Das althochdeutsche Galluslied Ratperts und seine lateinischen Übersetzungen durch Ekkehart IV: Einordnung und kritische Edition [Reprint 2019 ed.] 9783110840230, 9783110087208


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German Pages 314 [324] Year 1981

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Table of contents :
VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. HANDSCHRIFTEN
3. EDITION
4. DIE DREI FASSUNGEN A, B UND C
5. UEBERSETZUNG
6. DIE DREI PROLOGE A, B UND C1
7. SCHLUSSBEMERKUNGEN
ANHANG
NACHTRAG
REGISTER
TAFELN
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Das althochdeutsche Galluslied Ratperts und seine lateinischen Übersetzungen durch Ekkehart IV: Einordnung und kritische Edition [Reprint 2019 ed.]
 9783110840230, 9783110087208

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Peter Osterwalder Das althochdeutsche Galluslied Ratperts und seine lateinischen Übersetzungen durch Ekkehart IV.

Das Althochdeutsche von St. Gallen

Texte und Untersuchungen zur sprachlichen Überlieferung St. Gallens vom 8. bis zum 12. Jahrhundert

Herausgegeben von

Stefan Sonderegger

6

W DE

G Walter de Gruyter • Berlin • New York 1982

Peter Osterwalder

Das althochdeutsche Galluslied Ratperts und seine lateinischen Übersetzungen durch Ekkehart IV. Einordnung und kritische Edition

w DE

G Walter de Gruyter • Berlin • New York 1982

CIP-KurztilelauJnähme der Deutschen Bibliothek

Osterwalder, Peter: Das althochdeutsche Galluslied Ratperts und seine lateinischen Ubersetzungen durch E k k e h a r t IV. [den Vierten] : E i n o r d n u n g u. krit. E d . / Peter Osterwalder. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1982. (Das Althochdeutsche von S[ank]t Gallen ; 6) ISBN 3-11-008720-0 N E : Ratpertus: Das althochdeutsche Galluslied

© Copyright 1981 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischcn Wiedergabe, der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise, vorbehalten. Druck: Rotaprint-Druck Hildebrand, Berlin Bindearbeiten: LUderitz & Bauer, Berlin

Meinen lieben Eltern

Ekkehart

IV. über Boethius und die

Bibliotheken

... Requiescas, sancte Boeti, cuncta docendo pia socio sermone sophia qui bybliothecas uestisti lumine cpcas, tandem prò Christi nec amore timuisti.

Ueber pati die Glosse vel necem.

Obige Verse in Cod. Sang. 830, pag. 488, abgedruckt bei CANISIUS 5, 788, und bei DÜMMLER, Ekk., 72f.

VORWORT

Ich habe mich erstmals im Rahmen einer Seminararbeit mit dem Galluslied Ratperts und seinen lateinischen Uebersetzungen Ekkeharts IV. auseinandergesetzt: in einem unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Sonderegger durchgeführten Seminar "Geschichte der deutschen Uebersetzung in alt- und mittelhochdeutscher Zeit". Ich versuchte damals, eine sowohl germanistische als auch mittellateinische Untersuchung des Gallusliedes zu skizzieren. Die vorliegende Dissertation ist eine Weiterführung und ein Ausbau der im Wintersemester 1978 unter ähnlichem Titel eingereichten Lizentiatsarbeit. Meinem sehr verehrten germanistischen Lehrer, Herrn Prof. Dr. Stefan Sonderegger, der mir den Anstoss dazu gab, mich mit dem Galluslied im Rahmen einer Lizentiats- bzw. Doktorarbeit zu beschäftigen, sei für sein stetes Interesse an der Arbeit und für die fachliche und persönliche Bereicherung während meiner etwas mehr als drei Jahre dauernden Tätigkeit als sein Hilfsassistent herzlichst gedankt. Zu grösstem Dank verpflichtet bin ich auch meinem sehr verehrten mittellateinischen Lehrer, Herrn Prof. Dr. Hans F. Haefele, ganz besonders dafür, dass er mir die Gelegenheit gab, im Sommersemester 1978 im Seminar "Gallusdichtungen des 9. bis 11. Jahrhunderts" diverse Probleme des Gallusliedes und der Gallusforschung überhaupt zu diskutieren. Eine weitere Förderung während meiner Arbeit wurde mir im Mai des Jahres 1978 zuteil: auf Vorschlag des Mozartpreisträgers 1977, Herrn Monsignore Prof. Dr. Dr. hc. Johannes Duft, Stiftsbibliothekar in St. Gallen, erhielt ich an der Universität Innsbruck ein "Professor-Dr.-Johannes-Duft-Stipendium". Ich möchte an dieser Stelle Herrn Prof. Duft und auch der Johann-Wolfgang-von-GoetheStiftung meinen aufrichtigsten Dank aussprechen. Herr Prof.

X

Vorwort

Duft hat das Entstehen meiner Arbeit immer wieder mit wachem Interesse verfolgt. Herrn Dr. Bernhard Hertenstein danke ich für die zahlreichen bibliographischen Hinweise. Herrn dipl. Bibliothekar Karl Renggli und dem ganzen Personal der Stiftsbibliothek St. Gallen sei für die stets zuvorkommende Art während meiner Aufenthalte herzlichst gedankt. Herrn PD Dr. Peter Stotz danke ich für die vielen Ratschläge während meines Mittellatein-Studiums. Dank schulde ich auch meinen lieben Kollegen und Freunden lic. phil. Ruedi Gamper, lic. phil. Konrad Wanner und Dr. Roland Zanni. Unvergesslich bleiben mir Hilfe und Unterstützung von Seiten meiner lieben Eltern während meiner Mittel- und Hochschulzeit. Ihnen sei deshalb die vorliegende Arbeit gewidmet.

Zürich, im Frühsommer 1981

Peter Osterwalder

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

IX

1.

Einleitung

1

1.1. 1.1.1.

Bibliographie zum Galluslied Verzeichnis der mit Siglen abgekürzten Quellen und Literatur Benutzte und/oder in der Arbeit zitierte Handschriften

1

1.1.2.

1 2

1.1.3. 1.1.4. 1.1.5. 1.2.

Quellenverzeichnis Literaturverzeichnis Abkürzungen Das Galluslied und die Ueberlieferung

3 6 34

1.3. 1.4.

der althochdeutschen Literatur Ratpert und Ekkehart IV. Kleine Uebersicht über die Gallushagiographie

34 38

(bis auf Ekkehart IV.)

39

Handschriften Codex Sangallensis 168 (9. Jh.) Codex Sangallensis 174 (9. Jh.;

47 47

nach SCHERRER, 62)

50

2. 2.1. 2.2 2.3. 2.4.

Codex Sangallensis 393 (11. Jh.; nach SCHERRER, 134) Codex Sangallensis 1289 (17. Jh.; nach SCHERRER, 443)

54 57

2.5.

Die Schreiberfrage

59

3.

Edition

65

3.1.

Die bisherigen Ausgaben (Abdrucke)

65

3.2.

Das Problem einer textkritischen Ausgabe des Gallusliedes

68

XII

Inhaltsverzeichnis - Zur Ueberlieferung antiker und mittelalterlicher lateinischer Literatur - Zur Ueberlieferung der Dichtungen Ekkeharts IV. - Ueberlegungen zur Ausgabe des Gallusliedes

68 73 80

3.3

Neuedition

4. 4.1.

Die drei Fassungen A, B und C Quantitativer Vergleich

102 102

4.2. 4.2.1. 4.2.2.

Qualitativer Vergleich Reim Silbenzahl

106 106 109

4.2.3. 4.2.4. 4.3.

Hebungen und Senkungen Textvarianten Zur Rekonstruktionsfrage

111 117 168

5.

Uebersetzung

189

5.1. 5.2. 5.3.

Die bisherigen Uebersetzungen Neuübersetzung Kurzer Kommentar zur Uebersetzung

189 190 202

6.

Die drei Prologe A, B und C

208

6.1. 6.2.

Ratpertus Notkeri condiscipulus Ratpert als Verfasser des althochdeutschen Liedes

208

6.3. 6.4.

Carmen barbaricum Populo canendum (cantandum, cantitandum)

217 232

6.5. 6.6.

tarn dulcis melodia Zusätzliche Anmerkungen zur Sprache der drei Prologe Ekkehart IV. als 1Uebersetzer' des althochdeutschen Gallusliedes

242 246

6.8.

Uebersetzung der drei Prologe

257

7.

Schlussbemerkungen

259

Anhang: Kurze Geschichte des Gallusliedes

262

6.7.

83

212

250

Inhaltsverzeichnis

XIII

Anhang: Kurze Geschichte des Gallusliedes

262

1. Melchior Goldast (1576-1635) 2. Iodocus Metzler (1574-1639)

262 263

3. Magnus Brüllisauer (1582-1646) 4. Gerald Nidermann (1615-1655) 5. Pius Kolb (1712-1762)

284 287 288

6. Aemilian (Joseph Ignaz) Zeller (1691-1760)

290

7. Ildefons von Arx (1755-1833) 8. Franz Weidmann (1774-1843)

291 292

9. Carl J. Greith (1807-1882)

294

Nachtrag zum Literaturverzeichnis

296

Register: Personen, alt und neu

297

Abbildungen: Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.

1: 2: 3: 4: 5: 6:

Cod. Cod. Cod. Cod. Cod. Cod.

Sang. Sang. Sang. Sang. Sang. Sang.

168, pag. 2 174, pag. 2 393, pag. 250 1462, pag. 53 1191, pag. 323 1404, Blatt nach pag. 96 (pag. 96b)

Tafel I Tafel II Tafel III Tafel IV Tafel V Tafel VI

1. EINLEITUNG

1.1. Bibliographie zum Galluslied Im folgenden wird eine möglichst umfassende germanistische und mittellateinische Bibliographie zum Galluslied vorgelegt; es werden einige Titel aufgenommen, die im Verlaufe der Arbeit nicht zitiert werden (wie z.B. Publikationen, die sich im wesentlichen mit der formgeschichtlichen Stellung des Gallusliedes befassen). Jedoch sind viele Titel, die sich nicht direkt und ausdrücklich auf das Galluslied beziehen (z.B. allgemeine Literatur zu Editionsproblemen), bei den entsprechenden Kapiteln in den Anmerkungen aufgeführt. Ins Quellenverzeichnis ist die jeweils neueste und/oder einschlägige Ausgabe eines zitierten Denkmals aufgenommen worden. 1.1.1. Verzeichnis der mit Siglen abgekürzten Quellen und Literatur ATB

Altdeutsche Textbibliothek

DA

Deutsches Archiv für Geschichte des Mittelalters... (1950ff.: für Erforschung des Mittelalters...), Weimar 1937-1944; Marburg 1950; Köln 1951ff.

DU

Der Deutschunterricht, Stuttgart 1947ff.

LThK

Lexikon für Theologie und Kirche, begründet vonM. Buchberger, 2. Aufl., hg. von Josef Höfer und Karl Rahner. 14 Bde., Freiburg 1957-1968

MG

Monumenta Germaniae histórica, Hannover 1826ff.

MLW

Mittellateinisches Wörterbuch..., München 1959ff. (Der Verfasser hatte im Mittellateinischen Seminar der Uni-

2

Einleitung versität Zürich Zugang zum dort deponierten Doppel des Zettelmaterials.)

MVG

Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte, hg. vom Historischen Verein in (1919ff.: des Kantons) St. Gallen, St. Gallen 1862ff.

Njbl.

Neujahrsblatt, hg. vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen, 1861ff.

PBB

Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Halle 1874ff. (1955ff. auch Tübingen)

ThLL

Thesaurus Linguae Latinae..., Lipsiae 1900ff.

ZfdA

Zeitschrift für deutsches Altertum (Bd. 19ff.: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur); Bd. lff., Leipzig 1841ff; Bd. 82ff., Wiesbaden 1948/ 50ff.

ZfdPh

Zeitschrift für deutsche Philologie, begründet von Ernst Hoepfner und Julius Zacher, Bd. lff., Halle (später Stuttgart, seit 1954 Berlin) 1869ff.

ZSKG

Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte..., Freiburg/Schweiz 1948ff.

1.1.2. Benutzte und/oder in der Arbeit zitierte Handschriften Einsiedeln, Stiftsbibliothek: St. Gallen, Stiftsarchiv: St. Gallen, Stiftsbibliothek:

Hs. 103 (nach Kopien, s.u., S. 266) Die Hss. 181, 182, 183, 184, 185, 205, 206 und 208 Die Hss. 102, 159, 162, 166, 168, 174, 175, 176, 178, 184, 191, 250, 279, 280, 333, 361, 376, 378, 380, 387, 393, 394, 413, 414, 433, 450, 451, 453, 454, 455, 456, 457, 458, 459, 550, 552, 558, 564, 565, 566, 579, 615, 620, 621, 626, 670,

Bibliographie zum Galluslied

3

821, 830, 8 6 4 , 8 6 6 , 8 6 7 , 8 7 8 , 914,

915,

916, 1191, 1 2 3 8 , 1 2 3 9 , 1 2 5 7 , 1 2 7 9 ,

1281,

1282, 1289, 1394, 1396, 1 4 0 0 , 1 4 0 1 , 1403, 1404, 1 4 0 5 , 1 4 1 7 a u n d 1.1.3.

1402,

1462

Quellenverzeichnis

Kolumban :

S a n c t i C o l u m b a n i O p e r a . E d i t e d by G . S . M. W a l k e r . . .

lonas Bob.

(= S c r i p t o r e s L a t i n i

b e r n i a e , v o l . II),

1957

(Jonas v o n Bobbio)

Vitae

Columbani

abbatis discipulorumque eius duo auctore Iona.

Hi-

libri

(Unveränderter

Nach-

d r u c k d e r A u s g a b e M G S c r i p t , t. 4, 1902, 6 1 f f . ) , H a n n o v e r Ekkehart üb.

1977

IV.

bened.

Der Liber Benedictionum Ekkeharts nebst den kleineren Dichtungen d e m C o d e x 393 zum e r s t e n M a l

vollstän-

dig herausgegeben und erläutert Johannes Egli. 1909 carm.

Gall.

(= M V G 31), St.

(Zitiert a l s : E G L I , ü b .

Ekkeharts

von Gallen

bened.)

(Das a l t h o c h d e u t s c h e G a l l u s ü e d p e r t s in d e n l a t e i n i s c h e n

IV.

aus

Rat-

Fassungen

IV.), h e r a u s g e g e b e n v o n K a r l

S t r e c k e r , M G P o e t . t. 5, 1939,

536-

540 Ekk.

cas.

Ekkeharti

(IV.) c a s u s s a n c t i

Herausgegeben durch G(erold) von Knonau.

Galli. Meyer

(= M V G 15 u n d 16, N . F . 5

u n d 6), St. G a l l e n

1877

E k k e h a r d i IV. C a s u s s a n c t i E k k e h a r d IV. St. G a l l e r

Galli.

Klosterge-

s c h i c h t e n . U e b e r s e t z t v o n H a n s F. fele, D a r m s t a d t 1 9 8 0 . HAEFELE,

Hae-

(Zitiert a l s :

Klostergeschichten)

4

Einleitung Die Geschichten des Klosters St. Gallen. Uebersetzt und erläutert von Hanno Helbling. (= Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 3. Gesamtausgabe, Bd. 102), Köln/Graz 1958

In nat. Gall.

In natale sancti Galli confessoris, (herausgegeben von Johannes Egli), in: EGLI, ü b . bened., 192-203

pict. Sangall.

versus ad picturas claustri s. Galli, herausgegeben von Karl Strecker, MG Poet. t. 5, 1939, 541-546. Wenn nicht anders vermerkt, wird die Fassung in Cod. Sang. 393 zitiert; andernfalls wird S (= Cod. Sang. 393) und B (= Cod. Sang. 168) angegeben. (S und B sind die in der wissenschaftlichen Literatur üblichen Siglen für die beiden Fassungen der pict. Sangall.)

prol. Gall.

prologus vitae Galli a Notkero compositae, herausgegeben von Walter Berschin, in: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 91f f.

Ermenrich von Ellwangen: Ermenr. ad Grim.

Ermenrici Elwangensis epistola ad Grimoldum..., herausgegeben von Ernst Dümmler, MG Epist. t. 5, 1899, 536-579

Sankt Gallus, Viten: KRUSCH

Bruno Krusch: Vita Galli confessoris triplex, MG Script, rer. Merov. t. 4, 1902, 229-337. (Unveränderter Nachdruck, Hannover 1977)

vetustissima

Vitae vetustissimae fragmentum. In: KRUSCH, 251-256

Bibliographie zum Galluslied

5

Vita auctore Wettino. In: KRUSCH, 256-280 Vita auctore Walahfrido. In: KRUSCH, 280-337 vita metrica

(Vita sancti Galli confessoris), herausgegeben von Ernst Dümmler, MG Poet, t. 2, 1884, 428-473

(Siehe auch unter: Notker Balbulus) GOLDAST :

Melchior Goldast: Alamannicarum rerum scriptores aliquot vetusti... 3 Bde., Francofurti 1606

Notker Balbulus: Notker. Balb. Gall.

Walter Berschin: Notkers Metrum de vita S. Galli. Einleitung und Edition, in: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 71-121

Notker. Balb. gest.

Notker der Stammler. Taten Kaiser Karls des Grossen. Herausgegeben von Hans F. Haefele, MG Script, rer. Germ., N.S. 12. (Verbesserter Nachdruck der 1959 bei der Weidmannschen Verlagsbuchhandlung, Berlin, erschienenen Ausgabe), München 1980

Notker. Balb. notât.

Das Formelbuch des Bischofs Salomo III. von Konstanz... Herausgegeben und erläutert von Ernst Dümmler. (Neudruck der Ausgabe 1857), Osnabrück 1964

PEZ:

Bernhard Pez: Thesaurus anecdotum nouissimus seu veterum monumentorum collectio... 6 Bde., Augustae Vindelicorum 1721-1729

Ratpert: (Zu Ratperts Dichtungen siehe STOTZ, 15-129)

6

Einleitung

Ratp. cas.

Ratperti casus sancti Galli. Herausgegeben durch G(erold) Meyer von Knonau. (= MVG 13, N.F. 3), St. Gallen 1872

1.1.4. Literaturverzeichnis von ARX

P. Ildefons von Arx: Geschichten des Kantons St. Gallen. 3 Bde., St. Gallen 18101813

von ARXGEDENKSCHRIFT

Ildefons von Arx. 1755-1833. Bibliothekar, Archivar, Historiker zu St. Gallen und Ölten. Gedenkschrift aus Anlass seines 200. Geburtstages. Hg. von Eduard Fischer, Ölten 1957

ABROGANS

Das älteste deutsche Buch: Die (Abrogans-) Handschrift der Stiftsbibliothek St. Gallen. Im Facsimile herausgegeben und beschrieben von Bernhard Bischoff, Johannes Duft, Stefan Sonderegger. Facsimileband. Textband, St. Gallen 1977

BACHTOLD

Jakob Bächtold: Geschichte der deutschen Literatur in der Schweiz, Frauenfeld 1892

BAUMKER

Wihlem Baumker: Das katholische deutsche Kirchenlied..., 1. Bd., Freiburg i.Br. 1886

BECKER

Henrik Becker: Bausteine zur deutschen Literaturgeschichte. Aeltere deutsche Dichtung, Halle/S. 1957

BERGMANN

Rolf Bergmann: Verzeichnis der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften. Mit Bibliographie der Glosseneditionen, der Handschriftenbeschreibungen und der Dialektbestimmungen. (= Arbeiten

Bibliographie zum Galluslied

7

zur Frühmittelalterforschung. Schriftenreihe des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster 6), Berlin/New York 1973 BERSCHIN

Walter Berschin: Gallus abbas vindicatus. In: Historisches Jahrbuch im Auftrag der Görres-Gesellschaft hg. von J. Spörl, 95, 1975, 257-277

BIBLIOTHECA

Bibliotheca hagiographica Latina antiquae et mediae aetatis. Ediderunt socii Bollandiani. 2 Bde.: A-I, K-Z. (= Subsidia hagiographica 6). (= Nachdruck der Ausgabe Bruxellis 1898-1901), Bruxellis 1949

BISCHOFF

Bernhard Bischoff:

Fragen

deutscher Denkmäler der Karolingerzeit. In:

Paläographische Fragen

Frühmittelalterliche Studien 5, 1971, 101134 BISCHOFF Paläographie

Bernhard Bischoff: Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters.

(= Grundlagen der Germanistik

24), Berlin 1979 BLANKE

Fritz Blanke: Columban und Gallus. Urgeschichte des schweizerischen Christentums, Zürich (1940)

BÖHME

Franz M. Böhme: Deutscher Liederhort. Auszug der vorzüglicheren Deutschen Volkslieder, nach Wort und Weise aus der Vorzeit und Gegenwart gesammelt und erläutert. 3 Bde., Leipzig 1893-1894

de BOOR

Helmut de Boor: Die deutsche Literatur von Karl dem Grossen bis zum Beginn der höfischen Dichtung (770-1170). In: Geschichte

8

Einleitung der deutschen Literatur von Helmut de Boor und Richard Newald, 5. Aufl., München 1962

BORK

BOSTOCK

Hans Bork: Ekkehard IV. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. I, Berlin und Leipzig 1933, 535541. (Siehe auch Bd. V, Berlin 1955, 185: Nachtrag von Karl Langosch) J. Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature, Oxford 1955. (2. Aufl. 1976) .

BRAUER

Heinrich Brauer: Die Bücherei von St. Gallen und das althochdeutsche Schrifttum. (= Hermaea. Ausgewählte Arbeiten aus dem Deutschen Seminar zu Halle 17). (= Unveränderter Nachdruck der 1. Aufl., Halle/S. 1926), Tübingen 1973. (Teilweise unrichtige und heute überholte Angaben bezüglich des St. Galler Handschriftenbestandes)

BRAUNE-EBBINGHAUS

Althochdeutsches Lesebuch von Wilhelm Braune, fortgeführt von Karl Helm, 16. Aufl. bearb. von Ernst A. Ebbinghaus, Tübingen 1979

BRUCKNER

Scriptoria Medii Aevi Helvetica. Denkmäler schweizerischer Schreibkunst des Mittelalters. Herausgegeben und bearbeitet von Albert Bruckner. Bd. II: Schreibschulen der Diözese Konstanz, St. Gallen I (Genf 1936), Bd. III: Schreibschulen der Diözese Konstanz, St. Gallen II (Genf 1938)

BRUNHÖLZL Geschichte

Franz Brunhölzl: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. 1. Von Cassiodor bis zum Ausklang der karolingischen Erneuerung, München 1975

Bibliographie zum Galluslied BRUNHOLZL Ratpert

9

Franz Brunhölzl: Ratpert von St. Gallen In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. V, Berlin 1955, 932-933

CANISIUS

Henricus Canisius: Antiquae lectionis tomus V..., Ingolstadii 1604

CHEVALIER

Ullysse Chevalier : Repertorium hymnologicum. Catalogue des chants, hymnes, proses, séquences, tropes... 6 Bde., Louvain 18921912; Bruxelles 1920-1921

CLARK

J(ames) M(idgley) Clark : The abbey of St Gall as a centre of literature and art, Camebridge 1926

CLARK

J.N.C. Clark: The annotations of Ekkehart IV in the Orosius ms., St-Gall 621. In: Archivum Latinitatis Medii aevi (Bulletin Du Cange), torn. VII, 1932, 5-35

CURTIUS

Ernst Robert Curtius: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 8. Aufl., Bern/München 1973

DANIEL

Thesaurus hymnologicus ... carmina collegit, apparatu critico ornavit Herrn. Adalbert. Daniel, tomus quartus, Lipsiae 1855

DRONKE

Peter Dronke: Die Lyrik des Mittelalters. Eine Einführung. (Aus dem Englischen übertragen von Peter Hasler), München 1973

DU CANGE

Glossarium mediae et infimae Latinitatis conditum a Carolo du Fresne, Domino du Cange... digessit G.A.L. Henschel... Editio nova aucta... a Leopold Favre. 10 Bde., Niort 1883-1888

10 DUFT Glaubenssorge

DUFT Weihnacht

DUFT Otmar, Quellen

DUFT Schrifttum

Einleitung Johannes Duft: Die Glaubenssorge der Fürstäbte von St. Gallen im 17. und 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Seelsorgsgeschichte der katholischen Restauration als Vorgeschichte des Bistums St. Gallen. (Diss. theol.), Luzern 1944 Johannes Duft: Weihnacht im Galluskloster. Bilder und Texte aus der Stiftsbibliothek St. Gallen. (= Bibliotheca Sangallensis, hg. von Johannes Duft, 2. Bd.), Zürich/ Lindau und Konstanz 1957 Johannes Duft: Sankt Otmar. Die Quellen zu seinem Leben. Lateinisch und deutsch. (= Bibliotheca Sangallensis, hg. von Johannes Duft, 4. Bd.), Zürich/Lindau und Konstanz 1959 Johannes Duft: Das Schrifttum der St. Galler Katholiken 1847-1960. Ein bibliographischer und geistesgeschichtlicher Beitrag zur Geschichte des Bistums St. Gallen, St. Gallen 1964

DUFT Schreiber

Johannes Duft: Mittelalterliche Schreiber. Bilder, Anekdoten und Sprüche aus der Stiftsbibliothek St. Gallen, 2. überarbeitete Aufl., St. Gallen 1964

DUFT

Johannes Duft: Sankt Otmar in Kult und

Otmar 1

Kunst. 1. Teil: Der Kult. (= 105. Njbl.),

Otmar 2

St. Gallen 1965. 2. Teil: Die Kunst. (= 106. Njbl.), St. Gallen 1966

DUFT Notker

Johannes Duft: Notker der Arzt. Klostermedizin und Mönchsarzt im frühmittelalterlichen St. Gallen. (= 112. Njbl.), St. Gallen 1972

Bibliographie zum Galluslied DUFT Hochfeste

DUFT Stiftsbibliothek

DUFT Galluskapelle

DUFT Bodensee

DUMMLER Ekk. DÜMMLER Ueberlieferung

EBERHARDT

11

Johannes Duft: Hochfeste im Galluskloster. Die Miniaturen im Sacramentarium Codex 341 (11. Jahrhundert) mit Texten aus der Stiftsbibliothek Sankt Gallen. (= Kult und Kunst, 1. Bd.), Beuron und Konstanz 1963. (Ueberarbeiteter Nachdruck 1974) Johannes Duft: Die Stiftsbibliothek Sankt Gallen. Der Barocksaal und seine Putten. (= Bibliotheca Sangallensis, hg. von Johannes Duft, 5. Bd.), 2. erweiterte Aufl., St. Gallen/Sigmaringen 1974 Johannes Duft: Die Galluskapelle zu St. Gallen und ihr Bilderzyklus. (= 117. Njbl.), St. Gallen 1977. (Auch Gossau, Cavelti, 1977) Johannes Duft: Der Bodensee in Sankt Galler Handschriften. Texte und Miniaturen aus der Stiftsbibliothek Sankt Gallen. (= Bibliotheca Sangallensis, hg. von Johannes Duft, 3. Bd.), 3. überarbeitete Aufl., St. Gallen/Sigmaringen 1979 Ernst Dümmler: Ekkehart IV. von St. Gallen. In: ZfdA 14, 1869, 1-73 Ernst Dümmler: Die handschriftliche Ueberlieferung der lateinischen Dichtungen aus der Zeit der Karolinger. III. In: Neues Archiv für ältere deutsche Geschichtskunde ... 4, 1879, 511ff. (bes. 541f.) Günther Eberhardt: Die Metrik des Annoliedes, Halle/S. 1908

EBERT

Adolf Ebert: Allgemeine Geschichte der Literatur des Mittelalters im Abendlande. 3 Bde. (= Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1889), Graz 1971

12

Einleitung

EHRISMANN

Gustav Ehrismann: Zur althochdeutschen

Lit.

