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German Pages 314 [324] Year 1981
Peter Osterwalder Das althochdeutsche Galluslied Ratperts und seine lateinischen Übersetzungen durch Ekkehart IV.
Das Althochdeutsche von St. Gallen
Texte und Untersuchungen zur sprachlichen Überlieferung St. Gallens vom 8. bis zum 12. Jahrhundert
Herausgegeben von
Stefan Sonderegger
6
W DE
G Walter de Gruyter • Berlin • New York 1982
Peter Osterwalder
Das althochdeutsche Galluslied Ratperts und seine lateinischen Übersetzungen durch Ekkehart IV. Einordnung und kritische Edition
w DE
G Walter de Gruyter • Berlin • New York 1982
CIP-KurztilelauJnähme der Deutschen Bibliothek
Osterwalder, Peter: Das althochdeutsche Galluslied Ratperts und seine lateinischen Ubersetzungen durch E k k e h a r t IV. [den Vierten] : E i n o r d n u n g u. krit. E d . / Peter Osterwalder. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1982. (Das Althochdeutsche von S[ank]t Gallen ; 6) ISBN 3-11-008720-0 N E : Ratpertus: Das althochdeutsche Galluslied
© Copyright 1981 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischcn Wiedergabe, der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise, vorbehalten. Druck: Rotaprint-Druck Hildebrand, Berlin Bindearbeiten: LUderitz & Bauer, Berlin
Meinen lieben Eltern
Ekkehart
IV. über Boethius und die
Bibliotheken
... Requiescas, sancte Boeti, cuncta docendo pia socio sermone sophia qui bybliothecas uestisti lumine cpcas, tandem prò Christi nec amore timuisti.
Ueber pati die Glosse vel necem.
Obige Verse in Cod. Sang. 830, pag. 488, abgedruckt bei CANISIUS 5, 788, und bei DÜMMLER, Ekk., 72f.
VORWORT
Ich habe mich erstmals im Rahmen einer Seminararbeit mit dem Galluslied Ratperts und seinen lateinischen Uebersetzungen Ekkeharts IV. auseinandergesetzt: in einem unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Sonderegger durchgeführten Seminar "Geschichte der deutschen Uebersetzung in alt- und mittelhochdeutscher Zeit". Ich versuchte damals, eine sowohl germanistische als auch mittellateinische Untersuchung des Gallusliedes zu skizzieren. Die vorliegende Dissertation ist eine Weiterführung und ein Ausbau der im Wintersemester 1978 unter ähnlichem Titel eingereichten Lizentiatsarbeit. Meinem sehr verehrten germanistischen Lehrer, Herrn Prof. Dr. Stefan Sonderegger, der mir den Anstoss dazu gab, mich mit dem Galluslied im Rahmen einer Lizentiats- bzw. Doktorarbeit zu beschäftigen, sei für sein stetes Interesse an der Arbeit und für die fachliche und persönliche Bereicherung während meiner etwas mehr als drei Jahre dauernden Tätigkeit als sein Hilfsassistent herzlichst gedankt. Zu grösstem Dank verpflichtet bin ich auch meinem sehr verehrten mittellateinischen Lehrer, Herrn Prof. Dr. Hans F. Haefele, ganz besonders dafür, dass er mir die Gelegenheit gab, im Sommersemester 1978 im Seminar "Gallusdichtungen des 9. bis 11. Jahrhunderts" diverse Probleme des Gallusliedes und der Gallusforschung überhaupt zu diskutieren. Eine weitere Förderung während meiner Arbeit wurde mir im Mai des Jahres 1978 zuteil: auf Vorschlag des Mozartpreisträgers 1977, Herrn Monsignore Prof. Dr. Dr. hc. Johannes Duft, Stiftsbibliothekar in St. Gallen, erhielt ich an der Universität Innsbruck ein "Professor-Dr.-Johannes-Duft-Stipendium". Ich möchte an dieser Stelle Herrn Prof. Duft und auch der Johann-Wolfgang-von-GoetheStiftung meinen aufrichtigsten Dank aussprechen. Herr Prof.
X
Vorwort
Duft hat das Entstehen meiner Arbeit immer wieder mit wachem Interesse verfolgt. Herrn Dr. Bernhard Hertenstein danke ich für die zahlreichen bibliographischen Hinweise. Herrn dipl. Bibliothekar Karl Renggli und dem ganzen Personal der Stiftsbibliothek St. Gallen sei für die stets zuvorkommende Art während meiner Aufenthalte herzlichst gedankt. Herrn PD Dr. Peter Stotz danke ich für die vielen Ratschläge während meines Mittellatein-Studiums. Dank schulde ich auch meinen lieben Kollegen und Freunden lic. phil. Ruedi Gamper, lic. phil. Konrad Wanner und Dr. Roland Zanni. Unvergesslich bleiben mir Hilfe und Unterstützung von Seiten meiner lieben Eltern während meiner Mittel- und Hochschulzeit. Ihnen sei deshalb die vorliegende Arbeit gewidmet.
Zürich, im Frühsommer 1981
Peter Osterwalder
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
IX
1.
Einleitung
1
1.1. 1.1.1.
Bibliographie zum Galluslied Verzeichnis der mit Siglen abgekürzten Quellen und Literatur Benutzte und/oder in der Arbeit zitierte Handschriften
1
1.1.2.
1 2
1.1.3. 1.1.4. 1.1.5. 1.2.
Quellenverzeichnis Literaturverzeichnis Abkürzungen Das Galluslied und die Ueberlieferung
3 6 34
1.3. 1.4.
der althochdeutschen Literatur Ratpert und Ekkehart IV. Kleine Uebersicht über die Gallushagiographie
34 38
(bis auf Ekkehart IV.)
39
Handschriften Codex Sangallensis 168 (9. Jh.) Codex Sangallensis 174 (9. Jh.;
47 47
nach SCHERRER, 62)
50
2. 2.1. 2.2 2.3. 2.4.
Codex Sangallensis 393 (11. Jh.; nach SCHERRER, 134) Codex Sangallensis 1289 (17. Jh.; nach SCHERRER, 443)
54 57
2.5.
Die Schreiberfrage
59
3.
Edition
65
3.1.
Die bisherigen Ausgaben (Abdrucke)
65
3.2.
Das Problem einer textkritischen Ausgabe des Gallusliedes
68
XII
Inhaltsverzeichnis - Zur Ueberlieferung antiker und mittelalterlicher lateinischer Literatur - Zur Ueberlieferung der Dichtungen Ekkeharts IV. - Ueberlegungen zur Ausgabe des Gallusliedes
68 73 80
3.3
Neuedition
4. 4.1.
Die drei Fassungen A, B und C Quantitativer Vergleich
102 102
4.2. 4.2.1. 4.2.2.
Qualitativer Vergleich Reim Silbenzahl
106 106 109
4.2.3. 4.2.4. 4.3.
Hebungen und Senkungen Textvarianten Zur Rekonstruktionsfrage
111 117 168
5.
Uebersetzung
189
5.1. 5.2. 5.3.
Die bisherigen Uebersetzungen Neuübersetzung Kurzer Kommentar zur Uebersetzung
189 190 202
6.
Die drei Prologe A, B und C
208
6.1. 6.2.
Ratpertus Notkeri condiscipulus Ratpert als Verfasser des althochdeutschen Liedes
208
6.3. 6.4.
Carmen barbaricum Populo canendum (cantandum, cantitandum)
217 232
6.5. 6.6.
tarn dulcis melodia Zusätzliche Anmerkungen zur Sprache der drei Prologe Ekkehart IV. als 1Uebersetzer' des althochdeutschen Gallusliedes
242 246
6.8.
Uebersetzung der drei Prologe
257
7.
Schlussbemerkungen
259
Anhang: Kurze Geschichte des Gallusliedes
262
6.7.
83
212
250
Inhaltsverzeichnis
XIII
Anhang: Kurze Geschichte des Gallusliedes
262
1. Melchior Goldast (1576-1635) 2. Iodocus Metzler (1574-1639)
262 263
3. Magnus Brüllisauer (1582-1646) 4. Gerald Nidermann (1615-1655) 5. Pius Kolb (1712-1762)
284 287 288
6. Aemilian (Joseph Ignaz) Zeller (1691-1760)
290
7. Ildefons von Arx (1755-1833) 8. Franz Weidmann (1774-1843)
291 292
9. Carl J. Greith (1807-1882)
294
Nachtrag zum Literaturverzeichnis
296
Register: Personen, alt und neu
297
Abbildungen: Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.
1: 2: 3: 4: 5: 6:
Cod. Cod. Cod. Cod. Cod. Cod.
Sang. Sang. Sang. Sang. Sang. Sang.
168, pag. 2 174, pag. 2 393, pag. 250 1462, pag. 53 1191, pag. 323 1404, Blatt nach pag. 96 (pag. 96b)
Tafel I Tafel II Tafel III Tafel IV Tafel V Tafel VI
1. EINLEITUNG
1.1. Bibliographie zum Galluslied Im folgenden wird eine möglichst umfassende germanistische und mittellateinische Bibliographie zum Galluslied vorgelegt; es werden einige Titel aufgenommen, die im Verlaufe der Arbeit nicht zitiert werden (wie z.B. Publikationen, die sich im wesentlichen mit der formgeschichtlichen Stellung des Gallusliedes befassen). Jedoch sind viele Titel, die sich nicht direkt und ausdrücklich auf das Galluslied beziehen (z.B. allgemeine Literatur zu Editionsproblemen), bei den entsprechenden Kapiteln in den Anmerkungen aufgeführt. Ins Quellenverzeichnis ist die jeweils neueste und/oder einschlägige Ausgabe eines zitierten Denkmals aufgenommen worden. 1.1.1. Verzeichnis der mit Siglen abgekürzten Quellen und Literatur ATB
Altdeutsche Textbibliothek
DA
Deutsches Archiv für Geschichte des Mittelalters... (1950ff.: für Erforschung des Mittelalters...), Weimar 1937-1944; Marburg 1950; Köln 1951ff.
DU
Der Deutschunterricht, Stuttgart 1947ff.
LThK
Lexikon für Theologie und Kirche, begründet vonM. Buchberger, 2. Aufl., hg. von Josef Höfer und Karl Rahner. 14 Bde., Freiburg 1957-1968
MG
Monumenta Germaniae histórica, Hannover 1826ff.
MLW
Mittellateinisches Wörterbuch..., München 1959ff. (Der Verfasser hatte im Mittellateinischen Seminar der Uni-
2
Einleitung versität Zürich Zugang zum dort deponierten Doppel des Zettelmaterials.)
MVG
Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte, hg. vom Historischen Verein in (1919ff.: des Kantons) St. Gallen, St. Gallen 1862ff.
Njbl.
Neujahrsblatt, hg. vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen, 1861ff.
PBB
Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Halle 1874ff. (1955ff. auch Tübingen)
ThLL
Thesaurus Linguae Latinae..., Lipsiae 1900ff.
ZfdA
Zeitschrift für deutsches Altertum (Bd. 19ff.: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur); Bd. lff., Leipzig 1841ff; Bd. 82ff., Wiesbaden 1948/ 50ff.
ZfdPh
Zeitschrift für deutsche Philologie, begründet von Ernst Hoepfner und Julius Zacher, Bd. lff., Halle (später Stuttgart, seit 1954 Berlin) 1869ff.
ZSKG
Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte..., Freiburg/Schweiz 1948ff.
1.1.2. Benutzte und/oder in der Arbeit zitierte Handschriften Einsiedeln, Stiftsbibliothek: St. Gallen, Stiftsarchiv: St. Gallen, Stiftsbibliothek:
Hs. 103 (nach Kopien, s.u., S. 266) Die Hss. 181, 182, 183, 184, 185, 205, 206 und 208 Die Hss. 102, 159, 162, 166, 168, 174, 175, 176, 178, 184, 191, 250, 279, 280, 333, 361, 376, 378, 380, 387, 393, 394, 413, 414, 433, 450, 451, 453, 454, 455, 456, 457, 458, 459, 550, 552, 558, 564, 565, 566, 579, 615, 620, 621, 626, 670,
Bibliographie zum Galluslied
3
821, 830, 8 6 4 , 8 6 6 , 8 6 7 , 8 7 8 , 914,
915,
916, 1191, 1 2 3 8 , 1 2 3 9 , 1 2 5 7 , 1 2 7 9 ,
1281,
1282, 1289, 1394, 1396, 1 4 0 0 , 1 4 0 1 , 1403, 1404, 1 4 0 5 , 1 4 1 7 a u n d 1.1.3.
1402,
1462
Quellenverzeichnis
Kolumban :
S a n c t i C o l u m b a n i O p e r a . E d i t e d by G . S . M. W a l k e r . . .
lonas Bob.
(= S c r i p t o r e s L a t i n i
b e r n i a e , v o l . II),
1957
(Jonas v o n Bobbio)
Vitae
Columbani
abbatis discipulorumque eius duo auctore Iona.
Hi-
libri
(Unveränderter
Nach-
d r u c k d e r A u s g a b e M G S c r i p t , t. 4, 1902, 6 1 f f . ) , H a n n o v e r Ekkehart üb.
1977
IV.
bened.
Der Liber Benedictionum Ekkeharts nebst den kleineren Dichtungen d e m C o d e x 393 zum e r s t e n M a l
vollstän-
dig herausgegeben und erläutert Johannes Egli. 1909 carm.
Gall.
(= M V G 31), St.
(Zitiert a l s : E G L I , ü b .
Ekkeharts
von Gallen
bened.)
(Das a l t h o c h d e u t s c h e G a l l u s ü e d p e r t s in d e n l a t e i n i s c h e n
IV.
aus
Rat-
Fassungen
IV.), h e r a u s g e g e b e n v o n K a r l
S t r e c k e r , M G P o e t . t. 5, 1939,
536-
540 Ekk.
cas.
Ekkeharti
(IV.) c a s u s s a n c t i
Herausgegeben durch G(erold) von Knonau.
Galli. Meyer
(= M V G 15 u n d 16, N . F . 5
u n d 6), St. G a l l e n
1877
E k k e h a r d i IV. C a s u s s a n c t i E k k e h a r d IV. St. G a l l e r
Galli.
Klosterge-
s c h i c h t e n . U e b e r s e t z t v o n H a n s F. fele, D a r m s t a d t 1 9 8 0 . HAEFELE,
Hae-
(Zitiert a l s :
Klostergeschichten)
4
Einleitung Die Geschichten des Klosters St. Gallen. Uebersetzt und erläutert von Hanno Helbling. (= Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 3. Gesamtausgabe, Bd. 102), Köln/Graz 1958
In nat. Gall.
In natale sancti Galli confessoris, (herausgegeben von Johannes Egli), in: EGLI, ü b . bened., 192-203
pict. Sangall.
versus ad picturas claustri s. Galli, herausgegeben von Karl Strecker, MG Poet. t. 5, 1939, 541-546. Wenn nicht anders vermerkt, wird die Fassung in Cod. Sang. 393 zitiert; andernfalls wird S (= Cod. Sang. 393) und B (= Cod. Sang. 168) angegeben. (S und B sind die in der wissenschaftlichen Literatur üblichen Siglen für die beiden Fassungen der pict. Sangall.)
prol. Gall.
prologus vitae Galli a Notkero compositae, herausgegeben von Walter Berschin, in: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 91f f.
Ermenrich von Ellwangen: Ermenr. ad Grim.
Ermenrici Elwangensis epistola ad Grimoldum..., herausgegeben von Ernst Dümmler, MG Epist. t. 5, 1899, 536-579
Sankt Gallus, Viten: KRUSCH
Bruno Krusch: Vita Galli confessoris triplex, MG Script, rer. Merov. t. 4, 1902, 229-337. (Unveränderter Nachdruck, Hannover 1977)
vetustissima
Vitae vetustissimae fragmentum. In: KRUSCH, 251-256
Bibliographie zum Galluslied
5
Vita auctore Wettino. In: KRUSCH, 256-280 Vita auctore Walahfrido. In: KRUSCH, 280-337 vita metrica
(Vita sancti Galli confessoris), herausgegeben von Ernst Dümmler, MG Poet, t. 2, 1884, 428-473
(Siehe auch unter: Notker Balbulus) GOLDAST :
Melchior Goldast: Alamannicarum rerum scriptores aliquot vetusti... 3 Bde., Francofurti 1606
Notker Balbulus: Notker. Balb. Gall.
Walter Berschin: Notkers Metrum de vita S. Galli. Einleitung und Edition, in: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 71-121
Notker. Balb. gest.
Notker der Stammler. Taten Kaiser Karls des Grossen. Herausgegeben von Hans F. Haefele, MG Script, rer. Germ., N.S. 12. (Verbesserter Nachdruck der 1959 bei der Weidmannschen Verlagsbuchhandlung, Berlin, erschienenen Ausgabe), München 1980
Notker. Balb. notât.
Das Formelbuch des Bischofs Salomo III. von Konstanz... Herausgegeben und erläutert von Ernst Dümmler. (Neudruck der Ausgabe 1857), Osnabrück 1964
PEZ:
Bernhard Pez: Thesaurus anecdotum nouissimus seu veterum monumentorum collectio... 6 Bde., Augustae Vindelicorum 1721-1729
Ratpert: (Zu Ratperts Dichtungen siehe STOTZ, 15-129)
6
Einleitung
Ratp. cas.
Ratperti casus sancti Galli. Herausgegeben durch G(erold) Meyer von Knonau. (= MVG 13, N.F. 3), St. Gallen 1872
1.1.4. Literaturverzeichnis von ARX
P. Ildefons von Arx: Geschichten des Kantons St. Gallen. 3 Bde., St. Gallen 18101813
von ARXGEDENKSCHRIFT
Ildefons von Arx. 1755-1833. Bibliothekar, Archivar, Historiker zu St. Gallen und Ölten. Gedenkschrift aus Anlass seines 200. Geburtstages. Hg. von Eduard Fischer, Ölten 1957
ABROGANS
Das älteste deutsche Buch: Die (Abrogans-) Handschrift der Stiftsbibliothek St. Gallen. Im Facsimile herausgegeben und beschrieben von Bernhard Bischoff, Johannes Duft, Stefan Sonderegger. Facsimileband. Textband, St. Gallen 1977
BACHTOLD
Jakob Bächtold: Geschichte der deutschen Literatur in der Schweiz, Frauenfeld 1892
BAUMKER
Wihlem Baumker: Das katholische deutsche Kirchenlied..., 1. Bd., Freiburg i.Br. 1886
BECKER
Henrik Becker: Bausteine zur deutschen Literaturgeschichte. Aeltere deutsche Dichtung, Halle/S. 1957
BERGMANN
Rolf Bergmann: Verzeichnis der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften. Mit Bibliographie der Glosseneditionen, der Handschriftenbeschreibungen und der Dialektbestimmungen. (= Arbeiten
Bibliographie zum Galluslied
7
zur Frühmittelalterforschung. Schriftenreihe des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster 6), Berlin/New York 1973 BERSCHIN
Walter Berschin: Gallus abbas vindicatus. In: Historisches Jahrbuch im Auftrag der Görres-Gesellschaft hg. von J. Spörl, 95, 1975, 257-277
BIBLIOTHECA
Bibliotheca hagiographica Latina antiquae et mediae aetatis. Ediderunt socii Bollandiani. 2 Bde.: A-I, K-Z. (= Subsidia hagiographica 6). (= Nachdruck der Ausgabe Bruxellis 1898-1901), Bruxellis 1949
BISCHOFF
Bernhard Bischoff:
Fragen
deutscher Denkmäler der Karolingerzeit. In:
Paläographische Fragen
Frühmittelalterliche Studien 5, 1971, 101134 BISCHOFF Paläographie
Bernhard Bischoff: Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters.
(= Grundlagen der Germanistik
24), Berlin 1979 BLANKE
Fritz Blanke: Columban und Gallus. Urgeschichte des schweizerischen Christentums, Zürich (1940)
BÖHME
Franz M. Böhme: Deutscher Liederhort. Auszug der vorzüglicheren Deutschen Volkslieder, nach Wort und Weise aus der Vorzeit und Gegenwart gesammelt und erläutert. 3 Bde., Leipzig 1893-1894
de BOOR
Helmut de Boor: Die deutsche Literatur von Karl dem Grossen bis zum Beginn der höfischen Dichtung (770-1170). In: Geschichte
8
Einleitung der deutschen Literatur von Helmut de Boor und Richard Newald, 5. Aufl., München 1962
BORK
BOSTOCK
Hans Bork: Ekkehard IV. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. I, Berlin und Leipzig 1933, 535541. (Siehe auch Bd. V, Berlin 1955, 185: Nachtrag von Karl Langosch) J. Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature, Oxford 1955. (2. Aufl. 1976) .
BRAUER
Heinrich Brauer: Die Bücherei von St. Gallen und das althochdeutsche Schrifttum. (= Hermaea. Ausgewählte Arbeiten aus dem Deutschen Seminar zu Halle 17). (= Unveränderter Nachdruck der 1. Aufl., Halle/S. 1926), Tübingen 1973. (Teilweise unrichtige und heute überholte Angaben bezüglich des St. Galler Handschriftenbestandes)
BRAUNE-EBBINGHAUS
Althochdeutsches Lesebuch von Wilhelm Braune, fortgeführt von Karl Helm, 16. Aufl. bearb. von Ernst A. Ebbinghaus, Tübingen 1979
BRUCKNER
Scriptoria Medii Aevi Helvetica. Denkmäler schweizerischer Schreibkunst des Mittelalters. Herausgegeben und bearbeitet von Albert Bruckner. Bd. II: Schreibschulen der Diözese Konstanz, St. Gallen I (Genf 1936), Bd. III: Schreibschulen der Diözese Konstanz, St. Gallen II (Genf 1938)
BRUNHÖLZL Geschichte
Franz Brunhölzl: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. 1. Von Cassiodor bis zum Ausklang der karolingischen Erneuerung, München 1975
Bibliographie zum Galluslied BRUNHOLZL Ratpert
9
Franz Brunhölzl: Ratpert von St. Gallen In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. V, Berlin 1955, 932-933
CANISIUS
Henricus Canisius: Antiquae lectionis tomus V..., Ingolstadii 1604
CHEVALIER
Ullysse Chevalier : Repertorium hymnologicum. Catalogue des chants, hymnes, proses, séquences, tropes... 6 Bde., Louvain 18921912; Bruxelles 1920-1921
CLARK
J(ames) M(idgley) Clark : The abbey of St Gall as a centre of literature and art, Camebridge 1926
CLARK
J.N.C. Clark: The annotations of Ekkehart IV in the Orosius ms., St-Gall 621. In: Archivum Latinitatis Medii aevi (Bulletin Du Cange), torn. VII, 1932, 5-35
CURTIUS
Ernst Robert Curtius: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 8. Aufl., Bern/München 1973
DANIEL
Thesaurus hymnologicus ... carmina collegit, apparatu critico ornavit Herrn. Adalbert. Daniel, tomus quartus, Lipsiae 1855
DRONKE
Peter Dronke: Die Lyrik des Mittelalters. Eine Einführung. (Aus dem Englischen übertragen von Peter Hasler), München 1973
DU CANGE
Glossarium mediae et infimae Latinitatis conditum a Carolo du Fresne, Domino du Cange... digessit G.A.L. Henschel... Editio nova aucta... a Leopold Favre. 10 Bde., Niort 1883-1888
10 DUFT Glaubenssorge
DUFT Weihnacht
DUFT Otmar, Quellen
DUFT Schrifttum
Einleitung Johannes Duft: Die Glaubenssorge der Fürstäbte von St. Gallen im 17. und 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Seelsorgsgeschichte der katholischen Restauration als Vorgeschichte des Bistums St. Gallen. (Diss. theol.), Luzern 1944 Johannes Duft: Weihnacht im Galluskloster. Bilder und Texte aus der Stiftsbibliothek St. Gallen. (= Bibliotheca Sangallensis, hg. von Johannes Duft, 2. Bd.), Zürich/ Lindau und Konstanz 1957 Johannes Duft: Sankt Otmar. Die Quellen zu seinem Leben. Lateinisch und deutsch. (= Bibliotheca Sangallensis, hg. von Johannes Duft, 4. Bd.), Zürich/Lindau und Konstanz 1959 Johannes Duft: Das Schrifttum der St. Galler Katholiken 1847-1960. Ein bibliographischer und geistesgeschichtlicher Beitrag zur Geschichte des Bistums St. Gallen, St. Gallen 1964
DUFT Schreiber
Johannes Duft: Mittelalterliche Schreiber. Bilder, Anekdoten und Sprüche aus der Stiftsbibliothek St. Gallen, 2. überarbeitete Aufl., St. Gallen 1964
DUFT
Johannes Duft: Sankt Otmar in Kult und
Otmar 1
Kunst. 1. Teil: Der Kult. (= 105. Njbl.),
Otmar 2
St. Gallen 1965. 2. Teil: Die Kunst. (= 106. Njbl.), St. Gallen 1966
DUFT Notker
Johannes Duft: Notker der Arzt. Klostermedizin und Mönchsarzt im frühmittelalterlichen St. Gallen. (= 112. Njbl.), St. Gallen 1972
Bibliographie zum Galluslied DUFT Hochfeste
DUFT Stiftsbibliothek
DUFT Galluskapelle
DUFT Bodensee
DUMMLER Ekk. DÜMMLER Ueberlieferung
EBERHARDT
11
Johannes Duft: Hochfeste im Galluskloster. Die Miniaturen im Sacramentarium Codex 341 (11. Jahrhundert) mit Texten aus der Stiftsbibliothek Sankt Gallen. (= Kult und Kunst, 1. Bd.), Beuron und Konstanz 1963. (Ueberarbeiteter Nachdruck 1974) Johannes Duft: Die Stiftsbibliothek Sankt Gallen. Der Barocksaal und seine Putten. (= Bibliotheca Sangallensis, hg. von Johannes Duft, 5. Bd.), 2. erweiterte Aufl., St. Gallen/Sigmaringen 1974 Johannes Duft: Die Galluskapelle zu St. Gallen und ihr Bilderzyklus. (= 117. Njbl.), St. Gallen 1977. (Auch Gossau, Cavelti, 1977) Johannes Duft: Der Bodensee in Sankt Galler Handschriften. Texte und Miniaturen aus der Stiftsbibliothek Sankt Gallen. (= Bibliotheca Sangallensis, hg. von Johannes Duft, 3. Bd.), 3. überarbeitete Aufl., St. Gallen/Sigmaringen 1979 Ernst Dümmler: Ekkehart IV. von St. Gallen. In: ZfdA 14, 1869, 1-73 Ernst Dümmler: Die handschriftliche Ueberlieferung der lateinischen Dichtungen aus der Zeit der Karolinger. III. In: Neues Archiv für ältere deutsche Geschichtskunde ... 4, 1879, 511ff. (bes. 541f.) Günther Eberhardt: Die Metrik des Annoliedes, Halle/S. 1908
EBERT
Adolf Ebert: Allgemeine Geschichte der Literatur des Mittelalters im Abendlande. 3 Bde. (= Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1889), Graz 1971
12
Einleitung
EHRISMANN
Gustav Ehrismann: Zur althochdeutschen
Lit.
