Das Stifterbuch des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen: Kritische Neuedition und sprachliche Einordnung [Reprint 2018 ed.] 9783110886702, 9783110141856


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German Pages 471 [476] Year 1994

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Handschriften des Schaffhauser Stifterbuches
3. Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Schaffhauser Stifterbuches
4. Literaturverzeichnis
5. Abbildungen
Anhang
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Das Stifterbuch des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen: Kritische Neuedition und sprachliche Einordnung [Reprint 2018 ed.]
 9783110886702, 9783110141856

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Heinz Gallmann Das Stifterbuch des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen

Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker Begründet von

Bernhard Ten Brink und Wilhelm Scherer

Neue Folge Herausgegeben von

Stefan Sonderegger

104 (228)

w DE

G Walter de Gruyter • Berlin • New York 1994

Das Stifterbuch des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen Kritische Neuedition und sprachliche Einordnung

von

Heinz Gallmann

w DE

G Walter de Gruyter • Berlin • New York 1994

Die vorliegende Arbeit wurde von der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich im Sommersemester 1993 auf Antrag von Prof. Dr. Dr. h.c. et h. c. Stefan Sonderegger als Dissertation angenommen.

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

Die Deutsche

Bibliothek



CIP-Hinheitsaufnahme

Gallmann, Heinz: Das Stifterbuch des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen : kritische Neuedition und sprachliche Einordnung / von Heinz Gallmann. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1994 (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker ; N. F., 104 = 228) Zugl.: Zürich, Univ., Diss., 1993 ISBN 3-11-014185-X NF.: GT

ISSN 0481-3596 © Copyright 1993 by Walter de Gruyter & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. J e d e Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Z u s t i m m u n g des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, M i k r o v e r f i l m u n g e n und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck: Werner Hildebrand, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer-GmbH, Berlin

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde anfangs des Jahres 1993 als Dissertation an der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich eingereicht. Sie entstand auf Anregung von Prof. Dr. Dr. h.c. et h.c. Stefan Sonderegger. Es ist üblich, daß nach Studienabschluß mit dem Lizentiat die Dissertation fertiggestellt wird, bevor man eine volle berufliche Aufgabe antritt. Dies war auch meine Absicht; der Weg verlief aber anders, indem schon vor der Lizentiatsprüfung - unter Vorbehalt des Prüfungserfolgs - meine Wahl zum Hauptlehrer für Deutsch und Geschichte an die Kantonsschule Schaffhausen erfolgte. Dies schien die Möglichkeit zu geben, die Lizentiatsarbeit über das Schaffhauser Stifterbuch unter Benützung der Archivalien des Staatsarchivs Schaffhausen nach und nach auszubauen zur Dissertation. Schon recht bald folgte aber mit der Berufung zur Leitung des Hochalpinen Töchter-Instituts Fetan im Unterengadin eine Herausforderung, die keine Zeit übrig ließ, an der Dissertation zu arbeiten, obwohl Herr Prof. Sonderegger, zu dem die Verbindung nie abriß, immer wieder freundlich dazu drängte. Ein Unterbruch in der beruflichen Tätigkeit gab ein Vierteljahrhundert nach Annahme der Lizentiatsarbeit Gelegenheit, der philologischen und historischen Faszination der Thematik nachzugeben, die Arbeit wieder aufzugreifen und fertigzustellen. Ganz besonders herzlichen Dank spreche ich meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. et h.c. Stefan Sonderegger, aus, der mich zu dieser Arbeit anregte, sie forderte, dessen ungebrochenes Interesse nach langer Zeit die Fertigstellung veranlaßte und diese in fachlicher und menschlicher Hinsicht unterstützte. Mein herzlicher Dank gilt aber auch Dr. Hans Lieb, Staatsarchivar in Schaffhausen, dessen Rat und Unterstützung ich in angenehmster Weise immer wieder in Anspruch nehmen durfte. Guarda, im September 1993

Heinz Gallmann

Inhaltsverzeichnis Vorwort

V

1. Einleitung

1

1.1.

Die Bedeutung des Schaffhauser Stifterbuches

1

1.2.

Inhalt des Schaffhauser Stifterbuches

5

1.3. 1.3.1. 1.3.2. 1.3.3.

Historische Hintergründe zum Stifterbuch Schafihausen und das Kloster Allerheiligen Die Nellenburger Klostergeschichte

31 31 38 46

1.4. 1.4.1. 1.4.2. 1.4.3.

Zur literarischen Einstufung des Stifterbuches Gliederung, Schichtung, Gestaltung Erzählte Zeit Erzählzeit

58 58 61 63

2. Die Handschriften des Schaffhauser Stifterbuches

67

2.1.

Quellenlage

67

2.2. 2.2.1. 2.2.2. 2.2.3.

Handschriftenbeschreibung Handschrift A [Hs. A] Handschrift B [Hs. B] Handschrift C [Hs. C]

68 69 75 80

2.3. 2.3.1. 2.3.2. 2.3.3 2.3.4.

Stemma und Datierungsprobleme Ausgangslage Annahmen in früheren Editionen Stemma des Stifterbuches Datierung der Handschriften A, B und C

83 83 84 85 89

VJJJ

2.4.

Inhaltsverzeichnis

Frühere Editionen des Stifterbuches

90

3. Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Schaflhauser Stifterbuches

91

3.1.

94

3.1.1. 3.1.2. 3.1.3. 3.2. 3.2.1. 3.2.2. 3.2.2.1. 3.2.2.2. 3.2.2.3. 3 .2.2.4. 3.2.2.5. 3.2.2.6. 3.2.2.7. 3.2.2.8. 3.2.3. 3.2.4.

Allgemeine Kennmerkmale der verschiedenen HandSchriften Kurzvokale Langvokale Diphthonge

95 99 104

3.2.4.1. 3.2.4.2. 3.2.4.3. 3.2.4.4. 3.2.4.5. 3.2.5.

Detailanalyse anhand der Verbalformen Statistisches Starke Verba Starke Verbal Starke Verba II Starke Verba III Starke Verba IV Starke Verba V Starke Verba VI Starke Verba VII (urspr. reduplizierende Verba) Anomale Verba Schwache Verba Zusammenstellung von Besonderheiten der Verbalflexion Flexionsendungen Nominale Formen des Verbs Plusquamperfektbildungen Auslautverhärtung, Synkope und Apokope Vokalismus Übersicht über belegte Verbalformen

108 108 113 114 115 115 116 118 119 119 120 127 130 130 132 136 136 139 140

3.3.

Schlußfolgerungen

174

4. Literaturverzeichnis

177

4.1. 4.2. 4.3.

177 177 179

Abkürzungen Quellen Frühere Editionen des Stifterbuches

Inhaltsverzeichnis

4.4. 4.5. 4.6. 4.7.

Literaturverzeichnis: Historisches Literaturverzeichnis: Philologisches Literaturverzeichnis: benutzte Wörterbücher, Lexika, Bibliothekskataloge Verzeichnis der Abbildungen

5. Abbildungen

IX 179 188 193 195 197

Anhang A Handschriftenedition

2*

a) Zur Textdarstellung b) Das Schaffhauser Stifterbuch in den Hss. A und B Das Schaffhauser Stifterbuch in der Hs. C

2* 6* 7*

B Glossar

109*

a) Verzeichnis der Abkürzungen 109* b) Verzeichnis der Eigennamen 110* Exkurs über die Etymologie des Ortsnamens Schafihausen . 132* c) Wörterverzeichnis 141* C

Inhaltliche Gliederung des Stifterbuches (Übersicht)

236*

D Graphematik des Ortsnamens "Schafihausen" in Urkunden des 11. Jahrhunderts (Übersicht über Belege)

243*

1. Einleitung 1.1. Die Bedeutung des Schaffhauser Stifterbuches Das sog."Schaffhauser Stifterbuch" ist in drei Handschriften des 14 / 15. Jahrhunderts' und in einigen jüngeren, kürzeren Abschriften erhalten. Berichtet wird von der Gründung des Klosters Allerheiligen in Schaphausen durch Graf Eberhard von Nellenburg um 1050, von der Ausstattung und dem Aufschwung des Klosters noch zu Zeiten Eberhards, vor allem aber zur Zeit seines Sohnes, des Grafen Burkhard von Nellenburg. Erwähnt wird aber auch, daß die politischen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Investiturstreit für das junge, aufblühende Kloster einige Probleme brachten. Die Schilderung der Gründungszeit des Klosters Allerheiligen im Stifterbuch erweist sich überall da, wo sie sich durch Urkunden und Ausgrabungen belegen läßt, als zuverlässig, macht uns aber nicht nur mit dem historischen Hintergrund vertraut, sondern greift weiter aus. Im Zentrum stehen der Klostergründer, Graf Eberhard von Nellenburg, und seine Familie. Seine Eltern, die fromme Mutter Hedwig und der grimmige Vater Eppo, werden farbig geschildert. Sorgfaltig eingeflochten wird das Leben von Eberhards Gemahlin Ita, während die Schilderung von Eberhards Sohn und Nachfolger, Graf Burkhard von Nellenburg, mit dem das Nellenburger Geschlecht in direkter Linie ausstirbt, merkwürdig blaß bleibt, obwohl er zur Neugestaltung des Klosters in geistlicher Hinsicht durch die Einfuhrung der Hirsauer Reform, in weltlicher Hinsicht durch die Schenkung von umfangreichem Besitz und in baulicher Hinsicht durch den Bau des Münsters und die Erweiterung der monastischen Anlage wesentlich beigetragen hat. Deutlich zu unterscheiden ist demnach zwischen einem historisch zuverlässigen Bericht über die Gründung und frühe Entwicklung des

1

vgl. Handschriftenbeschreibung, S. 67ff., und 4.2. Quellen, S. 177ff.

2

Einleitung

Klosters Allerheiligen und einem legendenhaft ausgeschmückten Teil, der sich um die Person des Stifters, des Grafen Eberhard, schlingt2. Im Wandel das Dauernde zu sichern und damit der Vergänglichkeit entgegenzuwirken, ist ein menschliches Grundverlangen. Die Überlieferung von Erinnertem entspringt offenbar diesem Grundverlangen, Gewesenes zu erzählen3. Aber auch Werthaltungen zerrännen ins Nichts, das Gute fiele der Vergessenheit anheim, würde es nicht Gegenstand literarischer Gestaltung, dadurch ins Gedächtnis gehoben und bewahrt4 mit denen, die Gutes tun. Gottfried von Straßburg gibt dem (um 1210) in seinem Prolog zum "Tristan" prägnanten Ausdruck: Gedcehte man ir ze guote niht, von den der werlde guot geschiht, so wcerez allez alse niht, swaz guotes in der werlde geschiht*.

('Gedächte man nicht im Guten derer, durch die der Welt Gutes geschieht, so wäre alles ein Nichts, was an Gutem in der Welt geschieht.') Das Stifterbuch ist in diesem Sinne der memoria verpflichtet, es will mit der Erinnerung an die Gründung des Klosters und an den Klostergründer Beispielhaftes dem Vergessen entziehen, einer späteren Zeit erhalten als Vorbildliches. Wenn der Autor namenlos bleibt, auf das Gedenken verzichtet, dann zeigt sich darin die demütige Haltung, die als besondere Tugend im Stifterbuch dargestellt wird. Der Verzicht 2 3

4

5

Diese Schichtung wird später genauer untersucht, vgl. S. 58f. Mnemosyne, die griechische Göttin der Erinnerung, ist denn auch die Mutter der Musen, ihre älteste Tochter, Klio, die Muse von Epos und Geschichtsschreibung. HÖLDERLIN beginnt sein Gedicht Mnemosyne' (in der älteren Fassung) mit den Worten, die an den Prolog des "Tristan", dessen Anfang unten zitiert ist, anzuklingen scheinen: Ein Zeichen sind wir, deutungslos Schmerzlos sind wir und haben fast Die Sprache in der Fremde verloren. Zur Weiterverfolgung dieses Gedankens sei verwiesen auf FRIEDRICH OHLY, Bemerkungen eines Philologen zur Memoria, in: Memoria. Der geschichtliche Zeugniswert des liturgischen Gedenkens im Mittelalter, hrsg. von K. Schmid und J. Wollasch, München 1984, 9 - 68. GOTTFRIED VON STRASSBURG, Tristan, V. 1 - 4. [Text nach der Tristanausgabe von Friedrich Ranke, zitiert aus: GOTTFRIED WEBER, Gottfried von Straßburg, Tristan, Darmstadt 1967.]

Die Bedeutung des Schaflhauser Stifterbuches

3

auf das Gedächtnis als Autor bedeutet also demütiges Zurücktreten vor den dargestellten, verehrten Gestalten, heißt aber wohl auch, daß der Autor sich aufgehoben weiß in einer monastischen Gebetsgemeinschaft, die sein Gedächtnis auch nach seinem Tode pflegen wird6. Damit ist ein Anhaltspunkt dafür gegeben, daß der unbekannte Autor in der Klostergemeinschaft von Allerheiligen zu suchen wäre7. Der ursprünglichen Erzählschicht des Stifterbuches, das nicht Geschichtsquelle sein will - in dieser Beziehung auch weniger leistet als etwa eine Chronik -, sondern literarischen Anspruch erhebt, ist mit dem Bericht von Wundern, die zu Lebzeiten des Grafen Eberhard und an seinem Grabe geschehen sein sollen, eine weitere, legendenhafte Schicht hinzugefugt. Die Legende als reich ausgebildete literarische Gattung des Mittelalters diente der Stiftung und Bewahrung des Gedächtnisses von im Leben hervorragenden und im Tod zu Gott erhöhten Menschen für die liturgische Verehrung, aber auch zur Erhaltung ihres Beispiels für die Nachwelt8. Die lokale Bindung mit dem An6

Nochmals sei dazu Friedrich Ohly zitiert: "Gedächtnis macht bescheiden und getrost, ist eine Bedingung von Kultur, der Einsicht in das Wandel Überdauernde, der Möglichkeit des Gegenwärtighabens von Gewesenem, das prägend lebt." [F. OHLY, Der Verfluchte und der Erwählte, Opladen 1976, 136.] Das Anliegen, im Gedächtnis fortzuleben, legt DANTE mehreren ins Inferno Verdammten, deren Leiden durch das Vergessen geschärft ist, in den Mund. Als eindrucksvolles Beispiel seien die Worte von Petrus de Vinea, dem Vertrauten Kaiser Friedrichs H, von ihm nach einer Verleumdung fallengelassen und geblendet, zitiert: Xm 76 E se di voi alcun nel mondo tiede, conforti la memoria mia, che giace ancor del colpo che 'nvidia le diede Übersetzung von Hermann Gmelin:. Wenn einer von euch heimkehrt auf die Erde, So mög er droben mein Gedächtnis heben, Das noch damiederliegt vom Schlag des Neides. Weitere Beispiele bei F. OHLY, Bemerkungen eines Philologen zur Memoria,

7

8

26ff.

Demgegenüber bitten die Schreiber der vorliegenden Hss. um memoria: Der Schreiber der Hs. A bittet am Schluß des ganzen Codex ohne Namensnennung, seiner im Gebet zu gedenken [vgl. S. 73], Der Schreiber der Hs. B, der Franziskaner Heinrich von Hüffingen, nennt sich im Schreibervermerk [vgl. S. 78]. Die Bitte, seiner im Gebet zu gedenken, trägt der Schreiber der Hs. C, Hans Trechsel, vor [vgl. S. 81]. Dazu F. OHLY, a.a.O., bes. S. 46 - 48. - Vgl. auch S. 63.

4

Einleitung

spruch auf Heiligsprechung des Klostergründers Eberhard sucht zudem kulturelle Bedeutung für Schafihausen, wo das Stifterbuch zweifellos entstanden ist, zu sichern. Das Stifterbuch versuchte nicht nur in seinem legendenhaften Teil einen Schaffhauser Stadtheiligen in Gestalt des Klostergründers Eberhard zu legitimieren, es verfolgte auch politische Ziele, indem darin das Verhältnis zwischen Kloster und Stadt subtil angesprochen oder die Aufsichtsfunktion von Allerheiligen über Zucht und Ordnung im Frauenkloster St. Agnes dezidiert dargelegt wird. Von seinem dokumentarischen Wert her ist das Stifterbuch bedeutend, hält es doch die Entwicklung des Klosters Allerheiligen in Schaphausen von der Gründung des kleinen, für einen Abt und zwölf Mönche gedachten Eigenklosters der Nellenburger zu einem der bedeutendsten und einflußreichsten Reformklöster im Räume Bodensee Schwarzwald fest; Allerheiligen steht damit neben St. Blasien und Hirsau. Nachgezeichnet wird im Stifterbuch aber auch die Entwicklung des geistlichen Lebens und des politischen Umfeldes in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Ursprüngliches Ziel der vorliegenden Arbeit war die Neuedition9 des "Schaffhauser Stifterbuches" mit Glossar. Die reichhaltigen Bezüge verlangten darüber hinaus nach einer Beleuchtung der historischen Hintergründe der im Stifterbuch geschilderten Zeit10. Die Darstellung sprach- und literaturgeschichtlicher Einordnungsprobleme drängte sich auf, weil einerseits ein Überlieferungsintervall von mehr als zwei Jahrhunderten zwischen der erzählten Zeit und der vorliegenden Fassung besteht, andererseits die drei behandelten Handschriften in der Übergangszeit von der spätmittelhochdeutschen zur frühneuhochdeutschen Sprachstufe zu situieren sind. Um dem Leser den Einstieg zu erleichtern, ist zunächst eine leicht verkürzende Übersetzung des mhd.-frühnhd. Textes im Sinne einer Übersicht über den Inhalt des Stifterbuches - die in den Handschriften A und B dem Stifterbuch folgenden Teile sind hier nicht erfaßt - gegeben, dann werden der historische Hintergrund und die literaturge9 10

Frühere Editionen: vgl. S. 90 und 179. Eine Zusammenfassung auch der kunsthistorischen und archäologischen Forschungsergebnisse beizufügen, wäre reizvoll gewesen, hätte aber den Rahmen dieser Arbeit gesprengt. Das Desideratum, die Untersuchung auszudehnen auf die weiteren Teile in den Codices mit den bearbeiteten Hss. und auf die Urkundensprache besteht weiterhin.

Inhalt des Schaflhauser Stifterbuches

5

schichtlichen Probleme umrissen. Damit wenden wir uns zuerst der erzählten Zeit, der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, dann der Überlieferungszeit im 14./15. Jahrhundert zu. Daran schließt die Diskussion von Problemen der sprachgeschichtlichen Einstufung an.

1.2. Inhalt des Schaffhauser Stifterbuches Die neuhochdeutsche Wiedergabe des Stifterbuches folgt möglichst genau dem Text der drei Handschriften und versucht bei Abweichungen, die gekennzeichnet sind, eine sinnvolle Mitte im Sinne der Erschließung einer ursprünglichen Erzählfolge einzuhalten. Wiederholungen und Parallelismen sind dort gekürzt, wo keine inhaltliche Absicht erkennbar ist; ebenso wurde bei den Epitheta omantia vereinfacht, wo nicht eine besondere Absicht dahinter zu vermuten ist. Hingegen wurden Namen gelegentlich präzisierend wiederholt, wenn es zur Klarstellung als notwendig erschien. Die Anmerkungen sind möglichst knapp im Sinne von Verweisen auf ausfuhrlichere Darstellungen gehalten; das Verzeichnis der Eigennamen im Glossar soll als Register dienen. Zum Zwecke des Vergleichs mit dem Text der Handschriften sind am Rand die Seitenangaben der Textedition sowie die auf Mone zurückgehende Kapitelnumerierung eingesetzt. Das Eingangsgedicht des Stifterbuches gibt eine weltanschauliche Betrachtung zur Problematik des Rittertums: 1. Sehr oft wird davon berichtet, wie hohe Herren ihren Reichtum durch Übermut verlieren und daß sie lediglich weltlichen Ehren nachjagen. Viel eher sollte von jenen berichtet werden, die Klöster und Kirchen gestiftet haben in welschen Landen, im Schwabenland und wo auch immer der christliche Glaube anerkannt ist. Namentlich können sie nicht alle aufgezählt werden, aber dem Verfasser ist einer wohl bekannt, weil er eine Beschreibung seines Lebens gefunden hat. An Adel und an Reichtum war kaum einer ihm gleich, vor Kaisem und Königen 8 wurde oft in dieser Weise von ihm gesprochen und im ganzen Schwabenland kannte man seinen Namen bestens. Graf Eberhard von Nellenburg verzichtete auf Burgen und Städte und darauf, was

6

Einleitung

ihm Gott an Gütern verliehen hatte. Vielmehr stiftete er damit ein Kloster zur Ehre Gottes und aller seiner Heiligen in Schaffhausen". Von seinem Vater und seiner Mutter erfahrt man in diesem Buch, und wie sein Leben bis an sein Ende gottgefällig war. Im weiteren wird in Prosa berichtet: 2. Eppo 12 hieß ein hoher Graf im Schwabenland, sodaß man zu jener Zeit an edler Geburt, an Ehre und Gut kaum seinesgleichen fand. Er war aber auch ein grimmiger, furchterregender Mann; mancher hohe Herr mußte ihn fürchten. Er kümmerte sich auch wenig um Gott, seinen heiligen Schöpfer, sondern achtete nur darauf, wie er weltliche Ehre und Lob gewinnen könnte. 10 Seine Frau hieß Hedwig, sie war von edler Geburt, aus kaiserlichem und königlichem Geschlecht, denn sie war die Tochter von Kaiser Heinrichs Schwester13, der das Bistum Bamberg gründete. Und wenn ihr Herr, Graf Eppo, sein Leben ganz auf weltliche Ehre und Lob ausrichtete, so richtete die fromme Gräfin Hedwig, seine Frau, ihr ganzes Leben nach Gottes Willen mit Gebet, mit Almosengeben, mit Kirchgang, mit dem Stiften von Messen und so vielen guten Taten, als eine weltliche Frau zu tun imstande war. Sie hatte auch die Gewohnheit, daß sie allnächtlich von ihres Herrn Seite aufstand und als Gottesdienst aus einem Psalter las, andere gute Gebete sprach und dann sich wieder zu ihrem Herrn legte. Das verdroß ihn gar sehr, und er war oft sehr zornig darüber, daß sie des Nachts aufstand, und über andere gute Taten. Und da er es ihr mit Worten nicht verwehren mochte, wollte er es ihr mit Taten verwehren. Eines Nachts, nachdem die Gräfin Hedwig nach ihrer Gewohnheit 12 aufgestanden war, lange gebetet hatte, sich dann wieder hingelegt und in großer Müdigkeit eingeschlafen war, da stand Graf Eppo 11

12

13

Zum Stammsitz der Nellenburger westlich von Stockach vgl. S. 38. - Eberhard (HI.), 'der Selige', Graf von Nellenburg, Stifter von Allerheiligen: S. 40ff. Graf Eppo von Nellenburg, Enkel des Thurgaugrafen Eberhard (957 - 971), vermutlich Urenkel des 889 genannten Zürichgaugrafen Eberhard, Vater des Stifters Eberhard. Vgl. S. 38ff. Zu den verwandtschaftlichen Beziehungen Hedwigs vgl. S. 39, bes. Anm. 111. - Heinrich II. gründete 1007 das Bistum Bamberg.

Inhalt des Schaflhauser Stifterbuches

7

heimlich auf mit zornigem Sinn, stahl ihr den Psalter, ging in die Küche und verscharrte ihn geöffnet in einer großen, heißen Glut. Darauf ging er heimlich zurück und legte sich gar fröhlich wieder nieder, in der Meinimg, sich nun an ihr gerächt zu haben. Als in der Frühe die Köche aufstanden und das Feuer auskratzten, um das Mahl zu bereiten, da fanden sie den Psalter in der Glut liegen. Sie erschraken so sehr, daß sie nicht den Mut hatten, ihn aus der Glut zu nehmen. Sie hießen ihre Herrin schnell wecken und sagten ihr, was geschehen sei. Die fromme Gräfin Hedwig ging sogleich hin und fand den Psalter in der Glut, die lag darunter, darüber und darin. Und doch hatte das Feuer seine Kraft verloren, denn er war außen und innen so unbeschädigt, als ob er in ein feines Tuch eingewunden gewesen wäre. Als der Herr dieses große Wunder sah, da erschrak er gar sehr. Und wenn er vorher eines grimmigen Löwen Mut und Sitten gehabt hatte, so ward er jetzt sanft wie ein Schaf, 14 sowohl in seiner Gesinnung als auch in seinem Benehmen, und er gönnte seiner Frau fortan, was sie Gutes tun mochte. Er legte auch seine weltliche Gesinnung ab und bemühte sich um gute Taten. Damit ward ein Salomo-Wort an ihm vollbracht: "Salvatur vir infidelis per mulierem fidelem."14 Es wird ein untugendhaftiger, unseliger, ungläubiger Mann tugendhaft, gesegnet und gläubig durch eine tugendhafte, glückbringende, gläubige Frau. 3. Danach gab ihnen Gott einen Erben, einen Sohn, der wurde auf den Namen Eberhard getauft15. Schon in früher Jugend kamen alle seine Tugenden zum Vorschein; wie man oft sieht, daß vom wohlgearteten Baume das gute Obst kommt, also wuchs auch der Jüngling Eberhard heran. Wo immer er unter andern edlen Kindern war, lobte man sein Benehmen vor ihnen allen. 4. Da fügte es sich, als Eberhard, der junge Graf, noch in seiner Jugend war, daß sein Vater, Graf Eppo, starb. Die fromme Gräfin Hedwig sah wohl, als ihr Herr von dieser Welt schied,

14 15

Paulus, 1. Kor. 7,14, kann nicht als Zitat Salomos gelten. Eberhard hatte noch zwei Brüder, Burkhard und Mangold; vgl. S. 40.

8

Einleitung

16 daß ihr Sohn Eberhard ein tugendhafter Jüngling war, daß sie ihm vertrauen konnte, daß er auch als Erwachsener auf seine Seele und sein Gut achten würde. Was sie zuvor oft im Sinne gehabt hatte, das setzte sie nun in die Tat um. Sie schied mit ihrem Erbgute von ihrem Sohn Graf Eberhard und baute damit ein Kloster zur Ehre der Himmelskönigin Maria im Bistum Mainz auf ihrem eigenen Besitze, das Kloster heißt Schwabenheim16. Und sie ging zusammen mit manchen edlen Frauen in dieses Kloster und blieb darin in gottesfürchtigem Leben bis zu ihrem Ende. 5. Als der junge Graf Eberhard sah, daß seine liebe Mutter sich von ihm getrennt hatte, um sich nach Gottes Willen zu richten, da vertraute er sein Gut seinen Verwandten zur Pflege an, da er noch zu jung dazu war; er wählte für sich und alle seine Ritter einen Priester namens Liutpaldus17 als Erzieher, der war von Jugend auf bis an sein Ende ein reiner, kluger Mann, mit allen Tugenden gezieret. 6. 17 Liutpald lehrte seinen jungen Herrn nach weltlicher Sitte und nach Gottes Willen leben. Er lehrte ihn auch ziemlich viel von der Heiligen Schrift, daß er die verstand. Als der junge Graf ins Alter gekommen war, da er zu andern Herren reiten sollte, da kamen seine Verwandten und verheirateten ihn mit Ita, die aus dem höchsten Grafengeschlecht in deutschen Landen stammte18. Oft sieht man, daß ein Ding, das dem andern gleich ist, sich seinesgleichen verbindet; so war auch die edle Gräfin Ita mit allen Tugenden geschmückt, besonders aber mit Gottesfurcht und was zum Gottesdienst gehört: Gebet, Erbarmen mit den Armen, Fürsorge für ihre Seele und ihre Ehre. 7. Sie waren auch beide so wohl vereinigt, der tugendhafte Graf Eberhard und Gräfin Ita, seine Frau, daß ihr Gesinde niemals Streit zwischen ihnen vernahm. Denn wenn er viel Gutes tun wollte, etwa armen Leuten gegenüber, so hätte sie gerne noch mehr getan. Weil sie 16 17 18

Pfaffen-Schwabenheim bei Bad Kreuznach, vgl. Glossar "Swäbenhain". vgl. Glossar Ita war vermutlich die Tochter des Grafen von Kirchberg; vgl. S. 41 f.

Inhalt des Schaflhauser Stifterbuches

9

20 beide ein so einiges Leben führten, gab ihnen Gott die schönste Nachkommenschaft, die man im ganzen deutschen Lande fand: zwei Töchter, daß man schönere nicht fand19, und sechs Söhne, daß man besser aussehende an Gestalt, an Schönheit, an edlem und züchtigem Benehmen kaum finden mochte. Zwei von ihnen waren gelehrt in der Heiligen Schrift, davon wurde einer ein heiliger Erzbischof 20 , der andere ein guter Abt in der Reichenau21. Die andern vier Söhne waren im Laienstand22. 8. Ein weiser Mann sprach: Weltliche Dinge zergehen, göttliche bestehen. So waren auch zwei von Eberhards Söhnen beim Kaiser in Kriegsdiensten und verloren auch beide Leib und Leben in einem Krieg in Sachsen23. Der fünfte Sohn hieß Albrecht24, der war von Jugend auf gar sanftmütig und lebte im Elternhause. Als er noch jung war, kam der zu ihm, der uns alle von dieser Welt nimmt. Und da er auf dem Totenbette lag und die Seele von ihm 22 scheiden wollte, da redete er so schön Latein, als ob er immer in der Schule gewesen wäre, doch hatte er die Schrift nie gelernt. Damit wollte Gott zeigen, daß er ihn seines reinen, keuschen Lebens und seiner einfaltigen Demut wegen in den Stand der höchsten Weisheit setze. 9. Der sechste Sohn hieß Burkhard25, der wurde seines Vaters Erbe an Vermögen und dem Wesen nach, wie es in diesem Buche noch erzählt wird. Nachdem ihnen Gott diese schöne Nachkommenschaft gegeben hatte, lebten sie keusch bis an ihr Ende und verwendeten ihre Zeit mit großem Emst zum Gottesdienst mit Fasten und Gebet. Der tu19 20 21 22 23

24

25

Adelheid und Irmengard, vgl. S. 45. Uto oder Udo, Erzbischof von Trier, vgl. S. 43. Eckhardus oder Ekkehard, Abt von Reichenau, vgl. S. 43. Vgl. S. 43f. und Stammbaum S. 45. Eberhard und Heinrich fielen 1075 in Heinrichs IV. Sachsenkrieg bei Homburg an der Unstrut. Bei H. KLÄUI, Grafen von Nellenburg, 193, 'Adalbert', bei GALLUS ÖHEM, 96,

'Albanus' genannt. Vgl. S. 43FF. - G. TUMBÜLT, Graf Eberhard von Nellenburg, vermutet ohne Beleg, daß Burkhard der zweite Sohn Eberhards und Itas war. Gallus öhem nennt ihn an sechster Stelle. Vgl. auch Anm. 133, 138.

10

Einleitung

gendhafte Graf gab so große Almosen, daß er sich oft wegen der vielen armen Leute kaum zu Tische setzen konnte. Er hatte auch die Gewohnheit, daß er täglich den Psalter las, und täglich, wenn er nicht mehr haben wollte, hörte er drei Messen und opferte zu jeglicher recht viele Münzen. Als etliche Dürftige schlecht von ihm redeten, da sie dünkte, daß man die Almosen nicht in ihrem 24 Sinne verteilte, hörte er sie in seiner Demut an und gab ihnen mehr als den anderen. Er teilte auch sein Besitztum großzügig mit allen umliegenden Gotteshäusern. Da ihm als einziger Sohn, der weltlich war, der gütige Graf Burkhard blieb, gedachte er, Gott zum Danke ein Gotteshaus auf seinem Eigentum zu stiften und dennoch seinem Sohn so viel Ehre und Besitz zu hinterlassen, daß er wohl ein Herr in der Welt sein könne. 10. Nun hatte Graf Eberhard weitläufigen Besitz sowohl im Elsaß als auch in Schwaben26, und er überlegte, wo ein Gotteshaus am besten läge. Alles was hier um Schafihausen liegt, von der Nellenburg bis an den Rhein, viele Meilen lang und breit, war sein Eigentum. Allenthalben bat er gute Leute, daß sie Gott bäten, daß er einem guten Menschen ein Zeichen gäbe, wo ein Gotteshaus zu bauen wäre. Danach reiste er 26 nach Rom27 zu den heiligen zwölf Aposteln, zu Petrus und Paulus, und bat sie, daß ihm eine Stätte für den Bau eines Gotteshauses gezeigt werde. Diese Bitte wurde ihm von den Heiligen gewährt; als er auf der Reise war, wurde einem gar guten Manne das folgende Zeichen zuteil: 11. Wo das Kloster und die Stadt Schafihausen sich befinden, war in der Zeit ein ungeheurer Wald, daß man überall von Überfallen in diesem Walde sprach; man hieß ihn deshalb Schachwald28. Dieser Wald war ungeheuer groß und niemand wollte darin sein oder woh-

26

27 28

Eberhard war väterlicherseits begütert in Rätien, im Thurgau, Zürichgau und Aargau, im Klettgau, Hegau, Linzgau, der Bertoldsbaar und im Breisgau, mütterlicherseits im Nahegau und im Elsaß. G. TUMBÜLT: Graf Eberhard von Nellenburg, 426ff. - Vgl. auch S. 40f. Eberhard reiste 1047 mit Kaiser Heinrich DI. nach Rom. vgl. Glossar, "Schachwald"

Inhalt des Schaflhauser Stifterbuches

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nen. Wo jetzt das Kloster liegt, da saß ein armer Mann am Rhein29 in einem Häuschen, der führte die Leute gegen Entgelt über den Rhein. 12. 28 Dieser Wald gehörte dem Grafen Eberhard von Nellenburg. Als er von Rom zurückreiste, betete der gute Fährmann am Rhein, wie ihn Graf Eberhard gebeten hatte, um das Zeichen für eine Klosterstätte. Da sah er während seiner Andacht eine Röte aufgehen von der Erde bis an den Himmel an der Stelle, wo nun die Urständskapelle, auch Erhardskapelle genannt, steht. Auf der Röte sah man ein goldenes Kreuz. Von diesem Zeichen berichtete der gute Mann dem Grafen Eberhard. 13. Sogleich ließ Graf Eberhard an dieser Stelle Holz und Dorngestrüpp wegräumen, stiftete hier eine Kapelle und setzte drei Altäre darein. Zum großen Glück und zu einem segensreichen Anfang kam zu der Zeit ein heiliger Papst von Rom her, der hieß Leo und war mit Graf Eberhard verwandt. Der weihte mit seinen heiligen Händen die Kapelle30, einen 30 Altar zur Ehre unseres Herrn Geburt, den zweiten zur Ehre der heiligen Auferstehung, den dritten zur Ehre unseres Herrn Himmelfahrt. Die Kapelle nannte man Auferstehungskapelle (Urständskapelle). 14. Danach begann Graf Eberhard ein Münster zu bauen, beraten von seiner tugendhaften Frau, der Gräfin Ita, und vom weisen Priester Liutpald, der ihn erzogen in seiner Jugend, ihn Zucht und Bescheidenheit gelehrt hatte31. Nach wenigen Jahren, als das Münster fer-

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In einem Nachsatz finden wir zwei etymologische Deutungen des Namens Schafihausen. In den Handschriften A und B wird der Name hergeleitet vom Haus des Schiffers, des genannten Fährmannes. In der Handschrift C wird er als Schafhirt genannt. - Vgl. Glossar, "Schaffhausen" und Exkurs zur Etymologie des Ortsnamens Schaffhausen, S. 132*ff. Papst Leo IX. weihte am 22. November 1049 in Schafihausen eine Kapelle; vgl. S. 31 und Anm. 83. Zur Verwandtschaft über Eberhards Mutter Hedwig vgl. Anm. 82, 111. Nach dem Bericht über die Einweihung des Münsters wirkte Liutpald als Architekt dieses ersten Münsters; vgl. Glossar "Lütpaldus".

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Einleitung

tig gebaut war, weihte Bischof Rumald von Konstanz dieses Münster; diese Weihe geschah acht Jahre nach der Weihe der Kapelle32. 15. Gleichentags schenkte der freigebige Graf Eberhard demselben Münster mehr als 200 Hufen33 freies Eigentum. Mit dem Besitz, den er dem Münster schenkte, schmälerte er das Erbe seiner Nachkommen keineswegs, denn er hatte dieses Besitztum 32 von Kaisem und Königen für seine Dienste erhalten oder von reichen Herren gewonnen. Doch dieses Münster brachen sein Sohn, Graf Burkhard, und Abt Siegfried nach Graf Eberhards Tod ab, weil es ihnen nicht prächtig genug schien, als das Gotteshaus sich so vergrößert hatte, wie dieses Buch später berichtet. 16. Darnach baute Graf Eberhard um das Münster Kapellen, Schlafgemächer für die Ordensleute, Krankenhaus, Refektorium und alles, was ein Kloster haben muß. Er hatte es so eingerichtet, daß nur zwölf Mönche und ein Abt im Kloster sein sollten. Später, unter Abt Siegfried und dem tugendhaften Grafen Burkhard, vergrößerte sich das Kloster derart, daß man täglich mehr als 300 Personen geistlichen und weltlichen Standes, die Gott da dienten, speiste. Als Graf Eberhard das Kloster nach seiner Idee gebaut hatte, suchte er in allen Gegenden Geistliche; 34 es waren zwölf und ein Abt als Dreizehnter, die er versammelte34. Nachdem dies alles geschehen war, reiste er nach Rom und befahl das Gotteshaus und was dazu gehörte dem Papst unter seinen Schutz. 17. Papst Alexander nahm das Gotteshaus mit Leuten und Besitzungen unter seinen Schutz und gab dem Stifter, Graf Eberhard, eine solche Handfeste: Wer immer das Gotteshaus zu Schaffhausen, 32

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Einweihung von Allerheiligen durch Bischof Rumald (Rumolfus) am 3. November 1064. Vgl. Glossar. Hs. C gibt eine Bauzeit des Münsters von 13 Jahren an, alle drei Hss. verzeichnen, daß das Münster 8 Jahre nach der Kapelle geweiht worden sei. Bei der Angabe von 8 Jahren ist wohl irrtümlich Bezug genommen auf die Weihe der Basilika auf der Reichenau durch Bischof Eberhard von Konstanz 1056 (UR 6). Idiotikon: Hufe in Alemannien 40 - 48 Jucharten. Sehr wahrscheinlich kamen Abt und Mönche aus Einsiedeln, vgl. S. 47, Anm. 155.

Inhalt des Schaflhauser Stifterbuches

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das Graf Eberhard gestiftet habe, schmälere an Leuten oder Besitz, werde mit dem päpstlichen Bann belegt. Dieses Privileg bestätigten danach andere Päpste35. Der allmächtige Gott wollte der Welt den Dank für des Grafen Eberhard Dienst auf Erden und den Bau des neuen Stifts nicht allein nach seinem Tode, sondern schon zu seinen Lebzeiten erzeigen: 18. 36 In welschem Lande lebte ein Mann, der während vieler Jahre blind auf beiden Augen war, so daß er weder den Tag noch die Sonne je sah. Oftmals hatte der Blinde geträumt, es werde ein edler Herr aus deutschem Lande nach Rom fahren, der werde Eberhard genannt und stünde in Gottes Achtung so wohl, daß wenn er zu dem kommen könnte, so würde er durch ihn sehend. 19. Der Blinde tat nun wie jener Blinde, der an der Straße saß, als Jesus nach Jericho bei ihm vorbeiging, und fragte, wer vorbeiginge. Da wurde ihm gesagt, daß Jesus der Nazarener vorbeiginge. Er rief ihn an und sprach: Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner36. Gleicherweise tat auch dieser Blinde: Da ihm so oft geträumt hatte, saß er während langer Zeit an der Straße, und wenn jemand vorbeiging oder vorbeiritt, so fragte er, wer es wäre. Da er dies lange Zeit getan hatte und er selten von der Straße wegging, ihn triebe denn Hunger oder Durst oder andere Not von dannen, fuhr eines Tages der gesegnete 38 Graf durch die Stadt, in der der Blinde war, nach Rom. 20. Der Blinde hörte die Schar vorüberfahren, denn Graf Eberhard fuhr mit Kaplan, Rittern und anderem Gesinde, und er fragte die Vorreiter, wer vorüberfahre. Da sagten ihm einige von dem Gesinde, die welsche Sprache sprachen, daß ein großer Herr aus deutschem Lande, ein mächtiger Graf, vorüberfahre, der wolle zum Papst. Der Blinde fragte, wie er hieße. Sie sagten ihm, er hieße 35

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Das von Papst Alexander II. ausgestellte Privileg ist nicht erhalten, das Privileg von Papst Gregor VH. bezieht sich darauf. Vgl. Glossar "Alexander" und Anm. 49, 86. Luk. 18, 3 5 - 4 3

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Einleitung

Graf Eberhard. Da er dies hörte, war er gar froh, rief ihn mit lauter Stimme in welscher Sprache an und sprach: "Oh großherziger Graf Eberhard, oh edler Schwabe, oh lieber Gottesfreund, erbarme dich über mich armen Mann!" Der tugendhafte Graf wähnte, er bitte um Almosen und hieß ihm geben, denn es war seine Gewohnheit, wo immer er ritt oder ging, da war seine Hand allzeit offen für arme Leute. Dem Blinden ging es aber nicht darum, denn er hätte das Augenlicht gegen alles Irdische eingetauscht. Er ließ sich rasch dahin führen, 40 wo der Herr aus deutschem Lande mit seinem Gesinde Herberge genommen hatte. Und nachdem er in das Haus geführt worden war, bat er des Grafen Diener, daß sie um Gotteslohn ihm von dem Wasser gäben, mit dem ihr Herr seine Hände wasche und das von seinen Händen flöße. Die Diener taten, worum sie der arme Blinde bat; als ihr Herr seine Hände wusch, gaben sie ihm das Wasser. Der Blinde hatte ganzen Glauben; er bestrich seine Augen und sein Antlitz damit. Und sogleich wurde er sehend und wurden seine Augen so lauter wie bei keinem andern Menschen. Er rief mit lauter Stimme und lobte Gott im Himmel und den milden Grafen Eberhard von Nellenburg, durch dessen Heiligkeit er das wonnigliche Licht empfangen, das ihm Gott so viele Jahre vorenthalten hatte. Als die Kunde von diesem Geschehnis in die Stadt drang, kamen die Bürger, arme und reiche, gelehrte und ungelehrte, den edlen Grafen zu sehen, durch den Gott ein so großes 42 Wunder vollbracht hatte. Wer könnte berichten, welche Ehren man dem Grafen Eberhard erbieten wollte. Er aber tat so, wie es die wahrhaftigen Gottesfreunde tun: er wollte keiner weltlichen Ehren warten, sondern hieß sein Gesinde sogleich die Abreise vorbereiten und führ von der Stadt weg nach Rom. Als er in Rom mit dem Papst Alexander seine Geschäfte, um derentwillen er gekommen war, erledigt und Abschied von ihm genommen hatte, wollte Gott auf der Rückreise mit einem feierlichen Wunder die Gnade erzeigen, mit der er den gesegneten Grafen Eberhard bedacht hatte und fürderhin bedenken wollte: 21. Eines Tages ritt Graf Burkhard, sein Sohn, mit einigen Rittern und Knechten voraus, um seinem Vater in der nächsten Stadt eine geziemende Herberge zu besorgen. Als er recht weit voraus ge-

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ritten war, da verspürte er auf dem Wege so grimmige Schmerzen, daß Ritter und Knechte und auch 44 er selber wähnten, daß er den Tag nicht überleben werde. Sogleich sandte man Boten zum Grafen Eberhard zurück, damit er rasch vorwärts ritte, wolle er seinen Sohn noch lebend sehen. Als die Botschaft ihn erreichte, erschrak Graf Eberhard gar sehr. Er beeilte sich und fand seinen Sohn in großer Schwäche. Die Ärzte waren zu fem und niemand konnte ihm helfen. Da tat der fromme Graf, wie er oft zuvor getan hatte: Er legte seinen Willen ganz in Gottes Willen. Mit vielen Tränen kniete er nieder vor seinem Sohn, nahm zwei Holzstäbchen, legte sie kreuzweise in ein Trinkgefaß und goß Wasser darauf. Dann gab er seinem lieben Sohn zu trinken im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Sobald Graf Burkhard getrunken hatte, stand er auf und war frisch und gesund, als ob er nie Schmerzen verspürt hätte, und ritt fröhlich seines Weges. 22. 46 Graf Eberhard aber gedachte, als er wieder in sein Land gekommen war, der Wunder, die Gott durch ihn auf der Reise an dem Blinden und an seinem Sohn getan hatte, und er übte sich fortan mehr denn zuvor in Fasten, Wachen, Beten und in guten Werken. 23. Eines Tages ritt er mehrerer Angelegenheiten wegen aus. Da begegnete er dem Ritter Mangold, der einst sein Ritter gewesen war und sich dann ins Kloster zu Stein begeben hatte. Dann war er ein Abtrünniger geworden, hatte das Kloster verlassen und sein weltlich Ritterkleid wieder angezogen. Als Graf Eberhard ihn sah, hielt er sein Pferd an, seufzte gar inniglich und sprach: "Oh Mangold, wie willst du dich am jüngsten Tag vor dem zornigen und gerechten Richter verantworten, da du abtrünnig geworden bist? 0 weh, er ist dann gar gerecht, der jetzt gar geduldig und gnädig ist! 0 weh, seine Barmherzigkeit gibt uns Tag und Nacht Zeit zur Besserung! 48 O weh du Armer, kehre um, denn du weißt nicht, wann die Stunde kommt, ob zur Zeit des ersten Schlafes oder um Mitternacht, wenn die Hähne krähen oder in der Frühe!" Als er diese Worte gesprochen hatte, erschrak der Ritter so sehr, daß er sogleich vom Pferde stieg, ihm zu Füßen fiel und ihn bat,

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Einleitung

daß er ihm zeige, wie er wieder zu Gott komme. Graf Eberhard versprach, ihm zum Wiedereintritt ins Kloster Stein zu verhelfen. Mangold aber sagte, da wolle er nicht mehr sein; er wolle lieber der ärmste Dürftige bei ihm im Kloster zu Schafihausen denn der oberste im Kloster zu Stein sein. - Als Eberhard das hörte, ließ er alle Dinge, die er zu erledigen hatte, und wandte seinen ganzen Fleiß daran, dem Teufel diese Seele zu entfuhren und sie Gott wieder zu bringen. Er fuhr nach Stein und bat den Abt, daß er Mangold, der sein Mönch gewesen sei, den Austritt erlaube, damit er in seinem Kloster zu Schafihausen 50 Bruder werde. Und als dies der Abt erlaubte, führte er Mangold nach Schafihausen, um ihn dem Abt und dem Konvent zur Aufnahme in ihre Bruderschaft anzuvertrauen. So blieb Mangold als Mönch im Kloster, starb aber nach kurzer Zeit. 24. Einige Tage darnach war Eberhard eines Nachts nach einem Gottesdienst in andächtigem Gebete. Er bat Gott über sein neues Kloster, daß er es so behüte, daß sein heiliger Name da nach seinem Willen gelobt werde. Auch für den Ritter Mangold, der nur kurz im Kloster in seinem Dienst gewesen, und andere Verstorbene betete er. Als er Mangolds gedachte, kam dieser gegangen und stand vor ihm. Der gute Graf Eberhard fragte ihn: "Oh, lieber Mangold, wie steht es um dich? Wie wurdest du empfangen?" - Er antwortete: "Mir war die ewige Verdammnis zugeteilt, weil mich aber deine reinen Worte 52 bekehrten, bin ich von der Verdammnis errettet worden. Doch weil ich meinen Fuß zu spät aus der Welt zog und gegenüber Gott nicht völlig gebüßt hatte, auch säumig im Orden war, bin ich in großer Not. Aber wie du mich vor der ewigen Verdammnis beschützt hast, so kannst du mir auch aus meiner großen Not helfen, wenn du eifrig für mich zu Gott betest und meiner in der heiligen Messe gedenken heißest." - Mit diesen Worten schied er von ihm. Sogleich ging Eberhard hin, weckte seine Frau, die fromme Gräfin Ita, und sprach zu ihr: "O weh, liebe Frau, wir sind auferwecket. Wir müssen uns besser in allen guten Werken üben. Wir wähnen, daß wir große Verdienste erworben haben, und doch sind dies nur kleine Verdienste um das ewige Leben." Und er sagte ihr, was er gesehen und gehört hatte. Von dem Tage an führten sie ein noch

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viel strengeres Leben, als sie es ohnehin schon führten, mit Fasten, mit Wachen, mit Gebet, mit demütigem Lager und Gewand. Sie vertauschten ihr Bett mit einem Strohlager. Oft zog sich ihr Gebet vom Abend bis zum Morgen hin. Sie begannen sich abzumühen, um Mangold auf diese Weise aus seiner Not zu helfen. 25. Beide hatten sie St. Jakob besonders lieb, so daß sie beschlossen, 54 zu ihm zu fahren37. Eberhard hatte angeordnet, daß man während ihrer Pilgerfahrt für den toten Mangold täglich drei Seelenmessen lese, ohne andere Gebete, die er, seine Frau und andere gute Leute für ihn sprachen. Sie führten aber auch ein gar ehrenwertes Gefolge mit sich; ihr Kaplan sprach täglich, ehe sie von der Herberge aufbrachen, einige Messen. Und so vollführten sie die Pilgerfahrt und kamen wieder heim. Kurz danach, als der fromme Graf Eberhard nachts im Gebete war, kam der tote Mangold gar fröhlich zu ihm und dankte ihm gar eifrig für das, was er für ihn Gutes getan habe. Der gütige Eberhard sprach: "Oh, lieber Mangold, wie steht es um dich? Hat dir irgend etwas geholfen, was man für dich getan hat?" - Da sagte Mangold: "Ja, es hat mir wohl geholfen. Meine Sache steht gut, denn ich habe die Vereinigung mit allen Heiligen vor Gott für alle Ewigkeit empfangen." Da wurde der gesegnete Eberhard gar froh, fragte ihn aber. "Oh, lieber Mangold, sage mir, ob du weißt, ob Gott der Dienst von uns trägen Leuten keinen Lohn bringe?" - Da antwortete ihm Mangold: "Ja, euer Gebet, eure Almosen und eure guten Werke, die sind Gott von Anfang an angenehm gewesen. So wie ihr begonnen habt, vollendet eure Werke. 56 Denn euer Thron, den ihr besitzen sollt, der wird alle Tage von euren guten Werken gezieret. Und wenn ihr leibliche Dinge tut, so stehen doch eure geistlichen vor Gott dem Herrn und erwerben euch das ewige Leben38." 37

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Wallfahrt nach Santiago de Compostela. MONE setzt nach der Schilderung im Stifterbuch aufgrund der Abfolge der Ereignisse die Reise nach Spanien um 1070 an. Hs. A ist an dieser Stelle mehr dem Zölibat verpflichtet: "Und da ihr der Fleischeslust entsagt habt, so steht euer Geist beständig vor Gott und erwirbt euch das ewige Leben."

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Einleitung

Mit diesen Worten schied er fröhlich von ihm. Der glückliche Eberhard berichtete sogleich seiner tugendhaften Frau, der Gräfin Ita. Die wurde gar froh, daß Mangold erlöst war, aber auch über die Worte, die er mit ihrem Herrn gesprochen hatte. 26. Der fromme Eberhard hatte einen gar fröhlichen und festen Mut gewonnen von den Worten, die Mangold gesprochen hatte. Und was er lange im Sinne getragen hatte, daß er sich der unsteten Welt entzöge, das vollführte er nun. Seine Absicht tat er auch seiner Frau kund, die gar froh war und sprach, daß welchen Weg er auch gehe, auf dem wolle sie ihm nachfolgen. So führte der gute Eberhard seine Absicht nach Gottes Willen aus. Er entzog sich der Welt und aller seiner Güter und aller weltlichen Ehre. Er ging von der Freiheit in die Unfreiheit. Wo er Herr gewesen war, wurde er nun Untertan. Er wurde ein Mönch im Kloster zu Schaffhausen, das er selber gestiftet hatte. In aller Demut war er seinem Abte Untertan, in aller Strenge verbrachte er sein Leben. Und wie er Anfang und Ursprung des Klosters in leiblichen Dingen war, 58 so war er auch ein belehrendes Beispiel und ein Vorbild an geistlichem Leben all denen, die bei ihm waren. 27. Die fromme Gräfin Ita, seine Frau, lebte nahe beim Kloster in einem Hause, das Fronhaus genannt wird, in demütigem, einer Witwe gemäßem Leben bei andern edlen Frauen. Da blieb sie bis nach dem Tode ihres Herrn, des Grafen Eberhard. Und wie er ein Beispiel war all denen, die im Kloster waren, so führte sie in Demut all diejenigen, die bei ihr waren, an. Nachdem ihr Herr, der selige Eberhard, von dieser Welt schied zu Gott, da bauten ihr der heilige Abt Siegfried39 und ihr Sohn, der tugendhafte Graf Burkhard"0, ein Kloster zu Ehren von St. Agnes41. Darin blieb sie bis an ihr Ende, wie dieses Buch nachher beschreibt. 28. Als der gesegnete Graf Eberhard sechs Jahre in einem strengen und vollkommenen Leben im Benediktinerorden 39 40 41

vgl. S. 51ff. vgl. S.43ff. vgl. Glossar

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60 im Kloster zu Schaffhausen gedient hatte, da sah Gott seinen großen Ernst, er mochte etwa 60 Jahre gelebt haben in gottgefälliger Weise wie diese sechs Jahre. Er sandte den Boten, der allen bestimmt ist, zu ihm, das war der Tod. Er wollte ihn für seinen vollkommenen und willigen Dienst, den er von Kindheit an in weltlicher und geistlicher Hinsicht geleistet, in der ewigen Freude belohnen. Als Eberhard gewahr wurde, daß der Tod ihn von hier fortnehmen wollte, da sandte er nach seinem lieben Sohn, dem Grafen Burkhard, und legte ihm das Kloster, Leute und Gut, besonders ans Herz. Als ihm darnach seine Rechte geschehen waren als einem Christenmenschen, schied die heilige Seele von seinem wohlgearteten Leib, von dieser unsteten Welt hinweg zu den ewigen Freuden«. 29. Graf Burkhard, sein gütiger Sohn, versammelte aus allen Gegenden 62 Grafen, Freie, Dienstleute und Geistliche und bestattete seinen lieben Vater mit großen Ehren in dem Münster, das er selber Gott gestiftet hatte43. 30. Der allmächtige Gott wollte aber auch nach dem Tode Eberhards, wie er schon zu seinen Lebzeiten getan, der Welt mit mancherlei Wundem zeigen, wie angenehm ihm sein williger Dienst und sein vollkommenes Leben auf Erden gewesen waren. Viel wäre von diesen Wundem zu erzählen; einige, die an seinem Grabe geschahen und die viele Menschen sahen, seien hier berichtet: 31. Einstmals wurde ein Mann, der viele Freunde hatte, vom Teufel besessen. Seine Freunde führten ihn mit großem Leid in viele Länder, von einem Heiligen hier zum anderen dort, aber niemand konnte den Teufel aus ihm herausbringen. Und nachdem sie viel Mühsal mit ihm erlitten hatten, hörten sie davon, daß der fromme Graf

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Graf Eberhard von Nellenburg starb vermutlich 1078; vgl. S. 42 und Anm. 128. Die Reste der Stiftergräber wurden 1921 aus dem Boden des Münsters gehoben. H. LIEB, Z U den Stiftergräbem, 123f.

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Einleitung

Eberhard, durch den Gott so viele Wunder getan hatte, von dieser Welt geschieden sei. 64 Da führten sie den besessenen armen Menschen mit ganzem Glauben über Eberhards Grab. Der Teufel wurde, als er hörte, daß man ihn dahin führen wolle, so schrecklich, daß er den Besessenen nahezu getötet hätte. Man mußte ihm beide Hände und Füße fesseln, um ihn zum Grab zu bringen. Als er auf das Grab gelegt wurde, da ließ er eine solch schreckenerregende Stimme ertönen, daß sich alle, die sie hörten, wunderten, wie aus eines Menschen Leib eine solche Stimme kommen mochte. Und mit dieser Stimme mußte der Teufel aus dem Menschen fahren. Und wenn der Mann zuvor gefesselt getragen werden mußte, so ging er jetzt gesund und fröhlich mit seinen Freunden heim. 32. Danach kam ein armer Mann, der an beiden Händen gelähmt war, so daß er sie nicht zum Munde bringen konnte und man ihn viele Jahre füttern mußte. 66 Als er an das Grab kam und den heiligen Grafen Eberhard um seine Gnade bat, da wurde er sogleich so geschickt mit seinen Händen, daß er alles tun konnte, als ob ihm nie etwas gemangelt hätte. 33. Im weiteren hören wir von einem armen Menschen hier zu SchafFhausen, der von Mutterleib an stumm war, so daß er nie ein Wort sprach. Dieser Stumme kam oft zu dem Grabe und bat mit dem Sinn, so gut er sich verständlich machen konnte, den seligen Grafen Eberhard, daß er ihm zu Hilfe käme, damit er redend werde. Eines Tages wurde ihm ein Pfennig gespendet, den nahm er in den Mund, ging mit ganzem Glauben über das Grab und opferte ihn auf dem Grabe, indem er ihn aus dem Munde auf das Grab fallen ließ. Sogleich war seine Zunge befreit, so daß er reden konnte, als ob er seit seiner Kindheit geredet hätte. 68 Dieses große Wunder nahmen nicht nur zehn oder zwanzig wahr, es nahmen es alle seine Freunde und Verwandten und danach viele hundert Menschen, die ihn von Kindheit an ohne Sprache gesehen hatten, wahr. 34. Danach fügte es sich, daß ein stolzer Ritter ins Münster ging, in dem Graf Eberhard begraben war. Stolz stand er bei dem Grabe

Inhalt des Schaflhauser Stifterbuches

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und hatte einen Habicht auf der Hand. Da ging einer der Brüder vom Konvent zu ihm und fragte ihn, wie er den Mut hätte, bei eines so heiligen Mannes Grab so stolz zu stehen. Diese Zurechtweisung empfing der Ritter mit Geringschätzung, verschmähte die Worte des Mönchs und blieb stehen. - Da wollte Gott die Gnade, die er an seinen demütigen Ritter, den seligen Grafen Eberhard gelegt hatte, erzeigen: Mit den Worten, mit denen der stolze Ritter des Mönchs Worte verschmähte und den lieben Grafen Eberhard verachtete, fiel 70 der Habicht bei dem Grab von seiner Hand und war tot. Darob erschrak der Ritter gar sehr, denn er erkannte plötzlich, daß Gott ihm durch den Grafen Eberhard ein Zeichen gegeben hatte über seinen Stolz und seinen Unglauben. Mit großer Beschämung ging er hinaus. 35. Es wäre noch von vielen Wundem zu berichten, die Gott durch den seligen Grafen Eberhard getan hat an Frauen und Männern, an Blinden, Lahmen und mancherlei Kranken. Das lassen wir bleiben und nehmen die Erzählung wieder auf, wo wir sie verließen. 36. Als der gesegnete Graf Eberhard von Nellenburg aus dieser Welt schied, war der tugendhafte Graf Burkhard44 sein Erbe. Er war nicht allein Erbe seiner Burg und seiner Besitzungen, er beerbte seinen lieben Vater auch an allen Tugenden, die ein Herr Gott und der Welt gegenüber zeigen soll an Demut, an Freigebigkeit, an Gottesliebe und Gottesfurcht. 37. 72 Graf Burkhard bedachte wohl, wie sehr ihm sein seliger Vater das Kloster zu Schaffhausen mit Leuten und Gut ans Herz gelegt hatte. Er fuhr mit seinen klugen geistlichen und weltlichen Ratgebern dahin und besah das Kloster in geistlichen und weltlichen Dingen. Und als er das ganze Kloster prüfend betrachtete, da dünkte ihn und seine Ratgeber, daß sowohl der Abt als auch die Mönche in geistlicher und weltlicher Hinsicht nicht so zuverlässig wären, als

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vgl. S. 43ff.

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Einleitung

es notwendig gewesen wäre. Er fuhr zum Kloster Hirsau45, da war in jener Zeit Wilhelmus46 Abt. Der war ein berühmter Mann des Benediktinerordens hierzulande, daß man seinesgleichen nicht fand an geistlichem Leben. Er war wohl gelehrt in der Heiligen Schrift und war ein demütiger, sanftmütiger, tüchtiger Mann. Den bat der tugendhafte Graf Burkhard, daß er sich seines Klosters zu SchafFhausen auch annähme und zwölf seiner Mönche, die standhaft im Orden wären, mit sich dahin nähme47. 74 Graf Burkhard übergab dem Abt Wilhelm die Vogtei über das Kloster und die Stadt Schaffhausen, die er von seinem Vater ererbt hatte4®. Diese Freiheit bestätigte er mit den Privilegien der Päpste Gregor und Urban49. So empfing Abt Wilhelm das Kloster zu Schaffhausen und die Vogtei von dem gütigen Grafen Burkhard, kam von Hirsau her und brachte zwölf Mönche mit, die ihm an geistlicher Bildung die besten schienen. Er regierte nun beide Klöster in geistlicher und in weltlicher Hinsicht. 38. In beiden Klöstern, in Schaffliausen und in Hirsau, wandten sich nun viele edle Leute dem Orden zu. Ehre und Gut begannen sich in 43 46

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Benediktinerkloster im Nagoldtal, nördlich von Calw, Ausgangspunkt der von Abt Wilhelm getragenen Hirsauer Reform. Vgl. S. 48ff. 1071 zum Abt von Hirsau gewählt, 1079 von Graf Burkhard zur Reformation von Allerheiligen berufen, das er einige Zeit neben Hirsau als Abt führte. Wilhelm starb 1091. Vgl. S. 48ff. Inhaltliche Differenz: Hs. C begründet die Zusage Wilhelms damit, daß ihn Graf Burkhard eindringlich gebeten habe. Die Hss. A und B geben an, daß Wilhelm dadurch der Entschluß erleichtert worden sei, daß die Eigenklosterrechte der Nellenburger aufgegeben worden seien. Letzteres dürfte eine wesentliche Rolle gespielt haben. Nach Aufhebung der Eigenklosteirechte durch Burkhard standen Abt und Konvent die freie Wahl des Vogtes zu, doch machte Abt Siegfried, Wilhelms Nachfolger, nicht von diesem Recht Gebrauch, sondern setzte Graf Burkhard als Vogt ein, von dem das Kloster in der schwierigen Zeit des Investiturstreits am sichersten Schutz erwarten durfte. - E. SCHUDEL, Allerheiligen in Schaffliausen, 1493. Vgl. auchAnm. 61. Papst Gregor VII., 1073 - 1085, bestätigte am 3. März 1080 die Freiheiten und Rechte des Klosters Allerheiligen (UR 10 = Baumann Nr. 9). Privileg von Papst Urban IL, 1088 - 1099, vom 6. Mäiz 1090 (UR 12 = Baumann Nr. 11); mit Änderung der Verpflichtung vom 26. Januar 1092 (UR 15 = Baumann Nr. 13), ebenso vom 8. Oktober 1095 (UR 29 = Baumann Nr. 26). Vgl. Glossar und Anm. 35, 86.

Inhalt des Schaflhauser Stifterbuches

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Schaffhausen so sehr zu mehren, daß es Abt Wilhelm50 dünkte, daß ihm die Bürde, beide Klöster zu regieren, zu schwer werde. 76 Mit dem Rate des Grafen Burkhard setzte er, nachdem er zwei Jahre Abt gewesen war, einen andern Abt an seine Stelle, einen der zwölf Mönche51, die er von Hirsau nach Schaffhausen gebracht hatte, der hieß Siegfried und war in geistlicher Übung, in weltlicher Unterweisung und Kenntnis der Heiligen Schrift sehr berühmt. Die andern Mönche ließ er auch bei ihm in Schaffhausen und fuhr wieder heim nach Hirsau in sein altes Kloster. 39. Nachdem Siegfried die Abtei und Verantwortung zu Schaffhausen empfangen hatte, begnadete ihn Gott derart, daß sein geistliches, demütiges Leben nicht allein geistlichen Leuten wohl gefiel, auch die Herren und reichen Leute aus dem Lande achteten ihn sehr und beanspruchten seinen Rat in vielen Sachen, mit denen sie sich zu befassen hatten. Unter anderen, die herkamen und den Orden von ihm empfingen, war auch ein weltlicher 78 Priester von Konstanz, der zu ihm ins Kloster kam. Der hieß Adalbert52 und war ein so hervorragender Mann in allen geistlichen Tugenden, daß er vor allen Mönchen gepriesen wurde. Nachdem dieser Adalbert einige Jahre in strengem und vollkommenem Leben im Kloster zu Schaffhausen gewesen war, schied er mit einem guten und heiligen Ende von dieser Welt53. Um den seligen Mönch Adalbert trauerten Abt Siegfried und der Konvent gar sehr. 40. Als Adalbert starb, war Graf Burkhard im Elsaß, wo er von seines Vaters Mutter, der Gräfin Hedwig, viele Güter geerbt hatte. Als er

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Die Institution der Laienbrüder (conversi) wurde von der Hirsauer Reform gepflegt. Siegfried kam mit Abt Wilhelm 1079 von Hirsau und wurde 1082 Abt in Schafihausen. Vgl. S. 51 ff. In der Hs C "Alberchtus" in der Chronik Bernolds "doctor Adalbertus" genannt. Adalbert starb bereits 1079 und wurde im Kreuzgang beigesetzt. Der Chronist Bemold [s.u.] wurde wahrscheinlich auf eigenen Wunsch im selben Grab beigesetzt.

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nachts in seinem Bette lag, hörte er dreimal in derselben Nacht, in der der gute Adalbert hier starb, so eine Stimme, die zu ihm sprach: Oh Burkhard, wie bist du und der Flecken Schafihausen gesegnet, daß der Priester Adalbert je da empfangen wurde. Als die Stimme zum dritten Male gesprochen hatte, schreckte er aus dem Schlafe auf, weckte seinen Kaplan Hermannus und sandte ihn sogleich nach Schafihausen, um zu erfahren, was sich hier ereignet habe. Als der Kaplan ankam, war der selige Adalbert eben erst begraben worden; er fand den Abt Siegfried und den ganzen Konvent in großer Kümmernis. Zu der Zeit war auch ein außerordentlich guter Mönch vom Kloster St. Blasien nach Schafihausen gekommen, der hieß Beraold54. Kurz nachdem er gekommen war, wurde er krank und nahm ein heiliges Ende. Er wurde zu dem seligen Adalbert ins gleiche Grab gelegt, das liegt im Kreuzgang, da wo man aus dem Münster geht bei der 82 Tür zur linken Hand. Da liegen die zwei heiligen Männer beisammen im gleichen Grab55. 41. Wie hievor berichtet ist, befand sich die Gräfin Ita in reinem, demütigem Leben in dem Haus, das Fronhaus genannt wird. Nun bedünkte den guten Abt Siegfried, daß sie nicht ihrem Stande und ihrem heiligen Leben gemäß untergebracht sei. Deshalb stiftete er ein Kloster zu Ehren von St. Agnes56 und schloß sie und andere Frauen, die bei ihr im Fronhaus gewesen waren, mit einem solchen Gebot darein, daß sie und alle, die je in das Kloster St. Agnes kämen, es von dem Tage an bis zu ihrem Ende nicht mehr verlassen dürften. Dieses Gebot Abt Siegfrieds wurde von Papst Urban bestätigt, der in einer Handfeste dem Abt Siegfried darüber schrieb: "Ich Urbanus, ein Diener aller 54

Der Chronist Bemold kam vermutlich 1091 ins Kloster Allerheiligen. Vgl. S.

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Zu Bemolds Tod (16./17. September 1100) und Grab. K. SCHIB, 900 Jahre Münster, 11. W. U. GUY AN, Erforschte Vergangenheit 2, 160f. und ZAK 36 (1979), 170f. KNITHAN-WOLLASCH, Deutsches Archiv fiir Erforschung des Mittelalters 40 (1984), 485f. H. LIEB, Die ältesten schriftlichen Zeugnisse für den Munot, 19. Das nördlich vor der Stadt gelegene Nonnenkloster St. Agnes wird urkundlich erstmals erwähnt zwischen 1080 und 1092.

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Inhalt des Schaflhauser Stifterbuches

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84 Gottesdiener, heiße und gebiete Dir, Siegfried, bei dem Banne und bei der Macht, die mir Gott an seiner Statt gegeben hat, daß weder du noch einer deiner Nachfolger dieses Gebot ändern dürfen."57 42. Darnach stiftete Abt Siegfried zwei Nebenklöster, eines zu Ehren der Himmelskönigin Maria in Wagenhausen58, das andere zu Ehren St. Fides in Gräfenhausen59. 43. In dieser Zeit war das Gotteshaus zu Schaffhausen an Leuten und an Gut so viel größer geworden, daß Abt Siegfried und der gütige Graf Burkhard meinten, daß das Münster, das der heilige Graf Eberhard zuerst gebaut hatte, zu klein und von zu geringem Ansehen wäre. Mit dem Rat des Grafen Burkhard brach Abt Siegfried das Münster, das da stand, wo nun der Kreuzgang steht, gänzlich nieder und begann mit dem Bau desjenigen, das man heute noch sieht60. 44. 86 Zu einem guten Anfang der Neugründung des heiligen Gotteshauses gab der tugendhafte Graf Burkhard Gott, der Muttergottes und allen Heiligen, in deren Ehre es auch angefangen und danach geweiht wurde, ein edles Geschenk, das war die Vogtei über das Kloster und den Flecken, der dazu gehörte61. Er gab auch sein Eigentum großzügig, indem er Dörfer, Wälder und Felder, die um das Kloster liegen, schenkte: Hemmental und den Wald, der heißet

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Vgl. Glossar "Vrbanus". Die ausführlich betonte Strenge des Gebots muß im Zusammenhang mit den Problemen der Äbte von Allerheiligen mit den Nonnen von St. Agnes gesehen werden. Wagenhausen bei Stein a. Rhein kam 1083 durch Tausch an Allerheiligen. Vgl. Glossar. Im südlichen badischen Schwarzwald, vgl. Glossar. Wie die Ausgrabungen zeigen, wurde zunächst der Bau einer fünfschiffigen Basilika in Angriff genommen. Zwischen 1087 und 1090 wurden die Arbeiten eingestellt. Spätestens 1090 wurde mit dem Bau des heutigen dreischifFigen Münsters begonnen. Vgl. S. 47. Inhaltliche Differenz: Nach der Formulierung in den Hss. A und B wäre der Flecken Schafihausen durch diese Schenkung frei geworden, während Hs. C sagt, daß Kloster und Stadt aus der Abhängigkeit von den Nellenburgem entlassen wurde. - Vgl. auch Anm. 47f.

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Einleitung

der Randen, Büsingen und was dazu gehört62. Er gab auch in Churrätien ein schönes Gut, das heißt Luppis". Danach gab er all sein Gut an das Kloster, nur seine Burg und was dazu gehörte, die ließ er seinen Verwandten. Denn da sie ohne leibliche Erben waren seine edle Frau war gebürtig aus Sachsen und blieb kinderlos -, verschenkten sie ihr Besitztum und hatten danach viele Jahre ein reines, unschuldiges Leben. 45. Als seine Frau nach einem guten Leben starb, hieß er sie begraben bei seinem lieben Vater. In demselben 88 Grab64 liegt auch eine gar heilige, edle Jungfrau, die war die Tochter Graf Albrechts, des Stifters Vetter45. Diese heilige Jungfrau hieß Irmentrud und war zu St. Agnes im Kloster. Gott hatte an sie seine Hand gelegt, so daß sie viele Jahre aussätzig war. Weil sie von ihren weltlichen Verwandten verschmäht wurde, starben auch alle ihre Verwandten, die sie verschmähten, unrechten Todes und ohne Erben. Und weil sie in dem Siechtum so geduldig und demütig war, gab Gott ein Zeichen, daß er sie in Ewigkeit ehrenvoll setzen wolle: Als sie von dieser Welt schied und man sie ankleidete, da ging von ihrem Leibe, der so unangenehm anzufassen und anzusehen war, ein so süßer und edler Geruch aus, daß man wegen des Wohlgeruchs kaum bei ihr sein konnte. Als die Frau des tugendhaften Grafen Burkhard starb, bemühte er sich um ein gar demütiges Leben. Er wollte nicht als Herr oder Graf 62

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Graf Burkhard bestimmte den Herzog Berchtold von Zähringen, die Höfe Bosinga und Hemmental an das Kloster Allerheiligen abzutreten (14. April 1090, UR 9 = Baumann S. 17). Er schenkte dem Kloster Hemmental cum foresto (26. Februar 1092, UR 9 = Baumann S. 18). Maienfeld, erstmals 1295 Maienveit, vorher Lupinis (831), u.ä.; HBL 4, 794. Schenkungsurkunde vom März 1105 nicht erhalten, aber Vidimus von 1471 (UR 42 und 43 = Baumann Nr. 42 und 43). Churwalchen, deutscher Name der Raetia Curiensis, seit dem 9. Jahrhundert belegt als "pagus Curwalensis, Curowalahon". ST. SONDEREGGER, Die Ausbildung der dt.-rom. Sprachgrenze in der Schweiz im Mittelalter, 284f. ST. SONDEREGGER, Raetia - Ries - Churwalchen, S. 74ff. - Vgl. Glossar "Luppis', "Kurwalchen'. H . LIEB, Z u d e n S t i f t e r g r ä b e r n , 123.

Tochter Graf Albrechts (Adalberts) von Mörsberg. H. KLÄUI, Grafen von Nellenburg, 198. Vgl. Glossar "Albrecht".

Inhalt des Schaflhauser Stifterbuches

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90 angesprochen werden, ritt einfach mit einem Knechte, wollte nicht der Welt dienen sondern war armer Leute Vater, indem er mit ihnen teilte, was er noch hatte. Als ein getreuer Vater regierte er Leute und Gut seines lieben Gotteshauses zu Schafihausen. 46. Als der gute und gesegnete Siegfried sechzehn Jahre Abt gewesen war, schied er in einem vollkommenen, guten Leben von dieser Welt66. Oh, wer könnte Klage und Jammer um den Verstorbenen schildern. Nicht allein bei seinen Untertanen, sondern auch im ganzen Benediktinerorden hierzulande war große Klage. Wenn er auch nur Abt in Schaffhausen gewesen war, so war er doch ein so vollkommener Mann an geistlicher Bildung und an weltlicher Lehre und Klugheit, daß ihn Äbte, weltliche Pfaffen und Herren als Meister schätzten. Sein Kloster stand auch in großen Ehren. 92 Und wenn der heilige Graf Eberhard das Kloster zunächst nur für zwölf Mönche gestiftet hatte, so hatten sich Gut und Ehre derart vermehrt, daß er täglich wohl dreihundert Personen geistlichen und weltlichen Standes speiste, die da Gott dienten. Er wurde mit großen Ehren begraben vor dem Altar St. Stephans67; der Bau des Münsters war zu der Zeit noch nicht vollendet. 47. Danach wurde ein gar frommer Mann zum Abt gewählt, der hieß Gerhardus68. Doch nachdem er unlange Abt gewesen war, begehrte er, in die Heimat unseres Herrn Jesu Christi zu fahren. Er gab die Abtei auf, nahm einige der Mönche mit sich und ging nach Rom, wo er Papst Urban um die Erlaubnis bat, über das Meer ins Heilige Land fahren zu dürfen. Der Papst hätte ihn zwar lieber in seiner Abtei gehabt, da er aber seinen großen Ernst sah, erlaubte er ihm und den Mönchen, die mit ihm aus dem Kloster gekommen waren, die Fahrt. Und er gab den andern Mönchen, die zu Schaffhausen im 66 67

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Abt Siegfried starb am 28. Oktober 1096 (Bern, chron. a. 1096); vgl. S. 53. Dieser Altar soll sich nach WÜSCHER, Die Abtei Allerheiligen, 92 und Plan Bl. 1 am Schluß des Bandes, an der linken Stirnseite des Querschiffes befunden haben. Vgl. Glossar "Sanctus Stephanus". Abt Gerhard trat sein Amt 1096 an; Abdankung, wohl eher Vertreibung 1098. Mit päpstlicher Erlaubnis zog er nach Palästina und wurde Wächter des Heiligen Grabes. Vgl. S. 56 und Glossar.

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Einleitung

94 Kloster waren, die Erlaubnis, einen andern Abt zu wählen. Gewählt wurde ein gar ehrbarer Mann, der war vorher Prior und hieß Adalbertus69. Unter ihm begann sich das Gotteshaus an geistlicher Zucht und an Besitz zu bessern; Abt Adalbert erwarb auch das edle Heiligtum von Trier, die Reliquien70 von Constans, Alexander und Leguntius. Unter ihm wurde auch der Bau des Münsters vollbracht. 48. In derselben Zeit starb auch der gütige Graf Burkhard in heiligem und demütigem Leben. Alles was er hatte, große Lasten an Korn, Wein und Fleisch und was ein Herr auf seiner Burg haben soll, das hieß er alles zum Kloster fuhren, damit es für den Bau des Münsters Verwendung finde. Er71 wurde begraben bei seinem lieben Vater, wo auch seine Frau liegt und die heilige Irmentrud72, in dem Münster außerhalb des Chors im Durchgang zwischen den zwei Altären. 49. 96 In diesen Zeiten fiel die heilige Christenheit in großen Kummer. Kaiser Heinrich - es waren vier Kaiser nacheinander, die alle Heinrich hießen, und dies war der vierte - fiel in Unglauben73. Zu dieser Zeit war ein gar frommer und guter Bischof zu Konstanz, der hieß Gebhardus74. Den verstieß der Kaiser mit Gewalt und mit Unrecht, als er seinem Unglauben nicht entsprechen wollte, und setzte einen andern an seine Stelle, der hieß Arnolfiis75 und war ein böser Ketzer.

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Hs. C "Alberchtus" Eizbischof Bruno von Trier, ein Verwandter der Stifterfamilie, schenkte dem Kloster Allerheiligen auf Bitten Abt Adalberts die genannten Reliquien. Vgl. Glossar: "Alexander" und Anm. 194. Graf Burkhard starb am 21. Januar 1101. Vgl. S. 44, Anm. 141. Vgl. Anm. 65. Zum Investiturstreit s. Seite 34 und 53. Gebhard, Sohn Berchtolds des Bärtigen von Zähringen, wurde 1084 zum Bischof geweiht; er starb 1110. Vgl. Glossar und Anm. 99. Arnold von Heiligenberg wurde 1092 durch Heinrich IV. investiert. Die kaiserliche Partei vertrieb 1103 Bischof Gebhard aus Konstanz und setzte Arnold ein. 1105 kehrte Gebhard nach Konstanz zurück. Vgl. Glossar und S. 34.

Inhalt des Schaflhauser Stifterbuches

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50. Als dies alles geschah, lebte im Kloster St. Agnes noch die reine und fromme Gräfin Ita in zweierlei Gefangenschaft. Die eine war, daß sie durch den Orden eingeschlossen war und vor des Klosters Türe nie kam bis an ihren Tod, auch nicht kommen wollte, nicht einmal zum Begräbnis ihres Sohnes Burkhard. 98 Die andere Gefangenschaft bestand darin, daß sie schwer krank, auf lange Zeit hin gelähmt war. Aber wenn auch der heilige Leib gänzlich zergangen war, so war doch der Geist und die reine Bescheidenheit völlig mit Demut, mit Geduld und mit steter Andacht geziert, so daß nicht nur diejenigen Besserung erfuhren, die sie sahen und bei ihr waren, sondern auch alle, die von ihrem tadellosen Leben hörten. 51. Sie betete zu Gott Tag und Nacht gar eifrig für das Kloster, das ihr lieber Herr, Graf Eberhard, und ihr zarter Sohn, Graf Burkhard, gebaut hatten. Es geschah auch ein großes Wunder von den Säulen, die noch heutzutage in dem Münster und unter dem Vorzeichen stehen76. Zu Graf Burkhards Zeiten fugte es sich einst, daß die großen steinernen Säulen, die im Münster und davor stehen, ihm am Meer gezeigt wurden. Da sandte er einen berittenen Knecht dahin, wo die Säulen waren. Sie gehörten einer Frau, die sie verkaufen wollte. Der Diener des edlen Grafen wollte ihr die Säulen abkaufen und traf mit ihr die Abmachung, daß er einen Pfennig nach dem andern abzählen wolle, bis die Säulen an der Stelle angekommen wären, wo sie hingehörten. Er fing also an zu zählen, als die Säulen aufgeladen und weggefahren wurden. Und er zählte bis dreißig Pfennige, da kamen die Leute wieder her und berichteten ihm, die Säulen wären an der Stelle, wo sie hingehörten. Es wunderte ihn sehr, wie das gegangen sei. Also machte er sich wieder auf den Weg und ritt nach Schaphausen und fragte darum. Da waren die Säulen zur genannten Stunde da angekommen. Also wurden sie aufgerichtet und jegliche geordnet, wo sie noch heute stehen. Und das Münster wurde gebaut, wie es noch heute steht.

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Bericht vom Säulenwunder nur in der Hs. C.