Literatur. 4. Der Stil des Georgsliedes. In: PBB 34, 1909, 177-183

EHRISMANN

Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen

Geschichte

Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters. Erster Teil: Die althochdeutsche Literatur. (= Handbuch des deutschen Unterrichts an höheren Schulen 6), München 1918. (2. Aufl., München 1932)

FISCHER

Hanns Fischer: Deutsche Literatur und lateinisches Mittelalter. In: Werk - Typ Situation. Studien zu poetologischen Bedingungen in der älteren deutschen Literatur. Hg. von Ingeborg Glier u.a., Stuttgart 1969, 1-19

FLORILEGIUM

Florilegium Sangallense. Festschrift für

SANGALLENSE

Johannes Duft. Hg. von Otto P. Clavadetscher, Helmut Maurer, Stefan Sonderegger, St. Gallen/Sigmaringen 1980

FORCELLINI

Aegidius Forcellini: Lexicon totius Latinitatis. 5 Bde. (= Nachdruck der 4. Aufl. 1926), Bologna 1965/1966

ST. GALLUS-

St. Gallus-Gedenkbuch. Zur Erinnerung an

GEDENKBUCH

die Dreizehnhundert-Jahr-Feier vom Tode des heiligen Gallus am 16. Oktober 1951, St. Gallen 1952

GENESE

Die Genese der europäischen Endreimdichtung. Hg. von Ulrich Ernst und Peter-Erich Neuser. (= Wege der Forschung, Bd. 444), Darmstadt 1977

GENNRICH

Friedrich Gennrich: Grundriss einer For-

Grundriss

menlehre des mittelalterlichen Liedes, Halle 1932

Bibliographie zum Galluslied GENNRICH Liedkontrafraktur

GENNRICH Formen

13

Friedrich Gennrich: Liedkontrafraktur in mittelhochdeutscher und althochdeutscher Zeit. In: ZfdA 82, 1948/50, 105-141. (Auch in: Der deutsche Minnesang. Hg. von H. Fromm, Bad Homburg 1961, 330-377) Friedrich Gennrich: Die musikalischen Formen des mittelalterlichen Liedes. In: DU 11, 1959, 60-80

GENZMER

Felix Genzmer: Ein germanisches Gedicht aus der Hallstattzeit. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 24, 1963, 14-21

GEORGES 1 und 2

Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch ..., 13. Aufl.; Nachdruck der achten verbesserten und vermehrten Aufl. von Heinrich Georges. 2 Bde., Hannover 1972

GOEDEKE

Karl Goedeke: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. Erster Band. Das Mittelalter, 2. ganz neu bearbeitete Aufl., Dresden 1884

GOLDAST

Melchior Goldast: Alamannicarum rerum scriptores aliquot vetusti..., 3 Bde., Frankfurt/M. 1606

GOLTHER

Wolfgang Golther: Die deutsche Dichtung im Mittelalter 800 bis 1500. (= Epochen der deutschen Literatur. Geschichtliche Darstellungen, Bd. 1), 2. Aufl., Stuttgart 1922

Lat. GEDICHTE

Lateinische Gedichte des 10. und 11. Jahrhunderts. Hg. von Jacob Grimm und Andreas Schmeller, Göttingen 1838

14

Einleitung

Novum GLOSSARIUM

Novum Glossarium mediae Latinitatis ab anno DCCC usque ad annum MCC ... (Ed.) Franz Blatt, Hafniae 1957ff.

GRÖBER

Gustav Gröber: Uebersicht über die lateinische Literatur von der Mitte des VI. Jahrhunderts bis zur Mitte des XIV. Jahrhunderts. (Nachdruck aus dem Grundriss der romanischen Philologie, II. Bd., 1. Abt., Strassburg 1902), München 1963

GROSECLOSE/MURDOCH

J. Sidney Groseclose (und) Brian O. Murdoch: Die althochdeutschen poetischen Denkmäler. (= Sammlung Metzler 140), Stuttgart 1976

HABERMANN

Paul Habermann: Die Metrik der kleineren althochdeutschen Reimgedichte. (Einleitung und Ludwigslied), Halle/S. 1909

HAEFELE

Hans F. Haefele: Studien zu Notkers Gesta

Gesta Karoli

Karoli. In: DA 15, 1959, Heft 2, 358-392

HAEFELE

Hans F. Haefele: Ekkehard IV. von St. Gallen.

Ekk. IV.

In: LThK 3, 780-781

HAEFELE Untersuchungen

Hans F. Haefele: Untersuchungen zu Ekkehards IV. Casus sancti Galli. 1. Teil. In: DA 17, 1961, 145-190. 2. Teil. In: DA 18, 1962, 120-170

1 und 2

HAEFELE

Hans F. Haefele: Zum Aufbau der Casus sancti

Casus

Galli Ekkehards IV. In: Typologia litterarum. Festschrift für Max Wehrli, Zürich 1969, 155-166

HAEFELE

Hans F. Haefele: Ekkehard IV. von St. Gallen.

Verf.-Lex.

In: VERFASSERLEXIKON 2, 455-465

HAEFELE

Hans F. Haefele: Wolo cecidit. Zur Deutung einer Ekkehard-Erzählung. Für Marcel Beck. In: DA 35, 1979, 17-32

Wolo

Bibliographie zum Galluslied

15

HAEFELE Tu dixisti

Hans F. Haefele: Tu dixisti. Zitate und Reminiszenzen in Ekkehards Casus sancti Galli. In: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 181198

HATTEMER

Heinrich Hattemer: Denkmale des Mittelalters. Sanct Gallen1s althochdeutsche Sprachschätze. Gesammelt und herausgegeben von Heinrich Hattemer. Bd. I-II, 1-2, St. Gallen 1844-1846

HAUBRICHS Georgslied

Wolfgang Haubrichs: Georgslied und Georgslegende im frühen Mittelalter. Text und Rekonstruktion. (= Theorie - Kritik Geschichte 13), Königstein/Ts. 1979 (Vermittelt im Literaturverzeichnis aufS. 11-54 eine umfassende Bibliographie zum Georgslied)

HAUBRICHS

Wolfgang Haubrichs: Die Kultur der Abtei Prüm zur Karolingerzeit. Studien zur Heimat des althochdeutschen Georgsliedes. (= Rheinisches Archiv 105) , Bonn 1979

Prüm

HEER

P. Gall Heer : Johannes Mabillon und die Schweizer Benediktiner. Ein Beitrag zur Geschichte der historischen Quellenforschung im 17. und 18. Jahrhundert, Engelberg/St. Gallen 1938

HENGGELER

P. Rudolf Henggeier : Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen. (= Monasticon Benedictinum Helvetiae 1), Einsiedeln 1930

HENNIG

John Hennig: Irish saints in Early German Literature. In: Spéculum XXII, 1947, 358374. (S. 361: Vers 1,3 des Gallusliedes ist falsch zitiert.)

16

HENNING

Einleitung Rudolf Henning : Ueber die sanctgallischen Sprachdenkmäler bis zum Tode Karls des Grossen. (= Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker 3), Strassburg 1874

HERTENSTEIN

Bernhard Hertenstein: Joachim von Watt (Vadianus). Bartholomäus Schobinger. Melchior Goldast. Die Beschäftigung mit dem Althochdeutschen von St. Gallen in Humanismus und Frühbarock. (= Das Althochdeutsche von St. Gallen, Bd. 3), Berlin/New York 1975

HEUSLER Versgeschichte

Andreas Heusler: Deutsche Versgeschichte. Mit Einschluss des altenglischen und altnordischen Stabreimverses. 3 Bde. (= Grundriss der germanischen Philologie. 8/1, 2, 3), Berlin und Leipzig 1925-1929

HEUSLER Heliand

Andreas Heusler: Heliand. Liedstil und Epenstil. In: ZfdA 57, 1920, 1-48

HEXAMETER-Lexikon

Lateinisches Hexameterlexikon. Dichterisches Formelgut von Ennius bis zum Archipoeta. Zusammengestellt von Otto Schumann. Teil I: A-C. (= MG, Hilfsmittel 4,1), München 1979

HOFFMANN 1

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Geschichte des deutschen Kirchenliedes bis auf Luther's Zeit, 3. Aufl., Hannover 1861

Kirchenlied

HOFFMANN 2

Werner Hoffmann: Altdeutsche Metrik. (= Sammlung Metzler 64), Stuttgart 1967

HOFFMANN 3

Paul Th. Hoffmann: Der mittelalterliche Mensch. Gesehen aus Welt und Umwelt Notkers des Deutschen, Gotha 1922

Bibliographie zum Galluslied

17

HOFMANN

J(ohann) B(aptist) Hofmann: Lateinische Syntax und Stilistik. Neu bearbeitet von Anton Szantyr... (= Handbuch der Altertumswissenschaft II 2,2,), München 1965

HUBNER

Arthur Hübner: Die deutschen Geisslerlieder. Studien zum geistlichen Volksliede des Mittelalters, Berlin/Leipzig 1931

HUSCHEN

Heinrich Huschen: Ekkehard von St. Gallen. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, Bd. 3, Kassel und Basel 1954, 1236-1243. (12381243 spez. über Ekkehart IV.)

IRBLICH

Eva Irblich: Die Vitae sanctae Wiboradae. Ein Heiligen-Leben des 10. Jahrhunderts als Zeitbild. (= Sonderdruck aus den Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, Friedrichshafen 1970) , St. Gallen 1970

JAMMERS

Ewald Jammers: Der musikalische Vortrag des altdeutschen Epos. In: Oral poetry. Das Problem der Mündlichkeit mittelalterlicher epischer Dichtung, hg. von Norbert Voorwinden und Max de Haan. (= Wege der Forschung 555), Darmstadt 1979, 127-149). (= Nachdruck von: DU 11, 1959, 98-116)

Vortrag

JAMMERS Epos

JANOTA

Ewald Jammers : Das mittelalterliche deutsche Epos und die Musik. In: Heidelberger Jahrbücher 1, 1957, 31-90. (Mit Facsimile eines Teiles der Seite 247 des Cod. Sang. 393) - (Siehe dazu in: Anzeiger für deutsches Altertum 71, 1958/59, 57-74, bes. 69f. und 72f.) Johannes Janota: Studien zu Funktion und Typus des deutschen geistlichen Liedes im

18

Einleitung Mittelalter. (= Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 23), München 1968

JUNGMANN

Josef Andreas Jungmann: Missarum sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. 2 Bde., 3. verb. Aufl., Freiburg 1952

KELLE

Johann Kelle: Geschichte der deutschen Literatur von der ältesten Zeit bis zur Mitte des elften Jahrhunderts. I-II, Berlin 18921896

KELLER

Ferdinand Keller: Die Benedictiones ad mensas von Ekkehard IV. In: Mittheilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 3. Bd., Zürich 1846 und 1847, 99-121

KENNEY

James F. Kenney: The Sources for the Early History of Ireland: Ecclesiastical. An Introduction and Guide. (= Records of Civilisations. Sources and Studies. No. XI. 1929). (Nachdruck New York 1966)

KLOSTERDICHTUNG

St. Galler Klosterdichtung. Auswahl von Paul Baldegger. (= Sprachgut für den Deutschunterricht. Abteilung B. Herausgeber Dr. L. Signer, Heft 3), ErlenbachZürich (o.J.) (Abdruck der Fassung A des Gallusliedes S. 4-6 mit Anmerkungen S. 52f.)

KOEGEL

Rudolf Koegel: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters I, 1-2, Strassburg 1894-1897

KRATZ

Henry Kratz: Frühes Mittelalter. Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums. (= Handbuch der deutschen Literaturgeschichte. 2. Abt. Bibliographien. 1.) , Bern 1970

Bibliographie zum Galluslied

19

LACHMANN

Karl Lachmann: Ueber althochdeutsche Betonung und Verskunst. Erste Abtheilung 1831-1832. Zweite Abtheilung 1834. In: Karl Lachmarin: Kleinere Schriften zur Deutschen Philologie. Hg. von Karl Müllenhof f, Berlin 1876

LANGOSCH

Karl Langosch: Die deutsche Literatur des lateinischen Mittelalters in ihrer geschichtlichen Entwicklung, Berlin 1964

LECHNER

Elmar Lechner : Vita Notkeri Balbuli. Geistesgeschichtlicher Standort und historische Kritik. Ein Beitrag zur Erforschung der mittelalterlichen Hagiographie. (= MVG 47), St. Gallen 1972

LEUMANN, HOFMANN,

(Manu) Leumann, (Johann Baptist) Hofmann, (Anton) Szantyr: Lateinische Grammatik. 3 Bde. (= Handbuch der Altertumswissenschaft, 2. Abt., 2. Teil, 1.2.3.), München 1963-1979

SZANTYR

LIPPHARDT Wege

Walther Lipphardt: Neue Wege der Erforschung der linienlosen Neumen. In: Die Musikforschung 1, 1948, 121-139

LIPPHARDT

Walther Lipphardt: Die Anfänge des deut-

Kirchenlied

schen Kirchenliedes in althochdeutscher Zeit. In: Musik und Altar 13, 1960, 73-77

LOTH

Helen Edna Loth: A study of the lexikography of the Casus sancti Galli of Ekkehardus IV., Chicago 1936

MANITIUS

Max Manitius: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. 3 Bde. (= Handbuch der Altertumswissenschaft, 9. Abt., 2. Teil, Bde. 1-3), München 1911-1931. (Bd. 1: Unveränderter Nachdruck 1959)

20

MANZ

Einleitung Georg Manz: Ausdrucksformen der lateinischen Liturgiesprache bis ins elfte Jahrhundert. (= Texte und Arbeiten. Hg. durch die Erzabtei Beuron. 1. Abteilung. Beiträge zur Ergründung des älteren lateinischen christlichen Schrifttums und Gottesdienstes. 1. Beiheft), Beuron 1941

MASSER

Achim Masser: Bibel- und Legendenepik des deutschen Mittelalters.

(= Grundlagen der

Germanistik 19), Berlin 1976 MAURER

Friedrich Maurer: Zur Geistlichendichtung

Geistlichen-

des Mittelalters. In: Fragen und Forschun-

dichtung

gen im Bereich der Germanischen Philologie. Festgabe für Theodor Frings, Berlin 1956, 338-348. (Auch in: Friedrich Maurer: Dichtung und Sprache des Mittelalters. Gesammelte Aufsätze, Bern/München 1963, 214-223)

MAURER

Friedrich Maurer: Langzeilenstrophen und

Langzeilen-

fortlaufende Reimpaare. In: DU 11, 1959,

strophen

Heft 2, 5-24. (Auch in: Friedrich Maurer: Dichtung und Sprache des Mittelalters. Gesammelte Aufsätze, Bern/München 1963, 195-213)

MAURER

Friedrich Maurer: Ueber Langzeilen und

Langzeilen

Langzeilenstrophen in der ältesten deutschen Dichtung. In: Friedrich Maurer: Dichtung und Sprache des Mittelalters. Gesammelte Aufsätze, Bern/München 1963, 174-194

MAURER

Friedrich Maurer: Die religiösen Dichtun-

Dichtungen

gen des 11. und 12. Jahrhunderts. 3 Bde., Tübingen 1964ff. (bes. Bd. 1)

MAURER

Friedrich Maurer: Zur geschichtlichen Ent-

Entfaltung

faltung altdeutscher Vers- und Strophen-

Bibliographie zum Galluslied

21

formen. Epilegomena zur Diskussion über binnengereimte Langzeilen und Reimpaare. In: Festgabe G. Storz, Frankfurt/M. 1973, 71-86 MANSER

A. Manser: Ratpert. In: LThK 8, 1008

MEIER

P. Gabriel Meier: Geschichte der Schule

Geschichte

von St. Gallen im Mittelalter. In: Jahrbuch für Schweizerische Geschichte, 10. Bd., 1885, 33-127

MEIER Catalogus

P. Gabriel Meier: Catalogus codicum manu scriptorum, qui in Bibliotheca Monasterii Einsidlensis O.S.B, servantur. Tom. I, Einsidlae 1899

MEIER

P. Gabriel Meier: Der Liber Benedictionum

Liber

Ekkeharts IV. , nebst den kleinern Dichtungen

Benedictionum

aus dem Codex Sangallensis 393 zum erstenmal vollständig herausgegeben ... von J. Egli... (Rez.). In: Historisches Jahrbuch 32, 1911, 350-351

DU MERIL

Edelestand du Meril: Poesies populaires latines du Moyen Age. (Ed.) par Edelestand du Meril. (Ristampa anastatica dell'edizione di Parigi 1847). (= Bibliotheca musica Bononiensis. 5a. sezione 3), Bologna 1969

MERKER

P(aul) Merker: Legende. In: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. 2. Bd., Berlin 1926/1928, 176b-200a (bes. 178)

MESSENGER

Ruth Ellis Messenger: Medieval processional hymns before 1100. Transactions and proceedings of the American philological association 80, 1949, 375-392

22

METTRE

Einleitung Heinz Mettke: Aelteste deutsche Dichtung und Prosa. Ausgewählte Texte althochdeutsch-neuhochdeutsch. Hg. von Heinz Mettke. (= Reclams Universalbibliothek 15) , Leipzig 1976

MEYER VON KNONAU

G(erold) Meyer von Knonau: Die Ekkeharte von St. Gallen. Vortrag von Gerold Meyer von Knonau. In: Oeffentliche Vorträge gehalten in der Schweiz . .., III. Bd., HeftX, Basel 1876

MEYER

Wilhelm Meyer : Gesammelte Abhandlungen zur mittellateinischen Rhythmik. 3 Bde., Berlin 1905-1936

DE MOREMBERT

T. de Morembert: Ekkehart IV. In: Dictionnaire d'histoire et de géographique ecclésiastique, Paris 1960

MÜLLENHOFF-SCHERER

Karl Müllenhoff/Wilhelm Scherer: Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem 8. bis 12. Jh. (= Nachdruck der dritten Ausgabe von Elias von Steinmeyer, Berlin 1892), Berlin/Zürich 1964

MÜLLER

P. Iso Müller: Ekkehard IV. und die Rätoromanen. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 82, 1971, Heft I-II, 271-288

MÜLLER-BLATTAU

Josef Müller-Blattau: Zu Form und Ueberlieferung der ältesten deutschen geistlichen Lieder. In: Zeitschrift für Musikwissenschaft 17, 1935, 129-146

NADLER Stämme

Josef Nadler: Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften. I. Bd., Die altdeutschen Stämme, Regensburg 1923

Bibliographie zum Galluslied

23

NADLER

Josef Nadler: Literaturgeschichte der

Literaturgeschichte

deutschen Schweiz, Zürich 1932

NAUMANN

Heinrich Naumann: Das Ludwigslied und die verwandten lateinischen Gedichte, Halle 1932

NEUMANN

Friedrich Neumann: Geschichte der altdeutschen Literatur. (800-1600). Grundriss und Aufriss, Berlin 1966

NICKL

Georg Nicki: Der Anteil des Volkes an der Messliturgie im Frankenreiche von Chlodwig bis auf Karl den Grossen. (= Forschungen zur Geschichte des innerkirchlichen Lebens. 2. Heft), Innsbruck 1930

OCHSENBEIN

(Peter Ochsenbein:) Ekkehart IV. In: Deutsches Literatur-Lexikon. BiographischBibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch, fortgeführt von Bruno Berger, 3. völlig neu bearbeitete Aufl, 4. Bd., Bern und München 1972, 125-127

PERTZ

G(erog) H(einrich) Pertz: Praefatio in cantilenam de s. Gallo et primae eiusdem cantilenae strophae, ex cod. 39 3. In: MG Script., t. 2, Hannover 1829, S. 33

PIPER

Paul Piper: Die älteste deutsche Litteratur bis an das Jahr 1050. (= Kürschners Deutsche National-Litteratur 1), Stuttgart 1884

ält. Lit.

PIPER Epik

Paul Piper: Höfische Epik. Dritter Teil. Nachahmer Wolframs und Gotfrids. Kleinere Epen und Chroniken. (= Deutsche NationalLitteratur, 4. Bd., Erste Abt. 3.4.), Stuttgart (o.J.)

24 PIPER Nachträge

Einleitung Nachträge zur älteren deutschen Litteratur von Kürschners deutscher National-Litteratur. (= Deutsche National-Litteratur, Bd. 162), Stuttgart (o.J.)

PLANCHART

Alejandro Enrique Planchart: Ekkehard of St Gall. In: The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Edited by Stanley Sadie. (20 Bde.), Bd. 6, 1980, 97-98. (Ueber Ekkehart I., Ekkehart II., Ekkehart III., Ekkehart IV. - und Ekkehart V. , ohne den Hinweis, dass es sich den Forschungen LECHNERS zufolge um einen Anonymus handelt.)

PLENIO

Kurt Plenio: Ueber deutsche Strophik. In:

Strophik

PBB 42, 1917, 280-285

PLENIO

Kurt Plenio: Bausteine zur altdeutschen Strophik. In: PBB 43, 1918, 56-99

Bausteine PRETZEL

Ulrich Pretzel: Frühgeschichte des deutschen Reims. Bd. 1. (= Palaestra 220), Leipzig 1941

RABY

F(rederik), J(ames), E(dward) Raby: A History of Christian-Latin poetry from the beginnings close the Middle Ages, Oxford 1927

Christian

RABY Secular

F(rederik), J(ames), E(dward) Raby: A History of Secular-Latin poetry in the Middle Ages 1, Oxford 1927

RUPP dt. u. lat. Dichtung

Heinz Rupp: Ueber das Verhältnis von deutscher und lateinischer Dichtung im 9. bis 12. Jahrhundert. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 39, N.F. 8, 1958, 19-34

Bibliographie zum Galluslied

25

RUPP ahd. Lit.

Heinz Rupp: Forschung zur althochdeutschen Literatur 1945-1962. In: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 38, 1964 (Sonderheft) , 1-67

RUPP

Heinz Rupp: Die Literatur der Karolingerzeit. In: Deutsche Literaturgeschichte in Grundzügen. Die Epochen deutscher Dichtung. Hg. von Bruno Boesch, 3. Aufl., Bern und München 1967, 9-32

Karolingerzeit

RUPP dt. Lit.

Heinz Rupp: Die deutsche Literatur bis zum Beginn der höfischen Dichtung (900-1170). In: Deutsche Literaturgeschichte in Grundzügen. Die Epochen deutscher Dichtung. Hg. von Bruno Boesch, 3. Aufl., Bern und München 1967, 33-57

RUSCH

Ernst Gerhard Rüsch: Gallus und der Bär.

Gallus u. der Bär

Geschichte und Legende, St. Gallen 1950

RUSCH Tuotilo

Ernst Gerhard Rüsch: Tuotilo. Mönch und Künstler. Mit 3 Tafeln. (= MVG 41, 1-89), St. Gallen 1953

RUSCH Gallus

Ernst Gerhard Rüsch: Das Charakterbild des Gallus im Wandel der Zeit. (= Njbl. 99), St. Gallen 1959

SALZER-TUNK

Anselm Salzer und Eduard Tunk: Geschichte der deutschen Literatur in drei Bänden, 3. erw. Aufl., Von den Anfängen bis zum Sturm und Drang, Zürich 1972

SARAN

Franz Saran: Deutsche Verslehre. (= Handbuch des deutschen Unterrichts an höheren Schulen 3,3), München 1907

26

SCHALLER/KÖNSGEN

Einleitung Initia carmium Latinorum saeculo undecimo antiquiorum. Bibliographisches Repertorium für die latenische Dichtung der Antike und des früheren Mittelalters. Bearbeitet von Dieter Schaller und Ewald Könsgen unter Mitwirkung von John Tagliabue, Göttingen 1977

SCHERER Geschichte

SCHERER Georgslied

Wilhelm Scherer: Geschichte der deutschen Dichtung im 11. und 12. Jahrhundert. (= Quellen und Forschungen 12), Strassburg 1875 Wilhelm Scherer: Allerlei polemik II. Die Strophen des Georgsliedes. In: ZfdA 19, 1876, 104-112

SCHERRER

Gustav Scherrer: Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. (= Nachdruck der Ausgabe Halle 1875), Hildesheim/New York 1975

SCHLOSSER

Althochdeutsche Literatur. Mit Proben aus dem Altniederdeutschen. Ausgewählte Texte mit Uebertragungen und Anmerkungen. Hg., übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Horst Dieter Schlosser. (Fischer Taschenbuch-Verlag 680), Frankfurt/M. 1970

SCHNEIDER

Hermann Schneider: Heldendichtung, Geistlichendichtung, Ritterdichtung, 2. Aufl., Heidelberg 1943

SCHNYDER

Wilh(elm) Schnyder: Egli, Johannes, Der Liber Benedictionum Ekkeharts IV, nebst den kleinern Dichtungen aus dem Codex Sangallensis 393 zum erstenmal vollständig herausgegeben ... von J. Egli... (Rez.). In: ZSKG 5, 1911, 314-315

Bibliographie zum Galluslied

27

SCHUTZEICHEL Petruslied

Rudolf Schützeichel : Die Macht der Heiligen. Zur Interpretation des Petrusliedes. In: Studien zur Volkskultur, Sprache und Landesgeschichte. (= Fs. M. Zender), Bonn 1972, 309-320

SCHUTZEICHEL

Rudolf Schützeichel : Althochdeutsches Wörterbuch, 2. durchgesehene und ergänzte Auflage, Tübingen 1974

Wb.

SCHULZ

Ernst Schulz : Ueber die Dichtungen Ekkeharts IV. von St. Gallen. In: Corona quernea. Festgabe Karl Strecker zum 80. Geburtstage dargebracht. (= Schriften des Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde, Monumenta Germaniae histórica) , Leipzig 1941, 199-235

SCHWEIKLE

Günther Schweikle: Die Herkunft des althochdeutschen Reimes. Zu Otfrieds von Weissenburg formgeschichtlicher Stellung. In: ZfdA 96, 1967, 165-212

SCHWIETERING

Julius Schwietering: Die deutsche Dichtung des Mittelalters. (= Nachdruck der Ausgabe Potsdam 1941), Darmstadt 1957

von SEE

Klaus von See : Stabreim und Endreim: Ueber neuere Arbeiten zur germanischen Verskunst. In: PBB 102, 1980

SEEMULLER

Joseph Seemüller : Studien zu den Ursprüngen der altdeutschen Historiographie. In: Abhandlungen zur Germanischen Philologie. Festgabe für Richard Heinzel, Halle/S. 1898, 279-352 (Bes. 297-305)

SINGER Literaturgeschichte

Samuel Singer : Literaturgeschichte der deutschen Schweiz im Mittelalter. Ein Vortrag mit anschliessenden Ausführungen

28

Einleitung und Erläuterungen.

(= Sprache und Dich-

tung 17), Bern 1916 SINGER Dichterschule

Samuel Singer: Die Dichterschule von St. Gallen. Mit einem Beitrag von Peter Wagner: St. Gallen in der Musikgeschichte. (= Die Schweiz im deutschen Geistesleben 8), Frauenfeld und Leipzig 1922

SINGER

Samuel Singer: Die mittelalterliche Lite-

Lit. Schweiz

ratur in der deutschen Schweiz, Frauenfeld und Leipzig 1930

SINGER

Samuel Singer: Die religiöse Lyrik des

Lyrik

Mittelalters.

(Das Nachleben der Psalmen).

(= Neujahrsblatt der Literarischen Gesellschaft Bern, N.F. 10), Bern 1933 SONDEREGGER

Stefan Sonderegger: Althochdeutsch in

Ahd. SG.

St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der althochdeutschen Sprachüberlieferung in St. Gallen vom 8. bis ins 12. Jahrhundert. (= Bibliotheca Sangallensis. Hg. von Johannes Duft, 6. Bd.), St. Gallen/Sigmaringen 1970

SONDEREGGER

Stefan Sonderegger: Althochdeutsch auf der

Reichenau

Reichenau. Neuere Forschungen zur Volkssprache im Inselkloster. In: Helmut Maurer (Hrsg.): Die Abtei Reichenau. Neue Beiträge zur Geschichte und Kultur des Inselklosters. (= Bodensee-Bibliothek, Bd. 20), Sigmaringen 1974, 69-82

SONDEREGGER

Stefan Sonderegger: Eine althochdeutsche

Paternoster

Paternoster-Uebersetzung der Reichenau. Versuch einer Rekonstruktion auf Grund der Zitate und entsprechender Formen aus den Reichenauer Denkmälern. In: Festschrift

Bibliographie zum Galluslied

29

für Karl Bischoff zum 70. Geburtstag, Köln/Wien 1975, 299-307 SONDEREGGER Ahd. Spr./Lit.