Literatur. 4. Der Stil des Georgsliedes. In: PBB 34, 1909, 177-183
EHRISMANN
Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen
Geschichte
Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters. Erster Teil: Die althochdeutsche Literatur. (= Handbuch des deutschen Unterrichts an höheren Schulen 6), München 1918. (2. Aufl., München 1932)
FISCHER
Hanns Fischer: Deutsche Literatur und lateinisches Mittelalter. In: Werk - Typ Situation. Studien zu poetologischen Bedingungen in der älteren deutschen Literatur. Hg. von Ingeborg Glier u.a., Stuttgart 1969, 1-19
FLORILEGIUM
Florilegium Sangallense. Festschrift für
SANGALLENSE
Johannes Duft. Hg. von Otto P. Clavadetscher, Helmut Maurer, Stefan Sonderegger, St. Gallen/Sigmaringen 1980
FORCELLINI
Aegidius Forcellini: Lexicon totius Latinitatis. 5 Bde. (= Nachdruck der 4. Aufl. 1926), Bologna 1965/1966
ST. GALLUS-
St. Gallus-Gedenkbuch. Zur Erinnerung an
GEDENKBUCH
die Dreizehnhundert-Jahr-Feier vom Tode des heiligen Gallus am 16. Oktober 1951, St. Gallen 1952
GENESE
Die Genese der europäischen Endreimdichtung. Hg. von Ulrich Ernst und Peter-Erich Neuser. (= Wege der Forschung, Bd. 444), Darmstadt 1977
GENNRICH
Friedrich Gennrich: Grundriss einer For-
Grundriss
menlehre des mittelalterlichen Liedes, Halle 1932
Bibliographie zum Galluslied GENNRICH Liedkontrafraktur
GENNRICH Formen
13
Friedrich Gennrich: Liedkontrafraktur in mittelhochdeutscher und althochdeutscher Zeit. In: ZfdA 82, 1948/50, 105-141. (Auch in: Der deutsche Minnesang. Hg. von H. Fromm, Bad Homburg 1961, 330-377) Friedrich Gennrich: Die musikalischen Formen des mittelalterlichen Liedes. In: DU 11, 1959, 60-80
GENZMER
Felix Genzmer: Ein germanisches Gedicht aus der Hallstattzeit. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 24, 1963, 14-21
GEORGES 1 und 2
Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch ..., 13. Aufl.; Nachdruck der achten verbesserten und vermehrten Aufl. von Heinrich Georges. 2 Bde., Hannover 1972
GOEDEKE
Karl Goedeke: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. Erster Band. Das Mittelalter, 2. ganz neu bearbeitete Aufl., Dresden 1884
GOLDAST
Melchior Goldast: Alamannicarum rerum scriptores aliquot vetusti..., 3 Bde., Frankfurt/M. 1606
GOLTHER
Wolfgang Golther: Die deutsche Dichtung im Mittelalter 800 bis 1500. (= Epochen der deutschen Literatur. Geschichtliche Darstellungen, Bd. 1), 2. Aufl., Stuttgart 1922
Lat. GEDICHTE
Lateinische Gedichte des 10. und 11. Jahrhunderts. Hg. von Jacob Grimm und Andreas Schmeller, Göttingen 1838
14
Einleitung
Novum GLOSSARIUM
Novum Glossarium mediae Latinitatis ab anno DCCC usque ad annum MCC ... (Ed.) Franz Blatt, Hafniae 1957ff.
GRÖBER
Gustav Gröber: Uebersicht über die lateinische Literatur von der Mitte des VI. Jahrhunderts bis zur Mitte des XIV. Jahrhunderts. (Nachdruck aus dem Grundriss der romanischen Philologie, II. Bd., 1. Abt., Strassburg 1902), München 1963
GROSECLOSE/MURDOCH
J. Sidney Groseclose (und) Brian O. Murdoch: Die althochdeutschen poetischen Denkmäler. (= Sammlung Metzler 140), Stuttgart 1976
HABERMANN
Paul Habermann: Die Metrik der kleineren althochdeutschen Reimgedichte. (Einleitung und Ludwigslied), Halle/S. 1909
HAEFELE
Hans F. Haefele: Studien zu Notkers Gesta
Gesta Karoli
Karoli. In: DA 15, 1959, Heft 2, 358-392
HAEFELE
Hans F. Haefele: Ekkehard IV. von St. Gallen.
Ekk. IV.
In: LThK 3, 780-781
HAEFELE Untersuchungen
Hans F. Haefele: Untersuchungen zu Ekkehards IV. Casus sancti Galli. 1. Teil. In: DA 17, 1961, 145-190. 2. Teil. In: DA 18, 1962, 120-170
1 und 2
HAEFELE
Hans F. Haefele: Zum Aufbau der Casus sancti
Casus
Galli Ekkehards IV. In: Typologia litterarum. Festschrift für Max Wehrli, Zürich 1969, 155-166
HAEFELE
Hans F. Haefele: Ekkehard IV. von St. Gallen.
Verf.-Lex.
In: VERFASSERLEXIKON 2, 455-465
HAEFELE
Hans F. Haefele: Wolo cecidit. Zur Deutung einer Ekkehard-Erzählung. Für Marcel Beck. In: DA 35, 1979, 17-32
Wolo
Bibliographie zum Galluslied
15
HAEFELE Tu dixisti
Hans F. Haefele: Tu dixisti. Zitate und Reminiszenzen in Ekkehards Casus sancti Galli. In: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 181198
HATTEMER
Heinrich Hattemer: Denkmale des Mittelalters. Sanct Gallen1s althochdeutsche Sprachschätze. Gesammelt und herausgegeben von Heinrich Hattemer. Bd. I-II, 1-2, St. Gallen 1844-1846
HAUBRICHS Georgslied
Wolfgang Haubrichs: Georgslied und Georgslegende im frühen Mittelalter. Text und Rekonstruktion. (= Theorie - Kritik Geschichte 13), Königstein/Ts. 1979 (Vermittelt im Literaturverzeichnis aufS. 11-54 eine umfassende Bibliographie zum Georgslied)
HAUBRICHS
Wolfgang Haubrichs: Die Kultur der Abtei Prüm zur Karolingerzeit. Studien zur Heimat des althochdeutschen Georgsliedes. (= Rheinisches Archiv 105) , Bonn 1979
Prüm
HEER
P. Gall Heer : Johannes Mabillon und die Schweizer Benediktiner. Ein Beitrag zur Geschichte der historischen Quellenforschung im 17. und 18. Jahrhundert, Engelberg/St. Gallen 1938
HENGGELER
P. Rudolf Henggeier : Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen. (= Monasticon Benedictinum Helvetiae 1), Einsiedeln 1930
HENNIG
John Hennig: Irish saints in Early German Literature. In: Spéculum XXII, 1947, 358374. (S. 361: Vers 1,3 des Gallusliedes ist falsch zitiert.)
16
HENNING
Einleitung Rudolf Henning : Ueber die sanctgallischen Sprachdenkmäler bis zum Tode Karls des Grossen. (= Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker 3), Strassburg 1874
HERTENSTEIN
Bernhard Hertenstein: Joachim von Watt (Vadianus). Bartholomäus Schobinger. Melchior Goldast. Die Beschäftigung mit dem Althochdeutschen von St. Gallen in Humanismus und Frühbarock. (= Das Althochdeutsche von St. Gallen, Bd. 3), Berlin/New York 1975
HEUSLER Versgeschichte
Andreas Heusler: Deutsche Versgeschichte. Mit Einschluss des altenglischen und altnordischen Stabreimverses. 3 Bde. (= Grundriss der germanischen Philologie. 8/1, 2, 3), Berlin und Leipzig 1925-1929
HEUSLER Heliand
Andreas Heusler: Heliand. Liedstil und Epenstil. In: ZfdA 57, 1920, 1-48
HEXAMETER-Lexikon
Lateinisches Hexameterlexikon. Dichterisches Formelgut von Ennius bis zum Archipoeta. Zusammengestellt von Otto Schumann. Teil I: A-C. (= MG, Hilfsmittel 4,1), München 1979
HOFFMANN 1
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Geschichte des deutschen Kirchenliedes bis auf Luther's Zeit, 3. Aufl., Hannover 1861
Kirchenlied
HOFFMANN 2
Werner Hoffmann: Altdeutsche Metrik. (= Sammlung Metzler 64), Stuttgart 1967
HOFFMANN 3
Paul Th. Hoffmann: Der mittelalterliche Mensch. Gesehen aus Welt und Umwelt Notkers des Deutschen, Gotha 1922
Bibliographie zum Galluslied
17
HOFMANN
J(ohann) B(aptist) Hofmann: Lateinische Syntax und Stilistik. Neu bearbeitet von Anton Szantyr... (= Handbuch der Altertumswissenschaft II 2,2,), München 1965
HUBNER
Arthur Hübner: Die deutschen Geisslerlieder. Studien zum geistlichen Volksliede des Mittelalters, Berlin/Leipzig 1931
HUSCHEN
Heinrich Huschen: Ekkehard von St. Gallen. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, Bd. 3, Kassel und Basel 1954, 1236-1243. (12381243 spez. über Ekkehart IV.)
IRBLICH
Eva Irblich: Die Vitae sanctae Wiboradae. Ein Heiligen-Leben des 10. Jahrhunderts als Zeitbild. (= Sonderdruck aus den Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, Friedrichshafen 1970) , St. Gallen 1970
JAMMERS
Ewald Jammers: Der musikalische Vortrag des altdeutschen Epos. In: Oral poetry. Das Problem der Mündlichkeit mittelalterlicher epischer Dichtung, hg. von Norbert Voorwinden und Max de Haan. (= Wege der Forschung 555), Darmstadt 1979, 127-149). (= Nachdruck von: DU 11, 1959, 98-116)
Vortrag
JAMMERS Epos
JANOTA
Ewald Jammers : Das mittelalterliche deutsche Epos und die Musik. In: Heidelberger Jahrbücher 1, 1957, 31-90. (Mit Facsimile eines Teiles der Seite 247 des Cod. Sang. 393) - (Siehe dazu in: Anzeiger für deutsches Altertum 71, 1958/59, 57-74, bes. 69f. und 72f.) Johannes Janota: Studien zu Funktion und Typus des deutschen geistlichen Liedes im
18
Einleitung Mittelalter. (= Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 23), München 1968
JUNGMANN
Josef Andreas Jungmann: Missarum sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. 2 Bde., 3. verb. Aufl., Freiburg 1952
KELLE
Johann Kelle: Geschichte der deutschen Literatur von der ältesten Zeit bis zur Mitte des elften Jahrhunderts. I-II, Berlin 18921896
KELLER
Ferdinand Keller: Die Benedictiones ad mensas von Ekkehard IV. In: Mittheilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 3. Bd., Zürich 1846 und 1847, 99-121
KENNEY
James F. Kenney: The Sources for the Early History of Ireland: Ecclesiastical. An Introduction and Guide. (= Records of Civilisations. Sources and Studies. No. XI. 1929). (Nachdruck New York 1966)
KLOSTERDICHTUNG
St. Galler Klosterdichtung. Auswahl von Paul Baldegger. (= Sprachgut für den Deutschunterricht. Abteilung B. Herausgeber Dr. L. Signer, Heft 3), ErlenbachZürich (o.J.) (Abdruck der Fassung A des Gallusliedes S. 4-6 mit Anmerkungen S. 52f.)
KOEGEL
Rudolf Koegel: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters I, 1-2, Strassburg 1894-1897
KRATZ
Henry Kratz: Frühes Mittelalter. Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums. (= Handbuch der deutschen Literaturgeschichte. 2. Abt. Bibliographien. 1.) , Bern 1970
Bibliographie zum Galluslied
19
LACHMANN
Karl Lachmann: Ueber althochdeutsche Betonung und Verskunst. Erste Abtheilung 1831-1832. Zweite Abtheilung 1834. In: Karl Lachmarin: Kleinere Schriften zur Deutschen Philologie. Hg. von Karl Müllenhof f, Berlin 1876
LANGOSCH
Karl Langosch: Die deutsche Literatur des lateinischen Mittelalters in ihrer geschichtlichen Entwicklung, Berlin 1964
LECHNER
Elmar Lechner : Vita Notkeri Balbuli. Geistesgeschichtlicher Standort und historische Kritik. Ein Beitrag zur Erforschung der mittelalterlichen Hagiographie. (= MVG 47), St. Gallen 1972
LEUMANN, HOFMANN,
(Manu) Leumann, (Johann Baptist) Hofmann, (Anton) Szantyr: Lateinische Grammatik. 3 Bde. (= Handbuch der Altertumswissenschaft, 2. Abt., 2. Teil, 1.2.3.), München 1963-1979
SZANTYR
LIPPHARDT Wege
Walther Lipphardt: Neue Wege der Erforschung der linienlosen Neumen. In: Die Musikforschung 1, 1948, 121-139
LIPPHARDT
Walther Lipphardt: Die Anfänge des deut-
Kirchenlied
schen Kirchenliedes in althochdeutscher Zeit. In: Musik und Altar 13, 1960, 73-77
LOTH
Helen Edna Loth: A study of the lexikography of the Casus sancti Galli of Ekkehardus IV., Chicago 1936
MANITIUS
Max Manitius: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. 3 Bde. (= Handbuch der Altertumswissenschaft, 9. Abt., 2. Teil, Bde. 1-3), München 1911-1931. (Bd. 1: Unveränderter Nachdruck 1959)
20
MANZ
Einleitung Georg Manz: Ausdrucksformen der lateinischen Liturgiesprache bis ins elfte Jahrhundert. (= Texte und Arbeiten. Hg. durch die Erzabtei Beuron. 1. Abteilung. Beiträge zur Ergründung des älteren lateinischen christlichen Schrifttums und Gottesdienstes. 1. Beiheft), Beuron 1941
MASSER
Achim Masser: Bibel- und Legendenepik des deutschen Mittelalters.
(= Grundlagen der
Germanistik 19), Berlin 1976 MAURER
Friedrich Maurer: Zur Geistlichendichtung
Geistlichen-
des Mittelalters. In: Fragen und Forschun-
dichtung
gen im Bereich der Germanischen Philologie. Festgabe für Theodor Frings, Berlin 1956, 338-348. (Auch in: Friedrich Maurer: Dichtung und Sprache des Mittelalters. Gesammelte Aufsätze, Bern/München 1963, 214-223)
MAURER
Friedrich Maurer: Langzeilenstrophen und
Langzeilen-
fortlaufende Reimpaare. In: DU 11, 1959,
strophen
Heft 2, 5-24. (Auch in: Friedrich Maurer: Dichtung und Sprache des Mittelalters. Gesammelte Aufsätze, Bern/München 1963, 195-213)
MAURER
Friedrich Maurer: Ueber Langzeilen und
Langzeilen
Langzeilenstrophen in der ältesten deutschen Dichtung. In: Friedrich Maurer: Dichtung und Sprache des Mittelalters. Gesammelte Aufsätze, Bern/München 1963, 174-194
MAURER
Friedrich Maurer: Die religiösen Dichtun-
Dichtungen
gen des 11. und 12. Jahrhunderts. 3 Bde., Tübingen 1964ff. (bes. Bd. 1)
MAURER
Friedrich Maurer: Zur geschichtlichen Ent-
Entfaltung
faltung altdeutscher Vers- und Strophen-
Bibliographie zum Galluslied
21
formen. Epilegomena zur Diskussion über binnengereimte Langzeilen und Reimpaare. In: Festgabe G. Storz, Frankfurt/M. 1973, 71-86 MANSER
A. Manser: Ratpert. In: LThK 8, 1008
MEIER
P. Gabriel Meier: Geschichte der Schule
Geschichte
von St. Gallen im Mittelalter. In: Jahrbuch für Schweizerische Geschichte, 10. Bd., 1885, 33-127
MEIER Catalogus
P. Gabriel Meier: Catalogus codicum manu scriptorum, qui in Bibliotheca Monasterii Einsidlensis O.S.B, servantur. Tom. I, Einsidlae 1899
MEIER
P. Gabriel Meier: Der Liber Benedictionum
Liber
Ekkeharts IV. , nebst den kleinern Dichtungen
Benedictionum
aus dem Codex Sangallensis 393 zum erstenmal vollständig herausgegeben ... von J. Egli... (Rez.). In: Historisches Jahrbuch 32, 1911, 350-351
DU MERIL
Edelestand du Meril: Poesies populaires latines du Moyen Age. (Ed.) par Edelestand du Meril. (Ristampa anastatica dell'edizione di Parigi 1847). (= Bibliotheca musica Bononiensis. 5a. sezione 3), Bologna 1969
MERKER
P(aul) Merker: Legende. In: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. 2. Bd., Berlin 1926/1928, 176b-200a (bes. 178)
MESSENGER
Ruth Ellis Messenger: Medieval processional hymns before 1100. Transactions and proceedings of the American philological association 80, 1949, 375-392
22
METTRE
Einleitung Heinz Mettke: Aelteste deutsche Dichtung und Prosa. Ausgewählte Texte althochdeutsch-neuhochdeutsch. Hg. von Heinz Mettke. (= Reclams Universalbibliothek 15) , Leipzig 1976
MEYER VON KNONAU
G(erold) Meyer von Knonau: Die Ekkeharte von St. Gallen. Vortrag von Gerold Meyer von Knonau. In: Oeffentliche Vorträge gehalten in der Schweiz . .., III. Bd., HeftX, Basel 1876
MEYER
Wilhelm Meyer : Gesammelte Abhandlungen zur mittellateinischen Rhythmik. 3 Bde., Berlin 1905-1936
DE MOREMBERT
T. de Morembert: Ekkehart IV. In: Dictionnaire d'histoire et de géographique ecclésiastique, Paris 1960
MÜLLENHOFF-SCHERER
Karl Müllenhoff/Wilhelm Scherer: Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem 8. bis 12. Jh. (= Nachdruck der dritten Ausgabe von Elias von Steinmeyer, Berlin 1892), Berlin/Zürich 1964
MÜLLER
P. Iso Müller: Ekkehard IV. und die Rätoromanen. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 82, 1971, Heft I-II, 271-288
MÜLLER-BLATTAU
Josef Müller-Blattau: Zu Form und Ueberlieferung der ältesten deutschen geistlichen Lieder. In: Zeitschrift für Musikwissenschaft 17, 1935, 129-146
NADLER Stämme
Josef Nadler: Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften. I. Bd., Die altdeutschen Stämme, Regensburg 1923
Bibliographie zum Galluslied
23
NADLER
Josef Nadler: Literaturgeschichte der
Literaturgeschichte
deutschen Schweiz, Zürich 1932
NAUMANN
Heinrich Naumann: Das Ludwigslied und die verwandten lateinischen Gedichte, Halle 1932
NEUMANN
Friedrich Neumann: Geschichte der altdeutschen Literatur. (800-1600). Grundriss und Aufriss, Berlin 1966
NICKL
Georg Nicki: Der Anteil des Volkes an der Messliturgie im Frankenreiche von Chlodwig bis auf Karl den Grossen. (= Forschungen zur Geschichte des innerkirchlichen Lebens. 2. Heft), Innsbruck 1930
OCHSENBEIN
(Peter Ochsenbein:) Ekkehart IV. In: Deutsches Literatur-Lexikon. BiographischBibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch, fortgeführt von Bruno Berger, 3. völlig neu bearbeitete Aufl, 4. Bd., Bern und München 1972, 125-127
PERTZ
G(erog) H(einrich) Pertz: Praefatio in cantilenam de s. Gallo et primae eiusdem cantilenae strophae, ex cod. 39 3. In: MG Script., t. 2, Hannover 1829, S. 33
PIPER
Paul Piper: Die älteste deutsche Litteratur bis an das Jahr 1050. (= Kürschners Deutsche National-Litteratur 1), Stuttgart 1884
ält. Lit.
PIPER Epik
Paul Piper: Höfische Epik. Dritter Teil. Nachahmer Wolframs und Gotfrids. Kleinere Epen und Chroniken. (= Deutsche NationalLitteratur, 4. Bd., Erste Abt. 3.4.), Stuttgart (o.J.)
24 PIPER Nachträge
Einleitung Nachträge zur älteren deutschen Litteratur von Kürschners deutscher National-Litteratur. (= Deutsche National-Litteratur, Bd. 162), Stuttgart (o.J.)
PLANCHART
Alejandro Enrique Planchart: Ekkehard of St Gall. In: The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Edited by Stanley Sadie. (20 Bde.), Bd. 6, 1980, 97-98. (Ueber Ekkehart I., Ekkehart II., Ekkehart III., Ekkehart IV. - und Ekkehart V. , ohne den Hinweis, dass es sich den Forschungen LECHNERS zufolge um einen Anonymus handelt.)
PLENIO
Kurt Plenio: Ueber deutsche Strophik. In:
Strophik
PBB 42, 1917, 280-285
PLENIO
Kurt Plenio: Bausteine zur altdeutschen Strophik. In: PBB 43, 1918, 56-99
Bausteine PRETZEL
Ulrich Pretzel: Frühgeschichte des deutschen Reims. Bd. 1. (= Palaestra 220), Leipzig 1941
RABY
F(rederik), J(ames), E(dward) Raby: A History of Christian-Latin poetry from the beginnings close the Middle Ages, Oxford 1927
Christian
RABY Secular
F(rederik), J(ames), E(dward) Raby: A History of Secular-Latin poetry in the Middle Ages 1, Oxford 1927
RUPP dt. u. lat. Dichtung
Heinz Rupp: Ueber das Verhältnis von deutscher und lateinischer Dichtung im 9. bis 12. Jahrhundert. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 39, N.F. 8, 1958, 19-34
Bibliographie zum Galluslied
25
RUPP ahd. Lit.
Heinz Rupp: Forschung zur althochdeutschen Literatur 1945-1962. In: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 38, 1964 (Sonderheft) , 1-67
RUPP
Heinz Rupp: Die Literatur der Karolingerzeit. In: Deutsche Literaturgeschichte in Grundzügen. Die Epochen deutscher Dichtung. Hg. von Bruno Boesch, 3. Aufl., Bern und München 1967, 9-32
Karolingerzeit
RUPP dt. Lit.
Heinz Rupp: Die deutsche Literatur bis zum Beginn der höfischen Dichtung (900-1170). In: Deutsche Literaturgeschichte in Grundzügen. Die Epochen deutscher Dichtung. Hg. von Bruno Boesch, 3. Aufl., Bern und München 1967, 33-57
RUSCH
Ernst Gerhard Rüsch: Gallus und der Bär.
Gallus u. der Bär
Geschichte und Legende, St. Gallen 1950
RUSCH Tuotilo
Ernst Gerhard Rüsch: Tuotilo. Mönch und Künstler. Mit 3 Tafeln. (= MVG 41, 1-89), St. Gallen 1953
RUSCH Gallus
Ernst Gerhard Rüsch: Das Charakterbild des Gallus im Wandel der Zeit. (= Njbl. 99), St. Gallen 1959
SALZER-TUNK
Anselm Salzer und Eduard Tunk: Geschichte der deutschen Literatur in drei Bänden, 3. erw. Aufl., Von den Anfängen bis zum Sturm und Drang, Zürich 1972
SARAN
Franz Saran: Deutsche Verslehre. (= Handbuch des deutschen Unterrichts an höheren Schulen 3,3), München 1907
26
SCHALLER/KÖNSGEN
Einleitung Initia carmium Latinorum saeculo undecimo antiquiorum. Bibliographisches Repertorium für die latenische Dichtung der Antike und des früheren Mittelalters. Bearbeitet von Dieter Schaller und Ewald Könsgen unter Mitwirkung von John Tagliabue, Göttingen 1977
SCHERER Geschichte
SCHERER Georgslied
Wilhelm Scherer: Geschichte der deutschen Dichtung im 11. und 12. Jahrhundert. (= Quellen und Forschungen 12), Strassburg 1875 Wilhelm Scherer: Allerlei polemik II. Die Strophen des Georgsliedes. In: ZfdA 19, 1876, 104-112
SCHERRER
Gustav Scherrer: Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. (= Nachdruck der Ausgabe Halle 1875), Hildesheim/New York 1975
SCHLOSSER
Althochdeutsche Literatur. Mit Proben aus dem Altniederdeutschen. Ausgewählte Texte mit Uebertragungen und Anmerkungen. Hg., übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Horst Dieter Schlosser. (Fischer Taschenbuch-Verlag 680), Frankfurt/M. 1970
SCHNEIDER
Hermann Schneider: Heldendichtung, Geistlichendichtung, Ritterdichtung, 2. Aufl., Heidelberg 1943
SCHNYDER
Wilh(elm) Schnyder: Egli, Johannes, Der Liber Benedictionum Ekkeharts IV, nebst den kleinern Dichtungen aus dem Codex Sangallensis 393 zum erstenmal vollständig herausgegeben ... von J. Egli... (Rez.). In: ZSKG 5, 1911, 314-315
Bibliographie zum Galluslied
27
SCHUTZEICHEL Petruslied
Rudolf Schützeichel : Die Macht der Heiligen. Zur Interpretation des Petrusliedes. In: Studien zur Volkskultur, Sprache und Landesgeschichte. (= Fs. M. Zender), Bonn 1972, 309-320
SCHUTZEICHEL
Rudolf Schützeichel : Althochdeutsches Wörterbuch, 2. durchgesehene und ergänzte Auflage, Tübingen 1974
Wb.
SCHULZ
Ernst Schulz : Ueber die Dichtungen Ekkeharts IV. von St. Gallen. In: Corona quernea. Festgabe Karl Strecker zum 80. Geburtstage dargebracht. (= Schriften des Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde, Monumenta Germaniae histórica) , Leipzig 1941, 199-235
SCHWEIKLE
Günther Schweikle: Die Herkunft des althochdeutschen Reimes. Zu Otfrieds von Weissenburg formgeschichtlicher Stellung. In: ZfdA 96, 1967, 165-212
SCHWIETERING
Julius Schwietering: Die deutsche Dichtung des Mittelalters. (= Nachdruck der Ausgabe Potsdam 1941), Darmstadt 1957
von SEE
Klaus von See : Stabreim und Endreim: Ueber neuere Arbeiten zur germanischen Verskunst. In: PBB 102, 1980
SEEMULLER
Joseph Seemüller : Studien zu den Ursprüngen der altdeutschen Historiographie. In: Abhandlungen zur Germanischen Philologie. Festgabe für Richard Heinzel, Halle/S. 1898, 279-352 (Bes. 297-305)
SINGER Literaturgeschichte
Samuel Singer : Literaturgeschichte der deutschen Schweiz im Mittelalter. Ein Vortrag mit anschliessenden Ausführungen
28
Einleitung und Erläuterungen.
(= Sprache und Dich-
tung 17), Bern 1916 SINGER Dichterschule
Samuel Singer: Die Dichterschule von St. Gallen. Mit einem Beitrag von Peter Wagner: St. Gallen in der Musikgeschichte. (= Die Schweiz im deutschen Geistesleben 8), Frauenfeld und Leipzig 1922
SINGER
Samuel Singer: Die mittelalterliche Lite-
Lit. Schweiz
ratur in der deutschen Schweiz, Frauenfeld und Leipzig 1930
SINGER
Samuel Singer: Die religiöse Lyrik des
Lyrik
Mittelalters.
(Das Nachleben der Psalmen).
(= Neujahrsblatt der Literarischen Gesellschaft Bern, N.F. 10), Bern 1933 SONDEREGGER
Stefan Sonderegger: Althochdeutsch in
Ahd. SG.
St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der althochdeutschen Sprachüberlieferung in St. Gallen vom 8. bis ins 12. Jahrhundert. (= Bibliotheca Sangallensis. Hg. von Johannes Duft, 6. Bd.), St. Gallen/Sigmaringen 1970
SONDEREGGER
Stefan Sonderegger: Althochdeutsch auf der
Reichenau
Reichenau. Neuere Forschungen zur Volkssprache im Inselkloster. In: Helmut Maurer (Hrsg.): Die Abtei Reichenau. Neue Beiträge zur Geschichte und Kultur des Inselklosters. (= Bodensee-Bibliothek, Bd. 20), Sigmaringen 1974, 69-82
SONDEREGGER
Stefan Sonderegger: Eine althochdeutsche
Paternoster
Paternoster-Uebersetzung der Reichenau. Versuch einer Rekonstruktion auf Grund der Zitate und entsprechender Formen aus den Reichenauer Denkmälern. In: Festschrift
Bibliographie zum Galluslied
29
für Karl Bischoff zum 70. Geburtstag, Köln/Wien 1975, 299-307 SONDEREGGER Ahd. Spr./Lit.
Stefan Sonderegger: Althochdeutsche Sprache und Literatur. Eine Einführung in das älteste Deutsch. Darstellung und Grammatik, Berlin/New York 1974
SONDEREGGER Grundzüge
Stefan Sonderegger: Grundzüge deutscher Sprachgeschichte. Diachronie des Sprachsystems. Bd. I. Einführung - Genealogie Konstanten, Berlin/New York 1979
SONDEREGGER Stiftsbibliothek
Stefan Sonderegger: Die Stiftsbibliothek St. Gallen als Schatzkammer deutscher Sprachdenkmäler. Zur Geschichte der germanistischen Handschriftenerschliessung vom Humanismus bis zur Gegenwart. (= Bibliotheca Sangallensis, hg. von Johannes Duft, 7. Bd.), St. Gallen/Sigmaringen 1981
SPANKE
Hans Spanke: Aus der Vorgeschichte und
Sequenz
Frühgeschichte der Sequenz. In: ZfdA 71, 1934, 1-39
SPANKE Beziehungen
Hans Spanke: Beziehungen zwischen romanischer und mittellateinischer Lyrik mit besonderer Berücksichtigung der Metrik und Musik. (= Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-Historische Klasse, 3. Folge, Nr. 18), Berlin 1936
SPANKE Dichtung
Hans Spanke: Deutsche und französische Dichtung des Mittelalters, Stuttgart und Berlin 1943
SPANKE Studien
Hans Spanke: Studien zu Sequenz, Lai und Leich. Ausgewählt von Ursula Aarburg, Darmstadt 1977
30 SPECHT
Einleitung Franz Anton Specht: Geschichte des Unterrichtswesens in Deutschland von den ältesten Zeiten bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts.