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Einleitung

52. 100 Wie nun die Gräfin Ita Tag und Nacht gar eifrig für das Kloster betete, war ihr Herz in sonderbar großer Besorgnis über die Weihe des neuen Münsters, da der fromme Bischof Gebhard von Konstanz verstoßen und ein böser Mann an seine Stelle gesetzt war. Und wie die gute Frau hierum in großem Kummer war und Gott Tag und Nacht in all ihrer Not darum bat, erschien ihr eines Nachts ihr seliger Herr, Graf Eberhard, tröstete sie gar fröhlich und sprach zu ihr: "Oh fromme Ita, du sollst keine Sorgen haben und ohne alles 102 Trauern sein um die Weihe des neuen Münsters, denn du sollst wissen, daß Christus mit seinen Heiligen zugegen sein wird. Was mit der Weihe geschehen wird, das geschieht nach Gottes Willen." Ob dieser heiligen Vision war die gute Gräfin Ita gar froh und vergaß ihrer leiblichen Mühsal aus rechter Freude. 53. Und wie der heilige Eberhard verkündet hatte, geschah es auch kurz danach. Denn es fugte sich, daß man den frommen Bischof Gebhard, den der Kaiser wegen seinem heiligen Leben und um der Gerechtigkeit christlichen Glaubens willen vertrieben hatte, einlud, sowohl der Abt als auch die Bürger und sonst auch Herren vom Lande. Gebhard weihte das Münster mit seinen heiligen Händen zu Ehren Gottes, seiner Mutter Maria und danach zu Ehren aller Heiligen77. 54. Als die Weihe vorgenommen worden war, wurde der Ketzer Arnold, der vom Kaiser als Bischof von Konstanz eingesetzt worden war, so grimmig, weil man die Weihe nicht von ihm 104 wollte empfangen haben, daß er mit bewaffneter Hand ausritt und bis nach Schaphausen alles verbrannte und zerstörte, was dem Kloster oder den Bürgern gehörte. Er wollte auch das Kloster selbst zerstören, das wurde aber von Gott, der sein Gotteshaus beschützte, auf Fürbitte der heiligen Stifter abgewendet. Denn als er dies zu tun beabsichtigte, wurde sein Herr, der Kaiser, und alle, die ihm folgten, vom päpstlichen Stuhl zu Rom wegen ihres Unglaubens aus der christlichen Gemeinschaft verstoßen und mit dem 71

Münsterweihe 1103 oder 1104.

Historische Hintergründe zum Stifterbuch

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Bann belegt78. Der welsche und böse Bischof Arnold wurde schimpflich aus dem Lande veijagt und vertrieben und der fromme, gute Bischof Gebhard mit großen Ehren wieder in all seine Ämter eingesetzt. Dessen freute sich nicht allein das Bistum, es war auch große Freude im ganzen Schwabenlande, als man hörte, daß Bischof Gebhard, der um die Gerechtigkeit christlichen Glaubens willen vertrieben worden war, mit so großen Ehren wieder in seine Herrschaft eingesetzt war. 55. 106 Danach starb auch die fromme Gräfin Ita und wurde aus dieser weltlichen Not hier in das ewige Paradies geführt, das sie verdient hatte mit ihrem harten und strengen Leben, das sie auf Erden führte, wodurch sie auch ewiges Leben in Besitz nehmen konnte79. Daß auch wir das ewige Leben dereinst besitzen werden, dazu helfe uns Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.80

1.3. Historische Hintergründe zum Stifterbuch 1.3.1. Schaffhausen und das Kloster Allerheiligen Am 10. Juli 1045 verlieh Kaiser Heinrich III. dem Grafen Eberhard von Nellenburg das Münzrecht in dessen vi IIa ScaftiusurßK Wenige Jahre nachher, um 1050, stiftete Graf Eberhard von Nellenburg im Schachwald, zwischen dem Ort Schaffhausen und dem Rhein, ein Benediktinerkloster. Papst Leo IX.82 weihte auf der Reise von Basel zum Kloster Reichenau am 22. November 1049 hier einen Altar zu Ehren

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Papstbrief vom 2. Februar 1104 (weniger wahrscheinlich 1105). Vgl. Anm. 130. In Hs. C folgt das Kolophon. Vgl. S. 107*. U R 4 = Abdruck BAUMANN Nr. 2 = MOMMSEN Nr. 1. Übersetzung bei SCHIB,

Geschichte der Stadt Schafihausen, 10. Papst Leo IX., * 1002, früher Bruno von Egisheim-Dagsburg, 1026 Bischof von Toul, am 12. Februar 1049 zum Papst gewählt, t 1054. Zu den verwandtschaftlichen Beziehungen des Hauses Egisheim bei Colmar mit den Nellenburgem vgl. Anm. 30 und 111. - W. GISI, Papst Leos IX. Familienbeziehungen zur Schweiz, 7ff. Chronik Herimanns von der Reichenau. K. SCHIB, Geschichte der Stadt Schaffhausen, 7ff. H. LIEB, Zu den Stiftergräbem, 123f.

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Einleitung

der Auferstehung Christi, die sog. Urständs- oder Erhardskapelle83, und damit wohl den zukünftigen Bauplatz des Klosters, denn anfangs 1050 wurde mit dem Bau eines Klosters (monasterium sancti Salvatoris) begonnen84, dessen Münster 1064 von Bischof Rumald85 von Konstanz geweiht wurde. Dieses Eigenkloster der Nellenburger wurde von Papst Alexander II. unter den Schutz des römischen Stuhls gestellt86. Die Beschreibung im Stifterbuch, wonach die Klosteranlage in der Wildnis im Schachwalde entstanden sei, sucht die Klostergründung als besonders verdienstvolle Tat darzustellen. Der Flecken Schafihausen ist mit Sicherheit älter; Münzrecht und Klostergründung dürften das Wachstum der Stadt in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts aber 83

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H. BÜTTNER, Zur frühen Geschichte von Allerheiligen in Schaffhausen, 32. Nach Bernolds Chronik (S. 388) hätte diese Weihe am 22. November 1052 stattgefunden. Im Güterbeschrieb von ca. 1150 (UR 74 = Baumann S. 125) wird sie erwähnt, allerdings ohne Jahizahl. H. Hirsch, Studien über die Privilegien süddeutscher Klöster, 517f. E. SCHUDEL, Allerheiligen in Schafihausen, 1490. - K. BÄNTELI, Die Stadtkirche St. Johann in Schafihausen, Baugeschichte, 28ff., nimmt an, daß diese Kapelle identisch ist mit der Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen. Das ist nicht wahrscheinlich, da St. Johann als Filiale der Kirche Büsingen ein anderes Patrozinium aufwies. Dazu auch A. KNÖPFLI, Kunstgeschichte des Bodenseeraums 1,227ff. Graf Eberhard hatte für den Bau Sand und Steine Grundstücken entnommen, die dem Bistum Bamberg gehörten. Mit der Urkunde von Anfang März 1050 [UR 5 = Baumann Nr. 3] tauschte er im Rinharth gelegene Güter gegen die bambergischen Güter in Scephusen. Zweifel, ob diese Urkunde ein Original sei [BRUCKNER, Scriptoria medii aevi helvetica, VI, 20f.], sind behoben: die Aufzeichnung erfolgte später, in den Sechzigerjahren. Der Grundriß der eigenartigen Klosteranlage kann aufgrund der Ausgrabungen 1951/57 einigermaßen rekonstruiert werden. H. BÜTTNER, Zur frühen Geschichte von Allerheiligen in Schafihausen, 32f. Vgl. Regesta episc. Const. I (1895), Nr. 478. Nach dem Bericht über die Einweihung des Münsters (UR 18 = Baumann S. 139fT., teilweise übersetzt bei K. SCHIB, 900 Jahre Münster, 15ff.) dem Güterbeschrieb von ca. 1150 (UR 74 = Baumann S. 125ff.) vorgeheftet, wirkte Liutpald, der Lehrer Graf Eberhards als Architekt dieses ersten Münsters. Vgl. Anm. 150. Zur Klosteranlage vgl. R. FRAUENFELDER, Die Kunstdenkmäler des Kantons Schafihausen. Bd. m, 315ff. Papst Alexander IL, 1061 - 1073 (Bern, chron. a. 1073), stellte Graf Eberhard wahrscheinlich bei seinem zweiten Besuch in Rom eine Handfeste Uber das Kloster Allerheiligen aus. Erwähnt im Bericht über die Einweihung (UR 18 = Baumann S. 139ff ). Dieses Privileg Papst Alexanders II. ist nicht erhalten; vermutlich ist es bereits 1080 vernichtet worden, da durch das Privileg von Papst Gregor VII., das die Eigenklosterrechte aufhebt, gegenstandslos geworden. Vgl. Anm. 35,49.

Historische Hintergründe zum Stifterbuch

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entscheidend gefördert haben. Der älteste Kern der Siedlung ist westlich der Stadtkirche St. Johann®7 anzunehmen. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts dürfte die Konsolidierung der staatlichen Ordnung die Bedeutung des Handelsweges zwischen Konstanz und Basel, aber auch der Nord-Süd-Achse mit dem Rheinübergang zwischen Schaffhausen und Feuerthalen erhöht haben. Der Umschlagplatz oberhalb der Stromschnellen, der sog. Lächen, und dem Rheinfall mußte damit an Bedeutung gewonnen haben. Hier mußten die Waren umgeladen und auf dem Landweg weitertransportiert werden, um unterhalb des Rheinfalls wieder auf Schiffe verladen oder über den Klettgau auf dem Landweg befördert zu werden. Der Landungsplatz, die Schifflände, legte einen Stapelplatz am Fuß des Munot zwischen Rhein und Emmersberg® und in der Nähe einen Markt89 nahe; daß diesem Markt im 11. Jahrhundert bereits einige Bedeutung zukam, belegt die Verleihung des Münzrechts. Nicht nur die Stadt entwickelte sich im 11. Jahrhundert relativ rasch, auch das neugegründete Eigenkloster der Nellenburger scheint einen raschen Aufschwung genommen zu haben. Anfangs der Siebzigeijahre entschloß sich der Stifter, Graf Eberhard von Nellenburg, zur conversio, trat ins Kloster ein und verbrachte die letzten sechs Jahre seines Lebens in dem von ihm gegründeten Kloster90. Von seinen am Leben verbliebenen Söhnen91 war nur Burkhard weltlichen Standes und konnte das Erbe übernehmen. Graf Burkhard berief 1079 Abt Wilhelm von Hirsau zur Reform des Klosters92 und verzichtete auf die Eigenklosterrechte93. Unter Abt 87

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Die Stadtkirche St. Johann ist älter als Allerheiligen. Entstanden ist sie spätestens in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, möglicherweise aber schon im 10. Jahrhundert. Vgl. K. BÄNTELI, Die Stadtkirche St. Johann in Schafihausen, Baugeschichte, 21ff.Vgl. auch Anm. 83. Die von K. BÄNTELI, Zur Baugeschichte der Schaffhauser Stadtbesfestigung, 125ff., beschriebenen Grubenhäuser sind m.E. im Zusammenhang mit dem Lande- und Stapelplatz, nicht aber als ältester Siedlungskern zu sehen. Zwischen der Stadtkirche St. Johann und dem Fronwagplatz, vgl. K. SCMB, Geschichte der Stadt Schafihausen, lOf. - Die Etymologie des Ortsnamens Schaffhausen muß auch unter diesem Aspekt betrachtet werden; vgl. Glossar, "Schaffhausen" und Exkurs dazu S. 132*ff. vgl. S. 42 Vgl. S. 43ff. und Anm 19-25. Vgl. H. JAKOBS, Die Hirsauer. - Vgl. auch Anm. 46.

UR 9 = BaumannS. 15.-Vgl. Anm. 47f.

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Einleitung

Siegfried (1080 - 1096) erlangte das Kloster große Bedeutung; es zählte während des Investiturstreits zu den führenden Klöstern der gregorianischen Partei in Deutschland. Abt Siegfried nahm den Bau einer funfschiffigen Basilika94 wohl in Anlehnung an die Peter-und Paul-Kirche in Hirsau in Angriff 95 . Zwischen 1080 und 1092 wurde von Abt Siegfried und Graf Burkhard das nördlich der Stadt gelegene Nonnenkloster St. Agnes gestiftet96, weitere Filialgründungen waren St. Fides zu Grafenhausen und das Klösterchen Wagenhausen97. Der Nachfolger Siegfrieds, Abt Gerhard, konnte sich im Konvent und gegenüber dem neuen Klostervogt, Graf Adalbert nicht durchsetzen; er verließ das Kloster, nahm mit päpstlicher Erlaubnis am 1. Kreuzzug teil und wurde Wächter des Heiligen Grabes98. 1097 verlor die päpstliche Partei in Süddeutschland an Boden. Herzog Berchtold von Zähringen gelang es, sich mit Heinrich IV. und Herzog Friedrich von Schwaben auszugleichen. Graf Burkhard verlor seine Grafschaft Nellenburg, die vermutlich seinem Neffen, Graf Dietrich von Bürglen, übertragen wurde; die Klostervogtei ging an dessen Bruder Adalbert; beide gehörten der kaiserlichen Partei an. Arnold von Heiligenberg wurde von der kaiserlichen Partei 1092 als Bischof

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Der Grundriß kann aufgrund der Ausgrabungen 1951/57 rekonstruiert werden. Vgl. H. BOTTNER, Zur frühen Geschichte von Allerheiligen in Schafihausen, 36ff. Wie weit der Bau dieser fünfschiffigen Basilika gedieh, ist unsicher. H. BÜTTNER, a.a.O., vermutet, daß die Arbeiten schon 1087/90 eingestellt wurden und spätestens 1090 mit dem Bau des heutigen dreischiffigen Münsters begonnen wurde. [H. BÜTTNER, Zur frühen Geschichte von Allerheiligen in Schaffhausen, 36fr., bes. S. 37.] BRUNO MEYER, Touto und sein Kloster Wagenhusen, 69f., glaubt, daß der Bau bis zum QuerschifT gediehen sei und in diesem Stadium 1103/04 von Bischof Gebhard von Konstanz geweiht wurde. Auf diese Herausforderung hin habe die kaiserliche Gegenpartei, der auch der Klostervogt angehörte, die halbfertige Kirche niedergerissen. Mit dem Bau des heutigen Münsters wäre demnach erst nach 1105 begonnen worden. Die Frage, wann das heutige Münster vollendet wurde, bleibt offen. - Zur Peter- und Paul-Kirche in Hirsau: ST. KUMMER, Die Gestalt der Peter- und Paulskirche in Hirsau. Zur Hirsauer Bauschule vgl. Anm. 170. St. Agnes wird urkundlich erstmals erwähnt zwischen 1080 und 1092 [UR 9 = Baumann S. 15]. - Vgl. R. FRAUENFELDER, Kunstdenkmäler I, 157ff. - Vgl. Anm. 129, 173. Vgl. Anm. 172, 174. Vgl. Anm. 68 und S. 55f.

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von Konstanz eingesetzt; ihm gelang es 1103, Bischof Gebhard" (von Zähringen) zeitweilig aus Konstanz zu vertreiben100. Während seiner Exilzeit weihte Bischof Gebhard den Münsterneubau in Schaffhausen101, wo Adalbert102 die Nachfolge Abt Gerhards angetreten hatte. Die Münsterweihe - das Stifterbuch betont, daß auch die Bürger der Stadt an der Einladung von Bischof Gebhard zur Weihe beteiligt waren - betrachtete die kaiserliche Partei als Herausforderung und unternahm einen Rachezug gegen Schaffhausen. 1105 konnte Gebhard auf seinen Bischofsstuhl zurückkehren. Grundbesitz und Hoheitsrechte über die Stadt Schaffhausen wie das Münz-, Zoll-, Markt-, Fähr- und Stapelrecht brachten dem Kloster Allerheiligen ansehnliche Einkünfte103. Das Kloster war aber nicht lange wirklich Herr der Stadt, da schon frühzeitig verschiedene Rechte als Erblehen an angesehene Stadtbürger übergingen. Die Entwicklung vom nellenburgischen Eigenkloster zum Reformkloster, das dem Papst direkt unterstellt war, führte zwar zur Erstarkung der Rechtspersönlichkeit des Klosters, aber auch, durch den Einbezug in die Auseinandersetzungen zwischen päpstlicher und kaiserlicher Partei in der Zeit des Investiturstreits, zu einem verstärkten Selbstbewußtsein der Stadtbürger, so daß das Kloster schon bald in eine gewisse Abhängigkeit von der Stadt geriet, die dann im 13. Jahrhundert deutlicher wurde104. Der Vermerk im Stifterbuch, daß die Bürger der Stadt an der Einladung Bischof Gebhards zur Münsterweihe beteiligt waren, schiebt ih99

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Gebhard, der Sohn Berchtolds des Bärtigen von Zähringen und Bruder Berchtolds IL, wurde am 22. Dezember 1084 (Bern, chron. a. 1084) durch den späteren Papst Urban IL zum Bischof von Konstanz geweiht [Regesta episc. const. 522]. 1102 wurde er vom Bruder des Gegenbischofs Arnold angegriffen und zog sich auf eine befestigte Insel am Ausfluß des Sees zurück [Regesta episc. const. 599], mußte diese aber anfangs 1103 [Regesta episc. const. 600] verlassen, nachdem sein Bruder den Ausgleich mit der kaiserlichen Partei gesucht hatte. 1105 kehrte er nach Konstanz zurück [Regesta episc. const. 613]. Gebhard HI. verwaltete das Amt eines päpstlichen Legaten in Deutschland mit politischem Geschick. Er starb am 12. November 1110. NEUGART, Episc. Const. HENIONG, Gebhard DI., Bischof von Konstanz. vgl. Anm. 75 vgl. Anm. 77 H. JÄNICHEN, Die schwäbische Verwandtschaft des Abtes Adalbert von Sc'naffhausen, 5ff. Vgl. Glossar. E. SCHUDEL, Der Grundbesitz des Klosters Allerheiligen in Schafihausen, 54ff. E. SCHUDEL, Allerheiligen in Schafihausen, 1498f.

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nen nicht nur Mitverantwortung beim folgenden Rachezug des Gegenbischofs Arnold zu, sondern trägt auch dieser Entwicklung Rechnung. Schenkungen und Spenden von größeren und kleineren Adligen aus dem süddeutschen Raum flößen bis Mitte des 12. Jahrhunderts, dann verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation des Klosters. Den weitverstreuten Grundbesitz versuchte das Kloster zu konzentrieren, im 12. Jahrhundert hauptsächlich durch Tausch, später durch Kauf und Verkauf. In der Stadt Schaffhausen war die Gerichtsbarkeit dem Vogt anvertraut, das Kloster wahrte sich aber das Recht, den Meier, später Ammann und schließlich Schultheiß genannt, einzusetzen. Die wachsende Abhängigkeit von der Stadt zeigt sich darin, daß im 13. Jahrhundert bei Rechtshandlungen, die das Kloster betreffen, immer auch Stadtbürger als Zeugen auftraten und neben dem Abtssiegel auch das der Stadt hängt. Dem Kloster war es im 13. Jahrhundert nicht mehr möglich, eine selbständige politische Rolle zu spielen; auch als religiöses Zentrum verlor es seine Bedeutung. Die rasche Entwicklung des nellenburgischen Klosters zu einem der führenden Reformklöster im Räume Bodensee - Schwarzwald und der ebenso rasche Verlust an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung zugunsten der Stadt im 12. und 13. Jahrhundert muß vor dem Hintergrund der kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung gesehen werden: Die Klostergründung war für die sich aus dem Marktflecken entwickelnde Stadt Schaffhausen von religiös-geistlicher, aber auch von politisch-wirtschaftlicher Bedeutung. Noch im 11. Jahrhundert bildeten die Klöster durch die wissenschaftlich-theologische Arbeit der Mönche, den Aufbau von Bibliotheken und die Gründung von Schreibschulen Zentren des sich entwickelnden Bildungswesens. Nachdem der Klerus mindestens bei Beurkundungen Beamtenfunktion ausgeübt hatte, wurde seine Bedeutung mit dem wachsenden Bildungsgrad der Stadtbevölkerung zurückgedrängt. Aber nicht nur die Funktion der in den Schreibschulen der Klöster herangebildeten Mönche im Beurkundungs- und Bildungswesen muß gesehen werden; in diesen geistigen Zentren entwickelte sich auch ein hohes Maß an Geschmack und geistigem Adel, der uns in den mittelalterlichen Handschriften entgegentritt. Die Klöster waren darüber hinaus Zentren des Gewerbefleißes. Durch die zentrale Verwaltung und Aufsicht über einen breiten Grundbesitz in verschiedenen Regionen konnten zudem Synergien im

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landwirtschaftlichen Bereich genutzt werden; die Klöster trugen damit zur Entwicklung der Landwirtschaft bei. Die nellenburgische Klostergründung trug auch unter diesen Aspekten ganz wesentlich zur Entwicklung des aufstrebenden Marktfleckens Schaffhausen bei. Die Beschäftigung der Klöster mit dem weltlichen Gemeinwesen im umrissenen Rahmen führte zwangsläufig zu einer gewissen Verweltlichung und als Gegenbewegung zu den Reformbewegungen von Cluny und Hirsau. Unter Graf Burkhard wurde für das Kloster Allerheiligen mit der Entscheidung für die Hirsauer Reform ein Weg gewählt, auf dem eine deutliche Grenze gezogen war zwischen geistlicher und weltlicher Tätigkeit und Ausstrahlung. Die angestrebte Autonomie des Klosters, die sichtbar wird im Anspruch auf freie Wahl des Abtes und des Klostervogtes, führte folgerichtigerweise zur Abgrenzung gegenüber der staatlichen Macht. Der Investiturstreit ist im weiteren Rahmen als Kollision zwischen geistlichem und staatlichem Machtstreben zu sehen; im engeren Rahmen förderte diese Abgrenzung den Widerstand der Stadtbürger gegen das Mönchswesen und war letztlich der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung des Klosters abträglich. Entfaltung und Niedergang des nellenburgischen Geschlechts, wie sie im Stifterbuch gerafft dargestellt werden, standen aber nicht nur im Zusammenhang mit der Parteinahme im Investiturstreit. In karolingischer Zeit waren die alten Herzogsgeschlechter entmachtet worden zugunsten der Verwaltung kleinerer Herrschaftsbezirke durch die Grafen, die eine neue Beamtenaristokratie bildeten. In ottonischer Zeit begann die Gegenbewegung: Herzogsgeschlechter, z.B. in Schwaben, versuchten sich wieder zu etablieren, ihren Einfluß und ihre Macht auszubauen, Partikularinteressen nahmen überhand, verschiedene Grafengeschlechter strebten nach einer Vergrößerung ihrer Machtsphäre. Die Verlagerung des Interessengebietes der Nellenburger ist auch unter diesem Aspekt zu sehen. Nach einer raschen Entfaltung reichte aber die politische Kraft nicht aus zur Erreichung der offenbar angestrebten Bedeutung. Die erlahmende Kraft des Nellenburgergeschlechts hat aber auch einen kulturellen Aspekt: Der soziale Aufstieg des Adels war verbunden mit der kulturellen Entfaltung, die ihren Ausdruck fand in der Entwicklung der ritterlichen Ethik. Die sich entwickelnde ritterliche Ethik, die zur kulturellen Hochblüte des Rittertums um 1200 führte, stand im Gegensatz zur christlichen Lebensvemeinung, die in den Klöstern ge-

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pflegt wurde. Nach dem Zeugnis des Stifterbuches waren die Stifter, Graf Eberhard von Nellenburg und sein Sohn Burkhard, stark von dieser christlichen Entsagung geprägt und wenig berührt von der kulturellen Entfaltung des Adels. 1.3.2. Die Nellenburger Die Grafen von Nellenburg erscheinen erst nach Mitte des 11. Jahrhunderts unter dieser Bezeichnung. Im frühen Mittelalter verliert sich der Ursprung des Geschlechts, das aufgrund des am häufigsten vorkommenden Leitnamens als "Eberhardinger" bezeichnet werden kann105. Auffallend ist die markante Schwerpunktverlagerung dieses Geschlechts vom Zürichgau in den Hegau, die nicht erst erfolgte, als dem Geschlecht 1078 im Zusammenhang mit der Parteinahme im Investiturstreit die Grafschaft im Zürichgau entzogen wurde, sondern sich wesentlich früher abzeichnete, wahrscheinlich schon nachdem Graf Eppo 1029/30 durch sein gewalttätiges Vorgehen die der Familie zustehende Schirmvogtei über das Kloster Einsiedeln verloren hatte. Die Verlagerung nach Norden kündigte sich an durch die Annäherung an die Abtei Reichenau und wurde deutlich durch den Bau der Nellenburg auf dem Nenzinger Berg bei Stockach106 und die Gründung des Klosters Allerheiligen in Schafihausen107. 105

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Die Darstellung folgt kritisch H. KLÄUI, Grafen von Nellenburg ("Eberhardinger"), in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte, Bd. IV, 1980, 179ff. - Zur Verwandtschaft der Nellenburger mit den Zähringern vgl. W. GISI, Der Ursprung der Häuser Zähringen und Habsburg, 265ff. Betr. Reichenau vgl. Anm. 114. - Die Nellenburg wird erstmals erwähnt 1056. Damaliger Besitzer, vermutlich auch Erbauer, war Graf Eberhard, der Stifter von Allerheiligen. HBL 5. Vgl. auch Anm. 122. H. KLÄUI, a.a.O., stützt sich auf: GEORG VON WYSS, Nellenburg, Eberhard ID., Graf von, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 23, Leipzig 1886, 418 421. G. TUMBÜLT, Graf Eberhard von Nellenburg, der Stifter von Allerheiligen, in: ZGOR 44, NF 5 (1890), 425 - 442. J. KINDLER VON KNOBLOCH, Oberbadisches Geschlechterbuch, Bd. 3, Heidelberg 1919, 195f. F. L. BAUMANN, Das Kloster Allerheiligen in Schafihausen, in: QSG m/1, Basel 1883, 1 - 218. K. SCHIB, Geschichte der Stadt SchafQiausen, Thayngen-Schaflhausen 1945, 6ff. P. KLÄUI, Hochmittelalterliche Adelsherrschaften im Zürichgau, in: MAGZ 40 (1960), Heft 2. H. KELLER, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, in: FOL 13 (1964). K. HILS, Die Grafen von Nellenburg im 11. Jahrhundert, in: FOL 19 (1967). H. LIEB, Das Stifterdenkmal im Münster zu Schaffhausen, in ZAK 17 (1957), 121 - 127. D. SCHWARZ, Zur kunstgeschichtlichen Einordnung

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Erstmals belegt aus dem Geschlecht der Nellenburger ist ein Graf Eberhard (I.) im Jahr 889 als Graf im Zürichgau108. Graf Eppo109, der im Stifterbuch geschilderte Vater des Klostergründers, war der Enkel des Thurgaugrafen Eberhard (957 - 971). Geboren wurde er zwischen 980 und 990, gestorben ist er frühestens 1030. Eppo, Graf des Zürichgaus und Vogt von Einsiedeln, heiratete 1009 Hedwig110, gebürtig aus dem Geschlecht der Grafen von Egisheim (bei Colmar), verwandt also mit Kaiser Heinrich II., Konrad II. und Papst Leo IX."1 Sie brachte Güter im Nahegau, besonders in Kreuznach, und die Burg Dill im Hunsrück in die Ehe und stiftete nach dem Tode

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des Stifterdenkmals aus dem Münster zu Schaffhausen, in: ZAK 17 (1957), 128 - 133; Zürcher Chronik, NF Bd. 2, Nr. 1 (1956), Archäologische Funde bei der Restaurierung des Schaflhauser Münsters, 12a. 27. Januar 889 bei der Schenkung Perchtelos: "sub dominatione Eberhardi comitis". -UBZI, 153. F. J. MONE, Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, 80, zählt Eppo als Eberhard II., den Thurgaugrafen (957 - 71) als Eberhard I. K. SCHIB, Geschichte der Stadt Schaffhausen, 6, der sich auf die genealogischen Untersuchungen GISIS, Der Ursprung der Häuser Zahringen und Habsburg, 265ff., stützt, zählt Eppo nicht unter dem Namen Eberhard mit, dafür betrachtet er den 889 genannten Zürichgaugrafen als Eberhard I. H. KLÄUI, Grafen von Neuenbürg, 179fT, führt den genannten Zürichgaugrafen als Eberhard I., Eberhard II. ist lediglich durch Liber Heremi bezeugt, Eberhard IH. wäre der genannte Thurgaugraf, Eberhard IV. (ca. 940 - 995) ein Onkel Eppos, der somit als Eberhard V. bezeichnet wird. Diese Genealogie ist teilweise hypothetisch, deshalb wird in der Folge auf die Zählung verzichtet. BERNOLDI CHRONICON, MGH SS V, 385fT. Hedwigs Onkel väterlicherseits, Hugo von Egisheim, war der Vater von Bruno von Egisheim-Dagsburg, 1049 - 1054 Papst Leo IX. - Die Tante väterlicherseits, Adelheid von Egisheim, war die Mutter von Kaiser Konrad II. - Die Mutter Hedwigs, Eva von Lützelburg, war die Schwester von Kaiser Heinrichs II. Gemahlin Kunigunde. Hedwig hielt sich vor der Heirat bei ihrer Tante am Hofe auf, dazu BERNOLDI CHRONICON, S. 388: "Temporibus his, comes de Nellenburc, consobrinam Heinrici regis, Hedewig nomine, de curia regis duxit uxorem." W. GISI, Papst Leos IX. Familienbeziehungen zur Schweiz, 7ff. W. GISI, Haduwig, Gemahlin Eppo's von Nellenburg, Mutter Eberhard's des Seligen, des Stifters von Allerheiligen, Haus Winterthur, 347ff. F. J. MONE, Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, 80, hält sich an die These NEUGARTS, Episc. Const. 1, 379 - 381, wonach Hedwig die Tochter Herzog Hermanns von Schwaben und der Gerberg, der Schwester Kaiser Heinrichs II. Mutter Gisela war. H. HIRSCH, Jahrbücher Heinrichs IL, 1, 539, weist diese wie auch die Ansichten MURERS, Helvetia Sancta, 2 5 0 , und FICKLERS, Quellen und Forschungen, 18, zurück.

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Einleitung

Eppos das Kloster Pfaffen-Schwabenheim bei Kreuznach112. Graf Eppo wird im Stifterbuch als grimmiger Charakter geschildert; erst durch seine gottesfurchtige Gemahlin wurde er gezähmt. Für diese Charakterschilderung mag wohl eine Rolle gespielt haben, daß Graf Eppo 1029 das Kloster Einsiedeln, dessen Vogt er war, überfiel und niederbrannte, worauf seinem Geschlecht die Kastvogtei über Einsiedeln für immer entzogen wurde113. Er muß kurz danach gestorben sein; die Zeit seiner Beisetzung auf der Reichenau fallt in die Zeit zwischen 1030 und 1034"4. Es können drei Söhne Eppos und Hedwigs namhaft gemacht werden: Burkhard, Manegold und Eberhard, unser Klostergründer. Burkhard, geboren um 1009, fiel 1053 bei Civitate in Apulien, als das kleine Heer von Papst Leo IX. durch die Normannen vernichtend geschlagen wurde; er wurde von seinem Bruder Eberhard auf der Reichenau bestattet. Manegold, geboren um 1010, fiel bereits 1030 vor Falkenstein auf königlicher Seite in der Auseinandersetzung König Konrads II. mit Herzog Ernst von Schwaben; auch er wurde von seinem Bruder Eberhard auf der Reichenau bestattet115.

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Urkundliches Material über Pfaffen-Schwabenheim bei G.W.J. WAGNER, Die vormaligen geistlichen Stifte im Grossheizogtum Hessen, 30ff. Dazu auch: Regesta pontificorum romanorum; Germania pontifica, Vol. IV, Provincia Magvntinensis pars IV. Göttingen 1978, 247f. H. BÜTTNER, Die Anfänge der Stadt Kreuznach und die Grafen von Sponheim, ZGOR NF 61 (1952) 437ff. LÍBER HEREMI (Annales Einsidlensis maiores), 355. [Liber Heremi = Abschrift einer um 1330 kompilierten Sammlung zur Geschichte Ginsiedeins und einzelne Notizen vor allem vom Beginn des 14. Jahrhunderts durch Aegidius Tschudi. Dazu GEORG VON WYSS, Über die Antiquitates monasterii Einsidlensis u. d. Liber Heremi des Aeg. Tschudi. Jahrbuch für Schweizer Geschichte X, 1885.] A. ZETTLER, Die frühen Klosterbauten der Reichenau, 118ÍT., datiert die Sammlung der Gebeine Eppos, Burkhards und Manegolds durch Eberhard in den Zeitraum von 1034 - 1046. - Dieser Zeitraum muß wohl erstreckt werden, denn Burkhard fiel 1053. An die Abtei Reichenau getätigte Stiftungen für das Seelenheil wurden 1056 beurkundet; vgl. Anm. 123. K. SCHIB, Geschichte der Stadt Schafihausen, 6ff., führt ausserdem Irmengard, die Grossmutter Adalberts von Mörsberg, als Schwester Eberhards; nach H. KLÄUI wäre sie eine Schwester Graf Eppos. Rüeger sieht Eberhards Tochter Irmengard als Mutter Adalberts von Mörsberg. Diese Verwandtschaftsbeziehung ist ungeklärt.

Historische Hintergründe zum Stifterbuch

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Graf Eberhard"6, der Stifter des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen, zubenannt "der Selige", wurde zwischen 1010 und 1015 geboren117 als Sohn des Grafen Eppo und der Gräfin Hedwig, mit der er das Augustinerchorherrenstift Pfaffen-Schwabenheim stiftete. Verheiratet war er mit Ita118, vermutlich aus dem Geschlecht der Grafen von Kirchberg. Mit ihr unternahm Eberhard eine Wallfahrt nach Santiago de Compostela119. Eberhard wird urkundlich 1036/37 erstmals als Graf im Zürichgau genannt120. 1045 erhielt er von Kaiser Heinrich III. das Münzrecht in Schaffhausen, wo 1049 Papst Leo IX., sein Verwandter mütterlicherseits, einen Altar und damit wohl den Bauplatz für das Kloster Allerheiligen weihte121. Bei der Beurkundung der an die Abtei Reichenau gemachten Stiftungen für das Seelenheil seines Vaters Eppo und seiner Brüder Burkhard und Manegold ist erstmals die für das Geschlecht fortan namengebende Burg auf dem Nenzinger Berg bei Stockach erwähnt122, offenbar hatte er diese kurz vor 1050 erbaut. König Heinrich IV. verlieh ihm 1059 das Münzrecht zu Kirchheim im Neckargau, dessen Grafschaft er ebenfalls innehatte123. Bis 1065 besaß er die Grafschaft Chiavenna mit dem Brückenzoll und wurde für deren Rückgabe an das Bistum Como durch Heinrich IV. mit Königsgütern im Elsaß entschädigt124. 1067 verlieh ihm Heinrich IV. den Wildbann in seiner Besitzung im Klettgau und Hegau125.

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Bisher üblicherweise als Eberhard IE., nach H. KLÄUI als Eberhard VI. bezeichnet. Vgl. ANM. 109. - Vita Eberhardi in: ACTA SANCTORUM, Vol. 3, 670f. H. MURER, Helvetia Sancta, 275FF. [Vgl. dazu die Bemerkung S. 67] G. TUMBÜLT, Graf Eberhard von Nellenburg, 426 - 442. P. KLÄUI, Hochmittelalterliche Adelsherrschaften, 51, Anm. 5. Sammlung von Belegen bei H. LEB, Das Stifterdenkmal im Münster zu Schaffhausen, 125, Anm. 37. MONE setzt nach der Schilderung im Stifterbuch die Wallfahrt nach Santiago de Compostela in Spanien um 1070 an. UBZ 1,231 vgl. Anm. 82, 111 1056. UR 6 = Baumann Nr. 4: "in decimis villae quae posita est in Nancingareberge luxta castellum meum Nellenburg". UR 7 = Baumann Nr. 5 H. BÜTTNER, Die Anfänge der Stadt Kreuznach und die Grafen von Sponheim, in: ZGOR 100, NF 61 (1952), 438. - MGH DD HIV, 149 und 152. UR 8 = Baumann Nr. 6 = Mommsen Nr. 2.

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Einleitung

Vor Ausbruch des Investiturstreits ist damit Graf Eberhard von Nellenburg, der Stifter des Klosters Allerheiligen, als sehr begüterte126 und politisch offenbar recht bedeutende Persönlichkeit zu sehen, gehörte er doch 1047 zur Begleitung Kaiser Heinrichs III. auf dessen Romreise. Im Investiturstreit stand er eindeutig auf päpstlicher Seite, was dazu führte, daß ihm die Güter im Elsaß und ein Lehen in Kreuznach vom König entzogen wurden127. 1078 ging seiner Familie auch die Grafschaft im Zürichgau verloren. Das Stifterbuch berichtet, daß Graf Eberhard die letzten sechs Jahre seines Lebens im Kloster Allerheiligen verbrachte und dort im Alter von etwa 66 Jahren starb; er starb vermutlich 1078, jedenfalls vor dem 1. März 1080, und wurde im Münster zu Schaffhausen bestattet128. Die Gräfin Ita, die Gemahlin Eberhards, lebte während seiner Klosterzeit im Fronhaus, nahe dem Kloster Allerheiligen. Nach dem Tode Eberhards trat sie in das von Abt Siegfried gestiftete Frauenkloster St. Agnes129 in Schaffhausen über und lebte bis etwa 1105. Sie wurde ebenfalls im großen Stiftergrab des neuen Münsters bestattet130. Der Ehe von Eberhard und Ita entsproßen sechs Söhne und zwei Töchter131, von denen im Stifterbuch lediglich Albrecht und Burkhard namentlich genannt werden132:

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vgl. Anm. 26 1 0 7 6 / 7 7 . H . BÜTTNER, a . a . O . , 4 3 8 .

Vgl. Anm. 42. Graf Eberhard wird zum letzten Mal urkundlich erwähnt am 2. Mai 1075 (sein Sohn, Abt Ekkehard von Reichenau, erneuert Münzgerechtigkeit und Wochenmarkt zu Allensbach; ZGOR 32, 59 und NF 5, 168). 1079 ist er nicht mehr am Leben (UR 9 = Baumann S. 15). Sein Todesdatum ist der 25. oder 26. März (NEUGART, Episc. Const., 381, nach dem sog. Necrologium von Allerheiligen = Necr. S. Agnet. Scafh., Ministerialbibliothek Schafihausen: 90, 59rff.). H. LEB, Zu den Stiftergräbern, 123, Anm. 11. vgl. Anm. 96, 173 Gräfin Ita starb an einem 25. oder 26. Februar, wahrscheinlich nach 1105. Im großen Stiftergrab des Münsters zu Schafihausen wurden bestattet die beiden Gründerpaare Eberhard und Ita, Burkhard und Hedwig, sowie Irmentrud. Vgl. dazu: H. LIEB, ZU den Stiftergräbem, in: SBVG 44 (1967), 123f. Ferner: G. TUMBÜLT, Graf Eberhard von Nellenburg, in: ZGOR NF 5 (1890), 425 - 442. H. LIEB, Das Stifterdenkmal im Münster zu Schafihausen, in: ZAK 17 (1957), Heft 3/4, 121 ff. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß H. JÄNICHEN, Die schwäbische Verwandtschaft des Abtes Adalbert von Schafihausen, 72ff., noch einen unehelichen Sohn Eberhards namhaft macht: Bernhard von Rissdorf.

Historische Hintergründe zum Stifterbuch

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Uto (auch Udo), Erzbischof von Trier, möglicherweise der älteste Sohn von Eberhard und Ita, wurde um 1030/35 geboren, 1066 zum Erzbischof von Trier gewählt. Er fiel im Heere Heinrichs IV. 1078 bei der Belagerung der Burg Tübingen133. Ekkehard oder Eckhardus, Abt der Reichenau, wurde um 1035/40 geboren, 1071/72 als Abt der Reichenau gewählt und vom Kaiser eingesetzt. Abt Ekkehard stand nach Ausbruch des Investiturstreits als Angehöriger der päpstlichen Partei z.T. gemeinsam mit Herzog Berchtold von Zähringen in kriegerischer Auseinandersetzung mit Abt Ulrich III. von St. Gallen und mit Gegenbischof Arnold von Heiligenberg. Im Auftrage des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden unternahm er 1077 eine gefahrvolle Reise nach Rom und geriet dabei in Oberitalien in Gefangenschaft, aus der er erst nach einem Jahr freikam, nachdem der Papst mit Kirchenstrafen eingegriffen hatte. Kurz vor seinem Tode wurde er zum Bischof von Augsburg gewählt, starb aber vor seiner Einsetzung 1088134. Die Söhne Eberhard und Heinrich waren nach Auskunft des Stifterbuches in königlichen Diensten; beide fielen 1075 im Sachsenkrieg Heinrichs IV. bei Homburg an der Unstrut135. Albrecht, ebenfalls Sohn von Eberhard und Ita, dürfte eher vor 1040 geboren worden sein und starb in jungen Jahren136.

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Ob die Altersreihenfolge der Söhne, die das Stifterbuch nennt, zutrifft, bezweifelt TUMBÜLT [a.a.O.] m . E . zu Recht: Die Nennung von Uto und Ekkehard, die eine geistliche Laufbahn einschlugen, am Anfang und des weltlichen Erben Burkhard am Schluss der Aufzählung liegt im Interesse des Berichts im Stifterbuch. Alle weiteren Hinweise übernehmen diese Reihenfolge [auch GALLUS ÖHEM, S. 96], Mit der Infragestellung der Altersreihenfolge sind aber auch die von H. KLÄUI errechneten und im folgenden angegebenen mutmaßlichen Geburtsjahre in Frage gestellt; richtig ist wohl, daß die Geburtsjahre auf frühestens um 1030 und spätestens um 1050 anzusetzen sind. BERNOLDI CHRON. a. 1066. Belege bei H. LIEB, Das Stifterdenkmal im Münster zu Schaflhausen, S. 124, Anm. 16,21,22, 23,24. Regesten Augsburg, Nr. 359. BERN, CHRON. a. 1073/1088 wertet ihn kritisch; daß ihn GALLUS ÖHEM als Widersacher des St.Galler Abtes noch kritischer wertet, ist verständlich. - Belege bei H. LIEB, a.a.O., S. 124, Anm. 17, 25, 26. Belege bei H. LIEB, a.a.O., 123f„ Anm. 13, 18. Belege bei H. LIEB, a.a.O., 124f„ Anm. 19, 2 7 , 2 8 . H . KLÄUI nimmt ein Geburtsdatum zwischen 1040 und 1050 an. In der Urkunde Uber den Gütertausch vom März 1050 [UR 5 = Baumann Nr. 3 = Mommsen Nr. 1] wird Albrecht als

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Für den uns unmittelbar interessierenden Teil des Nellenburger Geschlechts läßt sich der folgende Stammbaum aufstellen137: Eppo ca. 980 - 1030 ux. Hedwig

Burkhard um 1009 - 1053

Uto/Udo Erzbischof von Trier + 1078

Ekkehard Abt von Reichenau + 1088

Manegold um 1010-1030

Heinrich +1075 EberharcT + 1075 Albrecht

Eberhard 1010/15-1078 ux. Ita

Irmengard mar. Diethelm von Toggenburg

Adelheid Burkhard mar. Arnold + um 1105 von Laufen ux. Hadwig

Graf Burkhard von Nellenburg, möglicherweise der jüngste und jedenfalls der einzige überlebende Sohn Eberhards und Itas, der weltlichen Standes war, wurde Erbe seines Vaters138, wie das Stifterbuch sagt, "dem Vermögen und dem Wesen nach". Geboren wurde er vermutlich um 1050. Verheiratet war er mit Hadwig, aus Sachsen stammend; die Ehe blieb kinderlos.

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Zeuge genannt, dürfte dabei also nicht mehr im Kindesalter gewesen sein. Sein Geburtsdatum ist darum m.E. vor 1040 anzusetzen. Auch diese Darstellung folgt im wesentlichen H . KLÄUI, Grafen von Nellenburg, Tafel 1. [Exkurs über die Verwandtschaft der Nellenburger mit den Zähringern daselbst, S. 199ff ] Zur Altersreihenfolge der Söhne von Eberhard und Itavgl. kritische Anm. 133. Burkhard kann, muß aber nicht der jüngste Sohn sein. Da er als einziger Sohn weltlichen Standes, der das Erbe übernehmen konnte, übrig blieb, wird er im Stifterbuch nach den andern an sechster Stelle genannt. GALLUS ÖHEM nennt ihn ebenfalls an sechster Stelle. G. TUMBÜLT, Graf Eberhard von Nellenburg, vermutet, dass Uto der älteste, Burkhard der zweite Sohn Eberhards und Itas war. Vgl. auch Anm. 25, 133.

Historische Hintergründe zum Stifterbuch

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Graf Burkhard wird 1077 erstmals erwähnt bei der Stiftung des Klosters Beuron139. 1087 bestätigte er die Vergabungen seiner Eltern an das Kloster Allerheiligen. Auf seine und Abt Siegfrieds Bitten bestätigte Papst Urban II. 1092 und 1095 die Freiheiten von Allerheiligen. Urkundlich letztmals erwähnt wird er in einer Schenkungsurkunde1,10. Gestorben ist er am 21. Januar 1101141; mit ihm starb die direkte Linie der Nellenburger aus. Graf Burkhard war für das Kloster Allerheiligen nicht nur durch seine Schenkungen von Bedeutung, weit wichtiger war die Einfuhrung der Hirsauer Reform und damit im Zusammenhang die Berufimg von Abt Wilhelm zur Führung des Klosters. Dadurch erlangte Allerheiligen als Reformkloster Bedeutung. Graf Burkhard gab die Eigenklosterrechte auf, sicherte dem Kloster die freie Wahl des Vogtes zu und ermöglichte die direkte Unterstellung unter den Heiligen Stuhl. Auch nahm er mit Abt Wilhelm und Abt Siegfried den großzügigen Ausbau des Klosters an die Hand. Folgerichtigerweise stellte er sich in der Zeit des Investiturstreits auf die päpstliche Seite, was für den Nellenburger Besitz Auswirkungen hatte, indem er seine Grafschaft Nellenburg verlor. Für Ausbau und Entwicklung des Klosters Allerheiligen war Graf Burkhard von außerordentlicher Bedeutung. Darüber hinaus erscheint er im Stifterbuch und nach den urkundlichen Belegen seltsam blaß und wenig tatkräftig.

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15. August 1077. E. ZINGELER, Geschichte des Klosters Beuron, in: Hohenzollersche Mitteilungen 19, 154. - Nach der Legende im Stifterbuch [S. 42* - 45*] hätte er seinen Vater auf der Romreise, wo das Privileg Alexanders II. für Allerheiligen erwirkt wurde, begleitet. Diese Reise ist vor 1073, wahrscheinlich vor 1070 anzusetzen. Schenkung von Besitz in Maienfeld und Malans an Allerheiligen [UR 42 und 43 = Baumann Nr. 42 und 43]. Die Datierung dieser Urkunden [Annahme März 1105] ist korrigiert, vgl. H. LIEB, Das Todesjahr Burkhards von Nellenburg und die Meraldusurkunden, 39ff. Urkundlich letztmals erwähnt wird er am 29. Dezember 1100 [Baumann Nr. 35, Urkunde des General-Landesarchivs Karlsruhe], die Allerheiligenurkunden nennen ihn vom 21. April 1101 an nicht mehr (UR 37 = Baumann Nr. 36). Das Todesdatum, der 21. Januar, ist dem Necr. S. Agnet. Scafh., 8, 25, zu entnehmen. Dass es der 21. Januar 1101 ist, wird belegt von H. LIEB, Das Todesjahr Burkhards von Nellenburg und die Meraldusurkunden, 39ff. Zum Grab Graf Burkhards vgl. H. LIEB, ZU den Stiftergräbern, 123f.

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Einleitung

Adelheid, Tochter Eberhards und Itas, wurde die Gattin des Grafen Arnold von Laufen (am Neckar); sie war die Mutter des Erzbischofs Bruno von Trier, der auf Bitte des Abts Adalbert dem Kloster Allerheiligen Reliquien von Constans, Alexander und Leguntius schenkte142. Irmengard, ebenfalls Tochter Eberhards und Itas, wurde die Gattin Diethelms II. von Toggenburg. Durch sie muß der Übergang von Nellenburger Gut bei Winterthur an die Grafen von Toggenburg erfolgt sein. 1.3.3. Klostergeschichte Die Gründung und die frühe Entwicklung des Klosters Allerheiligen, die Zeit also, mit der sich das Stifterbuch beschäftigt, ist in den wichtigsten Daten recht gut belegt: Die Gründung des nellenburgischen Familienklosters durch Graf Eberhard ist im Zusammenhang mit der Verlagerung der Interessensphäre der Nellenburger aus dem Zürichgau in den Hegau zu sehen. 1049 weihte Papst Leo IX.143 in Schaafhausen einen Altar und damit wohl auch den Bauplatz des Klosters144. Es darf angenommen werden, daß der Ideenwelt von Papst Leo IX.145 entsprechende rechtliche Abmachungen getroffen wurden, wonach das Kloster dem Schutz des Papstes unterstellt ein eigenes Rechtssubjekt bildete, also nicht mehr dem Familienbesitz der Nellenburger angehörte. Die Rechte der Stifterfamilie beschränkten sich auf die erbliche Vogtei und die Bestellung des Abtes. Graf Burkhard von Nellenburg, der Sohn und Erbe des Klostergründers, berief in der Erkenntnis, daß die geistliche Neubelebung des Klosters notwendig sei, 1079 Abt Wilhelm von Hirsau zur Reform des Klosters. Wilhelms Erfahrungen mit den Grafen von Calw in den Aus142 143

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Vgl. Anm. 70, 194. Zur Verwandtschaft von Papst Leo IX. mit Graf Eberhard vgl. Anm. 30, 82,

111.

Vgl. S. 31. HANS KÜHNER, Neues Papstlexikon, 58f., schildert Papst Leo EX., den einstigen Bischof von Toul, als "eine der reinsten Gestalten der Papst- und Weltgeschichte", eine in einer völlig verwilderten Zeit von höchstem Rechtsethos durchdrungene Persönlichkeit, die der cluniazensischen Reformbewegung nahestand. Er internationalisierte das Kardinalskollegium. In seine Regierungszeit als Papst fallt auch die endgültige, formelle Trennung von Ostrom. Vgl. Glossar.

Historische Hintergründe zum Stifterbuch

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einandersetzungen um die Eigenständigkeit des Klosters Hirsau flößen in die Abmachung mit ein144. Graf Burkhard ging auf die Wünsche Abt Wilhelms offenbar rasch ein. Durch Schenkungen, vor allem die Übertragung von Markt und Münze zu Schaffhausen an das Kloster Allerheiligen, stärkte er dessen wirtschaftliche Situation. Die neue Rechtsstellung des Klosters Allerheiligen ist im Privileg Papst Gregors VII. von 1080147 festgehalten: dem Konvent stand nun die freie Abt- und Vogtwahl zu. Graf Burkhard blieb zwar Klostervogt, betonte aber148, daß ihm die Vogtei vom Kloster verliehen worden sei. Im Frühjahr 1050 war das Kloster im Bau149. Der Bau stand unter der Leitung des einstigen Erziehers des Grafen Eberhard, des Priesters Liutpaldus150, die Kirche wurde 1064 durch Bischof Rumald von Konstanz geweiht151. Bald nach dem Tode des Grafen Eberhard wurde eine Erweiterung der Klostergebäulichkeiten notwendig; der Bau einer funfschiffigen Basilika wurde wohl kurz nach 10831" in Angriff genommen, gedieh aber, weil sich die politische Lage bedrohlich zuspitzte, nicht über die Fundamente hinaus153. Vollendet wurde schließlich eine dreischiffige Kirche, die Änderung des Bauprojekts dürfte etwa 1092 erfolgt sein. Geweiht wurde diese Kirche, das heutige Münster, 1103 von Bischof Gebhard von Konstanz154. Die Entwicklung des Klosters Allerheiligen stand während seines ganzen Bestehens in wesentlichem Zusammenhang mit der Persönlichkeit seiner Äbte. Die frühe Entwicklung zu rascher, hoher Blüte ist denn 146 147 148 149 150

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H. BÜTTNER, Zur KIosterTeform des 11. Jahrhunderts, 99ff. UR 10 = Baumann Nr. 8 = Mommsen Nr. 4. Vgl. Anm. 35,49, 86. Urkunde vom 7. Juni 1091. UR 9 = Baumann Nr. 7 = Mommsen Nr. 3e. vgl. Anm. 84 "quod templum quidem ... Eberhardus, occidentalium Suevie partium civis et Turegie provincie comes illustris, ... prefiguratione atque adiutorio cuiusdam Liutbaldi, sui fidelissimi ac venerandi presbiteri ..." [BAUMANN, 139] Regesta episc. const. 478; vgl. auch Anm. 85. Die Chronik Bernolds (p. 439) weist zum Jahr 1083 auf die blühenden Klöster St. Blasien, Hirsau und SchafJhausen hin und darauf, daß diese Klöster wegen des großen Zustroms an Insassen ihre Gebäulichkeiten notwendigerweise erweitem müßten. Die Erweiterung des Klosters Hirsau wurde 1082 begonnen, 1091 durch Bischof Gebhard von Konstanz geweiht. St. Blasien erweiterte Kirche und Kloster 1086- 1108. Kunstdenkmäler Schafihausen 1, 75, und 3, 321. Regesta episc. const. 601; vgl. auch Anm. 77, 99.

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Einleitung

auch abhängig von einigen hervorragenden Gestalten, Äbten und Mönchen: Die ersten Mönche Allerheiligens kamen wahrscheinlich aus Einsiedeln155, obwohl der Stifterfamilie die Vogtei über Einsiedeln verloren gegangen war. Der erste Abt ist nicht namentlich bekannt. Ihm folgte Liutolfus (1064 - 1080), der aus dem Schatten des Stifters, des Grafen Eberhard, nicht hervortritt. Wilhelmus, Abt von Hirsau, stand dem Kloster Allerheiligen 1080 1082 vor. Er kam auf Bitte Graf Burkhards von Nellenburg mit zwölf Mönchen aus Hirsau, dessen Abt er seit 1069 war156. Während zwei Jahren regierte diese tatkräftige Persönlichkeit Hirsau und Schaffhausen. Als ihm diese Bürde zu schwer wurde, zog er sich wieder in sein Kloster Hirsau zurück, die Führung des Klosters Allerheiligen einem der Mönche, die mit ihm aus Hirsau gekommen waren, überlassend. In Hirsau wirkte er als Abt bis 1090. Der Kontakt mit dem Kloster Hirsau war für Allerheiligen von entscheidender Bedeutung, nicht nur, was die Wandlung vom Eigenkloster der Nellenburgerfamilie zur Eigenständigkeit des Konvents anbetrifft, sondern auch durch die Übernahme der Hirsauer Klosterreform und die politische Ausrichtung des Klosters157. Wie in Hirsau machte sich auch in Schafihausen eine Art religiöser Massenbewegung bemerkbar - eine Zeiterscheinung, der auch die Kreuzzüge158 entsprangen 155

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R. HENGGELER, Woher kamen die ersten Mönche von Allerheiligen, 31 ff. Jedenfalls wohnte der Abt von Einsiedeln, Hermann von Winterthur, ein Onkel des Grafen Eberhard, der Einweihung bei und wird bei den Gästen an erster Stelle genannt (UR 18 = Baumann S. 139). Vgl. auch H. KELLER, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, 134. Wilhelm war zuvor Benediktinermönch in St. Emmeram in Regensburg; er wurde als Abt nach Hirsau berufen und trat dieses Amt am 28. Mai 1069 an, ließ sich aber erst nach dem Tod seines Vorgängers weihen. B. BISCHOFF, Wilhelm von Hirsau, 977ff. Vgl. Glossar. PAUL V. BERNRIED, der Biograph Gregors VII., bezeichnet Wilhelm als eine der Stützen der gregorianischen Partei in Deutschland neben Bischof Altmann von Passau, Prior Ulrich von Cluny und Abt Siegfried von Schafihausen. [Allg. Deutsche Biographie, Bd. 43, Leipzig 1898, S. 221 ff.]. Nachdem 1095 Kaiser Alexios I. Komnenos von Byzanz auf einer Synode in Piacenza Papst Urban II. um Hilfe gegen die Türken gebeten hatte, fasste der Papst den Plan zum ersten Kreuzzug, den er am 27. November 1095 auf der Synode von Clermont ausrief. (Erster Kreuzzug 1096 - 1099.)

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- und zog Geistliche und Laien in großer Zahl an, was die Vergrößerung des Klosters notwendig machte. Hirsau war durch Abt Wilhelm Mittelpunkt einer monastischen Reformbewegung geworden, deren Ausstrahlung im ausgehenden 11. und beginnenden 12. Jahrhundert für die Benediktinerklöster im deutschen Sprachraum maßgeblich war. In starkem Maße beeinflußt war Wilhelm dabei von Cluny159. Die Grundtendenzen der Hirsauer Reformbewegung sind darin zu sehen, daß die ursprüngliche Form des Mönchstums als Maßstab monastischen Lebens gelten und das Kloster ein hohes Maß an Unabhängigkeit160 erreichen sollte. Beide Tendenzen trafen sich in einer radikalen Form der Weltentsagung, einer Abkehr (conversio) von der Welt als dem Herrschaftsbereich diabolischer, gottfeindlicher Mächte. Durch die Abkehr von der Welt und die Konzentration auf die benediktinische Regel sollte die Rückkehr in den Urzustand paradiesischen Friedens ermöglicht werden. Die Verhaltensweisen, die dahin fuhren, sind: Weltverachtung, Gehorsam, Leben in der Klausur, Stillschweigen, Betrachtung und immerwährendes Gebet. Die Umsetzung solcher Wertvorstellungen war nur möglich, wenn sie von der Gesellschaft gestützt waren; sie bedurfte der Unterstützung des hohen Klerus und des Laienadels. Die Kirche kam unter Führung von Papst Gregor VII. (1073 - 1088) diesen Wertvorstellungen stark entgegen. Adel und Mönchstum aber trafen sich im Streben nach Unabhängigkeit. Die materielle Unterstützung der Klöster oder die Neugründung durch Adlige geschah im Vertrauen auf die furbit159

160

Erste Bekanntschaft mit der Cluniazenser Regel durch Abt Bernhard von St. Viktor in Marseille, der als päpstlicher Legat in Deutschland sich 1077 einige Zeit in Hirsau aufhielt. Verbindung zu Cluny durch Ulrich von Zell, einst mit Wilhelm in St. Emmeram, dann Mönch in Cluny, Prior. [Allg. Deutsche Biographie, Bd. 43, 221 ff. Theologische Realenzyklopädie, Bd. XV, 388ff. Lexikon d. Mittelalters, Bd. 5, 35f.] Erreicht mit dem Hirsauer Formular (Diplom Heinrichs IV. von 1075) wurde die freie Abtwahl, die Freiheit vom Eigenklosterherm und die freie Vogtwahl. Die in den Constitutiones Hirsaugiensis festgelegte Selbstinvestitur des Abtes bringt diese Unabhängigkeit symbolisch zum Ausdruck. N. REIMANN, Die Konstitutionen des Abtes Wilhelm von Hirsau, Bemerkungen zur Oberlieferungsund Wirkungsgeschichte. K. SCHREINER, Hirsau und die Hirsauer Reform, Spiritualität, Lebensform und Sozialprofil einer benediktini sehen Erneuerangsbewegung im 11. und 12. Jahrhundert.

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Einleitung

tende Kraft der intakten Kult- und Gebetsgemeinschaft der Mönche161, verfolgte aber auch herrschaftliche Interessen, denn aus den Vogteien der Reformklöster erwuchsen ökonomisch nutzbare Rechtstitel für den Aufbau unabhängiger Herrschaften. Die conversio als Umkehr, als Abkehr von der Welt war gerade in adligen Kreisen verbreitet. Wenn das Stifterbuch (S. 32*/33*) berichtet, daß man unter Abt Siegfried mehr denn 300 (Hss. AB) bzw. 200 (Hs. C) Personen im Kloster verpflegte, dann waren hier Gäste und Arme, die die Klostergemeinschaft suchten, in der vielleicht etwas hohen Zahl inbegriffen. Nicht selten traten aber auch Adlige im Alter als Laienbrüder ins Kloster ein; bekannt ist dies beispielsweise von Graf Eberhard (Stifterbuch S. 56* - 59*) und Graf Adalbert von Calw1«. Die Constitutiones Hirsaugiensis, Abt Wilhelms Nachschöpfung der cluniazensischen Reformbestimmungen, regelt das Leben in den Reformklöstern bis ins einzelne: Die consuetudo eines Klosters ist zunächst die gelebte Ausformung der Regel. Mit der Übertragung der consuetudines auf andere klösterliche Gemeinschaften im Zusammenhang mit einer Reform wurde aus der schriftlichen Fixierung örtlicher Gewohnheiten eine Reform-Consuetudo. Die consuetudo wurde damit zum signifikantesten Merkmal der Zugehörigkeit zu einer Reformrichtung, im Falle von Hirsau einer im ganzen deutschen Sprachgebiet verbreiteten Reformgruppe von Klöstern - im Gegensatz zu Cluny wurde aber nicht ein Klosterverband (Kongregation) geschaffen. Die Gleichförmigkeit in der Regelung der Alltagsangelegenheiten scheint dabei die eigentliche Aufgabe der consuetudines zu sein. Die Constitutiones Hirsaugiensis - dieser Titel stammt vermutlich vom Sanblasianer Mönch Marquard Hergott, der den Text der Hirsau-

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Die Aufzeichnung des Namens - auch von Laien, die sich um das Kloster verdient gemacht hatten - ins Totenbuch, das "Liber vitae", legt die Übertragung in das himmlische Buch der Lebenden nahe. Hinweise dazu und zur Gebetsverbrüderung bei F. OHLY, Bemerkungen eines Philologen zur Memoria, 29FF. K. SCHMID, St. Aurelius in Hirsau 830 (?) - 1049/75; Bemerkungen zur Traditionskritik und zur Grilnderproblematik, S. 1 lff.: Adalbert von Calw als Neugründer von Hirsau genoss trotz seiner conversio nicht annähernd ein so gutes Andenken wie Eberhard von Nellenburg. - Zur Eintragung ins Liber vitae vgl. Anm. 161.

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er consuetudines 1726 erstmals im Druck herausgegeben hat163 - von Abt Wilhelm übertreffen an Umfang und Akribie frühere consuetudines164. Entstanden sind sie zwischen 1083 und 1088, die Niederschrift dürfte in der zweiten Hälfte der Achtzigeijahre des 11. Jahrhunderts erfolgt sein. Die Constitutiones Hirsaugiensis, eingehende Weisungen für den streng geregelten Ablauf monastischen Lebens, den liturgischen Dienst, das Amterwesen und die Organisation der Klostergemeinschaft unter Einschluß der Konversen165, gliedern sich in einen Prolog, ein 1. Buch mit 64 Kapiteln, die Regelung des gesamten Tagesablaufs enthaltend, und ein 2. Buch mit Bestimmungen über die Klosterämter. Beide Bücher lehnen sich eng an das 2. und 3. Buch Ulrichs von Cluny166, das erste Buch Ulrichs mit den Bestimmungen für die Feier des Kirchenjahrs fehlt vollständig167; beeinflußt waren die Constitutiones Hirsaugiensis auch durch den Abt des Klosters St. Viktor in Marseille168. Auch die unter Abt Wilhelm in Hirsau gegründete Schreibschule dürfte für Allerheiligen Vorbild gewesen sein. Politisch stand Hirsau und davon beeinflußt Schafihausen während des Investiturstreits eindeutig auf päpstlicher Seite. Bischof Gebhard von Konstanz, der vom Kaiser vertriebene Bischof des größten deutschen Bistums, war vorher Mönch in Hirsau, an seiner Wahl zum Bischof hatte Abt Wilhelm mindestens Anteil. Die enge Verbindung zu Konstanz unter Bischof Gebhard brachte dem Kloster Allerheiligen einige Schwierigkeiten.

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In: Vetus disciplina monastica (1726), 371 - 570. Im Jahre 1849 wurde der Text in der Migne-Edition, Patrologia Latina t. 150, buchstabengetreu wiederabgedruckt. An einer kritischen Ausgabe wird im Rahmen des "Corpus Consuetudinum Monasticarum" gearbeitet; mit der Herausgabe ist in absehbarer Zeit zu rechnen. Die Abschriften der Constitutiones Hirsaugiensis haben einen Umfang von 100 bis 130 Folien. U. NOTHELFER, Hirsau, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, 35f. H. BÜTTNER, Abt Wilhelm und die Entwicklung der Rechtsstellung der Reformklöster im 11. Jahrhundert, Zs. f. württ. Landesgeschichte 25 (1966), 321 ff. J. WOLLASCH, Mönchtum des Mittelalters zwischen Kirche und Welt, 1973. Hinweis im Glossar unter " Wilhelm us". Als Hirsauer Liber Ordinarius wurde das Rheinauer Liber Ordinarius identifiziert; offenbar war es nur wenig verbreitet. Abt Bernhard von St. Viktor in Marseille, päpstlicher Legat, hielt sich 1077 längere Zeit bei Abt Wilhelm in Hirsau auf.

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Einleitung

Abt Sigefridus (1082 - 1096), einer der bedeutendsten Äbte von Allerheiligen, wurde von Abt Wilhelm, mit dem er aus Hirsau gekommen war, 1082 mit der Leitung des Klosters betraut16'. Abt Siegfried war eine starke Persönlichkeit - Graf Burkhard von Nellenburg wird von ihr im Stifterbuch in den Hintergrund gedrängt -, unter deren Führung sich in Schaffhausen eine lebenskräftige Klostergemeinschaft entwickelte. Die Schenkungen von Gütern, nicht nur durch Graf Burkhard, stärkten die wirtschaftliche Leistungskraft des Klosters Allerheiligen; Siegfried sorgte auch durch Kauf für Ergänzung des Besitzes. Eine großzügige Erweiterung von Kirche und Kloster170 wurde von ihm begonnen, mußte dann allerdings zurückgestellt und redimensioniert werden. Abt Siegfried gehörte zu den bedeutendsten Gestalten der Hirsauer Reform; von den Zeitgenossen wurde er in eine Reihe gestellt mit den 169 170

Urkundlich erstmals 1083 erwähnt. [UR 11 = Baumann Nr. 9] Zur sog. Hirsauer Bauschule, einer seit dem späten 19. Jahrhundert und besonders 1937 - 1950 definierten baulichen Eigenart der von der Hirsauer Reform erfaßten Klöster [vgl. K. SCHIB, Geschichte der Stadt Schafihausen, 23], sei zunächst verwiesen auf die kritischen Untersuchungen von M. EIMER, Über die sogenannte Hirsauer Bauschule, Bl.Württ.Kirchengesch. NF 41 (1937), der zum Schluss kommt [bes. S. 52], daß der Begriff des "Hirsauer Bauschemas" eine Konstruktion sei, die auf schwachen Füßen stehe. Gewiß habe die von Cluny und Hirsau ausgehende Reformbewegung Einfluß auch auf den Kirchenbau, besonders auf die Gestaltung des Ostwerks als Seele der romanischen Kirche und damit im Zusammenhang den Vierungsturm gehabt, aber eingehende Vergleiche würden die direkte Beeinflußung z.B. des Schaffhauser Münsterbaus durch St. Peter und Paul in Hirsau als unbegründete Spekulation erscheinen lassen. Das neuere Schrifttum hält den Begriff für angemessen fllr eine besondere Gruppe innerhalb der romanischen Architektur, sich an die Peter- und PaulKirche in Hirsau (Bauzeit 1082 - 1091) anschließend, die eine den besonderen liturgischen Bedürfnissen der Reformgruppe entsprechende Raumordnung von Cluny übernimmt: Dreizellenchor, westliche Vorkirche mit Türmen, Abtrennung der Vierung als chorus maior und des 1. Langhauses als chorus minor, Verzicht auf die Krypta. Merkmale (z.B. Säulenbasilika mit steilen Raumverhältnissen, Osttürmen, flachem Chorschluss, Flachdecke) lassen sich in Tochtergründungen nachweisen, wurden aber örtlich abgewandelt. R. STROBEL, Die Hirsauer Reform und das Würfelkapitell mit Ecknasen, Zs. f. württ. Landesgesch. 30 /1971/72), 21 - 116. P. F. LIEFEN, Die Ordensreform der Hirsauer und die Auswirkungen auf die Klosterarchitektur, Diss. Aachen 1981. G. BINDING/M. UNTERMANN, Kleine Kunstgeschichte der mittelalterlichen Ordensbaukunst in Deutschland, 1985, 113- 132.

Historische Hintergründe zum Stifterbuch

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Äbten Wilhelm von Hirsau, Ulrich von Cluny und Altmann von Passau171. Dem entspricht auch seine Wirkung nach außen: Schon 1082 war er gemeinsam mit Abt Wilhelm von Hirsau und Abt Giselbert von St. Blasien an der Umgestaltung der Abtei Muri beteiligt. Während seiner Amtszeit entwickeln sich die Filialen Grafenhausen172, St. Agnes173 und Wagenhausen174. In seinem Kloster und darüber hinaus wirkte Abt Siegfried als leidenschaftlicher Vorkämpfer der Hirsauer Klosterreförm. Abt Siegfried galt als gelehrter und geistig interessierter Mann. Davon zeugt der Katalog der damaligen Bibliothek, der nach seinem Tode verfaßt und seinem Andenken gewidmet wurde. Offenbar sind viele der Bücher auf seine Anregung hin in der Schreibstube von Allerheiligen geschrieben oder vollendet worden175. In der Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst bezog Abt Siegfried offen Stellung. Er galt als einer der Führer der gregorianischen Partei im süddeutschen Raum. Allerheiligen wurde neben Hirsau und St. Blasien einer der Gegner des kaisertreuen Klosters St. Gallen. Bedrohlich wurde die Lage, als 1092 Arnold von Heiligenberg 171 172

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174

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H. BÜTTNER, Zur Klosterreform des 11. Jahrhunderts, 109f. Grafenhausen im südlichen badischen Schwarzwald (zwischen Steina und Schwarza) wurde von Papst Urban II. am 8.Oktober 1095 als Besitztum von Allerheiligen bestätigt [UR 29 = Baumann Nr. 26 = Mommsen Nr. 6b], Die Zelle St. Fides zu Grafenhausen wird erstmals in der Urkunde von 1111 (UR 49 = Baumann Nr. 49) erwähnt. Vgl. dazu H. MAURER, Das Land zwischen Schwarzwald und Randen im frühen und hohen Mittelalter, 84ff. K. SCHIB, Kloster und Stadt Grafenhausen im Schwarzwald, 223ff. H. NAUMANN, Die Schenkung des Gutes Schluchsee an St. Blasien, 358ÍT. Vgl. Glossar. Das von Graf Burkhard und Abt Siegfried gegründete, nördlich vor der Stadt gelegene Nonnenkloster St. Agnes wird urkundlich erstmals erwähnt zwischen 1080 und 1092 [UR 9 = Baumann S. 15 = Mommsen Nr. 3], Handfeste Papst Urbans n. vom 26. Januar 1092, im Stifterbuch [Kap. 41] teilweise zitiert [UR 15 = Baumann Nr. 13 = Mommsen Nr. 6a]. - Vgl. R. FRAUENFELDER, Kunstdenkmäler des Kantons Schafihausen, I, 157ff. Wagenhausen bei Stein am Rhein kam 1083 durch Tausch an Allerheiligen (Tauschurkunde UR 11 = Baumann Nr. 9). Vgl. BRUNO MEYER, Touto und sein Kloster Wagenhusen, 50FF. Die Zelle St. Maria zu Wagenhausen wird auch in der Urkunde UR 15 = Baumann Nr. 13 = Mommsen Nr. 6a genannt. Näheres und Quellenangaben bei E. SCHUDEL, Allerheiligen in Schafihausen, 1512f. Vgl. Glossar. A. BRUCKNER, AUS der Geschichte der Klosterbibliothek, 143f. Katalog der Klosterbibliothek zur Zeit des Abtes Siegfried: UR 31 = Baumann S. 142 - 145.

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Einleitung

zum Gegenbischof von Konstanz ernannt und Bischof Gebhard verjagt wurde. Abt Siegfried erwarb deshalb 1093 von Abt Richard von St. Viktor in Marseille ein Klösterchen im Limousin, wohin er mit seinen Mönchen notfalls hätte auswandern können. Die Lage entspannte sich aber im folgenden Jahr wieder176, so daß diese Flucht nicht notwendig wurde. Am 28. Oktober 1096 starb Abt Siegfried und wurde in der noch unvollendeten Kirche vor dem Stephansaltar begraben. Sein großes Ansehen wird nicht nur im Stifterbuch bezeugt, auffallend ist auch, daß sein Tod in den Nekrologien von Ottobeuren, Zwiefalten, Blaubeuren und Petershausen vermerkt ist177. Wenn das Stifterbuch angibt, daß er 16 Jahre Abt gewesen sei, dann sind hier die zwei Jahre, während der er unter Abt Wilhelm als Mönch in Schaffliausen wahrscheinlich bereits mit Führungsaufgaben betraut war, mitgezählt. Das Stifterbuch erwähnt zwei Mönche zur Zeit Abt Siegfrieds speziell: Adalbert178 und den Chronisten Bernold179. Bernold, war vermutlich der Sohn eines Geistlichen180. Er empfing seine Bildung an der Konstanzer Schule unter Leitung Bernhards. 1073 begann er mit seiner Chronik, die sich durch lebhafteste Anteilnahme an den Zeitereignissen, allerdings ganz auf der Seite der gregorianischen Partei, auszeichnet. Er wurde am 22. Dezember 1084 in Konstanz durch Bischof Otto von Ostia, den späteren Papst Urban II. zum Priester geweiht181 mit der Vollmacht, Reuige vom Bann loszusprechen. Vermutlich trat er 1083 ins Kloster St. Blasien ein. 1091 scheint er St. Blasien ganz verlassen zu haben, jedenfalls reicht die dortige Abschrift seiner Chronik nur bis 1091. Er kam nach Allerheiligen, dem er das Originalma176

Vgl. H. BÜTTNER, Zur frühen Geschichte von Allerheiligen in Schaffhausen,

177

Q u e l l e n n a c h w e i s b e i E. SCHUDEL, a . a . O . , 1 5 1 3 .

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Adalbert starb zwar bereits am 3. Dezember 1 0 7 9 (BERN, CHRON. a. 1 0 7 9 ) und wurde im Kreuzgang beigesetzt. Bernold bezeichnete ihn als "doctor Adalbertus"; wahrscheinlich wurde er auf eigenen Wunsch im selben Grab beigesetzt. Das Grab ist gefunden worden (K. SCHIB, 9 0 0 Jahre Münster, S. 11 und Taf. 2). vgl. S. 24, Anm. 54 Diese Vermutung ist in der Brieffehde Bernolds mit dem Presbyter Alboin über das Zölibat der Priester begründet: Alboin weist Bemold darauf hin, daß er aus einer Priesterehe stamme. [STRELAU, a.a.O., 37FF.] Gleichzeitig Bischofsweihe von Gebhard von Zähringen.

3 8 . BERNOLDI CHRON. a. 1 0 9 3 .

179 180

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Historische Hintergründe zum Stifterbuch

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nuskript seiner Chronik vermachte182. Bernold starb am 16. September 1100"°.

Seiner Chronik stellte Bernold ein Nekrologium voran, in das er laufend neue Todesfälle eintrug. Es folgen einige kalendarische Betrachtungen und ein Papstkatalog. Dann folgt ein Exkurs über die sechs Weltalter nach Beda184 und die Weltherrschaften nach Jordanes185. Die Chronik selbst umfaßt den Zeitraum von Christi Geburt bis zum Jahr 1100, dem Todesjahr des Verfassers. Dabei benützt er bis zum Jahr 1054 die Chronik Herimanns von der Reichenau186 als Hauptquelle; dieser Teil ist eine durchgehende Abschreibearbeit nach fester Vorlage mit Kürzungen. Seit 1054 fühlt sich Bernold als Fortsetzer Herimanns. Die Eintragungen zu den Jahren 1054 bis 1074 sind mehrfach überarbeitet und ergänzt187. Nach längerem Unterbruch der Niederschrift sind die Eintragungen für den Zeitraum von 1074 bis 1083 in größerem Zusammenhang geschrieben, die bewußt selbständige Arbeit prägt fremde Anregungen um. Ab 1083 ist vom Schriftbild her fort182

183

Deutung der Überschrift der Chronik durch E. WINKELMANN, Die Chronik Bernolds von St. Blasien, S. VE. - J. GERCHOW, Bemold von Konstanz, Autograph der Chronik, 185: "Bernold ist einer der wenigen Autoren des Mittelalters, dessen Autograph überliefert ist." Die Pergamenths. befindet sich unter der Signatur Clm 432 in der Bayerischen Staatsbibliothek München. - Daß Bernold im Stifterbuch nur in wenigen Sätzen behandelt und seine Chronik nicht erwähnt wird, ist erstaunlich. Editionen von Bemolds Chronik s. Literaturverzeichnis; weitere Literatur s. Glossar. - O. REGENBOGEN, Bernold von Hochdorf, glaubt den in der Urkunde vom 27. Dezember 1093 (1JR 19 = Baumann Nr. 16) als Zeugen genannten Bemolt de Hohdorf mit dem Chronisten Bernold identisch, und durch eine Reihe von kühnen Schlüssen glaubt er eine Biographie Bemolds zusammenstellen zu können.

184

BEDA VENERABILIS, D e sex aetatibus mundi.

185

JORDANES, De regnorum successione. Herimann der Lahme von Reichenau (Hermannus contractus), 1013 - 1054, übergab, als er sich dem Tode nahe fühlte, seinem vertrauten Schüler Berthold seine Wachstafeln, um abzuschreiben, was noch nicht auf Pergament übertragen war. W. WATTENBACH/R. HOLTZMANN, a.a.O., 514ff. Während sonst Annalen und Chroniken mit der Erschaffung der Welt oder mit dem Beginn der karolingischen Königsherrschaft einsetzen, hat Herimann das Prinzip der Annales Heremi (Einsiedeln 961 - 996) wieder aufgenommen: er beginnt mit Christi Geburt. - Herimann wird auch als Dichter des Salve regina, einer Mariendichtung in Form einer Sequenz, angesehen. Die Diskussion um die Übereinstimmungen zwischen Bernold und Berthold sei hier nicht aufgegriffen. Vgl. dazu E. STRELAU, a.a.O., 67ff.

186

187

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Einleitung

laufende Eintragung anzunehmen. Ab 1097 sind die Aufzeichnungen ungenau und erfolgten nicht gleichzeitig; dies kann im Zusammenhang stehen mit den inneren Schwierigkeiten im Kloster Allerheiligen1®, aber auch mit der im Stifterbuch festgestellten angeschlagenen Gesundheit des Chronisten. Im Vergleich zu Bertholds Fortsetzung von Herimanns Chronik ist Bernolds Arbeit knapp, klar und wohlüberlegt gehalten; die sachlichzurückhaltende Berichterstattung vermittelt den Eindruck der Objektivität, was seine bedenklichen Seiten hat, steht doch Bernold sehr eindeutig auf gregorianischer Seite und nimmt lebhaft und leidenschaftlich am Zeitgeschehen teil. Diese Tendenz wird vor allem in Umarbeitungen und Zusätzen deutlich, ebenso die einseitige Betonung Schwabens. Von besonderem Interesse sind kirchengeschichtliche Informationen, die genau verzeichnet sind. Nachrichten über Himmelserscheinungen, Wetterkatastrophen, Wunder u.ä. nehmen erst im letzten Jahrzehnt der Chronik etwas mehr Raum ein. Bernolds Chronik ist trotz Einseitigkeit eine wertvolle Geschichtsquelle. Daneben bilden die kirchenpolitischen Schriften und Abhandlungen Bernolds, in der Literatur als "opuscula" bezeichnet, einen wichtigen Bestandteil der deutschen Streitschriftenliteratur in der Epoche des Investiturstreites189. Abt Gerhardus (1096 - 1098) wurde am 2. November 1096 zum Abt gewählt. Offenbar kam es schon bald zum Konflikt des neugewählten Abtes mit dem Konvent, in dem eine reformfeindliche Partei mehr Gewicht erhalten hatte. Der Chronist Bernold sagt, daß Abt Gerhard eher veijagt worden sei, als daß er resigniert habe. Abt Gerhard bat den Papst um Entlassung aus dem Amt; Papst Urban II. gab die Erlaubnis und damit die Ermächtigung zu neuer Abtwahl, wohl um den Bestand des Reformklosters nicht zu gefährden. Abt Gerhard trat ins Kreuzfahrerheer ein, nahm an der Schlacht von Ramleh teil und wurde Wächter des Heiligen Grabes"0.

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berichtet [a. 1 0 9 8 ] , daß viele Mönche das des Hirten beraubte Kloster verließen und Kirchengut an Weltliche verschleudert wurde.

BERNOLD

189

Näheres bei E. STRELAU, a.a.O., 15ff.

190

BERN, CHRON.

a. 1096, 1098, 1100. BAUMANN S. 165f.: "Gerhard führte in Jerusalem den Titel 'prior sancti sepulchri', er zählte als solcher zu den Großen des Königreichs Jerusalem und nahm deshalb an wichtigen Staatshandlungen persönlichen Anteil."

