise zeigt. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1967a) Literatur  : Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Stadt Minden (Abb.) 457 Errichtet auf Initiative des Restaurateurs Carl Müller, mit finanzieller Beteiligung von 43 Mindener Bürgern und unter Haftung der Stadt  ; der Bau sollte – mangels eines Stadttheaters – für »theatralische, musikalische Aufführungen und sonstige künstlerische Vorstellungen sowie Bälle u.s.w.« dienen  ; 1881 Verkauf des Anwesens an die örtliche Brauerei Feldschlößchen  ; vgl. Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Bd. 50, Stadt Minden, hrsg. vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Westfälisches Amt für Denkmalpflege, bearb. von Fred Kaspar und Ulf-Dietrich Korn, Teil IV, Essen 2000, S. 1141–1148. 458 Ausführliche Darstellung der Baugeschichte s. Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Stadt Minden.

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201. Mittweida/Sachsen Volkshaus »Rosengarten« Oststraße 19 (ehem. Scheibenstraße) Ankauf 1921 Träger Volkshaus Rosengarten eGmbH, Mittweida Umbau 1921–1924 Entwurf und Ausführung Bauhütte »Mulde- und Zschopautal«, Soziale Bauges. mbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1921 Ankauf durch den ADGB bzw. die Volkshaus Rosengarten eGmbH, Mittweida (am 12. Dezember 1922 Grundbucheintragung)  ; 1924 Eröffnung nach umfangreichen Umbauarbeiten durch die Bauhütte »Mulde- und Zschopautal«, u.a. Einrichtung einer Herberge (finanziert mithilfe von Darlehen des Deutschen Textilarbeiter-Verbandes). 1933 beschlagnahmt und von der DAF als »Haus der Deutschen Arbeit« genutzt  ; 1935 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an Privatmann  ; 1939 Ankauf durch die Stadt Mittweida. Nach 1945 zunächst »Kulturhaus des FDGB«, ab 1959 Eigentum des Volkes (in der Folgezeit verschiedene Nutzungs- und Namenswechsel). Seit 1995 Städtisches Freizeitzentrum Mittweida. Beschreibung  : Gasthofanwesen (errichtet vor 1898, später mehrfach umgebaut) mit zweigeschossigem Gasthofgebäude  ; im EG Gaststube, Vereinszimmer, Küche, Buffet, Herberge mit 20 Betten sowie Bibliothek und Lesezimmer  ; im 1. OG Saal mit Nebenräumen, Vereinszimmer, Buffet und Wohnung  ; im DG Wohnungen. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Mittweida, Oststraße 19) Literatur  : Chronologie zur Hausgeschichte, www.sfz-mittweida.de/frame.html (Abruf am 28. November 2009)  ; Kühnert, H.: Vor 75 Jahren  : Auch in Mittweida das Ende der Demokratie, in  : Mittweidaer Stadtnachrichten, 17. Jg., Nr. 2, 13. Februar 2008, S. 15 Abb. 244 202. Möckern (Leipzig)/Sachsen Arbeiterheim Neubau Um 1929 Quellen  : Ansichtskarte (privat) Abb. 245 203. Mörfelden (Mörfelden-Walldorf)/Hessen Volkshaus Westendstraße 60 Neubau 1928–1930 Bauherr Vereinigung zur Errichtung eines Arbeitervereinshauses e. V., Mörfelden Entwurf Arch. Georg Feick Stahlkonstruktion Firma Lavis, Offenbach Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Am 26. Januar 1924 Gründung der Vereinigung zur Errichtung eines Arbeitervereinshauses e. V. Mörfelden durch Mörfeldener Arbeiter, darunter Sozialdemokraten, Kommunisten und Nichtorganisierte (am 1.  März 1924 Eintragung ins Vereinsregister)  ; am 496

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26. Oktober 1928 Ankauf eines 750 qm großen Baugrundstücks  ; Mitgliedsbeitrag in Höhe von 50 Mark, zahlbar in Einzelbeiträgen zu 50 Pfennigen  ; Planerstellung durch den Architekten Georg Feick  ; am 1. Mai 1928 Beginn des Baus in Eigenarbeit (Finanzierung der Baukosten in Höhe von rd. 131 000 Mark mithilfe von Hypotheken der Gemeinde und der Henninger Brauerei)  ; im Herbst 1929 Inbetriebnahme der Gaststätte und des kleinen Saals  ; am 19. April 1930 Übergabe des fertiggestellten Baus  ; im Winter 1932 Einbau einer Kinoanlage. Am 5. Juni 1933 Schließung, im November Einziehung zugunsten des Staates Hessen  ; 1935 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Gemeinde  ; während des Zweiten Weltkriegs zeitweise Kornspeicher und Fesselballonfabrik. Am 6. November 1948 Wiedergründung eines Trägervereins, 1949/50 Rückgabe des Grundstücks  ; 1966 Übereignung an die Gemeinde  ; 1968 nach durchgreifendem Um- und Ausbau (u.a. Abbruch des oberen Teils der Schaufront und Verbauung des Dachbereichs, damals vermutl. auch Verputz) als Bürgerhaus wiedereröffnet  ; 2000–2003 Sanierung (u.a. Teilrückbau auf den ursprünglichen Zustand)  ; 2007 Errichtung eines Denkmals für die Erbauer des Volkshauses, von denen einige in Konzentrationslager verschleppt worden waren (Entwurf Gerhard Schweizer). Beschreibung  : Kubischer, langgestreckter Saalbau mit wuchtiger, symmetrisch gegliederter Schaufront an der straßenzugewandten Schmalseite  ; in der weitgehend geschlossenen Wandfläche mittig der schlichte Haupteingang mit Freitreppe und freitragendem Vordach sowie schmale vertikale und horizontale Fensterbänder (an den Gebäudekanten über Eck geführt und in der Mitte zu einer Dreiergruppe gefügt)  ; Ausführung in urspr. unverputztem Klinkermauerwerk über hellem Sockel, das flach erscheinende Dach (tatsächlich mit geringer Neigung) in Stahl-/ Eisenkonstruktion. Raumprogramm  : Gaststätte, kleiner Saal und großer Saal (etwa 20 x 50 m). Bemerkung  : Das Volkshaus von Mörfelden ist in mehrfacher Hinsicht ein Ausnahmebauwerk. Sowohl hinsichtlich seiner Ausmaße als auch ästhetisch sprengte es die örtlichen Maßstäbe und Konventionen. Dies spricht für das Selbstbewusstsein und die Initiative der Erbauer, die sozialdemokratisch und vor allem auch kommunistisch organisierte Arbeiterschaft. Die Bestimmungen des Vereinsstatuts, dass mit dem Betrieb des Volkshauses »keine übermäßigen Gewinne erzielt« und diese lediglich zur Unterhaltung und zum weiteren Ausbau verwendet werden sollten, dürfte nicht nur ideologischen Überlegungen geschuldet gewesen sein, sondern war ein Gebot der ökonomischen Realität.459 Zum Zeitpunkt der Beschlagnahme ruhte auf dem Volkshaus eine Schuldenlast von 140 000 Mark, und der Bau galt damals als wirtschaftlich so gut wie nicht verwertbar.460 Die Nationalsozialisten legten den Betrieb still und beschimpften den Bau als »Pferdestall«. Heute erfüllt das Volkshaus als Bürgerhaus wieder seine ihm zugedachte Aufgabe. Bei der jüngsten Sanierung wurde ein Teil der entstellenden Umbauten aus den 1960er Jahren rückgängig gemacht  ; durch Anbauten, Fassadenputz, Veränderung der Fenster und Verlegung des Haupteingangs bleibt der Bau jedoch seiner ursprünglichen Wirkung weitgehend beraubt. Quellen  : GemArch Trebur (SB 93-4 Konv. 1 Fasc. 1) Literatur  : »Besser ein Denkmal für Bauarbeiter …«  ; Hechler, Das Mörfelder Volkshaus  ; Hessischer Volksfreund, 24. Jg., Nr. 92, 19. April 1930  ; Reckmann, Madeleine  : Verschwunden, aber nicht vergessen. Das Kunstwerk von Gerhard Schweizer soll neben dem Mörfelder Bürgerhaus 459 Zit. nach Mörfelder Volkshaus, S. 4. 460 Vgl. Schreiben des Pflegers der im Kreis Groß-Gerau beschlagnahmten Volkshäuser vom 21. August 1933, GemArch Trebur, SB 93-4 Konv. 1 Fasc. 1.

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platziert werden, in   : Frankfurter Rundschau (Lokal-Rundschau Main-Taunus/Wiesbaden), 19. Dezember 2006 [o. S.]  ; Das »rote Mörfelden«, in  : Arbeiter-Illustrierte Zeitung, Nr. 47, 1930 [o. S., o. V.]  ; »Die Stadtfarbe ist rot  !«  ; Volkshaus-Architekt wiederentdeckt, in  : blickpunkt, Dezember 2007, S. 3 [o. V.]  ; Volksstimme [Frankfurt am Main], 19. April 1930 Abb. 40, 94, 95 204. Mörsch (Rheinstetten)/Baden-Württemberg Volkshaus Römerstraße 63 (ehem. Karlsruher Straße) Neubau 1928/29 Bauherr Freie Turnerschaft Mörsch e. V. Entwurf Regierungsbaumeister Theodor Lohrmann, Arch. Scheer, Karlsruhe Ausführung Badische Hallenbaugesellschaft mbH, Karlsruhe (Lamellendachkonstruktion) Verbleib Abriss 2003 Geschichtliche Daten  : 1928 Beschluss der Freien Turnerschaft Mörsch e. V. zum Verkauf ihres Grundbesitzes in der ehem. Rosenstraße  ; mit dem Erlös Ankauf eines 15 000 qm großen Baugeländes an der ehem. Karlsruher Straße aus Gemeindebesitz zum Bau eines Sportplatzes mit Turn- und Festhalle und Vereinslokal  ; Bauplanung und Bauleitung durch Regierungsbaumeister Lohrmann und Arch. Scheer, Karlsruhe  ; im Frühjahr 1929 Baubeginn, Endes desselben Jahres Fertigstellung (Finanzierung durch Hypotheken, Spenden und Eigenarbeit). Abriss 2003. Beschreibung  : Multifunktionale Halle in Zollbau-Lamellenkonstruktion (Grundfläche 15 x 30 m, Firsthöhe 9 m) mit Vereinslokal. Giebeleingang und Bühne unterkellert für Ankleideräume, Wirtschaftskeller, Küche und Baderäume. Niederdruckdampfheizung. Bemerkung  : Das Volkshaus war das Zentrum des Arbeitervereinslebens von Mörsch. Es wurde in Anspielung an die politische Haltung seiner Erbauer auch »Rote Halle« genannt. Quellen  : Archiv des TV Mörsch (unveröff. Typoskript »Die Geschichte unseres Volkshauses«)  ; Bäuerle, Hermann  : Das Volkshaus des TV Mörsch, http://www.tv-moersch.de/183.98.html (Abruf am 23. Juli 2014) Abb. 101, 151 205. Mühlhausen i. Th./Thüringen Volkshaus Bastmarkt 17 Ankauf 1922 Träger Volkshaus Mühlhausen in Thüringen eGmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1922 Ankauf der Gaststätte »Zum Gambrinus« am Bastmarkt durch Hugo Haase, Alfred Pfotenhauer und Otto Schubert als Treuhänder für den ADGB-Ortsausschuss (später Übertragung auf die Volkshaus Mühlhausen in Thüringen eGmbH)  ; am 1. März 1922 Bezug der ersten Büros  ; am 24. Dezember 1925 Inbetriebnahme der Gastwirtschaft. 1927 Umbau des Hauses, eine Erweiterung zu späterer Zeit vorgesehen. 1933 Beschlagnahme und Umbenennung in »Haus der Deutschen Arbeit«  ; 1939 Übertragung auf die DAF. Nach 1945 Übertragung auf den FDGB  ; später Eigentum des Volkes. Beschreibung  : Dreigeschossiges Gastwirtschaftsgebäude. 498

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Bemerkung  : Bereits 1904 schloss das Gewerkschaftskartell von Mühlhausen einen Vertrag mit der Burgbrauerei über die Einrichtung eines Gewerkschaftshauses im »Thüringer Hof«, wo eine Zentralherberge (im angrenzenden Mühlhäuser Hof), eine Zentralbibliothek und eine Rechtsauskunftsstelle unterhalten wurden. Allerdings lehnten es einzelne Gewerkschaften strikt ab, ihre bisherigen Lokale aufzugeben. Obwohl der Vertrag mit der Brauerei dem Kartell eine Beteiligung am Umsatz sicherte, wich »die anfängliche Begeisterung für das eigene Heim […] bald einer starken Ernüchterung«.461 Aufgrund des mangelnden Anklangs bei der Arbeiterschaft und vertraglicher Unstimmigkeiten mit der Brauerei wurde das Lokal am 30. November 1908 wieder aufgegeben. Die meisten Gewerkschaften zogen 1908 in den »Burgkeller«, das zur neuen zentralen Anlaufstelle wurde, während die Metallarbeiter sich für die »Krone« entschieden. Damit hatte sich die Lokalfrage vorerst entspannt, wurde allerdings 1913, als Mühlhausen erneut Garnisonsstadt wurde, erneut aktuell. Die Militärboykotts noch vor Augen, entschloss man sich damals, einen »Hallenbaufonds« einzurichten, dessen Ertrag jedoch später in die Kartellkasse floss und nicht zu seinem eigentlich Zweck verwendet wurde. 1922 gelangten die Arbeiterorganisationen mit dem Ankauf des Lokals »Zum Gambrinus« doch noch zu eigenem Grundbesitz. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Mühlhausen, Bastmarkt 17) Literatur  : Haase, Denkschrift Abb. 246

206. München/Bayern Gewerkschaftshaus Pestalozzistraße 40/42 Neubau 1911/12 Bauherr Münchener Gewerkschaftshaus e. V. Entwurf Baufirma Jacob Heilmann & Max Littmann (vermutl. Arch. Ernst Goebel) Bauleitung und Ausführung Firma Paul Liebergesell & Feodor Lehmann Bauschmuck Bildhauer Walter Sebastian Resch (Portalfiguren) Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Am 9. August 1911 Gründung des Vereins »Münchener Gewerkschaftshaus e. V.« durch Vertreter der Gewerkschaften, des Konsumvereins Sendling, des Sozialdemokratischen Vereins und des Verlagshauses Birk & Co., zum Vorsitzenden wird der Gewerkschaftsfunktionär und Gemeindebevollmächtigte Anton Raith bestimmt  ; am 4. September 1911 Ankauf eines 2 500 qm großen Baugrundstücks an der Pestalozzistraße  ; Ausschreibung eines beschränkten Wettbewerbs unter fünf größeren Münchener Baufirmen462  ; die Entwurfsplanung der Firma Heilmann & Littmann wird zur Ausführung bestimmt und am 15. Dezember 1911 bei der Lokalbaukommission eingereicht  ; am 16. bzw. 28. März 1912 Genehmigung durch Magistrat und Gemeindekollegium  ; Übertragung der Bauleitung und Ausführung auf die Baufirma Liebergesell & Lehmann (die

461 Haase, Hugo  : Denkschrift des ADGB-Ortsausschusses Mühlhausen i. Th. anlässlich des 30jährigen Stiftungsfestes am 31. März und 1. April 1928, einschl. Tätigkeitsbericht 1. April 1898 bis 31. Dezember 1927, Mühlhausen [1928], S. 33. 462 Vgl. Jahres-Bericht des Arbeitersekretariates München (1912), S. 26  ; weitere Details zum Wettbewerb sind nicht überliefert.

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Baupläne im Verlauf der Bauarbeiten durch diese abgeändert)463  ; am 17. Februar 1912 Beginn des Aushubarbeiten  ; am 29. Oktober 1912 Fertigstellung des Neubaus464 (Baukosten rd. 820 000 Mark, Finanzierung über »Bausteine« [rd. 50 000 Mark], Stammanteile der Einzelgewerkschaften [rd. 300 000 Mark] und Hypothek der Stadtsparkasse [400 000 Mark]465. Im Laufe der Jahre mehrfach Umbauten  ; 1929 Einbau einer »neuzeitlichen Radioanlage« im großen Saal. Am 9. März 1933 von SA besetzt, die anwesende Polizei greift nicht ein466  ; zunächst von der DAF (u.a. Sitz der Bezirksleitung Bayern), zeitweise auch als Polizeidienststelle genutzt  ; 1938 Übergang in städtischen Besitz, Umbau für die Nutzung als Gesundheitsamt  ; am 14. Dezember 1944 bei Bombenangriffen zerstört. Nach dem Krieg Rückgabe an die Gewerkschaften, Mitte der 1950er Jahre Verkauf an Privateigentümer  ; 1959 DGB-Neubau in der Schwanthalerstraße 64 (Arch. Ernst Hürlimann)  ; 1983 Anbringung einer Gedenktafel am Standort des ersten Gewerkschaftshauses in der Pestalozzistraße. Beschreibung  : Freistehender viergeschossiger Walmdachbau mit gefelderten Putzfassaden in zurückhaltenden Neorenaissanceformen  ; symmetrische Anlage mit einem leicht zurückversetzten Mittelteil zwischen zwei als Risalite ausgebildeten seitlichen Baukörpern, diese durch segmentbogenförmig übergiebelte Dachaufbauten überhöht  ; dem Grundriss nach annähernd quadratische Anlage um einen Innenhof mit rückwärtig anschließendem erdgeschossigen Saalbau  ; in der Fassadenmitte rundbogige Durchfahrt zum Hof, flankiert von zwei Eingängen, diese mit Säulenstellung und Architrav aus Tuffstein, bekrönt von jeweils zwei allegorischen Putten- bzw. Knabenfiguren mit Attributen. Raumprogramm  : Im EG Gastwirtschaft, Bibliothek und Lesesaal  ; an die Gastwirtschaft anschließend Vortragssaal mit Empore (ohne Tische für maximal 600 Personen geeignet)  ; Bibliothek und Saal von der Straße aus durch Zufahrten links und rechts des Gebäudes direkt zugänglich  ; außerdem Küche, Schlachthaus und Wurstfabrikationsanlage, Filiale der LindcarFahrradwerke und Zahlstelle der Arbeiterbank (ab ca. 1928/29)  ; in den oberen Geschossen überwiegend Büroräume, Geschäfts- und Sitzungszimmer. Bemerkung  : Nach einigen Ortswechseln siedelten sich die wichtigsten Einrichtungen der Münchener Arbeiterbewegung zu Beginn des 20.  Jahrhunderts nach und nach in dem Gebiet rund um den Glockenbach an, einem vornehmlich von Arbeitern und Handwerkern bewohnten, gründerzeitlichen Mietshaus- und Gewerbequartier zwischen Sendlinger Tor und Schlachthof.467 463 Was Raumaufteilung und Fassadengestaltung, z. B. die Fensterformen, betrifft, entspricht die spätere Ausführung nicht exakt den ersten Plänen, wobei Charakter, Proportionierung, Grundrissanlage und Gesamteindruck des Gebäudes beibehalten wurden  ; vgl. Stadtarchiv München, Bauakt Lokalbaukommission Nr. 7381/I. 464 Eine offizielle Eröffnungsfeier geht aus den vorliegenden Quellen nicht hervor. Mitte Oktober 1913 war die Zentralbibliothek im Gewerkschaftshaus bereits geöffnet und auch der Bildungsausschuss hielt dort bereits Veranstaltungen ab (vgl. Münchener Post, 13. und 16. Oktober 1913). Die erste Sitzung der Gewerkschaftsdelegierten fand am 28. Oktober 1913 im neuen Hause statt. Der Gewerkschafts- und Parteifunktionär Johannes Timm berichtete bei dieser Gelegenheit, dass der Umzug des Arbeitersekretariats erst um die Weihnachtszeit erfolgen könne, da die neuen Büros aufgrund eines Streiks der Elektromonteure noch ohne Lichtanlage seien (Münchener Post, 30. Oktober 1913). 465 Vgl. Holzarbeiter-Zeitung, 21. Jg., Nr. 3, 18. Januar 1913, S. 22  ; Gerstenberg, Eine rote Burg, S. 15  ; AdMA München, Bestand VTG, Kurzbericht von Gustav Schiefer vom 16. September 1945. 466 Vgl. hierzu Böhm, Roland u.a.: »Mit uns zieht die neue Zeit«. Kleine Geschichte der bayerischen Gewerkschaftsbewegung, Marburg 1990, S. 279. 467 Die Zentralherberge des Gewerkschaftsvereins befand sich ab 1906 in der Pesenbachstraße 4a (ab ca.

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So lag es nahe, auch für den Sitz des geplanten Gewerkschaftshauses gezielt nach einem Grundstück in diesem Stadtteil zu suchen. Als ersten Bauplatz hatte man Anfang 1911 das Grundstück Thalkirchener Straße  54 ausgewählt, das rückwärtig an den damals bereits geplanten Neubau der Ortskrankenkasse in der Maistraße (errichtet 1912, Architekt Karl Vent) angrenzte. Allerdings kam die Stadt dem Gewerkschaftshausverein zuvor und erwarb das Grundstück, um hier das Städtische Arbeitsamt anzusiedeln (errichtet 1912/13, Architekt Hans Grässel). Schließlich gelang es im September 1911, ein unweit und ebenso günstig gelegenes Baugrundstück der Kunstund Handelsgärtnerei Koch an der Pestalozzistraße für einen Kaufpreis von 176 649,55 Mark zu erwerben. Nach der Errichtung des Neubaus sollte sich auch die christliche Gewerkschaftsbewegung in Richtung des Glockenbachviertels orientieren  : Ab 1914 errichtete der Katholische Arbeiterverein in der Pestalozzi-/Ecke Blumenstraße das so genannte Leohaus als neue Zentrale der Katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine.468 1927/28 entstand schließlich auch noch der Gewerkschaftsheimneubau des zur christlichen Gewerkschaftsrichtung gehörenden Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Reisingerstraße  10.469 Wenige Straßen entfernt, in der Ringseisstraße 11, befand sich damals in einem Hinterhaus auch das Büro des Ortsverbands der KPD. Mit Heilmann & Littmann beauftragten die Gewerkschaften das zur damaligen Zeit bedeutendste und erfolgreichste Münchener Bauunternehmen, das insbesondere auf dem Gebiet des Eisenbetonbaus Pionierarbeit leistete und Aufträge in ganz Deutschland ausführte. Eines ihrer Hauptbetätigungsfelder waren Theater- und Saalbauten, als deren prominentestes Beispiel das von dem Architekten Max Littmann entworfene Prinzregententheater (eröffnet 1901) gelten kann. Aber auch mit Geschäftshäusern – z. B. das Verlagshaus der »Münchener Neuesten Nachrichten« in der Sendlinger Straße und das der sozialdemokratischen »Münchener Post« am Altheimer Eck –, Kaufhäusern und »Bierpalästen« schufen sich Heilmann & Littmann einen Namen. Ihre Entwürfe galten als technisch und stilistisch fortschrittlich und versprachen eine angemessene Verbindung aus Zweckmäßigkeit und »gediegener Repräsentation«.470 Der Entwurf für das Gewerkschaftshaus, der vermutlich von dem für Heilmann & Littmann tätigen Architekten Erich Goebel471 stammt, zeigt gemäßigt monumentalisierende Proportionen und eine auf Zweckmäßigkeit bedachte Linienführung, was dem Bau den leicht spröden Charakter eines öffentlichen Verwaltungsgebäudes verleiht. Anton Raith, der Vorsitzende des Gewerkschaftshausvereins lobte den Entwurf  : »Der Bau wird in seiner Einfachheit und Schlichtheit wirken und die Tatkraft und

1910 Am Glockenbach 10)  ; das Arbeitersekretariat, 1898 zunächst im Haus Isartor 6, zog 1901 in die Baaderstraße 1 und befand sich ab 1908 in der Holzstraße. Durch den Bau des Gewerkschaftshauses sollte vor allem auch diesen häufigen Ortswechseln des Arbeitersekretariats ein Ende gesetzt werden. 468 Das Vereinshaus des Katholischen Arbeitervereins, das »St. Josephshaus«, hatte sich anfangs (ab 1897) in der Hochstraße in der Au, dem Münchener Arbeiter- und Herbergsviertel schlechthin, befunden. Das neue »Leohaus« beherbergte neben Büros auch Verlag, Druckerei, Buchhandlung, Rechtsschutzstelle, Versicherungsabteilung und viele andere Institutionen der Bewegung, u.a. eine moderne »Lichtbilderzentrale« für den Verleih von Diaserien und Projektoren für Vereinsveranstaltungen. 469 Der DGB hatte seinen Sitz zuvor in der Bayerstraße 25. 470 Wolf, Georg Jacob  : Max Littmann 1862–1931, München 1931  ; Hönig, Eugen  : Geschäftshäuser, Verwaltungsgebäude und Banken, in  : München und seine Bauten, hrsg. vom Bayerischen Architekten- und Ingenieur-Verein, München 1912, S. 308–332, hier S. 329. 471 Die Skizze einer Rückansicht aus dem Januar 1912 trägt den Namen »Goebel«.

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Energie, Größe und Solidarität der Münchner Gewerkschaften zeigen.«472 Im Jahresbericht der Gewerkschaften für das Jahr 1912 hieß es zur Eröffnung  : »Wie im Innern alles dem Zweck angepasst ist, so deutet auch die Fassade des stattlichen Baues seine Bestimmung an. Die Anwendung reicheren architektonischen Schmuckes ist vermieden. Lediglich das Hauptportal ist monumental ausgestaltet. Es ist aus Ettringer Tuff errichtet und mit Skulpturen von Bildhauer Resch geschmückt.« Über die Ausstattung der Räume ist aus Beschreibungen nur Weniges bekannt. Demnach stand im Vestibül eine lebensgroße Büste Georg von Vollmars, dem langjährigen Landesvorsitzenden der bayerischen SPD (vermutlich nach dessen Tod 1922 aufgestellt). Den Lesesaal schmückte eine Bildergalerie sozialistischer Führer (August Bebel, Jean Jaurès und von Vollmar). Am 7. November 1920 wurde im Hof des Gewerkschaftshauses eine Gedenktafel für den 1919 ermordeten Kurt Eisner angebracht. Neben 20 Einzelgewerkschaften waren in den drei oberen Geschossen der Gewerkschaftsverein, der Sozialdemokratische Verein473, der Sanitätsverband, das Arbeitersekretariat und die Zentralbibliothek untergebracht. Für den DMV waren aufgrund des großen Publikumsverkehrs besonders große Räume eingerichtet worden. Das Gewerkschaftshaus wurde im Laufe der Zeit mehrfach Umbauten und Modernisierungen unterzogen, wobei stets versucht wurde, den vorhandenen Raum bis auf das Äußerste auszunutzen  : So wurde das Tonnenhäuschen an der Ostseite 1924 zu einem Zigarrenkiosk umgemodelt und im Jahr darauf ein Gerätehäuschen im Westhof zu einem Schulungszimmer für 35 bis 40 Personen ausgebaut (Anton-Raith-Zimmer). Zu den von Anfang an bestehenden Nachteilen des Gewerkschaftshauses – den relativ beschränkten Versammlungsmöglichkeiten und den nicht vorhandenen Herbergsräumen – gesellte sich gegen Ende der 1920er Jahre der wachsende Mangel an Verwaltungsräumen. 1928 wurde daher beschlossen, das als »reines Bürohaus« errichtete Gewerkschaftshaus nach dem Vorbild anderer Städte durch ein großzügigeres »Volkshaus« zu ersetzen, das sämtlichen Raumbedürfnissen der Arbeiterbewegung Rechnung tragen würde.474 Das Volkshaus, das neben Büro- und Verwaltungsräumen auch einen großen Gaststättenbetrieb, ein Hotel, ein Wandererheim sowie genügend Säle und Sitzungszimmer aufweisen sollte, konnte jedoch nicht mehr verwirklicht werden.475 Quellen  : AdMA München (Bestand VTG u. Bestand zur Ausstellung »8 Stunden sind kein Tag. Geschichte der Gewerkschaften in Bayern«)  ; StArch München (Bauakte der Lokalbaukommission, Nr. 7381/I  ; Fotobestand StB [Verbands- und Vereinsgebäude] u. NS [Politische Veranstaltungen]). 472 Münchener Post, 26. Jg., Nr. 199, 29. August 1912, zit. nach Gerstenberg, Eine rote Burg, S. 10. 473 Auch die USPD hatte hier 1919 ihr Parteibüro. 474 »Es muss unsere gemeinsame Aufgabe sein, uns darauf einzustellen, dass über die büromäßige Einstellung hinaus wir wie in anderen deutschen Städten dem Volkshaus zustreben.«, Die Münchener Gewerkschafts-Bewegung 1925, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss München, München 1925, S. 97. 475 Wie weit die Planungen tatsächlich gediehen waren, ließ sich nicht eruieren  ; auf den Hauptversammlungen des Vereins im Jahr 1928 wurden jedenfalls »grundlegende Fragen im Sinne des Volkshausgedankens« erörtert. Bei einer Abstimmung sprachen sich 76 von 85 anwesenden Vereinsmitgliedern und Gewerkschaftern für den Bau eines Volkshauses aus  ; vgl. Die Münchener Gewerkschafts-Bewegung 1928, S. 139 f. Im Jahr darauf hatte eine hierfür eingesetzte Kommission bereits verschiedene Objekte auf ihre Tauglichkeit geprüft, jedoch konnte keines die Ansprüche erfüllen  ; vgl. Die Münchener GewerkschaftsBewegung 1929, S. 143.

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Literatur  : Kat. Acht Stunden sind kein Tag  ; Gerstenberg, Eine rote Burg  ; Gerstenberg, Günther und Paul Gaedtke  : Das alte Gewerkschaftshaus in der Pestalozzistraße. Ein Kapitel aus der politischen und kulturellen Geschichte Münchens, hrsg. vom Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, München 1989  ; Jahrbuch der Münchener Gewerkschafts-Bewegung  ; Jahres-Bericht des Arbeitersekretariates München  ; Die Münchener Gewerkschafts-Bewegung  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 10. März 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330310.pdf (Abruf am 23. Juli 2014)  ; Satzung des Vereins Münchener Gewerkschaftshaus e. V., hrsg. vom Verein Münchener Gewerkschaftshaus e. V., München 1911  ; Weyerer, Benedikt  : München 1919–1933. Stadtrundgänge zur politischen Geschichte, München 1993 Abb. 21, 22, 34, 61, 247

207. Münster/Nordrhein-Westfalen Volkswille-Haus/Gewerkschaftshaus Dammstraße 21/23 Neubau 1924 (mit späteren Erweiterungen) Bauherr Schreiber & Co. Druckerei und Verlagsgesellschaft mbH, Münster Erweiterung Um 1928 Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : Am 24. Juni 1923 (erster Jahrestag der Ermordung Walther Rathenaus) Zerstörung des »Volkswille«-Gebäudes in der Burgstraße 25 bei einem durch rechtsradikale Aktivisten des Ruhrkampfes verübten Sprengstoffanschlag  ; daraufhin Neubau eines Partei- und Gewerkschaftshauses an der Dammstraße, am 1. November 1924 bezugsfertig  ; im Laufe der 1920er Jahre bauliche Erweiterung. Sitz der Partei- und Gewerkschaftsverwaltungen, der Druckerei und Redaktion des »Volkswille«, der Gewerkschaftsbibliothek, einer Buchhandlung, einer Filiale der Arbeiterbank sowie der Gaststätte »Zum Felsenkeller«. Am 9.  März 1933 von SA durchsucht  ; am 31. März 1933 endgültige Besetzung, Verbrennung von Druckschriften vor dem Gebäude  ; Einziehung zugunsten der Münsteraner Regierung  ; Sitz von NSDAP-Parteigliederungen. Nach dem Krieg Rückgabe an die SPD. Beschreibung  : Dreigeschossiger Gebäudekomplex, das Hauptgebäude (errichtet 1924) mit konventionellem Fassadenaufriss und späteren Erweiterungen in sachlich-moderner Klinkerbauweise (um 1928). Raumprogramm  : Verwaltungs- und Geschäftsräume, Druckerei, Restaurant, Bibliothek. Literatur  : Kock, Gerhard H.: Vor 75 Jahren brannten in Münster die ersten Bücher, in  : Münsterländische Volkszeitung, 31. März 2008  ; Meldungen aus Münster 1924–1944. Geheime und vertrauliche Berichte von Polizei, Gestapo, NSDAP und ihren Gliederungen, staatlicher Verwaltung, Gerichtsbarkeit und Wehrmacht über die politische und gesellschaftliche Situation in Münster, hrsg. von Joachim Kuropka, Münster 1991  ; Schon fast vergessen. Alltag in Münster 1933–1945, 2. Aufl., hrsg. von Heinz-Ulrich Eggert, Münster 1989 (Abb.)  ; Sprengung des »Volkswillen« in Münster, in  : http:// www.westfaelische-geschichte.de/chr296 (Abruf am 23. Juli 2014)  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 7.  Jg., 1925, Nr.  29 (Abb.)  ; Volkswille [Münster], Festund Jubiläumsausgabe vom 7. November 1929 (nicht eingesehen)  ; Volkswille. Ein Stück deutsche Geschichte in Karikaturen. Geschichte einer münsteraner Zeitung für Sozialdemokraten und Gewerkschaften, hrsg. von Peter Froese, Kösching 1989 (Abb.)  ; »Wer seine Geschichte nicht kennt …«. Nationalsozialismus und Münster, hrsg. von Iris Horstmann, 2. unveränd. Aufl., Münster 1993 503

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208. Nauheim/Hessen Eigenheim476 Königstädter Straße 75 Neubau 1926/27 Bauherr Arbeiter-Sport- und Sängervereinigung e. V., Nauheim Erweiterung 1930 (Kegelbahn) Entwurf Georg Schad, Nauheim Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1923/24 Zusammenschluss der drei Arbeitervereine Arbeiter-Radverein »Eichenlaub«, Arbeiter-Turn- und Sportverein und Arbeiter-Gesangverein zur ArbeiterSport- und Sängervereinigung e. V. Nauheim (1. Vorsitzender Philipp Klein)  ; 1926/27 Bau einer Sporthalle mit Anbau auf dem Grundstück Königstädter Straße  75, am 3.  April 1927 Einweihung  ; 1930 Errichtung einer Kegelbahn, im Sommer desselben Jahres neben dem Eigenheim ein Fest- und Spielplatz angelegt. 1933 Beschlagnahme. Nach dem Krieg Neugründung einer »Sporthaus-Interessengemeinschaft der Arbeiter-Sport- und Sängervereinigung Nauheim e. V.«  ; 1956 Kegelbahnneubau  ; 1960/61 Erweiterung und Aufstockung der Gastwirtschaft (Arch. Otto Hoschak, Groß-Gerau)  ; heute »Sporthaus« der Sport- und Kulturvereinigung Nauheim (SKV) e. V. Beschreibung  : Turn- und Festhallengebäude mit Gaststättenanbau und Kegelbahn. Quellen  : GemArch Trebur (SB 93-4 Konv. 1 Fasc. 1)  ; GemArch Nauheim (Bauakte Königstädter Straße 75, Abt. XXVI, Abschn. 3, Konv. 27, Fasc. 10) Literatur  : Diverse Nennungen und Hinweise auf Veranstaltungen in  : Hessischer Volksfreund, 23. Jg., Nr. 67, 20. März 1929, Nr. 81, 8. April 1929, Nr. 154, 5. Juli 1929, 18. Juli 1929, 4. September 1929 sowie 24. Jg., Nr. 139, 18. Juni 1930, Nr. 206, 5. September 1930 209. Neubukow/Mecklenburg-Vorpommern Gewerkschaftshaus Am Markt 5 (ehem. Hausnr. 15) Ankauf 1929 Eigentümer Konsum-Verein für Rostock und Umgegend eGmbH Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Neubukow Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Mit Kaufvertrag vom April 1929 Ankauf des Anwesens Am Markt 15 durch den Konsum-Verein für Rostock und Umgegend eGmbH  ; am 21.  Mai 1929 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH in Neubukow durch Vertreter der Gewerkschaften, des Arbeitersportkartells, der SPD und des Konsumvereins  ; 1930 Anmietung der Gastwirtschaft und einiger weiterer Räume im Gebäude des Konsumvereins und Nutzung als »Gewerkschaftshaus«. 1933 Beschlagnahme des Vermögens der Gewerkschaftshaus GmbH. Beschreibung  : Gastwirtschaft mit Saal und Nebenräumen. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Neubukow, Am Markt 5) 476 Neben der Bezeichnung »Eigenheim«, die für die Volkshäuser im Kreis Groß-Gerau weit verbreitet war, tauchen in den Jahrgängen 1929/30 des Hessischen Volksfreunds auch die Bezeichnungen Turnhalle, Sporthalle, Sporthaus und vereinzelt auch Volkshaus auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg »Sporthaus« genannt.

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210. Neuhaldensleben (Haldensleben)/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus Hagenstraße 19 (ehem. Nr. 10) Ankauf 1929/30 Träger Einzelperson als Treuhänder Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Mit Kaufvertrag vom 10. August 1929 Ankauf des ehemaligen Postamts Hagenstraße 10 durch den Arbeitersekretär Friedrich Schmidt als Treuhänder (Grundbucheintragung am 9. Januar 1930)  ; im selben Jahr Einbau einer Schankwirtschaft im EG. Am 1. April 1933 von SA-Angehörigen besetzt, in der Folgezeit Beschlagnahme und Fortführung unter dem Namen »Haus der Deutschen Arbeit«, 1939 Übertragung auf die DAF. 1949 Übergang auf die Vermögensverwaltung des FDGB, 1964 Eigentum des Volkes. Beschreibung  : Zweigeschossiger Klinkerbau, errichtet 1888/89 als Postamt  ; im EG Schankwirtschaft, sonst Büros und Wohnungen. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Haldensleben, Hagenstraße 19) Literatur  : Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt – Ohrekreis, Bd. 10.1, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Petersberg 1993 ff. (Abb.) 211. Neu-Isenburg/Hessen Volkshaus »Rheinischer Hof« Frankfurter Straße 40 Ankauf Vermutl. 1928 Träger Volkshausgenossenschaft eGmbH, Neu-Isenburg Verbleib Abriss 1939 Geschichtliche Daten  : Vermutlich ab 1925 Nutzung des Gasthofs »Rheinischer Hof« als sozialdemokratisches Volkshaus, zum 1. Juni 1928 Übernahme durch die Volkshausgenossenschaft eGmbH in Neu-Isenburg, Eröffnung am 9. Juni 1928. 1933 Beschlagnahme, danach Gaststätte »Zur deutschen Eiche«  ; 1937 im Besitz der Brauerei Henninger, 1939 Abriss und Gasthofneubau unter dem Namen »Rheinischer Hof«, dieser 1943 durch Bomben zerstört. Beschreibung  : Zweigeschossiges Gastwirtschaftsgebäude  ; Fremdenzimmer, kleiner Saal, Gartenlokal. Quellen  : StArch Neu-Isenburg (schriftl. Auskunft Claudia R. Lack) Literatur  : Die Weichen sind gestellt. Neu-Isenburg und seine SPD, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Neu-Isenburg [Neu-Isenburg ca. 1977] (Abb.) 212. Neukirchen im Erzgebirge/Sachsen Volkshaus Chemnitzer Straße 11 (ehem. Nr. 171) Ankauf 1920 Träger Verein Volkshaus Neukirchen und Umgegend eGmbH Geschichtliche Daten  : 1920 Gründung des Vereins Volkshaus Neukirchen eGmbH auf überwiegend freigewerkschaftlicher Basis und Ankauf des Gasthauses »Alte Post« in der Chemnitzer Straße 11 (am 15. Juni 1920 Grundbucheintrag)  ; 1926 Darlehen der Volksfürsorge für den Bau eines Verwaltungsgebäudes. 1933 Beschlagnahme des Grundstücks, am 1. März 1934 Auflösung 505

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der Genossenschaft, 1941 Einziehung zugunsten des Landes Sachsen, im selben Jahr Verkauf an die Fa. H. Steudten AG, Neukirchen  ; 1945 schenkungsweiser Übergang in städtisches Eigentum. 1948 FDGB-Vermögen, 1960 Eigentum des Volkes. Seit 1991 Privateigentum. Beschreibung  : Gastwirtschaftsgebäude. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10643)  ; GIRO Berlin (Objektakte Neukirchen, Chemnitzer Straße 11) Literatur  : Volksstimme Chemnitz, 36. Jg., Nr. 294, 18. Dezember 1926, 3. Beilage [o. S.] (Abb.: Anzeige mit Zeichnung des Volkshauses) 213. Neumünster/Schleswig-Holstein Gewerkschaftshaus Fabrikstraße 32 Neubau 1911 ff. Bauherr Einzelpersonen als Treuhänder Entwurf Baubüro Gottfried Wiese, Neumünster Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Anfang 1911 Ankauf des Grundstücks Fabrikstraße  32 durch zwei Gewerkschaftsvertreter477  ; im Mai 1911 Baugesuch für den Neubau eines Gewerkschaftshauses nach Plänen von Gottfried Wiese, im September 1911 Erteilung der Baugenehmigung. 1933 Beschlagnahme, 1939 Übertragung auf die DAF. Am 4. März 1949 Rückübertragung des kriegszerstörten Grundstücks auf den DGB. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit Mansarddach  ; Klinkerfassade in den eleganten Formen einer auf Sachlichkeit ausgerichteten Reformarchitektur  ; Sockelgeschoss und Traufzone mit Naturstein verkleidet  ; die vier breiten Achsen durch eine kolossale Pilasterstellung über alle Geschosse zusammengefasst  ; an den Pilastervorlagen des EG fünf Relieffelder mit Emblemen verschiedener Gewerke (u.a. Metallgewerbe, Zimmerergewerbe, Baugewerbe), die Brüstungsfelder mit Zierverbandvariationen  ; rückwärtig anschließend zwei schmucklose erdgeschossige Nebengebäude mit Gewerkschaftsbüros und Versammlungsraum bzw. Sitzungszimmer (dieser Bauteil etwas höher ausgeführt). Nutzung des Vorderhauses im EG Parteisekretariat mit Warteraum, Kolportage-Raum und Archiv, sonst Büro- und Wohnraum. Bemerkung  : Das Gewerkschaftshaus in Neumünster, bei dem es sich um ein reines Verwaltungsgebäude ohne Gaststätte oder Herberge handelt, ist ein bemerkenswertes Beispiel der frühen modernen Geschäftshausarchitektur. In der eleganten Fassadengliederung kommen die Materialgerechtigkeit des norddeutschen Backsteinbaus und die neue versachlichte Reformästhetik zum Tragen. Über die Person des Entwerfers Gottfried Wiese ist wenig bekannt. So steht nicht fest, ob Wiese eine Architektenausbildung genossen hat, er betrieb jedenfalls in Neumünster ein »Bautechnisches Büro«.478 477 Als treuhänderische Eigentümer sind die Gewerkschafter Heinrich Lienau (Rechnungsführer) und Johan­nes Hagedorn (Geschäftsführer der AOK Neumünster) überliefert. Der Anteil Hagedorns wurde 1914 auf Johannes Hanemann übertragen  ; vgl. BArch Koblenz, Abt. B, Z 36 II/34, GPA I/20/49. 478 Möglicherweise bestand ein Verwandtschaftsverhältnis zu dem Lederfabrikanten J.  H. Wiese, der als linksliberaler Stadtverordneter eventuell den Kontakt zu den Gewerkschaften hergestellt hat. Diese Er-

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Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1967a)  ; BArch Koblenz (Abt.  B, Z  36 II/34, GPA  I/20/49)  ;

schriftl. und mündl. Auskunft Friedrich W. Hain, Boostedt  ; Stadtbauamt Neumünster (Auszug aus Bauakte Fabrikstraße 32) Literatur  : Industriekultur in Neumünster. Das »Manchester Holsteins« im 19.  Jahrhundert, hrsg. von Alfred Heggen und Klaus Tidow, Neumünster 1988 (Abb.)  ; Die Neue Welt, 1914, Nr. 2, S. 16 (Abb.) Abb. 248 214. Neunkirchen (Saar)/Saarland Volkshaus Hüttenbergstraße 43 Ankauf 1919/20 Träger Volkshaus der freien Gewerkschaften GmbH, Neunkirchen Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Ab 1911 Nutzung der »Glashalle« am Hüttenberg als Verkehrslokal der Neunkirchener Arbeiterbewegung  ; kurz nach dem Ersten Weltkrieg Gründung der »Volkshaus der freien Gewerkschaften GmbH« durch die amtierenden Gewerkschafts- und Parteivorstände479 mit dem Zweck der Schaffung eines Volkshauses  ; 1919/20 Ankauf der Glashalle aus dem Besitz der Schloßbrauerei, im Anschluss Vergrößerung und Modernisierung des Lokals  ; im September 1921 Eröffnung als Volkshaus. Am 17. Januar 1935 Zwangsliquidation der Volkshaus GmbH  ; am 1.  März 1935 Übernahme des Volkshauses durch die DAF  ; im Dritten Reich u.a. Zwangsarbeiterlager  ; 1941 Veräußerung des Grundstücks durch die DAF an drei private Käufer  ; Zerstörung des Grundstücks bei Bombenangriffen. Nach dem Krieg fünfjähriger, erfolgreicher Gerichtsprozess um die Rückerstattung des Grundstücks auf Partei und Gewerkschaften  ; 1952 Volkshausneubau an selber Stelle  ; 2004 Verkauf. Beschreibung  : Wohnhausgrundstück mit Gastwirtschaft, Büros und Buchhandlung »Volksstimme« sowie öffentlicher Badeanstalt. Bemerkung  : Im Saarland formierte sich erst vergleichsweise spät eine institutionalisierte sozialdemokratische Arbeiterbewegung. Die Gründe dafür waren zum einen der hier besonders ausgeprägte quasi-absolutistische und repressiv verteidigte Herrschaftsanspruch großindustrieller Unternehmer wie Karl Ferdinand von Stumm und zum anderen der traditionell starke Einfluss der katholischen Arbeitervereine innerhalb der Bergarbeiterschaft. In Neunkirchen wurde 1907 eine sozialdemokratische Ortsgruppe gegründet. Das seit dem Versailler Vertrag unter Völkerbundhoheit stehende Saarland wurde ab März 1933 zu einem Zufluchtsort für Antifaschisten aus dem übrigen Reich. Im Neunkirchener Volkshaus fanden zu dieser Zeit etwa 150 politische Flüchtlinge und Emigranten Unterschlupf. Im August 1934 gelang im Saarland noch der Abschluss eines auf Reichsebene gescheiterten Einheitsfrontabkommens zwischen SPD und KPD, so probten die Arbeitersänger im Neunkirchener Volkshaus damals noch das Lied der Einheitsfront. Als der nationalsozialistische Terror jedoch im Januar 1935 einen weiteren Höhepunkt kenntnisse beruhen auf mündlich und schriftlich mitgeteilten Recherchen und Vermutungen von Friedrich W. Hain, Boostedt. 479 Zu den führenden Köpfen der Neunkirchener Arbeiterbewegung gehörten Hermann Petri, Max Meyer und Heinrich Dressing  ; vgl. Ebenau 1990, S. 66.

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erreichte, ereilte die Arbeiterbewegung an der Saar das gleiche Schicksal wie in den anderen Reichsgebieten bereits im Frühjahr 1933. Quellen  : StArch Neunkirchen (Kopie von Quellen u. schriftl. Auskunft durch Frau Carl) Literatur  : Ebenau, Michael  : Freiheit für das Volk. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Neunkirchen 1848–1961, Ottweiler 1990  ; Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Bd. 4 (Saarland), hrsg. vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945, Köln 1990  ; Das Volkshaus in Neunkirchen einst und jetzt, Neunkirchen 1953 [o. V.] (Abb.) 215. Neurode (Nowa Ruda)/Polen (ehem. Provinz Niederschlesien) Volkshaus Ehem. Bad Centnerbrunn Ankauf Um 1918 Träger Genossenschaft Geschichtliche Daten  : Um 1918 Ankauf durch eine auf Initiative der Gewerkschaften gegründete Genossenschaft. Am 23.  Februar 1933 von Beamten der Landjägerei nach Waffen durchsucht. Raumprogramm  : Unter anderem zwei Säle für 100 bis 350 Personen, Hotelbetrieb mit 20 Betten, Restauration, Badeeinrichtung. Literatur  : Die Gewerkschaftshäuser in den Provinzen Nieder- und Oberschlesien, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., Nr. 6, Juni 1928, S. 2 [o. V.]  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 23. Februar 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330223.pdf (Abruf am 23. Juli 2014) 216. Neustadt O.-S. (Prudnik)/Polen (ehem. Provinz Oberschlesien) Gewerkschaftshaus »Volksgarten« Ehem. Parkstraße 7 Vermutl. Ankauf Um 1921 Träger Volksgarten GmbH, Neustadt O.-S. (ab 1927) Geschichtliche Daten  : Spätestens 1921 Ankauf des Grundstücks Parkstraße  7 als Gewerkschaftshaus  ; Sitz von Parteisekretariat und Ortsausschuss des ADGB. Literatur  : Die Gewerkschaftshäuser in den Provinzen Nieder- und Oberschlesien, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., Nr. 6, Juni 1928, S. 2 [o. V.] 217. Neuwiese480 (Oelsnitz/Erzgeb.)/Sachsen Volkshaus Neubau Um 1927 Träger Verein Volkshaus, Neuwiese Beschreibung  : Turn- und Festhalle in Leichtbauweise über massivem Sockel. Angrenzend Sportplatz. Literatur  : Scheibner, Weil du auch ein Arbeiter bist. Der Kampf der Arbeiterklasse des Kreises Stollberg gegen das Wiedererstarken des Imperialismus und Militarismus in der Weimarer Re480 1934 wurde Neuwiese mit Oberwürschnitz zur neuen Gemeinde Neuwürschnitz vereinigt, welche wiederum 1999 nach Oelsnitz eingemeindet wurde.

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publik, gegen Faschismus und Kriegsgefahr (1924–1933), hrsg. von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Kreisleitung Stollberg, Kommission zur Erforschung der Geschichte der Örtlichen Arbeiterbewegung, Stollberg 1986 (Abb.) Abb. 100 218. Niederhaßlau (Wilkau-Haßlau)/Sachsen Volkshaus Sandbergstraße 6 (ehem. Am Sandberg) Neubau 1926/27 Bauherr Zentralsportverein für Niederhaßlau und Umgegend e. V. Ausführung Bauhütte Zwickau S.-A. GmbH Verbleib Mit Veränderungen erhalten Geschichtliche Daten  : 1911 Ankauf eines 4 000 qm großen Feldgrundstücks am Sandberg durch zwei Treuhänder des Zentralsportvereins Niederhaßlau (der Verein erst 1916 im Grundbuch eingetragen)  ; 1911/12 Anlage eines Turnplatzes, einer Bretterbude und von Schrebergärten  ; 1915 Vergrößerung der Bretterbude durch eine Unterkunftshalle mit zwei Zimmern  ; 1919 Verlegung der Schrebergärten auf ein Pachtgelände und Vergrößerung des Turnplatzes  ; 1921 Anbau einer Küche und eines östlichen Sitzungszimmers  ; 1926 Beginn des Volkshausbaus unter Leitung des 2. Vereinsvorsitzenden Günther, Ausführung durch die Bauhütte Zwickau, Leistung freiwilliger Arbeitsstunden durch arbeitslose Genossen  ; am 9. November 1926 Weihe des Rohziegelbaus  ; am 19. Juni 1927 erneute Weihe nach Fertigstellung. 1933 Beschlagnahme, im November 1937 Übertragung auf das Land Sachsen und wenig später auf die Stadt Wilkau-Haßlau. 1948 SED-Vermögen, 1956 Eigentum des Volkes. Beschreibung  : Baugruppe, bestehend aus einem zweigeschossigen Hauptgebäude mit großem Saal und einem eingeschossigen Nebengebäude (heute Gaststätte)  ; das Hauptgebäude ein schlichter, verputzter Satteldachbau mit rustiziertem Granitsockel (von 1926/27, ältere Bauteile von 1915 und 1921 integrierend). Umgeben von Schrebergärten und einem Sportplatz. Bemerkung  : An der Wandfläche über der 50 qm großen Bühne prangte das Symbol des Zentralsportvereins, zwei verschlungene Hände in einem Kettenkreis, flankiert von brennenden Fackeln. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Wilkau-Haßlau, Sandbergstraße 6) Literatur  : Aus eigener Kraft  !  ; Zur Weihe des Volkshauses in Niederhaßlau Abb. 102 219. Niederwürschnitz481/Sachsen Volkshaus Vermutl. Neubau Um 1928 (Einweihung 1928) Literatur  : Adressenverzeichnis für 1932, hrsg. vom Deutschen Textilarbeiter-Verband, Berlin 1932  ; Sächsische Gewerkschaftszeitung, 15.  Februar 1931  ; Volk und Zeit [Beilage zur Volksstimme Chemnitz], Nr. 47, 1928 (nicht eingesehen)

481 Seit 2000 Teil der Verwaltungsgemeinschaft Lugau/Erzgeb.

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220. Nordhausen/Thüringen Gesellschaftshaus »Eintracht« des Deutschen Tabakarbeiter-Verbands Geseniusstraße 26/27 Neubau 1926 (Fertigstellung) Bauherr »Eintracht« Verbandshausbau- und Verwertungsgesellschaft mbH, Nordhausen Entwurf und Ausführung Baubetrieb für Nordhausen und Umgegend, Soziale Baugesellschaft mbH Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Wohl ab 1925 Neubau eines Gesellschaftshauses durch den Deutschen Tabakarbeiter-Verband482, maßgeblich initiiert durch den Gauleiter Hermann Schmidt  ; Planerstellung und Ausführung durch die Baubetrieb für Nordhausen und Umgegend, Soziale Baugesellschaft mbH  ; am 25./26. September 1926 Einweihung. Am 2. Mai 1933 von SA- und SS-Trupps besetzt und beschlagnahmt  ; 1934 Anordnung der Zwangsversteigerung, 1935 Zuschlag an die Stadt Nordhausen, 1940 Verkauf an den Tabakfabrikanten Willy Ballhause. 1948 Übernahme durch die Vermögensverwaltung des FDGB, 1952 Eigentum des Volkes  ; Um- und Ausbau. Heute Nutzung als Gaststätte und Wohnhaus. Beschreibung  : Baugruppe aus Gastwirtschafts- und Wohngebäude mit Saal, drei- bzw- zweigeschossig, verputzt, mit hohem Mansardwalmdach. Raumprogramm  : Gastzimmer, Saal mit rd. 450 Sitzplätzen, mehrere größere und kleinere Sitzungszimmer, Fremdenzimmer mit 13 Betten, neun Wohnungen. Bemerkung  : Im Zentrum der Tabak- und Branntwein-Industrie Nordhausen schuf sich der dominierende Tabakarbeiter-Verband ein Verbandshaus, das zugleich allen organisierten Arbeitern als gesellschaftlicher Mittelpunkt zur Verfügung stand. Die enthaltenen neun Wohnungen sollten der unter den Tabakarbeitern vorherrschenden Wohnungsnot entgegenwirken.483 Architektonisch zeigt der Bau mit Walmdach und Mansarde an die Forderungen des Heimatschutzes angelehnte Stilformen. Diese rückwärtsgewandte Haltung rechtfertigend, schrieb die Nordhäuser Volkszeitung  : »Die äußere Fassade sagt allerdings nicht, dass hier moderne Arbeiter, Sozialisten, sich ein Heim gebaut haben. Von den Linien und Formen der modernen Architektur gibt es nicht Zeugnis, wie die in letzter Zeit an verschiedenen Orten geschaffenen Gewerkschaftshäuser. Das liegt aber nicht etwa an der Missachtung des Neuen in der Baukunst durch die Gesellschaft ›Eintracht‹. Nein, das Äußere des Gebäudes war bestimmt durch die behördliche Vorschrift, es an das schon vorhandene Straßenbild anzupassen, deshalb dieser Stil.«484 Tatsächlich unterschied sich jedoch auch das Innere, wo man künstlerische Freiheit gehabt hätte, kaum von der Gestaltung konventioneller Gast- und Vergnügungsstätten  : Den mit Lambris ausgestatteten Saal zierten volkstümliche Wandmalereien mit Motiven aus verschiedenen Berufen. Das Gastzimmer war ebenfalls mit Holzvertäfelung und figürlicher Dekorationsmalerei als »altdeutsche Bierstube« gestaltet. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Nordhausen, Geseniusstraße  26/27)  ; StArch Nordhausen (schriftl. Auskunft Hans-Jürgen Grönke) 482 Die »Eintracht« Verbandshausbau und Verwertungsgesellschaft mbH als Treuhandgesellschaft des Deutschen Tabakarbeiter-Verbands am 1. Juni 1926 als Eigentümerin ins Grundbuch eingetragen  ; vgl. GIRO Berlin, Objektakte Nordhausen, Geseniusstraße 26/27. 483 Vgl. Das eigene Heim. 484 Nordhäuser Volkszeitung, 21. Jg., Nr. 225, 27. September 1926.

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Literatur  : Chronik der Stadt Nordhausen 1802 bis 1989, hrsg. vom Stadtarchiv Nordhausen, Nordhausen 2003  ; Das eigene Heim der Nordhäuser Tabakarbeiter (Abb.)  ; Eintracht, in  : Nordhäuser Volkszeitung, 21. Jg., Nr. 224, 25. September 1926 [o. S., o. V.]  ; Einweihung des Tabakarbeiterheims »Eintracht«, in  : Nordhäuser Volkszeitung, 21. Jg., Nr. 225, 27. September 1926 [o. S., o. V.]  ; Kropp, Dieter und Jürgen Jacobi  : Schwarzer Priem und blauer Dunst. Zur Sozialgeschichte der Deutschen Tabakindustrie, Göttingen 1992  ; Nordhausen, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1927, Nr. 6, S. 9 f. [o. V.] (Abb.)  ; Schmidtke, Die Sozialdemokratie in Nordhausen und Salza Abb. 249

Siehe auch → Salza 221. Nordhorn/Niedersachsen Gewerkschaftshaus Stadtring 42 (ehem. Friedrich-Ebert-Straße) Neubau 1927 (teilweise realisiert) Bauherr Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft des Deutschen Textilarbeiter-Verbands, Berlin Entwurf Arch. A. Stockert, Nordhorn Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : 1927 Ankauf des Grundstücks Friedrich-Ebert-Straße  62 durch den Textilarbeiterverband und Bauantrag zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses in Gestalt einer symmetrischen, dreiflügelig konzipierten Anlage mit Veranstaltungssaal im Mittelteil und zwei als Wohnhäuser konzipierten Seitenflügeln485  ; am 27. September 1927 Erteilung der Baugenehmigung für lediglich einen der Seitenflügel  ; dieser daraufhin errichtet, das Saalgebäude hingegen nicht mehr realisiert. 1933 Beschlagnahme  ; 1938 Übertragung auf die DAF. Heute von der IG Metall genutzt. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohnhaus, im EG Büro und Warteraum sowie Küche, im OG Wohnung. Quellen  : BArch Koblenz (Abt. B, Z 36 II/36, GPA I/37 48)  ; Gemeinde Nordhorn, Bauordnungsamt u. Abt. Denkmalpflege (schriftl. Auskunft Dr.-Ing. Christoph Uricher) 222. Nürnberg/Bayern Haus des Deutschen Metallarbeiter-Verbands Karthäusergasse 11 (ehem. Vordere Karthäusergasse 12/Hintere Karthäusergasse 14) Ankauf Um 1905 Neubau 1907/08 Bauherr Alexander Schlicke & Co. oHG, Stuttgart Entwurf Architekturbüro Georg Ochsenmayer & Wissmüller, Nürnberg Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Um 1905 Ankauf des Anwesens Karthäusergasse 10–14 durch die Vermögensverwaltung des DMV (Alexander Schlicke & Co. oHG) und Einrichtung als Verbandshaus (auf Initiative des Gewerkschafters Karl Müller)  ; wegen steigenden Raumbedarfs bald Ent485 Baupläne im Bauordnungsamt der Stadt Nordhorn erhalten.

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schluss zu einem Neubau  ; Planerstellung durch das Nürnberger Architekturbüro Ochsenmayer & Wissmüller  ; am 1.  Juli 1907 Beginn der Abbrucharbeiten, am 1.  April 1908 Abschluss des Bürogebäudes (Rückgebäude), bis Jahresende Fertigstellung des Gastwirtschaftsgebäudes. Am 10. März 1933 von SA, SS und Landespolizei besetzt.486 Im Krieg schwer beschädigt  ; in der Nachkriegszeit Wiederaufbau, Um- und Ausbau durch die IG Metall. 1972 Gewerkschaftshausneubau am Kornmarkt (Architekt Prof. Gerhard Dittrich). Beschreibung  : Zwischen zwei Straßen gelegener Gebäudekomplex mit den Hauptfunktionsbereichen Verwaltung, Herberge, Wohnung, Bewirtung und Versammlung. Im Bauteil an der ehem. Hinteren Karthäusergasse Herberge und Büros und im Bauteil an der ehem. Vorderen Karthäusergasse mit Wohn- und Versammlungsräumen sowie Gastwirtschaft. An der Vorderen Karthäusergasse viergeschossiges Vorderhaus mit breit gelagerter, sorgfältig gegliederter Sandsteinfassade mit Geschäftshauscharakter  ; die gliedernden Elemente vom Jugendstil beeinflusst (z. B. die Bronzebasen und -kapitelle der Wandvorlagen)  ; symbolische Reliefs in den Schlusssteinen der rundbogigen Öffnungen im EG. Raumprogramm  : Im EG des Verwaltungsteils 90 qm großer Warteraum mit Kassenschaltern für die Auszahlung der Unterstützungsgelder, zugleich für Bibliothekszwecke eingerichtet  ; die daran anschließenden vier Büroräume zum Teil durch Schiebetüren miteinander verbunden, im 1. OG vier Herbergsräume mit 23 Betten, Wasch- und Baderaum, im 2. OG zwei Sitzungszimmer, im Souterrain Archiv der Verwaltung, im Keller Desinfektionsraum  ; im Vorderhaus Wirtschaftslokalitäten (»geschmackvoll und gediegen eingerichtet«487), zwei miteinander zu verbindende Versammlungsräume, Küche, Buffet, Wohnungen. Bemerkung  : Das »rote Nürnberg« war seit der Kaiserzeit das Zentrum der bayerischen Arbeiterbewegung. Als Handwerks- und Industriestandort von überregionaler Bedeutung rangierte es vor München und Augsburg. 1894 wurde hier das erste deutsche Arbeitersekretariat der Gewerkschaften eingerichtet, nach dessen Vorbild in Folge zahllose Einrichtungen dieser Art entstehen sollten. Dennoch gelang es der Nürnberger Arbeiterbewegung nicht, ein großes und zentrales Volkshaus zu errichten, auch wenn ein solches Projekt zwischen 1890 und 1933 mehrfach in Angriff genommen wurde. Immerhin erfüllte das 1908 errichtete Verbandshaus der Metallarbeiter zumindest für einen Teil der Arbeiterschaft die Funktionen eines Gewerkschaftshauses. Das ab 1894 bestehende Arbeitersekretariat mit drei Angestellten war die erste existierende Anlaufstelle für organisierte Arbeiter in Nürnberg. Es verfügte über vier Büroräume, ein Wartezimmer und eine Bibliothek. 1898 erwogen die Nürnberger Arbeiterorganisationen erstmals die Schaffung eines Volkshauses und riefen zu diesem Zweck einen Volkshausbauverein ins Leben. Zunächst konnte nur ein gepachtetes Gewerkschaftshaus realisiert werden, welches am 1.  Juli 1907 im Gasthaus »Historischer Hof« (Neue Gasse  13/Tucherstraße  20) der Brauerei Evora & Meyer488 eröffnet wurde. Am 14. November 1913 wurde mit der Gründung einer GmbH erneut der Bau 486 Vgl. Pfälzische Freie Presse, 11. März 1933, abgedr. in  : Die pfälzische Sozialdemokratie. Beiträge zu ihrer Geschichte von den Anfängen bis 1948/49, hrsg. von Manfred Geis und Gerhard Nestler, Edenkoben 1999, S. 509. 487 Geschäftsbericht der Verwaltungsstelle Nürnberg des Deutschen Metallarbeiterverbands über das Jahr 1908, in  : Sammelband von Geschäfts-Berichten, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Stuttgart 1928, S. 195. 488 Dieselbe Brauerei hatte auch in Fürth 1898/99 das Saalbauunternehmen der Arbeiterbewegung finanziell unterstützt.