(= Neudruck der Ausgabe von
1885), Wiesbaden 1967 SPECHTLER Lied
Franz Viktor Spechtler: Das deutsche geistliche Lied des Mittelalters. Funktion und Wirkung. In: Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae 13, 1971, 249-264
SPECHTLER
Franz Viktor Spechtler: Beiträge zum deut-
Beiträge
schen geistlichen Lied des Mittelalters. In: ZfdPh 90, 1971, Sonderheft, 169-190
SPERL
Heinrich Sperl: Naturalismus und Idealismus in der althochdeutschen Literatur; dargestellt am Hildebrands-, Ludwigs-, Gallus- und Georgslied. (= Bausteine zur Geschichte der deutschen Literatur 33), Halle 1928
SPRACHDENKMAELER
Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler. Hg. von Elias von Steinmeyer. (= Deutsche Neudrucke. Reihe des Mittelalters. Hg. von Karl Stackmann), Dublin/ Zürich 1971
STEPHAN
Rudolf Stephan: Ueber sangbare Dichtung in althochdeutscher Zeit. In: Bericht über den internationalen musikwissenschaftlichen Kongress Hamburg 1956, Kassel 1957, 225-229. (Nachgedruckt in: GENESE, 141-148)
STOTZ
Peter Stotz: Ardua spes mundi. Studien zu lateinischen Gedichten aus Sankt Gallen. (= Geist und Werk der Zeiten 32), Bern/ Frankfurt 1972
Bibliographie zum Galluslied
31
SZOVERFFY Annalen
Josef Szöverffy: Die Annalen der lateinischen Hymnendichtung. Ein Handbuch. I: Von den Anfängen bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Berlin 1964
SZOVERRFY
Josef Szöverffy: Weltliche Dichtungen des lateinischen Mittelalters. Ein Handbuch. I. Von den Anfängen bis zum Ende der Karolingerzeit, Berlin 1970
Welt. Dichtungen
TAYLOR
Ronald J. Taylor: Die Melodien der weltlichen Lieder des Mittelalters. I Darstellungsband. II. Melodienband. (= Sammlung Metzler 34 und 35), Stuttgart 1964
TEXT-
Die Textüberlieferung der antiken Literatur und der Bibel. (= dtv wissenschaftliche Reihe 4176), München 1975. (= Unveränderter Nachdruck von Band I der "Geschichte der Textüberlieferung der antiken und der mittelalterlichen Literatur", Zürich 1961)
UEBERLIEFERUNG
THOMAS
Helmuth Thomas: Der altdeutsche Strophenbau und die unliturgische Sequenz. In: Festgruss Hans Pyritz. (= Sonderheft des Euphorion 1955), 14-20
URL
Eberhard Uri : Das mittelalterliche Geschichtswerk "Casus sancti Galli". Eine Bestandesaufnahme. (= 109. Njbl.), St. Gallen 1969
VERFASSERLEXIKON
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2. völlig neu bearb. Aufl., hg. von Kurt Ruh. Bd. 1, Berlin/ New York 1978. Bd. 2, Berlin/New York 1980
VINAY
Gustavo Vinay: Alto medievo latino; conversazioni e no. (= Esperienze 42), Napoli 1978
32
Einleitung
VOGT-KOCH
Friedrich Vogt/Max Koch: Geschichte der deutschen Literatur von den ältesten Zeiten bis zu Gegenwart. 3 Bde., 4. Aufl., 1. Bd., Leipzig 1918
VON DEN STEINEN
Wolfram von den Steinen: Notker der Dichter und seine geistige Welt. Darstellungsbd. (und) Editionsbd., Bern 1948
VON UNWERTH
Wolf von Unwerth: Vers und Strophe von Ratperts Lobgesang auf den heiligen Gallus. In: PBB 42, 1917, 111-121
WACKERNAGEL
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, 1864-1877
WACKERNAGEL
Wilhelm Wackernagel: Die Verdienste der Schweizer um die deutsche Litteratur. Academische Antrittsrede von Wilhelm Wackernagel, Basel 1833
Verdienste
WACKERNAGEL Geschichte
Wilhelm Wackernagel: Geschichte der deutschen Litteratur. Ein Handbuch. 2 Bde. Neu bearb. und zu Ende geführt von Emil Martin, Basel 1879-1894
WAPNEWSKI
Peter Wapnewski: Deutsche Literatur des Mittelalters. Ein Abriss. (= Unveränderter Nachdruck der Ausgabe 1960) , Göttingen 1968. (4., bibliogr. ergänzte Aufl., 1980)
WARTMANN
Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen, bearb. von Hermann Wartmann, PI. Bütler, Tr. Schiess und P. Staerkle. 6 Bde., Zürich/St. Gallen 1863-1955
WEHRLI
Max Wehrli: Gattungsgeschichtliche Betrachtungen zum Ludwigslied. In: Philologia deutsch. Festschrift zum 70. Geburtstag von Walter Henzen, Bern 1965, 9-20
Betrachtungen
Bibliographie zum Galluslied
33
WEHRLI Geschichte
Max Wehrli: Geschichte der deutschen Literatur vom frühen Mittelalter bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. (= Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd. 1), Stuttgart 1980. (Reclam, Universalbibliothek Nr. 10294)
WEIDMANN
Franz Weidmann: Geschichte der Bibliothek zu St. Gallen seit ihrer Gründung um das Jahr 830 bis auf 1841. Aus den Quellen bearbeitet auf die tausendjährige Jubelfeier, St. Gallen 1841 bzw. 1846
WEYMANN
Carl Weymann: Beiträge zur Geschichte der christlich-lateinischen Poesie. (= Nachdruck der Ausgabe München 1926), Hildesheim 1975
WILLEMS
Fritz Willems: Der parataktische Satzstil im Ludwigslied. In: ZfdA 85, 1954/55, 18-35
WIORA
Walter Wiora: Das deutsche Lied. Zur Geschichte und Aesthetik einer musikalischen Gattung, Wolfenbüttel/Zürich 1971
WOLF
Alfred Wolf: Ekkehard IV. und Notker Labeo. In: Studia Neophilologica 33, 1961, 145158
WOLFF
Ludwig Wolff: Das deutsche Schrifttum bis zum Ausgang des Mittelalters. Bd. 1: Von der germanischen Welt zum christlich-deutschen Mittelalter, 2. ergänzte Aufl., Göttingen 1951
ZIMMERMANN
G(eorg) R(udolph) Zimmermann: Ratpert der erste Zürchergelehrte. Ein Lebensbild aus dem neunten Jahrhundert, Basel 1878
Einleitung
34 ZYGULSKI/SZYROCKI
Zdzislaw Zygulski/Marian Szyrocki: Geschichte der deutschen Literatur. 4 Bde. Wroclaw 1958-1967
1.1.5. Abkürzungen ü b . bened.
Liber Benedictionum; bezieht sich auf den Cod. Sang. 393 (mit Angabe der entsprechenden Seite)
EGLI, lib. bened.
bezieht sich auf die Ausgabe des Liber Benedictionum von Johannes Egli
s.u., S. ...
siehe unten, Seite ...
s.o., S. ...
siehe oben, Seite ...
1.2. Das Galluslied und die Ueberlieferung der althochdeutschen Literatur Innerhalb der Ueberlieferung der althochdeutschen Literatur, die wir vom späten 8. bis zum dritten Viertel des 11. Jahrhunderts rechnen , stellt das verlorene Galluslied des Mönches R a t p e r t einen Sonderfall dar, ist es uns doch heute nur noch indirekt, d.h. in drei lateinischen Uebertragungen - besser: Umdichtungen - EKKEHARTS IV. erhalten, so dass seine Originalgestalt nur schwer oder kaum aufzuhellen ist. Die Tatsache, dass das Galluslied nicht in althochdeutscher Sprache auf uns gekommen ist, hat ihren Grund vielleicht in der besonderen Ueberlieferungslage des Althochdeutschen: Bekanntlich ist die Ueberlieferung der althochdeutschen Literatur vor allem den verschiedenen Klöstern des frühen Mittelalters zu verdanken, etwa den Klostergemeinschaften Fulda, Freising, Mur-
1 Althochdeutsch ist "die älteste schriftlich bezeugte Stufe der deutschen Sprache vom 8. bis ins 11. Jh.", SONDEREGGER, AHD. Spr. Lit., 11
Galluslied Ueberlief. ahd. Lit.
35
bach, Reichenau, St. Gallen und Weissenburg. In deren Skriptorien sind Werke z.B. der Antike und der Spätantike abgeschrieben (und z.T. auch übersetzt und kommentiert worden) - eine im übrigen sehr strenge und mühselige Arbeit, wie dies diverse in mittelalterlichen Codices tradierte Schreiberverse beweisen.^ Die Zahl der aus dieser Zeit überlieferten althochdeutschen Sprachdenkmäler ist aber nun, wenn man einen Vergleich mit der Literatur des hohen und späten Mittelalters zieht, recht gering. Dabei hat man zu bedenken, dass in der althochdeutschen Periode, dem Anfang und gleichsam dem Tor zu einer deutschen 2 Literatur - und dies ganz besonders in der frühmittelalterlichen Klosterkultur - das Deutsche neben der sancta lingua latina nur eine - wenn auch nicht unbedeutende - Nebenrolle spielte. So erreichte das Deutsche erst relativ spät, nämlich 3 in mittelhochdeutscher Zeit (spätes 11. bis 14./15. Jh.) , den Status einer des Buches würdigen Sprache. Damit mag auch die Erklärung gefunden sein, dass einige althochdeutsche Denkmäler - von den grösseren Opera (z.B. dem Tatian oder Otfrids Evangelienharmonie) abgesehen - oft dort, wo sich in einer Handschrift gerade noch Platz fand, am Anfang oder am Schluss eines 4 Codex, tradiert sind. Das Hildebrandslied ist beispielsweise am Anfang und am Schluss der Handschrift Kassel theol. 54 überliefert. ^ Das Petruslied findet sich auf der letzten Seite der 1 Etwa der folgende aus dem Cod. Sang. 581 der Stiftsbibliothek St. Gallen: "Qui dedit alpha et o, sit laus et gloria Christo." Zitiert nach DUFT, Schreiber, 26 (siehe auch 42). 2 Von den frühen Zaubersprüchen, den Beschwörungen und Segen, dem Hildebrandslied, dem Wessobrunner Schöpfungsgedicht oder dem Muspilli abgesehen, ist die althochdeutsche Literatur in ihren Anfängen zunächst einmal U e b e r s e t z u n g s l i t e r a t u r . In Form einzelner Glossen, die teilweise in Glossaren gesammelt und zusammengestellt wurden - oder auch Wort für Wort, z.B. in Interlinearversionen, sind Texte vor allem der Bibel und der christlichen spätantiken Literatur in die deutsche Sprache übertragen worden. Im 9. Jahrhundert entstehen mehr und mehr selbständige Dichtungen in althochdeutscher Sprache, u.a. die bedeutende Evangelienharmonie Otfrids von Weissenburg. 3 Nach SONDEREGGER, Grundzüge, 182 4 Dazu BISCHOFF, Fragen. 5 BISCHOFF, Fragen, 112.
36
Einleitung
Münchener Handschrift Clm 6260 (Freising).^ Es scheint, als ob viele althochdeutsche Sprachdenkmäler nur dank einem spontanen, oftmals zufällig erscheinenden Eintrag in eine Handschrift bis 2 auf den heutigen Tag überlebt haben. Wir müssen damit rechnen, dass wir einige Opuskula der althochdeutschen Sprachstufe nicht kennen, weil sie u.U. nie aufgeschrieben wurden - vielleicht nur mündlich weitergegeben wurden - oder weil sie, obwohl einmal auf einem Stück Pergamentes festgehalten, wegen der überlieferungsmässig ungünstigen Lage der althochdeutschen Literatur nicht mehr auf uns gekommen sind."' Das heute nur noch in lateinischer Sprache tradierte Galluslied, ein 17 Strophen zu je 5 Versen umfassendes Lied auf den Gründer des Klosters St. Gallen, ist vergleichbar mit einer Gruppe kleinerer althochdeutscher Endreimdichtungen: vor allem mit dem um 900 entstandenen G e o r g s l i e d , dessen Entstehung bis vor kurzem mit der Georgskirche auf der Reichenau erklärt wurde, neuerdings aber von Wolfgang Haubrichs mit der karolingischen 4 Königsabtei Prüm in der Eifel in Zusammenhang gebracht wird, - mit dem in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts geschriebenen L u d w i g s l i e d , einem Panegyrikum auf den westfränkischen König Ludwig III. und seinen Sieg über die Normannen in der Schlacht bei Saucourt am 3. August 881 - und mit dem wohl in der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert verfassten P e t r u s l i e d , eigentlich einem Bittgesang an den heiligen Petrus. Gegenstand der vorliegenden Arbeit wird aber nicht ein Vergleich des Gallusliedes mit ähnlichen althochdeutschen Zeugnissen sein, auch nicht eine Einordnung des Lobliedes auf Sankt
1 BISCHOFF, Fragen, 114. 2 Vgl. BISCHOFF, Fragen, 103. 3 Siehe in diesem Zusammenhang den äusserst interessanten Beitrag von Gerhard Eis: Von der verlorenen altdeutschen Literatur. Erwägungen und Ergänzungen. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift. N.F., Bd. 6, Heidelberg 1957. - Wichtig ist hier vor allem der Hinweis auf die Verwendung mittelalterlichen beschriebenen Schreibmaterials als Makulatur in späterer Zeit. 4 HAUBRICHS, Prüm.
Galluslied Ueberlief. ahd. Lit.
37
Gallus in die gesamte althochdeutsche Literatur. Dasselbe gilt für eine Einbettung unseres Liedes in die Formengeschichte
alt-
hochdeutscher und auch mittellateinischer Hymnik und Preisdichtung.''" Es soll vielmehr versucht werden, das in drei voneinander stark abweichenden
l a t e i n i s c h e n
Fassungen überlie-
ferte Galluslied zum einen von der prosaischen und poetischen 2 (lateinischen) Gallushagiographie und zum andern (und besonders) von der Latinität Ekkeharts IV.
(seinen zahlreichen
tungen und seinem umfangreichen prosaischen Werk
Dich-
'Casus sancti
3 Galli' ) und nicht zuletzt von den literatur- und
personenge-
schichtlichen Zusammenhängen des Gallusklosters her zu verstehen. Eine nur dem Galluslied gewidmete grössere wissenschaftliche 4 obwohl es kein Gerin-
Arbeit fehlt bis auf den heutigen Tag,
gerer als Jacob Grimm war, der dieses Denkmal schon in den Anfängen der Germanistik im 19. Jahrhundert bekannt machte. vorliegende Arbeit soll ein erster Versuch
Die
sein.
1 Auch auf eine mit der Formengeschichte in engem Zusammenhang stehende musikologische Analyse und Interpretation (mit vollständigem Verzeichnis der entsprechenden Literatur) wird hier verzichtet. - Das Galluslied ist in der Fassung B durchgängig, in A bis und mit 7,2 und in C bis und mit 2,5 mit Neuinen versehen. - In den 1930er Jahren z.B. nahm MÜLLER-BLATTAU eine Uebertragung der Neumen des Gallusliedes vor, die TAYLOR als "zwangsläufig grösstenteils hypothetisch" bezeichnete (TAYLOR, 14; MÜLLERBLATTAU, 142ff.). Siehe zum Problem auch STEPHAN. Zur Entzifferung der Neumen (grundsätzlich) LIPPHARDT. Für musikwissenschaftliche Probleme siehe auch die in der Bibliographie aufgeführten Publikationen von GENNRICH, HUSMANN, JAMMERS und auch von SPANKE und entsprechende Artikel im mehrbändigen enzyklopädischen Werk: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. (Abgekürzt: MGG), ferner das eben erschienene wissenschaftliche Nachschlagewerk "The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Edited by Stanley Sadie. 20 Bde., 1980", wo u.a. im 13. Bd. auf 123-125 ("Neuma") und auf 128-154 ("Neumatic Notations") ein solider Ueberblick über die Neumenfoischung - mit einer äusserst umfangreichen Bibliographie auf 151ff. - vermittelt wird. 2 Zur Gallushagiographie s.u., S. 39. 3 S.u., S. 38. 4 In etwas grösserem Rahmen äusserten sich nur SCHULZ und SEEMÜLLER über das Galluslied. 5 In: Lateinische Gedichte, Göttingen 1838, bes. S. XXXIff.
38
Einleitung
1.3. Ratpert und Ekkehart IV. Ueber R a t p e r t , den Verfasser des althochdeutschen Liedes, weiss man recht wenig.^ Er wurde "zwischen 840 und 850 2 oder wenig vor- oder nachher geboren." Sein Herkunftsort ist 3 nicht bekannt. Ratpert war Mönch und Lehrer im Kloster St. Gallen. Ekkehart IV. hebt in seinen 'casus' die enge Freundschaft Ratperts mit den berühmten St. Galler Mönchen Notker (Balbulus, der Stammler; Sequenzendichter) und 4 Tuotilo (Elfenbeinschnitzer, Musiker und Dichter) hervor. Ratpert verfasste als erster eine Chronik seines Klosters, die sog. 'casus sancti Galli'.^ Er schreibt darin über die Geschichte St. Gallens von der Gründung der Einsiedlerzelle durch Sankt Gallus bis zum Ende des Jahres 883.6 Daneben machte sich Ratpert als Dichter einen Namen: er schuf die Litaneidichtung 'Ardua spes mundi', ein Lied zur Kommunion 'Laudes, omnipotens, ferimus', ein lateinisches Lied zum Gallusfest 'Annua, sancte Dei' und das Empfangslied 7 für eine Kaiserin 'Aurea lux terre'. - Was den Zeitpunkt von Ratperts Tod anbelangt, so weiss man nur, dass er - dem Eintrag Q des St. Galler Nekrologiums zufolge - an einem 25. Oktober um 9 das Jahr 900 gestorben ist.
1 STOTZ, 15. Ueber Ratperts Leben und Werk STOTZ, 15ff. 2 STOTZ, 15. 3 Als Herkunftsort wird in der Literatur zwar immer wieder Zürich genannt; siehe dazu aber STOTZ, 15 und 217ff. (Anhang). 4 Ueber Tuotilo grundlegend: RÖSCH, Tuotilo. 5 URL, 11. 6 URL, 11. 7 STOTZ, 19f.; siehe auch 20ff., wo von fälschlicherweise Ratpert zugesprochenen Gedichten die Rede ist. 8 MG Necr. I, 483. 9 URL, 12: "Sein Todesjahr dürfte vor 895 liegen." - STOTZ, 16: "Gestorben ist Ratpert an einem 25. Oktober um 900, jedenfalls vor 912."
üebersicht über die Gallushagiographie
39
Nach Hans F. Haefele sind die "Daten zu E(kkehart)s Biographie unsicher und aus mehr oder weniger hypothetischen Kombinationen errechnet".''' Sein Geburtsjahr hat man vor der Jahrtausendwende anzunehmen. 2 Ekkehart IV. stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Umgebung von St. Gallen, wo eine "sippenmässige Zuge3
hörigkeit zu den hier angesiedelten Ekkeharden und Notkeren" sehr wohl möglich ist. Im Kloster St. Gallen war Ekkehart Schüler Notkers des Deutschen. Nach dem Tode seines Lehrers hielt sich Ekkehart eine Zeitlang in Mainz auf, "wo er mit Erzbischof Aribo (1021-1031) in Verbindung trat"4. - An einem 21. Oktober^ - vielleicht des Jahres 1057 (?) - ist Ekkehart gestorben. Von vielen Dichtungen abgesehen (z.T. wurden sie in der Schule verfasst)^, ist Ekkehart berühmt geworden durch seine 'casus sancti Galli', eine unvollendet gebliebene Fortsetzung 7 der von Ratpert begonnenen Chronik des Klosters St. Gallen.
1.4. Kleine Üebersicht über die Gallushagiographie (bis auf Ekkehart IV.)8 Das Leben des heiligen Gallus, des Gründers einer Einsiedlerzelle im Steinachtal, der Grundlage des späteren Klosters
1 HAEFELE, Verf.-Lex., 455. 2 HAEFELE, Verf.-Lex., 455. 3 HAEFELE, Verf.-Lex., 456. - Zu den verschiedenen Notkeren siehe VON DEN STEINEN, Darstellungsbd., 32. Eine Zusammenstellung der verschiedenen Notkere und Ekkeharte findet sich bei SONDEREGGER, Ahd. SG., 80, und zudem bei DUFT, Notker, 7f. 4 HAEFELE, Verf.-Lex., 456. - Das Datum der Rückkehr Ekkeharts ins Kloster St. Gallen ist unbekannt. 5 HAEFELE, Verf.-Lex., 457. - Sterbedatum nach dem. St. Galler Nekrologium (MG Necr. I, 483). 6 Hierüber beispielsweise unten, s. 253. 7 Siehe dazu URL, 18ff. - An Literatur über die casus seien ferner genannt: HAEFELE, Untersuchungen 1 und 2; ders., Ekk. IV.; ders., casus; ders., Wolo und neuerdings: Tu dixisti. - Von HAEFELE erschien jüngst auch eine Neuübersetzung der casus (HAEFELE, Klostergeschichten, 1980). 8 Einen neueren Ueberblick über die Gallushagiographie gibt DUFT, Galluskapelle, 9ff.; viele Gallusdichtungen sind aber nicht aufgeführt, da sich DUFT mit Recht auf die im Hinblick auf den Bilderzyklus entscheidenden
40
Einleitung
St. Gallen mit seinem ersten Abt Otmar (um 689-759)''", wurde verschiedene Male in Prosa aufgeschrieben und in poetischer 2 Form ausgestaltet. Darüber Hinaus sind zahlreiche Gedichte und Lieder - diese keine Viten - erhalten, die Sankt Gallus zum Thema haben. Man kann - in Kürze und bis auf die Zeit Ekkeharts IV. - vor allem die folgenden Werke nennen: Beim ältesten Gallusleben handelt es sich um die sogenannte ' v i t a v e t u s t i s s i m a ' , die erst in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts vom damaligen Staatsarchivar in Zürich - Paul Schweizer - in einem Bucheinband entdeckt worden ist."* Die 'vita vetustissima1 ist nur fragmentarisch über5 4 liefert. Walter Berschin versuchte, in dieser Vita drei zu je verschiedener Zeit entstandene Passus nachzuweisen: Teil I um 680 (also ca. 30 Jahre nach dem Tode des heiligen Gallus verfasst), Teil II (eine erste Fortsetzung) um 715/725 und Teil III (eine zweite Fortsetzung) nach 771.
prosaischen und metrischen Gallusviten und auf die entsprechenden Gallusdichtungen beschränkt hat. - Eine Uebersieht über die Gallusdichtungen (allg.) vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert vermittelt demnächst Peter Osterwalder: Sankt Gallus in der Dichtung. Eine Bestandesaufnahme; erscheint voraussichtlich als 123. Neujahrsblatt, hg. vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen, St. Gallen 1983. - Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang SEEMÖLLER, bes. 286ff. (297ff. auch über Aufbau und Inhalt des Gallusliedes). 1 Siehe dazu DUFT, Otmar 1, 7f. 2 "In Nachahmung des Martinsklosters in Tours war es der Ehrgeiz der grossen Klöster des Abendlandes, die Vita ihres jeweiligen Patrons in P o e s i e und P r o s a zu lesen." (Berschin, Notkers Metrum de vita S. Galli. Einleitung und Edition. In : FLORILEGIUM SANGALLENSE, 71-121; Zitat: 80. Mit Hinweis auf CURTIUS, 157f., und mit weiterer Literatur in Anm. 29). 3 Siehe dazu DUFT, Galluskapelle, 9 (mit weiterführender Literatur im Anmerkungsteil) . 4 Hg. von KRUSCH, 251-256 und neuerdings auch von P. Iso MÜLLER. In: ZSKG 66, 1972, 212-221. 5 BERSCHIN, Gallus abbas vindicatus, bes. 266ff.; siehe dazu auch P. Iso Müller (wie Anm. 3), 240ff. - Weitere Literatur bei DUFT, Galluskapelle, lOf.
Uebersicht über die Gallushagiographie
41
Ein weiteres prosaisches Gallusleben wurde zu Beginn des 9. Jahrhunderts (zwischen 816 und 824) vom Reichenauer Mönch W e t t i (gestorben 824) geschrieben.^" Diese Vita ist in 2 einer einzigen Handschrift, in Cod. Sang. 553, tradiert. Sie galt lange Zeit als von einem Anonymus verfasstes Gallusleben. Erst seit dem 19. Jahrhundert ist - aufgrund der Entdeckung des Akrostichons im hexametrischen Prolog durch Franz Bücheler"^ - Wetti als Verfasser bekannt. Eine dritte Fassung des Galluslebens in Prosa verdanken wir dem grossen mittellateinischen Dichter W a l a h f r i d S t r a b o (808/809-849). Walahfrid hat die von Wetti verfasste Vita 4 - wohl auch mit Blick auf die 'vetustissima' überarbeitet. Nach Bruno Krusch geschah dies in den Jahren 833/ 834.^ Dieses Gallusleben ist in zahlreichen Codices enthalten. Krusch gibt 33 Handschriften an. Nach Prof. Duft kann aber die von Krusch angegebene Zahl mehr als verdoppelt werden.^ Ebenfalls aus dem 9. Jahrhundert stammt die 1808 Hexameter umfassende anonyme metrische Gallusvita 'Sol, qui multofluo...', der ein Prolog von 20 Hexametern 'Promissi memor ecce mei,...' 7 vorangeht. Dieses Opus wurde in der Forschung schon Walahfrid zugeschrieben. Alf Önnerfors machte Walahfrid als Verfasser des Prologs geltend.8 1 Hierüber DUFT, Galluskapelle, llff., wo auch die grundlegende Literatur verzeichnet ist. - Das Akrostichon lautet: "Cozberto Patri W e t t i n u s Verba salvtis". Gemeint ist Gozbert, der von 816 bis 837 in St. Gallen Abt war. 2 Cod. Sang. 553, 166-227. Zur Handschrift SCHERRER, 170-175. Hg. von KRUSCH, 256-280. 3 Siehe DUFT, Galluskapelle, 12. 4 Hg. von KRUSCH, 280-337. 5 KRUSCH, 243. Vgl. DUFT, Galluskapelle, 14. 6 Telephonisch am 4.2.1978. Siehe dazu Johannes Duft: 1200 Jahre Iburinga/ Ueberlingen. Vortrag an der 83. Hauptversammlung des Bodenseegeschichtsvereins in Ueberlingen. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 89. Heft, 1971, 1-8, 5 (Anm. 13). 7 Hg. von DÜMMLER. In: MG Poet. t. 2, 1884, 428-473. 8 Alf Önnerfors: Philologisches zu Walahfrid Strabo. In: Mittellateinisches Jahrbuch 7, 1972, 41-92. (51). - Siehe auch DUFT, Galluskapelle, 15 (mit weiterführender Literatur im Anmerkungsteil.) - Nebenbei bemerkt: Ein am Mittellateinischen Seminar der Universität Zürich unter der Leitung von
42
Einleitung
Im Brief E r m e n r i c h s von E l l w a n g e n (810/814-874) an G r i m a l d , Abt von St. Gallen, finden sich "Versuche einer metrischen Gallusvita"'1": 'Summe Deus, mundi...' (in der Ausgabe auf Seite 573) und 'O regnans deitas ...' (in der Ausgabe auf Seite 574) und 'Nunc primum loca tangentes...' (in der Ausgabe auf den Seiten 576 bis 579). N o t k e r I. B a l b u l u s (um 840-912), der Schöpfer zahlreicher und bedeutender Sequenzen, dichtete ein heute leider nur noch fragmentarisch erhaltenes Gallusleben. E k k e h a r t IV. schrieb zu dieser Vita einen in Prosa gehaltenen Prolog.^ Die Notkersche Vita ist ein Prosimetrum, also 4 ein Text, in dem "Prosa mit poetischen Einlagen wechselt". Notker und sein Schüler Hartmann^ gestalten abwechslungsweise dieses Gallusleben. "Kernstück" dieser prosimetrischen Gallusvita ist den Forschungen Walter Berschins zufolge der 'Sermo S. Galli', die Predigt, "die der heilige Gallus in Konstanz nach der Wahl seines Schülers Johannes zum Bischof gehalten haben soll." In den Kapiteln 1 bis 4 der 'casus sancti Galli' R a t 7 liegt ein Gallusleben in 'Kurzform' vor: unter p e r t s
Prof. Dr. Hans F. Haefele durchgeführtes Kolloquium "Die metrische Gallusvita" (Sommersemester 1980) hat gezeigt, dass über dieses Gallusleben das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, zumal ja eine grundlegende sprachliche Analyse dieses Denkmals bis auf den heutigen Tag fehlt. 1 So DUFT, Galluskapelle, 16. - Hg. von Dümmler. In: MG Epist. t. 5, 1899, 536-579. 2 Einen Ueberblick über die verschiedenen Ausgaben dieser Vita vermittelt DUFT, Galluskapelle, 16. - Die neueste und auch grundlegende Ausgabe Walter Berschins findet sich in: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 91ff., nach der in der vorliegenden Arbeit jeweils zitiert wird. 3 Es war Paul von Winterfeld, der Ekkehart IV. als Verfasser des Prologs erkannte. Siehe DUFT, Galluskapelle, 16. 4 CURTIUS, 160. (über Prosimetra 160f.). 5 Zu Hartmann siehe VON DEN STEINEN, Darstellungsbd., bes. 51-58, aber auch 631 (Register). 6 Berschin. In: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 86, (auch 87f.). - Zum Problem auch Walter Berschin: Zur Textgestalt von Notkers Metrum de vita S. Galli. In: DA 27, 1971, 525-530, bes. 527ff. 7 Hg. von Meyer von Knonau, s.o., s. 6 (Quellenverzeichnis).