Historische Hintergründe zum Stifterbuch

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Abt Adalbertus (1099 - 1131). Wegen der Spannungen im Konvent konnte nicht sofort ein neuer Abt gewählt werden; Abt Adalbert, vorher Prior zu Allerheiligen, wurde erst am 24. Juni 1099 vom Bischof von Konstanz geweiht, nachdem er die Anklage, maßgeblich an der Vertreibung von Abt Gerhard beteiligt gewesen zu sein, entkräften konnte. Er entstammte dem angesehenen und begüterten Adelsgeschlecht derer von Metzingen, im Investiturstreit zur päpstlichen Partei gehörend, die durch Schenkungen während seiner Regierungszeit den Klosterbesitz erheblich vergrößerte, wozu auch Graf Burkhard von Nellenburg noch beitrug. Gleich zu Beginn der Regierungszeit von Abt Adalbert wurde Allerheiligen wegen seiner Treue zu Bischof Gebhard von Konstanz vom Gegenbischof Arnold angegriffen. 1102 begannen die Auseinandersetzungen mit den Zähringern; zunächst konnte noch ein Ausgleich gefunden werden, doch 1120 wurde Allerheiligen von Herzog Konrad von Zähringen überfallen und eingenommen. Kurz vorher, am 3. Januar 1120, hatte Papst Calixtus II. dem Kloster seine Privilegien bestätigt, und da sich auch Kaiser Heinrich V. mit Bußandrohung gegen alle Bedränger hinter Allerheiligen stellte, mußte der Zähringer das Kloster wieder aufgeben. (Erst 1198 wurde die Vogtei den Zähringern übertragen.) Auseinandersetzungen hatte Abt Adalbert auch wegen des umstrittenen Klosters Wagenhausen191. Er verzichtete, vermutlich 1105, auf das Klösterlein, beanspruchte aber die Nutzung der übrigen Schenkungen Toutos; Wagenhausen wurde vom Bischof von Konstanz dem Kloster Petershausen unterstellt. Bald nach Amtsantritt trafen Abt Adalbert und Graf Burkhard von Nellenburg mit Vogt Adalbert von Mörsberg192 einen Vergleich über Leibeigene. Dennoch folgten weitere Auseinandersetzungen um die Stellung und Kompetenz des Klostervogtes, die erst 1122 durch Erzbischof Bruno von Trier beigelegt werden konnten. Nicht nur die rechtliche Stellung seines Klosters waren Abt Adalberts Anliegen, er war auch besorgt um das geistliche Leben im Kloster. Die Mal- und Schreibschule wurde weiter gepflegt193. Er bemühte sich um die Schenkung der Reliquien von Constans, Alexander und 191 192 193

Dazu BRUNO MEYER, Touto und sein Kloster Wagenhusen. s. Glossar "Albrecht" A. BRUCKNER, Geschichte der Klosterbibliothek, 152f.

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Einleitung

Leguntius durch Erzbischof Bruno von Trier und wohnte deren Überführung von Trier nach Schafihausen persönlich bei194. Aber auch für das Gedeihen der Filialgründungen setzte er sich ein. Belegt ist Abt Adalbert letztmals 1131. Er starb an einem 2. August; sein Tod wurde in zahlreichen Nekrologien erwähnt.

1.4. Zur literarischen Einstufung des Stifterbuches Die Problematik der literaturgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches kann folgendermaßen umrissen werden: Während die ursprüngliche Konzeption der Hirsauer Reform verpflichtet war, gehört die uns überlieferte Gestaltung nicht der frühmittelhochdeutschen, cluniazensischen Zeit an. Völlig unberührt ist das Werk von höfischen Einflüssen. Sicher hat das Stifterbuch in seiner überlieferten Form um 1350 bestanden. Ein derart weiter Zeitraum zwischen Ende der Erzählzeit und Überlieferung - von 1105 bis 1350 - bedarf einer eingehenderen Untersuchung von erzählter Zeit und Erzählzeit. 1.4.1. Gliederung, Schichtung, Gestaltung Bei genauerer Betrachtung von Aufbau und Gliederung des Stifterbuches lassen sich verschiedene Schichten feststellen. Zum ältesten Bestand gehören außer dem Versprolog die folgenden fünf Teile mit je gleich vielen, wenn auch unterschiedlich umfangreichen Kapiteln195 (zum Vergleich ist die Anzahl Zeilen in der Edition der Hs. A angegeben):

194

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Auf Bitten Abt Adalberts schenkte Erzbischof Bruno von Trier, ein Verwandter der Stifterfamilie (s.d.), dem Kloster Allerheiligen die Reliquien von Constans, Alexander und Leguntius. Ausführliche Schilderung im Codex mit der Hs. A, S. 4 2 - 93 (teilweise abgedruckt bei K. SCHIB, Buch der Stifter, 2 3 f l ; Inhaltsangabe bei E. WÜSCHER, Die Abtei Allerheiligen zu Schafihausen, 23 - 26) und Codex mit der Hs. B, Bl. 13ff. - UR 66 = Baumann S. 146ff. J. J. SCHENKEL, Die Reliquien des Klosters Allerheiligen, 43ff. STADLER, Heiligenlexikon IV, 662 und II, 732. H. JÄNICHEN, Die schwäbische Verwandtschaft des Abtes Adalbert von Schafihausen, 5fT. (Anm. 69) Übersicht über die inhaltliche Gliederung im Anhang S. 236*ff.

Zur literarischen Einstufung des Stifterbuches

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© Weltliches Leben des Stifters Eberhard [Herkunft, Jugendzeit, Erziehung und Bildung, Heirat mit Ita, Nachkommen]

Kap. 2 - 9 (146 Zeilen)

® Stiftung, Weihe, Ausstattung des Klosters Allerheiligen

Kap. 10 -17 ( 1 0 3 Zeilen)

® Geistliches Leben Eberhards und Itas [Askese, Wallfahrt, Conversio, Tod Eberhards; eingebettet die Errettung des Apostaten Mangold]

Kap. 22 - 29 (169 Zeilen)

® Burkhard, Reform bzw. Neugründung des Klosters Kap. 36 - 38, [Berufung Wilhelms von Hirsau, Hirsauer Reform 41-44, 48 und damit neue rechtliche und geistliche Basis, Auf- i 1 1 0 Zeü en ) schwung des Klosters, Tod Burkhards] ® Gräfin Ita und Probleme durch politische Auseinan- Kap. 49 - 50, dersetzungen im Zusammenhang mit dem Investi52-55 turstreit (84 Zeilen) In diesem streng gefügten Bericht sind Stifterfamilie und Stiftung des Klosters dargestellt. Der Versprolog weist zwar auf eine bereits bestehende schriftliche Darstellung hin"6, dürfte aber nur unwesentlichjünger als dieser älteste Bestand sein. Durch die spätere Anreicherung des Stifterbuches mit Wundern und einer Akzentverschiebung zugunsten der Äbte und ihres Wirkens bei der Schilderung der Zeit des Grafen Burkhard von Nellenburg ist die ursprüngliche, strenge und ausgewogene Konzeption teilweise aufgelöst worden. Stärker in den Vordergrund rückte die Gestalt des Grafen Eberhard von Nellenburg, nun mit dem Beleg von Wundern, die zu seinen Lebzeiten und an seinem Grabe geschehen sein sollen, mit dem ausdrücklichen Hinweis, daß diese Wunder durch viele Personen bezeugt seien und weitere Beispiele von Wundertaten angefügt werden könnten. Die Gestalt des Grafen Burkhard trat in den Hintergrund, paßte er doch weniger in das nun legendenhafte Bild und gehörte er doch zu den Verlierern in den Auseinandersetzungen zur Zeit des Investiturstreits. Dafür nahm vor allem die Gestalt Abt Siegfrieds, dann auch der Äbte Gerhard und Adalbert breiteren Raum ein. Möglicher196

Edition Hs. A (S. 6*), V. 17:

Doch ist mir ainer wol erkant, als ich sin leben geschriben vant

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Einleitung

weise wurde der der Gräfin Ita gewidmete Teil im gleichen Zusammenhang gekürzt. Zu dieser zweiten Schicht gehören: ® Die Wunder anläßlich der Romfahrt

Kap. 18-21

© Die Wunder am Grabe Eberhards

Kap. 30 - 35

® Der Bericht über die Äbte Siegfried, Gerhard und Adalbert

Kap. 39-40, 45-47

Deutlich aus dem Rahmen fallt das noch jüngere, nur in der Hs. C geschilderte Säulenwunder (Kap. 51), lose verknüpft mit der Gestalt Graf Burkhards. Die dargestellte Schichtung kann, muß aber nicht altersmäßig in dem Sinne verstanden werden, daß eine frühe Fassung des Stifterbuches nur den streng gefügten, in seinen Teilen ausgewogenen Bericht über die Stifterfamilie und die Gründung des Klosters enthielt. Während die Amplifikation197 in der Antike und z.T. in der neueren deutschen Literatur als Erhöhung im Sinne der Stilisierung verstanden wird, ist sie im Mittelalter durchaus als Erweiterung verstanden, die Erhöhung der affektiven Wirkung wird durch Erweiterung, Aufschwellung, Abschweifung gesucht. Damit sind zahllose Einlagen in der mittelalterlichen Dichtung gerechtfertigt. Was heute als Alltagsferne, als Mangel an psychologischer Motivierung erscheinen mag, hat seinen Grund darin, daß in mittelalterlicher Dichtung nicht sinnenhaft Gegebenes als eigentlich Wirkliches genommen wird, sondern daß das Geschehen außerhalb des Menschen ablaufen kann, weil der Wirklichkeitsbegriff fern eines naiven Realismus steht, weil Reales die in Gott begründete Wirklichkeit ist und nur die göttliche Ordnung Sinn gibt. Der Versprolog besteht aus Reimpaaren mit meist vierhebigem (82,9 %) Kurzvers und freier Taktfullung. Bei minimal 7, maximal 15 Silben pro Vers liegt die durchschnittliche Silbenzahl bei 9,06. Die Verse mit über 10 Silben (A 89, 8", 8'3) erstaunen zunächst, lassen aber deutlicher das Prinzip von Anvers und Abvers erkennen, indem der zweite Vers des Reimpaars die Aussage inhaltlich und rhythmisch abschließt. 197

amplificatio wird üblicherweise verstanden als rhetorische Figur: Erweiterung und Ausschmückung über das zum Verständnis Nötige hinaus. Interessant dazu mit reichen Quellenangaben: H. BRINKMANN, Zu Wesen und Form mittelalterlicher Dichtung, S. 47ff.

Zur literarischen Einstufung des Stifterbuches

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Strenge herrscht beim Reim: Ausnahmslos finden wir Gleichklang vom letzten betonten Vokal an, nur dreimal Assonanz. Die Waise (AB 6n) läßt uns stocken und wir fragen uns, ob hier eine Textlücke vorlag; diese Vermutung wird gestützt dadurch, daß der Vers in Hs. C fehlt. Der männlich stumpfe Vers herrscht vor (71,4%). Wenn der Versprolog durchaus als Proverbium im Sinne der künstlichen Ordnung198 zu verstehen ist, das Beispielhafte im Sinne einer Sentenz hervorhebt, ist danach in natürlichem Ablauf der Schaffensprozeß des Verfassers zu erkennen als Ordnen von Bekanntem: Szene reiht sich an Szene, Handlung an Handlung. Dies ist auch eine günstige Vorbedingung für spätere Hinzufiigungen. Diesem Schaffensprozeß entspricht auch der Stil des Stifterbuches. Er ist bestimmt durch parataktische Betonung der Hauptsätze, im Sinne der Beiordnung recht häufig mit der Konjunktion "und" eingeleitet. Dies entspricht dem Formprinzip der Reihung, das auch in der Komposition von Bedeutung ist [dreimalige Conversio, dreimalige Klostergründung etc.], Satzgefüge kommen vor, die Nebensätze sind aber auf wenige Muster beschränkt. 1.4.2. Erzählte Zeit Der geistesgeschichtliche Hintergrund für die im Stifterbuch historisch zuverlässig berichteten Ereignisse ist in der frühmittelhochdeutschen Zeit zu sehen, einer Zeit, die geprägt ist von einem tiefgreifenden religiösen Ringen, das auch die Literatur völlig in seinen Bann zieht. Die frühmittelhochdeutsche Dichtung" 9 , einsetzend mit dem Ezzolied (um 1060) und dem Annolied (um 1085) und ausklingend etwa ein Jahrhundert später mit Heinrich von Melk, wird oft auch als cluniazensische Epoche bezeichnet und damit abgegrenzt von der anschließenden frühhöfischen Zeit. Gekennzeichnet ist die der cluniazensisch-hirsauischen Reformbewegung verpflichtete Dichtung durch den Dualismus zwischen kirchlicher und weltlicher Macht. Die sündenerfüllte irdische Welt wird abgewertet zugunsten der höheren Welt des Gottesreiches, das sich in kirchlichen und monastischen Einrichtungen und Hierarchien irdisch verwirklichen soll. Nach langem Schweigen 198 199

Über ordo naturalis und artificialis H. BRINKMANN, a.a.O., S. 44ff. Im wesentlichen folge ich hier den Darstellungen von H. DE BOOR, Die deutsche Literatur, Bd. 1, und F. MARTINI, Deutsche Literaturgeschichte.

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Einleitung

beginnt die Kirche zum Laien in dessen Sprache zu reden. Er kann mit der Hirsauer Reform als Laienbruder ins klösterliche Leben einbezogen werden. Diese Abwendimg vom Genuß des Irdischen, die Abkehr von der Welt (conversio) und der Eintritt ins Kloster gibt die Gewißheit des ewigen Heils. Ziel der asketischen Weltverneinung, die von Cluny aus über Lothringen und Hirsau im ausgehenden 11. und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf den ganzen deutschen Sprachraum übergreift, ist die Reform der Kirche und der Laienfrömmigkeit. Damit greift diese Bewegung weit hinaus über den Kampf gegen die Verweltlichung der Kirche, der gleichzeitig als unheilvoller politischer Kampf die unbeschränkte Macht der Kirche über das Königtum und politische Gewalten fordert. Nur durch Verachtung der Welt, durch Gehorsam, Armut und Keuschheit scheint der Weg zu Gott und zum ewigen Heil möglich zu sein. Diesem Denken entspringt auch die rasche, weite Verbreitung des Kreuzzugsgedankens. Einheitlich ist die Dichtung der frühmittelhochdeutschen Zeit in ihrer Richtung auf das erzieherische Ziel, den Laien in das kirchliche Denken einzuordnen. Besonders dem Hirsauer Geist verpflichtet ist das memento mori, die Mahnung, stets des Todes eingedenk zu sein. Während das Annolied das Idealbild des herrschenden Priesters, Staatsmannes und Heiligen hineinstellt in die Heilsgeschichte und Weltgeschichte, fuhrt zwar die zweite cluniazensische Generation in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts diese Ansätze fort, greift aber weniger weit aus und hat nicht mehr die dichterische Kraft und ursprüngliche Frische der Frühzeit. Die cluniazensische Spätzeit, einsetzend um die Mitte des 12. Jahrhunderts, trägt Züge des Epigonentums: erste literarische Regungen einer neuen Laienkultur werden sichtbar, die legendenhafte Gestaltung greift um sich. Die hirsauischen Reformklöster sind mindestens zum Teil Träger, sicher aber Anreger der skizzierten literarischen Strömung; zu vermuten ist in den Reformklöstern eine alte Schicht alemannischer Literatur. Die inhaltlichen Übereinstimmungen zwischen dem Stifterbuch und der umrissenen literaturgeschichtlichen Epoche sind evident: Die Spannung zwischen weltlichem und geistlichem Leben wird deutlich dargestellt schon in der Gegensätzlichkeit der Charaktere der Eltern Eberhards, dann in der Gestalt Eberhards und der seiner Gemahlin Ita. Die Conversio als Abkehr von der Welt durch Eintritt ins Kloster fin-

Zur literarischen Einstufung des Stifterbuches

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den wir nicht nur beim Stifter Eberhard, sondern schon bei seiner Mutter Hedwig und dann bei seiner Gattin Ita. In allen drei Fällen steht die Conversio im Zusammenhang mit einer Klostergründung (Kloster Schwabenheim durch Gräfin Hedwig, Kloster Allerheiligen durch Graf Eberhard, Kloster St. Agnes für Gräfin Ita). Die Askese wird besonders bei Eberhard und Ita klar hervorgehoben. Das memento mori, das Eberhard dem Apostaten Mangold zuruft, gehört ebenso in diesen Zusammenhang. Und schließlich könnte die spätere Anreicherung mit Wundern durchaus im Sinne der Legendendichtung, die als Gegenwehr zur wachsenden Anteilnahme adliger Laien an weltlicher Dichtung zu sehen ist, verstanden werden. Von höfischen Einflüssen finden wir das Stifterbuch - abgesehen vielleicht von der betonten Tugend der Absage an weltliche Ehre, dargelegt im Versprolog - völlig unberührt. 1.4.3. Erzählzeit Die geistigen Wurzeln des Stifterbuches sind durchaus in der frühmittelhochdeutschen, cluniazensisch-hirsauischen Zeit zu sehen. Die historische Zuverlässigkeit des Berichts, die überzeugende Schilderung von Einzelheiten, aber auch die breitere Erzählung der Zeit Burkhards und Siegfrieds, vermitteln den Eindruck zeitlicher Nähe zum Geschehen. Es scheint, als ob dem Verfasser vieles nocht bewußt, anderes aus der Erzählung von älteren Mönchen bekannt gewesen sei. Die jüngsten der berichteten datierbaren Ereignisse trugen sich um 1105 zu: der Tod des Grafen Burkhard und der Gräfin Ita, die Wiedereinsetzung des Bischofs Gebhard. Die Reliquienschenkung durch Erzbischof Bruno von Trier könnte auch später eingefugt worden sein, nahm doch diese Schenkung im Gedächtnis späterer Generationen einen bedeutenden Platz ein. Während aber der Bedrohung des Klosters durch Geschehnisse im Zusammenhang mit dem Investiturstreit recht große Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist die Eroberung Allerheiligens durch Herzog Konrad von Zähringen im Jahr 1120 - ein zweifellos einschneidendes Ereignis für das Kloster - nicht mehr erwähnt. Es drängt sich damit die Annahme auf, das Stifterbuch in seiner ursprünglichen Konzeption sei vor 1120, während der Regierungszeit von Abt Adalbert (1099 - 1131) im Kloster Allerheiligen entstanden,

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Einleitung

die Ausgestaltung durch Anreicherung mit Wundern vielleicht in der cluniazensischen Spätzeit. Von der Gestaltung her kann aber das Stifterbuch nicht dieser Zeit angehören; der formale und der sprachliche Befund weisen auf eine deutlich spätere, nachhöfische Zeit hin. Bei dieser Diskrepanz scheint das von Mone und Schib200 angenommene lateinische Original des Stifterbuches einen eleganten Ausweg zu bieten: Ein in der Tradition des frühen 12. Jahrhunderts in Latein verfaßtes Stifterbuch überdauerte unverändert den sprachlichen und stilistischen Wandel der höfischen Zeit und wurde spätestens um 1350, möglicherweise schon im 13. Jahrhundert übersetzt. Diese Übersetzung wäre als Bearbeitung zu verstehen, inhaltlich wurde dabei das ursprüngliche Stifterbuch mit Legenden angereichert. So bestechend sich die Annahme eines lateinischen Originals zur Klärung der erwähnten Diskrepanz ausnimmt, so unwahrscheinlich scheint mir diese Lösung, denn das Stifterbuch richtet sich nicht an Kleriker, sondern die beispielhafte Darstellung des Stifters Eberhard und seine Conversio ist eindeutig für Laien gedacht und mußte deshalb auch ursprünglich in deren Sprache abgefaßt worden sein. Im Interesse der Mönche und damit des Lateins würdig wäre höchstens eine lateinisch abgefaßte Vita Eberhardi und ein Bericht über die Gründung des Klosters. Weiter dürfte das Interesse der Mönche kaum gereicht haben, da im Kloster die Chronik Bernolds vorlag, die die Zeitereignisse eingehender darstellte. - Es ist übrigens bemerkenswert, daß Bernold im Stifterbuch nur in einigen wenigen Sätzen behandelt ist. Vom Stifterbuch her wissen wir nur, daß er ein ausnehmend guter Mönch gewesen sei, aus dem Kloster St. Blasien nach Schaffhausen kam, hier starb und im gleichen Grab wie der Mönch Adalbert beigesetzt worden ist. Kein Wort also von seinen Schriften, nichts von seiner Chronik, obwohl der Verfasser des Stifterbuches die gleiche Zeitspanne bearbeitete. Eine lateinische Vita Eberhardi201 und eine Gründungsgeschichte des Klosters sind nicht belegt, aber wahrscheinlich. Darauf dürfte der Versprolog Bezug nehmen.

200 201

vgl. S. 83f. vgl. S. 67

Zur literarischen Einstufung des Stifterbuches

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Die literarische Epoche des Spätmittelalters, der Zeitraum zwischen 1250 und 1450, ist gekennzeichnet von einem Schwanken zwischen bewunderter, verlorener Vergangenheit und einer noch ungewissen Zukunft. Ein volkstümlicher, kollektiver Zug tritt hervor, die Literatur wendet sich an die Menge und wird von ihr bestimmt. Volksliteratur in nicht zu engem Sinne wird auch, was Adlige und Laien verfassen, und folgerichtigerweise fuhrt die literarische Entwicklung zum Buch, zur Prosa mit didaktischer Absicht. Von geistlicher Seite werden zur Erbauung und zur Unterhaltung frommer Laienkreise seit dem 14. Jahrhundert in volkstümlicher Sprache zahlreiche Legenden, z.T. mit historischen Stoffen verwebt, beigesteuert. Die gegen Ende der frühmhd. Zeit sich ausbreitende Legende als deutsche Heiligendichtung wirkte durch die höfische Zeit fort und tritt in spätmhd. Zeit wieder zutage. Die frühen Autoren dieser Sparte im 13. Jahrhundert sind meistens als bloße Übersetzer, sich aufs engste an lateinische Quellen anschließend, stoffgebunden, historisch sachbezogen zu sehen. Fast sklavisch folgt Ebernand von Erfurt einer lateinischen Vita von Kaiser Heinrich II., dem Gründer des Bistums Bamberg202, und seiner Gemahlin Kunigunde. Bei dieser nicht vor 1220 entstandenen Nachdichtung handelt es sich um legendär stilisierte Historie, um ein Propagandawerk für eine neue Heilige, denn die Kanonisierung Kunigundes ist erst 1201 erfolgt. In der zwischen 1240 und 1250 entstandenen Legende vom heiligen Franziskus verfaßt von Lamprecht, der beeinflußt war vom Minoritenprediger Berthold von Regensburg, klaffen Göttliches und Weltliches auseinander, das memento mori klingt in alter Eindringlichkeit, ein Ausweg ist vorgezeichnet durch Weltflucht. In die Franziskuslegende eingeflochten ist auch die Gestalt der heiligen Elisabeth203. Wie die gesamte geistliche Dichtung des 11./12. Jahrhunderts steht dieser Teil spätmhd. Literatur unter dem Zeichen der Lehre; auch sie verfolgt das Ziel, den Laien zu einer am Jenseits orientierten, weltflüchtigen Lebensform zu erziehen. Aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts sind einige gereimte Gründungsgeschichten von Klöstern überliefert204. Sie richten sich ein202 203

204

Im Stifterbuch wird Heinrich II. hervorgehoben, vgl. S. 10*. Die Legende von der heiligen Elisabeth ist auch enthalten in den Codices mit den Hss. A und B, vgl. S. 72 und 77. K. MÜNZEL, Mittelhochdeutsche Klostergrtlndungsgeschichten des 14. Jahrhunderts, befaßt sich neben der Regensburger Schottenchronik mit den Gründungs-

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Einleitung

deutig nach den Ansprüchen eines Laienpublikums, die geistliche Verherrlichung der Gründungszeit herrscht vor, chronikalische Angaben fehlen zuweilen ganz. Typisch für ihren Gehalt ist die Gründungslegende [Vision, himmlischer Auftrag], meist eingebettet in eine weltliche Vorgeschichte, die Tatsächlichkeiten der Gründung [Erwerbung des Klostergebiets, Herkunft der Mönche] und Mirakulöses als Beleg für die Gottgefalligkeit der Gründung. In diesem Umfeld ist die Entstehung des Stifterbuches zu sehen. Das Original ist anzusetzen anfangs des 14. Jahrhunderts. In seiner Gestaltung ist es unberührt geblieben von der kulturellen Hochblüte der höfischen Zeit, Spielerisches blieb beschränkt auf einige wenige Elemente im sprachschöpferischen Bereich205.

205

geschichten (S. 41ff.) der Klöster Waldsaßen (um 1325) im Waldgebiet der Oberpfalz, Kastl (um 1330) in der Oberpfalz bei Arnberg, Zwettl (um 1310) und St. Bernhard (um 1350) im österreichischen Waldviertel nördlich der Donau. vgl. S. 110

2. Die Handschriften des Schaffhauser Stifterbuches 2.1. Quellenlage Ein lateinisches Original206 und die erste deutsche Fassung des Stifterbuches fehlen. Die lateinische Vita Eberhardi207 in den Acta Sanctorum ist eine Übertragung der deutschen Fassung von Heinrich Murers "Helvetia Sancta" (1648)208, die eine freie Bearbeitung des Stifterbuches ist209. In den Handschriften A, B und C liegen drei Abschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert vor: Hs. A in Cod. 604 der Stiftsbibliothek St. Gallen. Das Stifterbuch ist auf den Seiten 3 - 4 3 dieses Bandes von Papierhandschriften zu finden. Die Handschrift ist nicht datiert. In der Folge wird begründet, daß es sich um eine vermutlich Mitte des 14. Jahrhunderts in Schaffhausen geschriebene Abschrift einer deutschen Vorlage handelt. [Abb. 1 - 4, S. 199 - 203] Hs. B im Mskr.band Y 146 der Kantonsbibliothek Frauenfeld mit dem Stifterbuch auf den ersten 13 der zweispaltig beschriebenen Blätter der Papierhandschrift. Der Schreibervermerk gibt an, daß die Handschrift 1438 vom Franziskanermönch Heinrich von Hüffingen, genannt Zaffrer, in Schaphausen geschrieben worden ist. Hs. B ist eine Abschrift der Hs. A. [Abb. 5-7, S. 204 - 207] Hs. C mit Signatur "Allerheiligen F 2" im Staatsarchiv Schaffhausen [übrige Teile des ursprünglichen Codex in der Zentralbibliothek Zürich], Auch hier handelt es sich um eine Papier206 207 208

209

Von

vorausgesetzt, s.u. 670ff. HCH. MURER, Helvetia Sancta, 275FF. V. HONEMANN, Eberhard und Itha von Nellenburg, 284ff. MONE

und

SCHIB

ACTA SANCTORUM,

68

Die Handschriften des Schaflhauser Stifterbuches

handschrift im Umfang von 78 Seiten, die gemäß Schreibervermerk 1467 von Johannes Trechsel in Schaffhausen geschrieben worden ist. Die Hs. C ist die Abschrift einer älteren Vorlage, also nicht von Hs. A oder B. [Abb. 8/9, S. 208 210] Eine ganze Reihe von jüngeren, gekürzten Fassungen sind nicht berücksichtigt worden. Einige davon seien hier genannt: Ministerialbibliothek Schafihausen Nr. 68: Von Joh. Hallower, Kustos von Allerheiligen, 1406 verfaßte kurze Annalen für den Abt von Pfäfers210. General-Landesarchiv Karlsruhe, Nr. 576 (olim 880): Geschichte der Stiftung des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen, 1510. Staatsarchiv Schaffhausen, Allerheiligen F 3: "Von Stiftung beider Clöster Allerhailligen und Sant Angnesen zuo Schaffhausen". Gekürzte Fassung, gefunden 1539 im Nachlaß von Dr. Johannes Lyb, Überlingen. Johann Jacob Röeger, Historische Beschrybung der loblichen Statt Schaffhausen. Original im Staatsarchiv Schaffhausen: Chroniken A 1/TV A 236 - 247. 5 Bde. Fol., 1606. Im Druck bei C A. Bächtold, Allerheiligen F 4, 2. Bd., 1097 - 1099. Schaffhausen 18922". Pfarramt Fischingen: Chronica Helvetica, 1740, Cap. 9, 693ff.

2.2. Handschriftenbeschreibung Die nachfolgende Handschriftenbeschreibung folgt den Richtlinien der Deutschen Kommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften 212.

210 211

212

RÜEGER, Bd. H, 1152ÎT. Die grosse Anzahl handschriftlicher Kopien von Rtlegers Chronik hat Susi SCHILLING in ihrer Diplomarbeit der Ecole de Bibliothécaires Genève, "Die Abschriften der Schaflhauser Chronik von J. J. Rüeger", 1965, beschrieben. J. KIRCHNER, Germanistische Handschriftenpraxis, 78ff.

Handschriftenbeschreibung

69

2.2.1. Handschrift A [Hs. A] Hs. A des Stifterbuches befindet sich in einem Handschriftenband, der als Cod. 604 (Aegidius Tschudi N. 108) der Stiftsbibliothek St. Gallen gehört 213 . Der Codex ist wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Schaffhausen geschrieben worden 214 und in der Reformationszeit in Privathände gelangt 215 . Um die Mitte des 16. Jahrhunderts war er, wie aus der Eigentümernotiz auf dem Vorsatzblatt hervorgeht, im Besitz des "Christoffel Giel von Gielsberg genantt von glattpurg, gerichsher zu wenge"216. Danach gehörte er als Nr. 108 der Bibliothek Aegidius Tschudis an und gelangte mit Tschudis Nachlass 1768 nach St. Gallen 217 . Die umfangreiche Papierhandschrift mit einem Jagdhorn als Wasserzeichen218 ist durchgehend gut lesbar, obwohl sie starke Gebrauchsspuren aufweist: Das Papier ist stark gebräunt, so daß die Wasserzeichen meist kaum sichtbar sind. Im Papier sind Löcher und Risse, der 213

214

215 216

217

218

Vgl. G. SCHERRER, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, 194f., ferner Nachlese stiftsanctgallischer Manuscripte, 153. A . BRUCKNER, AUS der Geschichte der Klosterbibliothek, 134 ff., weist die Hs. A auf Grund der Schrift ins 14. Jh. S. Eintragungen auf den Seiten 221 ff, Anm. 219. Vgl. PLACIDUS BUTLER, Die Giel von Glattburg und Gielsberg, 55, 15ff. und 56, 32f. - Danach muss es sich um Christoph I. handeln, der bei seines Vaters, Peter Giel von Gielsberg, Tod 1510 noch minderjährig war, 1526 erstmals als Herr von Wängi auftrat und dort bis in die Siebzigeijahre als Gerichtsherr amtete. Außer dieser Bibliotheksnummer erweisen sich die im Editionstext angemerkten Marginalien als Einträge von Tschudis Hand; dies geht aus einem Hss.-vergleich mit Cod. Sang. 609 (Bischofsgeschichte von Konstanz, Chur usf., z.T. von Tschudi selbst geschrieben) hervor. - ILDEPHONS FUCHS, Egidius Tschudi's von Glarus Leben und Schriften, II. Teil, 41, beschreibt den Codex unter Nr. 14. - Von Tschudis Nachfahre Hptm. Jos. Leodegar Tschudi wurde der grösste Teil von Aegidius' Schriften und Bibliothek (s. FUCHS, I. Teil, 2ff.) 1768 der Stiftsbibliothek St. Gallen filr 2640 fl. verkauft. Den Kauf tätigte Abt Beda Angehm und P. Ulrich Berchtold, Stiftsbibliothekar 1762 - 73. Vgl. dazu: P. FRANCISCUS WEIDMANN, Geschichte der Bibliothek von St. Gallen seit ihrer Gründung um das Jahr 830 bis auf 1741, 128f. JOHANNES DUFT, Aegid Tschudis Handschriften in der Stiftsbibliothek St. Gallen, 125ff. Mit Sicherheit läßt sich die Entsprechung bei BRIQUET nicht feststellen; am ehesten dürften Briquet Nr. 7724 [Mskr. von 1380] oder Nr. 7740 [Mskr. von 1390/1400] dem Wasserzeichen der Hs. A entsprechen. Neue Untersuchungen zu den Wasserzeichen könnten hier weitere Aufschlüße zur Datierung geben; ich stütze mich in der Folge im wesentlichen auf die sprachliche Untersuchung.

70

Die Handschriften des Schaffliauser Stifterbuches

Rand ist stark fleckig und abgebraucht. Im Text finden sich Wasserflecken, die Blätter hinten sind lose. Die vordersten Blätter weisen Wurmlöcher auf. Die Initialen am Anfang der Hs. (bis S. 11) sind mit einem Reagens behandelt worden, das Papier ist verätzt, es bildeten sich braune Flecken, die rote Farbe ist nur noch knapp sichtbar. Alle Teile sind von derselben Hand im 14. Jahrhundert in gotischer Minuskel mit vielen Rubrizierungen geschrieben worden219. Ein Schreibervermerk fehlt. Auf den Vorsatzblättern und Spiegeln haben mehrere Epochen Spuren hinterlassen (Federproben, einzelne Wörter, Satzteile). Auf den leergebliebenen Seiten finden sich spätere Eintragungen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts220. Bis Bl. 29 reicht ein Foliierung von jüngerer Hand; noch später ist der ganze Codex durchgehend von 1 - 239 paginiert worden221. Die Hs. besteht aus elf Lagen zu zehn oder zwölf Blättern, die zwei letzten Lagen sind nicht mehr vollständig222. Die Blattgrösse misst 277 x 210 mm, der beschriebene Raum durchschnittlich 190 x 155 mm. Die Seiten 3 (Eingangsgedicht) und 205 221 sind in zwei Spalten gegliedert, sonst sind die Seiten durchwegs einspaltig beschrieben. Die Schreibzeilen und der Rand sind mit Bleistiftlinien vorgezeichnet. Die Zeilenzahl schwankt zwischen 21 und 26. (Im "Büchlein von den Edelsteinen" ist die Zeilenzahl grösser, sie schwankt dort zwischen 28 und 34.) Die Verszeilen sind abgesetzt (S. 3 und 205 - 221). 219

Ein eingehender Vergleich mit den Allerheiligen-Urkunden des Staatsarchivs Schafihausen hat ergeben, dass UR 555 vom 29. November 1333 mit großer Wahrscheinlichkeit von derselben Hand geschrieben wurde. Allerdings muß eine gewisse zeitliche Distanz zwischen der Niederschrift der Hs. A und dieser Urkunde eingeräumt werden. 220 § 221b: "Dem ersamen vnd wisen Clausen Vischer, Schulthais zuo Diesenhoven, minem lieben undguoten fründ..." S. 223: Lied von der heiligen Katharina S. 225: Einnahmenregister des damaligen Besitzers S. 228: Der Falkensteiner, Gedicht S. 229: Wilhelm von Helm, Gedicht 221 Für die Handschriftenedition ist diese Seitenzählung verwendet. 222 Lagenfolge mit Seitenzahlen: VI (22, 1. Bl. als Spiegel) + VI (46) + V (66) + V (86) + VI (110) + VI (134) + VI (158) + VI (182) + VI (205) + VI (227; 206/7 lose; zwischen 225/26 ein Blatt herausgeschnitten) + V (ev. VI, davon aber nur 6 Bl. und 1 Spiegel lose vorhanden, 4 davon in 2 Bogen) - Keine Kustoden.

Handschriftenbeschreibung

71

Die Hs. weist viele Rubrizierungen auf, die meistens Interpunktionscharakter haben. Incipit, Explicit und einzelne Untertitel sind mit roter Farbe geschrieben. Die Initialen sind eher bescheiden in den Ausmaßen und Verzierungen223. Eine Federzeichnung, die beiden Heiligen Benedikt und Bernhard darstellend, befindet sich auf S. 204 [Abb. 3, S. 201]. Die beiden Gestalten stehen auf Sockeln und sind von Textbändern umgeben. Die starken Holzdeckel des Einbandes [Abb. 1/2, S. 199f.] sind mit Leder bezogen. In den Ecken, beim hinteren Deckel auch in der Mitte, sind z.T. noch Nägel vorhanden. Reste einer Buchschließe sind in der Mitte sichtbar. Der Buchrücken ist mit schwarzem Samt bezogen. Die Lederschnittarbeit des Einbandes ist von seltener Reichhaltigkeit; leider sind die Ränder stark abgeschabt und weisen Wurmlöcher auf. Auf beiden Deckeln finden wir in einer hochrechteckigen Einfassung, bestehend aus einem mit geometrischen Mustern verzierten Streifen, eine menschliche Figur unter einem stark aufgelockerten Spitzbogen, stilisiert den Wald, die Wildnis angebend. Auf dem vorderen Deckel trägt die in ein langes, wallendes Gewand gekleidete Figur ein Gefäß in den Händen; zu beiden Seiten ist je ein Hirsch abgebildet. Die Darstellung zeigt einen Mönch oder Einsiedler, wahrscheinlich den Klostergründer Eberhard von Nellenburg, der das Kloster im Schachwalde stiftete und auch seine letzten Lebensjahre darin verbrachte. Bei der Gestalt auf dem hinteren Buchdeckel reicht das Gewand nur bis zu den Knien, die Person ist also weltlichen Standes. Wir sehen einen bärtigen Mann mit Kappe und langen Haaren, der ein Kirchenmodell auf dem Arm trägt. Vor der Gestalt sitzt ein Hirsch. In dieser Gestalt haben wir wohl Graf Burkhard von Nellenburg, den Erbauer des Münsters, zu sehen. Cod. Sang. 604 enthält [die Rubrizierungen sind fett gedruckt]: 1. Buch der Stifter des Klosters Allerheiligen224 Anfang S. 3:

Dis ift der ftiffter leben Graf eberhartes von nellenburg. Es ift ain altu gewonhait,

223 224

Ätzflecken s.o. Vgl. Textedition, Anhang S. 6* - 106*, Abb. 4 mit zeilengleicher Transkription S. 203.

Die Handschriften des Schaffhauser Stifterbuches

72 Schluß S. 43:

Des helft vns Got der Vatter, Got der Sun, Got der hailige Gayft. Amen. Hie ift der ftiffter buch vs.

2. Leben des heiligen Mauritius und Legende von Constans, Alexander und Leguntius, sowie Geschichte von der Überfuhrung der Reliquien der letzteren nach Schaffhausen225 Anfang S. 42:

Dis ift von mauriten vnd finer gefellfchaft Vnd auch von fant Coftans Alexander vnd fant Leguntio der marterer. Nach dem geburtlichen tag vnfers herren Jesv crifty

Schluß S. 93:

Das wir nv dis hailige crütze Also geéren vff disem ertrich, Das wir befitzen die ewigen frSde in hymelrich Des helf mir vnd vch Der vatter vnd der Svn vnd der hailige Gayft. Amen. Amen. Amen.

3. Leben der Maria Magdalena

225

Anfang S. 95:

Dis ift fant marien magdalenen leben Maria magdalena von der vns der hailig ewangelifta Lucas fchribet

Schluß S. 136:

Das weder Lüte Noch gut nyeman dienetti vff ertrich wan got allayne.

vgl. Stifterbuch S. 94*, Legende beginnend S. 61 des Codex.

Handschriftenbeschreibung

73

4. Leben der heiligen Elisabeth Anfang S. 136.

Dis ift Tant Elizabethen leben. Wir vinden gefchriben das ain hoher künich was in vngern

Schluß S. 178:

Hye hett ain ende daz lefen Der werden fr8wen fant Elysabethen, Der Lantgrlvenne von Türingen, des edeln küngef tochter von vngern. Vnd der dis von Lattyne ze tützfche het brächt. Der bittet alle die, die es lesent aider hSrent lesen, die gedenken fin getrùwelich durch Got Vnd fprechen jm ain Ave Marya226.

5. Mandat am großen Donnerstag Anfang S. 183:

Dis ift dz mandat an dem groffen donerftag. Sanctus Johannes fchribet vns die rede, die iefuff rette mit finen ivngeren, Do er mit in hatte geffen

Schluß S. 195:

Dar vmbe das du mynne mit der dû mich gemynnet hâft jn in sy vnd ich jn in. Amen.

6. Passionsgeschichte Anfang S. 195:

226

Das ift der paffion in Tütfche. Wyssent ir Sprach iesuff zu finen

Der Schreiber der Hs. B, der Franziskanermönch Heinrich von Hüffingen, hat diese Bemerkung - ein Kolophon ohne Name des Schreibers - wörtlich abgeschrieben.

74

Die Handschriften des Schaffhauser Stifterbuches

Jungern Das vber zwene tag du ofterlich hochgezit wirt Schluß S. 204:

Do giengen fi enwech vnd vefftenetten daf grap vnd den ftain der ob im lag mit hutern.

Es folgt die Federzeichnung, darstellend die beiden Heiligen Benedikt und Bernhard [s. Abb. 3, S. 201J. 7. Büchlein von den Edelsteinen Anfang S.205a:

Hie vahet an ain buchelin von den §d£l§n ftainen. Got geb das ers engelt Swer iemgr me gefchelt w a s edel geftaine w a s gut ift vnd raine

Schluß S. 221a:

227

Das ift ain verlorn arbait, W a n das han ich vch gefait Nv hät dis buch ain ende Der tyefel den doch fchende Der den ftaynen jemer m§re Sprech de kain vngre Der des aber nicht entut Dem gep got jemer mere gut Vnd das er iemer Tätig fyge Amen Sprech wer dis lese WünfTchent ttch daz Tin werde rät Der dis buch gefchriben hät Vnd bettent jm ain Pater nofter sä Vnd ain Aue Marya227

auch hier eine Art Kolophon ohne Name des Schreibers, Anm. 7,226

Handschriftenbeschreibung

75

Die Eintragungen auf den folgenden Seiten sind von jüngerer Hand und interessieren in diesem Zusammenhang nicht228.

2.2.2. Handschrift B [Hs. B] Die Hs. B finden wir im Manuskriptband Y 146 der Kantonsbibliothek Frauenfeld. Geschrieben wurde der ganze Codex, wie aus dem Schreibervermerk Bl. 75rv hervorgeht, 1438 in Schaffiiausen. Martin Gerbert, Abt von St. Blasien, sah ihn 1760 im Kloster Fischingen229. Genauere Hinweise fehlen; es ist zu vermuten, daß der Codex wie Cod. Sang. 604 mit der Hs. A in der Reformationszeit in Privathände und später ins Kloster Fischingen gelangte, denn das Kloster Fischingen bestand 1526 - 1560 nicht230. Nach der Aufhebung des Klosters Fischingen kam er Mitte des 19. Jahrhunderts in den Besitz der Thurgauischen Kantonsbibliothek in Frauenfeld231. Die Hs. B befindet sich in einer Papierhandschrift mit einheitlichem Wasserzeichen - einem Fisch unter einer Lilie -, die trotz starker Gebrauchsspuren bis auf die letzte Spalte gut lesbar ist. Diese letzte Spalte [Bl. 75vb] ist durch ein Reagens unleserlich gemacht worden. Der ganze Codex ist von derselben Hand geschrieben; der Schreibervermerk am Schluss des Bandes [Bl. 75rb] besagt, daß er vom Schaffhauser Franziskanerbruder Heinrich von Hüffingen, genannt Zaffrer, 1438 geschrieben wurde232. Er hat das Incipit, das Explicit sowie kleine Untertitel nachträglich mit roter Tinte eingesetzt. 228

vgl.Anm. 220

229

(Abt von St. Blasien), Iter Alemannicum, Bd. H, 86. - F. J. MONE, Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, Bd. I, 81, hat den Codex als Nr. 18 aus Fischingen in den Händen gehabt. - P. GALLUS ROOS, Bibliothecae Fisch., tom. I, pars II, 87. Das Kloster Allerheiligen wurde 1529 aufgehoben. Fischingen wurde 1848 säkularisiert. 1852 wurde das Kloster verkauft und Regierungsrat Stähele erhielt den Auftrag, die Klosterbibliothek nach Frauenfeld zu schaffen. Im Katalog der Thurgauischen Kantonsbibliothek Frauenfeld von 1858 (S. 91) wird der Band als Manuscript Nr. 25 genannt, p e r größte Teil der in Frauenfeld aufgestapelten Bücher aus Fischingen wurde erst in den Sechzigeijahren gesichtet und katalogisiert; möglicherweise ist der Codex also schon vor 1852 nach Frauenfeld gekommen.] Schreibervermerk unten im Wortlaut zitiert. Vgl. Abb. 6/7, S. 206f.

230 231

232

MARTIN GERBERT

76

Die Handschriften des Schaffhauser Stifterbuches

Der Manuskriptband weist in seiner heutigen Gestalt 77 Blatt nicht ursprünglicher Zählung und zwei leere Blätter am Schluß auf. Nicht mitgezählt sind dabei die verloren gegangenen Blätter. Aus der Lagenfolge233 zu erschließen ist, daß der Codex aus elf Lagen zu acht Blättern (Quaternionen) bestand. Die Blätter sind in der jetzigen Folge oben rechts mit einer Blattnummer versehen, während die Lagen auf dem Verso des Schlußblattes jeder Lage durch Reklamanten gesichert sind234. Die Reklamanten sind meistens angeschnitten, d.h. der Buchblock ist mindestens unten geschnitten worden. Die jetzige Blattgröße mißt 285 x 205 mm, der beschriebene Raum 205 x 150 mm. Alle Blätter sind zweispaltig beschrieben. Blinde Linien geben die oberste und die unterste Schreibzeile, sowie die vertikale Abgrenzung der Spalten an. Die Spaltenbreite beträgt 70 mm. Die Initialen reichen in der Vertikalen, selten auch in der Horizontalen über die Begrenzungslinien hinaus. Die Zahl der Zeilen schwankt zwischen 27 und 34, wobei die Zeilenzahl am Anfang der Hs. durchschnittlich größer ist als gegen den Schluß. Im Eingangsgedicht des Stifterbuches sind die einzelnen Verszeilen nicht abgesetzt, das Versende meistens mit einem Schrägstrich bezeichnet. Die Abschnitte beginnen nur teilweise mit einer neuen Zeile. Auf den Bl. lr, 13v, 44r und 63r finden sich große Initialen, reich mit Rankenwerk verziert, das auf Bl. lr über die ganze Blatthöhe weitergezogen ist. Diese Anfangsbuchstaben eines neuen Teils sind mit roter und blauer Farbe verziert. Die Initiale auf Bl. 1 weist als Besonderheit nicht nur Rankenwerk, sondern auch eine größere und zwei kleinere Tierfiguren, wahrscheinlich Drachen darstellend, auf [Abb. 5, S. 204], Auf Bl. 9v sind auf dem Rande drei rote, ineinander verflochtene Fische gezeichnet. Die Holzdeckel des Einbandes - wie aus der Lagenfolge hervorgeht, ist er jünger - sind mit rotem Leder überzogen, das sehr stark abgeschabt und verblichen ist. Mit Bändern aus mehreren geritzten Linien 233

234

Lagenfolge: m[-l] (6) + IV (22) + IV (30) +1[-3] (32) + IV (40) + IV[-1] (47) + IV (63) + IV (72) + IH[-1] (77). Nicht mitgezählt sind die fehlenden Blätter: Vorsatzblatt und ein beschriebenes Blatt zwischen Bl. 6 und 7 (Text S. 35ff., dort in Foliierung mitgezählt). Drei Bogen in der 5. Lage zwischen Bl. 31 und 32. Einzelblatt in der 7. Lage zwischen Bl. 41 und 42. Drei Blätter in der letzten Lage. Reklamanten auf den Blättern 14,22, 30, 3 2 , 4 0 , 4 7 , 55, 63, 72.

Handschriftenbeschreibung

77

sind die Flächen in hochrechteckige Felder eingeteilt, die durch Diagonalbänder wieder gegliedert werden. Sonst sind keine Verzierungen vorhanden. Der Buchrücken wurde später mit einem weißen Pergamentstreifen verstärkt. Reste von Buchschließen sind vorhanden. Auf den beiden Innenseiten der Holzdeckel sind Blätter aus einer lateinischen Papierhandschrift als Spiegel aufgeklebt. Der Band enthält mit Ausnahme des Büchleins von den Edelsteinen dieselben Teile wie Cod. Sang. 604 (Hs. A), nämlich: 1. Buch der Stifter des Klosters Allerheiligen2'5 Anfang Bl. lra:

Dis ift der ftiffter leben Graft Eberhartes von Nellenburg. Es ift ain alti gewonhait Das man vil dike ze mere fait

Schluß Bl. 13va:

Des helf vns got der vatter Got der fun, Got der hailig gaift. Amen. Hie ift der ftiffter buch us.

2. Leben des heiligen Mauritius und Legende von Constans, Alexander und Leguntius, sowie Geschichte von der Überfuhrung der Reliquien der letzteren nach Schafihausen. Anfang Bl. 13va:

Dis ift von Sant Maricen vnd finer geiellfchaft vnd ouch von Sant Conftans, Alexander vnd Sant Leguntio confeffor Nauch dem geburtlichen tag vnfers herren ihesu christi

Schluß fehlend (zw. Bl. 31 und 32)

235

vgl. Textedition S. 6* - 106*. Abweichungen gegenüber Hs. A im Apparat. Vgl. Abb. 5, S. 204f.

78

Die Handschriften des Schaflhauser Stifterbuches

3. Leben der Maria Magdalena Anfang fehlend (zw. Bl. 31 und 32) Schluß Bl. 43vb:

Das weder lüt noch gut nieman dienetti vff ertrich won got allain.

4. Leben der heiligen Elisabeth Überschrift Bl. 43vb: Dis ift Sant Elifabethen leben Textanfang Bl. 44ra: WIR gefchriben Das ain hoher kúng was in vngern Schluß Bl. 63rb:

Hie hett ain end das lefen der werden frowen fant elifabethen der LantgrSffinen von Türingen des Edeln künges dochter von vngern Vnd der dis von Latyn ze tütfche hett brächt Der bittet alle die Die es leiend oder hoerent lefen Die gedenkend fin getrülich durch got vnd fprechen jm ain Aue maria236.

5. Mandat am großen Donnerstag Anfang Bl. 63rb:

236

Dis ift das mandat an griffen dönftag. Sanctus Johannis fchribet vns die rede

Der Schreiber der Hs. B, der Franziskanermönch Heinrich von Htlffingen, hat diese Bemerkung wörtlich abgeschrieben; vgl. die entsprechende Stelle in der Hs. A.

Handschriftenbeschreibung

Schluß Bl. 70va:

79

Darvmb das du minn mit der du mich gemynnet häft jn in si vnd ich jn in. Amen.

6. Passionsgeschichte Anfang Bl. 70ra: Bl. 70rb:

Das ift der palTion In Tüfche. Wyffent ir Sprach ihefus zu finen jungern

Schluß Bl. 75rb:

Do giengen fi anweg vnd vefftenetten das grab vnci den itain der ob jm lag mit hutern.

Schreibervermerk:

Dis buch wart gefchriben von mir bruder hainrich von hüffingen den man nampt zaffrer237 Sant francifcen ordes ze SchSffhufgn Jn dem jär do man zalt von der geburt Crifti dufend vierhundert vnd XXXVIII jär Do frumt Dis buch ze fchribend her hans winman238 ze den felben ziten Cufter ze dem münfter jn der er der haiigen ftiffter des vorgenanten münfters der leben hie vor ge-

[Abb. 6/7, S. 206/.J

Bl. 75va:

237

238

Heinrich von Hüffingen, genannt Zaffrer, ist in Schaffhausen nicht belegt. Vgl. S. 175 f. Winmann (Wynmann) war 1420/23 - 1431/38 Propst von St. Agnes und 1431/ 38 - 1438/50 Custos zu Allerheiligen. In dieser Eigenschaft verwaltete er vermutlich auch die Bibliothek. Vgl. H. WERNER, Der Vertrag von 1524 über die Aufhebung des Klosters Allerheiligen, 48ff.

80

Die Handschriften des Schafihauser Stifterbuches

fchriben ftüt vnd der leben die er jnfunderhait lieb hatt. Vnd was des vorgenanten hgrr hänfen mainung alli die nit latin verftttnd die dis buch lefind oder hortind lefen, das ernüweret wurd jn allen criftinen hertzen der haiigen ftiffter leben vnd alles das gut To fi ouch mit jrem haiigen leben volbracht hand.

2.2.3. Handschrift C [Hs. C] Die Hs. C ist heute im Besitze des Staatsarchivs Schaffhausen und trägt die Signatur "Allerheiligen F 2". Diese Handschrift bildete den mittleren Teil eines 1467 in Schafihausen geschriebenen Codex. Der erste und der dritte Teil befinden sich im Besitz der Zentralbibliothek Zürich, Manuskripte C 215 und C 216239. Der ganze Codex gehörte dem Frauenkloster St. Agnes in Schafihausen und kam zur Reformationszeit ins Kloster Rheinau2*1. Kurz vor der Aufhebung des Klosters Rheinau wurde er H. W. Härder geschenkt241. Da die ersten und letz239

240

241

Mskr. C 215a der Zentralbibliothek Zürich ist eine Schwarzweiss-Photographie der Hs. C des Stifterbuches. Vgl. L. C. MOHLBERG, Katalog der Handschriften der Zentralbibliothek Zürich, 83f. Angabe von JOHANN JAKOB SPLEISS, Abschriften 4 (1632), V , S. 59 (Staatsarchiv Schafihausen). Zitiert bei H. W. HÄRDER, Tagebuch, Bd. 16, S. 372, 15. März 1864 (Staatsarchiv Schafihausen). F. J. MONE, Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, Bd. I, 82, hatte für seine Ausgabe des Stifterbuches noch den ganzen Rheinauer Codex vor sich. Er trug die Nr. 175 (früher Nr. 227). H. W. HÄRDER hatte den Band am 13. August 1857 in der Bibliothek Rheinau in den Händen; Tagebuch, Bd. 15, 70. Die Angaben HÄRDERS (Tagebuch, Bd. 16, 374, und Inhaltsverzeichnis der Manuscripte des H. W. Härder als Materialien zur Geschichte der Stadt Schafihausen, 25fF., Nr. 149; beide im Staatsarchiv Schaffhausen) widersprechen sich hier geringfügig. Härder erhielt den Band kurz vor der Aufhebung des Klosters

Handschriftenbeschreibung

81

ten Seiten des Bandes beschädigt waren und das Buch der Stifter Härder besonders erhaltenswert schien, löste er den Codex in seine drei Teile auf 242 . Härder vermachte den mittleren Teil, unsere Hs. C, 1872 dem Historisch-antiquarischen Verein Schafihausen (Hs. 149). Die Sammlung dieses Vereins wurde 1921 ins Staatsarchiv überfuhrt und ist seit 1941 dessen Eigentum243. Die anderen zwei Teile des ursprünglichen Bandes mit durchgehenden Kustoden, der erste davon (Zentralbibliothek Zürich, C 215) enthält das deutsche Volksbuch Lucidarius244, der zweite (Zentralbibliothek Zürich, C 216) ein Gedicht in deutscher Sprache mit dem Titel "Der jüngste Tag"245, kamen nach Zürich in die Stadtbibliothek, heute Zentralbibliothek246. Der ganze ursprüngliche Codex, eine Papierhandschrift mit durchgehendem Wasserzeichen, einem Ochsenkopf quer über den Bund, ist von derselben Hand geschrieben. Anfang und Schluß haben sehr stark gelitten, das erste Blatt fehlt fast ganz, die nächsten wurden von Härder restauriert247, das letzte Blatt ist teilweise abgerissen. Der mittlere Teil, unsere Hs. C ist etwas abgegriffen, aber gut erhalten. Die Handschrift wurde sorgfaltig, fast durchwegs in Minuskeln mit rot verzierten Zeilenanfängen geschrieben, nach dem Schreibervermerk auf S. 78 des Stifterbuches von Johannes Trechsel248 zwischen Rheinau 1862 durch Vermittlung von Hptm. Konrad Hurter. - Über Härder 242

243

244 245 246

247

248

vgl.: K. SCHIB, H a n s Wilhelm Härder, 317FF. HÄRDER, Tagebuch, Bd. 16, 374.

Diese Angaben sowie die Bereitstellung des Materials zu den obigen Anmerkungen verdanke ich der freundlichen Hilfe von Staatsarchivar Hans Lieb. Vgl. dazu F. HEIDLAUF, Lucidarius aus der Berliner Handschrift. - Diese Hs. ist Heidlauf nicht bekannt. Gedruckt bei F. J. MONE, Schauspiele des Mittelalters I, 273 - 304. Möglicherweise durch Ferdinand Keller (Notiz in Mskr. C 216, Zentralbibliothek Zürich). HÄRDER, Tagebuch, Bd. 16, 374.

In den Ratsprotokollen der Stadt Schafihausen, beginnend 1467/68, ist ein Hans Trechsel (Hanns Trächsel, Hensli Trechsel, Hanns Trechsel. Hanns Trächssel) als Grossrat von der Schneiderzunft belegt für 1468/69 - 1474/75 (RP 1, 80 - 354), 1484/85 (RP 2, 42/45), 1494/95 - 1496/97 (RP 3, 141 - 147; 4, 5) und 1499/1500 (RP 4, 173). Wahrscheinlich handelt es sich hier - während 31 Jahren - nicht um eine Person, sondern eher um Vater und Sohn gleichen Namens. Am 5. Juni 1480 (RP 2, 132) kaufen Hanns Trechsel und seine Frau Agtha das Haus zum Roten Adler am Rindermarkt; vermutlich handelt es sich hier um den älteren Trechsel. Hingegen dürfte es sich beim Verkauf eines Hauses an der Münstergasse (nach dem 6. Mai 1495, RP 3, 96) beim Verkäufer

82

Die Handschriften des Schaffliauser Stifterbuches

dem 7. und 12. Februar 1467 [Abb. 9, S. 210]™. Einen entsprechenden Schreibervermerk finden wir auf Bl. 28v des dritten Teiles: "Deo gratias anno 1467 jar, ich Hans Trechsel han das buch geschriben, bittent got für mich."

Der ganze Codex war wohl ursprünglich durchgehend paginiert. Diese Paginierung ist im ersten Teil erhalten250, im Mittelteil ist sie radiert und durch jüngere Seitenzählungen ersetzt251. Im dritten Teil sind Reste der ursprünglichen Paginierung vorhanden252, sonst finden wir eine junge Foliierung vor. Der ganze Band bestand aus 17 Lagen zu zwölf Blättern (Sexternionen), umfaßte also im ganzen 408 Seiten253. Die Lagen sind auf dem Verso des Schlußblattes und dem Recto des Anfangsblattes durch Kustoden (a - q) gesichert. Die Blattgrösse stimmt bei den drei Teilen überein, sie beträgt 223 x 156 mm. In der Hs. C mißt der beschriebene Raum durchschnittlich 150 x 95 mm. Die Seiten sind einspaltig beschrieben, die seitlichen Begrenzungen des Schriftblocks mit Tinte gezogen. Eine Zeilenlineatur ist nicht vorhanden; die Zeilenzahl schwankt zwischen 15 und 20. Die Verszeilen des Anfangs stimmen nicht durchgehend mit den Schreibzeilen überein. Die Initialen reichen in der Vertikalen über den Schriftblock hinaus, sind aber einfach gehalten. Die Initialen sind immer, die Zeilenanfange fast durchwegs rot verziert. [Abb. 8, S. 208] Der ganze Codex war ursprünglich in ein beschriebenes Pergamentblatt gebunden. Härder hat die drei einzelnen Teile neu binden las-

249 250 251

252 253

Hennsli Trächsel - seine Frau Agnes Fetzin und sein Sohn Jacob, Barfllsser, werden auch genannt - um den jüngeren Trechsel, den Schreiber der Hs. C handeln. Vgl. dazu auch Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz, m 301. S. Textedition, S. 107* Später, nach Beschädigung des ersten Blattes, erneuert; fehlerhaft: S. 40, 41, 42; 203,203a, 204. Eine Zählung in der oberen äußeren Ecke: 1 - 80, inkl. Vorsatzblatt. Eine andere Zählung unter der letzten Zeile der Seite: 1 - 78, nur beschriebene Seiten, durch Reinh. Frauenfelder. Lesbar noch B1.27v = S. 402. Der erste Teil (Lucidarius) umfaßt 11 Lagen zu 12 Blättern und 1 Lage zu 4 Blättern, also 272 Seiten. In den zweiten Teil, unsere Hs. C, sind 8 Blätter der 12. Lage, 2 Lagen zu 12 Blättern und 8 Blätter der 15. Lage gebunden. Der dritte Teil zählt die restlichen 4 Blätter der 15. Lage und 2 vollständige Lagen zu 12 Blättern, also 56 Seiten.

Stemma und Datierungsprobleme

83

sen254. Die Hs. C ist in einen mit weißem Leder überzogenen Pappband gebunden255, der eine leichte Goldverzierung aufweist. Auf dem Buchrücken ist noch die Nr. 149 des Historisch-antiquarischen Vereins sichtbar.

2.3. Stemma und Datierungsprobleme 2.3.1. Ausgangslage Ein im Druck vorliegendes literarisches Werk hat Gestalt gefunden; dabei ist es von editionsphilologischem Interesse, wie es zu dieser Gestalt gefunden hat, also die Entstehungsgeschichte bis zur letzten Fassung des Textes zu rekonstruieren. Zur einheitlichen, in einer oder mehreren gedruckten Versionen vorliegenden Gestalt gefunden hat ein in Handschriften vorliegendes mittelalterliches Werk nicht, indem keine der handschriftlichen Versionen identisch ist mit den anderen Fassungen; jede Abschrift ist eng verbunden mit der Persönlichkeit des Schreibers und beeinflußt von der Entstehungszeit der Handschrift, wobei die Vorlage in mehr oder weniger starkem Masse bis in die Einzelheiten der Gestaltung durchschimmern kann. Dem Entstehungsprozess und den Einflüßen von Vorlage, Entstehungszeit und Schreiberpersönlichkeit kann recht genau nachgespürt werden, wenn das Original und alle Abschriften vorliegen. Wie oft bei mittelalterlichen Handschriften, ist dies beim Stifterbuch nicht der Fall; es muß der Versuch unternommen werden, die Entstehungsgeschichte des Stifterbuches bezüglich der zeitlichen Folge und der textlichen Abhängigkeit der Handschriften zu rekonstruieren, wobei das vorgelegte Stemma nur hypothetischen Charakter haben kann. Während die Hss. B und C eindeutig durch Kolophon datiert sind, fehlen Datierungshinweis und Schreibervermerk in der Hs. A. Zudem läßt sich die Frage nach dem Original nicht in jeder Beziehung schlüs254 255

HÄRDER, Tagebuch, Bd. 16, 373. Über die Einbände der Teile I und M vgl. L. C. MOHLBERG, Mittelalterliche Handschriften der Zentralbibliothek Zürich, 83f. Diese Ginbände sind 1934 abgelöst worden. Sie werden als Z XIV 25, 7 - 8 und Z XTV 25, 2 - 3 aufbewahrt. Es sind zwei Bogen eines Kaiendars, eines ursprünglichen Temios, auf Pergament.

84

Die Handschriften des SchafBiauser Stifteibuches

sig klären; jedenfalls kann aber keine der vorliegenden Handschriften als Original gesehen werden. Der zeitliche Abstand zwischen der Niederschrift der Hs. A und den beiden anderen Handschriften des Stifterbuches, das Stemma und die Frage nach dem Original sind nicht nur von inhaltlichem und literarischem, sondern vor allem auch von sprachgeschichtlichem Interesse, sind doch die drei Handschriften in der Übergangszeit von spätmittelhochdeutscher zu frühneuhochdeutscher Sprachstufe zu situieren; wir sind auf zwar begründete Vermutungen angewiesen, um wieviel älter das anzusetzende Original war. 2.3.2. Annahmen in früheren Editionen Der Abhängigkeit der Handschriften voneinander, dem Stemma, wurde auch bei den früheren Editionen des Stifterbuches durch Mone und Schib nachgegangen. Nach Mone256 ergäbe sich das folgende Stemma der Stifterbuchhandschriften:

Er nahm an, daß sich eine lateinische Originalhandschrift im Kloster Allerheiligen zu Schafihausen befand. Auf dieses lateinische Original weise der Schreiber der Hs. B hin257. Mone begründete das lateinische Originell überdies mit lateinischen Namensformen und lateinischen Wörtern im Text. Von diesem Original habe es in Schaffhausen auch eine deutsche Übersetzung gegeben, die mehrmals abgeschrieben worden sei. Er nahm an, daß beide Texte im 15. Jahrhundert in Schaffhausen noch vorhanden gewesen und in der Reformationszeit dort zugrunde gegangen seien258. Die Hss. A (aus dem 14. Jahrhundert) und B 256 257 258

F. J. MONE, Leben des Grafen Eberhart IE. von Nellenburg, 82f. Bl. 75va, vgl. Handschriftenbeschreibung S. 80. ohne Beleg

Stemma und Datierungsprobleme

85

seien einander sehr ähnlich, Hs. B sei aber keine Abschrift von Hs. A, da es eine andere Kapiteleinteilung und eine "hie und da veränderte Wort- und Satzstellung" aufweise. Hs. C sei eine Überarbeitung des alten Textes, geschrieben mit einiger Nachlässigkeit von einem Laien "mit Hinneigung zu unverbürgter Legende". Schib259 nahm ebenfalls ein lateinisches Original und eine deutsche Übersetzung, entstanden anfangs des 13. Jahrhunderts260, an. Die Hs. A sah er als Kopie des verlorenen Originals der deutschen Übersetzung. Als Vorlage für Hs. B habe Hs. A oder eine A sehr ähnliche Handschrift gedient. Als Vorlage für Hs. C nahm er Hs. B an261. Die zwei Möglichkeiten des Stemmas wären nach Schib:

2.3.3. Stemmades Stifterbuches Da keine Angaben zum Stemma aus der Entstehungszeit des Stifterbuches bzw. der Entstehungszeit der einzelnen Handschriften vorhanden sind, ist auszugehen von Fakten, die in den Handschriften selbst vermittelt werden. Im Versprolog sagt der Autor des Stifterbuches, daß ihm eine schriftliche Quelle bekannt sei, was das Leben des Gra259 260

261

K. SCHIB, Das Buch der Stifter des Klosters Allerheiligen, IVff. Daß diese Übersetzung zur Zeit der Hochblüte der höfischen Epoche entstanden sei - Schib gibt keine Begründung ftlr seine Annahme ist unwahrscheinlich. unwahrscheinlich, s.u.

86

Die Handschriften des Schaflhauser Stifterbuches

fen Eberhard von Nellenburg anbelange262; und nachdem im Titel die Stifter im Plural genannt sind, darf angenommen werden, daß das ihm vorliegende Quellenmaterial weiter reichte. Die Annahme, das Stifterbuch könnte demnach unter Benützung verschiedener Quellen - einer vita Eberhardi, einer relatio Burcardi, einer vita Itae und verschiedener Legenden - geschrieben worden sein, ist naheliegend243, Hinweise auf das Vorhandensein solcher Quellen gibt es aber nicht264. Es fragt sich auch, ob bei dieser Entstehung nicht auch der Bericht von der Überführung der Reliquien aus Trier, dem in den Codices mit den Hss. A und B ein spezieller Teil gewidmet ist, ins Stifterbuch eingearbeitet worden wäre. Die Annahme, ein deutsches Original des Stifterbuches sei aufgrund verschiedener lateinischer Quellen entstanden, ist möglich, läßt sich aber nicht durch Belege stützen. Zwar sind lateinische Namensformen, lateinisch flektierte Namen beides trifft in den Hss. A und B nur teilweise zu - und lateinische Zitate nicht als sicheres Argument für ein lateinisches Original zu betrachten263, ist doch davon auszugehen, daß dem Autor und den Schreibern der Hss. A und B lateinisches Schriftgut eher besser vertraut war als deutsches266. Aber im Schreibervermerk der Hs. B267 wird auf einen lateinischen Quellentext hingewiesen: Vrtd was des vorgenanten herr Hansen mainung, alli die nit latin verstond, die dis buoch lesind oder hortind lesen, das ernüweret wurd jn allen cristinen hertzen der haiigen stiffter leben vnd alles das guot so si ouch mit jrem haiigen leben volbracht hand.

Damit haben wir einen ernst zu nehmenden Beleg für eine zugrunde liegende lateinische Quelle, die 1438 noch vorhanden war oder von der 262 263

264

265 266

267

"Doch ist mir ainer wol erkant, als ich sin leben geschriben vant". V. 17/18. V. HONEMANN, Eberhard und Itha von Nellenburg, 289ff., nimmt als Quellen für das Stifterbuch eine lateinische vita Eberhardi, die Chronik Bemolds und Urkunden des Klosters an; er zweifelt das ursprüngliche Vorhandensein eines lateinischen Originals an. Die Vita Eberhardi in "Acta Sanctoram", Vol. 3, 670f., ist eine Übertragung aus H. MURERS "Helvetia Sancta", 277ff., die eine freie Bearbeitung des Stifterbuches ist. Vgl. S. 67. vgl. Argumentation Mone Die Auffassung Mones, daß der Schreiber der Hs. C kein Geistlicher, sondern ein Laie war, ist begründet ("Leben des Grafen Eberhard DI. von Nellenburg", 82f ). Vgl. auch Anm. 248. Hs. B, Bl. 75rb/75va; vgl. S. 79f., Abb. 6/7, S. 206f.

Stemma und Datierungsprobleme

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man mindestens noch gute Kenntnis hatte; es muß dies aber nicht ein lateinisches Original des Stifterbuches gewesen sein. Als älteste Handschrift und Ausgangspunkt der Überlieferung (Archetypus) nehme ich entgegen der Auflassung von Mone und Schib eine deutsche Handschrift aus dem frühen 14. Jahrhundert an, die sich wahrscheinlich in freier Bearbeitung auf eine oder mehrere lateinische Quellen stützte268. Jedenfalls lassen sich in den drei Hss. keine eindeutigen Indizien auf einen Übersetzungstext ausmachen. Aufgrund der nachfolgenden Überlegungen ergibt sich als Stemma für die drei bearbeiteten Handschriften:

Die Hs. A ist nicht als Original zu sehen. Bereits Bruckner269 stellte fest, daß das Eingangsgedicht sich als "unzweifelhaft jünger denn der Text" darstelle, "auf den als bestehend bereits hingewiesen wird". Auch der Gesamtaufbau muß spätestens dem Schreiber der Hs. A bekannt gewesen sein, da er auf späteres verweist. Zur inhaltlichen Gliederung des Textes s. S. 58ff. Sprachlich ist der Text der Hs. A nicht einheitlich, ältere Formen stehen neben neueren. Die Hs. A erweist sich demnach als Abschrift einer deutschen Vorlage. Die Entstehungszeit der Hs. A ist nicht eindeutig feststellbar; anzunehmen ist, daß sie um 1350 entstanden ist. 268 269

Begründung S. 64ff. A. BRUCKNER, Die Anfänge von Allerheiligen, in: Denkmäler Schweizerischer Schreibkunst des Mittelalters, Bd. VI, 15f., Anm. 2 und 7.

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Die Handschriften des Schaffhauser Stifterbuches

Aufgrund der Überlegungen zur Hs. C ist anzunehmen, daß die Vorlage für die Hs. C - angenommen wird dafür die ursprüngliche deutsche Fassung - nicht mehr vollständig war. Möglich wäre eine Teilzerstörung durch die Feuersbrunst von 1353 im Kloster Allerheiligen. Die Hs. B ist der Hs. A sehr ähnlich; da aufgrund der bereits geäusserten Überlegungen ein Intervall von mindestens 60, eher aber 80 90 Jahren bestehen muß, sind lautliche und formale Veränderungen verständlich. Auch muß der Schreiber, ein Franziskanermönch, nicht aus Schafihausen stammen. Ich glaube, daß trotz der von Mone festgestellten "hie und da veränderten Wort- und Satzstellung" die Anzahl der Übereinstimmungen so groß ist, daß wir Hs. A als Vorlage für Hs. B anzunehmen haben. Die Kapiteleinteilung darf uns nicht zu Schlüssen verleiten, denn die Kapitelanfange werden durch Initialen bzw. durch verzierte Majuskeln bezeichnet. In der Hs. A ist aber die Anzahl dieser Verzierungen bedeutend größer als die durch den Inhalt bedingten Abschnitte. Daß der Schreiber der Hs. B, Heinrich von Hüffingen, genannt Zaffrer, hier veränderte, ist verständlich. Die Hs. C ist nur 29 Jahre jünger als die Hs. B, weist aber gegenüber den beiden andern Handschriften deutliche Unterschiede auf. Während sprachlich der Unterschied zu Hs. B nicht sehr groß ist, finden wir beträchtliche inhaltliche Abweichungen. Die umfangreichste Hinzufügung ist das Säulenwunder, das wahrscheinlich von Trechsel, dem Schreiber der Hs. C, selbst nach mündlicher Überlieferung eingefügt wurde, da es sich sprachlich, lexikalisch und syntaktisch vom übrigen Text unterscheidet. Ebenfalls von Trechsel eingefügt ist das Schlußkapitel. Sonst sind gegenüber den Hss. A und B viele Verkürzungen des Textes und der einzelnen Sätze festzustellen270. Gerade diese Verkürzungen und die Stellen, wo Trechsel seine Vorlage falsch las, geben Grund zur Annahme, daß Trechsels Vorlage verdorben war, vielleicht Lücken aufwies. Damit kommen sowohl die Hs. A als auch die Hs. B als Vorlage nicht in Frage. Auch hätte Trechsel, hätte ihm der prunkvoll eingebundene Codex mit der Hs. A oder die schön 270

Mones Kritik an der Arbeit Trechsels sei nur bedingt zugestimmt: Gewiß handelt es sich um eine Fleißarbeit (vgl. die kurze Entstehungszeit, im Schreibervermerk betont) eines Laien mit eher schmalem Bildungshorizont, geschrieben mit einiger Sorglosigkeit und "Hinneigung zu unverbürgter Legende". [Vgl. Anm. 248.] Der Vorwurf der Nachlässigkeit ist vom sprachlichen Bild her aber kaum begründet [vgl. auch Abb. 8, S. 208], Eher muß neben der sozialen Differenzierung eine teilweise verderbte Vorlage angenommen werden.

Stemma und Datierungsprobleme

89

geschriebene Hs. B zur Verfügung gestanden, wohl Interesse an den dem Stifterbuch folgenden Legenden gehabt. Sprachlich hat Hs. C z.T. ältere Bestandteile als Hs. B, ja sogar als Hs. A. Ich möchte deshalb für Hs. C eine Vorlage annehmen, die nur das Stifterbuch enthielt und älter war als Hs. A, vielleicht auch, allerdings noch in besserem Zustand, dem Schreiber der Hs. A als Vorlage gedient hat. Wenn aus dem 14. und 15. Jahrhundert drei Handschriften erhalten sind, nicht aber die ursprünglichen, dann ist es wahrscheinlich, daß noch andere Abschriften verlorengegangen sind. Dafür liegen aber keinerlei Belege vor. 2.3.4. Datierung der Handschriften A, B und C Bei der Datierung der Hss. B und C ergeben sich keine Probleme, ist sie doch durch Kolophon gesichert: Hs. B wurde 1438 vom Franziskaner Heinrich von Hüffingen, genannt Zaffrer, geschrieben. Hs. C ist 29 Jahre jünger; sie wurde 1467 von Hans Trechsel geschrieben. Schwieriger ist die Datierung der Hs. A: Ein diesbezüglicher Schreibervermerk fehlt. Das Wasserzeichen gibt keine genauen Aufschlüße. Aus paläographischen Gründen271 kann eine Entstehung um die Mitte des 14. Jahrhunderts angenommen werden. Wenn - wie oben angenommen wurde - die gemeinsame Vorlage der Hss. A und C nach der Niederschrift der Hs. A teilweise unlesbar geworden oder durch äußere Einflüße teilweise zerstört war, dann könnte die Feuersbrunst von 1353 im Kloster dazu beigetragen haben. In diesem Falle müßte die Hs. A vor 1353 geschrieben worden sein. Vom Inhalt her - ich denke an die Betonung des strengen Gebots für die Nonnen in St. Agnes im Stifterbuch - wäre die Entstehung der Hs. A eher am Anfang der Regierungszeit von Abt Walter von Seglingen, der vorher Propst von St. Agnes war, also kurz nach 1360 zu sehen, wurde doch damals der Konflikt mit den Nonnen von St. Agnes deutlich. In diese Zeit deutet auch nach bisherigen Erkenntnissen das Wasserzeichen; der sprachliche Befund spricht klar für eine Entstehung spätestens um 1350.

271

Handschriftenbeschreibung S. 69

90

Die Handschriften des Schaflhauser Stifterbuches

2.4. Frühere Editionen der Stifterbuches Der Text des Stifterbuches wurde bereits zweimal ediert275: F. J. MONE nahm das Stifterbuch in seine 1848 erschienene Quellensammlung der badischen Landesgeschichte auf. Zum Abdruck gelangte die Hs. A, wobei die Lesarten der andern zwei Handschriften z.T. im Apparat angemerkt wurden. Abgesehen von einigen Lesefehlem, die bereits Karl Schib festgestellt hat, ist der Text dieser übersichtlich gestalteten Ausgabe des Stifterbuches für das inhaltliche Verständnis durchaus genügend wiedergegeben. KARL SCHIB gab das "Buch der Stifter des Klosters Allerheiligen" als schmale Beilage zum Jahresbericht 1933/34 der Kantonsschule Schaphausen neu heraus ohne wesentlich neue Untersuchungen dazu. Wieder wurde die älteste der erhaltenen Handschriften, die Hs. A, abgedruckt. Einige Varianten aus den Handschriften B und C wurden hinter dem Text angemerkt. Im Anhang sind einige Abschnitte aus den der Hs. A folgenden Texten im Codex Sang. 604 wiedergegeben und ein kurzes Glossar zum Text zusammengestellt. Für den Philologen, den der sprachliche Stand der drei Handschriften und die Veränderungen interessieren, ist das Sprachbild in den Einzelheiten zu wenig scharf gezeichnet. Der Vollständigkeit halber sei noch auf eine Übersetzung hingewiesen: E. WUESCHER-BECCHI übersetzte in seinem Buch "Die Abtei Allerheiligen zu Schafihausen" das Stifterbuch "in freier Weise". Diese Übersetzung ist sehr ungenau aufgrund der Hs. C und nach der Ausgabe Mones verfaßt; Untertitel und Anmerkungen weisen grobe Fehler auf.

272

Genauere Quellenangaben im Literaturverzeichnis, S. 179.

3. Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Schaffhauser Stifterbuches Die drei Handschriften des Stifterbuches, die der hier vorliegenden Edition zugrundeliegen, sind in der Übergangszeit vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen im oberdeutschen Raum entstanden; vom Archetypus ist zu vermuten, daß er nur unwesentlich früher als die Hs. A in Schaphausen geschrieben worden ist. Eine zeitlich und räumlich genaue Zuweisung der Hss. aufgrund der sprachlichen Erscheinungen ist erschwert dadurch, daß - die Vorlage in ihrem lexikalischen, formalen und lautlichen Bestand in stärkerem oder schwächerem Maße übernommen wird, die Eigenständigkeit des Schreibers bzw. Bearbeiters mithin unterschiedlich stark hervortritt, - die Abfassungszeit der Hss. in eine Zeit fallt, in der die mundartliche Prägung wieder stärker in den Vordergrund tritt, - die Schreiber, gerade wenn sie einer Klostergemeinschaft angehörten, nicht aus der engeren Umgebung stammen mußten, durch Schulung und Klostergemeinschaft ihre Dialekte vermischt wurden, - eine mundartliche Färbung der Sprache von der Persönlichkeit und dem Bildungsstand von Verfasser und Schreiber abhängig ist, - das Maß an Bearbeitung innerhalb der Schreibertätigkeit auch vom Alter und Zustand der Vorlage abhängt. Zur Klärung der Begriffe in den folgenden Betrachtungen sei die zeitliche und räumliche Gliederung des Deutschen umrissen: Der sprachgeschichtliche Begriff Mittelhochdeutsch [Mhd.] steht für die zweite Periode der hochdeutschen Sprache, der althochdeutschen [ahd ] Zeit seit Mitte des 11. Jahrhunderts folgend und reichend bis

92

Z u r sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

um 1350; ihr folgt die frühneuhochdeutsche [frühnhd.] Zeit. Die mhd. Epoche wird feiner gegliedert ins Frühmhd. [ca. 1060 - ca. 1180], ins klassische Mhd. [etwa 1190 - 1250] und ins Spätmhd. [rund 1250 1350]273. Ihr folgt die frühnhd. Zeit von 1350 - 1650. Der Übergang von einer Hauptperiode zur andern - wir nennen sie seit Jacob Grimm ahd., mhd. und nhd. - wie auch die Entwicklung innerhalb der Hauptperioden vollzieht sich allmählich und läßt keine scharfen Trennungslinien zu. Räumlich muß zunächst grob unterschieden werden zwischen dem Mittelhochdeutschen und dem nördlich angrenzenden Mittelniederdeutschen; die Grenze verläuft ungefähr am Nordrand der Mittelgebirgsschwelle. Innerhalb des Mhd. wird unterschieden zwischen Mitteldeutsch und Oberdeutsch. Der Sprachlandschaft des Oberdeutschen gehören als Mundarten an274: - Das Ostfränkische, etwa im Raum Meiningen - Plauen - Nürnberg Würzburg. - Südlich davon, etwa zwischen oberem Neckar und Lech, dehnt sich als Alemannisch im weiteren Sinne das Schwäbische aus, das sich seit dem 13. Jahrhundert stärker vom übrigen Alemannischen absetzt. - Südwestlich des Schwäbischen erstreckt sich das Alemannische im engeren Sinne bis zur deutsch-romanischen Sprachgrenze im Süden; 273

274

Die Scheidung von Mhd. und Nhd. um 1350 und nicht wie früher um 1500 steht im Zusammenhang mit der gewandelten Auffassung von der Stellung Luthers, mit der Erkenntnis also, daß Luthers Deutsch auf der kursächsischen Kanzleisprache fußt, die ihrerseits neben anderen Versuchen steht, eine überregionale Sprache zu schaffen. Als frtlhnhd. Epoche werden damit die drei Jahrhunderte bis zum Ende des 30-jährigen Krieges, also etwa 1350 - 1650, bezeichnet. PAUL - MITZKA, Mittelhochdeutsche Grammatik, § 1. R. v. KIENLE, Historische Laut- und Formenlehre des Deutschen, § 7. R.V.KIENLE, a.a.O., § 6. Eine vielschichtigere, auch das Verhältnis zwischen Schrift- oder Literatursprache und Mundarten differenziert angehende, übersichtliche Darstellung findet sich bei ST. SONDEREGGER, Leistung und Aufgabe der Dialektologie im Rahmen der Sprachgeschichtsschreibung des Deutschen, besonders S. 1528 und 1542 (Übersicht daraus auf S. 94). Eine Übersicht, die neben der zeitlichen Staffelung auch Sprachschichten und räumliche Gliederung darstellt, findet sich bei ST. SONDEREGGER, Die Sprachform der St. Galler Handschrift (Kommentar zur Edition von Ms. 302 Vad ), 44.