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eines größeren Gewerkschaftshauses mit Herberge in Angriff genommen. Noch 1914 erfolgte der Ankauf eines Grundstücks in der Peter-Henlein-Straße und es wurde mit dem Neubau eines Bürohauses begonnen, ein Vorhaben, das jedoch wegen des Kriegsausbruchs kurz darauf eingestellt werden musst. Nach Kriegsende gelang es den Gewerkschaften nicht, den Bauplatz zu halten, so dass dieser 1921 verkauft werden musste. Das Pachtverhältnis mit der Evora-Brauerei hatte man bereits 1920 gelöst und die Zentralherberge in die städtische Herberge im Wespennest verlegt. Erst nach der Stabilisierung der Wirtschaftslage unternahm der Ortsausschuss des ADGB 1927 erneut einen Versuch, den Bau eines großen Volkshauses zu realisieren und es wurde die Erhebung von Extrabeiträgen beschlossen. Dennoch gelang es nicht mehr, diese Baupläne umzusetzen. So blieben die Einrichtungen und Organisationen der Nürnberger Arbeiterbewegung stets auf mehrere Gebäude verteilt. Ein großer Teil der gewerkschaftlichen Institutionen befand sich im Verbandshaus der Metallarbeiter und ein weiterer Teil in dem zur gleichen Zeit errichteten Verlags- und Parteigebäude der Fränkischen Tagespost in der Breiten Gasse 25/27. 1928–1930 entstand schließlich noch der große Partei- und Druckereineubau der Fränkischen Tagespost an der heutigen Karl-Bröger-Straße (Architekten Hans Müller und Karl Kröck). Beim hier vorgestellten Haus des Metallarbeiter-Verbands handelt es sich um einen qualitätvollen Bau bei dem sich die seit der Jahrhundertwende aufkommenden Tendenzen zur Versachlichung mit den fortwirkenden Jugendstileinflüssen zu einem harmonischen Gesamtbild von zurückhaltender Repräsentation verbinden. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1967a) Literatur  : Bericht [1921–1926 u. 1927], hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Nürnberg, Nürnberg [1927 u. 1928]  ; Gärtner, Georg  : Die Nürnberger Arbeiterbewegung 1868–1908, Nürnberg 1908  ; Geschäftsbericht der Verwaltungsstelle Nürnberg, S. 194 ff.; Geschäftsbericht für 1910, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Nürnberg [Nürnberg 1911]  ; Mit uns zieht die neue Zeit. Kleine Geschichte der bayerischen Gewerkschaftsbewegung, hrsg. von Roland Böhm, Marburg 1990  ; Riestra, Pablo de la  : Nürnberg. Die historische Altstadt, Petersberg 2005 (Abb.)  ; Sozialistische Monatshefte, XI. Jg., 1907, 2. Bd., S. 1046  ; Wittmann, Barbara  : Unser Haus – das Gewerkschaftshaus, in  : Frieden – Arbeit – Menschenwürde  : Leben für die Zukunft. Spurensicherung  : Die IG Metall Nürnberg zwischen 1945 und 1983, hrsg. von der Verwaltungsstelle der IG Metall Nürnberg, Hamburg 2010, S. 31–34 Abb. 250 223. Oberwürschnitz489 (Oelsnitz/Erzgeb.)/Sachsen Volkshaus Oberwürschnitzer Straße 55 (ehem. Bahnhofstraße) Ankauf 1929 Saalanbau 1930 Bauherr Verein Volkshaus Oberwürschnitz i. E. eGmbH Geschichtliche Daten  : Am 26.  Oktober 1929 Gründung der Verein Volkshaus Oberwürschnitz i. E. eGmbH mit dem Gegenstand des Erwerbs oder der Errichtung eines Gasthauses mit Versammlungslokalen und Fremdenverkehr »für jedermann«, einer Turnhalle mit Saalbetrieb 489 1934 wurde Oberwürschnitz mit Neuwiese zu Neuwürschnitz vereinigt, welches wiederum 1999 nach Oelsnitz/Erzgeb. eingemeindet wurde.

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und Kegelbahn sowie eines Turn- und Sportplatzes  ; 1929 Ankauf des Gastwirtschaftsanwesens »Waldesrauschen«, Bahnhofstraße  55 (am 28.  Februar 1930 Grundbucheintragung)  ; 1930 Anbau einer Turnhalle  ; wegen Fehlkalkulation bei den Baukosten am 13. April 1931 Eröffnung des Konkursverfahrens und im Juli 1931 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an den Sparkassenverband im Bezirk der Amtshauptmannschaft Chemnitz und Stollberg als Hauptgläubiger  ; 1932 Weiterverkauf an einen Gastwirt  ; im selben Jahr Löschung der Genossenschaft. Beschreibung  : Gastwirtschaftsgrundstück mit Turnhalle. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Neuwürschnitz, Bahnhofstraße 55) Abb. 251 224. Oelsnitz/Erzgeb./Sachsen Volkshaus Obere Hauptstraße 76 Ankauf 1929 Träger Verein Volkshaus für Oelsnitz i. E. und Umgegend eGmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 11. Oktober 1907 Eintragung der Verein Volkshaus für Oelsnitz eGmbH ins Genossenschaftsregister (1929 mit dem Zusatz »Oelsnitz i. E. und Umgegend« versehen)  ; am 1. Januar 1929 Übernahme des Grundstücks Obere Hauptstraße 76 als Volkshaus  ; am 14. Februar 1931 Eröffnung des Konkursverfahrens über die Genossenschaft (dieses am 2. August 1933 mit dem Erlöschen der Firma beendet)  ; am 14. Juni 1932 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an Privatmann  ; ab 1942 Eigentum der Stadt Oelsnitz. Beschreibung  : Gasthofgebäude und Hofraum. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Oelsnitz, Obere Hauptstraße 76) Literatur  : Volksstimme Chemnitz, 38. Jg., Nr. 302, 29. Dezember 1928 Siehe auch → Neuwiese, Oberwürschnitz 225. Offenbach am Main/Hessen »Saalbau Gewerkschaftshaus« Austraße 9 Ankauf 1894 o. 1896 Saalneubau 1900 Bauherr Gewerkschaftshaus Offenbacher Saalbaugesellschaft J. Orb & Co. oHG Ausführung Baufirma Kaiser Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : Nach 1890 Beschluss der Arbeiterorganisationen zur Erhebung eines jährlichen Extrabeitrags in Höhe von 10 Mark pro Mitglied zum Kauf oder Bau eines Gewerkschaftshauses  ; 1894490 Ankauf des mit einem Vorderhaus bebauten Grundstücks Austraße 9  ; zu diesem Zweck Gründung der »Gewerkschaftshaus Offenbacher Saalbaugesellschaft J. Orb & Co. oHG«  ; am 1. Mai 1900 Grundsteinlegung zu einem Saalneubau auf dem rückwärtigen Grundstücksteil (Finanzierung mithilfe hypothekarischer Darlehen der Frauen-Krankenkasse, der 490 Bei Uslular-Thiele, Heim für Gewerkschafts- und Parteigenossen, S. 90  : Kaufdatum 1896.

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Brauerei Stern aus Oberrad und der ausführenden Baufirma Kaiser)  ; Eröffnung im November 1900  ; später Hinzukauf eines weiteren Grundstücks  ; 1924 Renovierung des Saalbaus und zeitweise Nutzung als städtisches Theater. Sitz des ADGB-Ortsausschusses, des Arbeitersekretariats sowie diverser Einzelgewerkschaften (1927). 1933 beschlagnahmt  ; 1936 Abriss des Saalbaus wegen angeblicher Baufälligkeit, weiterhin Nutzung des Vordergebäudes durch die DAF. Nach dem Krieg das ehemalige Saalbaugrundstück der rückwärtig angrenzenden Mathildenschule als Schulhof zugewiesen  ; das Vorderhaus erhalten. 1966 Gewerkschaftshausneubau an der Berliner Straße 79 (Architekturbüro Novotny Mähner Assoziierte). Beschreibung  : Viergeschossiges Vorderhaus mit Gaststätte, Herberge und Büroräumen (Ankauf)  ; rückwärtig Saalbau (Neubau) mit dreigeteilter, im mittleren Teil überhöhter Fassade mit Rundbogenfenstern und zurückhaltendem Dekor  ; im großen Saal korbbogenförmiges Tonnengewölbe mit Oberlicht, Bühne sowie umlaufende Galerie (insgesamt 1 200 Sitzplätze). Bewirtschafteter Garten. Bemerkung  : Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Offenbach von einem Dorf zu einer Fabrikstadt mit dem Schwerpunkt Lederindustrie. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Offenbach das führende Zentrum der industriellen Produktion in Südhessen. Hier wie anderswo litt die nach 1890 rasch aufsteigende Arbeiterbewegung unter Lokalmangel. Der große Saal in dem von der Stadt betriebenen »Stadtgarten« (ehemals Schlossersche Liegenschaften) wurde den sozialdemokratischen Organisationen verweigert, während die zur Verfügung stehenden Säle – im »Grünen Baum« und in der Gastwirtschaft »Stadt Heidelberg« – für Versammlungen bald zu klein wurden. Ab 1893 diente für kurze Zeit der Darmstädter Hof als Partei- und Gewerkschaftszentrale, bis auch dieser aufgrund eines Besitzerwechsels nicht mehr zur Verfügung stand. Als das Grundstück Austraße 9 den Arbeiterorganisationen kurzfristig zum Kauf angeboten wurde, setzten sich der Parteivorsitzende Eissnert und der Genosse Simon (damals Vorsitzender des Schumacherverbands, später Reichstagsabgeordneter) höchstpersönlich dafür ein, die nötigen Mittel aufzutreiben. Laut Überlieferung gelang es ihnen, an einem einzigen Sonntag unter den Offenbacher Arbeiter für das Projekt eine Summe von über 4 000 Mark zu sammeln, was schließlich für die Anzahlung genügte. 1924 half die Stadtverwaltung bei der Instandsetzung des renovierungsbedürftigen Saals, um diesen im Gegenzug als Stadttheater nutzen zu können, bis sie dafür ein eigenes Gebäude geschaffen hätte. Bei der Renovierung wurde der über der Bühne angebrachte Schriftzug »Proletarier alle Länder vereinigt euch« durch Dekorationsmalerei ersetzt. Der Saalbau diente der Arbeiterbewegung für politische, wirtschaftliche, sportliche, kulturelle wie festliche Zwecke. August Bebel sprach dort vor über 5 000 Menschen. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs fand hier eine große Friedensdemonstration statt  ; während des Kriegs diente der Saal als Lazarett. Quellen  : StArch Offenbach am Main (Zusammenstellung von Quellen durch Anajli Pujari  ; Akte 5079, »Offenbacher Saalbaugesellschaft«, Grundstück Austraße 7–9, 1936–1961) Literatur  : Auch hier bei uns. Wegweiser durch Offenbach 1933–1945, hrsg. von Barbara Leissing, Offenbach 1993  ; Uslular-Thiele, Heim für Gewerkschafts- und Parteigenossen Abb. 105 Siehe auch → Rumpenheim

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226. Ohrdruf/Thüringen Volkshaus Gleichenstraße 14 Ankauf 1925 Träger Volkshausgenossenschaft Ohrdurf eGmbH Geschichtliche Daten  : 1924 Gründung der Volkshausgenossenschaft Ohrdurf eGmbH  ; 1925 Ankauf des Grundstücks Gleichenstraße 14 (1927 Hinzukauf einer weiteren Parzelle)  ; 1932 Anordnung der Zwangsversteigerung, am 16. August 1933 Zuschlag an die Volksfürsorge. Beschreibung  : Gastwirtschaftsanwesens. Im EG zwei Gastzimmer, Kegelbahn mit Kegelstube, Gartenwirtschaft. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Ohrdruf, Gleichenstraße 14) 227. Osnabrück/Niedersachsen Gewerkschaftshaus Kollegienwall 14 Ankauf Um 1919 Umbau 1928 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Osnabrück Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Am 15.  Juli 1919 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH, Osnabrück  ; vermutl. noch im selben Jahr491 Ankauf des Hotelgrundstücks Kollegienwall 14  ; fortan Nutzung als Gewerkschaftshaus. Sitz des Ortsausschusses des ADGB, des Arbeitersekretariats, des Arbeiterbildungsausschusses, des Jugendheims, des Parteisekretariats, der Volksfürsorge, der Arbeiterwohlfahrt, mehrerer Einzelgewerkschaften und einer Zahlstelle der Arbeiterbank. Am 11. und 13. März 1933 von SS besetzt und geplündert  ; am 2. April 1933 erneuter Einbruch mit Plünderung  ; in der Folgezeit Beschlagnahme  ; während des Dritten Reichs »Haus der Deutschen Arbeitsfront«. Im Krieg zerstört (vermutl. am 13. Mai 1944)  ; am 1. Mai 1983 Anbringung einer Gedenktafel am Standort des ehem. Gewerkschaftshauses durch den DGB  ; am 26. Juni 2008 Verlegung von »Stolpersteinen« für die von den Nationalsozialisten verhafteten und ermordeten Gewerkschaftsfunktionäre und Sozialdemokraten Heinrich Groos, Gustav Haas, Wilhelm Mentrup, Heinrich Niedergesäß und Fritz Szalinski auf dem Gehsteig vor dem ehem. Gewerkschaftshaus. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus (ehem. Hotel) mit Restaurations- und Herbergsbetrieb, Versammlungs- und Gesellschaftsräumen, Büros, Bibliothek und Leseraum. Bemerkung  : Am 11.  März 1933 wurde das Gewerkschaftshaus erstmals von einer Abteilung der SS besetzt, die auf dem Dach die Hakenkreuzfahne hisste und an dem Gebäude eine Tafel 491 Im ADGB-Jahresbericht von 1920 wird bereits vom bestehenden Gewerkschaftshaus berichtet, was für einen Ankauf im Jahr 1919 spricht  ; vgl. Jahresbericht des Ortsausschusses Osnabrück und des Osnabrücker Arbeitersekretariates für 1920–1921, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsauschuss Osnabrück, Osnabrück [1922], S. 12. An anderen Stellen ist der Ankauf mit dem Jahr 1923 angegeben  ; Vom Deutschen Metallarbeiterverbande zur Industriegewerkschaft Metall. Texte und Dokumente aus der Geschichte der Metallarbeiter in Osnabrück, hrsg. von Dirk Thierbach, Bramsche 1990, S. 45 u. Jacobs, Reinhard  : Terror unterm Hakenkreuz. Orte des Erinnerns in Niedersachsen und SachsenAnhalt, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Bezirksleitung Hannover, Göttingen 2000, S. 92.

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mit der Aufschrift »SS-Heim« anbrachte. Kurz darauf wurde das Haus der Polizei übergeben, jedoch – nachdem Sozialdemokraten die auf dem Dach gehisste Hakenkreuzfahne heruntergeholt, zerrissen und in die Hase geworfen hatten – zwei Tage später erneut von der SS besetzt.492 Quellen  : AdsD Bonn (6/FOTB002595 [Abb.])  ; Staatsarchiv Osnabrück (schriftl. Auskunft Sonja Wahlbrinck) Literatur  : 100 Jahre SPD in Osnabrück (Abb.)  ; 125 Jahre Osnabrücker SPD 1875–2000. Ein Lesebuch, hrsg. von Heiko Schulze, Osnabrück 2000 (Abb.)  ; Geschichte der Stadt Osnabrück, hrsg. von Gerd Steinwascher, Belm b. Osnabrück 2006  ; Jacobs, Terror  ; Jahresbericht des Ortsausschusses Osnabrück  ; Vom Deutschen Metallarbeiterverbande zur Industriegewerkschaft Metall 228. Osterwieck/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus »Ratsgarten« Rudolf-Breitscheid-Allee 16 (ehem. Luisenallee) Ankauf Um 1928/30 Träger Gewerkschaftshaus Ratsgarten GmbH, Osterwieck a. Harz Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 24. September 1928 Gründung der Gewerkschaftshaus Ratsgarten GmbH  ; spätestens ab 1928 Nutzung des Lokals »Ratsgarten« als Gewerkschaftshaus  ; 1929 Einbau eines Kinobetriebs  ; 1930 Eintragung der Gewerkschaftshaus Ratsgarten GmbH im Grundbuch. Beschreibung  : Wohn- und Gasthaus mit Saalanbau und Nebengebäuden. Bemerkung  : Bereits am 22. Januar 1897 erfolgte im Gasthof »Zum Ratsgarten« die Gründung des Gewerkschaftskartells. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Osterwieck, Luisenallee 16) Abb. 252 Ottendorf-Okrilla s. → Hermsdorf b. Dresden 229. Pegau/Sachsen Volkshaus Kirchplatz 3 (ehem. Nr. 11) Ankauf 1928 Träger Verein Volkshaus Pegau GmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1928 Ankauf des Anwesens Kirchplatz 11 (urspr. errichtet 1553/54 als Knabenschule, um 1880/83 zum Konzert- und Ballsaaletablissement »Börsenhalle« ausgebaut) durch die auf freigewerkschaftlicher Basis gegründete »Verein Volkshaus Pegau GmbH« (am 22. Oktober 1928 Grundbucheintragung). 1933 Beschlagnahme und Einsetzung eines Pflegers, in »Deutsches Haus« umbenannt und von der DAF genutzt  ; 1938 Eigentum der Brauerei Sternburg GmbH, Lützschena. Zur DDR-Zeit HO-Gaststätte »Volkshaus«, 1955 Eigentum des Vol492 100 Jahre SPD in Osnabrück 1875–1975. Ausgewählte Kapitel zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Osnabrück, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Unterbezirk Stadt Osnabrück, Osnabrück 1975, S. 209.

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kes. 1991 Gründung eines Fördervereins zum Erhalt des Bauwerks, seit 1993 Eigentum der Stadt Pegau, 2004 nach Sanierung Wiedereröffnung als Bürgerhaus. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohn- und Gasthaus mit Saalanbau. Raumprogramm  : Unter anderem großer Ballsaal mit Galerie. Bemerkung  : Etwa seit Gründung des Abeiterbildungsvereins im Jahr 1893 diente das damals noch »Börsenhalle« genannte Lokal und spätere Volkshaus als Treffpunkt der Pegauer Sozialdemokraten. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 3490)  ; GIRO Berlin (Objektakte Pegau, Kirchplatz 3) Literatur  : Gedenkstätten der Arbeiterbewegung des Kreises Borna, hrsg. von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Kreisleitung Borna [Borna 1978]  ; Soziokulturelles Zentrum Volks­haus Pegau, http://daten2.verwaltungsportal.de/dateien/seitengenerator/e20fd0c78e4d19fbda6e4819 d398cecc_volkshaus_als_soziokulturelles_zentrum.pdf (Abruf am 23. Juli 2014) 230. Pforzheim/Baden-Württemberg Gewerkschaftshaus »Zum Goldenen Löwen« Ankauf 1897 (Nutzung bis 1902) Träger Aktiengesellschaft Geschichtliche Daten  : Zum 1. August 1897 Ankauf des Gasthauses »Zum Goldenen Löwen« (Kaufpreis 125 000 Mark) durch eine auf freigewerkschaftlicher Basis gegründete Aktiengesellschaft  ; im Anschluss Umbau zum Gewerkschaftshaus (Schaffung eines größeren Versammlungslokals und mehrerer Vereinszimmer). Spätestens 1902 Konkurs und Aufgabe des Gewerkschaftshauses. Beschreibung  : Gasthausanwesen mit Gastwirtschaft, Herbergsbetrieb, Versammlungssaal, mehreren Vereinszimmern sowie Bibliothek mit Lesezimmer. Bemerkung  : Das Pforzheimer Gewerkschaftshaus ist ein typisches Beispiel für einen gewerkschaftseigenen Betrieb, der um die Jahrhundertwende voller Enthusiasmus und allen Warnungen zum Trotz (»Hier wie anderswo hat es nicht an Bremsversuchen gefehlt.«) ohne ausreichendes Kapital und mit wenig unternehmerischer Erfahrung ins Leben gerufen wurde – und schon wenig später bankrott ging. Als für das Scheitern des Pforzheimer Gewerkschaftshausprojekts wurden »persönliche Plänkeleien und vor allen Dingen innere organisatorische Missgriffe« sowie eine »wenig günstige Lage«493 angeführt. Aus diesen frühen Fehlern zog man  – zumindest in Pforzheim – eine Lehre und begnügte sich in den folgenden Jahrzehnten mit zwar nur gepachteten, aber dafür finanziell weniger riskanten Gewerkschaftshausprojekten  : Ab ca. 1909 stand den Pforzheimer Gewerkschaften das »Tivoli« als Organisationszentrale mietweise zur Verfügung. Als 1913 das Lokal abgerissen werden sollte, traten die Gewerkschaften in Verhandlungen mit der Eigentümerin, der Brauerei Höpfner in Karlsruhe, damit diese anstelle des Tivolis ein Gewerkschaftshaus errichte. Zwar führten die Verhandlungen bis zu einer Planerstellung durch den Architekten Kurr, das Projekt scheiterte jedoch schließlich an den zu hohen Mieten, die der Brauereibesitzer Höpfner gegenüber den Gewerkschaften und der Freien Presse für die Nutzung des künftigen Gewerkschaftshauses forderte. Eine neue Lösung bot sich dann durch die dauerhafte Anmietung des Anwesens »Klostermühle« in der Gymnasiumstraße  24. Der Eigentümer, das Bayerische Brauhaus, erklärte sich sogar bereit, das Lokal auf eigene Kosten entsprechend den 493 Alle vorstehenden Zitate in  : Sozialistische Monatshefte, 6. Jg., 1902, Bd. 1, S. 228/229.

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Wünschen der Gewerkschaften umzubauen und eine Herberge einzurichten. Der DMV besaß ab 1920 ein eigenes Haus in der Emma-Jäger-Straße 7. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 2090 [Abb. DMV-Haus Emma-Jäger-Straße 7]) Literatur  : Für Freiheit und Menschenwürde. 100 Jahre IG Metall. Erforschung und Darstellung der Gewerkschaftsbewegung in Pforzheim 1869–1991, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Pforzheim, Kösching 1991  ; Geschäftsbericht über das Jahr 1913, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Pforzheim [Pforzheim 1914]  ; Sozialistische Monatshefte, 6. Jg., 1902, Bd. 1, S. 228 f. 231. Pirmasens/Rheinland-Pfalz Volkshaus Alleestraße 58 Ankauf Um 1916 Träger Volkshaus Pirmasens GmbH Umbau 1924 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 30.  September 1916 Gründung der Volkshaus Pirmasens GmbH  ; etwa zur selben Zeit Ankauf des Restaurants »Römerhof«, Alleestraße  58 (Kaufpreis 124 000 Mark)  ; 1924 Ausbau  ; nachträglich Hinzukauf eines Nachbargrund­stücks. Nach dem Zweiten Weltkrieg erneut Treffpunkt der Gewerkschaften. Beschreibung  : Dreigeschossiges Vorderhaus mit ausgebautem DG, dort Wirtschafts- und Versammlungsräume  ; im Hinterhaus Büroräume, Bibliothek, Filiale der »Pfälzischen Freien Presse«. Literatur  : Mirkes, Adolf  : Pirmasens. 100 Jahre Schuhmachergewerkschaften. Neugründung der Gewerkschaften 1945, Pirmasens 1985 (Abb. S. 37)  ; Die pfälzische Sozialdemokratie 232. Pirna/Sachsen Volkshaus »Weißes Roß« Königsteiner Straße 3 (ehem. Reitbahnstraße) Ankauf 1901 Träger Zunächst oHG, ab 1919 Konsumverein Vorwärts für Dresden und Umgegend eGmbH Saalneubau 1903 Umbau 1912 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1901 Ankauf des Gasthofs »Weißes Roß« durch eine »von drei vorgeschobenen Genossen gebildete ›offene Handelsgesellschaft‹« als Treuhandgesellschaft der Arbeiterorganisationen Pirnas (Kaufpreis 117 000 Mark)  ; Ausbau zum Volkshaus  ; Finanzierung teils durch Bausteinverkauf, teils durch Anleihen bei einzelnen Arbeiter  ; am 30. November 1902 Einweihung  ; am 1. Mai 1903 Grundsteinlegung für Saalneubau, im November 1903 Fertigstellung (Baukosten 80 000 Mark)  ; um 1912 Um- bzw. »Neubau«-Maßnahmen. Circa 1919 Eigentumsübertragung auf den Konsumverein Vorwärts Dresden. Am 5.  März 1933 vom SA-Sturm  177 besetzt  ; während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiterlager. Nach 1945 Nutzung für SEDVeranstaltungen sowie kulturelle und festliche Anlässe. Beschreibung  : Zweigeschossiges Gastwirtschaftsgebäude mit großem und kleinem Saal, Sitzungszimmern, Büros und Gasträumen sowie zwei Kegelbahnen. 519

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Bemerkung  : Neben den Gewerkschaften nutzten die Arbeitersportler und -sänger sowie der Musikverein, die Freidenker und die Rote Hilfe das Volkshaus. Am 9. November 1919 fand hier die endgültige Konstituierung des Arbeiter- und Soldatenrates statt. Als während des Kapp-Putsches die so genannten Einwohnerwehren im Pirnaer Raum entwaffnet wurden, brachte man die beschlagnahmten Waffen ins Volkshaus. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Pirna, Königsteiner Straße 3) Literatur  : Anger, Herbert   : Das Pirnaer Volkshaus. Gedenk- und Wirkungsstätte der Pirnaer Arbeiterbewegung, in  : Beiträge zur Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung im Kreis Pirna, Nr.  8, Dezember 1983  ; Jahres-Bericht des Gewerkschaftskartells Pirna und das Sächsische Schweizgebiet für [1911, 1912], hrsg. vom Gewerkschaftskartell Pirna, Pirna [1912, 1913]  ; Kunath, Gerhard  : Unser Pirnaer Volkshaus, in  : Kulturvorschau Kreis Pirna, Mai 1957, S. 2–6 (Abb.)  ; Pirna und seine Umgebung, bearb. von Dietrich Zühlke, Berlin 1965  ; Wetzig, Albert  : Tragikomödie um das »Weiße Roß«. Jetzt unumstrittener Besitz der Arbeiterklasse, in  : Kulturvorschau Kreis Pirna, August 1961, S. 7/8 (nicht eingesehen)  ; Ein geschichtsträchtiges Haus, http://www.weisses-ross-pirna.de/geschichte.html (Abruf am 23. Juli 2014) Abb. 253

233. Planitz494 (Zwickau)/Sachsen Volkshaus »Freier Blick« Ankauf 1930 Träger Kartell für Volksbildung, Sport und Körperpflege in Planitz e. V. Geschichtliche Daten  : 1930 Ankauf des Ausflugslokals »Freier Blick« durch das seit 1920 bestehende Kartell für Volksbildung, Sport und Körperpflege in Planitz e. V. (Vorbesitzer  : Schlegelbrauerei Oskar Schlegel KG, Planitz)  ; am 11./12. Oktober 1930 Einweihung nach »umwälzenden Umbauten und Renovierungen«495. 1933 beschlagnahmt, im Jahr darauf auf Antrag der Hypothekengläubiger zur Zwangsversteigerung freigegeben. Bemerkung  : Das bei Zwickau gelegene und vor seiner Erhebung zur Stadt im Jahr 1924 als »größtes Dorf in Sachsen« bekannte Planitz entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer eigenständigen städtisch-industriell geprägten Siedlung mit lebendiger Arbeitervereinskultur. Das spätere Volkshaus »Freier Blick« war ursprünglich ein in der Zwickauer Region »weit und breit bekanntes« Ausflugslokal. Als es 1930 zwangsversteigert wurde, äußerte das Sächsische Volksblatt im Vorfeld, dass vor allem Brauereien daran interessiert sein dürften, »sich dieses frühere Riesengeschäft« zu sichern. Allerdings sei es sehr fraglich, hieß es weiter, ob das Lokal angesichts der allgemeinen Wirtschaftskrise wieder rentabel würde.496 Letztlich waren es nicht die Brauereien, sondern das Kartell für Volksbildung, Sport und Körperpflege in Planitz., welches das geschäftliche Risiko einging und den »Freien Blick« übernahm. Als das Volkshaus drei Jahre später von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurde, war das Grundstück jedenfalls mit Schulden belastet. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10083) Literatur  : Sächsische Volkszeitung, 39. Jg., Nr. 159, 11. Juli 1930 u. Nr. 237, 10. Oktober 1930 494 1944 nach Zwickau eingemeindet. 495 Sächsische Volkszeitung, 39. Jg., Nr. 237, 10. Oktober 1930. 496 Sächsische Volkszeitung, 39. Jg., Nr. 159, 11. Juli 1930.

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234. Platkow (Gusow-Platkow)/Brandenburg Gesellschaftshaus Oderstraße 24 Vermutl. Neubau Um 1903 Bauherr Gesellschaftshaus eGmbH, Platkow Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10667)  ; GIRO Berlin (Unterlagen Gusow-Platkow) Literatur  : Erwähnt in  : Braun, Lily  : Memoiren einer Sozialistin, Berlin/Bonn 1985 235. Plauen/Sachsen Gewerkschaftshaus »Schillergarten« Pausaer Straße 95 Ankauf 1903 Träger »Schillergarten«, Zentralverkehr der Gewerkschaften Plauens Langenstein & Co.497 Umbau 1903/04 u. 1910/11 Erweiterungsbau 1912/13 Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : Im Frühjahr 1900 Beschluss des Gewerkschaftskartells Plauen zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses und Einrichtung eines Baufonds  ; 1903 Ankauf des Saal- und Gartenlokals »Schillergarten« (Kaufpreis 190 000 Mark  ; Finanzierung mithilfe der Greizer Göltzsch­ tal­brauerei)  ; am 1. Mai 1903 Einweihung  ; im selben Jahr »erhebliche bauliche Veränderungen und Neuanschaffungen«498 (Einbau von Vereinszimmern und Herbergsräumen) und Eröffnung als Gewerkschaftshaus  ; 1910/11 Vergrößerung des Saalbaus (Anbau eines Bühnenhauses bzw. »Musikpodiums«) (Arch. Krauß & Wendler)  ; 1912/13 Errichtung eines »Erweiterungsbaus« bzw. Neubau des Vorderhauses und Neubau einer Turnhalle sowie einer Kegelbahn  ; 1925 Umbau und Modernisierung. Ab 1932 unter Zwangsverwaltung gestellt, nach Eigentumsverzicht der Gesellschafter Übergang auf den Fiskus  ; im Februar 1933 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an den AktienBrauverein Plauen  ; am 8. März 1933 werden nach der Besetzung des Rathauses von SA und SS auch das Gewerkschaftshaus und die Geschäftsräume der Volkszeitung in Beschlag genommen  ; im Mai 1933 Umbenennung des Gewerkschaftshauses in »Kameradschaftshaus«, Nutzung u.a. durch die DAF, 1938 Umbau  ; am 10. April 1945 Brandschäden. Nach dem Krieg Übernahme durch die Sternquellbrauerei und Wiederherrichtung  ; 1952 Übernahme durch den Rat der Stadt Plauen  ; 1994 Abriss der erhaltenen Bauteile  ; heute an Stelle des Hauses Supermarktparkplatz. Beschreibung  :499 Erweiterungsbau von 1912/13  : Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit ausgebautem Walmdach  ; historistischer, an barocke Formen anknüpfender Putzbau mit rustiziertem EG und kolossaler Pilastergliederung in den oberen Geschossen, am hohen Walmdach 497 Als Gesellschafter der Trägergesellschaft traten jeweils zwei Gewerkschafts- und Parteivertreter auf  ; vgl. Bericht über die Tätigkeit des Gewerkschaftskartells zu Plauen i. V. auf das Jahr [1903 u. 1904], hrsg. vom Gewerkschaftskartell Plauen i. V., Plauen [1904 u. 1905], hier 1903 [1904], S. 17. 498 Bericht über die Tätigkeit des Gewerkschaftskartells zu Plauen, hier 1904 [1905], S. 6. 499 Mangels fotografischer Abbildungen folgt die Beschreibung den im Archiv der GIRO Berlin enthaltenen Auszügen aus den Bauakten des Stadtarchivs und der bei Laser, Rudolf  : Plauen-Haselbrunn 1925–1935. Erlebtes und Erfahrenes, Plauen 2003, auf Seite 26 veröffentlichten Zeichnung des Neubaus, welche vermutlich jedoch nicht in allen Einzelheiten mit der Ausführung übereinstimmt.

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Schweifgiebeln. Raumprogramm  : Im EG Ladenräume des Konsumvereins und Kantine  ; im 1. OG Restaurant, im 2. OG Sitzungszimmer, im 3. OG Büroräume, im DG Wohnungen  ; außerdem Teestube, Weindiele, Hotelbetrieb  ; Saalbau (errichtet 1889, vergrößert 1911) mit »Prachtsaal« (angebl. für über 1 000 Personen)  ; Turnhalle  ; Kegelbahn  ; Garten. Quellen  : AdsD Bonn (ADGB-Restakten, NB 776)  ; GIRO Berlin (Objektakte Plauen, Pausaer Straße 95 u. Parkstraße 7  ; Bauakte Plauen)  ; StArch Plauen (schriftl. Auskunft Frau Kramer) Literatur  : Bericht über die Tätigkeit des Gewerkschaftskartells zu Plauen  ; Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 10. Jg., Nr. 17, 30. April 1900  ; Laser, Plauen-Haselbrunn  ; Naumann, Gerd  : Plauen i. V. 1933–1945, Plauen i. V. 1995 (Abb.)  ; Das Plauener Gewerkschaftshaus im neuen Gewande, in  : Der Kämpfer, 22. Juni 1925 [o. S., o. V.]  ; Soziale Praxis, 9. Jg., Nr. 30, 26. April 1900 Abb. 254 236. Pleißa (Limbach-Oberfrohna)/Sachsen Arbeiterheim (nicht realisiert) Projekt Um 1928 Auftraggeber Nicht bekannt Bemerkung  : Das geplante Arbeiterheim sollte auf dem ehemaligen Gelände der Firma Sallmann in der Hohensteiner Straße entstehen. Seine Realisierung scheiterte am Ausbruch der Wirtschaftskrise 1929. Quellen  : StArch Limbach-Oberfrohna (schriftl. Auskunft Christian Kirchner) 237. Pöhla (Schwarzenberg)/Sachsen Volkshaus Dorfstraße 15 (ehem. Nr. 8) Ankauf Um 1926 Träger Freie Sportvereinigung Pöhla und Umgebung Verbleib Mit Veränderungen erhalten Geschichtliche Daten  : Am 23.  Oktober 1925 Gründung der Freien Sportvereinigung Pöhla und Umgebung  ; um 1926/27 Ankauf des Gasthofanwesens »Zum Anker«, Dorfstraße 8, durch die Sportvereinigung (am 13. Januar 1927 Grundbucheintragung) und Umbenennung in Volkshaus. Im Februar 1933 Anordnung der Zwangsversteigerung u. Zwangsverwaltung, im Mai 1933 Beschlagnahme und Einsetzung eines Treuhänders  ; 1935 Eigentum des Brauereibesitzers Harnisch. Nach 1945 u.a. Nutzung als Arbeitererholungsheim. Beschreibung  : Zweigeschossiges Gasthofgebäude  ; im EG Gaststube, Vereinszimmer, Tanzsaal, im 1. OG Vereinszimmer  ; Herberge mit drei Fremdenzimmern. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Pöhla, Dorfstraße 15) Abb. 255 238. Pößneck/Thüringen Gewerkschafts- und Volkshaus »Zum Löwen« Neustädter Straße 60/Unter der Turmstraße 13 Ankauf 1921 Träger Gewerkschafts- und Volkshaus GmbH, Pößneck 522

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Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 24. September 1921 Ankauf des Gasthofs »Zum Löwen« durch die

am 29.  Juli 1921 gegründete Gewerkschafts- und Volkshaus GmbH in Pößneck  ; 1925 Planungen im Gewerkschaftskartell zur Errichtung eines Gewerkschaftshausneubaus (nicht ausgeführt). 1933 Beschlagnahme, 1934 Eigentum des Landes Thüringen, Verkauf an die Inhaber der Rosenbrauerei K. u. R. Wagner. 1946 Eigentum der Stadt Pößneck, 1948 Beschlagnahme zugunsten des FDGB. Heute Privateigentum. Beschreibung  : Wohnhaus mit Gaststätte, bestehend aus zwei miteinander verbundenen, zweibzw. dreigeschossigen Gebäudeteilen. Quellen/Literatur  : Siehe Kat. Nr. 239. 239. Pößneck/Thüringen Gewerkschaftshaus »Vereinsgarten« Hohes Gässchen 4 Ankauf 1931 Träger Vereinsgarten Eigenheim der freien Gewerkschaften GmbH, Pößneck Verbleib Abriss 1962 Geschichtliche Daten  : Am 30. April 1929 Gründung der Vereinsgarten Eigenheim der freien Gewerkschaften GmbH in Pößneck durch 21 Vertreter der Gewerkschaften, der SPD, des Arbeiter-Turn- und Sportbunds und der Freien Turnerschaft (Gesellschaftszweck  : »Gemeinnützige Förderung der Kultur und der Jugendpflege«, insbesondere für »Minderbemittelte« und Arbeitnehmer)  ; am 19. Februar 1931 Ankauf des Anwesens Hohes Gässchen 4 (Kaufpreis 60 000 Mark). 1933 Beschlagnahme, fortan in Treuhänderschaft der DAF, 1936 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an Privatmann. 1952 Eigentum des Volkes, 1962 Abriss. Beschreibung  : Gastwirtschaftsgebäude mit Nebengebäuden, Hof und Gartenland. Bemerkung  : Im Verlauf der Weimarer Republik geriet das »Gewerkschafts- und Volkshaus« in der Neustädter Straße (Kat. Nr. 238) zu einem Streitobjekt innerhalb der Arbeiterschaft Pößnecks  : Die ursprünglich auf freigewerkschaftlicher Basis gegründete »Gewerkschafts- und Volkshaus GmbH« war mehr und mehr unter kommunistischen Einfluss gelangt, was zu gerichtlichen Auseinandersetzungen um die Eigentümerschaft zwischen den Vertretern der SPD und der KPD führte. Als Folge dieses Konflikts wurde 1929 von sozialdemokratischer Seite die »Vereinsgarten Eigenheim der freien Gewerkschaften GmbH« als Gegenunternehmen begründet, um das Traditionslokal »Vereinsgarten« zu erwerben, wo 1891 der erste deutsche Textilarbeiterkongress mit der Gründung des Deutschen Textilarbeiter-Verbands stattgefunden hatte. Quellen  : AdsD Bonn (ADGB-Restakten, NB 776)  ; GIRO Berlin (Objektakten Pößneck, Hohes Gässchen 4 und Neustädter Straße 60) Literatur  : Baurundschau, 14.  Jg., Nr.  11, 15.  Juni 1924  ; Geschäftsbericht. Gau Thüringen im Verband der Deutschen Buchdrucker [1927 bis 1932], hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker Gau Thüringen, Gera [1928 bis 1933]  ; Hoppe, Günther  : Historischer Führer. Stätten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Erfurt, Gera, Suhl, Leipzig/Jena/Berlin 1978  ; Ziermann, Christel und Hans Walter Enkelmann  : Pössneck. Alte Bilder erzählen, Erfurt 2005 (Abb., Vereinsgarten)

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240. Potsdam/Brandenburg Gewerkschaftshaus »Mühlenberg-Grotte« Weinbergstraße 15/16/Gregor-Mendel-Straße 29 (ehem. Augustastraße/Marienstraße) Ankauf 1928 Träger Ortskartell Potsdam-Nowawes des ADGB GmbH, Potsdam Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : Am 9. Oktober 1928 Ankauf des Lokals Mühlenberg-Grotte durch die am 22. Mai 1928 gegründete Ortskartell Potsdam-Nowawes des ADGB GmbH  ; am 26. November 1931 Anordnung der Zwangsverwaltung, 1932 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Volksfürsorge als Hauptgläubigerin  ; 1941 Verkauf an privat (später Gaststätte »Weinbergterrassen«). Abriss 2011. Beschreibung  : Zweigeschossiges Gasthofgebäude mit Restaurant und Herberge. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Potsdam Weinbergstraße 15/16 u. Gregor-Mendel-Straße 29) 241. Püttlingen/Saarland Arbeiterheim/Volkshaus Völklinger Straße 1/Köllnerstraße Vermutl. Ankauf 1920er Träger Vermutl. H. Hansmann & Co., Bochum500 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Zunächst Pacht des Lokals »Arbeiterheim« in der Völklinger Straße durch den SPD-Vorsitzenden Georg Altmeyer  ; in den 1920er Jahren vermutlich Übernahme durch den Verband der Bergbauindustriearbeiter Deutschlands, nun »Volkshaus« genannt. Ab 1933 dient das Volkshaus als Zufluchtsort für politische Flüchtlinge aus Deutschland  ; am 16. Januar 1935 Pöbeleien und Sachbeschädigungen von Nationalsozialisten im Lokal des Volkshauses  ; in der Folgezeit Übernahme durch NSDAP und DAF, Umbenennung in »Haus der Arbeit«  ; zur Zeit des Westwallbaues als Unterkunft für Zwangsarbeiter genutzt. Heute Wohn- und Geschäftshaus. Literatur  : Herrmann, Hans-Walter  : Püttlingen in bewegter Zeit. Politik und Gesellschaft 1918– 1945, Saarbrücken 2008  ; Schwarz, Julius  : Das Saargebiet, sein Bergbau und seine Sozialpolitik. Kämpfe der Bergarbeiter und des Verbandes der Bergarbeiter, hrsg. von der Bezirksleitung Saarbrücken des Verbandes der Bergarbeiter, Saarbrücken 1926 (Abb.)  ; Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert, unter Mitarbeit von Marcus Hahn, Gerhild Krebs und Johannes Großmann, hrsg. von Rainer Hudemann, Saarbrücken 2002, 3., technisch überarb. Auflage 2009, http://www.memotransfront. uni-saarland.de/braune_haeuser.shtml (Abruf am 23. Juli 2014) Abb. 256 242. Quasnitz501 (Leipzig)/Sachsen Volkshaus »Kasino« Hallesche Straße/Ecke Freirodaer Weg 500 Vermögensverwaltung des Verbandes der Bergbauindustriearbeiter Deutschlands. 501 Das nordwestlich von Leipzig gelegene Quasnitz schloss sich 1922 mit dem Nachbardorf Hänichen zusammen und wurde 1929 nach Lützschena eingemeindet  ; 1994 Zusammenschluss mit der Nachbargemeinde Stahmeln zur Gemeinde Lützschena-Stahmeln und 1999 Eingemeindung in die Stadt Leipzig.

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Ankauf 1905 Träger Gartenbauverein Quasnitz und Umgebung e. V. Um- und Ausbau 1921/22 u. 1925 Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : 1905 Ankauf eines bebauten Grundstücks am Freirodaer Weg durch

den von sozialdemokratischen Arbeitern der Gemeinden Hänichen, Lützschena und Quasnitz gegründeten Gartenbauverein Quasnitz und Umgebung e.  V. (am 21.  November 1905 Grundbucheintragung)  ; 1921/22 und 1925 Um- und Ausbau zum »Kasino« als Vereinslokal und Turnhalle der Sozialdemokratischen Arbeitervereine. 1933 Gleichschaltung des Vereins und Beschlagnahme des Vereinsvermögens. 1953 Gemeindekindergarten  ; Abriss im Zuge eines Kindergartenneubaus. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Lützschena, Volkshaus) Literatur  : Pawlitzky, Horst  : Geschichte von Lützschena, Februar 2005, http://www.luetzschenastahmeln.de/indexf.htm  ?hauptbeamto%28%27/gesicht/tabgesch_lue.htm%27%29 (Abruf am 23. Juli 2014) 243. Quedlinburg/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus Klopstockweg 46/48 Ankauf 1927 Träger Gewerkschaftshaus Quedlinburg GmbH Geschichtliche Daten  : 1927 Ankauf des Grundstücks Klopstockweg 46/48 durch die am 8. August 1927 gegründete Gewerkschaftshaus Quedlinburg GmbH (am 28.  Oktober 1927 Grundbucheintragung). Zwischen dem 12. und 16.  März 1933 mehrmals Durchsuchung bzw. Besetzung des Hauses von Angehörigen der SA, SS und HJ  ; Umbenennung in »Horst-Wessel-Haus«  ; in der Folgezeit endgültige Beschlagnahme, 1938 Übertragung auf die DAF, 1941 Verkauf an Privat. 1950 FDGB-Vermögen, 1956 Eigentum des Volkes, Nutzung u.a. als Klubhaus der Walzengießerei Quedlinburg. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohnhaus (erbaut um 1850), teils massiv, teils in Fachwerk, mit mehreren, zum Teil späteren Anbauten (Saalneubau nach Brand von 1884/85, weitere Anbauten von 1925). Raumprogramm  : Im EG ein Büroraum sowie zwei weitere Räume  ; links anschließend Saalbau mit großem Saal mit Bühne und Parkett. Hotelbetrieb (1932 erwähnt). Quellen  : BArch Berlin (SAPMO DY 34 5081)  ; GIRO Berlin (Objektakte Quedlinburg, Klopstockweg 46/48) 244. Rabenstein (Chemnitz)/Sachsen Volkshaus I Harthweg 233 (ehem. Hardtstraße) Neubau 1925/26 Bauherr Verein Volkshaus für Rabenstein u. Umg. eGmbH Verbleib Mit Veränderungen erhalten Geschichtliche Daten  : Im Februar 1924 Gründung der Genossenschaft »Verein Volkshaus für Rabenstein u. Umg. eGmbH« durch Mitglieder der örtlichen Arbeiterbewegung, nachdem das damalige Parteilokal »Schweizerhaus« vom Wirt nicht mehr zur Verfügung gestellt wurde (im 525

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Oktober 1924 Eintragung ins Genossenschaftsregister)  ; um 1925 Erwerb des Erbbaurechts für ein bislang als Weideland genutztes Gelände der Gemeinde Rabenstein am heutigen Hardtweg (rd. 4 000 qm)  ; ein am 19. Januar 1925 gestellter und am 1. April 1925 von der Amtshauptmannschaft Chemnitz genehmigter Bauantrag für ein großes Vereinshaus mit Turnhalle nicht ausgeführt  ; stattdessen Errichtung eines provisorischen Restaurationsgebäudes mit Wohnung in Holzbauweise (im Oktober 1925 Baugenehmigung und Baubeginn, am 15. Juli 1926 Bauabnahme). 1928 Verkauf an den Arbeiter-Turn- und Sportverein »Friesen« (ab 1939 Freie Turnerschaft Rabenstein und Umgebung) als Turnhalle bzw. Sportlerheim, Nutzung des unbebauten Geländes als Sportplatz. 1933 Gleichschaltung des Vereins und Einziehung des Erbbaurechts zugunsten des Landes Sachsen (1935 Übertragung auf die Gemeinde Rabenstein), fortan Nutzung als Parteizentrale der Rabensteiner NSDAP, der Sportplatz dient politischen Großveranstaltungen  ; in den 1930er Jahren Umbau (Verkleinerung der Turnhalle und Schaffung von Büroräumen für NSDAP und DAF). Nach 1945 Nutzung u.a. durch SED und FDJ, ab 1957 Sportlerheim der Betriebssportgemeinschaft des VEB Großdrehmaschinenbau »8.  Mai« und Etablierung als gesellschaftlicher Treffpunkt  ; ab 1989 Leerstand. 1993 Übernahme des verwahrlosten Gebäudes durch die Landeskirchliche Gemeinschaft Chemnitz-Rabenstein (1994 folgt der offizielle Ankauf)  ; am 7. November 1993 Einweihung als Gemeinschaftshaus nach ersten Notsanierungsmaßnahmen  ; 1994–1998 Sanierung, Um- und Ausbau (dabei u.a. die Holzverschalung entfernt, das Fachwerk durch Ytongsteine ausgefüllt und verputzt). Beschreibung  : Symmetrisch angelegter, eingeschossiger Hallenbau in Holzbauweise (urspr. unverputzt) mit übergiebeltem Vorbau  ; auf dem First des mit Kupferblech gedeckten Walmdachs zwei kleine Türmchen. Raumprogramm  : Saal mit Bühne, Gaststätte und Wohnung. Quellen/Literatur  : Siehe Kat. Nr. 245. Abb. 99 245. Rabenstein (Chemnitz)/Sachsen Volkshaus II »Goldener Löwe« Oberfrohnaer Straße 100 Ankauf 1928 Träger Volkshaus für Rabenstein und Umgegend eGmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1928 Ankauf des Gasthofs und Ausflugslokals »Goldener Löwe«, Oberfrohnaer Straße 100, durch die Verein Volkshaus für Rabenstein und Umgegend eGmbH (Kaufpreis 157.000 Mark). 1933 Beschlagnahme, von einer Einziehung zugunsten des Landes Sachsen wird wegen der hohen Grundstücksbelastung abgesehen, 1934 Auflösung der Genossenschaft und Zwangsversteigerung des Volkshauses mit Zuschlag an Privatperson. 1948 SED-Eigentum, 1953 Eigentum des Volkes, HO-Gaststätte. Beschreibung  : Gasthofanwesen. Raumprogramm  : Unter anderem großer Saal mit Bühne, Vereinszimmer, Fremdenzimmer, Kegelbahn. Wirtschaftsgarten. Bemerkung  : Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Ort Niederrabenstein (1897 mit Oberrabenstein zur Gemeinde Rabenstein vereinigt und 1950 nach Chemnitz eingemeindet) zu einem Industriestandort der Strumpf- und Strickhandschuhfabrikation. Die Gründe für die Nichtausführung des ab 1925 geplanten, massiven Volkshausneubaus sind nicht bekannt, sie dürften jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit finanzieller Art gewesen sein. An die Erteilung der Bau526

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genehmigung für das stattdessen errichtete hölzerne Restaurationsgebäude hatte die Gemeinde noch die Bedingung geknüpft, dass dieses binnen fünf Jahren durch das eigentliche, bereits zuvor genehmigte Volkshaus in Gestalt eines drei- bis viergeschossigen Vereinsgebäudes mit Turnhalle ersetzt werden müsse. Offenbar reichte jedoch das Budget der Volkshausgenossenschaft nicht aus, um den mit einem Grundriss von rd. 45 x  20 m großzügig bemessenen Volkshausneubau zu realisieren, so dass es stattdessen 1928 zum Ankauf des Gasthofs »Goldener Löwe« kam. Das ursprünglich nur als Provisorium errichtete Unterkunftshaus von 1925/26 (Kat.  244) ist nach wechselvoller Geschichte bis heute erhalten geblieben, wenn auch in veränderter Form. Das ursprüngliche Gebäude beschreibt ein zeitgenössischer Artikel der Chemnitzer Volksstimme als »vornehmen Holzbau«, in dem »anheimelnd ausgestattete« Gasträume und ein »in künstlerischem Stil gehaltenes« Gesellschaftszimmer zur Verfügung standen.502 Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Chemnitz-Rabenstein, Oberfrohnaer Straße 100) Literatur  : Kämpfe, Ein Haus im Wandel der Zeiten  ; Volksstimme Chemnitz, 36.  Jg., Nr.  78, 3. April 1926, 2. Beilage u. 37. Jg., Nr. 99, 29. April 1927 [o. S.] Abb. 257 246. Rathenow/Brandenburg Gewerkschaftshaus Große Hagenstraße 19 Ankauf 1925 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Rathenow Geschichtliche Daten  : 1925 Erwerb des zentral gelegenen Hotels »Kaiserhof« durch die am 30. November 1925 von den freien Gewerkschaften gegründete Gewerkschaftshaus GmbH zum Kaufpreis von 180 000 RM  ; anschließend Renovierung der Restaurations- und Versammlungsräume  ; Wiedereröffnung des Hotelbetriebes mit zwölf Zimmern im Dezember 1926. 1933 Beschlagnahme und Sequestrierung, von der DAF als »Haus der Arbeit« genutzt  ; 1936 Zwangsversteigerung und Erwerb durch die Verbrauchergenossenschaft, in den 1940er Jahren u.a. Nutzung für Zwecke der Wehrmacht. Beschreibung  : Ehemaliges Hotel mit Restaurant und Garten  ; Festsaal für 1 000 Personen (rd. 345 qm), kleiner Saal für 200 Personen (rd. 80 qm), mehrere Sitzungszimmer. Bemerkung  : Den Hauptteil des Geldes für den Ankauf des Gewerkschaftshauses in Rathenow leistete vermutlich der DMV, indem er Darlehen beim Hauptverband und beim Konsumverein Rathenow aufnahm.503 Das Gewerkschaftshaus war nach eigener Aussage das »führende Haus am Orte«, wo »erstklassige und preiswerte Küche« serviert wurde. Zu den Nutzern gehörten neben den Gewerkschaften der Konsumverein, mehrere Arbeiter-Gesangvereine, die Freidenker, der Arbeiter-Radiobund, das Reichsbanner, die AWO sowie zeitweise auch die KPD. Die Verwaltungsstelle des DMV und der Ortsausschuss des ADGB hatten ihren Sitz seit dem Beginn der Weimarer Republik in der Jägerstraße 28. Als die dortigen Räume wegen Eigenbedarf gekün502 Volksstimme Chemnitz, 36. Jg., Nr. 78, 3. April 1926, 2. Beilage. 503 Zu einem späteren, nicht mehr genau nachvollziehbaren Zeitpunkt wurde noch eine Hypothek bei der Volksfürsorge in Höhe von 80 000 RM aufgenommen  ; detailliert hierzu  : Riesche, Hans Peter  : Örtliche Anlaufstellen der Arbeiterbewegung in ausgewählten Orten, Dez. 1997, unveröff. Typoskript, nachgewiesen im Kreis- und Verwaltungsarchiv des Landkreises Havelland, S. 67.

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digt wurden, erwarb der DMV 1929 das Nachbargrundstück des Gewerkschaftshauses (Große Hagenstraße 20) und richtete dort seine Büros und später auch eine Filiale der Arbeiterbank ein. Auch der ADGB fand hier seinen neuen Sitz, während die Verwaltungsstellen anderer Einzelgewerkschaften über die Stadt verstreut blieben. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 2207 [Abb., DMV-Haus Große Hagenstraße 20], 2213)  ; Kreisund Verwaltungsarchiv des Landkreises Havelland (Riesche, Örtliche Anlaufstellen) Literatur  : Rathenow, bearb. von Friedrich Sprotte, 2. Auflage, Berlin-Halensee 1930 (Abb.) Abb. 258 247. Rauscha O.-L. (Ruszów)/Polen (ehem. Provinz Niederschlesien) Volkshaus Ehem. Am Krahlweg Ankauf Um 1924 Träger Ortsausschuss der freien Gewerkschaften von Rauscha Oberlausitz e. V. Geschichtliche Daten  : Um 1924 Ankauf eines Grundstücks Am Krahlweg zur Nutzung als Volkshaus durch den vermutlich etwa gleichzeitig gegründeten Trägerverein des ADGB-Ortsausschusses Rauscha (Hypothek der Volksfürsorge). 1933 Beschlagnahme  ; 1938 Umbau und Erweiterung zur »Fachschule für Sägewerker« durch das Amt für Berufserziehung und Betriebsführung der DAF. Raumprogramm  : Einstöckiges Gebäude mit zwei Gasträumen und kleiner Küche (Restaurationsbetrieb)  ; in Stadtrandlage. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 2218) Literatur  : Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 28.  April 1938  ; Die Gewerkschaftshäuser in den Provinzen Nieder- und Oberschlesien, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., Nr. 6, Juni 1928, S. 2 248. Recklinghausen/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Herner Straße 39 Ankauf Um 1925 Träger Volkshaus Recklinghausen GmbH Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : Am 28. Januar 1922 Gründung der Volkshaus Recklinghausen GmbH  ; um 1925 Ankauf des Grundstücks Herner Straße  39  ; am 4./5.  Juli 1925 Eröffnung als Volkshaus. Sitz von ADGB, Verband der Bergbauindustriearbeiter, Baugewerksbund, SPD, Verband der Bergbauindustriearbeiter, dem Gemeinnützigen Bau- und Sparverein »Selbsthilfe« und der freien Sängervereinigung »Einigkeit«. 1933 beschlagnahmt und von der DAF genutzt. Raumprogramm  : Unter anderem Gastwirtschaft, Geschäftsräume, Versammlungssaal. Literatur  : Volksfreund [Recklinghausen], 7. Jg., Nr. 153, 4. Juli 1925  ; »Wo du gehst und stehst …«. Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933 bis 1945, hrsg. von Helmut Geck u.a., Recklinghausen 2002

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249. Regensburg/Bayern Volkshaus »Paradiesgarten« Richard-Wagner-Straße 2 (ehem. Ostendorferstraße) Ankauf 1926 Träger Volkshaus GmbH, Regensburg Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 14. Januar 1926 Gründung der Volkshaus GmbH  ; Ankauf des traditionsreichen Gaststättenanwesens »Paradiesgarten« (seit 1862 als einfacher Gasthof nachgewiesen, gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein nobles Café-Restaurant)  ; am 1. Mai 1926 Eröffnung als Volkshaus nach Renovierung und Umbau  ; u.a. Sitz von ADGB, Arbeitersekretariat, Verkehrsbund, Postgewerkschaft, DMV, Volksfürsorge, Arbeiterbibliothek. Im Mai 1933 Beschlagnahme. Nach 1945 Beschlagnahme durch die US-Militärregierung und Nutzung als Wohnhaus für Familien  ; im Dezember 1946 Wiedereinzug der Gewerkschaften, seitdem Sitz des DGB-Kreisverbands und der ihm angeschlossenen Einzelgewerkschaften  ; an der Fassade Gedenktafel für Antonie Pfülf und Alfons Bayerer  ; im Nachbarhaus Nr. 4 Sitz der SPD (seit 1988 »Antonie-Pfülf-Haus«). Beschreibung  : Viergeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte  ; Restaurant, Café, Saal, Büroräume  ; Gast- und Verwaltungsräume mit getrennten Eingängen. Garten. Bemerkung  : Die Raumgestaltung des Regensburger Volkshauses schuf der Maler J. Feichtmeier in »vornehmer Farbengebung«  ; das »Bierstübl« zierte eine »schwunghafte barocke Ornamentierung« mit »graziösen Figuren« des einheimischen Künstlers Max Wießner.504 Literatur  : 50 Jahre Wiedergründung der Gewerkschaften in Regensburg 1946/1996, hrsg. vom Deutscher Gewerkschaftsbund, Kreis Region Regensburg, Regensburg 1996  ; 140 Jahre SPD in Regensburg 1869–2009, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Stadtverband Regensburg, Regensburg 2009  ; Ehm, Rainer  : 100 Jahre SPD-Bezirksverband Oberpfalz. 60 Jahre Wiederbegründung. 143 Jahre Sozialdemokratie. 137 Jahre SPD in der Oberpfalz. 1906 – 1946 – 2006. Ein Streifzug durch die Geschichte der SPD in der Oberpfalz, Regensburg 2006  ; Denkmäler in Bayern, Bd. III.37, Stadt Regensburg, hrsg. vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Regensburg 1997  ; Der rote Feiertag in Regensburg, in  : Volkswacht für Oberpfalz und Niederbayern, 19. Jg., Nr. 99, Beilage, 3. Mai 1926 [o. S., o. V.]  ; Solidarität ist keine Einbahnstraße. Schlaglichter auf die Geschichte der Gewerkschaften in der Region Regensburg, bearb. von Kurt M. Kupec, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Region Regensburg, Regensburg [1999]  ; Ein Volkshaus in Regensburg Abb. 259 250. Reichenbach im Vogtland/Sachsen Volkshaus »Zum goldenen Anker« Markt 5 Ankauf 1919 Träger Volkshaus GmbH, Reichenbach i. V. (ab 1923) Umbauten Um 1929/30 u. 1931/32 Entwurf Arch. Paul Reinhold, Reichenbach Ausführung Bauhütte Pleißengrund, Werdau 504 Zitate aus  : Ein Volkshaus in Regensburg.

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Verbleib Mit Veränderungen erhalten Geschichtliche Daten  : 1919 Ankauf Gasthofs zum goldenen Anker durch drei Treuhänder

(Kaufpreis 100 000 Mark)  ; am 24. Juni 1923 Gründung der Volkshausgesellschaft durch SPD und Gewerkschaftskartell und Eigentumsübertragung auf diese  ; 1927 Planung eines Umbaus, hierzu Schaffung eines Baufonds  ; um 1929/30 Um- und Ausbau (Aufstockung, Einbau eines Kastenerkers über dem Haupteingang und Vergrößerung der Fenster im 1. OG) nach Plänen des Reichenbacher Architekten Reinhold durch die Bauhütte Pleißengrund, Werdau  ; 1931/32 Umbau der Vereinszimmer im Seitenflügel. Am 8. März 1933 von SS besetzt  ; am 15. März zunächst wieder geräumt, jedoch am 21.  März 1933 erneute Besetzung des Gebäudes und Nutzung als frühes Konzentrationslager für politische Häftlinge  ; später Dienststelle des SA-Sturmes  ; am 15. Mai 1933 Eröffnung des Konkursverfahrens, Zwangsverwaltung und Zwangsversteigerung mit Zuschlag an zwei Privatbrauereien, Fortführung als Gastwirtschaft »Goldner Anker«. 1946 Rückübertragung auf die wiedergegründete Volkshaus GmbH, 1948 FDGB-Vermögen, 1955 Umbau. Heute städtisches Eigentum  ; trotz Denkmalstatus zum Geschäftshaus mit Büroloft und Drogeriemarkt umgebaut. Beschreibung  : Urspr. dreigeschossiges, auf vier Geschosse aufgestocktes Vorderhaus. Raumprogramm  : Im EG Laden (Volksblattfiliale, Volksbuchhandlung und Zigarrengeschäft), Restaurant  ; im 1. OG Café, im 2. OG Büros, 13 Fremdenzimmer (mit 20 Betten)  ; außerdem Wannenund Brausebad. Bemerkung  : Mit dem Haus Markt 5 erwarben die Reichenbacher Gewerkschaften ein Gebäude mit idealer Zentrumslage unweit des Rathauses. 1932 errichtete die Bauhütte Pleißengrund einen Neubau für das Arbeitsamt auf einem zu diesem Zweck abgetrennten Teilgrundstück der Volkshausgesellschaft. Im März 1933 wurde der Kommunist Albert Janka im Volkshaus von Nationalsozialisten misshandelt und erhängt. Quellen  : BArch Berlin (DY 34 5088 [Abb.])  ; GIRO Berlin (Objektakte Reichenbach, Markt 5) Literatur  : Fehlhauer, Gero  : Gesichter einer Stadt. Reichenbach i. V. 1933–1945, Reichenbach i. V. 2004  ; Hesse, Klaus und Philipp Springer  : Vor aller Augen. Fotodokumente des nationalsozialistischen Terrors in der Provinz, Essen 2002 (Abb.)  ; Igl, Marion und Marion Schulz  : Reichenbach/Vogtland. Porträt einer Stadt, Horb am Neckar 1999 (Abb.)  ; Sächsische Gewerkschaftszeitung, 3. Jg., Nr. 29, 1. September 1927  ; Soziale Bauwirtschaft, 10. Jg., Nr. 20/21, 25. Oktober 1930, S. 496  ; Soziale Bauwirtschaft, 10.  Jg., Nr.  20/21, 1930 (Abb.)  ; Weber, Hermann und Andreas Herbst  : Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, Berlin 2004 Abb. 8 251. Reichenberg/Bayern Volkshaus »Zum Guttenberger Wald« Haus Nr. 166 Ankauf Um 1928 Träger Volkshaus zum Guttenberger Wald eGmbH, Reichenberg Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Im Dezember 1928 Gründung der Volkshaus zum Guttenberger Wald eGmbH in Reichenberg durch Gewerkschaftsmitglieder, in erster Linie des Steinarbeiterverbandes  ; vermutlich kurz darauf Ankauf des ehem. Gasthauses Jordan (Haus Nr. 116) und Nutzung als Gewerkschaftshaus. 1933 Beschlagnahme. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte, Nebengebäude, Wirtschaftsgarten. 530

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Quellen  : AdMA München (Bestand VTG) Literatur  : Schindler, Wolfgang und Ulrich Rüthel  : Markt Reichenberg mit seinen Ortsteilen Al-

bertshausen, Fuchstadt, Lindflur, Uengershausen. Bilder aus vergangener Zeit, Horb am Neckar 1989 (Abb.)

252. Reinheim (Odenwald)/Hessen Volkshaus Heinrichstraße 77 Neubau 1928 Bauherr Volkshaus-Bauverein e. V., Reinheim Entwurf Bautechniker Otto Stühlinger, Reinheim Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 10.  Dezember 1927 Gründung eines Volkshaus-Bauvereins e.  V. durch die Reinheimer Arbeitervereine (Eintragung ins Vereinsregister am 27.  Februar 1928)  ; kurz darauf Ankauf eines Baugrundstücks aus städtischem Besitz (Finanzierung u.a. durch »Bausteine« im Wert von 20 bis 50 Pfennigen)  ; Erstellung von Bauplänen durch den Bautechniker Otto Stühlinger505  ; 1928 Einweihung des Volkshauses. 1933 Beschlagnahme und Umbenennung in »Adolf-Hitler-Haus«, vom Reichsarbeitsdienst und von der Wehrmacht (als Versorgungslager) genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg Wiedergründung eines Volkshausvereins506 und Rückübertragung des Volkshauses. 1963–1965 Umbau und Modernisierung  ; heute Gaststätte. Beschreibung  : Schlichte, eingeschossige Halle, urspr. unverputzter Backsteinbau mit Walmdach  ; die der Straße zugewandte Stirnseite mit expressionistischen Anklängen (dreieckige Fensterformen, spitzer Dreiecksgiebel über dem Haupteingang)507. Raumprogramm  : Versammlungssaal, Gaststätte und Nebenräume  ; Garten. Quellen  : Stadtarchiv Reinheim (schriftl. Auskunft Sonja Schmidt   ; Kopien der Baupläne Sign.  XXVI, 3, 17, 22  ; Abbildungen aus der Slg. Heinrich Heeren)  ; AdsD Bildarchiv, Sign  6/ FOTB001685, 6/FOTB016365, 6/FOTB016366 Literatur  : 50 Jahre Vereinsjubiläum Volkshausverein Reinheim  ; 60 Jahre SPD Ortsverein Reinheim 1903–1963, hrsg. vom SPD-Ortsverein Reinheim [Reinheim 1963] (Abb.) Abb. 98 253. Remscheid/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Bismarckstraße 59/61 505 »Otto Stühlinger Baut.« ist der Unterzeichner der im Stadtarchiv erhaltenen Baupläne. Möglicherweise war er mit dem Turnwart Georg Stühlinger der Freien Turnerschaft in Reinheim verwandt und selbst aktives Mitglied der Arbeiterbewegung  ; vgl. Heeren, Heinrich  : 50 Jahre Volkshaus in Reinheim, in  : 50 Jahre Vereinsjubiläum Volkshausverein Reinheim e. V. 1927–1977, hrsg. vom Volkshausverein Reinheim e. V., Reinheim 1977 [o. S.]. Die im StArch Reinheim erhaltenen Baupläne datieren erst auf den 22. März 1929. 506 1997/98 im örtlichen Sportverein (SV 45) aufgegangen. 507 Auf den im Stadtarchiv Reinheim erhaltenen Bauplänen (dat. März 1929) zeigt die Stirnseite keine expressionistischen Elemente, sondern rechteckige Fensterformen und einen klassisch proportionierten Dreiecksgiebel über dem Haupteingang  ; StArch Reinheim, Sign. XXVI, 3, 17, 22.