Stefan Sonderegger: Althochdeutsche Sprache und Literatur. Eine Einführung in das älteste Deutsch. Darstellung und Grammatik, Berlin/New York 1974

SONDEREGGER Grundzüge

Stefan Sonderegger: Grundzüge deutscher Sprachgeschichte. Diachronie des Sprachsystems. Bd. I. Einführung - Genealogie Konstanten, Berlin/New York 1979

SONDEREGGER Stiftsbibliothek

Stefan Sonderegger: Die Stiftsbibliothek St. Gallen als Schatzkammer deutscher Sprachdenkmäler. Zur Geschichte der germanistischen Handschriftenerschliessung vom Humanismus bis zur Gegenwart. (= Bibliotheca Sangallensis, hg. von Johannes Duft, 7. Bd.), St. Gallen/Sigmaringen 1981

SPANKE

Hans Spanke: Aus der Vorgeschichte und

Sequenz

Frühgeschichte der Sequenz. In: ZfdA 71, 1934, 1-39

SPANKE Beziehungen

Hans Spanke: Beziehungen zwischen romanischer und mittellateinischer Lyrik mit besonderer Berücksichtigung der Metrik und Musik. (= Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-Historische Klasse, 3. Folge, Nr. 18), Berlin 1936

SPANKE Dichtung

Hans Spanke: Deutsche und französische Dichtung des Mittelalters, Stuttgart und Berlin 1943

SPANKE Studien

Hans Spanke: Studien zu Sequenz, Lai und Leich. Ausgewählt von Ursula Aarburg, Darmstadt 1977

30 SPECHT

Einleitung Franz Anton Specht: Geschichte des Unterrichtswesens in Deutschland von den ältesten Zeiten bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts.

(= Neudruck der Ausgabe von

1885), Wiesbaden 1967 SPECHTLER Lied

Franz Viktor Spechtler: Das deutsche geistliche Lied des Mittelalters. Funktion und Wirkung. In: Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae 13, 1971, 249-264

SPECHTLER

Franz Viktor Spechtler: Beiträge zum deut-

Beiträge

schen geistlichen Lied des Mittelalters. In: ZfdPh 90, 1971, Sonderheft, 169-190

SPERL

Heinrich Sperl: Naturalismus und Idealismus in der althochdeutschen Literatur; dargestellt am Hildebrands-, Ludwigs-, Gallus- und Georgslied. (= Bausteine zur Geschichte der deutschen Literatur 33), Halle 1928

SPRACHDENKMAELER

Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler. Hg. von Elias von Steinmeyer. (= Deutsche Neudrucke. Reihe des Mittelalters. Hg. von Karl Stackmann), Dublin/ Zürich 1971

STEPHAN

Rudolf Stephan: Ueber sangbare Dichtung in althochdeutscher Zeit. In: Bericht über den internationalen musikwissenschaftlichen Kongress Hamburg 1956, Kassel 1957, 225-229. (Nachgedruckt in: GENESE, 141-148)

STOTZ

Peter Stotz: Ardua spes mundi. Studien zu lateinischen Gedichten aus Sankt Gallen. (= Geist und Werk der Zeiten 32), Bern/ Frankfurt 1972

Bibliographie zum Galluslied

31

SZOVERFFY Annalen

Josef Szöverffy: Die Annalen der lateinischen Hymnendichtung. Ein Handbuch. I: Von den Anfängen bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Berlin 1964

SZOVERRFY

Josef Szöverffy: Weltliche Dichtungen des lateinischen Mittelalters. Ein Handbuch. I. Von den Anfängen bis zum Ende der Karolingerzeit, Berlin 1970

Welt. Dichtungen

TAYLOR

Ronald J. Taylor: Die Melodien der weltlichen Lieder des Mittelalters. I Darstellungsband. II. Melodienband. (= Sammlung Metzler 34 und 35), Stuttgart 1964

TEXT-

Die Textüberlieferung der antiken Literatur und der Bibel. (= dtv wissenschaftliche Reihe 4176), München 1975. (= Unveränderter Nachdruck von Band I der "Geschichte der Textüberlieferung der antiken und der mittelalterlichen Literatur", Zürich 1961)

UEBERLIEFERUNG

THOMAS

Helmuth Thomas: Der altdeutsche Strophenbau und die unliturgische Sequenz. In: Festgruss Hans Pyritz. (= Sonderheft des Euphorion 1955), 14-20

URL

Eberhard Uri : Das mittelalterliche Geschichtswerk "Casus sancti Galli". Eine Bestandesaufnahme. (= 109. Njbl.), St. Gallen 1969

VERFASSERLEXIKON

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2. völlig neu bearb. Aufl., hg. von Kurt Ruh. Bd. 1, Berlin/ New York 1978. Bd. 2, Berlin/New York 1980

VINAY

Gustavo Vinay: Alto medievo latino; conversazioni e no. (= Esperienze 42), Napoli 1978

32

Einleitung

VOGT-KOCH

Friedrich Vogt/Max Koch: Geschichte der deutschen Literatur von den ältesten Zeiten bis zu Gegenwart. 3 Bde., 4. Aufl., 1. Bd., Leipzig 1918

VON DEN STEINEN

Wolfram von den Steinen: Notker der Dichter und seine geistige Welt. Darstellungsbd. (und) Editionsbd., Bern 1948

VON UNWERTH

Wolf von Unwerth: Vers und Strophe von Ratperts Lobgesang auf den heiligen Gallus. In: PBB 42, 1917, 111-121

WACKERNAGEL

Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, 1864-1877

WACKERNAGEL

Wilhelm Wackernagel: Die Verdienste der Schweizer um die deutsche Litteratur. Academische Antrittsrede von Wilhelm Wackernagel, Basel 1833

Verdienste

WACKERNAGEL Geschichte

Wilhelm Wackernagel: Geschichte der deutschen Litteratur. Ein Handbuch. 2 Bde. Neu bearb. und zu Ende geführt von Emil Martin, Basel 1879-1894

WAPNEWSKI

Peter Wapnewski: Deutsche Literatur des Mittelalters. Ein Abriss. (= Unveränderter Nachdruck der Ausgabe 1960) , Göttingen 1968. (4., bibliogr. ergänzte Aufl., 1980)

WARTMANN

Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen, bearb. von Hermann Wartmann, PI. Bütler, Tr. Schiess und P. Staerkle. 6 Bde., Zürich/St. Gallen 1863-1955

WEHRLI

Max Wehrli: Gattungsgeschichtliche Betrachtungen zum Ludwigslied. In: Philologia deutsch. Festschrift zum 70. Geburtstag von Walter Henzen, Bern 1965, 9-20

Betrachtungen

Bibliographie zum Galluslied

33

WEHRLI Geschichte

Max Wehrli: Geschichte der deutschen Literatur vom frühen Mittelalter bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. (= Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd. 1), Stuttgart 1980. (Reclam, Universalbibliothek Nr. 10294)

WEIDMANN

Franz Weidmann: Geschichte der Bibliothek zu St. Gallen seit ihrer Gründung um das Jahr 830 bis auf 1841. Aus den Quellen bearbeitet auf die tausendjährige Jubelfeier, St. Gallen 1841 bzw. 1846

WEYMANN

Carl Weymann: Beiträge zur Geschichte der christlich-lateinischen Poesie. (= Nachdruck der Ausgabe München 1926), Hildesheim 1975

WILLEMS

Fritz Willems: Der parataktische Satzstil im Ludwigslied. In: ZfdA 85, 1954/55, 18-35

WIORA

Walter Wiora: Das deutsche Lied. Zur Geschichte und Aesthetik einer musikalischen Gattung, Wolfenbüttel/Zürich 1971

WOLF

Alfred Wolf: Ekkehard IV. und Notker Labeo. In: Studia Neophilologica 33, 1961, 145158

WOLFF

Ludwig Wolff: Das deutsche Schrifttum bis zum Ausgang des Mittelalters. Bd. 1: Von der germanischen Welt zum christlich-deutschen Mittelalter, 2. ergänzte Aufl., Göttingen 1951

ZIMMERMANN

G(eorg) R(udolph) Zimmermann: Ratpert der erste Zürchergelehrte. Ein Lebensbild aus dem neunten Jahrhundert, Basel 1878

Einleitung

34 ZYGULSKI/SZYROCKI

Zdzislaw Zygulski/Marian Szyrocki: Geschichte der deutschen Literatur. 4 Bde. Wroclaw 1958-1967

1.1.5. Abkürzungen ü b . bened.

Liber Benedictionum; bezieht sich auf den Cod. Sang. 393 (mit Angabe der entsprechenden Seite)

EGLI, lib. bened.

bezieht sich auf die Ausgabe des Liber Benedictionum von Johannes Egli

s.u., S. ...

siehe unten, Seite ...

s.o., S. ...

siehe oben, Seite ...

1.2. Das Galluslied und die Ueberlieferung der althochdeutschen Literatur Innerhalb der Ueberlieferung der althochdeutschen Literatur, die wir vom späten 8. bis zum dritten Viertel des 11. Jahrhunderts rechnen , stellt das verlorene Galluslied des Mönches R a t p e r t einen Sonderfall dar, ist es uns doch heute nur noch indirekt, d.h. in drei lateinischen Uebertragungen - besser: Umdichtungen - EKKEHARTS IV. erhalten, so dass seine Originalgestalt nur schwer oder kaum aufzuhellen ist. Die Tatsache, dass das Galluslied nicht in althochdeutscher Sprache auf uns gekommen ist, hat ihren Grund vielleicht in der besonderen Ueberlieferungslage des Althochdeutschen: Bekanntlich ist die Ueberlieferung der althochdeutschen Literatur vor allem den verschiedenen Klöstern des frühen Mittelalters zu verdanken, etwa den Klostergemeinschaften Fulda, Freising, Mur-

1 Althochdeutsch ist "die älteste schriftlich bezeugte Stufe der deutschen Sprache vom 8. bis ins 11. Jh.", SONDEREGGER, AHD. Spr. Lit., 11

Galluslied Ueberlief. ahd. Lit.

35

bach, Reichenau, St. Gallen und Weissenburg. In deren Skriptorien sind Werke z.B. der Antike und der Spätantike abgeschrieben (und z.T. auch übersetzt und kommentiert worden) - eine im übrigen sehr strenge und mühselige Arbeit, wie dies diverse in mittelalterlichen Codices tradierte Schreiberverse beweisen.^ Die Zahl der aus dieser Zeit überlieferten althochdeutschen Sprachdenkmäler ist aber nun, wenn man einen Vergleich mit der Literatur des hohen und späten Mittelalters zieht, recht gering. Dabei hat man zu bedenken, dass in der althochdeutschen Periode, dem Anfang und gleichsam dem Tor zu einer deutschen 2 Literatur - und dies ganz besonders in der frühmittelalterlichen Klosterkultur - das Deutsche neben der sancta lingua latina nur eine - wenn auch nicht unbedeutende - Nebenrolle spielte. So erreichte das Deutsche erst relativ spät, nämlich 3 in mittelhochdeutscher Zeit (spätes 11. bis 14./15. Jh.) , den Status einer des Buches würdigen Sprache. Damit mag auch die Erklärung gefunden sein, dass einige althochdeutsche Denkmäler - von den grösseren Opera (z.B. dem Tatian oder Otfrids Evangelienharmonie) abgesehen - oft dort, wo sich in einer Handschrift gerade noch Platz fand, am Anfang oder am Schluss eines 4 Codex, tradiert sind. Das Hildebrandslied ist beispielsweise am Anfang und am Schluss der Handschrift Kassel theol. 54 überliefert. ^ Das Petruslied findet sich auf der letzten Seite der 1 Etwa der folgende aus dem Cod. Sang. 581 der Stiftsbibliothek St. Gallen: "Qui dedit alpha et o, sit laus et gloria Christo." Zitiert nach DUFT, Schreiber, 26 (siehe auch 42). 2 Von den frühen Zaubersprüchen, den Beschwörungen und Segen, dem Hildebrandslied, dem Wessobrunner Schöpfungsgedicht oder dem Muspilli abgesehen, ist die althochdeutsche Literatur in ihren Anfängen zunächst einmal U e b e r s e t z u n g s l i t e r a t u r . In Form einzelner Glossen, die teilweise in Glossaren gesammelt und zusammengestellt wurden - oder auch Wort für Wort, z.B. in Interlinearversionen, sind Texte vor allem der Bibel und der christlichen spätantiken Literatur in die deutsche Sprache übertragen worden. Im 9. Jahrhundert entstehen mehr und mehr selbständige Dichtungen in althochdeutscher Sprache, u.a. die bedeutende Evangelienharmonie Otfrids von Weissenburg. 3 Nach SONDEREGGER, Grundzüge, 182 4 Dazu BISCHOFF, Fragen. 5 BISCHOFF, Fragen, 112.

36

Einleitung

Münchener Handschrift Clm 6260 (Freising).^ Es scheint, als ob viele althochdeutsche Sprachdenkmäler nur dank einem spontanen, oftmals zufällig erscheinenden Eintrag in eine Handschrift bis 2 auf den heutigen Tag überlebt haben. Wir müssen damit rechnen, dass wir einige Opuskula der althochdeutschen Sprachstufe nicht kennen, weil sie u.U. nie aufgeschrieben wurden - vielleicht nur mündlich weitergegeben wurden - oder weil sie, obwohl einmal auf einem Stück Pergamentes festgehalten, wegen der überlieferungsmässig ungünstigen Lage der althochdeutschen Literatur nicht mehr auf uns gekommen sind."' Das heute nur noch in lateinischer Sprache tradierte Galluslied, ein 17 Strophen zu je 5 Versen umfassendes Lied auf den Gründer des Klosters St. Gallen, ist vergleichbar mit einer Gruppe kleinerer althochdeutscher Endreimdichtungen: vor allem mit dem um 900 entstandenen G e o r g s l i e d , dessen Entstehung bis vor kurzem mit der Georgskirche auf der Reichenau erklärt wurde, neuerdings aber von Wolfgang Haubrichs mit der karolingischen 4 Königsabtei Prüm in der Eifel in Zusammenhang gebracht wird, - mit dem in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts geschriebenen L u d w i g s l i e d , einem Panegyrikum auf den westfränkischen König Ludwig III. und seinen Sieg über die Normannen in der Schlacht bei Saucourt am 3. August 881 - und mit dem wohl in der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert verfassten P e t r u s l i e d , eigentlich einem Bittgesang an den heiligen Petrus. Gegenstand der vorliegenden Arbeit wird aber nicht ein Vergleich des Gallusliedes mit ähnlichen althochdeutschen Zeugnissen sein, auch nicht eine Einordnung des Lobliedes auf Sankt

1 BISCHOFF, Fragen, 114. 2 Vgl. BISCHOFF, Fragen, 103. 3 Siehe in diesem Zusammenhang den äusserst interessanten Beitrag von Gerhard Eis: Von der verlorenen altdeutschen Literatur. Erwägungen und Ergänzungen. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift. N.F., Bd. 6, Heidelberg 1957. - Wichtig ist hier vor allem der Hinweis auf die Verwendung mittelalterlichen beschriebenen Schreibmaterials als Makulatur in späterer Zeit. 4 HAUBRICHS, Prüm.

Galluslied Ueberlief. ahd. Lit.

37

Gallus in die gesamte althochdeutsche Literatur. Dasselbe gilt für eine Einbettung unseres Liedes in die Formengeschichte

alt-

hochdeutscher und auch mittellateinischer Hymnik und Preisdichtung.''" Es soll vielmehr versucht werden, das in drei voneinander stark abweichenden

l a t e i n i s c h e n

Fassungen überlie-

ferte Galluslied zum einen von der prosaischen und poetischen 2 (lateinischen) Gallushagiographie und zum andern (und besonders) von der Latinität Ekkeharts IV.

(seinen zahlreichen

tungen und seinem umfangreichen prosaischen Werk

Dich-

'Casus sancti

3 Galli' ) und nicht zuletzt von den literatur- und

personenge-

schichtlichen Zusammenhängen des Gallusklosters her zu verstehen. Eine nur dem Galluslied gewidmete grössere wissenschaftliche 4 obwohl es kein Gerin-

Arbeit fehlt bis auf den heutigen Tag,

gerer als Jacob Grimm war, der dieses Denkmal schon in den Anfängen der Germanistik im 19. Jahrhundert bekannt machte. vorliegende Arbeit soll ein erster Versuch

Die

sein.

1 Auch auf eine mit der Formengeschichte in engem Zusammenhang stehende musikologische Analyse und Interpretation (mit vollständigem Verzeichnis der entsprechenden Literatur) wird hier verzichtet. - Das Galluslied ist in der Fassung B durchgängig, in A bis und mit 7,2 und in C bis und mit 2,5 mit Neuinen versehen. - In den 1930er Jahren z.B. nahm MÜLLER-BLATTAU eine Uebertragung der Neumen des Gallusliedes vor, die TAYLOR als "zwangsläufig grösstenteils hypothetisch" bezeichnete (TAYLOR, 14; MÜLLERBLATTAU, 142ff.). Siehe zum Problem auch STEPHAN. Zur Entzifferung der Neumen (grundsätzlich) LIPPHARDT. Für musikwissenschaftliche Probleme siehe auch die in der Bibliographie aufgeführten Publikationen von GENNRICH, HUSMANN, JAMMERS und auch von SPANKE und entsprechende Artikel im mehrbändigen enzyklopädischen Werk: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. (Abgekürzt: MGG), ferner das eben erschienene wissenschaftliche Nachschlagewerk "The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Edited by Stanley Sadie. 20 Bde., 1980", wo u.a. im 13. Bd. auf 123-125 ("Neuma") und auf 128-154 ("Neumatic Notations") ein solider Ueberblick über die Neumenfoischung - mit einer äusserst umfangreichen Bibliographie auf 151ff. - vermittelt wird. 2 Zur Gallushagiographie s.u., S. 39. 3 S.u., S. 38. 4 In etwas grösserem Rahmen äusserten sich nur SCHULZ und SEEMÜLLER über das Galluslied. 5 In: Lateinische Gedichte, Göttingen 1838, bes. S. XXXIff.

38

Einleitung

1.3. Ratpert und Ekkehart IV. Ueber R a t p e r t , den Verfasser des althochdeutschen Liedes, weiss man recht wenig.^ Er wurde "zwischen 840 und 850 2 oder wenig vor- oder nachher geboren." Sein Herkunftsort ist 3 nicht bekannt. Ratpert war Mönch und Lehrer im Kloster St. Gallen. Ekkehart IV. hebt in seinen 'casus' die enge Freundschaft Ratperts mit den berühmten St. Galler Mönchen Notker (Balbulus, der Stammler; Sequenzendichter) und 4 Tuotilo (Elfenbeinschnitzer, Musiker und Dichter) hervor. Ratpert verfasste als erster eine Chronik seines Klosters, die sog. 'casus sancti Galli'.^ Er schreibt darin über die Geschichte St. Gallens von der Gründung der Einsiedlerzelle durch Sankt Gallus bis zum Ende des Jahres 883.6 Daneben machte sich Ratpert als Dichter einen Namen: er schuf die Litaneidichtung 'Ardua spes mundi', ein Lied zur Kommunion 'Laudes, omnipotens, ferimus', ein lateinisches Lied zum Gallusfest 'Annua, sancte Dei' und das Empfangslied 7 für eine Kaiserin 'Aurea lux terre'. - Was den Zeitpunkt von Ratperts Tod anbelangt, so weiss man nur, dass er - dem Eintrag Q des St. Galler Nekrologiums zufolge - an einem 25. Oktober um 9 das Jahr 900 gestorben ist.

1 STOTZ, 15. Ueber Ratperts Leben und Werk STOTZ, 15ff. 2 STOTZ, 15. 3 Als Herkunftsort wird in der Literatur zwar immer wieder Zürich genannt; siehe dazu aber STOTZ, 15 und 217ff. (Anhang). 4 Ueber Tuotilo grundlegend: RÖSCH, Tuotilo. 5 URL, 11. 6 URL, 11. 7 STOTZ, 19f.; siehe auch 20ff., wo von fälschlicherweise Ratpert zugesprochenen Gedichten die Rede ist. 8 MG Necr. I, 483. 9 URL, 12: "Sein Todesjahr dürfte vor 895 liegen." - STOTZ, 16: "Gestorben ist Ratpert an einem 25. Oktober um 900, jedenfalls vor 912."

üebersicht über die Gallushagiographie

39

Nach Hans F. Haefele sind die "Daten zu E(kkehart)s Biographie unsicher und aus mehr oder weniger hypothetischen Kombinationen errechnet".''' Sein Geburtsjahr hat man vor der Jahrtausendwende anzunehmen. 2 Ekkehart IV. stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Umgebung von St. Gallen, wo eine "sippenmässige Zuge3

hörigkeit zu den hier angesiedelten Ekkeharden und Notkeren" sehr wohl möglich ist. Im Kloster St. Gallen war Ekkehart Schüler Notkers des Deutschen. Nach dem Tode seines Lehrers hielt sich Ekkehart eine Zeitlang in Mainz auf, "wo er mit Erzbischof Aribo (1021-1031) in Verbindung trat"4. - An einem 21. Oktober^ - vielleicht des Jahres 1057 (?) - ist Ekkehart gestorben. Von vielen Dichtungen abgesehen (z.T. wurden sie in der Schule verfasst)^, ist Ekkehart berühmt geworden durch seine 'casus sancti Galli', eine unvollendet gebliebene Fortsetzung 7 der von Ratpert begonnenen Chronik des Klosters St. Gallen.

1.4. Kleine Üebersicht über die Gallushagiographie (bis auf Ekkehart IV.)8 Das Leben des heiligen Gallus, des Gründers einer Einsiedlerzelle im Steinachtal, der Grundlage des späteren Klosters

1 HAEFELE, Verf.-Lex., 455. 2 HAEFELE, Verf.-Lex., 455. 3 HAEFELE, Verf.-Lex., 456. - Zu den verschiedenen Notkeren siehe VON DEN STEINEN, Darstellungsbd., 32. Eine Zusammenstellung der verschiedenen Notkere und Ekkeharte findet sich bei SONDEREGGER, Ahd. SG., 80, und zudem bei DUFT, Notker, 7f. 4 HAEFELE, Verf.-Lex., 456. - Das Datum der Rückkehr Ekkeharts ins Kloster St. Gallen ist unbekannt. 5 HAEFELE, Verf.-Lex., 457. - Sterbedatum nach dem. St. Galler Nekrologium (MG Necr. I, 483). 6 Hierüber beispielsweise unten, s. 253. 7 Siehe dazu URL, 18ff. - An Literatur über die casus seien ferner genannt: HAEFELE, Untersuchungen 1 und 2; ders., Ekk. IV.; ders., casus; ders., Wolo und neuerdings: Tu dixisti. - Von HAEFELE erschien jüngst auch eine Neuübersetzung der casus (HAEFELE, Klostergeschichten, 1980). 8 Einen neueren Ueberblick über die Gallushagiographie gibt DUFT, Galluskapelle, 9ff.; viele Gallusdichtungen sind aber nicht aufgeführt, da sich DUFT mit Recht auf die im Hinblick auf den Bilderzyklus entscheidenden

40

Einleitung

St. Gallen mit seinem ersten Abt Otmar (um 689-759)''", wurde verschiedene Male in Prosa aufgeschrieben und in poetischer 2 Form ausgestaltet. Darüber Hinaus sind zahlreiche Gedichte und Lieder - diese keine Viten - erhalten, die Sankt Gallus zum Thema haben. Man kann - in Kürze und bis auf die Zeit Ekkeharts IV. - vor allem die folgenden Werke nennen: Beim ältesten Gallusleben handelt es sich um die sogenannte ' v i t a v e t u s t i s s i m a ' , die erst in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts vom damaligen Staatsarchivar in Zürich - Paul Schweizer - in einem Bucheinband entdeckt worden ist."* Die 'vita vetustissima1 ist nur fragmentarisch über5 4 liefert. Walter Berschin versuchte, in dieser Vita drei zu je verschiedener Zeit entstandene Passus nachzuweisen: Teil I um 680 (also ca. 30 Jahre nach dem Tode des heiligen Gallus verfasst), Teil II (eine erste Fortsetzung) um 715/725 und Teil III (eine zweite Fortsetzung) nach 771.

prosaischen und metrischen Gallusviten und auf die entsprechenden Gallusdichtungen beschränkt hat. - Eine Uebersieht über die Gallusdichtungen (allg.) vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert vermittelt demnächst Peter Osterwalder: Sankt Gallus in der Dichtung. Eine Bestandesaufnahme; erscheint voraussichtlich als 123. Neujahrsblatt, hg. vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen, St. Gallen 1983. - Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang SEEMÖLLER, bes. 286ff. (297ff. auch über Aufbau und Inhalt des Gallusliedes). 1 Siehe dazu DUFT, Otmar 1, 7f. 2 "In Nachahmung des Martinsklosters in Tours war es der Ehrgeiz der grossen Klöster des Abendlandes, die Vita ihres jeweiligen Patrons in P o e s i e und P r o s a zu lesen." (Berschin, Notkers Metrum de vita S. Galli. Einleitung und Edition. In : FLORILEGIUM SANGALLENSE, 71-121; Zitat: 80. Mit Hinweis auf CURTIUS, 157f., und mit weiterer Literatur in Anm. 29). 3 Siehe dazu DUFT, Galluskapelle, 9 (mit weiterführender Literatur im Anmerkungsteil) . 4 Hg. von KRUSCH, 251-256 und neuerdings auch von P. Iso MÜLLER. In: ZSKG 66, 1972, 212-221. 5 BERSCHIN, Gallus abbas vindicatus, bes. 266ff.; siehe dazu auch P. Iso Müller (wie Anm. 3), 240ff. - Weitere Literatur bei DUFT, Galluskapelle, lOf.

Uebersicht über die Gallushagiographie

41

Ein weiteres prosaisches Gallusleben wurde zu Beginn des 9. Jahrhunderts (zwischen 816 und 824) vom Reichenauer Mönch W e t t i (gestorben 824) geschrieben.^" Diese Vita ist in 2 einer einzigen Handschrift, in Cod. Sang. 553, tradiert. Sie galt lange Zeit als von einem Anonymus verfasstes Gallusleben. Erst seit dem 19. Jahrhundert ist - aufgrund der Entdeckung des Akrostichons im hexametrischen Prolog durch Franz Bücheler"^ - Wetti als Verfasser bekannt. Eine dritte Fassung des Galluslebens in Prosa verdanken wir dem grossen mittellateinischen Dichter W a l a h f r i d S t r a b o (808/809-849). Walahfrid hat die von Wetti verfasste Vita 4 - wohl auch mit Blick auf die 'vetustissima' überarbeitet. Nach Bruno Krusch geschah dies in den Jahren 833/ 834.^ Dieses Gallusleben ist in zahlreichen Codices enthalten. Krusch gibt 33 Handschriften an. Nach Prof. Duft kann aber die von Krusch angegebene Zahl mehr als verdoppelt werden.^ Ebenfalls aus dem 9. Jahrhundert stammt die 1808 Hexameter umfassende anonyme metrische Gallusvita 'Sol, qui multofluo...', der ein Prolog von 20 Hexametern 'Promissi memor ecce mei,...' 7 vorangeht. Dieses Opus wurde in der Forschung schon Walahfrid zugeschrieben. Alf Önnerfors machte Walahfrid als Verfasser des Prologs geltend.8 1 Hierüber DUFT, Galluskapelle, llff., wo auch die grundlegende Literatur verzeichnet ist. - Das Akrostichon lautet: "Cozberto Patri W e t t i n u s Verba salvtis". Gemeint ist Gozbert, der von 816 bis 837 in St. Gallen Abt war. 2 Cod. Sang. 553, 166-227. Zur Handschrift SCHERRER, 170-175. Hg. von KRUSCH, 256-280. 3 Siehe DUFT, Galluskapelle, 12. 4 Hg. von KRUSCH, 280-337. 5 KRUSCH, 243. Vgl. DUFT, Galluskapelle, 14. 6 Telephonisch am 4.2.1978. Siehe dazu Johannes Duft: 1200 Jahre Iburinga/ Ueberlingen. Vortrag an der 83. Hauptversammlung des Bodenseegeschichtsvereins in Ueberlingen. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 89. Heft, 1971, 1-8, 5 (Anm. 13). 7 Hg. von DÜMMLER. In: MG Poet. t. 2, 1884, 428-473. 8 Alf Önnerfors: Philologisches zu Walahfrid Strabo. In: Mittellateinisches Jahrbuch 7, 1972, 41-92. (51). - Siehe auch DUFT, Galluskapelle, 15 (mit weiterführender Literatur im Anmerkungsteil.) - Nebenbei bemerkt: Ein am Mittellateinischen Seminar der Universität Zürich unter der Leitung von

42

Einleitung

Im Brief E r m e n r i c h s von E l l w a n g e n (810/814-874) an G r i m a l d , Abt von St. Gallen, finden sich "Versuche einer metrischen Gallusvita"'1": 'Summe Deus, mundi...' (in der Ausgabe auf Seite 573) und 'O regnans deitas ...' (in der Ausgabe auf Seite 574) und 'Nunc primum loca tangentes...' (in der Ausgabe auf den Seiten 576 bis 579). N o t k e r I. B a l b u l u s (um 840-912), der Schöpfer zahlreicher und bedeutender Sequenzen, dichtete ein heute leider nur noch fragmentarisch erhaltenes Gallusleben. E k k e h a r t IV. schrieb zu dieser Vita einen in Prosa gehaltenen Prolog.^ Die Notkersche Vita ist ein Prosimetrum, also 4 ein Text, in dem "Prosa mit poetischen Einlagen wechselt". Notker und sein Schüler Hartmann^ gestalten abwechslungsweise dieses Gallusleben. "Kernstück" dieser prosimetrischen Gallusvita ist den Forschungen Walter Berschins zufolge der 'Sermo S. Galli', die Predigt, "die der heilige Gallus in Konstanz nach der Wahl seines Schülers Johannes zum Bischof gehalten haben soll." In den Kapiteln 1 bis 4 der 'casus sancti Galli' R a t 7 liegt ein Gallusleben in 'Kurzform' vor: unter p e r t s

Prof. Dr. Hans F. Haefele durchgeführtes Kolloquium "Die metrische Gallusvita" (Sommersemester 1980) hat gezeigt, dass über dieses Gallusleben das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, zumal ja eine grundlegende sprachliche Analyse dieses Denkmals bis auf den heutigen Tag fehlt. 1 So DUFT, Galluskapelle, 16. - Hg. von Dümmler. In: MG Epist. t. 5, 1899, 536-579. 2 Einen Ueberblick über die verschiedenen Ausgaben dieser Vita vermittelt DUFT, Galluskapelle, 16. - Die neueste und auch grundlegende Ausgabe Walter Berschins findet sich in: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 91ff., nach der in der vorliegenden Arbeit jeweils zitiert wird. 3 Es war Paul von Winterfeld, der Ekkehart IV. als Verfasser des Prologs erkannte. Siehe DUFT, Galluskapelle, 16. 4 CURTIUS, 160. (über Prosimetra 160f.). 5 Zu Hartmann siehe VON DEN STEINEN, Darstellungsbd., bes. 51-58, aber auch 631 (Register). 6 Berschin. In: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 86, (auch 87f.). - Zum Problem auch Walter Berschin: Zur Textgestalt von Notkers Metrum de vita S. Galli. In: DA 27, 1971, 525-530, bes. 527ff. 7 Hg. von Meyer von Knonau, s.o., s. 6 (Quellenverzeichnis).