Sprachgeschichte und Sprachraum

93

es wird unterteilt in das Niederalemannische oder Oberrheinische im mittelbadischen und elsässischen Raum sowie in der Stadt Basel und das Südalemannische mit Hoch- und Höchstalemannisch, wobei für die mhd. Zeit nur das Hochalemannische quellenmässig in Erscheinung tritt. - östlich des Alemannischen und Schwäbischen schließt das Bairische an, das sich mit der frühmittelalterlichen Siedlungsbewegung auch auf das heutige Österreich ausgedehnt hat. Die Grenze zwischen bairisch und alemannisch folgt dem Lech und der heutigen schweizerisch-tirolischen Landesgrenze, wobei das Vorarlberg beim Alemannischen bleibt. Für unsere Belange wünschbar wäre, die Grenze zwischen dem Oberrheinischen, Schwäbischen und dem Südalemannischen vor allem im Räume Bodensee - Schaffhausen - Schwarzwald für die zu betrachtende Zeit genau situieren zu können. Die sprachliche Auswertung des Stifterbuches zeigt, daß der Raum Schaffhausen im Spannungsfeld verschiedener Einflüße liegt275. Sofern sich eine Sprach- oder Mundartgrenze nicht an starke topographische Hindernisse und langdauernde politische Grenzen anlehnen kann, ist eine klare Scheidung schwierig. Sie ist zu eruieren durch Koinzidenz von Sprachkarten, die einzelne lexikalische, phonetische oder grammatikalische Erscheinungen festhalten, gibt aber lediglich ein synchronisches Bild und trägt der Dynamik der einzelnen Mundarten nicht Rechnimg276. Die Karte277 auf der folgenden Seite gibt einen Überblick über den mhd. und mnd. Sprachraum vom 12. bis zum 15. Jahrhundert:

275 276

277

Dazu: F. MAURER, Oberrheiner, Schwaben, Südalemannen. Als Beispiel sei angeführt die heutige Grenze zwischen anlautendem k- und (k)ch- zum Stichwort 'Kind': Die Linie geht vom Rhein westlich des Bodensees aus und verläuft nördlich der Kantonsgrenze von Schaffhausen zum Schwarzwald, verlief aber einst beträchtlich weiter nördlich und zielt auf die Deckung mit der schweizerischen Staatsgrenze hin. R. HOTZENKÖCHERLE, Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz, S. 17 und Karte 3 [Deutscher Sprachatlas, Karte 17], ST. SONDEREGGER, Leistung und Aufgabe der Dialektologie im Rahmen der Sprachgeschichtsschreibung des Deutschen, 1542. Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.

94

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

Übersicht über den mittelhochdeutschen und mittelniederdeutschen Sprachraum vom 12. bis zum 15. Jahrhundert.

Die Beeinflussung einer Hs. durch die Vorlage ist am stärksten in inhaltlicher Hinsicht. Eine gewisse Eigenständigkeit des Schreibers ist in lexikalischer Hinsicht feststellbar; deutlicher wird sie im formalen und lautlichen bzw. orthographischen Bereich, weshalb in der Folge graphematischen Erscheinungen größere Aufmerksamkeit geschenkt wird.

3.1. Allgemeine Kennmerkmale der verschiedenen Handschriften Im folgenden werden Kennmerkmale im Lautstand der drei Handschriften herausgearbeitet, wobei der Vokalismus der Hauptsilben im Vordergrund steht, da Erscheinungen des Konsonantismus bei der

Allgemeine Kennmerkmale der verschiedenen Handschriften

95

Analyse der Verbalformen beleuchtet werden. Dabei sind diachronische Aspekte (Alter und Entstehungszeit der Hss.) und synchronische Aspekte (sprachgeographische Erkenntnisse für die Entstehungszeit) von Bedeutung. Die mhd. Sprachperiode steht im Spannungsfeld zwischen regionalen Mundarten und überregional ausgerichteten Literatursprachen, deren bedeutendste Ausformung die vor allem oberdeutsch ausgerichtete Dichtersprache der drei großen ritterlichen Epiker Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Strassburg darstellt. Wesentliches Merkmal des ein Jahrhundert später entstandenen Stifterbuches ist - wie bereits bei der Untersuchung zur literarischen Einstufung festgestellt -, daß es sich inhaltlich und stilistisch wahrscheinlich bewußt von Einflüßen der späthöfischen Literatur fernhält und deshalb auch in der Sprache nicht einen überregionalen Ausgleich sucht. Obwohl die Entstehung des Stifterbuches und die drei erhaltenen Hss. in der Übergangszeit von der spätmittelhochdeutschen zur frühneuhochdeutschen Sprachstufe anzusetzen sind, fehlen frühnhd. Sprachzüge [z.B. neuere Diphthonge ei < mhd. 1, au < mhd. ü, eu/äu < mhd. iu (ü)]. Da Erscheinungen der überregionalen, oberdeutsch bestimmten höfischen Literatursprache von untergeordneter Bedeutung sind, treten mundartliche Sprachmerkmale in den Vordergrund; Vergleichsmöglichkeiten müßen deshalb in der Urkundensprache gesucht werden278. 3.1.1. Kurzvokale [Übersicht auf der nächsten Seite] Mhd. a Mhd. a erscheint in der Regel als a279, in der Hs. A selten auch als ä [ftät Ix, dagegen J Ix a; w ä n 3x, dagegen 9x a, 23x o]. Die Umfarbung von a zu o kommt nur in "wan / won" vor [in der Hs. A mehrheitlich, in den Hss. B und C vollständig] und in der Singularform des

278

Dazu finden Verwendung und werden abgekürzt zitiert: B. BOESCH, Untersuchungen zur alemannischen Urkundensprache des 13. Jahrhunderts. HSS, Historischer Südwestdeutscher Sprachatlas, aufgrund von Urbaren des 13. bis 15. Jahrhunderts. W. BESCH, Studien zur Lautgeographie und Lautgeschichte im obersten Neckar- und Donaugebiet.

279

B . BOESCH, S. 70f.

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

Präteritums zu "komen" in der Hs. B [mehrheitlich kom, auch körn]280. Kurzvokale in Hauptsilben Hs. A

Mhd. a

a

Hs. B a

Hs. C a

selten ä Umfärbung " w o n " Umförbung " w on " Umfärbung " w o n " Umlaute von a: - Primärumlaut e

e, öfters §

- Sekundärumlaut ä

1

auch a , e , e

e §

e

auch a , e

auch e , a

i

e

e

mehrmals §

einmal 1

e einmal i

i

i auch y , y

i auch y , y

i auch y , y

o

0 , einmal Ö

e (germ. e)

8,

0 , einmal a ,

0 , vereinzelt ä

vereinzelt 0

speziell: "komen"

5 (Umlaut von o)

vereinzelt 0

8, vereinzelt 0

u

U, selten 0

U, selten 0

oft unbezeichnet

U oft unbezeichnet

u (Umlaut von u)

a

e

8, U, selten 0 LI, selten u oft unbezeichnet

Primärumlaut von a: e Der Primärumlaut von a281 wird fast durchwegs mit e, wiedergegeben, wobei in Hs. A öfters e gesetzt wurde. In diesen Fällen ist der Zir-

280

vgl.Anm. 310

Allgemeine Kennmerkmale der verschiedenen Handschriften

97

kumflex nicht als Längezeichen zu verstehen, sondern als Bezeichnung für das offene e [z.B. §rbe, ertzbifchof, vgrte, erweit, vnverwertzelet]. Rundung kommt vor nach w in "fchwSfter" (nur C),

"zwSlf" (ABC), aber auch in "iSwe" (ABC) und "fchSpfer"

(nur BC)m.

Rückumlaut liegt vor im Falle von entarpt zu enterben.

Sekundärumlaut von a: ä Vielfaltiger ist die Schreibweise des Sekundärumlauts von a, normalmhd. Schreibweise ä. Weitaus am häufigsten steht dafür ä, recht oft e oder a. Beispiele: ällü neben allü, w i l f c h neben welfch. In der Hs. A findet sich selten § (Opt. zu haben: hette); vgl. dazu Bemerkung zu e beim Primärumlaut. Sprachgeographisches Hauptverbreitungsgebiet der Schreibweise I ist der Raum Konstanz 283 . Mhd. e (germ. e)284 Neben der Regelschreibung kommt in der Hs. A auch die Schreibung mit Zirkumflex vor [etelich, v§rre], in der Hs. C einmal i [Subst. hilf neben AB helf(fe)]. 281

Die Palatalisiemng des Stammsilbenvokals a durch i. j, i der unbetonten Folgesilbe wird seit J. GRIMM als Umlaut bezeichnet [Beispiel ahd. gast: gesti]. Phonetisch handelt es sich dabei um eine partielle Assimilation. - Der Umlaut (Primärumlaut) a > e tritt im Ahd. seit dem 8. Jahrhundert in vollem Umfange ein. [Da dafür e gesetzt wurde, das phonetisch nicht mit dem germ. e-Laut übereinstimmte, gibt es bereits im Spätahd. Versuche, den Umlaut zu bezeichnen. BRAUNE-MITZKA, § 51.] - Umlauthemmende Wirkung hatten die nachfolgenden Konsonanten (c)h (ht, hs), r (rw, rh), Ih, doch wird bereits eine lautliche Färbung vorhanden gewesen sein, die nur nicht so bedeutend war, daß man eine Bezeichnung für nötig hielt, sie in der Schreibung ausgedrückt wurde. Dieser Sekundärumlaut wird im Mhd. als ä, e geschrieben. [BRAUNE-MITZKA, § 5 1 . PAUL-MITZKA, § 41]. Mundartlich und graphematisch mtlßen die Umlaute von a, ä und die alten e-Laute im Zusammenhang betrachtet werden [B. BOESCH, 7 5 - 77], - Wenn der Stammvokal des Präs. umgelautet ist, unterbleibt im Prät. der Umlaut, sofern das Prät. ohne i gebildet ist. Der Opt. bleibt ebenfalls umlautfrei. Diese Erscheinung wird seit J. GRIMM als Rückumlaut bezeichnet. [BRAUNE-MITZKA, § 3 6 1 ]

282 283 284

HSS, Karte 4, ohne Angabe für Schafihausen. Karte 8.

B. BOESCH, 79. H S S , B. BOESCH, 85.

98

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

Mhd. i285 Übliche Schreibweise ist i. Diphthongierung (vor r, rr, r + Kons.) ist nicht belegt. Rundung kommt vor in der Optativform zu schrien: fchrüw(e) (ABC). Möglicherweise liegt in der Schreibung mit y, y vor Dental, Nasal und Liquid Rundung zu ü vor. Beispiele dazu: mhd. siten: fitten, fyten, fyten grimme: grimm, grymme, grymme himel: himel, hymel, hymel stimme: ftimme, ftymme, ftymme hinnen: hinnen, hynnan, hynnen miltekeit: miltekeit, myltekait, myltikait Der Halbvokal j wird in der Hs. A gelegentlich, in den Hss. B und C öfters im Anlaut mit j geschrieben. Beispiele: iä, ia, ja; iar, jär, jär, jar. Mhd. o wird als o geschrieben. [Ausnahmen: gebött (4) ohne ersichtlichen Grund neben gebott; dennacht (B) neben dennocht (C).] Eine Entwicklung zu u vor Nasal wird in der Hs. B deutlich beim Verb körnen (3): kum(m)en (10)m, gleichzeitig finden sich dort die diphthongierten Formen köm(m)- (), dagegen gebieten, gebietent (ABC). Ein öfteres Vorkommen ist aber schon deshalb nicht möglich, weil bei den nur in geringer Zahl belegten starken Verba II sonst keine Präsensformen vorkommen.

299

300

Monophthongen in der Konstanzer Gegend, im Zusammenhang stehend mit dem nordostschweizerischen Monophthonggebiet. B . BOESCH, S. 106 -114. W. BESCH, S. 76 - 79 und Karte 2. HSS, Karten 55 62. B. Boesch, S. 103 - 106.

Allgemeine Kennmerkmale der verschiedenen Handschriften

107

Mhd. ou Die Schreibweise sei auch hier an zwei Beispielen illustriert: Hs. A

Hs. B

Hs. C

geloube(n)

gelöb- (10)

gelöb- (10)

vrouwe301

fröwe (26)

fröwe (11) frow (10)

glöb- (4) glob- (3) fröw (22) frow (6)

Mhd. öu Der Diphthong ist nicht häufig belegt. Geschrieben wird er als 8 oder 8. Beispiele: Hs.A

Hs.B

Hs. C

vröude vröuwen

fr8de fröwte

frSd frowte

(er-)zöugen

erzSgen erzögt-

erzögen erz8gt-

frSd frowt erfrSwt erzögen erzögt-

Mhd. uo. üe302 Zur Illustration der Schreibweise möge dienen: bruoder Sg. PI

Hs. A

Hs. B

Hs. C

bruder bruder

bruder bruder bruder

bruder bruder

Während der häufig vorkommende Diphthong uo mit ganz wenigen Ausnahmen (Fehlen des diakritischen Zeichens) konsequent als u geschrieben wird, finden wir statt der erwarteten Schreibweise u gelegentlich auch u.

301

Die Feststellung von B. BOESCH, S. 116, daß die Vollform häufig Standesbezeichnung ist, während die Kurzform vro als gewöhnliche Anredeform gebraucht wird, kann hier nicht bestätigt werden.

302

B . BOESCH, S. 1 1 8 - 1 2 3 . W . BESCH, K a r t e 2 a .

|08

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

3.2. Detailanalyse anhand der Verbalformen Der ursprüngliche Formenreichtum des Verbs ist im Mittelhochdeutschen zusammengeschmolzen. Mit der Bestandesaufiiahme soll versucht werden, den Sprachstand zu situieren und etwaige Einflüsse festzustellen. Die Verbalformen sind auch deshalb ausfuhrlicher dargestellt, weil sich mit dem Grundbestand der Verben zusammen mit den Präfixbildungen und Komposita Reichtum und Differenziertheit des Sprachstands des Stifterbuches belegen lässt. Darüber hinaus lassen sich auch hier im diachronischen Sinne Erkenntnisse gewinnen. Seit Jakob Grimm wird in der deutschen Grammatik zwischen starken und schwachen Verba unterschieden. Die Hauptmerkmale303 für diese Unterscheidung sind: - Die starken Verba verwenden zur Bildung des Präteritums und des Partizips Präteriti den Ablaut des Wurzelvokals; die schwachen Verba kennen den Ablaut des Wurzelvokals nicht, sondern bilden das Präteritum mit dem Dentalsuffix -t-, - Während die schwachen Verba einen Verbalstamm haben, der grundsätzlich - mit wenigen Ausnahmen - durch alle Formen hindurchgeht, haben die starken Verba keinen durchgehenden Verbalstamm, lediglich die Wurzel ist allen Formen gemeinsam. - Die starken Verba benutzen zur Bildung des Part.Prät. ein «-Suffix; die schwachen Verba bilden das Part.Prät. auf -t. 3.2.1. Statistisches Die Tabelle auf Seite 109 gibt die Zahl der belegten Verbalformen pro Hs. und ihren prozentualen Anteil an der Gesamtzahl der Formen pro Hs. Unterschieden wird zwischen starken [unter Einschluss der ursprünglich reduplizierenden und der anomalen Verba] und schwachen Verba. 303

Bei der nachfolgenden Darstellung der einzelnen Klassen und der zu erwartenden Formen folge ich H. PAUL - W. MITZKA, Mittelhochdeutsche Grammatik, Tübingen 191963, und H. DEBOOR- R. WISNEWSKI, Mittelhochdeutsche Grammatik, Berlin21960. Für spezielle Fragen zu Rate gezogen wurden: R. v. KIENLE, Historische Laut- und Formenlehre des Deutschen, Tübingen 21969. W. 16 BRAUNE - E.A. EBBINGHAUS, Gotische Grammatik, Tübingen 1961. W. BRAU10 N E - W . MITZKA, Althochdeutsche Grammatik, Tübingen 1961. J.H. GALLÜE, Altsächsische Grammatik, Halle/Leiden 21910. V. MOSER, Historisch-grammatische Einführung in die frühneuhochdeutschen Schriftdialekte, Halle 1909.

7,52 0,22 0,44 8,18 0,412 6,54 2,40 8,94 0,451 52,13 6,22 1,42 12,54 72,30 3,643 0,65 7,52 2,40 10,58 0,533

Zahl 13,66 0,49 15,85 0,344 4,39 2,68 7,07 0,153 46,34 7,80 1,22 17,80 73,17 1,587 0,00 3,17 0,73 3,90 0,085

Zahl

so

n SO CS c- • so m

VO in r-

SO 100 /1 CS so SO

fS r- o to SO CS 00

in 8,06 0,385 54,15 5,30 1,61 12,44 73,50 3,505 0,69 8,53 1,61 10,83 0,516

6,68 0,23 0,69 7,60 0,363 6,91

Zahl 15,03 0,82 1,64

00

o o so r-« so vO CS CS 1

— CS

Os

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in Tt Os SO r00 00 in in so SOes VO so CS

o VO t- "•t

m • o«t >n in

'S"

m CS

Q. i 0.

Î S

1 72,681 1,407 0,00 3,28 0,55

6,01 1 0,116 45,90 7,65 1,37 17,76

1 17,49 I 0,339 4,37 1,64

•n m SO

Gruppentotal pro Verb 1 Präs. Opt. 1 Sg.Prät.Opt. 1 Pl.Prät.Opt. Gruppentotal pro Verb Total

6,48 0,21 0,74 7,43 0,385 6,90 1,49 8,39 0,434 53,50 5,63 1,49 13,06 73,67 3,813 0,74 7,96 1,80 10,51

Zahl

swv. Hs. B

1 8,671 0,190

12,77 I 0,280

n On o m • r- O o m CS en

CS in m o o ON m r- o m

m m m 00 rvO r- in so t

00 00 o en sO

RI-

ON



R-H

vO r--

r- W1 r.-H

18,07 I 74,46 1,635 0,001

4,34 0,095

o SO

o CS es "t

1 3,831 0,074

Zahl

m 1—« so CS m

o r—tcs -t o"

N CS so O VO es rON

•>*

Os

ON ON

Tt• inet o"

001

1 Infinitiv 1 Part. Präs. 1 Gerundium Gruppentotal pro Verb 1 Sg.Präs.Ind. 1 Pl.Präs.Ind. 1 Gruppentotal pro Verb 1 Sg.Prät.Ind. 1 Pl.Prät.Ind. 1 Plusqu.Ind.

S m

Cl en CS CS r» oo" r-" Tf-

001

Zahl

«

es r-^

CS in so so' es*

o m m vO

001

a? 90

ZZ

vO

1 Verbalformen

X/3 £ es o"

001

U w OB ÌR

rin

001

swv. Hs. A M S 001

stv. Hs. B u ri X 1 96*0

stv. Hs. A

Detailanalyse anhand der Verbalformen

109

rm •"i-

NO VO m

io —,

rOs

00 so 00

es Os

HO

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

Es ist auffallend, daß bei den starken Verba deutlich mehr einzelne Formen pro Verb belegt sind als bei den schwachen Verba. Aus den Zahlen in der untenstehenden kleinen Tabelle ergibt sich das Bild, daß die starken Verba mit deutlich höheren Durchschnittswerten an Formen zum festen Sprachbestand gehörten, während schwache Verba z.T. nach Bedarf gebildet wurden, deshalb zwar weniger einzelne Formen, aber teilweise eine höhere sprachschöpferische Qualität aufweisen. Bei den schwachen Verba sind - dies geht aus der Tabelle auf der folgenden Seite hervor - mehr Verbalstämme belegt. Die Graphik verdeutlicht die grössere Zahl an Verbalformen bei den starken Verba. Als Beispiel für die sprachschöpferische Qualität sei angeführt: A121S:

unverwertzelet

B12IS:

unuermäfgat

C:

keine entsprechende Form

Damit kann angenommen werden, daß in der Vorlage für die Hss. A und C keine entsprechende Form vorhanden oder aber schlecht lesbar war. In der Hs. A wird ein Intensivum zu (verwerren) 'verwirren, verletzen' gebildet dafür, daß der von Graf Eppo im Zorn ins Feuer geworfene Psalter wunderbarerweise unverletzt blieb, wobei der bildhaft starke Ausdruck vor Augen führt, daß ein Brandschaden beim Pergament zunächst kleine Blasen, "werzelin", verursacht hätte. Dem Schreiber der Hs. B war dieser Ausdruck unvertraut oder zu kühn, er hielt sich an das ihm näherliegende schwache Verbum (mäsegen), gebildet zu "mäse" 'entstellender Fleck, Narbe'. Die Gesamtzahl der belegten Verbalformen ergibt im Verhältnis zur Zahl der belegten Verben die folgenden Durchschnittswerte: Starke Verba

Schwache Verba

Hs. A

5,176

2,169

Hs. B

4,769

1,937

Hs. C

5,038

2,201

Dabei ist die Zahl der belegten Verben über alle drei Hss. gezählt, obwohl insgesamt 30 schwache Verben und nur 5 starke Verben lediglich in der Hs. C vorkommen:

Detailanalyse anhand der Verbalformen

Starke Verba

111 Schwache Verba

Anzahl Verbalstämme

85

122

dazu Anzahl Präfixbildungen und Zusammensetzungen

97

67

182

189

Total belegte Verba

Das folgende Diagramm macht ausserdem das starke Gewicht der Präteritumsformen augenfällig: Zahl der Verbalformen in Relation zur Anzahl Verben Starke Verba Schwache Verba

Total Verbalformen Prät.-formen Ind. Optativformen Präsens Indikativ Nominale Formen

Daß für die Erzählung Präteritumsformen im Vordergrund stehen, war zu erwarten. In welchem Maße dies der Fall ist, verdeutlicht die folgende Graphik. [Da in der Folge formale Gesichtspunkte im Vordergrund des Interesses stehen, sind Präteritumsformen im Optativ unter

112

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

den Optativformen mitgezählt, d.h. die Optativformen sind, wie aus der Tabelle S. 109 hervorgeht, zum größten Teil Präteritumsformen.]

Starke Verba

• Inf /Pait Pias /Gerund. El Prasensformen Ind

Schwache Verba

• Prateritumsfofmen Ind. dOptativfofmen

Im Oberdeutschen weicht das Präteritum seit etwa 1300 dem Perfekt304, in den oberdeutschen Mundarten ist das Präteritum in neuhochdeutscher Zeit fast völlig verschwunden. In der dritten Graphik ist die Zahl der Präteritumsformen vor dem Hintergrund sämtlicher Vergangenheitsformen dargestellt. Die Anzahl der belegten Partizipia Präteriti kann dabei für die Zahl der Perfektformen stehen.

304

K.B.LINDGREN, Über den obd. Präteritumsschwund, 52.

Detailanalyse anhand der Verbalformen

113

Präteritumsformen

3.2.2. Starke Verba Das Material aller flektierten Verbalformen ist in der Zusammenstellung S. 140ff. tabellarisch erfaßt, wobei die starken Verba der Klassen I - VI, der ursprünglich reduplizierenden Verba (VII) und der im Glossar als anomale Verba bezeichneten Stämme dargestellt werden. Unter Voranstellung eines Paradigmas zur Charakterisierung der Klasse wird das Sprachmaterial der drei Hss. des Stifterbuches in der Folge so ausgebreitet, daß Abweichungen gegenüber den zu erwartenden Formen festgehalten sind. Besonders zusammengefaßt über alle Klassen sind S. 13 Off. Besonderheiten der Verbalflexion: -

Flexionsendungen Nominale Formen des Verbs Plusquamperfektbildungen Auslautverhärtung, Synkope und Apokope Vokalismus

J 14

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

Im Stifterbuch nicht belegte Formen sind in ( ), was die Infinitive betrifft, nach Lexer305 aufgeführt, Komposita sind unter dem Verbalstamm mitgezählt, Formen von Präfixbildungen aber nur dann belegt, wenn eine besondere Form vorliegt, sonst ebenfalls unter dem Verbalstamm mitgezählt. Grundsätzlich ist jede Form mit Anzahl der Belegstellen aufgeführt; wo viele Belege vorhanden sind und die Zahlenverhältnisse keine weiteren Aufschlüsse geben, ist lediglich aufgeführt, in welchen Hss. sie vorkommen [z.B. "ABC" = "kommt in allen drei Hss. öfters vor']. Wo sich die Klasse nicht aus den belegten Formen erkennen läßt, erfolgte die Angabe nach Lexer. Bedeutung und Nachweis der Belegstellen sind dem Wörterverzeichnis [S. 141 *ff.] zu entnehmen. 3.2.2.1. Starke Verbal Infinitiv: Präsens Präteritum

Indikativ Optativ 3.Sg. Indikativ Optativ

3.Sg. 3. Sg. 3.P1. 3.Sg. 3.PL

Partizip Präsens Partizip Präteritum Gerundium

rit(t)en (rttet) (rTte) rait(t), reit(t) (riten) ritte, ritti (riten) rittenden geritten (ze ritenne)

*) vor r, h, w: -è-, z.B. verzihen - verzéch

Im Stifterbuch belegt sind: beliben (grifen) (an-grífen) (liden) (er-liden) (lihen) 305

(ver-líhen) riten (riten) (üz-ríten) (schinen) (er-schinen) (schriben)

(ver-schríben) (vor-schríben) (schrien) (er-schrien) (strichen) (be-strichen)

(triben) (ver-tríben) (zihen, zien) (ver-zihen)

MATTHIAS LEXER, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 38.Aufl. mit Nach-

trägen von U. Pretzel, Stuttgart 1992.

Detailanalyse anhand der Verbalformen

115

Ablautverhältnisse: • Zur Graphematik des Diphthongs -ei- vgl. S. 104f. • Wo [vor germ, r, h, w] im Präteritum der Ablaut -§- zu erwarten ist, finden wir in der Hs. B Formen mit -ei- [verleich, verzeich]; in der Hs. C erscheint die Form fchrey. 3.2.2.2. Starke Verba II bieten büt(e) (bute) bôt *) (bute) (gebotten)

Infinitiv: Präsens Präteritum

Indikativ

l.Sg.

Optativ

3.Sg.

Indikativ

3.Sg.

Optativ

3.Sg.

Part. Prät. *) vor Dental und h: 6 sonst QU

Im Stifterbuch belegt sind: (bieten) (er-bieten) ge-bieten

(giezen) (sliezen) (be-sliezen)

(ver-liesen) (vliezen) (ziehen)

(er-ziehen)

• Die Form "gebietent" (l.Pl.) in der Hs. C ist wohl als Pluralis maiestatis zu verstehen. Damit tritt im Präs. Ind. bereits eine Form auf -ie- auf. 3.2.2.3. Starke Verba III Infinitiv: Präsens

Indikativ Optativ

3.Sg.

Präteritum

Indikativ

3.Sg.

Optativ

3.Sg.

Part. Prät. Gerundium

3.Sg.

helfen binden (hilfet) (bindet) helf(f) (binde) (half) (bant) hulf(f)e (bunde) geholf(f)en gebunden (ze hëlfenne)

Im Stifterbuch belegt sind: binden

(be-velhen)

helf(f)en

gehelfen

J J5

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

gehellen (schallen) (er-schallen) fingen

(sterben) (werben) uberwinden (er-sterben) (er-werben) (under-winden) trinken werden (werden) vinden, finden (winden)

Ablautverhältnisse: • Bei "werden" stehen im Sg. neben mehrheitlich regelmäßigen Formen auch die Präteritalformen "wurde, wurt". Spezielle Formen: • Im Part.Prät. finden sich Formen ohne Präfix [funden, worden]. 3.2.2.4. Starke Verba IV Infinitiv: Präsens

Indikativ Optativ

3.Sg.

Präteritum

Indikativ

3.Sg.

Optativ

3.Sg.

3.Sg.

3.PI. Part. Prät. Gerundium

nemen (nëmen) nimpt (nëme) nam nâmen (nâme) genom(m)en ze nemenne

Im Stifterbuch belegt sind: (bern) enbern (ge-bern) (brechen) (ab-brechen) (niderbrechen) (bresten) (ge-bresten)

(enphelhen) komen,kumen (be-komen) (her-komen) (herüf-komen) (hin-komen) (in-komen) (üz-komen)

Spezielle Formen: • "nimpt" (3Sg.Präs.Ind.): "kumpt".

nemen (nemen) (ab-nemen) (an-nemen) (ver-nemen) (hin-nemen) (wunder-nemen) (zuo-nemen) (rechen)

Gleitlaut

als

(ent-rechen) (schrecken) (erschrecken) fprechen (stein, stelen) (zemen) (ge-zemen)

Einschub;

vgl.

auch

Detailanalyse anhand der Verbalformen

117

Es drängt sich auf, das Verb " k o m e n , kum(m)en" < ahd. queman speziell zu untersuchen. Die im Stifterbuch belegten Formen sind den zu erwartenden Formen306 in der folgenden Übersicht gegenübergestellt: Präsens Indikativ 3. Sg. zu erwartende Formen

Hs. A

Hs. B

kum(e)t

kunt

2

küm(e)t

kumt

2

kunt

Hs. C 3

kunt

2

kumpt

2

• Umlaut ü kommt nicht vor. • "kunt" als alem. Sonderform307 tritt in allen drei Hss. auf. • Form "kumpt": Gleitlaut als Einschub zwischen m und dentalen Lauten n, /, d, t, s, r30S. • Part. Prät.: Durchwegs Bildung ohne die Vorsilbe ge-, da ein momentaner Vorgang ausgedrückt wird309. • Bemerkenswert ist die Schreibung der Vokale im Optativ [Präs.: o, 8; Prät.: I , e, 6], aber auch die Flexionsendungen: im Präs. finden wir in den Hss. A und B die Primärendung -ent bzw. -int, im Prät. kommt die Primärendung nur in Hs. C vor. [Vgl. Zusammenstellung S. 130] Die Präteritalformen kom-, belegt in der Hs. B und einmal in der Hs. C sind alemannisch gebräuchlich310. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über Vokalqualität und Vokalquantität im Präteritum des Indikativs; die Anzahl Belege ist kursiv angegeben, um das Verhältnis zu verdeutlichen:

306 307

308

309 310

Mittelhochdeutsche Grammatik, p. 155. Mittelhochdeutsche Grammatik, p. 27. KIENLE, Historische Laut- und Formenlehre des Deutschen, § 112. Vgl. dazu auch Glossar "verdampnust" PAUL - MITZKA, Mittelhochdeutsche Grammatik, p. 153. B . BOESCH, S. 202, stellt fest, daß diese Formen im Alemannischen schon alt sind und es nicht angeht, sie als bairisch zu erklären. PAUL - MITZKA, PAUL - MITZKA,

J Jg

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

Vokalqualität und -quantität im Indikativ Präteritum Hs. B

Hs. A

zu erwartende Formen

Sg. quam kom

kam

17

kam

7

kan

l

kom

6

k8m

4

kam PI. quämen

kamen l

körnen

Hs. C

komen 2

kämen 2

kam

14

kament 4 koment 1

kamen

3.2.2.5. Starke Verba V Infinitiv: Präsens Präteritum

geben, (geben) Indikativ Optativ Indikativ

3.Sg. 3.Sg. 3.Sg.

Optativ

3. PI. 3.Sg. 3. PI.

Part. Prät. Gerundium

(gibet) (gebe) gab, gap gaben gebe, geb gübin, gebint gegeben ze gebenne

Im Stifterbuch belegt sind: befchehen

(üf-geben)

ligen, liggen

fitzen

(be-trechen) (bitten) geben (geben) (be-geben)

(üz-geben) (ge-nesen) lefen (lesen) (üz-lesen)

fehen (an-sehen) (be-sehen) (er-sehen)

(ab-sitzen) be-fitzen (ver-gezzen) (wesen)

Spezielle Formen: • Part. Prät.: Form "geben" ohne Präfix ausschließlich in Hs. C.

Detailanalyse anhand der Verbalformen

119

3.2.2.6. Starke Verba VI varen, faren

Infinitiv Präsens Präteritum

(varet)

Indikativ

3Sg.

Optativ

3-Sg.

(vare)

Indikativ

3.Sg.

för

Optativ

3. PI.

füren

3.Sg.

före

3. PI.

furin gevar(e)n, gefarn

Part. Prät.

Im Stifterbuch belegt sind: (graben)

fchaffen

(er-faren)

(ûz-varen)

begraben

(tragen)

(hin-varen)

(wahsen)

(heben)

(an-tragen)

(hinvür-varen)

(er-wahsen)

(an-heben)

(twahen)

(hinwëc-varen) (waschen)

(ent-laden)

varen, varn

(ûf-varen)

Ablautverhältnisse: • Zur Normalflexion der Klasse gehört der Ablaut -wo- im Sg. und Pl.Prät. (zurückgehend auf ö-Dehnstufe). Spezielle Formen: • Lautverschiebung:

"getwug (A), gezwug (BC)".

3.2.2.7. Starke Verba VII (ursprünglich reduplizierende Verba) Die ursprünglich reduplizierenden Verba bildeten in vorahd. Zeit das Präteritum durch Reduplikation [got. fahan'fangen":Prät. faifah]; sie erhielten nach der Beseitigung der Reduplikation einen ablautenden Vokalwechsel. (vâhen, vân)

Infinitiv Präsens Präteritum Part. Präs.

Indikativ

3Sg.

Optativ

3Sg.

Indikativ

3.Sg. / 3.PI.

Optativ

3Sg.

vahet (vahe) vie, vieng / viengen (vienge) gevangen

]20

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

Im Stifterbuch belegt sind: (bannen)

(drin-houwen)

(hin-scheiden) (an-vähen)

(ver-bannen) läffen (läzen, län)

(släfen)

enphfahen

halten

(ab-läzen)

(ent-släfen)

vallen

(be-halten)

(ver-läzen)

(stözen)

(ab-vallen)

heizen

rätten (räten)

(ver-stözen)

(ge-vallen)

(houwen)

fchaiden, fcheiden (vähen, vän)

(nider-vallen)

Ablautverhältnisse. • Ausnahmen zur Regel bilden in Hs. C die Präteritumsformen zu "heizen": "heiff, heifz".

• Die Form "hüw" (nur 1 Beleg in Hs. C) könnte neben einer Form "hie" [vgl. die folgende Feststellung] stehen. • Die Kontraktion "vie" [nur in Hs. A, dort auch eine Form "lie" zu "län"] neben "vieng" ist analog zu "gän" (anv.) gebildet.

3.2.2.8. Anomale Verba 3.2.2.8.1. Mischung von starker und schwacher Konjugation Bei den Verben "bringen" und "beginnen" wird das Präteritum mit tSuffix gebildet, daneben finden wir Ablaut wie bei den starken Verba III. Inf.: bringen

Indikativ: (bringt - brähte) Optativ: (brlhte - bräht)

Inf.: (be-ginnen)

Indikativ: (beginnt) - begond(e) begunden begand

Optativ: (begunde - begunnen) Spezielle Formen: • Im Part.Prät. zu "bringen" alle Formen ohne Präfix, mehrheitlich mit Bezeichnung der Länge. • Die Optativform "bringe" hat Futurbedeutung.

Detailanalyse anhand der Verbalformen

121

Ablautverhältnisse: • 3.Pl.Prät.Ind. "begunden" (A) neben "begand" (C). • Im Opt.Prät. finden wir beim Verb "bringen" -S- neben -e-: -e-

-äHs . A

2

Hs . B

1

1

Hs. C

-

2

-

3.2.2.8.2. Präterito-Präsentia Präterito-Präsentia sind der Form nach Präterita, der Bedeutung nach aber Präsentia; es sind starke Verba, deren Präsens verlorengegangen ist und deren Präteritalform Präsensbedeutung angenommen hat. Sie bilden aus der Stammform des Plurals einen Infinitiv sowie ein schwaches Präteritum ohne Zwischenvokal; ein Part. Prät. ist hier nicht belegt. Da die Präsensflexion die eines gewöhnlichen starken Präteritums ist, lassen sich diese Verben den ersten sechs Klassen der starken Verba zuordnen; einige zeigen abweichende Flexion. In den Plural des Indikativs - leider wenig belegt - ist Umlaut eingedrungen. Inf.: wifTen (wizzen)311 Sg.Präs.Ind.:

waift, weift

Prät.:

PI.

wuft wiftent

[Opt. nicht belegt]

Es sind zu wenige Formen für eine geographische oder altersmäßige Zuordnung belegt. Auch zur Diskussion um die offenbar späte Form "wuft" 3 1 2 in der Hs. C läßt sich nichts beitragen. Inf.:

(gunnen)313

Sg.Prt3s.Ind.:

(gan, ganst)

PI.

(gunnen, gunnen)

Prät.: gunde, gonde

Bemerkenswert ist die Form "gonde" (A) im Prät.Ind. 311

PAUL-MITZKA, § 172.1

312

PAUL - MITZKA, p . 5 2

313

PAUL-MITZKA, § 1 7 2 . 3

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

Inf.: (kunnen, kùnnen}314 Sg. Präs. Ind.: kan Prät.: künde, konde PL (kunnen, künnen) künden Opt.: künde, kSndi .. künd-, k8ndDie folgende Zusammenstellung zeigt, daß sich über das Auftreten der Stämme kund- / kond-, künd- / k8nd- in den einzelnen Hss. höchstens im Prät.Opt. ein Trend feststellen läßt, sonst werden beide Stämme nebeneinander verwendet: Sg.Prät.Ind.

kund-

Prät. Opt.

Präs. Opt.

kond-

Hs. A

2

3

Hs. B

2

2

Hs. C

2

3

kündl

k8nd-

künd-

l

3

2

2

l

k8nd-

2 2

In den Optativformen "kündi, kündin" ist der Rückumlaut deutlicher sichtbar als in "kSnde, kSndin, kSnden". Inf.: (soln, sulen) 315 Sg.Präs.Ind.: Col, folt Prät.: PI. fSlIen, füllen Opt.:

folt(e) fSlte, folte

• Auffallende Formen "font, fond" im 2.Pl.Präs.Ind.3,,s • Optativformen: "folt-" kommt neben "f<-" in allen Hss. vor, unabhängig von der Endung.

314

PAUL-MITZKA,§ 172.4 PAUL - MITZKA, § 1 7 2 . 7 316 Nach PAUL - MITZKA, §172, Anm. 3, in Teilen des Südalemannischen. Dazu K. GLEISSNER - TH. FRINGS, Zur Urkundensprache des 13. Jahrhunderts, Zs. f. 315

Mundartforschung 17 (1941), S. 69. B. BOESCH, S. 203, filhrt diese Kontraktionsformen als ganz geläufig auf.

Detailanalyse anhand der Verbalformen

Inf.: (mügen, mugen)317 Sg.Präs.Ind.: macht Prät.: Opt.: mugift, mügeft

123

mocht(e) möchte

• Im Präs.Opt. kommen statt der zu erwartenden Form "mlhte" die Formen mugift (A) und mügeft (C) vor; das Nebeneinander zeigt den Rückumlaut. • Im Prät.Opt. findet sich neben den umgelauteten Formen auch ein Beleg "mochtin" (A). Inf.: (müezen)3" Sg.Präs.Ind.: (muz, must) PI. muffen(t) Opt.: (müese)

Prät.:

muf(f)te muften

3.2.2.8.3. Optativform als Indikativ Dieses Verb verlor den Indikativ, weil die Wunschform in der Rede vorherrschte. Zur ursprünglichen Optativform ist wieder ein Optativ und ein schwaches Präteritum gebildet worden: Inf: (wellen)3" Sg.Präs.Ind.: wil, wilt / wit Prät. wolte PI. (wellen) wolten(t) Opt.. wSlti, wolti, welti • Die Form "wilt" (2.Sg.Präs.JndHss. AB) ist als Angleichung an die entsprechende Form der Präterito-Präsentia zu sehen, die in der Hs. C entsprechende Form "wit" mit Schwund des / ist in der heutigen Schaffhauser Mundart häufig320. • Vermerkt sei die seltsame Form "woldret" (3.Sg.Prät.lnd.) in Hs.C. 317

P A U L - MITZKA, § 1 7 2 . 8

318

PAUL-MITZKA, § 1 7 2 . 9

319

PAUL-MITZKA, § 173

320

G. WANNER, Die Mundarten des Kantons Schafihausen II, §§ 136, 199.

J24

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stiflerbuches

• Die Einzelform "weite" (B) im Sg.Prät. ist im Zusammenhang zu sehen mit proklitischem en-, "enwelte"; wohl eher Assimilation als Verschrieb. • Große Vielfalt zeigen Optativstamm und -endungen. Daraus ersichtlich sein dürfte einige Unsicherheit bei der Bildung des neuen Optativform. Der Umlaut scheint gerade im Entstehen zu sein, am weitesten fortgeschritten ist er in Hs. B: Optativstamm wolt-

w8lt-

1

10

Hs. A

Optativendung welt-

-i, -y

-e

6

4

1

4

4

1

7

2

9

Hs. B Hs. C

1

6

2

3.2.2.8.4. "tuon, gän, stan, sin" Diese Verba, deren Flexionsformen keinen Bindevokal aufweisen [als Bindevokal oder Themavokal wird der Vokal zwischen Stamm und Personalendung bezeichnet, z.B. bind-e-t (stv.III), die Bildung mit Bindevokal wird als thematische Flexion bezeichnet], deren Endungen also unmittelbar an die Wurzel antreten [athematische Flexion] werden auch als Wurzelverba bezeichnet321. Inf.: tun322 Sg.Präs.Ind.: tun Sg. PI.

Prät.: tet(t)

tund, tunt

PI.

Opt.: Gerundium: Part.Prät.:

Prät.: ze tund, ze tönd getän, getön

321

PAUL - MITZKA, § 1 7 4 ; DE BOOR - WISNIEWSKI, § 1 5 6

322

P A U L - MITZKA, § § 1 7 5 ; DE BOOR - WISNIEWSKI, § 1 5 8

täten,täten tet(t) tltin

Detailanalyse anhand der Verbalformen

125

Dem Präteritum liegt eine alte Reduplikationsform zugrunde [germ. *öe-öö > de-dö > ahd. te-ta]. Im Optativ stehen neben ursprünglichen Formen mit ce solche mit e. Langvokal und Verdumpfung im Pl.Prät. und Part.Prät. [vgl. auch Zusammenstellung S. 139]: Pl.Prät.

Part.Prät.

a + Hs. A Hs. B

3

cl

1

1

Doppelkons.

ä

ä

a

11

4

1

1

1

Hs. C

1

-

15

8

o

10*

1

1

*) 1 Inßnitivfom Spezielle Formen: • Geschwächter Anlaut "det" (3.Sg.Prät.Ind.) in Hs. B in einer Einfügung vom Schreiber der Hs. B; in den andern Hss. nicht enthalten. Inf.: gän323 Prät.:

Sg.Präs.Ind.: gät PI. gänt, gont Opt.: Part.Prät.: gangen, gegangen

Inf: (stän)324 Prät.:

Sg.Präs.Ind.: ftät PI. rtänt, .. Opt.: Part.Prät.: geftanden

gieng, gie giengent gienge, -ent

ftunt, ftund ftunden ftunde

Die Flexionsformen dieser beiden Verba stehen zu den zwei verschiedenen Stämmen "gang-, stand-" (stv. VII, VI) und "gän/gen, stän/stön" (Wurzelverba). Die Formen mit ä bei den Wurzelverba waren ursprünglich überwiegend alemannisch und rheinfränkisch, die Formen mit e bairisch und fränkisch; über die Literatur haben die For323

PAUL - MITZKA, § 1 7 6 ; DE BOOR - WISNIEWSKI, § 1 5 7

324

PAUL - MITZKA, § 1 7 7 ; DE BOOR - WISNIEWSKI, § 1 5 7

]25

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

men mit ä eine weite Verbreitung gefunden. Im Stifterbuch sind keine Formen mit e belegt. Die Formen zum Stamm "gang-" stehen ausnahmslos im Prät. des Indikativ und Optativ einschließlich des Part. Prät. Dasselbe gilt bei "stän/stand-", im 3.Pl.Präs.Ind. fallen die beiden Formen zusammen. Die Kurzform "gie" (Prät.Sg.) in Hs. A [79%] ist eine Neubildung für "gieng" zu "gän", überwiegend im Oberdeutschen auftretend. Langvokal und Verdumpfung im Präs.Ind. beider Verba [vgl. auch Zusammenstellung S. 139]: Pl.Präs.

Sg.Präs.

Infinitiv

ä ä

3

Hs. A

2

Hs. B

-

Hs. C

-

a U + Doppelkons.

9 7 7

ä

a

2

2

o

ä

ä

1

l 2

2 1

4

ö

2

1

Spezielle Formen: • Ausnahmeformen in Hs. C "ftund" (3.Pl.Präs.Ind.),

"verftund"

ß.Sg.Prät.lnd.).

Inf.: (sin), sin325 Sg.Präs. Ind.:

bin, bift, ift

PI.

fin. Tint (si)

Opt.: Part.Prät.:

Prät.:

was, waz wären wire, were wlrin, werin

gewefen, gefin

Die Formen setzen sich aus drei verschiedenen Stämmen zusammen. Deutlich erkennbar sind die Formen zum Verb "wesen" (stv. V): Prät.Ind. und Opt., überwiegend im Part.Prät. Die mit s anlautenden Formen sind zur idg. Wurzel *es gebildet (von der Schwundstufe), ebenso die mit / anlautenden Formen (von der Vollstufe). Kontamina325

PAUL - MITZKA, § 1 7 8

Detailanalyse anhand der Verbalformen

127

tionsformen dieser Wurzel und der idg. Wurzel *bhü- liegen in den mit b anlautenden Formen vor. Beim Pl.Prät.Ind. " w ä r e n " und im Prät. Opt. " w l r e , w l r i n " liegt Rhotazismus vor (Übergang eines stimmhaften s in ein r). Bezeichnung des Langvokals im Pl.Prät.Ind. [vgl, auch S. 139]: ä

a

Hs. A

3

-

Hs. B

-

9

7

Hs. C

-

16

3

13

Vokalbezeichnung im Prät.Opt.:

§

e

Hs. A

11

12

Hs. B

9

14

Hs. C

-

22

Spezielle Formen: • Schreibweise " w a z " anstelle von " w a s " (A 3,9%, C 0,9%); " w z " (B 4,2%, C 6%).

3.2.3. Schwache Verba Während man im Ahd. drei Klassen der schwachen Verba unterscheiden kann, sind im Mhd. durch die Abschwächung der unbetonten Vokale die Klassenunterschiede zum größten Teil verwischt326. In der Tabelle mit dem Bestand an Verbalformen [schwache Verba ab S. 158] ist deshalb nicht mehr nach Klassen aufgegliedert worden. Auch hier wird nach einem Paradigma zur Flexion der schwachen Verba auf einige Besonderheiten hingewiesen. Wiederholt sei: - Die schwachen Verba kennen den Ablaut des Wurzelvokals nicht, sondern bilden das Präteritum mit dem Präteritalsuffix -te-. 326

PAUL - MITZKA, § 1 6 6 FF.

[28

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

- Der Verbalstamm geht durch alle Formen hindurch. - Die schwachen Verba bilden das Part.Prät. auf -(e)t. Infinitiv: Präsens Präteritum

Indikativ

3.Sg.

Optativ

3.Sg.

Indikativ

3.Sg.

Optativ

3.Sg.

Partizip Präsens: Partizip Präteritum:

(hoeren) hSrt (hoere) horte horte, -i (hoerend) gehöret

Einzelne Verben scheinen Ablaut zu haben; es handelt sich dabei aber um Formen der schwachen Verba der 1. Klasse, bei denen der durch / herbeigeführte Umlaut im Präteritum nicht durchgeführt wurde. Beispiel: (erben) Prät.lnd. erbatt (C) neben arbte (AB) [Der Umlaut wurde gehemmt durch folgendes

Hemmung des Umlauts liegt auch vor bei: füren: furt neben furt ruten: rutt

zellen: dünken:

r + Kons.]

zalt düchte

Auffallend häufig finden wir Doppelkonsonant in den Präteritumsendungen. Dabei handelt es sich zunächst um Synkope, z.B. bereiten: bereitt (be-staeten): befteitt arbeiten: arbeitten, dann aber auch um Analogiebildungen dazu: vollendeten, gebettet, gebefferetten, gefetzzet. Bei den Formen legen: leitt [< *legit] fagen: feitt [< *segit < sagit] liegt Schwund des g zwischen Vokalen als Kontraktion von ursprünglichem -egi- zu -ei- mit nachfolgendem Doppelkonsonant [Analogie zur Synkopierung im Sinne der Kontraktion] vor. Hinweise auf besondere Formen: • In der 3.Sg.Prät.Ind. von (be-staeten) steht die Form beftSte (AB) neben beftetiget (C) • In Analogie zur Form kumpt (S. 117) kommt zum Verb nennen vor: nempt, genempt (C).

Detailanalyse anhand der Verbalformen

129

• Unterschiedliche Synkope bei den Formen beffret (B) und beffert ( Q neben befferet (A). • In Hs. A und Hs. B wird (lären) und (lernen) unterschieden, in Hs.

C steht "leren" für "lernen". • Interessant ist das Nebeneinander der Formen "verfmächt / verfchmächt". Um einen Trend feststellen zu können, sind die belegten Formen der Entwicklung sl, sn, sm, sw > schl, sehn, schm, schw

aus allen Wortarten beigezogen. Es ergibt sich für diese Veränderung im Konsonantismus, die seit dem 13. Jahrhundert vom deutschen Südwesten her vordringt327, das folgende graphematisch eindeutige Bild328: Hs. A

Hs. B

25 Belege 100%

sl, sm, sn, ÄV schl, schm, sehn, schw



Hs. C

11 Belege

44 %

14 Belege

56%

-

25 Belege 100%

Ausführlicher dargestellt seien die reich belegten Formen für hän/haben [mhd. Normalform Infinitiv: Präs. Ind.

Prüt.Ind.

hän, haben

328

han, hän, hön,haben

l.Sg.

hän

han

2.

häst

häft

3.

hät

hät, hät(t), hat(t)

1 .PI.

hän

habend)

2.

hät

hand, hant, habent, habint

3.

hänt

hant, hand

3.Sg.

häte,

hat, hatt, hatte

heete

hät, hät, hett

häten

hatten, hat(t)ent

3.P1.

327

kursiv]:

A. BACH, Geschichte der deutschen Sprache, S. 175. B. BOESCH, S. 157, nimmt an, daß trotz Graphematik mit s bereits allgemein i gesprochen wurde.

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

130 Prät. Opt.

3.Sg.

hatte, hete heeten

3.PI.

h§tte, hette. hetti, hett hettend, hettin

gehabet, gehapt gehgpt, gehept gehät, gehat

Part.Prät. (md.)

3.2.4. Zusammenstellung von Besonderheiten der Verbalflexion In der Folge werden einige Erscheinungen der Verbalflexion zusammengestellt, sofern möglich und sinnvoll in Gegenüberstellung von starker und schwacher Flexion. Da die schwachen Verba vergleichsweise viel weniger Flexionsformen aufweisen [vgl. S. 110], sind bei der Gegenüberstellung nur die Vergleiche in Prozentzahlen relevant. 3.2.4.1. Flexionsendungen Die Flexionsendungen in der 3.PI. folgt üblicherweise dem einfachen Schema, daß im Präs.Ind. starker und schwacher Verba Primärendung auf -nt vorliegt, Sekundärendung auf -n haben Präs.Opt, Prät. Ind. und Opt. Im Vergleich der drei Hss. erfolgt eine Verlagerung der ursprünglichen Sekundärendung auf -n in der 3.Pl.Prät.Ind. und Opt. auf die Primärendung -nt. Beispiel: (heizen)

3. PL Präs. Ind.

heiffent

[Primärendung]

3.PI.Prät.Ind.

hieffen /

[Sekundärendung]

hieffent

[Primärendung]

Primär- / Sckundärendungen 3.PLPritInd. und Opt Primflrendung -nt stv.

Hs. C

stv.

Total

swv.

66

-

Hs. A Hs. B

swv.

Sekundärendung -n 31 J00

4

1 6,6%

77

25 J

0

0

%

57

5 3,8%

5,7%

102 92,6%

Total

%

97 100

%

25 93,4%

%

82 96,2%

2 98,1%

100

94,3%

2 7,4%

1,9%

Detailanalyse anhand der Verbalformen

131

Während die Optativendung in der 3.Sg.Prät. im Ahd. auf -i ausging, sollte sie im klassischen Mhd. durchwegs auf -e abgeschwächt worden sein. Im Stifterbuch finden wir zwar hauptsächlich die zu erwartende Form, daneben aber die alte Endung -i und in den Hss. B und C recht häufig Apokope. Beispiel: "werden" 3.Sg.Prät.Opt. ahd. wurdi mhd. wurde Stifterbuch: wurde, wurdi, wurd Optativendung 3.Sg.Prät -e

apokopierte Form 6,6%

8

10,5%

63

82,9%

5

swv.

8

61,5%

5

38,5%

-

Total

16

18,0%

68

76,4%

5

5,6%

8

10,5%

44

57,9%

24

31,6%

swv.

8

66,7%

4

33,3%

-

Total

16

18,2%

48

54,5%

24

27,3%

3

4,3%

37

52,8%

30

42,9%

swv.

5

29,4%

8

4

23,5%

Total

8

9,2%

45

34

39,1%

Hs. A: stv.

Hs. B: stv.

Hs. C: stv.

47,1 % 51,7%

Die Tabelle zeigt, daß die alte Endung -/' bei den schwachen Verba viel häufiger vorkommt. Die apokopierte Form nimmt gerade bei den starken Verba stark zu; auch wenn hier nur ein Ausschnitt aus der Sprachentwicklung betrachtet ist, ergibt der Befund bei den Hss. B und C doch, daß die Entwicklung etwa ein Jahrhundert im Rückstand ist, die wenigen apokopierten Formen in der Hs. A sind auffallig329. 329

Die Apokopierung wurde eingehend untersucht von K. B. LINDGREN, Die Apokope des mhd. -e in seinen verschiedenen Funktionen: Die Apokopierung beginnt im Bair. im 13. und anfangs des 14. Jahrhunderts. Etwa 100 Jahre später folgen das Ostfränkische und das Schwäbische, noch etwas später das Oberund Niederalemannische. Im Rheinfränkischen setzt die Apokopierung erst im 15. Jahrhundert ein, gelangt aber vor 1500 zum Abschluß. Die Entwicklung sollte im Schwäbischen und Oberalemannischen um 1425 abgeschlossen, die gekürzte Form die Norm sein [Lindgren S. 178], sie setzt aber im Schwäbi-

122

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

Ein sprachliches Kennzeichen des Mhd. ist die Abschwächung der ahd. vollen Endsilbenvokale zu schwachtonigem e. Im Alemannischschwäbischen können die vollen Vokale der Flexionssilben erhalten bleiben330. Einige Beispiele finden wir nur in der Stifterbuch-Hs. C: "dienen"

i.Pl.Prät.lnd.

dienten / dienotent

Part. Prat.

verdienet / gedienot, verdienot

(gesamenen) 3.Sg.Prat.Ind.

3.2.4.2.

gefamenet / gefamnot

Nominale Formen des Verbs

Bei den Nominalformen des Verbs können einige interessante Beobachtungen gemacht werden. Der zahlenmäßige Anteil der einzelnen Formen geht aus der Tabelle S. 109 und der Graphik S. 111 hervor: Das Partizip des Präsens kann zunächst aktiv zu einem Substantiv treten, um eine Tätigkeit auszudrücken331: da fant er einen rittenden knecht hin

C 99'9'

Das Part.Präs. kann aber auch - wie im Nhd. vorwiegend - passivische Bedeutung haben: vant in ligende / ligend in groffer vnkrafft

AB

447'

Wenn das Part.Präs. unmittelbar neben dem Infinitiv steht, wird deutlich, daß die Handlung als unabgeschlossen gedacht ist: do er gefchuf ..., w a s er ze tund vnd ze fchaffen hatt

C 437'

Deutlicher als dauernd wird die Handlung bezeichnet in der Umschreibung mit dem Verb hart . das du noch ein kein .. diner nächkomen gewalt vber das gebott habint ab ze nemint vnd ze tunt nach iinem willen

C 854'

sehen etwa 25 Jahrefrüherein, im Niederalemannischen kommt sie später zum Abschluss (1450). 330

PAUL - MITZKA, § 1, 1; § 168 A. 1: Hinweis darauf, daß auch im bair. 6 in altertümlichem Brauch im Nibelungenlied belegt ist.

331

PAUL-MITZKA, § 2 8 6

Detailanalyse anhand der Verbalformen

133

Die Umschreibung mit dem Verb werden bezeichnet das Zustandekommen einer Handlung und steht vorwiegend im fiiturischem Sinne332: swie er zu dem möchte komen, so wurde er von im gefehent ABC 36/378' Das Partizip des Präteritums eines transitiven Verbs dient in Verbindung mit werden zur Umschreibung des Präsens und Präteritums des Passivums 333 : won er vor kaifern vnd vor küngen vil dike AB 81'

alsuff genemmet wart Manigolde, ... wie wurde du enphfangen vnd wart do ... bifchoff Arnolfus ... laffterlich veriegt vnd vertriben

ABC 50/5118' ^

J04'0'

In Verbindung mit sin dient es zur Umschreibung für das Perfekt und Plusquamperfekt in erster Linie des Passivs aber auch des Aktivums: der vmb die gerechtekait crifftanes gelöben vertriben waf AB 104'6' In Verbindung mit hän dient es zur Umschreibung für das Perfekt und Plusquamperfekt des Aktivs: fechtzig iar ... das er du in finem willen w8lti han vertriben, als du fechs iär ABC 60/614' Part.Prät. von intransitiven und transitiven334 Verben, die eine Tätigkeit bezeichnen, können zur Bildung eines unpersönlichen Passivs verwendet werden: vnd als hie vor gefchriben ftlät AB 243' Das Part.Prät. wird bei den starken und schwachen Verben mit der Vorsilbe ge- gebildet, falls das Verb nicht schon mit einer Vorsilbe verbunden ist. Ursprünglich bezeichnete die Vorsilbe ge- den Ab332

PAUL - MITZKA, § 287 A . l , führt diese Möglichkeit als "seltener, mehr der späteren Zeit eigen" auf.

333

PAUL-MITZKA, § 2 8 8

334

PAUL - MITZKA, § 2 9 0 :

vereinzelt von transitiven Verben

134

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

Schluß eines Vorgangs; Verben ohne die Vorsilbe ge- im Part.Prät. drücken immer einen momentanen Vorgang aus335. Beispiele im Stifterbuch: funden

komen

brächt

worden

geben [nur C\

gangen

Infinitiv und Gerundium sind zwar verschiedenen Ursprungs336, ergänzen sich aber in ihrer Aufgabe, deshalb wird das Gerundium auch als flektierter Infinitiv bezeichnet. Die flektierten Formen des Gerundiums (Gen. und Dat.), in allen Klassen auf -enne(s) ausgehend, werden schon in ahd. Zeit teilweise in -ende(s) umgeformt, was insbesondere spätmhd. häufiger wird, teilweise auch zu -ene(s) abgeschwächt und durch Synkope zu -ens, -en vereinfacht337. Der Infinitiv kann verwendet werden als Ergänzung eines Verbs, Substantivs, Adjektivs oder Adverbs, üblicherweise, um anzugeben, in welcher Hinsicht oder zu welchem Zweck eine Aussage gemacht wird: do bevalch er finen fründen Tin gut ze phflegenne

AB 16'5'

ze pflegent

C17's'

ze fchaffenne hatte

A 48>3'

ze fchaffend hatt

B 48>3'

ze fchaffent hät

C 49>3'

do lieff er allü ding, die er

von dem übe, der als vnmugelich ... was an ze griffenne vnd ze fShenne

A 88'3'

ze griffend vnd ze handient noch ze fehend

B 88'3'

bot dem fvn

trinken 335 336

337

A 4415'

ze trinkenne BC

44/45»'

PAUL-MrrzKA,§ 156 BRAUNE - MITZKA, Ahd. Grammatik, p. 2 6 0 : Die Formen des Gerundiums sind insofern von denen des Infinitivs verschieden, als sie mit j gebildet werden (Suffix -anja > wgerm. -annja). Das j ist schon ahd. geschwunden und nur noch an der Gemination des n zu erkennen. Damit mündet der Dativ des Gerundiums schließlich in den Infinitiv. R. v. KIENLE, Historische Laut- und Formenlehre des Deutschen, p. 297.

Detailanalyse anhand der Verbalformen

135

Der Infinitiv mit werden338 dient nicht zum Ausdruck des Futurs sondern zur Bezeichnung des Eintritts in eine Handlung: do ward er frägen

C 37"'

do wart er als fchone gefehent

AB 40'°"

Der Infinitiv Perfecti wird verwendet, um einen Abschluß in der Zukunft zu bezeichnen33': do kamen die burger... den ... graven ze f c h ö w e n vnd ze g e f l h e n n e Einige Hilfsverben, z.B. wellen, künnen, miigen, getiirsten

4020'

AB

bilden keine

zusammengesetzten Zeiten, da ihnen das Part.Prät. noch fehlt. Bei ihnen konnten umschriebene Formen mit dem Inf.Perf. des Hauptverbs gebildet werden, was vor allem im Konj.Plusq. notwendig wurde, um die Vergangenheit deutlich zu machen: do wären die artzat ze verre vnd alle, die im kainen liplichen tröft mochtin alder kSndin getun

AB

449'

vnd gonde do der fröwen wol, f w a s fi mochte guter dinge getun

AC14/15

Einen Akkusativ mit Infinitiv finden wir, wie teilweise noch im Nhd., bei d e n V e r b e n heizen, hören: do hieff er fi begraben hieff fin gefinde balde fich beraiten das h8rt man an difem buche lefen

ABC ABC ABC

86/87'»' 42Z434' 8/9'°'

Unter lateinischem Einfluß steht die Form ("Verben dicendi und sentiendi"): recht als er fich wände an ir han errochen

338

339

ABC

12/136'

PAUL - MITZKA, § 295 A.: Seit dem 13. Jahrhundert aufkommend. Diese Fügung verdrängt, von Osten her sich ausbreitend, zwischen 1375 und 1450 werden mit Part.Präs. und wird allmählich als Bezeichnung der Zukunft herrschend. PAUL-MITZKA,

§298

136

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

3.2.4.3. Plusquamperfektbildungen Speziell hingewiesen sei auf die Bildung des Plusquamperfekts. Im Plusq. wird ein Geschehen festgehalten, das in der Vergangenheit bereits vollendet war; das Plusq. tritt damit bei den Präteritumsformen dem Imperfekt gegenüber. Die Formen des Plusq. können zunächst wie im Nhd. durch Umschreibung mit den Verben hän oder sin gebildet werden. Beispiele: fait ir do, w a s er hatte gefehen vnd gehöret

AC

52/5315'

AB84'4'

das ... bedüchte, das daf münfter, das ... hatte von §rfte gebuwen, ... w l r e dar nach do vie ... ain münfter an ze buw e n n e , mit dem räte ... Lütpaldy, der in hatte erzogen ... vnd zucht vnd befchaiden-

u -4.

i

hait geleret

„„.„,„.

ABC 30/318

vnd w a s das münfter gebuwen, als es noch

6,

hüt dis tag ftätt der waren zwene gelert von der hailigen ge-

, , ...

,

.

fchrifft, der wart ainer ...

ABL, 20/21

Verbreitet ist die Bildung mit dem Stamm des Präteritums, versehen mit der Vorsilbe ge-. Beispiele dazu: vnd do er dis mange zit getraip, das er von der fträffe feiten kam, jn tribe denne ...

ABC

C87'8'

vnd da fi geftarb ..., da hief er fi begraben do er erft getrank, do ftunt er vf do er disü wort gefprach, do erfchrak der ritter

36/3717'

ABC

44/4517'

O I j ,MABL, A4o/4y

3.2.4.4. Auslautverhärtung, Synkope und Apokope Die Verhärtung von stimmhaftem Verschlußlaut im Auslaut, eingetreten in der Übergangszeit vom Ahd. zum Mhd., ist in unterschiedli-

Detailanalyse anhand der Vettoalformen

137

chem Maße aufgetreten je nach Sprachlandschaft, aber auch im Verlaufe des Mhd. - im Zuge der Konsonantenschwächung - teilweise wieder aufgegeben worden. Wie weit das Schriftbild der gesprochenen Sprache entspricht, bleibt offen, denn die Fortis könnte auch aus Analogiegründen dahinfallen. Immerhin dürfte aus der folgenden Tabelle ein Trend erkennbar sein in den Formen der 3.Sg.Prät.Ind. und den apokopierten Formen des Opt. der starken Verba [die schwachen Verba können hier nicht erfaßt werden, ebenso nicht die Mischung von starker und schwacher Flexion bei den anv.]. Zusammengestellt sind: • Schreibweise -b / -p im Auslaut. Beispiel 3.Sg.Prät.Ind. "beliben": belaib / belaip. • Schreibweise -d / -t im Auslaut. Beispiel 3.Sg.Prät.Ind. "vinden": vand / vant. -b Hs. A

17

50%

Hs. B

26

78,8%

Hs. C

27

100%

-d

-P 17 7

50% 21,2 %

-t

2

2,7%

73

97,3%

29

39,2%

45

60,8%

97

96%

4

4%

Die Tendenz bei b - p ist eindeutig: p hat in der Hs. A noch einen Anteil von 50% und verschwindet in Hs. C ganz; Hs. B steht ziemlich genau in der Mitte. Noch extremer oder zeitlich offenbar später einsetzend ist die Entwicklung bei d - t . In Fortsetzung der mhd. Abschwächung der Endsilbenvokale tritt Schwund des unbetonten e auf am Wortende [Apokope] und innerhalb von Silben [Synkope]. Zur Erscheinung der Apokope sei verwiesen auf die Zusammenstellung der Optativendungen [Tabelle S. 131, dazu Anm. 328], zur Synkope seien einige Beobachtungen angeschlossen. Lautgesetzlich schwindet im klassischen Mhd. das e nach / und r mit vorausgehendem kurzen Tonvokal340. Beispiele: 340

PAUL - MITZKA, § 4 7

Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

138

verlorn AC geborn AC gevarn AC ertailt AB geziert BC

(ver-liesen) (ge-bern) varen erteilen zieren

Unbetontes e schwindet zwischen gleichen oder nahverwandten Konsonanten in vorletzter oder letzter Silbe. Beispiele: Part.Prät. Inf (be-staeten) befteitt B fetzen gefetzt BC beraiten bereitt C (be-kleiden) bkleitt C (ent-ledigen) entledget C reden gerett C (be-staeten) (laden) reden rüten vortonig:

gangen ABC geben C

Sg.Prät. beftlte AB [dagegen beftetiget C] latte A bereitt C rette ABC rutt C statt statt

gegangen gegeben

Auch unbetontes e der Vorsilbe fallt mehrfach aus, namentlich in den Vorsilben ge-, be-, Beispiele: glöben C neben gelöben bliben C neben beliben bkleitt C zu be-kleiden Viele schwache Verba haben Partizip und Präteritum von vornherein ohne Zwischenvokal gebildet341, so daß statistische Angaben über die Synkope nicht sinnvoll sind. Festzustellen ist aber auch, daß die Synkope des e in der gesprochenen Sprache weiter gegangen sein dürfte, als dies in geschriebenem Text zu Ausdruck kommt. 341

Paul - Mitzka, § 170

Detailanalyse anhand der Verbalformen

139

3.2.4.5. Vokalismus Erscheinungen des Vokalismus sind S. 95ff. untersucht; hier ist lediglich eine Beobachtung zur Bezeichnung von Vokalquantität und -qualität bei der Schreibung von ä angeschlossen. Die aus der untenstehenden Tabelle hervorgehende Schreibung von ä (Bezeichnung von Länge und Verdumpfung) zeigt gegenüber der Zusammenstellung auf S. 100 die folgende Akzentuierung: - In Hs. A ist der Anteil der mit Zirkumflex bezeichneten Längen deutlich höher, der Anteil der nichtbezeichneten Längen entsprechend tiefer. - In der Hs. B ist vor allem der Anteil der verdumpften Formen 6 , o höher. - In Hs. C zeigen sich keine signifikanten Unterschiede. Schreibweise von ä (Vokallänge und Verdumpfung) ä Hs. A: stv.

29

35,8 °A

swv.

10

32.3 K

Total

39

au

l

u

a

0

12,3%

42

51,9%

25,8%

13

41,9%

18

16,1%

55

49,1%

Hs. B: stv.

18

25,0%

swv.

10

Total

28

34,8'A

10 8

Hs. C: stv.

44

swv.

17

29 14

3S.7H

43

28,0%

55,0%

1

1,3%

4

14,3%

5

4,6%

60,7%

Total 61

56,5%

32

40,3% 50,0% 43,0%

40,0% 7

39

0

16

22,2%

9

12,5%

2

7,1 %

2

7,1 %

18

18,0%

11

11,0%

2

2,5%

1

1,3%

2

1,9%

1

0,9%

25,0% 36,1%

>r> fN

tri

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I

CT -i .s C -C^ SL .!=

< C «CO CT ' "h (0 c

Part. Präs. Präs. Ind. Gerund.

m

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(be-swaeren)

(heim-suochen)

ftalt IC zerftörte 1A CO

(stoeren)

erftarket IC

1

(stellen, stallen)

fpift 2C

t

(er-starken)

fchmakt IC

(smacken) fpTfte 1A

PLPrät.Ind.

Sg.PrätJnd. Plusqu.Ind. *

s

Infinitiv Präs. + Perf.

teilte IC

tailti 1AB

befchwSrti 1B

befwärti 1A

Opt

Obersicht über belegte Verbalformen

169

troft IC

trotte 1B

trôfte 1A

Sg.Prät.Ind. Plusqu.Ind. *

(vristen)

frägen IC

friftet 1BC

frauget IC

fräget 3C

fraget 1A,2B

frägt 2A,1BC

frâgt 1A

frägte 1B

vrägte 1B

vrâgte 2A

trurent IC

PLPrät.Ind.

getrömet 1AB

gevolgen 1AB

Ù II

(volgen)

(trûren) übte 1AB

frifftet 1A

Präs. Ind.

Sa* *

O) O)

üben 1A

Part. Präs.

1 1

(troumen)

trösten)

(troesten,

Infinitiv Präs. +Perf.

170 Zur sprachgeschichtlichen Einordnung des Stifterbuches

wachte 2A wackte 1B wakt IC

erwachet 2C

gefugt IC

erfrSwt IC

erweket 1A

fürten 2A,1B gefuret 1A furtent 3C gefurt 1BC förten IC

PLPrät.Ind.

enphfurti 1A enphfurti 1B entfurte IC

fugti IC

*

fürchten 1ABC (wachen) (er-wachen) wandlen IC wêken 1A weken 1BC (er-wecken)

furent fürte 5A,6C 1AC furt 1BC furti 1B furt 1B,2C

füren 2ABC (en-phùeren) hinfuren 1ABC (vol-vüeren)

fröwte 1A frowte 1B frowt IC

Sg.PrM.Ind. PlusauJnd. * t:
Heidlauf

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VOLLSTÄNDIGES HEILIGENLEXIKON,

hg. von Joh. Evang. Stadler. Augsburg

1858ff. [HBL]: Deutsche Ausgabe von H. Tribolet. 7 Bde. Neuenburg 1921 - 34.

HISTORISCH-BIOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ

Aufgrund von Urbaren des 13. bis 15. Jahrhunderts. Von W. Kleiber, K. Kunze, H. Löffler. Bd. I Text, Bd. II Karten. Bern / München 1979.

HISTORISCHER SÜDWESTDEUTSCHER SPRACHATLAS [ H S S ) .

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TERMINOLOGIE ZUR NEUEREN LINGUISTIK,

TRÜBNERS DEUTSCHES WÖRTERBUCH,

hrsg. v.

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Götze und

W.

Mitzka.

Berlin 1936 - 57.

4.7. Verzeichnis der Abbildungen 1. Cod. Sang. 604, darin Hs. A des Stifterbuches: Lederschnittaibeit des Einbandes, Vorderseite (Beschreibung S. 64ff.) 2. Cod. Sang. 604: Einband, Rückseite 3. Cod. Sang. 604, S. 204: Buchillustration 4. Cod. Sang. 604, S. 3: erste Seite der Hs. A (Transkription S. 5*/7*) Transkription der ersten Seite des Stifteibuches nach Hs. A 5. Manuskriptband Y 146 [Kantonsbibliothek Frauenfeld], Bl. lr: erste Seite der Hs. B Transkription der ersten Seite des Stifteibuches nach Hs. B. 6. Manuskriptband Y 146 [Kantonsbibliothek Frauenfeld], Bl. 75r: Schluß der Passionsgeschichte und Schreibervermerk. 7. Manuskriptband Y 146 [Kantonsbibliothek Frauenfeld], Bl. 75v: Schreibervermerk 8. Handschrift "Allerheiligen F 2" [Staatsarchiv Schaffhausen], S. 1: erste Seite der Hs. C. Transkription der ersten Seite des Stifteibuches nach Hs. C 9. Handschrift "Allerheiligen F 2" [Staatsarchiv Schaffhausen], S. 78: Schreibervermerk am Schluß des Stifteibuches.

5. Abbildungen Die folgenden Abbildungen sollen einen Eindruck geben vom Schriftbild der drei Handschriften des Schaffhauser Stifterbuches, von dessen Illustration und vom prachtvollen Einband des Cod. Sang. 604, in dem die Hs. A enthalten ist. Um das Lesen zu erleichtem, ist jeweils der reproduzierten ersten Seite einer Hs. die zeilengleiche Transkription gegenübergestellt. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigimg der Stiftsbibliothek St. Gallen [Cod. Sang. 604], der Kantonsbibliothek Frauenfeld [Manuskriptband Y 146] und des Staatsarchivs Schafihausen [Handschrift "Allerheiligen F 2"].

Abbildungen: Hs. A

199

Abb. 1: Einband (Vorderseite) von Cod. Sang. 604 [Stiftsbibliothek St. Gallen], enthaltend Hs. A des Stifterbuches: Lederschnittarbeit von seltener Reichhaltigkeit, darstellend Graf Eberhard von Nellenburg, der das Kloster im Schachwalde stiftete und seine letzten Lebensjahre darin verbrachte. [Vgl. Handschriftenbeschreibung S. 71.]

200

Abbildungen

Abb. 2: Einband (Rückseite) von Cod. Sang. 604 [Stiftsbibliothek St. Gallen]: Lederschnittarbeit, darstellend Graf Burkhard von Nellenburg, den Erbauer des Münsters. In den Ecken (und in der Mitte) Nägel, auch Spuren einer Buchschließe sichtbar. [Vgl. Handschriftenbeschreibung S. 71.]

Abbildungen: Hs. A

201

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Abb. 3: Cod. Sang. 604 [Stiftsbibliothek St. Gallen], S. 204: Buchillustration darstellend die Heiligen Benedikt und Bernhard. [Vgl. S. 71 und 74 ]

202

Abbildungen

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rzfl¿3? Sankt A g n e s Alberchtus ABC 20/21" Sohn Eberhards von Nellenburg und —>Itas, geboren nach H. KLÄUI, Grafen von Nellenburg, 193, zwischen 1040 und 1050, starb früh, nicht aber vor Anfang März 1050, Jahr und Tag bleiben unbekannt. - In der Urkunde über den Gütertausch von Anfang März 1050 [UR 5 = Baumann Nr. 3 = Mommsen Nr. 1, vgl. auch Anm. 847 wird Albrecht als Zeuge genannt. Er dürfte dabei nicht mehr in zartestem Kindesalter gewesen sein; sein Geburtsdatum ist deshalb m.E. vor 1040 anzusetzen. Ob die Altersreihenfolge der Söhne [Übersicht S. 44], die das Stifterbuch nennt, zutrifft, bezweifelt Tumbült m.E. zu Recht: Die Nennung von Uto und —¡Ekkehard, die eine geistliche Lau/bahn einschlugen, am Anfang und des weltlichen Erben Burkhard am Schluß der Aufzählung liegt im Interesse des Berichts im Stifterbuch. Alle weiteren Hinweise übernehmen die Reihenfolge des Stifterbuches [z.B. auch Gallus Öhem, S. 96]. Mit der Infragestellung der Altersreihenfolge sind auch die von H. Kläui errechneten mutmaßlichen Geburtsjahre der Söhne Eberhards [vgl. S. 41f.y in Frage gestellt; richtig ist wohl, daß sie frühestens um 1030 und spätestens um 1050 anzusetzen sind. - G. TUMBÜLT, Graf Eberhard von Nellenburg. K. SCHIB, Buch der Stifter, S. X. K. SCHIB, Geschichte der Stadt Schaffhausen, 6f. H. KLÄUI, Grafen von Nellenburg, 193. H. LIEB, Das Stifterdenkmal im Münster zu Schaffhausen, 124f. Vgl. S. 43 und 44. Albrecht A 882; Älbrecht B 882; A l b r i c h t C 892. Graf Albrecht (Adalbert) von Mörsberg, Verwandter der Nellenburger (genauere Hinweise fehlen im Stifterbuch), Vater —tYrmendrüts. Die Verwandtschaft mit den Nellenburgern ist nicht klar, die Bezeichnung —> "Vetter" ist semantisch nicht eindeutig. Die folgenden Angaben stützen sich auf die Annahme von H. KLÄUI und sind bezüglich Verwandtschaftsgrad unsicher: Adalbert war vermutlich ein Sohn des 1075 an der Unstrut gefallenen Eberhard von Nellenburg (Sohn des Stifters —tEberhard)i. Er war verheiratet mit einer Tochter des Grafen von MoussonMömpelgard. Noch zu Lebzeiten seines Onkels, Graf Burkhard von

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Glossar

Nellenburg, war er Vogt von Allerheiligen. Da er von seiner Urgroßmutter-¿Hedwig (Mutter des Stifters Eberhard) im Nahegau noch Güter besaß, nannte er sich auch Adalbert von Dill nach der Burg Dill im Hunsriick. Erstmals als Graf von Mörsberg bezeugt 1111: Nach dem Tode seines Schwiegervaters brachte er einen Teil des Erbes an sich und nannte sich nach der Burg Mörsberg bei Pfirt im Elsaß 'Adalbert von Mörsberg'. Die Mörsburg bei Winterthur hat wohl erst durch ihn ihren Namen erhalten. Als Vogt von Allerheiligen bedrängte er [Bern, chron. a. 1098] das Kloster, indem er ganz in der Nähe eine Feste errichtete, Abteigüter unrechtmäßig beanspruchte und die Mönche brutal behandelte. (Es ist erstaunlich, daß im Stifterbuch kein Hinweis darauf zu finden ist.) - H. KLÄUI, Grafen von Nellenburg, 198. H. BÜTTNER, Die Anfänge der Stadt Kreuznach und die Grafen von Sponheim, 425ff. - Anm. 65, 115. Alexander ABC 34/357. Dat.: Alexandro AB 426; Alexander C 436. Papst Alexander IL, 1061 - 1073; früher Anselmo da Baggio, Bischof von Lucca. Er stellte Graf —>Eberhard von Nellenburg wahrscheinlich bei dessen zweitem Besuch in Rom eine Handfeste über das Kloster Allerheiligen aus. Von diesem Privileg für Allerheiligen berichtet auch Bernold [Bern, chron. a. 1073], Erwähnt im Bericht über die Einweihung [UR 18 = Baumann S. 139ff.]. Das Privileg ist nicht erhalten, durch das Privileg Papst Gregors VII. [UR 10 = Baumann Nr. 8 = Mommsen Nr. 4], das sich darauf bezieht, ist es gegenstandslos geworden. - Anm. 35, 49, 86. (Alexander) Akt: Alexandrum AB 946; Alexandern C 956. Die Reliquien der Heiligen —tConstans und Alexander, die zu Trier den Martertod erlitten hatten, und des hl. Leguntius wurden auf Bitten von Abt Adelbert von Erzbischof Bruno von Trier [zur Verwandtschaft mit der Stifterfamilie s. S. 457 dem Kloster Allerheiligen geschenkt und unter Abt —¿Adelbertus nach Schaffhausen überfuhrt. Ausftihrliche Schilderung in der Hs. A, S. 42 - 93, und B, Bl. 19ff. [Teilweise abgedruckt bei K. SCHIB, Das Buch der Stifter, 23ff, nach der Hs. A. Zitiert bei F. J. MONE, Leben des Grafen Eberhart III. von Nellenburg, 96f, nach der Hs. B. Inhaltsangabe bei E. WÜSCHER, Die Abtei Allerheiligen, 23 - 26.] - UR 66 = Baumann S. 146ff. J. J. SCHENKEL, Die Reliquien des Klosters Allerheiligen, 43ff. STADLER, Heiligenlexikon IV, 662, und II, 732. H. JÄNICHEN, Die schwäbische Verwandtschaft des Abtes Adalbert von Schaffhausen, 5 f f . - Anm. 70, 194. Arnolffus A 969, A 10217; Arnolfus BC 96/97», B 10217, AB 10410.