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Ankauf 1910 Träger Volkshaus Remscheid eGmbH Saalneubau Mitte der 1920er Jahre Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1907 Gründung einer Volkshausgenossenschaft  ; 1910 Ankauf des Ho-

telgebäudes Bismarckstraße  61 und Umfunktionierung zum Volkshaus  ; in den 1920er Jahren Erweiterung um einen Saalbau mit Bühne und ein Jugendheim  ; u.a. Sitz von Gewerkschaften, Partei, Redaktion und Druckerei der »Bergischen Volksstimme«, »Gemeinschaftshilfe« und Volkschor. 1933 Beschlagnahme, in der Folgezeit »Haus der Deutschen Arbeit« der DAF. 1943 zerstört, Ende der 1950er Jahre DGB-Neubau auf demselben Grundstück, bis 1990 Sitz des DGBKreises Remscheid. Beschreibung  : Viergeschossiges Wohnhaus des 19. Jahrhunderts mit Hotel- und Restaurantbetrieb sowie Verwaltungsräumen. Bemerkung  : Bezeichnend für Remscheid als ehemals kommunistische Hochburg ist die Tatsache, dass das ursprünglich sozialdemokratische Volkshaus ab 1918 zunächst durch die USPD und nach deren Auflösung durch die KPD geführt wurde. Die Volkshausgenossenschaft und das Haus selbst standen jedoch stets auch Arbeitern offen, die nicht Mitglied einer Partei waren. Während des Bestehens des Volkshauses fand eine Umgestaltung der Fassade statt, bei welcher der überbordende historistische Zierrat am Giebel des 1910 erworbenen Hotelgebäudes entfernt wurde, jedoch der Dekor an Erker und Fenstern erhalten blieb. Quellen  : FES Bonn, Bildarchiv (6/CARD000301  ; 6/FOTB001826) Literatur  : Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., 1927, Nr. 1/2, S. 6 (Abb.)  ; Reformführer NordrheinWestfalen   ; Rhefus, Spurensicherung 1920   ; Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …« (Abb. S. 219) 254. Rendsburg/Schleswig-Holstein Gewerkschaftshaus Paradeplatz 3/Ecke Prinzessinnenstraße Ankauf Spätestens 1920 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Rendsburg Verbleib Mit Veränderungen erhalten Geschichtliche Daten  : Spätestens 1920 Ankauf des Etablissements »Germania«508 am zentral gelegenen Paradeplatz durch die Gewerkschaften (Finanzierung u.a. durch Sonderbeiträge)  ; am 4. Februar 1929 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH, Rendsburg. Am 2. Februar 1933 wird eine versuchte Stürmung des Gewerkschaftshauses seitens Nationalsozialisten von der Polizei verhindert  ; im Mai 1933 Beschlagnahme, nach Zwangsversteigerung von der DAF genutzt. Nach 1945 zunächst Standort der alliierten Militärmission, später Hotel, heute Reha-Zentrum und Restaurant. Beschreibung  : Zweigeschossiges barockes Gasthofgebäude mit ausgebautem DG  ; u.a. mit Restaurant, Fremdenzimmern und großem Saal. Literatur  : Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung, 508 Errichtet 1693 durch den Baumeister Domenico Pelli, damals bedeutendster Gasthof in Rendsburg  ; im Laufe der Zeit unter verschiedenen Namen geführt  : Weinhaus, Stadt Copenhagen, Pahls Hotel, Zum Deutschen Kaiser, Germania.

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Bd. 7 (Schleswig-Holstein I, Nördlicher Landesteil), hrsg. vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945 u.a., Köln 1993  ; Kalk, Wilfried  : Arbeiterbewegung in Rendsburg seit 1848. Die Geschichte der IG Metall Verwaltungsstelle bis 1986, Kiel 1986 (Abb.)  ; Rendsburger Köpfe in Großaufnahme, in  : Slesvigland, 3. Jg., Nr. 6, 1982, S. 444/445  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 2. Februar 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330202.pdf (Abruf am 15. August 2014) 255. Reumtengrün (Auerbach/Vogtl.)/Sachsen Volkshaus Bergstraße Ankauf 1929 Träger Volkshaus eGmbH, Reumtengrün Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : Am 25. April 1929 Eintragung der Volkshaus eGmbH in Reumtengrün ins Genossenschaftsregister (mit Satzung vom 24. Februar 1929)  ; 1929 Ankauf eines vermutl. nur mit einer einfachen Unterkunftshalle bebauten Grundstücks mit Sportplatz an der Bergstraße (Vorbesitzer  : Arbeiter-Turn- und Sportverein Waldeslust  ; am 21.  August 1929 Grundbucheintragung)  ; am 16. Oktober 1931 Eröffnung des Konkursverfahrens über das Genossenschaftsvermögen, 1932 Löschung der Genossenschaft und Eigentumsübergang auf die Hauptgläubigerin Brauerei J. F. Schmidt, Rodewisch  ; 1936 Vermietung an die Gemeinde, unter dem Namen »FritzUnger-Heim« für Zwecke der HJ genutzt  ; 1942 Grundstücksverkauf und Abriss der Bebauung. Heute Campingplatz mit Bungalows. Quellen  : AdsD Bonn (ADGB-Restakten, NB 83)  ; GIRO Berlin (Objektakte Reumtengrün, Bergstraße) 256. Reutlingen/Baden-Württemberg Gewerkschaftshaus Ehem. Wernerstraße 1 Ankauf 1921 Träger Einzelpersonen als Treuhänder509 Um- und Erweiterungsbau 1924/25 Ausführung Bauhütte Achalm, Reutlingen Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : Ab Februar 1920 Pacht des Grundstücks Wernerstraße 1  ; am 14. Oktober 1921 Ankauf durch Treuhänder der Vereinigten Gewerkschaften Reutlingens510  ; am 4. April 1924 Beschluss zum Erweiterungsbau auf Anregung des Konsum- und Sparvereins  ; 1924/25 Umbau und Erweiterung durch die Bauhütte Achalm, Reutlingen, am 1. Mai 1925 Neueröffnung  ; 1928/29 Renovierung. Sitz der Verbände der Metall-, Fabrik-, Leder-, Textil- und Holzarbeiter sowie des Baugewerksbundes, der Bauhütte Achalm, der Volksfürsorge und der »Freien Presse«. 509 Als Treuhänder sind Ernst Hipp und Gottlob Sigmund überliefert, vgl. Wir lernen im Vorwärtsgehen  ! Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Reutlingen 1844–1949, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Reutlingen, Heilbronn 1990, S. 264. 510 Finanzierung hauptsächlich durch die Verbände der Textil- und Metallarbeiter  ; vgl. Lange, Holger  : Mit

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Am 24. März und 11. April 1933 von SA-Angehörigen besetzt und von der NSBO verwaltet, nach der endgültigen Übernahme am 2.  Mai 1933 wird die nun in »Deutsches Haus« umbenannte Gaststätte von der Arbeiterschaft boykottiert  ; am 27.  Oktober 1936 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die beliefernde Brauerei Leicht  ; 1945 bei Bombenangriff weitgehend zerstört. 1949 Rückgabe an die Gewerkschaften und Wiederaufbau  ; 1969 Abriss im Rahmen des Straßenbaus. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus mit Restaurationsbetrieb »Deutsche Haus«, Versammlungsräume, Bibliotheks- und Lesezimmer, Büros und Wohnungen  ; Erweiterungsbau mit Laden des Konsum- und Sparvereins. Literatur  : Handbuch des Vereins Arbeiterpresse [1927]  ; Lange, Mit Wirtschaft und Versammlungssaal  ; Soziale Bauwirtschaft, 6. Jg., Heft 12, 15. Juni 1926, S. 143 (Abb.)  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1925, Nr. 21 (Abb.)  ; Wir lernen im Vorwärtsgehen (Abb.) Abb. 260 257. Rheine i. Westf./Nordrhein-Westfalen Volkshaus Rosenstraße 9 Ankauf 1919 Träger Volkshaus GmbH, Rheine Verbleib Abriss in den 1970er Jahren Geschichtliche Daten  : 1896 erste Überlegungen zur Schaffung eines Gewerkschaftshauses. Am 13. Oktober 1919 Gründung der Volkshaus GmbH in Rheine durch zehn Gesellschafter aus den Reihen der freien Gewerkschaften, kurz darauf Ankauf der Gaststätte der Familie Veltmann (ehem. Kaiser-Wilhelm-Halle), Rosenstraße  9. Sitz von ADGB-Ortsausschuss, Textilarbeiterverband und SPD. Ab Februar 1933 Übergriffe von Nationalsozialisten auf das Volkshaus  ; am 2. Mai 1933 von SA besetzt und beschlagnahmt  ; fortan »Haus der deutschen Arbeit« der NSBO und DAF  ; 1937 Verkauf an privat  ; 1938 Löschung der Volkshaus-GmbH im Handelsregister. 1954 Rückgabe des Grundstücks an den DGB  ; 1960 Verkauf an privat  ; 1961/62 Neubau eines Gewerkschaftshauses am Kardinal-Galen-Ring 98 (Architekten Grygo, Düsseldorf, und Weineck, Rheine)  ; in den 1970er Jahren Abriss des ehem. Volkshausgrundstücks im Zuge der Stadtsanierung. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte und Saal  ; Büroräume  ; Hotelzimmer  ; Wirtswohnung. Bemerkung  : Nachdem die Anträge des ADGB-Ortsausschusses Rheine für den Kauf des Volkshausgrundstücks beim ADGB-Bundesvorstand und beim Vorstand des Deutschen Textilarbeiter-Verbandes abgelehnt worden waren, wurde beschlossen, das Projekt durch Gründung der Volkshaus-GmbH auf eigenes Risiko zu verwirklichen. Der Sozialdemokrat Mathias Thesing, der zum Zeitpunkt der Beschlagnahme der Wirt des Volkshauses war, engagierte sich nach dem Krieg für die Rückgabe des Volkshauses an die neu gegründete Volkshausgesellschaft. Im Rahmen der Rückübertragungsformalitäten kam es zu Unstimmigkeiten zwischen Thesing und der neuen Einheitsgewerkschaft DGB  : Während Thesing in der Tradition der »Vorkriegssozialdemo

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Wirtschaft und Versammlungssaal, 28. April 2000, http://www.zeit-zeugnisse.de/Home/themen_artikel,Mit-Wirtschaft-und-Versammlungssaal-_arid,132769.html (Abruf am 16. August 2014).

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kratie« sowohl die Gewerkschafts- als auch die Parteiarbeit im Volkshauses fortgeführt wissen wollte, pochte der DGB auf parteipolitische Neutralität. Letztlich setzte sich der DGB mit seiner Haltung durch.511 Quellen  : StArch Rheine (schriftl. Auskunft Dr. Thomas Gießmann) Literatur  : Gewerkschaft Textil-Bekleidung  ; Kurz, Lothar  : 100 Jahre SPD Ortsverein Rheine, in  : Rheine – Gestern heute morgen, 41. Ausgabe, 1998, Nr. 2, insbes. S. 29 f. (Abb.)  ; Vor 70 Jahren wurden die Gewerkschaftshäuser besetzt, http://www.dgb-rheine.de/archiv/mai1933/1mai33. htm (Abruf am 23.  Juli 2014)   ; Scheibe/Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …« (Abb. S. 220) Rheinstetten s. → Forchheim b. Karlsruhe, Mörsch 258. Ribnitz (Ribnitz-Damgarten)/Mecklenburg-Vorpommern Volkshaus Gänsestraße 26 (ehem. Nr. 213) Ankauf Um 1925 Träger und Bauherr Versch. Einzelpersonen als Treuhänder Erweiterung Ab 1925 Entwurf Arch. Wilhelm Voß, Ribnitz Umbau und Umgestaltung 1930 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Um 1925512 Beschluss der Gewerkschaftsverbände zum Ankauf und Umbau des Wohnhausgrundstücks Gänsestraße 26 zu einem Gewerkschaftshaus  ; ab 1925 Planung eines Saalbaus auf dem rückwärtigen Grundstücksteil, aus Kostengründen nicht realisiert513  ; stattdessen Anbau eines Versammlungsraumes (zum Teil in Eigenarbeit)  ; 1930 ff. Vergrößerung der Gaststube, rückseitig Aufstockung des Vorderhauses und Modernisierung der Fassade mit Schaffung eines Balkons für Ansprachen. Während der Maifeier des 1.  Mai 1933 von SA-Männern gestürmt, am folgenden Tag beschlagnahmt (eine Enteignung allerdings nicht nachweisbar). Heute Gaststätte »Deutsches Haus«. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte  ; Fassade mit modernistisch-expressionistischer Klinkerverblendung (1930 ff.) und Balkon für Ansprachen über dem Eingang  ; im EG Gaststube, Vereinszimmer sowie rückseitig anschließend Versammlungsraum, im OG mehrere Räume, vermutl. für Herbergszwecke. Bemerkung  : Als Eigentümer des Gewerkschaftshausgrundstücks sind zwischen 1925 und 1933 der Maurer Heinrich Strüwing und später Johann Heuer belegt  ; eine konkrete Treuhänderschaft für die Gewerkschaften, von der Erichson in seiner Geschichte von Ribnitz berichtet, ist wahr-

511 Gewerkschaft Textil-Bekleidung Verwaltungsstelle Rheine 1902–1977, hrsg. vom Vorstand der Verwaltungsstelle Rheine der Gewerkschaft Textil-Bekleidung, Rheine 1977, S. 112 f. 512 Hans Erichson nennt das Jahr 1927, allerdings tragen die Bauzeichnungen zum Saal das Datum 5. Februar 1925  ; vgl. Erichson, Hans  : Zur Geschichte der Städte Ribnitz und Damgarten von der Gründung im 13. Jahrhundert bis zum Zusammenschluss im Jahre 1950, Ribnitz-Damgarten 1997. 513 Baupläne im StArch Ribnitz-Damgarten erhalten.

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scheinlich, allerdings anhand der Bauakten nicht nachzuweisen.514 Immerhin waren die Gewerkschaften Inhaber der Schankkonzession. Auch auf den aus diesem Zeitraum stammenden Bauplänen sind neben dem Eigentümer (als dem eigentlichen Bauherrn) die Gewerkschaften verzeichnet. Es ist demnach davon auszugehen, dass die damals geplanten und vorgenommenen Umbaumaßnahmen im Auftrag der Gewerkschaften vorgenommen wurden und überwiegend oder vollständig aus Gewerkschaftsgeldern finanziert worden sind. Zwar wird bei Erichson von einer Besetzung und Beschlagnahme des Hauses im März und Mai 1933 berichtet, eine Enteignung des Grundstücks hat jedoch nicht stattgefunden, da es sich offiziell stets um Privateigentum handelte.515 Die ab 1930 geplante Umgestaltung der Fassade in den Formen einer modernistisch-expressionistischen Klinkerbauweise fällt stilistisch aus dem Rahmen des Ortsüblichen und nimmt auch im Werk von Wilhelm Voß, der vor Ort die Stellung eines »Architekten für alles« hatte, eine Sonderstellung ein. Der im Zuge der Modernisierung neu geschaffene Balkon – laut Bauplan explizit »für Ansprachen« bestimmt – zeigt, dass die Umgestaltung auf Wunsch der Arbeiterorganisationen vorgenommen wurde. Dies lässt den Schluss zu, dass diese auch für die Stilwahl verantwortlich zeichneten. Die Klinkerfassade, die bis heute im Ortsbild als Fremdkörper wahrgenommen wird, kann demnach als Beispiel dafür gewertet werden, dass sich auch einzelne Arbeiterorganisationen der Provinz darum bemüht haben, ihrem Selbstverständnis als gesellschaftliche und politische Kraft der Zukunft durch die Aneignung zeitgemäßer Bauformen Ausdruck zu verleihen. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Ribnitz-Damgarten, Gänsestraße  26)   ; StArch Ribnitz (schriftl. und mündliche Auskunft Jana Behnke) Literatur  : Erichson, Zur Geschichte der Städte Ribnitz und Damgarten Abb. 261 Riedstadt s. → Crumstadt 259. Riesa/Sachsen Volkshaus Rudolf-Breitscheid-Straße 15–19 (ehem. Bismarckstraße 77) Neubau 1929/30 (teilweise realisiert) Bauherr Volkshaus GmbH, Riesa Entwurf Arch. Hans Waloschek (GEWOG516, Dresden) Ausführung Baufirma Louis Schneider, Riesa Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1925 Beschluss des ADGB-Ortsauschusses über die Erhebung von Sonderbeiträgen zur Ansammlung eines Volkshausfonds (pro Mitglied und Quartal 15 Pfennige)  ; am 5. Januar 1928 Gründung der Volkshaus GmbH Riesa unter Beteiligung von zehn Gewerkschaftsverbänden, dem Bezirkskonsum- und Sparverein »Volkswohl« eGmbH in Riesa, der Firma 514 Vgl. Erichson, Zur Geschichte der Städte Ribnitz und Damgarten, S. 213  ; Erichsons Kenntnisse dürften zu einem großen Teil auf Zeitzeugenberichten beruhen  ; vgl. auch GIRO Berlin, Objektakte Ribnitz-Damgarten, Gänsestraße 26. 515 Vgl. Erichson, Zur Geschichte der Städte Ribnitz und Damgarten, S. 230. 516 Gemeinnützige Wohnungs- und Heimstätten-Gesellschaft für Arbeiter, Angestellte und Beamte GmbH, eine der Tochtergesellschaften der freigewerkschaftlichen Deutschen Wohnungsfürsorge-AG (DEWOG).

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R. Schmidt & Co. in Meißen, der Ortsgruppe Riesa der SPD und des örtlichen Vereins für Freidenkertum und Feuerbestattung  ; Ankauf des Erbbaurechts für ein 4 000 qm großes Grundstück aus dem Besitz der Stadt Riesa (Laufzeit 100 Jahre)  ; Entwurf und Planung eines Volkshauses mit Wohnblock durch die Gemeinnützige Wohnungs- und Heimstätten-Gesellschaft für Arbeiter, Angestellte und Beamte GmbH, Dresden (GEWOG) bzw. deren Architekt Hans Waloschek  ; am 9. April 1929 Einreichung des Baugesuchs  ; am 27. Juli 1929 Grundsteinlegung  ; am 1. März 1930 Eröffnung des ersten Bauabschnitts (Baukosten rd. 300 000 Mark, überwiegend finanziert durch Hypotheken und Darlehen)  ; kurz darauf Beginn des zweiten Bauabschnitts (1931 Fertigstellung des GEWOG-Wohnblocks mit 38 Wohnungen)  ; der dritte Bauabschnitt (großer Saalbau) nicht ausgeführt. 1933 Beschlagnahme, 1938 Enteignung. In der DDR-Zeit Sowjet-Kaserne. Nach 1990 über mehrere Jahre Leerstand wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse  ; seit 2000 in städtischem Besitz, 2008 Wettbewerbsausschreibung zur Umnutzung als »Mehrgenerationenhaus«  ; 2012 Verkauf an einen Privatinvestor, Pläne zu Sanierung und Umbau als Wohn- und Geschäftshaus. Beschreibung  :517 Aus mehreren kubischen Baukörpern gefügte, asymmetrische Baugruppe im Sinne des Neuen Bauens  : bestehend aus einem fünfgeschossigen rechteckigen Baukörper (Verwaltungstrakt518), einem vorgezogenen und turmartig erhöhten Treppenhaustrakt und einem zweigeschossigen, quadratischen Versammlungsgebäude  ; an der Fenstergestaltung die einzelnen Funktionsbereiche ablesbar  : Schaufensterverglasung im Café (EG), die Büroräume mit breit gelagerten Sprossenfenstern, 15 m hohes vertikales Fensterband am Treppenhaus, quadratische »Reformschiebefenster« an Restaurant und Sitzungszimmer, schmale, hochrechteckige Sprossenfenster am Saal  ; an der Hauptfassade schlichter Redebalkon mit Metallbrüstung. Konstruktion in Kombination aus Eisenbetonskelettbau und Ziegelmauerwerk. Raumprogramm  : Im EG des Verwaltungstrakts Café und Geschäftsführerzimmer, im 1. und 2. OG Büroräume (insges. 22), im 3. und 4.  OG Fremdenzimmer (insges. 12) und Wohnungen  ; im EG des Versammlungstrakts Gastzimmer (Restaurant), Sitzungszimmer (insges. 3), Stehbierhalle und Küche, darüber Saal für 250 Personen und Erfrischungsraum  ; im Keller Bade-, Umkleide- und Geräteräume für die Sportvereine, Samariter- und Mannschaftsräume, Kegelbahn, Wirtschaftsräume  ; Wirtschaftsgarten. Innenausstattung  : Im Saal Parkettboden, im Treppenhaus Granitkunststeinstufen, sonst Linoleumbelag  ; sämtliche Räume mit Doppelfenstern und Gittersperrtüren der Deutschen Werkstätten, Hellerau (Beschläge aus Weißbronze), Beleuchtungskörper »nach modernen Grundsätzen entworfen«  ; die Decken ursprünglich in Sichtbeton  ; »farbige Ausgestaltung« der Räume »durch eine reinliche Farbgebung«. Technische Ausstattung  : Warmwasserheizung, elektrische Großküchenanlage, Radio- und Schallplattenanlage in den Gesellschaftsräumen, zentral gesteuerte Uhrenanlage, Telefonanlage in allen Räumen. Bemerkung  : Der Architekt des Riesaer Volkshauses Hans Waloschek stammte aus Wien und kam 1920 als junger Mann nach Leipzig.519 In den 1920er Jahren engagierte er sich in der Sied517 Die Beschreibung folgt den Angaben in der Eröffnungsfestschrift  ; vgl. Festschrift zur Eröffnung des Volks­hauses Riesa, S. 13–31. 518 Gemäß der Ursprungsplanung sollte der Bürotrakt 15 Achsen umfassen, wovon nur elf zur Ausführung kamen  ; vgl. Abbildung eines Modells aus dem Nachlass des Architekten in  : Volkshaus Riesa, S. 7. 519 Zu Biographie und Werk vgl. Waloschek, Jutta und Pedro  : Der Architekt Hans Waloschek. Sein Leben und Werk, in  : Volkshaus Riesa, S. 83–105.

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lerbewegung und unternahm Studienreisen in Deutschland und Holland um die neuesten ästhetischen und technischen Fortschritte im Bereich des Wohnungsbaus kennenzulernen. Nach Berlin und zur DEWOG gelangte er Anfang 1927  ; deren Direktor Richard Linneke vermittelte ihn an das Atelier des DEWOG-Architekten Willi Ludewig, wo er an der Planung von Wohnblocks und Siedlungen in Berlin und Umgegend beteiligt war. Noch im selben Jahr erhielt er das Angebot, in das »Baubüro Mitteldeutschland« der DEWOG zu wechseln. In Waloscheks Person verband sich sozialdemokratische Gesinnung – er war Mitglied der SPD und im Reichsbanner aktiv – mit avantgardistischer Kunstauffassung, was ihn für seine Aufgabe als Leiter des Architekturbüros der 1928 durch ihn neu gegründeten DEWOG-Tochter »GEWOG-Dresden« prädestinierte.520 Das Riesaer Volkshaus hätte zu einem Musterbeispiel für die Umsetzung ähnlicher Projekte in aufstrebenden Klein- und Mittelstädten werden können. Die hervorragende städtebauliche Lage des Volkshauses sollte sich erst in der Zukunft erfüllen  : In der Nähe des damals noch abgelegenen Baugeländes war zwischen Bahnhof und Bismarckstraße die Schaffung eines neuen Stadtzentrums für die durch Eingemeindungen wachsende Stadt geplant, in dem ein neues Rathaus, Schulen und weitere öffentliche Gebäuden entstehen sollten. Auch wenn der Einbruch der Weltwirtschaftskrise die Ausführung des großen Saalbaus verhinderte, stellt das Volkshaus Riesa eines der architektonisch qualitätvollsten Ensembles unter den deutschen Volkshäusern dar. Quellen  : AdsD Bonn (ADGB Restakten NB 731)  ; GIRO Berlin (Objektakte Riesa, Rudolf-Breitscheid-Straße 19  ; Bauakte Riesa) Literatur  : Escherich, Erklären, Inszenieren, Provozieren  ; Escherich, Mark und Hjördis Hoffmann  : Das Volkshaus Riesa. Ein unbequemes Baudenkmal und zwei studentische Projektarbeiten der Bauhaus-Universität Weimar, in  : Bauhaus im Ural II, hrsg. von L. Tokmeninowna und Astrid Volpert, Jekaterinburg 2009 (nicht eingesehen)  ; Festschrift zur Eröffnung des Volkshauses Riesa  ; Sächsische Gewerkschaftszeitung, 3.  Jg., Nr.  18, 3.  Beilage, 15.  März 1927  ; Der schlaue Turm von Riesa. Wissenswertes über den Volkshaus-Bau 1928–1932, hrsg. von Pedro Waloschek, Hamburg 2007 (nicht eingesehen)  ; Thieme, Siegfried  : Riesa an der Elbe in alten Ansichten, Zaltbommel (Niederlande) 1991  ; Waloschek, Das Volkshaus Riesa und sein Architekt Abb. 71, 72, 262, 263 260. Rimpar/Bayern Gewerkschaftshaus »Zum Goldenen Hirschen« Marktplatz 3 Ankauf 1928 Träger Genossenschaft Gewerkschaftsheim eGmbH, Rimpar Beschreibung  : Zweigeschossiges Gasthaus. Bemerkung  : Rimpar galt 1925 mit 3 325 Einwohnern als das größte Dorf Unterfrankens. Gut zwei Drittel der Einwohnerschaft waren Arbeiter. Adolf Wagenbrenner, zum Zeitpunkt der Gleichschaltung im März 1933 sozialdemokratischer Bürgermeister Rimpars, ist als Geschäftsführer des Gewerkschaftshauses überliefert.

520 In der Eröffnungsfestschrift wird er als Genosse bezeichnet  ; auch seine Frau Grete Stark war in der SAJ aktiv  ; vgl. Festschrift zur Eröffnung des Volkshauses Riesa, S. 5 und Volkshaus Riesa, S. 86 u. S. 91.

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Quellen  : AdMA München (VTG, Ordner Würzburg-Rimpar) Literatur  : Arnold, Alfons  : Rimpar. Beitrag zur fränkischen Heimat- und Landesgeschichte, dar-

gestellt am Schicksal seiner Menschen und am Werdegang des Dorfes, III.  Teil, Im Lichte der Gegenwart, Rimpar 1969 (Abb.: Zeichnung)  ; Will, Christian und Werner Siegler  : Das ist Rimpar. Das Arbeiterdorf vor den Toren der Stadt Würzburg, Rimpar 1978

261. Rötha/Sachsen Gewerkschaftshaus August-Bebel-Str. 63 (ehem. Am Sportplatz) Neubau 1925/26 Bauherr Arbeiter-Turn- und Sportverein Rötha e. V. Entwurf Arch. Matthes, Rötha Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1910 erstmals Überlegung zum Bau eines Arbeiterheims für SPD, Gewerkschaften und Turnerschaft und Einrichtung eines »Baufonds« (tatsächlich eine Art Sammelbüchse)  ; 1921 lehnt die Stadt ein Gesuch der Arbeiterorganisationen ab, die ungenutzte Gasanstalt zu einem Turn- und Versammlungslokal auszubauen  ; um 1923 Ausgabe von Baufondsmarken (zunächst für die Errichtung eines Sportplatzes)  ; am 17.  Mai 1924 Einreichung eines Kaufgesuchs hinsichtlich eines Baugeländes neben dem Wasserturm bei der Stadtverwaltung, am 15. November 1924 wird dem Gesuch stattgegeben, noch am selben Tag Beschluss des Gewerkschaftskartells zum Bau eines Gewerkschaftshauses (Finanzierung über die Erhebung von Pflichtbeiträgen und den Verkauf von Anteilscheinen unter Gewerkschafts- und SPD-Mitgliedern sowie ein Darlehen der Brauerei C. W. Naumann, Leipzig-Plagwitz  ; außerdem freiwilliger Arbeitseinsatz der Mitglieder)  ; wegen seiner Rechtsfähigkeit tritt der Arbeiter-Turn- und Sportverein Rötha e. V. als Grundstückseigentümer und Bauherr auf (Grundbucheintragung am 14. Dezember 1927)  ; Ausschreibung des Bauauftrages  ; von fünf eingereichten Vorschlägen wird der des Architekten Matthes am 10. Februar 1925 auf einer Funktionärssitzung zur Ausführung bestimmt, zugleich Schaffung eines Bauausschusses  ; im Mai 1925 Baubeginn, am 30.  August 1925 Grundsteinlegung, am 17. Oktober 1925 Richtfest  ; Einweihung am 1. u. 24. August 1926  ; 1930 Einbau eines Lichtspieltheaters. Nutzung als Turnhalle und Versammlungslokal sämtlicher örtlicher Arbeitervereine. Am 13. März 1933 von SA-Angehörigen besetzt, in der Folgezeit Beschlagnahme  ; 1935 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Volksfürsorge, 1937 Verkauf an die Brauerei Naumann, Fortführung unter dem Namen »Deutsches Haus«  ; 1943 Verkauf an das Braunkohleverarbeitungswerk ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Nutzung als Lager für Zwangsarbeiter der Werke Böhlen und Espenhain, Errichtung einer »Barackenstadt« auf dem Bauplatz hinter dem Gewerkschaftshaus. Nach 1945 zunächst sowjetisches Eigentum, Fortführung unter dem Namen »Karl-Liebknecht-Haus«  ; 1956 Eigentum des Volkes, Fortführung als »Kulturhaus der deutsch-sowjetischen Freundschaft« des VEB Kombinats Espenhain. Seit den 1990er Jahren von der AWO genutzt (u.a. als Seniorenbegegnungsstätte)  ; heute Gaststätte mit Saalbetrieb. Beschreibung  : Zweigeschossige Baugruppe in schlichten, an Neubarock und Heimatschutzarchitektur orientierten Bauformen  ; bestehend aus einem hohen Saalbau mit Satteldach und zwei etwas niedrigeren, an den Stirnseiten angeordneten Kopfbauten (vorne Wohnhaus mit Gaststätte, hinten Bühnenhaus mit Nebenräumen) sowie einem seitlich anschließenden Bauteil (im EG klei539

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ner Saal, zum großen Saal hin geöffnet, darüber offene Terrasse)  ; am Saalbau helmbekrönter Dachreiter und Schmuckgiebel mit Schriftzug »Trotz alledem«. Im Saal zweiseitige Galerie entlang der Eingangs- und der rechten Längsseite. Bemerkung  : Einer der Hauptzweige der Röthaer Industrie war die Kürschnerei  ; die Kürschner stellten auch den zahlenmäßig größten Anteil im Gewerkschaftskartell dar. Zur Erbauungszeit wurde der Bau Gewerkschaftshaus genannt, heute hat sich die Bezeichnung Volkshaus etabliert. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Rötha, August-Bebel-Straße 63a, b) Literatur  : Der Bau des Volkshauses, hrsg. vom Stadt- und Heimatverein Rötha e. V., Röthaer Heimatblätter, Nr. 11, Rötha 2003 (Abb.)  ; Brauße, Horst  : Rötha in alten Ansichten, Zaltbommel (Niederlande) 1992 (Abb.)  ; Ratgeber für Spiel- und Sportplatz-Anlagen (Abb.)  ; Schober, Sybille  : Namen und Besitzer kamen und gingen  : Das Volkshaus blieb. Röthaer Volkshaus wird 70 Jahre alt, in  : Leipziger Volkszeitung, Ausgabe Bornaer Zeitung, 102. Jg., Nr. 181, 5. August 1996, S. 14 Abb. 264 262. Ronsdorf (Wuppertal)/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus Ascheweg 4 Ankauf Spätestens 1924 Träger Verwaltung der Bürohäuser der Gewerkschaften eGmbH, Ronsdorf Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10294) Literatur  : Handbuch des Vereins Arbeiterpresse [1927] 263. Roßlau (Elbe)521 (Dessau-Roßlau)/Sachsen-Anhalt Volkshaus Hauptstraße 51 (ehem. Mühlenstraße) Ankauf 1924 Träger Konsum-Produktiv-Genossenschaft Volkshaus eGmbH, Roßlau Verbleib Erhalten (ungenutzt) Geschichtliche Daten  : 1913 Gründung eines Sparvereins im Gewerkschaftskartell zwecks Beschaffung von Mitteln für ein Volkshaus, Beschluss über die Abführung eines Pflichtbeitrags durch die Gewerkschaften in Höhe von 5,20 Mark pro Mitglied  ; 1924 Ankauf des Gasthofs »Goldene Krone« durch die Konsum-Produktiv-Genossenschaft Volkshaus eGmbH in Roßlau (am 1. September 1924 Grundbucheintragung). 1933 Beschlagnahme  ; ab Oktober 1933 bis Juli 1934 Nutzung als frühes Konzentrationslager für politische Häftlinge aus dem anhaltinischen Raum522  ; 1936 Zwangsversteigerung und Übergang in Privatbesitz, Einrichtung eines Kinobetriebs. Nach 1945 Kreislichtspiele Roßlau und Theater der Jugend  ; in der DDR-Zeit Errichtung eines Gedenksteins für die Verfolgten des Naziregimes im Vorgarten. 2009 Leerstand. Beschreibung  : Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Saalanbau, Hofraum und Garten. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Roßlau, Hauptstraße 51) Literatur  : Bericht für 1913, hrsg. vom Arbeitersekretariat Dessau, Dessau [1914]  ; Drobisch/ 521 2007 mit Dessau zur Doppelstadt Dessau-Roßlau verschmolzen. 522 Zu den Folterungen und Misshandlungen im KZ Roßlau vgl. Kesselbauer, Ruth und Horst Thiele  : Beiträge zur Geschichte des Kreises Roßlau, Heft 2, Roßlau 1986, S. 19–22.

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Wieland  : System der NS-Konzentrationslager  ; Engelmann, Horst  : Sie blieben standhaft. Der antifaschistische Widerstandskampf in Dessau, Dessau 1965  ; Ihr Vermächtnis ist uns Verpflichtung. Beiträge zur Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung im Kreis Roßlau, hrsg. von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Kreisleitung Roßlau, Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung, Roßlau 1983  ; Kesselbauer/Thiele, Beiträge zur Geschichte des Kreises Roßlau Abb. 265 Siehe auch → Dessau 264. Rostock/Mecklenburg-Vorpommern Gewerkschaftshaus »Philharmonie« Doberaner Straße 134/135, Patriotischer Weg 33/35 Ankauf 1913 Träger Philharmonie GmbH, Rostock Umbau 1929 Planung Arch. W. Lütjohann, Rostock Verbleib Stark verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Ab Beginn der 1890er Jahre Suche der Arbeiterorganisationen nach einem eigenen Lokal  ; um 1912/13 Angebot zum Kauf des Tanzlokals »Philharmonie«  ; bei Abstimmung innerhalb des Gewerkschaftskartells einige Widerstände gegen das Projekt  ; am 26. Februar 1913 Gründung der Philharmonie GmbH  ; am 1. April 1913 Übernahme des Hauses durch die Gewerkschaften auf Initiative des Metallarbeiterverbands- und Kartellvorsitzenden Julius Asch und des SPD-Vorsitzenden Emil Werner  ; finanziert durch Gewerkschaften, Partei und Konsumverein. Entwicklung zum politischen und kulturellen Zentrum der mecklenburgischen Arbeiterbewegung  ; 1929 Einbau eines Restaurants im EG. Sitz von Arbeitersekretariat, ADGBOrtsausschuss, Landeskommission der freien Gewerkschaften Mecklenburgs, Verkehrsbund, Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter, Baugewerksbund, Eisenbahnerverband. Am 23. Februar 1933 SA-Überfall mit Verwüstungen  ; am 29. März 1933 Beschlagnahme, fortan von der DAF genutzt  ; 1942/43 Umbau und Erweiterung zum Interimstheater (nach Kriegszerstörung des Stadttheaters). 1945 Wiedereröffnung als Stadttheater (seit 1951 Volkstheater), 1975/77 erneut durchgreifender Umbau und Erweiterung. Beschreibung  : Viergeschossiges Wohnhaus mit Saalanbau (errichtet 1907/08, 1909 erweitert). Raumprogramm  : Gaststätte und Restaurant mit Speisesaal, mehrere Versammlungssäle (der große Saal mit umlaufender Galerie für bis zu 1 200 Personen geeignet), Herberge, Verwaltungsräume  ; Garten. Bemerkung  : Nach eigener Aussage handelte es sich beim Gewerkschaftshaus »Philharmonie« um die damals »größten und schönsten Lokalitäten Rostocks«.523 Quellen  : BArch Berlin (SAPMO DY 34 5091)  ; GIRO Berlin (Objektakte Rostock, Doberaner Straße 134/35  ; Bauakte Rostock) 523 Geschäftsbericht über das Jahr 1913, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Rostock, in  : Sammelband von Geschäfts-Berichten, 1907–1914, hrsg. vom Deutschen MetallarbeiterVerband, Stuttgart [1928], S. 143.

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Literatur  : Geschäftsbericht über das Jahr 1913, Bd.  1, S. 129–152  ; Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., Nr. 1/2, 1927, S. 7  ; Müller, Werner u.a.: Die Geschichte der SPD in Mecklenburg und Vorpommern, Bonn 2002  ; Polzin, Martin  : Rostock. Zentrum der mecklenburgischen Arbeiterbewegung in der Periode von 1871–1918, in  : Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock, 8. Jg., 1958/59, S. 33–98  ; Rostock, bearb. von Stadtbaudirektor Berringer, hrsg. vom Rat der Stadt Rostock, 2.  Auflage, Berlin-Halensee 1927 (Abb.)  ; Rupprecht, Albert (Red.)  : Bauten und Projekte für das Theater der Hansestadt Rostock 1895–2005, hrsg. von dem Freunde und Förderer Volkstheater Rostock e. V., Rostock 2005  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 25. Februar 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330225.pdf (Abruf am 24. Juli 2014)  ; Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1924, Nr. 49 Abb. 266

265. Rudolstadt/Thüringen Gewerkschaftshaus »Zur Erholung« Freiligrathstraße 8 (ehem. Akazienstraße) Ankauf 1924 Träger Gesellschaft Gewerkschaftshaus GmbH, Rudolstadt Umbau 1932 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 25. Februar 1924 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH Rudolstadt, am 29. Februar 1924 Ankauf des ehem. Ball-, Konzert-, und Theateretablissements »Zur Erholung«, Akazienstraße 8  ; 1932 Einbau eines Lichtspieltheaters. 1933 Beschlagnahme, 1935 Erwirkung der Zwangsversteigerung durch die Volksfürsorge als Hauptgläubigerin. Heute Kleinkunstbühne. Beschreibung  : Gasthausgebäude mit Saalanbau. Raumprogramm  : Unter anderem Gaststube, Vereinszimmer, Nebenräume, Kegelbahn, Buffet, Saal mit Bühne, acht Fremdenzimmer und Wirtswohnung. Bemerkung  : In Rudolstadt bestand bereits ab spätestes 1909 ein vermutlich gepachtetes Gewerkschaftshaus in der Inneren Weimarischen Straße 6. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Rudolstadt, Freiligrathstraße 8, Bauakte Rudolstadt) Literatur  : Handbuch des Vereins Arbeiterpresse [1910] 266. Rüsselsheim/Hessen Volkshaus Rheinstraße 7/Ecke Moselstraße (am Lassalleplatz) Neubau 1928–1930 Bauherr Volkshausverein Rüsselsheim e. V. Entwurf und Bauleitung Arch. Friedrich Schütz, Mainz Ausführung Bauhütte Mainz-Wiesbaden (Maurerarbeiten)   ; Rheinische Betongesellschaft, Mainz (Eisenbetonarbeiten) Verbleib Stark verändert erhalten Geschichtliche Daten  : 1927 Gründung des Volkshausverein Rüsselsheim e.  V. durch Vertreter der Gewerkschaften, der Partei und der übrigen sozialdemokratischen Arbeitervereine  ; Ausschreibung eines engeren Wettbewerbs für einen Volkshausneubau unter verschiedenen Architek542

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ten aus Mainz und Frankfurt  ; Beauftragung des Architekten Schütz, Mainz  ; im November 1928 Einreichung des Baugesuchs  ; Anfang Mai 1929 Baubeginn auf einem durch die Gemeinde zur Verfügung gestellten Baugrundstück an der Rheinstraße/Ecke Moselstraße (gegenüber des Bahnhofs gelegen)  ; Baukosten rd. 300 000 Mark  ; Finanzierung durch Anteilscheine524 sowie mithilfe von Hypotheken der Firma Opel über 150 000 Mark und der Mainzer Aktienbrauerei  ; am 18. Januar 1930 Einweihung des weitgehend fertig gestellten Baus. Ab Februar 1933 Übergriffe von SA und SS  ; am 1. Mai 1933 meldet das durch die schlechte Wirtschaftslage geschwächte Unternehmen Konkurs an  ; am 4. Mai 1933 Eröffnung des Konkursverfahrens und zugleich Einleitung eines Strafverfahrens gegen den Vereinsvorstand wegen Konkursverschleppung  ; am 10. Juni 1933 Besetzung und Beschlagnahme des Volkshauses durch den Kreiskommissar für das Polizeiwesen in Groß-Gerau (Sturmbannführer Engeroff) mithilfe von SA und SS  ; Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Firma Opel als Hauptgläubigerin  ; fortan Nutzung für Zwecke der DAF und der NSDAP  ; 1942 erstmals durch Bombentreffer beschädigt  ; 1943 Nutzung als Unterkunft für italienische Zwangsarbeiter  ; 1944 durch Bomben weitgehend zerstört525. Nach dem Krieg Ankauf durch die Stadt  ; am 29./30. Juli 1950 nach verändertem Wiederaufbau als Stadthalle eingeweiht. Beschreibung  : Baugruppe aus drei entsprechend ihrer Funktion konzipierten Baukörpern auf einem spitzwinkligem Grundstück in städtebaulich günstiger Platzlage  ; bestehend aus einem zweigeschossigen Saalbau, einem dreigeschossigen Wirtschafts- und Verwaltungstrakt sowie einem als Verbindungsglied zwischen diesen beiden liegenden Turmbau mit überdachter Plattform  ; Konstruktion aller Bauteile in Eisenbeton  ; der markante, flach gedeckte und mit einem Flaggenmast bekrönte Turm ist für die Gesamterscheinung der Baugruppe bestimmend, welche sich einer gemäßigt modernen Formensprache bedient (schmucklose Fassaden, breit lagernde Sprossenfenster, vertikale Fensterbänder zwischen einfacher Lisenengliederung am Saalbau, flach geneigte Walmdächer). Raumprogramm  : Im Wirtschafts- und Verwaltungstrakt Restaurant mit Speisesaal, Buffet und Küche, Ledigenheim mit Hotelbetrieb (13 Einzel- und vier Mehrbettzimmer), Bibliothek mit Lesehalle, Büroräume des DMV sowie Wirtswohnung  ; im Saalbau großer Saal (24 x  16 m) für 1 200 Personen mit Galerie, Bühne und Nebenräumen sowie zwei kleinere Säle (für 150 und 200 Personen) und Garderobe (als Saalerweiterung nutzbar)  ; im Turm Verkehrsräume und zwei weitere für Hotelzwecke nutzbare Zimmer  ; im Keller Wirtschafts- und Nebenräume, Kegelbahn und Raum für Volksbadeeinrichtung526. Bemerkung  : Die Entwicklung Rüsselsheims zu einem bedeutenden Industriestandort ist eng mit der 1862 als kleine mechanische Werkstätte gegründeten Maschinenbaufabrik von Adam Opel verknüpft. In den Opel-Werken herrschte zunächst ein repressiver Umgang mit organisierten Arbeitern, so dass sich die sozialdemokratische Bewegung erst nach der Jahrhundertwende etablierte.527 Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die Firma Opel 1930 den Bau

524 Es wurden Mitgliedsbücher ausgegeben, die durch einzuklebende »Baustein«-Marken in wöchentlichen Mindestraten von 50 Pfennigen gefüllt wurden, bis der Gesamtanteilswert von 50 Mark erreicht wurde. 525 Auf der Plattform des Volkshausturmes war ein Flakscheinwerfer aufgestellt worden. 526 Das Kellergeschoss sowie das ebenfalls vorgesehene Ledigenheim waren zum Zeitpunkt der Einweihung noch nicht komplett ausgebaut bzw. fertig gestellt. 527 Vgl. Arbeiterbewegung in Rüsselsheim 1863–1914, bearb. von Wolfram Heitzenröder, Rüsselsheim 1988, S. 22–31.

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des Volkshauses der Gewerkschaften durch eine großzügige Hypothek überhaupt erst möglich machte. Der Wunsch nach einem eigenen Haus bestand innerhalb der Rüsselsheimer Arbeiterbewegung seit der Jahrhundertwende. Für Versammlungen nutzte man lange Zeit verschiedene Lokale, wobei der durch den Sozialdemokraten Christian Schmitt III. geführten »Rosenhöhe« die Rolle eines Stammlokals zukam. Neben der Schaffung von geeigneten Versammlungsräumen war die Errichtung eines Ledigenheims in dem ab 1927 in Angriff genommenen Volkshausneubau ein wichtiger sozialer Aspekt, der dazu beigetragen haben dürfte, dass die Firma Opel und auch die Gemeinde das Projekt unterstützten.528 Der nach einem engeren Wettbewerb mit Entwurf und Bauleitung beauftragte Architekt Friedrich Schütz aus Mainz arbeitete das endgültige Projekt in enger Abstimmung mit dem Vereinsvorstand und einer Baukommission, als deren Vorsitzender der Metallarbeiter Ludwig Berner überliefert ist, aus. Im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten betonte der Architekt, dass die Vereinbarung des umfangreichen Bauprogramms mit dem vergleichsweise bescheidenen Budget die »schwierigste Aufgabe« gewesen sei.529 Die Entwurfsfindung wurde demnach wesentlich von wirtschaftlichen Gesichtspunkten bestimmt. So wurden für den Saalbau verschiedene Konstruktionsverfahren in Holz, Eisen und Eisenbeton geprüft, wobei sich Eisenbetonrahmenbinder als »wirtschaftlich günstigste« Lösung herausstellten. Neben den Materialeinsparungsmöglichkeiten sah der Architekt in dieser Form der Kon­ struktion den Vorteil, dass »dieselbe unverkleidet sichtbar bleiben konnte und keine zwecklosen Hohlräume verblieben«. Ebenfalls aus Gründen der Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit erschien ihm »jeder Verzicht auf dekorativen Schmuck« geboten. An der Einweihung des Hauses nahm neben anderen Honoratioren der damalige hessische Innenminister Wilhelm Leuschner teil, der dem Neubau in seiner Rede »einen der ersten Plätze« unter den Volkshäusern einräumte und die Hoffnung äußerte, das Bauwerk möge über Rüsselsheim hinaus zum wirtschaftlichen Aufbau des gesamten Landes beitragen. Während seines kurzen Bestehens fanden im Volkshaus kleinere und größere Veranstaltungen vielfältiger Art statt, darunter Konzerte des Arbeitergesangvereins »Vorwärts«, Festlichkeiten des Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbundes »Solidarität« und die gemeinsame Maifeier aller freien Arbeitervereine. Auch politische Versammlungen, Wahlkundgebungen und sogar eine von der KPD initiierte Veranstaltung zur Schaffung der Einheitsfront wurden dort abgehalten. Zwar wurde das Haus im Juni 1933 von den Nationalsozialisten in Beschlag genommen, die Ansprüche der DAF auf Übereignung des Grundstücks wurden jedoch später abgewiesen. Im Rahmen des Prüfungsverfahrens kam man erstaunlicherweise zu dem Schluss, der Volkshausverein sei keine marxistische Organisation gewesen und sein Vermögen demnach nicht als »staatsfeindlich« zugunsten des Staates einzuziehen.530 Ausschlaggebend für diese Entscheidung mag der Konkurs des Volkshaus­ vereins im Mai 1933 gewesen sein. Womöglich scheute der NS-Staat auch den Konflikt mit dem Hauptgläubiger Opel, dem das Vereinsvermögen schließlich per Zwangsversteigerung zufiel. Opel stellte das Haus jedenfalls der DAF als Verwaltungssitz und der NSDAP für Parteiveranstaltungen zur Verfügung. Nach dem Krieg erwarb die Stadt das durch weitere Bombentreffer 528 So der Vorsitzende des Volkshausvereins Ludwig Berner in seiner Eröffnungsrede  ; vgl.  Main-Spitze, 21. Januar 1930. 529 Alle nachfolgend zit. Stellen aus der indirekt wiedergegebenen Baubeschreibung des Architekten Friedrich Schütz in  : Volkszeitung Mainz, 41. Jg., Nr. 16, 20. Januar 1930. 530 Vgl. Haberstock, Karl  : Das Volkshaus Rüsselsheim, in  : Rucilin, Sonderausgabe 1980, S. 25 f., S. 26.

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stark zerstörte Gebäude und baute es 1950 mit einem runden Foyerbau anstelle des Turmes zur Nutzung als Stadthalle wieder auf. Damals wurden in dem Haus auch das Gesundheitsamt und die Stadtbibliothek untergebracht. Quellen  : StArch Rüsselsheim (schriftl. Auskunft und Zusammenstellung von Quellen durch Frau Gudrun Senska) Literatur  : 100 Jahre Sozialdemokratie in Rüsselsheim, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei, Ortsverein Rüsselsheim, Rüsselsheim 1995  ; Ansichtskarten aus Rüsselsheim, bearb. von Beate Binder, hrsg. vom Museum der Stadt Rüsselsheim, Rüsselsheim [1982] (Abb.)  ; Arbeiterbewegung in Rüsselsheim  ; Einweihung des Rüsselsheimer Volkshauses, in  : Volkszeitung Mainz, 41. Jg., Nr. 16, 20. Januar 1930, [o. S., o. V.]  ; Faltblatt zur Route der Industriekultur Rhein-Main für Rüsselsheim, http://www.krfrm.de/medien/dokumente/lokaler-routenfuehrer-nr-14-ruesselsheim.pdf (Abruf am 23. Juli 2014)  ; Main-Spitze, 25. Oktober 1927, 27. Oktober 1927, 22. November 1927, 21.  Januar 1930  ; Haberstock, Volkshaus Rüsselsheim  ; Heitzenröder, Wolfram  : Rüsselsheim nach 1945. Eine Zeitreise durch 50 Jahre Stadt- und Industriegeschichte, hrsg. vom Museum Stadt Rüsselsheim, Rüsselsheim 2006 (Abb.)  ; Hessischer Volksfreund, 23.  Jg., Nr.  26, 31. Januar 1929 u. Nr. 102, 3. Mai 1929 sowie 24. Jg., Nr. 13, 16. Januar 1930 u. Nr. 17, 21. Januar 1930  ; Neugebauer, Andrea  : Ein Stachel im Fleisch der Nazis. Vor siebzig Jahren stürmten SS- und SA-Horden das Rüsselsheimer Volkshaus der Gewerkschaften, in  : Rüsselsheimer Echo, 11. Juni 2003, S. 11 (Abb.)  ; Volkshaus in Rüsselsheim, in  : Volkszeitung Mainz, 41. Jg., Nr. 15, 18. Januar 1930 [o. S., o. V.] (Abb.) Abb. 68 267. Rumpenheim (Offenbach am Main)/Hessen Volkshaus Pfaffenweg 2 Neubau 1930 Bauherr Arbeiter-Gesang- und Sportverein e. V., Rumpenheim Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1930 Volkshausneubau durch die Mitglieder des Rumpenheimer Arbeiter-Gesang- und Sportvereins (in Eigenarbeit unter Aufsicht eines Architekten)  : Baubeginn am 30. April 1930, Grundsteinlegung  ; am 29. November/3. Dezember 1930 Einweihung  ; Finanzierung mithilfe von Hypotheken der Hessischen Landesbank und der Frankfurter Brauhaus eGmbH. 1933 Beschlagnahme als »marxistisches« Vermögen, Auflösung und Enteignung des Vereins  ; 1935 Versteigerung mit Zuschlag an die Hessische Landesbank  ; später Eigentum der Stadt Rumpenheim (1942 nach Offenbach eingemeindet)  ; im Dritten Reich »Deutscher Hof«, während des Zweiten Weltkriegs zeitweise Wehrmachtsunterkunft und Kriegsgefangenenlager. 1961 Renovierung, dabei die Fassade verputzt, seitdem Bürgerhaus  ; erneute Renovierung 1996. Beschreibung  : Zweigeschossiger, ursprünglich unverputzter Klinkerbau mit aufgemauerter Lisenengliederung und Walmdach  ; Nebengebäude. Ausführung in Massivbauweise über Betonsockel. Raumprogramm  : Im EG links Gastwirtschaft, rechts Café, geradeaus großer Saal mit Bühne und Empore sowie kleiner Saal, im 1. Stock Wirtswohnung, im DG Jugendherberge und im Keller Wannen- und Brausebad.

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Bemerkung  : Auch wenn der große Saal im Inneren mit den nötigen Einrichtungen für Turnzwecke versehen und von schlichter Erscheinung war, ist er nicht als reiner Turnsaal anzusehen. Seine Bestimmung zu künstlerischen, festlichen und politischen Zwecken ist keineswegs als nachrangig zu bewerten. Dafür spricht die Inschrift, die die Erbauer an der Stirnwand des großen Saals, über dem Proszeniumsbogen angebracht haben  : »Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben, bewahret sie  !«531 Das Zitat stammt aus dem Schlussteil eines Gedichts mit dem Titel »Die Künstler«, das Friedrich Schiller 1789, im Jahr der Französischen Revolution, veröffentlichte. Schiller preist darin die Kunst als Hort der Freiheit und richtet das Wort an die Künstler als die Beschützer menschlicher Freiheit und Würde. Aus dem ursprünglichen Zusammenhang gelöst und an die hier bezeichnete Stelle versetzt, sind die Zeilen weiteren Interpretationen zugänglich. Das Schiller-Zitat wäre demnach zugleich als Appell an das Publikum – hier die Arbeiterschaft – zu verstehen, seinen Weg des kulturellen und gesellschaftlichen Aufstiegs, den es aus eigener Kraft herbeiführen kann, weiter zu verfolgen. Die Botschaft ist Vision und Mahnung zugleich. Der Begriff der »Würde« entwickelt in dem neuen Kontext komplexe Deutungsmöglichkeiten, die die politische und ökonomische Emanzipation ebenso umfassen wie die kulturelle und letztlich allgemein-menschliche Vollendung im Sinne des humanistischen Bildungsideals. Als Vehikel dient  – wie es in bürgerlichen Kreisen nicht anders war  – die Weimarer Klassik. Nicht zuletzt klingen bei Schiller stets auch die zentralen philosophischen Gedankens Immanuel Kants zur Aufklärung und geistigen Emanzipation des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit mit. Im hier vorliegenden Zusammenhang tritt noch der Aspekt eines neuen Selbstverständnisses der Arbeiterschaft hinzu, die sich nun – wie bisher das Bürgertum – als Träger der Kultur versteht. Die Vision vom umfassend gebildeten Individuum, das sich aus eigener Kraft zur Vollkommenheit erhebt, erhält hier zusätzlich den Aspekt des Kollektiven. Das Gesagte richtet sich nicht nur an den Arbeiter als Einzelnen, sondern als Glied der sozialdemokratischen Bewegung. Unterstrichen wird diese Interpretation durch den Sinnspruch über dem Haupteingang  : »Vereinte Kraft – Großes schafft  !« Quellen  : StArch Offenbach (Zusammenstellung von Quellen durch Anjali Pujari, u.a. Hill, Helmut  : Aus der Geschichte von Rumpenheim a. M., Offenbach-Rumpenheim 1955 [Typoskript  ; Sign. O 1991/14]  ; Schriftstück »Die Entstehung des Volkshauses«, gez. Richter [Typoskript  ; Sign. Abt. 19/4/4, Konv. 1, Akte 1.297/21, fol. 1]) Literatur  : Offenbacher Zeitung vom 3. Dezember 1930  ; Rumpenheim und Waldheim. Lebendige Stadtteile von Offenbach am Main, hrsg. von Helmut Hill, Hanau 2006 (Abb.) Abb. 87, 93

268. Saarbrücken/Saarland Partei- und Gewerkschaftshaus Brauerstraße 6/8 Neubau 1923 Bauherr Verlag der »Volksstimme« GmbH, Saarbrücken Verbleib Erhalten

531 Das Zitat findet sich in Büchmann, Geflügelte Worte, S. 312  ; dort wird noch vorangestellt  : »Wie schön, o Mensch, mit deinem Palmenzweige – Die Kunst, o Mensch, hast du allein …«.

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Geschichtliche Daten  : Am 9. Mai 1923 Einweihung des Partei- und Gewerkschaftshausneu-

baus an der Brauerstraße.

Beschreibung  : Viergeschossiges Bürohaus in schlichten, neoklassizistischen Formen  ; im Mit-

telteil der neunachsigen, symmetrisch gegliederten Fassade Zwerchhaus mit Frontgiebel. Bemerkung  : Im Saarland konnte die sozialdemokratische Arbeiterbewegung trotz des hohen Industrialisierungsgrads nicht in dem Maße Fuß fassen, wie es in anderen Bergbauregionen der Fall war, etwa im Erzgebirge. Als Gründe hierfür sind der streng antisozialistische Führungsstil der Unternehmerschaft, das ausgeprägte Bruderschafts- und Vereinswesens der Katholischen Kirche und die Erschwernisse der französischen Besatzungszeit anzuführen. Folglich ist es den linken Arbeiterorganisationen nur vereinzelt gelungen, eigene Volkshäuser zu schaffen. Immerhin unterhielten die Gewerkschaften ab spätestens 1911 im Saarbrücker »Tivoli« in der Gerberstraße 24 ein gepachtetes Gewerkschaftshaus. Die Christlichen Gewerkschaften errichteten 1913/14 in der St. Johanner Straße 49 einen Gewerkschaftshausneubau. Der freie Bergarbeiterverband hatte seinen Sitz in den 1920er Jahren in der Sophienstraße 23. 1923 realisierten dann die SPD (Verlag der Volksstimme) und die Gewerkschaften einen gemeinsamen Neubau für Verwaltungs- und Versammlungszwecke. In die Signalwirkung einer solchen Organisationszentrale wurden angesichts der schwierigen Lage der Arbeiterbewegung an der Saar umso größere Hoffnungen gesetzt  : »Der mächtige Bau, wie er sich jetzt an der Brauerstraße erhebt, ist indeß mehr als nur ein Produkt der Zweckmäßigkeit. Er ist ein Wahrzeichen der Macht des sozialistischen Gedankens und der freien Organisationen, er ist eine immerwährende Manifestation der überwältigenden Größe des Gedankens von der Vereinigung aller Proletarier, von der Vereinigung des werktätigen Volkes. Wenn auf seiner Spitze, die Stadt überragend, die Fahne hochgeht, dann sprechen von diesem imposanten Giebel die Männer und Frauen der Arbeit zur Oeffentlichkeit, und auch wer wollte, könnte nicht mehr achtlos vorbeigehen. Der Sozialismus an der Saar hat sich ein Denkmal gebaut.«532 Während das Partei- und Gewerkschaftshaus sich architektonisch mit seiner einfachen neoklassizistischen Fassade noch in tradierten Bahnen bewegt, schuf die Arbeiterwohlfahrt 1930 mit ihrem Gemeinschaftshaus den angeblich »ersten Bau in den Formen des neuen Architekturstiles«533 in Saarbrücken. Genau genommen, handelt es sich um einen Teilneubau nach Plänen des Architekten Otto Zollinger auf der Grundlage der ehemaligen »Chefferie« der Garnison Saarbrücken. Bemerkenswert war nicht nur die architektonische Modernität, sondern auch die künstlerische Ausstattung des AWO-Hauses mit Werken der Künstler Käthe Kollwitz (Sgrafitto an der Treppenwand in der Halle »Mütter wehren die Not von ihren Kindern«), Alfons Magg (Hauszeichen »Symbol der Häuslichkeit«) und Karl Hügin (Wandbild Radfahrer). Literatur  : Bauer, Peter (Red.)  : 120 Jahre SPD in St.  Johann 1872–1992. Eine Chronik durch bewegte Jahre, Saarbrücken 1992 (Abb.)  ; Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 21. Jg., Nr. 37, 16. September 1911  ; Festschrift zur Einweihung des Hauses der Arbeiterwohlfahrt  ; Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Bd. 4 (Saarland), hrsg. vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945, Köln 1990 (Abb.)  ; Schwarz, 532 Zur Einweihung des Partei- u. Gewerkschafts-Bürohauses, in  : Volksstimme [Saarbrücken], 15.  Jg., Nr. 103, 9. Mai 1923 [o. S., o. V.]. 533 Festschrift zur Einweihung des Hauses der Arbeiterwohlfahrt in Saarbrücken, hrsg. von der Arbeiterwohlfahrt des Saargebiets, Saarbrücken [1930].

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Julius  : Das Saargebiet, sein Bergbau und seine Sozialpolitik. Kämpfe der Bergarbeiter und des Verbandes der Bergarbeiter, hrsg. von der Bezirksleitung Saarbrücken des Verbandes der Bergarbeiter, Saarbrücken 1926 (Abb.)  ; Zur Einweihung des Partei- u. Gewerkschafts-Bürohauses 269. Sagan (Zagan)/ Polen (ehem. Provinz Niederschlesien) Volkshaus Ehem. Fischendorfer Straße 21/Lazarettstraße 16 Vermutl. Ankauf Spätestens 1923 Träger Saganer Volkshaus eGmbH Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10644) Literatur  : Die Gewerkschaftshäuser in den Provinzen Nieder- und Oberschlesien, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., Nr. 6, Juni 1928, S. 2 270. Salza534 (Nordhausen)/Thüringen Volkshaus »Friedenseiche« Hauptstraße 76 Ankauf und Umbau 1928 Träger Turner-Vereinigung Salza e. V. Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1928 Ankauf des Traditionslokals »Friedenseiche« im Dorfzentrum durch die freie »Turner-Vereinigung Salza e.  V.« (am 30.  April 1928 Grundbucheintragung)  ; Finanzierung durch Anteilscheine  ; Umbau des Saals (Baukosten 16 100 Mark)  ; Einbau einer modernen Radioanlage. Februar 1947 Ankauf durch die SED, Weiterführung als »Konsumgaststätte«. Heute Gaststätte »Volks- und Vereinshaus Friedenseiche«. Beschreibung  : Gasthaus mit Saal und Garten. Bemerkung  : Salza entwickelte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts von einem Bauerndorf zu einem Arbeiterdorf. Als Vorort des industriellen Zentrums Nordhausen, wo neben der vorherrschenden Tabakindustrie auch Metall- und Textilindustrie angesiedelt waren, avancierte das Dorf zu einer »roten Hochburg«. In dem von Arbeiterpendlern geprägten Ort entwickelte sich ein dichtes Arbeitervereinsnetz. Eine der wichtigsten und größten Organisationen Salzas war die freie »Turner-Vereinigung Salza e. V.«, die nicht nur die sportlichen, sondern auch einen Großteil der kulturellen und politischen Aktivitäten am Ort koordinierte.535 So lag es nahe, dass auch die Verwirklichung eines Volkshauses im Wesentlichen auf die Initiative der Arbeiterturner hin erfolgte. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Salza, Hauptstraße 6) Literatur  : Hellberg, Rainer  : Aus der Sportgeschichte von Salza bis zur BSG-Gründung, in  : Der Heimatbote. Heimatkundliche Beiträge aus dem Landkreis Nordhausen, Nordhausen 2002, S. 98–107  ; Schmidtke, Die Sozialdemokratie in Nordhausen und Salza

534 1950 nach Nordhausen eingemeindet. 535 Vgl. Schmidtke, Klaus  : Die Sozialdemokratie in Nordhausen und Salza. Bürgerstadt und Arbeiterdorf zwischen Kaiserreich und DDR, in  : Walter/Dürr/Schmidtke  : SPD in Sachsen und Thüringen, S. 183–286, hier S. 228.

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271. Schmölln/Thüringen Volkshaus Bergstraße 18 Ankauf Spätestens 1926 Eigentümer Bezirkskonsumverein Altenburg-Ost Träger Volkshaus Schmölln eGmbH Umbau Dezember 1926 ff. Geschichtliche Daten  : 1926 Gründung der Volkshaus Schmölln eGmbH auf Betreiben des Ortsausschusses des ADGB unter Beteiligung aller größeren Arbeitervereine  ; im Dezember 1926 Umbau mehrerer, bisher leer stehender Räume im Gebäude des Bezirkskonsumvereins Altenburg-Ost in der Bergstraße zu einem »Volkshaus« (u.a. Einbau einer Gastwirtschaft)  ; im April 1927 Einweihung. Raumprogramm  : Im 1.  OG zwei Gastzimmer, ein Gesangssaal, zwei verschieden große Sitzungszimmer, Bibliothekszimmer, Ausschank, Küche und Nebenräume  ; im 2. OG Aufenthaltsräume. Bemerkung  : Die »rote Knopfstadt«536 Schmölln verfügte über ein reges sozialdemokratisches Vereinsleben. Mitte der 1920er Jahre kam es in Schmölln zu einer Zuspitzung des Konfliktes zwischen dem bürgerlichen und dem linken Lager, ausgelöst durch einen Volksentscheid über die Enteignung des Fürsteneigentums. In die Zeit dieser aufgeheizten politischen Atmosphäre fiel auch ein Streit zwischen Gewerkschaftskartell und Gastwirtsverein, in dessen Folge die endgültige Entscheidung der Arbeiterschaft fiel, sich in Bezug auf die Versammlungslokale endlich unabhängig zu machen. Zwar versuchte der Gastwirtsverein den Konzessionsantrag der Gewerkschaften mit dem Argument, für ein Volkshaus gebe es vor Ort keinen Bedarf, zu torpedieren, die Gemeindevertreter erteilten jedoch ihre Erlaubnis, was mit den »Tausenden von Mitgliedern«537, die hinter dem Antrag stünden, begründet wurde. Angesichts der engen finanziellen Möglichkeiten wurde kein Ankauf oder Neubau errichtet, sondern ein »Volkshauseinbau« in das Gebäude des Bezirkskonsumvereins Altenburg-Ost vorgenommen. Im Rahmen des Umbaus wurde ein ehemaliger Lagerraum als Gesangssaal hergerichtet und ein Teil des Mehlbodens zum Sitzungssaal umgebaut. Die Einrichtung der Räume wird als »einfach und doch gut« und »gemütlich und neuzeitig«538 beschrieben. In die gleiche Zeit fiel die Errichtung eines Vereinshauses der »Turnerschaft«, das nur einen Monat nach dem Volkshaus eröffnet wurde. Offenbar hatte es Befürchtungen gegeben, dass diese beiden neuen »Arbeiterheime« zueinander in Konkurrenz stehen könnten, denn bei der Eröffnung des Turnerheims sah sich der Gewerkschaftsvorsitzende Fritz Leickert veranlasst, zu betonen, dass die beiden Einrichtungen zukünftig »nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten« würden.539 Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Schmölln, Bergstraße) Literatur  : Dürr, Schmölln  ; Ostthüringer Volkszeitung, 29. Jg., 13. September 1926, 6. Dezember 1926 u. 30. Jg., 15. Januar 1927, 5. April 1927 (nicht eingesehen) 536 Dürr, Tobias  : Schmölln  : Die rote Knopfstadt, in  : Walter/Dürr/Schmidtke  : SPD in Sachsen und Thüringen, S. 287–478, hier S. 287. 537 Ostthüringer Volkszeitung, 29. Jg., 6. Dezember 1926, zit. nach Dürr, Die rote Knopfstadt, S. 375. 538 Vgl. Ostthüringer Volkszeitung, 29. Jg., 5. April 1926, zit. nach ebd. 539 Vgl. ebd., zit. nach Die rote Knopfstadt, S. 376.