Uebersicht über die Gallushagiographie
43
Auslassung vieler Ereignisse berichtet Ratpert kurz von der Fahrt der Brüder von Irland nach dem Kontinent und schliesst damit, von der Ausstellung einer Urkunde an Gallus zu berichten. W a l a h f r i d S t r a b o ist der Dichter des aus zehn sapphischen Strophen bestehenden Gallushymnus 'Vita sanctorum'^. - Mit 'Vepribus offensus' beginnt der erste von acht Versen, die Sankt Gallus zum Thema haben. Diese Verse wurden in der St. Galler Handschrift 869 (9. Jahrhundert), die insgesamt als 'Walahfrid-Handschrift1 zu bezeichnen ist, auf Seite 155 ein3 2 getragen. Ob sie wohl von Walahfrid herrühren? In N o t k e r s 'Hymnenbuch1 findet sich die Gallussequenz 4
'Dilecte deo, Galle, perenni1. H a r t m a n n von St. Gallen (gestorben 884) verfasste die Allerheiligenlitanei-Dichtung 1 Humiii prece', in der in drei Strophen von Sankt Gallus die Rede ist."* Von R a t p e r t , dem Dichter des verlorenen althochdeutschen Gallusliedes, ist in den beiden St. Galler Handschriften 360 und 381 das lateinische Galluslied 'Annua, sancte Dei1 überliefert.^ Es handelt sich hierbei um ein aus 13 Distichen bestehendes Prozessionslied.^ 'Grates Nicht zu vergessen ist das Figurengedicht auf Gallus g ac votum...' aus dem Anfang des 9. Jahrhunderts.
1 Text z.B. in: MG Poet. t. 2, 1884, 411. - Literatur dazu ist bei SCHALLER/KÖNSGEN, 772 (17421). 2 Text in: MG Poet. t. 2, 1884, 400; siehe auch 263
verzeichnet
(Prooemium).
3 Die Verse sind immerhin von anderer (späterer) Hand in den Codex tragen worden. Vgl. MG Poet. t. 2, 1884, 263. 4 Text und Uebersetzung bei VON DEN STEINEN, Editionsbd., 171 und Darstellungsbd., 617 (Register).
einge-
72ff.; siehe auch
5 Text in: MG Poet. t. 4, 1923, 319-321 (die Gallus betreffenden Verse auf 320). - Siehe dazu VON DEN STEINEN, Darstellungsbd.-, 57, 385 und 527 und STOTZ, 15, 20, 43, 73, 134 und 140f. - Weitere Literatur bei SCHALLER/ KÖNSGEN, 702 (15844). 6 Hg. und übersetzt von STOTZ, 114f. - Ueber die Handschriften und weitere Literatur STOTZ, 13. 7 Nach STOTZ,
116.
8 Text in: MG Poet. t. 2, 1884, 478f. - Literatur dazu bei 257 (5676).
SCHALLER/KÖNSGEN,
44
Einleitung Eine nach Wolfram von den Steinen aus dem 10. Jahrhundert
stammende Gallussequenz hebt mit 'Christe sanctis unica' an.^ E k k e h a r t
IV.
2
sancti Galli confessoris'
fasste unter dem Titel 'In natale mehrere Sankt Gallus gewidmete Ge-
dichte zusammen - Poemata, die Ekkehart vielleicht alle in der Schule geschaffen hat, bezeichnet er selbst sie doch ausdrück3 lieh als Schulgedichte. E k k e h a r t IV. dichtete zudem 146 leoninische Hexameter, die mit 'Ad picturas claustri Sancti Galli. Purchardi 4 abbatis iussu überschrieben sind. Genauer gesagt sind es 73 je aus zwei Zeilen bestehende Tituli, Szenen aus dem Leben des heiligen Gallus, die Ekkehart vielleicht im Hinblick auf einen Bilderzyklus komponiert hat. Nach Johannes Duft "hat Ekkehart mit diesen Versen, die er selber in zwei Varianten und mit vielen Interlinearglossen und Korrekturen niedergeschrieben hat, eine Schularbeit, vielleicht eine Art Preisarbeit oder Modellarbeit geleistet..."^ Nicht zu vergessen sind schliesslich die Martyr'ologien A d o s und N o t k e r s , in denen sich bezüglich Gallus je ein etwas längerer Eintrag findet. Der Eintrag im erstgenannten ist von Ekkehart IV.^ Unsere kurze Uebersicht über gdem heiligen Gallus gewidmete poetische und prosaische Werke belle wie folgt darstellen:
lässt sich in Form einer Ta-
1 Text bei VON DEN STEINEN, Editionsbd., 123; siehe auch 183 und Darstellungsbd., 555, 560 und 588. 2 S.o., S. 4
(In nat. Gall.).
3 S.u., S. 253. 4 S.o., S. 4
(pict. Sangall.).
5 Siehe dazu DUFT, Galluskapelle, 16f. und neuerdings HAEFELE, Verf.-Lex., 457f. 6 so DUFT, Galluskapelle, 17. 7 Dazu unten, s. 254ff. 8 Einzelne Sankt Gallus gewidmete Verse, z.B. in Litaneien, sind in der vorliegenden Uebersicht nicht berücksichtigt worden. Die einzige Ausnahme bildet 'Humiii prece', wo von Gallus aber doch in einigen Versen die Rede ist. - Das Martyrologium des Ado von Vienne und dasjenige Notkers wurden lediglich beigezogen, da in ihnen je sozusagen eine Gallusvita in Kurzform vorliegt (bes. bei Notker).
Uebersicht über die TEXT
45
Gallushagiographie
VERFASSER
ZEIT
PROSAISCHE GALLUSLEBEN vita vetustissima
anonym
7.Jh. (2.H.) und 8. Jh.
vita sancti Galli
Wetti
9.Jh.(l.H.)
vita sancti Galli
Walahfrid
9.Jh.(l.H.)
casus sancti Galli, Kap. 1 - Kap. 4
Ratpert
9. Jh.
MARTYROLOGIEN Martyrologium (16.Okt.)
Notker Balbulus
9. Jh.
Martyrologium (16.Okt)
Ado von Vienne bzw. Ekkehart IV.
9.Jh./bzw.10./ 11.Jh.
METRISCHE GALLUSLEBEN Metrische Gallusvita (Promissi memor ecce mei)
anonym / Prolog von Walahfrid?
9. Jh.
Epistola ad Grimoldum
Ermenrich von Ellwangen
9. Jh.
Prosimetrische Gallusvita (mit der Galluspredigt als Kern)
Notker Balbulus und sein Schüler Hartmann / Prolog und Additamenta in Prosa von Ekkehart IV.
9.Jh. (2.H.)
GALLUSDICHTUNGEN
11.Jh. (l.H.)
Cum mundus per inania vertatur volitando (Hexametr.Prolog zur Gallusvita Wettis)
Wetti (?)
9. Jh.
vita sanctorum (Gallushymnus)
Walahfrid
9. Jh.
Dilecte, deo, Galle (Gallussequenz)
Notker Balbulus
9. Jh.
Humiii prece (Allerheiligenlitaneidichtg.)
Hartmann
9. Jh.
Ahd.Galluslied (verloren)
Ratpert
9. Jh.
Annua, sánete Dei (Prozessionslied)
Ratpert
9. Jh.
Grates ac votum (Figurenged.)
anonym
9.Jh.(Anf.)
Christe sanetis unica (Gallussequenz)
anonym
10.Jh.
Ecce deo Gallum (pict.Sangall.) Ekkehart IV.
10./II.Jh.(l.H.)
Ortivum solem (In nat.Gall.)
Ekkehart IV.
10.,viell.11.Jh.
Uebersetzungen von Ratperts Galluslied. Nunc ineipiendum
Ekkehart IV.
10./II.Jh.(l.H.)]
Vepribus offensus (tituli?)
Walahfrid?
(3 Fassungen) 9.Jh.?
46
Einleitung
Anmerkung 1 von Seite 45: 1 Was die Abfassungszeit der verschiedenen Gallusdichtungen Ekkeharts IV. anbelangt, so hat man folgendes festzuhalten: (1) Ekkehart hat an seinen Poemen immer wieder gefeilt. (Auf dieses Phänomen werden wir in dieser Arbeit immer wieder stossen.) So ist eine (genaue) Datierung der Gedichte oftmals fast unmöglich. "... es ist anzunehmen, dass er seine sehr ausgebreitete literarische Tätigkeit über den grössten Teil seines Lebens ausgedehnt hat, (...), ohne dass man immer imstande wäre, ein Stück zu datieren. Dies ist umso schwieriger, als der Dichter nie aufgehört hat, sich mit seinen Werken immer von neuem zu beschäftigen, wie man aus dem Zustande der von ihm selbst geschriebenen Hss. ersehen kann, (...), sie sind offenbar niemals fertig geworden." (Strecker, MG Poet. t. 5, Anm. 37: 1939, 531f.). (2) Die Gallusdichtung In nat. Gall. (eigentlich mehrere Gedichte zusammen) , die in der Schule verfasst wurde, hat Ekkehart vielleicht um die Jahrtausendwende oder ganz am Anfang des 11. Jahrhunderts geschaffen und sie später in den ü b . bened. aufgenommen. (3) Die pict. Sangall. schrieb Ekkehart im Auftrage des Abtes Purcharts II., der 1022 gestorben ist. Eine der beiden Fassungen muss wohl vor 1022 entstanden sein. Ob dies die Fassung B ist, welche in Cod. Sang. 168 überliefert ist? Ekkehart IV. hätte dann, wenn dem so ist, eine überarbeitete (und umfangreichere) 2. Fassung später dem lib. bened. inkorporiert. (4) Strecker und auch Seemüller wollen aufgrund weniger Verse behaupten, unser Galluslied sei vor den pict. Sangall. entstanden (siehe Strekker, MG Poet. t. 5, 1939, 534). Ich möchte im Gegensatz dazu festhalten, dass wir kaum sagen können, ob das Galluslied vor den pict. Sangall. - oder umgekehrt - entstanden ist. Da das Galluslied in drei recht verschiedenen Fassungen und auch die pict. Sangall. in zwei stark voneinander abweichenden Redaktionen erhalten sind, gibt man genauere Datierungsversuche besser auf und formuliert am besten so: Ekkehart hat sich wohl zeit seines Lebens immer wieder mit seinen Gallusdichtungen auseinandergesetzt und sich wohl gedanklich und sprachlich immer wieder von einer zur andern hinbewegt. - So habe ich in der Tabelle in der Kolumne 'ZEIT' 10./II. Jh. eingesetzt.
2. HANDSCHRIFTEN
2.1. Codex Sangallensis 168 (9. Jh.) (1) Literatur/Edition: BRUCKNER II, 67 (siehe auch Tafel XLI = Abbildung vonS. 17 der Handschrift) - EGLI, ü b . bened., V und 382ff. SCHERRER, 60f. und STRECKER, MG Poet. t. 5, 1939, 536. Die Handschrift wird in der folgenden Edition ausdrücklich erwähnt: Sancti Aurelii Augustini in Iohannis evangelium tractatus CXXIV. (= Corpus Christianorum. Series Latina. XXXVI. Aurelii Augustini opera. Pars VIII), Turnholti 1954, X (= Praefatio). Siehe Tafel I, hinten (= Abb. von S. 2 des Cod. Sang. 168). (2) Format und äussere Anlage: Ca. 22x31,5 cm. Lederbespannte Holzdeckel. Nach BRUCKNER II, 67 ist die Handschrift in einen "gelbbraunen gepressten Lederband (des 15. Jahrhunderts?)" eingebunden. Schliessen und entsprechende Messingstifte (Vorderdeckel) . (3) Paginierung: Die Handschrift wurde von P. Ildefons von Arx 1 mit Bleistift paginiert. Sie zählt 408 Seiten. (4) Lagen: Quaternionen; unvollständig 385-400, 401-4.08.
1 Ueber ihn in: von ARX-GEDENKSCHRIFT. 2 Vgl. BRUCKNER II, 67.
2
(1957) und hier, u., S. 246f.
48
Handschriften
(5) Anordnung des Textes: Einspaltig. Beschriebene Fläche: ca. 15x22 cm. Im Normalfall 26 Zeilen pro Seite. Blinde Linierung (auch senkrechte Begrenzungslinien am Rande). (6) Schrift: Schöne und sorgfältige Schrift. Grosse Ueberschriften sind farbig (z.T. in verschiedenen Farben) gestaltet worden. Die Initialen sind verziert (nach BRUCKNER II, 67 "leicht verziert"). Cod. Sang. 168 ist nach BRUCKNER II, 67 "in der Hauptsache von Cunzo geschrieben"''". Zumeist sieht man bei aufgeschlagenem Codex jeweils rot oder tintenfarbig auf der linken Seite ein "homi" (= homilia) und auf der rechten Seite die entsprechende Nummer der Predigt in einer römischen Zahl. (7) Inhalt: Cod. Sang. 168 ist eine A u g u s t i n -Handschrift. Auf den Seiten 5 bis 404 stehen Predigten Augustins. Auf Seite 5 findet sich ein Inhaltsverzeichnis. Die Ueberschrift beginnt mit: "INCIPIUNT CAPITULA SERMONUM IN AEUANGELIS TAM IOHAN AVRILII AGUSTINI (für: AUGUSTINI) IPPONENSIS episcopi..." Auf Seite 404 steht lediglich der Anfang der Predigt Nr. XXII: "INCIPIT OMELIA XXII // ABEO QUOD SCRIPTUM EST AMEN AMEN DICO UOBIS. QUIA QUI UERBUM MEUM AUDIT ET CREDIT... (Am Schluss ein "AMEN"). Daran anschliessend findt sich der Bibliotheksstempel. Die untere Hälfte der Seite ist leer geblieben - mit Ausnahme einer Federprobe von wesentlich jüngerer Hand. Auf den Seiten 405 bis 406 steht eine Fassung der von 2 Ekkehart IV. gedichteten pict. Sangall. , die von Ekkehart selbst in diese Handschrift eingetragen wurden.^ 1 Ueber den Schreiber Cunzo: BRUCKNER II, 30 (mit den entsprechenden Anmerkungen) und HENGGELER, 193. 2 S.o., S. 4
(Quellenverzeichnis).
3 So etwa SCHERRER, 61; BRUCKNER II, 67 und hier, u., S. 78.
Codex Sangallensis 168
49
Auf der Seite 407 finden sich lediglich Federproben. (Vgl. BRUCKNER II, 67). Seite 408 schliesslich ist leer geblieben . Am Anfang des Codex - Seite 1 ist leer geblieben - ist eine Fassung unseres Gallusliedes (- man bezeichnet sie allgemein mit B -) überliefert. Anfang und Schluss der Augustin-Handschrift Cod. Sang. 168 bildet also je eine von Ekkehart IV. verfasste und von ihm eigenhändig in den Codex eingetragene Gallusdichtung. Zum Galluslied: Das Pergament ist gerade dort, wo das Galluslied aufgeschrieben wurde, in schlechtem Zustand (dunkel) , so dass gewisse Wörter etwas undeutlich sind. Das erste Pergamentblatt der Handschrift weist zudem einige Löcher auf.^ Auf Seite 2 sind die Verse des Liedes zeilenweise (d.h. jeder Vers auf einer Zeile), auf den Seiten 3 bis 4 hingegen fortlaufend (nebeneinander) geschrieben worden. Der Anfang einer Strophe wird durch eine Initiale (mit derselben Tinte wie der übrige Text des Liedes) markiert. Das Galluslied ist in dieser Fassung von der ersten bis und mit zur letzten Strophe n e u m i e r t . Die Neumen wurden mit schwarzer Tinte notiert. Glossen: Der Codex Sangallensis 168 - d.h. die Predigten Augustins - ist an vielen Stellen lateinisch (und z.T. auch althochdeutsch) glossiert worden. Die glossierende Hand nahm teilweise textkritische und textkorrigierende Eingriffe vor - u.a. bezüglich der Satzzeichen. Es sind Glossen, die z.T. von Schrift, Form und Inhalt her Ekkehart IV. zuzuwei• ^ 2 sen sind.
1 Für Detailangaben s.u., S. 83ff. 2 Vgl. SCHERRER, 61: "Noten Ekkeharts IV zwischen den Zeilen".
50
(1)
Handschriften
2.2. C o d e x S a n g a l l e n s i s
174
(9. J h . ; n a c h S C H E R R E R ,
62)
Literatur/Edition: B R U C K N E R III, 78
(mit w e i t e r e r Lit.)
lingische Bibliothekseinbände.
- Karl Christ:
In: F e s t s c h r i f t G e o r g
L e i p z i g 1 9 3 7 , 82-104 - E G L I , ü b .
In: G u t e n b e r g - J a h r b u c h
1966, 3 2 1 - 3 3 0 - S C H E R R E R , 1939,
Leyk,
bened., V, und 382ff.
Ernst Kyriss: Vorgotische verzierte Einbände der b i b l i o t h e k St. G a l l e n .
Karo-
Stifts-
1966, Mainz
62 u n d S T R E C K E R , M G P o e t . t. 5,
536.
F a c s i m i l e v o n S e i t e 1 b e i B R U C K N E R I, T a f e l X X X I X . H a n d s c h r i f t w u r d e in d e r f o l g e n d e n A u s g a b e
beigezogen:
S. A u r e l i A u g u s t i n i H i p p o n e n s i s E p i s c o p i E p i s t u l a e . Bde. 2 1 -
P a r s
1/
1 8 9 5
u n d
P a r s
H'
Die
1898; £ 4 , 1904 u n d
(= C S E L . 57,
1911). C S E L 34, P a r s I: S. 49, 54 u n d 63. P a r s II: S. 81, 137, 221, 331, 396, 436, 544 u n d 642. C S E L 44: S. 148,
393,
497, 622 u n d 631. C S E L 57: S. 137, 165, 231. 243, 315,
353,
371, 372, 431, 481, 523, 568, 580, 589, 592, 605, 621 u n d 631. S i e h e T a f e l II, h i n t e n (2) F o r m a t u n d ä u s s e r e
(= A b b . v o n S. 2 d e s C o d . S a n g .
Anlage:
Ca. 2 7 ^ / 2 x 3 5 cm. L e d e r b e s p a n n t e H o l z d e c k e l . E i n e Ein entsprechender Metallstift (3)
Schliesse.
(Voderdeckel).
Paginierung: Die H a n d s c h r i f t w u r d e v o n P. I l d e f o n s v o n A r x m i t p a g i n i e r t . Sie z ä h l t 194
(4)
174).
Bleistift
Seiten.
Lagen: Quaternionen.
Das e r s t e B l a t t d e r e r s t e n L a g e w u r d e in d e n
D e c k e l e i n g e k l e b t . Q u a t e r n i o n e n + d i e S e i t e n 191 b i s
194.
Codex Sangallensis 174
51
(5) Anordnung des Textes: Mit Ausnahme der Seiten 1 bis 2 ist die Handschrift zweispaltig. Beschriebene Fläche: etwa 22^/2x26 cm, d.h. zwei Kolumnen zu je etwa 9x26 cm und dazwischen etwa 2^/2 cm Abstand. Im Normalfall 29 Zeilen pro Seite. Blinde Linierung (auch senkrechte Begrenzungslinien am Rande). (6) Schrift: Der Codex ist - von den Seiten 1 bis 2 abgesehen - sehr schon und sorgfältig geschrieben worden. Titel und auch Ueberschriften zu den einzelnen Kapiteln sind geradezu kunstvoll gestaltet worden. Dazu sind verschiedene Farben gebraucht worden, unter anderem Rot, Blau, Grün und Gelb. Besonders hervorzuheben ist die Ueberschrift auf Seite 2. P. Ildefons von Arx nennt die Handschrift 174 einen "Codex optimus".^ (7) Inhalt: Cod. 174 enthält auf den Seiten 3 bis 189 Briefe
A u g u -
s t i n s . Auf den Seiten 193 bis 194 steht ein Register, wo die Titel der einzelnen Briefe angegeben sind. Incipit: "IN hoc codice continentur epistulae sancti augustini episcopi" (mit roter Tinte geschrieben). Explicit: "Item ad macedonium". (I von Item mit roter, der Rest mit schwarzer Tinte geschrieben.) Auf den Seiten 190 bis 193 stehen mathematische und astro2
nomische Opuscula. Auf Seite 190 beginnt ein erster Text mit: "probatio argenti et auri" (rot geschrieben); dann heisst es (in verschiedenen Farben, Rot, Gelb, Blau): "OMNE AVRUM", darunter (in roten Buchstaben, die aber mit ver-
1 So in Cod. Sang. 1402, S. 31. - Zu dieser Handschrift s.u., S. 291. 2 Die Angabe SCHERRERS, 62, "S. 190-194: Verschiedenes Mathematische..." ist falsch. Auf S. 193 beginnt - in der linken Spalte - das Register zu den Briefen Augustins.
52
Handschriften schiedenen Farben ausgefüllt sind): "PURUM CUIUS LIBET" 1 , darunter (mit schwarzer Tinte): "ponderis". Der Text endet auf Seite 192, linke Spalte, oberstes Viertel mit: "et denarii XIII.;". Dann folgt ein weiterer Text, der überschrieben ist mit: "Concordia solis et lunae"; dann beginnt der Text mit: (rot geschrieben, die Buchstaben sind mit verschiedenen Farben ausgefüllt) "NOVEM HORIS", darunter heisst es: "IN LUNA PRO QVINQUE DI", dann liest man (mit schwarzer Tinte geschrieben): "ebus" (zu "DI", also DIebus). Der Text schliesst auf Seite 192, linke Spalte, mit: "diebus solaribus concordare". Auf Seite 192, rechte Spalte oben steht die Ueberschrift: Item de eam ratione (rot geschrieben); der darunterstehende Textabschnitt hebt an mit: "Lunam lucere..." und endet mit: "... luna quinta;". Darunter findet sich die Ueberschrift: "Concordia maris et lunae" (mit roter Tinte geschrieben). Der folgende Text beginnt mit: "Vnius Semper..." (V = zweifarbige Initiale) und endet auf Seite 193, linke Spalte, oberstes Viertel mit "tardiusque recederet". Dann folgt das bereits oben erwähnte Verzeichnis der Briefe Sankt Augustins. Anschliessend findet sich ein Text, dessen Implicit lautet: "Siquis tibi proposuerit numerum...", und dessen Explicit heisst: "cognoscere poteris". Darunter steht in Majuskel-Buchstaben geschrieben: "AUGUSTINUS AIT (I undeutlich) , dann liest sich: "Vide quam Semper in peius proficiunt homines. dum sine limite timoris vel pudoris hac atque illac vagabunda sertur impunita loquacitas". Darunter findet sich der Bibliotheksstempel. Glossen: Die Handschrift 174 ist an etlichen Stellen lateinisch (auch althochdeutsch; siehe HATTEMER 1, 283) glossiert worden, lateinische Glossen z.T. wohl von Ekkehart 2 IV., etwa auf den Seiten 174 und 187.
1 Auf der nächsten Zeile steht ein zusätzliches RUM (von 'aurum'), unter welches drei Punkte gesetzt wurden, was wohl Tilgung bedeutet. 2 Vgl. SCHERRER, 62, wo auf DÜMMLER, Ekk., 7 und 21 hingewiesen wird. Die folgenden St. Galler Handschriften weisen alle in irgendeiner Form
Codex Sangallensis 174
53
Auf Seite 1 der Handschrift sind rechts oben Bemerkungen über Art und Grund der Glossierung des Codex - von anderer Hand als derjenigen, welche die Predigten schrieb. Es heisst hier unter anderem: "Liber optimus. nimis autem uitiose scriptus ... Nihil autem, nisi ubi certissimus eram abradere uolui; omnia uero, que ascripsi, sanioris lectoris arbitrio reliqui;". Der Schreiber der obigen Zeilen kam also nicht umhin, den vortrefflichen Codex von seinen Fehlern zu befreien - und zwar tat er dies nur an denjenigen Stellen, an denen er seiner Sache sicher war. Im übrigen möchte der Korrektor seine Verbesserungsvorschläge der Meinung des Lesers überlassen. Auf Seite 1, links oben, sind Verse (eine Antiphone) auf die heilige Wiborada zu lesen.''" Der mit Neumen versehene Text beginnt mit: "Gaudia de geminis Uuiborade" und schliesst mit einem dreimaligen "ALLELUIA". Die sechste Zeile beginnt mit "tenaces". Diese Vokabel ist - ziemlich auf derselben Höhe - links davon, im vorderen Buchdeckel, nochmals zu lesen, darunter steht "firmas", dem ein 'J ' vorangeht; unter "firmas" heisst es: "capaces", unter "capaces" "feraces" und unter "feraces" "fructuosas". (Vor "fructuosas" ein 'J•; vor "capaces" und "feraces" je ein = vel; siehe dazu unten, S. 76. Auf den Seiten 1 (etwas unterhalb der Antiphone und der eben zitierten Aeusserungen des Glossators) bis 2 ist eine weitere Fassung unseres Gallusliedes überliefert. Alle Verse sind fortlaufend - d.h. nicht je eine Zeile pro Vers - aufgeschrieben worden. Der Beginn einer Strophe wird jeweils durch eine Initiale (schwarz) markiert.
(Glossen, Zusätze, Korrekturen) Spuren Ekkehärts IV. auf: 102, 159, 162, 166, 168, 175, 176, 178, 191, 279, 280, 333, 454, 552, 564, 579, 621, 626, 670 und 830. - Ueber Ekkehart IV. als Glossator, Korrektor und Philologe etwa: DÜMMLER, Ekk., 5 und 26; ferner HAEFELE, Verf.-Lex., 465. 1 Ueber Wiborada grundlegend: IRBLICH, passim.