Uebersicht über die Gallushagiographie

43

Auslassung vieler Ereignisse berichtet Ratpert kurz von der Fahrt der Brüder von Irland nach dem Kontinent und schliesst damit, von der Ausstellung einer Urkunde an Gallus zu berichten. W a l a h f r i d S t r a b o ist der Dichter des aus zehn sapphischen Strophen bestehenden Gallushymnus 'Vita sanctorum'^. - Mit 'Vepribus offensus' beginnt der erste von acht Versen, die Sankt Gallus zum Thema haben. Diese Verse wurden in der St. Galler Handschrift 869 (9. Jahrhundert), die insgesamt als 'Walahfrid-Handschrift1 zu bezeichnen ist, auf Seite 155 ein3 2 getragen. Ob sie wohl von Walahfrid herrühren? In N o t k e r s 'Hymnenbuch1 findet sich die Gallussequenz 4

'Dilecte deo, Galle, perenni1. H a r t m a n n von St. Gallen (gestorben 884) verfasste die Allerheiligenlitanei-Dichtung 1 Humiii prece', in der in drei Strophen von Sankt Gallus die Rede ist."* Von R a t p e r t , dem Dichter des verlorenen althochdeutschen Gallusliedes, ist in den beiden St. Galler Handschriften 360 und 381 das lateinische Galluslied 'Annua, sancte Dei1 überliefert.^ Es handelt sich hierbei um ein aus 13 Distichen bestehendes Prozessionslied.^ 'Grates Nicht zu vergessen ist das Figurengedicht auf Gallus g ac votum...' aus dem Anfang des 9. Jahrhunderts.

1 Text z.B. in: MG Poet. t. 2, 1884, 411. - Literatur dazu ist bei SCHALLER/KÖNSGEN, 772 (17421). 2 Text in: MG Poet. t. 2, 1884, 400; siehe auch 263

verzeichnet

(Prooemium).

3 Die Verse sind immerhin von anderer (späterer) Hand in den Codex tragen worden. Vgl. MG Poet. t. 2, 1884, 263. 4 Text und Uebersetzung bei VON DEN STEINEN, Editionsbd., 171 und Darstellungsbd., 617 (Register).

einge-

72ff.; siehe auch

5 Text in: MG Poet. t. 4, 1923, 319-321 (die Gallus betreffenden Verse auf 320). - Siehe dazu VON DEN STEINEN, Darstellungsbd.-, 57, 385 und 527 und STOTZ, 15, 20, 43, 73, 134 und 140f. - Weitere Literatur bei SCHALLER/ KÖNSGEN, 702 (15844). 6 Hg. und übersetzt von STOTZ, 114f. - Ueber die Handschriften und weitere Literatur STOTZ, 13. 7 Nach STOTZ,

116.

8 Text in: MG Poet. t. 2, 1884, 478f. - Literatur dazu bei 257 (5676).

SCHALLER/KÖNSGEN,

44

Einleitung Eine nach Wolfram von den Steinen aus dem 10. Jahrhundert

stammende Gallussequenz hebt mit 'Christe sanctis unica' an.^ E k k e h a r t

IV.

2

sancti Galli confessoris'

fasste unter dem Titel 'In natale mehrere Sankt Gallus gewidmete Ge-

dichte zusammen - Poemata, die Ekkehart vielleicht alle in der Schule geschaffen hat, bezeichnet er selbst sie doch ausdrück3 lieh als Schulgedichte. E k k e h a r t IV. dichtete zudem 146 leoninische Hexameter, die mit 'Ad picturas claustri Sancti Galli. Purchardi 4 abbatis iussu überschrieben sind. Genauer gesagt sind es 73 je aus zwei Zeilen bestehende Tituli, Szenen aus dem Leben des heiligen Gallus, die Ekkehart vielleicht im Hinblick auf einen Bilderzyklus komponiert hat. Nach Johannes Duft "hat Ekkehart mit diesen Versen, die er selber in zwei Varianten und mit vielen Interlinearglossen und Korrekturen niedergeschrieben hat, eine Schularbeit, vielleicht eine Art Preisarbeit oder Modellarbeit geleistet..."^ Nicht zu vergessen sind schliesslich die Martyr'ologien A d o s und N o t k e r s , in denen sich bezüglich Gallus je ein etwas längerer Eintrag findet. Der Eintrag im erstgenannten ist von Ekkehart IV.^ Unsere kurze Uebersicht über gdem heiligen Gallus gewidmete poetische und prosaische Werke belle wie folgt darstellen:

lässt sich in Form einer Ta-

1 Text bei VON DEN STEINEN, Editionsbd., 123; siehe auch 183 und Darstellungsbd., 555, 560 und 588. 2 S.o., S. 4

(In nat. Gall.).

3 S.u., S. 253. 4 S.o., S. 4

(pict. Sangall.).

5 Siehe dazu DUFT, Galluskapelle, 16f. und neuerdings HAEFELE, Verf.-Lex., 457f. 6 so DUFT, Galluskapelle, 17. 7 Dazu unten, s. 254ff. 8 Einzelne Sankt Gallus gewidmete Verse, z.B. in Litaneien, sind in der vorliegenden Uebersicht nicht berücksichtigt worden. Die einzige Ausnahme bildet 'Humiii prece', wo von Gallus aber doch in einigen Versen die Rede ist. - Das Martyrologium des Ado von Vienne und dasjenige Notkers wurden lediglich beigezogen, da in ihnen je sozusagen eine Gallusvita in Kurzform vorliegt (bes. bei Notker).

Uebersicht über die TEXT

45

Gallushagiographie

VERFASSER

ZEIT

PROSAISCHE GALLUSLEBEN vita vetustissima

anonym

7.Jh. (2.H.) und 8. Jh.

vita sancti Galli

Wetti

9.Jh.(l.H.)

vita sancti Galli

Walahfrid

9.Jh.(l.H.)

casus sancti Galli, Kap. 1 - Kap. 4

Ratpert

9. Jh.

MARTYROLOGIEN Martyrologium (16.Okt.)

Notker Balbulus

9. Jh.

Martyrologium (16.Okt)

Ado von Vienne bzw. Ekkehart IV.

9.Jh./bzw.10./ 11.Jh.

METRISCHE GALLUSLEBEN Metrische Gallusvita (Promissi memor ecce mei)

anonym / Prolog von Walahfrid?

9. Jh.

Epistola ad Grimoldum

Ermenrich von Ellwangen

9. Jh.

Prosimetrische Gallusvita (mit der Galluspredigt als Kern)

Notker Balbulus und sein Schüler Hartmann / Prolog und Additamenta in Prosa von Ekkehart IV.

9.Jh. (2.H.)

GALLUSDICHTUNGEN

11.Jh. (l.H.)

Cum mundus per inania vertatur volitando (Hexametr.Prolog zur Gallusvita Wettis)

Wetti (?)

9. Jh.

vita sanctorum (Gallushymnus)

Walahfrid

9. Jh.

Dilecte, deo, Galle (Gallussequenz)

Notker Balbulus

9. Jh.

Humiii prece (Allerheiligenlitaneidichtg.)

Hartmann

9. Jh.

Ahd.Galluslied (verloren)

Ratpert

9. Jh.

Annua, sánete Dei (Prozessionslied)

Ratpert

9. Jh.

Grates ac votum (Figurenged.)

anonym

9.Jh.(Anf.)

Christe sanetis unica (Gallussequenz)

anonym

10.Jh.

Ecce deo Gallum (pict.Sangall.) Ekkehart IV.

10./II.Jh.(l.H.)

Ortivum solem (In nat.Gall.)

Ekkehart IV.

10.,viell.11.Jh.

Uebersetzungen von Ratperts Galluslied. Nunc ineipiendum

Ekkehart IV.

10./II.Jh.(l.H.)]

Vepribus offensus (tituli?)

Walahfrid?

(3 Fassungen) 9.Jh.?

46

Einleitung

Anmerkung 1 von Seite 45: 1 Was die Abfassungszeit der verschiedenen Gallusdichtungen Ekkeharts IV. anbelangt, so hat man folgendes festzuhalten: (1) Ekkehart hat an seinen Poemen immer wieder gefeilt. (Auf dieses Phänomen werden wir in dieser Arbeit immer wieder stossen.) So ist eine (genaue) Datierung der Gedichte oftmals fast unmöglich. "... es ist anzunehmen, dass er seine sehr ausgebreitete literarische Tätigkeit über den grössten Teil seines Lebens ausgedehnt hat, (...), ohne dass man immer imstande wäre, ein Stück zu datieren. Dies ist umso schwieriger, als der Dichter nie aufgehört hat, sich mit seinen Werken immer von neuem zu beschäftigen, wie man aus dem Zustande der von ihm selbst geschriebenen Hss. ersehen kann, (...), sie sind offenbar niemals fertig geworden." (Strecker, MG Poet. t. 5, Anm. 37: 1939, 531f.). (2) Die Gallusdichtung In nat. Gall. (eigentlich mehrere Gedichte zusammen) , die in der Schule verfasst wurde, hat Ekkehart vielleicht um die Jahrtausendwende oder ganz am Anfang des 11. Jahrhunderts geschaffen und sie später in den ü b . bened. aufgenommen. (3) Die pict. Sangall. schrieb Ekkehart im Auftrage des Abtes Purcharts II., der 1022 gestorben ist. Eine der beiden Fassungen muss wohl vor 1022 entstanden sein. Ob dies die Fassung B ist, welche in Cod. Sang. 168 überliefert ist? Ekkehart IV. hätte dann, wenn dem so ist, eine überarbeitete (und umfangreichere) 2. Fassung später dem lib. bened. inkorporiert. (4) Strecker und auch Seemüller wollen aufgrund weniger Verse behaupten, unser Galluslied sei vor den pict. Sangall. entstanden (siehe Strekker, MG Poet. t. 5, 1939, 534). Ich möchte im Gegensatz dazu festhalten, dass wir kaum sagen können, ob das Galluslied vor den pict. Sangall. - oder umgekehrt - entstanden ist. Da das Galluslied in drei recht verschiedenen Fassungen und auch die pict. Sangall. in zwei stark voneinander abweichenden Redaktionen erhalten sind, gibt man genauere Datierungsversuche besser auf und formuliert am besten so: Ekkehart hat sich wohl zeit seines Lebens immer wieder mit seinen Gallusdichtungen auseinandergesetzt und sich wohl gedanklich und sprachlich immer wieder von einer zur andern hinbewegt. - So habe ich in der Tabelle in der Kolumne 'ZEIT' 10./II. Jh. eingesetzt.

2. HANDSCHRIFTEN

2.1. Codex Sangallensis 168 (9. Jh.) (1) Literatur/Edition: BRUCKNER II, 67 (siehe auch Tafel XLI = Abbildung vonS. 17 der Handschrift) - EGLI, ü b . bened., V und 382ff. SCHERRER, 60f. und STRECKER, MG Poet. t. 5, 1939, 536. Die Handschrift wird in der folgenden Edition ausdrücklich erwähnt: Sancti Aurelii Augustini in Iohannis evangelium tractatus CXXIV. (= Corpus Christianorum. Series Latina. XXXVI. Aurelii Augustini opera. Pars VIII), Turnholti 1954, X (= Praefatio). Siehe Tafel I, hinten (= Abb. von S. 2 des Cod. Sang. 168). (2) Format und äussere Anlage: Ca. 22x31,5 cm. Lederbespannte Holzdeckel. Nach BRUCKNER II, 67 ist die Handschrift in einen "gelbbraunen gepressten Lederband (des 15. Jahrhunderts?)" eingebunden. Schliessen und entsprechende Messingstifte (Vorderdeckel) . (3) Paginierung: Die Handschrift wurde von P. Ildefons von Arx 1 mit Bleistift paginiert. Sie zählt 408 Seiten. (4) Lagen: Quaternionen; unvollständig 385-400, 401-4.08.

1 Ueber ihn in: von ARX-GEDENKSCHRIFT. 2 Vgl. BRUCKNER II, 67.

2

(1957) und hier, u., S. 246f.

48

Handschriften

(5) Anordnung des Textes: Einspaltig. Beschriebene Fläche: ca. 15x22 cm. Im Normalfall 26 Zeilen pro Seite. Blinde Linierung (auch senkrechte Begrenzungslinien am Rande). (6) Schrift: Schöne und sorgfältige Schrift. Grosse Ueberschriften sind farbig (z.T. in verschiedenen Farben) gestaltet worden. Die Initialen sind verziert (nach BRUCKNER II, 67 "leicht verziert"). Cod. Sang. 168 ist nach BRUCKNER II, 67 "in der Hauptsache von Cunzo geschrieben"''". Zumeist sieht man bei aufgeschlagenem Codex jeweils rot oder tintenfarbig auf der linken Seite ein "homi" (= homilia) und auf der rechten Seite die entsprechende Nummer der Predigt in einer römischen Zahl. (7) Inhalt: Cod. Sang. 168 ist eine A u g u s t i n -Handschrift. Auf den Seiten 5 bis 404 stehen Predigten Augustins. Auf Seite 5 findet sich ein Inhaltsverzeichnis. Die Ueberschrift beginnt mit: "INCIPIUNT CAPITULA SERMONUM IN AEUANGELIS TAM IOHAN AVRILII AGUSTINI (für: AUGUSTINI) IPPONENSIS episcopi..." Auf Seite 404 steht lediglich der Anfang der Predigt Nr. XXII: "INCIPIT OMELIA XXII // ABEO QUOD SCRIPTUM EST AMEN AMEN DICO UOBIS. QUIA QUI UERBUM MEUM AUDIT ET CREDIT... (Am Schluss ein "AMEN"). Daran anschliessend findt sich der Bibliotheksstempel. Die untere Hälfte der Seite ist leer geblieben - mit Ausnahme einer Federprobe von wesentlich jüngerer Hand. Auf den Seiten 405 bis 406 steht eine Fassung der von 2 Ekkehart IV. gedichteten pict. Sangall. , die von Ekkehart selbst in diese Handschrift eingetragen wurden.^ 1 Ueber den Schreiber Cunzo: BRUCKNER II, 30 (mit den entsprechenden Anmerkungen) und HENGGELER, 193. 2 S.o., S. 4

(Quellenverzeichnis).

3 So etwa SCHERRER, 61; BRUCKNER II, 67 und hier, u., S. 78.

Codex Sangallensis 168

49

Auf der Seite 407 finden sich lediglich Federproben. (Vgl. BRUCKNER II, 67). Seite 408 schliesslich ist leer geblieben . Am Anfang des Codex - Seite 1 ist leer geblieben - ist eine Fassung unseres Gallusliedes (- man bezeichnet sie allgemein mit B -) überliefert. Anfang und Schluss der Augustin-Handschrift Cod. Sang. 168 bildet also je eine von Ekkehart IV. verfasste und von ihm eigenhändig in den Codex eingetragene Gallusdichtung. Zum Galluslied: Das Pergament ist gerade dort, wo das Galluslied aufgeschrieben wurde, in schlechtem Zustand (dunkel) , so dass gewisse Wörter etwas undeutlich sind. Das erste Pergamentblatt der Handschrift weist zudem einige Löcher auf.^ Auf Seite 2 sind die Verse des Liedes zeilenweise (d.h. jeder Vers auf einer Zeile), auf den Seiten 3 bis 4 hingegen fortlaufend (nebeneinander) geschrieben worden. Der Anfang einer Strophe wird durch eine Initiale (mit derselben Tinte wie der übrige Text des Liedes) markiert. Das Galluslied ist in dieser Fassung von der ersten bis und mit zur letzten Strophe n e u m i e r t . Die Neumen wurden mit schwarzer Tinte notiert. Glossen: Der Codex Sangallensis 168 - d.h. die Predigten Augustins - ist an vielen Stellen lateinisch (und z.T. auch althochdeutsch) glossiert worden. Die glossierende Hand nahm teilweise textkritische und textkorrigierende Eingriffe vor - u.a. bezüglich der Satzzeichen. Es sind Glossen, die z.T. von Schrift, Form und Inhalt her Ekkehart IV. zuzuwei• ^ 2 sen sind.

1 Für Detailangaben s.u., S. 83ff. 2 Vgl. SCHERRER, 61: "Noten Ekkeharts IV zwischen den Zeilen".

50

(1)

Handschriften

2.2. C o d e x S a n g a l l e n s i s

174

(9. J h . ; n a c h S C H E R R E R ,

62)

Literatur/Edition: B R U C K N E R III, 78

(mit w e i t e r e r Lit.)

lingische Bibliothekseinbände.

- Karl Christ:

In: F e s t s c h r i f t G e o r g

L e i p z i g 1 9 3 7 , 82-104 - E G L I , ü b .

In: G u t e n b e r g - J a h r b u c h

1966, 3 2 1 - 3 3 0 - S C H E R R E R , 1939,

Leyk,

bened., V, und 382ff.

Ernst Kyriss: Vorgotische verzierte Einbände der b i b l i o t h e k St. G a l l e n .

Karo-

Stifts-

1966, Mainz

62 u n d S T R E C K E R , M G P o e t . t. 5,

536.

F a c s i m i l e v o n S e i t e 1 b e i B R U C K N E R I, T a f e l X X X I X . H a n d s c h r i f t w u r d e in d e r f o l g e n d e n A u s g a b e

beigezogen:

S. A u r e l i A u g u s t i n i H i p p o n e n s i s E p i s c o p i E p i s t u l a e . Bde. 2 1 -

P a r s

1/

1 8 9 5

u n d

P a r s

H'

Die

1898; £ 4 , 1904 u n d

(= C S E L . 57,

1911). C S E L 34, P a r s I: S. 49, 54 u n d 63. P a r s II: S. 81, 137, 221, 331, 396, 436, 544 u n d 642. C S E L 44: S. 148,

393,

497, 622 u n d 631. C S E L 57: S. 137, 165, 231. 243, 315,

353,

371, 372, 431, 481, 523, 568, 580, 589, 592, 605, 621 u n d 631. S i e h e T a f e l II, h i n t e n (2) F o r m a t u n d ä u s s e r e

(= A b b . v o n S. 2 d e s C o d . S a n g .

Anlage:

Ca. 2 7 ^ / 2 x 3 5 cm. L e d e r b e s p a n n t e H o l z d e c k e l . E i n e Ein entsprechender Metallstift (3)

Schliesse.

(Voderdeckel).

Paginierung: Die H a n d s c h r i f t w u r d e v o n P. I l d e f o n s v o n A r x m i t p a g i n i e r t . Sie z ä h l t 194

(4)

174).

Bleistift

Seiten.

Lagen: Quaternionen.

Das e r s t e B l a t t d e r e r s t e n L a g e w u r d e in d e n

D e c k e l e i n g e k l e b t . Q u a t e r n i o n e n + d i e S e i t e n 191 b i s

194.

Codex Sangallensis 174

51

(5) Anordnung des Textes: Mit Ausnahme der Seiten 1 bis 2 ist die Handschrift zweispaltig. Beschriebene Fläche: etwa 22^/2x26 cm, d.h. zwei Kolumnen zu je etwa 9x26 cm und dazwischen etwa 2^/2 cm Abstand. Im Normalfall 29 Zeilen pro Seite. Blinde Linierung (auch senkrechte Begrenzungslinien am Rande). (6) Schrift: Der Codex ist - von den Seiten 1 bis 2 abgesehen - sehr schon und sorgfältig geschrieben worden. Titel und auch Ueberschriften zu den einzelnen Kapiteln sind geradezu kunstvoll gestaltet worden. Dazu sind verschiedene Farben gebraucht worden, unter anderem Rot, Blau, Grün und Gelb. Besonders hervorzuheben ist die Ueberschrift auf Seite 2. P. Ildefons von Arx nennt die Handschrift 174 einen "Codex optimus".^ (7) Inhalt: Cod. 174 enthält auf den Seiten 3 bis 189 Briefe

A u g u -

s t i n s . Auf den Seiten 193 bis 194 steht ein Register, wo die Titel der einzelnen Briefe angegeben sind. Incipit: "IN hoc codice continentur epistulae sancti augustini episcopi" (mit roter Tinte geschrieben). Explicit: "Item ad macedonium". (I von Item mit roter, der Rest mit schwarzer Tinte geschrieben.) Auf den Seiten 190 bis 193 stehen mathematische und astro2

nomische Opuscula. Auf Seite 190 beginnt ein erster Text mit: "probatio argenti et auri" (rot geschrieben); dann heisst es (in verschiedenen Farben, Rot, Gelb, Blau): "OMNE AVRUM", darunter (in roten Buchstaben, die aber mit ver-

1 So in Cod. Sang. 1402, S. 31. - Zu dieser Handschrift s.u., S. 291. 2 Die Angabe SCHERRERS, 62, "S. 190-194: Verschiedenes Mathematische..." ist falsch. Auf S. 193 beginnt - in der linken Spalte - das Register zu den Briefen Augustins.

52

Handschriften schiedenen Farben ausgefüllt sind): "PURUM CUIUS LIBET" 1 , darunter (mit schwarzer Tinte): "ponderis". Der Text endet auf Seite 192, linke Spalte, oberstes Viertel mit: "et denarii XIII.;". Dann folgt ein weiterer Text, der überschrieben ist mit: "Concordia solis et lunae"; dann beginnt der Text mit: (rot geschrieben, die Buchstaben sind mit verschiedenen Farben ausgefüllt) "NOVEM HORIS", darunter heisst es: "IN LUNA PRO QVINQUE DI", dann liest man (mit schwarzer Tinte geschrieben): "ebus" (zu "DI", also DIebus). Der Text schliesst auf Seite 192, linke Spalte, mit: "diebus solaribus concordare". Auf Seite 192, rechte Spalte oben steht die Ueberschrift: Item de eam ratione (rot geschrieben); der darunterstehende Textabschnitt hebt an mit: "Lunam lucere..." und endet mit: "... luna quinta;". Darunter findet sich die Ueberschrift: "Concordia maris et lunae" (mit roter Tinte geschrieben). Der folgende Text beginnt mit: "Vnius Semper..." (V = zweifarbige Initiale) und endet auf Seite 193, linke Spalte, oberstes Viertel mit "tardiusque recederet". Dann folgt das bereits oben erwähnte Verzeichnis der Briefe Sankt Augustins. Anschliessend findet sich ein Text, dessen Implicit lautet: "Siquis tibi proposuerit numerum...", und dessen Explicit heisst: "cognoscere poteris". Darunter steht in Majuskel-Buchstaben geschrieben: "AUGUSTINUS AIT (I undeutlich) , dann liest sich: "Vide quam Semper in peius proficiunt homines. dum sine limite timoris vel pudoris hac atque illac vagabunda sertur impunita loquacitas". Darunter findet sich der Bibliotheksstempel. Glossen: Die Handschrift 174 ist an etlichen Stellen lateinisch (auch althochdeutsch; siehe HATTEMER 1, 283) glossiert worden, lateinische Glossen z.T. wohl von Ekkehart 2 IV., etwa auf den Seiten 174 und 187.

1 Auf der nächsten Zeile steht ein zusätzliches RUM (von 'aurum'), unter welches drei Punkte gesetzt wurden, was wohl Tilgung bedeutet. 2 Vgl. SCHERRER, 62, wo auf DÜMMLER, Ekk., 7 und 21 hingewiesen wird. Die folgenden St. Galler Handschriften weisen alle in irgendeiner Form

Codex Sangallensis 174

53

Auf Seite 1 der Handschrift sind rechts oben Bemerkungen über Art und Grund der Glossierung des Codex - von anderer Hand als derjenigen, welche die Predigten schrieb. Es heisst hier unter anderem: "Liber optimus. nimis autem uitiose scriptus ... Nihil autem, nisi ubi certissimus eram abradere uolui; omnia uero, que ascripsi, sanioris lectoris arbitrio reliqui;". Der Schreiber der obigen Zeilen kam also nicht umhin, den vortrefflichen Codex von seinen Fehlern zu befreien - und zwar tat er dies nur an denjenigen Stellen, an denen er seiner Sache sicher war. Im übrigen möchte der Korrektor seine Verbesserungsvorschläge der Meinung des Lesers überlassen. Auf Seite 1, links oben, sind Verse (eine Antiphone) auf die heilige Wiborada zu lesen.''" Der mit Neumen versehene Text beginnt mit: "Gaudia de geminis Uuiborade" und schliesst mit einem dreimaligen "ALLELUIA". Die sechste Zeile beginnt mit "tenaces". Diese Vokabel ist - ziemlich auf derselben Höhe - links davon, im vorderen Buchdeckel, nochmals zu lesen, darunter steht "firmas", dem ein 'J ' vorangeht; unter "firmas" heisst es: "capaces", unter "capaces" "feraces" und unter "feraces" "fructuosas". (Vor "fructuosas" ein 'J•; vor "capaces" und "feraces" je ein = vel; siehe dazu unten, S. 76. Auf den Seiten 1 (etwas unterhalb der Antiphone und der eben zitierten Aeusserungen des Glossators) bis 2 ist eine weitere Fassung unseres Gallusliedes überliefert. Alle Verse sind fortlaufend - d.h. nicht je eine Zeile pro Vers - aufgeschrieben worden. Der Beginn einer Strophe wird jeweils durch eine Initiale (schwarz) markiert.

(Glossen, Zusätze, Korrekturen) Spuren Ekkehärts IV. auf: 102, 159, 162, 166, 168, 175, 176, 178, 191, 279, 280, 333, 454, 552, 564, 579, 621, 626, 670 und 830. - Ueber Ekkehart IV. als Glossator, Korrektor und Philologe etwa: DÜMMLER, Ekk., 5 und 26; ferner HAEFELE, Verf.-Lex., 465. 1 Ueber Wiborada grundlegend: IRBLICH, passim.