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272. Schneidemühl (Piła)/Polen (ehem. Provinz Westpreußen) Gewerkschaftshaus »Friedrichsgarten« Ehem. Friedrichstraße 23 Ankauf Um 1919 ff. Träger Baugenossenschaft Schneidemühl eGmbH Geschichtliche Daten  : Nach dem Ersten Weltkrieg Gründung einer Genossenschaft zur Schaffung von Versammlungsräumen  ; spätestens 1927 Ankauf des Grundstücks Friedrichstraße 23. Raumprogramm  : Unter anderem fünf Versammlungsräume für 40 bis 800 Personen, Restauration. Literatur  : Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., Nr. 9/10, November 1927, S. 10  ; Matull, Wilhelm  : Ostdeutschlands Arbeiterbewegung. Abriß ihrer Geschichte, Leistung und Opfer, Würzburg 1973 273. Schönheide/Sachsen Sport- und Arbeiterheim Obere Straße 8 Ankauf 1926 Um- und Teilneubau 1929 Bauherr Sport- und Arbeiterheim Schönheide e. V. Entwurf und Ausführung GEWOG Dresden Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : 1926 Gründung des Sport- und Arbeiterheim Schönheide e.  V. (am 12. Mai 1926 Eintragung ins Vereinsregister mit Satzung vom 24. April 1926)  ; am 28. Mai 1926 Ankauf des ehem. Bürstenfabrik-Grundstücks Obere Straße 8 aus dem Eigentum der GEG Hamburg (Kaufverhandlungen ab 1925, am 12. Juli 1927 Grundbucheintragung)  ; Umnutzung des ehemaligen Fabrikgebäudes als Arbeiterheim mit Gastwirtschaft und Versammlungs- bzw. Kinosaal (»Volkslichtspiele«)  ; 1929 Neubau eines Wohn- und Verwaltungsgebäudes für den Verein nach Plänen der GEWOG Dresden  ; der vorgesehene Neubau einer Turnhalle nicht realisiert. 1933 Beschlagnahme des Grundstücks und Auflösung des Vereins  ; 1935 Anordnung der Zwangsversteigerung, Zuschlag an die Gemeinde Schönheide. In den 1950er Jahren Eigentum des Volkes. Beschreibung  : Viergeschossiges Wohn- und Verwaltungsgebäude als Neubau im Anschluss an ein älteres zweigeschossiges ehem. Fabrikgebäude. Raumprogramm  : Im Neubau sechs Wohnungen, Jugendzimmer, Büro- und Verwaltungsräume  ; im Altbau Gasträume und Kinobetrieb. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Schönheide, Obere Straße 8) Abb. 267 274. Schramberg/Baden-Württemberg Volkshaus »Zum Adler« An der Steige 1 Ankauf und Umbau 1930 Träger Volkshaus Zum Adler GmbH, Schramberg Entwurf Arch. Paul Gais, Schramberg Ausführung Baufirma Otto Bacher Verbleib Erhalten 550

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Geschichtliche Daten  : Am 30. September 1929 Gründung der Volkshaus Zum Adler GmbH  ;

am 30. April 1930 Ankauf der Traditionsgaststätte »Zum Adler«  ; Umbau und »gründliche Umgestaltung« durch Architekt Gais aus Schramberg  ; am 18. Dezember 1930 Einweihung. Am 2. Mai 1933 Besetzung und Beschlagnahme. Beschreibung  : Fünfgeschossiges Wohn- und Gasthaus  ; nach dem Umbau im EG zwei Läden540 anstelle der ehemaligen Wirtschaftsräume  ; im 1. OG Tageswirtschaft, über eine Schiebetür mit dem großen Saal verbunden, letzterer mit Galerie, geeignet für 300 Personen  ; über der Gastwirtschaft Versammlungs- und Sitzungszimmer  ; im 3. OG Büros und Bibliothek  ; sonst Wohnungen. Bemerkung  : Die Kleinstadt Schramberg entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19.  Jahrhunderts mit den dort ansässigen Uhrenfabriken Junghans und Landenberger, der späteren Hamburg-Amerikanischen Uhrenfabrik, zu einem Zentrum der Schwarzwälder Uhrenindustrie. Aus einem 1888 gegründeten Arbeiterleseverein entwickelte sich 1891 der sozialdemokratische Arbeiterverein (ab 1895 »Sozialdemokratischer Verein Schramberg und Umgebung«), der bei der Reichstagswahl 1912 als stärkste politische Partei in Schramberg hervorging.541 Mit der Gastwirtschaft »Zum Adler« erwarb der Ortsausschuss des ADGB im Jahr 1930 ein traditionsreiches Haus mit langer und bewegter Geschichte.542 Der alte Adlerwirt, eine Gaststätte mit eigener Brauerei, brannte 1716 nieder und wurde danach wieder aufgebaut. 1903 ließ der damalige Wirt Lukas Fehrenbacher das Gebäude auf spektakuläre Weise aufstocken.543 Der damals neu eingebaute große Saal avancierte zu einem kulturellen Zentrum der Stadt, eine Funktion, die nach der Umwandlung in ein Volkshaus erhalten bleiben sollte, wie die Schwarzwälder Volkswacht betonte  : »Um allen Zweifeln zu begegnen, teilen wir mit, dass der ›Adler‹ auch künftig allen Kreisen der Bevölkerung zugänglich ist.«544 Als Anerkennung für diese Offenheit erhielt die Volkshaus GmbH bei der Einweihung ein Geldgeschenk der Stadtverwaltung, das Oberbürgermeister Ritter persönlich überreichte. Literatur  : Die Eröffnung des Volkshauses zum Adler in Schramberg, in  : Schwarzwälder Volkswacht, 9. Jg., 16., 19. und 22. Dezember 1930  ; Jubilarfeier der Schramberger Organisationen, in  : Schwarzwälder Volkswacht, 10. Jg., 5. Januar 1931  ; Stähle, Vor 100 Jahren  ; Vorwärts und nicht vergessen. 100 Jahre Sozialdemokraten in Schramberg 1888–1988, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Schramberg, Schramberg 1988 (Abb.) Schwarzenberg s. → Pöhla

540 Rechts Buchhandlung A. Bauer, links Geschäftsstelle der »Schwarzwälder Volkswacht«. 541 Ein Gewerkschaftskartell formierte sich 1894, zu diesem hatten sich damals die älteren Verbände der Porzellan-, Fabrik-, Transport- und Bauarbeiter sowie der Buchdrucker mit den neu gegründeten Zahlstellen der Metall- und Holzarbeiter zusammenschlossen. Zum sozialdemokratischen Umfeld gehörten auch der Gesangverein Sängerlust, der Arbeiter-Turnverein »Jahn« und die 1912 gegründete Ortsgruppe der Naturfreunde. 542 Vgl. dazu Stähle, Gernot  : Vor 100 Jahren  : Ein Gasthaus wächst in die Höhe, Teil I und II, in  : Schwäbische Zeitung, 16. Juli 2003 und 17. Juli 2003. 543 Das zweite Stockwerk wurde ausgebrochen, der obere Gebäudeteil mittels Hebemaschinen um 3,20 m angehoben und in den so gewonnenen Hohlraum ein neuer Saal mit 5,5 m Deckenhöhe und Galerie eingebaut. 544 Vgl. Schwarzwälder Volkswacht, 16. Dezember 1930.

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275. Sebnitz/Sachsen Volkshaus Zwingerstraße 3 Ankauf 1929 Träger Volksheim-Verein Sebnitz/Sa. und Umgegend e. V. Geschichtliche Daten  : 1929 Gründung des Vereins Volksheim-Verein Sebnitz/Sa. und Umgegend (am 12.  Februar 1929 Eintragung ins Vereinsregister), im Vorstand des Vereins Adolf Richard Dittrich (Vorsitzender des ADGB-Ortsausschusses und des Fabrikarbeiterverbands) und Georg Richard Kaminsky (Geschäftsführer des Fabrikarbeiterverbands und Bezirksleiter der SPD)  ; 1929 Ankauf des Anwesens Zwingerstraße  3 (am 6.  März 1929 Grundbucheintragung) und Nutzung als Volksheim. 1933 Auflösung des Vereins und Sequestrierung des Vereinsvermögens  ; 1936 Eigentum des Landes Sachsen, später Privatbesitz. 1948 Sachsengrundstück GmbH, 1953 Eigentum des Volkes. 1994 Privatbesitz. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus mit Garten. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Sebnitz, Zwingerstraße 3) 276. Siegburg/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Kaiserstraße 106 Ankauf Um 1922 Träger Gewerkschaftshaus GmbH, Siegburg Geschichtliche Daten  : Am 20. Januar 1922 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH in Siegburg  ; etwa um diese Zeit Ankauf des Grundstücks Kaiserstraße 106 und Nutzung als Volkshaus. Bemerkung  : Das Siegburger Volkshaus erlangte Bekanntheit durch eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Sozialdemokraten und Nationalsozialisten am 15. Februar 1933, bei der ein SS-Mann tödlich verletzt wurde. Das danach gegen sechs beteiligte Sozialdemokraten angestrengte Gerichtsverfahren wegen gemeinschaftlichen Totschlags erregte unter dem Namen »Siegburger Volkshausprozess« weit über den Siegkreis hinaus die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Nachdem die Angeklagten in einem ersten Verfahren unter Manipulation des Tathergangs zunächst zu acht bis zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt worden waren, konnte deren Verteidiger eine Wiederaufnahme des Verfahrens bewirken, so dass die Männer 1935 nachträglich freigesprochen wurden. Der Volkshausprozess ist in seinen verschiedenen Phasen einerseits beispielhaft für die manipulierbare und skrupellose Rechtsprechung im Dritten Reich, andererseits bewiesen einzelne beteiligte Richter und Anwälte außergewöhnlichen Mut zu gewissenhaftem und rechtstreuem Handeln trotz des politischen und öffentlichen Drucks in der Diktatur. Literatur  : Schabrod, Karl  : Widerstand an Rhein und Ruhr 1933–1945, Düsseldorf 1969  ; Schorn, Hubert  : Der Richter im Dritten Reich. Geschichte und Dokumente, Frankfurt am Main 1959  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 15.  Februar 1933 u. 16.  Februar 1933, http://library.fes.de/ spdpdalt/19330215.pdf u. http://library.fes.de/spdpdalt/19330215.pdf (Abruf am 23. Juli 2014)

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277. Sieker545 (Bielefeld)/Nordrhein-Westfalen Volkshalle Siekermitte Ankauf 1924 Träger Arbeitervereinskartell Sieker/Baugesellschaft Verbleib Um 1961 abgerissen Geschichtliche Daten  : 1923 Zusammenschluss der Sieker Arbeiterorganisationen zu einem Vereinskartell zum Zweck der Schaffung eines gemeinsamen Versammlungs- und Kulturzen­ trums (daran beteiligt SPD, KPD, die Arbeitersportvereine »Fichte« und »Eintracht«, der Arbeiter-Radfahrerbund »Solidarität« und der Arbeiter-Gesangverein)  ; Erwerb eines 4 000 qm großen städtischen Grundstücks auf beiden Seiten der heutigen Straße Siekermitte, dazu Umwandlung des Kartells in eine Baugesellschaft  ; 1924 Ankauf einer Militärbaracke und Aufbau derselben auf dem Grundstück  ; Nutzung als »Volkshalle« für Fest-, Partei- und Kulturveranstaltungen. Am 5. August 1933 polizeilicher Beschluss über die Einziehung des Vermögens der Baugesellschaft Sieker, im Oktober/Dezember 1933 Beschlagnahme der Grundstücke. Nach dem Krieg Rückübertragung auf die wieder gegründete Baugesellschaft und Nutzung als Kulturzentrum  ; um 1961 Abriss und Neubau eines Wohnhauses mit Gaststätte. Literatur  : 90 Jahre SPD Bielefeld und Sieker  ; 100 Jahre SPD Sieker (Abb.)  ; Reformführer Nordrhein-Westfalen  ; Zerschlagung der freien Gewerkschaften am 2. Mai ’33 in Bielefeld, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Bielefeld-Gütersloh, Bielefeld [ca. 1993] Abb. 268 278. Solingen/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus Kölner Straße 45 Ankauf 1904 Träger Gewerkschaftshaus Solingen eGmbH (ab 1929 Alexander Schlicke & Co. oHG) Umbau 1904/05 Um- und Erweiterungsbau 1925–1928 Entwurf Arch. Willy Schwickerath Ausführung Bauhütte Solingen Verbleib Kriegsverlust Geschichtliche Daten  : 1901 Gründung der Gewerkschaftshaus-Genossenschaft  ; vergebliche Bemühung um den Ankauf des repräsentativen »Kaisersaals« am Mühlenplatz (Eigentümer Brauereibesitzer Beckmann), der Ankauf scheitert an der bürgerlichen Ratsmehrheit  ; am 1.  Januar 1904 Ankauf des Hotels Eggers samt Nachbargrundstück546  ; ab Ende 1904 Umbau zum Gewerkschaftshaus nach Plänen des Architekten Willy Schwickerath, am 1.  Oktober 1905 Einweihung  ; um 1924/25 Abtretung des Nachbargrundstücks an den Spar- und Konsumverein zum Zwecke der Errichtung eines Verwaltungsgebäudes und eines Neubaus für die AOK  ; im Zuge dessen ab Mai 1925 Planung eines erneuten Um- und Erweiterungsbaus des Gewerkschaftshauses (Fertigstellung 545 1930 nach Bielefeld eingemeindet. 546 Als Entschädigung für den gescheiterten Ankauf des Kaisersaals stellte Beckmann den Gewerkschaften 10 000 Mark für den Ankauf des Hotels Eggers zur Verfügung.

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im Februar 1926)  ; 1929 Übertragung des Gewerkschaftshausgrundstücks auf die Vermögensverwaltung des DMV, Alexander Schlicke & Co. oHG. 1933 Beschlagnahme, 1939 Übertragung auf die DAF. 1949 Rückübertragung des am 4. November 1944 durch Bombenangriffe schwer beschädigten Grundstücks auf die IG Metall  ; 1955–1957 Gewerkschaftshausneubau an selber Stelle (Arch. Paul Perrin, Düsseldorf)  ; 2002 Auszug des letzten Gewerkschaftsverbandes (ver.di), seitdem gewerbliche Büronutzung. Beschreibung  :547 Mehrfach umgebautes, dreigeschossiges Wohnhaus mit großem Tagesrestaurant, Gesellschaftszimmer, Konzertsaal für rd. 400 Personen sowie sieben weiteren Versammlungsräumen für 30 bis 200 Personen  ; Herberge mit acht Zimmern (je vier bis fünf Betten), Kleiderkammer und Brausebad  ; Hotelbetrieb mit 21 Betten  ; moderne Küchenanlage (geeignet für »Massenspeisungen«). Garten mit Baumbestand (4 000 qm). Ausstattung  : Hotelzimmer mit massiven Eichenholzmöbeln, Betten mit »Schlaraffia-Matratzen«, fließendes kaltes und warmes Wasser, Zentralheizung  ; alle Räume mit moderner Entlüftungsanlage. Bemerkung  : Als das Hotel Eggers 1904 von den Arbeiterorganisationen erworben wurde, musste der »alte Kasten«548 erst einmal »vielen Änderungen und Reparaturen« unterworfen werden, bevor sich das Gebäude als Gewerkschaftshaus eignete. Auch die Fassade erfuhr dabei eine durchgreifende Neugestaltung in den Formen eines vom Jugendstil beeinflussten Neubarock. Nach dem Krieg war das Haus erneut renovierungsbedürftig, auch machte sich ein Mangel an Versammlungs- und Übernachtungsräumen bemerkbar. Im Rahmen der ab Mai 1925 vorangetriebenen Um- und Erweiterungsplanung für das Gewerkschaftshaus sollte zunächst die auf den Umbau von 1905 zurückgehende Fassadengestaltung weitgehend beibehalten werden. Als jedoch auf dem Nachbargrundstück des Gewerkschaftshauses ab 1926 der Spar- und Konsumverein ein eigenes Verwaltungsgebäude sowie einen Neubau für die AOK549 plante, entschied man sich im Oktober 1926 für eine Anpassung der Straßenansicht um ein einheitlicheres Bild mit dem geplanten Großbau zu erreichen. Im Zuge dessen wurden die beiden Schweifgiebel von 1905 durch einen flacheren begradigten Dachaufbau in der Mitte des Gebäudes ersetzt, die Trauf- und Firsthöhe angepasst, der Fassadenschmuck entfernt und die Fensterformen vereinfacht. Dadurch konnte das Gewerkschaftshaus zusammen mit dem Verwaltungsbau des Spar- und Konsumvereins und dem Turmhaus der AOK als ein zumindest annähernd einheitlicher, beherrschender Gebäudekomplex an der Kölner Straße wahrgenommen werden, der die Bedeutung und das Selbstbewusstsein der Solinger Arbeiterbewegung angemessen zum Ausdruck brachte. Unweit dieses Gebäudekomplexes waren zudem weitere Arbeiterorganisationen angesiedelt  : In dem direkt gegenüber liegenden Gebäude Kölner Straße/Ecke Birker Straße 1 befand sich ab 1920 das Verwaltungs- und Redaktionsgebäude des sozialdemokratischen »Solinger Volksblattes«. Ebenfalls in der Nähe lag ab 1922 das Textil- und Schuhkaufhaus der Konsumgenossenschaft »Hoffnung« (Kölner Straße 46, zugleich Verkaufsstelle der Lindcar-Fahrradwerke und Sitz des DMV). Die Büros des ADGB, des Arbeitersekretariats und des Bauarbeiterverbands befanden sich nicht im Gewerkschaftshaus, sondern in der Birkerstraße 4. Der DMV erwarb 1920 das Grundstück Kirchstraße 58/60 (ehem. Wohn- und Geschäftshaus Zenk), um dort ein weiteres Gewerkschafts547 Vgl. Hotel-Restaurant Gewerkschaftshaus Solingen, das schönste Volkshaus Westdeutschlands, in  : Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., Nr. 7/8, 1927, S. 8 f. [o. V.]. 548 Ebd., S. 8. 549 Entwurf Arch. Franz Perlewitz, Einweihung im Mai 1929.

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haus einzurichten.550 Das Vorhaben scheiterte jedoch an der anhaltenden Wohnungsnot und den behördlichen Auflagen, die eine Umnutzung des dringend benötigten Wohnraums zu Bürozwecken nicht zuließen. Quellen  : BArch Berlin (SAPMO Bild Y 1-1275/71)  ; BArch Koblenz (Abt.  B, Z  36 II/38, GPA I/68/49 u. Z 36 II/39, GPA I/76/49)  ; StArch Solingen (schriftl. Auskunft und Zusammenstellung von Quellen durch Ralf Rogge) Literatur  : 100 Jahre Spar- und Bauverein Solingen eG. Besser wohnen, würdig wohnen, wohnen plus, hrsg. vom Spar- und Bauverein Solingen, Köln 1997  ; Bericht des Arbeiter-Sekretariats Solingen 1905, hrsg. vom Arbeitersekretariat Solingen, Solingen [1906]  ; Eine notwendige Mahnung, in  : Volksblatt [Solingen], 8. Jg., Nr. 75, 30. März 1926  ; Festschrift zur Einweihung des Gewerkschaftshauses in Solingen, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund [Solingen 1957]  ; Hotel-­ Restaurant Gewerkschaftshaus Solingen  ; Mersmann, Arno  : Das genossenschaftliche Solingen, hrsg. vom Förderverein Industriemuseum und der Stadt Solingen, Solingen [1998]  ; Reformführer Nordrhein-Westfalen  ; Rogge, Ralf u.a.: Solingen. Großstadtjahre 1929–2004, hrsg. vom Stadtarchiv Solingen und dem Solinger Tagblatt, 2. Auflage, Gudensberg-Gleichen 2005  ; Solingen und seine Arbeiterschaft. Eine Festschrift zur Einweihung des Gewerkschafts-Hauses in Solingen und Erweiterung der Genossenschaftsbuchdruckerei, Solingen [1905] [o. V.]  ; Tätigkeitsbericht über das Jahr 1929 des Ortsausschusses des ADGB Solingen, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Solingen, Solingen [1930]  ; Weber, Herbert  : 75 Jahre Ortsverein Solingen der Industriegewerkschaft Druck und Papier 1890–1965 [Solingen 1965] Abb. 269 Siehe auch → Wald 279. Soltau/Niedersachsen Volkshaus Hagen Nr. 12 Ankauf 1928 Träger Baugenossenschaft »Volkshaus« eGmbH Um- und Erweiterungsbau 1928/29 Ausführung Bauhütte Soltau GmbH Verbleib Abriss 1972 Geschichtliche Daten  : Am 21. September 1928 Gründung der Baugenossenschaft »Volkshaus« eGmbH in Soltau durch sechzehn Vertreter der Arbeiterbewegung551  ; Ankauf des ehem. Bäckerei-Grundstücks der Konsum-Genossenschaft (Hagen Nr.  12) für 9 000 Mark  ; bis 1929 Umbau und Erweiterung (Nebengebäude) des Hauses zu einer Versammlungsstätte mit Gastwirtschaft, Ausführung durch die Bauhütte und Eigenleistung von Soltauer Arbeitern  ; Einweihung am 21. Mai 1929. Am 2. Mai 1933 von der SA besetzt und beschlagnahmt  ; in der Folgezeit in »Haus der 550 Zu diesem Zweck Gründung der Gewerkschaftsheim GmbH Solingen am 2. Juni 1920  ; 1931 Übertragung des Grundstücks auf die Alexander Schlicke & Co. oHG  ; 1993 Beschlagnahme, in der Folgezeit Übergang in Privatbesitz  ; 1944 durch Bombenangriffe zerstört. 551 Jedes Gründungsmitglied leistete einen Anteil von 250 Mark, der Betriebsleiter Karl Röder, der Zimmerer Karl Peitz und der Rangierer Gustav Eggersglüss wurden zum Vorstand gewählt.

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Arbeit umbenannt und von der DAF genutzt  ; am 4.  September 1936 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Lüneburger Kronenbrauerei. Nach dem Krieg »Gasthaus im Hagen«  ; 1972 Abriss  ; am 30. Januar 1985 Anbringung einer Gedenktafel an Stelle des ehem. Volkshauses. Beschreibung  : Zweigeschossiges Gasthaus mit Nebengebäude. Raumprogramm  : Unter anderem Gastraum, Versammlungs- und Klubräume, Bibliothek, Herberge. Bemerkung  : Das Grundstück Hagen Nr. 12 befand sich ursprünglich im Besitz der KonsumGenossenschaft, die dort eine Bäckerei betrieb. Als diese um das Jahr 1928 in die Blumenstraße 5 verlegt wurde, stand das Grundstück zum Verkauf. Damals entstand die Idee, dort ein Volkshaus für die Soltauer Arbeiterschaft einzurichten. Der Vorgängerbau wurde beim Umbau zum Volkshaus deutlich verändert. Mit der Verwendung der heimischen Klinkerbauweise orientierte man sich zum einen an der norddeutschen Heimatschutzarchitektur – hier allerdings in Verbindung mit deutlich modernisierten Elementen wie Reduzierung auf die geometrischen Grundformen Quadrat und Dreieck, strenger Linienführung, Asymmetrie und großen Fensterflächen. Das Volkshaus war Treffpunkt der SPD und des Fabrikarbeiterverbands, der Arbeitersportler und -sänger sowie des Reichsbanners. Quellen  : Bargmann, Wolfgang  : Die Stadt Soltau in der Niedersächsischen Geschichte, Bd.  3 (unveröff. Typoskript, voraussichtliche Veröffentlichung 2009, mit frdl. Zurverfügungstellung des Autors)  ; Begemann, Ulrike  : Soltau in der Weimarer Republik, im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit, 1918/1948, Soltau 1987 (Abb.) Abb. 270 280. Sondershausen/Thüringen Volkshaus »Zur Sonne« Ankauf Vermutl. um 1921 Träger Volkshaus Verein für Sondershausen eGmbH, Sondershausen Geschichtliche Daten  : 1928 Gründung der Volkshaus Verein für Sondershausen eGmbH (am 28. Dezember 1928 Eintragung ins Genossenschaftsregister)  ; der womöglich bereits 1921 angekaufte »Gasthof zur Sonne« wird ab 2. Januar 1929 als Volkshaus in eigener Regie bewirtschaftet. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Sondershausen) Literatur  : Adressenverzeichnis für 1921, hrsg. vom Zentralverband der Maurer, Hamburg 1921  ; Adressen-Verzeichnis, hrsg. vom Deutschen Textilarbeiter-Verband, Berlin 1923 281. Sonneberg/Thüringen Volkshaus Unterer Markt 2, Untere Marktstraße 58/56 Ankauf 1921 Träger Wirtschaft zum Volkshaus eGmbH, Sonneberg552 Um- und Teilneubau 1921/22 (Arch. Walter Buchholz) u. 1927 (Arch. Rudolf Vogelbein, Sonneberg) Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : 1921 Gründung der Wirtschaft zum Volkshaus eGmbH auf freigewerkschaftlicher Basis  ; 1921 Ankauf der bebauten Grundstücke Unterer Markt  2 und Untere 552 Am 7. November 1928 umfirmiert in Volkshausgenossenschaft mbH Sonneberg.

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Marktstraße  58, Um- und Teilneubau (Saalgebäude auf dem hinteren Gründstücksteil)  ; 1925 Hinzukauf des Grundstücks Untere Marktstraße 56  ; 1927 erneut Um- und Erweiterungsbau553 (Verbindungsbau zwischen Vorderhäusern und Saalbau sowie Vergrößerung von Gaststube, Caférestaurant und Küche)  ; am 22. September 1931 Anordnung der Zwangsversteigerung  ; am 5. Dezember 1931 Eröffnung des Konkursverfahrens, am 23.  Juli 1932 Ankauf durch die Volksfürsorge AG  ; 1932 Modernisierungs- und Umbaupläne für den Saalbau (Arch. Paul Schraps, Gera554) – diese jedoch nicht realisiert. Am 4. März 1933 Durchsuchung und Beschlagnahme von Druckschriften  ; 1938 Auflösung der Volkshausgenossenschaft. Beschreibung  : Aus mehreren Gebäuden bestehender Komplex mit drei älteren Vorderhäusern und einem Saalbau (erbaut 1921/22) sowie einem Verbindungsbau (erbaut 1927). Raumprogramm  : Unter anderem Restaurant, Bierstube, Hotelbetrieb mit 21 Zimmern und 30 Betten, Versammlungsräume für 30 bis 400 Personen, großer Saal, Badeeinrichtung. Bemerkung  : Das Volkshaus gehörte in den 1920er Jahren als modern ausgestattetes Hotel und Caférestaurant zu den gehobenen Sonneberger Gastronomiebetrieben. 1932 sollte das 1921 durch die Volkshausgenossenschaft erstellte Saalgebäude nach Entwürfen des Geraer Architekten Paul Schraps ausgebaut und modernisiert werden. Schraps, Vertreter einer bodenständigen, gemäßigten Moderne, hatte 1928 auch den Entwurf für den Neubau eines Gewerkschaftshauses in Gera (Kat. 110) geliefert und war ebenfalls für den Bau des Volkshauses in Zwickau (Kat. 336) in der engeren Auswahl (beide Bauten nicht realisiert). Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Sonneberg, Untere Marktstraße 56/58 u. Unterer Markt 2, Bauakte Sonneberg) Literatur  : Schwämmlein, Thomas  : Sonneberg – wie es früher war, Gudensberg-Gleichen 1998 (Abb.)  ; Volkshaus Sonneberg, in  : Thüringer Volksfreund, 22. Jg., Nr. 68, 20. März 1928 Abb. 271 282. Sossenheim555 (Frankfurt am Main)/Hessen Volkshaus Siegener Straße 22 (ehem. Eschborner Straße) Neubau 1924 Bauherr Freie Turnerschaft Sossenheim e. V. Entwurf und Bauleitung Stellvertr. Kreisbaumeister Ernst Hulftegger, Höchst am Main Verbleib Stark verändert erhalten Geschichtliche Daten  : 1920 Beschluss der sozialdemokratisch organisierten Arbeiterschaft zur Schaffung eines Volkshauses mit Turnhalle  ; 1921 führen Unstimmigkeiten mit den örtlichen Wirten zu einer Erschwerung der Lokalsituation für die Arbeitervereine  ; ab 1922 Forcierung des Volks­hausprojekts durch die Arbeitervereine Gesangverein »Vorwärts«, Radfahrerverein »Solidarität« sowie die Freie Turnerschaft556  ; 1923 Beschaffung eines Baugrundstücks an der damaligen 553 Im Thüringer Volksfreund vom 20. März 1928 ist von einem Neubau die Rede, welcher Anfang November 1927 seiner Bestimmung übergeben wurde. 554 Pläne im StArch erhalten. 555 Am 1. April 1928 nach Frankfurt eingemeindet. 556 Am 9. September 1924 Zusammenschluss der drei Vereine zur Freien Turnerschaft Sossenheim e. V. mit den Abteilungen Turner, Sänger, Radfahrer und Schach.

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Eschborner Straße (davon offenbar ein Teil von der Landgemeinde Sossenheim, ein Teil von der Ziegelei Hagelauer erworben557)  ; zunächst Planerstellung durch den Kreisbaumeister Georg Astheimer, Höchst am Main, dieser Entwurf jedoch als zu klein verworfen  ; nach der Ausweisung Astheimers durch die französischen Besatzungsbehörden erarbeitet der stellvertretende Kreisbaumeister Ernst Hulftegger einen neuen Bauplan, welcher nochmals vergrößert wird, um die aufgebrachten Gelder verzinsen zu können558  ; Festlegung der Einzelheiten durch eine Baukommission  ; am 28./29. Juni 1924 Grundsteinlegung  ; am 15./16.  November 1924 Einweihung  ; Finanzierung durch Erhebung eines wöchentlichen Sonderbeitrags in Höhe von 30 Pfennigen pro Mitglied, durch Bausteinverkauf und private Spenden sowie Hypotheken der Volksfürsorge und der Henninger-Brauerei  ; Leistung freiwilliger Arbeitsstunden durch Mitglieder der Arbeitervereine. Am 1. Mai 1933 das Volkshauses von SA geschlossen, am Tag darauf Auflösung der Vereine und Beschlagnahme des Vereinsvermögens  ; Zwangsversteigerung des Volkshauses mit Zuschlag an die Volksfürsorge  ; 1937 Verkauf an die Deutsche Turnerschaft, die es kurz darauf an die Stadt Frankfurt veräußert  ; während des Zweiten Weltkriegs Nutzung als Zwangsarbeiter- und Internierungslager. Nach 1945 zunächst städtisches »Auffang- und Anhalteheim für heimatlose männliche Jugendliche«  ; 1947 Gründung eines Volkshausvereins e. V. durch Sozialdemokraten und ehem. Mitglieder der Freien Turnerschaft, 1949 Anerkennung desselben als Rechtsnachfolger der Freien Turnerschaft Sossenheim e.  V.; Anfang der 1950er Jahre Rückübertragung des Grundstücks auf den Volkshausverein  ; am 17. September 1956 Wiedereröffnung nach Renovierung (am 15.  Februar 1957 Saaleinweihung)  ; Nutzung als Bürgerhaus und u.a. durch die Stadtbücherei, das DRK und einen Kinderhort  ; ab 1. April 1970 pachtweise Übernahme durch die Saalbau GmbH559 der Stadt Frankfurt, Umbau nach Plänen des Architekten Wellmer (mit Ausnahme des Saals  ; die ehem. Fremdenzimmer zu Klubräumen umgestaltet)  ; 1984/85 Sanierung, dabei das Gaststättengebäude erneuert und der Gesamtcharakter des Baus eingreifend verändert  ; 1990 Abschluss eines Erbbaupachtvertrags mit der Saalbau GmbH bis zum Jahr 2054  ; 1992–1994 Um- und Teilneubau nach Plänen der Frankfurter Architekten Hansjörg Kny und Wilfried Gladis (Vergrößerung der Anlage um das Vierfache des Ursprungsbaus  ; Entkernung des Altbaus  ; Teilneubau mit Gaststätte, Saal und Tiefgarage  ; rekonstruktive Annäherung an die ursprüngliche Fassadengestaltung)  ; heute Bürgerhaus. Beschreibung  : Baugruppe aus mehreren, miteinander verschränkten ein- bzw. zweigeschossigen Längs- und Querbauten  ; im Zentrum der Anlage ein in der Höhe gestaffelter, längsgerichteter Saalbau mit Walmdach, an dessen Stirnseite ein quer gelagertes, niedrigeres Gaststättengebäude, dem ein ähnlicher Querbau als Pendant am anderen Saalende gegenüberliegt  ; die Fassaden ursprünglich unverputzt bzw. nur teilweise verputzt  ; alle Bauteile mit Walm- oder Satteldächern und markanten Sprossenfenstern mit spitzwinkligen Dreiecksabschlüssen. Raumprogramm  : Gaststätte, Saal für 200 Personen (Nutzung u.a. als Turnhalle)  ; Fremdenzimmer  ; Klubraum. Bemerkung  : Als äußere Antriebsfeder für den Volkshausbau in Sossenheim ist der »Apfelweinkrieg« im Jahr 1921 überliefert. Damals veranlasste die Preiserhöhung für das Glas Apfelwein von 12 auf 14 Pfennige die Freie Turnerschaft, ihre Mitglieder zum Boykott der Wirtschaften 557 Zu den Eigentumsverhältnissen widersprechen sich die Quellen  ; vgl. Festschrift anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Volkshauses Sossenheim, S. 33. 558 Vgl. ebd., S. 29. 559 Eine Tochtergesellschaft des städtischen Wohnungs- und Immobilienkonzerns ABG Frankfurt Holding GmbH.

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aufzurufen, worauf die Wirte mit Saalverweigerung reagierten. Für die Rückgewinnung des 1933 beschlagnahmten Volkshauses setzte sich maßgeblich der Sozialdemokrat Wilhelm Beckel als Mitinitiator und Vorsitzender des 1947 neu gegründeten Volkshausvereins ein. Er und andere Vereinsmitglieder leisteten in den 1950er Jahren private Darlehen an den Verein, um die Renovierung des Hauses zu ermöglichen. Schon zur Erbauungszeit hatten einzelne Mitglieder zum Teil ihr gesamtes Privatvermögen als Bürgschaft verpfändet, um den Bau zu realisieren.560 Der Architekt des Volkshauses Ernst Hulftegger hatte die Baupläne zum Selbstkostenpreis ausgearbeitet, wofür er zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Bereits in der Nachkriegszeit wurde das Volkshaus durchgreifend verändert. Bei den Baumaßnahmen Anfang der 1990er Jahre ist von einem weitgehenden Neubau auszugehen. Zwar hat man sich dabei bemüht, die Fensterformen in Rückbesinnung auf den Ursprungsbau zu gestalten, der ursprüngliche Charakter des Volkshauses konnte damit jedoch nicht wiederhergestellt werden. Literatur  : Festschrift anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Volkshauses Sossenheim (Abb.)  ; Moos, Günter  : Chronik der SPD-Sossenheim, http://www.spd-sossenheim.de/index.php?mod= content&menu=12&page_id=167 (Abruf am 15.  August 2014)  ; Müller, Andreas  : »Retter des Volkshauses«. Biografie ehrt Vereinsfunktionär Wilhelm Beckel, in  : Frankfurter Rundschau, 25. Oktober 2005  ; Schembs, Hans-Otto  : Vom Saalbau zu den Bürgerhäusern. Die Geschichte der Saalbau-Aktiengesellschaft und der Saalbau GmbH in Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1989  ; Sundermann, Detlef  : Apfelweinkrieg führte zum Volkshausbau. Vor 80 Jahren wurden Sossenheims Arbeitervereine zu Bauherren, in  : Frankfurter Rundschau, 4. August 2004 Abb. 39, 272 283. Sprottau (Szprotawa)/Polen (ehem. Provinz Pommern) Volkshaus Ehem. Saganer Straße Vermutl. Ankauf Spätestens 1926 Träger Genossenschaft Literatur  : Die Gewerkschaftshäuser in den Provinzen Nieder- und Oberschlesien, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., Nr. 6, Juni 1928, S. 2  ; Jahresbericht 1928, hrsg. vom Verband der deutschen Buchdrucker, Gau Schlesien [Breslau 1928]  ; Wendel, Arbeiter-Reise- und Wanderführer 284. Stade/Niedersachsen Gewerkschaftsheim Archivstraße 1/Ritterstraße 1 Ankauf 1920 Träger Gewerkschaftsheim GmbH, Stade Umbauten 1920 u. 1922 Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : Am 12. März 1920 Gründung der Gewerkschaftsheim GmbH durch die Gewerkschafter und Sozialdemokraten Hinrich Jäger, Ludwig Jürgens und Dietrich Grauting  ; am 7. Mai 1920 Ankauf des Doppelhauses Archivstraße/Ecke Ritterstraße (erbaut 1853) aus städtischem Besitz (Kaufpreis 45 000 Mark, finanziert durch die Metallarbeiter-Krankenkasse, Ham560 Festschrift anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Volkshauses Sossenheim, S. 33.

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burg)  ; bis 1922 Umbau (u.a. Einbau eines Saals im 1. OG des Hauses Archivstraße 1)  ; 1927–1932 umfassende Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten. Sitz von Gewerkschaften, Fabrikarbeiterverband, SPD und Lokalredaktion des Volksblatts. Am 2. Mai 1933 Besetzung und Beschlagnahme des Gewerkschaftshauses und Verhaftung von Partei- und Gewerkschaftsfunktionären  ; Umbenennung in »Haus der Deutschen Arbeit«, Sitz verschiedener NSDAP-Gliederungen (DAF, KdF, HJ, SS, Kreishandwerkerschaft)  ; 1939 Eigentumsübergang auf die Vermögensverwaltung der DAF. Nach dem Krieg Rückgabe des Hauses Archivstraße 1 an den SPD-Kreisverein (Eigentum der Auer Verlag eGmbH, Hamburg, bis heute Sitz des SPD-Unterbezirks), 1977 Renovierung  ; das Haus Ritterstraße 1 in den 1970er Jahren abgerissen  ; 1955 Ankauf des Baugrundstücks Harburger Straße 17 durch den DGB, bis 1958 Neubau eines Gewerkschaftshauses. Beschreibung  : Zwei benachbarte zweigeschossige Wohnhäuser  ; überwiegend Büronutzung  ; im 1. OG des Hauses Ritterstraße großer Versammlungsraum für 200 Personen  ; dort an der Fassade Balkon für Ansprachen. Literatur  : 40 Jahre Deutscher Gewerkschaftsbund Kreis Stade. Einige Daten zur Entstehung des DGB Kreises Stade und der Stader Gewerkschaftshäuser, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Stade, Stade 1987  ; Vom Gewerkschaftsheim zum Parteihaus der SPD, hrsg. vom Vorstand des SPD-Ortsvereins Stade, Stade 1977 (Abb.) Stahmeln s. → Quasnitz 285. Staßfurt/Sachsen-Anhalt Volkshaus An der Bode 13 Ankauf 1931 Träger Staßfurter Volkshaus GmbH Umbau 1931/32 Ausführung W. Peters u. Söhne Geschichtliche Daten  : Mit Gesellschaftsvertrag vom 23. Juni 1931 Gründung der Volkshaus GmbH in Staßfurt  ; im selben Jahr Ankauf des bebauten Gasthofgrundstücks An der Bode  13 (am 1. August 1931 Grundbucheintragung)  ; 1932 Ausbau zu Versammlungs- und Bürozwecken (Finanzierung u.a. mithilfe einer Hypothek des SPD-Bürgermeisters Hermann Kasten in Höhe von 10 800 Mark)  ; im Juni 1932 Einweihung. 1933 Beschlagnahme, 1934 Einziehung zugunsten des Preußischen Staats, 1935 Zwangsversteigerung und Zuschlag an die Stadtsparkasse Staßfurt, später Teilung des Grundstücks und Verkauf an verschiedene Privateigentümer. Beschreibung  : Wohn- und Bürohaus mit Gaststätte, Vereinszimmern und Saal. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Staßfurt, An der Bode 13) Literatur  : Fest der Arbeit in Staßfurt, in  : Volksstimme Magdeburg, 43.  Jg., Nr.  151, 29.  Juni 1932, 2. Beilage [o. S.] 286. Steinheim an der Murr/Baden-Württemberg Spielplatzhalle Neubau 1929/30 Bauherr Spielplatzvereinigung Steinheim Entwurf Arch. Ernst Ruoff, Erdmannhausen 560

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Geschichtliche Daten  : Ab 1926 Ankauf von Grundstücken im »Gewann Käppele« durch den Arbeiter-Turnerbund »Vorwärts« zur Einrichtung eines »Spielplatzes«  ; 1926/27 Gründung einer »Spielplatzvereinigung« durch Arbeiter-Turnerbund, Arbeitergesangverein »Harmonie« und Arbeiterradfahrerverein »Freiheit« sowie die örtliche Zahlstelle des Holzarbeiter-Verbands zur Schaffung eines Sportplatzes mit Arbeiterheim561  ; in der Folgezeit Bau eines Volkshauses nach Plänen des Architekten Ruoff (Baukosten rd. 50 000 Mark, Leistung freiwilliger Arbeitsstunden durch die Mitglieder)  ; im November 1929 Übergabe des »Spielplatzhalle« genannten Baus zur Benutzung  ; am 29. Juni 1930 Einweihung. Im März 1933 Schließung. Beschreibung  : Zweigeschossiger Walmdachbau in Fachwerkkonstruktion über massivem Sockel  ; überdachter, verandaartiger Vorbau am Haupteingang. Raumprogramm  : Unter anderem Turnhalle mit Festbühne und Galerie mit insgesamt 550 Sitzplätzen  ; Wirtschaftsraum  ; Konferenzzimmer  ; im Untergeschoss Kegelbahn, im 1. OG Lesezimmer und Verwalterwohnung. Spielund Sportplatz. Bemerkung  : Die Steinheimer Arbeiter nahmen sich bei der Verwirklichung ihres Hallenprojekts den bereits seit 1913 bestehenden Marbacher Spielplatzverein (Kat. Nr. 192) zum Vorbild und beauftragten mit Ernst Ruoff aus Erdmannhausen gar denselben Architekten für den Neubau ihrer »Spielplatzhalle«. Anders als in Marbach wurde jedoch in Steinheim keine einfache Holzhalle, sondern ein vergleichsweise repräsentativer Fachwerkbau errichtet, der hinsichtlich seiner Ausmaße »für die ordentlichen d. h. regelmäßigen Bedürfnisse des hiesigen Ortes« eigentlich sogar »zu groß und daher zu kostspielig« war.562 Im Vorfeld des Bauprojekts hatte der Antrag der Spielplatzvereinigung auf Übernahme einer Kreditbürgschaft durch die Gemeinde zu lebhaften Auseinandersetzungen im Gemeinderat geführt. Die bürgerliche Mehrheit argumentierte mit »Bedürfnisverneinung«, Geldmangel und der drohenden Schädigung der ansässigen Wirte und lehnte den Antrag schließlich ab. Nachdem die Spielplatzvereinigung die Baukosten durch Spenden und Sicherungshypotheken weitgehend selbst aufgebracht hatte, wurde für den Einbau einer Wirtswohnung doch noch eine vergleichsweise geringfügige Bürgschaft für das betreffende Wohnungsbaudarlehen genehmigt. So musste die »Spielplatzvereinigung« Steinheim die Baukosten durch Spenden und Sicherungshypotheken weitgehend selbst aufbringen. Damals hatte auch das zuständige Schultheißenamt der Gemeinde von jeglicher darüber hinausgehender Beteiligung am Volkshausprojekt aus politischen Gründen und »im Interesse des Ortsfriedens« dringend abgeraten.563 Literatur  : Arbeiterkultur in der proletarischen Provinz  ; Beck u.a., Spielplatzhallen (Abb.)  ; Schönberger, Arbeitersportbewegung  ; Das Steinheimer Arbeiterheim. Zu seiner Einweihung am 29. Juni 1930, in  : Neckar-Post, 7. Jg., 28. Juni 1930564 Abb. 273

561 Genauer  : »Zweck des Zusammenschlusses ist die gemeinsame Abtragung der restlichen Kauf- und Herstellungskosten sowie die gemeinsame Benützung, Unterhaltung und Erweiterung der Spielplatzeinrichtungen«, zit. nach Beck u.a., Spielplatzhallen, S. 110. 562 Staatsarchiv Stuttgart (A.2211), Abschrift aus Protokollbuch über die amtlichen Schätzungen des Wertes von Grundstücken, 29. Dezember 1933, zit. nach Schönberger, Arbeitersportbewegung, S. 373. 563 Beck u.a., Spielplatzhallen, S. 111. 564 Abgedr. in  : Arbeiterkultur in der proletarischen Provinz 1890–1933. Broschüre zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Raum Marbach a. N., hrsg. vom Arbeitskreis zur Heimatgeschichte der Arbeiter im Raum Marbach am Neckar, Marbach a. N. [1983], S. 22.

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287. Stendal/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus Rathenower Straße 27 Ankauf 1927 Träger Verein Gewerkschaftshaus e. V., Stendal Umbau 1927 u. 1929 Ausführung Baugeschäft Otto Gennerich Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Mit Statut vom 27.  September 1926 Gründung des Vereins Gewerkschaftshaus e.  V. in Stendal  ; am 5.  Januar 1927 Ankauf des Anwesens Rathenower Straße  27 (urspr. Wohnhaus, errichtet 1898 durch Maurermeister Wilhelm Gaedke, zuletzt genutzt als Kartonagenfabrik) durch den Verein Gewerkschaftshaus e. V. (Vorbesitzer Gustav Curdts)  ; anschließend Umbau durch das Baugeschäft Otto Gennerich (im Vorderhaus eine Gastwirtschaft und im rechten Seitenflügel Versammlungsraum und Bibliothek eingerichtet)  ; am 10. Juli 1927 Eröffnung des Restaurants  ; 1929 erneuter Umbau mit Vergrößerung der Gastzimmer. 1933 Beschlagnahme, im September 1933 Zwangsversteigerung und Übergang in DAF-Eigentum, Nutzung als »Haus der Arbeit«. 1949 Vermögensverwaltung des FDGB. Nach 1990 Rückübertragung auf den DGB  ; 2007 Leerstand. Beschreibung  :565 Dreigeschossiges Wohnhaus mit dreigeschossigem Seitenflügel und zweigeschossigem Quergebäude (errichtet um 1898). Raumprogramm  : Im Vorderhaus Restaurant mit zwei Gastzimmern sowie Büros und Wohnungen  ; im Seitenflügel Büros und Wohnräume  ; im Quergebäude Versammlungsraum mit Ausschankeinrichtung im EG, im OG Wohnräume (»Ausstattung bürgerlich«)  ; zweigeschossige Veranda (im OG mit offener Holzfachwerkkonstruktion). Quellen  : AdsD Bonn (ADGB-Restakten, NB 776)  ; BArch Berlin (NS 5 II 1967a u. 2531 (Abb.)  ; DY 34 5080), StArch Stendal (schriftl. Auskunft Simone Habendorf, Hauschronik [Abb.])  ; GIRO Berlin (Objektakte Stendal, Rathenower Straße 27) 288. Stettin (Szczecin)/Polen (ehem. Provinz Pommern) Volkshaus Wielka Odrzańska (ehem. Große Oderstraße 18/20) Ankauf 1910 Träger »Volkshaus Stettin«, Baugesellschaft mbH566 Geschichtliche Daten  : Am 5. Dezember 1906 Kartellversammlung mit Beschluss zur Schaffung eines Volkshauses mittels Erhebung eines Pflichtbeitrags von 1 Mark pro Mitglied sowie der Ausgabe von Anteilscheinen  ; am 10. Februar 1908 Gründung der »Volkshaus Stettin«, Baugesellschaft mbH (Gesellschaftszweck  : Erwerb, Bebauung und Ausnutzung von Grundstücken und Betrieb eines Gewerkschaftshauses)  ; am 15.  Mai 1910 Ankauf des ehem. Bürohauses des Vereins Junger Kaufleute in der Großen Oderstraße 18/20 (Kaufpreis 192 500 Mark  ; am 14. Juni 1910 Grundbucheintragung) und Umbau zum Gewerkschaftshaus  ; Einzug im September 1910  ; 565 Beschreibung gem. Wertgutachten BArch Berlin, NS 5 II 2531. 566 Für das Jahr 1920 sind als Geschäftsführer der Baugesellschaft der Zimmerer Richard Krause aus Stettin und der Parteisekretär Carl Riedel aus Finkenwalde überliefert  ; vgl. BArch Berlin, NS 5 II 2548.

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am 24./25. Dezember 1910 Eröffnung. Sitz des ADGB, verschiedener Einzelgewerkschaften, des Arbeitersekretariats, der Volksfürsorge, der AWO und der Kinderfreunde (1927). 1933 Beschlagnahme, in der Folgezeit von NSBO und DAF genutzt, 1939 Eintragung der DAF im Grundbuch. Beschreibung  : Dreigeschossiges Eckhaus mit teilweise ausgebautem DG sowie viergeschossiges Hofgebäude (errichtet 1877). Raumprogramm  : Im EG Restauration, im 1. OG Büroräume, fünf größere Versammlungsräume (zwei davon zu einem Raum für über 200 Personen zu verbinden), Bibliothek und Lesezimmer  ; sieben Herbergsräume mit 40 Betten  ; Brause- und Wannenbad. Bemerkung  : In Stettin gab es bereits im Jahr 1900 erste Pläne zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses, was zunächst in die Schaffung eines gepachteten Verkehrslokals mit Herberge mündete (Adresse unbekannt). Mit dem Ankauf des Vereinshauses des Vereins Junger Kaufleute kamen die Gewerkschaften an einen stattlichen bürgerlichen Repräsentativbau in zentraler Lage. Quellen  : BArch, Berlin (R 1501/10318  ; NS 5 II 2548, 2549 [Abb.]) Literatur  : Bericht des Arbeitersekretariats Stettin für [1904 bis 1906, 1910 bis 1912], hrsg. vom Arbeitersekretariat Stettin, Stettin [1905 bis 1907, 1911 bis 1913]  ; Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 10. Jg., Nr. 23, 11. Juni 1900  ; Matull, Wilhelm  : Ostdeutschlands Arbeiterbewegung. Abriß ihrer Geschichte, Leistung und Opfer, Würzburg 1973  ; Die Organisation der Holzarbeiter in Stettin, hrsg. von Gustav Klose [Stettin 1914] 289. Stollberg/Erzgeb./Sachsen Volkshaus Zwönitzer Straße 18 Ankauf 1928 Träger Volkshaus Verein für Stollberg und Umgegend eGmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1928 Gründung der Volkshaus Verein für Stollberg und Umgegend eGmbH (am 28. September 1928 Eintragung ins Genossenschaftsregister  ; als Geschäftsführer Heinrich Bley überliefert, dieser zugleich Geschäftsführer des Textilarbeiterverbands und Kreisvorsitzender der SPD)  ; mit Kaufvertrag vom 2. Oktober 1928 Ankauf des Gasthofs »Zur Sonne« (Kaufpreis 80 000 Mark  ; am 14. Mai 1929 Grundbucheintragung). Am 3. April 1933 Eröffnung des Konkursverfahrens, 1934 Löschung des Konkursvermerks  ; 1934/35 Zwangsversteigerung und Übergang in Privatbesitz. Beschreibung  : Zweigeschossiger Gasthof mit Saal. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Stollberg, Zwönitzer Straße 18) 290. Stolp (Słupsk)/Polen (ehem. Provinz Pommern) Volkshaus Ulica Szymanowskiego (ehem. Schlachthofstraße 5) Neubau 1925–1927 Bauherr Volkshaus GmbH, Stolp Entwurf und Bauleitung Arch. Walter Buchholtz, Stolp i. Pom. Ausführung Bauhütte Stolp, soziale Baugesellschaft mbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 2.  Februar 1925 Gründung der Volkshaus GmbH Stolp durch 563

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Vertreter der freien Gewerkschaften (Geschäftsführer Paul Schliemann)  ; im Oktober 1925 Einreichung des Baugesuchs für einen Volkshausneubau auf einem Erbpachtgrundstück in der Verlängerung der Weidenstraße (Entwurf Arch. Walter Buchholtz, Ausführung Bauhütte Stolp, soziale Baugesellschaft mbH  ; Finanzierung mithilfe einer Hypothek der Volksfürsorge und eines Zwischenkredits der Arbeiterbank)  ; am 28. Mai 1927 Einweihung. 1933 Beschlagnahme, später Eigentum und Sitz der DAF. Nach dem Krieg bis 1959 Priesterseminar, heute Berufs- und Fachschule. Beschreibung  : Symmetrisch gegliederte, dreigeteilte Anlage aus einem überhöhten, nach hinten versetzten, schmalen Mittelteil (Saalbau) zwischen zwei breiteren, dreigeschossigen Flügelbauten  ; die Lage des Saals an den schmalen hohen Fenster in den oberen Geschossen des Mittelteils ablesbar (bebaute Fläche 976,5 qm)  ; insgesamt fortschrittlich gesinnter Bau mit geneigten, flach erscheinenden Dächern  ; oberhalb des abgesetzten Sockels vertikale Fassadengliederung durch schmale, plastisch hervortretende Lisenen, dazwischen schmale, hochrechteckige Sprossenfenster  ; helle Putzfassade mit dunkel abgesetzten Gliederungselementen. Raumprogramm  : Zwei Säle, drei Gastzimmer, Wirtschaftsräume, Sitzungszimmer, sechs Gewerkschaftsbüros und fünf Wohnungen. Garten- und Spielplatzanlage (3 500 qm). Bemerkung  : Stolp wuchs im Verlauf der Weimarer Republik zur zweitgrößten Stadt Ostpommerns nach der Landeshauptstadt Stettin heran. Obgleich die Stadt in den 1920er Jahren ein Zentrum konservativ-deutschnationaler Kräfte war und die Sozialdemokratie hier nicht an die Wahlerfolge der Kaiserzeit anknüpfen konnte, gelang ihr immerhin der Bau eines repräsentativen Volkshauses etwas außerhalb des Stadtzentrums. Mit seiner enthistorisierten, expressionistisch angehauchten Formensprache steht der Bau architektonisch am Übergang zur Moderne. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 1967a)  ; Stolper Heimatkreise e. V. (schriftl. Auskunft Roman de Malachinski, Słupsk) Literatur  : Schulz, Friedhelm und B. Wolter  : Stolp. Bilder aus dem Leben einer Stadt von 1860 bis 1984, hrsg. im Auftrag des Heimatkreisausschusses Stadt Stolp, Bonn–Bad Godesberg 1984  ; Soziale Bauwirtschaft, 7. Jg., Nr. 16, 15. August 1927, S. 244/245  ; Soziale Bauwirtschaft, 8. Jg., Nr. 3/4, 15. Februar 1928, S. 54 (Abb.)  ; Die sozialen Baubetriebe Pommerns von 1924–1928, in  : Soziale Bauwirtschaft, 8. Jg., Nr. 22, 15. November 1928, S. 325–330 u. 332 (Abb.) Abb. 274 291. Stralsund/Mecklenburg-Vorpommern Gewerkschaftshaus I Frankendamm 38 Ankauf 1903 Neubau 1913 Träger/Bauherr Verein »Arbeiter-Kasino« Stralsund e. V. Geschichtliche Daten  : Im August 1900 Gründung des Vereins »Arbeiter-Kasino« durch 28 sozialdemokratisch und freigewerkschaftlich engagierte Arbeiter  ; 1901 Anmietung des Hauses Semlowerstraße  10 als Versammlungslokal  ; 1903 Ankauf des Saalbaugrundstücks Frankendamm 38  ; ab 1912 Planung eines Gewerkschaftshausneubaus auf dem erworbenen Grundstück, im April 1913 Grundsteinlegung und im Oktober Fertigstellung des Neubaus  ; eine Herbergskonzession wird nicht erteilt  ; nach dem Ersten Weltkrieg erheblicher Raummangel durch Mitgliederzuwachs, Erweiterungsbauten wegen der Grundstücksgröße jedoch nicht möglich, daher 564

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Beschluss zum Verkauf des Gewerkschaftshauses am Frankendamm und zum Ankauf eines größeren Grundstücks (s. Kat. Nr. 292). Beschreibung  : Viergeschossiges Geschäftshaus zu vier Achsen mit sachlicher Fassadengliederung durch Lisenen und Brüstungsfelder  ; der zwei Achsen umfassende Mittelrisalit zwerchhausartig über die Traufe hinaus geführt und mit einer Laterne bekrönt. Breite Fensterflächen verweisen auf eine Nutzung für Büro- und Geschäftszwecke. Raumprogramm  : Im EG große Restaurationshalle, im 1. OG kleiner Saal und drei Sitzungszimmer, sonst überwiegend Büros. Literatur  : Geschäftsbericht für das Jahr 1925  ; Die neue Welt, 1913, Nr. 45, S. 360 (Abb.) Abb. 275 292. Stralsund/Mecklenburg-Vorpommern Gewerkschaftshaus II Sarnowstraße 14 Ankauf 1919 Träger Gesellschaftsgarten Reetz & Co. oHG, Stralsund Umbau 1930 Verbleib Abriss 1992 Geschichtliche Daten  : Mit Kaufvertrag vom 20. März 1919 Ankauf von Rühe’s Konzerthauses in der Sarnowstraße 14 durch die zu diesem Zweck auf freigewerkschaftlicher Basis gegründete Gesellschaftsgarten Reetz & Co. oHG  ; 1925 Renovierung der Säle  ; 1930 Anbauten (Garderobe, Abort, Veranda). 1933 Beschlagnahme, 1938 Einweisung der DAF in das Gesellschaftsvermögen, Umbenennung in »Haus der Deutschen Arbeit«, u.a. Nutzung für Partei- und KdF-Veranstaltungen. Nach 1945 vom FDGB genutzt, Umbenennung in Ernst-Thälmann-Haus, 1948 Um- und Ausbau, Nutzung als Klubhaus der Volkswerft. 1992 Abriss. Beschreibung  : Zweigeschossiger Saalbau (errichtet 1899, mit späteren Anbauten), freistehend auf Gartengrundstück am Hindenburgufer (heutige Sundpromenade). Raumprogramm  : Großer Saal mit Bühne, zwei Nebensäle, zwei Versammlungszimmer, Restaurant, Wirtschaftsräume, Kegelbahn, Wirtswohnung, Büroräume, zwei angebaute Veranden sowie freistehende Terrasse im Garten  ; zwei Spielplätze. Bemerkung  : Bei dem 1913 in Stralsund errichteten Gewerkschaftshausneubau (Kat. Nr. 291) handelte es sich in erster Linie um ein Verwaltungsgebäude, das durch seine Ausstattung mit einer Restauration auch als Treffpunkt der organisierten Arbeiterschaft diente. Ein großer Saal war allerdings nicht vorhanden, auch wurde dem Unternehmen die Konzession für die eigentlich vorgesehene Herberge verweigert. Als die Arbeiterorganisationen nach dem Ersten Weltkrieg großen Zulauf zu verzeichnen hatten, reichten auch die Verwaltungsräume nicht mehr aus. Da ein eine Vergrößerung der vorhandenen Räume und ein Saalneubau aus Platzgründen nicht möglich waren, entschloss man sich 1919 zum Verkauf des Grundstücks und zum Ankauf des Rühe’schen Konzerthauses, welches durch gründliche Instandsetzung und kontinuierlichen Ausbau »zu einer körperlichen und geistigen Erholungsstätte und damit zu einem wirklichen Volkshaus für die gesamte Arbeiterschaft Stralsunds und Vorpommerns«567 werden sollte. 567 Geschäftsbericht für das Jahr 1925, hrsg. von der Off. Handelsgesellschaft »Gesellschaftsgarten«, Reetz & Co., Stralsund, Stralsund 1926 [o. S.]

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Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 2601 [Abb.])  ; GIRO Berlin (Objektakte Stralsund, Sarnow-

straße 14)

Literatur  : Fank, Max  : 40 Jahre Sozialdemokratie. Beiträge zur Geschichte der Stralsunder Arbeiterbewegung, Stralsund 1931  ; Geschäftsbericht für das Jahr 1925 (Abb.)  ; Harddenberg, Harry  : Nachruf auf eine Legende. Traditionsreiches Thälmann-Haus wird abgerissen, in  : Stralsunder Tageblatt, 6. Oktober 1992  ; Müller, Werner u.a.: Die Geschichte der SPD in Mecklenburg und Vorpommern, Bonn 2002 (Abb.)

293. Striegau (Strzegom)/Polen (ehem. Provinz Niederschlesien) Volkshaus Ehem. Promenade 3 Ankauf Um 1922 Träger Volkshaus Striegau GmbH Geschichtliche Daten  : Am 5. Februar 1922 Gründung der Volkshaus Striegau GmbH  ; vermutl. bereits im Vorjahr Ankauf des Grundstücks Promenade 3 zum Zwecke eines Volkshauses. Zugleich Sitz der Volkszeitung. Raumprogramm  : Unter anderem Restauration. Literatur  : Die Gewerkschaftshäuser in den Provinzen Nieder- und Oberschlesien, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., Nr. 6, Juni 1928, S. 2, o. V.; Handbuch der Deutschen Gesellschaften mit beschränkter Haftung [1925]  ; Unsere Betriebe von 1890 bis 1925, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Berlin 1926 294. Stuttgart/Baden-Württemberg Gewerkschaftshaus I »Zum Goldenen Bären« Esslinger Straße 17/19 u. Holzstraße 14/16 Ankauf 1898 Träger Verein Stuttgarter Gewerkschaftsheim e. V.568 Saalneubau Um 1902 Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : 1896/97 Beschluss der Gewerkschaften zum Ankauf des Gasthofsanwesens »Zum Goldenen Bären« in der Esslinger Straße  ; Ankauf zum 1. April 1898569 (Kaufpreis 235 000 Mark  ; Finanzierung durch Gewerkschaftsbeiträge, Anteilscheine und  – überwiegend  – Darlehen), Umbau bis August 1898  ; 1902 Hinzukauf der Grundstücke Holzstraße 14 und 16 (inkl. Wirtschaftsgarten), dort Errichtung eines Saalgebäudes  ; am 12. Oktober 1903 Gründung der Gewerkschaftshaus Stuttgart GmbH  ; nach 1919 Umbau von Versammlungszimmern zu Büroräumen. Beschreibung  : Viergeschossiges Hauptgebäude zu zwölf Achsen (Frontlänge 24 m, Gesamt­fläche 988 qm). Im EG des Vorderhauses fünf »Wirtschaftslokalitäten«, im 1. OG zehn Vereinszimmer (24 bis 180 qm)  ; im 2. OG »schöner anmuthiger Festsaal mit Gallerie und Theatereinrichtung«570 für bis zu 800 Personen  ; Herberge mit 80 Betten  ; Saalgebäude  ; zwei Kegelbahnen  ; Wirtschaftsgarten. 568 Später vermutl. auf die Gewerkschaftshaus Stuttgart GmbH übertragen. 569 In den Jahresberichten der Vereinigen Gewerkschaften ist auch der 1. Februar 1898 als Übernahmedatum genannt. 570 Stuttgarter Gewerkschaftshaus, hrsg. vom Verein Stuttgarter Gewerkschaftshaus, Stuttgart 1900.