Verzeichnis der Eigennamen

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Arnold von Heiligenberg wurde am 28. März 1092 durch ->Heinrich IV. als Bischof von Konstanz eingesetzt, damit als Gegenbischof zu -¿Gebhard III. 1103 gelang es ihm und der kaiserlichen Partei, Gebhard zu vertreiben. 1105 kehrte Gebhard auf seinen Bischofsstuhl zurück. Der Rachezug Arnolds gegen Schaffhausen infolge der Münsterweihe durch Gebhard muß also zwischen 1103 und 1105 stattgefunden haben. - S. 34 und Anm. 75, (99), 58*. (Babenberg) Dat.: Babenberg AB 105 Bäbenburg C ll 5 . Bamberg, erstmals erwähnt 902, lag neben dem Castrum Babenberch, welches im 9. Jahrhundert erbaut, dem Grafengeschlecht der Babenberger gehörte. Nach dem Sturz der Babenberger kam die Stadt an das Reich und später durch Schenkung an den Bayernherzog Heinrich den Zänker, dessen Sohn, Kaiser —>Heinrich II., Bamberg besonders begünstigte und das Bistum 1007 gründete. Die Slawenmission als Motiv zur Gründung des Bistums erscheint in den Briefen des Patriarchen Johannes [Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Bamberg, 74] und des Bischofs Arnold [Reg. 75], die politische Absicht - Besänftigung des Bischofs von Würzburg - ist evident. - Anm. 13, 202, 5*. Benedictus -»Sanctus Benedictus Bernoldus AB 8015; Berchtoldus C8115. Der Chronist Bernold (von St. Blasienj war offenbar der Sohn eines Geistlichen. Seine Bildung empfing er an der Konstanzer Schule unter Leitung Bernhards. 1084 wurde er von Bischof Otto von Ostia (später Papst -¿Urban 11.) zum Priester geweiht. Er trat ins Kloster St. Blasien ein und war vermutlich bis 1091 in St. Blasien, dann die letzten Jahre seines Lebens im Kloster Allerheiligen in Schaffhausen, dem er das Originalmanuskript seiner Chronik vermachte. Bedeutung vor allem als Chronist. Die Übereinstimmungen zeigen, daß der Verfasser des Stifterbuches die Chronik Bernolds gekannt haben dürfte. - Bernoldi Chronicon, ed. G. H. PERTZ, MGHSS V, 385 - 467. E. WLNKELMANN, Die Chronik Bernolds von St. Blasien (Übers.) E. STRELAU, Leben und Werke des Mönchs Bernold von St. Blasien. J. AUTENR1ETH, Bernold von Konstanz und die erweiterte 74-Titel-Sammlung; Dt. Archiv 14 (1958), 375ff A.D. VON DEN BRINCKEN, Studien zur lateinischen Weltchronik bis in das Zeitalter Ottos von Freising, Düsseldorf 1957, S. 158f. A. FAUSER, Die Publizisten des Investiturstreites; Persönlichkeiten und Ideen, (Diss.) München 1935, S. 33ff. J. A UTENRIETH, Die Domschule von Konstanz zur Zeit des Investiturstreits; Die wiss. Arbeitsweise Bernolds von Konstanz

114*

Glossar

und zweier Kleriker dargestellt auf Grund von Handschriftenstudien; in: Forsch. Kirchen-Geistesgesch. NF 3 (Stuttgart 1952). - S. 54ff. und Anm. 53-55, 41*. Burkart ABC 24/25\ BC 32/333, C 33 u , ABC 42/4313, ABC 58/5913, ABC 60/6117, ABC 70/7115, C 7317, C 771, ABC 78/79", C 812, ABC 86/873, A 9416, C 95'°, ABC 100/10110; Burkardus ABC 22/236, B 7217, AB 9410; Burchart A 323; Burkhardus A 7217; Burkarde AB 802. Gen.: Burkardes AB 76', AB 8416; Burkart C 8516; Burkartz C 7016 Dat.: Burkart AB 248,3214, AB 8817; Burkardo AB 749; Burkarten C 759, C 8512, C 8917. Akk.: Burkarten ABC 60/61", AB 9617, C 99'°; Burkardum AB 8412. Graf Burkhard von Nellenburg, vermutlich sechster Sohn Eberhards und —>Itas (zur Altersreihenfolge der Söhne Eberhards s. Bemerkung unter —tAlberchtus), geboren um 1050, gestorben am 21. Januar 1101. Verheiratet mit Hadwig aus Sachsen, kinderlos. Das Nellenburger Geschlecht starb mit ihm in direkter Linie aus. Für das Kloster Allerheiligen bedeutend durch Schenkungen, vor allem aber durch die Einfuhrung der Hirsauer Reform, den Verzicht auf die Eigenklosterrechte, die freie Wahl des Vogtes, den Bau des zweiten Münsters. - G. TUMBÜLT, Graf Eberhard von Nellenburg. H. KLÄUI, Grafen von Nellenburg, 193. H. LIEB, Das Todesjahr Burkhards von Nellenburg und die Meraldusurkunden, 39ff. H. LIEB, Zu den Stiftergräbern. - S. 44ff. und Anm. 25, 71, 137 - 140, 16* 56*. (Böfingen) Akk.: Böfingen ABC 86/87' Büsingen, Dorf am rechten Rheinufer, 4 km oberhalb von Schaphausen, zum Landkreis Konstanz gehörende Enklave, aber wirtschaftlich mit der Schweiz verbunden. (Daß Büsingen nicht zum Kanton Schaffhausen gehört, ist eine Folge des Büsinger- oder Imthurnhandel Ende des 17. Jahrhunderts). Graf Burkhard von Nellenburg bestimmte den Herzog Berchtold von Zähringen, die Höfe "Bosinga" und "Hemmental" an das Kloster Allerheiligen abzutreten [14. April 1090: UR 9 = Baumann Nr. 7 = Mommsen Nr. 3dJ. Die Pfarrkirche Büsingen wurde 1248 zusammen mit der Filiale St. Johann in Schaffhausen dem Kloster Allerheiligen zu dessen wirtschaftlicher Besserstellung inkorporiert durch Papst Innozenz IV. (Conftans) Akk.: Conftantem AB 946; Conftantum C 956. vgl. hl. Alexander

Verzeichnis der Eigennamen

115*

(Conftantz) Dat.: Coftentz BC 30/31", ABC 78/791, BC 96/97«, B 10013, B 10218, C 10512; Cofftentze A 30", A 10218; Kofftentze A 966; Coftentze A 10013. Das Mitte des 6. Jahrhunderts entstandene Bistum Konstanz war das größte Bistum deutscher Sprache (Grenzen im Diplom von Kaiser Friedrich I. von 1155 umschrieben). Im Stifterbuch genannte Bischöfe ->Rumaldus und Gebhard III. Crifftus A 1022; Criftus B 1022; Criftus J h e f u s C 1032. vgl. auch Belege unter -»Jesus (Kurwalchen) Dat.: Kurwalchen AB 8610; Curwalchen C 8710. Übersetzung des Provinznamens Raetia Curiensis (Churrätien) durch die deutsche Form Churwalchen peit dem 9. Jahrhundert belegt als pago Cunvalense, Curouualahon etc. [Belege bei ST. SONDEREGGER, Raetia Ries - Churwalchen, 76 - 79J. Auszugehen ist von (Dat. PI.) ahd. Churwalahun 'bei den Churwelschen' (zum Ortsnamen ahd. Chura, Kura aus kelto-lat. Curia und Nom.Pl. Walaha 'die Welschen, Romanen'). Der übersetzende Innovationsprozeß Raetia Curiensis > Churwalchen ist im einzelnen nachgezeichnet bei ST. SONDEREGGER, Raetia - Ries - Churwalchen, S. 80. Die Form Churwalchen hat sich im Deutschen auf Jahrhunderte durchgesetzt und ist erst seit dem 17. Jahrhundert zurückgetreten (Verlustprozeß) zugunsten von Rätien oder Graubänden. - ST. SONDEREGGER, Die Ausbildung der deutsch-romanischen Sprachgrenze in der Schweiz im Mittelalter, 284f. ST. SONDEREGGER, Raetia - Ries Churwalchen, 76ff. - Anm. 63, 49*. (David) Gen.: Davides A 3613; Dauides BC 36/3713. Eberhardus AB 1413, ABC 14/1516, AB 16', AB 1613, AB 366, AB 4812, AB 508, AB 5016, AC 54/552, A 5410, A 54 u , A 5420, A 566, A 5610, A 56l7, AB 58", AB 5816, AB 688, AB 7013, AB 8414, AB 821, AB 1028; Eberhart ABC 8/92, ABC 14/1510, AB 167, C 1713, C 17', C 1713, ABC 18/19", A 30\ AB 3014, AB 328, ABC 32/3317, AB 3410, C 3517, C 376, ABC 38/39', ABC 38/39", AB 44", ABC 46/47', C 4912, C 518, C 5116, C 5510, C 5514, C 576, C 5710, C 5717, AB 583, C 59", C 5916, AC 62/6318, C 698, A 70'2, C 7113, C 8414, BC 100/10110, AC 100/10117; Eberhard C 3l M ; Erberhart C 5520, B 6218, Ebberhart A 10010. Gen.: Eberhartes AB 62, A 28', AB 3417; Eberhardes A 324, AB 587; Eberhards B 324; Eberhartz B 28', C 334; Erhardef A 2810; Erhardes B 2810,

116*

Glossar

Erhartz C 29'°; Eberhart A 686. Dat.: Eberhardo AB 2813, AB 28", AB 34', AB 443, AB 744; Eberharten C 2913, C 35», C vi4; Erhardo C 29"; Eberhardum C 453. Akk.: Eberhardum ABC 40/4113, AB 42", AB 66', ABC 66/67", AB 6814, AB 68", AB 70", AB 707; Eber-

harten C 43", C 671, C 69".

Graf Eberhard von Nellenburg, Stifter des Klosters Allerheiligen, genannt "der Selige", bisher üblicherweise als Eberhard III. bezeichnet, nach H. KLÄUI als Eberhard VI. Sohn des Grafen ->Eppo von Nellenburg und der Gräfin Hedwig aus dem Hause Egisheim, Gatte der —> Ita, vermutlich aus dem Geschlecht der Grafen von Kirchberg. Sechs Söhne (—¿Uto, Ekkehard, -¿Eberhard, Heinrich, ->A ¡brecht, Burkhard) und zwei Töchter (Adelheid, Irmengard); Altersreihenfolge unklar, vgl. dazu Bemerkung unter -Mlberchtus. Urkundlich wird Eberhard erstmals erwähnt 1036/37 als Graf im Zürichgau; um 1050 stiftete er das Kloster Allerheiligen in Schaßhausen. Erbauer der —>Nellenburg. Im Investiturstreit eindeutig auf päpstlicher Seite, weshalb ihm Güter vom König entzogen wurden, ebenso die Grafschaft im Zürichgau. Die letzten sechs Jahre seines Lebens verbrachte Graf Eberhard im Kloster Allerheiligen. Er starb dort im Alter von etwa 66 Jahren, vermutlich 1078 und wurde im Münster zu Schaffhausen bestattet. Berichte von Wundern zu seinen Lebzeiten und an seinem Grabe haben offenbar zum Ziel, ihn als Schaffhauser Stadtheiligen zu etablieren. Eberhard wurde früher als Seliger verehrt (Fest 7. April). - Vita Eberhardi in Acta Sanctorum, III, 67Of. [Übertragung nach H. MURER, Helvetia Sancta, 275ff; diese deutsche Fassung ist eine freie Bearbeitung des Stifterbuches.] G. TUMBÜLT, Graf Eberhard von Nellenburg. P. KLÄUI, Hochmittelalterliche Adelsherrschaften, 51. H. KLÄUI, Grafen von Nellenburg, 179ff. H. LIEB, Zu den Stiftergräbern. - S. 40ff. und Anm. 11, 15, 26, 27, 37, 42, 43, 81, 84, 106, 109; 3* 7*, 17* 18*. 19* 31* 32* 33*. Stammbaum S. 45.

(Eberhard von Nellenburg) Im Stifterbuch nicht namentlich erwähnter Sohn des Stifters —¿Eberhard, fiel zusammen mit seinem Bruder Heinrich von Nellenburg 1075 an der Unstrut. - S. 43.

(Ekkehard von Nellenburg) Im Stifterbuch nicht namentlich erwähnter Sohn des Stifters —>Eberhard (zur altersmäßigen Reihenfolge der Söhne Eberhards s. unter Alberchtus), Abt des Klosters Reichenau. Entschiedener Parteigänger der Gregorianer. Im Auftrag des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden unter-

Verzeichnis der Eigennamen

117*

nahm er 1077 eine gefahrvolle Reise nach Rom und geriet dabei in Oberitalien in Gefangenschaft, aus der er erst nach einem Jahr freikam, nachdem der Papst mit Kirchenstrafen eingegriffen hatte. Vor seiner Rückkehr wurde von Heinrich IV. die Abtswürde über die Reichenau seinem Widersacher, Abt Ulrich von St. Gallen, übertragen. Ekkehard wird bei Bernold [a. 1088] als "nicht eben fromm" gewertet; daß Gallus Öhem [S. 96 - 102] den in Fehde mit St. Gallen liegenden Abt Ekkehard noch kritischer wertet, ist verständlich. Kurz vor seinem Tode (1088) wurde Ekkehard zum Bischof von Augsburg gewählt, konnte aber dieses Amt nicht mehr antreten [Regesten Augsburg, Nr. 359]. S. 43.

(Elsaff) Dat.: Elsaff A 2410, A 7815; Eifa ff B 24'°, B 78"; Eifas C

2510, C 79". Von seiner Mutter —¡Hedwig, die aus dem Hause Egisheim bei Colmar stammte, war Graf Eberhard von Nellenburg im Elsaß begütert. Für die Rückgabe der Grafschaft Chiavenna an das Bistum Como wurde er 1065 zudem von Heinrich IV. mit Königsgütern im Elsaß entschädigt. Das Geschlecht der Nellenburger war aber bereits früher im Elsaß begütert, der Großvater des Klostergründers Eberhard tauschte bereits Güter gegen solche im Elsaß. Wegen seiner Parteinahme auf päpstlicher Seite im Investiturstreit verlor Eberhard einen Teil der Güter im Elsaß, offenbar aber nicht die von der Mutterseite geerbten, denn das Stifterbuch hält (S. 77/78*) fest, daß sich Graf Burkhard zur Zeit des Todes von Mönch Adilbertus (Dezember 1079) im Elsaß aufhielt, wo er Güter von Seiten der Gräfin Hedwig besaß. - S. 41 und Anm. 26, 127.

Eppo ABC 8/9", ABC 10/116, ABC 14/1517. Graf Eppo von Nellenburg, geboren um 980/990, gestorben 1030/1034, Gatte der —>Hedewig aus dem Geschlecht der Grafen von Egisheim. Vater des Klostergründers —>EberhardWeitere Söhne: Burkhard und Manegold. LLBER HEREMI berichtet, daß Graf Eppo das Kloster Einsiedeln, dessen Vogt er war, 1029 überfallen und niedergebrannt habe, worauf den Nellenburgern die Kastvogtei über Einsiedeln entzogen wurde. Kurz nachher muß er gestorben sein. Zusammen mit seinen Söhnen Burkhard und Manegold wurde er von Graf Eberhard, dem Stifter von Allerheiligen, der eine Basilika auf der Reichenau gebaut hatte, dort beigesetzt. Nach H. KLÄUI wäre Graf Eppo (Kurzform von Eberhard) als Eberhard V. zu sehen; seine Vorfahren in direkter Linie: Eberhard /., Zürichgaugraf, belegt 889 / Eberhard II. belegt im Uber Heremi / Eberhard III., belegt 957-971 als Thurgaugraf/ Eberhard IV., geb. um 940, gest. 995, tauschte Güter gegen solche im Elsaß. - E. KRÜGER, Zur Herkunft der Habsburger, 501ff. W. Gisi, Der Ursprung der Häuser Zähringen und

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Glossar

Habsburg, 265ff. H. KLÄUI, Grafen von Nellenburg, 187f. - S. 39f. und Anm. 12, 4*. Fides -»Sancta Fides Gebhardus BC 96/976, B 10012, ABC 104/105", AB 10415; Gebehardus A96 6 , A 10012. Gebhardum AB 10210. Gebhard III., Bischof von —tKonstanz, Sohn Berchtolds I. (des Bärtigen) von Zähringen und Bruder von Herzog Berchtold II. Mönch in Hirsau [Gallus Öhem, 101]. Bischofsweihe am 22. November 1084 durch den späteren Papst —>Urban II. [Bern, chron. a. 1084; gleichzeitig wurde Bernold zum Priester geweiht, vgl. S. 54/ Bischof von Konstanz in der gerade hier sehr schwierigen Zeit des Investiturstreits. Zeitweilig aus Konstanz verdrängt durch Gegenbischof —>Arnolffus, weihte Bischof Gebhard III. während seines Exils (1103 - 1105) das Münster in Schaffhausen. Päpstlicher Legat in Deutschland, offenbar mit politischem Geschick. Tod am 12. November 1110. - BERNOLDI chronicon. NEUGART, Episc. Const. C. HENKING, Gebhart III., Bischof von Konstanz. H. MAURER, Gebhard von Konstanz, 185f Regesta episc. const., Bd. 1, Nrn. 514 - 663. - S. 34f„ 51, 53 und Anm. 74, 99, 57* - 59*. Gerhardus AB 929; Gebhardus C 93». Abt des Klosters Allerheiligen ¡096 - 1098, resignierte bzw. wurde vom Konvent zum Rücktritt gedrängt [Bern, chron. a. 1096, 1098], mit päpstlicher Erlaubnis zog er nach Palästina und wurde Wächter des Heiligen Grabes (nach Hs. A, S. 83ff, und nach der "Legend von des closters Allerhailigen Stiftung und Erbauung" [Staatsarchiv Schaßhausen F 4] wurde er Bischof von Caesarea; BAUMANN (S. 165f.) stellt dagegen fest, daß dies der mit Gerhard zusammen genannte Baldewin war. - S. 56 und Anm. 68, 190, 53*. Gravenhusen A 849; Grauenhufen B 849. Die Schenkung des Gutes Schluchsee [kurz vor 1080] an Allerheiligen zog einen jahrhundertelangen Streit zwischen St. Blasien und dem Kloster Allerheiligen nach sich. Grafenhausen im südlichen badischen Schwarzwald (zwischen Steina und Schwarza) wurde von Papst -¿Urban II. am 8. Oktober 1095 als Besitztum von Allerheiligen bestätigt [UR 29 = Baumann Nr. 26 = Mommsen Nr. 6b], Die Zelle St. Fides zu Grafenhausen wird erstmals in der Urkunde von 1111 [UR 49 = Baumann Nr. 49, S. 80] erwähnt. - H. MAURER, Das Land zwischen Schwarzwald und Randen im frühen und hohen Mittelalter, 84ff. H. NAUMANN, Die Schenkung des Gutes Schluchsee an St. Blasien, 358Jf. K. SCHIB, Kloster

Verzeichnis der Eigennamen

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und Stadt Grafenhausen im Schwarzwald, 223Jf. - S. 52 und Anm. 59, 46*.

(Gregor) Gen.: Gregorij AB 746; Gregorius C 756. Papst Gregor VII., 1073 - 85, früher Hildebrand von Soana, um 1020 geboren; treibende Kraft der cluniazensischen Reformbewegung, obwohl kaum ein Aufenthalt in Cluny anzunehmen ist. Gregor VII. suchte das theokratische Element des Papsttums zu verwirklichen, die weltliche Gewalt der geistlichen unterzuordnen. Er profilierte sich im Investiturstreit gegenüber Kaiser —>Heinrich IV., der 1077 aufschloß Canossa um Lösung vom päpstlichen Bann bat. Damit war allerdings der Investiturstreit nicht beendet, aber die Führung Europas ging vom Kaiser auf den Papst über. Nach der Eroberung Roms durch Heinrich IV. (¡083) fand Gegenpapst Klemens III. viel Anhang. Normannenherzog Robert Guiskard befreite 1084 Gregor VII. aus der Engelsburg, nachdem die Normannen Rom geplündert hatten. Gregor zog mit den Normannen nach Süden und starb 1085 in Salerno. Papst Gregor VII. bestätigte am 3. März 1080 die Freiheiten und Rechte des Klosters Allerheiligen [UR 10 = Baumann Nr. 9 = Mommsen Nr. 4. Vgl. auch Privilegien von Papst —>Urban II. von 1090, 1092, 1095.] Die Berichte in Bernolds Chronik über den Investiturstreit, über Gregor VII. und Heinrich IV. sind recht einseitig auf päpstlicher Seite. - H. KÜHNER, Neues Papstlexikon, 60ff. - Anm. 35, 49, 86, 147, 36*.

Hedewig A 101, A 108, A 1212, AB 1418; Hldwig B 101, B 108, C 118, C 1518; Haidawaug C II 1 ; Hedwig B 1212; Haidung C 1312. Dat.: Hldewig A7817; Hldwig B7817; Haidwigen C 7917. Gemahlin des Grafen —>Eppo von Nellenburg, Mutter des Grafen —> Eberhard, des Stifters von Allerheiligen. Aus dem Geschlecht der Grafen von Egisheim bei Colmar stammend. Nach dem Tod des Grafen Eppo stiftete sie das Kloster Swäbenhain [Pfaffenschwabenheim] und trat offenbar in dieses Kloster ein. Interessant ist die Verwandtschaft: Hedwigs Onkel väterlicherseits, Hugo von Egisheim, war der Vater von Papst —>Leo IX. - Die Tante väterlicherseits, Adelheid von Egisheim, war die Mutter von Kaiser Konrad II. Die Mutter Hedwigs, Eva von Lützelburg, war die Schwester Kunigundes, der Gemahlin Kaiser Heinrichs II. Hedwig hielt sich vor der Heirat am Hofe bei ihrer Tante auf. Dazu BERNOLDI chronicon, S. 388: "Temporibus his, comes de Nellenburc, consobrinam Heinrici regis, Hedewig nomine, de curia regis duxit uxorem." - W. GlSl, Haduwig, Gemahlin Eppo's von Nellenburg, Mutter Eberhard's des Seligen, des Stifters von Allerheiligen, Haus Winterthur, 347ff. W. GlSl, Papst Leos IX. Familien-

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Glossar

beziehungen zur Schweiz, 7 f f . - F.J.MONE, Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, 80, hält sich an die These NEUGARTS, Episc. Const. 1, 379 - 381, wonach Hedwig die Tochter Herzog Hermanns von Schwaben und der Gerberg, der Schwester Giselas, der Mutter Kaiser Heinrichs IL, war. H. HIRSCH, Jahrbücher Heinrichs IL, 1, 539, weist diese wie auch die Ansichten H. MURERS, Helvetia Sancta, 250, und FICKLERS, Quellen und Forschungen, 18, zurück. - S. 37f., Anm. 13, 111, 5*. (Heinrich) Gen.: Hainriches A 104; Hainrichs B 10", C ll 4 . Kaiser Heinrich IL (der Heilige), 1002 - 1024. Herzog von Bayern. Gemahlin Kunigunde (vgl. -¿Hedewig). Tatkräftiger, nüchterner Herrscher, erfiillt von streng kirchlicher Frömmigkeit. Im Krieg gegen Polen eroberte er Böhmen zurück, stiftete zur Sicherung der Ostgrenze das Bistum -¿Bamberg. In Italien stellte er die Herrschaft des Reichs wieder her. - Anm. 13, 111,5*. Hainricus B 962, AB 964; Haynricus A 962; Heinricus C 972, C 97". Kaiser Heinrich IV., 1056 -1106. Im Investiturstreit Gegenspieler vor allem Papst Gregors VII. Die Mutter Heinrichs IV., Agnes von Poitou, fiihrte während seiner Minderjährigkeit ein schwaches, kurzsichtiges Regiment. 1062 wurde Heinrich entftihrt von Erzbischof Anno von Köln, der seine Erziehung übernahm. 1065 mündig geworden, schien er zunächst Spielball der Fürsten zu sein, wuchs aber in vielen Auseinandersetzungen zu einem bedeutenden Staatsmann empor und behauptete sich. Im Sachsenkrieg siegte er 1075 bei Homburg an der Unstrut [dabei fielen —> Eberhards Söhne Eberhard und Heinrich]. 1077 bat er in Canossa um Lösung vom päpstlichen Bann und unterwarf sich damit der Herrschaft des Papstes. Nach der Wahl Rudolfs von Schwaben zum Gegenkönig herrschte in Deutschland Bürgerkrieg. 1085 verkündete Kaiser Heinrich IV. in Mainz den Gottesfrieden, 1103 dann den Reichsfrieden. Auseinandersetzung mit seinem Sohn Heinrich V, der von ihm abfiel. - Anm. 23, 123 - 125, 133. (Heinrich von Nellenburg) Im Stifterbuch nicht namentlich erwähnter Sohn des Stifters —¿Eberhard, fiel zusammen mit seinem Bruder Eberhard von Nellenburg 1075 an der Unstrut. - S. 43. Hainrich von Hüffingen, genannt Zaffrer Hs. B, fol. 75 rb (Kolophon).

Verzeichnis der Eigennamen

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Franziskanermönch, schrieb 1438 in Schaphausen die Hs. B des Stifterbuches auf Veranlassung von Hans —>Winmann. Sonst nicht belegt. Schreibervermerk zitiert S. 79f.. Zur Sprache vgl. Schlußfolgerungen S. 175f. (Hemmental) Akk.: H e m m e n t a l AB 86«; HÜmental C 878. Graf —*Burkhard schenkte die Ortschaft Hemmental mit dem -tRandenwald "Hemmental cum foresto" am 26. Februar 1092 [UR 9 = Baumann S. 18 = Mommsen Nr. 3f] dem Kloster Allerheiligen. Darin inbegriffen waren auch die Kirche und der Zehnten; das Kloster ließ den Gottesdienst durch einen Konventualen versehen. - Nach Rüegers Chronik soll Hemmental im Mittelalter ein größerer Flecken gewesen sein, stattlicher als Schaffhausen. In einem Zinsrodel des Klosters Allerheiligen von 1343 werden 57 Zinspflichtige aufgezählt, die in Hemmental wohnten [UR 651, Abdruck bei RÜEGER II, S. 1113]. - Anm. 62, 48*. Hermannus AB 806. Kaplan des Grafen Burkhard. Keine weiteren Belege. Hirföwe A 72"; HiTow B 72"; Hirtzöw C 73". Dat.: Hirföwe A 7410, A 7414, A 763, A 76«; Hirfow B 7410, B 7414, B 76\ B 768; HirtZÖw C 75'°, C 7514, C I V , C 77*. Benediktinerkloster im Nagoldtal, nördlich von Calw, Ausgangspunkt der Hirsauer Reformbewegung. Neugründung bzw. Wiederbelebung durch Graf Adalbert von Calw, der Wilhelm zum Abt berief mit dem "Hirsauer Formular" = Diplom Heinrichs IV. von 1075 erreichte Wilhelm freie Abtwahl, Freiheit vom Eigenklosterherrn und freie Vogtwahl. Abt —>•Wilhelm von Hirsau wurde von Graf Burkhard zur Reform und Führung von Allerheiligen gewonnen. Er brachte zwölf Hirsauer Mönche nach Schaffhausen, darunter seinen Nachfolger, Abt —Siegfried. Zu den Hirsauer Reformklöstern gehörte in erster Linie Allerheiligen in Schaffhausen. Zur Stellung als Stützpunkt der gregorianischen Partei während des Investiturstreits s. H. JAKOBS, Die Hirsauer, ihre Ausbreitung und Rechtsstellung im Zeitalter des Investiturstreits. - K. S. FRANK, Hirsau, in: Theolog. Realenzyklopädie, Bd. XV, Berlin/New York 1986, S. 388 390. U. NOTHELFER, Hirsau, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, München/Zürich 1991, 35f A. BRACKMANN, Zur Geschichte der Hirsauer Reformbewegung im XII. Jahrhundert. M. BRECHT, Die Hirsauer Reform des elften Jahrhunderts. M. ELMER, Über die sog. Hirsauer Bauschule. W. HOFFMANN, Hirsau und die "Hirsauer Bauschule". H. JAKOBS, Die Hirsauer, ihre Ausbreitung und Rechtsstellung im Zeitalter des Investiturstreites. H. JAKOBS, Das Hirsauer Formular und seine Papsturkunde.

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Glossar

W. IRTENKAUF, Hirsau; Geschichte und Kultur. K. SCHREINER, Hirsau und die Hirsauer Reform. - S. 48ff. und Anm. 45, 156 - 168, 34*. Hüffingen, -»Hainrich v o n , genannt Zaffrer

(Jericho) Dat.: Jericho BC 36/3710; lericho A 3610. lesufT A 3610, A 3613; Jehfus B 36'°; JefuS B 3613; Jhefus C 3710, C 3713.

(Jesus CrilTtUS) Gen.: Jesu Criffti A 92"; Jhefu Xpi B 92"; Jhefu Crifti C 311, C 93". Vgl. auch Belege unter -»Crisstus. lesufT Nasargnus A 3612; Ihefus Nazarenus B 3612.

Yrmendrut A 883; Jrmendrut B 883, AB 9415; Irmeltrut C 893, C

95l5. Irmentrud war die Tochter eines Grafen [—>A ¡brecht (Adalbert) von Mörsberg], Als Aussätzige war sie im Kloster —>Sankt Agnes und wurde nach ihrem Tode im großen Stiftergrab beigesetzt. - Zum Grab: H. LlEB, Zu den Stiftergräbern, 123.

Y t a AB 186, A 1810, AB 1815, A 1025; Yta B 1810, B 584, B 1025; Ytha AB 824, A 9612, A 10018; Ytha B 9612, B 10018; Itha A 584; Ita C 196, C 1910, C 1915, C 555, C 594, C 9712, C 1018, C 10118, C 1035, C 107'. Gen.: Iten A 307; Yten B 307. Dat.: J t e n A 567; Ythen AB 1061. Akk.: Ythen A 52". Gräfin Ita, Gemahlin des Grafen Eberhard von Nellenburg (Stifter), vermutlich Tochter des Grafen von Kirchberg [KlNDLER VON KNOBLOCH, Oberbad. Geschlechterbuch, S. 195. - Dagegen hält KRÜGER, Der Ursprung des Weifenhauses, S. 425, sie für eine Tochter des Grafen von Veringen.]. Kinder: —>Uto (Erzbischof von Trier), Ekkehard (Abt von Reichenau), Eberhard und Heinrich (f an der Unstrut), —.*Albrecht, ->Burkhard (Erbe des Nellenburger Besitzes), Adelheid ( Arnold von Laufen) und Irmengard (°o Diethelm von Toggenburg). Nachdem Graf Eberhard ins Kloster eingetreten war, lebte sie im —>'vrönhus', nahe dem Kloster Allerheiligen, später im Kloster —>St. Agnes. Sie starb in hohem Alter an einem 25. oder 26. Februar, wahrscheinlich nach 1105 und wurde im großen Stiftergrab des Münsters zu Schafthausen bestattet. [Der erst im 15. Jahrhundert geschriebene Nekrolog von St. Agnes gibt als Todesdatum den 16. Februar.] - KlNDLER VON KNOBLOCH, Oberbadisches Geschlechterbuch, Bd. 3, Heidelberg 1919, S. 195. KRÜGER, Der Ur-

Verzeichnis der Eigennamen

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sprung des Weifenhauses, Wolfenbüttel 1899, S. 425. H. LIEB, ZU den Stißergräbern, 123f. - Vgl. S. 41f. und Anm. 18, 10*. (Konstanz) ->Conftantz (Leguntius) Akk.: Leguntium AB 947; Leguncium C 957. Nach den Bollandisten 34. Bischof von Trier, erste Hälfte 5., ev. schon Ende 4. Jahrhundert. Die Reliquien dieses "Bîchters" (Confessors) wurden mit denen des hl. —>.Alexanders und des hl. —KJonstans 1125 nach Schaphausen transferiert. Ausftihrliche Schilderung in der Hs. A, S. 42 93, und Hs. B, Bl. 19ff. [Teilweise abgedruckt bei K. SCHIB, Das Buch der Stifter, 23ff., nach der Hs. A. Zitiert bei F. J. MONE, Leben des Grafen Eberhart III. von Nellenburg, 96f, nach der Hs. B. Inhaltsangabe bei E. WÜSCHER, Die Abtei Allerheiligen, 23 - 26.J - STADLER, Heiligenlexikon 2, 732. L. FALKENSTEIN, Leonzio, in: Bibliotheca Sanctorum, 1320f. Léo A 28"; Leo BC 28/2918. Papst Leo IX., 1048 - 1054; früher Bruno Graf von Egisheim-Dagsburg, Bischof von Toul. Zum Papst gewählt auf dem Wormser Reichstag. Verwandter der Stifterfamilie, vgl. —tHedewig. [Dazu W. Gisi, Papst Leos IX. Familienbeziehungen zur Schweiz, 7 f f ] Papst Leo IX. weihte auf der Reise von Basel zum Kloster Reichenau am 22. November 1049 (nach Bernold am 22. November 1052) in Schaffhausen einen Altar, die sog. Urständs- oder Erhartskapelle, und damit wohl den zukünftigen Bauplatz des Klosters Allerheiligen. Gemäß Regesta pont, roman. IV, 247f, besuchte Papst Leo IX. im Oktober 1049 oder 1052/53 das Kloster ->Swäbenhain. Nach H. KÜHNER, Neues Papstlexikon, 58f, "in einer völlig verwilderten Zeit das Bild eines von höchstem Rechtsethos durchdrungenen Papstes. " Bedeutende Ratgeber: Hildebrand von Soana (später Papst —>Gregor VII.) und Petrus Damiani, beide die Reform von Cluny verkörpernd. Papst Leo IX. internationalisierte das Kardinalskollegium. Viele Reisen. Geriet 1053 in normannische Gefangenschaft. Unter ihm 1054 endgültige, auch formelle Trennung von Ostrom. Anm. 30, 82, 111, 143, 145, 22*. Luppis ABC 86/87". Alterer Name fur Maienfeld (Kt. Graubünden); belegt als "Lupinis", "Lopine" u.ä. ab 831, erst seit 1282 "Mayinuelt", "Maienveit" u.ä. (Die in HBL 4, 794, erwähnten Bezeichnungen "Maging" u.ä. stehen nicht fur Maienfeld.) H. LIEB, Maienfeld, in: Lexicon Topographicum der römischen und frühmittelalterlichen Schweiz, Bd. 1, 99f. Schenkungsurkunde für die Schenkung von Luppis durch Graf Burkhard ans Kloster Allerheiligen nicht erhalten, aber Vidimus von 1471 [UR 42 + 43 = Baumann

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Glossar

Nr. 42 + 43] mit Ortsbezeichnung "Lopine" und "Amelanze" (Malans). Anm. 63, 49*. Lütpaldus AB 1617; Lupphardus C 1717. Gen.: Lütpaldy A 307; Lütpaldi B 307; Luppardy C31 7 . Priester Liutpaldus war der Erzieher des Stifters Graf Eberhard von Nellenburg; er ist wohl auch der Schreiber der Tauschurkunde von 1050 [UR 5 = Baumann Nr. 3: "Liutpaldus, presbiter et capellanus"]. Nach dem Bericht über die Einweihung des Münsters [UR 18 = Baumann S. 139] wirkte er als Architekt des ersten Münsters: "quod templum quidem ... Eberhardus, occidentalium Suevie partium civis et Turegie provincie comes illustris, ... prefiguratione atque adiutorio cuiusdam Liutbaldi, sui fidelissimi ac venerandipresbiteri... "Die Hs. C nennt ihn einen Römer; Trechsel dürfte hier seine Vorlage falsch gelesen haben [die Marginalie von jüngerer Hand interpretiert richtig: römischer Priester]. - Vgl. Anm. 17, 31, 85, 150, 9*, 24*. Manigoldus AB 46", AB 48», A 5412, A 5417, A 5423, A 567; Manygoldus A 504; Manygoldus B 504; Manegoldus A 56"; Mangoldus C 49', C 51", C 55 2 \ C 577, C 57". Manigolde AB 4615, AB 5017, A 5421; Manygolde A 54"; Mangolde C 47», C 4715, C 5l 17 , C 5515, C 5521; Mangoldum C 5512. Dat.: Mangoldum C 49", C 5321, C 553; Manigoldo AB 48"; Manygoldo A 543; Manigolden A 5221. Akk.: Manigoldum AB 50", AB 50"; Mangoldum C 51", C 51". Nach dem Stifterbuch und ohne sonstige Belege: Ritter, Mönch im Kloster Stein, Apostat, Mönch im Kloster Allerheiligen. (Maria) Gen.: Mariam A 169, A 102"; Maria B 16', B 102"; Marye A 847; Marie B 847. (Megentz) Dat.: Megentz AB 168; Mentz (B 168), C 178. Mainz; das von Gräfin —>Hedwig gestiftete Kloster —¿Swäbenheim (Pfaft fenschwabenheim) liegt im Bistum Mainz. (Neuenbürg) Dat.: Nellenburg AB 62, ABC 8/92, AB 2414, ABC 28/ 29', C 35'7, AB 4014, AB 68", AB 7013. Akk.: Nellenburg C 2514. Stammsitz des Nellenburger Grafengeschlechts auf dem Nenzinger Berg westlich Stockach. Erstmals erwähnt 1056 [UR 6 = Baumann Nr. 4: "in decimis villae quae posita est in Nancingareberge iuxta castellum meum Nellenburg"]. Damaliger Besitzer, vermutlich auch Erbauer war Graf

Verzeichnis der Eigennamen

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Eberhard, der Stifter des Klosters Allerheiligen. - S. 38 und Anm. 11, 106, 122, 2*.

(Paulus) Dat.: Paulo AB 262, AB 264; fant Paul C 272. (Petrus) Dat.: Petro AB 26', AB 264; fant Petter C 271. ['zu den heiligen zwölf Aposteln, Petrus und Paulus' = Metonymie für Papst] Rande AB 869.Akk.: Randen C 87'. Waldgebirgsgegend nordwestlich der Stadt Schaafhausen. Durch königliches Privileg erhielt 1067 Graf Eberhard von Nellenburg den Wildbann über seinen im Gebiet des Randen gelegenen Grundbesitz [UR 8 = Baumann Nr. 6 = Mommsen Nr. 2]. Aus der Schenkung dieses Rechts durch Graf —tBurkhard von Nellenburg an das Kloster Allerheiligen [14. April 1090, UR 9 = Baumann S. 18 = Mommsen Nr. 3f: "Hemmental cum foresto"] wurde in der Folgezeit der im 15. Jahrhundert auftauchende Begriff 'Mundat am Randen' entwickelt als Bezeichnung ftir den von der Gaugrafengewalt befreiten Bezirk auf dem Randen, in welchem das Kloster Allerheiligen außer dem Wildbann die hohe Gerichtsbarkeit und andere Rechte beanspruchte. [HBL] (Richenöwe) Dat.: Richenöwe ABC 20/21'. Reichenau, berühmtes Benediktinerkloster auf der Insel im Untersee, 724 mit Genehmigung von Karl Martell durch den hl. Pirminius gegründet. Neben St. Gallen und Fulda eine der großen Kulturstätten der Karolingerzeit mit großer Bibliothek und einem sehr frühen Skriptorium. Hier wirkte der Chronist Hermannus Contractus, Vorbild für den Chronisten —)Bernold. Graf —>Eberhard von Nellenburg, der Stifter des Klosters Allerheiligen, bestattete die sterblichen Überreste seines Vaters und seiner Brüder auf der Reichenau (nach ZETTLER zwischen 1034 und 1046; Burkhard fiel aber erst 1053), wo er eine Basilika gebaut hatte. Ein Sohn Eberhards, Ekkehard von Nellenburg, war Abt des Klosters Reichenau. - A. ZETTLER, Die frühen Klosterbauten auf der Reichenau, 118ff. Anm. 114. (Rin) 'Rhein'. Dat.: Rine A 26"; Ryn B 2615; Rin C 27". Akk.: Ryn AB 24"; Rin C 25", C 292. (Rom) Dat.: Röme A 261, A 282, A 28", A 343, A 365, A 381, A 425, A 426; RÖme B 26', B 282, C 29", A 1047; RÖm C 271, B 28", BC

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Glossar

34/353, BC 36/375, C 39', B 425, BC 92/9313, B 1047; Rome A 92'\ B 38'; Rom B 426. Anm. 27, 19*. Rumaldus AB 30". Bischof von Konstanz 1051 - 1069, weihte das erste Münster zu Schaffhausen am 3. November 1064. Der Bericht über die Einweihung von Allerheiligen [UR 18 = Baumann S. 139ff.] ist dem Güterbeschrieb von ca. 1150 [UR 74 = Baumann S. 125ff.] vorgeheftet. - F.L. BAUMANN, Die ältesten Urkunden von Allerheiligen in Schaffhausen, Bd. 3, 139ff., abgedruckt und übersetzt bei K. SCHIB, 900 Jahre Münster zu Allerheiligen, 15ff. Ebenso UR 18 und MGH SS 13, 722. Regesta episc. const. Nr. 478ff. Vgl. auch H. BÜTTNER, Zur Klosterreform des 11. Jahrhunderts, 104. - Anm. 32, 25*. (Sachsen) Dat.: S a c h s e n ABC 20/2l14, ABC 86/8714. Eberhard und Heinrich von Nellenburg, Söhne des Stifters Eberhard und —>Itas,fielenin —>Heinrichs IV. Sachsenkrieg bei Homburg an der Unstrut (9. Juni 1075). Die Gemahlin Graf Burkhards von Nellenburg, Hadwig, stammte gemäß Stifterbuch aus Sachsen. Keine weiteren Belege. - Anm. 23, 135, 14*. Salamon ABC 14/154. Das angebliche Salomowort - es dürfte zu Unrecht Salomo zugeschrieben sein - lautet bei Paulus, 1. Kor. 7, 14: "Sanctiftcatus est enim vir inftdelis per mulierem fidelem " [zitiert nach Novum Testamentum Latine, Textum Vaticanum, Stuttgart 1952]. - Interessant in diesem Zusammenhang ist die folgende Stelle im Babylonischen Talmud [Der Babylonische TALMUD (nach der ersten zensurfreien Ausgabe unter Berücksichtigung der neueren Ausgaben und handschriftlichen Materials) neu übertragen durch Lazarus Goldschmidt. Bd. 4. Berlin 1931. III. Sektion, I. Der Traktat Jabmuth, S. 533]: "Sobald ein Mensch eine Frau genommen hat, sind seine Sünden zuende, denn es heißt: 'Wer ein Weib gefunden, hat Gutes gefunden, und findet Beifall beim Herrn."' - Anm. 14, 6*. (Sankt Agnes) Gen.: f a n t A n g n e f e n A 5814, A 82'; f a n t Angnefen B 5814, BC 82/83', ABC 82/83"; fant A g n e i e n C 5914. Dat.: f a n t A n g n e f e n ABC 88/894, ABC 96/9714. Das nördlich der Stadt gelegene, von Graf Burkhard und Abt -Siegfried gestiftete Nonnenkloster St. Agnes wird urkundlich erstmals erwähnt zwischen 1080 und 1092 [UR 9 = Baumann S. 15 = Mommsen Nr.

Verzeichnis der Eigennamen

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3], Handfeste Papst Urbans II. vom 26. Januar 1092 [UR 15 = Baumann Nr. 13 = Mommsen Nr. 6a] im Stifterbuch teilweise zitiert. - Vgl. R. FRAUENFELDER, Kunstdenkmäler I, 157jf. - Anm. 56, 96, 124, 173. (Sanctus Benedictus) Gen.: fancti Benedicti C 5917, ABC 72/7313, BC 90/9112; f a n c t y Benedicty A 9012. (Sanctus Blasius) Gen.: fancti Blafy A 8014; f a n t Billy B 8014; fancti Bleffy C8l 14 . Benediktinerkloster St. Blasien im Schwarzwald. Der Chronist —>Bernold war Mönch in St. Blasien, bevor er nach Schaßhausen kam. - S. 54 und Anm. 41 *. (Sancta Fydes) Gen.: f a n c t e Fydis A 848; f a n c t e Fydis B 848. Zelle in —Kjravenhusen. (Sankt Jacob) Dat.: fant läcop A 54'; f a n t J a c o b C 55'. Akk. -. f a n t läcöben A 5223; f a n t J a c o b u m C 5323. Santiago de Compostela, bedeutender Wallfahrtsort in Nordspanien mit Grab des Apostels Jakobus. - Anm. 37, 31*. (Sanctus Stephanus) Gen.: fancti S t e p h f f a n y A 926; fancti Stephani B 926; fancti Steffani C936. Der Stephansaltar befand sich nach WÜSCHER, Die Abtei Allerheiligen, S. 92 und Plan, Bl. 1, an der linken Stirnseite des Querschiffes. Es fragt sich, ob diese Angabe zuverläßig ist. Schach walt A 26"; S c h a c h wald B 26"; S c h a u c h e r wald C 27". Das Kloster Allerheiligen wurde im Schachwald, der Uferwildnis zwischen der Südmauer der damaligen Stadt Schaffhausen und dem Rhein gebaut. Die Worterklärung im Text des Stifterbuches 'Wald in dem Raubüberfälle vorkommen' (zu ahd. scäh 'Raub') dürfte gegeben worden sein, um die Klostergründung als besonders mutige und verdienstvolle Tat erscheinen zu lassen. Möglich und eher wahrscheinlich ist, daß die Uferwildnis zwischen der Stadt und dem Rhein als ahd. scahho, mhd. schache swm. 'einzeln stehendes Waldstück' (LEXER, BENECKE/MÜLLER/ZARNCKE) oder als 'flaches, mit Buschwerk bestandenes Flußufer' (Idiotikon 8, 102ff.) bezeichnet wurde und im Text gelehrte Umdeutung vorliegt. Schäff hufen B 267; S c h a f h u f e n C 277. Dat.: S c h a f h u f e n A 88, A 267, A 26l7, A 3410, A 4810, A 4817, A 502, A 601, A 667, A 12\ A 74\ A 748, AC 74/7513, AC 74/75", A 763, C 79", A 802, A 807, AC 80/81", C

128*

Glossar

8510, A 906, A 9014; Schäfhuien C 98, C 2T\ C 2717, C 4910, C 4917, C 512, AC 56/57", C 611, C 677, C 733, AC 72/7317, C 75', AC 78/79Ä, C 812, C 817, A 84'°, C 916, AC 92/9318; Sch^ffhufen C 3510, B 502, B 60', B 7217, BC 74/758, B 7415, B 767, BC 76/7710, B 786, B 802, B 8016, B 8410, B 906; Schäffhußn B 88, B 2617, B 3410, B 4810, B 4817, B 667, B 723, B 743, B 7413, B 7610, B 807, B 9014, B 9218; Schäfhuß B 763; Schäfhusen A 7610; Schäfhuffen C 1012; Schaffhufen C 107". Akt: Schafhuren AC 24/2512; Schafhusen A 1042; Schäffhußn B 2412, B 1042; Schäfhufen C 752. Die Etymologie des Ortsnamens Schaphausen hat bereits die Schreiber des Stifterbuches beschäftigt; in den vorliegenden Handschriften tritt die Deutung 'Schifjhausen' in den Hss. A undB [dazu Bernoldi chronicon, a. 1083: "Scejhusin, id est navium domus"] in Konkurrenz zu 'Schafhausen' in der Hs. C [bereits 1190 nennt sich Abt Hugo von Allerheiligen "Abbas Ovidomensis", die ältesten erhaltenen Schaffhauser Münzen (um 1180 1200) zeigen einen Widder]. Von der Lage Schaffhausens her wäre eine Ableitung von 'Schiff - zur Umgehung des Rheinfalls mußte in Schaffhausen an Land gegangen werden - sehr wohl verständlich, andrerseits weisen eine ganze Reihe von Flurnamen im Kanton Schaffhausen auf die Bedeutung der Schafzucht hin. Spätestens zur Entstehungszeit der drei vorliegenden Hss. des Stifterbuches, wahrscheinlich aber schon um 1100, dürfte die Herkunft des Ortsnamens 'Schaffhausen' nicht mehr deutlich erkennbar gewesen sein. Die interessanten Ansätze im Schrifttum über die Etymologie des Ortsnamens 'Schaffhausen' veranlassen mich deshalb zu einem Exkurs über die Etymologie des Ortnamens Schaffhausen [vgl. S. 131*Jf.]. Mir scheinen die beiden genannten Deutungen nicht genügendgesichert, einleuchtender ist für den Handelsplatz Schaffhausen, für den Graf Eberhard von Nellenburg bereits 1045 das Münzrecht erhielt, die Herleitung vom Hohlmaß mhd. scapfe 'Schöpfe, Scheffel' das beispielsweise im Handel mit Getreide Verwendung fand. S y g e f r i d u s B 764, A 7810, AB 8215, AB 8417, AB 907; Sygefridus B 324, B 5812, A 764, B 76», B 78'°; Sigefridus A 324, A 5812, A 769; Sigfridus C 334, C 3313, C 5912, C IT, C IT, C 8315, C 8517, C 917; Dat.: Sygefrido A 3213, AB 8217, B 84'; Sygefrido B 3213, A 84'; Sigfrido C 85'; Sigfridum C 8512. Akk.: Sigefridum A 80"; Sygefridum B 80"; Sigfridum C 81», C 837; Sygefriden A 827, AB 8412; Sygefriden B 827.

Verzeichnis der Eigennamen

129*

Abt Siegfried, einer der bedeutendsten Äbte von Allerheiligen, kam mit Abt —>Wilhelm 1080 aus Hirsau und wurde 1082 Abt in Schaßhausen. Als starke Persönlichkeit drängte er Graf —>Burkhard im Bericht des Stifterbuches und damit wohl in der memoria (vgl. S. 3f.) in den Hintergrund, aber auch als gelehrter und geistig interessierter Mann prägte er das Kloster Allerheiligen. Er starb am 28. Oktober 1096. - S. 52ff. und Anm. 51,66, 38* 51*. (St. Agnes) -»Sankt Agnes (St. Benedictas) -»Sanctus Benediktus (St. Blasius) -»Sanctus Blasius (St. Fides) -»Sancta Fydes (St. Jakob) -»Sankt Jacob (St. Stephan) -»Sanctus Stephanus (Stain) 'Stein am Rhein'. Dat.: Stayne A 4610, AB 48"; Staine B 46'°, A 4815; Stayn A 48 u ; Stayn B 48"; Stain C 4710, C 49», C 49", B 48"; S t e i n C 49". Swäbenhain A 168; Swäbenhain B 168; Schwäbenhain C 178. Augustinerchorherrenstift und Marienkirche Pfajfenschwabenheim östlich Bad Kreuznach im Nahegau. Stiftung durch —tHedewig. Nach TH. SCHIEFER, Regesta pont. rom., 247, besuchte Papst —>Leo IX. das Kloster Schwabenheim im Oktober 1049 oder 1052/53. - Regesta pont. rom. IV, 247f; S. Maria in Swabenheim. H. BÜTTNER, Die Anfänge der Stadt Kreuznach und die Grafen von Sponheim, 435ff. Urkundliches Material bei G. W. J. WAGNER, Die vormaligen geistl. Stifte im Großherzogtum Hessen, Bd. II., 30ff. J. P. JAKOB - A. MERTENS, Augustinerchorherrenstift und Marienkirche zu Pfaffen-Schwabenheim (sine a. et l.). W. DIETZAUER, Pfaffen-Schwabenheim und die Grafen von Sponheim; Bemerkungen zur imitatio regis; in: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskirche 19 (Mainz 1970), 533 - 552. - Anm. 16, 112, 8*. (Trechsel Johannes) J o t als Abkürzung für Jo{hannes} T{rechsel} C 10717. Hans Trechsel im Kolophon der Hs. C, Bl. 28v. Schreiber der Hs. C; vgl. Handschriftenbeschreibung S. 82 [bes. Anm. 248]. - RÜEGER II, S. 1100. Katalog der datierbaren Hss. in der Schweiz,

130*

Glossar

301. Schaffhauser Ratsprotokolle. Zur Sprache vgl. Schlußfolgerungen S. 176. - Anm. 80, 63*. (Trier) Dat.: Tryere A 946; Triere B 946; Triel C 956. Auf Bitten von Abt —tAdelbertus schenkte Erzbischof Bruno von Trier, ein Verwandter der Stifterfamilie [Sohn von Eberhards Tochter Adelheid, s. S. 457 dem Kloster Allerheiligen die Reliquien von —K2onstans, —*Alexander und Leguntius. Ausführliche Schilderung im Codex mit der Hs. A, S. 42 - 93 (teilweise abgedruckt bei K. SCHIB, Buch der Stifter, 23ff.; Inhaltsangabe bei E. WÜSCHER, Die Abtei Allerheiligen zu Schaphausen, 23 - 26) und Codex mit der Hs. B, Bl. I3ff. - Anm. 70, 141, 194, 55*. Vrbanus ABC 82/8318. Gen.: Vrbani AB 746; Vrbanus C 756. Dat.: Vrbano AB82 l6 .Akk.: Vrbanum ABC 92/93". Papst Urban II., 1088 - 1099. Odo de Lagery, Schüler des heiligen Bruno von Köln, Prior von Cluny, Bischof von Ostia, zum Papst gewählt am 12. März 1088 [Bern.chron.J, gestorben am 29. Juli 1099 [Bern.chron.]. Von Petrarca eine "vornehme und achtunggebietende Gestalt" genannt. Infolge des Investiturstreits konnte er die päpstliche Herrschaft nur teilweise von Rom aus wahrnehmen. Von Kaiser Alexios I. Komnenos von Byzanz um Hilfe gegen die Türken gebeten, faßte Papst Urban II. den Plan zum ersten Kreuzzug, den er 1095 auf der Synode von Clermont ausrief. Urban II. weihte, noch als Bischof von Ostia, Gebhard III. zum Bischof von Konstanz und —>Bernold von St. Blasien zum Priester [Regesta episc. const., Nrn. 520 - 522]. Privileg für Allerheiligen vom 6. März 1090 [UR 12 = Baumann Nr. 11 = Mommsen Nr. 5], mit Änderung der Verpflichtung vom 26. Januar 1092 [UR 15 = Baumann Nr. 13 = Mommsen Nr. 6a] und vom 8. Oktober 1095 [UR 29 = Baumann Nr. 26 = Mommsen Nr. 6b]. - Anm. 49, 57, 36*. 44*. (Uto von Nellenburg) Im Stifterbuch nicht namentlich genannter Sohn des Stifters —>Eberhard\ Erzbischof von —/Trier. Vgl. S. 43. - Zur Altersreihenfolge der Söhne Eberhards s. Bemerkung unter —>Alberchtus. Wägenhusen A 847; wägenhußn B 847. Wagenhausen bei Stein am Rhein kam 1083 durch Tausch an Allerheiligen [Tauschurkunde UR 11 = Baumann Nr. 9]. Die Zelle St. Maria zu Wagenhausen wird in der Urkunde vom 26. Januar 1092 [UR 15 = Baumann Nr. 13 = Mommsen Nr. 6a] genannt. Sie entstand auf Veranlassung des Touto von Wagenhusen, welcher 1083 der Abtei Allerheiligen große Schenkungen machte unter der Bedingung, daß in seinem Dorf ei-

Verzeichnis der Eigennamen

J 31 *

nige Arme von ihr unterhalten würden. Infolgedessen gründete die Abtei dort am Rhein die Zelle St. Maria. Bald aber gereute Touto seine Vergabung; er setzte es gegen hofgerichtliche und päpstliche Entscheidungen durch, daß ihm die Schenkungen zurückgegeben wurden, worauf er das Klösterchen dem Bischof von Konstanz übergab. Zu den Auseinandersetzungen um Wagenhausen vgl. B. MEYER, Touto und sein Kloster Wagenhusen. - Anm. 58, 45*. Willehelmus A 7212, A 748; W i l l h e l m u s B 748; W i l h e l m u s B C 72/ 7312, C 73", C 75". Dat.: W i l l e h e i m o A 742; W i l l h e i m o B 742; W i l h e l m C 752, C 75". Akk.: W i l l e h e l m u m A 74"; W i l l h e l m u m B 74". Abt Wilhelm stammte aus Bayern, wurde in jungen Jahren als puer oblatus [Benediktiner-Regel, Kap. 59] ins Kloster zu Regensburg gebracht, wo er sich alsbald in den Wissenschaften hervortat; die Klosterschule St. Emmeram zu Regensburg hatte damals einen glänzenden Ruf. Aus der Regensburger Zeit ist je eine Schrift über Musik und Astronomie erhalten (Darstellung in Anlehnung an die Antike in Dialogform; Gesprächspartner ist Schriftsteller Otloh). Bereits in Regensburg Freundschaft mit Ulrich von Zell, der 1061 als Mönch in Cluny eintrat, später Prior in dem nach ihm benannten Kloster St. Ulrich im Schwarzwald wurde. Geistige Prägung Wilhelms durch das Kloster St. Emmeram: es hatte um 975 die Gorzer Reform übernommen, ab ¡049 wurde die verfassungsrechtliche Immunität des Klosters angestrebt und damit versucht, den Bischof als Eigenklosterherrn zu entmachten (das Eigenkirchenrecht als Institution und das geistliche Aufsichtsrecht des Bischofs wurden aber noch nicht in Frage gestellt). Wilhelm führte die monastische Tradition seines Mutterklosters in —>Hirsau ein. Am 2. Juni 1071 zum Abt von Hirsau geweiht. Anscheinend hatte er Wünsche reformrechtlicher Art in die Bedingungen einbezogen. Um 1079 führte er cluniazensische Gebräuche in Hirsau ein (Ulrich von Cluny, Wilhelms Freund aus St. Emmeram, besuchte zu dieser Zeit Hirsau; zweimal wurden drei Hirsauer Mönche nach Cluny entsandt). Begründer der Hirsauer Reformbewegung, Autor der Consuetudines Hirsaugiensis. 1079 von Graf Burkhard zur Reformation des Klosters Allerheiligen berufen, machte Wilhelm wohl die Preisgabe der Eigenklosterrechte der Nellenburger zur Bedingung. Neben Hirsau führte er während zwei Jahren (1080 - 1082) auch das Kloster Allerheiligen. Sein Nachfolger in Schaffhausen war Abt Siegfried. Für die Reform von Allerheiligen empfing Wilhelm höchstes Lob von Papst Gregor VII. Wilhelm starb am 2. Juni 1091. Vita Willihelmi abbatis Hirsaugiensis, MGH SS 12, 211 - 224. Biographie:

M. KERKER. H. BÜTTNER, Abt

helm und die Entwicklung der Rechtsstellung

der Reformklöster

Wil-

im IL

132*

Glossar

Jahrhundert, Zs. f . württ. Landesgesch. 25 (1966), 3 2 ] f f . J. WOLLASCH, Mönchtum des Mittelalters zwischen Kirche und Welt, 1973. - Vgl. S. 48ff. Anm. 46,35*. Winmann Hans, Cufter ze dem münfter, Hs. B, Bl. 75 va, veranlaßte 1438 ->Hainrich von Hüffingen, die Hs. B anzufertigen. Vgl. Handschriftenbeschreibung S. 75 und 79f. (Es ist wahrscheinlich, daß die Betreuung der Klosterbibliothek dem Kustos übertragen war. - H. WERNER, Der Vertrag von 1524 über die Außiebung des Klosters Allerheiligen, SBVG 16 (1939), 48ff.) Zaffrer -»Hainrich von Hüffingen.

Exkurs über die Etymologie des Ortsnamens Schaffhausen Etymologie wird heute als Lehre vom Ursprung und der ursprünglichen Bedeutung der Wörter und damit lediglich als Zweig sprachgeschichtlicher Forschung verstanden. In einer Welt, die durch Sprache erst eigentlich funktioniert, die sich mit Sprache legitimiert, die aber auch durch Sprache manipuliert wird, ist eine umfassendere Bedeutung der Etymologie nicht mehr möglich. Denn die Auffassung von der Leistung der Etymologie hat einen Wandel durchgemacht. Während Piaton und die Stoa die Etymologie als Lehre vom Wahren, Echten betrachteten, da eine genaue Kenntnis vom Wesen der Wörter eine genaue Kenntnis vom Wesen der Sache vermittle, vertrat Isidor von Sevilla6* die Auffassung, daß mit Hilfe der Etymologie der theologische Wahrheitskern der Wörter erschließbar sei. Das Etymologisieren ist zu allen Zeiten und in den verschiedensten Kreisen üblich gewesen; es entspringt dem Bedürfiiis, Wörter in ihrem ursprünglichen Bedeutungsinhalt zu erfassen. Deutlich wird dies auch an den Versuchen in den drei vorliegenden Hss. des Stifterbuches, den Ortsnamen Schaphausen etymologisch zu deuten: Die Hss. A und B des Stifterbuches vertreten eine Herleitung des Ortsnamens Schaphausen von einem Haus bzw. Häusern für ein oder mehrere Schiffe: "Won da nvn daf klofter lit, da faff ain armer 64

Isidor, um 560 - 636, Erzbischof von Sevilla, gilt als letzter abendländischer Kirchenvater und einer der Lehrmeister des Mittelalters.

Exkurs Ober die Etymologie des Ortsnamens Schaphausen

133*

man bi dem Rine in ainem hüfelin, der fürte die lüte vber vnd her wider vmb lön. Vnd fprach man dem felben huse ze Schafhufen."" 3 Die gleiche Meinung vertritt Bernold, wenn er in seiner Chronik schreibt: "Scefliusin, id est navium domus.1,66 Noch deutlicher drückt dies J. J. Rüeger aus: Von dem rechten, waren und uralten Nammen der loblichen Stat Schaffhusen: SceJJhusen oder Scaffhusen, das ist Schiffhusen, ist von dem griechischen Wort skapha, so ein Schiff heißt, und gar nit Schaaßiusen, von den Schaafen her genamset worden; dann noch unsere Burger, Fischer und Schifflüt, alhie dise alte Art und Gwonheit zuo reden und uszuosprechen im Bruch habend, daß sie ein Schiff 'Schäff namsend, damit sie dann neher dann mit dem Wort Schiff zuo dem griechischen Wort skapha tretend.67

Die Hs. C des Stifterbuches schließt an die oben zitierte Stelle an: "Vnd fprach man dem felben hüfli das hus ze Schäfhufen, w o n es w z nun ein fchäfhirt." 48 Es kann aus sprachlichen und stilistischen Gründen angenommen werden, daß dieser Zusatz vom Schreiber der Hs. C, Johannes Trechsel, stammt und in der von ihm benützten Vorlage nicht enthalten war. Diese Deutung findet sich aber bereits im 12. Jahrhundert, beispielsweise nennt sich Abt Hugo von Allerheiligen 1190 in einem Brief "Abbas ovidomensis"69, die ältesten erhaltenen Schaffhauser Münzen aus der Zeit um 1180 bis 1200 zeigen einen Widder über einem Dach, vor oder neben einem Turm70. Auch auf allen erhaltenen Siegeln ist ein Widder abgebildet7'. Und schließlich weist das Wappen von Stadt und Kanton Schaffliausen in die gleiche Richtung. Nicht erst den Schreibern der vorliegenden Hss. war die Herkunft des Ortsnamens Schaffhausen nicht mehr ohne weiteres verständlich und verlangte nach einer Erklärung, dies gilt bereits für den Chroni65 66 67

Text Stifterbuch, 26" - 26'7*. Bemoldi chronicon, a. 1083. J. J. RÜEGER (1548 - 1606), Chronik der Stadt und Landschaft Schafihausen, Bd.

68 69

70 71

1,239.

Text Stifterbuch, 27" - 27,s*. Briefwechsel mit Abt Burchard. Schafft. Min.-Bibl., Cod. 56 (UR Nr. 87). ["ovis" = 'Schaf, "domus" = Haus'] Abbildung bei K. SCHIB, Geschichte der Stadt Schaffliausen, S. 5. Erstes erhaltenes Siegel auf der Urkunde von 1257; UR 132.

134*

Glossar

sten Bernold. Im 11./12. Jahrhundert treten die Deutungen 'Schiffhausen1 und 'Schafhausen' in Konkurrenz. Weitere Deutungsversuche kamen in neuerer Zeit hinzu. So kritisiert F. L. Baumann72 (1881) die bisherigen etymologischen Erklärungsversuche und vertritt die Meinung, daß eine Ableitung von ahd. scaft 'Rohr' anzunehmen sei, denn bei der Mündung der Durach und der Fulach, zweier Bäche, die zu Überschwemmungen neigten, habe zwangsläufig das Land versumpfen müssen. Das schilfbestandene versumpfte Gebiet habe der Stadt den Namen gegeben, der Ortsname sei damit als 'Ansiedlung im Röhricht' zu verstehen. - R. Härder (ca. 1900) schließlich vermutet, daß ein Mann namens Scafo hier ursprünglich die Wildnis gerodet habe; das Haus des Scafo sei demnach als Ursprung des Ortsnamens zu betrachten". Die beiden letztgenannten etymologischen Deutungen weist bereits H. Wanner 7 ' unter Hinweis auf ihre innere Unwahrscheinlichkeit als Blüten des Erklärungseifers jüngerer Zeit zurück; der Alemanne Scafo sei nicht nur erfunden, sondern an den Haaren herbeigeschleift; beiden Erklärungen hafte das Merkmal des Gesuchten an, sie stünden sprachlich und sachlich auf schwachen Füßen. Ihm ist beizupflichten, denn wenn sich im Mündungsgebiet der Durach ein schilfbestandener Sumpf befunden hat - dies ist durchaus möglich dann ist es wenig wahrscheinlich, daß die Häuser hier im Sumpfgebiet soviel wichtiger gewesen sind als der Siedlungskern im Gebiet der heutigen Vordergasse, so daß sie der Stadt den Namen gegeben hätten73. Sprachlich wäre die Entwicklung von "Scafthusen" zu "Schaffhusen"76 zwar möglich, aber nicht besonders wahrscheinlich. - Anders verhält es sich bei der Herleitung von einem Personennamen, der als nomen agentis zu verstehen wäre: Zu einer Wortgruppe mit der Bedeutung 'schaben, schaffen, schöpfen' wären Wortbildungen wie Scepfilo, Scephcere, Scapilo zu ahd. scaban, scaffon, scepfen möglich, zu ahd. scaf 'Ordnung (als etwas Geschaffenes)' wäre als Substantivum scaffcere > schaffencere 'Schaffner, Verwalter' möglich. Ein von einem solchen Personennamen hergeleiteter Ortsnamen hätte ursprünglich lauten 72 73 74 75 76

F. L. BAUMANN, Das Kloster Allerheiligen in Schafihausen, S. 160, Anm. 1. R. HÄRDER, Neues zur Etymologie des Namens Schafihausen. H. WANNER, Was bedeutet der Name Schafihausen? Vgl. dazu S. 31 und Anm. 87. als progressive Assimilation

Exkurs Ober die Etymologie des Ortsnamens Schaffliausen

135*

müssen "ze Scepflles hüsun" oder "ze scaffoeres hüsun"; beide Möglichkeiten konnten aber nicht zu der Lautung "Schaffhausen" fuhren. Diese beiden Erklärungen haben in einer ernsthaften Diskussion um die Etymologie des Ortsnamens Schaffhausen nichts zu suchen. Als Graf Eberhard von Nellenburg 1045 das Münzrecht für die vi IIa Scäfliusun erhielt77, dürfte Schaffliausen bereits ein Handelsplatz von einiger Bedeutung gewesen sein. Dies ist einleuchtend wegen der Verkehrslage am Rhein oberhalb der Stromschnellen (der sog. Lächen78) und dem Rheinfall. Die Rheinschiffer mußten hier anlegen und die Waren ausladen, damit sie bis unterhalb des Rheinfalls über Land transportiert werden konnten. Zur Gründung der Stadt und vor allem zur Begründung ihrer Bedeutung als Handelsplatz hat sicher auch der Nord-Süd-Verkehr mit dem Rheinübergang beigetragen. In beiderlei Hinsicht fanden Boote, Schiffe, Lastkähne Verwendung; sachlich ist also eine Herleitung von 'Schiff durchaus berechtigt. Verschiedene Flurnamen aus dem Kanton Schaffhausen weisen auf die Schafzucht hin, z.B. Schafacker (Bargen, Schieitheim), Schafbaum (Siblingen), Schafbuck (Stetten), Schafhalden (Osterfingen), Schafstig (Hemmental, Löhningen). Dem Widder als Wappentier haftete durchaus nichts Pejoratives an, er versinnbildlicht Männlichkeit und Fruchtbarkeit, insbesondere aber im christlichen Sinn Kampffreudigkeit und Opferbereitschaft Christi und der Christen. In diesem Sinne ist der Widder oder der gehörnte Widdermann gelegentlich in den ältesten Kirchen und Klöstern Süddeutschlands z.B. auf dem Taufstein abgebildet79. Von der Sache her wäre also die Erklärung unseres Stadtnamens als 'Schafhäuser, Schafställe' durchaus gerechtfertigt, auch wenn Vertreter dieser Erklärung - sich gleichsam entschuldigend - auf die herabwürdigende bäurische Herleitung glauben verweisen zu müssen40. Von der sprachlichen Seite her ist der zweite Teil des Ortsnamens klar von einer alten Form des Dat.Pl. von 'Haus', abhängig von einer Präposition "ze" zu verstehen als ze hüsun 'bei den Häusern'. Eine 77 78

19

80

Vgl. UR 4 = Abdruck Baumann Nr. 2 = Mommsen Nr. 1. Idiotikon m, 1008, führt die Bezeichnung "Lächen" für die Stromschnellen im Rhein auf 'leck werden, verdursten' zurück. G. HEDINGER, Wappen und Namen des Kantons Schafihausen. Schaffhauser Nachrichten 1944, Nr. 189 (14.8.1944). JOH. MEYER, Zur Etymologie d e s N a m e n s Schafihausen. H. WANNER, Der N a -

me Schafihausen. TH. KNECHT, Der Name der Stadt Schafihausen.

Glossar

136*

später gebräuchliche Form desselben Kasus ze hüsirun findet sich in der Bezeichnung 'zu den Fischerhäusern'8'. Sachlich ist der Plural gut möglich für eine Erklärung 'Schafhausen': mehrere Schafställe hätten demnach dem Ort den Namen gegeben. Etwas weniger einleuchtend ist der Plural für eine Erklärung 'Schiffhausen', denn es ist weniger wahrscheinlich, daß mehrere Häuser zur Unterbringung von Schiffen vorhanden waren und dies damit zum namengebenden Merkmal für den Ort werden konnte. Die Schreibung eines Ortsnamens in den ältesten Urkunden gibt normalerweise recht sichere Aufschlüsse zur etymologischen Deutung. Die 55 ältesten Belege in den Schaffhauser Urkunden des 11. Jahrhunderts, damit die ältesten greifbaren Belege, ergeben bezüglich Vokalen folgendes Bild82: Schaffhauser Schreibsprache weitere im alem. Raum geschriebene Urkunden königliche Kanzlei Papsturkunden

Scafhufa, -en; Scaphufa, -en

30

88,24 %

Scephufen, Scefhüfa

4

11,76%

Scafhufa, Scafhufen

2

Scäfhufun

1

Scafhufen

1

Scaphufa, -en; Scafufen

Zusammenstel- Scafhufa, -en; Scaphufa, -en lung der Belege Scäfhufun in den Urkunden des 11. Scephufen Jahrhunderts Scefhüfa 81

82

17 50

90,90 %

1

1,82 %

3

5,46 %

1

1,82 %

Diese Bezeichnung filr das Quaitier rheinaufwärts der Schifflände hat sich erhalten. Vgl. Zusammenstellung zur Graphematik des Ortsnamens "Schafihausen" in Urkunden des 11. Jahrhunderts, S. 243*ff. Die Belege aus Schafihausen bzw. in Schaffhauser Schreibsprache sind zweifellos am stärksten zu gewichten, da sie der Auseinandersetzung mit der Lautung durch den direkten Kontakt mit der gesprochenen Sprache am nächsten stehen; am wenigsten Gewicht ist von dieser Überlegung ausgehend der Schreibung in den Papsturkunden beizumessen.

Exkurs über die Etymologie des Ortsnamens Schafihausen

137*

Dieser Befund scheint eindeutig für eine Herleitung des Ortsnamens von 'Schaf zu sprechen, denn fiir die Herleitung von 'Schiff wären Belege für die normalahd. Form scif(f) notwendig. Zwar gibt es auch die ahd. Form skef83, im Mhd. ist neben schif auch .sr/je/belegt, Krieger" belegt dies als altertümliche Lautung für Schafihausen. Angenommen werden könnte aber auch als Grundwort ahd. scafa, mhd. schaffe 'kleines Boot'. Eine Herleitung von diesem eher seltenen Wort wäre lautlich und sachlich sehr wohl möglich, der Plural 'Häuser für kleine Boote1 wäre damit auch besser verständlich; allerdings konnte der Nachweis dafür, daß dieses Wort in der Gegend von Schaphausen üblich war, bisher nicht erbracht werden. Es scheint also F. L. Baumann recht zu behalten, wenn er die Deutung 'Schiffhausen' als beschönigende Etymologie ablehnt: Die falsche Deutung unseres Namens mit 'navium domus' ist zweifelsohne auf die Phantasie etymologisierender Mönche von Allerheiligen zurückzufuhren.85

Die Herleitung von 'Schaf, die ursprüngliche Bedeutung 'Schafställe' finden wir in gleich oder ähnlich lautenden Ortsnamen recht häufig8". Zudem scheint die Herleitung von 'Schaf [ahd. scäf scäph, scaap > mhd. schäf] mit 92 % der ältesten Urkundenbelege mindestens für den damit untersuchten Zeitraum eindeutig zu sein, jedenfalls was die Qualität des Vokals anbelangt. Schwierigkeiten ergeben sich bezüglich der Vokalquantität, ist doch die zu erwartende Schreibweise "Scäfhüfen" einmal, die Schreibweise "Schaufhüfa" einmal in einem späteren Vidimus [1471] einer Urkunde dieses Zeitraums belegt. Für den langen Vokal "ä" findet sich damit nur ein Einzelbeleg, zwar in der ältesten Urkunde, geschrieben aber in der königlichen Kanzlei in Köln87; der verdumpfte Vokal "au", dem heute noch gebräuchlichen mundartlichen "Schoof entsprechend, kommt erst später vor. Zwar 93

84 85 86

87

R. SCHÜTZEICHEL, Ahd. Wörterbuch, S. 167.

a.a.O. F.L.BALIMANN, Quellen zur Schweizer Geschichte, S. 161. A. BACH, Deutsche Namenkunde, II 1, § 389. E. FÖRSTEMANN, Aldteutsches Namenbuch, II. Ortsnamen, 745f. Schweiz. IDIOTIKON, VII, 348f. Urkunde vom 10. Juli 1045 über die Verleihung des Münzrechts für Schaffhausen. UR 9 = Baumann Nr. 2 = Mommsen Nr. 1. Der Zirkumflex zur Bezeichnung der Länge wurde von BAUMANN [a.a.O.] und SCHIB [Geschichte der Stadt Schafihausen, S. 9] übersehen, nicht aber bei Mommsen [a.a.O.],

138*

Glossar

wird in Zusammensetzungen häufig ein Teil erleichtert; da in unserem Falle der Akzent auf dem zweiten Teil des Ortsnamens liegt, würde die Erleichterung den ersten Teil treffen. Dieses Argument könnte überzeugen, wenn die Schreibweise mit langem oder verdumpftem -amindestens teilweise in den Belegen in Schaffhauser Schreibsprache durchschimmern würde. Aus der Untersuchung ergibt sich bis dahin das folgende Fazit: - Die Herleitung von 'Schiff ist aus sachlichen und lautlichen Gründen kaum richtig. - Die Herleitung von Tdeines Boot' ist zwar möglich, aber Belege für das Grundwort sind nicht vorhanden. - Die Herleitung von 'Schaf ist von der Sache her möglich, lautlich aber nicht überzeugend. - Alle bisherigen Deutungen lassen ein deutliches Unbehagen zurück. Damit behält H. Wanner recht, wenn er schreibt: Diese Frage [Herleitung von 'Schiff oder 'Schaf] klipp und klar zu entscheiden, dazu fehlen uns leider sichere Anhaltspunkte, und höchstens mangelnde Sachkenntnis kann den Mut zu einer eindeutigen Antwort geben. Wir können nur untersuchen und gewissenhaft abwägen, welche von beiden Möglichkeiten die größere Wahrscheinlichkeit für sich in Anspruch nehmen kann 88

Dieses Unbehagen - es mag bereits F.L. Baumann und R. Härder dazu veranlaßt haben, nach einer neuen Möglichkeit zu suchen - muß zu weiteren Überlegungen fuhren. Ein Gedankengang sei hier angeschlossen: Wenn Graf Eberhard von Nellenburg 1045 für Schaffhausen das Münzrecht erhielt, dann muß der Ort schon vorher eine bemerkenswerte wirtschaftliche Bedeutung, die Zahlungsmittel erforderte, gehabt haben5". Wir finden die aufblühende Stadt im Schnittpunkt eines alten Nord-Süd-Handelsweges mit dem Verkehrs- und Handels weg auf dem 88 89

a.a.O. E. BREITER, Die Schafihauser Stadtschreiber, S. 7, betrachtet richtigerweise die Existenz eines Marktes als Voraussetzung für die Erteilung des Münzrechtes.

Exkurs Ober die Etymologie des Ortsnamens Schafihausen

139*

Rhein. Beide Handelswege stießen hier auf ein Hindernis: In der NordSüd-Richtung mußte der Rhein überquert werden, in ost-westlicher Richtung machten Stromschnellen und Rheinfall es notwendig, daß Waren vorübergehend zu Lande transportiert wurden. Ein Umschlagplatz für Handelsware mit weiten Transportwegen war naturgegeben, daß Güter hier eingelagert und gehandelt wurden, war naheliegend. In größeren Mengen gelagert und gehandelt wurden mit Sicherheit Getreide und Salz - der sog. Salzstadel bei der Schifflände dürfte seinen Namen von daher haben -, also Waren, für deren Transport, Einlagerung und Verkauf größere und kleinere Gefäße notwendig waren. In diese Überlegung hinein paßt lexikalisch der mhd. Begriff schaffe90 oder schöpfe 'Schöpfgefäß', entstanden aus einem germ. Substantiv, das im asächs. scap 'Faß* lautete. Im Schwäbischen97 wird ein deutlicher Unterschied gemacht zwischen Schaff als Bezeichnung für ein größeres Gefäß zur Einlagerung von Festem und Flüssigem und Scheffel, dem kleineren Schöpfgefaß oder Hohlmaß. Für die Gegend von Schaffhausen ist der Begriff schapfe oder schapfl für ein Hohlmaß belegt Dieser Gedankengang führt zu einem weiteren etymologischen Deutungsversuch des Ortsnamens Schaffhausen: In Schaffhausen, das offenbar schon früh nicht nur Umschlagplatz sondern auch Handelsplatz war, wurden Güter umgeladen und eingelagert. Wohl vor allem Getreide wurde von den Kaufleuten hier mit Hohlmaßen oder Schöpfgefaßen, genannt schaff oder schapfe ausgemessen und verkauft. Eine signifikante Anzahl von Häusern, in denen dies geschah, gab dem Handelsplatz den Namen. Die ursprüngliche Form des Ortsnamens wäre anzusetzen mit ahd. *skaffhüsun oder *skapßiüsun, später mhd. schaffhüsen, 'Häuser, in denen Waren in Gefäßen aufbewahrt, mit Hohlmaßen ausgemessen werden (bzw. wurden)'. Sprachlich wird diese These gestützt durch die überwiegende Zahl der Belege mit kurzem -a- in den Urkunden des 11. Jahrhunderts. Bezüglich der Konsonanten in der Wortfuge (Geminate f f oder Affrikate

90 91

92

A. GÖTZE, Frilhnhd. Glossar, 184: schaff n. Kübel, Bütte, Kanne, Maß'. H. FISCHER, Schwäb. Wörterbuch: Schaff gebräuchlich als Bezeichnung einerseits eines hölzernen Gefäßes, auch Kufe, Stande, Gelte' genannt, andererseits als Maß für Festes und Flüssiges, z.B. Getreidekömer. Idiotikon V E , 304ff.

140*

Glossar

p f ) ergibt sich bei den erwähnten 55 ersten Urkundenbelegen'3 folgendes Bild: Urkunden

ph-

Schaffliauser Schreibsprache

5

weitere im alem. Raum

17,4 %

-fh-

-f-

29

85,3 %

_

2

100%

_

königliche Kanzlei

_

2

100 %

_

Papsturkunden

11

64,7 %

1

5,9 %

5

29,4 %

Urkunden des 11. Jh.

16

29,1%

34

61,8%

5

9,1 %

-

Graphem ph kommt demnach in den Papsturkunden häufig und ebenfalls in zwei Urkunden in Schaffliauser Schreibsprache vor, wo die Schreibung^ deutlich überwiegt. Die Entwicklung z u / i n zwei Papsturkunden ist als durch die Zusammensetzung verursachte Artikulationsschwächung zu erklären. In ahd. Zeit wird im obd. Sprachraum die Affrikata pf im Anlaut regelmäßig, im Stammauslaut sehr oft als ph geschrieben. Die Abschwächung der Affrikata zum Reibelaut [pf > ph > f ] war aber imstande, den Wortsinn zu verdunkeln. Das Schwinden des h durch Assimilation in den Papsturkunden ist nicht erstaunlich; im deutschsprachigen Raum fand eine solche Assimilation nicht statt, da man die Wortzusammensetzung als solche empfand und deutlich zu machen suchte. Sachlich und sprachlich hat demnach die etymologische Deutung "Häuser, in denen Waren in Gefäßen aufbewahrt und wohl auch mit Hohlmaßen ausgemessen wurden" keine ernsthaften Widerstände zu überwinden; sie steht auf sichererem Boden als bisherige Deutungsversuche.