54
Handschriften
2.3. Codex Sangallensis 393 (11. Jh.; nach SCHERRER, 134) (1) Literatur/Edition: DÜMMLER, Ekk., 12ff. - EGLI, ü b . bened.; über die Hs. 393 bes. IVff. - Johannes Egli: Ein sanktgallischer Küchenzettel aus der Wende des ersten Jahrtausends n.Chr. In: Schweizerische Rundschau 9, 1908/9, 341-368. - Leonhard Franz: Was war der Scheich? In: ZfdA 96, 1967, 74-78. - HAEFELE, Verf.-Lex., 457ff. - Strecker, MG Poet. t. 5, 1939, 535f. - Hinweise auf Editionen bei HAEFELE, Verf.-Lex. Siehe Tafel III, hinten (= Abb. von S. 250 des Cod. Sang. 393) . (2) Zur Bezeichnung des Cod. Sang. 393: Die Handschrift trägt den Namen "Liber Benedictionum". Es ist dies eine nicht ganz zutreffende Bezeichnung; denn die St. Galler Handschrift 393 enthält neben den Benediktionen (Segnungen) Gedichte ganz verschiedener Art (bei vielen Poemen handelt es sich um Schulgedichte Ekkeharts IV.). Der Name "Liber Benedictionum" geht auf Melchior Goldast zurück, der im ersten Band seiner "Alamannicarum rerum libri tres" (tomus I, pars prima, pag. 3) über Ekkehart IV. unter anderem schrieb: "composuit (d.h. Ekkehart IV.) Benedictionum librum carmine". "Liber Benedictionum" wird die Handschrift 393 auch von P. Ildefons von Arx genannt."*" Der Name "Liber Benedictionum" hat sich in der Forschung durchgesetzt. Er wird auch in der vorliegenden Arbeit beibehalten (abgekürzt: ü b . bened.). (3) Format und äussere Anlage: Ca. 201/2Xl6 cm. Ledereinband - nach EGLI, ü b . bened., IV "aus späterer Zeit" stammend. (Noch ein) Messingstift (an
1 Auf einem papierenen Vorsatzblatt, am Anfang des Codex; s.u., S. 55.
Codex Sangallensis 393
55
der Kante des Vorderdeckels, in der Mitte). Die Schliesse fehlt (abgerissen). (4) Paginierung: Die Handschrift wurde von P. Ildefons von Arx mit roter Tinte paginiert; von Arx zählte die Seite 203 versehentlich doppelt. Cod. Sang. 393 zählt also nicht 263, sondern 264 o 1 Seiten. (5) Lagen: Quaternionen + die Seiten 258-263; das erste Pergamentblatt (S. lf.) mit papierenen Vorsatzblättern geheftet und auch 2 an diese angeklebt. (6) Anordnung des Textes: Einspaltig. Beschriebene Fläche: ca. 141/2xl8 cm. Im Normalfall 19 Zeilen pro Seite. Oefter schob aber Ekkehart nachträglich weitere Verse ein. Blinde Linierung. Die senkrechten Begrenzungslinien am Rande (doppelt, d.h. in einem Abstand von etwas mehr als ^ / 2 c m verlaufend) wurden sehr oft wegen späterer Zusätze und Korrekturen Ekkeharts überschritten. (7) Schrift: Die Handschrift wurde von der ersten bis zur letzten Seite von Ekkehart IV. mit einer dunklen Tinte geschrieben; Zusätze, Korrekturen, Glossen wurden z.T. mit anderer Tinte 4
(braun, orange usw.) vorgenommen. Titel, Ueberschriften und Hinweise auf Schuldichtungen^ wurden rot geschrieben.
1 Vgl. SCHERRER, 134 und EGLI, lib. bened., III. 2 S.o., S. 54. 3 Sie sind in der Ausgabe von Johannes EGLI durch ein * an der Spitze gekennzeichnet . 4 S.u., S. 76ff. 5 S.u., S. 253.
Handschriften
56
Ebenfalls von roter Farbe sind zahlreiche Initialen (Ekkehart wechselte hier öfter mit schwarz ab). Der Codex weist - fast durchgehend - äusserst viele Rasuren und spätere Zusätze auf. Das Pergament ist an vielen Stellen aufgerauht und hat auch viele Löcher; es ist einige Male geflickt worden. (8) Inhalt: Siehe dazu die Gesamtausgabe der Dichtungen Ekkeharts IV., EGLI, ü b . bened., IVff. Siehe auch HAEFELE, Verf.-Lex., 457ff. Auf den Seiten 247 bis 251 steht eine weitere Fassung unseres Gallusliedes. Das Lied ist zeilenweise (d.h. pro Zeile ein Vers) aufgeschrieben worden. Der Anfang einer Strophe wird durch eine Initiale (rot) markiert. Vor der Initiale (auf den Seiten 247, 249 und 251) und rechts am Rande, jeweils auf der Höhe der Initiale (auf den Seiten 248 und 250) ist von jüngerer (neuzeitlicher) Hand die Strophenzahl mit einer römischen Ziffer bezeichnet worden. Das Lied ist bis zur 7. Strophe (d.h. bis 7,2, bis und mit 'siluarum') neumiert. Die Neumen sind abwechselnd rot und schwarz notiert worden (d.h. 1. Strophe rot, 2. Strophe schwarz, 3. Strophe rot usw.). Am Anfang und am Schluss der Pergamenthandschrift finden sich je zwei papierene Blätter, die im vorderen bzw. im hinteren Deckel aufgeklebt wurden (sie sind auch in den Codex eingebunden worden). So ergeben sich vorne und hinten je drei papierene Seiten - sie seien mit I bis III bzw. IV bis VI bezeichnet. Auf den Seiten I bis III und auf Seite IV steht eine recht ausführliche Inhaltsangabe des Cod. Sang. 393 von der Hand des Stiftsbibliothekars P. Ildefons von Arx. Auf Seite II, ganz unten, finden sich zudem Angaben zur Handschrift 393 von der Hand Carl. J. Greiths.^ 1 s.u., s. 294f.
Codex Sangallensis 1289
57
2.4. Codex Sangallensis 1289 (17. Jh.; nach SCHERRER, 443) (1) Literatur: SCHERRER, 443 und STRECKER, MG Poet. t. 5, 1939, 536. (2) Format: Ca. 10 1 / 2 x 16 cm. (3) Paginierung: Die Handschrift ist nicht paginiert. Einzig die erste beschriebene Seite trägt - mit schwarzer Tinte geschrieben die Seitenzahl 1 (= i). Ich habe durchgezählt und bin auf insgesamt 443 Seiten gekommen. (4) Inhalt: Den Hauptteil der Handschrift macht eine mit "De ce(oder: cae-?)remoniis" überschriebene Schrift aus. Sie beginnt mit: "De ce (oder: cae-?)remoniis quaestio duplex est" und schliesst mit einem "finis". Dann folgen zwei leere Blätter. Auf der nächstfolgenden Seite steht oben ein Kreuz, darunter heisst es: "DE sententia excomunicationis". Der Rest der Seite (auch die Rückseite) und auch das folgende Blatt sind leer geblieben. Auf den beiden folgenden Seiten (von anderer Hand als "De ce(oder: cae-?)remoniis") steht ein Text, der überschrieben ist mit: "Modus examinandi per quaestiones...". Auf einem neuen Blatt findet sich eine andere, ca. 1^/2 Seiten umfassende Schrift, deren Titel lautet: "Regulae generales utiles". Auf den folgenden 8 Seiten wurde dann (wieder von einer andern Hand) eine weitere Fassung des Ratpertschen Gallusliedes in der lateinischen Fassung Ekkeharts IV. eingetragen. Es ist eine Abschrift der Fassung A. Dies zeigt
1 Strecker (MG Poet. t. 5, 1939, 536) wies dieser Fassung die Sigle Ai zu, die in der vorliegenden Arbeit übernommen wird. - Dass die Handschrift 1289 das Galluslied enthält, vermerkte schon SCHERRER, 443.
58
Handschriften sich nur schon darin, dass der Prolog von A haargenau
über-
nommen w u r d e . Nach dem Galluslied
liest man - von derselben Hand,
die
das Lied eintrug - geschrieben: "Finit per F.
(= Fratrem) Leonhardum De A u g u s t a
1510. Descriptum ex Antiquissima et
vetustate
pene consumpta et lacerata Scheda. Anno
1621."
(a) Finit per Fratrem Leonhardum De A u g u s t a : Bruder Leonhard aus Augsburg hat im Jahre 1510.das lied a b g e s c h r i e b e n . Dieser Schreiber war ein
Kalligraph des 15. bzw. 16. Jahrhunderts. Leonhard von Augsburg
Gallus-
bedeutender Wagner
(1454-1522), genannt W i r s t l i n , bereiste
zu
seiner Zeit verschiedene
Klöster, um an deren Schulen 2 Schönschreibeunterricht zu erteilen. Leonhard v o n Augsburg 3 wirkte während ca. einem Jahr auch in St. Gallen. Er soll 4 im Auftrage des Abtes Franz Gaisberg m e h r e r e Codices mit seinen schönen Lettern versehen
haben.
In der Kunst- und Schriftgeschichte
ist der
Leonhard von Augsburg als Verfasser der Scripturarum" bekannt. Es ist dies ein
Benediktiner
"Proba
Centum
Schriftmusterbuch
1 Diesen Passus hat schon Strecker, MG Poet. t. 5, 1939, 536 abgedruckt. Die Jahreszahl 1621 ist Anhaltspunkt für die Datierung der Hs. ins 17. Jahrhundert. 2 Siehe dazu Alfred Schmid: Auf den Spuren Leonhard Wagners. In: Miscellanea L. Cunibert Mohlberg, vol. 2, Ed. Liturgiche, Rom, 1949, 175-187. 3 "Während der Jahre 1509 bis 1511 weilte der berühmte Augsburger Schreibmeister Leonhard Wagner ... dreimal in St. Gallen," W. Berschin. In: FLORILEGIUM SANGALLENSE, 74. 4 lieber Abt Franz Gaisberg siehe HENGGELER, 136-138. - Das fürstäbtliche St. Gallen hat übrigens zur Zeit der Renaissance eine kulturelle Hochblüte erlebt. In dieser Zeit sind prächtige und bedeutende liturgische Codices entstanden. "Die Bibliothek erhielt an Abt Franz (1504-1529) ... einen vorzüglichen Gönner und Förderer. Er hatte gern Umgang mit Gelehrten und liess sehr kostbare Bücher, besonders für den Chor, schreiben." WEIDMANN, 55. - Siehe dazu auch Theodor Müller: Die St. Gallische Glaubensbewegung zur Zeit der Fürstäbte Franz und Kilian. In: MVG 33, 1913; ferner Otto Marxer: Zur spätmittelalterlichen Choralgeschichte St. Gallens, Freiburg im Uechtland 1908.
Die Schreiberfrage
59
des 16. Jahrhunderts - Kaiser Maximilian I. gewidmet.^ Wirstlin schuf also immerhin etwa 150 Jahre vor Jean Mabillons "De re diplomatica libri tres" (1681) ein beachtliches schriftgeschichtliches und paläographisches Werk. (b) Descriptum ex Antiquissima et vetustate penS consumpta et lacerata scheda: Die Abschrift Leonhard Wagners (aus dem Jahre 1510) ist 1621 - vielleicht eben wegen des schlechten Zustandes des Beschreibstoffes ("vetustate penS consumpta...") abgeschrieben worden. Zwischen der mittelalterlichen Fassung Ekkeharts IV, A und der Kopie in A^ (1621) steht also eine verlorene Fassung (1510) - sie sei mit A' bezeichnet. Somit ergibt sich für die Fassung A des Gallusliedes die folgende Ueberlieferungslage: Cod. Sang. 393
= A :
scheda lacerata = A':
Cod. Sang. 1289 = A-^:
11. Jh., Ekkehart IV. 16. Jh., 1510, Abschrift Wagners verloren 17. Jh., 1621, Kopie der Abschrift Wagners, anonym
2
2.5. Die Schreiberfrage Zumeist ist in der einschlägigen Literatur die Auffassung verbreitet, dass es sich bei den drei Fassungen A (Cod. Sang. 393), B (Cod. Sang. 168) und C (Cod. Sang. 174) des Gallusliedes um
1 Hierüber grundlegend: Karl Wehmer: Proba Centum Scripturarum. Ein Schriftmusterbuch aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Facsimile-Ausgabe mit einem Begleittext von Karl Wehmer. 2 Bde., Leipzig 1963. 2 Dass in A^ eine K o p i e der Abschrift Wagners vorliegt, kommt in den Angaben Streckers, MG Poet. t. 5, 1939, 536, zuwenig deutlich zum A u s druck. Strecker bemerkte: "Aus A ist der Text im 16. Jh. abgeschrieben worden in Sang. 1289 = A^." Dann zitiert er die Schlussbemerkung.
Handschriften
60
A u t o g r a p h e Ekkeharts IV. handelt: So schrieb schon Ernst Dümmler: "... alle drei (redactionen) rühren von Ekkehart selber her, sind von seiner e i g e n e n Hand geschrieben...""'' Auch Johannes Egli, der verdiente Herausgeber der Dichtungen Ekkeharts IV., war der Ansicht, dass alle drei Fas2 sungen von der Hand Ekkeharts sind. Karl Strecker meinte gar: "Ekkehart hat auf seine Uebersetzung einen solchen Wert gelegt, dass er sie mit e i g e n e r Hand in drei Codices aufgezeichnet hat und zwar so, dass die Texte vielfach voneinander 3
abweichen..." . Eine Antwort auf die Frage, ob alle drei Fassungen Autographe Ekkeharts IV. sind, kann nur ein paläographischer Vergleich von A, B und C geben: Von der in Cod. Sang. 393 überlieferten Fassung A kann man mit aller Sicherheit sagen, dass sie ein Autograph ist; denn sie steht ja in dem von Ekkehart IV. von der ersten bis zur 4 letzten Seite eigenhändig geschriebenen "Liber Benedictionum". Auf Seite 2 des Codex z.B. nennt Ekkehart ja sogar seinen Namen; es heisst nämlich im Prologus II: "Iohanni diacono monacho sancti Maximini post eius coenobii abbati E k k e h a r t pr^spiter, indignus et ultimus sancti Galli monachus".^ Ein erster, nur ganz flüchtiger Blick auf die drei Fassungen und auch eine darauf folgende genauere, aber immer noch globale Betrachtung lassen vermuten, dass A, B und C von derselben Hand stammen, da keine eklatanten Unterschiede feststellbar sind -
1 DÜMMLER, Ekk-, 2 üb.
bened.,
10.
382.
3 Strecker, MG Poet. t. 5, 1939, 535. - Strecker hat die Fassungen A, A^ und B verglichen, bei der Fassung C schreibt er: "ebenfalls von Ekkehart selbst geschrieben. Für mich von B. Bischoff in St. Gallen verglichen". (MG Poet. t. 5, 1939, 536). 4 S.o., S. 54. 5 EGLI, ü b . bened., 3. - In der Handschrift steht, S. 2: "IOHANNI DIACONO MONACHO SANCTI MAXIMINI POST EIUS COENOBII ABBATI Öfck PR^SPITER E T ULTIMUS SANCTI GALLI M O N A C H V . "
Die Schreiberfrage
61
von wenigen Kleinigkeiten abgesehen."*" So wird denn auf den folgenden Seiten versucht, auf einige Gemeinsamkeiten von A, B und C hinzuweisen (vgl. dazu auch die Tafeln I-III, hinten): (1) Als auffallender Zug scheint unter anderem der offene Bauch des b auf: 2
So etwa in Cod. Sang. 393, S. 247 (brunhildis) , Cod. Sang. 168, S. 3 (ambobus) und Cod. Sang. 174, S. 1 (febricitans). Gelegentlich ist das b auch unten etwas offen geblieben, so dass es bei einem nur flüchtigen ersten Blick leicht mit einem h verwechselt werden kann (z.B. das b in hibernia in Cod. Sang. 168, S. 2). (2) An einigen Stellen hat das d - etwas übertrieben dargestellt - in allen drei Fassungen etwa die folgende Gestalt: ^Jj So etwa in Cod. Sang. 393, S. 247 (gaudium), Cod. Sang. 168, S. 3 (dispersit) und Cod. Sang. 174, S. 1 (adnauigant) . (3) In allen drei Redaktionen des Gallusliedes ist der Buchstabe E - im Vergleich zu anderen Majuskeln - äusserst s c h m a l . ^ Das E zeichnet sich zudem durch folgende Auffälligkeit aus: Der oberste Querbalken verläuft öfter - stärker als die beiden übrigen Querbalken - sehr schräg (d.h. nicht in einem Winkel von 90°, sondern in einem Winkel von etwa
1 Unterschiede zeigen sich vor allem in den als Initialen fungierenden Majuskelbuchstaben. Beispiele: In A ist der Buchstabe E durchwegs als schmales E gestaltet (s.u., S. 62), B und C verwenden hierfür in den Initialen breites und gerundetes E (=£ ). I wird in B - gegenüber AC - als J und nicht als I geschrieben. Solche Unterschiede fallen aber kaum ins Gewicht, kommen doch in den geradezu gemalten Initialen die typischen (persönlichen) Züge einer Schrift schwach oder nur wenig zum Ausdruck. - In der Fassung B steht in einigen Versen ein u, wo an derselben Stelle in G und in A ein v steht. Der Buchstabe v für u lässt sich aber im lib. bened. ab und zu wieder feststellen. v anstelle von u kommt, wenn auch spärlich, auch in C vor; v für u und umgekehrt konnte ich auch in diversen St. Galler Handschriften, che Glossen Ekkeharts enthalten, ausfindig machen. 2 Abbildung von S. 247 der Handschrift (kein deutliches Beispiel).
393 bei EGLI, lib. bened., hinten
3 Abbildung von S. 248 der Handschrift
393 bei EGLI, lib. bened.,
wel-
hinten.
62
Handschriften 60° zum Schaft). Das E ist öfter etwa von der folgenden Gestalt: ^ So etwa in Cod. Sang. 393, S. 247 (Exultemus; Egros"'") , Cod. Sang. 168, S. 2 (Exultemus).
(4) G ähnelt oftmals einer nicht geschlossenen arabischen Ziffer 6 2 Cod. Sang. 393, S. 247 (Gallos), Cod. Sang. 168, S. 2 (Gallus) und Cod. Sang. 174, S. 1 (Galli). (5) Wie das E, so ist auch das F ein äusserst schmaler Buchstabe, dessen schräg verlaufender oberer Querbalken oftmals von einer fast wellenartigen Form ist: jf So etwa in Cod. Sang. 393, S. 248 (Fugit), Cod. Sang. 168, S. 2 (Francis) und Cod. Sang. 174, S. 1 (Francis). (6) Beim Buchstaben H sticht der in recht auffälliger Art und Weise stark nach links über den Schaft hinaus fortgesetzte Querbalken hervor : | | So etwa in Cod. Sang. 393, S. 154 (Hostia)4 und S. 249 (Hiltibaldus und Hiltibalt), Cod. Sang. 168, S. 3 (Hiltibaldus und Hic) und Cod. Sang. 174, S. 1 (Hiltibaldus und Hiltibalt). (7) Der Bogen des P ist - im Vergleich zur Länge des Buchstabens - recht klein"*:
j)
So etwa in Cod. Sang. 393, S. 247 (Passi), Cod. Sang. 168, S. 3 (Placidum) und Cod. Sang. 174, S. 1 (Prunhildis).
1 Siehe S. 61, Anm. 2. 2 Siehe S. 61, Anm. 2. 3 Abbildung von S. 154 der Handschrift
393 bei EGLI, lib. bened.,
hinten.
4 Abbildung von S. 154 der Handschrift
393 bei EGLI, lib. bened.,
hinten.
5 Ausnahmen: P als Initiale am Anfang einer
Strophe.
63
Die Schreiberfrage
(8) Der obere Querbalken des z wird durch eine recht auffällige Schlaufe geschlossen:
^
So in Cod. Sang. 393, S. 248 (baptizantium), Cod. Sang. 168, S. 2 (baptizantium) und Cod. Sang. 174, S. 1 (baptizantium) . (9) Abkürzungen: Es lässt sich das wohl für das lateinische Schrifttum dieser Zeit Uebliche in allen drei Fassungen feststellen: Kürzung von m, vor allem als Schluss-m, kommt in A, B, besonders gehäuft in C vor (auf Seite 2, wo Ekkehart - wohl aus Platzmangel - sehr eng geschrieben hat''") . - Was über das Schluss-m gesagt wurde, gilt auch für o (= pro) oder 2 für das unten durchkreuzte (= per). - In B wurde -mus (beim Verb) durch einfache Suspensionskürzung m wiederge3 geben. Die Kürzungen der sogenannten "Nomina sacra" wie xpo für Christus, xpi für Christi, cti für dei, für deo, dm für deum, scm für sanctum usw. - d.h. in der mittelalterlichen Latinität immer wieder anzutreffende Kontraktionen - sind in den Fassungen A, B und C etwa in der gleichen Häufigkeit belegt. (10) In allen drei Fassungen des Gallusliedes ist die folgende Auffälligkeit zu verzeichnen: Der Vokal in 'hie' wird ab und zu durch ein übergesetztes " gelängt. So in Cod. Sang.
1 Auf S. 1 der Handschrift sind die Zeilen-, Wort- und Buchstabenabstände im Vergleich zu S. 2 - wesentlich kleiner. Auf S. 2 wurde im oberen Viertel der Seite breit und in relativ grossen Abständen (horizontal und vertikal) geschrieben, so dass man bei einem ersten Blick auf diese Seite meinen könnte, dass sie auf eine andere Hand zurückgeht. Ungefähr im zweiten Viertel der Seite werden die Abstände wieder kleiner (als ob der Schreiber plötzlich Platz gespart hätte) und erst etwa im dritten Viertel wieder etwas grösser. Der unterste Teil der Seite - etwa ein Viertel ist schliesslich sogar leer geblieben. 2 Zu den Abkürzungen
(allg.) siehe BISCHOFF, Paläographie,
3 Ueber Suspensionskürzungen
BISCHOFF, Paläographie,
192ff.
192, 196 und 200.
64
Handschriften 393, S. 249 (und öfter), Cod. Sang. 168, S. 2 und Cod. Sang. 174, S. 2."^ Dasselbe Zeichen wird in A, B und C 2 auch in 'Quls' (für 'Quibus') verwendet.
(11) Zu Rasuren, Korrekturen usw., die in allen Fassungen des Gallusliedes vorkommen, siehe unten, S. 83ff.
(12) ae erscheint meist als e-caudata^, in wenigen Fällen als e. Ein Beispiel: In B wurde 'daemon' einmal mit e-caudata ('demones') und zweimal mit einfachem e ('demones' und 'demon', wobei 'demon' auf derselben Zeile wie 'demones' steht) geschrieben. In A, B und C lassen sich Fehler und Unregelmässigkeiten im Gebrauch von e-caudata feststellen. usw. Ein paläographischer Vergleich der drei Fassungen A, B und C (mit Blick auf den gesamten ü b . bened. Ekkeharts IV.) - einige Beispiele sollten genügen - kann die Meinung der massgeblichen Herausgeber der Dichtungen Ekkeharts (Dümmler, Egli, Strecker) bestätigen, dass A, B und C A u t o g r a p h e Ekkeharts IV. sind. Diesen Befund wollen wir mit hinübernehmen in das folgende Kapitel.
1 Das zirkumflexartige Zeichen das wohl die Länge der Silbe angibt, kann in den neumierten Teilen leicht mit der Neume 0 (= clivis) verwechselt werden. " als Längezeichen ist im übrigen im lib. bened. immer wieder feststellbar. 2 Im Galluslied 12,2.
("Quis
sacrandum...").
3 Zu e-caudata siehe BISCHOFF, Paläographie, 156 und 4 Vgl. BISCHOFF, Paläographie, 156: "Die schon e caudata (?) für den Diphthong ae verdrängt hundert mehr und mehr; eine Unsicherheit, wo ist die Folge...". Interessant ist in diesem 10,1 (c^dere).
158.
vorkarolingisch sehr häufige diesen im X. und XI. Jahrae berechtigt w a r , w o nicht, Zusammenhang im Galluslied
4
3. EDITION
3.1. Die bisherigen Ausgaben (Abdrucke) Bei einem Ueberblick über die bisherigen Ausgaben und Abdrucke darf man etwa die folgenden Punkte nennen: (1) Im Jahre 1829 gab Pertz in den Monumenta Germaniae histórica die Strophen 1 und 2 samt dem Prolog heraus. Pertz folgte dabei nicht e i n e r Handschrift, sondern er zog für seinen Abdruck die beiden Codices 168 und 393 bei. Die Prooemia von A und B wurden in eigenartiger Weise miteinander vermischt. In seiner Ueberschrift formulierte Pertz: "EX COD. 393". Trotzdem steht in 2,2 "cantantes" (B) und nicht "c^leumant" (A). Vers 2,3 ist nach A abgedruckt, in 2,4 hingegen folgte Pertz der Fassung B; dasselbe gilt für 2,5.2 (2) Das Galluslied (inklusive Prolog) findet sich nach der Fassung A vollständig in Jacob Grimms und Andreas Schmellers
3 "Lateinische(n) Gedichte(n) des 10. und 11. Jahrhunderts" - abgedruckt nach einer Abschrift des Freiherrn Joseph von Lassberg.^
1 MG Script, t. 2, 1829, 33. 2 In Anm. 8 begründet PERTZ, wieso er in 2,4 der Handschrift 168 folgt: "Codex no. 393 hic addit versum: 'Chiliano socio post functo sacerdotio' qui in aliis duobus, q u i a f a l s a r e f e r t , studio est omissus..." (Hervorhebungen von mir.) - S.u., S. 122ff. 3 Auf den Seiten XXXI-XXXIII. 4 Nebenbei gesagt: Freiherr Joseph von Lassberg hatte durch die Freundschaft mit dem damaligen Stiftsbibliothekar P. Ildefons von Arx guten Zugang zu den sanktgallischen Manuskripten. In Cod. Sang. 1955 findet sich eine beachtliche Sammlung von Briefen Lassbergs an von Arx. - Ueber die Beziehungen Lassbergs zur Stiftsbibliothek St. Gallen siehe: Joseph von Lassberg.
Edition
66
(3) Grimms Abdruck übernahm - von wenigen Aenderungen abgesehen - Du Meril, der dem Text recht umfangreiche Anmerkungen hinzufügte."'" (4) Das Galluslied steht - nach der Fassung A - in Georg Rudolph Zimmermanns Publikation "Ratpert der erste Zürcher Gelehrte".2 (5) Heinrich Hattemer legte im ersten Band seiner 'Denkmale' eine kritische Ausgabe des Gallusliedes vor.^ Er folgte dabei der Handschrift 393, also A. Die Abweichungen in B und C wurden in einem separaten Apparat angegeben. Hattemer druckte auch den Prolog, aber nur nach der Fassung A, ab. In einer Einleitung tritt Hattemer kurz auf die Handschriften ein und kommt dabei auf die Datierung zu sprechen. Nach ihm ist der Text in B der jüngste. Im Gegensatz zu B "haben wir in handschrift 393 ... den text von der 4 hand des Übersetzers selbst, von Ekkehard dem vierten." Genaue paläographische Angaben fehlen in Hattemers Edition. (6) 1855 erschien im 'Thesaurus hymnologicus' Daniels"* eine weitere editio critica des Gallusliedes. Der Editor kannte die Abdrucke Grimms und Du Merils, die Hattemersche Ausgabe jedoch wird nirgends erwähnt. Daniel war übrigens in St. Gallen und konnte dort selbst die Handschriften einsehen. "... codicum scriptura, quam
Mittler und Sammler. Aufsätze zu seinem 100. Todestag. Hg. von Karl S. Bader, Stuttgart 1955. (Darin besonders: Eduard Studer: Lassberg und Ildefons von Arx, 157-210. - Hildegund Beckmann-Ritzel: Schrifttum von und über Joseph von Lassberg. Eine Bibliographie, 395-413.) 1 DU MERIL hat wahrscheinlich den PERTZschen Abdruck gekannt; denn diesem folgt er, wenn in 2,2 'cantantes' steht. 2 Auf den Seiten
182-184.
3 HATTEMER I, 337-344. Siehe auch Tafel IV, hinten, wo ein Ausschnitt S. 247 des Cod. Sang. 393 abgebildet ist. 4 HATTEMER I, 339. 5 Auf den Seiten
165-170.
der
Die bisherigen Ausgaben (Abdrucke)
67
ego, cum in fano S. Galli aliquot dies commorarer, Ven. Greithio membranas illas ostendente ac benevole offerente, in haec supplementa transscripsi. Auf den Seiten 165 bis 167 finden sich der Prolog und das Lied nach der Fassung A; auf den Seiten 168 bis 170 stehen der Apparat mit den Abweichungen und diverse Anmerkungen. In Daniels Ausgabe lassen sich viele falsche Lesungen und unnötige Emendationen feststellen. Einige Beispiele: 8,2: "in saeculorum saecula" statt "per seculorum secula". 13,2: "perbrevi" statt "Petros?".2 Anstatt "sie in teutonico canitur" steht bei Daniel "sie in teutonico meo legitur". (I) Paläographische Hinweise fehlen. (7) Eine weitere kritische Edition liegt in den 1863 zum ersten Mal erschienenen "Denkmäler(n) deutscher Poesie und Prosa.. Müllenhoffs und Scherers vor. ^ Der Text wurde nach A abgedruckt. Die Varianten stehen in einem separaten Apparat. Z.T. finden sich paläographische Angaben. (8) Eine kritische, äusserst sorgfältige Ausgabe des Gallusliedes - nach der Fassung A - verdanken wir Paul Piper; sie 4 ist in der Deutschen National-Litteratur greifbar. Das Einzigartige dieser Ausgabe ist die Tatsache, dass Piper über den Versen auch die entsprechenden Neumen abgedruckt hat. (9) Zu Beginn unseres Jahrhunderts legte der Altphilologe Johan nes Egli eine editio critica des "Liber Benedictionum" vor.