54

Handschriften

2.3. Codex Sangallensis 393 (11. Jh.; nach SCHERRER, 134) (1) Literatur/Edition: DÜMMLER, Ekk., 12ff. - EGLI, ü b . bened.; über die Hs. 393 bes. IVff. - Johannes Egli: Ein sanktgallischer Küchenzettel aus der Wende des ersten Jahrtausends n.Chr. In: Schweizerische Rundschau 9, 1908/9, 341-368. - Leonhard Franz: Was war der Scheich? In: ZfdA 96, 1967, 74-78. - HAEFELE, Verf.-Lex., 457ff. - Strecker, MG Poet. t. 5, 1939, 535f. - Hinweise auf Editionen bei HAEFELE, Verf.-Lex. Siehe Tafel III, hinten (= Abb. von S. 250 des Cod. Sang. 393) . (2) Zur Bezeichnung des Cod. Sang. 393: Die Handschrift trägt den Namen "Liber Benedictionum". Es ist dies eine nicht ganz zutreffende Bezeichnung; denn die St. Galler Handschrift 393 enthält neben den Benediktionen (Segnungen) Gedichte ganz verschiedener Art (bei vielen Poemen handelt es sich um Schulgedichte Ekkeharts IV.). Der Name "Liber Benedictionum" geht auf Melchior Goldast zurück, der im ersten Band seiner "Alamannicarum rerum libri tres" (tomus I, pars prima, pag. 3) über Ekkehart IV. unter anderem schrieb: "composuit (d.h. Ekkehart IV.) Benedictionum librum carmine". "Liber Benedictionum" wird die Handschrift 393 auch von P. Ildefons von Arx genannt."*" Der Name "Liber Benedictionum" hat sich in der Forschung durchgesetzt. Er wird auch in der vorliegenden Arbeit beibehalten (abgekürzt: ü b . bened.). (3) Format und äussere Anlage: Ca. 201/2Xl6 cm. Ledereinband - nach EGLI, ü b . bened., IV "aus späterer Zeit" stammend. (Noch ein) Messingstift (an

1 Auf einem papierenen Vorsatzblatt, am Anfang des Codex; s.u., S. 55.

Codex Sangallensis 393

55

der Kante des Vorderdeckels, in der Mitte). Die Schliesse fehlt (abgerissen). (4) Paginierung: Die Handschrift wurde von P. Ildefons von Arx mit roter Tinte paginiert; von Arx zählte die Seite 203 versehentlich doppelt. Cod. Sang. 393 zählt also nicht 263, sondern 264 o 1 Seiten. (5) Lagen: Quaternionen + die Seiten 258-263; das erste Pergamentblatt (S. lf.) mit papierenen Vorsatzblättern geheftet und auch 2 an diese angeklebt. (6) Anordnung des Textes: Einspaltig. Beschriebene Fläche: ca. 141/2xl8 cm. Im Normalfall 19 Zeilen pro Seite. Oefter schob aber Ekkehart nachträglich weitere Verse ein. Blinde Linierung. Die senkrechten Begrenzungslinien am Rande (doppelt, d.h. in einem Abstand von etwas mehr als ^ / 2 c m verlaufend) wurden sehr oft wegen späterer Zusätze und Korrekturen Ekkeharts überschritten. (7) Schrift: Die Handschrift wurde von der ersten bis zur letzten Seite von Ekkehart IV. mit einer dunklen Tinte geschrieben; Zusätze, Korrekturen, Glossen wurden z.T. mit anderer Tinte 4

(braun, orange usw.) vorgenommen. Titel, Ueberschriften und Hinweise auf Schuldichtungen^ wurden rot geschrieben.

1 Vgl. SCHERRER, 134 und EGLI, lib. bened., III. 2 S.o., S. 54. 3 Sie sind in der Ausgabe von Johannes EGLI durch ein * an der Spitze gekennzeichnet . 4 S.u., S. 76ff. 5 S.u., S. 253.

Handschriften

56

Ebenfalls von roter Farbe sind zahlreiche Initialen (Ekkehart wechselte hier öfter mit schwarz ab). Der Codex weist - fast durchgehend - äusserst viele Rasuren und spätere Zusätze auf. Das Pergament ist an vielen Stellen aufgerauht und hat auch viele Löcher; es ist einige Male geflickt worden. (8) Inhalt: Siehe dazu die Gesamtausgabe der Dichtungen Ekkeharts IV., EGLI, ü b . bened., IVff. Siehe auch HAEFELE, Verf.-Lex., 457ff. Auf den Seiten 247 bis 251 steht eine weitere Fassung unseres Gallusliedes. Das Lied ist zeilenweise (d.h. pro Zeile ein Vers) aufgeschrieben worden. Der Anfang einer Strophe wird durch eine Initiale (rot) markiert. Vor der Initiale (auf den Seiten 247, 249 und 251) und rechts am Rande, jeweils auf der Höhe der Initiale (auf den Seiten 248 und 250) ist von jüngerer (neuzeitlicher) Hand die Strophenzahl mit einer römischen Ziffer bezeichnet worden. Das Lied ist bis zur 7. Strophe (d.h. bis 7,2, bis und mit 'siluarum') neumiert. Die Neumen sind abwechselnd rot und schwarz notiert worden (d.h. 1. Strophe rot, 2. Strophe schwarz, 3. Strophe rot usw.). Am Anfang und am Schluss der Pergamenthandschrift finden sich je zwei papierene Blätter, die im vorderen bzw. im hinteren Deckel aufgeklebt wurden (sie sind auch in den Codex eingebunden worden). So ergeben sich vorne und hinten je drei papierene Seiten - sie seien mit I bis III bzw. IV bis VI bezeichnet. Auf den Seiten I bis III und auf Seite IV steht eine recht ausführliche Inhaltsangabe des Cod. Sang. 393 von der Hand des Stiftsbibliothekars P. Ildefons von Arx. Auf Seite II, ganz unten, finden sich zudem Angaben zur Handschrift 393 von der Hand Carl. J. Greiths.^ 1 s.u., s. 294f.

Codex Sangallensis 1289

57

2.4. Codex Sangallensis 1289 (17. Jh.; nach SCHERRER, 443) (1) Literatur: SCHERRER, 443 und STRECKER, MG Poet. t. 5, 1939, 536. (2) Format: Ca. 10 1 / 2 x 16 cm. (3) Paginierung: Die Handschrift ist nicht paginiert. Einzig die erste beschriebene Seite trägt - mit schwarzer Tinte geschrieben die Seitenzahl 1 (= i). Ich habe durchgezählt und bin auf insgesamt 443 Seiten gekommen. (4) Inhalt: Den Hauptteil der Handschrift macht eine mit "De ce(oder: cae-?)remoniis" überschriebene Schrift aus. Sie beginnt mit: "De ce (oder: cae-?)remoniis quaestio duplex est" und schliesst mit einem "finis". Dann folgen zwei leere Blätter. Auf der nächstfolgenden Seite steht oben ein Kreuz, darunter heisst es: "DE sententia excomunicationis". Der Rest der Seite (auch die Rückseite) und auch das folgende Blatt sind leer geblieben. Auf den beiden folgenden Seiten (von anderer Hand als "De ce(oder: cae-?)remoniis") steht ein Text, der überschrieben ist mit: "Modus examinandi per quaestiones...". Auf einem neuen Blatt findet sich eine andere, ca. 1^/2 Seiten umfassende Schrift, deren Titel lautet: "Regulae generales utiles". Auf den folgenden 8 Seiten wurde dann (wieder von einer andern Hand) eine weitere Fassung des Ratpertschen Gallusliedes in der lateinischen Fassung Ekkeharts IV. eingetragen. Es ist eine Abschrift der Fassung A. Dies zeigt

1 Strecker (MG Poet. t. 5, 1939, 536) wies dieser Fassung die Sigle Ai zu, die in der vorliegenden Arbeit übernommen wird. - Dass die Handschrift 1289 das Galluslied enthält, vermerkte schon SCHERRER, 443.

58

Handschriften sich nur schon darin, dass der Prolog von A haargenau

über-

nommen w u r d e . Nach dem Galluslied

liest man - von derselben Hand,

die

das Lied eintrug - geschrieben: "Finit per F.

(= Fratrem) Leonhardum De A u g u s t a

1510. Descriptum ex Antiquissima et

vetustate

pene consumpta et lacerata Scheda. Anno

1621."

(a) Finit per Fratrem Leonhardum De A u g u s t a : Bruder Leonhard aus Augsburg hat im Jahre 1510.das lied a b g e s c h r i e b e n . Dieser Schreiber war ein

Kalligraph des 15. bzw. 16. Jahrhunderts. Leonhard von Augsburg

Gallus-

bedeutender Wagner

(1454-1522), genannt W i r s t l i n , bereiste

zu

seiner Zeit verschiedene

Klöster, um an deren Schulen 2 Schönschreibeunterricht zu erteilen. Leonhard v o n Augsburg 3 wirkte während ca. einem Jahr auch in St. Gallen. Er soll 4 im Auftrage des Abtes Franz Gaisberg m e h r e r e Codices mit seinen schönen Lettern versehen

haben.

In der Kunst- und Schriftgeschichte

ist der

Leonhard von Augsburg als Verfasser der Scripturarum" bekannt. Es ist dies ein

Benediktiner

"Proba

Centum

Schriftmusterbuch

1 Diesen Passus hat schon Strecker, MG Poet. t. 5, 1939, 536 abgedruckt. Die Jahreszahl 1621 ist Anhaltspunkt für die Datierung der Hs. ins 17. Jahrhundert. 2 Siehe dazu Alfred Schmid: Auf den Spuren Leonhard Wagners. In: Miscellanea L. Cunibert Mohlberg, vol. 2, Ed. Liturgiche, Rom, 1949, 175-187. 3 "Während der Jahre 1509 bis 1511 weilte der berühmte Augsburger Schreibmeister Leonhard Wagner ... dreimal in St. Gallen," W. Berschin. In: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 74. 4 lieber Abt Franz Gaisberg siehe HENGGELER, 136-138. - Das fürstäbtliche St. Gallen hat übrigens zur Zeit der Renaissance eine kulturelle Hochblüte erlebt. In dieser Zeit sind prächtige und bedeutende liturgische Codices entstanden. "Die Bibliothek erhielt an Abt Franz (1504-1529) ... einen vorzüglichen Gönner und Förderer. Er hatte gern Umgang mit Gelehrten und liess sehr kostbare Bücher, besonders für den Chor, schreiben." WEIDMANN, 55. - Siehe dazu auch Theodor Müller: Die St. Gallische Glaubensbewegung zur Zeit der Fürstäbte Franz und Kilian. In: MVG 33, 1913; ferner Otto Marxer: Zur spätmittelalterlichen Choralgeschichte St. Gallens, Freiburg im Uechtland 1908.

Die Schreiberfrage

59

des 16. Jahrhunderts - Kaiser Maximilian I. gewidmet.^ Wirstlin schuf also immerhin etwa 150 Jahre vor Jean Mabillons "De re diplomatica libri tres" (1681) ein beachtliches schriftgeschichtliches und paläographisches Werk. (b) Descriptum ex Antiquissima et vetustate penS consumpta et lacerata scheda: Die Abschrift Leonhard Wagners (aus dem Jahre 1510) ist 1621 - vielleicht eben wegen des schlechten Zustandes des Beschreibstoffes ("vetustate penS consumpta...") abgeschrieben worden. Zwischen der mittelalterlichen Fassung Ekkeharts IV, A und der Kopie in A^ (1621) steht also eine verlorene Fassung (1510) - sie sei mit A' bezeichnet. Somit ergibt sich für die Fassung A des Gallusliedes die folgende Ueberlieferungslage: Cod. Sang. 393

= A :

scheda lacerata = A':

Cod. Sang. 1289 = A-^:

11. Jh., Ekkehart IV. 16. Jh., 1510, Abschrift Wagners verloren 17. Jh., 1621, Kopie der Abschrift Wagners, anonym

2

2.5. Die Schreiberfrage Zumeist ist in der einschlägigen Literatur die Auffassung verbreitet, dass es sich bei den drei Fassungen A (Cod. Sang. 393), B (Cod. Sang. 168) und C (Cod. Sang. 174) des Gallusliedes um

1 Hierüber grundlegend: Karl Wehmer: Proba Centum Scripturarum. Ein Schriftmusterbuch aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Facsimile-Ausgabe mit einem Begleittext von Karl Wehmer. 2 Bde., Leipzig 1963. 2 Dass in A^ eine K o p i e der Abschrift Wagners vorliegt, kommt in den Angaben Streckers, MG Poet. t. 5, 1939, 536, zuwenig deutlich zum A u s druck. Strecker bemerkte: "Aus A ist der Text im 16. Jh. abgeschrieben worden in Sang. 1289 = A^." Dann zitiert er die Schlussbemerkung.

Handschriften

60

A u t o g r a p h e Ekkeharts IV. handelt: So schrieb schon Ernst Dümmler: "... alle drei (redactionen) rühren von Ekkehart selber her, sind von seiner e i g e n e n Hand geschrieben...""'' Auch Johannes Egli, der verdiente Herausgeber der Dichtungen Ekkeharts IV., war der Ansicht, dass alle drei Fas2 sungen von der Hand Ekkeharts sind. Karl Strecker meinte gar: "Ekkehart hat auf seine Uebersetzung einen solchen Wert gelegt, dass er sie mit e i g e n e r Hand in drei Codices aufgezeichnet hat und zwar so, dass die Texte vielfach voneinander 3

abweichen..." . Eine Antwort auf die Frage, ob alle drei Fassungen Autographe Ekkeharts IV. sind, kann nur ein paläographischer Vergleich von A, B und C geben: Von der in Cod. Sang. 393 überlieferten Fassung A kann man mit aller Sicherheit sagen, dass sie ein Autograph ist; denn sie steht ja in dem von Ekkehart IV. von der ersten bis zur 4 letzten Seite eigenhändig geschriebenen "Liber Benedictionum". Auf Seite 2 des Codex z.B. nennt Ekkehart ja sogar seinen Namen; es heisst nämlich im Prologus II: "Iohanni diacono monacho sancti Maximini post eius coenobii abbati E k k e h a r t pr^spiter, indignus et ultimus sancti Galli monachus".^ Ein erster, nur ganz flüchtiger Blick auf die drei Fassungen und auch eine darauf folgende genauere, aber immer noch globale Betrachtung lassen vermuten, dass A, B und C von derselben Hand stammen, da keine eklatanten Unterschiede feststellbar sind -

1 DÜMMLER, Ekk-, 2 üb.

bened.,

10.

382.

3 Strecker, MG Poet. t. 5, 1939, 535. - Strecker hat die Fassungen A, A^ und B verglichen, bei der Fassung C schreibt er: "ebenfalls von Ekkehart selbst geschrieben. Für mich von B. Bischoff in St. Gallen verglichen". (MG Poet. t. 5, 1939, 536). 4 S.o., S. 54. 5 EGLI, ü b . bened., 3. - In der Handschrift steht, S. 2: "IOHANNI DIACONO MONACHO SANCTI MAXIMINI POST EIUS COENOBII ABBATI Öfck PR^SPITER E T ULTIMUS SANCTI GALLI M O N A C H V . "

Die Schreiberfrage

61

von wenigen Kleinigkeiten abgesehen."*" So wird denn auf den folgenden Seiten versucht, auf einige Gemeinsamkeiten von A, B und C hinzuweisen (vgl. dazu auch die Tafeln I-III, hinten): (1) Als auffallender Zug scheint unter anderem der offene Bauch des b auf: 2

So etwa in Cod. Sang. 393, S. 247 (brunhildis) , Cod. Sang. 168, S. 3 (ambobus) und Cod. Sang. 174, S. 1 (febricitans). Gelegentlich ist das b auch unten etwas offen geblieben, so dass es bei einem nur flüchtigen ersten Blick leicht mit einem h verwechselt werden kann (z.B. das b in hibernia in Cod. Sang. 168, S. 2). (2) An einigen Stellen hat das d - etwas übertrieben dargestellt - in allen drei Fassungen etwa die folgende Gestalt: ^Jj So etwa in Cod. Sang. 393, S. 247 (gaudium), Cod. Sang. 168, S. 3 (dispersit) und Cod. Sang. 174, S. 1 (adnauigant) . (3) In allen drei Redaktionen des Gallusliedes ist der Buchstabe E - im Vergleich zu anderen Majuskeln - äusserst s c h m a l . ^ Das E zeichnet sich zudem durch folgende Auffälligkeit aus: Der oberste Querbalken verläuft öfter - stärker als die beiden übrigen Querbalken - sehr schräg (d.h. nicht in einem Winkel von 90°, sondern in einem Winkel von etwa

1 Unterschiede zeigen sich vor allem in den als Initialen fungierenden Majuskelbuchstaben. Beispiele: In A ist der Buchstabe E durchwegs als schmales E gestaltet (s.u., S. 62), B und C verwenden hierfür in den Initialen breites und gerundetes E (=£ ). I wird in B - gegenüber AC - als J und nicht als I geschrieben. Solche Unterschiede fallen aber kaum ins Gewicht, kommen doch in den geradezu gemalten Initialen die typischen (persönlichen) Züge einer Schrift schwach oder nur wenig zum Ausdruck. - In der Fassung B steht in einigen Versen ein u, wo an derselben Stelle in G und in A ein v steht. Der Buchstabe v für u lässt sich aber im lib. bened. ab und zu wieder feststellen. v anstelle von u kommt, wenn auch spärlich, auch in C vor; v für u und umgekehrt konnte ich auch in diversen St. Galler Handschriften, che Glossen Ekkeharts enthalten, ausfindig machen. 2 Abbildung von S. 247 der Handschrift (kein deutliches Beispiel).

393 bei EGLI, lib. bened., hinten

3 Abbildung von S. 248 der Handschrift

393 bei EGLI, lib. bened.,

wel-

hinten.

62

Handschriften 60° zum Schaft). Das E ist öfter etwa von der folgenden Gestalt: ^ So etwa in Cod. Sang. 393, S. 247 (Exultemus; Egros"'") , Cod. Sang. 168, S. 2 (Exultemus).

(4) G ähnelt oftmals einer nicht geschlossenen arabischen Ziffer 6 2 Cod. Sang. 393, S. 247 (Gallos), Cod. Sang. 168, S. 2 (Gallus) und Cod. Sang. 174, S. 1 (Galli). (5) Wie das E, so ist auch das F ein äusserst schmaler Buchstabe, dessen schräg verlaufender oberer Querbalken oftmals von einer fast wellenartigen Form ist: jf So etwa in Cod. Sang. 393, S. 248 (Fugit), Cod. Sang. 168, S. 2 (Francis) und Cod. Sang. 174, S. 1 (Francis). (6) Beim Buchstaben H sticht der in recht auffälliger Art und Weise stark nach links über den Schaft hinaus fortgesetzte Querbalken hervor : | | So etwa in Cod. Sang. 393, S. 154 (Hostia)4 und S. 249 (Hiltibaldus und Hiltibalt), Cod. Sang. 168, S. 3 (Hiltibaldus und Hic) und Cod. Sang. 174, S. 1 (Hiltibaldus und Hiltibalt). (7) Der Bogen des P ist - im Vergleich zur Länge des Buchstabens - recht klein"*:

j)

So etwa in Cod. Sang. 393, S. 247 (Passi), Cod. Sang. 168, S. 3 (Placidum) und Cod. Sang. 174, S. 1 (Prunhildis).

1 Siehe S. 61, Anm. 2. 2 Siehe S. 61, Anm. 2. 3 Abbildung von S. 154 der Handschrift

393 bei EGLI, lib. bened.,

hinten.

4 Abbildung von S. 154 der Handschrift

393 bei EGLI, lib. bened.,

hinten.

5 Ausnahmen: P als Initiale am Anfang einer

Strophe.

63

Die Schreiberfrage

(8) Der obere Querbalken des z wird durch eine recht auffällige Schlaufe geschlossen:

^

So in Cod. Sang. 393, S. 248 (baptizantium), Cod. Sang. 168, S. 2 (baptizantium) und Cod. Sang. 174, S. 1 (baptizantium) . (9) Abkürzungen: Es lässt sich das wohl für das lateinische Schrifttum dieser Zeit Uebliche in allen drei Fassungen feststellen: Kürzung von m, vor allem als Schluss-m, kommt in A, B, besonders gehäuft in C vor (auf Seite 2, wo Ekkehart - wohl aus Platzmangel - sehr eng geschrieben hat''") . - Was über das Schluss-m gesagt wurde, gilt auch für o (= pro) oder 2 für das unten durchkreuzte (= per). - In B wurde -mus (beim Verb) durch einfache Suspensionskürzung m wiederge3 geben. Die Kürzungen der sogenannten "Nomina sacra" wie xpo für Christus, xpi für Christi, cti für dei, für deo, dm für deum, scm für sanctum usw. - d.h. in der mittelalterlichen Latinität immer wieder anzutreffende Kontraktionen - sind in den Fassungen A, B und C etwa in der gleichen Häufigkeit belegt. (10) In allen drei Fassungen des Gallusliedes ist die folgende Auffälligkeit zu verzeichnen: Der Vokal in 'hie' wird ab und zu durch ein übergesetztes " gelängt. So in Cod. Sang.

1 Auf S. 1 der Handschrift sind die Zeilen-, Wort- und Buchstabenabstände im Vergleich zu S. 2 - wesentlich kleiner. Auf S. 2 wurde im oberen Viertel der Seite breit und in relativ grossen Abständen (horizontal und vertikal) geschrieben, so dass man bei einem ersten Blick auf diese Seite meinen könnte, dass sie auf eine andere Hand zurückgeht. Ungefähr im zweiten Viertel der Seite werden die Abstände wieder kleiner (als ob der Schreiber plötzlich Platz gespart hätte) und erst etwa im dritten Viertel wieder etwas grösser. Der unterste Teil der Seite - etwa ein Viertel ist schliesslich sogar leer geblieben. 2 Zu den Abkürzungen

(allg.) siehe BISCHOFF, Paläographie,

3 Ueber Suspensionskürzungen

BISCHOFF, Paläographie,

192ff.

192, 196 und 200.

64

Handschriften 393, S. 249 (und öfter), Cod. Sang. 168, S. 2 und Cod. Sang. 174, S. 2."^ Dasselbe Zeichen wird in A, B und C 2 auch in 'Quls' (für 'Quibus') verwendet.

(11) Zu Rasuren, Korrekturen usw., die in allen Fassungen des Gallusliedes vorkommen, siehe unten, S. 83ff.

(12) ae erscheint meist als e-caudata^, in wenigen Fällen als e. Ein Beispiel: In B wurde 'daemon' einmal mit e-caudata ('demones') und zweimal mit einfachem e ('demones' und 'demon', wobei 'demon' auf derselben Zeile wie 'demones' steht) geschrieben. In A, B und C lassen sich Fehler und Unregelmässigkeiten im Gebrauch von e-caudata feststellen. usw. Ein paläographischer Vergleich der drei Fassungen A, B und C (mit Blick auf den gesamten ü b . bened. Ekkeharts IV.) - einige Beispiele sollten genügen - kann die Meinung der massgeblichen Herausgeber der Dichtungen Ekkeharts (Dümmler, Egli, Strecker) bestätigen, dass A, B und C A u t o g r a p h e Ekkeharts IV. sind. Diesen Befund wollen wir mit hinübernehmen in das folgende Kapitel.

1 Das zirkumflexartige Zeichen das wohl die Länge der Silbe angibt, kann in den neumierten Teilen leicht mit der Neume 0 (= clivis) verwechselt werden. " als Längezeichen ist im übrigen im lib. bened. immer wieder feststellbar. 2 Im Galluslied 12,2.

("Quis

sacrandum...").

3 Zu e-caudata siehe BISCHOFF, Paläographie, 156 und 4 Vgl. BISCHOFF, Paläographie, 156: "Die schon e caudata (?) für den Diphthong ae verdrängt hundert mehr und mehr; eine Unsicherheit, wo ist die Folge...". Interessant ist in diesem 10,1 (c^dere).

158.

vorkarolingisch sehr häufige diesen im X. und XI. Jahrae berechtigt w a r , w o nicht, Zusammenhang im Galluslied

4

3. EDITION

3.1. Die bisherigen Ausgaben (Abdrucke) Bei einem Ueberblick über die bisherigen Ausgaben und Abdrucke darf man etwa die folgenden Punkte nennen: (1) Im Jahre 1829 gab Pertz in den Monumenta Germaniae histórica die Strophen 1 und 2 samt dem Prolog heraus. Pertz folgte dabei nicht e i n e r Handschrift, sondern er zog für seinen Abdruck die beiden Codices 168 und 393 bei. Die Prooemia von A und B wurden in eigenartiger Weise miteinander vermischt. In seiner Ueberschrift formulierte Pertz: "EX COD. 393". Trotzdem steht in 2,2 "cantantes" (B) und nicht "c^leumant" (A). Vers 2,3 ist nach A abgedruckt, in 2,4 hingegen folgte Pertz der Fassung B; dasselbe gilt für 2,5.2 (2) Das Galluslied (inklusive Prolog) findet sich nach der Fassung A vollständig in Jacob Grimms und Andreas Schmellers

3 "Lateinische(n) Gedichte(n) des 10. und 11. Jahrhunderts" - abgedruckt nach einer Abschrift des Freiherrn Joseph von Lassberg.^

1 MG Script, t. 2, 1829, 33. 2 In Anm. 8 begründet PERTZ, wieso er in 2,4 der Handschrift 168 folgt: "Codex no. 393 hic addit versum: 'Chiliano socio post functo sacerdotio' qui in aliis duobus, q u i a f a l s a r e f e r t , studio est omissus..." (Hervorhebungen von mir.) - S.u., S. 122ff. 3 Auf den Seiten XXXI-XXXIII. 4 Nebenbei gesagt: Freiherr Joseph von Lassberg hatte durch die Freundschaft mit dem damaligen Stiftsbibliothekar P. Ildefons von Arx guten Zugang zu den sanktgallischen Manuskripten. In Cod. Sang. 1955 findet sich eine beachtliche Sammlung von Briefen Lassbergs an von Arx. - Ueber die Beziehungen Lassbergs zur Stiftsbibliothek St. Gallen siehe: Joseph von Lassberg.

Edition

66

(3) Grimms Abdruck übernahm - von wenigen Aenderungen abgesehen - Du Meril, der dem Text recht umfangreiche Anmerkungen hinzufügte."'" (4) Das Galluslied steht - nach der Fassung A - in Georg Rudolph Zimmermanns Publikation "Ratpert der erste Zürcher Gelehrte".2 (5) Heinrich Hattemer legte im ersten Band seiner 'Denkmale' eine kritische Ausgabe des Gallusliedes vor.^ Er folgte dabei der Handschrift 393, also A. Die Abweichungen in B und C wurden in einem separaten Apparat angegeben. Hattemer druckte auch den Prolog, aber nur nach der Fassung A, ab. In einer Einleitung tritt Hattemer kurz auf die Handschriften ein und kommt dabei auf die Datierung zu sprechen. Nach ihm ist der Text in B der jüngste. Im Gegensatz zu B "haben wir in handschrift 393 ... den text von der 4 hand des Übersetzers selbst, von Ekkehard dem vierten." Genaue paläographische Angaben fehlen in Hattemers Edition. (6) 1855 erschien im 'Thesaurus hymnologicus' Daniels"* eine weitere editio critica des Gallusliedes. Der Editor kannte die Abdrucke Grimms und Du Merils, die Hattemersche Ausgabe jedoch wird nirgends erwähnt. Daniel war übrigens in St. Gallen und konnte dort selbst die Handschriften einsehen. "... codicum scriptura, quam

Mittler und Sammler. Aufsätze zu seinem 100. Todestag. Hg. von Karl S. Bader, Stuttgart 1955. (Darin besonders: Eduard Studer: Lassberg und Ildefons von Arx, 157-210. - Hildegund Beckmann-Ritzel: Schrifttum von und über Joseph von Lassberg. Eine Bibliographie, 395-413.) 1 DU MERIL hat wahrscheinlich den PERTZschen Abdruck gekannt; denn diesem folgt er, wenn in 2,2 'cantantes' steht. 2 Auf den Seiten

182-184.

3 HATTEMER I, 337-344. Siehe auch Tafel IV, hinten, wo ein Ausschnitt S. 247 des Cod. Sang. 393 abgebildet ist. 4 HATTEMER I, 339. 5 Auf den Seiten

165-170.

der

Die bisherigen Ausgaben (Abdrucke)

67

ego, cum in fano S. Galli aliquot dies commorarer, Ven. Greithio membranas illas ostendente ac benevole offerente, in haec supplementa transscripsi. Auf den Seiten 165 bis 167 finden sich der Prolog und das Lied nach der Fassung A; auf den Seiten 168 bis 170 stehen der Apparat mit den Abweichungen und diverse Anmerkungen. In Daniels Ausgabe lassen sich viele falsche Lesungen und unnötige Emendationen feststellen. Einige Beispiele: 8,2: "in saeculorum saecula" statt "per seculorum secula". 13,2: "perbrevi" statt "Petros?".2 Anstatt "sie in teutonico canitur" steht bei Daniel "sie in teutonico meo legitur". (I) Paläographische Hinweise fehlen. (7) Eine weitere kritische Edition liegt in den 1863 zum ersten Mal erschienenen "Denkmäler(n) deutscher Poesie und Prosa.. Müllenhoffs und Scherers vor. ^ Der Text wurde nach A abgedruckt. Die Varianten stehen in einem separaten Apparat. Z.T. finden sich paläographische Angaben. (8) Eine kritische, äusserst sorgfältige Ausgabe des Gallusliedes - nach der Fassung A - verdanken wir Paul Piper; sie 4 ist in der Deutschen National-Litteratur greifbar. Das Einzigartige dieser Ausgabe ist die Tatsache, dass Piper über den Versen auch die entsprechenden Neumen abgedruckt hat. (9) Zu Beginn unseres Jahrhunderts legte der Altphilologe Johan nes Egli eine editio critica des "Liber Benedictionum" vor.