93

Vgl. Zusammenstellung zur Graphematik des Ortsnamens "Schafihausen" in Urkunden des 11. Jahrhunderts, S. 243*ff.

c) Wörterverzeichnis Im Wörterverzeichnis ist der gesamte Wortschatz des Stifterbuches erfaßt, ausgenommen das lateinische Zitat und die lateinische Schlußformel und die in Ziffern wiedergegebenen Zahlen. Belegt ist auch jede Schreibweise, auch offensichtliche Fehlschreibungen. Bei mehreren Belegstellen sind nur die zwei ersten, bei nur drei Belegen alle angegeben. Wo eine Gegenüberstellung verschiedener Schreibweisen als angezeigt erscheint, ist die Zahl der Belegstellen in Klammern vermerkt. Die Orthographie wurde vereinfacht, indem im Unterschied zur Textdarstellung für den Vokal u im Anlaut generell v sonst u gesetzt wird. Bei den verschiedenen Formen für s (s, f, ß) wurde grundsätzlich die Schreibweise in den einzelnen Handschriften wiedergegeben, Abweichungen gegenüber einer feststellbaren Regelhaftigkeit aber nicht berücksichtigt, sofern nicht eine größere Zahl von Belegstellen dies nahelegten. Die nhd. Übersetzungen geben nur die Bedeutungen der Wörter, wie sie im Text verwendet wurden und nur soweit sie nicht schon aus dem gleichlautenden mhd. Wort hervorgehen; es sind nicht allgemeine Bedeutungsangaben. Die Orthographie des Stichwortes richtet sich nach Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 38. Aufl. mit den Nachträgen von U. Pretzel, Stuttgart 199294. Wo Lexer mehrere Schreibweisen angibt, ist diejenige gewählt, welche

94

Das "Mittelhochdeutsche Taschenwörterbuch", kurz der "Kleine Lexer" genannt, erschien erstmals 1879. Die 3. Auflage von 1885 stellt eine durchgreifende Neubearbeitung zu Lebzeiten des Verfassers dar. Ab der 19. Auflage (1930), die von E. Henschel und R. Kienast betreut wurde, zu denen später U. Pretzel hinzutrat, wurden Versehen beseitigt, neue Lemmata untergebracht und stammverwandte Wörter zu Artikeln zusammengefaßt. Die 29. Auflage (1959) brachte erstmals Nachträge in Form eines Anhangs, im vorangehenden Hauptteil kam es seitdem zu keinen Veränderungen mehr. Auch in der benützten 38. Auflage des "Kleinen Lexer" haben wir noch diese Zweiteilung, einen unveränderten Neudruck des Hauptteils [mit angeschlossenen Berichtigungen] und einen Teil "Nachträge zum Mittelhochdeutschen Taschenwörterbuch, unter Mithilfe von Dorothea Hannover und Rena Leppin neubearbeitet und aus den Quellen ergänzt von Ulrich Pretzel".

142*

Glossar

im Text am häufigsten vorkommt. Wörter, die im fehlen, sind mit * bezeichnet95.

Taschenwörterbuch

ab Präp. mit Dat. 'von weg, herab (von)' oder kausativ 'wegen, ob': AC 54/55«, C 695 u.ö. abbetie stf. 'Abtei'. Dat.Sg.: a p t y e A 9215; a p t y e B 92". Akk.Sg.: apt y e A 769, B 92"; a p t y BC 76/77'; a p t y e A 92"; a p t y g C 93". ->apt. ab-brechen stv. IV 3.Sg.Prät.Ind.: brach a b ABC 32/333, C 8416. - Synonyme Verwendung ->nider-br€chen, —»brechen. äbent stm. 'Abend, Vortag'. Dat.Sg.: a b e n d e A 5220. Akk.Sg.: C 10715.

äbent

aber Konj. advers.: ABC 6/715, AB 125 u.ö. Nur um Fortschritt der Rede zu bezeichnen: ABC 42/43», AC 54/5512. abe-trünnic Adj. präd.: abtrünnyg A 4617; abtrünnig B 4617. Variante dazu —»abe-trüllec. abe-trüllec Adj. präd. 'abtrünnig': abtrüllig C 4717. Variante zu abe-trünnic. ab-koufen swv. 'abkaufen'. Inf: a b k ö f f e n C 9921. ab-läzen redv. 'fahren lassen'. 3.Sg.Prät.Ind.: lieff a b ABC 14/15 2 .—>läzen. ab-nemen stv. IV 'wegnehmen'. Gerund.: ab ze n e m e n n e AB 844; a b ze n e m i n t C 854. - ->nemen. ab-sitzen stv. V 'absitzen (vom Pferd)'. 3.Sg.Prät.Ind.: a b f a f f AB 485. -»sitzen. abt ->apt ab-vallen vallen. 95

redv. 'herabfallen'. 3.Sg.Prät.Ind.: a b viel

C 495. -

Nur in besonderen Fällen sind andere Wörterbücher in abgekürzter Form in den Fußnoten zitiert. [Vgl. Verzeichnis der benützten Wörterbücher S. 193ff.]

Wörterverzeichnis

143*

adel stm. Dat.Sg.: a d e l AB 6", C 216. aht Num.card. 'acht'. Akk.Ntr.:

a c h t AB 3013. In Hs. C in Ziffern.

aht stf. 'Beachtung, Meinung, Gesinnung'. Akk.Sg.:

a c h t ABC 8/9".

aht-baere Adj.präd. 'ansehnlich, stattlich, wertvoll':

C 8515.

achtper

aht-haben Kompos. zu —> haben 'merken auf, sich kümmern um'. 3.Sg.

Prät. Ind.: h a t t a c h t AB 815; h a t a c h t C 915. al Adj., unflektiert vor Art. oder Pron. Dat.Sg.F.: all

all C 103'. Akk.Pl.M.:

B 22 1 . - Sonst nur stark flektierte Formen. N.Sg.Ntr.: a l l e s ABC

24/2512, ABC 34/352 ABC 96/97". Gen.Sg.F.: aller AC 56/5719, AB 1026. Ntr.: alles ABC 30/3118, AC 56/5718. Dat.Sg.M.: allem B 7217, ABC 90/9112 u.ö. F.: aller ABC 10/117, ABC 18/1910 u.ö. Ntr.: allem ABC 6/721, AB 203 u.ö. Akk.Sg.M.: allen AB 4412, ABC 48/4914, AB 80". F.: alle A7614, C 877u.ö. Ntr.: alles ABC 8/9", ABC 10/116 u.ö. N.Pl.M.: alle ABC 32/33", AC 54/553 u.ö. Ntr.: alle AB 448, AB 987 u.ö. Gen. Pl.M.: aller ABC 6/716, AB 3413 u.ö. Ntr.: aller ABC 24/2512, ABC 24/2517. Dat.Pl.M.: allen ABC 8/97, ABC 54/5518 u.ö. F.: allen AB 14", ABC 16/1718 u.ö Ntr.: allen ABC 10/1110, ABC 14/1515 u.ö. Akk.Pl.M.: alle ABC 16/17", AC 22/23' u.ö. F.: alle BC 76/7714. Ntr.: alle ABC 20/2118, C 4912 (2 A, 2 B, 4 C); aliò AB 4812, B 664; lllù A 66". alder Konj. 'oder': a l d e r AB 1817, A 34" (12 A, 6 B); ald AB 5018, C

5516, A 90'. - Vgl. oder (2 A, 9 B, 14 C).

alein(e) Adv. und Konj. (nicht allaine im Sinne von 'nicht nur .. sondern auch'): allaine A 245, AB 6 8 ' ( 9 A, 2B); allain B 245, AB 3418 (1

A, 8 B); allein C 255, C 10513; alein C 7518, C 77", C 8712.

allenthalben

ABC 24/2515.

Adv. 'auf allen Seiten, an verschiedenen

Orten,

überall':

alle-samt Adv. 'alle zusammen': alle S a m p t C 7912. al-mehtec Adj. 'allmächtig'. N.Sg.M.: a l m e c h t i g 63 5 ; a l m S c h t i g

AC 34/3515, AC 62/

B 3415, B 625. Subst. in der Apposition.

a l m e c h t i g e n C4510. Dat.Sg.M.: a l m e c h t i g e n

C6115.

Gen.Sg.M.:

Glossar

144* almuosen

stn. 'Almosen', almufen

AC 54/5524. Dat.Sg.: a l m u f e n

ABC 10/11». Akk.Sg.: almufen ABC 22/2318, ABC 38/3914. Akk.PL: almufen AB 22". In Kompos. Dat.Sg.: almufen

C 23".

als Adv., demonstr. messend oder vergleichend 'so': AB 8 17 , AB 1814 u.ö. relativ messend 'als - als, so - als ob': AB 1215, ABC 12/1315/16 u.ö. vergleichend und bedingend 'als ob' mit Konj.: ABC 44/4518. vergleichend 'als': AB 9017. kausal'weil': ABC 6/718, C 10115. auf folgendes (vorhergehendes) hindeutend 'so': ABC 22/237, AB 243 u.ö. zeitliche Beziehung ausdrückend: ABC 32/335, C 818. also Adv. demonstr.: alfo

C 134, AB 129 u.ö. allso

A 10416. relativ

messend: als - alfo ABC 10/117, AB 12" u.ö.; alls C 3314. alsus Adv. 'in solcher Weise, in solchem Grade':

alsuff A 8 1 , A 50 3 (7

A); allsurr A 70 ; alfus C 9 , B 50 (4 B, 1 C); allesuff B 8 1 ; a l s 18

1

3

fus C 61 10 ; als fo C 757. alt Adj. N.Sg.F.:

alt C V, C 10714; altù A 6 3 ; alti B 6 3 .

Dat.Sg.F.:

alten C 10716. Akk.Sg.Ntr.: alt C 778. altare, alter

stmn. 'Altar'. Dat.Sg.:

altàr A 926; altär

BC 92/936.

Akk.Sg.: alter AB 30'; altär C 31'. Dat.Pl.: altären C 95 . Akk.Pl.: 17

alter A 2816; aitar BC 28/2916. alter stn. 'dasAlter'. Dat.Sg.: alter ABC60/61 3 . al-wegen alweg

Adv. 'überall, immer':

a l w e g e n C 3915, C 3916, C 99 J ;

C91 5 .

àmen Gebetsschluß: a m e n ABC 106/1078. an Präp. mit Dat.: AB 6 " , ABC 8/910 u.ö. Verschmelzung mit Art.: a m C 19", C 47 3 (4 C); mit Aide.: C 912, ABC 22/23'° u.ö.; mit Gen. : ABC 6/7". an-däht stm(f). Dat.Sg.: 297. sm-dxhtecAdj.

AB 287, AB 98 5 ;

andaucht

C

Dat.Sg.Ntr.: a n d e c h t i g e n AB 509; a n d i c h t i g e m C

51 ; a n d e c h t i g e m 5

andacht

C51 9 .

Wörterverzeichnis

145*

ander Adj. 'der zweite, der folgende'. N.Sg.M.: ander ABC 20/21'. F.: ander ABC 98/99'; andrû AB 36"; andery C 3718. Ntr.: ander AB 666, A 686. Dat.Sg.M.: andern A 40", AC 62/6315; andren B 40", B 6215, C 9923. Ntr.: andern ABC 18/19'; AB 384. Akk.Sg.M.: andern A 30', A 762 (4 A, 1 B); andren BC 30/31', B 762 (3 B, 3 C). N.Pl.M.: ander AB 3415, C 433; anderen AC 18/195; andren B 185, C 43". Ntr: ander AC 54/554, C IV6. Dat.Pl.M.: anderen AC 18/195, A 242; andern A 9218; andren B 185, BC 24/252, BC 92/9318. F.: andren ABC 58/596. Ntr.: anderen A 1414, A 1817, A 7616; andern C 475; andren B 1414, BC 24/252 (3 B, 2 C). Akk.Pl. M.: ander ABC 50/5113; andern A 766; andren BC 76/776. F.: ander ABC 82/8310. Ntr.: andrù A 1014, AB 1016; anndrù B 1014; andry C II16; andery C 1514; ander AC 54/554; andre C ll 14 . âne Präp. mit Akk.: 'ohne': ä n e A 544, A 684 (3 A, 2 C); ä n A 88«, A

10019; ¿ne B 86"; 8n B 684, B 88«, BC 100/101". an-gân anv. 'anfangen'. 3.Sg.Prät.Ind.: angie A 7614; angieng B 7614. - —>gân. an-grîfen stv. I 'anfassen'. Gerund.: an ze griffenne A 8813; an ze griffend B 8813. an-heben

stv. VI 'beginnen'. 3.Sg.Prät.Ind.:

hub an

C 5314. - ->

heben. an-legen JW. 'ankleiden'. Part.Prät.: an gelait A 4612; an geleit B 4612. 3.Sg.Prät.Ind.: an laite A 8812; an lait B 8812. - -»legen. an-nëmen stv.IV refl. 'sich aneignen, sich abgeben, sich bemühen um'. Part.Prät.: a n g e n o m e n C 336. 3.Sg.Prät.lnd.: n a m a n A B 1616,

ABC 88/8917. - —>nëmen.

an-sëhen stv. V

'wahrnehmen, zur Kenntnis nehmen'.

3.Sg.Prät.Ind.:

sach an ABC 60/61'. ->sehen. ant-litze stn. 'Antlitz'. Akk.Sg.: antlit ABC 40/418. an-tragen stv. VI '(ein Kleid, ein Zeichen) an sich tragen'. 4

an trugen AB 78 . - ->tragen.

3.Pl.Prät.Ind.:

146*

Glossar

ant-würten swv. 'antworten'. Inf.: antwúrten ABC 46/4716. 3.Sg.Prät. Ind.: antwurt ABC 50/5118; antwúrt C 5517, C 55»; a n t w u r t e A 5423. an-vanc stm. 'Anfang', auch i.S. von 'Begründer', anvanch A 5624; anvang B 5624; anefang C 5724. Dat.Sg.: an vange A 861; an vang B 86'; anuang C 87'. an-vähen redv. 'anfangen'. Part.Prät.: angevangen A 5426, AC 86/ 874, C 107"; angefangen C 5526, B 864. 3.Sg.Präs.lnd.: vahet an C 10713. l.Pl.Präs.Ind.: vahen an A 7010; vahend an B 7010; vähent an C 7110. 3.Sg.Prät.lnd.: vie an A 305; vieng an BC 30/315, ABC 84/8518, C 9924. 3.Pl.Prät.Ind.: viengen an A 5216; viengent an C 5316. apostate swm. 'Abtrünniger': a p p o f f t a t a A 4610; a p p o í t a t a B 4610; appoítara C4710. apt, abt stm. 'Abt': apt ABC 20/219, ABC 32/33" (17 A, 19 B, 19 C); abt C 939; a b b a s A 8213, A 8417. Gen.Sg.: a p t e s AB 9013. Dat. Sg.: apte A 4816, A 503 (5 A); apt AB 3213, BC 50/513 (2 A, 7 B, 8 C). Akk. Sg.: apt ABC 34/352, AB 7416 u.ö. N.Pl.: I p p t e AB 9016. ->abbetie. arbeit stf. 'Mühsal, Not, Arbeit'. Gen.Sg.: arbait AB 1026. Dat.Sg.: Irbait A 100'6; arbeit B l0016.ylM,Sg.: arbait AB 6217; arbeit C 6317. Dat.PI.: arbaiten AB 524, AB 526, A 5221; arbeiten C 53", C 536, C 1036. arbeiten swv.reß. 'sich mühen'. Inf: arbaiten A 5221; arbeitten C 47". 3.Pl.Prät.lnd.: arbeitent C 5321. arm Adj. N.Sg.M.: arm BC 40/416; armer ABC 26/2715, C 39' u.ö. arme AB 381, A 406. Dat.Sg.M.: armen C 677. Akk.Sg.M.: armen ABC 38/3913, C 653. N.Pl.M.: arme AB 4018; arm C 41". Gen.Pl. Ntr.: armer ABC 90/913. Dat.Pl.Ntr.: armen ABC 18/1917, ABC 22/2312, ABC 38/39". - Superl.N.Sg.M.: é r m e f í t e A 4810; e r m e f t B 4810; ermíte C 4910. - Subst.VokSg.M.: armer ABC 48/49'. Dat.PI.: armen ABC 18/1912.

Wörterverzeichnis

a r t stf. 'Abkunft'. Dat.Sg.:

147*

a r d C II 3 .

arzät, arzet stm. 'Arzt'. N.PL: artzat A 448; arzatt B 448; artzent C 45». atzen, etzen swv. trans. 'speisen '. Inf.: Stzen ABC 64/6518. bäbst stm. 'Papst', bäpft AB 2818, ABC 34/357, B 9214; bäbft C 2918, AC 92/9314, C 9317. Dat.Sg.: bäpfte A 34\ AB 366 (5 A, 1 B); bäpft BC 34/354, C 376 (4 B, 3 C); bMbft C 398, C 438. Akk.Sg.: bäbft A 9213; bäpft BC 92/9313. N.Pl.: b i p f t e A 34"; b l p f t B 3415. Gen.Pl.: bäpft A 3413; b i p f t e AB 746; bSpften B 3413, C 756. baebest-lich Adj. 'päpstlich'. Dat.Sg.M.: bSbftlichen C 3512. balde Adv. 'sogleich, schnell': balde A 12", A 1212 (10 A); bald BC 12/13", BC 12/1312 (10 B, IOC). ban

stm. 'Strafandrohung, kirchlicher Bann'. Dat.Sg.: b a n n e AB 3413,

AB 84'; bann C 3513, C 852. Dat.Pl.: bennen A 3414; bannen B 3414. b a z Adv. Komp. von ->\N0\

'besser, mehr':

b a s AB 205, AB 24 1 , AC

52/5312; bass C 215; balz C 25'. swv. unpers. mit Akk. 'dünken'. 3.Sg.Prät.Ind.:

be-dunken

beduchte

A 727; beduchte A 8413; beduchte C 737; bedunchte A 826; bedunckte B 8413. mit Gen.: beduchte A 7417; beducht C 7517. dunken. be-gaben s w . 'beschenken'. Inf: b e g ä b e n C 89". 3.Sg.Prät.Ind.: be-

gaubet C 3519. be-gän

anv. 'festlich begehen'. Inf: b e g ö n C 4310. 3.PI.Präs.Ind.:

be-

7

gänd C 7 . - ->gan. be-geben

stv.Vrefl.

'in eine Kloster gehen'.

Part.Prät.:

b e g e b e n AB

46'.- —>geben. b e - g e r n swv. 'das starke (innere) Bedürfnis nach etwas haben, begehren'.

3.Sg.Prät.lnd.: begert ABC 92/9310.

148*

Glossar

be-ginnen anv. 3.Sg.Prät.Ind.: b e g o n d e AB 7413, AB 7415, A 943; begond C 7515, BC 94/953. 3.Pl.Prät.Ind.: begunden A 5218, A 5220; begand C 7513. be-graben stv.Vl Inf.: begraben ABC 86/87". Part.Prät.: begraben AB 687, ABC 80/8110 u.ö. 3.Sg.Prät.Ind.: begrub AB 9618. be-halten redv. 3.Sg.Prät.Ind.: behielt C35". be-heften swv. 'umstricken' [behaitecAdj. 'vom Teufel besessen']. Part. Prät.Akk.Sg.M.: b e h é f t e n A643; b e h e f f t e n B64 3 . be-hüeten swv. trans. 'bewahren, beschützen'. 3.Sg.Prät.Ind.: b e h u t C 915. 3.Sg.Prät.Opt.: behuti AB 5010; b e h ü t e C 5110; b e h ü t e C 10116. beide Num. N.M.: baide A 2013; beid B 2013. Ntr.: baidü AB 1814, AB 20', AB 267, AB 52"; beide C IT, C 5323. Dat.Fem.: baiden A 6416; beiden BC 64/6516. Ntr.: baiden AB 362, A 7413; beiden C 372, BC 74/7513. Akk.F.: baidü AB 647. Ntr.: baidü AB 7412, AB 7418; beide C 7512, C 7518. - Die Formen AB 2013 und ABC 26/277 können sowohl als Num. wie auch als Konj. verstanden werden. Konj. beide - und 'sowohl - als auch': baidü AB 12", AB 2410 u.ö. (nur AB); beide C 13", C 2510 u.ö. (nur C). beiten swv. mit DP 'Frist geben, Aufschub gewähren'. 3.Sg.Präs.Ind.: baitet AB 46"; beitet C 47". - Synonym zu vristen. be-jagen JW. 'erringen, erwerben'. 3.Pl.Präs.Ind.: beiagen AB 67. be-kennen s w . Part.Prät.: bekant C7 14 'bekannt sein', ABC 8/913 'bekannt machen'. —>kennen. be-keren « 'zum rechten Glauben bringen'. 3.Pl.Prät.Ind.: b e k e r t e n AB 521; bekertent C 53'. be-kleiden swv. Part.Prät.: bkleitt C 4712. be-komen stv. IV 'begegnen'. 3.Sg.Prät.Ind.: bekam ABC 46/47" {AB mit AP., C mit DP.). be-kümbern sw. 'beschäftigen, in Sorge versetzen'. Part.Prät.: kümbret C 7715.

be-

Wörterverzeichnis

149*

be-lìben stv.I 'bleiben'. Inf.: beliben ABC 70/7110, C 7110 (2 A, 2 B, 4 C); bliben C 451. Part.Prät.: beliben AB 9215. 3.Sg.Prät.Ind.: belaip A 812, AB 503 (5 A, 3 B); belaib BC 8/912, B 5814; beleib C 1710, C 513 (4 C). 3.Pl.Prät.Ind.: beliben AB 22'; belibent C 239, BC 24/254; (belaip A 24"). be-reiten swv. 'bereit machen, rüsten'. Inf.: beraiten B 12", A B 425; bereitten C 435. Part.Prät.: bereitt C 51". 3.Sg.Prät.lnd.: beraitet AB 343; bereitt C 353. S.Pl.Prät.Opt.. beraiten A 12«; bereitint C 138.

be-rihten

swv. 'ordnen, regieren'.

Prät.Ind.: berichte AB 74", AB

be-rihtunge 72', A

765;

be-schehen

Inf:

berichten ABC 74/7518.

stf. 'Unterweisung, Kenntnis'. Dat.Sg.:

berichtung BC stv.V

3.Sg.

905.

76/775. -

berichtunge AB

-»rehtunge.

'geschehen, zuteil werden'.

Inf:

beichehen

AB

1023; befchechen C 1033. Part.Prät.: beichehen AB 62"; befchechen C 63". 3.Sg.Prät.Ind: befchach ABC 26/2710, AB 2610 (6 A, 6 B, 11C); gefchach AB 96". 3.PI.Prät.Ind.: befchàhen A 6013; befchMhenBóO13; befchauchent C6113. be-scheidenheit stf. 'Einsicht, Bescheidenheit', befchaidenhait A 984; befchaidenhatt B 984. Akk.Sg.: befchaidenhait A 308; befchaidenhat B 308; befcheidenheit C 3l8. be-schirmen swv. 'beschützen'. 3.Sg.Prät.Ind.: befchirmde AB 1046. 3.Sg.Prät.Opt.: befchirmte C 10116. be sehen stv.V 'prüfendbetrachten'. 3.Sg.Prät.Ind.: b e f a c h A 725, AB

727; befchach B 725. - ->sehen. be-senden

swv. 'holen lassen'. 3.Sg.Prät.Ind.: b e f a n t e A B 6017; b e -

fant AB 60", C 6l17. - äsenden. be-sezzen Part.Adj. 'vom Teufel besessen', präd.: befeffen ABC 62/ 63u. Akk.Sg.M.: befeffnen C 653. - Vgl. auch beheften.

Glossar

150*

be-sitzen stv.V 'in Besitz nehmen'. Inf.: b e f i t z z e n A 56'; b e f i t z e n C 57', A B 106 7 [Futurbedeutung]. Part.Prät.: b e f e f f e n C 1074. l.Pl.Präs. Opt. mit Futurbedeutung: be-sliezen

stv.il

befitzint C 1077.

'einschließen, festhalten'.

14

Part.Prät.:

14

b e f l o f f A 8210;

96 ; b e f c h l o f f e n B C 96/97 . 3.Sg.Prät.Ind.: 10

befloffen A be-

10

f c h l ö f f B 82 ; b e f c h l o f z C 83 . b e - s t ä n anv. 'bestehen (bleiben)'. 12

3.Pl.Präs.Ind.:

b e f t ä n t A 2012; be-

12

f t o n d B 20 ; b e f t ä n d C 21 . be-staeten

b e f t e i t t B 8216. 3.Sg.Prät.lnd.:

b e f t l t e A B 745; b e f t e t i g e t C 755.

b e f t ä t e n A 3414; b e f t l t e n B 3414.

3.Pl.Prät.lnd.: be-staten

Part.Prät.: b e f t ü t e t A 8216;

s w . 'bestätigen, bekräftigen'.

s w . 'begraben'.

3.Pl.Prät.Ind.:

2

b e f t a t t e n e t A 622;

be-

2

f t a t t e t e n t B 62 ; b e f t a t t n o t C 63 . be-strichen

b e f t r a i c h A B 408; be-

stv.I 'bestreichen'. 3.Sg.Prät.Ind.:

f t r e i c h C41 8 . b e - s u n d e r Adv. 'besonders', befunder C 6112. - Vgl. s u n d e r b a r , sunderliche. be-swaerde stf. 'Kummer'. Dat.Sg.: b e f w e r d e A 80", A B 100"; bef c h w e r d e B 80 n .Akk.Sg.:

b e f w e r d e A 100";

befchwerde B

100"; b e f c h w e r t C 101". be-swaeren swv. 'belästigen'. Part.Prät.: Opt.:

b e f c h w e r t C 3512. 3.Sg.Prät.

12

b e f w ä r t i A 34 ; b e f c h w l r t i B 3412.

b e t e stf. 'Bitte, Gebet'. Dat.Sg.: bette C 7318, A 7818. beten

swv. 'beten'. Part.Prät.:

g e b e t t e t A B C 12/13'.

b e t t e t C l l 1 3 . - Subst.Inf.Dat.Sg.: b e - t r e c h e n stv.V A B C 12/134.

3.Sg.Prät.Ind.:

b e t t e n B C 22/23", C 475.

'verbergen, verscharren'.

3.Sg.Prät.Ind.:

bette stn. 'Bett'. Dat.Sg.: bette C29 6 . Akk.Pl.:

betrach

bètte A 52".

Wörterverzeichnis

151* b e v o l h e n A 723, A B 842;

be-vélhen stv.III 'anvertrauen'. Part.Prät.: 3

b e f o l h e n B 72 ;

2

b e f o l c h e n C 85 , C 1033; 3.Sg.Prät.Ind.:

be-

15

v a l c h A B 16 , A B 24" (5 A, 4 B); b e f ä l c h C 17"; b e f a l c h C 25",

C 354 (1 B, 4 C). - Vgl. enphelhen. bezzer, bezte Komp., Superl. zu —> guot bezzern swv. refl. 'besser werden'. Inf.: b é f í é r e n A 944; b e f f r e n B C 94/95\ Part.Prät.:

g e b e f f e r e t A 327; g e b e f f r a t B 327;

7

14

ret C 33 . 3.Sg.Prät.Ind.:

b e f f e r e t A 32 ;

b e f f r e t B 32 ;

g e b e f f e r e t t e n A 986;

fertC333.Pl.Plusq.Ind.:

gebeff14

bef-

gebeffretten

6

B 98 . bezzerunge

stf. 'Besserung, Buße'. Akk.Sg.:

b e í í e r u n g e A 46", A

8

98«; b e f í r u n g B 46", B 98 ; b e f f e r u n g C 47". b i Präp. mit Dat. : b¡ A 816, A C 20/2112 (29 A, 2 B, 23 C); by B C 8/916, B 2012 (1 A, 20 B, 4 C); by B 2016, B 34" (3 A, 11 B). bi-derbe Adj. 'tüchtig, bieder, angesehen'. N.Sg.M.: biderber C 7316. bieten stv.II

'anbieten'. 3.Sg.Prät.Ind.:

böt A 24';

bot B 24', B 44";

bot C 25', A 44". - Vgl. erbieten. billiche Adv. 'billigerweise':

billich CT.

Komp.:

billicher A B 68.

binden stv.III Inf: binden A B C 64/65«. Part.Prät.: 64l4, A B 982. bi-schaft

stm. 'belehrendes Beispiel',

gebunden AB

b y f c h a f t A 581, A 588; by-

8

I c h a f t B 58\ B C 58/59 ; (bifchöf C 591). Synonyme Verwendung zu vortrager i.S. eines Hendiadyoin. bischof stm. < lat. episcopus: b i f c h o f C 976; b i f c h o f f C 3110; bi6 f f c h o f f A 96 , A 104»; b i í f c h o f A 10012, A 104", A 104"; b y f c h o f f B 966, B 104», C 105"; b y f c h o f f B C 104/105", B 104"; b y f c h a f f B 10012. Dat.Sg.: b i f f c h o f f e A 10218; b y f c h o f f B 10218. Akk.Sg.: bir r c h o f f A 3010, A 10210; b y f c h o f f B 3010, B 10210; b i f c h o f f C 3110. bis-tuom stn. 'Bistum', b i f f t u m A 10413; b y f t u m B 10413; b i f t u m C 10513. Dat.Sg.: Sg.:

b i f f t u m A 167; b y f t u m B 167; b i f t u m C 177. Akk.

b i f f t u m A 105; b y f t u m B 105; b i f t u m C l l 5 .

Glossar

152* bitten stv.V Part.Prät.: bitteft AC

Ind.:

52/537.

gebetten ABC 28/294, C 10115. 2.Sg.Präs. 3.Sg.Prät.Ind.: batt AB 2415, AC 26/272 (15

A, 12 B, 16 C); bat B 262, B 509, B 9213. 3.Sg.Prät.Opt.: b l t e AB 28"; b i t t e C 294. 3.Pl.Prät.Opt.: bitin A 2416, A 262; bStyn B 2416; b l tyn B 262; bettint C 2516; betint C 271 biz Konj. 'bis daß': bis C 9923. Präp. (vor Präp.)

bis C 912, C 17" u.ö.

(nur C); bifz C 23'. - Vgl. untz. blint Adj. 'blind', präd.: blint A 362; blind BC 36/372. Subst. 'der Blinde'. N.Sg.: blinde A 36», AB 36u (7 A, 3 B, 1 C); blind BC 36/379, C 392 (4 B, 4 C); blint C 3714. Dat.Sg.: blinden AB 363, ABC 38/3916 u.ö. Dat.Pl.:

blinden ABC 70/71*.

boese Adj. N.Sg.M.: bSfer ABC 96/9710, AB 10013; b8fe A II 39 ; b8ff B 1049. Dat.Sg.M.: bSfen C 6513. - Syn. zu ->walch; Ggs.: -»biderbe, ->guot, ->milte, -»edel, -»riche. böte swm. 'Bote, von Gott gesandter Bote (z.B. Apostel, Tod)'. Akk.Sg.: botten ABC 60/615. Dat.Pl.: botten ABC 26/27', C 2V. Akk.Pl.: botten ABC 44/452. bot-schaft stf. botfchaft AB 444. Akk.Sg.: bottfchaft C 454. boum stm. 'Baum'. Dat.Sg.: böme AB 1412; böm C 1512. bräme swm. '(Dorn-)strauch, -gestrüpp'96. N.Pl.: brämen C 2915. Akk. PL.

brämen A 2815; bramen B 2815.

brechen

stv. IV

3.Sg.Prät.Ind.: brach ABC 32/33\ ABC 84/8516. -

Vgl. abbrechen, niderbrechen. breit Adj. präd.: brait AB 2414; breitt C 2513.-Adv.: breit C 10515. bringen anv. Inf.: bringen ABC 62/6316, C 6518. Part.Prät.: brächt A 764;

braht B 764. 3.Sg.Präs.Opt.: bringe AC 54/5523. 3.Sg.Prät.

Ind.: brächt A 3010; bräht B 3010. 3.Sg.Prät.Opt.: brSchte AB 4815,

96

IDIOTIKON V , 600. SCHMELLER I, 355. GRAFF HI, 304. GRIMM N, 293.

Wörterverzeichnis

A 64s;

b r e c h t e B 64«;

153*

b r e c h t i C 49", C 65«. - Vgl. vollbringen,

herbringen. bruder A B C 50/511. Gen.Pl.:

bruoder stm. 'Klostergeistlicher': 10

17

der A B C 68/69 . Dat.Pi:

bru-

17

brudern A 92 ; b r u d e r n B 92 . b r u d e r f c h a f f t A 503;

bruoder-schaft stf. Koll. zu "bruoder". Akk.Sg.: 3

b r u d e r f c h a f t B C 50/51 . bö

stm. 'Bau, Gebäude': 6

b u w e A 2612, A B 3418; b u w B 2612, C 957;

7

bv A 92 , A 94 ; b w B 926, B 947. Dat.Sg.: b u w C 35". Akk.Sg.: 13

13



13

A 94 ; b u w C 95 ; b w B 94 . bfiezen swv. 'Buße leisten'. Part.Prät.: 533.

g e b ö f f e t A B 523;

gebuft C

buoch stn. 'Buch', b u c h A B C 22/237, A B C 32/337 u.ö. Dat.Sg.:

buche

A B 810; b u c h C 910. buoch-stabe swm. Akk.Pl.: b u c h f t a b e n A B C 22/233. b u r c stf. 'Burg'. Dat.Sg.: bürg A B 9412; bürge C 9 5 n . Akk.Sg.:

bürge

A B 8612; burg C 8712. Gen.Pl.: bürge A B 70". Dat.PL: bürg A B C 8/ 93. stswm. 'Beschützer, Bürge':

burg C71 15 .

bürde stf. 'Bürde': burdi ABC 74/7517. stm. 'Bürger'. N.Pl.: burger A B C 40/4118, A B 10213. Gen.Pl.:

burger

burger A B 1043. bürtic Adj. 'gebürtig', präd.:

b ü r t i c h A86 14 ; bürtig B C 86/8714.

büwen JW. 'bauen'. Inf.: b u w e n C 85". Gerund.: b u w e n n e A 2418, A 3O6, A 84"; b u w e n d B 2418, B 306, B 84". Part.Prät.: 10

14

31 , A B 84 u.ö. 3.Sg.Prät.Ind.: 7

gebuwen C

12

b u w t e A B 32 , A 58 ; b w t e B 5812;

b ö t e A 16 ; bute B 16 ; b u w t C 177 (5 C). 3.Sg.Prät.Opt.: 18

7

8

buwte

5

C 25 , C 29 . - Vgl. volbuwen. C

K

da, do Adv. temp., Verwendung demonstrativ: A B C 8/916, A B C 12/13" u.ö. oder relativ: A B 1017, A B C 10/1117, A B C 10/11" u.ö. - d a über-

154*

Glossar

wiegend in Hs. C (61 A, 57 B, 209 C), do überwiegend in den Hss. AB (216 A, 201 B, 24 C). da hin ->hin-vür-varn, hin-vür-gän damit Adv. •damit', da mit A B 85, B 3412, B C 40/418"; da mitte A 3412, A 40*"; dar mit C 95, C 7714. danc-baere Adj. präd. 'Geneigtheit hervorbringend, angenehm; dankbar': dankber A 246, B 3416, B 627; danckber B 246; danchber A 263, A 6 3 25 3 34 i6 A 5425 A 6 2 t ; dankbar C 25 , C 27 , C 55 ; danckbar B 26 . Superl.: dankblreft A 2417; danckbareft B 2417; dankbareft C 2517. dankbaer-keit stf. Akk.Sg. 'Dankbarkeit (i.S. des Verpflichtetseins)': dankblrkeit C3516. danken swv. 3.Sg.Prat.Ind.: danchet A 5413; danket C 5513. dannen^ii/v 'von da weg' dannan A 36"; dannen B 3619; v o n dannen C 29", C 37". dar Adv. 'dorthin' dar A B C 42/438, A B 645 u.ö.; där B 9217. 'dort' (zeitlich und örtlich): dar C 517, C 734, C 8710; där B 86", B 8616. där-ab Adv. dar ab C71 1 . dar-an Adv. dar an A C 8/912, C 4515 u.ö.; där an B 812. där-durch Adv. dar durch C 35", C 1074. där-in Adv. dar inne A 1610, A 2613; da inne A 26», A 2610 (7 A, 3 B, 1 C); da inn B 38', B 587, C 5914; drinne A B 1214; dar inn B C 16/ 17'°, B C 26/27' (4 B, 7 C); darin BC 28/2916, A C 82/8310; där in B 82 io dar nach Adv. dar nach A 149, A 305 (23 A, 1 B, 8 C); dar näch C 159, C 2117 (4 B, 9 C); dar nauch B 14', B 305 (7 B); där näch B 32", B 60l3, B 1029; där nauch B 324, B 3212 (5 B). dar-fiber Adv. dar vber A 8217; där vber B 8217; dar obe A 1213; därob B 1213.

Wörterverzeichnis

155*

dar-üf Adv. dar vf A 4415; dar üf A 6617; dar vff B 44"; daruff C 6510. dar-umbe Adv. dar v m b e A 3817, A I0016; d a r u m b C II16, BC 38/ 3917 (1 A, 1 B, 5 C); där v m b B 427, B 10016. dar-under Adv. där vnder A 1213; där vnder B 1213. dar-üz Adv. dar v s A 8214; där u s s B 6617, B 8214; d a r u f z C 8314. dar-zuo Adv. dar zu AC 34/355, C 4914 (4 A, 3 B, 6 C); där zu B 345. davon Adv. d a v o n ABC 20/212, ABC 52/53" (5 A, 5 B, 3 C); d a r u o n C2T.

davor Adv. daruor C 9918. daz Konj. daz A 1012, A 1016 (15 A); dz B 16', BC 42/4313 (3 B, 8 C); d a s ABC 6/7", ABC 6/77 (116 A, 117 B, 118 C). Pron.demonstr., bestimmter Art.Ntr.: d a s C 11", ABC 12/1314 (29 A, 32 B, 36 C); d a z A 82", A 865; d z B 1412, B 66 6 (2 B, 3 C). Gen.Sg.: d e s

C 273, C 35" u.ö. Dat.Sg.: d e m ABC 16/175, ABC 16/177 u.ö. Akk.Sg.: d a s ABC 8/910, ABC 16/178 (60 A, 52 B, 58 C); daz A 3018; dz B 2218, B 3012 (7 B, 6 C). N.Pl.: die C 25", ABC 26/27" (1 A, 1 B, 8 C); dv A 5423, A 709; dü B 709. Gen.Pl.: der C 5713. Dat.Pl.: d e n ABC 10/1118, ABC 16/17" u.ö. Akk.Pl.: dü AB 4414, A 568 (4 A, 3 B); die C 4514, C 578 (1 A, 1 B, 6 C). Pron.rel.: daz A 144; dz C 1510, C 175, B 585; d a s BC 14/154, AB 165 (22 A, 18 B, 19 C); die ABC 20/213, B 243 (10 A, 12 B, 11 C); dü A 243, A 5214 (6 A, 1 B). dehainen -> kein demuot -> diemüetec, diemüetekait denken -> gedenken, andäht, andsehtec denne Adv. 'dann, damals' d e n n e A 1014, A 242 (9 A); d e n n B 1014, BC 24/252 (1 A, 8 B, 12 C); den C 722. den-noch Adv. 'damals noch, auch dann noch' d e n n o c h t C 35'; d e n -

n a c h t B 247, B 927.

156*

Glossar

der Pron.demonstr., bestimmter Art.M. N.Sg.: der ABC 12/133, C 137 u.ö. Gen.Sg.: d e s ABC 10/114, AB 226 (13 A, 10 B, 17 C); d l s B 34' 6 . Dat.Sg.: dem ABC 14/15', AC 14/1510 u.ö. Akk.Sg.: den ABC 12/133, ABC 12/13» u.ö. N.PL: die AB 127, ABC 20/21» u.ö. Gen.PL: der AB 6', AB 207 u.ö. Dat.PL: den ABC 24/252, ABC 26/271 u.ö. Akk.Pl.: die AB 385, AB 7 4 " u.ö. Pron.relat. der AB 105, ABC 14/15' u.ö. den AC 56/57', AC 56/5712 u.ö. die ABC 24/25", ABC 32/3316 u.ö. deste Adv. 'desto' d e s t e A 74'; d e s t e r C 74'. dich Akk. des Pron. 2.Pers. dich ABC 50/5118, AC 54/5515 u.ö. Pron.re]7. dich ABC 36/37'3, ABC 38/3912. dicke Adv. 'oft', dike A 64, AB 8' (5 A, 1 B); dikke A 14", A 164 (7 A); dicke B 64, B 10'5, B 164; dickke B 14", B 66»; dick B 188, B 2 2 ' 2 ( 6 B ) ; dik C7 4 , C II 1 5 (1 A, 11C). diemfietec Adj. 'demütig'; präd.: demutig ABC 88/89». N.Sg.M.: demutiger C 7315. Gen.Sg.Ntr.: demutigen AB 88' 7 . Dat.Sg.M.: demuttigen B 6815. Ntr.: demutigem AC 52/53", C 5317 (4 A, 2 C); demutigen BC 58/596, BC 82/836, C 95'°; d e m ö t t i g e n B 94'°. Akk. Sg.M.: demutigen A 6815. Ntr.: d e m u t i g e s AB 1062; d e m u t i g s C 89' 7 ; demutig A 7 6 " . -Adv. demuteklich C 69' 5 . diemüete-keit stf. 'Demut'. Dat.Sg.: demutekait A 7017, A 72"; dem u t e k e i t C 235; demutikait B 562\ B 58» (4 B); demuttikait B 7017; demStikeit C 5723, C 71"; demutikeit C 59»; demutkait A 5623, A 58», A 98'. Akk.Sg.: demutkait A 225, A 2217; d e m u t k a t B 225; demötikait B 22' 7 ; demutikeit C 235. dienen swv. Inf.: dienen AB 903. Part.Prät.: gedienot C 61'. 3.PL Prät.lnd.: dienten AB 32'6, AB 925; dienotent C 33'6, C 935. 3.Sg. Plusq.lnd.: g e d i e n t e AB 60'. diener stm. C 99 2 '. dienest-baere Adj. 'zum Dienstverpflichtet, dienend', präd.: d i e n s t b a r C 99".

Wörterverzeichnis

157*

dienest-man stm. 'zum Dienst Verpflichteter, Ministeriale, Zinspflichtiger, Bauer'u.a.. Gen.Pl.: d i e n f t m a n AB 62'. Akk.Pl.: d i e n f t m a n C

63'. dienst stm. '(Lehens-)dienst', auch 'Dienstwilligkeit,

Verehrung, Ergeben-

heit'. dienft AB 3417, A 54", ABC 62/637. Gen.Sg.: dienftes ABC 60/617. Dat.Sg.: dienfte A 18", AB 5013; dienft BC 18/19", C 5113. din Pron.poss. der 2.Pers.Sg. N.Sg.Ntr.: din C 5516. Dat.Sg.M.:

dinem

ABC 50/5120. N.Pl.Ntr.: dinü AB 5020; din C 5120. Gen.Pl.M.: diner ABC 84/853. dinc stn. ding ABC 18/19", C 5516, AC 54/55". N.Pl.: ding ABC 20/ 21", B 2012, AC 52/5313. Gen.Pl.: dinge A 142; ding B 142. Dat.PI.: dingen ABC 14/154, ABC 18/19" u.ö. Akk.Pl.: ding ABC 48/4913. d i r Dat. desPron. 2.Pers. dir A 5416, AB 841, C 1034.

diser Pron.demonstr. Mask. N.Sg.: difer C 3714, ABC 38/39' (1 A, 2 B, 3 C), dife A 964. Gen.Sg.: diff C 8317; dis C 85", C 1017; dif C 1016. Akk.Sg.: difen AB 78'. Fem. Dat.Sg.: difer AB 14", AB 2018 (12 A, 12 B, 10 C); differ C 61". Akk.Sg.: dife AB 22», AB 2812, AB 1025. Ntr. N.Sg.: d i s AB 61, AB 10" u.ö. Gen.Sg.: AB 263, AB 322. Dat.Sg.:

difem ABC 8/910, C 1072, C 1074. Akk.Sg.: dis AB 1217, AB 3617, AB 68'. Dat.PI.: difen AC 52/53", AC 56/5V. Akk.Pl.: difü AB 4614, AB 484; dife C 494. diu Pron.demonstr.,

bestimmter Art. Fem. N.Sg.: dll AB 107, A 1212 (37

A, 15 B); du B 84"; die C II 7 , BC 12/1312 (5 A, 22 B, 37 C). Gen.Sg.:

der ABC 16/17», AB 18' (16 A, 14 B, 15 C); des ABC 78/7917. Dat. Sg.: der ABC 8/9", ABC 10/112 u.ö. Akk.Sg.: die ABC 12/134, C 1314 (38 A, 34 B, 45 C); dü AB 4016. N.PL: dye A 84"; die C 4116, B 84" (1 B, 9 C). Dat.PI.: d e n ABC 14/15', C 1912 u.ö. Akk.Pl.: d i e C 33", C 41 4

u.ö. Pron.rel.:

dll AB 10', AB 12' 3 (5 A, 5 B); d i e C 11', AB 3216 (11 A, 11

B, 14 C); der ABC 6/712. ABC 28/2910.

Glossar

158*

diutisch, diutsch, tiutsch Adj.'deutsch'. Dat.Sg.Ntr.: t ü t z f c h e m A 187, A 203 (5 A, 1 B); t ü f c h e m B 203, B 365, B 387. Dat.Pl.: t ü f c h e n

BC 187; t ü t f c h e n C 213, C 375, C 41'. doch Adv. AB 617, ABC 12/1314 u.ö. dons-tac stm. 'Donnerstag'. Akk.Sg.: d o n f t a g C 10716.

dorf

Stn. Akk.Pl.: d S r f f e r

AB 867;

dSrfer

C 877.

d o r m e n t e r stn. < lat. dormitorium 'Schlafgemachßir Ordensleute'. Akk.

Sg.: dormentor AB 32»; dormater C 339. dorn stm. 'Dornstrauch'. Akk.Sg.: torn A2815; dorn B 2815.

dort, dort Adv. dort A 80"; dort C 6316, BC 80/8115. dranc stm. 'Bedrängnis'. Dat.Sg.: trang B 100". dri, driu

Num.card. 'drei'. Dat.Ntr.: drin AB 801. Akk.K.: d r i g e AB

2816; dry C 2916. F.: drige A 22", A 543; drig B 22"; dry C 23". Ntr.: dru AB 32", ABC 92/933. drin-houwen* 'dreinschlagen' - » houwen. dritte, drite Num.ord. 'der dritte'. N.Sg.Ntr.: drit B 686. Dat.Sg.Ntr.:

dritten ABC 80/81". AkkSg.M.: dritten AB 30J.

drizec Num.card. '30' drissig C 9926. dri-zehende Num.ord. 'der dreizehnte'. N.Sg.M.: d r i t z e h e n d e A 342;

dritzenhend B 342; drüzechendeft C 352. du

Pron.pers. 2.Pers. d u C 39", AB 46" (10 A, 10 B, 12 C); d v A

100", A 1021. dultec Adj. 'geduldig', präd.: dultig C 4718; tultig C 89». - Vgl. ge-

dultec. dunken swv. 'dünken'. 3.Sg.Prät.Ind.: d ü c h t e A 2218; d u n c h t e A 325;

dunckte B 2218, B 325 (5 B); dunkte C 85"; dunkt C 2318, C 335, C 836. 3.Pl.Prät.Ind.: d u n c h t e n A 74"; d u n c k t e n B 74". - Vgl. bedunken.

Wörterverzeichnis

159*

d u r c h Präp. ABC 6/76, ABC 6/79 u.ö. durch-leben

s w . 'lebend überstehen'. Inf.: dur leben AB 441. - Vgl.

leben. dürftige

swm. 'der Arme, Bettler',

4910. N.pi:

dùrfftige A 4810; dürftig BC 48/

dùrfftigen AB 2217; dürftigen C 2317.

dur-nehtic Adj. 'tadellos, fromm'. Akk.Sg.Ntr.: dur nechtig AB 987. d u r s t stm. turft A 36"; dürft B 36". è Adv. früher, vormals': A 1218, A 466 (4 A); e

BC 12/1318, AB 163 (1

A, 5 B, 1 C); mit Bedeutung 'ohnehin schon': è A 5217. Konj. 'ehe' (mit folgendem Opt.): é A 548; e C 55". - Vgl. erst. edel Adj. N.Sg.M.: edeler A 364, A 8814; ediler A 38"; edler BC 36/ 374, BC 38/39" (3B, 3 C). F.: edelü AB 88'; edlin C 1910; edel AB 1810; edle C6114. Ntr.: edel ABC 14/1512. Gen.Sg.M.: edlen C 9921. Dat.Sg.M.: edlen C 8916. F.: edeler A 816, A IO2 (4 A); edler BC 8/ 916, BC 10/112 (4 B, 2 C). Akk.Sg.M.: èdelen A 40"; edlen B 4019; e d e l e n AB 865; F.: edle C 875; edel AB 86". Ntr.: edel AB 945. Gen.PI.Ntr.: edler BC 74/7514; edeler A 7414. Dat.PI.F.: edelen AB 586; edlen C 1710, C 596. Ntr.: edilen A 1414; edlen B

W'.Akk.Pl.:

e d e l y C 1514. edel-man stm. Dat.Sg.: edelman C719. e i g e n Adj. Dat.Sg.Ntr.: aigenem A 168; aignen B 168; eignen C 257, C2518; eigen C 17". Akk.Sg.M.: eignen C615. subst.Adj.: aignen B 247, B 2418 eigen stn. 'Eigentum, ererbtes Grundeigentum', aigen AB 24"; e i g e n C 2514. Gen.Sg.: aigens AB 3016; eigen C 3l16. Dat.Sg.: aigen A 247, A 2418. Akk.Sg.: aigen AB 867. ein

Num.card., unbestimmter Art. N.M.: ain AB 146, AB 1617 (50 A, 48

B); ein C 156, C 1717 (52 C); an C 7315; ainer AB 617, AB 20« (4 A, 4 B); einer C 717, C 21" (6 C). F.: ain AB 63, AB IO1 (10 A, 11 B); ayn

160*

Glossar

A 881; ein C V, C II 1 (9 C); aine AB 9614. Ntr.: ain AB 12", AB 144 (10 A, 8 B); ein C 13", C 154 (9 C). Gen.M.: aines AB 1218, A 1616 (7 A, 6 B); ains B 1616, AB 467 (3 A, 4 B); eines C 1318, C 69", C 891; eins C 37", C 477; ein C 7910. F.: ains AB 10", A 285 (6 A, 3 B); ain B 285; eins C 295; einer C 55", C 10117. Ntr.: ains AB 8817; eins C 11", C 4313, C 6713. Dat.M.: ainem AB 1013, AB 1620 (12 A, 12 B); einem C ll 13 , C 1720 (13 C); eim C 7". F.: ainer A 125, AB 4012 (5 A, 4 B); ain B 125; einer C 41", C 43" (7 C). Ntr.: ainem AB 16", AB 16!2 (19 A, 19 B); aynem A 585; aynem B 585; aim B 147; aym A 147; einem C 157, C 17" (18 C); eim C 595, C 833. Akk.M.: ainen AB 14', AB 14» (16 A, 13 B); ain B 3017, AB 4817; an AB 62'; einen C 159, C 159 (15 C); ein C 2920, C 4917, C 5710. F.: aine A 128, A 186 (4 A, 1 B); ain B 128, B 186 (8 A, 11 B); ein C 135, C 138 (14 C). Ntr.: ain AB 85, AB 1216 (16 A, 17 B); ayn A 265; ayn A 8617; ein C 95, C 177 (20 C); eines C 1316. ein-ander erstarrter Dat. in den Verbindungen "bi einander" und "nach einander": ain anderen AB 22'; ein anderen C 239, C 374 (4 C); enandren C 757; ain ander AB 364, AB 747 (5 A, 4 B); en ander B 96\ ein-baeren swv. 'vereinigen'. Part.Prät.: geainbert AB 1814, AB 20'; geeinbert C 1914. ein-mal Adv. eins mäls C 11", C 6313, C 9916. ein-valtec Adj. 'rein'. Dat.Sg.F.: einfaltiger C 23\Akk.Sg.F.: ainvaltiger AB 22". ein-valtec-liche Adv. 'einfach' ainvalteklich A 901; ainfaltenklich B90 1 ; einualteklich C911. el-lende stn. 'Ausland, Fremde'. eilend C 1072.

Gen.Sg.: eilendes ABC 92/9310;

en Negativpartikel: A 7214, AB 8818. en-bern stv.IV 'entbehren'. Inf.: enbem AC 78/79"; anberen B 78".

Wörterverzeichnis

161*

ende stn. Dat.Sg.: ende A C 20/21", AB 78«; end B 20", C 798. Akk.

Sg.: ende A 812, A 16" (8 A, 1 B); end BC 8/912, BC 16/17" (7 B, 8 C).

ende-lich Adj. 'zuverlässig, tüchtig', präd.: endelich A 7210; endlich BC 72/7310. enphähen redv. 'empfangen'. Inf.: enphfahen AB 1041; enpfächen C 434. Part.Prät.: enphfangen AB 50", A 54", A 803; e n p f a n g e n C 41", C 51" (4 C); anpfangen B 803. 3.Sg.Prät.lnd.: enphfie A

347, A 6813 (4 A); anpfieng B 347, B 6813 (4 B); enpfieng C 357, C 6913 (4 C). 3.Pl.Prät.Ind.: enphf¡engen A 7617, A 98"; anpf¡engen

B 7617, B 98«; enpfiengent C 77". Part.Prät.:

anpfolhen C

enphüeren swv. 'entziehen, entführen'. 3.Sg.Prät.Opt.: 48H; enphfurti B 4814; entfurte C 4914.

anphfurti A

enphélhen stv.IV 'übergeben, anvertrauen'. 733. - Vgl. bevelhen.

ent-erben

swv. 3.Sg.Prät.lnd.:

entarpt ABC 30/3117. - Vgl. erben

ent-laden stv. VI 'befreien'. Part.Prät.: entladen C6513. ent-ledigen j w . freimachen'. ent-rechen

6

Part.Prät.: entledget C 103 .

stv.IV 'herauskratzen'.

3.Sg.Prät.Ind.:

entrach C 138.

3.PI.: entráchen A 12»; entrachen B 12".

ent-setzen swv. 'absetzen'. Part.Prät.: entfetzet AB 10212. ent-släfen redv. 'einschlafen'. Part.Prät.: entfläfen A 122; entfchlaffen BC 12/132. - Vgl. släfen. ent-stän stv.refl. 'verstehen'. Inf: entftán A 6610; entftön B 6610. 3.Sg.Prät.Ind.: entftunt AB 184.

en-wec -> hinwéc €r Pron. der 3. Pers.M. 14

C); ers C 9 .

er A B 623, C 91, A B C 8/93 (227 A, 211 B, 232

Glossar

162*

er-baere Adj. 'der Ehre gemäß sich benehmend, angemessen'. erbrer ABC 94/952. Akk.Sg.F.: erber A 4216; erber B 4216. erbarm(e)de

N.Sg.M.:

stf. 'Barmherzigkeit', e r b l r m d e A 46 18 ; erbermd BC

46/47 . Dat.Sg.: e r b l r m d e A 1812; erbermde B 1812; erbermd C 18

1912. erbarmen

swv.refl. "sich erbarmen über". Imp.Sg.: e r b a r m e A 3613,

AC 38/39 ; erbarm BC 36/37«, B 3812. 12

erbe stn. 'Erbschaft'. Dat.Sg.: erbe AB 74 4 , A78 1 6 ; erb BC78/79 1 6 . erbe stm. 'der Erbe',

e r b e A 227; erbe AB 70 15 , AB 7016; erb B 22 7 ,

C 71". Akk.Sg.: erben A 149; erben BC 14/159. Akk.Pl.: e r b e n A 3017; erben BC 30/3117, ABC 88/898. erben

swv. 3.Sg.Prät.Ind.: arbte AB 7016; e r b a t t C 7116. - Vgl. ent-

erben, ererben. er-bieten stv.II 'erweisen'. Part.Prät.: e r b o t t e n AB 422. erd-rich stn. Dat.Sg.: ertrich AB 28 8 , AB 34 17 u.ö. ere (st)swf. 'Ehre, Ansehen', ere A 3214, AB 74 15 , AB 92 3 ; er B 3214, C 7515. Gen.Sg.: ere A 56"; er C 57". Dat.Sg.: ere A 182, A 84 6 , A 10216; ere ABC 10/117, ABC 16/17' (10 A, 13 B, 6 C); er C 83 7 , C 87 4 (5 C). Akk.Sg.: ere AB 6 7 , AB 820 (3 A, 3 B, 2 C); er C 7 7 , C 920. Gen. PL: §ren A 182; eren B 182, ABC 24/258, AB 42". Dat.Pl.: eren A 34", A 3412, A 10416; eren AB 816, ABC 32/336 (8 A, 11 B, 5 C). Akk. PL: eren A 42 2 ; eren B 42 2 . er-erben swv. Part.Prät.: ererbt C 754. - Vgl. erben. er-gän

stv. 'geschehen'.

Part.Prät.: e r g a n g e n C 81 8 , C 1011. 3.Sg.

Präs.Ind.: e r g ä t ABC 102/1034. - Vgl. gän. er-hiulen* wv. 'erschallen' (< ahd. hiwilön 'jauchzen')97. 3.Pl.Prät.Ind.: erhulend C41 1 6 .

97

Belege flir Präteritalform hül-t- bei Benneke-Müller-Zamcke I, 692.

Wörterverzeichnis

163*

er-hoeren JHV. 'hören'. 3.Sg.Prät.Ind.: erhörte AB 389, AB 4812; erhört C 4912. - Vgl. hoeren. er-kennen JWV. 'kennen, wissen, erkennen', trans. 'anerkennen'. 3.Sg. Prät.lnd.: e r k a n d e A 702; e r k a n t e B 702; e r k a n t C 7l 2 . - Part.Prät. 'bekannt': e r k a n t AB 614, ABC 6/717, C II 2 . - 3.Sg.Prät.Ind. 'kennen, anerkennen': e r k a n d e AB 622. - Vgl. kennen. er-ledigen swv. frei machen'. Part.Prät : erledget

C 6718.

er-liden stv.I 'ertragen, erleben'. Part.Prät.: erlitten ABC 62/6317. er-lich Adj. AkkSg.M.: erlichen A 546; erlichen C 556. - Adv. erlich B 242. er-loesen swv. 'befreien von'. Part.Prät.: erlSfet A 568, A 6618; erlSft C 57«, BC 66/6718. er-louben swv. 'erlauben'. 3.Sg.Prät.Ind.: erlöpte A 502, AB 9216; erlöpt B 502, C 9316; erlebt C 512. 3.Sg.Prät.Opt.: erlöpti AC 92/9313; erlöbti B 9213. er-manen i w . Part.Prät.: e r m a n t C 101,s. 3.Sg.Prät.lnd.: e r m a n t C 2515. ernest stm. 'Aufrichtigkeit'. e r n f t ABC 60/612, AB 9216.

Dat.Sg.: e r n f t ABC 22/23". Akk.Sg.:

ernest-haft Adj. Dat.Sg.F.: e r n f t h a f t i g e r C73 18 . er-schallen stv.III Part.Prät.: erfchullen AB 4016. er-schinen stv.I 3.Sg.Prät.lnd.: e r f c h a y n A 10017; erfchain B 10017; e r f c h e i n C 10117. er-schrecken stv.IV 3.Sg.Prät.Ind.: e r f c h r a k C 13', ABC 12/1317 u.ö. 3.PI.Prät.lnd.: e r f c h r ä k e n A 12'; e r f c h r a k e n B 129. er-schrien stv.I '(auf-)schreien'. 3.Sg.Prät.lnd.: e r f c h r e A 4012; erf c h r e B4012. er-sehen stv.V'erblicken'. 46/4713. - Vgl. sehen.

3.Sg.Prät.Ind.: e r f a c h ABC 12/1317, ABC

Glossar

164*

erst Superl. zu e, er 'sobald als': §rft A 8016; erft AB 4417, BC 80/ 8116; erfte C 4517. - 'vor kurzem': erft ABC 80/8110. - 'zuerst': zem erft A 92'; zu dem erften B 921; von örft / erft A/B 813; von Srfte A 8414; von erften C 913, B 8414; von erft vf C 8514. erst Num.ord. Gen.Sg.M.: erften C 492. F.: erften AC 54/55», C 67".

Dat.SgM.:

er-starken JW.

erftarket C 1036.

'starkwerden'.

er-stfirben stv.lll Vgl. stürben.

'sterben'.

Part.Prät.:

erften AB 482.

erftarp AB 8618, A 8817. -

3.Sg.Prät.lnd.:

er-teilen swv. 'als Urteil zuerkennen'. Part.Prät.: ertailt AB 5019. - Vgl.

teilen. er-toeten 646. er-varn

swv. 'töten'.

Part.Prät.:

stv.VI 'erfahren'.

erdStet B 646; ertSdet A 56\ A

S.Sg.Prät.lnd:

erfSre C 817. - Vgl. varen. er-vröuwen 5wv. wen.

'erfreuen'. Part.Prät.:

erfur C 819.

3.Sg.Prät.Opt.:

erfrSwt C 1035. -

Vgl.

vröu-

er-wachen JW. 3.Sg.Prät.!nd: erwachet C 296, C 815. er-wahsen

stv.VI 'aufwachsen'. 3.Sg.Prät.Opt.: e r w u c h s AB 162. -

Vgl. wahsen. er-wecken swv. 'aufwecken'. Part.Prät.: e r w e k e t

A 5212. - Vgl.

wecken. er-wellen swv. '(aus-)erwählen'. Gerund.: erwellend B 94'; erwellent C 951. Part.Prät.: erweit C 5312, ABC 92/938, BC 94/952; erwelt A 942. - Vgl. wellen, uzerweln. er-wenden

swv. 'abwenden'. 3.Sg.Prät.Ind.: e r w a n t e A 1045; er-

want B 1045. er-wern swv. 'verwehren'. Inf: e r w e r e n A 1017; e r w e r e n B 1017. Part. Prät.:

ll17.

erwert A1018; erwert BC10/1118.

3.Sg.Prät.lnd.:

erwert C

Wörterverzeichnis

165*

er-w€rben stv.lll 'erlangen'. 3.Sg.Präs.Ind.: erwirbet A 564. 3.PI. 4 5 Präs.Ind.: erwerbent C 57 . 3.Sg.Prät.Ind.: erwarb C 9", C 95 ; er5 12 warp AB 94 . 3.Sg.Prät.0pt.: erwurb C67 . er-wirdec Adj. 'ehrwürdig'. N.Sg.M.: erwirdig C 73", C 95'.

erze-bischof stm. §rtzbiffchoff A 20*; ertzbifchoff BC 20/21*. er-zöugen s w . 'erzeigen'. Inf.: erz8gen ABC 2212V, ABC 34/35" u.ö.; erzogen C 63 5 . 3.Sg.Prät.Ind.: 3.Sg.Prät.Opt.: erzögti

erzögte AB 26 4 ; erzSgt C 27 4 .

17

erzögti AB 24 , A 2 6 \ A 28"; erzSgte C 2517, C 27 3 ;

B 263. - Vgl. zöugen.

er-ziehen stv.IJ Part.Prät.: erzogen ABC 30/318. - Vgl. ziehen. ete-lich Pron.Adj. 'einige'. N.Pl.M.: gtteliche A 2217; etliche BC 22/

2317, AB 386. Akk.Pl.F.: etlich ABC 46/477. Ntr.: etliche AB 629. etes-wa, etes-wie Adv. 'irgendwo', etfwa A 247, A 2416; etwa B 247, B 2416; etwen C 2516; etzwen C 257. Vor Adj. und Adv. 'ziemlich, sehr', e t f w i e A 18\ A 2413 (9 A, 2 B);

etwie AC 22/2316, C 374 (1 A, 2 B, 6 C); etwen B 183, B 221Ä (4 B, 2 C); etwan B 2413; etwa C 2513, C 4314, C 43"; e t w a s C 1035; etwz C 193. ewic Adj. 'ewig'. N.Sg.M.: ewig C 635. F.: ewig BC 50/51"; ewige A 50". Gen.Sg.F.: ewigen C 3520. Dat.Sg.F.: ewigen ABC 52/535, AB 607. Ntr.: ewigen C 617. Akk.Sg.F-: ewigen C 618, C 6116, AB 1067. Ntr.: ewige A 5214, AC 56/574; ewigs C 1074. Dat.Pl.F.: ewige AB 6016, AB 1064. ewic-lichen Adv. 'für alle Zeit', eweklich A 3414, A 54", A 8810; ewenklich B 3414, B 8810; ewenklichen C 3514, C 3521, C 55". ez Pron. 3.Pers.Sg.Ntr.

e s ABC 6/7 3 , AB 8 8 u.ö.

Akk.Sg. des Pron. 3.Pers.Ntr. tion: ir e s > irs u.a.]

F

V

e s AB 1017, B 1018 u.ö. [z.T.

Assimila-

166*

Glossar

gaehe Adj. 'jähzornig', präd.: g i c h C4717. gän anv. 'gehen'. Part.Prät.: gangen ABC 12/132, B 222; g e g a n g e n C 232, ABC 50/51". 3.Sg.Präs.Ind.: g ä t A 80"; g ä t B 80"; g a u t C 81". 3.Sg.Prät.Ind.: gie A 1014, A 124 (15A); gieng BC 10/1114, BC 12/134 (3 A, 17 B, 18 C). 3.Pl.Prät.Ind.: giengent C 4118. 3.Sg.Prät. Opt.: gienge ABC 36/37", A 3612; gieng B 3612, BC 90/911. - Vgl. angän, begän, ergan, hingän, ingän, nachgän, vorgän, zergän. ganc stm. -> kirch-ganc. ganz Adj. N.Sg.M.: gantz C 7910. Dat.Sg.M.: g a n t z e m ABC 64/654, ABC 66/6715, C 10514. Akk.Sg.M.: gantzen ABC 40/41», ABC 60/612. gar Adv. 'gänzlich, sehr', gar ABC 10/112, C II 3 , ABC 10/1115 u.ö.; gär A 1025; gär C 57". gebaerde stf. 'Benehmen, Wesen'. Dat.Sg.: g e b e r d e A 206; geberd B 206. Dat.Pl.: g e b e r d e n ABC 14/151, C 1912. geben stv.V 'geben'. Inf.: g e b e n BC 10/119, C 2312 u.ö. Gerund.: geb e n n e A 109. Part.Prät.: g e g e b e n AB 229, B 6614; g e g e b e n A 6614; g e b e n C 239, C 479 (4 C). 3.Sg.Prät.Ind.: g a b ABC 14/159, ABC 20/ 212 (13 A, 15 B, 12 C); g a p A 3014, A 3017, A 34». 3.Pl.Prät.Ind.: gaben A 186, B 407, AB 8615; gäben A 407; gabend B 18Ä; g a b e n t C 196, C 417, C 8715. 3.Sg.Prät.Opt.: g e b e ABC 48/4917; g e b C 25'. 3.PI. Prät.Opt.: g l b i n AB405; gebint C41 5 . - Vgl. ufgeben. ge-bern stv.IV 'gebären'. Part.Prät.: g e b o m C II 2 , C 678, A 68\ C 694; g e b o r e n B 683. ge-b6t stn. 'Gebet', g e b e t t A 52'7, C 5516, AC 54/5524. Dat.Sg.: geb e t t e A 109, AB 1812 (7 A, 4 B, 3 C); g e b e t t BC 10/119, C 1912 (1 A, 2 B, 4 C).Akk.Pl.: g e b e t t ABC 10/1114, AC 54/554. ge-bieten stv.II 'befehlen'. Inf: gebieten AB 6418. 1.Sg.Präs.Ind.: g e b ü t e A 84'; g e b ü t B 84'. l.PI.Präs.Ind.: gebietent C 85'. ge bot stn. g e b ö t t A 82"; g e b o t t BC 82/83". Dat.Sg.: g e b o t t e A 8212; g e b o t t BC 82/8312. Akk.Sg.: g e b o t t ABC 84/854.

Wörterverzeichnis

167*

ge-bresten stv.IV 'mangeln'. Part.Prät.: gebroften C 674. ge-burt

stf. 'Geburt, Herkunft', auch 'Nachkommenschaft'. Gen.Sg.: g e -

bürte A 301; geburt B 301. Dat.Sg.: geburt ABC 8/916, ABC 10/112. Akk.Sg.: geburt ABC 20/212, ABC 22/23*. - Vgl. bürtic. ge-denken swv. Inf: gedenchen A 528; gedenken C 53®. 3.Sg.Prät. Ind.: gedächte AB 50", A 72'; gedachte B 721; gedächt A 462; gedächt AC 24/25\ C 731; gedacht B 245, B 462; gedaucht C 472, C 51". ge-dinge stn. 'Übereinkunft, Vertrag'. Akk.Sg.: geding C 99".

ge-dultec Adj. präd.: getultig A 46", A 88», C 992; gedultig B 4618, B 88'. - Vgl. dultec. ge-dultec-heit stf. 'Geduld'. Dat.Sg.: gedultkait A 985; gedultikait B

985. gegen Präp. mit Dat. ABC 18/1912, ABC 18/1917 (7 A, 7 B, 6 C). - Vgl. gen. gegene stf. 'Gegend'. Dat.Sg.: g e g e n y A 1022; g e g e n y B 1022; gegin C 33", C 6l17. Dat.Pl.: gegynen A 6017; gegnynen B 6017; ge-

gin AB 32". ge-haben

swstv.refi. 'sich befinden'. 3.Sg.Prät.Ind.: gehapte A 789;

gehub BC 78/799. ge-helfen stv.III = helfen. Inf : gehelfen C 45", ABC 52/537. 3.PI. Prät.Opt.: gehulffen A 5222. ge-hellen

stv.III 'entsprechen, übereinstimmen, einhellig sein'. Inf:

ge-

hellen AB 96*. ge-hoeren s w . trans. 'hören': 3.Sg.Prät.Ind.: gehörte A 1816; gehört C 1916. Opt.: gehorti B 18". - intrans. 'gehören': 3.Sg.Präs.Ind.: gehSrt C 355, C 876, BC 86/8710. 3 Sg.Prat.Ind.: gehorti B 345; gehört

C 8713. Vgl. hoeren, hingehoeren, erhoeren.

168*

Glossar

geist stm., die belegten Stellen können den Sinn haben: 'Seele; heiliger 4 8 Geist; böser Geist, Dämon', gaift A 56\ AB 98 , B 106 ; gayft A 1068; geift C 1078. Gen.Sg.: gaiftes AB 4417; geiftes C 4517. Dat.

Sg.: geift C6513.

14

geist lich Adj. N.Sg.M.: geiftlicher C 91 . Ntr.: geiftlich C 73".

gaifchlicher A 74", A 764 (4 A); gaiftlicher B 74", B 76" (4 B); geiftlicher C I V , C 954. Ntr.: gaifchlichem A 581, A 60' (4 A); gaiftlichem B 58', B 60» (4 B); geiftlichem C 59', C 619, C 7314. Akk. Sg.Ntr.: gaifchlich A 3219, A 76"; gaiftlich B 3219, B 76"; geiftlicher C 77". N.Pl.Ntr.: geiftliche C 573. Gen.Pl.F.. gaiftlicher AB 321Ä; geiftlich C 3316. Ntr.: gaifchlicher A 621; gaiftlicher B 621. Dat.Pl.M.: gaifchlichen A 72Ä; gaiftlichen B 726. F.: gaifchlichen A 7412, A 783; gaiftlichen B 7412, B 783; geiftlichen C 75", C 793. Ntr.: gaifchlichen A 726, A 72', A 7612; gaiftlichen B 726, B 72', B 7612; geiftlichen C 739, C 7712. Akk.Pl.F.: gaifchlich A 92"; gaiftlich B 924; geiftlich C 934. Ntr.: gaifchlich A 3219; gaiftlich B 3219; geiftlich C 3319, C 63', C 99".

Dat.Sg.F.:

19

geist-lfcheit stf. 'geistlichesLeben'. Akk.Sg.: geiftlichkeit C33 .

ge-lert Adj. (Part, zu leren), präd.: gelert C 7314. N.PI.M.: gelerte A 4019; gelert BC 40/4119. - Vgl. ungelert. ge-lich

Adj. 'gleich', präd. oder mit Pron. (vgl. nhd. 'seinesgleichen'):

gelich ABC 6/720, ABC 8/917 u.ö. - Dat.Sg.F.: gelicher C 3714. Akk.Pl. Ntr.: geliche AB 189; glichen C 199.

ge-Iigere stn. (zu "ligen" 'liegen') 'Lager, Lagerstätte'. Dat.Sg.: geliger

A5218; (gelider C5318). ge-loben swv. 3.Sg.Prät.Ind.: gelopte AB 487; gelopt C 497. Vgl. loben. ge-loube(n) swm. 'Glaube', gelöb AB 614; glob C 714. Gen.Sg.: gelöben AB 10212, AB 104". Dat.Sg.: gelöben AB 64", AB 6615; glöben C654; globen C6T5.Akk.Sg.: geloben AB 408; globen C418; globen C 978.

Wörterverzeichnis

169*

ge-loubec Adj. 'gläubig', präd.: gelSbig A B 147. Dat.Sg.Ntr.:

gelSbi-

gen AB 148. - Vgl. ungeloubec. ge-louben swv. 'glauben'. Inf.: g e l ö b e n A B 822; g l ö b e n C 832. ge-lücke stn. 'Geschick, Glück'. Dat.Sg.: gelüke A 2816, A B 1024; gelük B 2816. ge-mein Adj. 'für alle bestimmt'. Akk.Sg.M.: g e m a i n e n A B 605. gemein-Iiche(n) Adv. 'insgesamt', g e m a i n l i c h A B 4018; g e m e i n l i c h C 41". ge-mein-same

stf. 'Vereinigung'. Akk.Sg.: g e m a i n f i m y A 5418; ge-

m e i n f a m i C 5518. gen Präp. (kontr. Form von gegen; mit Dat. g e n A B C 2 6 / 2 7 A B C 34/ 353 (8 A, 8 B, 11C). ge-nade

stf. 'Gunst, Wohlwollen, Huld Gottes'. 15

Akk.Sg.: g e n ä d e A

10

42", A 68 ; g e n ä d A 76 ; g e n ä d e B 42"; g n ä d e B 6815; g n ä d C 6915, B C 76/7710; g n a u d C 672; gnad C 43". Gen.Pl.: g e n ä d e n A 46"; g e n ä d e n B 464; g e n a d e n A 662; g n ä d e n B 662. ge-naedec Adj. 'wohlwollend, gnädig', präd.: g e n ä d i g A 4618; genedig B 4618. ge-nesen stv.V 'gesunden, errettet werden'. Part.Prät.: g e n e f e n A B 4418, A B C 52/53'. ge-nöz stswm '(Leidens-)Genosse, einer der desselben teilhaftig ist', genörr A 36'; g e n ö r B 36'. ge-reht

Adj. 'gerecht, geschickt',

präd.: g e r e c h t A 4617, C 67\ A C

66/673; gereht B 4617, B 673. Dat.Sg.M.: g e r e c h t e n A B C 46/4716. -

Vgl. reht. gerehtec-heit

stf. 'rechtlich begründeter Anspruch'. Akk.Sg.: g e r e c h -

t e k a i t A B 102", A 10415; gerechtikait B 10415. gerne Adv. gerne A 1818, A 422 (4 A); gern B 1818, B 422 (4 B, 2 C). Komp.: gerner A B 74'.

Glossar

170*

ge-schrift stf. 'heilige Schrift'. Gen.Sg.: gefchrift ABC 72/73l5, BC 76/ 776; gefchrifft A76 6 . Dat.Sg: gefchrifft A 183, A 207; gefchrift B 183, BC 20/217. - Vgl. schrift. ge-siht stf. 'Vision'. Akk.Sg.: geficht ABC 28/2912, AB 1025. ge-sinde stn. 'Gefolge, Dienerschaft', gefinde AB 1815; gefind C 1915. Dat.Sg.: gefinde AB 38", AB 386 (4 A, 2 B, 1 C); gefind BC 40/411, B 42n. AkkSg.: gefinde A42 4 ; gefind B 424; gefint C43 4 . ge-sippe Adj. 'verwandt', präd.: gefipp BC 28/29". - Vgl. sippe.

ge-sitzen stv.V = "sitzen". Inf: gefitzen AC 22/23". - Vgl. sitzen. ge-slaht Adj. 'geartet'. Dat.Sg.M.: gefIahten AB 1412; gefchlachten C 1512. ge-slehte stn. 'Geschlecht, Abkunft'. Dat.Sg.: geflechte A B 104, A 187;

gefchlechte B 187; gefchecht C ll 4 ; gefchlecht C 197. ge-smac stm. 'Geruch', gefchmak B 8814. - Vgl. smac. ge-stalt - » stellen ge-stift

stf. 'Stiftung, Gotteshaus'.

Gen.Sg.: g e f t i f f t A B 3418, A 86';

g e f t i f t B C 86/87'. Dat.Sg.: geftift C 10710. Akk.Sg.: g e f t i f f t A B 50",

AB 722, AB 100»; geftift C 51», C 732, C 999. - Vgl. stift. ge-sunt Adj. präd.: gefund C 4518, C 6514. N.Sg.M.: gefunter C 6313. -Adv. gefunde A6414; gefund B6414.

ge-tregede stn. Koll. zu "tragen", 'Ladung, Last'. Akk.Sg.: getregde A 94"; getragt C 95". ge-tritt* stf. Koll. zu" treten", 'Durchgang'. Dat.Sg.: getritt C 9516. ge-triuwe

Adj. 'getreu, wohlmeinend'.

N.Sg.M.: g e t r ü w e r A B 906;

getruwer C 9l6. Akk.Sg.M.: getrüwen C 9l13. - Vgl. triuwe. ge-triuwelich Adj. präd.: getrülich AB 72'; trúlich C73 1 . ge-triuwen swv. mit Dat. 'ihm zutrauen, vertrauen'. 3.Sg.Prät.Ind.: 2

t r ú w e t ABC 16/17 .

ge-

Wörterverzeichnis

171*

ge-türsten* sw. 'wagen, den Mut, die Kühnheit haben'. 7

3.Sg.Prät.Ind.:

10

getorft C 65 , C 97". 3 Pl.Prat.lnd.: getorften AB12 ; getorftent C 1310. ge-vallen redv. 'gefallen'. 3.Sg.Prät.Ind.: geviel AC 76/7712; gefiel B

7612. ge-vancnisse stf. 'Gefangenschaß, Gebundenheit', gefangnuft B 981; geuangnüfz C 991. Dat.Sg.: gefangnuft B 9613; gefangnüf C 9713. Akk.Sg.: gefangknüfz C 5720. - Vgl. vancnisse. ge-vilde stn. Koll. zu "velt". Akk.Sg.: gevilde A 868; gefilde B 868. ge-vriunt

AB 6213.

Adj. 'Freunde, Verwandte besitzend'.

N.Sg.M.:

gefründer

ge-wäfent Part.Adj. 'bewaffnet'. Dat.Sg.F.: gewäfenter A 1041; ge-

wäffenter B 104'. ge-walt stm. 'Macht, Machtbereich, Herrschaft'. Dat.Sg.: gewalte A B

842, A 967; gewalt C 852, BC 96/977. Akk.Sg.: gewalt ABC 34/354, C 358 u.ö. ge-want stn. 'Kleidung'. Dat.Sg.: gewande A 5218. ge-waere, gewäre Adj. 'wahr, wahrhaft'. N.Pl.M.: g e w l r e n A 423;

gewaren B 423. ge-werden swv. 'würdig erachten'. Part.Prät.: gewert ABC 26/274. ge-winnen stv.III Inf: gewinnen ABC 42/4316. Part.Prät.: gewun-

nen ABC 32/332, AC 56/57". 3.Sg.Prät.Ind.: gewan ABC 86/8714. 3.Sg.Plusq.lnd.: gewunne ABC 8/920. ge-won-heit stf. 'Gewohnheit', gewonhait AB 63; gewonheit C 73, C 10714. Dat.Sg.: gewonhait AB 10"; gewonheit C 11". Akk.Sg.:

gewonhait AB 1012, AB 2214, A 38"; gewonheit C ll12, C 3915; gewönheit C 2314; gewonhat B 38". ge-zemen stv.IV 'geziemen'. 3.Sg.Prät.Opt.: g e z l m e AB 4217; g e z l m

C4317.

ge-zoc stmn. 'Gefolge'. Akk.Sg.: gezog A 546. - Vgl.

zug.

Glossar

172*

giezen stv.II'gießen'. 3.Sg.Prät.Ind.: göff A 4415; göff B 4415; goff C 4515. glas stn. C 41". gloube, gloubec, glouben - » geloube, geloubec, gelouben. glich - > gelich. glücke - > gelücke. gluot stf. 'Glut, Feuer'. Dat.Sg.: glut AB 125, ABC 12/13» u.ö. Akk.Sg.: glutt C 135. gnade - » genade. got stm. got AB 84, ABC 14/15» (26 A, 26 B, 10 C); gott C 94, C 212 (11 C). Gen.Sg.: gottes ABC 8/9", ABC 10/118 u.ö. Dat.Sg.: gotte AB 87, A 3216 (18 A, 4 B, 2 C); gote A 54"; gott C 4915, C 55" (2 B, 10 C); got C 97, ABC 24/256 (2 A, 12 B, 5 C). Akk.Sg.: got AB 6», A B 819 (15 A, 14 B, 11 C); gott C 7», C 91» (6 C). gotes-heilige swm. Gen.Pl.: gottesheilgen C 10316. Dat.Pl.: gottesheilgen C 5519; gotteshelgen C 873. gotes-hus stn. 'Gotteshaus, Kirche', gottefhus AB 2412, AB 2417 (5 A, 4 B); gotteshuß B 8410; gotzhus C 273, C 335 (1 A, 6 C); gotzhufz C 2512, C 953; gotzhuf B 3412. Gen.Sg.: gotteshufes A 862; gotteshuß B 862; gotzhuß B 1043; gotzhus C 872, A 1043. Dat.Sg.: gottefhus AB 905; gotzhus C 99". Akk.Sg.: gottefhus AB 246, AB 2417 (6 A, 4 B); gotzhus C 256, C 355 (1 A, 1 B, 9 C); gotzhufz C 2517; gotzhuß B 8612, B 1046. Dat.Pl.: gottefhüfern A 243; gotzhüfern B 243; gotzhüffren C25\Akk.Pl.: gottefhüser AB 9017. gotes-kneht

stm. 'Diener Gottes'.