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Bemerkung  : Begünstigt durch die in Württemberg herrschenden liberalen politischen Verhältnisse gelang es den Arbeiterorganisationen Stuttgarts relativ früh, ein eigenes Gewerkschaftshaus zu schaffen. Bereits ab 1893 hatten die Vereinigten Gewerkschaften die Gastwirtschaft »Zum Hirsch« in dem damals noch selbständigen Nachbarort Feuerbach für fünf Jahre als Gewerkschaftshaus gepachtet. Trotz der dort zur Verfügung stehenden sieben Versammlungssäle und Sitzungszimmer, zwei Restaurationslokale, sieben Schlafsäle und fünf Herbergszimmer erwies sich das Lokal bald als zu klein, so dass 1897 der Ankauf des Gasthofs »Zum Goldenen Bären« beschlossen wurde.571 Im Grundbuch wurden zunächst drei Gewerkschafter als Treuhänder eingetragen. Um den Anforderungen eines Gewerkschaftshauses zu genügen, waren Umbauten sowie ein zusätzlicher Saalbau notwendig. Diese Investitionen waren nur möglich, indem sich die Gewerkschaften hoch verschuldeten. Auch der Betrieb selbst erforderte eine ständige Bezuschussung, so dass sich das Haus am Ende des Ersten Weltkriegs in einem desolaten Zustand befand. Nur durch die Erwirkung einer Steuerentlastung über das Argument der Gemeinnützigkeit verbesserte sich die Lage des Hauses allmählich. Sobald der Betrieb als einigermaßen saniert gelten konnte, regte sich bereits der Wunsch nach einem kompletten Neubau, der endlich allen Sparten der Arbeiterbewegung eine angemessene Unterkunft bieten würde. Bis zur Realisierung des Neubaus (Kat. Nr. 297) war der »Goldene Bär« das Zentrum der Stuttgarter Arbeiterbewegung. Heute befindet sich an dessen Stelle ein Parkhaus. Literatur  : Arbeiterbewegung – Arbeiterkultur. Stuttgart 1890–1933, Begleitheft zur Ausstellung in der Galerie im Lichthof im DGB-Haus, bearb. von Thomas Brune, hrsg. vom Württembergischen Landesmuseum, Stuttgart 1981  ; Dietenberger, André  : Esslinger Straße, http://www. stuttgarter-bohnenviertel.de/strassen/esslingerstr.html (Abruf am 14. August 2014)  ; Jahresbericht über das Geschäftsjahr [1896/97 bis 1898/99] sowie Bericht des Betriebsrätezentrale, des Arbeitersekretariats Stuttgart und des Gewerkschaftlichen Bezirkskartells für Württemberg und Hohenzollern, hrsg. von den Vereinigten Gewerkschaften Stuttgart, Stuttgart [1898 bis 1900] (Abb.)  ; Ein Jubiläum  – 30 Jahre Gewerkschaftshaus, in  : Das Gewerkschaftshaus, 3.  Jg., Nr. 5, April 1928, S. 1–3, o. V.; Rechnungs-Abschluß des Gewerkschaftshauses  ; Stuttgarter Gewerkschaftshaus Abb. 276

295. Stuttgart/Baden-Württemberg Haus des Deutschen Metallarbeiter-Verbands »Röteburg« Rötestraße 14/16, 16b/Ecke Rotebühlstraße Neubau 1901/02 Bauherr Alexander Schlicke & Co. oHG Entwurf Arch. Paul Schmohl & Georg Staehelin, Stuttgart Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Um die Jahrhundertwende Beschluss zu einem Verbandshaus mit Druckereibetrieb  ; im Juni 1901 Grundsteinlegung  ; Anfang März 1902 Fertigstellung des Neubaus nach Plänen der Architektengemeinschaft Schmohl & Staehelin und Bezug der Verwaltungsräume. 1930 Verlegung des Verbandssitzes nach Berlin und sukzessiver Verkauf der Stuttgarter Grundstücke. 571 Zu dem Grundstück gehört auch das Mietshaus Holzstraße 3.

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Beschreibung  : Vier- bzw. fünfgeschossiger, verputzter Wohn- und Geschäftshauskomplex, bestehend aus drei Gebäudeteilen  ; an der Straßenecke zwei Wohnhausbauten mit Turmaufbau in späthistoristisch-neubarockem Dekor  ; an der Rötestraße das eigentliche Verbandshaus mit Druckerei, ein schlichter viergeschossiger Zweckbau. Raumprogamm  : In den Vorderhäusern Dreibis Vier-Zimmer-Wohnungen, Laden im Hochparterre  ; im Verbandshaus im Parterre Buchdruckerei (Maschinensaal, Setzersaal, Packraum, Redaktion und Expedition), im 1. OG neun Räume für die Verbandsverwaltung (Büros, Sprechzimmer, Sekretariat, Kasse, Sitzungszimmer, weitere Räume für Mitgliederverwaltung, Unterstützungskasse, Arbeitsnachweis, Lager mit elektrischem Aufzug zur Druckerei)  ; im Souterrain Zentralheizung, Stereotypie, Formenwäsche, Ankleideraum, Waschraum, Lager. Bemerkung  : Der 1891 gegründete Deutsche Metallarbeiter-Verband (DMV) entwickelte sich schnell zum bedeutendsten deutschen Gewerkschaftsverband und zur größten gewerkschaftlichen Organisation weltweit. Für die Errichtung seines Hauptsitzes in Stuttgart waren seinerzeit »nur politische Gründe maßgebend«, denn »jenseits der Mainlinie« sah sich der Verband »nicht den kleinlichen Polizeischikanen ausgesetzt wie in Preußen«.572 Seinen ersten Sitz hatte der DMV in der Kurze Straße 3, wo der Vorstand ein Büro gemietet hatte, dessen Ausstattung sich auf »einige wacklige Tische und Regale sowie eine Zigarrenkiste als Kassenschrank«573 beschränkte. Nach mehreren Umzügen in unterschiedliche Mietobjekte wurde der Bau eines eigenen Verbandshauses notwendig. In dem Gebäude sollten auch die neue verbandseigene Druckerei und die Redaktion der Metallarbeiter-Zeitung ihren Platz finden. Das beauftragte Büro Schmohl & Staehelin war eine viel beschäftigte und in vielen Bauaufgaben versierte Architektengemeinschaft, in deren Entwürfen Historismus, Jugendstil und sachliche Tendenzen eine zeittypische Symbiose eingingen, wie sie dem »Reformgeschmack« des liberalen Bürgertums entsprach.574 Für den Metallarbeiter-Verband entwarfen sie einen verhältnismäßig konventionellen Bau ohne aufwendige Gliederungselemente. Die Gebäudeecke dominierte ein das Dach überragender, von hohen Schweifgiebeln flankierter Turm mit Laterne, welcher dem Verbandshaus zu dem Beinamen »Röteburg« verholfen haben dürfte. Als eigentliches Verbandsgebäude diente das niedrigere schmucklos ausgeführte Nebengebäude, in dem die Druckerei und die Verwaltungsräume untergebracht waren. Alle Räume waren mit einem Innenanstrich in weißer Emaillefarbe versehen und »gediegen« ausstattet und durch eine »tadellose Anlage für Luft und Licht« ausgezeichnet. Den Druckereibetrieb lobte die Gewerbeinspektion gar als »mustergültig in allen Teilen«. »Mancher Unternehmer mag sich daran ein Beispiel nehmen«, stellten die Erbauer stolz und herausfordernd fest.575 Als zukünftige Erweiterungsfläche war das oberste Geschoss vorgesehen, das anfänglich als Wohnraum vermietet wurde und später in Büroräume umgewandelt werden konnte. Tatsächlich wurde der Raum im Verbandsgebäude bald knapp, so dass die Büros auf die angrenzenden Wohngebäude ausgeweitet wurden. Die Wohnräume erwiesen sich jedoch 572 Ordentlicher Verbandstag des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (1928), S. 229. 573 Maier, Karl  : Die Verwaltung des Verbandes, in  : Metallarbeiter-Zeitung, 49.  Jg., Nr.  22, 30.  Mai 1931, S. 172. 574 Schmohl, Paul und Georg Staehelin  : Ausgeführte Bauten, 3 Bde., Stuttgart [um 1910]  ; Schuster, F.: Oberbaurat Prof. Schmohl, in  : Die Bauzeitung, 27. Jg., Nr. 32, 9. August 1930, S. 379–382. 575 Alle voranstehenden Zitate in  : Unser Verband, in  : Metallarbeiter-Zeitung, 21. Jg., Nr. 1, 3. Januar 1903, S. 3, o. V..

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als recht »ungünstig« für eine büromäßige Nutzung, das sie »eine zweckmäßige Arbeitsteilung und volle Entfaltung nicht zu[ließen]«.576 Dennoch blieb die Röteburg bis 1930 Hauptsitz des DMV, dem damals größten Berufsverband der Welt. Mit dem in Hinblick auf Konstruktion und Ausstattung zeitgemäßen Bau setzte der Deutsche Metallarbeiter-Verband den Auftakt zu seiner künftigen Bautätigkeit. Während das erste Verbandshaus in Hinblick auf seine architektonische Wirkung noch wenig aussagekräftig, um nicht zu sagen unscheinbar war, sollte der Verband etwa 30 Jahre später mit dem Berliner DMV-Haus von Erich Mendelsohn eines der markantesten Gewerkschaftshäuser überhaupt errichten (vgl. Kat. Nr. 33). Literatur  : 100 Jahre im Wort. Die Metall-Zeitung von 1883–1983. Ein Querschnitt in Faksimiles, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Frankfurt am Main 1983 (Abb.)  ; Deutsche Metallarbeiter-Zeitung, 20. Jg., Nr. 8, 22. Februar 1902, S. 59  ; Der DMV in Zahlen (Abb.)  ; Liste der Kulturdenkmale. Unbewegliche Bau- und Kunstdenkmale, hrsg. vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung Untere Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt Stuttgart, Stand 25. April 2008, http://www.stuttgart-stadtgeschichte.net/pdf/Liste_Denkmaeler_Stuttgart.pdf (Abruf am 14. August 2014)  ; Maier, Die Verwaltung des Verbandes  ; Schmohl/Staehelin, Ausgeführte Bauten  ; Schuster, Oberbaurat Prof. Schmohl  ; Unser Verband Abb. 277 296. Stuttgart/Baden-Württemberg Metallarbeiterheim »Hotel am Stadtgarten« Willi-Bleicher-Straße (ehem. Kanzleistraße 33)/Ecke Militärstraße Neubau 1913/14 Bauherr Stuttgarter Metallarbeiterheim GmbH577 Entwurf Arch. Gustav Prinz, Stuttgart Umbau 1930er Jahre Geschichtliche Daten  : 1912 Beschluss des DMV Ortsverbands Stuttgart zur Schaffung eines Metallarbeiterheims  ; am 29.  November 1912 Gründung der Stuttgarter Metallarbeiterheim GmbH  ; Ankauf eines Baugrundstücks zwischen Kanzlei- und Militärstraße  ; am 1.  April 1913 Beginn der Abbrucharbeiten, im April 1914 Einweihung des Neubaus. 1931–1936 verschiedene Umbauten (Einbau von zwei Wohnungen und einem Friseurladen, Modernisierung des Hoteleingangs und der Hoteldiele mit Nebenräumen). Sitz der Ortsverwaltungen des Metallarbeiterund des Lederarbeiterverbands und des ADGB (1928). 1933 beschlagnahmt und von der DAF genutzt  ; im August 1937 Verkauf an privat. Beschreibung  : Viergeschossiger Hotel- und Geschäftsbau bestehend aus einem Flügel an der Kanzleistraße, einem Verbindungsbau und einem Flügel an der Militärstraße  ; Außenwände teils aus Betonskelett, teils Backsteinmauerwerk  ; Straßenfassade mit Muschelkalkstein verblendet, Seiten- und Hoffassaden verputzt. An der Kanzleistraße repräsentative Hotelfront mit Bandrustikasockel und ionischer Kolossalpilasterstellung in den oberen Geschossen  ; im ersten OG Rundbogenfenster, darüber Balkone  ; am Haupteingang allegorischer Reliefschmuck. Raumprogramm  : Im EG Durchfahrt, drei Läden, zwei Büros, Vorhalle, Lese- und Unterhaltungsraum mit Bibliothek, Aufenthaltsraum, Speisesaal, Wirtschaftszimmer, Café  ; im 1. OG Arbeitssaal, dreizehn Büros, Versammlungssaal, Warteraum, Jugendheim (drei Räume), zwölf 576 Bei Maier, Die Verwaltung des Verbandes. 577 Später auf die Alexander Schlicke & Co. oHG übertragen.

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Fremdenzimmer, Wasch- und Nebenräume  ; im 2.  OG 37 Fremdenzimmer, Wasch- und Nebenräume  ; im 3. OG 39 Fremdenzimmer, Wasch- und Nebenräume  ; im DG 30 Fremdenzimmer, hofseitig offene Veranda, Wasch- und Nebenräume  ; Dachgarten  ; im Souterrain u.a. Lagerräume, Aufzugsraum, Heizungsraum, Fahrradraum, Waschküche  ; im Keller Brausebäder. Ausstattung  : Elektrisches Licht, Dampfheizung, eichene Möbel und Waschgelegenheiten in allen Zimmern. Bemerkung  : Zwar war es dem Hauptverband schon 1902 gelungen, ein eigenes Verbandsgebäude zu errichten, trotzdem sah er sich der Ortsverband des DMV mit Raumproblemen konfrontiert. Die Metallarbeiter mussten sich entscheiden, ob sie sich gemeinsam mit anderen Gewerkschaftsverbänden am Bau eines Bürohauses für alle Organisationen beteiligen oder lieber ein eigenes Metallarbeiterheim errichten wollten. Als mitgliederstärkste und somit finanzkräftigste Gewerkschaft konnte es sich der DMV leisten, einen auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittenen Neubau ohne die Hilfe anderer Gewerkschaftsverbände zu errichten. So kam es 1914 mit dem Metallarbeiterheim zu einem weiteren Neubau, der neben seiner Funktion als Verwaltungsgebäude für die Zahlstelle Stuttgart auch ein Hotel und ein Ledigenheim aufnehmen und somit Aufgaben übernehmen sollte, die das Hauptverbandsgebäude an der Rötestraße bisher nicht erfüllte. Mit dem ebenfalls enthaltenen Herbergsbetrieb schuf der DMV durchaus eine Einrichtung, von der alle Arbeiter Stuttgarts profitierten. Als Bauträger fungierte die »Stuttgarter Metallarbeiterheim GmbH (Hotel am Stadtgarten mit Speiserestaurant und Café)«. Das Grundstück befand sich in günstiger Lage in der Nähe des Hauptbahnhofs und des Stadtparks. Die Namensgebung »Hotel zum Stadtgarten« resultierte aus einer Anfrage der Stadt, die darum gebeten hatte, den Neubau direkt nach Fertigstellung für die Unterbringung der Gäste der damals anstehenden Gesundheitsausstellung nutzen zu dürfen. Der Verband erklärte sich daraufhin bereit, das Ledigenheim während dieser Zeit als Hotel für Ausstellungsbesucher bereit zu halten. Mit seiner durch eine Kolossalordnung ausgezeichneten Muschelkalkfassade konnte das Metallarbeiterheim äußerlich durchaus mit vornehmen großstädtischen Hotelbauten konkurrieren und auch im Inneren hatte man Wert auf eine »vorzügliche Einrichtung«578 gelegt. Da bei Inbetriebnahme der Erste Weltkrieg ausbrach, diente das Haus zunächst als Reservelazarett, bevor es seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt werden konnte. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 2673) Literatur  : Geschäftsbericht über das Jahr [1912 u. 1914], hrsg. vom Deutschen Metallarbeiterverband, Verwaltungsstelle Stuttgart, Stuttgart [1913 u. 1915]  ; Holzarbeiter-Zeitung, 22. Jg., Nr. 17, 25. April 1914  ; H., Stuttgarter Metallarbeiterheim GmbH  ; H., O.: Das Stuttgarter Metallarbeiterheim, in  : Die neue Welt, 1915, Nr. 22, S. 176 Abb. 278 297. Stuttgart/Baden-Württemberg Gewerkschaftshaus II Theodor-Heuss-Straße/Ecke Willi-Bleicher-Straße (ehem. Rote Straße/Kanzleistraße 24) Neubau 1930–1933 (teilweise realisiert) Bauherr Gewerkschaftshaus Stuttgart GmbH 578 H., O.: Stuttgarter Metallarbeiterheim GmbH, in  : Metallarbeiter-Zeitung, 32. Jg., Nr. 15, 11. April 1914, S. 118.

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Entwurf Arch. Karl Beer Ausführung Bauhütte Schwaben Verbleib 1950 ff. veränderter Wiederaufbau nach Kriegsschäden Geschichtliche Daten  : Ab 1928 konkrete Planungen für einen Gewerkschaftshausneubau und

Einrichtung eines Baufonds (über Extrabeiträge in Höhe von 10 Pfennigen pro Mitglied)  ; am 13.  Februar 1930 Beschluss im Gemeinderat, den Gewerkschaften ein durch Bauplanänderung frei gewordenes Grundstück an der Kanzleistraße/Ecke Rote Straße (insges. 1 900 qm) im Tausch mit den alten Gewerkschaftshausgrundstücken an der Esslinger Straße (insges. 2 300 qm) für einen Neubau zur Verfügung zu stellen579  ; am 13. Juni 1930 Wettbewerbsausschreibung durch den ADGB-Ortsausschuss unter sieben Architekten bzw. Architekturbüros  : Max Taut und Franz Hoffmann (Berlin)580, Otto Rudolf Salvisberg und Rudolf W. Reichel (Berlin), Carl Krayl (Magdeburg), Carlo Schloenbach und Carl Jacobi (Düsseldorf), Richard Döcker (Stuttgart), Paul Gessinger (Stuttgart) sowie Karl Beer (Stuttgart)  ; Mitglieder der Prüfungskommission  : Paul Bonatz, Hugo Keuerleber, Stadtbaudirektor Paul Otto sowie die Stuttgarter ADGB-Vorstandsmitglieder Wilhelm Endreß, Chr. Kirsch, M. Bender und G. Kellermann  ; im September 1930 Ausstellung der Wettbewerbsentwürfe im Sängersaal des Gewerkschaftshauses und engere Auswahl der Entwürfe von Döcker und Beer, diese reichen im Oktober 1930 überarbeitete Entwürfe ein  ; im Frühjahr 1931 der Entwurf von Beer zur Ausführung bestimmt. Am 12. Juni 1931 Abschluss des Grundstückstauschvertrags mit der Stadt  ; am Pfingstdienstag 1931 erster Spatenstich  ; zum 1. August 1931 provisorischer Einzug des ADGB in die Altbebauung Kanzleistraße 24  ; im Sommer 1932 vermutlich Fertigstellung des ersten Bauabschnitts an der Roten Straße (Verwaltungsgebäude und Hotelbau  ; Saalbau nicht ausgeführt). 1933 Beschlagnahme des noch nicht offiziell eingeweihten Gewerkschaftshauses durch die Nationalsozialisten, vermutlich bis 1934 Fertigstellung  ; 1939 Erweiterungsbau an der Kanzleistraße begonnen. Im Krieg stark zerstört  ; veränderter Wiederaufbau nach Entwurf des Architekten A. Otto Linder von 1950  ; 1954–1958 Saalanbau nach neuem Entwurf von Karl Beer. Beschreibung  : Überwiegend siebengeschossiger, multifunktionaler Gebäudekomplex für Verwaltungs-, Gastronomie-, Versammlungs- und Hotelzwecke in sachlich-moderner Gestaltungsweise. Überwiegend horizontale Gliederung durch zu Bändern zusammengefasste, dreigeteilte Fenster und Gesimse, an der gerundeten Gebäudeecke auf Höhe des 1. OG durchlaufender, freitragend überdachter Balkon (in diesem Bereich großer Versammlungssaal und Café)  ; an der Roten Straße visuelle Zäsur durch einen asymmetrisch angeordneten, teilverglasten Treppenturm mit Fahnenmast. Konstruktion in Eisenbeton, Ausfachung mit Zementsteinen, die Straßenfronten in Travertin verkleidet, die Hoffassaden verputzt. An der Kanzleistraße Gebäudeflügel mit Restaurant, Café, Büros und Versammlungsräumen sowie Saalbau (letzterer nicht ausgeführt)  ; an der Roten Straße Büro- und Hotelflügel, dort die Nutzungsaufteilung an der Fenstervariierung und Zurückstaffelung der obersten Geschosse ablesbar  ; im stark zurückversetzten Mezzaningeschoss Wohnungen für das Personal  ; rückwärtig weiterer Gebäudeflügel für Herbergszwecke. Raumprogramm  : Im Tiefparterre Speiseräume, im EG Läden, Restaurant, Konferenz- und Frühstückszimmer  ; in den OGs überwiegend Büro- und Versammlungsräume (der größte mit 194 qm), im 4. 579 Zu den Bedingungen des Tauschs vgl. E., Neues Gewerkschaftshaus in Stuttgart und den Grundstücks­ tauschvertrag im BArch Berlin, NS 5 II 2678. 580 Siehe Menting, Max Taut, S. 300.

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und 5. OG an der Roten Straße Herbergs- und Hotelbetrieb mit 40 Betten. Ausstattung  : Fußböden in Solnhofer Platten (Treppen, Vorräume) und Parkett (Büros), Wandverkleidung in Hartkeramikplatten, teils auf ganzer, teils auf halber Höhe  ; im größten Versammlungssaal Holzvertäfelung auf ganzer Höhe. Ausstattung der Räume mit Radioanlage, Waschbecken und Telefonanlage  ; auf jedem Geschoss am Ende des Flurs Einbauschränke. Bemerkung  : Bereits in der Vorkriegszeit hatten die Stuttgarter Gewerkschaften Pläne für einen Gewerkschaftshausneubau gehegt, die jedoch wegen Geldmangel und Schwierigkeiten bei der Grundstücksbeschaffung nicht verwirklicht werden konnten. Ab Mitte der 1920er Jahre bemühte man sich verstärkt um einen neuen Bauplatz. Die alten Gewerkschaftshausgrundstücke an der Esslinger und Holzstraße (Kat. Nr. 294) erschienen trotz ihrer Gesamtgröße für einen Neubau ungeeignet, da dort wegen der Altstadtlage selbst durch weitere Hinzukäufe nur ein verwinkelter Bauplatz zustande gekommen wäre. Ein dort zu errichtender Neubau hätte zu einem großen Teil aus Rück- und Seitengebäuden bestanden, was sowohl in praktischer als auch in repräsentativer Hinsicht von Nachteil gewesen wäre. Schließlich fand sich in Kooperation mit der Stadtverwaltung ein geeignetes zentral gelegenes Grundstück an der Kanzlei-/Ecke Rote Straße unweit des Bahnhofs. Die Stuttgarter Gewerkschaften schlossen am 12. Juni 1931 einen Grundstückstauschvertrag mit der Stadt, wonach der Bauplatz im Tausch mit den alten Gewerkschaftshausgrundstücken an der Esslinger und Holzstraße für einen Neubau zur Verfügung gestellt wurde.581 Die Gewerkschaften verpflichteten sich im Gegenzug, sofort mit dem Bau zu beginnen.582 Darüber hinaus unterstützte die Stadt den Neubau – wenn auch unter Widerstand der bürgerlichen Fraktionen – mit der Zusage einer Bürgschaft für ein größeres Darlehen. Im Vorfeld beauftragte der ADGB den Stuttgarter Architekten und Sozialdemokraten Karl Beer mit der Ausarbeitung eines Vorprojekts, auf dessen Grundlage des Bauprogramm erstellt wurde. Daraufhin wurde 1930 ein beschränkter Wettbewerb ausgeschrieben, in dem das Bauprogramm detailliert festgelegt war und den Architekten ansonsten »in künstlerischer Beziehung freie Hand« gelassen wurde.583 Die eingeladenen Architekten waren alle – jeweils auf ihre Weise – dem Neuen Bauen zugewandt. Einige von ihnen waren bereits für Gewerkschaftsorganisationen tätig gewesen  : Neben Max Taut, der gar als eine Art »Stammarchitekt« der Gewerkschaften zu gelten hat, war der Stuttgarter Architekt Rudolf Reichel ab 1929 zusammen mit Erich Mendelsohn mit der Planung des Metallarbeiter-Verbandshauses in Berlin betraut (Kat. 33).584 Auch Carl Krayl war seit 1926 mit der Projektierung eines großen Gewerkschaftshausneubaus für Magdeburg befasst (Kat. Nr. 188). Die Jury erachtete zunächst keinen der eingereichten Entwürfe als ausführungsreif, nahm aber

581 S. BArch Berlin, NS 5 II 2678. 582 Der erste Bauabschnitt sollte ohne Unterbrechung fertig gestellt werden und der zweite spätestens im Juli 1932 in Angriff genommen werden. Allerdings verhinderte der Niedergang des Bauwesens in Folge der Weltwirtschaftskrise die Erfüllung dieser Vorgaben  ; vgl. Schwäbische Tagwacht, Nr. 155, 7. Juli 1931 [o. S.]. 583 Jahresbericht 1930, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Stuttgart, Stuttgart 1931, S. 9. 584 Der weniger bekannte Architekt Rudolf W. Reichel stammt aus Stuttgart  ; er beteiligte sich 1929 auch am Wettbewerb für die neue Verbandszentrale des DMV in Berlin, den er neben Erich Mendelsohn gewann. Unter welchen Umständen und in welchem Rahmen die Zusammenarbeit mit Salvisberg stattgefunden hat, ist unklar. Eine gemeinsame Beteiligung der beiden geht aus einem Artikel in der Schwäbischen Tagwacht hervor (25. September 1930).

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die Entwürfe der Architekten Döcker und Beer in die engere Auswahl, wobei eine weitere Anpassung der Projekte vorgeschlagen wurde. Bei der Begutachtung der überarbeiteten Entwürfe kam die Jury zu dem Schluss, dass beide in Bezug auf die Grundrisslösung gleichwertig seien. Die Frage der architektonischen Gestaltung sei hingegen »eine Frage des Geschmacks«, die »der Bauherrschaft überlassen bleiben« müsse.585 Diese entschied sich schließlich einmütig für eine Ausführung des Entwurfs von Beer, dessen Entwurf auch bei den Besuchern der Wettbewerbsausstellung im Gewerkschaftshaus den größten Anklang gefunden hatte. Beer hatte durch seine Zugehörigkeit zur Stuttgarter Arbeiterbewegung einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber dem weitaus prominenteren Kollegen Richard Döcker. Er vertrat eine gemäßigte Moderne und hatte  – bei aller Bindung an handwerkliche und regionale Traditionen  – einen offenen Blick für neuen Strömungen. Unter dem Eindruck der Werkbund-Ausstellung von 1927, zu deren maßgeblichen Befürwortern Beer gehörte, gewann sein Werk an stilistischer Bestimmtheit, was sich deutlich an dem zeitgleich und in direkter Nachbarschaft zur Werkbund-Siedlung errichteten Höhenrestaurant »Schönblick« zeigt. Dieses als Genossenschaftsheim konzipierte Wohn- und Gaststättengebäude des Bau- und Heimstättenvereins, dessen Geschäftsführer und Stammarchitekt Beer war, ist eine Art »Kompromissarchitektur«586 zwischen Sachlichkeit und Tradition, wie sie vor allem im genossenschaftlichen Bauen weit verbreitet war. Erst mit seinem Entwurf für das Gewerkschaftshaus von 1930 legte Beer ein deutlicheres Bekenntnis zum Neuen Bauen ab. Er löste sich weitgehend von der routinierten Wiederholung liebgewonnener Baudetails, vom obligaten Satteldach und von der Putzfassade der Genossenschaftsmoderne. Mit dem Gewerkschaftshaus wagte er einen – im Rahmen seiner Möglichkeiten – großstädtischen Monumentalbau und knüpfte an die neuere Geschäftshausarchitektur an. Mit der gerundeten Gebäudeecke, der durchgehenden Horizontalgliederung und dem Treppenhausturm griff er drei typische Motive der Moderne auf, die damals, bedingt durch ihren inflationären Gebrauch, bereits griffige Standardformeln geworden waren. Gemäß den Vorgaben des Neuen Bauens machte Beer die einzelnen bestimmte Funktionsbereiche am Außenbau kenntlich. Durch den Turm wurden die verschiedenen Funktionsbereiche voneinander getrennt und ein städtebaulicher Akzent gesetzt.587 Bei alldem blieb Beers Entwurf mit dem aus Fenstern, Stützen und Brüstungsflächen gegliederten Aufriss jedoch vergleichsweise bodenständig und konventionell. Da keine Aufnahme aus der Bauzeit vorliegt, kann nur gemutmaßt werden, dass der Bau mehr oder weniger entsprechend des 1931 veröffentlichten Wettbewerbsmodells ausgeführt wurde.588 Die mutigere 585 Jahresbericht 1930 (Stuttgart 1931), S. 10. 586 Gutschow, Niels und Peter Herrle  : Karl Beer 1886–1968, Stuttgart/Zürich 1990, S. 52. 587 Aus einem Vertrag zwischen der Gewerkschaftshaus Stuttgart GmbH und dem Württembergischen Fiskus als dem Grundstücksnachbarn vom 1. Dezember 1933 geht hervor, dass für den Bau des Gewerkschaftshauses Abweichungen und Befreiungen von den Bestimmungen der Bauordnung hinsichtlich der Gebäudehöhe, der Stockwerkszahl und der Hoffläche durch das Baupolizeiamt und das Innenministeriums genehmigt worden waren. Der dadurch beeinträchtigte Württembergische Fiskus verpflichtete sich in dem Vertrag, dagegen keine Einwendungen zu erheben. Im Gegenzug verpflichtete sich die Gewerkschaftshaus GmbH ebenfalls dazu, einen von den Baubestimmungen abweichenden Neubau des Fiskus zu tolerieren  ; vgl. BArch Berlin, NS 5 II 2678. 588 Modell in  : Bauwelt, 26. Jg., 1931, Nr. 16, S. 536  ; Zeichnung in  : Schwäbische Tagwacht, 14. September 1931. Auch aus dem bei der Kriegsruine sichtbaren Stahlbetongerüst kann geschlossen werden, dass das Haus quergelagerte Fenster zwischen schmalen Stützen hatte  ; vgl. Abb. in Nachtmann, Walter  : 100 Jahre

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Wahl wäre Döckers Entwurf589 gewesen, der einen markanten, siebengeschossigen Bürokubus mit starker Betonung der spitzwinkligen Gebäudeecke und einen niedrigeren, etwas von der Straßenfront zurückversetzten Hotelflügel vorsah. Mit der fast vollständig verglasten Außenhaut des geschlossenen, kristallin wirkenden Büroblocks griff Döcker die neuesten architektonischen Entwicklungen auf.590 Auch wenn Beers Entwurf nach objektiver Betrachtung die architektonisch weniger fortschrittliche Lösung darstellte, für den Architekten selbst bedeutete der Gewerkschaftshausentwurf eine persönliche Weiterentwicklung seines Schaffens. 1933 schmähte der NS-Kurier das Gewerkschaftshaus als »ent-›beer‹-lichen Bonzenpalast«591, nichtsdestotrotz übernahm die DAF das moderne Geschäftshaus gerne für ihre eigenen Zwecke. Der große Saal im 1. OG diente im Dritten Reich als »Robert Ley Saal« für nationalsozialistische Schulungszwecke.592 Im Rahmen des Wiederaufbaus des stark kriegszerstörten Gebäudes ersetzte der Architekt Otto Linder 1950 die Fensterbänder des Hauptbaus durch Lochfassaden. Auch durch die Hinzufügung konservativ anmutender Baudetails, beispielsweise ein abschließendes Karnies am Treppenturm, veränderter er die Wirkung des Gebäudes. Beer selbst legte 1954 einen neuen Entwurf für den vor 1933 nicht ausgeführten Saalbau vor, der die für die Architektur der 1950er Jahre typischen Merkmale einer strengen, sparsamen Sachlichkeit und filigranen Leichtigkeit zeigt. Quellen  : AdK Berlin (116-20-61, F. 1–3 [Richard Döcker, Entwürfe für das Gewerkschaftshaus Stuttgart])  ; BArch Berlin (NS 5 II 1967a u. 2678 [Abb., Aufnahmen vom Bau des Hauses])  ; FES Bonn (Bildarchiv 6/FOTB005511) Literatur  : 100 Jahre ÖTV. Die Geschichte einer Gewerkschaft und ihrer Vorläuferorganisationen, hrsg. von der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, Stuttgart 1996  ; Bauwelt, 21. Jg., 1930, Nr. 41, 9. Oktober 1930, S. 1338 sowie 22. Jg., 1931, Nr. 16, S. 536 (Abb.)  ; Die Bauzeitung, 27. Jg., Nr. 40, 4. Oktober 1930, S. XVI  ; E., Neues Gewerkschaftshaus in Stuttgart  ; Gohl, Ulrich  : »Licht, Luft, Leben  !«. Die 75jährige Geschichte des Bau- und Heimstättenvereins Stuttgart 1924–1999, Stuttgart 1999  ; Gutschow/Herrle, Karl Beer 1886–1968  ; Jahresbericht [1929/1930], hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Stuttgart, Stuttgart [1930/1931]  ; Kirsch, Karin  : Die Weißenhofsiedlung. Werkbund-Ausstellung »Die Wohnung«  – Stuttgart 1927, Stuttgart 1987  ; Mehlau-Wiebking, Richard Döcker  ; Unser neues Volkshaus im Werden, Schwäbische Tagwacht, 14. September 1931 [o. S., o. V.] (Abb.)  ; Wie andere Städte beim Volkshausbau verfahren, in  : Sächsisches Volksblatt, 38.  Jg., Nr.  171, 25.  Juli 1929 [o. S., o. V.]  ; Wie soll das neue Gewerkschaftshaus aussehen  ?, in  : Schwäbische Tagwacht, 25. September 1930 [o. S., o. V.] Abb. 37, 150, 279

ÖTV. Die Geschichte einer Gewerkschaft und ihrer Vorläuferorganisationen, 1896–1996, Bd. 1, hrsg. von der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, Frankfurt am Main 1996. 589 Abgebildet in  : Bauwelt, 1931, Nr. 16, S. 536, vgl. auch Mehlau-Wiebking, Friederike  : Richard Döcker. Ein Architekt im Aufbruch zur Moderne, zugl. Phil. Diss. Philipps-Universität Marburg 1985, Braunschweig/ Wiesbaden 1989, S. 111 f. 590 Ebd., S. 112. 591 Zit. nach Gutschow/Herrle, Karl Beer, S. 85. 592 BArch Berlin, NS 5 II 2678.

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298. Sudbrack593 (Bielefeld)/Nordrhein-Westfalen Volkshaus Torfstichweg Ankauf Um 1914 Träger SPD Verbleib Erhalten Beschreibung  : Schankwirtschaft mit Saal für knapp 1 000 Personen. Literatur  : Adressbuch der Stadt Bielefeld für 1934/35, 30.  Jg., Detmold 1935  ; Reformführer Nordrhein-Westfalen  ; Der Weg der Bielefelder Gewerkschaftsbewegung 1905–1984. Eine Dokumentation gewerkschaftlicher Tätigkeit in Selbstzeugnissen, bearb. von Gisbert Brenneke, Heinrich Lienker und Willi Vogt, 2 Bde., Bielefeld 1986  ; Wibbing, Joachim  : Das Volkshaus Sudbrack. Vom Arbeitertreffpunkt zum »Star-Club«, Programmheft Klassik am Meierteich 16. Mai 2009, http://joachim-wibbing.de/medien/uploads/files/Volkshaus%20Sudbrack%20Gellershagen%20 Bielefeld%20Arbeitertreffpunkt%20Joachim%20Wibbing%20Star-Club.pdf (Abruf am 15.  August 2014) Abb. 280 Sülzetal s. → Langenweddingen 299. Sulzbach (Saar)/Saarland Volkshaus Sulzbachtalstraße/Ecke Schnappacher Weg Ankauf 1919 Träger Verband der Bergarbeiter Deutschlands594 Verbleib Abriss 1972 Bemerkung  : Das vom Verband der Bergarbeiter getragene Volkshaus in Sulzbach war das Zentrum der linken Bewegung und wurde neben den Gewerkschaften und der Partei auch von Organisationen wie dem 1930 gegründeten Theater- und Kulturverein »Rote Funken« und dem Freien Turn- und Schwimm-Verein genutzt. Literatur  : Schwarz, Julius  : Das Saargebiet, sein Bergbau und seine Sozialpolitik. Kämpfe der Bergarbeiter und des Verbandes der Bergarbeiter, hrsg. von der Bezirksleitung Saarbrücken des Verbandes der Bergarbeiter, Saarbrücken 1926 (Abb.)  ; Wann wir schreiten Seit an Seit. Arbeiterkulturbewegung in Sulzbach 1920–1935. Materialien zu einem verschütteten Stück Ortsgeschichte, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Sulzbach, Sulzbach 1984 (Typoskript) Abb. 281 300. Tambach-Dietharz/Thüringen Volkshaus »Zum Bären« Hauptstraße 69 593 1930 nach Bielefeld eingemeindet. 594 Vermutl. H. Hansmann & Co., Bochum, die Vermögens- und Treuhandgesellschaft des Bergarbeiterverbands.

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Ankauf 1919 Träger Volkshaus-Genossenschaft eGmbH, Tambach-Dietharz (ab 1922) Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1919 Ankauf des Gasthofanwesens »Zum Bären« (erstmals erwähnt im

16.  Jahrhundert, unter dem Namen »Zum Bären« ab 1843 nachgewiesen) durch den KonsumVerein für Tambach und Umgegend eGmbH  ; 1922 Übertragung auf die Volkshaus-Genossenschaft eGmbH Tambach-Dietharz  ; 1926 Ausbau des Saals  ; 1931 Einrichtung eines Ferienheims und Vermietung an die Naturfreunde Erfurt. 1933 von SA und SS besetzt  ; 1934 Enteignung zugunsten des Landes Thüringen  ; 1935 Eigentumsübergang auf die Stadtgemeinde und Nutzung der oberen Geschosse als Gemeinderathaus, Fortführung des Gaststätten- und Saalbetriebs unter dem Namen »Ratshof«. 1950 Übernahme von Gaststätte und Saal durch die HO, nun wieder Volkshaus genannt  ; ab 1968 Übernahme durch das Glüso-Werk, u.a. Umbau der Gaststätte zur Betriebskantine und des Saals zum Speiseraum  ; 1979–1995 mehrfach Wirtswechsel. 1992 Auszug der Gemeindeverwaltung  ; seit 1994 in Privatbesitz  ; heute Gaststätte. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohnhaus, Nebengebäude, Hof, Garten. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Tambach-Dietharz, Hauptstraße 69) Literatur  : Der Wanderer, 1931, Nr. 11, S. 87  ; Unser Haus, Geschichtliches, http://www.baerensaal.de/zumbaeren.html (Abruf am 16. August 2014) 301. Thalheim/Erzgeb./Sachsen Haus des Deutschen Textilarbeiter-Verbands Neubau Um 1928 Bauherr Deutscher Textilarbeiter-Verband Beschreibung  : Zweigeschossiges Gebäude mit Mansardwalmdach, Dreiecksgiebel und Zwerchhäusern. Literatur  : Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1928, Nr. 1 (Abb.) 302. Trebur/Hessen Eigenheim Astheimer Straße 55 Ankauf 1927 Träger und Bauherr Genossenschaft zur Erbauung eines Eigenheims eGmbH, Trebur Umbau und Saalneubau 1927/28 Entwurf und Bauleitung Bauführer Heinrich Renker, Crumstadt Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 26.  Dezember 1926 Versammlung von Vertretern der SPD und der »freien Vereine« (Arbeiter-Sänger, -Turner, -Radfahrer, -Samariter und Naturfreunde)  : Beschluss zur Errichtung eines »eigenen Heims für die gesamte Arbeiterschaft« und Einberufung einer Baukommission  ; am 23.  Januar 1927 Gründungsversammlung der »Genossenschaft zur Erbauung eines Eigenheims eGmbH« (67 Gründungsmitglieder)  ; am 19. März 1926 Ankauf des mit einem Wohnhaus samt Nebengebäuden bebauten Anwesens von Katharina Mees (Kaufpreis 20 000 Mark  ; Finanzierung durch Anteilscheine), anschließend Umbau des EG zu einer Tageswirtschaft durch freiwilligen Arbeitseinsatz der Genossenschaftsmitglieder nach Plänen und 576

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unter Aufsicht des Bauführers Heinrich Renker aus Crumstadt  ; am 1.  Mai 1926 Einweihung der Tageswirtschaft  ; im Anschluss Umbau des oberen Stockwerks zu einem kleinen Saal mit Nebenzimmern für Gesangsstunden  ; am 26. Juni 1927 Grundsteinlegung zum Saalneubau nach Plänen Renkers  ; am 4.  Dezember 1927 Einweihung des Saalbaus. 1933 Beschlagnahme. Nach 1945 Rückübertragung auf die neu gegründete Eigenheimgenossenschaft  ; 1954 Vergrößerung des Wohnhauses und Bau eines Eingangs- und Verbindungstrakts zum Saalbau sowie eines Geräteraums  ; später verputzt. Heute in Gemeindebesitz. Beschreibung  : Zweieinhalbgeschossiges Wohnhaus (Altbau, im EG zur Tageswirtschaft umgebaut) und zweigeschossiger Saalneubau (Neubau von 1927), dazwischen Verbindungs- und Eingangstrakt (erbaut 1954). Saalbau  : Giebelständiger, unverputzter Backsteinbau mit hohem Satteldach  ; an der Fassade Gliederungselemente in Sandstein mit Anklängen an Mittelalter, Spätrenaissance und Expressionismus  ; die Fenster teilweise mit Dreiecksgiebeln, darin runde Medaillons mit den Symbolen der Arbeitervereine595. Im Hofraum Kegelbahn. Bemerkung  : Der erste Bauentwurf für den Saalbau, den der Bauführer Heinrich Renker vorgelegt hatte, musste kurzfristig nochmals verkleinert werden, da sich die Besitzer der dazu notwendigen zwei Ackergrundstücke nach anfänglicher Zusage plötzlich weigerten, diese als Baugrund zu verkaufen. Den Sinneswandel der Grundstücksbesitzer schrieb man dem Einfluss der politischen Gegner zu, die – nach der Überzeugung der Erbauer – der Arbeiterschaft aus »Bestürzung und Neid« über ihren Erfolg »Knüppel zwischen die Beine werfen« wollten.596 Allerdings konnte in der Denkschrift zur Grundsteinlegung des Saalbaus positiv konstatiert werden, dass die »Beeinträchtigung« durch den Gegner »bei der gesamten Arbeiterschaft eine Erregung hervorgerufen« hatte, die der eigenen Bewegung »nur zugute« kam. Man hoffte, dass die benötigten Grundstücke im Rahmen der Feldbereinigung später doch in den Besitz der Eigenheimgenossenschaft gelangen würden und so der zunächst vernachlässigte Bühnenanbau nachträglich ausgeführt werden könnte. Quellen  : GemArch Trebur (Sonderbestand Eigenheimgenossenschaft  ; SB 93-4, Konv. 1, Fsc. 1 – Protokollbuch der Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen 1927–1930  ; SB 93-4, Konv. 1, Fasc. 4 – Denkschrift zur Grundsteinlegung vom 26. Juni 1927  ; mündl. u. schriftl. Auskunft Armin Weber) Abb. 23, 108 303. Triebes (Zeulenroda-Triebes)/Thüringen Volkshaus Schulstraße 17 Ankauf 1927/28 Träger Volkshaus Triebes GmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 10.  September 1927 Gründung der Volkshaus Triebes GmbH (Beteiligte  : ADGB-Ortsausschuss, Turngemeinde e.  V., Arbeiter-Theaterbund und ArbeiterRadfahrerbund »Solidarität«   ; Gesellschaftszweck   : Erwerb, Bebauung und Verwaltung von 595 Vgl. Kap. 3.2.4. 596 Wie die folgenden Zitate nach  : GemArch Trebur, Sonderbestand Eigenheimgenossenschaft  ; SB  93-4, Konv. 1, Fasc. 4 – Denkschrift zur Grundsteinlegung vom 26. Juni 1927.

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Grundstücken, Errichtung und Verwaltung eines Volkshauses, Förderung der Volksbildung und Körperpflege)  ; Ankauf des Grundstücks Schulstraße  17 (am 15.  Februar 1928 Grundbucheintragung). 1933 Beschlagnahme, 1938 Verkauf an die Stadt Triebes. 1953 Eigentum des Volkes, 1962/63 Umbau zur Kinderkrippe. Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohnhaus mit ausgebautem DG, im EG zwei Gasträume, Buffet, Küche, Festsaal und Büro, im OG zwei Versammlungsräume, Bibliothek und Lesezimmer, im DG zwei Wohnungen. Nebengebäude und Garten. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Triebes, Schulstraße 17) Abb. 282 Siehe auch → Zeulenroda 304. Trier/Rheinland-Pfalz Gewerkschaftshaus Dietrichstraße 8 Ankauf 1929 Träger Gewerkschaftshaus Trier GmbH Geschichtliche Daten  : Bereits 1904 Gründung einer »Bau- und Erwerbsgenossenschaft Arbeiterheim« in Trier  ; um 1906/07 Betrieb eines »Arbeiterheims« im Gartenfeld  ; 1907–1914 gepachtetes Gewerkschaftshaus in der Brückenstraße 90 und bis 1929 in der Palaststraße 16. Um 1929 Ankauf des Grundstücks Dietrichstraße 8 durch die Gewerkschaftshaus Trier GmbH (gegründet bereits am 28. April 1921), am 1. Juni 1930 Einweihung als Gewerkschaftshaus. Sitz des ADGB, verschiedener Einzelgewerkschaften, einer Filiale der Arbeiterbank und der AWO. Am 11. März 1933 erstmals besetzt  ; später Beschlagnahme und Übernahme durch NSBO und DAF. Beschreibung  : Wohnhaus mit Büros und Restaurantbetrieb. Bemerkung  : In Trier bestand vor 1933 eine ganze Reihe von Gewerkschaftshäusern  : Das 1906 ins Leben gerufene erste »Arbeiterheim« der Trierer Arbeiterbewegung musste – angeblich »infolge Erschwerung des Betriebes durch die Behörden«  – bereits 1907 wieder aufgegeben werden.597 Tatsächlich geriet der ursprünglich zur Sicherung des Unternehmens ins Leben gerufene Weinhandel in Konkurs und trug somit zum Zusammenbruch des Unternehmens bei.598 Zwischen 1907 und 1914 hatten die Gewerkschaften das Haus Brückenstraße 90 (heute Nr. 12), das Nachbarhaus des Geburtshauses von Karl Marx599, als Gewerkschaftshaus angemietet. In den 1920er Jahren befand sich der Sammelpunkt der Gewerkschaften zunächst in der Palaststraße 16, bevor 1929 das Anwesen Dietrichstraße 8 als neue, gewerkschaftseigene Versammlungszentrale angekauft wurde. Der im katholischen Trier vergleichsweise starke christliche Deutsche Gewerkschaftsbund hatte sein Haus ab Mitte der 1920er Jahre in der Petrusstraße 31/32. 597 Sozialistische Monatshefte, X. Jg., 1906, 1. Bd., S. 190  ; Sozialistische Monatshefte, XI. Jg., 1907, 1. Bd., S. 329. 598 Klopp, Eberhard  : Ein Rückblick auf die Geschichte der Arbeiterbewegung und der frühen Sozialdemokratie in Trier, Trier 1980, S. 68. 599 Das Geburtshaus von Karl Marx wurde 1928 durch die Vermögensverwaltungsgesellschaft der SPD »Konzentration AG« angekauft und renoviert  ; ab September 1932 diente es als SPD-Partei- und Verlagshaus.

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Quellen  : StArch Trier (schriftl. Auskunft Anita Schömer) Literatur  : 100 Jahre Gewerkschaftshaus. Das Jahr 1896 in Trier im Spiegel der Trierer Zeitung,

hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Trier, Trier 1996  ; Klopp, Ein Rückblick auf die Geschichte der Arbeiterbewegung  ; Stattführer Trier im Nationalsozialismus, hrsg. von Thomas Zuche, Trier 1996 (Abb.)

305. Tuttlingen/Baden-Württemberg Gewerkschaftshaus »Zum Falken« Karlstraße 28/Ecke Zeughausstraße Ankauf 1924 Träger Volkshaus Tuttlingen GmbH (ab 1925) Geschichtliche Daten  : 1913 der Gasthof »Falken« erstmal mit dem Zusatz »Gewerkschaftshaus« genannt. Am 14. November 1924 die drei Gewerkschaftssekretäre Johann Schwald, Fritz Fleck, Eugen Rosenfeld treuhänderisch als Eigentümer des Gasthofs »Zum Falken« im Grundbuch eingetragen, diese auch Gesellschafter der am 4. Februar 1925 gegründeten Volkshaus Tuttlingen GmbH (unabhängig davon wurde die Bezeichnung Gewerkschaftshaus beibehalten). 1933 Beschlagnahme  ; 1942 Eigentumsübergang auf die Stadt Tuttlingen. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 2779) Literatur  : Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Bd.  5/2 (Baden-Württemberg  II, Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen), hrsg. vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945, Frankfurt am Main 1997  ; Woll, Gunda  : Von Tuttlinger Gasthöfen, in  : Tuttlinger Heimatblätter, 2009, S. 7–91 306. Ulm/Baden-Württemberg Metallarbeiterheim/Gewerkschaftshaus Weinhof 23 Ankauf 1920 Träger Metallarbeiterheim GmbH, Ulm600 Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : Um 1920 Ankauf des Hotels »Drei Mohren« durch die Metallarbeiterheim GmbH, Ulm  ; Eröffnung am 11. Juli 1920  ; 1929 unentgeltliche Übertragung auf die Alexander Schlicke & Co. oHG. Heute an selber Stelle Gewerkschaftshausneubau. Bemerkung  : Bereits zum 1. Januar 1898 schufen die Gewerkschaften mit dem Kauf des Wirtshauses »Zum Weißen Ross« am Kornhausplatz ein erstes Gewerkschaftshaus in Ulm (vermutlich Pacht, Eröffnung am 16. Januar 1898), welches jedoch bereits nach einem Jahr »wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten des Geschäftsführers« wieder geschlossen werden musste (Einstellung des Wirtschaftsbetriebs am 14. Januar 1899). Ab 1904 mieteten die »Vereinigten Gewerkschaften« und die Sozialdemokratische Partei gemeinsam das Lokal »Hohentwiel« in der Fischergasse als Gewerkschaftshaus.601 Ab 1920 diente schließlich das hier beschriebene Metallarbeiterheim als 600 Ab 1929 Alexander Schlicke & Co. oHG. 601 Bei Schmidt, Uwe  : 125 Jahre Gewerkschaften in Ulm, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Region Ulm-Biberach [Ulm 2001], S. 13, ist von einem Kauf des Hauses die Rede.

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Gewerkschaftshaus. Neben dem DMV hatten Verkehrsbund, Baugewerksbund und Textilarbeiterverband sowie der ADGB-Ortsausschuss und der Arbeiterbildungsausschuss hier ihren Sitz. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10671) Literatur  : 100 Jahre Gewerkschaften in Ulm, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund, AlbDonau-Kreis, Ulm 1978  ; Schmidt, 125 Jahre Gewerkschaften in Ulm 307. Vegesack602 (Bremen)/Freie Hansestadt Bremen Gewerkschaftshaus Lindenstraße 12/14 Ankauf und Umbau 1926 Träger Gewerkschaftshaus des Ortsausschusses des ADGB für Vegesack und Umgegend GmbH, Aumund Entwurf Arch. Dittmar Ausführung Bauhütte Vegesack Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 1. September 1925 Gründung der Gewerkschaftshaus GmbH (Gesellschafter  : Vertreter aller großen und einiger kleineren Gewerkschaften sowie des SPD-Bezirks Hamburg-Nordwest und der Volksfürsorge)  ; 1926 Ankauf des traditionellen Arbeiterlokals »Braue’s Hotel« im Ortsteil Fähr der Gemeinde Aumund  ; ab Juni 1926 Umbau nach Plänen des Architekten Dittmar durch die Bauhütte Vegesack (Schaffung von Büroräumen und eines Konferenzzimmers, Umbau des Klubzimmers zur Bibliothek, Modernisierung von Restaurant und Saal)  ; am 25. September 1926 Einweihung nach Renovierung (u.a. Festrede von Karl Odenthal, dem langjährigen Geschäftsführer des Hamburger Gewerkschaftshauses). Sitz des ADGB-Ortsausschusses, der Verbände der Metall-, Holz- und Bauarbeiter, des Arbeitersekretariats, des Bezirks- und Parteisekretariats der SPD und der Volkszeitung für die Kreise Blumenthal und Osterholz und der Stadt Vegesack sowie des AWO-Kreisausschusses. Am 5.  März 1933, dem Tag vor der Reichstagswahl, postiert sich demonstrativ die SA vor dem Haus  ; in der Nacht zum 1. Mai 1933 Bewachung des Hauses durch Mitglieder des Arbeiterturnvereins Vegesack, jedoch gewaltsame Räumung durch die SA und endgültige Besetzung am 2. Mai 1933  ; ab dann von der DAF als »Haus der deutschen Arbeit« genutzt. Heute Gaststätte. Beschreibung  : Gastwirtschaftanwesen, bestehend aus einem Haupt- und zwei Nebengebäuden sowie einem Garten. Raumprogramm  : Restaurant, Konferenzzimmer, mittelgroßer Saal, Bibliothek, im 1. OG sechs Büroräume. Quellen  : StArch Bremen (schriftl. Auskunft Herr Vogel) Literatur  : Dehnkamp, Willy   : Von unten auf. Die sozialistische Arbeiterbewegung in Blumenthal-Vegesack (Bremen-Nord), Bonn 1986  ; Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung, Bd. 6 (Stadt Bremen, Bremen-Nord, Bremerhaven), hrsg. vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945, Frankfurt am Main 1992  ; Seifert, John  : Einweihung des Gewerkschaftshauses, in  : Norddeutsche Volkszeitung, 29. September 1926 [o. S.]

602 1939 nach Bremen eingemeindet.

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308. Velbert/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus Cranachstraße 15 (ehem. Wilhelmstraße) Ankauf 1922 Träger Deutscher Metallarbeiter-Verband603 Umbauten 1922 und 1925/26 Entwurf Baugeschäft Otto Becker, Velbert Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1922 Ankauf des Wohn- und Geschäftshausgrundstücks Wilhelmstraße 15 durch die Ortsverwaltung des DMV  ; 1922 und 1925/26 Umbauten. Am 8. März 1933 von Nationalsozialisten besetzt  ; am 2. Mai 1933 endgültige Beschlagnahme. 1945 Rückübertragung auf die IG Metall  ; 1956 Verkauf des Grundstücks an ein privates Unternehmen. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit ausgebautem DG (errichtet 1899)  ; im EG Gastzimmer und Versammlungsraum  ; im 1. OG Sitzungszimmer (nach Umbau 1925/26). Bemerkung  : In Velbert, dem traditionellen Zentrum der Schloss- und Beschlagindustrie, war die große Mehrheit der organisierten Arbeiter im Metallgewerbe tätig. Folglich wurde die örtliche Gewerkschaftsbewegung mehr oder weniger ausschließlich durch den DMV repräsentiert, der auch Träger des Gewerkschaftshauses war. Bei der Umbaumaßnahme 1922 wurde die rechts gelegene Einfahrt geschlossen und mit den daran anschließenden Räumen im EG zu einem Versammlungsraum verbunden. Im Jahr 1925 wurde das ehemalige, später in vier Büroräume aufgeteilte Gesellschaftszimmer im linken Teil des 1. OG wieder zu einem Sitzungszimmer vereinigt. Die Büroräume wurden in das darüber liegende Geschoss verlegt. Quellen  : StArch Velbert (schriftl. Auskunft Christoph Schotten)  ; mündl. Auskunft Günter Judick, Velbert Literatur  : Judick, Günter  : »Ihr sollt die Kraft von dem Verband noch lange Zeiten spüren  !«. Aus 100 Jahren Geschichte der IG Metall Velbert, Köln 1991  ; Rhefus, Spurensicherung 1920  ; Scheibe/ Wiegold-Bovermann, »Morgen werden wir …« 309. Vilbel (Bad Vilbel)/Hessen Volkshaus Niddastraße 1 Neubau 1927/28 Bauherr Volkshaus Vilbel GmbH Entwurf Architekten Hans Bäppler und Müller, Frankfurt am Main Bauleitung Arch. Klöss, Vilbel Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Spätestens ab Juni 1923 Sammlungen innerhalb der Vilbeler Arbeiterbewegung für einen Volkshausbau  ; am 19. Dezember 1923 Gründung der Volkshaus Vilbel GmbH durch 13 Vilbeler Bürger und Arbeiter mit einem inflationsbedingt hohen Stammkapital von 13 Billionen Mark604  ; Finanzierung durch die Ausgabe zinsloser »Sparmarken« bzw. Darlehens603 Vermutlich Alexander Schlicke & Co. oHG. 604 Offiziell wurde die Inflation am 15. November 1923 durch die Einführung der Rentenmark schlagartig ge-

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scheine, Spenden, Hypotheken605, eine Bürgschaft der Gemeinde in Höhe von 50 000 Mark (1928) sowie freiwillige Arbeitsleistung der Mitglieder  ; Ankauf dreier Wiesengrundstücke an der Niddastraße neben dem Marktplatz  ; Ausschreibung eines Wettbewerbs mit Beteiligung von 13 Architekten  ; Ausstellung der Entwürfe im Saal des Gasthauses »Zum Pfau« und öffentliche Besprechung in einer Bürgerversammlung  ; erster Preis für die Frankfurter Architekten Hans Bäppler und Müller, zweiter Preis für Arch. Meufert aus Hanau und Ankaufsempfehlung für den Entwurf des Frankfurter Architekten Gottlob Schaupp606  ; am 21. April 1927 einstimmige Bewilligung des Baugesuchs im Gemeinderat  ; am 29. Mai 1927 Grundsteinlegung  ; am 4. März 1928 Richtfest  ; am 15./16. September 1928 Eröffnung. 1931 Insolvenz und Liquidation der Volkshaus GmbH  ; am 23. April 1931 Bürgerversammlung zur Möglichkeit der Übernahme des Volkshauses durch die Gemeinde  ; am 7.  Mai 1931 diesbezügliche Beschlussfassung im Gemeinderat und erste Überlegungen für den Ausbau des Volkshauses zu einem Kurbadbetrieb  ; zunächst Anlage eines Kurparks, im Januar 1933 Bau eines Volks- und Mineralbades. Am 2. Mai 1933 beschließt der inzwischen gleichgeschaltete Gemeinderat die Umbenennung des Volkshauses in »Kurhaus«. Seit den 1960er Jahren Entwicklung des Kurbetriebs in Richtung eines Freizeit- und Erholungsparks, im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut  ; im ehem. Volkshausgebäude heute Stadtarchiv und Café, Nutzung als Bürgerhaus. Beschreibung  : Freistehender, symmetrisch angelegter dreigeschossiger Walmdachbau in Bauformen, bei denen sich Traditionsgebundenheit mit der Tendenz zur Versachlichung paart  ; die Lage des über zwei Geschosse geführten Saals ist durch sechs vertikale Fensterbänder am Mittelteil der Fassade nachvollziehbar  ; vor den Saalfenstern befindet sich ein flacher, für Ansprachen geeigneter Austritt, der zugleich den Haupteingang überdacht. Raumprogramm  : Im EG Halle bzw. Saal für etwa 200 Personen (100 qm), Singsaal (55 qm), Restaurant, Vereinszimmer, Wirtswohnung  ; in den oberen Geschossen großer Fest- und Turnsaal für 800 Personen mit Bühne und Galerie  ; Fremdenzimmer  ; Restaurationsterrasse.607 Inschrift auf einem Unterzug des Foyers  : »Wagemut, Opfersinn und Fleiß ist (sic) dieses Hauses Preis«608. Quellen  : StArch Bad Vilbel (schriftl. Auskunft und Zusammenstellung von Quellen durch Claus-Günther Kunzmann)609 Literatur  : 75 Jahre SPD-Ortsverein Bad Vilbel. 1863–1968, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Bad Vilbel, Bad Vilbel 1968  ; Bauwelt, 18. Jg., Nr. 3, 20. Januar 1927, S. 68  ; Giegerich, Willi  : Das Kurhaus Bad Vilbel (Abb.)  ; Giegerich, Willi  : Ergänzungen, stoppt. Notgeld und Inflationsscheine waren aber noch bis Mitte 1924 in Umlauf und auch hier wirkte die Inflation aufgrund der kurzen Zeitspanne noch nach. Auf der Gesellschafterversammlung am 27. Februar 1924 wurde das Gesellschaftskapital auf 20 000 Goldmark zu 20 Anteilen von jeweils 1 000 Mark umgestellt. 605 Als Hypothekengläubiger traten zwischen 1928 und 1929 die Volksfürsorge Versicherungs AG Hamburg, die Frankfurter Brauerei Binding, die Städtische Sparkasse Frankfurt sowie als Darlehensgeber verschiedene Gewerkschaftsverbände auf, wodurch sich eine Belastung von etwa 240 000 Mark akkumulierte  ; vgl. Giegerich, Das Kurhaus Bad Vilbel, S. 13 f. 606 Bauwelt, 18. Jg., Nr. 3, 20. Januar 1927, S. 68. 607 Außerdem waren vier Kegelbahnen im Kellergeschoss geplant, die allerdings nicht zur Ausführung kamen. 608 Zit. nach Giegerich, Das Kurhaus Bad Vilbel, S. 14. 609 Als zusätzliche, nicht eingesehene Quellen seien genannt  : StArch Bad Vilbel (Akten Volkshaus/Kurhaus 1921 1940, 4.  Abt.  06)  ; Stadtbauamt Bad Vilbel (Baupläne Volkshaus 1927)  ; Festschrift Einweihung Volks­haus Vilbel am 15./16. September 1928 (Privatbesitz Philipp Kroner).

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Berichtigungen und Nachträge  ; Giegerich, Willi  : Bad Vilbel. Landschaft, Geschichte, Kultur, Bad Vilbel 1986  ; Volkshausweihe in Vilbel, in  : Volksstimme [Frankfurt am Main], 17.  September 1928 [o. S., o. V.]  ; Volk und Zeit, 1931, Nr. 36 [o. S.] (Abb.) Abb. 89 310. Villingen/Baden-Württemberg Volkshaus »Zum Löwen« Obere Straße 10/Ecke Hans-Kraut-Gasse Ankauf Um 1924/25 Träger Volkshaus »Löwen« GmbH, Villingen (ab 1932 Alexander Schlicke & Co. oHG) Geschichtliche Daten  : Am 22.  Januar 1924 Gründung der Volkshaus »Löwen« GmbH  ; um 1924/25 Ankauf des Gasthauses »Zum Löwen« und Nutzung als Volkshaus  ; Verwaltung durch den Gewerkschaftsführer Schifferdecker  ; 1932 Verkauf an die Alexander Schlicke & Co. oHG. Raumprogramm  : Unter anderem Restauration und Hotelbetrieb mit neun Betten. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 2790 [Abb.]) Literatur  : Handbuch der Deutschen Gesellschaften mit beschränkter Haftung [1932]  ; Hausen, Ekkehard und Hartmut Danneck  : Widerstand und Verweigerung in Schwenningen und Villingen, in  : Villingen und Schwenningen. Geschichte und Kultur, hrsg. von der Stadt VillingenSchwenningen, Villingen-Schwenningen 1999, S. 440–462 Wachau b. Radeberg s. → Lomnitz 311. Wald (Solingen)/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus I Gebhardt-/Ecke Friedrich-Ebert-Straße (ehem. Stein-/Ecke Kaiserstraße) Ankauf 1903 (Nutzung bis 1908) Träger Gewerkschaftshaus-Genossenschaft eGmbH, Wald Geschichtliche Daten  : Im Herbst 1903 Versammlung der Vorstände der Gewerkschaften und Arbeitervereine auf Veranlassung des Sozialdemokratischen Volksvereins zur Beratung hinsichtlich des Erwerbs eines eigenen Versammlungslokals  ; kurz darauf Ankauf des Hotels »Germania« an der Stein-/Ecke Kaiserstraße (heute Gebhardt-/Friedrich-Ebert-Straße) durch eine von SPD, Gewerkschaften und Arbeitervereinen gegründete Genossenschaft610 (Kaufpreis 75 000 Mark), am 1. Februar 1904 Aufnahme des Gewerkschaftshausbetriebs  ; 1905 mehrmals vergebliche Bemühungen um eine Konzession für den »Kleinverkauf von Getränken über die Straße«  ; im Februar 1906 Einreichung eines Gesuchs für einen Saalbau (am 14. Mai 1906 abgelehnt), kurz darauf Baugesuch zur Errichtung eines Wohnhausneubaus mit Gastwirtschaft (ebenfalls abgelehnt). 610 Das Genossenschaftsstatut wurde am 29. Februar 1904 vom Registergericht bestätigt  ; am 13. März 1904 fand die konstituierende Generalversammlung statt. Zuvor war die Gründung einer offenen Handelsgesellschaft (Gewerkschaftshaus Wald, Mutz & Co. oHG) angestrebt worden, was jedoch vom Amtsgericht Solingen abgelehnt wurde, da die Gründer keinen Nachweis erbringen konnten, dass das Unternehmen »über den Rahmen eines Kleingewerbebetriebes hinausgehe«  ; vgl. Festschrift zum 25-jährigen Bestehen, hrsg. von der Gewerkschaftshaus Wald-Rhld. eGmbH, Wald 1929, S. 8. Der erste Geschäftsführer des Gewerkschaftshauses war der Tafelmesserschleifer Fritz Mutz.

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1907 wegen steigendem Raumbedarf »Tausch« des Gewerkschaftshauses mit dem im Besitz der Ohligser Aktienbrauerei befindlichen Hotels »Zur Krone« (s. Kat. Nr. 312). Beschreibung  : Dreigeschossiges Hotelgebäude. Quellen/Literatur  : Siehe Kat. Nr. 312. 312. Wald (Solingen)/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus II Stresemannstraße 30 (ehem. Kaiserstraße bzw. Hauptstraße) Ankauf 1907 Träger Gewerkschaftshaus-Genossenschaft eGmbH, Wald Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Wegen räumlicher Unzulänglichkeiten Aufgabe des 1903 erworbenen, ersten Gewerkschaftshauses im Wege eines Grundstückstauschs mit der Ohligser Aktienbrauerei, die ihr erst kürzlich errichtetes Hotel »Zur Krone« (errichtet 1905 auf dem ehem. Knapp’schen Grundstück an der damaligen Kaiser- und späteren Hauptstraße) gegen Überlassung des Gewerkschaftshausgrundstücks und Leistung eines Kaufpreises von 140 000 Mark eintauscht (Finanzierung über Hypotheken)  ; am 5.  Februar 1908 Verweigerung der Konzession durch den Gemeindevorstand, da es sich nunmehr nicht mehr um ein »erstklassiges öffentliches Hotel«, sondern um ein »Gesellschaftshaus« der »organisierten Gewerkschaftler« handele  ; am 1. August 1908 Einzug in das neue Gewerkschaftshaus  ; Vermietung des nichtkonzessionierten »Biertunnels« an die »Bergische Arbeiterstimme« als Filial-Expedition  ; erst 1918 Erlangung der vollen Konzession  ; 1922 Gründung einer weiteren Genossenschaft zur Errichtung eines Fest- und Konzertsaals (nicht realisiert). 1933 Beschlagnahme, danach Fortführung als Gasthof »Buchenhof«  ; Umbau des Saals zum Kino. 1995 wegen seiner historischen Bedeutung für die Solinger Arbeiterbewegung unter Denkmalschutz gestellt (das Innere zum Teil stark verändert, die Fassade weitgehend erhalten)  ; heute Gaststätte. Beschreibung  : Dreigeschossiges Hotel- und Gaststättengebäude (errichtet 1905, Arch. Ernst Buschmann, Wald) mit Saalanbau. Raumprogramm  : Im EG und 1. OG Gaststättenräume, in dem übrigen OGs und im ausgebauten DG Hotel- und Wohnräume  ; Jugendheim  ; Kegelbahn  ; großer Saal. Bemerkung  : Im Kaiserreich diente das Walder Gewerkschaftshaus zeitweise auch als Sitz der Allgemeinen Ortskrankenkasse. In den Revolutionstagen wurde es zum »Mittelpunkt der revolutionären Aktion«  ; im März 1920 und im März 1921 wurde von hier aus zum Generalstreik aufgerufen. Das Gewerkschaftshaus war Treffpunkt der Gewerkschaften und der Arbeitersportund der Kulturvereine611. In den 1920er Jahren zog es vor allem die Mitglieder des DMV und der KPD an. Damals befand sich dort auch eine Verkaufsstelle der kommunistischen »Bergischen Arbeiterstimme«. Literatur  : Solingen und seine Arbeiterschaft. Eine Festschrift zur Einweihung des Gewerkschafts-­ Hauses in Solingen und Erweiterung der Genossenschaftsbuchdruckerei, Solingen [1905] [o. V.]  ; Festschrift zum 25-jährigen Bestehen  ; Großewinkelmann, Johannes  : Wald. Vom Gewerbedorf

611 Zum Proletarischen Kulturkartell Wald gehörten u.a. der Freie Turn-, Spiel- und Wassersportverein e. V., der Verband proletarischer Freidenker und der Arbeiter-Radfahrerverein »Berg auf«.