1 DANIEL, 168. 2 S.u., S. 97. 3 Auf den Seiten 19-22. Anmerkungen und Apparat stehen auf den Seiten 304309. 4 PIPER, Epik, 704-706; paläographische Angaben dazu in: PIPER, ält. Lit., 272 (im Anmerkungsteil). 5 S.o., S. 3. - Siehe dazu den äusserst materialreichen Aufsatz von WEYMANN der zahlreiche Angaben zu einzelnen Versen des lib. bened. liefert.

Edition

68

Auf den Seiten 382 bis 389 steht das Galluslied. Die Varianten von B und C sind im Apparat vermerkt worden. Ein grosser Teil des Kommentars Eglis besteht aus präzisen paläographischen Angaben. (10) Die letzte kritische Ausgabe des Gallusliedes, von Karl Strecker, erschien 1939 in den Monumenta Germaniae histórica."'" Der Herausgeber folgte der Handschrift A. Die Varianten von B und C wurden in einem Apparat - getrennt von den Sachanmerkungen - verzeichnet. (11) Ein Abdruck des Liedes nach der Fassung A findet sich in 2

Horst Dieter Schlossers "Althochdeutsche(r) Literatur". Schlosser druckte den Text nach der Fassung A, nicht nach den letzten und auch massgeblichen Angaben Eglis und Strekkers ab, wobei er offenbar der Edition Müllenhoffs und Scherers folgte.

3.2. Das Problem einer textkritischen Ausgabe des Gallusliedes Zur Ueberlieferung antiker und mittelalterlicher lateinischer Literatur Die Werke der antiken und zumeist auch der mittelalterlichen lateinischen (sowie der griechischen) Literatur sind nicht im Original überliefert. "Eigenhändige Niederschriften (Autographe) der griechischen und lateinischen Klassiker besitzen wir nicht, auch keine Abschriften, die mit dem Original verglichen sind, sondern nur solche Abschriften, die durch Vermittlung einer

1 s.o., s. 4. 2 Auf den Seiten 238-243. Anmerkungen auf S. 355. - Siehe dazu auch SCHLOSSER, Anfänge, 115f.

Problem einer textkritischen Ausgabe

69

unbekannten Zahl von Zwischenabschriften aus dem Original abgeleitet, also von fragwürdiger Zuverlässigkeit sind".''" So ist z.B. das bedeutende lateinische Werk des Dichters Publius Vergilius Maro (70-19 v.Chr.) uns frühestens in Handschriften der Spätantike, d.h. des vierten und fünften Jahrhunderts nach Chr. greifbar: Der Cod. Augusteus, Vat. lat. 3256, Berol. lat. 2Q416, 4. Jh., aus St. Denis, 8 Blätter, enthält 2

Fragmente der 'Geórgica' und einen kleinen Teil der 'Aeneis'. In der St. Galler Handschrift 1394 (einer Sammelhandschrift, welche mehrere Fragmente enthält) finden sich ebenfalls Bruchstücke aus der 'Geórgica' und der 'Aeneis' (4. Jh.)."' Diese 4 und weitere Zeugnisse zeigen, dass zwischen dem Original (aus dem ersten Jahrhundert v.Chr.) und den ältesten, d.h. spätantik überlieferten Abschriften etwa 500 Jahre - also ca. ein halbes Millennium - liegen. Dabei hat man zu bedenken, dass dies für ein Opus der klassischen Antike eine arg gute Ueberlieferungslage ist.^ Auch das Gros der mittellateinischen Werke - wie bereits angetönt - ist nur in Abschriften auf uns gekommen. Es gibt aber auch einige Originale. "Immerhin lässt sich eine für manchen vielleicht erstaunlich grosse Menge von O r i g i n a l handschriften oder doch O r i g i n a l eintragen bestimmter

1 Paul Maas: Textkritik, 2. verbesserte und vermehrte Auflage, Leipzig 1950. Mit einem Anhang: Leitfehler und stemmatische Typen (1937), 27-31. (Zitat: S. 5). 2 Siehe dazu Karl Büchner: Ueberlieferungsgeschichte der lateinischen Literatur des Altertums. In: TEXTUEBERLIEFERUNG, 309-422. (Zitat: S. 392). 3 Nach Büchner (wie Anm. 2), 392. Siehe auch SCHERRER, 456ff. - Entdecker und Erschliesser dieser Fragmente war der St. Galler Stiftsbibliothekar P. Ildefons von Arx. Hierüber grundlegend: Johannes Duft: Erschliesser der St. Galler Handschriften. In: VON ARX-GEDENKSCHRIFT, 9-34, bes. 12-16. 4 Weitere Zeugnisse des Vergilschen Werkes aus dem 4. und 5. Jahrhundert sind verzeichnet bei Büchner (wie Anm. 2), 392. 5 "Mehr als alle wurde Vergil gelesen und gelernt. Die Zahl der Hss. muss Legion gewesen sein. Es ist daher verständlich, dass wir von ihm so viele antike (besser: spätantike) Kodizes haben wie von keinem anderen Autor." Büchner (wie Anm. 2), 392.

Edition

70

mittelalterlicher Autoren feststellen".''" Das Hauptwerk

des

Johannes Scotus

ist in

(um 810-877),

'De divisione

"zwei originale(n) Handschriften", facher Ueberarbeitung

naturae*,

in denen sich

"Spuren m e h r -

in Aenderungen und Zusätzen von der Hand

2 des A u t o r s "

nachweisen

lassen, überliefert.

des zehnten Jahrhunderts verfassten St. Rémi

In den gegen

Ende

'Historiae' des Richer

(zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts)

von

sind - in der

Bamberger Handschrift E.III.3. - deutliche A r b e i t s s p u r e n des Autors zu sehen. 3 Die Chronik des Thietmar von Merseburg (9754 1018) ist original auf uns g e k o m m e n . Anastasius B i b l i o t h e c a rius

(um 800-879) , Kardinalpresbyter

und Bibliothekar der

mischen Kirche, hat die griechischen Akten des Konzils von stantinopel

(869-870) in die lateinische Sprache

röKon-

übersetzt.^

1 So Paul Lehmann: Autographe und Originale namhafter lateinischer Schriftsteller des Mittelalters. In: Paul Lehmann: Erforschung des Mittelalters. Ausgewählte Abhandlungen und Aufsätze. Bd. 1. (Unveränderter Nachdruck von 1941), Stuttgart 1959, 359-381. (Hervorhebungen von mir.) 2 So BRUNHÖLZL, Geschichte, 471. - Siehe dazu Ludwig Traube: Paläographische Forschungen. Fünfter Teil. Autographa des Iohannes Scottus. Aus dem Nachlass hg. von Edward Kennard Rand. Mit 12 Tafeln. (= Abhandlungen der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-philologische Klasse. XXVI. Bd., 1. Abhandlung), München 1912; S. 4-5: Traubes Skizze für seinen Vortrag und S. 6-12: Anhang. Von E.K. Rand. 3 Paul Lehmann (wie Anm. 1), 367: "Einen Historiker des 10. Jahrhunderts sieht man in der Bamberger Handschrift E.III.3 an der Arbeit." - Siehe auch die Einleitung zur Ausgabe: Richeri Historiarum libri I U I . In usum scholarum ex Monumentis Germaniae Historicis recusi ... recognovit Georgius Waitz, Hannoverae 1877; p. V-XIII (p. V-VII: die Vorbemerkungen von G.H. Pertz aus dem 3. Monumentaband). 4 Vgl. Paul Lehmann (wie Anm. 1), 368. - Grundlegend ist: Robert Holtzmann: Ueber die Chronik Thietmars von Merseburg. In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere Geschichtskunde 50, Berlin 1933, 159-209, bes. 159 und 167ff. - Kritik an Holtzmanns Edition durch Norbert Fickermann: Thietmar von Merseburg in der lateinischen Sprachtradition. Für eine sprachgerechtere Edition seiner Chronik. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 6, 1957, 21ff. 5 Hierüber Dietrich Lohrmann: Eine Arbeitshandschrift des Anastasius Bibliothecarius und die Ueberlieferung der Akten des 8. Oekumenischen Konzils. (= Besprechung von: C. Leonardi: Anastasio bibliotecario e l'ottavo concilio ecumenio, 1967). In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Hg. vom Deutschen Historischen Institut in Rom, 50, Tübingen 1971, 420-431. (Mit zwei Abbildungen).

Problem einer textkritischen Ausgabe

71

Diese üebersetzung ist in mehreren Codices enthalten, unter anderem in Cod. Vat. lat. 4965, der aufgrund vieler Korrekturen und Zusätze als "Arbeitsexemplar des Uebersetzers" zu bezeichnen ist.^ Die original, nämlich als Autographe überlieferten mittellateinischen Texte mit deutlichen Arbeitsspuren von der Hand des Autors stellen den Editor vor andere Probleme als die nur in Abschriften erhaltenen Denkmäler der Jahrhunderte vor Christi Geburt. Was die nicht original tradierten Opera anbetrifft, so liegt der Sinn der Editionsarbeit in der Wiederherstellung des verlorenen Urtextes. Der Herausgeber bedient sich dabei im wesentlichen eines Verfahrens, das man die sogenannte Lach2 mannsche Methode nennt. Die auf Karl Lachmann fussende Textkritik bemüht sich um die "Herstellung eines dem Autograph (Original) möglichst nahekommenden Textes (constitutio tex3 tus".

Bei einem solchen Editionsverfahren wird der nach meh-

reren Arbeitsphasen (Rezension, Emendation usw.) gewonnene, d.h. erschlossene Text zusammen mit einem Apparat, in dem die Varianten und die Lesarten anderer Herausgeber verzeichnet sind, abgedruckt. - Bei Texten, in welchen Zusätze und Aenderungen

1 Lohrmann (wie S. 70, Anm. 5), 421. - Leonardi spricht (nach Lohrmann, 422) von einem 'codice di lavoro". - Siehe im übrigen auch Walter Berschin: Griechisch-lateinisches Mittelalter. Von Hieronymus zu Nikolaus von Kues, Bern/München 1980, bes. 198-204: Rom und Anastasius, der Bibliothekar; 202: "... er brachte die griechischen Konzilsakten mit nach Rom und übersetzte sie. Danach sah er es für notwendig an, die schlechte Üebersetzung der Akten (...) durch eine bessere zu ersetzen...". 2 An Literatur dazu nenne ich: die äusserst materialreiche Arbeit von Magdalene Lutz-Hensel: Prinzipien der ersten textkritischen Editionen mittelhochdeutscher Dichtung. Eine methodenkritische Analyse. (= Philologische Studien und Quellen 77), Berlin 1975; ferner Paul Maas (wie S. 69, Anm. 1) ; Henning Boetius: Textkritik und Editionstechnik. In: Grundzüge der Literatur- und Sprachwissenschaft. Bd. 1: Literaturwissenschaft. (= dtv. Wissenschaftliche Reihe 4226, 1973, 73ff.); P.F. Ganz: Lachmann as an Editor of Middle High German Texts. In: Probleme mittelalterlicher Ueberlieferung und Textkritik. Oxforder Colloquium 1966, Berlin 1968, 12ff. (mit w e i t e r führender Literatur in den Fussnoten). 3 Paul Maas,

(wie S. 69, Anm. 1), 5.

72

Edition

von der Hand des Autors feststellbar genauestens

zu überlegen,

sind, hat sich der

in welcher Form er die

Editor

betreffenden

Denkmäler herausgibt, damit es ihm beispielsweise gelingt, seiner Edition die v e r s c h i e d e n e n Stufen der Entstehung, Genese des Textes zum Ausdruck

zu bringen. So wird er m ö g l i c h e r -

w e i s e nicht das Lachmannsche V e r f a h r e n , sondern irgendeine dere Form der Ausgabe

(vielleicht einen diplomatischen

des Textes usw.) wählen,

in

der an-

Abdruck

jedenfalls eine solche, die dem

tat-

sächlich überlieferten Text so nahe w i e nur möglich steht.''" Jeder Text verlangt - grundsätzlich

- eine ihm entsprechende

tionsweise, die der betreffenden Ueberlieferungslage

Edi-

gerecht

2 wird.

Betrachten wir in diesem Zusammenhang die

der Dichtungen Ekkeharts

Ueberlieferung

IV.

1 Verschiedene Editionsverfahren nennt Paul Michel in seinem Aufsatz: "AGAMEMNON" UNTER DEN GOTTESFREUNDEN. Editionsprobleme der germanistischen Mediävistik anhand einiger Beispiele bei Johannes Tauler. In: Fimfchustim. Festschrift für Stefan Sonderegger zum 50. Geburtstag am 28. Juni 1977, Bayreuth 1978, 137-182 (142). 2 Vgl. Lutz-Hensel (wie S. 71, Anm. 2), 439: "je eine andere Editionsweise". - Vor allem von daher ist die schon früh einsetzende Kritik an Lachmann zu verstehen: wie kann man mit derselben Methode lateinische und griechische Klassiker, die Bibel, mittelalterliche Chronisten und mittelhochdeutsche Epiker edieren? "Allein schon die Tatsache, dass ein Herausgeber wie Lachmann mit derselben Methode neutestamentliche Texte, antike Literatur, deutsche Texte des Mittelalters und LESSING ediert, erregt Misstrauen.", Michel (wie Anm. 1), 139. - Eine 'Geschichte der Kritik an Lachmann' zeichnet sich unter anderem in den folgenden Publikationen ab: Probleme mittelalterlicher Ueberlieferung und Textkritik. Oxforder Colloquium 1966, Berlin 1968 - Kolloquium über Probleme altgermanistischer Editionen. Marbach am Neckar, 26. und 27. April 1966. Referate und Diskussionsbeiträge. DFG. Forschungsberichte 13, Wiesbaden 1968 - probleme der edition mittel- und neulateinischer texte. Kolloquium der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bonn 26.-28. Februar 1973, Boppard 1978 - Mittelalterliche Textüberlieferungen und ihre kritische Aufarbeitung. Beiträge der Monumenta Germaniae Histórica zum 31. Deutschen Historikertag, Mannheim 1976, München, Monumenta Germaniae Histórica 1976. - Verschiedene Aufsätze zum Problem auch im DA. Z.B. Peter Classen: Aus der Werkstatt Gerhochs von Reichersberg. Studien zur Entstehung und Ueberlieferung von Briefen, BriefSammlungen und Widmungen. In: DA 23, 1967, 31-92.

Problem einer textkritischen Ausgabe

73

Zur Ueberlieferung der Dichtungen Ekkeharts IV. (1) Das dichterische Werk Ekkeharts IV. ist zum grössten Teil im ü b . bened. überliefert.^ Eine Anzahl von Gedichten findet sich zudem in den St. Galler Handschriften 168, 2

174, 176, 621, 626 und 830. Ekkeharts Dichtungen sind von wenigen Versen abgesehen - a u t o g r a p h tradiert. (2) Cod. Sang. 393 - nach Ernst Schulz "eine Ausgabe seiner (Ekkeharts IV.) gesammelten Dichtungen" - weist ausgesprochen viele Ergänzungen, Korrekturen, Rasuren und Tilgungen (durch Unterstreichen des Textes) auf. Ortmals sind ganze Verszeilen radiert und mit anderer Tinte neu geschrieben worden. Zahlreiche Verse wurden nachträglich zwischen den schon bestehenden Zeilen eingeschoben. Spätere Einschübe stehen auch am linken oder rechten, am oberen oder am un4 teren Rand einer Seite. Ekkehart hat seine Werke immer wieder überarbeitet, verändert und ergänzt; er hat an seinen Opera "viel gefeilt"^. Nach Ernst Dümmler erscheinen Ekkeharts Gedichte "wie selbst corrigierte exercitien"^. (3) Die Handschrift 393 ist - von wenigen Seiten abgesehen vom Anfang bis zum Schluss mit G l o s s e n versehen, die Ekkehart zumeist zwischen den Verszeilen, also interlinear, plazierte. Ausgesprochen lange Glosseneinträge wurden zumeist am Rande weitergeführt. Es lassen sich vor allem etwa die folgenden Typen von Glossen unterscheiden^:

1 Ueber Cod. Sang. 393 s.o., S. 54ff. 2 Siehe dazu HAEFELE, Verf.-Lex., 457ff. 3 SCHULZ, 234; ähnlich HAEFELE, Verf.-Lex., 457' und 461f. 4 S.o., S. 55. 5 HAEFELE, Verf.-Lex., 462. 6 DÜMMLER, Ekk. , 10. 7 Es wäre die Aufgabe einer separaten wissenschaftlichen Publikation, den Glossen Ekkeharts IV. genau nachzugehen. Man würde dabei nicht nur Erkenntnisse im Hinblick auf Ekkeharts IV. Arbeitsweise als Dichter, Historiker und Textkritiker, sondern darüber hinaus nicht unerhebliche Einblicke

74

Edition Typ 1: komplementäre (= ergänzende) Glosse Beispiel: Die Verse 55 und 56 der pict. Sangall.1 "Ursus adest operi. Diacon (...) Clam contemplatur, merito fera pane cibatur." Ueber "Ursus adest operi" steht die Glosse "iussu Galli". "Clam contemplatur" glosssierte Ekkehart mit "opus ursi", über "merito" wurde die Glosse "elaborato" gesetzt. Die erste Hälfte des Verses 55 hat zum Inhalt eine berühmte Szene aus der 'Vita sancti Galli': der wilde Bär hilft Sankt Gallus, indem er Baumstämme zum Feuer schleppt. Mit "iussu Galli" liefert Ekkehart den Grund für die Handlung des Tieres: auf Galls Befehl steht der Bär dem Heiligen helfend zur Seite. Die Glosse hat also ergänzende Funktion. Mit anderen Worten: sie trägt zum besseren Verständnis des Verses bei. Derselbe Fall liegt in Vers 56 vor: Der Diakon Hiltibalt schaut der Szene heimlich zu. Die Glosse "opus ursi" drückt das Objekt von Hiltibalts Betrachtung aus. Die recht strenge Form des leoninischen Hexameters brachte es gelegentlich mit sich, dass bestimmte inhaltliche Elemente im Vers nicht mehr 'untergebracht' werden konnten. Damit der Vers verständlicher wurde, lieferte der Dichter in Form von komplementären Glossen gewisse Verständnishilfen . ^

in die Schul- und Bildungstradition des Gallusklosters vor allem im 10. und 11. Jahrhundert erhalten. - Ansätze zu einer Typologie der Glossen finden sich schon in EGLI, lib. bened., IV. 1 Diese und auch die folgenden Verse werden direkt nach der Hs. 393 zitiert. 2 Dieser Typ kommt im lib. bened. öfter vor. - Ernst SCHULZ schreibt in diesem Zusammenhang etwas schroff: "Ekkehart besass gerade Selbstkritik genug, um zu wissen, dass seine Verse grösstenteils unverständlich und nichts weniger als gut waren; er suchte dem ersten Mangel durch erläuternde Interlinearglossen, dem zweiten durch die dauernden Korrekturen und ausserdem durch übergeschriebene Varianten abzuhelfen." (SCHULZ, 203) .

Problem einer textkritischen Ausgabe

75

Typ 2: explikative (= erklärende) Glosse Beispiel: Vers 56 der pict. Sangall. zum Vers siehe oben, S. 74 Ueber 'merito' schrieb Ekkehart die Glosse 'elaborato'. Das 'elaborato1 führt den Leser, was den Gehalt des 'merito' betrifft, auf die richtige Spur. Nachdem sich das wilde Tier eifrig bemüht hatte, wurde ihm vom heiligen Gallus Brot gereicht. Die rein explikative Glosse erläutert den Inhalt eines Wortes - dies im Gegensatz zur komplementären, vor allem ergänzenden Glosse. Typ 3: quellenbezeichnende Glosse Beispiel: Vers 51 der pict. Sangall. "'h^c requies mea psallebat', uepre forte ruebat." Ueber "H^c requies mea" findet sich die Glosse "psalmum memento", mit der die Herkunft des Zitates, nämlich Ps. 131,4, angegeben wird. Typ 4: transferierende (= übersetzende) Glosse Beispiel: Vers 93 der pict. Sangall. "Stagnello palmos Esox capitur duodenos." In einer Glosse übersetzte Ekkehart lat. 'esox' mit ahd. 1 lahs 1 . Solche ahd. Uebersetzungsglossen finden sich im ü b . bened. ab und zu. Typ 5: rhetorische (= auf die 'colores rhetorici' hinweisende) Glosse Beispiel: Vers 37 der pict. Sangall. "Ingeminans gemitus sacer avolat inde Columbus".

76

Edition Zu "Ingeminans gemitus" bemerkte Ekkehart in einer Glosse: "figurata locutio". Typ 6: vel (= i ) - Glosse Beispiel: Vers 2 der pict. Sangall. (nach der Fassung B in Cod. Sang. 168) "Prospera poscentes sistunt uotando parentes." Ueber 'uotando' schrieb Ekkehart folgendes: "4 per vota. Scribe vtrumvis." D.h. anstelle des dreisilbigen Wortes "uotando" kann der ebenfalls aus drei Silben bestehende Ausdruck "per vota" in den Vers gesetzt werden. Dies wird durch das im ü b . bened. immer wieder anzutreffende i (= vel) ausgedrückt. Entscheidend ist die Fortsetzung der Glosse: "Scribe vtrumvis" - zu deutsch: Schreib, wie du willst, d.h. wie du es für richtig hältst. Ekkehart liess die Sache offen, er wollte sich nicht für eine der beiden Möglichkeiten "uotando" oder "per vota" entscheiden, sondern liess diese beiden als sozusagen gleichwertige Varianten gelten.

(4) Paläographische Angaben zu den Glossen''" (die Seiten 239 bis 246 des Cod. Sang. 393, d.h. die Dichtung pict. Sangall.; zitiert wird nach der Handschrift.) Die Mehrzahl der Glossen auf den Seiten 239 bis 246 wurde mit einer (dunkel)braunen Tinte - etwas heller als die Verse - geschrieben. Man kann annehmen, dass diese dunkelbraunen Glossen möglicherweise eine erste Glossierungsphase darstellen.

1 Dies geschieht ohne jegliche technische Hilfsmittel, auch ohne Quarzlampe. - Es sollen lediglich einige Beispiele statuiert werden. Auf eine p a l ä o graphische Analyse bis ins Detail kommt es dabei nicht an; eine solche wäre nur bezogen auf den ganzen Cod. 393 sinnvoll.

Problem einer textkritischen Ausgabe

77

dunkelbraune Glosse

Auf der Seite 242 findet sich die gelb-orange Glosse "in capturä" (zu Vers 57: "Retia laxantur pr^dosaque uix reuocantur.") von Ekkeharts IV. Hand."'" Sie ist im übrigen mit einer etwas breiteren Feder geschrieben als G^. Dieser gelb-orange Typ liegt auch in der Glosse "duo duarü" über "Temptantur" in Vers 59 vor. gelb-orange Glosse

Von ner mit Sie

den Typen G-^ und G2 heben sich einige hellbraune (brauFarbton, etwas gelb) Glossen ab, die - wie G^ - wohl einer etwas breiteren Feder als G^ geschrieben wurden. sind ebenfalls von der Hand Ekkeharts IV. hellbraune Glosse

Glossen auf Rasur: G^ und G^ stehen z.T. auf Rasur. Beispiel: S. 243: "doctrina" = Glosse zu "uerbo" in Vers 92: "GALLUM pastorem. Nec eo uerbo potiorem."

1 EGLI, lib. bened., 374 bemerkt zu dieser Glosse: "Züge

verblasst".

2 Die vor 'doctrina' stehenden radierten Glossen sind - auch unter aller Anstrengung - nicht mehr zu entziffern.

2

78

Edition Zusammenfassend:

Glossen: G G G

dunkelbraune Glosse gelb-orange Glosse

2

hellbraune Glosse

3

Glossen auf Rasur: G, , Ras.

dunkelbraune Glosse

G

hellbraune Glosse

3

Ras.

Dieser nur ganz kurz umrissene

(und natürlich unvollstän-

dige) Einblick in die Paläographie der Glossen kann das bereits in Punkt (2) Gesagte bestätigen und stützen: Ekkehart hat seine Schöpfungen immer wieder überarbeitet. Aenderungen (Rasuren, Tilgungen und Zusätze) nahm er aber nicht nur an den Versen, sondern auch den übergesetzten Glossen vor. Verschiedene Phasen der Bearbeitung auf der Ebene der Glossen lassen sich im übrigen in verschiedenen Dichtungen des ü b . bened. feststellen.

(5) Mehrfachüberlieferung (a) Die pict. Sangall. sind bekanntlich sowohl in Cod. Sang. 393, S. 239-246 (Sigle S) als auch in Cod. Sang. 168., S. 405-406 (Sigle B) überliefert. 2

1 Was hier - ganz kurz - anhand der Glossen aufgezeigt wurde, kann in ähnlicher Weise an den radierten Wörtern des Grundtextes demonstriert werden. D.h. man kann sehen, dass bestimmte auf Rasur stehende Wörter mit derselben Tinte wie der übrige Text, andere wiederum etwa mit einer helleren Tinte geschrieben wurden. 2 Siehe HAEFELE, Verf.-Lex., 457.

Problem einer textkritischen Ausgabe

79

(b) Das Gedicht 'Pagina Purchardo placeat, prepostulat Ekkart' - ein Poem, dessen Wörter alle mit P anheben findet sich sowohl in Cod. Sang. 393, S. 256 als auch in Cod. Sang. 626, S. 313.1 2 (c) Unser Galluslied liegt in drei verschiedenen Redaktionen von der Hand Ekkeharts IV. vor. In (a) und in (c) unterscheiden sich die Fassungen in der M e h r z a h l der Verse. Zu (a) : In S umfassen die pict. Sangall. 146, in B 124 (?) Verse. Ein Vergleich der in beiden Handschriften Cod. Sang. 393 und Cod. Sang. 168 stehenden Verse führt zu folgendem Ergebnis: in etwa 70 % der Verse (also mehr als ^/j) differieren die beiden Fassungen S und B. Einige Beispiele: Vers 12 lautet in S: "C^lum non animum mutant Gallosque salutant." In B liest man hierfür: "C^lum permutant franchos adevndo salutant." Vers 31 hat in S den folgenden Wortlaut: "Uecti trans pontum puppi petiere Brigantum." In B steht in diesem Zusammenhang: "Cvm duce trans pontum uecti petiere Brigantvm." Als Vers 32 trug Ekkehart in S "Fit domus Aureli? fanum uetus ore Columb^." und in B "Hic domino templum renouans sacrat ipse per amplvm" ein. Oder: Vers 35 ist in S von der Form: "De grege pascente iumento digrediente.", in B dagegen von der folgenden Gestalt: "En procul armento frumento spaciante iumento." usw. Die einer Verse einer

einzelnen Verse variieren gelegentlich nicht nur in oder etwa zwei Vokabeln; es lassen sich vielmehr nennen, in denen sich S und B sozusagen im Umfang ganzen Zeile unterscheiden.

1 Siehe HAEFELE, Verf.-Lex., 458. - Ueber die beiden Fassungen dieses Poems, die völlig gleich sind, siehe SCHULZ, 213f. (213: "völlige Kongruenz der Texte"). 2 S.o., S. 47ff.

Edition

80

Zu (c): Im Falle des Gallusliedes kann, was die Varianten anbelangt, etwa folgendes gesagt werden: Das Lied umfasst in A und in C insgesamt 85 Verse. A und C unterscheiden sich in 61 Versen. D.h.: in etwa 72 % aller Verse sind Varianten feststellbar (fast /^ aller Verse). In der Fassung B fehlen die Strophen 4 und 10; B umfasst also gegenüber A und C 75 und nicht 85 Verse. Wenn man nun die drei Fassungen A, B und C in den in jeder Redaktion vorhandenen 75 Versen miteinander vergleicht, so ergibt sich, dass in 54 von 75 Versen Varianten vorliegen; die drei Redaktionen A, B und C differieren hier in genau 72 % (also etwa ) . Vers 2,2 z.B. lautet in den drei Fassungen wie folgt: A:

"Tria tranant maria, c^leumant Christo gloria."