Gen.Pl.: gottefknechte A 841;

gotteskneht B 841. gotes-liebe* stf. Dat.Sg.: gottesliebi AB70 18 ; gottes lieby C7118. gotes-vriunt stm. gottesfrünt AB 3812. N.Pl.: gottesfründe A42 3 ; gottesfründ BC 42/433.

Wörterverzeichnis

173*

götlich Adj. [Gegensatz zu "weltlichM7 Dat.Sg.F.: gStlicher A 7215; gSttlicher C 75"; gSlicher B 72". N.Pl.Ntr.: gStlichü A 2012; gStlichi B 2012; gottliche C21 12 . grap

stn. 'Grab'. Dat.Sg.: g r a b e A 6210, A 64 8 (6 A); g r a b BC 62/

6310, C 655 (6 B, 9 C); g r a p AB 66', AB 6812. Akk.Sg.: g r a p A 644, A 649 (6 A); g r a b B 644, B 64' (6 B, 5 C); g r a b e C 654. grave swm. 'Graf, g r a v e A 2212, A 245 (4 A); g r a v e A 184, A 305 (20 A, 1 B); g r a u e B 184, B 381 (1 A, 5 B); gräf A 5813, A 7012; grMf AC 10/116, AB 1416 (8 A, 1 B, 10 C); graf A 82, A 3014 (7 A, 2 C); g r ä f f e C 25s; grMff B 82, B 106 (32 B, 36 C); grauff B 6218, C 71"; g r a f t C 92, C 5710, C 101'°. Gen.Sg.: g r a v e n A 281, A 32" (8 A, 2 B); g r ä f e n C 89'; g r i f f e n C 413, B 8416, B 901; g r a f f e n B 761, B 881, C 9921; gräf A 587, A 686, C 8516; gräff B 62, B 281 (4 B, 2 C); graf A 62. Dat.Sg.: g r a v e n A 2812, A 28" (6 A); g r a u e n B 2812, B 28" (1 A, 3 B); g r ä f e n C 75', C 8917; g r i f f e n C 2912, C 29" (2 B, 3 C); g r a f f e n B 749; g r a v e A 744; gräf A 166, C 8512; gräff B 166, C 291 (3 B, 3 C); graff C 714. Akk.Sg.: g r a v e n AB 4013, AB 40" (11 A, 4 B); g r ä f f e n C 4113, C 41" (5 B, 5 C); g r a f e n B 66"; g r a v e A 8"; g r a u e B 8"; gräff C 915, C 43" (1 B, 5 C); graf C 9910. Gen.Pi: g r ä v e n A 62'; g r a u e n B 62'. Akk.Pl.: g r ä f f e n C 631. - Vgl. lantgräve. gräven-geslehte stn. 'Grafengeschlecht'. Gen.Sg.: g r a v e n g e i l e c h t e A 187; g r a u e n g e f c h l e c h t e B 187. graevinne stf. 'Gräfin', g r i v i n n e AB 108, A 1418; g r l u i n n e B 1212, B 1418; g r l v y n n e A 1212; g r ä v y n n e A 9612; g r a v i n n e A 824; grevinn e A 1025; g r l v i n A 584; gräuin B 584; g r l f i n n e B 1810; g r l f f i n n e B 9612; g r e f i n n e A 1810, A 18"; g r a f f i n n e B 1815; g r l f i n C 1312, C 1518 (4 C); g r i f f i n B 824, B 102s; greffin C ll 8 , C 18". Gen.Sg.: g r l fin C 197, A 307; g r i f f i n B 307. Dat.Sg.: g r ä v y n n e A 7816, B 106'; g r l v i n A 567; grSffin C 577, C 19l6.Akk.Sg.: grevin A 52"; g r e f f i n C 53". grifen —> angrifen

Glossar

174*

grimme Adj. 'zornig, wild, schmerzlich, heftig', präd.: grymme A 1015, B 10219; grymme B 1015, A 102"; grimm C 917, C II 15 . Gen.Sg.M.: grimmen AB 12"; grimen C 1318. Akk.Sg.M.: grymmer A 817; grymmer B 817. grimmec-liche Adv. grymmekliche A 4219; grymelichen B 42"; grimlich C43 19 . griu-lich Adj. 'Schrecken erregend'. Akk.Sg.F.: gruliche AB64 10 . groz

Adj. 'groß, viel'. N.Sg.M.: groffer C 397. F.: gröff B 10413;

gr8ffü A 9012; gröffi B 9012; groffe AC 104/10513; grofe C 9112. Ntr.: grolT C 1317, C 99'3; grös B 1217; groffe A 1217. Dat.Sg.M.: groffem AC 22/2310, A 10015; gröffem B 2210, B 100". F.: groffer AC 44/457, AC 70/71', A 100"; groffer B 447, B 705 (4 B); groffen A 125; gröffen B 125. Ntr.: groffem C 2310, A 2816 (3 A, 2 C); gröffem B 6214, B 706; g r i f f e n B 28 16 .AktSg.M.: groffen A 602, A 9216, A 96'; gröffen B 9216, B 961; gröfen B 602; groff C 612, C 971. F.: groffe A 7613; groffe B 7613; groffi C 135, C 7713; groffer A 9010; groff AC 76/77l0; gröff B 7610; gröffen B 90'°; grofen C 6l 10 . Ntr.: groffes A 65, A 4020; gröffes B 65, B 4020; groffe A 68'; groff C 41 20 A 9411. g r ^ f f B 6 8 1 B 9411. g r g f z c 9511. g r o s c 75 A IPIM.: groffe C V. F.: groffen C 9917. Ntr.: groffü A 5213; groffe C 5313. Dat.PI.F.: groffen AC 52/534, AC 52/53« (7 A, 3 C); gröffen B 524, B 526 (7 B); grofen C 632. Akk. Pl.Ntr.: grSffü A 64'; gröffi B 64'; groff A22 11 ; grös B 2 2 " ; groff C65 1 . grözec-lTche Adv. 'sehr, großzügig'. grSrriich AB 84", AB 867. grünt stm. Dat.Sg.: gründe AB 8417; grund C 8517. guldin Adj. 'golden', präd.: guldin ABC 28/29". gunnen anv. 'gönnen, gewähren'. 3.Sg.Prät.Ind.: gonde A 14'; gunde B 14'; gund C 15'. guot Adj. 'gut'. N.Sg.M.: guter ABC 20/21', C 2115 (4 A, 4 B, 3 C); guter C 293; gute A 8416, AB 907, AB 104"; gutte A 2812; gut AB

Wörterverzeichnis

175*

285, BC 28/2912 (2 A, 4 B, 4 C). Mr.: g u t ABC 14/1512. Dat.Sg.M.: g u t e n ABC 24/2516, ABC 26/27' (3 A, 3 B, 4 C). Ntr.: g u t e m A 909; g u t e n ABC 78/79«, ABC 86/8718 (3 A, 4 B, 3 C). Akk.Sg.M.: g u t e n ABC 82/837. Ntr.: g u t e s ABC I8/1917; g u t C 8117. N.PIM: g u t e A 545, C 5524; g u t C 555. Ntr.: g u t e n A 5424. Gen.Pl.Ntr.: g u t e r AB 142; g u t t e r C 152. Dat.Pl.M.: g u t e n ABC 10/1110, ABC 14/153. Ntr.: g u t e n ABC 18/1917, AB 201 (6 A, 4 B, 5 C). Akk.Pl.Ntr.: gutll A 1014, A 1016; guti B 1014, B 1016; g u t e C II 14 , C II 16 ; g u t AB 24". Subst.Superl.Dat.Sg.Ntr.: aller b e f t e n C 7520. Akk.Sg.Ntr.: b e f t C lV.Akk.PI.M.: b e f t e n AB 74". Adv. g u t e C 23'. Superl. a l l e r b e s t A 2412; a l l e r b a f t B 2412; allerb e f t e C 2512. guot stn. 'Gut, Vermögen', g u t C 25", ABC 32/3314 u.ö. Gen.Sg.: g u t e s ABC 8/94, AB 163 (8 A, 7 B, 4 C); g u t t e s C 79"; g u t z C 258, C 57"; g u t e n C 173. Dat.Sg.: g u t e AB 817, AB 165 (12 A, 3 B); g u t C 917, C 175 (8 B, 12 C). Akk.Sg.: g u t ABC 6/l\ ABC 16/17" u.ö. Dat.Pl: g u t r e n C2V.Akk.Pl.: g u t e r C 2510. guot-tät stf. 'Wohltat'. Akk.Sg.: g u t t a t C 5513. habch stm. 'Habicht', h a p c h ABC 68/6910.

h a p c h AC 70/711; h a b c h B 70'. Akk.Sg.:

haben, hän swv. Inf.: h a n ABC 10/1118, AC 12/137 (11 A, 8 B, 5 C); h ä n B 90'; h o n B 127, B 100"; h a b e n C 3310, ABC 70/7117 (2 A, 2 B, 4 C). Part.Prät.: g e h e p t A 1218, A 164 (5 A); g e h e p t B 1218, BC 16/ 174 (1 A, 3 B, 2 C). I.Sg. Präs. Ind.: h a n AC 54/5518. 2.Sg.: h ä f t ABC 52/535. 3.Sg.: h ä t A 85, A 5417; h ä t B 85, AC 54/55" (3 A, 2 B, 2 C); heitt C 853; h a t A 707; h a t t BC 70/717; h e t t C 95. i.Pl.. h a b e n A 5213; h a b e n t C 5313. 2.PL: h a b e n t A 5426, AB 844, C 10710; h a b i n t C 854; h a n t A 563; h a n d C 5526. 3.PL: h a n t AB 610, AB 6"; h a n d C 710, C 7". - 3.Sg. Prät.Ind.: h a t t e A 12', AB 1218 (59 A, 18 B, 5 C); h a t t AB 8", AB 10' (7 A, 37 B, 34 C); h a t C 9", C 11' (1 B, 24 C); h ä t C II 12 , C 2313 (4 C); h ä t t C 618, C 95"; h e t t C 57'. 3.PI.: h a t -

Glossar

176*

t e n A B 20', A 5 2 " (8 A, 6 B); hattent C 5323, C 6317 (4 C); h a t e n t C 9110; g e h a t t e n 6217. 3.Sg.Prät.Opt.: 17

2

hette A 1818, A 3817; hette B

18

36», B 38 ; hetti A B 42 , A B 66 ; hett C 3817, C 6718, C 9717. 3.PL: hettin A 5217; hettend B 1818. Vgl. a h t h a b e n . h a l t e n redv.

halten ABC 34/351, AB 72", C 97«. 3.Pl.Prät.Ind.:

hiel-

tent C 75". h a n d e l n swv. 'mit den Händen fassen'. Gerund.: h a n d i e n t B 8813. h a n e swm. 'Hahn', h a n e B 483. hane-krät stfm. 'Krähen des Hahns'. Dat.Sg.: h a n e krät A 483; h a n kraut C 493. h a n t stf. 'Hand', hant A 3816; h a n d B C 38/3916. Dat.Sg.: h a n t A 6810, A B 70' (4 A, 1 B); h a n d B C 68/6910, C 711 (3 B, 3 C). Akk.Sg.: 5

5/4

hant

20

A 88 ; h a n d B C 88/89 . Dat.Pl.: h e n d e n B C 28/29 , A B C 40/415 u.ö.; h a n d e n A 2820. Akk.Pl.: h e n d e A B 404, A 406, A 647; h e n d C 414, B C 40/416, B C 64/657. h a n t - v e s t e stf. 'Verbriefung der Rechte, Urkunde'. Dat.Sg.: h a n t v e f f t y A 746; h a n d v e f t y B 746; handuefti C75 6 . Akk.Sg.: h a n t v e f f ti A 34»; h a n t veiti A B 3414; hant v§fti A 8217; h a n d vefti B 349, B 8217; h a n d u e f t e C 35'. h e b e n stv.VI abs. 'an-, stillhalten', refl. 'sich aufmachen'. 13

3.Sg.Prät.Ind.:

1

hub A B C 46/47 , C 101 . - Vgl. anheben. heilic Adj. 'heilig'. N.Sg.M.: hailiger A 208, A B 2818, A B 5010; haiiger B 208; hailig A B 323, B 58'2, A B 92'* (4 A, 6 B); heiliger C 2918, C 5l 10 , C 107"; hailige A 5812, A B 8413*, A 1068; heilige C 333. heiiger C 938; heilig C 5912. N.Sg.F.: hailigü A B 88', A 883; hailgü B 883; hailige A 6014; helge C 89'; hailig B 6014, A B 94", A B 961; heilig C ll 7 , C 95", C 971. Gen.Sg.M.: hailigen A 4417, A B 6812; haiigen B 4417; heiligen C 4517, C 6912, C 79". F.: hailigen A 302, A 7215, A 766; haiigen A B 2810, B 302 (1 A, 4 B); heiigen C 2910, C 311 (4 C); helg e n C 73". Ntr.: hailigen A B 862; heiligen C 872. Dat.Sg.M.:

hei-

Wörterverzeichnis

177*

gen C 6l15. F.: hailigen A 183, A 207 (4 A); haiigen B 183, B 207, B 7816; heiligen C 107«, heiigen C 193; helgen C 2l7, C 538. Ntr.: hailigem A 82", AB 1064; hailigen AB 1612, A 6210 (4 A, 2 B); haiigen B 78", B 82», B 9410; heiligen C \V\ C 798; helgen C 83", C 9510. Akk.Sg.M.: hailigen A 72», A 66'*, AB 90"; haiigen B 72", B 66'*; helgen C 799. F.: hailigen A 1025; haiigen B 1025. Ntr.: hailiges AB 8017;hailig AB 9214, AB 102"; heiig C 93'\ C 8117. N.P1.M.: hailigen A 821; haiigen B 82'; heilig C 831. Gen.Pl.M.: hailigen A 1045; haiigen B 104'. Dat.Pl. M-: haiigen AB 261; heiligen C 274; helgen C 2l\ f.: hailigen A 2820, A 10214; haiigen B 2820, B 10214; helgen C 2920. Akk.Pl.M.: hailigen A 946; haiigen B 946; heiigen C 956. [* Epitheton für Graf Eberhard] heilic-heit stf.'Frömmigkeit'. Dat.Sg.: hailichait AB 4014. heilic-tuom stn. 'Reliquie'. AkkSg.: hailtum A 945; hailtum B 945; heltum C 955. heilige swm. 'der Heilige, die Reliquie'. Dat.Sg.: hailigen A 6213; haiigen B 62"; heiigen C 6315. Gen.PL: hailigen A 10216; haiigen B 10216. Dat.Pl.: hailigen A 5418, A 853, A 1022; haiigen AB 87, AB 26" (2 A, 4 B); helgen C 97, C 107". - Vgl. gotesheilige. heim, hein Adv. 'nach Hause', hain AB 42', AB 461 (5 A, 4 B, 1 C); hein C 43», C 47' (4 C); hayme A 543; haim C 55». heim liche Adv. 'heimlich', haimlichen C 133; haimlich AB 123, B 125; haymlich A 125; heimlich C 135. heim-suochen swv. 'besuchen'. 3.Pl.Prät.Opt.: haym fuchtin A 5224. -

Vgl. suochen. heimuot stf. 'Heimat'. Akk.Sg.: haymut A 9210; haymut B 9210. heiz Adj. 'heiß'. Dat.Sg.F.: haiffen AB 125. heizen redv. 'nennen, befehlen'. Part.Prät.: gehaiffen AB 81S, AB 1410 (5 A, 5 B); geheiffen C 9", C 1510. l.Sg.Präs.lnd.: haiff AB 84'. 2.Sg.: haifeft A 528; heiffeft C 538. 3.Sg.: haiffet AB 16", AB 585

Glossar

178*

(5 A, 5 B); h e i f f e t C 17", C 87". l.Pl: h e i f f e n t C 851. - 3.Sg.Prät. Ind.: hiefT AC 16/1717, A 186 (28 A, 22 B, 17 C); h i e s B1617, B 186 (6 B, 4 C); hiefz C 892; heiff C 196, C 973; heifz C 2l 14 . i.P/.: N e f f e n AB 12", AB 96"; h i e f f e n t C 13". 3.Sg.Prät.Opt.: N e f f e A 388, AC 38/399; h i e s B 388, B 389; hieff C 398. helfe stf. •Hilfe'. Dat.Sg.: h e l f f e A66"; helf B 66"; hilf C 67". helfen stv.IIIInf: h e l f f e n A 488; h e l f e n B 488, C 9718. Part.Prät.: g e h o l f e n AC 54/5516; g e h o l f f e n A 5417. 3.Sg.Präs.Opt: h e l f t A 1067; helf BC 106/1077. 3.Sg.Prät.Opt.: h u l f f e A 486; h ü l f e C 672; hulf BC 48/49Ä. 3.PI.: hulfint C 53" - Vgl. gehelfen. h e r stn. 'Schar, Menge'. Akk.Sg.: h e r A 383; h e r B 383. her

Adv.räumlich

'hierher'.

AB 2414, ABC 26/2716 u.ö. - mit Verben:

bringen, komen, laden, senden. her-berge stf. 'Herberge' (Unterkunft, die einer Schar [s.o. "her'7 Schutz bieten kann). Dat.Sg.: h e r b e r g e A 401, A 548; h e r b e r g BC

40/411, C 558. Akk.Sg.: h e r b e r g e A42 16 ; h e r b e r g BC42/43 16 .

her-komen stv.IV Part.Prät.: her k o m e n A 8013; her k ö m m e n B 8013. 3.Sg.Prät.lnd.: k a m her AB 749, A 8016; körn her B 8016. 3.PI. Prät.Ind.: k a m e n t her C 9926. - Vgl. komen. herre, herre swm. N.Sg.: herre A 818; herre B 818, AB 106 (18 A, 9 B); h e r e C 5720, C 9512; herr B 404, B 406 (6 B); her C 918, C 116 (2 B, 15 C). Gen.Sg.: h e r r e n A 8818; h e r r e n AB 301, AB 303 (4 A, 5 B); h e r e n C 31», C 313, C 597. Dat.Sg.: h e r r e n AB 1013, AB 1015, A 568; h e r e n C II 13 , C 11", C 57\Akk.Sg.: h e r r e n AB 18', AB 42"; h e r e n C 19', C 2310 (4 C); herr B 24', C 397. N.Pl.: h e r r e n AB 6 \ AB 7612 (4 A, 4 B); h e r e n C T. Gen.Pl.: h e r r e n AB 7218. Dat.Pl: h e r r e n AB 185; h e r e n C 195, C 9318. Akk.Pl.: h e r r e n AB 322, AB 946; h e r e n C 332, C 956. her-lich Adj. präd.: herlich AB 325; herrlich C 335. hert Adj. 'hart'. Dat.Sg.Ntr.: h e r t e n C 1073. her-üf Adv. her vff C 807, C 818.

Wörterverzeichnis

179*

herüf-komen stv.IV 3.Sg.Prät.Ind.: heruffkam C818. - Vgl. komen. herze swn. 'Herz', hertze A 100"; hertz B 100". hie Adv. 'hier', hie A B C 22/23», AB 243 u.ö.

hier-umbe Adv. 'darum', hier vmbe A 10015; hier vmb B 100". hie-vor Adv. 'vorher'. ABC 70/71", C 10713. himel

stm. 'Himmel'. Dat.Sg.: himel C 4113. Akk.Sg.: hymel A 289;

hymel B 28»; himel C 29'. himel-riche stn. Dat.Sg.: himelrich AC 7/8», C 189; hymelrich A 179, AB 4113 (4 A, 3 B); hymelrich B 79, B 179. hin Adv. 'fort'. A B 425, A B 6015.

hin-büwen sw. 3.Sg.Prät.Opt.: hin buwte C 295. - Vgl. büwen. hin-gän

anv. 'vorbeigehen, hingehen'. 12

10

3.Sg.Prät.Ind.:

gie hin A 1212;

16

gieng hin BC 12/13 , AC 52/53 , C 37 . - Vgl. gän. hin-gehoeren swv. 3 Pl.Prm.lnd.: hin gehortint C 992", C 9927. - Vgl. hoeren, gehoeren. hin-in Adv. 'hinein', hinin C 9716. hin-komen stv.IV 3.Sg.Prät.Ind.: hin kam A 426; hin k ö m B 426. -

Vgl. komen. hin-nemen stv.IV 'hinwegnehmen'. 3.Sg.Prät.Ind.:

n a m hin A B 1063. -

Vgl. nemen. hinnen Adv. 'von hier fort', hynnan A 6010; hynnen B 6010; hinnen C 61'°. hin-scheiden redv. 'sterben'. 3.Sg.Prät.Ind.: fchiet hin A 787, A 908;

fchied hin BC 58/59", BC 78/797, BC 90/918. 3.Sg.Plusq.Ind.: hin gefchiet A 58", A 7014; hin gefchied BC 70/7114. - Vgl. scheiden. hin-senden » .

3.Sg.Prät.lnd.: fant hin C 9919. - Vgl. senden.

hin-üf Adv. 'hinauf. hinvffC61 1 5 .

Glossar

180*

hin-varn stv.VI 'hingehen'. 3.Sg.Prät.lnd.: für hin AB 4815. - Vgl. varen. hin-vüeren swv. 'hinführen'. Inf.: hinfuren ABC 38/3918. 3.Sg.Prät. Opt.: hin fürte A 7218; hin furti B 7218. - Vgl. vüeren. hin-vür-gän anv. 'vorbeigehen'. 3.Sg.Prät.Ind.: für in gie A 3610; hin für gieng AC 36/3710, AB 3616. 3 Sg.Prat.0pt.: hin für gienge AB 36", A 3612; hin für gieng B 3612. - Vgl. gän. hin-vür-varn stv.VI 'vorbeigehen'. 3.Sg.Prät.Opt.: hin für fure AB 385, AB 387. - Vgl. varen. hin-wec Adv. 'hinweg, fort', hinweg C 6514, C 9925; hinwege C 4519; enweg C 816, C 9316. hinwec-varen stv.VI 'wegtransportieren'. 3.Pl.Prät.Ind.: hin wegfurent C 9925. - Vgl. varen hirt stswm.'Hirt'. hirtC916. hiuselin stn. Dim. zu "hus". Dat.Sg.: hüfelin AB 2615; hüfly C 2715; hüfli C 2717. hiute Adv. 'heute', hütte AB 86; hütt C 8317; hüt C 96, C 8519 (5 C). hiutes-tages Adv. 'noch jetzt', hüt dis tag C 101«, C 1017. hoch Adj. N.Sg.M.: hoher AB 815, AB 818; hocher C 9", C 918. Gen. Sg.M.: hohen AB 104; hochen C II4. N.Pl.M.: hohe AB 65. Superl.Gen.Sg.F.: hSchften C 197. Dat.Sg.Ntr.: h§chften AB 187. AktSg.F.: aller hSchften C212. hoffart, höch-vart

stf. 'Übermut, Hoffart'. Akk.Sg.: höffart A 703;

hoffart B 703; hochfart C 7l3. hoch-vertec

Adj. 'stolz, hoffärtig'.

N.Sg.M.: hochvertige A 6817;

hochfertig BC 68/6917. hoch-vertecliche Adv. hochverteklich A 68®, A 6812; hochuertenklich B 689; höffertenklich C 69'; höffertenklichen B 6812; hoffertenklich C 6912.

Wörterverzeichnis

181*

holen sw. Inf.: holen C616. holz stn.'Wald, Gehölze', holtz C 2914. Akk.Sg.: holtz AB 28". hoelzelTn stn. Dim. zu "holz" 'Hölzchen'. Akk.Sg.: hSltzelÙ A 4414; hSltzli BC 44/4514. hoeren swv. trans, 'hören' Part.Prät.: gehSret A 5215; gehSrt C 5315. 3.Sg.Präs.Ind.: hSrt ABC 8/910. 3.Sg.Prät.Ind.: horte AB 383, AB 645, AB 10414; hört ABC 22/2315, C 393 (1 A, 1 B, 4 C). 3.PL: h o r t e n AB 6217, AB 6410, AB 98«; hortent C 63". Imp.2.Pl.: hSrent ABC 8/914. intrans, 'gehören' 3.Sg.Präs.lnd.: hSret A 8610. 3.Sg.Prät.Ind.: horte AB 18", A 345 (4 A, 3 B); hört C 19". - Vgl. gehoeren, erhoeren. houwen redv. 'schlagen, hauen'. 3.Sg.Prät.lnd.: hùw C456. hübsch Adj. N.Sg.M.: h ù p f c h C4314. hundert stn. '100'. N.Pl.: hundert ABC 68/693. Akk.Pl.: hundert ABC 30/31", ABC 32/33", ABC 92/934. hunger stm. hunger ABC 36/3718. huobe swf 'Stück Land von einer gewissen Größe, Hufe'98. Akk.Pl: huban AB 30"; höben C 31". huote stf. 'Behütung, Fürsorge, schadenverhindernde Aufsicht und Vorsicht'. Dat.Sg.: hüte A 1812; hut B 1812. hüs stn. 'Haus, Wohnung'. Dat.Sg.: huse A 2016, A 2617 (4 A, 1 B); hus B 2016, B 2617 (3 B, 2 C); hufz C 21". Akk.Sg.: hus C 2V, ABC 40/ 412. hösli -> hiuselin i/j im Anlaut wird hier nicht unterschieden, z.B. im / jm —> im ich Pron.pers. ich ABC 6/716, ABC 6/7" u.ö. ie Adv. 'irgend einmal', ie ABC 8/94, ABC 80/813. 98

Idiotikon II, 957: "in Alemannien gewöhnlich 40 - 49 Jucharten"

Glossar

182* ie-gelich

Pron.Adj.

N.Sg.F.: i e c k l i c h e C 1015. Dat.Sg.F.:

'jeglicher'.

iegelicher A 2216; jeglicher B 2216; ieclicher C 2316. iemer Adv. 'jederzeit, immer', j e m e r AB 34", C 3513, C 3521 (4 A, 4 B, 4 C). - Oft zusammen mit "ewicITchen" 'immer und ewig'.

iener, ienert Adv. 'irgend, irgendwo', i e n a n t C 213. ietlich Pron.Adj. 'jeder'. N.Sg.M.: ¡ e t l i c h e r C 973.

ie-zuo Adv. 'jetzt', ietz C 4717. iht

Pronominalsubst.,

stn. 'irgendetwas'.

Akk.Sg.: ¡ c h t A 5415. - Vgl.

ützit. i m , i m e Dat.Sg. des Pron. i.Pers. M.: im AB 620, ABC 8/9 4 (88 A, 80 B,

103 C); ym C IV. in Akk.Sg. des Pron. 3.Pers. M. in ABC 8/918, ABC 10/1115 (34 A, 31 B,

23 C); inn C 27", C 35" (9 C); im AB 224. Dat.Pl. des Pron. S.Pers. M. in AB 14', AB 2218 (3 A, 4 B, 2 C); inn C 65' 5 ; Kompos. i n s (in + ez) AB 24'. Dat.Pl. des Pron. 3.Pers. Ntr. in ABC 14/15", ABC 18/1916 (6 A, 4 B, 1

C); inen C 556. in, en Präp. 'in'mit Dat.: in ABC 6/713, ABC 6/7 13 (114 A, 111 B, 115

C); Verschmelzung mit Art.

im C 10716. - Mit Akk.: in ABC 12/134,

16

ABC 12/13 (24 A, 24 B, 25 C). in Adv. 'hinein', in ABC 48/49", C 8313. in-gän* anv. 'hineingehen'. 3.Sg.Prät.Ind.: in gie A 9616; jn g i e n g B 9616. 3.Pl.Prät.Opt.: in g i e n g e n t C 8313. - Vgl. gän. in-komen

stv.IV 'hineingelangen'.

Inf.: in k o m e n AC 48/49'; jn

k u m m e n B 48'. - Vgl. komen. innec-liche Adv. 'inniglich', jnneklich A 4614; j n n e n k l i c h B 4614; in-

nenklichen C 4714. innen Adv. innen AB 12".

Wörterverzeichnis

183*

in-setzen swv. 'einsetzen'. Part.Prät.: in g e f e t z t C 10512. - Vgl. set-

zen. ir Pron. 2.Pers. PL: ir AC 54/55", AC 56/571 u.ö. Gen.PI. des Pron. 3.Pers. M.: ir ABC 20/21 6 . Dat.Sg. des Pron. 3.Pers. Fem.:

ir ABC 10/1l 15 , ABC 10/1117 (18 A, 16

B, 22 C); Kompos. irs (in + ez) C II 17 , AC 10/11". Pron.poss.

3.Pers.Sg.F.

'ihr'. N.Sg.M.:

ir ABC 10/116, ABC 14/1518

u.ö. Ntr.: ir ABC 18/1915, AB 10010. Gen.Sg.M.: F.: ir AB 1812. Dat.Sg.M.: 14

12

ir AB 587; irs C 597.

ir A 1012, A 1014 (7 A, 4 B); j e r e m B 1012,

14

B 10 ; irem C II , C II (6 C). F.: ir ABC 10/1119, C 8310, AB 10016. Ntr.: ir AB 167, AC 16/178 (4 A, 2 B, 1 C); irem C 177, B 168 (2 B, 3 C). Akk. Sg.M.: ir ABC 10/1l12, A 9616, A 9617; iren B 9616, BC 96/9717. F.: ir ABC 12/13", ABC 50/513. Ntr.: ir AB 10", ABC 16/17" u.ö. N.Pl. M.: ir ABC 88/897. Gen.Pl.F.: ir AB 18". Dat.Pl.M.: 7

ir ABC 88/896.

7

F.: ir A 82 ; iren C 103 . Pron.poss. 3.Pers.Pl.

'ihr'. N.Sg.M.: ir ABC 40/41 4 , ABC 40/41«. Ntr.:

ir A 52". Dat.Sg.M.: ir AB 2218; i r e m C 23". Akk.Sg.M.: 13

17

17

ir ABC 6/7 6 ,

10

AB 20 ; iren C 91", B 90 ; im A 90 . F.: ir AB 22 ; ire C 2310. Ntr.: ir ABC 6/75, ABC 22/2310. N.Pl.M.: ir ABC 6/715. Akk.Pl.M.: ir AB 2013,

AC8/9 7 ; ire C2113. irdisch, irdenisch, irdensch Adj. Akk.Sg.Ntr.: i r d e n f c h e A 3818; jrd e f c h e B 38"; irdefch C 39". iuch Dat. des Pron. 2.Pers.PI. v c h A 563, AC 56/574. iuwer

Pron.poss.

2.Pers.Pl.

'euer'.

N.Sg.M.:

v w e r A 561, A 563;

v w e r n C 571. Ntr.: v w e r AC 54/5523, AC 54/5524. N.Pl.Ntr.: v w e r ü A 5424; vweri C 5524, C 573. Dat.Pl.Ntr.: v w e r e n A 562; v w e r n C 5T.Akk.Pl.Ntr.: v w e r ü A 5426; vweri C 5526. jä Interj. iä A 5417; ia A 5423; ja C 5523. j ä m e r stn. 'Herzeleid'. Akk.Sg.: i a m e r A 9010; j a m e r BC90/91 10 . jär

stn. 'Jahr'. N.Sg.: iar AC 76/77'; jär B 76'. Dat.Sg.: jar C 10716.

Akk.Sg.: iar AC 30/3113, AC 58/5916 (5 A, 6 C): iär B 3013, B 5816 (1 A,

184*

Glossar

6 B). Dat.Pl.: iaren AC 30/31»; j ä r e n B 30'.Akk.PL: jär A 361; jär B 361, B 4015 (6 B); jar C 371, A 4015 (5 A, 4 C). jugent stf. 'Jugendzeit'. Dat.Sg.: j u g e n d e A 14'°, A 1417(6 A, 1 B); jug e n d B 1410, B 1417 (5 B); j u g e n t C 1510, C 1517 (6 C). junc Adj. 'jung', präd.: jung ABC 16/1716. N.Sg.M.: j u n g e AC 14/1516, A 18"; jung B 14ld, ABC 16/1713, BC 18/19\Akk.Sg.M.: j u n g e n ABC 18/191. Superl. Dat.Sg.M.: j u n g f t e n ABC46/4716. jungelinc stm. 'Jüngling', jungeling A 14", A 16', A 4214; jüngling BC 14/15", B 16', BC 42/4314; jungling C 59"; jüngling C 17'. jungest Adv. 'zuletzt', z e j u n g f t C 10116. kappellän, kaplän stm. 'Kaplan'. Dat.Sg.: k a p p e l a n A 384; k a p p e l len B 38"; c a p l ä n C 815. Akk.Sg.: k a p p e l a n A 805; c a p p e l l a n B %Q\Akk. PL: k a p p e l a n A 547; c a p p l ä n C 557. kappelle stswf. 'Kapelle'. N.Sg.: kappelle A 289; cappelle B 28'; Cappel C 29». Gen.Sg.: kappelle A 3012; kappell B 3012; cappell C 3112. Dat.Sg.: Cappel C 2920. Akk.Sg.: kappelle A 2810, AB 28" (4 A, 1 B); Capelle B 2820; cappell B 303; kappel B 2810; Cappel C 2910; c a p p e l l e n CiV.Akk.Pl.: kappellan A 328; cappellen BC 32/338. kein

Pron.Adj. 'kein' (gekürzt aus "dehain, nehein'y. N.Sg.M.:

enkain

A 843; a n k a i n B 843; ein kein C 853. Ntr.: e n k a i n AB 18"; einkein C 19". Dat.Sg.M.: k a i n e m AB 4010. Akk.Sg.M.: d e h a i n e n A 5422; kain B 8818; kainen AB 448; e n k a y n A 2612; a n k a y n B 2612; ein kein 5522; e n k a i n e n AB 843. F.: k a y n e A 9617; kaine B 9617; kain B 1816; kein C 919, C 27", C 433; e n h a i n A 1816; e n k a i n A 100", a n k a i n B 100"; ein kein C 1916, C 101". Gen.Pl.F.: e n k a i n e r A 423; einkeiner B \2\ Akk.Pl.Ntr.: kein C33". keiser stm 'Kaiser'. N.Sg.: kaifer A 962, A 10210, AB 1047; k a y f e r A 967; kaiffer B 962, B 967, B 10210; keifer C 972; keiffer C 977. Gen. Sg.: kaifer AB 104; k e i f f e r s C II 4 . Dat.Sg.: kaifer A 20", AB 102";

Wörterveizeichnis

185*

kayier B 2013; keiffer C 2113. N.Pl: kaifer AB 963; keiffer C 973. Dat.Pl.: kaifern AB 6^.Akk.Pl.: kaifer AB 321; keiler C 33>. keiser-lich Adj. Dat.Sg.Ntr.: kaiferlichem AB 103; keiferlich C II3. kennen wv. —> bekennen, erkennen kèren swv.trans. 'wenden'. 3.Sg.Prät.Ind.: kerte AB 4813; kert C 4913. - Vgl. widerkéren. ketzer stm. ketzzer AB 10217. Akk.Sg.: ketzzer AB 9610; kitzer C 9710. kint stn. 'Kind'. N.Sg.: kint A 1410, AB 3613; kind BC 14/1510. Dat.Pl.: kinden AB 1414, ABC 20/213. Akk.Pl.: kint A 86"; kind C 1514, BC 86/87". k i n t - h e i t stf. 'kindliches Alter'. Dat.Sg.:

k i n t h a i t AB 68 3 .

kint-wég* stm. 'Weg des Kindes = Kindheit'. Dat.Pl.: kint w e g e n C 61«

kint-wésen stn. 'Kindheit'. Dat.Sg.: kintwefen AB 608, A 6618; kint w e f e n C618; kind w e f e n B6618. kirche swf. Akk.Pl.: kilchen ABC 6/7". kirch-ganc stm. 'Kirchenbesuch'. Dat.Sg.: kilchengang C II9; kilch gän B 109. Dat.Pl.: kilch g i n n e A IO9. k i u s c h e Adj. 'keusch, rein, sittsam' [aus lat. conscius],

präd.:

küfche

AB 229; k ü n f c h " C 239. N.Sg.M.: k ù n f c h e r C 1718 'unvermählt'.

Akk.Sg.Ntr.: kùfches A 22", AB 8617; kùnfches B 224; kùnfch C 8717. klage stf. N.Sg.: clag AB 901J; klag C 9112. Akk.Sg.: clag A 9010; klag BC 90/9110. k l e i n e Adj. i.d.R. 'klein, gering', aber auch, mind. C 1316' fein,

zierlich';

präd.. klaine A 5214, AB 8415; klein C 85". Dat.Sg.Ntr.: kleinen C 27". Akk.Sg.F.: ciain A 819; klein B 819. Ntr.: d e i n e s C 1316. 99

Vgl. dazu S. 104 und Anm. 297

186*

Glossar

klein-Rche Adv. - > unkleinliche kleit stn. 'Kleidung'. Dat.Sg.: kleid C 4712. Akk.Sg.: clait B 4612. kloster stn. N.Sg.: klöfter A 267; clöfter B 267, A 3210; klofter A 2614; clofter C 277, BC 26/2714. Gen.Sg.: kloCters AC 96/97"; clöfters AB 5625, AB 725 (4 A, 5 B); clofters C 5725, C 735, C 751. Dat. Sg.: klöfter A 469, A 48« (13 A, 1 B); clöfter A 48", B 50' (7 A, 10 B); klöfter C 49«, C 49" (1 A, 7 C); clofter BC 46/479, B 48" (8 B, 12 C). AkkSg.: klöfter A 58'\ A 6012 (11 A); clöfter AB 85, AB 167 (8 A, 13 B); klofter C 177, C 294 (9 C); clofter C 95, BC 16/1710 (7 B, 4 C). Dat.Pl.: clSftern AB 7413; clSftren C 7513. Akk.Pi: klSfter AC 6/7", A 7412, A 7418; clSfter B 6", C 753, BC 74/7518; clofter BC 74/7512. kloster-stat stf.'Ort für den Bau eines Klosters'. AkkSg.: klöfter ftatt A 284; clofter ftatt B 284. - Vgl. stat. kluoc Adj. 'klug'. N.Sg.M.: kluger AB 1617. kneht stm. 'Diener'. N.Sg.: knecht AC 82/83"; kneht B 8218. Dat. Sg-: knechte A 42", A 902; kneht B 42", B 902; knecht C 43", C 91 \Akk.Sg.: knecht C 99". N.Pl.: knechte A40 5 , A42 19 ; kneht B 405, B 42"; knecht C 4l5. Dat.Pl.: knechten C 394. Akk.Pi: knechte A 403; kneht B 403; knecht C 413. kniuwen JWV. - > niderkniuwen koch Stm. koch C 137. N.Pl.: kSche A 127; kSch B 127. komen, kumen stv.IV 'kommen'. Inf: komen AC 36/378, A 6412 (3 A, 4 C); kumen B 368; kummen B 6412. Part.Prät.: komen AC 18/ 194, ABC 42/438 (3 A, 1 B, 3 C); kummen B 184; k8men B 9217; kommen B 8013. 3.Sg.Präs.Ind.: kunt ABC 14/1513, AB 482, BC 50/ 51"; kurnt A 50", A 5412; kumpt C 492, C 5512. 3.Pl.Präs.Opt.: koment A 8213; k8mint B 8213. 3.Sg.Prat.Ind.: kam ABC 20/2117, C 2917 (13 A, 5 B, 12 C); kom B 2817, B 462 (6 B); köm B 3618, B 426; kan A 2817. 3.PI. Prät.lnd.: kament C 4116, C 55', C I V 6 ; kamen A 4016; kämen A 549, A 7616; komen B 4016, B 7616. 3.Sg.Prät.Opt.:

Wörterverzeichnis

187*

kirne A 487, A 66"; kerne C 497; kern C 6711; k8m B 487, B 66". 3.Pl.Prät.Opt.: klmin A 54"; kemint C 55«, C 8 3 C 99". - Vgl. herkomen, herüfkomen, hinkomen, inkomen, üzkomen. convént, covent stm. 'Klosterkonvent'. N.Sg.: covent AC 78/7910; conuent B 7810. Dat.Sg.: covent AC 50/513, AC 68/69"; conuent B 503, B 68". Akk.Sg.: covent AC 80/81"; conuent B 80". köpf stm. 'Trinkgefäß'. Akk.Sg.: kophf A 44"; köpf BC 44/45". k o r stm. 'Kirchenchor'. Gen.Sg.: k o r s C 9516.

korn stn. 'Getreide'. Dat.Sg.: korn ABC 94/95". koufen swv. -> abkoufen kraft stf. Akk.Sg.: crafft A 1214; kraft BC 12/1314. kraejen swv. 'krähen'. 3.Sg.Präs.Ind.: k r l y t B 483.

kram stm. 'Geschenk'. Akk.Sg.: krän AB 865. kranc-heit stf.'Krankheit, Schwäche'. Dat.Sg.: krankheit C457. krist* -> Verzeichnis der Eigennamen: " C r i f f t u s "

kristen Adj. 'christlich'. N.Sg.M.: crifftan A 614; criften B 614; criftner C 714. Gen.Sg.M.: crifftanes A 102", A 104"; criftanes B 102", B 104". Dat.Sg.M.: krifftanen A 6014; criftanen B 6014; criften C6114. kristen-heit stf. 'Gesamtheit der Christen', crifftenhait A 96'; criftenhait B 961; criftenheit C 971. kriuze stn. 'Kreuz, Kruzifix'. N.Sg.: crùtze A 28"; crùtz BC 28/29". Gen.Sg.: c r ù t z e s AB 4414.

kriuz-ganc stm. 'Kreuzgang'. N.Sg.: crùtzegang A 84"; crùtzgang B 84". Dat.Sg.: crùtzegange A 80"; crùtzgang BC 80/81". Akk. Sg.: crùtzgang C85". k r i u z - w ì s stf. 'in der Art und Weise eines Kreuzes'. Dat.Sg.: C 45 14 [wohl eher crùtZWÌS, diakritisches Zeichen aber als

e

crutzwis zu lesen].

Glossar

188*

kröne stf. 'Krone'. Akk.Sg.: krön C87 5 . kuche stf. 'Küche'. Akk.Sg.: kuchi ABC 12/134. kumber, kummer

stm. 'Bedrängnis, Kummer'. Dat.Sg.: k v m b e r A

100"; kummer B 10015. Akk.Sg.: kvmber A 962; kummer B 962; kumer C 972. kumber-nisse stf. 'Bedrängnis'. Dat.Sg.: k ü m b e r n u f z C81". kume Adv. 'kaum, beinahe nicht', k ü m e A 620, A 817 (5 A); k u m m e B

817; kum BC 6/720, C 917 (4 B, 3 C). künden s w . 'verkündigen, anzeigen'. Part.Prät.: g e k ü n t AB 1028.

kfinic, kunec stm. 'König'. Dat.Pl: klingen AB 623. Akk.Pl.: k v n g e

A 32'; kung BC 32/33'. küniginne, kfineginne stf. 'Königin'. Gen.Sg.: künegin A 169; kün-

gginn B 169; küngin C IT; kvnegynne A 847; künegunne B 847. künic-Iich Adj. Dat.Sg.M.: künichlichem A 103; künglichem B 103; küngklichem C II 3 . kunnen, kunnen anv. 'können'. l.Sg.Präs.Ind.: kan ABC 6/716. 3.Sg.

Präs.Opt.: kSnde A 42'; k8nd C 91"; künde B 421; kündi A 9010; künde B 9010. 3.Sg.Prät.Ind.: künde A 10", AB 6610; konde A 24", AB 24", A 6216; kund BC 24/25", C 6718; kond C 25", C 2713, BC 62/63l6. 3.PI.Prät.Ind.: künden AB 38Ä. 3.Sg.Prüt.Opt.: künd B 10", C 9110. 3.PI. Prät.Opt.: kSndin A 32", AB 44', A 72"; kSnden B 72"; kündin B 32"; kündent C 33". kunt tuon

anv. 'verkündigen, anzeigen'. Part.Prät.: kunt g e t a n A

80"; kunt getön B 80"; kunt getän C 81". kunst stf. 'Kenntnis'. Dat.Sg.: k ü n f t e AB 7214; k u n f t ABC 76/776. kurz Adj. Dat.Sg.F.: kurtzer AB 504. Akk.Sg.F.: kurtze C 514. Dat.Pl.Ntr.: kurtzen AB 30'.

Wörterverzeichnis

kurz-liche Adv. 'kurz danach, wenig später, in kurzer Zeit', 10

189* kurtzelich

10

A 54 , A 102»; kurtzlich C 55 ; kurtzlichs B 102». laden swv. 'einladen'. 3.Sg.Prät.lnd.: latte AB 10212. lam Adj. 'gliederschwach, lahm', präd.: lam ABC64/65 17 .

lame* swm. 'der Lahme'. Dat.Pl.: lamen AC 70/71»; l a m m e n B 70». lanc Adj. 'lang'. Akk.Sg.F.: lange C 101". - Adv. lange A 12', AC

56/5712, AC 62/63»; lang BC 12/13', AB 2414 (1 A, 4 B, 2 C). lant stn. 'Land, Gebiet'. Gen.Sg.: l a n d e s AB 610, AB 322. Dat.Sg.: lan-

de AB 621, A 187 (15 A, 7 B); land C 713, C 721 (6 B, 7 C); lant AB 613, AB 815, AB 7213. Akk.Sg.: lant A 365, A 62", A 9214; land C 710, BC 36/375 (3 B, 5 C). Dat.Pl.: landen BC 18/197, C 213 (2 B, 7 C). Akk.Pl.: land C63 15 . lant-gräve swm. 'königlicher Richter und Verwalter eines Landes, Landgraf. Akk.Pl.: l a n t z g r ä f f e n C 332.

laster-liche Adv. 'schimpflich', laífterlich A 10410; lafterlich B 10410. latine, latín stfn. 'Latein'. Akk.Sg.: latyne A 22'; latyn B 221; latin

C 23'. läzen, län redv. Inf.: läffen AB 70», C 1033. l.Sg.Präs.Ind.: läff C 71». 3.Sg.Prät.lnd.: lie A 766; lieíí ABC 14/152, AC 48/4912 (7 A, 4 B, 5 C); lies B 4812, B 766 (4 B); liefz C 8517, C 8712. l.Pl.Prüt.Ind.: Neff e n A 7010; liefen B 7010; lieffent C 7l10. 3.Sg.Prät.Opt.: lieffe A

248; lieffi B 24». 2.Sg.Imp.: lafz C 1034. - Vgl. abläzen, verläzen. leben swv. Inf: leben ABC 18/192. Part.Prüs.: "lebende". Part. Prät.: gelept AC 60/613, B 1063; gelebt B 603. 3.Sg.Prät.Ind.: lept

C 117, AB 96"; lebt C 97". - Vgl. durlSben. leben stn. 'Leben, Lebensweise', leben AB 61, ABC 62/63*. Gen.Sg.: l e b e n n e s A 8818; l e b e n s C 53", B 8818. Dat.Sg.: l e b e n n e A 16", A

1612, AB 2010 (21 A, 5 B); leben BC 16/17", BC 16/1712, C 2110 (1 A, 17 B, 20 C). Akk.Sg.: leben ABC 6/718, ABC 8/9" u.ö. - Vgl. auch lip.

190*

Glossar

lebende Part.Präs. zu I6ben. Adj.Präd.: lebent C 9912, nachgestellt: lebenden A 444; lebend B 444. -Adv. lebende A 8214; lebend B 8214. lebendic Adj. nachgestellt: lebendig C 454. ledic, lidic Adj. 'frei'. N.Sg.Ntr.: ledig C 3116. Gen.Sg.Ntr.: lediges A 3016; lidiges B 3016. legen s w . 'legen' auch 'anlegen, verwenden'. Inf.: legen ABC 42/4312. Part.Prät.: gelait A 4212, AB 64' (5 A, 4 B); geleit BC 42/4312, C 8118, C 895; geleitt C 65», C 6917. 3.Sg.Prät.Ind: laite AB 4412, AB 44 u , AB 7610; leit C 4514, C 7710; leitt C 451J. 3.Pl.Prät.Ind.: laiten AB 2210; leittent C 23'°. - Vgl. anlegen, furlegen. lehenen, lenen —» verlehenen leiisch Adj. 'aus dem Laienstand'. Dat.Sg.Ntr.: laifchem AB 2010; leyfchem C2110. leit stn. 'Betrübnis, Schmerz'. Dat.Sg.: laide AB 6215; leid C 6315. Vgl. erleiden. lere stf. 'Wissenschaft, Weisheit'. Dat.Sg.: lere AB 72". leren swv. 'lehren, unterweisen'. Part.Prät.: gelert A 207; gelert BC 20/217, C 319; geleret AB 30'. 3.Sg.Prät.lnd.: lerte A 18'; lerte B 181, AB 182; lert C 191, C 192, C 192. lernen s w . 'lernen, kennen lernen'. Part.Prät.: gelernet AB 223; gelert C 233. lesen stv.V Inf: lefen ABC8/910; gelefen C91 12 . l.Pl.Präs.Ind.: lef e n t C 677; lefen C 8918. S.Sg.Prät.lnd: las A 1014, AB 2214; lalT B 1014, C 2314. - Vgl. uzlesen. liebe stf. 'Gunst, Wohlgefallen'. Akk.Sg.: liebi A 7613; liebe C 434, BC 76/7713. lieber Adv., Komp. zu "liep", 'eher', lieber ABC 48/4910.

Wörterverzeichnis

191*

lieht stn. 'Licht, Licht der Augen, Fähigkeit zu sehen'. Akk.Sg.: 17

14

17

iiecht

14

AC 38/39 , AC 40/41 ; lieht B 38 , B 40 . liep Adj. 'lieb, angenehm', präd.: liep A 5223; lieb C 5323.

N.Sg.M.:

lieber AB 3812, ABC 50/5117 u.ö. F.: liebü AB 1613, A 5212; l i e b e C 1713, C 5312, C 101". Gen.Sg.F.: l i e b e n C 316, C 10315. Dat.Sg.M.: lieb e n C 4515, AB 86", ABC 94/9514. F.: l i e b e n C 576, C 873. Dat.Sg. Ntr.: l i e b e n AB 905. Akk.Sg.M.: l i e b e n ABC 44/45 4 , ABC 60/61" u.ö. F.: l i e b e C 8714. N.PI.M.: l i e b e n C 91". ligen stv.V Inf.: ligen AB 12', A 52"; l i g g e n C 13', C 457. Part.Präs.: l i g e n d e A 447; ligend B 447. Part.Prät.:

g e l e i t C 9514. 3.Sg.Präs.

Ind.: lit AB 2413, AB 2614 (6 A, 5 B, 2 C); litt C 2714, B 868, C 87» (1 B, 4 C). 3.PI.: l i g e n t ABC 26/2V, ABC 82/83'. 3.Sg.Prät.Ind.:

lag AB

1213, ABC 20/21" u.ö. 3.PL: l ä g e n A 243; l a g e n d B 243. 3.Sg.Prät. Opt.: l l g e AB 2412; leg C25 1 2 . linc Adj. 'link'. Dat.Sg.F.: l y n g g e n A 82'; l y n g g e n B 82'; l i n g g e n C 83'. Bp, lib stm. 'Leib, Leben'. N.Sg.: lip A 902, AB 983; lib C 8914, B 902. Gen.Sg.: l i b e s AB 205. Dat.Sg.: ü b e AC 20/21", A 6015 (5 A, 2 B, 1 C); lib C 215, B 2 0 " (3 B, 3 C). Akk.Sg.: lib C 5724. Akk.PL: ü b e AB 2013; lib C21 1 3 . lip-erbe

swm. 'Leibeserbe i.S. von direktem Nachkomme'.

Akk.Pl.: lib

15

e r b e n ABC 86/87 . lip-lich Adj. 'körperlich, fleischlich'. Gen.Sg.F.: liplicher A 1026; liplic h e n B 1026. Akk.Sg.M.: liplichen AB 44«. Dat.Pl.Ntr.:

liplichen

ABC 56/57 2i .Akk.Pl.Ntr.: liplichü A 562; lipliche C 572. liut st(m)n.Pl. 'Leute' i.S. von 'Mitglieder des Volksverbandes' [mit Epitheta "arm, rieh, edel, geistlich, guot"/, i.S. von 'Untertanen'100 nur im Versprolog 6/7'°. N.Pl.: l ü t e A 2616, A 545, A 7613; lüt C 2515, BC 26/ 2716 (2 B, 5 C). Gen.Pl.: l ü t e A 62', AB 7414, A 903; lüt B 62'; l ü t e n 100

Bedeutung Untertanen' im fränkischen Staat; mit diesem Bedeutungswandel ersetzt liut(i) weithin das Wort "folk".

KLUGE, 437:

Glossar

192*

AB 610, C 75 M, BC 90/913. Dat.PL: lüten ABC 18/1917, AB 22» (10 A, 9 B, 7 C); lütten C 2313; lüt C 85". Akk.Pi: lüte AB 2415, A 3219 (5

A, 2 B); lüt C 710, C 292 (3 A, 6 B, 9 C). lobe-lich Adj. 'feierlich, zum Lobe, Preise gereichend'. 10

l0

belichen A 42 ; loblichen B42 .Akk.SgMr.:

Dat.Sg.Ntr.:

lo-

iSblich C 43'°.

loben swv. 'loben, preisen'. Part.Prät.: gelopt AB 50"; gelöpt C 51".

3.Sg.Prät.Ind.: lopte A 1414, AB 4012; lopt BC 14/1514, C 4112. - Vgl. geloben. Ion

stm. 'Lohn, Belohnung'. Akk.Sg.: lön A 2616, A 5422, A 1061; lön

BC 26/2716, B 106'; Ion C 2716. Ionen swv. 'lohnen'. Inf.: Ionen A 606; Ionen B 606. lop, lob stn. 'Lob, Preis'. Dat.Sg.: lop A 107; lob B 107. Akk.Sg.: l o p

AB 820, AB 783; lob C 920, C 793.

löuwe, lewe swm. 'Löwe'. Gen.Sg.: iSwen ABC 12/1318. lüt Adj. 'helltönend, laut'. N.Sg.F.: l u t e AB 3810. Dat.Sg.F.: l u t e r AB

4012; lutern C4112.

l u t e r Adj. 'hell, rein, lauter', präd.: l u t e r ABC40/41 10 .

machen sw. 3.Sg.Prät.lnd.: macht C 9922. magt stf. 'Jungfrau'. N.Sg.: m a g t ABC 88/89', ABC 88/893. Akk.Sg.:

magt ABC 88/895.

maht stf. 'Kraft'. Dat.Sg.: m a c h t AB 205. m a l stn. Gen.Sg.: (eins) m ä l s C 11", C 4 3 ' \ C 6713 'einmal'. Dat.Sg.:

(nun ze) male C 55" 'jetzt', (zem dritten) mäle A 804; (ze/zu dem dritten) mäl BC 80/814. - Dat.Pl.: (ze drin) malen A 80»; malen B801. m a n anm. 'Mensch (männlichen Geschlechts)'. N.Sg.: m a n ABC 14/156,

ABC 16/1717 u.ö. Gen.Sg.: m a n AB 2612; m a n n e s AB 307, AB 6812, AB 78"; m a n s C 317, C 6912, C 79". Dat.Sg.: m a n ABC 26/2T, C

2912 u.ö. AkkSg.: m a n ABC 8/918, ABC 38/3913, AB 643. N.Pl.: m a n

Wörterverzeichnis

193*

ABC 82/83'. Dat.Pl.: m a n n e n ABC 70/71". Akk.Pl.: m a n ABC 20/215, C 734. man unbest.Pron. m a n ABC 6/74, ABC 6/78 u.ö. manen —> ermanen manegerhande unbest.Num. (Gattungszahlwort) 'mancherlei', undekl. als Attribut bei Dat.Sg. oder Pl.: maniger h a n d e A 706; m a n g e r h a n d e A 626, A 70'; m e n g e r h a n d e C 636; meniger h a n d B 706; m e n g e r hand B 626, BC 70/71». manic, menic Adj. 'viel, manch'. N.Sg.M.: m a n g e r A 818; m e n g e r B 818. Dat.Sg.M.: m a n g e m A 4413; m e n g e m ABC 42/4314, ABC 50/ 516. F.: maniger A 1610; meniger B 1610, A 2AU. AkkSg.M.: manig e n AB 982; m e n g e n ABC 92/9312. F.: m a n g e A 3615, A 3617; m e n g e B 2414, B 36"; m e n g y B 3617; menig C 3715, C 3717. Mr.: m a n i g e s A 612; m a n g e s B 612; m e n g e n C 712. N.Pl.M.: manig A 6210, A 683; menig B 6210, BC 68/693. Dat.Pl.M.: m e n g e n C 394, BC 44/4513, B 506. F.: m e n g e n C 1710. Akk.Pl.F.: m l n i g C 557. Ntr.: manig A 36', A 40" (7 A, 4 B); menig BC 36/37', B 4015 (3 B, 5 C). maere stf. 'Kunde, Nachricht', ze m i r e Tagen 'berichten, erzählen'. N.Sg.: m i r e AB 4016. Dat.Sg.: m i r e A 64; m e r e BC 6/74. Akk.Sg.: m e r C 818. N.Pl.: m e r e C 4116. matte hier wohl eher zu "mât, -des" stnf. 'das Gemähte, Heu', also im Sinne von 'Heulager', als zu "mate, matte" swstf. 'Wiese'. Dat.Pl.: m a t t e n A 5219. mehtic Adj. 'mächtig'. N.Sg.M.: m e c h t i g e r C 397. meister stm. 'Lehrer, Oberhaupt, Anfiihrer'. Akk.Sg.: m a i f t e r AB 9017. mensche, mensch swstm. 'Mensch'. N.Sg.: m e n f c h t z e A 667, A 669; m e n f c h C 416, B 667, C 67'; m e n f c h e n B 669. Gen.Sg.: m e n f c h t z e n A 64"; m e n f c h e n B 64". Dat.Sg.. m e n f c h t z e n A 2416, A 40", A 64"; m e n f c h e n BC 24/25", B 40" (4 B, 2 C). Akk.Sg.: m e n f c h t z e n A 646; m e n f c h e n C 653, B 646. N.Pl.: m e n f c h t z e A

Glossar

194*

6210; m e n f c h e n BC 68/691, C 693; menfch B 6210. Akk.Pl.: menfchen C3315. mensch-Iich Adj. N.Sg.F.: menfchtzlichù A 2613; menfchlichu B 26 1 3 .

mer

stn. 'Meer'. Dat.Sg.:

m e r C 99 18 . Akk.Sg.:

m é r A 92 14 ; m e r B C

l4

92/93 . mèr, me Adj., Komp. zu "vii". N.Pl.M.: mère A 244; mere B 244; me C 25*. Akk.Pl.F.: mère A 22"; me BC 22/23"; mer 'mehrere' C 554. Adv. mère A 32"; mere AB 30", B 32"; me C 31", C 33" (6 C). mèren

4

swv.refl. 'vermehren, größer werden'.

Inf.: m e r e n ABC 74/75 16 ,

C 95 . Part.Prät.: gemèret A 84", A 92 ; g e m e r e i BC 84/8511, B 923.

m e r k e n swv. 'sich merken, sich einprägen'.

3

2.Sg.Imp.: m e r k C 9 9 " .

mésse stf. 'Messe (missa)'. Dat.Sg.: m e f f e A 52"; meff C II10, BC 22/ 23l6, C 53«. Akk.Sg.: meff C 554. Dat.PL: m e f f e n AB 1010. Akk.Pl.: m e f f a n A 22"; m e f f e n BC 22/23"; m e f f e A 547; meff C 557. Vgl. selmesse. metti

stf.

'mitternächtlicher

oder frühmorgendlicher 13

Gottesdienst101'. 13

Dat. Sg.: metti ABC 10/11 . Akk.Sg.: métti A IO ; metti BC 10/1113. mettì-zit

stf. 'Zeit zu mitternächtlichem

oder frühmorgendlichem

Gottes-

8

dienst'. Dat.Sg.: metti zit AB 50»; meti zit C 51 . mich Akk. des Pron. l.Pers. mich ABC 36/3714, ABC 38/3912 u.ö. michel Adj. 'groß'. Akk.Sg.M.: michel AB 622. mTle stf. 'Meile'. Dat.Sg.: myle A 2414. Akk.Sg.: mile B 24 u .Akk.Pl.:

milen C2514. milte Adj. 'wohltätig, freigebig'. N.Sg.M.: milter ABC 38/39"; milte ABC 30/31 14 (nach best. Art.).

101

nach GRIMM. - Idiotikon: "Frühmesse1.

Wörterverzeichnis

195*

milte-keit stf. 'Freigebigkeit, Güte'. Dat.Sg.: m y l t e k a i t A 70"; mylti-

kait B7018; miltekeit C7118. min

Pron.poss. l.Pers.Sg.

N.Sg.Ntr.: m i n C 5516, AC 54/55 18 . Gen.Sg.

F.: miner ABC 58/5914, C 839. Dat.Sg.M.: min A 527. Akk.Sg.M.: mi-

nen ABC 52/532. Dat.Pl.F.: minen ABC 52/536. mir Dat. desPron.

l.Pers.:

mir ABC 61V1, ABC 50/51" u.ö.

miss-helle, miss-hellunge stf. 'Mißhelligkeit, Streit'. Akk.Sg.: miffhelli

A 1816; miffhellung BC 18/1916. mit

Präp. mit Dat.

mit ABC 10/119, AB 10/11» (83 A, 67 B, 76 C);

17

mitt B 22", C 41 , B 82". mit ein ander Adv. mit ein ander A 5224. mitter-naht stf. 'Mitternacht'. Dat.Sg.: m i t t e r n a c h t ABC 48/492. m o r g e n stm. 'Morgen'. Akk.Sg.: m o r g e n A 5220. m o r t stnm. 'Mord, Missetat'. 9

Dat.Sg.: m o r d e AB 26 9 , AB 26 10 ; m o r d

C 27 . m ü e d e stf. 'Müdigkeit'. Dat.Sg.: mudi AB 122; m u d e C 132. mfiejen, müegen, muogen swv. 'verdrießen'. 3.Sg.Prät.Ind.: m u t e A

1015; m u g t e B io15; mögt C 11".

müezen

anv. 'müssen, bestimmt sein für'.

1.PI.Präs.Ind.:

muffen A

5212; m u f f e n t C 5312. 3.Sg.Prät.Ind.: m u f f t e A 647; m u f t e AB 8", B 647, A 64"; m u f t C 9", C 657 (1A, 2 B, 3 C). 3.Sg.Prät.Opt.: m u f t e C 451, C 816. 3.Pl.Prät.Opt.: m u f t e n AB 78". mügen, mugen anv. 'vermögen, können'. 2.Sg.Präs.Ind.: m a c h t ABC

52/536. 2.Sg.Präs.Opt.: mugift A 5421; mügeft C 5521. 3.Sg.Prät.lnd.: mochte A 10", A 1017 (9 A, 1 B); mocht B 1017, BC 14/152 (7 B, 7 C). 3.Sg.Prät.Opt.: mSchti AB 603, AB 74"; mSchte B 10", A 249 (5 A, 3 B, 3 C); mScht C 259, B 3413 (2 B, 2 C); mSht B 249. 3.Pl.Prät. Opt.: mSchtin B 449; mochtin A 449.

196*

Glossar

mfinch stm. 'Mönch'. N.Sg.: münch AB 4816, ABC 50/51" u.ö. Gen. Sg.: münches AB 6818; münchs C 6918. Akk.Sg.: münch ABC 78/ 799, C 9312. N.Pl.: münche AB 32", AB 728; münch C 33", C 73". Gen.PL: münche AB 763, AB 9212. Dat.Pl.: münchen A 92J, AB 9218; münch B 922. Akk.Pl.: münche AB 7410, AB 767; münch C 75'°; munch C351. münster stn. 'Klosterkirche, (Kloster)'. N.Sg.: münfter ABC 30/3110, ABC 84/8513, C 1016. Gen.Sg.: münfters C 35", AB 926 u.ö. Dat.Sg.: münfter C 3115, ABC 62/63" u.ö. Akk.Sg.: münfter ABC 30/315, ABC 30/3112 u.ö.; münfter C 8518. munt stm. 'Mund'. Dat.Sg.: munde A 5020, A 6417, AB 6617; mund BC 50/5120, BC 64/6517, C 6717. Akk.Sg.: munt A 6615; mund BC 66/ 6715. muot stm. 'Sinn, Gemüt, Gesinnung'. Dat.Sg.: mute A 123, A 14', A 16"; mut B 123, BC 14/15', BC 16/17". Akk.Sg.: mut ABC 6/16, ABC 12/ 13" u.ö. muoter stf.an. 'Mutter'. N.Sg.: muter ABC 8/9', AB 16'", ABC 78/7917; mutter C 17'". Gen.Sg.: muter AB 66", AB 10215. Dat.Sg.: muter ABC 86/873. nach Adv. 'nahe, beinahe', nach A 58", A 646; näch B 646; nauch BC 28/29", B 58"; nach C 59". nach Präp. mit Dat. näch A 507; näch B 106, B 10" (7 B, 6 C); nauch B 102, B 108 (23 B); nach A 102, AC 10/116 (34 A, 2 B, 20 C).

- Vgl. där-näch. näch-gän anv. 'nachfolgen'. Inf: nach gän A 5616; nach gon C 5V6.-Vgl. gan. näch-kome swm. 'Nachfolger'. Gen.PL: nachkomen A 843; nachkommen B 843; nächkomen C 853. näch-volger stm. 'Anhänger'. N.PL: nach volger A 104'; näch volger B 1049. nähen swv. 'sich nähern'. Inf: nächen C 657.

Wörterverzeichnis

197*

naht stf. 'Nacht, Abend'. Gen.Sg.: nachtes ABC 10/1116, AB 10" (7 A, 5 B, 3 C); nacht C 55", AB 80', C 10117. Dat.Sg.: nacht ABC 50/518, ABC 100/101", AB 10016. Akk.Sg.: nacht ABC 10/1112, AC 46/47"; naht B 46". name swstm. 'Name'. N.Sg.: name AB 5010; nam C 5110, C IT. Dat. Sg.: namen ABC 44/4516. Akk.Sg.: namen ABC 6/722, AB 813 (5 A, 5 B, 2 C); nam C 913. N.PL: namen ABC 6/7". neigen swv.rej1. 'zuwenden'. Inf.: naigen AB 74"; neigen C 75". nemen stv.IV 'nehmen, wegnehmen'. Inf : nemen B 1210, ABC 60/61", ABC 80/8116; genemen AC 12/1310. Part.Prät.: genomen AC 38/ 39", B 40"; genommen A 40"; genumen B 38". 3.Sg.Präs.Ind.: nimpt ABC 20/21". 3 Sg.Plusq.Ind.: genam AB 428. 3.Sg.Prät.Ind.: nam C 43«, ABC 44/4514 (6 A, 6 B, 6 C). 3.Pl.Prät.Ind.: nämen A 7613; namen B 7613; näment C 7713; nament C 69". - Vgl. abnemen, annemen, hinnemen, zuonemen. nemmen, nennen swv. 'nennen'. Part.Prät.: genemmet AB 81; genempt C 73"; genant ABC 6/7", C 91 (5 A, 5 B, 6 C). 3.Sg.Präs. Ind.: nempt C 595, C 835. nider-brechen 8416;

stv.IV 'abbrechen'. 3Sg.Prdt.Ind.: brach nyder A

brach nider B 8416. - Vgl. brechen.

nider-gän anv. 'zu Bett gehen'. Part.Prät.: nider gangen ABC 12/13'. 3.Sg.Prät.Ind.: gie nider A 125; gieng nider BC 12/135. - Vgl. gan. nider-kniuwen swv. 'niederknien'. 3.Sg.Prät.Ind.: knüwet nider AB 44313; knöwet nider C4513. nider-vallen redv. 'auf die Knie fallen'. 3.Sg.Prät.Ind.: viel nider AB 48'. Vgl. vallen. nie Adv. 'nie', nye A 1816, A 96"; nye B 1816, A 222, AB 3017; nie C 1916, BC 22/232 (7 A, 8 B, 8 C). nieman zählendes Pronominalsubst. 'niemand'. N.Sg.: nieman C 2712, ABC 62/6316 u.ö.

198*

Glossar

niemer Adv. 'niemals, nimmer', niemer ABC 48/49'. - niemer me AB 8214 'nimmermehr'. - Vgl. iemer.

niener, nienent Adv. 'nirgends', nienent C 33". niht, nit Adv. nicht A 616, A 1017 (28 A); nit BC 6/716, BC 10/1117 (26 B, 22 C); n i t t B 7015, B 90", B 1041. - Zählendes

Pronominalsubst.

'nicht irgendetwas', verstärkt mit "nie": nie n i c h t A 66 5 ; n i e n ü t B

665; nie nützit C 674; ohne Verstärkung: nütz C 1035. niuwan, nüwen Adv. 'nur', nuwen AB 3211, AB 90°, AB 922. niuwe Adj. 'neu'. Gen.Sg.F.: nüwen AB 3418, ABC 86/87'. Ntr.: nüw e n AB 100'2, AB \02KAkk.Sg.F.: nüwen AB 50«, AB 1008. noch Adv. ABC 6/712, C 7'7, ABC 8/96 (13 A, 13 B, 17 C). neg. Konj. ABC 26/2713, ABC 36/372 (6 A, 7 B, 5 C). noch-dan Adv. 'dennoch': noch denne A 247; noch dennacht B 247; noch den C 257; nochten C 8517. - 'damals, als noch': nochtenn C2117. n o t stf. 'Not, Drangsal'. N.Sg.: n o t AC 36/37"; n ö t B 3619. Dat.Sg.:

not

C 5321. Akk.Sg. (im Sinne von 'Nötigung'): ( d u r c h ) n ö t A 9617; n o t B

9617 not-dürftic Adj. 'notwendig', präd.: noturfftig A 7210; noturftig B 7210; notdürftig C 7310. n ü , n u n Adv. oder Konj. 'nun, jetzt; da', n u AB 814, A 101 (33 A, 24 B);

nun C 914, BC 10/111 (1 A, 10 B, 32 C). nütz - » niht nütze-lich Adj. 'nützlich'. -Superl.Akk.Sg.Ntr.: nutzlicheft C735. 0 Interj. vor Vokativ, vor fragendem Ausruf.

6 A 38", A 38" (4 A); Ö

A 4615; o BC 38/39", BC 38/39" (5 A, 8 B, 9 C). ob Konj. ABC 12/13'5, ABC 22/23' u.ö. obenan, obene Adv. 'oben', obenan AB 24"; obnen C 25".

Wörterverzeichnis

199*

ober Adj. Akk.Sg.M.: Obern A 9017; obren B 9017. - Superl. N.Sg.M.: oberelTte A 48"; obreft BC 48/49". Dat.Sg.F.: obreften C 235. Akk.Sg.F.: obreiTten A 225; obreften B 225. obz stn. 'Obst', o p s ABC 14/1513.

oder Konj. C 1917, B 34" (2 A, 9 B, 14 C). - Vgl. alder. offen Adv. ABC 38/3916. opfern svw. 3.Sg.Prät.Ind.: opphferet A2216, A6616; oppferet B2216; opfert B 6616; opfret C 2316, C 6716. orden

stm. 'Regel, Stand';

Stand aufgenommen dung als Abzeichen Sg.: orden

"den o. enphähen": 'in den

werden';

(klösterlichen)

"den o. an tragen": '(klösterliche)

des Standes tragen'.

Klei-

13

Gen.Sg.: Ordens C 73 . Dat.

ABC 52/534, ABC 58/5917 u.ö. Akk.Sg.: Orden AB 72", C

7 5 " u.ö. Dat.Pl.:

Orden A 72 13 .

ordenen swv. 'anordnen'. Part.Prät.: g e o r d n e t C 1015. ordenunge IV.

stf. 'Ordnung, Lebensweise'.

Dat.Sg.:

Ordnung C 75 19 , C

ouch, och Konj. 'auch', 8c h A 817, AC 8/9" (54 A, 4 B, 49 C); ouch B 817, B 8" (47 B, 12 C); och C 23>\ C 2510 (11 C). ouge swn. 'Auge'. N.Pl.: ögen AB 40'°; ougen C 4110. Dat.Pl.: ögen AB 362; ougen C 372. Akk.Pl.: ögen AB 40«; ougen C 41®. o u w e , o w e Interj. der Klage, 17

18

ö w e A 46 17 , A 46 18 (4 A); o w e BC 46/

47 , BC 46/47 (3 B, 4 C). paradis stn. 'Paradies'. Akk.Sg.: b a r e n d i s C 1072.

paralis stn. 'Paralyse, Lähmung'. Dat.Sg.: paralyfuff A 982; paralyfus B 982. person(e) (st)swf. 'Person'. Akk.Pl.: p e r f o n e n AB 3215, ABC 92/934.

phafie swm. 'Geistlicher'. N.Pl.: phfaffen A 9016; pfaffen B 90". phaffen-vastnacht stf. Gen.Sg.: p f a f f e n f a s n a c h t C 10715.

200*

Glossar 13

phenninc stm. 'Münze, Pfennig, Geld'. Akk.Sg: phfennyng A 66 ;

pfenning B 6613; pfening C 31", C 6713 (5 C); phfenning A 3018, A 6614; pfennig B 3018, B 6614; Akk.Pl.: phfenninge A 2216; pfennig B 2216; pfening C 2316, C 9926.

phlegen (stv.V)swv. 'sorgenfur'. Gerund.: phflegenne A 16"; pfle-

genne B 1615; pflegent C 1715.

phl€ge-nisse stf. 'Aufsicht, Sorge, Verantwortung'. Akk.Sg.: phflege-

nuft A 769; pflegnuft B 76'; pfllgnüfz C IT.

priester stm. priefter ABC 18/191, ABC 78/791 u.ö. Gen.Sg.: priefters AB 1616; priefter C 3l7. Dat.Sg.: priefter C 1716. Dat.Pl.: priefter C 394. prior stm. prior AB 942. psalter, salter stm. 'Psalmbuch'; "psalter lesen" 'Psalmen beten'. Dat.

falter AB 1014; pfalter C \V\Akk.Sg.: A, 4 B); pfalter C 134, C 13' (4 C).

Sg.:

falter AB 124, AB 129 (4 21

rasten swv. 'rasten, ruhen'. 3.PI.Präs.Ind.: raftent C 35 .

rat stm. 'Ratschlag, Lehre'. Dat.Sg.: rate A 30«, A 5224 (4 A); räte B 8416, AB 90"; rät B 306, C 7519, B 76\ C 8516; rätt C 316, C 5324. Akk. Sg.: rät A 54', ABC 76/7714. rät

stm. 'Ratgeber'. Akk.Pl.:

rlt C734. 5

6

raten redv. 'beraten'. Inf: rätten C 73 . 3.Sg.Prät.Opt.: riete AB 48 ; 6

riette C 49 .

4

rät-gebe swm. 'Ratgeber'. Dat.Pl.: rät geben AB 72 . Akk.Pl.: rät

geben AB 728.

7

7

rechen stv.IV 'rächen'. Part.Prät.: errochen A 12 ; gerochen B 12 ;

geröchen C 137.

rede stf. 'Sprache, Erzählung, Nachricht'. Dat.Sg.: red C 1035. Akk.Sg.: rede A 684, ABC 70/7110. Akk.Pl.: reden B 684.

Wörterverzeichnis

201*

reden swv. Inf.: reden C 6718. Part.Präs.: redent C 6712. Part.Prät.: gerèt A 56"; geredet AB 66"; gerett C 579, C 67". 3.Sg.Prät.Ind.: rètte A 22', A 6618; rette B 221, B 6618; rett C 23'. 3.Pl.Prüt.Ind.: rétten A 22"; retten B 2218; rettent C 2318. regieren s w . 3.Sg.PrätJnd:

regiert C75".

réht stn. 'was recht und geziemend ist'. N.Pl.: recht ABC 60/6113. réht Adj. 'so wie es sich nach Sitte oder Gesetz gebührt'. N.Sg.Ntr.: recht AB 2415. Dat.PI.F.: rechten A 1027; rehten B 1027. réht Adv. des Grades, reht als, reht als ob

recht C 4318. Konj. im Vergleichssatz:

recht als AC 12/136;

reht als B 126; recht als ob A 1215; reht als ob B 1215. rehtunge

stf. 'Unterweisung'.

Dat.Pl.:

rechtungen C 73'. - Vgl. be-

rihtunge. rein Adj. N.Sg.M.: 9612,

A

984;

rainer AB 1617. F.: rainù B 98"; rayne A 545, A

reine C 555; rain B 9612; rein C 9712. Gen.Sg.F.: reinen

C 17'. Dat.Sg.M.: reinen C 5l20. F.: rainen A 56". Ntr.: rainem AB 1066; rainen AB 826. Akk.Sg.Ntr.: raines AB 224, AB 8617; reines C 234; rein C 8717. N.Pl.Ntr.: rainù AB 5020; reine C5120. rennen swv. 'schnell reiten'. 3.Sg.Prät.Ind.: rant C 456. refectorium* stn. (normalmhd. Form reventer, revent und men)

'Speisezimmer der Mönche,

lat. refectorium'. Akk.Sg.:

Nebenforrefecto-

rium AB 3210; reuectorium C 3310. riche, rieh Adj. 'von hoher Abkunft, edel, mächtig', präd.: rieh A 6"; rieh BC 6/7". - N.Pl.M.: riche A 4018; rieh BC 40/4118. Ntr.: riche AB 7613. Akk.Pl.M.: riche A 321; rieh BC 32/331. rihten swv. 'einrichten'. Part.Prät.: gericht AB 32". 3.Sg.Prät.Ind.: richte A IO7, AB IO7, AB 16"; rieht C II 7 ; richten B 107 [wohl Verschrieb].

rihter stm. 'Richter'. Dat.Sg.: richter ABC 46/4716.

202*

Glossar

riten stv.l 'sich (zu Pferde)fortbewegen'. Inf: riten AB 185; ritten C 195. Part.Präs. Akk.Sg.M.: rittenden C 9919. Part.Prät.: geritten ABC 42/43l5, AB 4218. - 3.Sg.Prät.Ind.: rait AB 3616, A 38" (7 A, 4 B); raitt B 38"; reit C 39", C 91', C 10l2; reitt C 3716, C 391 (5 C). 3.Sg. Prät.Opt.: ritte ABC 44/453; ritti B 90'. - Vgl. üzriten.

riter stm. -» vorriter ritter stm. 'Ritter, Reiter'. N.Sg.: ritter ABC 46/47", ABC 46/479 u.ö. Dat.Sg.: ritter ABC 42/43", BC 68/6913/16. Akk.Sg.: ritter ABC 50/ 511"12, A 6816. N.Pl: ritter AB 42". Dat.PL: rittern ABC 38/394. Akk. PL: ritter ABC 16/17". ritter-kleit stn. 'Ritterkleid (als Zeichen des Standes)'. Akk.Sg.: ritter clait A 4612. - Vgl. kleit. ritter-lich Adj. Dat.Sg.Ntr.: ritterlichem C 4712. Akk.Sg.Ntr.. ritterlich B 4612. riuten swv. '(aus-)reuten, roden'. Inf: rillten AB 2814. 3.Sg.Prät.Ind.: rutt C 29". römer* stm. 'Römer' rSmer C 1717. [Der Schreiber der Hs. C dürfte hier die Vorlage falsch gelesen haben. Die Marginalie von jüngerer Hand interpretiert richtig, wenn sie Liutpald als 'römischen Priester' bezeichnet.] rör stn. 'Röhricht', ror C 29". ros stn. 'Pferd'. Dat.Sg.: rosse A 4614, A 485; ross B 4614, BC 48/495. rüch Adv. 'rauh, ohne (religiöse) Verfeinerung', ruch C II7. rumen swv. 'freien Raum schaffen, säubern'. Inf: rümen A 2814; rumen B 2814; rummen C 2914. ruofen swv. (redv.) 'rufen'. 3.Sg.Prät.Ind.: ruft C815. ruote stswf. Die Bedeutung 'Rute, Stab, auch Bischofsstab' ist für die Vision des Fährmanns nicht recht überzeugend. Die Schreibung u, U kann verstanden werden als langes, umgelautetes o in der Bedeutung 'das Rot,

Wörterverzeichnis

203*

die Röte'103. Richtiger ist wohl, daß in den Hss. A und B (rut / r u t e ) die Erscheinung wie ein Kometenschweif beschrieben ist'03, in Hs. C sie umgedeutet ist zu Röte'. N.Sg.: r u t AB 28«; rötti C 29". Dat.Sg.: r ö t e AB 28"; rutti C 29". r u o w e n , r u o n swv. 'ruhen'. 3.PI.Präs.Ind.: r u w e n t C 3521. sache stswf. 'Angelegenheit, Ding'. Akk.Sg.: f a c h e AB 2418, AB 286, A 7614; f a c h C 25", C 297. Gen.Pl.: f a c h e n C 35". Dat.PI:

fachen

ABC 74/7512. Aklc.Pl.: f a c h e A 467; f a c h B 467; f a c h e n C 477, BC 76/7714. sagen

swv. Inf: f a g e n ABC 6/7», ABC 26/21" (6 A, 7 B, 4 C); g e -

f a g e n ABC 6/716, AB 421, AB 9010. Gerund.: f a g e n n e A 629, AB 707; f a g i n t C 717. Part.Prät.: g e f a i t AB 282, AB 3612, A 56' 2 ; g e f e i t C 292, C 819 (4 C); g e f e i t t C 3712, C 5712. - 3.Sg.Präs.Ind.: f a i t AB 64, AB 22 8 (4 A, 3 B); f e i t C 1 \ C 23" (1 B, 4 C). 3.Sg.Prät.Ind.: f a i t e AB 269, A 2812; f a i t B 2812, A 5215, A 566; f e i t C 2912, C 5315 (4 C); f e i t t C 2T. 3.Pl.Prät. Ind.: f a i t e n AB 12", A 385, AB 389; f a i t e n n B 385; f e i t t e n C 13"; f e i t t e n t C 9926; f e i t e n t C 399. - 2.Sg.lmp.:

f a g AC

21

54 . saelic Adj. 'beglückt, gesegnet',

präd.: f i l i g AB 147, AB 803; feiig C

157, C 813. - N.Sg.M.: f l l i g e r AB 6017, AB 721 (5 A, 6 B); f e i i g e r C 29", C 731 (5 C); f e l g e r C 93«; f l l i g e A 305, A 5617, A 7814; f e i i g e C 255, C 315 (9 C); f l l i g B 181, AB 245 (26 A, 20 B); feiig AC 18/19', B 305 (1 A, 3 B, 26 C); feilig C 5717. F.: f l l i g ü AB 100"; f l l i g e AB 107, A 1212 (4 A, 2 B); f e i g e C 89'; f l l i g AB 1417, AB 584 (4 A, 5 B); feiig BC 12/1312, C 1517 (1 B, 8 C). Gen.Sg.M.: f i l i g e n AB 3416, AB 78"; f e i i g e n C 79"; f e i g e n C 9916. Dat.Sg.M.: f i l i g e n AB 2812, A 2817 (7 A, 6 B); f e i i g e n C 2912, B 2817, C 2919 (1 B, 5 C); f e i g e n C 452. F.: f i l i g e n AB 148, AB 1061; f e i i g e n C 577, C 7916, C 10710. Akk.Sg.