1 DANIEL, 168. 2 S.u., S. 97. 3 Auf den Seiten 19-22. Anmerkungen und Apparat stehen auf den Seiten 304309. 4 PIPER, Epik, 704-706; paläographische Angaben dazu in: PIPER, ält. Lit., 272 (im Anmerkungsteil). 5 S.o., S. 3. - Siehe dazu den äusserst materialreichen Aufsatz von WEYMANN der zahlreiche Angaben zu einzelnen Versen des lib. bened. liefert.
Edition
68
Auf den Seiten 382 bis 389 steht das Galluslied. Die Varianten von B und C sind im Apparat vermerkt worden. Ein grosser Teil des Kommentars Eglis besteht aus präzisen paläographischen Angaben. (10) Die letzte kritische Ausgabe des Gallusliedes, von Karl Strecker, erschien 1939 in den Monumenta Germaniae histórica."'" Der Herausgeber folgte der Handschrift A. Die Varianten von B und C wurden in einem Apparat - getrennt von den Sachanmerkungen - verzeichnet. (11) Ein Abdruck des Liedes nach der Fassung A findet sich in 2
Horst Dieter Schlossers "Althochdeutsche(r) Literatur". Schlosser druckte den Text nach der Fassung A, nicht nach den letzten und auch massgeblichen Angaben Eglis und Strekkers ab, wobei er offenbar der Edition Müllenhoffs und Scherers folgte.
3.2. Das Problem einer textkritischen Ausgabe des Gallusliedes Zur Ueberlieferung antiker und mittelalterlicher lateinischer Literatur Die Werke der antiken und zumeist auch der mittelalterlichen lateinischen (sowie der griechischen) Literatur sind nicht im Original überliefert. "Eigenhändige Niederschriften (Autographe) der griechischen und lateinischen Klassiker besitzen wir nicht, auch keine Abschriften, die mit dem Original verglichen sind, sondern nur solche Abschriften, die durch Vermittlung einer
1 s.o., s. 4. 2 Auf den Seiten 238-243. Anmerkungen auf S. 355. - Siehe dazu auch SCHLOSSER, Anfänge, 115f.
Problem einer textkritischen Ausgabe
69
unbekannten Zahl von Zwischenabschriften aus dem Original abgeleitet, also von fragwürdiger Zuverlässigkeit sind".''" So ist z.B. das bedeutende lateinische Werk des Dichters Publius Vergilius Maro (70-19 v.Chr.) uns frühestens in Handschriften der Spätantike, d.h. des vierten und fünften Jahrhunderts nach Chr. greifbar: Der Cod. Augusteus, Vat. lat. 3256, Berol. lat. 2Q416, 4. Jh., aus St. Denis, 8 Blätter, enthält 2
Fragmente der 'Geórgica' und einen kleinen Teil der 'Aeneis'. In der St. Galler Handschrift 1394 (einer Sammelhandschrift, welche mehrere Fragmente enthält) finden sich ebenfalls Bruchstücke aus der 'Geórgica' und der 'Aeneis' (4. Jh.)."' Diese 4 und weitere Zeugnisse zeigen, dass zwischen dem Original (aus dem ersten Jahrhundert v.Chr.) und den ältesten, d.h. spätantik überlieferten Abschriften etwa 500 Jahre - also ca. ein halbes Millennium - liegen. Dabei hat man zu bedenken, dass dies für ein Opus der klassischen Antike eine arg gute Ueberlieferungslage ist.^ Auch das Gros der mittellateinischen Werke - wie bereits angetönt - ist nur in Abschriften auf uns gekommen. Es gibt aber auch einige Originale. "Immerhin lässt sich eine für manchen vielleicht erstaunlich grosse Menge von O r i g i n a l handschriften oder doch O r i g i n a l eintragen bestimmter
1 Paul Maas: Textkritik, 2. verbesserte und vermehrte Auflage, Leipzig 1950. Mit einem Anhang: Leitfehler und stemmatische Typen (1937), 27-31. (Zitat: S. 5). 2 Siehe dazu Karl Büchner: Ueberlieferungsgeschichte der lateinischen Literatur des Altertums. In: TEXTUEBERLIEFERUNG, 309-422. (Zitat: S. 392). 3 Nach Büchner (wie Anm. 2), 392. Siehe auch SCHERRER, 456ff. - Entdecker und Erschliesser dieser Fragmente war der St. Galler Stiftsbibliothekar P. Ildefons von Arx. Hierüber grundlegend: Johannes Duft: Erschliesser der St. Galler Handschriften. In: VON ARX-GEDENKSCHRIFT, 9-34, bes. 12-16. 4 Weitere Zeugnisse des Vergilschen Werkes aus dem 4. und 5. Jahrhundert sind verzeichnet bei Büchner (wie Anm. 2), 392. 5 "Mehr als alle wurde Vergil gelesen und gelernt. Die Zahl der Hss. muss Legion gewesen sein. Es ist daher verständlich, dass wir von ihm so viele antike (besser: spätantike) Kodizes haben wie von keinem anderen Autor." Büchner (wie Anm. 2), 392.
Edition
70
mittelalterlicher Autoren feststellen".''" Das Hauptwerk
des
Johannes Scotus
ist in
(um 810-877),
'De divisione
"zwei originale(n) Handschriften", facher Ueberarbeitung
naturae*,
in denen sich
"Spuren m e h r -
in Aenderungen und Zusätzen von der Hand
2 des A u t o r s "
nachweisen
lassen, überliefert.
des zehnten Jahrhunderts verfassten St. Rémi
In den gegen
Ende
'Historiae' des Richer
(zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts)
von
sind - in der
Bamberger Handschrift E.III.3. - deutliche A r b e i t s s p u r e n des Autors zu sehen. 3 Die Chronik des Thietmar von Merseburg (9754 1018) ist original auf uns g e k o m m e n . Anastasius B i b l i o t h e c a rius
(um 800-879) , Kardinalpresbyter
und Bibliothekar der
mischen Kirche, hat die griechischen Akten des Konzils von stantinopel
(869-870) in die lateinische Sprache
röKon-
übersetzt.^
1 So Paul Lehmann: Autographe und Originale namhafter lateinischer Schriftsteller des Mittelalters. In: Paul Lehmann: Erforschung des Mittelalters. Ausgewählte Abhandlungen und Aufsätze. Bd. 1. (Unveränderter Nachdruck von 1941), Stuttgart 1959, 359-381. (Hervorhebungen von mir.) 2 So BRUNHÖLZL, Geschichte, 471. - Siehe dazu Ludwig Traube: Paläographische Forschungen. Fünfter Teil. Autographa des Iohannes Scottus. Aus dem Nachlass hg. von Edward Kennard Rand. Mit 12 Tafeln. (= Abhandlungen der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-philologische Klasse. XXVI. Bd., 1. Abhandlung), München 1912; S. 4-5: Traubes Skizze für seinen Vortrag und S. 6-12: Anhang. Von E.K. Rand. 3 Paul Lehmann (wie Anm. 1), 367: "Einen Historiker des 10. Jahrhunderts sieht man in der Bamberger Handschrift E.III.3 an der Arbeit." - Siehe auch die Einleitung zur Ausgabe: Richeri Historiarum libri I U I . In usum scholarum ex Monumentis Germaniae Historicis recusi ... recognovit Georgius Waitz, Hannoverae 1877; p. V-XIII (p. V-VII: die Vorbemerkungen von G.H. Pertz aus dem 3. Monumentaband). 4 Vgl. Paul Lehmann (wie Anm. 1), 368. - Grundlegend ist: Robert Holtzmann: Ueber die Chronik Thietmars von Merseburg. In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere Geschichtskunde 50, Berlin 1933, 159-209, bes. 159 und 167ff. - Kritik an Holtzmanns Edition durch Norbert Fickermann: Thietmar von Merseburg in der lateinischen Sprachtradition. Für eine sprachgerechtere Edition seiner Chronik. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 6, 1957, 21ff. 5 Hierüber Dietrich Lohrmann: Eine Arbeitshandschrift des Anastasius Bibliothecarius und die Ueberlieferung der Akten des 8. Oekumenischen Konzils. (= Besprechung von: C. Leonardi: Anastasio bibliotecario e l'ottavo concilio ecumenio, 1967). In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Hg. vom Deutschen Historischen Institut in Rom, 50, Tübingen 1971, 420-431. (Mit zwei Abbildungen).
Problem einer textkritischen Ausgabe
71
Diese üebersetzung ist in mehreren Codices enthalten, unter anderem in Cod. Vat. lat. 4965, der aufgrund vieler Korrekturen und Zusätze als "Arbeitsexemplar des Uebersetzers" zu bezeichnen ist.^ Die original, nämlich als Autographe überlieferten mittellateinischen Texte mit deutlichen Arbeitsspuren von der Hand des Autors stellen den Editor vor andere Probleme als die nur in Abschriften erhaltenen Denkmäler der Jahrhunderte vor Christi Geburt. Was die nicht original tradierten Opera anbetrifft, so liegt der Sinn der Editionsarbeit in der Wiederherstellung des verlorenen Urtextes. Der Herausgeber bedient sich dabei im wesentlichen eines Verfahrens, das man die sogenannte Lach2 mannsche Methode nennt. Die auf Karl Lachmann fussende Textkritik bemüht sich um die "Herstellung eines dem Autograph (Original) möglichst nahekommenden Textes (constitutio tex3 tus".
Bei einem solchen Editionsverfahren wird der nach meh-
reren Arbeitsphasen (Rezension, Emendation usw.) gewonnene, d.h. erschlossene Text zusammen mit einem Apparat, in dem die Varianten und die Lesarten anderer Herausgeber verzeichnet sind, abgedruckt. - Bei Texten, in welchen Zusätze und Aenderungen
1 Lohrmann (wie S. 70, Anm. 5), 421. - Leonardi spricht (nach Lohrmann, 422) von einem 'codice di lavoro". - Siehe im übrigen auch Walter Berschin: Griechisch-lateinisches Mittelalter. Von Hieronymus zu Nikolaus von Kues, Bern/München 1980, bes. 198-204: Rom und Anastasius, der Bibliothekar; 202: "... er brachte die griechischen Konzilsakten mit nach Rom und übersetzte sie. Danach sah er es für notwendig an, die schlechte Üebersetzung der Akten (...) durch eine bessere zu ersetzen...". 2 An Literatur dazu nenne ich: die äusserst materialreiche Arbeit von Magdalene Lutz-Hensel: Prinzipien der ersten textkritischen Editionen mittelhochdeutscher Dichtung. Eine methodenkritische Analyse. (= Philologische Studien und Quellen 77), Berlin 1975; ferner Paul Maas (wie S. 69, Anm. 1) ; Henning Boetius: Textkritik und Editionstechnik. In: Grundzüge der Literatur- und Sprachwissenschaft. Bd. 1: Literaturwissenschaft. (= dtv. Wissenschaftliche Reihe 4226, 1973, 73ff.); P.F. Ganz: Lachmann as an Editor of Middle High German Texts. In: Probleme mittelalterlicher Ueberlieferung und Textkritik. Oxforder Colloquium 1966, Berlin 1968, 12ff. (mit w e i t e r führender Literatur in den Fussnoten). 3 Paul Maas,
(wie S. 69, Anm. 1), 5.
72
Edition
von der Hand des Autors feststellbar genauestens
zu überlegen,
sind, hat sich der
in welcher Form er die
Editor
betreffenden
Denkmäler herausgibt, damit es ihm beispielsweise gelingt, seiner Edition die v e r s c h i e d e n e n Stufen der Entstehung, Genese des Textes zum Ausdruck
zu bringen. So wird er m ö g l i c h e r -
w e i s e nicht das Lachmannsche V e r f a h r e n , sondern irgendeine dere Form der Ausgabe
(vielleicht einen diplomatischen
des Textes usw.) wählen,
in
der an-
Abdruck
jedenfalls eine solche, die dem
tat-
sächlich überlieferten Text so nahe w i e nur möglich steht.''" Jeder Text verlangt - grundsätzlich
- eine ihm entsprechende
tionsweise, die der betreffenden Ueberlieferungslage
Edi-
gerecht
2 wird.
Betrachten wir in diesem Zusammenhang die
der Dichtungen Ekkeharts
Ueberlieferung
IV.
1 Verschiedene Editionsverfahren nennt Paul Michel in seinem Aufsatz: "AGAMEMNON" UNTER DEN GOTTESFREUNDEN. Editionsprobleme der germanistischen Mediävistik anhand einiger Beispiele bei Johannes Tauler. In: Fimfchustim. Festschrift für Stefan Sonderegger zum 50. Geburtstag am 28. Juni 1977, Bayreuth 1978, 137-182 (142). 2 Vgl. Lutz-Hensel (wie S. 71, Anm. 2), 439: "je eine andere Editionsweise". - Vor allem von daher ist die schon früh einsetzende Kritik an Lachmann zu verstehen: wie kann man mit derselben Methode lateinische und griechische Klassiker, die Bibel, mittelalterliche Chronisten und mittelhochdeutsche Epiker edieren? "Allein schon die Tatsache, dass ein Herausgeber wie Lachmann mit derselben Methode neutestamentliche Texte, antike Literatur, deutsche Texte des Mittelalters und LESSING ediert, erregt Misstrauen.", Michel (wie Anm. 1), 139. - Eine 'Geschichte der Kritik an Lachmann' zeichnet sich unter anderem in den folgenden Publikationen ab: Probleme mittelalterlicher Ueberlieferung und Textkritik. Oxforder Colloquium 1966, Berlin 1968 - Kolloquium über Probleme altgermanistischer Editionen. Marbach am Neckar, 26. und 27. April 1966. Referate und Diskussionsbeiträge. DFG. Forschungsberichte 13, Wiesbaden 1968 - probleme der edition mittel- und neulateinischer texte. Kolloquium der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bonn 26.-28. Februar 1973, Boppard 1978 - Mittelalterliche Textüberlieferungen und ihre kritische Aufarbeitung. Beiträge der Monumenta Germaniae Histórica zum 31. Deutschen Historikertag, Mannheim 1976, München, Monumenta Germaniae Histórica 1976. - Verschiedene Aufsätze zum Problem auch im DA. Z.B. Peter Classen: Aus der Werkstatt Gerhochs von Reichersberg. Studien zur Entstehung und Ueberlieferung von Briefen, BriefSammlungen und Widmungen. In: DA 23, 1967, 31-92.
Problem einer textkritischen Ausgabe
73
Zur Ueberlieferung der Dichtungen Ekkeharts IV. (1) Das dichterische Werk Ekkeharts IV. ist zum grössten Teil im ü b . bened. überliefert.^ Eine Anzahl von Gedichten findet sich zudem in den St. Galler Handschriften 168, 2
174, 176, 621, 626 und 830. Ekkeharts Dichtungen sind von wenigen Versen abgesehen - a u t o g r a p h tradiert. (2) Cod. Sang. 393 - nach Ernst Schulz "eine Ausgabe seiner (Ekkeharts IV.) gesammelten Dichtungen" - weist ausgesprochen viele Ergänzungen, Korrekturen, Rasuren und Tilgungen (durch Unterstreichen des Textes) auf. Ortmals sind ganze Verszeilen radiert und mit anderer Tinte neu geschrieben worden. Zahlreiche Verse wurden nachträglich zwischen den schon bestehenden Zeilen eingeschoben. Spätere Einschübe stehen auch am linken oder rechten, am oberen oder am un4 teren Rand einer Seite. Ekkehart hat seine Werke immer wieder überarbeitet, verändert und ergänzt; er hat an seinen Opera "viel gefeilt"^. Nach Ernst Dümmler erscheinen Ekkeharts Gedichte "wie selbst corrigierte exercitien"^. (3) Die Handschrift 393 ist - von wenigen Seiten abgesehen vom Anfang bis zum Schluss mit G l o s s e n versehen, die Ekkehart zumeist zwischen den Verszeilen, also interlinear, plazierte. Ausgesprochen lange Glosseneinträge wurden zumeist am Rande weitergeführt. Es lassen sich vor allem etwa die folgenden Typen von Glossen unterscheiden^:
1 Ueber Cod. Sang. 393 s.o., S. 54ff. 2 Siehe dazu HAEFELE, Verf.-Lex., 457ff. 3 SCHULZ, 234; ähnlich HAEFELE, Verf.-Lex., 457' und 461f. 4 S.o., S. 55. 5 HAEFELE, Verf.-Lex., 462. 6 DÜMMLER, Ekk. , 10. 7 Es wäre die Aufgabe einer separaten wissenschaftlichen Publikation, den Glossen Ekkeharts IV. genau nachzugehen. Man würde dabei nicht nur Erkenntnisse im Hinblick auf Ekkeharts IV. Arbeitsweise als Dichter, Historiker und Textkritiker, sondern darüber hinaus nicht unerhebliche Einblicke
74
Edition Typ 1: komplementäre (= ergänzende) Glosse Beispiel: Die Verse 55 und 56 der pict. Sangall.1 "Ursus adest operi. Diacon (...) Clam contemplatur, merito fera pane cibatur." Ueber "Ursus adest operi" steht die Glosse "iussu Galli". "Clam contemplatur" glosssierte Ekkehart mit "opus ursi", über "merito" wurde die Glosse "elaborato" gesetzt. Die erste Hälfte des Verses 55 hat zum Inhalt eine berühmte Szene aus der 'Vita sancti Galli': der wilde Bär hilft Sankt Gallus, indem er Baumstämme zum Feuer schleppt. Mit "iussu Galli" liefert Ekkehart den Grund für die Handlung des Tieres: auf Galls Befehl steht der Bär dem Heiligen helfend zur Seite. Die Glosse hat also ergänzende Funktion. Mit anderen Worten: sie trägt zum besseren Verständnis des Verses bei. Derselbe Fall liegt in Vers 56 vor: Der Diakon Hiltibalt schaut der Szene heimlich zu. Die Glosse "opus ursi" drückt das Objekt von Hiltibalts Betrachtung aus. Die recht strenge Form des leoninischen Hexameters brachte es gelegentlich mit sich, dass bestimmte inhaltliche Elemente im Vers nicht mehr 'untergebracht' werden konnten. Damit der Vers verständlicher wurde, lieferte der Dichter in Form von komplementären Glossen gewisse Verständnishilfen . ^
in die Schul- und Bildungstradition des Gallusklosters vor allem im 10. und 11. Jahrhundert erhalten. - Ansätze zu einer Typologie der Glossen finden sich schon in EGLI, lib. bened., IV. 1 Diese und auch die folgenden Verse werden direkt nach der Hs. 393 zitiert. 2 Dieser Typ kommt im lib. bened. öfter vor. - Ernst SCHULZ schreibt in diesem Zusammenhang etwas schroff: "Ekkehart besass gerade Selbstkritik genug, um zu wissen, dass seine Verse grösstenteils unverständlich und nichts weniger als gut waren; er suchte dem ersten Mangel durch erläuternde Interlinearglossen, dem zweiten durch die dauernden Korrekturen und ausserdem durch übergeschriebene Varianten abzuhelfen." (SCHULZ, 203) .
Problem einer textkritischen Ausgabe
75
Typ 2: explikative (= erklärende) Glosse Beispiel: Vers 56 der pict. Sangall. zum Vers siehe oben, S. 74 Ueber 'merito' schrieb Ekkehart die Glosse 'elaborato'. Das 'elaborato1 führt den Leser, was den Gehalt des 'merito' betrifft, auf die richtige Spur. Nachdem sich das wilde Tier eifrig bemüht hatte, wurde ihm vom heiligen Gallus Brot gereicht. Die rein explikative Glosse erläutert den Inhalt eines Wortes - dies im Gegensatz zur komplementären, vor allem ergänzenden Glosse. Typ 3: quellenbezeichnende Glosse Beispiel: Vers 51 der pict. Sangall. "'h^c requies mea psallebat', uepre forte ruebat." Ueber "H^c requies mea" findet sich die Glosse "psalmum memento", mit der die Herkunft des Zitates, nämlich Ps. 131,4, angegeben wird. Typ 4: transferierende (= übersetzende) Glosse Beispiel: Vers 93 der pict. Sangall. "Stagnello palmos Esox capitur duodenos." In einer Glosse übersetzte Ekkehart lat. 'esox' mit ahd. 1 lahs 1 . Solche ahd. Uebersetzungsglossen finden sich im ü b . bened. ab und zu. Typ 5: rhetorische (= auf die 'colores rhetorici' hinweisende) Glosse Beispiel: Vers 37 der pict. Sangall. "Ingeminans gemitus sacer avolat inde Columbus".
76
Edition Zu "Ingeminans gemitus" bemerkte Ekkehart in einer Glosse: "figurata locutio". Typ 6: vel (= i ) - Glosse Beispiel: Vers 2 der pict. Sangall. (nach der Fassung B in Cod. Sang. 168) "Prospera poscentes sistunt uotando parentes." Ueber 'uotando' schrieb Ekkehart folgendes: "4 per vota. Scribe vtrumvis." D.h. anstelle des dreisilbigen Wortes "uotando" kann der ebenfalls aus drei Silben bestehende Ausdruck "per vota" in den Vers gesetzt werden. Dies wird durch das im ü b . bened. immer wieder anzutreffende i (= vel) ausgedrückt. Entscheidend ist die Fortsetzung der Glosse: "Scribe vtrumvis" - zu deutsch: Schreib, wie du willst, d.h. wie du es für richtig hältst. Ekkehart liess die Sache offen, er wollte sich nicht für eine der beiden Möglichkeiten "uotando" oder "per vota" entscheiden, sondern liess diese beiden als sozusagen gleichwertige Varianten gelten.
(4) Paläographische Angaben zu den Glossen''" (die Seiten 239 bis 246 des Cod. Sang. 393, d.h. die Dichtung pict. Sangall.; zitiert wird nach der Handschrift.) Die Mehrzahl der Glossen auf den Seiten 239 bis 246 wurde mit einer (dunkel)braunen Tinte - etwas heller als die Verse - geschrieben. Man kann annehmen, dass diese dunkelbraunen Glossen möglicherweise eine erste Glossierungsphase darstellen.
1 Dies geschieht ohne jegliche technische Hilfsmittel, auch ohne Quarzlampe. - Es sollen lediglich einige Beispiele statuiert werden. Auf eine p a l ä o graphische Analyse bis ins Detail kommt es dabei nicht an; eine solche wäre nur bezogen auf den ganzen Cod. 393 sinnvoll.
Problem einer textkritischen Ausgabe
77
dunkelbraune Glosse
Auf der Seite 242 findet sich die gelb-orange Glosse "in capturä" (zu Vers 57: "Retia laxantur pr^dosaque uix reuocantur.") von Ekkeharts IV. Hand."'" Sie ist im übrigen mit einer etwas breiteren Feder geschrieben als G^. Dieser gelb-orange Typ liegt auch in der Glosse "duo duarü" über "Temptantur" in Vers 59 vor. gelb-orange Glosse
Von ner mit Sie
den Typen G-^ und G2 heben sich einige hellbraune (brauFarbton, etwas gelb) Glossen ab, die - wie G^ - wohl einer etwas breiteren Feder als G^ geschrieben wurden. sind ebenfalls von der Hand Ekkeharts IV. hellbraune Glosse
Glossen auf Rasur: G^ und G^ stehen z.T. auf Rasur. Beispiel: S. 243: "doctrina" = Glosse zu "uerbo" in Vers 92: "GALLUM pastorem. Nec eo uerbo potiorem."
1 EGLI, lib. bened., 374 bemerkt zu dieser Glosse: "Züge
verblasst".
2 Die vor 'doctrina' stehenden radierten Glossen sind - auch unter aller Anstrengung - nicht mehr zu entziffern.
2
78
Edition Zusammenfassend:
Glossen: G G G
dunkelbraune Glosse gelb-orange Glosse
2
hellbraune Glosse
3
Glossen auf Rasur: G, , Ras.
dunkelbraune Glosse
G
hellbraune Glosse
3
Ras.
Dieser nur ganz kurz umrissene
(und natürlich unvollstän-
dige) Einblick in die Paläographie der Glossen kann das bereits in Punkt (2) Gesagte bestätigen und stützen: Ekkehart hat seine Schöpfungen immer wieder überarbeitet. Aenderungen (Rasuren, Tilgungen und Zusätze) nahm er aber nicht nur an den Versen, sondern auch den übergesetzten Glossen vor. Verschiedene Phasen der Bearbeitung auf der Ebene der Glossen lassen sich im übrigen in verschiedenen Dichtungen des ü b . bened. feststellen.
(5) Mehrfachüberlieferung (a) Die pict. Sangall. sind bekanntlich sowohl in Cod. Sang. 393, S. 239-246 (Sigle S) als auch in Cod. Sang. 168., S. 405-406 (Sigle B) überliefert. 2
1 Was hier - ganz kurz - anhand der Glossen aufgezeigt wurde, kann in ähnlicher Weise an den radierten Wörtern des Grundtextes demonstriert werden. D.h. man kann sehen, dass bestimmte auf Rasur stehende Wörter mit derselben Tinte wie der übrige Text, andere wiederum etwa mit einer helleren Tinte geschrieben wurden. 2 Siehe HAEFELE, Verf.-Lex., 457.
Problem einer textkritischen Ausgabe
79
(b) Das Gedicht 'Pagina Purchardo placeat, prepostulat Ekkart' - ein Poem, dessen Wörter alle mit P anheben findet sich sowohl in Cod. Sang. 393, S. 256 als auch in Cod. Sang. 626, S. 313.1 2 (c) Unser Galluslied liegt in drei verschiedenen Redaktionen von der Hand Ekkeharts IV. vor. In (a) und in (c) unterscheiden sich die Fassungen in der M e h r z a h l der Verse. Zu (a) : In S umfassen die pict. Sangall. 146, in B 124 (?) Verse. Ein Vergleich der in beiden Handschriften Cod. Sang. 393 und Cod. Sang. 168 stehenden Verse führt zu folgendem Ergebnis: in etwa 70 % der Verse (also mehr als ^/j) differieren die beiden Fassungen S und B. Einige Beispiele: Vers 12 lautet in S: "C^lum non animum mutant Gallosque salutant." In B liest man hierfür: "C^lum permutant franchos adevndo salutant." Vers 31 hat in S den folgenden Wortlaut: "Uecti trans pontum puppi petiere Brigantum." In B steht in diesem Zusammenhang: "Cvm duce trans pontum uecti petiere Brigantvm." Als Vers 32 trug Ekkehart in S "Fit domus Aureli? fanum uetus ore Columb^." und in B "Hic domino templum renouans sacrat ipse per amplvm" ein. Oder: Vers 35 ist in S von der Form: "De grege pascente iumento digrediente.", in B dagegen von der folgenden Gestalt: "En procul armento frumento spaciante iumento." usw. Die einer Verse einer
einzelnen Verse variieren gelegentlich nicht nur in oder etwa zwei Vokabeln; es lassen sich vielmehr nennen, in denen sich S und B sozusagen im Umfang ganzen Zeile unterscheiden.
1 Siehe HAEFELE, Verf.-Lex., 458. - Ueber die beiden Fassungen dieses Poems, die völlig gleich sind, siehe SCHULZ, 213f. (213: "völlige Kongruenz der Texte"). 2 S.o., S. 47ff.
Edition
80
Zu (c): Im Falle des Gallusliedes kann, was die Varianten anbelangt, etwa folgendes gesagt werden: Das Lied umfasst in A und in C insgesamt 85 Verse. A und C unterscheiden sich in 61 Versen. D.h.: in etwa 72 % aller Verse sind Varianten feststellbar (fast /^ aller Verse). In der Fassung B fehlen die Strophen 4 und 10; B umfasst also gegenüber A und C 75 und nicht 85 Verse. Wenn man nun die drei Fassungen A, B und C in den in jeder Redaktion vorhandenen 75 Versen miteinander vergleicht, so ergibt sich, dass in 54 von 75 Versen Varianten vorliegen; die drei Redaktionen A, B und C differieren hier in genau 72 % (also etwa ) . Vers 2,2 z.B. lautet in den drei Fassungen wie folgt: A:
"Tria tranant maria, c^leumant Christo gloria."