B:

"Tria tranant maria cantantes Christo gloria."

C:

"Tria tranant maria, peanant Christo gloria."

Vers 5,4 hat in der Fassung A den folgenden Wortlaut: A:

"Latrones et duos occidunt fratres suos."

In B und in C heisst es hierfür: BC:

"Latro Sigebertum (bzw. Sigibertum) trucidat hinc et Placidum."

Ueberlegungen zur Ausgabe des Gallusliedes Die Tatsache, dass Ekkeharts IV. Dichtungen, unter ihnen auch die lateinische Umsetzung des althochdeutschen Gallusliedes Ratperts, autograph (von der Hand des Autors geschrieben) auf uns gekommen sind, - dass drei Poemata in zwei (bzw. im Falle des Gallusliedes in drei) Fassungen überliefert sind, - dass Ekkehart seine Opera durch Rasuren und Tilgungen anderer Art und auch Zusätze stets veränderte und ergänzte und oftmals mit mehr oder weniger umfangreichen Glossen versah und öfter speziell mit dem Typ der vel-Glosse die Sache sozusagen offen

Problem einer textkritischen Ausgabe

81

liess, bewog den Verfasser der vorliegenden Arbeit, die bisherigen Editionen des Gallusliedes - im besonderen die seit Heinrich Hattemer bis auf Karl Strecker erschienenen editiones criticae - in den folgenden Punkten (1) bis (6) in Frage zu stellen: (1) Die zahlreichen Varianten in den drei Fassungen A, B und C sind R e s u l t a t e einer dreimaligen Arbeit''" des Uebersetzers Ekkehart und demzufolge Testimonia der Genese und Ausfeilung des Textes. (2) Man kann solche Varianten als a u t o r i s i e r t oder als a u t o r g e w o l l t bezeichnen - sind sie doch nach dem Willen des Autors, in unserem Fall sogar von seiner Hand, in die betreffenden Codices eingetragen worden. (3) Man kann solche Abweichungen auch s y n c h r o n e Varianten nennen, sind sie doch zur Zeit des Autors entstanden. Dies im Gegensatz zu den d i a c h r o n e n Varianten, die nicht zu Lebzeiten, sondern i.d.R. nach dem Tode des Autors durch einen oder mehrere Schreiber (z.B. als Folge des Verlesens bei irgendeiner Abschrift) in das be2 treffende Sprachdenkmal geraten sind. (Man spricht bekanntlich in diesem Zusammenhang in der Textkritik von Korruptelen.) (4) Wenn Ekkehart IV. seine lateinische Umsetzung des althochdeutschen Gallusliedes selbst dreimal in je einem anderen Codex aufgezeichnet hat, und wenn in jeder der drei Fassungen, die in 72 % der Verse differieren, diverse Korrekturen feststellbar sind, dann wird man dieser Ueberlieferungslage kaum gerecht, wenn man das Lied einfach nach der Fassung A abdruckt und - formal ganz in der Art herkömmlicher textkritischer Editionen - die Abweichungen in B und in C im Apparat verzeichnet.

1 S.u.,

S.

80.

2 d i a c h r o n e V a r i a n t e n s i n d so d a n n a u c h n i c h t a u t o r i s i e r t e oder nicht a u t o r g e w o l l t e Varianten.

82

Edition

(5) Die bisherigen Ausgaben des Gallusliedes führten, ganz besonders in vielen deutschen Literaturgeschichten des 19. und 20. Jahrhunderts, zu einem teilweise etwas unscharfen und oftmals sogar falschen Bild des Gallusliedes. "... er (d.h. Ratpert) verfasste den Leich ... doch ist derselbe nur in e i n e r U e b e r s e t z u n g auf uns gekommen, die fast 200 Jahre nachher ein anderer Sanctgaller, Ekkehard IV . . . gefertigt hat . ..',:L Oder: "Leider ist uns dieser Lobgesang n u r in e i n e r lat e i n i s c h e n U e b e r s e t z u n g erhalten. Ihr Verfasser ist Ekkehard IV ..."2 Ekkeharts n i c h t sondern in vielleicht: s u c h e n

Umsetzung des althochdeutschen in e i n e r U e b e r s d r e i U e b e r s e t z u n in d r e i U e b e r s e t tradiert.

Liedes ist aber e t z u n g , g e n - besser z u n g s v e r -

(6) So sei denn hier - entgegen den bisherigen Ausgaben - die folgende Editionsweise vorgeschlagen: (a) Die drei Uebersetzungsversuche werden alle in einem s y n o p t i s c h e n Abdruck wiedergegeben. So verlieren die Varianten der Fassungen B und C ihr bis anhin geradezu 'abgeschobenes Dasein' im Apparat. (b) Um die Verschiedenheit der drei Fassungen zu verdeutlichen, werden die Verse dort, wo Abweichungen vorliegen, jeweils unterstrichen. (Unterschiede in der Grossbzw. Kleinschreibung von Orts- und Personennamen werden nicht als Varianten gerechnet und also nicht hervorgehoben. Dasselbe gilt für den allbekannten Wechsel von u und v.) (c) Der Herausgeber hat möglichst wenig in die Texte eingegriffen. Texteingriffe betreffen lediglich die folgenden Fälle:

1 WACKERNAGEL, Geschichte, 67. - (Hervorhebungen von mir.) 2 SALZER, 81. - (Hervorhebungen von mir.)

Neuedition

83

- alle Orts- und Personennamen beginnen mit einem Grossbuchstaben, was in den Handschriften nicht immer der Fall ist. - Satzzeichen: Doppelpunkt, Gedankenstrich, Komma, Punkt und Strichpunkt wurden dort in den Text gesetzt, wo dies zu einem besseren Verständnis beiträgt bzw. beitragen soll. - Ein besonderer Fall liegt in 8,5 (Fassung A, sustinere) vor, s.u., S. 92. - Kürzungen wurden aufgelöst. - e-caudata wurde mit einem Komma unter dem e wiedergegeben: 9.

3.3. Neuedition PROLOG A (Cod. Sang. 393) --1 Ratpertus monachus, Notkeri, quem in Sequentiis miramur, condiscipulus, fecit carmen barbaricum populo in laude sancti Galli canendum. Quod nos multo impares homini, vt tam dulcis 2 melodia latine luderet, quam proxime potuimus, in latinum transtulimus. C (Cod. Sang. 174): Ratpertus monachus, Notkeri, quem in Sequentiis miramur, condiscipulus, post sancti Galli historiam, quam modulauit, et alia multa, que fecit insignia, fecit tandem et carmen barbaricum populo in sancti Galli gratiam cantitandum. Quod

1 Der Prolog ist in A mit roter Tinte geschrieben. 2 latinum

auf Rasur

84

Edition

postea fratrum quidam, cum rarescere, qui id saperent, uideret, ut tarn dulcis melodia latine luderet, quam proxime potuit transferens; talibus operam inpendit. B (Cod. Sang. 168): Ratpertus, Notkeri balbuli condiscipulus, fecit carmen barbaricum de sancto Gallo populo cantandum. Id ipsum nos, ne tarn dulcis melodia^" memorie laberetur, vertimus in latinvm.

1 Unterhalb von melodia steht - mit anderer, d.h. hellerer Tinte geschrieben - dulce.

Neuedition

85

1. STROPHE A

(Cod. Sang. 393) 1

Nunc incipiendum

2 3 4 5

Sanctiorem nullum quam sanctum umquam Galium. Misit filium Hibernia, recepit patrem Sueuia. Exultemus omnes, laudemus Christum pariles Sanctos aduocantem et glorificantem. 4 Exultemus)

C

est mihi magnum gaudium.

t undeutlich

(Cod. Sang. 174) 1

Nunc incipiendum

est mihi magnum gaudium.

2

Sanctiorem nullum

3 4 5

Misit filium Hibernia, recepit patrem Sueuia. Exultemus omnes, laudemus Christum pariles Sanctos aduocantem et glorificantem.

quam sanctum umquam GALLUM.

5 scös) am Rande stehend für unterstrichenes, d.h. getilgtes Electos

B

aduocantem)

ad- über -uo- eingetragen

(Cod. Sang. 168) 1

Nunc incipiendum

2 3

Sanctiorem nullum quam sanctum vmquam GALLUM. Misit filium Hibernia, lçtetur patrem Suçuia.

4

Exultemus omnes,

5

Sanctos prgparantem et sanctificantem. 1 magnum) 3 lçtetur)

Ueber magnum

est mihi magnum gaudium.

laudemus Christum pariles

steht dulce

(vgl. oben, S. 83, Aran. 2)

auf Rasur

4 xpm) auf Rasur 5 Sanctos)

z.T. undeutlich, da Pergament dunkel

Edition

86

2. STROPHE A

1 2

Cursu pergunt recto Tria tranant maria,

cum agmine collecto. cgleumant 'Christo gloria'.

3 4

Columbanus, Gallus, Magnoaldus et Theodorys. Chiliano socio, post functo sacerdotio.

5

Gallos peruagantur,

Francis immorantur^

2 cçleumant) auf Rasur, -m- und -n- undeutlich 3/4 Ueber Chiliano socio post steht mit roter Tinte sie in teutonico cani tur

1 2

Cursu pergunt recto Tria tranant maria,

cum agmine collecto. peanant 'Christo gloria'.

3 4

Columbanus, Gallus, Magnus, Chilian et Theodorus. Sigibertus, Placitus cum plurimus complicibus.

5

Francis immorantur,

honori habentur.

1

Cursu pergunt recto

cum agmine collecto.

2

Tria tranant maria

3 4

Columbanus, GALLus, Sigibertus, Placidus

cantantes 'Christo gloria'. Magnoaldus et Theodorus. cum plurimus complicibus.

5

Francis iimnorantu^

nimis honorantur.

2 cantantes) -ntes auf Rasur 5 immorant) -nt auf Rasur

honorantur) -nt- auf Rasur

Neuedition

87

3. STROPHE A

1 2

Renouant Luxouium Passi mgchy uarias

3 4 5

Tristes spernunt Franciam contendunt et in Sueuiam. Castro de Turegum adnauigant Tucconium. Docent fidem gentem, Iouem linqvunt ardentem. '4 Tucconium) 5 Docent)

C

in Christi caulas ouium. Brunhildis et insidias.

-i- am -n-

-n- undeutlich

(rechts unten) angefügt linqunt) qu auf Rasur

1

Renouant Luxouium

in Christi caulas ouium.

2

Passi mèche varias

3 4 5

Sancti spernunt Franciam contendunt et in Sueuiam. Castro de Turegum adnauigant Tucconium. Docent fide gentem, Iouem rident ardentem.

Prunhildis et insidias.

2 Passi) -a- undeutlich

B

1

Renouant Luxouium

2

Passi mech^ uarias

in Christi caulas ouium.

3

Tristes spernunt Franciam,

4

Castro de Turegum

5

Imbuunt fide gentem,

Brunhildis et insidias. contendunt Alemanniam.

adnauigant Tucconium. Iouem linquunt ardentem.

1 Renouant; undeutlich, da Pergament dunkel 5 loue) -o- undeutlich

linquunt)

auf Rasur

in) auf Rasur

Edition

88

4. STROPHE A

1

Tucconio ingrato

2

Uadunt in directum

3 4

Qu^runt aluearia Arbonam per lacum

5

Colligit Uuillimarus 1 Tucconio)

hinc excomunicato, examen ut coilectum. temptantes loca uaria. aduolitant Potamicum. illos Christo carus.

über erstem -c- und über -i- Rasur

hinc) teilweise auf Rasur

excomunicato)

teilweise auf Rasur

2 ut) auf Rasur 4 aduolitant)

C

auf Rasur

1 2 3

Tucconio ingrato hinc excommunicato, Uadunt in directum examen ut coilectum. Qu^runt aluearia temptantes loca uaria.

4 5

Arbonam per lacum inuolitant Potamicum. Colligit Uuillimarus praespiter Christo carus. 5 Uuillimarus)

B

-uolitant

nicht Vuillimarus

(STROPHE 4 FEHLT)

(Strecker, Egli)

Neuedition 5. STROPHE A

1 2

Pergit hinc Brigantium grex gentes baptizantium. Columbanus amplum hic Christo sacrat templum.

3 4

Docet paruum clerum cantare deum uerum. Latrones et duos occidunt fratres suos.

5

Fugit mox Italiam, 5 terram procul)

C

Pergament hier etwas aufgerauht

1

Pergit hinc Brigantium

2

Columbanus amplum

3 4 5

Docet paruum clerum cantare deum uerum. Latro Sigibertum trucidat hinc et Placidum Fugiunt Italiam, terram procul aliam. 4 Placidum)

B

terram procul aliam.

grex gentes baptizantium.

hic Christo sacrat templum.

-d- aus ursprüngl. t korr. (vgl. Strecker)

1

Pergit hinc Brigantium

2

Columbanus amplum

3 4

Docens paruum clerum laudare deum uerum. Latro Sigebertum Trucidat hinc et Placidum.

5

Properant Italiam, 4 Sigebertum) 5 •Pperant)

grex gentes baptizantivm.

hic Christo sacrat templvm

terram procul aliam.

-i- undeutlich

Abkürzungszeichen undeutlich

89

90

Edition 6. STROPHE

A

1

Gallus infirmatur,

2

Cui mandat motus,

3 4

Missas numquam celebret, se uiuum quoad sciret. Repetit febricitans Arbonam, Christum supplicans

5

Egros alleuantem, 1 retardatur)

faciat se ualentem. (vgl. Strecker)

auf Rasur (vgl. Strecker)

1 2

Gallus infirmatur, Cui mandat motus,

3 4

Missas numquam ageret, se uiuum dum audiret. Repetit febricitans Arbonam, multa supplicans

5

Egros confortantem, 1 infirmatur) 3 ageret)

a uia retardatur. cur restet, Columbanus,

faciat se ualentem.

-tur undeutlich

a- undeutlich

5 confortantem)

B

quod restet, Columbanus,

über -datur zwei Neumen radiert

5 Egros alleuantê)

C

ab uia retardatur.

uiuü.) undeutlich

con- undeutlich

1

Febris egra Gallum

detinuit sanctissimum.

2

Cui mandat motus,

cvr restet, Columbanus,

3 4

Umguam missas ne celebret, se uiuvm quoad sciret. Petit hinc febricitans Arbonam Castrum, supplicans

5

omnium potentem, 1 scissimum)

Faciat se ualentem.

auf Rasur

2 cvr) etwas undeutlich 3 Umqä) auf Rasur 5 omnium)

-m- undeutlich

Neuedition

91

7. STROPHE A

1

Presbiter Christo carus

2 3 4

Conualescens Gallus Deserti fit mox auidus. Dux fit Hiltibaldus; occurrit locus commodus. Clamant damna d^mones; retentant Gallum uepres.

5

Diaconvs accurrit; 2 Conualescens) auidus)

C- undeutlich

)

-o- kaum erkennbar; Deserti

Hiltepoldus

A^

cömodus)

auf Rasur. Eglis Bemerkung,

radierten Zügen des Wortes

C

-o- erscheint als Fleck 'Diacon\i ' stehe "auf den 'Diaconf '

(Die Züge dieses Namens

Presbiter Christo carus

2

Conualescens Gallus

3 4

Dux fit Hiltibaldus; ocurrit locus commodus. Clamant damna d^mones; retentant Gallum uepres.

5

Hiltibalt accurrit;

5 accurrit)

sind

erkennbar.)

-currit

dat lectum Uuillimarus.

fit heremi mox auidus.

lapsans illum distülit.

-ualescens

undeutlich

beginnt auf der nächsten Seite

(S. 2)

1

Prespiter Christo carus

2

Conualescens Gallus

3 4

Dux fit Hiltibaldus; occurrit locus commodus. Clamant damnum demones; Dat lapsans Gallus preces.

5

Diacon accurrit; 3 Hiltibaldus) 4 lapsans) 5 lapsus)

Hil-

Pergament auf

Rasur

mox

auidus

1

2 Conualescens)

B

fit mox

'Diaconus'" ist falsch.

vielmehr auf ursprüngl. Hiltibalt. noch recht gut

fit

(Deserti mit hellerer Tinte) für unter-

(und auf Rasur stehendes) siluarü

3 Hiltibaldus) 5 Diacon

lapsans illum distulit.

steht am Rande

strichenes

dat lectum Uuillimarus.

dat tectum Uillimarus.

fit heremi mox auidus.

lapsus illum distulit. auf Rasur

(vgl.

aufgerauht

Strecker)

92

A

Edition 8.

STROPHE

1 2

Gallus forte psalmum 'Requies h^c est mea

3 4

Semper hic habitabo, deum meum inuocabo. Hiltibalt percare, lam noli me uetare,

5

Libet sie jLacere^ _ noli_sustinere^_' 4 Hiltibalt) percare)

auf Rasur, für ursprüngl. Diaconus

perchare

5 sustinere)

in ore tenet almum: per sgculorum s^cula.

(vgl. Strecker)

A^

darüber i subleuare

Die Bemerkung Eglis "subleuare falsch. Durch das dem subleuare

mit heller Tinte geschrieben. ist Korrektur für sustinere" ist vorangestellte i liess Ekkehart

die Sache offen. Da in BC sustinere,

und weil iacere

einen zweisilbigen Reim ergibt, habe ich sustinere gesetzt.

C

1

subleuare

B

A

Gallus forte psalmum

in ore tenet almum:

2

'Requies h^c est mea

per sgculorum s^cula.

3 4

Semper hic habitabo, elegi hlc locum domino. Diacon percare, iam noli me uetare,

5

Noli_sustinerei _ libet s^ic iacere^' 3 hlc) -i- am h-

: sustinere

in den Text

(rechts unten) angefügt

1

Gallus forte psalmum

2 3 4

'Requies h^c est mea per cuncta s^cli s^cula. Semper hic habitabo, devm mevm inuocabo. Diacon percare, iam noli me uetare,

5

no]_i_sustiner_ ^libet sie iacere^' 1 tene

in ore tenet almum.

) auf Rasur (?)

3 dev mev) auf Rasur 4 uetare) -e- undeutlich 5 sustinere)

Pergament aufgerauht

(wohl Rasur)

Neuedition

93

9. STROPHE A

1

Instat tandem triduo

2

Consecrando locum

3 4 5

Fit ambobus ardor; procumbit omnis arbor. Regnat uis flammarum condensa per siluarum. Infert ursus truncos Igni passim aduectos. 5 Igni passim

C

aduectos)

uir domini ieiunio. litabat uota precum.

auf Rasur

passim)

pastum

A

1

Instat tandem triduo

2

Consecrando locum

3 4

Fit ambobus ardor; procumbit omnis arbor. Regnat uis flammarum condensa per siluarum.

5

Ursus truncos dexter 1 uigiliis)

uigiliis, ieiunio. litabat uota precum.

aduexerat minister.

Dass in B uigiliis

steht

(Egli), ist falsch

(vgl. Strecker)

B

1

Instat tándem triduo

vir domini ieiunio.

2

Consecrando locum

3 4 5

Fit ambobus ardor; procvmbit omnis arbor. Regnat vis flammarum contexta per siluarum. Ursus hlc siluester Gallo stat minister.

litabat vota precum.

3 pcvbit omnis) auf Rasur. Was ursprünglich stand, ist nicht mehr erkennbar.

Edition

94 10. STROPHE A

1 2 3 4 5

Panem Gallus bestie mirande dat modestie. Mox ut hunc uorauit, in fugam festinauit lussa siluis cedere, hlc nullum posthac ledere. Diacon iacebat soporans et uidebat, Qua uirtute Gallus pollet dei famulus. 1 dat) -t über -a- eingetragen 3 p'hac) e zu a)

-a- aus e korr. cadere)

4 Diacon) Diaconus

C

B

1 2 3 4 5

(Durch einen schrägen Strich wurde

cedere

A^

A

Panem dedit bestie mirabilis modestie. Mox ut hanc uorauit, abscessum festinauit lussa silius cedere, iam nullum posthac ledere. Diacon iacebat dormitans et uidebat, Qua uirtute Gallus pollet dei famulus.

(STROPHE 10 FEHLT)

Neuedition

95

11. STROPHE A

1 2 3 4

Hinc de loco dçmones abeglt et serpentes. Ducis sanat filiam, quam satan uexat rabidam. Exit ore toruus colore tamquam coruus. Offert Gallo dona pro mente uirgo sana,

5

Quç dispersit sanctus 1 dçmones)

dedit et pauperibus.

-ne- undeutlich, -mones nach Strecker auf Rasur (?)

Beim n ein Loch, das von Rasur der vorhergehenden Seite

(siehe

Vers 7,2) herrührt 4 Gallo) als einziges Wort in dieser Verszeile mit heller Tinte geschrieben. Dass mit roter Tinte

C

(Egli), unrichtig.

1 2

Hinc de cella dçmones abegit et serpentes. Ducis sanat filiam, quam satan vexât rabidam.

3 4

Exit ore toruus colore tamquam coruus. Offert sancto dona pro mente uirgo sana,

5

Quç dispersit protinus 2 vexât; auf Rasur

dedit et pauperibus.

(vgl. Strecker)

3 colore tamqa) auf Rasur von tam niger sicut

B

(vgl. Strecker)

1

Hinc de cella dçmones

2

Ducis sanat filiam,

abegit et serpentes.

3 4

Exit ore toruus furentis tamquam coruus. Offert Gallo dona pro mente virgo sana,

5

Quç dispersit sanctus

quam démon tenet rabidam.

dedit et pauperibus,

2 quam) qu- undeutlich 3 furentis)

auf Rasur

dedit &( ) Pergament aufgerauht

(Rasur?)

96

Edition 12. STROPHE

A

1

Optant ilium populus

2 3 4

Quîs sacrandum proprium Iohannem dat discipulum. Hinc superno numine in montis stans cacumine, Spiritum abbatis locandum cum beatis

5

E conspectu terre 2 Quîs) Qui A^ 3 cacumine)

C

pontificem et clerus.

angelos uidet ferre.

Iohannem)

-i- am -m-

Iohannem

A^

(unten) angefügt

1

Optat illum populus

2

Quîs Iohannem_pro£r¿um _ sacrandum dat discipulum.

pontificem et clerus.

3 4

Hinc diuino numine in montis stans cacumine, animam abbatis locandam cum beatis

5

e conspectu terre

angelos uidet ferre.

1 Optat) -ptat auf Rasur 4 beatis)

z.T. auf Rasur, -e- undeutlich

5 Dass dieser Vers fehlt

B

(Egli, Strecker), ist unrichtig.

1

Optant Gallum populus

2

Quis _Iohannem_pro£ri1vm _ sacrandum dat discipulum.

3 4 5

Hinc tonantis numine in montis stans cacumine, Spiritvm abbatis locandvm cum beatis A conspectv terre angelos videt ferre. 2 Iohanne)

pontificem et clerus.

undeutlich. Pergament z.T. aufgerauht

3 Hinc) -n- über -i- und -c eingetragen cacumine)

ca- undeutlich

stehendem ferre

stans) -s undeutlich

cacu- durch ein f~ von am Rande

(zur nächsten Zeile, d.h. zu Vers 12,5

gehörend) getrennt. 4 beatis)

-e- aus a korr.

(unter dem noch deutlich sichtbaren

a ein Punkt, der vielleicht Tilgung bedeutet 5 videt) -et undeutlich

Neuedition

97

13. STROPHE A

1 2 3 4 5

Uotum mox inhibitum post patris litat obitum. Gaudet pisce magno Petrose capto stagno. Trabern breuiorem dat prece longiorem. Pergit hinc ad Castrum ob Michahelis festum. Egit missas more; spiritus tonat ab ore. 1 patris)

-atris auf Rasur

2 Petrosa)

auf Rasur; sehr stark radiert, so dass an drei

Stellen Löcher

petrose A^

perbrevi

(Grimm, du Méril)

petroso

5 Egit missas)

(Daniel)

capto stagno)

grosser Abstand zwischen

Ich glaube Züge eines radierten

auf Rasur

'Egit' und

'missas'.

'hic ' erkennen zu können

(vgl. Piper, Egli, Strecker)

1 2

Votum mox inhibitum Gaudet pisce magno

post patris litat obitum. extracto breui stagno.

3 4

Trabern breuiorem Egressus Arbonam

5

Pr^dicat uerbum more;

dat prece longiorem. sumpturus iam coronam.

3 Trabe) Pergament hier

spiritus tonat_ore.

(am Schluss des Wortes) etwas aufgerauht.

1 2

Votum mox inhibitum Gaudet pisce magno

3 4

Fecit tabularti minorem orando longiorem. Euocatur castrvm ob Michahelis festvm.

5

Prgdicat hxc de more; 2 pisce)

post patris litat obitvm. extracto breui stagno.

spiritus tonat_ore.

zwischen -c- und -e- ein Loch im Pergament.

extracto) 4 Euocatur)

-tracto

undeutlich

E- unscharf, Pergament aufgerauht

5 tonat ore) Lücke zwischen von 'ab'?

'tonat' und

'ore' (vgl. Strecker),

98

Edition 14. STROPHE

A

1 2

Egrotat in castro electus deo nostro. Post fletum, post gemitum defungens efflat spiritum.

3 4

Michahel fidelis locauit hunc in c^lis. Accurrit episcopus flens ad magistri corpus.

5

Caligas eius induit 1 Egrotat) 3 Michahel)

C

B

Aegrotat

claudus ex exiliit.

A^

Michael

A

1 2

Egrotat in castro electus deo nostro. Post fletum, post gemitum efflauit Gallus spiritum.

3 4 5

Michahel fidelis portauit hunc in c^lis. Accurrit episcopus flens ad magistri corpus. Caligas sanctas induit debilis et exiliit.

1

Egrotat in Castro

2 3 4 5

Post fletum, post gemitum efflauit Gallus spiritum. Michahel fidelis portauit hvnc in c^lis. Accurrit episcopus flens ad magistri corpus. Caligas eius induit contractus et exiliit. 3 Michahel) hvnc) 4 flens

Micha-

auf Rasur

-c- über -nad magistri

5 ejus) auf Rasur

electus deo nostro.

portaü)

auf Rasur

eingetragen corpus) Pergament hier etwas

aufgerauht

Neuedition

99

15. STROPHE A

1 2

Corpus est nudatum, ut solet ob lauatum. Renes et sacratos mirantur uulneratos.

3 4 5

Capsam clausam pandunt catenam et offendunt. Cruore perfusura horrebant et cylicium. Clamant: 'o felicem suimet carnificem.1 3 capsä clausa)

clausa und z.T. auch capsä auf Rasur

5 o) über o steht Neume ]

C

1

Corpus est nudatum,

2 3 4 5

Renes et sacratos mirantur uulneratos. Capsam eivs pandunt Catenam et offendunt. Cruore perfusum cernentes hie cyllcium. Clamant: '0 felicem suimet carnificem.' 2 uulneratos)

B

ut solet ad lauatum.

-tos auf Rasur

3 ei-S ) auf Rasur von sSi

(vgl. Strecker)

4 cernentes)

korr. (vgl. Strecker)

aus cernentis

1

Corpus est nudatum,

2

Renes et sacrat£

3 4

Capsam Galli pandunt catenam et offendunt. Cruore perfusum exhorrent et cylicium.

5

Clamant: 'o felicem suimet carnificem.1 5 carnificem)

vt solet ob lauatum. videntur uulnerat£.

durch ein f

von am Rande stehendem tumulant

(zur

vierten Zeile von unten, d.h. zu Vers 16,5 gehörend) abgetrennt

100

Edition 16. STROPHE

A

1

Equis hinc indomitis

qrauatum corpus martyris

2 3 4

Prçsul imponebat infrenes et laxabat. Currunt in directum ad cellç patris tectum. Sequitur cum clero Iohannes atque populo.

5

Kyrieleison clamant

et defletum tumulant.

1 grauaauf

Rasur

3 in directum)

indirectum

5 Kyrieleison)

Kyrieeleison

clamant)

A^ A^

Kyrie eleison

(Egli)

über unterstrichenem, d.h. getilgtem, auf Rasur

stehendem clamitant

(vgl. Piper). Dass zweimal

(Egli, Strecker), ist falsch.

clamant

(Siehe zu dieser Stelle u.,

S. 293, Abschrift Weidmanns.)

C

1

Equis hinc indomitis

consulto membra martyris.