102

103

Untersuchungen zur alemannischen Urkundensprache des 13. Jahrhunderts, 93/94. ST. SONDEREGGER, Die Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell, 145. Idiotikon VI, 1831. B . BOESCH,

Glossar

204*

M.: flligen AB 4013, AB 40" (10 A, 10 B) feiigen C 2917, C 4113 (6 C); feigen C 69", C7l 7 . F.: feiige C 8714; flligen A 52"; feigen C 53». saelic swm. 'der Selige, Gesegnete'.

Dat.Sg.: f l l i g e n AB 42 2 .

sieli-keit stf. 'Seligkeit'. Gen.Sg.: selikeit C 3520. salter —> psalter samenen, samnen

JW. 'zusammenbringen, vereinigen'.

g e f a m e n e t A 341; g e f a m n e t B 341; g e f a m n o t C 35'.

3.Sg.Prät.Ind.:

sancte, sant Adj. 'heilig (vor Heiligennamen)'. Gen.Sg.M.: fant ABC 28/2910, B 80 u ; fancti C 59'7, ABC 72/7313 (3 A, 3 B, 5 C); f a n c t y A 9012. F.: fant ABC 58/5914, ABC 82/839; fancte AB 84». Dat.Sg.M.: fant C 27', C 21\ AC 54/551. F.: fant ABC 83", ABC 88/893, ABC 96/9713. Akk.Sg.M.: fant AC 52/5323. schäch-walt

Vgl. Verzeichnis der Eigennamen.

schäf stn. 'Schaf, fchäf AC 12/13"; fchäff B 1219. schäf-hirte swm. fchäfhirt C 27". s c h a f f e n stv.VI 'besprechen, besorgen'. 13

Inf: f c h a f f e n C 43 7 . Gerund.:

f c h a f f e n n e A 48 ; fchaffend B 4813; f c h a f f e n t C 4913. 3.Sg. Plusq.Ind.: gefchuff AB 427; gefchuf C 437.

schäme, schäm stf. 'Beschämung'. Dat.Sg.: s c h ä m e AB 705; s c h ä m C715. schätz stm. Dat.Sg.: fchatz C 3520. s c h e i d e n redv. 'scheiden, sich trennen'. Inf: f c h a i d e n AB 22'; f c h e i -

den C 21". Part.Prät.: gefchaiden AB 1614, AB 5014, AB 6218; gefcheiden C 1714, C 5114 (4 C). 3.Sg.Prät.Ind.: fchiet AB 165, A 505 (4 A, 1 B); fchied C 175, BC 50/515/6 (1 A, 2 B, 6 C). 3.Sg.Plusq.Ind.: gefchiet A 1418, A 88"; gefchied BC 14/1518, B 88". - Vgl. hinscheiden. s c h e p f e r , schepfaere

stm. 'Schöpfer, der die Welt erschaffen hat' [zu

'schaffen']. Akk.Sg.: fcheppfer A 820; fchSpfer BC 8/920.

Wörterverzeichnis

205*

schicken swv. 'senden'. Inf.: schiken C816. schin

Adj. 'leuchtend, sichtbar, bekannt, offenbar'; präd.: s c h i n ABC

8/9». schirm stm. 'Schutz'. Akk.Sg.: fchirm AB 345, AB 348. Akk.Pl.: fchirm C 355. schirmen w . 'schützen'. Part.Prät.: befchirmet A 525; gefchirmet BC 52/535. schoene Adj. 'schön, herrlich'. Akk.Sg.F.: f c h S n e ABC 22/23«. Ntr.:

f c h S n e s AB 12'6, AB 8610; fchSn C 8710. Dat.PI.Ntr.: fchSnen C 213. Komp. Akk.Pl.F.:

f c h S n e r AB 20". - Superl. Akk.Sg.F.:

fchSnften

AB 202. Adv. fchSne AB 22'; fchSn B 4010; fchone A 4010; fchon C 23'. schoene stf. 'Schönheit'. Dat.Sg.: fchSny A 205; fchSni BC 20/2V'6. schouwen JW. 'sehen'. Inf: fchöwen ABC40/4120. schriben

stv.I 'schreiben'.

Part.Prät.,

Inf: g e f c h r i b e n C 9112 [ev. elliptisch

ebenso " g e l e f e n " / Part.Prät.:

als

18

g e f c h r i b e n AB 6 , AB

244 u.ö. - Vgl. verschriben, vorschriben. schrien

stv.I 'rufen, schreien'. 12

3.Sg.Prät.Ind.: 12

l e h r e A 3612, A 3810;

10

fchre B 36 , B 38'°; fchrey C 37 , C 39 , C 4112. 3.Sg.Prät.Opt.: f c h r ü w e AB 3813; fchrüw C 3913. - Vgl. erschrien. Schrift stf. 'schriftliche Quelle, bes. Heilige Schrift'. Dat.Sg.: f c h r i f t C

193. - Vgl. geschrift. schuole, schuol stf. 'Schule'. Dat.Sg.: fchule A 222; fchul BC 22/232. sehen

stv.V 'sehen, erblicken'. Inf : g e f e h e n AB 444; f e h e n C 454.

Gerund.: f l h e n n e A 8813; fehend B 8813; g e f l h e n n e AB 4020. Part.Präs.: gefehent ABC 36/378, AB 4010. Part.Prät.: gefehen A 52'\ AB 684; gefechen C 5315. 3.Sg.Präs.Ind.: ficht ABC 6/712, ABC 8/96 u.ö. 3.Sg.Prät.Ind.: fach ABC 16/17', ABC 16/1713 u.ö. 3.Pl.Prät.Ind.: fahen AB 6210, AB 68' (4 A, 4 B); f a c h e n t C 69'.

206*

Glossar

3.Sg.Plusq. Ind.: gefach ABC 36/373. - Vgl. beséhen.

ansehen, ersehen,

sehs Num.card. 'sechs'. Akk.M.: s e c h s ABC 20/214. Ntr: s e c h s AB 5816, ABC 60/614. [Teilweise Schreibung fechsy sehste Num.ord. 'sechste'. N.Sg.M.: fechfte AC 22/236; f e c h t e B 226. sehzehen Num.card. '16'. Akk.Ntr.: fechtzehen A 907; sechzehen B 907. sehzic Num.card. '60'. Akk.Ntr.: fechtzig A60 3 ; fechzig B 603. sélp, selb pron.Adj. 'selbst, selber'. N.Sg.M.: leibe AB 28', AB 285 (8 A, 4 B); felb C 29', C 295 (2 A, 4 B, 6 C); felber C 634; felben B 669. F.: reibe A 883; reib B 883. Ntr: reibe A 8215; reib BC 82/8315. Gen.Sg.M.: reiben ABC 30/3114. F.: reiben AB 40», AB 80'. Dat.Sg. M.: reiben AB 28", ABC 36/373 u.ö. F.: reiben C 299, ABC 28/2914 (6 A, 7 B, 9 C); relbvn A 7212. Ntr.: reiben ABC 26/2717, C 3114, ABC 86/87". Akk.Sg. M.: reiben ABC 66/6714, C 6916. F.: reibe B 286; reib ABC 24/2518, A 286 (5 A, 4 B, 5 C). Ntr.: reibe AB 1610, AB 3014 (5 A, 4 B); reib BC 30/3118, C 1019; reibig C 1710, C 333. Dat.Pl.F: reiben C 757. Ntr.: reiben AC 56/5V, ABC 62/63«. sele stf. 'Seele'. N.Sg.: rele AC 20/21", A 6014; rei B 20", BC 60/6114. Gen.Sg.: rele A 1813; rei B 1813. Dat.Sg.: rele ABC 16/173. Akk.Sg.: rele A 4814, ABC 60/6113; rei BC 48/4914, C 515. sèle-mésse stf. 'Seelenmesse'. Akk.Pl.: feie merfan A 543. selten Adv. 'selten', feiten ABC 36/37". senden swv. 'schicken, senden'. 3.Sg.Prät.Ind.: rant ABC 44/452, C61 5 , AB 807; fante AB 605, C 817. - Vgl. besenden, hinsenden. senfte Adj. 'sanftmütig'; präd.: fenft ABC 12/13". N.Sg.M.: fenffter A20 15 ; renfter BC 20/21". senft-müetec Adj. 'sanftmütig'. N.Sg.M.: fenftmutiger C 7315. sére, sér Adv. 'sehr', sère A 702; sere ABC 10/11", AB 122 (8 A, 7 B, 4 C); ser C 132, C47 14 (6 C).

Wörterveizeichnis

207*

setzen swv. Inf: f e t z e n ABC 22/235, AB 88". Part.Prät.: g e f e t z e t A 10014, A 10218 (4 A, 1 B); g e f e t z t B 10014, B 10218, B 10417. 3.Sg.Prät. Ind.: f a t z t e AB 2816, B 96»; f a t z t ABC 24/25', C 2916, C 97'; f a f f t e A 969. 3.Sg.Prät.Opt.: f a t z t i C 257, C 75". - Vgl. insetzen, ufsetzen. si, siu Pron. 3.Pers.Sg.F.: 14

16

f y B 104, B 1814. [Majuskel

A 18 , B 96 ; Schreibweise

fi A 104, ABC 10/1112 (25 A, 23 B, 34 C); f y

berücksichtigt

S nicht als

besondere

]

sich Pron.refl. fich ABC 6/710, ABC 8/93 u.ö. s i c h e r Adj. 'gesichert, beschützt'104.

Dat.Sg.Ntr.:

f i c h e r e m AB 82 8 ; fi-

8

c h e r n C 83 . sie Pron. 3.Pers.Pl.M.: 15

fi ABC 6/7 7 , ABC 12/13 8 (11 A, 10 B, 15 C);

fy

fi ABC 22/23 18 , A 26 2 (5 A, 3 B, 3 C);

fy

10

C7 ; f y B 78 . Aklc.Pl. des Pron. 3.Pers.M.: 2

6

BC 26/27 , B 40 . Akk.Sg. des Pron. 3.Pers.F.:

fi ABC 48/49", AB 64 10 (11 A, 10 B, 7 C);

11

f y B70 . N.Pl. des Pron. 3.Pers.F.: Akk.Pl. des Pron. 3.Pers.F.:

fi AC 82/8313, C 9923 (1 A, 4 C); f y B 8213. fi C 9920.

siech Adj. 'krank', präd.: f i e c h ABC 80/8117. - Vgl. veitsiech. siech-hus

stn. 'Krankenhaus, bes. ßir Aussätzige'.

Akk.Sg.:

fiechus A

32'; f i e c h h u s BC 32/33'. siech-tage, -tac

sw(st)m. 'Krankheit, Siechtum'.

Dat.Sg.:

fiechtagen

ABC 88/89', ABC 98/992. Dat.PL: f i e c h t a g e n ABC 70/71'. sin stm. 'Geist, Verstand'. Dat.Sg.: f y n n e AB 66 10 ; f i n n C 67 10 .

sin anv. 'sein'. Inf.: fin ABC 24/25', ABC 32/3312 u.ö. Part.Prät.: 17

10

ge-

2

fin C 49 , AB 72 (2 A, 2 B, 3 C); g e w e f e n ABC 8/9', A 22 (11 A, 9 B, 3 C). - I.Sg. Präs. Ind.: bin ABC 52/53', ABC 52/534. 2.Sg.: bift ABC 46/4717, ABC 80/812. 3.Sg.: ift AB 61, ABC 6/73 u.ö. l.Pl.: fin A

104

Lexer: "in dem sichern leben" = 'in der ewigen Seligkeit'. Hier wohl eher diesseitig zu verstehen, nicht Jenseitiges vorausahnend.

208*

Glossar

5212; Tint C 5312. 3.PL: fint AB 615, ABC 8/9» (6 A, 3 B, 6 C); find B 62". - 3.Sg.Prät.lnd.: w a s C T\ C 9>, AB 814 (123 A, 113 B, 109 C); w a z A 26s, C 2915 (5 A, 1 C); w z C 4710, C 61 s (5 B, 7 C). 3.Pl.Prät. Ind.: w ä r e n A 1814, A 447, A 5810; w ä r e n B 1814, B 207 (9 B); w a r e n A 207, AB 2010 (13 A, 7 B); w l r e n t C 1914, C 217 (16 C); w a r e n t C 21 l \ C 457, C 83". - 3.Sg.Prät.Opt.: w i r e A 620, AB 2417 (10 A, 7 B); w e r e B 620, AB 1216 (10 A, 8 B, 8 C); w i r B 665; w e r C 1316, C IV (1 A, 5 B, 8 C). 3.PL: w l r i n AB 7210; w e r i n AB 245; w e r i n t C ll6, C 7310 (6 C). sin Gen.Sg. des Pron. 3.Pers.M.: fin C 720, BC 8/917, C 9115; f i n e n A 817. Pron.poss. 3.Pers.Sg.M. und Ntr.: 'sein'. N.Sg.M.: fin ABC 8/99, ABC 14/1517 u.ö. F.: fin A 8», ABC 10/1l8 u.ö. Ntr.: fin C 2514, ABC 62/637, C 932. Gen.Sg.M.: f i n s ABC 8/9'\ C 6F, C 7917; f i n e s AB 607, AB 7817. F.: finer ABC 16/173, ABC 30/316 (4 A, 4 B, 2 C); f y n e r A 10215. Ntr.: f i n e s ABC 16/173, AB 30", ABC 72/7317; f i n s C 3118, AC 56/ 57". Dat.Sg.: f i n e m ABC 20/2116, ABC 20/21" u.ö.; nachgestellt: fin ABC 8/97. F.: finer ABC 14/1517, ABC 20/2117 u.ö. Ntr.: f i n e m AC 18/199, ABC 20/21" (16 A, 14 B, 13 C); f y n e m B 18'; fim C 257. Akk. Sg.M.: f i n e n C 722, ABC 8/9" (25 A, 22 B, 18 C); f y n e n A 622; f y n e n B 622; fin C 153, C 612; f i n e t C 35", C 472. F.: fin AB 1214, BC 14/1514 (7 A, 11 B, 12 C); fine A 1414, A 40« (10 A, 4 B). Ntr.: fin ABC 6/718, ABC 8/9" u.ö. N.Pl. M.: fine AC 18/195, ABC 62/6314 (4 A, 3 B, 3 C); fin B 185, AB 90". Ntr.: finü AB 408, AB 6013; fin C 418, C 6113. Gen.PI.M.: finer ABC 20/2112, AB 7218. F.: finer AB 662. Dat.Pl.M.: f i n e n ABC 16/17", BC 32/3317 u.ö. Ntr.: finen C 237; finer B 7018. Akk.Pl.M.: fine A 16", AC 22/23' (5 A, 3 B, 2 C); fin BC 16/17", B 22', C 3117. F.: fine AB 404. Ntr.: finü AB 408, AB 6814, B 9017; f y n ü A 9017; fine C41 8 , C69 14 . singen stv.III Inf.: f i n g e n C 554. 3.Sg.Prät.Ind.: f a n g A 544. sippe stf. 'Blutsverwandtschaft'. Dat.Sg.: f i p p e A 28". - Vgl. gesippe. site stswm. 'Wesen, Gewohnheit, Sitte'. Dat.Pl.: f y t e n A 227; f y t e n B 227. Akk.PL: f i t t e n AB 12".

Wörterverzeichnis

209*

sitzen stv.V Inf.: fitzen B 2213. 3.Sg.Prät.Ind.: faff ABC 26/2714, ABC 36/3710 u.ö. - Vgl. absitzen, besitzen, gesitzen; setzen. siu Pron. 3.Pers. Pl.Ntr.: fi B 1818, AB 1818 (12 A, 6 B, 13 C); f y A 5218; f v A 5223, A 5224; f y C 8716. Akk.Pl. des Pron. 3.Pers.Ntr.:

fi AB 7614.

siuften, siufzen swv. 'seufzen'. 3.Sg.Prät.lnd.: f ü f f t e t A 4614; f ü n f z e t B 4 6 u ; f u n f t z e t C 4714. siule ursprünglich —> sul stf. släf stm. 'Schlaf. Gen.Sg.: fchlaufs C 49\Dat.Sg.: fläffe A 482; fläfe A 805; fchläffe B 805; fchlMff B 482, C 815. släfen redv. 'schlafen'. 3.Sg.Prät.Ind.: f c h l i e f f C 296. - Vgl. entsläfen. sliezen —> besliezen s m a c stm. 'Geruch',

f m a k A 8814. - Vgl. gesmak.

s m a c k e n swv. 'duften'. 3.Sg.Prät.Ind.: f c h m a k t C 8914. so Adv. SO ABC 6/78, ABC 18/197 u.ö. solich, sölch Adj. 'so beschaffen, solch'. N.Sg.F.: foliche A 6411; fSliche B 64". Gen.Sg.M.: folichen A 7810; fSlichen B 7810. Dat.Sg. Ntr.: fglichen ABC 82/8311. Akk.Sg.F.: fSlich AB 34'; fSliche C 359. Ntr.: folich A26 5 ; fölich BC 26/2V. soln, suln anv. 'sollen'. 2.Sg.Präs.Ind.: folt ABC 100/101", ABC 100/ 101", ABC 102/1031. 3.Sg.: fol ABC 6/78, ABC 32/33'° u.ö. l.Pl:

fSl-

len A 709; füllen B 70'. 2.PL: font A 56'; fond C 57'. - 3.Sg.Prät. Ind.: folte A 166, A 185, A 744; folt BC 16/176, BC 18/195. 3.Sg.Prät. Opt.: fSlte A 8016; f8lt C 553, C 554, B 8016; folte C 8116. 3.Pl.Prät. Opt: fSltin A 82 l4 ; fSlte B 8214; fölten AB 3212, AB 78"; fSltint C 3312, C 8314; fSltent C 734, C 735; foltent C 79". s p ä t e , s p ä t adv. 'spät', f p ä t e A 522; f p ä t BC 52/532. spisen iiev. 'zu essen geben, speisen'. 3 Sg.Prdt.Ind.: f p i f t e AB 3215, B 924; fpTfte A 924; f p i f t C 3315, C 934.

210*

Glossar

spräche stswf. 'Sprache'. Akk.Sg.: f p r â c h e A 386; f p r ä c h e B 386. sprechen

stv.IV 'sprechen, nennen, bezeichnen'.

Inf.: f p r e c h { e n } C

55". 3.Sg.Präs.lnd.: f p r i c h e t ABC 28/2910; f p r i c h t B 145. 3.Sg.Prät.

Ind.: f p r a c h AC 14/155, ABC 20/21" u.ö. 3. PI. Prät. Ind.: f p r â c h e n A 547; f p r ê c h e n t C 557. 3.Sg.Plusq.Ind.: g e f p r a c h ABC 48/494, AB

66', ABC 80/814. stân anv. 'stehen'. Inf.: ftön B 68 n ; f t ä n C 85"; g e f t ä n AC 68/6912. 3.Sg.Präs.Ind.: f t â t A 5418; f t ä t AB 244, AB 28' (9 A, 7 B, 7 C); f t a u t C 29', C 55"; f t ä t t C 1017. 3.PI.: ftänd C 101«; ftand C 9914; ftund C 5V. - 3.Sg.Prät.Ind.: f t u n t AB 1013, A 1016 (9 A, 4 B, 2 C); f t u n d C

1113, BC 10/1116 (4 B, 5 C); ftund B 3815. - "min ding f t â t wol" AC 54/55 18 : 'meine Sache steht gut i.S. eines positiven

Urteils'. - Vgl.

be-

stân, entstân ûfstân, verstân. stat

stf. 'Ort, Stätte, Stadt'. N.Sg.: f t a t t ABC 26/277. Dat.Sg.: f t a t t

ABC 28/29', ABC 28/2914 (5 A, 4 B, 6 C); f t a t B 425, C 852. Akk.Sg.: f t â t t A 743; f t a t t ABC 26/273, C 294 (6 A, 6 B, 6 C); f t a t B 38', C 3 3 3 P I . ftêtte A 8 ; ftette B 8 ; ftett C 9 . 4116 c 9923 D a t

stsetec-lîche

Adv. 'beständig, stets',

f t l t e k l i c h A 563, A 985; f t l t -

5

tenklich B 98 . steinen Adj. 'steinern'. N.Pl.F.: f t e i n e n C 9917. stellen, stallen swv. 'stellen'. Part.Prät. Akk.Pl.M.: g e f t a l t e r ABC 20/ 21 5 'aussehend, beschaffen seiend'. - 3.Sg.Prät.Ind. : f t a l t C 65 6 .

stëln, stëlen stv.IV'stehlen'. 3.Sg.Prät.Ind.: ftal ABC 12/133. Sterben stv.lll

'sterben'. 17

Part.Prät.:

14

g e f t o r b e n C 79". 17

3.Sg.Prät.Ind.:

14

f t a r p AB 14 , A 78 (4 A, 1 B); f t a r b C 15 , B 78 (4 B, 3 C). 3.PI. Prät.lnd.: f t u r b e n AB 887; f t u r b e n t C 897. 3.Sg.Plusq.Ind.: g e f t a r b

C 8718, C 89l7. - Vgl. erstërben. Stift stf. 'Gründung, Stiftung'. Dat.Sg.: f t i f t C 3518. - Vgl. gestift. stiften w v . 'stiften, gründen, bauen'. Inf: f t i f f t e n AB 247. Part.Prät.:

g e f t i f f t A 6", A 85 (6 A, 2 B); geftift BC 6/7", C 95 (2 B, 7 C); ge-

Wörterverzeichnis

ftiffet B 85. 3.Sg.Prät.Ind.:

211*

ftiffte AB 105, AB 2815, AB 82'; ftifft A

846; ftift C II5, C 2915 (1 B, 3 C). Stifter stm. 'Gründer'. Gen.Sg.: ftiffters AB 882; ftifters C 892. Dat. Sg.: ftiffter A 34«; ftifter BC 34/35». N.Pl.: ftifter C 10713. Gen.Pl.: ftiffter AB 61, AB 1045, AB 106'. stille Adv. 'ruhig, schweigend',

ftille A 6814; ftill C 4713, BC 68/6914.

stimme stswf. 'Stimme, Ruf, Schrei'. N.Sg.: ftymme AB 38", B 801, BC 80/814; ftymme A 801, A 804; ftimme A 64"; ftymm B 64"; ftimm C 814. Dat.Sg.:

ftymme A 4012, A 6412; ftymme B 4012;

ftym B6412; ftimm C 4112, C 65n. Akk.Sg.: ftymme AB6410. Stolz Adj. 'stattlich, übermütig'. N.Sg.M.: stoltzer ABC 68/697. sträfunge

stf. 'Zurechtweisung, Tadel'. Akk.Sg.: fträffunge AB 6813;

fträffung C 6913. straze stswf. 'Straße'. Dat.Sg.: straffe A 3610; fträffe B 3610, A 36" (5 A, 2 B); fträff B 3615, BC 36/4117 (3 B, 4 C); ftrMfz C 3710; ftrauff C 37". strenge Adj. 'hart, unerbittlich, gottesförchtig'. 53". Dat.Sg.Ntr.:

Gen.Sg.Ntr.: ftrengs C

ftrengen ABC 16/17", ABC 58/5917 (3 A, 3 B, 4 C).

Akk.Sg.Ntr.: ftrenger A5216. streng-heit, strankeit, strengec-heit stf. 'strenge, enthaltsame Lebensweise'. Dat.Sg.. ftranchait A 5624; ftrenkait B 5624; ftrengikeit C 5724. strit stm. 'Kampf, Krieg'. Dat.Sg.: ftrite A 2014; ftritte C2114; ftritt B 2014. Dat.PI.: ftriten ABC 20/2113. stum swm. 'der Stumme', ftumme AB668; ftumm C 67»; ftum C 694. stunde stswf. 'Zeitpunkt, Stunde'. N.Sg.: ftunde A 48'; ftund BC 48/ 491. Gen.Sg.: ftvnde A 40'; ftund B 40». Dat.Sg.:

ftunde A 5425;

ftund C 5525, C 67", C 1014. Akk.Sg.: ftund C 9717. Dat.Pl. C4116.

ftunden

212*

Glossar

stuol stm. 'Stuhl, Thron', hier: 'päpstlicher Stuhl, Papst'. Dat.Sg.: ftule A 344, A 1047; ftul BC 34/354, B 1047. süeze Adj. 'süß, angenehm, lieblich'. N.Sg.M.: fßffer AB 8814. Dat.Sg. M.: CölTem A 287; r8lTen B 287. süezec-heit stf. 'Wohlgeruch'. Dat.Sg.: föffekait A 8814; lufTikait B 8814.

sül stf. 'Säule, Pfeiler'. N.Pl.: füll C 9919, C 9923 (5 C); ffül C 9917. Dat. PI: fülen C99".Akk.PL: iul C 9921. süme-lich Adj. 'säumig'; präd.: fümelich A 523; fümelich B 523. sümic Adj. 'säumig'; präd.: iumigC 533. sun stm. 'Sohn'. N.Sg.: Tun ABC 16/171, ABC 22/236 u.ö. Gen.Sg.: fun e s AB 4416; Tuns C 4516. Dat.Sg.: fune A 166, A 464; Tun BC 16/ 176, AB 24® (2 A, 3 B, 3 C); funn B 4415. Akk.Sg.: Tun ABC 14/159, ABC 44/454 u.ö. N.PL: füne ABC 24/254. Gen.PL: fune ABC 20/2112. Akk.PL: fvne A 204; fun B 204; fun C 215. [Nicht unterschieden wurde zwischen fvn und fun.y sunder Konj. 'sondern', funder C IV2. sunder-bar Adv. 'insbesondere', funderbar AB 100". sunder-lTche Adv. 'insbesondere', funderlich ABC 18/19". - Vgl. besunder. sunne swf. 'Sonne'. Akk.Sg.: Tünnen ABC 36/373. suochen swv. 'suchen'. 3.Sg.Prät.Ind.: fucht AB 3218. - Vgl. heimsuochen. sus Adv. 'sonst', f v s A 10213; fuff B 10213. - Vgl. alsuss. swä Konj. 'wo irgend', f w ä A 614; s w a A 1413, A 3818. - Vgl. wä. swäbe swm. 'Schwabe', f w ä b e A 3812; i w a b B 3812; f c h w ä b C 3912. swäben swm. Dat. PL als Landsname 'Schwaben '. S w a b e n B 24".

S w ä b e n A 24";

Wörterverzeichnis

213*

swäben-lant stn. Landsname 'Schwaben'. Dat.Sg.: f w ä b e n l a n t A 613,

A 815; f w ä b e n l a n d e A 621; fwäbenlant B 613; f w ä b e n l a n d e B 621, A 10414; fwabenlant B 815; fwabenland B 10414; f c h w ä b e n land C V\ C 915 (4 C); fchwabenland C 713. swaere, swaer Adj. '-weh tuend'. Dat.Sg.M.: f w i r e n A 981; f c h w l r e n B981; f c h w e r e n C991. swaere Adv. 'beschwerlich', f w i r e A 7417; f c h w l r B 7417; f c h w e r C 7517. swaz Pron. condit. und concess. 'was auch immer', f w a s A 84, A 142 (10 A). - Vgl. waz.

swelch - » welch swenne Konj. 'wann auch, sobald', s w e n n e A 162. - Vgl. wenne. swer Pron. condit. und concess. 'wer auch immer', f w e r A 3410, A 3616. swester 5

stswf. 'Schwester'. Gen.Sg.: (weiter

AB 105; f c h w S f t e r C

II . swie —• wie tac, tag stm. 'Tag'. Gen.Sg.: t a g e s AB 3014, AB 36" (5 A, 5 B); t a g s C 3719, C 477 (4 C); t a g e n C 3114. Dat.Sg.: t a g e A 507, A 5216; tag ABC 46/4716, C 517 (5 A, 5 B, 7 C). Akk.Sg.: tag ABC 36/372, AB 441 u.ö. N.Pl.: tag ABC 32/3315, AC 54/553. Dat.PL: t a g e B 507. Akk.Pl.: tag ABC 22/232, ABC 22/2314 u.ö. teil stnm. 'Teil'. Akk.Sg.: tail A622; teil B 622. teilen swv. 3.Sg.Prät.Ind.: tailt AB 242, AB 904; teilt C 252, C 914. 3.5g. Prät.Opt.: tailti AB 241; teilte C 672. - Vgl. erteilen. tisch stm. Dat.Sg.: tiffche A 2213; tifch BC 22/2313. tiutsch

diutisch, diutsch

tiuvel stm. 'Teufel'. N.Sg.: tüfel A644; tüffel BC 64/654. Dat.Sg.: tvfel AB 4814, A 6214; tüffel C 4914, B 6214; tuffel C 6214. Akk.Sg.: tüfel AC 62/6316; tüffel B 6216.

Glossar

214*

tohter anffauch swf.) 'Tochter'. N.Sg.: 89\Akk.PL: tochteran AB 20".

tOChter

ABC 10/115, ABC 88/

tot stm. 'Tod'. N.Sg.: t ö t A 606; t o t A 6010; t o d BC 60/616, B 6010. Gen.

Sg.: todes ABC 88/89». Dat.Sg.: töde A 324; tode A 34", AB 58«, A 626; tod BC 32/33\ BC 34/35" (3 B, 4 C). AkkSg.: tot A 9616; tod B 9616. tot Adj. 'tot, gestorben'; präd.: t ö t A 70', A 701J; t ö d A 9416; t o d BC

70/711, C 81'°; todt C 9912. N.Sg.M.: tote A 54"; tOtt C 551J. Dat.Sg. M.: toten A 543; totten C 553. toeten

ertoeten

touf stm. 'Taufe'. Dat.Sg.: töffe A 1410; töff BC 14/1510. traege Adj. 'träge, langsam'. Dat.Pl.Ntr.: t r l g e n AC 54/55".

tragen stv.VI Part.Prät.: getragen AB 6413. 3.Sg.Prät.Ind.: trug C 699. 3.Pl.Prät.Ind.: trugent C 794. - Vgl. antragen. trahen stm. 'Träne'. Dat.Sg.: trihen A 4413. Dat.PI.: trihen B 4413; trehen C4513. triben stv.I 'treiben'. 3.Sg.Prät.Opt.: tribe ABC 36/3718. 3.Sg.Plusq.Ind.:

getraip A 3617; getraib B 3617; getreib C 3717. - Vgl. vertriben. trinken stv.lll Inf.: trinken BC 44/4516. Gerund.: trinkenne A 4415. 3.Sg.Plusq.Ind.: getrank ABC44/4517. triuwe stf. 'Treue (sittliches Pflichtverhältnis zwischen einander Zugehörigen)'. AkkSg.: t r ü w e A 723; t r w B 733 [mit diakritischem Zeichen '

auf dem w7; trüw C 733. triuwe Adj. präd.: trüw C 99". - Vgl. getriuwe. triuwen -> getriuwen tron stm. 'Thron, Sitz', trhrön A 561; tron C 571. trost stm. 'Hilfe'. AkkSg.: tröft A448; tröft B 448. troesten, trösten JW. 'trösten, zuversichtlich machen'. 3.Sg.Prät.Ind.:

tröfte A 10018; trofte B 10018; troft C 10118.

Wörterverzeichnis

215*

troumen swv. 'träumen'. Part.Prät.: getrömet AB 3615. 3.Sg.Prät.Ind.: trömpt C 374. 3 Sg.Plusq.lnd.: g e t r ö m d e AB 364; g e t r ö m p t C 37". trüren swv. 'trauern'. 3.Pl.Prät.Ind.: trurent C 791J. truren stn. AkkSg.: truren ABC 102/103'. tüechelin stn. Dim. zu tuoch. Akk.Sg.: tuchli C 1316. tugent stf. 'Tugend, edle Sitte'. Dat.Sg.: tilgende A 1810; tilgend B 1810; t u g e n t C 1910. Dat.Pl.: t u g e n d e n AB 14", ABC 16/17" u.ö. tugent-haft Adj. präd.:

tugenthafft A 147; t u g e n d h a f t B 147; tu-

g e n t h a f t C 157. N.Sg.M.: tugenthaffter A 16'; tugenthafter C 156, C 17'; tugendhafter B 16'; tugenthaffte A 1V\ A 3813, B 4214 (4 A, 1 B); tugenthafte A 7216; tugendhaffte B 3813; tugenthafft A 7014; t u g e n d h a f t B 1814, B 2212 (6 B); tugenthaft C 2312, C 7114 (l A, 5 C). Gen.Sg.F.: tugenthaffter A 306; tugendhaffter B 30«; t u g e n t h a f t e n C 316. Dat.Sg.M.. tugenthafften A 3213, A 8816; t u g e n d h a f t e n B 3213, B 8816. F.: tugenthafften A 566. tugent-haftic Adj. = "tugenthaft". N.Sg.M.: tugenthaftig C 7316, C 1914; tugendhaftig C 3313. Dat.Sg.Ntr.:

tugenthafftigen A 147;

7

t u g e n d h a f f t i g e n B 14 ; tugenthaftigen C 157. tuoch stn. 'Tuch'. Akk.Sg.: t u c h A B 1216. tuon

anv. 'tun, machen, verrichten'.

Inf.: t u n B 142, A B 1817, C 4310;

g e t u n A 1012, A C 14/152, A B 449; g e t ö n B 1012. Gerund.: tund C 437; tund C 854. Part.Prät.: g e t ä n A 18", A 42' (9 A); g e t ä n C 3517, C 37» (4 A, 1 B, 13 C); g e t a n A 36', C 43'; g e t ö n B 36», B 42' (8 B); g e t o n B 1818. - l.Sg.Präs.Ind.: 3

tun A B C 8/913. 2.PL: tund C 573.

3

3.PI.: tunt A 42 ; tund B 42 . - 3.Sg.Prät.Ind.: tet A B 3614, A 4410, A B 9214; tett C 3714, A B C 42/432 (1 A, 2 B, 3 C); det B 90'. 3.PI.: täten A 546; täten A B 405; tattent C 415. - 3.Sg.Prät.Opt.: tett C 37», A B C 66/674; tet A B 36'; tette C 75". 3.PI.: t l t i n A B 403; t i t i n t C 413, C 556. - Vgl. uftuon, vertuon; kunt tuon, undertän.

216*

Glossar

tür, türe stf. 'Tür, Eingang'. Dat.Sg.: tür ABC 82/831. Akk.Sg.: tür ABC 96/9715. twahen stv.VI'waschen'. 3.Sg.Plusq.Ind.: g e t w u g A 407; g e z w u g B 407[diakritisches Zeichen ° auf dem w , u nicht geschrieben]; g e z w u g C417. U [Aufgeführt sind hier mit Lautwert u beginnende Wörter, auch wenn (vorwiegend im Anlaut) Schreibweise V vorliegt. Bei unterschiedlicher Schreibweise in sonst gleich erscheinendem Wort richtet sich die Angabe nach der Mehrheit der Belege.] übel, ubel Adv. 'auf boshafte Art, heftig', vbel AB 2217, C 7013 (2 A, 3 B, 4 C); vbel C 2317. -Adj. präd.: vbel AB 102". über, über Präp. mit Akk. vber C 1514, AB 2616 (19 A, 18 B, 13 C); vber C 2716, C 292 (10 C). Qber-al Adv. 'überall', vber all C 10515. über-muot stm. 'stolzer, hochfahrender Sinn'. Akk.Sg.: vber mut ABC 6/76. Qber-winden stv.III'erweisen'. Inf: vberwinden C5313. Qeben, uoben swv. 'tätig sein'. Inf : üben A 5213. 3.Sg.Prät.Ind.: übte AB 464. üebunge stf. 'Tun'. Dat.Sg.: ubunge A76 5 ; öbung B76 5 . uf Präp. 'auf. vff AB 812, ABC 8/919 (26 A, 31 B, 27 C); vf AC 10/1116, AC 10/11" (9 A, 14 C). - Vgl. hinuf. Üf-geben stv.V 'aufgeben'. 3.Sg.Prät.Ind.: gab vf A 741, A 9211; gab vff BC 92/93". - Vgl. geben. üf-laden stv. 'aufladen'. Part.Prät.: vff geladen C 99". - Vgl. laden. üf-rihten swv. 'aufrichten, aufstellen'. Part.Prät.: vf gericht C 1015. Vgl. rihten. uf-setzen swv. 'anordnen'. Part.Prät.: vf g e f e t z z e t A 542; vf gefetzt C 552. - Vgl. setzen.

Wörterverzeichnis

üf-stän*

217*

anv. 'sich erheben'. Part.Prät.: vf geftanden A C 10/11";

vff geftanden B 10". 3.Sg.Prät.Ind.: vf ftunt A44 17 ; vff ftund C 137, B C 44/4517, C 6513. 3.Pl.Prät.Ind.: vf ftßnden A B 127. 3.Sg.Prät.

Opt.: vff ftunde C816. - Vgl. stän. üf-tuon anv. 'öffnen'. Part.Prät.: vf getänen A 124; uff getön B 12";

vff getcin C 134. - Vgl. tuon. üf-varen stv.Vl 'aufbrechen'. Part.Prät.: vf gefarn C 47". - Vgl. varen. uf-vart stf. 'Himmelfahrt'. Gen.Sg.: vf Vart A 303; vff vart B 303;

vffart C313. umbe, umb Präp. mitAkk. 'um', v m b e A 54"; v m b AB 1016, ABC 10/

1116 (32 A, 31 B, 20 C). - Vgl. darumbe, widerumb. und Konj. v n d A B C 6/77, A B C 6/710 (544 A, 501 B, 565 C); vnde A

722. Vgl. beide - und. under Präp. mit Dat. vnder AB 1414, ABC 18/1916 u.ö. - Vgl. darunder. under-tan

stm. 'der Untergebene, Untertan', vndertän A 562'; vn-

dertän C 5721. N.Pl.: vndertän A 90"; vndertön B 90". under-tän Part.Adj. 'untertänig, untergeben'; präd.: vndertän A 5623;

vndertän B 5623. - Vgl. tuon. under-wegen adv. 'weg, fort', vnder wegen ABC 48/4913. under-winden stv.III refl. mit Gen. 'sorgenßr'. 18

3.Sg.Prät.Ind.:

vnder-

18

wand C 73 . 3.Sg.Prät.Opt.: vnderwunde AC 72/73 , AB 74'; vnderwnde B 72". un-edel Adj. Gegens. zu "edel". Gen.Pl.Ntr.: vnedler C7514. un-ehtec Adj. 'von geringem Ansehen'; präd.: vnechtig A B 8415. un-erlich

Adj. 'Unehre bringend, schimpflich'.

Gen.Pl.F.:

vnerlicher

C 35'°. un-gehiure Adj. 'unheimlich, schrecklich'; präd.: vngehüre A 26'2;

vngehür BC 26/2712. N.Sg.M.: vngehürer AB 268; vnghürer C 278.

Glossar

218*

un-geleret Part.Adj. 'ungelehrt, ungebildet'. N.Pl.M.: v n g e l e r t e A 4019; v n g e l e r t BC 40/41". un-geloube swm. 'Unglaube, Ketzerei, Aberglaube'. Dat.Sg.: v n g e l ö b e n AB 96*.Akk.Sg.: v n g e l ö b e n AB 703, ABC 96/975, AB 1048. un-geloubec Adj. 'ungläubig'. N.Sg.M.: vngelSbiger A 146; vnglSbiger B W.Akk.Sg.Ntr.:

vnglSbig C 7 1 3 .

un-karc-iiche Adv. 'reichlich, großzügig' vnkarklich C 252. un-klein-liche Adv. 'freigebig', vnklainlich A 242. un-kraft stf. 'Krankheit, Schwäche'. Dat.Sg.: v n k r a f f t A 447; vnkraft B 447. un-lange Adv. 'kurze Zeit', BC 92/93'.

vnlange AB 5012, A 929; vnlang C 5112,

un-maezec Adj. 'übermäßig, unermeßlich'. Dat.Sg.Ntr.: v n m i f f i g e m AB 2610. un-muge-liche Adv. 'nur schwer, höchst unangenehm', vn mugelich A 8812; vnmuglich B 8812. un-muoz-liche*

Adv., hier Synon. zu -»"unmugelTche". vn mufflich

A 8813; vnmuflich B 8813. /"muozlich" 'zulässig'] un-reht stn. 'Unrecht'. Dat.Sg.: vnrecht AC 96/97«, A 9914; vnreht B 968, B 10014. un-reht Adj. 'unrecht, ungerecht'. Gen.Sg.M.: v n r e c h t e s ABC 88/897/8. uns Pron. Dat.Pl. l.Pers.

vns AB 4619, AB 46" (3 A, 2 B, 1 C); v n s C

47", C 47" (1 B, 3 C). Akk.: vnf ABC 20/2118, A 5212; v n s C 5312. un-saelic Adj. 'bösartig, gottlos'. N.Sg.M.: v n f l l i g e r AB 146. unser

Pron.poss. l.Pers.Pl. 'unser'. N.Sg.M.: v n f e r A 5422; v n f e r C

1032. Gen.Sg.M.: v n f e r s AB 30', AB 302, AB 92"; v n f e r s C 311, C 3l 2 . F.: v n f e r C 103". un-staete Adj. 'vergänglich, unbeständig'. Gen.Sg.F.: v n f t l t e n A 5613. Dat.Sg.F.: v n f t l t e n A60 15 ; vnfteiten B6015; v f t e t t e n C7914. Gen. Pl.Ntr.: v n f t e t t e n C 5713.

Wörterverzeichnis

219*

un-tiuren swv. 'schmälern'. Part.Prät.: gevntliret AB 3412. un-tugent-haft Adj. 'tugendlos'. N.Sg.M.: vntugenthaffter A 146; vntugendhafter B 146. un-ver-mäsget Part.Adj. 'unbefleckt, unbeschädigt'; präd.: vnuermäfgat B 1215. [Vgl. S. 110] - Vgl. vermäsegen. un-ver-werzelet Part.Adj. 'unbeschädigt, unverletzt'; präd.: vnverwärtzelet A 12". [Vgl. S. 110/ - Vgl. verwerzeln. un-wSrdec-liche Adv. 'ungeziemend, mit Geringschätzung', vnwerteklich AB 6813. unz Präp. 'bis, bis zu', vntz AB 8'\ AB 16" (12 A, 11 B, 1 C). - Vgl. bis. ur-hap stmn. 'Urheber, Ursprung, Anfang'. N.Sg.: vrhab ABC 56/57". Dat.Sg.: vrhabe AB 2817. Akk.Sg.: vrhab C2917. ur-liuge stn. 'Krieg'. Dat.Sg.: vrlüge AB 2013; vrlüg C2113. ur-loup, -lop, -lob stmn. 'Abschied, Erlaubnis'. Akk.Sg.: vrlop AB 42®, AB 4817, A 941; vrlöp C 43«; vrlob C 4917. ur-stende stf. 'Auferstehung'. Gen.Sg.: vritende AB 2810, AB 302; vrftendi C 2910, C 3l 2 . Dat.Sg.: vritende AB 304; vrftendi C 3l4. ützit Pronominalsubst., stn. 'irgendetwas'. Akk.Sg.: vtzit C 55I(S. - Vgl. iht, verneinend nie nützit, nutz. uz Präp. mit Dat. 'aus', uff AB 1210, B 2815 (8 A, 12 B, 2 C); ÜS A 2815; vi C AT, A 46" (5 A, 2 B, 5 C); vfz C 81". - vfzim 'aus ihm heraus' C 655. üzenan Adv. 'außerhalb, außen', vffenen A 1215; vfnen B 12". uzer-halp Adv. 'außerhalb', vfferthalb C 9516. üz-er-welt Part.Adj. 'auserwählt, ausgezeichnet'. Dat.Sg.F.: vier weiten C 576. üz-geben stv.V 'herausgeben'. 3.Sg.Prät.Ind.: gab vf B 742, wohl Verschrieb für —> ufgeben.

220*

Glossar

üz-genomenlich* Adj. 'außergewöhnlich'. N.Sg.M.: v s g e n o m e n l i cher A 8013; ufgenomenlicher B 8013. - üznemen 'wahrnehmen, ausbedingen'. üz-komen* stv.IV 'herauskommen; zu Ende gehen'. Inf.: v s k o m e n A 96"; uff k u m m e n B 9618. 3.Pl.Prät.lnd.: v f k o m e n t C IV. - Vgl. komen. üz-Iesen stv.V 'zu Ende lesen'. 3.Sg.Prät.Ind.: v s las A 22'". - Vgl. lesen. üz-riten stv.I 'aus-, wegreiten'. 3.Sg.Prät.Ind.: v s rait A 1041; uff rait B 1041; vf reitt C 477. üz-varen stv.VI 'weggehen, sich frei machen'. Part.Prät.: v s g e v a r n A 46"; uff g e u a r e n B 4 6 " . V [Aufgeführt sind hier mit Lautwert v oder f beginnende Wörter.] vähen redv. fangen'. Part.Prät.: g e u a n g e n C 992. - Vgl. anvangen. vallen redv. fallen'. Inf : vallen ABC 66/6717. 3.Sg.Prät.lnd.: viel C 495, ABC 48/49 5 (4 A, 4 B, 5 C). vanc-nisse stf. 'Gefangenschaft'. N.Sg.: v a n c h n v f t A 981. Dat.Sg.: v a n c h n u f t A 9613. Akk.Sg.: v a n c h n v f t A 5620. - Vgl. gevancnisse. varn, varen stv. VI 'sich fortbewegen'. Inf: varn A 366, A 383 (5 A); v a ren BC 36/376, BC 38/393 (4 B, 2 C); faren C 9314. Gerund: v a r e n d B 9216. Part.Prät.: g e v a r n A 1212, A 4017, A 808; g e f a r n C 1312; erv a r e n B 4017; erfaren B 1212; erfarn C 4117. - 3.Sg.Prät.Ind.: für ABC 16/179, ABC 24/25" u.ö. 3.Pl.Prät.Ind.: füren AB 185, A 541; furent C 195, C 551, C 9316. 3.Sg.Prät.Opt.: fure AB 385, AB 387. 3 PI. Prät.Opt.: furin A 5224. - Vgl. ervarn, hinwecvaren, ufvaren, üzvaren. vart stf. 'Fahrt, Reise'. Dat.Sg.: vart A 542; fart C 552; Akk.Sg.: v a r t A 54»; fart C 55». vas-naht stf. 'Fastnacht'. Dat.Sg.: v a f n a c h t C 10716.

221*

Wörterverzeichnis

vaste stswf. 'Fasten'. Dat.Sg.: vafften A 22", A 465, A 5217; vaften BC 22/23", BC 46/475, C 5317. 14

J1

vaste, vast Adv. 'sehr, stark', vaft AB 32 , C 53 (2 A, 3 B, 6 C);

valTte A 923; fast C 3314.

vater anm. 'Vater'. N.Sg.: vatter ABC 8/99, ABC 14/1517 u.ö. Gen.Sg.: vatter AB 813, AB 226 (4 A, 3 B); vatters C 913, BC 44/4516, C 7917. 16 16 Dat.Sg.: vatter ABC 20/21 , AB 42" (6 A, 6 B, 5 C); vater C 43 . 2 16 10 Akk.Sg.: vatter AB 62 , ABC 70/71 u.ö. N.Pi: vetter C 91 . veil

Adv. 'feil',

velt stn. C 878.

feil C 99:o.

'Feld, Boden'. Dat.Sg.:

velt C 257; veld C 45'.

Akk.Sg.:

5

veld 5

vSIt-siech Adj. 'aussätzig'; präd.: veltfiech AB 88 ; veldfiech C 89 . Vgl. siech. 19

ver-ähten swv. fachten',) hier 'verachten'. Part.Prät.: verachtet C 69 . ver-bannen redv. 'mit dem Bann belegen'. Part.Prät.: verbannet AB

104".

ver-brennen J

sw.

'durch Feuer verwüsten'. 2

3.Sg.Prät.Ind.:

A 104 ; verbrante B 104 .

verbrande

ver-damp-nisse stf. 'Verdammnis'. N.Sg.: verdampnuft AB 50"; ver-

dampnürt C 51". Dat.Sg.: verdampnuft AB 521, AB 525; verdampnuft C 531; verdampnüfz C 535. 3

ver-dienen swv. Part.Prät.: verdienet AB 32', C 107 ; verdienot C 1

33 .

ver-gemeinsamen*

J W . 'aus der Gemeinschaft verstoßen'.

vergemaynfamet A 1048; vergemainfammet B 1048.

ver-gezzen stv.V'vergessen'.

3.Sg.Prät.lnd.:

Part.Prät.:

vergaff AB 1026. 10

ver-jagen sw. 'vertreiben'. Part.Prät.: veriegt A 104 ; veriaget B 10

104 .

8

ver-künden wv. 'kundtun'. Part.Prät.: verkünt C 103 .

222*

Glossar

ver-Iäzen redv. 'zurücklassen'. 3.Sg.Prät.Opt.: verlieff C258. ver-Iiesen stv.II 'verlieren'. Part.Prät.: verlorn AC 12/1314; verloren B 1214. 3.PI.Prät.Ind.: verluren AB 2013; verlurent C 2113. ver-Iihen stv.I 'zuteilen, verleihen'. 3.Sg.Prät.Ind.: verlech AC 8/94; verleich B 84. ver-mäsegen, -mäsgen sw. 'beflecken, beschädigen' —»unvermäsget. ver-nemen stv.IV 'erfahren, vernehmen'. 3.Sg.Prät.Ind.: vernam C455. vfirre, v€r Adv. 'entfernt, weit', verre A 44"; verre AB 4218, B 448; ver C 45"; fer C 4318. ver-schriben stv.I 'aufschreiben, verzeichnen'. Part.Prät.: verfchriben C 718. ver-smaehen, -smähen swv. 'verschmähen, geringschätzen'. Part.Prät.: verfmScht A 886; verfchmicht B 886; verfchmächt C 6918; verlchmachet C 89«. 3.Sg.Prät.Ind.: verfmächte AB 6814, AB 6818; verfchmächt C 6914. 3Pl.Prat.Ind.: verfmächten A 887; verfchmSchten B 887; verfchmächtent C 897. ver-stän anv. refl. 'verstehen'. 3.Sg.Prät.Ind.: verftund C 194; verftund C 6710. - Vgl. stän. ver-stozen redv. 'vertreiben'. Part.Prät.: verftoffen A 10013; verftöffen B 10013. 3.Sg.Prät.Ind.: verftieff ABC 96/977. verte swf 'Weg'. Dat.Sg.: verte A265; verte B 265. ver-triben stv.I 'dahinbringen, vertreiben'. Part.Prät.: vertriben ABC 60/614, AB 10410, AB 10416. 3.Sg.Prät.Ind.: vertraip AB 8". ver-tuon anv. 'schaden'. 3.Sg.Prät.Opt.: vert tett C3510. ver-werzeln swv. Intens, zu "verwerren" 'verwirren, schädigen, verletzen' -> unverwerzelet. ver-zern swv. 'hinbringen'. 3.Pl.Präs.Ind.: verzerent ABC 6/76. 3.Sg. Prät.lnd: verzart ABC 56/5724.

Wörterverzeichnis

ver-zThen

223*

stv.I 'verzichten auf, aufgeben'.

Part.Prät.:

v e r z i g e n ABC

6/7 . 3.Sg.Prät.Ind.: verzech A 8 , A 56 ; verzeich B 83; v e r z e c h 10

3

18

C 93, C 57". 3.Sg.Prät.0pt.: v e r z i g e A 5614; v e r z e c h C 5713. veste, vest Adj. 'beständig, tapfer'. Akk.Sg.M.: Veiten A 56"; Veiten

C 57". vestec-Kche Adv. 'standhaß', vefteklich A7219; veftenklich B7219. veter

swm. 'Vatersbruder,

2

Vetter, männlicher

Verwandter'.105

vetter A

2

88 ; v e t t e r BC 88/89 . vier Numcard. 'vier'. N.M.: v i e r e A 209; vier B 209, AC 96/973; fier C

21', B 963. Vierde Num.ord. 'der vierte'. N.Sg.M.: Vierde A 964; vierd BC 96/974. vil Adj. 'viel'. N.Pl.M.: vil C 6 9 1 . Ntr.: vil C 7 1 6 . Adv. 'sehr', vil AB 6 4 , ABC 6/7 12 u.ö.

vinden stv.III finden'. Inf: v i n d e n A 207, AB 2419; f i n d e n B 207, C 2519. Part.Prät.: f u n d e n ABC 16/1712. l.Sg.Prät.lnd.:

v a n t AB 618,

AB 620; f a n d C 718, C 720. 3.Sg.Prät.Ind.: v a n t AB 817, AB 1213 (7 A, 6

B); vand C 917, C 1313 (1 B, 7 C); fand C 457. 3.Pl.Prät.lnd.: f u n d e n AB 129; f u n d e n t C 139. viur stn. 'Feuer'. N.Sg.: f ü r e A 1214; f ü r B 1214. Akk.Sg.: f ü r e A 128;

für BC 12/138. v l e c k e swm. 'Siedlung, die sich ausgebreitet

hat, Marktflecken'.

N.Sg.:

flekke AB 802; flek C 8l2.Akk.Sg.: flekken AB 866; fleken C 876. vleisch, fleisch stn. Dat.Sg.: flaifch AB9412; fleifch C 9512. 105

GRIMM 12.2, S. 26ff.: ursprüngliche Bedeutung 'Vatersbruder1; Erweiterung 'Oheim' und 'Neffe', 'Großvatersbruder1. - IDIOTIKON I, 1133: Oheim von väterlicher oder mütterlicher Seite; Sohn des Bruders oder der Schwester des Vaters oder der Mutter, Geschwisterkind (zunächst ersten, dann wohl auch ferneren Grades); beim Landvolk jeder männliche Verwandte, auch in weiteren Graden und durch Heirat. Mhd. meist nur 'Vatersbruder', selten auch dessen Sohn; Ausdehnung auf weitere Grade der Verwandtschaft, die sich am Ende gar nicht mehr nachweisen läßt.

224*

Glossar

vliezen stv.II 'fließen'. 3.Sg.Prät.Opt.: fluffe AB 405; flulT C41 5 . vliz stm. 'Eifer'. AkkSg.: flyfT A4814; fliß B4814; fliff C 4914. vlizic Adj. 'bemüht'; präd.: fliffig A 143; fliffig BC 14/153. vlizec-liche Adv. 'mit Eifer, mit Beflissenheit', fliffeklich A 283, C 537; flyffeklich A 527, A 5413, A 1008; flyfieklich B 100"; fliffenklich BC 28/293, C 99'; fliffenklichen C 5513. vogetie stf. 'Vogtei, Schutz'. N.Sg.: v o g t t y g e A 865; v o g t t y e B 865; vogty C 875. AkkSg.: v o g t a y A 742, A 74»; vogtyg B 742; vogttig B 74'; vogty C 15\ C 759. vol-bringen anv. 'ausföhren, vollenden'. Part.Prät.: voilebrächt A 144; voilebrächt A 92\ A 948; vollebräht B 927, B 948; vollbrächt B 1017; volbrächt C II17, C 3318, C 3518; volbracht C 958. 3.Sg.Prät. Ind.: volbrachte A 3218; volbracht B 3218. - Vgl. bringen. vol-buwen swv. fertig bauen'. Part.Prät.: vollbuwen A 3010; volbuw e n B 3010. - Vgl. buwen. vol-enden swv. 'vollenden'. Part.Prät.: volendet C 10716. 3.Pl.Prät.Ind.: vollendetten A 541. volgen swv. folgen, nachkommen'. 1 .Pl.Präs.Opt. mit Futurbedeutung: gevolgen AB 1066. vol-komen, vol-kumen Part.Adj. 'vollständig, vollkommen'. N.Sg.M.: volkomener AB 78:; vollekomener A 9014; volkomner C 792; v o l k u m m e n e r B 9014. Ntr.: volkomen AC 62/638; volkumen B 628. Gen.Sg.M.: volkomenen A 607; volkomnen 617; volkumenen B 607. Dat.Sg.Ntr.: volkomenem A 5817, A 787, A 90«; volk o m m e n e m B 908; volkomnen C 5916, C 797, C 9l 8 ; volkummenen B 5817; volkumenen B 787. vollec-liche Adv. 'vollständig, vollgültig'. vSlIeklich A 523, AB 984; vSlIenklich B 523, C 934. vol-vüeren swv. 'zu Ende bringen'. 2.Pl.Präs.Ind.: vollefurent A 5426; volfurent C 5526. 3.Sg.Prät.Ind.: volefurte A 5614; volfurte A 164;

Wörterverzeichnis

225*

vollfurte A 5617; volfurt BC 16/174, C 5717; volfurt C 5714. 3.PI. Prät.Ind.: volfurten C 55*. - Vgl. vüeren. von Präp. mit Dat. A B 6\ A B C 6/7« (114 A, 105 B, 96 C); v o C 291.

vor Präp. mit Dat. A B 623, AB 6» ABC 14/15" u.ö. vor-gän anv. 'vorausgehen'. 3.Sg.Prät.Opt.: vor gierige A 5616; vor

gieng C 5716. - Vgl. gän. vorht stswf. 'Furcht'. Dat.Sg.: vorchte AB 18", A 7018; vorcht C 19",

C 71". vorht-sam

Adj. 'furchterregend'. Akk.Sg.M.: 18

vorchtfamer A 818;

18

vorchtfammer B 8 ; forchtfamer C 9 . vor-mäles Adv. 'ehedem, früher' vormäls C 45". vor-riter stm. 'der voraus reitet'. Akk.Pl.: vor riter A 385; vor riter B

385.

vor-schriben stv.I 'vorher beschreiben'. Part.Prät. Dat.Sg.F.: vorge-

fchribnen C 2920. vor-trager stm. 'Vorbild', vortrager AB 58'; vertrager C 591. - Vgl. auch bischaft. vor-zeichen stn. 'Vorhalle, Vorhaus einer Kirche, lat. porticus' [mhd. auch phorzich, pforzich stm.]. Dat.Sg.: vor zeichen C 9914.

vrägen swv. fragen'. Inf : fragen C 37". 3.Sg.Prät.Ind.: vrägte A 385,

A 388; vrägte B 385; fragte B 388; frägt A 5420; trägt A 36", ABC 50/5116; fraget B 36", AB 36"; fräget C 37", C 39", C 55:o; frauget C 1013. vreis-lich

Adj. 'schrecklich, grimmig'; präd.: frayffchlich A 644;

frayfflich B 644. v r l A d j . 'ledig, frei'. N.Sg.Ntr.: frig C31 15 . Gen.Sg.Ntr.: friges A B 30".

-Adv. fry A 867; fry B 867; fryg C 877. vrie swm. 'Freigeborene'. Gen.Pl.: frigen A 621; frygen B 62'. Akk.

PL: frigen C631.

Glossar

226*

vrí-heit stf. 'Freiheit'. Dat.Sg.: frihait A 56"; fryheit C 57". Akk.Sg.: frighait A B 745; fryheit C 755, C 877.

vrisch Adj. 'frisch, munter, rüstig'; präd.: frilch C4518. vristen iwv. 'Zeitgeben, Aufschub gewähren'. 3.Sg.Präs.Ind.: frifftet A 46"; friCtet B C 46/47". - Vgl. beiten.

vriunt stm. 'Freund, Verwandter'. N.Sg.: frünt A B 163; frúnd C 173, C 3912. Dat.Sg.: frúnde A 165 [ev. PI.]-, frúnd B C 16/175. N.Pl.: frúnde A B 185, A 6214 (4 A, 1 B); frúnd C 19\ B 6214 (3 B, 2 C); frund C 63l4, C 897. Dat.PL: frúnden A B C 16/17", A B C 64/6515 (4 A, 4 B, 3 C); f r u n d e n C 896. Akk.Pl.: fründe A 96"; frúnd B 9616. - Vgl. ge-

vriunt. vrö Adj. 'froh, heiter'; präd.: vrö A 567; frö A 3810, A 5420; fro C 3910, C 5520 (4 C); fro B 3810, A 5615, A 1026; froch B 1026.

vroelich Adj. fröhlich, froh'. AkkSg.M.:

frSlichen A C 56/5710.

vroe-líche Adv. frSlich A B C 12/136, A C 44/45" (5 A, 3 B, 5 C); frSlic h e A64 1 4 ; frolichen C 575.

vrön-hüs stn. 'Herrenhaus' [das nahe dem Kloster gelegene 'Fronhaus', offenbar zum Kloster gehörend, war wohl für Gäste gedacht]. N.Sg.: v r ö n h u s A 585; frönhuß B 585; f r o n h u s C 595. Dat.Sg.: v r ö n h u s e A 82"; frönhuß B 82"; fronhuf C 83". Akk.Sg.: v r o n h u s A 825; fronhuß B 825; f r o n h u s C83 5 .

vröude stf. 'Freude'. N.Sg.: frSde A 10414; frSd B C 104/10514. Dat.Sg.: frSde A 607; frSd B 607. AkkSg.: 7

fr8de A 1067; frSd C 617, C 6116,

16

B 106 . Dat.Pl.: frSden A B 60 , A B 1027, A B 1065.

vrouwe, vrowe/0\ A 441; wonde B 126, B 44'; wand C 136; wand C 3913. war - » gewaere war, swar Konj. 'wo auch', war BC 38/3915; swar A 38". warten svw. 'erwarten'. Inf : warten AB 424. waschen stv.VI 3.Sg.Prät.Opt.: wufche ABC 40/414. 3Sg.Plusq.Ind.: g e w u f c h B 407. waz Pron. condit. und concess. 'was auch immer', w a s BC 8/9", BC 14/152 (3 A, 13 B, 15 C). - Vgl. s w a z .

Wörterverzeichnis

229*

wazzer stn. 'Wasser'. Gen.Sg.: w a f f e r s ABC 40/41", C 417. Akk.Sg.: w a f f e r AB 407, ABC 44/4515. we Adv. 'weh': w § A 42"; w e BC 42/43", ABC 44/4518. wecken swv. Inf.: w § k e n A 12"; w e k e n BC 12/11". 3.Sg.Prät.Ind.: w a c h t e A 5210, A 805; w a c k t e B 805; w a k t C 5310. Vgl. erwecken. weder: ne-, en-w6der Adj. 'keiner von beiden'. Akk.Pl.F.: e n w e d e r A 6417; a n w e d r i B 6417; e n t w e d e r e C 6517. weder - noch disjunkt. Partikel, w e d e r - n o c h AB 9616. w e c stm. 'Weg'. Akk.Sg.: w e g AC 56/5716, C 101J. wegen

Dat.PI. v o n - w € g e n mit dazwischentretendem 7

Gen. 'auf Anlaß,

18

mit Rücksicht auf . von - w e g e n C43 , C73 . welch, welich Pron.relat. statt swelch. Dat.Sg.F.: welicher C 493. Akk.Sg. M-: s w e l h e n A 5616; wellichen C 5716. wellen anv. 'wollen'. l.Sg.Präs.Ind.: wil ABC 26/276. 2.Sg.: wilt AB 46"; w i t C 47". 3.Sg.: wil ABC 102/1033. - 3.Sg.Prät.Ind.: w o l t e A 20", A 223 (19 A, 13 B, 2 C); wolt ABC 10/1117, AB 1816 (4 A, 11 B, 12 C); w o l d r e t C 655; wölt C 89"; mit proklit. "en-": e n w o l t e A 423, A88 18 ; e n w e l t e B8818. 3.Pl.Prät.Ind.: w o l t e n B 128; w o l t e n t C 41". 3.Sg.Prät.Opt.: wSlti A 443, A 48' (4 A); wSlty A 487; wolti A 247; welti B 247, B 487, B 489; w e l t y B 4810; w S l t e C 235, AC 36/374 (4 A, 6 C); w e i t e B 36", B 388 (4 B, 1 C); w8lt A 5616; wolt C 57"; w e i t C 497, B 60". wein, wellen swv. 'wählen'. Gerund.: w e l l e n n e A 94'. - Vgl. erweln. weltlich Adj. Gegensatz zu "geistlich", präd.: weltlich ABC 24/254, C 3316, ABC 92/93". - N.Sg.M.: weltlicher ABC 76/7717. F.: weltlichü A 10"; weltliche B 10". Gen.Sg.F.: weltlicher AC 56/57". Dat.Sg. M . weltlichem AB 90". F.: weltlicher AB 729, ABC 76/775. Mr.: weltlichem C 47", ABC 60/61', AB 1062. Akk-Sg.M.: weltlichen ABC 14/153. F.: weltlich ABC 6/77, ABC 8/9J0, C 43". Ntr.: weltlich

Glossar

230*

AB 46". N.Pl.M.: weltlich AB 9016. Ntr.: weltlichü A 20"; weltlichi B 20"; weltliche C 21". Gen.Pl.F.: weltlicher AB 3216, AB 42". Dat.PI.M.: weltlichen AB 724. F.: weltlichen C 739, AB 7412,

ABC 88/896. Dat.PI.Ntr.: weltlichen AB 726, C 7712. Akk.Pl.Ntr.: weltlich C 632, C 99'2.

wem Interrog. Pron. C 10712. wenne Konj. 'sobald, wann irgend', wenne C 377, A 48'; wenn B 162, BC 48/491. - Vgl. swenne und wan, won.

w6r Pron.rel., concess., interrog. wer ABC 8/99, BC 34/3510, ABC 36/ 37". Vgl. sw6r.

werben

erwerben

werc, werch stn. 'Tat, Handlung'. N.Pl.: werch A 5424; werk C 5524. Gen.PL: w e r c h e B 70"; werke C 152; werken C 5713. Dat.Pl.: w e r c h e n AB 10", AB 1018, A 562; werken C 11", C 1118 (4 A, 2 B, 7 C).Akk.Pl.: w e r c h A 10'6, A 5426; werk BC 10/1116, C 552Ä (2 A, 2 B, 4C).

werden stv.III 'werden'. Inf.: werden ABC 16/17«, AB 34'3, ABC 74/ 7517. Part.Prät.: worden ABC 44/4518, ABC 46/4710 u.ö. i.Sg.Präs. Ind.: wirt ABC 14/15«, AC 56/571. 2.Sg.Prät.Ind.: wurde AB 5018; wurt C 5118. 3.Sg.Prät.Ind.: wart AB 8\ AB 144 (43 A, 31 B, 1 C); ward C 137, ABC 12/13" (1 A, 9 B, 55 C). 3.Pl.Prät.Ind.: wurden A 4010, A 5223; wurdent BC 40/4110, C 5323 (1 B, 5 C). 3.Sg.Prät.Opt.: wurde C 3512, A 368 (3 A, 2 B, 4 C); wurd BC 36/37"; wurdi C 511. Werlte stf. 'Welt'. Gen.Sg.: weite AB 106, AC 143/15418 (6 A, 2 B, 1 C); weit C II 6 , B 1418 (2 B, 2 C). Dat.Sg.: weite AB 102, AC 20/2118 (19 A, 6 B, 2 C); weit C II 2 , B 2018 (13 B, 12 C). wern sw. —> erwern. wesen stv. V —> sin. wider Adv. 'wieder', wider ABC 10/1114, ABC 12/13' u.ö. wider-keren i w . 'umkehren'. 2.Sg.Imp.: kere wider A 48'; ker wider BC 48/49'. - Vgl. keren.

Wörterverzeichnis

231*

wider-umb Adv. w i d e r u m b C 2716, C 471 (4 C). w i d e r - v a r t stf. 'Rückkehr, Rückreise'. Dat.Sg.: w i d e r v a r t A 4210; w i -

der f a r t BC 42/4310. wie Adv. w i e ABC 6/75, ABC 6/715 (20 A, 23 B, 24 C); s w i e A 367, A 902 (4 A). wThe stf. 'Weihung, Einsegnung'. N.Sg.: w y h i A 3012, A 10217; w y h i B

3012; w i h ü B 10217; w i c h e C 10317. Dat.Sg.: w i h y A 3012, A 1023; w i h y B 1023; w i c h y B 3012; w i c h e C 3113, C 1033.Akk.Sg.: wyhi A 10012, A 102"; whi B 10012; w i h y AB 1021; w i h e B 102". wihen, wichen s w . 'weihen'. Part.Prät.: g e w y h e t A 865; g e w i h e t B 865; g e w i c h t C 875, C 10313. 3.Sg.Prät.Ind.: w t c h t e A 28", A 10213; Wichte B 28", A 30", B 10213; w i c h t y B 30"; w i c h t C 29", C 312. 3.Sg.Prät.Opt.: w i c h t i C 31".

wild Adv. wild C 656. wile, wil stswf 'Weile'. Akk.Sg.:

wil C 455.

wille swm. 'Willen, Gesinnung'. Dat.Sg.: willen AB 8", ABC 10/11'(15 A, 13 B, 12 C); willent C 9". Akk.Sg.: willen C 1714, C 3518 u.ö. willec-ITche Adv. 'mit Willen, absichtlich', willenklich C 533. willic Adj. 'eifrig, bereitwillig'.

N.Sg.M.: williger ABC 62/63 7 . Gen.Sg.

M.: willigen ABC 60/617. win

stm. 'Wein'. Dat.Sg.: w y n e A 94"; w i n e B 94"; w i n C 95".

winden stv.III 'einwickeln'. Part.Prät.: g e w u n d e n ABC 12/1316. w i p , w i b stn. 'Weib', hier 'Gemahlin'. Dat.Sg.: wTp A 148; w i p B 14«;

Wib C 15». w i r Pron.pers. l.Pers.Pl.:

wir AC 52/5312, AC 52/5312 u.ö.

wirdec-heit stf. 'Ehre'. Dat.Sg.: w i r d e k e i t C 633. wirdec-Kche Adv. 'würdig, ehrenvoll', 10

denklich B 88 .

w i r d e k l i c h AC 88/8910; wir-

Glossar

232*

wirdic Adj. 'würdig'; präd.: wirdig C633. wirt stm. 'Ehemann, Gebieter'. Dat.Sg.: wirte A 166; wirt BC 16/176. wirtin stf.'Ehefrau'. N.Sg.: wirtin C 3520. wirt-schaft stf. 'Bewirtung, Mahl' ["eine Wirtschaft bereiten" 'ein Mahl zubereiten% Akk.Sg.: wirtfchafft A 12«; wirtfchaft BC 12/13«. wise, wis stf. 'Art und Weise'. Dat.Sg.: w i s A 4414; wtTfe A 5221; w i s C 3714, B 44 u , C 103». wise swm. 'der Weise', wise AC 14/155; w i s B 145. wise, wis Adj. 'klug, verständig, gelehrt'. N.Sg.M.: wifer ABC 20/21", C 9114. Gen.Sg.M.: wisen A 307; wifen BC 30/317. Akk.Sg.M.: w y s e n A 7614; wifen B 7614. wis-heit stf. 'Erfahrung, Gelehrsamkeit, Weisheit'. Dat.Sg.: wifzheit C 2V.Akk.Sg.: wyshait A225; wifhait B225. wit Adj. 'weit'; präd.: Witt C 2513; wit C 10515. - Akk.Sg.Ntr.: w y t e n AB 24'°. Akk.Pl.Ntr.: witte C2410. witewe-lich Adj. 'einer Witwe gemäß'. Dat.Sg.Ntr.: wittüwelichem AB 58«; witwenlichen C 596. witze stf. 'Verstand, Klugheit'. Dat.Sg.: witzze AB 9016. witzic Adj. 'verständig, klug'. Akk.Sg.M.: witzigen C 7714. Dat.Pl.M.: witzigen AB12\Akk.Pl.M.: witzig C734. wizzen anv. 'wissen'. Inf: wiffen ABC 24/25", AC 54/5521, ABC 102/ 1032. 2.Sg.Präs.Ind. mit proklit. "en-": enwaift AB 48'; mit normaler Verneinung: weift C 49'. i.Sg.Prät.lnd.: wuft C 456. 3.Pl.Prät.lnd.: wiftent C 694. wo Pron.Adv. wohin* Adv.

w o C 39", C 456. wohin C911.

wol Adv. 'gut, wohl', wol ABC 6/717, ABC 6/722 u.ö. - Vgl. baz. won - » wan, won.

Wörterverzeichnis

wonunge

233*

stf. 'Wohnung, Behausung; Gewohnheit'. N.Sg.: w o n u n g e 13

AC 26/27 ; w o n u n g B 26". Akk.Sg.: w o n u n g e AB 725. w o r t stn. Wort'. N.Sg.: wort ABC 14/154. N.Pl.: wort ABC 50/5120. Dat.Pl.: Worten ABC 10/1117, A 52' (5 A, 2 B, 4 C); wortten C 53'. Akk.Pl.: wort AB 4614, ABC 48/494 (5 A, 5 B, 4 C); Worte A 6818. w u n d e r stn. 'Wunder'. N.Sg.: w u n d e r C 13". w u n d e r n JW. 'sich wundern'. 3.Sg.Prät.Ind.: w u n d r e t C 101 wunder-nemen stv.IV 'sich wundern'. 3.Sg.Prüt.Ind.: w u n d e r n a m AB 6410. 3.Pl.Prät.Ind.: n a m e n t w u n d e r C 694. - Vgl. nSmen. wunnec-lich

Adj. 'wonniglich'. Akk.Sg.Ntr.: w u n n e k l i c h e AB 4014;

w u n n k l i c h C41 14 . wfirken swv.'bewirken'. Part.Prät.: g e w ü r k t C 43'. zart Adj. 'lieb, vertraut'. N.Sg.M.: z a r t e r AB 10010. ze, zuo Präp. mit Dat. z e AB 64, ABC 8/9« (96 A, 97 B, 62 C); zu C 74, C 1F (27 A, 30 B, 75 C); verschmolzen mit Art.: z e m A 366, A 38« (9 A); z e n A 601Ä; zer A 30\ A 82'. zehant Adv. 'sogleich, sobald als', z e h a n t A 20", AB 2814 (10 A, 5 B); z e h a n d C29 14 , C 4l 9 (2 B, 7 C). zehen Num.card.'zehn'. N.M.: z e h e n AB 681. zeichen stn. 'Wunderzeichen, Wunder'. N.Sg.: z a i c h e n AB 6212, AB 666, AB 686; z e i c h e n C 9913. Dat.Sg.: z a i c h e n AB 4210, AB 706; zeic h e n C 695, C 99". Akk.Sg.: z a i c h e n AB 1217, AB 266 (6 A, 6 B); z e i c h e n C 1317, C 27« (7 C). N.Pl.: z e i c h e n C 7i 6 . Dat.Pl.: z a i c h e n AB 626, AB 62»; z e i c h e n C 636, C 63». Akk.Pl.: z a i c h e n AB 64'; zeic h e n C65 1 . zeigen w . Part.Prät.: g e z e i g e t C 9918. zelle stswf. 'kleines Nebenkloster, Filialkloster'. Akk.Pl.: zellan AB 846.

234*

Glossar

Zellen swv. 'zählen, als Anteil geben, zahlen'. Inf.: Zeilen C 9923, C 9924. 3.Sg.Prät.Ind: zalt C99».

zemen Adv. 'zusammen', z e m e n A647. zer-gän stv. 'in Verfall geraten'. Part.Prät.: z e r g a n g e n AB 983. 3.PI. Präs.Ind.: z e r g ä n t A 20"; zergont B 20"; zergänd C 21". - Vgl.

gän. zer-stoeren s w . 'zerstören'. Part.Prät.: zerftSret A 1044; z e r f t S r t B 1044. 3.Sg.Prät.lnd.: z e r f t ó r t e A 1042; z e r i t o r t e B 1042. ziehen stv.II 'ziehen, sich begeben'. 3.Sg.Prät.Ind.: z o c h C 1715, AB 522,

A 52"; zöch C 532. - Vgl. erziehen. zieren AWV. 'zieren, schmücken'. Part.Prät.: gezieret AC 16/17", AB 1810 (5 A, 2 B, 2 C); geziert B 16", C 1910, BC 76/776. zit stf. 'Zeit'. N.Sg.: zit AB 3816. Gen.Sg.: zit A 687; zitt B 687. Dat.

Sg.: zit A 816, AB IO7 (11 A, 2 B, 1 C); zitt BC 8/916, C 117 (9 B, 10 C). AkkSg.: zit AB 18", ABC 22/2310 (4 A, 4 B, 2 C); zitt C 194, C 3715 (4 C). Dat.Pl.: ziten C 278, AB 747, AB 96'; zitten C 757, C 971, C 9916. zorn stm. 'Zorn'. Dat.Sg.: zorn C 133. zornic Adj. 'zornig, erzürnt'; präd.: zornig C 654. Dat.Sg.M.: z o r n i g e m

AB 123; zornigen AB 4615; zornningen C 4715. zöugen, zougen A-WV. 'zeigen, erzeigen'. 3.Sg.Prät.Opt.: zögti B 284. Vgl. erzöugen. zug stm. 'Gefolge'. Akk.Sg.: zug C 556. - Vgl. gezoc. zuht stf. 'Wohlgezogenheit, Anstand, Liebenswürdigkeit, Bildung', "nach der weite zuht vnd ère" 'Sitte'. Dat.Sg.: z u c h t AB 182, C 216 u.ö. Akk.

Sg.: z u c h t ABC 14/1515, C 19' u.ö. zöhtic Adj. 'gesittet'. Dat.Sg.F.: züchtiger AB 206. zuht-meister stm. 'Erzieher'. Dat.Sg.: z u c h t m a i f t e r AB 1620; z u c h t meifter C 1720.

Wörterverzeichnis

235*

zunge swstf. 'Zunge als Werkzeug der Sprache'. N.Sg.: z v n g e A 6617;

zung BC 66/6717. zuo-ngmen stv.IV 'sich entwickeln'. Part.Prät.:

z u g e n o m e n C 932. -

Vgl. nemen. zuo-vüegen, - v u o g e n swv. '(hin-)zufögen, verbinden'. 3.Sg.Präs.Ind.:

zu

f u g e t AC 18/19»; zu fögt B 189. 3.Sg.Prät.Opt.: zu fugti C 35". Vgl. vüegen. zweier-hande*

Num. (Gattungszahlwort) 'zweierlei',

zwaiger

hande

A 9613; zwaiger hand B 9613; zweyerhand C 9713; zweyer hand C 9914. zweinzic Num.card. '20'. zwamtzig A 682; zwainzig B 682. zwene, zwo, zwei

Num.card. 'zwei'. N.M.: z w e n e A 207, A 2012, A

82'; z w e n BC 20/217, BC 20/2112, BC 82/83'. Ntr.: z w a i A 76'; z w a y B 76'; z w e y C IT. Gen.M.: zwaiger AB 745; zweyer C 755. Dat.M.: z w e y e n 9517. Akk.F.: ZWO AB 20\ AB 846. Ntr.: zwai A 3015, A 4414; z w a y B 3015, B 4414; z w e y C 3115, C 4514. zwifeln iwv. 'verzagen'. Inf.: zwiflen C 1035.

zwischen Adv. zwifchent C 9516. zwölf, zwelf Num.card. 'zwölf. Gen.M.:

2

zwelf AB 76 . Dat.M.: 2

26', AB 92 . Akk.M.: 18

10

72 , B 74 .

N.M.: zwolff A 32"; zwölf B 32". ZW§lf AC 26/271, C 274; zwelf B

zwölf A 34', B 7218, A 7410;

zwelf B 34', A

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Seiten Edition

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Kapitel Inhaltsangabe Nr.

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Wahl Gerhards zum Abt, seine Resigna am Kreuzzug. Wahl Adalberts zum Abt; und vollendet den Bau des Münsters.

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1096 Juni 1. Schafihausen

Mandat Papst Urbans II. Scafhusensi für Raitenbuch Abt Siegfried kauft Güter Baumann Nr. 27 Scaphufa

Cod. Erlangen 78,fol. I45v Zeuge: GrafBurkhard von Nellenburg

richtige Jahrzahl 1095 statt 1096 in Urkunde

Schreiber Gisilbertus, Priester und Mönch in Allerheiligen

Anzahl Bemerkungen Belege Schreiber Otino, Priester und Mönch in Allerheiligen

r-

icaphufenfi fcaphufam scaphufin fcaphufa

Scafhufen Scafhufenfif fcafhufenfif

Scafh„ Scafhufa fcafhufa

Schreibung Ortsname

CN r-

1095 Okt. 8.

Abdruck

Urkundenzusammenzug Baumann S. 48 (Traditionen) durch Otino auf einem Pergamentblatt. Baumann nimmt an, daß so die einzelnen Urkunden hätten auseinandergeschnitten werden können, bevor auf dem Rücken Gisilbertus die Urkunde UR 38 geschrieben hat; dies ist unwahrscheinlich. Privileg von Papst UrBaumann Nr.26 ban II. für Allerheiligen Mommsen Nr.6b

Inhaltsangabe CO CO V—

1095 Okt. 8. Lyon

Schaffhausen, Allerheiligen

Datierung Schreibort

Graphematik des Ortsnamens "Schafihausen"

247*

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Anhang

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