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zum Industriestandort, Essen 2008  ; Reformführer Nordrhein-Westfalen612 (Abb.)  ; Weber, Herbert  : 75 Jahre Ortsverein Solingen der Industriegewerkschaft Druck und Papier 1890–1965 [Solingen 1965]  ; Welling, Edeltraut  : Wald im Auftrag. Fotoatelier Unterbühner Solingen-Wald 1907–1987, hrsg. vom Stadtarchiv Solingen, Solingen 1991 (Abb. S. 68) 313. Wandsbek (Hamburg)/Freie und Hansestadt Hamburg Volkshaus (nicht realisiert) Baugelände am Friedrich-Ebert-Damm (ehem. Grüner Weg) Planung Ab 1926 Auftraggeber Volkshausbund e. V., Wandsbek Entwurf Arch. Heinrich Müller Geschichtliche Daten  : Am 16.  Juli 1920 Gründung des Kartells für Arbeiterbildung, Sport und Körperpflege in Wandsbek (daran beteiligt die Sportler, Radfahrer, Schachspieler, Jungsozialisten, Sänger und Bandoneonspieler)  ; am 16. Februar 1925 Gründung des Volkshausbunds e. V. Wandsbek unter Beteiligung des Arbeitersportkartells, der SPD, der Gewerkschaften und der AWO (später vermutl. in eine eGmbH ungewandelt)  ; im Mai 1925 Ankauf eines Baugeländes zwischen Grünem Weg (heute Friedrich-Ebert-Damm), Lesser- und Hinschenfelder Straße  ; Entwurf eines Bauprogramms für eine Sportplatzanlage mit Wohnblock und Volkshaus durch Arch. Heinrich Müller  ; im März 1926 Beginn des ersten Bauabschnitts (Sportplatz und Stadionanlage, Verwalterhaus, Wohnanlage)  ; die Bauarbeiten durch freiwillige Helfer und Notstandsarbeiter unterstützt, am 12./13. August 1928 Einweihung des ersten Bauabschnitts  ; der zurückgestellte Bau des Volkshauses nicht mehr realisiert. Von dem heute überbauten Volkshaus-Stadion ist das ehem. Verwalterhaus an der Hinschenfelder Straße erhalten. Projektbeschreibung  : Sportplatzanlage mit Wohnblock und Volkshaus. Gebäudekomplex aus verschieden hohen Baublöcken von vier bis sechs Stockwerken, sparsame und sachliche Gestaltung mit einfachen Lochfassaden und Flachdächern, die Treppenhäuser durch senkrechte Fensterbänder markiert und die sonst weitgehend breit gelagerten Fenster teilweise zu Bändern zusammengefasst und über die Gebäudecken geführt. Raumprogramm  : Restaurationsbetrieb, Sitzungszimmer, kleiner Saal, Turnhalle bzw. großer Saal, Nebenräume und Läden  ; im 1.  OG einige Büroräume, sonst Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen. Großes Sport- und Spielplatzgelände mit Naturtheater, Musikpavillon, Volkstanzplatz, Kleinkinderspielanlage und Verwalterhaus. Bemerkung  : In der 1938 nach Hamburg eingemeindete Stadt Wandsbek hatte die SPD in den 1920er Jahren die absolute Mehrheit unter den Stadtverordneten. Die herausragenden »linken« Persönlichkeiten waren damals der SPD-Stadtrat Gustav Delle (1931–1933 zweiter Bürgermeister von Wandsbek) und der einflussreiche Sozialdemokrat, Gewerkschafter und Vorsitzende des Arbeitersportkartells Hermann Telchow, die beide auch die Gründung des Volkshausbundes initiierten. Obwohl der Vorstand und die Mitgliederschaft des Volkshausbundes eindeutig sozialdemokratisch geprägt waren, betonte der Verein nach außen hin seinen politisch neutralen Charakter, wohl auch um seine Chancen auf Anerkennung der Gemeinnützigkeit und finanzielle Unterstützung zu verbessern. Im Herbst 1925 stieß auch der Architekt Heinrich Müller zum Volkshausbund, der die Pläne für die Sportplatz-, Wohn- und Volkshausanlage entwarf. Die Wohnbebauung 612 Mit ungenauen bzw. falschen Angaben auf S. 459.

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wurde so konzipiert, dass eine Umwandlung der Räume zu Vereinszwecken jederzeit möglich war. Der Entwurf im Sinne des Neuen Bauens passte sich formal an die direkt anschließende Siedlung der 1925 gegründeten Gemeinnützigen Baugenossenschaft freier Gewerkschafter an. Im Volkshausbund-Wohnblock Ecke Grüner Weg 28/Lesserstraße 36 befand sich eine Gaststätte, die damals im Vorgriff auf den geplanten Saalbau »Zum Volkshaus« genannt wurde (heute »EbertEck«). Infolgedessen wurde das gesamte Gebäude, in dem sich auch das Parteibüro der SPD befand, bisweilen als »Volkshaus« bezeichnet, während der eigentliche Volkshausbau mit Turn- und Festsaal, Unterrichts-, Lese- und Versammlungsräumen jedoch nie zustandekam.613 Literatur  : SPD Wandsbek 1863–1950, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Kreis Wandsbek, Hamburg 1988  ; Festschrift zur Stadioneinweihung 1928, hrsg. vom Volkshausbund e. V. Wandsbek, Wandsbek 1928  ; Vereinsgeschichte des Turn- und Sportvereins von 1881 Wandsbek e. V., bearb. von Heinz Sevecke, 2., überarb. Auflage, Wandsbek 2000  ; Kat. Vorwärts und nicht vergessen Abb. 139 314. Wanne-Eickel (Herne)/Nordrhein-Westfalen Gewerkschaftshaus »Stöckmannshof« Stöckstraße 106/Ecke Semlerstraße (ehem. Laurentiusstraße 39) Neubau 1930/31 Bauherr Gemeinnützige Baugenossenschaft eGmbH, Wanne-Eickel Entwurf Arch. A. R. Fengler, Gelsenkirchen Geschichtliche Daten  : 1930/31 Neubau des Gewerkschaftshauses »Stöckmannshof«614 auf einem Siedlungsareal der Gemeinnützigen Baugenossenschaft eGmbH Wanne-Eickel zwischen Stöckstraße und der damals in Verlängerung der Hindenburgstraße neu geplanten Laurentiusstraße (heute Kreuzung Semler-/Stöckstraße)  ; Planerstellung durch den Gelsenkirchener Architekten A. R. Fengler  ; Baukostenbeteiligung durch die freien Gewerkschaftsverbände  ; am 22. Juli 1930 Grundsteinlegung  ; Fertigstellung Anfang 1931. Beschreibung  :615 Fünfgeschossiger Wohnblock mit Gaststätte auf Eckgrundstück in Platzlage  ; stattlicher Bau in moderner Linienführung, Fassade mit Dolomitsandsteinverkleidung, die gerundeten Gebäudeecken sowie das zurückgesetzte oberste Geschoss dazu kontrastierend in Eisenklinkern ausgeführt. Raumprogramm  : Im EG zwei Ladenlokale, Gastwirtschaft, Gesellschaftszimmer, Genossenschaftsraum und Vereinszimmer (durch Schiebetüren nach Bedarf zu verbinden bzw. abzutrennen) sowie Büroräume  ; in den oberen Geschossen insges. 15 Wohnungen  ; im Keller Badeanlage und Kegelbahn. 613 1928 plante der Volkshausbund außerdem den Bau einer weiteren Turnhalle und zweier Wohnhäuser an der Bramfelder Straße durch die Hamburger Architekten Willy Berg und Max Paasche  ; vgl. Baurundschau, Jg. 1928, S. 36 u. 309. 614 Der Name »Stöckmannshof« geht auf den ehemaligen Besitzer des Gebietes, den Landwirt Wilhelm Stöckmann zurück, der sein Land 1927 als Baugrund an die Baugenossenschaft verkauft hatte. Er selbst lebte auf einem einige hundert Meter nördlich gelegenen Hof. Die Familie Stöckmann hatte das Land nachweislich seit dem 17. Jahrhundert gepachtet und war seit dem frühen 19. Jahrhundert Eigentümerin. 615 Die Beschreibung bezieht sich auf eine zeichnerische Abbildung des Hauses, abgedruckt in  : Wanne-­ Eickeler Zeitung, 2. Januar 1931 [o. S.].

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Bemerkung  : Der »Stöckmannshof« wurde bewusst außerhalb des Stadtzentrums von WanneEickel erbaut, um in dem neu entstehenden Arbeiterviertel unweit der Zeche »Unser Fritz« ein Volkshaus für insgesamt 19 verschiedene Arbeitervereine zu schaffen. Die Wanne-Eickeler Zeitung beurteilte die Einrichtung als »modern, wohnlich und zweckentsprechend« sowie »gediegen und zweckmäßig«. Den Arbeitersportlern stand ein eigener, »besonders schmucker Raum« zur Verfügung.616 Quellen  : StArch Herne (Zusammenstellung von Quellen durch Frau Koch, Manfred Hildebrandt) Literatur  : Ludewig, Wilhelm  : Wanne-Eickel, Wanne-Eickel 1971  ; Neue Wanne-Eickler Gaststätte Abb. 283

315. Weimar/Thüringen Volkshaus Friedrich-Ebert-Straße 8 (ehem. Buttelstedter Straße/Harthstraße) Neubau 1907/08 Bauherr Volkshaus-Gesellschaft Weimar eGmbH Entwurf Arch. Bruno Röhr, Weimar Bauschmuck Wilhelm Gallhof (Wandgemälde) Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Anfang 1901 Beschluss zur Errichtung eines Versammlungshauses mit Herberge innerhalb der Gewerkschaftsbewegung  ; da Baukredite von der Stadtverwaltung nicht bewilligt wurden, 1906 Gründung der Volkshaus-Gesellschaft Weimar eGmbH auf Initiative des führenden Sozialdemokraten August Baudert (am 31.  August 1906 Eintragung ins Genossenschaftsregister)  ; Anfang 1907 Ankauf des Lotze’schen Gartengrundstücks zwischen Buttelstedter und Harthstraße  ; im Juli 1907 Grundsteinlegung für einen Volkshausneubaus nach Entwurf des Architekten Bruno Röhr (Finanzierung mithilfe von Brauereidarlehen)  ; am 26. April 1908 Einweihung  ; zwischen 1922 und 1928 Reparaturen und Umbauten. Sitz der örtlichen Gewerkschaften und des sozialdemokratischen Volksvereins. Am 9. Februar 1933 polizeiliche Durchsuchung  ; am 2. Mai 1933 von SA und SS besetzt  ; Umbenennung in »Deutsches Haus«  ; 1939 Übertragung auf die DAF. Nach Kriegsschäden veränderter Wiederaufbau  ; 1948 Anbau von Arch. Paul Bräunlich  ; am 21. Februar 1948 Wiedereröffnung als »Haus des FDGB«, 1954 Übernahme durch die Industriegewerkschaft Metall als Klubhaus (später Kreiskulturhaus) »Michael Niederkirchner«, später Übereignung an den VEB Mähdrescherwerk Weimar  ; im Laufe der Jahre zahlreiche Umund Erweiterungsbauten. 1990 »Rekonstruktion«  ; städtisches Veranstaltungszentrum. Seit 2009 Leerstand wegen Baufälligkeit. Beschreibung  : Neoklassizistischer Putzbau über unregelmäßigem Grundriss in erhöht gelegener Lage  ; gegliedert in einen Hauptbau (Saalbau) und einen Querbau (Herbergsflügel)  : Der Saalbau durch Risalite mit Dreiecksgiebeln sowie eine geometrische Felderung der Edelputzfassaden als Kulturbau ausgezeichnet  ; der Querbau hingegen deutlich schlichter gestaltet, einfache Sprossenfenster mit Läden und Dachgauben vermitteln Wohnhauscharakter. Raumprogramm  : 616 Vgl. Neue Wanne-Eickler Gaststätte »Stöckmannshof« – Ein Gewerkschaftshaus, in  : Wanne-Eickeler Zeitung, 2. Januar 1931 [o. S., o. V.].

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Eingangshalle mit Granittreppe zu dem in den beiden OGs liegenden Saal, im EG »Auskunftei« der Gewerkschaften, mehrere Vereinszimmer, kleiner Saal, Gaststube und Café  ; im Seitenflügel Verwalterwohnung, im 1. OG Fremdenzimmer mit ein bis zwei Betten, darüber vier Schlafsäle sowie Wasch- und Baderaum (zum Herbergsbetrieb eigener Zugang von der Harthstraße)  ; im Keller Küche und Nebenräume. Gartenwirtschaft, Turn- und Spielplatz. Der große Saal mit umlaufender Galerie und Bühne, von beiden Seiten belichtet, über der Bühne Wandgemälde der »Verherrlichung der Arbeit« von Wilhelm Gallhof. Technische Ausstattung  : Beleuchtung teils mit Gas, teils elektrisch  ; Zentraldampfheizung. Bemerkung  : 1906 erwarb die Volkshausgesellschaft zunächst das zentral gelegene »Hoffmanns Kaffeehaus« in der Jakobstraße, um an dessen Stelle das Volkshaus zu errichten. Die Baugenehmigung für die bereits erstellten Baupläne wurde jedoch nicht erteilt – angeblich leistete auch die benachbarte Kirchengemeinde Widerstand gegen das Projekt –, so dass der Plan verworfen und das Grundstück wieder verkauft wurde.617 Der 1908 eröffnete Volkshausneubau an der Buttelstedter Straße wurde zu einer wichtigen Zentrale und Anlaufstelle der Arbeiterbewegung in ganz Thüringen. Die Versammlungsräume des Volkshauses sollten nach dem Wunsch der Erbauer allerdings »allen Vereinen, ohne Unterschied der politischen Zugehörigkeit« zur Verfügung stehen. Die architektonische Gestaltung des Bauwerks in »einfachen freundlichen Formen des Empirestiles« stieß bei der bürgerlichen Presse auf Anerkennung  : Das Volkshaus sei »fraglos geschmackvoller gelungen« als das 1903 eröffnete Jenaer Volkshaus und zähle gar »zu den geschmackvollsten und gediegensten Bauten der Ilmresidenz«, wie die Erfurter Tribüne stolz zitierte.618 Der nach Auffassung der Bauherren »größte und schönste« Saal in Weimar verfügte über einen schmiedeeisernen Kronleuchter und neuartige eckige Beleuchtungskörper, die der Architekt Bruno Röhr619 – wie auch die übrigen Lampen – vermutlich selbst entworfen hatte. Der Künstler Wilhelm Gallhof (1878–1918) schuf für die Bühnenwand des Volkshaussaals ein Wandgemälde zum Thema »Verherrlichung der Arbeit«, dessen Motiv dem Gedicht »Requiescat  !« von Ferdinand Freiligrath entlehnt war. Anlässlich der Eröffnung zitierte die »Tribüne« die maßgeblichen Zeilen des Gedichts  : »Jedem Ehre, jedem Preis  ! Ehre jeder Hand voll Schwielen  ! Ehre jedem Tropfen Schweiß, Der in Hütten fällt und Mühlen  ! Ehre jeder nassen Stirn Hinterm Pfluge  ! – doch auch dessen, Der mit Schädel und mit Hirn Hungernd pflügt sei nicht vergessen  !«

617 Vgl. Dokumente und Materialien zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Weimar 1900 bis 1916, hrsg. von Kurt Rüss, Weimar 1978, S. 19. 618 Zit. nach Tribüne Erfurt, 20. Jg., Nr. 87, 11. April 1908 [o. S.]. 619 Der Architekt Bruno Röhr (1875–1926) war neben Sigurd Frosterus an der Ausführung der zweiten und dritten Bauabschnitte des von Henry van de Velde entworfenen Kunstschulgebäudes in Weimar beteiligt (1911).

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Das 1846 verfasste Gedicht ist nicht nur dem Proletariat, sondern ebenso dem intellektuellen Kleinbürgertum gewidmet, dessen Leben in »gelehrter Fron« Freiligrath als ebenso unfrei (»eingepfercht und eingedornt«) und von Not gezeichnet anprangert (»Er ist auch ein Proletar  ! […] Mit dem Zwange, mit der Not wie die andern muss er ringen«). Aus den Zeilen spricht die Überzeugung des Dichters, dass eine Revolution nur durch den Zusammenschluss und gemeinsamen Kampf des Bildungsbürgertums und des Proletariats Erfolg haben könne. Tatsächlich war Weimar zur Zeit der Hochindustrialisierung nach wie vor eine kleinbürgerlich dominierte Provinzstadt, deren Sozialstruktur von Beamten und Angestellten geprägt war. Umso passender erscheint die Wahl von Freiligraths »Requiescat  !« als Vorlage für das symbolische Wandgemälde im Saal des Volkshauses  : Der leidenschaftliche Appell zur Verbrüderung des intellektuellen Kleinbürgers mit dem Proletarier dürfte im Volkshaus die ihm zugedachte Klientel gefunden haben. Zu den einschneidenden Ereignissen aus der Geschichte des Hauses zählt die Erschießung von neun Arbeitern am 15.  März 1920, als Kappisten einen Anschlag auf eine Volksversammlung in und vor dem Volkshaus verübten. An die Ereignisse erinnert eine Tafel an der Haupttreppe. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 632, 2831 [Abb.] u. 2832, 3490  ; DY 34 5073 u. 5088) Literatur  : 50 Jahre Haus der Werktätigen Weimars. 1908–1958 Volkshaus – FDGB – Klubhaus,

hrsg. vom Freien Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreisausschuss Weimar, Weimar 1958  ; Bettenhäuser, Gegen den Kapp-Putsch in Weimar  ; Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 11. Jg., Nr. 2, 14. Januar 1901  ; Dokumente und Materialien zur Geschichte der Arbeiterbewegung  ; Gedenkstätten der Arbeiterbewegung. Bezirk Erfurt, hrsg. von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Bezirksleitung Erfurt, Bezirkskommission zur Erforschung der Geschichte der Örtlichen Arbeiterbewegung, Erfurt [1981]  ; Hopfgarten, Volkshäuser  ; Kunstchronik, 22. Jg., Nr. 24, 28. April 1911, S. 379  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 9. Februar 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330209.pdf (Abruf am 15. August 2014)  ; Tribüne Erfurt, 20. Jg., 3. April 1908, 11. April 1908, 24. April 1908, 28. April 1908 u. 29. April 1908  ; Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte, hrsg. von Gitta Günther u.a., Weimar 1998 Abb. 62, 149, 153, 284 316. Weinheim/Baden-Württemberg Volkshaus Lindenstraße 21/Ecke Grundelbachstraße Ankauf 1924 Träger Volkshaus Weinheim e. V. Umbau und Erweiterung 1929 und 1931 Planung und Ausführung Arch. Emil Jöst Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Zum 1.  Mai 1924 Ankauf der Gastwirtschaft »Zur Linde« (im Kern von 1860 mit späteren Um- und Erweiterungsbauten) durch den der Volkshaus Weinheim e. V.; 1929 Vergrößerung des Saals (erdgeschossiger Anbau mit darüber liegender Terrasse) sowie 589

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1931 Aufstockung des rückwärtigen Teils (Arch. Jöst). Sitz von ADGB, Einzelgewerkschaften und verschiedenen Arbeitervereinen (Freidenker, Kinderfreunde, Arbeitersänger, Naturfreunde, Arbeitersportler und -radfahrer, AWO, Reichsbanner) sowie ab 1929 einer Rechtsauskunftsstelle. Am 2. Mai 1933 von SS-Angehörigen besetzt, währenddessen Selbstmord des Vorsitzenden des Zentralverbandes der Lederarbeiter, Michael Jeck, auf dem Speicher des Volkshauses  ; 1935 im Besitz der Brauerei Kleinlein AG, Heidelberg. Seit 1976 Gaststätte »Eulenspiegel«. Beschreibung  : Zweistöckiges Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit Nebengebäude  ; im Hauptgebäude Gastwirtschaft sowie Wohn- und Büroräume, im EG des Nebengebäudes Saal, darüber Wohnräume. Quellen  : StArch Weinheim (Wagner, Silvia  : Zusammenfassung zur Hausgeschichte Lindenstraße 21, unveröff. Typoskript, 2007) Literatur  : Bräunche, Die Stadt Weinheim  ; Dussel, Konrad und Matthias Frese  : Freizeit in Weinheim. Studien zur Geschichte der Freizeit 1919–1939, Weinheim 1989  ; Grau, Ute und Barbara Guttmann  : Weinheim. Geschichte einer Stadt, Weinheim 2008  ; Wiemann-Stöhr, Ingeborg  : Die Stadt Weinheim 1925–1933. Untersuchungen zu ihrem wirtschaftlichen, sozialen und politischen Profil, Weinheim 1991 Abb. 285 317. Weißwasser/Sachsen Volkshaus Görlitzerstraße 6/8 Neubau 1928–1930 Bauherr Volkshaus Weißwasser O.-L. GmbH Entwurf und Bauleitung Arch. Emil Lange, Breslau Ausführung Bauhütte für die Oberlausitz, Görlitz Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Am 27. April 1925 Gründung der Volkshaus Weißwasser O.-L. GmbH und Ankauf des Grundstücks Görlitzer Straße  6/8 (am 31.  Juli 1925 Grundbucheintragung)  ; Volkshausneubau nach Plänen des Architekten Emil Lange, Breslau  ; am 21.  Dezember 1928 Einweihung des ersten Bauabschnitts (Finanzierung u.a. mithilfe von Pflichtbeiträgen und eines Darlehens der Gemeinde für den Neubau von sechs Wohnungen)  ; 1929/30 Erstellung des Saalanbaus, Einweihung am 15. November 1930  ; Pläne für den Anbau eines weiteren Saals mit Theaterbühne nicht realisiert. Am 2. Mai 1933 von SA besetzt, in der Folgezeit Umbenennung in Richard-Selinger-Haus620 und in »Haus der Deutschen Arbeit«, u.a. Nutzung für Veranstaltungen von DAF, NSDAP und KdF, 1938 Zwangsversteigerung und Zuschlag an die Verbrauchergenossenschaft eGmbH, Weißwasser O.-L., später Übertragung auf die DAF. 1955 Um- und Erweiterungsbau, Nutzung als »Kulturhaus der Glasarbeiter«. Nach der Wende Übergang in städtisches Eigentum  ; seit 2004 Leerstand und Einsturzgefahr, im Januar 2006 Brandschäden bei Brand des Foyers  ; 2009 Sanierungsfinanzierung und künftige Nutzung ungewiss (Fassade unter Denkmalschutz  ; Saal einsturzgefährdet)  ; 28. September 2013 Gründung »Denk mal mit Leben« Förderverein Volkshaus Weißwasser e. V. 620 Der SA-Mann Richard Selinger aus Dobers in der Oberlausitz galt den Nationalsozialisten als »Blutzeuge der Bewegung«  ; angeblich wurde er am 30. Januar 1931 durch den Kommunisten Max Barthel erschossen.

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Beschreibung  : Gebäudegruppe, bestehend aus einem viergeschossigen Wohn- und Verwaltungsgebäude mit Saalbau  ; alle Bauteile flach gedeckt, mit unverputzten, sachlich gestalteten Klinkerfassaden  ; am Hauptbau horizontale Fassadengliederung durch schmale helle Bänder und gemauerte Gesimse, fassadenbündige, quadratische Sprossenfenster, turmartig erhöhter Treppenhausrisalit am Haupteingang und zurückgesetztes DG. Raumprogramm  : Gaststätte, Büroräume, Bibliothek, Fremden- und Hotelzimmer, Wohnungen, Versammlungsräume, kleiner und großer Saal, letzterer über zwei Geschosse reichend und mit dreiseitiger Galerie, Sportraum, zwei Kegelbahnen. Bemerkung  : Emil Lange621 (1884–1968), der ab 1924 in Breslau ein eigenes Architekturbüro betrieb, gehörte zu den fortschrittlichen Architekten Schlesiens, die nach den Grundsätzen des Neuen Bauens entwarfen. Lange hatte 1907–1909 an der Breslauer Akademie studiert und danach viele Jahre im Büro von Hans Poelzig gearbeitet. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 2885, 2886, III 85), GIRO Berlin (Objektakte Weißwasser, Görlitzer Straße 6/8) Literatur  : Das Gewerkschaftshaus, 1929, Nr. 1/2, S. 17 (Abb.)  ; Kurtas, André und Regina Weiß  : Volkshaus Weißwasser – ein Opfer der Flammen, in  : Lausitzer Rundschau, 14. Januar 2006  ; Soziale Bauwirtschaft, 10. Jg., Nr. 14/15, 21. Juli 1930, S. 314 (Abb.)  ; Stucka, Lutz  : Das schöne Haus wirklich schön  ?, in  : Lausitzer Rundschau, 28. Februar 2004, http://www.lr-online.de/regionen/ weisswasser/Das-schoene-Haus-wirklich-schoen; art13826,492937 (Abruf am 16. August 2014)  ; Urbanik, Jadwiga  : Wrocławska Wystawa Werkbundu WUWA 1929, Kat. Muzeum Architektury we Wrocławiu, Wrocław 2002  ; http://www.denk-mal-mit-leben.de/volkshaus.html (Abruf am 16. August 2014) Abb. 286, 287

318. Wellinghofen622 (Dortmund)/Nordrhein-Westfalen Volkshaus »Heidekrug« Kirchhörder Straße 41 Neubau 1925/26 Bauherr Volkshausbund Wellinghofen-Dortmund-Hörde GmbH Verbleib Abriss 1980er Jahre Geschichtliche Daten  : Am 29. November 1924 Gründung der Volkshausbund WellinghofenDortmund-Hörde GmbH  ; 1925/26 Neubau des Volkshauses Heidekrug an der Kirchhörderstraße 41. 1962 Ankauf durch die IG Metall, Abriss in den 1980er Jahren. Beschreibung  : Zweigeschossiger Satteldachbau mit formalen Bezügen zur Reform- und Heimatschutzarchitektur sowie vereinzelten expressionistischen Anleihen  ; über dem Haupteingang Balkon für Ansprachen. Raumprogramm  : Unter anderem Gaststätte und Vereinsräume  ; Garten. Literatur  : Reformführer Nordrhein-Westfalen (Abb.) 621 Der Gewerkschaftssekretär Willy Lange hatte als Treuhänder für den Ortsausschuss des ADGB Geschäftsanteile an der Volkshaus GmbH Weißwasser inne. Ob eine Verwandtschaft zum Architekten Emil Lange bestand, wäre zu prüfen  ; vgl. BArch Berlin, NS 5 III 85. 622 Wellinghofen war bis zu seiner Eingemeindung nach Dortmund im Jahr 1928 eine eigenständige Indus­ triegemeinde im Landkreis Hörde.

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319. Wernigerode/Sachsen-Anhalt Volksgarten Feldstraße 55/Ecke Schmatzfelder Straße Neubau 1893 (Nutzung bis 1920/21) Bauherr Verein Arbeitercasino e. V. Wernigerode a. H. Erweiterung Um 1907/08 Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 1. Mai 1893 Grundsteinlegung zum Neubau eines Versammlungslokals durch sozialdemokratisch organisierte Arbeiter auf einem erworbenen Grundstück an der Feldstraße (ehem. Schmelzer’sche Sägemühle)  ; am 20. August 1893 Eröffnung unter dem Namen »Volksgarten«  ; Betrieb durch den Verein Arbeitercasino Wernigerode a. H. Um 1907/08 Erweiterungsbau. 1918 Gründungsort des Arbeiter- und Soldatenrats, 1920 Gründungsort eines Aktionsausschusses gegen den Kapp-Putsch. Um 1920/21 Verkauf des Lokals wegen Raummangels und Ankauf des ehem. Hotels »Monopol« als neues Gewerkschaftshaus. Heute in Privatbesitz, Nutzung als Lagerhalle. Beschreibung  : Saal für 300 Personen. Garten mit Wirtschaftsbetrieb, geeignet für 1000 Personen. Bemerkung  : Bei dem Volksgarten in Wernigerode handelt es sich um den ersten Volkshausneubau der sozialdemokratisch organisierten Arbeiterschaft in Deutschland. Aus Platzmangel wurde der Volksgarten nach dem Ersten Weltkrieg aufgegeben und stattdessen das Hotel Monopol erworben (Kat. Nr. 320). Quellen/Literatur  : Siehe Kat. Nr. 320. Abb. 96 320. Wernigerode/Sachsen-Anhalt Gewerkschaftshaus »Monopol« Salzbergstraße 2 Ankauf 1920 Träger Gewerkschaftshaus Monopol GmbH, Wernigerode Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1920 Ankauf des Hotels »Monopol« in der Salzbergstraße  2 durch die Gewerkschaftshaus Monopol GmbH  ; am 23. Januar 1921 Eröffnung. 1933 Beschlagnahme und Auflösung der Gesellschaft, 1935 Zwangsversteigerung, Übergang in Privateigentum. 1949 FDGB-Eigentum, Nutzung als Erholungsheim »Haus Westerntor«. Heute Sitz der AOK. Beschreibung  : Dreigeschossiges Hotelgebäude (errichtet um 1895) mit freistehendem Saalbau und Nebengebäuden, Garten. Raumprogramm  : Speisesaal mit Veranda, mehrere Vereinszimmer, Büffet, kleiner Saal (8 x 12 m), großer Saal mit seitlichen Estraden und Galerie. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10293, SAPMO DY 34 5046)  ; GIRO Berlin (Objektakte Wernigerode, Salzbergstraße 2, Bauakte) Literatur  : 25 Jahre Ortsverein Wernigerode  ; Mattern, Der erste »Volksgarten«  ; Mattern, »Die schwarze Grafschaft ist rot  !« Abb. 287

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321. Wiesbaden/Hessen Gewerkschaftshaus Wellritzstraße 49 (ehem. Nr. 41) Ankauf 1906 Träger Bau- und Erwerbsgenossenschaft Arbeiter-Gesellschaftshaus eGmbH, Wiesbaden Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 25.  Juli 1905 Gründung der Bau- und Erwerbsgenossenschaft »Arbeiter-Gesellschaftshaus« eGmbH, Festsetzung des Mitgliedsbeitrags auf 10 Mark, zahlbar in Raten  ; am 16. November 1906 Ankauf der ehem. Turnhalle der Turngesellschaft in der Wellritzstraße 49 mit finanzieller Unterstützung einer Brauerei  ; am 1. April 1907 Eröffnung des Wirtschaftsbetriebs nach Umbauten  ; 1918 Umstellung der Genossenschaft von Einzelmitgliedschaft auf korporative Mitgliedschaft der Gewerkschaften  ; im Laufe der Weimarer Republik wachsender Raumbedarf, am 21. Oktober 1926 Gründung der Gemeinnützige Volkshausgenossenschaft Wiesbaden eGmbH, Beschluss zur Abführung eines Beitrags in Höhe von 1 Mark pro Jahr und Mitglied durch die Gewerkschaften. Sitz von ADGB, Arbeitersekretariat, Parteisekretariat, Zentralbibliothek, verschiedenen Einzelgewerkschaften (1927), Reichsbanner und Eiserner Front. Am 28.  Februar 1933 Hausdurchsuchung und Beschlagnahme von Druckschriften durch »Schutzpolizei«  ; am 2. Mai 1933 Besetzung und Beschlagnahme, 1939 Übertragung auf die DAF, 1942 Verkauf an Privateigentümer (Pächter). Nach dem Krieg zunächst unter Aufsicht der amerikanischen Besatzungsmacht, ab April 1947 Wiedereinzug der Gewerkschaften in einige Räume (mietweise), 1948 Neugründung einer Gemeinnützigen Volkshaus-Genossenschaft eGmbH (1963 im Verein Volkshaus J. P. aufgegangen) und Rückerlangung des Eigentums  ; seit 2001 Konrad-Arndt-Haus623. Beschreibung  : Viergeschossiges Wohnhaus (erbaut 1887) mit Saal. Raumprogramm  : Gastwirtschaft, mehrere, verschieden große Versammlungsräume, Turn- und Festsaal mit Galerie für rd. 500 Personen624  ; Herberge mit 13 Fremdenzimmern und Aufenthaltsräumen. Quellen  : Holl, 50 Jahre Gewerkschaftshaus in Wiesbaden, Hessisches Staatsarchiv Wiesbaden, Sign. HHStAW, Abt. 1199/24, Nr. 1 Literatur   : Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, 10. Jg., Nr. 21, 28. Mai 1900  ; Rübsam, Hajo  : Zur Geschichte des alten Gewerkschaftshauses in Wiesbaden, in  : Konrad Arndt. Ein Wiesbadener Gewerkschafter und Sozialdemokrat im Kampf gegen den Faschismus, hrsg. von Axel Ulrich, Wiesbaden 2001, S. 79–87 (Abb. Titel)  ; Sozialdemokratischer Pressedienst, 28. Februar 1933, http://library.fes.de/spdpdalt/19330228.pdf (Abruf am 16. August 2014)  ; Soziale Praxis, 9. Jg., Nr. 35, 31. Mai 1900 Wilkau-Haßlau s. → Niederhaßlau

623 Konrad Arndt (1899–940) war vor 1933 in Wiesbaden Gewerkschaftsfunktionär des DMV und Vorsitzender des ADGB. Er wurde wegen seiner politischen Haltung in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert und kam 1940 unter mysteriösen Umständen ums Leben. 624 Laut Holl für 1 000 Personen geeignet  ; vgl. Holl, Philipp  : 50 Jahre Gewerkschaftshaus in Wiesbaden, ungedr. Typoskript, Wiesbaden 1957, S. 4, Hessisches Staatsarchiv Wiesbaden, Sign. HHStAW, Abt. 1199/24, Nr. 1.

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322. Winsen a. d. Luhe/Niedersachsen Volksheim Neulander Weg625 Neubau 1913 (Turnhalle) Bauherr Arbeiterturnerschaft und Gewerkschaften Erweiterungsbau 1930 (Ausbau zum Volksheim) Geschichtliche Daten  : 1913 Neubau einer Turnhalle am Neulander Weg durch die seit 1909 bestehende Arbeiterturnerschaft in Winsen (Finanzierung durch Spenden und Darlehen der Mitglieder)  ; zunächst Nutzung als Lazarett  ; 1918 Inbetriebnahme  ; im Frühjahr 1930 Beschluss der Sport- und Gewerkschaftskartelle zu einem Anbau an die Turnhalle zwecks Nutzung als Versammlungsstätte der freien Gewerkschaften und Arbeitervereine  ; Erhebung eines jährlichen Zusatzbeitrags der beteiligten Verbände in Höhe von 1 Mark pro Mitglied (aufzubringen durch Beitragserhöhung bzw. Zahlung aus der Verbandskasse)  ; im Herbst 1930 Inbetriebnahme als »Volksheim«. 1933 Beschlagnahme, 1937 Verkauf an Privateigentümer, fortan gewerbliche Nutzung. Beschreibung  : Turnhalle mit Anbau. Quellen  : BArch Berlin (R 1501/10104) Literatur  : Der Landkreis Harburg 1918–1949. Gesellschaft und Politik in Demokratie und nationalsozialistischer Diktatur, hrsg. von Dirk Stegmann, Hamburg 1994 323. Wismar/Mecklenburg-Vorpommern Gewerkschaftshaus »Zur Hansa« ABC-Straße 17 Ankauf 1897 Träger Einzelperson als Treuhänder Saalanbau 1897 f. Teilneubau 1901 (nach Brand) Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1897 Ankauf des Saalbaugrundstücks ABC-Straße 17 durch den Hafenarbeiter Franz Kober als Treuhänder für die SPD  ; im Anschluss Saalneubau. 1901 Saalbrand  ; am 5. Oktober 1902 Wiedereröffnung nach Wiederherstellung und Teilneubau. Beschreibung  : Gasthaus mit Saalanbau. Literatur  : Berndt, Siegfried  : Wo sich 1918 der Arbeiter- und Soldatenrat konstituierte. Das Gewerkschaftshaus »Zur Hansa« in Wismar, in  : Wismarer Beiträge, 1984, Nr. 1, S. 40–53 (Abb.)  ; Dem Morgenrot entgegen 324. Worms/Rheinland-Pfalz Volkshaus »Ebertsburg« Petersstraße 15 Ankauf 1924 Träger Volkshaus Worms GmbH Verbleib Erhalten 625 In einem Adressenverzeichnis des DMV von 1933 ist ein Gewerkschaftshaus in Winsen mit der Adresse Schmiedestraße 10 angegeben.

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Geschichtliche Daten  : Am 7.  Juli 1924 Gründung der Volkshaus Worms GmbH  ; kurz da­

rauf Ankauf des Grundstücks Petersstraße 15 und Umnutzung als Volkshaus »Ebertsburg«. Sitz von Arbeitersekretariat, Parteisekretariat, ADGB, AfA-Bund, Volkswacht eGmbH, Arbeiterbildungsausschuss, Baugewerksbund, mehreren Einzelgewerkschaften und Mieterschutzverein. Am 2. Mai 1933 Beschlagnahme des Volkshauses  ; fortan Sitz von NSBO und DAF. Beschreibung  : Zweigeschossiges Gaststättengebäude mit Restaurant und Fremdenzimmern, Büroräumen, Bibliothek, Lesezimmer und Jugendräumen. Bemerkung  : Vor dem Volkshaus existierte in Worms ein gepachtetes Gewerkschaftshaus in der Mainzer Straße 19, welches am 18. November 1900 eröffnet wurde. Als im März 1924 eine Beschlagnahme dieser Räume durch die französische Besatzungsmacht drohte, kam es zum Ankauf des späteren Volkshausgrundstücks Petersstraße 15. Am 28. Februar 1933 feuerten Nationalsozialisten während einer Feier auf das Volkshaus, eine der Kugeln tötete den Wirt Philipp Weiß. Quellen  : StArch Worms (schriftl. Auskunft und Zusammenstellung von Quellen durch Dr. G. Bönnen) Literatur  : Bonk, Sebastian u.a.: Auf den Spuren des Nationalsozialismus in Worms, Worms 2005  ; Geschäftsbericht für das Jahr [1928 bis 1930], hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Worms, Worms [1929 bis 1931] Abb. 288 Wuppertal s. → Barmen–Elberfeld, Elberfeld, Ronsdorf 325. Würzburg/Bayern Gewerkschaftshaus »Frankenheim« Augustinerstraße 6 Ankauf 1927 Träger Gewerkschaftshaus Frankenheim GmbH, Würzburg Geschichte  : Am 21. März 1892 erstmals Pläne zum Bau eines eigenen Vereinshauses innerhalb der Sozialdemokratischen Partei  ; 1927 Ankauf des Gebäudes Augustinerstraße  6 (ehem. Hotel Goldschmidt) durch die am 18. März 1925 gegründete Gewerkschaftshaus Frankenheim GmbH  ; am 25. August 1927 Inbetriebnahme der Wirtschaft im ersten Stock  ; am 16. Oktober 1927 Einweihung. Sitz von ADGB, Einzelverbänden und Arbeitersekretariat. Am 10. März 1933 von SA-Angehörigen besetzt, Akten und Druckschriften sowie eine Flagge mit den Farben der Republik auf den Residenzplatz verschleppt und verbrannt  ; in der Folgezeit Umbenennung in »Dr.-Otto-HellmuthHaus«, nach dem damaligen NSDAP-Gauleiter und Regierungspräsidenten von Mainfranken. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus. Raumprogramm  : Im 1.  OG Gaststätte, Vereinszimmer, Versammlungssaal  ; im 2. OG Galeriesaal  ; außerdem Jugendzimmer. Bemerkung  : Vor dem Erwerb des Gewerkschaftshauses hatten die Gewerkschaften ihren Sitz im Haus Semmelstraße 46, wo auch das Parteisekretariat der SPD und der Verlags- und Druckereibetrieb des Fränkischen Volksfreunds sowie eine Wirtschaft (»Falstaff«) untergebracht waren. Zur Eröffnung des »Frankenheims« war ein Teil der Räume noch anderweitig vermietet, weshalb nicht alle Gewerkschaftsbüros wie vorgesehen im Gewerkschaftshaus untergebracht werden konnten. Quellen  : StArch Würzburg (schriftl. Auskunft Ingrid Rack)

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Literatur  : Fränkischer Volksfreund, 20.  Jg., Nr.  194, 25.  August 1927, 1.  September 1927, 15. Oktober 1927 sowie 21. Jg., Nr. 47, 25. Februar 1928  ; Kern, Robert  : Aus Vergangenheit und Gegenwart der Würzburger Arbeiterbewegung, Würzburg 1917  ; Lehmann u.a. 2005

326. Wüstenbrand (Hohenstein-Ernstthal)/Sachsen Volkshaus Wüstenbrander Schulstraße 40 (ehem. Schulstraße 22) Ankauf 1922 Träger Turnverein Eiche zu Wüstenbrand u. Umgebung e. V. Um- und Ausbau 1922 Entwurf Arch. Willy Ahnert, Hohenstein-Ernstthal Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1922 Ankauf des ehem. Gasthauses »Zum Kronprinz« (errichtet Anfang des 20. Jahrhunderts) durch den (Arbeiter-)Turnverein »Eiche« (Finanzierung mithilfe einer Bürgschaftsübernahme durch die Gemeinde Wüstenbrand und durch Hypotheken von Gewerkschaftsvertretern)  ; Umbau zum Volkshaus. 1932 Anordnung der Zwangsversteigerung, 1934 Zuschlag an die Gemeinde, 1935 Übergang in Privateigentum (Gaststätte »Deutsches Haus«). Beschreibung  : Zweigeschossiges Gasthofgebäude. Raumprogramm  : Unter anderem Gaststube, Schankraum, Büro und Vereinszimmer sowie kleiner und großer (Turn-)Saal mit Bühne. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Wüstenbrand, Schulstraße  40)  ; StArch Hohenstein-Ernstthal (schriftl. Auskunft Frau Spindler) Literatur  : Gedenk- und Erinnerungsstätten der Arbeiterbewegung im Kreis Hohenstein-Ernstthal, hrsg. von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Kreisleitung Hohenstein-Ernstthal, Hohenstein-Ernstthal [1978] Abb. 289 327. Wurzen/Sachsen Sport- und Gewerkschaftsheim Heinrich-Heine-Straße 20 (ehem. Fischerstraße) Neubau 1910/11 (Turnhalle) Bauherr Arbeiter-Turn- und Sport-Verein »Frisch auf« Wurzen e. V.626 Ausführung Baufirma Mehlig Erweiterungsbau 1927 (Gewerkschaftsheim) Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : 1910 Gründung einer Wurzener Baugenossenschaft eGmbH zum Bau einer Turnhalle mit Vereinsheim auf Initiative des seit 1898 bestehenden Arbeiter-Turn- und Sportvereins »Frisch Auf«  ; Ankauf von Bauland an der Fischerstraße, bis 1911 Errichtung einer Turnhalle und eines Wohnhauses (Fischer-/Ecke Marienstraße) mit finanzieller Beteiligung der Gewerkschaften, am 17./18. Juni 1911 Einweihung  ; 1927 Erweiterung zum Sport- und Gewerk626 Als Grundstückseigentümer sind die OHG Arbeiter-Turnverlag Backhaus & Diettrich in Leipzig überliefert sowie ab 1927 der Arbeiter-Turn- und Sport-Verein »Frisch auf« Wurzen e. V.; ob die 1910 gegründete Wurzener Baugenossenschaft eGmbH als erste Eigentümerin und Bauherrin auftrat, geht aus den vorliegenden Quellen nicht hervor.

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schaftsheim durch Anbau auf Initiative des Eisenbahnerverbandes (erneut mit finanzieller Beteiligung der Gewerkschaften und mithilfe eines Darlehens der Verbrauchergenossenschaft Wurzen eGmbH)  ; am 18. Dezember 1927 Einweihung. Am 9. März 1933 von SA besetzt, im Mai 1933 Beschlagnahme, 1935 Anordnung der Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Verbrauchergenossenschaft Wurzen  ; später Verkauf an die Stadt. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohnhaus mit Gaststätte (»Gewerkschaftsheim« von 1927/28) in den Formen eines an der klassizistischen Bautradition orientierten Heimatschutzstils  ; rückwärtig anschließend schlichter Turnhallenbau (von 1910/11)  ; Sportplatz. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Wurzen, Heinrich-Heine-Straße 20) Literatur  : 100 Jahre ATSV »Frisch Auf« Wurzen (Abb.)  ; Geschäftsbericht Gewerkschaftskartell zu Wurzen 1911, hrsg. vom Gewerkschaftskartell Wurzen, Wurzen 1912  ; Geschichte der Sozialdemokratie im Raume Wurzen  – Grimma  – Oschatz. Ein Beitrag zur sozialdemokratischen Regionalgeschichte, hrsg. von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Leipzig, Leipzig 1993 (Abb.) Abb. 290 328. Zechau-Leesen627 (Kriebitzsch)/Thüringen Volkshaus Wilhelm-Pieck-Straße 29 (ehem. Rositzer Straße) Ankauf 1925 Träger Volkshaus Zechau-Leesen eGmbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Mit Kaufvertrag vom 14. Februar 1925 Ankauf des Gasthofgrundstücks Rositzer Straße  29 durch die Volkshaus Zechau-Leesen eGmbH. 1933 Beschlagnahme, 1934 Verkauf durch das Land Thüringen an Privateigentümer. 1949 FDGB-Vermögensverwaltung, 1959 Eigentum des Volkes. Am 1. Juli 2007 Einweihung eines Denkmals in Erinnerung an den Braunkohlebergbau, im Altenburger Land, insbesondere an die Grube Gertrud in Zechau und die überbaggerten Orte Petsa und Leesen vor dem Volkshaus (errichtet auf Initiative der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie)  ; heute Nutzung als Gaststätte mit Veranstaltungssaal. Beschreibung  : Wohnhaus mit Gasthof und Saal  ; Garten. Bemerkung  : Als Vertreter der Volkshausgenossenschaft sind der Kreisrat  – zugleich Angestellter des Fabrikarbeiterverbands – Felix Schauer, der Bürgermeister Franz Burkhardt und der Bergarbeiter Rudolf Steinbrecher überliefert.628 Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Zechau-Leesen, Wilhelm-Pieck-Straße 29 [Abb.]) 329. Zeitz/Sachsen-Anhalt Volksheim Freiligrathstraße 44 Neubau 1931 Bauherr Volksheim GmbH, Zeitz Entwurf und Ausführung Bauhütte Zeitz GmbH 627 Der Ortsteil Leesen wurde in den 1950er Jahren im Rahmen des Braunkohlebergbaus überbaggert  ; Zechau gehört heute zur Verwaltungsgemeinschaft Kriebitzsch. 628 Vgl. Vermerk vom 16. Februar 1999, GIRO Berlin, Objektakte Zechau-Leesen, Volkshaus.

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Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : 1930 Ankauf des außerhalb der Stadt gelegenen Grundstücks Freilig-

rathstraße 44 durch die am 11./28. April 1930 vom Ortsausschuss des ADGB gegründete Volksheim GmbH  ; 1931 Errichtung des Volksheims durch die Bauhütte Zeitz GmbH (Bauantrag vom 24. März 1931, genehmigt am 9. April 1931  ; Fertigstellung im Juli 1931). 1933 Beschlagnahme und zunächst treuhänderische Übernahme durch die DAF, 1939 Übertragung auf die Vermögensverwaltung der DAF, 1943 Verkauf an die Stadt Zeitz. Nach 1945 Nutzung als Kindertagesstätte  ; Abriss zu unbekanntem Zeitpunkt. Beschreibung  : Eingeschossiges Kolonnadengebäude mit flach geneigtem Pultdach, in Holzkonstruktion über Zementsockel errichtet, durch Verbretterung geschlossen  ; daran anschließend massives Küchen- und Abortgebäude, teilweise unterkellert. Bemerkung  : In Zeitz wurden offenbar bereits im Juli 1901 innerhalb der Partei, der Gewerkschaften und der Arbeitervereine erste Pläne zur Errichtung eines Gewerkschaftshauses gefasst. Damals wurden Anteilscheine ausgegeben, die innerhalb von zwei Jahren durch Einzahlung von Teilbeträgen erworben werden konnten, damit »auch der ärmste Arbeiter sein Scherflein beitragen kann«.629 Dass selbst nach 30 Jahren nur ein bauliches Provisorium errichtet werden konnte – der Bau ist in seiner einfachen Holzkonstruktion mit zeitgenössischen Veranden oder Kegelbahnen vergleichbar – zeigt, wie schwer die Verwirklichung der Volkshauspläne sich mancherorts gestaltete. In Zeitz gelang es nicht mehr, den beabsichtigten Bau eines großen Volkshauses auf dem 14 000 qm großen Gartengrundstück zu realisieren. Quellen  : BArch Berlin (NS 5 II 3045 u. 3046, DY 34 5080)  ; GIRO Berlin (Objektakte Zeitz, Freiligrathstraße 44)  ; StArch Zeitz (schriftl. Auskunft Sibylle Pentzek) Literatur  : Soziale Praxis, 10. Jg., Nr. 41, 1901, Sp. 1048  ; Vorwärts, 18. Jg., 2. Juli 1901 Abb. 291 330. Zella-Mehlis/Thüringen Volkshaus Ehem. Amsel 10630 Ankauf Um 1928 Träger Volkshaus Verein Zella-Mehlis e. V. Um- und Ausbau 1929 Entwurf Baurat Paul Schroeter, Zella-Mehlis Verbleib Nicht erhalten Geschichtliche Daten  : Im April 1928 Gründung des Volkshaus Vereins Zella-Mehlis e.  V. (Vereinszweck  : Errichtung und Verwaltung eines den freigewerkschaftlichen und sonstigen Interessen der Arbeiterschaft und der Bevölkerung Zella-Mehlis dienenden Volkshauses sowie Förderung der Volksbildung)  ; im selben Jahr Ankauf eines ehem. Fabrikgeländes (Amsel 10)  ; 1929 Um- und Ausbau zum Volkshaus nach Plänen des Baurats Schroeter, Zella-Mehlis.631 1935 Auflösung des Vereins und Zwangsversteigerung. 629 Vorwärts, 18. Jg., 2. Juli 1901 [o. S.]. 630 Heute Teil des Grundstücks Anspelstraße 54. 631 Vermutlich handelt es sich um einen weitgehenden Neubau auf Grundlage eines bestehenden Werksgebäudes  ; vgl. Vermerk vom 30. Januar 2006, GIRO Berlin, Objektakte Amsel 10.

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Beschreibung  : Zweigeschossiges Wohnhaus mit Satteldach in heimatlichen Bauformen  ; im EG Gaststube mit Buffet und Gesellschaftszimmer, im OG Vereinssaal und Küche. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Zella-Mehlis, Amsel 10) Literatur  : Elßmann, Konrad  : Zella-Mehlis – wie es früher war, Gudensberg-Gleichen 1992 (Abb.)

331. Zerbst/Sachsen-Anhalt Volkshaus »Zum Roten Adler« Jeversche Straße 9 (ehem. Bahnhofstraße 37/39) Ankauf 1926/27 Träger Volkshaus eGmbH, Zerbst Verbleib Teilweise erhalten Geschichtliche Daten  : 1909 finden im Zerbster Gewerkschaftskartell mehrfach Beratungen über die Gründung eines Volkshauses statt  ; die dem Kartell angeschlossenen Verbände beschließen, pro Mitglied und Monat 10 Pfenninge an einen Baufonds abzuführen, ebenso wird ein »Sparverein Volkshaus« mit der Aufgabe der Kapitalbeschaffung gegründet. 1911 befasst sich eine Sitzung der Vorstände der Gewerkschaften, des Parteivereins und des Sparvereins erneut mit dem Thema des Erwerbs eines Volkshausgrundstücks (die Pläne müssen offenbar zunächst unverwirklicht bleiben). 1926 Einsetzung einer Kommission aus Vertretern der Gewerkschaftsorganisationen zur Beschaffung eines Gewerkschaftshauses  ; 1926/27 Gründung einer Volkshausgenossenschaft und Ankauf des Gasthofs »Zum roten Adler« in der Bahnhofstraße  ; Einbau einer Bierstube und eines Jugendraums  ; Finanzierung aus Mitteln des ADGB-Ortsausschusses mithilfe von Darlehen der Volksfürsorge und der Arbeiter-Druckerei Dessau. 1933 Beschlagnahme und Einziehung zugunsten des Anhaltischen Staats, 1936 Übertragung auf die Anhalt-Dank-Stiftung, 1939 Verkauf an Privateigentümer  ; der große Saal und die Nebengebäude im Krieg zerstört. Nach 1945 Eigentum des Volkes, Bewirtschaftung durch die HO  ; 1975/76 Modernisierung und Umbau zur »Gaststätte der Jugend«. Beschreibung  : Gastwirtschaftsanwesen aus zweigeschossigem Hauptgebäude, Saalbau und Nebengebäuden. Raumprogramm  : Unter anderem Gaststättenraum, großer Saal mit Bühne, kleiner Saal, Mittelzimmer, Sängerhalle, Klubraum, Bürohaus, Wirtschaftsräume, Zimmer für Übernachtungen und Gartenwirtschaft. Quellen  : AdsD Bonn (ADGB-Restakten, NB 776)  ; BArch Berlin (SAPMO DY 34 5081)  ; GIRO Berlin (Objektakte Zerbst, Jeversche Straße 9)  ; mdl. und schriftl. Auskunft von Helmut Hehne, Zerbst Literatur  : Bericht über das [1. bis 8.] Geschäftsjahr [1906 bis 1913]  ; Zahn, Willibald  : 50 Jahre »Volkshaus Zerbst« – heute »Gaststätte der Jugend«, in  : Zerbster Heimatkalender, 18. Jg., 1977, S. 27–29 332. Zeulenroda (Zeulenroda-Triebes)/Thüringen Gewerkschaftshaus Dr.-Gebler-Straße 9 (ehem. Grünstraße) Ankauf 1905 Träger Verein Gewerkschaftshaus Zeulenroda eGmbH Erweiterung 1925 Verbleib Heute Wohnnutzung Geschichtliche Daten  : 1905 Gründung der Genossenschaft »Verein Gewerkschaftshaus eGmbH« durch die örtlichen Gewerkschaften und Ankauf des Dorn’schen Restaurants in der 599

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Grünstraße  ; am 20./22. Oktober 1906 Einweihung als Gewerkschaftshaus, fortan als Versammlungsort »der gesamten Arbeiterbewegung in ihren einzelnen Sparten«632  ; 1925 Anbau einer Schlachterei. Am 2. Mai 1933 von SA-Angehörigen besetzt, am 3. Juli 1933 Verkauf an Privateigentümer und Fortführung unter dem Namen »Deutsches Haus« als offizielles Verkehrslokal von NSDAP, SS und HJ. 1949 Eigentum des Volkes. Quellen  : BArch Berlin, NS 5 II 2748   ; GIRO Berlin (Objektakte Zeulenroda, Dr.-GeblerStraße 9)  ; StArch Zeulenroda-Triebes (schriftl. Auskunft Frau Barczyschyn  ; Ludwig, G.: Das Gewerkschafts-, Volks- und Deutsche Haus im Jahre 1933, ungedr. Manuskript, 1994) Literatur  : Das Gewerkschaftshaus, 4. Jg., Nr. 4/5, Mai 1929, S. 10  ; Parteigeschichte der Sozialdemokratie in Zeulenroda 1871–1933, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Zeulenroda, Zeulenroda 1993  ; Die Stadt Zeulenroda Abb. 16 Siehe auch → Triebes 333. Zittau/Sachsen Volks- und Gewerkschaftshaus Breite Straße 41 Ankauf 1905 (Nutzung bis 1920) Träger oHG Geschichtliche Daten  : Um 1905 Ankauf des Helbig’schen Tanzlokals an der Breiten Straße durch eine vermutlich gemeinschaftlich von Partei- und Gewerkschaftsvertretern gegründete oHG  ; der Kauf wurde durch die Vorbesitzerin, die Societätsbrauerei AG in Zittau, über die Gewährung von Hypotheken ermöglicht. Ende 1919/Anfang 1920 wegen des gestiegenen Raumbedarfs Rückverkauf an die Brauerei und Ankauf des »Schwarzen Adlers« (Kat. 334). Raumprogramm  : Im EG Gastlokal mit teilbaren Räumen, im 1. OG größerer Versammlungsraum, ebenfalls teilbar, im 2. OG mehrere Büro- und Wohnräume. Quellen/Literatur  : Siehe Kat. Nr. 334. 334. Zittau/Sachsen Volkshaus »Schwarzer Adler« Rosa-Luxemburg-Straße 27 (ehem. Frauentorstraße) Ankauf 1920 Träger Zittauer Gewerkschaftszentrale GmbH Umbau 1925 Ausführung Bauhütte für die Oberlausitz, Soziale Baugesellschaft mbH Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 19.  Juni 1920 Gründung der Zittauer Gewerkschaftszentrale GmbH und Ankauf des Hotels »Schwarzer Adler«, Frauentorstraße  27 (mit finanzieller Unterstützung der Societätsbrauerei, Zittau)  ; 1925 Umbau des Stallgebäudes zu einem Versammlungsraum (Ausführung Bauhütte für die Oberlausitz, Soziale Baugesellschaft mbH). Am 8. März 1933 632 Die Stadt Zeulenroda. Eine kurze Monographie aus Anlass des hundertjährigen Bestehens des Rathauses als Festschrift, hrsg. vom Stadtvorstand der Stadt Zeulenroda, Zeulenroda 1927, S. 61.

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polizeiliche Durchsuchung, dabei Beschlagnahme von Druckschriften und Kassenbeständen, am selben Tag von SA und SS »in Anwesenheit einer gewaltigen Menschenmenge«633 besetzt  ; Hissen der Hakenkreuzflagge und öffentliche Verbrennung von beschlagnahmtem Material  ; in der Folgezeit offizielle Beschlagnahme und Misshandlung von Häftlingen in den Räumen des Volkshauses  ; 1938 Verkauf an Privateigentümer. 1948 Vermögensverwaltung des FDGB, 1959 Eigentum des Volkes  ; zur DDR-Zeit Anbringung einer Gedenktafel. Beschreibung  : Dreigeschossiges Wohn- und Gaststättengebäude mit Nebengebäuden, u.a. einem zum Versammlungssaal umgebauten Stallgebäude. Raumprogramm  : Restaurationsräume, Büroräume und Herbergszimmer. Quellen  : BArch Berlin (SAPMO DY 34 5112)  ; DHM Berlin (Schnettler, Heinz Günter [o. Günter, Heinz]  : Die Zittauer Volkshaus-Bewegung 1905–1948, ungedr. Typo- bzw. Manuskript, Dokument Nr. D2A20080)  ; GIRO Berlin (Objektakte Zittau, Frauentorstraße 27) Literatur  : Volkshaus und Volksbuchhandlung der SPD von SA und SS besetzt  !  ; Die Zittauer Gewerkschaften 335. Zwenkau/Sachsen Gewerkschaftshaus Leipziger Straße 73/Ecke Lindnerstraße Ankauf 1925 Träger Verein für Sport- und Körperpflege e. V., Zwenkau Turnhallenneubau 1930/31 Entwurf Arch. Fritz Bischoff, Zwenkau Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : 1924 Gründung des Vereins für Sport- und Körperpflege e. V. in Zwenkau, 1925 Ankauf des Lokals »Sommerlust«  ; 1930/31 Neubau einer Turnhalle anstelle eines älteren Gartengebäudes (Arch. Fritz Bischoff). 1933 Beschlagnahme als »marxistisches Vermögen«, 1934 Zwangsversteigerung und Zuschlag an die Sparkasse als Hauptgläubigerin. Beschreibung  : Gastwirtschaftsgrundstück mit dreigeschossigem Wohnhaus und diversen Anbauten und Nebengebäuden sowie Turn- und Festhalle mit Bühnenanbau, Sportplatz, Gartenwirtschaft und Spielwiese (insgesamt ca. 20 000 qm Fläche). Im EG des Vorderhauses Gastwirtschaftsbetrieb mit Gastzimmer und Stehbierhalle, Gesellschaftszimmer und Kegelbahnen, im 1. OG Gesellschaftssaal und drei Gesellschaftszimmer, im 2. OG und im ausgebauten DG jeweils drei Wohnungen  ; im Keller des Turnhallenbaus Umkleiden, Sanitätsraum, Waschraum, Abstellräume, im EG ca. 330 qm großer Saal mit Zuschauerempore und fest eingebautem Turngerät (Reck, Ringe etc.), Garderobe und Bierausgabe. Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Zwenkau, Leipziger Straße 73) 336. Zwickau/Sachsen Volkshaus (nicht realisiert) Planung Ab 1927 Auftraggeber Volkshausbau-AG, Zwickau 633 Vgl. Volkshaus und Volksbuchhandlung der SPD von SA und SS besetzt  !, in  : Zittauer Nachrichten, 9. März 1933 [o.S., o. V.].

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Wettbewerbsausschreibung 1928 Geschichtliche Daten  : Am 15.  September 1927 Beschluss des Gewerkschaftskartells zur Ab-

führung eines Pflichtbeitrags in Höhe von 10 Mark pro Mitglied für die Finanzierung eines Volkshausneubaus  ; um diese Zeit Gründung der Hausbau-Aktiengesellschaft Zwickau634 (Gesellschaftsvertrag vom 13. September 1927)  ; Ausfertigung eines Vorprojekts durch den Architekten Erich Mendelsohn  ; zum 3.  Oktober 1927 Ankauf eines Bau- und Sportplatzgrundstücks an der Crimmitschauer Straße in der Nähe des Hindenburgplatzes (später Freiheitsplatz) (Vorbesitzerin Ottilie Freifrau verw. von Milkau  ; Kaufvertrag vom 19. September 1927  ; Grundbucheintragung am 16. Dezember 1927)  ; im Oktober 1927 Antrag für ein Baudarlehen bei der Stadtverwaltung, dieses im März 1928 abgelehnt  ; etwa um diese Zeit Ausschreibung eines beschränkten Wettbewerbs mit reduziertem Raumprogramm  ; Teilnehmer  : Einreichung von 20 Entwürfen, wovon vier in die engere Auswahl genommen werden  ; 2. Platz für Paul Schraps, Gera, und Max Werner Feistel, Chemnitz, 3. Platz für Bruno Kalitzki, Chemnitz, sowie Friedhold Tamm u. Max Richard Grobe, Zwickau  ; ab 14. Juni 1928 Anlage eines Sportplatzes auf dem Baugrundstück in Eigenarbeit (im Juni 1930 Einweihung)  ; ab etwa 1928 Bau eines Gewerkschaftsheims, Einweihung am 15. Mai 1929 (vgl. Kat. Nr. 337). 1933 Beschlagnahme des Grundstücks  ; am 12. Februar 1938 Anordnung der Zwangsversteigerung  ; am 25. Oktober 1938 Einweisung der DAF in das Vermögen der VolkshausAG  ; 1939 Ankauf durch die Stadt Zwickau. 1948 Übernahme durch den FDGB, 1952 Eigentum des Volkes. Projektbeschreibung  : Umfangreicher Baukomplex mit Verwaltungs- und Versammlungsräumen für alle Sparten der Arbeiterbewegung  ; Gaststätte mit Restaurant und Café, Herbergs- und Hotelbetrieb  ; Druckereitrakt  ; Volkspark, Spielplatz sowie Sport- und Festplatz. Bemerkung  : Der ab 1927 geplante Zwickauer Volkshausbau gehört zu den ambitioniertesten gewerkschaftlichen Bauprojekten der späten Weimarer Jahre. Als »selbstverständlich« sahen es die Erbauer an, dass einer »der ersten Architekten Deutschlands« den Großbau entwerfen werde, um damit »eine Zierde der Stadt« zu schaffen.635 Den Quellen zufolge lässt sich rekonstruieren, dass die Gewerkschaften zunächst Erich Mendelsohn mit der Ausarbeitung eines Vorentwurfs beauftragten.636 Eine Ansicht dieses Vorentwurfs wurde am 24. Dezember 1927 im der Sächsischen Volkszeitung veröffentlicht und als künftiges Volkshaus vorgestellt. Demnach war geplant, den Vorschlag Mendelsohns, der durch mehrere Abbildungen in dessen 1930 veröffentlichter Werkmonographie dokumentiert ist, zur Ausführung zu bringen.637 Mit Stolz verwies man auf die »Sachlichkeit und strenge Linienführung« der Architektur, die »mit allem Bisherigen« breche  : »Einfach und schlicht, aber dennoch wuchtig soll es erstehen  : Ein Spiegelbild der proletarischen Sache, ein Zeichen der Kraft und Opferfreudigkeit der Arbeiter, 634 Am 20. Dezember 1929 Umfirmierung in Volkshaus Aktiengesellschaft Zwickau. Als Gründungsgesellschafter sind namentlich überliefert  : Paul Irmscher (Zwickau), Max Weber (Mülsen St. Jakob), Bruno Sachse (Zwickau), Otto Kunz (Wildenfels), E. Markert (Zwickau), alle Gewerkschafts- oder Konsumvereinsbeamte  ; vgl. Zwickauer Zeitung, 17. Oktober 1927 [o. S.]. 635 Der Bau des Volkshauses kann beginnen  !, in  : Sächsisches Volksblatt, 36. Jg., Nr. 219, 19. September 1927 [o. S., o. V.]. 636 Möglicherweise stellte der Zwickauer Kaufhausbesitzer Simon Schocken (der Bruder von Salmann Schocken) den Kontakt zu Mendelsohn her  ; vgl. Erich Mendelsohn. Architekt 1887–1953, S. 145, Anm. 6/7. 637 Vgl. Erich Mendelsohn. Das Gesamtschaffen des Architekten, S. 190–193.