2 3 4

Pr^sul imponebat infrenes et laxabat. Currunt in directum ad celle patris tectum. Sequitur cum clero Iohannes atque populo.

5

Kyrie eleison iubilant

et defletum tumulant.

4 clero) grosse Lücke zwischen -e- und -rvon pop

(vgl. Strecker)

cle- auf Rasur

atq)) steht nach unterstrichenem,

d.h. getilgtem atgj 5 Kyrie eleison)

B

-y- aus i korr.

(vgl. Strecker)

1 2

Equis hinc indomitis Iohannes membra martyris presul imposuerat infrenes et laxauerat.

3 4

Currunt in directum Sequitur cum clero

5

Kyrie eleison iubilant 1 indomitis) 3 patris) 5 iubilant

ad cell? patris tectum. sacerdos atque populo.

-tis auf Rasur

et defletum tumulant. mebra) auf Rasur

auf Rasur eic defletum) Pergament aufgerauht

(Rasur)

Neuedition

101

17. STROPHE A

1 2 3

Iohannes, noli flere, magistrum crede uiuere. Uiuit, inquam, Gallus, beatior iam nullus. Uiuit per miracula dans scutum ad obstacula.

4 5

Iudex inter dextros In tremendo examine. 1 Iohannes)

Dass Johannes

sessurus in sinistros Gloria tibi, domine. (Piper), ist falsch. Der Eindruck

eines Akzentes rührt von der Unterlänge des y in

Kyrieleison

(17,4) her. 3 Uiuit) z.T. auf Rasur 4 inter) auf Rasur

C

1

und in auf Rasur

3 4 5

magistrum crede uiuere. beatior iam nullus. Uiuit, inquam, Gall ;, dans scutum ad obstacula. Uiuit per miracula sessurus in sinistros Iudex inter dextros Gloria tibi, domine. In tremendo numine.

1 2

Iohannes, noli flere, Viuit, inquam, Gallus,

3 4

Uiuit per miracula Iudex inter dextros

5

In tremendo numine.

2

B

sessurJ in)

Iohannes, noli flere

magistrum crede uiuere. beatior iam nullus.

dans scutum ad obstacula. sessurus in sinistros Gloria tibi, domine.

2 inquS) auf Rasur

beatior

3 Uiuit) auf Rasur

dans scutu ad obstacu^a)

iam nullj ) auf Rasur auf Rasur

(auf leichter Rasur, Strecker) 5 numine)

-i- am -m- ganz rechts, unten angefügt

In tremendo numine)

wohl auf Rasur

4. DIE DREI FASSUNGEN A, B UND C

4.1. Quantitativer Vergleich Mit 'Quantitativer Vergleich1 ist dieser Abschnitt deshalb überschrieben, weil in Prozentzahlen angegeben wird, in wievielen Versen sich zwei Fassungen voneinander oder gegenüber der dritten usw. unterscheiden. Entscheidend dabei ist: In B fehlen die Strophen 4 und 10, d.h. 1J) Verse. So sind die drei Fassungen also in insgesamt 75 Versen - das Lied zählt in A und in C total 85 Verse - miteinander vergleichbar. D.h.: 100 % = 75 Verse.^ (1) Das Verhältnis A : B In AJ. v o n 75 Versen, also in ca. 62 %, weichen A und B voneinander ab. Die Unterschiede belaufen sich von einem einzelnen Wort über einen Halbvers bis auf eine ganze Verszeile (2,4; 5,4; 6,1 und 9,5). (2) Das Verhältnis A : C In 4_4 von 75 Versen, also in ca. 58 %, unterscheiden sich die beiden Fassungen A und C. In den Versen 2,4; 5,4; 9,5 und 13,4 haben die Abweichungen den Umfang eines ganzen Verses. (3) Das Verhältnis B : C Die Fassungen B und C differieren in 42 von 75 Versen, also

1 S.o., S. 80.

Quantitativer Vergleich

103

in ca. 56 %. In 6,1; 9,5 und 13,4 sind Unterschiede im Umfang eines ganzen Verses zu verzeichnen. (4) Das Verhältnis A : BC Das Verhältnis A : BC meint diejenigen Fälle, wo B und C in einem Vers - gegenüber A - den gleichen Wortlaut haben. In 1_3 von 75 Versen, also in ca. 17 %, stimmen B und C überein. (5) Das Verhältnis B : AC Die Fassungen A und C stehen in 12 von 75 Versen, also in ca. 16 %, gegen B. (6) Das Verhältnis C : AB A und B weichen miteinander in 7_ v o n 75 Versen, also in ca. 9 %, von C ab. Zu den Punkten (1) bis (6) lässt sich folgendes sagen: (a) Der Unterschied zwischen A und B ist am grössten (Abweichungen in 62 % der Verse; B und C variieren in 56 %, A und C in 58 % der Verse). Das heisst, dass C etwas näher bei A liegt als B. (b) B steht in 16 % der Verse gegen AC. A weicht von BC in 17 % und C von AB in 9 % der Verse ab. Damit kann die Aussage, dass C etwas näher bei A liegt als B, oder dass B von A etwas weiter entfernt ist als C, noch ein wenig gestützt werden. (A und B stehen deshalb nur in 9 % der Verse gemeinsam gegen C, weil A und B am stärksten differieren.) (c) Die Tatsache, dass B von A mehr abweicht als C und dass C etwas näher bei A liegt als B, kann - wenn auch nur vorsichtig - dahin interpretiert werden, dass A von den drei uns heute handschriftlich überlieferten Fassungen vielleicht die letzte und jüngste Redaktion Ekkeharts IV. darstellt was im übrigen nicht allzu unwahrscheinlich zu sein scheint, wenn man bedenkt, dass der Codex Sangallensis 393, der die

104

Die drei Fassungen A, B und C Fassung A enthält, eine Art 'Gesamtausgabe1''" des dichterischen Werkes Ekkeharts IV. ist.

(d) Gegen die obige Interpretation in Funkt (c) kann aber - und dies mit Recht - der Einwand erhoben werden, dass es doch einige Verse gibt, in welchen A und B zusammen gegen C stehen. (S.o., S. 103, Punkt (6)). Vers 8,3 lautet in der Fassung C: "Semper hic habitabo, elegi hic locum domino." Anstelle von "elegi hic locum domino" heisst es in A und in B: "deum meum inuocabo" (bzw. "devm mevm"). Vers 9,1 hat in C den folgenden Wortlaut: "Instat tandem triduo uigiliis, ieiunio", in A und in B dagegen: "Instat tandem triduo, uir (bzw. vir) domini ieiunio." usw. Solche und ähnliche Fälle sprechen also dagegen, dass man mit aller Absolutheit behaupten könnte, B sei vor A und vor C entstanden. Ernst Schulz meinte in diesem Zusammenhang: "... die Stellen, an denen alle drei Hss. divergieren, (sind) ziemlich selten (...); viel öfter stehen zwei Hss. zusammen gegen die dritte. Dabei sind diejenigen Lesarten, bei denen BC gegen S (= A) und CS (= CA) gegen B zusammengehen (...) ohne weiteres verständlich; d a g e g e n b e d ü r f e n die (...) S t e l l e n , an d e n e n BS (= BA) ü b e r e i n s t i m m e n , der z e i t l i c h d a z w i s c h e n l i e g e n d e T e x t C a b e r abw e i c h t , zu i h r e r E k l ä r u n g der A n n a h m e , d a s s die e r h a l t e n e n H s s . w i e d e r v o n e i n a n d e r u n a b h ä n g i g e E m a n a t i o n e n des A u t o r 2 k o n z e p t e s sind." Zu den eben zitierten Gedanken von Ernst Schulz lässt sich folgendes sagen: Die Annahme von Ernst Schulz beruht auf seinem "sicheren Ergebnis, dass (...) B die erste, C eine zweite, S (= A)

1 Siehe Schulz, 234 und HAEFELE, Verf.-Lex., 461. 2 SCHULZ, 208. (Hervorhebungen von mir.)

Quantitativer Vergleich

105

die letzte Fassung darstellt".^" Ein deutliches Beispiel ist für ihn Vers 3,5, dessen erster Halbvers in B "Imbuunt fide gentem", in C "Docent fide gentem" und schliesslich 2

in S bzw. A "Docent fidem gentem" lautet. Auch Schulz stellte fest, dass A und B an einigen Stellen gegenüber B übereinstimmen. Diese Feststellung nötigte ihn zur Annahme, die drei Fassungen A, B und C seien voneinander unabhängige Produkte eines Konzeptes. Die Annahme eines Autorkonzeptes, als dessen "voneinander unabhängige Emanationen" die drei Fassungen A, B und C überliefert sind, macht deutlich, dass Ernst Schulz - was Ekkeharts IV. dichterische Umsetzung des althochdeutschen Gallusliedes ins Lateinische betrifft - wohl eine etwas 'papierene' Vorstellung^ hat. Mit andern Worten: Gesetzt den Fall, dass A wirklich die letzte, C eine zweite und B eine erste Umsetzungsphase des Ratpertschen Gallusliedes ist, wieso sollte Ekkehart nicht in gewissen Versen eine Aenderung, die er in C gegenüber B vornahm, in A wieder aufgeben und also den Wortlaut von B in A wieder aufnehmen? Schulz wird zur Annahme des Autorkonzeptes wohl vor allem deshalb genötigt, weil er offensichtlich davon ausgeht, dass Ekkehart den Text - geradezu maschinell - von B über C nach A überarbeitet hat.

1 SCHULZ, 208. 2 SCHULZ, 208: "In B ist die zweisilbige Senkung rhythmisch anstössig; sie ist in C beseitigt, wobei ein grammatischer Fehler entstand, der dann in S (= A) berichtigt wurde, wo der Vers endlich einwandfrei ist; diese Abfolge der Aenderungen ergibt einen Sinn, jede andere täte es nicht." Siehe dazu HOFMANN-SZANTYR 2, 43 mit dem Hinweis, dass doclre + dopp. Akk. seit Plautus allgemein gebräuchlich ist; vgl. ThLL 5, 1706 und GEORGES 1, 2267. 3 D.h.: Schulz denkt zu sehr 1 textkritisch 1 - so, als ob Ekkehart den Text jeweils nur einfach abschreiben würde. - Selbstverständlich sei mit unserer Kritik an Schulz' Gedankengang nicht gesagt, dass es zur Zeit Ekkeharts IV. nicht noch weitere Entwürfe des Dichters - weitere Verse auf einem Stück Pergament, einen Teil des Liedes vielleicht auf einem Wachstäfelchen usw. - gegeben hat, zumal Ekkehart, wie es scheint, sich wohl zeit seines Lebens mit der Gallusdichtung (in verschiedener Form) auseinandergesetzt hat.

106

Die drei Fassungen A, B und C

(e) Im folgenden Kapitel 4.2. wird versucht - immer wieder mit Blick auf die Hypothese (vgl. die Punkte (c) und (d)) auf die sprachliche Beschaffenheit derjenigen Verse, in denen Abweichungen feststellbar sind, einzugehen. Aus diesem Grunde trägt das Kapitel 4.2. den Titel "Qualitativer Vergleich".

4.2. Qualitativer Vergleich 4.2.1. Reim Ekkehart IV. legte in seinen Dichtungen grossen Wert auf den Reim. Der grösste Teil des Ü b . bened. besteht aus sogenannten leoninischen, d.h. zäsurgereimten Hexametern.''" Im Prologus II 2 der Handschrift 393 ist in einem längeren Glosseneintrag (zu Vers 94) von "consonantina duplarum plerumque syllabarum", d.h. vom Gleichklang zweier Silben, die Rede. Ekkehart baute "seine Leoniner wo immer möglich zweisilbig". Dass dabei bisweilen hinkende Verse entstehen konnten, weiss Ekkehart selbst: "Sint versus claudi, fidei non sunt puto fraudi." (= Vers 95; zu 'versus' die Glosse: "etiamsi aliqui"). Was die rhythmischen gereimten Langzeilen des Gallusliedes anbelangt, so ergibt ein Vergleich der drei Fassungen A, B und C bezüglich Reim folgendes Bild 4 :

1 Zu 'Leoniner', 'Leonitas' und ähnl. siehe etwa Carl Erdmann: Leonitas. Zur mittelalterlichen Lehre von Kursus, Rhythmus und Reim. In: Corona Quernea. Festgabe Karl Strecker zum 80. Geburtstage dargebracht. (Unveränderter Nachdruck der Ausgabe 1941), 1952, 15-28. 2 EGLI, ü b . bened., 3. 3 HAEFELE, Verf.-Lex., 462. 4 Die Zahlen in (...) beziehen sich auf 85 Verse.

Qualitativer Vergleich

107

(1) Einsilbiger Reim: A:

35 x

(37 x)

B:

33 x

C:

34 x

(36 x)

A:

33 x

(38 x)

B:

36 x

C:

36 x

A:

7 x

B:

6 x

(2) Zweisilbiger Reim:

(41 x)

(3) Dreisilbiger Reim:

5 x

(10 x)

(8 x)

Oder in Prozentzahlen ausgedrückt: (1) Einsilbiger Reim: A:

46,7 % 44,0 %

C:

45,3 %

D.h. die drei Fassungen A, B und C stimmen - grob gesagt überein.

108

Die drei Fassungen A, B und C

(2) Zweisilbiger Reim: A:

44 %

B:

48 %

C:

48 %

Auch hier lassen sich in A, B und C nur wenige Abweichungen feststellen. (3) Dreisilbiger Reim: A:

9,3 %

B:

8,0 %

C:

6,7 %

Auch hier differieren A, B und C nur in wenigen Fällen. Die Unterschiede liegen in: Strophe 5, wo B und C

2 x einsilbig 1 x zweisilbig 2 x dreisilbig

wo A

Strophe 11, wo A und B

1 x einsilbig 2 x zweisilbig 2 x dreisilbig 4 x einsilbig 1 x zweisilbig

wo C

3 x einsilbig 2 x zweisilbig

Strophe 13, wo A

1 x einsilbig 3 x zweisilbig 1 x dreisilbig

Qualitativer Vergleich WO B

1 x einsilbig 4 x zweisilbig

wo C

5 x zweisilbig

Strophe 16, wo A und B

109

4 x einsilbig 1 x zweisilbig

wo C

3 x einsilbig 2 x zweisilbig

Insgesamt lässt sich sagen: Bezüglich Reim lässt sich kein deutlicher Bearbeitungsweg Ekkeharts von B über C nach A feststellen; - denn die drei Fassungen differieren hierin nur unwesentlich. - Alle drei Fassungen zeigen insgesamt das gleiche Bestreben Ekkeharts nach ausgewogener Darstellung der verschiedenen Reimtypen . 4.2.2. Silbenzahl (1) Eine Analyse der Silbenzahlen''' ergibt, dass in allen drei Fassungen die e r s t e Hälfte der Langzeile zumeist aus 2

6 oder 1_ Silben besteht. vier Verse:

Ausnahmen bilden die folgenden

6,3: in B 8 Silben, in AC je 7 Silben. 13,3: in B 8 Silben, in AC je 6 Silben. 14,5: in allen drei Fassungen 8 Silben. 16,5: in A 7 Silben, in BC je 9 Silben.

3

1 Die Silbenzahlverhältnisse sind für den Musikologen besonders wichtig. Da jeder Silbe eine Neume zugeordnet ist, kann sich die Melodie bei ungleicher Silbenzahl in den drei Fassungen - wenn auch nur geringfügig ändern. 2 MEYER 3, 65. 3 Die Aussage Wilhelm MEYERS 3, 65, dass die erste Hälfte "niemals aus 8" Silben besteht, ist also nicht richtig.

Die drei Fassungen A, B und C

110

Die Ausnahmen betreffen zweimal A, B und C; dreimal B und C und zweimal nur B. Die Fassung B weicht also am stärksten von der festgestellten 6- bzw. 7-Silbigkeit der ersten Vershälfte ab. Ein Beispiel für die oben genannten Verse: Der erste Teil von 16,5 lautet in BC: "Kyrie eleison iubilant" und in A "Kyrieleison clamant". In A erscheint die erste Vershälfte als um zwei Silben reduziert. Das dreisilbige 'iubilant' wurde durch das zweisilbige 'clamant' ersetzt; zudem wurde 'Kyrie eleison' (BC) in A zum um eine Silbe weniger zählenden 'Kyrieleison' verkürzt.''" (2) Was die

z w e i t e

Vershälfte anbelangt, so ergibt sich

folgendes Bild: der zweite Teil der Langzeile des Gallus2

liedes umfasst öfter oder f5 Silben ; die Werte reichen aber von 6 bis 9 Silben und einmal - in der Fassung C, Vers 2,3: "Magnus, Chilian et Theodorus" - bis zu 10 Silben. Einige Beispiele: In Vers 3,3 heisst es in B "contendunt Alemanniam" (8 Silben), in AC dagegen "contendunt et 3 in Sueuiam" (9 Silben) . Den Vers 6,1 "Febris egra Gallum detinuit sanctissimum." (B) ersetzte Ekkehart in AC durch "Gallus infirmatur, ab (a, C) uia retardatur." In B ergeben sich für die zweite Hälfte des Verses 8, in AC 7 Silben. Vers 9,5 ist in allen drei Fassungen stark umgestaltet worden: In B lautet er: "Ursus hic siluester Gallo stat minister.", in C: "Ursus truncos dexter aduexerat minister." und in A: "Infert ursus truncos Igni passim aduectos." Dies ergibt für den zweiten Teil der Langzeile in B 6, in AC 7 Silben. In Vers 16,2 stehen die Verben 'imponere' und 'laxare' in B in der 3. Pers. Sing. Imperf., in AC hingegen in der 3. Pers. Sing. Plusquamperf. Die zweite Vershälfte zählt also in AC 7 und in B 8 Silben. 1 EGLI, 389 setzt, obwohl er A folgt, 'Kyrie eleison' in den Text, was nicht in der Handschrift steht. - 'Kyrie_eleison1 (BC): Hiatus, nicht Elision; dies zeigt die Neumen-Notation in B, wo dem aus 6 Silben bestehenden 'Kyrie eleison' auch 6 Neumen übergeschrieben sind (die Neumen: f-). 2 MEYER 3, 65. 3 S.u., S. 127.

Qualitativer Vergleich

111

Die in den Punkten (1) und (2) gemachten Feststellungen bezüglich Silbenzahl in der ersten und in der zweiten Vershälfte wollen wir mit hinübernehmen in die Unterkapitel 'Hebungen und Senkungen' (Kap. 4.2.3.) und ganz besonders 'Textvarianten' (Kap. 4.2.4.), wo bei der Analyse der Verse immer wieder auf die Silbenzahl hingewiesen wird. 4.2.3. Hebungen und Senkungen (1) Jede Vershälfte weist

v i e r

Hebungen auf.''"

(2) Die Zahl der unbetonten Silben, d.h. die Zahl der Senkungen in einer Vershälfte, ist nicht immer gleich. Mit andern Worten: Es scheint, dass der Uebersetzer - und vielleicht 2 vor ihm schon Ratpert in der althochdeutschen Vorlage (?) auf vier Hebungen pro Vershälfte grossen Wert legte, hingegen weniger auf die Zahl der Senkungen achtete. "... die Senkungen waren Nebensache; sie konnten ganz fehlen; es konnten eine oder es konnten zwei vor einer Hebung stehen." (3) Die e r s t e Hälfte des Verses b e g i n n t zumeist mit einer H e b u n g . Beispiel: 1,1 "Nunc incipiendum/ / est mihi magnum gaudium." Ausnahmen bilden die folgenden Verse: 4,1: "Tucconio ingrato"; 4,4: "Arbonam per lacum"; 5,4: "Latrones et duos" nur in A - in BC heisst es an dieser Stelle "Latro Sigebertum (bzw. Sigibertum)..." mit der ersten Hebung auf der ersten Silbe des ersten Wortes; 13,4: "Egressus Arbonam" (C) - in B beginnt der Vers mit: "Euocatur castrvm" und in A mit: "Pergit hinc" mit der ersten Hebung ganz zu Beginn des Verses; 14,1: "Egrotat in Castro" - in allen Fassungen liegt die erste Hebung auf der zweiten

1 Vgl. MEYER 3, 58. 2 Vgl. MEYER 3, 58. 3 Vgl. MEYER 3, 58.

Die drei Fassungen A, B und C

112

Silbe; dasselbe gilt für Vers 14,2: "Post fletum" in A, B und in C; ebenso für 14,4: "Accurrit episcopus" (A, B, C) und auch für 15,4: "Cruore perfusum" (A, B, C) und schliesslich für 17,1: "Iohannes, noli" (A, B, C) . (4) Von der f ü n f t e n Langzeile einer Strophe jeweils abgesehen (siehe unten, Punkt (5)), beginnt der z w e i t e Halbvers zumeist mit einer S e n k u n g . Beispiel (wie oben zu Punkt (3)). Ausnahmen bilden die Verse: 2,3: "Magnus, Chilian et Theodorus" (C) mit der Hebung auf der ersten Silbe des zweiten Halbverses - gegenüber AB "Magnoaldus et Theodorus", wo die erste Hebung auf der dritten Silbe steht; 8,3: "deum meum inuocabo" in den Fassungen A und B - gegenüber "elegi hic locum domino" mit der Hebung auf der zweiten Silbe des zweiten Halbverses.^ (5) Im l e t beginnen nahme von und 9,5 -

z t e n , d.h. f ü n f t e n Vers einer Strophe b e i d e Halbverse in A stets - in B mit AusVers 14,5 und in C abgesehen von den Versen 2,5 mit einer H e b u n g .

14,5: Die zweite Vershälfte lautet in B: "contractus et exiliit." mit der ersten Hebung auf der zweiten Silbe des ersten Wortes. In A und in C liegt die erste Hebung mit ' cla'udus" bzw. 'debilis' auf der ersten Silbe, ganz am An2 fang des zweiten Halbverses. 9,5: In A und in B beginnt der zweite Halbvers je mit der /

ersten Hebung auf der ersten Silbe. In A heisst es: "Igni passim aduectos", in B "Gallo stat". In C liegt die erste Hebung des zweiten Halbverses auf der zweiten Silbe: "aduexerat minister".^ 2,5: "honori habentur" (C) : Hebung auf der zweiten Silbe;

1 Vers 2,3 als Ausnahme ist bei MEYER nicht vermerkt. 2 Zu diesem Vers s.u., S. 159f. 3 Zu diesem Vers s.u., S. 140ff.

Qualitativer Vergleich

113

"nimis honorantur" (B) und "Francis immorantur" (A) mit der Hebung jeweils auf der ersten Silbe des zweiten Halb1 verses. (6) Typologie der Halbverse: Es ist das Verdienst Wilhelm Meyers, im dritten Band seiner 'Gesammelte(n) Abhandlungen zur mittellateinischen Rhyth2

mik' verschiedene Verstypen des Gallusliedes herausgearbeitet zu haben, wobei Meyer im besonderen die Fassung A vor Augen hatte.^ Eine Analyse aller drei Fassungen des Liedes ergibt u.a. die folgenden wichtigen Typen: (a) Erste Vershälfte: (ic = Hebung; x = Nebenhebung; x = Senkung) X

/

X

X

X

X

X

/ X X

/

nunc incipiendum

k

X i

/

X

X

X

/ X X

X

X

V

X

/s X

/ / s tria tranant maria

/ / /\ semper hic habitabo

/ / / \ X X X X X X X X

in tremendo examine

/ / / \ X X X X X X X X

fecit tabulam minorem

/ / \ / X X X X X X X X X

misit filium Hibernia

/ X

/ / / \ colligit Uuillimarus

X

X

/ X

X

/ X

\ X

/

f

/

\

/ / / \ X X X X X X X X

/ / / \ caligas eius induit

/ X

/ \ / s castro de Turegum (?)

\ X

X

/ X

X

\ X

1 Zu diesem Vers s.u., S. 126f. 2 MEYER 3, 66ff. 3 Von den Fassungen B und C sind lediglich auf Seite 71 (Anm. 1) einige besondere Typen aufgeführt.

114

Die drei Fassungen A, B und C , A 10

x' x x x x' x x ' x x \

11

x x x x x x x

12

x x x x x x

/

/ \

\

' . , f . , ^ Kyrie eleison lubilant

/ \

/

A

.

/ \

Tucconio ingrato

/ \

/ \

/ \

Arbonam per lacum (?)

Die Hauptvertreter dieser 12 Typen sind Typ 1, Typ 2, Typ 7, Typ 11 und Typ 12. Die grosse Rolle spielt Typ ]. mit regelmässigem Wechsel von Hebung und Senkung (ohne Senkung vor der letzten Hebung)."'" In B kommt dieser Typ in 35 von 75 Versen, also in etwa 46,5 %, vor. In C taucht er in 39 von 75 Versen, also etwa 52 %, auf. In A ist er gar in 41 von 75 Versen, also etwa in 54,5 %, belegt. Betrachten wir die Verse, in denen B und/ oder C von A abweichen! / / / \ Z.B. Vers 3,5: In B heisst es: "Imbuunt fide gentem...". In /

A und in C steht anstelle von 'Imbuunt' mit zwei Senkungen nach der Hebung das aus zwei Silben bestehende 'Docent' mit nur einer Senkung nach der Hebung. Vers 8,4: "Diacon, percare, ..." (?) (BC). "Hiltibalt percare, ..." (A). Die Fassung A beginnt - im Unterschied zu BC - einerseits mit der üblichen Hebung auf der ersten Silbe; andererseits ist A regelmässiger gebaut als BC, wo je nach der ersten Hebung eine Senkung fehlt (falls unsere Betonung richtig ist). Die grosse Nebenrolle - neben Typ - spielt Typ 2, in dem Hebung und Senkung regelmässig abwechseln; im Gegensatz zu Typ 1. findet sich in Typ 2 vor der letzten Hebung am Schluss des ersten Halbverses eine Senkung. Typ 2 ist in den Fassungen A und B etwa gleich stark vertreten (in 20 bzw. 21 von 75 Versen); etwas mehr in C (in 24 von 75 Versen). In Vers 11,5 z.B. liegt einzig und allein in der Fassung C Typ 2 vor: "Üu£ dispersit protinus". In AB dagegen kommt an dieser Stelle Typ 1 vor: "Qu? dispersit sanctus".

1 Typ

ist also alternierend.

115

Qualitativer Vergleich Typ 2 i s t i n A u n d i n c dreimal, in B viermal belegt. Typ ¿1 findet sich einmal in BC und zweimal in A.

Besondere Aufmerksamkeit - im Hinblick auf den Vergleich von A, B und C - verdienen diejenigen Typen, die nur in B bzw. in BC, aber nicht in A vorkommen: z.B. der etwas ungeder nur in der Fassung B, in Vers 13,3, belegt lenke Typ ist, wo es heisst: "Fecit tabulam minorem" mit drei Senkungen zwischen der zweiten und dritten Hebung. In A und in C /

/

/ \

lautet die erste Hälfte des Verses 13,3: "Trabern breuiorem" (Typ 1). ~~ / . / / \ Typ .10: Vers 16,5: "Kyrie eleison iubilan°r. lle^rt.xr u-if-fVi.ir-.Ay-d. condenfAg ftluArum I/1-/I1 ftruncof'cleym~ adnexv rxtmxnxfhr pAnfin drdtrbe/hfmt M B I U F I N ode/he-- M O Y T T R IJAWC m>KUirr- Abfceffutn jrfhriAunr LUFF*filuifCfdere•U \ M millu uo/} /lAf IfdfrV-fliAconuicehtVc doryitrwtftVviielcbfiep- Qua utrTircv C.xlUtfycl cif /kmuLufff 1 nc Je cdU cLpnonef Abe^m o/fcry^ncef- T>t*eif1*nsrfi liA S U A ^UAJIVAE/TT-NIL« J A • FXTR ore- rcniufcc [oyt~tr&rr>b'l>rni -£vfi- UJOTtflxan R COP F^T'ERU -RRNT-TRNR AN OKITU ¿Audtryi&m cporC Y$riiT"f xrbon E K - ! * HIX'TAT IR> cxfbr .1,'LJ Adebfporaaxrv h"nc wtfiif Ac ctiT-?-rr tf ffierifAd tnAtpftri S^rt^ff. cavern*htcqri*cm; C ^ ' d:f*u*f**rntr ? - S ' /-U f«, J . T I » « M R C O M F « B F [.rn W A J W N F PROFIT F mi yon*

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Abb. 6 : Cod. Sang. 1404, Blatt nach pag. 96 (pag. 96b)

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