B:
"Tria tranant maria cantantes Christo gloria."
C:
"Tria tranant maria, peanant Christo gloria."
Vers 5,4 hat in der Fassung A den folgenden Wortlaut: A:
"Latrones et duos occidunt fratres suos."
In B und in C heisst es hierfür: BC:
"Latro Sigebertum (bzw. Sigibertum) trucidat hinc et Placidum."
Ueberlegungen zur Ausgabe des Gallusliedes Die Tatsache, dass Ekkeharts IV. Dichtungen, unter ihnen auch die lateinische Umsetzung des althochdeutschen Gallusliedes Ratperts, autograph (von der Hand des Autors geschrieben) auf uns gekommen sind, - dass drei Poemata in zwei (bzw. im Falle des Gallusliedes in drei) Fassungen überliefert sind, - dass Ekkehart seine Opera durch Rasuren und Tilgungen anderer Art und auch Zusätze stets veränderte und ergänzte und oftmals mit mehr oder weniger umfangreichen Glossen versah und öfter speziell mit dem Typ der vel-Glosse die Sache sozusagen offen
Problem einer textkritischen Ausgabe
81
liess, bewog den Verfasser der vorliegenden Arbeit, die bisherigen Editionen des Gallusliedes - im besonderen die seit Heinrich Hattemer bis auf Karl Strecker erschienenen editiones criticae - in den folgenden Punkten (1) bis (6) in Frage zu stellen: (1) Die zahlreichen Varianten in den drei Fassungen A, B und C sind R e s u l t a t e einer dreimaligen Arbeit''" des Uebersetzers Ekkehart und demzufolge Testimonia der Genese und Ausfeilung des Textes. (2) Man kann solche Varianten als a u t o r i s i e r t oder als a u t o r g e w o l l t bezeichnen - sind sie doch nach dem Willen des Autors, in unserem Fall sogar von seiner Hand, in die betreffenden Codices eingetragen worden. (3) Man kann solche Abweichungen auch s y n c h r o n e Varianten nennen, sind sie doch zur Zeit des Autors entstanden. Dies im Gegensatz zu den d i a c h r o n e n Varianten, die nicht zu Lebzeiten, sondern i.d.R. nach dem Tode des Autors durch einen oder mehrere Schreiber (z.B. als Folge des Verlesens bei irgendeiner Abschrift) in das be2 treffende Sprachdenkmal geraten sind. (Man spricht bekanntlich in diesem Zusammenhang in der Textkritik von Korruptelen.) (4) Wenn Ekkehart IV. seine lateinische Umsetzung des althochdeutschen Gallusliedes selbst dreimal in je einem anderen Codex aufgezeichnet hat, und wenn in jeder der drei Fassungen, die in 72 % der Verse differieren, diverse Korrekturen feststellbar sind, dann wird man dieser Ueberlieferungslage kaum gerecht, wenn man das Lied einfach nach der Fassung A abdruckt und - formal ganz in der Art herkömmlicher textkritischer Editionen - die Abweichungen in B und in C im Apparat verzeichnet.
1 S.u.,
S.
80.
2 d i a c h r o n e V a r i a n t e n s i n d so d a n n a u c h n i c h t a u t o r i s i e r t e oder nicht a u t o r g e w o l l t e Varianten.
82
Edition
(5) Die bisherigen Ausgaben des Gallusliedes führten, ganz besonders in vielen deutschen Literaturgeschichten des 19. und 20. Jahrhunderts, zu einem teilweise etwas unscharfen und oftmals sogar falschen Bild des Gallusliedes. "... er (d.h. Ratpert) verfasste den Leich ... doch ist derselbe nur in e i n e r U e b e r s e t z u n g auf uns gekommen, die fast 200 Jahre nachher ein anderer Sanctgaller, Ekkehard IV . . . gefertigt hat . ..',:L Oder: "Leider ist uns dieser Lobgesang n u r in e i n e r lat e i n i s c h e n U e b e r s e t z u n g erhalten. Ihr Verfasser ist Ekkehard IV ..."2 Ekkeharts n i c h t sondern in vielleicht: s u c h e n
Umsetzung des althochdeutschen in e i n e r U e b e r s d r e i U e b e r s e t z u n in d r e i U e b e r s e t tradiert.
Liedes ist aber e t z u n g , g e n - besser z u n g s v e r -
(6) So sei denn hier - entgegen den bisherigen Ausgaben - die folgende Editionsweise vorgeschlagen: (a) Die drei Uebersetzungsversuche werden alle in einem s y n o p t i s c h e n Abdruck wiedergegeben. So verlieren die Varianten der Fassungen B und C ihr bis anhin geradezu 'abgeschobenes Dasein' im Apparat. (b) Um die Verschiedenheit der drei Fassungen zu verdeutlichen, werden die Verse dort, wo Abweichungen vorliegen, jeweils unterstrichen. (Unterschiede in der Grossbzw. Kleinschreibung von Orts- und Personennamen werden nicht als Varianten gerechnet und also nicht hervorgehoben. Dasselbe gilt für den allbekannten Wechsel von u und v.) (c) Der Herausgeber hat möglichst wenig in die Texte eingegriffen. Texteingriffe betreffen lediglich die folgenden Fälle:
1 WACKERNAGEL, Geschichte, 67. - (Hervorhebungen von mir.) 2 SALZER, 81. - (Hervorhebungen von mir.)
Neuedition
83
- alle Orts- und Personennamen beginnen mit einem Grossbuchstaben, was in den Handschriften nicht immer der Fall ist. - Satzzeichen: Doppelpunkt, Gedankenstrich, Komma, Punkt und Strichpunkt wurden dort in den Text gesetzt, wo dies zu einem besseren Verständnis beiträgt bzw. beitragen soll. - Ein besonderer Fall liegt in 8,5 (Fassung A, sustinere) vor, s.u., S. 92. - Kürzungen wurden aufgelöst. - e-caudata wurde mit einem Komma unter dem e wiedergegeben: 9.
3.3. Neuedition PROLOG A (Cod. Sang. 393) --1 Ratpertus monachus, Notkeri, quem in Sequentiis miramur, condiscipulus, fecit carmen barbaricum populo in laude sancti Galli canendum. Quod nos multo impares homini, vt tam dulcis 2 melodia latine luderet, quam proxime potuimus, in latinum transtulimus. C (Cod. Sang. 174): Ratpertus monachus, Notkeri, quem in Sequentiis miramur, condiscipulus, post sancti Galli historiam, quam modulauit, et alia multa, que fecit insignia, fecit tandem et carmen barbaricum populo in sancti Galli gratiam cantitandum. Quod
1 Der Prolog ist in A mit roter Tinte geschrieben. 2 latinum
auf Rasur
84
Edition
postea fratrum quidam, cum rarescere, qui id saperent, uideret, ut tarn dulcis melodia latine luderet, quam proxime potuit transferens; talibus operam inpendit. B (Cod. Sang. 168): Ratpertus, Notkeri balbuli condiscipulus, fecit carmen barbaricum de sancto Gallo populo cantandum. Id ipsum nos, ne tarn dulcis melodia^" memorie laberetur, vertimus in latinvm.
1 Unterhalb von melodia steht - mit anderer, d.h. hellerer Tinte geschrieben - dulce.
Neuedition
85
1. STROPHE A
(Cod. Sang. 393) 1
Nunc incipiendum
2 3 4 5
Sanctiorem nullum quam sanctum umquam Galium. Misit filium Hibernia, recepit patrem Sueuia. Exultemus omnes, laudemus Christum pariles Sanctos aduocantem et glorificantem. 4 Exultemus)
C
est mihi magnum gaudium.
t undeutlich
(Cod. Sang. 174) 1
Nunc incipiendum
est mihi magnum gaudium.
2
Sanctiorem nullum
3 4 5
Misit filium Hibernia, recepit patrem Sueuia. Exultemus omnes, laudemus Christum pariles Sanctos aduocantem et glorificantem.
quam sanctum umquam GALLUM.
5 scös) am Rande stehend für unterstrichenes, d.h. getilgtes Electos
B
aduocantem)
ad- über -uo- eingetragen
(Cod. Sang. 168) 1
Nunc incipiendum
2 3
Sanctiorem nullum quam sanctum vmquam GALLUM. Misit filium Hibernia, lçtetur patrem Suçuia.
4
Exultemus omnes,
5
Sanctos prgparantem et sanctificantem. 1 magnum) 3 lçtetur)
Ueber magnum
est mihi magnum gaudium.
laudemus Christum pariles
steht dulce
(vgl. oben, S. 83, Aran. 2)
auf Rasur
4 xpm) auf Rasur 5 Sanctos)
z.T. undeutlich, da Pergament dunkel
Edition
86
2. STROPHE A
1 2
Cursu pergunt recto Tria tranant maria,
cum agmine collecto. cgleumant 'Christo gloria'.
3 4
Columbanus, Gallus, Magnoaldus et Theodorys. Chiliano socio, post functo sacerdotio.
5
Gallos peruagantur,
Francis immorantur^
2 cçleumant) auf Rasur, -m- und -n- undeutlich 3/4 Ueber Chiliano socio post steht mit roter Tinte sie in teutonico cani tur
1 2
Cursu pergunt recto Tria tranant maria,
cum agmine collecto. peanant 'Christo gloria'.
3 4
Columbanus, Gallus, Magnus, Chilian et Theodorus. Sigibertus, Placitus cum plurimus complicibus.
5
Francis immorantur,
honori habentur.
1
Cursu pergunt recto
cum agmine collecto.
2
Tria tranant maria
3 4
Columbanus, GALLus, Sigibertus, Placidus
cantantes 'Christo gloria'. Magnoaldus et Theodorus. cum plurimus complicibus.
5
Francis iimnorantu^
nimis honorantur.
2 cantantes) -ntes auf Rasur 5 immorant) -nt auf Rasur
honorantur) -nt- auf Rasur
Neuedition
87
3. STROPHE A
1 2
Renouant Luxouium Passi mgchy uarias
3 4 5
Tristes spernunt Franciam contendunt et in Sueuiam. Castro de Turegum adnauigant Tucconium. Docent fidem gentem, Iouem linqvunt ardentem. '4 Tucconium) 5 Docent)
C
in Christi caulas ouium. Brunhildis et insidias.
-i- am -n-
-n- undeutlich
(rechts unten) angefügt linqunt) qu auf Rasur
1
Renouant Luxouium
in Christi caulas ouium.
2
Passi mèche varias
3 4 5
Sancti spernunt Franciam contendunt et in Sueuiam. Castro de Turegum adnauigant Tucconium. Docent fide gentem, Iouem rident ardentem.
Prunhildis et insidias.
2 Passi) -a- undeutlich
B
1
Renouant Luxouium
2
Passi mech^ uarias
in Christi caulas ouium.
3
Tristes spernunt Franciam,
4
Castro de Turegum
5
Imbuunt fide gentem,
Brunhildis et insidias. contendunt Alemanniam.
adnauigant Tucconium. Iouem linquunt ardentem.
1 Renouant; undeutlich, da Pergament dunkel 5 loue) -o- undeutlich
linquunt)
auf Rasur
in) auf Rasur
Edition
88
4. STROPHE A
1
Tucconio ingrato
2
Uadunt in directum
3 4
Qu^runt aluearia Arbonam per lacum
5
Colligit Uuillimarus 1 Tucconio)
hinc excomunicato, examen ut coilectum. temptantes loca uaria. aduolitant Potamicum. illos Christo carus.
über erstem -c- und über -i- Rasur
hinc) teilweise auf Rasur
excomunicato)
teilweise auf Rasur
2 ut) auf Rasur 4 aduolitant)
C
auf Rasur
1 2 3
Tucconio ingrato hinc excommunicato, Uadunt in directum examen ut coilectum. Qu^runt aluearia temptantes loca uaria.
4 5
Arbonam per lacum inuolitant Potamicum. Colligit Uuillimarus praespiter Christo carus. 5 Uuillimarus)
B
-uolitant
nicht Vuillimarus
(STROPHE 4 FEHLT)
(Strecker, Egli)
Neuedition 5. STROPHE A
1 2
Pergit hinc Brigantium grex gentes baptizantium. Columbanus amplum hic Christo sacrat templum.
3 4
Docet paruum clerum cantare deum uerum. Latrones et duos occidunt fratres suos.
5
Fugit mox Italiam, 5 terram procul)
C
Pergament hier etwas aufgerauht
1
Pergit hinc Brigantium
2
Columbanus amplum
3 4 5
Docet paruum clerum cantare deum uerum. Latro Sigibertum trucidat hinc et Placidum Fugiunt Italiam, terram procul aliam. 4 Placidum)
B
terram procul aliam.
grex gentes baptizantium.
hic Christo sacrat templum.
-d- aus ursprüngl. t korr. (vgl. Strecker)
1
Pergit hinc Brigantium
2
Columbanus amplum
3 4
Docens paruum clerum laudare deum uerum. Latro Sigebertum Trucidat hinc et Placidum.
5
Properant Italiam, 4 Sigebertum) 5 •Pperant)
grex gentes baptizantivm.
hic Christo sacrat templvm
terram procul aliam.
-i- undeutlich
Abkürzungszeichen undeutlich
89
90
Edition 6. STROPHE
A
1
Gallus infirmatur,
2
Cui mandat motus,
3 4
Missas numquam celebret, se uiuum quoad sciret. Repetit febricitans Arbonam, Christum supplicans
5
Egros alleuantem, 1 retardatur)
faciat se ualentem. (vgl. Strecker)
auf Rasur (vgl. Strecker)
1 2
Gallus infirmatur, Cui mandat motus,
3 4
Missas numquam ageret, se uiuum dum audiret. Repetit febricitans Arbonam, multa supplicans
5
Egros confortantem, 1 infirmatur) 3 ageret)
a uia retardatur. cur restet, Columbanus,
faciat se ualentem.
-tur undeutlich
a- undeutlich
5 confortantem)
B
quod restet, Columbanus,
über -datur zwei Neumen radiert
5 Egros alleuantê)
C
ab uia retardatur.
uiuü.) undeutlich
con- undeutlich
1
Febris egra Gallum
detinuit sanctissimum.
2
Cui mandat motus,
cvr restet, Columbanus,
3 4
Umguam missas ne celebret, se uiuvm quoad sciret. Petit hinc febricitans Arbonam Castrum, supplicans
5
omnium potentem, 1 scissimum)
Faciat se ualentem.
auf Rasur
2 cvr) etwas undeutlich 3 Umqä) auf Rasur 5 omnium)
-m- undeutlich
Neuedition
91
7. STROPHE A
1
Presbiter Christo carus
2 3 4
Conualescens Gallus Deserti fit mox auidus. Dux fit Hiltibaldus; occurrit locus commodus. Clamant damna d^mones; retentant Gallum uepres.
5
Diaconvs accurrit; 2 Conualescens) auidus)
C- undeutlich
)
-o- kaum erkennbar; Deserti
Hiltepoldus
A^
cömodus)
auf Rasur. Eglis Bemerkung,
radierten Zügen des Wortes
C
-o- erscheint als Fleck 'Diacon\i ' stehe "auf den 'Diaconf '
(Die Züge dieses Namens
Presbiter Christo carus
2
Conualescens Gallus
3 4
Dux fit Hiltibaldus; ocurrit locus commodus. Clamant damna d^mones; retentant Gallum uepres.
5
Hiltibalt accurrit;
5 accurrit)
sind
erkennbar.)
-currit
dat lectum Uuillimarus.
fit heremi mox auidus.
lapsans illum distülit.
-ualescens
undeutlich
beginnt auf der nächsten Seite
(S. 2)
1
Prespiter Christo carus
2
Conualescens Gallus
3 4
Dux fit Hiltibaldus; occurrit locus commodus. Clamant damnum demones; Dat lapsans Gallus preces.
5
Diacon accurrit; 3 Hiltibaldus) 4 lapsans) 5 lapsus)
Hil-
Pergament auf
Rasur
mox
auidus
1
2 Conualescens)
B
fit mox
'Diaconus'" ist falsch.
vielmehr auf ursprüngl. Hiltibalt. noch recht gut
fit
(Deserti mit hellerer Tinte) für unter-
(und auf Rasur stehendes) siluarü
3 Hiltibaldus) 5 Diacon
lapsans illum distulit.
steht am Rande
strichenes
dat lectum Uuillimarus.
dat tectum Uillimarus.
fit heremi mox auidus.
lapsus illum distulit. auf Rasur
(vgl.
aufgerauht
Strecker)
92
A
Edition 8.
STROPHE
1 2
Gallus forte psalmum 'Requies h^c est mea
3 4
Semper hic habitabo, deum meum inuocabo. Hiltibalt percare, lam noli me uetare,
5
Libet sie jLacere^ _ noli_sustinere^_' 4 Hiltibalt) percare)
auf Rasur, für ursprüngl. Diaconus
perchare
5 sustinere)
in ore tenet almum: per sgculorum s^cula.
(vgl. Strecker)
A^
darüber i subleuare
Die Bemerkung Eglis "subleuare falsch. Durch das dem subleuare
mit heller Tinte geschrieben. ist Korrektur für sustinere" ist vorangestellte i liess Ekkehart
die Sache offen. Da in BC sustinere,
und weil iacere
einen zweisilbigen Reim ergibt, habe ich sustinere gesetzt.
C
1
subleuare
B
A
Gallus forte psalmum
in ore tenet almum:
2
'Requies h^c est mea
per sgculorum s^cula.
3 4
Semper hic habitabo, elegi hlc locum domino. Diacon percare, iam noli me uetare,
5
Noli_sustinerei _ libet s^ic iacere^' 3 hlc) -i- am h-
: sustinere
in den Text
(rechts unten) angefügt
1
Gallus forte psalmum
2 3 4
'Requies h^c est mea per cuncta s^cli s^cula. Semper hic habitabo, devm mevm inuocabo. Diacon percare, iam noli me uetare,
5
no]_i_sustiner_ ^libet sie iacere^' 1 tene
in ore tenet almum.
) auf Rasur (?)
3 dev mev) auf Rasur 4 uetare) -e- undeutlich 5 sustinere)
Pergament aufgerauht
(wohl Rasur)
Neuedition
93
9. STROPHE A
1
Instat tandem triduo
2
Consecrando locum
3 4 5
Fit ambobus ardor; procumbit omnis arbor. Regnat uis flammarum condensa per siluarum. Infert ursus truncos Igni passim aduectos. 5 Igni passim
C
aduectos)
uir domini ieiunio. litabat uota precum.
auf Rasur
passim)
pastum
A
1
Instat tandem triduo
2
Consecrando locum
3 4
Fit ambobus ardor; procumbit omnis arbor. Regnat uis flammarum condensa per siluarum.
5
Ursus truncos dexter 1 uigiliis)
uigiliis, ieiunio. litabat uota precum.
aduexerat minister.
Dass in B uigiliis
steht
(Egli), ist falsch
(vgl. Strecker)
B
1
Instat tándem triduo
vir domini ieiunio.
2
Consecrando locum
3 4 5
Fit ambobus ardor; procvmbit omnis arbor. Regnat vis flammarum contexta per siluarum. Ursus hlc siluester Gallo stat minister.
litabat vota precum.
3 pcvbit omnis) auf Rasur. Was ursprünglich stand, ist nicht mehr erkennbar.
Edition
94 10. STROPHE A
1 2 3 4 5
Panem Gallus bestie mirande dat modestie. Mox ut hunc uorauit, in fugam festinauit lussa siluis cedere, hlc nullum posthac ledere. Diacon iacebat soporans et uidebat, Qua uirtute Gallus pollet dei famulus. 1 dat) -t über -a- eingetragen 3 p'hac) e zu a)
-a- aus e korr. cadere)
4 Diacon) Diaconus
C
B
1 2 3 4 5
(Durch einen schrägen Strich wurde
cedere
A^
A
Panem dedit bestie mirabilis modestie. Mox ut hanc uorauit, abscessum festinauit lussa silius cedere, iam nullum posthac ledere. Diacon iacebat dormitans et uidebat, Qua uirtute Gallus pollet dei famulus.
(STROPHE 10 FEHLT)
Neuedition
95
11. STROPHE A
1 2 3 4
Hinc de loco dçmones abeglt et serpentes. Ducis sanat filiam, quam satan uexat rabidam. Exit ore toruus colore tamquam coruus. Offert Gallo dona pro mente uirgo sana,
5
Quç dispersit sanctus 1 dçmones)
dedit et pauperibus.
-ne- undeutlich, -mones nach Strecker auf Rasur (?)
Beim n ein Loch, das von Rasur der vorhergehenden Seite
(siehe
Vers 7,2) herrührt 4 Gallo) als einziges Wort in dieser Verszeile mit heller Tinte geschrieben. Dass mit roter Tinte
C
(Egli), unrichtig.
1 2
Hinc de cella dçmones abegit et serpentes. Ducis sanat filiam, quam satan vexât rabidam.
3 4
Exit ore toruus colore tamquam coruus. Offert sancto dona pro mente uirgo sana,
5
Quç dispersit protinus 2 vexât; auf Rasur
dedit et pauperibus.
(vgl. Strecker)
3 colore tamqa) auf Rasur von tam niger sicut
B
(vgl. Strecker)
1
Hinc de cella dçmones
2
Ducis sanat filiam,
abegit et serpentes.
3 4
Exit ore toruus furentis tamquam coruus. Offert Gallo dona pro mente virgo sana,
5
Quç dispersit sanctus
quam démon tenet rabidam.
dedit et pauperibus,
2 quam) qu- undeutlich 3 furentis)
auf Rasur
dedit &( ) Pergament aufgerauht
(Rasur?)
96
Edition 12. STROPHE
A
1
Optant ilium populus
2 3 4
Quîs sacrandum proprium Iohannem dat discipulum. Hinc superno numine in montis stans cacumine, Spiritum abbatis locandum cum beatis
5
E conspectu terre 2 Quîs) Qui A^ 3 cacumine)
C
pontificem et clerus.
angelos uidet ferre.
Iohannem)
-i- am -m-
Iohannem
A^
(unten) angefügt
1
Optat illum populus
2
Quîs Iohannem_pro£r¿um _ sacrandum dat discipulum.
pontificem et clerus.
3 4
Hinc diuino numine in montis stans cacumine, animam abbatis locandam cum beatis
5
e conspectu terre
angelos uidet ferre.
1 Optat) -ptat auf Rasur 4 beatis)
z.T. auf Rasur, -e- undeutlich
5 Dass dieser Vers fehlt
B
(Egli, Strecker), ist unrichtig.
1
Optant Gallum populus
2
Quis _Iohannem_pro£ri1vm _ sacrandum dat discipulum.
3 4 5
Hinc tonantis numine in montis stans cacumine, Spiritvm abbatis locandvm cum beatis A conspectv terre angelos videt ferre. 2 Iohanne)
pontificem et clerus.
undeutlich. Pergament z.T. aufgerauht
3 Hinc) -n- über -i- und -c eingetragen cacumine)
ca- undeutlich
stehendem ferre
stans) -s undeutlich
cacu- durch ein f~ von am Rande
(zur nächsten Zeile, d.h. zu Vers 12,5
gehörend) getrennt. 4 beatis)
-e- aus a korr.
(unter dem noch deutlich sichtbaren
a ein Punkt, der vielleicht Tilgung bedeutet 5 videt) -et undeutlich
Neuedition
97
13. STROPHE A
1 2 3 4 5
Uotum mox inhibitum post patris litat obitum. Gaudet pisce magno Petrose capto stagno. Trabern breuiorem dat prece longiorem. Pergit hinc ad Castrum ob Michahelis festum. Egit missas more; spiritus tonat ab ore. 1 patris)
-atris auf Rasur
2 Petrosa)
auf Rasur; sehr stark radiert, so dass an drei
Stellen Löcher
petrose A^
perbrevi
(Grimm, du Méril)
petroso
5 Egit missas)
(Daniel)
capto stagno)
grosser Abstand zwischen
Ich glaube Züge eines radierten
auf Rasur
'Egit' und
'missas'.
'hic ' erkennen zu können
(vgl. Piper, Egli, Strecker)
1 2
Votum mox inhibitum Gaudet pisce magno
post patris litat obitum. extracto breui stagno.
3 4
Trabern breuiorem Egressus Arbonam
5
Pr^dicat uerbum more;
dat prece longiorem. sumpturus iam coronam.
3 Trabe) Pergament hier
spiritus tonat_ore.
(am Schluss des Wortes) etwas aufgerauht.
1 2
Votum mox inhibitum Gaudet pisce magno
3 4
Fecit tabularti minorem orando longiorem. Euocatur castrvm ob Michahelis festvm.
5
Prgdicat hxc de more; 2 pisce)
post patris litat obitvm. extracto breui stagno.
spiritus tonat_ore.
zwischen -c- und -e- ein Loch im Pergament.
extracto) 4 Euocatur)
-tracto
undeutlich
E- unscharf, Pergament aufgerauht
5 tonat ore) Lücke zwischen von 'ab'?
'tonat' und
'ore' (vgl. Strecker),
98
Edition 14. STROPHE
A
1 2
Egrotat in castro electus deo nostro. Post fletum, post gemitum defungens efflat spiritum.
3 4
Michahel fidelis locauit hunc in c^lis. Accurrit episcopus flens ad magistri corpus.
5
Caligas eius induit 1 Egrotat) 3 Michahel)
C
B
Aegrotat
claudus ex exiliit.
A^
Michael
A
1 2
Egrotat in castro electus deo nostro. Post fletum, post gemitum efflauit Gallus spiritum.
3 4 5
Michahel fidelis portauit hunc in c^lis. Accurrit episcopus flens ad magistri corpus. Caligas sanctas induit debilis et exiliit.
1
Egrotat in Castro
2 3 4 5
Post fletum, post gemitum efflauit Gallus spiritum. Michahel fidelis portauit hvnc in c^lis. Accurrit episcopus flens ad magistri corpus. Caligas eius induit contractus et exiliit. 3 Michahel) hvnc) 4 flens
Micha-
auf Rasur
-c- über -nad magistri
5 ejus) auf Rasur
electus deo nostro.
portaü)
auf Rasur
eingetragen corpus) Pergament hier etwas
aufgerauht
Neuedition
99
15. STROPHE A
1 2
Corpus est nudatum, ut solet ob lauatum. Renes et sacratos mirantur uulneratos.
3 4 5
Capsam clausam pandunt catenam et offendunt. Cruore perfusura horrebant et cylicium. Clamant: 'o felicem suimet carnificem.1 3 capsä clausa)
clausa und z.T. auch capsä auf Rasur
5 o) über o steht Neume ]
C
1
Corpus est nudatum,
2 3 4 5
Renes et sacratos mirantur uulneratos. Capsam eivs pandunt Catenam et offendunt. Cruore perfusum cernentes hie cyllcium. Clamant: '0 felicem suimet carnificem.' 2 uulneratos)
B
ut solet ad lauatum.
-tos auf Rasur
3 ei-S ) auf Rasur von sSi
(vgl. Strecker)
4 cernentes)
korr. (vgl. Strecker)
aus cernentis
1
Corpus est nudatum,
2
Renes et sacrat£
3 4
Capsam Galli pandunt catenam et offendunt. Cruore perfusum exhorrent et cylicium.
5
Clamant: 'o felicem suimet carnificem.1 5 carnificem)
vt solet ob lauatum. videntur uulnerat£.
durch ein f
von am Rande stehendem tumulant
(zur
vierten Zeile von unten, d.h. zu Vers 16,5 gehörend) abgetrennt
100
Edition 16. STROPHE
A
1
Equis hinc indomitis
qrauatum corpus martyris
2 3 4
Prçsul imponebat infrenes et laxabat. Currunt in directum ad cellç patris tectum. Sequitur cum clero Iohannes atque populo.
5
Kyrieleison clamant
et defletum tumulant.
1 grauaauf
Rasur
3 in directum)
indirectum
5 Kyrieleison)
Kyrieeleison
clamant)
A^ A^
Kyrie eleison
(Egli)
über unterstrichenem, d.h. getilgtem, auf Rasur
stehendem clamitant
(vgl. Piper). Dass zweimal
(Egli, Strecker), ist falsch.
clamant
(Siehe zu dieser Stelle u.,
S. 293, Abschrift Weidmanns.)
C
1
Equis hinc indomitis
consulto membra martyris.