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Angestellten und Beamten des Wirtschaftsbezirks Zwickau-Mülsengrund.«638 Mendelsohns Entwurf zeigt einen Baukomplex, der sich im Wesentlichen aus einem viergeschossigen Druckerei- und Verwaltungstrakt an der Crimmitschauer, einem an dessen Nordende rechtwinklig angefügten niedrigeren Gesellschafts- und Saalbau sowie einem als Gelenkstück eingefügten Hotelturm zusammensetzt. Die einzelnen Funktionsbereiche sind klar voneinander getrennten Baukörpern zugewiesen. Charakteristisch ist die gestalterische Spannung zwischen den lang gestreckten, durchgehend horizontal gegliederten und flach gehaltenen Baukörpern und dem scheibenartig aufragenden Turm. An der Platzecke sah Mendelsohn eine halbrund vorkragende Rednertribüne vor. Auch wenn Mendelsohns Projekt von den Bauherren als »geniale Architektenarbeit«639 gewürdigt wurde, zerschlug sich dessen Verwirklichung.640 Der unsignierte Entwurf, der Anfang 1928 bei der Stadtverwaltung im Rahmen eines Darlehensantrags eingereicht worden ist, weicht bereits deutlich von Mendelsohns Planung ab.641 Die Finanzierung des Volkshauses war stark in Frage gestellt, nachdem der Antrag der Volkshausbau-AG auf Bereitstellung eines hypothekarisch gesicherten Darlehens in Höhe von 500 000 Mark von der Stadtverordnetenversammlung am 5. März 1928 abgelehnt wurde. Zur Begründung hieß es, kein Geldinstitut sei bereit gewesen, die benötigten Gelder zur Verfügung zu stellen. Spätestens da wurde das Volkshaus der Gewerkschaften zu einem »Kampfobjekt« zwischen den lokalen politischen Kräften.642 Schon im Vorfeld der Entscheidung hatte das bürgerliche Lager das Darlehensgesuch als »unverantwortlichen« Versuch gebrandmarkt, »städtische Gelder für offenkundige Parteizwecke zu erlangen«. Der Volkshausbau sei noch dazu ein »höchst überflüssiges Projekt«, ein reiner »Prachtbau für sozialdemokratische Funktionäre«, hieß es weiter.643 Ob diese – zumindest aus Sicht der Sozialdemokraten – »planmäßige Hetze« der Bürgerlichen gegen das Volkshaus, an der sich auch der Zentralausschuss der Industrie beteiligte, die Entscheidung der Stadtverordneten mit beeinflusst hat, muss offen bleiben.644 Nachdem sich die Hoffnungen auf eine finanzielle Unterstützung durch die Stadt zerschlagen hatten, wurde ungefähr Mitte 1928 nachträglich ein beschränkter Wettbewerb mit offenbar reduziertem Bauprogramm ausgelobt, zu dem überwiegend progressive Architekten aus Sachsen eingeladen wurden. Wie der einzige aus diesem Wettbewerb überlieferte Entwurf – er stammt von Bruno Kalitzki – zeigt, 638 Spannt alle Kräfte an  ! Für das Zwickauer Volkshaus  !, in  : Sächsisches Volksblatt, 36. Jg., Nr. 299, 24. Dezember 1927 [o. S., o. V.]. 639 Wie soll unser Volkshaus aussehen  ? 640 Noch im Oktober 1928 wird Mendelsohn im Sächsischen Volksblatt als künftiger Architekt des Volkshauses genannt  ; vgl. Sächsisches Volksblatt, 37. Jg., Nr. 236, 8. Oktober 1928 [o. S.]. 641 Der Plan trägt keinen Stempel. Der Name des Unterzeichners beginnt mit »Sch« und ist ansonsten schlecht lesbar, wobei es sich auch nicht zwangsläufig um den Planfertiger handeln muss (StArch Sign. EL 3976  ; frdl. Auskunft von Frau Pogodalla). 642 Das Volkshaus – ein Kampfobjekt  !, in  : Sächsisches Volksblatt, 37. Jg., Nr. 94, 21. April 1928 [o. S., o. V.]. 643 Tatsächlich enthielten die Presseartikel zum Teil ebenso offenkundige wie plumpe Verleumdungen, etwa wurde behauptet, bei dem Stammkapital der Baugesellschaft handele es sich um das üppige Privatvermögen der Gewerkschaftsfunktionäre  ; vgl. Zwickauer Zeitung, 17. Oktober 1927 [o. S.]  ; auch die Leipziger Neuesten Nachrichten berichteten im Oktober 1927 über das Projekt (vgl. die Gegendarstellung im Sächsischen Volksblatt, 18. Oktober 1927 [o. S.]). 644 Das Zwickauer Volkshaus und die Wut der anderen, in  : Sächsisches Volksblatt, 36. Jg., Nr. 244, 18. Oktober 1927 [o. S., o. V.].

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war zu diesem Zeitpunkt der Bau eines großen Saals nicht mehr im Raumprogramm enthalten, sondern nur noch als Erweiterungsmöglichkeit berücksichtigt.645 Die 20 eingereichten Wettbewerbsbeiträge wurden im Dezember 1928 zur Besichtigung im Gewerkschaftslokal »Goldener Becher«646 ausgestellt und den Ausstellungsbesuchern durch Führungen und Lichtbildvorträge erklärt.647 Wie das Volksblatt berichtete, nahm Mendelsohns Entwurf unter diesen zwar einen »Ehrenplatz« ein, er sei jedoch bei der Auswahl »von vornherein ausgeschieden«. Die Baukommission habe sich »aus bestimmten Gründen« gegen ihn entschieden. Diese Gründe werden dort nicht weiter bezeichnet. Es liegt nahe, dass es die Finanzierungsprobleme waren, die die Volkshausgesellschaft zwangen, auf einen weniger aufwendigen Entwurf eines weniger profilierten Architekten auszuweichen.648 Von den eingereichten Wettbewerbsentwürfen nahm die Baukommission schließlich vier in die engere Auswahl. Die Urheber sind namentlich überliefert  : Den zweiten Platz teilten sich Paul Schraps aus Gera (s. auch Kat. Nr. 110) und Max Werner Feistel aus Chemnitz, den dritten Bruno Kalitzki649 aus Chemnitz sowie Friedhold Tamm u. Max Richard Grobe aus Zwickau. Die Ausstellungsbesucher wurden aufgefordert, unter diesen vier preisgekrönten Entwürfen per Stimmabgabe zu wählen  ; das Ergebnis der Abstimmung sollte der Baukommission bei ihrer Entscheidung »ein Leitfaden« sein.650 Hierzu berichtet das Volksblatt weiter, der Entwurf Feistels – »ein reiner Zweckbau«, der »auf alle schmückenden Äußerlichkeiten verzichtet« – habe bei den Besuchern der Ausstellung die »meiste Anerkennung« gefunden. Lobend erwähnt wird ferner auch Schraps’ Entwurf, da dieser »neben praktischen Erwägungen auch das ästhetische Gefühl sprechen« ließe.651 Über den konkreten Ausgang der Abstimmung und den weiteren Verlauf des Projekts fehlen weitere Darstellungen in den darauf folgenden Ausgaben des Volksblatts. Ob es letztlich noch zur Auswahl eines Ausführungsentwurfs gekommen ist, bleibt offen. Anfang 1930 zeigte man sich jedenfalls noch zuversichtlich, die Bausumme von rd. 1 Million Mark aufbringen und den Bau ausführen zu können.652 Mit dem Übergreifen der Weltwirtschaftskrise auf Deutschland war das Scheitern des Projekts jedoch schon wenige Monate später endgültig besiegelt. Als temporär gedachter, 645 Abgedr. in  : Bruno Kalitzki, Berlin/Leipzig/Wien 1929 [o. V.], S. 28. 646 Der »Goldene Becher« diente ab 1910 als Partei- und Gewerkschaftslokal  ; infolgedessen wurde das privat geführte Lokal bisweilen auch »Gewerkschaftshaus« genannt. 1930 fand offenbar ein Überfall von Nationalsozialisten auf den Goldenen Becher statt, der im August 1930 vor Gericht verhandelt wurde  ; vgl. Sächsisches Volksblatt, 39. Jg., 15. August 1930, 16. August 1930 und 3. Oktober 1930 [o. S.]. 647 Sächsisches Volksblatt, 37. Jg., Nr. 287, 10. Dezember 1928 [o. S.]  ; am 14. Dezember 1928 spricht das Volksblatt von 17 Entwürfen. 648 Wie soll unser Volkshaus aussehen  ? 649 Der vielseitige, dem Neuen Bauen zugewandte Architekt (unter seinen Neu- und Umbauten finden sich Kinos, Geschäftshäuser, Industriebauten sowie Einzelwohnhäuser und Wohnhausgruppen) arbeitete wiederholt für Arbeiterorganisationen im Raum Chemnitz (die Allgemeine Baugenossenschaft für Chemnitz und Umgebung GmbH, die Ortskrankenkasse Chemnitz (Wettbewerb), den Allgemeinen Konsum-Verein für Chemnitz und Umgegend)  ; vgl. Bruno Kalitzki und Kassner, Jens und Christine Weiske  : Reformarchitektur in Chemnitz. Ein Architekturführer durch die Sozial- und Baugeschichte der Stadt, Chemnitz 2003. 650 Sächsisches Volksblatt, 37. Jg., Nr. 287, 10. Dezember 1928 [o. S.]. 651 Wie soll unser Volkshaus aussehen  ? 652 Zwickauer Handwerksmeister werden beim Bau des Volkshauses nicht beschäftigt  !, in  : Sächsisches Volksblatt, 39. Jg., 10. Februar 1930 [o. S.].

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bescheidener Ersatz für den geplanten Großbau konnte auf dem mit Sportplatz und Grünflächen über 25 000 qm653 großen Baugrund nur ein kleines Gewerkschaftsheim errichtet werden (s. Kat. Nr. 337.). Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Zwickau, Bauakte Zwickau)  ; StArch Zwickau (schriftl. Auskunft Petra Baumann)  ; Bauaktenarchiv Zwickau (mdl. Auskunft Frau Pogodalla) Literatur  : Bauwelt, 1929, Nr. 2 (10. Januar 1929), S. 38  ; Bruno Kalitzki (Abb.)  ; Bundesmitteilungen für die Ortsausschüsse des ADGB, Nr. 2, 13. März 1929, S. 6 f.; Der Bau des Volkshauses kann beginnen  !  ; Für das Volkshaus  !, in  : Sächsisches Volksblatt, 36. Jg., Nr. 273, 24. November 1927 [o. S.]  ; Erich Mendelsohn. Das Gesamtschaffen des Architekten, S. 190–193 (Abb.)  ; Erich Mendelsohn. Architekt 1887–1953  ; Kassner/Weiske, Reformarchitektur in Chemnitz  ; Lorenz, Thilo Schoder  ; Spannt alle Kräfte an  !  ; Ein Prachtbau für sozialdemokratische Funktionäre, in  : Zwickauer Zeitung, Nr. 243, 17. Oktober 1927  ; Unser Volkshaus am Freiheitsplatz  ; Das Volkshaus – ein Kampfobjekt  !  ; Wie soll unser Volkshaus aussehen  ?  ; Das Zwickauer Volkshaus und die Wut der anderen  ; Zwickauer Handwerksmeister Abb. 73 337. Zwickau/Sachsen Gewerkschaftsheim Crimmitschauer Straße 17a (ehem. 17) Neubau 1928/29 Bauherr Volkshausbau-AG, Zwickau Entwurf und Ausführung Bauhütte Zwickau S.-A. GmbH Verbleib Verändert erhalten Geschichtliche Daten  : Ab 1928 Planung eines kleineren Unterkunfts- und Versammlungshauses auf dem 1927 angekauften Baugrundstück als temporäre Alternative für den sich verzögernden Volkshausbau (vgl. Kat.  Nr. 336.), Ausführung und Planung durch die Bauhütte Zwickau Sa. GmbH  ; am 12. September 1928 Erteilung der Baugenehmigung  ; am 7. Dezember 1928 Vollendung des Rohbaus  ; am 15. Mai 1929 Einweihung. 1930 Einrichtung einer Beratungsstelle für Erwerbslose. 1933 Beschlagnahme. Beschreibung  : Zweigeschossiger, längsrechteckiger Flachdachbau, errichtet auf ansteigendem Gelände. Im EG/Keller Küche, Wasch- und Umkleideräume, im oberen Geschoss Sitzungszimmer und »geschmackvoll hergerichteter« bewirtschafteter Versammlungsraum für etwa 150 Personen (rückseitig ebenerdig zugänglich). Bemerkung  : Da der Bau des ab 1927 projektierten Zwickauer Volkshauses aus finanziellen Gründen zunächst nicht in Angriff genommen werden konnte, entschloss man sich zur kurzfristigen Errichtung eines Gewerkschaftsheims, um zumindest einen Teil des Raumbedarfs der Zwickauer Arbeiterorganisationen zu decken. Das Gewerkschaftsheim diente den verschiedenen Arbeiterorganisationen als Versammlungsstätte  ; die Gaststätte bot Getränke und Speisen zu »Volkshauspreisen«. Es war geplant, das Gewerkschaftsheim nach Errichtung des eigentlichen Volkshauses den Arbeitersportlern und der Arbeiterjugend zu überlassen. Über den kleinen Bau 653 Die Gesamtfläche des Grundstücks betrug 1929 27 760 qm  ; vgl. Vermerk über die Anspruchsgrundlagen vom 17. Januar 1995, GIRO Berlin, Objektakte Zwickau, Crimmitschauer Straße 17. Der Sportplatz samt Grünanlagen umfasste ca. 15 600 qm  ; vgl. Sächsisches Volksblatt, 39. Jg., Nr. 151, 1. Juli 1930 [o. S.].

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schrieb das Volksblatt  : »Gewichtig steht es in Würfelform im Gelände, und der grüne Edelputz, mit dem es umkleidet ist, leuchtet weit in die Gegend hinein.«654 Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Zwickau, Crimmitschauer Straße  17)  ; StArch Zwickau (schriftl. Auskunft Petra Baumann  ; Baupläne) Literatur  : Sächsisches Volksblatt, 38. Jg., Nr. 111, 15. Mai 1929 u. Nr. 112, 16. Mai 1929 [o. S.] Abb. 292 Siehe auch → Planitz 338. Zwönitz/Sachsen Arbeiterheim Annaberger Straße 61 Neubau 1925/26 Bauherr Arbeiter-Bildungs-Zentralvereinigung Zwönitz und Umgebung e. V. Verbleib Erhalten Geschichtliche Daten  : Am 25. April 1925 Ankauf eines ca. 18 000 qm großen Baugrundstücks in der Nähe des Stadtbads durch den Arbeitersportclub »Helios« e. V. (am 24. Juni 1925 umfirmiert in Arbeiter-Bildungs-Zentralvereinigung Zwönitz und Umgebung e.  V.)  ; 1925/26 Neubau eines Arbeiterheims und Schaffung eines Sportplatzes (finanzielle Förderung und Unterstützung insbesondere durch die Stadt und die Actien-Lagerbier-Brauerei, Schloßchemnitz), am 16. Dezember 1926 Einweihung  ; Nutzung auch für den Sportunterricht der städtischen Schule. Im Mai 1933 Auflösung des Vereins und Beschlagnahme des Vermögens  ; 1934/35 Zwangsversteigerung mit Zuschlag an die Actien-Lagerbier-Brauerei, 1935 Verkauf an Privateigentümer (Füllleistenfabrik Naumann), ab 1939 Verpachtung an die Stadt. 1948 SED-Vermögen, 1953 Eigentum des Volkes, ab 1950 Nutzung als städtischer Kindergarten, seit 1969 Modellsportzentrum des Modellsport Zwönitz e. V. Beschreibung  : Eingeschossiger Walmdachbau mit rechteckigem Grundriss  ; Längsseite mit Mittelgiebel, dort Eingang (später an die Stirnseite verlegt). Quellen  : GIRO Berlin (Objektakte Zwönitz, Annaberger Straße 61/61a) Literatur  : Zwönitz in schwerer Zeit. Unsere Stadt zwischen 1933 und 1945, Horb am Neckar 1995 (Abb.) Siehe auch → Brünlos

654 Sächsisches Volksblatt, 38. Jg., Nr. 112, 16. Mai 1929 [o. S.].

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Abbildungsteil II

156. Aachen, Gewerkschaftshaus (Kat. Nr. 1) 157. Adorf/Vogtland, Volkshaus (Kat. Nr. 2) 158. Arnstadt, Gewerkschaftshaus, um 1925 (Kat. Nr. 10)

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Abbildungsteil II

159. Aschaffenburg, Volkshaus (Kat. Nr. 11) 160. Augsburg, Haus des Deutschen Textilarbeiter-Verbands, um 1924 (Kat. Nr. 16) 161. Augsburg, Volkshaus, Gastzimmer (Kat. Nr. 17) 162. Bad Salzuflen, Volkshaus (Kat. Nr. 18)

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Abbildungsteil II

163. Bannewitz, Arbeiterheim (Kat. Nr. 19) 164. Bensheim, Volkshaus, Besetzung durch SA am 2. Mai 1933 (Kat. Nr. 23) 165. Berlin, Gewerkschaftshaus, kleiner Konferenzsaal (Kat. Nr. 25) 166. Berlin, Haus der Berliner DMVOrtsverwaltung I (Kat. Nr. 26)

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Abbildungsteil II

167. Berlin, Haus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, links Altbau von 1922/23, rechts Erweiterungsbau von 1932 (Kat. Nr. 29) 168. Berlin, Haus des Deutschen Buchdrucker-Verbands, Längsschnitt (Kat. Nr. 30) 169. Berlin, Haus des Deutschen Buchdrucker-Verbands, Hofansicht mit verglastem Treppenhaus (Kat. Nr. 30)

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Abbildungsteil II

170. (o.l.) Berlin, Haus des Deutschen Buchdrucker-Verbands, Denkmal für den Verbandsgründer Richard Härtel von Rudolf Belling (© VG Bild-Kunst, Bonn 2017) (Kat. Nr. 30) 171. (l.) Berlin, Haus des Gesamtverbands, überarbeiteter Entwurf, Bruno Taut (Kat. Nr. 31) 172. (o.r.) Berlin, Haus des Deutschen Baugewerksbundes, um 1930 (Kat. Nr. 32) 173. (u.l.) Bielefeld, Gewerkschaftshaus »Eisenhütte«, Roter Saal (Kat. Nr. 35)

611

Abbildungsteil II

174. Bitterfeld, Gewerkschaftshaus (Kat. Nr. 37) 175. Bockwitz (Lauchhammer), Volkshaus (Kat. Nr. 40) 176. Borna, Volkshaus (Kat. Nr. 42)

612

Abbildungsteil II

177. (o.l.) Bremen, Volkshaus, Wandelhalle (Kat. Nr. 47) 178. (u.) Bremerhaven, Gewerkschaftshaus »Eintracht« (Kat. Nr. 48) 179. (m.) Breslau (Wrocław), Gewerkschaftshaus, Neubau von 1913 mit Erweiterungsbau von 1923 (beflaggter Bauteil links) (Kat. Nr. 49) 180. (o.r.) Brünlos (Zwönitz), Volkshaus, Aufnahme 2012 (Kat. Nr. 50)

613

Abbildungsteil II

181. Buer (Gelsenkirchen), Gewerkschaftshaus, großer Saal (Planung) (Kat. Nr. 51) 182. Büttelborn, Eigenheim, vermutl. 1932 (Kat. Nr. 52) 183. Burgstädt, ehem. Volkshaus, Aufnahme 2007 (Kat. Nr. 54)

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Abbildungsteil II

184. Charlottenburg, Volkshaus, um 1904 (Kat. Nr. 56) 185. Coswig, Volkshaus (Kat. Nr. 60) 186. Cottbus, Volkshaus mit Festschmuck, um 1924 (Kat. Nr. 61)

615

Abbildungsteil II

187. Darmstadt, Gewerkschaftshaus, Vorderansicht (Kat. Nr. 65) 188. Demitz-Thumitz, Gewerkschaftshaus, Entwurf von Kurt Bärbig (Kat. Nr. 68) 189. Dessau, Gewerkschaftshaus »Tivoli« (Kat. Nr. 69)

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Abbildungsteil II

190. Dortmund , Volkshaus (Kat. Nr. 71) 191. Dresden-Cotta, Volkshaus »Dresden-West«, nach der Erweiterung (Kat. Nr. 73) 192. Düsseldorf, Volkshaus, Café (Kat. Nr. 76) 193. Eckernförde, Gewerkschaftshaus »Germania« (Kat. Nr. 79)

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Abbildungsteil II

194. Eisenberg, ehem. Volkshaus »Altenburger Hof« als »Haus der deutschen Arbeitsfront« (Kat. Nr. 84) 195. Eisleben, Volkshaus (Kat. Nr. 85) 196. Enkheim (Frankfurt am Main), Volkshaus, nach 1945 (Kat. Nr. 90)

618

Abbildungsteil II

197. Euskirchen, Volkshaus, um 1925 (Kat. Nr. 94) 198. Frankfurt (Oder), Gewerkschaftshaus (Kat. Nr. 100) 199. Frechen, Volkshaus, Titelblatt der Eröffnungsfestschrift (Kat. Nr. 101) 200. Gefrees, Volkshaus, um 1913 (Kat. Nr. 106)

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Abbildungsteil II

201. (o.) Gera, Gewerkschaftshaus II, überarbeiteter Wettbewerbsentwurf von Paul Schraps, Perspektive, 1927 (Kat. Nr. 110) 202. (l.) Glauchau, Volkshaus, Weihe zum »Haus der Deutschen Arbeit«, 1934 (Kat. Nr. 113) 203. (r.) Goslar, Partei- und Gewerkschaftshaus (Kat. Nr. 118)

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204. (u.l.) Greifswald, Gewerkschaftshaus, Entwurf für Saalneubau, 1924 (Kat. Nr. 120)

Abbildungsteil II

205. Hainichen, Volks- und Sportheim (Kat. Nr. 125) 206. Halberstadt, späteres Gewerkschaftshaus, um 1900 (Kat. Nr. 126) 207. Halle (Saale), Volkspark, großer Saal, Blick nach Nordwesten, um 1913 (Kat. Nr. 127)

621

Abbildungsteil II

208. Halle (Saale), Gewerkschaftshaus, Perspektive von Otto Streicher (Kat. Nr. 128) 209. Hanau, Gewerkschaftshaus »Saalbau« (Kat. Nr. 132) 210. Hartmannsdorf, Volkshaus, Aufnahme nach 1945 (Kat. Nr. 134)

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Abbildungsteil II

211. Harzgerode, Volksheim (Kat. Nr. 135) 212. Heidelberg, Gewerkschaftshaus »Artushof« (Kat. Nr. 137) 213. Heilbronn, Volkshaus »Zur Linde« (Kat. Nr. 138)

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Abbildungsteil II

214. Herford, Volkshaus, nach dem Umbau (Kat. Nr. 139) 215. Hermsdorf b. Dresden, Volksheim anlässlich des Hebefests am 1. Januar 1925 (Kat. Nr. 140) 216. Herne, Volkshaus, Saalbau, Fassadenaufriss, angefertigt 1948 (Kat. Nr. 141)

624

Abbildungsteil II

217. Herzogenaurach, Gewerkschaftshaus, Entwurf für den rückwärtigen Saalanbau, 1925 (Kat. Nr. 143) 218. Hof (Saale), Volkshaus bzw. »Haus des Volkes« (Kat. Nr. 148) 219. Ingolstadt, Gewerkschaftshaus, unter SABewachung, 1933 (Kat. Nr. 151)

625

Abbildungsteil II

220. Jena, Gewerkschaftshaus »Zum Löwen«, um 1919 (Kat. Nr. 153) 221. Jeßnitz, Volkshaus (Kat. Nr. 154) 222. Kahla, Volkshaus »Rosengarten« (Kat. Nr. 155) 223. Kaiserslautern, Gewerkschaftshaus, 1927 (Kat. Nr. 156)

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Abbildungsteil II

224. (o.l.) Karlsruhe, Volkshaus (Kat. Nr. 157) 225. (u.) Kassel, Gewerkschaftshaus I (Kat. Nr. 158) 226. (o.r.) Kiel, Gewerkschaftshaus, im Vordergrund der Erweiterungsbau von 1926, Aufnahme 1965 (Kat. Nr. 160) 227. (r.) Kiel, Gewerkschaftshaus, erster Bau, großer Saal (Kat. Nr. 160)

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Abbildungsteil II

228. Klein-Gerau (Büttelborn), Volkshaus, mit Gruppenaufnahme der »Kerweborsch«, 1931 (Kat. Nr. 161) 229. Königsberg (Kaliningrad), Gewerkschaftshaus (Kat. Nr. 163) 230. Langensalza (Bad Langensalza), Gewerkschaftshaus (Kat. Nr. 169) 231. Leipzig, Volkshaus, Wiederaufbau 1921–1923 (Kat. Nr. 174)

628

Abbildungsteil II

232. Leipzig, Volkshaus, Gesellschaftssaal, nach Umbau 1928 (Kat. Nr. 174) 233. Leubsdorf, Volkshaus (Kat. Nr. 176) 234. Limbach (LimbachOberfrohna), das spätere Volkshaus (Kat. Nr. 181)

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Abbildungsteil II

235. Lomnitz (Wachau b. Radeberg), Volksheim, 1929 (Kat. Nr. 183) 236. Lübeck, Gewerkschaftshaus, Wettbewerbsentwurf der Architekten Schöß u. Redelstorff (1. Preis), 1928 (Kat. Nr. 185) 237. Lüdenscheid, Gewerkschaftshaus, Hissen der Hakenkreuzflagge, 2. Mai 1933 (Kat. Nr. 186)

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Abbildungsteil II

238. Magdeburg, Gewerkschaftshaus, Entwurf, 1926, Architekt Carl Krayl (sign. Huldreich Schmidt) (Kat. Nr. 188) 239. Magdeburg, Gewerkschaftshaus, Ansicht Breiter Weg, 1933 (Kat. Nr. 188) 240. Magdeburg, Gewerkschaftshaus, Ansicht Apfelstraße, 1933 (Kat. Nr. 188) 241. Mainz, Metallarbeiterheim, Fassadengestaltung nach Umbau 1919 (Kat. Nr. 189)

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Abbildungsteil II

242. Marienberg (Bad Marienberg), Volkshaus, 1930 (Kat. Nr. 193) 243. Markranstädt, ehem. Gewerkschaftshaus als HOGaststätte »Volkshaus«, nach 1945 (Kat. Nr. 194) 244. Mittweida, Volkshaus »Rosengarten«, um 1930 (Kat. Nr. 201)

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Abbildungsteil II

245. Möckern, Arbeiterheim (Kat. Nr. 202) 246. Mühlhausen i. Th., Volkshaus (Kat. Nr. 205) 247. München, Gewerkschaftshaus (Kat. Nr. 206) 248. Neumünster, Gewerkschaftshaus, um 1913 (Kat. Nr. 213)

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Abbildungsteil II

249. Nordhausen, Gewerkschaftshaus »Eintracht« (Kat. Nr. 220) 250. Nürnberg, Haus des Deutschen Metallarbeiter-Verbands (Kat. Nr. 222) 251. Oberwürschnitz, Café und Restaurant Waldesrauschen, späteres Volkshaus (Kat. Nr. 223) 252. Osterwieck, ehem. Gewerkschaftshaus »Ratsgarten«, 2001 (Kat. Nr. 228)

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Abbildungsteil II

253. Pirna, Volkshaus »Weißes Roß«, um 1925 (Kat. Nr. 232) 254. Plauen, Gewerkschaftshaus »Schillergarten« (Kat. Nr. 235) 255. Pöhla, Gasthof »Zum Anker«, späteres Volkshaus (Kat. Nr. 237)

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Abbildungsteil II

256. Püttlingen, Arbeiterheim/ Volkshaus (Kat. Nr. 241) 257. Rabenstein (Chemnitz), Volkshaus II »Goldener Löwe« als HO-Gaststätte, vermutl. 1960er Jahre (Kat. Nr. 245) 258. Rathenow, Gewerkschaftshaus, um 1930 (Kat. Nr. 246)

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Abbildungsteil II

259. Regensburg, Volkshaus »Paradiesgarten«, 1950er Jahre (Kat. Nr. 249) 260. Reutlingen, Gewerkschaftshaus, links mit Erweiterungsbau von 1925 (Kat. Nr. 256) 261. Ribnitz (Ribnitz-Damgarten), Gewerkschaftshaus, Aufriss des Vorderhauses und Entwurf für den nicht ausgeführten Saalbau, um 1925 (Kat. Nr. 258)

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Abbildungsteil II

262. Riesa, Volkshaus, Café, 1930 (Kat. Nr. 259) 263. Riesa, Volkshaus, Restaurant, 1930 (Kat. Nr. 259) 264. Rötha, Gewerkschaftshaus (Kat. Nr. 261)

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Abbildungsteil II

265. Roßlau (Dessau-Roßlau), Volkshaus, 1920er Jahre (Kat. Nr. 263) 266. Rostock, Gewerkschaftshaus »Philharmonie«, um 1927 (Kat. Nr. 264) 267. Schönheide, Sport- und Arbeiterheim, um 1929 (Kat. Nr. 273) 268. Sieker (Bielefeld), Volkshalle, errichtet 1924, Aufnahme um 1961 (Kat. Nr. 277)

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Abbildungsteil II

269. Solingen, Gewerkschaftshaus, nach dem Umbau 1926/27 (Kat. Nr. 278) 270. Soltau, Volkshaus, Hissen der Hakenkreuzflagge am 2. Mai 1933 (Kat. Nr. 279) 271. Sonneberg, Volkshaus (Kat. Nr. 281) 272. Sossenheim (Frankfurt am Main), Volkshaus, 1928 (Kat. Nr. 282) 273. Steinheim an der Murr, Spielplatzhalle, 1929/30, Aufnahme um 1938 (Kat. Nr. 286)

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Abbildungsteil II

274. Stolp (Słupsk), Volkshaus, 1928 (Kat. Nr. 290) 275. Stralsund, Gewerkschaftshaus I (Kat. Nr. 291) 276. Stuttgart, Gewerkschaftshaus I »Zum Goldenen Bären« (Kat. Nr. 294) 277. Stuttgart, Haus des Deutschen MetallarbeiterVerbands, sog. »Röteburg«, um 1930 (Kat. Nr. 295)

641

Abbildungsteil II

278. Stuttgart, Metallarbeiterheim »Hotel am Stadtgarten«, 1914 (Kat. Nr. 296) 279. Stuttgart, Gewerkschaftshaus II, Zeichnung von 1949 (Kat. Nr. 297) 280. Sudbrack (Bielefeld), Volkshaus (Kat. Nr. 298) 281. (u.r.) Sulzbach (Saar), Volkshaus, 1926 (Kat. Nr. 299) 282. (u.l.) Triebes (Zeulenroda-Triebes), Volkshaus (Kat. Nr. 303)

642

Abbildungsteil II

283. Wanne-Eickel (Herne), Gewerkschaftshaus »Stöckmannshof« (Kat. Nr. 314) 284. Weimar, Volkshaus, Saal mit Theaterbühne und Wandbild »Verherrlichung der Arbeit«, Aufnahme 1911 (Kat. Nr. 315) 285. Weinheim, ehem. Volkshaus, Aufnahme 2007 (Kat. Nr. 316)

643

Abbildungsteil II

286. Weißwasser, Volkshaus, Entwurfsdarstellung (Kat. Nr. 317) 287. Weißwasser, Volkshaus, Rückansicht des ersten Bauabschnitts (Kat. Nr. 317) 288. Wernigerode (Harz), Hotel »Monopol«, späteres Gewerkschaftshaus (Kat. Nr. 320)

644

Abbildungsteil II

289. (o.l.) Worms, Gewerkschaftshaus »Ebertsburg« (Kat. Nr. 324) 290. (u.) Wüstenbrand (Hohenstein-Ernstthal), Volkshaus (Kat. Nr. 326) 291. (o.r.) Wurzen, Sport- und Gewerkschaftsheim (Kat. Nr. 327)

645

Abbildungsteil II

292. Zeitz, Volksheim, Ansicht und Grundriss (Kat. Nr. 329) 293. Zwickau, Gewerkschaftsheim (Kat. Nr. 337)

646

Anhang

Quellen Archive Aufgelistet sind die Archive und Institutionen, die vor Ort konsultiert werden konnten. Zahlreiche weitere Archive und Institutionen wurden durch schriftliche Anfrage konsultiert (s. Quellennachweis im Katalog). Archiv der Münchner Arbeiterbewegung Architekturmuseum Schwaben, Augsburg Baukunstarchiv der Akademie der Künste, Berlin Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, München Archiv der sozialen Demokratie, Bonn-Bad Godesberg Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde und Koblenz Bundesarchiv, Koblenz Deutsches Historisches Museum, Berlin GIRO Gewerkschaftliche Immobiliengesellschaft für Restitutionsobjekte mbH, Berlin Landesarchiv Berlin Stadtarchiv Bonn Stadtarchiv Frechen Stadtarchiv Fürth Stadtarchiv Lübeck Stadtarchiv München Zeitungen, Zeitschriften

Die folgenden Zeitungen und Zeitschriften wurden zum Teil jahrgangsweise und zum Teil in Stichproben durchgesehen. Weitere Einzelnachweise unter Literatur sowie im Katalog. Der Arbeiterfreund Bau-Rundschau Die Bauwelt Bauwettbewerbe Die Bauzeitung Bremer Volkszeitung Correspondenzblatt der Gewerkschaften Deutsche Bauhütte Deutsche Bauzeitung Der Deutsche 647

Anhang

Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger Dresdner Volkszeitung Fachblatt für Holzarbeiter Fränkische Volkstribüne Die Freiheit Freie Presse Elberfeld-Barmen Freie Presse für Ingolstadt und den Donaugau Freitaler Volkszeitung Fürther Bürgerzeitung Die Gemeinwirtschaft Das Gewerkschaftshaus Greifswalder Volkszeitung Der Grundstein Gewerkschafts-Zeitung Hamburger Echo Hessischer Volksfreund Holzarbeiter-Zeitung Ingolstädter Anzeiger Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer Lausitzer Volkszeitung Lübecker Volksbote Main-Spitze Metallarbeiter-Zeitung (bis 1902  : Deutsche Metallarbeiter-Zeitung) Münchener Post Neue Augsburger Zeitung Die Neue Welt Die Neue Zeit Nordbayerischer Kurier Nordhäuser Volkszeitung Oberfränkische Volkszeitung Rheinische Volkszeitung Sächsische Arbeiter-Zeitung Sächsische Gewerkschaftszeitung Sächsisches Volksblatt Sächsische Volkszeitung Schwäbische Gewerkschafts-Zeitung Schwäbische Tagwacht Schwäbische Volkszeitung Schwarzwälder Volkswacht Sozialdemokratischer Pressedienst Soziale Bauwirtschaft Soziale Praxis Sozialistische Monatshefte Stadtbaukunst alter und neuer Zeit/Frühlicht 648

Bibliographie

Der Städtebau Der Tabakarbeiter Thüringer Volksfreund Volksblatt Detmold Vorwärts Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau] Volk und Zeit [Beilage zum Hamburger Echo] Volksblatt – Lippische Zeitung Detmold Volksfreund Karlsruhe Volksstimme [Frankfurt am Main] Volksstimme Chemnitz Volksstimme Magdeburg Volksstimme [Saarbrücken] Volkszeitung Aschaffenburg Volkszeitung Mainz Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau Zentralblatt der Bauverwaltung

Bibliographie Vorbemerkung  : Die Bibliographie umfasst die in den Fußnoten genannten Titel, die für den Katalogteil herangezogene Literatur ist grundsätzlich jeweils am Ende der Katalogeinträge nachgewiesen  ; sofern sie jedoch im Fußnotenapparat nachgewiesen ist, wird im Katalogteil nur der Kurztitel genannt. Handbücher, Nachschlagewerke und Bibliographien Adam, Carmen  : Gewerkschaftshäuser in Berlin 1914–1930 (Auswahl), in  : Bibliotheksbrief, 1994, Nr. 6, S. 8 Adressen-Verzeichnis, hrsg. vom Deutschen Textilarbeiter-Verband, Berlin 1923 Adressenverzeichnis 1932, hrsg. vom Deutschen Textilarbeiter-Verband, Berlin 1932 Adressenverzeichnis des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Berlin 1932 Adressenverzeichnis für 1930, hrsg. vom Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs [Berlin 1930] Adressenverzeichnis für 1931, hrsg. vom Deutschen Baugewerksbund [Berlin 1931] Adressenverzeichnis für 1932, hrsg. vom Deutschen Holzarbeiter-Verband [Berlin 1932] Adressenverzeichnis für 1933, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband [Berlin 1933] Bergmann, Maurycy, Franz Schleiter und Helmut Wickel  : Handbuch der Arbeit. Die deutsche Arbeiterklasse in Wirtschaft und Gesellschaft, Abt. 3, Die Koalitionen, Jena 1931 Bibliographie zur Architektur im 19. Jahrhundert. Die Aufsätze der deutschsprachigen Architekturzeitschriften 1789–1918, 8 Bde., hrsg. von Stephan Waetzold, Nendeln 1977 649

Anhang

Bibliographie zur Geschichte der deutschen Arbeiterschaft und Arbeiterbewegung 1863–1914, Berichtszeitraum 1945–1975, hrsg. von Klaus Tenfelde und Gerhard A. Ritter, Archiv für Sozialgeschichte, Beiheft 8, Bonn 1981 Bibliographie zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1914–1945. Sozialdemokratie, Freie Gewerkschaften, Christlich-Soziale Bewegungen, Kommunistische Bewegung und linke Splittergruppen, hrsg. von Kurt Klotzbach, Archiv für Sozialgeschichte, Beiheft 2, 3., wesentl. erweiterte und verbesserte Auflage, Bonn 1981 Der Große Brockhaus. Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, 15. völlig neu bearbeitete Auflage, Leipzig 1930 Handbuch der Deutschen Gesellschaften mit beschränkter Haftung, hrsg. von C. Greulich, Berlin [1917, 1925, 1932] Barthel, Paul  : Handbuch der Deutschen Gewerkschaftskongresse, Dresden 1916 Schwarz, Salomon  : Handbuch der deutschen Gewerkschaftskongresse. Kongresse des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, Berlin 1930 Handbuch der deutschen Reformbewegungen 1880–1933, hrsg. von Diethart Kerbs und Jürgen Reulecke, Wuppertal 1998 Handbuch der sozialdemokratischen Parteitage von 1863–1909, bearb. von Wilhelm Schröder, München 1910 Handbuch der sozialdemokratischen Parteitage von 1910–1913, bearb. von Wilhelm Schröder, München 1914 Handbuch der politischen Ikonographie, hrsg. von Uwe Fleckner, Martin Warnke und Hendrik Ziegler, 2 Bde, München 2011 Handbuch des Vereins Arbeiterpresse, hrsg. vom Vorstand des Vereins Arbeiterpresse, Berlin [1910, 1914, 1927] Hesse, Michael  : Handbuch der neuzeitlichen Architektur, Darmstadt 2012 Höpfner, Hans-Paul  : Bibliographie lokaler und regionaler SPD-Festschriften in der Bibliothek des Archivs der sozialen Demokratie, Bonn 1983 Internationales Handwörterbuch des Gewerkschaftswesens. Abe–Koalition, hrsg. von Ludwig Heyde, Berlin 1931 Inventar zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in den staatlichen Archiven der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. von Heinz Boberach, Wolfram Fischer und Peter Lösche [hrsg. im Auftrag der Historischen Kommission zu Berlin], Berlin ab 1991 Jahrbuch für Partei- und Gewerkschaftsangestellte [ab 1914  : Handbuch des Vereins Arbeiterpresse], 1.–4. Jg., hrsg. vom Vorstand des Vereins Arbeiterpresse, Berlin [1909, 1910, 1914, 1927] Lexikon der Bautypen. Funktionen und Formen der Architektur, hrsg. von Ernst Seidl, Stuttgart 2006 Lexikon der Kunst, begr. von Gerhard Strauss, hrsg. von Harald Olbrich, München 1996 Lexikon der Weltarchitektur, hrsg. von Nikolaus Pevsner, Hugh Honour und John Fleming, 3. Auflage, München 1992 Protokolle und Berichte der Zentralbibliothek der Gewerkschaften Teil I. Ein chronologisch gegliederter Bestandskatalog der Protokolle und Berichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsorganisationen aus der Zeit vor 1945, hrsg. von der Zentralbibliothek der Gewerkschaften, Berlin 1963 650

Bibliographie

Regionale Fest- und Gedenkschriften der deutschen Arbeiterbewegung. Annotierte Bibliographie von Fest-, Gedenk- und ähnlichen Schriften regionaler und lokaler Organisationsgliederungen der deutschen Arbeiter- und Angestelltenbewegung bis 1985, hrsg. von Christoph Stamm, Bonn 1987 Kataloge Vorwärts und nicht vergessen. Arbeiterkultur in Hamburg um 1930. Materialien zur Geschichte der Weimarer Republik, Ausstellung der Projektgruppe Arbeiterkultur Hamburg, bearb. von Hans-Michael Bock, Berlin 1982 Architektur im 20.  Jahrhundert. Deutschland, Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt am Main, hrsg. von Romana Schneider, Winfried Nerdinger und Wilfried Wang, München/New York 2000 Arbeitsrat für Kunst 1918–1921, Ausstellung der Akademie der Künste Berlin, hrsg. von der Akademie der Künste Berlin, bearb. von Manfred Schlösser, Berlin 1980 Bauen in Berlin 1900–2000. Stadt der Architektur – Architektur der Stadt, Ausstellung des Neuen Museums Berlin, hrsg. von Josef Paul Kleihues, Berlin 2000 Modell Bauhaus, hrsg. vom Bauhaus-Archiv Berlin, Ostfildern 2009 Berlin 1900–1933. Architecture and Design, Ausstellung des Cooper Hewitt Museums und des Smithsonian Institution’s National Museum of Design, hrsg. von Tilmann Buddensieg, Berlin 1987 Brüder Luckhardt und Alfons Anker. Berliner Architekten der Moderne, Ausstellung der Akademie der Künste Berlin, hrsg. von der Abteilung Baukunst der Akademie der Künste Berlin, Berlin 1990 Bruno Taut 1880–1938, Ausstellung der Akademie der Künste Berlin, hrsg. von Barbara Volkmann, Berlin 1980 Bruno Taut 1880–1938. Architekt zwischen Tradition und Avantgarde, hrsg. von Winfried Nerdinger u.a., Stuttgart/München 2001 Deutsche Bildhauer 1900–1945. Entartet, Ausstellung des Nijmeegs Museum Commanderie van Sint-Jan, hrsg. von Christian Tümpel, Königstein 1992 Gasthäuser. Geschichte und Kultur, Ausstellung des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim, hrsg. von Herbert May und Andrea Schilz, Petersberg 2004 Geschichte der Rekonstruktion  – Konstruktion der Geschichte, Ausstellung des Architekturmuseums der TU München in der Pinakothek der Moderne, hrsg. von Winfried Nerdinger, München [u.a.] 2010 Acht Stunden sind kein Tag. Geschichte der Gewerkschaften in Bayern, Wanderausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte in Augsburg, hrsg. von Ludwig Eiber, Augsburg 1997 Mittel.Punkt. 100 Jahre Architektur und Identität von Gewerkschaftszentralen 1904–2004, bearb. von Ingo Fitzel und Andreas Hallen, hrsg. von ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Berlin 2004 Bernhard Hoetger. Skulptur Malerei Design Architektur, Ausstellung der Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen, hrsg. von Maria Anczykowski, Bremen 1998 Deutsche Bildhauer 1900–1945. Entartet, Ausstellung des Nijmeegs Museum Commanderie van Sint-Jan, hrsg. von Christian Tümpel, Königstein 1992 651

Anhang

Ludwig Gies 1887–1966, Ausstellung im Museum Morsbroich Leverkusen und im Georg-KolbeMuseum Berlin, hrsg. von Bernd Ernsting, Leverkusen u.a. 1990 Max Taut, Ausstellung der Akademie der Künste Berlin, hrsg. von Peter Pfankuch, Berlin 1964 Erich Mendelsohn 1887–1953. Ideen Bauten Projekte, Ausstellung zum 100. Geburtstag aus den Beständen der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, bearb. von Sigrid Achenbach, Berlin 1987 Modell Bauhaus, Ausstellung im Martin-Gropius-Bau, hrsg. vom Bauhaus-Archiv Berlin/Museum für Gestaltung, der Stiftung Bauhaus Dessau und der Klassik-Stiftung Weimar, Ostfildern 2009 Moderne Architektur in Deutschland 1900 bis 1950. Reform und Tradition, Ausstellung des Deutschen Architektur-Museums Frankfurt am Main, hrsg. von Vittorio Magnago Lampu­ gnani und Romana Schneider, Stuttgart 1992 Moderne Architektur in Deutschland 1900 bis 1950. Expressionismus und Neue Sachlichkeit, Ausstellung des Deutschen Architektur-Museums Frankfurt am Main, hrsg. von Vittorio Magnago Lampugnani und Romana Schneider, Stuttgart 1994 Moderne Architektur in Deutschland 1900 bis 2000. Macht und Monument, Ausstellung des Deutschen Architektur-Museums Frankfurt am Main, hrsg. von Romana Schneider und Wilfried Wang, Stuttgart 1998 Neues Bauen – Neues Leben. Die 20er Jahre in Magdeburg, hrsg. von Christian Antz u.a., München/Berlin 2000 Eine Stadtkrone für Halle, Saale. Walter Gropius im Wettbewerb, Ausstellung der Stiftung Moritzburg und des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Halle-Wittenberg, hrsg. von Christiane Fuhrmann und Leonhard Helten, Halle (Saale) 2011 Wagner-Schule  : Rotes Wien. Architektur als soziale Utopie, Ausstellung des Wagner-Werk Museum Postsparkasse, hrsg. von Monika Wenzl-Bachmayer, Wien 2010 Wir sind die Kraft. Arbeiterbewegung in Hamburg von den Anfängen bis 1945, Ausstellung des Museums für Hamburgische Geschichte, hrsg. von Ulrich Bauche u.a., Hamburg 1988 Die Zerschlagung der Freien Gewerkschaften in Kassel 1933. Bilder, Dokumente, Kommentare, hrsg. von der Gesamthochschule Kassel, 1983 Literatur 1892–1927. Festschrift aus Anlass des 35-jährigen Bestehens der Verwaltungsstelle Bochum des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes am 23.  Oktober 1927, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Bochum, Bochum 1927 (Nachdruck der Industriegewerkschaft Metall Bochum, Bochum 1992) 2. Jahresbericht des Arbeitersekretariats nebst Bericht über den Stand der Gewerkschaftsbewegung in Köln für das Geschäftsjahr 1902, hrsg. vom Arbeitersekretariat Köln, Köln 1903 Der 2. Mai 1933. Der Zugriff der NSBO. Ein Rechenschaftsbericht, in  : Arbeitertum, 4. Jahrgang, Folge 3, 1. Mai 1934, S. 8–10 25 Jahre Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband, hrsg. vom Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband, Hamburg 1918 25 Jahre Gewerkschaftshaus Hamburg GmbH, hrsg. anläßlich der Jubiläumsfeier am Mittwoch, dem 12. Juni 1929, [Hamburg 1929] [o. V.] 652

Bibliographie

25 Jahre Gewerkschaftshaus Hamburg, in  : Das Gewerkschaftshaus, 7.  Jg., Nr.  1, Januar 1932, S. 1 f. u. Nr. 2, Februar 1932, S. 10 [o. V.] 25 Jahre Ortsverein Wernigerode im Verband der deutschen Buchdrucker 1904–1929, hrsg. vom Verband der deutschen Buchdrucker, Ortsverein Wernigerode [Wernigerode 1929] 25 Jahre Volkshaus Chemnitz, in  : Volksstimme Chemnitz, 37.  Jg., Nr.  129, 4.  Juni 1927 [o.  S., o. V.] 25jährige Jubelfeier des Ortsvereins Köln des Verbands der Deutschen Buchdrucker 1881–1906, hrsg. vom Ortsverein Köln des Verbands der Deutschen Buchdrucker, [Köln 1906] 50 Jahre Metallarbeiterverbandshaus. Dokumentation zum 50.  Jahrestag der Einweihung des Verbandshauses des DMV am 17. August 1930, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Berlin, Berlin 1980 50 Jahre Vereinsjubiläum Volkshausverein Reinheim e. V. 1927–1977, hrsg. vom Volkshausverein Reinheim e. V., Reinheim 1977 50 Jahre Volkspark Halle. Festschrift dem 50jährigen Bestehen des Halleschen Volksparks, hrsg. vom Rat der Stadt Halle, Halle [1957] 75 Jahre Gewerkschaftshaus Hamburg, hrsg. vom Deutschen Gewerkschaftsbund/Kreis Freie und Hansestadt Hamburg, Hamburg [1983] Fünfundsiebzig Jahre Industriegewerkschaft 1891–1966. Vom Deutschen Metallarbeiter-Verband zur Industriegewerkschaft Metall. Ein Bericht in Wort und Bild, hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall für die Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt am Main 1966 75 Jahre SPD-Ortsverein Bad Vilbel. 1863–1968, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Bad Vilbel, Bad Vilbel 1968 75 Jahre Volksheim-Arbeit in Hamburg 1901–1976, hrsg. von der Kulturellen Vereinigung Volksheim e. V., Hamburg 1976 90 Jahre SPD Bielefeld und Sieker, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Stadtverband Bielefeld-Mitte und Ortsverein Obersieker, Bielefeld 1981 100 Jahre ATSV »Frisch Auf« Wurzen 1898 bis 1998, hrsg. vom Arbeiter-Turn- und Sportverein »Frisch Auf« Wurzen, Wurzen 1998 100 Jahre »Herberge zur Heimat« Detmold 1885–1985, hrsg. von der Stiftung Herberge zur Heimat Detmold/Lippischer Heimatbund, Detmold 1985 100 Jahre SPD in Osnabrück 1875–1975. Ausgewählte Kapitel zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Osnabrück, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Unterbezirk Stadt Osnabrück, Osnabrück 1975 100 Jahre SPD Sieker, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsvereine Obersieker und Untersieker Bielefeld [1991] 100 Jahre Volkspark Halle. Utopien, Legenden, Visionen, hrsg. vom Volkspark Halle e. V., Halle 2007 125 Jahre Sozialdemokratische Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein, hrsg. von Uwe Danker u.a., Kiel 1988 125 Jahre SPD in Flensburg, hrsg. von der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 1993 Achten, Udo  : Vereinzelt sind wir nichts, vereint alles  !, Düsseldorf 2001 Achter Bericht des Arbeiter-Sekretariats und des Kartells der freien Gewerkschaften in Köln

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Anhang

a. Rh., erstattet für das Geschäftsjahr 1908, hrsg. vom Kartell der freien Gewerkschaften in Köln a. Rh., Köln 1909 Ad., Th.: Das Haus der Gewerkschaften in Halle a. d. Saale, in  : Die Neue Welt, 1915, Nr. 50, S. 393, 396 f., 400 Adam, Thomas  : Wie proletarisch oder wie bürgerlich war das sozialdemokratische Milieu  ? Die Leipziger Arbeiterkulturbewegung, in  : Sachsen in Deutschland. Politik, Kultur und Gesellschaft 1830–1918, hrsg. von James Retallack, Bielefeld 2000, S. 97–113 Adam, Thomas  : Erich Schilling (1882–1962). »Es kommt nicht auf … den Wortschwall von Einheit und Brüderlichkeit an …«, in  : »Solche Schädlinge gibt es auch in Leipzig«. Sozialdemokraten und die SED, hrsg. von Michael Rudloff und Mike Schmeitzner, Frankfurt am Main u.a. 1997, S. 186–201 Adolf Behne. Architekturkritik in der Zeit und über die Zeit hinaus. Texte 1913–1946, hrsg. von Haila Ochs, Basel/Berlin/Boston 1994 Adressenverzeichnis für 1913, hrsg. vom Zentralverband der Maurer, [Hamburg 1913] Albrecht, Ernst  : Die Arbeiterbewegung im Kreise Zerbst (einschließlich Roßlau und Coswig). Teil I, 1871–1914, Zerbst 1958 Alexander, Thomas  : Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen mit preußischen Tugenden, Bielefeld 1992 Alfrey, Judith und Tim Putnam  : The Industrial Heritage  : Managing Resources and Uses, London 1992 Van Alphen, Dirk  : Ein Kaufmann und sein »Steckenpferd«. Bemerkungen zur Geschichte des Paula-Becker-Modersohn-Hauses in Bremen, in  : Bernhard Hoetger. Skulptur Malerei Design Architektur, Ausstellung der Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen, hrsg. von Maria Anczykowski, Bremen 1998, S. 206–215 Anders Leben. Geschichte und Zukunft der Genossenschaftskultur. Beispiele aus NordrheinWestfalen, hrsg. von Klaus Novy u.a., Berlin/Bonn 1985 Antimodernismus und Reform. Zur Geschichte der deutschen Heimatbewegung, hrsg. von Edeltraud Klueting, Darmstadt 1991 Arbeiterbewegung in Rüsselsheim 1863–1914, bearb. von Wolfram Heitzenröder, Rüsselsheim 1988 Die Arbeiter in Feld und Wald und ihr Verband, hrsg. vom Deutschen Landarbeiter-Verband, Berlin 1929, S. 11. Arbeiterkultur, hrsg. von Gerhard A. Ritter, Königstein i. Ts. 1979 Arbeiterkultur in der proletarischen Provinz 1890–1933. Broschüre zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Raum Marbach a. N., hrsg. vom Arbeitskreis zur Heimatgeschichte der Arbeiter im Raum Marbach am Neckar, Marbach a. N. [1983] Arbeiterkulturbewegung in der Weimarer Republik. Texte, Dokumente, Bilder, hrsg. von Wilfried van der Will und Rob Burns, Frankfurt am Main u.a. 1982 Arbeiterwohl, in  : Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 1, Leipzig 1905, S. 684 f. Architecture pour le Peuple. Maisons du Peuple. Belgique, Allemagne, Autriche, France, GrandeBretagne, Italie, Pays-Bas, Suisse, hrsg. von Annick Brauman, Franco Borsi und Brigitte Buyssens, Brüssel 1984 Brauman, Annick und Brigitte Buyssens  : Voyage au Pays des Maisons du Peuple, in  : Architecture

654

Bibliographie

pour le Peuple. Maisons du Peuple. Belgique, Allemagne, Autriche, France, Grande-Bretagne, Italie, Pays-Bas, Suisse, hrsg. von Annick Brauman u.a., Brüssel 1984, S. 33–62 Architekt Hermann Distel in Arbeitsgemeinschaft mit Architekt A. Grubitz, mit einer Einleitung von Carl Anton Piper, Berlin/Leipzig/Wien 1929 [o. V.] Architektur als politische Kultur, hrsg. von Hermann Hipp und Ernst Seidl, Berlin 1996 Asseln, Heiko  : Alternative Stadtrundfahrt. Stätten der demokratischen Bewegung und der Arbeiterbewegung in Bremen, Bremen 1982 Assmann, Aleida  : Rekonstruktion – Die zweite Chance, oder  : Architektur aus dem Archiv, in  : Kat. Geschichte der Rekonstruktion – Konstruktion der Geschichte, Ausstellung des Architekturmuseums der TU München in der Pinakothek der Moderne, hrsg. von Winfried Nerdinger, München [u.a.] 2010, S. 16–23 Aufruf zur Mitarbeit am Deutschen Volkshausbund, hrsg. vom Deutschen Volkshausbund e. V., Ausschuss für freie Volkshochschulen, Berlin-Wilmersdorf [1919] Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung. Sozialdemokratie und freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreichs, hrsg. von Gerhard A. Ritter, München 1990 Astor, Walther  : Eigenunternehmungen der Gewerkschaften, in  : Internationales Handwörterbuch des Gewerkschaftswesens. Abe-Koalition, hrsg. von Ludwig Heyde, 1. Bd., Berlin 1931, S. 409–423 Auer, Otto  : Ist eine Rationalisierung in den Gewerkschaftshäusern möglich  ?, in  : Das Gewerkschaftshaus, 6. Jg., Nr. 8, August 1931, S. 60–62 Aus eigener Kraft  ! Das neue Heim der Niederhaßlauer Arbeiterschaft, in  : Sächsisches Volksblatt, 36. Jg., Nr. 262, 10. November 1926, Beilage [o. S., o. V.] Aus eigener Kraft – Die Schöpfungen der belgischen Arbeiterbewegung, in  : Volk und Zeit, 10. Jg., Nr. 32, 5. August 1928 [o. S., o. V.] B., F.: Das Gewerkschaftshaus als Arbeitgeber, in  : Das Gewerkschaftshaus, 1.  Jg., Nr.  2, März 1926, S.  1 f. Bakker, M.  M. und F. M. van de Poll  : Architectuur en stedebouw in Amsterdam 1850–1940, Zwolle 1990 Bandmann, Günter  : Ikonologie der Architektur, in  : Jahrbuch für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft, Stuttgart 1951, S. 67–109 Bartsch, Michael  : Gewerkschaftsbund verkauft Häuser, in  : TAZ, 20. Dezember 2006, S. 6 Der Bau des Volkshauses kann beginnen  !, in  : Sächsisches Volksblatt, 36. Jg., Nr. 219, 19. September 1927 [o. S., o. V.] Das Bauen in der Deutschen Arbeitsfront, in  : Die Bauwelt, 27. Jg., Nr. 45, 5. November 1936, S. 1100 [o. V.] Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus. Zwischen Anbiederung und Verfolgung, hrsg. von Winfried Nerdinger, München 1993 Bauhüttenarbeit, hrsg. vom Verband sozialer Baubetriebe, Berlin 1928 Baukultur, hrsg. von Werner Durth und Paul Sigel, Berlin 2010 Bausinger, Hermann  : Bürgerlichkeit und Kultur, in  : Bürger und Bürgerlichkeit im 19. Jahrhundert, hrsg. von Jürgen Kocka, Göttingen 1987, S. 121–142 Bausünden und Baugeldverschwendung, hrsg. von Curt R. Vincentz, 5. Auflage, Hannover 1935 Bauten der Volkserziehung und Volksgesundheit, hrsg. von Emanuel Josef Margold, Berlin 1930

655

Anhang

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Bibliographie

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Anhang

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Anhang

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Abbildungsnachweis

Abbildungsnachweis Hinweise auf bereits an anderer Stelle publizierte Abbildungen (Abb.) finden sich in den Quellen- und Literaturnachweisen zu den einzelnen Katalogeinträgen. Der Nachweis »Privat« bezieht sich auf Abbildungen aus dem Besitz der Verfasserin (i.d.R. zeitgenössische Ansichtskarten). Die Verfasserin hat sich intensiv bemüht, sämtliche Bildrechte zu klären und die Zustimmung der Rechteinhaberinnen und Rechteinhaber zur Verwendung der Bilder einzuholen. Sollte dennoch eine Urheberrechtsverletzung bekannt werden, wird darum gebeten, sich mit der Verfasserin in Verbindung zu setzen. Umschlag  : Rudi Hechler, Mörfelden-Walldorf 1. Rheinische Zeitung, 14. Jg., Nr. 250, 25. Oktober 1905 [o. S.] 2.–4. Privat 5. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main 6. Volk und Zeit, 6. Jg., 1924, Nr. 45 [o. S.] 7. Privat 8. StArch Reichenbach im Vogtland 9. Haus der Deutschen Arbeit Magdeburg, [Magdeburg 1933] [o. S., o. V.] 10. http://gazettebxl.interrenet.be/spip.php?article320 (Abruf am 5. April 2016) 11. Deutsche Bauzeitung, 37. Jg., Nr. 33, 25. April 1903, S. 209 12. Privat (L. M. Kohler, Bern) 13. Post, Christiane  : Arbeiterklubs als neue Bauaufgabe der sowjetischen Avantgarde, Berlin 2004, S. 119 14. Das Haus des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes, hrsg. vom Deutschen Holzarbeiter-Verband, Berlin 1914 [o. S.] 15. Dr. Michael Magner, Wuppertal 16. Andreas Heyne, Zeulenroda 17. AdsD, Sign. 6/FOTB005517 18. AdsD, Sign. 6/FOTB009542 19. AdsD, Sign. 6/FOTB001662 20. Haus der Arbeit  – Volkswille Hannover  – 40 Jahre Jubiläum 1.  Oktober 1930, [Hannover 1930], S. 16 [o. V.] 21., 22. AdMA 23. GemArch Trebur 24. Privat (Fritz Borrman, Coswig) 25.–27. Privat (25  : Kunstverlag Paul Ruther) 28. Fuhrmann, Christine  : »Ein Volkshaus, wie es sein sollte« – Der Volkspark in Halle, in  : Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt, 16. Jg., Nr. 1/2, 2008, S. 133–145, hier S. 141 29. Privat (Verlag Atelier Helionovum) 30. StArch Bad Marienberg 31. Ein Führer durch das Hamburger Gewerkschaftshaus, hrsg. von der Gesellschaft Gewerkschaftshaus mbH, Hamburg 1914, S. 32 32. BArch Berlin, Bild Y 117-95N, Foto  : Max Krajewsky 701

Anhang

33. Privat (Kunstverlag und Photographie Aug. Alten Inh. Ad. Dahm, Hannover) 34. AdMA 35., 36. 75 Jahre Eigenheim-Saalbau, hrsg. vom Geschichtsverein Egelsbach, Egelsbach 2001, S. 11 u. 5 37. Mehlau-Wiebking, Friederike  : Richard Döcker. Ein Architekt im Aufbruch zur Moderne, zugl. Phil. Diss. Philipps-Universität Marburg 1985, Braunschweig/Wiesbaden 1989, S. 111 38. Heeg, Egon  : Frechener Straßen. Spiegel Frechener Geschichte, Bd. 1, Innenstadt, Köln 1984 39. Volkshausverein Frankfurt-Sossenheim e. V. 40. Rudi Hechler, Mörfelden-Walldorf 41.–46. Privat (41  : Kunze, Rixdorf  ; 42  : Zander & Labisch, Berlin) 47. Volk und Zeit, 1928, Nr. 36 [o. S.] 48. Hamburg und seine Bauten, Bd. 1, hrsg. vom Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hamburg, Hamburg 1914, S. 396 49., 50. Ein Führer durch das Hamburger Gewerkschaftshaus, hrsg. von der Gesellschaft Gewerkschaftshaus mbH, Hamburg 1914, S. 10 u. 50 51., 52. Privat (52  : Verlag J. Thormann, Kiel) 53. Die neue Welt, 1915, Nr. 50, S. 397 54. AdsD, Sign. 6/PLKA013966 55.–57. Privat (56  : FA. Bergmann, Hannover  ; 57  : Leonhardt, Kassel) 58. Jahresbericht für das Geschäftsjahr 1913, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Berlin, Berlin 1914 59. Geschäftsbericht über das Jahr [1914], hrsg. vom Deutschen Metallarbeiterverband, Verwaltungsstelle Stuttgart, Stuttgart [1915], o. S. 60. Habel, Heinrich  : Denkmäler in Bayern, Bd. V.61, Stadt Fürth, München 1994, S. 47 61. AdMA 62.–64. Privat (62  : H. Koch, Weimar  ; 63  : von Looff & Co. Flensburg) 65. Bauwettbewerbe, Oktober 1926, Nr. 7, S. 12 66. https://de.wikipedia.org/wiki/Volkshaus_(Bremen)#/media/File  :Volkshaus,_Bremen_08.jpg, Foto  : Tarawneh/rami, Wikipedia, CC-by 2.5 (Abruf am 5. Dezember 2016) 67. Privat (J. Schedlbauer, Augsburg) 68. StArch Rüsselsheim 69. Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, 15. Jg., Nr. 11/12, November/Dezember 1931, S. 482 70. Max Taut. Bauten und Pläne, mit einer Einl. von Adolf Behne, hrsg. von Roland Jaeger, Berlin 1996 [Nachdruck der Originalausgabe Berlin 1927] [o. S., o. V.] 71. Escherich, Mark  : Erklären, Inszenieren, Provozieren – Strategien der Vermittlung ungeliebter Denkmale, in  : Die Denkmalpflege, 67. Jg., Nr. 1, 2009, S. 60–65, hier S. 62 72. Privat (Otto Werner, Riesa) 73. Bauaktenarchiv Zwickau 74. Das Haus des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes, hrsg. vom Deutschen Holzarbeiter-Verband, Berlin 1914 [o. S.] 75. Müller-Wulckow, Walter  : Bauten der Gemeinschaft, Königstein i. Ts./Leipzig 1929, S. 10 76., 77. Das Haus des Verbandes der Deutschen Buchdrucker in Berlin, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, [Berlin 1926] [o. S.] 702