2 3 4
Pr^sul imponebat infrenes et laxabat. Currunt in directum ad celle patris tectum. Sequitur cum clero Iohannes atque populo.
5
Kyrie eleison iubilant
et defletum tumulant.
4 clero) grosse Lücke zwischen -e- und -rvon pop
(vgl. Strecker)
cle- auf Rasur
atq)) steht nach unterstrichenem,
d.h. getilgtem atgj 5 Kyrie eleison)
B
-y- aus i korr.
(vgl. Strecker)
1 2
Equis hinc indomitis Iohannes membra martyris presul imposuerat infrenes et laxauerat.
3 4
Currunt in directum Sequitur cum clero
5
Kyrie eleison iubilant 1 indomitis) 3 patris) 5 iubilant
ad cell? patris tectum. sacerdos atque populo.
-tis auf Rasur
et defletum tumulant. mebra) auf Rasur
auf Rasur eic defletum) Pergament aufgerauht
(Rasur)
Neuedition
101
17. STROPHE A
1 2 3
Iohannes, noli flere, magistrum crede uiuere. Uiuit, inquam, Gallus, beatior iam nullus. Uiuit per miracula dans scutum ad obstacula.
4 5
Iudex inter dextros In tremendo examine. 1 Iohannes)
Dass Johannes
sessurus in sinistros Gloria tibi, domine. (Piper), ist falsch. Der Eindruck
eines Akzentes rührt von der Unterlänge des y in
Kyrieleison
(17,4) her. 3 Uiuit) z.T. auf Rasur 4 inter) auf Rasur
C
1
und in auf Rasur
3 4 5
magistrum crede uiuere. beatior iam nullus. Uiuit, inquam, Gall ;, dans scutum ad obstacula. Uiuit per miracula sessurus in sinistros Iudex inter dextros Gloria tibi, domine. In tremendo numine.
1 2
Iohannes, noli flere, Viuit, inquam, Gallus,
3 4
Uiuit per miracula Iudex inter dextros
5
In tremendo numine.
2
B
sessurJ in)
Iohannes, noli flere
magistrum crede uiuere. beatior iam nullus.
dans scutum ad obstacula. sessurus in sinistros Gloria tibi, domine.
2 inquS) auf Rasur
beatior
3 Uiuit) auf Rasur
dans scutu ad obstacu^a)
iam nullj ) auf Rasur auf Rasur
(auf leichter Rasur, Strecker) 5 numine)
-i- am -m- ganz rechts, unten angefügt
In tremendo numine)
wohl auf Rasur
4. DIE DREI FASSUNGEN A, B UND C
4.1. Quantitativer Vergleich Mit 'Quantitativer Vergleich1 ist dieser Abschnitt deshalb überschrieben, weil in Prozentzahlen angegeben wird, in wievielen Versen sich zwei Fassungen voneinander oder gegenüber der dritten usw. unterscheiden. Entscheidend dabei ist: In B fehlen die Strophen 4 und 10, d.h. 1J) Verse. So sind die drei Fassungen also in insgesamt 75 Versen - das Lied zählt in A und in C total 85 Verse - miteinander vergleichbar. D.h.: 100 % = 75 Verse.^ (1) Das Verhältnis A : B In AJ. v o n 75 Versen, also in ca. 62 %, weichen A und B voneinander ab. Die Unterschiede belaufen sich von einem einzelnen Wort über einen Halbvers bis auf eine ganze Verszeile (2,4; 5,4; 6,1 und 9,5). (2) Das Verhältnis A : C In 4_4 von 75 Versen, also in ca. 58 %, unterscheiden sich die beiden Fassungen A und C. In den Versen 2,4; 5,4; 9,5 und 13,4 haben die Abweichungen den Umfang eines ganzen Verses. (3) Das Verhältnis B : C Die Fassungen B und C differieren in 42 von 75 Versen, also
1 S.o., S. 80.
Quantitativer Vergleich
103
in ca. 56 %. In 6,1; 9,5 und 13,4 sind Unterschiede im Umfang eines ganzen Verses zu verzeichnen. (4) Das Verhältnis A : BC Das Verhältnis A : BC meint diejenigen Fälle, wo B und C in einem Vers - gegenüber A - den gleichen Wortlaut haben. In 1_3 von 75 Versen, also in ca. 17 %, stimmen B und C überein. (5) Das Verhältnis B : AC Die Fassungen A und C stehen in 12 von 75 Versen, also in ca. 16 %, gegen B. (6) Das Verhältnis C : AB A und B weichen miteinander in 7_ v o n 75 Versen, also in ca. 9 %, von C ab. Zu den Punkten (1) bis (6) lässt sich folgendes sagen: (a) Der Unterschied zwischen A und B ist am grössten (Abweichungen in 62 % der Verse; B und C variieren in 56 %, A und C in 58 % der Verse). Das heisst, dass C etwas näher bei A liegt als B. (b) B steht in 16 % der Verse gegen AC. A weicht von BC in 17 % und C von AB in 9 % der Verse ab. Damit kann die Aussage, dass C etwas näher bei A liegt als B, oder dass B von A etwas weiter entfernt ist als C, noch ein wenig gestützt werden. (A und B stehen deshalb nur in 9 % der Verse gemeinsam gegen C, weil A und B am stärksten differieren.) (c) Die Tatsache, dass B von A mehr abweicht als C und dass C etwas näher bei A liegt als B, kann - wenn auch nur vorsichtig - dahin interpretiert werden, dass A von den drei uns heute handschriftlich überlieferten Fassungen vielleicht die letzte und jüngste Redaktion Ekkeharts IV. darstellt was im übrigen nicht allzu unwahrscheinlich zu sein scheint, wenn man bedenkt, dass der Codex Sangallensis 393, der die
104
Die drei Fassungen A, B und C Fassung A enthält, eine Art 'Gesamtausgabe1''" des dichterischen Werkes Ekkeharts IV. ist.
(d) Gegen die obige Interpretation in Funkt (c) kann aber - und dies mit Recht - der Einwand erhoben werden, dass es doch einige Verse gibt, in welchen A und B zusammen gegen C stehen. (S.o., S. 103, Punkt (6)). Vers 8,3 lautet in der Fassung C: "Semper hic habitabo, elegi hic locum domino." Anstelle von "elegi hic locum domino" heisst es in A und in B: "deum meum inuocabo" (bzw. "devm mevm"). Vers 9,1 hat in C den folgenden Wortlaut: "Instat tandem triduo uigiliis, ieiunio", in A und in B dagegen: "Instat tandem triduo, uir (bzw. vir) domini ieiunio." usw. Solche und ähnliche Fälle sprechen also dagegen, dass man mit aller Absolutheit behaupten könnte, B sei vor A und vor C entstanden. Ernst Schulz meinte in diesem Zusammenhang: "... die Stellen, an denen alle drei Hss. divergieren, (sind) ziemlich selten (...); viel öfter stehen zwei Hss. zusammen gegen die dritte. Dabei sind diejenigen Lesarten, bei denen BC gegen S (= A) und CS (= CA) gegen B zusammengehen (...) ohne weiteres verständlich; d a g e g e n b e d ü r f e n die (...) S t e l l e n , an d e n e n BS (= BA) ü b e r e i n s t i m m e n , der z e i t l i c h d a z w i s c h e n l i e g e n d e T e x t C a b e r abw e i c h t , zu i h r e r E k l ä r u n g der A n n a h m e , d a s s die e r h a l t e n e n H s s . w i e d e r v o n e i n a n d e r u n a b h ä n g i g e E m a n a t i o n e n des A u t o r 2 k o n z e p t e s sind." Zu den eben zitierten Gedanken von Ernst Schulz lässt sich folgendes sagen: Die Annahme von Ernst Schulz beruht auf seinem "sicheren Ergebnis, dass (...) B die erste, C eine zweite, S (= A)
1 Siehe Schulz, 234 und HAEFELE, Verf.-Lex., 461. 2 SCHULZ, 208. (Hervorhebungen von mir.)
Quantitativer Vergleich
105
die letzte Fassung darstellt".^" Ein deutliches Beispiel ist für ihn Vers 3,5, dessen erster Halbvers in B "Imbuunt fide gentem", in C "Docent fide gentem" und schliesslich 2
in S bzw. A "Docent fidem gentem" lautet. Auch Schulz stellte fest, dass A und B an einigen Stellen gegenüber B übereinstimmen. Diese Feststellung nötigte ihn zur Annahme, die drei Fassungen A, B und C seien voneinander unabhängige Produkte eines Konzeptes. Die Annahme eines Autorkonzeptes, als dessen "voneinander unabhängige Emanationen" die drei Fassungen A, B und C überliefert sind, macht deutlich, dass Ernst Schulz - was Ekkeharts IV. dichterische Umsetzung des althochdeutschen Gallusliedes ins Lateinische betrifft - wohl eine etwas 'papierene' Vorstellung^ hat. Mit andern Worten: Gesetzt den Fall, dass A wirklich die letzte, C eine zweite und B eine erste Umsetzungsphase des Ratpertschen Gallusliedes ist, wieso sollte Ekkehart nicht in gewissen Versen eine Aenderung, die er in C gegenüber B vornahm, in A wieder aufgeben und also den Wortlaut von B in A wieder aufnehmen? Schulz wird zur Annahme des Autorkonzeptes wohl vor allem deshalb genötigt, weil er offensichtlich davon ausgeht, dass Ekkehart den Text - geradezu maschinell - von B über C nach A überarbeitet hat.
1 SCHULZ, 208. 2 SCHULZ, 208: "In B ist die zweisilbige Senkung rhythmisch anstössig; sie ist in C beseitigt, wobei ein grammatischer Fehler entstand, der dann in S (= A) berichtigt wurde, wo der Vers endlich einwandfrei ist; diese Abfolge der Aenderungen ergibt einen Sinn, jede andere täte es nicht." Siehe dazu HOFMANN-SZANTYR 2, 43 mit dem Hinweis, dass doclre + dopp. Akk. seit Plautus allgemein gebräuchlich ist; vgl. ThLL 5, 1706 und GEORGES 1, 2267. 3 D.h.: Schulz denkt zu sehr 1 textkritisch 1 - so, als ob Ekkehart den Text jeweils nur einfach abschreiben würde. - Selbstverständlich sei mit unserer Kritik an Schulz' Gedankengang nicht gesagt, dass es zur Zeit Ekkeharts IV. nicht noch weitere Entwürfe des Dichters - weitere Verse auf einem Stück Pergament, einen Teil des Liedes vielleicht auf einem Wachstäfelchen usw. - gegeben hat, zumal Ekkehart, wie es scheint, sich wohl zeit seines Lebens mit der Gallusdichtung (in verschiedener Form) auseinandergesetzt hat.
106
Die drei Fassungen A, B und C
(e) Im folgenden Kapitel 4.2. wird versucht - immer wieder mit Blick auf die Hypothese (vgl. die Punkte (c) und (d)) auf die sprachliche Beschaffenheit derjenigen Verse, in denen Abweichungen feststellbar sind, einzugehen. Aus diesem Grunde trägt das Kapitel 4.2. den Titel "Qualitativer Vergleich".
4.2. Qualitativer Vergleich 4.2.1. Reim Ekkehart IV. legte in seinen Dichtungen grossen Wert auf den Reim. Der grösste Teil des Ü b . bened. besteht aus sogenannten leoninischen, d.h. zäsurgereimten Hexametern.''" Im Prologus II 2 der Handschrift 393 ist in einem längeren Glosseneintrag (zu Vers 94) von "consonantina duplarum plerumque syllabarum", d.h. vom Gleichklang zweier Silben, die Rede. Ekkehart baute "seine Leoniner wo immer möglich zweisilbig". Dass dabei bisweilen hinkende Verse entstehen konnten, weiss Ekkehart selbst: "Sint versus claudi, fidei non sunt puto fraudi." (= Vers 95; zu 'versus' die Glosse: "etiamsi aliqui"). Was die rhythmischen gereimten Langzeilen des Gallusliedes anbelangt, so ergibt ein Vergleich der drei Fassungen A, B und C bezüglich Reim folgendes Bild 4 :
1 Zu 'Leoniner', 'Leonitas' und ähnl. siehe etwa Carl Erdmann: Leonitas. Zur mittelalterlichen Lehre von Kursus, Rhythmus und Reim. In: Corona Quernea. Festgabe Karl Strecker zum 80. Geburtstage dargebracht. (Unveränderter Nachdruck der Ausgabe 1941), 1952, 15-28. 2 EGLI, ü b . bened., 3. 3 HAEFELE, Verf.-Lex., 462. 4 Die Zahlen in (...) beziehen sich auf 85 Verse.
Qualitativer Vergleich
107
(1) Einsilbiger Reim: A:
35 x
(37 x)
B:
33 x
C:
34 x
(36 x)
A:
33 x
(38 x)
B:
36 x
C:
36 x
A:
7 x
B:
6 x
(2) Zweisilbiger Reim:
(41 x)
(3) Dreisilbiger Reim:
5 x
(10 x)
(8 x)
Oder in Prozentzahlen ausgedrückt: (1) Einsilbiger Reim: A:
46,7 % 44,0 %
C:
45,3 %
D.h. die drei Fassungen A, B und C stimmen - grob gesagt überein.
108
Die drei Fassungen A, B und C
(2) Zweisilbiger Reim: A:
44 %
B:
48 %
C:
48 %
Auch hier lassen sich in A, B und C nur wenige Abweichungen feststellen. (3) Dreisilbiger Reim: A:
9,3 %
B:
8,0 %
C:
6,7 %
Auch hier differieren A, B und C nur in wenigen Fällen. Die Unterschiede liegen in: Strophe 5, wo B und C
2 x einsilbig 1 x zweisilbig 2 x dreisilbig
wo A
Strophe 11, wo A und B
1 x einsilbig 2 x zweisilbig 2 x dreisilbig 4 x einsilbig 1 x zweisilbig
wo C
3 x einsilbig 2 x zweisilbig
Strophe 13, wo A
1 x einsilbig 3 x zweisilbig 1 x dreisilbig
Qualitativer Vergleich WO B
1 x einsilbig 4 x zweisilbig
wo C
5 x zweisilbig
Strophe 16, wo A und B
109
4 x einsilbig 1 x zweisilbig
wo C
3 x einsilbig 2 x zweisilbig
Insgesamt lässt sich sagen: Bezüglich Reim lässt sich kein deutlicher Bearbeitungsweg Ekkeharts von B über C nach A feststellen; - denn die drei Fassungen differieren hierin nur unwesentlich. - Alle drei Fassungen zeigen insgesamt das gleiche Bestreben Ekkeharts nach ausgewogener Darstellung der verschiedenen Reimtypen . 4.2.2. Silbenzahl (1) Eine Analyse der Silbenzahlen''' ergibt, dass in allen drei Fassungen die e r s t e Hälfte der Langzeile zumeist aus 2
6 oder 1_ Silben besteht. vier Verse:
Ausnahmen bilden die folgenden
6,3: in B 8 Silben, in AC je 7 Silben. 13,3: in B 8 Silben, in AC je 6 Silben. 14,5: in allen drei Fassungen 8 Silben. 16,5: in A 7 Silben, in BC je 9 Silben.
3
1 Die Silbenzahlverhältnisse sind für den Musikologen besonders wichtig. Da jeder Silbe eine Neume zugeordnet ist, kann sich die Melodie bei ungleicher Silbenzahl in den drei Fassungen - wenn auch nur geringfügig ändern. 2 MEYER 3, 65. 3 Die Aussage Wilhelm MEYERS 3, 65, dass die erste Hälfte "niemals aus 8" Silben besteht, ist also nicht richtig.
Die drei Fassungen A, B und C
110
Die Ausnahmen betreffen zweimal A, B und C; dreimal B und C und zweimal nur B. Die Fassung B weicht also am stärksten von der festgestellten 6- bzw. 7-Silbigkeit der ersten Vershälfte ab. Ein Beispiel für die oben genannten Verse: Der erste Teil von 16,5 lautet in BC: "Kyrie eleison iubilant" und in A "Kyrieleison clamant". In A erscheint die erste Vershälfte als um zwei Silben reduziert. Das dreisilbige 'iubilant' wurde durch das zweisilbige 'clamant' ersetzt; zudem wurde 'Kyrie eleison' (BC) in A zum um eine Silbe weniger zählenden 'Kyrieleison' verkürzt.''" (2) Was die
z w e i t e
Vershälfte anbelangt, so ergibt sich
folgendes Bild: der zweite Teil der Langzeile des Gallus2
liedes umfasst öfter oder f5 Silben ; die Werte reichen aber von 6 bis 9 Silben und einmal - in der Fassung C, Vers 2,3: "Magnus, Chilian et Theodorus" - bis zu 10 Silben. Einige Beispiele: In Vers 3,3 heisst es in B "contendunt Alemanniam" (8 Silben), in AC dagegen "contendunt et 3 in Sueuiam" (9 Silben) . Den Vers 6,1 "Febris egra Gallum detinuit sanctissimum." (B) ersetzte Ekkehart in AC durch "Gallus infirmatur, ab (a, C) uia retardatur." In B ergeben sich für die zweite Hälfte des Verses 8, in AC 7 Silben. Vers 9,5 ist in allen drei Fassungen stark umgestaltet worden: In B lautet er: "Ursus hic siluester Gallo stat minister.", in C: "Ursus truncos dexter aduexerat minister." und in A: "Infert ursus truncos Igni passim aduectos." Dies ergibt für den zweiten Teil der Langzeile in B 6, in AC 7 Silben. In Vers 16,2 stehen die Verben 'imponere' und 'laxare' in B in der 3. Pers. Sing. Imperf., in AC hingegen in der 3. Pers. Sing. Plusquamperf. Die zweite Vershälfte zählt also in AC 7 und in B 8 Silben. 1 EGLI, 389 setzt, obwohl er A folgt, 'Kyrie eleison' in den Text, was nicht in der Handschrift steht. - 'Kyrie_eleison1 (BC): Hiatus, nicht Elision; dies zeigt die Neumen-Notation in B, wo dem aus 6 Silben bestehenden 'Kyrie eleison' auch 6 Neumen übergeschrieben sind (die Neumen: f-). 2 MEYER 3, 65. 3 S.u., S. 127.
Qualitativer Vergleich
111
Die in den Punkten (1) und (2) gemachten Feststellungen bezüglich Silbenzahl in der ersten und in der zweiten Vershälfte wollen wir mit hinübernehmen in die Unterkapitel 'Hebungen und Senkungen' (Kap. 4.2.3.) und ganz besonders 'Textvarianten' (Kap. 4.2.4.), wo bei der Analyse der Verse immer wieder auf die Silbenzahl hingewiesen wird. 4.2.3. Hebungen und Senkungen (1) Jede Vershälfte weist
v i e r
Hebungen auf.''"
(2) Die Zahl der unbetonten Silben, d.h. die Zahl der Senkungen in einer Vershälfte, ist nicht immer gleich. Mit andern Worten: Es scheint, dass der Uebersetzer - und vielleicht 2 vor ihm schon Ratpert in der althochdeutschen Vorlage (?) auf vier Hebungen pro Vershälfte grossen Wert legte, hingegen weniger auf die Zahl der Senkungen achtete. "... die Senkungen waren Nebensache; sie konnten ganz fehlen; es konnten eine oder es konnten zwei vor einer Hebung stehen." (3) Die e r s t e Hälfte des Verses b e g i n n t zumeist mit einer H e b u n g . Beispiel: 1,1 "Nunc incipiendum/ / est mihi magnum gaudium." Ausnahmen bilden die folgenden Verse: 4,1: "Tucconio ingrato"; 4,4: "Arbonam per lacum"; 5,4: "Latrones et duos" nur in A - in BC heisst es an dieser Stelle "Latro Sigebertum (bzw. Sigibertum)..." mit der ersten Hebung auf der ersten Silbe des ersten Wortes; 13,4: "Egressus Arbonam" (C) - in B beginnt der Vers mit: "Euocatur castrvm" und in A mit: "Pergit hinc" mit der ersten Hebung ganz zu Beginn des Verses; 14,1: "Egrotat in Castro" - in allen Fassungen liegt die erste Hebung auf der zweiten
1 Vgl. MEYER 3, 58. 2 Vgl. MEYER 3, 58. 3 Vgl. MEYER 3, 58.
Die drei Fassungen A, B und C
112
Silbe; dasselbe gilt für Vers 14,2: "Post fletum" in A, B und in C; ebenso für 14,4: "Accurrit episcopus" (A, B, C) und auch für 15,4: "Cruore perfusum" (A, B, C) und schliesslich für 17,1: "Iohannes, noli" (A, B, C) . (4) Von der f ü n f t e n Langzeile einer Strophe jeweils abgesehen (siehe unten, Punkt (5)), beginnt der z w e i t e Halbvers zumeist mit einer S e n k u n g . Beispiel (wie oben zu Punkt (3)). Ausnahmen bilden die Verse: 2,3: "Magnus, Chilian et Theodorus" (C) mit der Hebung auf der ersten Silbe des zweiten Halbverses - gegenüber AB "Magnoaldus et Theodorus", wo die erste Hebung auf der dritten Silbe steht; 8,3: "deum meum inuocabo" in den Fassungen A und B - gegenüber "elegi hic locum domino" mit der Hebung auf der zweiten Silbe des zweiten Halbverses.^ (5) Im l e t beginnen nahme von und 9,5 -
z t e n , d.h. f ü n f t e n Vers einer Strophe b e i d e Halbverse in A stets - in B mit AusVers 14,5 und in C abgesehen von den Versen 2,5 mit einer H e b u n g .
14,5: Die zweite Vershälfte lautet in B: "contractus et exiliit." mit der ersten Hebung auf der zweiten Silbe des ersten Wortes. In A und in C liegt die erste Hebung mit ' cla'udus" bzw. 'debilis' auf der ersten Silbe, ganz am An2 fang des zweiten Halbverses. 9,5: In A und in B beginnt der zweite Halbvers je mit der /
ersten Hebung auf der ersten Silbe. In A heisst es: "Igni passim aduectos", in B "Gallo stat". In C liegt die erste Hebung des zweiten Halbverses auf der zweiten Silbe: "aduexerat minister".^ 2,5: "honori habentur" (C) : Hebung auf der zweiten Silbe;
1 Vers 2,3 als Ausnahme ist bei MEYER nicht vermerkt. 2 Zu diesem Vers s.u., S. 159f. 3 Zu diesem Vers s.u., S. 140ff.
Qualitativer Vergleich
113
"nimis honorantur" (B) und "Francis immorantur" (A) mit der Hebung jeweils auf der ersten Silbe des zweiten Halb1 verses. (6) Typologie der Halbverse: Es ist das Verdienst Wilhelm Meyers, im dritten Band seiner 'Gesammelte(n) Abhandlungen zur mittellateinischen Rhyth2
mik' verschiedene Verstypen des Gallusliedes herausgearbeitet zu haben, wobei Meyer im besonderen die Fassung A vor Augen hatte.^ Eine Analyse aller drei Fassungen des Liedes ergibt u.a. die folgenden wichtigen Typen: (a) Erste Vershälfte: (ic = Hebung; x = Nebenhebung; x = Senkung) X
/
X
X
X
X
X
/ X X
/
nunc incipiendum
k
X i
/
X
X
X
/ X X
X
X
V
X
/s X
/ / s tria tranant maria
/ / /\ semper hic habitabo
/ / / \ X X X X X X X X
in tremendo examine
/ / / \ X X X X X X X X
fecit tabulam minorem
/ / \ / X X X X X X X X X
misit filium Hibernia
/ X
/ / / \ colligit Uuillimarus
X
X
/ X
X
/ X
\ X
/
f
/
\
/ / / \ X X X X X X X X
/ / / \ caligas eius induit
/ X
/ \ / s castro de Turegum (?)
\ X
X
/ X
X
\ X
1 Zu diesem Vers s.u., S. 126f. 2 MEYER 3, 66ff. 3 Von den Fassungen B und C sind lediglich auf Seite 71 (Anm. 1) einige besondere Typen aufgeführt.
114
Die drei Fassungen A, B und C , A 10
x' x x x x' x x ' x x \
11
x x x x x x x
12
x x x x x x
/
/ \
\
' . , f . , ^ Kyrie eleison lubilant
/ \
/
A
.
/ \
Tucconio ingrato
/ \
/ \
/ \
Arbonam per lacum (?)
Die Hauptvertreter dieser 12 Typen sind Typ 1, Typ 2, Typ 7, Typ 11 und Typ 12. Die grosse Rolle spielt Typ ]. mit regelmässigem Wechsel von Hebung und Senkung (ohne Senkung vor der letzten Hebung)."'" In B kommt dieser Typ in 35 von 75 Versen, also in etwa 46,5 %, vor. In C taucht er in 39 von 75 Versen, also etwa 52 %, auf. In A ist er gar in 41 von 75 Versen, also etwa in 54,5 %, belegt. Betrachten wir die Verse, in denen B und/ oder C von A abweichen! / / / \ Z.B. Vers 3,5: In B heisst es: "Imbuunt fide gentem...". In /
A und in C steht anstelle von 'Imbuunt' mit zwei Senkungen nach der Hebung das aus zwei Silben bestehende 'Docent' mit nur einer Senkung nach der Hebung. Vers 8,4: "Diacon, percare, ..." (?) (BC). "Hiltibalt percare, ..." (A). Die Fassung A beginnt - im Unterschied zu BC - einerseits mit der üblichen Hebung auf der ersten Silbe; andererseits ist A regelmässiger gebaut als BC, wo je nach der ersten Hebung eine Senkung fehlt (falls unsere Betonung richtig ist). Die grosse Nebenrolle - neben Typ - spielt Typ 2, in dem Hebung und Senkung regelmässig abwechseln; im Gegensatz zu Typ 1. findet sich in Typ 2 vor der letzten Hebung am Schluss des ersten Halbverses eine Senkung. Typ 2 ist in den Fassungen A und B etwa gleich stark vertreten (in 20 bzw. 21 von 75 Versen); etwas mehr in C (in 24 von 75 Versen). In Vers 11,5 z.B. liegt einzig und allein in der Fassung C Typ 2 vor: "Üu£ dispersit protinus". In AB dagegen kommt an dieser Stelle Typ 1 vor: "Qu? dispersit sanctus".
1 Typ
ist also alternierend.
115
Qualitativer Vergleich Typ 2 i s t i n A u n d i n c dreimal, in B viermal belegt. Typ ¿1 findet sich einmal in BC und zweimal in A.
Besondere Aufmerksamkeit - im Hinblick auf den Vergleich von A, B und C - verdienen diejenigen Typen, die nur in B bzw. in BC, aber nicht in A vorkommen: z.B. der etwas ungeder nur in der Fassung B, in Vers 13,3, belegt lenke Typ ist, wo es heisst: "Fecit tabulam minorem" mit drei Senkungen zwischen der zweiten und dritten Hebung. In A und in C /
/
/ \
lautet die erste Hälfte des Verses 13,3: "Trabern breuiorem" (Typ 1). ~~ / . / / \ Typ .10: Vers 16,5: "Kyrie eleison iubilan°r. lle^rt.xr u-if-fVi.ir-.Ay-d. condenfAg ftluArum I/1-/I1 ftruncof'cleym~ adnexv rxtmxnxfhr pAnfin drdtrbe/hfmt M B I U F I N ode/he-- M O Y T T R IJAWC m>KUirr- Abfceffutn jrfhriAunr LUFF*filuifCfdere•U \ M millu uo/} /lAf IfdfrV-fliAconuicehtVc doryitrwtftVviielcbfiep- Qua utrTircv C.xlUtfycl cif /kmuLufff 1 nc Je cdU cLpnonef Abe^m o/fcry^ncef- T>t*eif1*nsrfi liA S U A ^UAJIVAE/TT-NIL« J A • FXTR ore- rcniufcc [oyt~tr&rr>b'l>rni -£vfi- UJOTtflxan R COP F^T'ERU -RRNT-TRNR AN OKITU ¿Audtryi&m cporC Y$riiT"f xrbon E K - ! * HIX'TAT IR> cxfbr .1,'LJ Adebfporaaxrv h"nc wtfiif Ac ctiT-?-rr tf ffierifAd tnAtpftri S^rt^ff. cavern*htcqri*cm; C ^ ' d:f*u*f**rntr ? - S ' /-U f«, J . T I » « M R C O M F « B F [.rn W A J W N F PROFIT F mi yon*
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Abb. 6 : Cod. Sang. 1404, Blatt nach pag. 96 (pag. 96b)
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G
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Berlin • New Y o r k