Abbildungsnachweis

78. Landesarchiv Berlin, Foto  : Waldemar Titzenthaler, Sign. F Rep.290 Nr. II2224 79. Einigkeit ist das Gebot der Stunde. Arbeiterrechte sind in Gefahr. Wer sie verteidigen will – hinein in den Deutschen Metallarbeiter-Verband  !, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Berlin [1931], S. 37 80. Landesarchiv Berlin (Foto  : Otto Hagemann, Sign. F Rep. 290 Nr. II13308) 81. Vereinte Kraft – Großes schafft. Vor siebzig Jahren  : Grundsteinlegung des Hauses am Engeldamm und Gründung des »Gesamtverbandes« 1929, hrsg. von der Vermögensverwaltung der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, Stuttgart 1999, S. 32 82. Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, 16. Jg., Nr. 8, August 1932, S. 386 83. 90 Jahre Turngemeinde Durlach-Aue 1895 e. V., hrsg. von der Turngemeinde Durlach-Aue 1895 e. V. [Karlsruhe 1985] 84.–86. Privat (84  : Kunstverlag Paul Ruther, Gornsdorf  ; 86  : Gebr. Riemann, Hainichen) 87. StArch Offenbach, Sign. O 1991/14 88., 89. Privat (88  : W. Fink  ; 89  : Verlag Karl Wallich, Frankfurt a. Main) 90. Privat (Werbebilderdienst Lothar H. Kieler, Berlin-Lichterfelde) 91.–93. Privat (91  : Foto  : B. Fuchs, Chemnitz  ; 93  : Foto  : Wilhelm Bergold, Offenbach) 94. Rudi Hechler, Mörfelden-Walldorf 95. Privat (Korr’s Großverlag, Schwalbach (Ts.) ü. Ffm.-Höchst Graph. Kunstanstalt) 96. Archiv Verlag Oemler (Foto  : Hermann Dieter Oemler) 97. Privat (E. Nitze, Magdeburg-W.) 98. AdsD, Sign. 6/FOTB001684 99. Landeskirchliche Gemeinschaft Chemnitz-Rabenstein (Rüdiger Dörfel) 100. Privat 101. Turnverein Mörsch 1900 e. V. 102. Privat 103. StArch Mannheim 104.–106. Privat (105  : Postkartenfabrik D. Grödel, Frankfurt a. M.; 106  : Kunstanstalt E. M. Seidel, Hohenstein-Ernstthal) 107. Dresdner Volkshaus. Gewidmet den Funktionären der freien, dem ADGB Dresden angeschlossenen Gewerkschaften von der Volkshaus GmbH, hrsg. von der Volkshaus GmbH Dresden, Dresden 1930, S. 31 108. GemArch Trebur 109. Förderverein für Heimat und Geschichte Crumstadt 110. StaatsArch Bremen, Sign. 9,S-9-69/2-1-(Neg.649,4) 111. Privat (Rud. Suckelmann, Bremen) 112. Lippische Landesbibliothek, Detmold, Sign. BA DT-32-26 113., 114. Lausitzer Volkszeitung, 14. November 1931 [o. S.] 115. Hamburg und seine Bauten, Bd. 1, hrsg. vom Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hamburg, Hamburg 1914, S. 386 116. Privat (G. Friedrich, Leipzig) 117. Müller-Wulckow, Walter  : Bauten der Gemeinschaft, Königstein i. Ts./Leipzig 1929, S. 76 118.–120. Privat (118  : Zander & Labisch, Berlin  ; 119  : Cramers Kunstanstalt, Dortmund, 120  : Verlag Karl Pinkau, Leipzig) 121. Umbreit, Paul  : 25 Jahre Deutsche Gewerkschaftsbewegung 1890–1915. Erinnerungsschrift 703

Anhang

zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum der Begründung der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, Berlin 1915, S. 91 122. Die neue Welt, 1912, Nr. 49, S. 392 123., 124. Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin in der Universitätsbibliothek 125. Privat (Verlag Tams & Hartz, Kiel) 126. DGB Region KERN 127. Das Haus des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes, hrsg. vom Deutschen Holzarbeiter-Verband, Berlin 1914 [o. S.] 128. Jahresbericht des ADGB Ortsausschuss Karlsruhe i. Baden für das Jahr 1927, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Karlsruhe, [Karlsruhe 1927], S. 3 129. http://commons.wikimedia.org/wiki/File  :Gewerkschaftshaus_Jungestrasse_%28HamburgBorgfelde%29_02.JPG  ?uselang=de (Uwe Rohwedder) (Abruf am 17. August 2014) 130. Taut, Bruno  : Die Stadtkrone, Jena 1919, S. 73 131. Müller-Wulckow, Walter  : Bauten der Gemeinschaft, Königstein i. Ts./Leipzig 1929, S. 88 132. Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, 8. Jg., 1924, S. 173 133. Privat (H. Krömer, Leipzig) 134. Leipziger Volkszeitung, 13. September 1920, 2. Beilage zu Nr. 180 [o. S.] 135. AdsD, Sign. 6/FLBL002949 136. Kulturwille, Oktober 1929, Nr. 10, Titel 137. Vorwärts, 16. November 1929 [o. S.] 138. Arbeitsgemeinschaft der Architekten DWB Carlo Schloenbach Carl Jacobi, Berlin/Leipzig/ Wien 1929, S. 10 139. Festschrift zur Stadioneinweihung 1928, hrsg. vom Volkshausbund e. V. Wandsbek, Wandsbek 1928, S. 17 140. Bauwettbewerbe, September 1930, Nr. 54, S. 5 141. StArch Rheinstetten 142. Privat (Wiener Postkartenverlag, Hamburg) 143. Bauwelt, 23. Jg., Nr. 12, 24. März 1932, Beilage, S. 3 (Foto  : P. Dalchow, Magdeburg) 144. Raßloff, Steffen  : Bürgerkrieg und Goldene Zwanziger. Erfurt in der Weimarer Republik, Erfurt 2008, S. 76 145. BArch Berlin, Bild Y 1-82/95N, Foto  : Max Krajewsky 146. Privat (E. Tüngethal, Freital) 147. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmale_im_Stadtbezirk_S%C3%BCdstadt-­ Rautheim-Mascherode#/media/File:BraunschweigSuedstadtEhemGemeinschaftshausStirnS ued.jpg, Foto  : Utausb, Wikipedia, CC-by SA 3.0 (Abruf am 5. Dezember 2016) 148., 149. Privat (149  : Lichtbild Schinke, Zeitz) 150. Nachtmann, Walter  : 100 Jahre ÖTV. Die Geschichte einer Gewerkschaft und ihrer Vorläuferorganisationen, 1896–1996, Bd. 1, hrsg. von der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, Frankfurt am Main 1996 151. Turnverein Mörsch 1900 e. V. 152. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Volkshaus_Chemnitz_%284%29.JPG (Foto  : Lguenth1) (Abruf am 17. August 2014) 153. AdsD, Sign. 6/FOTA002243 154. Volk und Zeit, 5. Jg., Nr. 22, 3. Juni 1923 [o. S.] 704

Abbildungsnachweis

155. Privat 156. Die Kunstdenkmäler der Stadt Aachen, Teil 3, Die profanen Denkmäler und die Sammlungen der Stadt Aachen, bearb. von Karl Faymonville, Düsseldorf 1924, S. 166 157. Privat (Hans Kühn, Chemnitz) 158. Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 7. Jg., Nr. 36, 1925 [o. S.] 159. Soziale Bauwirtschaft, 6. Jg., Nr. 22, 15. November 1926, S. 277/278 160. Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 6. Jg., Nr. 37, 1924 [o. S.] 161. AdsD, Sign. FB001746 162. Privat (Foto  : Preen, Bad Salzuflen) 163. Gemeindeverwaltung Bannewitz 164. StArch Bensheim 165. Privat (Gepho, Berlin) 166. Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1924, Nr.  9 [o. S.] 167. BArch Berlin, Bild Y 1-84/95N, Foto  : Max Krajewsky 168.–170. Bauwelt, 17. Jg., Nr. 31, 5. August 1926, Beilage »Der Neue Bau«, S. 2, 3 u. 7 171. Jahrbuch 1928, hrsg. vom Deutschen Verkehrsbund, Bundesvorstand, Berlin 1929, o. S. 172. Bundeseigener Haus- und Grundbesitz, hrsg. vom Deutschen Baugewerksbund, Berlin 1930, S. 14 173. Privat (Verlag H. Boas, Bielefeld) 174. Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1924, Nr. 46 [o. S.] 175. Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., Nr. 3, 1927, Seite 5 176. Privat (Kunstanstalt Helff & Stein, Leipzig) 177. Das Volkshaus in Bremen. Erbaut in den Jahren 1926–1928, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Bremen [Bremen 1928] 178. StArch Bremerhaven 179. AdsD, Sign. FB001666 180. http://www.panoramio.com/photo/83687356 (Rudolf Henkel, Zwönitz) (Abruf am 5. April 2016) 181. Das Gewerkschaftshaus Buer, Buer 1925 [o. V.] 182. Heimat- und Geschichtsverein Büttelborn e. V. 183. GIRO Berlin (Foto  : Klaus Merbitz) 184. Privat 185. Privat (Verlag Gustav Franziskus, Coswig) 186. Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1924, Nr. 46 [o. S.] 187. Jahresbericht des ADGB Bezirk Darmstadt und des Arbeiter-Sekretariats für 1926, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Bezirksausschuss Darmstadt, Darmstadt 1927 188. Kurt Bärbig, Berlin/Leipzig/Wien 1930 [o. V., o. S.] 189. Museum für Stadtgeschichte Dessau 705

Anhang

190. Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 11. Jg., 1929, Nr. 10 [o. S.] 191. Stadtarchiv Dortmund, Foto  : Erich Grisar, Sign. 502-37_01-2321 192. Privat 193. Das Gewerkschaftshaus, 3. Jg., Nr. 6, Juni 1928, o. S. 194. Beate Schorsch, Eisenberg 195., 196. Privat 197. Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1925, Nr. 44 [o. S.] 198. Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, Bd. VI, 2, Stadt Frankfurt an der Oder, Berlin 1912, S. 205 199. Festbuch für das Arbeiter-Volksfest in Frechen. Eröffnung des Volkshauses am 1. und 2. August 1925, Frechen 1925 [o. V.] 200. Hans Wagner, Gefrees 201. Gera, bearb. von Wilhelm Luthardt, 3. Auflage, Berlin-Halensee 1930 202. Der Deutsche, 14. Jg., Nr. 267, 15. November 1934 [o. S.] 203. Privat 204. StArch Greifswald 205. Privat (Gebr. Riemann, Hainichen) 206. StArch Halberstadt 207. Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt, 16. Jg., 2008, Nr. 1/2, S. 139 208. Durch Kampf zum Sieg. 1889–1914. Jubiläumsschrift der Sozialdemokratischen Partei in Halle und dem Saal(e)kreis, hrsg. vom Vereinsvorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsverein Halle, Saale, Halle [1914] 209.–211. Privat (209  : Verlag Julis Dörr, Heddernheim, 210  : Verlag Erhard Neubert, Chemnitz) 212. Volk und Zeit [Beilage zur Freien Presse für Ingolstadt und den Donaugau], 1925, Nr. 37 [o. S.] 213. Geschäftsbericht für das Jahr 1928, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Ortsverwaltung Heilbronn und Umgebung [Heilbronn 1929] 214. 25 Jahre Ortsverein Herford im Verband der Deutschen Buchdrucker, hrsg. vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Ortsverein Herford, Herford 1929, S. 23 215. Ingrid Eisold, Ottendorf-Okrilla 216. StArch Herne 217. Gotthard Lohmeier, Herzogenaurach 218. StArch Hof, Sign. FF 2200 219. AdMA, Slg. Tietmann 220. Privat (Urania Graphisches Institut, Berlin) 221. Helmut Ernst, Jeßnitz 222. Privat (Kurt Ropie, Kahla) 223. AdsD, Sign. FB009487 224. Jahresbericht des ADGB Ortsausschuss Karlsruhe i. Baden für das Jahr 1927, hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuss Karlsruhe, [Karlsruhe 1927] 225. Privat 226. Karl-Heinz Hildebrandt, Wesel 706

Abbildungsnachweis

227. Privat (Verlag J. Thormann, Kiel) 228. Heinrich Klingler, Büttelborn 229. Das Königsberger Gewerkschaftshaus. Festschrift und Programm zur Einweihung des neuen Eigenheims der Königsberger freien Arbeiterschaft am 25. April 1914, Königsberg 1914 230. StArch Bad Langensalza, Sa 5-05/42-2, Foto  : Reichmann 231. Privat 232. Trotz Alledem  ! Das Leipziger Volkshaus im Wandel der Zeit. Volkshaus Leipzig 1904–1929, bearb. von Max Hentschel, Leipzig [1929] [o. S., o. V.] 233. Privat (Verlag Joh. Lindner, Leubsdorf Sa.) 234. StArch Limbach-Oberfrohna 235. Privat 236. Bauwelt, 19. Jg., Nr. 16, 19. April 1928, S. 395 237. StArch Lüdenscheid 238. Schauinsland, Illustrierte Beilage der Volksstimme Magdeburg, 37. Jg., Nr. 9, 28. November 1926 239., 240. Haus der Deutschen Arbeit Magdeburg [Magdeburg 1933] [o. S., o. V.] 241. Privat (Heinrich Doerr, Mainz) 242. Arbeiter-Turn- und Sport-Zeitung, 39. Jg., Nr. 7, 8. April 1931 243.–245. Privat (244  : Atelier Schlegel, Mittweida) 246. Zweckverband Mühlhäuser Museen 247. Privat (M. Obergassner, München) 248. Die Neue Welt, 1914, Nr. 2, S. 16 249. Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., Nr. 6, 1927, S. 9 250. Geschäftsbericht über das Jahr 1910, hrsg. vom Deutschen Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Nürnberg [Nürnberg 1911] 251. Privat 252. GIRO Berlin 253. Rainer Rippich, Pirna 254., 255. Privat (255  : Arno Georgi, Raschau) 256. Schwarz, Julius  : Das Saargebiet, sein Bergbau und seine Sozialpolitik. Kämpfe der Bergarbeiter und des Verbandes der Bergarbeiter, hrsg. von der Bezirksleitung Saarbrücken des Verbandes der Bergarbeiter, Saarbrücken 1926 257. Privat (Verlag Köhler & Büßer, Karl-Marx-Stadt/Chemnitz) 258. Rathenow, bearb. von Friedrich Sprotte, 2. Auflage, Berlin-Halensee 1930 259. Privat (Ratisbona-Kunstverlag A. Reiter & O. Poss, Regensburg) 260. Soziale Bauwirtschaft, 6. Jg., Nr. 12, 15. Juni 1926, S. 143 261. StArch Ribnitz-Damgarten 262.–264. Privat (262, 263  : Otto Werner, Riesa  ; 264  : Oskar Taubert, Rötha) 265. Das Gewerkschaftshaus, 2. Jg., Nr. 1/2, 1927, S. 7 266. StArch Rüsselsheim 267. Privat (E. Lorenz, Eibenstock) 268. 100 Jahre SPD Sieker, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Ortsvereine Obersieker und Untersieker, Bielefeld [1991] [o. S.] 269. Privat (Verlag E. E. Gley, Elberfeld) 707

Anhang

270. Begemann, Ulrike  : Soltau in der Weimarer Republik, im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit, 1918/1948, Soltau 1987, S. 22 271. Privat 272. Volkshausverein Frankfurt-Sossenheim e. V. 273. Beck, Stefan u.a.: Spielplatzhallen aus der Weimarer Republik in Erdmannhausen, Marbach und Steinheim. Die Zentren der Arbeiterbewegungskultur in der proletarischen Provinz, in  : Ludwigsburger Geschichtsblätter, 38. Jg., 1985, S. 104–131, hier S. 126 274. Soziale Bauwirtschaft, 8. Jg., Nr. 22, 15. November 1928, S. 332 275. Die Neue Welt, Nr. 45, 1913, S. 360 276. Jahresbericht über das Geschäftsjahr [1896/97 bis 1898/99] sowie Bericht des Betriebsrätezentrale, des Arbeitersekretariats Stuttgart und des Gewerkschaftlichen Bezirkskartells für Württemberg und Hohenzollern, hrsg. von den Vereinigten Gewerkschaften Stuttgart, Stuttgart [1898 bis 1900] 277. Umbreit, Paul  : 25 Jahre Deutsche Gewerkschaftsbewegung 1890–1915. Erinnerungsschrift zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum der Begründung der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, Berlin 1915, S. 90 278.–280. Privat 281. Schwarz, Julius  : Das Saargebiet, sein Bergbau und seine Sozialpolitik. Kämpfe der Bergarbeiter und des Verbandes der Bergarbeiter, hrsg. von der Bezirksleitung Saarbrücken des Verbandes der Bergarbeiter, Saarbrücken 1926, S. 4 282. Regina Pohl, Zeulenroda-Triebes 283. Wanne-Eickeler Zeitung, 2. Januar 1931 284. Stadtmuseum Weimar, Inv.Nr. 8pa BF 8552 285. StArch Weinheim, Sign. Rep. 32 Nr. 22101 286. Das Gewerkschaftshaus, 4. Jg, Nr. 1/2, 1929, S. 17 287. Soziale Bauwirtschaft, 10. Jg., Nr. 14/15, 21. Juli 1930, S. 314 288. Privat 289. StArch Worms 290., 291. Privat (290  : Kunstanstalt J. W. Ackermann, Hohenstein-Ernstthal) 292. StArch Zeitz 293. StArch Zwickau, Sign. EL 6221 Bl. 4

Abkürzungen Abb. Abbildung ADB Allgemeiner Deutscher Beamtenbund ADGB Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund AdK Akademie der Künste, Berlin AdMA Archiv der Münchner Arbeiterbewegung AdsD Archiv der sozialen Demokratie AfA-Bund Allgemeiner freier Angestelltenbund AG Aktiengesellschaft 708

Abkürzungen

AW/AWO Arbeiterwohlfahrt BArch Bundesarchiv DAF Deutsche Arbeitsfront DGB Deutscher Gewerkschaftsbund DHV Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband DMV Deutscher Metallarbeiter-Verband DWV Deutscher Werkmeister-Verband eGmbH Eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund FES Friedrich-Ebert-Stiftung GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung Ge-Be-In Gemeinwirtschaftliches (später  : Gemeinnütziges) Bestattungsinstitut in Bremen GEG Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumgenossenschaften GemArch Gemeindearchiv GIRO Gewerkschaftliche Immobiliengesellschaft für Restitutionsobjekte mbH GVV Gesellschaft für Vermögensverwahrung und -verwaltung (Treuhand und Revision) mbH HOG Handelsorganisation der DDR (Bereich Gaststätten) Kat. Katalog KPD Kommunistische Partei Deutschlands NRW Nordrhein-Westfalen NSBO Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation NSDAP Nationalsozialistische Partei Deutschlands o. S. ohne Seitenangabe o. V. ohne Verfasser SA Sturmabteilung SAJ Sozialistische Arbeiter-Jugend SAPMO Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR SBZ Sowjetische Besatzungszone SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands StArch Stadtarchiv SS Schutzstaffel USPD Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands ver.di Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft VermG Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen

709

Register

Personen Personen, von denen nur der Nachname überliefert ist, wurden nicht ins Verzeichnis aufgenommen. Abbe, Ernst 150 Ahnert, Willy 596 Albeke, Heinrich 358 Altmeyer, Georg 524 Angermeier, Rudolf 287 Arndt, Konrad 593 Arons, Leo 48, 58, 108, 289, 290 Asch, Julius 49, 541 Astheimer, Georg 558 Auer, Ignaz 63, 64 Baake, Curt 345 Bacher, Otto 550 Ballhause, Willy 510 Balser, Ernst 124, 389 Baltzer, Hans 478 Bäppler, Hans 136, 581, 582 Bärbig, Kurt 109, 356, 365, 366, 616 Barnett, Samuel 149 Baron, Erich 173 Barthel, Max 590 Bartnicki, Wolfgang 427 Bartning, Otto 176, 196 Bartsch, Hermann 109, 270, 271 Bätz, Hermann 348 Baudert, August 49, 587 Bayer, Walter 413 Bayerer, Alfons 529 Bebel, August 35, 59, 64, 93, 107, 115, 168, 393, 423, 424, 502, 515 Bechteler, Theo 310 Beckel, Wilhelm 203, 559 Becker, Hans 453 Becker, Otto 581 Becker, Philipp 229, 374 Beer, Karl 109, 264, 571 – 574

710

Behne, Adolf 128, 173, 176 – 179, 181, 183 – 185, 216, 296, 299, 472 Behrens, Ernst 355 Behrens, Heinrich Wilhelm 145, 146, 325 – 327 Behrens, Peter 153, 155, 160, 180 Beims, Hermann 409 Belling, Rudolf 129, 132, 133, 176, 300, 303, 310 Bender, M. 571 Benz, Richard 154 Berg, Willy 586 Berlage, Hendrik Petrus 80, 81, 184 Berndt, Kurt 344, 345 Berner, J. W. 327 Berner, Ludwig 544 Bernhard, Karl 300 Berten, Peter 50 Berthold, Maximilian 316 Birck, Julius 69 Bischoff, Fritz 601 Bismarck, Otto von 22 Blattner, Karl 390 Blattner, Stefan 390 Blendermann, Otto 327 Blendinger, Johann 440 Bley, Heinrich 563 Blome, Christian 50 Bloß, Franz 327 Bock, Wilhelm 49, 410, 411 Bogdanow, Aleksandr 85 Bohmann, Heinrich 451, 452 Böhmert, Victor 148, 149 Bollmann, Gustav 416, 417 Bollmann, Johanna 417 Bömelburg, Theodor 428 Bomm, August 439 Bonatz, Paul 110, 180, 307, 309, 571 Bracke, Wilhelm 324

Personen

Brandes, Alwin 309 Brandstätter, Andreas 397 Brandstätter, Georg 397 Braun, Lily 393 Bräunlich, Paul 587 Brauns, Curt 394 Braß, Otto 50 Breuer, Robert 160 Brinkmann, Paul 72 Bröcker, Paul 166, 190 Bruhn, Arnold 457, 458 Brunner, Paul 338 Buchegger, Heinrich 280 Buchholtz, Walter 563, 564 Buchholz, Walter 556 Buhs, Johann 66, 108, 373 Buhtz, Richard 482, 483 Burkhardt, Franz 597 Burns, Robert 183 Buschmann, Ernst 584 Classen, Walther 149 Crämer, Heinrich 439 Crane, Walter 117, 235 Croner, Walter 293, 294 Curdts, Gustav 562 Dalou, Jules 331 David, Eduard 207, 265 Deck, W. 385 Decker, Wilhelm 72, 328 Degen, Friedrich 452 Deist, Heinrich 50 Delle, Gustav 585 Dierkens, Ferdinand 78 Distel, Hermann 116, 416, 423, 424, 426, 427 Dittrich, Adolf Richard 552 Dittrich, Gerhard 512 Döcker, Richard 110, 230, 296, 571, 573, 574 Doodt, Hermann 403 Dörnemann, Fritz 402 Drake, Heinrich 358 Dressing, Heinrich 507 Dreyer, E. 334 Droste, Heinrich 409 Dürer, Albrecht 196 Eberhardt, Hugo 391

Ebert, Friedrich 35, 207, 265 Eckenrath, Wilhelm 339, 340 Eggersglüss, Gustav 555 Eicke, Karl 72 Eisner, Kurt 108, 229, 502 Elsässer, Martin 196 Emmerich, Paul 296 Endreß, Wilhelm 571 Engels, Friedrich 28, 93, 117, 425 Erbe, Hans 71 Erdberg, Robert von 156 Fahrenkamp, Emil 180 Falge, Karl 327 Faust, Alfred 330 Fehrenbacher, Lukas 551 Feick, Georg 137, 496, 497 Feininger, Lyonel 176, 178 Feistel, Max Werner 413, 602, 604 Feldmann, Georg 341 Fengler, A. R. 586 Ferrari, Friedrich 393 Fischer, Alfred 340 Fischer, August Robert 367 Fischer, Heinrich 404 Fischer, Philipp 379 Fischer, Theodor 150, 152, 153, 281 Flamm, Matthias 393, 394 Fleck, Fritz 579 Forbat, Fred 296 Förster, Karl Hermann 64 Fourier, Charles 176 Francke, Oskar 413 Frank, Ludwig 93 Freiligrath, Ferdinand 183, 588, 589 Freisler, Roland 456 Frick, Wilhelm 67, 71 Frosterus, Sigurd 588 Fuchs, Peter Paul 370, 371 Fuchslocher, Hermann 339 Fucker, D. 390 Fucker, Eduard 390 Fürst, Julius 457 Gaack, Wilhelm 50 Gaedke, Wilhelm 562 Gaehme, Heinrich Wilhelm Max 482 Gais, Paul 550, 551

711

Register

Gallhof, Wilhelm 587, 588 Gärtner, Richard 49, 366 Gatzen, Julius 395 Gaudlitz, Emil 50 Gaum, Friedrich (Fritz) 398, 399 Geiser, Bruno 335 Genge, Fritz 247, 375 Genge, Max 247, 375 Gennerich, Otto 562 Gerhart, Johann David 440 Gerstenberger, Otto 321 Gessinger, Paul 571 Gessner, Hubert 83, 221 Gies, Ludwig 194, 307, 308, 310 Giese, Albert 164, 255, 418 Giese, Ernst 164, 255, 418 Gildemeister, Eberhard 327 Gildemeister, Hermann 327 Gladis, Wilfried 558 Glogner, Wilhelm 478 Glunz, Wilhelm 107 Göderitz, Johannes 122 Goebbels, Joseph 67, 68, 195 Goebel, Erich 501 Goebel, Ernst 499 Goebel, Ferdinand 154 Goethe, Johann Wolfgang 411 Golosow, I. A. 85, 222 Göring, Hermann 67 Gorkij, Maxim 85 Görl, Fritz 286 Graeff, Ernst 196 Grässel, Hans 501 Grauting, Dietrich 559 Grobe, Max Richard 413, 602, 604 Groos, Heinrich 516 Groothoff, Hugo 253 Gropius, Walter 176, 178 – 180, 196, 366 Gruber, Martin 390 Grubitz, August 116, 416, 423, 424, 426, 427 Grüneberg, Walter 246, 494 Grüning, W. 456 Grüttemeyer, Friedrich 358 Güntner, Oscar 346 Haag, Adolf 437 Haake, Karl 370 Haas, Gustav 516

712

Haase, Hugo 498 Hagedorn, Johannes 506 Hagemann, Johannes 457 Hahn, Carl 477, 478 Hanemann, Johannes 506 Häring, Hugo 296 Härtel, Richard 129, 300, 301 Hassenpflug, Gustav 201 Haufe, Paul Arno 367 Haus, Alwin 313 – 315 Heckel, Erich 176 Heckert, Fritz 201 Hegemann, Werner 133, 309, 310 Heil, Josef Peter 340 Heilmann, Jacob 499, 501 Heimüller, Hermann 354 Heise, Katharina 75, 482, 483 Heitmann, Paul 457 Helfrich, Herbert 196 Hentschel, Alfred 405, 406 Hertel, Georg 391 Hespeler, Otto 478 Heublein, Emil 467 Heuer, Johann 535 Heuss, Theodor 161 Heuß, Gustav 327 Heyne, Otto 272 Hildebrandt, Kurt 467 Hilge, Jakob 439 Hill, Wilhelm 389, 482 Hillebrecht, Rudolf 196 Hindenburg, Paul von 67 Hipp, Ernst 533 Hirsch, Paul 345 Hitler, Adolf 68, 197 Hoch, Gustav 41 Hoetger, Bernhard 83, 122, 123, 196, 239, 327, 329 – 333 Hoffmann, Franz 42, 128, 296, 300, 303, 305, 307, 309, 389, 571 Hoffmann, Ludwig 294 Höger, Fritz 190, 434 Höhler, Albrecht 73 Hölkeskamp, Karl 439, 440 Holm, August 384 Holzer, Otto 150 Holzmann, Philipp 389 Honig, Andreas 440

Personen

Höppener, Hugo alias Fidus 151 Horle, Anton 239, 279, 281 Horn, Carl 315 Horta, Victor 79, 81, 184, 221 Hoschak, Otto 504 Howard, Ebenezer 176 Hüfner, Hugo 413 Hügin, Karl 547 Hugo, Victor 104 Hulftegger, Ernst 230, 557 – 559 Hürlimann, Ernst 500 Imberg, Paul 293, 294 Ingold, Otto Ernst 83, 222 Irmscher, Paul 602 Jacobi, Carl 261, 367 – 369, 466, 571 Jacobs, Rudolf 327 Jäger, Hinrich 559 Janka, Albert 530 Jansen, Richard 121, 238, 327 Jaques-Dalcroze, Émile 153, 254 Jaurès, Jean 79, 93, 502 Jeck, Michael 69 Jockel, Philipp 342 Jöst, Emil 589, 590 Junge, Hinrich 66, 108, 373 Jürgens, Ludwig 559 Kalitzki, Bruno 413, 602 – 604 Kallmorgen, Georg 90 Kaminsky, Georg Richard 552 Kampffmeyer, Hans 154, 155 Kant, Immanuel 546 Kasten, Hermann 560 Kautsky, Karl 34 Kellermann, G. 571 Kempf, Hermann 490 Kerlé, Josef M. 324 Kessler, Ludwig 287 Keuerleber, Hugo 571 Kieshauer, Willy 413 Killinger, Manfred von 365 Kirsch, Chr. 571 Klaus, Georg 433 Klein, César 176 Klein, Philipp 504 Kleine-Kraneburg, Helmut 390

Kleinfeldt, Adolf 480 Kleiter, Wilhelm 445 Klophaus, Rudolf 427 Klotz, Clemens 193, 197 Knauthe, Martin 418 Knieling, Wilhelm 430, 431 Knoblauch, Wilhelm 63 Knoll, Alexander 191 Knop, Wilhelm 327 Knudsen, Jon 334 Kny, Hansjörg 558 Kober, Franz 40, 594 Köhler, Johannes 348 Kolbe, Georg 310, 311 Kolbe jr., Wilhelm 430 Kollwitz, Käthe 176, 547 Kolping, Adolph 11, 36 Koopmann, Wilhelm 284 Koppe, Johannes 402 Körte, Friedrich 289 Krafft, Leonhard 62 Kraft, Robert 375 Krämer, Thomas 441 Kratz, Walter 197 Krause, Hermann 378 Krause, Richard 562 Krayl, Carl 74, 110, 389, 391, 482 – 484, 571, 572, 631 Kreis, Wilhelm 180, 372 Kretschmann, Franz 418 Kristeller, Friedrich 255, 292 Kröck, Karl 513 Krug, Heinrich 115, 116, 232, 423, 424, 426 Krüger, Albert H. W. 109, 169, 423, 426, 428, 429 Krüger, Ewald 322 Krüger, Oskar 73 Kuckuck, Otto Walter 463, 464 Kuhn, Alfred 179 Kunz, Otto 602 Ladewig, Paul 154 Ladiges, Carl von 478 Lange, Emil 590, 591 Lange, Willy 591 Langenberg, Franz 455, 456 Langenberg, Julius 455, 456 Langenberg, Theodor 455, 456 Lanz, Eduard 84

713

Register

714

Lassalle, Ferdinand 35, 117, 142, 425 Legien, Carl 457 Lehmann, Feodor 499 Leickert, Fritz 549 Leipart, Theodor 70, 185, 296, 297 Lempe, Friedrich 327 Lenschow, Wilhelm 478, 480 Leuschner, Wilhelm 544 Lewin, E. 457 Ley, Robert 68, 70, 193, 194, 482 Lichtwark, Alfred 165 – 167 Liebergesell, Paul 499 Liebknecht, Wilhelm 29, 35, 93, 101, 117, 425 Lienau, Heinrich 506 Lindahl, Karl 82 Lindau, Friedrich 433 Linder, A. Otto 571 Linneke, Richard 538 Linnemann, Martin 445 Lissitzky, El 84, 85 Littmann, Max 499, 501 Loeb, Walter 135 Lohrengel, Manfred 328 Lohrmann, Theodor 498 Lo(o)ßmann, Otto 451 Löser, Alfred 346 Loßmann, Otto 451, 452 Lücke, Johannes 108 Luckhardt, Hans 176, 196 Luckhardt, Wassili 176, 196 Lüdecke, Erich 411 Ludewig, Willi 538 Lunačarskij, Anatoli 85 Lütjohann, W. 541

Mentrup, Wilhelm 516 Merges, August 269 Merkel, H. 420 Messel, Alfred 118, 256, 290, 294, 298 Mesenberg, Hermann 430, 431 Mesenberg, Max 430, 431 Metzger, Ernő 104 Meunier, Constantin 331 Meyer, Hannes 185, 296, 299 Meyer, Johann 325 Meyer, Max 507 Mies van der Rohe, Ludwig 155 Milkau, Ottilie Freifrau verw. von 602 Misbach, Otto 391 Möckel, Georg 338 Moelle, Richard 495 Moosdorf, Kurt 135 Moritz, Carl 367 – 369 Moritz, Carl 369 Morris, William 80, 176 Muchow, Reinhold 72 Müller, Carl 495 Müller, Ferdinand 235, 482 Müller, Hans 513 Müller, Heinrich 585 Müller, Karl 511 Müller, Robert 490 Müller, Wilhelm 136 Munte, Karl 324 Munzer, Gustav August 370, 372 Musch, Clemens 137 Muthesius, Hermann 155 Mutz, Fritz 583 Mutzenbecher, Franz 297 – 299

Maetzel, Emil 478 Magg, Alfons 547 Maikowski, Hans 73 Markert, E. 602 Marx, Karl 28, 93, 117, 142, 425, 578 Mathis, Max 335, 336 May, Ernst 110, 137, 181, 391 Mebes, Paul 296 Mees, Katharina 576 Meidel, Paul Otto Karl 478 Mendelsohn, Erich 16, 74, 110, 126, 130, 176, 191, 240, 307, 309 – 311, 569, 572, 602 – 604 Mengel, Paul 402

Napoleon I. 411 Nathusius, Wilhelm von 490 Naumann, Friedrich 152 Neckelmann, Skjold 255 Neumark, Friedrich 326, 327 Nida-Rümelin, Julian 180 Niedergesäß, Heinrich 516 Niederkirchner, Michael 201 Niemann, Christian 349 Nolde, Emil 176 Obst, Julius 420, 421 Ochsenmayer, Georg 511, 512

Personen

Odenthal, Karl 54, 56, 61, 63, 162, 580 Ohland, Max 465 Olbrich, Joseph Maria 153 Olie, Georg 422 Opel, Adam 543 Opitz, Konrad 445 Osborn, Max 129 Ostwald, Joseph W. 328 Otto, Paul 571 Owen, Robert 176 Paasche, Max 586 Paul, Bruno 155 Peitz, Karl 555 Pelli, Domenico 532 Peringer, Karl 398 Perlewitz, Franz 554 Perrin, Paul 321, 431, 456, 554 Perthes, Clemens Theodor 36 Pestka, Franz 442 Peters, W. 560 Petri, Hermann 507 Peuckert, Paul 478 Peus, Heinrich 50, 158, 159, 356 Pfotenhauer, Alfred 498 Pfülf, Antonie 529 Piehl, Christian 288 Pielmaier, Xaver 423 Pieper, Hans 478 Pietsch, Fritz 303, 304 Plattner, Fritz 73 Platz, Gustav Adolf 302 Poelzig, Hans 176, 180, 591 Pöge, Friedrich Elias 405 Popp, Adelheid 265 Popp, Christian Ritter von 286 Prinz, Gustav 237, 569 Promper, Robert 394 Putlitz, Erich zu 427 Radbruch, Gustav 171 Rademacher, E. 320 Radke, Johannes 368 – 370 Raith, Anton 499, 501 Raithel, Max 445 Rank, Stadtverordneter in Chemnitz 97 Rathenau, Walther 503 Ratje, Ludwig 373

Rechthien, Bernhard 135 Reck, Martin (Wilhelm Heinrich) 135 Reddeck, E. 334 Redelstorff, Alfred 478, 480, 630 Reichel, Georg 309 Reichel, Rudolf W. 307, 309, 571, 572 Reimer, Konrad 289 Reinhold, Paul 529, 530 Renker, Heinrich 144, 145, 251, 252, 352, 576, 577 Rentmeister, Emil 69 Repecks, Wilhelm 391 Resch, Walter Sebastian 499, 502 Richter, Carl F. 144, 263, 361, 362, 364 Richts, Friedrich 252, 358 Richts, Karl 252, 358 Riechers, H. 457 Riedel, Carl 562 Rieke, Heinrich 324 Roch, R. 411 Rodenstock, Michael 69 Röder, Karl 555 Rodin, Auguste 331 Roediger, Fritz 268 Rogler, Hans 398 Rogler, Rudolf 263 Röhr, Bruno 238, 587, 588 Rossbach, Arwed 150 Rösch, Karl Richard 367 Roscher, Otto 272 Roselius, Ludwig 330 Rosenberg, Alfred 195 Rosenfeld, Eugen 579 Rotermund, Karl 327 Rößler, Paul 361, 363 Rudloff, Karl Hermann 390 Runge, Alfred 478, 480 Ruoff, Ernst 488, 560, 561 Russland 86 Sachse, Bruno 602 Sachse, Hermann 318 Sagebiel, Ernst 307 Saint-Simon, Henri de 176 Salvisberg, Otto Rudolf 110, 179, 571, 572 Sassenbach, Johannes 49, 62, 100, 111, 161 Schaaf, Christian 394 Schaaf, Jakob 394 Schaaf, Karl 393 – 395

715

Register

Schaaf, Leonhard 395 Schad, Georg 504 Schade, Oskar 181, 182, 232, 259, 469, 470 Scharnke, Ernst 344 Scharoun, Hans 176 Schauer, Felix 597 Schaupp, Gottlob 124, 390, 582 Scheerbart, Paul 173, 196 Scheidemann, Philipp 207, 265, 490 Schenk, Adolf 445, 446 Scherf, Theodor 352 Schiemichen, Kurt 402, 470 Schilbach, Walter 155 Schiller, Friedrich 546 Schilling, Erich 200 Schinkel, Karl Friedrich 151 Schlehbaum, Architekt 109 Schlemmer, Oskar 310, 311 Schlicke, Alexander 51 Schliemann, Paul 564 Schlimmer, Gastwirt in Augsburg 64 Schlippe, Joseph 353, 354 Schloenbach, Carlo 261, 367 – 369, 466, 571 Schlösser, Johann 69 Schmidt, Carl 478 Schmidt, Friedrich 440, 505 Schmidt, Hermann 510 Schmidt, Huldreich 631 Schmidt, Johannes 338 Schmidt, Paul 402 Schmidt-Rottluff, Karl 176 Schmitt, Karl 454 Schmitthenner, Paul 155, 176, 189 Schmitt III., Christian 544 Schmohl, Paul 567, 568 Schneider, Louis 536 Schneider I, Wilhelm 391 Schober, Robert 346 Schoch, August 427 Schocken, Salmann 602 Schocken, Simon 602 Schoder, Thilo 402 Schoenfelder, Willy 392 Schöffler, Ernst 369 Schott, Karl 309 Schott, Otto 150 Schöß, Julius 250, 478, 480, 630 Schraps, Paul 402, 403, 413, 557, 602, 604, 620

716

Schreiber, Gustav Adolf 327, 329 Schröder, Rudolf 228, 432, 434 Schröder, Wilhelm 423, 424 Schroeter, Paul 598 Schrumpf, Albert 467 Schubert, Otto 498 Schuhmacher, Fritz 327 Schuhmann, Walter 72 Schulte, Johann 439 Schulte-Frohlinde, Julius 198 Schulz, Heinrich 168 Schulze, Ernst 54, 56, 57 Schumacher, Fritz 110, 121, 153, 180, 429 Schumacher, Kurt 310 Schürer, Wilhelm 478 Schurig, Wilhelm 339, 340 Schuster, Alwin 355 Schuster, Franz 390 Schütz, Friedrich 239, 542 – 544 Schwab, Alexander 189 Schwagenscheidt, Walter 196 Schwald, Johann 579 Schwarz, Franz Xaver 197 Schweinfurth, Otto 478 Schweinitz, Bruno 129 Schwickerath, Willy 553 Schwippert, Hans 196 Sckopp, Ferdinand 190, 262 Selinger, Richard 590 Seuling, Ludwig 404 Severing, Carl 49, 313 Siebert, Otto 478 Sigmund, Gottlob 533 Sigrist, Albert (i. e. Alexander Schwab) 189 Sindermann, Karl 361 Singer, Paul 64, 107, 393 Smolinski, W. 348 Söffge, Wilhelm 409 Sohnrey, Heinrich 154 Söll, Hans 440, 441 Sommer, Emil 327 Sörensen, Waldemar 384 Spaar, Paul 467 Speer, Albert 197, 198 Spengler, Karl 316 Spiegel, Wilhelm 459 Sprenger, Jakob 73 Staehelin, Georg 567, 568

Personen

Stahl, Werner 367 – 369 Stalin, Josef 86 Stauff, Joseph 461 Stehmann, Carl 410 Steinbrecher, Rudolf 597 Stock, Hermann 402 Stock, Kurt 402 Stockert, A. 511 Stöckmann, Wilhelm 586 Stoffregen, Heinz 327 Stolt, G. 334 Sträßner, Hugo 413 Streich, Theodor 315 Streicher, Otto 235, 420, 421, 622 Strüwing, Heinrich 535 Stühlinger, Georg 531 Stühlinger, Otto 531 Stumm, Karl Ferdinand von 507 Sturm, Anton 348 Sturzenegger, Heinrich 123, 239, 279, 280 Szalinski, Fritz 516 Tamm, Friedhold 413, 602 Tamme, Bruno 410 Tanner, R. 348 Taut, Bruno 16, 73, 81, 132, 155, 173, 174, 176 – 178, 181, 182, 184, 196, 205, 214, 216, 258, 260, 298, 303, 305, 472, 484 Taut, Max 16, 42, 81, 110, 123 – 125, 127 – 130, 132, 147, 176, 179, 183 – 185, 197, 205, 214, 219, 296 – 303, 305, 307, 309, 389 – 391, 571, 572 Teichert, Ernst 470, 472 Telchow, Hermann 585 Tessenow, Heinrich 110, 153, 176, 254, 296 Thälmann, Ernst 201 Theoderich der Große 416 Thesing, Mathias 534 Thiele, Ludwig 262 Thiemann, Albert 276 Thieme, Louis 448 Thiersch, Friedrich von 281 Tietmann, Hans 370 Timm, Johannes 500 Triebel, Fritz 449 Tuttlingen 579 Ursell, Albert 276

Velde, Henry van de 80, 588 Vent, Karl 501 Verdonck, G. 327 Vetter, Reinhold 470, 472 Vogelbein, Rudolf 556 Vogt, Gustav 315 Völker, Karl 418 Vollmar, Georg von 502 Vortmann, Wilhelm 190, 262 Voß, Carl 257, 383, 384, 457, 458 Voß, Wilhelm 535, 536 Wach, Karl 370 Wagenbrenner, Adolf 538 Wagenbreth, Wilhelm 270 Wagner, Martin 110, 155, 260, 296, 327, 391, 413 Wagner, Otto 83 Wahl, Karl 258, 453, 454 Walden, Herwarth 175 Waloschek, Hans 109, 125, 240, 536 – 538 Walter, Fritz 119, 237, 397 Walther, Karl Friedrich 272 Warnke, Adolf Heinrich Friedrich 478 Waßer, Theodor 341 Weber, Emil 56, 57 Weber, Ernst 413 Weber, Max 602 Wehrmann, Th. 368 Weidemann, Hans 193 Weiß, Alexander 305 Weiß, Jakob 286 Weiß, Philipp 595 Weiße, Reinhard 485, 486 Welker, Karl 49, 441 Wellershaus, Richard 403 Werner, Emil 49, 541 Wernthaler, Karl 123 Wessel, Horst 73 Westheim, Paul 130, 179 Wetekamp, Wilhelm 154 Wichern, Johann Hinrich 11 Wichert, Fritz 391 Wicklein, Otto 107 Wiedemann, Richard 475 Wiese, Gottfried 506 Wiese, J. H. 506 Wießner, Max 529 Wilhelm, Bernhard 434

717

Register

Winkler, Gustav 494 Woernle, Richard 315 Wollheim, Caesar 289 Würzbach, Walter 191, 263, 296, 299 Zaag, W. 326 Zehle, Walter 423 Zeiner, Mathias 358 Zeiss, Carl 150

Zetkin, Clara 168, 169 Ziegler, Eduard 124, 390 Zimmermann, Emil 339, 340 Zimmermann, Georg 457 Zollinger, Friedrich 140 Zollinger, Otto 547 Zöllner, Theodor 352 Zopf, Paul 467 Zschätzsch, Bruno 61, 113

Orte Aachen 18, 267, 607 Adorf 52 Adorf/Vogtl. 268, 607 Affalterbach 381 Alfeld (Leine) 13, 268 Alsfeld 44 Altenburg 72, 109, 118, 143, 269 – 271 Altona 271 Amsterdam 80, 184 Annaberg-Buchholz 272 Antwerpen 79 Apolda 272, 273 Arheilgen 61, 273 Arnsberg 319 Arnstadt 274, 607 Aschaffenburg 274, 608 Aschersleben 150, 275, 276 Attendorn 276, 277 Aue (Baden-Württemberg) s. Durlach-Aue 73 Auerbach/Vogtl. s. Reumtengrün 533 Auerswalde (Lichtenau) 52, 246, 277, 338 Augsburg 51, 64, 123, 239, 278 – 280, 512, 608 Aumund-Fähr s. Vegesack 580 Australien 9 Baden 73 Bad Langensalza s. Langensalza Bad Marienberg s. Marienberg Bad Salzuflen 282, 608 Bad Vilbel s. Vilbel 73 Bannewitz 13, 58, 283, 609 Barmen-Elberfeld (Wuppertal) 283, 284 Bautzen 220, 285 Bayern 45, 46, 67 Bayreuth 44, 286

718

Belgien 9, 78 – 80, 350 Bensheim 287, 609 Bergedorf (Hamburg) 288 Bergen-Enkheim s. Enkheim Bergisches Land 285 Berlin-Bohnsdorf 201 Berlin-Britz 260 Berlin-Charlottenburg s. Charlottenburg (Berlin) Berlin-Lichterfelde 19 Berlin (s. auch Charlottenburg) 19, 26, 35, 48, 49, 53, 58, 62, 63, 66, 67, 73, 81, 96, 99, 100, 102, 105 – 108, 110, 111, 113 – 115, 118, 127, 128, 131, 157, 160, 161, 164, 165, 171, 180, 181, 183, 184, 190, 191, 193, 201, 203, 205, 222, 228, 231, 237, 241 – 243, 254 – 257, 260, 263, 288, 290, 292 – 294, 296, 297, 300, 302, 303, 306 – 308, 344, 429, 456, 472, 609 – 611 Bern 83, 222 Bernau 185 Bernburg (Saale) 312 Bernsdorf 44 Beuthen (Bytom) 191 Biel 84 Bielefeld (s. auch Brackwede, Sieker, Sudbrack) 26, 44, 49, 62, 72, 126, 313, 314, 322, 553, 575, 611, 642 Bildstock 138 Bitterfeld 316, 450, 612 Blumenthal 580 Blumenthal s. Vegesack (Bremen) Bochum (s. auch Langendreer) 40, 317, 318 Bockwitz (Lauchhammer) 27, 320, 612 Böhmen 83 Bolesławiec s. Bunzlau Bonn 320

Orte

Bonn-Bad Godesberg 19 Borna 218, 321, 612 Brackwede (Bieleld) 322 Brandenburg a. d. Havel 105, 142, 322 Brandenburg (Provinz) 18, 45 Braunschweig 39, 324 Braunschweig-Mascherode 198, 263 Bremen (s. auch Vegesack) 39, 50, 61, 72, 97, 99, 100, 108, 110, 118, 120, 121, 123, 145, 146, 149, 157, 196, 238, 239, 252, 325, 327, 328, 330, 580, 613 Bremerhaven 334, 613 Breslau (Wrocław) 34, 53, 100, 191, 335 – 337, 591, 613 Bromberg 100 Brünlos (Zwönitz) 338, 613 Brüssel 78 – 80, 83, 184, 221 Buer i. W. (Gelsenkirchen) 339, 340, 614 Bunzlau (Bolesławiec) 50, 342 Burg auf Fehmarn 384 Burgstädt 343, 614 Burkhardtsdorf s. Eibenberg, Meinersdorf Büttelborn (s. auch Klein-Gerau) 27, 46, 140, 203, 341, 460, 614, 628 Bytom s. Beuthen Celle 344 Charlottenburg (Berlin) 69, 73, 115, 344, 345, 615 Chemnitz (s. auch Rabenstein) 43, 45, 52, 57, 97, 105, 143, 201, 204, 226, 251, 265, 346, 347, 526 Chojnów s. Haynau Coburg 348 Colbitz 349 Coswig (Anhalt) 101, 225, 349, 615 Cotta 49 Cottbus 350, 615 Crimmitschau 351 Crumstadt (Riedstadt) 27, 46, 112, 144, 145, 252, 352 Dachau 353 Darmstadt (s. auch Arheilgen) 61, 63, 96, 159, 273, 353, 616 Demitz-Thumitz 44, 355, 356, 616 Dessau 50, 62, 105, 143, 271, 540, 616 Dessau (Dessau-Roßlau) 356 Dessau-Roßlau (s. auch Dessau, Roßlau) 540 Detmold 73, 146, 147, 170, 252, 357 Dortmund (s. auch Hörde, Wellinghofen) 61, 100, 340, 360, 444, 591, 617

Dresden 39, 44, 68, 100, 104, 106, 109, 120, 143, 148, 149, 153, 191, 204, 219, 251, 263, 361, 365, 438 Dresden-Cotta 58, 109, 365, 617 Dresden-Striesen 367 Duisburg (s. auch Hamborn-Marxloh) 68, 69 Durlach 453 Durlach-Aue (Karlsruhe) 244, 372 Düsseldorf 50, 58, 115, 159, 191, 232, 367, 370, 617 Eckernförde-Borby 66, 108, 373, 617 Egelsbach 13, 136, 229, 374 Eibenberg (Burkhardtsdorf) 247, 374, 492 Eilenburg 375 Eisenach 376 Eisenberg 376, 618 Eisleben (Lutherstadt Eisleben) 377, 618 Elberfeld (Wuppertal) (s. auch Barmen-Elberfeld) 222, 284, 377 Elbing (Elbląg) 378 Elmshorn 378 Elsaß-Lothringen 18 Emmendingen 379 Enkheim (Frankfurt am Main) 58, 134, 203, 245, 379, 618 Erdmannhausen 140, 381, 489 Erfurt 191, 262, 381, 382 Erlangen 382 Erzgebirge-Vogtland 55 Essen 11, 163, 164, 255 Ettlingen 453 Euskirchen 383, 619 Feuerbach 567 Finnland 82 Flensburg 27, 100, 120, 238, 383, 384, 458 Forchheim b. Karlsruhe (Rheinstetten) 39, 261, 385 Forst (Lausitz) 60, 107, 112, 147, 253 Franken 106 Frankenberg 52 Frankfurt am Main-Niederrad 259 Frankfurt am Main (s. auch Enkheim, Sossenheim) 35, 41, 44, 45, 58, 100, 104, 110, 112, 115, 123, 125 – 127, 134, 135, 137, 181, 184, 185, 197, 203, 205, 208, 219, 232, 240, 290, 379, 380, 387, 389, 391, 456, 557, 618, 239 Frankfurt (Oder) 392, 619 Frankreich 84

719

Register

Frechen 46, 104, 230, 393 – 395, 619 Freiburg im Breisgau 73, 396 Freital 45 Fürstenwalde/Spree 396 Fürth 43, 47, 65, 119, 120, 150, 237, 397, 398 Gefrees 105, 204, 399, 619 Gelsenkirchen (s. auch Buer i. W.) 180, 339 – 341, 400, 401, 614 Gent 78, 79 Gera 44, 95, 126, 401, 402, 413, 620 Gevelsberg 403 Gießen 51, 404 Glauchau 69, 405, 620 Głubczyce s. Leobschütz 473 Gollnow (Goleniów) 408 Gonzenheim 137 Görlitz 142, 405, 406 Gornsdorf 58, 137, 226, 244, 492 Goslar 37, 409, 620 Gotha 49, 142, 410, 411 Göttingen 13, 407 Greifswald 411, 412, 620 Greiz 44, 126, 402, 412, 413 Greppin 450 Griesheim 460 Gröbzig 58, 414 Großbritannien 11 Groß-Gerau 46, 137, 415 Guben (Gubin) 415 Gusow-Platkow s. Platkow 521 Gütersloh 44 Hagen s. Hohenlimburg Hainichen 58, 69, 245, 338, 416, 621 Halberstadt 69, 416, 621 Halle (Saale) 13, 37, 96, 100, 103, 105, 115, 117, 157, 164, 180, 200, 220, 227, 235, 255, 418, 420, 621, 622 Hamborn-Marxloh (Duisburg) 422 Hamburg-Hammerbrook 149 Hamburg-Rothenburgsort 149, 253 Hamburg (s. auch Altona, Bergedorf, Wandsbek) 34, 43, 47, 48, 50, 56, 60, 63, 64, 77, 80, 90, 97, 101 – 103, 109, 112, 113, 115 – 117, 121, 127, 149, 150, 161, 162, 164 – 166, 169 – 171, 190, 191, 204, 205, 207, 227, 232 – 234, 258, 262, 265, 271, 290, 306, 423, 426, 429, 456, 472, 585

720

Hanau 13, 41, 73, 100, 110, 430, 431, 622 Hänichen 524, 525 Hannover (s. auch Linden) 40, 48, 96, 115, 118, 224, 228, 236, 268, 432, 476 Hartmannsdorf 435, 622 Harzgerode 58, 435, 623 Haynau (Chojnów) 436 Heidelberg 97, 436, 623 Heilbronn 437, 623 Hellerau 153, 254 Helsinki 82 Hemelingen 44 Herford 146, 437, 624 Hermsdorf b. Dresden (Ottendorf-Okrilla) 438, 624 Herne (s. auch Wanne-Eickel) 58, 438, 439, 586, 624, 643 Hersbruck 440 Herzogenaurach 49, 441, 625 Hessen 45, 46, 73 Hessen-Nassau 73 Hilden 442 Hildesheim 40, 443 Hindenburg (Zabrze) 444 Hof (Saale) 445, 446, 625 Hohenlimburg (Hagen) 447 Hohenmölsen 447 Hohenstein-Ernstthal s. Wüstenbrand 596 Hörde (Dortmund) 444, 591 Ingolstadt 447, 625 Italien 9, 84 Jahnsdorf i. E. 448 Jena 107, 150, 254, 448, 449, 626 Jeßnitz 94, 450, 626 Kahla 58, 105, 451, 626 Kaiserslautern 453, 626 Kaliningrad s. Königsberg Kappel 347 Karlsruhe (s. auch Durlach-Aue) 57, 73, 97, 244, 307, 372, 453 – 455, 627 Kassel 43, 118, 236, 455, 627 Kemtau 492 Kiel 33, 61, 77, 94, 100, 115, 117, 206, 224, 235, 257, 384, 457 – 459, 627 Klein-Gerau (Büttelborn) 46, 460, 628 Koblenz 19

Orte

Köln 43, 46, 100, 117, 118, 160, 180, 197, 223, 236, 277, 298, 395, 460, 462 Königsberg (Kaliningrad) 100, 463, 464, 628 Kopenhagen 81 Köslin (Koszalin) 464 Koszalin s. Köslin Köthen 465 Kranichfeld 465 Krefeld 466 Kriebitzsch s. Zechau-Leesen Laatzen 434 Langendreer (Bochum) 44, 261, 466 Langensalza (Bad Langensalza) 467, 628 Langenweddingen (Sülzetal) 139, 248, 467 Lauban (Lubań) 468 Lauchhammer s. Bockwitz 320 Legnica s. Liegnitz Lehrte 66, 469 Leipzig-Plagwitz 106 Leipzig (s. auch Möckern, Quasnitz) 60, 80, 97, 99 – 101, 105 – 108, 111, 113, 115, 118, 138, 143, 164, 181 – 184, 200, 204, 226, 227, 232, 259, 264, 271, 290, 298, 300 – 302, 456, 469, 472, 524, 537, 628, 629 Leobschütz (Głubczyce) 473 Lettland 84 Leubsdorf 58, 474, 629 Lichtenau s. Auerswalde 277 Lichtenstein/Sa. 44, 474 Liebau i. Schles. (Lubawka) 474 Liegnitz (Legnica) 60, 66, 107, 475 Limbach (Limbach-Oberfrohna) 44, 475, 629 Linden (Hannover) 476 Löbau 58 Lomnitz (Wachau b. Radeberg) 476, 630 London 149 Lubań s. Lauban Lubawka s. Liebau i. Schles. Lübeck 142, 159, 223, 250, 477, 479, 630 Lüdenscheid 481, 630 Ludwigshafen am Rhein 477 Lugau/Erzgeb. s. Niederwürschnitz Lüneburg 481 Lutherstadt Eisleben s. Eisleben Lützschena-Stahmeln s. Quasnitz Magdeburg 74, 97, 106, 122, 191, 221, 262, 482, 631

Mähren 83 Mainfranken 73 Mainz 39, 370, 485, 631 Mannheim 51, 250, 486, 487 Marbach am Neckar 46, 107, 140, 488, 489 Marienberg (Bad Marienberg) 46, 109, 227, 489, 632 Markranstädt 491, 632 Mecklenburg-Vorpommern 45 Meerane 46, 59, 244, 492 Meinersdorf (Burkhardtsdorf) 492 Meißen 493 Michendorf 246, 338, 493 Minden 142, 495 Mitteldeutschland 45, 47 Mittweida 496, 632 Möckern (Leipzig) 496, 633 Mörfelden (Mörfelden-Walldorf) 27, 46, 60, 136 – 138, 187, 231, 247, 248, 496, 497 Mörsch (Rheinstetten) 140, 249, 264, 498 Moskau 85, 222, 305 Mühlhausen i. Th. 498, 633 Mülheim am Rhein 218 München 51, 52, 93, 98, 99, 101, 107, 108, 115, 118, 120, 224, 225, 229, 237, 294, 499, 500, 512, 633 Münster 503 Nauheim 46, 504 Neubukow 504 Neuhaldensleben (Haldensleben) 51, 505 Neu-Isenburg 505 Neukirchen im Erzgebirge 52, 505 Neumünster 506, 633 Neunkirchen (Saar) 507 Neurode (Nowa Ruda) 508 Neustadt O.-S. (Prudnik) 508 Neuwiese (Oelsnitz/Erzgeb.) 44, 140, 249, 508, 513 Neuwürschnitz 508, 513 Niederhaßlau (Wilkau-Haßlau) 72, 140, 250, 509 Niederlande 80, 81 Niederrabenstein 526 Niedersachsen 45 Niederwürschnitz 44, 509 Niesky 44 Nordhausen (s. auch Salza) 26, 46, 201, 510, 548, 634 Nordhorn 46, 511 Nordrhein-Westfalen 17, 67

721

Register

Norwegen 82 Nowa Ruda s. Neurode Nürnberg 98, 120, 300, 512, 634 Oberrabenstein 526 Oberschlesien 46 Oberwesterwald 46 Oberwürschnitz 44, 508, 513, 634 Oelsnitz/Erzgeb. (s. auch Neuwiese, Neuwürschnitz, Oberwürschnitz) 44, 508, 513 Offenbach am Main (s. auch Rumpenheim) 51, 93, 100, 136, 137, 142, 250, 514, 515 Ohrdruf 516 Oslo 82 Osnabrück 516 Osterholz 580 Österreich 82 – 84 Osterwieck 517, 634 Ostpommern 564 Ostpreußen 18, 45, 46 Paris 93 Pegau 517 Pfalz 106 Pforzheim 43, 518 Pfullingen 153 Piła s. Schneidemühl Pirmasens 519 Pirna 142, 519, 635 Planitz (Zwickau) 69, 520 Platkow (Gusow-Platkow) 521 Plauen 62, 521, 635 Pleißa (Limbach-Oberfrohna) 44, 522 Pöhla (Schwarzenberg 522, 635 Pommern 18 Posen 18, 45 Pößneck 13, 27, 522, 523 Potsdam 524 Preußen 47 Püttlingen 524, 636 Quasnitz (Leipzig) 524, 525 Quedlinburg 73 Rabenstein (Chemnitz) 58, 139, 249, 525, 526, 636 Rathenow 636 Rauscha O.-L. (Ruszów) 528 Recklinghausen 528

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Regensburg 157, 529, 637 Reichenbach im Vogtland 69, 220 Reichenberg 530 Reinheim (Odenwald) 139, 248, 531 Remscheid 50, 531 Rendsburg 532 Reumtengrün (Auerbach/Vogtl.) 533 Reutlingen 55, 533, 637 Rheine i. Westf. 534 Rheinland 46 Rheinstetten s. Forchheim b. Karlsruhe, Mörsch 249 Ribnitz (Ribnitz-Damgarten) 535, 637 Riedstadt s. Crumstadt Riesa 44, 58, 109, 125, 126, 205, 240, 536 – 538, 638 Rimpar 538 Ronsdorf (Wuppertal 540 Roßlau (Elbe) (Dessau-Roßlau) 69, 540, 639 Rostock 39, 49, 58, 143, 271, 541, 639 Rötha 110, 539, 638 Rotthausen 340 Rudolstadt 542 Rumpenheim 245 Rumpenheim (Offenbach am Main) 136, 247, 545 Rüsselsheim 46, 51, 97, 123, 137, 239, 542 – 544 Russland/Sowjetunion 84 Ruszów s. Rauscha O.-L. Saarbrücken 546 Saarland 138, 318, 507 Sachsen 46, 47, 55, 58, 67 Sagan (Zagan) 548 Salza (Nordhausen) 548 Schlesien 18, 83, 318 Schleswig 374 Schmölln 549 Schneidemühl (Piła) 550 Schönheide 550, 639 Schötmar 282 Schramberg 551 Schwarzenberg s. Pöhla Schweden 82 Schweinfurt 44 Schweiz 9, 82 – 84 Sebnitz 39, 552 Seekamp 104 Siegburg 552 Sieker 140

Orte

Sieker (Bielefeld) 140, 553, 639 Skandinavien 9, 81 Słupsk s. Stolp Solingen (s. auch Wald) 101, 553, 583, 584, 640 Soltau 555, 640 Sondershausen 556 Sonneberg 402, 556, 557, 640 Sossenheim (Frankfurt am Main) 203, 230, 557, 640 Sowjetunion s. Russland Sprottau (Szprotawa) 559 Stahmeln s. Quasnitz Staßfurt 560 Steinheim an der Murr 58, 137, 489, 560, 640 Stendal 562 Stettin (Szczecin) 293, 562, 564 St. Johann 138 Stockholm 82 Stollberg/Erzgeb. 44, 563 Stolp (Słupsk) 563, 564, 641 Stralsund 51, 412, 564, 565, 641 Striegau (Strzegom) 566 Stuttgart 39, 47, 48, 51, 58, 62, 97, 100, 109, 110, 118, 123, 131, 153, 230, 237, 264, 294, 298, 307, 566 – 570, 641, 642 Sudbrack (Bielefeld) 575, 642 Süddeutschland 47, 150 Südharz 46 Sulzbach (Saar) 575, 642 Sülzetal s. Langenweddingen Szczecin s. Stettin Szprotawa s. Sprottau

Vilbel (Bad Vilbel) 58, 73, 110, 134, 135, 246, 492, 581 Villingen 583

Tambach-Dietharz 575 Thalheim/Erzgeb. 576 Thüringen 46 Trebur 46, 144, 145, 225, 251 Triebes (Zeulenroda-Triebes) 577, 642 Trier 578 Tschechoslowakei 9 Turku 82

Zagan s. Sagan Zechau-Leesen (Kriebitzsch) 597 Zeitz 139, 597, 646 Zella-Mehlis 598 Zerbst 34, 599 Zeulenroda-Triebes s. Triebes, Zeulenroda Zeulenroda (Zeulenroda-Triebes) 223, 599 Zittau 46, 600 Zürich 107 Zwenkau 601 Zwickau (s. auch Planitz) 44, 51, 95, 110, 126, 187, 240, 309, 413, 520, 557, 601, 605, 646 Zwönitz (s. auch Brünlos) 18, 338, 606, 613

Ulm 579 Unterriexingen 298 Vegesack (Bremen) 580 Velbert 581

Wachau b. Radeberg s. Lomnitz Wald (Solingen) 583, 584 Wandsbek (Hamburg) 44, 261, 585 Wanne-Eickel (Herne) 586, 643 Weimar 37, 49, 107, 120, 201, 206, 238, 264, 265, 587, 643 Weinheim 69, 589, 643 Weißwasser 590, 644 Wellinghofen (Dortmund) 591 Wenigenjena 449 Wernigerode 13, 43, 139, 248, 592, 644 Westpreußen 18, 45 Wien 221 Wien-Favoriten 83 Wiesbaden 77, 593 Wilkau-Haßlau s. Niederhaßlau Wilsdruff 218 Winsen a. d. Luhe 594 Wismar 40, 594 Wolfen 450 Worms 153, 594, 645 Wrocław s. Breslau Wuppertal (s. auch Barmen–Elberfeld, Elberfeld, Ronsdorf) 377, 540 Württemberg 567 Würzburg 73, 595 Wurzen 68, 596, 645 Wüstenbrand (Hohenstein-Ernstthal) 596, 645

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Danksagung

Das vorliegende Buch ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation. Ohne die Unterstützung vieler Menschen wäre es mir nicht gelungen, diese Studie zu verwirklichen. Ich bin allen am Zustandekommen der Arbeit Beteiligten zu großem Dank verpflichtet. Neben meinem Doktorvater Winfried Nerdinger, der mich über viele Jahre begleitet und unterstützt hat, gilt mein Dank vor allem den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zahlreichen Archive und Bibliotheken sowie den vielen Einzelpersonen, die mir bei meiner Recherche mit wichtigen Auskünften und Hinweisen weitergeholfen haben. Für die große Hilfe bei der Finanzierung der Drucklegung danke ich Holger Gorr sowie den Zuschussgebern (Hans-Böckler-Stiftung, Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften, Konzentration GmbH und Johannes Sassenbach Gesellschaft). Ohne die unschätzbare Hilfe von Dr. Rainer Ostermann bei der Erstellung eines druckfähigen Manuskripts wäre das Werk womöglich nie zu einem Abschluss gebracht geworden. Nicht zuletzt danke ich Max Schubert für seine große Geduld sowie allen übrigen Familienmitgliedern für ihren vielfältigen Beistand.

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